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On permanent loan
from
The Dropt. off Botanv.
Beytraͤge —
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sen u. ordentl. Profefl- der Oelonomie zu nn .
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Drictet Band
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| im Verlage Paul Gotthelf Kummer.
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Mit Erlaubnig! Man muß, auch in der ge
lehrten Welt, hübfch leben und leben laffen. - Was
und nicht dient, Dient einem andern. Was wir we:
der für wichtig nod) anmuthig halten, hält ein an:
derer dafürs' Vieles fin‘ klein und unerheblich er⸗
Haren, heißt ofterer Die Schwäche feines Geſichts
bekennen, als den Werth der Dinge ſchaͤtzen.
Ja nicht felten gefchieht es, daß der Gelehrte,
der unartig genug iſt, einen andern einen Micro:
logen-zu-nennen, felbfi-der erbärmlichite Micros
log ift; aber frenlich nur in feinem Fache. Auffer
diefem ift ihm alles Hein; nicht weiler es wirf-
ih als klein ſieht, ſondern weil er es gar nicht
fieht. | „W9
Leſſing zur Geſch. u Kitteratur 16. 319.
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Seyträse
zur Gefchichte
—
Erfindungen.
Von
Johann Beckmann,
Hofrath u. ordentl. Profeſſ. der Oekonomie zu Göttingen.
Dritten Bandes erſtes Stück.
Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer
1790.
— —
Quamvis minime me fugist, quam foleat argu-
mentum hoc vniuerfüum a nonnullis pretii vilis
aeftimari, neque ipfemet ego rei aliquod publi-
cae momentum in eo collocem; femper tamen
eredidi, ab eruditiffimis quibusque omnis aevi
magiftris edoftus, falten liberalis & eredti eſſe
ingenii, etiam antiquiflima quaeque maiorum ve-
ftigia animo confettari, nonautem vulgi aut im-
peritorum ritu intra angufta pedum fpacia fcien-
tiam continere,
Conring. de antiquis, ſtatu Helmſtadii.
Inhalt.
J. Kermes. Cochenille.
Erklaͤrung derſelben — — ©. 2
_ Coceus arborum f. ilicis tft ſchon den Als
ten betant geweien —
3
wo dieſe Art ehemals geſamlet en 5
wo fie noch jegt gefamlet wird — 7
Was die Alten davon gewuft habe 9
Wie fie gefamlet worden, und noch ges
famlet wird — — 10
Urſprung des Namens Kermes 16
Coccus radicis war ben Alten nicht. be⸗
fant — — — 21
aber die Kloͤſter lieſſen ihn ſchon i im 12ten
Jahrhunderte ſamlen 22
Urſprung des Namens Johannisblut 24
| | Warum
Inbale ,
Marum fein Gebraudy aufgehört hat S. 26
Mann bie Amerikaniſche Cochenille be⸗
kant geworden 28
Cactus cochinillifera — — 30
Gerichtlich erwieſene Naturgeſchichte der
Cochenille 32
Verſuche, die Cochenille in andere Laͤn⸗
der zu verſetzen — — 34
Aelleſter Gebrauch des Kermes zur Faͤr⸗
berey — — 35
Geſchichte der Scharlachfärberen. — 39
Verbeſſerung derſelben durch Zinaufld⸗
ſung — 43
II. Schreibfedern.
Botaniſche Beſtimmung des alten Schreibs
rohrs — a48
Erfindung der Schreibfebern — 54
Hl. Dratzieheren.
Aelteſte Verfertigung der Metaldräte 60
Aelteſter Gebrauch der Golddräte zur Stik—⸗
kerey und Weberey — 63
Aelteſter Gebrauch der Silberdräte — 66
Aelteſte Einrichtung des Dratzugs — 68
Erfindung des Plaͤttens, des Lahns 70
Ueberbleibſel alter Dratarbeiten — 72
Erfindung der Dratmuͤhle — 74
Geſchichte der Nürnbergifchen Dratzieherep 77
aͤlte⸗
Inhalt.
aͤlteſte Dratmuͤhlen an andern Orten S. 82
erſte Eiſendratzieherey in Frankreich von
Richard Archal erricheee — 835
Alter der Filigranarbeit — — 86
Erfindung der Slittern — — ‚83
IV, Sattel.
waren in den älteften Zeiten ganz unbekant 90
find im vierten Jahrhunderte gebräuchlid)
geworden - — 95
ſcheinen von den Perſern erfunden zu er 100
V. Steigbuͤgel.
Schriftſteller vom Alterthum derfelben 102
warum den Griechen und Lateinern unbe:
fant — — — 104
Ehemals gebraͤuchliche Hauͤlfsmittel zum
Aufſteigen — 108
Widerlegung der Behauptung des > Gegen
theils 112
Aeltefte ——— der nn im Oflen
Jahrhunderte 114
VI. Hufeiſen.
Schriftſteller vom Alterthum derſelben '122
Stat derfelben dienten en anfänglich ©: Soden
oder Schuhe '124
Beweiſe, dag Hufeiſen den Griechen und
Römern unbekant geweſe — 130
des⸗
Inhalt.
deswegen ſuchte man bie Hufe durch als
lerley Mittel zu härten _
MWiderlegung der Gegengruͤnde —
Hufeiſen Königs Childerichs —
aͤlteſte Erwaͤhnung der Hufeiſen im oten
Jahrhunderte
Silberner Beſchag der Pferde im m eilften
Jahrhunderte —
©. 136
138
144
I5I
ie BE FE A Eu — —
Kermes. Cochenille.
ur Geſchichte der Cochenilfe oder des Ker⸗
x) mes finder man zwar fchon in vielen Buͤ⸗
Kern mancherley Nachrichten geſamlet, dens
noch wage auch ich dasjenige, was ich mir
daxuͤber angemerft habe, bier mwitzutheilen,
weil id mir mit der Hofnung ſchmeichle, ei⸗
nige Fehler meiner Vorgänger verbeffern, und
einige Luͤcken, welche fie übrig gelaflen has
ben, ausfüllen zu fönnen; auch weil es ger
wis manchen angenehm fenn wird, bier wer
nigſtens das michtigfte mit einigen Erlaͤuta⸗
sungen beyſammen anzutreffen... -.
Cochenille und Kermes find, fo wie fie
im Handel vorfommen, Fleine Körner, faft
von Geſtalt der Fleinen ſtein loſen Rofinen, die
man Corinthen nennet; bald. mehr, ‚bald we⸗
niger rothbraun oder violetbraun; ofe mit eis
nem: granen Staube oder Schimmel überzoy
BE Theil. 4 gen;
[4
—
2 ... ı..Rermes, Cochenille.
gen; voll Runzeln, wie faftige Körper nach
der Eintrocknung zu ſeyn pflegen, jedoch ge:
meiniglich auf einer Seite etwas mehr erha⸗
ben, als auf der andern. Zerfauet man dies
fe Körner, fo erregen fie einen etwas bitters
lichen und zufammenziehenden Gefhmad, und
"färben den Speichek braunroth. Sie wer⸗
den zu Arzneyen, jedoch am meiften zur Faͤr⸗
berey aucht.
Es iſt nunmehr algemein bekant, daß fie
zu derjenigen Gattung Inſekten gehören, wel:
che Coccus genant wird, und daß fie größtens
theilg die getrockneten Weibchen, Oder aud)
wohl die aufgeſchwollenen Eyerblafen (ovarıa)
. verfhiedener Arten derfelben find. Es hat
den Entomologen noch nicht gluͤcken wollen,
binlängliche Unterfcheidungszeichen der zahl⸗
reichen Arten diefer Infeften » Gattung zu bes
ſtimmen; ſie muͤſſen fi noch damit behelfen,
dag fie ſolche nach den Pflanzen benennen,
woran fie gefunden werden. Fuͤr meine Abs
fiht wird es hinlaͤnglich feyn, wenn ich. nur
dren Arten annehme, und diefen einige Ab⸗
arten unteroföne. 5
Die erſte if die ächte Amerifanifche Los
chenille, jezt die gebräuchlichfieg aber au
- die theuerſte. Sie heiffe auch hier, wie:bey.
Unne, Coccus cacti. Die andere Art wird
1:5 908°
7. Bermes, Cochenille. 3
vornehmlich auf einer Art der Eichbaͤume, die
'Quercus ilex heißt, in der tevante , in Spar
nien, Frankreich und andern füdlichen Laͤn—⸗
dern gefamlet, und Deswegen Coccus ilicis,
Coccus arborum, auch oft Rermes genant.
Die dritte Art begreift diejenige Fäufliche Eos _
chenille, welche an den Wurzeln verfchieder
ner Daurenden Pflanzen gefunden, und ges
meiniglich mit dem Namen der Polnifchen
oder Teutfchen Eochenille belegt wird, ohne
Daß man weis, ob die. an Knauel (Scleran-
thus), Baͤrentraube (Uua vrſi) und andern
Pflanzen vorfommende Act ganz einerlen fey.
Man unterfcheidet fie auch oft ducch den Mas
men Coccus radicum.,
Def die alten hebraͤiſchen, griechifchen,
lateinifchen und arabifhen Schriftfteller einer
Art, nämlich der zwoten, gedacht haben, Fan
gar nicht geleugnet werden; daß fie aber vies
Je falfche und fo gar ſich widerfprechende Er:
- zählungen eingemengt haben, das wird Fei:
nem wunderlich fcheihen fünnen, der weis,
daß wir über die Entfiehung diefer alten Waa⸗
te erft in neuegn Zeiten mit vieler Mühe, Auf;
‚ Härung, und vielleicht noch nicht völlige, er:
halten haben. Den Alten mufte dabey alles
deſto dunkler und zweifelbafter ſeyn, je wer
niger fie mit der Zeugung der Inſekten befant
waren. Man wuͤrde ſich fehr übereilen, wenn
| (2 | man
4 . 1. "Rermes. Cochenille.
man jede Machricht der Aiten, die von der
Wahrheit abweicht, gleich deswegen zurück
werfen wolte; und ich möchte es faft Uber»
nehmen, Schriften des vorigen-und fo gar
des jeßigen Jahrhunderts anzuführen, worin
über dieſen Gegenftand eben: fo zweifelhaft
und unrichtig, als in den Schriften der =
ten geurtheilet iſt.
Beh Diofeotides (2) und andern Gries
hen beißt der Kermes: xonnos Badınn, und
bey den Lateinern Coccum, vielleicht auch
Coccus, oft auch Granum. Sie melden alle
faft einſtimmig, daß er auf einem niedrigen,
faſt ftrauchartigen Baume mit flachlichten
Blättern, der Eicheln trägt und zur Gattung
der Eichbänme'gebört, gefunden werde; und
fo ift denn garnicht zu zweifeln, daß fieCoch
cum ilicis und: diejenige niedrige immer grüs
nende Eiche mit den ftachlichten Blättern der
Stechpalme (aquifolii), die wir in der Bor
tanif noch jeßt — ilex nennen, gemeint
haben. Dieſe Behauptung wird dadurch
| noch
(") Diofcorides IV, 48 p. 260. Nur Pauſa⸗
nias XS. 890 fchant wegen des Baums ei⸗
ne Schwierigkeit zu machen, indem er ihn
mit WARTE lentiscus, oder mie andere les
“fen, mit oxgoivog vergleicht. Aber es ift ſchon
längit bemerft worden, daß man arpıvog, ilex,
lefen müffe, und daß auch einige Handfprife
ten fo lauten.
12: Rermes Cochenille. $
noch gewiſſer, daß die Alten, fürdas Vaters
land dieſes Baums ſolche Gegenden angeges
ben haben, wo er noch jezt einbeiniäfch ift up
Kermes traͤgt. — on Ä *
Mach dem Doſcorides — man es
mes in Galatien, Armenien, Aſien, Cilicien,
auch. in Spahiten. > Den weninften Auslegern
bat. e8 ‚gefallen, ‚daß der Grieche erſt Gala
tien und Armenien, und dann.noch ganz Aſien
nennee. Einige haben daher die. Stadt Aſien
in Lydien verfiehn , „andere haben das Wort
heraus werfen oder ändern wollen, und Se
rapio ſcheint auch, nach feiner arabifchen Ue⸗
berfeßung, Syrien geleſen zu haben. Aber
Herr Prof. Tychſen, der mich uͤber dieſe
Stelle antraf, verſichert, es fen; hier Alta pro-
conſularis zu verſtehn, wozu Cilicien nicht ge⸗
hörte, und in dieſer engern Bedeutung wer—⸗
de das Wort in den dem Diofcorides gleich⸗
zeitigen Schriftſtellern oft gehraucht. Daran
hat nicht einmal Salmaſius gedacht. Nach
dem Plinius (?) erhielt man Kermes aus
af en und Weite, aus Attica, Galatien, Cis
| licien,
6 Plin. aiſt nat. IX, 41 p. 528. XVI, 8 p. 6.
XXII, 2 — 266. XXIV,4 p. 327. Den Ser:
-ı. : mes. aus Ealatien nennet Tertullian de pal-
lio. 4 p. 38 nad) der Ausgabe des de Ir en
da, Galaticum ruborem.
4A3
6 12 Rermes. Cochenille;
licien, auch $ufitanien und Sardinien, wel⸗
cher letzterer aber am geringften geachtet ward.
Paufanias nennet auch die tandfchaft Phos
ceis. Da Mofes und andere hebräifche Schrifts
fteller ebenfals des Eoccus gedacht haben, fo
muß er auch Damals tief im Driente gefun⸗
Den feyn (?). Aus noch ungedruckten aras
biſchen Schriftftelleen bat Bochart Stellen
angeführt, welche ficher von eben diefem Ker⸗
mes. zu verftehn find (+). Auch trage ich
Kein Bedenken, die Erzählung aus dem Cte⸗
fias, die Photius, Aelian.und der armfes
lige Dichter Phile wiederholer haben, hieher
zu rechnen, obgleich mehr als ein Umſtand
falſch ift (5). Schon Tyfon und Delaval has
ben dabey an Kermes gedacht, oder vielmehr
an die Amerifanifche Cochenille, die Tyſon
. . > a: fo
J (3) Bochart hierozoicon II, lib. IV, 27 p. 624.
Petri Ravanelli bibliocheca facra. Genevae.
1660. * fol. I p. 480. |
. EC) SH will Doch von einer Stelle die Ueber⸗
ſetzung einräden: Alkermez eft animal, quod
in fpinofa planta generatur, & in arbufto,
ex quo fulphurata fiunt ad ignem accenden-
dum, medise magnitudinis inter herbam &
arborem, ramis multis,. fed tenuibus. Hoc
autem animal inftar lentis eft initio valde
parvum, fed augeri non definit, donec ci-
‚ceris magnitudinem affequatur. j
C) Photüi biblierh. p. 152. Aeliani hif. anim.
IV, 46. Phile de animal. propries. 43 p. 143.
1. Revihes. Cochenille. 7
fo gar mit: der Inſekten⸗ Gattung Coccinella;
im Englifchen Lady cow,. zu vermwechfeln
ſcheint (°). 2 Ä
Daß nun aber die Kermes- Eiche in der
gevante, in Griechenland, Paläftina, Pers
fien und Indien noch jegt vorfomme und noch
Kermes trage (7), das ift Durch Zeugnifle
Der Neuern binlänglich beftätigt worden. Auf
Creta oder Candia haben Bellon und Tours
nefort Kermes einfamlen fehn (2); erfterer
auch zwifchen Serufalem und Damaſcus (?),
wel:
) The anatomy of a pygmy, by Tyfon. Lond.
ü 1751. 4. An experimental inquiry into the
eaufe of the changes of colours in opake bo-
dies; by Ed. Hus. Delaval, Lond. 1777. 4
. Pag. XXIV. Ä
. ().Das Inſekt it dem Baume nur zufällig,
nicht weſentlich; ich will fagen; nicht alle
Jlices haben Kermed, fo wie nicht. alle Roſen⸗
| we Blatläufe, nicht alle Häufer Wanzen
aben,
(®) Bellonii zsinerar. T, 17 p. 23. Voyage du
Levant par Tournefort., 1. 19. —
(°) Bellon Il, 88 p. 145. Man ſehe auch Vo-
age de la terre fainte du P. Royer Récoller
„2 und Voyages de Monconys I p. 179.
Eduard Browns merkwuͤrdige Reifen. Aus
--. dem — uͤberſetzt. Nürnberg. 1750. 4*
. ©. 135. ariti Reifen bdurch Eypern, Sys
rien u. Paläftina. Altenb. 1777. 8 * ©. 155.
Ya
8 an. Kermes. Cochenille.
welcher zugleich meldet, daß das meiſte von
da nach Venedig verhandelt werde. Daß
Kermes in Perſien einheimiſch ſey, ſagt Char⸗
din ausdruͤcklich (10). Der Spaniſche Ker⸗
ines iſt zu bekant, als daß er Zeugniſſe noͤ⸗
thig hätte. Dioſcorides ſagt, er ſey ſchlecht (!T);
und Garidel (122) meldet auch ausdruͤcklich,
daß er noch jeßt viel weniger als der Franzo⸗
ſiſche geachtet werde. u
"Die
ea — de M. Chardin. A Rouen, 1723.
“in 12. 11 p. 313.
“gr, Damider haben einige erinnert, daß u
Spanifce Kermes beym Petronius K.
gelobt wuͤrde; aber die Stelle lautet in =
ſchiedenen Ausgaben fo hm — ſich
nichts gewiſſes daraus nehmen laͤßt. Man
ſehe die gute Ausgabe: concinnante Mich.
Hadrianide. Amftelod. 1669. 8 ©. 419. Wenn
man auch mit Hardouin und andern lefen will?
..„.Hesperium coccum laudabat miles, '
za fo koͤnte Boch wohl der Soldat’ den Kermes uns
ter den Spaniſchen Produkten, die ihn lüftern
machten, nennen , ohne ihn eben für vorzuͤg⸗
ich zu erktären. Hardouin ſagt: loquitur de
minio Hispanico, aber das war. ja eine —
lexfarhe.
ga} Hiftoire ‘des planses qui — aux envi-
“raus d’Aix. A Aix. 1715. fol. * p. 253: Ils
preferent le Kermes. de Provence & des Lan-
‚ guedoc ä'celui d’ Efpagne‘, parce que le pre-
mier donne une teinture plus vive; celui
qui vient-fur. les arbriffeaux voifins delamer,
eft plus gros & d'une couleur plus €clatante
que celni qui vient-anx autres endreits.
1. Kermes. Cochinile. 9
Die wahre Beſchaffenheit des Kermes har
ben die Alten wicht erfant. " Sie hielten ihn
meiftens für eine eigenthuͤnliche Frucht des
Baums, und ungeachtet ſie die daraus ent⸗
ſtehenden Inſekten bemerkten, ſo war Doch der
damals herſchende Glaube, als ob ſolche
durch die Faͤulung ohne Zeugung entſtuͤnden,
Urſache, warum ſie den wahren Urſprung des
Kermes nicht'einfehen Fonten, Sie hielten
. die Inſekten für Würfung der Verderbung,
und Pliniusredet gar fo, als ob er fich ein?
bildet, eine gewiſſe Art habe diefen Fehler
mehr als andere, und desfals: wurde fie ſco—
lecion genant, und weniger geachtet. Aber
nicht uͤbel nennet er an einem andern Orte den
Kermes eine Raͤude oder einen Ausfchlag des
Baums, feabiem fruticis. "Diofeorides ſagt,
der Kermes fäße an Bäumen, wie tinfen 3);
Diefe Vergleichung misfiel dem Matthiolus
gänzlich, fie muß aber doch wohl fo übel nicht
ſeyn, weil viele neuere, Die. den Griechen
nicht gelefen haben, die Bergleichung mit fin:
fen oder Erben brauchen. Mehr Schwies
tigfeit hat die Darauf folgende Erzählung, daß
ein Kermes in Eiticien, wie Meine Schnek⸗
hen Schnecken, die vielleicht fo ganz unge:
reimit
a Us
10 1. RKermes. Cochenille.
reimt nicht ſeyn mag, will ich dem Alterthum
zu gute halten; aber das Einſamlen mit dem
Munde iſt gar zu widerſinnig, als daß man
fie unangefochten laſſen koͤnte. Die Ausle⸗
ger haben auch ſchon allerley Verbeſſerungen
vorgeſchlagen, wozu ſie die Verſchiedenheit
der Leſeart aufzuſodern ſchien. Inzwiſchen
muß die jetzt gemeine ſehr alt ſeyn, indem
ſchon Serapio.(**) darnach ſeine Ueberſez⸗
zung gemacht hat. Marcellus und Corna⸗
rius meinen, man muͤſſe ein Wort einruͤcken,
welches die Zeit der Einſamlung beſtimte; z.
‚Br To Its, im Sommer; aber das weicht
doch gar zu weit von ro sonarı ad... Ich
wolte lieber ein Wort haben, welches das
Werkzeug andentete, deffen fich die Weiber
beym Einſamlen bedienten; ſo wie die Gries
chinnen noch jegt dazu, nach des Bellon Ers
zaͤhlung, ein Kleines ſichelfoͤrmiges Werkzeug
eh um ;e gebraus
484) Wach der Tatein. Ueberſetzung hat Serapio
©. €. 311 p. 210 geſagt: Reperitur in arbore glan.
dium interins Calchise animal teftofum, par-
vum, fimile limaciis, & colligunt illud mulie-
res cum ore earum. Ich dachte, Die Verglei⸗
hung mit einer Schnecke ſolte auf die leere
Hülfe des Kermes gehn , nachdem die Inſek⸗
ten ausgekrochen ſind. Garidel ſagt S. 248:
Le kermes dans fa perfection & lorsqu’ on
le ramalfe , fe prefente à nos yeux comme
üne gouffe, dont la peau eft affez ferme. - -
Cette goufle eft ordinsirement:'ronde, plus
eu moins groffe qu un pois.- -
1. Rermes. Eochenille: 11
gebrauchen. In Frankreich und in andern
Gegenden laſſen ſie ſich die Naͤgel der Finger
lang wachſen, um ſich die Arbeit zu erleichs
teen (75). Als ich dieß Heren Prof. Tych⸗
fen erzählte, fiel ihm eine Verbeſſerung ein,
die, nach meiner Meynung, alle bisher be;
Fante Vorfchläge weit überteift, Man muß,
fagteer, ro sövuxs leſen, welches die Ab⸗
fchreiber bey der Uneialfchrift leicht in das ih⸗
nen befanntere Wort souarı haben veräns
dern Fönnen, Zsövu& bedeutet nicht nur die
äußerfte Spiße der Nägel, fondern eines jes
- den andern Werfzeuges, fo wie der Waffen,
in welcher letztern Bedeutimg es mehr als
einmal bey Lycophron vorfömt (79). Moͤch⸗
te doch diefe artige Werbefferung dem fünftis
gen Bearbeiter und Herausgeber des Diofcos
tides befant werden! Webrigens haben dieſer
und Galen mit Necht dem Kermes eine zus
fammenziehende und bittere Kraft zugefchries
ben; aber die von ihnen gerühmten Arzney⸗
kraͤfte mögen Aerzte beureheilen; ich will nur
als Technolog noch anmerfen, daß man ches
mals den Kermes bey der Purpurfärberen ges
brauche
(*5) Baridel &. 254: Leurs habilit€ conüfle
- für tour: d avoir les ongles longs. |
" (9) Man fehe ben Hefychius. Wiel gezwun⸗
gener und unmahrfcheinlicher ift bie von Sal:
maſius vorgefchlagene Veränderung, die man
in feinen Anmerkungen zum Solinus findet.
12 RKermes. ‚Cochenille,
braucht hat ; um der Waare einen Grund zu
geben; anftar daß unſere Faͤrber damit den
Scharlach machen, der den algen ra ger
* weit üßertrift,
dJener Gebrauch zur Farberey ſcheint ſt ch
* alle: Jahrhunderte erhalten zu haben,
In dem fo. genanten mitlern Zeitalter koͤmt
Ketmes unter; dem Namen vermiculus: oder
vermiculam. vor, deswegen auch die damit
gefärbten Zeuge oft vermiculata genant wers
den, Es ift;befant, daß daher das franzöft:
ſche Wort vermeil, und daraus vermillon
entſtanden iſt, welches letztere erſt die rothe
Farbe des Kermes bedeutete, nun aber für
jedes andere rothe Pigment, ſo gar fuͤr den
fein ‚jerriebenen Zinnober, gebraucht wird,
Zu unfern Zeiten wird der Kermes. in Spa⸗
nien ‚und Franfreich gleich nach. der Einſam⸗
ung mit, Effig. befprüger und an der Sonne
getrocknet. , Aber im mitlern Zeitalter fcheint
man ihn nicht genug getrocner, und gleich in
lederne Beutel eingenehet zu haben, um das
Auskriechen. der Inſekten zu verhüten. (17),
I: Hk zur
en Hieher — eine merkwuͤrdige Stelle aus
| s Gervaſii Tilberienfs otia imperialia ‚ad
on IV' imperätorem, welches Buch Dies
ſer fuͤr feine Zeit ſehr gelehrter Mann im Fahr
1211 ſchrieb. IN, 55 De vermiceulo. In re-
8no Arelatenfi & confinio matitimo eſt ar-
N BP RER I;
1. Kermes. Cochenille 13
Zur Zurichtung der Farbebruͤhe brauchte man
Aegyptiſchen Alaun, den einzigen; den man
on ine, sine, Di
bot, cuius farcina pretium XII nummorum
Wigornienfium. Eius fryätus, in. flare; facit
pretinm quinguaginfa librarum, Eius cor-
tex ad onus yeltis pretium habet quingue fo-
lidorum. Vermiculus hic eft, quo tingun-
tur pretiofifimi regum panni, five ferici) vt
exainiti , dive Janet, vt fcharlärta. Et eft mi-
randumj;'quod nulla veftis linea .colorem ver-
miculatunt.recipit, fed fola veftis, quae ex -
' vivo animanteque .vel quovis animato de-
cerpitur. "(Richtig ! animalifdye Materien
nehmen leichter Farbe an, als vegetabilifche.)
Vermiculus autem ex arbore ; ad. modum ili-
cis & quantitatem dumi. pungitiva‘ folia ha-
bente‘, prodit ad .‚pedem, nodulum faciens
mollem ad formam eiteris (nie Dioſcorides!),
aquofum ,. & cum: exterius: colorem: habeat
nebulse & roris cosgulati,, interius rubet;
& eum vngue magifterialiter: decerpitur, ne,
" tenui rupts pellieule, humorinclufus efluat,
poft quam "exficcatur &corio. ineladitur.
Cum enim tempus folftitii "seftivi adveherit,
ex fe ipfos vermiculos generat, & nifi coriis
fubtiliter confutis includerentur , omnes fu-
gerent aut in nihilum evanefcerent.:: Hine
eft, quod vermiculus nominatur propter dif-
folutionem, quam in vermes facile facit, ex
natura roris maialis, a quo generstur ; 'vnde
et illo tantum menfe colligitur. '.Arbor au-
tem vermiculum generans vulgo Analis nun-
eupatur. Man findet dieſes Buch in Leibni-
sii fcriptor. rerum Brunfuie. I, Mader hat
nur ein kleines Stück „davon befonders a
’ ee ne ——
—
14 x. Kermes. Cochenille.
Damals hatte, imgleichen Urin (1%), Gel:
che Faͤrbereyen ſcheinen wenigftens im. zwölf:
sen Jahrhunderte ſchon in Teutfchland gemes
| fen
Ten laffen , welches ich anmerke, um einen |
Fehler * verbeſſern, den ich in Phyſikal.
fon. Biblioth. XV ©. 550 gemachi habe.
: (23) Muratori hat im zweyten Theile der An-
- tiquitat. Italicarum medii aevi p. 379 eine
Schrift, welde aus dem neunten Jahrhun⸗
berte, oder aus den Zeiten Garld des Grof-
fen, zu fegn fcheint, und eine beträchtliche
: .. Menge Vorfchriften zur Färberey und zu ans
dern Künften enthält, abdrucken laffen. Das
felbft findet ſich audy das damals gebräuchlie
she Recept zur rothen Farbe: compofitio ver-
mieuli. Es ift fehr zu beklagen, daß die Hands
Schrift fo unleſerlich geweſen, daß ganze Stels
Ien finlos find, und daß fehr viele Wörter
darin vorlommen, deren Erklärung noch nie⸗
mand gegeben hat, und vielleicht niemand jes .
mals wird geben können. So viel fieht man
wohl, daß der Kermes in: einem leinenen Beus
tel (in linteolo raro), mit Urin gelocht wor:
den: addis hurinam expumatam. Aber die
übrigen Zuthaten verftehe ich nicht. Was iſt
' Juzarim, lulacim, quianus, coccaris? Mans
che diefer Namen fcheinen nicht einfache, fons
dern zufammengefezte Pigmente anzudeuten.
Rulacim ſcheint nad) ©. 378 ein ausgepreffes
ter und mit Alaun eingefochter Pflanzenſaft
zu feyn. Coccarin .nafcitur in folio Cedrin
non tritae. Außer dem Worte vermiculum
koͤmt auch coccum vor: coccum delabas in vri.
na; aber-da muß wohl gewiß coftum geles
{en werden. ’ -
—
UL nn
1. Rermes Cochenille. 3%
fen zu ſeyn; denn unter den Landesprodußs
sen, welche Heinrich, der töwe, dem Grie—
chiſchen Kanfer fchenfte, follen Tcarlata gewe⸗
ſen ſeyn 6 4
u | Ver⸗
(1?) S. Barth ad Guil. Brirowis Philippidos
libr. XI. Cygneae 1657. 4.” p. 614: Ar-
noldus Lubecenfis hinter Helmoldi chronicon
Slavörum , lib, 3 cap. 4: Praemiferat autem
dux.Munera multa et optima iuxta morent
terrae noftrae, equos pulcerrimos fellatos &
veftitos, loricas, gladios, veftes de fcharlat-
t0 & ‚veltes ‚lineas tentifims. S. Siffbers
Gefchichte des teutfchen Handels. Hannover
1785. 8 *1.©. 490. , Aber Fan man mit Zus
verläfligkeit munera iuxta morem terrae no-
ftiae durch Landesprodukte —* 9 Mit
aller Achtung , welche. Hrm Prof. Fiſcher fels
tene Belefenheit-und. Gelehrfamteit verdient,
warne ich wider einige Dafelbft vorrommende
Fehler und. gar zw gewagte Behauptungen.
us ©. 488 folte man argwöhnen, als ob er
den: Kermes mit unfern Eicheln vergleichen
wolte; aber nur die Frucht des Kermesbaums,
als einer Art der Eichbäume, ift eichelförmig.
©. 393 wagt er fo gar den Hrn. Prof. J. £.
Schulze zu tadeln, der in Differtat. de gra-
norum-kermes & coccienellae convenientia,
viribus & vfu. Halae 1743. * eine juriftifch
erwiefene . Meynung des Hollanders (nicht
Englanders) de Ruͤuſcher annimt, naͤmlich
daß. Cochenille ein Inſekt ſey. Nach Hrn. Fi⸗
ſcher foll fo wohl das Juſekt, als die Eichel
felbſt Cochenille ſeyn. Er redet von Schar:
lachplantegen der Alten, und ſcheint zu glau⸗
ben;
—
16. 2. Kermes. Cochenille.
WVermuthlich haben unſere Vorfahren die⸗
ſes Faͤrbematerial aus dem ſuͤdlichen Frank
reich, oder wohl mehr aus Spanien erhal⸗
ten. Die Araber, welche mit dieſem Pro
dubkte ſchon feit den Älteften Zeiten in Afrifa
bekant waren, fanden es in Spanien, und
nußten es auch dort zur Färbetey und: zur
Handlung. : Eben daher fcheint der Arabi⸗
ſche Namen Rermes oder Alkermes fo alge⸗
mein geworden zu feyn (79); wiewohl Sal:
* En ER 5 J maſius
9— ben, die Kelten in Galatien hätten den Ker⸗
uses aus ihrem Urfige mitgebracht. Etwa fo
wie die Europäer: ihr Getreide nach Amerika
© mitgenommen und daſelbſt angebauet haben ?
2:57 Mber der Kermes ift ein Inſekt, welches fich
wahrlich nicht‘ fo: verpflanzen und: verfegen
aͤßt; Auch weis id) keinen Beweis zu finden,
daß man ganze Plantagen davon gehabt häts
re, Man farhlete den Kermes, wo er fich
"von felbft fand. Die Vergleichung‘ der Cos
chenille mit den” fogenanten Hergotskuͤhlein
©. 493 ift ganz falfch, indem lezterer Na⸗
#* "men der Coccinellae gehört, die mit der Cos
chenille gar nicht verwandt iſt. Der Vors
flag, die Coccinellae oder Sonnentäfer an
die Scharlacheiche oder an Das Weggras zu
gewöhnen, ift ganz unthunlich, und wenn
Ach diefe Käfer aud) dieſe Nahrung gefallen
laffen koͤnten, fo wuͤrden fie: doch in Ewigkeit
weder Cochenille, noch Kermes werden.
(2°) Watthiolus in feinen Anmerkun em über
den Diofeorided S. 725. ſagt, die, —
Wels
1. Kermes. Cochenille; 17
maſius meynt/ die Araber hätten dieß Wort
ſelbſt von den Lateinern angenommen und aus
vermes gemacht: (25). Aber wenn es Fein
urſpruͤnglich Acabifches Wort ſeyn ſolte, fo
waͤre zu uͤberlegen, ob es nicht vielmehr aus
der Celtiſchen Sprache herzuleiten ſey, wie
ſchon Aſtruc (22) gemeint hat. Guer oder
Quer hieß bey den Celten eine grüne (immer
grünende) Eiche, und noch. jegt fol in Nier
Derlanguedoc das ungebauete und mit. der Kers
‚meseiche bewachfene Land Guarrigues genant
werden. Bon diefen Quer oder Guer- will
Aſtruc fo gar das lateiniſche Wort Quercus,
deffen Urfprung fonft nirgend zu finden ıft, abs
leiten. Dazu fömt, daß Mes nad jeßt in je⸗
nen Gegenden die Frucht der Eichen bedeutet,
ſo daß Guermes oder Kermes fo viel als Eis
cheln,
welche Erklaͤrungen uͤber den Meſues geſchrie⸗
ben haben, behaupten, daß Kermes der Ara⸗
ber der coccus radicum, nicht coccus arbo-
rum ſey; uber er widerlegt fie dadurch, daß
die Araber felbit alles von ihrem Kerineg mels
ben, was man beym Diofeorides liefert. Faft
verinuthe ic), daß die Mönche das Deswegen
behauptet Haben, um das SJohannisblut, mas
ihnen in einigen Ländern als Tribut geliefert
Ward, beliebter zu machen, © ——
(?*) Salmaf. in Solinum p. 834. b.
— Memoires pour l hiftoire naturelle deLan-
Buedõe. Paris 1737. 4® p. q.
ul. Theil, B
18 1. Rermes. Cochenille,
cheln, les glands du chesne, feyn würde. Ob⸗
gleich, Kermes Feine Eichel ift, fo fan man
doch jene Benennung deswegen nicht als uns
wahrſcheinlich verwerfen. Sch bath Ken:
Prof. Tychfen mir hierüber , als Kenner der
Arobifchen Sprache, fein Urtheil zu geben,
welches ich hier mit feinen eigenen Worten
beyfüge (??). Vebrigens braucht wohl nicht
anges
F
(7) Das Wort PP Kermes, Karmes, und
mit dem Artikel , \f al kermes ift jegt im O⸗
rient der algemeine Name des Thiers wos
von die Farbe Fomt, fowohl als der Sarbe
ſelbſt. Kermafi (Er) ift das, was mit
diefer Farbe gefärbt ift. Beyde Wörter find
durch die Araber und den Levantifchen Hans
‘del in die Europäifchen Sprachen übergegans
gen. Kermes, Span. alcharmes, al quer-
mes, oder richfiger alkermes, alkarmes —
carmefi, Ital. cremefino ıc.
Welcher Sprache das Wort eigentlich zuges
hoͤre, läßt fich nicht mit Sicherheit ausma⸗
chen. Es laffen fi) aus dem Arabifchen, meh:
rere Ableitungen vermuthen (3. B. „9 Ka-
raſa, extremis digitis tenuit, was zu dem
soyu& nicht übel paſſen würde — Karmis
s, heißt imbeeillus, kann aber eben. fo
wohl von dent Heinen Wurm abgeleitet ſeyn
als umgekehrt). Da aber alle grammatiſche
Schwierigfeiten haben, und die Araber ur
| J— die
|
1. Rermes. Cochenille. | 49
‚angemerkt zu werden, daß Larmefin, Cars
min, cramoifi der Sranzofen, chermefi, cher-
- | mefino
die Farbe und dad Wort aus Armenien ber:
leiten, fo ſcheint e8 vielmehr ein ausländis
fches Wort zu feyn, das die Araber mit der
Sache nad) ihrer Ausbreitung in Oberafien
erhielten. So nennt Ibn Beithar (beym 330»
chart Hieroz. II. p. 625.) Kermes eine Ar⸗
menifche Farbe, und die Arabifchen Lexico⸗
graphen (die Giggeus und Caftellus excerpirt
‚baben) erklären das verwandte Karmafal,
J coccineus, vermiculatus für eine
0x armenica.
Indeſſen ift unftreitig die Farbe lange vor
der Epoche der Araber im Orient bey Hebräs
. ern, Phöriziern und Aegyptern befant gewe⸗
fen. Denn von Griechen und Römern braus .
che ich nichts zu fagen, da Sie darüber als
les ſchon vollitändig gefamlet haben. Bey den
Hebräern Fomt die Farbe unverkennbar, nur
unter andern Namen u nun yuhn
oder blos yyuF ſchon bey ihrem älteften Schrift:
fteller Mofes vor. Tola tit eigentlich der
Wurm, dann, völlig nach der Analogie von
Kermes, Wurmfarbe, Scharlach. Der Zus
fa Schani bezeichnet entweder doppelt ges
färbte8, oder nad) einer andern Ableitung
belle, bochrothe Farbe. Für beyde Bedeu: .
tungen laffen fi) Gründe und alte Autoritäs
ten anführen, aber jene ift die gemöhnlichere,
und wegen der Analogie ’mit diBxPDov aud)
wohl die wahrfcheinlicyere Ableitung.
Ber
eo 1. Kermes. Eochenille.
melino der Staliener und andere ahnliche |
Wörter eben Daher ihren Urfprung haben.
nn Der
»Aber follte der coccus fo früh bekannt ge=
wefen fepn? Sit nicht vielleicht tola, die
Murmfarbe, vinerley mit Purpur, weil
die Alten vermis und Schnede nicht unters
ſchieden?“ Ich glaube nicht. Für Purs
pur haben die ‚Drientäler einen beftimmten
Namen Argaman, Argevan, der bon tola
genau unterfchieden und oft damit, als ets
was berfchiedenes , zufammengeitellt wird.
Auch überfetsen alle Alte das hebraifche Tola
beftändig durch zoxxos, Kermes, Zehori, Ze-
horito (hochrothe, helle Farbe), welche Wörs
ter fie nie für argaman feßen. Da die Phö:
nizter fo früh auf Spanten und andern Ge—
genden wo der Hermes einhermifch tit, hans
delten, fo läßt fi) auch wohl begreifen, wie
in Palaftina um und vor Moſis Zeit die Far⸗
be bekannt feyn Eonnte.
Auch in Aegypten muß fie um biefe Zeit
befannt gemwefen feyn, denn die Hebräer Fonts
ten fie nur daher haben, als Mofes in ber
Nrabifchen Wuͤſte Scharlach von ihnen for—
derte, um fein heiliges Zelt auszufchmücen.
Ob in Aegypten. der Kermes einbeimifch tft,
‚weiß ih nicht. Auf das xudaivov, das
Bochart aus Heſychius als ein Acgyptis
ſches Wort anführt, wovon die Abkürzung
Laia im Wethiopifchen den Scharlach bedeu—
ten fol, baue ich nicht viel, weil ed nicht
„ ausgemacht werden Fann 1) ob das Wort urs
fprünglich-aegyptifch ift, da es bey alten
Griechiſchen Schriftftelleen mehrmald und ın
— ver⸗
1. ‚Rernies. Cochenille: 21
Der Coceus, welcher fih an den Wur⸗
jeln einiger Pflanzen befindet, ift, fo viel r.
no
verſchiedener Bedeutung vorfommt,- 2) ob
es Sharlachfarbe bedeute, weil die Alten es
bald durch Purpur, bald durch Meerfarbe
erklären (f. Bochart 1. c. p. 730 fq.). Iſt
das Wort aegyptifch, fo bedeutete ed wohl
mehr überhaupt rothe Sarbe, als beſtimmt
die Purpurfarbe,, wenigftens ift jet im Cops
tifcben für die leßtere ein eigenes. Wort. Scad-
-fchi oder Sanhadfchi ( leßtered erklärt Rirs
cher Prodrom. Copt. p. 37. mercator pur-
purae, vermiculus coccineus, purpura. Xeufz
ferft willführlic und widerfprechbend, Der
Arabifche Lexicograph, den er hätte überfeze
zen follen, ſagte blos won I, aclı-s
(aclıs ift ein Druckfehler) und das heißt
Durpurwaare). Wenn man in der’ Spras
che eines Volks, deffen ganze Geſchichte faft
bloße Vermuthung ift, eine Conjectur wagen
dürfte, fo würde id) fragen, ob nicht dad Eopt.
dholi, in Aegypten Name des Scharlachs ges
wefen fey? Die Lexicographen erklären cd durch,
Wurm, Motte, allein in den Stellen der Bis
— — die ich habe vergleichen koͤn⸗
nen, Tteht allemal ein ganz andred Wort,
wenn von verzebrenden, nagenden Mür-
mern die Rede if. War alfo Dholi vielleicht _
Benennung des Farbenwurms? Nun klingt
dholi ganz wie das hebraͤiſch⸗-phoͤniziſche tola,
und fo Fünnte man gar weiter vermuthen, daß
Die Ueayptier Namen und Sache von den
Phöniziern bekommen haben. Dody: dies ift
ein ‚bloffer Einfall, dergleichen man ſich nur
B 3 bey
22 | 2," Rermes.. Cochenille;
noch zur Zeit weis, won den Alten gar hicht
bemerfe worden. Daß er jedoch fehon im
( zwölf:
bey dem Volk erlauben darf, das einmal den
Grillen der Antiquarier, Philologen und Phi:
Iofophen Preis aegebeu ift. Folgende Site,
Die ein natürliches Refultet der vorigen Bes
merfungen find, werden Sie vielleicht mir zus
geftehen.
1) Die Scharlach > oder Kermesfarbe ift im
frübeften Altertbume vor Mofes im Orient
bekannt geweſen, und. wenigitens für Pas
läftina eine Entdecfung der Phönizier, ges
wiß nicht des Eleinen hebräifchen Nomadens
ftamms,. |
2) Tola war der alte phönizifche Name, der
bey den Hebräern und felbft noch bey den
Sprern üblich war, denn der Syriſche Ue:
berſetzer braucht ihn noch Jeſ. J. 18. Bey
den Juden nach dem Eyil ward der Ara⸗
maͤiſche Name Zehori gewoͤnlicher.
3) Auch bey den Negyptiern war diefe Farbe
zu Mofis Zeit eine befanute Sache; denn
feine Sfraeliten muften fie aus Aegypten
mitgebracht haben.
4) Die Araber befamen den Namen Rermes
mit der Sache aus Armenien und Perfien,
wo fie laͤngſt bekannt und einheimifch war,
und diefer verdrängte im Orient den alten
Namen, wie zum Theil den Namen Schars
lady im Occident. Erſteres muß man den
Arabern glauben. ;
5) Vielleicht darf man annehmen, daß der
Kermes in Arabien nicht bekannt, "wenig:
ens
1. Rermes. Cochenille. 25
zwoͤlften Jahrhunderte in Teutſchland geſam⸗
let worden, das hat, glaube ih, J. L.
Friſch (24) zuerſt bewieſen. Man lieſet
naͤmlich, daß in dieſem und wenigſtens auch
im folgenden Jahrhunderte, verſchiedene Kloͤ⸗
ſter von ihren Unterthanen dieſen Coccus fam;
len, und ſich als einen Tribut (25) liefern
laſſen, und daß diejenigen, welche dieſes Pro⸗
dukt nicht in Natura abliefern konten, dafuͤr
ein feſtgeſetztes Geld bezahlen muſten. Das
Maaß, wornach es geliefert ward, hieß cop-
pus, Ropf, meldes Wort ehemals nicht
nur ein fugelförmiges Trinfgefchirr, ſondern
auch ein Maaf fo wohl für flüffige als trof:
Fene Sachen bedeutete. Es bar fich ni I
er
ſtens nicht einheimifch gewefen fey, da fie
feinen Namen dafür gehabt zu haben fcheis
nen,
6) Kermes heißt immer rothe Sarbe und
wo genau gefprocdyen wird hochroth. Ich
halte e8 daher für einen bloßen Weberfezs
zungöfehler, wenn beym Avicenna (II.
Fen. 21. 3. 3.) Kermefiah durch purpütei-
tas überfegtift. Es follte coccineum heiffen.
. (2*) Befchreibung von allerley Inſekten. Fünf -
ter, Theil. Berlin 1736. 4* ©. 10.
(25). Wie die alten Spanier ben Römern, nad)
Plinius, und bie neuern Griedyen den Tür-
ten, nach Bellons Bericht, Tribut in Ker-
mes entrichten muften. Das haben alfo die
Mönche nachgemacht. —
B4
*
24° 1. Rermes. Cochenille.
der letzten Bedeutung noch in Zuͤrich, Achen,
Regensburg, Oeſterreich und in mehrern Ges
genden erhalten (20); fo wie auch bier im
Goͤttingen noch jetzt derjenige Antheil, den
der Müller son jedem Scheffel, den er gemaz
len bat, erhält, und der fonft wohl die Muͤh⸗
lenmeße heißt, : Muͤhlenkopf genant. wird;
Diefe: Benennung iſt gleichfals bey andern
Waaren gebräuchlich. Hier machen vier Muͤh⸗
lenföpfe eine Meße, und vier Megen einen
Sceffel aus. , Weil der Coccus um Johans
nis gelamler’ ward, fo nante man ihu "(os
hannisblut, vermurblich weil die, Geiftlis
hen diefe Einnahme Durch dieſe Benennung
zu einer reliniöfen Sache machen wolten, und
auch diefer Damen bat ich bis auf unfere
Zeiten unser den Landlenten erhalten. Da’
die Orden und Kiöfter ehemals vielerlen Ges
werbe, vornehmlich die Webereyen trieben,
fo konten fie das Johannisblut fehr gut ans
wenden (27).
age ZZ ’ In
+ (26) S. Friſch teutſches Woͤrterbuch und Kruͤ⸗
nitz Encyclopaͤdie. XLIV ©. 2.
(27): In Leibnitii collectaneis etymologi£is.
Hannoverae 1717. 8 * p. 467 fteht ein Ber:
zeichnig der Güter und Einnahmen der Kir:
die zu Prüm, mo die Benebictiner = Abtey
ſchon in achten Sahrhunderte geftiftet wor:
den. Regiftrum bonorum ecclefiae Prumien-
fis. Diefes Verzeichnig, welches im J. —
F aufſ⸗
*
x.’ Rermes. Cochenille. 25
turforfchern Erwähnung dieſes Coccus; 5.8:
bey Cornarius (23), Scaliger (2?) und
In ſpaͤtern Zeiten finde:ich nur bey Nas
ans
anfgefet worden, fagt: folvit vnusquisque
pro vermiculo denarios fex. Weil aber die
Rede von Leuten tit, welche bey Mes in :
Lothringen wohnten, fo fünte man vermus
then, daß nicht ceccus radicum, fondern ar-
borum, den fie qus dem benachbarten Sranf;
reich erbalten Fonten, zu verftehn fen. Aber
Diefer Zweifel findet wenigſtens vicht ftat bey
Defcriptio cenfaum, proventuum ac fru-
&uum ex praediis monafterii S. Emmerammi
„vom Jahre 1301, welches in Peziz thefaurus
anecdotorum noviffimus, Auguftae Vind.
1721. fol. *I p. 69 ftebt. Singuli dant VI
denarios pro vermiculo; fp auch einiae mal
&.69 und ©. 74: finguli dent valculum
vermiculi. &, 76: reddunt vermiculi cop-
pos Il, Diefe Leute gehörten dem Klofter zu
St. Emmeran in Regenfpurg und waren in
Bayern anfäflig. Papon erzählt in Hiftoire
generale de Provence. Paris 1778. ing. "IE
R. 356. daß der Erzbifchoff von Arles in der
itte des zwölften Jahrhunderts denjenigen
Kermes, der zu Saint: Chamas und in ans
dern Gegenden feines Gebiets gefamlet wors
den, den Juden verkauft habe. \
‘- (28) In Diofcoridem IV, 39. Nalcitur in Sar-
matia ad Ruffiam fpe&tante, in Podolia ap-
pellata regione, herba fimilis plantagini, quae
‘arno - gloffum appellatur. Ad huius'radi-
cem granum vnum adnafcitur, -- quo ad
finem Maii & Junii principium per quatuor
Ri Er heb-
—
Sr
kur’
Arbeitslohn: geringer ift, funfenmäf ig in bes
26 ° = Kermes. Cochenille.
andern. Aber tie lange der Gebrauch und
Die religioͤſe Einſamlung gedauert hat, Fan
ich nicht beflimmen, am längften wohl. in
Pohlen. Don da ift auch bis auf unfere
Zeit. jährlich. eine beträchtliche Menge nach
Venedig geſchickt worden, und ich glaube
gern, daß auch noch in der Marf und in mans
chen andern Gegenden von Teutfchland etwas
gefanilet wird. Die Urfachen, warum die:
fes einheimifhe Produft feine Achtung ver
lohren hat, find, fo viel ich einfehe, folgen:
de. Erſtlich hat der Wurzelfermes weniger
von der färbenden Subſtanz, als der Kermes
aus Frankreich und Spanien; zweytens ift
die. Einfamlung des erftern viel mühfeliger
und langweiliger, und er bat deswegen, nach⸗
dem Die Naturalabgabe an die Klöfter aufges
hört hat, zu theuer werden müffen, als daß
er den Franzöfifchen oder Levantiſchen hätte
abhalten Fönnen. Als. aber in neuern Zeiten
die Amerifanifche Cochenille eine Handelswaas
te ward, Die unleugbar ein vorzügliches Pig:
ment und noch dazu in groͤſſerer Menge ent⸗
haͤlt, und die, weil ſie in Mexico, wo das
ſon⸗
hebdomeden collefto , — in vermem,
alas poftea acquirentem, abeat, ferici & alii
panni inficiuntur eo eolore, quem noftri
Scharlach et Kermafin vocant.
2?) de fubtilitate. Exerc, 325 $. 13.
1: Rermes. Cochenille, 27
fonders dazu angelegten Pflanzungen gebauet
wird, zu allen Zeiten in Menge für einen
zwar nicht geringen, aber Doch gegen ihre Güs
te nicht unmäffigen Preis (?9), zu haben
war, fo ward fo gar der Franzöfifche und
Spanifhe Kermes, wie fhon in der Franzoͤ⸗
fifchen Sarbeverordnung von 1671 beklagt
ward, faft ganz vergeflen, alfo viel mehr noch
(?
der
°) Der Preis der Cochenille ift in neuern Zeis
ten gefällen. Im Jahre 1728 koſtete in Am⸗
ftierdam ein Pfund 58 Schilling Flam. aber
im May 1786 koſtete es nur 272 Schill. Fläm.
Sn Schrebers erfter Samlung der Camerals
fhriften zweytem Theile, Halle 1758. ©. 277
tft hiebey ein böfer Druckfehler, dergleichen:
bey folchen Angaben fehr gewöhnlich find.
Dort wird der Preis zu 274 Rthlr. Flaͤmiſch
für 1 Pfund angegeben. Auch ich bin im er:
ften Theile ©. 351 durch eine falfhe Wachs
richt zu. einer irrigen Behauptung verführt
worden. Die geftebte Cochenille iſt gewöhns
lich um 3 Schill. Fläm. oder 3 Stüver theus
rer als Die ungefiebte, Verfaͤlſcht wird fie
. oft fhon in Spanien, nod) öfterer aber in
Holland, mit der fo genanten Sylveſter oder
wilden Cochenille. Bor 10 oder 12 Jahren
foll ein Engländer die Cochenille aus rothem
vermifchten Wachfe nadjgemacht und damit
dieſe Waare verfälfcht haben; aber der Bes
träger bat, wegen der mühfamen Bereitung,
bey diefer Schöpfung zu’ wenig Vortheil ges
habt, um fie lange fortzufegen. [Letzteres
aus einem Briefe ded Hrn. Secret. Rieſe—
mann aus Amfterdam, Sun: 88.)]
28 1. - Rermes. Cochenille.
Der Teutſche, der wahrfcheinlich niemals wies
der eine fonderliche Nußung abwerfen wird,
wie doch noch manche gemeint haben.
Mexico oder Neuſpanien, das eigentliche
Barerland der Eochenille, deren Namen
das Verfleinerungstmort von Coccus zu feyn
feheint (?!), ward von den Spaniern im J.
518 und in den folgenden Sahren entdeckt.
er Dafelbft dieſes einträgliche Produkt zu:
erft beinerft und in Europa befant gemacht
hat, weis ich nicht. Einige verfichern, daß
fchon die eingebohrnen Merifaner, ehe fie das
Unglück hatten den Chriften befant zu wer:
den, Cochenille gekant, und damit Haͤuſer
bemahlt, und Kleidungsſtuͤcke gefaͤrbt ha—
ben (22)3 andere aber verfichern das Gegen:
tben (?3). Den Spaniern, welche längft
den
(25) Faſt fcheint es, als ob die Spanier meh⸗
rern Amerikaniſchen Waaren Verkleinerungs⸗
wörter von aͤhnlichen Spaniſchen oder Euro:
päifchen Produkten gegeben haben. So heißt
Surfaparilla, ftachlichtes Weinftöckchen, Plas
tina, kleines Silber. Liegt davon ber Grund
in der Spanifchen Grandez3a ?
(°?*) Raynal in Hiſtoire philofophique des eta-
bliffemens dans les Indes, Nach der Audgas
be, die zu Genf f 1780 in’ vier Quartbänden
gedruckt ift, I ©. 77.
(33) Algemeine Gefchichte der Länder und Voͤl⸗
5 — Amerika. mr 1753. 2 nn: in 4. *
I 7.
—
r. Rermes. Cochenille. 29
den Kermes ihres Baterlandes nußten, Fonte
es nicht fchwer fallen, den Vorzug des Ame⸗
rifanifchen vor jenem zu bemerfen; und ich
finde auch im Herrera, daß der König be
reits im Jahre 1523 vom Cortez Bericht
verlangt babe, ob es wahr fey, daß man,
wie man fagte, in Merico Kerines in Mens:
ge fände, und ob man, wie man meinte, fols
che mit Vortheil nach Eaftilien kommen lafs
fen fönte. Wenn dieß wäre, fo folle er dar:
auf Bedacht nehmen, und. fie fleifjiig einſam⸗
Ten laffen (3*). Bald darauf muß der Han:
del mit diefer Waare angefangen haben, denn
Buicciardini, welcher 1540 ftarb, nennet
unter den Waaren, die Antwerpen damals
aus Spanien erhielt, Kochenille (??). Die
Pflanze, worauf dort dieß Inſekt lebt, ges
hört zu der Gattung Cadtus, und wird in Me:
xiko
(?*) Hiftoria general de los hechos de los Ca-
ftellanos en las islas y tierra firme del mar
oceano por Antonio de Herrera. En Madrid.
IGOI. fol. * Decada tertia V,3 p. 194: Y
auiendo tenido elRey noticia, que en Nueua
‚Espafia nacia grana en abundancia, y que
trayda a Caftilla podia redyndar en mucho
prouecho para las rentas Reales, mandd al
Göüernador que lo mirafle, y hizieffe coger,
y auifaffe luego fi efto era verdad, y que le
patecia, que para beneficiarla fe podia hazer.
(25) S. Anderfon Gefhichte des Handels IV
- ©. 73. Aber möglich wäre es, daß Buicz
ciardini den Spanifchen Kermes gemeint hätte.
30 1. Bermes. Cochenille.
xiko Nopal, oder Tuna genant, wie wohl
der letzte Namen mehr aͤhnliche Pflanzen zu
begreifen ſcheint. Eine Art iſt die Opun⸗
tia, welche in Spanien (238), Portugal, Jtas
‚Jien.einheimiich geworden, und-cud in uns
fern Gewaͤchshaͤuſern nicht felten ift. Ob aber
die cochinillifera ſchon hinlänglich befchrieben
ſey, ift noch zweifelbaft, und nad) den neue;
ften DMachrichten folte man es nicht glauben.
Schon Oviedo (?7) hat ein Paar Arten von
| F Tuna
| (6) ©. Ueber Sitten, Temperament und Ges
rihtshöfe Spaniens. Von ‚einem reifenden
een 1782. 2 Xh. ing * I,
5 108. j
(2?) Hiftoire naturelle & generalle des Indes.
Paris 1556. fol. * pag. 122, 130. Weil die
Schriften des Oviedo oft in der Geſchichte
der Erfindungen gebraucht werden müffen und
alle felten find, fo babe id) im erften Theile
©. 436 einige Nachrichten davon gegeben,
melde id) nun durch Diejenigen, weldye Hr.
D. Dryander in London mir mitzutheilen
die Güte gehabt hat, ergänzen fan. Beyde
©. 437 angezeigte Werke find in der portrefs
lichen Bibliothek des Hrn. Banks. Das er:
fte hat auf der erften Seite nur folgende Wor⸗
te: Oviedo de la natural hyftoria. de; las In-
dias. Con prävilegio de la $8.C.C.M. Am
Ende fleht: El psente tratado intitulado Ovie-
do de la natural hyſtoria d’ las indias fe im-
primio acoftas del autor Gogalo Fernadez de
Ä | .,Ovieda
. > *
J
1. Rermes. Cochenille. 31
Tuna beſchrieben und abgebildet, aber der
Cochenille gedenkt er dabey nicht, Inzwi—⸗
ſchen
Oviedo al’s de Valdes. Por induftria de Mae-
ftre Remo de petras: fe acabo en la cibdad
de Toledo’ a. XV dias del. mes de Hebrero
deM.D.XXVI años. Das Bud) hat 54 Fo⸗
liofeiten und ift, fo wie die Hiſtoria general
in Solumnen gedruct. » Beyde Bücher des
Dviebo finden fid) italieniſch überfetst in_Na-
vigationi et viaggi raccolte daM. Gio. Bat-
zifta Ramufio. Volume terzo, ini Venetia 1606
fol. wo Natural hiftoria ſich ©. 37. a anfängt
und ©. 61. a endigt. Die Hiftoria general
folgt ©. 61. b und geht bis ©. 187.2. Ri⸗
chard Eden hat eine fhaßbare Samlung von
Auszügen aus feltenen "Retfebefchreibungen
und andern Ähnlichen Büchern geliefert, wos
von folgende Ausgabe auf unferer Univerfi:
taͤts⸗Bibliothek vorhanden ift: The hiftory
of trauayle inthe Weft and Eaft Indies and
other countreys lying eyther way - - gathe-
red in parte, and done into Englyshe by
_ Richarde Eden. Newly fet in order, augmen-
- ted and finished by Richarde Wiles. Imprin-
ted at London. 1577. in 4. Dafelbft findet
man ©, 185 bi6 225 einen Auszug aus Na-
tural hiftoria unter der Auffchrift: Gonza:
lius Ferdinandus Oviedus of the weft Indies,
Die erſte Ausgabe diefer feltenen Samlung,
welche ſich auch in Hrn. Banks Bibliothek
‚ befindet, iſt ohne Jahrzahl in 4 gedruckt. Uek
brigens verweiſe ich die Lefer auf Hrn. YTeu=
fels Bibliotheca hiftorica. II, ı_p. 226. des
nn ſchnelle Fortſetzung algemein gewünfcht
’ rv. 2
32 1. Rermes. Cochenille.
ſchen redet er von einer vortreflichen Farbe,
welche die Amerikaner aus der Frucht berei>
teten und zu Fleinen Täfelhen bildeten, ger
ſteht aber, Daß er darüber feine ausführliche
Nachricht erhalten habe. Ich vermuthe Doch,
daß dieſe Täfelden aus Cochenille gemacht
worden, denn Hernandez fagt, Daß man zu
feiner Zeit daraus dergleichen gemacht Babe.
Mit der erften Cochenille ift auch gleich
eine wahre Nachricht von ihrer. Gewin nung
nach Europa gefommen und Dafelbft verbrei—
tet worden. Acoſta hat fie fchon 1530 und
HSerrera 1601, fo wie Hernandez und ans
dere, fo gut und aufrichtig befchrieben, daß
die Europäer nicht Urfache gehabt hätten tiber
ihre Entftehung zweifelhaft zu feyn. Gleich:
wohl hat man jene Nachrichten entweder über:
feben oder für unwahr gehalten, und darüber
geftritten, ob Kochenille Beeren oder Samen
gewiſſer Pflanzen, oder Infeften, oder Würz
mer wären. Vielleicht hat der Spanifche Da:
men grana, den man mit grano für einerley
gehalten hat, verführt. Vielleicht har aber
die ganze Natutgefchichte nicht noch einen Ge⸗
genſtand aufzuweiſen, der fo wie dieler durch
gerichtliche Zeugniffe entfehieden morden. Ein
Holländer, Melchior de KRuuffcher, bes
bauptere in einer Gefelfhaft, nach den im
Spanien erhaltenen mündlichen ————
Ba en
söirecihes. GEochtenille. 33
| daß Cochenille kleine Thiere waͤren Ein an⸗
derer, deſſen Namen er hernach wicht oͤffent⸗
lich bekant gemacht hat, behauptete mit ſo
ungeſtuͤmer Heftigkeit das Gegentheil, daß
endlich der Siteit in eine ernftlihe Gere
ausartete. Ruuſſcher trug darauf anem Freun⸗
deeinem Spanier, der hd Mexito reiſete,
auf, ſich eg ſelbſt De „ger
Beftätigte Ze miſſe geben "zu
welche vor In —— Ah |
im Thäle Darhch im October 7 25 hntetfd EN
Ben worden, Fätnen ieh 26 in |
. Om NV
ſterdam an. Man: hat’ mit’ dafeıbft ver;
Ruuſſchet habe darauf die en
me, welche faft das ‚ganze Vermögen des Geg⸗
hers ausmachte, "eine furze Zeit im Beſitz ge
nommen und darauf wieder zuruͤck gegeben,
jedoch nach Abzüg alier Koſten, ſowohl derer,
welche die Zeugniffe verurſacht Hatten, ats
auch der Koſten des Drucks derfelben. "Die
fe machen einen Oetavband son’ 175 "Seiten
aus mit dem gan roth gedruckten Titel Ne
tuerlyke hiftorie van de coucherulle —8
zen met authentidüe documehfen. "Hiföirt
naturelle de* la eochenille az par des
documens le ureke, "T’ Amifterdam. By
1729 (99, F
Hietmenus Rz rver ie fans
a HM ai vir0: er
ey Das Bud) , welches ich (of | beftbe
ſelten. "Aber man n findet da apon ein Fe
m Theil... El ER ung
34° trBerines. Cochenille.
lien aus Neuſpanien erhaltenen Documente *
find: darin: ſpaniſch, hollaͤndiſch und franzoͤ⸗
ſiſch abgedruktt. a
Man fönte erwarten, daß die Köftlichs
keit dieſes Produkts früh den Verſuch veran⸗
laſſet haͤtte, dieſes Inſekt in andere Gegen;
den zu verſetzen. Die ſtrengen Mittel, wel;
che die Spanier dawider angeordnet haben,
55 es doch nicht ganz haben verhindern
koͤnnen; gaber bis jetzt iſt es noch nicht ges
ſchehn, Als Bolander, ‚ein Schüler des
Linne, in Amerika war, fendete er. auf.defs
fen Verlangen eine Pflanze-mit: diefen: Infek⸗
ten nach Upſala. Sie kamen 1756 an, als
Unne eben in einer Diſputation war. Der
Gärtner, der die Abfiche nicht-wußte, ‚reis
nigte Die Pflanze fo gleich von allem vermeins
ten Ungeziefer, und verpflanzte fie; fo daß Lin⸗
ne bey feinen Zubaufefunft nur noch ein Ins
fett lebendig fand. So hat er mir ſeibſt die
Sache erzaͤhlt, die er in, Syſtemate nat. p.
742 beruͤhrt hat. Inzwiſchen glaube ich ges
wiß, daß es nicht einmal die aͤchte Cochenille,
fondern die andere Art, welche Sylveſter ges
nant wird, geweſen ift, da jene, nach dem
neueften Nachrichten, mit viel mehr Mühe,
und Koften, als Rolander anwenden Finnen,
ung n Mylius) vhyſikaliſchen Veluſti⸗
in. gungen. erlin 175I. 8 I ©. 43.
|. Rernies. Cochenille. 35
kaum in Amerika zu erhalten ſteht, und ſchwer⸗
lich die weite Reiſe nach Norden aushalten
kan. Die unaͤchte Art hat auch Miller (62)
“auf derjenigen Pflanze, die er Opuntia fictis
Indica nennet; aus Jamaika nach England
erhalten, wo fierjedoch nur drey oder vier Mo:
nate gelebt hat: Im Jahre 1777 brachte
zwar ein junger franzoͤſiſcher Naturaliſt, Thies
ry, mit fo groſſer Gefahr, daß er seine Stel⸗
le im Martyrologio der Naturaliſten verdient,
die aͤchte Cochenille nach St. Domingue, aber
nach ſeinem gleich darauf erfolgten Tode ſtarb
ſie, durch den Neid. oder ‚die. Nachlaͤſſigkeit
‘ feines: Nachfolgers, wieder. aus, und num
hat diefe Inſel nur die unächte Art (20).
Ich vermuthe, daß man im Orient fehr
fruͤh die Kunft erfunden hat, den Kermes zu
einer vorzüglich ſchoͤnen rohen Farbe ‚anzus
wenden; Daß dieſe bald fo ſehr verheſſer wor⸗
den, daß fie felbft den Tyrifchen Purpun uͤber⸗
teoffen hat, und daß fie eine Miturfache ger
weſen, warum endlich der eigentliche Purpur
. €?) Pb. Millers Gaͤrtner⸗Lericon ITS 328.
„(*°) Traite de la culture du Nopal & de Pe-
.„.. duestion de la cochenille. ‚Au Cap--Francais-
1787. Hin 8, Ich habe von ‚diefent, merk
wuͤrdigen Buche eine ausführliche Nachricht
1 ee — rkonom. Biblio:
thek u 594: a ibnar mins 119
-
“ran! .b mie
‚TEE s * 3129
⸗
*
36 rl; Rermes:: Lorhenille.
ganz aufgegeben ift. Auf die Föftlichen rothen
Faͤrbereyen, welche die aͤlteſten Hebräifchen
Schriftſteller rühren, und welche, nach dem
Urtheile gelehrter Ausleget, mit Kermes ges
macht worden ‚; mag ich mich nicht dreift be:
sufen, weil ich,; in Ermangelung der. orienz
talifchen Sprachen, dieſe Nachrichten nicht
ſelbſt beurtheilen kan. Aber ich habe eine
Stelle im Flavius Vopiſcus (+?) gefun⸗
den, die mir jene Behauptung ſehr wahr:
ſcheinlich macht. Er erzaͤhlt, daß der Koͤnig
von Perſien dem Kayſer Aurelian, außer an⸗
dern Koſtbarkeiten wollene Tuͤcher geſchickt
babe, welche einen viel koͤſtlichern, weit gläns
ne EEE N € zen⸗
Exynn vita Aureliani eap.’29. Genus purpu-
rae, quod poſtea nec vila gens detulit, nee
KRomanus orbis vidit, de qua pauca ſaltem
libet dicere. Meminiſtis enim fuiffe in tem-
Kr Jovis“Öptimi max. Capitolini pallium
:» "breve'purpureum laneftre, ad quad.cum ma-
ttronae atque, ipfe Aurelianus iungerent pur-
puras fuas, cineris fpecie decolorari videban-
*
tur caeterae divini comparatione fulgoris. -
Moc munus rex Perfarum ab Indis interio-
ribus fumptum, Aureliano dediffe perhibe-
‚tur , ſeribens: Sume purpuram qualis apud
nos eft. Sed hoc falfum fuit. Nam poftea
diligentiſſime & Aurelienus & Probus & pro-
ximęẽ 'Diocletianus miffis diligentiffimis con-
„fetöribus, 'requifiverunt tele genus purpü-
ae; rec tamen invenire potuerunt. Dici-
tur enim fandix Indiea talem purpuram fa-
cere, fi euretur. = '
Y
/
1.) Rermes. Cochenille. 37
zendern Purpur gehabt haͤtten, als vorher je⸗
mals in der Roͤmiſchen Welt geſehen worden,
einen Purpur, gegen welchen jeder anderer,
den der Kayſer und die Hofdamen trugen, wie
verblichen ausgeſehn haͤtte. Ich glaube, daß
dieſe Tuͤcher zwar die vorzuͤglichſte Purpur⸗
roͤthe gehabt haben, daß aber dieſe nicht mit
dem Safte oder Blute der Schnecke, ſondern
mit Kermes gemacht worden. Das konten
freylich die Römer nicht vermuthen, als wel:
che. nur den Schnecfeupurpur fanten, und
überhaupt in Känften nicht fo erfahren, als
in der Kunft zu erobern und zu plündern wa;
ten, wenigftens darin. den orientafifchen Voͤl⸗
Bern weit nachftanden. , Die Nömifchen Kay⸗
fer haben jenen vermeinten Purpur in ns
dien Durch die gefchickteften Färber fuchen laſ⸗
fen, die ihn aber nicht gefunden. haben, fon:
dern mit dem unzuverläfiigen Gerüchte zurück
gefonmen find, der bewunderte Perfifche Pur:
pur werde mit der Pflanze Sandir gemacht.
Ich weis wohl, daß etliche Ausleger, nicht
ohne Wahrſcheinlichkeit, Sandir für unfere
Färberröthe: halten (42); aber Gefychius
ww gan; zuverſichtlich, Sandir fen un ein
raut,
es er Sandir genauer unterfuchen will, muß
Salmaf. ad Solinum p. gro und bie Yusles
Bye des Grarii Falifei eyneget. X. 36: p. 46
der Kempherſchen — dachlefen.
33 2. Bermes. Cochenille.
Kraut, fondern ein firauchartiger Baum, der
eine Farbe wie Eoceus gebe (*?). Vielleicht
haben Die Römifhen Färber in Indien, aus
Vorurtheil, nur nach der Purpurfchnede ges
ſucht und ſolche nicht gefunden, Dagegen aber
etwas von Kermes oder der Kermeseiche ges
hört und folches nicht ganz verfianden. Wie
viel falfches glauben nicht unfere Färber noch
von den Materialien, welche fie täglicy vers
brauchen 3 »-
(4?) Zavduf, Bevdpov Iruvides, ou To EvIoc
xpoav nouuw Eupspy Exec. Einige haben
Ehndir für eın ‚Mineral -aehalten, aber mit
Mineralten kan- man malen, nicht. färben.;
Man koͤnte einwenden, daß doch die. Römer
ſelbſt ſchon mit Kerınes gefärbt hätten, und
daß fie alfo leicht dieg Pinment hätten erras
then müffen. Uber fie verftanden nur ſo ſchlecht
damit zu färben, ‚Daß fie. ihn zum Gründen.
des. Purpurs brauchten, und nach dieſen
Kentniffen mufte es ihnen unglaublich feyn,,
dag man damit in Indien eine fchönere Far⸗
ne, als felbft der Purpur war, machen fons
te. Hat man doc) aus gleichem Vorurtheil
in neuern Zeiten den Indig verbothen , ‚ine
dein man fi) einbildete, es ſey nur möglich
unaͤcht damit zn färben, weil man bis dabin
nur undcht damit zu färben verſtand. Dies .
fer Tugſchluß bat viele Verbefferungen ber
rberey aufgehalten. Vermuthlich Haben bie
= mer und Griechen nicht die Wuͤrkung der
Saͤuren auf Kermes gekant, welche die Pers
fer und Indianer nugten.
* = — — — —
1. Rennies. Cochenille. 39
IJn ſpaͤtern Zeiten, nachdem befant ge:
worden war, daß die ſchoͤne orientalifche Kerz
mesfarbe nicht eigentlicher Purpur fen, hat
man fie auch nicht weiter Purpur genant,
fondern man hat für die neue Farbe, auch
neue Benennungen genommen. Man nan⸗
te die mit Kermes gefärbte Waare fcarla-
ta, fquarlata, ſearleta, fcarlatina, fcharlati-'
ca. Daß diefe Wörter mit unferm Schar⸗
lach verwande find, fält freylich jedem ein,
aber nicht fo leicht ift es, die erfte Abſtam⸗
mung diefer Benennung zu finden. -Pesros
nius (4*) behauptet, ſie fen Celtifhen Ur⸗
fprungs, und bedeute fo viel als. Galaticus ru-
bor. Go hat Aftruc, wie ich oben angezeigt
"babe, auch Kermes aus derfelbigen Sprache
hergeleitet; aber dieſe wird, wie Die Aegyptis
ſche Geſchichte, oft gebraucht, um etwas zu
erflären, was man fonft ‚nicht zu erflären
weis, weil von beyden zu wenig befant ift,
um eine ftarfe Widerlegung beſorgen zu dürs
fen. .. Andere wollen Scharlad aus quisqui-
lium , cufeulium oder fcolecium des Plinius
machen: Einigen ſcheint das Wort aus der
erften Hälfte, des Rerines und Lack zufams
mengefeßt zu feyn, fo daß nur ein. vorge:
feßt worden, und biefe ftellen es jedem frey,
‘ob man tacf nach dem Arabiſchen für roch
u ee — oder
(**) Antiguit, Celt. p. 69. 70.
—V C 4
—
BR
40 1: Kernies. Cochenille.
oder für das teutſche Wort Laken, Tuch, an:
nehmen will. Im erſten Falle hieße es. alſo
ſo viel als vermiculare rubrum, im letztern
nnus vermicularis. Stiler (25) fagtis:
Scharlach ſey ganz teutfch; von Schor, das
Feuer und Laken, Tuch, zuſammengeſetzt;
alſo Feuertuch, feuerfarbiges Tuch. Reiſ—
Fe hingegen verſichert, das Wort ſey urſpruͤng⸗
lich. das Arabifche Scharal „ "weiches: die Ker⸗
mesfarbe bedeute (?°); Welche von dieſen
a ee, ’ ‚Nia Merz:
() Spaten (Stiler) der telitfchen Sprache
EStambaum. Nürnberg 1697: 4 * ©. 1062.
(+9) In feinen Aninerfünngen zu Confanebnillibr.
de cerimoniis aulas Byzantihae. II’ p} 137.8.
3... Kt ſagt ; vorabslum, fehssal ; quod, cacci-;
aeum ‚eplorem motat ,. in Golit Lexico non
Ki Betr: habetur famen in Moallacah quinta-
ri Meifle giebt bey dieſer Gelegenhelt auch die‘
»:3. Ableitung soon: Charlatan an; er mennt,itss
‚3. bedeute dieſes Worb, neinen,; Kaſchenſpieier ws
aukler, . cireumforaneym, sr agyrtam, N ,
ſolche Leufe ehemals von, ihren rothen Klei⸗
dern ſecarlatati oder fcarlatani genant worden.
Andbere Vermuthungen uͤber cdieſes Wort fin⸗
bet, man, if: Dictionnaire etymologique par;
Ren, PR MEnage., aris. 1750. fol. ] AN pr San,
„108 aud datei ©, 498 dab ort ecarlate.
Bey alteh —— Schriftſtellern heißt
1; &eatlate' auch zuweilen jede Farbe im hoͤchſten
Grade ihrer Volkommenheit daher findet,
man bey ihnen &Ecarlate blanche, ecarlare
verte. Braun de. veftitu facerd. Hebr. Am-
ftelod, 1701. * Lib, I cp. 15 p. 229 fant:
N 5 ſalacka
I.. Rermes. Cochenille. *
Vermuthungen wahr ſey/ moͤchte wohl nicht
auszumachen. ſeyn; aber daß das. Wort Älter
ift, als Dillon, nach der Angabe eines Spas
niers verſichert, läßt fich bemweifen. Er ſagt,
das Wort ſey zuerſt von Roderich, dem Erz⸗
biſchof von Toledo, der ſeine Geſchichte von
Spanien 1243 geendigt hat, gebraucht wors
den (77) Moſſius (*°) hat verſchiedene
alte Schriftfteller angeführt, bey;denen efcar-
etum oder fcarletum- vorkoͤmt. ;-Der ältefte
ift Caſarius Der ums Zapı 1227 gelebt bar
ben folk... "Mau aͤus Paris.,-.der ums Zabı
1245 fehried, ‚braucht. das. Wort bey dem,
Jabre 1734... Allein ich finde, daß ſchon
Kayſer Heinrich der dritte, in der Mitte des
eilfeen Jabrbunderts, dem Grafen von Cleve
das Burggrafthum Nimwegen mit der Be:
Dingung gefchenft hat, daß er jährlich drey
Stuͤcke Scharlachtuch aus Engliſcher Wolle
liſern folk —* ‚Mas NuBrt die Benens
et. ung
: falacke Heiße Rorifhrotb,. vo, far Tyrus.
Er widerlegt Gronovs Meynung, der Scar-
‚„latum von Galaticum ableitet.
) Travels through Spain by. John Talbor Dil.
‚den. London 1780.,4 pog«21..: Rod. Tole-
tani de rebus Hispan. Jib.,,7,.I,
en G. J. us de vitiis ſermonis. Amnſte-
“lod. 1645. 4* P. 197. 276. * 819. »Ege-
farius: lib. g. miracyl. 18. a
9), 'Pontani hiſtotis Gelriea. Herdervici 1639.
4 ee er ‚sol.
*
42 KRKoermes. Cochenille⸗
nung im zwoͤlften Jahthunderte nicht ſelten.
Sie koͤmt beh Petrus Mauritius vor (50),
welcher 1157 ftarb; imgleichen bey Arnold,
ber‘ 1175 der er Abt zu Luͤbel ward (* )
Von der Zabereitung und der Guͤte des
Aien Scharlachs wiſſen wir freylich nichts;
aber da man doch auf vielen. alten Teppichen
aus dem eilften Jahrhunderte und: vielleicht
aus noch fruͤhern Zeiten, eine Roͤthe, die
ſich bis auf unfere Zeiten beſonders ſchoͤn er⸗
halten hat, antrift, ſo fan man wenigſtens
nicht leugnen, daß unſere Vorfahren ihren
Scharlach nicht ohne Urſache gelobt haben.
Jedoch darf man wobl kuͤhn behaupten, daß
der, welcher jetzt bereitet wird, groſſe Vor⸗
zage bat, die ei nt dur ie Wuͤr⸗
kung
ſfol. * Pr tres pannos — Anglice-
nos. Es ſcheint das’ Jahr. to 050 zu feyn. In
Lunigs Codice diplom. Germäniae II p. 1739
* Liefet man. ein Document vom Jahr. 1172,
worin Kayfer Sriderich I dem Grafen zu Gel:
bern dad Erbvogteyrecht zu Nimwegen mit
ber, Bedingung ſchenkt, vt ipſe & eius fuc-
ceiſores imperatori de eodem telonio fingu-
Nis annis · tres pannos ſcatlacos bene rubeos
—— — —8 aſũgnare de-
«berets AT,
89) ‚Per. Maui in Ratotis Cluniscenfibus 1
eap. 18: Statutum eff, ve mullus fcarlatas,
"aut barracanos.vel pretinfos, burellos:habeat.
57) ſ. oben Anmerk. 40.
nn =.
2. Rermes.::Cochönille. 43
fung ‘der Zinanflöfung erhält. - Dieſe Erfind
dung gehört zu den wichtigſten Verbefferun;
gen der Faͤrberey und verdient bier einer Er⸗
| — |
Die Tinetur der. Sodeniile oiebt. für fi ch
eine nicht ſehr angenehme violette Farbe, die
aber durch die Aufloͤſung des Zinus in Koͤ⸗
nigswaſſer zum fehönften Scharlach erhoͤhet
wird (72). Hr. Ruhlenkamp in ‘Bremen;
der zu den wenigen gelehrten Faͤrbern unfers
Vaterlandes gehört, und der fich forgfältig
um alle neue Berbefierungen feiner Kuuft bes
fümmert bat, bat mir Die Geſchichte dieſes
Scharlachs ſo erzähle, wie ich fie ‚bereits im
meiner Anleitung zur: Technologie S. 1.19
geliefert habe, Der befante Cornelius Dreba
bel, der. 1572 zu Alkmar gebohren worden,
und 1634 zu London geftorben- ift, hatte ein
mit Fochendem Waſſer gemachtes Eochenillers
traet, um Thermometer damit zu füllen, vor
feinem Fenſter ſtehn, worin von ungefähr das;
aus einem zerbrochenen Glaſe am, Senfter ber»
unter geloffene Koͤnigswaſſer gefallen.
und die kirſchrothe Farbe in Die vortrefliche
hochrothe Farbe verändert hatte. Nach einis
gen Vermuthungen und Verſuchen erkante
er, das Zinn, womit die le
en e. Döcner Anleitung zur Si
Leipzig 1785. 8. ©. ı
44, 1: Rermes. Cochenille,
beit geloͤthet waren, vom Koͤnigswaſſer aufs
gelöfet, und die Urſache diefer Veränderung
ſeyn muͤſſe. Er erzaͤbhlte Diefe Beobachtung
dem Schoͤnfaͤrber Rüffelar in Leyden, der
nachher fein Schwiegerſohn ward (53). Dies
fer brachte dieſe Erfindung zur Vollkommen⸗
Bett und mußte fie einige Jahre allein bey fei?
ner: Faͤrberey, daher der Namen Ruffelars-
eoulsur auffam (54). Becher nennet ihn
Kufflet (55), und Runfelian einer Stelle,
Die’ ich nicht wieder finden fan, Rüfter, und
Biefer ſagt, er ſey ein Teutſcher geweſen. Mit
der Zeit errieth ein Mennonift, namens van
Guͤlich, und ein andever, namens van der
Vecht das Geheimniß, und von diefen follen
es Die Gebrüder Bobelins in Frankreich er⸗
keent haben. Gilles. Bobelin, ein:Zärber
in Parts zur Zeit Franz J, ‘Hatte eine Verbeſ⸗
ferung des damahls gewöhnlichen Scharlache
erfunden, und weil er. wolte bemerkt haben,
daß das Wafler des Meinen Fluſſes Bievre
in der Vorſtadt St. Marceau zu feiner Kunft
vorzüglich fey, fo legte er daneben eine große
Faͤrberey an, die man aus. Spott Folie Go-
eig bar 55°, belins
ins, I u
A) Monconys nennet in feinen Reifen ©.
808 einen Eidam des Drebbels Doctor Reif⸗
„fer, der ein guter Chemiſt geweſen ſeyn fol.
ö (5*) In Bovrichii, differtat. II p. 104: color
umfuflerienus. - 5. 2.90)
(55) Närrifche Weisheit &, 71:
s. Kermes. Cochenille. 45
belins nänte (9), Ungefaͤhr um eben dieſe
Zeit ſoll ein niederlaͤndiſcher Maler, Den eis
wige Peter: Roet, andere KRlock nennen,
und der “lange. Zeit im. Oviente gereifer ſeyn
foll ; eine neuverbeſſerte Scharlachfärberey in
den Niederlanden bis zu ſeinem QIoder nggo
unterhalten haben. (37)117v Durch Colberts
Veranlaſſung fol ein Gobelins ‚die Berei⸗
tung des Hollaͤndiſchen Scharlachs von neis
nem, namens Gluͤck, den einige Fin den
oben genanten van Bülich, andere fuͤr Rloek
hatten’, erterne Haben, "wodurch" die Patiſer
Scharlachfärberen bald in größte Aufnahme
gekommen, fo/ daß der Poͤbel ſich einbifdes
te, Gobelin babe die Kunft vom Teufet er⸗
lernt (58). Es ift befant, daß Ludwig XIV
auf Colberts Vorſchlag im J. 1667 dir Ges
bäude des Gobelins von defien Nachkommen
Faufte, und daraus’ einen Pallaſt machte, dem
er den Namen hotel royal des Gobelins gab,
und den er-den größten Rünfllern, vornebms
lich Malern, Goldarbeitern,; Taperenwürfern
re ———— und
& 6) Rabelais-XT, 22 Minage dißion. etymol.
I p. 682. Br
(??) Srancheville in-Differtat. für I’ art de la
teinture des anciens & modernes in Hiſtoire
de l’academ. de Berlin. 1767 p. 67. uber
Zeugniffe und Gewisheit fucht man da vers
gebens.
(3%) Suite de teinturier' parfait. Paris 1716.
ws 21» chreibfedern.
Es iſt doch wahrlich wunderih, daß wit
— nicht wiſſen, welche Art Rohre den Al:
ten zum Schreiben gedient hat, da fie doch
wenigfiens die Derter genant haben, wo fol:
ches wild wuchs und hoͤchſt wahrſcheinlich
noch waͤchſt zumal da noch zu unſern Zeiten
alle orientalischen Voͤlker ſich vermuthlich eben
deſſelben Rohrs bedienen, Denn es iſt be—⸗
Fant, daß ben diefen alte Gitien und Werk
zeuge niche leicht. durch neue Moden und Er;
findungen berdrängt werden. Die meilten
Schriftſteller, welche von der Gefchichte der
Schreißfunf gehandelt haben, haben fi und
ihre gefer mit der Nachricht befriedigt, daß es
ein Rohr geweſen fen. Aber die Gattung der
Pflanzen, welche ben den Alten Calamus und
Arundo Beiße, iſt wenigſtens noch zahlrei⸗
cher an, verfchiedenen Arten, als die. Gattung
jet Graͤſer, morunter das Getreide der Al;
ten gehört, und doch möchten wir gern wif:
fen, welche Urt far, alica und avena gewefen
iſt So möchte id) auch gern wiffen, welche
Art Rohr zum Schreiben gebraucht worden.
ꝛ9 Die ſchoͤnſten Roͤhre dieſer Art wuchſen
34 in Aegypten (2), bey Cnidus, einer
fadt und einem Vorgebuͤrge von der fand:
SU es ſchaft
Pun. xvi. 96; ‚Marrial, XIV epigr..
ols ech Dat — vre. nn Memphitich
tellus. 7
2, Schreibfedern. - 49
ſchaft Carien in Kleinafien (3); ferner in Ars
menien und Stalien (4); leßteres ſcheint Plis
nius für zu ſchwammicht und weich zu hal⸗
ten, aber die Worte find noch zur Zeit fo duns
el, daß ich nicht viel Daraus fchlieffen mag,
Jene Gegenden find in nenern Zeiten von
manchem geſchickten Kräuterfenner beſucht
worden, aber uͤber dieſe Art Rohr haben ſie
uns wenig beſtimtes gelehrt. Bey den aͤl⸗
tern Botanikern findet man es zwar befons
Ders genant, auch haben fie Fleine Stengel,
dergleichen ich wohl in Samlungen gefehn
babe, adgebilder; aber aus allen dem find
Feine fichere Lnterfcheidungszeichen abzuleis
ten, daher finne Arundo Icriptoria der Haus
hine nirgend hinzubringen gewuſt bat ().
| Chars
” (2) Plin. l. e. Carullus carm. XXXVI, 13 nens
net deswegen Cnidum arundinoſam. Aufo-
— epiſt. IV, 75 nennet die Roͤhre Cnidios
nodos.
(*) Plin. XVI, 36: Chartis ſerviunt calami;
Aegyptii maxime, cognatione quadam pa-
pyti; probatiores tamen Gnidii, & qui in
Afıa circa Anaiticum lacum nafcuntur. No-
ſtratibus fungofior ſubeſt naturs, cartilagi-
ne bibula, quae cavo corpöre intus, fuper-
ne tenui inarefcit ligno, fifilis praeacuta
fenper acie, genictlata.
(°) Bauh. pinax' plantar. p. 17, 4: Arundo
feriptoria atro-rubens. Hifor. plans. U p.
487. Theatrum boran.“ p. 273. |
II. Theil. DD . ,-
so 2. Schreibfedern.
Chardin redet von dem am Perfifchen
Meerbufen wachfenden Rohre, welches jeßt
in der fevante vorzüglich zum Schreiben ge:
ſucht und verhandelt wird; er hat uns auch
die Zurichtung defjelben gemelder, aber zur
botaniſchen Kentniß hat er nichts beygetra—
gen (6). Sogar Tournefort, der es ſelbſt
um Teflis, die Hauptftadt in Georgien, ein:
ſamlen fehn, bat feine volftändige Befchreis
bung geliefert, wiewohl er mehr als alle feis
ne
* Voyages. V p. 49. nad) der Ausgabe von
Rouen 1723. in 12. Leurs plumes font des
sofeaux, ou petites canes dures de la grof-
feur des plus grofles plumes de Cygne, qu’ils
taillent comme nous en les fendant, mais
ils y laiffent un bec bien plus long. Ces ca-
nes ou rofeaux fe recueuillent vers Daurac,
la long du golfe Perfique dans un grand ma-
rais entretenu par les cours du fleuve de
Hell, place de l’Arabie, lequel eft forme
@un bras du Tygre, & d’un bras de l’Eu-
phrate m£lez enfemble. La recolte de ces
canes fe fait en Mars, & quand elles font
ceueuillies, on les met par bottes, ou paquets
liez 'enfemble dans le fumier fix mois du-
rant, oò elles fe dourcifient & prennent
cette belle poliflure & cette couleur vive
dont elles font couvertes, qui eft un mé-
lange de jaune & de noir. Ilnefe cueuille
de.ces rofesux en aucun autre endroit; l’on
‚en ‚transporte ‚dans tout l’Orient, comme
ẽtant les meilleures plumes; il en croit aux
Indes, mais elles font plus tendres & d’une _
jaune päle.
2. Screibfedern. sı
ne Vorgänger gelehrt hat. Won ihm weis
man, daß es fhmale Blätter hat, daß es
nur Manneshöhe erhält, und daß es nicht
hohl, ſondern mit einer marfartigen, ſchwam—
michten Materie angefüllet if. Cr bat es
deswegen in feinem botanifchen Syſteme fo
angeführt: Arundo orientalis, tenuifolia, cau-
le. pleno, ex qua Turcae calamios parant (7).
Mir eben diefen Worten nennet es auch der
Engländer Miller, der aber anmerft, daß
man davon nie Pflanzen in England gehabt
babe (®). | ‚Der
’ (7) Voyage du Levant II p. 136. C’eft une
efpece de Canne qui ne croit que de la hau-
teur d’un homme, & dont les tiges n’ont
que trois ou quatre lignes d’epaifleur, foli-
des d’un noeud à l’autre, c’eft à dire rem- .
plies d’ün bois mou&lleux & blanchätre.
Les feuilles qui ont un pied & demi de long,
fur huit ou neuf’lignes de large, envelop-
pent les noeuds de ces tiges par une gaine
relu£, car le refte eft liffe, vert- gai, pli& en
goutiére & fond blanc. La pannicule ou le
bouquet des fleurs n’ &toit pas encore bien
€panoui, mais blanchätre, foyeux, fem-
blable ä celui des autres rofeaux. Les gens
du pays taillent les tiges de ces rofeaux pour
&crire, mais les traits qu’ils en forment font
tres- grofliers, & n’approchent pas de la
beaut© des caralteres que nous failons avec
nos plumes.
(°) Tournef, infir. rei herb, in Corollario p.
39. Millers Gärtner =Leric. 1 ©. 256.
—
I 52 2. Schreibfedern.
Der von Tournefort ausdruͤcklich ange⸗
merkte Umſtand, daß dieſes Schreibrohr nicht
ganz hohl und leer ſey, ſcheint ſehr gut mit
dem uͤbereinzukommen, was Dioſcorides ſagt,
fo daß bey dem nichts zu ändern iſt (?). Vers
muthlich trocknet das Marf, vornehmlich nach
der von Chardin befchriebenen Vorbereitung,
zufammen, fo daß das Rohr leicht davon ges
reinigt werden Fan. Auf gleiche Weife nimt
man den Schreibfedern die ähnliche marfige
Subſtanz, die man die Seele zu nennen pflegt.
Ä o
(?) Lib.Icap. II14 p. 60: dAkos oupiyylag, mo-
Avcapnog, munvoyovarog, £ıs Bußkioypaßiav
emırydsiog. Alia Syringias, hoc eft, fiftu-
lofa, multa carne praedita, geniculis den-
fior, ad librorum fcriptionem adcommodata.
Einige haben oA,yoozpxog. lefen wollen. Non
eſt verifimile , fagt Saracen, fuifle vsque
adeo moAvcapxov, fed vacuunı potius & ina-
nem fiftularum medo. Rauwolf fagt in
feiner Reiſebeſchreibung I S. 93: Zn den
Kramläden werden Rohr zu kaufen gefunden,
die Elein, innen hohl, außen aber glatt, vnd
in ibrer Farb eine braune Röthe haben, mit.
welchen die Türken, Moren und andere orien:
taliſche Völker ſchreiben. — Rauwolf fcheint
dieß Rohr nicht im Wachsthum gefehn zu has
ben , fondern nur das zugerichtete und ſchon
ausgehölte Winfelmann fagt in feinem
zweyten Sendfchreiben von den Herkulanifchen
Alterthümern, ©. 46, daß er oft, in Er—
mangelung einer Feder, fi das um Neapel
— Rohr zum Schreiben zugerichtet
abe.
2. Screibfedern. 53
So etwas ſcheint mie auch Plinius gedacht:
zu haben; mir deucht er har fagen wollen, das
Marf trocfene inwendig ein, wodurch das
Rohr unten Hohl würde, welches hingegen in
feinen oͤbern Enden ganz bolzig und ohne
Mark fey. Was hernach folge, ift von dem
Blumenbuͤſcheln zu verftehn, die ftat Pflaums
federn zu Polftern und zum Kalfatern der
Schiffe dienten (9). Sch vermuthete, daß
Sorffäl von diefem Rohre eine ausführliches:
re Machricht gegeben hätte; aber ich habe
Darnach vergebens gefucht. Er befräftigt nur,
dag am Nil fehr viel Rohr wachfe, und mehr
. als eine Art, welche zu Hecken, Dächern,
getünchten Wänden u. d. dient (11), |
Diefe Rohre wurden, wie unfere Schreib:
federn, gefpalten und zugefpizt (7%), aber
| man
(*°) Caetero gracilitas nodis diſtincta, leni fa-
ftigio tenuatur in cacumina, crafliore pani-
culae coma; neque hac fupervacua ; -aut
enim pro pluma -ftrata cauponarum replet ;
aut vbi limofiore callo induruit, fieut in Bel.
gis, contufa & interiets.navium commiflu-
ris ferruminat textus, glutino tenacior, ri-
misque explendis fidelior pice.
. (*7) Flora Aegypriaco - arabica, Havniae ı
4 pag. —— LXI, 16, 24. +
7 Deswegen heiffen fie in alten PRTERRHETS:
nhano nErooxideis, ueaorous, diiyAumron
D 8 und
54 2. Schreibfedern.
man hat gemiß nicht fo ſauber, fein, lan⸗
ge (*) und bequem damit fchreiben Fönnen,
als ſich mit Federn fchreiben läßt, ‚und dee.
Gebrauch der Rohre ift auch auf immer ver:
laflen worden, fo bald man die Federn: vers
fucht hatte, die man in jedem Lande von eis
nen Thiere erhalten fan, welches ohnehin
wegen mancher andern Nußung in der Lands
wirchfchaft gezogen wird. Hätten die Alten
dieſen Gebrauch der Gänfefedern gefant, fo
würden fie der Minerva nicht die Eule, fon:
dern die Gans gegeben haben.
Einige wollen aus einer Stelle des Ju⸗
venals behaupten (13), daß man fehon zu
dies
und bey Aufonius calami Aiflipedes. S. Win,
Felmann erftes Sendichreiben ©. 85. |
(*) Wem darum zu thun wäre, Gelehrte zu
wiffen, welche fehr lange und viel mit einer=
Tey Feder gefchrieben haben, der findet Beys
‚ fiele in $. H. Ackeri hiftoria pennarum. Al-
tenburgi.1726. 4 Bogen in 8g* Der Mann
hat alles, was er von Schreibfedern berühms
ter Männer gelefen bat, zufammen getragen; _
ich würde Diefes Werkchen, worauf mid) Fa—
bricius in Bibl. antig. aufmerkſam gemacht
hat, nicht genant haben, wenn ich nicht vers
muthet hätte, daß der Titel mehrere verlei=
ten möchte, darin die Geſchichte der Schreibs
federn zu ſuchen. |
(3) Juven. far. 4, 149: Be
E “ — — & diverſis partibus orbis
Anxia praecipiti veniſſet epiſtola penna.
E Schreibfedern. ss
dDiefes Dichters Zeit mit Federn: gefchrieben:
habe; aber da iſt blos ein merapborifcher Auss
druck, dergleichen fih Horaz (!*) und ans
dere ebenfals erlaubt haben. Andere haben:
das: hohe Alterthum der Schreibfedern durch
die Vorftellung der Göttinn Egeria, die ein,
Buch vor fi) und eine Feder im der rechten
Hand bat, beweifen wollen; aber man kennt
das Alter diefer Egeria.nicht, und fehr wahr⸗
fcheintich ift, daß ihr ein neuer Künftler die
Feder gegeben har (*°).: So hat audy Feine‘
Zeichnung in Handfchriften, welche die ſchrei⸗
benden Berfaffer mit Federn vorſtellet, ein
hohes Alterthum. Dabin gehoͤrt das Bild⸗
niß des Ariftoteles in einer Handfchrift der
Wiener Bibliochef, welche, wie am Ende
ausdrücklich gemeldet ift, im Jahre 1457 zu
Rom gemacht worden, und es ift mehr als
wahrfcheinlich, dag der Künftler nur nach fei:
ner, Einbildung, nicht, aber nach einem urals
ten Gemäblde, die Zeichnung ine Verzierung
feiner Abſchriſt vo hat (66). Das äl
Ä tefte
ce) Horat od. HI, 120, 53 3 ſ
Si ececleres quatit
—* refigno quae dedit.
( 2 Gronovii. thef. antiq. Graec. In. 28. Du-
.ı, lodori (Laur. Begerus) coll uium de. tri-
bus Antiquitatum. Graes, vol minibus. . Be-
‚rolini 1702. fol. p. 14.
( 2 Lambec, lib. q7 ur: 76: —— Pa-
4 laeo-
56 2. Schreibfedern.
teſte zuverlaͤſſige Zeugniß vom Gebrauche der
Schreibfedern iſt noch zur Zeit die Stelle bey
Iſidor, welcher im Jahre 636 geſtorben iſt,
und zu den Werkzeugen zum Schreiben Rob:
re und Federn rechnet (17), Mac) diefer
Zeit Fommen auch Zeichnungen vor, die den
Gebrauch außer Zweifel ſetzen. Mabillon
bat eine Handfchrift der Evangelien gefebu,.
welche im neunten Jahrhunderte, zur Zeit Lu⸗
dewig, des Frommen, gemacht worden, worin’
die Evangeliften mit Schreibfedern in der
Hand abgebildet find. Cine ähnliche Abbils
dung führt er aus dem eitften Jahrhunderte
on * — Im Br ermahnte Perer von
ST et Clugny,
a — Paris 1708. tib. I cap. 3
P. 21. F
ED. Origin. lib, 6, 13 p. 1323, inſtruments ſeri·
bae calamus & penna., Ex his enim verba
. paginis infiguntur ; ſed calemus arboris eft,
penna aviß, oufüs achmen' dividitur in’ dus; '
‚ in toto corpore vnitatenferwate. 4
‚£*8) De re diplomatica. Luteciae Paris. 1709.
fol. * in ... p. 51. Exſtat in Alti-
”
bas ab annis fere nongentis, ‚feilicet Kre
.. patu Ludoviei Pit, pontificatü :bonis archi-
3 eleguhitet exarari curavit; quo'in codice de-
pi&i exhibentur quatuor Evangeliftae feriben-
tum in: Ran, cum pen in manu, in
| qui-
2. Schreibfedern. | 7.
Clugny ‚der bey den Scholaſtikern venerabi—
lis heißt, und 1 157 geftorben ift, einen Freund,
er möchte ftat des Pfluges die Feder nehmen,
und flat zu pflügen, abfchreiben (T?). Uebri⸗
gens find die Schreibfedern in ältern und neus
ern Zeiten oft,. auf gut fateinifch, calami ges
nant worden, und möglich wäre es, Daß dies
fes Wort ſchon bey einem ältern Schriftftels
ler als Iſidor ift, Federn. bedeute, wo wir,
‘in Ermangelung anderer Beweife, nur Rob⸗
re verftehn.
Neulich hat der Dichter Heerkens (2°)
behauptet, der Gebrauch der Schreibfedern .
ſey
quibusdam ex illis quatuor fic expreſſa, vt
de pennae vfu in fcribendo illis temporibus
recepto non liceat dubitare. Vidimus &
alium codicem vitae ſancti Amandi in, Ab-
batia Elnonenfi,, ante annos circiter ſeptin-
gentos defcriptum, in quo Bandemundus mo·
nachus, qui hanc vitam ab annis mille com- -
pofuit, cum penna itidem in manu reprae-
fentatur. Similia alibi exempla videre :licet.:
— Perr. Venerab. lih. I. ep. 20 ad Gisleber-:
tum; Pro aratro convertatur manus ad pen-
nam; pro exarandis agris, divinis litteris.
paginae exarentur. C. ©. Schwarz, ber.
Diefe Worte audy in Exercitat: de varia fur)
» " pelledile rei librariae veterum. Altorfii 1725.
- 4 $. 8 anführt, eignet fie unrichtig dem Be:
da Benerabilis zu, der ums Jahr 735 ge:
ftorben iſt⸗
(#°) Ger. Nic, — aves Friſicae. Rotte-
20200
sg 2. GSchreibfedern.
fey viel älter, und die Nömer hätten folhen
bey ihrem Aufenthalte in den Diederlanden
fennen gelernt, wo fie die Aegyptiſchen Roh⸗
ve nicht wohl hätten haben fönnen, und wo
fie, wie Plinius‘(?*) erzähle, den Gänfen.
fo begierig nachgeftellet hätten. Aber diefer
Schriftſteller fagt ja, es fey wegen der ange—
nehmen Gänfebraten und wegen der fchönen
Pflaumfedern, auf denen die Römer fo gern
fchliefen, gefchehbn. Heerkens feldft macht die
Anmerfung, daß Plinius, wenn er ſchon
mit Federn zu fchreiben gewuſt hätte, folches
nicht wiirde verfchwiegen haben, da er von:
den Schreibrohren umftändliche Nachricht ge:
geben bat. Ferner meynt er, die Holländi-
ſchen Kunftwörter beym Schreiben, die- la:
teinifchen Urſprungs find, zeigten an, daß fie
mis der Sache ſelbſt von den Römern anges
nommen worden; "3... Schryfpen. Aber
das ſcheint für jene Behauptung wenig oder
nichts zu beweifen. _ Von mehrerm Gewicht
ift die Bemerkung, daß in der alten vortreflis
chen Handſchrift vom Virgil in der Medicdi:
fhen Bibliorhef, welche bald nach Honorius
Zeiten gemacht worden, die Striche der Buch:
ſtaben durch ihre — und — Dicke
oder
rodami 1788. 8* ©. 106. Ich habe dieſes
Buch in Döyfikal, öfon. Dipl. a
©. 507 angezeigt. , , 0,
) Hiſt. nat. X, 22 556.
—
2. Schreibfedern. 59
oder Stärke die Elaflweität der Federn zu vers
rathen fcheinen, indem es nicht wahrfcheins 4
lich fen, Daß folche fhöne Züge mit dem ftei;
fen Rohre möglich geweſen wären (??). Auch
ift es wahr, daß die meiften Altern Hand:
fchriften, 5.8. die aus dem Herfulanum, viel
fteifere und einförmigere Striche oder Züge
haben: Aber viel traue ich auch diefer “Be:
merfung nicht. Wer weis, ob nicht ein ges
ſchickter Künftler auch den Rohren einige Ela:
ftieität zu geben und diefe zum zierlichen Schreis
ben anzuwenden gewuft hat?
(2?) Diefe Handfcrift ift von Petr. Franc. Fogs
ginius 1741. 4 * genau’ abgedruckt worden.
Cine Probe von der Schrift felbit iſt S. XV
u feben. Man fehe die neuelte Ausgabe des
irgil8 von Hrn. Hofr. Heyne, im Elen-:
chus codicum pag. XLI. |
60 3. Dratzieherey.
— ——— — — — ———— —
Dratzieherey.
Wehrſagaus hat man: anfänglich das
dehnbare Metall mir Haͤmmern zu duͤn⸗
nen Blehen und Blättern gefchlagen, folche
“ mit der Schere oder mit andern Werkzeugen
in fchnrale Streifen zertbeiler, und diefe mit
Hammer und Zeile zu Dräten oder Fäden ger
ründer. Diefe Vermuthung ſcheint durch Die
ältefte Nachricht von diefer Urt Arbeit beftäs
tigt zu werden. Als Aarons Amts kleider ges
macht werden folten, dafchlug man das Gold,
und ſchnidts zu Fäden, daß mans fünftlich
wirken fonte unter die gele Seide ('). Als
Bulfan feiner Fran und dem Mars den vers
zweifelten Streich fpielen, fie in der ange
nebmften tage fangen und Binden wolte, ging
er in feine Effe, nahm Amboß, Hammer
und Seile, und ſchmiedete ein Netz fo fein,
Ä daß
(9) Mofes II, 39, 3. Braun de veftitu fa-
cerdotum Hebraeorum. Amftelod. 170I p.
173 fagt: Jarchius habe diefe Worte fo ums
ſchrieben: extendebant aurum infter braftea-
rum tenuium, & ex iis feindebant filamen-
ta, & nebant filamentum aureum cum byf-
ino.
3. Dratzieberey. 61
daß ſo gar die ſeligen Goͤtter, wenn ſie auch
eben damals nicht auf andere Gegenſtaͤnde ges
achtet hätten, es nicht würden bemerft has
ben; denn. es war zärter als Spinnengemes
be (2). Alſo folche feine Dräte wurden das
‚mals noch geſchmiedet und mit der Zeile ges
runs z
(?) By 0’ Iuev &6 xahnewvx, nun Dpeal Bus-
oodoueuwv'
"Ev 0’ EIer’ dunogerw ueyav dnuovz, nomre
de decaod⸗
Ablaxrouc, —E dp’ Zumedov Aufı PN
volev.
Perrexit ire in oflieinam, mala animo Be
funde cogitans;
Impofuit autem incudis repofitorio ingentem
“ incudem, cudebatque vincula
Infrangibilia ,. infolubilia; vt firmiter illic
manerent.
Audi 6 ap Epnlaıv nes deouars aunAu
dmavr
Iloar& d8 wo — uelaIosQıv — —
xuyro,
’Hir’ apaxvız Aemra, To w cv ma Ti oda
idoro
Ovde Iewy waudpwy‘ ep yap dohsvra Te-
TUHTO.
Circumfudit autem ledti fulcris vincula cir-
culatim omni ex parte;
Multa autem & defuper e faftigio effufa erant,
Perinde atque araneae fila tenuie, quae ne-
mo ne cerneret quidem,
Neque deorum bearorum;, perguam enim do-
lofa fadta erant,
Homer, I van, 273» 278. pr
t
62 3. Dratsieberey.
rundet; nicht gezogen. Ich weis mich Feiner
einzigen Stelle bey den Alten zu eyinnern, wo
vom Ziehen der Metalle geredet würde. Acs
- dudtile bey Plinius hieß nur deswegen fo,
weil es fich zu dünnen Blechen haͤmmern ließ;
tenuatur in Jaminas, fagt er (?). Weberhaupt
kommen, wie mir deucht, Arbeiten aus Me:
talldrat bey deu Alten viel feltener vor, als
man vermuthen- folte, wenn fie folchen ſchon
fo leicht und wohlfeil als wir zu ziehen ges
wuft hätten. Selten werden Dratnetze und
Gitter aus Drat genant, und felbk wo fol-
he vorkommen, feinen fie nur Schmiede:
arbeit gewefen zu feyn.
©ol:
At illi
Et mens, & quod opus fabrilis dextra te-
nebat,
Excidit. extemplo graciles ex aere catenas,
Retiaque & laqueos, quae lumina fallere
. poflint,
Elimat. Non illud opus tenuiſſima vincant
Stamina, non fummo quae Bean aranea
tigno,
Vtque leves tactus, momentaque — ſe⸗
quantur,
Efhcit; & le&to circumdata collocat apte.
Ovid. metemorph. IV, 174. Es iſt mir lieb,
daß Burmann fich bedacht, und das elimat
nicht in eliquat verändert hate
(?) Lib, 34: 8.
7 Dratzieberey. 63
Solche Fäden vom theureſten und zur
gleich dehnbarften Metalle, dem Golde, bat
man fehr früh zum Schmucke der Kleider an:
gewendet, aber gewiß nicht gleich fo Fünftlich
und ſchoͤn als jetzt geſchieht. Vielleicht hat
man anfaͤnglich nur Goldſtreifen oben auf
die Kleider, vornehmlich an den Raͤndern ges
nähert, fo wie es noch mit den Treffen ges
fchieht. Vielleicht find die goldenen Sterne
und andere Bilder, womit Kleider befeßt ge;
wefen feyn follen, nur aus geichlagenem Gol:
de gefchnitten und aufgenehet worden, fo wie
noch jeßt die Goldflittern. aufgeneher oder
wohl gar nur aufgeklebt werden. Jedoch bat
man auch bald’ angefangen, Kleidungsftüde
ganz aus Goldfäden, ohne irgend eine Zus
that, zu ftricfen oder zu weben, wmwenigftens
ſcheint Plinius (*) folches zu fagen; fo wie
auch der Mantel, den der Freygeiſt Dionys
fins dem Supiter nahm (7), und die Tunica
des
(*) Lib. 33, 4 pag. 616: Vidimus Agrippinam
indutaın. paludamento, auro_ textilı fine alia
materie. Aldrovandus erzäblt in Mufeo.
metallico, man habe ums Sahr 1544 zu Rom
das Grab der Gemalinn Kayſers Honorius
gefunden, und aud den vermoderten Klei⸗
dungsſtuͤcken 36 Pfund Gold erhalten:
(°) Cie. de nat. deor. III, 34, 83. Valer. Ma-
zim. I, 1 exter. $. 3: detrafto Jovi magni
ponderis aureo amiculo, #- iniettoque ei la-
| Ä en neo
64 3. Dratzieherey.
des Eliogabalus auf folche Weife gemacht zu
ſeyn ſcheinen (9). Das ift denn wahres drap
d’or gemwefen, da wir hingegen Diefen Namen
einem Gewebe geben, deſſen feidene Fäden
nur mit vergoldetem Silber ummunden oder
befponnen find. Weil es Feine leichte Arbeit
geweſen ift, dieſe Fäden zu ründen, fo find
fie vermurhlich zuerfi nur Lahn geweſen, oder
man bat fie fo ſchmal als möglich aus den duͤn⸗
nen Blechen geſchnitten.
Die Kunſt ſolche maſſive Goldfaͤden mit
Garn zu verweben ſchreibt Plinius dem Kö:
nige Attalus zu; ich geſtehe aber, daß ich
fie für Älter halte, wiewohl ich nicht gleich
ein. unzweifelhaftes Zeugnig auffinden Fan.
Sch vermuthe, die Attalifchen Zeuge, deren
Drache fo oft geruͤhmt wird, find mit der Na;
Del geftickt worden. Denn da, wo Plinius
jener Erfindung zum erftenmal gedenft, res
det er von geftichten Zeugen, welche die Phry:
gier zuerft gemacht haben; alsdann nennet er
die Urralifchen Zeuge, und gleich darauf
die Babyloniſchen, welche, wie verfchiedene
Ausdrücke beweifen, gewiß mit der Nadel ge:
ſtickt
neo pallio, dixit; aeſtate grave amiculum
‚efle, hieme frigidum; laneum autem ad
vtrumque tempus anni aptius.
(°) Lamprid in Heliog. cap. 23: Vfus eft aurea
omni tunica; die ganz und gar Gold gewefen.
3... Dratzieberey: 65
ſtickt worden (7). Wenn ich hierin nicht irre,
ſo hat Attalus zuerſt wollene Zeuge mit Gold⸗
faͤden
0 Plin. VII, 48 p. 476: Acu facere id Phyy- |
ges invenerunt, ideoque Phrygioniae anpel-
latae funt; Aurum intexere in-eädem Ali
invenit Attalus rex; vnde nomen Attalicis«
Colores diverfos. piturae intexere Babylon,
maxime celebravit. Daß die Ataliſchen zeu—
ge mit der Nadel geſtickt worden, beweiſet
diie Stelle des Silius Ital! XIV, 661: —
Re — Ättalicis variats perartern Aulaeis
ribuntur ageu. Daß die Babylonifchen eben⸗
fals Stickerey gehabt haben, ſieht man aus
. Martial. Vil, 28: |
Non ego ——— Bebylanica picta fü.
peibe '
Texta, Semiranlia quad: variantur acu.
Und XIV, 50, ruͤhmt er bie Hlerandpinifche
Weberen, daß fie der Babylonifchen Sticke⸗
rey mit der Nadel nichts nachgebe. Zu
Haec tibi — tellus dat! Bl
u victa ‚et x 2
"Pedine Niliaco i jam Babylonis acus,.
Hierwiber koͤnte man nur eine Stelle des Ter⸗
tullians de. habitu ‚mulier. I, P., 552, anfuͤh⸗
ren, wo dieſer bon der Phry iſchen Arbeit
das Wort inſuere und von der —
iintexere braucht. Da ſcheint es, als ob er
recht genau den Unterſchied ſo habe beftims
’= men wollen, daß die erite "Arbeit Sticferey,
die legte Weberey geweſen fe: Aber Tertuls
lian Öiett oft mit Worten; /Intexere ift eben
dad, was infuere, Bey Plinins nr 9
12, Theil, Rz € _.-- Re 691
Ben nc
Bi: °'* ©
*
4
66 3. Dratzieberey.
fäden ftichen (nicht wirfen) laſſen, und der
Zweifel, dag Plinius die Goldweberey zu
jung angegebem habe, fält weg. Im dritten
Jahrhunderte fcheint man auch Gold mit Lei⸗
nen verfvebt, oder feinen mit Goldfäden ges
fickt, oder. auf Leinen Goldfäden aufgeneher zu
Baben, welches Kayſer Herander Severus,
- für thoͤrigt hiele, weil das Leinen dadurd)
fteif, unbiegfam und unbequem würde ().
Viel fpäter hat man, angefangen, ‚das
Silber auf gleiche Weife zu Fäden oder Drär
ten zu machen und folche zu verweben. Schon
Salmafius und nah ihm Goqguet (?) bas
ben ’angemerft, daß man bey den Alten nie
einge Erwähnung der filbernen Stoffen antrift.
Denn die Stellen, welche allenfals aus dem
Homer hieher gezogen werden möchten, reden
fiherlich nur. von weiffen Kleidern (?). ‚Uns
moͤglich hätte Plinius diefe Bearbeitung des-
Silbers übergehen fönnen, wenn fie ſchon zu
feiner Zeit üblich gewefen wäre; er, der auss
= führ:
p. 691 heißt aureis litteris in palliis intextum
nomen, ein mit Goldfäden -eingeneheter Na⸗
. men.
(% Aelius Lamprid. in vita Al. Sev. c. 40: in
linea aurum mitti dementiam iudicabat, cum
afperitati adderetur rigor. .
(9) Dom Urfprunge der Gefege und Kuͤn⸗
ſte II ©. 99.: = —
©) Odyf. V, 230. X, 23, 24. R
3. Dratzieherey. 67
fuͤhrlich vom Silber und deſſen Gebrauch zu
Bierrathen handele, und von Goldfäden. und
Goldftickerey Nachricht giebt. „Aber den zus
verläffigfien Beweis, daß zur Zeit. des. Kays
fers Aurelian noch Fein Silberdrat befant ges
twefen, fcheint Dopifcus zu geben (20) Er
meldet, der Kayfer babe den Verbrauch des
Goldes zu Bergoldungen und Webereyen gang
unterfagen wollen, weil, ungeachtet mehr
Gold als Silber vorhanden fen, dennoch jes
nes dadurch feltener würde, weil es in Ber;
goldungen und Fäden häufig verloren gins
ge; dahingegen alles vorhandene Silber Sil⸗
* bliebe (17). Aber daß Silberdraͤte unter
den
X san Vita Aurel. 46: Habuit in’ animo vt au⸗·
rum neque in cameras, negue in tunicas,
neque in pelles;, neque in, argentum mitter
retur, dicens plus’ auri effe in rerum natura
quam argenti; fed aurum per varios brattea-
rum, filorum & liquationum vfus perire, dr-
gentum autem in. ſuo ufu manere, i
F Die Wahrheit zu geftehn, fo ließe ſich doch
; wider Diefen Beweis ein Zweifel machen. Es
wäre möglich , daß die Rede von vergoldes
tem Silber waͤre; denn durch foldye Vergol:
dung gieng den Alten, weldje die beyden aͤd⸗
. x ‘len Metalle nicht zu fheiden verfiänden, das
Gold ‚verlohreu; es. verlohr ſich ‚beym Um⸗
- Schmelzen im Silber. Aber ich erinnere mid)
Feiner Stelle ben den Alten, die bey Stickes-
reyen oder Webereyen von vergoldetem Sil⸗
ber redet.
E 2
&8 . Dratsieberey.
den’ Heßtän Kayfern von den Griechen verwe⸗
ber worden, bat Salmaſius bewiefen. In
jenen Zeiten hieß ein folches Geweb aveparı-
F GUCKETNGON , drap d’argent A).
Die Zeit, da der erſte Verſuch gemacht
— die zu ſchmalen Streifen geſchlage⸗
nen und zerſchnittenen Metalle durch Loͤcher
einer auf dem Tiſche ſenkrecht befeſtigten ſtaͤh⸗
lernen Platte. zu Drat zu ziehen, fan ich nicht
beftimmen. Zur Zeit Carl des Öroffen ift dies
fe Weife in Italien noch wohl nicht befant
gewefen. Denn fo.unverftändlicd auch die
von Muratori (13) befant gemachten Vor—
fehriften de fila aurea facere, de petalis auri
. &.argenti find, fo erfennet man doch / daraus,
daß nur mit dem Hammer gearbeitet worden.
Seht wahrſcheinlich if, daß man zuerft Die
dehnbarſten Metalle gezogen bat, und daß als
fo. gezogener Meffing: und Eifendrat: jünger
if. Ferner iſt gewiß ,. daß der Dratzug ans
fänglich nur mit der Hand vom Arbeiter ge:
trieben worden, fo wie es noch jetzt unſere
Nadler machen, wenn fie Drat verfeinern
wollen. „Sie winden ihn von. einer Trommel
oder. Welle auf die. andere; : indem er durch
En. des Zie beiſens ——— wird. Mit
die⸗
—*8* 9 —* 4 Vopifi p. 394 und ‚ad Tertull.
de pallio p. 208.
("?) Antiquität, Ital. medii aevi II p. 374.
3, ‚Dratzieherey. | 69
dieſer Vorſtellung der Arbeit koͤmt ganz die
Beſchreibung des Vannuccio ('*) und des
Garzoni (15) überein, fo wie auch die Zeichs
nung, Die fich in der teutfchen, Leberfegung
des letzten Buches finder. SESBLE FF TER Bu
So lange noch alle Arbeit mit dem Ham:
mer geſchah, fo lange hießen die Künftler in
Nürnberg Dratſchmiede; aber nach Exfins
dung des Dratzugs wurden fie Dratzicher,
auch wohl Drarmüller genant. Beyde Be:
nennungen fommen- in. Augsburg fchon bey
dem Jahre 1351 (76), und in Nüruberg
1360 (!”) yor, daß ich alfo die Erfindung
des Dratzuges oder des eigentlichen Dratzies
bens, nach dem was mir noch zur Zeit dar:
über befant geworden ift, in das vierzehnte
Jahrhundert ſetzen muß. — J
Anfänglich wurden, ‚ganz maffige Bröte
zum Sticken und: Weben angewendet. Im
Schutte von Herkulaneum find ganz maſſ a
goldene Treffen, ohne Seide oder andere
—
(TS: Pyrotechnia ſib. 9. cap. Y it
(5) La piazza vniuerale. In Vale 166. *
Pag. 390 und in der Ueberfetzung‘ Sr 1649)
"EC Hr. von Stetten ih El chte ber
Stadt Augsburg: I ©. Sal
... (#7) Hr. von Mus Sam Ben an
3 |
chich⸗
70 3. Dratzieherey.
terlage gefunden worden (18). Es wuͤrde
angenehm ſeyn, wenn jemand die Zeit bes
flimmen fönte, da man die Metaldräte über
leinene oder feidene Fäden zu fpinnen anges
fangen bat, wodurch die Waare fo wohl fchös
er, als wohlfeiler geworden ift. Die Spin:
mühle, worauf jeßt diefe Arbeit verrichtet
wird, ift fo wißig ausgedacht, daß der Er⸗
finder wohl die Verewigung feines Namens
verdient hätte (17),
Zuerſt fcheine man Fäden mit den rund
gezogenen Dräten befponnen zu haben, und
die Erfindung, dazu die Dräte vorher zu pläts
gen, macht, wie mir deucht, eine neue Epos
he in der Gefchichte dieſer Runft aus. Mit
dem vorher geplätteten Drate läßt fich mehr
als drey mal fo viel Seide, als mit rundem
Drate bedecken, fo daß Dadurch Treffen und
Andere Waaren um ein vieles wohlfeiler wers
den; zudem wird auch der Glanz des Metäls
leg durch das Plätten ungemein erhoͤhet, al:
ſchichte V ©. 78, dem man viele: wichtige
hieher ‚gehörige Nachrichten verdanken muß.
C°) Bidenftäpl Briefe 1 S..269. -
(9) Man ſehe die Befchreibung in Sprengels
Handwerken und Künften. III ©. 64. oder in
dem zehnten Bande ber zur Encyclop&die ges
hörigen Kupfer, unter dem Artikel: -Tireur
fileur dor, -
3. Dratzieberey. 71
fo die Waare verſchoͤnert (2°). Dieſes Plaͤt⸗
ten geſchieht zu unſern Zeiten Durch Huͤlfe der
Plaͤtmaſchine, welche aus zwoen ftählernen
Walzen befteht, die durch eine Kurbel in Bewe⸗
gung gefeßt werden. Indem alsdann der Drat
durch den engen Zwifchenraum dev Walzen
hindurch gebt, wird er platt gedrückt, und heiße
bernah Lahn. Die Berfertigung diefer Wals
zen erfordert eine Gefchicklichfeit, die nur wes
nige Künftler haben, und es ſcheint dieß die
Jugend diefer Mafchine anzudeuten. Che:
mals ließ man fie aus Mayland, hernach auch
aus Schwarzenbrüf in Sachſen fommen,
aber feitdem die Künftler an diefen Orten mit
‚ihrem Geheimniffe ausgeftorben feyn follen,
werden. die Walzen gemeiniglich aus Neucha⸗
tel verfchrieben, und ein Paar derfelben koͤmt
wohl auf. 200 Thaler... Inzwiſchen ſcheint
die ganze Kunft nur in geböriger Härtung Des -
Stahls und in der Politur;zu liegen. Su
den ältefien Zeiten gefchah dieß Plärten auf
dem Amboß mit dem Hammer, und man ließ .
die breit gefchlagenen Zainen oder Streifen
von Weibern niit Scheren zu fchmälern Dräs
ten fchneiden. So erzählen noch Vannuccio
und Garzoni die ganze Arbeit, ohne der Plaͤt⸗
z wal;
4 nt
(29) Bericht von Gold» und Silberdratzichen,
x von Lejifugo, Kübed 1744. 8 *.©.. 199.
E44.
vr 3. Dratzieherey.
wahen, Die nun auch auf Meſſingwerken,
Muͤnzen und in andern Werkſtellen gebraͤuch⸗
lich ſind, zu gedenken.
Ehr ich zur neneften Erfindung —
will ich noch folgendes einſchalten. Von
Dratarbeiten der Alten hat man wenige Ver
berbleibſel, und dieſe befinden fich an gegof:
fernen Statuen, woran man feinen feinen,
auch feinen aefponnenen oder überfponnenen
Drar, fals fie auch dergleichen gehabt hät:
ten, erwarten fan. Im Herculanifchen Mus
feo zu Portict find drey metallene Köpfe, wel—
che tocken haben. An einem find so Locken
von geringeltem Drate, der fo dick als eine
Schreibfeder iſt. An dem andern ſind die
Locken plat, wie ſchmale Streifen Papier, die
mit den Fingern zuſammen gerollet und her⸗
nach auseinander gezogen würden (?*). Eis
he Venus; "weiche eirie Spanne hoch ift, bat
goldene Bänder'an Armen und Beinen (ar-
millae & perifcelides), welche aus Drat ge⸗
wunden find (22). Grignon hat in dem
Schutte der Roͤmiſchen Stadt in Champagne
ein ee Golddrat — welches
ehe
—— J. Winkelmann Sendſchreiben von den
— sun un 1762.
4 3 “ & «!ı
(2?) ebendafelbft ©. 38.
° N
# P
Lim
3. .Dratsieberey. 73
eine Linie dick war (23). Unter den Reichs—⸗
inſignien iſt das Schwert des heil. Mauris
tius, deflen Griff von Holz und mit ſtarkem
Silberdrate umwunden ift (24). Ziemlich
fein muß man doch Golddrat ſchon im alten
Zeiten. zu machen gewuft haben, weil man
damit flickte und webere.. Wenn die Wunds
ärzte einen lofen Zahn befeftigen, oder einen
aus Elfenbein gemachten Zahn flat eines aus:
gefallenen einfeßen wolten , ſo banden fie ei⸗
nen folchen an einen benachbarten mit einem
- feinen goldenen Drat (25).
| Die
(23) Second .bulletin des fouilles d’une ville
Romaine. ‚Par Grignon. Paris 1775. 8” p.
CXI: Nous avons trouv& un petit bout d’or-
trait d’une ligne de diametre & de trois li-
snes de longeur. Won diefem Buche findet
man Nachricht in Götting. gel. Anzeigen.
1775 ©. 810 und 1776 ©. 1059.
(24) von Murr Beſchreibung der Merkwuͤr⸗
digkeiten in Nürnberg. 1778. 8 ©. 229.
(25) Daraus erklären einige die Worte aus den
zwölf Nömifchen Gefeßtafeln: cui auro den-
tes vin&i ſunt. Sunfe will diefe Erflärung
nicht. gelten laffen, weil er die Möglichkeit einer
. folchen kuͤnſtlichen Verbindung nicht glaubt.
“ + Leges XII tabularum illuftratae 4 7. N. Func-
“* io. Rintelii 1744. 4 * pag. 462. ber älte-
re und neuere Aerzte haben ſie doch genug
-or < beftätigt. Celſus de medicine VII cap. 12, L
p- 444 fagt: Si ex ictu vel alio cafu aliqui
' Jabant:dentes,, auro'cum ‚his, ;»qui bene hae-
rent, vinciendi funt. Man vergleiche damit
€:5 Hips
*
—
—
4 3. Dratzieberey.
Die anfehnfichfte VBerbefferung, welche
Diefe Kunft jemals erhalten hat, ift ficherlich
die Erfindung des großen Dratzuges, wels
her vom Wafler getrieben wird, da eine
Daummelle, durch Hülfe eines Hebels, eine
Zange zieht, welche fich, indem fie gegen das
Zieheiſen fält, öfnet, den durch ein Loch des
Zieheifens geleiteten Drat ergreift, fi, ins
dem fie zurück gezogen wird, fchließt, und auf
ſolche Weife den Drat mit fich fortzieht (29).
Leyder! weder der Erfinder, noch die Zeit der
| Erfins
Hippocrates de articulis; nad) der Meches
liſchen Ausgabe in fol. von 1595. Seit. 6.
p. 68, 70. C.G. Ludwig inftitutiones chi-
rurgiae. Lipliae 1764. 8 ” pag. 323.
(2°) Eine kunſtmaͤſſige Befchreibung diefer vor⸗
treflichen Mafchine findet man in Spren=
aels Handwerfen. IV ©. 208. Cancrinus
Befchreibung der vorzäglichiten Bergwerke.
Frankf. 1767. 4 ©. 128. Im zehnten Bans
de der Rupfer zu Encyclop&die unter dem Ars
titel Tireur & fileur d’or, in der Parifer
Runftbiftorie und in andern Werken. Hr. -
von Murr führt eine artige Befchreibung
des befanten Dichterd Kobanus Heflus an,
welcher 1540 geftorben iſt, die ich bier eben⸗
fals einrücen will. Sie fteht in Vrbs No-
rimberga, 1532. 4 cap: 27. |
Namque quis afpiciens quanta fe mole ro-
Ä Ä tarumi
Voluat opus;, -quanta ferrum vi diftrehat,
es Mi
P Per-
3. Dratzieherey. 75
Erfindung dieſer Maſchine iſt gewiß bekant.
Aber mehr als wahrſcheinlich iſt, daß fie zus
erſt
Perfectum ingenio, iam poſſit ut unus et
alter
Quod non mille viri poterant nondum arte
reperta.
Ifta videns, quis non ıniretur ? et omnia retro
Saecula.defidiae damnet, qui talia numquam
Cognorint noftrorum hominum praeclara re-
perta.
Magna rota ingentem vi fluminis ala cy-
lindrum
Fert fecum, voluitque rotans, pars ultima
cuius
Dentibus armata eft crebris, qui fortiter adti
Obftantes ſibi machinulas rapiuntque fe-
runtque,
Ni rapiant remoraturos ipfosque rotamque
' Undasque gravidamgque ingenti mole-cylin»
| drum. s
Ergo ubi vi tanta correpta eft machina pen-
dens
- Inferius, molem fupra movet ocyus omnem,
Inftrumenta regens, quibus atri lamina ferri
'Seinditur, et varios rerum fenuatur in ufus,
Nunc has, nunc alias aptas aſſumere formas,
Vi nempe indomita iuffu parere coadta.
Ferreanam videas capita aflimulata dracones,
_ Alterum ab alterius morfu divellere ferrum
Dentibus, hic retinet, maſſam trahit ille
draconum.
