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Full text of "Beytræge zur geschichte der erfindungen"

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Beytraͤge — 
= zur Gefchichte 
der _ 
Erfindungen — 


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—— Beckmann, 3 
sen u. ordentl. Profefl- der Oelonomie zu nn . 


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Drictet Band 





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Mit Erlaubnig! Man muß, auch in der ge 
lehrten Welt, hübfch leben und leben laffen. - Was 
und nicht dient, Dient einem andern. Was wir we: 
der für wichtig nod) anmuthig halten, hält ein an: 
derer dafürs' Vieles fin‘ klein und unerheblich er⸗ 
Haren, heißt ofterer Die Schwäche feines Geſichts 
bekennen, als den Werth der Dinge ſchaͤtzen. 
Ja nicht felten gefchieht es, daß der Gelehrte, 
der unartig genug iſt, einen andern einen Micro: 
logen-zu-nennen, felbfi-der erbärmlichite Micros 
log ift; aber frenlich nur in feinem Fache. Auffer 
diefem ift ihm alles Hein; nicht weiler es wirf- 
ih als klein ſieht, ſondern weil er es gar nicht 
fieht. | „W9 


Leſſing zur Geſch. u Kitteratur 16. 319. 


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Seyträse 
zur Gefchichte 


— 


Erfindungen. 


Von 


Johann Beckmann, 
Hofrath u. ordentl. Profeſſ. der Oekonomie zu Göttingen. 


Dritten Bandes erſtes Stück. 











Leipzig, 
im Verlage Paul Gotthelf Kummer 
1790. 


— — 


Quamvis minime me fugist, quam foleat argu- 
mentum hoc vniuerfüum a nonnullis pretii vilis 
aeftimari, neque ipfemet ego rei aliquod publi- 
cae momentum in eo collocem; femper tamen 
eredidi, ab eruditiffimis quibusque omnis aevi 
magiftris edoftus, falten liberalis & eredti eſſe 
ingenii, etiam antiquiflima quaeque maiorum ve- 
ftigia animo confettari, nonautem vulgi aut im- 
peritorum ritu intra angufta pedum fpacia fcien- 
tiam continere, 


Conring. de antiquis, ſtatu Helmſtadii. 


Inhalt. 





J. Kermes. Cochenille. 


Erklaͤrung derſelben — — ©. 2 


_ Coceus arborum f. ilicis tft ſchon den Als 
ten betant geweien — 


3 
wo dieſe Art ehemals geſamlet en 5 
wo fie noch jegt gefamlet wird — 7 
Was die Alten davon gewuft habe 9 
Wie fie gefamlet worden, und noch ges 


famlet wird — — 10 
Urſprung des Namens Kermes 16 
Coccus radicis war ben Alten nicht. be⸗ 

fant — — — 21 
aber die Kloͤſter lieſſen ihn ſchon i im 12ten 

Jahrhunderte ſamlen 22 


Urſprung des Namens Johannisblut 24 
| | Warum 


Inbale , 


Marum fein Gebraudy aufgehört hat S. 26 
Mann bie Amerikaniſche Cochenille be⸗ 


kant geworden 28 
Cactus cochinillifera — — 30 
Gerichtlich erwieſene Naturgeſchichte der 
Cochenille 32 
Verſuche, die Cochenille in andere Laͤn⸗ 
der zu verſetzen — — 34 
Aelleſter Gebrauch des Kermes zur Faͤr⸗ 
berey — — 35 


Geſchichte der Scharlachfärberen. — 39 


Verbeſſerung derſelben durch Zinaufld⸗ 
ſung — 43 


II. Schreibfedern. 


Botaniſche Beſtimmung des alten Schreibs 
rohrs — a48 


Erfindung der Schreibfebern — 54 


Hl. Dratzieheren. 


Aelteſte Verfertigung der Metaldräte 60 
Aelteſter Gebrauch der Golddräte zur Stik—⸗ 
kerey und Weberey — 63 
Aelteſter Gebrauch der Silberdräte — 66 
Aelteſte Einrichtung des Dratzugs — 68 
Erfindung des Plaͤttens, des Lahns 70 
Ueberbleibſel alter Dratarbeiten — 72 
Erfindung der Dratmuͤhle — 74 


Geſchichte der Nürnbergifchen Dratzieherep 77 
aͤlte⸗ 


Inhalt. 


aͤlteſte Dratmuͤhlen an andern Orten S. 82 
erſte Eiſendratzieherey in Frankreich von 


Richard Archal erricheee — 835 
Alter der Filigranarbeit — — 86 
Erfindung der Slittern — — ‚83 


IV, Sattel. 


waren in den älteften Zeiten ganz unbekant 90 


find im vierten Jahrhunderte gebräuchlid) 
geworden - — 95 


ſcheinen von den Perſern erfunden zu er 100 


V. Steigbuͤgel. 


Schriftſteller vom Alterthum derfelben 102 
warum den Griechen und Lateinern unbe: 


fant — — — 104 
Ehemals gebraͤuchliche Hauͤlfsmittel zum 
Aufſteigen — 108 
Widerlegung der Behauptung des > Gegen 
theils 112 
Aeltefte ——— der nn im Oflen 
Jahrhunderte 114 


VI. Hufeiſen. 


Schriftſteller vom Alterthum derſelben '122 


Stat derfelben dienten en anfänglich ©: Soden 
oder Schuhe '124 


Beweiſe, dag Hufeiſen den Griechen und 
Römern unbekant geweſe — 130 


des⸗ 


Inhalt. 


deswegen ſuchte man bie Hufe durch als 
lerley Mittel zu härten _ 

MWiderlegung der Gegengruͤnde — 

Hufeiſen Königs Childerichs — 

aͤlteſte Erwaͤhnung der Hufeiſen im oten 
Jahrhunderte 

Silberner Beſchag der Pferde im m eilften 
Jahrhunderte — 


©. 136 
138 


144 


I5I 


ie BE FE A Eu — — 
Kermes. Cochenille. 


ur Geſchichte der Cochenilfe oder des Ker⸗ 
x) mes finder man zwar fchon in vielen Buͤ⸗ 
Kern mancherley Nachrichten geſamlet, dens 
noch wage auch ich dasjenige, was ich mir 
daxuͤber angemerft habe, bier mwitzutheilen, 
weil id mir mit der Hofnung ſchmeichle, ei⸗ 
nige Fehler meiner Vorgänger verbeffern, und 
einige Luͤcken, welche fie übrig gelaflen has 
ben, ausfüllen zu fönnen; auch weil es ger 
wis manchen angenehm fenn wird, bier wer 
nigſtens das michtigfte mit einigen Erlaͤuta⸗ 
sungen beyſammen anzutreffen... -. 


Cochenille und Kermes find, fo wie fie 
im Handel vorfommen, Fleine Körner, faft 
von Geſtalt der Fleinen ſtein loſen Rofinen, die 
man Corinthen nennet; bald. mehr, ‚bald we⸗ 
niger rothbraun oder violetbraun; ofe mit eis 
nem: granen Staube oder Schimmel überzoy 
BE Theil. 4 gen; 


[4 


— 


2 ... ı..Rermes, Cochenille. 


gen; voll Runzeln, wie faftige Körper nach 
der Eintrocknung zu ſeyn pflegen, jedoch ge: 
meiniglich auf einer Seite etwas mehr erha⸗ 
ben, als auf der andern. Zerfauet man dies 
fe Körner, fo erregen fie einen etwas bitters 
lichen und zufammenziehenden Gefhmad, und 
"färben den Speichek braunroth. Sie wer⸗ 
den zu Arzneyen, jedoch am meiften zur Faͤr⸗ 
berey aucht. 


Es iſt nunmehr algemein bekant, daß fie 
zu derjenigen Gattung Inſekten gehören, wel: 
che Coccus genant wird, und daß fie größtens 
theilg die getrockneten Weibchen, Oder aud) 
wohl die aufgeſchwollenen Eyerblafen (ovarıa) 

. verfhiedener Arten derfelben find. Es hat 
den Entomologen noch nicht gluͤcken wollen, 
binlängliche Unterfcheidungszeichen der zahl⸗ 
reichen Arten diefer Infeften » Gattung zu bes 

ſtimmen; ſie muͤſſen fi noch damit behelfen, 
dag fie ſolche nach den Pflanzen benennen, 
woran fie gefunden werden. Fuͤr meine Abs 
fiht wird es hinlaͤnglich feyn, wenn ich. nur 
dren Arten annehme, und diefen einige Ab⸗ 
arten unteroföne. 5 


Die erſte if die ächte Amerifanifche Los 
chenille, jezt die gebräuchlichfieg aber au 
- die theuerſte. Sie heiffe auch hier, wie:bey. 
Unne, Coccus cacti. Die andere Art wird 
1:5 908° 


7. Bermes, Cochenille. 3 


vornehmlich auf einer Art der Eichbaͤume, die 
'Quercus ilex heißt, in der tevante , in Spar 
nien, Frankreich und andern füdlichen Laͤn—⸗ 
dern gefamlet, und Deswegen Coccus ilicis, 
Coccus arborum, auch oft Rermes genant. 
Die dritte Art begreift diejenige Fäufliche Eos _ 
chenille, welche an den Wurzeln verfchieder 
ner Daurenden Pflanzen gefunden, und ges 
meiniglich mit dem Namen der Polnifchen 
oder Teutfchen Eochenille belegt wird, ohne 
Daß man weis, ob die. an Knauel (Scleran- 
thus), Baͤrentraube (Uua vrſi) und andern 
Pflanzen vorfommende Act ganz einerlen fey. 
Man unterfcheidet fie auch oft ducch den Mas 


men Coccus radicum., 


Def die alten hebraͤiſchen, griechifchen, 
lateinifchen und arabifhen Schriftfteller einer 
Art, nämlich der zwoten, gedacht haben, Fan 
gar nicht geleugnet werden; daß fie aber vies 
Je falfche und fo gar ſich widerfprechende Er: 
- zählungen eingemengt haben, das wird Fei: 
nem wunderlich fcheihen fünnen, der weis, 
daß wir über die Entfiehung diefer alten Waa⸗ 
te erft in neuegn Zeiten mit vieler Mühe, Auf; 
‚ Härung, und vielleicht noch nicht völlige, er: 
halten haben. Den Alten mufte dabey alles 
deſto dunkler und zweifelbafter ſeyn, je wer 
niger fie mit der Zeugung der Inſekten befant 
waren. Man wuͤrde ſich fehr übereilen, wenn 

| (2 | man 


4 . 1. "Rermes. Cochenille. 


man jede Machricht der Aiten, die von der 
Wahrheit abweicht, gleich deswegen zurück 
werfen wolte; und ich möchte es faft Uber» 
nehmen, Schriften des vorigen-und fo gar 
des jeßigen Jahrhunderts anzuführen, worin 
über dieſen Gegenftand eben: fo zweifelhaft 
und unrichtig, als in den Schriften der = 
ten geurtheilet iſt. 


Beh Diofeotides (2) und andern Gries 
hen beißt der Kermes: xonnos Badınn, und 
bey den Lateinern Coccum, vielleicht auch 
Coccus, oft auch Granum. Sie melden alle 
faft einſtimmig, daß er auf einem niedrigen, 
faſt ftrauchartigen Baume mit flachlichten 
Blättern, der Eicheln trägt und zur Gattung 
der Eichbänme'gebört, gefunden werde; und 
fo ift denn garnicht zu zweifeln, daß fieCoch 
cum ilicis und: diejenige niedrige immer grüs 
nende Eiche mit den ftachlichten Blättern der 
Stechpalme (aquifolii), die wir in der Bor 
tanif noch jeßt — ilex nennen, gemeint 
haben. Dieſe Behauptung wird dadurch 

| noch 


(") Diofcorides IV, 48 p. 260. Nur Pauſa⸗ 
nias XS. 890 fchant wegen des Baums ei⸗ 
ne Schwierigkeit zu machen, indem er ihn 
mit WARTE lentiscus, oder mie andere les 

“fen, mit oxgoivog vergleicht. Aber es ift ſchon 
längit bemerft worden, daß man arpıvog, ilex, 
lefen müffe, und daß auch einige Handfprife 
ten fo lauten. 


12: Rermes Cochenille. $ 


noch gewiſſer, daß die Alten, fürdas Vaters 
land dieſes Baums ſolche Gegenden angeges 
ben haben, wo er noch jezt einbeiniäfch ift up 
Kermes traͤgt. — on Ä * 
Mach dem Doſcorides — man es 
mes in Galatien, Armenien, Aſien, Cilicien, 
auch. in Spahiten. > Den weninften Auslegern 
bat. e8 ‚gefallen, ‚daß der Grieche erſt Gala 
tien und Armenien, und dann.noch ganz Aſien 
nennee. Einige haben daher die. Stadt Aſien 
in Lydien verfiehn , „andere haben das Wort 
heraus werfen oder ändern wollen, und Se 


rapio ſcheint auch, nach feiner arabifchen Ue⸗ 


berfeßung, Syrien geleſen zu haben. Aber 
Herr Prof. Tychſen, der mich uͤber dieſe 
Stelle antraf, verſichert, es fen; hier Alta pro- 
conſularis zu verſtehn, wozu Cilicien nicht ge⸗ 
hörte, und in dieſer engern Bedeutung wer—⸗ 
de das Wort in den dem Diofcorides gleich⸗ 
zeitigen Schriftſtellern oft gehraucht. Daran 
hat nicht einmal Salmaſius gedacht. Nach 
dem Plinius (?) erhielt man Kermes aus 
af en und Weite, aus Attica, Galatien, Cis 

| licien, 


6 Plin. aiſt nat. IX, 41 p. 528. XVI, 8 p. 6. 

XXII, 2 — 266. XXIV,4 p. 327. Den Ser: 

-ı. : mes. aus Ealatien nennet Tertullian de pal- 

lio. 4 p. 38 nad) der Ausgabe des de Ir en 
da, Galaticum ruborem. 


4A3 


6 12 Rermes. Cochenille; 


licien, auch $ufitanien und Sardinien, wel⸗ 
cher letzterer aber am geringften geachtet ward. 
Paufanias nennet auch die tandfchaft Phos 
ceis. Da Mofes und andere hebräifche Schrifts 
fteller ebenfals des Eoccus gedacht haben, fo 
muß er auch Damals tief im Driente gefun⸗ 
Den feyn (?). Aus noch ungedruckten aras 
biſchen Schriftftelleen bat Bochart Stellen 
angeführt, welche ficher von eben diefem Ker⸗ 
mes. zu verftehn find (+). Auch trage ich 
Kein Bedenken, die Erzählung aus dem Cte⸗ 
fias, die Photius, Aelian.und der armfes 
lige Dichter Phile wiederholer haben, hieher 
zu rechnen, obgleich mehr als ein Umſtand 
falſch ift (5). Schon Tyfon und Delaval has 
ben dabey an Kermes gedacht, oder vielmehr 
an die Amerifanifche Cochenille, die Tyſon 
. . > a: fo 


J (3) Bochart hierozoicon II, lib. IV, 27 p. 624. 
Petri Ravanelli bibliocheca facra. Genevae. 
1660. * fol. I p. 480. | 


. EC) SH will Doch von einer Stelle die Ueber⸗ 
ſetzung einräden: Alkermez eft animal, quod 
in fpinofa planta generatur, & in arbufto, 
ex quo fulphurata fiunt ad ignem accenden- 
dum, medise magnitudinis inter herbam & 
arborem, ramis multis,. fed tenuibus. Hoc 
autem animal inftar lentis eft initio valde 
parvum, fed augeri non definit, donec ci- 
‚ceris magnitudinem affequatur. j 


C) Photüi biblierh. p. 152. Aeliani hif. anim. 
IV, 46. Phile de animal. propries. 43 p. 143. 


1. Revihes. Cochenille. 7 


fo gar mit: der Inſekten⸗ Gattung Coccinella; 
im Englifchen Lady cow,. zu vermwechfeln 
ſcheint (°). 2 Ä 
Daß nun aber die Kermes- Eiche in der 
gevante, in Griechenland, Paläftina, Pers 
fien und Indien noch jegt vorfomme und noch 
Kermes trage (7), das ift Durch Zeugnifle 
Der Neuern binlänglich beftätigt worden. Auf 
Creta oder Candia haben Bellon und Tours 
nefort Kermes einfamlen fehn (2); erfterer 


auch zwifchen Serufalem und Damaſcus (?), 
wel: 


) The anatomy of a pygmy, by Tyfon. Lond. 

ü 1751. 4. An experimental inquiry into the 
eaufe of the changes of colours in opake bo- 
dies; by Ed. Hus. Delaval, Lond. 1777. 4 

. Pag. XXIV. Ä 
. ().Das Inſekt it dem Baume nur zufällig, 
nicht weſentlich; ich will fagen; nicht alle 
Jlices haben Kermed, fo wie nicht. alle Roſen⸗ 

| we Blatläufe, nicht alle Häufer Wanzen 

aben, 

(®) Bellonii zsinerar. T, 17 p. 23. Voyage du 
Levant par Tournefort., 1. 19. — 
(°) Bellon Il, 88 p. 145. Man ſehe auch Vo- 

age de la terre fainte du P. Royer Récoller 

„2 und Voyages de Monconys I p. 179. 
Eduard Browns merkwuͤrdige Reifen. Aus 

--. dem — uͤberſetzt. Nürnberg. 1750. 4* 
. ©. 135. ariti Reifen bdurch Eypern, Sys 
rien u. Paläftina. Altenb. 1777. 8 * ©. 155. 


Ya 


8 an. Kermes. Cochenille. 


welcher zugleich meldet, daß das meiſte von 
da nach Venedig verhandelt werde. Daß 
Kermes in Perſien einheimiſch ſey, ſagt Char⸗ 
din ausdruͤcklich (10). Der Spaniſche Ker⸗ 
ines iſt zu bekant, als daß er Zeugniſſe noͤ⸗ 
thig hätte. Dioſcorides ſagt, er ſey ſchlecht (!T); 
und Garidel (122) meldet auch ausdruͤcklich, 
daß er noch jeßt viel weniger als der Franzo⸗ 
ſiſche geachtet werde. u 
"Die 


ea — de M. Chardin. A Rouen, 1723. 
“in 12. 11 p. 313. 


“gr, Damider haben einige erinnert, daß u 
Spanifce Kermes beym Petronius K. 
gelobt wuͤrde; aber die Stelle lautet in = 
ſchiedenen Ausgaben fo hm — ſich 
nichts gewiſſes daraus nehmen laͤßt. Man 
ſehe die gute Ausgabe: concinnante Mich. 

Hadrianide. Amftelod. 1669. 8 ©. 419. Wenn 
man auch mit Hardouin und andern lefen will? 
..„.Hesperium coccum laudabat miles, ' 
za fo koͤnte Boch wohl der Soldat’ den Kermes uns 
ter den Spaniſchen Produkten, die ihn lüftern 
machten, nennen , ohne ihn eben für vorzuͤg⸗ 
ich zu erktären. Hardouin ſagt: loquitur de 
minio Hispanico, aber das war. ja eine — 
lexfarhe. 


ga} Hiftoire ‘des planses qui — aux envi- 

“raus d’Aix. A Aix. 1715. fol. * p. 253: Ils 
preferent le Kermes. de Provence & des Lan- 

‚ guedoc ä'celui d’ Efpagne‘, parce que le pre- 
mier donne une teinture plus vive; celui 
qui vient-fur. les arbriffeaux voifins delamer, 
eft plus gros & d'une couleur plus €clatante 
que celni qui vient-anx autres endreits. 


1. Kermes. Cochinile. 9 


Die wahre Beſchaffenheit des Kermes har 
ben die Alten wicht erfant. " Sie hielten ihn 
meiftens für eine eigenthuͤnliche Frucht des 
Baums, und ungeachtet ſie die daraus ent⸗ 
ſtehenden Inſekten bemerkten, ſo war Doch der 
damals herſchende Glaube, als ob ſolche 
durch die Faͤulung ohne Zeugung entſtuͤnden, 
Urſache, warum ſie den wahren Urſprung des 
Kermes nicht'einfehen Fonten, Sie hielten 
. die Inſekten für Würfung der Verderbung, 
und Pliniusredet gar fo, als ob er fich ein? 
bildet, eine gewiſſe Art habe diefen Fehler 
mehr als andere, und desfals: wurde fie ſco— 
lecion genant, und weniger geachtet. Aber 
nicht uͤbel nennet er an einem andern Orte den 
Kermes eine Raͤude oder einen Ausfchlag des 
Baums, feabiem fruticis. "Diofeorides ſagt, 
der Kermes fäße an Bäumen, wie tinfen 3); 
Diefe Vergleichung misfiel dem Matthiolus 
gänzlich, fie muß aber doch wohl fo übel nicht 
ſeyn, weil viele neuere, Die. den Griechen 
nicht gelefen haben, die Bergleichung mit fin: 
fen oder Erben brauchen. Mehr Schwies 
tigfeit hat die Darauf folgende Erzählung, daß 
ein Kermes in Eiticien, wie Meine Schnek⸗ 


hen Schnecken, die vielleicht fo ganz unge: 


reimit 


a Us 


10 1. RKermes. Cochenille. 


reimt nicht ſeyn mag, will ich dem Alterthum 
zu gute halten; aber das Einſamlen mit dem 
Munde iſt gar zu widerſinnig, als daß man 
fie unangefochten laſſen koͤnte. Die Ausle⸗ 
ger haben auch ſchon allerley Verbeſſerungen 
vorgeſchlagen, wozu ſie die Verſchiedenheit 
der Leſeart aufzuſodern ſchien. Inzwiſchen 
muß die jetzt gemeine ſehr alt ſeyn, indem 
ſchon Serapio.(**) darnach ſeine Ueberſez⸗ 
zung gemacht hat. Marcellus und Corna⸗ 
rius meinen, man muͤſſe ein Wort einruͤcken, 

welches die Zeit der Einſamlung beſtimte; z. 
‚Br To Its, im Sommer; aber das weicht 
doch gar zu weit von ro sonarı ad... Ich 
wolte lieber ein Wort haben, welches das 
Werkzeug andentete, deffen fich die Weiber 
beym Einſamlen bedienten; ſo wie die Gries 
chinnen noch jegt dazu, nach des Bellon Ers 
zaͤhlung, ein Kleines ſichelfoͤrmiges Werkzeug 
eh um ;e gebraus 
484) Wach der Tatein. Ueberſetzung hat Serapio 
©. €. 311 p. 210 geſagt: Reperitur in arbore glan. 
dium interins Calchise animal teftofum, par- 
vum, fimile limaciis, & colligunt illud mulie- 
res cum ore earum. Ich dachte, Die Verglei⸗ 
hung mit einer Schnecke ſolte auf die leere 
Hülfe des Kermes gehn , nachdem die Inſek⸗ 
ten ausgekrochen ſind. Garidel ſagt S. 248: 
Le kermes dans fa perfection & lorsqu’ on 
le ramalfe , fe prefente à nos yeux comme 
üne gouffe, dont la peau eft affez ferme. - - 
Cette goufle eft ordinsirement:'ronde, plus 

eu moins groffe qu un pois.- - 


1. Rermes. Eochenille: 11 


gebrauchen. In Frankreich und in andern 
Gegenden laſſen ſie ſich die Naͤgel der Finger 
lang wachſen, um ſich die Arbeit zu erleichs 
teen (75). Als ich dieß Heren Prof. Tych⸗ 
fen erzählte, fiel ihm eine Verbeſſerung ein, 
die, nach meiner Meynung, alle bisher be; 
Fante Vorfchläge weit überteift, Man muß, 
fagteer, ro sövuxs leſen, welches die Ab⸗ 
fchreiber bey der Uneialfchrift leicht in das ih⸗ 
nen befanntere Wort souarı haben veräns 
dern Fönnen, Zsövu& bedeutet nicht nur die 
äußerfte Spiße der Nägel, fondern eines jes 
- den andern Werfzeuges, fo wie der Waffen, 
in welcher letztern Bedeutimg es mehr als 
einmal bey Lycophron vorfömt (79). Moͤch⸗ 
te doch diefe artige Werbefferung dem fünftis 
gen Bearbeiter und Herausgeber des Diofcos 
tides befant werden! Webrigens haben dieſer 
und Galen mit Necht dem Kermes eine zus 
fammenziehende und bittere Kraft zugefchries 
ben; aber die von ihnen gerühmten Arzney⸗ 
kraͤfte mögen Aerzte beureheilen; ich will nur 
als Technolog noch anmerfen, daß man ches 
mals den Kermes bey der Purpurfärberen ges 

brauche 


(*5) Baridel &. 254: Leurs habilit€ conüfle 

- für tour: d avoir les ongles longs. | 

" (9) Man fehe ben Hefychius. Wiel gezwun⸗ 

gener und unmahrfcheinlicher ift bie von Sal: 
maſius vorgefchlagene Veränderung, die man 
in feinen Anmerkungen zum Solinus findet. 


12 RKermes. ‚Cochenille, 


braucht hat ; um der Waare einen Grund zu 
geben; anftar daß unſere Faͤrber damit den 
Scharlach machen, der den algen ra ger 
* weit üßertrift, 


dJener Gebrauch zur Farberey ſcheint ſt ch 
* alle: Jahrhunderte erhalten zu haben, 
In dem fo. genanten mitlern Zeitalter koͤmt 
Ketmes unter; dem Namen vermiculus: oder 
vermiculam. vor, deswegen auch die damit 
gefärbten Zeuge oft vermiculata genant wers 
den, Es ift;befant, daß daher das franzöft: 
ſche Wort vermeil, und daraus vermillon 
entſtanden iſt, welches letztere erſt die rothe 
Farbe des Kermes bedeutete, nun aber für 
jedes andere rothe Pigment, ſo gar fuͤr den 
fein ‚jerriebenen Zinnober, gebraucht wird, 
Zu unfern Zeiten wird der Kermes. in Spa⸗ 
nien ‚und Franfreich gleich nach. der Einſam⸗ 
ung mit, Effig. befprüger und an der Sonne 
getrocknet. , Aber im mitlern Zeitalter fcheint 
man ihn nicht genug getrocner, und gleich in 
lederne Beutel eingenehet zu haben, um das 
Auskriechen. der Inſekten zu verhüten. (17), 
I: Hk zur 
en Hieher — eine merkwuͤrdige Stelle aus 

| s Gervaſii Tilberienfs otia imperialia ‚ad 
on IV' imperätorem, welches Buch Dies 
ſer fuͤr feine Zeit ſehr gelehrter Mann im Fahr 
1211 ſchrieb. IN, 55 De vermiceulo. In re- 


8no Arelatenfi & confinio matitimo eſt ar- 


N BP RER I; 


1. Kermes. Cochenille 13 


Zur Zurichtung der Farbebruͤhe brauchte man 
Aegyptiſchen Alaun, den einzigen; den man 
on ine, sine, Di 


bot, cuius farcina pretium XII nummorum 
Wigornienfium. Eius fryätus, in. flare; facit 
pretinm quinguaginfa librarum, Eius cor- 
tex ad onus yeltis pretium habet quingue fo- 
lidorum. Vermiculus hic eft, quo tingun- 
tur pretiofifimi regum panni, five ferici) vt 
exainiti , dive Janet, vt fcharlärta. Et eft mi- 
randumj;'quod nulla veftis linea .colorem ver- 
miculatunt.recipit, fed fola veftis, quae ex - 
' vivo animanteque .vel quovis animato de- 
cerpitur. "(Richtig ! animalifdye Materien 
nehmen leichter Farbe an, als vegetabilifche.) 
Vermiculus autem ex arbore ; ad. modum ili- 
cis & quantitatem dumi. pungitiva‘ folia ha- 
bente‘, prodit ad .‚pedem, nodulum faciens 
mollem ad formam eiteris (nie Dioſcorides!), 
aquofum ,. & cum: exterius: colorem: habeat 
nebulse & roris cosgulati,, interius rubet; 
& eum vngue magifterialiter: decerpitur, ne, 
" tenui rupts pellieule, humorinclufus efluat, 
poft quam "exficcatur &corio. ineladitur. 
Cum enim tempus folftitii "seftivi adveherit, 
ex fe ipfos vermiculos generat, & nifi coriis 
fubtiliter confutis includerentur , omnes fu- 
gerent aut in nihilum evanefcerent.:: Hine 
eft, quod vermiculus nominatur propter dif- 
folutionem, quam in vermes facile facit, ex 
natura roris maialis, a quo generstur ; 'vnde 
et illo tantum menfe colligitur. '.Arbor au- 
tem vermiculum generans vulgo Analis nun- 
eupatur. Man findet dieſes Buch in Leibni- 
sii fcriptor. rerum Brunfuie. I, Mader hat 
nur ein kleines Stück „davon befonders a 
’ ee ne —— 


— 


14 x. Kermes. Cochenille. 


Damals hatte, imgleichen Urin (1%), Gel: 
che Faͤrbereyen ſcheinen wenigftens im. zwölf: 
sen Jahrhunderte ſchon in Teutfchland gemes 

| fen 


Ten laffen , welches ich anmerke, um einen | 
Fehler * verbeſſern, den ich in Phyſikal. 
fon. Biblioth. XV ©. 550 gemachi habe. 


: (23) Muratori hat im zweyten Theile der An- 
-  tiquitat. Italicarum medii aevi p. 379 eine 
Schrift, welde aus dem neunten Jahrhun⸗ 
berte, oder aus den Zeiten Garld des Grof- 
fen, zu fegn fcheint, und eine beträchtliche 
: .. Menge Vorfchriften zur Färberey und zu ans 
dern Künften enthält, abdrucken laffen. Das 
felbft findet ſich audy das damals gebräuchlie 
she Recept zur rothen Farbe: compofitio ver- 
mieuli. Es ift fehr zu beklagen, daß die Hands 
Schrift fo unleſerlich geweſen, daß ganze Stels 
Ien finlos find, und daß fehr viele Wörter 
darin vorlommen, deren Erklärung noch nie⸗ 
mand gegeben hat, und vielleicht niemand jes . 
mals wird geben können. So viel fieht man 
wohl, daß der Kermes in: einem leinenen Beus 
tel (in linteolo raro), mit Urin gelocht wor: 
den: addis hurinam expumatam. Aber die 
übrigen Zuthaten verftehe ich nicht. Was iſt 
' Juzarim, lulacim, quianus, coccaris? Mans 
che diefer Namen fcheinen nicht einfache, fons 
dern zufammengefezte Pigmente anzudeuten. 
Rulacim ſcheint nad) ©. 378 ein ausgepreffes 
ter und mit Alaun eingefochter Pflanzenſaft 
zu feyn. Coccarin .nafcitur in folio Cedrin 
non tritae. Außer dem Worte vermiculum 
koͤmt auch coccum vor: coccum delabas in vri. 
na; aber-da muß wohl gewiß coftum geles 
{en werden. ’ - 


— 


UL nn 


1. Rermes Cochenille. 3% 


fen zu ſeyn; denn unter den Landesprodußs 


sen, welche Heinrich, der töwe, dem Grie— 


chiſchen Kanfer fchenfte, follen Tcarlata gewe⸗ 
ſen ſeyn 6 4 
u | Ver⸗ 


(1?) S. Barth ad Guil. Brirowis Philippidos 
libr. XI. Cygneae 1657. 4.” p. 614: Ar- 
noldus Lubecenfis hinter Helmoldi chronicon 
Slavörum , lib, 3 cap. 4: Praemiferat autem 
dux.Munera multa et optima iuxta morent 
terrae noftrae, equos pulcerrimos fellatos & 
veftitos, loricas, gladios, veftes de fcharlat- 
t0 & ‚veltes ‚lineas tentifims. S. Siffbers 
Gefchichte des teutfchen Handels. Hannover 
1785. 8 *1.©. 490. , Aber Fan man mit Zus 
verläfligkeit munera iuxta morem terrae no- 
ftiae durch Landesprodukte —* 9 Mit 
aller Achtung , welche. Hrm Prof. Fiſcher fels 
tene Belefenheit-und. Gelehrfamteit verdient, 
warne ich wider einige Dafelbft vorrommende 
Fehler und. gar zw gewagte Behauptungen. 
us ©. 488 folte man argwöhnen, als ob er 
den: Kermes mit unfern Eicheln vergleichen 
wolte; aber nur die Frucht des Kermesbaums, 
als einer Art der Eichbäume, ift eichelförmig. 
©. 393 wagt er fo gar den Hrn. Prof. J. £. 
Schulze zu tadeln, der in Differtat. de gra- 
norum-kermes & coccienellae convenientia, 
viribus & vfu. Halae 1743. * eine juriftifch 
erwiefene . Meynung des Hollanders (nicht 
Englanders) de Ruͤuſcher annimt, naͤmlich 
daß. Cochenille ein Inſekt ſey. Nach Hrn. Fi⸗ 
ſcher foll fo wohl das Juſekt, als die Eichel 

felbſt Cochenille ſeyn. Er redet von Schar: 
lachplantegen der Alten, und ſcheint zu glau⸗ 
ben; 


— 


16. 2. Kermes. Cochenille. 