Ac hoc dum faciunt, ita fe perniciter urgent,
. Certantes erebris inter fe affultibus, ac fi
‚Pro vita non pro ferro cestatar utsimque,
Atque
76 3. Dratzieherey.
erſt zu Nürnberg von'einem namens Rudolf
erbauet worden, der fie lange geheim gebal:;
gen und dadurch ein groffes Vermögen erwor⸗
ben haben foll. Konrad Leltes, der ums
Jahr 1491 ſchrieb, ift noch zur Zeit der ein:
zige befante Zeuge Diefer Nachricht, und er
meldet dabey, daß der Sohn des Erfinders,
von heidifchen Leuten verführt, die ganze Ein:
richtung verrathen habe. (27). So gar Hr.
| | von
Atque ita dum rapidis ferrum rude morfibus
| arcent,
In- filum teres expoliunt, quod ab ore re-
ceptum
Vipereo, adfiftens in mille völumina curvat.
Quis Deus hanc, quis tam memorabilis artem
Oftendit cafus? Non ille aut Thracius, aut
u "Gres
. Aut Italus fuit, ingenio qui elaruit illo,
Unde hanc humanis conceflerit ufibus artem,
Sed Germanus erat, fed Noricus etc.
(27) Die Nachricht ftcht in dem ſchon im ers
ſten Bande ©. 197 angeführten Buche, wel—
ches auch einzeln gedrudt ift: Vrbis Norim-
„ bergae defcriptio. Hagenoae 1518. fol. cap. 5.
Ferunt ibi primum artem extenuandi ducen-
dique radii per rotarum labores inventam a
quodam Rudolfo, qui dum artem velut arca-
num occultaret, magnasque ex ea divitias
“conquireret, ob hoc cäeteris civibus, quem-
adınodum ufu venit in. lucrofis proventibus,
maxime apud auftiönarios, inquirendae eius
artis cupidinem inieciffe,, qui filium eius in-
duxeränt et corruperant, ut interiorum 2 Ä
tula-
- Dratsiebereg. 77
von Murr hat hierüber Feine Beftätigting fin?
den koͤnnen, und unter den von ibm in Nuͤrn⸗
bergiſchen Urfunden gefundenen Namen Der
Dratzieher, ſcheint auch Fein Rudolf vorzu⸗
fommen; fonft hätte er ihn gewiß angezeigt.
Doppelmapr (2%)-feßt, blos nach einer Bew ⸗
mutbung, die Erfindung diefes Rudolfs ins
Jahr 1400, aber Hr von Murr fchlägt ſie
älter an, weil er den Mamen Schockenzie⸗
ber bereits bey dem Jahre 1360 gefuiden
bat, und dieſer Diejenigen Arbeiter bedeutet,
a an diefem Dratzjuge arbeiten.
In Nürnberg ift Diefe: Kunft: zu — et
Bolfommenbeit gebracht worden. Von Zeig
zu Zeit haben einige Verbeſſerungen gefun—
den, ſolche im Großen angewendet, und da:
zu ausfchliefiende Begünftigungen. bald. vom
Kayſer, bald vom Mathe’ erhalten, welche
aber zu vieljährigen Prozeſſen Gelegenheit gez
geben haben. Es jcheint inzwifchen, als ob
. die
er: Te; re
tularüm labores et #enellas, “quae ferream
-braöteolam per anguſtum foramen prendugt,
ficque pertinaeiter trahendo extenuanr, ar-
chetypo aliquo gxprimeret, quod fattum dum
pater comperit ,. velut in infaniam et furo-
rem actus, fillum trucidare ſtatuiſſe ferant,
nifi fe ille afpe&tui fuo fubtraxiffet, mani-
busque elapfus, abfugiffer. - |
es) Nachricht von Nuͤrnbersiſchen Bünfe
lern. ©. 381.
3 3. Dratzieherey.
die feinere Arbeiten, vornehmlich in Gold
und Silber, vorzuͤglich in Frankreich und Ita⸗
lien gluͤcklich betrieben worden, und manche
Erfindungen ſollen von daher nach Teutſch⸗
land gekommen ſeyn. Ich bin zwar nicht im
Stande den Fortgang der Nuͤcnbergiſchen
Dratarbeiten volftändig zu erflären, aber febe
angenehm ift mirs, eine dazu gehörige wichtis
ge Nachricht beybringen zu fönnen, ‚Die Hr.
Doct. Friedr. Carl Gottl. Sirfching zu Ers
langen, in dem reichhaltigen Journal des Frey⸗
herrn von Bibra, geliefert hat, und zwar
aus den Prozeßacten des Mürnbergifchen
Dratzieher » Handwerks (27). Ich ruͤcke fie
bier unverändert ein. ee |
Ä |
Im Jahre 1570 hat ein Franzos, Ans
soine Sournier (?°), die Kuuft des feinen
Dratziehens zuerft nach Nürnberg gebracht,
und daſelbſt den Dratzug in verbefierten Stand
Ze Ä geſetzt.
(2?) Journal von und für Teutfchland.
Fünfter Jahrg. 1788. Achtes Stü ©. 102.
@°) Hr. von Murr fagt in feinem Journal V “
©. 88, dag im vorigen Jahrhunderte Jean
Sornier in Frepftädtlein, fech8 Meilen von .
Mürnberg,_.und in Nürnberg Iriedr. Held,
aus dem alten Gefchlechte der Hagelshai⸗
mer, die erften geweſen, welche fi) in Teutſch⸗
land mit der Lahn» und Plättarbeit hervor»
gethan und damit groffen Reichthum erwor⸗
ben haben. ’ Ä
3. Drarzieberey. 79
geſetzt. Im Jahr 1592 hat hierauf ein Buͤr⸗
ger in Nürnberg, Friedrich Hagelsheimer,
Geld genannt, die fonft in Italien und Frank
"reich allein damahls gefertigten Gold; und
Silberdrarhzugs: Arbeiten endlich in der fein
befchaffenen Eigenfchaft, wie folher zum Spins
nen und Wirken gebraucht werden fan, zus
zurichten angefangen, und mit großem Vers
langen ins Werk geftellt. Held brachte feine
Sabrifanten aus Frankreich nad) Nürnberg „
und erbielt-anfangs von dem Magiftrat dar
ſelbſt das ausfchliegliche Recht, daß fonft nies
mand, alger, die feine gute Arbeit innets
halb ı5 Jahten in der Stadt treiben, noch
folche jemand nachmachen dürfe. Diefe Frey⸗
beit ift ihm, ‚weil die Errichtung diefer Tas
brik viele Mühe und ein großes Capital ers.
. forderte, von dem gedachten Magiftrat 1607,
auf weitere 15 Fahr verlängert worden.
Indem aber die Nürnbergifche Freyheit
nur auf die feine Arbeit, und allein. auf die
Stade Nürnberg, fich verftand, Hingegen
die Fupfnerne, verſilberte und verguldete Ars
beit viel mehreres austrug; fo erhielt er au -
den 19 März 1608 von Kaifer Nudolf II.
noch Diefes, daß dieſe Freyheit ihm confirs
mirt und auch auf die Fupferne, verfilberte
und vergüldete, oder Lioniſche Dratarbeit
und fo weit durch das ganze Reich ertendirt
| wurs
80 — e
wurde, daß er dergleichen ihm in Nuͤrnberg
nachgemachte Arbeit und feine, ihm entwiches
ne Leute, alfenthalben im Reich anhalten und
wegnehmen dürfen. — Dabey ift ihm dies
fe Freyheit auf noch andere 15 Fahre verläns
gert worden.
Nach Kaifer Nudolfs IL Tode hat Kais
fer Mathias ermeldetes Privilegium am 29
September 1612 in allem wieder erneuert,
nnd daſſelbe auf weitere 15 Jahr verlängerr.
Anno 1621 den 16 Juni ift das Mürnbergi:
fhe Privifegium der Zeit halber erlofchen.
3 eben dem Jahr haben fich hierauf die Hels
en mit den Dratbziehermeiftern und Stuͤck⸗
werkern (*) einer gewiſſen Verlags: und Hands
werfsorduung, mit Vorwiſſen des Magiftrats
zu Nürnberg verglichen, welche Kaifer Fer⸗
dinand II. in einem Privilegio, welches er
dem Held hernach den 28 Septemb. 1621;
nach dem Anhalt der beyden vorgedachten Pris
vilegien ertheilt, beftätige, das Privilegium
noch anf ıs Jahre weiter erſtreckt, und end:
Ah den vier Helden (**) den 26 Septemb,
1622.
Kay Stücwerker waren Cole Meifter, die
Stückweife heim arbeiten muften, weil vers
sr "möge Kaiferlidyen Privilegiums niemand, als
e hei, Diefe, Arbeit, oder wen er fie zulafjen
yj, „würde, treiben durfte. Dafür muften fie ein
u Stuͤck Geld erlegen.
Cr) Nämlich dem Zriedrich Held, als dem n
I: i Ä er
3. Diatziehere. . 81
1622 da niemand widerfpeach, auf Gutach⸗
sen des Reichshofraths dieſe Freyheit zu eis
nem rechten Mann: Leben von neuem anges
feget und verliehen hät, mit dem Beding:
daß Die Helden nach verfloffenen Jahren
die Privilegien folches Lehens von neuem wie:
Derfuchen und empfangen follen. Bu
Indeſſen find diefe gegen die Verle—
ger (***) am Kaiferlichen Hof, ihrer Hands
werfsfachen halber in Streit gefommen, und
haben den 23 Dec. 1699. ein Kaiferliches Res
feript au den Magiftrat der Stadt Nürnberg
erhalten, in welchen Ihro Kaiferl. Majeft.
melden, daß die Königseggifche Eeffion Ct)
auf das gefamte Handmwerf, und nicht blog
auf die Verlegeren laute. In der Folge
brachten die Stuͤckwerker 1702. bey J. R.
Mai.
ter und feinen drey Söhnen, Bartholomäus,
Sriedrid) und Paulus, J
(S) Welche den Drath im Verlag hatten, oder
zum Verkauf, ohne daß fie den Drath felbft
machten. Sie unterflüzten gemeiniglich das
Drathzieher » Handel.
(CH) Im Streit Rechtens wurde dom Gegentheil
behauptet, Ihro Kaif.. Maj. habe die Erpec-
tanz dieſes Drathzug: Lehens dem Hrn. Gras
fen von Boͤnigseg ertheilt;.diefe aber habe
derfelbe durch Gefjion auf die Nürnberger
Drathzieher gebracht, welche Geffion auch der
\
Raiſer gnaͤdigſt beftätiat.habe. .. -
„ill. Theil. ö & |
33 3. Dratzieherey.
Mai. an: daß die große Drathzugs-Verle⸗
gerey ein heime gefallenes Kaiferliches Reiches
sehen, und der Vergleich vom Jahr 1665.
nicht confirmirt worden ſey. Sie baten das
ber, ifnen und, ihrem Handwerk fold tehen
gegen: Schiegung zebentaufend Gulden, in
Anfebung ihrer erwiefenen Treue, vor andern
‚zu verleihen. Sie meldeten auch ſolches der
Kaiferl. Lehns » Commiffion in Franken, wels
her Die Acten aus der Reichshofrarhs: Canys
bey zum Ducchfehen zugeftellet wurden.
Außer Nürnberg fommen Dratmuͤhlen
auch fhon im funfzehnten Jahrhunderte bin
und wieder vor. Im Augsburgifchen Baͤr—
gerbuche liefert man bey dem Sabre 135 1 den
Damen Chunr. Tratmuller de Tratmul, der
allerdings ein Drarzieher geweſen zu feyn
ſcheint. Im Jahre 1545 brachte Andreas
Schulz die Kımft des Silber: und Golds
Dratziehens, die er in Italien gelernt hatte,
. Nach Augsburg. Bor diefer Zeit war dieſe
Arbeit in Teuiſchland felten, und Hr. von
Stetten erinnert hiebey an die Reichspolizey⸗
Drdnung von Jahr 1548, worin das Lingen
(Treſſen:⸗) Gold unter diejenigen Waaren ge:
rechnet wird, für welche damals groffe Sum:
men aus unferm Vaterlande gingen. Schulz
erhielt zwar vom Rathe ein Privilegium, aber
er ging dabey zu Grunde. mu
im Sabre 1447, und in Zwickau, nebſt eis
3, Dratzieherey. 83
diefes Gewerb in Augsburg vom andern fort
geſetzt; befonders gaben fich Die reichen Kaufı
leute Hopfer viele Mübe es in guten Gang
zu bringen... Gie brachten den Gabriel
Marteningi und feinen Sohn Vinzenz aus
Venedig dahin, welche in dieſer Kunft viele
Erfahrung und Geſchicklichkeit hatten, Georg
Geyer, welcher. bey ihnen gelernt hatte, war
der erſte, welcher Das Dratplätten nach Augs⸗
burg brachte, und er und fein Sohn mwolten
ſich lange Zeit der Gerechtigfeit des Dratzie⸗
hens ganz allein. aumaßen, und feinen ans
dern neben fich auflommen laſſen. , Endlich
ober im J. 1698 erhielten Marx Pbilipp
-Ylftäre, Tob. Georg Geyer, Joſeph
Marti und Moriz Zech ein neues Priviles
gium vom Rathe. Zur Danfbarfeit dafür
ließen fie eine Medaille pränen, welche mit
unter die fchönften von dem Medailleur Phi:
lipp Seinr. Müller gefchnittenen, gezaͤhlt
zu wetden verdient. Jezt führt dort Eber—
hard Bozenhard das Geyerfche Zeichen (3"),
Sn Breslau (?2) ward eine Dratmühle
nee
CH) von Stetten Kunftaefbichte von Augs⸗
burg IS. 223 und II ©. 107. |
».(9?) Don Breslau documentirte Befchich
te. I,2 ©. 499. J —
3 52
84 3. Dratzieberey:
her Polirmuͤhle, im $. 1506 erbauet (33)!
In England foll aller Drat bis zum Jahre
1565 blos durch Handarbeit verfertigt ſeyn,
bis Ausländer die Kunft: eingeführt haben,
den Drat von Mühlen ziehen zu laffen. Bis
dahin war aller Drat fehlecht, und der größs
te Theil des eifernen Drats ward, fo wie die
Werkzeuge der Wollfräßer, aus fremden fans
den eingeführe (?*). Aber nach einer ans
dern Machricht foll diefe Kunft noch viel ſpaͤ⸗
ter nach England gefommen feyn. Nämlich
erft im Jahre 1649 foll die erfte Dratziehes
zen (wire-making) zu Efher durch Jacob
Momma und Daniel Demetrius angelegt
feyn (35). Anderſon felbft fagt auch, daß
erft im J. 1663 ein Holländer die erfte Drat⸗
müble, die jemals in England gewefen ift,
zu Sheen, nahe bey Richmond, angelegt
babe (?°).
In Frankreich wird Eifendrat fil d’Archal
genant, und die dortigen Künftler haben die
| nichs
(??) Chronica Cygnaca oder Beſchreibung der
Stadt Zwickau dur Tob. Schmidten. Zwil-
fau 1656. 2 Theile in 4. * II ©. 254. |
i C2 Anderfons Gefchichte des Handels. IV
. Ior.
(?5) Husbandry and trade imiprov’d by "John
Houghson. London 1727. 8 *-II p. 188.
(36) Im fünften Theile ©. 484. \
ne ad s:
| 7 SR
3. Dratsieberey. - 85
nicht unwahrſcheinliche Meynung, daß dieſe
Benennung von einem Bichard Archal abs
ſtamme, welcher die Eiſendratzieherey in Frank⸗
reich entweder erfunden, oder zuerſt errichtet
haben fol; wie denn auch die Benennung
fil de Riehard ebenfals noch unter den frans '
zöfifchen Dratziehern vorfommen foll (?7),
Aber diefer Archal ift, fo viel ich weis, eben
fo unbefant, als der Nürnberger Rudolf,
und Menage will auch jene Ableitung nicht
einmal billigen. Er glaubt fil d’Archal fen
aus filum und aurichalcum zufammen geze—
gen (?®).
Endlich will ich noch der Siligranarbeit
und der Slittern gedenfen, weil beyde von
Drat gemacht werden. Der erfte Namen bes
deutet eine Arbeit, von der man fich aus eis
ner bloffen Beſchreibung fchwerlich einen vol
Röntigen Begriff machen wird. Feine, oft
frau:
(??) Diäionnaire de commerce par Savary. II
pag. 599. Diäionnaire des origines ( par
D’Origay) 1I p. 285.
Be, Dißionnaire etymologique 1 p. 593. Er
führt eine Stelle aus einer 1544 zu Paris
gedrudten Franzöfifhen Vibel an: Ne ayes
pas merveilles, fi tu lis en aucuns lieux à la
tois, que ces chofes.eftoient d’airain , & &
- la fois ärcal ; car airain & arcal eft un mes-
me metal, z
83
t
30 3 . Dratzieherey.
krauſe, oder, nach Art der Cantille, ſchnek⸗
kenfoͤrmig gewundene, auch zuweilen geplaͤt⸗
tete Silber: und Goldfaͤden werden zu aller:
ley Laubwerk Durcheinander gezogen, hin und
wieder zufammen gelöther; auch an manchen
Stellen mit dem Loͤthroͤhrchen in fleine Kür
gelchen zufammen gefchmelzen, fo daß fie oft
ein ungemein feines, gefälliges und regelmäf:
figes Gewirr von Silberfäden ausmachen:
Vornehmlich ward diefe Arbeit ehemals mehr
als jegt zu allerlen Fleinen Waaren, die mehr
zur Zierde und zum Puße, als zum Gebram
che dienen folten, angewender; z. B. zu Nas
delbuͤchſchen, Juwelenkaͤſtchen, Heinen Schaͤch⸗
telchen, vornehmlich Reliquienkaͤſtchen, zu
Verherlichung der heiligen Bilder und an⸗
dern Kirchengeraͤthen (??). Man nennet
diefe Arbeit Siligranarbeit, filagrame, fili-
grane, ouvrage de filigrane, und jeder be;
merkt leicht, daß diefe Nanien aus filum und
granum zufammen gefeßt find; daher auch ei:
nige im: Teutſchen Rornfäden gemacht ba:
ben. In der Encyclopedie wird gefagt, die
tateiner nenneten Diefe Arbeit opus filatim
elaboratum; aber da find nur die neueften fa:
teiner zu verfiehn. Denn filatim. koͤmt nur
| | ein⸗
(7?) Einige Nachricht son dieſer Arbeit geben
— Halle Werkftäte der Künfte I ©. 101. Ja⸗
cobfons technologifches Wörterbuch; T ©.
3. Dratzieherey. $7
einmal ben Lucrez II, 830 ver, und —
son Wollenfaͤdchen.
Inzwiſchen iſt dieſe Kunſt eöürkfich ſehr
alt, und ſcheint aus dem Orient zu uns ge⸗
kommen zu ſeyn. Grignon will ſogar ein
Ueberbleibſel ſolcher Arbeit im Schutte der
ſchon oben angefuͤhrten Roͤmiſchen Stadt ge⸗
funden haben (*°). Unter deu Kirchenge⸗
räthen fommen manche Filigran: Arbeiten aus
dem mitelern Zeitalter vor. Bey einer Ab⸗
ten in Paris verwahrer man noch ein mit Fir
ligran gejiertes Kreuz, welches der heilige
Eloy, der im J. 665 geftorben ift, gemacht
haben foll, fo wie die meiften Arbeiten dieſes
Mannes auf gleihe Weife geziere find (*).
In der Reliquien :Samlung, die in Hannor
ver aufvewahrt wird, ift ein Kreuz mit dies
fer Arbeit, wie es fcheint, aus dem eilften
oder zwölften 1). Noch jetzt
ver⸗
(0) Bulletin I p. XXI: Une piece en filigra-
ne, fous la forme d’une fphere applatie, ayant
un trou circulaire au centre; elle eft ıcom-
pofee de-fils de laiton, tors & unis entre
eux,.comme les mailles d’un r£feau,
(#) Aus bes Menage Didionnaire etymologi-
que..l pag. 593.
(*”) F. H. Fungii difquif. de reliquiis ; acce-
dit Lipfanographia ıue thefaurus —
.= zum electoralie Brunfuico-Luneburgicus. H
54 nove-
88 3. Dratzieherey⸗
verfertigen die Tuͤrken, Armenier und India⸗
ner Meiſterſtuͤcke dieſer Art, und zwar mit
hoͤchſt unvollkommenen Werkzeugen. Mars⸗
den (22) ruͤhmt deswegen die Malayen; und
vorzuͤglich ſchoͤn ſind die Sachen, welche zu
Decan gemacht werden, die zehn mal fo theu⸗
er, als das dazu verbrauchte Metall, bezahle
werden (??). Zu unferer Zeit wird dieſe
Kunft in Europa wenig mehr geachtet, alfo
wenig mebr getrieben, Inzwiſchen bat Augs⸗
burg noch eine groſſe Kuͤnſtlerinn in dieſer
Arbeit gehabt, naͤmlich Maria Euphroſ.
Reinhard, welche 1779 geftorben iſt. Sie
hat im Jahre 1765 einige ſilberne Becher
mit Filigran verzierer, welche zum firchlichen
Gebrauche nach Rußland befteller worden, und
ihe Ehre gemacht haben (**).
"Die S$littern,, Paillettes, find kleine,
"dünne, Fand“, in der Mitte durchloͤcherte Mei
tall⸗
noverae. 1783. 4 p. 19, auch) pag. 29, 56.
Einige Stuͤcke fir * dafelbft abgebildet.
+ (42) The hillery of Sumatra. London 1783.
4.* p. 115.
) Der Miſtreß Kindersley Briefe von der
Inſel Teneriffa und Oſtindien. Letpzig 1777-
8.* Von den Negern in —. ruͤhmt
der Jeſuit Thomans eben dieß. S. deſſen
Rei: Pe Lebensbeſchreibung. Augsburg
17
+) Hr. von ‚Stetten Kunſtgeſchichte 1GS.
489 und II ©. 487
3. Dratzieberey. 9
tallblätter, welche zum Puße aufgenehet wer
den. Go befant fie find, fo Fönte ihre Wer;
fertigung wohl ein Näßel für den feyn, der
dieſe nie gefehn, oder gehört, oder gelefeu
hätte. Der Drat wird erft über eine Rus
the zu Cantille gefponnen; von diefer werden
einzelne Windungen, wie es der Nadler mit
feinem Knopfdrat macht, abgeſchnitten, und
dDiefe werden auf einem glatten Amboß mit eis
nem ftarfen Schlage geplättet, da denn in
der Mitte: das Fleine Loch übrig bleibt, und
Die Enden der Windung genau vereinigt find,
Ich erinnere mich wohl an alten Rüftungen
und Decken gröffere Bleche gefunden zu has
ben, aber jene Fleine Flietern fcheinen neuer
zu feyw. Nach dem Lejifugo (*°), deſſen
wahren Namen ich nicht weis, find fie zuerft
in den Sranzöfifchen Gold: und Silber: Fas
briken gemacht, und erft im Anfange des jezs
zigen Jahrhunderts in Teutſchland nachge:
macht worden. . Lange Zeit ward ihre Verfer:
tigung geheim gehalten.
(+?) Bericht von Dratziehen ©. 192.
E23 . 4
99 4. Gattel.
ee ee
4.
Sattel
On den Alteften Zeiten faß der Reuter ums
„Ss mittelbar auf dem Pferde, ohne die ges
ringfte Unterlage zu haben (1). Mit der
Zeit legte man über das Pferd eine Decke,
Die oft nur ein Tuch, Matraße, :oder Leder,
Fell oder Pelz; war. Plinius (2) fagt, ein
Melerhronius habe dieß zuerft eingeführt, aber
man weis nicht genau, wer Diefer geweſen
iſt. Mir der Zeit wurden dieſe Decken koſt—⸗
— gemacht (3); fie hiengen oft an beyden
Sei⸗
J. Lipfi i polioreet. feu de militia Romana
lib. 3 dial. 7. Antverpiae 1605. 4 * p. 142.
(2) lib. 7 cap. 56 p. 416. frenos & ftrata equo-
rum Pelethronius imvenit. Eben dieß fat
auch Hyginus fab. 274 p. 386. wo die Aus⸗
leger die, unvolitändigen Nachrichten von Per
lethröntus beygebracht haben.
(?) Pferdedecken von koſtbaren Thierhäuten ſ.
ben Silius Italic. IV, 270. V, 148. Statius
Thebaid. IV, 272. Anderer Arten toftbarer
Decken bey VWirgil Aen. VII, 276. VIII, 352.
Ovid. meram. VII, 33. Bey Livius xxxiv.,
7 p. 780, wo ber Lufus der Maͤnner und Meis
. "ber verglichen wird: equus tuus fpeciofius in-
ſtructus erit, quam vxor veftita,
4. Sattel. 4
Seiten des Pferdes herunter, wie man an
den fchönen Abbildungen des Montfau⸗
con (*) fiebt, und wurden fIrata, seduare,
£Dinmzrioo genant (°). Aber als fie auch fchon
ganz gebräuchlich geworden waren, hielt man
es doch nod) für männlicher, ohne fie zu reis
ten. So rühmte fi) Darro in der Zugend
ohne Decke geritten zu haben (°). ZXeno:
pbon (7) machte den Perfern den Bormurf,
daß fie mehr Decken auf dem Pferde als im
Bette hätten, und mehr um weich zu fißen,
als kunſtmaͤſſig zu reiten, bemühet wären.
Eben deswegen wurden fie im Kriege lange
- nicht geftatter. Unſere alten Vorfahren, die
Zeutfchen, fehämten fich folcher ‘Decken, und
ver:
- (*) Antiquire expligude tom. II lib. 3 tab. 27,
28, 29, 30.
(?) Seneca epif. 80: equum empturus, folvi
iubes ftratum. Maerobius farurn. I, ı1: ftul-
tus eft, qui empturus equum, non ipfum
infpieit, fed ftratum eius & frenum. Apu⸗
lejus de Deo Socratis nennet diefe Pferbedeks
fen, fucata ephippia.
. (5) Nonius Marcellus de proprierare ‚fermonum
2 p. 545: Ephippium tegmen equis ad mol-
lem velturam paratum. Varro Cato, vel de
übris educandis : mihi puero - - equus fine
ephippio. | j
(7) Paed. lib. 8. Nunc autem firagula (sox-
: .poere) plurg in equis habent, quam in lettis.
non enim tam equitetionis curam habent,
quam mollioris fefions.
9 4. Sattel.
verachteten deswegen die Roͤmiſche Reuterey,
welche ſich derſelben bediente (2). Eben des:
| wegen
(?) Caeſar de B. G. IV, 2: neque eorum mo-
ribus turpius quidquam aut inertius habetur,
quam ephippiis vti. Itaque ad quemvis nu-
merum ephippistorum equitum quamvis pau-
ei adire audeunt. Man hat ehemals zu Payer⸗
ne im Wallifer Lande einen alten Sattel mit
Steigbiügeln für den Sattel des Zul. Caͤſar ben
Reiſenden gezeigt. Relations hiftor. & curieu-
fes de voyages. Par C. P. (Parin). A Rouen
1676. 12 * p. 270. Aber hernach bat mar
die Steigbügel davon weggenommen; im J.
1685 fand man fie nicht mehr daran. Mé-
langes hiftoriques recueillis & commenter
par Monf.*** a Amfterd. 1718. 248 Geis
ten in 12 * pag. 81. Es ſey mir erlaubt zu
fagen, warum id) diefe nichtöwärdige Kleis
nigteit,. die mich bey manchem zum ers
kemeyer erniedrigen koͤnte, hier berührt habe.
Nichts ift bey folchen antiquarifchen Unterfus
dungen unangenehmer und macht mehr- uns
‚erfentlihe Arbeit, als Wermeifungen auf
. Schriften, die nichts lehren, und die doch
‘einer dem andern immer nacheitirt. Da fucht
man mit Mühe und Zeitverluft und findet
‚nichts und koͤmt nicht weiter. So ging mirs
bier. Den Patin hatte ich oft in der Gefchichte
der Sattel angeführt gefunden, und fo gar Fa⸗
bricius bibl, antig. p. 868 vermeifet auf ihn‘
und auf die Melang. hiftor. Weil ich wuns
der dachte, was da zu finden feyn möchte,
fo madıte ich einigen Freunden und mir die
Mühe diefe Bücher aufzuſuchen. Ohne nun
‚dent Fabricius, dem viele nicht banken, wenn
4. Sattel, | . 93
wegen ift die Nachricht des Dio Caſſius (?)
ſehr zweifelhaft, nach welcher erſt Nero fols
che der Reuterey erlaube haben fol. Iſt etz
wa die Rede von der Mufterung, bey der die
Reuter vielleicht vorher noch immer ohne Pfers
dedecken erfcheinen muften? Zur Zeit des Ale⸗
xander Severus hatte die ganze Römifche Reu⸗
teren fehöne Pferdedecfen (79). Aber Sats
tel
\
er ihnen auch die beften Mege gewiefen hat,
wegen dieſes vergebenen Weges Vorwürfe zu
machen, möchte ich doch wenigftens fo viel
Davon haben, daß ich meinen Lefern einem
ähnlichen Verdruß erfpahren Fönte, und daß
man endlich jene Citate aufgebe, fie caduci⸗
re, als alte inerigible Refte.
(°) lib. 63, 14 pag. 1036: ferunt equites Ro-
manos militantes, Neronis temporibus, dum
quotannis recenfentur, primum ephippiis vfos
fuiffe. dv 77 Eraola oDwv dferdce. Nach⸗
dem ich diefes bereits gefchrieben hatte, ſehe
ich mit Vergnügen, daß Le Beau in Mé-
moires de litterature. de l’acad. des infeript.
vol. 39 p. 333 auf eben dieſe Vermuthung ges
rathen ijt. Chemals hatten die Reuter bey
der Mufterung ihre Pferde ohne alle Bedek⸗
fung vorführen müffen, damit defto leichter
erfant werden möchte, ob fie in gutem Stans
de ſeyn. Diefe nuͤtzliche Einrichtung fchafte
Nero ab, damit alles angenehmer indie Aus
gen fallen möchte. — Er brauchte die Sol⸗
aten flat Spielzeug, wie noch jeßt manche
Zürften. — animum mqdo vti pafcat profpe-
us inanem. Virg. georg. 2, 285.
0°) Ael. Lamprid, vira Alex, Sev. cap. 50:
| 2quis
Fi
94 4: Sattel,
gel waren damals gewiß noch unbefant; man
bat ihnen hernach den viel Altern Namen
ephippium, Der ehemals nichts mehr als eis
ne Pferdedecfe bedeutete, gegeben. Xeno—
phon ſagt, der Reuter müfle, er möge anf
dem nackten Pferde oder auf einer Dede fiz:
zen, niemals die Stellung annehmen, als
ob er auf einem Stuhle fäße, auf dem man
in Wagen: zu fißen pflegte ("7"). !
Unſere heutigen Sattel haben ein Hölzer:
nes Geftell, welches der Sattelbaum genant
wird, der vorne den Kopf. oder Knopf, bins
ten das Hintergeftell und an den Seiten die
Stegen hat. Unter dem Sattel ift ein Küfs
fer angebracht, und oben hat er eine gefälli:
ge Bekleidung von Leder oder Zeug. Er
wird mit einem breiten Gurt, der —
au⸗
equis etiam inſtructi & ephippiis & frenis
- detentibus, vt Romanam rempubl. intellige-
tet quicungue Alexandri vidiffet exercitum,
. (IF) De re equeftri p. 602: five fuper nudo
... quo, feu etiam in ephippio refederit, non
kaudatur quafi curulis quaedam feflio, fed
vt cruribus divaricatis maxime re&titudo cu-
flodiatur. drsı dev ya av nagleyrai, Euv
ve um) ViAov, day re dmi rou sQırmlov, ou '
any worep Emi röu dl Dpou Edpav Emasvöunsv.
WVon dem Stuhle oder Schemel, der in den
* Magen gefegt ward, um darauf zu fißen,
rob Ippov dpa, f. Pitisci Lexie. anrig. IM
9.369. Art. fella curulis,
4. Sattel. 55
L
Bauche des Pferdes ducchgebt, feſt angegürs
tet, und der Bruft: und Schwanz: Riemen
verhindern, daß er weder nad vorne, noch
nach hinten zu ruͤcken fünne. Hoͤchſt wahr:
fcheinlich ift, daß die Erfindung defielben im
die Mitte des vierten Jahrhunderts fält; aber
ein deutlicher Beweis ift ſchwer, indem ver?
muthlich aus der Dede nad) und nach der
Sattel geworden iſt. Pancirollus 2)
glaubte, die erſte Erwähnung eines Sattels
beym Zonaras gefunden zu haben, und vie—
le haben ibm dieß geglaubt. Der Geſchicht⸗
ſchreiber erzaͤhlt, Conſtamin der jüngere ſey
im Jahre 340 ermordet worden, als er vom
Sattel gefallen. Aber ih möchte dieſem Bes
weife allein nicht viel trauen, und Pancirols
lus fcheint fi nur an der lateinifchen Leber;
feßung gehalten zu haben, wo ädr« durch
Sella ausgedruͤckt iſt. Nun ift zwar wahr,
Daß beyde Wörter in fpätern Zeiten für den
eigentlichen Sattel gebraucht find. Aber Schon
lange vorher ift das griechifche Wort für den
Rücken des Pferdes, oder für die Stelle, wo
der Reuter fit, gebraucht worden, und man
fan jene Worte auch fo verfichn, daß Eons
ſtantin getödter worden, nachdem er vom Pfer:
de geflürze fey (*3).
| Mont⸗
(#2) de rebus deperdisis lib. 2 fit. 16 p. 273.
(?3) Zonarns lib, 13 cap. 5, nach der Aue
Yuss
96 4. Sattel.
Montfaucon (1?) hat eine Zeihuung
yon der Seule des Theodofius des groffen ge:
liefert, woran er einen Sattel zu erkennen
glaubt, und würflih, wenn die Zeichnung
getreu ift, fo Fan man nicht leugnen, daß an
dem, worauf der Deuter fißer, vorne der
Sattelfnopf und hinten der Rand des jeßt ges
bräuchlichen Sattelbaums zu feyn fcheint.
Der befte Beweis vom Alter der Sattel
Bleibe immer noch die Verordnung des Kais
fers
Ausgabe in fol. von 1687. II p. 12. Exrer-
we Ty6 Edpag 0 Kwvsavriveg. Nicetas in An-
dronico Comneno lib. I p. 183: rs Edpas
aroßaiheraı. Ich finde Edpx in der von mir
angegebenen Bedeutung zweymal in Xeno⸗
pbon de re equeftri. ©. 596 nad) der. ſchon
angeführten Ausgabe wird gefagt, wie der
Rüden des Pferdes beſchaffen feyn. müffe,
wenn der Reuter einen feften, fichern Sie
haben fol. sw «vaßarı doDaresepav rν
Edpav. Und ©. 600, wo die Rede vom Stries
geln ift, fagt Zenophon: man folle das Haar
auf dem Rüden, dv 77 faxsı, niederitreis
dyen, weil ed alddann den Sig auf dem Pfers
de weniger unbequem made. Zaıse yap dv
Alanro r7y Kdpav roö Inmov. Ich habe mir
die Mühe genommen, andere Geſchichtſchrei⸗
ber, meldye aud) den Rob des Conſtantins
melden, nachzuſchlagen, aber fie haben jea
nen Umftand gar nicht berührt. Zofimus I,
41. Viötor. episome cap. 41. Socratesll, 5.
EutropiusX, 5.
: — expliqué vol. 4 lib. 3. cap. 75.
u
. i f
j \
‚Sattel, 9
— Theodoſius vom Jahre 385, nach wel⸗
cher derjenige, der Poſipferde nehmen wolte,
keinen Sattel haben ſolte, der mehr als ſechs⸗
zig Pfund woͤge. Waͤre ein Sattel ſchwe⸗
ter, fo ſolte er zerſchlagen werden (125).
Dieß ſcheint denn wohl ſicher einen eigentlis
hen Sattel anzudeuten, der damals noch,
bald nach: feiner Erfindung, ſehr ſchwer ges
weſen ſeyn muß; fo wie man auch daraus
abnehmen kan, daß jeder Reiſende ſeinen ei⸗
genen: Sattel hat haben müflen. : Weil num
bier. der Sattel fella beißt, und dieſes Wort
um diefelhige Zeit öfterer als ſonſt für den
Gig Des Reuters vorfömt, fo wird- freylich
wahrfcheinlich, daß darunter ſeitdem ficher
ein eigentlicher Sattel zu verftehn ſey. Zus
dem ift nicht zu leugnen, daß man: da, mo
es une, noch manche Fleine Mebernums ,
. Stände
es) Codex Theodofian. lib. 8 tit.5 vs 47 p.
554: Quoniam veredorum quoque cura pari
satione traätanda eft, fexaginta libras fellg
cum frenis; triginta quinque vero auertn non
transeat; ea condicione, vt fi quis praeferi-
pta moderaminis imperatorii libramenta trans-
cenderit, eius fella.in frufta cedatur, auerta
vero fiſci viribus deputetur. Dicfelbige Vera
ordnung koͤmt auch in Codice Juſtin. vor lib.
12 tit. 51, 12 p. T0135; auch “ın Barı$lımav
. lib. 37 tit. 17 edit. Leunelaii, ‚Bafileae 1575.
. fol. * pag. 481.
Kit. Teil. ir
—
98 4. Sattel.
ſtaͤnde findet, die ſich ganz wohl auf unſern
Sattel deuten laſſen.
Nazarius beſchreibt in feiner Lobrede auf
Conſtantin den Groſſen, wie die feindliche
Reuterey nieder gemacht worden; da haͤtten,
ſagt er, die Reuter ſterbend ſich noch an den
fedilibus gehalten (10). Lipſius meynt, fie
haͤtten ſich nur an dem Sattel halten koͤnnen.
Aber es ließe ſich doch denken, daß ſie nur
die Pferdedecken ergriffen haͤtten, wenn es
gewiß waͤre, daß dieſe, wie unſere Sattel,
umguͤrtet geweſen waͤren. Dafuͤr aber weis
ich keinen Beweis; denn daß poſtilena einen
ſolchen Gurt bedeutet habe, wird zwar von
einigen behauptet, aber nicht hinlaͤnglich bes
wiefen; und es feheint vielmehr, daß die
Wörter poftilena, antilena, imgleichen po-
ftella und antella (17), fo wie die Gurten
ſelbſt, welche fie bedeuten follen, erft nach Erz
findung der Sattel aufgefommen find.‘ Das
erſte Wort koͤmt zwar ſchon bey Plautus (18)
vor,
CE) Cap, 24: tunc ire praecipites, labi re-
clines, femineces vacillare,, aut moribundi
fedilibus attineri, ak equorum clade
: dacere.
(*?). Hidorus 20, 16: Antella, quafi ante fella,
quem ad modum pottella, quafi poft fella.
("®) Cafına I, 37. Man vergleiche Scheffer
de re vehiculari. Francofurti 1671. 4* pag.
1243 und Gesneri Meſaur. ling. Lat.“
4. Sattel. 99
vor, aber vielleicht ift ein Theil des Geſchir⸗
res Des Zugviehes oder der Laſtthiere ge:
meint. Vegetius (1?) unterfcheidet die Sat:
telpferde von andern, und. Sidonmus Apolli:
naris (2°) fcheint den Gattelbaum zu ner
nen. Im fünften Jahrhunderte wurden die
Sattel bereits fo verfchwenderifch ‚prächtig ger
macht, daß Kanfer Leo J ein Verboth erge:
ben ließ, daß fie niemand mit Perlen und
Edelſteinen befeßen folte (71). Im fechften:
Jahrhunderte verlangte Kanfer Mauritius,
daß die Reuter Sattel mit groffen Satteldek—
- fen von Pelzwerf haben folten (*) Mehr
u Or J Erwaͤh⸗
(*?) de arte veterinaria IV, 6 2 und a .
(?°) Lib..3 epiſt. 3: Alü ſanguine & fpumis
pinguia lupata fufeipiunt, alii ſellarum eque-
ftrium madefacta ſadoribus fulcra refupinant.
Nach der Bafeler Ausgabe in 8. 1597 * pag.
150, — &
(2°) Codex Fufin. lib. XI tit, Ir p.918: Nul-
„. li prorfus liceat, in frenis & equeftribus'fels
lis vel in balteis fuis margaritag ‚& ſmarag⸗
‘dos & hyacinthos aptare pofthac vel infere-
re; aliis aufeın gemmis frena & equüeftres
fellas & balteos ſuos privatos exornare per-
mittimus, |
E) Mauricii ars militaris, edit. Schefferi I cap.
2p. 22: xon rac 6eAng Exsiv dmozlı da-
08x nel ueyiix. Sellas habere debent cum
‚tegumentis hirfutis .& inagnis. Merkwuͤr—
- Dig iſt, daß hier im Griechifchen ſchon das
ja | 3 0 Wort
100 4. Sattel.
Erwähnungen aus fpätern Zeiten findet man
bey Du Lange, bey dem man auch die nach:
ber eniftandenen Kunftwörter antrift, als
fellatores, Satler, woraus. die Franzofen
felliers gemacht haben; fellare, die Werkſtel⸗
le des Satlers; fellare, infellare, auffatteln.
Im mitlern Zeitalter kam die fehimpfliche
Strafe auf, den Sattel zu tragen, wovon
Du Cange (2?) ebenfals gute Nachrichten
giebt. Die Bermuthung des Boropius De:
canus (73), daß die Sattel von den Saliis
erfunden und Daher benant worden, ift feiner
Widerlegung wertb, da es ganz klar ift, daß
die Benennung fella von der Aehnlichkeit eis
nes Stuhls genommen worden; deswegen
zum Unterfchiede Sidonius und Kayfer Leo
fella equeſtris und Jornandus fella equitato-
ria gefagt haben. Vielleicht urtheilen ande:
te nicht befjer von einer Vermuthung, Die ic)
noch beyzufügen wage. Ich halte es für wahr:
fcheinlih, daß die Erfindung den Perfern ges
hört, und zwar aus diefer Urſache, weil Dies
fe, nad) dem Zeugniß des Xenophons, zuerft
———— baben, dem Reuter den Sig das
duch
Mort osiu, fella vorkömt. Eben diefelbigen
Woorte jtehen auch in Kayſers Leo VI Tacti-
ea cap. 6, > 9 edit. Meurſii. Lugduni Bat,
21612. 4* *
(22) Unter — Artikel: Sellam geſtare.
G) Lib. 3. Francicorum pag. 48.
4. Sattel. 101
durch recht bequem und weich zu machen, daß
ſie mehr Decken, als ſonſt gewoͤhnlich gewe⸗
ſen, aufaelegt haben. Dazu koͤmt noch, daß
man anfaͤnglich zu Sattelpferden am liebſten
Perſiſche Pferde waͤhlte; vielleicht deswegen,
weil dieſe fruͤh den Sattel zu tragen, gewoͤhnt
wurden; wiewohl Vegetius (?*) eine ande:
re Urfache angiebt. Wie übrigens in der Fol:
ge das Gatteljeug verbeffert oder verändert
worden ; darüber find mir feine Nachrichten
befant.
(?*) Vegetius de arte veterin. IV, 6, 4 pag.
1157: Ad vfum fellae Perfis provinciis omni-
bus meliores praeftat equos, patrimdniorum
cenfibus aeftimatos, tam ad vehendum mol-
les & pios incefibus, nobilitate pretiofos.
102 . 5. Gteigbügel.
Steigbügel.
Us; das Alter der Steigbuͤgel haben laͤngſt
A verſchiedene Gelehrte (3) Unterfuhun:
gen angeſtellet; da aber Diefe in ſehr vielen,
und
CE) Vornehmlich gehören bieher: Hieron. Ma-
gii mifcelan. lib. 2 cap. 14, in Gruteri Lam-
pas feu thefaurus criticus tom.2 p. 1339. e
| Lipfi poliorcesicon f. de militia Romana lib. 3,
dial. 7; nach der Antwerper Ausgabe in 4
‚von 1605. p. 139. ”
Pitisci lexicon antiquit. Rom. III p. 482. ®
Salmafius in Aelii Spart. Antonin. Carac. pag.
163. * |
G. ]J- Vofius-de viriis fermonis. Amftelodami
1695. fol. * p. II.
Polyd. Vergilius de rerum inventoribus. Lug-
duni Bat. 1644. 12 * lib. 3. cap. 18 p. 23%
Hugo de militia equeftri I, 4.* |
Licetus de lucernis V1.309,*
Potter archaeolog. graeca III, 3.
Menagiana IV, p. 263. *
Brown eſſai fur les erreurs populaires. II pag.
162, * a
Rich,
5. GSteigbügel. 103
und jegt zum Theil ſchon feltenen Büchern -
zerftrenet, und meiftens mit unzuverläfligen
Nachrichten vermifcht find, fo wird vielleicht
es manchen angenehm feyn, hier wenigitens
das meifte, oder doch das vornehmfte davon
geſamlet und geordnet zu lefen. Dabey will
ich mich bemühen, von billigen fefern noch
etiwas mehr als das Lob eines fleiffigen Sams
lers zn verdienen; wiewohl ich auch -allenfals
mit diefem allein zufrieden feyn will. Denn
Machrichten diefer Art zu famlen, zu berichs
tigen und zu brauchen, das verlangt, mit
Ehre zu melden, nicht viel weniger Geſchick⸗
lichkeit zu denken, als diejenige iſt, welche
ſich ſolche ſo genante Denker anmaßen, die
andere durch den Namen der Samler unter
ſich zu erniedrigen meinen. Man wird hier
einen neuen Beweis finden, wie ſehr man its
zen fan, wenn man denkt, daß Dinge ur
alt ſeyn müffen, die zur algemeinen Bequem:
lichkeit gereichen, ja, die fo gar io unentbehr⸗
lich
Rich, Berenger, zhe hiflory and are of horfe-
manship. Lond. 1771. 4 * I p. 64. ©, Phy⸗
fit. öfon. Bibliotb. III ©. 259.
Montfaucon antiquité expliquee tom. IV lib, 3
cap. 3 pag. 77 und Supplement. tom. IV lib,
2 cap. 4 pag. 25: *
Le Beau de l'équipement du cavalier legionaire.
In Memoires de litterature de l’academ. des
inferiptions. tome 39 pag. 537, ®,
4
104 5. Gteigbügel.
lich und zugleich fo leicht zu erfinden ſchei⸗
nen, daß man fich kaum vorftellen fan, wie
fie jemals haben fehlen fönnen. Uber des-
wegen möchte ich der Vorwelt nicht Scharf:
finn und Erfindungsgeift abiprechen, da
wahrlich auch fchäßbare Fertigkeiten und oft
nicht wenig Wiß nöthig geweſen ift, -ohne
folhe Erfindungen eben das und oft noch
mehr als unfer Zeitalter vermag, zu leiften.
Und wer weis, wie viele Erfindungen uns
noch fehlen, die uns einft gleiche Vorwürfe
der Nachwelt zuziehen werden.
Die Steigbügel leiften einen doppelten
Dienſt; denn fie erleichtern nicht nur Das
Auffteinen aufs Pferd, fondern auch das
Meiten felbft, indem fie die Beine des News
ters unterſtuͤtzen, die obne fie fehr leiden wuͤr⸗
den. -Bey den alten Griechifchen und Latei⸗
niſchen Schriftftellern koͤmt nicht die gering»
ſte Spur einer Einrichtung zu einer diefer Abs
fichten vor; und ungeachtet mit der Zeit Huͤlfs⸗
mittel zum Aufiteigen erfunden worden, fo-
‚ waren diefe lange noch Feine Steigbügel, noch
feine beftändige Unterfiüßung der Beine.
Weder auf den vielen Münzen, auf welchen
Reuter abgebilder find, noch an den gegoſſe⸗
nen oder gehauenen Statuͤen, noch an an⸗
derm Bildwerke der Alten findet man etwas,
was die Dienſte der Steigbuͤgel haͤtte —
3 tfon⸗
5. Steigbügel. 105
fönnen Un den vortreflihen Statüen des
Trajans und Untonins hängen die Beine der
Reuter ohne Unterhalt herunter. Faſt eben
fo wenig als fie dort hätten fehlen koͤnnen,
wenn fie fchon damals in Gebrauch gewefen
wären, bätten fie von denen Schrifiſtellern
ungenant bleiben Finnen, die umftändlich vom
- Meiten und von den dazu nöthigen Geräts
fchaften, vom Reitzeuge, gehandelt haben.
Wie wäre es möglich gewefen, daß Kenos
pbon in den beyden Büchern, welche er bes
fonders von der Reitfunft und von der Ges
fchicflichfeit der Reuter gefchrieben hat, da -
wo er die Megeln zum Auffteigen giebt, und
wo er dazu Hülfsmittel für alte und fchwache
Perfonen anzeigt, der Steigbügel nicht ge:
dacht Hätte, wenn fie ihm befant gewefen waͤ⸗
ten (?). Wie hätte fie Julius Pollur in
feinem Wörterbuche, wo er alle Benennun:
j : gen
(?) Xenophon de re equeftri, von weldyem Bus
che Joach. Camerarius eine Ueberfegung
befonders drucken laffen , die wenig befant zu
fenn fcheinet. Der Titel ift: In hoc libello
haec infunt : de tra&tandis equis (dieſer Aufs
ſatz ift von Camerarius felbft‘._ Converfio
lib. Xenoph. de re equeftri; & hiſtoria rei
nummarise. Tubingae 1539. 71 Blätter in
8.” Xenophon de magiflerio equirum ; in
der Bafeler Ausgabe von 1555. fol.* p. 612.
GGs5
106 S. Steigbügel.
‚gen des ganzen Reitzeugs erzählt, auslaffen
koͤnnen (?,? |
Die alten Aerzte, Sippocrates (*) und
Galen (5) reden von den Kranfbeiten, wel-
che zu ihren Zeiten Deswegen vom langen und
oͤftern Reiten entfianden, weil die Beine ob:
ne alle Unterſtuͤtzung hiengen. Sueton (°)
erzählt, Daß Germanicus, der Vater des Ca:
Tigula, feine gar zu ſchwachen Scenfel da;
Durch zu ftärfen gefucht habe, daß er oft nach
Tiſche geritten, und Magius erflärt dieß
ganz recht dadurch, daß die Beine ohne Steig:
Bügel gehangen haben und beftändig hin und
ber bewegt worden, mwodurch fi das Blut
ftörfer nach den üntern Theilen des Körpers
- bat ziehen müffen.
Man trift auch weder bey Griechen noch
Römern ein Wort an, welches Steigbügel
| bedeu:
(3) lib.I cap. LT p. 129.
(*) De aere, locis & aquis, nad) ber Rranfs
furter Ausgabe in fol. vom J. 1595. * ſect. .
pP. 76. Gr redet zwar beſonders von den
Seythen, die immer auf den Pferden hiens
en, aber er dehnt bald darauf die Bemer⸗
ung über alle fteiffige Reuter aus.
0) Galen. de parvae pilae exercitio cap. 5. De
fanitate tuenda lib. 2 cap. II. Nach der Yas
‚ teintichen von C. Gesner beforgten Frobenis
ſchen Ausgabe claf. 2 p. 98 und 15,
(°) Vita Calig. cap. 3 p. 608.
/
5. GSteigbügel. 107
bedeuten Fönte. Denn ftaffa, ftapia, fla-
phium, ftapha, flapedium, flapeda, und
ftapes find neu gemachte Namen. Den legten
fol Franc. Pbilelpbus, der 1398 geboßs
ven und 1481 geftorben ift (7), wie Voſ—
fius und andere fagen, gemacht haben ‚ um
eine Sache bequem nennen zu fönnen, wel:
che die Alten nicht gefant, alfo nicht benant
haben. Die erften Wörter find älter, wie
man bey Du Cange ſieht, und fie fcheinen
vom Teutfhen Stapf, Staf, gemadıt zu
ſeyn, welches fih noch in Sußftapf erhaß
ten bat.
Vielleicht fält mir nicht allein hiebey der
Mamen ein, den die Zergliederer einem der
Gehoͤrknochen, wegen einiger Aehnlichkeit mit
einem GSteigbügel geben; und wenn Ddiefer
bereits bey den Alten vorfäme, fo würde die
meiner Behauptung widerftreiten. Aber erft
im Jahre 1546 bat der Sicilier, Johann
Philipp Ingraſſias diefen Fleinen Knochen
zu Neapel bemerft, und ihn. gleich ftapes ges
nant. Die ältern Zergliederer haben ihn gar
nicht gefant (°). Ä
| Mont;
(7) Von diefem Philelphus f. Fabricii bibliotk.
med. & inf, aetatis. V p. 845.
(?) Die Geſchichte dieſer anatomifchen Entdek⸗
kung liefet man von Ingraſſias — ge⸗
chrie⸗
108 5. GSteigbügel.
Montfaucon meint, vor dem Gebrau⸗
che der, Sattel hätten Steigbügel nicht moͤg⸗
lich ſeyn fönnen, weil diefe an jenem jeßt be:
feftige werden. Uber diefer Schluß ift wohl
nicht ganz richtig. Man hätte ja nur Die
GSteigbügel an Riemen über das Pferd henken
fönnen; beym Auffteigen hätte alsdann nur
jemand den Riemen auf der andern Seite fe
halten dürfen, und beym Reiten felbft hätten
fie auf diefe Weife faft fo aut als jeßt die
Füße unterftüßen fönnen. Go viel .aber ift
gewiß, daß das Auffteigen ehemals etwas
leichter als jeßt gewefen ift, da es durch die
hohen Sattel erichweret wird; auch ift es
wahrfcheinlih, daß die Steigbügel bald nad
Erfindung der Sattel aufgefommen find. Die
fe bisher vorgebrachten Gründe gewinnen
noch viel an Gewicht, wenn man die unbe
quemen Hülfsmittel der Alten aufs Pferd zu
kommen, erweget, die fie gewiß nicht ges
Braucht hätten, wenn fie unfere Steigbügel
gefant hätten.
Die
ſchrieben in J. Douglas bibliographiae anato-
micae [pecimen. Lugd. Bat. 1734. 8” p. 186.
. Einer namens Columbus hat fich diefe Ent>
decfung zueignen wollen, daß fie aber dem
Ingraſſias gehört, beftätigt Sallopius zu—
verfichtlicy in Obfervar. anatom. In Fallopii
operibus editis Francof. 1606. fol. * pı 365:
Deus gloriofus fcit Ingrafliae fuifle inventum.
5. GSteigbägel, 109
Die Römer verlangten von jungen und‘
gefchickten Reutern, fich ohne alle Beyhülfe:
aufs Pferd ſchwenken zu fünnen (?). Um
fie darin zu üben, ftanden hölzerne Pferde;
auf dem Martis: Plage, worauf die Lehrlin⸗
ge anfänglich unberwafnet, hernach mit dem:
Waffen rechts und linfs auf: und abfteigen
lernen muften ('9). An manchen öffentlis
chen Orten, vornehmlich an Heerſtraßen, was
ren Steine geſetzt, woran der Keuter fein
Pferd binziehen konte, um defto leichter aufs
zufißen. Solche Steine ließ Gracchus z. B.
feßen (7); und man bat ſie auch noch im
ſechs⸗
. (2) Virg. aeneid. 12, 288: - -- corpora faltu
Subiiciunt in equos.
(7) Vegetius de re milit. 1,18: Non tantum
a tironibus, fed etiam a "Ripendiofis militi-
bus falitio equorum diftridte femper eſt ex-
acta. Quem vfum. vsque ad hanc aetatem,
licet iam eum diffimulatione, perveniffe ma-
nifeftum eft. Equi lignei hieme fub tedto,
aeftate ponebäntur in campo. Super hos iu-
niores primo inermes, dum confuetudine
pröficerent, demum armati cogebantur alcen-
dere. Tanfaque cura erat, vt'non folum a
dextris, fed etiam a finiftris & infilire & de.
ſilire condifcerent, evaginatos etiam gladiog
vel contos tenentes. Hoc enim aflidua me-
ditatione faciebant, fcilicet vt in tumultu
proelii fine mora afcenderent, qui tam ftu-
diofe exercebantur ‘in pace,
@ Plutarchus vira C. Gracchi p. 838. —
api-
mo 5. Steigbügel;
fehszehnten Jahrhunderte in manchen Städ:
ten gebabt; vornehmlich am Rathhauſe, da;
mit Die Rathsherren, die damals noch nicht
in. Kutfchen fuhren, fondern zu Rathe ritten,
fich derfelben bedienen Fonten. In diefer Abs
ficht find noch dergleichen im J. 1502 zu
Frankfurt an der Römer - Thüre aufgemauert
worden (!?). Doch jeßt find fie in England
an vielen Orten anzutreffen, und am meiften
dienen fie dort dem Frauenzimmer ('3).
Wenn eine fcherzbafte Inſchrift ale ift, fo
fcheinen folde Tritte oder Schemel fuppeda-
nea geheiflen zu haben, aber diefes Wort koͤmt
fonft nicht vor ('*).
| Bor:
lapides modiecis inter fe intervallis hine inde
fecundum viam difpofuit ; quibus equitantes
fine fubiicibus ephippiarüis confcenderent
commodius equos. wc ein badlws rölg Immo
Exovos Emißawvsv &m' nurwv, avaßoilug un
deouevoig.
MD — Chronike der Stadt Srankfurt |
| . 33.
= Fr Reiſe nach Sem nördlichen Ame:
‚ via I ©.34 und II ©. 355.
(7) Man findet fie in Thom. Porcacchi fune-
rali antichi. Venet. 1574. fol. p. 14.
— Dis pedip. ſaxum
— Ciucise dorfiferae & cluniferae
vt infultare & defultare commodetur,
Pub, Craſſus mulae fuae Craflae bene ferenti
fuppedaneum hoc cum rifu *
Hier
5. Steigbuͤgel. BE ;:
Vornehme oder reiche Perfonen hatten eis
gene Reitfnechte, welche ihnen auffteinen hel⸗
fen muften, und dieſe hießen @vaßorsis, Ura-
tores (19). Man hatte auch tragbare Sche⸗
mel, die man neben das Pferd flellen Lich,
wenn man auffteigen wolte. Dieß bar zu
der grauſamen Gitte Gelegenheit gegeben,
daß der überwundene Feind fich neben dem
Pferde des Siegers niederwerfen mufte, das
mit diefer auf feinen Rücken, mie auf einen’
Schemel, treten konte, um defto leichter auf:
jufißen. So fchimpflich behandelte der Per:
fifche König Sapor den Kayfer Valentir
nian (19). Es waren auch wohl Pferde fo
abgerichter, daß ſie beym Auffteigen niederz
knieten (17). Die Krieger hatten an ihren
Spiefen oder tanzen einen Abſaz oder Ha:
BR auf den fie * Aufſi tzen mit dem eis
nen
Hier fcheint Dis pedih, das Dis manibus und
faxum das gew —5 vorſtellen zu
ſollen; fo wie das bene ferenti flat bene me-
renti ſteht.
.C5) Lipfius de milir, Rom. p. 190. Pitisci
lex. antigq.
(28) Eutrop. IX, 6. Victor epir. 46. Trebell.
Pollio »ira Palir. Hofmanni lexic. Artikel:
Calcandi hoftium-corpora ritus p. 642.
c?) Sttäbo III p. 248 edit. Almel. erzählt
dieß von den Spaniern. Silius Ital. X, 465.
Jul. Pollux I, II. Dio Nicaeus in: Augafto,
*
112 5. Steigbügel.
nen Fuße traten (13), Winkelmann bat
“aus. der Samlung des Baron Scoſch einen
gefchnittenen Stein befchrieben, worauf ein
Reuter vorgeftellet ift, wie er den einen Fuß
auf den Hafen des Spießes feßt, um auf:
zufteigen (19), und nach einer alten .Zeich:
nung zu urtbeilen, war an der Lanze auch
wohl nur eine lederne Schleife befeftigt, wor:
in. der Fuß gelegt ward. ‚Das nennet Xeno⸗
pbon mo doeuros dvamıdar.
Unter denen, welche die Steigbügel bey
Den Alten zu finden geglaubt Haben, hat -fich
Feiner geöblicher geirrt als Bealeorus War:
tius (2°), Er laß beym Lucterius (2!)
unrichtig, und überfeßte das unrichtig gele-
fene Wort noch unrichtiger. Magius und
andere haben eine Inſchrift, worin, der Steig⸗
Bügel ganz Deutlich gedacht wird, für ächt ger
hal:
Es) So verſteht Lipſi us das, was Livius IV,
19p. 934 von Cornelius Coffus fagt: quem
cum ictum equo deieciflet, confeftim & ipfe
hafta innifus fe in pedes excepit.
(?) Man findet‘ beyde Zeichnungen auch bey
Berenger Tab. 8. Fig. 3 u. Tab. 4 unten.
(2°) de promifcua dodr. cap. 28. |
(?*) lib, V, 1296 ſteht: Et prius eft reppertum
in equi confeendere coflas. Xber Moertius
laß clofris, und. meinte cloftra ſey die gries
Kurs Benennung einer Reiten, 4 die. — —
..cx ik. ; werd
5. Steigbög. 113
rd und fie, weil darin die heidnifche Ue⸗
jerfchrift D. M, (diis manibus) vorfömt, in
die erften Jahrhunderte unferer Zeitrechnung
efeßt (22). Aber Menage (?3) und ans
* haben ſchon bemerkt, daß dieſe Inſchrift
in neuern Zeiten erdichtet worden, und zwar
nach groſſer Wahrſcheinlichkeit von Franc.
Columna, der in der Mitte des fehszehnten
Jahrhunderts gelebt, und fich zuweilen, Po:
liphilus genant bat (?*);. fo wie’ fie denn
auch von Gruter unter die untergefchodenen
Inſchriften gerechnet worden. ben fo un;
Acht ift Die Silbermünze, worauf KayferCon:
flantin zu Pferde mit Steigbügeln erfcheings,
MWagius führt aus den Briefen des im
J420 gefterbenen Hieronymus folgende
Worte an: fe cum quasdam accepit litterag
iumentum confcenfurum , iam pedemi hä-
buiffe in biftapia, Diefe Worte find von vies
len wiederholee worden, und man muß frey⸗
lich glauben , daß der, von dem fie gefchries
ben find, Etrigßügel gedacht hat, Aber, Ma:
gius führte fie nur aus dem Gedaͤchtniß an,
2 Pen * ee rg
- (22) In der Inſchrift foll ſtehen: cafu defiliens
- pes haefit fkapiae. trans interij,
0) Menagiana. Patis 1715. IV pag. 83.
. €) Bon diefem Columna f. Fabricii bibliorh.
med. Wöinf, aerasis 1 pag. 1131.
HL Theil. een H |
114 Steigbügel.
und fagte daben, fi memoria non labat. Aber
das war eben der Fall. Denn jene Worte
fieben nicht bey Hieronymus, und Magius
"mag fie bey einem andern Schriftfteller geles
fen haben (2°).
. Die erfte unzweifelhafte Erwähnung dee
Steigbügel ift, noch zur Zeit, fo viel ich fins
den fan, in des Mauricius Buche von der
Kriegsfunft, wo der Verfaſſer fagt, die Reu:
ter müften am Sattel zwo eiferne axarxs ha:
ben (25). Diefes Buch wird jegt algemein
Dem Kanfer Mauricius zugeſchrieben, alſo
in das Ende des ſechſten Jahrhunderts geſez⸗
jet, und es ſcheint auch damwider fein hinlängs
licher Beweis zu feyn, daß darin ſchon der
Türken, Franken und Longobarden gedacht
wird. Die erflern waren Damals befant ger
= | | nug,
(25) Aquino ſagt, ſchon Pollux I, 11, 215 p.
130 habe Steigbuͤgel genant. Syn der Ueber⸗
ſetzung findet man fie auch: cum equo infe-
deris, nequaquam femora ad. -equi latera
tomprimas, fed pedes laxos habeas, flanti
fimilis. Stapedes enim magis ad ftandum,
quam infidendum parati funt, Aber im Gries
chiſchen finde ich fie nicht. zu) y&o 7 loxus
aAcov Emil Toy doryaorav, Mimi Toy nass-
Sonevoy. So gar in der neueften Ausgabe
iſſt hierüber nichts gefagt worden.
(2°) Mauricii ars miliraris edita a Joh. Schef-
fero. Upfaliae 1664. 8* pag. 22. xp7 Exsıy
dis rag aeiag andAug idnpas din
5 Steigbügel Fr; 115
nug, denn ſchon Juſtin, der zweyte oder der
jüngere, hatte mit ihnen Frieden gemacht ; die
tongobarden machten ſich ſchon in der Mitte
diefes Jahrhunderts befant, und Die Sranfen
fante man noch länger (27). » Eben diefelbis
gen Worte hat auch Kayſer Leo VI, welcher
am Ende des neunten Jahrhunderts lebte, in
fein Buch von der Tactik eingerüsft (23).
Moch deutlicher ift eine andere Stelle des .
Mauritius (29) und des Kayf. Leo (*),
| ' V wo
(27) pag. 253. rouoxoi, Ppayyos Aoyys-
Be dos. Uber doc) noch nicht Franzofen, wie
in Algen. Weltbiftor. XIII ©. 342. überfeßt
ift. Offerhaus hifler. vniuerſ. p. 361,365.
' (28) Leonis ta&tica edit. Meurfii cap. 6 $. 10
pag: 57. dis da rag osAhdgı dvo audAas vr-
(32) Lib 2: cap. 8 p. 64. vr faeile conftendere
deputati equos poflint fuos, fimul stque illi,
qui vulnerati vel delapfi funtex equis, opor-
tet duos ftapedes (6x#Ax5) häbere deputatos
" ad finiftram partem fellae, primum ad ipfius
curvaturam, ſieut vulgo fieri confuevit (rmv
ulav woog 77 novpßy , wc %Iog di), alte-
zum ad partem eius extremam — Fr nv dl-
Any mo0c Th omısYondvpfn); ve fi duo equum
| ———— — ER ipfe & älter qui
‘ pusnare amplius- non poteft, vnus quidem
‚per ftapedem , qui eft circa carvaturam, in
'eum enitatur, alter vero per eum, qui in
parte extrema. Kovpßr, »öVpßiov it der Bors
dertheil und. omioYonoupßy ober omiaFonovp-
2 Bıiov
i up”
116 . 5. Steigbügel.
"wo nämlich gefagt wird, daß die Deputati,
welche die verwundeten Reuter aus dem Trefr
fen bringen muften, an der linfen Seite des
Mferdes zween Steigbügel, den einen am voͤr⸗
deren , den andern am hinteren Theile des
Sattelbaums, haben folten, damit jeder eis
nen Berwundeten hinter fich aufs Pferd. neh⸗
men koͤnte. Daß num diefe axaAus. wahre
Steigbuͤgel feyn muͤſſen, dawider läge ſich
wohl fein gegruͤndeter Zweifel erregen, "und
deswegen glaube ich, daß man dieſes Wort
und andere ähnliche Benennungen. bey noch
jüngeren Schriftftelleen ficher in eben diefer Be⸗
deutung nehmen Fönne; zumal wenn die Ne⸗
benumftände, die dabey vorkommen, Diefe
Vermuthung, mehr zu beftärfen, als zu wis
derlegen fcheinen. we
Iſidor im fiebenten Jahrhunderte fagt:
(canfuae, ferrum, per quod equus fcanditur;
imgleichen: Aftraba, tabella, in qua pedes
- | re-
Bıov der Hintertheil des Sattelbaums. Meur⸗
ſius meynt, das Wort ſey croupe der. Frans
zofen, aber Scheffer in feinen Anmerkungen -
zum Mauricius ©. 401, 425 zeigt, daß es
von .curvum abftammet. Syn den Gloflis Ba-
ſil. ſteht: 7& EvAlnın Ns aekag novpßıx Ag-
Yovral, wg nzumüia. Ligna fellae dieuntur
curbia, quia funt incurva.
(*) Taäica cap, 12 $. 53 pag. 150, wo biefels
‚ bigen Worte vorkommen.
5. Steigbuͤgel. 117
requieſcunt (20), wo unter beyden Benen⸗
nungen Steigbuͤgel zu verſtehn ſind. Der
Grammatiker Leo im Anfange des zehnten
Jahrhunderts (3T) nennet fie, wie Mauri—
| eins,
2 Bende Stellen führt Du Lange ex Glof-
is Iidori an. Aber das legte Wort hat auch
den Bogen am Sattel bedeutet; denn Suis
006 fagt: K&spaßy, To Emil rwv Edırmlav
£vlov, 6 uperoücıv di nadelousvo; lignum,
guod eft in ephippiis, quod feffores-tenent.
Diefen Bogen meint Katf. Frider. Il de arte
venandi II, 71 p. 152, wo er fagt, wie ber
Falfenirer auffteigen foll: ponat pedem vnum
in ftaffa fellae, accipiens arcum fellae ante-
riorem cum manu fua finiftra, fupra quam
iam non eft falco, pofteriorem sutem cum
dextra, füper quam eft falco; - - - Aber
bey Nicetas in Manuel Comnen. lib. 2 p. 63
bedeutet das Wort den ganzen Sattel. Denn
ald die Schthen durch den Fluß -fegen mols
ten, legten fie ihre Waffen auf den Sattel
(asp&ßnv), faßten die Schwänze der Pferde
an, und fo ſchwommen fie hindurch.
(?*) Leonis grammatici chronographia, bie in
der Parifer Samlung der Byzantinifchen Ges
fhichtfchreiber mit Theophanis chronograph.
1655. fol, gedruckt if. S. 470, wo der Tod
eines Mörders des K. Michaels, in derMits
te des neunten Jahrhunderts, erzählt wird:
Texwßlrdng nuvnyWv nere roü Bucıhdws Ev
ro DiAomarlw , rod ElDous durw Enmeodvrog
nareliuv ToU Immov dom duroö, Tod modog
Kurou un DIdcavros 77 yy Emıßävar, dAkc
roũ Er&pov npurmJevros Ev Try ondie, Ipon-
93 Ä Jeic
118 5. Steigbügel.
cius, ſealas. Suidas, der ungefähr im zehn⸗
ten Jahrhunderte ſchrieb, ſagt avraßoreus
heiße nicht nur ein Reitkaecht, der beym Auf⸗
ſteigen huͤlfe, ſondern auch das, was bey den
Römern fcala hieße (3?). So wie wir den
Scemel, woran wir die Stiefeln abziehen,
einen Stiefelfnecht nennen, weil er daben
den Dienft des Kuechtes leifter, fo ift auch
jenes Wort, welches anfänglich nur Dem Reit:
knechte gehörte, dem Steigbügel gegeben wor⸗
den, ‚der einen Dienft des Reitknechts leiſten
konte. Suidas führe zum Beweife der le:
teen Bedeutung eine Stelle aus einem unges
nanten Schriftfteller an, die fagt, daß ‘af:
fias noch im Alter ohne avaßoreus ſich aufs
Pferd ſchwenken Fönnen (33). Lipfius meint
die Stelle im Appian (?*) vom Könige Ma⸗
fanif:
gels 6 Immos diesupev aurov - -- Jacobit-
zes inter venandum vna cum imperatore ad.
Philopatium gladium in terram lapfum leva-
turus ex equo defiliit; cumque pes eius ter-
ram nondum attigiffet, altero in penfili fcan-
dula retento, perterritus equus, arrepto
curfu per valles & praeeipitia traxit & mem-
bratim difcerpfit.
(??) dvaßoksus, ax 7 mape Pwpsig Asyope-
vy an&lax, Anaboleus etiaım ea, quae Ro-
manis Scala dicitur.
03) & d& Maoolzg ynpkoag Immov xwpig ave-
BoAkwg Em&ßxıvev. Maflias cum fenuiflet, in
equum fine fcanforio inftrumento confcendit.
(34) de bellis Punicis edit. Tollii pag, 107.
5. | Steigbägel. 119
faniffe gefunden zu haben, ‚und da brauche
man. von. der.erften Bedeutung des Worts
nicht abzugehn. Wahrfcheinlich Hat fich auch
Suidas geirret, wenn er ſchon dem Mafiniffa
Die Römifchen oxaAxs gegeben hat, der fie
freglich noch nicht fennen Eonte. Aber daß.
die Stelle aus Appian fey und Maſaniſſa
ftat Maſſias zu Iefen fey, „das ift doch nicht
mehr als eine Vermuthung; und darin hat
Guidas wenigftens nicht irren koͤnnen, daß
die Römer fich zu feiner Zeit der ſcalarum
bedient haben. Lipfius batte inzwifchen auch
nicht ganz Unrecht, daß er. diefe Stelle des
Suidas für fich allein nicht als ein binläng:
liches Zeugniß von Steigbügeln gelten laſſen
wolte, nämlich weil ihm nicht das noch Altes
te und deutlichere Zeugnif des Mauricius be:
fkant war. Noch deutlicher redet fehon Eu—⸗
ſtathius, der Ausleger des Homers (?°),
Der. aber zu verſtehn giebt, daß die Steigbuͤ⸗
gel fo gar noch nicht zu feiner Zeit, das ift
im zwölften Jahrhunderte, ganz algemein ges
weſen
(3°) Odyff. I, 155: 'AyxßoAsis ou νον ro
cidnpıov w ToUs modus Evrıdevres EDimmo yl-
vovrdi TiVeg, dAAK ui Lviawmog ds dis Tol-
oũro Zoyov zagvrovpy&. Anaboleus non fo- .
" lum ferrum illud minutum dicitur, cui pe-
des imponunt quidam, vt infcendant com-
modius; fed etiam vir ipfe, qui ad tale opus
adiutat, PEN
24
129
\
5. Steigbuͤgel.
weſen find. Auf einer Tapete aus dem eilfi
ten Jahrhunderte, welche Wiontfaucon hat
in Kupfer ſtechen laflen, fommen fie an allen
Mferden vor (*). Aimonius hennet fie fcan-
dilia (3°), und im zwölften Jahrhunderte
koͤmt die Benennung ftaffa ſchon ſehr oft
und ohne allen Zweifel in dieſer Bedeutung
vor (37). Damals in dem abergläubigen
1
Zeit:
: (*) Monumens de la. monarch. „Frangoife I
tab. 35.
(26) Aimonius de miraculis ſ. Benedicti II, 20:
A quibus & fella öftendebatur, quae dilapfa
cum equo fuerat, cnius feandilia quamvis
nova, & antelam fuis impatiens pedibus ipfe
disruperat. |
(7) Epiftola Alexandri PP. apud Radulfum de
Diceto an. 1177. ee cum afcenderemus pale-
fridum noftrum, flaffam tenuir. Idem an. 1170:
cum rex & archiepifcopus ſeceſſiſſent in par-
tem, bisque defcendiffene , bis flapham rex te-
nuit archiepifcopo. Fridericus II de venat.
lib. Icap. 71: deinde ponar pedem [uum in flaf-
fa felae. Aus Du Lange. In Siegen kom⸗
men Steigbügel, fo wie Sporn, im eilften
Sahrhunderte ſelten, im dreyzehnten häufiger
vor. Man ſehe P. W. Gerken Anmerkun⸗
en über die Siegel. Stendal 1786. in 8.
heil 2. Heineccius de Ahgillis p. 205. Ich
will nod) anmerfen, daß Cälius Rhodigin.
XXI, 31 p. 1909 ſich geirret hat, da er gefagt,
Avicenna. habe die Steigbügel fublellares ges
nant. Licetus de lucernis p. 786 hat ges
wiefen, daß der Araber nur von einer Beklei⸗
dung der Fuͤße wider den Zroft geredet hat.
sm Steigbügel. 12:
Zeitalter, gieng der graͤnzenloſe Stolz der
Geiſtlichen bekantlich ſo weit, daß ſie ſich die
Steigbuͤgel von Kayſern und Koͤnigen halten
ließen (22). Gleichwohl blieb es lange noch
ein Vorzug, auch ohne Steigbägjl gut und
ficher reiten zu fönnen; wenigſtens lobt Phi⸗
les den Cantacnzenus desfals Er:
238) Benfbiele hat Du dings; beit fir
nen Anmerkungen zu Cinnamus ©. 47%
und dieſe hat er noch mit m mebrern b
in feinem Mörterbuche VI &. dgr. Rt
auch an den Wagen keine Tritte waren, fb
war an jeder Seite eine metallene oder hoͤlzer⸗
ne, Kugel oder ein Apfel angebracht, woran
fih der Einfteigende hielt, Ka ſich alsdann
von Bedienten helfen ließ. Dieſe muſten auch
heben Bi Ge nieherwerfen , damit der Herr
i en treten foute. S. Conftan-
Pi Mn, aulae By 242. A,
6. und p. 405. B, 3 und ne: den Ans
merkungen pag. 135. j
(??) In Cantaduz, edit. Wernsdorfii. Lipfiae
1768. 8 ® pag. 218, ber bie ‚Bteigbügel uÄi-
— fcalas ‚ nennet.
122 6. Bufeiſen.
ö ä Vο.
6.
Hufeiſen.
s laͤßt ſich voͤllig beweiſen, daß ſchon die
alten Griechen und Roͤmer die Hufe ib:
res Zugviehes durch einige Bekleidung wider
DBefhädigungen zu fichern gefucht haben; aber
unſere jetzt üblichen Hufeiſen, welche aufges
nagelt werden, find viel fpäter erfunden wor:
den (1). Ariftoteles (2) und Plinius (2)
| | fagen,
(2) Unter den mir befanten Unterfuchungen über
das Alter der Hufeifen, find folgende die vors
nehmſten.
Pancirollus de rebus deperditis II tit. 16 p. 274.
J. Voſſius in Catulli opera. Ultrajecti 1691.
4* p. 48. |
Lexicon militare auctore Carolo de Aquino.
Romae 1724. 2 Theile in fol. * II pag. 307.
In der neueiten Ausgabe von Sabric. biblio-
graph. antiquar. p. 812 ift unrichtig gefagt
mworden, daß der andere Theil dieſes Werts
nicht gedruckt fey. j
Gesner im Regifter zu ben Audoribus rei
rufticae. Artif. Soleae ferreae. |
Montfancon in Antiquit& expliquée. IV liv. 3
p. 79 *.
2 Le
6. @ufeifen 123
fagen, daß man den Kamelen im Kriege und
auf langen Reiſen Schuhe angelegt, und ers
ſterer nennet diefe eben fo wie Damals die aus
ftarfem Ochfenleder gemachten Schu e, oder
vielmehr Soden oder Sohlen, des gemeinen
Volks genant wurden; auch srauchen beyde
dabey das Wort, welches überhaupt von
Anziehen dee Schube gebräuchlich war. Wenn
das Zugvieh, ſonderlich die Ochſen, Scha⸗
den an Hufen hatten, . fo.gab man ihnen
Schuhe, die aus einer hanfartigen Pflan;
ze (*) geflodpten waren (9). Freylich *
— —— zur
Mare yet aan
Le Beau in Memoires de Pacad, des infeript.
39 p.538. 9 ———
‚Archaeologia, or miſcellaneous tracts relating
to antiquity. Lond. 4775.4* 35 u. 39.
(#) Hiftor. anim. II, 6 p. 165 nady Ecaligers
Ausgabe. 6 68 woug dsı nerwder VETZRZELR
worep nel berav Eparwmv. did wol rec dic o-
Asuov lodoag vroddovni nepßarlvac, orav
&kyjowew. Pedis plants carnofa , velut vr-
fis. Itaque in bellorum expeditionibus car-
batinis calciant, cum dolore afficiuntur. Als
ſo nicht einmal jederzeit, fondern nur wenn
die Züffe zu leiden anfiengen.
(°) hi. mar. XI, 43 p. 640: vefligio carnofo,
. vevrli; qua de caufla in longiore itinere ii-
. ne calciatu fatiscunr.
'(*) Die Pflanzennamen der Alten gründlich zu
erklären oder mit völliger Ueberzeugung fnftes
matiſch zu beftimmen, das ift fo leicht “
, ‘ a
124 & Sufeifen:
dieß alsdann wohl nur ein chirurgifches Ver:
band, aber auch außer SKranfheiten waren
| dieſe
daß es nur ſo nebenher in einer Anmerkung
geſchehen koͤnte. Inzwiſchen will ich doch
über ſpartum bier einiges beybringen, wel-
ches vielleicht dem, der darüber Unterfuchun:
gen anftellen will, zum eriten Anfang Dienen
fan, Dffenbar werden unter jenem Namen,
vornehmlich bey den Griechen, verfchiedene
Pflanzen verftanden, welche fich nach Art des
Leins und Hanf, verarbeiten und nutzen laf
fen, und oft fcheint eö der algemeine Namen
folcher Gewächfe gemwefen zu feyn. ber die
Griechen verftehen darunter gemeiniglich ets
nen Strauch, beifen ſchlanke Hefte zu aller:
ley Koͤrben geflochten und deſſen junge Zwei⸗
ge, wie Hanf, zugerichtet und verarbeitet wer:
den fünnen,, und diefer ift, wie fchon al:
te Botaniker richtig bemerkt babeh ‚ Spar-
tium janceum oder die binfenartige Pfrie-
me, die im Morgenlande und im fiidlichen
Theile von Europa, auf trockenem, fonft uns
fruchtbarem Boden wild wächft. Diefe Pfries
me ift die, welche in Comment, inftituti Bo-
nonienfis IV p. 349 und VI pag.. 118 befchrie=
ben und empfohlen worden. Der franzöfifche
VUeberſetzer dieſes Aufſatzes in Journal &cono-
mique 1758. Novemb.. bat darin fehr geirret,
da er gemeint, fein Schriftfteller rede von
dein auch in unfern Maldungen wilbwachfen:
den Brahm, Spartium fcoparium. Das Spart.
junceum hat neulich auch H. Brouffonet in
Mö£ınoires d’agriculture par la fociet& de Pa-
ris. 1785. Trimeftre d’ automne pag. 127 un:
ter ben Namen Genet d’Efpagne anzubauen
| anges
6.Bufeiſen. Tr
diefe Schuhe vorzüglich bey den Maulthieren,
die in ältern Zeiten mehr ls jeßt zum Rei⸗
| — — I Re
angerathen und di m⸗ amigfa
deſſelben erzähl * liederla
nehmlich um Lodébe, mach
\ gder 3 ir
die Ark,
Geniftam
A
J —
wird ‚ als Pli⸗
ſtarker Handel ſo gar nach Indien getrieben
wird/ wo fie auf den heiffen, fteinigten oder
— gute Dienſte leiſten. Von
dieſen Binſen findet man die beften Nachrich»
‚ten in hiſtor. plantar. rar, pag. CCXX;
| in Löflinge maisbefürcipung. Berlin 1776.
1898. 169; in Bobedis Reife ©. 18, und
in Parifer Schauplag.der Rünfte B. 9,
imgleicyen Eneyclop&die methodique. Manu-
factures par Roland de la Phiiere, Artikel
22 Spar-
”
J
r NS
.
126 6 ZBufeiſen.
ten dienten, gebräuchlich ; und vornehme Per:
fonen fcheinen diefe Schuhe fehr Foftbar ge:
macht zu haben, wie ein Paar von Gefchicht:
ſchreibern aufgezeichnete Beyfpiele der übers
triebenen Verſchwendung bemeifen. Nero
fuhr auf Fleinen Reifen allemal mit Maulthie⸗
ren, die filberne Sohlen hatten (°); und
feine Gemalinn, die Poppäa, fogar mit gol:
. denen
Sparte... Ob nun die Alten die Sohlen für
dad Zugvieh aus Spartium junceum, oder
aus Stipa tenacifiina gemadt haben, das
wage ich noch) nicht zu entfcheiden. Vermuth—
lich haben die Griechen das erftere, und die
Römer das legte dazu gebraucht, und es vers
dient vornehmlich hier angemerkt zu werden,
daß man noch in neuern Zeiten in Afrika bey
Feb aus einem Sparto Pferdeſocken macht,
wie man aus Joan. Leonis Africae defcriptio-
‚ ne. Antverpiae 1556. 8“ lib. 3 pag. I2o. b.
weis. Er fagt: Quosdam reperias, qui fpor-
tas certosque funiculos parant, quos Africa-
' ni equorum pedibus addere folent; wiewohl
auch allerdings dort Hufeiſen gebräuchlich
find, wie S. 96. b. ausbruͤcklich gemeldet ift.
(°) Golumella VI, 12, 3: fpartea munitur pes.
VI, 15, 1: fpartea calceata vngula curatur.
Vegetius I, 26, 3: fpartea calciare curabis.
und II, 45, 3. Galen. de alim, facult.I, 9:
omaprog EE ou mAgnovos Umodypa TR Ümolv-
yloss. Alſo wohl nicht dem Franken Viehe
allein ? . |
(©) Sueron. vita Neronis cap. 30 p. 69: Nun-
quam carrucis minus mille feciffe iter tradi-
. tur, foleis mularum argenteis,
6 Bufeifen. 127
denen (7). Es laͤßt fich zwar nicht errathen,
wie diefe Sohlen gemacht worden, aber aus
einem Ausdrucke des Dio Caffius läßt ſich
vermutben, daß nur der öbere Theil aus dem
edien Metalle gemacht, oder vielleicht daraus
geflochten geweſen iſt )
Arrian rechnet zu dem Reitzeuge eines
Eſels ebenfalls dieſe Sohlen (9). Xeno⸗
phon (19) erzähle, daß gewiſſe Aſiatiſche Voͤl⸗
| | | fer
(Jr Plin. XKXIU, 11 pag. 629: Noftra aetate
Poppaea coniux Neronis prineipis delicatio-
ribus iumentis fuis foleas ex auro quoque in-
duere. Daß hier Maulefelinnen zu verftehen
find, beweifet Scheffer de re vehicul. VIII,
91.0. . ee
(?) Dio Cafhus. oder 'Xiphilinus LXII, 28 pag.
+ 1024: Tag Npldvous Tag Kyovong auryv Eml-
xpvow omaprie vmodeioyo. mulas, quibus
‚.agebatur, habebat aureis foleis calceatas.
EComwmodus ließ fogar die Hufe eines Pferdes
vergolden; Dio Caf. LXXIII, pag. 1228:
roœc OmAdc Krraxpvouioag. |
(2) Commentar. in, Epidtetum, lib. 3. nach
der Ausgabe von Coln 1595. 8 * p. 366:
ray &nkıvo ovapıov j, TaAAR ylvercı Kalı-
vapıc röU ovaplov, ORyudrın, Umodyuars - -
afelli funt freni, clitellae, ferreae calces.
Aber das vorlegte Wort iſt vom Veberfeger.
vrodauoœro von Urodew, fubligo. |
(#9) Xenoph. de Cyri min. expedit. p. 228:
diddonsı d nwudpxns vepl raus modus ray Im-
| LI
128 6. Bufeiſen.
fer die Gewohnheit hätten, ihren Pferde,
wenn hoher Schnee lege, Soden über die
Füße zu ziehen, weil ſie fonft, fagt er, big
an den Bauch in den Schnee fallen würden.
Sch weis nicht, wie dieß Dadurch hat verhüs
tet werden Fönnen, und mir ift es glaublicher,
daß es gefchehn ift, um die Füße zu (chüßen,
die fonft mund geworden wären. . So ma:
hen es die Ruffen in einigen Gegenden mit
ihren Hunden, die ihre Schlitten ziehen müf;
. fen, 3. B. in Kamtfchatfa und auf dem Eife
beym Fange der Seehunde. Den Hunden
werden Schuhe angezogen, die an den. Züßen
feft gebunden werden, und die fo gemacht
find,. Daß Die Zehen. durch Fleine mit Fleiß
jemachte Löcher bindurchgehn (T!). Sehr
det müffen die Sohlen denn Römifchen Zug:
viehe nicht gefeflen haben, weil es fie Teicht
| in
mov nal rav Umoluylwv, oannla wepdeiv,
örav α TG K:0v0G Kymaıv. Kur de TWVv oRXä-
xlwv muredevovro pexpı TG yaspöc. Pagi
praefettus docuit, vt per nivofam viam fae-
culis equorum & iumentorum pedes obliga-
rent, quod nudis pedibus ingredientes, vs-
que ad ventrem in ipfas nives defcenderent.
() 3. $. Hermann Beyträge zur Phyſik,
Sefonomie - - befonders der Ruſſiſchen Län:
der. Berlin 1786. 8. Erſter Theil ©. 250.
S. Phyſikal. oͤkon. Biblioth. XIV ©. 459.
Daſſelbige wird auch von Kamtſchatka in Cooks
letzter Reiſe erzaͤhlt. =
6. Sufeifen. 129
- im einem fteifen Kothe verlohr (72); es fcheint
auch, daß fie folche nicht immier auf der ganz -
‚zen Reiſe angebabe haben, fondern-daß fie ihr
nen bey Fothigen Stellen, oder vielleicht wenn
es der Wohlſtand oder die. Pracht: zu verlans
gen fchien, angezogen worden.: Denn der
SKutfcher des Veſpaſians hielt einmal auf der
Reife an, um die Maulefel zu beſchuhen (3).
MR nn Diefe
(7?) Carullus carm. 8; 23: —
J Nune eum volo de tuo ponte mittere pro-
v num, \ »
Si pote ftolidum repente excitare veternum,
' Et fupinum animum in gravi derelinque«
re coeno, — |
_ Ferream vt foleam tenaci in voragine mula.
Hier find alfo die Schuhe von Eifen, Eiſen⸗
drat oder Eifenblech, _ ; u S
‘= ,.(%?) Sueron. vita Vefpaf. cap.’23: Mulionem
Ä . in itinere quodam fufpicatus ad calceandas
mulas ‚defilniffe „ vt adeunti litigatori fpa-
tium moramque praeberet ; interrogavit,
‚Quanti calceaffet? pa&tusque eſt lucri par-
tem. DBefpaftan ſcheint geargmöhnt zu haden,
der Fuhrmann ſey beftochen worden, auf der
Reife anzubalten, und habe dazu den Vor—
‚ wand gebraucht, die Manltbiere zu befchus
ben. Wenn die Maulthiere beſchuhet gewes
fen wären, und der Knecht Hätte nur etwag
an einem Schuhe auszubeffern gehabt, fo wie
unfere Kütfcher auch wohl einmal abfteigen
muͤſſen, wenn ein Strick reiffet oder fonft ein
kleiner Unfall erfolgt, fo würde Sueton nicht
mulas, fondern mulam gefagt haben, Alſo
DI Theil, E ons. der
130 6 ZBufeiſen.
Diefe Schube kommen bey Pferden viel
feltener vor, ohne Zweifel Deswegen, . weil
man fih in dem Zeitalter der angeführten
Schriftfteller, mehr der Maulthiere und der
Efel als der Pferde bediente, welches längft
von Scheffer und andern angemerft ift. Ars
temidor redet von einem befchuheten Pferde,
und braucht dabey diefelbigen Ausdrücke, wels
che andere von anderm Zugviehe gebraucht
haben (12). Winkelmann (17) führe aus
der Samlung des Baron Stofch einen ges
fohnittenen Stein au, worauf jemand den Fuß
eines Pferdes aufgehoben hält, woran ein ans
derer niedergefniet den Schub anzubinden
fcheint. - Aber das find auch alle mir. befante
Zeugniffe von beſchuheten Pferden. Daß fie
im Kriege nicht immer beſchuhet gewefen find,
Ze R oder
— der Kutſcher zog erſt da auf der Reiſe den
Maulthieren die Schuhe an; welches ſchon
Geſner bemerkt hat.
("*) Artemidori oneirocritica. Lutetiae 1603. 4
= lib. 4 cap. 32 p. 220: &do&E rıs Immou Umo-
Öyuara vmodsdeode. Espxrsucuro nal EyEve-
70 immeis.. dudsv yap dıepepsv, 7 Kurovn
rov Busalovra immov ümodsdeoIa: ra Umodı-
‚ gara. Exiftimavit quis equi calciatum fe ha-
bere, militavit & factus eft eques. Nihil
enim intererat aut ipfum, aut equum ipfius
seftatorem, calciatum habere.
(*°) Defcription des pierres gravdes du Baron
de Stofch. A Florence 1760, 4* pag. 16%
6 Sufeifen. 131
oder daß wenigſtens dieſe Socken die Hufe
nicht genug haben ſchuͤtzen koͤnnen, davon
hat man mehr als einen Beweis. Als Mir
thridat Cyzieus belagerte, - mufte er feine
Reuterey nach Birbynien ſchicken, weil die
Hufe der Pferde ganz abgenugt und ſchadhaft
geworden waren (1°). Su der lateinifchen
Ueberfegung dieſer Nachricht liefet man noch
den Zufaß: aus Mangel der Hufeifen; aber
Davon ſteht nicht ein Wort in der Urfchrift,
vielmehr giebt diefe einen ſtarken Beweis ab,
Daß Die Mithridatiſche Armee dergleichen gar
nicht gehabt hat. Eben fo gieng: es bey der
Armee des Aleranders, da bey den ununter:
brochenen Marfchen den Pferden die Hufe
san abgetreten oder abgerieben waren (17),
Ein
(5) Appian. de bello Mithridat, edit. Tollii
‚ Pag. 371: roug © Immovg axpsiouc o rors
Övrac, nal doseveig Ol erpopiev, zul Xw-
Atvovrag EE Umorpißns, &5 BiYuvlav wepie-
mweumey. Equos vero tum inutiles &infir-
mos ob inediam, elaudicantesque folearum
inopis detritis vngulis, averlis ab hoffe iti-
‘ neribus mifit in Bithyniam. Sehr. wahre
ſcheinlich tft Hrn. Schweighaͤuſers Vermu⸗
thung, daß man Uro raßB7g leſen müffe.
(7) Diodor. Sicul. XVII, 94 edit. Weflel. p.
233. xal TWwY BEU inmwv, din Tv Guvexesiav
770 Sdormopiag, TRGS —* ——— Guv-
eßawvs; rwv ds öniwv Ta milıse narsfav-
Ja. equorum ungulae propter itinera nun-
5 - quam
ıRı.
. CunIIy
tur 103
— —
132 6. Zufeiſem
Ein ähnliches Beyſpiel habe ich bey Cinna⸗
mus gefunden, wo auch Die Reuterey der
Pferde wegen zurück bleiben mufte, als wel
che ſehr ſchmerzhaft an den Hufen litten; "ein
Uebel, fagt der Gefchichtfchreiber, welches
die Pferde oft zu befallen pflege (3). —
° Aus allen’ diefen glaube ich den Schluß
ziehen zu Dürfen, Daß die Reuterey der alten
Griechen und Nömer nicht algemein und ins
mer Weberzüge über die Hufe der Pferde'ger
habt, noch weniger aber die jetzt befanten
aufgenagelten — gekant Sg An
| "den
quam — detritae, & armorum —
abſumta erant. Vegetius I, 56, 28 p. 1072
giebt eine Salbe an, quo vngulae nutrian-
fur, & medicaminis beneficio Tubtgefcat nn
itineris dseriverar iniurja.
(3) Foh. Cinnami, de rebus geftis Imperat, edit.
‚Touii. Trajecti ad‘ Rhen. 1652. 4 * ib. 4
p. 194: mxJos yap rı rols duröy wehuecıy
emıyeyovoc, © d7 rw — ETITHNTTENY
EIwWJE yeusı, loxupög Kurovs Emlegev.. . Cae-
teras copias manere in Attalia & equos cu-
rare iufit; nam malum, cui eft obnoxium
equinum genus, plantis pedum acciderat,
graviterquẽ affecerat. Go verlangt’ Vege⸗
tius I, 58 p. 1100. Ruhe für die Pferde nach
einer langen Reife, der Hufe wegen. Me-
mineris vngulas.excrefcendo renovari, &ideo,
interpolitis diebus vel fingulis menfibus talis
‚ eura non deerit , per quam naturae emenda-
tur infirmitas,
6 Sufeifen. _ 133
den Kunftwerten der Alten, an den Leber:
bleibfeln von Perſepolis (!?), an den Geus
Ieu des Trajans, des Antonitis, des Markau⸗
reis und vielen andern finder man fie niemals
ausgedruckt, "und man fan nicht vermuthen,
daß die Künftler fie mir Borfag auisgelaflen
haben, da fie fogar genau die Schuhe der
Goidaten, und die Nägel, womit Wagenräs
der beſchlagen find, ausgedrüct haben. Da:
wider findet auch nicht die Einwendung ftat,
daß die Künftler eben fo wenig Die Doc) das
mals gebräuchlichen Schuhe abgebildet has
ben, und daß fie alfo aus gleicher Urfache die
ebenfals gebräuchlichen Hufeifen vorbengelaf:
fen hätten. Denn diefe Schuhe wurden nur
felten gebraucht; nicht jedes Pferd hatte fie;
und da fie über die Hufe hinauf gezogen und
über denfelben befeftigt wurden, fo hätten fie_
einen Webelftand gemacht, der aber von den
Eifen nicht zu erwarten gewefen wäre. Es
ift wahr, daß in Nom in dem Marteifchen
Pallafte ein erhabenes Bildwerf (bas- relief‘)
27 | vor:
(77) Man findet gar keine Spur davon in den
—— welche Chardin und H. Nie—
uhr im zweiten Bande feiner Reiſebeſchrei—
vung, geliefert haben. Letzterer bat auf dies
fen Umſtand befonders geachtet, und ſetzt ©.
;: 157 außdrüdlich hinzu: Steigbügel fcheinen
.. bie alten Perfer nicht gehabt zu haben, und
, auch Feinen ordentlichen Sattel.
S 3
134 6. Sufeifen-
vorhanden ift, „welches die Jagd des Galians
vorftellet, worauf ein Pferd an einem Fuſſe
ein wahres Eifen hat, daher Sabrerri (?°)
von der Zeit Diefes Alterthums den Gebrauch
der Hufeifen anrechnen will. : Aber Winkel:
mann bat bemerft, daß diefer Fuß von einem
neuen Künftler ergäuzet worden (2%).
Sch gebe gern zu, daß die Beweife, die
von der Michterwähnung einer Sade in den
Schriften der Alten hergeleitet werden, nicht
viel Gewicht haben , ja, oft ganz falſch feyn
koͤnnen. Aber man fage, was man wolle, fo
Bleibe ich der Meynung, daß Polybius, Ke:
nopbon in feinem Buche vom Reiten und
‚von der Reuterey, Julius Dollur in feinem
Wörterbuche, wo er fehr volftändig. alles
Pferdegefchire und Reitzeug genant hat, daß
ferner die Lehrer der Landwirthſchaft und der
Vieharzneykunſt, unmöglich der Hufeifen
nicht hätten gedenfen fönnen, wenn fte folche
bereits gefant hätten. Wer wird denn nicht
von Beſchlagen der Pferde reden, mwenn er
die Wartung und Erziehung diefer Thiere vol
ftändig abhandeln, und die Linfälle und Kran
heiten, welchen fie ausgefegt find, und da—
wider Gegenmittel lehren will? Die vielen
Zufälfe, welche durch fehlerhaftes Befchla:
gen
(*°) De columna Trajani cap. 7.
(?") Pierres grav, du Bar, de Stofch, p. 169.
6. Hufeifen. 135
gen und durch die Eiſen entſtehen, haben ge⸗
macht, daß den Huffchmieden die Behand;
lung aller Pferdefranfheiten überlaffen iſt,
und Vegetius und jeder ander von den alten
Diehärzten folten fie alle vergefien haben!
Es ift wahr, ſie haben auch nicht oft, noch
ausführlid von den Schuhen der Pfers
de geredet; aber dazu hatten fie auch Feine
Deranlaffung, weil dadurch Feine befondere
Krankheiten entfteben Fonten. Da, wo fie
nußen konten, baben fie fie empfohlen, zum
Bemweife, daß auch diefe Schuhe damals nicht
von algemeinem Gebrauche gemwefen find.
Geſner bemerft ganz recht, daß beym Lucian
Wein, der nicht reiten Fonte und die mannig—
faltige Gefahr, der er als Reuter ausgefeßt
feyn würde, Hetrechnete, nur .beforgte, von
den vielen Füffen der Pferde zertreten zu wer—
den; ohne der Gefahr von den Eifen zu ger
denfen; man muß die Stelle ganz lefen, um
die Stärfe diefes Beweiſes zu bemerfen Ce
| | 2 0
' (22). Navigium feu vota. Ich habe nur die
Kleine Bafeler Ausgabe in 12 von 1563 zur
Hand; da fteht die Stelle II p. 840: Nun-
quam equum vllum afcendi ante hunc diem.
Proinde metuo tubicine claficum intonante,
decidens ego, in tumultu a tot vngulis con-
culcer, aut etiam equus ferocior exiftens,
arrepto freno in medios hoftes efferat me, aut
denique oporteat me älligari ephippio, fi ma-
F Sa... nere
136 6. Bufeiſen.
So volftändig man. auch bey mehr als einenr
Schriftſteller diejenigen Perfonen, welche ben
einer Armee nöchig waren, genant findet, fo
oft auch von ihren Pflichten geredet iſt; fo
finder man doch die Hufichmiede gar niche
einmal genant. Solten die Pferde Schuhe
anhaben, fo zog folche jeder feinem Pferde
felbft an; dazu waren aljo Feine eigene Leute
noͤthig; aber. beym Gebrauche der Hufeifen
find die Huffchmiede unentbehrlich,
Weil fie unbefane waren, fo haben fih
eben deswegen die Alten fo fehr bemüber, Pfer:
de mit fehr feften, ftarfen Hufen zu erhal—
ten (*), und haben aus Derfelbigen Urfache
allerley Mittel angemender, die Hnfe zu bärs
sen und dauerhafter zu machen. Dergleichen
haben Xenophon (23), Vegetius (2*) und
andere angegeben. Freylich fcheint es ung
fonderbar zu feyn, daß der Gebrauch der Eis
| fen
nere fuper illud debesm, frenumgue tenere.
Wären Steigbügel am Pferde gewefen, fo
Hatte er auch gefchleift werden koͤnnen.
(*) Bey Jeſaias V, 28 werden fteinharte Hu⸗
fe der Feinde genant, um diefe ſehr fuͤrch⸗
terlich vorzuſtellen; und Jeremias XLVII, 3
redet von [aut toͤnenden Hufen. Man lefe
Bochart hierozoic. I p. 160.
(*?) de re equeftri cap. 4. p. m. 599.
(**) Lib.1 cap. 56, 2 und ‚cap. 28 u. 30, pag-
1069, 1072; auch II, cap, 57 U. 58 p. IIoo»
. 6 Zufeiſen 137
ſen ſo lange unbekant geweſen ſeyn ſoll; aber
ein kuͤhnes Unternehmen war es doch zuerſt,
den Thieren unter den Fuͤſſen Eiſen anzung⸗
geln; und ich weis nicht, ob nicht mancher
geſcheuter Mann aus unſerm Zeitalter die
Moͤglichkeit bezweifeln moͤchte, wenn er jetzt
zum erſten mal von dieſem Vorſchlage hoͤrte.
Durchaus noͤthig find doch die Hufeiſen auch
noch nicht; wuͤrklich werden die Pferde in
manchen Gegenden nur ſelten, und noch jetzt
in manchen Laͤndern gar nicht beſchlagen; z.
B. nicht in Aethiopien, nicht in Japan, nicht
in. der Tatarey (25); fo gar hat man in Ja—
Fu pan
(??) Job. Ludolfus hiſtor. Aethiop. I cap. 10
und in Commentario p. 146. Thevenot II
p- 113. Voyage de V, le Blanc, 2de Part,
p- 75, 81. Lettr. edif. IV p. 143. Taver-
nierl, 2cap.5. Hift. gen. des voyages III
p- 182. Kämpfer hiftoire du Japon. Am-
fterd. 1732. 3 vol. in 12 ® II p. 297. Letzte⸗
re Stelle ift vornehmlich werth gelefen zu werz
den. Er erzählt die Sachen, welche zu eis
ner Reife in Japan nöthiq find. Des fouliers
pour les valets & pour les chevaux; ceux-ci .
font fsits de paille cordonn&e, & on y met
de longues cordes aufli de paille, pour les
sttacher aux pieds des chevaux, à la place
de nos fer d’Europe, dont on fe fert point
dans ce pais. Ces fouliers font bientöt ufez
dans les chemins pierreux & gliſſans, de-
-forte qu' il en faut fouvant changer. Pour
cet effet, ceux gui ont le foin des chevaux
5 5 — na en
!
138 6. Bufeiſen.
pan noch die alten Schuhe. Die Eifen find
auch ungleich weniger nöthiq im Gegenden,
Die eitten weichen, nicht fteinichten Boden
haben; und es ift mir höchft wahrfcheinlich,
daß das Befchlagen von der Zeit an algemeis
ner geworden ift, feitdem die Straflen mehr
ols vorher gepflaftere worden. Zwar hat
man früh gepflafterte Heerftraßen gehabt; aber
fie waren lange Zeit felten und nur in den
reicheften Gegenden. Als aber die Reuterey
faft überall Steinpflafter erwarten mufte, da
würden die Hufe ohne Eifen bald gelitten, und
alle bis dahin gebrauchte Gegenmittel wenig
geholfen haben.
So ftarf mir auch diefe Beweife, daß die
Alten feine Hufcifen gefant haben, zu feyn
fcheinen, ſo halte ich mich Doch verpflichtet,
auch diejenigen Gründe, womit Männer von
Selehrfamfeit und Scharffinn das Gegen
theil behauptet haben, anzuführen und zu be
urtheilen. Voſſius beruft fi vornehmlich
auf eine Stelle des XRenophons, der, wie
er
en prennent tonjours avec eux une quantité
fufhfante,, qu' ils attachent aux Porte- man-
teaux, quoi qu’on en puiffe trouver dans
tous les villages, & que de pauvres enfans
qui demandent l’auınone fur le chemin, en
offrent même 4 vendre; de maniere que l’on
peut dire, qu’il ya plus de Marechaux dans
ce pais, que peut-£tre dans aucun autre,
bien qu’ä la lettre il n’y enait point du tout.
6. Zufeiſen. 139
er meint, die Hufe mir Eifen zu verwahren
befiehte. Aber Gefner bat dieſe Worte fo
deutlich überzeugend erflärt, Daß man gat
nicht zweifeln fan, Voſſius habe fi übereis
let. Dffenbar will Xenophon (2°) ein Mits
tel angeben, die Hufe zu hätten oder feiler,
dauerhafter zu machen, und zwar Dadurch,
daß man die Pferde auf einem mit Steinen
ausgefeßten Plaß geben und ſtehen und ftams
pfen läßt. Er befchreibt die dazu ſchicklichen
Steine, und damit fie feft liegen mögen, giebt
er den Rath, den Platz mit eifernen Klams
mern einzufaflen.. Das Wort, welches Voſ⸗
ſius auf die Hufe zog, bezieht ſich ſicherlich
auf die Steine, welche durch die Eiſen zu—
ſammen gehalten werden ſolten. Er wieder—
holet in einem andern Buche (27) denfelbis
gen
(25) de re equeſtri p. m. 599: Exteriore qui-
dem parte fui ftabulum ita rectiſſime fe ha-
bebit, & pedes equi ampliabit, fi rotunda
faxa palmari magnitudine, pondere librae,
quam multa quatuor aut quinque plauftra ve-
here poflint, effufe deiiciantur & ferro in-
eludantur, ne a fe difcedant. Ac fuper haec
inductus equus quafi in lapidofa via fingulis
diebus aliquantisper 'gradiatur. Nam five
deftringatur, feu a mufcis pungatur, vti vn-
gulis illum non fecus, quam fi vadat neceſſe
eit, Etiam teftudinem pedis hoc modo effu-
fi lapides folidant.
(27) Hipparch. p. m, 611: Quemadmodum au-
tem
=
— I
—
3
—
140. 6. Sufeifen.
gen Rath, und verfichert, jeder würde bey
er, einem Berfuche bald erfennen, wie ſehr durch
* dieſe Vorrichtung die Hufe gehaͤrtet würden.
F Ferner beruft ſich Voſſius darauf, daß
Homer und andere Dichter ſehr oft den Roſ⸗
fen eiferne,; eherne, ſtark tönende Hufe zur
gefchrieben haben (23), und er meine, man
| kfoͤnne
em fiant pedes equorum rubuftiffimi, Ai quis
habet faciliorem & promptiorem exercitatio-
' nem, 'eam fequartur; fin minus, illud vfu
* doctus faciendum 'fuadeo, vt coniectis con-
fufe ex via läpidibus plus minus vnius librae,
hie colloeetur equus interim dum fricatur a
praefepi folutus. Ingredi enim. per lapides
illos equus non defiftet, neque cum deterge-
tur, neque cum calcaribus additis incitabi-
tur. Qui autem periculum fecerit, iis quae
"a me dicuntur , fidem habebit, equique pe-
| Ä des rotundos effettos. animadvertet. _ spoy-
yidAove roos modag röv Immov Oberen
- (23) Homer, Iliad. XIN, 23 und VII, 41 xaA-
"worodss inmo. 11. V, 772 Ulyxees Immoi.
11. XI, 152 Eplydouro: mödes Inawv. An dies”
fem letzten Orte haben Dacier, Polydor...
Vergil. und fo gar Euſtathius die glei
Be folgenden Worte fo verftanden, als ob bie
Er Pferde die Erde oder den Staub mit ihrem
. Erze fchlügen ; aber Syıowvres bezieht ſich auf
die Ritter, Immeıs vder auch wel, die Furz
7 vorher genannt find, nicht auf die Noffe. Als
| fo die Griechen fchlugen die Trojaner mit den
ehernen Waffen in der Hand. Aquin, bei
er, dem
6. Sufeifen. | 141
koͤnne diefe Beywoͤrter nicht anders als von
den Hufeifen verfiehn. Aber man erinnere
fih nur, daß damals zu den Eigenfchaften
“eines vorzüglich guten Pferdes die fefteften, .
ftärfften Hufe gehörten, fo wird man jene
Beywoͤrter ohne Hufeifen verftändlich finden.
Xenophon braucht diefe Bergleihung ganz
ohne Ddichterifhen Schmuck und erklaͤrt fie
deutlich genug. Die Hufe müflen, fagt er,
fo hart feyn, daß fie, wenn das Pferd auf
den Boden fchlägt, mie eine Cymbel Flins
gen (2°). Von der Härte und Feſtigkeit Dee
Hufe haben auch Kuſtathius, der Scholiaſt
des Ariſtophanes und Seſychius jene Aus—
druͤcke erklaͤrt (9). Dahin gehoͤren die equi
fonipedes der lateiniſchen Dichter (31), und
— die
dem Voſſius beypflichtet, zieht dahin auch
die rovg xahnonporous des Ariſtophanes
Equit. ver, 549. |
(2?) Gleich im Anfange-des Buchs: -dorep
nunßohoy Vop8ı mpos ro dartdo. Dice
a bat auch Pollux I, 188 p. 118 ange⸗
fuͤhrt.
(3°) Letzterer uͤberſetzt yarArorodaz durch Irxyu-
eorodas, Pindar Pyth. IV, 402 p.259 giebt
den Pferden omAug xaAneıza, vngulas aereas.
Stephanus hat in feinem Wörterbuche xxA-
»omous fehr falich fo erflärt: aereos habens
— feu cuius pedes aereis foleis ferrati
unt. J
EC") Virg. aensid, IV, 135. XI, 600, 638.
— nr
142 6. Zufeiſen.
Die: Hirfche und Stiere mit den ehernen Füf;
fen (??), die doch gewiß nicht mit Hufeifen
befchlagen ‚gemefen find. Nicht ſelten wer;
den ähnliche Beymwörter von Dichtern auch
Merjonen gegeben, die eine flarfe Stimme
baben follen (??).
Be Dean führt eine Stelle des Tryphio⸗
dorus an, die beym erſten Anblicke von. eis
nem wahren Hufeiſen zu reden -fchein.. Da
wo er Die VBerfertigung des Trojanifchen Pfer:
des befihreibt, fagt er, daß der Künftler auch
an den Hufen nicht das Erz oder Eifen ver»
geilen bätte (34). Gefeßt, daß es erweis:
*
(??) Aufonius: Vincunt aeripedes ter anno
Neftore cervi. Virg. aen. VI, 803. Ovid,
heroid. ep. XII, 93 und metam, VI, 105.
Apollonius III, 228.
(2?) Iliad. V, 785 heißt Stentor xxAnso@wvoc.
Iliad. XVII, 222 hat Achilles eine cherne
Stimme. Virg. georg. 2, 44: ferrea vox.
(3%) Tryphiodori Ilii excidium, welches Ges
dicht Merrick, mit einer freyen englifchen,
poetifchen Umfchreibung und mit Srifchlins
lateinifcher Ueberfeßung zu Oyford (1739) in
8 herausgegeben bat. The deftrudtion -of
Troy. Vers 86 ©. 14:
Oo u8v öml auyayoıv — Escxor
oral,
Mapuxpeng 0° EArnsosı Kareopnwvro xe-
Awync
Arro-
6 Zufeifen. | 143
lich wäre, daß der Dichter Hufeifen gemeint
hätte, fo würde das zwar fein Beweis ſeyn,
daß diefe bereits zur Zeit des Trojanifchen
Krieges würflid) befant gewefen wären; ſon⸗
dern man würde fie alsdann menigftens in
das Zeitalter des Dichters felbft feßen Fön:
nen. Allein auch diefesift nicht befant; nach
der beften Vermuthung feßt man fie zwijchen
die Regierung des Severus und des Anaftas
fius, das ift, zmwifchen Anfang des dritten
und fechften Jahrhunderts. Zudem fan ab
lerdings die ganze Machrihe auch nur von
den oft genannten Schuben verftanden wer:
. den; ich wenigftens möchte fie fo lange auf
diefe Weife verftiehn, bis mir ein zuverläffi:
gerer Beweis, daß ſchon zu-des Dichters
Zeiten Hufeifen gebräuchlich gewefen wären,
vorfäme. °
Voſſius verfichert eine Handfchrift von
einem griechifchen Vieharzneybuche achabt zu
baben, worin man auf einer Zeichnung ganz
deutlich Die Nägel unter den Pferdefuͤſſen ba:
be erfennen Fönnen. Aber daraus fäft fich
nichts
Arrousva medloo woyıg | npxrepwWvuxs
ala.
Ungula quin etiam ferro non absque mi-
cabat, |
Crura feri fubter; fed vincta volumine
conchae
. Vix fola tangebat validi munimine ferri,
l
IT ee —
344 6. Zufeiſen.
‚ nichts machen. Weder die Handfchrift, noch
die Zeichnung ift zu haben, und weder von
dem einen, noch von dem andern ift das Zeit;
alter befant. Vermuthlich hat ein neuer Ab—
fehreiber den Pferden. die Eifen gegeben, fo
wie ein anderer dem Ariſtoteles Die Schreib:
feder gegeben bat.
Ich glaube, man muß die erfte fichere
Erwähnung der Hufeifen in viel ſpaͤtern
Schriftſtellern, als worin man fie bisher ge:
ſucht und zu finden gemeint hat, erwarten.
Ich bedaure es, daß ich felbft wicht viel ex:
hebliches darüber melden Fan. - Wenn man
gewiß wuͤſte, daß das Stuͤck Eifen, was im
Grabe des Childerichs gefunden worden,
würflich von einem Hufeifen gewefen fey, fo
würde dieß noch bis jegt auch für mich die Al;
tefte Nachricht feyn, und man müfte den Ges
Brauch wenigſtens fhon in das achte Sahr:
hundert feßen. Aber auch diefes finde ich bey
weitem nicht fo gewiß, als maır es bisher ges
glaube bat. Diejenigen, welche gefagt: ba:
ben, daß diefes Eifen weder-Stollen, noch
Griff, fonft aber die ganze Geftalt der heut
zu Tage gemwöhnlichften Eifen gehabt habe, ha:
ben nur nad) der Zeichnung geurtheilet, und
nicht bemerft, Daß Diefe ergänzet worden (? °).
| Das
(35) Die erfte Zeichnung findet ſich in —
— | | Chil-
6. Sufeifen, | 145
Das Eifen felbft, | welches auf jeder Seite
vier Löcher zu haben ſchien, zerbrach, als
man diefe öfnen wolte; fo fehr war es von
Roſt verzaͤhrt, und alfo gewiß nicht fo Eent-
lich, als die Zeichnung ift.
eo 4 Dan:
Childerici, Francorum regis, five thefaurus
fepulchralis Tornaci Neruiorum effoffus; au-
&ore F. J. Chiflerio. Antverpiae 1655. 4°
pag. 224. Die ganze Beichreibung ift fols
gende: Ferrea folea; fed ita rubigine ab-
fumpta, vt dum veruculo clavorum forami-
na (qüuae vtrimque quaterna erant) purgare
leviter tentarem , ferrum putre in fragmenta
diffiluerit, & ex parte dumtaxat hic reprae-
fentari potuerit. Montfaucon bat in Les
monumens de la monarchie Frangaife. Paris
-1729. 4 Theile in fol. * I pag. 16 tab. 6 die.
Zeichnung nachitechen laffen. Er fayt daruͤ⸗
‚ber nur; Solea ferrea gqui regii hic tota re-
praefentatur, etfi pars eius tantum reperta
fit; fed ex illa parte totius formam excipe-
re haud difhicile fuitt. Modicae magnitudi-
nis equus erat. Childerich farb im Jahre
481. Im Sahre 1653 fand ınan fein Grab
zu Dornid. Ein darin vorbandener goldener
King mit dem Füniglichen Bildniffe und Nas
men war ber ftärkffte Beweis, daß diefes das
Grab des Ehilderihd war. Im Jahre 1665
find diefe Alterthuͤmer auf die koͤnigl. Biblio—
thek nach Paris gebracht worden. Mehr Nach⸗
richt geben diein algemeiner Weltbiftorie
AXXV, 2 ©. 11 angeführten Schriften.
‚I. Theil Kl
De
146 6. Bufeiſen. |
Pancirollus machte mir Hofnung, ein
unzmeifelbaftes‘ Zeugniß der Hufeifen aus
dem Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts
bey Nicetas zu finden; aber er har fi und
feine gefer betrogen, weil er fih nur an der
Ueberfeßung gehalten hat. Die Lateiner rifz
fen, nad Heinrih Balduins Tode, eine
voortrefliche eberne Statue nieder, die, wie
TED
t
sr
—— tn un
einige glaubten, den Joſua vorftellen folte.
Als man die Füfle des Pferdes wegnahm
oder heraushob, fand man darunter ein Bild:
niß, was einen Bulgaren, nicht aber ei⸗
nen tateiner, wie man bis dahin geglaubt
hatte, vorftellete, So lautet die Erzählung
des Micetas; hingegen Pancirollus hat fie
offenbar ganz verftellee,. indem er fagt, man
habe dieß Bild unter dem von den Füffen
des Pferdes Iosgeriffenen Eifen gefunden,
welches er desfals für ein Hufeifen halten
will. Uber es fcheint nur das Bild einen
Ueberwundenen vorgeftellete und unter den
Süffen der Statuͤe gelegen zu baben (eine
unartige Schmeicheley,, welche fich die Künft:
ler noch jeßt erlauben), und zwar fo gele
gen zu haben, daß man es auch vor der ers
ftöhrung derfelben, jedoch nicht deutlich, fes
ben fönnen. Eben deswegen fcheint die Ras
che der Lateiner entftanden zu feyn, weil man
dieß Bild für einen Lateiner angefehen bat=
te (3°). Weil
6. ZBufeiſen. 147 |
Weil es mir fohien als ob die Wörter
urodynora und foleae in den Schriften fpäs
terer Zeit feltener vorfämen, fo vermutbete
ih, Daß vielleicht die HYufeifen, um fie von
den alten Schuhen zu unterfcheiden, einen
befondern neuen Dramen erhalten haben möch: .
ten, unter dem ich fie bisher nicht erfannt
bärte. Auf diefen Wege meiner Linterfus
chung gerieth ich auf das Wort veAwasz,
deſſen Bedeutung ich aufzufuchen mir ſchon
oft vorgenommen hatte. Dun bin ich würfs
ch der Meynung geworden, Daß es unfere
jegigers Hufeifen bedeutet; wie denn Doc
auch vor mir ſchon andere gefagt haben. Go
viel ich Bis jeßt weis, koͤmt diefes Wort zus
erft im neunten Jahrhunderte beym Kanfer
Leo vor. Da wo er alle Theile der Rüs
ftung eines Reuters nennet: TEdImAo GeNE-
VoLsoa
(35) Die Erzählung fteht am Ende der Anna=
len, nady der Parifer Ausgabe des Sabröti
1647. fol. * p. 414: dvauoyidvoavrog TOI-
vovv huisyopcı To melun To Immeiov, &vIpe-
moropDou Evplonovov Tvdalux Uroneınevov.
Proinde malleis equi calce revulfa, humanam
fubtus imaginem reperiunt, quae maiori ex
parte Bulgarum aliquem repraefentabat, cla-
vo transfixam , & plumbo vndique cin&tam ;
non autem Latinum referebat, quemiadmo-
dum iam diu a multis ferebatur.
82
148 6. Zufeiſen.
va einen nera vaeDiav aurov (137),
Hiebey merke ich zuerft an, daß hinter E-
din ein Comma ftehen müfle; denn es find
Darunter die Seile zu verftehn, womit die
abgefattelten Pferde angebunden wurden (3),
Alfo bat der Ueberfeger nicht richtig -gefagt:
pedicla, id eft, calceos lunatos ferreös cum
ipfis carphiis. Kag®ı& heiffen Nägel, wie
Du Freſne mit verfchiedenen Benfpielen be
wiefen har; alfo hier Hufnägel. Zum zwey⸗
ten finder fih das Wort im zehnten Sabr:
hunderte im des Kayfers Conſtantin Tadi-
cis, wo aber die ganze Stelle aus dem Leo,
obne Veränderung, genommen ift, daß man
alſo gewiß glauben fan, Konftantin babe
eben das darunter verftanden, was Leo da:
mit andeuten wollen. Zum dritten bat eben
diefer Kanfer daffelbige zwenmal in dem Bu:
he vom Cerimoniel feines Hofes gebraucht;
nämlih Seite 265, wo von den Pferden
(ra imragıa) die Rede ift, welche für den
Taiferlichen Stall geliefert werden folten.
Die:
(?7) Leonis tactica V, 4 pag. ST.
(??) Du Stefne oder Du Lange in Gloffa-
rium ad Scriptores mediae & infimae Grae-
eitatis. Lugduni 1688. fol. p. 1139. arsdı-
nAovv hieß anbinden. Man vergleiche Schef⸗
fers Anmerkung zu Mauricii ars militar. p.
395. |
6. Zufeiſen. 149
Diefe folten mit allem Zubehör verfehn feyn,
alfo auch vera haben. ' Ferner ©. 267,
wo geſagt wird, es folte eine beſtimmte Uns
zahl Pfunde Eifen aus den Faiferlihen Mas
gazinen hergegeben werden, um die aeAs-
vos und anderes Pferdenefchirr daraus mas
chen zu laffen. Viertens bat Kuſtathius,
der im zwölften Jahrhunderte fehrieb, eben
diefes Wort in feiner Erflärung des Homers
gebraucht, nänilich bey der Stelle Iliad. XI,
152, die ich fhon oben angeführt habe (??).
So wenig ich glaube, daß Homer Hufeifen
gedacht hat, fo gewiß glaube ich doch, daß
fie Euftathius unter jenem Worte verftans
den bat. Da er nun an verfcehiedenen Orten
ähnliche Ausdrücke ganz richtig erklärt hat,
fo fcheint er hier, wie auch fein Dichter felbft
zuweilen getban baben foll, rail oder
gefehlummert zu haben (20). Ä
Wenn
—
6820) xæaud⸗ de vov Adysı ra oeAyvala Um
rolc mool TWYV Irrav, oc dianomrovras eig
aAkov x morövusve. Alſo bier follen die
Pferde die Erde mit den Hufeifen zerftäuben.
(*°) Die Stellen ,„ wo Kuftatbius bie dichtes
rifchen Ausdräde von den Hufen der Pfers
de richtig erläutert hat, hat Gefner im Re⸗
gifter zu den Audtor. rei rufticae angezeigt;
aber diefer hat fich an Stelle, die ” eben
abges
150 6. Bufeiſen.
- . MWenn man nun überlegt, daß die veA:-
vd oder oeAmvasa zum Pferdegefchirr ge:
hört haben; daß fie von Eifen gewefen find;
daß fie, wie Euftathius fagt, unter den Hu:
fen der Pferde angebracht gewefen find; fer;
ner daß das Wort feiner Ableitung nach die
mondförmige Geftalt der jeßt gebräuchlichen
Hufeiſen anzudeuten fcheint; daß endlich auch
zu dieſen veAmascoıs Mägel nöthig waren; fo
denke ich, fan man wohl, ohne Gefahr zu
irren, annehmen, Daß diefer Dramen unfes
re jeßigen. Hufeifen bedeutet, und daß diefe
alfo wenigftens ſchon im neunten Jahrhun⸗
derte befant gemwefen find.
Die meiften von denen, welche die fpäte
te Griechiſche Sprache unterfucht und erflärt
haben, find darin mit mir einftimmig. Du
Freſne erflärt: reAwas& durch equorum fer-
rei calcei, a lunulae forma , quam referunt.
Large (*") überfegt es durch calceus fer-
reus. Nur Meurſius (+2) ift anderer Mey:
| nung.
abgefchrieben habe, nicht erinnert; wiewohl
er e8 für möglich erflärte, daß Euftathius
vielleicht etwas aus feinem Zeitalter in den
Homer hinein erflärt haben möchte.
. (*7) Joh. Mich, Langii philologia Barbaro-
. graeca. Noribergae 1708. 4 * pag. 173.
(22) Joh. Meurfii gloffariym Gyaeco - barba-
*ÑXP. sum,
6. HAufeifen. 151
nung. Dieſer behauptet aermasv fen mit
seAcrövyysov, Sellipungium, einerley, und
bedeute alfo den Mantelfaf. Sein Grund
ift diefer, weil der Kanfer Leo in feinen Eons
ftitutionen oder in Tadicis V, einmal dieſe
Worte: oweosonnn medızAa, nein cıdn-
e&, hernach aber einmal diefelben, jedoch)
ſtat des letztern, osAcKouy'yıov nennet. Aber
diefer Schluß ift unrichtig; der Kanfer Foute
ja feine Urfachen haben, warum er einmal
die Hufeifen, und nicht den Mantelſack, und
das andere mal diefen ohne jene nante. Zus
dem müfte ja beo eiferne Mäntelfäcke gemeint
haben, die fich nicht gut denfen laſſen.
Diefes gefundene Alter der Hufeifen ers
hält dadurch noch einige Betätigung, daß
man fie auch nach dem neunten Jahrhunder—⸗
te bey Italieniſchen, Franzöfifchen und Eng:
liſchen Schriftftellern antrift. Als der Mark:
graf von Tofcana, Bonifacius, einer der
reichſten Fürften feiner Zeit, feine Braut,
die Beatrir (die Mutter der befanten Mas
thilde) ums Jahr 1038 einholte, war fein
ganzes Gefolg fo prächtig gefhmüct, daß
fogar
rum, Lügduni Batav. 1614. 4 * pag. 494.
Es ſteht auch in feinen zufammengedructen
Werken.
84
N
152 6. Bufeiſen.
fogar die Pferde nicht mir Eifen, - fondern
mit Silber befchlagen waren. Auch die Huf:
nägel waren von diefem Metalle, und went
fie die Pferde verlohren, fo gehörten fie den,
“der fie aufnahm. Das fcheint eine Nach:
abınung des Mero zu feyn, aber wenn es
nur nicht eine poetifche Erdichtung iſt! Es
erzählt es zwar ein gleichzeitiger Schriftftel:
ler, Der aber zum Ungluͤcke in Verſen ge:
fehrieben, und fi) deswegen vielleicht die
Freyheit angemaßet bat, feine Erzählung,
Die er nicht Dichterifch zu ſchmuͤcken verſtand,
wenigſtens dichteriſch zu vergroͤſſern (*).
Aber
-
(*) Vita Mathildis a Donizone fcripta cap. 9:
— — "gui dux cum pergeret illo, |
Ornatus magnos fecum tulit, atque ca-
ballos,
Sub pedibus quorum chalibem non pone-
- re foluın
Jufferat, argentum fed ponere, fit quafi
| ferrum;
Eſſe repercuffum elavum voluit quoque
nullum,
Ex hoc vt gentes poflent reperire quis
| eflet.
Cornipedes eurrunt, argentum dum refi-
‘ lit, tune
Colligitur paflim, paſſim reperitur in agris
A populo terrae teftans quod dives hic
eſſet.
Dieſe
6. ZBufeiſen. 153
* Aber man rechne dafür ab, fo viel man will,
fo muß er doch wenigftens aufgenagelte Huf:
eiſen gefant haben, fonft hätte er nichts Das
von Dichten Fönnen.
Daniel fcheint zu verftehn zu geben, daß
man nod im neunten Jahrhunderte nicht zu
allen Zeiten, fondern nur bey Froſt oder ans
derer Veranlaflung, die Pferde befchlagen ha;
be (+3). In England fcheint Wilhelm Cons
queftor das Beſchlagen aufgebracht zu ba:
ben. Er verliehe jemanden die Stadt Morts
Hampton gegen eine gewifje Abgabe zum Bes
fhlagen der Pferde (**), und man glaubt,
dag Senry de Serres oder de Servers, der
mit
Diefe Lebensbefchreibung der Mathilde fteht
in Leibnitii feriproribus Brunfuicenfibus I pag.
629, aber am volftändigiten und richtigften
in Murstori rerum Italicarum Jeriptoribus.
' Mediolani 1724. fol. * tom.V p. 353.
(*?) Hifl. de France I pag. 566: La gelee qui
avoit fuivi (les pluyes de l’automne) avoit
gafte les pieds de la pluspart des chevaux,
qu’on ne pouvoit faire ferrer dans un pais
devenu tout d’un coup ennemi, lorsqu’on
y penfoit le moins, Die Rede ift von der
Reuterey des Ludwigs mit dem Zunahmen
le debonnaire.
(++) Dugd. Bar. I, 58. ex Chron. Bromtoni p.-
974, 975. Blount’s Tenures p. 50. Diefe
Bücher babe ich nicht felbit gelefen, fondern
ic) führe fie nur aus der Archaeologia an.
154 6. Sufeifen. .
mit Wilhelm ins Reich kam, und defien Nach
kommen noch jeßt fechs Hufeifen im Wapen
führen, jenen Zunahmen Deswegen erhalten
habe, weil ihm die Aufficht über die Huf⸗
fhmiede anvertrauet worden (*°). Uebri—
gens erinnere ich noch, daß man in Teutfch-
land und den nördlichen Ländern, in den Graͤ⸗
bern der alten Teutfchen und Wenden, neben
anderen Rüftzeugen, auch Hufeifen gefunden
hat, deren Alter fich aber freylich nicht be:
ftimmen läßt (*°). | |
(*°) Brook’s discovery of errors in the catalo-
gue of nobility pag. 198.
(*%) Beckmann in Befchreibung der Mar
Brandenburg. Berlin 1751. 2 Theile in fol.
1 ©. aoı führt ein foldyes altes Eifen an,
mit nicht unterwaͤrts, fondern in die Höhe
gehenden Stollen. ArnFiel in den heidni:
fen Alterthämern erwahnt auch eines bey
Kiel gefundenen Hufeifens.
Beyträge
dur Gefchichte
Erfindungen.
Don
. Zobann Beckmann,
Hofrath u. ordentl. Profeff. der Defonomie su Göttingen. \
Dritten Bandes zweytes Stüd.
im Verlage Paul, Gotthelf Kummer
1790.
Inventas aut qui vitam excoluere per artes,
Quique fui memores alios fecere merendo,
Omnibus his nivea cinguhtur tempora vitte.
Br Nirg. Aen. VI, 665,
I. .
Holzjflöffen.
(Fin vortrefliche Einrichtung, da man holz:
armen Gegenden das unentbebrliche
Holz auf dem Waſſer zuführen läge, und
zwar fo wohl Bau: und Nutzholz, als auch
Brenholz. rfteres läßt man entweder nur
in einzelnen Stämmen ins Wafler werfen
und pom Strebme herunter treiben; oder es
werden viele Stämme neben einander geord⸗
net, mit einander verbunden, und wie Fahr:
zeuge von den Floßbedienten herunter geführt.
Die erſte Weife ift eben diejenige, welche
auch bey dem Brennholze am gewoͤhnlichſten
ift, und alsdann Scheicholsflöffe genannt
wird; dahingegen die andere Weiſe den Na:
men der Dauflöffe, Zimmerflöffe, Lang:
bolsflöffe erhalten hat. Den Zlöffen diefer
Art wird gemeiniglich eine Oblaft von Balfen,
Dielen, Latten, Faßdauben und andern
Holzwaaren gegeben, und mit dieſen wagt
man ſich auch auf breite und ſtarte gr |
in. Theil. . A i dar
156
1. Holsflöffen.
dahingegen die Scheitflöffen fich nur für klei⸗
ne
füffe und Baͤche ſchicken; fo wiedenn auch
oft dazu eigene Gräben (Floßgräben) ange:
legt
werden (7). Go einfältig auch die Ers
findung der Scheirflöffen fiheinen mag, fo
muß ich doch die Langhohloͤſſen für älter hal⸗
ten
ve,
og
und geſtehen, Daß ich mich nicht erinnes
eine Nachricht von jenen bey den Alten
— gefun⸗
) Wer eine ausführliche Nachricht vom Floß⸗
weſen verlangt, der leſe Bergius Due
und Cameralmagazin III. ©. 156. Rrü:
"gig Encyelopädie XIV. S. 286, das Sorfk
. gri
‚von den mannigfaltigen, mühfamen,
kuͤnſtlichen und koſtbaren Anftalten und Vor:
richtungen zu machen, welche oft dabey nd:
thig find, lefe man das in Teutſchland wenig
befant, gewordene: Memoire, fur le travaux
qui ont rapport 4 l’exploitation de la mäture
ge vn VII. ©. 1. Um ſich einen Bes
"dans les Pyrenöes. Par M..Leroy. Londres
& Paris 1776. 4, wovon id) eine ausfuͤhrli⸗
che Aizeige in Phyſikaliſch⸗ oͤkonomiſcher
Bibliothek IX. ©. 157. gegeben habe
Schon zur Zeit des Cardinals Richelieu madhs
te man den Anfang Maftbäume von den Py⸗
renaͤiſchen Gebürgen für die Franzöfifchen
Schiffswerften kommen zu laffen; weil aber
die. Koften zu groß waren, fo gab man den
Verſuch auf, bis ihn endlich im J. 1758:
eine Gefellfhaft wieder vornahm und mit
. dem Minifter wegen Kieferung der Maftbäus
me einen Veraleich ſchloß. Seit 1765. wird
dieſe mit geoffen Schwierigkeiten ‘verbundene
Anftalt für koͤnigliche Rechnung getrieben;
7 Holsflöffen. - ir
gefunden zu haben. Freylich war damals
das Brennholz noch nicht. fo ſelten, als es
jeßt in der Nachbarſchaft grofler Städte ift;
die, Menfchen baueten fich da an, wo es an
Holz nicht fehlte „. und fie werbrauchten es,
ohne fich um die, Bebürfniß der Machwelt zu
befümmern, fo fange. bis. endlich der Mans
gel die Zufuhr aus entferutern Gegenden nös
tbig machte. Wahrfcheinlich hat darauf bald
die Ältefte Bauart der’ Fahrzeuge. die erſte
Beranlaffung gegeben, auf gleihe Weiſe
Bauholz, welches am ehrften zu fehlen ans
fieng, ‚berbey zu; holen. Denn was waren
die erfien Fahrzeuge anders, als Floͤſſen,
oder als viele mit einander verbundene Stäms
me oder Balken, ‚über welche Bretter. gelegt
wurden?. Sie bieffen ‚bey: den Griechen axe-
del und ‚bey. deu Lateinern rates, und aus
vielen Zeugniſſen iſt befannt, daß die Alten
fih mit Diefen Slöffen zur Räuberey und
. Handlung aufs Meer gewagt haben, und
daß man fie, aud nach Erfindung der Schif—⸗
fe, zum Weberfeßen der Kriegsvölfer und
ſchwerer Laften beybehalten hat (?)-
Die:
(2) Plinius: VI, 56. p. 417. Nave primus in
‚Graeciam ex. Aegypto Danaus advenit; antea
ratibus navigabatur, inventis in mari rubro
inter infulas a rege Erythra, Scrabo XVI.
“ P. 779, der eben dieſes meldet, nennet fie
22 23 | xX8-
u #
..
E
148 - 1. Solsflöffen.
Diefe Vermuthung wird durch die Alte
fle Nachricht, die wir vom MWaflertranfport
des Bauholzes in der Gefchichte finden, ber
ftätigt. - Salomon flog mit Sieram, dem
Könige von Tyrus, einen Vergleich, nad
welchem diefer ihm zum Bane des Tempels
Cedern auf dem weftlichen tibanon über Tris
polis hauen und nad) Yaffa flöffen ließ We⸗
nigſtens werden die dabey von den Hebräis
ſchen Geſchichtſchreibern gebrauchten Wörter,
die fonft nicht vorfommen, von Floͤſſen ver:
ftanden, und diefe Erflärung hält auch Hr.
Geh. Juſt. Rath Michaͤlis für wahrſchein⸗
lich. Nun geben aber vom Libanon Feine
Fluͤſſe nach Serufalem, und der Jordan, dee
einzige Fluß in Paläftina, der Floͤſſen tra
gen fönte, ift von jenem Cedernwalde weit
entfernt. Alſo muß das Bauholz auf dem
Meere an den Küften nad) Zaffa gebracht
feyn (?). So bat es auch Joſephus vers
i a ftans
oxedag, Feflus p. 432. Rates vocant tigna
colligata, quae per aquam aguntur, quo vo-
cabulo interdum etiam naves fignificantun
©. Schefferi de militia navali veterum lib. I.
ap. 3. p. 20. und Daraus in Pitisci lexic.
antig. Rom, Art. Rates.
(?) ı Rönige V, 9 und ı Chron. IT, ı5, 16.
Pocock meint, das Holz fey bey Tyrus ges
fallet worden. Die Nachrichten vom Liba⸗
non und von den kleinen Weberbleibfeln =
a
1. Bolzfloͤſſen. 159
fanden ; ‘denn ungeachtet er verfichert, er
liefre die ‘Briefe der benden Könige ‚fo wie
fie noch damals in den Juͤdiſchen und Tori:
fhen Annalen flünden, ‚fo ift doch wohl ge⸗
wiß,. Daß diefe erdichtet find, ‚und daß er die
ganze alte Gefchichte nur aus den, heiligen
Schriften der Juden, die wir noch jeßt has
ben, gefhöpft bat, wie er auch felbft im An:
fange feines Buches melder (*). |
Es war eine alte Gage, daß die Stadt.
Camarina, an der füdlihen Küfte von Sici⸗
lien, aus dem Leim. odet Thon erbauet wor⸗
den, den der. Fluß: Hipparis mit fich führte,
— Ort | as
alten Maldungen bat H. Büfching in feiner
Erdbefchreibung gefammlet und verglichen.
(*) Aneiguit. VIII, 2, 7. nad) der Cdlniſchen
Ausgabe von 1691. Fol. ©. 258. Tepwv -
yap Euln moAl& nu] neyaiu nedpov ve no)
xumaplscov , die‘ Twv Eunwv Em) Jahaaoav
. nurameuyw nf neltvow Toug Euoug 0xgsdlav
mnEnnevovg, Eıs 69 dv BovlyIys romov - —
Excifas multas & magnas trabes cedrinas atque
cypariflinas, per meos ad mare deducendas
‚,eurabo; eosdemque iubebo , 'vt compactis ra-
tibus, ad quemceunque volneris tuae regionis
‚..Joeum, eas appellant, vnde poft per tuos
„ Hierofolyma deportentur. Fabricius hat die:
fe Briefe in Codice pfeudepigrapho veteris
teftamenti. Hamburgi 1722. 8 ® I. p. 1026.
abdruden laffen.. se
160 1. Solsflöffen.
und in das Camarinifche Moot brachte. Ei⸗
ne Stelle des Pindarsı fiheint dieſe Ueberlie⸗
ferung , die Ariſtarch zur Erklärung derſel⸗
ben anführe, zu beftätigen (7), und ſelbſt
der Namen Camerina foll nach Bochart da:
für einen Beweis abgeben, weil chamar,’
chomar Ziegelthon bedeuten foll (6). Dies
fe Sage hat auch nichts unwabrſcheinliches.
So fiſchten die Aegyptier den Thon aus dem
See Möris. (7), und fo fammlen noch jegt
die Holländer mit Baggernegen den feinen,
Thon, womit fi ihre Stroͤhme, z. B. die,
Iſſel, verſchlemmen, und verarbeiten ihn.
auf mancherley Weiſe. Richts defto weni⸗
ger
(7) Olymp: V, 29: -
Kork: re sudl-
wv Jaldumy TRXEwg.
vulyviov Licoc, J
er’ Kuyxavleg kymv is Polos
rovde danov dorwv.
Hipparis aquas fuppedität populo, congluti-
natque celeriter ftabilium aedium altaın filvam,
€ rerum inopia producens in lucem huncce
populum civium. Als ich im Sommer 1760.
‚den fel. Gefner den Pindar erklären hörte,
uͤberſetzte er Pos, oder Has durch Huͤlfe,
welche Hebrärfche Redensart auch im neuen
Teſtamente, wie wohl aud) im Homer, vors
koͤmt. Alfo: der Strohm half den Einwoh⸗
‚ hen aus einer groffen Merlegenheit,
(°) Chanaan. I, 29. p. 605...
- (2) Herodot, lib. 3. '
2. Solsflöffen: 161
ger hat dieſes den alten Auslegern des Pins
dars nicht gefallen wollen, ſondern Didy⸗
mus (®) und andere bebaupten daß nur das
Holz zur Erbauung der Stadt auf dem Fluſſe
Hipparis herbey gefloͤſſet worden. Man mag
über dieſe Erklaͤrung der Scholiaſten urthei⸗
len was man will, ſo iſt doch ſo viel daraus
abzunehmen, daß ihnen das Holzflöffen be:
fannter als das Baggern des au gewer
sen feyn muͤſſe.
Die Römer lieffen fowohl Bau: als
Brennholz zu Wafler fommen. Als fie in
ihren Kriegen mit den teutfchen Voͤlkern die
Güte des Lerchenholzes feinen lernten, liefs.
fen fie folches in Menge von den Alpen, vor:
nehmlich aus Rhätien, auf dem Padus nad)
Ravenna und zu wichtigen Gebäuden auch
. nad) Rom fommen. Vitruv fagt, (2) die
Ä Hol
© Son ber Orfortſchen Ausgabe des Yindars
von 1697. Bol. p..53 und 36, a, 37. Didy-
mus ait, amnem per mediam filvam fluere ;
Camarinenfibusque ligna caedentibus in ſtructu·
.ram dare'aedificiorum, et cum ipfi ex confi-
lii inopia nefciant, qua ratione ea deducant
ac deferant; excipere ca amnem & copiofo fuo
. flumine deferre in vrbem. Ä
(°) Vieruv. II, 9. p. 77: propter pondus ab
aqua non (ufinetur, fed eum portatur aut in
'navibus, aut fupra abiegnas rates collocatur. —
ee Hr,» Ha
162 . 2. Sobflöffen. _
Holz fen fo ſchwer, daß es für fich allein vom
Wafler nicht getragen würde, fondern daß
es auf Schiffen und Floͤſſen ſortgebracht wer⸗
den muͤſſe. Koͤnnte man es, fagt er, be:
. guem nad) Rom bringen, fo würde es vor:
*
theilhaft zu Gebaͤuden gebraucht werden koͤn⸗
nen. Daß jedoch dieß zumeilen geſchehn ift,
weis man daher, daß Tiberius die von Aus
guſt erbauete und nachher abgebrante Nau—
machiarifche Brücke von Serchenbalfen aus
Rhätien erbauen laflen. Darunter war ein
Balken von 120 Fuß Länge, den ganz Rom
bewunderte (19), |
Brenbolz, vornehmlich für die oͤffentli—
hen Bäder, erhielten die Römer aus Afris
ka, welches die Frenheiten , die Kayfer Bas
Ientinian desfals den Schiffen oder Floͤſſern
| ertheil:
Haec (materies larigna) per Padum Raven-
nam deportatur, in coloniam Faneftri, Pi-
fauri, Anconse reliquisgüe quae funt in ea
regiore municipiis praebetur, cuius materie
fi eſſet facultas apportationibus ad vrbem ma-
zime haberentur in aedificiis veilitates, -
- (*°) Pin. XVI. 39. p. 33. Tiberjus Caefar con-
eremato ponte maumachiario larices ad refti-
tuendum caedi in Rhaetia praefintvit, Pag.
34: amplifiima arborum ad hoc aevi exiflima-
tur Romae vifa, quam -propter miraculum
Tiberius Caefar in ecodem ponte naumachiario
erpofuerat adveftam cum reliqua materie; du-
‚ravit ad Neronis principis amphitheatrum,
Sera arte
1. Holzfloͤſſen. 163
ertheilte, beweiſen (11). Aufmerkſame Les,
ſer der Lateiniſchen Schriften werden leicht
noch mehr Zeugniſſe anmerken; aber mir,
ich geſtehe es, iſt noch fein Beyſpiel von
Scheitfloͤſſen und von eigenen Floßgraͤben
bey den Alten vorgekommen, wenigſtens fo
viel ich mich jetzt erinnern kann. Auch ſind
in der Roͤmiſchen Sprache kaum ein Paar
Wörter vom Floßweſen, dergleichen die uns
fecige vielleicht mehr, als irgend eine andere
‚bat, und ich vermuthe auch, daß unfere Bor;
führen. Die erften gewefen find, welche Anftals
ten Diefer Urt im Groſſen unternommen bas
ben,
Die
(TU) Codex Theodos. lib. 13, tit. 5, 10. nad) der
Leipziger Ausgabe von 1740. Fol. vol. 5.
pag. 76. Navicularios Africanos, qui idonea
publicis difpofitionibus ac neceflitaribus ligna
convedant, privilegiis conceflis dudum, rur-
fus augemus. Lex 13. p. 73. Sed follicita
infpellione -profpiciatur, ne a quoquam am-
plius poftulerur, quam neceflitas exigit lava-
crorum. Man vergleiche Symmachi_ epift.
lib. 10. ep. 58. Go viel ich -weis, fommen
ähnliche Werordnungen im Zuftinianifchen
Geſetzbuche nicht vor. Auch laffen ſich Di-
geflor. lib. 43. tit. 12, 14. die Worte: navigii
appellatione etiam rates continentur , auf fols
he Slöffen, von welchen ich rede, nicht ficher
deuten, wie Dad) einige gemeint haben.
Us
16 1. Solzfloͤſſen.
Die aͤlteſte Nachricht / vom Floßweſen in
Sachſen, die Schoͤtgen (12) gefunden hat,
iſt vom Jahre 1258, da Marggraf Heinrich
der Erlauchte in einer Urkunde dem Kloſter
Pforta denjenigen Zoll ſchenkte, welcher von
dem zum Gebrauche des Kloſters auf der
Sale kommenden Holze bey Camburg ent
richtet ward (13). Inzwiſchen iſt noch un:
gewiß, ob ſolches von würflichem Floßholze,
oder nur von dem auf Schiffen und Kähnen
fortgebrachten. Holze zu verftehn fey. Deuts
Sicher ift die Machricht von einer auf dee
Sale angelegten Holzflöffe in einem im Jah⸗
ze 1410 ausgefertigten Briefe der beyden
Brüder Friedrichs und Wilhelms, Landgra:
fen von Thüringen und Marggrafen zu Meifs
fen, worin felbige wegen des in ihren fans
den Damals bereits eingeriffenen Holzman:
gels, die Sale bis gegen Weißenfels von |
allem Zole dergeftalt befreyeten, daß von
Ä I oo jedem
- (7?) Von diefem ift der vortrefliche. Auffaß in
Sammling vermifchter Nachrichten zur Saͤch⸗
ſiſchen Geſchichte/ welhe G. J. Grundig
und J. 5. Rlogfch:zu Chemnitz feit 1767.
bis 1777. in 12 Octavbaͤnden herausgegeben
haben, VI. ©. 221.’ ia om
() Perzuchii chron. Portenfe p. 54. Hornii
Henrieus illuftris p. 105. Die Worte find: te-
lonium, quod de lignis ad vfum portae dedu- '
cendis in Sala prope Camburgk dandum fuit
ecclefiae Portenfi - — — donarit. |
r. Solsflöffen. 167
jedem auf der Safe nach) Jena kommenden
Hoffe nur ein Rheinifcher Gulden, von Floͤſ⸗
fen aber, welche weiter hinab und bis nad)
Weiffenfels gingen, zween Rhein. Gulden
entrichtet werden, und daß die Eigenthuͤmer
der Floͤſſen für den an den Brücken verur:
fachten Schaden einftehen folten (!*). Im
Sabre 1438 legte ein veicher Bürger in Frey⸗
berg, Hans Münzer, mit Beyhuͤlfe des dor⸗
tigen Bürgermeifters auf dem dort vorbey⸗
gehenden Muldenftropm eine Holzflöffe zum
Mugen der Stadt und des Bergwerks an (15),
welches ein Beweis zu ſeyn feheint, daß dar
mals noch Holzflöffen von Privatperſonen
auf eigene Koſten und Gefahr unternommen
worden find. Im J. 1486. ward Die Zwik—⸗
kauiſche Muldenflöffe von dem benachbarten
Adel angefochten, jedoch ward die Stadt vom
Churfürften ben ihrem. Gerechtſam gefchür?
zer (76). Als im J. 1495 die Stadt —
leben
(74) Audolphi Gotha diplomatica P. I p. 279.
und Horn im Leben Churfürft Friedrichs
des Streitbaren ©. 754. F
(5) Schmieds Zwickauiſche Chronik P. Ip. 372,
: 47» | —
(*6) Chronicon Ascanlenſe in Abels Eamms
, lung alter Chroniten ©. 586. Weil’ich bes
merke, daß Abels Sammlung wegen der vers
ſchiedenen Titel, oft-unzuverläfftg angeführt
— * wir *
166 1. Solzfloͤſſen.
leben ihre Kirche bauete, Fam dazu das Bau⸗
holz von Dresden auf der. Elbe bis nach
wird, fo mill ich gelegentlich folgende Nach
. richt einjchalten.. Caſpar Abel war erft Rec⸗
tor. an einer Schule, hernady Prediger zu
Weſdorf bey Aichersleben. Der erfte Theil
bat den Titel: C. Abels Deutſche und Saͤch—
ſiſche Alterthuͤmer, Braunſchweig 1729. 512
Seiten'in 8. Der andere Theil heißt: Saͤch⸗
ſiſche Alterthuͤmer. Braunſchweig 1730.
Von dieſem babe ich eine Ausgabe mit fols
aendem Titel: Gefbichte der alten Teut:'
ſchen Völker, vornehmlich der Saͤchſen,
aus glaubwürdiaen Urkunden und be:
währten Auctoribus zufammen getra—
gen von C. A. Braunfchiweig 1741. 8. In
diefer Ausgabe fehlt ein Vorbericht, welcher
1730 unterfchrieben iſt; auch ift die erfte’
Periode etwas geändert; ſonſt ift alles wie
in der‘ erfien, Ausgabe, Der dritte Theil
- heißt: Sammlung etlid;er noch nicht ges
druckten alten Ehronifin, famt Zugabe,
zu den Teutfchen und Sächfifchen Alter⸗
tbümern von Leaf. Abeln. Braunſchweig
1732. Auch von diefem Theile befige ich ei:
ne Ausgabe mit dem Titel: Sammlung '
vorer Ehronifen zur Erlaͤuterung der
Teutfchen Gefsbichte — — von C. A.
Braunſchweig 1741. 8. Syn biefer Ausgabe
fehlet 1) der Vorberiht ,„ 2) die Zugabe
von ©. 697 bi8 796, worin Antworten auf .
Einwuͤrfe und Ergänzungen vorfommen.
- 3) ein doppelted Regifter über alle 3 Theile
: von ©. 797 biß 356. Der Verf. fah Diefe
drey Bände als Theile eines Werks an, uns
| © geach⸗
1. Solflöffen.. 167
Acken, und von da auf der Achſe weiter bis
an den Ort feiner Beſtimmung. Dieß iſt
noch zur Zeit die aͤlteſte Nachricht von einer
Elbfloͤſſe. Im Jahre 1521 har Herzog Ges
org in dem Dorfe Plauen einen flarfen Floß⸗
graben aus der Weiferiß faffen und bis nach
Dresden führen laſſen. Dabey war ſchon
31564. ein Sloßmeifter, welcher 400 Gulden
Caution machen mufte, Daß alfo damals fchon
Diefe Floͤſſe von groſſer Bedeutung gewefen
feyn muß (7): Die Annabergiſche Floͤſſe
iſt im J. 1564. von einem Raths herrn Ges
org Deder angegeben und 1766 zu Stande
gebracht worden, mozu die Koften auf 4000
Gulden geſtiegen find (18). Don dem Al:
ter der Floͤſſen in andern teutfchen Staaten, -
Wweis ich noch nicht mehr, als was die Forfts
und Floßordnungen kehren, daß nämlich im
ſechszehnten Sahrhunderte: dergleichen fchon
im Brandenburgifchen auf der Elbe, Spree
und Havel, in Bayern, auch im Her—
zogthum Braunſchweig gemefen find (18).
13 —* an AG
Fai Ei : i 37 yı ?
geachtet dieß nicht auf den Titeln angezeigt
ift.
Po ;
:
—
67) Wecks Dresdener Chronik, S. 17.
u 7 ur) "
E) Tenifi Annaberga cap. 15. .
. Cr Mar fehe die Forſtordnungen in Frirfchii
corp. juris ven, foreft
170 1. Solsflöffen.
Uebrigens fcheint es dem Floßwefen fo
wie vielen andern nüglihen Anftalten ergan:
gen zu feyn, die von Privatperfonen erfun:
den oder angegeben, auf ihre Gefahr und
für ihre Koften, mit Bewilligung oder ohne
Verhinderung der Obrigfeit, zuerft verfuche
und zu Stande gebracht find, die man aber
hernach, fo bald fie in den Gang gebracht
und einträglic) geworden find, zu den De:
galten. gerechnet hat. Go ift auch bald das
Floßregal entftanden, welches freylich wegen
des freyen Gebrauchs ‘der Strößme, wegen
der erfoderlihen marnnigfaltigen Veranſtal⸗
tungen und megen des Zufammenhangs mit
dem Forftregal binlänglich gerechtfertigt wer⸗
den kann. Uber wann und moher ift der
Namen ius grutiae entftanden, unter welchem
diefes Regal bey den Juriſten befant ift?
Die wenigen, welche an diefe Frage bis:
her gedacht haben, haben fie, fo viel ich
- weis, nicht mit groſſer Wahrfcheinlichfeit ,
viel weniger mit Gewisheit beantworten Fön:
nen. Gie haben nur, ohne eigene Unterfus
Kung, dasjenige wiederholet, was Styp:
mann (2?) darüber gefagt hat, und diefer
hat auf eine Stelle des Hadrian Junius vers
tiefen „ die ich hier näher anzeigen will.
Wo Yunius von. den älteften Miederländis
| ſchen
(22) de iure maritimo P. I, c. 10. n. 100.
it
file:
on
Or
1 Solsflöffiemn - 171
ſchen Familien redet, meldet er, daß die
von Waſſenaer ehemals eine gemwiffe Ober:
berfchaft über die Zlüffe in Rheinland ges
habt hätten, daß niemand ohne ihre Erlaubs
niß auf den Ströhmen hätte Schmäne hals
ten dürfen, und daß ihnen die Brauer für
den Gebrauh des Waflers eine gewiſſe Abs
gabe erlegt hätten, die Gruytgeld geheiffen
hätte, woher das ius grutae entflanden wäre,
Den Urfprung diefes Worts wuſte er ſelbſt
nicht, Doc) vermutbete er, es kaͤme entweder
von Gruta, welches die auf dem Waſſer im
Sommer wachfende Endtenfpeife (lemna) bes
deuten foll, ' odervon Grut (Gruͤtze? Schror?),
welches eine Zurhat zum Biere gemwefen feyn
ſoll (23). Wahr ift es, daß Gruta, Grutt,
| Gruit
eo Da man des Junius Worte fo unvolſtaͤn⸗
Dig angeführt. findet, daß man nichts darz
aus fchlieffen Fann, fo will ic) fie hier ganz
|
V
q
4
9
einruͤcken, zumal weil das Buch ſchon ſelten
iſt. A. Junii Batavia. Lugduni Bat. 1588. 4*
pag. 3275 In annalium monumentis memora-
tur Engiftus Radbodo genitus reverfus a Bri-
tannica expeditione vidtor, pyrgum Lugdum,
alveo Rheni imminentem (quem Leydeburgum
vulgus nuncupat) condidiffe cum telonio,
fub "Fheodofii imper, tempora, atque ex co
Burggraviorum nomen reliquum eſſe, imper
riumque & ius prineipale in Rhenolandiam ab
illis vfurpatum , in qua hadtenus vt fiduciarii
‚comitum clientes pro mercibus vedligal ei:
All, — M zunt
72 0 SHolsflöffen. '
Gruit im zehnten ‚ eilften und dreyzehnten
Jahrhunderte eine Abgabe, welche Die Brau⸗
er
gunt, & Plumarii comites (pluymgraven) no-
minantur, quod & illic & in tractu Deiphen-
fi illorum iniuflu nemini fas fit cygnos aut olo-
res publice alere. — — Hine manavit
ius Grutae, quod penes eosdem femper extitif,
quo codtores cerevißarii pro vſu aquae cente-
fimum illis perfolvunt, vernacula lingua Gruyt-
‚ gele vocat, five eam vocem a Flandris mutua-
ta fuerit maiorum noſtrorum aetas, qui lenti-
culam paluftrem quae in'paludibus & flagnis
per, aeltatem aquae fupernatat, gratifhnium
anatibus pabulum, Grutum appellant, quam
nos corruptius Croes vel Crooft diecimus, vt
Gruytgelt fit veltigal, quod penditur pro tol-
lenda difipandaque lenticula aquas operiente,
quo limpidam hafturis fitulisgue hauriant ad
coquendum vfui hominum cercalem potum;
five origo fluxerit (quod nonnulli volunt) ex
vfu feminii euiusdam aut herbae, quam cere-
vifiae incoquebant,, olim Grutzung, pofteris
Scarpetange didtae, quae cuiusmodi fit, igno-
rare me fateor. Quod ius a dynaftis potentiori-
bus (ve folet avaritiam illorum & libidinem
accendere atque- alere acmulatio) "vfurpatum
poftea video a Brederodiis apud Cainefatum
caput Harlenum & a Naelduicenis. Conf.
pag. 337. Hugo Grotius de antiquitate reip.
Batavicae cap. 4, welches in Guicciardini Bel-
gicae deferipr. Amftelod. 1660. ı2 * IH p. 57.
eingerüͤckt ift: Waflenariis vectigalia, velut
amnis Rheni cuftodibus , folvebantur, quae
in hunc diem penes pofteros eorum manent.
” Les delices de la Hollande, Awfterd. 1685. ı2 *
P. 218
. Holzfloͤſſen. 173
er zu erlegen hatten, bedeutet hat (22), aber
der Urfprung diefes Worts ift doch weder
von Junius, noch von andern hinlaͤnglich
erklärt worden, ‚und nirgend finde ich, daß .
man daffelbe. in alten: Zeiten vom Floßrechte
gebrauche bar, wie denn auch Junius felbft
Er er nicht _
p. 218: Les Waflenaers tient leur origine
d'une village qui eft entre Leidem & la Haye,
ou des droits qu’ils eurent les fiecles paflez
fur les eaux, les eflangs & les lacs de la Hol-
‚lande. Wer ſich Vermuthungen erlauben
wolte, der Fünnte fo fohlieffen. Die Ströh:
. me gehörten den Waſſengers, die darauf Ens
ten, Schwäne u. d. hielten. Wolten Die
Brauer das Waſſer von der Eintenfpeife, wel:
che auch in Frirfch Teutſchen MWörterbuche
‚ Enten: Grüg heißt, reinigen, um es braus
hen zu Fönnen, fo mufteu fie dafuͤr etwas
bezahlen, Nun kamen die Flöffen, ftöhrten
die Enten, nahmen ihnen die Wafferlinfen,,
und alfo muften auch fie dafür dieſelbige Ab:
gabe bezahlen. Aber hat. man in den Nies
derlanden. Flöffen gehabt ?
(?*) Gleffarium monuale II p. 850: Gruta,
‚Grutt , Gruit, appellant tributum, quod pro '
cerevifia penfitatur. Ch. Ottonis imper, ann.
999. apıd Wilh. Hedam, p. 270. 1. edit.
. Teloneum & negotium generale fermenzarae
cerevifiae, quod vulgo Grutt nuncupatur.” In
alia Henrica Inip. an. 1003. apud eundeın He.
dam habetur Gruis. Grut in alia anni 1224.
apud Miraetım t.-I. p. 304. Grutta in hifto-
ria comitum Loſſenſium p. 70,
Ma
174 r. Solzfloͤſſen.
nicht . einmal dabey dieſer Bedeutung er
wähnt hat. Z—
In einem ganz befondern Verſtande
koͤmmt das Wort Gruit in einem. tehnbriefe
vom Jahre 1593 vor-(25), worin der Churs
fürft zu Coͤln die Gräfinn zu Mörs mit der
Gruit binnen der Stadt Bergf mit allen ih⸗
ren Renten, Wetten und Zubehoͤr belebnte.
Es folte niemand auſſer ihr einig Grudt noch
Kraut ins Bier thun, ‚oder fremdes Bier
zapfen. Dagegen folte die Gräfinn gute
Grutt machen und folche für den Preis der
benachbarten Derter verfaufen laſſen; auch
‚ folte fie auf das Churfürftliche Haus Berkh,
fo viel zum gewöhnlichen Verbrauch nörhig
ſeyn würde, unentgeldlich geben, aber bey.
aufferordentlihem Verbrauche folte fie dafür
Geld heifchen und nehmen. Wenn jemand
‚in der Stadt fein gutte gruidt. liefere und cr:
weifen würde, daß er fie nicht beffer liefert
Fönne, meil das Gebreck von der Gruitte herr
keme, fo folte die Gräfiun den Schaden er:
feßen. — Hier fcheine das Wort Grüt,
Gruitt in einem doppelten Verſtande vorzus
r - fom>
(?°) Man findet diefe merkwuͤrdige Urkunde in
Herrn Hofr. Runde Darftellung der Anz
‚fprüdye des Grafen von Bentheim: Teclenz
burg auf die Herrfchaft Bedbur. Göttingen -
‚1788. Sol, ® unter den Beylagen ©. 70.
—
1. Solzfloͤſſen. 175
kommen, nämlich für eine Zuthat oder für
ein ngrediens zum Bier, und für das dar
aus gemachte Bier ſelbſt. Ich habe verge:
bens nach einer Anfflärung diefer Sache ge:
fuht. Solte wohl Grut Mal; heiſſen? Im
Hollaͤndiſchen und in verwandten Sprachen
heißt Grut das Kleinſte, was man aus *
Waare ausſcheidet, Heiner Ausſchuß, wo
mir Gruͤſch (Kleien) und Grüße aloe
zu ſeyn ſcheinen. Solte alfo wohl gefchrote:
nes Malz zu.verftehn feyn? Auch habe ich
dabey an Kräuterbiere gedacht, welche im
ſechszehnten Jahrhunderte fehr beliebt waren.
War Grut vielleicht eine Mifchung von Kräu:
tern, Die zu folchen Bieren genommen ward?
Vermuthlich wird fich diefes Wort noch an
der Miederländifchen Gränze erhalten haben,
und von daher wünfche ich darüber eine Er
laͤuterung.
Immer aber bleibt mirs unbegreiflich,
wie. daher das Floßrecht den Mamen ius
Grutiae hat erhalten fönnen. Auch finde ich
in unfern verwandten Sprachen feine Aus;
funft; überall koͤmt unfer Wort Floß, Floͤſ—
je von fließen, Fluß, vor. : Die Niederländer
fagen Vlot, Vlothoutz. die Schweden: en
„Slom, flotta / Flott wed fuͤr Floßholz ;
die Englaͤnder: a to float u. f. w.
Ale
y*.
⸗
176 2. Ultramarin.
EEE,
— — — — —
2
Ultramarin.
ltramarin iſt ein ſehr feines blaues Puls
ver, faft von der Farbe der Kornbiur
men oder der Veilchen „ welches die felteng
Eigenfchaft hat, daß es weder an der Luft,
noch in maͤſſigem Feuer verſchießt oder fich
entfärbt, daher .es zur Malerey dient, und
Dazu ehemals, als man noch nicht die wohl-
feilere Schmalte Fante, noch mehr als jegt
gebraucht ward. Es wird aus. den blauen
Stücken des Lazurſteins geniacht, indem dies
fe fo genau als möglich von. den anders gefärb:
ten Theilen, Die eingemiſcht find, gefchieden
und pulverifirt werden. Dieß leßte muß ges
ſchehn, um das Pigment mit den Zurbaten,
welche die Malerey fodert, mifchen‘, und es
mit dem Pinfel fein auftragen zu Fönnen.
Der Achte Lazurſtein, - Lapis lazuli, fömt
aus dem Gebürge der Bucharifchen Tatarep,
welches von der Caſpiſchen See ‘ab öftlich
ftreicht (7), vornehmlich aus Kalab und Bu-
dukfchu. Won da koͤmmt er nach Oftindien,
und von Oftindien nach Europa; auch brin:.
F gen
E) Bruͤnnich Mineralogie. St, Petersburg
und Leipz. 1781. 8* ©: 112.
2. Ultramarin. 17
gen ihn Die Bucharen, in Brocken, welche
ein Pfund und darüber ſchwer find, nach
Drenburg, wie wohl jeßt nicht mehr fo viel
als ehemals (2). Weil groffe Stücke, zus
mal folche die gut gefärbt und rein find,. ſelbſt
in jenem entfernten Lande nur felten vorfom:,
men, und weil.folche auh zu Schmuck, Vers
zievungen und fleinen Geraͤthſchaften verar:
beitet werden, fo ift der rohe Stein fchon Foft:
bar, und diefer hohe Preis wird durch die
muͤhſame ‘Bereitung des Ultramarins noch
mehr erhoͤhet, ungeachtet diefe in neuern Zeis
ten um ein vieles erleichtert ift (?).
Wegen der Seltenheit und Koftbarfeit
‚ wird der Lazurſtein oft mit andern Minera:
| > lien,
(*) Self Beyträge zur topographiſchen Kent
niß ded Ruſſiſchen Reihe. St. Petersb.
1786. in 4 *. II unter den Mineralien.
G) Die alte Weife Ultramarin zu machen, fin:
det mıan in de Bvor gemmarum hiftoria. Lug-
duni Bat. 1647. 8* p. 279. Nllerley Borfchrif:
ten aus verfchiedenen Büchern findet man
in Swedenborgüi lib. de cupro p. 465. Ders
befferte Anleitungen geben Spielhzann infitut.
chem. p. 45. Sage chemiſche Unterfuchung
verfchtedener Mineralien. Götfingen 1775.
8* ©, 13. Rinmann Gefdichte des Eifens.
Berlin 1785. 8 * IT ©. 142. Ehemals nan⸗
te man das Ultramarin mit Unrecht ein Praͤ⸗
cipitat oder Magiſterium. Ä
Ms |
ET ruen m, ‚Bee —
J
178 2. Ultramarin.
lien, die ihm doch nur in der Farbe etwas
aͤhnlich ſind, verwechſelt, und eben daher
ruͤhren die mannigfaltigen Widerſpruͤche, die
man in Schriften, ſonderlich den aͤltern, wo
die Rede von den Eigenſchaften und dem Ba;
terlande dieſer Steinart iſt, antrift. Manz
che haben den Armeniſchen Stein, einen von
Kupfer gefaͤrbten Kalkſtein, manche das Berg⸗
blau oder den Malachit, manche auch ſogar
blauen Flußſpat und blauen Jaſpis für Las
zurſtein gehalten (*), daher denn auch ‘das
Ultras
(*) Auffer den ſchon angeführten Beweiſen,
daß der aͤchte Lazur in der Tatarey gefunden
wird, beftätigt foldyes auch Tavernier in
Beſchreibung der ſechs Reifen. H. ©. 148.
Don jenem Lande fcheint aud) Paulus Venetas
nach der Helmftädter Ausgabe ©. 70. zu
reden: fuppeditat quoque mons alius in hac
provincia (Balafcia) lazulum, de quo fit azu-
rum optimum, quale etiam in ımundo non in-
venitur. Elicitur autem ex mineris non fe-
eus ac ferrum; praebent quoque minerac ar»
| gentum. Sehr viele verfichern noch immer,
daß dieje Steinart aus Perſien komme, aber
der auch daher koͤmmt, iſt dort nicht einheie
mifch, fondern er wird dorthin aus Tibet
gebracht. Meil die Perfer diefe Farbe ſehr
lieben, fo zieht fid) diefe Waare nur vornehm:
lic) dorthin. Perſien felbft aber hat nur bie
blaue Kupferofer, weldye man dort zumels
Ien ftatt des Ultramaring braucht. Taver⸗
nier bat dieſes ſehr richtig und beftimt
gemeldet, under, der mit Edelfteinen a
| ons
2, Ultramarin. 179
Ultramarin nicht immer das iſt, was es ſeyn
ſoll. Zu unſern Zeiten wird nicht ſelten da⸗
fuͤr
konte es auch am beſten wiſſen. Ich will
daher, zu Abhelfung des herſchenden Ir—
thums, feine Worte einruͤcken aus dem er⸗
ſten Theile ©: 242. In den Kupfergruben
von Perfien hat man auch. Lafuradern gefuns
den , . welches in Perften in groffer Menge
verbraucht, und ‚damit da3 Blumwerk an
dem Getäfel und Gewölbern der Häufer ges
mahlt wird. Ehr dieß entdeckt- ward, hats
te man feine andere Laſur, als die rechte,
welche auß der groffen Tatarey Fomt, und
fehr theuer verfauft ward. Diefe Art Laſur
aus Perfien ift eine Art von Kupferer;, und
wenn der Stein zerrieben- und geſiebt tft,
wie man mit dem rechten Laſur zu verfahz
ren pflegt, fo wird eine feine Farbe davon,
welche eine reine und den Augen annehmlis
he Farbe giebt. Auf diefe Weiſe durfte Pers
fien, nicht mehr nach der Tartarifchen Laſur
fragen, und. der Mahemet-Beg ließ auch
verbietben, daß fi) die Mahler nicht der
fremden, fondern der Perſianiſchen —
chen ſolten; aber das Verboth waͤhrte nicht
lang, weil die Perſianiſche Laſur nicht in
der Luft dauern konte, wie die rechte, fon:
dern endlich eine dunkle und traurige Farbe
befam. Bisweilen ward fie voll Schuppen,
und blieb nicht an der Spite eines zarten
Pinſels haͤngen ‚ wurde alſo bald verlaſſen,
als eine gefaͤrbte Erde, und die Laſar aus der
Zartaren ward wieder hervorgefucht. Eben
dieſes beftätigt Chardin in Voyages en Perſe.
W. p. 66. Dans la contrée A l’entour de Tau.
5 ris,
180 2. Ultramarin.
für einesgut gefärbte Schmalte theuer ver:
Fauft, und zwar um defto dreifter, je gewiß
fer es ift, Daß ihre Farbe im Feuer noch dau—
erhafter, als felbft Die Farbe des Lazuli ift.
Gutes Ultramarin muß ſchoͤn dunfelblau,
nicht fandigt, niche gemifche feyn; es muß
fich nicht mit Del’ verrieben, auch nicht in eis
nem glühenden Tiegel oder auf einem glü:
henden Eifenbleche entfärben, und fich auch
in ftarfen Säuren, ohne Aufbraufen , faft
wie Zeolith., auflöfen lafien. zu Paris For
ftete
ris, on trouve de I’ Azur, mais qui n’eft pas
fi bon que celui de Tartarie; fa couleur P
altere , devient fombre & enfin fe paffe.
Eben derſelbe ©. 255. Le lapis la Zuly qu'
ils appellent Lagsverd, d’oü nous avons fait
le mot d’ azur, fe prend dans leur voifinage
au pais de Yusbec’s, mais la Perfe en eft le
magazin general. Ich glaube auch nicht,
dag dieſe Steinart jemald aus Cypern ge:
fommen ift, wie doch in vielen Büchern ver:
ſichert wird. Kupfer hat diefe Inſel, und
Bergblau liefert fie noch jeßt. Auch diejeni⸗
gen, welche 'verfichern, daß die Narbe dei
Ultramarins gleih in Feuer vergehe, haben
nicht das aͤchte gefant; 3.8, Schriften der
Schwedifcben Academ. XU. ©. 69. Nion:
tamy in Abhandlung von den Farben zum
Porzellan. Leipz. 1767. 8° ©. ızr. verfie
chert, Ultramarin tauge nicht zur Feuermas
lerey, wozu fie doch, ‚wie ich gewiß meine,
ehemals gedient hat. . |
ng
<a
2; Ultramarin. 181
ſtete im Jahre 1763 die Unze 96 Lior. und
von cendre d’outremer, welches den Auss.
ſchuß andeutet, 48 kivr. Zu Hamburg vers
kauft Gleditſch im: Dohm die Unze des feinen
ächten orientalifchen. Ultramarins für einen
Ducaten, mit der Verſicherung, daß es die
Feuerprobe aushalte; ab auch Die Probe in
Säuren? das weis.id nicht. —
Aus dem, was ich bisher geſagt habe,
woraus manche Artikel unferer Wörterbücher
verbeffert. werden Finnen, erhellet, Daß die
Frage, ob die alten Griechen und Lateiner
Ultramarin gefannt haben, eine andere Star
ne vorausfeßt, nämlich ob ihnen ‚der Lazur⸗
fein befannt geweſen ſey. Den Namen la-
pis lazuli wird freylich niemand ben ihnen er:
warten, da es befaut ift, daß wir ihn durch
die Araber erhalten haben. Das Wort ul-
tramarinum ift ganz und gar unlateinifch,
Sch habe fehon im erften Theile S. 495 anı
gezeigt, daß man vor einigen Jahrhunderten
viele auslaͤndiſche Waaren, die jenfeit des
Meers geholt wurden, vom Meere benant
bat, in welcher Bedeutung auch fehon die Als
ten das Beywort marinum genommen haben.
Daraus hat man nach dem Verfall der, Spra⸗
che vitramarinum gemacht, welches einige in
tranismarinum haben verbeffern wollen, aber
a, auch
182 2. Ultramarin.
auch dieſes hat bey den Alten nie ein Pig⸗
ment bedeutet.
Obgleich die alten Namen der Edelſteine
noch nicht mit hinlaͤnglicher Genauigkeit un:
terfucht, und noch nicht mit der größten mög: - »
lichen Zuverläffigfeit beftimt find, fo meine
ich Doch darunter den tazur zu erfennen. Das
für halte ich nämlich den Sapphir der Alten;
eine Meinung, die freylich ſchon andere geäuf:
fert haben, die ich aber gewiſſer zu machen
hoffe, als fie bisher gewefen ift. Der Sap⸗
phir der Griechen und Lateiner hatte erftlich
eine himmelblaue Farbe, Die etwas ins Vio—
lette fchielte oder in Purpur fiel, zumeilen
‚auch ſehr dunfel, faſt ſchwaͤrzlich blau war.
Zweitens war Ddiefer Stein undurchſichtig.
Drittens hatte er viele Goldpunfte oder golds
gelbe Flecke, wiewohl man ihn höher [häßte,
wenn. er derfelben nicht viele hatte. Vier⸗
tens ward er gefchnitten, aber wenn er nicht
ganz rein war, fondern fremde härtere Theile
eingemifcht hatte, fo war er dazu nicht taug:
lich. Fünftens fcheint man fo groffe Stücke
dieſer Steinars gehabt zu haben, daß man
ihn zu 'eingelegten oder mufivifchen Arbeiten
Brauchen Fonte. Sechſtens ward er oft. mit
Kupferblau, wit Fupferhaltigen Erzen, Stei:
nen und Erden verwechfelt oder nn
1— ieb⸗
2. Ultramarin. 183
Siebtens ſchrieb man ihm ſolche medicinifche
Wuͤrkungen zu, welche nur ein Kupferfalt
baben fan. Uchtens brach er. zwifhen ans
Pr
dern Steinarten, wie Dionpfius andeus
set: (). |
Daß
(°) P lin. XXXVU, 9. pag. 783. Reddetur &
per fe cyanos, accommodata gratia’paulo an-
“te nominato colore caeruleo, — Inef ei ali-
quando & aureus- pulvis, non qualis in fap-
phiris. In fapphiris enim aurum pundis col-
lucet caeruleis. Sapphirorum, quae cum pur-
pura, optimae apud Medos; nusquam tamen
perlucidae. Praeterea inutiles ſcalpturae, in-
tervenientibus eryſtaiiinis centris; : Quae funt
ex iis cyanei coloris, mares exiflimantur,
» - Cap. ı0. p. 786: coralloachates guttis aureis
fapphiri modo fparfa. Jfidorus orig. XVI,
9. P. 387: Saphirus caeruleus eft cum pure
pura, habens pulveres aureos fparfos; apud
Medos optimus, nusquam tamen perlucidıs,
Theophraſt. de lapid. $. 43: 7 oxm@eipo.
urn d’ Esiv worep youoomusog. Dioscorides
V, 157. p. 387: Sapphirus lapis ictis a fcor-
pione potu prodefle exiftimatur. Bibitur &
contra inteftinas exulcerationes. Extuberan-
tia in oculis eorumque vuas & puftulas repri-
mit; fed & ruptas eorundem wmembranas co-
git atque glutinat. Dienyf. orbis terrac de-
feript. V. nos, „Paflim item ſub rupibus fub-
tus venae pariunt aurese caeruleaeque pulerum
lapidem fapphiri, xpvasıyg auavis rs nuhnv
mon aamDeipoi, Epiphahius de XII. gem-
mis -
184 2. Mlleramarin:
Daß ein Stein von diefen Eigenfchäften
nicht der Saphir unferer Jumelirer feyn Fan,
ift außer allem Zweifel. Unſer ächter Sa:
phir macht nicht in. andern Bergarten Adern
aus, ſondern er koͤmt im Sande in einzel
nen fleinen Erpftallen vor, welche, fo viel
man weis, in der Bildung den Diamanten
aͤhn⸗
mis $. 5: Sapphirus gemma. purpurafeit, vt
fpecies blattae, id eft, purpurae nigrae, “ Mul-
ta funt eins genere. Eſt enim regius, aureis
punctis varius, xpvoosiyyg.’ Non eft vero
hic in tanta admiratione, quanta ille, qui
prorfus purpurafeit. Et hic dicitur efle cum
in India, tum etiam in Aethiopla. Quocir-
ca aiunt apud Indos templum extructum Bac-
cho extare, quod gradus ex fapphiro trecen-
tos fexaginta quinque habeat, quamvis multi
fidem non adhibeant. Ef: vero gemma admi-
rabilis, pulcerrima gratiflima ; propterea eti-
am in armillis & monilibus reponi confuevit,
idque potiflimum a regibus. Locum etiaın in-
ter remedia habet. Attrita enim & ladti per-
mizta plagis quae fiunt ex puftulis albis & tu-
berculis medetur, fi illis illinatue. Marbo-
deus de lapidibus 53. p. 46:
“ Saphiri fpecies digitis aptiffima regum,
Egregium fulgens paroque fimillima caelo,
Vilior eft nullo virtutibus. atque decore.
Hic & fyrtites lapis a plerisque vocatur,
Quod circa Syrtes Lybicis permixtus arenis,
Flu&ibus expulfus fervente freto reperitur,
Ille fed optimus eft quem tellus Medica
1 gignit,
Qui tamen afleritur nunquam transmittere
vilum,
2. Ultramarin. 184
ähnlich find, wiewohl ſie zuweilen mehe fen:
lenförmig ſeyn follen, und vielleicht find Die
wahren Saphire nichts anders als ‚blaue
Diamanten. Allemal ſind fie, wie Die übri:
gen Edelfteine, „ganz durchſichtig niemals
haben fie Goldpunkte zwiſchen ſich; ihr Blau
faͤlt mehr oder weniger in das ſammetaärtige
Blau, iſt oft ſehr blaß und zieht nur ſelten
ganz wenig auf Bioler! Das Saphirpul—⸗
ver verhaͤlt ſich wie fein jerriebenes Glas,
zeigt Feine Spuhr von Kupfer, iſt weiß,
und fan auf Feine Weiſe eine blaue Mah—
lerfarbe abgeben.oder mit Bergblau verwech⸗
ſelt werden.
Die Frage, ob — die Alten —
Saphir gekannt haben, ob er vielleicht zu
ihren Amethyſten oder Hyacinthen gehört,
will ich bier nicht unterfuchen; aber lieber
möchte ich fie verneinen, als bejaben. We:
yigftens wird der Beweis allemal zweifelhaft
bleiben. Faͤlt es doch fo gar fehmwer zu bes
ftimmen,. ob jeder neuer Mineralog, der Sa:
phir nennet, auch den Ächten Stein diefes
Namens gefant oder gemeint hat?
Hingegen fan man mit größter Zuver:
läfligkeit behaupten, daß der Sapphir der
Alten unfer tazurftein feyn muß. Diefer hat
eine blaue Farbe, die wicht felten in Bios
i let
185 2. UÜlteamarin,
let oder Purpur fält, und oft fehr dunkel ift,
Er ift ganz und gar undurchfichtig; aber des⸗
wegen leidet: er doch die Vergleichung mit
der Farbe: des Himmels, woben Pliniug
nicht an Durchfichtigfeit ‚gedacht hat , indem
er fo. gar einen unduschfichtigen Jaſpis bims
melblau nennet (5). & Der tazur. bar bin und
wieder. goldgelbe: Punfte, die man ehemals
für. Gold gehalten hat, die aber Kießtheit:
chen oder Markaſite find: . Er fan leichte zu
allerley Geraͤthen verarbeitet, auch:gefchnits .
ten werden; wie er Denn, auch jeßt noch oft
zu Giegeln;gefchnitten wird. Aber Plinius
bat ganz richtig angemerkt, daß er alsdann
Dazu nicht tauge, wenn er mit fremden und
harten: Theilchen (mir Quarz, weswegen er
alsdann am Stable Funfen giebt) vermifche
ift, und eben deswegen ward der einfarbige
höher gefhägt (7). Man finder auch noch
| ae: in
(°) Iafpis aerizufa. H. p. 782, ben ich gewiß
nicht mit Salmafius für Türkis ausgeben
maoͤchte. Wir, haben ja auch blauen Zafpis.
(7) Plin. inutiles fcalpturae, intervenientibus
eryRallinis centris. Verſchiedene Gelehrte has
ben dieß fo verftanden,. ald ob Plinius be:
haupte, der Sapphir Iaffe fih gar nicht
fhneiden. Sie fcheinen die Umftände, unter
welchen er dieß behauptet, nicht beachtet,
und ſich nicht erinnert zu haben, was die
alten Künftler in Steinen, aud) Holzarten,
‚die geſchnitzt werden folten, centra nannten,
| ‚ Dlis
2, Ultramarin. 187
in manden Samlungen gefehnittene Lazur⸗
ſteine, die wenigſtens für alt gehalten wer:
den CF). Ich erinnere mich , verfchiedene
Arbeiten diefer Art in der vortreflichen her—
zoglichen Samtung zu Braunfchweig gefehn
zu haben, welche mit vieler Wahrfcheinliche
feit für Wegpptifche gehalten werden, und eis
‚ne forgfältige Befchreibung verdienen. Daß
Lazuli ehemals zu eingelegten Arbeiten ges
braucht worden, weis ich gewiß, ungeachtet
ich.jeßt feinen Zeugen anführen fan. Wie
berlich er noch dazu in den Florentiner Ars
beiten angewendet wird , ift bekant. So
find zu Zarsfoe: Selo, dem prächtigen Luſt⸗
fchloffe bey St. Peterfburg , in die ganz mit
Bernftein geräfelten Wände die größten und
fhönften Tafeln von: tazuli, welche ich jes
mals gefehn habe, eingefugt worden; man
fagte mir dort, man habe fie aus Tibet foms
men
Plinius erklärt e8 XVI, 39. pag. 34: In.
veniuntur in quibusdam, ficut in marmore,
centra, id eft, duritia clavo fimilis, inimi«
ea ferris, Sorechnet er XXXVII, 2. S. 10
‚praedurum ac fragile centrum zu den Fehlern
des Bergeryſtalls, der fich doch, ohne die=
fen Sebler, febr gut verarbeiten läßt. Auch
Theophraſt braucht in eben dieſer Bedeu⸗
tung das Wort zevrpov.
(X ©. CHrifts Verzeichniß zu Lippert Dady-
liotheca pag. 48, 62, 65, 97. ll. P. 11, 20, 29
UI, p. i3. 56, |
Ul. Theil. N
188 2. Ultramarin.
men laſſen. Der Zweifel, den Epiphanius
wider die mit Lazuli belegten Staffeln aͤußert,
bezieht ſich wohl nur auf die gar zu groſſe
Koſtbarkeit, und vielleicht hat er ſich einges
bildet, daß die Stuffen maffiv aus dem Steis
ne gehauen feyn folten. Die Verwechſelung
oder Vergleichung des Saphirs mit Cyanus,
wovon verfchiedene Beyſpiele vorkommen,
beweiſet, daß folcher dem Kupfererze ſehr
- ähnlich gemwefen feyn müfle. Denn daß cya- -
nus ein von Kupferblau gefärbtes Erz oder
Bergblau geweſen ift, habe ich ſchon anderss
wo erwiefen (8). Die blaue Farbe des la:
zur bat man bis auf unfere Zeit von Kupfer
hergeleitet, die aber, nach den neueften'Lin:
terfuchungen,, ihren Urſprung von Eifen har
ben fol (?). Die medicinifhen Würfuns
gen, welche die Alten ihrem Saphir zufchreis
ben, fönnen nur von einem Kupfergebalte
entſtehn, . da fie den Armenifchen Stein oder
den unächten Lazuli flat des Ächten genom⸗
men haben. So empfehlen fie Kupferofern
wir
(°) Ariflotelis aufcultat. mirabil. cap. LIX.
pag. 123. |
(2) Gleichwohl ift die Farbe der Eifenofern in
Feuer fehr veraͤnderlich; oder ift fie in ges
wiffer Mifhung beftäindiger? Wallerius ift
immer der Meynung geblieben , die blaue
Farbe rühre von Silber her. Syſtema mi-
ner, I. p. 313. .
5 *
2. Ultramarin. 189
wider entzimdete Mugen (19) Endlich trift
auch Das überein, was Dionpfius meldet,
daß der Saphir oder Lazuli in andern Stein—
arten vorfomme (IT). Auch der Eaphir,
deffen in dem älteften hebräifchen Schriften
gedacht wird, ſcheint Fein anderersals der
Saphir der Griechen oder unſer $azuli zu
ſeyn; denn ihm werden ebenfals Goldpunfte
beygelegt (12).
Alfo gefant haben die Alten unfern Lazu⸗
fi; Aber die Frage, ob fie ihn bereits zu eis
ner Malerfarbe zugerichtet oder daraus Ul⸗
ttamarin gemacht haben, weis ich nicht mit
binfänglichen Gründen zu beantworten. Möge
lich
< =) Diofeorides parabil. I. p. io et ı1. emp⸗
fiehlt 266 und xuAnod &vIog.
Cr) Vor einigen Jahren bat mein ehemaliger
College, H. Karmann, in Sibirien am
Baital Lazuli in Granitgängen entdecft. Mit
ihm bricht auf den Gängen auch Feldivat,
. und ein milchfarbiges, vielleicht zeolithartis
ges Geftein, imgleichen Schwefelkieß. ©.
Beobachtungen und Entdeckungen der
Berliner naturf. Gefelfch. 1. S. 402.
0) Braun de veftitu facerdotum. II. pag. 530.
Aber vornehmlich gebört hieher, was Herr
Geh. Juſt. R. Michaͤlis darüber in Supple-
mentis ad lexica hebraica num. 1775. pag. 1798
bis — gelehrt hat. Der Namen Saphir
ift uralt,
N 2
190 2. Ultramarin.
lich ift es, daß ihre caeruleum (1?) zuweilen
"wahres Ultramarin gemefen ift; aber eigent
lich und gemeiniglich war dieß doch nur Kup:
ferofer. Auf den ſcheinbaren Einwurf, daß
gleihwohl die Alten blaues Glas und blauen
Schmelz gemacht haben, und daß fie dazu,
in Ermangelung der Schmalte, fein andes
res feuerfeftes Pigment als Lazuli haben neh⸗
men fönnen, will ich im naͤchſten nn
antworten. |
Ä Chr ich die Älteften mir befanten Nach—
richten von der aus unferm Lazurfteine ge⸗
‚machten blauen Farbe, oder dem Ultramarin
angebe, will ich vorher oder zugleidy dasjeni⸗
ge anzeigen, was ich über den Urfprung und
das Alter des Namens $azuli weis. . Um
von jenem mehr zu fagen, als was bereits
Salmafius ("*) gefagt hat, bath ich Herrn
Prof. Tychfen um feine Meynung, welde
ich hier mit eine: a, beyfüge (15).
Dars
c>) Plin. XXXIU, 13. pag. 633. Man verglei:
dye Ariſtot. aufcult, mirab. p. 123.
(74) De homonymis 'hyles iatricae, Traj. ad
Rhen. 1689. fol. pag. 217.
(*5) Lazul oder Lazur ift nicht arabifchen, fons
dern alles ln se Sm BPerfifchen
heißt 3 — oder 9 333 8 (Ladfchuar-
di od. Yazuardi) — Farbe, und Lapis
Lazu-
2. Ultramarin. 191
Darnach ift gewiß, erftlich daß das Wort
Derfifcher Abkunft ift, auch ift diefer Stein,
wie ich ſchon oben angemerkt habe, bisher
über Perfien zu uns gefommen; zweytens
Daß es die blaue Farbe bedeutet. Es ift auch
in Europa anfänglich die algemeine -Benens
nung für blaue Steine und blaue Mabhlerz
“farbe gemwefen, und langehin ift fie für das
fupferhaltige Bergblau gebraucht worden.
Erft die neuern foftematifchen Mineralogen
u fhei:
Lazuli. Es follte eigentlidy Lazuverd aus:
gefprochen werden, allein die Araber ziehen
häufig das va in der Ausfprache zufammen,
fo daß bloß ein u gehört wird, und man al»
fo auch Lazurd fagen kann. Das Derivas
tum Go :3) (Lazurdi od. Lazuverdi)
heißt blau. I A
‚Die Ausfprache Lazul mit. / am, Ende, ift
die gewönliche Verwechslung des L und R.
5 - Us
fo wie ber Araber für Zingiber fagt sa
Zengebil. Das L initiale ift wohl nicht der
Artikel, fondern ſcheint zum Worte felbft zu
gehören, weil ed nicht arabifchen Urfprungs
iſt. Sonderbar ift freylich, daß der Spanier
blau azul nennt, was offenbar aus -jenent
Wort entftanden ift; allein die Weglafung
des L Fommt wohl daher, daß man es fuͤr
den Artikel hielt, und fo das Wort ver:
ftümmelte,. wie ed die Araber bey fremden
Namen nicht felten machen. 3. V. Efcan-
dria für al efcandria en):
Ä 3 \
192 2. Ultramarin.
fcheinen das verdorbene Perfifhe Wort dem
jeßt eigentlich fogenanten Lazurftein zugeeig?
net zu häben, fo daß jegt einer wider Die
Mineralogie verftoßen würde, welcher diefen
Namen dem Armenifchen Steine, Dem Berg⸗
blau oder fonft einem blauen Fupferhaltigen
Mineral beylegen wolte.
Ohne mir mit der Einbildung zu fhmeis
cheln, daß ich die erfte Erwähnung des Na:
‘mens Lazuli in den auf uns gefommenen
Schriften gefunden hätte, gebe ich als die
ältefte, die ich - weis, diejenige an, welche
bey Leontius (16) vorfömt, wo er feine
Himmelsfugel mit einer Farbe -anftreichen
kehrt, die man, wie er fagt, damals Aucov-
esov nante. Wenn Kabricius Recht bat,
fo bat. diefer. Schrififteller ſchon im fechften
Sahrhunderte gelebte (17), In —
u⸗
(76) Leontius de conftru&tione Arateae ſphaerae
p. 144. coloretur atque inecruſtetur ſphaera
gypfo aut cerufla, fi ĩignea eſt, ve eius rimu-
lae & lacunulae, fi quae fuerint, complean-
tur complanenturque. Poft ficcato hoc colore
alioque ei crafliore inducto, qualis eft, quem
Lazurium vocant; a) &AA Bagel rıv) Kpw-
narı imakinbayres, olov rw auAouusvo Aa7
Lovolw. Keöntius itebt in der Samlung,
welche Joh. Commelin herausgegeben hat:
Altronomica veterum fcripta 1589. 8. —
(17) Biblioth. Graeca II. pag. 456.
2. Ultramarin. 193
Wuratori (%3) bekant gemachten Maler⸗
Vorſchriften aus dem achten Jahrhunderte
findet man eine unverſtaͤndliche Anweiſung
Lazuri zu machen, wozu cyanus compofitus
Coielleicht zugerichtetes Bergblau) genom⸗
men werden ſoll; ferner eine andere, wozu
Beilchen im Moͤrſer zerrieben werden ſollen.
Alſo ſchon damals war in dem elenden Latein
das Wort fuͤr eine blaue Mahlerfarbe ge⸗
braͤuchlich. Daſſelbige Wort griechiſch ger
formt hat auch der Aſtrolog Achmet, der
im neunten Jahrhunderte gelebt zu haben
fcheint, für blau gebraucht (77), fo wie im
zehnten Jahrhunderte Nonus fuͤr eine blaue
Erde (29). Noch weit wichtiger ift die
Stelle des Arethas aus dem folgenden Jahr⸗
hunderte, der in feiner Erflärung der Df:
fenbarung Johannis fagt, der Kap. 21, 19
genante Saphir ſey eben derjenige Stein,
aus. dem, wie man fage, Das Aufougiov ge
macht werde (27). Das ift denn auch eine
ſtar⸗
Es) Antiquitat. Ital. medii. aevi. I. p. 372,
376. * nt
& ?) Introdu&t. in aftrolog. üypos Est, 20% xoeꝛ.
æv roũ Aufavplov . ee,
; (*°) Nonus de morb. curat. cap. 143: N nV
ipuevlavy Bühov mlvsıv, 7 Tov Angavpıv.
04
194 2. Ultramarin.
| ſtarke Bekraͤftigung, daß der Saphir der
Alten wuͤrklich unſer Lazuli ſeyn muͤſſe, und
dieß ſcheint denn auch die erſte ſichere Er—
waͤhnung des eigentlichen Ultramarins
zu ſeyn. Aber noch oft koͤmt in den fol⸗
genden Jahrhunderten das Wort fuͤr Kupfer⸗
blau vor. Conſtantinus Africanus, der
Arzt des eilften Jahrhunderts, ſchreibt dem
lapis lazuli die medicinifchen Kräfte des Kup—
ferlagurs zu (22), fo wie auch Avicenna,
Averroes und Myrepſus. Erſterer hat uns
ter dem Buchſtaben kam ein Kapitel: mit dee
Weberfchrift: Lazuard, melches der Leber;
feger De azulo, id eff, de lapide armenio
gege⸗
(27) cap. 67. pag. 827: 2£ ou ZarQsipov a
ol nu ro Anfovpiov ypanz ylvzayaı. Des
Arethas Erklärung ut Oecumenik commen-
tariis in norum teftanıentum. Lutetiae Paris.
1630, 1631. 2 vol. Sol. * beygedruckt.
(??) De gradibus , quos vocant fimplicium
pag. 362: Lapis lazuli frigidus. Si in colly-
riis mittatur, oculis proficit. Palpebrarum
pilos confortat, capillos confirmat & multi-
plicat. — — Lotus & propinatus, vomitum
fine omni angußia provocat. Diefe Worte
dienen zu weiterer Erläuterung und Beltäs
tigung deſſen, was ich bey Ariflozelis aufcul-
tat. mirab. cap. 59. gefagt habe, wo eben»
fals ſteht, daß Kupferofer dad Wachsthum
der Hare an den Augenbraunen befürdere _
Conflantini opera find zu Bafel 1536, 1539
in 2 Foliobänden gedruckt worden,
|
! r
2 Ultamarin. ı ° 395
gegeben hat, und letzterer fagt ausdrücklich:.
lapis lazuli der Lateiner fey der Aufovgsos der
Griechen (23). Auch die Wörter azura,
azurum, azurrum kommen in jenem Zeitals .
ter oft für blau vor.
Den Damen Vltramarinum, oder’ wie
man zuerft fprach! azurrum vitramarınum,
babe ich noch nicht bey einem Schriftftellee
des funfzehnten Jahrhunderts gefunden.
Aber am Ende defjelben wird er doch ſchon
gebräuchlich gewefen ſeyn, weil ihn Camil—⸗
‚ Aus Leonardus ı502 braucdte (*). Vers
muthlich ift die Benennung in Stalien auf
gefommen. -. Ju der erften Hälfte des ſechs⸗
“zehnten Jahrhunderts tehrte Dannuccio Bir
- ringoccio, die Bereitung des ächten Ultra:
marins, welches er genau vom Kupferlafur,
dem azurro dell’ Alemagna, wie er es nen:
net, unterſcheidet (22). Inzwiſchen muß
da⸗
(??) Admıg AdfovAı, rovresı Aldog Aug övpioce
Matth. Silvaticus: Lapis lazuli Latinis, Ara-
bibus Hager alzenar five Alzanar. Ebender⸗
felbe: Lauzud , Arab, Azurinum;, lapis lazuli,
(*) Speculum lapidum. Hamburgi 1717. 8.
pag. 125: Zumemellazuli five Zemech, latine
vero lapis lazuli. — — Ex eo fit color vo-
catus azurrum vltramarinum.
(2*) Pirotechnia pag. 38: Et primo vi dico
Jazurro eflerne di due forti, I’uno chiamato
15 dalli
196 _ 2. Ultramarin.
‚damals die befte Zurichtung noch mislich,
wenig bekant, und eben deswegen ſehr ein—
traͤg⸗
dalli ‚ pittori azurro oltramarino, & l’altro
azurro dell’ Alemagna. L’oltramarino € quel-
lo che fi fa della pietra chiamata Lapis lazuli,
laquale & la propria madre della minera del-
Voro, quefta fi macina & lauafi, & fi difpo-
ne a certa fottigliezza dc impalpabilitä, &
dipoi con ordine di certi paftelli fatti di gom-
ma fi fa ritornare al fuo vivo & bel colore,
& fi affiniſce, & afciuga da ogni humidita,
& quefto di tutti & il piu ſtimato, il’ quale &
fecondo il fuo colore, & fottigliezza € da
pittori pagato buon prezzo. Perche non fo-
lo moflra in opera molta vaghezza, ma re-
fifte al fuoco & acque, tormenti che gli altri -
colori fapportar non poflono. : Das teutfche
Azurro des Biringoccto (von welchem im er:
fien Theile ©. 133 Nachricht gegeben ilt)
iſt nicht die Schmalte; denn diefe hat er vor—
ber unter dem Namen Zaffera befchrieben.
Fallopius, der 1557 fein Buch de ıne-
tallis feu foſſitibus ſchrieb, fagt cap. 33. p. 338:
caeruleus etiam vocatur lapis Lazuli & Lazu-
rium ab Avicenna, & vulgo nominatur a pic-
'toribus , azurium vltramarinum , &- dicitur ,
azurium, vel azurro a lapide lazuli; dicitur
porro vltramarinum, quia defertur. ex loeis
vitra mare, vt ex Cypro. Et pretiofi genus
coloris, & caro admodınn venditur, nam
vna vncia venditur centum ſeutatis aureis; ven-
ditur autem ita caro pretio, tum quia eft ve-
nußiffimus & pulcerrimus color , igni & fu-
mo refiltens ; ita ve piäura ex hoc colore
non infieiatur a fumo, immo reddatur >
colo-
2. Ultramarin. 197
traͤglich geweſen — Denn im Anfange
Des ſechszehnten Jahrhunderts beſaß der Bar
ter des befanten Giambatiſta Pigna, der
‚eine Apotheke im Modenefifchen Hatte, das
‚Gebeimniß, das befte Ultramarin zu machen,
welches ihm. mehr als ein grofies Landgut
eintrug (25). Es ift demnach nicht gang
richtig , daß Alerius Pedemontanus, wie
Spielmann meldet (2°), der erfte geweſen
fey , Der des Ultramarins gedacht habe.
| eu
. eolorata & — tum propter praeparatio-
nem diffieillimam & longam, quae requiritur
in praeparando tali colore.
5) Als der junge Pigna zu fleiſſig ſtudir⸗
te, ermahnte ihn Bartholom. Ricci in
einem noch vorhandenen Briefe mäffi:
ger zu feyn, zumal da ihn nicht die Noth
dazu zwuͤnge. Solus es, fagt er, in re be-
ne ampla. Praedia enim tibi non defunt,
villae atque aedes. in vrbe; fupellex nobilifli-
ma; pater praeterea eff, qui tibi pro centum
— eſſe poteſt, qui vel vno caeruleo co-
lore, quod noſtri vltramarinum appellant,
conficiendo (vt in pharmacis componendis |
eius feientiam atque vberrimum frudtum omit-
tam) folus eft, qui perfedtam feientiam habeat,
ingentes copias comparare poteſt, atque adeo
quotidie non parvas comparat. Kiccii opera.
vol, II. p. 366. und des Tiraboſchi Biblio-
theca modenefe. In Modena 1783. 4" vol. IV.
Pag. 134. —
(26) Inſtitut. chemiae pag. 45.
198 2. Ultramarin.
Gleichwohl glaube auch ich, daß diefer Ale⸗
zins oder der unter Diefem Damen verfteckte
Hieronymus Buſcellai, welcher ebenfals
im Unfange des fechszehnten Jahrhunderts
ſchrieb, zuerſt die Zubereitung volftändig öfs
fentlich befant gemacht hat. Wenigftens ift
feine Borfchrift immerfort bis auf unfere Zeit
als die zuverläfligfte wiederholet worden
er
(27) Des Alexii Pedem. de fecretis libri find
in der Geſchichte technologifcher Erfindungen
feine verächtliche Quelle, und deswegen wird
ed manchen angenehm feyn, hier dasjenige
u lefen, was mir von dem Verfaſſer bis
jest befant geworden if. Conrad Gefner
ſcheint ihn nicht gefant zu haben, wie mar
aus dem von ihm 1564 gefchriebenen Briefe
erfieht. S. Epiftolae medicinal. pag. so. b.
auch hat er ihn nicht in feiner Bibliothek ge:
nant. Go gar in Syllabus fcriptorum Pede-
montii, opere & ftudio Andreae Roffotti a
Monteregali. Monteregali 1667. 4 * pag. 2t.
ſteht, man wiffe nicht, warn und wo dieſer
Pfeudonygmus gelebt habe. Aber Kiacos
nius in Bibliotheca libros & fcriptores fere
cundtos, compledtens. Parifiis. 1731. Fol. *
Pag. 94. ſagt, der wahre Namen fey Hiero-
nyanus Rufcellius. Eben diefes meldet auch
aller in Biblioth. botan. I. pag. 325. und
in Biblioth. — II. pag. 119, nur daß er
ihn H. Roffellus nennet. od) bejtimter ver:
fichert es Gobet in Les anciens mineralogiftes
de France, Paris ı779. 8 * II. pag.. 705, wels
er fogar meldet, -Sefer Jerome Ru,
W ey
‘2, Ultramarin. . 199
Aber worauf gründet fich die Nachricht, wel:
Ä — che
ſey 1565 geſtorben, und das Buch ſey aus
ſeinen Papieren von Franc. Sanſovino,
der viele fremde Schriften herausgegeben hat,
ausgearbeitet und zum erſtenmal zu May⸗
land 1557 gedruckt worden. Noch habe ich
von dieſem Ruſcelli keine ausfuͤhrliche Nach⸗
richt gefunden, und immer iſt es muͤhſam,
jemanden aus dieſer adlichen Familie, von
welcher ſchon im erſten Theile S. 340. ge⸗
handelt iſt, aufzufinden. Er ſcheint mir
keiner von denen zu ſeyn, welche in Joͤchers
gelehrten Lexic. angefuͤhrt ſind. Ich habe
zwar noch keine aͤltere Ausgabe, als von
1557 genant gefunden; aber ich vermuthe
ſehr gewiß, daß die allererſte aͤlter ſeyn muß.
Denn fo groß auch der Beyfall geweſen, wo⸗
mit das Bud) gleich aufgenommen worden,
fo ift mirs doch unwahrſcheinlich, dag gleich
im erfien Jahre drey Ausgaben in Stalten
gemad)t ſeyn folten. Denn außer der May:
ländifchen , foll von demfelbigen Jahre auch
eine Denedigfche in Quart, und eine noch
andere in Octav vorhanden feyn. Auch folf
ſchon eine franzöfifche Ausgabe 1557 zu Ant
werpen gedrudt feyn. Solte denn ſchon
‚1558 in: London eine engliſche Ueberfegung
gedrudt ſeyn, wenn die Urfchrift erft 1557
erſchienen wäre? So fihnell verftand man
mohl damald noch nicht Ueberfegungen zu
liefern. Sn Ames Typographical antiquities
pag. 296 ift The Tfecrets of Alexis. Lond.
1558. 4. genant. ch befiße eine franzöfifche
WUeberſetzung par Chriflofle Landre. Paris
1376. 12, die ich felten angeführt Bun
J ha
209
che
2. Ultramarin.
man bey Engländern und Franzo—
J ſen
hat einen ſtarken Anhang, der aus allerley
Schriften zuſammen getragen iſt.
Uebrigens iſt bekant, daß Joh. Jakob
Wecker, Arzt in Colmar, das Buch des
Alexius lateiniſch uͤberſetzt und mit Zuſaͤtzen
vermehrt hat, unter. dem Titel: De fecretis
“Libri XVII. Die älteite Ausgabe fol zu Ba=
fel 1559. 8. gedruct feyn, wie Haller fagt.
Saft jede. folgende weicht von den vorherges
benden ab; immer ift viel ausgelaſſen wor:
den, und die neuen Zufäße find dagegen
meiftens einfältig. Ich habe die Ausgabe:
Baſel 1592. 8; darin ift viel, was nicht In
der Ausgabe von 1662 fteht, und etwas fehlt
darin, was doch in der Ausgabe von 1582
befindlich if. Die neueften Ausgaben find
nac) derjenigen gemacht, melde Theo». '
Zwinger verbeffert und vermehrt hat, Ba:
fel 1701. 3. Man ſehe J. J. Scheuchzeri
nova lJitteraria Helvetica. Tiguri 1703. 8
pag. 119, wo alle Zufäßße des Zwingers eins
zeln erzählt find. Diefe Ausgabe ift zum
legtenmal zu Bafel 1753 aufgelegt worden,
weldyes Haller in Bibl. botan. I. p. 31 anzus
merfen veraeffen bat, Das Kunftbuch des
Alexii von Wecker (ohne Ort) 1570. 8, wels
ches ich felbft befiße, ift nur ein Auszug.
So viel falſches auch diefe fogenanten Kunſt⸗
bücher enthalten, ſo verdienen fie doch das
Lob, daß fie zu den erften gedruckten techno—
logifchen Büchern gehören; daß fie fo wohl
Gelehrte auf Handwerfe nnd Künfte, als
Künftler auf Buͤcher und fihriftlichen Unter:
richt aufmerffam gemacht haben. Daß —
gen
— Se u Tee. —
2. Ultramarin. 201
fen (28) lieſet, daß die Bereitung des Ul—
tramarins in England erfunden ſey, und
daß ein Bedienter der Oſtindiſchen Gefel:
ſchaft ſolche, um ſich wegen einer Beleidis
gung zu rächen, Öffentlid) verrachen habe?
gend Nachrichten diefer Art jetzt micrologifch
ſcheinen und nicht nad) dem neueften Ge—
fhmade find, das weis ich ganz wohl; aber
den, der die Gefchichte der Erfindungen bes
arbeiten will, darf nicht dafür ecfeln. Ich
will fie auch nur fparfam anbiethen.
(??) 3. 3: in Savary di&ionnaire de commer-
ce, Art. Outremer; und daraus auch in Dic-
tionary of trade by Aolt. Lond. 1756. Fol.
3.
202 Robolt, Saflor, Schmalte.
3,
Kobolt, Saflor, Schmalte.
Kobeue heiſſen jetzt ſolche Mineralien,
welche dasjenige Halbmetall enthalten,
deflen Kalf zu einem blauen Glafe fchmilzt,
und dem gemeinen Ölafe eben diefe Farbe
mittheilet. Weil man von dem Metalle ſelbſt
noch feinen fonderlichen Gebrauch zu machen
weis, fo nußet man nur den Kalf, indem :
man die Kobolte, vornehmlich durch Röften, -
von den dabey befindlichen fremden Minera:
lien, befonders dem Witmuth und Arfenif,
ſcheidet, und ihn alsdann wohl caleinirt ent⸗
weder mit feinem Sande gemifcht und unge:
mifcht, unter dem Namen des Saflors
(Zaffera) verfauft, oder ihn mit Kiefelerde
und Potafche zu einem blauen Glafe fchmeljt,
welches Schmalte genant wird. Diefes
wird fehr fein gemahlen, und unter den Ma:
men der blauen Karbe, des Eſchels oder
auch der blauen Stärke verhandelt. Alle
diefe Waaren der fogenanten Blaufarbewer:
fe dienen, weil fie die dauerhafteften und
feuerbeftändiaften Pigmente find, auch weil
fie alle Abfälle der blauen Farbe darftellen
koͤnnen, vornehmlich zur Faͤrbung der
| | ‚ftall-
3. Robolt, Saflor, Schmälte: 203
ftall » und Schmelzgläfer, um burchfichtige:
und undurchſichtige Edelfteine nachzumachen ,
ferner zur Bemahlung und zur Glaſur des
ächten Porzellans, der Fajance und der noch
gemeinern Töpferwanren. So gar.der Mah—
ler Fan dieſes Pigments nicht ganz entbeh⸗
‚ren, wenn er das Lazur mancher Schmetters
linge und ‚anderer natürlicher Gegenftände
erreichen will; und die wohlfeilere Art wird:
gebraucht, um: die. Weiſſe der Waͤſche, die
gar. zu leicht ins unangenehme Gelbe fält,
aufs bläuliche zu ziehen, wie wohl nicht obs
ne Machtheil der Gefundheit und der Waſche
Die Erfindung dieſer neuen Sarbe gehört zu
den vortheilhafteſten Erfindungen der neuern
Zeit. Sie har ein vorher unnuͤtzes und fo gar
ſchaͤdliches Produckt veredelt; fie bateine Men:
ge Menfchen in Arbeit und Verdienft geſetzt;
ſie hat verſchiedene Kuͤnſte zu einer Vollkom⸗
menheit verholfen, welche vorher nicht zu er⸗
reichen war; ſie hat viel Geld, welches wir
für auslaͤndiſche Waaren weggegeben hatten
wieder nach. Teutſchland zurück gebracht. So
eine Erfindung, die noch dazu den Tentfchen
gehört, und die lange Zeit von ihnen allein
genußt worden, verdient vor vielen andern
eine Geſchichte; aber Leider! laͤßt fie fich noch
nicht volftändig und —5 — Moͤch⸗
MU. cheil. O he
n .
. * &; 133 3*
204 ‘3. Kobolt, Saflor, Schmalte;
te doch mein Verſuch Berichtigungen und
Ergänzungen ortanlaffen! !
SH wenig man ara sujeifeln darf, daß
die jetzt uͤbliche Bearbeitung der Kobolte und
Bereitung der Schmalte am Ende des funf⸗
zehnten oder Anfange des fechszehnten Jahr:
Bunderts erfunden worden ,. fo hat man doch
Urfache nachzufragen, ob die Alten den Ko—
Bolt gar nicht gefant, und ihn zu Färbung.
des Glaſes gar nicht angewendet haben ?.
Sie haben in vielen Gegenden Bergwerfe
gebauet, und da wäre es Doch möglich, dag
ihnen Kobolte vorgefommen waͤren; fie has
ben allerley glückliche Verfüche gemacht, das
Glas zu färben (1); fie haben fogar blaues
Glas und Blaue Glaſur gemacht. Cs Fönte
ſeyn, daß fie eben fo durch einen Zufall die:
fes Glas, als Meffing zu machen gefernt,
und diefes wie jenes fo lange gemacht hätten,
als der gefundene Vorrath der färbenden Erz
Den teichen wollen. Dach dem Verbrauch -
hätte ſich die Kunft wieder verliehren fon:
nen; fo mie fich die Zubereitung des Corin⸗
shifchen Erzes ) eine Zeitlang Wi
IE at,
c() Man — was im eeften Theile ©. 375
geſagt Hi -
2) S. bie Anmerkung zu Ariflos. aufcultat.
"mirab. p. 98. |
/
———, — — ur y n ö = \ * F “
“ «+ = 8
. *
Kobotetönig kennengelernt baben hun: 00
3» Robolt, Saflör, Schmalte: ao
bat: Auch ſetzt der Gebraud des Kobolts
nicht die Kentnif feines Meralles vorausz
dein wir haben ganze Jahrhunderte Mefling
and. Schmalte, gemacht, ehr wir Zinf und
Aber leicht iſt es nicht, diefel Mufgabe zis
beantworten, denn das darf man faum hof
fen, daß man unter Den von den Alten ges
nanten Mineralien den Kobolt mit einiger
Wabrfcheinlichfeit heraus finden werde. Gie
verftanden die Mineralien nicht anders, als
nah dem duffern Anfehn, nad, dem Vaters
lande, und nach deu Gebrauch, den fie das
son zu machen wuften, anzugeben. Nun
aber it Feine Gattung, welche iu Geftalt
und Farbe mannigfaltiger und veränderlicher
iſt, Hals Kobalt, der eben deswegen die Mög:
lichfeit, "Mineralien nach äuferlichen Kenzei⸗
chen hinlaͤnglich zu ‚erkennen, am beften wir
derlegt. Man hat auch kaum ein Paar Stel:
len der Alten dahin zu deuten werfucht, und
dieſe beweilen, wenn fie genau beurtheilet
Br, gar niches,
‚Die Benennung eadmia iſt zwar in
ner Bedeutung eben fo unficher und mannig⸗
faltiggewefen, als das Wort Kobolt vor einem
Paat Jahrhunderten war... Es.bedeutete oft
Galmep, oft einem Ofenbruch und vielleicht
O 2 auch
y
%
auch
206 3: Robolt, Saflor, Schmalte.
auch in fpätern Zeiten Arfenif, aber, fo viel
ich weis, nicht ehr Kobolt, als bis man für
dieſen in neueren Zeiten einen lateinifchen Nas
men zu haben verlangte (?), und: damals
denjenigen nahm, der nicht fchon andern
Mineralien verliehen war. Die: befante
Stelle des Plinius (*), worin Lehmann
— den
6 Ich vermuthe, daß Agricola zuerſt dieſen
lateiniſchen Namen fuͤr Kobolt gebraucht hat.
0) Lib. 33, 13. pag. 633: Caeruleum arena eſt.
Nuius genera tria fuere antiquitus: Aegypti-
um , quod maxime probatur. Scythicum,
hoc diluitur facile; eumque teritur, in IV co-
lores mutatur ,„ candidiorem nigrioremve,
Praefertur huic etiamnum Cyprium. Acceflt
his Puteolanum & Hifpanienfe , arena ibi
confici coepta. Tingitur autem omne, & in
ſua coquitur herba, bibitque fuccum. Rell«
qua confeftura eadem, quae chryfocollae, Ex
caeruleo fit quod vocatur lomentum ; perficitur
id lavando terendove; hoc eft caeruleo candi-
dius. — — Ufus in. erera, calcis impatiens;
Nuper .acceflit & Veftorianum ab au&tore ap-
pellatum. Fit ex Aegyptii levifima parte. —
Idem & Puteolani vfus, praeterque ad fe-
neftras; vocant coelon. Non pridem appor-
tari & Indicum eft coeptum. — — Caeru-
‚lei finceri experimentum in carbone, vt flagret.
Zum Theil iſt diefes aus Theopbraft de la-
pid. $. 97. genommen; ich will aber nur
die Veberfegung anführen. , Caeruleum (xzux-
vos) vnum eft nativum, alterum artificiofum,
vt ia Acgypto.. Genera enint caerulei tria,
Ar.
3. RBobolt, Saflor, Schnialte 207
den Kobolt gewiß zu erfennen meinte, ift ein
fo fonderbares Gemeng, daß fich faum ers
was mis Zuverläfjigfeit herausbringen läßt:
Es ift wahr, es fiheint dort, wo er von mi⸗
neralifchen Pigmenten handelt, die Rede von
einem blauen Sande zu feyn, der verfchiedes
ne Abfälle der blauen Farbe gab, nach dem
er gröber oder feiner zerrieben ward.- Das
blaſſeſte Pulver hieß Lomentum, und dieß
nimt Lehmann für Efchel an. Aber ich bin
gänzlich der Meynung, daß cyanus des The’
phraft, caeruleum des Plinius. und chryfo?
colla (5), die oden oft genanten blauen Kup
fererden find, die man gemahlen und gemifcht
baben mag. Ferner vermengt Plinius offens
‚bar damit eine Fünftlihe Mahlerfarbe, die,
nach meiner Meynung, wie unfere Lacke, ger
wacht worden. : Denn er redet von einer ie
u f *
Aegyptium, Scythicum &Cyprium,. Optimum
autem Aegyptium ad. meraciores inductiones.
Scythicum autem ad dilutiores, Factitium au-
‘term Aegyptium. Et qui feribunt de regibus,
hoc etiam feribunt , quis regum pirämus 'artix
ficiale caeruleum fecerit, natiyum ämitatus, m
Aiunt qui pigmenta terunt, cyanum .cx fc ie
cere quatuor colores ; primum ex tenuiffimis
partibus candidifimum, fecundim vero ex
‘ eraffifimis nigerrimum,. Hace autemi: ante
fiung ; quem adınodum et cerufa, .; --,
(?) Ariſtot. auſcult. mirab. peg. 123, .
J O 3
208 3. Robolt, Saflor, Schmälte:
de, welche mit Pflanzen gekocht die blaue⸗
Farbe erhielt, und eben deswegen einiger
maßen brennen fonnte. Alfo tie unfer
Schürgelb. Mit diefen Pigmenten wurden
Waͤnde bemahlt, manche Titten aber feinen
Kalf, und durften deswegen nur da gebraucht
werden, wo nur mit Thon (ereta) getüncht war,
Den Ausdruck: vfus ad’ feneftras misbraucht
Schmann als einen ftarfen ‚Beweis feiner
Meynung, weil er ihn fo anelegt, als habe
Plinius gefagt, Die eine blaue Farbe diene zu
Färbung der Zenfterfcheiben. Aber gläferne
Fenſter waren Damals noch unbefaunt, Ich
vermuthe, Plinius hat nur fagen wollen, die
eine Art Farbe dürfe man nicht an Defnuns
gen bringen, wodurch Licht hereinfiele, weil
fie, nämlich daſelbſt bald verſchießen wurde,
Das wird, vorwehmtich: der Fall bey den mit
vegetabilifchen Farbetheilchen bereiteten Lacken
gemwefen ſeyn. |
Alſo ih für meinen Theil finde in diefer
Stelle feine Erwähnung der Schmalte, fo
wenig als Hr. Hofr. Gmelin. Ich glaube
auch wie er, daß die ftarfen und angenehmen
Sarbenmifchungen, welche bey dem Kobolte
vorkommen, eine Fentlichere Erwähnung ders
felben in. den Schriften der Alten würden
veranlafiet haben: - Würde nicht auch der
Arſenik, der-fo oft dem Kobolte RN
. wo 4 ı
3. Robolt, Saflor, Schmalte. 209
ift, viel Gerede von den gefährlichen Eigens
ifehaften Diefer Mineralien verurſacht haben?
Würden nicht Arfenif und Wifmuth früher
bekant geworden feyn, wenn fchon-fo früß
Kobolte bearbeitet wären? Sehr wichtig ift
auch der LUmftand, dag man in den Gegen: .
‘den, wo die Alten ihre Bergwerke hätten,
und wo die mit dem koboltaͤhnlichen Blau
bemahlten oder: gefärbten Alterthuͤmer gefun:
den find, entweder jetzt noch: feinen Kobolt,
oder erft in ganz' neuen Zeiten entdeckt hat.
Man: weis noch nichts: von Aegyptifchen,
Arabiſchen, Aethiopiſchen, Italiſchen und
Cypriſchen Kobolten, und in Spanien (*)
iſt dieſes Mineral erſt unter Philipp IV. zur
erſt bemerkt worden. Hiebey erinnere ich
noch einmahl daran, daß Cypern ehemals ſo
reich an Kupfer geweſen iſt, daß dieſe Inſel,
auch in mineralogiſchem Verſtande, die In⸗
ſel der Venus heiſſen konte; um deſto wenir
ger darf man daran zweifeln, daß Das caeru-
leum cyprium > r ofte ——— geweſen
ſeyn.
Aber die wichtigſte Urfache, n warum Leh⸗
mann, Pau, Gerber, Delaval und ander
| oe ve(°)
(*) Bomles Introducion N la hiftoria natural y ä
la geographia. — de ‚Eipana, un 1775
2: 399.
| 9 —
210 3. Robole, Saflor, Schmalte.
:ze (9) den Alten den Gebraudy der Schmal:
‘te, folglihd auch die Kentmiß des Kobolts
zuſchreiben, ift Diefe, ‚daß man, wie gefagt,
werfchiedene Alterthuͤmer, fomopl Schmelz⸗
werk als Malerey, antrift, worin ein Blau
vorkoͤmt, welches Kobolt zu verrathen ſcheint.
H. Ferber fuͤhrt blaue Glasſtifte in muſivi⸗
ſchen Arbeiten an (7). Delaval redet von
alten Aegyptiſchen Glaswerken dieſer Farbe (*).
Auch iſt bekant genug, daß die Chineſer und
Japaner ihrem Porzellan: die ſchoͤne blaue
Farbe kange vorher gegeben haben, ehr die
Schmalte in Europa eutdeckt. worden, Auf
‚den Mumien.ift ebenfals ein Blau, welches
nach fo vielen Jahrhunderten wenig oder nichts
won feiner; Lebhaftigfeit verlohren zu haben
Acheint. Da folte man alfo wohl annehmen
‚müflen, daß die Alten entweder nn
“on Kobolt gebraucht baͤtten. |
e Die
(0) Recherches ** ſur les Egyptiens
& les Chinois: Berlin 1773. I. p. 345: An
experimental inquiry into the caufe of the
changes of. eolours in an and coloured bo-
dies by E. A. Delava London 1777..4 s
"pag. LVE-
(?) Briefe aus Walſchland. Prag 1773. 8
2. ©. 114,136 223. ...
(*) Blau emaillirte, Bildergen egyptiſcher Got⸗
heiten findet man auch in Marb, antig, dans ,
Ja gallerie de Drende tab, 190.
3. Kobolt,. Saflor, Schmalte. 211
. + Die erftie Meynung ſcheint in Abfiche -
des Porzellans duch Duhalde (2) beftätige
zu werden, als welcher von einer mine d’azur
weder, und dabey meldet, daß die Chineſer
ſich ſtat derfelben in neuern Zeiten zur Be:
mahlung ihres Porzellans einer ausländifchen
Farbe bedienen. Vermuthlich meint er zu:
erft den Lazuli, und zuleßt die Schmalte‘,
die in geoffer Menge von Europäern nad)
China gebracht wird. Aber mir fcheint die
Erfindung des Ultramarins zu neu, ihre An:
wendung. zur Porzellanmalerey zu mislich,
und ihr Preis zu fo einem ftarten Gebrauche
zu boch zu feyn. Alſo ſaͤhe man fich faſt ges
zwungen, der andern Meynung beyzupflich-
ten, wenn nicht Hr. Hofr. Gmelin Durch che:
‚mifche Unterfuchung (9) bewiefen hätte, daß
es nicht allein möglich fey, dem Glafe und
Der Glaſur durch Eifen eine blaue Farbe zu
geben, fondern daß auch Die oben augeführ:
Ä | ten
(®) Defeription de empire de la Chine & de
„ la Tartarie chinoife, a la Haye 1736. II pag.
223, 230, 232. Ich habe aber oft gehört und.
felbft bemerkt, daß das Blau auf dem neuen
Chineſiſchen Porzellan. nicht fo fchön als auf
dem ältern ift.
(?) De caeruleo vitro in antiquis monumentis,
In Commentationibus focietaris Gortingenfis,
1779. vol. U. pa. . ;
2.5
912 3. Roboit, Saflor, Schmalte.
‘gen Alterthuͤmer, auf die man ſich beruft,
nur Eifen, nicht aber eine Spuhr von Ke
bolt zeigen. - Er bat felbft Verſuche angeftel:
Jet, mit blanen Stiften aus einem Römis
hen zu Mümpelgard gefundenen Fußboden
von mufivifcher Arbeit, imgleichen mit der
blauen Farbe, die fich auf. derjenigen Mu;
mie befinder, . welche unfere Univerjirät als
ein Gefchenf des Dänifchen Monarchen be-
ſitzt (10). Auch hat er viele Arbeiten, wo⸗
bey durch Verglaſung des Eiſens eine blaue
Farbe zu: entſtehen pflegt, angeführt. Dar
Hin gehören vornehmlich die Rohſchlacken von
der Königshütte am Harze, und ich felbft
babe Schlacken von verfchiedenen Hütten,
Die ſehr angenehm Blau find. Bulfanifche
Schlacken von eben diefer Farbe aus dem
Veroneſiſchen, WBicentinifchen und andern
Gegenden Staliens führt H. Ferber an (21),
wodurd denn. auch die Vermuthung des H.
Leibmed. Bruͤckmann (72) Wahrfcheinlihr
feit erhält, daß die Alten vielleicht auch fols
he vulkaniſche Schlacfen zu ihrem Arbeiten
gebraucht haben. Es ift vermuthlich, daß
die Alten Durch die blauen Schladen n
- 1⸗
(*0) In Commentationibus focietatis Gottingenfis,
1781. vol. IV, p. 20,
: (IT) Seite 30. | |
("?) Beyträge zu der Abhandlung von
Edelſteinen. Braunfchweig 1778.8* €. 55-
3. Bobolt, Saflor, Schmalte. 213
Eifenbütten zuerſt aufdie Faͤrbung des Glas
fes mit Eifen geleitet worden, und daß fie
in diefer Kunft eine Fertigkeit erhalten haben,
die jeßt fehlt, weit fie. unfere Borfahren,. nach
Erfindung des viel bequemen und- fichern
Gebrauchs der ſchoͤnern Schmalte, aufgege⸗
ben haben. Bey allen dem Fan ich Doch nicht
leugnen, daß ich diefen Verluſt beklagt babe,
fo oft ich das Herlihe Blau in: den bemahlten
Fenſtern zu Gouda, Goſlar und andern Or⸗
sen betrachtet babe, wie wohl die Schoͤnheit
Durch die Durchfichtigfeit des Glafes und
Durch das ftarfe von auffen ————
Licht ſehr ——— wird. —
Ich komme nun auf die — der
Koboltfarbe. Am Ende des funfzehnten
Jahrhunderts ſcheinen die Kobolte in den nicht
lange vorher aufgenommenen Bergwerken
an der Sächfifhen und Böhmifchen Gränze
häufiger als vorher gebrochen zu haben. Weil
man anfänglich nichts daraus zu machen wu—
. fte,. fo wurden fie als taube und unnüße Mi:
neralien über die Halden geworfen. Die
Bergleuthe fahen fie ungern, weil fie ihnen
nicht nur vergebene Mühe machten, fondern
weil fie auch oft wegen des arfenifalifchen Ge:
halts der Geſundheit fchädlich wurden. Eben
Damals fcheine auch die mineralogifche Ber
Deutung des Worts Kobolt erft aufgefommen
—* | zu
=
#14 3: Robolt, Saflor, Schmalke.
zu feyn; wenigftens ‚babe ich fie noch nicht
vor dem Anfange des fechszehnten Jahrhum
Ders gefunden. Matheſius und Agricola
fcheinen fie in Schriften. zuerft gebraucht zu
haben. Friſch leiter das Wort von dem
Böhmifchen Kow, welches Metall bedeuter;,
ber; aber viel wahrfcheinlicher bleibe doch im:
mer die Vermuthung, daß es aus cobalus
gemacht fen, welches der Dramen eines Bergs
geiftes war, der, nad) dem damaligen Aber:
- glauben, den Grubenarbeitern äffere und :oft
vergebene Mühe machte; und diefes Wort
fcheine aus dem Griechifchen #oßwAcs. ent
ftanden zu ſeyn. Vielleicht haben die Berg⸗
leuthe dieſen Namen dem Mineral aus Spott
gegeben, weil es ſich gegen ſie faſt eben ſo
wie der erdichtete cobalus verhielt; es machte
ihnen oft vergebliche Hofnung und Arbeit" 3),
| Man
(3) Matheſius in der zehnten Predigt ©.
501, woer von der cadmia fofhli redet: hr
Bergleute heißt es Kobolt; die Teutſchen
nennen den fchwarzen Teuffel, und die alten
Teuffels Huren vnd Cadartin, alte und
ſchwarze Kobel, die Vieh und Leute mit ibs
rer Sauberey Schaden thun. — — Es has,
be aber num der Teuffel und feine Hallraus
nen ‚oder Drütten, dem Kobalt, oder der
Kobalt den Zäuberin den Nahmen geben, ſo
ift Kobalt ein giftig und ſchaͤdlich Metall.
Agricola de animantibus fubterran. am Ende:
Daemones, quos Germanorum alii, aut etiam
Grae-
3. Kobolt, Saflor, Schmalte. 215
Man fol fogar ehemals in den Kirchengebei
thern und Liedern Gott gebetben haben, er
wolle die Bergwerfe und Bergleuthe vor Ko⸗
bolten und Blenden bewahren.
Von der Erfindung aus dieſen aobolten
ein brauchbares blaues Glas zu machen, iſt
noch keine beſſere Nachricht vorhanden, als
diejenige, welche Rlotzſch (12) aus den Pas
pieren des Chriſtian Lehmanns befannt ges
macht hat. Dieſer Mann, der Verfaſſer des
hiſtoriſchen Schauplatzes des Meiſniſchen
Obererzgebuͤrges, war Prediger zu Schei⸗
benberg, ſuchte mir größtem Fleiß Nachrich⸗
ten zur Geſchichte ſeiner Gegend auf, und
ſtarb in hohem Alter 1688. Nach ſeinem
Berichte follen Die Faͤrbemuͤhlen, damals als
er fchrieb „ungefähr hundert Jahre alt newer
fen ſeyn, und da er wohl erft nach Endis
gung des dreyßigjährigen Krieges gefchrieben
bat,
Graeci, vogant Cobalos, quod hominum Kant
imitatores. Cine bebräifche Ableitung von
noßakog giebt Bochart Canaan I, 18. p. 484.
Es fcheint mit den Wörtern söra und go-
belinus einerley zu ſeyn; letzteres hat Orde-
richs Vitalis im eilften Fabrhunderte für ben
Namen eines Geifted oder Geſpenſtes ge:
braucht. Siehe Menage in Diction 1. p. 661.
CE) Samlung zur Saͤchſiſchen Geſchichte
IV. ©. 363.
—
216 3. Robolt, Saflor, Schmalte.
hat, ſo ſcheint darnach die Erfindung in das
Jahr 1540 oder 1560 zu fallen. Er erzählt
die Sache fo. Chriſtoph Echürer, ein Glas:
macher von der Platten (welcher Orr jegt zu
Böhmen gehört) zieht nach Neudeck anf die
Eulenhütte, und macht daſelbſt Glas. Als
er einmal zu Schneeberg ift, nimt er von
den daſelbſt voraefundenen ſchoͤn gefärbten
Kobolten einige Stücke mit ſich, verfucht fie
in feinem Glasofen, und da er fiehe, daß fie
fchmelzen, mifcht er Kobolte mit der Glass
mafle und erhält dadurch ein ſchoͤnes blaues
Glas. Anfänglich verfertigre er folches zum
Gebrauche der Töpfer; mir der Zeit koͤmtes
als Waare nach Nürnberg und von dort nıh
Holland. Daſelbſt, wo um diefe Zeit fchon
Die Glasmalerey ſtark getrieben ward (*),
verftand man die Erfindung ſchon beffer zu
fhäßen. Es famen darauf Holländer nad
Neudeck, um die Zubereitung dieſes neuen
Pigments auszuforfchen. Diefe beredeten
mit groffen Verſprechungen den Erfinder nad)
Magdeburg zu ziehen; wo er auch das Ölas
ans Schneebergiſchem Kobofte gemacht Io
0 — — aber
) Guicciardini deſeriptio Belgii. I. Pag
4. jagt: Vitro, quo pacto «olores impriman-
tur. & incoquantur, Belgarum inyentum eh.
Albinus in Meifnifcher Bergchronik, die er
» 1589 heraus gab, nennet S. 159; Antorfer
Schmelzglas. ee
k
|
!
⸗
3. Robolt, Saflor, Schmalte. 217
aber er zog wieder zucüch, und bauete dar⸗
nach, um das Glas zu malen, eine Muͤhle
mit einem Schwungrade (alſo eine Hand⸗
muͤhle), legte aber hernach dazu eine Waſſer⸗
müßte an. Damals galt der Zentner Farbe
7 Thal. und in Holland so bis So Gulden.
Su Holland find damals fhon acht ſolcher
Färbemüblen gemwefen, welche’ die geröfteten
Kobolte aus Schneeberg in: Tonnen erhielten.
Die Holländer muͤſſen aber die’ Zurichtung,
vornehmlich das Malen, viel befjer, als Die
Sachſen gemacht haben. - Denn Churfürft
Johann Georg ließ zwey Farbenmacher aus’
Holland fommen, und gab zur ‘Beförderung
Diefes Gewerbes taufend Gulden ber. Dazu
ward er vornehmlich durch die Bemerfung
der Schneeberger vermocht, Daß dasjenige,
was bey dem Roͤſten der Kobolte abtreift,
und was man Speife nenner, noch färbens
reicher also der geröftere Kobolt felbft fey.
Bald darauf find. mehr Faͤrbemuͤhlen um
Schneeberg erbauet worden. Hans Burgs
hard, Känmerer und Kaufmann in Schnee:
berg, Tegte eine in der Schlem an, wodurch
die. eilf Mühlen auf der Platten ſehr litten.
Paul Nordhoff, ein Frieständer und Anger
Kopf, der auf der Zwittermuͤhle wohnte,
mochte allerley Berfuche zur Verbeſſerung dee
Farbe, befam ‚aber desfals viele Meider,
Die ihn endfich von dort, wo er zchn Sabre
Far⸗
218 3; Bobolt, Saflor, Schmalte.
Farbe gemacht hatte, vertrieben. Er zog
nad) Annaberg, legte daſelbſt im J. 1649,
auf Borihub eines, Leipziger Kaufmanns,
ein Forbenwerf an, wobey er Factor ward,
uud brachte Dadurch die Annaberger Kobolte
zur Benugung. Der Abfaß muß aber mit
der Zeit. abgenommen haben, denn im 5.
1659, als ſchon mehrere Beraftädte folche
Mühlen: hatten, foll er go0o Zentner Bors
tath gehabt haben. So weit Lehmann.
: Diefer Bericht erhält Dadurch einige Bes
ftätigung,, daß Melzer (6) meldet, die
Schneebergifhen Bergwerfe, welche erft in
der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts ent:
deckt worden, hätten gegen die Mitte deg
fechszebnten Jahrhunderts dergeftalt abge:
nommen, Daß feine Ausbeute möglich gewe—
fen. wäre, bis nach dem Jahre 1550 wieder
ein
(9) Chriftian Melzer bergkläuftige Befchrei:
. bung ber Stadt Schneeberg. Schneeberg
1684. 4 * ©. 405. Eben dieſes ift au in
ſeiner Hiforia Schneebergenfi, das ift, er:
neuerte Stadt und Berg = Chronita der
Stadt Schneeberg. Schneeberg 1716. 4 *
Aus dieſen Büchern Fan man auch die Wer:
fügungen kennen lernen, welche die Sädhjfis
. > hen Churfürjten von Zeit zu Zeit zu Unter:
ſtuͤtzung diefes höchft einträglichen Gewerbes
und Handeld gemacht haben. Die neueite
‚ Nachricht davon findet man in von Hofmann
‚Abhandlung über DieCifenhütten. Hof. 1785. 4.
beiden Ya: —
5
3. Robolt, Saflor, Schmalte. zı9
ein: geöfferer Vorteil durch die neue Benuts
zung der Kobolte gewonnen worden. Um
diefe Zeit war. auch ſchon mit Holländern ein
Eontract :gefchloflen. worden, wornach ihnen
die: geröfteten: Kobolte überlaflen wurden.
Lehmann (17) ſagt, aber ohne einen Zeugen
anzuführen, daß fchon 1571 Gabaftian Preuß⸗
fer zwifchen Platte und Enbeuftocf eine Hüts
te zu blauem Glaſe angelegt hätte: Boͤß⸗
lev (*?), welcher 1673 im 76ſten Jahre ſei⸗
nes Alters ftarb, giebe zu verſtehn, dag
ſchon anderthalb Jahrhunderte vor feiner Zeit
Kobolte ‘gewonnen und als Gaflor verhan—
delt worden, daß aber die inländifchen Färs
bemüblen Damals kaum vor; 6o Jahren ers
richtet worden. Ich vermuthe demnach, daß
man bereits im Anfange des fechszehnten
Jahrhunderts CH) die geröfteren Kobolte (die
et man,
(77) Cadmiologia I. S. 14
("®) Speculum metallurgiae politiffimum. Dress
den 1700. Fol. # ©. 163.
(*) SH fage im Anfange des ıöten Jahrhun⸗
derts. Dazu berechtigt mich folgende Nach⸗
richte in Melzers Bergkläuftige DBefchreis
bung Schneebergd S. 469, die von andern
nicht beachtet. zu feyn fcheint.
Meter Weidenhammer, ein Frank , ift
„arm anbero kommen, bat fid aber mit der
„Farbe, ſo er aus denen Wifmuth —
„gemacht, und in vielen Centnern, jeden
u, Theil. WE für
220 3. Robolt, Saflor, Schmalte,
man, um fie unfentlicher zu machen, und
um die weitere Verarbeitung zu erfchtweren,
mit Sand gemifcht: Haben fol) den Hollän:
dern überlaffen bat, und daß diefe durch neue
Umſchmelzung oder wenigſtens durch feinere
Zermalmung lange vorher die größten Borz
theile gezogen haben, ehr man in Sachſen
felöft, nach Holländifcher Weife, Mühlen
angelegt hat. Noch jetzt ſollen einige Holläns
der mit Vortheile teutſche Kobolte mahlen (*).
In Schriften hat ſich die Kentniß dieſer
blauen Farbe ſpaͤt verbreitet. Agricola kante
das blaue Glas noch nicht, hat auch nicht
die Zaffera genant, ſo wenig als Matheſius.
| z Ä ' Auch
für 25 Thal. nach Venedig verhandelt, als
„ſo aufgekobert, daß er zu groffen Mitteln
„kommen, und ein fchönes Haus am Marks
„te aufgebauet. Sein Nahme ſteht in der
„groſſen Kirche hinter der Ganzel im untern
‚‚senfter mit der Kahrzahl 13520.” In Bes
nedig wurden fon damals viele Schmelz«
gläfer gemacht, und dadurch wird begreiflich,
wie dem Dannuccio fo früh die Zaffera bes
kant geworden.
(*) Wie bald außer Sachfen und Böhmen
Blaufarbewerfe errichtet worden , darüber
habe ich mir noch Feine Nachrichten ange
merkt. Daß mar 1698 einen Blaufarbens
meifter nady St. Andreasberg verfchrieben
hat, meldet Calvoͤr in Befchreibung des
Mafchinenwefens am Oberharze, Hr ©. 202.
3. Robolt, Saflor, Schmalte. 221
Auch Albin, der freylich feine meiften Nach⸗
richten von jenem beyden Schriftftelleen ger
nommen: bat, redet noch nicht davon, aber .
da er fagt, daß Wiſmuth in Faͤſſern wieder
zuſammen wachfe (1?) ,„ ſo fcheint er wohl
den geröfteten und mit Saud vermengten Kor
boft gemeint zu haben, der eingepackt wuͤrk⸗
lich ein fefter Körper wird, welches hingegen
der reine Wiſmuth, der bey dem Möften
ausgefchieden wird ‚nicht werden kan. Das
nuccio » Biringoccio (22) „dee Ältefte
Schriftſteller, bey dem ich noch zur Zeit dem
Damen Zaffera bemierft habe, befchreibt zwar
den: Gebrauch zur Färbung des Glafes, nens
net es aber nur ein fchweres Mineral, ob:
ne es weiter zu erklaͤten. Sieronym.
Cardanus (ZI) nenner Zaffera eine Erde,
| 1 wels
er) Meiſniſche Bergchronik ©. 133. Tit.
10.
(?°) La 2affera & un? altro mezzo minerale-pon-
deroſo, come metallo, che per fe (olo non
fonde, & in cömpagnia di cofe vetrificate fa
come acqua, & tegne in azurro tal che chi
vuol tegner vetri, o dipinger vafı di terra
vitriati di color azurro adoperä quefla, &a
voglia dell’ artifice ferve nelle fopradette ope-
rationi, ancor per negro, carlcandole di piu
quantita di quefta, che per azurro non com
porta.
(2%) lib, 5. de fubril.
22
222 3. Robolt, Saflor, Schmalte.
welche Glas blau faͤrbt; Caͤſalpin ſagt, ſie
ſey ein Stein (22); und Jul. Scaliger
muß auch nicht mehr davon gewuſt haben,
fonft würde er es wohl dem Cardan vorge
züct haben. Porta, welcher mit größtem
Fleiſſe Kentniffen diefer Are überal ausforfc-
te, nennet Zaphara figlinorum oft, aber aud
er fagt nicht, was fie fey, hingegen befchreibt
er, wie man fie ſchmelzen, geſchmolzen in
Waſſer gieflen, zerftoffen, fieben und‘ zum
feinen Pulver fchlämmen müfle, um fie zu
kuͤnſtlichen Edelſteinen brauchen zu fönnenl2?).
Mehr wufte auch Neri nicht, der ums Jahr
1609 fchrieb (?*) und Merret, welcher in
der Mitte des fechszehnten Jahrhunderts Ib
te, geftand, er wiſſe nicht mas Zaffera fey,
‚er glaube aber, fie fey eine neue teutſche Ev
findung, menigftens käme die Zaffera aus
Teutſchland, und fie fcheine ihm aus Kupfer
und Sand, - vielleicht mit einem Zufaße von
Galmey, gemacht zu feyn (??). Der erſte,
welcher die Zaffera in Schriften richtig er
klaͤrt und Die Bereitung ausfuͤhrlich beſten
(??) Lib, 2. cap. 55.
(?3) Magiae naturalis lib. VI, 4 . Franeful
1591. 8 * pag. 271.
(2%) De arte vitriaria cum Chrifl. Merreiti ob-
fervat. Amſtelod. 1668. ı2 * lib, I. cap. 12.
p. 32.
(25) pag. 327.
»
3. Robolt, Saflof Schmalte. 223
ben bat, ift, wie ich meine, Runkel in fei:
nen Unmerfungen über Meri und Merret ges
wefen (2°). Er fagt Zaffera heiffe bey den
Bergleutben Zafloer und der Sand merde
nur aus der Urfache beygemifcht, damit man
Daraus nicht im andern, $ändern die blaue
Stärfe, welche die Weiber brauchen, und
von den Malern blaue Schmalte genent wir:
de, nachmachen Fönne.
Uebrigens iſt gar Fein Zweifel, daß nicht
der Damen Zaflera aus CœOnon entftanden
ift, welches Wort, nad) dem Verfall der grie—
chifchen Sprache, für ex Peseos gebraucht
ward (27). Alſo die blaue Farbe ift die Urs
ſache diefer Benennung, welche zuleßt zu
Saflor verdorben worden. Schmalte iſt
das fmaltum, welches im mitlern Zeitalter
ans dem teutfhen Worte Schmelzen für
Schmelzglas gemacht worden. Sallopiys,
der, fo viel ich weis, die Zaffera gar nicht
genant hat, fagt.doch, Smaltum.fey Vene:
digfhes Schmeljglas, welches zuweilen flat
Edelfteine genommen würde (7°). Eſchel
ſcheint
ee Nürnberg 1743. 4*
. 46.
(*?) Du Fresne Gloffarium mediae Graecitatis.
Lugduni 1688. Sol. * pag. 460. |
(?®) de compofir. medic. cap.’ 47. Opera 1.
P. 190. Auch Ports in magia natur. VI, 8.
P 3 P- 27%
—
224 3. Robolt, Saflor, Schmalte.
feheint nur von Afche abzuftammen. Man
fagt , die Glasmacher laffen Holz äfchern
oder zu Ufche brennen; Aefchericht beißt die
Lauge. Die ſchwaͤchere blaue Farbe ſcheint
dieſe Benennung veranlaſſet zu haben. Roͤſ—⸗
ler (22) ſagt, der Boͤhmiſche Kobolt ſey
nicht ſo gut als der Meiſniſche, und ſeine
Farbe fiele mehr aſcherhaftig. Daß der
Schwediſche Bergrath Brandt (3°) zuerſt
behauptet hat, daß Kobolt ein beſonderes
Halbmetall enthalte, iſt bey deu Mineralos
gen in fo friſchen Andenfen, daß es kaum
erwähnt zu werden verdient,
p. 278. nennet alle Schmelzgläfer, auch die
zu mufigifchen Arbeiten dienen, fmaltos. Vor⸗
nehmlich aber verdient hier nachgelefen zu
werden, was Reiske in feinen Anmerkun—
gen zu Conflansini ceremoniale aulae Byzant,
p- 65. über Smaltum der Alten gelehrt hat.
€?) Speculum metallurgiae pag. 164,
(3°) Ad, litter, & feient. Upfal. 1733. Wallerit
fyftema miner, II. p. 174.
a
4. Spigen, Ranten. \ 227
Spisen, Kanten.
or fünfzig Jahren, - als noch zur guten
Erziehung: des jungen Frauenzimmers
Der Unterricht in mancherley nüßlichen und
Fünftlächen Arbeiten gehörte, wäre die Bew
murbung, daß wohl nicht alle Leſer willen
moͤchten, wie die Spitzen gemacht werden,
lächerlich gewefen; aber feit dem die meiften
Demoifelles und vornehmen Jungfern nur
Romane und Sonenale leſen, ift es gar nicht
unwahrfcheinfich, daß mancher, dem doch
der Umgang mit dem Schönen Gefchlechte
nicht gefehlt bat, das Kmüppeln der Spißen
nie gefehn hat. Deswegen wird mir erlaubt
feyn, vorher etwas zur Erklärung derjenigen
Kunft beyzubringen , zu deren Geſchichte ie.
einen Fleinen Beytrag liefern will.
"Die eigentlichen. Spigen oder Kante
werden. nicht gewebt; fie haben’ weder Kette
noch Einſchlag, fondern ihre Verfertigung
gleicht vielmehr dem Stricken der Netze (filet)
und der Strümpfe. Aber bey diefen iſt nur
ein n einzige Faden, der zu ganzen Kleidungs⸗
ſtuͤcken
226° 4. Spitzen, Kanten.
ftücken geflochten wird. - Hingegen die Spit⸗
zen werden aus fo viel Fäden, als Mufter
und Breite verlangen, geflochten, und zwar
dergeftalt, daß fie allerley Zeichnungen ers
halten, faft wie die Schnüre, die auch zu:
weilen dDuchbrochen und nach einem Mufter
gemacht werden, wie man an den modigen
Stof » und Uhrbändern fehn fan. Um
Spitzen flechten, oder wie es beißt, knuͤppeln
zu koͤnnen, wird das auf einem Streifen
Pergament abgeftochene -Mufter auf Die ges
polfterte Knuͤppellade befeftigt; der Zwirn
wird auf die nöshige Anzahl Spindeln, die
man Knüppelftöcke nennet, gewickelt; Diefe
werden von der Arbeiterinn Ddergeftalt über
einander und durch einander geworfen, daß
Die Fäden ſich um die in die Löcher des Mu—
fiers gefteckten Nadeln fehlingen, wodurch
Die mannigfaltigen Augen oder Defen ent
ftebn, durch welche der Spiße die vorgefchrie:
bene Zeichnung bewürft wird. Sehr fünft-
lich ift dDiefe Arbeit nicht, auch ift die Erfin:
dung nicht fo finreich als die Erfindung: des
Strickens; aber fehr langweilig ift das Knuͤp⸗
peln, und es verlangt bey fehr feinen Zwirn
und Fünftlichem Muſter viel: mehr Geduld,
als die Verfeinerung der Sitten dem meiften
jungen Frauenzimmer zu Handarbeiten: übrig
gelafien hat, Dadurch ift denn dieſe Arbeit
nur die kuͤmmerliche Beſchtcigueg pr |
4. Spisen; Ranten. 227
Maͤdgen geblieben, welche durch Geſchick⸗
lichkeit und Fleiß den Preis eines geringen
Materials vielfacher erhoͤhen, als durch ir⸗
gend eine Kunſt bisher moͤglich geweſen iſt.
Aber uͤber alle Erwartung ſteigt der Preis,
wenn die geknuͤppelten Spitzen kuͤnſtlich durch⸗
genehet oder geſtickt werden, da fie denn im
Sranzöfifchen den Namen points erhalten (7).
Das Alter dieſer Kunft wage ich nicht
mit. geoffer Wahrfcheinlichfeit zu beftimmen,
und es wird mir nicht unerwartet ſeyn, wenn
- andere. duch ihre Bemerkungen es höher hin
auf bringen, als ich jeßt vermag. . ‘Ben den
Griechen und Lateinern erinnere ich mich Feis
ner Nachricht, welche hieher gezogen werden
Tönte. ‚Denn. obgleich diejenigen, welhe
Arbeiten dieſer Art Iateinifch benennen wol:
Ien,
(7) Eine volftändige Nachricht von diefer Kunſt
‚findet man in Eneyclopedie, nad) der Pari⸗
fer Ausgabe in Fol. IV. p. 844, wozu bie
Zeichnungen gehören in feconde. hivraifon ;
feconde partie, Artikel: Dentelle. Ferner in.
Encyclopedie methodigue. Manufadtures, Par
Roland de la Platiere I. pag. 236. Diction.
de commerce 11. pag. 52. Jacobſon Schau:
platz der Zeugmanufackuren. IL S. 125.
Manche -Spiten werden nad) Art der Bor:
ten gewirfet, andere wie Marli gearbeitet,
andere in ein zartes Geweb eingenehet; aber
ich. rede hier nur v den gefnüppelten. -
J |
% . ⸗
228 4. Spitzen, Ranten.
len, gemeiniglich den Ausdruck opus phry.
gianum brauchen, ſo beſtand doch die Kunſt
der Phrygier, ſo viel ich weis, nur im
Sticken mit der Nadel (2). Auch darf man
nicht jede kuͤnſtliche Verbraͤmung an Kleidern
und Teppichen, deren man. bey den Alten er:
mwähnt findet, Spigen nennen, wie doch
Braun (3) und andere getban haben. Sn:
zwiſchen qlaube ich gewiß, daß die genaͤheten
oder geſtickten Spißen fehr viel älter find,
als die gefnüppelten.: Man finder Derglei:
chen. unter alten Kirchengeräthen; und zwak
in fo groſſer Menge, daß fie nur von müffls
gen Nonnen oder reihen Damen, die den
Schöpferdamit zu befchenfen geglaubt haben,
baben gemacht werden Finnen. Denn wenn
ehemals von diefer Arbeit fo viel als Waare
LE EEE Ä z ge:
(2) Das beweifen die veltes phrygioniae, die
ſchon oben ©. 65. aus dem Plinius ange:
* führt find. Die Sticker, oder die folche ges
ſtickte Arbeit: machten, hießen phrygiones.
Bey Plautus Menacch. 2, 3, 72 will ein
Mädgen ihren Mantel fticfen Iaffen: Pallam
' illam , ad phrygionem vt deferas, vt recon-
einnetur , atque veopera addantur, quae volo,
Man vergleiche Aulul. 3, 5, 545 Non. Mar-
eellus I, 16 und Ifidor. ı9, 22. Die Gries
chen ſcheinen die Woͤrter xnevrstv und nara”
sidav eben fo gebraucht zu haben, wie wir
. das Wort Sticfen.
(3) De veſtitu faverdor, Hebraeör. I. pag. 212,
282. |
4. Spisen, Kanten. 229
gemacht wäre, fo müfte man von diefem Ge
werbe ficherlich mehr Nachricht antreffen.
Man lieſet hin und wieder, daß die Ver⸗
fertigung der Spitzen aus Italien, beſonders
aus Genua und Venedig, nach Teutſchland
und Frankreich gekommen ſey; aber dabey
ſcheinen immer nur die aͤlteſten Arten, welche
zum hoͤchſten Preiſe geſtiegen ſind, naͤmlich
die geſtickten, gemeint zu ſeyn, wenigſtens ha⸗
he ich noch nirgend einen Ausdruck geſunden,
welcher ſich auf das Knuͤppeln deuten ließe.
In der Erzaͤhlung, wie unter Colbert ums
Jahr 1666 die Spißenmanufactur in Paris
errichtet worden, ift immer nur die Rede von
den points (*).
Ich wage zu behaupten, daß das Knuͤp⸗
peln der Spigen eine teutfche Erfindung und
| zwar
€) Der Gomte de Marfan, jüngfter Sohn
des Comte d'Harcour, Tieß feine ehemalige
_ Amme, die Demoifelle du Mont mit ihren
vier Töchtern aus Brüffel nad) Paris kom⸗
men und verfchafte ihr das ausfchlieffende
Recht zur Errichtung und Unterhaltung eis
ner Spigenmanufactur in Paris. In fur
er Zeit brachte die Dumont mehr als 200
aͤdgen zufammen,, unter denen manche
aus guten Familien waren, welche fo vor:
trefliche Arbeit machten, daß fie den aus—
ländifchen wenig oder nichts nachgaben. ©.
La vie de Jean- Bapt. Colbert. Seconde edit,
& Cologne, u 12 * pag. 154,
230 4. Spisen, Kanten.
zwar erfi aus der Mitte des. fechszehnten
Jahrhunders ift. Ich halte nämlich die Er:
zählung, daß es im Meifnifchen Erogebürge,
zu St. Annaberg von Barbara, Chriſtoph
Uetmanns Ehefrau, vor dem Jahre 1561
erfunden worden, fo lange für wahr, bis fie
binlänglich widerlegt worden. Diefe Frau
iſt im Sabre 1575 im Sıften Jahre ihres Al⸗
ters geftorben, nachdem fie 64 Kinder und
Kindes: Kinder gefehn hatte, Daß fie die
Erfinderinn dieſer Kunft ſey, bezeugen alle
Annaliften des Saͤchſiſchen Erzgebuͤrges ein⸗
muͤthig (7). Eben um jene Zeit ward das
—— unergiebiger und das Mebens
ver
C) Die ältefte Nachricht fteht in’ Annaebergae
vrbis hiftoria, audore Paulo Ienifio. Dres-
dae 1605. 4 * 2 pag. 33. b. Hoc anno 156t
filum album retortum in varias formas Phry-
gio opere duci coepit, quod vt ad mediocrem
ornatum adhibitum reprehendi minime poteſt,
praelertim re metallica vehementer attrita,
ita cavendum tamen, ne vanitati & luxuriae
ferviat. Die 2. Nachrichten habe ih
gefunden in C. Wielzer bergkläufti ige Bes
chreibung ber Stadt Schneebergk. ‚Schnee
berg? 1684. * ©. 471._ Ebendeſſelben Hifto-
ria Schneebergenfis. Schneeberg 1716. 4 *
©. 882. Tob. Schmidt chronici Cygnei
ars pofterior oder en Chronik.
wickau. 1656. 4. * I. ©. 384. Chriſt.
Lehmann hiſtoriſcher EA des Obers
erzgebirges. Leipzig 1699, 4 * ©. 771.
4. Spizen, Kanten. - 231
verdienſt, welches die Bergleuthe bis dahin
‚getrieben. hatten, nämlich das: Wirken des
Schleyers,, word. auch Durch Mangel des
Abfages erfchmeret. Deſto begieriger ward
diefe neue. Erfindung benußet, fo daß diefes
Gewerb in kurzer Zeit unter den Weibern
‚ and Töchtern der Bergleurhe: auf dem ganzen,
Erzgebürge algemein ward, indem es glückte,
Diefe neu erfundenen Gpißen, bey dem ges
ringen Arbeitslohn, neben den Stalifchen in
die Mode und in den Handel zu bringen.
Hierbey babe ich mir. felbft den Zweifel
gemacht, der wahrfcheinlich auch einigen Le—
fern aufftoßen wird, nämlich ob der Barba⸗
ra Urthof wohl nur das DVerdienft der Bes
kantmachung und Einführung diefes Gewers
bes im Erzgebirge gebühre, wie Denn fehr
oft derjenige, der eine Kunſt zuerft im ein
Land bringt, daſelbſt als der Erfinder derfels
ben gepriefen wird, wenn er fie gleich ſelbſt
nur in andern Ländern, wo fie laͤngſt getries
ben worden, erlernt bat... Allein daß dieß
bier der Fall nicht fey, vermuthe ich deswe⸗
gen, weil ich nirgend eine Erwähnung diefer
Kunſt, nirgend die dazu gehörigen Kunſt⸗
wörter vor der Mitte des fechszehnten Jahr⸗
hunders finden fan. Um diefen Grund im.
feiner ganzen Stärfe vorzutragen, muß ich
erft folgende Anmerkungen einfchalten. nn
i er
232 4. Spisen, Kanten.
Der 'allergemeinfte .und beftimtefte Na⸗
men der Waare, von der ich rede, ift Spit⸗
ze, der gewiß daher entflanden-ift,, . weil die
Spißen gemeiniglich gezackt oder gezähnt find,
wie denn auch daher die Franzofen: dentelles
und die Italiener merletti (von merlo, Zinne,
Zacke) gemacht haben. Außer jener Benen⸗
nung bat man in, Miederfachfen auch. den
Damen Kanten, weil vornehmlich die Kanr
ten oder aͤußerſten Ränder der: Kleidungs:
ftücke. damit befeßt werden. Die Arbeit
felbft wird Rlippeln, Kloͤppeln, Klüp:
peln, Rnuͤppeln, Rnoͤppeln genant, und
dieſe Woͤrter ſind unſtreitig, ſo wie Knuͤtten,
von Knoten, Knopf, knuͤpfen, gemacht wor⸗
den, weil die Arbeit vornehmlich darin be⸗
ftebt, daß die Fäden -dergeftalt Durch einan⸗
der gefchlungen werden, daß ſie fefte Knoten
Bilden, Noch jest nennen die. Neherinnen -
nöteln, knoͤpfeln, wenn fie Meine: Knoten
machen, um der geneheten Sache eine Ver:
zierung zu geben Die Vermuthung, daß
das Wort von den Knüppeln oder den fleinen
hölzernen Spindehr, worauf der Zmwirn ges
wickelt wird, abzuleiten fey, wird dadurch
widerlegt, daß man Knüppelholz und Knuͤt⸗
telftock fagt, und dadurch das Holz oder den
Stock andeuter, womit gefnüppelt und ges
knuͤttet wird. Das wäre ja Ärger als die
Wurzel Radir und der Vogel Avis. ==
4. Spisen, Ranten. 235
fagt wohl Knuͤppelholz, wenn man. folches
Holz anzeigen will, weldyes nur aus Knuͤp⸗
peln befteht,. und dem Scheitholze und Klufts -
holze entgegen geſetzt wird, aber das fan
wohl nicht jene Ableitung vechtfertigen.
Bon allen diefen Wörterm finder fich im
jener Bedeutung noch keines in Joſ. Maa—
ler Teutſchſpraach. Zuͤrich 1561. 8. Es
iſt zwar freylich der gemeine Fehler der
Woͤrterbuͤcher, daß ſie nur die bekanteſten
Woͤrter, nicht aber die Kunſtwoͤrter enthal⸗
ten; aber wenn das Knuͤppeln damals ſchon
ſo bekant geweſen waͤre, als es im ſiebenzehn⸗
ten Jahrhunderte geworden iſt, ſo haͤtten
doch jene Woͤrter eben ſo wenig fehlen koͤn⸗
nen, als Sticken, Nehen (nayen), Kochen
und andere, welche man dariu antrift.