WVermuthlich haben unſere Vorfahren die⸗ 
ſes Faͤrbematerial aus dem ſuͤdlichen Frank 
reich, oder wohl mehr aus Spanien erhal⸗ 
ten. Die Araber, welche mit dieſem Pro 
dubkte ſchon feit den Älteften Zeiten in Afrifa 
bekant waren, fanden es in Spanien, und 
nußten es auch dort zur Färbetey und: zur 
Handlung. : Eben daher fcheint der Arabi⸗ 
ſche Namen Rermes oder Alkermes fo alge⸗ 
mein geworden zu feyn (79); wiewohl Sal: 
* En ER 5 J maſius 
9— ben, die Kelten in Galatien hätten den Ker⸗ 
uses aus ihrem Urfige mitgebracht. Etwa fo 
wie die Europäer: ihr Getreide nach Amerika 
© mitgenommen und daſelbſt angebauet haben ? 
2:57 Mber der Kermes ift ein Inſekt, welches fich 
wahrlich nicht‘ fo: verpflanzen und: verfegen 
aͤßt; Auch weis id) keinen Beweis zu finden, 
daß man ganze Plantagen davon gehabt häts 
re, Man farhlete den Kermes, wo er fich 
"von felbft fand. Die Vergleichung‘ der Cos 
chenille mit den” fogenanten Hergotskuͤhlein 

©. 493 ift ganz falfch, indem lezterer Na⸗ 

#* "men der Coccinellae gehört, die mit der Cos 
chenille gar nicht verwandt iſt. Der Vors 
flag, die Coccinellae oder Sonnentäfer an 

die Scharlacheiche oder an Das Weggras zu 
gewöhnen, ift ganz unthunlich, und wenn 

Ach diefe Käfer aud) dieſe Nahrung gefallen 
laffen koͤnten, fo wuͤrden fie: doch in Ewigkeit 
weder Cochenille, noch Kermes werden. 


(2°) Watthiolus in feinen Anmerkun em über 
den Diofeorided S. 725. ſagt, die, — 
Wels 


1. Kermes. Cochenille; 17 


maſius meynt/ die Araber hätten dieß Wort 
ſelbſt von den Lateinern angenommen und aus 
vermes gemacht: (25). Aber wenn es Fein 
urſpruͤnglich Acabifches Wort ſeyn ſolte, fo 
waͤre zu uͤberlegen, ob es nicht vielmehr aus 
der Celtiſchen Sprache herzuleiten ſey, wie 
ſchon Aſtruc (22) gemeint hat. Guer oder 
Quer hieß bey den Celten eine grüne (immer 
grünende) Eiche, und noch. jegt fol in Nier 
Derlanguedoc das ungebauete und mit. der Kers 
‚meseiche bewachfene Land Guarrigues genant 
werden. Bon diefen Quer oder Guer- will 
Aſtruc fo gar das lateiniſche Wort Quercus, 
deffen Urfprung fonft nirgend zu finden ıft, abs 
leiten. Dazu fömt, daß Mes nad jeßt in je⸗ 
nen Gegenden die Frucht der Eichen bedeutet, 
ſo daß Guermes oder Kermes fo viel als Eis 


cheln, 


welche Erklaͤrungen uͤber den Meſues geſchrie⸗ 
ben haben, behaupten, daß Kermes der Ara⸗ 
ber der coccus radicum, nicht coccus arbo- 
rum ſey; uber er widerlegt fie dadurch, daß 
die Araber felbit alles von ihrem Kerineg mels 
ben, was man beym Diofeorides liefert. Faft 
verinuthe ic), daß die Mönche das Deswegen 
behauptet Haben, um das SJohannisblut, mas 
ihnen in einigen Ländern als Tribut geliefert 
Ward, beliebter zu machen, © —— 
(?*) Salmaf. in Solinum p. 834. b. 


— Memoires pour l hiftoire naturelle deLan- 
Buedõe. Paris 1737. 4® p. q. 
ul. Theil, B 


18 1. Rermes. Cochenille, 


cheln, les glands du chesne, feyn würde. Ob⸗ 
gleich, Kermes Feine Eichel ift, fo fan man 
doch jene Benennung deswegen nicht als uns 
wahrſcheinlich verwerfen. Sch bath Ken: 
Prof. Tychfen mir hierüber , als Kenner der 
Arobifchen Sprache, fein Urtheil zu geben, 
welches ich hier mit feinen eigenen Worten 
beyfüge (??). Vebrigens braucht wohl nicht 


anges 


F 


(7) Das Wort PP Kermes, Karmes, und 


mit dem Artikel , \f al kermes ift jegt im O⸗ 
rient der algemeine Name des Thiers wos 
von die Farbe Fomt, fowohl als der Sarbe 


ſelbſt. Kermafi (Er) ift das, was mit 
diefer Farbe gefärbt ift. Beyde Wörter find 
durch die Araber und den Levantifchen Hans 
‘del in die Europäifchen Sprachen übergegans 
gen. Kermes, Span. alcharmes, al quer- 
mes, oder richfiger alkermes, alkarmes — 
carmefi, Ital. cremefino ıc. 


Welcher Sprache das Wort eigentlich zuges 


hoͤre, läßt fich nicht mit Sicherheit ausma⸗ 


chen. Es laffen fi) aus dem Arabifchen, meh: 
rere Ableitungen vermuthen (3. B. „9 Ka- 


raſa, extremis digitis tenuit, was zu dem 
soyu& nicht übel paſſen würde — Karmis 
s, heißt imbeeillus, kann aber eben. fo 


wohl von dent Heinen Wurm abgeleitet ſeyn 
als umgekehrt). Da aber alle grammatiſche 
Schwierigfeiten haben, und die Araber ur 

| J— die 


| 


1. Rermes. Cochenille. | 49 


‚angemerkt zu werden, daß Larmefin, Cars 
min, cramoifi der Sranzofen, chermefi, cher- 
- | mefino 


die Farbe und dad Wort aus Armenien ber: 
leiten, fo ſcheint e8 vielmehr ein ausländis 
fches Wort zu feyn, das die Araber mit der 
Sache nad) ihrer Ausbreitung in Oberafien 
erhielten. So nennt Ibn Beithar (beym 330» 
chart Hieroz. II. p. 625.) Kermes eine Ar⸗ 
menifche Farbe, und die Arabifchen Lexico⸗ 
graphen (die Giggeus und Caftellus excerpirt 
‚baben) erklären das verwandte Karmafal, 
J coccineus, vermiculatus für eine 


0x armenica. 


Indeſſen ift unftreitig die Farbe lange vor 
der Epoche der Araber im Orient bey Hebräs 

. ern, Phöriziern und Aegyptern befant gewe⸗ 
fen. Denn von Griechen und Römern braus . 
che ich nichts zu fagen, da Sie darüber als 
les ſchon vollitändig gefamlet haben. Bey den 
Hebräern Fomt die Farbe unverkennbar, nur 
unter andern Namen u nun yuhn 


oder blos yyuF ſchon bey ihrem älteften Schrift: 


fteller Mofes vor. Tola tit eigentlich der 
Wurm, dann, völlig nach der Analogie von 
Kermes, Wurmfarbe, Scharlach. Der Zus 
fa Schani bezeichnet entweder doppelt ges 
färbte8, oder nad) einer andern Ableitung 
belle, bochrothe Farbe. Für beyde Bedeu: . 
tungen laffen fi) Gründe und alte Autoritäs 
ten anführen, aber jene ift die gemöhnlichere, 
und wegen der Analogie ’mit diBxPDov aud) 
wohl die wahrfcheinlicyere Ableitung. 


Ber 


eo 1. Kermes. Eochenille. 


melino der Staliener und andere ahnliche | 
Wörter eben Daher ihren Urfprung haben. 
nn Der 


»Aber follte der coccus fo früh bekannt ge= 
wefen fepn? Sit nicht vielleicht tola, die 
Murmfarbe, vinerley mit Purpur, weil 
die Alten vermis und Schnede nicht unters 

ſchieden?“ Ich glaube nicht. Für Purs 
pur haben die ‚Drientäler einen beftimmten 
Namen Argaman, Argevan, der bon tola 
genau unterfchieden und oft damit, als ets 
was berfchiedenes , zufammengeitellt wird. 
Auch überfetsen alle Alte das hebraifche Tola 
beftändig durch zoxxos, Kermes, Zehori, Ze- 
horito (hochrothe, helle Farbe), welche Wörs 
ter fie nie für argaman feßen. Da die Phö: 
nizter fo früh auf Spanten und andern Ge— 
genden wo der Hermes einhermifch tit, hans 
delten, fo läßt fi) auch wohl begreifen, wie 
in Palaftina um und vor Moſis Zeit die Far⸗ 
be bekannt feyn Eonnte. 


Auch in Aegypten muß fie um biefe Zeit 
befannt gemwefen feyn, denn die Hebräer Fonts 
ten fie nur daher haben, als Mofes in ber 
Nrabifchen Wuͤſte Scharlach von ihnen for— 
derte, um fein heiliges Zelt auszufchmücen. 
Ob in Aegypten. der Kermes einbeimifch tft, 
‚weiß ih nicht. Auf das xudaivov, das 
Bochart aus Heſychius als ein Acgyptis 
ſches Wort anführt, wovon die Abkürzung 
Laia im Wethiopifchen den Scharlach bedeu— 
ten fol, baue ich nicht viel, weil ed nicht 

„ ausgemacht werden Fann 1) ob das Wort urs 
fprünglich-aegyptifch ift, da es bey alten 
Griechiſchen Schriftftelleen mehrmald und ın 

— ver⸗ 


1. ‚Rernies. Cochenille: 21 


Der Coceus, welcher fih an den Wur⸗ 
jeln einiger Pflanzen befindet, ift, fo viel r. 
no 


verſchiedener Bedeutung vorfommt,- 2) ob 
es Sharlachfarbe bedeute, weil die Alten es 
bald durch Purpur, bald durch Meerfarbe 
erklären (f. Bochart 1. c. p. 730 fq.). Iſt 
das Wort aegyptifch, fo bedeutete ed wohl 
mehr überhaupt rothe Sarbe, als beſtimmt 
die Purpurfarbe,, wenigftens ift jet im Cops 
tifcben für die leßtere ein eigenes. Wort. Scad- 
-fchi oder Sanhadfchi ( leßtered erklärt Rirs 
cher Prodrom. Copt. p. 37. mercator pur- 
purae, vermiculus coccineus, purpura. Xeufz 
ferft willführlic und widerfprechbend, Der 
Arabifche Lexicograph, den er hätte überfeze 
zen follen, ſagte blos won I, aclı-s 


(aclıs ift ein Druckfehler) und das heißt 
Durpurwaare). Wenn man in der’ Spras 
che eines Volks, deffen ganze Geſchichte faft 
bloße Vermuthung ift, eine Conjectur wagen 
dürfte, fo würde id) fragen, ob nicht dad Eopt. 
dholi, in Aegypten Name des Scharlachs ges 
wefen fey? Die Lexicographen erklären cd durch, 
Wurm, Motte, allein in den Stellen der Bis 
— — die ich habe vergleichen koͤn⸗ 
nen, Tteht allemal ein ganz andred Wort, 
wenn von verzebrenden, nagenden Mür- 
mern die Rede if. War alfo Dholi vielleicht _ 
Benennung des Farbenwurms? Nun klingt 
dholi ganz wie das hebraͤiſch⸗-phoͤniziſche tola, 
und fo Fünnte man gar weiter vermuthen, daß 
Die Ueayptier Namen und Sache von den 
Phöniziern bekommen haben. Dody: dies ift 
ein ‚bloffer Einfall, dergleichen man ſich nur 
B 3 bey 


22 | 2," Rermes.. Cochenille; 


noch zur Zeit weis, won den Alten gar hicht 

bemerfe worden. Daß er jedoch fehon im 

( zwölf: 
bey dem Volk erlauben darf, das einmal den 
Grillen der Antiquarier, Philologen und Phi: 
Iofophen Preis aegebeu ift. Folgende Site, 
Die ein natürliches Refultet der vorigen Bes 
merfungen find, werden Sie vielleicht mir zus 
geftehen. 


1) Die Scharlach > oder Kermesfarbe ift im 
frübeften Altertbume vor Mofes im Orient 
bekannt geweſen, und. wenigitens für Pas 
läftina eine Entdecfung der Phönizier, ges 
wiß nicht des Eleinen hebräifchen Nomadens 
ftamms,. | 


2) Tola war der alte phönizifche Name, der 
bey den Hebräern und felbft noch bey den 
Sprern üblich war, denn der Syriſche Ue: 
berſetzer braucht ihn noch Jeſ. J. 18. Bey 
den Juden nach dem Eyil ward der Ara⸗ 
maͤiſche Name Zehori gewoͤnlicher. 


3) Auch bey den Negyptiern war diefe Farbe 
zu Mofis Zeit eine befanute Sache; denn 
feine Sfraeliten muften fie aus Aegypten 
mitgebracht haben. 

4) Die Araber befamen den Namen Rermes 
mit der Sache aus Armenien und Perfien, 
wo fie laͤngſt bekannt und einheimifch war, 
und diefer verdrängte im Orient den alten 
Namen, wie zum Theil den Namen Schars 
lady im Occident. Erſteres muß man den 
Arabern glauben. ; 


5) Vielleicht darf man annehmen, daß der 
Kermes in Arabien nicht bekannt, "wenig: 
ens 


1. Rermes. Cochenille. 25 


zwoͤlften Jahrhunderte in Teutſchland geſam⸗ 
let worden, das hat, glaube ih, J. L. 
Friſch (24) zuerſt bewieſen. Man lieſet 

naͤmlich, daß in dieſem und wenigſtens auch 
im folgenden Jahrhunderte, verſchiedene Kloͤ⸗ 
ſter von ihren Unterthanen dieſen Coccus fam; 
len, und ſich als einen Tribut (25) liefern 
laſſen, und daß diejenigen, welche dieſes Pro⸗ 
dukt nicht in Natura abliefern konten, dafuͤr 
ein feſtgeſetztes Geld bezahlen muſten. Das 
Maaß, wornach es geliefert ward, hieß cop- 
pus, Ropf, meldes Wort ehemals nicht 
nur ein fugelförmiges Trinfgefchirr, ſondern 
auch ein Maaf fo wohl für flüffige als trof: 
Fene Sachen bedeutete. Es bar fich ni I 

er 


ſtens nicht einheimifch gewefen fey, da fie 
feinen Namen dafür gehabt zu haben fcheis 
nen, 

6) Kermes heißt immer rothe Sarbe und 
wo genau gefprocdyen wird hochroth. Ich 
halte e8 daher für einen bloßen Weberfezs 
zungöfehler, wenn beym Avicenna (II. 
Fen. 21. 3. 3.) Kermefiah durch purpütei- 
tas überfegtift. Es follte coccineum heiffen. 

. (2*) Befchreibung von allerley Inſekten. Fünf - 
ter, Theil. Berlin 1736. 4* ©. 10. 
(25). Wie die alten Spanier ben Römern, nad) 
Plinius, und bie neuern Griedyen den Tür- 

ten, nach Bellons Bericht, Tribut in Ker- 
mes entrichten muften. Das haben alfo die 

Mönche nachgemacht. — 

B4 


* 


24° 1. Rermes. Cochenille. 


der letzten Bedeutung noch in Zuͤrich, Achen, 
Regensburg, Oeſterreich und in mehrern Ges 
genden erhalten (20); fo wie auch bier im 
Goͤttingen noch jetzt derjenige Antheil, den 
der Müller son jedem Scheffel, den er gemaz 
len bat, erhält, und der fonft wohl die Muͤh⸗ 
lenmeße heißt, : Muͤhlenkopf genant. wird; 
Diefe: Benennung iſt gleichfals bey andern 
Waaren gebräuchlich. Hier machen vier Muͤh⸗ 
lenföpfe eine Meße, und vier Megen einen 
Sceffel aus. , Weil der Coccus um Johans 
nis gelamler’ ward, fo nante man ihu "(os 
hannisblut, vermurblich weil die, Geiftlis 
hen diefe Einnahme Durch dieſe Benennung 
zu einer reliniöfen Sache machen wolten, und 
auch diefer Damen bat ich bis auf unfere 
Zeiten unser den Landlenten erhalten. Da’ 
die Orden und Kiöfter ehemals vielerlen Ges 
werbe, vornehmlich die Webereyen trieben, 
fo konten fie das Johannisblut fehr gut ans 
wenden (27). 
age ZZ ’ In 


+ (26) S. Friſch teutſches Woͤrterbuch und Kruͤ⸗ 
nitz Encyclopaͤdie. XLIV ©. 2. 
(27): In Leibnitii collectaneis etymologi£is. 
Hannoverae 1717. 8 * p. 467 fteht ein Ber: 
zeichnig der Güter und Einnahmen der Kir: 
die zu Prüm, mo die Benebictiner = Abtey 
ſchon in achten Sahrhunderte geftiftet wor: 
den. Regiftrum bonorum ecclefiae Prumien- 
fis. Diefes Verzeichnig, welches im J. — 
F aufſ⸗ 


* 


x.’ Rermes. Cochenille. 25 


turforfchern Erwähnung dieſes Coccus; 5.8: 


bey Cornarius (23), Scaliger (2?) und 


In ſpaͤtern Zeiten finde:ich nur bey Nas 


ans 


anfgefet worden, fagt: folvit vnusquisque 
pro vermiculo denarios fex. Weil aber die 


Rede von Leuten tit, welche bey Mes in : 


Lothringen wohnten, fo fünte man vermus 
then, daß nicht ceccus radicum, fondern ar- 
borum, den fie qus dem benachbarten Sranf; 


reich erbalten Fonten, zu verftehn fen. Aber 


Diefer Zweifel findet wenigſtens vicht ftat bey 
Defcriptio cenfaum, proventuum ac fru- 
&uum ex praediis monafterii S. Emmerammi 


„vom Jahre 1301, welches in Peziz thefaurus 


anecdotorum noviffimus, Auguftae Vind. 
1721. fol. *I p. 69 ftebt. Singuli dant VI 
denarios pro vermiculo; fp auch einiae mal 
&.69 und ©. 74: finguli dent valculum 
vermiculi. &, 76: reddunt vermiculi cop- 
pos Il, Diefe Leute gehörten dem Klofter zu 
St. Emmeran in Regenfpurg und waren in 
Bayern anfäflig. Papon erzählt in Hiftoire 


generale de Provence. Paris 1778. ing. "IE 


R. 356. daß der Erzbifchoff von Arles in der 
itte des zwölften Jahrhunderts denjenigen 


Kermes, der zu Saint: Chamas und in ans 


dern Gegenden feines Gebiets gefamlet wors 
den, den Juden verkauft habe. \ 


‘- (28) In Diofcoridem IV, 39. Nalcitur in Sar- 


matia ad Ruffiam fpe&tante, in Podolia ap- 
pellata regione, herba fimilis plantagini, quae 


‘arno - gloffum appellatur. Ad huius'radi- 
cem granum vnum adnafcitur, -- quo ad 


finem Maii & Junii principium per quatuor 
Ri Er heb- 


— 


Sr 
kur’ 


Arbeitslohn: geringer ift, funfenmäf ig in bes 


26 ° = Kermes. Cochenille. 


andern. Aber tie lange der Gebrauch und 
Die religioͤſe Einſamlung gedauert hat, Fan 
ich nicht beflimmen, am längften wohl. in 
Pohlen. Don da ift auch bis auf unfere 
Zeit. jährlich. eine beträchtliche Menge nach 
Venedig geſchickt worden, und ich glaube 
gern, daß auch noch in der Marf und in mans 
chen andern Gegenden von Teutfchland etwas 

gefanilet wird. Die Urfachen, warum die: 
fes einheimifhe Produft feine Achtung ver 
lohren hat, find, fo viel ich einfehe, folgen: 


de. Erſtlich hat der Wurzelfermes weniger 


von der färbenden Subſtanz, als der Kermes 
aus Frankreich und Spanien; zweytens ift 
die. Einfamlung des erftern viel mühfeliger 
und langweiliger, und er bat deswegen, nach⸗ 
dem Die Naturalabgabe an die Klöfter aufges 
hört hat, zu theuer werden müffen, als daß 
er den Franzöfifchen oder Levantiſchen hätte 
abhalten Fönnen. Als. aber in neuern Zeiten 
die Amerifanifche Cochenille eine Handelswaas 
te ward, Die unleugbar ein vorzügliches Pig: 
ment und noch dazu in groͤſſerer Menge ent⸗ 
haͤlt, und die, weil ſie in Mexico, wo das 


ſon⸗ 


hebdomeden collefto , — in vermem, 
alas poftea acquirentem, abeat, ferici & alii 
panni inficiuntur eo eolore, quem noftri 
Scharlach et Kermafin vocant. 


2?) de fubtilitate. Exerc, 325 $. 13. 


1: Rermes. Cochenille, 27 


fonders dazu angelegten Pflanzungen gebauet 
wird, zu allen Zeiten in Menge für einen 
zwar nicht geringen, aber Doch gegen ihre Güs 
te nicht unmäffigen Preis (?9), zu haben 
war, fo ward fo gar der Franzöfifche und 
Spanifhe Kermes, wie fhon in der Franzoͤ⸗ 
fifchen Sarbeverordnung von 1671 beklagt 
ward, faft ganz vergeflen, alfo viel mehr noch 


(? 


der 


°) Der Preis der Cochenille ift in neuern Zeis 
ten gefällen. Im Jahre 1728 koſtete in Am⸗ 
ftierdam ein Pfund 58 Schilling Flam. aber 
im May 1786 koſtete es nur 272 Schill. Fläm. 
Sn Schrebers erfter Samlung der Camerals 
fhriften zweytem Theile, Halle 1758. ©. 277 
tft hiebey ein böfer Druckfehler, dergleichen: 
bey folchen Angaben fehr gewöhnlich find. 
Dort wird der Preis zu 274 Rthlr. Flaͤmiſch 
für 1 Pfund angegeben. Auch ich bin im er: 
ften Theile ©. 351 durch eine falfhe Wachs 
richt zu. einer irrigen Behauptung verführt 
worden. Die geftebte Cochenille iſt gewöhns 
lich um 3 Schill. Fläm. oder 3 Stüver  theus 
rer als Die ungefiebte, Verfaͤlſcht wird fie 


. oft fhon in Spanien, nod) öfterer aber in 


Holland, mit der fo genanten Sylveſter oder 
wilden Cochenille. Bor 10 oder 12 Jahren 
foll ein Engländer die Cochenille aus rothem 
vermifchten Wachfe nadjgemacht und damit 


dieſe Waare verfälfcht haben; aber der Bes 


träger bat, wegen der mühfamen Bereitung, 
bey diefer Schöpfung zu’ wenig Vortheil ges 
habt, um fie lange fortzufegen. [Letzteres 
aus einem Briefe ded Hrn. Secret. Rieſe— 
mann aus Amfterdam, Sun: 88.)] 


28 1. - Rermes. Cochenille. 


Der Teutſche, der wahrfcheinlich niemals wies 


der eine fonderliche Nußung abwerfen wird, 
wie doch noch manche gemeint haben. 


Mexico oder Neuſpanien, das eigentliche 
Barerland der Eochenille, deren Namen 
das Verfleinerungstmort von Coccus zu feyn 
feheint (?!), ward von den Spaniern im J. 
518 und in den folgenden Sahren entdeckt. 
er Dafelbft dieſes einträgliche Produkt zu: 
erft beinerft und in Europa befant gemacht 
hat, weis ich nicht. Einige verfichern, daß 
fchon die eingebohrnen Merifaner, ehe fie das 
Unglück hatten den Chriften befant zu wer: 
den, Cochenille gekant, und damit Haͤuſer 
bemahlt, und Kleidungsſtuͤcke gefaͤrbt ha— 
ben (22)3 andere aber verfichern das Gegen: 
tben (?3). Den Spaniern, welche längft 

den 


(25) Faſt fcheint es, als ob die Spanier meh⸗ 
rern Amerikaniſchen Waaren Verkleinerungs⸗ 
wörter von aͤhnlichen Spaniſchen oder Euro: 


päifchen Produkten gegeben haben. So heißt 


Surfaparilla, ftachlichtes Weinftöckchen, Plas 
tina, kleines Silber. Liegt davon ber Grund 
in der Spanifchen Grandez3a ? 

(°?*) Raynal in Hiſtoire philofophique des eta- 
bliffemens dans les Indes, Nach der Audgas 


be, die zu Genf f 1780 in’ vier Quartbänden 


gedruckt ift, I ©. 77. 

(33) Algemeine Gefchichte der Länder und Voͤl⸗ 
5 — Amerika. mr 1753. 2 nn: in 4. * 
I 7. 


— 


r. Rermes. Cochenille. 29 


den Kermes ihres Baterlandes nußten, Fonte 
es nicht fchwer fallen, den Vorzug des Ame⸗ 
rifanifchen vor jenem zu bemerfen; und ich 
finde auch im Herrera, daß der König be 
reits im Jahre 1523 vom Cortez Bericht 
verlangt babe, ob es wahr fey, daß man, 
wie man fagte, in Merico Kerines in Mens: 
ge fände, und ob man, wie man meinte, fols 
che mit Vortheil nach Eaftilien kommen lafs 
fen fönte. Wenn dieß wäre, fo folle er dar: 
auf Bedacht nehmen, und. fie fleifjiig einſam⸗ 
Ten laffen (3*). Bald darauf muß der Han: 
del mit diefer Waare angefangen haben, denn 
Buicciardini, welcher 1540 ftarb, nennet 
unter den Waaren, die Antwerpen damals 
aus Spanien erhielt, Kochenille (??). Die 
Pflanze, worauf dort dieß Inſekt lebt, ges 
hört zu der Gattung Cadtus, und wird in Me: 
xiko 

(?*) Hiftoria general de los hechos de los Ca- 
ftellanos en las islas y tierra firme del mar 
oceano por Antonio de Herrera. En Madrid. 
IGOI. fol. * Decada tertia V,3 p. 194: Y 
auiendo tenido elRey noticia, que en Nueua 
‚Espafia nacia grana en abundancia, y que 
trayda a Caftilla podia redyndar en mucho 
prouecho para las rentas Reales, mandd al 
Göüernador que lo mirafle, y hizieffe coger, 

y auifaffe luego fi efto era verdad, y que le 
patecia, que para beneficiarla fe podia hazer. 
(25) S. Anderfon Gefhichte des Handels IV 
- ©. 73. Aber möglich wäre es, daß Buicz 
ciardini den Spanifchen Kermes gemeint hätte. 


30 1. Bermes. Cochenille. 


xiko Nopal, oder Tuna genant, wie wohl 
der letzte Namen mehr aͤhnliche Pflanzen zu 
begreifen ſcheint. Eine Art iſt die Opun⸗ 
tia, welche in Spanien (238), Portugal, Jtas 
‚Jien.einheimiich geworden, und-cud in uns 
fern Gewaͤchshaͤuſern nicht felten ift. Ob aber 
die cochinillifera ſchon hinlänglich befchrieben 
ſey, ift noch zweifelbaft, und nad) den neue; 
ften DMachrichten folte man es nicht glauben. 
Schon Oviedo (?7) hat ein Paar Arten von 

| F Tuna 


| (6) ©. Ueber Sitten, Temperament und Ges 
rihtshöfe Spaniens. Von ‚einem reifenden 
een 1782. 2 Xh. ing * I, 
5 108. j 


(2?) Hiftoire naturelle & generalle des Indes. 
Paris 1556. fol. * pag. 122, 130. Weil die 
Schriften des Oviedo oft in der Geſchichte 
der Erfindungen gebraucht werden müffen und 
alle felten find, fo babe id) im erften Theile 
©. 436 einige Nachrichten davon gegeben, 
melde id) nun durch Diejenigen, weldye Hr. 
D. Dryander in London mir mitzutheilen 
die Güte gehabt hat, ergänzen fan. Beyde 
©. 437 angezeigte Werke find in der portrefs 
lichen Bibliothek des Hrn. Banks. Das er: 
fte hat auf der erften Seite nur folgende Wor⸗ 
te: Oviedo de la natural hyftoria. de; las In- 
dias. Con prävilegio de la $8.C.C.M. Am 


Ende fleht: El psente tratado intitulado Ovie- 
do de la natural hyſtoria d’ las indias fe im- 


primio acoftas del autor Gogalo Fernadez de 
Ä | .,Ovieda 


. > * 


J 
1. Rermes. Cochenille. 31 


Tuna beſchrieben und abgebildet, aber der 
Cochenille gedenkt er dabey nicht, Inzwi—⸗ 
ſchen 


Oviedo al’s de Valdes. Por induftria de Mae- 


ftre Remo de petras: fe acabo en la cibdad 
de Toledo’ a. XV dias del. mes de Hebrero 
deM.D.XXVI años. Das Bud) hat 54 Fo⸗ 
liofeiten und ift, fo wie die Hiſtoria general 
in Solumnen gedruct. » Beyde Bücher des 
Dviebo finden fid) italieniſch überfetst in_Na- 
vigationi et viaggi raccolte daM. Gio. Bat- 
zifta Ramufio. Volume terzo, ini Venetia 1606 
fol. wo Natural hiftoria ſich ©. 37. a anfängt 
und ©. 61. a endigt. Die Hiftoria general 
folgt ©. 61. b und geht bis ©. 187.2. Ri⸗ 
chard Eden hat eine fhaßbare Samlung von 
Auszügen aus feltenen "Retfebefchreibungen 
und andern Ähnlichen Büchern geliefert, wos 
von folgende Ausgabe auf unferer Univerfi: 
taͤts⸗Bibliothek vorhanden ift: The hiftory 
of trauayle inthe Weft and Eaft Indies and 
other countreys lying eyther way - - gathe- 
red in parte, and done into Englyshe by 
_ Richarde Eden. Newly fet in order, augmen- 
-  ted and finished by Richarde Wiles. Imprin- 
ted at London. 1577. in 4. Dafelbft findet 
man ©, 185 bi6 225 einen Auszug aus Na- 
tural hiftoria unter der Auffchrift: Gonza: 
lius Ferdinandus Oviedus of the weft Indies, 
Die erſte Ausgabe diefer feltenen Samlung, 
welche ſich auch in Hrn. Banks Bibliothek 
‚ befindet, iſt ohne Jahrzahl in 4 gedruckt. Uek 
brigens verweiſe ich die Lefer auf Hrn. YTeu= 
fels Bibliotheca hiftorica. II, ı_p. 226. des 
nn ſchnelle Fortſetzung algemein gewünfcht 
’ rv. 2 


32 1. Rermes. Cochenille. 


ſchen redet er von einer vortreflichen Farbe, 
welche die Amerikaner aus der Frucht berei> 
teten und zu Fleinen Täfelhen bildeten, ger 
ſteht aber, Daß er darüber feine ausführliche 
Nachricht erhalten habe. Ich vermuthe Doch, 
daß dieſe Täfelden aus Cochenille gemacht 
worden, denn Hernandez fagt, Daß man zu 
feiner Zeit daraus dergleichen gemacht Babe. 