Wenn die Franzoſen die gefmippehten Spit⸗
zen, von den geneheten unterfcheiden wollen,
fo nennen fie jene dentelles au fuſeau, und
diefe dentelles a Yaiguille oder de point
Den algemeinen Dramen dentelles finder man
freylich früh, aber dentelles au fufeau habe
ich noch nicht früher als in einer Verordnung
von 1629 bemerft (°). Die Staliener fcheis
nen unter merletti nur die geneheten zu vers
ſtehn, und Bis auf neue Zeiten bin fein
Beywort für die übrigen gehabt zu haben.
. | Bey
(°) De la Marc traitè de la police, I. pag. 427.
_.%4
234 4. Spiöen, Kanten.
Bey Betrachtung alter Kleidungsftücfe babe
ich entweder verfäumt auf dieſen Gegenftand
zu achten, oder ich habe darunter feine ges
knuͤppelte Spigen erfennen koͤnnen; und leicht
ift es nicht beyde Arten allemal von einander
zu unterfcheiden. An Malereyen und Zeichs
nungen möchte es wohl gar nicht möglich)
feyn. |
Weil ich mich erinnerte, daß bereits im
fechszehnten Jahrhunderte verjchiedene Mos
delbuͤcher gedruckt worden, fo fuchte ich ihre
Titel auf, um zu feben, wie früb Spitzen⸗
model vorfämen. Aber aus den Titeln al
fein läßt fich niche viel fchließen, und die Büs
cher felbft babe ich nirgend gefunden. Man:
che mögen wohl ſchon längft vom Erdboden
vertilget feyn, fo daß Fein Abdruck weiter
vorhanden -feyn mag. Dennoch will ich Die
mir befant gewordenen, die ich meiftens aus
Draudius und andern alten Bücherverzeichz
niffen geſamlet habe, bier anführen. Wer
weis, wie fie einmal dienen Fönnen! Etwas
fan ich Doch daraus auch für meine Behaup—
tung fohlieffen (7). Man ſieht ine .
odel:
(7) Neuw Modelbudy von allerhandt art Ne⸗
hens und Stickens mit viel Mödel und Sta:
len zugericht. Getruckt zu Franff. a. M.
durch Nicolaum Baſſeum. 1568. 4
Neuw
'
AXb Laden z
Grup in
‚cher Weiß
tern fehr nüßlich end Fin
lichen durchgefchnittenen Arbeit,
ton.
4.Spisen Kanten 235
Modelle zu Spigen wenigſtens ſchon 1605
in Buchlaͤden verkauft WER
N i
Neuw Modelbuch von ‚vielen artigen und
kunſtreichen Moͤdeln zugericht. ‚Straßburg
1572. 4-04 4345,08 Sn
+ Neu Einftlich Modelbuch. von.allerband
artlichen und gerechten Möbeln, auf ber
„wirken, ‚oder ‚mit ber Zopfnabt,
Fudenftid) v — gewoͤhnli⸗
auch 15923 auch zu Mompelgart 1599. 4.
Neuw Modelbuch von allerhand art Ne:
hens, Wirkens vnd Stickens, jetzt mit vie⸗
lerley Welſcher Arbeit, Mödel und Stechen,
allen Steinmetzen er Kern, und Näs
Pl A ic) a penen
ugericht. Srankfurt 4 und ebenda=
elbft.1599 beprikc KA Auch Ba:
del 1597. 4, auch Frank. bey Math. Berker
+ New Modelbuch von allerhand fonderbas
ren fchönen Mödeln von der jest —
urch H.
Vinciolo ein Venediger angeordnet. Straß:
burg bey Bernhard Jobin. 1592. 4. auch
Mompelgart bey Ludwig König 1599. 4.
New Mobelbuch von vielen artigen vnd
kunſtreichen Moͤdeln, zugericht, allen Naͤ—
terin, Seidenſtickerin vnd andern, fo ſich
kuͤnſtlichs Naͤhens, Wirkens oder ſtrickens,
auch frembder Zuͤg oder Morißlen gebraus
chen —— Straßburg durch An⸗
ertram, 1597: 4.
Q Model⸗
zu machen. Straßburg. 1578. 4.
236 4. Spisen, Rantem,
iſt es, daß fie auf dem Titelblatt Zinnigen
oder Spitzen genant werden. Es ſcheint
| alſo
Modelbuch von 500 allerhand kuͤnſtlichen
Modeln, jetzund zum erſten mahl in Druck
geben. Frankf. bey Spieß 1601 8. ⸗
Fewernew Modelbuch. Baſel bey Rd:
sig. 16001 in 4. — |
Johan Sibmachers Modelbudy in Kup⸗
fer gemacht, darinnen allerhand Art newer
Mödel, von duͤn, mittel und dick ausge:
fchnittener Arbeit, auch andern FTünftlichen
Mehwerf zu gebrauchen Nürnberg bey
Michael. Auifner. 1601,
Modelbuch von 180 kuͤnſtlichen Modeln
Auf allerhand Gattung, bey Latomo. 1601.
in 4.
Fünf verfchiebene volfommene Mobelbuͤ⸗
der, das erfte belt in ſich 400 ſchoͤne Mos
dele allerley Nationen, deſſen ſich Näderin
und Seidenſticker, als aud) Schreiner und
Steinmetzen gebrauchen koͤnnen. 1604. Fol.
das dritte, begreift liebliche Modele von als
terley Art. in 4. Das vierte hat soo Mo:
dele in 4. das fünfte begreift 180 beydes
teutfche vnd welſche Modele, von Zopfnath,
Ereuz vnd Judenſtich, aud auf Laden zu
wirken. 1604. in 4. Alles zu Frankf. bey
wilb. Zoffmann.
Modelbuh in Kupfer. Nürnberg: bey
Paul Raufmann. 1604. 4 - J
Modelbuch von 180 Moͤdeln, Teutſche und
Welſche. Desgleichen von auserleſenen Zin⸗
nigen oder Spitzen. Frankf. bey Math.
Beckern. 1605. 4.
e
4; Spigen, Konten, 237
alſo, daß man fie damale auch Zinnigen von
Zinne gebeiffen bat; aber noch habe ich die:
fes Wort fonft nirgend gefunden. Daß dar⸗
unter gefnüppelte Arten zw verfiehn find,
vermuthe ich wenigfiens. Was die Arbeit
auf der Lade feyn magi, Fan ich nicht erras
eben. ft die Meblade oder Knüppellade
gemeint? Ich vermuthe jene, und es ift freys
lich wahrſcheinlich, Daß die noch ältere Mo⸗
delbücher nur von genebeter Arbeit handeln.
Wenigſtens gilt dieß von des Vinciolo Br
che, wovon de la Platiere (?) Nachricht
| gege⸗
Modelbuch auf der Laden zu wuͤrken, oder
mit der Zopfnat, Creuz vnd Judenſtich.
Straßburg bey Joſ. Earolo;. 1607.
Modelbuch, darinn allerley Fimftliche Bir
fierung vnd Mufter artiger Züge vnd ſchoͤ⸗
ner Blumen, bey Henning Groffen bem
jüngern. 1609. 1619 Fol.
Schön! newes Model: und Spitzenbuch
Sranff. bey Michgel Faber. 1617. Querfol.
Les finguliers & nouveaux pourtraits du
Seigneur Federic de Vinciolo Venetien, pout
toutes fortes d’onvrages de lingerie, dedie ä
la Royne; derrechef & pour la troifienie fois
augment&s, outre le r&feau premier & le po»
int coupe & lacis, de plufieurs beaux & diffe-
rens portrais de refeau de point de con,
avec le nombre des mailles, chofe non enco-
re veug, ni inventee, A Paris par Fean le
+ Glere le jeune.. 1588.
.. (?),Encyclopedie methodique p. 237, wo auch
einige er, nachgeſtochen find.
2
238 4. Spitzen, Kanten: |
‚gegeben bat. Ich Habe es von hiefiger Unir
verfiräts Bibliothek mit der Jahrzahl 1588,
wie wohl unter der Zufchtift-des le Clerc
1587 ftebt. Es befteht aus 19 Bogen in
4, Die aber gar feinen Tert, fondern uur
grobe Zeichnungen haben. Aus der Vorre⸗
de des Vinciolo fieße man, daß die Zeich:
nungen vom Bogen L an zu Diefer Ausga⸗
be neu hinzugefommen ſind. 0m
| 5 —
Indianiſche Huͤhner.
De⸗ dieſe Voͤgel, welche jetzt uͤberal ge⸗
zogen werden, aus einem andern
Welttheile zu uns gekommen ſind, daran
weifelt, wie ich glaube, niemand. Aber
in Beſtimmung des Vaterlandes und der Zeit
ihrer Ankunft in Europa, iſt noch ein groſ⸗
ſer Widerſpruch ſelbſt unter denen, welche
daruͤber in neuern Zeiten Unterſuchungen an⸗
geſtellet haben (1). Ich will das, was ſchon
| | | ” von
‚() Zu dieſen gehören vornehmlich folgende.
Perrault in mömoires pour fervir à P’hifloi-
re naturelle des animaux *, welche den drit:
“.“ ten
5. Indianifche Hübner: 239
von andern beygebracht iſt, mit dem, was
ich mir ſelbſt angemerkt habe, vergleichen,
und meine Entſcheidung dem Urtheile der ter
fer. uͤberlaſen. 3
Die Frage, ob die Griechen und Lateiner |
diefe Indianiſchen Hühner. oder. Kalefuter. bes -
reits gefant haben „hängt. von der ‘Heflimz
nıung derjenigen Vögel ab, welche von ihnen
meleagrides und, gallinae, Africanae genant
find. Denn in. ‚der ganzen Ornithologie der
Alten kommen feine andere Arten. vor, wel
‚he uns Ddesfals. zweifelhaft. machen koͤnten.
Es ift aber von Perrault und andern richtig
bemerkt worden,. daß. alles, was. wir. bey
den
ten Theil von Den memoires de l’academ. roy.
des fciences depuis 1666 jusqu’ a 1999 ausmas
en. ’ s »
Traist de, la ‚police ‚par..de da. Mare. Il.
pag. 726. Ä
Buͤffon Naturgefchichte der Vögel, nah
der Berliner Ausgabe. IV. S.213 und
39.
Pallas fpicilegia Zoologica. Fafcic. IV.
©. 10 *. | | '
Dennant in Philofophical tranſactions
- vol. LXXI part. I pag. 72%.
Pennant Arctic Zoology vol.. If. Birds
pag. 294 *, wo wörtlich alles aus Den Philof.
tranfat.:wiederholet ift. ze
Mifcellanies..by Daines Barrington. Lon-
don 1781. 4 pag. 127 * Ba
Q3 BR
t
240 5. Indianiſche Hühner.
den Alten von den meleagrides erzählt finden,
fih nur auf die Perihühner (Nümida melea-
gris Lin.), nicht auf die Indianiſchen deuten
ĩaſſe, und daß die gallinae Africanae entwe⸗
der nur eine Abart der erſten, oder doch eine
ſehr nahe verwandte Art ſeyn muͤſſen. Die
tropfenaͤhnlichen Flecken, deswegen ſie aves
variae und guttatae, und in neuern Zeiten
Perlhuͤhner und peintades genant find, bejonz
ders die Zeichnung der Flügelfedern treffen
völlig zu, fo wie fie Clytus, der Schüler
des XAriftoteles, ‚befchrieben hat (7); wie
wohl man jet in den nördlichen tändern Perls
huͤhner finder, in deren Farbe fih mehr weiß
eingemifcht Hat. ber dieß ift eine Abwei⸗
hung, die überhaupt bey Vögeln, die außer
ihrem Vaterlande ‚gezogen werden, nicht ſel⸗
ten ift, wie die weiſſen Pfauen beweifen,
welche zuerft im Norwegen entflanden feyn
follen. Der ‘gefärbte mit einer dürren Haut
überzogene Helm auf dem Kopfe, ift eben:
fals von Clytus fehr gut befchrieben worden,
fo
(?) Arhenaeus in Deipnofoph. lib. 14. p. 655.
Die meiften Stellen der Alten von diefen
Vögeln findet man gefamlet in C. Gesneri
hiftor. avium pag. 46: und in Aldrovandi or-
‚sithel, ib. 13. pag. 18... Wenn man die von
‚ Perrault abgebildete Feder anfieht, fo wird
man des Elytus name.
er finden, als fie manchen Auglegern ge⸗
dienen hat. er \
*
5. Indianiſche Suͤhner. 241
ſo wie die gefaͤrbten fleiſchichten Anhaͤngſel
am: Schnabel‘ (palearia carunculacea). Ju
der Groͤſſe werden die meleagrides den größe
ten Haushuͤhnern werglichen..n welches auch
von Peribühnern wahr ift, und eben.fo muß
man Dem Clytus zugeftehn „daß der federloſe
"Kopf gegen den Körper faft zu klein ſcheint.
Dicht weniger rechtfertigt: die ganzerwebhuhn:
artige Geftalt und der miedergebogene Schwanz
der Perlhühner das Beywort gibberae zu⸗
mal da in der That die Stellung der Federn
dem Bogel einen‘ gemölbten oder erhabenen
Mücken verurſacht Die Fuͤſſe gleichen den
Fuͤſſen der Huͤhner, haben aber nicht den
Sporm, den jene zu haben pflegen: Auch
legen die Perlhuͤhner gefleckte Eyer, wie ſie
Ariſtoteles beſchreibt, wie wohl auch dieſe
bey der Wartung, die ſie in Europa erhalten,
Abaͤnderungen leiden. Vor allen Dingen
verdient bemerkt zu werden, daß beyde Ge:
ſchlechter der meleagrides fo ähnlich ſeyn fol:
len, daß fie Faum unterfchieden werden Fön:
nen; ‚denn Diefer Umftand ‚widerlegt allein
fhon diejenigen binlänglich, welche die me-
leagrides für unſere Indianiſchen Hühner
ausgeben ‚wollen., Unmoͤglich hätte Clytus
in-feiner «mit Fleiß gemachten. Befchreibung
die pofficlich'ftolgen Gebärden des Kalekuters,
wenn er den Schwanz wie einen Fächer aus?
breites oder ein Rad — Wa. mit den ge:
A ſent⸗
a3 5Indianiſche Hühner:
fenften Fluͤgeln an der Erde: hinrauſcht, ver⸗
geſſen koͤnnen, ſo wenig als die groſſen flei⸗
ſchichten Anhaͤngſel am Halſe und den Buͤ—
ſchel langer ſchwarſer Hare über‘ der Bruſt.
Auch das unangenehme Geſchrey und die zaͤn⸗
kiſchen Sitten der mieleagrides finden ſich bey
den Perlhuͤhnern, welche, wie die Alten rich:
tig angemerfe haben, ſich gern an Strößmen
nd" Sümpfen aufhalten, wo hingegen die
Kalekuter nicht gedeihen. © © ©... 9
ET, 435. — 123 — —
Die Alten verſichern, daß eigentliche Bas
terland der meleagrides ſey Afrika (2), wo
auch noch die Perlhuͤhner wild gefunden wer⸗
den, wo aber unſere Kalekuter niemals wild
geweſen find. Wenn Schriftſteller Gegenden
außer Afrika nennen, . woher jene Voͤgel ger
kommen fenw:follen ,.: fo muß man bedenfen,
daß fie. nicht nach Allen :tändern geradezu aus
Afrika geblacht worden. Der Unterſchied,
len ine den
—
FR |
1149
ur ‚8 te 3a
) Plin, Strabo. Merkwuͤrdig iſt »folgende
Stelle aus Scylaeis periplus p. ie, die ich
bisher noch, nicht. in der Geſchichte der. me-
‚„leagrides ‚genußt finde. Der Geograph re—
det von einer Sce am Carthagiſchen Meer:
buſen? eirca lacum nafcitiir arundo, eyperus,
ſtoebe & juncuß, ' Ibi meleagrides aves fun;
alibi vero nusquam, nifi inde exportatae, Ich
meine, bieraus- laffe fich, die Luͤcke in Anci-
goni Caryfiti hiftor, miräbil, tap. XI am bes
ſten ergänzen.
5. Indianiſche Zoͤhner. 243
den Columella und Plinius (*) zwiſchen den
meleagrides und gallinae Africanae:oder Numir
dicae angeben, ift fo; gering, Daß er nnrzeis
ne Abart andenten kan, und ſehr wahrſchein⸗
lich iſt die Meynung des H. Pallas (der man⸗
he herliche Beytraͤge zur Aufklaͤrung der al;
ten Naturgeſchichte gelegentlich geliefert hat)
daß die von ihm beſchriebene Numida mitrata
darunter zu verſtehn ſey. Der rothe Helm,
Den dieſe allemal hat und der. fie faſt allein
vom gemeinen Perlhuhn unterſcheidet, ſcheint
dieſe Meynung völlig zu beweiſen (').Gele⸗
ar. 5 gent⸗
C6) Columella VII, 2, 2. p. 634: Gallina' Afri-
cana, quam plerique-Numidicam dicunt, me-
. leagridi ſimilis, nifi quod rutilam galeam &
criſtam capite gerit, quae vtraque funt in
' meleagride caerulea. Da
6) Sch habe hier dasjenige von den meleagri-
: "des angeführt, was zum Beweife dient, daß
ſie Perlhuͤhner ſeyn koͤnnen, weil ich: nicht
Luſt hatte, einen Gegenſtand, der ſchon
| ' von- vielen berührt iſt, volſtaͤndig abzuhan⸗
dein, und weil-mir hier nur darum zu thun
‚tft, daß fie nicht Kalekuter feyn Eönnen.
Sonft wäre zur Gründlichkeit noͤthig gewe⸗
fer; alles. in einzelnen Säten mit den
Morten der Schriftfteller, anzuzeigen, was
man von Diefen Vögeln, bey den Alten ans
trift. So wie ichs jet gemacht habe, und
Ä wie viele andere es gewöhnlid) machen, Fan
dder Leſer zum ungegruͤndeten Beyfall vers
835 fuͤhrt
244 $. Indianiſche Gühner:
gentlich will ich noch anzeigen, daß Buͤffon
irrig behauptet, die Perlhuͤhner, weldye doch
von Griechen und Römern gezogen worden,
wären im mitlern Zeitalter in Europa wieder
ganz ausgeftorben. Denn man findet fie in
Englifchen Nachrichten ums Jahr 1277 uns
ter den Namen Aves Africanae, Afrae (6).
Aber daß die Alten unfere Kafefuter : gar
nicht gefanthaben, wird noch vielmehr durch
die zahlreichen Zeugniffe der Geſchichtſchrei⸗
ber und Reifebefchreiber beſtaͤtigt, ur” vers
a ichern
führt werben , -weil ihm dag, was der Bes
n bauptung nicht günftig iſt, leicht verſchwie⸗
gen ‚werden Fan. - Das ift doch hier der Fall
nicht; nur weiß ich nicht: mit ‚Gewisheit,
ob die Perlhähner negen ihre Zungen ſo lieb⸗
los find, als die meleagrides feyn folfen, und
ob ihr Geſchrey, welches ich- oft genug ‚ges
hört habe, und welches freylich Jäftig ift,
mit dem. ununaedeıv des Pollur V. G. 90.
uͤbereinkoͤmt. Auch übergehe ich die Neben
frage ,_ ob die ddsurpvoves yaysdss weyısor
des Aelians hift, an. XVI, 2. zu den Perl
bühnern oder, wie Pennant will, ‚zu den
Pavonibus bicalcaratis gehören. - _
() Kennet’s parochial antiquit. p, 287. Auch
werden die meleagrides, welche Volateran
:1510 zu Rom ſah, Feine andere -gewefen
ſeyn. Aber die ganze Stelle verdient der Er⸗
waͤhnung nicht, - deren fie De la Mare ges
würdigt hat. Commentarli vebani'tib, 25,
:Pı 949 u.
5. Indianiſche Zuͤhner. 248
fihern, erfilich daß dieſe Boͤgel noch jetzt in
Amerifa wild ſind; zweytens daß ſie aus
Amerika nach Europa verſetzt find; drittens
daß man. fie vor Entdecknug dieſes Welt
theils in Europa gar nicht gefant hat, und
viertens läßt fich aus ihnen zeigen, wie und _
wann fie nach den Ländern, wo man fie jegt
als Hausthiere hält, gefommen find, Mir
wenigftens fcheinen dieſe Beweife fo gültig
zu feyn, daß mirs vorfömt, Darrington
babe das Gegentheil behauptet, um nicht fo
wohl durh Wahrheit, als vielmehr Durch
Paradorie Beyfall zu erhalten, So wie alle
Thiere ſich am leichteften da vermehren, da
am größten , ftärfften und feuchtbarften zu
feyn pflegen, wo ihnen die Natur ſelbſt den
Aufenthalt angewieſen bat, das ift, wo fie
urfprünglich wild leben, fo. finder man auch
dieß bey den Kalekutern in Amerifa. Frey:
lich ift es glaublih, daß die Zahl der wilden
fich immer in der Berhältniß vermindern wer:
de, in. welcher die Bolfmenge fich dort mehrt,
in welcher Waldungen weggehauen und Wis
fteneyen angebauet werden; auch ift es wahrs
ſcheinlich, daß zulegt gar feine Wilden übrig
bleiben werden, fo wie fchon laͤngſt alle Scha:
fe, Rindoieh und Pferde in die Sklaverey
der Menfchen gebracht find (7) Aber defto
mehr
(?) Diefe Betrachtung hat ſchon Varro de re
ruſtica 1], 1. p. 238. gemacht,
%
246 5. Indianiſche Suͤhner.
mieht verdienen Die Zeughiffe: derer, welche .
zuerſt nach Amerika gefommen ‘find, und da:
ſelbſt die wilden Kalekuter gefunden haben,
in der Thiergeſchichte angemerkt zu werden.
Der erſte, bey. dem ich fie gefunden ha⸗
be, iſt Oviedo, der ungefähr ums Jahr
1525 ſchrieb (82). Er hat ſie mit der Reu⸗
ie 5 giers
) AIch will die Stelle italienifch hieher ſetzen,
aus dem dritten Theile der Samlung der
Rei ſebeſchreibungen des Ramufio. Sommario
“ dell” Ind. occid, del fig. Gonzalo di Oviedo.
cap. 37°: -Altri pavoni, maggiori e migliori ,
; *da mangiare, .e piu belli fi fon .trovati nella
„coli gran coda, nè santo bella, come quei di
Spagna, ma in tutto il refto della piuma fono
belliffimi.-- Hanno il collo, e la tefta coperta
di. una carnofitd fenza piuma, la quale mu-
tano di diverfi.colori quande gli vien fa fan-+
„...tafia, e fpecialmente quando fanno Ja ruota,
la fanno diventare molto roffa, e come la laf-
cciano giu, la tornano gialla, e di altri colo-
ti, e poj come nero verfo il: berrettino., e .al:
cune volte bianca. Ha nella fronte fopra il
becco a modo di un picciolo corno di una
-poppa, il quale, quando fa la ruota flarga,
. e,crefce piũ di un-palmo, A mezzo il am
en ; ra, gil
u
$. Indianifche Suͤhner. 247
gierde und Aufmerkfamfeit welche neue Ge
genftände zu erregen pflegen, umſtaͤndlich
beſchrieben, und weil er fuͤr dieſe bis dahin
unbekanten Thiere keinen Namen wiſſen kon⸗
te, hat er ihnen denjenigen gegeben, welchen
er ſelbſt von der Aehnlichkeit herleitete. Et
nante fie eine Are Pfauen ,‚ und erzählt das
bey, daß fie [hon damals, wegen ihres Mut⸗
jens oder wegen des fehr ſchmackhaften Flei:
fches ,„ von den Europdern nicht allein in
Neufpanien, wo fie zuerft gefunden worden,
fondern auch in Neucaftilien und auf den In—
feln gezogen oder gehalten worden, Auch die
andern Voͤgel, Die er zugleich befchreibt, find
folhe, die wir ohne allen Zweifel aus Ame:
rika erhalten haben; 3. B: Crax aledtor.
Lopez de Gomara, deflen Buch 1563 ae
druckt iſt, brauche ſchon den Namen Gallo-
pavo, und ſagt, er ſey ganz ſchicklich, we:
gen der Aehnlichkeit mit dem Pfaue und dem
Haushahne, umd der Vogel habe von allen
| y Geflu:
' gli nafee un fiocco di peli, groffo come un
dito, li quali peli fono''ne 'pid, n& mänco,
‚ehe quelli della coda di un cavallo, di color
neri, € Junghi piü di um palıno, ' La carne
di quefti pavoni & molto buona, e fenza'com-
parazione migliore e piü tenera, che quella
de’ pavoni di Spagna. So hätte doch Ovie—
do unmöglich gefchrieben,, wenn diefe Vögel
> Damals in Europa ſchon fo befant gewefen
waͤren, als Berrington meint.
-
248 5. Tndianifche Zuͤhner.
Geflügel in Meufpanien das fchmackhaftefte
Fleiſch (9). Im Jahre 1584 fand. man
soilde Kalefuter in Birginien (19), Im J.
2564. traf fie Rene‘ de Laudonniere bey
feiner Landung in Nordamerifaan(!T). Auch
Fernandez rechnet fie zu den Maricanifchen
Vögeln und bemerkt den Linterfchied zwifchen
den wilden und zahmen (2), re
| Cie⸗
(?) La mejor ave para cane, que ay en la nue»
va Efpana fon los Gallipavos, Quife los lia-
mar afli por quanto tienen macho de pavon,
y mucho de gallo, Tiene grandes barvas,
o paperas, que fe muda de ınuchas colores.
Hifl. de Mexico pag. 343. on
(9) Hakluyt Il. pag. 274.
("*) Pennant beruft fich. desfals auf De
Ä rg den ich ſelbſt nicht nachgefchiagen
a e.
(**) In Hiſtoria animalium novae Hifpaniae,
die einen Anhang zu feinem Theſaur. rerum
medicar. novae Hifpaniae. Romae 1651, fol.
ausmacht, cap. 59. pag. 27: Huexolott gal-
lus eft Indicus, quem gallipavonem quidam
vocant, noruntque omnes; reperiuntur alii
filvefires, duplo domeſticis maiores ; duriore
& insuaviori alimonia, eaetera fimiles, qui
interdum fagittis, interdum vero tormentorum
bellicorum vi folent interimi. Sunt & femi-
nae in fupradidlo genere cihuatotolin vorcatae,
quae maribus funt viliores, etſi gratiffimo at-
que falubri, alimento , cedente tamen ei , quod
fumitur a noflwatibus, ob: humiditatem &
| | pingue-
5. Indianiſche Suͤhner. 248
Eiefa (1?) fand fie auf: der Landenge von
Darien Mu und Dampier in: Yucatan (14),
| Zu Außer
pinguedinem quandam nimiam & naufeam mo»
ventem aliquibus delicatioris palati. Bars
rington fagt, quem norunt omnes, hätte
Sernandez nicht fagen können, wenn diefe
Thiere. erft aus: Amerika befant geworden
wären; denn, Merico ward erft 1519 befant
und Sernandes fcheint ums Jahr 1576 ge:
fchrieden zu haben. Ich geftehe, daß mir
diefe Urfache ganz unwichtig fcheint , zumal
da man weis, daß bdiefer Vogel in kurzer
Zeit, wie mehr Amerilanifche Probufte,
die algemeine Neugierde erregten, verbreitet
worden iſt. Zu dem ift noch die Frage, ob
. jene Worte mwürflich von Fernandez * find;
man fehe, was ich im erfien Theile S. 440
gefagt habe.
(*?) Die. Reife des Cieza fteht englifch über:
fest m Steven’s new collection of voyages and
traveis,
(**) Vol. I. P. 2. p. 65, 85, 1124. Leri fcheint
te audy in Brafilien gefunden zu haben.
Denn in bes de Caet Novus orbis. Lugd;
Bat, 1633. fol. ® pag. 557, wo von Brafilien
die Rede ift, fteht: Lerius feribit, duo ge-
nera exquifitarum avium hic reperiri, quibus
nomen eft Mouton, pavonum magnitudine ,
pluma nigra & leucopeata ; itemque maxiımam
gallinarum „ quas vocant Indicas, multitudi-
nem, quas barbari vocant Arignaoufau, ficu-
‚ti nofirates vocant Arignaumiri. Aber. weil
die Bezeichnung nicht deutlich ift, und der
fleiffige Marggraf fie nicht unter den ei
J nnli⸗
250 5. Indianiſche Hühner:
Außer den vielen andern Zeugniſſen aus neu⸗
ern Reiſebeſchreibungen, welche ſchon Buͤf—
fon angeführt har und ich hier Deswegen nicht
wiederholen will, verdienen befonders noch
die Nachrichten des Ralms und Smyths
angeführt zu werden. rfterer, det 1748
in Penfplvanien war, fagt: In den. hiefi:
gen Wäldern laufen wilde. kalekutſche Huͤh⸗
ner herum. Diefe find von unfern zahmen,
außer ihrer Wildheit, faft in nichts unter:
ſchieden, als daß fie gemeiniglich etwas gröfs
fer find, und eim rörblicheres, doch aud)
fchmachafteres Steifch haben. Wenn jemand
die Eyer von folhen im Walde finder und.
fie unter zahme Hühner diefer Urt zum Aus:
brüten legt, fo werden die Jungen mehren:
theils gleichfals zahm; doch laufen fie auch
wohl, wenn fie gröffer werden, weg. Da:
ber befchneidet manihnen, zumalin den erften
Fahren, die Flügel. Es find dieſe zahm ger
machten Kalefuter gemeiniglich weit böfer ,
als die von Natur. zabmen. Auch die Wil-
Den geben ſich zuweilen damit ab, fie zahm zu
machen und bey ihren Hütten zu balten (15).
Smpyrb verfihert,. daß eg in den. unange:
baueten Gegenden binter Visginien und in.
den
flifehen Thieren — fo ſcheint dieſe
Nachricht unficher zu ſeyn.
Es) Ralms Reife U. ©. 352.
erfhökanifge‘ Bühne,
den füdlichen Peobingen fo were
kuter gebe, dag fi aß fie im Heerden von. — |
fend Stud and ara ‚angetroffen, wert
den arg —2* 13
(Bi Bin ic, 2 ‚date nos Ibin 1 ”
Dieſe Zeug ugni un
Wichtig und; ab —
iu a vom Sm
Ah in andere Kinder der Be Wa⸗
ten fie ſchon vor ’oielen Jahrhunderte aus
Aften oder Aftifa gefommen, fo würden fie
Lingft in Italien gemein uhd von dere uber
pa gebracht feyn. Aber auch dort finder
man fie nicht vor Entdeefung von Amerika.
un Petrus de Erefcenriis ſchrieb das ift
im rzten — (#7), waren ſie dort
gewiß noch nicht; denn indem he de Wartung
aller Stonemifgen * auch ſo gar der
Pfau⸗
2 Jan -
@ 5 a —— * bh öf a by
— bunden —* 2 Bände
Baliniın y
(*7) Er lebte uine Zabr 1280, Mar‘ findet
von feinen ſchon oft angeführten Buche in
"alten Bibliotheken, italtentfeje und teutſche
— z. B. auf der Dombibliothek
zu Maynʒ iſt eine teutſche vom Sehr, vr
; —* eine lateiniſche von 1469. Fol.
Kur, Theil. R
252 5. Indianiſche Zuͤhner.
Dfauen und Rebhuͤhner lehrte, fo würde er
Die Kalefuter, die lange nachber im ſechs zehn⸗
ten Jahrhunderte auf Die vornehmſten Tafeln
famen, nicht vergeſſen haben. Aber er hat
fie gar nicht genant. Noch zur Zeit weis ich
feine ältere Erwähnung in Italien als vom
Jahre 7 da der Magiftrat von enedig
in einer Verordnung zur Einſchraͤnkung des
are beſtimte, auf welche Tafeln Judianis
he Hühner, und. Rebhuͤhner kommen ‚durfz
ten (A) Ums Jahr 1570 lehrte Barto⸗
* Scappi, der Koch des Pabſtes Pius
in feinem Kochbuche verſchiedene Vor—⸗
— dieſen koſtbaren und vornehmen
Vogel zuzurichten (17). Wie ſelten er da:
mals
an Diefe Verordnung findet + man in Lettere
di Antonig Zanon. In Venezia 1763.8. ‚Tom;
l. p. 34 *E parimenti non fi poflono in, det-
ti conviti metter in tavola pernici e galli, eis
chiamiamo d’india,
69 Opera di M. Bartolomeo Scappi cuoco 6.
creto di Papa Pio V. Im Veneria: 1476. 4, *
Haller bat in Bibliorh. botan. I. p. 343. uns
richtig Florenz ftat Venedig genant. Lib. V
* . €aP. 36. p. 346: Per farc pafticci di pauoni
-, nefrali, Gallı d’India & altri volatici. Cap.
393 Per fare pafliccio di pollancha d’India.
Das Exemplar, was auf unferer. Univerfis
täts Bibliothek vorhanden ift, hat 18 Kup:
fertafeln, welche bie verſchiedenen —
gera⸗
5. Indianiſche Suͤhner. 253
mals noch geweſen ſey, erhellet auch daraus,
DaB man angemerkt findet, die erſten Kaleku⸗
ter, welche nach Bologna gekommen, waͤren
diejenigen geweſen, welche gegen Ende des
ſechszehnten Jahrhunderts der. Familie Bus
oncompagni, woraus. der Damals regierenüe
Pabſt Gregorius XH war, deſchente wor:
| yon EIN
Daß man in "England diefe ke v6
nicht im Anfange des ſechszehnten Jahrhun⸗
derts gekant hat, wird dadurch febr. wahr?
ſcheinlich, weil man fie noch nicht in. deraus:
fuͤhrlichen Befchreibung eines groffen Feftes
eines Erzbiſchofs genant finder — ſo =
au
geraͤthe ib: bie Arbeiten der Rs rſtel⸗
len. Darunter iſt auch ein Braͤtenwender,
der vom Rauche getrieben ‚wird zu molinello
a fumo. Dieſe Kupfer find mit guten, Jar:
ben ausgemahlt, nnd. vornehmlich if Die vies
le Bergoldung fehr gut gerathen. Sch vers
muthe,. daß die Ralefuter ‘damals noch we⸗
nig auf landwirthſchaftlichen Höfen gehalten
woͤrden. So finde ich "fie nicht genant in
Trartato dell’ agricoltura di M. "Affrico ‚Cie
mente „ Padovano, In Venetia 1592. 12: "wo
doch von dem übrigen Geflügel gehandelt ift.
. (29) Dieß erzählt Zanon, tagt Hat nicht,
woher er es wiſſe.
(3) In Larbam’s general: Gnopfie. of birds.
Vol, 2. P. 2. pag.. 66; lt is certain that the
| Rz name
54 5. Indianiſche Sübner.
auch noch nicht in der Verordnung, welche
Heinrich VIH für die Haushaltung feines Ho⸗
fes machte, "worin gleichwohl alles Federvich
für die Fönigliche Küche berrant ift (27).
Gleichwohl follen fie um Diefe Zeit dahin ges
kommen ſeyn, da einige das Jahr ı724,
andere 1530 und noch andere 1532 aͤnge⸗
ben (23). Wenigſtens follenim Sabre 155g,
ben einem groffen Schmaufe, junge türfıfche
Hübner gewefen ſeyn (24) ; undums J.585
werden fie ju den ae guten Gerich⸗
ten gezabl —
es CHE In
g,; ‚name does not oeeur in the lift of Archbifhop
Nevil’s feat, nor is it mentioned in the Earl
‚: of Northumberland’s Houfehold boek, fo late
as.the year 1512.
2) Man findet biefe — Verord⸗
nung in Archaeologia or mifcellaneous tradis
relating to antiquity. Vol. 3. p. 157.
: (23) Anderfon. Gedichte des Handels TIL.
© ©. 518 und IV. ©. 131, 189, Hakluyt II.
©. 165: nennet das Jahr 1532. und in des
Barnaby Googe Art of husbandıy, was
aber. erſt 1614 gedruckt: ift, fieht, fo wie tıt
‚vielen teutfchen Büchern, das Jahr 1530.
(aM Origines iuridiciales by Wülb. Dugdale.
In the Savoy 1671. fol. * pag. 135.
> Pennant führt aus Tufet fivehunderd
point of hasbandry, men eime an: ü
€£-
5 Indianifche Zöhmer; 255
+: In Frankreich ſollen, nach einiger Schrifte,
ſteller Vorgeben, die Kalefuter viel früher
geweſen fern: aber wenn man nad) ‘Beweis
fen forfcht, fo finder man gar Feine. Am
älteften macht fie Beguillet (2°), der ganz
dreiſt
Beefe, mutton, and porke, ſhred pies of
the befht
Pig, veale, goofe and eapon, and Turkie
vwelldreſt;
Cheefe, apples and nuts, jolie carols to,
| . heare, .. no:
As then in the countrie, is counted good,
cheare.
Er fett diefe Zeilen in das Jahr 1585, in
welchem auch’ das Buch wieder gedruckt wors
den, aber da man ſchon eine Ausgabe von
1557 bat, die Haller bibl. botan, I. p. 319»,
anführt, fo bleibt noch die Trage, ob fie
nicht fhon in diefer ftehen. In der neuen‘
- Ausgabe von 1744.:8, die ich vor mir habe,
fehlen fie gänzlich. na
(2°) Defeription du duch® de Bourgogne. Par
M -Conrsepee & Begnillee. "Dijon 1775. 8% -
ol. 1. p. 193 5 und eben: derfelbe in Deferip-
tion generale & particuliere de la France,
"Paris 178i. fol. ®, In der Befchreibung von
Bourgogne S. 196: e eft fous le regne de
Philippe : le. hardi, que les gelines d’Inde fu-
rent apportees d’Artois a Dijon en 1385, ce
qui montre la fauſſeté de la tradition, qui
en attribue Papport & l’Amiral Chabot au fei-
zieme fiecle. Cent ans avant'Chabot, Jacques
Coeur en: avoit tranfporte de. Turquie en fon
4
6 9 Indianiſche Hühner,
dreift meldet; ſchon unter der Megierung
Philips des Kühnen wären fie ums Jahr
1385 nach : Dijon gefommen. ' Hätte der
Franzos feinen Zeugen angeführt, ‘fo hätte -
man erfennen fönnen, was zu diefem Irthu⸗
me Gelegenheit gegeben habe; aber jet fan
man ſich faum des Argwohns erwehren, als
babe er alles felbft erdichtet. Auch De la
Marre irrer, indem er erzählt, die erfien Ka:
lefuter in Frankreich wären diejenigen gewes
fen, welche der. befante. Schatzmeiſter Koͤ⸗
nige Carl VII, Jaques Coeur, aus der $es
vante mitgebracht, und auf fein Landgut in
Gatinois gehalten hätte, nach dem er näms
lich, auf Erlaubniß des Königs, wieder ins
Reich zurücgefommen wäre. Aber diefer
Coeur, welcher 1450 verwiefen ward , iſt
niemals wieder zurück gefommen, fondern
im Jahre 1466 auf der Inſel Ehio geftors
ben (27), . Eben fo wenig. ift. die Machricht
wahr,. welche Bouche in feiner Gefchichte
von Provence gegeben hat (2°), daß Kene’
— oder
chateau de Beaumont en. Gatinois, & Ame-
ric Vefpuce en Portugal. Welche Unverfhämts
heit, fo etwas ohne Beweis zu fagen!
(??) Man fehe die Schriften, welche von dies
fen Jaques Coeur befonders handeln und
von H. Meuſel in Algemeiner Weltbiftos
vie XXXVI. ©. 615. angeführt find.
(2°) La.chorographie ou defeription de Pröven-
ee, & l'hiſtoire chronologique du mefme pays.
5: Indianiſche Zuͤhner | 257
oder Renatus, König von Meapel und Her⸗
zog von Anjou, die Kalekuter zuerſt ins Reich
bringen und zu Roſſet in Menge anziehen
laſſen. Er beruft ſich dabey auf die muͤndli⸗
che Erzählung der Nachbaren, welche doch
wider andere fichere Zeugnifle nicht gelten
koͤnnen. Auch bat derjenige Bouche, der
vor einigen Jahren auch eine Geſchichte von
Provence geſchrieben, und darin vieles zum
Lobe Des Renatus gefamler hat, dieſes Vers
dienft gar nicht berührt, da er ſich Doch ger
wiß der Erzählung ſeines Namensverwand⸗
sen bat erinnern muͤſſen (2°). Wären diefe
Vögel fhon zur: Zeit diefes Könige, dee
1480 geftorben ift, befant geworden, fo hät:
ten fie unmöglich in Franfreich nach mehr
als hundert Jahren fo fetten feyn koͤnnen,
als .
Par Honore Bouche, A Aixı664. 2 vol. fol. *,
1. pag. 479: I fe plaifoit aufi fort 4 Vagri:
eulture, comme à l’occupation la plus inno-
eente. Il fut Je premier, d ce qu'on ecrit,
‚qui introduifit en France les oeillets de Pro-
vence, les rofes de Provins, & des Musgrees,
des. paons blancs, des perdrix rouges, des con-
nils blancs, noirs & rouges, & y rendit aufli
fort familiers les cocgs d’Inde, dont il faifoit
grand amas en Provence, & les faifoit nour-
sir.au lieu de la galiniere :pr&s de Roflet, fe-
lon la tradition du, voiſinafgee.
(2°? ; Eflai fur V’hiftoire de -Provenee, A Maär-
feille. 1785. 2 vol. in A 0.000:
an R4
258 5: Indianiſche Suͤhner.
als fie wuͤrklich geweſen find. Wahrſcheinli⸗
cher iſt die oft wiederholte, jedoch nicht bes
wieſene Nachricht, daß Philip de Chabor,
der Admiral unter K. Franz 1, fie zuerſt nach
Sranfreich gebracht habe. Chabotftarb 1543
uud vielleicht bezieht fich darauf, was Scaz
liger fagt, daß nämlich ſchon 1540 einige
Kalekuter in. Frankreich vorhanden geweſen
wären. Go viel iſt gewiß, daß baid nach⸗
ber Gyllius, der 1585 geſtorben iſt, die er⸗
ſte kunſtmaͤſſige Beſchreibung derſelben gelie⸗
fert hat, welche Geſner und Aldrovandus
in ihre Ornithologien eingeruͤckt haben. In
eben dem genanten Jahre 1585 gab Bellon
Die erſte Abbildung. Um eben dieſe Zeit. be:
fehrieb fie La Bruyere⸗ Champier , und:
merfte Dabey ausdrüclich::an, fie. wären erſt
Damals vor wenig Jahren nah Frankreich
aus den Indiſchen von den Portugiefen und
Spaniern entdeckten Inſeln gefommen (39),
| —— Wie
(?°) De re eibaria lib. XV. cap. 73. p. 632.
Venerunt in’Gallias anrios abhinc ‘pancos aves
quaedam externae, quas gallinas Indicas ap-
pellant; credo, quoniam ex Infulis Indiae nu-
per a Lufitanis Hifpanisque pätefatae pri»
mim, invedtae fuerunt in orbem noftrum,
quae pavones fere magnitudine aequant; fe-
minae pennas mon habeit variegatas, pariunt
ova auferinisainplitudine paria, candida, quae
efui funt, Mares variis. eoloribus difinguun-
tur
sr Indianiſche Söhne, 279
Wie bat doh Barringron behaupten moͤ⸗
gen, Daß der Franzos Oftindien, nicht Weſt⸗
Indien gemeint habe! Inzwiſchen müffen fie
noch lange Zeit in Frankreich felten geblieben
ſeyn; denn als K. Cark-IX im Fahre 1566
durch Amiens teifete, ſcheuete ſich die Bür:
gerfchaft nicht, ihm, neben andern. Gefchenz
fen, zwölf Dindons zu fchenfen (?T).. Dar.
| | | mit.
tur, feminis ampliores, qui crifas erectas,
vt gallinacei noftri, minime gerunt, fed car-
noſum quidpiaın rubrum, quod etiam fub
mento inftar paleariorum dependet , longi-
tudine infigni, in quo illis excandefcentibus‘,
‚ . & turbatis miros variosque colores eft fpedta-
re; vix tamen coelum noftrum patiuntur, &
difhcillime educantur.: Voraciores funt, ideo-
que copiofo indigent eibario, Segnitiem. do-
mini non ferunt, fed maxime infantes pulli,
qui haud temere perveniunt ad adulefcentiam,,
nifi fedula & asfidua- impendatur opera. Om‘
nino alites funt. Ich habe ſchon im zweyten
Theile ©. 537. angezeigt, daß der Verf.
fein Buch zuerft 1560 drucken laffen, aber
ed ſchon 30 Jahre vorher auögearbeitet hat.
Menn dieß im genaueften Verſtande aud)
von der angeführten Stelle zu verftehn ift,
fo müffen die Kalefuter fchon 1530 im Königs
reiche gemefen ſeyn. Außer den oben anges
führten. Ausgaben, befitze ich jetzt auch die,
welche zu Frankfurt 1600. 8 gedruct iſt,
wobey fich noch Fein Negifter befindet. _
‚(?”). Hifteire de la vie priv&e des Frangais par
‚ Le Grand a’Außy. I. p.29%.
266 5. Indianiſche Zuͤhner.
mit ſcheint auch die oft wiederholte Nachticht
uͤberein zu kommen, daß die erſten welſchen
Huͤhner bey dem Vermaͤlungsfeſte dieſes Koͤ⸗
nigs im Jahre 570, als eine qroſſe Selten⸗
heit, auf die Tafel gebracht worden (22).
Sehr algemein muß doch die Zucht dieſer Voͤ⸗
gel unter Earl EX noch nicht geworden ſeyn;
denn man finder fie nicht in den Berordnuns
ger von 1563 und 1567, in welchen doch
alle Arten Geflügel genant find (?3). Im
Sabre 1603 ließ Heinrich IV die Auffäufer
beftcafen, welche die welfchen Hühner auf
den Dörfern, ohne fie zu bezahlen, wegnah⸗
men, unter dem Vorwande, Daß fie folche
für. die Königinn fuchten (3*). Webrigens
will ih noch anmerfen, daß ich bey dieſer
Unterfuchung nirgend gefunden babe, "daß
den Jeſuiten das Verdienft gehöre, Diefe
Vögel in Frankreich einheimifch gemacht zu
"haben (35). |
Weil
(32) Anderfons Geſchichte des Handels IV.
S. 131. Beyflers Reifen Ti ©. 413.
3) Delamare.,
(3*) Dieß erzählt Le Grand aus dem Tage:
buche des CEtoile.
(°°) De Vefprit (par Helvetius). Amfterdam
1759. 172 * I p. 288: On lie, dant hannée
litteraire, que Boileau, encore enfant, jouant
i dans
Eolerus (33) und andere, daß fhon 1530
g: Indianiſche Zuͤhner. | 261
Weil Teutſchland dieſe Amerikaner uͤber
Andere Länder erhalten haben muß, ſo fan
man fie auch bier nicht früher vermurben.
Geſner, der feine Ornithologie ı5 55 heraus
gab, feheint fie noch nicht einmal feldft ges
fehn zu haben (?°). Michts defto weniger
verfichern verfchiedene, 3. B. Serefbach (27),
wel;
dans une cour, tombe,' Dans fa chüte, fa
jaquette, fe retroufe; un dindon lui donne
lufieurs coups de bec fur une partie tr&s- de-
icate. . Boileau en fut toute fa vie incomıno-
de; & de-Ilä peut - être, cette ſévérité de
moeurs, — — fa fatyre contre les fem--
mes. — — Peut - &tre fon: antipathie contre
les dindons occafionna - t- elle l’averfion fecret-
te qu’il eut toujours pour les lefuites, qui les
ont apport&s en France.
(°°) Ich ſchließe dieß aus folgender Stelle
©. 465: Gallopavum aiunt vocem quandamı
edere gallinaceae non difimilem nefcio quid
erocitando; & in frigidis aegre ali. Minimum
ex eis frudtum efle, fumptus in educando alen-
doque & erde multum requiri. in cibo lautif-
finos haberi, & principum menfis dignos,
(3?) De re ruflica. Spirae Nemet. 1595. 8 *
llb. 4. p. 640; Indicarum, vt vocant, avium
recens apud nos vfus & educatio, Nam ante
annum tricefimum fupra fefquimillefimum apud
nos non funt vilae, neque veteribus arbitror
notas,
(33) Hausbuchs vierter Theil. Wittenberg
1611.47 9,499.
262 5.Indianiſche Zähnen,
welſche Huͤhner nach Teutſchland gekommen
find, und auch in demſelbigen Jahre ſollen
fie. zaus Böhmen nah Schleſien gebracht.
| fenn (??). - Bon den nördlıchern Ländern weis
ich nur Pontoppidans Verficberung, daß
fie ‚in. Dänemark bereits vor 200 Jahren ger
. jind (* 9
‚Da man jetzt dieſe Voͤgel auch in Aſie en
und Afrifa antrift, fo ift es der Mühe werth,
nachzuforichen, in welcher -Zeit fie dorthin
gefommen find, zumal da einige diefe Welt:
theile für das Vaterland derfelben haben aus:
‚geben wollen. In China find feine andere
Kalekuter, als welche dahin aus andern fäns
dern gebracht find, wie Dubalde (*1) aus⸗
druͤcklich verſichert, wie wohler irrig hinzus.
ſetzt, daß fie in Oftindien ganz gemein wär
ven. Dach Perfien J ind ſie Armenianer
und
Ko Oekonomiſche Nachrichten der Schle:
fiichen Geſelſchaft. 1773. S. 306. Schwenk-
‚feld teriotroph. Silehae. Zu der Jubelfeyer
der Univerfität Wittenberg im Jahre 1602
wurden 15 indianifche oder calecutifche Haͤh⸗
ne gefauft, das Stuͤck für ı Sl. Sie wur:
den zum Theil mit einer Zitronenbrübe zus
gerichtet. S. Wittenbergifches Wochen:
blatt 1788. ©. 258, 267.
9) Naturhiſtor. von Dännemark. Ko:
penhag. 1765. 4 * ©. 172.
(**) Hift, gener. des voyages VI. p, 487. _
5. Indianiſche Suͤhner. 263
und andere Kaufleuthe, ſo wie nach Batavia
durch die Holländer, gebracht worden 62)
In Perſien waren ſie noch zu Chardine Zeit
fo selten, daß fie im koͤniglichen Thiergatten
gewartet wurden” (43). "Im Koͤnihreiche
Congo, auf der Goldkuͤſte am Senegal firtd
feine andere, als die bey den Europätichen
Faetoreyen gehalten werden. "Nah dem Pas
ter von’ Bourzes find Feine im Köntgreribe
| —** Mas
(+2) Bell’s travels I; p. 112% »; 4,
i. (+3) Voyages de Chardin. IV.’ p.'g4 Les poulers -
« . d’Inde:;y-font &trangers & rares. Les Arme-
niens en aporterent, il y.a quelque trente ans,
un bon nombre de Conftantinople d Iſpahau
qu ils donnerent au Roi par rareté; mais on
leur die pour recompenfe , que les Perfans ne
* ‚fachant pas la maniere de les elever, on leur
en donnoit le foin; & on les mit en diverfcs
maifons un en chacune. Les Armeniens im«
portunez du foin & de la d&penfe les laiflerent
mourit; presque partout.. len ai vwü qui ve
‚ noient aflez bien dans le territoire d’ifpahan
a quatre lieu&s de Ja ville, chez de paisang
Armeniens; mais pourtant en petite quantit&,
Il y a des gens qui croyent que cet oifeau
vient des. indes; mais au centraire il n’ y en
a point du tour. U faut quiil foit venu des
Indes occidentales, d moins qu'on ne I’ ait
apellẽ cocq d’Inde, à caufe qu’ &tane plus
grand que les cocds ordinaires, il reflemble
en ceci aux cocgs des Indes, qui font plus
grands que les cocgs ordinaires de tous les au-
eres pais. . Alles dieſes liefet man auch im
Tavernier Keifen LS. 105.
266 5. Indianiſche Zuͤhner.
oder tuͤrkiſchen Weitzens unterſuchen will,
wird eben dieſes bemerfen, Da es doch) eine
völlig erwiefene Wahrheit ift, daß wir Diefe
Frucht aus Amerifa erhalten haben. Wie -
ſchneil ift nicht der Tobaf algemein geworden!
Sin Jahre 1559 famen die Samen nad) Porz
tugal, und mit dem Anfange des fiebenzehns
ten Jahrhunderts fieng fhon der Tobaksbau
in, Oftindien an. Wenn aber der Engläns
der behaupten will, diefe Vögel wären, wie
ferde und Nindvieh durch die Europäer
ach Amerifa gebracht, fo fönte man. den
Yon ihm angegebenen Grund wider ihn felbft
anwenden. Er müfte es denn auch unwahr⸗
ſcheinlich finden, daß dieſe Vögel in dem neus
en MWelttheite fo gefchtwind gemein, zahlreich
und wild hätten werden fönnen, als fie es,
bey feiner Behauptung, nach den oben bey⸗
gebrachten Zeugniffen geworden wären.
Weil zur Zeit des Kardinal Pers
ron (47) viele ferte Kalefuter aus Languedoc
nach Spanien jährlich verfauft worden, fo
foll daraus folgen, daß diefe Thiere nicht zur
erft über Spanien nach Frankreich haben
| kom⸗
(#7) perroniana p. 67: Le coq @Inde eſt un
O oifeau quia peupl& merveilleufeinent; de Langue- ·
. doc:ils ea mencht en Efpagne , ‚comme de
auoutons.
2udianiſche Büren . 207
kommen koͤnnen Wunderlich Perron ſtarb
1620. Da waren die Puter laͤugſt gemein)
und) wer die Induͤſtrie Den Spanier kennet
der wird es gang möglich finden; daß die
Framoſen früher dis ſie Die Zucht dieſer Thie⸗
ge zu einem Gewerbe gemacspaben si, Wie
falich wuͤrde man sehlieffem,ıtwennsman fagem
wolte, Die Englaͤnder und Frauzoſen Föuren
unmöglich: Die beſte Wolle ans Spanien era
haften, weil dir Spanier die beften .
von | und⸗ Frauzoſen kaufen.
338 ‚Ni dass yı5 19/96 mag nn
Be) SON in iſt auch der Veweisys, —*
durch Barrington die Kalekuter ſchon ins
funfzehnte Jabrhundert erheben will; Er
fuͤhrt naͤmlich aus Lelands Itinerary Volk: VE
Pe Fan, daß inn Bu 1467. bey einem Gaſt⸗
mal unter Eduard. V aapons of⸗· Gteaſe auf⸗
getragen worden Ich kan dieſe Stelle nicht
ſiuden, aber eigen mächtig und gu dreiſt iſt
es doch, capons of GrealesincaponsofGreer
ee Ju verwandeln * en pr K alelutet
aus zugeben (7æ20
3:0 13. u RTEL 10 3 su a ri
Bam meiſten — mich, daß er Ge
de: für, feine. Behauptung. ı ein ©
ie
am iny — — 6: En er N o
2@5] Tiieitinerary, of John Lelaud the Ant
bs #.quaty.loyln; ‚nine, volumen, Thqe econd, edi-
sniliipTe ‚Qnford d:7am 8.53 a srciie e 7
un. Theil. S end
are
268 gs: ndtanifche Hühner:
Biefer Vögel’ hat hernehmen mögen: Wären
fie, fage:er, aus Amerika, ſo müften: fie
Amerifanifche-oder Weſtindiſche Hühner heifi
fen. Gleich als eb den neuen Gegenftänden
Die Namen. mit Leberlegung gegeben würden.
Aber fie erhalten folche oft, ehr man einmal
weis, was: fie find und woher fie find. Es
ift wahr Ray, Minſheu (4?) und andere
haben fich Dusch: den Damen: Türfifche Huͤh⸗
ner verleiten laſſen, die Türfen für das Bar
terland anzunehmen; aber: wer in Unterſu⸗
chungen diefer Art geübt ift, weis, daß fehr
oft neue ausländifhe Sachen, tuͤrkiſche,
welſche oder ſpaniſche genant find. ft denn
der tütfifche Weigen aus der Türken? if
denn Welfchland das Vaterland der welfchen
Hühner? Gefegt, das die kalekutiſchen Hühs
ner den Damen von Calecut hätten, fo ber
wieſe dieß böchftens nichts weiter, als daß
einnial jemand fälfchlich geglaubt Härte, dies
fe Vögel wären aus Kalekut nah) Europa
gekommen. Aber ich nermurhe,. Daß die Ber
nennung Ralekuter, fo wie auch die Mas
men Truchenne und Putjen, Puren, nur
an nach
(+9) Minsbeu's Ductor in linguas. "The guide
> jnto tongues, 1617. fol. und Minfchaei emen-
datio du&toris in linguas, 1625. fol. * p. som,
719: avis ita dia, quod ex Africa, & ve
non nullt volune alli, ex India vel Arabia ad
nos allata, fit. Calekuttifch hun i, e, galline
Calecustenfis, |
5. Indianifhe Gühner. 169
; nach dem Gefchrey und der Stimme des Bor
gels gemacht worden, oder um es Mehrter '
auszudrücken, Daß es wvonwromerromuive
find. Sonſt hat Chardin eine Vermuthung,
die nicht ganz zu verachten ift (39). Er
meint, man habe anfänglich dieſe Vögel für
eine Art Haushühner angefehn oder fie damit
verglichen, und ihnen deswegen Namen von
Oſtindien gegeben, weil dort die allergrößten
Haushühner vorfonmen, fo wie denn auch)
Dftindien das wahre Varerland derfelben ift.'
I 9 Siehe oben Anmerkung 43. ©. 263.
Fi
ww’ 7 4—æ TI 3 i .
. DE) du TUT ORT: hm‘ 0
ı FABT re * B u tt e r. un
y ie Mich, dasnatürlichfte und algemein⸗
ſte Nahrungsmittel der Menfchens iſt
eine Miſchung aus drey verſchie denen Be⸗
ſtandtheilen; dieſe ſind Molken, Butter und
Kaͤſe. Die kaͤſichten Theile ſind ſchleimicht
und gallertartig; die Butter iſt der ferte, oͤhlich⸗
te und alſo verbrenliche Theil; beyde ſind in
der Fluͤſſigkeit, welche man die Molken nen—
net, nicht eigentlich volkommen aufgeloͤſet,
fondern vielmehr nur, mie in den Emulſio⸗
nen, zertheilet und verbreitet, deswegen ſich
auch diefe Beftandtheile, ohne fünjtliche Bor:
bereitung, ſchon durch die blofje Rube fiheir
den. Alsdann begeben ſich die öhlichten an
die Dberfläche, und machen daſelbſt das,
was man Rahm, Schmant oder Sahne nen;
net. Nach der Gerinnung, welche bald dar⸗
auf zu erfolgen pflegt, trennen fich die kaͤſich⸗
ten Theile von den Molken. Dieſe Trenu⸗
nung wird auch in verfehiedener Abſicht Durch
Fünftliche Zufäße bewürft, wodurch denn die
Produfte, oder vielmehr Edufte, mancher:
ley Abänderung leiden. Der Fäfichte Theil
ur Zu wird
6. Bütten art
wird ausgedencft, mit Salz, auch wohl mir
Gewürzen gemifcht, " geformet, abgetrocknet
und unter Dem Namen der Käfe verbraucht,
welche defto beſſer feyn können, je mehr but:
terige Theile man ihnen gelaffen hat. Det
abgenommene Rahm wird durch hinlängliche
Bewegung, in den fo genanten Burterfäßern,
von den Molken und den Fäfichten Theilen
gefchiedem, und dadurch zur ang item
Butter gemadt.
Diefe , fo gemeim auch jege ihr Gebrand
im größten Theile von Europa’ ift,ift den
Alten gar nicht, ‚oder ſehr unvolftändig bes
kaut geweſen (2). Zwar haben die aͤltern
Ueber⸗
> — ſind mir folgende Unterſuchungen
bekant
Martini "Schoockii tractatus de 'butyro, ac-
‚ceffit eiusdem diatriba de averlatione cafei.
Groningae 1664. ı2 *,
H. Conringii de habitus corporum Germa-
nicorum antiqgui & novi cauffis. Helmeſtadiĩ
1666. 4 * und eine neue Yusgabe: cum
annotationibus ‚o,; Phil, Burggravii Gil. Fran
cof. ad Moenum, 1727. 8 * wo jedoch kein
» neue. hieher. gehörige Anmerkungen vorkom⸗
men.
54 2 Wolfe etymologicon. Art. Butyrum, *
Trek de la police par Delamare. liv. V,
%
P-,799.
=, "70h, HWaltheri differt, de butyro. Altor ſũ
FR 1743. —5
8 &4 a
w u 704
Gr a r
—f — —
272 6. Butter.
Ueberſetzer der hebraͤiſchen Bücher (1), darin
die Erwähnung derſelben zu finden gemeiut(2)
aber jeßt-find Die gründlichften Ausleger darüs
ber einig „ daß das Wort IND, chamea,
Milch oder Sahne oder ſaure, dicke Milch,
wenigftens nicht Butter bedeute (?). Offen⸗
bar. iſt darunter etwas flüffiges zu wer
ſtehn; deun Chamea fol zum Wafchen der
Süffe dienen, foll getrunfen werden und bes
raufchen; wie denn die gegobrene Pferdemilch
wuͤrklich berauſcht. Stroͤhme von Milch laf
fen ich deufen, nicht aber Ströhme von But⸗
ter. Der Fehler ift Durch die fiebenzig Dof
metfcher veranlaffet worden, die das hebräi:
fhe Wort durch Bourveov gegeben‘ haben.
| Die
Conr. Gesneri libellus de lade & operibus
ladariis , cum epiftola ad Avienum de mon-
- tum -admiratione , 1543. 8. Dieſen Eleinen
Tractat habe ich) bisher vergebens gefucht ,
und ich würde es mit großem Danfe erfen-
nen, wenn ihn mir jemand verfchaffen oder
leihen mwolte. %
c) Bockare hierozoie. II, 45. p. 43
(2) 1..Mof. 18, 8. V, 32, 14 Richter 5,
25. II, Samuel 17, 29. Jeſaias 7, 15,
22. Hiob 20, 17 und 29, 6. Sprüde Sa:
lom. 30, 33-
» (2?) Michaelis fupplementorum ad lexica hebrai-
ca pars I. p. 807 und befien Moſaiſches
Recht $. 291 und 205.
6. Butter. 273
Diefe, welche ein Paar Jabrhunderte nad
dem Hippotrates und zmar in Aegypten lebr
ten, fonten, wie auch H. Michälis anmerkt,
fhon Butter kennen , oder davon gehört has
ben; wiewohl es fehr wahrſcheinlich iſt,
daß fie Sahne, und nicht unſere gebraͤuchli⸗
che Butter gemeint haben. Wer nad) den
gemeinen Weberfegungen urtheilen wolte, der
würde in den Sprüchen Salomons fogar Die
Bereitung der Butter duch Schlagen zu fin
den meinen; aber die Worte heiſſen: preflio, -
fridtio mulgentis educit lac; alſo iſt von Mil
chen, nicht vom Buttern, Die Rede.
Die ältefte, aber freylich noch dunkle
und zmweifelhafte Erwähnung der Butter iſt
in des Zerodots Erzählung von den Geyr
then (*2). Diefe, ſagt er, gieflen Die Pier |
ea — e⸗
ram IE 8. p. 281: Pofteaquam emulxere
Su ,„ in cava vala lignea diffundunt ; & com-
‚pungentes ad illa vafa coecos lac agitant (do ·
ydovoı 70 Vai), euius quod ſummum eſt,
delibatur,, pretiofinsque habetur; vilius sutem
wod‘ ſubſidit. Daß Hovasıy ſchuͤtteln oder
„schlagen bedeutet , iſt wohl nicht zweifels
. "Baft. Theocrit braucht ed von ber ſtarken
Bewegung der Bäume durch einen ſtarken
Wind ; auch wird ed von Bewegung des
Meers beym Sturm gebraucht, und in Geo-
hs = XX, 46 pag. 1270. wird bey Bereitun
Ä Brühe, die Garum hieß, gefagt, tie
A : S— muͤſſe
“ j u
=e — De
>, 65 Butter
demilch incholzerne Gefälle, laſſen ſolche vVon
ihren geblendeten Knechten ſtark bewegen oder
ſchuͤtteln, und. nehmen dasjenige ab, welches
ſich oben auffegt, als welches ſie für ſchmack
hafter und ſchaͤtzbarer halten); als das, was
ſich unter dieſem ſamlet.2MHier redet er aller⸗
dinge von einer Ausſcheidung der beſten Thet⸗
le der. Milch durch eine ſtarke Bewegung,
und es scheint, man dürfe hier Butter vers
ſtehn, zumal da der faſt gleichzeitige Hippo⸗
crates eben dieſeSache noch deutlicher 'er
zaͤhlt. Die: Scythenu, ſagt dieſer, gieſſen
die Pferdemilch in botzorn Gefaſſe und beie
gen ſie ſtark; alsdann ſchaͤumt ſie, trennet
ſich/ undo es ſetzt ſith das Fett) als der-leichs
teſte· Theil / oben auf, und Wied! Butter ge⸗
nant.Das Aurere zit ſchweter/ und dicker
welches durchgekneret oder gehörig beatbeitet
getrocknet und Hippace genant wird. In der
Mitte bleiben denn die Molken (5). Da
z —— — 5* 1 x — — a find
od un 3 Bi FI La rzenmenygn
«N» müfferan ber Sorine geftellet;, oft geſchuͤttelt
zu uoerDen ;(munubg: devödgieyın).. Hippocrates
hat ichen dieß duch“ abısiv ind zupncasıv
" eusgebrädk -, di totuss dl wepniht-
„.(@%Y De” äörbis ib} 22" nacho der Fränkfurter
Ausgabe von'ı 305: "RM V. SAbiſtud
vero inſliter fe hᷣabet verid quod ‚ex lade
mV equind’ Soythae -Conftermut, MAC ehlih'in vafa
©" Nignea eava affuſum agitant, conturbatum vero
; Ipumekitı at Teparatur } ’& x pihgde Wilden .
u — quod
nmubnaua
ch
3. —V —
sm "pi {
4
si
—— — a vu — 3 4*
— Ion — — * — * — 2>- 3 ER —
——————— — — * — =
ml BE Frl Kur a "ren a . ne U U a
©. Butt. ar
ſind alſo/ wie mir deucht, gang deutlich But:
ter, Kaͤſe und Molken angegeben worden.
Vermuthlich haben die Seyhthen die Scheis
dung der kaͤſtſchten Theile von den Molken
durch Erwärmung der Milch oder durch ir⸗
gend einen Zufag befördert. Dieß ift denn
auch das erftenial, daß die Benennung But
ter vorfönte, welche Hippocräteg' noch einige
mal nennet und zum Anßerlichen Gebrauche
empfiehlt (6)Aber er hat dafuͤr noch eine
ar, WEDER Ki = ande⸗
quod hutyrum vocant (d Bovrvpov nalkoved
cum leye ſit, in fummo ſeponitur, grave vero
craſſum ſubſidet, quod etiam ſeparante⸗
Becant. Quod cum coneretum ſiecatinn fue-
24 v
dium lochım)häben. ddledie, od yakzyroc,
&y uiop Esiv... Immiumiit Pferdekaͤſe, wie
Hippocrates felbft ausdrüdlich an einem an:
dern Orte meldet. Denn in dem Buche de
aere', locis & aquis, Sect. HT pag. 74 faot
ser die Scythen trinfen Pferdemilch und efz
fen Pferdekäfe, vivo WIE Urrav au Im-
00: MEnNv ‚ToWyougw ,_ Toüro dis rupdg Irmwv.
Man ſehe noch mehr Beweiſe in Foefiz oeco-
nomia Hippocratis. Frangof. 1588. fol, %
pag. 285. Beer in Befchreibung des alten
Scythiens in Zufägen zur algem. Welt:
+? , biftorie» UI. S. 76. ‚bat: bie leichtfinnige
Vermuthung ,. daß. imz&xy. unfer Wort
m.
—_.
gebacken ſey. Osdioserklärt Hefochius dur -
TON DIRT ur) EDisähevov Tod yaAxiroce
0 18, Fee decom. Hip. p. 463. |
»'>(%) De'naturaimulier.: dect: V. p.i37. De mor-
Tayoa}
rit Hippacen’vocant. Ladis vero ferum’me-
vor bis mul. bect. V. Pr 235, Igı und an meh
—— 568 rern
276 6. Sutter.
andere Benennung, und dieſe fcheint bey den
Griechen ehr als jene in Gebrauch gemwefen,
aber hernach veraltet zu ſeyn; ich meine zw
»igsov, welches Hippoerates einige mal ger
braucht bat (7). Daß diefes Wort Butter
bedeutet, und zu Balens Zeit, nicht mehr
gewöhnlich geweſen ift, ſieht man daraus,
daß dieſer es in feiner Erflärung der veraltes
ten Ausdrüde des Hippoerates durch Bourv- -
. eo Üüberfegt hat (2). „Schon vor ihn hatte
es Erotian in feinem Hippocrarifchen Woͤr⸗
terbuche eben fo erflärt, und dabey noch aus
einem älteren Schriftftellee angemerft, daß
die Phrygier die Butter rındgiov nenneten,
von denen alfo die Griechen dieſes Wort bes
kommen zu haben fcheinen (9)... Es ‚fömt
| | uͤbri⸗
rern Orten. Alſo hat Voſſius in Etymolos.
p. 84 unrichtig gefagt „daß Divforides das
Wort zuerft gebraucht habe,
(7) 3. B. De worbis mulier. lib. 2. p. m. 209:
uAudev ra alv ro winsplw, und bald nach⸗
her 9. 210: neruukdca ro winspln — —-
irıyplav ra Eins wındpiov.
(8) Nach der Bafeler Ausgabe von 1538. Sol.
V. p. 715: win&pıov Bourupov: |
(°) Erotianus, in Lexico, wovon Sabricius
Bibl. Graeca IV. p. 571. Nachricht giebt:
wineplw, Bövröpw. ws nu) Apısopeung dv rolc
dropvjnas Pyclv, örı Odac 6 ren |
op
6: Butter. . 277
uͤbrigens gar felten vor, nicht bey Heſychius,
nicht bey Suides, nicht bey Pollux (20).
Bald nach dem Hippoerates lebte der
Dichter Anaxandrides. Diefer hat die Hoch⸗
geit des Irhicrates und das dabey in Thrar
<ien-gegebene Gaſtmal befchrieben; (denn er
bheurathete die Tochter des Thracifchen Koͤ⸗
aigs Cotys); da, fagt:er, haben die Thras
eier Butter gegeflen (*), weiche die Gries
chen damals freylich noch für ein wunderliches
Eſſen angeſehn haben. Dalechamp hat ganz
anrichtig — ſtat — Iefen wol
den ag 9?
Unerwartet ift bey allen dem, dag Aris
ftoteles die Butter gar nicht genans, ja, ihr
ver
3 weeet ræope da wngpev TO nalsloIas
| Bovrupov. Si quidem Ariftophanes in com-
mentariis refert,„ Thoantem ltacefium nar«
rare: Bourupov vocari mın&piov a Phrygibus,
(0) Aber Phavorinus fagt in feinem Didione-
rio magno, Venetiis 1712. Fol. * pag. 603:
mwın&piov, 70 Bourugovu, wape ro I’ar0xpd-
rei.
(#) Arbenaei deipnos. IV. p. 131: dumvaiv #
"Eudpas Bodrvpov.
(**) Cafauboni — In Athen. hb; 4.
ap. 3. p. 248. Von Anaxandrides ſ. Far
cü B, gr. I. P. 666, 740. |
J
84xButter. J
zer: kaum nur gedacht hat, da man doch bey
ihm ;orele richtige Nachrichten von Milch
und Käfe antrift, welche eine forgfältige Be⸗
vbachtung zu:vercathen ſcheinen. Anfänglich
‚giebt er nur zwo Beſtandtheile der Milch an,
Den Zwäffeeichteim amd. den kaͤſichten, und erft
nachher, wo mans gar nicht mehr erwarten
folte „.» merft:gE' an, e8 gebe. auch noch in der
Milch ein Fett; welches; unter gewiflen Um⸗
ſtaͤnden wie ein Oehl ſey (51).
Billa"! nn’ X 4
Bey Strabo kommen drey Stellen vor,
welche hieher gehoͤren, aber nicht viel lehren.
Er ſagt, daß die Luſitaner ſich, ſtat des
Oehls,
vr HT en
— bn anim, III, 20. p. 384: av de yake
vi # DE Pa 16 3 ’ EN “ 2222351
‘exe Iixwpe vdarwdn 0 wuÄeiraı oBhog‘ nd}
gwuarwdsg, 6 xaleirzı rupos. Omne lac ha-
bet fuccum aquofum, qui dicitur ferum, &
invalterum; campulentum, qui: vocatur cafeus,
11,7 Page 388 Uraager d’ Ev ro yalaarı Amapo-
se Ev Tolg vernyooı Ylvercı 2Asıw..
» 4676. !lmeft: in lacte pinguedo, quae in con-
‚ereto oleofa fir. So hat e8 Scaliger über-
un ifetzt; Gaza aber for quae etiam concreto
0 eleum prope trahit. Dunkel bleibt mir, was
0 Fig wernysor eigentlich ſeyn fol. Die
Vergleihung mit Dehl koͤmt aud) bey Divf-
cCorides und. Plinius vor. - Vermuthlich hat
Ariſtoteles nur fagen wollen, daß man das
Fett der Milch in den Kaͤſen, welche aus der
.» ‚fügen, wenigftens nicht abgeramten.. Viilc)
“gemacht würden, in oͤhlichter Geſtalt be:
merke, und dieß iſt freylic) ganz wahr: -
'
6. Butter» r SER
Oehls, der Butter bedienten; ehen daſſelbe
meldet er auch von den Aethiopiern CAdc)
und an einer andern Stelle erzaͤhſt er, daß
die: verwundeten: Elephanten” dadurch die
Pfeile aus: ihrem Körverimwegfchaffiten und
fich, beilten , daß fie Butter ecuͤnken (3.335
Ich geſtehe, Daß ich mich wundere, daß die
alten Aethiopier Butter gefant Haben wie
wohl es Jobus Ludolfus (4) .beflätigei
Auch muß bemerkt werden, daß Ariſtoteles
den Elephanten, um: ſich zu:heilen, michtt
Butter, . fonderh — trinlen — —ãA
yet
(42) Lib, 3. p. 2332 vr”, ERnkıov - de Adurupw
KORYTaLs Lib, ı7 p. 476: £sı ds. EAxıovs;
"Bourupov no sep ‚ pro olco habent bufyrul
& adipem.
>) Lib. 25. p. 1031: Toaduao ds kord IR,
Bein &Faxyeı yip' ra oidype: : Vülnerk!
; bus butyrum potum auxiliatur ; ferrum enim
eiicit.
+) Hiflor. ‚Aetbiop. ib: 4 4, 13: Butyrüm)de
caſcum optimum, vbi temperatusseft aer, con-
Bcere poflunt Habeflini; quo ealidiores regio ·
nes alias carent, quia ob aeſtum diffieulter con-
gelatur, verum.idoneis vafıs defituti, non
niſi magno labore cögunt, quippe in "abro
patulo lae tamdiu — donee in buty·
rum-coaguletun. 30 wi 03 un) (9)
Suse
65) Hiſtor. anim. VIII, 31. p. 977% ‚Eiephand
non omnes oleum bibunt ;, at qui ‚bibyüt,
‚quid in sorpus ab hoftibus. adadlum. Sr da
potu elici praedicant. —
330 6 Butter.
dem auch Plinius gefolge ift (76); fo wie
auch Aelian fagt, der Elephant genieife in
dieſer Abficht entweder die Blumen des Oehl⸗
baums, oder Oehl ſelbſt (17). Arrian, dere
hundert Jahre nach Strabo gelebt, und von
den Kranfheiten und Heilmitteln des Elephans
ten: alles in eben derjenigen Ordnung mie
Strabo erzähle har, har dieſen Umſtand als
lein ausgelaffen (19). : Sollte denn wohl die
Stelle des Strabo aͤcht ſeyn? Aelian fagt
jedoch an. einem: andern Orte, daß die Jus
bianer. die Wunden der Elephanten mir Yur
ter befchmierten (7°).
Plutarch erzählt, daß eine Spartanerin
zur Berenice, der Gemahlinn des Dijota
zus, gefommen wäre, Daß die eine nach
Salbe, die.andere nah Butter gerochen hit
te, und daß fie fich beyde deswegen nicht hät
| ur en
(2°) Hifl. nat. VIII, 10. p. 440: Olei potu
tela, quae corpori eorum inhaereant, decide-
re ınvenio,
| (7) Aiſt . anim. 1, 18: Elephantus oleae florem
QAdiæc reacæc dySoc, J EAzıoy Euro) vel oleum
ipſum guftans defixa EL expellit.
(°) Indica p. 537 ed. Blancardi. Amftelod.
4668. Be |
ee Lib. 13. cap. 2 era uevro diæxplouo:
75 Povröpw &ur&- deinde butyro ungunt.
— — —
—
6 Butter. 281
ten ausſtehen koͤnnen (29%). Hat man ſich
dein damals mie Butter parfümirt?
Aber weit wichtiger: ift mas Diofeoridee
und Galen. von diefem Gegenftande : anges
merkt haben. rfterer ſagt: gute Butter
werde aus der. fetteflen Milch , dergleichen
Schaf; und Ziegen: Mitch fey, dadurch ‚bes
reitet, Daß man fie in einem Gefäße fo lan⸗
ge bewege, bis ſich der fette Ancheil ausges
fehieden habe. Diefer Butter fchreibt er eben
Diejenigen medicinifchen Würfungen zu, die
ebenfals bey unſerer jegigen "Butter , vors
nehmlich bey dem Außerlichen Gebrauche,
bemerft werden. Zugleich meldet er, und
er ift der erfie Schrififteller, von dem dieß
angemerkt ift, daß man mit frifcher Butter,
ftat des Dehls, Gemuͤſe fhmelzen und folche
ftat andern. Fettes zu Gebackwerken brauchen
Fönne, Man bereitete damals aus der Buts
ter auch Ruß zum äußern Gebrauch, wider
entzündete Mugen und ähnliche Unfälle. Zu
dieſer Abficht ward. die Butter in eine kam
pe gegoſſen, und wenn diefe abgebrant war,
ward wieder neue zugegoffen, bis fich die vers
langte Menge Ruß in dem darüber geſtelleten |
"Gefäße geſamlet batte (27),
Bas
| — — us Colotem pag 1109. Te Möpov a0)
9 Maser. "med u, ii, peg. 107. Laudabile
_ para
—
282 6.. Butter.
& Galen, welcher die. Heilfräfte der; But⸗
ger noch genauer, auseinander, gefeßt: und bes
ftätige hat, merkt ausdrüclih an, daß Die
Kuhmilch die fetteſte Butter gebe; viel weni⸗
ger fer ſey die aus Schaf: und Ziegen: Milch
und am werigfleit Die aus Efelmildy:-- Er be⸗
zeugt dabey feine. Verwunderung, daß DE
oſcorides geſagt hat: Schaf s.und Ziegen?
Milch gebe Butter; eu verfichert,; er: habe
fie felbft aus Kuhmilch machen fehen, und
er glaube , fie habe eben von dieſer Milch ih«
een Namen (?2): "Man fönne, ſagt er, die
u. in BE WE Bur⸗
ir. ed Bela NE MI u 223
6:.;: paratur..bütyrumi :e lacte pingiino ,'quale
ee: ovillum ef; fit et’ex caprino, ‚agiteto ih; vas
. “nn .
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K7 gr mpiörov Bois
TUPOUn OAAg EMI. am
voles, five mäfcylino, five neutto- genere ,
. quidern , ve din et, er Wahoa in Ari
»;. «pinguifimum eſt. Miror autem > pacto
(x. Diokoridesex. guillanık ‘cäpring co
>
6 Butter. 287
Butter ganz wohlzu Salben bräuhen, und
wenn: man. feder Damit einfchmiere , ſo wäre
das eben ſo gut, als wenn man Oehl einrier
be.
So gar bediene man füch in Falten Laͤn⸗
dern, welche: fein. Oehl hätten, der Butter
in den Bädern, und. daß ſie ein wahres Fett
fey, erfenne man auch daraus deutlich ger
nug, daß fie, wenn fie auf glühende Kohlen
gegoflen wuͤrde ⸗ eine Flamme errege (2°):
—— at mir yrnt MA
ed’
4
⁊*
7
butyrum exiſtimo - Bodrupog 7 . Bövrvborv y
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. Oyoudgeiv uuray'ı yveraı Mey ody & Foü An
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ey yap. an Tod; Boelou TO. Doepuomay Ford
“.yuyvonevoy, Old n.2000) die. Toro. uoulqu *
Cliir
Bovrupov naleisIgr. De fimplic, med, fa
zat. lib, 10. p. 151. Edit. Baſil. H. pag: 134: "
(??) De aliment. facultat. II. cap. ı5. pag.
54: Pinguem' fucgum .habet; ‚lag, boum pluri-
mum; ideoque butyrum quod vocant-, ex eo
eonficiunt, quod guſtu ſolo viſuque quantum
in ſe pinguedinis habeat, facile cognoſeas.
Quod fi partem aliquam corporis eo inunxe-
—ris ac- fricuergis ) icernes. cutim;,pinguem non
. aliter, ac ſi oleo fricuiffes.s praeterea- li mor-
tui aniımalis,corium aridum eoiinunxeris,: eun-
., dem cernes-effedum. Quiniumo homines in
‚plerisque: frigidis regionibus, -än;quibug: oleo
‚garent,:im.balneo biuyro veuntue. > Cernitur
ı Prasterea,. fi, ignitis carbonibne ipſum infun-
24014 anitanı2 das
284 6. Sutter;
Aus allen dieſem kan man mit Ueberzeu⸗
gung abnehmen, wie wenig die Butter Grie⸗
chen und auch Roͤmern (denn Galen ſchrieb
in Rom) zu Galens Zeit, das iſt am Ende
des zweyten Jahrhunderts, gebraͤuchlich und
bekant geweſen ſeyn muͤſſe. *
Die lateiniſchen Schriftſteller, welche
von den alten Teutſchen Nachricht gegeben
haben, melden alle, daß Diele vornehmlich
von Milch gelebt haben; nur darin find fie
nicht einig, daß manche ihnen den Gebraud)
des Käfes zufchreiben, und: andere verfichern,
fie hätten ihn nicht einmal zu machen verftan:
den (2°). Plinius hingegen fagt, daß fie
zwar nicht Käfe, aber Butter gemacht und
foiche als die. angenehmfte Speife gebraucht
hörten. Er: fchreibe ihnen fo gar die Erfin:
dung derfelben zu. Denn es iſt hoͤchſt wahr;
| ur (eins
das, non aliter sc pinguedo, flammam, ex-
citare, 'Qulveras di navy Em’ EvIpanwv dıa-
mipwv Enxesıs Aurd DAdya moüv, Worsp
5 mıusig. Edit.-Bafil. IV pag. 340.
424) Caef.'de.bello Gal. IV, ı: maximam par-
tem lacte atque pecore vivunt, VI, 22% ma-
‚jor pars viQus eorum late & cafea, et carne
condfit.."Serabo. IV von den Britanniern :
moribus:partim fimiles Celtis,. partim fimpli-
ciores &'magis barbari ‚, adeo vt non nulli,
quamvis lacte abundent, caſeum tamen non
confieiant propter imperitianı. Mi
6. Butter. 235
ſcheinlich, daß er unter Barbaren Teutſche
Voͤlker gemeint hat, und ſeine Beſchreibung
der Butter ſcheint mir ſo deutlich, daß ich
nicht einſehe, wie man fie hat in Zmeifel zie⸗
ben mögen (2°). Oanz richtig bemerkt er,
Daß das Buttern bey der Kälte- einige Er⸗
waͤrmung Der Milch fodere, welches im Som?
mer nichenöthig fey. Das Butterfaß ſcheint
auch mit dem jeßt gebräuchlichen groffe Aehn⸗
lichfeit gehabt zu haben; mwenigftens war es
bedeckt, und der Deckel hatte einige Löcher — —
| | *
%
G) Plin. XI, 4ı pag. 637: Mirum barbaras
- gentes, quae ladtd vivant, ignorare aut fper-
nere tot faeculis cafei dotem, denfantesid alio-
qui in acorem iucundum & pingue butyrum 5)
{puma id ef ladtis, concretiorque, quam quod
ſerum vocatuf. Non omittendum.in eo olei
vim efle, & barbaros omnes, infantesque no»
firos ita vngi. —
(20) Plin. XXVIII, 9 pag. 465: E lade fit &
butyrum, barbararum gentium lautiflimus ci«
bus, &qui divites a plebe difcernant, Pluri-
mum e bubulo, & inde nomen; pinguifimum
ex ovibus, Fitet ex caprino, fed hieme, ca-
lefado lecte; aeſtate, expreflo tantum iactatu
in longis vaſis, anguſto foramine ſpiritum ae-
cipientibus ſub ipfo ore, alias praeligato.
Additur paululum aquae, vt aceſeat. Quod
eſt maxime coactum, in ſummo fluitat; id
exemptum addito ſale, oxygala appellant.
Religuum decogunt in ollis. Ibi quod ſuper-
'T3 natat,
288 6. Butter.
Aber was er von oxygala ſagt, bat Schwie⸗
igkeiten. Ich meine ganz gewiß, daß beym
** Zeilen und Worte verſetzt find, uns
geachtet ich aus. den Handfchriften Feine Ber:
fchiedenheit angemerkt finde, welche diefe Vers
muthung vechtfertigen koͤnte. Als ich bereits
ſelbſt den Verſuch gemacht hatte, durch Um⸗
ſetzung der Worte einen richtigen Verſtand
heraus zu bringen, ſo fand ich erſt, daß ich
faſt eben ſo gerathen hatte, als vor mir ſchon
Dithmar dieſe Stelle geordnet hatte. Er
fuͤhrt ſie naͤmlich in ſeinen Anmerkungen zum
Tacitus faſt fo an, als ich fie leſen wolte,
und zwar fo dreift, daß er fichs. nicht einmal
merken läßt, daß man fie bisher anders gele⸗
fen babe. Wären wir Eritifer, fo Fönte Die:
fe Gleichheit der Vermutung ein günftiges
Boruttheil für fie abgeben, aber Dithmar
war auch Profeſſor ‚der Sfonomifchen Wiſſen⸗
fchaften (27). %
‚ Oxy-
natat, butyrum eft, -oleofum natura. :; Quo
magis virus refipit , hoc praeftantius indicatur,
‚ Pluribus compoßitionibus mifgetur inveteratum.
Natura. eius adftringere, mollire, replere,,
purgare. Oxygala fit & alio modo, acido
lade addito; in receng quod velis inaceſcere,
vtiliſſimum ftomacho.
| ey Nach . meiner Meynung muß bie Stelle
fo geordnet werben; — praeligato,.. Quod N
| un mwaxiòi-
6. Butter. 28%
Oxygala war offenbar eine Are Kaͤſe,
deffen Bereitung Tolumella (2?) am vol:
ftändigften lehrt: Dazu“ ward gemeiniglich
die frifhe Milch zur Saͤurung gebracht, und
die Molfen wurden almäligabgelaffen. Bon
diefer Zurichtüng redet Plinius gleich nach—
ber; aber zuerſt gedenft er unter eben Diefem
Namen eines Käfes, Der aus den in der
Buttermilch zurück gebliebenen und durch
Säure und Kochen ansgefchiedenen Fäfichten
Theilen gemacht, auch nachher auf alleriey
Weiſe gemifcht ward. Er muß gemeiniglic)
fäuerlich gewefen feyn, weil er nach dem Gar
fen (2°) die Zähne angrif oder ſtumpf mad)
te, wie wohl diefer bernach noch eines an⸗
dern Käfes unter dem Namen caleus oxyga-
| | Jacti-
maxime coadum, in — 9 Id exemp-
tum, addito. jale, butyrum eft, oleofum na-
tura. Quod reliquum ef, decoquunt in ol-
lis. Additur paululum aquae (aceti?), ue
acelcat. Id quod fupernatat, oxygala appel-
lant. Quo magis virus refipit, hoc praeftan-
tiusindicatur, Pluribus compofitionibus milce-
tur inveteratum. Natura eius adftringere ,
mollire, replere, purgare, Dithmars Mey»
nung findet man in Taciti libel. de moribus
German. Francofurti ad Viadrum, 1766. 8 “
Pag. 140.
(29) Lib, XI}, 8 pag. 786.
(2°): De aliment, ne UI cap. ı6 p. 55.
3
288 6. Butter.
lactium (39) erwähnt, der ganz milde gewe⸗
fen if. In den Geopönicis (?*) wird ger
lehrt, wie man diefe Käfe lange frifch erhals
ten Fonte. Nimt man meine tefeart an, fo
find die von Plinius angegebenen medicinis
fhen Wuͤrkungen, nicht von der Butter,
fondern von dem fänerlichen Käfe zu verſtehn,
und gewiß werden Die Aerzte fie lieber dem
Ießtern, als der Butter zugeſtehen (?2).
Ob übrigens Tacitus unter lac concretum,
welches er als die gemeinfte Speife der Teuts
fhen nennet, Käfe oder Butter gemeint has
be, das mag ich nicht unterfuchen, weil Gruͤn⸗
de zur Entſcheidung fehlen, auch weiter
nichts daran zu nehmen ift (??). m
Bis hieher habe ich alles, was ich in
den Schriften der Alten von Butter gefuns
den habe, in chronologifcher Ordnung erzählt,
| wors
0) eben bafelbft cap. ı7 p. 57.
(37) Lib. XVII, ı2 pag. 1188.
(°?) Man fehe, was Mercurial. ©. 38 das
wider erinnert hat. Nach. meiner Lefeart
wird wohl nicht einmal nöthig ſeyn, nad)
feinem Borfchlage, digerere ftat adftringere
zu feßen.
(2?) de moribus German. cap. 23. donring
hat über diefe Stelle vornehmlich geredet;
die übrigen Ausleger haben fich nicht dabey
aufgehalten. | 4
6. Butter 289
woruͤber ich nun noch einige Anmerkungen
beyſfuͤgen will: Daß die Butter Feine Gries
hifche, und nod) weniger Römifche Exfins
dung geweſen, fondern daß erftere fie Durch
die Scythen, Thracier und Phrygier, letzte⸗
re durch die teutfchen Voͤlker kennen gelernt
haben, iſt aus dem angeführten gewiß. Eben
deswegen find einige auf, die nicht unwabr⸗
fcheinliche Vermuthung geratben, daß auch
wohl der Namen Bovrveos oder Bourveov nicht
urſpruͤnglich griechiſch, ſondern mit der Sa⸗
che ſelbſt von den Auslaͤndern angenommen
ſeyn möchte. Conring z. B. glaubt, Das
Wort ſtamme von den Scythen ber. Gleich—⸗
wohl haben es die Griechen ſelbſt und die La⸗
teiner für griechiſch, nämlich für eine Zufams
menfeßung von Pous und ruecs gehalten,
wie man aus den angeführten Worten des
Galens und Plinius fiebt: Ihnen war Käs
fe viel länger befant, und es ift daher nicht
unmabrfcheinlich, daß fie die Butter zuerft
für eine Art Käfe angefehn haben, zu dem
ſcheint rueos anfänglich jedes coagulum be:
deutet zu haben. Aber unerwarteter ift Die
erfte angegebene Hälfte des Worts Deswegen,
weil den Griechen zuerft die Pferdebutter,
hernach die aus Schaf: und Ziegen: Mil,
und am fpäteften die aus Kuhmilch befant
geworden ift. Aus dieſer Urfache vermuthet
Schook, daß die erfte Sylbe nur eine Vers
Ta groͤſſe—
299 6. Sutter.
groͤſſerung oder eine vorzuͤgliche Art Käfe ber
zeichne (3°). Uber dieß würde vorausfet
zen, daß die Griechen die Butter dem Kaͤſe
vorgezogen. hätten, da fie doch ſolche jeder
Zeit für viel unbrauchbarer und. geringer ge?
baten haben. Daß jegt.die meiften Spras
hen daflelbige Wort Haben, entfheider'wohl
nichts 5. zumal-da die Schweden das: ganz
andere Wort Smoͤr, brauchen, welches
auch wohl die: Ältefte. und. noch im neunten
Jahrhunderte gewöhnliche. teutſche Benen⸗
nung geweſen iſt. Denn Lipſius hat in ei⸗
nem Woͤrterbuche aus jenem Zeitalter Das
Wort Ruofmer , butyrum, gefunden ; wor
von die erſte Sylbe gewiß das: Wort Ruh
it, Rub: Smeer (35). Jedoch ich will,
gern dieſe etymologiſche Unterfuchungen ;
welche. immer mislich bleiben , aufgeben‘,
und nur noch anmerfen, daß nach dem He:
ſhychi⸗
(20) Dahin gehoͤrt mas Varro de re ruft. I,
5 p. 274 fagt: Novi maieſtatem boum, &
ab his dici pleraque magna, vt Bousungv, Bov-
ud, Poukınov, Bowmiv; vuam quoque
bumammam. Sp auch bey Zefychius: wod-
zug, veog ueyas Aovmeıvav, ‚neyav Aipovs
Bouropouc, oßdhovg meydhosg. Boupryoss. 70-
Aupayog- —
(25) Lipfii epiſt. ad Belgas cent. III, 44. | Nach
‚ber Detanguägabe von 1639 S. 9I5. „Man
fehe auch Oli Wormii litteratura "Runica
eap. 27. ——
G. Butter: 08
ſychius die Butter in Copern, wo ich fie gar
wicht erwartet hätte, EA@Dos geheiffen: haben
ſoll, welches Wort auch — auolandiſch
ſeyn mag. (20). |
Auch * die Griechen und *
ner Butter kennen gelernt haben, haben ſie
ſolche doch nur ſtat Salbe in den Baͤdern,
und vornehmlich zum Arzneygebrauche ange⸗
wendet. Außer den desfals bereits angefuͤhr⸗
ten Beweiſen verdient noch eine Stelle des
Columella (27) bemerkt zu werden, weil
dieſer und nicht Plinius, wie Voſſius meint,
der erſte lateiniſche Schriftſteller iſt, ‘der bus
tyrum genant hat. Plinius empfohl fie zur
Salbe mit Honig beym Zahnen der Kinder
und bey Mundgeſchwuͤhren (28). Ueber⸗
baupt ſcheinen die Roͤmer vornehmlich die
Kinder, mit Butter —— zu ‚haben (32),
„Die
@ 6) Martini | in Lexic, ill. — Ati Bu-
tyruas leitet Eds von Albus ab.
(7) lib. VI, ı2 p. 582.
(38) XXVIIT, ı9 ſect. „8 p. 486 : Infantibus ni-
bil butyro veilius, per fe & cum. melle; pri-
vatim & in ._— & ad Be & ad
oris hulcera,
(>): Hieher gehoͤrt auch die Stelle des Ter⸗
—
tullians adverſus Ind. 9: Aliud eſt, ſi penes
vos — in praclium erumpunt, credo ad
5 folen:
ch b
294 6. Butter. |
lichter Geſtalt, faſt fluͤſſig geweſen iſt. Ue⸗
berall iſt von der Butter, wie von etwas
fluͤſſigem geredet worden; wir ſchneiden, kne⸗
ten. und ſchmieren fie, aber die Alten goſſen
fie aus, wie man Oehl ausgießt. Oalen
fagt: man folle, wenn man Butter» Ruß
machen wolte, in die Lampe immer Butter
nachgieſſen. Wenn die Alten fefte oder fteir
fe Butter in ihren tampen ſo gebraucht hät:
ten, mie unfere Bergleutbe den Unfchlitt zu
ihren Grubenlichtern brauchen, ſo wuͤrden fie
doc wohl nicht; das Wort gieffen gewählt ha:
ben. Man fagte, der Elephant trünfe But⸗
ter, und die griechifchen Weberfeßer der he:
bräifchen Bücher müffen ſehr flüffige Butter
gefant haben, da: fie fich ſo gar haben Stroͤh⸗
me von Butter denfen fönnen. Secataͤus
bey Athenaͤus nenner die Butter, womit ſich
die Pionier falbeten, Milchöhl (+3). Las
faubonus (**) erinnert dabey, Ddiefer Aus:
druck fey daher zu leiten, weil man fich der
Butter flat des Oehls bedienet und deswegen
aud) von ihr, wie von Oehl geredet habe, fo
wie man anfänglich den Zucker für einen Hos
nig gehalten hat, weil er fo füß als Honig
war und flat deflelben dienen Font. Go bat
| Sippo⸗
(43) eisfgert 6: Piew elulw ame —
Lib. X. P. 447.
6) Animadverf, in Athen, X cap. 14 p. 744
14 6. Butter. 29$
Sippocrates Schweinſchmalz Schweinoͤhl
genant (25). Dieſer Erffärung wuͤrde ich
gern beypflichten, wenn nicht ohne Ausnap-
me überall ſolche Ausdrücke vorfämen, die
man fich nur von Flüfjigfeiten erlauben Fonte.
In heiffen Länder mag frehlich die Butter
meiftens. fluͤſſig ſeyn, aber ich glaube doch,
daß uͤberhaupt die Alten nod) wicht gewuſt has
ben, durch ſtarkes Kneten, Waſchen und
Salzen ſie fe wein und feft qu machen, als
wir fie jetzt uͤberall haben. Deswegen hat
man fie auch nicht gut anfbeben und verfhik:
ken koͤnnen, und eben dadurch ift auch ihr
‚ Gebrauch fehr befhränfi worden.
Zuletzt merke ich noch air, daß fo gar in
Norwegen in den heidnifchen Zeiten, But—⸗
fer felten geweſen zu ſeyn ſcheint, weil eines
Gefchenfs an Butter gedacht wird, welches
fo groß war, als ein Kerl tragen fonte, und
dieß wird als ein gar 'anfehnliches Geſchenk
gepriefen (4°).
(*?) Was, Hippoerates ZAmıoy vos nennek,
erffärt Bröfian durch 73 .Usıoy sEnp.
(+) Subms Forfdg til em Afbandling om
de, Danftes’ng Norfles Handel og Seylads
den hedenſte Tid. Diefer Auffab ſteht im
achten Theile der Schriften der Kopenhage⸗
ner Geſelſchaft, wo ©. 53, wegen des ange⸗
fuͤhrten Umſtandes auf. Torfaei.hiftor. Norveg.
'P.-1, 6. ſect. 3 c. 2 p. 319° verwieſen iſt.
— ——
un, 7. Gar⸗
—
—
236 7. Bartenblunen.
7.
Gartenblumen.
a Pflanzen, welche jegt wegen der ‚Shin
beit ihrer Blumen, oder wegen ihres
angenehmen Geruchs in unferen Luſtgarten ges
zogen werden, find zum Theil aus den bey
uns wildwachfenden Pflanzenentftanden, und
Durch die Kunft der Gärtner verändert, . oder,
wenigftens nad) dem Urtheile der Blumiften,
verbeflert worden; aber die allermeijten ftam:
men aus entfernten Laͤndern ber, wo fie,
eben fo gut als.die erfteren bey uns, obne
Beybülfe der Menfchen, die das legte Werk
der Schöpfung waren, von jeher wild wach:
fen. Ungeachtet man oft bey den Griechen
und Mömern die Erwähnung der Blumen
antrift, fo fcheint es Doch, daß fie fich faſt
‚nur mit denen begnügt haben, welche in. ihr
rer Nachbarfchaft wild mwuchfen. Ich erins
nere mich nicht, daß fie fich bemüber haben,
befondere Blumengarten anzulegen, und fols
che mit ausländifchen Pflanzen zu bereichern.
Wenn ich aber auch darin irren folte, denn
eine genaue Unterfuchung mag ich jeßt nicht
darüber anftellen, fo glaube ich doch mit =
cc
7. Bartenblumen. - 297
fer Wahrfcheinlichfeit behaupten zu dürfen,
daß die heutige Blumenliebhaberey aus Per:
fin nach Conftantinopel und von da nach
Europa gekommen iſt, und zwar erſt im ſechs⸗
zehnten Jahrhunderte. Wenigſtens finden
wir, daß die meiſten Blumengewaͤchſe auf
dieſem Wege zu uns gekommen find. Vor—⸗
nehmlich hat Cluſtus mit feinen Freunden
viel Dazu beygetragen. Die Reiſen nach bey⸗
den Indien, Die damals immer zahlreicher
wurden, unterhielten und vermehrten diefen
Geſchmack durch immer neue Pflanzen. Es
lebten auch damals fchon einige gefcbickte
Gärtner, 'weldhe mit Blumen: Zwiebeln und
Samen einen ausgebreiteten Handel trieben,
und die alfo viel zur Ausbreitung beyerugen.
Zu Ddiefen gehötten die beyden "jean und
Veſpaſian Robin, Gärtner 8. Heinrich IV’
in Sranfreih (*), aub Emanuel Sweert,
Gärtner des Kayſer Rudolfs 16(2). Von
diefen haben die Botanifer der Damaligen Zeit
manche Seltenheit erhalten, wie fie in ih⸗
ren Schriften hin und wieder gerühme haben.
Da dieſe Liebe zu Blumen jegt mehr zu: al
abnimt, fo wird eine kurze Öefchichte einiger
diefer Lieblinge manchen nicht unangenehm
ſch————
Die
| ‘() Man fehe Hallers Bibliotheca botan; 1
pag. 398.
Co) eben daſelbſt S. aur. 2
298 7: Gartenblumen.
‚Die Tuberofen hat der Spanifche Arzt
Simon von, Tovar vor dem Jahre: 1594
aus-Dftindien erhalten, mo fie auf Java und
Zaylon wild. wachſen. Er ſchickte einige
Wurzeln dem Bernhard Paludanus, der
ihrer in ſeinen Anmerkungen zu Linſchotens
Reiſe (2) zuerſt oͤffentlich erwähnt: hat. (4);
Die gefuͤlleten Tuberoſen ſoll zuerſt ein Le
Cour zu Leyden aus Samen erhalten haben,
der ſie etliche Jahre fo felten erhalten har,
daß. er Die Wurzeln. zerfchnitt, um fie-niche
gemein. werden zu laffen (?). Die Vermeh—
rung hat in den meiſten Laͤndern viele Schwie⸗
rigkeit, aber in Italien, Sicilien und Spas
nien erfolge fie ohne Mühe, und jetzt verſen⸗
den die Genueſer Wurzeln in Menge nach
England, Holland und Teutſchland. Die
aͤlteſten Botaniker rechneten fie zu den Hya⸗
cinthen, und den jetzigen Namen Polianthes
tuberoſa haben fie von Linne in Horto Clif-
Sort erhalten.
. | Die | Aurikeln, Primula auricula, ſind
ul
4
se
CE 7
marki⸗
6) Navigatio & itinerarium in orientalem in⸗
diam. Hagae i599. fol. Bu
0 Papons Reiſe durch die Provence. Leip⸗
——— ro. 33z3.
() Millers Gärtner Lexicon II S. 633.
n hohen Schweitzeriſchen und Steher⸗
m. Gartenblumen. 299
markiſchen Gebürgen (6), wo fie zwifchen
dem lange mit Schnee bedeckten Moofe wild
wachen, in unfere Gärten gefommen, mo
fie durch Kunft und Zufall zu mehr Abarten,
als irgend eine andere Blume verändert wor:
den find (*). Ich weis nicht, wer zuerft den
Einfall gehabt hat, fie in Gärten zu verfet:
zen; nur Pluche (7) führe eine Eizählung
an, daß Wallonifche Kaufleute fie ausgeho⸗
ben und nach Brüffel gebracht hätten. We⸗
nigftens ift wohl fo viel gewiß, Daß die Mies
dDerländer fie zuerfi gewartet und am glücklichs
ften vermehrte haben. Here. Profefl. Wei -
mantel, der unter den Schtiftftellern über
die- Blumen einen Vorrang verdient Er
agt,
3 Haller hißor. Stirpium I p. 272 n. 612.
' (*) Sed neque, quam multae fpecies, nec, nomina
quae fint,
Eft numerus, neque enim numero com-
rendere ‚refert;
Quem fi feire velit, Libyei velit aequori⸗
idem
Diſcere quam multae Zephyro turbentur
F arenae;
Aut, vbi navigiis violentior incidit Eurus R
Nofle, quod Ionii veniant ad litora fluclus,
Virg. georg. 2, 103.
(7) Schauplatz der Natur. II. ©. 49.
EC) De „aafmiften ala Theil, Erfurf
4783.
300 7. Bärtenbiumen.
ſagt, fhon Ovidius, Plinius und Cofumella .
hätten von den Aurikeln rubmvoll gefchrieben
und gefungen; aber daran zweifleih. Selbſt
die Kräuterfenner der legten Jahrhunderte,
welche ſich ſehr mit Aufiuchung der Pflanzen
in.den Schriften der. Alten bemüheten,, und
fih dabey dreifte Behauptungen erlaubten,
haben doch für die Aurifeln feinen Namen
finden fönnen. Denn die Vermuthung des
Sabius Columna, daß fie Aliſma des Dioft
corides fen, iſt böchft unwahrſcheinlich, auch
ruͤhmt der Grieche feine Pflanze, welche gera
im Waſſer ſtehn foll, nur wegen gemifjer
Arzneyfräfte. Zu des Elufius ‚Zeiten waren
die meiften Abarten der Aurifeln noch felteni
Die Bretfpielblume, Schahblume,
Rywigey,‘ Fritillaria mieleagris, iſt zuerft
im einigen Gegenden von Sranfreich, Ungarn,
Italien und andern warmen Ländern beach»
tet, und ih der Mitte des fechszehnten Jahr:
bunders in die Gärten gebracht. worden. An:
faͤuglich hieß fie Lilium variegatum, aber der
Apotheker zu Orleans, Noel Capperen,
der viele feltene Pflanzen ſamlete, gab ihr
den Namen Fritillaria, weil die rothen oder
rothbraunen Flecken der Blumen ordentliche
Vierecke bilden, alſo ungefaͤhr die Zeichnung
eines Schachbrets haben. Dodonaͤus hat
fe zuerſt Meleagris genant, weil die Federn
die⸗
u? Gartenblumen. 301
dieſes Vogels rt auf — Waſſe ae |
* ſind (2) =
Die Zwiebeln der prächtigen Kayſerkro⸗
ne, Fricillaria imperialis, find in der Mitte:
des, fechszebnten Jahrhunderts aus Perfien
nach Eonftantinopel, von da. in den fayfer:
lichen Garten zu Wien gefommen, und von.
dort über Europa verbreitet worden. Man
nante fie erft mit dem türfifchen Namen Tu-
fai, bis die Staliener ihr den Namen Kayſer⸗
krone gaben (10). ch habe irgendwo gele:
fen, -Daß man- diefe Blume auf Herodifchen
Münzen meint abaebilder gefunden zu haben,
und daß fie daher von einigen für die Lilie ge:
balten werde, deren Rn im Evangelio
— iſt.
Faſt mit jener zugleich iſt ihre naͤchſte
| Berwandtiun „ die Fritillaria‘ perfica befant
geworden. Auch ihre. Zwiebeln follen aus:
Sufa nach Eonftantinopel gefommen feyn, des
wegen fie ehemals Lilium fufianum hieß (??),
Die Sammerrofen, (Tagetes erecta und
patula) follen, wie Dodondus und viele nach
ibn.
(2) Clufi hiftor. — IT pag. 154. Br
(29) Clufius ebendafelbft I pag. 128, Dodonaei
prmpt. p. 202.
"er Cluſi wi raß. . 130%
302 7. Gartenblumen.
ihm erzaͤhlen, damals aus Afrika nach Eu⸗
ropa gekommen ſeyn, als Kayſer Carl V
den Feldzug wider Tunis gemacht hat. Dieß
aber iſt unwahrſcheinlich. Denn dieſe Pflan⸗
zen find im mittaͤglichen Amerifa zu Haufe,
und find auch den Kräuterfennern fhon vor
jener Zeit, unter dem Namen Caryophyllus
Indicus, woher die franzöfifhe Benennung
oeillet d’Inde abſtammet, befant gewefen.
Eordus nennet fie nach ihrem wahren Vaters
lande Tanacetum peruvianum (12). |
Zu den herlichſten Schönheiten unferer
Garten gehoͤrt die Amarylle (Amaryllis for-
moſiſſima), deren ſechsblaͤtterige Blumen
hochroth ſind, und beym Sonnenſchein oder
in ſtarkem Lichte mit der angenehmſten Gold⸗
farbe glänzen. Die erſten Zwiebeln derſel⸗
ben erhielt Simon von Towar, Arzt in
Sevilien, im Jahre 1593 vom einem Schif—
fe, welches aus Südamerifa fam. m fol:
genden Sabre fehickte er dem Clufius eine
Hefchreibung der Blume, und weil er gleich
einige Zwiebeln dem Bernhard Paludanus
und dem Grafen von Aremberg gegeben hate
te, fo ſchickte auch erfterer eine getrocknete
Blume, und leßterer ein genaues Gemälde |
derfelben dem Cluſius, der fie darauf im
\ u r Jah⸗
(2) Dodonaei florum hiſtoria pag. 62, Bauhi-
ai hiftor. plantar. 115, ı paß. 98.
Aubalt.
2 Hotzflöffen.
Deranlaffungzur&rfindung derfangholze \
floͤſſen. — — ©.
Siöffe des Salomons. m
Floͤſſe auf dem Fluſſe — in Siei⸗
lien — —
Floͤſſen der Roͤmer. — *2 —
Die aͤlteſten Floͤſſen in Teutſchland
Die aͤlteſten Floͤſſen in Frankreich.
Urſprung des Floßregals. —
Urfprung des Namens: ius grutiae, Gruit.
Nn. Ulixamarin.
Bereitung dieſer darbe aus dem Lazur⸗
ſteine — —
Vaterland des Lazurſteins. —
Er iſt der Sapphir der Griechen. —
Deſſen Verarbeitung. — —
Urſprung des Namens Lazuli. —
Alter des Namens. — —
‚Alter des Namens Ultramarinum. -
Die aͤlteſte Borfchrift zur Bereitung def:
ſelben — — —
I. Kobolt, Saflor, Schmalte.
Wichtigkeit dieſer Erfindung. —
197
158
161
162
164
168
170
170
176
178
189
187
190
193
195
198
203
ob
Inhalt.
Ob die Alten Kobolt gekant Haben. - 204
Blaues Schmelzglas der Alten. — 210
ward von Eiſen gemacht — 211
die erſten Nachrichten von Kobolten in
Teutſchland — — 213
Urſprung des Namens Kobolt. — 214
Die erftenBlaufärbewerke in der Mitte des |
ı6ten Jahrhunderts. _— — — 218
ältefte Nachrichten von — der
Zaffere — — 220
Urſprung der Namen Zaffera, Deflor F
Schmalte, Eſchel. — — 223
I
IV.. Spigen, Kanten.
Erklärung und verfchiedene Arten berſel⸗
ben. — — 225-
waren den Alten unbekan — — 227
- find inTeutichland in der Mitte des 16ten
Sahrhunderts erfunden worden. — 229
Urfprung der Benennungen Spitzen,
Kanten, dentells u.f. wm. — — 252
Die ältejten Spitzenmodelbuͤcher. — 234
V. Indianiſche Huͤhner, Kalekuter.
Sind nicht die meleagrides und gallinacAfri-
eanae der Alten. — = 239
fondern fie find aus Amerika, wo fie noch
wild find, zu und gebracht. — — 245;
erfte Erwähnung derfelben , _ — . 246
wann
Inhalt.
wann fie in Italien bekant geworden ſind, 251
erſte Erwaͤhnung in Engliſchen Schriften 253
Wann fie nad) Frankreich gekommen. 255
VI.
Wann fie in Teutſchland und den noͤrdli⸗
chern Ländern befant geworden — — 261
Seit welcher Zeit fie in Aſien und Afrika
find. — — — 263
Miderlegung des Barringtone Mey:
nung, daß fie in Afien oder Afrifa eins
heimiſch wären. _ — 265
Urfprung der verfchiedenen Benennungen. 268
Butter.
Erklärung der Beftandtheile der Milch und
der Entftehung der Butter, — 270
Ob fie ſchon den Hebraͤern. bekant gewe⸗
fen — — — 272
Erwähnung der Butter * griechiſchen
Schriftſtellern. — — 273
mıusp1ov , aͤlteſte Benennung ber Butter, 276
Nachrichten aus den Yateinifchen Schrift:
ftellern. —— — 284
Oxygala und cafeus oxygalacticus. — 287
Urſprung des Namens Butter — Bi
ältefter Gebraud) derfelben. —
Die Butter der Alten war viel fluͤſſiger *
die jetzt gebraͤuchliche. — — 293
Seltenheit der Butter im alten Norwe⸗
gen. zu — 295
VI,
Inhalt.
vu Bartenblumen.
Gefchichte ber Blumenliebhaberey.
Geſchichte der Xuberofen —
— — — der Aurikeln. _
—— — der Bretipielblirme.
— — — der Kayſerkrone. —
————der Sammetroſen. —
— — — der Amarylle—
— — — der Guernſey⸗Lilie.
— — — der Ranunkeln. —
7. Bartenblumen. 30%
Jahre 1601 bekant machte (7). Aber eis
ne viel richtigere und gröffere Abbildiing gab
im Jahre 1688 der Gärtner Robin, die
nachher de Bry, Parkinfon und die Rud⸗
beke mwiederholer haben. Die volftändigfte
Beſchreibung mit einer guten Zeichnung hat
endlih 1742 der Archiater Linne“ gelie⸗
fert (?4), der auch der Gattung den jeßt ges
wöhnlichen Namen im Jahre 1737 geges
ben har (15). Swert, Baubin und die
Rudbeke haben offenbar geirter, da fie Oftins
dien für das Vaterland diefer Pflanze anger
‚ben; eben fo wohl auch von‘ Btofe (*°),
der aber freylih nur Blumiſt, nicht Botas
nifee war, und die Pflanze in die fevante
verfeßt. Towar erhielt fie aus Südamerika,
wo ſie aud von Plümier‘, Barrere, und
noch neulich ebenfals von Thiery de YIenonr
ville (17) gefunden worden, Anfänglich
ward fie zu den Marciffen gerechnet; hernach
Lilio- narciſſus genant, weil fie in der Blur
me einer Lilie, und in der Wurzel einer Mars
| | ciſſe
(3) Hift. plantar. I. pag. i57.
"Cr Abhandlungen der Schwedifchen Afa-
demie IV ©. 116,
(#5) Hortus Cliffort. p.i33.
(*°) Beobachtungen von einigen Blumen.
Leipzig 176948. u . eur
2 304 7: Gartenblumen.
ciffe. gleichen folte, Flos jacobaens ift fie ge:
nant worden, ‚weil man eine Mehnlichfeit mit -
dem Drdenszeichen der St. Jacobs Ritter in
Spanien zu bemerfen glaubte, deren Stifter
doch freglich im vierzehnten Jahrhunderte die:
fe fchöne as u nr bat fennen köns
nen.
"Eine andere. Art aus eben diefer Gars
tung iltdie Öuernfeys LZilie, Amar. farnien-
fis, welche der erſten in der Pracht der Blur
me nichts nachgiebt. Dieſe ift aus Japan,
wo fie fo wohl, von Kämpfer (1%), als in
neuern Zeiten von Thunberg (1?) gefunden
worden. . Sie ift zuerft im Anfange des fies
Beuzehnten Jahrhunderts in den Garten des
Tobann Morin nah Paris gefommen,
wo fie zum erſten mal d. 7 Octob. 1634 ge:
bluͤhet hat. m Jahre darauf iſt ſie zuerſt
von Jacob Cornutus bekant gemacht wor⸗
den, und zwar unter dem Namen Narciſſus
Iaponicus flore rutilo (29). Mach dieſem
| bat
(7) Barrere bift. natur. de la France Equinox.
fpec. 8. Traité de; la: enlture du Nopal par
. Thiery de Menonville. Au Cap-Francois 1787. 8.
(8) Amoenitat. exoticae. pag. 872,
(>) Flora Iaponica p. 132. Gr fagt, daß die
Japaner die Zwiebeln für giftig halten.
2°) Pac, Cornusi Canadenfium- plantarum:alja-
rumque nondum editarum hiftoria. „Paris ı635.
J 4 P2S.
7 Gartenblumen | 307
hat fie zuerft wieder der Engländer "Johann
Mes (2!) im J. 1665 angeführt, und dier
fer iſt der erfte, der fie Guernfey lilly nennet;
welchen Namen fie auch noch führe und zwar
mit Recht. . Nämlich ein. aus Japan: zurüd
gefommenes Schiff ift an der Inſel gefcheis
‚tert und die vielen Zwiebeln diefer Pflanze,
welche darauf. waren,. find. ans Ufer ausges
worfen worden, 100 fie fich auf dem fandigen
Boden vermehrt; und vornehmlich auf Ber
anftaltuug des: Baron von hatton, deſſen
botanifche Kentniß Ray rühmt, und deffen
Water Gouverneur der Inſel war, dergeftale
angebauet worden, daß die Englaͤnder noch
jest Ba abelic viele Stiche erhalten N 2),
| ies
en z pag. 157: Inter ones Narciffos, qui hac-
tennis invifi apud nos extiterunt, prima, ve
„. erbitror , ‚audtoritas ‚nobiliffimo. huie generi
».. debetur, quod paucis ahhine annis ex laponia
allatum, ſtrenui admodum & nullis ſumptibus
parcentis viri Johannis Morini cultura, tan-
dem in florem proſiluit Kim — 080-
bris anno Dom, 1654. =
er) A compleat florilege fürnifhed. with all re-
quifites belonging to a florift, ‚London 1605.
fol,. Lib. L cap. 10 pag. 74.
@2) Rob, Morifoni plantarum bifloria. Pars
— Oxonii 1080. fol, fe. p. 367. $.
Eius radices ex laponia allatae, & ex na-
naufraga Batavica an Anglica ineertum,
eictae
306. 7: Bartenbiumen, .
Diefe prachtvolle Pflanze hat Douglas in
einem befondern Buche, welches zwar in der
inneifchen, nicht aber in der Hallerſchen bos
tanifchen Bibliothek angeführe ift, beſchrie⸗
ben und abgebildet. Ich habe es aus unfes
zer Univerfitäts Bibliochef vor mir (23). _
Aus der zahlreichen Gattung. der Ranun⸗
Beln haben unfere Blumengarten wohl ein
Dugend Arten, in botanifhem Verſtan⸗
be (24). Denn nach der Weife der Gärtner
| ER zu
eiedtae In littus arenolum infulae Guernfay; —
jbi, inquam, bulbi incuria,proiedti in littus
‚srenofim , inter fparta maritima, E vento
fortiore arenaın eo pellente, qua demum prae-
dicti bulbi teti poft aliquot annos ſumma cum
incolarum admiratione, flores rutilos amplos
& elegantes fponte dedere. - Hoc flore de-
te&to, aliquot annis poſtea radices plurimas
communicavit botanicis & elegantium forum
eultoribus 'dominus Caroltis Hatton ; filius na-
tu fecundus nobilis, viri Chriftophori Hatton,
baronis de Hätton, & infulae Guernfay prac-
didtae gubernatoris.
@3) Lilium farnienfe, or- a defcription of the
Guernfay -lilly. To which is added the bo-
tanical diffetion of the Coffee berry. ByDr.
James Douglaff. London ı725. a1 "Bogen in
vlio. Die Pflanze ift auf 2 Blättern, bie
(be Bogen find, fehr genau abgebildet.
Linnei bibliotheca botanica. Halae 1747. 8
pag. 3%
(24) Müllers Gaͤrtner⸗ Lericon III S. 761.
7. Bartenblumen. | 307
zu zählen, ift die Anzahl unendlich und waͤchſt
faſt in jedem Sommer; indem die mit halb⸗
gefülleten Blumen Samen tragen, aus de⸗
nen Pflanzen zu erwachfen pflegen,. Die von
Zeit zu Zeit zu groͤſſern oder doch neuen Gars
senfchönheiten ausarten. Manche Ranunfeln
find Abkoͤmlinge der bey uns mild wachfen»
den Arten, unter denen; ihre nächften Vers
wandte noch jeßt unter dem Namen der Uns
fräuter vorfommen, Aber die meiften und
die, welche am böchften gefhägt werden,
find dus der Levante zu ung gefommen, von
denen. immer eine die andere aus der Liebhar
berey verdrängt bat. Won diefen follen einis
ge fchon zur Zeit der Kreuzzüge angefommen
feyn 5. aber die meiften find erft feit dem En⸗
de des fechszehnten Jahrbunderts aus Con⸗
ftantinopel nach Europa gebracht worden; z.
B. die Perfifche Ranunfel, (25) deren Abs
arten, wenn ich nicht irre, jegt den Vorrang
behaupten. Cluſius befchrieb fo wohl die
einfache, als. die gefüllete, noch als neue
©eltenbeiten (2°). Aber am berübmteften
find die Ranunfeln zur Zeit Mohanımed IV
‚ geworden. Sein Großvezier, Tara Mus
ſtapha, den fein Haß wider die Chriften und
befonders die Belagerung von Wien 1683
“I, 050 d 134 $
(25) Ranunculus afiaticus Linnel:.. pi
(?°) Hiftor, plant. rar. I. p. 241 u. f.
Us
308 7. Bartenblumen.
bekant gemacht bat, fuchte ihm eine gemaͤßig⸗
tere Beſchaͤftigung, als Die Jagd, die feine
SHauptneigung war, zu verſchaffen. Erbrach⸗
ste ihn daher auf die Blumen, und wie er
merfte, daß der Sultan. die Ranunfeln den
andern. Blumen vorzog, fihried er an alle
Bafchas des ganzen Reichs, ihm die Gas
men oder Wurzeln der fchönften zu fehicken.
Die von Candien, Cypern, Aleppo und
Mpodis erfülleten diefes Verlangen am beften.
Diefe fhönen Blumen waren eine Zeitlang
im‘ Serait fo eingeſchloſſen, als die unglüd:
lichen Opfer der Wohlluft des Sultans. Durch
Geld wurden fie endlich ans dem Gefängnig
beſreyet. Vornehmlich machten fich die auss
wertigen Gefandten ein Vergnügen daraus,
‚alle Arten, welche fie davon erhalten fonten,
ihren Fürften zu fenden. Marfeille, welches
den ftärfften Handel nach der Levante hat, ers
hielt deswegen auch diefe Blume fehr früh,
und vornehmlich foll’dafeldfi ein Herr YTas
laval viel zur Ausbreitung der Ranunkeln
in Europa beygetragen haben (27).
(2?) Tournefort voyage du Levant‘lettre-XIL,
‘vol. 2 p. ı5. Trait& des renoncules (par
D’Ardene). Paris 1746. 8 und der Auszug
darausin Yamburg. Magazin I ©. 596.
Pluche Schauplag der Natur. 1. ©. 71.
ie ,
— '
Beyträge
zur —— |
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Erfindungen
X
— ee a tt - Peg
v2 Vorne Sion, —
Johann ae,
Hofrath u. ordentl. Profefl. der Defonomie zu Göttingen.
Dritten Bandes drittes Städ.
En VE
Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer
17279091.
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Quid, inquis, ifta fubtilitas mihi proderit? fi me in-
terrogas, nihil. Scd. — ille caelator
dculos diu intentos et fatigatos remitlit atque avo-
tat, et, yt diei ſolet/ pafeit ſie nos anium ali-·
quando debemus relaxare, et quibusdam obleda-
mentis reficere. Sed ipfa oblecamenta opera fint 3
ex ‚his quoque, fi-obfervaveris, fumes quod poflit
fieri falutare, Senecanep. 58.
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Ba ae ee RO Mi
57 Radler Bean. VPetit
Inhalt.
I. Leihhaͤuſer.
Gefcichte der Zinfen ober Verzinſung des
Geldes — S. 309
zinsfreye Verleihhung in "en Altern Zeiten 311
zinsfreye Verleihhung im den mietlern Zei⸗
ten — — 313
Menſae argentariac, m menfae numulariae der
Römer 316
Eontore zu Staatsanleihen- im taten Jahr⸗
hunderte 317
Errichtung der erſten 1 Leihhäufer durch den:
Franciſcaner Mind Barnabas Pe
ramnenfis
| Chronologifches Verzeichniß der geihhänfer
im ı5ten Jahrhunderte 5
a — Bernardinus Tomitano
von Felt 32
Streit —* die e Rechimaͤſ igkeit der Leihe |
häufer
, Beltätigung berfelben auf t ber Kateranfchen
Kirchenverfamtung ‚337
stalifche Leihhäufer i im ıdten Kahrhunderte‘ 339
Banco de’ poveri zu Neapel _ 340
- Urfprung des Namens Mons pietatis .342
. Die älteften Staatsanleihen .,—.. ..344
"Handel mit Staatöobligationen. - — 345
Montes vacabiles; non vacabiles — 3346
Montes redimibiles; non redimibils "347
“ Erſtes
Inhaut.
— — — — —
—— ns in Teutſchland; Wechſel⸗
S. F
— in den ı Niederlanden _
Anleihung ber Kapitalien für die geihhäufer “
gegen Zinf fen — 354
Mont de piete in Frankreich — 355
II. Chemiſche Bezeichnung der Metalle.
Die Namen ſind zuerſt den Himmelskor⸗
pern gegeben 35
Benennung der Metalle n nach den Göttern 359
Urfprung der Zeichen für die Planeten ' 368
Urſprung der Zeichen für: die Metalle 369
Alter. derfelben. - :: — 51
aͤlteſte Bildung dieſer Zeichen 17
u. Zink, > |
„war den Alten gänzlich unbefant 378
* aber Mefjing war fdyon den Alten bekant 379
cadiniae der Alten — — 38L
cuprum, Alter diefer r Benennung * 382
Ofenbruch FE ur 384
| elintia — EEE .
Tutia | |
. un: Gebrauch des Sfenbuche zu Mei. °
ing 39a
ter * VBenuhung des Ofenbruchs zu
Goslar —— ———
Erſindung des Zinkoitriols — 3994
Erſte Erwaͤhnung des Zinks — 398
“Seltenheit bes Zinks im u ızten Jahrhun⸗
derte 403
Gewinnung des Zinks aus dem Galmey 406
Bekantwerdung des oſtindiſchen Zinks 407
Urſprung der Namen: Zink, Eonterfep >
Spiauter, Autannego 410
IV.
Inhalt.
"IV. Ratpen.
S:gwierigieiten der Zatthyoledie der =
ten
Fiſche waren die Lieblingsſpeiſen der Alften
Ob Eyprini unfere Karpen find —
- Ob lepidoti unfere Karpen find —
erſte Erwähnung bed Namens Karpen
Ableitung dieſes Namens —
Salmo carpio ift von. den Karpen zu unters
ſcheiden — —
Vaterland der Karpen — —
Verſetzung derſelben nach England.
nad) Dänemark —
nach Preuſſen —
Erſte Erwaͤhnung der Spiegelfarpen
V. Weinver faͤlſchung.
Die von Martin Bayr erfundene Verf
hung —
=. ———— der Verſuͤſſung mit
| Fe mit Gyps —
Verfaͤlſchung mit Kalk und Milch —
VI. Flintenſchloß.
wurden lange noch ſchlechter als die Lun⸗
tenſchloͤſſer gehalten ———
Alter der Flintenſteine und der Piſtolen
VII Wafferubren:
Alter derfelben — —
neueſte Verbeſſerunge —
VIII. Magnetifche Kuren.
von im fünften Jahrhunderte bekant
Inhalt. =
IX. Bibliographie der Geſchichte der Erfins
. dungen. |
Einfheilung derfelben — — 449
I. Teatro de gl inventori di tutte le coſe,
del D. Vincenzo Bruno. — 452
2. Luigi Contarini de gl’ inventori di tutte
le fcienze et arti. — — 454
3. Guil. Paſtregici libellus de originibus re-
rum.. — — — 456
4. M. Maieri verum inventum, hoc eſt, mu-
nera Germaniae. — — 458
5. The hiſtory of the principal difcoveries
and improvements in arts and ſeiemes. 461
6. Reinhold) kurze Gefchichte der Entdefs
fungen und Erfindungen. . >» — ‚463
7. Di&tionnaire des origines, ou &poques des |
- inventions utiles (par D’Origny.). 464
8. Curieufe Nachricht von Erfindungen
und Erfindern. — — 46
en
Leihhaͤufſer.
| (8 ſcheint zwar in unfern Zeiten fonberbär ;
daß man ed jemals hat für unerlaubt
halten mögen, von verliehenen Geldern Zinfen
zu nehmen; aber verwundern Fan ſich niemand
darüber, der dazu’ die Weranlaffung- kennet.
Die verfihiedenen Gewerbe, wodurch, ohne
Raub und Krieg, jeder ſich und den Seini⸗
gen Unterhalt verdienen fan, waren damals
noch nicht for zahlreich, anch noch nicht ſo er⸗
giebig, als jetzt, nnd wer alfo Geld 'anliehe;,
der wolte es nur zum unmittelbaren Verbrau⸗
‚de, zur Nothdurft oder zum Vergnügen ha⸗
ben, und: ſolchem Beduͤrftigen Geld zu leihen,
das war in’jenen Zeiten nur ein Werk der
Freundfihaft oder der Menſchenliebe. Ganz
anders iſt es jekt, da jemand mit geliehenem
Gelde ein Gewerb unternehmen uͤnd betreiben
kan, welches, bey Geſchicklichkeit, Fleiß und
Glick ſo viel Gewinn abzuwerfen pflegt,
daß er balkı mehr als ſeinen noshbürftigem Uns
terhalt haben kan, und untee”diefen Umſtaͤn⸗
AU, Theil. ° Fr r Eee — in bar
310. - :. 1. Leihhaͤuſer.
den mag ber Geber für den verftatteten nutzba⸗
ren Gebraud) feines Geldes mit gutem Gewiſ—⸗
fen eine Vergütung oder Belohnung nehmen,
um fo mehr, da er ed felbft hätte vortheilhaft
brauchen Fönnen, und da er durch das Verleis
- hen Gefahr läuft, fein Kapital ganz oder zum
Theil zu verliehren, ober. ed wenigſtens nicht
fo bald als er es brauchen möchte, wieber er:
halten zu koͤnnen.
. Alfo,muften die Zinfen- gewöhnlicher wer:
den, als mehr Gewerbe, Handwerke, Künfte,
Fabriken, Manufakturen und, Handel entfianz
den, ober als die Kunſt Geld mit Geld zu ver⸗
dienen allgemeiner ward; aber verhaßt oder
anruͤchtig blieben fie immer, und zwar deswe⸗
gen weil der alte Widerwillen wider Zinfen,
durch eine unrichtige. Anwendung eines. Mo—⸗
ſaiſchen Geſetzes, zu einem religiöfen Vorur⸗
theil geworden war (7), welches die Päbfte,
wie viele andere noch ſchaͤdlichere Vorurtheile,
mit fürchterlichen Gefeßen unterhielten... es
doc das Volk, welches oft die Fehler feiner
Gefeßgeber unſchaͤdlicher zu machen weis, half -
ſich endlich durch mancherley Erfindungen, Zin⸗
fen dergeftalt zu verftecken, daß die. Richter
weder den Geber.noch den. Nehmer beſtrafen,
LE 77] DE u BE u ee ) noch
(Fr F5.D. Michaelis diſſ. de: mente et ratione
Aegis Mofatege vſuram prohibentis, in Syn-
tagma commentationum II p. 9. und deſſen
Moſaiſches Recht. II S. 86.
1. Leihhaͤuſer. 311
noch die Verzinſung ganz verhindern konten.
Als dabey die Gewerbe mehr. gewonnen als
verlohren, fo ward der Ungrund des Verboths
immer ſichtbarer, und man erlante, daß bie
neu erfundenen Wucherfünfte, die heimlich ges
trieben wurden, mehr Unheil anrichten würs
den, als man jemals. von Öffentlicher Werzins
fung beforgt hatte; man fah, daß biefe die
Juden, . melde die. pabftlihen Fluͤche nicht
treffen konten, die Ausländer und die weniger
religiöfen, weniger gewiffenhaften Snländer,
die man doch allefamt am wenigften zu beguns
ftigen wünfchte, am meiften bereicherten.
Mirgend war biefe Verlegenheit empfind⸗
licher als am Nömifchen Hofe, der ſich damals
noch einer unmenfchlichen Untruͤglichkeit ruͤhm⸗
te, und nirgend ſan man mehr auf eine Aus⸗
kunft als dort. Endlich glaubte man eine aus⸗
gedacht zu haben; man brachte ein Kapital zus
ſammen, wovon den Armen Geld ohne Zins,
gegen.ficheres Unterpfand, auf einige Zeit-gors
geſtreckt werden ſolte. Neu war diefer Eins
fall nicht; ſchon längft hatten gutherzige Mes
genten ihn gehabt und ausgefuͤhrt. Kayſer
Auguſt errichtete eine Kaſſe aus den dem Staa⸗
te anheim gefallenen Guͤtern der Verbrecher,
welche denen —— Geld vorſchoß, welche
den ſoppeuen Werth verpfonden kouten 2
Ä So
69 — vita —— eapi⸗ an 'Quotics ex
X 4 am-
N
312 ° 2. Leihhaͤuſer.
‚So: gab: Ziberins ein groffed Kapital hin, wos
on dem auf. drey Jahre Geld gelichen ward,
welcher liegende Gründe von. doppeltem Wer⸗
stheizur Hypothek -feßen Eonte (?). Alexander
Severus brachte die Zinfen dadurch herunter,
Haß er ein groffes Kapital zu geringern Zinfen
verliehe, und Armen zum Ankaufe der Lands
guͤter zinsfrey Gelder auszahlen ließ, die ſie
Von dem Ertrage derſelben nach und nach er⸗
ſtatten konten (*). | *
J Dieſen
damnatorum bonis pecunis fuperflueret, yfum.
eius gratuitum iis qui cauere in duplum bos-
fent, ad certum tempus .indulfit.
x..(2) Taeitus annal. VI, 17. p. 361. Tulit opem
-Caefar, difpofito per menias millies feftertio,
factaque mutuandi copia fine vfuris per trien-
nium , fi debitor populo in duplum praediis
‚eaviffet. Sie refecta fides, et paulatim pri-
vati quoque creditores reperti. Sueton. vita
Tiberii 48. p. 558. Publice munificentiam
bis omnino exhibuit; propofito millies HS.
gratuito in triennii tempus. Dio’Caf. EVII,
21. pag. 893. Tiberius rem foenersriam tem-
peravit, milliesque feftertium reipublicae lar-
gitus eft, quam pecuniam fenatorli, ordinis
viri indigentibus fine vſura ad tres annos
: mutuo darent, Brei De
(*) ‚Aelius Lamprid. vira Alex. Sev. 21. pP. 528.
Föenus publicum ‘trientarium exercuit ,' ita
vt pauperibus plerisque.fine vfuris pecunias
dedesit ad:agros emendos, reddendas de fru-
‚subu8, N
N gi 1% Leihhaͤuſer. | 373
Diefen alten Beyſpielen ſuchte man in Ita⸗
Yien zu folgen. » Um nun ‚viel Geld zufammen
zu bringen, verlichen die Paͤbſte denen, welche
dazu beytragen würden, maucherley erdichtete
Bortheile, die ihnen wenigftens nichts koſteten.
Durch Bullen und Beichtvaͤter bothen fie In⸗
dulgentien und die ewige Seligkeit aus, er⸗
Yaubten laͤſtige Gelübde in Abgaben au Leihr
häufer zu verwandeln, »erlgubten den reichen:
Einlegern ihre unehelichen Kinder erbfaͤhig zu
machen u. ſ. w. Weil eine folde Arftalt viele,
Bediente brauchte, ſo ſuchten ſie auch dieſe fuͤr
denſelbigen Preis zu bekommen, und bothen
oben angefuͤhrte Vortheile nebſt noch andern,
welche der Erzählung nicht werth ſind, denen
an, welche ein Jahr oder länger die daben noͤ⸗
thigen Gefihäfte umſonſt übernehmen würden;
jedoch folten nöthigen Falls aus dem Fond
maͤſſige Gehalte, bezahlt werden. Nur wahn
ren Armen folte diefes Geld gegen taugliches, ,
Unterpfand auf gewiffe Zeit ohne Zins; gelie⸗
hen merden, ya |
Allein man bemerkte bald, daß eine An⸗
ftalt diefer Urt weder von ausgebreitetem Nut⸗
zen, nod) von langer Dauer feyn, konte. Solte
fie die Verzinſung mit deu dabey entftandenen
Wucherkuͤnſten verhüten,. fo mufte fie nicht nur
Armen im eigentlichften Verftande leihen, fonz
dern. auch. denen, welche, um nicht zu verarz
en X 3 men,
374 n. Veibbäufer.
men, nußbare Gewerbe unternehmen und treis
ben wolten, und dazu Kapitalien fuchten. So
Fräfttg auch die Anreißungen zur Einlage bey .
der damals herfcyenden religiöfen: Dumheit
waren, fo nahm doch diefe nach und nach ab
und ſchwaͤchte jene in eben dieſem Maaße, zu⸗
mal da:bald darauf in Zeutfchland die Auf⸗
klaͤrung mit Macht durchbrach, und ſich almältg
in andere $änder verbreitete. Solte das Leih—
haus nicht durch die Gehalte ſeiner Bediente
*
und durch allerley unvermeidliche Unfaͤlle er⸗
ſchoͤpft werden, ſo muſte wenigſtens ſo viel an
Zins genommen werden, als zur Unterhaltung
der Anſtalt noͤthig war. Weil das Leihhaus
unmoͤglich allen Armen helfen konte, ſo muſte
man durch Befoͤrderung der Gewerbe die Ver⸗
mehrung der Armen verhuͤten, und alſo auch
denen Geld verſchaffen, vie, bey einige Uns
terſtuͤzung, noch etwas zu verdienen wuften, .
und die ganz wohl uud gern einen mäjfigen °
Zins geben konten. Alſo entfchloffen ſich die
Paͤbſte endlich den Leihhaͤuſern zu erlauben,
zwar fuͤr das geliehene Kapital keine Zinſe,
wohl aber zur Unterhaltung der ganzen An⸗
ſtalt ſo wenig als noͤthig zu nehmen, und
nun erſt ruͤckten fie mit Anerkennung des laͤngſt
ausgemachten Grundſatzes hervor, daß, wer
die Vortheile genoͤſſe, auch die Laſt tragen
helfen muͤſte; eines Grundſatzes, der ganz ei⸗
gentlich die Rechtmaͤſſigkeit der Zinfen —— |
— Als
En
an — —
1. Leibbäufe: a
Als man 1m biefeh Ausweg gluͤcklich gefunden hat⸗
te, war nur noch ein Schritt: noͤthig, um den
Leihhaͤuſern die vernuͤnftige Einrichtung zu ge⸗
ben, die der Erfinder wahrſcheinlich gleich
wuͤrde gewaͤhlt haben, wenn er keine Vorur⸗
theile gehabt hätte. Naͤmlich um Geld genug
vorräthig zu haben, beqnemte man ſich, den
Einlegern maͤſſige Zinfen zu geben, die mau
aber unter den unvermeidlichen Aufwand, der
ganzen Anftalt, wozu fie auch wuͤrklich gehörs
ten, den die Debitoren, nach dem ſchon vorher
eingeführten Gebrauche, erfeßen muften, kluͤg⸗
lid) verftechte.. Da gab und nahm alfo dag
Leihhaus Zinſen, aber man vermied fchlau den
verhaßten Namen; alles ward nur pro iu-
demnitate bezahlt; ſo ſteht in der paͤbſtlichen
Bulle.
Man muß geſtehen, daß alles biefes yet
wißig ausgedacht warz aber nichts: defto went-
ger entdeckten fharffichtige Leute die verlarnten
Zinſen, und da erhob ſich ein Ichhafter Streit
über die Rechtmaͤſſigkeit ver Seihhäufer, woran
bie größten Theologen und Nechtsgelehrten
Antheilnahmen, wobey die alte Frage wieder
zur Unterſuchung Fam, ob man etwas. böfes
thun oder Zinfen geftatten duͤrfte, um etwas
gutes zu bewuͤrken. Zum Glüce für den Roͤ⸗
miſchen Hof war damals die Dumheit noch fo
groß, daß eine pabftlihe Bulle den Unterſu⸗
chungsgeiſt erdruͤcken, wenigftens zum Schwei⸗
X4 gen
3 16 | r. Leihhaͤuſer.
gen bringen konte. Der Pabſt erklaͤrte die
neue Einrichtung: der Leihhaͤuſer, melde die
heiligen Berge der Gottſeligkeit oder
Froͤmmigkeit, facri monti.di pietä, hieffen,
für rechtmaͤſſig, und drohete allen denen den
Fluch, die weiter daran zweifeln wirden. Dar:
anf eilten die Städte in Stalien Leihhaͤuſer ans
zulegen, und Die’ Ausländer folgten endlich
nad. Bis hieher habe ich die Geſchichte mus
unterbrochen erzählt; nun will ich fie mit den
nöthigen Beweifen-verfehn. -— 8".
Wenn man unter einem Leihhauſe eine oͤf⸗
fentliche Anftalt verſteht, wobey jeder gegen
Pfand Geld umſonſt oder fuͤr Zinſen erhalten
kan, ſo darf man dabey nicht an die tabernas
argentarias und menſas numularias der Roͤ⸗
mer denken. Dieſe waren Contore, an welche
der Staat und reihe Perſonen ihre: Einnah⸗—
men auszahlen lieffen, um darauf ihren Gläus
bigern Anweifüng geben zu koͤnnen, welchen
das Geld entweder bar ausgezahlt, oder auf
ihre Rechnung zugefihrieben ward. Zufchreis
ben und Abfchreiben hieß perfcribere und re-
feribere,: und. was wir eine. Anmeifung ‚oder
Affignation nennen, hieß attributio. - Alſo dies -
fe argentarii, menfarii, numularii, collybiftae,
trapezitae machten die Gefchäfte unferer heutts
gen’ Kaffirer oder Bankiers. So tier diefe
gaben auch jene- fi mit Umfegung md Webers
machung der Gelder ab; auch verliehen fie,
= —W wie
—
— Leihhaͤuſer. 37
wie dieſe thun, von ihrem Kapital auf. Zinfen,
gaben auch wohl ſelbſt Zinſen, um hoͤhere wie⸗
der zu erhalten. Der Widerwillen wider
Verzinſung uͤberhaupt zog auch ihnen einige
Verachtung zu, die ſie vermuthlich durch Ver⸗
vortheilung vergroͤßerten, wiewohl diejenigen
numarii, welche vom Staate geſetzt, oder
Staatskaſſirer, Rentmeiſter, waren, einen
ſo hohen Rang hatten, daß einige von ihnen
Conſuls geworden find... Auch im Mittelalter -
kommen diefe Gontore in Stalifchen. Städten
‚porz ‚in Florenz hieffen fie uns Sahr 1377
apothecae feu cafanae feneris (3), in Teutſch⸗
land Wechfelbänfe, aber ſie waren weder
Girobanken noch Leihhaͤuſer in unſerer Bedeu⸗
tung.
Eben ſo wenig verdienen diejenigen Conto⸗
re dieſen Namen, welche im vierzehnten Jahr⸗
hunderte in manchen Stalifchen Staaten, 3.8.
zu. Florenz angelegt worden, um eine Anleihe
für den Staat zu machen. Wer dabey Geld
einlegte, erhielr eine Obligation und darauf
monathlich Zinfen, die unter keinem Vorwan⸗
20 Offervazioni iftoriche di .Dominico M. Mani
ai xirca i figilli antichi dei fecoli bafli. Vol,
Die Pip- 86. aus einem alten Gtadtbuche?
‚Francifcus fenerator pro fe et apotheca, fe
Esſana fenoris, quam tenebat in via quattra
pagoni u. f. w.
Be ———— 7 DO ee a 93
318 r. Leihhaͤuſer.
de, auch nicht wegen eines Verbrechens, ge⸗
weigert werden durften. Die Obligationen
wurden: bald mit Vortheil, oͤfterer mit Echa⸗
den verkauft, vder fliegen und fielen, mie die
Englifhen Stods, nur nody nicht fo ſchuell,
und die Theologen ftritten noch darüber, ob
man mit gutem Gewiſſen eine Obligation uns
ter dem Werthe, worauf fie lautet, von dem
Eigner, der Elingende Münze haben mufte,
xkaufen durfte Wolte oder mufte der Staat
bezahlen, fo nußte er fhon das Regal, wel⸗
ches Leyſer regale falfae monetae nante,
und gab.die Kapttalien in geringhaltiger Muͤn⸗
ze zuruͤck. Diefe Anftalt lie man, wenig⸗
ſtens in Florenz, vom Pabſte beſtaͤtigen, der
jedem, der dabey Betrug ſpielen würde, Kir—
chenſtrafen und Geldfirafen beftimte, welche
leßtere der päbftlichen Kammer zufallen folten,
wirwohl doch auch ſchon lange vorher die Mes
publif Genua bey eben einer ſolchen Anleihe
die Staatseinkuͤnfte verpfändet hat. Ich haͤ⸗
be dieß anzeigen wollen, weil Hr. Le Bret (9)
biefe Contore uncigentlidh Leihhaͤuſer nennet,
und weil man daraus erkennen fan, zu wels
em hohen Grade der Volkommenheit ſchon
im vierzehnten Jahrhunderte bie fürftliche Kunſt
Schulden zu machen und zu’bezahlen, gebracht
worden. ae
—— Dieje⸗
9 Algemeine Welthiftorie XLV- ©. Io.
7. Beibbäufer. 319
Diejenigen, welche bisher den Anfang der
Leihhaͤuſer am genaueften beftimt haben, fegen
ihn mit Dorotheus Afcianus, das ift, Mat⸗
tbias Zimmermann (7), in die Zeit des
Pabftes Pius II oder Paulus II, der von
1464 bis 1471. vegiert hat, und zwar leßtes
red deswegen, weil Leo X in feiner Bulle,
welche ich nachher anführen werde; dieſen
Pabft als den erften nennet, der diefe Anſtalt
gebilligt hat. Weil mir diefe Nachricht nicht
genügte, und ich bereits mufte, daß die Altes
ſten Leihhäufer in Italien von Francifcanern
beforgt worden, fo durcdhfuchte ich die Kahrs
bücher des feraphifchen Drdens, in der feften
Erwartung, daf darin diefes Werbienft nicht
würde unberührt geblieben feyn. Sch hube
auch
(?) Dieſer Theolog war zu Eperies in Ungarn
1625 gebohren, ward aus feinem Vaterlan—
de wegen der Religion vertrieben, und ftarb
ald Superintendent zu Meiffen 1689. Gr
fchrieb unter andern: Dororhei Afciani mon-
tes pietatis Romanenfes hiftorice, canonice et
theologice deteäti. Lipfiae 1670.4.* Dieß
Buch iſt jet ſchon ſelten. Gelegentlicdy nens
ae ic) aud) folgendes, weil es viele, die über
Leihhaͤuſer gefchriebem haben, nennen, ohne
es gefehn zu haben: Montes pietatis Roma-
nenfes, das ift die Berg der Fromfeit oder
Gottesforht in der Stadt Nom. Durd)
- Elychnium Gottlieb. Strasburg 1608. 8 *
Es enthält nichts erhebliches, was man nicht
auch bey Afcianus findet.
“
3220 : 18 Leihhaͤuſer.
24 auch dafelbft mehr Materialien zur Geſchichte
dieſer Erfindung gefunden, als bisher jemand,
fo viel ich weis, zuſammen gebracht hat.
Als im funfzehnten Jahrhunderte in Ita⸗
llen die Klagen uͤber den Wucher, den manche
| Chriſten, vornehmlich aber die Juden trieben,
| immer gröffer und allgemeiner wurden, hatte
Barnabas Interamnenfis (vermuthlicd aus
Terni) zuerft den Einfall ein Leihhaus anzule⸗
gen. Diefer Mann war anfänglich ein Arzt,
hatte auch die Doctor» Würbe erhalten, ſtand
wegen feiner Gelehrſamkeit in Anſehn, ward
ein Minorit oder Francifcaner, bekleidete uns
ter denfelben allerley Wirden, und ſtarb 1472:
in dem erften Klojter diefes Drdend zu Aſſiſi
(in monte Sabafio) (9). Als er unter Pabft
Pins
) TH weis von diefem Barnabas noch nicht
„mehr, als was ich hier aus, Waddingii ar-
PN‘.
KuELL uU H 7 u, 0 KR ie A ER ee re in u Zu
Yan ı - Te * nn * Kr 2 TEEN — Es PIERRE 5
\ ” yr® ven
nales minorum, Tom. XIV p: 93. erzählt has
k be. Wadding verweifet auf-Marian. lib, 5.
€: 40. $. 17. und Mare. 3. P. lib. 5. eup 58;
f ‚Erfterer iſt Marianus Florentinus, deſſen Fafei-
h ( lus chronicorum ordinis minorum, ‚der aus
Br, 5 Büchern beftehn foll, Wadding bey feinem
Ei groffen Werke in der Handfchrik ‚gebraucht
‚ | "hat, und, wie ich meine, noch nicht. gedruckt
E tft. Marc. ift Marcus Ulyffoponenlis, deſſen
£ } ‚as chronica ordinis minorum trıibus partibus
: iſtincta ich nidjt habe erhalten können, wies
i wohl das Buch im verfchiedene ‚Sprachen
uͤberſetzt iſt. ©, Waddingii Jeriproresordi-
Me ' DER nis |
aber...
% i
4
1. Beibbäufer. 321
Pins II zu Perugia (Perufii) im Kirchen:
ftaate predigte, und bemerkte, wie fehr die
Armen von den Juden durch Wucher gedrückt
wurden, thater den Vorſchlag durch Eollecten
ein Kapital zuſammen zu: bringen, um davon
gegen Pfand den Armen zu leihen, welche das
für monathlich nur fo viel abgeben folten, als
zur Befoldung der Bediente nnd Unterhaltung
der Anftaltnöthig feyn würde. in gefchicks
ter Juriſt zu Perugia, Kortunatus de Lo:
polis, der nach feiner Frau Tode auch ein
Francifcaner ward, billigte dieſen Einfall,
und erboth ſich zur Ausführung behuͤlflich zu
ſeyn. Um jedoch bey einer Unternehmung),
die fo nahe an Verzinfung zu gränzen fchiem,
jicher zu feyn, legten beyde der dortigen Uni⸗
verfität die Frage vor, ob eine Anftalt diefer
Art erlaubt ſey, und nad) völliger Billigung
ward bald ein anfehnliches Kapital zuſammen
gepredigt, fo daß das Leihhaus eröfnet wer⸗
den Eonte. Nichts defto weniger fanden ſich
viele, welche damit unzufrieden waren, und
den Zins, fo gering er auch feyn möchte, für
Wucher erklärten. Am meiften eiferten Die
Dominicaner (ex ordine pracdicatorum,) das
wider,
\
- , aisminorum. Romae 1650. fol. * pag. 248,
- 5249. Was man in Argelati Bibliorhec« ſerip-
ror. mediolanen/._ Mediolani 1745. fol. * 1
F PEN, lieſet, ift aus Wadding genom⸗
u A u
322 1. Leibhäufer.
wider, und ſie ſcheinen auch ſo lange dawider
gepredigt zu haben, bis Leo X Schweigen ge⸗
both, fo wie hingegen die Franciſcaner dieſe
Anftalt jederzeit vertheidigt und algemein zu
inachen gefucht haben. Vermuthlich gönneten
jene leßtern»diefed Verdienſt nicht. Der Streit
ward nod) lebhafter, als nad) Ablauf des ers
fen Jahre, nach Abzug aller Unkoften, eine
betraͤchtliche Summe übrig blieb, und mair
nicht wuſte, wie man foldye verwenden muͤſſe.
Man fand zuleßt für gut, folche unter den
Seihhausbedienten zu vertheilen, weil ihnen
ihr Gehalt nicht vorher war beftimt worden.
Sp machte man ed zuerft zu Perugia, aber
an andern Orten hat inan den jährlichen Ues
beifhuß auf andere Weife verwendet. - Das
eigentliche Fahr. der Stiftung finde ich nirgend
angezeigt, aber da e8 in die Zeit des Pius II
fält, fo muß es vor dem Sahre 1464. oder
ne Jahr felbft.feyn (9). Sonderbar ift
08,
sc Dieß betätigt auch m. B Salon in T. 2.
Contr. de juſtit. et iure in 2, I. Thom.
Aquin. qu: 88. art. 2. controv. 27. Huius
modi, mons non erat in vfu apud antiquos.
Coepit fere a 150 annis, tempore Pü Il,
NHic enim pontifex eſt, qui primus omnium
legitur montem approbafle, coepitque Prae-
dicatöribus hörtantibus, respublicas et po-
pülos ad illum inftituendum hortari, ne pau-
peres ab Hebraeis acceptis confümerentur.
Aber die Prediger: Mönche. waren 10 —
er.
1. Leihhaͤuſer. 323
ed, daß diefer Pabjt ſchon im Jahre 1464.
das Leihhaus zu Orvieto (vrbis veteris)' bes
fiätigt hat, dahingegen das allererfte, naͤm⸗
lid) das zu Perugia, feine Betätigung erft
im J. 1467. vom Pabft Paulus IT erhalten
hat (9). Sonderbar ift es, daß feoX uns
ter den VBeftätigern dieſer Anftalt, die Päbfte
Paulus U. Sixtus IV. Innocentius VII.
Alerander VL und Julius II, nicht aber den
Pius II. nennet. Pabſt Sixtus IV. hat im
J. 1472. das Leihhaus zu Viterbo beftätigt,
Ä wie
der. Vermuthlich wird ſich das eigentliche
Stiftungsjahr in der -befondern Gefibichte
der Stadt Perugia finden. Aber des Poms
peo Pellini ftoria di. Perugia habe ich nicht
nachſchlagen koͤnnen, und in Perugia augufte
deferitta da Cefare Crifpolti: In Perugia 1648.
4” p. 182. finde ich nur: monte detto della
pietä, inftituito di vn venerabile padre dell’
ordine Offervante, chiamato fra Giacomo da
monte Feltro;.— fa di lui mentione il Gon-
zaga. Aber dieſer fchreibt dieſes Verdienſt
keinem Jacob, ſondern dem bekanten Bernar-
dino de, Feltro zu. De origine feraphicae
religionis Francilcanae. Romae 1537. fol, *
pP. 338. In C. &. Richard Analyfis con-
ciliorum generalium et particularium. Vene-
tiis 1776. 4 Eleine Theile in Kol. Tom, IV.
P. 98. finde ich, daß das erfie. Leihhaus zu
Perugia im Jahre 1450. angelegt fey. Aber
Pius ll, unter deſſen Regierung es nach vie—
len andern Zeugniſſen geſchehen ſeyn ſoll,
ward erſt im Jahre 1458 Pabſt.
0°) Wadding XIV, p. 94.
324 1. Leibhäufer:
wie Wadding meldet, welches jedoch ſchon im
Jahre 1469. von einem Minoriten, Fran⸗
ciſcus de Viterbo angefaygen worden (11),
Im Jahre 1479. beftätigte Pabſt Sixtus
IV. das Leihhaus, welches an ſeinem Geburts⸗
orte zu Savona, nad) dem Mufter von Peru⸗
Hin, angelegt wär, Dieſe Bulle ift vie erfte
gedruckte paͤbſtliche Beſtaͤtigung (12); denn
die,
“ (er) Bar ifforia Bela città di Vizerbo. In Ro-
ma 1742. fol. * pag. 271.
62) Sie ſteht in Bolle et privilegi del ſacro
monte della pietä-di Roms. In Roına 1618;
tiftampati l’annıo 1658. * Flein Sol. 165 Sei⸗
ten. Diefe Samlung iſt gemeiniglich folgen: |
> dem Werke, weiches in: denfeldigen Jahren
+... gedruckt und wicder aufgelegt worden, bey:
. gebunden: Staruti del ſacro monte della
„pietä di Roma. Huch hat Aſcianus die Bulle
8S. 719. ganz eingerüdtz; aber in.der Sam:
lung paͤbſtlicher Bullen steht fie nicht. Ich
will daraus nur folgende Zeilen abſchreiben:
Vt huiusmodi incommodis (dem Wucher der
Juden) obvient, cupiunrad inftar dilecto-
rum filiorum civium eivitatis noſtrae Perufi-
nae, in praedicta civitate Savonenfi, ex piis
chrifti fidelium fuffragüis, ac alias colligere ,
et in vnam maflam, quae mons pietatis nun-
eupetur redigere aliquam. non parvae. pecu-
niae fummam, de qua. perfonis panperibus
"et egenis, per ofticiales, examinara caufla
neceiſitatis eorum, at receptis:pignoribus ab
eisdem, oportune valeat proportionabiliter
ſubveniri eo modo, auo ſabrenitur ex. pecu-
nis
.Yry
vr. e vlt nd
v 4 3. &' T
1. Leihhäufer! | ar:
die, welche Perugia verhalten hat, iſt ſchon
1619, als jene gedruckt ward, wie der Her⸗
ansgeber meldet, nicht mehr im dortigen Ar⸗
chive zu finden geweſenAuch iſt mir nirgend
die Beſtaͤtigung für Orvieto and Viterbo vor⸗
gekommen; Aſeianus hat · ſie im Bullario mag·
no Chorubini· vergebens geſucht· Sixtus er
waͤhnt ihrer gar nicht· Dieſer beklagte, daß
die groſſen Ausgaben, die er haͤtte, ihm nicht
erlaubten ‚feinen Landsleuthen mit Geld bey⸗
zuſtehn, dagegen wolle er dem Leihhanfe ‘fo
viele geiftliche Vortheile ſchenken, daß dadurch
Gläubige zum Einlegen bewogen werben moͤch⸗
ten , und eben diefe wolle er auch denem pers
leihen, die babey Gefchäfte ein Jahr lang
umſonſt übernehmen: wolten. Wuͤrden ſich
aber dazu keine finden, ſo erlaubte er maͤſſige
Gehalte zu geben. Er gedenkt dabey der Pfäns
der, verſchweigt aber, daß die Schuldner zur
Unterhaltung der Anftalt etwas beytragen fol
. ten, welches jedoch Barnabas, deffen Namen
——
in der Bulle nicht vorkoͤnt/ zu Perugia eins
geführt hatte, welches alfo der Pabſt ſtilſchwei⸗
gend billigete.
Aber die meiften Leihhäufer in Stalien find
int funfzehnten and dem folgenden Jahrhun⸗
ee:
niis montis pietaris in-Perufina civitate du-
dum apoftolica audoritate interveniente ör-
‚ dinati, dummodo eis.defuper.per nos licen-
tin concedatui, u. ", el
Ill. Theil. z = ea d \ 4
1}
326 1. Leihhaͤuſer.
derte von Minoriten angelegt. worden naͤm⸗
lich von Marcus Bononienſis, Michael
a Carcano (12), Cherubinus Spoleta⸗
nus, Jacobus de Marchia, Antonius
Vercellenſis, Angelus a Elavafio und vor⸗
nehmlich von Dernardinus Tomitano, oder
Feltrenfis, auch parvulus- genant. Dieſer war
1439. zu Feltre in. der Zarvifer Mark gebohs
zen; Sein Vater hieß Donaro Tomitano,
feine Mutter Corona Bambeldoni;::bepde
von vornehmen Familien; wiewohl andere pers
fihern, er fey von dunkler Abkunft aus Tomi,
einem Kleinen Orte bey Feltre, und fey deswe⸗
gen Tomitano -genant. Den andern Beyna⸗
men hat er von ſeiner unanſehnlichen Statur
erhalten, über die er zuweilen ſelbſt fcherzte(!#).
So viel ift gewiß, daß er eine gute Erziehung
und guten Unterricht, gehabt und benußet hat.
Fin Alter von 17 Jahren, naͤmlich 1456.
ließ ev. fidy von feinem Lehrer- verführen, wis
der feines Waters Willen , zu Padua ein Mi⸗
norit zu werden, wobey er feinen an a
m UhlMaer
SL): Michael reifete und predigte viel it Ge⸗ |
ſelſchaft des Dernardinus, und ſtarb 1485, zu
Como. Wadding XIV. p. 396.
69 Als ihm zu Siena die Piccolimini, Ne—
poten des Pabſtes, ihre Verehrung bezeigten,
fagte er ihnen; er’ fey ihr DRAIIENEUEIER=
"Wadding AV, pP: aa En
‘
ls: ;.
1.0Leibbäufen : 327
Martin in Bernardinus veränderte (15).
Weil er eine’ groffe Fertigkeit zu reden hatte,
fo lieg ihn fein Orden. beftändig in Stalien hin
und her veifen und überall predigen. Man
hörte ihm gern, und an mandjen Orten ward
mir ihm eine Art Abgoͤtterey getrieben Ju
feinen Predigten drang er am meiſten auf Ab⸗
ſchaffung modiger Kleider und Spiele und
Schwelgerey, vornehmlich aber mächte er un
auf die Juden; und erregte diefen einen: foldh
Haß, daß die Obrigkeit matiher Derter ihn
_ bitten oder zwingen inufte, entweder weiter zu
reifen, oder nicht wider die Juden zu predigen, -
die der aufgebrachte Poͤbel zu ermorden drohe⸗
te; auch kam er zuweilen da wo reiche und. ge⸗
fehente Juden und Perfonen, ‚welche Juden
brauchen konten, wohnten, in Lebensgefahr.
Bey diefem Judenhaß wendete er. überall feine
Kednerfünfte und, Volfsliche an, nach dem
Benfpiele feines Ordensbruders, Barnabas,
geihhäufer zu ſtiften. Er ſtarb 1494. zu Pas
via; die Minoriten trieben mit, dem Gadayer
allerley Poſſen/ Liegen es Wunder thun, und
verfchaften ihm dadurch einen Platz im Ver:
zeichniß.der Seligen,. ion wie, durch den Druck
eiini⸗
—A wen XL. P.. 442. In des Anton.
Sanon Lettere dell agricoltura, dell” arti
e del commercio. VI. p. 149: , ift die Jahr⸗
—*— 1459, vermuthlich ein Druckfehler.
Da
Fr
Be |
—
328 $.: Leihhaͤuſer.
einiger feiner Predigten unter den: Schriſtſtel⸗
lern des Franciſcaͤner Ordens (10).
Die Leihhaͤuſer in Italien, deren Anfang
nur bekant geworden iſt, folgen der ‚Zeit nach
> Im $..148$. unterſuchte Bernardinus
en Lihhaus zu Perugia und vermehrte deſſen
md... —
I eben. dieſem Jahre, errichtete er ein
shuliches zu Aſſiſi, welches Pabſt Innocen⸗
us beſtaͤtigte und der Stifter im Jahre 1487.
wieder beſuchte und vermehrte (57).
RE Jahre 1486. brachte er nach vielem
Widerſpruche das Leihhaus zu Mantua zu
Stande, und verſchafte auch dieſem die paͤbſt⸗
liche Beſtaͤtigung (3). Vier Jahre —
ld: I abet
6) Wadd. feriptores ordinis minorum. p 58.
Fobricii bibliorh. mediae et infimas aet. I. p.
ü. * et
(27% Wadding:XIV. p. 398 und 433. |
Es) Ste fteht ganz bey Wadding XIV. S.
dir 4II Die Pfänden jolten noch einmal ſo viel
werth ſeyn, als die geliehene Summe, und
ſolten uneingeloͤſet nad) einen Jahre berkauft
erden. Was uͤber dieginfen verordnet wors
den, will ich hier einrüden: Ä
Liceretque eis pro huiusmodi falariorum
. folutione,, ac etiem penfione domus ad prae-
miſſa in loco commodo et honefto conducen-
“vda in civitste praédicta, libris et fübhafta-
tiönibus, aliisque expenfis neceflariis pro
- Ei execu-
—
aber war es ſchon fo [ehr in Unordnung gera⸗
1... Leihhäüfer: 329
then;
executione eis commiflorum officiorum hu-
iusmodi, a perfonis mutuo recipientibus pe-
cunias didi montis, illasque reftituentibus
intra annum, 'praeter fummam mutustam,
duos dengrios pro qualibet libra ınutuata ‚eius
fummse, pro -quolibet menſe petere et recu-
. perare, et a non reftituentibus de pretio ven;
ditorum pro tempore pignorum retinere; et
fi dicti duodenarii pro libra fie colledi, in
fine anni non afcenderent ad fummam opper-
- tunam pro falariis et aliis expenfis praedidtis,
voluerunt id, quod deficeret, fuppleri de
ſumma anni fequentis; et fi fumma dictorum
duorum denariorum pro .libra fic colleäta,- in
fäne anni tranfcenderet fümmam oppörtunant
ro falariis et expenfis praedittis, voluernnt
id. quod fupersbundaret , .eisdem folventi-
bus proportionabiliter et pro ratd, ‚pro qua
folviffent, ultra reftitui, fi recuperare vellent,
“et ad hune effettum publice ſaepius procia-
mari per civitatem praediftam, quod quicum-
"Que:initendetenit rehabere portiones eis! con-
©; "tingentes de fuperabundantia praedifta col-
"le&ta! per 'exättorem duorum denariorum pro
':!}ibra, -debeant proteftari ofhieinlibus praedi-
..r
' &isinfrequindecim dies ad minus a die fibi
facti mutui, recepifle mutuo animo rehaben-
di talem pörtionein eis conitingentem, 'quan-
tumcumque parvam; alioquin decurfis didtis
quindecim diebus, proteftatione;preedidta non
fatta, intelligerentur, poft tot proclamationes
repetitis vicibus fattas,tales mutuo fecipientes,
„et:nom proteftäntes, velle, immo mandare ‚ac
'»»injungere dictis ofidislibusy.gtod difpenfent
oh ge n..? "Ppau-
j 330° 1. Leihhaͤuſer.
then, daß er neue Schenkungen erpredigen
muſte, um es wieder herzuſtellen (1?).
Viel mehr Widerſtand fand er in Florenz;
denn die reichen Juden beftacyen die Obrigkeit,
und diefe wolte zwar das Anſehn haben, als
ob fie das Leihhaus, beffen Errichtung ſchon
vor 18 Sahren befthloffen war, begünftigte,
war aber heimlich dawider, und als einmal
nad) der Predigt die Jungen die Sudenhäufer
flürmen wolten , befahl fie dem Minoriten zu
fchweigen und zur Stadt hinaus zu gehn (2°).
Inzwiſchen Fam es doch noch 1496. zu Stans
de, aber durch den berüchtigten Dominicaner,
Sieronymus Savonarola (21).
Im Jahre 1488. ſuiftete er das Leihhaus
zu Parma und wuͤrkte dafuͤr die Beſtaͤtigung
aus
properibus, * convertant in alias pias caufas
illas parvas quantitates et portiones, quae
‚+. ipfos proteftantes contigebant de difta quan-
titate fuperabundanti, amore dei, . et;pro ſuae
- ac fuorum praedeceflorum animarum ſalute,
de confilio duerum religioforum,. vel alio-
: rum facerdotum., aut aliorum bonae —
nis et famnge — — , . ee
-C'?’y Wadd. XIV. p. 516,
(2°) Wadd. XIV. 2.346. . ya.
(**) Offervazioni di D. Manni. cirea i: Agilii
sntichi. Tom. XXVII. p. 92. wo noch inan⸗
che hieher gehörige Nachrichten vorkommen.
Je Leihbaͤuſer. | 332 |
aus (22), fo wie auch fuͤr Ceſena, worin der
Zins pro ſalariis offieialium et aliis montis
oneribus perferendis beſtimt ward (23). Am
Ende diefes Jahrs war der Mind) am andern
Ende von Stalien, und renovirte das. Leihhaus
zu Aquila im Königreih Napoli (?*). J
In folgendem Jahre 1489. legte er
ſolche⸗ eben daſelbſt zu Chieti (Theate) (3235),
auch im Kirchenſtate zu Rieti (Reate) (20),
zu Narni (Narniae) (27) und zu Lucia an,
wo der Biſchof die Beſtaͤtigung gab, welche
die Juden auf alle — zu hintertteiben ſaq⸗
ten.
Im Jahre 1490. durch Vernardinus zu
Piacenza (28), der auch damals ſchon gu Ge⸗
nua ein von dem oben genanten Angelus a Eins
* io — Leihhaus vorfand (29), ders
ua gl
| 2) Wadl. xıy. p. 448. LA Hiferte dei cit-
ta di Parma di Bonavensura Angeli I. an Par-
ma 1591. 4. ® pag. 429.
(2?) Diefe Bulle des Innocent. vH. g in
der oben N. 12. angeführten Samt. ‚10.
(**) Wadd. XIV.’ past. er,
425) Wadd. XIV. p. 462 55 |
(2°) Wadd. XIV. p. 462. |
7) Wadd. XIV p 465.170 20 N)
——
Gꝰ) p. 460.. Pe
33% 1.5 Leihhaͤuſer. |
gleichen der Minorit Michael de Aquis zu Ve⸗
rona er und ein. anderer zu Milano Riftes
%: x N) ®
1491. zu Paboba, welches jedoch erſt
1493. vom Pabſt Alexand. VI. beſtaͤtigt wor⸗
den (32), imgleichen zu Ravenna (22).
1492. reformirte Bernardinus das Leih⸗
haus zu Vicenza, woman, um den Vor⸗
wurfe des Wuchers zu entgehn, den Kunftgrif
brauchte, zwar Feine Zinfen zu fodern, aber
die Schuldner zu ermahnen, daß fie, nad) ih⸗
rem Bermögen und nach ihrer Frömmigkeit,
eine Erfentlichfeit geben möchten. Weil das
durch die Leute zu ardffern Zinfen gezwungen
wurden, ald man bey: andern Leihhäufern ges
ſetzlich nn ‚ ſo ſchafte er dieſe Vervor⸗
thei⸗
—* Wadd. XIV. p. 517. wo auch die Beſtaͤti⸗
A, yon 1491. abgedruckt iſt. Cronica di
erona —38— da Pier, Zagata. In: Verona
1747: 4* I, I. p. 102 und Il, 2. p. 88.
‚(FD ritratto di Milano. di: Carlo Torre. . In -
. Milano 1714: 4* pag. 229.
(°?2) Wadd. XIV. p. 93,.482, - Merala cofmo-
graph. P. 2. lib. 4. p. m. 950., Die Beſtaͤ⸗
tigung hat Zanon lettere VI. P 152 ge⸗
liefert.
(°?) Wadd. p. 514. Hieron. Rübei- hifforiae
Ravennates. Ven. 1590. fol. lib. 7. ‚U:fo-
reftiere inftruito delle cofe notabili della cittä
di Ravenna di Franc, Belsrami. In Ravenna
1783. 8* p. 119.
“
. 2. Leihhaͤuſer. 333
theilung ab (232). Auch legte’ er in felbigem .
Sahre eines in dem Städtchen Campo ©.
Pietro ‚nicht weit. von Padua an, und'jagte
den Juden, der auf Pfänder’gelichen hatte,
von dannen (3°). Zu Baffano,-einem Flecken
in ber Taroifer Mark, und zu Feltri fand er
damals ſchon diefe Anftaltenz; aber er pifitirte
und verbefferte fie (39).
Im Fahre 1493. veranlaffete Bernardis
nus die Anlage zu Crema im Venedigſchen (?7).
ferner zu Pavia, wo er das Gutachten der -
Suriften ſuchte und zu feinem Vergnügen ers
hielt (38), inigleichen zu Gubbio im Kirchen:
ftate (39), Zu Cremona ftiftete damals ein
anderer Krancifcaner einen montem frumenti
. Pietatis,. wobey Dürftige Getraide, gegen eis
nen Zins, leihen konten, ‚dergleichen ſchon vor⸗
her zu Parma geweſen zu ſeyn ſcheint (*9).
Im Jahre 1494. half Bernardiuus end⸗
lich noch kurz vor ſeinem Tode das Leihhaus
fuͤr Montagna im Venedigſchen einrichten (* —3
und
EWadd XV. B. 6, 65.
(?°J),XV.. Pu 7. |
(2°), XV, p. 12 und 9.
Cr) XV. p. 37.
(*°) XV. p. 37. *
C?) XV. p 45.
| et XV. p.46, mo die Beſtaͤtigung abgedruckt
* XV. Ber"
95
334 1. Leihhaͤuſer.
und das zu Breſcia ausbeſſern, welches einzu⸗
gehen drohete, weil den Bedienten kein feſter
Gehalt beftimt war. (+2). Sn eben dieſem
Jahre richtete ein anderer Francifcaner das
Leihhaus zu Modena ein (23). Im J. 1506.
beftätigte Julius II. das zu Bologna (#4).
Im Jahre 1509, ward das zu Trivigi exrich⸗
tet (*°); und im Sahre ı5ı2. ſtiftete die
Eufabeih aus dem Hauſe Gonzaga, als Wit⸗
we des Herzogs Guido Ubaldus, das erſte Leih⸗
haus im Herzogthum Urbino zu en und
Ä ver⸗
— XV. p. 68. Bernardinus hielt bie Be=
foldungen für nothwendige Uebel. Speciofius
et religiofius fatebatur Bernardinus fore, &
absque vllo penitus obolo et pretio mutuum
daretur, libereque commodaretur pecunia,
fed pium opus et. pauperum fubfidium exi-
guo fic duraturum tempore; non enim, in-
quit, tantus eft ardor hominum, vt guber-
natores et officiales, montium minifterio ne-
ceflarii, velint laborem hunc omnem gratis:
ſubire; quod ſi remunerandi ſint ex ſorte
principali, vel ipſo depofito, feu exili Mon-
tium aerario, brevi hoc exhaurietur, et com-
modum opportunumque iftud pauperum re-
fugium vbique peribit. Wadd, XV. p. Al:
(*?) XV. p. 88. | {
(++) Die Bulle fteht in der oben N. 12. ange:
führten Römifhen Samlung ©. 13. auch
bey Aſcianus ©. 775.
(+5) Iſtoria di Trivigi di Glen. Bonifactio.
In Venezia 1794 klein Sol. * lib. 12. p. 501.
I. Leihhaͤuſer. 335
verſchafte demſelben fo: gar die Elbe
Münzen zu fhlagen (*°).
Die Geſchichte, von der ih hier handle
zeugt von der groffen Macht der Vorurtheile,
vornehmlich derer, die einen religioͤſen Mantel
bekommen haben. Ungeachtet der unverkenli⸗
chen Vortheile, welche die Leihhaͤuſer leiſteten,
und ungeachtet ſchon fo viele vom untrieglichen
päbftlichen Hofe beftätigt waren, eiferten gleich:
wohl viele, jedody meiſtens Dominicaner, wis
der biefe Anftalt, welche fie montes, nicht
pietatis, fondern impietätis nanten. Kein Wis
derſpruch ſcheint den Minoriten empfindlicher
gewefen zu feyn, ald der von dem Dominicas
ner Thomas de Vio, der nachher ald Gars
dinal unter dem Namen Cajetanus berühmter
geworben ift. Diefer ſchrieb ald er noch 1498.
zu Pavia lehrte, einen Tractat: De monte
pietatis. (47). Er tadelte befonderd das Neh⸗
men ber —. und den Zins, wenn er
auch
es Della zecca di Gubbio e delle gefte de’
conti e duchi di Urbino, opera di Rinaldo
Repofati. In Bologna 1772. 2 Theile in 4.*
II. p. 96 und 132.
(*7) Er fteht in ber befanten groffen Samlung
juriftifcher Schriften, die gemeiniglidy unter
dem Titel: Tractatus traftatuam angeführt
wird: TomiVL P. I. Venetiis 1584. fol, *
D Ya Man hat ihn aber auch einzeln ges
ru
\
336 1. Leihhaͤuſer.
auch gleich nur zu Unterhaltung ver Bediente
beſtimt war. Die Paͤbſte hätten, fagte er,
bie Leihhaͤuſer nur überhaupt gebilligt, nicht
aber alle Bedingungen und Mebenumftände,
auch hätten fie ausdrücklich ihre Einwilligung
nur gegeben, in fo fern fie mit den Kirchenges
feßen uͤbereinſtimmen Eönte. Dieſe Worte ha;
be man in dem Abdruck der Bulle ſuͤndlich
ausgelaſſen, er habe fie aber felbft in der Man⸗
tuanſchen Betätigung gehört und gelefen (#?).
_ Wuͤrk⸗
s) Ganz am Ende: Nota quod mons ipfe
eſt ſimpliciter approbatus et erectus ab ipſo
ſummo pontifice. Eius autem capitula ſu-
pradicta ſunt approbata cum hoc Aadiectivo
feilicet: ſaeris canonibus non eontraria. Vn-
de fi qua capitula ſunt facris canonibus con-
traria approbata non funt. . Haec autem effe
ea, quae iniuflitiam continent, nüllus du-
bitat. Non funt igitur approbata capitula
illa, quae iniufta effe faperius monſtratum
eft. Propter quod (fi ita eſt) non parum
. peccatum fuit facere imprimi fummi pontifi-
cis bullas truncatas absque illa particula fci-
licet, facris canonibus non contraria.. La-
queus fiquidem eft animarum, in quem ego
incidiffem , vel faltem absque fufpenfione
non fuiffem, nili viva voce nudiffe fic haberi
in originalibus, et calamo fcriptam particu-
Jam illam in bullse Muntuanse copia vidifle.
Ex hac quoque eadem;radice fatisfit illis, qui.
ex privilegiis et indulgentiis conceflis a Rom.
- Pont. illis qui ad montis ‚cönfervationem aut
augmentum manus porsigunt adiutriees ar- -
guunt.
1. Leihhaͤuſer. 337
Wuͤrklich finde ich dieſe Worte auch nicht in
dem Abdrucke des Waddings, der doch ex
autographo. gemacht worden, auch nicht in der
noch Altern Beftätigung fir Savona. Aber
wenn fie auch darin ſtuͤnden, fo würden fie
doch des Cajetans Widerſpruch nicht rechtfertie
gen, indem ber Pabjt in beyden das Mufter
von Perugia und die dafelbft eingeführte Vers
zinſung gut heiſſet. Den Cajetan widerlegte
der Minorit Bernardinus de Buſtis (*?)
und zwar, felbft nad) Waddings Geſtaͤndniß,
etwas zu heftig. Ferner gehören zu den Geg⸗
nern Nicol, Barrianus amd Franc. Papafava,
ein Juriſt von Padua, der in Joͤchers Ge⸗
lehrten Bericon fehle (*°). Als diefer
Streit im Anfange des fehszehnten Jahrhuns
derts wieder heftiger: zu werden anfteng, en⸗
digte ihn Pabft Leo X: endlich dadurch, daß
er auf der Lateranfchen Kirchenverſamlung in
ir ne. DER
uunt.. Jam enim, patet,, quod mons. ipfe
fanätus eft, et in ordine ad illum haec omnia
conceduntur,, Annexa tamen mala ex hoc
non approbantur,. fed potius tolerantur ad
evitatiönem maioris mali;. quo per publicos
vfurarios reg pauperum „vorantur. |
(4°) Seine fämtlicyen Schriften find zu Brefeia
1588. in Folio zufammen gedruckt. —
(?°) Die erſte Schrift iſt vom. Jahre 1496.
Bepde hat Afcianus oder Zimmermann feis
niem aoft angeführten, Werke. beydrucken laſ⸗
en. DI EZ FRE
338° x. Leibbäufer.
der zehnten Gißung 1514. durch eine befondes
re Bulle die Leihhaͤuſer für erlaubt und nüglich,
alle Zweifel dawider für ſuͤndlich, und alle,
welche ferner dawider fehreiben würden, für exs
communicirt erklärte (FT). Alle: Anweſende,
außer. einem Erzbifhofe, flimten;diefer Ents .
ſcheidung bey (2), und aus einem Schluſſe
a u EZ an der
(57) Diefe Bulle, welche in der Geſchichte der
© Reihhäufer Epoche macht, fteht in: Sm. La-
teranen, concilium noviffimum. Romae 1521.
. Hein Fol. Dieß fehr feltene Bud, welches
ich aus hiefiger Univerfitäts Bibliothek vor
mir habe, (lebt ganz abgedruckt in (Hardui-
ni) Alta conciliorum. Tom. LX. Paritig
1714. fol. *, und die Bulle ©. 1773. Auch
findet man fie in Bullario ın. Cherubini I,
p- 560. in Waddingii annal. minor. XV. p.
470. auch be) Aſcianus ©. 738. und in
4 Begerlinck theatro vitae hum. V. pag. 603.
: Man fehe auch Richerii hifloria conciliorum.
Coloniae 1683. 4.” IV,2. p.15. Der Pabft
en °
ui commodum fentit, onus quoque fentire
debeat. - =, Er’erlaubt, deinceps alios etiam
fimiles montes cum apoftolicae fedis appro-
Batione erigi pofle. - - Omnes qui contra
hanc declarationem praedicare feu difputare
“et feribere dufi fuerint, excommtunicationis
latae fententiae’ poenam incurrere volumus. -
6?) Refponderunt oınnes placere, excepto re-
— verendo patre domino Jeremia- archiepifcopo
‚© ‚Tranenfi, qui dixit, non pläcere, quia didi-
cit per experientiam,: quod praefati montes
ſaunt plus. damnofi quam vtiles. So fteht im
Protokoll. | |
beruft fich darin auf die Rechtslehre: quod
. Leihhaͤuſer. 339
ber Tridentiniſchen Verſamlung ſieht man, daß
auch dieſe die Rechtmaͤſſigkeit anerkant und be⸗
ſtaͤtigt hat (72). Nichts deſto weniger fanz
den ſich noch zuweilen Schriftſteller, die wis
derfprachen, und nicht alle Schlüffe der Late⸗
ranſchen Verfamlung, am wenigſten jenen, -
als rechtmaͤſſig annahmen. Dahin gehört
z. B. der Dominicaner Dominicus de Soto (**).
Endlich verlohren ſich alle Widerſpruͤche, und
im Jahre 1565. befahl. der paͤbſtliche Legat
Carolus Boxrromaͤus auf: der Verſamlung zu
Mayland: allen Obrigkeiten und Geiftlihen;
überall: zur. "Anlage der —— behoͤlſlich au
r KA )e cz
Vdu den nach dieſen Zeit i im Stalien erriche
töten Leihhaͤuſern will ich nur nod) das zu Ron
amd Napoli nennen. Es ift doch merkwuͤr⸗
dig, daß bie paͤbſtliche Reſidenzſtadt derglei⸗
chen erſt 1539. erhalten hat, und zwar durch
die Bemuͤhung des Franciſcaners Giovanni
Calvo — —— IH. verordnete in ſei⸗
ner
Se Dieß ſchließt Richardi in Analyfi is conci-
liorum daraus, weil Sefl, 22. cap. 8. die
Leihhaͤuſer zu den piis locis gerechnet und der
- Yufficht der Bifchöfe angewiefen worden.
(54) In Libris X, de iuftitie: et ne Y quackt, |
mer 6. \
er Waddingii annal. minor. xv. p. a47t.
(°°) Commiflario generale dell’. ordine mino-
se de’ conventuali di $, Fanciſeo.
349 1. Leihhaͤuſer.
ner Beſtaͤtigung, daß die Nachfolger des Cal:
vo im Orden und Amte jederzeit die Aufficht
über dafjelbe führen folten, weil die Francifcas
ner fi) die Ausrottung des Wuchers vorzuͤg⸗
ich angelegen fenn liefen. FT). Erſt 1539.
oder 1540. ward das Leihhaus in Napoli er⸗
richtet, Ein Paar reiche Bürger, Aurelio
Paparo und Leonardo oder Nardo di Palma,
Iöfeten alle bey den Juden verfeßten Pfänder
ein, und erbothen fich ſolche den Eignern, ges
gen Erfegung des darauf erhaltenen Vorſchuſ⸗
fes, ohne Zinfen wieder zu geben. Bald tras
ten mehr reiche Leute hinzu; viele vermachten
zu dieſer Abficht groffe Summen ;\ und der
Vicekoͤnig Toledo, der damals die Tuben aus
dem Meiche verwies, begünftigte ſolche auf als
Ye Weife. Diefes Leihhaus, welches freylich
mancherley Veränderungen erhalten hat, ift
wohl das größte in. ganz Europa, wohin faft
eine, unendliche Menge Sachen von hohem umd
geringem Werthe zufammen gebracht wird, fo
daß man es als die Niederlage der wichtigften
beweglichen Güter der ganzen Natipn anfehn
kan. Ums Jahr 1563. ift daſelbſt noch eine
andere ähnliche Einrichtung gemacht, worden:
banco
| LI Die Betätigung fFeht in Waddingii annal.
VI. p. 444. bey Aſcianus ©. 766. und in
der oben. ©. 324. Anm. 12. angeführten Sam
lung, wo aud) alle neuere darüber ergangene
nn —— und Beſtaͤtigungen abgedruckt
ind. ve ee tree Vi De dt
baneo de’ poveri, Dieſes Contor ſchoß ‚ans
faͤnglich nur den gefangenen Schuldnern d ne
Zinſen vor, aber in. neuern Zeiten,
viele Zufluͤſſe gewonuen — iebt es ge⸗
gen Pfand jedem, jedoch
ohne Zins. | Aufrgeöffere Summen nimt reg:
lanbübliche Zinſen (A Ds rg De
u welcher Zeit das erfie Leihhaus in. Ve⸗
nl errichtet. worden, * un og ut
Kant geworden (3°). Sup ‚Staa e
bie Juden lange gefi önf zu u hab —* er
den Sa wider fie. zu m nd ga
fehl, dem Bernatdinus Bi
| \reßigen Bier
ſelben zu unterfagen, ori a *
I;
Kuiip F’uom BETT N nat
>) — —* ‚Hifosia) ‚gell eitta e ——
di Napoli. in Na oli; in. 4. %, vol, }
‘P. 170. Giann ne ie lichte des
reichs Neapel; hit‘ —
Bret. ——— 4 ® V.ne⸗
he’ banehi,di Napoli; ;della —
rattato di rein Rocco. * *
Be 3 Theile in * FE p.151. Mon diefe
—* habe ich in Gotting gelebreen 4
em 1786: Sr Rachticht En a
— io Vene iu.
„3771. in 4.” vo P- 43 andelt aus
: Mirio SR Der Kr Einrichtung beffel:
| Io PEN AA
r N ad en wi —
All;
ne |
. —
—
342 1. Leihhaͤuſer.
mir, Daß die größten Italiſchen Handelsſtaͤdte
am, fpätejten diefe Erfindung genußt haben,
vielleicht weil fie erfanten, daß eine gefegliche
Beſtimmung der Zinfen, bey dem Wohlftande
der Gewerbe, unwuͤrkſam oder unnüß ſeyn
würde, ober weil die reichen jüdifhen Kauf⸗
leute folde zu verhindern wuften.
Der Namen Mons pietatis, über deſſen Urs
forung man noch Feine befriedigende Erklaͤ⸗
zung gehabt hat, Fümt, wie die Erfindung,
aus Stalien, und ift auch eben fo alt wie fie,
oder vielmehr noch älter. Ein zu einer beftims
ten Abſicht durch Beytraͤge verfchiedener Pers
fonen zufammen gebrächter Vorrath an Geld,
ift ſchon lange vorher mons genant worden.
In den erften Jahrhunderten des Chriftens
thams wurden freywillige Gaben gefamlet ,
und, bey den Kirchen von den gottesdienſtlichen
Perfonen.aufbewahrt, theild um damit die
Koften des Gottesdienſtes zu beftreiten, theils
um damit ben Armen zu helfen. Diefes Ka⸗
pijal, welches wie ein Kirchenſchatz, acrarıum
ecclefiae,-angefehn ward, wird von Prudens
tius im Anfange des fünften Sahrhunderts
inontes annonae, auch arca numinis genant (3)
Ter⸗
(. Hyinnus U. in honotem Laurentii. Der
Dichter erzählt, daß im dritten Jahrhunders
te der beidnifche praefectus vrbis u
a | co⸗
4
1, Leihhaͤuſer. 343
| oo
Tertullian nennet dieſe Collecten depofita
pietatis (92) und ba haben wir denn montes
. Drag — pieta-
Diaconus Kaurentius dieſen Kirchenſchatz
gefodert habe. V.53: —
Laurentium ſiſti iubet;
Exquirit arcam ditibus
Maſſis refertam, et fulgidae
Montes monetae conditos.
Diefe Stelle hat, fo viel id) weiß, zuerſt
4. €. Senfenberg in einer Nachſchrift zu
C. J. Meyer diflert. de montibus pietatis;
Giffae 1739, 4. p. 51. angemerft. Er glaubt,
fon damals fen fo gar der Namen mong
— gebraͤuchlich geweſen, weil V. 81.
folgt: er
f Haec oceulantur abditis
Eeécleſiarum in angulis;
Et ſumma pietas creditur,
‚. Nudare dulces liberos,;
Nber die Wahrheit zu fagen, bier bezieht
fich pietas nicht auf mons. : Den’ Chriften
wird ſpoͤttiſch ihre vaͤterliche Liebe (pietas)
vorgeworfen, da fie, um die Kirchen zu bes
reichern, „ihre Rinder und ‚Enkel arm mayb:
ten. Daß inzwiſchen dieß zuſammen gebrache
te Geld nicht allein zur Ausfhmäcdung der
Kirchen, fondern auch. zu Almofen verwendet
. . worden, it befant genug, und wird aud)
5 ‚raus: dem, was Prudentius V. 140. erzählt,
erweislih. S. Salmalius de foen. zrapezir.
= Pr4aL. und die Vorrede—
(927 Diefe:Stelfe, welche Senkenberg nicht
gekant hat, findet fich in Apologetieh' cap.
39unach der Ausgabe: des de la Cerda ©.
en 33 187:
(7 ee 1... Keibbäufer.
2 pietatis; wenigſtens zweifle ich gar nicht/ daß
ae der, Erfinder daher dieſen Namen genommen,
Ri und deswegen gewählt hat, um dadurch der
K ganzen Anftalt,ein heiliges oder religidſes An
fehm und mehr Beyfall und Unterftägung zu
verfhaffen. =, ren
Inzwiſchen ‘finde ih, daß man bereits im
\ N dreygehnten und bierzehnten Sahthhnderte in
Stalien diejenigen, Gohtore, melde „für deu
Staat ‚gegen Verpfaͤndung der Staatsgůter
und gegen Zins, Gelder anleihen muſten, |
montes genant hat (62). , In‘ dieſer Bedeu;
* | sumiit I vr
“| SER 15a RAT er ar ‚tung
| 187: Haec quafi depofita pietatis ſunt, nam
inde non epülis, non potaculisꝭ nec ingra-
ı *
. - tis voratrinis diſpenſatur y"fedegehis alendis
: humandisque/ et pueris ac'puellis re ac pa-
rentibus deftituitis, iamque domelieis feni-
bus; dtem;naufragis, „et fi.quisin ;metallis,
et fi qui in infalis, vel in, quftodiis,»dun-
taxat·ex caufla Dei ſectae, aluınni confeflio-
un mnis ſuae fant. ......
| 069) Dennoch fehlt das Wort in Glofario ma-
Bir; T, in yuali, "gun Beweife —— —
ma cum ob anguſtiam aetarii d vi, non
'Ö poßfet, ae iniguum videretun (no) fraudari ci-
V wes,
As en
1. Leihhaͤuſer⸗ 345
tung koͤmt das Wort auch in viel ſpaͤtern Zei⸗
ten bey Italieniſchen Geſchichtſchreibern vor;
und man irret ſehr, wenn man mit Aſcian und
| eicin: Abern alle ſe — montes fuͤr
—*2
tat ve
ves, qui ine —* fecuti mutuo dede-
rant, ‚media.quaedam inter has dithcultates
reperta, eft via. Nominibus. eniın , eOrUM,
quibus debebatur, tributim deferiptis annul
reditus e publico confituti funt, quina fin-
gulis centenis. Quantitates vero ipſfas in
vnum coacervatas, a, fimilitudine eumulan-
di, vulgo Montem vocavere. Idque in Ci
vitate poſtea fetvatum. Quoties refp, indi-
“get, eives fribüra perfolvunt; folutorum: ve-
‚ Aber er hat feine uclien verſthwiegen
ro penfiones anmuas percipiunt. Hi montes
eumulgtionesqne peeuniarum bellis quidem
ereleunt, pace minuuntur, ‚propterea quod
abundsnte rep. diffolutio fit crebra atque
peremtis, Quantitarum vero deſeriptarum
Ä er venditio eit civibus’inter feiet permütatio,
‚atque- (vi in,egeteris sıercimoniis) pro tem,
pore, pro.ope, ‚pro commado „. minnitnt ea.
rum precium atque augeſeit, In emtorem
enden eommoda, quae folutus Ipfe‘ percep-
turus erat, transferuntur,n Ea res facity. vti
eives ‚ad.-erebras tributörum ſolutiones per-
durent, non pereunte oımnino quod folutum
eft; fed vtilitatem, fi non magnam, atfämen
aliquam afferente. Diefe Nachricht gehört
zur Geſchichte des Actien-Haudels deſſen
ich ſchon S. 318. gedacht habe. Man ver⸗
gleiche Hr. Le Bret in Algem. Welthiſtorie
RVSo der noch einige Umſtaͤnde er⸗
zaͤhlt, die nicht bey Aretin befindlich ſind.
- —
v4 *
—
X
346 J. Leibhäufer.
eigentliche Leihhaͤuſer hält. Diefe Staatsan⸗
leihen oder montes erhielten mannigfaltige
Beynamen, bald nad) ven Negenten, die ſol⸗
the veranftalteten, bald nad) dem Gebrauche,
der von dem aufgenommenen Gelde gemacht
werden folte, bald von den Gegenftänden,
welche zur Hypothek gefeßt wurden. Dahin
‚ gehört mons fidei oder die Anleihe die Pabft
Clemens VII. im Fahre 1526. zur Befchügung
feiner. Reſidenz eröfnete (64); ferner mons
aluıninarius unter Pins IV. dem das pabftlis
che Alaunwerk verfeßt ward; mons religionis
unter Pius V. zum Kriege wider die Türken,
bie montes farinae, cardium, vini u. f. w. des
nen die Accife von diefen Warren zur Sicher⸗
beit angewiefen ward. Um die Anleihe zu er:
leichtern erfand man allerley Bedingungen, die
zur Einlage reißen Eonten. Bald gab man
groffe Intereffen, bedung ſich aber aus, daß
diefe nebft dem Kapital, nach den Xode des
Einlegers perflallen folten; bald gab man ges
ringere Intereſſen, ließ aber die Obligationen
vererben oder nad) Belieben cediren. Gene
bieffen montes vacabiles, diefe non vacabiles.
Zuweilen verfprad) der Staat das Kapital nad)
gewiffen Jahren, 3. B. nad nem Jahren,
röte bey: mons novennalis unter Paulus IV.
wieder abzutragen ; ; men behielt fich der
EStaat
ce) Man ſehe die Bulk in Bullario m, Cherub.
nl 17:
| r. Leihhaͤuſer. 347
Staat die Befugniß vor, das gelichene Kapi—⸗
tal zu beliebiger Zeit zurück zu geben; zumeilen
aber folte die Rückzahlung nie geſchehn und
die Verzinfung ewig dauren. Jene hieffen
montes redimibiles, diefe irredimibiles (9%),
Man fieht bier den Anfang der Leibrentem,
Annuitaͤten, Tontinen, der Staatsobligatio⸗
nen, aber die weitere Ausfuͤhrung uͤberlaſſe ich
dem, der die Geſchichte der Staatsſchulden,
ein artiges Thema! bearbeiten will.’ Sch ha=
be dieß nur gelegentlich angemerkt, um Irrun—⸗
gen, die faft algemein geworden find, und die
auch mir in diefer Unterfuchung Aufenthalt ge⸗
macht haben, zu heben, und merke nur nod)
an, daß feldft die Päbfte mauche der geiftlis
chen Vortheile, die fie Den montibus pietatis
verliehen hatten, auch ihren allerhöchften Ans
Yeihen beygelegt haben, um den fehlenden Cre⸗
Dit zu ergänzen. Dieß ging defto leichter am,
meil alle montes hießen, und eben daher koͤmt
es, daß Aſcianus und andere fagen, viele
Leihhaͤuſer wären von den Päbften zu Staats:
anleihen gemisbraudt worden. *
Aus den oben angefuͤhrten Beyſpielen ſieht
man, daß die allererſten Leihhaͤuſer eine paͤbſt⸗
liche Beſtaͤtigung erhalten haben, und zwar
* | des⸗
I) Burn. Gregorius Tholofanus de republi-
"ea Ftancof. 1609. 4.* lib, 13. c, 16. p- 566.
und Aſcianus ©: 753.
22 34
rar '
— N -
“ Ze 2 —
Bu’ 72 hen A —— is — —
348 1. Leihhaͤuſer.
deswegen, weil den Catholiken nur die Päbfte,
die Frage, unter welden Umftänden Zinfen
zu. nehmen find, entſcheiden koͤnnen. Dieſer
Umſtand ſcheint die Anlage derſelben außer
Stalien erſchwert zu haben; wenigſtens ſcheue⸗
ten ſich anfaͤnglich die Proteſtanten eine Ein⸗
richtung nach zu machen, bie vom Roͤmiſchen
Hofe herrührte, und nad, den herfchenden
Dorurtheile, nur von. dieſem genehmigt werz
den konte; fo wie fie aus diefer Damals nicht
‚ganz ungegruͤndeten Bedenklichkeit, nicht: eins
mal die Werbefferung des. Kalenders anneh—⸗
‚men mochten, ech FR
>... Die erfte Erwähnung eines Leihhauſes in
Teutſchland, die mir his jeßt vorgekommen iſt,
‚findet fich in der den Nürnvergern von Kayſer
Maximilian I im 5.1498, ertheilten Erlaubs
ig die Juden aus ihrer Stadt zu vertreiben,
„Dagegen aber Wechfelbänfe anzulegen, und
„mit Schreibern,. Amtleuten und. andern Per⸗
„fonen, die ſolchen vorſeyn und nothduͤrftlich
„ausmwarten, nach Mothöurft und Gefallen zu
„befeßen; bergeftalt dag fie ihren Mitbürgern,
„die ihr Handwerk, Handtierung und Gewerb
„außerhalb Entlehns Cohne Anleihe) und
Verſetzens ftatlich nicht wohl treiben oder ar⸗
„beiten koͤnten, fo oft fie wollen, auf ihr Ans
„tüchen, nach Gelegenheit ihrer Handlung und
Weſens, Geld Teihen, und darum Pfand,
Buͤrgſchaft und Verſicherung nehmen, auf
gs 5 Zeit
1. Leihhäufer. 349
„Zeit und Zeit zu bezahlen," und daun zu ge⸗
ſagter Friſt, über Bezahlung der Kaufſum⸗
„ne, ein ziemlichs zu Zins erfobern und ein⸗
„nehmen, und von denſelben Zinſen, die ob⸗
beruͤhrte Amtleute und Ausrichter ſolcher
Wechſelbank ihres Solds und Arbeit entrich⸗
„ten; und ob alsdann derſelben Zinſen Ueber⸗
maaß wäre, dieſelbe zu gemeinen Nutzen der
„Stadt Nürnberg verwenden moͤgen, als au—
„dere derſelben Stadt gemeine Gäter? (710)
Man fieht hieraus, daß bie Leihhaͤuſer
in Teutſchland zuerft unter dem Namen “der
Wechfelbänke, worunter man vorher ein je⸗
des Contor, wobey Gelder umgeſetzt und ver⸗
liehen wurden, verſtand, befant geworben find,
aber daß fie deswegen Feine Stältenifche Erfin⸗
dung find, wie Hr Prof, Fiſcher (27) meint,
das folgt doch daraus. gewiß nicht. Die Ruͤrn⸗
berger haben auc) damals noch Fein Leihhaus
‚angelegt „ fonderwerft im Jahre 1618. Das
mals lieſſen fie verfchiedene Leihhausordnungen
aus Italien kommen, um daraus das beſte zu
(0) Ich habe die eigenen Worte des Privile⸗
giums beybehalten; man findet es hinter A.
Wuͤrfel hiſtoriſchen Nachnchten von der ches
maligen. Juden = Gemeinde in. Nürnberg.
Nuͤrnd 1755: wi9-.152. . 0
(°7) Geſchichte des teutſchen Handels, I
©. 454. La N. * ———
F I,‘ u u
h ’9
350 J. Leihhaͤuſer. |
nehmen, vornehmlich aber legten fie die Augs⸗
burgifche zum Grunde, ſchickten auch die ans
genommenen Leihhausbediente nach Augſburg,
um ſich mit der dortigen Einrichtung volſtaͤn⸗
dig bekant zu machen (6°). Daſelbſt hatte der
Magiftrat im J. 1891. den Juden das Leihen
auf Pfänder verboten, und 30000 Gulden
. zum Fond eines feihhaufes bewilligt, and im
Sahre 1607. eine Leihhausordnung befant ges
macht (°?).
In den Niederlanden, in Frankreich und
Englang find die Leihhäufer zuerft unter dem
Namen der Lombarde befant geworden, defs
fen Urfprung nicht zweifelhaft it. Man weis,
daß im drepzehnten und den folgenden Jahr⸗
hunderten viele reiche Kaufleute aus Stalien ,
weldyes fand damals nur faft allein einen wahs
ren groffen Handel trieb, im jene Laͤnder gezo⸗
gen find, die damals noch wenige Kaufleute,
welche groffe Geſchaͤfte machen fonten, hatten.
Sie wurden: aud) deswegen in den meiften
großen Städten von der Obrigkeit begunftigt,
wurden aber mit der Zeit dadurch algemein
ver:
(°*) Göfingt Journal von und für Teutſch⸗
land 1784. I. ©. 504. wo man aud) die er:
fien und neuern Nuͤrnbergiſchen Leihhaus:
ordnungen eingerädt findet.
(9°) P. von Stetten Geſchichte der Stabt
Augfpurg. Frankf. und Leipzig 1742. 2 Ih.
—
in 4. L ©. 720, 789, 833.
1.. Leihhaͤuſer. 351
verhaßt, daß ſie durch Verleihung der Gelder
egen Pfaͤnder und Zinſen, den argſten Wu⸗
er trieben. Sie wurden Longobardi oder
Lombardi genant, 10 wie oft ganze Nationen
nach einem einzelnen Theile ihres sandes bes
nant werden, fo mie jeßt noch alle Helvetier
Schweißer, noch oft die Ruſſen Moſkoviter
genant werden. Sie hieſſen aber auch oft
Caorcini, Caturcini , Caurfini, Cawarlini ,
Cawartini, Bardi, Amanati, welche Benen⸗
nungen wahrſcheinlich von einigen ihrer groͤß⸗
ten Contore oder Haͤuſer entſtanden ſind; we⸗
nigſtens war damals in Florenz die Familie
der Gorfiner in groſſem Anfehn (79). Sie
hielten in den größten Dertern Contore zum
Perleihen, nahmen unmäfjige Zinſen, nahs
men Pfänder zu einem geringen Preiſe an,
amd behielten ſolche dafuͤr, wenn ſie nicht am
beſtimten Tage eingeloͤſet wurden. Dem kirch⸗
lichen Verbothe der Zinſen wichen ſie, wo es
nobthig war, dadurch aus, daß fie ſich ſolche
zum ooraus als ein Geſchenk bezahlen lieſſen.
So gar Koͤnige liehen auf dieſe Weiſe von ih⸗
nen. So nahm der König von England
‚Eduard II. im Jahre 1329. ZU feiner Reife
nad Frankreich , g000 Mark von dem Conto⸗
re der Barden, und gab ihnen dagegen. zur
Dankbarkeit eine Schuldverſchreibung auf
2. | 70009
(7°) Man fehe dieſe Woͤrter bey DU greſne.
352 - 1. Leihhaͤuſer.
7000 Mark (71). Wurden die Klagen uͤber
den Wucher dieſer chriſtlichen Juden zu arg;
ſp drohete man fie zum Lande hinaus zu jagen,
bertrieb auch wohl die, welche es am argſten
gemacht hatten, und-ließ dann die übrigen daſ⸗
felbige Gewerb mit mehr Befcheidenheit oder
Vorficht treiben; vermuthlich weil der Natio⸗
nalhandel noch zu ſchwach war, um dieſer Aus⸗
länder entbehren zu koͤnnen. Go machten es
Ludwig IX. von Frankreich 1268. auch Phi⸗
lipp der. Kühne, Zuweilen karmen ihnen auch
“pie. Paͤbſte, die doch keine Zinfen geſtatten
wolten, mit einer Vorbitte zu Huͤlfe; BUS}
bey Heinrich III. von England 1240.
In den Niederlanden bezahlten die Toms
barden im 14ten Jahrhunderte ber Obrigkeit
fuͤr die Haͤuſer, worin ſie ihre Geldgeſchaͤfte
trieben, Miethe, und etwas gewiſſes fuͤr die
Erlaubniß. So wär es zu Dordrecht 1313.
auch zu Delft 1342. (72). Als fich mit der
Zeit die eigentlichen Lombarden verlohren, wur⸗
den dennoch) jene Häufer mit derfelbigen Erlaubs
niß zu diefem Gewerbe verpadhtet (7 ?), jedoch
beftiinte endlid) die Obrigkeit den Zins, den
fie nehmen folten, und gab ihnen Horfegriften,
° (7%) Foedera IV. p. 587. DZ
72 Beweife' findet man in Beſckryving der
N ftadt Delft. Te Delft 1729. fol.* p. 555.
(3) Salmalius de foenore trapezitico. Lugduni
: Bat. 1640. 8. * p. 744. —
u 5: Besbbäufer. 353
ec der Wucher eingeſchroͤnkt ward. Von
ſolcher Verpachtung hat an nod) von 1655.
ein Beyſpiel zus Delft, Im Sahre 1578.
enipfahl — Prinz von Oranien, einen
ſo genanten Lombarden, Franz Mafafia,- dem
Magiſtrate von Amfterdant, um ihm die Er⸗
laubniß zu einem Leihhauſe auszuwuͤrken 4),
ſo wie noch mancher Erlaubniß zum Billiard
und mancher Jude einen Schutzbrief erhält, -
Sin: Sahre 1611. both der: Pächter eines: ſol⸗
hen Hauſes in Amſterdam, der in den letzten
Jahren ſein Kapital wenigſtens zu 332 Pro⸗
zent genutzt hatte, fuͤr die Verlaͤngerung ſeiues
Privilegiums viel Geld; aber die Stadt ent:
ſchloß ſich 1614. das Sombarb oder. Leihhaus |
ſelbſt Am Adminiſtration zunehmen, oder felbft
ein ſolches anzulegen. So gefcheut auch dieß
war, fo entftand dennoch ein Streit uͤber die
Rechtmaͤſſigkeit deſſelben/ die! Mareſtus (75)
und Claud Salmaſius zu behaupten ſuchten
Zu Bruͤſſel iſt das öffentliche Leihhaus oder
Lombard 1619. Dad zu Antwerpen 1620. das
zu Gent 1627, errichtet (20). Alle dieſe wur⸗
denn durch den Erzherzog. Albert; gleich nach
dem Antritte der Statthalterſchaft, auf An⸗
rathen
De koophandel van Amferdam,. "Te, Rot-
terdam 1780. 8. ® L. p. 221.
| >). de Marers di," de trapezitis. Ei
(7°) Aftlahus S 773-- Aus David. a "Manden
difeurlus morales in decalognm, p- 936.
356 2. Bezeichnung dev Metalle.
VE ru,
2,
Chemiſche Bezeichnung der
Metalle. |
gr diejenigen: Metalle, welche am ehe⸗
ſten bekaut geworden ſind, naͤmlich
Kupfer, Eiſen, Gold, Silber, Bley, Queck⸗
ſilber und Zinn, mit denſelbigen Namen, wie
die naͤchſten Himmelskoͤrper, die uns am groͤß⸗
ten erſcheinen, benant, und mit denſelbigen
Zeichen angedeutet werden, fo entſtehen die
Fragen, ob dieſe Namen und Zeichen zuerſt
den Planeten oder den Metallen gegeben ſind;
wann, wo und weswegen man ſie gewaͤhlt
hat‘; und warum fie von den Planeten auf die
Metalle ; oder von diefen'anf jene angewendet
worden. Mit völliger Gewisheit läffen ſich
dieſe Aufgaben ; zwar nicht beantwortet, wenig⸗
ſtens nicht vor mir; dennoch laͤßt ſich daruͤber
etwas ſagen, welches dem, der Unterſuchun⸗
gen dieſer Art liebt, und ſie nicht ſchon ſelbſt
angeſtellet hat, angenehm ſeyn kann.
Daß die jetzt noch gebraͤuchlichen Namen
zuerſt den Himmelskoͤrpern, und ſpaͤter den
Metallen gegeben worden, das iſt wohl außer
ni io wie auch, daß fie von den en
en
nn EFF An Al BR nenn er
. VDeheichnung der Metälle 347
chen auf die Roͤmer und von dieſen aufund ge.
kommen find, Auch iſt es eben fo vermuthlih
als erweislich, daß fchon Ältere Natiunen eben
Diefen Himmelskörpern andere Namen beyge-
legt haben. , Die: allerälteften fcheinen, nach
einigen noch vorkommenden Beyſpielen zu ur⸗
theilen, von irgend: einer Empfindung, melde
fie in den Augen der Menfchen erregen, abge⸗
leitet zu feyn. Unwahrſcheinlich ift es auch
nicht, daß die Planeten fehon von den alten
Aegyptern und Perfern nach ihren: Goͤttern
genant worden, und daß: die Griechen dieſe
Namen nur in ihre. Sprache übertragen oder
überfeßt haben (4). Der Einfall, die Pla⸗
neten den Göttern zim Aufenthalt anzumeifen,
oder fie wohl gar felbft für. Götter zu halten,
iſt, der. wahrfcheinlichften Vermuthung nach,
dadurch veranlaſſet worden, daß die rohen
Voͤlker die Sonne, wegen ihres wohlthaͤtigen
und unentbehrlichen Einfluſſes auf allesKörper
der. Erden, entweder für die Gotheit ſelbſt ans
gefehn, oder als den Sitz, wenigſtens als
das Sinbild derſelben, goͤtlich verehrt haben.
Als mit der Zeit auch Helden und Perſonen,
welche ſich durch außerordentliche Verdienſte
() Man fehe Goguet Urſprung der Geſetze
und Kuͤnſte. II. S. 363. woher auch dasies
nige genommen iſt, was Bailly darüber am
Ende feiner Hiftoire de-1 äftrönomie'ancien-
ine," Paris 1775. 4: geſagt hat.
A—— 6 7
111. Theil.
I er
358. 2. Bezeichnung der Metälle,
ehrwuͤrdig und unvergeßlich gemacht hatten, -.
goͤtliches Anfehn erhielten, wies man aud dies _
fen Göttern befondere Himmelskoͤrper an,
wozu freylich, außer Der Sonne, der Mond und
die Planeten am ſchicklichſten ſchienen (2).
Nach welchen Geſetzen dieſe Vertheilung ge⸗
macht worden, oder warum der eine Planet
eben dem Saturn und keinem andern gewidmet
worden, das hat nicht einmal Pluche, ſo viel
ich weis, zu errathen gemeint (2); auch ſind
die Alten ſelbſt nicht wegen dieſer Vertheilung
einig (*). Als num einmal die Planeten den
Göttern gewidmet waren ,. fo gieng die Thor⸗
heit, die nie da aufhört, wo fie anfängt,. weis
ter, und fchrieb ihnen die Eigenfchaften.: und
Wuͤrkungen zu, die fchon vorher den Ööttern,
nad) denen fie benant worden, angedichtet was
ren. - Dieß gab mit der Zeit den Stof zu der
grundlofen Sterndeuterey; da mufte der Pla⸗
net Mars, wie der Gott dieſes Namens, den
(?) Fablon/ki pantheon Aegyptiorum. Francof.
‘ad Viadr. 1750. 8. * im den: Prolegomenis
pag. XLIX. | | |
(?) Einige Bermuthungen bat er fi doch dar⸗
über erlaubt, in Hiftorie des Himmels.
Dresden 1740. 2 Theile in 8. * I. ©. 64.
(*) Die Widerfprüde hat Goguet in einer
Anmerfing ©. 370. angezeigt; noch beffer
lernt mar fie kennen aus Hugini ‚poeticon
aftronom XLII, nad) der Ausgabe des. yon
Stavere. 9. 496 : | vi
8
2: Bezeichnung der Metalle. 319
Krieg, Venus die Wohlluft lieben und. verans
laſſen
Nun folgt die Frage, warum denn auch
die Metalle’ auf gleidye Weiſe unter den Göts
tern vertheilt und nad) ihnen benant worden?
Unter allen: Bermuthungen ſcheint mir folgens
de die meifte Wahrfcheinlichkeit zu haben. Die
Anzahl: der wergötterten Planeten machte bie
Zahl Sieben. den Aegyptern, Perferi und ans
dern Völkern ſo heilig, Daß alles, was in
der Anzahl auf fieben ſtieg, oder was ſich
nur durch diefe Zahl ganz auftheilen ließ, eine
Verwandfchaft, eine Aehnlichkeit oder irgend‘
eine Beziehung auf einander haben mufte (?).
Sp muften denn auch die fieben Metalle zu den
fieben fo genanten Planeten und mit diefen den
Göttern gehören, und nach diefen benant wers
den. Feder. Gott erhielt ein Metall, deſſen
Entftehung und Gebrauch unter feiner befons ı
dern Vorfehung und Megierung ftand, uud
jedem Metalle wurden die Kräfte und Eigens
ſchaften des gleichnamigen Planetens und Got⸗
tes zugefchrieben, wodurch mit der Zeit manz
cherley Grillen der fo genanten Alchemiſten ent⸗
ſtanden ſind.
Die aͤlteſte Spur von Vertheilung der Mes
talle unter den Goͤttern findet ſich, ſo viel ich
Wa, Weis,
(°) ER i i panth. proleg. p. Lv, LVI, Vos-
ſus de.idolol. II, 34. p. 489 Bruckeri hiftor,
pbilof, 1, p. 1055.
>
— nn ent.
2
360 2. Bezeichnung der Metalle
weis, bey dem Gottesdienſt der Perſer. Ori⸗
genes widerlegt den Celſus, der den Chriſten
vorwarf, daß ihre ſieben Himmel nebſt der
Leiter, die Jacob im Traume ſah, aus den
Geheimniſſen des Mithras hergenommen wäs
ren. Da wären, ſagt er, der Umlauf der
KHimmelskörper vorgeftellet worden durch fies
ben Stuffen, die zu eben fo viel Pforten führs
ten. “Die erfte Pforte fey von Bley, Die zwey⸗
te von Zinn, die dritte von Kupfer, die vierte
von Eifen, die fünfte aus einem vermiſchten
Metalle, die fechfte von Silber und die ſieben⸗
te von Gold gewefen. Die bleyerne forte
habe den lang daurenden Umlauf:des Saturns,
bie zinnerne den Glanz und die Weichlichkeit
der Venus, die dritte. den Juppiter, die vierte
den Merkur, mit deffen Stärke zur Arbit
und Geſchicklichkeit zur Handlung, die fünfte
den Mars, die fechfte den Mond und die les
te die Sonne angedeutet (9). Hier iſt offens
u er bar
(6) Contra Celfum lib. 6, 22. p. 161. Celfus
, de quibusdam Perfarum mytteriis fermonem
facit.. .Harum rerum, inquit, aliquod repe-
situr in Perfarum do£trina Mithriacisque eo-
sum myfteriis veftigium. In illis enim duse
caeleftes converfiones, alia ſtellarum fixarum,
errantium glia, et animae per eas tranfitus
quodam fymbolo repraefentantur, quod hu-
iusmodi eft. Scala altas portas habens, in
ſumma autem’oltava porte. "Prime portatum
plumbea, altera ſtannea, tertia ex gere, quar-
KR LIE GT
| 2. Bezeichnung der Metalle. 361
bar eine Spur von der metallurgifchen Aftros
logie, wie fie Borrich nennet, oder von der
aftronomifchen oder mythologifchen Benennung
ber Metalle; aber fie weicht von der jeßt ges
bräuchlihen ab. - Nach diefer_ gehört Zinn
dem Juppiter, Kupfer der Venus, Eiſen dem
Mars und das vermifchte Metall müfte wohl
| dent
ta ferrea, quinta ex dere‘ mixto, fexta ar-
gentea, feptima ex auro. xAua& Unbırulog,
drı d' aury wuAn Oydoy. 3 mpory rwv vuloy
noAıßdov, 7 dsurspn xaoaırepov, 7 TpIT7 KaA-
KU, rerœopry audypov , N REATTN HRLDXSOU
vorionxrog, FERnTy apyvpbu, Kpvoov y E&ß-
don: Primum aflignant Saturne, tarditatem
‚4llius Gderis plumbo indicantes: alteram Ve-
neri, quam refezunt, vt ipfi quidem putant,
ftanni fplendor et mollities; tertiam Jovi,
aheneam illam quidem et folidam ; quartam
Mercurio, quia Mercurius et ferrum, vter-
que operum omnium tolerantes, ad merca-
turam vtiles, laborum patientiffimi. Marti
quintam, inaequalem illam et variam propter
mixturam, Sextam, quae argentea eft, lu-
+ nae; feptimam auresm foli tribuunt, quia
folis et lunae colores’haec duo metalla refe-
zunt: Ich hofte über diefe Worte einige Er-
läuterung bey den Herausgebern des Origes
nes und bey denen,, welche von den Perfifchen
Gotheiten ausführlich gehandelt. haben, zu
finden... Uber ich fche dieſe Stelle weder von
Hyde, noch von Philipp a Turre, deſſen
Monumenta veteris Antii in Thefauro anti-
uisat. et hiftor. Iraliae VI, A. ſiehn, noch
n Banier Goͤtterlehre angeführt.
Aa 3 |
362 2. Bezeichnung der Mekalle:
dem Merkur gehören. Die Vermuthung des
Borrich ift allerdings wahrſcheinlich; dap die
bfchreiber des Drigenes, entweder aus Un⸗
wiffenheit oder Unachtfamkeit die Namen der
Götter verjeßt. haben; denn wenn man auch
annehinen wolte, daß man in diefen Beuen⸗
nungen anfinglich eben fo wenig als in der Bes
nennung der Planeten einig geweien, und daß
fie erfi mit. der Zeit feft beftimt worden, : wos
von gleidy Beweiſe folgen werden, ſo muͤſte
man doc geftehn, daß die bey dem Drigeneg
angezeigten Urfachen der Benennungen ſich nad
der jeßigen Leſeart nicht gut ſchicken, Dagegen
alles viel beffer zutrift, wenn man bie Namen
fo umfeßt, wie fie jeßt gebraucht werden *
| Ä ieſe
7) Di. Borrichius de ortu et progreſſu Che-
miae. Hafniae 1668. 4. * p. 29. will die
Worte fo ordnen: fecundam portam faciunt
Jovis, comparantes ei ftanni fplendorem et
mollitiem; tertiam Veneris aeratam et foli-
dam; quartam Martis, eft enim laborum pa-
tiens, neque ac ferrum celebratus homini-
bus; quintam Mercuris propter mifturam in-
aequalem ac variam, et quia negotiator eft;
fextaın lunae argenteam ; feptimam folis au-
ream. Hr. Hofr. Bichhorn erinnert mid)
biebey an bie ficben Mauren von Cebatana ,
der — in Medien, deren aͤußerſte
die niedrigſte und jede folgende etwas höher
als die nächft gorhergehende war, fo daß eis
ne über Die andere hervor ragte. Jede hatte
eine befondere Farbe. Die Außerfte war wei
ic
2. Bezeichnung der Metalle 363
Dieſe aftrologifche Benennung ber Metalle
muß auch; zu den Brachmanen nad) Indien ges
kommen ſehyn. Denn dem Apollonius ſchenkte
ein Brachman ſieben Ringe nach den Namen
der ſieben Sterne oder Planeten, wovon er
taͤglich einen am Finger tragen ſolte, und zwar
nach den. Namen dev, Wochentage (2). Das
kan wohl nicht anders gut ausgelegt werden
re X als
die zweyte ſchwarz, bie dritte purpurfarbig,
22% die pierte blau, die fünfte roth oder vielmehr
1% pomeranzenfarbig, “die fechfte ‚hatte verſilber⸗
te und die fiebente, oder. innerfte vergoldete
ESpitzen. So erzählt Herodot I, 98. ©. 47-
nmnd eg ift mir nicht unwahrfcheinlich, daß
. aud) dabey am bie fieben. Planeten. und fieben
Metalle gedacht ift, obgleich der Gefchichts
ſchreiber nichts davon meldet.
-(8) Philofrar. vita Apollonii IH, art. p. 130.
One) d8 d Azuız au) danrukloug Emre röv Ixp-
8 2 yus.ra AmoAlwviw doüvey ,. rüv.drre Erw.
2... .vunoug sdpem Öug .Dopeiv röv AmoAAwviov
In. are Eux Moog TE Ovonare TÜV UERWV.
Scribit praeterea Damis, jenen feptem
annulos Apollonio dedifle, ftellarum feptem
.. :nominibus infignitos,, quos fingulos geftave-
sit Apollonius, ynum poft alium, vt dierum
‚ ,. nomina id ferrent. Wie mag der Mittewochs⸗
ring gemacht gewefen feyn? vielleicht ift er
hohi und mit Quedfilber gefuͤllet gewefen.
„. .. Gefner meint in Commentariis fociet. fc.
3, Etting. 1753. IM. p. 78. . bie Ringe moͤch⸗
ten wohl nur unter gewiſſen Sonftellationen
gegoſſen oder gemacht geweſen feyn.
—X Aa 4*
585 2 Beheidinung der Meile
als fo, daß er den goldenen am Sontage, den
filbernen am Montage ,' den. eifernen am
Dienſtage u. f. tv. tragen ſolte. Anfpielungen
auf dieſe Benennung der Metalle nach ven
Goͤttern kommen bey den Alten hin und wieder
vor "Didpymus nennet in feiner Erklaͤrung
der Iliade s den Planeten Mars, den eiſernen
Stern (9). Voͤm Artemidor wird dem,
der im Traume etwas mit dem Mars zu thun
gehabt, eine chirurgiſche Operation gedrohet,
mit dem buͤndigen Beweiſe, daß Mars das
Eiſen bedeute (10). Auch Heraclides ſagt
in feinen Allegorien ©. 495. Mars werde
mit Mecht für das Eifen gehalten. Pindar
fehreibt das Gold der Sonne zu (T).
Ä Auch
(?).2mel yaa d."Apsng asp, 0 Tidrpsios #u-
Aouusvoq. —
C(0) Oneirocritica V, 87. Vifus eſt ſibi quis a
Marte iniri, affectio ipſi facta eft circa ſedem
“et meatum, et cum non poſſet alio aliquo
modo eurari, ſectione vſus curatus eſt. Signi-
ficabat enim Mars ferrum, quem ad modum
etiam conſuetudine transnominative per me-
tonymiam appellamus, —
(**) Iſthm. od. 5; v..t,. Hieher gehören auch
manche Stellen des Euſtath. zu Homers
Iliad. 2. p. 259. imgleichen folgende Stelle
‚des Conftantinus Manaſſes, Da wo er Die
Schöpfung der Geftirne befchreibt in Annales
nad) Meurſius Ausgabe, Lenden 1616. 4-
p- 7. und p. 265. Saturnus Digeleapk., SO
tz oxe@
2. Bejeichnung'der'tMedälle: 36
Auch Plate’, der in Aegypten ſtudirt hats
te, Scheint diefe Benennung und Deutung der
Metalle angenommen zu haben ‚"weniaftens
Herfichert ſolches Marſilius Ficinus = -
Ich habe jedoch noch Feinen andern Wen
dafür finden Finnen, ald nur, daß er erzählt,
auf der Inſel Atlantis wären die aͤußerſten
Mauren mit Kupfer, die Ännern mit Zinn be;
legt, die Schloßmauren aber von Gold: gewe⸗
ſen (123. Unwahrſcheinlich iſt es freylich
ea ser
lore plumbeo; Juppiter, vt argentum fplen-
| — Mars —— Ka
inſtar auri puri puti lucebat; (Venus vti
Ä er inftar aeris, rubebat;
Aana in morem glaciei pellucida fuam et
- ‚(äpfa lucem.emittebat; u. f. w. Euſtath. zu
Dionyſ. Perieges, v..288: ‚10 neraAAov od
xXpvaods.TB Hilo dvdxeıry. Aurum foli
dedicatum eft; nicht foli accumbit, wie
‚Bertrand überfest hat. Olympiodor braucht
Pr ber gleich folgenden Stelle das Wort eben
v
nis ‚opera. Francof, 1662. fol. #" p, 1097.
Commemorat et metalla,. vt per feptem me-
talla, ſeptem planetarum influxus intelliga-
mus, generstionem omnium moderantes.
Aurum quidem foli, argentum lunae, plum-
‚„bum Saturno, Eleätrum Jovi, ferrum et aes
Marti, Veneri orichalcum, Mercurio ftan-
num Platonici tribuunt.,
(*?) pag. 1165. Muri, qui exteriorem orbem
elaudebat, ‚fuperfieiem omnem aere tenui
A Aa5 veſti⸗
.. 2) In feinem Vorberichte zu Critias Plato-
4
3566 2. Bezeichnung der Metalle
nicht, daß Plato jene Perſiſche oder vielleicht
Aegyptiſche Vorſtellung angenommen hat, wie
er denn auch die Planeten den Daͤmonen an⸗
wies; aber vielleicht haben doch nur erſt ſeine
Robnger ee r ' ——————— Ge ee
| veftierunt; eius vero Qui interiorem, anno;
“ erus denique: gui- eireumdabat-arcem, -ori-
chaleo, igneo fulgore corufco. Regio vero
ipla intra’ arcem, ita conſtructa. In medio
facrum et inaccefibile Clitonis Neptunique
templum, aureo-ambitu circumdatum.
ed Vermuthlich hat Ficinus fi ch auf folgen⸗
de Stelle in Olympiodori commentarii in me-
zeora Ariftor. bezogen, die ich, weil fie merk=
würdig tft, und weil diefes Buch felten vors
koͤmt, ganz abfchreiben will. Sie fteht in
der Ausgabe von Venedig ‚1551. Fol. * ib. 3.
p. 59. b. Istov de na) rouro, örı Jerog Tlps-
zihog ev rolg. dic T Lusov Urouvfuadıy &vayesı
— TE — neral)a eig rode entre aArvmu£voug , A&-
ywv dvansiaIoy Tov — noMBdov rw Koovo
cıx ro Bapv 177] suyvov #0) Vuxpdv.: Te d%
AAsnrpov. r@ Alı din vo Eunparov 1775 Lwovo-
‚vov roũ dsepog, Öpdıwg 3 x ro ulyu —*
repov &si xAꝑugoũ x] Euxpxrov. To de “Apsi
700 aldypov, die To rıunTınov a 179 HAlg
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ö& Troy xpvoov, wodvel aıyy Qwrög dvri.
A@ppodiry dE rov xeAnoy die. ro KuInpov,
2 Or aknolov est Tod gAlov, "üorep 02)
xahndg rod xpvooo. "Epuy 68 röy ungalre-
" p0ov dı2 10 dia Dav&c IR sılmvov, Ku de no
die ro wAyslov Eivay rc ceAyvye, womep ©
uxoalrepog Toö Kpyüpov., Ty ds. Zeijvg vor
di
1J
2. Bezeichnung der Metalle, 367
Sie fcheinen Haben von ber jeßt üblichen Ber
nennung abgemwichen zu feyn, indem fie der’
Venus das Kupfer ober das Meffing, deffen
vornehmfter Beſtandtheil freylich Kupfer iſt,
dem Merkur das Zinn, dem Juppiter das
| Clek⸗
————
cod Xu) Pureworspos YlveoIoy, woren yj 08-
Anvn Umo Tod Yılov naraixumsrog. Alud
“ quoque fciendum, . quemadmodum divinus:
Proclus in fuis in Timaeum commentariis ad.
- feptem planetas metalla omnia revocat; cum,
dicit plumbum quidem Saturno dicatum
propter vim gravem et triltem et frigidam.
Electrum autem Jovi propter naturam ſideris
temperatam et vitae largientem. Simili aur
tem modo et migma; migma vero maiori
seftimatione dignum eft magisque tempera-
tum quam dit aurum. . Marti vero ferrum
eoniacrat propter scutum ruboris et vim eae-
- dendi. „Soli autem aurunı ipfum, tanquam
qui vniverfi Inminis fons exiftat. Vult aes
deinde Veneri dicatum propter floridum ful-
orem et quia fole non omnino diverfam ha-
. bet naturem, ficut aes quoque ad auri fpe-
ciem propius accedit. Mercurio vero ftan-
num proprium dicat propter translucidum
et fulgidum nitorem; fimulque quia lunse
proximus adiacet, ficut ftannum prope ar-
genti naturam eft. Lunae auteın facrum ar-
‚gentum eft, quoniam argentum auro in pro-
ximo adiacens lucem ab ipfo auro accipere
videtur, et fplendidus efici more Lunae,
‚quae luce folis vndique colluftratur.. Nach
der Veberfeßung des Camotius, die zu Ves
— 1567. Fol. * beſonders gedruckt iſt
. 303. — *O
368 2 Bezeichnung der Metalle;
Elektrum gewidmet haben; Letzteres war eine
Miſchung von Gold und Silber, und ward
deswegen vermuthlich als. ein befonderes Mies
tall angenommen, weil man anfänglich dieſe
edlen Metalle nicht zu ſcheiden verſtand (159.
"Die Zeichen, womit man. die Planeten:
und Metalle anzubeuten pflegt, wenn man ihs
re, Namen nicht. ausfhreiben will, find. ein
warnendes Beyfpiel, wieder Wis in etwas
= Sinn uud Verftand hinein zwingen kan, der
| doch urfprünglich nit darin gewefen iſt. Die
Fr: Antiquarier und Aftrologen, nad) deren Mieys
| nung die Planeten diefe Zeichen zuerft erhalten
haben follen, ſehen ſie für Attribute der gleiche
4 namigen Ödtter an. Der Kreis ift bereits im
» den aͤlteſten Zeiten und. ſchon bey den Aeghp⸗
| tern das Ginbild der Vollkommenheit und der
Gotheit geweſen, und ſcheint ihnen deswegen
ſehr gut für den Charakter der Sonne gewählt
zu ſeynz um fo mehr da er, wenn er mit klei⸗
‚nen
(*3) Eben diefe Vertheilung, welche den Pla-
HA tonifern zugefchrieben wird, findet fich auch
bey dem Scholiaften des. Pindars, beym
Anfange ber zten Sftthmifchen Ode, S-459.
ändsw dE Tüv dscpwy, Üy rio Muaysroye
' HAlw pbv 6 xpuaos. Zeryum de; d-dpyvpog.
Apsi, ‚aidnpoc. »Kaovw, moAußdos. Al, Yisa-
po Epufs uuooirepog. ABdpodirys xai-
#05. Dieß beftätigt, was ic) fchon. vorher
efagt habe, daß man anfänglich nicht in der
ertheilung ganz einig nee ift.
efaon,
ertirych
j j
|
|
2 Al
a Par }
* ——
2. Bezeichnung der Wetalle. 369
nen Strichen umgeben wird, die Abbildung der
firahlenden Sonne abgeben fan. Der halbe
Kreis ift auf gleiche Weife das Bild des Mon
des, des einzigen Himmelkoͤrpers, der ben
bloffen Augen unter diefer Öeftalt erſcheint (" ©).
Das Zeichen % foll die Senſe des Saturns,
2, den Blitz des Tuppiterd, 7 bie Lanze des
Mars nebft. feinem Schile, 9 den Spiegel
der Venus uhd Y den Schlangenftab des Mers
furs vorftellen (*17). Ä un
Mit diefer mythologifchen Deutung koͤmt
die, welche die Chemifer gemacht haben, nur
in dem Zeichen des Goldes überein. Dieß
war das volfommenfte Metall, von dem ihnen
die übrigen in verfchiedenen Graben abzumeis
chen ſchienen. Das Silber, was ihm am naͤch⸗
ften fam , erhielt alfo nad) ihrer Vorftellung,
nur einen halben Kreis, den man der Deuts
lichkeit wegen Doppelt zog, wodurch auch eine
gröffere Aehnlichkeit mit der merkwürdigften
Geftalt des Mondes, deſſen Namen dieſes
Metall bereits erhalten hatte, gewonnen ward.
| Ale
(25) Clemens Stromatum lib. 4. p. 556. wo
er von dem Ägyptifchen Hieroglyphen rebet:
Qui folem volunt feribere, faciunt circulum ;
lunam autem, figuram lunae cornuum for-
ıham praefeferentem, convenienter ei formae,
quae proprie dicitur, |
(17) Riccioli Almageft. novum, VI, 1. vol. I.
P. 480. 420**4 Er FRE {
ud
—
370 2. Bezeichnung der Metalle.
Alle uͤbrigen Metalle erhielten, nachdem ſie
mehr oder weniger dem Golde oder Giber
aͤhnlich zu feyn ſchienen, Zeichen, die aus den
Charakteren der Adlen Metalle zufanmen ges
ſetzt waren (1°). Im Zeichen % erblicken die
Adepten das Gold mit der Silberfarbe; das
untergefeßte Kreuz, welches fogar ſchon unter -
den Aegyptiſchen Hieroglyphen eine unbekante
Molle fpielt (49), deutet ihnen,’ ich meis
nicht wag an, ohne, welches das Queckfilber
Silber oder Gold feyn würde. Dieß Etwas
ſteckt aud im Kupfer, deffen mögliche Vers
wandlung in Gold das Zeichen 9 meldet. '
Eben eine ſolche vornehme Verwandfchaft per»
ſichert das Zeichen Z, woran ‚gar ‚nur das
halbe
62 Wilh. Chriſtoph Kriegsmann Taaut.
oder Auslegung der chymifchen Zeidyen, das
. - ‚mit die Metallen und andere. Sachen: von
: Alters her bemerkt werden. Frankfurt 1665.;
. 6Bogen in 8. — enthält nichts als alchemi⸗
F ns berwiß, — Bey Unterfuchungen dies
ſer Art halte 8 für Pflicht, auch ſolche
Schriften zu nennen, deren Titel Beyträge
zu verfprechen fcheinen, und bie dennoch
nichts brauchbares in ſich haben; nämlich
um den Lefern zu fagen, daß man fie fenne,
und um ihnen die Mühe zu ——— ſie
aufzuſuchen und zu leſen. TER +
9) Jablonfki panrheon Aegypt. I. p.282, 283,
287. und II, p.131.. Er macht ein Ding
Daraus, mas fich nicht gut ‚nennen läßt.
‚ Kircheri oedipus Aegypr.. Tomi IL P. r P-
399. Römae 1653. fol, *
2;
2. Beseihnung der Metalle. z7ı -
halbe Kreuz auf. eine geheimnisvolle Weife am
‚gebracht iftz denn, nach ber richtigften Leſeart,
fehlt oben. die Spige, oder bie fenfrechte Linie
fol nur bis an die horizontale gehn, nicht fie
durdfchneiden. Im Stahle ift das philoſo⸗
phiſche Gold verſteckt, deswegen giebt es aud)
fo herliche Arzneyen. Vom Zinn iſt die ganze
Hälfte Silber, die andere Hälfte dns unbes
ante Etwas; deswegen fteht im 2, das Kreuz
neben dem halben Monde Im Bleye hat
dieß Etwas die Oberhand, doch ift noch ‚eine
Aehnlichkeit mit dem Silber bemerklich; dies
ferwegen fteht auch in deſſen Zeichen das Kreuz
_ oben an und ſchlept nur rechts. das Gilberzeis
hen hinter fich her (2°). - |
Die mythologifche Deutung Fan nicht Alter
als die griechifche Mythologie felbft feynz aber
die chemifche laͤßt ſich höher hinauf bringen,
Man will fie -für Yeberbleibfel der Aegypti⸗
fhen Hieroglyphen ausgeben (21); man will
fie auf der Tafel der Iſis erkennen und brandjt
fie ald einen Beweis des hohen Alterthums,
wo nidt des Goldmachens, doch wenigftens
der
(*°) Boerhaave elementa chemiae. Lugd. Bat.
1732. 4.* I, p. 32. Auch Kircher a. a. O.
Seite nu Sa —
G6) Goguet II. ©. 370, 371, haͤlt fie-für
Ueberbleibfel uralter Hieroglyphen, „glaubt
aber, daß wir fie in ihrer jegigen Geftalt von
fi
„ben Arabernserhalten haben... °
24
372 2. Bezeichnung der Metalle,
ver Chemie; auch ſchickt fie. ſich fehr wohl zw
den mandherley andern Charakteren, wodurch
bie Adepten ihre Weisheit rathen laſſen wollen.
WII man inzwifchen über beyde Auslguns
gen ohne Vorurtheil erkennen, fo wird mans
nöthig finden, ſich mit der älteften Geftalt dies
fer Zeichen befant zu machen, die, nad) aller
MWahrfcheinlichkeit, fo wie die Schriftzüge,
mancherley Veränderungen erlitten haben, chr
daraus die jeßige Bildung geworden ift. Sch
weis jedoh nur, drey Gelehrte zu nennen,
welche fi die Mühe genommen haben, diefe
Züge oder Zeichen aus alten Handfchriften zu
fomlen, naͤmlich Salmaſius (22), Du
Cange (?3) und Guer (?*). Weil ich bes.
fürge, man möchte mirs verdenfen, wen id
fie hier nachftechen laffen wolte, fo toill ich nur
die Schlüffe, welche fi) darans ziehen laſſen,
kurz angeben. Sch muß aber zum voraus ers
Innern, daß die Älteften Handfchriften in ben
Bedentungen diefer. Zeichen fehr von einander
— — entweder weil ſie zu ihren Zeiten
noch
(22) Plinianae exercitat. in Solinum p. 874.
+ (23) Gloflarium ad feriptores med. et infimae
"Graeeitatis. Lugduni 1688. "fol. #. Hinter
dem 1 Mn yange ©. 5 und 8
- (2*) In feinen Annterfungen zu Manilii a/Pro-
" nomicon, die hinter der usgabe des Micael
u. Kayus in har en Pati iis 1679. 2,
p. 80. ſtehn.
Runen ah
2. Bezeichnung der Metalle. 373
noch nicht ganz beſtimt geweſen, oder weil
mancher vermeinter Adept ſeinen Unterricht
durch vorſetzliche Verwechſelung der Zeichen
noch raͤtzelhafter zu machen geſucht hat; jedoch
mögen manche Fehler auch von den —
bern gemacht ſeyn. |
Die Bezeichnung des —8* iſt, nach der
aͤlteſten Bildung, offenbar die Abbreviatur
des Wortes Ioveos geweſen, worunter die
Griechiſchen Mathematiker den Mars verftanz
ben (2°); es ift nämlich anfaͤnglich das große -
® gemwefen, woran oben der legte Buchftab,,.
naͤmlich das ⸗ gehenkt worden. Das Zeichen
des Juppiters iſt urſpruͤnglich der Aufangs⸗
buchſtab von Leus, und in den aͤlteſten Hands
ſchriften der mathematifden, und aftrologifchen
Bücher des Julius Sırmicus ift dazu blos
der große Buchſtab Z. gebraucht, dem man
‘ mit der Zeit, um die Abkürzung Eentlicyer zu
machen, ‚am Fuße noch den ‚legten Buchſta⸗
ben s anhenkte. Auch der vermeinte Spiegel
der Venus tft nichts weiter ald der etwas vers
zogene Anfangsbudftab von PwrDogos, dem
Namen diefer Gotheit. Die vermeinte Senfe
des Saturns ift nad) und. nad) aus den bey⸗
ben erften Buchftaben des griechifhen Namens
Keovos geworben, welche die Abſchreiber, um
Zeit
Dieß beweiſet Salmaſi— us ©. 872.
„Alk, Theil. Bb
2
ee -
374 2. Sezeichnung der Metalle.
Zeit zu erfpahren, immer bequemer, aber auch
unkentlicher gemacht haben. Um in dem vor⸗
geblichen Schlangenftab des Merkurs die ers
fen Buchfiaben feines griechifhen Namens
ZriAßav zu erkennen, darf man nur die Ab⸗
breviaturen in den Alteften Handfchriften. ans
fehn, und dabey wiffen, daß das Z ehemals
wie C gefchrieben worden; dann wird man bes
merken, daß die Abfchreiber diefen Buchſtab,
um die Abbreviatur mehr von andern auszus
zeichrien, fo hingelegt O und darunter den fols
genden, das Fr angefeßt haben. Wen viefe
Ableitung nicht wahrſcheinlich duͤnkt, der be
liebe nur andere griechifche Abbreviafuren ans
zufehu, unter denen er manche antreffen wird,
die von ihrent Urbilde noch viel weiter abwei⸗
chen, als das heutige $ von den zufammen
. gezogenen C und T. Moͤglich ift ed aber auch,
dag die fpätern Abſchreiber, welche den Ui:
fprung diefer Abkuͤrzung nit mehr Fanten,
ſolche abſichtlich dem Schlangenftabe des Merz
kurs ähnlicher zu inachen geſucht haben. Uebri⸗
gend ift gar richt zu leugnen, daß viele ande⸗
re aſtronomiſche Zeichen wahre Bilder oder Ars
ten eigentlicher Hieroglyphen find, und gewiſ⸗
fe Attribute der Gegenftände darftellen, 3. B.
das Zeichen des Midders, des Löwens und
andere, die Salmaſius anführt. ⸗
Uber wie alt find denn nun die Zeichein
nad) ihrer jeßigen Bildung ? Eie find fehr
dl,
es. _
ame a.
2. Bezeichnung der: Metalle. 375
alt; ſagt Scaliger (20), weil man ſie ſchon
auf ſehr alten Steinen und Ringen findet.
Das iſt auch wahr, wenn z. B. der Ring bey
Goraͤus Nr. 104. fehr alt und ganz genau ge:
zeichnet iſt; denn da ſieht man auf der, Ein⸗
faſſung des Kaſtens jene Charactere voͤllig (27).
Wallerius (28) ſagt, daß ſie ſchon bey den
Aegyptern gebraͤuchlich gewefen, das wiſſe man,
weil der alte Grieche Democrit, welcher ſich
fuͤnf Jahre in Aegypten aufgehalten habe, von
ihnen ganz deutlich rede. Ich weis nicht, wo⸗
her Wallerius dieß mag genommen haben;
aber bewieſen wird nichts damit. Ohne Zwei⸗
— * N re
(26) Sn feinen Anmerkungen zu Manilii afro-
‚nomicon.. nad): der Straßburger Ausgabe
1655. 40* P. 460. Quam vetufti,fintschara-
&teres. planetarum „ argumento funt vetuſtiſſi-
mae gemmae, et palae annulorinn, in quibus
eae incifae vifuntur. Es aa iX
(27) Sn Gori zrhefauro gemmarum antigharum
affriferarum. Florentiae 1750. 3 Theile in
klein Folid * habe ich nichts hieher gehoͤriges
gefunden. Das Zeichen des Monds koͤmt
— vor, ſo wie auch u des
Thierkreiſes, aber die andern findet” man
"nicht. Nur Tab. 33. ft der Ring mit den
heuüͤtigen Zeichen des‘ Mars und’ der Venus.
Bemeiniglid ſind die Planeten durch fieben
Sternchen, oder durch ſechs Sternchen und
das Mondzeichertangedeutet, Das Alter Diez
fer: Steine'ift zudem gar nicht’ zu beftimmen;
— — pſſche ewie 46, e
* Bb
376 2. Bezeichnung der Wietalle.
fel ift der lachende Weltweife von Abdera ges
‚meint, der ungefähr. 450 Jahre vor dem Ans
fange unferer Zeitrechnung gelebt ‚haben fol;
‚aber. von ihm find Feine Achte Schriften mehr
vorhanden. : Man hat, fagt Sabricius (2?)
. (29) Er ſcheint das Buch nicht felbft gefehn zu
von
haben; denn er giebt Vol. I. p. 809. weder
. Titel, ar Ar richtig an. Der gans
‚ze Titel ift:
‚ Democritus Abderita de arte
magna, five de rebus naturalibus. Nec non
- " Synefüi et Pelagii, et Stephani Alexandrini et
Michaelis Pfelli in. eundem commentaria. Do-
minico Pizimentio Vibonenfi interprete. Pata-
j vii 1573. 9 Bogen ih klein Octav. Der ders
ausgeber aber fagt in der Vorrebe: Demo-
»:‘seriti Abderitae libellum‘de arte magna, et Sy-
‚nefium eiusdem interpretem eraptum a Corey-
— baeo quodam, qui Venetiis Romam fe cont-
rin
“ıh J
lerat, in Latinum converti. ©. 5. ſteht: Ex
rebus naturalibus V myſticis Democriti. S.
it. folgt: Dioſcoro facerdoti magni —
‚dis in Alexandria Deo Favente. ‚Synefius phi-
loſophus £. p..d. alſo ein Brief. S. 18: Pe-
220
« “
-
93”
—
nA
. Pr};
Ua
7
4 >
u,
Ds
De;
‚lagii philofophi'de eadem magna arte. ©. 23:
; Steph. Alexandrini oecumenici philofophi, et
magiftri. magnae huius artis aurı configiendi,
actio prima. D. Pizimentio interprete. Es find
9 actiones. Am Ende ſteht noch: Michaelis
„Pfelli epiſtola ad Xiphilinum patriarcham; De
auri conficiendi ratione. D. Piz. Vibon. inter-
prete. Conring ſagt in Hermetica medicina
20. das Buch ſey vier Jahre hernach zu
Ein. mit: Mizaldi mirabilibus. nachgedruckt
worden. , Satıpaftag in feinen Anmerkuns
gen zu Tertulltan de pallio hat ©. 188, 189.
Bu AR / ein
2. Bezeichnung der Metalle. 377
von einem Buche: Our Ka) pusına, de’
arte ſacra. Patavii 1572. 8. eine lateinifcye
Ueberfegung, welches aber gewiß aus viel
fpätern Zeiten ift. Ich habe es aus unferer
Univerfitätsbibliothef vor mir, und ſehe, daß
es nicht das ganze Buch, fondern nur ein Abs
ſchnitt daraus ift, welcher jo aberwißig ges
ſchrieben iſt, daß der Betrug unverkenlich iſt.
Es enthaͤlt chemiſche Prozeſſe, aber nichts von
den Zeichen der Metalle; eben ſo wenig als die
untergeſchobenen Briefe des Democrits (0)
—
ein Paar Recepte aus der griechiſchen Urs
ſchrift drucken laffen.
n der Samlung griechiſcher de
C°) In der Saml iechifeher Briefe des
Eilh. Lubbinus. Ex officina Commelina. ;
2601.,8.* Se:
' 77
378 3. Zink,
ie
3.
Zink.
3*8 iſt eins von denen Metallen, welche die
Griechen, Lateiner und Araber nicht ge⸗
kant haben. Dieß laͤßt ſich ſchon deswegen
vermuthen, weil es nicht, wie die andern, von
ihnen ein chemiſches Zeichen erhalten hat;
aber noch mehr wird dieß dadurch beſtätigt,
daß noch zur Zeit in den Schriften der Alten
keine Nachricht, die nur davon zu handeln
ſcheinet, bemerkt worden iſt. Auch weis ich
nur ein Beyſpiel, daß jemand dieſes Metall
unter Alterthuͤmern zu finden gemeint hat.
Naͤmlich Grignon will in dem Schutte der
Roͤmiſchen Stadt in Champagne dergleichen
gefunden haben (5). Aber fo ein unerwarte⸗
ter Fund hätte billig eine genaue Unterſuchung
verdient, die noch dazu ſehr leicht geweſen waͤ⸗
re. In Ermangelung derſelben laͤßt ſich nicht
errathen, was für ein Metall oder was für
eine metallifche Miſchung der Franzos für Zink
angefehn hat.
M 0 Es
(*) Bulletin des fouilles d’une ville Romaine p.
Al. Diefer Schrift i on oben ©. 73-
"C gedacht worden, ie — |
Bin. 078
Es ift auch gar nicht wunderlich, daß die⸗
ſes Metall ſo lange. unbekant ‚geblieben iſt.
Noch niemals iſt es gediegen gefunden, wor⸗
den (2).Sein vornehmſter Beſtandtheil iſt
zwar oft und häufig den, Erzen beygemengt,
* bey derem Ansfchmelzung es ſich in metallifcher
Geſtalt fublimirt , und oben an die. Tühlern
Waͤnde der Defen anſetzt; aber dazır iſt eine
beſondere Vorrichtung nöthig, ohne welche das
reducirte Metall theils verfliegt , theils ſich
wieder verkalket, und alsdann wie eine erdichte
Kruſte erſcheint, woran das Auge nichts wies
tallifches erkennet. Re I
Die Mifhung aus Zink und Kupfer, bie
wir jeßt Mefling, Tomback, Pinſchback, Prinzs
metall, Loner Gold u.f.w. tiennen, war den
Alten allerdings befant, wozu die zinkhaltigen
Erze, die beym Auüsſchmelzen nicht reines
Kupfer, fondern Meffing, Heferten , die erfte
Beranlaffung gaben. Öruben, melde ſolche
Erze hatten, und diefes goldfarbige Metall
lieferten, ſtanden in groffem Ruf; man bes
klagte ihren Abgang, wenn fie erfchöpft waren,
und beforgte diefed Metall nie wieder zu. finden.
Mit der Zeit ward, man weis nicht durd)
welchen Zufall, bemerkt, daß eine Erde, die
Fr Kö 7 Gal⸗
(). ©. Gmelins Grundriß der Mineralogie.
.. Göttingen 1790. 8.° Sa.
J — Bb J r ws
"2
Sn.
-
au tr
90 3. Zink.
i
Galmey gemwefen feyn muß, wenn ſie beym
Ausfhmelzen vem Kupfer zugefeßt ward, dafs
felbe gelb färbte. Da nußte man diefe Erde,
aber ohne das Metall zu kennen, dem fie.ges
hörte; fo wie man lange Zeit vorher Glas mit
Koboltkalt gefärbt hat, ehe man das Metall
deffelben kante. Ariſtoteles und Gtrabo ges
denken einer foldhen Erbe, deren Gebraudy zu
Meffing ſich auch durch alle Jahrhunderte er⸗
halten hat. Ambroſius, Biſchof zu Mayland
im vierten Jahrhunderte, Primaſius, Biſchof
von Adrumeto in Afrika im ſechſten, und Iſidor,
Biſchof von Sevilien im ſiebenten Jahrhun⸗
derte, reden von einem Zuſatze, wodurch Kupfer
die Goldfarbe erhalte, und darunter ift. doch
wohl. gewiß Galmey zu verfichn (?). Als
mit
2 — ſagt in ſeiner Erklärung der Offens
bahr. Job. Kap. I. Aes namque in fornace,
‚ quibusdam medicaminibus admixtis, tamdiu
'* conflatur, vfque dum colorem auri accipiat,
et dieitur aurichaleum. Der andere fagt über
ebenu diefe Stelle der Offenbahrung: Aurichal-
cum ex acre fit, cum igne mülto, et medica-
mine adhibito, perducitur ad aureum colorem.
Iſidor in Orig. Aurichalcum didum, quod et
“; fplendorem -aurir et duritiam aeris poflideat ,
fit auteım ex aere et igne multo, ac.medica-
minibus perducitur ad aureum colorem. —
Wenn nur dieſe Siſchoͤfe ſich nicht einander
nachgeſchrieben haben! Uebrigens wuͤrde ich
einmal die Geſchichte des Meſſings (aurichal-
ci) —— wenn ich nicht ſchon na
vieles
3 Zink. 381
mit der Zeit mehr Galmey entdeckt ward, gab
man: die alte. unmittelbare Nutzung der zink⸗
haltigen Rupfererze auf Meffing auf, und fand.
es bequemer: und vortheilhafter, erfi Gars
fupfer, und daraus mit. Zufaß des Galmeyes
Meſſing zu machen. ans eigppein
Mer die Kentnif der Alten von dieſem
Metall: weiter verfolgen will, der muß ſich in
eine Unterſuchung des viel bedeutenden Worts
Cadmis einlaſſen. Auch idy habe fie gewagt,
amd ungeachtet ich nicht alles, was dabey vor⸗
koͤmt, aufs Reine bringen Fan, ſo will ich
Doch, was ich davon: zu wiſſen glaube, anzei⸗
gen, weil es vielleicht ein wenig mehr ift, als
man davon in den Altern Erklärungen antrift. .
Erſtlich bedeutet cadmia ein rohes zinkhaltiges
Mineral, fo wohl jedes zinkhaltiges Erz, ald
auch die Zinferde, welche wir Galmey nennen.
Wer letztere darunter allein verſtehen wolte,
der wuͤrde die meiſten Nachrichten der Alten
gar nicht erklaͤren koͤnnen. Vermuthlich ha⸗
ben die zinkhaltigen Erze dieſen Namen zuerſt
erhalten, als welche das erſte Meſſing gelie⸗
fert haben (2). Als man hernach bemerkte,
a an — daß
vieles in den Anmerkungen zu Ariſtot. auſcult.
mirab.“geliefert hätte, und nicht alfo den
Vorwurf der Wiederholung befürchten müfte.
C(00) Plin. XXXIV. ſect. 22: ipfe lapis, e quo fit
aes, cadmia vocatur.
BE
382 3. Zink.
&
g
i
-
Fa
4
h
—
Er
fürn son den Alten nur feiten gefunden zu
fesa (5), und man muß Daher unter cadmia
gemeiniglich zinfhaltige Etze verfiche. Das
golvfarsige Kupfer oder Meſſing warb lange
dem gemeiucn ober reinen Kupfer vorgezogen,
und für deſto fhöner gehalten, je näher es
bem befien aurichalco fam. Man jah Daber
faji das Meffing für das Firlichfie Kupfer an,
und deswegen fsgt Diinins, cadımiz fcy zum
Ausſchmelzen des Kupfers, d.i des Meſſings
nothwendig. Lange Zeit hicß ſewohl Kupfer
als Meffing acs; erfi in fpätern Zeiten fieng
man an, jenes zum Unterſchiede cuprum zu
sennen (°). YPlinius ſagt, daß es gut je,
i
{
(°) Der Galmeyerde gedenket, außer Ariftotes
les und Strabo, aub Galen de fimplic.
medicam. facultatibus lib. o. p. 122. Als er
bey jeinem Aufenthalt auf Eupern feinen Ofen⸗
brud) vorfand, fo erhielt er von dem Hütten
vogt ungebrante cadmia, die an Bergen und
Baͤchen gefunden ward, und wohl gewiß
Gaimey geweſen ſeyn mup.
- (6) Anfänglic) fagte man aes Cyprium, mit
ber Zeit aber nur Cyprium, woraus endlidy
cuprum geworden ift. Aber es Läßt fih nit
| — wann dieſe Benennung algemein
eworden iſt. Das Beywort cupreus koͤmt
* in Handſchriften des Plinius und Pal⸗
ladius vor; aber wer weis, ob nicht mE
EEE 2
\
\
3. Zink. 383
wenn das Kupfer viel cadnia annehme; naͤm⸗
li) weil alsdann nicht nur die Farbe fehöner,
fondern auch dad Gewicht vermehrt wird; fo
giebt ein Zenfner Kupfer in Ungarn 140 bie:
150 Pfund Meffing. Er macht auch die Ans
merkung, daß diefe cadınia (fofllis) nicht zur
Arzney gebtaucht würde; aber. das iſt doch
um von dem rohen Erze zit verftehn. Denn
einige Arzte bereiteten ſich die Zinkerde felöft
aus dem Zinferze, wie er felbft bald hernad)
. jagt,
Abſchreiber das cyprius in das ihnen befanz
, cre eupreus verwandelt haben. Der altefte
Schriftſteller, bey dem euprum gefunden iſt,
iſt Spartianus im Leben des Caracalla:
cancelli ex aere vel cupro; aber koͤnte nicht
das letzte eine Gloſſe ſeyn? Plintus XXXVI
“826. ©. 758. fagt: addito Cyprio et nitro:
welches Iſidor XVL, 15. ©. 393. durch ad-ı
iedto cupro et nitro gegeben hat. Der Yorz,
zug des Cypriſchen Hupfers hat diefen Na—
men veranlaffet; ſo wie das befte Eiſen ober
der Stahl chalybs heißt, von den Chalybes ,
die folches am beften und am meiften verfers
tigten-und verhandelten.. Aber worin beftand
der Vorzug des Cypriſchen Kupfers? in der
"Reinheit, oder in der Farbe, welche dent
3 Golde nahe Fam? Zinkhaltige Erze und Gal—⸗
‚maey hatte die Inſel reichlich. Plinius fagt:
‘Mr Cyprö prima fuit aeris inventio. Aber das
rothe Kupfer war von fo undenflichen Zeiten
her bekant, daß wohl diefe Inſel auf die Ehre
diefer Erfindung keinen Anfpruch machen
konte. Es muß alfo wohl eine befondere Art
- 3 Kupfer zu verſtehn ſeyn. er
384 3. Zink.
fagt, und fo ruͤhmt auch Galen den auf Eys-
pern gefundenen Galmey wegen feiner vorzuͤg⸗
lichen Wirkungen, aus dem vielleicht die Erde
reiner zu erhalten war.
Zweytens heißt cadmia bey ben Alten,
was wir Ofenbruch nennen, nämlid was.
fid) bey Verſchmelzung zinkhaltiger Erze oder
bey der Vereitung des Meffings in den Defen
anfeät, und aus mehr oder weniger verfalften
Zink befteht (7). Da diefer Ofenbrud nach
der Befchaffenheit der Erze, nad der Bes
ſchickung des Dfens, nad) der Weife zu ſchmel⸗
zen und nad). vielen theild unbeftimlichen Ums
fiänden im Anfehn fehr verfchieden ausfält,
und die Alten alle Abänderungen zwar unter
bem algemeinen Namen cadmiae begriffen,
jeder Abänderung aber, nad Bildung, Eons
fiften; und Farbe, auch einen befondern Nas
men gaben, fo ift dadurch ein Gewirr von Nas
men entftanden, weldyes jeßt nicht mehr völlig
entwickelt werden Fan, zumal da wirs nicht
mehr der Mühe werth halten, alle Zufälle
des Dfenbruhs anzumerken. : Unfere Arzte
erwarten die Würfung von der reinen Zinters
he,
. (7) Plinius fagt p-659: Fit fine dubio cadınia
et in argenti fornacibus, fed nequaquam com-
paranda aerariae. Diofcorides fagt eben Dieß. _
Da haben einige die Glötte verſtehn wollen,
‚ aber die Rede ift von zinkhaltigen Silbererz
zen, weldye allerdings aud) Ofenbruch geben.
.
[RE
3. 3 int. 385
de, und wiſſen ſich dieſe beſſer zu verſchaffen,
als daß ſie den unreinen Ofenbruch nehmen
ſolten, und auf unſern Huͤtten wird dieſer,
ohne ſonderliche Auswahl. auf Zink oder Meſ⸗
fing genußet (8).
0 Et Hiebey
(2) Sch will bey dieſer Gelegenheit den Eünftis
en Auslegern des Diofcorides eine Fieine
nmerfung anbiethen. Lib. 5. cap. 84. nen=
net er anfänglich einige Arten von Cadmiis :
Borpulris, mAonwrn) und dspanirig. Diele
find nad) Salen und Plinius ganz gewiß .
‚Arten von Ofenbruch. Aber Salmafius in,
feinem Buche de homonymis p. 230. b. und
Sarracen in feinen Anmerkungen p. 113. b.
glauben, .Diofcorides habe fte air natürliche -
cadmiae oder zinkhaltige Mineralien gehal:
. ten, und zwar erftlid) deswegen, weil er
fagt: roicuræ/ da dom dı du rwv maAaıwv
keräliwv opvcoou£voy, tales funt quae e fodi-
“nis veteribus eruuntur ; zweytens weil er erft
nachher von den Fünftlidyen cadmiis oder vom
Dfenbruch zu reden anfange, da wo er fügt:
yevvariy ds m naduele En ToÜ xaÄnod naı-
vevouzvov. Uber mir ift e8 unglaublich, daß
‚ ber würflidy forgfältige Diofcorides fo habe
irren Fönnen; er, der gleich nachher die Zus
bereitung der Fünftlichen cadmiae richtig und _
deutlich erzahlt. Zudem mufte jeder Ofen»
brud) einem Kenner, wie Diofcoridbed war,
feine Abkunft aus dem Feuer verrathen.’ Ich
bin überzeugt, daß auch er, fo gut wie Ga:
len und Plinius, jene Arten für Ofenbruch
anaefehn und angegeben hat. Die Worte:
Tumor de dıaw dı ER TÜV . Br 0 — ſi⸗
er⸗
386 3. Zink.