Mit der erften Cochenille ift auch gleich 
eine wahre Nachricht von ihrer. Gewin nung 
nach Europa gefommen und Dafelbft verbrei— 
tet worden. Acoſta hat fie fchon 1530 und 
HSerrera 1601, fo wie Hernandez und ans 
dere, fo gut und aufrichtig befchrieben, daß 
die Europäer nicht Urfache gehabt hätten tiber 
ihre Entftehung zweifelhaft zu feyn. Gleich: 
wohl hat man jene Nachrichten entweder über: 
feben oder für unwahr gehalten, und darüber 
geftritten, ob Kochenille Beeren oder Samen 
gewiſſer Pflanzen, oder Infeften, oder Würz 
mer wären. Vielleicht hat der Spanifche Da: 
men grana, den man mit grano für einerley 
gehalten hat, verführt. Vielleicht har aber 
die ganze Natutgefchichte nicht noch einen Ge⸗ 
genſtand aufzuweiſen, der fo wie dieler durch 
gerichtliche Zeugniffe entfehieden morden. Ein 
Holländer, Melchior de KRuuffcher, bes 
bauptere in einer Gefelfhaft, nach den im 
Spanien erhaltenen mündlichen ———— 
Ba en 


söirecihes. GEochtenille. 33 


| daß Cochenille kleine Thiere waͤren Ein an⸗ 
derer, deſſen Namen er hernach wicht oͤffent⸗ 
lich bekant gemacht hat, behauptete mit ſo 
ungeſtuͤmer Heftigkeit das Gegentheil, daß 
endlich der Siteit in eine ernftlihe Gere 
ausartete. Ruuſſcher trug darauf anem Freun⸗ 
deeinem Spanier, der hd Mexito reiſete, 
auf, ſich eg ſelbſt De „ger 
Beftätigte Ze miſſe geben "zu 
welche vor In —— Ah | 
im Thäle Darhch im October 7 25 hntetfd EN 
Ben worden, Fätnen ieh 26 in | 


. Om NV 





ſterdam an. Man: hat’ mit’ dafeıbft ver; 
Ruuſſchet habe darauf die en 
me, welche faft das ‚ganze Vermögen des Geg⸗ 
hers ausmachte, "eine furze Zeit im Beſitz ge 
nommen und darauf wieder zuruͤck gegeben, 
jedoch nach Abzüg alier Koſten, ſowohl derer, 
welche die Zeugniffe verurſacht Hatten, ats 
auch der Koſten des Drucks derfelben. "Die 
fe machen einen Oetavband son’ 175 "Seiten 
aus mit dem gan roth gedruckten Titel Ne 
tuerlyke hiftorie van de coucherulle —8 
zen met authentidüe documehfen. "Hiföirt 
naturelle de* la eochenille az par des 


documens le ureke, "T’ Amifterdam. By 
1729 (99, F 


Hietmenus Rz rver ie fans 
a HM ai vir0: er 
ey Das Bud) , welches ich (of | beftbe 
ſelten. "Aber man n findet da apon ein Fe 


m Theil... El ER ung 


34° trBerines. Cochenille. 


lien aus Neuſpanien erhaltenen Documente * 
find: darin: ſpaniſch, hollaͤndiſch und franzoͤ⸗ 
ſiſch abgedruktt. a 


Man fönte erwarten, daß die Köftlichs 
keit dieſes Produkts früh den Verſuch veran⸗ 
laſſet haͤtte, dieſes Inſekt in andere Gegen; 
den zu verſetzen. Die ſtrengen Mittel, wel; 
che die Spanier dawider angeordnet haben, 
55 es doch nicht ganz haben verhindern 
koͤnnen; gaber bis jetzt iſt es noch nicht ges 
ſchehn, Als Bolander, ‚ein Schüler des 
Linne, in Amerika war, fendete er. auf.defs 
fen Verlangen eine Pflanze-mit: diefen: Infek⸗ 
ten nach Upſala. Sie kamen 1756 an, als 
Unne eben in einer Diſputation war. Der 
Gärtner, der die Abfiche nicht-wußte, ‚reis 
nigte Die Pflanze fo gleich von allem vermeins 
ten Ungeziefer, und verpflanzte fie; fo daß Lin⸗ 
ne bey feinen Zubaufefunft nur noch ein Ins 
fett lebendig fand. So hat er mir ſeibſt die 
Sache erzaͤhlt, die er in, Syſtemate nat. p. 
742 beruͤhrt hat. Inzwiſchen glaube ich ges 
wiß, daß es nicht einmal die aͤchte Cochenille, 
fondern die andere Art, welche Sylveſter ges 
nant wird, geweſen ift, da jene, nach dem 
neueften Nachrichten, mit viel mehr Mühe, 
und Koften, als Rolander anwenden Finnen, 
ung n Mylius) vhyſikaliſchen Veluſti⸗ 
in. gungen. erlin 175I. 8 I ©. 43. 


|. Rernies. Cochenille. 35 


kaum in Amerika zu erhalten ſteht, und ſchwer⸗ 
lich die weite Reiſe nach Norden aushalten 

kan. Die unaͤchte Art hat auch Miller (62) 
“auf derjenigen Pflanze, die er Opuntia fictis 
Indica nennet; aus Jamaika nach England 
erhalten, wo fierjedoch nur drey oder vier Mo: 
nate gelebt hat: Im Jahre 1777 brachte 
zwar ein junger franzoͤſiſcher Naturaliſt, Thies 
ry, mit fo groſſer Gefahr, daß er seine Stel⸗ 
le im Martyrologio der Naturaliſten verdient, 
die aͤchte Cochenille nach St. Domingue, aber 
nach ſeinem gleich darauf erfolgten Tode ſtarb 
ſie, durch den Neid. oder ‚die. Nachlaͤſſigkeit 
‘ feines: Nachfolgers, wieder. aus, und num 

hat diefe Inſel nur die unächte Art (20). 


Ich vermuthe, daß man im Orient fehr 
fruͤh die Kunft erfunden hat, den Kermes zu 
einer vorzüglich ſchoͤnen rohen Farbe ‚anzus 
wenden; Daß dieſe bald fo ſehr verheſſer wor⸗ 
den, daß fie felbft den Tyrifchen Purpun uͤber⸗ 
teoffen hat, und daß fie eine Miturfache ger 
weſen, warum endlich der eigentliche Purpur 
. €?) Pb. Millers Gaͤrtner⸗Lericon ITS 328. 
„(*°) Traite de la culture du Nopal & de Pe- 
.„.. duestion de la cochenille. ‚Au Cap--Francais- 

1787. Hin 8, Ich habe von ‚diefent, merk 
wuͤrdigen Buche eine ausführliche Nachricht 
1 ee — rkonom. Biblio: 
thek u 594: a ibnar mins 119 


- 
“ran! .b mie 
‚TEE s * 3129 
⸗ 


* 


36 rl; Rermes:: Lorhenille. 


ganz aufgegeben ift. Auf die Föftlichen rothen 

Faͤrbereyen, welche die aͤlteſten Hebräifchen 
Schriftſteller rühren, und welche, nach dem 
Urtheile gelehrter Ausleget, mit Kermes ges 
macht worden ‚; mag ich mich nicht dreift be: 
sufen, weil ich,; in Ermangelung der. orienz 


talifchen Sprachen, dieſe Nachrichten nicht 


ſelbſt beurtheilen kan. Aber ich habe eine 
Stelle im Flavius Vopiſcus (+?) gefun⸗ 
den, die mir jene Behauptung ſehr wahr: 
ſcheinlich macht. Er erzaͤhlt, daß der Koͤnig 
von Perſien dem Kayſer Aurelian, außer an⸗ 
dern Koſtbarkeiten wollene Tuͤcher geſchickt 
babe, welche einen viel koͤſtlichern, weit gläns 

ne EEE N € zen⸗ 


Exynn vita Aureliani eap.’29. Genus purpu- 
rae, quod poſtea nec vila gens detulit, nee 
KRomanus orbis vidit, de qua pauca ſaltem 
libet dicere. Meminiſtis enim fuiffe in tem- 
Kr Jovis“Öptimi max. Capitolini pallium 
:» "breve'purpureum laneftre, ad quad.cum ma- 
ttronae atque, ipfe Aurelianus iungerent pur- 
puras fuas, cineris fpecie decolorari videban- 


* 


tur caeterae divini comparatione fulgoris. - 


Moc munus rex Perfarum ab Indis interio- 
ribus fumptum, Aureliano dediffe perhibe- 
‚tur , ſeribens: Sume purpuram qualis apud 
nos eft. Sed hoc falfum fuit. Nam poftea 
diligentiſſime & Aurelienus & Probus & pro- 
ximęẽ 'Diocletianus miffis diligentiffimis con- 
„fetöribus, 'requifiverunt tele genus  purpü- 
ae; rec tamen invenire potuerunt. Dici- 
tur enim fandix Indiea talem purpuram fa- 
cere, fi euretur. = ' 


Y 


/ 


1.) Rermes. Cochenille. 37 


zendern Purpur gehabt haͤtten, als vorher je⸗ 
mals in der Roͤmiſchen Welt geſehen worden, 
einen Purpur, gegen welchen jeder anderer, 
den der Kayſer und die Hofdamen trugen, wie 
verblichen ausgeſehn haͤtte. Ich glaube, daß 
dieſe Tuͤcher zwar die vorzuͤglichſte Purpur⸗ 
roͤthe gehabt haben, daß aber dieſe nicht mit 
dem Safte oder Blute der Schnecke, ſondern 
mit Kermes gemacht worden. Das konten 
freylich die Römer nicht vermuthen, als wel: 
che. nur den Schnecfeupurpur fanten, und 
überhaupt in Känften nicht fo erfahren, als 
in der Kunft zu erobern und zu plündern wa; 
ten, wenigftens darin. den orientafifchen Voͤl⸗ 
Bern weit nachftanden. , Die Nömifchen Kay⸗ 
fer haben jenen vermeinten Purpur in ns 
dien Durch die gefchickteften Färber fuchen laſ⸗ 
fen, die ihn aber nicht gefunden. haben, fon: 
dern mit dem unzuverläfiigen Gerüchte zurück 
gefonmen find, der bewunderte Perfifche Pur: 
pur werde mit der Pflanze Sandir gemacht. 
Ich weis wohl, daß etliche Ausleger, nicht 
ohne Wahrſcheinlichkeit, Sandir für unfere 
Färberröthe: halten (42); aber Gefychius 
ww gan; zuverſichtlich, Sandir fen un ein 
raut, 


es er Sandir genauer unterfuchen will, muß 
Salmaf. ad Solinum p. gro und bie Yusles 
Bye des Grarii Falifei eyneget. X. 36: p. 46 


der Kempherſchen — dachlefen. 


33 2. Bermes. Cochenille. 


Kraut, fondern ein firauchartiger Baum, der 
eine Farbe wie Eoceus gebe (*?). Vielleicht 
haben Die Römifhen Färber in Indien, aus 
Vorurtheil, nur nach der Purpurfchnede ges 
ſucht und ſolche nicht gefunden, Dagegen aber 
etwas von Kermes oder der Kermeseiche ges 
hört und folches nicht ganz verfianden. Wie 


viel falfches glauben nicht unfere Färber noch 


von den Materialien, welche fie täglicy vers 
brauchen 3 »- 


(4?) Zavduf, Bevdpov Iruvides, ou To EvIoc 
 xpoav nouuw Eupspy Exec. Einige haben 
Ehndir für eın ‚Mineral -aehalten, aber mit 
Mineralten kan- man malen, nicht. färben.; 
Man koͤnte einwenden, daß doch die. Römer 
ſelbſt ſchon mit Kerınes gefärbt hätten, und 
daß fie alfo leicht dieg Pinment hätten erras 


then müffen. Uber fie verftanden nur ſo ſchlecht 


damit zu färben, ‚Daß fie. ihn zum Gründen. 
des. Purpurs brauchten, und nach dieſen 
Kentniffen mufte es ihnen unglaublich feyn,, 
dag man damit in Indien eine fchönere Far⸗ 
ne, als felbft der Purpur war, machen fons 
te. Hat man doc) aus gleichem Vorurtheil 


in neuern Zeiten den Indig verbothen , ‚ine 


dein man fi) einbildete, es ſey nur möglich 
unaͤcht damit zn färben, weil man bis dabin 


nur undcht damit zu färben verſtand. Dies . 


fer Tugſchluß bat viele Verbefferungen ber 
rberey aufgehalten. Vermuthlich Haben bie 
= mer und Griechen nicht die Wuͤrkung der 
Saͤuren auf Kermes gekant, welche die Pers 

fer und Indianer nugten. 


* = — — — — 


1. Rennies. Cochenille. 39 


IJn ſpaͤtern Zeiten, nachdem befant ge: 
worden war, daß die ſchoͤne orientalifche Kerz 
mesfarbe nicht eigentlicher Purpur fen, hat 
man fie auch nicht weiter Purpur genant, 
fondern man hat für die neue Farbe, auch 
neue Benennungen genommen. Man nan⸗ 
te die mit Kermes gefärbte Waare fcarla- 
ta, fquarlata, ſearleta, fcarlatina, fcharlati-' 
ca. Daß diefe Wörter mit unferm Schar⸗ 
lach verwande find, fält freylich jedem ein, 
aber nicht fo leicht ift es, die erfte Abſtam⸗ 
mung diefer Benennung zu finden. -Pesros 
nius (4*) behauptet, ſie fen Celtifhen Ur⸗ 
fprungs, und bedeute fo viel als. Galaticus ru- 
bor. Go hat Aftruc, wie ich oben angezeigt 
"babe, auch Kermes aus derfelbigen Sprache 
hergeleitet; aber dieſe wird, wie Die Aegyptis 
ſche Geſchichte, oft gebraucht, um etwas zu 
erflären, was man fonft ‚nicht zu erflären 
weis, weil von beyden zu wenig befant ift, 
um eine ftarfe Widerlegung beſorgen zu dürs 
fen. .. Andere wollen Scharlad aus quisqui- 
lium , cufeulium oder fcolecium des Plinius 
machen: Einigen ſcheint das Wort aus der 
erften Hälfte, des Rerines und Lack zufams 
mengefeßt zu feyn, fo daß nur ein. vorge: 
feßt worden, und biefe ftellen es jedem frey, 
‘ob man tacf nach dem Arabiſchen für roch 
u ee — oder 
(**) Antiguit, Celt. p. 69. 70. 
—V C 4 


— 
BR 


40 1: Kernies. Cochenille. 


oder für das teutſche Wort Laken, Tuch, an: 
nehmen will. Im erſten Falle hieße es. alſo 
ſo viel als vermiculare rubrum, im letztern 
nnus vermicularis. Stiler (25) fagtis: 
Scharlach ſey ganz teutfch; von Schor, das 
Feuer und Laken, Tuch, zuſammengeſetzt; 
alſo Feuertuch, feuerfarbiges Tuch. Reiſ— 
Fe hingegen verſichert, das Wort ſey urſpruͤng⸗ 
lich. das Arabifche Scharal „ "weiches: die Ker⸗ 
mesfarbe bedeute (?°); Welche von dieſen 
a ee, ’ ‚Nia Merz: 
() Spaten (Stiler) der telitfchen Sprache 
EStambaum. Nürnberg 1697: 4 * ©. 1062. 
(+9) In feinen Aninerfünngen zu Confanebnillibr. 
de cerimoniis aulas Byzantihae. II’ p} 137.8. 
3... Kt ſagt ; vorabslum, fehssal ; quod, cacci-; 
aeum ‚eplorem motat ,. in Golit Lexico non 
Ki Betr: habetur famen in Moallacah quinta- 
ri Meifle giebt bey dieſer Gelegenhelt auch die‘ 
»:3. Ableitung soon: Charlatan an; er mennt,itss 
‚3. bedeute dieſes Worb, neinen,; Kaſchenſpieier ws 
aukler, . cireumforaneym, sr agyrtam, N , 
ſolche Leufe ehemals von, ihren rothen Klei⸗ 
dern ſecarlatati oder fcarlatani genant worden. 
Andbere Vermuthungen uͤber cdieſes Wort fin⸗ 
bet, man, if: Dictionnaire etymologique par; 
Ren, PR MEnage., aris. 1750. fol. ] AN pr San, 
„108 aud datei ©, 498 dab ort ecarlate. 
Bey alteh —— Schriftſtellern heißt 
1; &eatlate' auch zuweilen jede Farbe im hoͤchſten 
Grade ihrer Volkommenheit daher findet, 
man bey ihnen &Ecarlate blanche, ecarlare 
verte. Braun de. veftitu facerd. Hebr. Am- 
ftelod, 1701. * Lib, I cp. 15 p. 229 fant: 
N 5 ſalacka 


I.. Rermes. Cochenille. * 


Vermuthungen wahr ſey/ moͤchte wohl nicht 
auszumachen. ſeyn; aber daß das. Wort Älter 
ift, als Dillon, nach der Angabe eines Spas 
niers verſichert, läßt fich bemweifen. Er ſagt, 
das Wort ſey zuerſt von Roderich, dem Erz⸗ 
biſchof von Toledo, der ſeine Geſchichte von 
Spanien 1243 geendigt hat, gebraucht wors 
den (77) Moſſius (*°) hat verſchiedene 
alte Schriftfteller angeführt, bey;denen efcar- 
etum oder fcarletum- vorkoͤmt. ;-Der ältefte 
ift Caſarius Der ums Zapı 1227 gelebt bar 
ben folk... "Mau aͤus Paris.,-.der ums Zabı 
1245 fehried, ‚braucht. das. Wort bey dem, 
Jabre 1734... Allein ich finde, daß ſchon 
Kayſer Heinrich der dritte, in der Mitte des 
eilfeen Jabrbunderts, dem Grafen von Cleve 
das Burggrafthum Nimwegen mit der Be: 
Dingung gefchenft hat, daß er jährlich drey 
Stuͤcke Scharlachtuch aus Engliſcher Wolle 
liſern folk —* ‚Mas NuBrt die Benens 
et. ung 

: falacke Heiße Rorifhrotb,. vo, far Tyrus. 


Er widerlegt Gronovs Meynung, der Scar- 
‚„latum von Galaticum ableitet. 

) Travels through Spain by. John Talbor Dil. 
‚den. London 1780.,4  pog«21..: Rod. Tole- 

tani de rebus Hispan. Jib.,,7,.I, 

en G. J. us de vitiis ſermonis. Amnſte- 
“lod. 1645. 4* P. 197. 276. * 819. »Ege- 
farius: lib. g. miracyl. 18. a 

9), 'Pontani hiſtotis Gelriea. Herdervici 1639. 

4 ee er ‚sol. 


* 


42 KRKoermes. Cochenille⸗ 


nung im zwoͤlften Jahthunderte nicht ſelten. 
Sie koͤmt beh Petrus Mauritius vor (50), 
welcher 1157 ftarb; imgleichen bey Arnold, 
ber‘ 1175 der er Abt zu Luͤbel ward (* ) 
Von der Zabereitung und der Guͤte des 
Aien Scharlachs wiſſen wir freylich nichts; 
aber da man doch auf vielen. alten Teppichen 
aus dem eilften Jahrhunderte und: vielleicht 
aus noch fruͤhern Zeiten, eine Roͤthe, die 
ſich bis auf unfere Zeiten beſonders ſchoͤn er⸗ 
halten hat, antrift, ſo fan man wenigſtens 
nicht leugnen, daß unſere Vorfahren ihren 
Scharlach nicht ohne Urſache gelobt haben. 
Jedoch darf man wobl kuͤhn behaupten, daß 
der, welcher jetzt bereitet wird, groſſe Vor⸗ 
zage bat, die ei nt dur ie Wuͤr⸗ 
kung 


ſfol. * Pr tres pannos — Anglice- 
nos. Es ſcheint das’ Jahr. to 050 zu feyn. In 
Lunigs Codice diplom. Germäniae II p. 1739 
* Liefet man. ein Document vom Jahr. 1172, 
worin Kayfer Sriderich I dem Grafen zu Gel: 
bern dad Erbvogteyrecht zu Nimwegen mit 
ber, Bedingung ſchenkt, vt ipſe & eius fuc- 
ceiſores imperatori de eodem telonio fingu- 
Nis annis · tres pannos ſcatlacos bene rubeos 
—— — —8 aſũgnare de- 
 «berets AT, 
89) ‚Per. Maui in Ratotis Cluniscenfibus 1 
eap. 18: Statutum eff, ve mullus fcarlatas, 
"aut barracanos.vel pretinfos, burellos:habeat. 


57) ſ. oben Anmerk. 40. 


nn =. 


2. Rermes.::Cochönille. 43 


fung ‘der Zinanflöfung erhält. - Dieſe Erfind 
dung gehört zu den wichtigſten Verbefferun; 
gen der Faͤrberey und verdient bier einer Er⸗ 
| — | 


Die Tinetur der. Sodeniile oiebt. für fi ch 
eine nicht ſehr angenehme violette Farbe, die 
aber durch die Aufloͤſung des Zinus in Koͤ⸗ 
nigswaſſer zum fehönften Scharlach erhoͤhet 
wird (72). Hr. Ruhlenkamp in ‘Bremen; 
der zu den wenigen gelehrten Faͤrbern unfers 

Vaterlandes gehört, und der fich forgfältig 
um alle neue Berbefierungen feiner Kuuft bes 
fümmert bat, bat mir Die Geſchichte dieſes 
Scharlachs ſo erzähle, wie ich fie ‚bereits im 
meiner Anleitung zur: Technologie S. 1.19 
geliefert habe, Der befante Cornelius Dreba 
bel, der. 1572 zu Alkmar gebohren worden, 
und 1634 zu London geftorben- ift, hatte ein 
mit Fochendem Waſſer gemachtes Eochenillers 
traet, um Thermometer damit zu füllen, vor 
feinem Fenſter ſtehn, worin von ungefähr das; 
aus einem zerbrochenen Glaſe am, Senfter ber» 
unter geloffene Koͤnigswaſſer gefallen. 

und die kirſchrothe Farbe in Die vortrefliche 
hochrothe Farbe verändert hatte. Nach einis 
gen Vermuthungen und Verſuchen erkante 
er, das Zinn, womit die le 


en e. Döcner Anleitung zur Si 
Leipzig 1785. 8. ©. ı 


44, 1: Rermes. Cochenille, 


beit geloͤthet waren, vom Koͤnigswaſſer aufs 
gelöfet, und die Urſache diefer Veränderung 
ſeyn muͤſſe. Er erzaͤbhlte Diefe Beobachtung 
dem Schoͤnfaͤrber Rüffelar in Leyden, der 
nachher fein Schwiegerſohn ward (53). Dies 
fer brachte dieſe Erfindung zur Vollkommen⸗ 
Bett und mußte fie einige Jahre allein bey fei? 
ner: Faͤrberey, daher der Namen Ruffelars- 
eoulsur auffam (54). Becher nennet ihn 
Kufflet (55), und Runfelian einer Stelle, 
Die’ ich nicht wieder finden fan, Rüfter, und 
Biefer ſagt, er ſey ein Teutſcher geweſen. Mit 
der Zeit errieth ein Mennonift, namens van 
Guͤlich, und ein andever, namens van der 
Vecht das Geheimniß, und von diefen follen 
es Die Gebrüder Bobelins in Frankreich er⸗ 
keent haben. Gilles. Bobelin, ein:Zärber 
in Parts zur Zeit Franz J, ‘Hatte eine Verbeſ⸗ 
ferung des damahls gewöhnlichen Scharlache 
erfunden, und weil er. wolte bemerkt haben, 
daß das Wafler des Meinen Fluſſes Bievre 
in der Vorſtadt St. Marceau zu feiner Kunft 
vorzüglich fey, fo legte er daneben eine große 
Faͤrberey an, die man aus. Spott Folie Go- 
eig bar 55°, belins 
ins, I u 
A) Monconys nennet in feinen Reifen ©. 
808 einen Eidam des Drebbels Doctor Reif⸗ 
„fer, der ein guter Chemiſt geweſen ſeyn fol. 
ö (5*) In Bovrichii, differtat. II p. 104: color 
umfuflerienus. - 5. 2.90) 
(55) Närrifche Weisheit &, 71: 


s. Kermes. Cochenille. 45 


belins nänte (9), Ungefaͤhr um eben dieſe 
Zeit ſoll ein niederlaͤndiſcher Maler, Den eis 
wige Peter: Roet, andere KRlock nennen, 
und der “lange. Zeit im. Oviente gereifer ſeyn 
foll ; eine neuverbeſſerte Scharlachfärberey in 
den Niederlanden bis zu ſeinem QIoder nggo 
unterhalten haben. (37)117v Durch Colberts 
Veranlaſſung fol ein Gobelins ‚die Berei⸗ 
tung des Hollaͤndiſchen Scharlachs von neis 
nem, namens Gluͤck, den einige Fin den 
oben genanten van Bülich, andere fuͤr Rloek 
hatten’, erterne Haben, "wodurch" die Patiſer 
Scharlachfärberen bald in größte Aufnahme 
gekommen, fo/ daß der Poͤbel ſich einbifdes 
te, Gobelin babe die Kunft vom Teufet er⸗ 
lernt (58). Es ift befant, daß Ludwig XIV 
auf Colberts Vorſchlag im J. 1667 dir Ges 
bäude des Gobelins von defien Nachkommen 
Faufte, und daraus’ einen Pallaſt machte, dem 
er den Namen hotel royal des Gobelins gab, 
und den er-den größten Rünfllern, vornebms 
lich Malern, Goldarbeitern,; Taperenwürfern 

re ———— und 


& 6) Rabelais-XT, 22 Minage dißion. etymol. 
I p. 682. Br 

(??) Srancheville in-Differtat. für I’ art de la 
teinture des anciens & modernes in Hiſtoire 
de l’academ. de Berlin. 1767 p. 67. uber 
Zeugniffe und Gewisheit fucht man da vers 

gebens. 

(3%) Suite de teinturier' parfait. Paris 1716. 


ws 21» chreibfedern. 


Es iſt doch wahrlich wunderih, daß wit 
— nicht wiſſen, welche Art Rohre den Al: 
ten zum Schreiben gedient hat, da fie doch 
wenigfiens die Derter genant haben, wo fol: 
ches wild wuchs und hoͤchſt wahrſcheinlich 
noch waͤchſt zumal da noch zu unſern Zeiten 
alle orientalischen Voͤlker ſich vermuthlich eben 
deſſelben Rohrs bedienen, Denn es iſt be—⸗ 
Fant, daß ben diefen alte Gitien und Werk 
zeuge niche leicht. durch neue Moden und Er; 
findungen berdrängt werden. Die meilten 
Schriftſteller, welche von der Gefchichte der 
Schreißfunf gehandelt haben, haben fi und 
ihre gefer mit der Nachricht befriedigt, daß es 
ein Rohr geweſen fen. Aber die Gattung der 
Pflanzen, welche ben den Alten Calamus und 
Arundo Beiße, iſt wenigſtens noch zahlrei⸗ 
cher an, verfchiedenen Arten, als die. Gattung 

jet Graͤſer, morunter das Getreide der Al; 
ten gehört, und doch möchten wir gern wif: 
fen, welche Urt far, alica und avena gewefen 
iſt So möchte id) auch gern wiffen, welche 
Art Rohr zum Schreiben gebraucht worden. 


ꝛ9 Die ſchoͤnſten Roͤhre dieſer Art wuchſen 
34 in Aegypten (2), bey Cnidus, einer 
fadt und einem Vorgebuͤrge von der fand: 


SU es ſchaft 


Pun. xvi. 96; ‚Marrial, XIV epigr.. 
ols ech Dat — vre. nn Memphitich 
tellus. 7 


2, Schreibfedern. - 49 


ſchaft Carien in Kleinafien (3); ferner in Ars 
menien und Stalien (4); leßteres ſcheint Plis 
nius für zu ſchwammicht und weich zu hal⸗ 
ten, aber die Worte find noch zur Zeit fo duns 
el, daß ich nicht viel Daraus fchlieffen mag, 
Jene Gegenden find in nenern Zeiten von 
manchem geſchickten Kräuterfenner beſucht 
worden, aber uͤber dieſe Art Rohr haben ſie 
uns wenig beſtimtes gelehrt. Bey den aͤl⸗ 
tern Botanikern findet man es zwar befons 
Ders genant, auch haben fie Fleine Stengel, 
dergleichen ich wohl in Samlungen gefehn 
babe, adgebilder; aber aus allen dem find 
Feine fichere Lnterfcheidungszeichen abzuleis 
ten, daher finne Arundo Icriptoria der Haus 
hine nirgend hinzubringen gewuſt bat (). 
| Chars 
” (2) Plin. l. e. Carullus carm. XXXVI, 13 nens 
net deswegen Cnidum arundinoſam. Aufo- 
— epiſt. IV, 75 nennet die Roͤhre Cnidios 
nodos. 


(*) Plin. XVI, 36: Chartis ſerviunt calami; 
Aegyptii maxime, cognatione quadam pa- 
pyti; probatiores tamen Gnidii, & qui in 
Afıa circa Anaiticum lacum nafcuntur. No- 

ſtratibus fungofior ſubeſt naturs, cartilagi- 
ne bibula, quae cavo corpöre intus, fuper- 
ne tenui inarefcit ligno, fifilis praeacuta 
fenper acie, genictlata. 

(°) Bauh. pinax' plantar. p. 17, 4: Arundo 
feriptoria atro-rubens. Hifor. plans. U p. 
487. Theatrum boran.“ p. 273. | 

II. Theil. DD . ,- 


so 2. Schreibfedern. 


Chardin redet von dem am Perfifchen 
Meerbufen wachfenden Rohre, welches jeßt 
in der fevante vorzüglich zum Schreiben ge: 
ſucht und verhandelt wird; er hat uns auch 
die Zurichtung defjelben gemelder, aber zur 
botaniſchen Kentniß hat er nichts beygetra— 
gen (6). Sogar Tournefort, der es ſelbſt 
um Teflis, die Hauptftadt in Georgien, ein: 
ſamlen fehn, bat feine volftändige Befchreis 


bung geliefert, wiewohl er mehr als alle feis 
ne 


* Voyages. V p. 49. nad) der Ausgabe von 
Rouen 1723. in 12. Leurs plumes font des 
sofeaux, ou petites canes dures de la grof- 
feur des plus grofles plumes de Cygne, qu’ils 
taillent comme nous en les fendant, mais 
ils y laiffent un bec bien plus long. Ces ca- 
nes ou rofeaux fe recueuillent vers Daurac, 
la long du golfe Perfique dans un grand ma- 

rais entretenu par les cours du fleuve de 
Hell, place de l’Arabie, lequel eft forme 
@un bras du Tygre, & d’un bras de l’Eu- 
phrate m£lez enfemble. La recolte de ces 
canes fe fait en Mars, & quand elles font 
ceueuillies, on les met par bottes, ou paquets 
liez 'enfemble dans le fumier fix mois du- 
rant, oò elles fe dourcifient & prennent 
cette belle poliflure & cette couleur vive 
dont elles font couvertes, qui eft un mé- 
lange de jaune & de noir. Ilnefe cueuille 
de.ces rofesux en aucun autre endroit; l’on 
‚en ‚transporte ‚dans tout l’Orient, comme 

ẽtant les meilleures plumes; il en croit aux 
Indes, mais elles font plus tendres & d’une _ 
jaune päle. 


2. Screibfedern. sı 


ne Vorgänger gelehrt hat. Won ihm weis 
man, daß es fhmale Blätter hat, daß es 
nur Manneshöhe erhält, und daß es nicht 
hohl, ſondern mit einer marfartigen, ſchwam— 
michten Materie angefüllet if. Cr bat es 
deswegen in feinem botanifchen Syſteme fo 
angeführt: Arundo orientalis, tenuifolia, cau- 
le. pleno, ex qua Turcae calamios parant (7). 
Mir eben diefen Worten nennet es auch der 
Engländer Miller, der aber anmerft, daß 
man davon nie Pflanzen in England gehabt 
babe (®). | ‚Der 


’ (7) Voyage du Levant II p. 136. C’eft une 
efpece de Canne qui ne croit que de la hau- 
teur d’un homme, & dont les tiges n’ont 
que trois ou quatre lignes d’epaifleur, foli- 
des d’un noeud à l’autre, c’eft à dire rem- . 
plies d’ün bois mou&lleux & blanchätre. 
Les feuilles qui ont un pied & demi de long, 
fur huit ou neuf’lignes de large, envelop- 
pent les noeuds de ces tiges par une gaine 
relu£, car le refte eft liffe, vert- gai, pli& en 

goutiére & fond blanc. La pannicule ou le 
bouquet des fleurs n’ &toit pas encore bien 
€panoui, mais blanchätre, foyeux, fem- 
blable ä celui des autres rofeaux. Les gens 
du pays taillent les tiges de ces rofeaux pour 
&crire, mais les traits qu’ils en forment font 
tres- grofliers, & n’approchent pas de la 
beaut© des caralteres que nous failons avec 
nos plumes. 


(°) Tournef, infir. rei herb, in Corollario p. 
39. Millers Gärtner =Leric. 1 ©. 256. 
— 


I 52 2. Schreibfedern. 


Der von Tournefort ausdruͤcklich ange⸗ 
merkte Umſtand, daß dieſes Schreibrohr nicht 
ganz hohl und leer ſey, ſcheint ſehr gut mit 
dem uͤbereinzukommen, was Dioſcorides ſagt, 
fo daß bey dem nichts zu ändern iſt (?). Vers 
muthlich trocknet das Marf, vornehmlich nach 
der von Chardin befchriebenen Vorbereitung, 
zufammen, fo daß das Rohr leicht davon ges 
reinigt werden Fan. Auf gleiche Weife nimt 
man den Schreibfedern die ähnliche marfige 
Subſtanz, die man die Seele zu nennen pflegt. 

Ä o 


(?) Lib.Icap. II14 p. 60: dAkos oupiyylag, mo- 
Avcapnog, munvoyovarog, £ıs Bußkioypaßiav 
emırydsiog. Alia Syringias, hoc eft, fiftu- 
lofa, multa carne praedita, geniculis den- 
fior, ad librorum fcriptionem adcommodata. 
Einige haben oA,yoozpxog. lefen wollen. Non 
eſt verifimile , fagt Saracen, fuifle vsque 
adeo moAvcapxov, fed vacuunı potius & ina- 

nem fiftularum medo. Rauwolf fagt in 
feiner Reiſebeſchreibung I S. 93: Zn den 
Kramläden werden Rohr zu kaufen gefunden, 
die Elein, innen hohl, außen aber glatt, vnd 
in ibrer Farb eine braune Röthe haben, mit. 
welchen die Türken, Moren und andere orien: 
taliſche Völker ſchreiben. — Rauwolf fcheint 
dieß Rohr nicht im Wachsthum gefehn zu has 
ben , fondern nur das zugerichtete und ſchon 
ausgehölte Winfelmann fagt in feinem 
zweyten Sendfchreiben von den Herkulanifchen 
Alterthümern, ©. 46, daß er oft, in Er— 
mangelung einer Feder, fi das um Neapel 
— Rohr zum Schreiben zugerichtet 
abe. 