Hiebey fcheint Mir der fonderbarfte Um⸗
ftand zu ſeyn, daß die Alten den Dfenbrudy
| mit
cherlich nicht von ihm, fondern eine Immer:
fung, die einmal jemand zu dieſer ‚Stelle
binzugefchrieben hat, die aber von einem
unaufmerffamen Ubfchretber in den Text eins
gerüct worden. Solche Einſchiebſel find,
wie ich bemerkt zu haben glaube, in den Büs
ern des Dioſcorides haͤufiger als in andern
Schriften. Gene waren Handbücher der Arzz
te, wobey jeder hinzufchrieb, was ihm gut
Deuchte. Die Worte: yevvarıy ds 7 undweis
' En 7. x. a. machen keines weges den Ueber:
gang zu den fünftlichen cadmüs; fondern da
fängt er an zu erzählen, wie die vorher bes
fchriebenen kuͤnſtlichen cadmiae entftunden
oders bereitet wurden. Die Ueberfeßung:
Gignitur porro et. cadmia quaedam e fuligise,
quae dum excoquitur aes, lateribus cameris-
que fornacum applicatur, ift ganz falfch. Sie
muß heißen: fit autem cadmia — — Jene
tft aus einer Lefeart entftanden, welche man
in einer Handſchrift gefunden haben will:
ysvvarıy de ric aadusle. Diefe nahmen die—
jenigen als richtig an, welche jich wegen Der
vorhergehenden Worte: du ray maıladv us-
army für überzeugt hielten, Diofcorıdes
habe bis dahin vom gegrabenen Galmey ges
redet, ' u
. „ Pompholyx war der Namen der weifjen Zink⸗
blumen, die ſchon Diofcorides V, 85. P. 352.-
mit Wolle vergleicht, ſo wie ſie bey den Che—
mikern ehemals lana philoſophica hieß. Er
ſagt: Eoiwv roAumaıg £<Poneodrcy, lanarum
carptarum flocculos imitatur. Die Alten —
J eten
3. ink. | 387
mit deinfelbigen Namen belegt haben, womit
fie die zinEhaltigen Erze benanten. Die Ber:
wandfihaft diefer Subftanzen haben fie dod).
nur ans ihren Wirkungen errathen können.
Oder find fie vieleicht dazu durd) die Vemer⸗
kung veranlaſſet worden, daß Ofenbruch nur
erfolgt, wenn die ſo genanten cadmiae ver⸗
ſchmolzen wurden, das iſt, wenn man nicht
rothes, ſondern gelbes Kupfer erhielt? Am
Rammielsberge erhielt der Ofenbruch den Na⸗
men Ofengalmey, als man gewahr ward, daß
ev flat des gegrabenen Galmeyes zum Mefiings
| | machen
feten diefe Blumen, wenn fie fi) beym "ers
ſchmelzen der zinfhaltigen Erze anfeßten,
aber fie gewonnen fie auch vorfeßlich Durch
eine Vorrichtung, welche Diofcorides und
Galen deutlich befchreiben, und welche der—
jenigen fehr nahe koͤmt, wodurch jetzt auf
den fo genanten Gifthütten der Arſenick ges
ſamlet wird. Man warf in den Ofen auf
glühende Kohlen Galmey, und wenn diefer
bey dem ſtarken Gebläfe verbrant war, warf
man Galmey und Kohlen nach); da legte ſich
pompholyx in den dazu angebrachten Sams
mern an, und die fchwerern Galmeyſchlacken
fegten fih zu Boden. Daß diefe Blumen
"auch Nicht, Aütten nichts, heiffen, iſt bes
kant genug. Friſch vermuthet, der Namen
ſey aus Onychites entfianden, welches ein®
Art Dfenbrudy bedeutete. Nachdem dieſe
Abkunft vergeſſen war, uͤberſetzte man das
Wort durch Nihil und Nihilum; fo ift aus
Glasgalle Fel vitri geworden. 3*
388 | 3. Zink.
machen gebraucht werben konte (9). Selten
denn die Alten etwa auch ſchon diefen Ges
brauch gefant haben? Galen, Diofcorides
und Plinius reden nur vom Arzneygebrauch,
und melden nichts von der Anwendung zum
Maeſſing. Die Arabifchen Schriftfteller, .vors
nehinlicy die Ausleger der Griechiſchen Arzte ,
reden zwar viel ventlicher von der Bereitung
. bed Meffings, aber die Benennungen), "deren
fie fich bedienen, find von fo unfihere Bes '
deutung, daß fich Feine Antwort für jene Fras,
ge daraus nehmen läfit. Climia, welches eis
nige wie calimia ausfpredyen, woraus die
neuern Griechen xeAius und die Lateiner lapis
calaminaris, gemacht haben, fcheint völlig die
Bedeutung von Cadmia zu haben. Tutia,
welches Wort zuerft im eilften Sahrhunderte
bey Avicenna vorfömt, welches die Griechen
Four, oder, vielleiht richtiger Ioudın
fchreiben, bedeutet zuweilen pompholyx, abı
gemeiniglic) fcheint es auch alle zinkhaltige Mi⸗
neralien und den Dfenbruch zu bedeuten ("O).
Waͤre
(?) Dieß will ich jedoch nicht gewiß behaupten,
Da Calmey, Galmey, vermuthlih aus
Cadmia oder Calımia entjtanden ift, und bey⸗
de Wörter fo wohl den eigentlichen Galmey,
ala auch den Dfenbrudy bedeutet haben, fo
mag vielleicht aud) letter fchon früher Ofen=
galmey geheiffen haben.
ces) Die hieher gehörigen Beweife Ju Mio
ey
3. Zink. 389
Wäre ed erweislich, dag Tutia bey den Ara
bern und neuern Griechen den galmeiiſchen
Dfenbruch oder die Tutia unferer Materialiften -
‚bedeute, fo wuͤrde die Altefte mir befante Nach⸗
richt von der Nutzung des Ofenbruchs auf
Meffing bey dem Sofimus, der wahrſcheinlich
im fünften Sahrhunderte gelebt hat, vorkom—
men (1!) Zur Färbung des Kupfers giebt
er die Vorſchrift, Cypriſches Kupfer zu ſchmel—⸗
zen, und darauf zerriehene Tutia zu freuen.
Aber ſchon Salmafius argmöhnte, daß Zofis
mus wohl nur Galmey verftanden habe. Ue—
brigens ſcheint fich feine Vorſchrift in den fo
genanten Kunftbüchern bis auf unfere Zeit er-
halten zu haben; denn auch diefe empfehlen
nicht
bey Salmafius de homonymis. Ich will
nur eine Stelle des Serapio ©. 277. hier
beybringen. Ex tutia eft quaedam quae inve-
nitur in mineris, et ex ea eft quae fit in for-
nacibus, in quibus citrinatus aes, et colligitur
et reponitur, ficut elimia. Die Gementation
des Kupfers hieß citrinatio aeris, bey den
neuern Griechen wolysıs xuAnod Eavfoü,
. oder Favgwois xaAnov.
(ET) Man weis nicht gewiß, wann diefer Zofi-
mus!Panopolitanus gelebt hat. Seine Schrif-
ten, die viel gutes zur Gefchichte der Chemie
enthalten mäflen, find noch nicht gedruckt.
Die meiſten befinden ſich in der Föniglichen
Bibliothek zu Paris. Das Necept, wovon
2 hat: Salmaſius S. 337. a. einge⸗
r
II. Theil. | -&e
399 3. Zink.
nicht Galmey, fondern Tutia. Wir wiffen
zwar noch nicht, wo und wie dasjenige, was
jeßt unter diefem Namen verkauft wird, ges
macht wird, aber fo viel Iehrt der Augenfhein,
daß es eine Fünftlihe Mifhung, eine mit Zinke
Falk vermifchte und gebrante Erde ift ('?).
Mit gröfferer Gewisheit Fan man bes
haupten, daß Alberrus Magnus im 13ten
Sahrhunderte diefen Gebraud des Ofenbruchs
zu Mefjing gefant hat. Denn er fagt erſtlich,
daß gelbes Kupfer durdy den Zufaß des Gal⸗
meyes, den er fchon lapidem calaminarem nens
net, gemadyt werde. . Hernach ſagt er, ſchon
Hermes habe gelehrt, dem Kupfer die Golds
farbe zu geben, dadurch daß man auf das ges
— ſchwol⸗
(2) Neumanns Chemie von Reſſel IV, 2.
©. 657. Sallopius de metal. p. 307. fagt,
fie werde zu Venedig gemacht, weldyes aud)
mir noch am wahrfcheinlichften iſt; wiewohl
fie noch in den Fadungsverzeichniffen der oft:
indifchen Schiffe vorkoͤmt. In Obfervations
fur. la phyfique VI: p. 225. liefet man, daß
feit vielen Fahren Tutia im Luͤttichſchen ge
famlet und :verfauft worden. Lehmann
wolte wijfen, daß fie von Juden in Pohlen
gemacht würde. Novi commentarii academ.
Petropolit. XII. p. 381. Da der Gebraud)
der Tutia faft ganz aufhört, indem.die Arzte
[ieber reine Zinfblumen, und die, weldye Si:
milor machen wollen, lieber gereinigten Zink
— ſo wird ſie ſich wohl bald ganz ver⸗
iehren. | En
3. 3inE 391
ſchmolzene Metal zerriebene Tutia werfe. Tu⸗
tia, ſagt er, die bey Verwandlung der Metal⸗
fe gebraucht wird, iſt Fein natuͤrliches Mines
tal, Tondern eine kuͤnſtliche Miſchung, bie ſich
bey Ausſchmelzung der Kupfererge in den Des
fen anfeßt. Dabey giebt er den Rath, Glass
galle ober aufzuftrenen, weil fonft Galmey und
Tutia im Feuer Ihre’ Kräfte verlöhren ('?).
Es ſcheint alfo, ald ob der legte Namen im
1 3ten Zahrhunderte nur Ofenbruch bedeutet
habe, und daß damals. defien Nutzung zu
Meſſing bereits bekant gemwefen ſey. ©
Nichts defto weniger hat man viele Jahr⸗
hunderte hindurch den Ofenbruch, womit fi,
wie man fügte, die Defen am Nammelsberge
verſchlaͤmten, uͤber die Halden als unbrauch⸗
bar geworfen, bis endlich in der Mitte des
ſechs zehnten Jahrhunderts Erasmus Ebener
zuerſt bekant machte, ‚daß er ſtat des gegras
benen Galmeys zu Meſſing gebraucht werden
koͤnne. Dieſer Ebener aus der adlichen Nuͤrn⸗
— egege,n bergi⸗
(2) De mineralibus, lib. IV. cap. 5. Coloniae
1569 72 * pag. 350: und V. cap. 7 p. 388.
Ligatuf autem per oleum vitri ; "tolluntur enim
Fasmenta vitri, et conyertuntur im pulvererm,
Niern zum in. teftam ſuper aes poftquam im-
‚v 'miffla eft calaminaris, et tunc vitrum proiectum
enatat fuper aes et non finit ‘evaporare lapi-
' ‚dem ’et lapidis virtutem, ſed refle&tit-vaporem
| lapidie in aes. —
.&2
* J
392 3. 3inE.
bergifchen Familie war ein großer Gelehrter
und Staatsmann. ‚Er ward von feiner Bas
terftabt und von ausländifchen Fuͤrſten in deu
wichtigften Angelegenheiten gebraucht, ward
1569.. bey Sulius, Herzog zu Braunſchweig,
Hofrath und ſtarb 1577. zu Helmſtaͤdt, wo
er auch begraben worden (189). Ich bedaure,
daß ich von dieſer wichtigen Erfindung noch
nicht mehr zu melden weis, ald was ich dar⸗
über bereits in der Anleitung zur Technolor
gie beygebracht habe. Nicht einmal, Die Zeit
ift gewiß bekant. Loͤhneyß fagt, es ſey vor
60 Jahren gefehehn. , Aber wann hat diefer
geſchrieben ? die Altefte wir befante Ausgabe
feines Berichts, von Bergwerken ift vom
Sahre 1617. darnach würde alſo diefe Erfin⸗
dung. ins Jahr 1557. fallen (5). Lalvor
bat einen ‚alten Bericht vom Nammelöberge
abdrucken laffen,. ber, 1565. aufgefeßt ſeyn
- fol. Nach diefem foll Erasmus Ebern (Io
ur . J | —— | | wird
((t4) Doppelmayr Nachricht von Nuͤrnbergi⸗
ſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern. S. 77.
(45) Die andere Ausgabe iſt 1690 zu Stockholm
: "und Hamburg bey. Xiebezeit, gedruckt. wor:
“den, und ift-eben diejenige, deren: H Dat:
terer in Anleitung den: „ars zu bereiſen
1. ©. 313. n.5. und II. S. 13. erwähnt. Sie
hat außer dem Titelfupfer. noch einen-andern
viel weitlaͤuftigern Titel, ‚der Dem Exemplar,
was 9. Gatterer befchreibt, gefehlt zu ha⸗
ben ſcheint. ee,
3. Zink. | 393
wird der Nainen dort unrichtig gefchrieben) |
aus Nürnberg die Bemerkimg vor 17 Jahren,
alfo ums Sahr 1548. gemacht haben (7°).
Schlürer (17) giebt ungefähr 1550. an,
Sonemann (T?) ungefähr 1559. Alfo wird
man wohl die Mitte des fechszehnten Jahr⸗
hunderts annehmen Fönnen; und vermuthlid
ift eö dad Jahr 1553. als in welchem Ebener
zu Herzog Heinrich geſchickt ward, bey dem er
fih auch damals Tange anfgehalten hat, mie
Doppelmayr ausdrücklich meldet. Die Nutz
zung der Galmeyſchlacken hat die einträgliche
Meſſinghuͤtte am Harze veranlaffet, zu deren
Gebrauch auch die. alten Halden geftürzt wur:
ben, um die ehemals weggeworfenen Galmey⸗
{laden auszuflauben. Herzog Julius, der
alle Gewerbe, vornehmlich die metallurgifchen
zu verbeffern fuchte, und felbft nach damialiger
und jeßt zuruͤckkehrender Mode der Fürften,
ſich mit der Hofnung Gold zu machen, taͤu⸗
fchen ließ, verbefferte die Meffinghütte zu
Buntheim unter der Harzburg, die der fürftlis
Gen Kagınier ein groſſes eingetragen hat (1°).
ec 3 Noch
(558) Hiſtoriſche Nachricht von den Unter= und
Dber = Don Bergwerken. nee
1765. Fol. * ©. 208,
(7) Ton Hüttenwerken ©. 235.
(*8) Die Ulterthümer des Harzes. Clausthal
1754- 4. * II. ©. 119 und 124.
+9) Rehtmeier Braunfchweig : Lineburgifche
Ehronif. ann: 1722. Fol.“ ©. 1063.
394 3. Sink.
Noch ein: anderes zinkiſches Produkt if
lange vorher bereitet ,.. verhandelt und vers
braucht worden, ehr ınan wufte, Daß ed vom
Zinfe, der doc bereits befant war, abſtam—⸗
met; ich meine den kuͤnſtlichen weiſſen Vitriol,
Daß diefer vor der Mitte des fechszehnten
‘ Sahrhunderts gar nicht bekant gewefen, und
dag er am Rammelsberge zuerft gemacht wors
den, Daß kan man mit Gewisheit behaupten,
Schlüter ſchreibt die Erfindung dem Herzog
Julius zu, und feßt fiein das J. 15 70. (2°).
Uber fie muß noch etwas Älter jeyn, wenn ans
ders der oben augeführte "Bericht vom Ram⸗
melöberg vom Jahre 1565. ift (77). Denn
— - de
(?°) Bon Hättenwerken ©. 597.
2") Hiſtoriſche Nachricht S. 212. “Dam
„eben ift zu wiſſen, daß aud zu Goslar weils
„fer Vitriol gefotten wird, welchen ein Bürs
„ger allein fiedet, er ift genant Henni Balder,
„Er wird auch nicht aus dem Kupferraud,
„wie der andere Victril, gefotten, ſondern
„auf den Hütten: Höfen, da man bie großen
„Röften brennet, begiebt e8 ſich, daß vom
„der Länge der Zeit unter den Röften ein
„rothe Materie zufammen in und auf bie
„Schlafen aus dem Erz, an etlichen Orten
„halber Ellen dick, findert; dieſelbe zufam:
„men gefinderte Materie ift falzig, Die nimt
„er und fauget davon eine Lauge, bie ſiedet
* dann in einer kleinen bleyernen Pfanne,
„darin 4 Wein-Eimer mit Waſſer eingehen
„mögen. Wie er aber den Sachen —
yu
3. Zink. 325
der Verfaſſer meldet, daß zu feiner Zeit nur
ein Buͤrger, den er Senni Balder neunet,
weiſſen Vitriol geſotten habe, und es ſcheint,
als ob dieſer noch das Verfahren geheim ge⸗
halten habe. Daß aber damals die Erfindung
noch neu geweſen, wird auch- dadurch wahr—⸗
ſcheinlich, daß er hinzuſetzt? was derſelbige
Vitriol in der Arzney thut, Das iſt noch zum
Zeit nicht unterſucht, da doch faft mit der
Waare der Gebrauh zum Augenwaſſer bes
kant geworden ift. Dieſes ſtimt mit einer ans
dein Nachricht überein, nad) welcher die Gies
dung des weiffen Vitriols damals erfunden
worden, als Ebriftopb Sander, deſſen Vers
dienfte am Harze noch befant find, Zehentuer
gewefen (22). Nah Honemann war er
fhon vor 1564. Zehentner bey dem Dberharz
zifchen Bergwerke, ward aber in diefem Jahre
Dberzchentner und Verwalter ded Goslari—
| ſchen
„thut, das weis ich nicht, aber das habe
„ich wohl geſehn, daß er waͤchſet gleich ei
„nem Salpeter, doch ein wenig ſtaͤrker und
„ſchoͤn weiß. Auch pfleget er den Victril
„wohl in viereckigte Kuchen Hand dick zu
„gieſſen. Denſelbigen Bictril brauchen die
„Weißgerber, und dient zu allen Sachen,
„wie ein Alaun, aber ſo man ihn zu weiß
„brauchen will, macht er gelblicht, derowe⸗
„gen Fan er ſtat des Alauns nicht gebraucht
„werden.“
(??) Bruͤckmann Magnalia Dei. U. ©. 459.
Eu 4
396 E 3. Zink.
fhen Berg: und Hättenwerks (23). Sander
felbft fcyeint in einem Auffaße vom. 3. Aug:
1575. die Erfindung des weiſſen Vitriold dem
Herzoa Julius zuzuſchreiben (24).
Anfaͤnglich ward diefes Sal; Erzalaun
genant, welche Benennung durch einige Achns
lichkeit der Cryſtalle veranlaffet worden; aber
noch öfterer heißt er Balligenftein, Golit⸗
zenftein, auch KLaligenftein (2°). Dieſe
legten Namen ſcheinen doch älter, als der weifs
fe Vitriol ſelbſt zu feyn, indem man ſchon 1565
ben grünen Vitriol grünen Gallizenftein
genant findet. Solte das Mort wohl von
gallis abſtammen, weil vermuthlidy der Ges
brauch des Vitriols mir Galäpfeln zur Tinte
und Faͤrberey lange Zeit der. vornehmfte gewe⸗
fen? Zur Erfindung dieſes Salzes hat , wie
id, vermuthe, der weiſſe Vitriol, der fid im
Nammelöberge, nady Art der Eis apfen ans
feßt, Öelegenheit gegeben. Diefer ward ſchon
ums Jahr 1565. weiſſer — Vitriol
oder
(2) honemann II. ©. 101. Calvoͤr hiſtori⸗
ſche Nachricht ©. 161 und 225.
(24) Bruͤckmann II. ©. 446. Sander fchreibt
an den Herzog: gefchmweige, was & 5. ©.
an Kupfer: Raud), weiffen Bergvitriol, Mus
nition = Kugeln und andern metallifchen Berg⸗
— aus Frugebang Gottes felbft erfuns
en, ——
(*3) So findet man n auch Calmey fiat Galmey.
3. Zink | 397
ober weis Gogkelgut genant, auch damals
ſchon in Tonnen gefchlagen und verſchickt (26).
Ich übergehe die alten Wermuthungen tiber
‚bie Beftandtheile und die Entſtehung diefes
Vitriols, aber es verdient angemerkt zu wers
ben, daß ſchon Senkel (27) und Lleus
mann (??) den Zinfgehalt bemerkt, und das
durch den Schwedifchen Bergrath Brandt zu
dem Beweiſe veranlaffet haben, daß er, wen
er rein ſey, aus Vitriolſauer und Zinkerde bes
fiehe, welches hernach auch Sellor bekräftigt
hat (??),
: Ä Ich
(0) Calvoͤr hiſtoriſche Nachricht S. T99 und
200. . Eigentlich fchreibt und fpricht man
Joͤckel. Merkwürdig ift cs, daß diefes Wort
noch jeßt auf Island Eiszapfen bedeutet.
Ich meinte dieß zuerft bemerft zu haben, als
ich es oft in Olaffen und Dovelfen Reife
durd) Island. I. 9. 46. antraf. Aber jest
ſehe ich, daß ſchon Anderfon in Nachrichs
ten von Island, Hamburg 1746. 8. * ©. 4.
= diefe Bemerfung gemacht und erläutert
at. . | |
(27) Kicshiftorie ©. 904.
(?°) Chymie von Keffel. IV, 2. ©. 832. wo
man auch die Altern Meynungen. angeführt
ndet. | e
(??) Brandt in Adtis Upfalienf. 1735. Hellot
in Memoires de l'acad. des fc. a Paris 1735.
29. Bon dem neueften Zuftande der weifs
Ken Vitriolfiedereg habe ich in Bepträgen
zur Defonomie, Technolog, IV. ©. 59.
€ 5 Nach⸗
398 3. Sin.
SH komme endlich. auf die Geſchichte des
Metalles, weldyes bey dem Gebraude des
Dfenbruchs nicht lange unbemerkt. bleiben kon⸗
te, da man es doch dazmwifchen zumeilen uns
verkalkt in metalliihen Zropfen antrift. Merk
würdig ift es, daß eben der Albertus Magn.
der zuerft den Gebraud des Dfengalmeyes zu
Meſſing befhreibt, auch der ältefle ift, bey
dein man nod) zur Zeit des Zinks erwähnt ges
funden hat (3°). Cr nennet ihn Marchafi-
tam
Nachricht gegeben. Merkwürdig ift, daß feit
‚ 1730. ber Abſatz von zehen Jahren zu zeben
Jahren immer etwas zugenommen bat, ohne
daß man erfahren fan, mozu dieſe Waare
jest mehr als chemals gebraucht werde.
(3°) Hier find die hieher gehörigen Worte, das
mit die Xefer fie felbft mit meinem Auszuge
vergleichen mögen. Denn ich bin mit ber
Terminologie der alten Chemiften nicht fo
völlig befant, daß ich alles zu verftehen glau=
ben fan. De mineral. II. cap. 11.
Marchafita, five Marchafida ut quidam di-
cunt, eft lapis in fubftantia, er habet multas
fpecies, quare colorem accipit cuiuslibet me-
talli, et fic dicitur Marchafita argentea et au-
rea, et fic dicitür aliis. Metallum tamen quod
colorat eum non diftillat ab ipfo, fed evapo-
. ‚rat in ignem, et fic relinquitur cinis inutilis,
et hic lapis notus eft apud alchimicos, et in
multis locis veniuntur.
Lib. III. cap. 10. Es autem invehitur in venis
lapidis, et quod ef apud locum qui dicitur
gofela-
%
3. Bine 39
tam auream; dieſe ſey eigentlich ein Stein,
deſſen Metall im Feuer ſo gaͤnzlich verfliege,
daß nichts als eine unnuͤtze Aſche uͤbrig bleibe.
Sie enthalte ein figirtes Queckſilber, farbe
die Metalle, ſey deswegen den Alchemiſten
ſehr bekaut, breune und verbrenne endlich.
Sie finde ſich an vielen Orten, auch bey
Goslar, wo deswegen das Kupfer von vor⸗
zuͤglicher Guͤte ſey, weil es gleichſam Gold
bey ſich zu haben ſcheine. Um jedoch das
| Kupfer
gofelaria eft purifimum et optimum, et toti
fubftantiae lapidis incorporatum, ita quod to-
tus lapis eft ficut Marchafita aurea, et profun-
‚datum eft melius ex eo.quod purius.
Lib.V. cap. 5. Dicimus igitur quod marcha-
fita duplicem habet in fui creatione fubftantiam
argenti vivj fcilicet mortificati, et ad fixionem
approximantis, et fulphuris adurentis. Ipfam
habere fulphureitatem comperimus manifefta
experientia. Nam cunı fublimatur, ex illa ema-
nat fubftautia fulphurea manifefta comburens.
Et fine fublimatione fimiliter perpenditur illius
fulphureitas. | |
Nam fi ponatur ad ignitionem, non fufce-
pit illam priusquam inflammatione fulphureis
inflaınmetur, et ardeat. Ipfaın vero argenti
vivi fubftantiam manifeftatur habere fenfibili-
ter. Nam albedinem praeftat Veneri meri ar-
genti, quemadmodum, et ipfum argentum vi-
vum, et colorem in ipſius fublimatione eoe-
leſtium praeitare, et luciditatem manifeftam
metallicam habere videmus, quae.certum red-
dunt artificem Alchimiae, illaın bas fubftannas
continere in radice fua. |
x
409 3. Zink.
Kupfer dem Golbe noch aͤhnlicher zu machen;
feße man etwas Zinn hinzu, woburd es aber
fpröder würde. Diefe Merdhafita made aber
and) das Kupfer weiß wie Eilber. So viel
Alberıus. Der Namen Marchafita aurea rührt
ohne Zweifel daher, weil Zinf das Kupfer gelb
färbt, und fo haben ſchon aus diefer Urſache
die Araber und Gricdyen die cadınia Gold oder
goldifch genant (21). Aber wie hat Albers
116 fagen mögen, daß Marchaſit das Kupfer
weiß made? Hat er fidy geirret und Zinn
gemeint? Das ift mir nicht wahrſcheinlich,
ba er fie auch einmal argenteam zu nennen
fheint. Ich vermuthe, er hat es gewuſt, daß
das Kupfer, wenn es fo viel Zink als möglid
ift, das iſt, nah Scheffer (??), 89 Pfund
auf 100 Pfund, eingenommen hat, weiß wers
be, und damit fiheint er die Verwandfchaft
init dem Queckfilber beftätigen zu wollen.
Der erfte nad ihm, bey dem man eine
verftiändlihe Erwähnung diefes Metalles an⸗
trift, iſt Theopbreftus Paracelfus, der
1541. ftarb. Uber deswegen meine ich nicht,
daß es in dieſem langen Zwifchenraume vers
geffen worden, am wenigften von den fo ges
nanten Alchemiften. Viel mehr glaube ich,
daß diefe ed, wegen der grofien Hofnung,
die
(?*) Salmafius.de homonymis p. 203: a.
(??) Chemifche Vorlefungen ©. 604.
#
* — — — —
3..01nh 401
bie, es ihnen durch die Faͤrbung des Kupfers
machte, mit Vorſatz ſo unkentlich beſchrieben
und fo verſteckt genant haben, daß man es nur
noch nicht in ihren Schriften bemerkt babe.
Wie wenige mögen diefe durchwuͤhlen, und die
. wenigen, die bieß thun mögen, achten auf viel
höhere Gegenſtaͤnde, als mit welchen ich mid)
befchäftige. Naͤchſt dem Golde und Ducckfils
ber ift auch wohl Fein Metall, welches ſo man⸗
cherley und- fo wunderliche Namen ehemals ges
habt hat, als der Zink (33). Dazu koͤmt
noch, daß viele Chemiſten lange Zeit geglaubt
haben, Zink jey nit eiumahl ein befonderes
- Metall, fondern nur eine Abart von Zinn oder
Wißmuth, daher er vielleicht oft mit dieſen
verwechſelt vorkommen mag. |
Paracelfus ift der erſte, bey dem der Ita:
men Zink vorkoͤmt. Er nemet es ausdrücds
lich ein Metall von beſonderer, noch nicht ges
nug bekanter Natur, welches ſich zwar gieffen,
nicht aber haͤmmern laſſe. Es komme nur al
lein in Cärnthen vor. Solte er denn nicht den |
Goslarifchen Zink gekant haben, der doch
Thon dem Albertus Magn. befant war (?4) 2
| Georg.
E2) Viele findet man gefamlet in Suche Ges
ſchichte des Zinks im Verhalten gegen andere
. Körper. Erfurt 1788.8.°.
) Paracelfi Opera durd) Brisgoium in Truck
gegeben, Strasburg 1616. Fol, *. Chronif«
| a des
Pr
| 404 3. Zink. |
bie ich noch nicht Fenne, und Pot hat mir durch
feine unvolftändige Anführungen ſchon zu viel
Stunden verdorben, als daß ich noch weiter
fuiyen möchte. Sch habe von diefem Verbothe
weder bey Mehtmeier, ‚noch bey andern Era
waͤhnung gefunden. Es iſt inzwifchen bey der
Damals. am Hofe herſchenden alchemiſtiſchen
Verblendung nicht ganz unwahrſcheinlich (49),
und wenn es würklid ergangen iſt, fo wird
nicht fowohl die Beforgniß eines Misbrauds,
wie Pot meinte, als vielmehr die hohe Erwar⸗
tung, melde man vom Gebrauche diefes Mies
talles zum Goldmachen gehabt hat, die Ver⸗
anlaffung gemefen feyn. Die erfte genaue und
zuverläfiige Nachricht von der Gewinnung des
u Goslariſchen Zinks hat, fu viel ich weis, Lob:
nevs 1617. gegeben, wiewohl er ihn nody mit
Wiriut für einerley hält (7). Noch 2 Ion
Schroͤ⸗
—* Wie ſehr ſi ch — Julius, der ſonſt
große Verdienſte um ſein Land hatte, ſich
von Goldmachern taͤuſchen ließ, beweiſet Die
Geſchichte bey Rehtmeier ©. 1016. wor⸗
über ich) vom H. Obercommiff. Ribbentrop
einen alten geichriebenen Bericht erhalten ha⸗
be, den man nicht ohne Erftaunen lefen far.
Noch zeigt man am Scloffe zu Wolfenbüts
tel den eifernen Stuhl, worauf den 5. —
1575. die Betriegerinn Anna Maria Ziegle⸗
rinn, — Schluͤter Ilſche, verbrant wor⸗
den.,
[r Seite m: * Wannd die Scpmeite im
FR 22 Schmel =
3. Zink - 20%
Schröder aus Weſtphalen, der 1684: flarb,
nennetned:marcafitam‘ pallidam (*22).
.
rt ⸗ A
Schmeltzen ſeyn ſo ſann
„Vorwand unten am Ofen in den Kluͤfften,
tim
— J 3 re
ſammlet ſich in der
„da ed nicht dicht gusgeſtrichen worden,
„zwifchen den Schiefferſtein, eine Metall,
„welche: von ihnen Zinck oder Konterfeht ger
„nennet wird; und. fonfie am die Vorwand
„tlopffen , fo fleuft; dieſelbe Dietali,h
#
2 hergus im
„einen Trog, den fie a Öfeibe
ie
Metall ift weiß * einem Ziehn, dody
„härter und ungeſchmeidiger, und klinget
‚mals ein Glöcklein. Solches Conterfeht koͤnte
„auch viel gemacht werden, wo man Fleiß
„brauchte, danıv es nicht viel geacht Wird,
„auch von dem Gefinde und Schmeltzern kei—
„ne Mühe angewand wirds, wie wich dieſelbe
„auc) nuͤtzet, fo viel von fich felber ohn alles
„Gefehr in der Vorwand fammlet,, ſornviel
„machen fie deß, zu bein Elopffen fie es nicht
„ale Schichten Aus, Nur waͤnns einer beftels
tet, daß fie Trinkgeld bekommen, ſo ULopf⸗
fen fie es aus, auch ſammlet ſich eine Schicht
„viel mehr ala Die andere, es Fhmmt bis:
— —
Alchimiſten haben ine große Nach
dieſem Zinck oder Wißmuth."
GA Theil, .Db
‚ „teilen, daß fie auf einmahl bey zwey Pfund
„heraus Elopffen, ‚bisweilen auch nicht drey
„oder, vier Loth, Von diefer Metall Fan
„nichts für fidh-alleine gemacht werden, Bann
„88 ſo ungeſchmeidig iſt, wie ein geſchmeltz⸗
„ter Wißmuth, ‚wann es aber unter Ziehn
geſetzt wird, machet es daffelbe —
„schöner, gleich einem Engliſchen a die
im rage nach
an 3. 3ink.
Der erſte, welcher dieſes Metall worſetzlich
und) Zufaß eines brenbaren Weſens aus dem
Samey dargeſtellet hat, iſt wohl gewiß Sen;
Bel, der ſolches ſchon 1721. gemeldet hat,
wie wohl mit Verſchweigung des ganzen Ber:
fahrens (*3). Nach ihm fcheint der Schot:
laͤnder Dr. Iſaac Lawfon elen diefes im
Groffen möglich gemacht: zu haben. Henkel
hatte fhon 1737. gehört, daß dieſe Arbeit
in England mit Wortheil getricben würde.
Aber von diefem Lamfon weis id) wicht mehr ,
als was Warfon von ihm meldet (44). Der
| *— Schwe⸗
(*?) Theſaurus pharmacolog: Ulmae 1662. 4.
>. P- 458.
ar Rießhiftorie ©. 571. und vornehmlich
i . 72I. 2 a
(++) Pot beruft fi oft auf Lawſon Differt.
de nihilo,, auch führt er Worte daraus an;
aber ich habe fie nicht auffinden koͤnnen, und
wundere mich darüber nicht, da fie Watfon
nicht einmal gefant bat. Chemical aflays.
Cambridge 1786. 12 * IV. p. 34. Pryce
. in Mineral. Cornub. p. 49 jagt: The late Dr.
J. Lawfon obferving that the flowers of lapis
calaminaris were the-fame as thofe- of Zinc,
and that its effects on copper were alfo the
“ fame with that femimetal, never, reinitted his
‚endeavours till he found the method of fepa-
‚ ratıng pure zinc from that ore. Eben dieſes
ſteht in Supplement to Chambers dictionary.
1753. art. Calam et Zinc. au) in Campbell
Polit. furvey of Britain. IL. p. 35. Diefer Kir
e no
3. zink. 407
Schwediſche Bergrath Anton von. Swab
erhielt nachher, naͤmlich 1742. ebenfals dieß
Metall aus dem Galmey durch die Deſtilla⸗
tion, fo. wie auch Marggraf im J. 1746.
der doch von dem Schwediſchen Verſuch nichts
gewuſt zu haben ſcheint. Im Jahre 1743.
errichtete Champion ein Zinkwerk zu Briſtol,
dergleichen fein Nachfolger James Emerſon
zu Henham bey Briſtol angelegt hat. Die
Gewinnung geſchieht dort durch eine niederge⸗
hende Deſtillation, wie Watſon beſchrieben
hat. Mur | ;
Die ‚größte Menge diefes Halbmetalles,
welches in Europa verbraucht wird, koͤmt ohne
Zweifel aus Dftindien. Die Niederländifche
Handlungsgeſellſchaft hat davon in den fünf
Jahren 177% bis mit 1779 überhaupt 943,081
Pfund verkaufen Yaffen (35). Sm Sabre
1780. verkaufte nur die Kammer von Rotters
dam 28,000. Pfund, und die andern Kam⸗
mern hatten damals diefen Artikel gar nicht;
- wie ich aus dem gedruckten Waaren » Berzeichs
niſſe fehe. Wenn Baynal die Wahrheit mels
| . . bet,
noch hinzu, Lawſon fey zu fruͤh geftorben,.
—— Vortheile ſeiner Entdeckung zu ge⸗
nießen.
(+5) Rieards Handbuch ber Kaufleute I. ©.
37» hr ; *
Dd 2
r#
wre
(*?) Linſchotens Reife B. 2. K
Aber in Amfterdam ift der gem
44 3 3mE
Ber, fo kauft bir Gerlihaft jährlich zu Pa⸗
limban anderrhalb Milienn Pfunde (#9):
Im Septemb. 1731. verkaufte die Dinifhe
Gefeifhaft zu Eopenhagen 153,953. Pund
Tuttennage, bie auf zwey Schiffen gekommen
waren, und zwar das Pfund für 44 bis gt
Schil. Luͤb. Vermuthlich holen die Englander
und Schweden dieſe Waaren ebenfalls. Es
iſt unangenehm, daß man nicht weis: wo,
wie, ſeit wann dieſes Metall in Indien ge⸗
wonnen wird, und in welchem Br VOR
er tenmal nad) Euro» SC®racht wor⸗
Nun has nun wege rer Serbaene
Raddrichten köomt es aus ya ( F —
Bengalen (4%), aus Malacka (4%) und are
Malubar, woher auch Kupfer und Meſſing
geho⸗
Geſchichte der Beſitzungen in Indien,
nach Mauvillon Ausgabe I S. 241. Er fagt,
die Geſelſchaft bezahle:den Centner mit 283
Gulden, und der Preis fey fehr maͤſſig.
oͤnliche Preis
17 bis 18 Gulden Banko. Nach
einem Preis⸗
verzeichniſſe, welches ich beſitze, war er db.
9. May 1788. fiebenzehn Guld. und d. 22.
San. 1781. nur 16. Guld. B.
* 9) Meifters orient. Luſtgaͤrtner S. 276.
(8) ebendafelbft S. 268.
| . 17., e
nennet es mit dem inlaͤndiſchen Namen Ca-
laem ; es fey eine Art Zinn. Brüdmann
Magnal. Dei S. 1038. .
.. ine 409
geholet wird (59). In den alteſten Ladungs⸗
verzeichniſſen der niederlaͤndiſchen Schiffe finde
ich den Zink nicht genantz aber es kan ſeyn,
daß er unter dem Namen des Indiſchen Zinns
begriffen iſt, denn fo hieß er anfaͤnglich. Sas
vot, der umd Jahr 1640. geftorben feyn foll,
erzählt aus einem gleichzeitigen Schriftſteller
(CT), daß damals vor einigen Jahren (*)
die Hollaͤnder den Portugieſen ein Schiff: weg⸗
genommen hätten, welches mit dieſem Metalle
beladen gewefen wäre, welches darauf unter
dem Namen Speautre verfauft worden. Dars
nach wird es wahrfcheinlich, daß es bereits im
Anfange des ızten Sahrhunderts nady Euros
pa gebracht worden. Rob. Bople (°2) nens
ner den Indiſchen Zink ale ſchon. EP
Wahrſcheinlich iſt dieſes Halbmetall in
Indien entdeckt worden, ohne dag man dort
das geringſte vom Europaifchen gewuſt hat;
| aber
9) Baldaͤus Beſchreibung der Kuͤſte Mala⸗
bar. Amſterd. 1672. Fol.* ©. 98.
(51) De nummis antiquis in Thefauro — I
Roman. XI. p. 1195.
(*) In der neuen Ausgabe son Edlay⸗ de Fan |
: Rey, die Gobet mit Anmerkungen, verfehen
bat, Paris 1777. 8* p. 178. wird gemeldet,
es fey dieß.im Jahre 1620. gefchehn.
(2?) Experimenta de flammae ponderabilitate.
Londini 1673: 19. * p-15. exp. AU.
—
410 3. Zine.
aber die Veranlaffung ift noch unbefanter als -
die Urt der Gewinnung. Man erzählt, ein
Engländer fey in diefem Jahrhunderte nad)
Indien gereifet, am. die dortige Gewinnung
auszukundſchaften, und fey mit der Nachricht
zurückgefommen, daß fie auch dort durch eine
Deftillation per descenfum gefchehe (°?).
Ueber ven Urfprung der verfchiedenen Bes
nennungen weis id) wenig anzugeben. (Con:
terfey hies ehemals alles unächtes oder nach⸗
gemachtes Gold; fo wie Luggold mit dem
lang gezogenen U, dünnes Mefjingblech, wels
ches wie Gold ansfieht, bedeutet (5*). Zink,
woraus erft Zinetum, hernach Zincum gewors
"den, leitet Friſch daher, weil fid) der Dfens
bruch wie Zinken oder Zacken anfeßt; aber
bedenklich ift, daß diefer Mamen nicht vor.
Erfindung des Metalle vorkoͤmt, da doch
der Ofenbruch lange vorher befant gewefen ift.
” Ful⸗
(°3) Bergmann opufcula U. p.321. Abhand-⸗
nn der Schwed. Akadem. XXXVLU.
.885.
(*) Mattheſius Pred. 5. S. 230. »Conter⸗
„feil iſt ein geringes Metall, dad man mit
„Zuſaͤtzen und Karben zurichtet, Daß es Gold
- „oder Eilber ähnlidy fiehet, wie die Contra=
„factur oder ein Bild dem archetypo. Alſo
: „hat man dem Kupfer mit Galmey und an—
„dern Zufäßen eine Farbe gemacht, daß et»
„liches als dad Salzburger, ſchier bem a
| „DE
Fulda (2 erinnert an das Angelfächfifche
Sin, Zink, weldhes er dur) Obryzum übers
fest. Spiauter, Speauter, Spialter,
woraus Boyle Speltrum gemacht hat, auch
Tutaneg, Qurtannego, find wohl mit der
Waare aus Indien zu und gekommen. Unter
dem letzten Namen erhält man zuweilen eine
Mifhung aus Zinn und Wismut. Auch
Calaem ift eine Indiſche Benennung dieſes
Halbmetalles, welches zwar viele Aehnlichkeit
mit Calamine hat, aber ich glaube mit Sal⸗
maſius, daß dieſes nicht von jenem abſtam⸗
met; denn lapis calaminaris-Förnt ſchon im drey⸗
zehnten Jahrhunderte vor, und. Calaem haben
erft die Portugiefen aus Indien zu und ges
bracht. | |
„de ähnlich gefchn bat.” — Sin der Straßs
— burger Polizeyordnung von 1628. ift den
Mägden verbothen, Gold oder Silber zu tras
aen, auch nicht das conterfaite oder anders
ſſo ben Schein Gold oder Silber haben mag.
(°°) Samlung Germanifcher Wurjelwörs
ter. Halle 1770. 4. * S. 285. -
\
412% 4: Rarpen.
4.
Karpen;
D⸗e Frage: ob unfere Karpen fhon dem
Ariftoteles, dem Plinius und ihren, Zeitz
genoffen befant gewefen find, läßt ſich mit
groffer Wabrſcheinlichkeit weder bejahen, noch
verneinen. So ungewiß iſt die Ichthyologie
der Alten, oder ſo wenig iſt ſie noch zur Zeit
bearbeitet worden! Sie hat aber auch beſon⸗
ders große Schwierigkeiten; viel groͤſſere als
bie Kentniß der vierfüffigen: Thiere. Bey bier
fen ift mehr Mannigfaltigfeit in den koͤrperli⸗
chen Bildungen, die wenigſtens leichter in die
Augen faͤlt, auch leichter beſchrieben werden
kan, als die Verſchiedenheit, die bey Fiſchen vor:
Fınt ‚ ald welche größtentheild unter einander
fo ähnlich oder gleihförnig find, daß oft ein
geubter Syſtematiker kaum die Unterfchei:
dungszeichen ‚der Gattungen und Arten anzus
geben vermag. Kein Wunder alfo, wenn wir
in den kunſtloſen Beſchreibungen der Allen,
oder vielmehr in ihren kurzen Erwähnungen
ber Fiſche, nichts finden, weldyes die Art be:
fimmen Fan. Die vierfüfjigen Thiere mögen.
durch ihre Grauſamkeit ſchrecken, oder durch
ſcheue Lift und zu entflichen fuchen, ſo bleit⸗
w ar
x 1% 3 Im
-
4. Rarpen. 413
es dennoch: möglich „ fie nach ihrem Geſchlech⸗
te nach ihrem Alter und nady ihren Hands
‚Lingen zu. beobachten, und manches zu bemer⸗
fen, was entweder nur einer Art oder- nur wes
nigen: Arten gemein iftz dahingegen alle. Fis
fein einem Mittel leben ,-; wohin wir ihnen
nicht nachgehen können, und welches fie unſern
Beobachtungen faft immer entzieht. Die Jagd
iſt feit undenklichen Zeiten; wiewohl in neuen
mehr ald jemals, das Zeitvertreib muͤſſiger
Perfonen geworden, weldye darauf defto mehr
Aufmerkſamkeit verſchwenden, je meniger ans
"dere Gegenſtaͤnde thre Neugierde zu reißen und
ihren: Berftand zu befchäftigen vermocht has
ben; aber der Fifchfang iſt meiftens ein muͤh⸗
fames Hahrungsgewerb dürftiger Menfchen,
die Feine Zeit zu beobachten haben; die übris
gen fehen die Fiſche nur auf ihren Tafeln oder
‚in Naturalienſamlungen. Daher fönnen denn
auch aus diefer Urſache wenigere Eigenfchafs
ten der Fiſche befaut feyn, wodurch ſich die
Arten derſelben beſtimmen lieſſen. Die Ab:
bildungen vierfuͤſſiger Thiere, die aus den
Zeiten der griechiſchen und lateiniſchen Schrift—
ſteller auf uns gekotnmen find, lehren doch
wenigſtens etwas; hingegen die Abbildungen
der Fiſche, welche ohnehin ſeltener ſind, faſt
nichts; es waͤre denn, daß man ſo ſcharfſich⸗
tig oder glaͤubig wäre, als manche Samler
der Verſteinerungen, die jede Art der Fiſche
Dd 5 zu
414 4. Rarpen.
zu erkennen meinen, von denen fie Abdrücke
auf Schiefer fehen. Allein dem ungeachtet
lieſſe ſich dody mehr für die Schthynlogie der
Alten thun, als bisher gefchehen if... Man
folte nur den Anfang machen, die Arten und
Namen, welche. fich zunerläffig befiimmen lafs
fen, mit den Beftimmungsgründen zu verſehn
und von den übrigen zu feheiden; man folte -
von den unbeftimlichen, Arten kurz dasjenige
angeben, was man davon bey den Alten ans
trift, und einigermaffen zur Kentniß derfelben
dienen kan; aber nie folte man leere Vermu⸗
thungen für erwiefene Beftimmungen ‚nie
die Mieynungen der alten Auslegerzinoch- die
Ueberfeßungen ver Wörterbücher, ohne Bes
weis annehmen. Wolte man diefen ohne weis
‘‚ tere Unterfuchung glauben, fo würden bie Na;
men Cyprini und Lepidoti für Namen der
Karpen zu halten feyn, und die aufgeworfene
Frage wäre geſchwind beantwortet; dahinges
gen kaum einige Wahrfcheinlicykeit übrig bleibe,
wenn man dabey nach Beweiſen forfcht.
Ich will nicht alles, was die Alten von
Cyprinis melden, welches zum Theil durch
bie Abfchreiber fo fehr verdorben worden, daß
kaum ein fidyerer Verftand herauszubringen ift,
einzeln und volfiändig anzeigen, welches id) je=
bo thun würde, wenn ich die Schthyologie
der Alten ie wolte; ich will hier nur
das⸗
4. Rarpen. 415
dasjenige anfuͤhren, womit Rondelet und au⸗
dere zu beweiſen gemeint haben, daß. fie unfes
re Karpen feyn müffen. Ihr vornehmfter
Grund fcheint wohl diefer zu ſeyn, daß unter
allen Fifhen der Alten fonft Feiner vorkoͤmt,
der nur mit einiger Mahrfcheinlicykeit dafür
ausgegeben werden koͤnte; folte daher Cypri-
nus nicht der Karpe feyn, fo muͤſte diefer von
den Alten gar nicht genant feyn, und dieß will
man nicht gern zugeben. Man weis freylich,
wie fehr die Alten, vornehmlich die vrientalis
ſchen Völker, die. Fifche, deren fie eine groſſe
Marnigfaltigkiit hatten, geſchaͤtzt haben; fie
{deinen fie allen Gerichten von vierfüffigen
Thieren ımd Vögeln vorgezogen zu haben (*).
Fiſche kommen unter den Lieblingöfpeifen der
Schwelger, deren Andenken die Gefchichte erz
halten hat, viel Öfterer vor, als Federvieh.
Der Fifche gedenken die Aerze, denen die des
Yicateften Tafeln. den meiften Verdienſt verz
ſchafen, viel öfterer in ihren Schriften, als
der fibrigen Fleifchfpeifen. Wie groß tft die
Anzahl der Speifefifche in der alten Kochfunft
gegen die Zahl der Vögel! Zwar werben
| Atutdi
(X) ꝰOv⸗⸗ hieß eigentlich ‚ein Fiſch, aber mit
der Zeit jede ausgefuchte Leckerey, und opo-
Dayle und Dilonbix, war das was die Frans
zofen gourmandife oder friandife nennen.
Plutarch. /fympos. IV, 3. p. 667. Voſſius de
idololar. IV, 23 p. 1371.
416 ae 4: Rarpen..
turdi- und attagenes gelobt; aber wenn Pha⸗
fanen, Schnepfen, Rebhüner und andere Voͤ⸗
gel ſchon damals fo beliebt, ald jest geweien
wären, fo würden audy: diefe nicht vergefjen
ſeyn, oder öfterer vorkommen. Noch jeßt
machen die Fiſche in Sonftantinopel und. in
Griechenlaud die vorzüglichften Gerichte aus,
und man findet dort auf den Märkten jeder»
zeit eine grojfe Menge und Mannigfaltigkeit
derfelben; aber nur jelten Geflügel, was zum
Verkaufe: gefangen oder. geſchoſſen ware. Als
die Aegyptifchen und Griechiſchen Moͤnche ſich
duch Enthaltſamkeit und Maͤſſigkeit auszeich⸗
nen wolten, eutjagten fie allen Fiſchſpeiſen,
als den vorzuͤglichſten Delicateffen; fo wie bie
Sieinheiligen unter den Europaͤern ben
Fleijchfpeifen. Aber fo wahr alles diejes ift,
fo beweifer es doch nicht, daß unfere Karpen
in den Schriften der Alten vorkommen müfs
fen. Die Roͤmiſchen Wohllüftlinge haben freys
lich wenig unverjucht gelaffen, aber alles has
ben fie doch nidyt probiren koͤnnen; auch koͤn⸗
ten befondere Urfachen geweſen, ſeyn, warum
ihnen. die Karpen nicht vorgekommen: wären;
und wer mag behaupten, daß alles, was bie
Alten gekant und gewuſt, in denen wenigen
Schriften, die durd) einen Zufall bis auf un⸗
. fere Zeiten erhalten find, genant feyn muͤſſe!
Wenn
4. Rarpen: 417
Wenn man nun frey von diefem Vorur⸗
theile nachfrägt, warum cypriaus der Karpen
feyn ſolle, fo erhält man zur Antwort, weil
dasjenige, was man. von der Zunge und
den Schuppen der Eyprinen Tiefer, ſich auf
feine Urt fo gut ald auf Cyprinus carpio Lin.
ſchicke. Ariftoteles naͤmlich meldet, daß jene
Fifche Ecine eigentliche Zunge haben, daß man
aber leicht den fleifchichten Gaumen dafür ans
feht Eönne. (2). Athenäuß. behauptet, fie
hätten zwar eine Zunge, ‚aber fie fige am öbern
Theile des Mauls oder am Gaumen, und
er beruft ſich desfals auf Ariftoteles (3). In⸗
zwiſchen hat. diefe Stelle. viel zweifelhafted.
Denn diefe Worte finden ſich nicht. in den
jeßt vorhandenen BVuͤchern des Philoſophen;
wie wohl ſich zur Noth ein ſolcher Einn. aus
der vorher angeführten Stelle herausbringen
laͤßt. Moͤglich wäre jedoch, was fchon, Cas
ſaubon (*) vermuthet ‚hat, daß Athenaͤus
hier, ſo wie an mehrern Stellen, ein Buch des
Ariſtoteles anfuͤhre, welches nicht auf uns ge⸗
kom⸗
(2) Hiſtor. anim. IV. cap, 8. p. 477. Ich folge
der Leſeart der beſten, auch der Sylburgis
ſchen Ausgabe: ‚uy exarovr£vog, bie Voſſius,
H Schneider in Artedı ſynonymia piscium.
. Lipfiae 1789. 4 * p. 8. billigen. Camus
: hat mit Scaliger sv flat uy gelefen.
C(2) lib. 7. p. 309.
C() Animadvers. VII, 17. p. 540.
Pr
«
418 4 Rarpen.
kommen ift. Ferner nennet er den Fiſch, wo⸗
von er redet, nicht zuyrewos, fondern zurgsa-
vos , und dba ift noch die Frage, ob nicht eine
ganz andere Art darunter zu verftchen fey.
So viel fcheint jedoch wohl aus der Stelle des
Ariftoteles gewiß zu feyn, daß Cyprinus eis
nen ftarken fleifchichten Gaumen habe, und
„der finder fid, denn auch freylid bey unferm
Karpen,. von dem der Kopf wegen des anges
nehm ſuͤßlich ſchmeckenden Gaumens, für das
beſte Stuͤck gehalten wird. Aber dieſer Um⸗
ſtand beweiſet deswegen nicht viel, weil er
nicht dem Karpen allein eigen, ſondern allen
Arten dieſer Gattung gemein iſt, als den
Braffen, Schleien u. a. Diefe Fifcharten,
fagt er H.D. Bloch, haben Keine eigentliche
Zunge; die fcheinbare ift nur ein knorplichter
durch :die von beyden Seiten zufammenftoßens
den Kiemen gebildeter hervorragender Theil (°).
Mehr Gewicht würde biefer Beweis haben,
wenn man gemeldet fände, daß man fehon
zu Ariftoteles Zeit diefe Zunge für ein Lecker⸗
bifjen gehalten hätte, aber das findet man
Br nicht
(5) Sifhe Teutfchlands I. ©. 26. Blafii
anatome animalium p. 263. et p. 472. Fig.4-
Quod, lingua vulgo dicitur proprie non eft
lingua; nam in fuperiori palato haeret, ita ut
cibus fub ea transeat, fed eft glandulofa quae-
dam fubftantia alba, mollis, humida, et quae
uncta aut aliomodo laefa fe miro modo com-
movet.
4. Rarpen 419.
nicht und H. Krünig (°) irret, da er fagt,
Heliogabalus ſey wegen ſeines Appetits zu
Fricaſſee von Karpenzungen verſchriehen wor⸗
den; es waren. Zungen von Pfauen und Nach⸗
tigallen (7). Sonſt folte man freylich ben
Alten die Entdeckung dieſes niedlichen Biſ⸗
ſens zutrauen, wenn m fie BI viele er.
—— hätten. / x
: Der.. anbere Beweis, ) weiber von ‚ben
Shen hergenommen wird, befteht darin,
daß. Dorion beym Yrhenäus fagt (?), den
Kumeicvos terbe von einigen audy-Arzidwres,
daß iſt bir gefchupre genannt. . Well nun alle
Fiſche Schuppen haben, fo müffen biefe bey
jener Art vorzüglid, groß ſeyn, weil fie jener
Namen vorzugsweiſe erhalten hat (*). Da
muß man nun freylich zugeben, daß biefer
Beynamen ſich ganz gut auf unfere Karpen
ſchickt, deſſen Schuppen bekantlich fehr groß
find... Aber dieſer Umftand: beweifet allein
nichts; indem Mullus und Mugil noch gröffere
Schuppen Baden; und zur erſten a: =
* ‚Ostonemiihe BEncyclopäie XXXV. ©,
8* en Lampridius vira Heliogab. c. 20. p. 484.
(#) Ib 7. p. 309.
se Orpheus in feinem Gedichte von Steinen
9, 6. p: 317. fchreibt dem Lepidotus filbers
farbig glänzende Schuppen zu.
429 4. Rarpen.
hoͤrt noch dazu einer der beliebteften Fiſche der
Alten. Strabo nennet Lepidotus unter den.
heiligen Fiſchen des Nils, aber ob dieſer mit
demjenigen, von welchem Dorion redet, einer⸗
ley feh/ das läßt ſich nicht ausmachen. So viel
iſt jedoch gewiß, daß Der Nil jetzt Karpen
enthaͤltz Norden ſah ſie bey dem Waſſer⸗
falle zu Eſſuane, welches das alte Syene iſt,
fangen (2). Wuͤſte man, daß die heutigen
Griechen: die Karpen noch jetzt Cyprinen nen⸗
nen; ſo wuͤrde ‚das viel mehr. beweiſen; dem
es iſt bekant, daß die altem Namen ſich in
Griechenland meiſten Theils erhalten haben,
Maſſarius (*) verſichert zwar, daß die Grie⸗
hen noch jetzt den Namen :Cyprinus brau⸗
chen; aber Gillius ſagt, er ſey nur noch bey
einigen gebräuchlich; und dieß beſtaͤtigt auch
Bellon (150) 4der alle Benennungen der
Karpen, die er fin Griechenland gehört hat,
anfuͤhrt, welche ganz von den alten abweichen,
jedoch, ſetzt er hinzu, heiſſen⸗die Karpen im
ice Sa Ihe: Aeto⸗
) Nordens Reife durch Aegypten. Bresl.
“und Leipz 1779. 8 * ©. 376. |
CE) in dem ſchon B. It. ©. 324. angeführten
Buche. |
429) Wieviel würde die Naturgeſchichte der-Al=
ten gewinnen, wenn ein geſchickter Syſtemati⸗
ker die it Hg griechifchen Namen
ſamlete! Einen Heinen Anfang haben Tours
nefort und andere gemachte
4. Rarpen. 421
Aetolien noch jeßt Cyprinen. Alſo beyde bis⸗
her angefuͤhrte Eigenſchaften der Cyprinen
ſchicken ſich zwar auf unſere Karpen; aber
da fie faſt eben fo gut auf. noch mehrere As
ten paffen, fo. geben fie Feinen ganzen Beweis,
fondern nur einige Wahrſcheinlichkeit, die ei⸗
gentlich darin liegt, daß unter den großſchup⸗
pigten Fiſchen, die Karpen vorzuͤglich den
fleiſchigten Gaumen haben, und man geru
annimt, daß die Alten alle Arten gekant,
und ihre Benennungen mit mehr" Grund). ale
jeßt geſchieht, gewählt. haben. ' Mais,
Wolte man diefe Wahrſcheinlichkeit widers
legen, fo. Fünte man anführen, daß Oppian
C’*) und Plinius (12), die Cyprinen zu den
Seefiſchen rechnen, wozu unfere, Karpen nicht
‚ gehören. Aber dieſe Einwendung, die einige
wuͤrklich gemacht haben, wiirde doch auch nicht
viel Kraft haben. Erſtlich fheinen beyde
Schriftſteller ſich geirret zu haben. Denn
was Plinius zugleich von den Cyprinen ana
fuͤhrt, iſt offenbar, aus dem Ariſtoteles ges
nommen, und biefer fagt nicht, daß dieſe Fis
ſche im Meere leben, vielmehr ſagt er anders⸗
wo das Gegentheil. Der Roͤmer hat, wie
ſchon Dalechamp angemerkt hat, in mari hin⸗
EN Tender
() Halieut. I. Iot und 59%: .. .
(*?) IX: 16, p. 509:
I. Theil, "2 - , Ge A
422 4. Rarpen.
zugeſetzt, wenn es nicht etwa ein Abſchreiber
gethan hat. Oppian iſt auch als Dichter nicht
immer der zuverlaͤſſigſte, und. er hat noch wies
lenandere Flußfiſche des Ariſtoteles für, See⸗
fiſche angegeben. Zweytens halte ich den Un⸗
terſchied zwiſchen Seefiſchen, Fluß: u. Teich⸗
fiſchen nicht für ganz ſicher und gegruͤndet.
. Mer weis, ob nicht der groͤßte Theil der
leßtern urſpruͤnglich Seefifche ſind. Von deu
Karpen iſt dieß defto wahrfcheinlicher, wenn es
wahr if, was H. Prof. Forfter fagt, daß
‚zumeilen auch in dem Hafen bey Danzig Kar⸗
pen gefangen Werben C 2).
1 Man kan zur Unterknchung der —
fenen Frage noch einen andern Weg einſchla—
gen. Weil alle jetzige Nationen den Fiſch
mit einerley Namen benennen, fo ift es wahr:
ſcheinlich, daß er diefen aus dem Lande witz
gebracht hat, aus dem er zuerft verbreitet oder
befant geworden iſt. Es fragt fich alfo, wie
alt diefer Namen fen, und wo er zuerft vor:
Folie, Noch zur Zeit iſt Caſſi iodor (1*),
wel⸗
3) Phioßoghisat transadt, * LXI, 1771. PT.
p-310. .
2 Variarum lib, 12. 4. p. 389. nad) der
Genfer Ausgabe von 1650. in 4. Privati eft,
habere quod focus continet; in principali con-
vivio hoc profe&to decet exquiri, quo vifum
debeat admirari, ‚Deftinet carpam Dauubi us.
4. Rarpen. | 423
weldher im fechften Jahrhunderte lebte, der
ältefte Schriftfteller , bey dem man. ihn ber
- merkt hat: Wo er die. delicateften und koſt⸗
barften Fifche nennet, weldye fich damals eis
gentlich für fürftliche Tafeln ſchickten, fagt er:
zu diefen gehört die carpa „swelche die Donau
liefert. Nach dieſer Zeit koͤmt dieſes Wort ,
oͤfterer, jedoch zuweilen ‚etwas veraͤudert, vor,
In der Alteften Iateinifchen Meberfegung des
Ariftotelesift, wie Lamus fagt, ceyprinus durch
carpra gegeben. Im dreyzehnten Sahrhunderte
hat VDicentius von Beauvais (5) den Fiſch
carpera und Caͤſarius carpo getiant (16):
Hoͤchſt wahrfceinlich bedeuten beyde -Namen
unfere Karpen. Durch Caſſiodor gewinnet
die Meynung, daß eben dieſer dev eypkinus
der Alten fey, einen neuen, ‚obgleich fehr ſchwa⸗
chen Beweis. Denn aud der Cyprinus war
| rn in
(3) Speculum narurale xvu⸗ 40. p. 1274- nach
der Ausgabe der Benedictiner: Duaci 1624,
fol.* Corpera pifcis eft quafi fquamis aureis, -
in lacis vel fluviis, fie dicta, quafi-quae car-
pens pavit. ete. | Gere —
0) Dialogi miraculorum. Diſtinct. 2. cap. 20;
P. 46. Diefes Buch macht den zweyten Theil
von der Bibliotheca patrum Ciftercienfum
aus, weldye Bono-Fonte 1662. fol. gedruckt
iſt. Poft haec frater :Simon vidit daemonem:
‚“ loricatum et galeatum, habentem fquamas ,
‚tanquam pifeis, qui vocatur carpo,
— 2 ET
424 4. Rarpen.
in’ der. Donau, wie man aus dem Aelian (17)
weis, der unter den Fifchen des Iſters ſchwar—
ze Cyprinen nennet, und eben dieſe ſollen, nach
der Vermuthung des H. Prof. Schneider, die
ſchwarzen Fiſche der Donau ſeyn, welche Pli⸗
nius für ungeſund oder giftig angiebt, ders
gleichen auch in Armenien feyn folten, Giftig
find nun freylich unfere Karpen nicht, aber
die Mede ift dort von einer befondern Abart,
und es ift nur eine Sage, die wohl nicht ein-
mal wahr gewefen ift, aber doch ihre Veran⸗
laffung gehabt haben muß, fo wie die Karpen
mit dem Todtenkopfe und dem Mopskopfe,
welche Schriftfieller des 16ten Jahrhunderts
- fo gar abgebildet haben. Carpo des Caͤſarius
fheint deswegen unfer Karpen zu feyn, weil
er fehr anfehnliche Schuppen haben ſoll; Denn
der Teufel machte einmal den Spas, erfchien
gepanzert, und hatte Schuppen wie der Fiſch
carpo. Carpera des Vincentius Bellov. ift
noch weniger zweifelhaft, indem dieſem Fiſche
diefelbige Lift, wodurd er dem Nechen und
Netze entgeht, zugefihrieben wird, welche auch
von unfern Karpen bekant ift. Auch diefer
drückt zuweilen den Kopf in den Schlamm ımd
läßt das Ne über ſich weggehn; auch beugt
er zumeilen Kopf und Schwanz zufanmen ,
und fehnellet ſich plöglid auf der Sberflaͤhe
des
en De nat. anim. XIV, 23. Plin. XXXI. ſect.
19. P. 550. Antigonus Car, cap. 181, P- 222-
4. Rarpen 42x
des Waſſers aus einander, und ſetzt 4 bis
6 Schuh hoch über den Rechen hiuweg.
Aber woher ift denn dieſer Namen entflans
den? Der Urfprung, den Vincentius, oder
ber unbefante Verfaſſer des verlohrnen Buche
de natura rerum, angiebt, iſt, wie ein ander
rer, den Geſner ſpoͤttiſch anfuͤhrt, zu einfäls
tig, als dag man ihn wieder erzählen dürfte.
Gelehrter wenigſtens ift die Ableitung des
Menage von Cyprinus, . woraus algemad)
euprinus, cuprius, cuprus, cupra, curpa, und
endlich carpa geworden feyn fol. Sc) für meis
nen Theil habe mehr Neigung das Wort aus
einer Sprache, die an der. Donau geredet wor;
den, abzuleiten, und zu glauben, daß es mit
dem Fische aus dem füdlichen Europa verbreiz.
tet worden, aber id bin mit diefen Sprachen
zu wenig bekant, als daß ich meine Vermu—
thung fehr wahrſcheinlich machen Eönte, und
bie Etymologen, die ich nachgeſchlagen habe „
als Wachrer, Ihre, Johnſon u. a. haben.
mir nicht geholfen. ‚Nur Fulda giebt einige,
Kofnung, indem er dem Worte Karpen bie.
germaniſche Abkunft zugefieht, und es unter
den Begrif von Bedeckung des Körpers bringt,
wohin Rur, Rurdewer, (der Gerber) Kru—
fte, Kuͤrſchner, Ruͤrbis, Krebs, Rar
(die. Haut) und das noch im der Poͤbelſprache
— — 00 uͤbrige
Ee 3
PP
I)
426 4 Rarpen,
übrige Wort Rarnüffeln gehören foll (1°)
Ich werde wohl nicht der einzige feyn, dem
hiebey wieder die Benennung des Schup⸗
pichten, Lepidoti, einfällt, indem nad) die:
diefer Ableitung wiederum die Schuppen die
Urſache des Namens abgeben würden. Aber
bie Wahrheit zu geftchen, die Wortforchung
bes gelehrten Fulda ift mir zu hoch; fo. wie
die Chemie der Adepten. Ich fehreibe der
Rarpen , nicht Karpfen, wie andere thun.
Es ift wahr, jenes. fieht wie Platteutſch, dies
ſes wie Hochteutſch aus; denn wo das legte:
das harte pf hat, da hat jenes das einfache
p: zum -Benfpiel: Ropf, Rop;Ylapf, Nap;
Rropf, Rrop; Pferd, Perd; Pfund,
DPund ; Rlopfen, ARloppen; sSüpfen,
SHüppenn. f. w. Aberialle verwandte Spras
chen haben im Karpen kein f, und felbft
Gottfched fhrieb der Rarpen.
Vielleicht ift es nicht überflüffig hieben zu
erinnern, daß mar carpa und carpa oder un⸗
fern Karen , , nicht mit carpio verwechſeln
muß. Letzterer gehoͤrt zu den Lachſen und Fo⸗
rellen, und heißt im Linneiſchen Syſtem Sal-
mo carpio, Cr findet ſich vornehmlich in dem
Gardſee, Lago di Garda, der ehemals Lacus
Bexiacus hieß, und an, yrol ſtoßt —
Die
) Germanifche Wuisehwörter ©: 7I.
(9) Buͤſchings Geograph. V, ©. 585., wo
E a auch
/
4. Rarpen 427
Die älteften. Nachrichten von ihm kommen bey)
Schriftftellern des fechszehnten Sahrhunderts:
‚vor, naͤmlich in den Gedichten des Pierius
Dalerianus (29) und bey Jovius (2*);:
Nach dem Linne foll er auch in Engländifchen
Fluͤſſen vorkommen, aber das ift falfch. . Er.
hat ſich von feinem Artedi verführen: laſſen,
der den Char. oder Chare, deffen Cambden
in feiner. Befchreibung von Lauca-Shire ges
denft (22), für den $. carpio angegeben hat.
Aber Pennant, ber diefen unter den Englaͤn⸗
diſchen Fiſchen gar nicht genant hat, meldet:
aus druͤcklich, daß Char nicht carpio lacus Be-
naci, fondern viel ehr eine Abart von Salmo
alpinus fey (??),
ur j a
Daß uͤbrigens unfere Karpen in dem füds,
lichen Europa zuerſt gewefen find, und von da
in andere Länder verfeßt worden, ift gewiß. -
auch diefer Fifche unter dem Namen‘ karpichi
gedahtif
(2°) Conr. Gefner hat diefes Gedicht ©. 219.
eingerückt. |
(7) de vifeibus cap. 35. p. 12%. Benaciuus car-
pio. Cr nennet unfere Karpen cap. 38. p.
„;.g13E- sapens 0 007 -
..(2*) Cambdeni britannia in epiromen redacta a
Ziricaeo. ‚Ämfterd. 1639. 12. * p. 347.
(22) Arisifhzoology. vol 3: P:25%:2 1
423 4. Rarpen.
Noch jegt wollen fie in den nördlichen ändern
“nicht gut gedeihen, und je weiterhin nad) Nors
den ſie gebracht werden, deſto mehr artenfie aus
und werben Eleiner (24%). Auch findet man
Nachrichten von ihrer Verſetzung. Wenn
ed wahr ift, daß daB Sateinifche Gedicht
Hom Kriegszuge des Attila aus dem fünften
oder fechften Jahrhunderte ift, und wenn bie
Fiſche, welche Walther den Fahrmann bey
feiner Ueberfahrt über den Nihyein gab, und
welche diefer in die Küche des fränkifchen Kös
nigs Guͤnthers brachte, Karpen gemwefen find,
wie Hr. Prof. Fiſcher meint, fo ift dieß ein
Beweis, da. diefe Fifche damals noch nicht.
im Rheinifchen Franzien geweſen; aber die Be—
urtheilung biefer Vermuthungen überlaffe ich
andern [* > D Auſſy fuͤhrt ein noch unge⸗
druck⸗
—8* Pontoppidan — Hiſtorie von
Norwegen. 11. ©. 236.
:(??), De prima expedirione Artilae ı Hunno-
rum iu Gallias, carmen edirtum a F. C. J. Fi-
ſcher. Lipfiae 1780. 4 *. X, 432.
Allie pro naulo pisces dedit antea captos
Et mox transpofitus graditur: properanter
Pr. | anhelus,
Portitor exfurgens pracfatam venit in vrbem
Regalique Des reliquorum quippe. ma-
“ giftro
Detulerat pißen; quos vwir ‚dedit ille viator,
rue zu Hos
a y°-!
N ,„
. 4. Rarpen. 429.
drucktes Buch aus dem dreyzehnten Jahrhun⸗
derte an, mit dem Titel: Proverbes, worin
alle die beften Produkte welche die, verfihies
denen Theile des Königreichs damals geliefert
haben, erzählt find, und er verfichert, , daß
darin zwar viele Arten Fifche, aber noch Feine
Karpen genant find, die doch jeßt in Frank⸗
reich überall vorkommen (2°), .
Auch in England fiheinen im eilften Jahr:
hunderte noch Feine Karpen gewefen zu ſeyn;
wenigftens kommen fie in dem Angelfächfifchen
MWörterbuche des Aelfric, der im J. 106 1.
als Bifhof von Mork ftarb , nicht vor (27).
Man hat auch die Verficherung , daß fie. erft
ums fünfte Jahr der Negierung Heinrich VI.
ober 15 us von Leonard Maſcal aus Plums
ſted
Hos’cum pigmentis condiſſet et appoſuiſſet
Regi Gunthario, miratais fertur ab alto:
Aſtiuscemodi nunquam mihi Franeia pifces
Oftendit, reor externis a finibus illos.
sifeher Sitten und Gebräuche der Europäer
im-5 und 6ten Sahrhunderte. Frankf. a.d. O.
1784. 8* S. 121.
66) Hiſtoire de la vie privde des Francais, BL
2. P. 59.
(??) Man findet e8 hinter Gul. Somneri dictio-
‚, » narium Jaxonico - larino - anglicum. Oxonii.
1659, Fol. * p. 55.
Ee 5
/ BR
430 4. Rarpen.
ftebt in Suffer in's Reich gebracht worden (?).
Ganz gewiß ift alfo irrig, was man im Linneis
a Zu | ſchen
(2°) Ich weis dieß aus Anderſons Hiftory of
commerce und aus Dennants Britifh zoo-
logy. IIL. p. 300, Beyde berufen ſich auf
Sullers britifh worthies. Fuller hatte. ein
groffes Werk von den beruͤhmteſten und um
ihr Vaterland am metiten verdienten Eng—
. ländern ausgearbeitet, welches aber, fo viel
ih weis, niemals ganz gedruckt if. In
Biographia Britannica III. p. 2059. wird ge⸗
meldet, es fey davon 1651, ein Auszug in
Quart unter dem erdichteren Namen: Abel
redevivus’ gedruckt worden. Es muß aber
doch noch ein anderer Auszug 1684. in 8.
- berausgefommen ſeyn, welchen Anderfon un—
‚ter diefem Titel anführt: Englifh worthies
'in church and ftate, welcher in der teutfchen
Ueberfegung des Anderfonfchen Werks 3. ©.
518. fehr undeutlih dur Englifche Wür:
dige uͤberſetzt iſt. Keines von dieſen Buͤ—
chern des Fullerts habe ich ſelbſt geſehn, und
ich kan deswegen von dem wuͤrdigen Maſtal
nicht mehr Nachricht geben. Nichts deſto
weniger glaube ich einen Irthum, der ſehr
algemein geworden iſt, verbeſſern zu koͤn—
. nen. Rlein in Hiſtoria piſcium V. p. 58.
ſagt: Leonard. Maſcal lib. de piſcat. primum
fe cyprinos, Karpen, in Angliam, intuliffe
feribit. Eben diefes haben Richter in Ich⸗
thyologie. Leipz. 1754: 8 * ©. 792. und N.
Rrünig in Encyclopädie XXXV. ©. IL: und
andere wieberholet. Hoͤchſt wahrſcheinlich
oder fait gewiß deucht mir, daß da din Buch
des Nicolaus Marſchalk oder Maxefchalcus
’ | gemeint
4 Rärpen ., 4r
ſchen Syſtem liefet, daß diefe Fiſche erſt ums
Sahr 1600. nad) England gekommen; id) weis
ee u nicht,
gemeint ift, deraber unmöglich’ der Mafcal
aus Suſſex fenn fan. Jener war aus Thür
ringen, und ſtarb als Profeſſor der Stecdh>
‚te und der Geſchichte zu Roſtock 1325. Er
bat viele biftorifche Werke gefcehrieben , die
hoc) geachtet werden, von denen man bin
und wieder gute Machrichten antriftz 3.8.
in der Damburgifcben Biblieth. hiftorica: cent,
2. P. 261. von Weftphalen menumentis editis.
Tom. I in der Vorrede, auch ©. 4:0.
Fabricii bibliork. m. aevi. VI, p. 749. Sie
find allefamt felten und zwar Deswegen, weil
der V. von jedem nur wenige Gyemplarten
in feiner eigenen Druckerey, die eine der er:
ften zu Roſtock war, hat drucken laffen. ©.
Vogt catal. lib. rar. p. 444. Freytag analecta
liter. de libr. rar. p. 572. Aber am feltens
fien ift das Buch, welches Rlein gemeint
bat, und rrelches ich niemals felbft geſehn
habe, Die befte Nachricht, welche ich davon -
habe auftreiben koͤnnen, tft Die im Conr,
Gesneri hiffor. pifcium, in enumeratione au-
&orum: Nicolas Marefcalet T’hurü hiftoria
aquatilium , imprefia eft Roftochii in aedibus
ipfius an. 1520. in fol. cum picturis, fed ſictis
et abfurdis, iisdem aut ſimillimis, quales in
libris Bartolomaei . Auglici et huius farinae
'feriptorum de rerum natura habentur, Sunt
autem collectanea tantum ex audtoribus ardine
alphabeti congefta; proprium nihil, neque ob-
fervatio villa, neque nomen Germanicnm vl-
Jum; ‚quod hercle miror, cum de longinquis
navigationibus fuis per maria glorietur, Pro-
mittti
432 4. Rarpen.
nit, woher mein : Lehrer dieß genommen
hat. u
Dänemark verdankt diefe Fifche dem bes
zühmten Staatsmanne Peter re, der fie,
fo wie die Archfe und viele Obſtarten, ins
Reich gebracht hat. Er ftarb 1575. (*°).
| # Mad
mittit et zoographiam et therion hiftoriam, et
ornithographiam , quae ipfum praeftitiffe non
puto. Dieß ſteht zum Theil auch in ferner
Bibliotheca, woraus es verfchiedene wieders
holet haben. Das Buch fol nur aus 23.
Blättern beftehn. In dem Werzeichnife
der in Hamburg verkauften Jaͤniſchen Pt
- bliothef II. ©. 55. war, wenn ich mir rid:
tig angemerkt habe, das Druckjahr 1517. -
angeaeben. Weil ich wufte, daß der Rec—
t0r Schöttgen von dem Leben des Mara
ſchalk in einem befondern Auflage Nachricht
gegeben hat, fo ließ ich mir ſolchen fommen,
und erbielt: C. Schöttgenii commentat. de
vita N. Marefchalci, quam ob raritatem recu-
di curavit J. P. Schmidius, Roftochii 1752. 4
Bogen in g. aber aud) darin finde ich ©.
25. von jenem Buche nicht mehr, ald was
Gefner gemeldet bat; und erft nun fehe id),
daß diefe Abhandlung größtentheild in den
legten Theil von Fabricii bibl. med. aevi ein=
gerüctift. Ganz gewiß hat die Aehnlichkeit
der Namen Maſcal und Marſchalk diefe
Verwechſelung vrrurfacht, da doch der erfte
nun Conrad, ber leiste Nicolaus
yat.
(2?) Allgem. Welthiſtor. XXXIII. ©. —
on⸗
4: Rarpen. 433
Nach Preuſſen ſoll ein ungenanter Edel⸗
mann aus Italien dieſe Fiſche, welche jetzt
dort haͤufig ſind, gebracht haben. Aber mit
mehr Wahrſcheinlichkeit wird dieſes Verdienſt
dem 1588. verſtorbenen Oberburggrafen Cafs
par von Noſtiz zu geſchrieben, der gegen
die Mitte des ſechszehnten Jahrhunderts Kar⸗
pen von feinen Gütern in Schlefien zuerſt nach
Preuffen und zwar in den groffen Teich zu
Arenſberg, einem Nittergute unweit Creuz⸗
burg, feßen laſſen. Zum Andenken zeigte
man ehemald auf dem Arenfbergifchen Hofe
einen über der Thür in Stein gehauenen Kar⸗
pen. Im Jahre 1535. muß diefe Colonie ſchon
zahlreich gemwefen feyn , denn damals wurden
Karpen von Königsberg nach Wilda gefchiekt,
soofelbft ſich der Herzog Albrecht aufhielt (39).
Fest werden viele Karpen von Danzig und
Königsberg nad) Rußland, Schweden und
Dänemark verſchickt. Mirift es fehr wahre
fheinlich , daß diefe Fifche feit der Zeit übers
all beliebt und bekant geworden find, da Chri⸗
ſten aus dem Fiſcheſſen einen Gottesdienſt ges
macht, und deswegen in allen Gegenden Fiſch⸗
teiche anzulegen gefucht haben; weil naͤmlich
Feine angenehmere Art leichter in Teichen gezos
\ I gen
Pontoppidans Yaturgeſch. von Daͤnemark.
Copenhagen 1765. 4* ©. 190.
C)ES. Bock Naturgeſchichte von Preuſ⸗
fen. Deſſau 1784. 8* IV. ©. 642.
4. Rarpen,
%
434
en werden kan. Seitdem ein geoffer Theil
ben Guropa vernünftigere Begriffe vom Got⸗
lesdienſt angenommen hat, find viele Teiche
eingegaugen, und die Karpen in proteftantis
fen Ländern feltener und theurer geworden,
Zuletzt will ich noch anmerken, daß die
- Spiegelfarpen, welde fi) durd) viel gröfs
jere und gelbe, aber ſeltenere Schuppen, die
nicht den ganzen Koͤrper bedecken, auszeichnen,
erft bey neuern Schriftftcllern vorkommen:
H. D. Bloch fagt, Jonſton habe ihrer zuerft
unter dem Namen der Karpenkönige gedacht;
aber idy Fan diefe Gtelle nicht. finden, wies
wohl Zab. 29. eine elende Zeichnung mit der
Heberfchrift Spiegellarpen vorkoͤmt, Die
aber überall Schuppen hat und wohl jene Art
nicht ſeyn fol... Hingegen hat ſchon Conr.
Geſner der Spiegelfarpen gedacht, ohne fie,
wie es fcheint, gefehn zu haben (?!). Nach
meiner Meinung ift Balbin, der in der Mits
te. des fiebenzehnten Sahrhunderts fchrieb, der
erſte, welcher eine verftändliche und richtige
Beſchreibung geliefert hat, und nad) ihm fcheis
nen. fie aus Böhmen abzuftammen. Die ers
fte wahre Abbildung fteht bey Marfigli (32).
,(?7) p. 370. Spiegelfarpen, cyprini quidam
funt e Franconia, fie dicti a maculis.
(22) Mifeellanea Bohem, p. 126.: Carpiones re-
gil;
—
5: Weinverfälfchung. 435
_ gi; quod genus vix extra Bohemiam (in Mo-
ravia tamen aliquando, fed a nobis advedtum)
inveneris. Duos habent ordines fquamarum ,
quae a capite'ad catıdam vsque trahuntur, cae-
tera nudi funt; fquamae in aureum tolorem
- definunt, incundiflimo quodam carnis fapore
praeſtant ceteris. Sed ob teneritudinem diu
non vivit, cum lorica illa fquamea, adverfus
iniurias minıme defendantur.
(33, Danub. IV. p. 59. tab. 20.
—
m nn nn — — —— — — — —
5.
Weinverfaͤlſchung.
(Zuſatz zu Th. J. S. 179.)
Ni yon mir aus Celtes Lobrede auf Nürns
berg beygebrachte Nachricht Fan ich nun
durch eine andere, die ich bey Martin Zeis
ler (') gefunden habe, beftätigen und ergäns
zen, —In dem Jahre 1453. begunten bie
„Bürger zu Augipurg , den Betrug auf dem
„Weinmarkt erfimals zu merken, den vor vier
Jahren Wartin Bapr zur Schwarzen Eh:
„chen in Franken am erften die Weinfchenken
„vnd Fuhrleute im Teutſchland gelehrt hatte,
„naͤm⸗
) Chronicum parvum Sueviae oder kFleines
F a Zeitbuch. Ulm 1053. 4 * ©
x
436 5. Weinverfälfchnng.
„nämlich die Möfte, damit fie nicht verjaͤh⸗
„ren fulten, mit einem rohen Speck bis auf
„den Frühling truͤb, vnd den gefottenen Wein
„füß zu behalten, wie aud) die Wein mit Schwes
„fel Mar zu machen; desgleichen auch den
„Wein mit Öewürßen, der ſchleckhaften Maͤu⸗
„er halben, gleichwohl nit zu geringem
„Nachtheil der Gefundheit, zu verfälfchen.”
Hier ift der Glätte noch nicht gedacht,
fondern die Rede.ift von andern Vermiſchun⸗
gen.und Verfaͤlſchungen. loch bleibt alfo die
ältefte Erwähnung der giftigen Verſuͤſſung
mit Bley diejenige, welche in der franzüfis
fhen Verordnung von 1696. vorkoͤmt (*),
‚und dellers Vermuthung, daß fie zuerfk in
Frankreich erfunden oder bemerkt worden, ift
mir nun um deſto wahrfcheinlicher , da fie in
Teutſchland auch um diefelbige Zeit in Würs
temberg vorfömt. Nämlich im Sahre 1697
ward. dafelbft befant, daß einige Weinhaͤndler
vornehmlich der herzogliche Schloßfiefer Hans
Joͤrg Staltfer , zu Oöppingen Weine mit
Silberglätte ‚verfchönert , und dadurch viele
Perfonen in benachbarten Klöftern, auch bey
dem Sauerbrunnen zu Göppingen, theils ums
eben, theils um die Geſundheit gebradyt
hätten. Staltſer entfchuldigte ſich damit,
Daß er dieſes Verfahren für unſchaͤdlich ges
als
(“) De la Mare trait€ de la police I. Re;
5. Weinverfälfchung. IB
halten habe, zumal da auch der Stadtarzt zu
Göppingen, Maßkoßky, den man fuͤr einen
gelehrten Mann hielt, diefe Kunft bey: feinem:
Weinhandel, - anwenden ſolte. Auch der
GStadtarzt Srügel zu Heidenheim hatte vers
fiyert, die Glaͤtte ſchade nicht, und da die⸗
ſer Mann in gutem Ruf ſtand, ſo hatte ſein
Urtheil bereits viele zum‘ Gebrauche dieſes
Mittels verfuͤhrt. Dieſes Geruͤcht ward dem
Wirtembergifhen Weinhandel, der. damals
allein dem Lande auswärtiges Geld verfchafte,:
fo nghtheilig, daß die Beine in Ulm unver:
kauft liegen blieben, und der Herzog Eberhard
Ludwig dadurch bewogen ward, besfals: eine
genaue Unterfichung anftellen zu laſſen. Die
Leib: und Hofr Aerzte Salomon Reyſel und
Joh. Caſpar Härlin verfiherten, die Glaͤtte
ſey ſchaͤdlich, und noch ſchaͤdlicher fey der mit
Wiſmut beftreute Schwefel; fie riethen daher
beyde Mittel auf das fehärffte zu verbiethen.
Aber dad Verboth warb dadurch) erfchtwert,
daß bereits verfchiedene Perfonen vom vor⸗
nehmften Stande ihre feit einigen Jahren miss
rathene fauren Meine, von einem Weber
aus Pforzheim, welcher fich in Stutgart auf?
hielt, auf diefe Weiſe hatten füß und glaͤn⸗
zend machen laſſen. Inzwiſchen erfotgte:die
Verordnung d. 10. May 1697.,: weldhe die
Verfaͤlſchung key Strafe an Gut, Chre,
Leib und Lehen verboth, auch erſuchte der Herz
All. Theil. | Sf 308
438. 5 Weinverfälfchung.
| zog die benachbarten Reichsſtaͤnde, vornehm⸗
lich Bayern und Eychſtaͤt, ihre, Weinhaͤndler
und Fuhrleute in ſtrenger Aufſicht zu halten,
und ſo, glaubte man, wuͤrde alle Gefahr ver⸗
buͤtet ſeyn.
Aber ſchon in folgendem Jahre entdeckte
die Stadt Ulm in ihrem eigenen. Gebiete zu
Giengen einen armen Mann, ber.die aus
Wuͤrtemberg gekauften fauren Weine mit Släts
te verfüßt hatte. Dieſer ward des Landes vers
wiefen, fo wie auch im Herzogthum mand)e
desfals zum Feſtungsbau verdamt wurden.
Dieſe Beyſpiele wuͤrkten ſo viel, daß man in
einigen Jahren nichts weiter von diefem Unfug
hoͤrte. Aber acht Jahre hernach ſuchte ein
Kiefer zu Eslingen, Johann Jakob Ehrni
die Kunſt mit einiger Veraͤnderung wieder her⸗
vor, und brauchte ſolche nicht nur. ſelbſt, fons
dern verführte auch andere an vielen Orten zu
ihrem. Gebrauch. Darauf ward endlich. eine
gröjfere Strenge angewendet, Ehrni ward ent:
hauptet; die Befiger der verfälfhten Weine
wurden an Geld beftraft, und die Weine wur;
den weggeſchuͤttet. Seit dieſem Benfpiele,
dem mit der Zeit mehrere in andern Ländern
folaten, ſcheint diefe Kunft vorfichtiger im Fin⸗
fern gefchlichen zu haben, oder endlich. ganz
aufgegeben zu feyn (2). Snzwifchen find Doch
noch
E) Sattlers Seite bed Herzogthums Pa
temberg. XII.
—
7 Weinverfälfhung. 439 |
noch- in dieſem Sahrhunderte ‚Anleitungen zur
Bereitung der Weine gedruckt worden, worin
ihre Werbefferung — Guute als unüblich
gelehrt worden CH).
Daß die Alten die Gewohtheit gehabt his
ben, ihre Beine mit Gyps zur klaͤren, bemeis
fen viele Vorſchriften der Griechiſchen Landwir⸗
the. Sie wurfen in den Moft Gyps, rührter
alles oft um, Tieffen es eine Zeit ruhig ſtehen,
und goffen den Flat gewordenen Wein darüber
ab (3). Es ſcheint aber, als ob fie. bereits
bemerft haben, daß der Gyps die Verfluͤchti⸗
gung der geiftigen Theile verurſache; denn man
lieſet, daß der Wein dadurch eine gewiſſe
Schaͤrfe erhalte, daß dieſe ſich jedoch verliehre,
aber die gute Wuͤrkung des Gypſes dauerhaft
bleibe (*). Man hat jedoch in ſpaͤtern Zeiten
dieſes Verfahren in manchen Ländern, z. B.
in Spanien im Jahre 1348. öffentlich verbos
then (°).
Stat
) Nämlid) in Wilhelm Graham’s are of ma-
king wines from fruit, flowers wi herbss
The fixt edition. Lond. 8. |
(3) Geopon. p. 462, 483; 94,
.(*) Geopon. VII, 12. p. 483.
OO ‚Introdu&io in ory&lographiam et soologiam
Aragoniae. 1784. 8:* p. 18. Cacfarauguftae
Gypfum vino admifceri folet, ne facile acefcat ;
haoc vero antiqua lege anni 1348. probibetur,
2 . quao
460 5. weinverfaͤlſchung.
Stat des Kalkes wurden ſchon in alten
Zeiten gebrante Conchylien genommen (0).
Auch warf man Thon in den Wein um ihn zu
klaͤren, der die truͤbenden Theile mit ſich zu
Boden nahm; ein Mittel, welches ich auch in
den Amſterdamer Brauereyen anwenden ſehen,
um das Waſſer zu reinigen, und welches auch
im ſuͤdlichen Frankreiche zur Klaͤrung der Wein⸗
ſteinlauge gebraucht wird, und noch in man⸗
chen andern Faͤllen nuͤtzlich gebraucht werden
Im’)
Der Gebraudy ver Wild, deſſen ich S. 201
gedacht habe, ift ebenfald den Griechen befant
und üblich gewefen (5). Zu den älteften teuts
ſchen Verbothen der Weinſchmiererey gehören
auh die Nürnbergifchen vom J. 1409. und
andere aus demſelbigen Sahrhunderte, morin
aber der Glaͤtte noch nicht gedacht ift (2).
Vebrigens merke ich noch an, daß aus meinem
Auffaße, wozu diefe Zufäße gehören, ein Aus⸗
Y | zug
quae inferta reperitur Foris in vfu non habisis
BI."
(°) Geopon. p. 486.
(7) Geopon. p.'486.
(?) Ceopon. p. 486, 502. Lemnius de miracu-
lis oceultis naturae. Coloniae 1581. 8* p. 291.
Vinum corruptum ac glutinoſum ladte bubulo
modice falito reftauratur.
() Goedings Journal von und für Teutfche
land 1784. J. ©. 499. |
6. Slintenfchloß. 441
zug in Hopfon’s hiffory of chemiſtrij eingeruückt
ift, daß ich aber dieſes Buch nody nicht gefehn
habe, alfo nicht weis, ob der VBerfaffer Verbefs
ferungen und Ergänzungen geliefert hat.
Ar Verse
Flintenſchloß.
(Suſatz zu Th.J. S. 359.)
Nes lange nachher, als bereits das Rad
Cdit dem Kieß und Feuerſtein zur Zuͤn⸗
dung der Feuerrohre oder Gewehre erfunden
war, zogen dennoch viele Kenner der Kriegs⸗
kunſt die Lunten vor. Zu dieſen gehört Jo⸗
hann Jacobi, der gemeiniglich nach ſeiner
Vaͤterſtadt von Wallhauſen genant wird,
und im Jahre 1621. Mainziſcher Obriſtlieu⸗
tenant, und hernach Obriſtwachtmeiſter der
Stadt Danzig war. Er billigte allein die
$untenfhlöffe, die alfo gemadht waren, daß
man mit dem vorberften Finger den Hahn oder
Dradyen auf die Pfanne aufziehen Fonte, Das
bey fey man, ſagte er, feines Feuers gewiß,
welches hingegen in Fenerftein zu fuchen, miss
lich ſey. Feuerſchloͤſſe, fagt er, koͤnnen nicht
ſo oft gebraucht werden; oft ſey der Stein zu
hart, made das Nad am Schloffe ftumpf.oder
ze SEE
42. 6 Flintenſchloß.
gerfpringe, oder die Feder im Rohe werde
lahm. - Die &unte Laffe fich leicht wider Näffe
fihern, auch nachts ſo bedecken, daß der Feind
fie nicht bemerken koͤnne. Sebod) bey nächtlis
hen Ausfällen, die ſchnell und ftill geſchehen
müften, wobey nur drey oder vier Schuͤſſe nis
thig wären, lieſſe er die guten niederlaͤndiſchen
oder fonft wohl gemachten Feuerfhlöffe pafis
ven (1). Alle, diefe Bedenklichkeiten falen
jeßt weg; es wird wohl go mal mit einekey
Stein gefhoffen, und ein Soldat wird beftraft,
wenn ihm das Gewehr bey den gewöhnlichen
Uebungen unter 16 Abfenrungen auch nur ein.
mal verfag.
Daß Steine wenigftens ſchon in der Mtiti
des fechszchnten Jahrhunderts bey Gewehr:
gebraucht worden, wird auch durdy Die Er
hung von einem Stalifhen Künftler, Franc
cus Angelerius beftätigt. Diefer hatte ı
Holz ein kurzes Gewehr verfertigt, hatte da
ein Rad und ftat des Hahns einen Hund,
den Stein im Munde hatte, angebracht ,
alles war jo fünftlih gemaht, dag derjer
- welcher dieſes Gewehr auf ver Masau
bey ſich hatte, von der Wade eingezogen ı
¶ ) Defenfio patriae oder Sandrettung Bu
hann Jacobi von Wallbaujern. Sranfı
1621. Fol. ©, 54, 55.
6. Flintenſchloß. 443
weil dieſe es fuͤr eine wahre Piſtole anſah (>);
Sch habe diefen Umftand auch deswegen ara
führen: wollen, meil er beweifet, daß damals
fchon. das Rad erfunden und die. Benennung
Piſtole befant geweſen ift. Sn alten ‚Zeugs
haͤuſern und Ruͤſtkammern findet ſich noch ein
großer Vorrat) von Gewehren mit dem Rade.
Herr General: Major von Trew und ‚Herr
Commiſſar. Owenus haben die Güte. gehabt
mir. Die, melde im Zeughaufe zu Hannover
vorhanden find, zu zeigen. Die welche wir für
bie Äfteften hielten, haben. auf dem Laufe das
Zeichen einer Henne mit einem Gewehr im
Schnabel; vielleicht weil fie in Henneberg ges
macht find. Kine Piftole diefer Urt war ohne
Holz, ganz, von Meffing und daher ſehr ſchwer.
Unter dem Schafte fiehn die Buchftaben J. H.
7... vielleiht: Sohann, Herzog zu Sachfen.
‚ein Oenhr mit ven Rabe ‚ weldjes ci der
juͤng⸗
— — Angelerius- im Buche, de autiqui-
‚rare vrbis. Areflinae, P. 14. naͤmlich im 7ten
Bande des Thefauri antiquit. Iraliae <.. Fran-
ciſeus ‚Angelerius finxit aliquando ex ‚Jigfio et
foliis auri felopum quam breviſſimum vna cum
xota et cane ſilicem ;in:ore habente itgıeyadte
et ingenioſe, vt quidam⸗ perfonatug;s,. „qui in
' bacchanalibus illum eirgumferebat, in carcerem
fuerit detruſus a lictoribus putantibhus illum
eſſe acneum. et vexum ſelopum ‚st; eine ar
quod piſtola xyocatur. ar
54
444 6: Slintenfchloß.
jängften zu feyn ſcheint, hat auf dem Laufe die
Sahrzahl 1606.
: -Meben den eigentlichen Feuerfteinen ift doch
ber Kieß, der auch zuweilen Feuerſtein gemant
worden, nod lange im Gebrauch geblieben.
Als zur Zeit Herzogs Julius von Brauns
ſchweig im Jahre 1:86. bey Seefen viel Schwes
felfich gefunden ward, lief der Herzog ſolchen
ſamlen und ſchlug ihn ſelbſt zur nöthigen Form,
daß er ſich oft dabey die ‚Finger zerfchlug, und
es die Arzte wegen der Schwefeleunfte widers
riethen (3). Noch im Sahre 1716. erzählte
©. E. Strahl in einer Differtation eine Bes
obachtung, die er an demjenigen Kieß gemacht
hatte, welcher, wie er fagte, zu den Feuer⸗
ſchloͤſſern, unter dem Namen der Feuerbüchfens
Steine, damals noch gebraucht wurden (*).
© Rebtmeiers Braunſchw. Lüneburg. Chro-
nica. ©. 1070. Damit nichts zu Epilde, fon
dern alles zu Nutz Fame, lieh er ſolche Nies
ren und Steine alle Tage durch die Edels |
Knaben und Xrabanten berein holen, und
flug die felber klein, eßliche Tönnichen voll, |
- und zog den Schwefel ins Gehirn, daß oda
3Zweifel derfelbe, vorerzäblter Maaten, die
©. weile phlegmatifihe Materie rege gemacht
und zum Fluß gebradt. Er welte fich aber
- ‚Davon nicht abreden laffen, ungeachtet er
= oftmals die Finger entzwey ſchlug, DaB das
Blut darnach folgete, ſo er Doch nicht achtete.
@ ‚Joh. Strehz dif. de virrioli elogiis. Halae
1716. * p. 15. Minera illa fulphureo - —
tialis,
> 2
— « —
4
tialis, in Verifeis fodi folita, e qua pyritae,
‘pro bombardis Germanici ignitabuli (zu Feuer⸗
Sclöffern) formantur, vulgo Feuer-Buͤchſen⸗
Steine.
7:
Waſſeruhr.
(Zuſatz zu Th. J. S. 428.)
| Wir dieſe Waſſeruhr ſchon im Jahre 1643
3 erfunden gemwefen, fo würde fie wahr⸗
fcheintih auch Rirchern befant gewefen feyn,
der alle damals befante Arten befchrieben hat,
ohne tiefer zu gedenken (6). Sie muß noch
im Sahre 1691. in Frankreich fehr felten ges
wefen ſeyn; denn damals gab Graverol eine
Zeichnung und Beſchreibung, aber nur nach
den aͤußern Theilen, und verſprach die innere
Einrichtung zit melden, fo bald fie bekant wer⸗
ben dürfte (2). Damals war feine Uhr nod)
bie einzige in Nifmes. Er meldete zugleich,
daft ein Stalifcher Jeſuit, der zu Bologna ges
\ | lebt,
: CO) Sn dieſem Jahre iſt Ars vmbrae et lucis
zum erſtenmaäl gedruckt worden. In der Aus:
gabe von 1671. find vielerley Arten Waffers
uhren ©. 698. bejchrieben worden.
(*) Journal des fcavans pour l’annee 1691. nad)
‚der. Quartausgabe ©. 75. 2
Es
7. Wafferubr. 445
J
445 7. waſſeruhr.
lebt, die Erfindung vor nicht langer Zeit ger
macht habe, daß fie aber ihre Volkommenheit
dem Taliaifjon, Profeffor der Rechte zu Tous
louſe und einem jungen Geiſtlichen, namens
De Pifle verdanke. Nad) feiner Meynung
folte diefe Waſſerpenduͤle, fo nante er fie,
die gewöhnlichen Uhren bald verdrängen. Aber
ein Paar Monate nachher ward aud) die innere
Einrichtung der Walze befchrieben und abge:
bildet, wobey der Einfender anmerkt, daß fie
pöllig fo befcyaffen fey, wie fie Martinelli
unter dem Namen der Elementaruhr beſchrie—
ben habe. Schon vor acht Jahren fey eine
foldye Uhr zu Rom in der Samlung des Ciams
pini gewefen (?).
Dem die Gefchichte diefes artigen: Kunfts
werks angenehm ift, dem wird es vielleicht
auch nicht unangenehm feyn zu wiffen, daß der
gefchickte Zingicffer zu Chartres, Salmon,
eine Funftmäffige, volftändige Anmeifung. zur
Verfertigung und zum Gebrauch deffelben ges
Liefert hat (*), Auch er glaubt, die Erfins
dung fey kaum hundert Jahre alt, und er bes
ſtaͤtigt die Nachricht, daß die Zingieffer zu
Send in Vonrgogne zuerft diefe Ahren zum
Verlaufe gemacht und vornehmlich bey den
Land⸗
(3) Eband afeliſt S. 139.
(*) Arc du potier d’etain, par Salınor. “Paris
1788. fol. * p. 131.
7. Wafjerubr. 447
Sandlenten in Gebrauch gebracht haben, der
dafelbft auch noch ganz algemein ift. Ganz
wahr ift es, was er behauptet, daß diefe Uhren
“aus keinem andern Metalle leichter, ‚genauer
und danerhafter ald aus Zinn verfertigt wer⸗
den koͤnnen; — beſitze ich doch ſelb
eine aus Meſſing, die ſehr gut geması =,
aber freylich leiht ven Säuren leiter. — bee
neueften Verbefferungen gehört ber Bir
welcher aus einer Ölede und einem Eiriuru —
derwerke, wie an einer Slasıhr , bei,
‚und oben an daS Gchel, worin er Bine
hängt, angefhreben wird. Dir Mar be ie
druͤckt an der Etuude, wi e med el, ©
nen Heinen Hebel nieder, ber alizanr rı- "os
wicht fallen laͤßkt, motuch Der Weir u Ze
wegung geräth. Man bring au zıı be
dem Geftell eine Uhrfcheibe mir eincır 32.507
an.
⸗
448 8. Magnetiſche Ruren.
—
77
8.
Magnetiſche Kuren.
(Zufaß zu Th. J. ©. 331.)
Sy nicht Paracelfus der Erfinder diefer
Kuren ſey, wie Lefling gemeint hat (7),
beweiſet die yon mir bereits angeführte Stelle
‚ bed Aetius. Jetzt kan id) audy noch den War;
cellus (2) zum: Zeugen bepbringen, der aud
im fünften Jahrhundert gelebt und verfichere
hat, daß der Magnet Kopfſchmerjen vertreis.
be. Zu denen, melde im fechszehnten Jahr⸗
hunderte eben. dieſer Wirkung gedacht haben,
gehört au) Leonard Camillus (?).
(*) In feinen theuren Rolleftaneen. II. ©.
117. Die beyden Bändchen, Berlin 1790.
find zu drey Thalern angefeßt. -
(?) Magnetes lapis (qui atitiphyfon dieitur) qui
ferrum trahit et abiicit, et magnetes lapis qui
fanguinem.emittit et ferrum ad fe trahit, collo
alligati aut circa caput, dolori capitis_mede-
tur. De medicamentis cap. I. in Stephani ar-
tis med, princip. II. p. 253.
(*) De lapidibus lib.2. p. 13T. Magnes geftatus
fpafmum artheticum ‚doloremque curat.
EEE
9. Dibliograpbie. 449
BZ
„. Bibliographie
— der
Geſchichte der Erfindungen.
Syieieriaen, welche bisher dieſe Gefchichte
fen. Zur erften rechne ich die, melde eine
algemeine Geſchichte aller Erfindungen ohne
Unterfchied zu liefern gefücht haben; zur zwey—
ten die, welche die Erfindungen einzelner Voͤl⸗
ter, Länder oder Staͤdte abgehandelt haben;
zur dritten die, welche die Erfindungen eineg
gewiffen Zeitalterd oder gewiffer Jahrhunderte
erzählen; zur vierten bie Geſchichtſchreiber des
rer Erfindungen, welche zu einzeln Willens
ſchaften und Künften gehören; und zur fünfz
ten Klaffe diejenigen, weldye nur über einzelne
oder einige wenige Erfindungen Unterfuchungen
angeftellet haben. ne
‚Die erfte Klaffe ift diejenige, welche fichers”
lid) am wenigften zur Aufklärung .diefer Ges
ſchichte beygetragen hat. Ihre Schriftfteller
haben, weil fie alles liefern wollen, am wenig⸗
ften geleiſtet; um vecht viel zu famlen, haben
fie
bearbeitet haben, theile ich in fünf Klafs
450: 9. Bibliographie.
fie auf guten Glauben alles angenommen und
wieder erzählt, was fie haben auffinden koͤn⸗
nen, ohne fi) in eigene Unterfuchungen einzus
laffen. Die meiften haben nur aus den Altes
ſten Schriftftellern,, - welche am leichteften zu
brauchen waren, geſchoͤpft, und man findet
Daher faft bey allen einerley. Nur. felten has
ben fie ihre Quellen angezeigt, und man ges
xäth daher in Verlegenheit, wenn man einmal
bey ihnen ‚einen weniger befanten Umftand ans
trift, und, um ihn brauchen zu koͤnnen, Die
Zeugniffe wiffen will. Viele haben die alphas
betifhe Ordnung gewählt, welde für ſolche
Samler freylich die bequemfte ift.
Viel gröffere Werdienfte haben die Schrift:
fteller der übrigen Klaſſen, die, wegen der
gewählten engern Gränzen, fleiffiger nachge⸗
ſucht, auch manche Quelle benußt haben, vie
andere nicht gefant oder. doc) unerfhöpft ges
laffen haben, Sie haben meiftens forgfältig
eigene Unterfuchungen angeftellet, zumal went
ed darauf anfam, andere zu widerlegen, wels
‚ Che eine Erfindung einem andern Wolfe oder
Zeitalter zueignen wollen. Die aus der viers
ten Klaffe haben befonders den Vorzug, daß
fie mit den Erfindungen, welche fie abhandeln,
ober ihren Gegenftänden genau befant find;
dahingegen die Samler der erften Klaffe mei⸗
ſtentheils Erfindungen anführen, von vn |
fie
9. Bibliographie. 41
fie, felbft. nicht den geningften. Begriff haben,
deren Veraulaſſung fie alfo nicht begreifen,
und deren Nugbarfeit oder Erfolg ſie nicht zu
beurtheilen vermoͤgen.
Die Schriftſteller der legten Kaffe haben
die Empfehlung für ſich, daß fie nur foldye
Erfindungen gewählt haben, deren Gefdichte
fie zu berichtigen oder zu erweitern glauben kon⸗
ten; man darf ihnen die Kentniß deffen, was |
andere bereits ber eben-diefen Gegenftand ges
liefert "haben, zutrauen; wiewohl man nicht
berechtigt ift, mit ihnen zu hadern, wenn ihs
nen ein oder ‚anderer Umſtand entwiſcht ift,
der vielleicht zufällig denjenigen längft befant
geweſen ift, der nie den Vorfaß, auch wohl
garnicht einmal die Geſchicklichkeit gehabt hat,
Unterfichungen diefer Art anzuftellen. Webers :
haupt ift die Zahl diefer Geſchichtſchreiber noch
nicht groß. Viele Erfindungen ſind gar noch
nicht unterſucht worden, vornehmlich ſolche,
welche zu den ſo genanten mechaniſchen, oder
oorzuͤglich nuͤtzlichen Kuͤnſten gehören, und von
den bisherigen Gegeuſtaͤnden der Gelehrten
am weiteſten entfernt ſind.
Weil dieſes Theilchen der Buͤcherkunde,
ſo viel ich weis, bisher noch von keinem beſon⸗
ders bearbeitet iſt, und dennoch dieſe Ergaͤn⸗
zung in mancher Ruͤckſicht nuͤtzlich und ange⸗
nehm ſeyn kan, ſo will ich den Aufang machen,
von
452 9. Bibliographie.
von ben dahin gehörigen Schriften Die mir bes
kanten Nachrichten mitzutheilen.
Forfitan et noftrum nomen mifcebitur ıfis;
Nec mea Lethaeis fcripta dabuntur aqus,
Ovid. ars am. Ill, 339.
— — —
1. Teatro de gl’ inventori di tutte le coſe.
Del dottor filico Vincenzo Bruno di Melfi.
All illuftrif, et excel. fig. D. Francefco di
Caflro, vicere di Napoli. In Napoli, per
Tarquinio Longo. 1603. ohne Vorreden
. and Negifter 291 Seiten in Flein Fol. *.
Der Verfaffer war von Melft, ein Stadt
im Königreiche Napoli, lebte im Anfang des
fiebenzehnten Sahrhunderts, war Arzt, wid
hat auch eine medicinifche Schrift über die Tu
ranteln gefchrieben. So viel meldet Toppi (?),
und mehr hat auch Mazzuchelli nit von ihm
gewuft (7). Das Buch ift wohl in wenigen
teutfchen Bibliotheken vorhanden, wird auch
nur felten in Stalifhen Schriften angeführt.
Toppi giebt das Format in Folio an, aber
Mazzuchelli in Quartz es find auch wuͤrklich
| | | mit
(") Bibliotheca ‚Napoletana. In Napoli 1678.
fol. * p. 305.
(?) Scrittori d’ Italia. II, 4. p. 222%. J P)
cherſchen gel. Lexic. — — — te
fel, V. Brunus genommen. Haller biblioth.
praötica II. p. 356. | |
Ei- —— re
9. Bibliographie. 453
mit jedem Buchftaben vier Blaͤtter bezeichnet.
Ohne Wahl und Beurtheilung hat der Verf.
alles: aufgenommen, was er von irgend einer
Erfindung: vorgefunden hat, und feinen ganzen
Vorrath has er, jedoch nicht fehn genau, nach
bem. Alphabet geordnet,‘ Das. meifte iſt aus
alten Inteinifchen und griechiſchen Schriften und
aus. Polydor Dergil. geſamlet, daher hier
die nutzbarſten Erfindungen der Neuern ganz
vermißt werden. Man koͤnte vermuthen, dag
Bruno manches aus Stalienifchen Büchern,
Die bey uns ſelten find ünd nody feltener'gelefen
werden, gefchöpft hätte; aber fo viele- Mühe
bat er ſich nicht gemacht. it: bi
Inzwiſcheu finde ich einen Namen, den ich
mir noch nicht erklaͤren fan, und zwar bey einer
Nachricht, die fi mir durch Wichtigkeit vor
allen andern auszuzeichnen fcheint. S. 178
ſteht: Il noſtro Nitro, che Ti fa da terra forr’
vn tetto per molti giorni riferbato; ouero da
fterco di.porci © pecore, ö'di quefli dal limo .
fuperfundendoci acqua nel :giorno, che dopoi
la nitrofita, che in’efle terra fi contiene con.
trahe ouero che la craflezza d’un certo modo;
Pacqua decotta.nelle flirie del nitro fi trafniu-
ti; d )
le cofe predette nel lougo della polue, onde
il nitro di quel modo parato'non &altto ch’
vna nitrofita concreta d’ alcuna terra; et nel
noſtro tempo ne’ muri humidi queſto nitro fi
AM. Theil, Sg coglie
alche i fclopettarii ne fanno la polue, con
*
454 9. Bibliographie.
coglie et piglia; fü inuentato dico da vn?
huomo (ſecondo Altirel.) di Ptaga, che fi
chiamaua Artinfico,. huomo molt' efercitato
nelle compofitioni dell’ opere di miſtura. Wer
Aft diefer Artirel? ift der Namen ganz auöges
fehrieben, oder abgekürzt, 'wie das Punkt ans
zudeuten fcheint? In dem vorgefeßten Vers
zeichniffe: Autori dell’ opera, ſteht Altirel di
Praga. Ferner ©. 32. liefet. man: ‚La Bom-
barda fü ritrouata nella ‘Alemagna da Tex
defchi, ne fi sa il particolare autore, dice il
Polidoro: ma poi fi € ritrouato ne’ferittori,
e hanno fcritto delle cofe. alimanefe „che fü
Altirel di Bragtia, et i primi, che:la vlarano,
fecondo ilVolterano Rafaele, furano:i, fignori
Venetiani contro i Genouefi nella guerra di
Cioggia !’anno di Chrifto 1380. ; Iſt hier der
oben genante Altirel von Prag zu verftehn ?
Sch erinnere mich nicht, dieſen Umſtand und
biefe- Namen in. den vorhandenen Auffäßen
über die Erfindung des Schießpulvers gefun⸗
den zu haben. Go gar der gelehrte Gramm _
hat nichts davon, Die Sache verdient eine
weitere Unterfuhung, wozu ich jeßt nicht aufs
gelegt bin. :. .. Pr
2. Luigi Contarini de gl inventori di tutt€ le
fcienze et arti. 1.
Dieſer Schriftfteller aus einer. vornehmen
Venedigſchen Familie, hat verfchiedene feinex
en Auf⸗
9. Bibliographie: 455
Auffaͤtze unter folgendem Titel zuſammen druk⸗
fen laſſen: Il vago e dilettevole giardino.
Raccolto dal P. Luigi‘ Contarino. crucifero,
Et in quefta terza editione da infiniti errori
emendato. ‚In Vicenza 1597. Ohne Vorreden
und Megifter 504 Seiten in 4. Diefe Aus»
gabe habe ich aus der Univerfitätd- Bibliothek
vor mir, wobey noch eine Zugabe ift mir dem
Titel: Aggiunta al vago e dilettevole —
no delR.P. Luigi Contarini, dal! iſteſſo aut·
tore nouamente compoſta. In Vicenza 1596.
Ohne Vorrede und Regiſter ı 24 Blätter in 4.
Unter dem Vorbericht des Verlegers ſteht bie
Jahrzahl 1589. In dem erſten Theile ©.
433-447. findet ſich der Aufſatz, deffen Ti⸗
tel ich oben hingefeßt habe. Ein mageres Vers
zeichniß, welches nur aus den alten Griechis
fhen und Lateinifhen Schriften zufammen ges
tragen ift, ohne Drdnung und Beurtheilung.
GBbilini (3) fagt, der Verfaffer habe ums
J. 1578. geſchrieben; Papadopoli aber (*)-
meldet, er fey 1650. im: 48ften Sahre feines
Alters geftorben, und dieß liefet man auch in
Joͤchers Gelehrt. Lexicon. Soria (?) hin⸗
| | gegen
() Teatro d' huomini letterati. In Venet. 1647.
4. * p. 157. —
(*) Hiftoria gymnaſii Patavini. Venet. 1726. 2
tomi in fol. * IL p. 302. : . |
er Memorie ftorico -critiche degli ftorici Napo-
litani. In Napoli — 4. Tom. J. p. 188.
46 - 9. Bibliographie.
geaen fagt nur, er habe am Ende des ſechs⸗
zehnten und Anfange des folgenden Sahrhuns
derts gelebt, habe ſich cine Zeit in Rom auf⸗
gehalten, von da er 1559. wieder nad) Vene⸗
dig zurück gefeyri fey. Das Fon nun alles zus
fammen nicht wahr feyn, und da viele Schrifts
fteller diefes Namens gemwefen find, ſo jcheint
wohl eine Berwechfelung vorgegangen zu feyn:
Soria führt von Giardino die ste Ausgabe anz
Vicenza 1607. in 4., und eine andere ebendas
felbft von 1616. mit dem Xitel: . Giardino
ftorico, poetico, geografico &c. ferner noch
eine Venedigſche von 1660. brey Theile in 12.
und in dem Catalogo bibl. Bunauianae I, 1.
p- 464. ift einer Ausgabe von Venedig 1683.
von einigen Iheilen in ı2. gedacht worben.
3. Guilielmi Paftregici Veronenfis de origini-
bus rerum libellus, in quo agitur de feriptis
"virorum illuftrium, de fundatoribus vr-
bium, de primis rerum nominibus, de in- .
ventöribus rerum, de primis dignitatibus,
deque magnificis inftitutionibus, e tenebris
edudtus in lucem a Michaile Angelo Bioudo.
Venet. 1547. in 8. apud Scipionem Blon-
dum.
Diefes feltene Buch habe ich felbft niemals
gefehn. Der Verfaſſer wird oft Paftregicus,
oft Paftregius, auch Paflrengus und Paftergicus,
Guglielmo Paftrengo genant, und zwar nach
| dem
| 9 Dibliograpbie: 451
dem kleinen Dorfe Paſtrengo, welches auf der
Jonſonſchen Charte: Territorio di Verona,
zwiſchen Verona und dem Lago di Garda an
der Adige angemerkt iſt. Er hat ums Jahr
1330. gelebt, iſt Advocat geweſen, jedoch hat
er auch ein öffentliches Amt gehabt. Petrarcha
rühmt ihn als, feinen Lehrer und Freund;
Onofrio Panvini (°) und viele andere los
. ben ihn, als einen der gelehrteften Männer
feiner Zeit. Sch habe. den Titel des Buchs
nad) dent Labbe (7) angegeben, wobey ich
aber anmerfe, daß Gefner (#) ftat der letzten
Worte hat: per Nicolaum de Bafcarinis, an-
no 1547. in 8. chartis 16. et dimid. alſo 164
Bogen. Daß das Buch nad) dem Alphabet
georbnet ift, daß es mit Anaximandro philo-
fopho anfängt, meldet Taffoni (?). Daß
es ſehr fehlerhaft gedruckt: ift, ſo daß ſich an
manchen Stellen kaum der Sinn errathen laͤßt,
J
und daß das Buch ſelbſt zu Venedig ſehr ſelten
iſt, verſichert Montfaucon, ber es der Muͤ⸗
of | | he
‚, (°) De vrbis Veronae viris illuftribus, . Veronae
1621. 4. p- 47. Einige Nachrichten von Pa⸗
firengo findet man in, Giornale de’ letteratı d’
Italia XV. p. 198. Fabricii bibliorh. med, er
. inf. ae. Ul. pP. 473-,. |
0) Bibliotheca bibliothecarum p. 123. -
-- (°) Bibliotheca per Simlerum p.'260. '
(?) Bibliothecae Venetae- manuferiptae, Veini
4650. 4. p27 ° oo I
ver —
9. Bibliograpbier
he
werth hielt; | es mit zwey Handſchriften zu
vergleichen, um es neu heraus zu geben, wel⸗
ches aber nicht geſchehn iſt (60). Hr. Frey⸗
tag rechnet es alſo mit Recht zu den ſeltenſten
Büchern (IF); Vogt aber hat es nicht ges
nant. | NE N
4.
Verum inventum, hoc eft, munera Ger.
maniae, ab ipfa primitus reperta (non er
vino,. vt calumniator quidam fcoptice in.
. vehit, fed, vi animi et corporis) et reliquo
. orbi communicata, quae tanta funt, vt
leraque eorum mutationem mundo fingur
| Bi vniverfa longe ytiliflima
‚ extiterint, tradtatu peculiari evoluta et tra-
-
r
dita auctore Michaele, Maiero, Comit: im-
peria-
9
":(20) Diarium Italclim.‘ Parif.-1702. 4- * p. 48:
2
in dem Verzeichniß der Handfihriften in deu
‚+ Dominicaner Bibliothek zu Venedig : Guillel-
mus Paftrengicus de viris illuftribus; erat is
Petrarchae magiſter, cuius ılle frequenter non
fine laude meminit. Eftque opufculum vt illo
. aevo perutile,. multi fcriptores, , multique li-
bri non noti ibidem memorantur. Poftea.vero
. In quodatn bibliopolio incidi in eundem Paftren-
gicum Venetiis cufum anno 1547. At perinde
' ignotus eft etiam Venetiis, ac fi numquam vi-
diffet lucem; ad haec mendis infinitis foedatus,
vt vix apta fententia eruatur, hiulcus et: late-
rus in multis, ita vt operae pretium duxerim, -
illum ad duos Romanos. codices caftigatum et
auctum typis iterum dare inter Anecdota.
0) Analecta litteraria. Lipſ. 1750. 8.* p. 662.
5. Bibliographie. 419
5 penan conſiſtorii, Equite, Exempto, phil,
et med. D.P.C. olim Aulico Caeſar. nune
iälluſtriſſ. princip. ao Dn. Mauritii Haſſiae
Landgravii &c. Archiatro. Francofurti«
: Sumptibus Lucae Jennis EI 249 Seiten
In |: 9° TE ORTE Y
. Der Berfaff er, aus Rensburs in Holſtein
gebuͤrtig, mar eine Zeitlang Leibarzt bey dern
Kayſer Rudolph II. der ihn vornehmlich wer
gen feiner ‚auch von Morhoff und andern ge⸗
lobten ehemiſchen Kentniſſen, ſehr hoch fchäßte;
und ihm die Ehrenzeichen ſchenkte⸗ die er ſei⸗
nem Namen beyzuſetzen pflegte. Nach des
Kayſers Tode ward er Leibarzt bey dem Land⸗ |
Hrafen von Heften, und flarb zu Magdeburg
1622. im 54ſten Jahre feines Alters (12).
Die Urfhrift, deren ganzen Titel ich angeges
ben habe, iſt dem Mathe der Reichsſtadt Strass
burg dedicirt. Der Verleger lieg fie gleich ing
— überfeßen (>), daſt — es, als
ob
2) Ausführliche Nachricht: son ihm und ſei⸗
nen. vielen gedruckten und noch ungedruchten
Schriften findet man in Molleri Cimbria lire-
vata I. p. 376. und daraus in Joͤchers Gel.
Lexicon.
'@) Verum inventum, das ift, von den hoch⸗
nuͤtzlichen, herlichen Erfindungen vnd Kuͤn—
ſten, welche von der loͤblichen Teutfchen Nas
tion, aus fonderbaren hohen Verſtandt und
Scharpfſinnigkeit erftlich erfunden, — erft:
894 lich
460 9. Bibliographie:
ob nur die Spöttereg’ des Owens über die Er⸗
findungen der Teutſchen und über die ihnen zu:
Hefhriebene Neigung zum Trunk, -den' Verf.
zu diefer Schrift veranlaffet hat, weil er fie
. darin bey jeder Gelegenheit rügt: Aber Owen
bat wohl nur feinen Witz anbringen wollen,
und eine, ernfihafte Wivderlegung. nicht vers
dient (**)..- Die Erfindungen, wegen welcher
hier die Teutſchen gepriefen, werben, finds Die
erlangte Römifche Kayferwürde, das Schies⸗
pulver, die Buchdruckerey, die Verbefferung
der Religion, die Arzneyen des Theophr. Pas
raceljus und die Geheimnijfe der Rofenkreuzer,
die doch. der Verf. nicht verrathen bat (!°).
Ueberal ift viel fremdes eingemifcht, und in
genaue Unterfuhungen hat ſich M. nicht einge:
* laſſen,
lich Lateiniſch beſchrieben durch Mich. Maie-
rum. — Nunmehr der Teutſchen Nation zu
ſonderm Wohlgefallen,; in felbige Sprach vers
feßt durd} M. Georgium Beatum, Francöf.
Gedrucdt zu Frankfurt, in Verlegung Lucan
Jennis, 1619. 254 Seiten in 8.* Debica-
tion und Borrede ber Uxrfchrift fehlen; dage—
gen hat ber Ueberſetzer eine Vorrede zugefeßt,
worin er den Verfafler feinen großgünftigen
Herrn und Patron nennet.
("*) Maier hat auf der zweyten Seite unter
Owens Epigramm folgende Antwort gefegt.
Sis Vates, fatuufue licet, verum Ouvene dicis,
Invenit verum Teuto, fed absque mero.
(#5) Inyentum politicum, bellicum, litterarium,
theologicum , medicum, chymicum,
9. Bibliographie. 461
laſſen, aber das Buch iſt doch. ein Beweis,
daß er, wie ſchon Morhoff geurtheilt hat, un⸗
ter den Adepten ſeiner Zeit der gelehrteſte ges
weſen iſt. Gelegentlich .("°) wirft er den Ve⸗
nebigern bie neidifche Geheimhaltung ihrer Ers
findungen vor; dahin rechnet ev die Vortheile
in der Seidenfärberey, die Verfertigung. des
Gryftalglafes, des rothen Schmelzglafes und
des Boraxes. rg
5. The hiftory of the principal dilcoveries
- and improvements in the feveral arts and
fciences; particularly the great branches of
‘commerce, navigation and plantation, in
all parts of the known world. Lond. 1727.
307 Seiten in 8. *. ne |
Scheint zwar dem Titel nach hieher zu ge⸗
hören, ift aber doch nur eine kurze Gefchichte
‚-" (76) Pag. 100, Satis cönftat, quomodo Veneti fi
. qua habeant prae .caeteris. inventa, ca celent
ex invidia prae aliis, ne divulgentur, inempe
in arte tingendi fericum variis coloribus, con-
fiiendi vitra criftallina, /malsum rubeum,
chryfocollam, et aliis. De tindtoribus notum
eit, vt fi quis exterorum aliquamdiu — eos
maneat et multa ab ıis diſcat, non facile abire
permittatur; quodfi vero abitum paret, per
carnificem virgis (ad pudorem, non dolorem
incutiendum) in tergo fupra veftes caftigatus
ex vrbe educatur, Der Ueberfeßer hat jene
Worte durch: rothen Schmergel und Chrys
ſocolla verteutfcht. |
695
458 9. Bibliographie.
des aͤlteſten Handels der Phoͤnicier, Certha⸗
‚ger und Roͤmer. Der ungenante Verjeſſer
hat den Borfaß gehabt, dieſe Geſchicht bis
auf die neuere Zeit fortzuführen, hat aber hier
gieih nach der Entdeckung von Amerika aba
brochen, umd nichts weiter geliefert. Mur ins
19te Kapitel ©. 250. von Erfindung ber
Magtietnadel verdient -allenfals einer Ermähr
nung, mie wohl nichts vorkoͤmt, was nidt
fhon andere-gejagt haben, Roger Baco habe
ums Sahr 1380. zuerft bemerkt, daß der
Magnet nach Norden weife, und der Meapo:
litaner Gaeta fey der erſte, welder Stahl.
magnetiſch gemacht habe. *
Dieß Bud iſt noch im Jahre 1767: ins
Franzoͤſiſche uͤberſetzt worden: Hiftoire de
principales dẽcouvertes faites dans les arts et
les fciences, fur tout dans les branches im-
portäutes du commerce, Traduite.de PAng-
lois par M. E. Lyon... 396 Seiten in 12. *.
Der Heberfeßer ift Marc: Antoine Bidous,
Ingenieur zu Marfeille, der noch viele andere
Buͤcher aus dem Engliſchen überfeßt hat.
Auch hat man eine Italiſche Ueberſetzung
oder vielmehr Umarbeitung dieſes Buchs:
Delle principali fcoperte nelle ſcienze, com-
mercio, arti e navigazione dopo il diluvio.
Opera di M. Eidous, ridotta in dialogo ita-
liano da Yigilio Gecunez, per uſo della.nobi-
er | le
un 9. Bibliographie. 463
le gioventũ Italiana. Torino 1786. 198 Sei⸗
ten in 12.* Um ein Leſebuch für Kinder dar⸗
aus zu machen , iſt alles in. Gefpräche: ges
- Sainlung von '3i8 Artikeln. Osnabruͤck
3784. 5 Bogen ing. *. .[o
Als ich in den Jahren 1771 bis 1780. die
Ausgabe des Lauenburgiſchen Taſchenka⸗
lenders beſorgte, hatte ich den Einfall, zum
Ausfuͤllen, eine kurze Geſchichte der Erfindun⸗
F
en, fo gut fie ſich ohne eigene Unterſuchung
Famei laſſen wolte, zu liefern. Dieſes The⸗
ma fand Beyfall; es tft hernach fortgeſetzt und
in mehre ähnliche Kalender aufgenommen word
den. Hr. Cbriftian Ludolph Reinhold,
$ehrer der Mathematik an. Ssnabrülkfeen
Gymnaſium, von dem perfchiedene Schriften
Yorhanden find, und dem man die Charte 60
Stifte Osnabruͤck und den Grundriß der Stadt
. verdankt, hat diefe Kalenderz Artikek, fo tie
er. ſie fand, ‚unter jenem Titel, in feiner eiges
nen Druckerey, zuſammen drucken laffen, uid
er war geiwillet, noch Fortfegutrgen zut.liefern,,
die aber nicht erfolgt find. Er ift vor kurzem
geftorben. : er we IA
7. Di.
464 9.. Bibliographie.‘
ge Didlionnaire des origines, ou '&poques des
- Ihventions utiles, ‘des decouvertes impor= »
tantes, et de.) etabliffement des peuples,
des religions, des fedtes, des herefies, des
loix, des coutumes, des modes, des digni-
tes, des monnoies &c, A Paril. 1777.
en “
6 Theile in 8.*. |
Der Verfaſſer wird in dem angedruckten
Privilegium D’ Origny genant, Er hat,
wie die meiften feiner Vorgänger, ohne große
Mahl, ohne Anführung der Beweife und obs
ne Anzeige feiner. Quellen, alles aufgenommen,
was ihm irgendivo von Erfindungen vorgekom⸗
men tft; alles diefes hat er im kurze Artikel
gebraht, und folhe nah dem Alphabet ges
prbnet.. Manche find jedoch nur Erklärungen
des Gegenftanded, ohne bie geringfte Nach⸗
richt von der Entftiehung. Aber ungeachtet
dieſes Buch eigentlich zur Geſchichte der Erfins
— nichts beytragen kan, ſo kan es doch
adurch nutzen, weil man eine kurze Erklaͤrung
der geiſtlichen und weltlichen Orden, der Feſte,
der Ketzer, der franzoͤſiſchen Bedienungen,
Gerichte, Abgaben und vieler Kunſtwoͤrter der
fraͤnzoͤſiſchen Jurisprudenz darin findet. Der
erſte Band von 470 Seiten enthaͤlt die Buch⸗
ſtaben A—D; der zweyte von 498 Seiten
fr .9; der dritte von 517 Seiten —T35
er vierte von 512 Seiten R—YT; der fünfs
| Bong
rd
. Bibliographie. 465
te von 486 Seiten I —D ; der fehfte vom
410 Seiten die Buchſtaben A — 5. , In den
franzöfifchen gelehrten Zeitungen ift dieſes Buch
unmaͤſſig gelobt worden.
8. Curieuſe Nachricht von Erfindungen und
Erfindern der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und
Handwerken, mit angefuͤhrten Autoren, in
"bequemer Kuͤrze nach alphabetiſcher Ordnung
eingerichtet. Hamburg bey Schiltern 1707.
167 Seiten ih 12.0 9° 21
Dieß iſt das legte Stück einer Encyclop&s
bie der ehemals fo genanten galanten Willen»
fhaftei, SIE int Anfange Befee Tabrfunee
unter. dem Titel: Det geöfnere Ritrer-Pla
zu Hamburg, ſtuͤckweiſe gedruckt, einige mal
aufgelegt worden, und drey Theile in 12. auss
macht. (17). Matt molte dadurch ſolchen Pers
fonen, die zu vornehm oder zu bequem find,
etwas mit einiger Mühe zu erlernen, wenig⸗
ſtens fo viel Yon einigen nüglihen Wiſſenſchaf⸗
ten beybringen, als nöthig if, um wenigftens
in Gefelfhaft davon [wagen zu Fönnen. Mans
he Stücke find für die damalige Zeit fehr gut
gerathen, und das Buch hat gewiß dazu ger
"dient, die Aufmerkſamkeit der Vornehmen und
ber Studirenden anf mande nößliche Gegen⸗
Te
* (7) Die erfte Ausgabe wird die vom $. 1702
bis mit 1704. ſeyn. „Der erſte Band iſt auch
1715der zweyte 1711. und der dritte 1723.
gedruckt worden, =
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Levitas hominum atque inconftantia hine opti
e me perfpici poteft „, qui donec res aliqua perfecta
fit, eam mirantur fieri poſſe; poftquam fadta fe-
mel et, ’iteram mirantur e&am iam pridem factam
non fuifle.
Vertlamins — ‚augmensis Jim, P- a
— u & — —
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‚ec
i. Soiegel. NT
Die erften waren von Metal - ©. (u69)
. 23 a tauglichfen "
j ee aus Silber -— ie eg
f
» Spiegel von Kupfer, Meffing , ‚Gold -, 282
die meiften waren aug.einer welalliſchen Mi⸗
ſchung gemacht — — 284
chemiſche Unterfuchung eines alten metalle:
nen Spiegels - e anti BZ
. Spiegelvon Stein: gemaht - ..,7..,n,29L
vom obſidianiſchen Stein — 2892
von Phengit — es 93
von Smaragd - u tigiefen 393
von Rubin - 297
Spiegel der alten Amerikaner ı von Kieß und
Lava J 299
Glasſpiegel, wie ſie zuerſt gemacht worben 30L
Glasfpiegel, die zu Stdon gemacht worden 302
ob diefe fchon das Amalgama gehabt haben 307
vermeinte Erwähnung der Stasipiegel bey
Stobäug - '308
auch bey Alerander von Aphrodifi 06 - 312
aud) bey Iſidor - - '316
Spiegel des zwölften Jahrhunderte - 318
die erften wahren Glasfpiegel im dreyzehn⸗
ten Jahrhunderte 319
die Altefte Verfertigung der Slasfviegel 324
Kleine Nürnberger erhabene Spiegel 326
Die Alteften Spiegelhütten in Srankreich 329
Thevart, Erfinder der gegoffenen Spiegel 330
Fe und Unbequemit ichkeiten dieſer Er⸗
ndun
333
neueſte Verbefferung der Glasfpiegel. - 334
II. Kunſt
Inhalit.
II. Kunſt in Glas zu ſchneiden und zu aͤtzen.
Schon die Alten ſchnitten Glas erhaben und
vertieft
33
Lehmann, zweyter Erfinder diefer vergeffe:
nen u
nft 338
Shwanhard, groffer Kuͤnſtler in Glas⸗
ſchneiden
339
Gebrauch des Diamants zum Glasſchneiden zar
—
| 548
Erſte Bekantmachung des Aetwaſſers = 599
55
| Bann es befant geworden iſt, daß er er⸗
Kunſt in Glas zu aͤtzen von Schwanhard
erfunden
nung glat
Geſchichte des Flußfpats -
waͤrmt leuhtet —
5
Mann die Verarbeitung des Stußfpats in
‚557
III, Bibliographie. ber Sesicre der Er:
gland angefangen -
findungen.
9. Joh. Marthaei libellus de rerum inven-
toribus. —
10. Polydori Vergilii de rerum inventeri-
bus libri VIII. -
Die Alteften, aber — Schrif⸗
346
er vertiefte den Grund und ließ bie Zeich⸗
L
559
564
ten von der Geſchichte der Erfindungen. 565
Alle befante Ausgaben von bes Pol.
Vergilii libel. de rer. inventoribus.
2
571
Spiegel
F mag immer feyn ; daß ı ein klarer Bad
der erfte Spiegel geweſen MiCH), ‚aber
mit Er großten —— — fan ı ng
do
Von benen; die: vor. mir eben Diefen —*
abgehandelt haben, ſind mir folgende befant
geworden. :
Eberhartus de Weihe. de’ eculi örigine,
— vn. 9” abufu. Cine A A Comp —
"Bor, deren ich ſchon int mweyten Bande ©
395 gedacht habe. ,..
„u „. Spanhemii NE in "Collimachi
2 hymnum in lavacrum Palladis p, 615. #,,.;
Meurſu exereizar; chiricarum Il, 2; 6 in Ope-
ribas ‚vol. 5 p. ‚624 * Nur einige Stellen
der Alten. —
-Hiftofre‘ de 7° anne ides‘ —E—
Tome 23 P. T40: Recherches fur les miroirs
"des ancien⸗ par Menntd: T ;&in kurzer mage⸗
is zer Aufſatz. —R Lunhnnn
Bagęi di dirk "accademiche lette
nella nob. 'accadeifia' etrüfca! dell’: citta di
7 Eortonä. > Toms 7. tm’ "Pag: 298: „Sopre
1m. Teil, Hh gli
a)
-
|
488... Spiegel. nn
doch vermuthen, daß, fo bald man angefan⸗
gen hat, Metalle und Steine zu bearbeiten,
h
» -#r
„&"P 433°
für f antiguite des miroirs de Vene ‚Ein
hat in einem Anhange jene —
auch
gli fpecchi degli antichi del fig. Cari. Aus
em Franzoͤſiſchen uͤberſetzt. Einige Abbil-
dungen alter Spiegel. Eine Erflärung ei
ner Stelle des Plinius, wo er eines Spies
geld von Rubin zu erwähnen fcheint, und
eine Vermuthung über den Spiegel des Ne⸗
ro. - Ein ungenantes Mitglied der Aka
t.und
=“ FEN billig, für ganz. unwa ee
erklärt. a 3 10T — — — — —
Keeueil d ansigeiees Cpar Cayſut) Tome’
* p. 331 er Iren V p. 173. e | een
Jungen und Abbildungen alter Spiege
‚eine chemifche Unterfuchung, . Si —
‚39 3% 123.340, 1,357, SJVSRRIIENE
Amufemens philofophiques fur r} es. par-
sies des Jciences & principalement de la %
fique des marhematiques. Par le per; m
venture Abat, Arhfterdam 1763,.8.®p
leſenswuͤrdiger Auffaß wegen des Verfaflers
Bekantſchaft "mitt den alten Sch ern,
und wegen! feiner technvlogiſchen Keurniß
aber. er ſchweift uͤber alle Beweife hinaus,
and unterhättidie Leſer mit wortreicher Aus⸗
ſchmuͤckung feiner Vermuthungen, die doch
dadurch wenig, Wahrſcheinlichkeit gewonnen
haben. In au —X * OB] 2 smöT-.
(*) Stellen „, wo Dichter Ghttinnen und Schä=
ferinnen fich in Waſſer fpiegeln laſſen, findet
man gefamler.von Gudins, Rigaltius und
andern zu Phaedri I fab,; 4. in P. Burmanns
—— Amſtelodami 16984 8. p. 49, 215,
. 46 A— a8ı
—
a. Spiegel. 269
auch ·kuͤnſtliche Spiegel gemacht find. Daytı
war noaͤmlich anfangs jeher feſter Koͤrper, ‚der
eine gute Politur annimt, gut genug, und die
älteften Spiegel, deren die Geſchichte erwähnt,
waren von Metall. "Die welche bey, Htob (2)
Lorkommen ‚werben, wegen ihrer Haͤrte und
Feſtigkeit gelobt, und, Moſes( ? erzählt, daß
zw dem. ehernen Waſchbecken die Spiegel ges
Braucht worden, telde er den Frauen, Die
fi), vor der Hüfte des Clifts, ‚pergamlet, hats
ten „fo. abnehmen: ließ, wie man vor.tiniger
Zeit den Parifern die ſilbernen Schnallen zum
vermuͤnzen abfhwaßte. „Wem das Franenz
zimmer ‚im größten Schmucke zum Gottes⸗
bienft erſchien, muſte es mach aͤghptiſcher
Sitte, Spiegel haben "Mit dieſen ſoll nun,
nach, der Vermuthung der meiſten Ansteger,
dad Wefchbecken nur außgefeßt, „belegt, over
wohl gar nur behangen worden feyn;,. und
feieſt Miechaene (9), wur ſer Meymıng.
——⏑—⏑ ⏑⏑— — * Aber
()xxxviI 18 * —VV ⏑⏑
—8 800%" ‚come acht.
0) Hiftoria vitri apud Judaeos in Corhmientar,
1... Jocieras. Jeienr. Gorzing. IV p. 330.
N Sch erfuchte Hrn: Prof, Tychſen um feine
Meynung, und erhielt die Antwort, welche
ich ‚bier, mit ‚feiner. Erlaubni ß einrucke
„Sie haben: ganz- richtig vermuthet, daß
m. »Die.Spiegel der Sfraelitifchen Damens Cxod.
138,8 nicht zum Verzieren oder Incxuſti⸗
Ale’. 32 „ren
1
INA Ki
ur I
au.
becken umgegoffen worden? So- bald. man ſich
bemühete,..gute. Spiegel aus Metall zu ma⸗
chen , ſo bald muſte man andy ‚bemerken „daß,
dazu nicht jedes Metall gleich gut ſey und
daß die beſten aus einer, Miſchung mehrer Mes
tale ‚erhalten. werden... Da hätte, alſo ber
Kluſtler an: den zufammengebrachten Spiegeln
gleich ‚einen; hinlänglichen, Worrath- von Der
Spiegelmaffe gehabt, und waͤre nicht erſt ge⸗
nöthigt gemwefen, dieſe Mifchung ſelbſt zu ma⸗
chen, vielmehr haͤtte er deſto leichter dem gan⸗
zen Becken eine Spiegelflaͤche geben koͤnnen,
worin ſich die Prieſter, wann ſie ſich wuſchen,
uͤberal haͤtten beſchauen koͤnnen. Wenigſtens
waͤre dieſes Becken nicht das einzige geweſen,
welches ſtat Spiegel gedient hätte, Artemi⸗
dor (5) ſagt, den träumt, er beſchaue ſich in
einem Becken, dem wird die Magd Soͤhne ge⸗
baͤhren. Freylich haben Träume gemeinig-
lich nicht mehr Grund, als jene Deutung,
aber man folte doch kaum vermuthen, daß Ars
26 van!) 2a 4 * — —⏑— temi⸗
ber Sprache und den Umftänden völlig ge:
„maß iſt; fo muß man wohl glauben, daß
fe, dem es an Kupfer fehlte, die Spies,
Fi 2 feiner Landsmäntinnen zum Wafchbef-
„ten für die Priefter eingeſchmolzen habe.,,
"C) Oneiroer. III cap, 30 p. 176: Asndun Eyna-
rontaloso Joy renvoaa) amd. Ispumulvys 09-
palvs;;, pelvi vice (peculi ‚yti,, ex. famula
hlios,pröczenre Agnificat, uni 2;
a
sy
41
J m:
‘
272 Spiegel.
— Ab einen’ Traum ſich gedacht Hätte,
wenn‘ ed gang ungewoͤhnlich gewefen wäre,
fih in ehem Becken zu fpiegehi. Es gab eine
Art MWahrfager;, weldje das was Einfaͤlige
zu wiſſen wuͤnſchten/ in polirten Becken 2
gen pflegten (*).- Es waren auch 5
faͤſſe uͤblich, die inwendig viele Berriefungen i
mit Spiegelflaͤchen hatten, worin ſich Ber Tri
kende vielfach erblickte (5). Vopiſcus mas
net unter den koſtbaren Geſchenken des Vale⸗
rians “eine ſchwere ſilberne Schale, die —
Spiegel inwendig aͤberal hatte —
—2 *2—
were, ie a ET
6 % h. Sariskerienfis I eäp. 12: Speculario:
Iocant, qui in corporibus laevigatis· & terfis,
g Aw ſunt lueidi enſes, pelves .. "eyathi‘, fpe-
eulorumgne diverſa genera divinantes curio-
fis eonfultationibus fatistaciunt. - )
6) Plin. XXXII, 9. p-.627 :. Quin etiam po-
N; cula ita figuiantur, exfeulptis intüs crebris
eceu fpeculis, vt vel vno“intuente ; populus
“ rn imapinum er Den — po-
ulns braucht „auch eca quaeft. nat. I
— Ban. 5 von ſoͤlchen —— *
) Vita Probi cap. 4 p. 926:. patinem argen-
'.1, ‚team librarum. 'decem ‚fpecillatem. : Salma:
ſius will lieber pecellatam lefen.. Mir. ho
Dabey ein, % nicht eins 5 Woͤrter
Sueton ſtat fpeeulatum eubiculum, wo
KO Spy) ſich get aufgehalten haben Toll, *
⸗ Aeſen ſey · Sueton in vita, Horaril® Ad res
venereas er) traditur. “Nam fpe-
culato
1. Spiegel. 273
Menard⸗ und andere vermuthen, daß die
Spiegel zur Zeit des Homers noch nicht ſehr
Een in > er . in
eulato cubiculo fcorta dicitur habuiffe dispo-
> fita ;' vt quocunque refpexiffet , ibi ei imago
'eoitus refersetur. Keffing, ber in feinen
vermifchten Schriften. Berlin 1784. 12. IH
‚ ©. 205 den Dichter von dieſem Vorwurfe
zu retten fucht, erklärt den Ausdruck fpecu-
lstum cubiculdm, wenn e8 ein mit Spiegeln
ausgefeßtes Zimmer bedeuten foll, für uns
roͤmiſch, und glaubt deswegen, die ganze
Stelle fey untergefhoben. Auch Barter hatte
fdyon ‚gefagt, daß ein böfer Bube dieſe Anek⸗
dote hinzugefchrieben ‚habe, Dawider wage
id) auch nichts zu jagen, nurglaube ich, daß
fpecillatum oder fpecellatum cabiculam wes
nigftens nicht unrömifcher.fey,. als pating
Specillata. Diefe Ausdrücke haben fchon Sala
maſius und Cauſaubon. durch ähnliche Woͤr⸗
ter, als: opera filicata , teflellata, hederata
u. a. gerechtfertigt. Das Zimmer ,- worin
Elaudian die Benus fih ſchmuͤcken und von
Eupido uͤberraſchen laͤßt, ift auch ganz mit
Spiegeln ausgeſetzt, fo daß fie hberal, wos
Bin ihr. Blich fiel, fich, fehen Eonte.
.Hymn; in nupt. Honor. & Mar. 107.
— — fpeculi nec vultus egebat
Jodicio. fimilis tecto monftratur in omni,
! Et rapitur quocunque videt. ;
Solte wohl Elaudian gedacht haben , diefe
Goͤttinn vr fo ein Zimmer night nur beym
Antleiden, fondern auch nach der Entkleidung,
ſo gut als Horaz, zu nugen? Ich habe an eis
nem : gewiffen Hofe ein inwendig ganz mit
Spiegeln getäfeltes Bette gefehn.
Hh 4
"274 Spiegel.
in: Gebrauch geweſen waͤren, weil er ſie bey
keiner Gelegenheit genant hat, WR einmal
da (®), mo er den Putztiſch der, Juno volſtaͤn⸗
dig befchreibt, Aber dawider habe ich zwey⸗
erley zu. erinnern; erſtlich ift es ja nicht erlaubt
zu erwarten , daß Homer alle ihm bekante
Sachen genant haben fol; und zweytens ver»
ſichert Callimachus da, wo er jener Stelle des
Homers offenbar nachgeamt hat (?), daß die
uno, fo wenig als die Pallas, bey ihrem
Putze jemals einen Spiegel gebraudt habe.
Alſo die Mythologie erlaubte dem Dichter nicht,
einen Spiegel auf. den Putztiſch dieſer Goͤt⸗
tinn zu bringen. Eben ſo ſehr irren Polydor
Virgilius Boccace, Menard und andere
darin, BB fie den Xefculap zum —— der
Spie⸗
C) Liad. XIV, 166.
07 Hiymanıs in. lavacram Palledis, v. Pr 21.
: Gleichwohl war die Gewohnheit, : auch der
Juno den Spiegel. vorzuhalten, wie Spans
heim bey diefer Stelle beweifet ; und Uthana=
ſius orat. contra gentes cap. 18 p. 18 ed.
Bened. fagt, fie fey für die Erfinderinn der
Kleider und: alles Putzes gehalten worden.
a Solta ihr. en nie au * are
Merkze ed Putzes, der Spiegel, gehören
Hat — vielleicht nur deswegen
den Gebrauch — abgeſprochen, weil
er ihn in ber Homer ven Ne ihres
Putzʒimmers 1 Tu
sa
—
peklagen, a
lieben hat, un
inbung. der viel bequen vn
Man ver⸗
domalb nicht· #
= „Br! Er iv
== Aniyabr *
ze sm -
(Fo) de nat. Deor, 1, 2 - Lese p pri.
| qui fpecillum inyenifte & piinus
Ziet sr Man gergleihe
m
„. volnus sbligalie © wir
— pessoloperik manzasızheolog: P' POREH
275 | Ti Spiegel.
vorkommen Fönten , welche dieſe metallenen
Spiegel wieder noͤthig machen wuͤrden, und
gleichwohl ſind ſolche zu unſer Zeiten wiruo
erfolgt; naͤmlich nach Erfindung der Teleſcope.
Da haben unfere Künftler die beſte Miſchung
zur Spiegelmaffe erft felbft wieder fuchen müß
fen: Ich will gern glauben ‚daß die, welche
fie. wit Hülfe dee nenern Chemie erfunden ha⸗
ben, volfommener iſt, als die: befte altroͤmi⸗
ſche; aber bey allen dem folte doc) dieß Bey:
ſpier eine Warnung feyn, nie eine einmal er⸗
fundene Kunſt welche jemals nutzbar gewe⸗
fen iſt, unbekant werden zu Taffen. Ihre
volftändige Befchreibung folte wenigſtens in den
Archiven menſchlicher Kentniffen , in den we
Ben) der Nachwelt — werden.
Wenn man die Metalle in Abſicht threr
Tuͤchtigkeit zu Spiegeln vergleichet/ fo wird
man bald gewahr, daß der dazu erfodekliche
Glanz am ſtaͤrkſten bey den härteften Metallen
von weißer Farbe ift. In diefem Betracht iſt
deswegen Platina allen andern Metallen vor⸗
zuziehen, wierdie vom Grafen von Sickingen
angeftelleten »Werfuche beweiſen. Naͤchſt die
fen neuen. Metalle folgt der Stahl, nach
diefem Silber ; piel geringer iſt aber dieſe Eis
diſchaft bey no; Rupfer, Zinn und Bley.
ps. habe ich: inzwifchen Bein. Zeugniß bey ben _
Alten von ftaͤhlernen —.. bemerkt; =
* muth⸗
1. Spiegel. 27
muthlich Haben fie ſolche nicht geinacht, weil
Stahl gar zu bald anlaͤuft, oder gar röoſtet.
Gleichwohl ſoll einmal ein alter ſtaͤhlerner
Spiegel gefunden feynz "aber da man an ihm
auch eine Verſilberung bemerkt hat, fo ift
noch die Frage, ob nicht die verfilberte Seite
die eigentliche Spiegelflaͤche gewefen EC"). _
Webrigens weis jedweder daß Fein ftählers
ner Spiegel feinen Glanz zwiſchen Schutt viele
Jahrhunderte behalten kan = m vr we“
¶Alus Silber ſcheinen die allermeiſten Spies
gel gemacht zu ſeyn, und zwar nicht ſo wohl
der Koſtbarkeit und Pracht wegen, wie viele
meinen, ſondern weil Silber, wie geſagt, von
allen damals bekanten uuvermiſchten Metallen
zu dieſem —* uche das geſchickteſte und dau⸗
erhafleſte iſt · Im roͤmiſchen Geſetz buche wird,
u nzn⸗ ge ſr vwenn
Ad
r
dir
ee a 3
(er) Fortun. Lieet. de Iacennis * lib 6 cap.
3.092 9.1696: ſpeeulum chalybeũ euius di-
Ameter 5 pollices aequat; hars averſa Leviter
concava deargentätaparia * parerga habet.
Weil dieſer Spiegel bey Nimaͤgen gefunden
worden, fo erwartete ich eine'beffere Nach:
richt in: - Antiquitates ‚Neomagenfes five'noti-
zia rerum antiquarum , quds’ cömparavit‘ Joh.
eh: re tee 1678.4 Su aber’ jch
Tape dafelbft nur. Oy'14g : Speemlum'chaly-
„„Peum integrum „ rofundum , convexum, CU-
ius diameter, lim ah ae Adhaee
„. Fnnuumen, fpecnlethin Chalybeorii ,„& in
iis quorundam deasratogum fragmenta.
Zi *
*
278 | I. Spiegel,
\
wenn bey Erbfchaften und Wermächtniffen von
Silbergeraͤthen die Rede iſt, der ſilbernen
Spiegel faft nie vergeſſen (42). Plinius (22),
Seneca (14) und andere, welche wider Pracht
und. Verſchwendung eifern, ſpotten daruͤber,
daß zu ihren Zeiten ſo gar jede Magd einen
ſilbernen Spiegel haben wolte. Inzwiſchen
mag wohl die ſilberne Platte oder das polirte
Silberblech duͤn genug geweſen ſeyn wie
denn die mir bekant gewordenen alten Spie⸗
gel, welche in Samlungen aufbewahrt werden,
alle nur duͤn mit dem ſtbaren Metall belegt
ſeyn ſollen; ſo haben unſere So er.
F Digeſtor. lib. 3 tit. 6, 3. In Sir. ‚gries
r 9 chiſchen Moe hl 3 oder in Ecloga { f. fynopfis
räv Basıkınav lib. 44 tit. 9 cap. 3 pP. 389.
x fleht ra awbrie röv ölnov, wo, wie ſchon Keuns
clav. p. 91 Angemerkt hat, omexix gelefen
.. werden muß. An Fenfter ift hiebey nicht zu
denken, weil ſolche damals noch nicht ge
. „ zbräuchlich-waren. Digeſtor 34 tit. 2, 19, 8
nee Speculum ‚Cargenteum ) > vel grieti
amxum, vel etiai quod mulier mundi caus-
00, fa,habuit;,,fji'modo non in argenti namero
‚habita fint, ., Ebenpafelbft leg. ‚25 , ıo und
‚Synopfi is Bacıkınav ib. ‚44 tit. 15: Fo KpyU-
na PODU Lotc.
ag ).Plin: z4R8?: p voo: arzenteie fpecalis
vtireoepere et‘ gncillae.
4). Quaifl, nat" am Ende des erften Buchs:
88 ge libertinortm virguneulis in vnum fpe-
“ <ulumnon füfficit illa dos, quam dedit fena-
tus pto —2———
a yE ey —-——
un — ©
—
1: Spiegel. 272
die filbernen und: goldenen Uhren fo-dbün und
leicht zu machen gelernt, daß fie Bediente und
Soldaten tragen: koͤnnen. Dazu Fümt noch,
dag man anfänglich zu den Spiegeln das feinfte
- Silber nahm; weil man ſich einbildete, daß
fie ſich aus legirtem gar nicht machen ließen;
zuleßt. aber nahm man.fihledhteres: Plinius
fagt dieß ausdruͤcklich (5); und ich ſchliege
es aus; einer Stelle des Plautus E.
Als Philematium bey ihrem Anzuge einen ſil⸗
bernen Spiegel genommen hatte, gab ihr die
vorſichtige Scapha einen Handtuch, um ſich
die Finger abzureiben, damit nidt ihr Liebha⸗
ber. riechen moͤchte, daß fie. Silber angefaßt
hätte, Feines Silber aber giebt, fo wenig
ald Gold, den Fingern einen Geruh. Man
muß ſich hiebey erinnern, daß die Alten ſich
beſſer als mir darauf verſtanden haben, bie
Reinheit. der edlen Metalle nach dem Geruche
zu beurtheilen, indem ihnen manche andere Pro⸗
ben des Gehalts, die wir zu brauchen pflegen,
ia je. RN. 11
: #’Yılib. 83; 9 p..626. Laminas duci & fpecula
fieri nom nifi ex Optimo argento pofle.credi-
tum fuerst. Id quoque iam fraude corrum-
« (#6) Moſtell act. I. fc, 3 v 101.
ı .$c.:Cape igitur fpeeulum. — — Linteum
ceape, atque exterge tibi manus.
- Pan. Quid.ita obfeero ?
‘x Se. Vt fpeculum tenuifti, metuo ne oleant
© argentum ınanus; ne vsguam argentum te
accepiſſae ſuſpicetur Philolachus,
—
«so 12. Spiegel.
air dotant waren. So gar-bie Geldwechſler
brauchten den Geruch, wenn fie die Aechtheit
ver Minze beustheilen wolten (57). Darauf
bezieht" fich des Veſpaſians witziger Einfall,
als er den, der ihm wegen feiner neuen. Fi⸗
nanzoperation: Worwuͤrfe machte, das Gelb
riechen ließ, ob er darin den Urin bemerken
koͤnte? Go wiſſen noch jetzt manche wilde Nas
tionen durch den Geruch den Gehalt des Gol⸗
des zu beſtimmen (#35), ITS Te N
SR SE u te Plini⸗
en. Arrienus in Epidter. I chp. 20 p. 79: *
" dpyupoyvanwy mpoaNpäry mar dempmelay
rov vonlouxtog TH yet, Ty- a PH, 77 0rOpaoixe
Argentarius ad explorationerm: numiamatis
vtitur vifa, tactu, olfadtu—— — ..: 0.
: (18) Beweiſe habe ich bereits in den Anmera
kungen zu Ariftot, auscult. mirab, p. Ioo und
zu Antigoni Caryftü hifl. inirab. p. 234 ange⸗
Fiber. Die übrigen mir jetzt bekanten Stel
-s: Ten der- Alten,- wo der filbernen-Spiegel ges _
x. dacht iſt, find folgende, Apuiejus,Apologiz
p. 424: cur exiflimes imaginem fuam euique
diſendam potius in lapide, quam in argento,
e "das fir Speculo atgenteo. Eben diefer nen⸗
net in Floral. p. 7965 ‚unter: den Gchäßen
der Suno auf der Inſel Samos plutima
auri & argenti ratio in. lancibus, Ipeculis,
pocnlis & hülvsmödi vtentilibus.." Bey Phi⸗
oſtratus in Icon. I, 6 p. 773 koͤmt unter den
der Venus geweiheten Noftbarkeiten auch
„.. Räromrpov xeyupoüv vor. Chryſoſte mus Ser-
"mon. NVER p. 224, wo er die Verſchwend ung
der Weiber ſchildert, fagt: da mäflen Die
Me .. s aan 7% 10, MWedtiens
1: Spiegel. zur
Plinius (19) meldet, Praxiteles habe zur
| Zeit des Pompejus des Groffen die erftem ſil⸗
‚bernen Spiegel gemacht und dieſe wären feit
dem allen andern vorgezogen’worden. Aber
filberne'Spiegel waren ja lange opr dieſer Zelt
bekaut, wie dierangeführte Stelle des Plautus
beweiſet. Diefen Widerſpruch zur heben, merkt
Meurfind an,ı Plinius rede nur vom feinen
Landesleuten, nicht von. den Griechen, welche:
lange vorherodergleichen" gehabt hätten,: und‘
bey Plautus ſey der Schauplatz ——
—2— * —2 8.
Bedienten beftändig die Stiberarbeiter fra=
‚gen, ’ob denn der Spiegel ihrer Frau noch
nicht fertig fey: Tür &pyvponomars ‚vv
Spwrwvres, & TO HNTOmTEoV narsonsturoey
re Avplagnn Alfo die beiten Spiegel wur⸗
‚„ den damals von dem Silberarbeitern verfera
tigt. Es fcheint jedoch, daß die Spiegel:
macher in Rom auch eine eigene Zunft auss
gemacht haben; wenigftens bat. Muratori
theſaur. ĩnſeript. elas. 7 p. 529 eine Juſchrift
befant gemacht, woriu das collegium fpecu-
lariorum genant'ift. Dieſe fommen auch uns
ter den Handwerkern in Codiee Theodos,
XHT, tit: 4, 2 p. 57 vor, wofelbft Ritter
auch mehrere Erwaͤhnungen derfelben ange—
fuͤhrt hat. Aber vielleicht hießen ſo auch die,
welche die Wände mit polirten Steinen Auss
fetten, "und im neuern Zeiten Auch die Fenftera
macher. Griechifch' hießen fir orenAomosoi.
>?) Eib, 33,9 p. 627% Praelata ſunt argen-
tea Primus feeit Praxiteles, Magni Pompeii
“ aetste. ..Nuper credi goeptum, certiorem
. Jmäginem reddi, auso oppofito averfis,
-m—u.n2u
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Exrcat nr Sehmmng- zurumge DR
umge. Up, 174 0%
ur Zr us zur, ses Ip
=. Spiegel, 283
unden, bie biefe Metalle vielleicht nur hegwe⸗
— aben, weil ihre Namen beſſer in
as Eylbenmaaß paffeteny oder weil ſie gern
Don gemeinen abweichen und goldene Spiegel
ser, fanden. AUnter den ehhernen moͤgen auch
niur ſolche zu ——— ſeyn, welche aus ver⸗
iſchtemKupfer gemacht waren. Kaͤmen bie
nen öfter por ſo wuͤrde ich das Beywort
jeher auf, die Einfaffung, alsauf die Spiegel
ft deuten; ſo wie eine goldene Uhr nur ein
— again —* hat · dmanan EUREN;
——— — > . yid ee
5 Hab ihin, 74 End an dir): | BITTEN
a, —7 — ——
— * 8 ech Quaeſt. 55
——
* be "Potter eu dtiehte
nr EN patia eotpotʒhus autd argef
N Dr celata funt, ENDEN, gemmis —
luris vnum e
— El ii art. ie
137 ar? „bat —
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ni dl Yoke la, Yun, —
* are? ii —— — ji:
3
— haben gurs mattum und gew hier
Eyiegel mit goldene
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leger 8gelh [
- cu Burck u ir " die
* dm geld
J en J ede
rl —* pre Alumni a
Ed
II. Teiln, rd Jovi R wei CR)
range Zeit ſcheinen die meiſten
aus einer Miſchung von Kupfer een
gemacht zu ſeynz wie Plinius (2?) ausdrůck⸗
lich meldet, mit dem Zufage, daß: —*
dieſer Art zu Brundiſium gemacht
un Mifhung, "welche fon dent Auſtote⸗
led ( 29) bekant geweſen iſt, giebt ein weißes
Metall‘, welches alſo ſchon der Farbe wegen
zu biefem Gebrauche vorzüglich gut ſeyn Eontez
wie denn auch noch jetzt, nad) den: ſorgfaͤltigen
Unterſuchungen des Englaͤnders Mudge ẽ)
——6 die beſte Spiegelmaſſe giebt.
leichwohl ſcheint ſie den Alten nicht ſonder⸗
lich gerathen zu few, weil man tie Mlinius
ne verſichert, zu, feiner Zeit bie filbers
n Splese —— bat, Es iſt auch in
— — *
fen nit —— immer,
tet, woran, ich. ‚aber, nach —— ee
Beh Un diefe zu heben od er J
| 9 eine —99 3 noͤth gu; ‚die ——
hr "nicht habe anftellen fönnen. Gewigt Ä
„der Alten, wenigſtens zumeilen, ,,
=, Atfere —— Werk nennen
ve Bf einer PR Füng ; u nn ot,.an
abil. ‚pa 02 ewiefe n J
“el ‚ib, Kies NEL Optima, ipe
mäiores fuerünt Brundifi fina,, ftanno
"mixtis. Praelata fünt, argenten. i
* el 9 uogue ex itanno,
MET. Brundifii it, * 1
er an * a ‚corp r | |
as Auscult, mirabil, Ba p-
(25) Philofophical sränsad, — 67 An
1. Spiegel. 285
‚der That nicht leicht/ die beſte Verhaͤltniß der
behden Metalle und den vortheilhafteſten Grad
ver Hitze/ Als worauf beſonders viel ankomt,
zu treffen. Eine der groͤßten Schwierigkeiten
iſt, die Maſſe ohne Blaſen oher Sicher, ohtie
alle Verkalkung des Zinns zu gleſſen wo⸗
durch ſonſt Knoten oder Gruͤbchen entſtehn,
welche der Politur nachtheilig find! "Mon die⸗
fen Fehler iſt ; wie ich gewiß vermuthe, eine
Stelle des Lueians (20) zu verftehtt ‚die —
u, BR FR NR
arsjir3i 17a a TER: IHNEN mYdg,
(2°) Ouomodo hiftoria fi£confer, cap. 51, na
+ ber 3we — Ausgabe IV. p. 310, | Me
ruhig de Haronrpw eoınvfay — FI
rau yuoaugns: As Fe se er
ein BEL Foneyrpov. - = Maxime vero-ipeculo fimi-
len praebeat animum, nihil turbido —
ſplendido, & centri exacti; qualesque dee
perit, operum fpecies , tales etiam illas,often-
dat; perverfum vero, auf alieni coloris, aut
>’ Äguraediverie) nihil, Bey ginn haben
Die Ausleger nur an den Mittelpunkt gedacht,
von dem aber hier, wie fie felbft urtheilen,
die Rede nicht feyn kan. Ich glaube,’ das
" Wort bedeutet hier die fehlerhaften Stellen,
: welche Feine volkommene Politur annehmen,
„> wegen der dafelbjt befindlichen Knoten oder
© &räbchen: Lucian hat alſo einen ganz fehs
lerfreyen Spiegel gemeint;der das Bild vols
oe darſtellet, wie er nachher auch ſelbſt
erklaͤrt. Dieſe Bedeutung des Kunftwortg
ventrum habe ich ſchon oben &:.186 erwies
fen. Man ſehe auch Salmaſius exekcitat,
Plin.: pi 756, ah
® x Sy HaBan (rg
—
u
‘
: ——
JA
Ö
286 an äplegel.
„bisher nicht zu erklaͤren gewuſt hatı: Diefpusbe
Mifhung aus Kupfer und. Zinn iſt dem Aun⸗
laufen fehr ausgefeßtz ein, daraus verfentigter
‚Spiegel wird, wenn er nicht fehr ‚forgfältig
in Acht, genommen; wird, bald ſo blind, dag
er, ohne vorher wieder abgerieben zu werden,
garnicht dienen-Fan,ı „Eben deswegen hieng
‚am Spiegel gewöhnlich:ein Schwamm und zer⸗
riebener Bimftein (47) Yu eben dieſer Ur⸗
ſache ſcheint man auch· die Spiegel in einer
Schachtel oder in einem Gehaͤuſe verwahrt zu
haben; dergleichen man bey den meiſten noch
vorhandeuen alten Spiegeln aͤntrift. Dieſe
Unbequemnlichkeit war geringer bey den ſilber⸗
nen Spiegeln, und ich vermuthe‚daß dieſe
deswegen jene, verdrängt haben; wie Pliniu⸗
Weil man in manchen Samlungen von
Alterthuͤmern noch alte metallene Spiegel ans
Ta re 73
“it — —— 1 En ET —
(27)Die Beweisſtellen hat Voſſius in feinen
Anmerkungen zum Catul ©. 97 und nad)
a ihm: Spanbeim bey: Eallimach. ©. 622 an=
2.5, geführt. Plato im Timäus Ta3p. 72 nach
Stephan. Ausg. tanquam/ fpongja parata &
promta detergiendo, <ui,appofita eft, fpeculo.
T ); Beym:Tertullien. de :pällio ‚reibt Omphale
"1. DA8 Blut von:den Pfeilen mit dem Bimftein,
der zum Spiegel: gebrauht ward, Heſy⸗
chius erklärt usooinuerov. Evomrpoy durch ro
vewst nadapgev n&romrpov; ein frifch: oder
neulich abgeriebenen Spiegel.
1. Spieel. 28
trift) ſo waͤre es nicht be, wenn man deren
Beſtandtheile chemiſch unterſuchteAber die⸗
jenigen, die uns bisher davon Nachricht geges
ben ‚haben, haben, ſich damit, begnügt ,, folde
nn a
abzubilden: Caylus (28) iſt der einzige; To
mnoq Data amt win ah Taler ⸗dviel
* ur RT 2 —B 4*
1350 G Ban EIE 154) 23 3 Jg SB BIN
en griss'" Mis auffen il zougitilongtemsuavant
in‘; guielide-fondres; Aline: s’enflamme ‚spixde re-
ent,ördinai-
„nzement les alliages od entre le zinc., D; ail-
leurs la bafe de eqt alliage, ẽtant uivre,
55 eüt
'„sj.feit, partie,, ‚ J’en ai pris deux gros,.gye jai
dious dans l' acide, nitreux. Ka;dı ption
? R s 2 leicou-
„dans un.crenfet avec ‚un finx — „al ob-
„im La diſſolution filtree j’en alıpris Une par-
‚iotiez fur laquelle'jairverse une infüution des
1073 Ji3 noix
288: 1. Spiegel.
nn" Par verse. fur ld: diffolution reftante: une
5 guantite ſuffisante d’alcali volaril ;paur dif-
u oudre tout je cdivre quĩ pouvoit/y Atreicon-
Etenuꝭ le diſſolution eſt devenüe dumn beau
vcbl&u de ſaphir, & ils! eſtfait un: préeipité
2 biancz 2: Pai décanté laliqueur, Kaprävavoir
-s»bien! $dulcar6 ee:pr£cipite , j' ai tentö:de le
ꝛæctduireʒ >meis lot quꝰ il fũt en trop· petite
11
rn je n’euffe päs donne «.
7
'de. feu;.cela ne'mia pas &t& pofible;z j’
>, done gu'recoun d'un autre moyen.hann
ge’
>
ar
3%
fi
> PAR pris“ le *8 de deux gros de ket al-
"... Nage,quie j'ai b
'" fet d’effai. Lorſqu ila &re ronge:'blanc,
Y ei grafert peu:ä’peu quätre gros'de Ifou-
ien fait tougir darum eren-
re guand la flamme a ceſſẽ jſai po uſſẽ
‚je few‘, afin de donner une fufion 'paffaite.
Tai abtenu, par ce mioyen, un r@guleäigre
8 caffänt, plus blanc que-!’ alliage, & <dang
equel j’aiappergu queiques aiguilles ; craig-
„ment quil ne ft refte encore ur peu de
ceuivre je ai ſalfüre une ſeconde fois; j’ai
„gu pour fors un petit regule qui etoit de l’ant
EP &
moine presque pur.
Br 1} refalte de ces exp£rienices, que da matid-
re dont des; aneiens faifoient leuts misoirs,
—
& 1! etoit
InSpügel: 287
ſtaltet hat... Hr. Roux, der fie unternoms,
men hat, behauptete, daß die Miſchung Ku⸗
pfer und Spiesglaskonig mit etwas Bley ſey.
Uber Spiesglas war den Alten, von denen
ich bisher geredet habe noch nicht: bekaut.
Iſt diefes Metall gewiß ein Beftandtheiluges.
wefen;yi.fo: muß: entweder der Spiegel aus
neuem Zeiten ſeyn, oder man muß annehmen,
daß der Kuͤnſtler, ohne es zu wiſſen/ antimo⸗
nialiſches Metall gehabt habe; welches letztere
doch nicht wahrſcheinlich iſt· Mir ſchien in⸗
zwiſchen die von Roux angeſtellete Unterſu⸗
hung die Gegenwart. des Spiesglaſes nicht,
ganz ficher zu ermeifen; deswegen erſuchte ich
Hr. Kofi: Gmelin um fein Urtheil, welches
er mir hierneinzurüchen erlaubt hat, . Pal.
Nach den hier erzählten, wiewohl unvol⸗
kommenen Werfuchen, finde ichs vohrſchein⸗
„ih, daß Bas Spiegelinetall Spiesglag ent⸗
„halten "habe; ed wäre aber freylich zu wollt‘
‚„[em.gewefen, daß ber hr De en, fies‘
„hen gebfieben wäre, u ergäßjten, dag ir
+“ ar En 2SZE ‚BE vi a » 2 ji nmirrrmgt Ü hr e
h RREINITARTSUS rt und ms - SEFYNL.E
m
an Etoit· alliage deicuivee,, de régule d anti·
min en ale In. calrıe dominoit
I — en ol a . 15. ite. axtie;
—*— —— ieh di eile ale:
ee quelqgue exactitude la propor·
tion des» ſubſſances contenues dans ces ſox·
ae ine) io
* x Ji 4 5
290: 2.:GSpiegel:
„mer weißen, bruͤchigen, ſproͤden Königstmit
„einigen Nadeln erhalten habe, ſondern den
„Beweis weiter gefuͤhrt hätte, daß es nam⸗
lich nichts als Spiesglanzmetall ſeyn Könte,
Inzwiſchen · konte doch dieſer König kein Zinn
„;feyn, das nicht bruͤchig/ und leicht von Schwer
Ffel gelb iftz kein Eifen;, das vollends mit
„Schwefel dunkler ausgefallen waͤre üben:
„haupt ſich ehr als das Kupfer mit dem Shine
„rel: vereinigt hättez und kein Brauuſtein, ver
„theils in dieſem Feuer); auch mit Schwefel
„nicht fo: leicht geſchmolzen wäre ‚stheild ſich
2* in Scheidewaſſer aufgeloͤſet han. Fish
€ — bin ich doch nich Sheriengt,
„daß das Metall Fein Zinn hielt; da-feine: Auf
sl ung ſehr ſchnell vor ſich gieng, fo duͤrkt
RT: „nit, ſehr wahrſcheinlich, daß der weißt
— der waͤhrend derfelbigen. "niederfiel,
heil, ‚vielleicht großentheilg, Zinkalk, und
Kr ‚angebliche Bley wenigſtens zum Theil
„an war. Auch mag ſich ein. ‚heil des
inns wirklich int Sceidewafer "aufgelöfet
» „Tab. Denn daß mit Goldauflöfung Fein
Purpurkalfk nied beweiſet nichts⸗· Das
—— ——— allen Auzetg n:: mit
»Detall,nicts. weniget As geſaͤtlgt ð mit
> ſo wenig gefätigten. Zinaufsfing giebt
Goldaufloͤſung bekantlich keinen Purpur;
„fo wenig als die Sept einen Riederſchlag.
Große
Pe; ‚Spiegel: 7) =
ua: Seoß⸗ Aufklaͤrung gewaͤhrt auch die Uns
terſuchung deswegen nicht, "weil man das Al⸗
ter des Spiegels nicht weis, auch nicht „ober
zu den beſten ern teten pet nee
an habe a hen a
Die — welche Ki Ka |
mat fi‘ $ anz darin fehen onfe, find, wahr
Ye yet el rplatten geweſen;
au fer ih n — dazu ge
ie ni —
rt mo ht na, den dam
gen Zeiten’; — — b ich weis ‚nid,
ob fie ie anf Küh ter ‚Bräter wit
den Ge see er art ae
4 Man —— tnieber., daß die Alten,
außer den Metallen auch Steine zu Spiegel,
verarbeitet und ſolche in Gebrauch gehabt ha⸗
ben. Wahr iſt es daß manche Steine, vor⸗
nehmlie ‚glasartige, undurchſichtige von dunk⸗
len ‚Farben, allenfals wohl ‚dazu dienen, Fönnen,
aber. man, ‚wähle, melde man wolle, ſ wers.
deu fie doch in diefer Auwen dung den Metals‘
len —— ste kommen. * unter
| c .
baaiv: gr * Ide
enge bet Sr ca in
Ber fün 3 — 5 Kae
* des ran —
on ra lat —5 ucian. ES Q ren
ie. orar, Xl,/8, reden ?,..Grande
i ’ — — adtio-
Aem ſolebat. 4 Far, an mg
>‘ — or Biden
—
®
%
292; 1.. Spiegel:
allen Mineralien, ja, „unter allen bekanten
Koͤrpern, die volfommenfte Undurchſichtigkeit
und eben deswegen auch den groͤßten Glanj,
beyde find Wuͤrkungen der Dichtigkeit und Ur⸗
ſachen, weswegen fie die Lichtſtralen voͤlliger
und regelmaͤſſiger als irgend at —
per, zurück werfen koͤnnen. ee
Slagfpiegel find, at entlich weh u
gegen die Steine haben doch 83
wiewohl oft kaum bemerkliche Durch fichtig
deswegen mauche Uchtſtrahlen —
ſchluckt, wenig lens nicht zuruͤck geworfen wer⸗
den. Die f nernen Spiegel kommen auch
bey den Alten fo ſelten vor, daß man erkent,
fre find mehr zur Pradit , ale: zum eruſthaften
Gebrauche beſtiumt geiwefen?“ Meiſtens finder‘
man nür in getäfelten Zimmern politte ſteinerne
Tafeln oder Felder angebracht, "die wegen
res Spiegelglanzes geruͤhmt werden. — ‚pr
Plais e tybt ig biefer Abſicht den oft!
hen Steitt, — den b genanten landi⸗
ir 3 I. 6 ig. — M.
edler) Li, = * p. 156: g% genere vitri &
Obfidiana — in ——
n ‚Yapilis, juem 1 Obi
KH nigerrimi, ’co a Alk * Yen
Hi sid, ‚erafliore HA * ſpeculis parie·
Ya ‚pro imagind are Dieß
* — g; 165° 15 ind 4
ymal wiederholek. Eiitmal fagt er? Poni-
tur in fpeculis arietum;, a ne
vmbras reddendas,
— 1
*
1. Spiegel 2930
ſchen Achat (42). Alles was er davon ſagt⸗
iſt dem, der dieſe Steinart oder verglafete
Lava kennet, gewiß verſtaͤndlich· Das Bild,
was ich in der daraus verfertigten Doſe, die
ich ſelbſt beſitze, erblicke, gieicht einem dunkein
Schatten oder Schattenbilde, aber mit. dein
Unteufhiebe; daß man nicht blos den Linrißp
fondern daB avolſtaͤndige Bild deutlich ſieht⸗
jedoch ‚mit; wenigen und. ſchatticht ver dunkelten
Farben. Die Verarbeitung zu Bildniſſen und
. Öeröthen „deren: Plinius gedenkt, ift, wegen)
der großen: Sproͤdigkeit ſehr misuch· Koh)
habe daraus zu Kopenhagen, außer: andern]
Sachen, eine Schale mit einem Deckel geſehn,
woran der Kuͤnſtler vier Jahre gearbeitet has
ben ol nn N —8 Ya ——
Domitlan hielt. fich als er ſich nicht mehr
ſicher "glaubte, in ·einem mit Phengit getaͤfel⸗
ten Zinmer auf, — SB zu. erbue⸗
ken, der ſich ihm von hin tenzů naͤhern würde (9).
Ohne Zweifel iſt unter jenem Namen ein Kalk⸗
1*.
oder Gyps⸗Spat, ober Selenit zu verfteln; der
— *X were — RN —* sr frey⸗
—— „rue. i r
0°”) Man vergleiche, “och Wan will, wäg ic
Beeren Bist © 52 Gebete
: CO San ein ‚Domir- cap 84, pı.334:
empare, fufpe&ti periculi..adpropinquante, _
follieitior in; dies » Poticunm, in„quibus ſpa⸗
tiari confueverat, ‚ parietes ‚phengite lapide
diflinzit ,.e, cuius fplendore,.. per imagines,
quidquid a tergo fieret, provideret, ;..0:
>
DIE 3: Spiegel:
freylich wohl ein Bild machen kan aber des⸗
wegen ſolte man doch nicht Tagen, "dag die Al⸗
ten Spiegel aus dieſer Steinart gemacht ha⸗
ben. Auch verſtehe ich dag, was Plinius(
wo er vomderfelben redet, hinzuſetzt idee,
als ob jemals ein ganzes Gebaͤude aus Phen⸗
git gebauet worden, wozu der Stein aus man⸗
chen Urſachen, vornehmlich wegen ſeiner Bruͤ⸗
chigkeit,/ untuͤchtig iſt. Damals’ waren die
Fenſter ber Gebaͤude noch offen, ohne durch⸗
ſichtige Ausfuͤllung, nur wurden fie mit Git⸗
tern und Worhaͤngen zuweilen vermacht Wiel⸗
leicht: waren in den Waͤnden des Gebäudes,‘
{ — * 4 -
3. ma Her II FT FR
HaIN 2973
Kal niidisın Ira er ER
(°*) Lib. 36, 22 p. 752: In Cappadocisreper-j
tus eft lapis duritia marmoris , candidus at.
que translücens‘!Tetiain qua: parfe/fülvae in-
eiderant vende,exnrgunienta phengitdgappel-'
urdatus. & Hoe, conftruxerat site Rare ai:
„ guam.Seiam appellant , a Servio.rege l&cra-,
ji m, autes Ge don —
fribus opertis interdiu 'charitas ibr dirna
43, eratsiralio quain fpechlariun aodaꝭ tahquamı
inelufa luce, non transmifla. Iſidor orig.
"16, a i Cappadociae — duritia marınoris,
„. canaıdn „trapsiucidns,, . o quon-
* Sam emplan eonfiraäuin efla aadanı pege
Foribus aurels‘, qüibus claufis claritas diuxna
: era - Auch unſer⸗ Spät iſt durchſichtig,
. went gleic "gefärbte Adern ober Wellen'dar=
‚in vorkommen, wie A. B.- der violette und
iſabellenfarbige von AUndreasberg. Man vers
‚gleiche meine Erktärung mit dem, was Sal⸗
maſ. exercit Flin. pı 184 fagt- Pu2i’
f
—
*. Spiegel. — - a
‚von dem Plinius redet, die Stellen wo ſonſt
die Fenſteroͤfnungen ‚hätten feynfollen;s mit
Phengit ausgeſetzt oder vermauret, der ein
ſchwaches Licht hindurche ließß, ſo daß es daran
auch ‚nicht, bei. verfihloffenen Thnte Fehlen,
und daß Plinius, alleüfals ſagen konte ne
ſcheine das Licht nicht hinein zu fallen, ſondern
in dem Gebäude; gleichſam eingeſchloſſen zit
ſeyn. III LIDRRITIE EN En 130
Es moͤchte hler etwas zu fehlen feheinen,
wenn ich wicht auch einer Stelle des» Pli⸗
nius (3?) aebädhte, wo er Don einem Spiegel,
der sein ‚Smaragd geweſen, zu reden ſcheint,
deſſen ſich Nero bedientchaben.foll, umndie
Kaͤwpfe auzuſehn; Cary behauptet Nexro
ſey kurzſichtig, und fein Smaragd. wie ein
Hohlglas gebildet geweſen. Erſteres meldet
Plinius ausdruͤcklich (S2) aber letzteres, wie⸗
wohl es auch Abat (7) nicht unwahrſchein⸗
—18 re LER ce re
:2@2).XXXVII, 5 p- 774: Smaragdi plerumque
„2 ,& goncayi, -vt vilum-calligant,, „Quaprop-
ter decrefo hominum ıis pareitur , fcalpi ve-
titis. Quamquam Scythicoruim Äegyptio-
rumque duritia tanta eff, vt nequeant vul-
"_ "nerari. „ Quorum vero corpus exten um eft,
. eadem, „gua fpecula ‚ ratione, (upini imagi.
nes rerum reddunt,, Nero princeps gladia-
“ __torum pugnas fpeötabat fmaragdo.
- G®JLib. XI, 37 p- 617: Neroni, nifi cum eon-
niveret, ad prope adınota hebetes (oculi).
-. 2%) Diefen Auffaß des Abat findet man uͤber⸗
....eßtim neuen Hamburg. Magazin IS.568.
BB u Gpiegel.
desfals auf. Xheophraft beruft (* Mz hir
dieſer Edelſtein niemals von einer Gi ge⸗
funben- wird, wobey dieſer Gebrauch wiß
moͤglich gedacht werden kan. Allein ley
und der ungenante Italiener haben richt m
groſſen Irthum des Plinius, den Ha
nicht bemerkt hat, bewieſen. Iheopkrail)
redet daſelbſt nicht vom Rubin, fondew
dem / bekanten ſchwarzen Marmor aus bin
wiewohl ex, beyde ardexk,. andern, Ur
bunculus,,; nennet ; ein. Namen , der dem Is
bin wegen der Aehnlichkeit mit, einer gluhe
den, ‚uud dem ſchwarzen Maxmor wegen *
Aehnlichkeit mit einer ausgeloͤſchten Kohle h
geben worden iſt; ‚und dieſer letzte hat zunt
len, wie der Obſidlaniſche Stein, zu Spiegen
gedient. reg
ET a ae. BE OO Keine
Bra ri -xα
.. (+9) Libr. 37 eap.7 p. 770: Nafcuntur (ci
buneculi) & in Thracia coloris eiusdem, igneM
minime ſentientes. » Theophtäftus:atktor el,
& in Orchomeno:Arcadiae invenirl, 6
Chip, Illos nigtiores „ e quibüs &]J
eri. —
CT Er be in Te EAAddor ; Eurelsseitt
00V ra dvIpoenev 70 EE O'pyou£vov 13 Fr
.. wudixg. Esı d’ ourgG usAgvrepoc röv X: ua
Sn. omrba' O2 EE Kuroo rolvei. Quae naleunt
“; in Graecia,,; viliflimae:; vi carbunculus
Orchomeno Arcadlae: eft atiteın ifte n! r
Chio (martore); fpecula autem exillo hanlı
De
Wer ber»
1. Spiegel. 2899
Keine geringe Beyhuͤlfe zur Geſchichte der
Kuͤnſte iſt die Nachricht, wie ſolche bey den
eingebohrnen Amerikanern, ehr ſie das Un⸗
glück hatten, den Europäern bekant zu wer⸗
den, beſchaffen gewefen find. Auch fie hats
ten {don Spiegel, welche felbft die Europäer
bewundern muften. Einige waren aus der
Schwarzen, etwas durchfichtigen, alafichten Las
oa gemacht, melde die Spanier Gallinazo,
Galinace, nennen,. und mit dem oben genans
ten Obſidianiſchen Stein einerley ift, den auch
die Römer zu gleichem Gebrauche anmwenbeten.
Daraus haben bie Peruaner ebene, hohle und
erhabene Spiegel gehabt, Andere haben fie
aus dem Mineral gemacht, welches Sncaftein
genant wird. (42) Diefer ift, "mie bereits Bo;
mare, Sage, Wallerius und andere Mineras
logen gemeldet haben, (*?) ein derber Kies
oder
(+2) Anton. de Ulloa in feiner Reife, nach der
teutfchen Ueberfegung, Die den neunten Band
der algemeinen Hiftorie der Reifen ausmacht,
©. 343. |
(+3) Bomare Mineralogie II ©, 15 und 159.
Sage Mineralogie. Leipz. 1775.8* ©. 230.
Wallerii /yfema miveralog. 1 p. 133. Gme⸗
lin Naturſyſtem des Mineralreichs nach Lin⸗
ne. Nürnberg 1778. 8 * II ©. 489; auch
wird S. 471 Inkaſtein ftat Jakaſtein zu
leſen ſeyn. Recherckes fur les Americains par
Paw II p. :84: Quant ä la pierre des Incas,
c’ eft une efpece de pyrite blanche, arfeni-
III. Theil, st cale,
EA A en * ”
» 34
BB In ‚Spiegel.
—— —
"bie er; Edelſtein ——
funden wird, ** *
moͤglich gedacht wer m ann j
amd dev. ungenante „Sta
groſſen Irthum des %
dem bekonten ſchw varzen
wie ‚endende ART dee
buneuluäs: nuina
ix — is
41 7.58
.
—
Meſſing ge⸗
De,
— in welch
—2 J > in we m
a ,— — aus einer mit
IR. Ba \ ‚Stafel beftehn,
te N ‚inige mit ſolcher
nu I 5 man fie laͤngſt
— ck 3 gleichwohl findet
Er , je nur Vermuthung
FE ‚ und id) merfe, audy
7 erden, nichts zu dem,
L iften der Alten bisher
de zu Denfen, fo fehr idy auch
# :, biftorifdye Gewisheit von
. unterfcheiden.
Spiegel. 301
Wenn ich das,
»er zu wiſſen meine, kurz zuſam⸗
ite, ſo wuͤrde ich ſagen, daß man
ı zu Sidon Glasſpiegel zu machen
hat, daß dieſe aber viel ſchlechter als
sallenen gerathen feyn müffen, weil fie
e nit aus dem Gebraudye verdrängt
en. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel
einen mir Nachamuugen des obfidianifchen
Steind, ein ſchwarz gefärbtes Glas und hers
nad) eine Glastafel mit einer ſchwarzen Uns
terlage geweſen zu feyn (*). Viel fpäter hat
man
(7*) De la Vega II, 28. |
C) Montamy in der Abhandlung von den
Sarben zum re Leipzig 1767. 8 *
Kk2
©. 322,
300 r. Gpiegel.
oder Marcafit, der eine vortrefliche Yıltır
annimt, und deöwegen aud) in Europattge—
ſchliffen, und ehemals unter dem Anm
Gefundheitsfteine in Ringen getragen min,
Vor zwanzig Jahren trug man Eleint kile
geſchliffener Marcafite in Rockknoͤpſamd
Schuhſchnallen und nante diefe: mit Stunt
gelegt; jet find fie außer Mode. ln
fagt, der Incaſtein fey weich (bruͤchig) w
durchſichtig, und etwas bieyfarbig; er hit
oft Adern, welche fid nicht poliren laſſen, m
dann zerbredye er leicht an diefen Adern,
Daraus verfertigten Spiegel, welche er geit
hat, haben zwey bis drey Zoll im Durde
fer gehalten, jedoch hat er auch einen non db
tehalb Schuh im Durchmeeſſer gefehn. d
Vermuthung, welche einige gehabt haben, du
biefe Spiegel gegoffen wären, hat wohl Ki
nen andern Grund, als die Aehnlichkeit ded
gefchliffenen Marcafits mit gegoffenem Ent
Gewiß ſchickt ſich diefes Mineral zu det
Gebrauche ſehr gut, und ich wolte mohl ber
muthen, daß die Peruaner beſſere Spiegela
die Griechen und Mömer gehabt haben, be
denen man von dieſer Rutzung des Marðohſld
keine Spuhr findet. Inzwiſchen ſollen P=
— | Oi
cale, luifante comme de l’&tain, ou du fr
recuit, dont |’ analogue eft — *
‚ notre continent, ber letzters iſt wo
wiß falſch. | '
1. Spiegel: 301
Spiegel von Silber, Kupfer und Meſſing ge⸗
habt haben. (*4) N | Er
Ich komme nun zu der Frage, in welchem
Zeitalter unfere Glasfpiegel, die aus einer mit
einem Metalle unterlegten Glastafel beftehn,
erfunden find. Diefe haben einige mit folder '
Zuverfiht beantwortet, daß man fie laͤngſt
fuͤr ausgemacht halten ſolte; gleichwohl findet
man ſtat wahrer Beweiſe nur Vermuthung
oder Wahrſcheinlichkeit, und ich merke, auch
mir wird es ſchwer werden, nichts zu dem,
was man in den Schriften der Alten bisher
bemerkt hat, hinzu zu denken, ſo ſehr ich auch
den Wunſch habe, hiſtoriſche Gewisheit von
Vermuthung zu unterſcheiden. Wenn ich dag,
was ic) hierüber zu mwiffen meine, kurz zuſam⸗
menfaſſen ſolte, fo würde ich fagen, daß man
zwar ſchon zu Sidon Glasfpiegel zu machen
verfucht hat, daß diefe aber viel ſchlechter als
‚ bie metallenen gerathen feyn müffen, weil fie
leßtere nicht ans dem Gebraudye verdrängt
haben. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel
feinen mir Nachamuugen des obfidianifhen
Steins, ein ſchwarz gefärbtes Glas und her⸗
nach eine Glastafel mit einer ſchwarzen Un⸗
terlage geweſen zu ſeyn (*). Viel fpäter hat
man
(**) De la Vega II, 28.
C) Montamy in der Abhandlung von. den
Sarben zum Porzellan. Xeipzig 1767. 8 *
5 Ki ©. 322,
302 1. Spiegel.
man die noch glühende Glasblaſe inwendig mit
Bley oder einer metalliihen Miſchung übergofs
fen; noch fpäter und, mie es fcheint, zuerft
u Murano, hat man Glastafeln mit dem
malgama von Zinn und Queckſilber belegt.
Die neuefte Verbefferung iſt das Gießen der
Slastafeln, und die allernenefte die Kunft, eben
fo große Zafeln, ohne die foftbaren und miss
lihen Anftalten, melde das Gießen erfobert,
durch Blaſen und Strecken zu machen.
Daß auf der berühmten Glashütte zu St;
bon gläferne Spiegel gemadt worden, dad
fagt Plintus zu deutlih, ald daß man es in
Zweifel ziehen koͤnte (+7). Aber wenn ich diefe
Stelle ohne Vorurtheil, ‚ohne das dabey u
benfen, was andere bereits darüber gefagt ha:
ben, blos mit Vergleichung deſſen, was id
aus zuverläffigen Nachrichten ber Alten zu
soiffen meine, lefe, fo kan ich fie nicht anders
als fo verftehn: man hat, fagter, Glas auf
allerley Weife zu bearbeiten oder zu verarbeis
ten erfunden, vornehmlich zu Sibon, wo man
fo
&. 222, verfichert in Samlungen alter Sel⸗
. kenheiten Glasfpiegel gefehn zu haben, bie
binten nur ſchwarz überzogen gemefen find.
(*’)XXXVI, 26 p. 758. Aliud vitrum flatu
figurstur, aliud torno teritur, aliud argenti
modo caelatur, Sidone quondam iis othcinis
nobili, diquidem etiam fpecula excogitave-
’
sat, Haec fuit antiqua ratio vitri.
— — — ——
1. Spiegel. . 303
fo gar auch Spiegel daraus gu machen ausge⸗
dacht hatte. Alſo feheint die Rede von einem
Verſuche zu-feyn, der nicht ganz geglückt ift,
fondern der ſchon damals, ald er ſchrieb, wieder
aufgegeben und meift vergeffen worden. Hätte
biefer Einfall Epoche in der Kunft gemacht, fo
würbe ihn Plinius da, wo .er die almälige
Verbefferung derfelben mit gefliffentlicher Vol⸗
ſtaͤndigkeit erzählt, nicht übergangen 'habenz
aber da gedenkt er diefes Verſuchs garnicht (*°),
Alle von ihm erzählte. Erfindungen betreffen
offenbar nur die metallenen Spiegel, unter
denen die -filbernen damals die neueften waren.
Wären die Sidonſchen belegte Glastafeln ge⸗
wefen, fo hätten die metallenen ,. deren. Vers
fertigung menigftens nicht leichter, deren Ges
brauch wegen des Anlaufens, des oͤftern Abs
reibens und der nöthigen Einfchliegung in Fut⸗
teralen viel’ unbequemer, auch wegen der
Schwere und des matterern Bildes unange⸗
- nehmer mar, unmoͤglich fo lange immer noch
in Gebrauch bleiben koͤnnen, als fie doch gewiß
geblieben find; ſo hätten. auch. ficherlich ‚oft
Umftände und Ausdruͤcke, die fi auf Glas
beuten’lieffen, vorkommen müffen. Da Glas
fehr
(*°) XXXII, 9 p. 627, Atque vt omnia de
fpeculis peragantur hoc loco, optima apud
maiores fuerunt Brundifina, ftanno & aere
mixtis. Praelata funt argentes.
Kt 3
304 1. Spiegel.
ſehr lange, zumal zu Rom, in fehr hohem
MWerthe geblieben ift, und da fo viele andere
Glasgeraͤthe unter KRoftbarkeiten genant wers
ben, jo fommen Spiegel doch nur unter Sil⸗
bergeräthen vor. Von Plinius bis zum dreys
zehnten Jahrhunderte ift mir Feine. fihere
Spuhr von Glasfpiegeln befant, aber feit ber
Zeit, daß ihrer einmal auf eine unzweifelhafte
Weiſe gedacht ift, finden wir fie oft. durch alle
Sahrhunderte genant, und die meiallenen vers
ſchwinden endlich ganz.
Wie die Sidonſchen Spiegel gemacht mars
ben, wiſſen wir nicht; aber foll audy ich ınir
eine Vermuthung erlauben, fo meineih, daß
fie aus dunkel gefärbtem Glaſe beftanden und
dem Obſidianiſchen Steine geglichen haben.
©o pflegt der Gang der Erfindungen zu feyn.
Man hatte damals noch Feine andere Vorftels
lung von Ölagfpiegeln, alddie, welche die natürs
lichen Släfer oder die gladartigen Steine angas
ben. Wolte man fie aus Glas madyen, fo
ſuchte man fie wie jene zu. machen. So bes
mühete man fi, nad) Erfindung der Druderey,
bie gedruckten Bücher den Handfchriften gleich
oder fo viel möglich ähnlich zu machen, meil
man in dem Wahn fand, daß diefe Erfins
dung nur in fo fern, als fie den Handfchriften
glei kommen Eönte, zu billigen fey, ohne
gleich zu bemerken, daß fie die Schreibfunft
- fehr
—
1. Spiegel. 30%
fehr weit übertreffen:Fönte. Da wurden alfo
die Sidonfchen Spiegel von den vielleicht um
felbige Zeit erfundenen oder verbefferten filbers
nen oder ehernen fo weit übertroffen, daß fie
eben deswegen nicht in Gebraudy kommen kon⸗
ten. Vielleicht wären die Glasfpiegel früher
erfunden worden, wenn man früher Glasfen⸗
fier gehabt hätte, die oft, wenn fie Fein Licht
von hinten her hindurch) laſſen Eönnen, Spies
gel abgeben, welche die beften metallifchen übers
treffen. - Vielleicht würde man alsdann biefe
altaͤgliche Bemerkung früher benußet haben.
Das Gegentheil meiner Meynung hat kei⸗
ner mit mehrerm Wortgepränge behauptet,
ald Abat, aber wenn man feine Gründe ents
kleidet, fo findet man fie fo ſchwach, daß mar
kaum Neigung haben kan, fich mit ihnen eins
zulaffen. Die Bemerkung, fagter, daß eine
Glastafel der befte Spiegel wird, wenn durch
eine metallifche Unterlage verhütet ift, daß
Feine andere Lichtfirahlen,, ala die vom Glaſe,
zurück geworfen werden, ins Auge Fommten,
fey fo leicht, daß fie gleich nady Erfindung ded
Glaſes habe gemacht werben müffen.: Wem
fält hiebey nicht das Ey des Columbus ein?
Mer weis nicht aus der Gefchichte Beyſpiele,
daß maricher fo oft einer Erfindung nahe ges
weſen, daß man glauben folte, er hätte fie
‚treffen muͤſſen, fo daß man ihm mit jenem
; Ras
—
306 1. Spiegel.
Kayſer nachrufen möchte: taurum toties non
ferire, difſicile eſt (?7). Die Sidonfhe Er⸗
findung wäre, fagt er, nicht der Erwähnung
werth gewefen, wenn fie nichts beflers gelies
fert hätte, als was man ſchon an dem obfidis -
anfhen Steine gehabt hätte. Aber ihrer ift
auch nur einmal fo kurz und abgebrochen und
foft fpöttifch erwähnt worden , Daß man wohl
erkennet, wie wenig fie geachtet worden. Wenn,
fährt er fort, die Sidoner nicht die Glasſpie⸗
gel erfunden haben, fo nenne man einen andern
Erfinder; er verfihert ven Mamen beffelben
bey Neri, Kunfel und Merret vergebens ges
fucht zu haben. Das glaube ich wohl! aber
merkte denn Abat nicht, daß er auf diefe Weife
den. Sidonern auch die Erfindung der Taſchen⸗
. uhren, des Branteweins und anderer Künfte
zufcyreiben koͤnte, als deren Erfinder in Bür
dern, wo man fie ehr als bey Neri erwarten
folte, nicht genant find. Noch armfeliger ift
der Grund, daß viele alte Ausleger der Mos
faifchen Bücher, Nicol. de Lyra und andere
gemeint haben, ſchon Mofes habe Glasfpies
gel gelant. Aber was haben diefe Commens
tatoren nicht alle gemeint! Wenn es darauf
ankoͤmt, Schriftfteller zu nennen, die gleicher
Meynung geweſen find, fo Eönte ich eine. viel
ta Zahl viel ER Männer nennen,
—
er Trebell. Pollio visa Galien. cap. I2.
| 1. Spiegel. 307
welche, nad) angeftelleter Unterfüchung, das
‚ Alter der Glasfpiegel geleugnet haben.
Die Meynung des Abat hat aud der Enge
N Yinder Watſon (*°), aber mit viel mehr
Critik und weniger Zuverficht zu vertheidigen
gefucht. Seine Gründe meine id) bereits ent—
kraͤftet zu haben; aber eine Bemerkung vers
dient hier nicht uͤbergangen zu werden, weil
ſie einen Vorſchlag zur Erklärung derjenigen
Stelle des Plinius (+?) darbiethet, die id)
oben für unerklärt angegeben habe. Nenn
man, fagt er, annimt, daß Plinius Glass
foiegel gefant hat, fo verfieht man, was er
von der damals neuen Erfindung, Gold hins
ter dem Spiegel anzubringen, fagt. tat ded
Amalgama von Zinn har jemand das Amals
gama von Gold zum Belegen vorgefchlagen,
welches die Alten allerdings bereits Funten und
zum Vergolden anwendeten (9). Dabey erinz
| 5 5 nert
(+8) Chemical effays. Vol. 4. Cambridge 1786.
12 * p.246. 7
(*?) XXX, 9 p: 627. Nuper credi coeptum
certiorem imaginem reddi auro appofito
averſis.
1
Ein. XXXIIL, Aes inaurari argento vivo,
aut certe hydrargyro, legitimum erat. Der
erfte Namen fcheint. gediegenes Queckſilber,
der andere aber das was durch Kunft gefchies
den iſt, zu bedeuten. Sch habe hievon fon
im erften Theile ©. 45. geredet.
RE <
H x
308 1. Spiegel.
nert er, daß auch Buͤffon den Einfall gehabt .
hat, daß das Amalgama von Gold wohl def
fer zum. Belegen, als das jeßt gebräudlice,
ſeyn moͤchte (°*).. Sinreich ſcheint mir wes
nigſtens dieſer Gedanke zu ſeyn, aber wenn ich
die Stelle noch einmal ohne Vorurtheil leſe,
fo fan ich unmoͤglich glauben, dag Plinius an
eine Glastafel gedacht hat, da er allein von
metalliihen Spiegeln redet, und die Belsgumg
init dem Amalgama ift gewiß zu fünftlih, «is
dag ich fie einem Zeitalter ohne völligen Be⸗
weis zutrauen mag. Mir bleibt ed mwahrs
fheinlich, daß jemand durch ein polirted Sold⸗
blech die Lichtſtrahlen habe colligiren und ent
weder auf den Spiegel oder auf ben Gegens
ſtand leiten wollen, um dadurdh das Bild
deutlicher zu machen,
Hr. Profeff.. Geeren hat mir in ben Ec-
logis des Stobaͤus, wovon er jeßt eine neue
Ausgabe veranftaltet, eine Gtelle gezeigt,
welche beym erften Anblick auf einen Glasfpies
gel zu deuten ſcheint (??). Der —
raͤer
(7) On pourroit trouver le moyen de faire un
meilleur &tamage, & je crois qu’ on par-
viendroit en employant de Por & du vifar-
gent. Hifl. nat. fupplem. Ip. 451.
(??) DiAoizos 6 TlvIayopsioc, Uxloudj ray
#Av, dexöusvov kiv TöU EV Tu nun TU-
eoc riv ayravysay, diydourra di zpos Ang
Ei
a u nen =
1. Spiegel. : 309 _
raͤer Philolaus foll geglaubt haben, die Sonne
fey ein glasartiger Körper, der das himmel⸗
ſche Feuer oder das Weltfeuer nur auffange,
und wie ein Spiegel auf unfere Erde brädhte.
Aber wenn man auch die Worte beym Sto⸗
baͤus mit-denen, womit Plutarch (F?), Adils
les Tatius (4), Eufebius (°F) und andere
diefe Meynung angegeben haben, vergleicht,
fo kam man fie doch nicht mit Gewisheit vers
ſtehn. Anfaͤnglich ſcheint es, als ob Philos
laus die Sonne fuͤr durchſichtig gehalten, und
angenommen habe, daß die Lichtſtralen durch
felbige verdichtet anf unfere Erde kaͤmen; uns
gefähr fu wie eine Glaskugel fie in einen
Brenpunkt zufammen bringt. Go haben es
117983 auch
ro re Das ν aAEav, Wss TpomoV. TIva
dırroug nAloug ylyvarIy, TO, TE &v Tr Cupa-
vw mupddss, Hx) TO Em’ Kurou mupocideg. #2-
Ta 70 Eoomrpoadeg‘ ei un rig na rolrov Adden
ns Tnv demo ToV| dvorrpov nur! avauhacıv Öinomwei
GOWEUNY Mpog yu&g Kvyyv. Philolaus ‚vitreae
naturae folem fecit, qui vt caeleftis ignis
‘radios reciperet, ita lumen fimul cum calore
ad nos transfunderet; fie vt duo quodam padto
lint foles, nempe .caeleftis ignis, & qui inde
tanquam in (peculum transfunditur; nifi quis
etiaım tertium velit addere, radium a fpeculo
ad nos reflexum, Stob. eclog. edit. Antverp.
1575 fol. * p.56.
(?2):De plasitis philofoph. 2 cap. 20,
-(3*) Ifagoge in Aratum cap. 19.
(°°) Lib. Ixap. 8. ie |
310 1. Spiegel.
auch einige Ausleger verftanden , die din
gar, wegen ber Berwandfchaft des griedim
Worts, an einen Trichter gedacht hi
Uber alsdann hätte die Vergleichung mitm
Spiegel nicht ſtat finden Eönnen, und wiln
Diefe rechtfertigen und ‚annehmen, Phil
habe die Sonne fir einen glänzenden fpig%
den Körper gehalten, fo wird dasjenige ut
ſtaͤndlich, was er von durchfallenden oder hr
durchgelaffenen Lichtftralen und von den dr
fhenräumen des Sonnenkoͤrpers fagt. W
man nichts defto weniger die letzte Andlaw
behalten, fo folgt doch daraus noch nicht, !
der Philofoph Glasfpiegel gekant hat. ©
nämlidy gewiß, Daß vaAoy, welches man Ü
glasartig oder gläfern überfegt, jeden fehr
ten Körper bedeutet, ver Lichtftralen zuruͤck w
fen kan. Urfprüinglich hieß fo ein naffer Köt
und weil ein folder einen Glanz hat, fo mi
es für jeden glänzenden Körper und enblid
ſonderheit für Glas gebraucht (56). Pr
chius erklärt daher vxAdes und UaAov dut
Anpmeov. Wenn demnach Philolaus aud)?
Sonne für einen Spiegel gehalten hat, fo fol
daraus noch nicht, daß er einen gläfernen gi
dacht hat, und zu dem iſt nur die Rede 9
Zuruͤckwerfung eines ſtarken Lichts, und da
dazu unter gewiſſen Umſtaͤnden das Glas
ſchickt iſt, das konte und muſte man g
n
(5°) Salmas. ad Solin. p- 771. e.
x. Spiegel. - 311
nach deſſen Erfindung bemerken, ohne deswe⸗
gen gleich die Kunſt zu erfinden, durch eine un⸗
durchſichtige Unterlage daraus bequeme Spie⸗
gel zu machen (57). Auch Empedokles ſagte,
die Sonne ſey ein Spiegel, und die Erleuchs
tung, welche unfere Erbe daher erhält, fey
eine Reflexion des MWeltfeuers, die Eufebius
mit der Reflexion, die das Waffe macht,
vergleicht (5°). F
In
(37) Mehr über die Meynung des Philolaus
findet man in Eduard. Corfinus Ausgabe
von Plutarchs Buche de placitis philoſoph.
Florentiae 1750. 4 * p. 61 und pag. XXI.
Ich fee binzu, wie Riccioli fie gefaßt hat,
in Almageftum novuml p. 93: Solem non efle
emnino opacum,. fed tanquam cryftallum
denfifimam,, ita diaphanum eſſe, vt in pro-
funditatem corporis folaris vifus nofter fe in-
— finuet, & radii ad nos propagentur, non ex
fola fuperficie,' fed etiam ex centro folis. Die
Meynung des Empeducles findet man erläus
tert in 7. N. Frobefi fpecimen polyhiftoris _
heliographici. Helmftadii 1755. 4 Bogen in
4, * p. 30.
—— Herr Prof. Heeren bat mir feine Mey⸗
‚nung über diefe Stelle des Stobaͤus ertheilt,
Die man bier gewiß gern lefen wird. „Der
„Gritifer, fagt er, wird ſich ſchwerlich übers
„reden, daß bie Morte: ne Ti am’ Kuröu
„rupoeis nara ro Eoomrpoeides, richtig find,
„wenn fie ſich gleich norbdürftig aͤberſetzen
„laſſen. Was die Sacherklaͤrung betrift, ſo
„wuͤrde ich dieſelbe blos auf das bauen, was
„in
⸗
Erde,
eu Fr IE erlr rung aun Yer Günie
„Auge we Dr eisen Erhhud, in
„em &5 weißz Leiser dire, wieneht
„deye Ion, &sE Boris satz Wert ine Elf
„uns Wr ie Blmıı er Bir
„zung weiltı gehu, is mad man, Kuade od,
„uiss ben ber teher Idee Keen beiden, Ku
„Bu Sommenkrsin auf birie Scdveibe Seller,
„und Sum bizier ıu ums seeatirt werder.
Alassivrm-- zer zrächeny)
„glaube ich aber dech, bab ouiss kur Buch
„Slas und ialsadys durch glälere aber ai.zie
„artig Überiest werden maß. Demm es @
„ofenbar bie Bbh ht des Philelaas Die Sxb-
„Ranz bed Sonuemlörpers zu befitimmmem >
„ale mufte er einen aewiſſen beüimteu Ries
„per angeben. Das Reſultat wär: alio mer
heit die Sonne für eine ebeme
„Blasiheibe, bie bie Etralen oder ben Glanz
„des ſchen # e er
„baraus folgern. R
(°?) Da alle griechiſche Ausgaben dieſer Pro-
biematum ſelten ſind, ſo will ich die Sure.
r. Spiegel. 313
in ber Geſchichte dieſer Kunſt nicht um einen
Schritt weiter. Denn es iſt erwieſen, daß
jener
Aufgabe hieher ſetzen. MAr ra vsAıa ner-
omrox Aupmovow &yav; bri Evdofer Kura
xplovoı unsoırepw. meQßune Ödurou 7 Puoic.
dırvyijs. nal ry ÜEeAw avanıyvuudvy, Aupmpg
Buoy , mAgov dınvyalerdy' na) Tas Idlac furi-
voc die Tav mopwv Ts ÜEhov mapamenmouoK,
diriandles vo Emimoiiig na) Euros TU bwpLa-
roc Tg Uekou* no durwg ylveray oPbdox Adı-
rovoz. Go findet man diefe Nufgabe fo wohl
- in der höchft feltenen Ausgabe des Ariftotes
’ les von Aldus, Venedig 1495, in dent \
° Theile, der auf biefiger Univerfitäts - Biblios
thek der vierte heißt, ©. 23: a. ald auch in
der Wechelfchen Ausgabe von Sylburg S.
292, imgleichen in Der Parifer einzelnen Aus⸗
gabe der Problematum von 1541 in 12 des
Conrad Neobarius: A’lskavdpov Appodı-
giewg larpınz Kmrapynarz a) 'Ducine mpoß-
- Ayparo. In allen diefen Ausgaben folgt noch
ein Zufaß, der aber zu diefer Aufgabe nicht
zu gehören feheint, und der, mie Sylburg
fagt, in den älteften Handfihriften- fehlt.
Theodor Gaza muß diefe ganze Aufgabe in
feiner Handſchrift nicht gefunden haben ; fie
fehlt in feiner Ueberſetzung, die mit den Aris
ſtoteliſchen Aufgaben zu Paris ohne Jahrzahl
in 4, mit einer Vorrede des Martialis Cam-
pii Charrhofini gedruckt ift, ungeachtet die
näd)it folgende Aufgabe: Quam ob cauffam
in fpeculis atque aquis dilucidis noftram fpe- .
cıiem conipicere valeamus, da tft. Hingegen
in Der-lateinifchen Ausgabe des Politianus,
bie einzeln zu Paris in 4 gedruckt worden,
| = ee (Pro-
314 I. Spiegel.
jener Alexander, ber in dem Anfange des drit—
ten Jahrhunderts gelebt hat, nicht der Vers
faffer diefed Buchs feyn fan. Denn diefer bes
auptet 3. B. die UnfterblichFeit der Seele, die
lerander von Aphrodifias mit dem Ariſtote⸗
les
(Proftant in aedibus Nicolai Beraldi) findet
fie fih N. 132. Eben fo liefet manfie auch
in der lateinifchen Ausgabe verfchiedener
Problematum : Amftelod. apud Joan. Waes-
bergios, 1685. 12 p. 219. Syn allen diefen
fehlt der Zuſatz, der hingegen in folgender
Ausgabe ergänzt ift: Alex. Aphrod. probl-
masa — graece & larine Joannis Dauioni fudir
illuſtrata. Pariliis 1541. 12, die zu der om
genanten griechifchen deffelben Jahrs gehört,
pag. 39 n. 132. Diefe Ueberfegung will id
ganz abfchreiben. Quare vitrea fpecula fplen-
deant plurimum? Quoniam ftanni natura,
quo intus illinuntur, cum fit pellucida. vitro
ex fe perfpicuo commilta, magis refplendet
& radios fuos per vitri exiguos meatus t-ans-
mittens ac externam illius corporis faciem
duplicans, reddit magnopere lucidam. Qua-
litatum porro aliae quidem vires fuas in
profundum nequaquam -transmittunt; vt al-
bum, nigrum , fulvum & huiusmodi; aliae
penitus transfundunt per transmutationem,
vt frigus, calor, ficcitas, humor, quae prop-
tesea ad discrimen & comparsationem fupra
dittarum, effecteices qualitates a philofophis
‚& medicis appellantur.. Gute Nachrichten
von den verſchiedenen Ausgaben diefes Buchs
findet man ©. 289 im erften Theile der Zwey⸗
bruͤckſchen Ausgabe. des Ariftotees, die Hr.
Prof. Buhle beforgt.. Ä
Spiegel. 315
led leugnete; auch muß der Verfaffer der Aufs
gaben gewiß ein Arzt von Profefjion gewefen
feyn. Eben deswegen haben. einige fie, dem
Alerander Trallianus, . der in.der Mitte des '
ſechſten Jahrhunderts die Arzneykunft trieb,
zueignen wollen, aber dieß iſt mur eine. Pers
muthung, der man bis jeßt noch Feine Wahre
ſcheinlichkeit hat geben können, zumal da viele
Aerzte den Namen Alexander gehabt haben
Die Aufgabe, vonder ichihier, rede, findet ſich
auch nicht in allen Handfhriften und Ausga⸗
ben,. fo daß noch der Zweifel übrig bleibt, vb
fie nicht einen jüngern Verfaſſer, als der übrige
Theil des Buchs hat, zu dem gewiß viele Be⸗
fißer allerley Aufgaben, bie ihnen - gefielen, _
binzugefchrieben haben. So viel bleibt gewiß,
daft derjenige, von: dem dieſe Aufgabe iſt,
fidyer belegte ‚Spiegel gefant hat, und das
Wort, deffen er ſich dabey bedient. hat, deutet
an, daß nicht etwa nur eine Zintafel unterge⸗
legt, ſondern daß das Zinn uͤber die Glasta⸗
fel gewiſcht worden, als naͤmlich jene noch
heiß und dieſes fluͤſſig geweſen iſt. Der alte
franzoͤſiſche Ueberſetzer hat gemeint, der Ver⸗
faſſer rede von a ö een 2 offen;
bar {alfa ill 9).
Nice
(8°) Les problemes d’ Alexandre Aphrod. —
traduit de Grec — Francois- par M. Herret.
A Paris. 1555. 8 * ff 50. n. on RT
Hi. Theil. creel
X
316 1. Spiegel.
. Nicht beffer, als jener Stelle.des Alerans
ders, geht ed der, die man oft aus dem Iſidor
für das Alter der Glasfpiegel angeführ: .hatz
beym erften Anblick ſcheint fie ein tuͤchtiges
Zeugniß zu feyn,: aber bey einer genauern Uns
terſuchung verſchwindet es faft ganz... Nichts,
fagt er, ift zu Spiegeln fo tauglich als Glas(**).
Abat und andere, welche diefe Worte als ent:
fcheidend angefehn haben, “tragen: deſto we:
niger bedenken, ſchon dem jechften Sahrs
hunderte, worin Sfidor gelebt hat, die Kent
niß der mit Zinn und Queckſilber belegten
Spiegel zuzufcpreiben, da eben diefer Schrift⸗
ſteller an einem andern Drte die Anmerkung
macht, daß Duedfilber fi in keinem Gefäße
beſſer, als in einem glafernen , aufbewahren
laſſe (°?). Es ift wahr, ein mit diefem Mes
talle angefülletes. Glas giebt einen ganz guten
Spiegel ab, aber ich glaube, das habe man
lange willen koͤnnen, ohne Darauf zu verfallen,
reluient les feneftres de verre fi fort? Pour-
“tant que la nature de l’eftain, duquel elles
; „Iont bafties par dedans, fort clere, meflde
avec le verre cler aufli de lui mesme, re-
luyſt d’avantage;' & le quel eftain outrepaf-
Sant fes raions par les petits pores du verre,
. & augmentant doublement la face exterieure
dudit verre, la rend grandement clere.
e (°C) Orig. ib: 16, 15 p. 394. ©
62) Orig. XVI; 18 p. 396: Servatur autem
melius in vitreis vafis; nam caeteras mate-
' ‘ zias perforat, —
4
-
j 4. Spiegel. 3 7 i
dad Zinn mit Queckfilber zu Amalgama zu
machen und damit. Spiegel zu belegen. Die
‚erfte Stelle, auf, welche es hier eigentlich ans
koͤmt, verliehrt ihren Werth, wenn man fieht,
daß fie aus dem Plinius genommen und falſch
abgefchrieben ift. Diefer erzählt, daß man
dem. Ölafe allerley Farben und Geftalten ges
ben koͤnne, und daß feine Materie folgſamer
‚oder dazu geſchickter ſey, als Glas (2). Eben
dieß ſagt Iſidor, wie gewoͤhnlich, mit denſelbigen
Worten, nur ſtat ſequacior lieſet man bey ihm
die Wortes ſpeculis aptior, und da iſt denn
die Erwaͤhnung der Spiegel ganz unerwartet,
und zum vorhergehenden und nachfolgen den ſo
unpaſlich, daß man glauben muß, nicht Iſidor,
ſondern einer feiner Abſchreiber habe dieſe Ab⸗
weichung, welche die Aehnlichkeit der vielleicht
abbreviirten Wörter veranlaſſet hat, ges
‚madt.(°°%). Aber wenn man au, glauben
| 2. dt will,
(>), Lib. 6, 26 p- 759: Fit & — & müt-
rhinum, aut hyacinthos fapphirosque imita -·
tuaum. & omnibus aliis coloribus. Nec eft
- alia nunc moteris fequacior, aut etiam pidtu-
rae accommodatior. Maximus tamen honog
in candido translucentibus, quam Ps
‚ eryftalli fimilitudine.
. (64) Inzwiſchen muß dieſe Lefeart beym Iſi *
alt ſeyn; denn ſchon Vincentius Bellov.
führt fie fo an lib. 6 cap. 77 p. 415. Des
Plinius Worte führt eben diefer lib. 7 cap. 77
p- 474 etwas verändert an: Nec.eft materia
fequacior vel picturae, ſeilicet acconımodatior,
nr
318 1. Spiegel.
will, daß Iſibor felbft die Erwähnung bes in
- feinem Zeitalter üblichen Gebrauchs des Glaſes
zu Spiegeln unfhiclic eingefchaltet hat, fo
läßt fi) doch daraus nicht abnehmen , wie die
Glasſpiegel im fechften Jahrhunderte gemacht
. worden.
In dem ganzen Zeitraum vom Sfibor bis
‚zum eilften Sahrhunderte find mir noch Feine
Nachrichten, die hieher gehören, vorgekom⸗
men. Aber ums Zahr 1100, wie man we
"nigftens nicht ohne Wahrfcheinlichkeit vermus
thet, hat der Araber Albazen feine bekante
Optik aefhrieben (9). In diefer vermuthete
ich ſelbſt Glasſpiegel zu finden, aber ich habe
‘fie vergebens geſucht, jedoch muß ich befennen,
daß ic) das Buch nicht ganz durchgelefen habe,
"Da mo er feine catoptrifche. Lehren anfängt,
nennet er oft eiferne Spiegel, worunter wohl
die aus- dem beften Stahl zu verftchn feyn
inoͤgen. Bey Erklärung einer gewiffen Er:
-fheinung ſagt er, wenn etwa jemand den
* Grund derfelben in der dunfeln Farbe des Eis
fens fuchen wolte, fo möchte er e8 mit filbers
nen Spiegeln verfuchen (66). Solte er bey
| IE | dieſer
(°°) Opricus theſaurus Alhazehi Arabis, - item
. Vitellonis-libri 10. Omnes inſtaurati a Frede-
rico Risnero. Bafilese 1572. fol. *
(°°) pag. 102, 103, 108. Speculum ferreum. —
Seld dicet aliquis, cauflam huius rei effe ni-
gredinem Speculi fesrei, --- Verum —
| “ Ä -* hoc
d
1. Spiegel, 319
biefer Gelegenheit. nicht viel mehr gläferne ges:
naut haben, wenn ihm diefe eben ſo bekant
als jene gemefen wären? Anfänglich nennet er;
nie Spiegel ohne dabey .zu.feßen: von Eiſen,
von Silber, hernach aber nennet ex. fie ohne
ein ſolches Beywort.
Alles dieß finde ich eben ſo in des Vitello
Optik CT), die er in der Mitte des dreyzehn⸗
ten Jahrhunderts und zwar in Italien, wo da⸗
mals die Kuͤnſte faſt allein bluͤheten, ſchrieb (°P).
Er, hat freylich zwar alles aus dem Alhazen
genommen, aber er hat auch manches eigene,
auch Verſuche uͤber die brechende Kraft des
Glaſes, aber nie, ſo viel ich bemerkt habe, der
Glasſpiegel erwähnt. Ob Tordanus Nemo⸗
rarius oder Nemoratius, der auch im drey⸗
zehnten Jahrhunderte ein Buch de ſpeculorum
natura ſchrieb, derſelben gedacht hat, weis ich
nicht, weil ich ſolches zu ſehen nie Gelegenheit
gehabt habe. Ich vermuthe, es ſey noch gar
nicht gedruckt worden.
Inzwiſchen iſt das — Jahrhundert
badjenige worin ich die erſten ganz unzweifel⸗
haften
hoe non r t in nur, palam ex eo eft, quod
Ioeo fpeculi ferrei, argenteo ‚poß to, eadem
aceidit probatio. - -
[5% pag. 191, 195; 196, 197. fpeculum e
ferro mundo.
‘($8) Bayle diction. aiſtor. IV p. 462. "
| mh u:
*
330 1. Spienel
haften Erwähnungen ter mit Zinn ober Bley
belegten Glasjpiegel autreffe Johannes‘
Peckham oder Peccam, ein er |
ciſcaner Moͤnch, der zu Orford und’
Rom lehrte und 1292 fiarb, ſchrieb “ind
Sahr 1279 eine Optik, die unter dem Titelt
Johannis Pifani perfpectiva communis einiges
mal gebruckt ift (92). In dieſer nenmek er,
anßer den Spiegeln von Eifen- nd Gtabl,
auch von polirtem Marmor, nicht nur viegläs _
Laden Spiegel * , — er ſest audy, =
6, Sabricius in Biblioth. medii‘ 'aevi IV
< 331 fagt, fie fey zu Venedig aedrudkt. —J
3 »< in Unterricht von mathematischen Schrifter
führt: eine. Ausgabe, an, . die 1624 zu Cöln,
- auf 11 Bogen in 4 gedrudt if. — die
| Freundſchaft bes Hr. Prof. Reuß ha
” aus der Univerfit. Bibliotbe? folgende —
| Ausgabe vor mir: Perſpectiva Joannis a
anguei viri religiofi valgt: communis appel-
lata - - la gymna ſio Lipzenfi — atg
in figuris quem dilige fime tetificate 2.
Hlätter in Rleinfol: ‘mit Mindsikriftii und
breitem Rande, worauf die groben Zeich 3
| gen abgedruckt find. Am Ende fteht:
| plicit perfpeätiva pifani communis dita im
felici gymnatio.Lipfenfi-emendata revifaque. >
« .Impreffa arte & follertia.Baccalarii Martinä
4*8 Herbipolenfis, an. dom. 1504... Man vers
; ‚gleiche wegen, Diefer Ausgabe, und des N
mens Pilanus, der dem Peckham von ei nz
angedichtet zu feyn fcheint (Scheibel) 9
leitung zur mathematifeh ben Buͤche
Mi on. niß. St. 9. ©. 280 u. 284.
„2
fie hinten mit Bley überzogen wuͤrden, und
daß das Bild nicht erfolge, wenn man ſolches
wieder wegfraße (79). Mod) deutlicher redet
Vincentius Bellor. (71). Er ſagt, das
| en Bley
(°°) Propos:' 7. Si res in fpeculo oftenduntur
er radios reflexos, vt iam patet igitur per-
———— per quam ſpecies in profundum
ingreditor ſpeculi, impeditur; non expedit
vinonem, quoniam reflexio eft a denſo per
prünum huius, quia denfum eft, propter
quod fpecula vitrea funt plumbo fubdutta.
Quod fi vt quidam fabulantur dyaphoneitas
effet effentialis (peculo, non fierent fpecula
| de ferro & calibe, & a dyaphoneitate re-
* °. .motiflimis. Nec etiam de marmore polito,
euius contrarium tamen videmus. In ferro
autem & buiusmodi propter intenfionem ni-
gredinis, non eft efficax Ipeculatio. In qui-
busdam tamen lapidibus debilis coloris multo
elarior eft ipeculatio guam in vitris.
” Propos. 4. In fpeculis vitreis plumbo abra-
ſo nihil apparere. _
(77) Specul. narur. Il, 78 p. 129: Metalla vi-
demus efle fpecula, quando polita funt &
terfa, vt ferrum, argentum et talia. Idem
quoque videmus de quibusdam politis lapidi-
bus. -— Argentum bene politum inter omnia
metalla melius eſt fpeculum,, quia in colore
magis accedit ad diaphanum. -—- At inter
omnia melius eft fpeculum ex vitro & plam-
bo, quia vitrum propfer transparentiam me-
lius recipit radios, plumbum non habet hu-
midum folubile ab ipfo, vnde quando fuper-
funditur plumbum vitro calido - - efhieitur
in altere parte terminatum valde radiofum.
14
un ET FE I ia
322 1. Spiegel:
Bley werde über die heiffe Glastafel gegoſſen.
Aus deimfelbigen Zeitalter gehören auch hieher
bie Zeuaniſſe des Raımundus Lullıne ('?),
des Rogerius Paco (73), ded Antonius
von Padua (74), aud des Nicephorus
Öregoras (75), der nad) dem Jahre 1360 -
geftorben ift (7°).
Daß
(7%) Ars magna cap. 67 p. 517 in Lullii opera
quae ad inventam ab ipſo artem pertinen,
Argentorati. 1607. 8 *: In fpeculo vitrum
exiftit inter plumbum & serem & figuran
five colorem qui ei praelentatur.
(73) Opus maius edidir S. Jebb. Londini 17%.
fol.“ pag 346: Imago maior fit per refexio-
nem a [peculo, quia fpeculum denſum de
habet plumbum ab altera fui parte, gu
impedit fpeciei, & ideo fpeculum habet vnd
recipiat imaginem & reddat.
(7%) Dominica V. pofl pafcha pag. 210: Specu-
lum nihil aliud eft quam fubtiliimum vi.
trum. In Francilci Aflıfistis & Antonü
- Paduani opera. Lugduni. 1653. fol. *
(?°) Nicephori fcholia in Synefium hinter Sy-
nefii opera interprere Dionyfio Petavio. Lu-
tetiae 1612. fol. * pag. 4193 Sick. yap na L&
ÜAwv naromron no) Eu ordjpov. nal 85 KAAnG
:#Ang. Sunt enim ex vitro Ipecula, & ex
chalybe & alia materia, - er
(7°) Man zeigt in der Samlung zu Saints
Denys einen fo genanten alten Spiegel vor,
der dem Virgil gebört haben fol. ; Er ift
voval, bat, ehr ihn Mabillon fallen laffen,
24.300 in ber Höhe, 13 Zoll in der Breite
\ | ‚ gehale
—
1. Spiegel; 323
Daß wuͤrklich dieſe Erfindung nicht viel aͤl⸗
ter ſeyn koͤnne, ſchließe ich auch daraus, daß
noch im vierzehnten Jahrhunderte in Frank⸗
reich die glaͤſernen Spiegel ſehr ſelten, hinge⸗
gen die metallenen noch algemein gebraͤuchlich
geweſen ſind, ſo gar daß auch der, den die
Koͤniginn Anna von Bretagne, Gemahlinn
Koͤnigs Ludew. XII, hatte, von Metall
war (77). Metallene werden auch noch im
Orient und Perſien, wo ſich freylich alte Ge⸗
braͤuche am laͤngſten erhalten, verfertigt und
gebraucht,
gehalten und 30 Pfund en Er ift
Durchfichtig und gelbgrünlich., Nach ange:
ftelleter Unterfuchung hat man gefunden, daß
er ein Fünftliches mit vielem Bley. gemachte:
Glas fey, und da er von den älteften Zeiten.
her in diefer Samlung gewefen ift, fo muß
der Zufaß des Bleyes zu Glas fehr alt feyn.
Aber ob ?. und wie? dieſer Spiegel belegt wor⸗
den, Daß, ungeachtet es dabey daB, wichtigfte;
u ſeyn fcheint, finde ich nirgend angezeigt.
uch in ber Zofcanifchen Samlung fol eben
ein ſolches Stäf, aud unter dem Namen
des Spiegels des. Virgils, vorfommen. . 5, .
. Ke Dieil Kunft-auf Glas zu malen. Nuͤrn⸗
berg 1779. 4. * IS. 23. und Hiftoire de 1%
acad. des Sciences à Paris. Ann&e 1787 pag.
412, | |
(??) Died meldet Villaret In der Fortſetzung
der von Velly angefangenen Hiftoire de
France, Tome XI. Paris 1763. Grosduodez. *
p- 148. —
A
326 J. Spiegel,
optrif gebraucht werben, um ſich erhabene
und hohle Spiegel nach Belieben ſelbſt zu ma⸗
chen. Jene Nachricht des Leibnitz ſcheint Herrn
von Murr (33) zu dem kleinen Irthum vers
leitet’ zu haben, als ob die. Kunft,erhabene
Spiegel ohne; Folio zu maden, erſt 1670 zu
Nürnberg erfunden worben; ich merkedieß an,
weil ich vermuthe, es merbe ihm nicht ug
genehm ſeyn, daß ich dieſes Verdienſt feiner
Vaterſtadt anderthalb Jahrhundert älter ma⸗
che. Dieſe kleinen erhabenen Spiegel, welche |
zwar ein verkleintes, ‚aber ein noch deutlicheres
Bild als unfere gewöhnlichen geben, werden
vermuthlich, auch noch gemacht; wiewohl fie
nicht mehr fo haͤufig als vor ungefähr 30 Ja
ren in Zeutfchland herumgetragen werden ‚Ü
man fie, wenn ich mich recht erinnere, Dchfem |
augen nante, Sie waren in ein bemaltes vun |
des Brett eingefugt, hatten, einen fehr bveiten
Rand. Der, den ich noch aufgehoben habe,
hält 14 Zoll im Durchmeſſer. "Vermuthlid
hat der durch die vermehrten Spiegelhrten
bewürfte geringe Preis ber kleinen ebenen
Spiegel jene umalle Nachfrage gebracht. Mad
dem Porta foll’ die Miſchung dazu Spiesglas,
Bley und Colophonium ſeyn; nah Barzoni
aber ift fie vna miftura fatta di pionabo,
agno, marchefita d’ gene, e ———— ‚wel:
cher
Eꝛ) Be —— der merkwurdigke ite
‚In Nuenberg. 172, A? ©: 7005 um
rSpiegel. I “ 327
ches in der teutſchen Ausgabe ©; 1028 fehr
elend durch: Bley, Zinn, Seuerftein, Sıls
‚ber und Weinjtein überfeßt iſt. Vielleicht
ift hiebey noch folgende Eleine Anmerkung nicht
ganz zu verachten. Das Eolophoninn, weldyes
auch in manchen andern Fällen zum Löthen anges
"wendet wird, hieß ehemals Spiegelharz, und
ward unter: dieſem Namen noch im Anfange
dieſes Jahrhunderts verkauft. Friſch hat die
Urſache dieſer Benennung gar nicht, und Ja⸗
cobſon umrichtig angegeben; naͤmlich weil es
anf dem Bruche eine glaͤnzende, ſpiegelnde
Flaͤche habe; aber das gilt von allen Harzen.
Die wahre Urſache iſt der oben augegebene
Gebrauch; und ſeit dem dieſer wenig mehr be⸗
kant iſt, ſo wird es nach dem Gebrauch, welcher
jetzt der bekanteſte iſt, Geigenharz genant.
Anſtat die Glastafel mit geſchmolzenem
Metalle zu begieffen, ſcheint man fie eine Zeit,
Jang mit dem vorher zugerichteten Amalgama
von Zinn uͤbergoſſen oder auf eine andere Weiſe
Bekleidet zu haben; vielleicht fo wie Boyle
Hohlglaͤſer inwendig belegen lehrt (82). Aber
ſchon Porta fah die Arbeit zu Murano faft
fo verrichten, mie ſie noch jeßt gefhieht. Man
breitete das zu duͤnnem Blech gefchlagene Zinn
Ben eben aus, begoß es mit Queckfi ülber, vieb
ſol⸗
> (84) po — Dieſe Vorſchrift findet man
—— dem bekanten Buches Croͤkers
Mahler. Jena —— 8 * — 421.
folches mit einem Haſenfuße oder mit der
Hand ein, und wenn das Zinn getränft war,
bedeckte man ed ganz mit Papier, und legte die
kurz vorher fauber abgemifchte Glastafel oben
darauf, drückte dieſe alsdann mit der linken
Hand an, und zog mit der rechten das zwi⸗
ſchen dem Zinn und dem Glaſe liegende Pa
pier behutfam ‚heraus, worauf denn Die Ta
fel mit Gewichten befchwert ward (2). An
dere gleichzeitige Schriftfteller erzählen die Sa⸗
che erwas anders (?°). Aber fo viel bleibt
gewiß, daß das Belegen mit Zinfolio bereits
im fechszehnten Jahrhunderte zu Murano ge:
braͤuchlich gewefen, und alfo viel Alter iſt, als
Joh. Maur. Hoffmann. gemeint har (®7),
A
(25) Mag. nat. XVII, 22 p. 619. Noch deut⸗
licher erzaͤhlt Zahn die ganze Sache a. a.D.
Auf gleiche Weiſe lehrt Hartſoeker gebogene
Spiegel belegen in Actis Berolin I p. 262.
(86) Wecker de fecretis lib. X, p. 572. fcheint
zu fagen, man nen das getränfte Zinblatt
auf die Glastafel fo vorfichtig legen ,„ baf
fi Eeine Luft dazwiſchen fee. Nah) Gar
zoni wird das Zinblatt über eine glatte
Eteintafel ausgebreitet, und nach dem Vers
quicken mit der Glastafel bedeckt.
(?7) Ada laborasorii chemici Altdorfini. Norimb.
1719. 4 * pag. 245: Amalgama ex parte j
* & partibus 3 Mercurii vivi ad poſticam
pecnlorum fuperficiem obducendam vsuale
habetur, quamvis Veneti hodie ex tempore
tale sonficient impofitas futurae Speculi fu-
2 perfici-
N
1. Spiegel. 329
Ob übrigens diefe artige Erfindung den Vene:
bigern gehöre, mie viele neuere, vornehms
lich Stalienifche Schriftfteller- verfichern,, das
Tan ich weder bemweifen noch widerlegen; gewiß
aber ift ed, daß fie.bis zum Ende des ſieben⸗
zehnten Sahrhunderts ihre Spiegel.über ganz
Europa und nach beyden Indien verkauft has
ben. Mad) diefer Zeit find in mehrern Ländern
die Spiegelhütten verbefjert.und neue angelegt
worden, und bie in Frankreih gemachte Ers
findung , bas Glas wie Metall zu viel gröfs
fern Zafeln zu gieffen, als man bis dahin
Durch Blafen und Strecken hatte verfertigen
Tonnen, war dem Abfage der Venediger auf
mehr als eine Weiſe nachtheilig.
ESchon im Jahre 1634 fuchte man zwar
in Frankreich Spiegelhütten zu errichten, wozu
Euſtache Grandmone ein Privilegium ers
er J hielt;
perficiei interiori laminae Joviali tenuiori
Mercurium virum fuperaffundendo, illiug ‘
meatus in momento fubintrante, atque amal-
gama relinquente, refiduo fluido mox deter-
gendo. |
Mir deucht, diefer hat fi) die Sache ſo
vorgeftellet, ald ob die Glastafel erſt mit
Folio belegt und darauf das Quedfilber aufs
gegoffen würde. - Eben fo heſchreibt auch
Macquer das Verfahren in Algem. Begriffe
der Ehemie, nad) Pörners Ausgabe. II ©.
635. Das jetzt gebräuchlichfte habe ich in Ans
_ leitung zur Technologie ©. 348 kurz ans
gegeben.
4
330 1. Spiegel.
hielt; aber diefe Unternehmung hatte Beinen
Fortgang. Als Colbert ſich bemühere Fasrk
fen und Manufakturen anzulegen, exboth ſich
Nicolas de Noyer Spiegel nad) VBenerigs
cher Weife zu verfertigen. ‚Seinen Voriälag
benußte Charles Riviere, ſieur du Sie:
ni, Kammerdiener des Königs, ließ ſich dazu
die Volmacht ertheilen und verkaufte Diefe her—
ach theuer dem du Noyer, ber darauf im J
1665 die Beftätigung und 12000 Livr. Vor
ſchuß anf vier Fahre erhielt, mit der Bedin—
gung, daß er ſich Arbeiter aus Venedig vers
ſchaffen folte, die, wann fie adır Jahre im
Meiche gearbeitet hätten, das Indigenat ex
halten folten. Mit ihm traten mehrere in Ge
felfchaft ,- vornehmlidy Poquelin, ver ih
dahin ben ftärkiten Handel mit VBenedigfchen
Spiegeln getrieben hatte und Arbeiter .aus
Murano verfhafte. Die Hütte ward im
Dorfe Zourlaville bey Cherbourg in Baſſe⸗Mor⸗
mandie, wo genugfames Holz war, angelegt.
Nach ‚Eolberts Tode, dem Louvois gefolgt
war, ward im J. 1684 diefer Gefelfchaft,
deren Vorfteher Damals Pierre de dagneur
war, auf 30 Jahre verlängert.
Kaum aber waren fünf Jahre von diefem
Zeitraum verfloffen , fo meldete fi im Fahre
1688 Abrabam Thevart bey Hofe mit dent
ganz neuen Vorſchlage, Spiegel zu gießen,
und
— —
1. Spiegel, 331
‚und zwar viel gröffer, als man fie jemals‘ dei
habt hatte. Dieſer fand, nad) ‚genauer Unters
füchnng, Beyfall, und noch in demfelbigen
Jahre erhielt er zur Benutzung feiner Exfins
dung die koͤnigliche Volmacht auf 30 Jahre,
die jedoch erft f693 und 1694 in bie Bücher
der Gerichtshöfe eingetragen ward. Die ers
ften Spiege lwurden zu Paris gegoffen, und ers
hielten bald, zum Erſtaunen aller Kenner, die
Höhe von 84 Zoll ben einer Breite von so Zoll,
Hm die. ungehenren Koſten zu vermindern,
ward die Gießerey nad St. Gobin, einem
Schloſſe in Pirardie, verlegt. Um allen Strei⸗
tigfeitenmit dev ältern privilegirten Geſelſchaft
vorzubeugen‘, war dem Thevart ausdruͤcklich
‚Horgejchrieben, nur Spiegel, welche wenigs
ftens 60 Zoll hoch und 40 Zoll breit wären,
zu verfertigen,. da bis dahin die groͤßten nur
40 bis go Zoll Höhe gehabt hatten; dagegen
ſolte die alte Geſelſchaft allein die kleinern Spies
gel liefern, and) ſich nie der Yon Thevart ers
fundenen Werkzeuge bedienen. Aber ſo wentg
es ehemals den Geſetzgebern gegluͤckt ift, die
Gränzen der Zeug: und Tudinader, durch
Beſtimmung der Werkzeuge und Waͤaren, uns
ftreitig zu machen, jo wenig ward durch jene
Verordnung verhuͤtet, daß: firh nicht. beyde
Geſelſchaften beeinträchtigen ſolten. Deswe⸗
gen ward- endlich im Je 1695 beliebt, unter
Aufſicht des: François Plaſtrier, ‚deybe Ges
u. Theil | Mm ſelſchaf⸗
332 _ = Spiegel.
——— in eine zuſammenzuziehn, der der
2 1699 das Schloß St. Gobin verkufte,
Aver dennoch Fam fie gleich fo fehr herunter,
daß fie im Jahre 1701 nicht mehr. ihre Shub
den bezahlen Eonte, und einige Defen ganz dw
gehen laffen mufte. Dabey war das fchlinke,
daß viele der von ihnen abgedankten Arbeiter
zu den Ausländern giengen, Die bereits auf
die Franzöfifche Erfindung eiferfüchtig waren,
und nun ſolche zu nutzen ſuchten. Inzwiſchen
verſichern die Franzoͤſiſchen Schriftſteller, daß
ihnen dieß nicht geglückt fey, und Daß deswe⸗
gen die meiften- Arbeiter wieder nach Frank
reich zurückgekehrt waren, als ſichi im S. 1702,
unter Anführung des Antoine, d Agınant,
eine neue Geſelfchaft gebildet hatte, der duh
kluge Sparſamkeit die Einrichtung viel verbis
ferte und den Gewinn betraͤchtlich vermehrte.
Jetzt werden ſowohl zu St. Gobin, als bey
Cherbourg Spiegel fo wohl gegofjen als geblas
fen, und im Sabre 1758 ward ber Preis der:
felben um ein betraͤchtliches herunter gefeßt,
vermuthlich um die Concurrenz der auslaͤndi—
fhen Hütten, unter denen manche den Franzoͤ⸗
fifchen nichts nachgeben, zu fchwächen. .
Das ift die, aus Savary (828) und rs
pilly — * ku — Geſchichte.
WV
ahr⸗
(22) III p. 87. et Glace. Daraus überfeßt
in gemeinnägigem Natur⸗ und ——
Magazin. IS. 293.
—* —————
EEE. ur.
—
a. Spiegel. | 333
Mahrfcheinlich erwartet man. noch eine etwas
ausfuͤhrlichere Nachricht von, deu: Erfinder,
von feinen. erften Verſuchen und, Schickfalen,
aber dieſe habe ic) nod) nirgend auffinden, koͤu⸗
nen, fo viel ich auch darnach geſucht habe,
Ueberall finde ich nur, er fey (leur Abraham,
Thévart geweſen, da doch die Geſchichte die
nichtswuͤrdigen Thaten und Uebelthaten ſo
mancher Hoͤflinge veiebigen Ark, auite⸗
wobrt hat. u isn ar Bien: we
| Das was die Kunſt eigentlich sh — in
Erfi «dung: gewonnen hat, bejicht darin, daß
Pe , ‚wie ‚gejagt, nun piel groͤſſene Spiegel · lie⸗
fern kan. Denn wolte man ehemals fehr.groffe
Tafeln blafen, ‚fo wurden fie zu. dünn, Abex
—* Gieſſen fodert auch ſo ſehr viele koſt bare
eraͤthſchaften fo, viele, geſchickte Webiense
fo fehr langweilige und mühfame Arbeit, pi
ift mit fo viel Öefahr verbunden , daß nur
ſehr felten Spiegel von außerordenslicher Gröffe
glücen „, and > ap. die e weile Zafeln. doch wie⸗
aa — a ber
were it iii
— bidiohneire ———— de la Froneit
“ , Amifterd.- 1762.- 1770. .fol. * Vp. 415 wo
(u, aber 2 woͤrtlich aus dem Savary genom⸗
* 5— Einige. Zuſaͤtze finden ſich pag. 6725
1 ‚Dei Verf, verwelſet nod) auf Die Artitel’s
“"-Gobin und Töurlaville; aber effterer'fcht
> and. der ſechſte —* Theil — ſich
—mit Dem Buchſtab 8. Ks Les —d—
2 Mm2
?
334 1. Spiegel.
ber in kleinere, die man auch hätte blaſen koͤn⸗
. nen, zerfchnitten werden müffen. Die ago
fenen gerathen nicht fo eben und glat, alödie
geblaſenen; alfo muͤſſen fie ſtark abgeſchüfen
werden und deswegen ſehr dick ſeyn. Die uns
geheure Maſſe zu einem ſolchen Spiegel ſteht
geſchmolzen in einem gluͤhenden zerbrechlichen
thoͤnernen Hafen, der aus dem Glasofen ge
nommen und über die flark geheißte metallene
Platte gehoben werden muß, um die Mafe
auf diefe zur Tafel zu gieffen, mit der man
fo gleich zum Kühlofen eileu muß. Wird fie
einmal fehlerfreg gefunden, fo muß fie abge⸗
ſchliffen, polirt, facettirt und’ belegt werben,
welches letztere gemeiniglich erſt an dem Arte
geſchieht, woman für fo-eitie thenre Mm
einen: Käufer erwarten Pan, tim nicht noch meht
zu verliehren, wenn fie auf der Meife zerbrw
hen fol: © | =”
Dieſe groffen Schwierigkeiten, wobey jede
Zuſchauer in Erjtaunen geräth, - ind die fe
terre Gelegenheit für fo ein Eoftbares Prad |
ſtuͤck einen Abnehmer zu finden, find -Urfachen,
welche die Künftler wieder zum Blaſen zurüd
geführt haben, und mandje find fo glücklich
eworden, dieſe Arbeit dergeſtalt zu verbeffern,
ß fie Tafeln blafen koͤnnen, welche, ehemals
mir gegoſſen werben. konten; Zafeln Die 64
brabanter Zoll hoch und 23 Zoll breit find
vom | Di
Die dazu noͤthige Glasmaffe von mehr als Too
Pfund wird vom Blaſer und den Schwenkern
zu einem groſſen glühenden Sacke ausgedehnt,
vom Fertigmacher und Ranzelfteiger zu einer hos
len Walze geformet, die wenn fie geöfnet worden,
im Streckofen durch Streichen mit dem Plat⸗
eiſen, durch Zerren mit breiten Zangen und
durch manche andere Handgriffe, die man
noch nicht jedem. zeigt ‚zur: ebenen —
wird.
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m 3 2.
336 2. Runft in Glas zu ägen.
nn
Kunſt in Glas zu fhneiden
* und zu aͤtzen.
er ;
Te will mich nicht an die Geſchichte der
Kunft in Steine zu ſchneiden wagen, ald
welche bereit von einigen gründlich gelehrien
Kennern bearbeitet ift; nur will ich erinnern,
daß fon die alten Griechiſchen Kiünfiler auch
im Glas fo wohl erhabene als vertiefte Figuren
geſchuitten oder gegraben haben, wovon mn
noch Beweiſe in Samlungen antrift; wiewd
manche Glaͤſer wohl nur nach Art der Paſten
geformt ſeyn moͤgen; denn auch dieſe Kunſt iſt
ſehr alt (*). Auch auf Glastafeln und Hol
gläfer ſcheinen fie alleriey flahe Zeichnungen
und Verzierungen eingefchnitten zu haben, fo
wie jeßt auf Trinfgläfer und Kelde Namen,
Wapen, Blumenwerke, Landſchaften und
ganze Vorſtellungen eingeſchnitten werden =;
| Man
() Taitt des pierres grav&es par Mariette,
Paris 1750. fol. ® 1, P- 92, 210.
() Wenn ich nicht irre, fo ſind/die beyden al:
ten zu Niſmes gefundenen und in Caplus
> Recueil d’ antiquitgs-II p- 363 befihriebenen
Öläfer von diefer Art. ,
5. Kuͤnſt in Bläs su atzen. 337
Man Fan es dem gelehrten Khaſtler im Stein⸗
ſchneiden, dem berühmten Natter glauben,
daß die Alten dazu eben diefelöigen Werkzeuge
angewendet häben, welche nody im Gebrauche
find (3). Sie haben ohne‘ Zweifel auf gleiche
Meife über einem Merktifche eine horizontale
umlaufende Melle mit Steinzelgern, ‘oder dem⸗
jenigen Werkzeuge gehabt, welches die Schrift⸗ |
fteller das Aad zu nennen pflegen ”. 2
Wenn man hierin nicht irret, fo ift das,
was Plinius (?) von der märntäfaltigen Bes |
ürbeitung des Glafes fagt, ganz verſtaͤndlich.
Es wird, fagt er, am Rade gedrehet und wie
Silber — Ich denke, erſteres ſey ſo zu
verfiehtt, daß das Glas, wie Stein, vertieft
und erhaben am Rade geſchnitten worden; wie⸗
wohl es ſeyn mag, daß man auch aus Glass
maffen mit dem Nade Holſächen oder Gefäffe;
wie aus Stein, 2 vu. EBEN Bey bemi
lege
— Tröirt ie la —* Melue de graver en
vpiaorres fines comparee avec la methode moderne
par. Lqur. Natter. Londres 1754. fol.*
* Sch, fage: die Schriftftelfer; Denn nie habe
ich dieſe Benennung bey "Künftlern gehört;
fo wie man auf den meh Slashätten das
Wort Sritte gar nicht Fennet, welches doch
in Schriften algemein gebräuchlid) ift.
6)XXXVI, 26 pag. 758. Aliud flaru figure-
ı tur, ‚aliud torno teritur, * aenn made
ve ‚eaelatur,
art [7
>Mmg
/
re
„e
338 2. Aunft in Glas zu den.
letzten Ausdruck des Plinius muß mannide
an Örabftichel denfen, dergleichen die Sihers
ſtecher brauchen; die Vergleihung ‚gebt üht
auf bie Werkzeuge, nicht auf die Weiſe zu
beiten „ welche freplid) bey Glas und Cikz
verfchieden ſeyn muß, fondern ‚auf die dege⸗
ſtelleten Zeichnungen/ naͤmlich ſolche, die nur
in ver Oberflaͤche feicht eingeſchnitten ſind, und
auch dieſe haben die alten Kuͤnſtler, wie unſere
Glasſchneider, am Werktiſche mit dem ſchar⸗
fen Rade eingeſchliffen. er
Nichts defto weniger behaupten viele, ba
das Glasſchneiden, nebft deu dazu gehörigeg
Merfzeugen , erſt im Anfange des voran
Sahrhunderts erfunden worden. - Man nennt
fo gar den Erfinder Caſpar Lehmann, w
anfänglih nur in, Eiſen und Stein fchnitt,
aber den gluͤcklichen Verſuch machte, ‚auf gl
he Weiſe auch in Cryfiall, und hernach fo gar
in Glas zu ſchneiden. Er war in Dienfien
Kayſers Rudolphs II, der ihm im Sabre
1609, außer groſſen Geſchenken, den Titel:
eines Kammer-Edelgeſtein⸗ und Glasſchnei⸗
ders, und einen Freyheitsbrief ertheilte, daß
niemand dieſe von ihm erfundene Kunft außer
ihm treiben ſolte. Er arbeitete in Prag und
W | ; 21,38. Ira batte
-: (*) Dahin gehören die ealiees audaees bey Mar⸗
tial. XIV, 94 und die Keiche, welche oft
zerbrachen, wenn der Künftler die letzte Aus⸗
beſſerung anbringen wolte.
‚2. KRunſt in Glas zu aͤtzen. 339 u
hatte einen Gehülfen, Zacharias Belzer;
aber unter feinen. Schuͤlern brachte Georg
| Schwanbard, der. Ältere, die Kunſt am weis
teften. Dieſer war. ber Sohn eines Tiſchlers,
Hans Schwanhard zu Rothenburg im Hen⸗
nebergifchen, war gebohren 1601, und reis
fete 1618 nach Prag zu Lehmann, um bey
ihm das Glasſchneiden zu erlernen. Dieſer
gewann ihn fo lieb, daß er, als er 1622 uns
verheurathet ftarb, den Schwanhard zum Ers
ben einfegte, der. darauf auch vom Kayfer Rus
dolvh II eben dasjenige -Privilegium erhielt,
was fein Lehrer ‘gehabt hatte. Inzwiſchen
zog Schwanhard nach Nürnberg, wo er fuͤr
piele vornehme Herren arbeitete,. und dadurch
dieſer Stadt den Ruhm veiſchafte daß ſie
die Heimat dieſer vermeintlich neuen Kunſt ſey.
Im Jahre 1652 arbeitete er auf Befehl Rays
ſers Ferdinand III zu Prag und Megensburg,
nnd erhielt von diefen den Titel eines kayſer⸗
Uchen Kunftfactord. Er flarbı 667 und hinters
ließ zwey Söhne, welche beyde das vaͤterliche Ges
werb fortſetzten. Der aͤltere, der des Vaters Vor⸗
namen hatte, ftarb ſchon 1676, aber der andere,
. Sernrich, übertraf Vater und Bruder. Nuͤrn⸗
Mae hernach noch mehr geſchickte Meifter in
Künft gehabt, die ſolche durch Werbeffes
rung der Werkzeuge und Erfindung vortheilhafs
ter Handgriffe zu viel höherer Bollommenheit
— haben (7).
Mm 5 Dieſe
340° 2. Runſt in Glas zu äzen.
Diefe Tugend der Runft wird auch derch
beftätigt, dag Zahn von ihr, als vanr
ganz neuen Sache redet, die damals Deris
lich in Nürnberg getrieben worden. Se—
ſchreibt den Werktiſch und die übrigen 4
zeuge, giebt von allen eine Zeichnung, ir
für die erfte zu halten ſcheint (?). Aber
"378. Zu ben vielen Ze
den
¶) Diefe Nachrichten findet man in Sandrtatt
teutſcher Akademie, erſten Bandes zmrstem
Theile ©. 345, wo auch die eigenen Rorte
des kayſerlichen Privilegiums vorkemar.
In der von Dort. Volkmann bejoratez neue
Ausgabe ift wenig davon beybebaltenuerkz;
im dritten Haupttheils zweytem Bak ©.
* und Mina
diefer. neuen Ausgabe; bie zum Ihbär
Goͤtting. gelehrten Anzeigen 1772 S.
und 842 geruͤgt find, ‚gehört auch noch ir
Auslaffung mancher fehr ſchaͤtzbaren Na
richt zur Gefchichte der teutſchen Kuͤnſtler.
Wer dieſe bearbeiten will, muß durchaus
die erfie Ausgabe zur Hand haben. Ran
vergleiche aud) Doppelmapr Nachricht von
Nürnberg. Künftlern ©. 231, 232, 237.
(9) Oculus artifcial. III pag. 79. Non ira pri-
dem innotuit pulcerrimum artifieium guas-
ünque imagines etiam contrafaturas, gquss-
eunque figuras, notas & feripturas curioßs-
fine in vitra incidendi ; Praecipue autem vi-
fra potoria illo folent ornari. Norimbergae
modo fuit artifex , qui imagines contrsfau-
ras artificiofisfime jisdem incidendo exhibuit;
Vidi tale vitrum potorium ab eo elaboratum
non adeo magnum cuiusdam principis Ger-
| ni maniae
2. Runſt in Glas zu den. 341
dem, was ich zuerft angeführt habe, Tieht
man, "daß diefe Erfindung den Neuern nicht
ganz gehört, und daß man den Alten Unrecht
thut, wenn man fie ihnen ganz abfpricht. |
‚ Sie ift vergeffen und wieder erfunden worden.
So hat auch Caylus hierüber geurtheilt (?)..
Noch merke ich an, daß es ſchon vor die⸗
Erfindung Kuͤnſtler gegeben hat, welche
mit dem Diamänt Zeichnungen in Glas. geriſ⸗
ſen oder geſchnitten haben, die algemein be⸗
wundert worden ſind. Ohne mich in die Ge⸗
ſchichte des Diamants einzulaſſen, welche mehr
Materialien fodert, als ich noch zur Zeit vor⸗
raͤthig habe, darf ich doch behaupten, daß
ſchon die alten Kuͤnſtler Diamantſtaub zum
Schleifen oder Schneiden anderer Steine an⸗
— haben. BanluS. 2) fagt dieß fo
deut⸗
manise cſiiem nitidiM me ac perfe@ilh me
_ Praefentens pretio 40 imperialium'ab.eodem
eoemptum; multo autem maioris ddhuc pre-
- :..tii alia ab eodem artifice confe&ta: audivi arte
fingularifima, qua incidendö/ac interendo
=" jta effigist imagines, vt non:intritae ac im-
.. compareant velut>in iis vitris, quae
conimuniter. distrahuntur acı venduntut, fed
eminsant & extent elatiores, perfettiffi Ime-
33 ſint expolitae. Zahn meint hier das
ildwerk, welches auf Glaͤſer fuͤr gemeine
Schenten im: — er oder einges
brant wird“
: 0) II pag. 363.
342 2. Aunft in Glas zu ägen.
beutlih, daß man. nicht daran zweifeln Fan,
und Solinus (!), Iſidor (12) umd Albers
tus M. (13) haben es eben fo deutlich wieder⸗
bolet; auch Mariette ficht dieß für ausgs
macht an (T*). Gleichwohl feheint es nidt,
daß bie Alten bereits den Verſuch gemacht
haben, diefen Edelftein mit feinen ‚eigenem
Staube ‚oder dem Diamautbord zu ſchleifen;
ich meine, ihm zu facettiren oder zu brillant⸗
ren. Uber ob fie bereits damit in Diamant
Figuren geſchnitten haben, darf ich nicht ents
ſcheiden, indem die größten Kenner daruͤber
uneinig find. Mariette (5) leugnet es;
Natter (19) hingegen. ſcheint es nicht gan,
zu leugnen, und Klon (17) behauptete es für
gewiß.
("°) Lib.-37, 4 p. 773: Expetuntur'a -fcalp-
toribus, ferroque ineluduntur, nullam nen
duritiam ex facili cavantes, |
"(*T) Cap. 52 p. 59: Fragmenta fcalptoribus
“ 'in.vfum infigniendae cuiuscunque modi gem-
: . mas,expetuntur. as
(:?) Adamantis fragmentis fcalptores pro-gem-
+ nis infigniendis '.perforandisque vtuntur.,
Orig. XV, 8: | 5
(*°) De miner. lib. 2, 2: Hic lapis penetrat
‚ferrum. et ceteras gemmas oinnes, Praeter
‚chalybem,. in quo retinetur.
(**) I pag. 90 und p. 156..
("*). Pag. 156.
(*6) in der Vorrede pag. XV.
(7) Weber den Nutzen der gefchnittenen
Steine. Altenburg 1768. 8*©. 42. Wie
‚weuig
2. Runft ih Glas zu ägen 343
gewiß Aber letzterer wuſte von dieſem Ge⸗
genſtand nicht mehr, als was er bey jenen
Schriftſtellern geleſen hatee.
Zu meiner Abſicht gehört mehr die Frage,
vb die alten Griechen: und Roͤmer bereits eins
gefaßte Diemantfplittern oder‘ Spitzen zum
Graben in andern Steinen gebraucht haben.
Daß mände alten Künftler damit ihrer Arbeit
nachgeholfen oder die Ießte Ausbildung geges
ben haben, das meinte werigftens Natter
manchen alten Steinen angefehn zu haben (18)
Aber wenn dieß auch ift, denn ich wenigſtens
möchte fo einem Kenner nicht wiberfprechen,
fo muß id doch geſtehn, noch Feinen Beweis
gefunden zu haben, daß die Alten auch ſchon
Glas mit Diamant geſchnitten haben. Diele
mehr wiſſen wir noch die Mittel, deren fich
die alten Glafer und Fenſtermacher bedient
haben, um Glas zu’ zerfchneiden; fie brauch:
eh 2 ug ten
‚wenig Rlog, der fo gern andern Zehler vor⸗
“rückte oder andichtete, mit den Materialien,
worin bie Alten gefchnitten: haben, befant
geweſen ift, fieht man ©. 44, wo er-fagt,
„ Die Alten hätten aud) in Ambra gegraben, —
= Alfo auch wohl in Käfe! Er hatte in feinem -
franzöfifchen Schriftſteller ambre „gelefen,
wuſte aber nichts von dem Unterfchtede zwi⸗
ſcchen ambre gris ind ambre jaune.
. CP) pag. 10, 360. f. w. Eben dieß verfichert
auch H. Doͤll in H. Meuſel Muſeum für
— - Künftler. St. 13.
+
344 2. Runft in Glas su ägen.
ten Schmirgel, die härtefien Stahliigen,
aud ein glühendes Eifen, womit fie di ges
machte Ritze nach Belieben fortleiteten 69 |
Erſt im ſechszehnten Jahrhunderte fie
man des Gebrauchs des Diamants zum Schr—
ben in, Glas erwähnt. Franz I, König om
Frankreich, welcher Naturkunde, Kuͤnſte und
neue Erfindungen liebte (20), ſchrieb mit dem
Diamant ſeines Ringes auf ſeinem Schloſſe
Chambord folgenden Reim in eine Glasſcheibe,
um feiner Geliebten, der Anne de Piſfelen
Ducheſſe d' Eſtampes, feinen Argwohn zu vers
ſtehen zu geben ; J —
Souvent femme varie,
Mal habil qui s' y fie.
Der Geſchichtſchreiber hat dieß nicht ſo wohl
wegen der Warnung, die wahrlich nicht nen
' war, fondern vielmehr. deswegen aufgezeichnet,
weil man es damals nod; für fehr kuͤnſtlich hielt
in Glas zu ſchreiben (21). Ums Jahr 1562
J * J u ) : | war
09% Le Vien die Kunſt duf Glas zu mahlen.