2. Screibfedern. 53 


So etwas ſcheint mie auch Plinius gedacht: 
zu haben; mir deucht er har fagen wollen, das 
Marf trocfene inwendig ein, wodurch das 
Rohr unten Hohl würde, welches hingegen in 
feinen oͤbern Enden ganz bolzig und ohne 
Mark fey. Was hernach folge, ift von dem 
Blumenbuͤſcheln zu verftehn, die ftat Pflaums 
federn zu Polftern und zum Kalfatern der 
Schiffe dienten (9). Sch vermuthete, daß 
Sorffäl von diefem Rohre eine ausführliches: 
re Machricht gegeben hätte; aber ich habe 
Darnach vergebens gefucht. Er befräftigt nur, 
dag am Nil fehr viel Rohr wachfe, und mehr 
. als eine Art, welche zu Hecken, Dächern, 
getünchten Wänden u. d. dient (11), | 


Diefe Rohre wurden, wie unfere Schreib: 
federn, gefpalten und zugefpizt (7%), aber 
| man 


(*°) Caetero gracilitas nodis diſtincta, leni fa- 
ftigio tenuatur in cacumina, crafliore pani- 
culae coma; neque hac fupervacua ; -aut 
enim pro pluma -ftrata cauponarum replet ; 
aut vbi limofiore callo induruit, fieut in Bel. 
gis, contufa & interiets.navium commiflu- 
ris ferruminat textus, glutino tenacior, ri- 
misque explendis fidelior pice. 


. (*7) Flora Aegypriaco - arabica, Havniae ı 
4 pag. —— LXI, 16, 24. + 


7 Deswegen heiffen fie in alten PRTERRHETS: 
nhano nErooxideis, ueaorous, diiyAumron 
D 8 und 


54 2. Schreibfedern. 


man hat gemiß nicht fo ſauber, fein, lan⸗ 


ge (*) und bequem damit fchreiben Fönnen, 


als ſich mit Federn fchreiben läßt, ‚und dee. 
Gebrauch der Rohre ift auch auf immer ver: 
laflen worden, fo bald man die Federn: vers 
fucht hatte, die man in jedem Lande von eis 
nen Thiere erhalten fan, welches ohnehin 
wegen mancher andern Nußung in der Lands 
wirchfchaft gezogen wird. Hätten die Alten 
dieſen Gebrauch der Gänfefedern gefant, fo 
würden fie der Minerva nicht die Eule, fon: 
dern die Gans gegeben haben. 


Einige wollen aus einer Stelle des Ju⸗ 
venals behaupten (13), daß man fehon zu 
dies 

und bey Aufonius calami Aiflipedes. S. Win, 
Felmann erftes Sendichreiben ©. 85. | 


(*) Wem darum zu thun wäre, Gelehrte zu 
wiffen, welche fehr lange und viel mit einer= 
Tey Feder gefchrieben haben, der findet Beys 

‚ fiele in $. H. Ackeri hiftoria pennarum. Al- 
tenburgi.1726. 4 Bogen in 8g* Der Mann 
hat alles, was er von Schreibfedern berühms 
ter Männer gelefen bat, zufammen getragen; _ 
ich würde Diefes Werkchen, worauf mid) Fa— 

bricius in Bibl. antig. aufmerkſam gemacht 
hat, nicht genant haben, wenn ich nicht vers 
muthet hätte, daß der Titel mehrere verlei= 
ten möchte, darin die Geſchichte der Schreibs 
federn zu ſuchen. | 

(3) Juven. far. 4, 149: Be 
E “ — — & diverſis partibus orbis 
Anxia praecipiti veniſſet epiſtola penna. 


E Schreibfedern. ss 


dDiefes Dichters Zeit mit Federn: gefchrieben: 
habe; aber da iſt blos ein merapborifcher Auss 
druck, dergleichen fih Horaz (!*) und ans 
dere ebenfals erlaubt haben. Andere haben: 
das: hohe Alterthum der Schreibfedern durch 
die Vorftellung der Göttinn Egeria, die ein, 
Buch vor fi) und eine Feder im der rechten 
Hand bat, beweifen wollen; aber man kennt 
das Alter diefer Egeria.nicht, und fehr wahr⸗ 
fcheintich ift, daß ihr ein neuer Künftler die 
Feder gegeben har (*°).: So hat audy Feine‘ 
Zeichnung in Handfchriften, welche die ſchrei⸗ 
benden Berfaffer mit Federn vorſtellet, ein 
hohes Alterthum. Dabin gehoͤrt das Bild⸗ 
niß des Ariftoteles in einer Handfchrift der 
Wiener Bibliochef, welche, wie am Ende 
ausdrücklich gemeldet ift, im Jahre 1457 zu 
Rom gemacht worden, und es ift mehr als 
wahrfcheinlich, dag der Künftler nur nach fei: 
ner, Einbildung, nicht, aber nach einem urals 
ten Gemäblde, die Zeichnung ine Verzierung 
feiner Abſchriſt vo hat (66). Das äl 
Ä tefte 
ce) Horat od. HI, 120, 53 3 ſ 


Si ececleres quatit 
—* refigno quae dedit. 


( 2 Gronovii. thef. antiq. Graec. In. 28. Du- 

.ı, lodori (Laur. Begerus) coll uium de. tri- 
bus Antiquitatum. Graes, vol minibus. . Be- 
‚rolini 1702. fol. p. 14. 

( 2 Lambec, lib. q7 ur: 76: —— Pa- 


4 laeo- 


56 2. Schreibfedern. 


teſte zuverlaͤſſige Zeugniß vom Gebrauche der 
Schreibfedern iſt noch zur Zeit die Stelle bey 
Iſidor, welcher im Jahre 636 geſtorben iſt, 
und zu den Werkzeugen zum Schreiben Rob: 
re und Federn rechnet (17), Mac) diefer 
Zeit Fommen auch Zeichnungen vor, die den 
Gebrauch außer Zweifel ſetzen. Mabillon 
bat eine Handfchrift der Evangelien gefebu,. 
welche im neunten Jahrhunderte, zur Zeit Lu⸗ 
dewig, des Frommen, gemacht worden, worin’ 
die Evangeliften mit Schreibfedern in der 
Hand abgebildet find. Cine ähnliche Abbils 
dung führt er aus dem eitften Jahrhunderte 
on * — Im Br ermahnte Perer von 
ST et Clugny, 


a — Paris 1708. tib. I cap. 3 
P. 21. F 
ED. Origin. lib, 6, 13 p. 1323, inſtruments ſeri· 
bae calamus & penna., Ex his enim verba 
. paginis infiguntur ; ſed calemus arboris eft, 
penna aviß, oufüs achmen' dividitur in’ dus; ' 
‚ in toto corpore vnitatenferwate. 4 
‚£*8) De re diplomatica. Luteciae Paris. 1709. 
fol. * in ... p. 51. Exſtat in Alti- 


” 


bas ab annis fere nongentis, ‚feilicet Kre 
.. patu Ludoviei Pit, pontificatü :bonis archi- 
3 eleguhitet exarari curavit; quo'in codice de- 
pi&i exhibentur quatuor Evangeliftae feriben- 
tum in: Ran, cum pen in manu, in 

| qui- 


2. Schreibfedern. | 7. 


Clugny ‚der bey den Scholaſtikern venerabi— 
lis heißt, und 1 157 geftorben ift, einen Freund, 
er möchte ftat des Pfluges die Feder nehmen, 
und flat zu pflügen, abfchreiben (T?). Uebri⸗ 
gens find die Schreibfedern in ältern und neus 
ern Zeiten oft,. auf gut fateinifch, calami ges 
nant worden, und möglich wäre es, Daß dies 
fes Wort ſchon bey einem ältern Schriftftels 
ler als Iſidor ift, Federn. bedeute, wo wir, 
‘in Ermangelung anderer Beweife, nur Rob⸗ 
re verftehn. 


Neulich hat der Dichter Heerkens (2°) 
behauptet, der Gebrauch der Schreibfedern . 
ſey 


quibusdam ex illis quatuor fic expreſſa, vt 
de pennae vfu in fcribendo illis temporibus 
recepto non liceat dubitare. Vidimus & 
alium codicem vitae ſancti Amandi in, Ab- 
batia Elnonenfi,, ante annos circiter ſeptin- 
gentos defcriptum, in quo Bandemundus mo· 
nachus, qui hanc vitam ab annis mille com- - 
pofuit, cum penna itidem in manu reprae- 
fentatur. Similia alibi exempla videre :licet.: 


— Perr. Venerab. lih. I. ep. 20 ad Gisleber-: 
tum; Pro aratro convertatur manus ad pen- 
nam; pro exarandis agris, divinis litteris. 
paginae exarentur. C. ©. Schwarz, ber. 
Diefe Worte audy in Exercitat: de varia fur) 

» " pelledile rei librariae veterum. Altorfii 1725. 

- 4 $. 8 anführt, eignet fie unrichtig dem Be: 
da Benerabilis zu, der ums Jahr 735 ge: 
ftorben iſt⸗ 

(#°) Ger. Nic, — aves Friſicae. Rotte- 

20200 


sg 2. GSchreibfedern. 


fey viel älter, und die Nömer hätten folhen 
bey ihrem Aufenthalte in den Diederlanden 
fennen gelernt, wo fie die Aegyptiſchen Roh⸗ 
ve nicht wohl hätten haben fönnen, und wo 
fie, wie Plinius‘(?*) erzähle, den Gänfen. 
fo begierig nachgeftellet hätten. Aber diefer 
Schriftſteller fagt ja, es fey wegen der ange— 
nehmen Gänfebraten und wegen der fchönen 
Pflaumfedern, auf denen die Römer fo gern 
fchliefen, gefchehbn. Heerkens feldft macht die 
Anmerfung, daß Plinius, wenn er ſchon 
mit Federn zu fchreiben gewuſt hätte, folches 
nicht wiirde verfchwiegen haben, da er von: 
den Schreibrohren umftändliche Nachricht ge: 
geben bat. Ferner meynt er, die Holländi- 
ſchen Kunftwörter beym Schreiben, die- la: 
teinifchen Urſprungs find, zeigten an, daß fie 
mis der Sache ſelbſt von den Römern anges 
nommen worden; "3... Schryfpen. Aber 
das ſcheint für jene Behauptung wenig oder 
nichts zu beweifen. _ Von mehrerm Gewicht 
ift die Bemerkung, daß in der alten vortreflis 
chen Handſchrift vom Virgil in der Medicdi: 
fhen Bibliorhef, welche bald nach Honorius 
Zeiten gemacht worden, die Striche der Buch: 
ſtaben durch ihre — und — Dicke 
oder 


rodami 1788. 8* ©. 106. Ich habe dieſes 
Buch in Döyfikal, öfon. Dipl. a 
©. 507 angezeigt. ,  , 0, 

) Hiſt. nat. X, 22 556. 


 — 


2. Schreibfedern. 59 


oder Stärke die Elaflweität der Federn zu vers 
rathen fcheinen, indem es nicht wahrfcheins 4 
lich fen, Daß folche fhöne Züge mit dem ftei; 
fen Rohre möglich geweſen wären (??). Auch 
ift es wahr, daß die meiften Altern Hand: 
fchriften, 5.8. die aus dem Herfulanum, viel 
fteifere und einförmigere Striche oder Züge 
haben: Aber viel traue ich auch diefer “Be: 
merfung nicht. Wer weis, ob nicht ein ges 
ſchickter Künftler auch den Rohren einige Ela: 
ftieität zu geben und diefe zum zierlichen Schreis 
ben anzuwenden gewuft hat? 


(2?) Diefe Handfcrift ift von Petr. Franc. Fogs 
ginius 1741. 4 * genau’ abgedruckt worden. 
Cine Probe von der Schrift felbit iſt S. XV 

u feben. Man fehe die neuelte Ausgabe des 
irgil8 von Hrn. Hofr. Heyne, im Elen-: 
chus codicum pag. XLI. | 


60 3. Dratzieherey. 


— ——— — — — ———— — 


Dratzieherey. 
Wehrſagaus hat man: anfänglich das 


dehnbare Metall mir Haͤmmern zu duͤn⸗ 
nen Blehen und Blättern gefchlagen, folche 


“ mit der Schere oder mit andern Werkzeugen 


in fchnrale Streifen zertbeiler, und diefe mit 
Hammer und Zeile zu Dräten oder Fäden ger 
ründer. Diefe Vermuthung ſcheint durch Die 
ältefte Nachricht von diefer Urt Arbeit beftäs 
tigt zu werden. Als Aarons Amts kleider ges 
macht werden folten, dafchlug man das Gold, 
und ſchnidts zu Fäden, daß mans fünftlich 
wirken fonte unter die gele Seide ('). Als 
Bulfan feiner Fran und dem Mars den vers 
zweifelten Streich fpielen, fie in der ange 
nebmften tage fangen und Binden wolte, ging 
er in feine Effe, nahm Amboß, Hammer 
und Seile, und ſchmiedete ein Netz fo fein, 

Ä daß 


(9) Mofes II, 39, 3. Braun de veftitu fa- 
cerdotum Hebraeorum. Amftelod. 170I p. 
173 fagt: Jarchius habe diefe Worte fo ums 
ſchrieben: extendebant aurum infter braftea- 
rum tenuium, & ex iis feindebant filamen- 
ta, & nebant filamentum aureum cum byf- 
ino. 


3. Dratzieberey. 61 


daß ſo gar die ſeligen Goͤtter, wenn ſie auch 
eben damals nicht auf andere Gegenſtaͤnde ges 
achtet hätten, es nicht würden bemerft has 
ben; denn. es war zärter als Spinnengemes 
be (2). Alſo folche feine Dräte wurden das 
‚mals noch geſchmiedet und mit der Zeile ges 


runs z 
(?) By 0’ Iuev &6 xahnewvx, nun Dpeal Bus- 
oodoueuwv' 
"Ev 0’ EIer’ dunogerw ueyav dnuovz, nomre 
de decaod⸗ 
Ablaxrouc, —E dp’ Zumedov Aufı PN 
volev. 


Perrexit ire in oflieinam, mala animo Be 
funde cogitans; 

Impofuit autem incudis repofitorio ingentem 

“ incudem, cudebatque vincula 

Infrangibilia ,. infolubilia; vt firmiter illic 
manerent. 

Audi 6 ap Epnlaıv nes deouars aunAu 
dmavr 

Iloar& d8 wo — uelaIosQıv — — 


xuyro, 


’Hir’ apaxvız Aemra, To w cv ma Ti oda 


idoro 
Ovde Iewy waudpwy‘ ep yap dohsvra Te- 
TUHTO. 


Circumfudit autem ledti fulcris vincula cir- 


culatim omni ex parte; 
Multa autem & defuper e faftigio effufa erant, 
Perinde atque araneae fila tenuie, quae ne- 
mo ne cerneret quidem, 
Neque deorum bearorum;, perguam enim do- 
lofa fadta erant, 
Homer, I van, 273» 278. pr 
t 


62 3. Dratsieberey. 


rundet; nicht gezogen. Ich weis mich Feiner 
einzigen Stelle bey den Alten zu eyinnern, wo 
vom Ziehen der Metalle geredet würde. Acs 
- dudtile bey Plinius hieß nur deswegen fo, 
weil es fich zu dünnen Blechen haͤmmern ließ; 
tenuatur in Jaminas, fagt er (?). Weberhaupt 
kommen, wie mir deucht, Arbeiten aus Me: 
talldrat bey deu Alten viel feltener vor, als 
man vermuthen- folte, wenn fie folchen ſchon 
fo leicht und wohlfeil als wir zu ziehen ges 
wuft hätten. Selten werden Dratnetze und 
Gitter aus Drat genant, und felbk wo fol- 
he vorkommen, feinen fie nur Schmiede: 
arbeit gewefen zu feyn. 

©ol: 


At illi 
Et mens, & quod opus fabrilis dextra te- 
nebat, 
Excidit. extemplo graciles ex aere catenas, 
Retiaque & laqueos, quae lumina fallere 
. poflint, 
Elimat. Non illud opus tenuiſſima vincant 
Stamina, non fummo quae Bean aranea 
tigno, 
Vtque leves tactus, momentaque — ſe⸗ 
quantur, 


Efhcit; & le&to circumdata collocat apte. 


Ovid. metemorph. IV, 174. Es iſt mir lieb, 
daß Burmann fich bedacht, und das elimat 
nicht in eliquat verändert hate 


(?) Lib, 34: 8. 


7 Dratzieberey. 63 


Solche Fäden vom theureſten und zur 
gleich dehnbarften Metalle, dem Golde, bat 
man fehr früh zum Schmucke der Kleider an: 
gewendet, aber gewiß nicht gleich fo Fünftlich 
und ſchoͤn als jetzt geſchieht. Vielleicht hat 
man anfaͤnglich nur Goldſtreifen oben auf 
die Kleider, vornehmlich an den Raͤndern ges 
nähert, fo wie es noch mit den Treffen ges 
fchieht. Vielleicht find die goldenen Sterne 
und andere Bilder, womit Kleider befeßt ge; 
wefen feyn follen, nur aus geichlagenem Gol: 
de gefchnitten und aufgenehet worden, fo wie 
noch jeßt die Goldflittern. aufgeneher oder 
wohl gar nur aufgeklebt werden. Jedoch bat 
man auch bald’ angefangen, Kleidungsftüde 
ganz aus Goldfäden, ohne irgend eine Zus 
that, zu ftricfen oder zu weben, wmwenigftens 
ſcheint Plinius (*) folches zu fagen; fo wie 
auch der Mantel, den der Freygeiſt Dionys 
fins dem Supiter nahm (7), und die Tunica 

des 


(*) Lib. 33, 4 pag. 616: Vidimus Agrippinam 
indutaın. paludamento, auro_ textilı fine alia 
materie. Aldrovandus erzäblt in Mufeo. 
metallico, man habe ums Sahr 1544 zu Rom 
das Grab der Gemalinn Kayſers Honorius 
gefunden, und aud den vermoderten Klei⸗ 
dungsſtuͤcken 36 Pfund Gold erhalten: 

(°) Cie. de nat. deor. III, 34, 83. Valer. Ma- 
zim. I, 1 exter. $. 3: detrafto Jovi magni 
ponderis aureo amiculo, #- iniettoque ei la- 

| Ä en neo 


64 3. Dratzieherey. 


des Eliogabalus auf folche Weife gemacht zu 
ſeyn ſcheinen (9). Das ift denn wahres drap 
d’or gemwefen, da wir hingegen Diefen Namen 
einem Gewebe geben, deſſen feidene Fäden 
nur mit vergoldetem Silber ummunden oder 
befponnen find. Weil es Feine leichte Arbeit 
geweſen ift, dieſe Fäden zu ründen, fo find 
fie vermurhlich zuerfi nur Lahn geweſen, oder 
man bat fie fo ſchmal als möglich aus den duͤn⸗ 
nen Blechen geſchnitten. 


Die Kunſt ſolche maſſive Goldfaͤden mit 

Garn zu verweben ſchreibt Plinius dem Kö: 
nige Attalus zu; ich geſtehe aber, daß ich 
fie für Älter halte, wiewohl ich nicht gleich 
ein. unzweifelhaftes Zeugnig auffinden Fan. 
Sch vermuthe, die Attalifchen Zeuge, deren 
Drache fo oft geruͤhmt wird, find mit der Na; 
Del geftickt worden. Denn da, wo Plinius 
jener Erfindung zum erftenmal gedenft, res 
det er von geftichten Zeugen, welche die Phry: 
gier zuerft gemacht haben; alsdann nennet er 
die Urralifchen Zeuge, und gleich darauf 
die Babyloniſchen, welche, wie verfchiedene 
Ausdrücke beweifen, gewiß mit der Nadel ge: 
ſtickt 


neo pallio, dixit; aeſtate grave amiculum 
‚efle, hieme frigidum; laneum autem ad 
vtrumque tempus anni aptius. 

(°) Lamprid in Heliog. cap. 23: Vfus eft aurea 
omni tunica; die ganz und gar Gold gewefen. 





3... Dratzieberey: 65 


ſtickt worden (7). Wenn ich hierin nicht irre, 
ſo hat Attalus zuerſt wollene Zeuge mit Gold⸗ 
faͤden 


0 Plin. VII, 48 p. 476: Acu facere id Phyy- | 
ges invenerunt, ideoque Phrygioniae anpel- 
latae funt; Aurum intexere in-eädem Ali 

invenit Attalus rex; vnde nomen Attalicis« 
Colores diverfos. piturae intexere Babylon, 
maxime celebravit. Daß die Ataliſchen zeu— 
ge mit der Nadel geſtickt worden, beweiſet 
diie Stelle des Silius Ital! XIV, 661: — 
Re — Ättalicis variats perartern Aulaeis 
ribuntur ageu. Daß die Babylonifchen eben⸗ 
fals Stickerey gehabt haben, ſieht man aus 

. Martial. Vil, 28: | 


Non ego ——— Bebylanica picta fü. 
peibe ' 
Texta, Semiranlia quad: variantur acu. 


Und XIV, 50, ruͤhmt er bie Hlerandpinifche 
Weberen, daß fie der Babylonifchen Sticke⸗ 
rey mit der Nadel nichts nachgebe. Zu 

Haec tibi — tellus dat! Bl 
u victa ‚et x 2 
"Pedine Niliaco i jam Babylonis acus,. 


Hierwiber koͤnte man nur eine Stelle des Ter⸗ 
tullians de. habitu ‚mulier. I, P., 552, anfuͤh⸗ 
ren, wo dieſer bon der Phry iſchen Arbeit 
das Wort inſuere und von der — 
iintexere braucht. Da ſcheint es, als ob er 
recht genau den Unterſchied ſo habe beftims 
’= men wollen, daß die erite "Arbeit Sticferey, 
die legte Weberey geweſen fe: Aber Tertuls 
lian Öiett oft mit Worten; /Intexere ift eben 
dad, was infuere, Bey Plinins nr 9 

12, Theil, Rz € _.-- Re 691 


Ben nc 


Bi: °'* © 
* 


4 


66 3. Dratzieberey. 


fäden ftichen (nicht wirfen) laſſen, und der 
Zweifel, dag Plinius die Goldweberey zu 
jung angegebem habe, fält weg. Im dritten 


Jahrhunderte fcheint man auch Gold mit Lei⸗ 


nen verfvebt, oder feinen mit Goldfäden ges 
fickt, oder. auf Leinen Goldfäden aufgeneher zu 
Baben, welches Kayſer Herander Severus, 


- für thoͤrigt hiele, weil das Leinen dadurd) 


fteif, unbiegfam und unbequem würde (). 


Viel fpäter hat man, angefangen, ‚das 


Silber auf gleiche Weife zu Fäden oder Drär 
ten zu machen und folche zu verweben. Schon 
Salmafius und nah ihm Goqguet (?) bas 
ben ’angemerft, daß man bey den Alten nie 
einge Erwähnung der filbernen Stoffen antrift. 
Denn die Stellen, welche allenfals aus dem 
Homer hieher gezogen werden möchten, reden 
fiherlich nur. von weiffen Kleidern (?). ‚Uns 


moͤglich hätte Plinius diefe Bearbeitung des- 


Silbers übergehen fönnen, wenn fie ſchon zu 
feiner Zeit üblich gewefen wäre; er, der auss 
= führ: 
p. 691 heißt aureis litteris in palliis intextum 
nomen, ein mit Goldfäden -eingeneheter Na⸗ 
. men. 
(% Aelius Lamprid. in vita Al. Sev. c. 40: in 
linea aurum mitti dementiam iudicabat, cum 
afperitati adderetur rigor. . 


(9) Dom Urfprunge der Gefege und Kuͤn⸗ 
ſte II ©. 99.: = — 
©) Odyf. V, 230. X, 23, 24. R 


3. Dratzieherey. 67 


fuͤhrlich vom Silber und deſſen Gebrauch zu 
Bierrathen handele, und von Goldfäden. und 
Goldftickerey Nachricht giebt. „Aber den zus 
verläffigfien Beweis, daß zur Zeit. des. Kays 
fers Aurelian noch Fein Silberdrat befant ges 
twefen, fcheint Dopifcus zu geben (20) Er 
meldet, der Kayfer babe den Verbrauch des 
Goldes zu Bergoldungen und Webereyen gang 
unterfagen wollen, weil, ungeachtet mehr 
Gold als Silber vorhanden fen, dennoch jes 
nes dadurch feltener würde, weil es in Ber; 
goldungen und Fäden häufig verloren gins 
ge; dahingegen alles vorhandene Silber Sil⸗ 
* bliebe (17). Aber daß Silberdraͤte unter 

den 


X san Vita Aurel. 46: Habuit in’ animo vt au⸗· 
rum neque in cameras, negue in tunicas, 
neque in pelles;, neque in, argentum mitter 
retur, dicens plus’ auri effe in rerum natura 
quam argenti; fed aurum per varios brattea- 
rum, filorum & liquationum vfus perire, dr- 
gentum autem in. ſuo ufu manere, i 


F Die Wahrheit zu geftehn, fo ließe ſich doch 
; wider Diefen Beweis ein Zweifel machen. Es 
wäre möglich , daß die Rede von vergoldes 
tem Silber waͤre; denn durch foldye Vergol: 
dung gieng den Alten, weldje die beyden aͤd⸗ 
. x ‘len Metalle nicht zu fheiden verfiänden, das 
Gold ‚verlohreu; es. verlohr ſich ‚beym Um⸗ 
- Schmelzen im Silber. Aber ich erinnere mid) 
Feiner Stelle ben den Alten, die bey Stickes- 
reyen oder Webereyen von vergoldetem Sil⸗ 

ber redet. 

E 2 


&8 .  Dratsieberey. 


den’ Heßtän Kayfern von den Griechen verwe⸗ 
ber worden, bat Salmaſius bewiefen. In 
jenen Zeiten hieß ein folches Geweb aveparı- 
F GUCKETNGON , drap d’argent A). 


Die Zeit, da der erſte Verſuch gemacht 
— die zu ſchmalen Streifen geſchlage⸗ 
nen und zerſchnittenen Metalle durch Loͤcher 
einer auf dem Tiſche ſenkrecht befeſtigten ſtaͤh⸗ 
lernen Platte. zu Drat zu ziehen, fan ich nicht 
beftimmen. Zur Zeit Carl des Öroffen ift dies 
fe Weife in Italien noch wohl nicht befant 
gewefen. Denn fo.unverftändlicd auch die 
von Muratori (13) befant gemachten Vor— 
fehriften de fila aurea facere, de petalis auri 
. &.argenti find, fo erfennet man doch / daraus, 
daß nur mit dem Hammer gearbeitet worden. 
Seht wahrſcheinlich if, daß man zuerft Die 
dehnbarſten Metalle gezogen bat, und daß als 
fo. gezogener Meffing: und Eifendrat: jünger 
if. Ferner iſt gewiß ,. daß der Dratzug ans 
fänglich nur mit der Hand vom Arbeiter ge: 
trieben worden, fo wie es noch jetzt unſere 
Nadler machen, wenn fie Drat verfeinern 
wollen. „Sie winden ihn von. einer Trommel 
oder. Welle auf die. andere; : indem er durch 


En. des Zie beiſens ——— wird. Mit 
die⸗ 


—*8* 9 —* 4 Vopifi p. 394 und ‚ad Tertull. 
de pallio p. 208. 
("?) Antiquität, Ital. medii aevi II p. 374. 


3, ‚Dratzieherey. | 69 


dieſer Vorſtellung der Arbeit koͤmt ganz die 

Beſchreibung des Vannuccio ('*) und des 
Garzoni (15) überein, fo wie auch die Zeichs 
nung, Die fich in der teutfchen, Leberfegung 
des letzten Buches finder. SESBLE FF TER Bu 


So lange noch alle Arbeit mit dem Ham: 
mer geſchah, fo lange hießen die Künftler in 
Nürnberg Dratſchmiede; aber nach Exfins 
dung des Dratzugs wurden fie Dratzicher, 
auch wohl Drarmüller genant. Beyde Be: 
nennungen fommen- in. Augsburg fchon bey 
dem Jahre 1351 (76), und in Nüruberg 
1360 (!”) yor, daß ich alfo die Erfindung 
des Dratzuges oder des eigentlichen Dratzies 
bens, nach dem was mir noch zur Zeit dar: 
über befant geworden ift, in das vierzehnte 
Jahrhundert ſetzen muß. — J 


Anfänglich wurden, ‚ganz maffige Bröte 
zum Sticken und: Weben angewendet. Im 
Schutte von Herkulaneum find ganz maſſ a 
goldene Treffen, ohne Seide oder andere 
— 


(TS: Pyrotechnia ſib. 9. cap. Y it 

(5) La piazza vniuerale. In Vale 166. * 

Pag. 390 und in der Ueberfetzung‘ Sr 1649) 

"EC Hr. von Stetten ih El chte ber 
Stadt Augsburg: I ©. Sal 


... (#7) Hr. von Mus Sam Ben an 
3 | 


chich⸗ 


70 3. Dratzieherey. 


terlage gefunden worden (18). Es wuͤrde 
angenehm ſeyn, wenn jemand die Zeit bes 
flimmen fönte, da man die Metaldräte über 
leinene oder feidene Fäden zu fpinnen anges 
fangen bat, wodurch die Waare fo wohl fchös 
er, als wohlfeiler geworden ift. Die Spin: 
mühle, worauf jeßt diefe Arbeit verrichtet 
wird, ift fo wißig ausgedacht, daß der Er⸗ 
finder wohl die Verewigung feines Namens 
verdient hätte (17), 

Zuerſt fcheine man Fäden mit den rund 
gezogenen Dräten befponnen zu haben, und 
die Erfindung, dazu die Dräte vorher zu pläts 
gen, macht, wie mir deucht, eine neue Epos 
he in der Gefchichte dieſer Runft aus. Mit 
dem vorher geplätteten Drate läßt fich mehr 
als drey mal fo viel Seide, als mit rundem 
Drate bedecken, fo daß Dadurch Treffen und 
Andere Waaren um ein vieles wohlfeiler wers 
den; zudem wird auch der Glanz des Metäls 
leg durch das Plätten ungemein erhoͤhet, al: 


ſchichte V ©. 78, dem man viele: wichtige 
hieher ‚gehörige Nachrichten verdanken muß. 
C°) Bidenftäpl Briefe 1 S..269. - 

(9) Man ſehe die Befchreibung in Sprengels 
Handwerken und Künften. III ©. 64. oder in 
dem zehnten Bande ber zur Encyclop&die ges 

 hörigen Kupfer, unter dem Artikel: -Tireur 
fileur dor, - 


3. Dratzieberey. 71 


fo die Waare verſchoͤnert (2°). Dieſes Plaͤt⸗ 
ten geſchieht zu unſern Zeiten Durch Huͤlfe der 
Plaͤtmaſchine, welche aus zwoen ftählernen 
Walzen befteht, die durch eine Kurbel in Bewe⸗ 
gung gefeßt werden. Indem alsdann der Drat 
durch den engen Zwifchenraum dev Walzen 
hindurch gebt, wird er platt gedrückt, und heiße 
bernah Lahn. Die Berfertigung diefer Wals 
zen erfordert eine Gefchicklichfeit, die nur wes 
nige Künftler haben, und es ſcheint dieß die 
Jugend diefer Mafchine anzudeuten. Che: 
mals ließ man fie aus Mayland, hernach auch 
aus Schwarzenbrüf in Sachſen fommen, 
aber feitdem die Künftler an diefen Orten mit 
‚ihrem Geheimniffe ausgeftorben feyn follen, 
werden. die Walzen gemeiniglich aus Neucha⸗ 
tel verfchrieben, und ein Paar derfelben koͤmt 
wohl auf. 200 Thaler... Inzwiſchen ſcheint 
die ganze Kunft nur in geböriger Härtung Des - 
Stahls und in der Politur;zu liegen. Su 
den ältefien Zeiten gefchah dieß Plärten auf 
dem Amboß mit dem Hammer, und man ließ . 
die breit gefchlagenen Zainen oder Streifen 
von Weibern niit Scheren zu fchmälern Dräs 
ten fchneiden. So erzählen noch Vannuccio 
und Garzoni die ganze Arbeit, ohne der Plaͤt⸗ 
z wal; 
4 nt 
(29) Bericht von Gold» und Silberdratzichen, 
x von Lejifugo, Kübed 1744. 8 *.©.. 199. 


E44. 


vr 3. Dratzieherey. 


wahen, Die nun auch auf Meſſingwerken, 
Muͤnzen und in andern Werkſtellen gebraͤuch⸗ 
lich ſind, zu gedenken. 