Nuͤrnb. 1780. 4. HIS. 19. —
0°) Daniel Geſchichte von Frankr. VII S.
"570. am =
IE Vieil II S. 19. Aber ich weis: nicht,
wober er-dieß Gefchichtchen genommen. bat.
Mezeray. Laftelnau und Labourenr has
.\, ben nichts davon; auch findet ſichs nicht ie
\ ET Gala
/
2. Runft in Glas zu aͤtzen. 345
war es bereits ſehr gewoͤhnlich, daß auf Ve⸗
nedigſche Glaͤſer, als die beſten, welche da⸗
mals bekant waren, mit dem Diamant Laub⸗
werk und andere Zierathen geriſſen wurben (22).
Auch in diefer Kunft. war Beorg Schwens
hard, der ältere, ein. groffer Meifter er
und nod) in neuern Zeiten hat der Augsburgi⸗
ſche Künftler Johann Boſt Trinkgeſchirre
mit der Diamantſpitze ſehr kuͤnſtlich gefchnits
ten, welche Kayſer Carl Vl gekauft hat (2*).
Nun komme ich zu der Kunſt auf Glas zu
aͤtzen, welche mich eigentlich zu dieſem Aufſatze
un ——— —* *
Galanteries des, rois de France, Bruxelle
... 2694. 8. 1 p.,145, ‘wo aber. alled aus Va⸗
rillas genommen ift. Bellay foll in feinen
" M&moires der Herzoginn gar nicht gedacht
. haben. Dem Boyle muß diefe Anekdote nicht
bektant geweſen ſeyn; -fie ift.fonft von der Art,
daß er ſie wohl in feinem weitläuftigen Artis
Fel :PDucheſſe d’Etampes würde angebracht
: Haben. : Vielleicht findet fie fich in des Bran=
3n:;%0me Dames; galantes. Die Befantfchaft
des Königs mit diefer Dame fieng ſich 1526
„„.an. ©. Daniel Gefhichte von Frankr. VI
en S. 328. .24 pe ‚A
2) Matheſius ſagt ‚in feiner funfzehnten
.., Predigt ©. 9023. auf die fchönen und glats
ten Venediſchen Gläfer.reiffet man mit. Des
mant allerley Laubwerk und. fchöne.Züges
@?) Doppelmayr S. 228.. vr .J
AH): Von Stetten Kunfigefchichte von Auges
burg I ©, 434. end
*
Br
346 2. Runſt in Glas zu den.
veranlaffet hat, Weil diejenige Säure, wel⸗
che Kiefelerde, und alfo auch Glas auflöfet,
erft im Jahre 177 1 von dem Chemiker Scee⸗
te (25) im Flußſpate entdeckt worden ſo ſobe
man denken, daß die Kunft mit berfelben auf
Glas zu aͤtzen, wenigſtens nicht Älter feyn
‚ Tinte. Sie iſt auch wirklich von vielen als eine
neue Erfindung befant gemacht worden (26),
Gleichwohl ift e8 erweislich, daß fie ſchon im
Sabre 1670 von dem oben genanten Kuͤnſtler,
Heinrich Schwanbard erfunden werben,
Man weis naͤmlich, daß diefer damals, ale
von ungefähr Scheidewaffer auf feine Vrble
gefallen, und dieſe davon angegriffen war,
ein Aetzwaſſer Tonnen gelemt hat, womit ır
auf Glasſcheiben Schrift und Zeichnungen be
wuͤr⸗
(25) Abhandlungen der Schwediſchen Aka⸗
demie XXXII S. 122. Es verdient ange⸗
merft zu werden, daß ſchon Henkel in feis
nen kleinen Schriften. Drefden 1744 8° ©.
594 und 599 den Flußfpat für eine falzige
Subſtanz angegeben hat.
2° Mrondtfehrift der Akademie der Kuͤnſte
zu Berlin. Berlin 1788. 4. Schriften der
Berliniſchen naturforſchenden Gefel—⸗
ſchaftII S. 310. rel Magie.
exlin 1788.'8 "I 516. Er ſagt, Die
Erfindung fey aus England, wo fie ſehr ge=
heim Yehalten worden ; aber die.Ehre Der
EN Erfindung, gehhre Dem: 9 Apr
2: Runft in Blas zu ägen. 547
wuͤrken Eonte (27). Wie Schmwanhard, die
ſes Aetzwaſſer zugerichtet hat, das finde ich
uirgend gemeldet; aber noch Fennen wir Feine
andere Säure, als die aus dem Flußfpate,
welche alles Glas angreift (23); und es: ift
fe
(2?) Sandrart- teutfche Akademie T, 2©. 346.
„Heine. Schwanhardt hat auch mit feinem
„ſubtilen Verftande dasjenige, was man bis⸗
„her fiir unmöglich gefhäßt, ergründet, und
„ein ſolches Corroſiv erfunden, dem das fonft
„ſo harte ceryftalline Glas gehorfamen, und
„gleich andern Metall und Stein einwerts
„und erhoben ſich aͤtzen laffen muß, da es
„doch fonften aller ftarfen Spirituum: beſte
„Behaͤltniß bisher gemefen. — — Er
„bat bereits volfommene Menfchen s Bilber,
„theils nadend, theils befleidet, auch aller«
„band Thiere, Blumen und Kräuter ganz
„natürlich gebildet und es im Erheben fehr
„Hoc gebracht., Berftümmelt flieht dieſe
Nachricht in der neuen Ausgabe HI, 2 ©.
79. Eben diefe Worte, aber auch mehr nicht
| Findet man bievon in Wagenfeilii commentar.
de civirace Norimbergenf. Altdorfi 1697. 4
p- 154. Doppelmayr ©. 250. fagtz
„Nah 1670 fand er unvermuthet, als
„feine Brille, worauf Scheidewaffer ge⸗
„Fommen war, ganz mat, als ein weis
„ches Glas, geworden, auf gläferne Schei⸗
„ben zu Aßen, auf welchen fich der Grund
„mat, dabey aber jede angebrachte Schrift
„ganz hel ergab. „ |
(3) Ich fage: alles Glas; denn manches wird
ovðon manchen Säuren, nämlich ber Salz⸗
su. Theil. pe) 7 ED und
1
548 2. Runſt in Glas zu aͤtzen.
ſehr wahrſcheinlich, daß feine Bereitung eben
‚biejenige gewefen ift, weldye 1721 als cı Ge⸗
heimniß einiger Künftler befant geworda iſt.
- Der Erfinder. hat jedoch eine andere Am:
:dung davon gemacht, als die jetzt nblidit.
Anſtat daß man nun das Glas mit men
Virniß bedeckt, und in diefen die Zeichnungen
reilfet, welche man einaͤtzen will, fo hate
hingegen die Zeichnungen mit Vieniß bedeckt,
und den Grund vom Aetzwaſſer anfreſſen laß
fen , wodurch denn glatte, helle Zeichnungen
auf, mattem Grunde haben entftehyen muͤſen.
Vermuthlich machte er e8 fo, um feine Erfin⸗
“dung von der längft vorher bekanin Kun,
Zeichnungen vertieft einzufhneiden , zuut
ſcheiden. Uber hätte er dad, mas ihm iN
Zufall anboth, richtig zu beurtheilen geruut,
. "fo hätte er die Naturkunde mit einer Entil:
kung bereichern Eönnen, weldye hundert ZSahr
hernach einem Chemiker zum größten Ruhn
‚gereicht hat. Es gieng ihm, ‚wie der Spr
nerinn im London, welche bie gefundenen Ba:
noten nicht beffer, als zur Verzierung ihr:
- Wocens anzuwenden verſtand.
Ich e erzaͤhlte dieſe alte Weiſe erhaben ;
‚ige unferm geſchiekten Rünftler, Hrn. Klin
| u worth
J
J — Vitriolſãure ——— S. —
ena Exrperimental-⸗Chemie. III. S. 202.
2. Runft in Glas zu den. 549
worth, der in dieſer Art Arbeit groffe Ges
ſchicklichkeit beſitzt, und bath ihn, ſie ebenfals
zu verſuchen. Er zeichnete auf eine Glastafel
mit Oehlfirniß und Malerfarbe einen Baum,
brachte die Tafel nach der gewoͤhnlichen Weiſe
über die Säure, und nahm nachher bie Farbe
wieder weg, wodurch dann eine helle glatte
Zeihnung auf mattem Grunde entftanden ift,
die viel beffer als die vertieften Zeichnungen ers
fheint. Ich empfehle diefes Verfahren, weil
ich glaube, daß es zu groffer Volkommenheit
gebracht werben koͤnne. Diefer Meynung war
auch ber berühmte Strafburgifche Künftler,
H. Benard, deffen Thermometer mit gläfers
nen Scalen, worauf die Grade und Zahlen
eingeäßt find, algemeinen Beyfall erhalten
haben, als ich ihm hier auf feiner Wanderung
ans feinem unruhigen VBaterlande davon Nach⸗
richt gab.
Vermuthlich haben Schwanhard und feine
Schüler die Zuridtung biefes Aetzwaſſers ge⸗
heim gehalten; denn erft im Jahre 17275 iſt
die Vorſchrift Dazu befant gemacht worden;
doch Ean es wohl feyn, daß fchon eine ältere in
irgend einem fo genanten Kunftbuche verfteckt
ftebt. In dem genanten Jahre ſchickte Doct.
oh. Georg Weygand aus Goldingen in
‚Surland an die Herausgeber der Breſlauer
Samlung zur Flarur s und Medicins Bes _
Ma ſchich⸗
sso 2, Runft in Glas zu ägen.
ſchichte, eine Vorſchrift, die fich von dem das
mals ſchon verftorbenen Doct. Matth. Pauli
aus Drefden herfchreiben folte, weldyer, wie
gemeldet ward, auf diefe Weiſe, mannigjik
tige Figuren, Wapen und Landfchaften in
Glas geaͤtzet hat (27). Man ficht daraus, daß
| damals
“ (29) 1725. Sanuar. ©. 107: „Invention von
„einem fcharfen Aetzwaſſer, womit man ind
„Glas allerhand mar Figuren radiren
„und corrodiren Fan. enn der Spiritus
„nitri per deftillationem bereits in den X
„eipienten berunter gegangen, fo treibt man
„ihn zuletzt mit ftarfem Feuer, und geil
„ihn wohl dephlegmirt (weil er das wir
„naire Glas angreift) in eine Waldenbur:
„giſche Flaſche; nachgehends fhüttet man
„einen pulverifirten Böhmifchen grünen ma:
„ragd (ſonſt Hesphorus genant, welcher pub
„veriſirt in der Wärme grün leuchtet) darein,
„ſetzt e8 wieder 24 Stunden in warmen Sand;
„inzwifchen nimt man ein mit einer Kanye
„von allem Fett fauber und rein gemachtes
„Glas, und verwahret, oder faflet daſſelbe
„rings um des Glaſes Rand mit Wachs jaw
„ber ein, daß die ge oder Bort ungefäh
„eines Fingers body fey; nachgehends giel:
„fet man dad obige fcharfe Aetzwaſſer alſo
„darauf, daß daffelbe fein gleich allenthal:
„ben bedeckt fey, läffet es darauf je länger
„je beffer ftehn, fo greifet ed dann das Glas
„an, und bleibt dag mit Schwefel und Wers
„nis gezeichnete erhaben und anaglypbifch
„fteben. „. Eben diefe Vorfchrift hat auch
H. Kruͤnitz in feine öFonomifche Encycl o⸗
paͤdie XI ©. 678 eingeruͤckt.
2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 551
damals eine ſehr ſtarke Salpeterſaͤure gebraucht
worden, die allerdings auch die Flußſpatſaͤure
entbindet, wiewohl jetzt dazu gemeiniglich Vi⸗
triolſaͤure gebraucht wird (*). Daß der in der
Vorſchrift genante Boͤhmiſche Smaragd
oder der Heſphorus grüner Flußſpat iſt, iſt aufs
ſer Zweifel, und wird aus der Geſchichte die⸗
ſer Steinart, die ich hier, ſo weit ſie mir jetzt
bekant iſt, einruͤcken will, noch gewiſſer.
In den Schriften der alten Mineralogen
iſt der Flußſpat nicht beſonders, und entwe⸗
der gar nicht genant, oder er ſteht unter ih⸗
ren natuͤrlichen Glaͤſern und Edelſteinen, und
in den Schriften der erſten Syſtematiker unter
den Quarzen, Kalk: und Gyps⸗-Spaten ders
geftalt verfteckt, daß man ihn nicht heraus
finden kan. Gleihmwohl haben ihn bie alten
teutfchen Berg⸗ und Hütten: Leute wenigfteng
bereitsim ſechszehnten Sahrhunderte unterfchies
den und Fluß genant, meil fie ihn nämlich
brauchten, um ftrengflüffige Erze in Fluß zu
brin⸗
(*) Unſer H. Klindworth uͤberzieht das Glas
mit dem Aetzgrunde der Kupferſtecher, aber
in den chemiſchen Annalen 1790. 2 ©. 141
‚wird dazu eine wäfferrichte Auflöfung ber
| Hauſenblaſe, oder auch ein Terpentinoͤhlfir⸗
niß mit etwas Bleyweiß vermiſcht, empfoh⸗
len. Ebendaſelbſt findet man eine voiſtaͤn⸗
dige Anweiſung zu dieſer Kunſt.
Nnu3
2 2 Kunf in Glas zu gen.
briugen, Agricola ift der erfte, welcher dies
fe8 angemerkt und. den teutfchen Namm in
fluor überfegt hat, melde Benennung, jo
tie mandye andere, die er zuerft nach teutſte
Wörtern gemacht hat, 3. B. aus Quarz
zum, aus Spat, fpatum; wismuthum, zin.
cum, cobaltum u. a. hernad) algemein ange
nommen find (30). Solte ich eine Stelle der
Alten angeben, die ih auf Flußfpat beuten
möchte, fo mürde es die bey Theophraſt feyn,
wo er fagt, daß gewiſſe Steine, wenn fie ben
Silber» und Kupfererzen und den Eifenfleinz
zugefeßt würden, in Fluß kommen (37). Der
erfte Syſtematiker, der diefe Steinart, 8
eine befondere Gattung aufgeführt hat, iſt
Cronſtaͤdt.
Außer dem metallurgiſchen Gebrauche iſt
der Flußſpat hauptſaͤchlich deswegen bekant ge⸗
| Ä wor:
: (32) Bermannus p. 466: Lapides funt gemms-
sum fimiles, fed minus duri, fluores, lices
mihi verbüm e verbo exprimere,, noftri me
tallici appellant, nec, meo iudicio, inepte;
fi quidem ignis calore, vt glacies folis li-
quefcunt & fluunt. Varii autem & iucundi
colores eis infident.
(3°) De lapidibus $ 19. Aber was ber teuts
che Ueberjeger Baumaärtner darüber S.
64 fagt, aebört zu deWFübrigen Beweiſen,
daß er nicht die zu einer folchen Ueberſetzung
nöthige mineralogifche Kentniß hatte,
2: Kunft in Glas zu aͤtzen 153
worden, weil er die Farben einiger Edelſteine
hat, und den unkundigen als ſolche verkauft,
wenigſtens gezeigt werden fonte (22), und auch
deswegen, weil er, wenn er das erſte mal im Dun⸗
keln erwaͤrmt wird, mit einem blaͤulich gruͤnen
Schimmer leuchtet. Es kan immer ſeyn, daß
unter den mannigfaltigen Steinen, von denen
die Alten mit großer Bewunderung erzaͤhlen,
daß ſie im Dunkeln leuchten, auch ſchon der
Flußſpat geweſen iſt; wiewohl die meiſten
derſelben gewiß nur ſolche geweſen ſind, wel⸗
che das bey Tage eingenommene Licht noch eine
Zeit beybehalten, oder ſo genante Lichtmagnete
find (33). Aber die Bemerkung, daß ber:
Flußfpat nach der Erwärmung leuchtet, ſcheint
erft damals befant geworden zu feyn, als bie
kuͤnſtlichen Phofphore die Nachforſchung der
Naturkündiger erregten‘, und biefe ficy bemuͤ⸗
beten, aud in ihrem Waterlande Steine zu
ent⸗
(22) f. oben ©. (297).
(33) Die meiften Stellen ber Alten , welde
hieher gehören, find von Du Say, Bofe
und Cobaufen gefamlet- worden. Man fehe:
des erftern Aufſatz über das Licht der Dias
manten in den pbyfifchen Abhandlungen -
der Parifer Afademie XI ©. 38, und des
letern Difcours fur la lumiere des diamens,
der ‚bier zu Göttingen 1745 auf 15 Bogen
in 4 gedruckt ift. Lumen novum phosphoris
accen/um a Cohaufen. Amſtel. 1717. 8*
Nu 4
454 2. Runſt in Glas zu ägen.
entdecken, welche dem ungefähr- ums Jahr
1630 befant gewordenen Bolognefer Spt in
feiner Fähigkeit zu leuchten, gleich feyn mie
ten. Bekantlich wird diefer dazu durd me
Galcination vorbereitet. Da verfuchte ımandio
ähnliche Steine, und unter diefen auch ten
Flußfpat, der in Zeutfchland nicht ſelten if.
Sch glaube, die Bemerkung ift. im Sabre
1676 gemacht worden. Denn in diefem Jahre
machte Elsholz den Mitgliedern der natur:
forfchenden Gefelfchaft befant, er kenne einen
Phofphor, der fein Licht weder von der Sonne,
no von der Flamme erhalte, fondern der,
wenn er auf einem Bleche aber gluhenden Kohlen
erwärmt würde, mit einem bläulich wären
“ Lichte leuchte, fo daß man fo gar durd Au
fireuung defjelben. eine leuchtende Schrift dar:
fiellen koͤnne. Damals Fündigte er nur Diele
neue Erfindung an, und verfprach, fie dereinit
befant zu machen. Sch zweifle, Daß dieß
geſchehn ſey; wenigſtens finde ich in den Schrif:
ten der Gefelfchaft hierüber von ihn Feine wei:
tere Nachricht, auch nicht in dem 1681 _ wies
derholten Abdruck feines erften Aufſatzes (? *).
| — So
.@*) Joan, Sigism. Elsholtii de photphoris qua-
zuor obfervatio, Berolini 1676. 4 ein Bogen.
Ferner De phosphoro liquido obfervario. Berol.
| 1677:
— —
2. Runſt in Glas su aͤtzen. 555
So viel ih weis, iſt der Wittenbergifche
Profeſſor Rirchmaier ver erfte, weldyer das
Geheimniß im Jahre 1679 verrathen hat (??).
run TR 7 Beyde
1677. 3 Dog. in q. und De phosphoris obfer-
. ‚ variones , quarum priores binae antea iam edi-
rae, tertia vero prima nunc vice prodis. Berol.
1681. 2 Bogen in 4. * Diefe Ausgabe ent:
hält die beyden erſten Aufſaͤtze und noch eine
:.* neue Obfervation. Der erfte Aufſatz ſteht
: auch in Ephemerid. ac. nat: cur. Dec. I. an.
8. obf, 13 p. 32. Die Stelle, weldye hieher
gehört, ift folgende: Phosphorus fmaragdi-
nus. Is. fplendorem fuum non ex folaribus
CA radiis, aut exiilluminato.aere colligens ; fed ex
igne- ipfo. Eius fcilicet particulam fi lami-
nae argentese aut cupreae imponas, adhibito
carbonum fubtus calore, fplendorem ex cae-
ruleo albicantem mox percipies, adeo vt, fi
‘ materiam illam in notas aut literas digefleris,
legere nitentem commode fcripturam poflis.
Quare vero tertio huic ( phosphoro ) id no-
men indiderim, & qua ratione parandus
ipfe fit, elteri fervo occalioni. |
(35) Geor. Cafp. Kirchmaieri de phosphoris &
natura lucis, nec non de igne commenzatio
epiftolica. Wittebergae 1680, 4 * p. 7. Ante
annos paucos admodum inventus mineralis
alicuius, vifu & proprietatibus in quibusdam
fimilis fmaragdo , ab artificibus duobus mihi
peramice notis vfus ef. Conficiendi phos-
phori & repraefentandi modus levis atque
brevis ille. Recipe q. v. mineralis viridis,
fmaragdum pene referentis; contere in pul«
verem, aqua madefac communi, pulvis inftar
Jen.5 vrt
ss 2. Runſt in Glas su aͤtzen.
Beyde nennen diefen Phofphor den ſmatagbi⸗
fchen, fo wohl-mweil die Alten vielvon leuchınder
Smaragden reden, ald. auch weil der grüne Fuf-
fpat oft für Smaragd ausgegeben ift. KRirchmire
nennet diefes Mineral audy Hefperus und \d-
perugo, und jener Namen ift nachher oft den
Flußſpat gegeben worden; fo mie auch obm
in der Vorſchrift des Aetzwaſſers. Gleichwohl
muß Kirchmaiers Nachricht nicht ſehr bekant
geworden ſeyn. Denn der Jeſuit Caſatus
kante fie noch nicht, als er 1684 fein Buch
vom Feuer ſchrieb, indem er darin nichts wei⸗
ter als die eigenen Worte des Elſhohes ein
ruͤckte (36). So gar dem fel. Leibniz und
den Mitgliedern der Akademie der Wſſerſch.
| en \
vt fiat. Penicillo poftea in lamina cuptt,
magnitudine vel orbis, vel maioris plani alt.
cuius manubrio inftru&ta literas, quafcun-
que voles, in lamina defcribe craffıusculs.
Ardentibus fuperimpone prunis vafculo ex-
ceptis. = Phaenomenon fpettabis in obfcuro
amoenifimum, fine fumo & odore lucens.
Sed vt verum fatear, nec vfum, nift curiofi
animi explendi, artificium hoc, neque diu-
turnitatem habet, Pedus ergo avidum fei-
endi meliora fatiare. nequit, five Aefperus
vocetur , five ve/perugo. Thom. Bartbolin
fan diefen Hefperus im 5. 1668 noch nicht
gekant haben; wenigfteng hat er feiner in dem
Buche. de luce. Hafniae 1669. 8 * gar nicht
gedacht.
@°) Differtat. phyficae de igne. Francof. &
Lipf. 1688. 4. * p. 353. :
2
2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 757
in Berlin muß dieſe Bemerkung noch im J.
1710 neu geweſen ſeyn; indem erſterer ſie in
den Schriften der Akademie als eine phyſika⸗
liche Menigkeit meldet (37).
Zuletzt merke ih nody an, daß die Verars
beitung des derben Flußfpats zu Geraͤthſchaf⸗
ten und artigen Zierathen in Derbufhire im
Sahre 1765 angefangen hat (?3). Man nens
net die Daraus verfertigten Sachen in England
fpar ornaments, auch wohl zuweilen blue- john.
Manche fchöne Farben follen, wie man fagt,
erft durchs Feuer hervorgebradht werben.
Aber das müfte doch nur eine fehr vorfichtige
Erwärmung feyn, da.befantlid der Flußfpat
bey einer ſtarken, vornehmlich ſchnellen Erhits
zung zerfpringt oder decrepitirt, wie er denn
auch dadurch undurchfichtiger wird, — Nach⸗
dem ich dieß ſchon gefchrieben habe, fehe ich
von
(27) Mifcellanea Berolin. 1710. vol. I. p. 97.
Die fo genante Flußipaterde oder phofphos
refeirende Erde, die man in neuern Zeiten in
Ungarn in der Gefpanfchaft Marmoros ges
funden bat, welcdye jet einige für eine mit
Phofphorfäure getränkte Erde halten, bat
ſchon der Schwede Hiaͤrne in Prodroma hift.
nat. Sueciae genant. Henkel hatte fie noch
— geſehn. S. deſſen kleine Schriften.
. 599.
.(?°) Watfon’s chemical efays. II p. 277.
458 2; Runſt in Glas zu äsen:
Son ungefähr, daB H. Raſpe (*) dief Her
Horbringung der ade durch Feuer ginlich
leugnet.
c6) A — catalogue of engraved gemt
by James Taflie. London 1791. 2 vol. in 14 +
' I pag. LI.
3. Bibliographie. 559
—
Bibliographie
| | ‚der v |
| ee Erfindungen. i
„oben ©. 449. |
9. Johanni Mathaei Lunenfis libellus de.
rerum inventoribus. Ex recognitione
. Aug. Jufliniani episcopi Nebienfis. .M.
Antonũ Sabellici de rerum &artium in-
ventoribus poema. Hamburgi. In biblio-
polio Michaelis rap Anno 1613.
76 Seiten in 8.”
er Verfaſſ er — Matthaͤus Micht
Matthaͤi) war aus Luna, einer Stadt im
Toſcaniſchen. Juſtinianus ſagt in der Vor⸗
rede, er ſey ein groſſer Redner und‘ Kenner
der Alterthuͤmer geweſen, er habe ein Buch
geſchrieben De mulieribus claris, welches,
nach Conr. Geſners Bibliothek, ©. 394. b.
. zu Paris 1523 gedruckt worden. Ob dieß
die Ausgabe fey, welche Suftintanus verfpros
| hen hat, meis ich nicht. Sein Peplus Italiae,
in quo illuftres viri recenfentur, der zu Paris
1578 gedruckt worden, ſteht auch in F. A.
Fabricii conſpectus — litterarii Italiae.
‚Ham.
60 3. Bibliographie.
Hamburgi 1730, 8 *p. 369. MNodmbere
lateiniſche Poefien von ihm find in Joͤhers
Gel. Lexicon genant.
Das Werkchen de inventoribus „hat tt,
wie Juftinianus in der Vorrede meldet, nur
angefangen, aber nicht vollendet, und es ſcheim
als ob lezterer es aus der Handſchrift zu Paris
1520 zum erſten mal hat dengfen laſſen, we
nigſtens hat feine Vorrede diefe Jahrzahi (*)
Dieſe erſte Ausgabe habe ich niemals gefehn,
und fo gar der Hamburgiſche Nachdruck, der
‚gar Feine Zufäße oder neue Nachrichten hat,
ift jegt fo felten, daß jch ihn nicht anderd als
aus der Herzoglihen Bibliothek zu Wohrbuͤt⸗
tel habe erhalten koͤnnen. Leſſing hatte
Das, was er von diefem Buche in feinen thew
ren Kolleftaneen 2 ©. 142 fagt, ment
Neugierde vermehrt, die Matthäus ſchon bei
:wegen hatte, weiler älter als Polydor. Ver
gilius und Sardus ift. Inzwiſchen ſehe ich
nun, daß das Werkchen eine kunſtloſe Rhap—
fodie aus den alten Schriftftellern, ohne An
zeige der Quellen iſt; jedoch belohnt ein Abs
f&nitt, der ©. 37. Inventa Chriflianorum
über;
(*) Keimmann in Hiftoria litterar. antedilu-
viana p. 212 giebt das Fahr 1620 an, aber
das ift vermuthlich ein Druckfehler. Koͤnig
n Bibliotb. -p. 519 nennet richtiger das Jahr
1520.
3. Bibliographie, i 561
üßerfchrieben iſt, die Nachſuchung, indem das
ſelbſt einige neuere Erfindungen mit einigen
Nebenumſtaͤnden erzaͤhlt ſind, welche Achtung
verdienen. Groͤßtentheils hat ſie Leſſing, der
doch von dem Verf. nur dasjenige anfuͤhrt,
was er bey Joͤcher gefunden hat, excerpirt;
naͤmlich IS. 94, 95, 119, 213, 371,
373, 1©. 171, 174, 351, 392, 403.
Um aber den Liebhabern der Erfindungenges
ſchichte das Nachfragen nach diefem Matthäus
unnoͤthig zu machen, will ich dasjenige, was
man bey ihm von neuern Erfindungen lieſet,
and nicht ſchon von Leſſing beygebradht ift,. hier
ganz einrücken. u
*
Albertus cognomento ‘Magnus, ordinis
praedicatorii facerdos, primus bombardärmn,
bombardulam, et fclopum manualeın exco-
gitavit. _ |
Branca Siculus Cataneus, chirurguset phy-
ficus acutiſſimus, fuo ingenio et arte aures,
nafos, et labra, quibus caefa fuerant , inftau-
rabat. Huius difcipulus fuit Baltazar Pavo-
nus Siculus, quem nos, dum Paduae mora-
zemur, nafum refitientem vidimus, et pro
viribus quandoque iuvimus. — —
Horologium cum. fonitu inventum eſt a
Chriftianis, ficut et campana. Nam veteres
non habebant nifi aquarium et folariaın, + —
Tri.
LU
62 3. Bibliographie:
Tribula, feu percuflorium illud, go in
area teruntur frumenta.
Ferreum illud cornü, in quo ad ps
lancea ipfa infefla reponitur. — —
Acus verforia, inftrumentum illud , qw
ad lapidem fyderitem (qui magnes dicitur)
navigationem moderantur. |
Campana primum in urbe Nola, quae
eft Campaniae in Italia, conflata fuit; unde
etiam nuncupatur.
Impreflura literarum in Germanis poſt
Chrifti adventum comperta fuit. Nam anfe
fidem Chriftianam, Saturnus Italos lies n-
u docuit, ut refert divus Cypriansn
ibello de idolis.
Patinae ligneae pro caedendis carnibus er-
cogitatae fuerunt tempore Frederici Romani
regis, et pontificis Gregorii, qui inter fandtos
divum Dominicum ordinis praedicatorii fun- |
datorem retulit. Non multo poft tempore ir
Italia inventus eft fe Flagellantium. ordo.
Nam homines nudi, ac bini, et longo agmine
per urbes, oppidaque, et villas incedentes,
loris terga verberabant, qua de caufa poene
omnia pacata funt et fedata, Hoc virorum
confortium Jacobus Columna Rom. fedis Car-
dinalis inftituit. „.Hoc quoque tempore divino
on | iudi-
3. Bibliographie. 563
iudicio fatum eft, ut Galli omnes, et.reli-
giofi et faeculares, in Sicilia una die, unaque
voce Dei perempti fint. Hoc etiam tempore
in Sicilia vir fuit Nicolaus pilcis, Meffanenfis,
qui vitam in mari duxit, nec diu extra aquas
efle poterat; hic multa de maris fecretis pate-
fecit hominibus, poft matris execrationem
hanc inhumanam vitam fortitus.
Conficere chartas , vela, et veſtes ex cot-
tone feu bombice, Chriftiani excogitavere.
- Conficere undones ex ferico Chriftiani
docuere:. nam primi undones ex barbis hir-
corum facere folebant, ficut etiam nunc ut
plurimum fiunt, unde Martialis in diflichis,
Non nos lana dedit , fed olentis barba ma-
riti. —
_ _ Candelae ex fevo in urbe Ferrara primum
factae ſunt, quibus veteres non utebantur,
cum eas nefcirent. |
‚ Aves domare’ ad venandum nobis, ut afio-
nem, noctuam, ululam, et caetera id genus,
Chriftiani inſtituere. Nam veteres canibus
tantum utebantur ad aucupandum, unde et
multi fcriptores de venatione feripfere, ——
In aurificina nullum inventum eft recens.
Confpicilla feu fpecilla, quae et ocularia
iuxta vulgus appellantur, e tenui vitro, chri-
ftallove, aut berillo facere, per quae infir-
IH, Theil. Oo mior
*
‚4 3. Bibliographie.
mior vifus melius cernit, inventum magis
antiquum, quam.novum arbitror. — —
10. Polydori Vergilii, Vrbinatis de rerum
inventoribus libri VIII; & de prodigis
libri III. Cum indicibus locupletiffimis,
Lugduni Batav. apud Franc. Hegerum.
1644.565 Seiten in ız, und Das Buch
de prodig. 209. Seiten ohne Vorreden
und Regiſter. * =
Der Berfaffer (1) gab zuerſt nur drey Buͤcher
de rerum invent. heraus, und zwar im Jahre
1499, als er nod) in feiner Vaterſtadt Urbino
lebte; wenigſtens tft die Dedication unterſchrie⸗
ben: Urbini, nonis Augufti 1499. Er ruhmt
fi Darin der erfte zu ſeyn, welder die Ges
fhichte der Erfindungen zu bearbeiten über:
nommen hatz und dieß Verdienſt fcheint ihm
zuzufommen, wenn man naͤmlich Die längft vers
Yohrnen Schriften einiger Griechen (?) nicht
mitzählen will; wentgftend vermuthe ich, daß
| | Leſſing
() ©. Dictionnaire hiſtor. & eritique par Aayl.
IV p. 460. Fabricii ( Schoertgenii) bibli-
theca lat. med. aevi vol. VI p. 5. Joviz elo-
gia n. 135 p. 279.
(?) Die Anzahl der griechifchen Schriften rs-
pi sUpyuarwv iſt aröfler, als man vermus
then folte, Schade, Daß Feine übrig gebiies
ben tft! Diejenigen, welche mir befant ges
worden find, find folgende, wovon die er-
ften achte von Clemens von Nleyandr. Ltro-
mat. I p. 308 genant find:
3- Bibliographie. 565
Leſſing geirret hat, der den Matthaͤus fuͤr
aͤlter als den cn angiebt (3). Als jene
drey
I. Scamon Mytilenaeus, deffen Buch auch Athes
naus und Suidas anführen. S. Voflius us de
hiftor. graecis p. 411.
® 2. Cydippus Mantineus,
9. Antiphanes.
4. Ariftodemus.
5. Ariftoteles.
6. Philoftephanus.
7. Theophraftus, deſſen Buch auch Diogenes
kLaert. Eufebius_praeper. X, 7. Plinius VII,
59 und einige Scholiaften ie ©. Fa
“bricii bibl. graeca II p. 248.
8. Strato Peripateticus, den auch Plinius in
elencho autt. p. 15 ed. Hard, nennet.
9. Heraclides Ponticus. ©. Diogen. Laert. V,
‚38 Pp- 313.
10. Ephorus, deffen Plinius, Athenaͤus, Stra⸗
bo und Suidas gebenten.
11. Philochorus, den Suidas anführt. Voſſius
p. 117..
12. Simonides Ceus junior, nach dem Suidas. |
Voſſius p. 454.
13. Dinias. ©. Voflius p. 355.
14. Clemens Alexandr. ftromat. I.
15. Plinius-in Hiftor. nat. VII, 56 welche beys
den legtern Schriftfteller aus jenen geſchoͤpft
haben.
(?) Rollektaneen ITS. 144
Oo 2
566 3. Bibliographie.
drey Buͤcher gleich mit großem Beyſall auf⸗
genommen wurden, ſo vermehrte er ſie im
Jahre ı517, als paͤbſtlicher Bediente in Eng⸗
land, noch mit fuͤnf Buͤchern, ſo daß nun das
Wert aus acht Buͤchern beſteht. |
Sehr wenige Schriften haben das Gluͤck
gehabt, durd) einen Zeitranm von mehr als
zwey Jahrhunderten, in verſchiedenen Ländern,
fo oft nachgedruckt und überfeßt zu werben,
als diefe, und wenn dieß ein Beweis der im
nern Güthe eines Buchs wäre, fo müfte dad
Vergilifche nicht im fünfzehnten und Faum im
fruchtbaren fechszehnten Sahrhunderte ſewes
gleichen gehabt haben. Neu war freylidy dad
Thema, und Eonte deswegen die Aufmerkſam⸗
keit der Gelehrten reißen. Wahr ift es auch,
daß der Verf. zu den gelehrteften Männern
feiner Zeit aehört, und dag man, wenn man
auf diefe Rückfiht nimt, viel brauchbares bey
ihm antrift. Er handelt vom Urfprunge der
Religionen, der Grammatik, Dichtlunft, Mu
fit, Mathematik, Arzneywiffenfchaft, Krieg
kunſt, Mahlerey, des Aderbaues, u. f. m.
| Er erzählt die Verdienſte derer, welche jene
Wiffenfhaften und Kuͤnſte zuerft bearbeitet und
mit den erften Erfindungen bereichert haben.
Inzwiſchen ift doch alles nur aus den Schrife
ten der Griechen und Römer, die er anführt,
genommen worden, und mithin fehlen die wich⸗
er
3. Bibliographie. 567
tigften Erfindungen ber. Neuern gänzlich, wies
wohl einige am Ende des dritten Buchs kurz.
genant find. Die finf letzten Bücher enthals
ten ausführlicher die Geſchichte der. religiöfen
Gebräuche, vornehmlich derer, die ben Catho⸗
lien eigen find: | =
Abber weder die Neuheit des Thema, noch
die Ausführung deffelben fcheint dem Buche als
lein den ausgebreiteten vieljährigen Veyfall bes
wuͤrkt zu haben. Vielmehr ſcheint dieſer den eins
geſtreueten Urtheilen uͤber Aberglauben, uͤber
den Stolz und die Ausſchweifung der eheloſen
Geiſtlichkeit, uͤber die Abkunft der catholiſchen
Gebraͤuche aus dem Heidenthum, uͤber den Bil⸗
derdienſt und andere Gegenſtaͤnde der Religion,
die freyer und richtiger ſind, als man ſie damals
noch von catholiſchen Schriftftelleen gewohnt:
war,” zuzufchreiben zu feyn. Selbſt da, wo
Vergil die durch Luther veranlaffete Religionds
verbefferung erzählt, redet. er befcheidener und
mit. mehr Unpartheplichfeit, als damals feine
Ölaubensgenoffen zu: reden verftanden oder zu
reden wagten. Dazu kam, daf der päbftlidhe
Hof, der. doch fonft,den Verfaffer, dem es in
England. fo.gar noch nach der Reformation nicht
inisfiel, ſchonte, jene freye: Urtheile dadurch
Öffentlich rügte, daß er im Jahre 1576 eine
"Ausgabe in Rom veranftaltete, welche von
den vermeintlich irreligiöfen Aeußerungen ge⸗
| 203 reinigt
F
568 3: Bibliographie.
reinigt war, und welche allein den Nectiubts
gen zu lefen erlaubt ſeyn folte, dagegen all
andere Ausgaben in den indicem expurgett-
um gefeßt wurden. Dieß mufte dem Vihe
zur Einpfehlung dienen, zumal in einem Zub
alter, da man noch nach folchen Keimen det
Auf klaͤrung lüfterner war. Den Proteflan
ten mufte es befto angenehmer fen, je mehr
es die einfältigen zu verdrängen ſuchten ()
und wuͤrklich ſcheinen die meiſten Audgake
von Proteftanten veranftalter zu ſeyn. DW
mals konte auch ein Buch feiner Güte nad
ter bemerkt werden, als jet, da, MM
Ueberſchwemmung neuer Vüger,' vide
gum Theil: merkantiliſche Kuͤnſte noͤthig MM
einem auch wuͤrklich guten Buche einen aut
breiteten und dauerhaften Beyfall zu verfhr
fen (?).
—— Mir
C) Dahin gehört das viel zu harte Urthll
welches ſchon Bayle aus Perrus a ſancto k
mualdo continuatio chronici Ademarl p. 3?
angeführt ‚hat. Imperitiſſimum vocat eu
- (Vergilium) et vanitatis redarguit docliſſinu
Lindanus Ponop. evang. fer. cap, 98, atque NT
minis huius fcripto, quod de rerum inventorr
hus finxit, nihil extare noſtrs aetate in hieen
editum pluribus quod feateat magis, autfulll'
bus perfluat coniecturis. Bayle ſetzt bin!’
ae eft.certain qu’ilne plait pas aux bigots.
CE) Zambect hat über diefes Buch zu Ha
. burg in den Jahren 1657 u. 58 Vorlcit,
| apa
DZ =
3: Bibliographie. 569
IWiraͤus (0) ſtellet ſich, als ob er glau⸗
be, daß die vom Pabſte gemisbilligten Stel⸗
len in den Vergiliſchen Schriften von Ketzern
eingeſchoben waͤren; aber das iſt ein Argwohn
oder Vorwand, womit man den Ketzern den
von gefiheuten“hreiften Catholiken geaͤußerten
Beyfall zu verleiden pflegt. Ich finde die bes
ruͤchtigte Stelle lib. 4 cap. 33: 0, vocem me-
imorabilem atque folutarem!: fi bene multi
hodie fefe ‘quoque homines tantumn:efle per-
penderent; ‘qui propterea, quod facerdotio
praediti fünt, -=- unverändert in allen mit
vorgefommenen Ausgaben. : Wahr aber ifl
es, Ddaß einige proteſtantiſche Ausgaben dieſe
Worte recht bemerklich? zu machen geſucht has
ben. In der Frobenſchen Ausgabe von 1525
San36 Hecht dabeh am Rande: vocem nota
noffisspantificibäs; aon contemnendam.In
der Fraͤnkfurter Ausgabe der teutſchen Ueber⸗
ſetzung von 612 ſteht Si 414 for. 0,‘ wie
ein loͤbliche vnd heylſame Red, wann ih⸗
rer viel (vnd ſonderlich du Bapſt) heu⸗
he az an unten Êα
,
BETTER RE ER
gehalten, wie er felhſt in der Vorrede zu
rodromus hiſt. litterär.' meldet.
; (6): Libros de invent; . reröshaeretici corrupe-
3. zunt j:fed;purgati praddierunt Romae 1575 &
11128858. Außarrum de feripe: ecelef.in.Fabricii
4 bibliotheca eccleſiaſt. Hamburgi 1718: fol. ”
"5. Pi 98. ee 5 7.0 Per
I ilae . O N) 4
*
3‘ ..
Er
.
I
r tk
g70 3. Bibliographie:
tiges- Tages foldhes ermefjeren. — Die
derbe Parenthefe ift allerdings ein Zufat, der
ſich weder in der Urfchrift, Hoc) in den iltern
Audgaben der Ueberfeßung findet.
Wie übrigens die verfchiedenen Ausgaben
von einander abweichen, wie der Verf. von
Zeit zu Zeit Verbeffernngen und Zuſaͤtze gemacht
hat, das. genau zu unterfuchen, habe ic nicht
der Mühe werth gehalten, und bey dem bie
herigen Gebrauche des Buchs ſind mir dergleichen
Aenderungen nicht vorgekommen. Der kurze De
inventoribus rerum diverſarum catalogus, der
in den neuern Ausgaben voranu ſteht, fehlt in den
aͤltern, auch noch in der vom J. 1666. Der
teutſche Ueberſetzer Alpinus iſt, nach Idders
Gel. Lexic. Profeſſor der Rechte zu Sngolfiatt
geweſen. Sein Teutſch iſt felbft für fein Jahr⸗
hundert hoͤchſt elend, kan aber zur Geſchichte
des — — PIE A. Viel beir
fer
+) Ich will ——— die Perio
abſchreiben. „Wie irdiſche Teuffel, das it, |
„der luͤfften, oder * helliſche Geyſter, woͤl
„liche die heyligene erer, Fuͤrſten diſer welt
„bayffend , wie fie vor zeyttene ihre warſa⸗
sirggung: trpbend;,.: durch die Goͤtzen, fo den
„toͤdtlichen nrenfoben zu: geaignet marend,
> und nit Zauberſchen fünften, jetzt fuͤr gutt
Hgeiſte, dann fuͤn himmliſche götter, “oder
„für feelen der dapfferſten leutten ovnnd jetzt
N —* „für
3. Bibliographie. $71
fer. find. in ihrer Art einige Holzſchnitte in der
Ausgabe von 1537. Unter dieſen iſt auch
eine Landeharte von Griechenland und Syrien.
„für die, dann für atibre, ſich ſelbs auß⸗
„gabend, da habenn ſy fo ein groffen jrrfal
„in der menfchen herzen’ gepradht, das fie
„inn einer kurzen zeit, den mereren thayl
„der menfchlichen gemüthern, von ded waren
" „Gottes ehere gentzlich abgewendt habend:
4 »”
$
Ve EEE
19; n , 53
Verzeiſchniß—
aller wir bekanten Ausgaben.
ES dar fe De ie
3499.. Polydöri ! Vergilii Urbinatis de inventori-
‘ bus terum libri' tres; opus Chriflophorus ‘de
Penſis impreflit, pridie Calendas Septembris.
"4." &o wird ber Titel diefer Ausgabe, Die
"von allen ‚die, erfte iſt, im des Mettaire annal.
“ sypograph. nad) ber: beften Amſterdamer Aus⸗
Sgabe von 1733. I p- 692 angegeben, auch von
Bayle und Sreytag in Apparatu litterar.. II
P. 1244 und von andern wiederholet. Gleichwohl
ſagt Schoͤttgen in Fabrieii bibl. lat, med. aevi
Voesdaß dieſe Ausgabe in 8 ſey, und H.
Denis ſagt in Annal. typograph. fupplemento,
; ‚Viennae. 1789 ing. I p.476: P. Vergil. de
rerum invent. libri 8. Praefatio ad Ludov.
‚ Odaxium ‚ne qua:locus & annus, editionis inno-
‚ tefcit, Vrbini 1499. 8. Aber ficherlich find in
A 05 | Die:
$72 Verzeichniß.
dieſer Ausgabe nur drey Bücher; und der druck⸗
ort iſt auch nicht Urbino. Das Format mag
Das ehemals gewoͤhnliche Grosoctav oder Kin
quart feyn.
- 1503. de inventoribns- rerum; per Johannen iı
Cerero de Tridino, ‚alias Tauinum. .V.enet. in 4.
Mettaire II, p. 163. |
1509. Argentoraci 66 Blätter in 4 und 6 Blaͤt⸗
ter Vorbericht. Diefe Ausgabe, eben btejenige,
welche Sreytag II p. 1244 genau angegeben
bat, habe idy aus biefiger Univerfitäts = Ziplios
the? vor mir.
1512. Der Titel iſt gänzlich wie in ber vorigen
Ausgabe, nur liefet man noch bafelbft: Ex fe-
cunda recognitione. Es fehlen die Porreden
des Hieron. Gebuiler “und des DVerlegers
Matth. Schurerius. Ganz am Ende fiht:
Argentorati, in oflicina Mat iae S&hureni %-
leftentis. Art. Do&t. menfe Junio anno 1512,
.iRegnante Caeſ. Maximjliano;, P. F. Adg. Die
Anfangsbuchſtaben find, wie in den erften Druts
ken, nur Hein, um ausgemablt zu werden.
‚Zitel, Vorrede des Verf. und Inhalt machen
4 Blätter, und das Bud) Ieıbit halt 64 Blätter ’
in 4. Dieſer Ausgabe,.. die ich felbft befige ,
gedenken Mettaire II, p. 233 und Sreptag
NO u re re A ar er. |
Aber auf unferer Univerſitaͤts⸗Bibliothek ift
ein noch neuerer Abdruck, deffen ih ſonſt nicht
‚tat finde, Der Inhalt ift ganz, wie im der
“Ausgabe von 1509, “aber am Ende fehlt die von
Freytag angegebene: Schlußformel; nirgend ift
eine Jahrzahl zu finden. - Das’ Titelblatt ift
ganz mit geblümten Leiſten eingefaßt. Die An⸗
— amgebuchftaben: find in diefer bunte Stöcke,
| Be, welche
78.3
‘
Verzeichniß⸗ 573
welche hingegen in der erſten nur klein find,
um ausgemahlt zu werden: Auch ift das Kor:
» mat etwas gröffer, fo daß dieſer Abdruck nur
aus 6 und 62 Blättern beficht. Allen diefen
Drey Ausgaben tft bes Sabellici carmen de arti-
"um invensoribus angehentet.‘“
1516. Argentorati ex aedibus Schurerianis. in 4.
Diefe Ausgabe finde ich nur noeh von Schött:
gen genant. el ar
1516. Polyd. Vergil. de inventoribus rerum; pro
- Johanne Barvo commorante in vico Divi Jacobir
ſub interfignio lilü aarei. Parif, in 4. Merraire
= II P- 287. = 3 En * u A sy
1517 iſt Die erfie Ausgabe der: finfleßten, Bücher
gedruckt worden, oder die erſte, welche acht
Buͤcher hat. Jene fuͤnf Buͤcher haben eine De⸗
dication an den Bruder des Verfaſſers, die zu
London d. 5 Decemb. 1517 unterſchrieben iſt,
wie Bayle in Diction. IV p. 460 meldet. Sie
findet ſich auch vor beit vierten Buche in den
neuern Ausgaben; in der von 1644 fteht aber
‚unter. Derfelben nicht, wierin, andern, 1517.
t 1 L; |
%
ſondern 1518, weldyes ein Druckfehler tft.
1521. Polyd.- Virgilii Urbinatis,adagiorum, liber,;, |
eiusdem de rerum .inventori Jibri o&to,;,; in
*
Er |
. 857. Auch finde ich eine baſelfche Ausgabe in.g
non Diefem Jahre genant. Ei
1525. Polydori Vergilii Virbinatis de rerum inven.
toribus libri octo per autoré m ſamma cuta re-
cogniti- & locupletati. Dices ſupremam ma-
5 . u num
574 Verzeichniß.
num impofitam. ': Eme le&or, non te pmite-
bit impenfae. Bafileae-apud Joau. Frob. ano
1515. Diefe Ausgabe, die auch Maitue
im Regifter ©, 320 nennet, befindet fihı
der Göttingifchen Bibliothek. Das Titebe
ift mit einem Holzfchnitte eingefaßt. Dit
und der inhalt nebft des Verf. Dedicationw
chen 6 Blätter aus, das Buch felbit aber hi
255 Seiten in Fol. Am Ende ſteht: Bafılee
ex aedibus Joan. Frobenii menfe Julio, anm
‚1525.
1529. Paris. ex officina Rob. Stephani. 4. Menair:
Il p. 721. Schoesig. p. 5.
1532. — — libri 8, per auttorem tertio ism sc
diligentius recogniti & locupletati; qua re ille
cöntentus tum demum ſupremam manum im-
* pofuit; eiusdem in dominicam precem com-
: mentariolum. Baſileae per Joan. Bebelium. 8.
Metraire Regifter 320.
1536. Baſileae apud Bebelium. Conr. Gelnei
biblioth.
1537. Paris. apud Rob. Stephanum. 4. Merr. Il
P- 275. | |
1537. Polydorus Vergil. Vrhinas Von den er:
fyndern der dyngen. wie vnd durch wölt
che alle ding, 'nämlichen, alle Rünften
Handtwerker, auch all andere Saͤndel,
geyſtliche vnd weltliche ſachen, all Polli⸗
ceyen, Religiones, Orden, Ceremonien,
vnnd anders betreffende, von dem may:
ſten, bis auff das myneſte, nichts außge—
laſſen, von Anfang der Welt ber, biß
auff dieſe onfere Zeit, geübt und gepraucht,
Durch Polyd. Verg. von Drbin, ing Bu:
chern aygentlich im Latein befchrieben,
— vnd
Verzeichniß. 575
vnd jetzund newlich durch Marcum Tati⸗
um Alpinum, gruͤntlich, vnd auffe fleifs
figit ins Teutfch transferirt und gepracht,
mit fhönen figuren durchauß gezyeret, je
dem WTenfchen nüglich vnd Furgweylig zu
lefen. Getrudt zu Augfpurg durch Hain⸗
ri Stayner. Außer Titel, Vorrede und
Regifter hält dad Bud) 210 mit Römifchen Zie⸗
fern bezeichnete Blätter in Folio. Nach dem
Kayſ. Privileg. folgt des Ueberſetzers Dedicas
tion an den Magiftrat von München, die Augſ⸗
burg 1536 d. 27 Dec. unterſchrieben iſt. Ein |
wohl erhaltenes Exemplar bat unfere Univerfis
täts: Bibliothek. | |
1543. ift zu Venedig eine italienifche Ueberſetzung
in 8 herausgekommen, von Pietro Lauro.
1544. ſollen die drey erſten Buͤcher franzoͤſiſch
— beſonders zu Paris in 8 gedruckt ſeyn.
ayle.
1544. ift die teutfche Ueberfegung bey Hainr.
Stayner zu Augsburg wiederum gedruckt wor⸗
den, wovon die hiefige Bibliothek ein fchöneg
Exemplar hat. Das Privilegium und des Ues
berſetzers Vorrebe ift weggelaſſen; das Bud)
hält i71 Blätter. S. Paula Schrank Bair
erſche Reife ©. 229. ee
'1545. de rerum inventor. Bafıl, apud Ifingrini-
un. 8. ſ. Lippen. Bibl. philof. |
1545. die italienifche Ueberfeßung zu Denedig bey
Gabr. Giolito. 8. Biblioch. Bodlej.
3546. Lugduni spud $. Gryphium. 8. ©. Sreys
‚ teg li ©. 497.
1540 alles, 8. Schoessgen. und Biblioth, Pi-
nelli. |
1548. Lion, 8. Halleri biblioch, pra&. I pP. 482.
gt 1550.
6 Verzeihniß.
1550. eine italienische Ueberſetzung zu kaedig
in 8. :
1551. Abridgement of Pol. Vergil. of thinn-
tions of things by Th. Langley. Lond.;
1554. Antwerp, 8. Lippen.
1557. Gandav. 8.
1558. Lugduni apud $. Gryphii hera %
Bayle.
1558. Lugduni apud Joan. Tornaefium &bil.
"Gazeium. 537. Selten in 8. *
1561. Lugduni apud hered. $. Gryphii. zı9 Seil.
in 12, außer Vorrede und Regifter. ®
1562. neue Ausgabe von des Th. Cangley |
lifchem Auszuge. London. 8. ©. Old Engl
printers by Ames p. 275. | |
1565. Baſil. per Guarinum, 3
1566. Lugduni, 8.
1570. Balilese per Thom. Guarinum. 12. *
1575.. Bahleae per Thom. Guarinum. 8. Sreytis
II ©. 498.
1576. ift die auf Befehl Gregor. XII veränbet
Ausgabe gedruckt worden. Romae per haeıt
des Antonii Bladii. 8. Bayle und Biblioth. CÜ |
giana. Aber Schöttgen giebt das Jahr 1575
1582. Memoires & hift. de P origine, invents
& auteurs des chofes. Diefe zu Paris gedrud
Ueberfeßung iſt von Frangois de Belleforf
Bayle diction. Melanges hifloriques p.-15o. €:
auch fchon 1576 zu Paris in 8. gedruckt feyn.
1585. ift die Römifche befchnittene Ausgabe wit
derum gedruckt worden. Schöerrgen. Miraeus.
1586. Lugduni Bat. 12.
1590
Verzeichniß. 577
I590. typis Jacobi Stoer, impenfis Nicolai Bafei,
— =
1599. Francof. 12. vid. Wilifch bibliorh. Alten-
burg. p. 41. | er
1604. Genev. 16. Lippen. |
1606. Argentorati, 8. Bayle di. p. 4601. a
21609. Genev, 8. | | J
1613. Argentorati 16. Lippen. Zn
1615. die teutiche Ueberſetzung des Tatius — son
newen überfehn, gemehrt und gebeffert. Durch
Job. Bringern. 735 Seiten in 8. * Seine
Holzſchnitte, auch keine Kupfer.
1618. Argentor. 8. ‚
1624. eine neue Ausgabe der teutfchen Weberfete
zung, Frankfurt in 8. Lippen.
1626. cum aultsrio, Labbe bibl. bibliochecarum
p- 309. |
16206. Coloniae. 8. Lippen.
1644. de inventoribus & de prodigiis libri 3. Lug-
duni Bat. apud Francife. Hegerum. 12 * ift eine
der bequemften und beften Ausgaben.
1671. Noviomagi Batavorum ex typogr. Reiner: .
Smerii. 12.* Diefer Ausgabe ift mit einem bes
fondern Titel beygedruckt: Alex. Sardi de rerum
invent. lib. 2. ©. Freytag III p. 499.
1671.| de inventor. & de prodigiis. Amttelod,
1672.| apud D. Elzevirium. 12. *.
1726. de rerum inventione. Acceflit pars altera
auctorum, qui a Polydoro relii funt. Colo-
niae 8.. Georgii Bücher= Xericon..
Ohne
$78 Verzeichniß.
Ohne Jabhrzahl: Eigentlicher Bericht der Erfins
der aller ding. durch Marc. Tat. Alpnum
verdeutſcht. vnd von newen in Druck verfmigt.
490 Blätter in 8. * Auf der legten Seite kit:
Gedrucdt zu Franff. a. M. durch. Weygend
Han in der Schnurgaffen zum Krug. Diele:
berfeßung iſt wuͤrklich in der Schreibart wrkf:
fert worden; überall find kleine Holzſitte
eingedruckt.
Megi-
BL 27° Wo. 5m
Erftes Negifter.
der angeführten Bücher.
Durch ein Verſehn find anf den Bogen Sb, Ti, BE,
£l, Dim die Seitenzahlen von 469 bi 347 mit 269
bis 346-bezeihnet worden. Wenn diefe Zahlen zum
andern mal vorkommen, und anf den genanten Bogen
zu ſuchen find, find fie in den Megiftern in Klammern
eingefchloffen worden.
Die Schriften gelehrter Gefelfhaften find unter die Na⸗
men der Xänder oder Derter gebracht worden.
4.
Abar amufemens philofophiques. 468
Abel redivivus 430
Abels Samlung alter Chroniken 165
— teutſche Alterthuͤmer 166
—— Geſchichte der alten Teutſchen 166
Achilles Tatius (309)
Achmet introductio in aftrolog. 193
Arkeri hiftoria pennarum 54
Alta conciliorum 338
Ademari chronici continuatio 568
Aelfric dittionarium 429
Aelianus 6. 280. 424. 244. (283)
Aelius Lampridius 312 | |
Affrieo Clemente trattato dell’ agricoltura 453
Agricola de animal. fubterran. 214
—— de re metallica 403
Bermannus 552°
— J miraculis Benedicti 120
ertus Mag. 391. 398. (342) |
Albinus Meiſniſche Bergchronif 216
Aldrovandi ornitholog. 240.
. I. Theil, Pp Aldro-
580 Erſtes Begiſter
Aldrovandi Mufeum metalfic. 63
Alexander Aphrodis. a ee a bie verſchiede⸗
nen Ausgaben (313)
Alexius Pedemont. de ſecretis; die verſchiedenen
Ausgaben 198
Albazeni opticus thefaurus (318)
Ambrofivs in apocalyplin 380
Ames typographical antiquities, 199
old Englifh printers 577°
Anderfon von Sfland 397
—— Geſchichte des 8 Handels 2 29. 46. 84. 254-
260. 450
Andreä Briefe aus der Schweiß (297)
Angelerius de antiquitat. vrbis Ateflinae 443
Angeli la * di — 331
Ancigonus Caryflius: hiſtor. mita 424 (280
Kar von Padua (322) 242 421080)
Appianus de bellis Punicis 118
—— de bello Mithridat. 131
Apulejus (280). 91
de Aquino lexicon militare 122
Archaeologia or mifcellan. tracts relating to ar-
tig. 123. 153. 254
d Ardenne traite des venoncules 308
Arethas in apocalypiin 193. 194
Arerini hift. Florentina 344
Argelati bibliotheca Mediolenens. 321
Arıfonbenn ı 141
Ariſtoteles 123. 278. 279. 417
—— auscultat. mirab. 188. 150. 194. 204. M.
381. (280. 284)
Arnkiel beidniihe Alterthuͤmer 154
Arnoldus Lubeceufis 15
Arvianus: Indica 280
in Epittetum 127 (280)
Artedi ichthyologia 417. 427
Artemidori oneirocrit. 130. 364. (271)
Afciani montes pietatis 319
Aſt
.
EEE I Bein en
der angeführten * 48:
24 *
2*4 —X8X
*
Mle the origin of writing 47°
Aftronomica veterum fcripta 192 '
Afruc hift. natur. de Languedoc ı7
Athenaei deipnofoph. 277- 294. 240. 417. 419
. Aufonins '49. 54. 142
d’Auffy hift. de la vie privee des nesh 389,
Avicenna 23.
— —
Baco Roger. opus maius (322) —
Bailly hıft. de l’aftronomie, 357
Balbini mifcellanea Bohemica Be ee
Baldäus Belchreib. von Malabar 409. \
Barnaby Googe husbandry 254 u;
Barrere: France equinodt. 394.1, : 0%
Bartington’s misellanies 239. 2 be
Bafilicon.libri 97 .
Baubini pinax olaniar, 40 Y u
hiftor, plantarum 49. 30L: IE. VERE:
—— theatr, botanic. 49 —53
Baume Chemie 548
Bayle: diction. hiſtor. crit. (a19. 345), 56 564 sta.
573 — lettres 574 :,
le Beau de |’ equipement du cavalier. 103...
Bechers närrıfche Weisheit 44 os
Beckmanns Beichreibung, der. Mark. ı —
—— Phnfical, oͤkon. Biblioth. 14. 335858
— LVeydtraͤge zur Oekonomie3 397 —
Technologie 43 —E
‚Beguillet : deſcription de Bourgogne 255 —
deſeription de la France 255
Bellonii: itinerarium 7 .. Kae yet
Bells travels 263 ME
Beltrami il forefliere inftruito 332
Deluftigungen phyfifalifche 34
Berenger: hiftory and art of orfemanfhip 103
Dergiye Polizep: una Cameral⸗Magaz. a0
z p3
W
Berg-
h
Ri De Erſtes Begifter - ;
Bergmanni —— 410
Berliner naturforſchende Geſelſchaft 139 (46)
— Hiftoire de |’ a ä Berli in 45
—— Mifcellanea Berolin. (325). 557
—— Monatfchrift der Akadem. * er Rüniie(y6)
Beyerlink theatsum vitae humanae 338. 354
Bibliotheca hiftor. Hambürg. 431
—— Ciftercienlium 423
von Bibra Journal für Teutfhland 73
Biographia Britannica 430.
Biornftäl Reifen 70
Biringoccio pyrotechnia 195
le Blanc vogage 137,
Blafii angtoime —— |
Bloch Fiſche Teutſchlands 418 |
Bochart hierozoican 6. 19: 21. 136. 272 |
— Chansan 160.25 °-
Bock Naturgefchichte von Preuſſen 435
Borhaave elementa cheiniae 371
— e privilegi de monte ‚gella piets di Kung
u.
»omare Mineralogie ans}:
Zomare I Pt la hiftoria di Parmn 331
Bonifaccio iftoria di Trivigi 334
de Boorgeınmarum ‘hiftorta 177
Borrichius: de ortu chemiae ‚362
—— differtationes d4 * ; |
Bofe dife. für la lumiere des diamahe 553
Bouche chorographie' de’ Proverice 256° |
— eſſay fur hiſt. de Provence 257
nn introduttion à la ‚bitter. nat, de Eſyr
F
Boyle” de flammae ponderabilitate 409
— de coloribus 46
de vtilitate philof. ratur. (325)
Braun de veftitu facerdotuim 40. 60. 189. 228
! von Breſlau documentirte Geſchichte 83-
Stz ſauer Samlung zur Paturgesicte 550 550
Briti
#
- der angefuͤhrten Bücher, se:
Britonis philippid. libri 1%: =! mu — —R
von Brocke Beobachtungen von Blumen 3o3
Brooks difcovery of errors in the catalog. of nobi-
lity- 154 - a
Brown eflai fur les erreurs populaites 108
Bromns Reifen 7 Sror dumm Zus
Bruckeri hiftor. philofoph. 359
Brückmann magnalia dei 395, 396. 408
— von Edeliteinen 212: 2:
’ , “.r
Bruͤnich Mineralogie 176° a
Bruno Vine. de gl inventori di tutte le cofe, 454°
Ja Bruyere- Champier de re cibaria 258 Be
Buͤffon Naturhiftorie 239 —
—— hift. nat. fupplement (308) : : . > ° =
Bullarium Cherubini 338. RR ee
Buff ftoria della citta di Viterbo 49a 7
de Buflis, Bernardi opera 337- — —
C.
Caelius Rbodiginus 1220.
Caefalpinus 222 ah
un de bello gallico.93. 282 |
aefarius de.miraculis Ar. 423; wor
Cajetanus de montibus pietatis 935
Callimachus (282) a, Ei a)
Calvoͤr: Mafchinenwefen am Harze 220 ”,
— Nachricht von Harziſchen Bergwerken 393.
394. 397 | er + u)
Cambdeni Britannia 427 | 0
Camillus Leonard. de lapidibus 195. 448
Gerndeh polit. 5 of Britain 400 DEREN
ancrinus vorzügliche Bergwerke 7a
Du Cange gloffarium latin, 109. 148 .
—— graecitatis 373. 223
Cardauus de fübtilitate ‚221 e —
Eary Grosbritaniens Handel 46
Cafarus diſſ. de igne 556 aka
| Pp 3 Cafio-
s834> . Krftes. Resifter
Cafkoderi varisr. libr. 422,
Catalogus..biblioth,. Bunauianse 456
Carulus 49: 129 14°... 2:
Caylus: recueil d’antiquites 468. (287. 336)
Ceifus de medicina 73_-, - »
Celtes Conr. Norimbergae delcriptio 76
Chardin: voyage 8. 50. 179. 262. 269. (324)
Cherubini bullarium 338
Chifletii anaftafis Childerici-145 .
Cbigiana bivliptheca 577 - |
Chriſts Berzeihniß zu Lippers Dactyliot. 187
Chryfoflomus (280) - : + -
Ciaconii bibliotheca 198 .
Cicero 63. (275) :
Cieſa Reife 249 .
Cinnamus de rebus geflis imperat. 132
Claudianus (273) _ '
Clemens Alexandr. 292. 369. 564. 565
Clement de labro aeneo (270)
Clemente trattato dell’ agricoltura 253
Clufi hiftor, plantarum 125: 30I. 303. 307
Codex Juftinianus 97. 99. 163. (278)
— Theodofianus 97. 163. (280)
Cohaufen lumen phosphoris'accenfun 5353
Colbert: la vie de Cölbert 228
Colerus Hausbuch 261
Columna Franc. 113
Columeka de re ruft: 126. 243. 291°
Concilium Lateranenfe 338 Ä
Conring hermet. medicine 376
— de habitu corporum German. 271
Conflantinus de cerimonits aulae Byzant, 40. 121.
—— Africanns de gradibus 194
Conflantinus Manajleh: annales 364
Contarini de gl’ inyentori di tutte le fcienze 4354
—— il vago giardino 455
Coquille: hiſt. de Nivernois 168 -
—8* ‚ 5 Br Cor
der angeführten Bücher. 585
Gornarius in Diofcoridem 25
Cornuti plantae Canadenfes 304
Cortona: faggi di’ differt. della accadem. 467
Courtep£e: deicription de Bourgogne 255
Crell chemifche Unnalen 551
de Crefcentiis de re ruftica 251
Crifpolti Perugia augulla 323°
Cröfers Mahler (327) |
de la Croix relation d’ Afrique 264
Crefias 6.
D.
Dampier Reifen 2 249
Daniel Gefhichte von Frankreich I 153 (344)
Delaval inquiry into the colours 7. 210
Les delices de la Hollande 172
Democritus de arte magna 376
Denis annal. typogreph. 572
Diätionnsire des — 85
Didymzas in Homerum 364 |
Dilon’s travels through Spain 41
Dio Caflius 93. 127. 312
Diodorus Siculus 131
Diogenes Laert. 565
Dionyſii orbis deferiptio 183. 189
Diofeorides 4. 8. 9. 52. 183. 189. 281. 384. 385.
386
Dithmar ad Tacitum de mor. German. 287
Dodonaei pemptas 301. 302
Donizonis vita Mathildis 152
Doppelmayr von Nürnbergifchen guͤnſtlern 7.
392. (340)
Douglas bibliographia anatom. 108
lilium Sarnienfe 306
Dugdale origines iuridiciales 254
Duhalde defcription de la Chine 211.
7
}
36. -Kıfle Regiſter
Fe
Ecloga [. fynopfis rav Bacıkınav (278)
Eden, Rich. hiltory — — in the weſt nd
Eaft Indies 31 -
Eidous: hift. des principales decouvertes 462
Eisholtii de phosphoris obfervatio 554
Encyclopedie 70. 74. 125. 227. 237
Eobanus Heffus: vrbs Norimberga 74
. Ephemerides naturse curiof. 555
Epipbanius de gemmis 183. 188
Epiftolae graecae ed. Lubbini 377
Erotiani lexicon Hippocrat. 276
Euripides (282)
Eufebins (309) |
Euflarhius ad Homerum 119. 149. in Dionyfiun
365,
Butropius 96. 111
Expilly : di®ion, geographique (333).
Fabretti de columina Trajani 134
Fabricius de metallicis rebus 403
Fabricii bibliotheca antiquaria 47. 54. 92. 122
- bibliotheca graeca 192. 376. (297)
— — medii aevi 107. 113. 431. 564.
320 J
— bibliotheca ecclefiaft. 569
—— confpedtus thefauri lit. Italiae 559
— codex fpendepigraph. 159 j
Falk Beyträge zur. topographifch. Kentniß de
Ruſſiſchen Reihe 177
Fallopius de metallis 196, 390. Opera 108. 223
— Briefe uͤber Welſchland 210. 212
Fernandez hiſtor. anim. novae - Hifpan. 248
Feflus 158 4 |
Firmieus Fulins 373° ° | .
Sifcher Gefchichte des teutfchen Handels 13. 349
* wer Sifdyer
—
der angeführten Bücher, 587
Sifcher Sitten und Gebräuche der Europäer: gs 429
— de.ptima expeditione Attilae 428 _
Focfi oeconomia Hippocrstis 275 '
Forskal flora Aegyptiaca 53
Forſtmagazin 156
Du Frefne gloffar.. med. graecitatis 223. 373
—— gloffarium latinum Ioo. 148
. Freytag analedta litteraria 431. 458
2
— apparatus litterarius 572. 573
Frider. II de arte venandi 117
Friſch Beſchreibung aller Inſecten 23
— VWoͤrterbuch 24
Fritſchii corpus juris ven. foreft. 167
Fröbefii:polyhiftor heliograph. (311) .. '
Fulda germanifche anne gu, 426
Fuller’s britifh worthies 430
ducho Geſchichte des Zinks 401.
G.
Galanteries des rois de France (345)
Galenus 106. 126. 282: 287. 288. 382
Garidel; hiftoire des plantes 8. 10. IT .
Garzoni piazza vniverfale 69. (324. 326)
Gatterer Anleitung den Harz zu bereifen z02
Geoponica 273. 288. 439. 440 2 er
Georgii Bücher »Lericon 576. 577
Gerken Anmerkungen über Siegel 120
Gervafii Tilber. otia imperialia 12
Gedichte, algemeine yon Amerika 28
—— kurze der merkwuͤrdigſten Catdeckungen 463
Gesneri hiftoria pifeium 431: 434 -
——— hiftoris avium 240. 261
— Bibliotheca 457
—— epiftolae medicinales 198
—— de omnium fohlium genere 403
— de ladte 272 on
— thelaurus linguge latinae 98 Ä ann
Pp 5 Ghili-
588 Erſtes Regiſter
Ghilini teatro d’ huomini letterati 435
Giannone Geſchichte des Königr. Napoli zu
Glofarium manuale 173. 344 Ä
Gmelin Naturfyftem (299)
— Mineralogie 379
Gobet anciens mineralogiftes 198
Göfings Zournal für Zeutfchland 350. 4m
Göguet Urfprung der Gefege und Künfe 6.
357. 358%. 371 2097) . er
Gonzaga de origine feraphicae religionis 323
Googe art of hnsbandry 254
Gori thefaur. gemmar. aftriferarum 375
Goropius Becanus Francicorum libri 100
Gdttingen: Commentarii foc. fcient. 211. 212.
363
Gottlieb montes pietatis 319
Grabams art of making wines 439
le Grand d’ Auſſy vie priv&e des Franc. 259
Gratii cynegeticon 37
Grignon bulletin des fouilles d’une ville Rom. 7%
87. 378 _ ’
Grotius H. de antiquitate reip. Batavicae 172
Grundig Nadhricht zur Sächfifchen Geſchichte
Grauteri lampas 102
Guicciardini defcript. Belgii 172. 216
Guͤnther von Wucher 355
Hakluyt — 248 |
Halle Wertftäte der Künfte 86. Magie (346)
Halleri bibliotheca botanica 198. 200. 297. 252.
‚255
— bibliotheca pra&tica 198. 452. 576
—— hiftoria-flirpium 299 |
Hamburgifches Magazin 308. (295)
Harduini acta conciliorum 338 |
— Heer-
|
det angeführten Buͤcher. 589
Heerkens. aves Frificae 57
Helmoldi chronicon Slavoram 15
\ Helverius de l eſprit 260 !
un kleine Schriften (346) 55 557
Kieshiftorie 397. 406
Heraclidis allegorise 364
Heresbach de re ruftica 261.
Herodorus 160. 273. 363.
Herrmann Beyträge zus Phyſik 128
Herrera hiltoria de los Caftellanos 29
Hefychius ı1. 141. 290. (286) .
Hiärne prodrom. hift. nat. * 557
Siob (269)
HAippocrates 74. 106. 274. 275 270.
Hiftoria di Napoli 341
Hiftoire gener. des voyages 262 °
Hiftoire naturelle de la cochenille 33 _
Hiftoire des principäles decouvertes 461
Hiftory of. the principal difcoveries in arts 461
Hofmanni lexicon vniverf. III
afta laboratorii chemici (328)
von Hofmann Abhandl. von Eifenhütten 218
Homerus 61. 66. 140. 142 |
Honemann Alterthümer des Harzes 393. 390
Hornii Henricus illuſtris 164 |
Hornung cifta medica 403
Hougbton husbandıy 84
Huetius in Manilium 372
Hugo de militia equeſtri 102
Hyde de religione Perfarum 361
Hygini fabulae & poeticon 90. 358.
I.
able pantheon Aegypt. 358. 359. 370
acobfon Schauplaß der Zeugmanufact. 227
— Woͤrterbuch 30
Fenifi anngbeige 167. 230
Intro-
/
590° Krftes Begiſter
Introdudio in ory&tograph. Aragonise 439
Foannis Pifani perfpettiva (320)
Johannis Sarisber. (272)
Fonflon hiftor. pifcium 434
Fofepbi antiquitstes Jud. 159
Journal des (cavans 445
Jvtns de pifeibus 427. elogia 364
Aidori origines 56. 116. 98. 183. 228. 380, Re
(297. 316. 342) Ä
Frngius de religuiis 87
Junii Batavia 171,
R.
Kämpferi amoenitat. exotieae 504
—— hiftoire de Japon 137
Ralms Reife 110. 250
Keuner’s parochial antiquit, 244
Keyſlers Reiſen 260. (29
Zinderfley Briefe von Teneriffa n. Oſtind. 88
Kircheri oedipus Aegyptiac. 370. 371
— ars vmbrae & lucis 445 |
Kirchmaieri comment. de phosphoris & luce 55
Klein hiftor, pifcium 430
Aloß tiber gefchnittene Steine (342)
Klotzſch Samlung zur Sädftichen Schicht
l
213 |
König bibliotheca vet. & nova 560
Koophandel van Amfterdam 352 |
Ariegsmann Taaut oder Augleg. der. chemiſcha
Zeichen 370 _ |
Kruͤnitz Encyclopaͤdie 24. 156; 419.439 °
Aunfels Glasmacherkunſt 223
Kunfthiftorie Parifer 74, |
4.
Labbe bibliotheca bibliothecarum 457: 377
de Laer novus orbis 2499
Lam-
der angeführten Bücher. <91
Lambetk prodsomus hiftor, ‚littefar. 568 .
Lampridius Ael. 64. 66. 93. 419
Langii.philologia barbarograeca 150
Lathasm’s fynopfis of birds 253
Lauenburgiſcher Tafejenfalender 463
Ä zn diſſ. de nihilo 406
= es XII tabularum 73
manns cadmiolögia 219
—— Schauplag des Obererzgebärges 2 230
Leibnitii feriptores Brunfuic. 153. 13. colleftanea
etymol. 24
Leiiſugo Bericht von Golddratsichen zu 89
the itinerary 207
Lemnius de miraculis occultis nat. 440
Leodii vita Frider. Palat. 293
Leonardus Camill. de lapidibus 448
Leonis tadtica 100. 115. 148
Leonis grammat. chronograph. 117
— Africae defcriptio 126
Leontius de canftrut. fphaerae 192
Leroy mem. fur.tes travaux à P. exploit. de ” mi-
ture 156
ferner © Frankfurt. Chronik 1410:
Leſſings vermiſchte Schriften (272) Keikstanen
448.569, 565
Lettres edihantes 137 J
Libavii epiſtolae 403 ze oo.
Licetus de lucernis 102, 120; (277)
Linnei hortus Cliffort:. 303: biblieth, botan. 306:
S.infchotens Reife 298. 408
Lippenii biblioth.: philofoph, 576
Lipfanographia 87 x“ .
Lipfrus de militia 90.102. wit
—— epiftolae ad Belgas 299
Livius 90. ır2.
Coͤflings Reife 125; ah
Coͤhneis Bericht von —— 404.
rin philof, tranfatt, 939/432. (284) Le Lo
0:
’
92 Erſtes Regifter
' Le Long koophandel van Amftetdam 353
Lopez de Gomara hift. de Mexico 247
Lubbini epift. graecae 377
Lncianus 135. (285)
Lucresius 112
Ludolfus hiftor. Aethiop. 137. 279
Ludwig inftitut. chirurgise 74
Lullius: ars magna (322)
‚ Lunigs codex diplomat. 42.
m.
Maaler teutſchſpraach 233
Mabillon de re diplomat. 56
Macquer algen. Begriffe der Chemie (329)
Magazin biftorifchdiplomatifches (325)
Magii mifcellanea 102
Mater verum inventum 458
— Conſtant. annales 364
Mantlit aſtronomie. 372. 375 »
Manni: offervazioni iftoriche 317. 330
Marbodaens de lapidibus 184. (297)
Marcellus de medicamentis 448
Marcus Ulyfop. chronic. ord. minorum 320
De la Mare trait& de la police 169. 239. 244
27T. 233. 436 n |
de Marets diff. de trapezitis 353
Maerianus.fafcic. chronic. ord. minorum 320
Mariette traitè des pierres gravces (356)
Mariti Reife 7 Ä Ä
Marperger von Erfindungen 456
Marsden hift. of Sumatra 88
Marſchalk Nik. deffen ‚Schriften 430
Marfigli danubius 435: . |
Martialis epigr. 48. 65 ö
Martini lexicon philolog. 29T N
Martins de promifeus. do&trina 112
Matheſius Vergpredigten 214 403: (345).
Mat-
der angeführten Bücher. 593
Matthaeus'de rerum inventor. 559 “ii
— de mulieribus claris, Peplus Italiae 559
Mutthiolus in Diofeorid. 16 | 3.
a Mauden difcurfus morales 353
Mauritii ars'wilitaris 99. -I14. 115
Manritius de ſtatutis Cluniacenf. 42
Mezruchelli ferittori d’ Italia 452
Meifters orientalifcher Luftgarten 408
Melanges hiftoriques 92 | |
Melzer Befchreib. der St. Schneberg 218. 219.
239' |
Menage diction. etyınolog. 40. 45: 85. 87. 215.
425
Menagiana 102. 113
Menard les miroirs des anciens. 467
Mercure de France (297)
Mercurialis 288 Ä ’
Merret de arte vitrier. 222°
Merula cosmograph. 332
Mettaire annales typograph. 572. 573
Meurfii exercitat, criticae 467
gloſſarium graecum 150 |
Meuſels Mufeum für Künftler (343)
— bibliötheca hiftorica 3 [
Meyer difl. de montibus pietat. 343
Michaelis Syntagma commentat. 310
fupplementa ad lex. hebraica 189. 272
— hiltoria vitri (249) |
— Moſaiſches Recht 272. 310
Millers Gärtner: Lericon 35. 51. 298. 306
Minfchaei duttor in linguas. Emendatio dudo-
ris 2608. _. |
Miraeiis auctarlum de ſeript. ecclef. 569
Mizaldi mirabilia 376 _
Möller! Cimbria'litterata 459
Monconys: voyages 7. 44 |
Montamy von Farben auf Porzelfan 180. (301)
Montfaucon monumens de la monarch. 145. 120.
Ä Mont-
x B2-
fg
594 Erſtes Regifter
Montfaucon antiquit& expliquée 91. 96. 1m, 132
— diarium Italicum 458
Morifoni hift. plantar. 305
Moſes 60. (269)
von Murr Befchreib. von Nürnberg 73. (za)
Journal zur Kunſtgeſch. 69. 78
Muratori thef. ant. Italiae 14. 193. 443. 6
feriptores rer. Italic. 153 -
—— thefaurus infcript. (281)
Mylius phyſikal, Beluftigungen 34.
Nachrichten, eurieufe, von Erfindungen und Er
findern 465
Natter: trait de metliode de graver en pierres
(337. 343) u: |
Nazarius 98
Nemorarius de fpeculorum natura (319)
Neri ars vitriaria 222
Heumans Chemie 390. 397
Nicephorus Gregoras (322) |
Nicetas: annales 96. 117. 147
Niebuhrs Reife 133
Nonius Marcellüs gı
Nonni dionyfiaca (282)
Nonus de morb. curat. 103
Nordens Reife durch Aegypt, 420
Norimllerga vrbs 74
©.
Obfervatlons für la phyfique 390
Oecumenii commentar. in nov. teflam. 194
Offerbaus hiftor. vniverf, 115 —
Olafſens Reiſe durch Iſland 3z9s53
Olympiodorus in meteors Ariftot. 366
‚Onofrio Pamwinius de Veronae viris illuſtr. 457
Oppianus 421 Ori
x —
⸗
der angefuͤhrten Bucher. ar
Origenes contra Celfum 360 © "-* oilfid wind
d’ Oriyny diction odes otigines 85. 85. 464| nich 5
Orpheus de lapidibus 419 #“r &° Ida WW —
Of beks ——— (osg) 81:99 — er ji‘ —
Ovidius 62. 90. I Lan: I SL Mupısns —— F *
Ovsedo India — 30. 246. ‚dc 20
DIE: sr:
F ,,29 vn
er a 5 a 20 ER LE. 2 wen
4 2) SE Br I —
Palas fpicilegia zoologica 239 rk 2
Parkirollüs de reb. deperditis, — 122 EN Per; — |
Papadopoli hiftor, gymnabi —— co⸗
Papons hiſt. de. Provence. 25 4,89 Sci]
Reife durch Provenze:298 u. : — —
Paracelfi opera 401, 2or reden
Yaris: Mem. de? u TE, 23% ZI 6643)
Mem, de l’acad. des. infeript. 93. 203.40
Paflregici lib. de eriginibug. rexum 45000 no
Patin: velations hift. de vöyagen, 9 ti suniae‘
Paulus Venegus 178... Scan. u nunoito@f
Pailfanıas 4 — ee
Paw: recherches fur — 210.;.; Hg F
—— für les, Augepiß. [One —D
Pellini ſtotis di Perugis 323: Br Bi} ger ınırof
Pennant‘: bfitilh zoology 27: 430. 3 0
arctie zoology 239 n4e- 000 .0ronn J
Perrault hiſt. des animaux 238. — —D
Perroniana 266 range ash
Pertuchii chronic. Portenfe 164. I Ansciim rl
St. Peterfburg: Comment, Academ. 390
Petri venerab. epilt. 57 :::
Petronius 8
Pezii thefaur. anecdot. 28
Pezronii entiquit, Celt, 39
Pbhaedri fabulae 468 .
Pbavorini dictionar. 277 IE MTER, OR CUÄ
rn],
Phile: <garmina 6.1128: 3: 183% . J' A: —X A
Philoflrati vita Apollonii 363. (236) snogctusat
All. Theil. ng Phoris
*
428 Erſtes Regiſter
Photii bibliotheca 6
Pindarus 141. 160. 4. 364 —*
Pineli bibliotheca 576 gip fatioize.
Pifani perfpedtiva (320) Se
Pitifei lexic. antiquit. 102. 158: — —
FPlato 365. (286) vo; on‘, a8 Bil ti en
Plautus 98. 228. (279)
Plinius 5. 48. 49. 53. 38 62. 63. 65. ga 123.
125. 127. 157. 162. 183. 186. 187..-I9L 2,
280. 285. 286. 261. 381. 383." 384- 42T. 22%
(272. 278.:279:°28T. 284: 292. 204: 295. 298.
— —— —
e auplatz der ur
— Hiſtorie des Himmels 358 ——
Plutarchus 109. 280. 415. (309. 31 n)
Folipbilnrf. Cökunind r13 —F
Polo. vita ‚Gakeni (306) - ee FT
Polux onorfäft. 1842244: I dr —
Pontani hiſt. Gelriea q >?
Pontoppidan Naturgeſch. von SAN: KK
— von Morwegen 428. , . |
Dörner Färbertunft az) "9 °
Porcacchi fänerali anticht 110 ° — Zz
Porta: magia natur. 2d2: 223. (324. 328)
Pos de zinco 493%:
Potter archaeolog. — — | |
Primafius in apocalypl# 380» 7
Prudentii hymni 342 =.
Pryce mineral. Corenid), 446."
em mın®
ara ——4
Co ‚IMs a De =
©. ir, de
Duintilianus (291). 2 os un mais
R 033% ; ra
Ramufio : navigat. e viegyi zB: 246 ::
Rafpe: a defcriptive —— gms 558
, — Reiſe 52 ji." .
‚ss
2* * — J
er it ZReinb-
der angeführten Sicher 97
ds biblioth; ſaera 6: aa man
Raynal hift. des etabitff. dans Ies Inder 28 ; 408 £
Rea compleat florilege 395: .. 2.25
Recollet : voyagei.de: iu tesre: ſalnte FR E
Rebhtmeier Braunſchwe Chtonik EEE 1488 u
Reimmanni idea fyft:-antig: literanı 47
— hif. lter. antediluv: 560°:
Reinhold Geſchichte der mertwuͤrd. Enldes.
Retstions:hif. de voyages ⸗ 3
KRepofati della zecca 5 Gubbio 335 — 5)
Rey Jean, eflays 40 ?
Riccards Hanbbuch ine Kaufleite 40 40 *
Riccii opera 197
Riecioli almag. nov. 369, (311)
Richard analylis coneik: 323. 339. 354
Aicherii hift.:concil. 338%; . - Enz
Richter Ichthyologie 30
Rinmann Geſchichte des Eiſens 1773
Ritterplatz, geoͤfneter bg: :
Rocco: de”. banchi di Napoli 341 .
Rodericus Toier. de — Hifpan: 41
Rösler: ſpeculum metallurg. 219.0224 |
Roland de la Platieres eneyclop: 125." IA 3
Rolt: di&tion. of trade z01° ;. u, 2
Roſſotti: ſyllab. Teript. — —— 198°
Rubei hiftor. Ravennates332! : er
Rudolpbi Gotha diplomat.: 165 . or — ;
de ,Rufel bift.öde Marfeille: 355: . 3
Runde Anſpruͤche auf Herfhaf Bebbun ı 174
de Ruufcher hift. RE yet
Rymer’s foedera, a. ge 5
GB ..: ° S
Sage cheinſche —— in
—— Mineralogie (299,
Sulmafı . de fen. trapezit. 343 *
— ad Solinum 1 372..(28
= * 8 18% ( 9. Salma-
ddr ge
os
fe
sw Etſtes Regiſter
Salmaſius de homonymis 385. 388
Salmon : V art du pötier:d’ etsin 446°
Salon de juſtit. & jure 922:
Sandi principt di ſtoria di Venezia a
Bere teutfche-Atademie (3 40). 547
ardi Alex. de rerum:inventor 577 ''
Sattlers Geſchichte Wuͤrtenbergs 438 —
— hiſt. de la ville de Paris 355 |
avary die, de commerce 85. 109. 201. :22 227:
(332)
Savot de nummis entiguis 49
Scaliger de ſubtilit. 260
Scappi opera 252
Scheffer de re vehiculastg8° ° :-..
— chemiſche Borlefungen: 400
Scyeibel mathemat. Biherfentnif aaa
Scheuchzeri nova litter. Helver. 200
Schlefien: oͤkonomiſche Nachrichten 262
Sıhlüter von Hüttenwerfen ‘393. 394
Schmidt chronicon Zygneum 84. 165% 230
Schörgenii comment. de. vita. — 432
Schook de butyro.278 -:ci:r: A
Schrank Bayrifche- heoieife 576: Sr
Schrebers Samlung 270 —V—
Schröder theſaur. pharmaceut. 406 :
Schulze de granoruin kermes.vfu 15
Schwarz exercit. de varia ſupell. rei litter; 57
Schweden: Abhandl. der Akademie De Wiſſ. *
303. 410. (340)3
Schwenkfeld teriotroph. Sileſ. 262 .
delli principali fcopert€ 462 . F —
Scylacis periplus 242
Senecae quaeft. nat. 91: (272. 278. 283. ‚un
Senkenberg difl. de montibus pietatis 343 ,
Serapio 10. 389 '
Sibmachers Mobdelbud) k 236 ,
Sidonius Apollin. 99. 292 _
Silius Italicus 65. 90. LT
9 * *
114428 we] .
Smetii
Pr
..
»
4 angeführten Bücher, 599
Smebit antiquit!!Neomag..277° Zn
- Smyth tour in, the — — 251
Sorcrates ‚96 — iveki.
Solinus (342 ) ad
Somneri dittionar. SaXonico Angl. 429 Ä
Soria: memorie degli ftöriei Nopolitani 458°
de Soto de quſtit. & j jure 339 a
Spartianus 383
Spaten: teutfche Spraach 40
Spielmunn inftit. chemiae 1 197°
Sprengels Handwerke u. K. 70 3 er An.
2 wem Tyan
4
Stahl diff. de vitrioli ‚elogiis an
Statii thebgid.©go f ı» a2.u.s I.) .
Statuti di monte della pietardi Roma’ 324
—1
*
Ei:
von Stetten Gefchiähte von Augsburg — —
— — RKunſtgeſchichte 69. 83. 88. cd
Stiler teutfche Spraad$ go’
. Stohaei eclogae (308). fermones am) -
Strabo IRR,.157. 279. 280.284’ —
Strehz diſſ. de vitrioli Bo. 444 —
Sturm Baukunſt 466 nd 1
Stypmann de jure marit..170& !
Sueronius 106. 126. 120. ZII. 312. 23)
— yita Horatii (272).
Suhms fürlög ‚om ‚Danskes Handel 295:
Suidas 118 —
Summonte hiſtor. di Nopali 3 air
Smedenborg de cupra 177. - Fe 5. ü
Symmashi epift. 163.
ZA. GE GE
he rer
Tableau de-Pariezsgn...'0::4 wu;
Tacitus 288. 3ı2 . or‘ — J
Taffie a defcriptive eatal. of gems 558 °
Tafjfoni‘biblioth.. Venet. ne FREE? u
Tavernier Reifen ı 137. 178. 203 |
Teinturier parfait 45 855) son«
*
4 Da 3 Ä | . Tertul-
600 | i BE 3
Tertullianus 291. 202: 243: de — 68. 3. (286)
de habitu muhter; 65
Thesphraftus de lapid. 183. 187. 206. 552: (298)
Tbevenot voyages 137
Tbiery de Menonv, kultute du Napal 304
Tbolofanus dei repukl.347
Thomans Reife und Vebenöbeichr.. 58
Tbhunberg flora Japonica 304
Tirabofchi biblioth.; Modeneſe 197
Tolotanns de rebus Hifpani ln =. :
Toppi biblioth; Nepoletans‘ 452 3% . win"
Torfaei hiſtor. N 5i
Arch Carlo, il EM Milsno. 333:
Tourneforr voyages' 51: 5% en DT TEuE 726}
— jaltitmt,rrei,henbar.sze “ 491% = zz
Tractatus tractatuum 335: —
Traitéę de la culture di. Napal, 35 ©
Trypbiodori ilii exeidium: 142:
Turgot : mem. fur;te- prẽt a |} inierte u
Turre monumenta Antii 361°.
Tuffer points of husbandry 254
Tyfon : ef — vygy 7 bi.
| Me —
Ueber Sitten, Temperament Ereni 30
Ugolini thefaurus (270) =. —
Ulloa Reife (299) 0
Upfal: acta litteraria 224: 397“. —
V.
*
Valer. Maximus 63 *
Vannuccio Biring. pyrotechnia 69. ag5e! 21
Varro de se rultica 245. 200 r > BGE
de la Vega (goiymeo io „las: avi |
— de arte — 90 161. .109. 146. 13%
3? 4?
Ya * de France (323) , debug 391
* E pe A Vergia
der angeſuͤhrren Bucher. BOr
Vergilius Pahdor. de retum Rue 162. "564...
Victor: ome hiſt. Romß De |
Le. ek aufGlas sen 23: ee
Villares hift. de France (323)
Vicentius Bellov. 423. (317. 321) a
Vineiolo Modelbuch 235 EELAU I E .yD NO mh
de Vio de montg pietat. 335 !
Virgil,'90. 93. 109. ar 142. a Fogginii 59
Vitello: optica — Lalrorn Mana
Vitruvius TOR . 51 wir 9° sun i no wa
Vogt catal, lihr; rar. — iin. In rtlıy Kama
s.tomment:“ wıbsagginc.::
Vopifeus 67. 36. (272) | e.
_Voffsus de idololatria 415 035 O0 WW nigl
etymologicum 27I. 276
= dewitiis ſermonis ꝓt. 703° 0 2
— de hiltor. „graecis 565. zen |
242 —* ie 1
37 — 09%; etrant ya
Waddingii annales- — u. ſeriptores
ord ‚min. 321 wur 34 DI WEIET WIE» L a
Wallerit Tykema mineral: Fe — 206 Auisjad R
phyſiſche Chemie
a Wailbaufen defenfio P Fine 442
Walther de butyro, 2 ‚@
Waffor?s chemical e * Gin: 406: 3 Br
Wecker ge fecretis bie, ——— Bus.
wets Drefben: Chromitasz. »- zu ee
de Weihe de ſpeculi origine! rege 2 ne
——..n 299 fu jera Bo en wA
Algen, Ithifforie ILS. 256. 145. 275. 378:'432
—S— monumenta ẽdita ar" 5 EEE"
Brilifeh biblioth. Altenburg. 577 'i te’ n
Winkelrhann: Senbfcpreiben 32% 34. FH,
—— pierresigtävkes dub; de Stoſeh 130. 199
| — —— Wochenblatt 2603 Ei ii
294 wolf.
s03 Zweytes Kegiſter
Wolf; von mathemat. zu ae 2*
Vormii litterat, un,
23441
\r u 3% ß .
Xınopbon 91. 964, 105. 127. Fe 139..
air ie Dann 5
Zugato eronica di — 332
Zahn oculus artificialis (324. 328. *
Zanon lettere dell’ agricolt; 252. 327. 332
Zeiler chronicon Syeviae.: Shmihifeje mit 45
Zonaras 95
Zofimus 96. 389 tr et end.
EDER BE
Zweytes Regiſter
der merfroürdigten Saden.
Das RER, binter den Seitenzahlen, bedeutet hier,
daß dafelb die ausführliche, —— u (uden 3
TER. I * ur,
Mer, Caſpar, Nachricht von ihn und ſeinen
Schrif ten 166
— 5* — der ee Anfang beffeiben 318.. =
Aerarium ecclefiae ‚- wozu ſolches in denne
Sahrhunderten beſtimt war 342.)
— was es anfänglich bedeutet int ss⸗ ‚Aeg
262
— die Sende, wicht den Epigel ers
unden 275) Ä
Aetzen in SU Eine SEchwanhard A 346 *
die erſte e war von der jetzt üblichen vers
Wieden 548 "pa
EP Ev . ‘Di, . . Aetz⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen. 603
Aetzwaſſer für Glas, mer velaw zuerſt *
macht hat 547
Agricola hat viele cleimſche RER nach
den teutſchen gemacht 552
Alchemiſten, woher ihre Grillen entſtanden find
359
— Pedemont. — von ihm; ſein wah⸗
rer Namen 198 — *
Aliſina Pioſeor iſt nicht Aurikel 300
Alkermes, Urfprung, de db: Namens‘ 16 F
Altirel di Praga '45
Amalgama von Zinn war — sen Alten betant
10307) Antalgama von Gold zu Spiegeln. \ vor⸗
geihlagen (308),
Aımaryllis formohl, wann: dieſe Blüme befan ges
— 302. A. farnienfis 304 °*
Ymerikänifche Sachen "haben Derkleinerungswöß
ter don ähnlichen Spanifchen erhalten 28 ,.,
Anaxandrides, MNachricht von ihm 227 *
Angelerius, ein Italiſcher Kuͤnſtler 442
Antilena, Bedeutung des Worts 9
Apicius kante nicht Butter 292
Apothecae”fenoris-:317 ' |
Arial; Erfinder des Eifendrats 85.
Argentarüi ,: Gelöwechfler 316 |
Armenifcher Stein wie er von Lazuli antetſchieden
178. I8B TOP: : —
Arſenik war den Alten unbefant. 29...
Arundo feriptötia’ Bauh. 49° a. 16
Afcianus oder Binpnermann, dadeidi sn ibm
Zn |
. *
„pr
319 '
Afıa proconfülsri gl
Mtraba Steigbuͤgel 176. ak | |
Atlantis ,. Beſchreibung der en Mauren 365
ttaliſche Zeuge waren -gefticht 6
Auguſt, Kayfer ,- errichtete Leihäufer 3IE .
A deſſen Geſchichte 380, 382
Aurileln/ wann fie bekant geworden 98 d+
205 Ave
x*
so Zwevies Regiſtern 3°
Avuet vatlas, Perlhuͤhner 2900
Azul der Araber 191. ‚194. Ar
Arurum;, Lazur 195 a — 4 8 —
ba . e a
C.. 2335 43— cs
Baier die. ättefen, in. Rom 316 —W
i, Lombarden 351
Barnabas Interamnenſis hd die erften
Lerhäufer 320...
Pen erfand. bie Weinoreflfaung
ätte
Becken, die flat Spiegel gedient ern). bie zum
ahrſagen dienten (272)
Bernardinns TEEN befdrderte die ‚Leibe
häufer 326. 328
Blaues Glas der alten, woher es die —* habe
210
Blaufaͤrbewerke, die ältsffen 216.. ar. r Kobalt
Schmalte.
Blue-john, Sachen aus Flußipat: 557.
Blumen unferer Garten, ihr Vaterland 296.
Blumenliebhaberey ihre Gefhichte 297
Bolognefer Spat, wann er befant: geworben 558
Bow - dye hieß anfänglich in England Scharlach 46
Brandt: entdecfte das Koboltmetall 224
—— der vom Rauche getrieben. wird
Braner muften “fhe den Sevraud. des Wafet
bezahlen 171 °
kB raunfchweigifche Daturalienfamfung 187 .
Bretfpielblume ihre Gefchicht
Buchdrucerey. fuchte anfängli "ie Zürher ‚den.
» „Hanbfchriften gleich zu machen (304), -
Butter, ihre Beftandiheile 270. ob fie den Hebraͤ⸗
ern bekant geweſen 272. ihre Erwähnung i in grie⸗
chiſchen Schriften 273. in lateiniſchen Schrif⸗
ten 284. Urſprung des teutſchen Namens u
ihr ältefter _Gebrand
Adı
‚„tedwar flüfiiger als die R\ an ir an
de rfeiben im alten Kom Re a -
heiſſen Laͤndern — Sð* EN Rod
Buryrum, wann diefes Wert an, R
"2894291. Wh
Cadus in die Eohenillpkany
Cadmis, die nerfdithenen ——
Worts 205. 3883 dieſeg
| Cperulsum iber Alten, was bc Ta an.
209
Gajeramıs lchrieb— wider Rechtmatic⸗r vr a,
häufen: 335°.
Gin Zink. Ar ;
Calaminarig lapie, Galmey 388. 500
Calamine , — 411
Calamus, a ie sT..;
Galisenflein 39 ar
Camarine hatte Holzftöfen: Eh ar Lau
Caoreini, Lombarden 351 “ 2
Capperon, Nagricht von ihm 300
Carbunculus, Rubin, auch Marmor (298):
Carmoiſi, Sarmefin,. Ableitung: biefer Wörter 19
Carpio von Karpen verfchieden =,
Cafanae. fenpris, BIT Run
Caturcini 351
Centrum, was es in Steinen, Holz und Spies
geln bedeutet 186. (285)
‚Char, chäre der ‚Engländer: ift Salmo alpinus 427
Charlatan , Urfprung des Worts 40.1 et
Ebilderihs Grab und -Hifeifen gg ,
Chirurgia curtorum, warın une 301
Chryfocolla der Alten 207 —
Citrinatio aerisg3838
Climia, ealimia, eadmia 988 1.
_ Cloßra ſoll Steigbügel * 112 4
-
| Coba: „
so6 Zuweytes Regiſter
Göbslus ; ein Berggeiſt 214
Coburger, Dberaufieher * geißpäufer in Sen
; Wiederlanden 354°
Coccinells Tros ı { H az
Coceus cadi gr „tan
Coccus ilicis war ben Alten befant 3 wie —
ſamlet worden und noch eingeſamlet wird 10
Coceus radieis den Alter unbefant 21, lieffen die
Klöfter famlen 22 hieß Johannisblut 24 wars
um feinnGebrauc aufgehört hat 26 -°" *
Eochenille, Erklärung berfelben 2 Hwannfie bes
fant geworben 28 NBette über — 32
wie ihr Preis gefallen 27. ihre Verfaͤlſchung
27 geſiebte und ungeſiebte 27 wird nah St.
Dominge gebracht 35. Polniſche Cochenille oder
teutſche war ſchon im 12ten Jahrh bekant 23
Coeur. Jacq Nachricht von ihm 256°
Collybiftae 316 4
Colophontum, Spiegelharz (327)' kun
Eonterfey, was es bedeute 410 be
Coppus, Kopf, ein Maas mu
Crax eledtor 247 N ————
Cuprum Urſprung des Works 382
Cyanus’der Alten ift Kupferblau 188° |
Cypern lieferte gutes Kupfer 209. 383 andy Gar
mey 383
Ä Sur Bi Alten ob der Karpen fey At 5 2
— » ⸗ * [4 13
j .“ +.) . ⸗
.
Democritus » von Abdera, deffen chemiſche Sa
Dentelles, woher: der Namen 232. 233
Deputsti muſten bie ——— aus. dem Treffen
bringen 116
Diamant, wann er zum Schreiben in Glas anz
BC worden Gar)" wann — seſchlif⸗
en (342 si u“,,
2 Dinr
t.
der merkwuͤrbigſten Sachen. 607
Dindond, Kalekuter 2599
ee fuchten die Leihaͤuſer su u binteeteie
en 335
Drat ward ahfänglic astöhiieer 60 war, ehemals!
felten 62 zu plätten 70.
Dratzicherey ihre Sefebigte ng ältefter Drakzug
68 Dratimäihle 74.’ Dratzieher 89 Dratfchmiede
69 Dratmüller 69. Dratarbeit der Alten. 72
Alter der Gold: und Silberdraͤte 683.
Drebbel erfand die Zinſolution zu Schatlach 43:
f ⸗* = ‚ ine ‘ =
E. en Mn, t>
Sbener, Eraſmus, erfand die Rutuhg d des
Ofeugalmayes 391
Ecarlate, Bedeutung des Worts 40 | — —
Ecbatana hatte fi 7— Manten 362 o aıalı 3
Edelfteitte: der Alten noch unbelint 183 ‚falte
Find oft Flußſpat 553 |
Eifen giebt auch blaues Glas zur = wi ech
Eibflöffen die älteften 167 ° 7
* my obes· ein Veföndties Metall ser
—*—* kante das Leuchten des lußſpats 554
— hielt die Sonne für F einen —
311
Enten-Gruͤtz, ke 173
— bedeutet erſt erben, her
attel
Erde} —*9— oreſcirende 557 a —*
Erfindungen lentſtehen oft Liter als man vermu⸗
then folte 103 Griechen bie ihre Geſchichte bee,
ſchrieben Haben 564
y
Erzalaun, weiffer Vitriol 396- eh a Col,
Eichel, eine Urt Schmalte 203 ie des
Woris 223. |
Önsuane 3° 2 AH? 9
21348
608 gAvweytee Regiſter
garbe — Schmaite; ihre Brain ige
girbem len zu Schmalte, une erben 216
—5 — en im Drient ſinb dib von denen in Curap
verfchieden 416.
ienfter der Alten ohne Glas 208. (2.
Senfterfcheiben, alte blaue 213 .
Beuerfleine, wann, fie zu Slinten geben wore
den 44 |
Fil ht woher ber Namen’ 84
Filatim was es bedeute 86
Siligranarbeit ihr Alter 85
find ſchwer zu -characterifirem 412 waren
"den Alten die beliebteften Speifen 415:
Stintenfertoß wann. erfunden-44: *
littern wann fie erfunden 88 :
Bor ihre Gefchichte 155 * die alteſten zu. Baus
holßz 157. Floͤſſen der Römer 163 in- —
land 164 in Frankreich 168
Sloßregal deffen Urſprung 1708
Haste. Flußſpat, wer jenen Namen — hat
552
Flußat wann er bekant geworden 353: feine Ders
arbeitung in England 557 -
Sinßfpaterbe, leuchtende, wann fie e belant ges
worden 557
Spucnier, Antoine, verbefferte bie; ‚feine 2 Dear
zieherey 78
ftifteten die erſten Leihaͤufer 219
ranz I kante und liebte LKuͤnſte (344) ſchrieb mt,
‚Diamant in Glas (344)
Fritillaria meleagris wann fie e bekant aeworden |
3 Frit. i imper. 391 ‚perlica 301: , war
| Pi Be a add ur Br ie i 13 . ur
Gärtner die gefchickteften im 16ten Jahrhunderte
297
Galit⸗
Galitzenſtein, Urfprung des. Wort 396 . ai"
Gallinae africanae:243. 239 numidicaeizag . "'.
Gallinazodiſt Laua.(299) or 9 u... : 1
Gallopavo., erfte-Ermähriung deffelben.247 ; - 2
Galıney war fchon den Alten befant 380 wer zuerft
Zinf daraus gematht hat 406°‘ “ a
Galmeyfchladen wann fie zuerft auf Meffing ger
/ nutzt S93°::, : 7.7 2. iron
Geigenharz woher der Namen (327) :
Geruch dient zu Kentniß der Metalle (279)
Gefundheitfteine 300): : ne Ä
Glas war lange ſehr thener (304) blaues der Als
“ ten woher. es ıdie Farbe: hatı21o welches von
» Säuren angegriffen wirb 547: wann darin zu⸗
erſt mit Diamant gefchnitten (341. 343) wird
: von Alußfpatfäure aufgelöfet ggg: .
Glasnialerey in Holland alt 216 |
Glasſchneiden, Gefchichte der Kunft (336)
Glätte wann nnd wo: fie: zuerft zur Weinverfäls
ſchung gebraudht.436 :.. =... ——
Gogkelgut, weiſſes z5—
GSobelin verbeſſerte den Scharlach 44 ne
Golddrat zu Kleidern 2m..." 0.00;
Granum i. es toceus AN. nor
Gruta,:was e8.bedeutei 178)... :
Grutin, was e8 bedeute 170
Gruptgeld 7. 0a J
Bubrnſey⸗Lilie wann fie bekant gewörden zo—3
von Solich verbefferte den · Scharlach q¶¶
Guiney cocks 264. — ee
Saarebeimer, Künftler in Dratziehen 59. ;;
aushühner ‚moher fie zuerft gefonmmen 26, : zur”
Frid. Held Künftler in Lahnarbeit 78
Henneberg hat fruͤh Gewehrfabriken gehabt 493 1°
Heſperus iſt Flußſpat 51. 356 a
u Hippa-
610 dweytes Begifien: 126
Hippace , Pferdekaͤſe 275 PEIEr TRANS
Holgläfer dem Alten unbekant — —
Gore. = a aus, Afrifa Em
Dolzfloffem, ihre Geſchichte 155
die erſten in Zeutfchland 164 ui
Holzmangel, deffen Geſchichte 157
Homer ob er Spiegel gefant — wirt N
Hütten: Nichts woher der Namen 387.0
Date der Pferde; wie ſie die Alten gebärtet ja
n 156: 139,190 <<
— ihre Gefchichte 122* den Griehenund
Römern» unbekant 130 noch nicht. uͤberal ge?
bräuchlich 137 vornehmlich ſeit Pflaſterung der
Straßen noͤthig 138 Childerichs Hufeiſen 194
ſilberne 152 erſte Erwähnung. der Hufeifen 147
—— waren nicht bey den alten Armeen
— Indianiſche, ihre Geſchichte 238° PN
„nicht die melesgrides: und gallinae Africanae
239 find aus Amerika gekommen 245 erfie Era
mähnung derfelben 246 wann ſie in Italien be⸗
kant geworden. 25r.in England 253 im Frauf⸗
reich 255 in Teutſchland 261 in Aſien und Up
rika 262 Urfprung ihrer Namen2685 ' un)
Hunde vor den Schlitten rs air. 128. B
r x le ° "Rt *
RE yologie der Alten od wenig "bearbeitet 412
SFefuiten follen die Kalekuter nach Europa. gebugt
haben 260
Incaſtein iſt Kieß (299)
Indianiſche Hühner 238 * ſ. Hühner
Sndig — deſſen Gebrauch verbothen wor⸗
TOR N 9, %
— * Erfinder des Steigbigels im ohr.
und
Snfeten, wie weit ibre Bogung ben ten ve⸗
nt.9
ki 2.83 | Inex-
en re
der merkwuͤrdigſten Sachen. om
Intexere , inſuere iſt eilerley 6GC66
Joͤckel was es⸗bedeute z9)7, 5. m m.
Johaunisblut tft, Kermes 24 Ge 27°
Iſis Tafel foll chemifche Zeichen enthalten Z7r
Juden werden wegen bes Wucher® verfolat/ger:.
Julius, Herzog v. Braunſchw. war groſſer Mes
— 393. 392. 396 verboth die Ausfuhr des
inks 403 — 1* 02 2
Juno brauchte einen Spiegel (274) 1...» +.
Jus grutiae, Urjprung des Namens 170 m
“ u. f} 3 y ’ m . m 4 “02
@ ⸗ DL ur 2 nF “ uerasiitz ar im 1351 +8
#4 EI 33517 54T seen
2
a beffen Beftandtheilei27r ehr ald Butter bes
ant 289 a ee
Kalekuter ihre Geſchichte 238°f. Hühner? >
Kamele hatten auf Reifen Schuhe 123°" » PP-
Kanten Hhre"Nereitung uñd Geſchichte 225 * ſy
Spitzen. Urſprung des Nanıens 232, > ©,
Karpen 412 * ob fie Die cyprini’der Alten gry.
oder Lepideti 419 erfle Erwähnung des Namens
425 ihr Vaterland 427 Berfeßung nach End-
land 429 nach Dänemark 4327 nad) Preuffen.
433 Ableitung des Worts 423. 435 werdeh auch
im Meere gefangen 422 ob fie Zunge haben 417.
Spiegelfarpen “34 Salmo Earpio 426° 72
Kayferkroͤne, Geſchichte dieſer Blume'zor "94
Kermes deſſen Geſchichte 1 *-deffe! Gehrauf
bey den Römern zur Faͤrberey 36 Urſprung | 6,
Worts 16 N ‚nftds,
Kermes:Cihe 4 GE {BOR) j
Kies diente ftat Feuerſtein ggg im
Kirchmaver machte das Leuchten bed Fluſpats
— 100 a ** * 2 >
leider mit Gold gefttckte, ti ter 63 ganz hus
Goldſtuͤcken 603 ge a 3 > \ Ar Ar
Klippen, Knuvpeln 234.4 m ln
Knuͤppeln/ woher das Work 2g33 νννα
Ai Xheil. Rr Kobalt...
*
*
"- Bmeytes Megifter: ' ©
Kobolt Geſchichte Hiefes Minerals: 202 * war den
Alten unbelant z04 wann zuerft in Spanien
gm 209 wann zuerft befant geworden 213
prung des Namens 214
Nfönig wer —— zuerſt gemacht 224
——— ſ. Schmalte
un Bönigseg, Graf,. ‚erhielt das Dratʒug⸗
ehn 81
Krankheiten der Beine aus — der Steigbüs
el 106: - z
— Fritillaria 460 |
Rüffelar verbefferte deu Scharlach 44
224 u — * —
Lac concretum, was es ſey 288
Lack, Urſprung des Worts 39
— Malerlacke waren ſchon den. Alten befand
207
Lahn, deffen Derfertigung und Alter zu - 1—
Lahnarbeit, die erſten Kuͤnſtler derſelben 78
Lana philofophica 386
Lapis calaminaris 388: 390
Lapis armenus I91.-488:.178 lit su
Lapis lazuli f. Lazurſtein
Laben blaue, ‚dienten zu Mofaite 212. nn)
Lazurſtein, wo er gefunden wird 176. Kenzei
des aͤchten 178-alte geſchnittene 187. Urſprunmgs
bes Namens 190 dient zu Ultramarin 176
Cehmann, neuer Erfinder des — 9
(338)
Sabrina; Anfang derfelben 347 -;
Leihhaͤuſer 309*.die erſten errichtet von —
Inter. 320 chronologiſches Verzeichniß derſel⸗
‚ben im,ısten Jahrhunderte 324 Verdienfte des
Berhardinus von Feltre 326 Streit über ihre
Rechtmäßigkeit 335 ihre Beſtaͤtigun auf Der,
gateranifchen Kirchenverſamlung 337 —
ö der merkwuͤrdigſten Sachen. 613 |
. 16ten Jahrhunderte 339 warum. fie montes pie:
tatis ‚heiffen 342 Die erften in Teutfchland 348
in den Niederlanden 350 in Franfreih 355 .°
Leinewand mit Gold gemwebt oder gefticht 66
Lepidotus ob Karpen fey 420
Lilium Sufanum 301. - .: =:
Lioniſche Dratarbeit 79
Lombarde, woher der Namen 350
Lomentum was e8 bedeute 207.
Deontius wann er gelebt 192
Lerchenholz ließen Dr Römer von ben pe —
— — ß—
ugg es ſey 4
—— ee w A — lange borgezogen ur |
. m. *24
Magnetiſche Kuren 448* Br
Magnetnadel ihre Erfindung 462°
Marcafita aurea, Zink, 398. 400 pallida 409
Marperger, Nachricht von ihm. 466
Marſchalk, Mic Nachricht von ihm 430...
Maſcal, Keonard, = die erften Karpen nach
England gebracht 42
Maulthiere ehemals 38 Pferde zum: reiten ges
braucht 125. 130
Mays ift aus Amerika gekommen 266
Meleagrides der Alten, Perlhuͤhner 239
Menfarii 316 ,
Menfae numulariae nicht Leihhaͤuſer 310
— Spitzen, Urſprung des Namens 232.
Mei ing, deſſen Gefchichte 379
Meflinghätte am Harze,. wann fie errichtet 389
Metalle fönnen nad) dem Geruch gefant werden
(279) Urfpmung: ihrer chemiſchen Zeichen 369
Alter derfelben 371.ährenältefte Bildung 373
Ähre Benennung nach den;httem:359 - -
2.7 Rr 2 Mil
614. 3Zweytes Regifter.i ; 5
Milch, ihre Beſtandtheile 270
Mineralien der Alten ſchwer zu —— 25
Mithras, deſſen Gebeimniffe 360
Moseibächer, Verzeichniß der Alteften 233. 236
Mons pietatis, woher ber: Namen entitanden 342
M. fidei, aluminarius, religionis, farinae u. [.w.
546 vacabilis 3,6 redimibilis 347
Mühlenkopf, ein Maaß 24
Mumien haben ſchoͤne —* Farben — 8*
Navoli, — Leihhaus z30 a
Nicht, Hättennichts, woher der Name ar
Nopal, Cochenilpflanze 30°
von Noſtiz brachte die erſten — ka Preuf
fen
433
türnberg, dortiges teihpaus —
Numularii 310.
Obſidianiſcher Etein war. Kane! 292) - v
Ochſenaugen, eine Art Spiegel (326)
Ofenbruch Galmayiſcher war, den: Alten —
382. 384 wann⸗er zuerſt auf Be Harze ge⸗
braucht worden‘ 391 BARS
Ofengalmay 387 ——
Opuntia, Nachricht — dieſer pllacze 30 43
Opus phrygianum 228 !
Oviedo, Nachrichten, von deffen Schriften jo
Oxe, Peter, brachte. die erften Krebſe ee
pen nad) Dänemärf 432
IN
his)
u, 1 “tr.
ze“. . *
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*9
3
t * „bis
v2
©.
Oxygala , was es bedeuts 287- BETT ec»
Fra . Fr , »; : irn “
Paris, dahin: Zufuhr des Holzes auf Stoffen 3 168
Pauli radirte in Gla8:550 .; wllsiid
pr} P}
Pavo bicalcaratus: aM 4 ® RM » mr A
der merkwuͤrdigſten Sachen. 6 15
Peintades, Perlhuͤhner 230
Pelethronius hat die Pferdedecen erfunden 90 _
Perlhuͤhner hießen meleagrides 23 2
Derugia, bafelbft ift das ee Zhhaus errichtet
Piengit der Alten war Spat (293)
Mferde hatten anfänglich nicht Hufeifen; * utten
deswegen auf Reiſen an den Hufen 131 man
lobte die mit feſten Hufen 136. 140 mit Sil⸗
ber beſchlagen 152 knieten beym Aufſteigen 111
hölzerne zum voltigiren 109° |
Pferdedecken, ihr Alter ge Ä
Deccam, Nachricht von ihm: (320) |
Dhilolaus hielt Die Sonhe für Glas (309) -
Phrygianum opus 228 .
Phrygionise veftes 65. 22
Phrygier ftickten mit der —* 28
Phrygiones, Sticker 228 °
Diane, Nachricht von ihm: 197
Piſtole iſt alte Benennung 443
Planeten ihre Bezeichnung und Otternamen 357
Plaͤtten der Metaldräte 70
Plaͤtmaſchine ihr Alter 71
Polianthes tuberofa , Tuberoſen, ihre Geſchihte
298
Poliphilus iſt Fr. Columna 113
Pompholyx wag ed bedeute 386
Porzellan‘ der Ehinefer, woher beſſen blaue Farbe
210. 2II- .
Pottilena, Bedeutung des, Worts 98
Poſipferde alte Verordnung wegen ihrer Satz
tel 97.
— der Alten, deſſen Geſchichte 35 Perſiſcher
37 ward mit Kermes gegruͤndet 11. 38
Putjen, Urſprung des Namens 268.
Rrz — | D.
— zweytes Vegiſter
Quereus, Ableitung des Worts 17
Queteus ilicis, woran Kermes 4. 7-
RB.
Rad an Feuergewehren 443 Rad der Steinſchnei⸗
Ider 3377 4
Rahm, Schmant, deſſen Beſtandtheile 270
Ranunkeln ihre Geſchichte 306
Rathsherren ritten ehemals 110
Regalien find anfaͤnglich Privatnutzunger gewe⸗
ſen 170 F F
—— ohne ‚Sattel und: Decke bey den Alten uͤb⸗
ich 90 | Ä
Reitfnechte, die beym Auffteigen halfen. 111. 118
Renard, deffen vorzügliche Thermometer 549
Robin, ein gefchichter Gärtner 297 -
"Rohr, welches zum, Schreiben diente, iſt noch une
beftimt 47 wo das befte wuchs 48 welches jet
das beſte ſey 50 « :
— foll Cochenille nach Upſala geſchickt has
ven 34 |
Rom’ dortiges Leihhaus 339 eo
oft fehnitt Fünftlich in Glas (345)
Rudolf, Erfinder der Dratmuͤhle 76
Muß aus Butter 281 |
Aufcellai , Hieron. ift Alexius Pedemont. 198
De Ruuſſcher, deffen Wette über Cochenille 32
©. Ä
Eaflor, Schmalte, woher der Namen 223 deſſen
Geſchichte 202 * Anfang der Verfertigung 218
Salmo carpio 426 |
Salomon ließ Holz flöffen 158 |
Sammetrofe, ihre Geſchichte 301
Sander, Chrift. feine Verdienfte um den Harz
395 ’
Sandix,
der merkwuͤrdigſten Sachen. 617
Sandix, eine Karbepflanze der Alten 37.”
Saphir der Alten tft unfer Lazur 182. 185 Ken⸗
zeichen des heutigen 184
Sattel waren in den aͤlteſten Zeiten unbekant 96
find im vierten Jahrh. erfunden 95. Schwere
derfelben für Poſtpferde 97 feinen von Perfern
erfunden zu feyn 100 Sattel des Zul. Caͤſars 92
Sattel tragen eine Strafe 100
Scala, Steigbuͤgel 118
Scandilia, Steigbügel 120
Scanfuae , Steigbügel 116
er Urfprung des Namens 39 Alter deſſei⸗
ben 4
Schacblume, ihre Gefchichte 300 |
Scharlach Urfprung des Namens 39 Alter 9“
VBerbefjerung durch Zinſolution 43 |
Scheele erfand, Flußſpatſaͤure (346)
Schemel zum Auffteigen aufs Pferd 111
Schiespulver, ‚deffen Erfindung 453
Schiffe, die erften waren Flöflen 157
Schlacken, blaue, dienten zu Moſaik zr2
Schmalte, Urfprung des. Wort 123 al
derſelben 202 *
Schmaltum, was es bedeute 123 |
Schneeberg bat die älteften Faͤrbewerke 216. 217
Schockenzieher in Nuͤrnberg 77
Schreibfedern 47 * deren Alten unbefant 57 alteſte
Erwaͤhnung 56
oe und Bimftein zu Reinigung der Spies
gel (286
Schwäne, Recht folche zu Halten ı7ı.
Schwanhard geſchickter Glasiencide (339)
Scolecion Plinii 9
Scythen fanten Butter 273 —
Seefiſche ob fie von Flußfifchen‘ unterfpieden ar
'Sella, der Sattel 97. 100
Sellare , infellare , auffatteln 100
-Selliers,, Urfprung des Worte 100:
Rr 4 Sidon,
J
ee \
«
—E
68 353weytes BRegiſter ⸗
Sidon, dortige Biashäkte ſoll Ebiche gemacht
haben (302)*
Sieben, warum Biefe Zahl heilig 359:
Silber, wann man angefangen, es zu Faden und
Dräten zu ziehen 65 °
Silberdrat: zur: Stickerey 66
Smaltum, wäs es bedeute 123
Smaragd foll zu. Spiegeln gedient haben (295)
arofet unschter (297) böhmifcher = Flußſpat
ent, Schwediſch Butter 290°
Sonde der Wundärzte von Aeſculap erfunden (275)
Sonne, Meynung der Alten von un (310. 311)
warum. fie goͤtlich verehrt 357.
Spar ornaments aus Flußſpat 557 .
Spartium der. Alten „. welche Pflanze 124
‚Speculatum cnhiculum Horatii (273)
‚Speltrum ift Zinf 411
Spiauter, Spialter 411 '
Spiegel 467 * die erften waren von Metall (269)
welche Metalle dazu amtauglichften (276) Spies
gel aus Silber (277) von Kupfer, Mefling,
Gold (282) chemifche Unterfuchung eines alten
Spiegeld (287) von Stein (291) von Phengit
(295). vöm Smaragd (295) von Rubin (297)
Spiegel der alten Amerikaner: (299) Glasſpie—
: gel, die erften, welche gemacht worden (301)
die zu Sidon gemad)t 302 ob fie ſchon Amal⸗
gama gehabt (307) die kleinen Nuͤrnbergiſchen
Spiegel (324) Erfinder ber gegoffenen Spiegel
(330) neuefte Berbefferung der Glasſpiegel (33%)
Spiegel des Virgils (322) Spiegelmaffe ‚ wels
de die befte (284)
Spiegelhütten die erften in Sranfreicd) (329)
Spiegelfarpen, wann fie, befant geworben 434
Spiegelmacher in Rom machten eine Zunft aus
(281) Spiegelharz, moher der Namen (327)
os den Alten unbefant (289):
Spits
der merkwuͤrdigſten Sachen. 619
Epiten), ihre Erfindung) 225 * wie fie gemacht
. werden @25 Spitzemnanufaktur im Frankreich
229 Spitzenmodelbuͤcher die Alteften. 234°" ; d
... altefte Geſchichte derſelben 318.
344. 3
Shärte, — deren Bereitung und Erfindung
02 *
Staffa Steigbügel 107. 120 s
Stannum tft nidyt immer Zinn (284) wer
Stepeda;, Stapedium, Etetigbügel:.107
— i07 a, 107
tapf, Etaf, Fußſtapf To
Steigbügel, ihre Serhichte 102 ®- Huifemtta
zum Aufſteigen vor Erſindung der Steigb 108
ältefte Erwähnung. derfelben im 6ten. Jahrh.
114 wann fie in Ziegelm vorfommen 120 Steig:
Bügel der. Geiftlichen von Königen gehalten 121
Steinfchneiden , Gefchichte der Kunft (336) -
Steinzeiger zum Steinfchneiden (337): |
Sterndeuterey ihr Urfprung 358
Sticferey ihr Alter 64... : a”
Stipa tenaciflima ift Spartum der Alten 125 —
Strata, Pferdedecden 91". 3 2.0... ni
Stratores; Reitfnechte 111
Stuͤckwerker in Nürnberg 80
Subfellares find nicht Steigbügel 120:
Suppedanes [10
Swanbart: erfand in Glas zu äßen ey -
Srweert ein geſchickter Gärtner 297 —
Sylveſter, wilde Gechenille 27 koͤmt zuweilen [e
bendig nach Europa 35. ın.2in). 2. Ä
T:
"Tabernae argentarise waren Feine Leihhaͤuſer 316
‚Tagetes eredta, patula, wann ft ie befant geworden
301
— machen metallene Spiegel notbwendig
(27%) Nr 5 — 280 The:
.
620 = - Zweytes Begiften:: ©><
Chevart erfand Glasſpiegel zu gieffen (330)
Thiere, wilde, flerben endblidy aus 245
Thiery holte die aͤchte Cochenille nad) St. Dos
.. mingue 35. : er
Thon zu Reinigung des Weins und Waſſers 440
Thon baggerten ſchon die Griechen 160
iberius errichtete Leihkaſſen 312 |
Tobak, deſſen Gefchichte 266 Be a
Tombak, deffen Gefhicdhte: 379°
Tomitano,- Bernardinus, Nadrichten von
ihm 32 3
Tontinen
6
Anfang derſelben 347
Trains de bois 160 dl
Transmarinum, vitramarinum 181
Trapezitae 316 SE
Treſſe, goldene maffive find fehr alt 69
Truthenne, Urfprung des Namens 268°
Tuberofen-ihre Gefhichte 298 E
Türken, mann fie befant geworden: 115
Taͤrkiſche Hühner, woher ihr Namen 268
Tuna, Gochenillpflanze 30°
‚ Zuttanego, Zink sır a
Tutia 388 wie fie gemacht wird 390 -
| U.
Ultramarin, Bereitung dieſer Farbe 176 Urſprung
des Namens 181 Proben der Aechtheit 180 jet⸗
iger Preis 181 ob es die Chinefer gefant da
en 211 | er
Unzengold 82 — |
Uttmann erfand dad Knuͤppeln der Spißen 230.
U.
‚Valentinian diente bem K. Sapor fiat Schemel
Be € Se \ |
Denedig, dortige Leihbaud 34T
Dergil Polydor, Nachrichten von. ihm und Aus⸗
gaben feiner Schriften 564 1— =
j . 2 ) j @f-
der merkwuͤrdigſten Sachen 621
Vermeil, vermillon, Urſprung des Worts 12
Vermiculus, Kermes , vermiculata 12 END
Vefperugo‘, Flußſpat 556- ee EN
Veltes phrygioniae 65. 228 |
Virgils Spiegel 1322) ©“
Vitriol.weißer, wann er beßaurt — 904
wann fein Zintgehalt zuerft bemerkt —
397 der Abſatz nimt zu z98
Woriheile en Aufſteigen aufs Die 109.
c ' R .Ww. — ae a
Wahrfager a aus einem Becken —
—— hatten die Oberherſchaft re
Mafferlinfen ‚ lemna, 172. 173
Maflerpendülen 446.
Waſſeruhr, wohn Pertiinden 445 neuefte Verbeſſe⸗
rung 44 _
Mechfelbänfe wearen:teifhäufer 349" 0° 3
nn — ſchon die Alten mir und Gops
————— mit Se in Brunei erfune
aia35 Den
Wire - making 84 0 ML u - =
Wiſmut den Alten unbekant 28 I
Wochentage nach den Diaktien b benant 364 —
Wucher, wodurch er befoͤrdert worden 311.
d.
| Bäfne mit Golddrat zu befeſtigen, war längft bes
fan
Zaffenn, ? Iteſte Erwähnung des Worts 221 Ablei⸗
tung "des Namens 223
Sarfloe:Selo hat Zimmer mit Bernftein und
Lazuli getäfelt 187
Zeuge von Golddrat 63 geftickte, Attalifche 64
it, und Bu 64 Zins
622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen.
——— wer fie zuerſt zur Faͤrberey angei
wendet 43
Zink, *— Gedichte 378° erſte Erwäbng -
beffelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Yabrb.
403. Urfprung des Namens, a wer ibn zuerf
aus Galmey gemacht 407 das meife Iömt aus
SOſtindien 409
infsitriel, deffen Gedichte. 394 °
innigen find Spiten, Kanten 236
Zinfen warum foldhe verbotben worden 309
Zofimus Panopolit. wad er gejchrieben hat 389.
.. au . — > .
2. Verbefjerungen.
&. 29 3. 15 flott 1540 lies 1589.
— 180 vorletzte 3: Hata:le Bes; es
— 231 3. 16 ſtat: Utthof lies: —
—a68 3. 18 ſtat: das lies: daßs
— 306 legte 2. ftat: Wiullers nes: Miliers
— 356 3. ı9 flat: vor lies: von...
— 371 3. 3 fiat: Aefeart lies: Schreibart
— 454 3, flat; Attirel lies: Altirel.
Im
— er
622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen. |
Zinaufldſung/ wer fie zuerſt zur darberey ange⸗
wendet 43: 46
Zink, deffen Vechichte 373 * erſte Erwaͤbnung
deſſelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Jahrh.
403. Urſprung des Namens, 410 wer ihn zuerſt
aus Galmey gemacht 407 das — eh aus
Dftindien gog
Binfoitriol, deffen Geſchichte 394
innigen ſind Spitzen, Kanten —
inſen warum ſolche verbothen worden 309
Zofimus — wag’er aa - 38
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S. 29 2. 15 ſtatz 1540 lies 1589. >:
— 1860 vorletzte Ic ſtatz fie bes; es ee,
— 2313. 16 ftat: Utthof lies: Uttmann.. Ä
468.3. 18. flat: das es: an.
— 306. legte 3. ftat: Moͤllers hes: Millers f
— 356 3. ı9 flat: vor lies: Von; iu }
— 37123. 3 fiat: Leſeart lies: Schreibart
— 4543 6ſtat; Attirel lies: Altirel.
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