Ehr ich zur neneften Erfindung — 
will ich noch folgendes einſchalten. Von 
Dratarbeiten der Alten hat man wenige Ver 
berbleibſel, und dieſe befinden fich an gegof: 


fernen Statuen, woran man feinen feinen, 


auch feinen aefponnenen oder überfponnenen 
Drar, fals fie auch dergleichen gehabt hät: 
ten, erwarten fan. Im Herculanifchen Mus 
feo zu Portict find drey metallene Köpfe, wel— 
che tocken haben. An einem find so Locken 
von geringeltem Drate, der fo dick als eine 
Schreibfeder iſt. An dem andern ſind die 
Locken plat, wie ſchmale Streifen Papier, die 
mit den Fingern zuſammen gerollet und her⸗ 
nach auseinander gezogen würden (?*). Eis 
he Venus; "weiche eirie Spanne hoch ift, bat 
goldene Bänder'an Armen und Beinen (ar- 
millae & perifcelides), welche aus Drat ge⸗ 


wunden find (22). Grignon hat in dem 


Schutte der Roͤmiſchen Stadt in Champagne 
ein ee Golddrat — welches 
ehe 


—— J. Winkelmann Sendſchreiben von den 
— sun un 1762. 
4 3 “ & «!ı 


(2?) ebendafelbft ©. 38. 


° N 
# P 
Lim 


3. .Dratsieberey. 73 


eine Linie dick war (23). Unter den Reichs—⸗ 
inſignien iſt das Schwert des heil. Mauris 
tius, deflen Griff von Holz und mit ſtarkem 
Silberdrate umwunden ift (24). Ziemlich 
fein muß man doch Golddrat ſchon im alten 
Zeiten. zu machen gewuft haben, weil man 
damit flickte und webere.. Wenn die Wunds 
ärzte einen lofen Zahn befeftigen, oder einen 
aus Elfenbein gemachten Zahn flat eines aus: 
gefallenen einfeßen wolten , ſo banden fie ei⸗ 
nen folchen an einen benachbarten mit einem 
- feinen goldenen Drat (25). 

| Die 


(23) Second .bulletin des fouilles d’une ville 
Romaine. ‚Par Grignon. Paris 1775. 8” p. 
CXI: Nous avons trouv& un petit bout d’or- 
trait d’une ligne de diametre & de trois li- 
snes de longeur. Won diefem Buche findet 
man Nachricht in Götting. gel. Anzeigen. 
1775 ©. 810 und 1776 ©. 1059. 

(24) von Murr Beſchreibung der Merkwuͤr⸗ 

digkeiten in Nürnberg. 1778. 8 ©. 229. 
(25) Daraus erklären einige die Worte aus den 
zwölf Nömifchen Gefeßtafeln: cui auro den- 
tes vin&i ſunt. Sunfe will diefe Erflärung 
nicht. gelten laffen, weil er die Möglichkeit einer 
. folchen kuͤnſtlichen Verbindung nicht glaubt. 
“ + Leges XII tabularum illuftratae 4 7. N. Func- 
“* io. Rintelii 1744. 4 * pag. 462. ber älte- 
re und neuere Aerzte haben ſie doch genug 
-or < beftätigt. Celſus de medicine VII cap. 12, L 
p- 444 fagt: Si ex ictu vel alio cafu aliqui 
' Jabant:dentes,, auro'cum ‚his, ;»qui bene hae- 
rent, vinciendi funt. Man vergleiche damit 


€:5 Hips 


* 
— 
— 


4 3. Dratzieberey. 
Die anfehnfichfte VBerbefferung, welche 
Diefe Kunft jemals erhalten hat, ift ficherlich 
die Erfindung des großen Dratzuges, wels 
her vom Wafler getrieben wird, da eine 
Daummelle, durch Hülfe eines Hebels, eine 
Zange zieht, welche fich, indem fie gegen das 
Zieheiſen fält, öfnet, den durch ein Loch des 
Zieheifens geleiteten Drat ergreift, fi, ins 
dem fie zurück gezogen wird, fchließt, und auf 
ſolche Weife den Drat mit fich fortzieht (29). 
Leyder! weder der Erfinder, noch die Zeit der 
| Erfins 
Hippocrates de articulis; nad) der Meches 
liſchen Ausgabe in fol. von 1595. Seit. 6. 
p. 68, 70. C.G. Ludwig inftitutiones chi- 
rurgiae. Lipliae 1764. 8 ” pag. 323. 

(2°) Eine kunſtmaͤſſige Befchreibung diefer vor⸗ 
treflichen Mafchine findet man in Spren= 
aels Handwerfen. IV ©. 208. Cancrinus 
Befchreibung der vorzäglichiten Bergwerke. 

Frankf. 1767. 4 ©. 128. Im zehnten Bans 
de der Rupfer zu Encyclop&die unter dem Ars 
titel Tireur & fileur d’or, in der Parifer 
Runftbiftorie und in andern Werken. Hr. - 
von Murr führt eine artige Befchreibung 
des befanten Dichterd Kobanus Heflus an, 
welcher 1540 geftorben iſt, die ich bier eben⸗ 
fals einrücen will. Sie fteht in Vrbs No- 
rimberga, 1532. 4 cap: 27. | 

Namque quis afpiciens quanta fe mole ro- 
Ä Ä tarumi 


Voluat opus;, -quanta ferrum vi diftrehat, 
es Mi 
P Per- 


3. Dratzieherey. 75 


Erfindung dieſer Maſchine iſt gewiß bekant. 
Aber mehr als wahrſcheinlich iſt, daß fie zus 
erſt 


Perfectum ingenio, iam poſſit ut unus et 
alter 
Quod non mille viri poterant nondum arte 
reperta. 
Ifta videns, quis non ıniretur ? et omnia retro 
Saecula.defidiae damnet, qui talia numquam 
Cognorint noftrorum hominum praeclara re- 
perta. 
Magna rota ingentem vi fluminis ala cy- 
lindrum 
Fert fecum, voluitque rotans, pars ultima 
cuius 
Dentibus armata eft crebris, qui fortiter adti 
Obftantes ſibi machinulas rapiuntque fe- 
runtque, 
Ni rapiant remoraturos ipfosque rotamque 
' Undasque gravidamgque ingenti mole-cylin» 
| drum. s 
Ergo ubi vi tanta correpta eft machina pen- 
dens 
-  Inferius, molem fupra movet ocyus omnem, 
Inftrumenta regens, quibus atri lamina ferri 
'Seinditur, et varios rerum fenuatur in ufus, 
Nunc has, nunc alias aptas aſſumere formas, 
Vi nempe indomita iuffu parere coadta. 
Ferreanam videas capita aflimulata dracones, 
_ Alterum ab alterius morfu divellere ferrum 
Dentibus, hic retinet, maſſam trahit ille 
draconum. 
Ac hoc dum faciunt, ita fe perniciter urgent, 
. Certantes erebris inter fe affultibus, ac fi 
‚Pro vita non pro ferro cestatar utsimque, 


Atque 


76 3. Dratzieherey. 


erſt zu Nürnberg von'einem namens Rudolf 
erbauet worden, der fie lange geheim gebal:; 
gen und dadurch ein groffes Vermögen erwor⸗ 
ben haben foll. Konrad Leltes, der ums 
Jahr 1491 ſchrieb, ift noch zur Zeit der ein: 
zige befante Zeuge Diefer Nachricht, und er 
meldet dabey, daß der Sohn des Erfinders, 
von heidifchen Leuten verführt, die ganze Ein: 
richtung verrathen habe. (27). So gar Hr. 

| | von 


Atque ita dum rapidis ferrum rude morfibus 
| arcent, 
In- filum teres expoliunt, quod ab ore re- 
ceptum 
Vipereo, adfiftens in mille völumina curvat. 
Quis Deus hanc, quis tam memorabilis artem 
Oftendit cafus? Non ille aut Thracius, aut 
u  "Gres 
. Aut Italus fuit, ingenio qui elaruit illo, 
Unde hanc humanis conceflerit ufibus artem, 
Sed Germanus erat, fed Noricus etc. 


(27) Die Nachricht ftcht in dem ſchon im ers 
ſten Bande ©. 197 angeführten Buche, wel— 
ches auch einzeln gedrudt ift: Vrbis Norim- 
„ bergae defcriptio. Hagenoae 1518. fol. cap. 5. 
Ferunt ibi primum artem extenuandi ducen- 
dique radii per rotarum labores inventam a 
quodam Rudolfo, qui dum artem velut arca- 
num occultaret, magnasque ex ea divitias 
“conquireret, ob hoc cäeteris civibus, quem- 
adınodum ufu venit in. lucrofis proventibus, 
maxime apud auftiönarios, inquirendae eius 
artis cupidinem inieciffe,, qui filium eius in- 
duxeränt et corruperant, ut interiorum 2 Ä 
tula- 


- Dratsiebereg. 77 


von Murr hat hierüber Feine Beftätigting fin? 
den koͤnnen, und unter den von ibm in Nuͤrn⸗ 
bergiſchen Urfunden gefundenen Namen Der 
Dratzieher, ſcheint auch Fein Rudolf vorzu⸗ 
fommen; fonft hätte er ihn gewiß angezeigt. 
Doppelmapr (2%)-feßt, blos nach einer Bew ⸗ 
mutbung, die Erfindung diefes Rudolfs ins 
Jahr 1400, aber Hr von Murr fchlägt ſie 
älter an, weil er den Mamen Schockenzie⸗ 
ber bereits bey dem Jahre 1360 gefuiden 
bat, und dieſer Diejenigen Arbeiter bedeutet, 
a an diefem Dratzjuge arbeiten. 


In Nürnberg ift Diefe: Kunft: zu — et 
Bolfommenbeit gebracht worden. Von Zeig 
zu Zeit haben einige Verbeſſerungen gefun— 
den, ſolche im Großen angewendet, und da: 
zu ausfchliefiende Begünftigungen. bald. vom 
Kayſer, bald vom Mathe’ erhalten, welche 
aber zu vieljährigen Prozeſſen Gelegenheit gez 
geben haben. Es jcheint inzwifchen, als ob 

. die 
er: Te; re 
tularüm labores et #enellas, “quae ferream 
-braöteolam per anguſtum foramen prendugt, 
ficque pertinaeiter trahendo extenuanr, ar- 
chetypo aliquo gxprimeret, quod fattum dum 
pater comperit ,. velut in infaniam et furo- 
rem actus, fillum trucidare ſtatuiſſe ferant, 
nifi fe ille afpe&tui fuo fubtraxiffet, mani- 
busque elapfus, abfugiffer. - | 


es) Nachricht von Nuͤrnbersiſchen Bünfe 
lern. ©. 381. 


3 3. Dratzieherey. 


die feinere Arbeiten, vornehmlich in Gold 
und Silber, vorzuͤglich in Frankreich und Ita⸗ 
lien gluͤcklich betrieben worden, und manche 
Erfindungen ſollen von daher nach Teutſch⸗ 
land gekommen ſeyn. Ich bin zwar nicht im 
Stande den Fortgang der Nuͤcnbergiſchen 
Dratarbeiten volftändig zu erflären, aber febe 
angenehm ift mirs, eine dazu gehörige wichtis 
ge Nachricht beybringen zu fönnen, ‚Die Hr. 
Doct. Friedr. Carl Gottl. Sirfching zu Ers 
langen, in dem reichhaltigen Journal des Frey⸗ 
herrn von Bibra, geliefert hat, und zwar 
aus den Prozeßacten des Mürnbergifchen 
Dratzieher » Handwerks (27). Ich ruͤcke fie 
bier unverändert ein. ee | 
Ä | 
Im Jahre 1570 hat ein Franzos, Ans 
soine Sournier (?°), die Kuuft des feinen 
Dratziehens zuerft nach Nürnberg gebracht, 
und daſelbſt den Dratzug in verbefierten Stand 
Ze Ä geſetzt. 


(2?) Journal von und für Teutfchland. 
Fünfter Jahrg. 1788. Achtes Stü ©. 102. 


@°) Hr. von Murr fagt in feinem Journal V “ 

©. 88, dag im vorigen Jahrhunderte Jean 
Sornier in Frepftädtlein, fech8 Meilen von . 
Mürnberg,_.und in Nürnberg Iriedr. Held, 
aus dem alten Gefchlechte der Hagelshai⸗ 
mer, die erften geweſen, welche fi) in Teutſch⸗ 
land mit der Lahn» und Plättarbeit hervor» 
gethan und damit groffen Reichthum erwor⸗ 
ben haben. ’ Ä 


3. Drarzieberey. 79 


geſetzt. Im Jahr 1592 hat hierauf ein Buͤr⸗ 
ger in Nürnberg, Friedrich Hagelsheimer, 
Geld genannt, die fonft in Italien und Frank 
"reich allein damahls gefertigten Gold; und 
Silberdrarhzugs: Arbeiten endlich in der fein 
befchaffenen Eigenfchaft, wie folher zum Spins 
nen und Wirken gebraucht werden fan, zus 
zurichten angefangen, und mit großem Vers 
langen ins Werk geftellt. Held brachte feine 
Sabrifanten aus Frankreich nad) Nürnberg „ 
und erbielt-anfangs von dem Magiftrat dar 
ſelbſt das ausfchliegliche Recht, daß fonft nies 
mand, alger, die feine gute Arbeit innets 
halb ı5 Jahten in der Stadt treiben, noch 
folche jemand nachmachen dürfe. Diefe Frey⸗ 
beit ift ihm, ‚weil die Errichtung diefer Tas 
brik viele Mühe und ein großes Capital ers. 
. forderte, von dem gedachten Magiftrat 1607, 
auf weitere 15 Fahr verlängert worden. 


Indem aber die Nürnbergifche Freyheit 
nur auf die feine Arbeit, und allein. auf die 
Stade Nürnberg, fich verftand, Hingegen 
die Fupfnerne, verſilberte und verguldete Ars 
beit viel mehreres austrug; fo erhielt er au - 
den 19 März 1608 von Kaifer Nudolf II. 
noch Diefes, daß dieſe Freyheit ihm confirs 
mirt und auch auf die Fupferne, verfilberte 
und vergüldete, oder Lioniſche Dratarbeit 
und fo weit durch das ganze Reich ertendirt 

| wurs 


80 — e 


wurde, daß er dergleichen ihm in Nuͤrnberg 
nachgemachte Arbeit und feine, ihm entwiches 
ne Leute, alfenthalben im Reich anhalten und 
wegnehmen dürfen. — Dabey ift ihm dies 
fe Freyheit auf noch andere 15 Fahre verläns 
gert worden. 


Nach Kaifer Nudolfs IL Tode hat Kais 

fer Mathias ermeldetes Privilegium am 29 
September 1612 in allem wieder erneuert, 
nnd daſſelbe auf weitere 15 Jahr verlängerr. 
Anno 1621 den 16 Juni ift das Mürnbergi: 
fhe Privifegium der Zeit halber erlofchen. 
3 eben dem Jahr haben fich hierauf die Hels 
en mit den Dratbziehermeiftern und Stuͤck⸗ 

werkern (*) einer gewiſſen Verlags: und Hands 
werfsorduung, mit Vorwiſſen des Magiftrats 
zu Nürnberg verglichen, welche Kaifer Fer⸗ 
dinand II. in einem Privilegio, welches er 
dem Held hernach den 28 Septemb. 1621; 
nach dem Anhalt der beyden vorgedachten Pris 
vilegien ertheilt, beftätige, das Privilegium 
noch anf ıs Jahre weiter erſtreckt, und end: 
Ah den vier Helden (**) den 26 Septemb, 
1622. 


Kay Stücwerker waren Cole Meifter, die 
Stückweife heim arbeiten muften, weil vers 
sr "möge Kaiferlidyen Privilegiums niemand, als 
e hei, Diefe, Arbeit, oder wen er fie zulafjen 
yj, „würde, treiben durfte. Dafür muften fie ein 
u Stuͤck Geld erlegen. 
Cr) Nämlich dem Zriedrich Held, als dem n 
I: i Ä er 


3. Diatziehere. . 81 


1622 da niemand widerfpeach, auf Gutach⸗ 
sen des Reichshofraths dieſe Freyheit zu eis 
nem rechten Mann: Leben von neuem anges 
feget und verliehen hät, mit dem Beding: 
daß Die Helden nach verfloffenen Jahren 
die Privilegien folches Lehens von neuem wie: 
Derfuchen und empfangen follen. Bu 


Indeſſen find diefe gegen die Verle— 
ger (***) am Kaiferlichen Hof, ihrer Hands 
werfsfachen halber in Streit gefommen, und 
haben den 23 Dec. 1699. ein Kaiferliches Res 
feript au den Magiftrat der Stadt Nürnberg 
erhalten, in welchen Ihro Kaiferl. Majeft. 
melden, daß die Königseggifche Eeffion Ct) 
auf das gefamte Handmwerf, und nicht blog 
auf die Verlegeren laute. In der Folge 
brachten die Stuͤckwerker 1702. bey J. R. 


Mai. 


ter und feinen drey Söhnen, Bartholomäus, 

Sriedrid) und Paulus, J 

(S) Welche den Drath im Verlag hatten, oder 
zum Verkauf, ohne daß fie den Drath felbft 
machten. Sie unterflüzten gemeiniglich das 
Drathzieher » Handel. 

(CH) Im Streit Rechtens wurde dom Gegentheil 
behauptet, Ihro Kaif.. Maj. habe die Erpec- 
tanz dieſes Drathzug: Lehens dem Hrn. Gras 
fen von Boͤnigseg ertheilt;.diefe aber habe 
derfelbe durch Gefjion auf die Nürnberger 


Drathzieher gebracht, welche Geffion auch der 


\ 


Raiſer gnaͤdigſt beftätiat.habe. .. - 
„ill. Theil. ö & | 


33 3. Dratzieherey. 


Mai. an: daß die große Drathzugs-Verle⸗ 
gerey ein heime gefallenes Kaiferliches Reiches 
sehen, und der Vergleich vom Jahr 1665. 
nicht confirmirt worden ſey. Sie baten das 


ber, ifnen und, ihrem Handwerk fold tehen 


gegen: Schiegung zebentaufend Gulden, in 
Anfebung ihrer erwiefenen Treue, vor andern 
‚zu verleihen. Sie meldeten auch ſolches der 
Kaiferl. Lehns » Commiffion in Franken, wels 
her Die Acten aus der Reichshofrarhs: Canys 
bey zum Ducchfehen zugeftellet wurden. 


Außer Nürnberg fommen Dratmuͤhlen 
auch fhon im funfzehnten Jahrhunderte bin 
und wieder vor. Im Augsburgifchen Baͤr— 
gerbuche liefert man bey dem Sabre 135 1 den 
Damen Chunr. Tratmuller de Tratmul, der 
allerdings ein Drarzieher geweſen zu feyn 
ſcheint. Im Jahre 1545 brachte Andreas 
Schulz die Kımft des Silber: und Golds 
Dratziehens, die er in Italien gelernt hatte, 
. Nach Augsburg. Bor diefer Zeit war dieſe 
Arbeit in Teuiſchland felten, und Hr. von 
Stetten erinnert hiebey an die Reichspolizey⸗ 
Drdnung von Jahr 1548, worin das Lingen 
(Treſſen:⸗) Gold unter diejenigen Waaren ge: 
rechnet wird, für welche damals groffe Sum: 
men aus unferm Vaterlande gingen. Schulz 
erhielt zwar vom Rathe ein Privilegium, aber 
er ging dabey zu Grunde. mu 


im Sabre 1447, und in Zwickau, nebſt eis 


3, Dratzieherey. 83 


diefes Gewerb in Augsburg vom andern fort 
geſetzt; befonders gaben fich Die reichen Kaufı 
leute Hopfer viele Mübe es in guten Gang 
zu bringen... Gie brachten den Gabriel 
Marteningi und feinen Sohn Vinzenz aus 
Venedig dahin, welche in dieſer Kunft viele 
Erfahrung und Geſchicklichkeit hatten, Georg 
Geyer, welcher. bey ihnen gelernt hatte, war 
der erſte, welcher Das Dratplätten nach Augs⸗ 
burg brachte, und er und fein Sohn mwolten 
ſich lange Zeit der Gerechtigfeit des Dratzie⸗ 


hens ganz allein. aumaßen, und feinen ans 


dern neben fich auflommen laſſen. , Endlich 
ober im J. 1698 erhielten Marx Pbilipp 


-Ylftäre, Tob. Georg Geyer, Joſeph 


Marti und Moriz Zech ein neues Priviles 
gium vom Rathe. Zur Danfbarfeit dafür 
ließen fie eine Medaille pränen, welche mit 
unter die fchönften von dem Medailleur Phi: 
lipp Seinr. Müller gefchnittenen, gezaͤhlt 
zu wetden verdient. Jezt führt dort Eber— 
hard Bozenhard das Geyerfche Zeichen (3"), 


Sn Breslau (?2) ward eine Dratmühle 


nee 
CH) von Stetten Kunftaefbichte von Augs⸗ 
burg IS. 223 und II ©. 107. | 
».(9?) Don Breslau documentirte Befchich 
te. I,2 ©. 499. J — 
3 52 


84 3. Dratzieberey: 


her Polirmuͤhle, im $. 1506 erbauet (33)! 
In England foll aller Drat bis zum Jahre 
1565 blos durch Handarbeit verfertigt ſeyn, 
bis Ausländer die Kunft: eingeführt haben, 
den Drat von Mühlen ziehen zu laffen. Bis 
dahin war aller Drat fehlecht, und der größs 
te Theil des eifernen Drats ward, fo wie die 
Werkzeuge der Wollfräßer, aus fremden fans 
den eingeführe (?*). Aber nach einer ans 
dern Machricht foll diefe Kunft noch viel ſpaͤ⸗ 
ter nach England gefommen feyn. Nämlich 
erft im Jahre 1649 foll die erfte Dratziehes 
zen (wire-making) zu Efher durch Jacob 
Momma und Daniel Demetrius angelegt 
feyn (35). Anderſon felbft fagt auch, daß 
erft im J. 1663 ein Holländer die erfte Drat⸗ 
müble, die jemals in England gewefen ift, 
zu Sheen, nahe bey Richmond, angelegt 
babe (?°). 


In Frankreich wird Eifendrat fil d’Archal 
genant, und die dortigen Künftler haben die 
| nichs 

(??) Chronica Cygnaca oder Beſchreibung der 


Stadt Zwickau dur Tob. Schmidten. Zwil- 
fau 1656. 2 Theile in 4. * II ©. 254. | 


i C2 Anderfons Gefchichte des Handels. IV 
. Ior. 
(?5) Husbandry and trade imiprov’d by "John 


Houghson. London 1727. 8 *-II p. 188. 
(36) Im fünften Theile ©. 484. \ 


ne ad s: 
| 7 SR 





3. Dratsieberey. - 85 


nicht unwahrſcheinliche Meynung, daß dieſe 
Benennung von einem Bichard Archal abs 
ſtamme, welcher die Eiſendratzieherey in Frank⸗ 
reich entweder erfunden, oder zuerſt errichtet 
haben fol; wie denn auch die Benennung 
fil de Riehard ebenfals noch unter den frans ' 
zöfifchen Dratziehern vorfommen foll (?7), 
Aber diefer Archal ift, fo viel ich weis, eben 
fo unbefant, als der Nürnberger Rudolf, 
und Menage will auch jene Ableitung nicht 
einmal billigen. Er glaubt fil d’Archal fen 
aus filum und aurichalcum zufammen geze— 


gen (?®). 


Endlich will ich noch der Siligranarbeit 
und der Slittern gedenfen, weil beyde von 
Drat gemacht werden. Der erfte Namen bes 
deutet eine Arbeit, von der man fich aus eis 
ner bloffen Beſchreibung fchwerlich einen vol 
Röntigen Begriff machen wird. Feine, oft 

frau: 


(??) Diäionnaire de commerce par Savary. II 
pag. 599. Diäionnaire des origines ( par 
D’Origay) 1I p. 285. 


Be, Dißionnaire etymologique 1 p. 593. Er 
führt eine Stelle aus einer 1544 zu Paris 
gedrudten Franzöfifhen Vibel an: Ne ayes 
pas merveilles, fi tu lis en aucuns lieux à la 
tois, que ces chofes.eftoient d’airain , & & 

- la fois ärcal ; car airain & arcal eft un mes- 


me metal, z 
83 


t 


30 3 . Dratzieherey. 

krauſe, oder, nach Art der Cantille, ſchnek⸗ 
kenfoͤrmig gewundene, auch zuweilen geplaͤt⸗ 
tete Silber: und Goldfaͤden werden zu aller: 
ley Laubwerk Durcheinander gezogen, hin und 
wieder zufammen gelöther; auch an manchen 
Stellen mit dem Loͤthroͤhrchen in fleine Kür 
gelchen zufammen gefchmelzen, fo daß fie oft 
ein ungemein feines, gefälliges und regelmäf: 
figes Gewirr von Silberfäden ausmachen: 
Vornehmlich ward diefe Arbeit ehemals mehr 
als jegt zu allerlen Fleinen Waaren, die mehr 
zur Zierde und zum Puße, als zum Gebram 
che dienen folten, angewender; z. B. zu Nas 
delbuͤchſchen, Juwelenkaͤſtchen, Heinen Schaͤch⸗ 
telchen, vornehmlich Reliquienkaͤſtchen, zu 
Verherlichung der heiligen Bilder und an⸗ 
dern Kirchengeraͤthen (??). Man nennet 
diefe Arbeit Siligranarbeit, filagrame, fili- 
grane, ouvrage de filigrane, und jeder be; 
merkt leicht, daß diefe Nanien aus filum und 
granum zufammen gefeßt find; daher auch ei: 


nige im: Teutſchen Rornfäden gemacht ba: 


ben. In der Encyclopedie wird gefagt, die 
tateiner nenneten Diefe Arbeit opus filatim 
elaboratum; aber da find nur die neueften fa: 
teiner zu verfiehn. Denn filatim. koͤmt nur 

| | ein⸗ 


(7?) Einige Nachricht son dieſer Arbeit geben 
— Halle Werkftäte der Künfte I ©. 101. Ja⸗ 
cobfons technologifches Wörterbuch; T ©. 


3. Dratzieherey. $7 


einmal ben Lucrez II, 830 ver, und — 
son Wollenfaͤdchen. 


Inzwiſchen iſt dieſe Kunſt eöürkfich ſehr 
alt, und ſcheint aus dem Orient zu uns ge⸗ 
kommen zu ſeyn. Grignon will ſogar ein 
Ueberbleibſel ſolcher Arbeit im Schutte der 
ſchon oben angefuͤhrten Roͤmiſchen Stadt ge⸗ 
funden haben (*°). Unter deu Kirchenge⸗ 
räthen fommen manche Filigran: Arbeiten aus 
dem mitelern Zeitalter vor. Bey einer Ab⸗ 
ten in Paris verwahrer man noch ein mit Fir 
ligran gejiertes Kreuz, welches der heilige 
Eloy, der im J. 665 geftorben ift, gemacht 
haben foll, fo wie die meiften Arbeiten dieſes 
Mannes auf gleihe Weife geziere find (*). 
In der Reliquien :Samlung, die in Hannor 
ver aufvewahrt wird, ift ein Kreuz mit dies 
fer Arbeit, wie es fcheint, aus dem eilften 
oder zwölften 1). Noch jetzt 


ver⸗ 


(0) Bulletin I p. XXI: Une piece en filigra- 
ne, fous la forme d’une fphere applatie, ayant 
un trou circulaire au centre; elle eft ıcom- 
pofee de-fils de laiton, tors & unis entre 
eux,.comme les mailles d’un r£feau, 

(#) Aus bes Menage Didionnaire etymologi- 
que..l pag. 593. 

(*”) F. H. Fungii difquif. de reliquiis ; acce- 
dit Lipfanographia ıue thefaurus — 

.= zum electoralie Brunfuico-Luneburgicus. H 


54 nove- 


88 3. Dratzieherey⸗ 


verfertigen die Tuͤrken, Armenier und India⸗ 

ner Meiſterſtuͤcke dieſer Art, und zwar mit 

hoͤchſt unvollkommenen Werkzeugen. Mars⸗ 
den (22) ruͤhmt deswegen die Malayen; und 
vorzuͤglich ſchoͤn ſind die Sachen, welche zu 

Decan gemacht werden, die zehn mal fo theu⸗ 

er, als das dazu verbrauchte Metall, bezahle 

werden (??). Zu unferer Zeit wird dieſe 

Kunft in Europa wenig mehr geachtet, alfo 

wenig mebr getrieben, Inzwiſchen bat Augs⸗ 

burg noch eine groſſe Kuͤnſtlerinn in dieſer 

Arbeit gehabt, naͤmlich Maria Euphroſ. 

Reinhard, welche 1779 geftorben iſt. Sie 

hat im Jahre 1765 einige ſilberne Becher 

mit Filigran verzierer, welche zum firchlichen 
Gebrauche nach Rußland befteller worden, und 
ihe Ehre gemacht haben (**). 

"Die S$littern,, Paillettes, find kleine, 

"dünne, Fand“, in der Mitte durchloͤcherte Mei 

tall⸗ 
noverae. 1783. 4 p. 19, auch) pag. 29, 56. 
Einige Stuͤcke fir * dafelbft abgebildet. 

+ (42) The hillery of Sumatra. London 1783. 
4.* p. 115. 

) Der Miſtreß Kindersley Briefe von der 
Inſel Teneriffa und Oſtindien. Letpzig 1777- 
8.* Von den Negern in —. ruͤhmt 
der Jeſuit Thomans eben dieß. S. deſſen 
Rei: Pe Lebensbeſchreibung. Augsburg 
17 


+) Hr. von ‚Stetten Kunſtgeſchichte 1GS. 
489 und II ©. 487 





3. Dratzieberey. 9 


tallblätter, welche zum Puße aufgenehet wer 
den. Go befant fie find, fo Fönte ihre Wer; 
fertigung wohl ein Näßel für den feyn, der 
dieſe nie gefehn, oder gehört, oder gelefeu 
hätte. Der Drat wird erft über eine Rus 
the zu Cantille gefponnen; von diefer werden 
einzelne Windungen, wie es der Nadler mit 
feinem Knopfdrat macht, abgeſchnitten, und 
dDiefe werden auf einem glatten Amboß mit eis 
nem ftarfen Schlage geplättet, da denn in 
der Mitte: das Fleine Loch übrig bleibt, und 
Die Enden der Windung genau vereinigt find, 
Ich erinnere mich wohl an alten Rüftungen 
und Decken gröffere Bleche gefunden zu has 
ben, aber jene Fleine Flietern fcheinen neuer 
zu feyw. Nach dem Lejifugo (*°), deſſen 
wahren Namen ich nicht weis, find fie zuerft 
in den Sranzöfifchen Gold: und Silber: Fas 
briken gemacht, und erft im Anfange des jezs 
zigen Jahrhunderts in Teutſchland nachge: 
macht worden. . Lange Zeit ward ihre Verfer: 
tigung geheim gehalten. 


(+?) Bericht von Dratziehen ©. 192. 





E23 . 4 


99 4. Gattel. 
ee ee 


4. 


Sattel 


On den Alteften Zeiten faß der Reuter ums 
„Ss mittelbar auf dem Pferde, ohne die ges 
ringfte Unterlage zu haben (1). Mit der 
Zeit legte man über das Pferd eine Decke, 
Die oft nur ein Tuch, Matraße, :oder Leder, 
Fell oder Pelz; war. Plinius (2) fagt, ein 
Melerhronius habe dieß zuerft eingeführt, aber 
man weis nicht genau, wer Diefer geweſen 
iſt. Mir der Zeit wurden dieſe Decken koſt—⸗ 
— gemacht (3); fie hiengen oft an beyden 

Sei⸗ 


J. Lipfi i polioreet. feu de militia Romana 
lib. 3 dial. 7. Antverpiae 1605. 4 * p. 142. 


(2) lib. 7 cap. 56 p. 416. frenos & ftrata equo- 
rum Pelethronius imvenit. Eben dieß fat 
auch Hyginus fab. 274 p. 386. wo die Aus⸗ 
leger die, unvolitändigen Nachrichten von Per 
lethröntus beygebracht haben. 


(?) Pferdedecken von koſtbaren Thierhäuten ſ. 
ben Silius Italic. IV, 270. V, 148. Statius 
Thebaid. IV, 272. Anderer Arten toftbarer 
Decken bey VWirgil Aen. VII, 276. VIII, 352. 
Ovid. meram. VII, 33. Bey Livius xxxiv., 
7 p. 780, wo ber Lufus der Maͤnner und Meis 

. "ber verglichen wird: equus tuus fpeciofius in- 

ſtructus erit, quam vxor veftita, 


4. Sattel. 4 


Seiten des Pferdes herunter, wie man an 
den fchönen Abbildungen des Montfau⸗ 
con (*) fiebt, und wurden fIrata, seduare, 
£Dinmzrioo genant (°). Aber als fie auch fchon 
ganz gebräuchlich geworden waren, hielt man 
es doch nod) für männlicher, ohne fie zu reis 
ten. So rühmte fi) Darro in der Zugend 
ohne Decke geritten zu haben (°). ZXeno: 
pbon (7) machte den Perfern den Bormurf, 

daß fie mehr Decken auf dem Pferde als im 

Bette hätten, und mehr um weich zu fißen, 

als kunſtmaͤſſig zu reiten, bemühet wären. 

Eben deswegen wurden fie im Kriege lange 

- nicht geftatter. Unſere alten Vorfahren, die 

Zeutfchen, fehämten fich folcher ‘Decken, und 

ver: 

- (*) Antiquire expligude tom. II lib. 3 tab. 27, 
28, 29, 30. 

(?) Seneca epif. 80: equum empturus, folvi 
iubes ftratum. Maerobius farurn. I, ı1: ftul- 
tus eft, qui empturus equum, non ipfum 
infpieit, fed ftratum eius & frenum. Apu⸗ 
lejus de Deo Socratis nennet diefe Pferbedeks 
fen, fucata ephippia. 

. (5) Nonius Marcellus de proprierare ‚fermonum 
2 p. 545: Ephippium tegmen equis ad mol- 
lem velturam paratum. Varro Cato, vel de 

übris educandis : mihi puero - - equus fine 
ephippio. | j 

(7) Paed. lib. 8. Nunc autem firagula (sox- 

: .poere) plurg in equis habent, quam in lettis. 
non enim tam equitetionis curam habent, 
quam mollioris fefions. 


9 4. Sattel. 


verachteten deswegen die Roͤmiſche Reuterey, 
welche ſich derſelben bediente (2). Eben des: 
| wegen 


(?) Caeſar de B. G. IV, 2: neque eorum mo- 
ribus turpius quidquam aut inertius habetur, 
quam ephippiis vti. Itaque ad quemvis nu- 
merum ephippistorum equitum quamvis pau- 

ei adire audeunt. Man hat ehemals zu Payer⸗ 
ne im Wallifer Lande einen alten Sattel mit 
Steigbiügeln für den Sattel des Zul. Caͤſar ben 
Reiſenden gezeigt. Relations hiftor. & curieu- 
fes de voyages. Par C. P. (Parin). A Rouen 
1676. 12 * p. 270. Aber hernach bat mar 
die Steigbügel davon weggenommen; im J. 
1685 fand man fie nicht mehr daran. Mé- 
langes hiftoriques recueillis & commenter 
par Monf.*** a Amfterd. 1718. 248 Geis 
ten in 12 * pag. 81. Es ſey mir erlaubt zu 
fagen, warum id) diefe nichtöwärdige Kleis 
nigteit,. die mich bey manchem zum ers 
kemeyer erniedrigen koͤnte, hier berührt habe. 
Nichts ift bey folchen antiquarifchen Unterfus 
dungen unangenehmer und macht mehr- uns 
‚erfentlihe Arbeit, als Wermeifungen auf 

. Schriften, die nichts lehren, und die doch 
‘einer dem andern immer nacheitirt. Da fucht 
man mit Mühe und Zeitverluft und findet 
‚nichts und koͤmt nicht weiter. So ging mirs 
bier. Den Patin hatte ich oft in der Gefchichte 
der Sattel angeführt gefunden, und fo gar Fa⸗ 
bricius bibl, antig. p. 868 vermeifet auf ihn‘ 
und auf die Melang. hiftor. Weil ich wuns 
der dachte, was da zu finden feyn möchte, 
fo madıte ich einigen Freunden und mir die 
Mühe diefe Bücher aufzuſuchen. Ohne nun 
‚dent Fabricius, dem viele nicht banken, wenn 


4. Sattel, | . 93 


wegen ift die Nachricht des Dio Caſſius (?) 
ſehr zweifelhaft, nach welcher erſt Nero fols 
che der Reuterey erlaube haben fol. Iſt etz 
wa die Rede von der Mufterung, bey der die 
Reuter vielleicht vorher noch immer ohne Pfers 
dedecken erfcheinen muften? Zur Zeit des Ale⸗ 
xander Severus hatte die ganze Römifche Reu⸗ 
teren fehöne Pferdedecfen (79). Aber Sats 


tel 
\ 
er ihnen auch die beften Mege gewiefen hat, 
wegen dieſes vergebenen Weges Vorwürfe zu 
machen, möchte ich doch wenigftens fo viel 
Davon haben, daß ich meinen Lefern einem 
ähnlichen Verdruß erfpahren Fönte, und daß 
man endlich jene Citate aufgebe, fie caduci⸗ 
re, als alte inerigible Refte. 
(°) lib. 63, 14 pag. 1036: ferunt equites Ro- 
manos militantes, Neronis temporibus, dum 
quotannis recenfentur, primum ephippiis vfos 
fuiffe. dv 77 Eraola oDwv dferdce. Nach⸗ 
dem ich diefes bereits gefchrieben hatte, ſehe 
ich mit Vergnügen, daß Le Beau in Mé- 
moires de litterature. de l’acad. des infeript. 
vol. 39 p. 333 auf eben dieſe Vermuthung ges 
rathen ijt. Chemals hatten die Reuter bey 
der Mufterung ihre Pferde ohne alle Bedek⸗ 
fung vorführen müffen, damit defto leichter 
erfant werden möchte, ob fie in gutem Stans 
de ſeyn. Diefe nuͤtzliche Einrichtung fchafte 
Nero ab, damit alles angenehmer indie Aus 
gen fallen möchte. — Er brauchte die Sol⸗ 
aten flat Spielzeug, wie noch jeßt manche 
Zürften. — animum mqdo vti pafcat profpe- 
us inanem. Virg. georg. 2, 285. 
0°) Ael. Lamprid, vira Alex, Sev. cap. 50: 
| 2quis 


Fi 


94 4: Sattel, 


gel waren damals gewiß noch unbefant; man 
bat ihnen hernach den viel Altern Namen 
ephippium, Der ehemals nichts mehr als eis 
ne Pferdedecfe bedeutete, gegeben. Xeno— 
phon ſagt, der Reuter müfle, er möge anf 
dem nackten Pferde oder auf einer Dede fiz: 
zen, niemals die Stellung annehmen, als 
ob er auf einem Stuhle fäße, auf dem man 
in Wagen: zu fißen pflegte ("7"). ! 


Unſere heutigen Sattel haben ein Hölzer: 
nes Geftell, welches der Sattelbaum genant 
wird, der vorne den Kopf. oder Knopf, bins 
ten das Hintergeftell und an den Seiten die 
Stegen hat. Unter dem Sattel ift ein Küfs 
fer angebracht, und oben hat er eine gefälli: 
ge Bekleidung von Leder oder Zeug. Er 
wird mit einem breiten Gurt, der — 

au⸗ 


equis etiam inſtructi & ephippiis & frenis 
- detentibus, vt Romanam rempubl. intellige- 
tet quicungue Alexandri vidiffet exercitum, 
. (IF) De re equeftri p. 602: five fuper nudo 
... quo, feu etiam in ephippio refederit, non 
kaudatur quafi curulis quaedam feflio, fed 
vt cruribus divaricatis maxime re&titudo cu- 
flodiatur. drsı dev ya av nagleyrai, Euv 
ve um) ViAov, day re dmi rou sQırmlov, ou ' 
any worep Emi röu dl Dpou Edpav Emasvöunsv. 
WVon dem Stuhle oder Schemel, der in den 
* Magen gefegt ward, um darauf zu fißen, 
rob Ippov dpa, f. Pitisci Lexie. anrig. IM 
9.369. Art. fella curulis, 


4. Sattel. 55 


L 

Bauche des Pferdes ducchgebt, feſt angegürs 
tet, und der Bruft: und Schwanz: Riemen 
verhindern, daß er weder nad vorne, noch 
nach hinten zu ruͤcken fünne. Hoͤchſt wahr: 

fcheinlich ift, daß die Erfindung defielben im 
die Mitte des vierten Jahrhunderts fält; aber 
ein deutlicher Beweis ift ſchwer, indem ver? 
muthlich aus der Dede nad) und nach der 
Sattel geworden iſt. Pancirollus 2) 
glaubte, die erſte Erwähnung eines Sattels 
beym Zonaras gefunden zu haben, und vie— 
le haben ibm dieß geglaubt. Der Geſchicht⸗ 


ſchreiber erzaͤhlt, Conſtamin der jüngere ſey 


im Jahre 340 ermordet worden, als er vom 
Sattel gefallen. Aber ih möchte dieſem Bes 
weife allein nicht viel trauen, und Pancirols 
lus fcheint fi nur an der lateinifchen Leber; 
feßung gehalten zu haben, wo ädr« durch 
Sella ausgedruͤckt iſt. Nun ift zwar wahr, 
Daß beyde Wörter in fpätern Zeiten für den 
eigentlichen Sattel gebraucht find. Aber Schon 
lange vorher ift das griechifche Wort für den 
Rücken des Pferdes, oder für die Stelle, wo 
der Reuter fit, gebraucht worden, und man 
fan jene Worte auch fo verfichn, daß Eons 
ſtantin getödter worden, nachdem er vom Pfer: 
de geflürze fey (*3). 
| Mont⸗ 
(#2) de rebus deperdisis lib. 2 fit. 16 p. 273. 
(?3) Zonarns lib, 13 cap. 5, nach der Aue 
Yuss 


96 4. Sattel. 


Montfaucon (1?) hat eine Zeihuung 
yon der Seule des Theodofius des groffen ge: 
liefert, woran er einen Sattel zu erkennen 
glaubt, und würflih, wenn die Zeichnung 
getreu ift, fo Fan man nicht leugnen, daß an 
dem, worauf der Deuter fißer, vorne der 
Sattelfnopf und hinten der Rand des jeßt ges 
bräuchlichen Sattelbaums zu feyn fcheint. 


Der befte Beweis vom Alter der Sattel 
Bleibe immer noch die Verordnung des Kais 
fers 


Ausgabe in fol. von 1687. II p. 12. Exrer- 
we Ty6 Edpag 0 Kwvsavriveg. Nicetas in An- 
dronico Comneno lib. I p. 183: rs Edpas 
aroßaiheraı. Ich finde Edpx in der von mir 
angegebenen Bedeutung zweymal in Xeno⸗ 
pbon de re equeftri. ©. 596 nad) der. ſchon 
angeführten Ausgabe wird gefagt, wie der 
Rüden des Pferdes beſchaffen feyn. müffe, 
wenn der Reuter einen feften, fichern Sie 
haben fol. sw «vaßarı doDaresepav rν 
Edpav. Und ©. 600, wo die Rede vom Stries 
geln ift, fagt Zenophon: man folle das Haar 
auf dem Rüden, dv 77 faxsı, niederitreis 
dyen, weil ed alddann den Sig auf dem Pfers 
de weniger unbequem made. Zaıse yap dv 
Alanro r7y Kdpav roö Inmov. Ich habe mir 
die Mühe genommen, andere Geſchichtſchrei⸗ 
ber, meldye aud) den Rob des Conſtantins 
melden, nachzuſchlagen, aber fie haben jea 
nen Umftand gar nicht berührt. Zofimus I, 
41. Viötor. episome cap. 41. Socratesll, 5. 
EutropiusX, 5. 

: — expliqué vol. 4 lib. 3. cap. 75. 


u 
. i f 
j \ 


‚Sattel, 9 


— Theodoſius vom Jahre 385, nach wel⸗ 
cher derjenige, der Poſipferde nehmen wolte, 
keinen Sattel haben ſolte, der mehr als ſechs⸗ 
zig Pfund woͤge. Waͤre ein Sattel ſchwe⸗ 
ter, fo ſolte er zerſchlagen werden (125). 
Dieß ſcheint denn wohl ſicher einen eigentlis 
hen Sattel anzudeuten, der damals noch, 
bald nach: feiner Erfindung, ſehr ſchwer ges 
weſen ſeyn muß; fo wie man auch daraus 
abnehmen kan, daß jeder Reiſende ſeinen ei⸗ 
genen: Sattel hat haben müflen. : Weil num 
bier. der Sattel fella beißt, und dieſes Wort 
um diefelhige Zeit öfterer als ſonſt für den 
Gig Des Reuters vorfömt, fo wird- freylich 
wahrfcheinlich, daß darunter ſeitdem ficher 
ein eigentlicher Sattel zu verftehn ſey. Zus 
dem ift nicht zu leugnen, daß man: da, mo 
es une, noch manche Fleine Mebernums , 
. Stände 


es) Codex Theodofian. lib. 8 tit.5 vs 47 p. 
554: Quoniam veredorum quoque cura pari 
satione traätanda eft, fexaginta libras fellg 
cum frenis; triginta quinque vero auertn non 

transeat; ea condicione, vt fi quis praeferi- 
pta moderaminis imperatorii libramenta trans- 
cenderit, eius fella.in frufta cedatur, auerta 
vero fiſci viribus deputetur. Dicfelbige Vera 
ordnung koͤmt auch in Codice Juſtin. vor lib. 
12 tit. 51, 12 p. T0135; auch “ın Barı$lımav 

. lib. 37 tit. 17 edit. Leunelaii, ‚Bafileae 1575. 

. fol. * pag. 481. 


Kit. Teil. ir 


— 


98 4. Sattel. 


ſtaͤnde findet, die ſich ganz wohl auf unſern 
Sattel deuten laſſen. 


Nazarius beſchreibt in feiner Lobrede auf 
Conſtantin den Groſſen, wie die feindliche 
Reuterey nieder gemacht worden; da haͤtten, 
ſagt er, die Reuter ſterbend ſich noch an den 
fedilibus gehalten (10). Lipſius meynt, fie 
haͤtten ſich nur an dem Sattel halten koͤnnen. 
Aber es ließe ſich doch denken, daß ſie nur 
die Pferdedecken ergriffen haͤtten, wenn es 
gewiß waͤre, daß dieſe, wie unſere Sattel, 
umguͤrtet geweſen waͤren. Dafuͤr aber weis 
ich keinen Beweis; denn daß poſtilena einen 
ſolchen Gurt bedeutet habe, wird zwar von 
einigen behauptet, aber nicht hinlaͤnglich bes 
wiefen; und es feheint vielmehr, daß die 
Wörter poftilena, antilena, imgleichen po- 
ftella und antella (17), fo wie die Gurten 


ſelbſt, welche fie bedeuten follen, erft nach Erz 


findung der Sattel aufgefommen find.‘ Das 


erſte Wort koͤmt zwar ſchon bey Plautus (18) 
vor, 


CE) Cap, 24: tunc ire praecipites, labi re- 
clines, femineces vacillare,, aut moribundi 
fedilibus attineri, ak equorum clade 

: dacere. 

(*?). Hidorus 20, 16: Antella, quafi ante fella, 

quem ad modum pottella, quafi poft fella. 

("®) Cafına I, 37. Man vergleiche Scheffer 
de re vehiculari. Francofurti 1671. 4* pag. 

1243 und Gesneri Meſaur. ling. Lat.“ 


4. Sattel. 99 


vor, aber vielleicht ift ein Theil des Geſchir⸗ 
res Des Zugviehes oder der Laſtthiere ge: 
meint. Vegetius (1?) unterfcheidet die Sat: 
telpferde von andern, und. Sidonmus Apolli: 
naris (2°) fcheint den Gattelbaum zu ner 
nen. Im fünften Jahrhunderte wurden die 
Sattel bereits fo verfchwenderifch ‚prächtig ger 
macht, daß Kanfer Leo J ein Verboth erge: 
ben ließ, daß fie niemand mit Perlen und 
Edelſteinen befeßen folte (71). Im fechften: 
Jahrhunderte verlangte Kanfer Mauritius, 
daß die Reuter Sattel mit groffen Satteldek— 
- fen von Pelzwerf haben folten (*) Mehr 

u Or J Erwaͤh⸗ 


(*?) de arte veterinaria IV, 6 2 und a . 
(?°) Lib..3 epiſt. 3: Alü ſanguine & fpumis 
pinguia lupata fufeipiunt, alii ſellarum eque- 
ftrium madefacta ſadoribus fulcra refupinant. 
Nach der Bafeler Ausgabe in 8. 1597 * pag. 
150, — & 
(2°) Codex Fufin. lib. XI tit, Ir p.918: Nul- 
„. li prorfus liceat, in frenis & equeftribus'fels 
lis vel in balteis fuis margaritag ‚& ſmarag⸗ 
‘dos & hyacinthos aptare pofthac vel infere- 
re; aliis aufeın gemmis frena & equüeftres 
fellas & balteos ſuos privatos exornare per- 

mittimus, | 
E) Mauricii ars militaris, edit. Schefferi I cap. 
2p. 22: xon rac 6eAng Exsiv dmozlı da- 
08x nel ueyiix. Sellas habere debent cum 
‚tegumentis hirfutis .& inagnis. Merkwuͤr— 
- Dig iſt, daß hier im Griechifchen ſchon das 
ja | 3 0 Wort 





100 4. Sattel. 


Erwähnungen aus fpätern Zeiten findet man 
bey Du Lange, bey dem man auch die nach: 
ber eniftandenen Kunftwörter antrift, als 
fellatores, Satler, woraus. die Franzofen 
felliers gemacht haben; fellare, die Werkſtel⸗ 
le des Satlers; fellare, infellare, auffatteln. 
Im mitlern Zeitalter kam die fehimpfliche 
Strafe auf, den Sattel zu tragen, wovon 
Du Cange (2?) ebenfals gute Nachrichten 
giebt. Die Bermuthung des Boropius De: 
canus (73), daß die Sattel von den Saliis 
erfunden und Daher benant worden, ift feiner 
Widerlegung wertb, da es ganz klar ift, daß 
die Benennung fella von der Aehnlichkeit eis 
nes Stuhls genommen worden; deswegen 
zum Unterfchiede Sidonius und Kayfer Leo 
fella equeſtris und Jornandus fella equitato- 
ria gefagt haben. Vielleicht urtheilen ande: 
te nicht befjer von einer Vermuthung, Die ic) 
noch beyzufügen wage. Ich halte es für wahr: 
fcheinlih, daß die Erfindung den Perfern ges 
hört, und zwar aus diefer Urſache, weil Dies 
fe, nad) dem Zeugniß des Xenophons, zuerft 
———— baben, dem Reuter den Sig das 


duch 


Mort osiu, fella vorkömt. Eben diefelbigen 
Woorte jtehen auch in Kayſers Leo VI Tacti- 
ea cap. 6, > 9 edit. Meurſii. Lugduni Bat, 
21612. 4* * 

(22) Unter — Artikel: Sellam geſtare. 


G) Lib. 3. Francicorum pag. 48. 





4. Sattel. 101 


durch recht bequem und weich zu machen, daß 
ſie mehr Decken, als ſonſt gewoͤhnlich gewe⸗ 
ſen, aufaelegt haben. Dazu koͤmt noch, daß 
man anfaͤnglich zu Sattelpferden am liebſten 
Perſiſche Pferde waͤhlte; vielleicht deswegen, 
weil dieſe fruͤh den Sattel zu tragen, gewoͤhnt 
wurden; wiewohl Vegetius (?*) eine ande: 
re Urfache angiebt. Wie übrigens in der Fol: 
ge das Gatteljeug verbeffert oder verändert 
worden ; darüber find mir feine Nachrichten 
befant. 


(?*) Vegetius de arte veterin. IV, 6, 4 pag. 
1157: Ad vfum fellae Perfis provinciis omni- 
bus meliores praeftat equos, patrimdniorum 
cenfibus aeftimatos, tam ad vehendum mol- 
les & pios incefibus, nobilitate pretiofos. 


102 . 5. Gteigbügel. 








Steigbügel. 


Us; das Alter der Steigbuͤgel haben laͤngſt 
A verſchiedene Gelehrte (3) Unterfuhun: 


gen angeſtellet; da aber Diefe in ſehr vielen, 


und 
CE) Vornehmlich gehören bieher: Hieron. Ma- 


gii mifcelan. lib. 2 cap. 14, in Gruteri Lam- 
pas feu thefaurus criticus tom.2 p. 1339. e 


| Lipfi poliorcesicon f. de militia Romana lib. 3, 
dial. 7; nach der Antwerper Ausgabe in 4 
‚von 1605. p. 139. ” 


Pitisci lexicon antiquit. Rom. III p. 482. ® 
Salmafius in Aelii Spart. Antonin. Carac. pag. 
163. * | 


G. ]J- Vofius-de viriis fermonis. Amftelodami 
1695. fol. * p. II. 


Polyd. Vergilius de rerum inventoribus. Lug- 
duni Bat. 1644. 12 * lib. 3. cap. 18 p. 23% 
Hugo de militia equeftri I, 4.* | 
Licetus de lucernis V1.309,* 
Potter archaeolog. graeca III, 3. 
Menagiana IV, p. 263. * 
Brown eſſai fur les erreurs populaires. II pag. 
162, * a 
Rich, 


5. GSteigbügel. 103 


und jegt zum Theil ſchon feltenen Büchern - 
zerftrenet, und meiftens mit unzuverläfligen 
Nachrichten vermifcht find, fo wird vielleicht 
es manchen angenehm feyn, hier wenigitens 
das meifte, oder doch das vornehmfte davon 
geſamlet und geordnet zu lefen. Dabey will 
ich mich bemühen, von billigen fefern noch 
etiwas mehr als das Lob eines fleiffigen Sams 
lers zn verdienen; wiewohl ich auch -allenfals 
mit diefem allein zufrieden feyn will. Denn 
Machrichten diefer Art zu famlen, zu berichs 
tigen und zu brauchen, das verlangt, mit 
Ehre zu melden, nicht viel weniger Geſchick⸗ 
lichkeit zu denken, als diejenige iſt, welche 
ſich ſolche ſo genante Denker anmaßen, die 
andere durch den Namen der Samler unter 
ſich zu erniedrigen meinen. Man wird hier 
einen neuen Beweis finden, wie ſehr man its 
zen fan, wenn man denkt, daß Dinge ur 
alt ſeyn müffen, die zur algemeinen Bequem: 

lichkeit gereichen, ja, die fo gar io unentbehr⸗ 
lich 
Rich, Berenger, zhe hiflory and are of horfe- 
manship. Lond. 1771. 4 * I p. 64. ©, Phy⸗ 

fit. öfon. Bibliotb. III ©. 259. 
Montfaucon antiquité expliquee tom. IV lib, 3 
cap. 3 pag. 77 und Supplement. tom. IV lib, 
2 cap. 4 pag. 25: * 

Le Beau de l'équipement du cavalier legionaire. 
In Memoires de litterature de l’academ. des 

inferiptions. tome 39 pag. 537, ®, 

4 


104 5. Gteigbügel. 


lich und zugleich fo leicht zu erfinden ſchei⸗ 
nen, daß man fich kaum vorftellen fan, wie 
fie jemals haben fehlen fönnen. Uber des- 
wegen möchte ich der Vorwelt nicht Scharf: 
finn und Erfindungsgeift abiprechen, da 
wahrlich auch fchäßbare Fertigkeiten und oft 
nicht wenig Wiß nöthig geweſen ift, -ohne 
folhe Erfindungen eben das und oft noch 
mehr als unfer Zeitalter vermag, zu leiften. 
Und wer weis, wie viele Erfindungen uns 
noch fehlen, die uns einft gleiche Vorwürfe 
der Nachwelt zuziehen werden. 


Die Steigbügel leiften einen doppelten 
Dienſt; denn fie erleichtern nicht nur Das 
Auffteinen aufs Pferd, fondern auch das 
Meiten felbft, indem fie die Beine des News 
ters unterſtuͤtzen, die obne fie fehr leiden wuͤr⸗ 
den. -Bey den alten Griechifchen und Latei⸗ 
niſchen Schriftftellern koͤmt nicht die gering» 
ſte Spur einer Einrichtung zu einer diefer Abs 
fichten vor; und ungeachtet mit der Zeit Huͤlfs⸗ 
mittel zum Aufiteigen erfunden worden, fo- 


‚ waren diefe lange noch Feine Steigbügel, noch 


feine beftändige Unterfiüßung der Beine. 
Weder auf den vielen Münzen, auf welchen 
Reuter abgebilder find, noch an den gegoſſe⸗ 
nen oder gehauenen Statuͤen, noch an an⸗ 
derm Bildwerke der Alten findet man etwas, 
was die Dienſte der Steigbuͤgel haͤtte — 

3 tfon⸗ 


5. Steigbügel. 105 


fönnen Un den vortreflihen Statüen des 
Trajans und Untonins hängen die Beine der 
Reuter ohne Unterhalt herunter. Faſt eben 
fo wenig als fie dort hätten fehlen koͤnnen, 
wenn fie fchon damals in Gebrauch gewefen 
wären, bätten fie von denen Schrifiſtellern 
ungenant bleiben Finnen, die umftändlich vom 
- Meiten und von den dazu nöthigen Geräts 
fchaften, vom Reitzeuge, gehandelt haben. 
Wie wäre es möglich gewefen, daß Kenos 
pbon in den beyden Büchern, welche er bes 
fonders von der Reitfunft und von der Ges 
fchicflichfeit der Reuter gefchrieben hat, da - 
wo er die Megeln zum Auffteigen giebt, und 
wo er dazu Hülfsmittel für alte und fchwache 
Perfonen anzeigt, der Steigbügel nicht ge: 
dacht Hätte, wenn fie ihm befant gewefen waͤ⸗ 
ten (?). Wie hätte fie Julius Pollur in 
feinem Wörterbuche, wo er alle Benennun: 

j : gen 


(?) Xenophon de re equeftri, von weldyem Bus 
che Joach. Camerarius eine Ueberfegung 
befonders drucken laffen , die wenig befant zu 
fenn fcheinet. Der Titel ift: In hoc libello 
haec infunt : de tra&tandis equis (dieſer Aufs 
ſatz ift von Camerarius felbft‘._ Converfio 
lib. Xenoph. de re equeftri; & hiſtoria rei 
nummarise. Tubingae 1539. 71 Blätter in 
8.” Xenophon de magiflerio equirum ; in 


der Bafeler Ausgabe von 1555. fol.* p. 612. 
GGs5 


106 S. Steigbügel. 


‚gen des ganzen Reitzeugs erzählt, auslaffen 
koͤnnen (?,? | 


Die alten Aerzte, Sippocrates (*) und 
Galen (5) reden von den Kranfbeiten, wel- 
che zu ihren Zeiten Deswegen vom langen und 
oͤftern Reiten entfianden, weil die Beine ob: 
ne alle Unterſtuͤtzung hiengen. Sueton (°) 
erzählt, Daß Germanicus, der Vater des Ca: 
Tigula, feine gar zu ſchwachen Scenfel da; 
Durch zu ftärfen gefucht habe, daß er oft nach 
Tiſche geritten, und Magius erflärt dieß 
ganz recht dadurch, daß die Beine ohne Steig: 
Bügel gehangen haben und beftändig hin und 
ber bewegt worden, mwodurch fi das Blut 
ftörfer nach den üntern Theilen des Körpers 

- bat ziehen müffen. 


Man trift auch weder bey Griechen noch 
Römern ein Wort an, welches Steigbügel 
| bedeu: 
(3) lib.I cap. LT p. 129. 
(*) De aere, locis & aquis, nad) ber Rranfs 
furter Ausgabe in fol. vom J. 1595. * ſect. . 
pP. 76. Gr redet zwar beſonders von den 
Seythen, die immer auf den Pferden hiens 
en, aber er dehnt bald darauf die Bemer⸗ 
ung über alle fteiffige Reuter aus. 
0) Galen. de parvae pilae exercitio cap. 5. De 
fanitate tuenda lib. 2 cap. II. Nach der Yas 
‚ teintichen von C. Gesner beforgten Frobenis 
ſchen Ausgabe claf. 2 p. 98 und 15, 


(°) Vita Calig. cap. 3 p. 608. 


/ 
5. GSteigbügel. 107 


bedeuten Fönte. Denn ftaffa, ftapia, fla- 
phium, ftapha, flapedium, flapeda, und 
ftapes find neu gemachte Namen. Den legten 
fol Franc. Pbilelpbus, der 1398 geboßs 
ven und 1481 geftorben ift (7), wie Voſ— 
fius und andere fagen, gemacht haben ‚ um 
eine Sache bequem nennen zu fönnen, wel: 
che die Alten nicht gefant, alfo nicht benant 
haben. Die erften Wörter find älter, wie 
man bey Du Cange ſieht, und fie fcheinen 
vom Teutfhen Stapf, Staf, gemadıt zu 
ſeyn, welches fih noch in Sußftapf erhaß 


ten bat. 


Vielleicht fält mir nicht allein hiebey der 
Mamen ein, den die Zergliederer einem der 
Gehoͤrknochen, wegen einiger Aehnlichkeit mit 
einem GSteigbügel geben; und wenn Ddiefer 
bereits bey den Alten vorfäme, fo würde die 
meiner Behauptung widerftreiten. Aber erft 
im Jahre 1546 bat der Sicilier, Johann 
Philipp Ingraſſias diefen Fleinen Knochen 
zu Neapel bemerft, und ihn. gleich ftapes ges 
nant. Die ältern Zergliederer haben ihn gar 
nicht gefant (°). Ä 

| Mont; 


(7) Von diefem Philelphus f. Fabricii bibliotk. 
med. & inf, aetatis. V p. 845. 


(?) Die Geſchichte dieſer anatomifchen Entdek⸗ 
kung liefet man von Ingraſſias — ge⸗ 


chrie⸗ 


108 5. GSteigbügel. 


Montfaucon meint, vor dem Gebrau⸗ 
che der, Sattel hätten Steigbügel nicht moͤg⸗ 
lich ſeyn fönnen, weil diefe an jenem jeßt be: 
feftige werden. Uber diefer Schluß ift wohl 
nicht ganz richtig. Man hätte ja nur Die 
GSteigbügel an Riemen über das Pferd henken 
fönnen; beym Auffteigen hätte alsdann nur 
jemand den Riemen auf der andern Seite fe 
halten dürfen, und beym Reiten felbft hätten 
fie auf diefe Weife faft fo aut als jeßt die 
Füße unterftüßen fönnen. Go viel .aber ift 
gewiß, daß das Auffteigen ehemals etwas 
leichter als jeßt gewefen ift, da es durch die 
hohen Sattel erichweret wird; auch ift es 
wahrfcheinlih, daß die Steigbügel bald nad 
Erfindung der Sattel aufgefommen find. Die 
fe bisher vorgebrachten Gründe gewinnen 
noch viel an Gewicht, wenn man die unbe 
quemen Hülfsmittel der Alten aufs Pferd zu 
kommen, erweget, die fie gewiß nicht ges 
Braucht hätten, wenn fie unfere Steigbügel 
gefant hätten. 


Die 


ſchrieben in J. Douglas bibliographiae anato- 
micae [pecimen. Lugd. Bat. 1734. 8” p. 186. 
. Einer namens Columbus hat fich diefe Ent> 
decfung zueignen wollen, daß fie aber dem 
Ingraſſias gehört, beftätigt Sallopius zu— 
verfichtlicy in Obfervar. anatom. In Fallopii 
operibus editis Francof. 1606. fol. * pı 365: 
Deus gloriofus fcit Ingrafliae fuifle inventum. 


5. GSteigbägel, 109 


Die Römer verlangten von jungen und‘ 
gefchickten Reutern, fich ohne alle Beyhülfe: 
aufs Pferd ſchwenken zu fünnen (?). Um 


fie darin zu üben, ftanden hölzerne Pferde; 
auf dem Martis: Plage, worauf die Lehrlin⸗ 
ge anfänglich unberwafnet, hernach mit dem: 


Waffen rechts und linfs auf: und abfteigen 
lernen muften ('9). An manchen öffentlis 
chen Orten, vornehmlich an Heerſtraßen, was 
ren Steine geſetzt, woran der Keuter fein 
Pferd binziehen konte, um defto leichter aufs 


zufißen. Solche Steine ließ Gracchus z. B. 


feßen (7); und man bat ſie auch noch im 
ſechs⸗ 


. (2) Virg. aeneid. 12, 288: - -- corpora faltu 
Subiiciunt in equos. 


(7) Vegetius de re milit. 1,18: Non tantum 


a tironibus, fed etiam a "Ripendiofis militi- 
bus falitio equorum diftridte femper eſt ex- 
acta. Quem vfum. vsque ad hanc aetatem, 
licet iam eum diffimulatione, perveniffe ma- 
nifeftum eft. Equi lignei hieme fub tedto, 
aeftate ponebäntur in campo. Super hos iu- 
niores primo inermes, dum confuetudine 
pröficerent, demum armati cogebantur alcen- 
dere. Tanfaque cura erat, vt'non folum a 
dextris, fed etiam a finiftris & infilire & de. 
ſilire condifcerent, evaginatos etiam gladiog 
vel contos tenentes. Hoc enim aflidua me- 
ditatione faciebant, fcilicet vt in tumultu 
proelii fine mora afcenderent, qui tam ftu- 
diofe exercebantur ‘in pace, 


@ Plutarchus vira C. Gracchi p. 838. — 
api- 





mo 5. Steigbügel; 


fehszehnten Jahrhunderte in manchen Städ: 
ten gebabt; vornehmlich am Rathhauſe, da; 
mit Die Rathsherren, die damals noch nicht 
in. Kutfchen fuhren, fondern zu Rathe ritten, 
fich derfelben bedienen Fonten. In diefer Abs 
ficht find noch dergleichen im J. 1502 zu 
Frankfurt an der Römer - Thüre aufgemauert 
worden (!?). Doch jeßt find fie in England 
an vielen Orten anzutreffen, und am meiften 

dienen fie dort dem Frauenzimmer ('3). 

Wenn eine fcherzbafte Inſchrift ale ift, fo 

fcheinen folde Tritte oder Schemel fuppeda- 
nea geheiflen zu haben, aber diefes Wort koͤmt 


fonft nicht vor ('*). 
| Bor: 


lapides modiecis inter fe intervallis hine inde 
fecundum viam difpofuit ; quibus equitantes 
fine fubiicibus ephippiarüis confcenderent 
commodius equos. wc ein badlws rölg Immo 
Exovos Emißawvsv &m' nurwv, avaßoilug un 
deouevoig. 
MD — Chronike der Stadt Srankfurt | 
| . 33. 
= Fr Reiſe nach Sem nördlichen Ame: 
‚ via I ©.34 und II ©. 355. 
(7) Man findet fie in Thom. Porcacchi fune- 
rali antichi. Venet. 1574. fol. p. 14. 
— Dis pedip. ſaxum 
— Ciucise dorfiferae & cluniferae 
vt infultare & defultare commodetur, 
Pub, Craſſus mulae fuae Craflae bene ferenti 
fuppedaneum hoc cum rifu * 
Hier 


5. Steigbuͤgel. BE ;: 


Vornehme oder reiche Perfonen hatten eis 
gene Reitfnechte, welche ihnen auffteinen hel⸗ 
fen muften, und dieſe hießen @vaßorsis, Ura- 
tores (19). Man hatte auch tragbare Sche⸗ 
mel, die man neben das Pferd flellen Lich, 
wenn man auffteigen wolte. Dieß bar zu 
der grauſamen Gitte Gelegenheit gegeben, 
daß der überwundene Feind fich neben dem 
Pferde des Siegers niederwerfen mufte, das 


mit diefer auf feinen Rücken, mie auf einen’ 


Schemel, treten konte, um defto leichter auf: 
jufißen. So fchimpflich behandelte der Per: 
fifche König Sapor den Kayfer Valentir 
nian (19). Es waren auch wohl Pferde fo 
abgerichter, daß ſie beym Auffteigen niederz 
knieten (17). Die Krieger hatten an ihren 
Spiefen oder tanzen einen Abſaz oder Ha: 
BR auf den fie * Aufſi tzen mit dem eis 

nen 


Hier fcheint Dis pedih, das Dis manibus und 
faxum das gew —5 vorſtellen zu 
ſollen; fo wie das bene ferenti flat bene me- 
renti ſteht. 


.C5) Lipfius de milir, Rom. p. 190. Pitisci 
lex. antigq. 


(28) Eutrop. IX, 6. Victor epir. 46. Trebell. 
Pollio »ira Palir. Hofmanni lexic. Artikel: 
Calcandi hoftium-corpora ritus p. 642. 


c?) Sttäbo III p. 248 edit. Almel. erzählt 
dieß von den Spaniern. Silius Ital. X, 465. 
Jul. Pollux I, II. Dio Nicaeus in: Augafto, 


* 


112 5. Steigbügel. 


nen Fuße traten (13), Winkelmann bat 
“aus. der Samlung des Baron Scoſch einen 
gefchnittenen Stein befchrieben, worauf ein 
Reuter vorgeftellet ift, wie er den einen Fuß 
auf den Hafen des Spießes feßt, um auf: 
zufteigen (19), und nach einer alten .Zeich: 
nung zu urtbeilen, war an der Lanze auch 
wohl nur eine lederne Schleife befeftigt, wor: 
in. der Fuß gelegt ward. ‚Das nennet Xeno⸗ 
pbon mo doeuros dvamıdar. 


Unter denen, welche die Steigbügel bey 
Den Alten zu finden geglaubt Haben, hat -fich 
Feiner geöblicher geirrt als Bealeorus War: 
tius (2°), Er laß beym Lucterius (2!) 
unrichtig, und überfeßte das unrichtig gele- 
fene Wort noch unrichtiger. Magius und 
andere haben eine Inſchrift, worin, der Steig⸗ 
Bügel ganz Deutlich gedacht wird, für ächt ger 

hal: 


Es) So verſteht Lipſi us das, was Livius IV, 
19p. 934 von Cornelius Coffus fagt: quem 
cum ictum equo deieciflet, confeftim & ipfe 
hafta innifus fe in pedes excepit. 
(?) Man findet‘ beyde Zeichnungen auch bey 
Berenger Tab. 8. Fig. 3 u. Tab. 4 unten. 
(2°) de promifcua dodr. cap. 28. | 
(?*) lib, V, 1296 ſteht: Et prius eft reppertum 
in equi confeendere coflas. Xber Moertius 
laß clofris, und. meinte cloftra ſey die gries 
Kurs Benennung einer Reiten, 4 die. — — 
..cx ik. ; werd 


5. Steigbög. 113 


rd und fie, weil darin die heidnifche Ue⸗ 
jerfchrift D. M, (diis manibus) vorfömt, in 
die erften Jahrhunderte unferer Zeitrechnung 
efeßt (22). Aber Menage (?3) und ans 
* haben ſchon bemerkt, daß dieſe Inſchrift 
in neuern Zeiten erdichtet worden, und zwar 
nach groſſer Wahrſcheinlichkeit von Franc. 
Columna, der in der Mitte des fehszehnten 
Jahrhunderts gelebt, und fich zuweilen, Po: 
liphilus genant bat (?*);. fo wie’ fie denn 
auch von Gruter unter die untergefchodenen 
Inſchriften gerechnet worden. ben fo un; 
Acht ift Die Silbermünze, worauf KayferCon: 
flantin zu Pferde mit Steigbügeln erfcheings, 


MWagius führt aus den Briefen des im 
J420 gefterbenen Hieronymus folgende 
Worte an: fe cum quasdam accepit litterag 
iumentum confcenfurum , iam pedemi hä- 
buiffe in biftapia, Diefe Worte find von vies 
len wiederholee worden, und man muß frey⸗ 
lich glauben , daß der, von dem fie gefchries 
ben find, Etrigßügel gedacht hat, Aber, Ma: 
gius führte fie nur aus dem Gedaͤchtniß an, 
2 Pen * ee rg 
- (22) In der Inſchrift foll ſtehen: cafu defiliens 
- pes haefit fkapiae. trans interij, 
0) Menagiana. Patis 1715. IV pag. 83. 
. €) Bon diefem Columna f. Fabricii bibliorh. 
med. Wöinf, aerasis 1 pag. 1131. 
HL Theil. een H | 


114 Steigbügel. 


und fagte daben, fi memoria non labat. Aber 
das war eben der Fall. Denn jene Worte 
fieben nicht bey Hieronymus, und Magius 
"mag fie bey einem andern Schriftfteller geles 
fen haben (2°). 


. Die erfte unzweifelhafte Erwähnung dee 
Steigbügel ift, noch zur Zeit, fo viel ich fins 
den fan, in des Mauricius Buche von der 
Kriegsfunft, wo der Verfaſſer fagt, die Reu: 
ter müften am Sattel zwo eiferne axarxs ha: 
ben (25). Diefes Buch wird jegt algemein 
Dem Kanfer Mauricius zugeſchrieben, alſo 
in das Ende des ſechſten Jahrhunderts geſez⸗ 
jet, und es ſcheint auch damwider fein hinlängs 
licher Beweis zu feyn, daß darin ſchon der 
Türken, Franken und Longobarden gedacht 
wird. Die erflern waren Damals befant ger 

= | | nug, 

(25) Aquino ſagt, ſchon Pollux I, 11, 215 p. 

130 habe Steigbuͤgel genant. Syn der Ueber⸗ 
ſetzung findet man fie auch: cum equo infe- 
deris, nequaquam femora ad. -equi latera 
tomprimas, fed pedes laxos habeas, flanti 
fimilis. Stapedes enim magis ad ftandum, 
quam infidendum parati funt, Aber im Gries 
chiſchen finde ich fie nicht. zu) y&o 7 loxus 
aAcov Emil Toy doryaorav, Mimi Toy nass- 
Sonevoy. So gar in der neueften Ausgabe 
iſſt hierüber nichts gefagt worden. 
(2°) Mauricii ars miliraris edita a Joh. Schef- 
fero. Upfaliae 1664. 8* pag. 22. xp7 Exsıy 
dis rag aeiag andAug idnpas din 


5 Steigbügel Fr; 115 


nug, denn ſchon Juſtin, der zweyte oder der 
jüngere, hatte mit ihnen Frieden gemacht ; die 
tongobarden machten ſich ſchon in der Mitte 
diefes Jahrhunderts befant, und Die Sranfen 
fante man noch länger (27). » Eben diefelbis 
gen Worte hat auch Kayſer Leo VI, welcher 
am Ende des neunten Jahrhunderts lebte, in 
fein Buch von der Tactik eingerüsft (23). 


Moch deutlicher ift eine andere Stelle des . 


Mauritius (29) und des Kayf. Leo (*), 
| ' V wo 


(27) pag. 253. rouoxoi, Ppayyos Aoyys- 
Be dos. Uber doc) noch nicht Franzofen, wie 
in Algen. Weltbiftor. XIII ©. 342. überfeßt 
ift.  Offerhaus hifler. vniuerſ. p. 361,365. 
' (28) Leonis ta&tica edit. Meurfii cap. 6 $. 10 
pag: 57. dis da rag osAhdgı dvo audAas vr- 
(32) Lib 2: cap. 8 p. 64. vr faeile conftendere 
deputati equos poflint fuos, fimul stque illi, 
qui vulnerati vel delapfi funtex equis, opor- 
tet duos ftapedes (6x#Ax5) häbere deputatos 
" ad finiftram partem fellae, primum ad ipfius 
curvaturam, ſieut vulgo fieri confuevit (rmv 
ulav woog 77 novpßy , wc %Iog di), alte- 
zum ad partem eius extremam — Fr nv dl- 
Any mo0c Th omısYondvpfn); ve fi duo equum 
| ———— — ER ipfe & älter qui 
‘ pusnare amplius- non poteft, vnus quidem 
‚per ftapedem , qui eft circa carvaturam, in 
'eum enitatur, alter vero per eum, qui in 
parte extrema. Kovpßr, »öVpßiov it der Bors 
dertheil und. omioYonoupßy ober omiaFonovp- 
2 Bıiov 


i up” 


116 . 5. Steigbügel. 


"wo nämlich gefagt wird, daß die Deputati, 
welche die verwundeten Reuter aus dem Trefr 
fen bringen muften, an der linfen Seite des 
Mferdes zween Steigbügel, den einen am voͤr⸗ 
deren , den andern am hinteren Theile des 
Sattelbaums, haben folten, damit jeder eis 
nen Berwundeten hinter fich aufs Pferd. neh⸗ 
men koͤnte. Daß num diefe axaAus. wahre 
Steigbuͤgel feyn muͤſſen, dawider läge ſich 
wohl fein gegruͤndeter Zweifel erregen, "und 
deswegen glaube ich, daß man dieſes Wort 
und andere ähnliche Benennungen. bey noch 
jüngeren Schriftftelleen ficher in eben diefer Be⸗ 
deutung nehmen Fönne; zumal wenn die Ne⸗ 
benumftände, die dabey vorkommen, Diefe 
Vermuthung, mehr zu beftärfen, als zu wis 
derlegen fcheinen. we 


Iſidor im fiebenten Jahrhunderte fagt: 
(canfuae, ferrum, per quod equus fcanditur; 
imgleichen: Aftraba, tabella, in qua pedes 

- | re- 


Bıov der Hintertheil des Sattelbaums. Meur⸗ 
ſius meynt, das Wort ſey croupe der. Frans 
zofen, aber Scheffer in feinen Anmerkungen - 
zum Mauricius ©. 401, 425 zeigt, daß es 
von .curvum abftammet. Syn den Gloflis Ba- 
ſil. ſteht: 7& EvAlnın Ns aekag novpßıx Ag- 
Yovral, wg nzumüia. Ligna fellae dieuntur 
curbia, quia funt incurva. 

(*) Taäica cap, 12 $. 53 pag. 150, wo biefels 

‚ bigen Worte vorkommen. 


5. Steigbuͤgel. 117 


requieſcunt (20), wo unter beyden Benen⸗ 
nungen Steigbuͤgel zu verſtehn ſind. Der 
Grammatiker Leo im Anfange des zehnten 
Jahrhunderts (3T) nennet fie, wie Mauri— 

| eins, 


2 Bende Stellen führt Du Lange ex Glof- 
is Iidori an. Aber das legte Wort hat auch 
den Bogen am Sattel bedeutet; denn Suis 
006 fagt: K&spaßy, To Emil rwv Edırmlav 
£vlov, 6 uperoücıv di nadelousvo; lignum, 
guod eft in ephippiis, quod feffores-tenent. 
Diefen Bogen meint Katf. Frider. Il de arte 
venandi II, 71 p. 152, wo er fagt, wie ber 
Falfenirer auffteigen foll: ponat pedem vnum 
in ftaffa fellae, accipiens arcum fellae ante- 
riorem cum manu fua finiftra, fupra quam 
iam non eft falco, pofteriorem sutem cum 
dextra, füper quam eft falco; - - - Aber 
bey Nicetas in Manuel Comnen. lib. 2 p. 63 
bedeutet das Wort den ganzen Sattel. Denn 
ald die Schthen durch den Fluß -fegen mols 
ten, legten fie ihre Waffen auf den Sattel 
(asp&ßnv), faßten die Schwänze der Pferde 
an, und fo ſchwommen fie hindurch. 


(?*) Leonis grammatici chronographia, bie in 
der Parifer Samlung der Byzantinifchen Ges 
fhichtfchreiber mit Theophanis chronograph. 
1655. fol, gedruckt if. S. 470, wo der Tod 
eines Mörders des K. Michaels, in derMits 
te des neunten Jahrhunderts, erzählt wird: 
Texwßlrdng nuvnyWv nere roü Bucıhdws Ev 
ro DiAomarlw , rod ElDous durw Enmeodvrog 
nareliuv ToU Immov dom duroö, Tod modog 
Kurou un DIdcavros 77 yy Emıßävar, dAkc 
roũ Er&pov npurmJevros Ev Try ondie, Ipon- 

93 Ä Jeic 


118 5. Steigbügel. 


cius, ſealas. Suidas, der ungefähr im zehn⸗ 
ten Jahrhunderte ſchrieb, ſagt avraßoreus 
heiße nicht nur ein Reitkaecht, der beym Auf⸗ 
ſteigen huͤlfe, ſondern auch das, was bey den 
Römern fcala hieße (3?). So wie wir den 
Scemel, woran wir die Stiefeln abziehen, 
einen Stiefelfnecht nennen, weil er daben 
den Dienft des Kuechtes leifter, fo ift auch 


jenes Wort, welches anfänglich nur Dem Reit: 


knechte gehörte, dem Steigbügel gegeben wor⸗ 
den, ‚der einen Dienft des Reitknechts leiſten 
konte. Suidas führe zum Beweife der le: 
teen Bedeutung eine Stelle aus einem unges 
nanten Schriftfteller an, die fagt, daß ‘af: 
fias noch im Alter ohne avaßoreus ſich aufs 
Pferd ſchwenken Fönnen (33). Lipfius meint 
die Stelle im Appian (?*) vom Könige Ma⸗ 
fanif: 

gels 6 Immos diesupev aurov - -- Jacobit- 


zes inter venandum vna cum imperatore ad. 


Philopatium gladium in terram lapfum leva- 
turus ex equo defiliit; cumque pes eius ter- 
ram nondum attigiffet, altero in penfili fcan- 
dula retento, perterritus equus, arrepto 
curfu per valles & praeeipitia traxit & mem- 
bratim difcerpfit. 

(??) dvaßoksus, ax 7 mape Pwpsig Asyope- 
vy an&lax, Anaboleus etiaım ea, quae Ro- 
manis Scala dicitur. 


03) & d& Maoolzg ynpkoag Immov xwpig ave- 
BoAkwg Em&ßxıvev. Maflias cum fenuiflet, in 
equum fine fcanforio inftrumento confcendit. 


(34) de bellis Punicis edit. Tollii pag, 107. 


5. | Steigbägel. 119 


faniffe gefunden zu haben, ‚und da brauche 
man. von. der.erften Bedeutung des Worts 
nicht abzugehn. Wahrfcheinlich Hat fich auch 
Suidas geirret, wenn er ſchon dem Mafiniffa 
Die Römifchen oxaAxs gegeben hat, der fie 
freglich noch nicht fennen Eonte. Aber daß. 
die Stelle aus Appian fey und Maſaniſſa 
ftat Maſſias zu Iefen fey, „das ift doch nicht 
mehr als eine Vermuthung; und darin hat 
Guidas wenigftens nicht irren koͤnnen, daß 
die Römer fich zu feiner Zeit der ſcalarum 
bedient haben. Lipfius batte inzwifchen auch 
nicht ganz Unrecht, daß er. diefe Stelle des 
Suidas für fich allein nicht als ein binläng: 
liches Zeugniß von Steigbügeln gelten laſſen 
wolte, nämlich weil ihm nicht das noch Altes 
te und deutlichere Zeugnif des Mauricius be: 


fkant war. Noch deutlicher redet fehon Eu—⸗ 


ſtathius, der Ausleger des Homers (?°), 
Der. aber zu verſtehn giebt, daß die Steigbuͤ⸗ 
gel fo gar noch nicht zu feiner Zeit, das ift 
im zwölften Jahrhunderte, ganz algemein ges 

weſen 


(3°) Odyff. I, 155: 'AyxßoAsis ou νον ro 
cidnpıov w ToUs modus Evrıdevres EDimmo yl- 
vovrdi TiVeg, dAAK ui Lviawmog ds dis Tol- 
oũro Zoyov zagvrovpy&. Anaboleus non fo- . 

" lum ferrum illud minutum dicitur, cui pe- 
des imponunt quidam, vt infcendant com- 
modius; fed etiam vir ipfe, qui ad tale opus 
adiutat, PEN 

24 


129 


\ 


5. Steigbuͤgel. 


weſen find. Auf einer Tapete aus dem eilfi 
ten Jahrhunderte, welche Wiontfaucon hat 
in Kupfer ſtechen laflen, fommen fie an allen 
Mferden vor (*). Aimonius hennet fie fcan- 
dilia (3°), und im zwölften Jahrhunderte 
koͤmt die Benennung ftaffa ſchon ſehr oft 
und ohne allen Zweifel in dieſer Bedeutung 
vor (37). Damals in dem abergläubigen 


1 


Zeit: 


: (*) Monumens de la. monarch. „Frangoife I 


tab. 35. 


(26) Aimonius de miraculis ſ. Benedicti II, 20: 


A quibus & fella öftendebatur, quae dilapfa 
cum equo fuerat, cnius feandilia quamvis 
nova, & antelam fuis impatiens pedibus ipfe 
disruperat. | 


(7) Epiftola Alexandri PP. apud Radulfum de 


Diceto an. 1177. ee cum afcenderemus pale- 
fridum noftrum, flaffam tenuir. Idem an. 1170: 
cum rex & archiepifcopus ſeceſſiſſent in par- 
tem, bisque defcendiffene , bis flapham rex te- 
nuit archiepifcopo. Fridericus II de venat. 
lib. Icap. 71: deinde ponar pedem [uum in flaf- 
fa felae. Aus Du Lange. In Siegen kom⸗ 
men Steigbügel, fo wie Sporn, im eilften 
Sahrhunderte ſelten, im dreyzehnten häufiger 
vor. Man ſehe P. W. Gerken Anmerkun⸗ 
en über die Siegel. Stendal 1786. in 8. 
heil 2. Heineccius de Ahgillis p. 205. Ich 
will nod) anmerfen, daß Cälius Rhodigin. 
XXI, 31 p. 1909 ſich geirret hat, da er gefagt, 
Avicenna. habe die Steigbügel fublellares ges 
nant. Licetus de lucernis p. 786 hat ges 
wiefen, daß der Araber nur von einer Beklei⸗ 
dung der Fuͤße wider den Zroft geredet hat. 





sm Steigbügel. 12: 


Zeitalter, gieng der graͤnzenloſe Stolz der 
Geiſtlichen bekantlich ſo weit, daß ſie ſich die 
Steigbuͤgel von Kayſern und Koͤnigen halten 
ließen (22). Gleichwohl blieb es lange noch 
ein Vorzug, auch ohne Steigbägjl gut und 
ficher reiten zu fönnen; wenigſtens lobt Phi⸗ 
les den Cantacnzenus desfals Er: 


238) Benfbiele hat Du dings; beit fir 
nen Anmerkungen zu Cinnamus ©. 47% 
und dieſe hat er noch mit m mebrern b 
in feinem Mörterbuche VI &. dgr. Rt 
auch an den Wagen keine Tritte waren, fb 
war an jeder Seite eine metallene oder hoͤlzer⸗ 
ne, Kugel oder ein Apfel angebracht, woran 
 fih der Einfteigende hielt, Ka ſich alsdann 
von Bedienten helfen ließ. Dieſe muſten auch 
heben Bi Ge nieherwerfen , damit der Herr 
i en treten foute. S. Conftan- 


Pi Mn, aulae By 242. A, 
6. und p. 405. B, 3 und ne: den Ans 
merkungen pag. 135. j 


(??) In Cantaduz, edit. Wernsdorfii. Lipfiae 
1768. 8 ® pag. 218, ber bie ‚Bteigbügel uÄi- 
— fcalas ‚ nennet. 





122 6. Bufeiſen. 


ö ä Vο. 


6. 
Hufeiſen. 


s laͤßt ſich voͤllig beweiſen, daß ſchon die 
alten Griechen und Roͤmer die Hufe ib: 

res Zugviehes durch einige Bekleidung wider 
DBefhädigungen zu fichern gefucht haben; aber 
unſere jetzt üblichen Hufeiſen, welche aufges 
nagelt werden, find viel fpäter erfunden wor: 
den (1). Ariftoteles (2) und Plinius (2) 
| | fagen, 


(2) Unter den mir befanten Unterfuchungen über 

das Alter der Hufeifen, find folgende die vors 
nehmſten. 

Pancirollus de rebus deperditis II tit. 16 p. 274. 


J. Voſſius in Catulli opera. Ultrajecti 1691. 
4* p. 48. | 

Lexicon militare auctore Carolo de Aquino. 
Romae 1724. 2 Theile in fol. * II pag. 307. 
In der neueiten Ausgabe von Sabric. biblio- 
graph. antiquar. p. 812 ift unrichtig gefagt 
mworden, daß der andere Theil dieſes Werts 
nicht gedruckt fey. j 

Gesner im Regifter zu ben Audoribus rei 
rufticae. Artif. Soleae ferreae. | 
Montfancon in Antiquit& expliquée. IV liv. 3 
p. 79 *. 

2 Le 


6. @ufeifen 123 


fagen, daß man den Kamelen im Kriege und 
auf langen Reiſen Schuhe angelegt, und ers 
ſterer nennet diefe eben fo wie Damals die aus 
ftarfem Ochfenleder gemachten Schu e, oder 






vielmehr Soden oder Sohlen, des gemeinen 
Volks genant wurden; auch srauchen beyde 


dabey das Wort, welches überhaupt von 
Anziehen dee Schube gebräuchlich war. Wenn 
das Zugvieh, ſonderlich die Ochſen, Scha⸗ 
den an Hufen hatten, . fo.gab man ihnen 
Schuhe, die aus einer hanfartigen Pflan; 
ze (*) geflodpten waren (9). Freylich * 
— —— zur 


Mare yet aan 


Le Beau in Memoires de Pacad, des infeript. 
39 p.538. 9 ——— 

‚Archaeologia, or miſcellaneous tracts relating 

to antiquity. Lond. 4775.4* 35 u. 39. 


(#) Hiftor. anim. II, 6 p. 165 nady Ecaligers 
Ausgabe. 6 68 woug dsı nerwder VETZRZELR 
worep nel berav Eparwmv. did wol rec dic o- 
Asuov lodoag vroddovni nepßarlvac, orav 
&kyjowew. Pedis plants carnofa , velut vr- 
fis. Itaque in bellorum expeditionibus car- 
batinis calciant, cum dolore afficiuntur. Als 
ſo nicht einmal jederzeit, fondern nur wenn 
die Züffe zu leiden anfiengen. 

(°) hi. mar. XI, 43 p. 640: vefligio carnofo, 
.  vevrli; qua de caufla in longiore itinere ii- 
. ne calciatu fatiscunr. 

'(*) Die Pflanzennamen der Alten gründlich zu 
erklären oder mit völliger Ueberzeugung fnftes 
matiſch zu beftimmen, das ift fo leicht “ 

, ‘ a 





124 & Sufeifen: 


dieß alsdann wohl nur ein chirurgifches Ver: 
band, aber auch außer SKranfheiten waren 
| dieſe 


daß es nur ſo nebenher in einer Anmerkung 
geſchehen koͤnte. Inzwiſchen will ich doch 
über ſpartum bier einiges beybringen, wel- 
ches vielleicht dem, der darüber Unterfuchun: 
gen anftellen will, zum eriten Anfang Dienen 
fan, Dffenbar werden unter jenem Namen, 
vornehmlich bey den Griechen, verfchiedene 
Pflanzen verftanden, welche fich nach Art des 
Leins und Hanf, verarbeiten und nutzen laf 
fen, und oft fcheint eö der algemeine Namen 
folcher Gewächfe gemwefen zu feyn. ber die 
Griechen verftehen darunter gemeiniglich ets 
nen Strauch, beifen ſchlanke Hefte zu aller: 
ley Koͤrben geflochten und deſſen junge Zwei⸗ 
ge, wie Hanf, zugerichtet und verarbeitet wer: 
den fünnen,, und diefer ift, wie fchon al: 
te Botaniker richtig bemerkt babeh ‚ Spar- 
tium janceum oder die binfenartige Pfrie- 
me, die im Morgenlande und im fiidlichen 
Theile von Europa, auf trockenem, fonft uns 
fruchtbarem Boden wild wächft. Diefe Pfries 
me ift die, welche in Comment, inftituti Bo- 
nonienfis IV p. 349 und VI pag.. 118 befchrie= 
ben und empfohlen worden. Der franzöfifche 
VUeberſetzer dieſes Aufſatzes in Journal &cono- 
mique 1758. Novemb.. bat darin fehr geirret, 
da er gemeint, fein Schriftfteller rede von 
dein auch in unfern Maldungen wilbwachfen: 
den Brahm, Spartium fcoparium. Das Spart. 
junceum hat neulich auch H. Brouffonet in 
Mö£ınoires d’agriculture par la fociet& de Pa- 
ris. 1785. Trimeftre d’ automne pag. 127 un: 


ter ben Namen Genet d’Efpagne anzubauen 
| anges 


6.Bufeiſen. Tr 


diefe Schuhe vorzüglich bey den Maulthieren, 
die in ältern Zeiten mehr ls jeßt zum Rei⸗ 
| — — I Re 


angerathen und di m⸗ amigfa 
deſſelben erzähl * liederla 
nehmlich um Lodébe, mach 


\ gder 3 ir 
die Ark, 
 Geniftam 








A 


J — 


wird ‚ als Pli⸗ 


ſtarker Handel ſo gar nach Indien getrieben 
wird/ wo fie auf den heiffen, fteinigten oder 
— gute Dienſte leiſten. Von 
dieſen Binſen findet man die beften Nachrich» 
‚ten in hiſtor. plantar. rar, pag. CCXX; 
| in Löflinge maisbefürcipung. Berlin 1776. 
1898. 169; in Bobedis Reife ©. 18, und 
in Parifer Schauplag.der Rünfte B. 9, 
imgleicyen Eneyclop&die methodique. Manu- 
factures par Roland de la Phiiere, Artikel 
22 Spar- 


” 
J 


r NS 


. 


126 6 ZBufeiſen. 


ten dienten, gebräuchlich ; und vornehme Per: 
fonen fcheinen diefe Schuhe fehr Foftbar ge: 
macht zu haben, wie ein Paar von Gefchicht: 
ſchreibern aufgezeichnete Beyfpiele der übers 
triebenen Verſchwendung bemeifen. Nero 
fuhr auf Fleinen Reifen allemal mit Maulthie⸗ 
ren, die filberne Sohlen hatten (°); und 
feine Gemalinn, die Poppäa, fogar mit gol: 
. denen 


Sparte... Ob nun die Alten die Sohlen für 
dad Zugvieh aus Spartium junceum, oder 
aus Stipa tenacifiina gemadt haben, das 
wage ich noch) nicht zu entfcheiden. Vermuth— 
lich haben die Griechen das erftere, und die 
Römer das legte dazu gebraucht, und es vers 
dient vornehmlich hier angemerkt zu werden, 
daß man noch in neuern Zeiten in Afrika bey 
Feb aus einem Sparto Pferdeſocken macht, 
wie man aus Joan. Leonis Africae defcriptio- 
‚ ne. Antverpiae 1556. 8“ lib. 3 pag. I2o. b. 
weis. Er fagt: Quosdam reperias, qui fpor- 
tas certosque funiculos parant, quos Africa- 

' ni equorum pedibus addere folent; wiewohl 
auch allerdings dort Hufeiſen gebräuchlich 
find, wie S. 96. b. ausbruͤcklich gemeldet ift. 


(°) Golumella VI, 12, 3: fpartea munitur pes. 
VI, 15, 1: fpartea calceata vngula curatur. 
Vegetius I, 26, 3: fpartea calciare curabis. 
und II, 45, 3. Galen. de alim, facult.I, 9: 
omaprog EE ou mAgnovos Umodypa TR Ümolv- 
yloss. Alſo wohl nicht dem Franken Viehe 
allein ? . | 
(©) Sueron. vita Neronis cap. 30 p. 69: Nun- 
quam carrucis minus mille feciffe iter tradi- 
. tur, foleis mularum argenteis, 


6 Bufeifen. 127 


denen (7). Es laͤßt fich zwar nicht errathen, 
wie diefe Sohlen gemacht worden, aber aus 
einem Ausdrucke des Dio Caffius läßt ſich 
vermutben, daß nur der öbere Theil aus dem 
edien Metalle gemacht, oder vielleicht daraus 


geflochten geweſen iſt ) 


Arrian rechnet zu dem Reitzeuge eines 
Eſels ebenfalls dieſe Sohlen (9). Xeno⸗ 
phon (19) erzähle, daß gewiſſe Aſiatiſche Voͤl⸗ 

| | | fer 


(Jr Plin. XKXIU, 11 pag. 629: Noftra aetate 
Poppaea coniux Neronis prineipis delicatio- 
ribus iumentis fuis foleas ex auro quoque in- 
duere. Daß hier Maulefelinnen zu verftehen 
find, beweifet Scheffer de re vehicul. VIII, 

91.0. . ee 


(?) Dio Cafhus. oder 'Xiphilinus LXII, 28 pag. 
+ 1024: Tag Npldvous Tag Kyovong auryv Eml- 
xpvow omaprie vmodeioyo. mulas, quibus 
‚.agebatur, habebat aureis foleis calceatas. 
EComwmodus ließ fogar die Hufe eines Pferdes 
vergolden; Dio Caf. LXXIII, pag. 1228: 
roœc OmAdc Krraxpvouioag. | 
(2) Commentar. in, Epidtetum, lib. 3. nach 
der Ausgabe von Coln 1595. 8 * p. 366: 
ray &nkıvo ovapıov j, TaAAR ylvercı Kalı- 
vapıc röU ovaplov, ORyudrın, Umodyuars - - 
afelli funt freni, clitellae, ferreae calces. 
Aber das vorlegte Wort iſt vom Veberfeger. 
vrodauoœro von Urodew, fubligo. | 
(#9) Xenoph. de Cyri min. expedit. p. 228: 
diddonsı d nwudpxns vepl raus modus ray Im- 
| LI 


128 6. Bufeiſen. 


fer die Gewohnheit hätten, ihren Pferde, 
wenn hoher Schnee lege, Soden über die 
Füße zu ziehen, weil ſie fonft, fagt er, big 
an den Bauch in den Schnee fallen würden. 
Sch weis nicht, wie dieß Dadurch hat verhüs 
tet werden Fönnen, und mir ift es glaublicher, 
daß es gefchehn ift, um die Füße zu (chüßen, 
die fonft mund geworden wären. . So ma: 


hen es die Ruffen in einigen Gegenden mit 


ihren Hunden, die ihre Schlitten ziehen müf; 


. fen, 3. B. in Kamtfchatfa und auf dem Eife 


beym Fange der Seehunde. Den Hunden 
werden Schuhe angezogen, die an den. Züßen 
feft gebunden werden, und die fo gemacht 
find,. Daß Die Zehen. durch Fleine mit Fleiß 
jemachte Löcher bindurchgehn (T!). Sehr 
det müffen die Sohlen denn Römifchen Zug: 
viehe nicht gefeflen haben, weil es fie Teicht 

| in 


mov nal rav Umoluylwv, oannla wepdeiv, 
örav α TG K:0v0G Kymaıv. Kur de TWVv oRXä- 
xlwv muredevovro pexpı TG yaspöc. Pagi 
praefettus docuit, vt per nivofam viam fae- 
culis equorum & iumentorum pedes obliga- 
rent, quod nudis pedibus ingredientes, vs- 
que ad ventrem in ipfas nives defcenderent. 


() 3. $. Hermann Beyträge zur Phyſik, 
Sefonomie - - befonders der Ruſſiſchen Län: 
der. Berlin 1786. 8. Erſter Theil ©. 250. 
S. Phyſikal. oͤkon. Biblioth. XIV ©. 459. 
Daſſelbige wird auch von Kamtſchatka in Cooks 
letzter Reiſe erzaͤhlt. = 


6. Sufeifen. 129 


- im einem fteifen Kothe verlohr (72); es fcheint 
auch, daß fie folche nicht immier auf der ganz - 
‚zen Reiſe angebabe haben, fondern-daß fie ihr 
nen bey Fothigen Stellen, oder vielleicht wenn 
es der Wohlſtand oder die. Pracht: zu verlans 
gen fchien, angezogen worden.: Denn der 
SKutfcher des Veſpaſians hielt einmal auf der 
Reife an, um die Maulefel zu beſchuhen (3). 
MR nn Diefe 
(7?) Carullus carm. 8; 23: — 
J Nune eum volo de tuo ponte mittere pro- 
v num, \ » 

Si pote ftolidum repente excitare veternum, 

' Et fupinum animum in gravi derelinque« 

re coeno, — | 

_ Ferream vt foleam tenaci in voragine mula. 
Hier find alfo die Schuhe von Eifen, Eiſen⸗ 
drat oder Eifenblech, _ ; u S 

‘= ,.(%?) Sueron. vita Vefpaf. cap.’23: Mulionem 
Ä . in itinere quodam fufpicatus ad calceandas 
mulas ‚defilniffe „ vt adeunti litigatori fpa- 
tium moramque praeberet ; interrogavit, 
‚Quanti calceaffet? pa&tusque eſt lucri par- 
tem. DBefpaftan ſcheint geargmöhnt zu haden, 

der Fuhrmann ſey beftochen worden, auf der 
Reife anzubalten, und habe dazu den Vor— 
‚ wand gebraucht, die Manltbiere zu befchus 
ben. Wenn die Maulthiere beſchuhet gewes 
fen wären, und der Knecht Hätte nur etwag 

an einem Schuhe auszubeffern gehabt, fo wie 
unfere Kütfcher auch wohl einmal abfteigen 
muͤſſen, wenn ein Strick reiffet oder fonft ein 
kleiner Unfall erfolgt, fo würde Sueton nicht 
mulas, fondern mulam gefagt haben, Alſo 
DI Theil, E ons. der 


130 6 ZBufeiſen. 


Diefe Schube kommen bey Pferden viel 
feltener vor, ohne Zweifel Deswegen, . weil 
man fih in dem Zeitalter der angeführten 
Schriftfteller, mehr der Maulthiere und der 
Efel als der Pferde bediente, welches längft 
von Scheffer und andern angemerft ift. Ars 
temidor redet von einem befchuheten Pferde, 
und braucht dabey diefelbigen Ausdrücke, wels 
che andere von anderm Zugviehe gebraucht 
haben (12). Winkelmann (17) führe aus 
der Samlung des Baron Stofch einen ges 
fohnittenen Stein au, worauf jemand den Fuß 
eines Pferdes aufgehoben hält, woran ein ans 
derer niedergefniet den Schub anzubinden 
fcheint. - Aber das find auch alle mir. befante 
Zeugniffe von beſchuheten Pferden. Daß fie 
im Kriege nicht immer beſchuhet gewefen find, 

Ze R oder 


— der Kutſcher zog erſt da auf der Reiſe den 
Maulthieren die Schuhe an; welches ſchon 
Geſner bemerkt hat. 

("*) Artemidori oneirocritica. Lutetiae 1603. 4 
= lib. 4 cap. 32 p. 220: &do&E rıs Immou Umo- 
Öyuara vmodsdeode. Espxrsucuro nal EyEve- 
70 immeis.. dudsv yap dıepepsv, 7 Kurovn 
rov Busalovra immov ümodsdeoIa: ra Umodı- 

‚ gara. Exiftimavit quis equi calciatum fe ha- 
bere, militavit & factus eft eques. Nihil 
enim intererat aut ipfum, aut equum ipfius 
seftatorem, calciatum habere. 


(*°) Defcription des pierres gravdes du Baron 
de Stofch. A Florence 1760, 4* pag. 16% 


6 Sufeifen. 131 


oder daß wenigſtens dieſe Socken die Hufe 
nicht genug haben ſchuͤtzen koͤnnen, davon 
hat man mehr als einen Beweis. Als Mir 
thridat Cyzieus belagerte, - mufte er feine 
Reuterey nach Birbynien ſchicken, weil die 
Hufe der Pferde ganz abgenugt und ſchadhaft 
geworden waren (1°). Su der lateinifchen 
Ueberfegung dieſer Nachricht liefet man noch 
den Zufaß: aus Mangel der Hufeifen; aber 
Davon ſteht nicht ein Wort in der Urfchrift, 
vielmehr giebt diefe einen ſtarken Beweis ab, 
Daß Die Mithridatiſche Armee dergleichen gar 
nicht gehabt hat. Eben fo gieng: es bey der 
Armee des Aleranders, da bey den ununter: 
brochenen Marfchen den Pferden die Hufe 
san abgetreten oder abgerieben waren (17), 

Ein 


(5) Appian. de bello Mithridat, edit. Tollii 
‚ Pag. 371: roug © Immovg axpsiouc o rors 
Övrac, nal doseveig Ol erpopiev, zul Xw- 
Atvovrag EE Umorpißns, &5 BiYuvlav wepie- 
mweumey. Equos vero tum inutiles &infir- 
mos ob inediam, elaudicantesque folearum 
inopis detritis vngulis, averlis ab hoffe iti- 
‘ neribus mifit in Bithyniam. Sehr. wahre 
ſcheinlich tft Hrn. Schweighaͤuſers Vermu⸗ 

thung, daß man Uro raßB7g leſen müffe. 
(7) Diodor. Sicul. XVII, 94 edit. Weflel. p. 
233. xal TWwY BEU inmwv, din Tv Guvexesiav 
770 Sdormopiag, TRGS —* ——— Guv- 
eßawvs; rwv ds öniwv Ta milıse narsfav- 
Ja. equorum ungulae propter itinera nun- 
5 - quam 





ıRı. 


. CunIIy 


tur 103 


— — 


132 6. Zufeiſem 


Ein ähnliches Beyſpiel habe ich bey Cinna⸗ 
mus gefunden, wo auch Die Reuterey der 
Pferde wegen zurück bleiben mufte, als wel 
che ſehr ſchmerzhaft an den Hufen litten; "ein 
Uebel, fagt der Gefchichtfchreiber, welches 
die Pferde oft zu befallen pflege (3). — 


° Aus allen’ diefen glaube ich den Schluß 
ziehen zu Dürfen, Daß die Reuterey der alten 
Griechen und Nömer nicht algemein und ins 
mer Weberzüge über die Hufe der Pferde'ger 
habt, noch weniger aber die jetzt befanten 
aufgenagelten — gekant Sg An 

| "den 
quam — detritae, & armorum — 

abſumta erant. Vegetius I, 56, 28 p. 1072 

giebt eine Salbe an, quo vngulae nutrian- 
fur, & medicaminis beneficio Tubtgefcat nn 
itineris dseriverar iniurja. 


(3) Foh. Cinnami, de rebus geftis Imperat, edit. 
‚Touii. Trajecti ad‘ Rhen. 1652. 4 * ib. 4 
p. 194: mxJos yap rı rols duröy wehuecıy 
emıyeyovoc, © d7 rw — ETITHNTTENY 
EIwWJE yeusı, loxupög Kurovs Emlegev.. . Cae- 
teras copias manere in Attalia & equos cu- 
rare iufit; nam malum, cui eft obnoxium 
equinum genus, plantis pedum acciderat, 

graviterquẽ affecerat. Go verlangt’ Vege⸗ 
tius I, 58 p. 1100. Ruhe für die Pferde nach 
einer langen Reife, der Hufe wegen. Me- 
mineris vngulas.excrefcendo renovari, &ideo, 
interpolitis diebus vel fingulis menfibus talis 

‚ eura non deerit , per quam naturae emenda- 
tur infirmitas, 


6 Sufeifen. _ 133 


den Kunftwerten der Alten, an den Leber: 
bleibfeln von Perſepolis (!?), an den Geus 
Ieu des Trajans, des Antonitis, des Markau⸗ 
reis und vielen andern finder man fie niemals 
ausgedruckt, "und man fan nicht vermuthen, 
daß die Künftler fie mir Borfag auisgelaflen 
haben, da fie fogar genau die Schuhe der 
Goidaten, und die Nägel, womit Wagenräs 
der beſchlagen find, ausgedrüct haben. Da: 
wider findet auch nicht die Einwendung ftat, 
daß die Künftler eben fo wenig Die Doc) das 
mals gebräuchlichen Schuhe abgebildet has 
ben, und daß fie alfo aus gleicher Urfache die 
ebenfals gebräuchlichen Hufeifen vorbengelaf: 
fen hätten. Denn diefe Schuhe wurden nur 
felten gebraucht; nicht jedes Pferd hatte fie; 
und da fie über die Hufe hinauf gezogen und 
über denfelben befeftigt wurden, fo hätten fie_ 
einen Webelftand gemacht, der aber von den 
Eifen nicht zu erwarten gewefen wäre. Es 
ift wahr, daß in Nom in dem Marteifchen 
Pallafte ein erhabenes Bildwerf (bas- relief‘) 
27 | vor: 


(77) Man findet gar keine Spur davon in den 
—— welche Chardin und H. Nie— 
uhr im zweiten Bande feiner Reiſebeſchrei— 
vung, geliefert haben. Letzterer bat auf dies 
fen Umſtand befonders geachtet, und ſetzt ©. 
;: 157 außdrüdlich hinzu: Steigbügel fcheinen 
.. bie alten Perfer nicht gehabt zu haben, und 

, auch Feinen ordentlichen Sattel. 


S 3 


134 6. Sufeifen- 


vorhanden ift, „welches die Jagd des Galians 


vorftellet, worauf ein Pferd an einem Fuſſe 
ein wahres Eifen hat, daher Sabrerri (?°) 
von der Zeit Diefes Alterthums den Gebrauch 
der Hufeifen anrechnen will. : Aber Winkel: 
mann bat bemerft, daß diefer Fuß von einem 
neuen Künftler ergäuzet worden (2%). 


Sch gebe gern zu, daß die Beweife, die 
von der Michterwähnung einer Sade in den 
Schriften der Alten hergeleitet werden, nicht 
viel Gewicht haben , ja, oft ganz falſch feyn 
koͤnnen. Aber man fage, was man wolle, fo 
Bleibe ich der Meynung, daß Polybius, Ke: 

nopbon in feinem Buche vom Reiten und 
‚von der Reuterey, Julius Dollur in feinem 
Wörterbuche, wo er fehr volftändig. alles 


Pferdegefchire und Reitzeug genant hat, daß 
ferner die Lehrer der Landwirthſchaft und der 


Vieharzneykunſt, unmöglich der Hufeifen 
nicht hätten gedenfen fönnen, wenn fte folche 
bereits gefant hätten. Wer wird denn nicht 
von Beſchlagen der Pferde reden, mwenn er 
die Wartung und Erziehung diefer Thiere vol 
ftändig abhandeln, und die Linfälle und Kran 
heiten, welchen fie ausgefegt find, und da— 
wider Gegenmittel lehren will? Die vielen 
Zufälfe, welche durch fehlerhaftes Befchla: 

gen 
(*°) De columna Trajani cap. 7. 
(?") Pierres grav, du Bar, de Stofch, p. 169. 


6. Hufeifen. 135 


gen und durch die Eiſen entſtehen, haben ge⸗ 
macht, daß den Huffchmieden die Behand; 
lung aller Pferdefranfheiten überlaffen iſt, 
und Vegetius und jeder ander von den alten 
Diehärzten folten fie alle vergefien haben! 
Es ift wahr, ſie haben auch nicht oft, noch 
ausführlid von den Schuhen der Pfers 
de geredet; aber dazu hatten fie auch Feine 
Deranlaffung, weil dadurch Feine befondere 
Krankheiten entfteben Fonten. Da, wo fie 
nußen konten, baben fie fie empfohlen, zum 
Bemweife, daß auch diefe Schuhe damals nicht 
von algemeinem Gebrauche gemwefen find. 
Geſner bemerft ganz recht, daß beym Lucian 
Wein, der nicht reiten Fonte und die mannig— 
faltige Gefahr, der er als Reuter ausgefeßt 
feyn würde, Hetrechnete, nur .beforgte, von 
den vielen Füffen der Pferde zertreten zu wer— 
den; ohne der Gefahr von den Eifen zu ger 
denfen; man muß die Stelle ganz lefen, um 
die Stärfe diefes Beweiſes zu bemerfen Ce 

| | 2 0 


' (22). Navigium feu vota. Ich habe nur die 
Kleine Bafeler Ausgabe in 12 von 1563 zur 
Hand; da fteht die Stelle II p. 840: Nun- 
quam equum vllum afcendi ante hunc diem. 
Proinde metuo tubicine claficum intonante, 
decidens ego, in tumultu a tot vngulis con- 
culcer, aut etiam equus ferocior exiftens, 
arrepto freno in medios hoftes efferat me, aut 
denique oporteat me älligari ephippio, fi ma- 

F Sa... nere 


136 6. Bufeiſen. 


So volftändig man. auch bey mehr als einenr 
Schriftſteller diejenigen Perfonen, welche ben 
einer Armee nöchig waren, genant findet, fo 
oft auch von ihren Pflichten geredet iſt; fo 
finder man doch die Hufichmiede gar niche 
einmal genant. Solten die Pferde Schuhe 
anhaben, fo zog folche jeder feinem Pferde 
felbft an; dazu waren aljo Feine eigene Leute 
noͤthig; aber. beym Gebrauche der Hufeifen 
find die Huffchmiede unentbehrlich, 


Weil fie unbefane waren, fo haben fih 
eben deswegen die Alten fo fehr bemüber, Pfer: 
de mit fehr feften, ftarfen Hufen zu erhal— 
ten (*), und haben aus Derfelbigen Urfache 
allerley Mittel angemender, die Hnfe zu bärs 
sen und dauerhafter zu machen. Dergleichen 
haben Xenophon (23), Vegetius (2*) und 
andere angegeben. Freylich fcheint es ung 
fonderbar zu feyn, daß der Gebrauch der Eis 

| fen 
nere fuper illud debesm, frenumgue tenere. 


Wären Steigbügel am Pferde gewefen, fo 
Hatte er auch gefchleift werden koͤnnen. 

(*) Bey Jeſaias V, 28 werden fteinharte Hu⸗ 
fe der Feinde genant, um diefe ſehr fuͤrch⸗ 
terlich vorzuſtellen; und Jeremias XLVII, 3 
redet von [aut toͤnenden Hufen. Man lefe 
Bochart hierozoic. I p. 160. 

(*?) de re equeftri cap. 4. p. m. 599. 

(**) Lib.1 cap. 56, 2 und ‚cap. 28 u. 30, pag- 
1069, 1072; auch II, cap, 57 U. 58 p. IIoo» 


. 6 Zufeiſen 137 


ſen ſo lange unbekant geweſen ſeyn ſoll; aber 
ein kuͤhnes Unternehmen war es doch zuerſt, 
den Thieren unter den Fuͤſſen Eiſen anzung⸗ 
geln; und ich weis nicht, ob nicht mancher 
geſcheuter Mann aus unſerm Zeitalter die 


Moͤglichkeit bezweifeln moͤchte, wenn er jetzt 


zum erſten mal von dieſem Vorſchlage hoͤrte. 


Durchaus noͤthig find doch die Hufeiſen auch 


noch nicht; wuͤrklich werden die Pferde in 
manchen Gegenden nur ſelten, und noch jetzt 
in manchen Laͤndern gar nicht beſchlagen; z. 
B. nicht in Aethiopien, nicht in Japan, nicht 
in. der Tatarey (25); fo gar hat man in Ja— 

Fu pan 


(??) Job. Ludolfus hiſtor. Aethiop. I cap. 10 
und in Commentario p. 146. Thevenot II 
p- 113. Voyage de V, le Blanc, 2de Part, 
p- 75, 81. Lettr. edif. IV p. 143. Taver- 
nierl, 2cap.5. Hift. gen. des voyages III 
p- 182. Kämpfer hiftoire du Japon. Am- 
fterd. 1732. 3 vol. in 12 ® II p. 297. Letzte⸗ 
re Stelle ift vornehmlich werth gelefen zu werz 

den. Er erzählt die Sachen, welche zu eis 
ner Reife in Japan nöthiq find. Des fouliers 


pour les valets & pour les chevaux; ceux-ci . 


font fsits de paille cordonn&e, & on y met 
de longues cordes aufli de paille, pour les 
sttacher aux pieds des chevaux, à la place 
de nos fer d’Europe, dont on fe fert point 
dans ce pais. Ces fouliers font bientöt ufez 
dans les chemins pierreux & gliſſans, de- 
-forte qu' il en faut fouvant changer. Pour 
cet effet, ceux gui ont le foin des chevaux 

5 5 — na en 


! 


138 6. Bufeiſen. 


pan noch die alten Schuhe. Die Eifen find 
auch ungleich weniger nöthiq im Gegenden, 
Die eitten weichen, nicht fteinichten Boden 
haben; und es ift mir höchft wahrfcheinlich, 
daß das Befchlagen von der Zeit an algemeis 
ner geworden ift, feitdem die Straflen mehr 
ols vorher gepflaftere worden. Zwar hat 
man früh gepflafterte Heerftraßen gehabt; aber 
fie waren lange Zeit felten und nur in den 
reicheften Gegenden. Als aber die Reuterey 
faft überall Steinpflafter erwarten mufte, da 
würden die Hufe ohne Eifen bald gelitten, und 
alle bis dahin gebrauchte Gegenmittel wenig 
geholfen haben. 


So ftarf mir auch diefe Beweife, daß die 
Alten feine Hufcifen gefant haben, zu feyn 
fcheinen, ſo halte ich mich Doch verpflichtet, 
auch diejenigen Gründe, womit Männer von 
Selehrfamfeit und Scharffinn das Gegen 
theil behauptet haben, anzuführen und zu be 
urtheilen. Voſſius beruft fi vornehmlich 
auf eine Stelle des XRenophons, der, wie 


er 


en prennent tonjours avec eux une quantité 
fufhfante,, qu' ils attachent aux Porte- man- 
teaux, quoi qu’on en puiffe trouver dans 
tous les villages, & que de pauvres enfans 
qui demandent l’auınone fur le chemin, en 
offrent même 4 vendre; de maniere que l’on 
peut dire, qu’il ya plus de Marechaux dans 
ce pais, que peut-£tre dans aucun autre, 
bien qu’ä la lettre il n’y enait point du tout. 


6. Zufeiſen. 139 


er meint, die Hufe mir Eifen zu verwahren 
befiehte. Aber Gefner bat dieſe Worte fo 
deutlich überzeugend erflärt, Daß man gat 
nicht zweifeln fan, Voſſius habe fi übereis 
let. Dffenbar will Xenophon (2°) ein Mits 
tel angeben, die Hufe zu hätten oder feiler, 
dauerhafter zu machen, und zwar Dadurch, 
daß man die Pferde auf einem mit Steinen 
ausgefeßten Plaß geben und ſtehen und ftams 
pfen läßt. Er befchreibt die dazu ſchicklichen 
Steine, und damit fie feft liegen mögen, giebt 
er den Rath, den Platz mit eifernen Klams 
mern einzufaflen.. Das Wort, welches Voſ⸗ 
ſius auf die Hufe zog, bezieht ſich ſicherlich 
auf die Steine, welche durch die Eiſen zu— 
ſammen gehalten werden ſolten. Er wieder— 
holet in einem andern Buche (27) denfelbis 
gen 
(25) de re equeſtri p. m. 599: Exteriore qui- 
dem parte fui ftabulum ita rectiſſime fe ha- 
bebit, & pedes equi ampliabit, fi rotunda 
faxa palmari magnitudine, pondere librae, 
quam multa quatuor aut quinque plauftra ve- 
here poflint, effufe deiiciantur & ferro in- 
eludantur, ne a fe difcedant. Ac fuper haec 
inductus equus quafi in lapidofa via fingulis 
diebus aliquantisper 'gradiatur. Nam five 
deftringatur, feu a mufcis pungatur, vti vn- 
gulis illum non fecus, quam fi vadat neceſſe 
eit, Etiam teftudinem pedis hoc modo effu- 

fi lapides folidant. 


(27) Hipparch. p. m, 611: Quemadmodum au- 
tem 


= 
— I 


— 


3 
— 





140. 6. Sufeifen. 


gen Rath, und verfichert, jeder würde bey 
er, einem Berfuche bald erfennen, wie ſehr durch 
* dieſe Vorrichtung die Hufe gehaͤrtet würden. 


F Ferner beruft ſich Voſſius darauf, daß 

Homer und andere Dichter ſehr oft den Roſ⸗ 

fen eiferne,; eherne, ſtark tönende Hufe zur 

gefchrieben haben (23), und er meine, man 

| kfoͤnne 

em fiant pedes equorum rubuftiffimi, Ai quis 

habet faciliorem & promptiorem exercitatio- 

' nem, 'eam fequartur; fin minus, illud vfu 

* doctus faciendum 'fuadeo, vt coniectis con- 

fufe ex via läpidibus plus minus vnius librae, 

hie colloeetur equus interim dum fricatur a 

praefepi folutus. Ingredi enim. per lapides 

illos equus non defiftet, neque cum deterge- 

tur, neque cum calcaribus additis incitabi- 

tur. Qui autem periculum fecerit, iis quae 

"a me dicuntur , fidem habebit, equique pe- 

| Ä des rotundos effettos. animadvertet. _ spoy- 
yidAove roos modag röv Immov Oberen 


- (23) Homer, Iliad. XIN, 23 und VII, 41 xaA- 
"worodss inmo. 11. V, 772 Ulyxees Immoi. 
11. XI, 152 Eplydouro: mödes Inawv. An dies” 
fem letzten Orte haben Dacier, Polydor... 
Vergil. und fo gar Euſtathius die glei 
Be folgenden Worte fo verftanden, als ob bie 
Er Pferde die Erde oder den Staub mit ihrem 
. Erze fchlügen ; aber Syıowvres bezieht ſich auf 
die Ritter, Immeıs vder auch wel, die Furz 
7 vorher genannt find, nicht auf die Noffe. Als 
| fo die Griechen fchlugen die Trojaner mit den 
ehernen Waffen in der Hand. Aquin, bei 
er, dem 


6. Sufeifen. | 141 


koͤnne diefe Beywoͤrter nicht anders als von 
den Hufeifen verfiehn. Aber man erinnere 
fih nur, daß damals zu den Eigenfchaften 


“eines vorzüglich guten Pferdes die fefteften, . 


ftärfften Hufe gehörten, fo wird man jene 
Beywoͤrter ohne Hufeifen verftändlich finden. 
Xenophon braucht diefe Bergleihung ganz 
ohne Ddichterifhen Schmuck und erklaͤrt fie 
deutlich genug. Die Hufe müflen, fagt er, 
fo hart feyn, daß fie, wenn das Pferd auf 
den Boden fchlägt, mie eine Cymbel Flins 
gen (2°). Von der Härte und Feſtigkeit Dee 
Hufe haben auch Kuſtathius, der Scholiaſt 
des Ariſtophanes und Seſychius jene Aus— 
druͤcke erklaͤrt (9). Dahin gehoͤren die equi 
fonipedes der lateiniſchen Dichter (31), und 
— die 
dem Voſſius beypflichtet, zieht dahin auch 
die rovg xahnonporous des Ariſtophanes 
Equit. ver, 549. | 
(2?) Gleich im Anfange-des Buchs: -dorep 
nunßohoy Vop8ı mpos ro dartdo. Dice 
a bat auch Pollux I, 188 p. 118 ange⸗ 
fuͤhrt. 


(3°) Letzterer uͤberſetzt yarArorodaz durch Irxyu- 


eorodas, Pindar Pyth. IV, 402 p.259 giebt 
den Pferden omAug xaAneıza, vngulas aereas. 
Stephanus hat in feinem Wörterbuche xxA- 
»omous fehr falich fo erflärt: aereos habens 
— feu cuius pedes aereis foleis ferrati 
unt. J 


EC") Virg. aensid, IV, 135. XI, 600, 638. 


— nr 


142 6. Zufeiſen. 


Die: Hirfche und Stiere mit den ehernen Füf; 
fen (??), die doch gewiß nicht mit Hufeifen 
befchlagen ‚gemefen find. Nicht ſelten wer; 
den ähnliche Beymwörter von Dichtern auch 
Merjonen gegeben, die eine flarfe Stimme 
baben follen (??). 


Be Dean führt eine Stelle des Tryphio⸗ 
dorus an, die beym erſten Anblicke von. eis 
nem wahren Hufeiſen zu reden -fchein.. Da 
wo er Die VBerfertigung des Trojanifchen Pfer: 
des befihreibt, fagt er, daß der Künftler auch 
an den Hufen nicht das Erz oder Eifen ver» 
geilen bätte (34). Gefeßt, daß es erweis: 

* 


(??) Aufonius: Vincunt aeripedes ter anno 
Neftore cervi. Virg. aen. VI, 803. Ovid, 
heroid. ep. XII, 93 und metam, VI, 105. 
Apollonius III, 228. 

(2?) Iliad. V, 785 heißt Stentor xxAnso@wvoc. 
Iliad. XVII, 222 hat Achilles eine cherne 
Stimme. Virg. georg. 2, 44: ferrea vox. 


(3%) Tryphiodori Ilii excidium, welches Ges 
dicht Merrick, mit einer freyen englifchen, 
poetifchen Umfchreibung und mit Srifchlins 
lateinifcher Ueberfeßung zu Oyford (1739) in 
8 herausgegeben bat. The deftrudtion -of 
Troy. Vers 86 ©. 14: 

Oo u8v öml auyayoıv — Escxor 
oral, 

Mapuxpeng 0° EArnsosı Kareopnwvro xe- 
Awync 

Arro- 


6 Zufeifen. | 143 


lich wäre, daß der Dichter Hufeifen gemeint 
hätte, fo würde das zwar fein Beweis ſeyn, 
daß diefe bereits zur Zeit des Trojanifchen 
Krieges würflid) befant gewefen wären; ſon⸗ 
dern man würde fie alsdann menigftens in 
das Zeitalter des Dichters felbft feßen Fön: 
nen. Allein auch diefesift nicht befant; nach 
der beften Vermuthung feßt man fie zwijchen 
die Regierung des Severus und des Anaftas 
fius, das ift, zmwifchen Anfang des dritten 
und fechften Jahrhunderts. Zudem fan ab 
lerdings die ganze Machrihe auch nur von 
den oft genannten Schuben verftanden wer: 
. den; ich wenigftens möchte fie fo lange auf 
diefe Weife verftiehn, bis mir ein zuverläffi: 
gerer Beweis, daß ſchon zu-des Dichters 
Zeiten Hufeifen gebräuchlich gewefen wären, 
vorfäme. ° 


Voſſius verfichert eine Handfchrift von 
einem griechifchen Vieharzneybuche achabt zu 
baben, worin man auf einer Zeichnung ganz 
deutlich Die Nägel unter den Pferdefuͤſſen ba: 
be erfennen Fönnen. Aber daraus fäft fich 

nichts 


Arrousva medloo woyıg | npxrepwWvuxs 
ala. 
Ungula quin etiam ferro non absque mi- 
cabat, | 
Crura feri fubter; fed vincta volumine 
conchae 
. Vix fola tangebat validi munimine ferri, 


l 


IT ee — 


344 6. Zufeiſen. 


‚ nichts machen. Weder die Handfchrift, noch 
die Zeichnung ift zu haben, und weder von 
dem einen, noch von dem andern ift das Zeit; 
alter befant. Vermuthlich hat ein neuer Ab— 
fehreiber den Pferden. die Eifen gegeben, fo 
wie ein anderer dem Ariſtoteles Die Schreib: 
feder gegeben bat. 


Ich glaube, man muß die erfte fichere 
Erwähnung der Hufeifen in viel ſpaͤtern 
Schriftſtellern, als worin man fie bisher ge: 
ſucht und zu finden gemeint hat, erwarten. 
Ich bedaure es, daß ich felbft wicht viel ex: 
hebliches darüber melden Fan. - Wenn man 
gewiß wuͤſte, daß das Stuͤck Eifen, was im 
Grabe des Childerichs gefunden worden, 
würflich von einem Hufeifen gewefen fey, fo 
würde dieß noch bis jegt auch für mich die Al; 
tefte Nachricht feyn, und man müfte den Ges 
Brauch wenigſtens fhon in das achte Sahr: 
hundert feßen. Aber auch diefes finde ich bey 
weitem nicht fo gewiß, als maır es bisher ges 
glaube bat. Diejenigen, welche gefagt: ba: 
ben, daß diefes Eifen weder-Stollen, noch 
Griff, fonft aber die ganze Geftalt der heut 
zu Tage gemwöhnlichften Eifen gehabt habe, ha: 
ben nur nad) der Zeichnung geurtheilet, und 
nicht bemerft, Daß Diefe ergänzet worden (? °). 

| Das 

(35) Die erfte Zeichnung findet ſich in — 

— | | Chil- 


6. Sufeifen, | 145 


Das Eifen felbft, | welches auf jeder Seite 


vier Löcher zu haben ſchien, zerbrach, als 

man diefe öfnen wolte; fo fehr war es von 

Roſt verzaͤhrt, und alfo gewiß nicht fo Eent- 
lich, als die Zeichnung ift. 

eo 4 Dan: 


Childerici, Francorum regis, five thefaurus 
fepulchralis Tornaci Neruiorum effoffus; au- 
&ore F. J. Chiflerio. Antverpiae 1655. 4° 
pag. 224. Die ganze Beichreibung ift fols 
gende: Ferrea folea; fed ita rubigine ab- 
fumpta, vt dum veruculo clavorum forami- 
na (qüuae vtrimque quaterna erant) purgare 
leviter tentarem , ferrum putre in fragmenta 
diffiluerit, & ex parte dumtaxat hic reprae- 
fentari potuerit. Montfaucon bat in Les 
monumens de la monarchie Frangaife. Paris 


-1729. 4 Theile in fol. * I pag. 16 tab. 6 die. 


Zeichnung nachitechen laffen. Er fayt daruͤ⸗ 
‚ber nur; Solea ferrea gqui regii hic tota re- 
praefentatur, etfi pars eius tantum reperta 
fit; fed ex illa parte totius formam excipe- 
re haud difhicile fuitt. Modicae magnitudi- 
nis equus erat. Childerich farb im Jahre 
481. Im Sahre 1653 fand ınan fein Grab 
zu Dornid. Ein darin vorbandener goldener 
King mit dem Füniglichen Bildniffe und Nas 
men war ber ftärkffte Beweis, daß diefes das 
Grab des Ehilderihd war. Im Jahre 1665 
find diefe Alterthuͤmer auf die koͤnigl. Biblio— 
thek nach Paris gebracht worden. Mehr Nach⸗ 
richt geben diein algemeiner Weltbiftorie 
AXXV, 2 ©. 11 angeführten Schriften. 


‚I. Theil Kl 


De 


146 6. Bufeiſen. | 


Pancirollus machte mir Hofnung, ein 
unzmeifelbaftes‘ Zeugniß der Hufeifen aus 
dem Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts 
bey Nicetas zu finden; aber er har fi und 
feine gefer betrogen, weil er fih nur an der 
Ueberfeßung gehalten hat. Die Lateiner rifz 
fen, nad Heinrih Balduins Tode, eine 


voortrefliche eberne Statue nieder, die, wie 


TED 
t 


sr 


—— tn un 


einige glaubten, den Joſua vorftellen folte. 
Als man die Füfle des Pferdes wegnahm 
oder heraushob, fand man darunter ein Bild: 
niß, was einen Bulgaren, nicht aber ei⸗ 
nen tateiner, wie man bis dahin geglaubt 
hatte, vorftellete, So lautet die Erzählung 
des Micetas; hingegen Pancirollus hat fie 
offenbar ganz verftellee,. indem er fagt, man 
habe dieß Bild unter dem von den Füffen 
des Pferdes Iosgeriffenen Eifen gefunden, 
welches er desfals für ein Hufeifen halten 
will. Uber es fcheint nur das Bild einen 
Ueberwundenen vorgeftellete und unter den 
Süffen der Statuͤe gelegen zu baben (eine 
unartige Schmeicheley,, welche fich die Künft: 
ler noch jeßt erlauben), und zwar fo gele 
gen zu haben, daß man es auch vor der ers 
ftöhrung derfelben, jedoch nicht deutlich, fes 
ben fönnen. Eben deswegen fcheint die Ras 
che der Lateiner entftanden zu feyn, weil man 
dieß Bild für einen Lateiner angefehen bat= 
te (3°). Weil 


6. ZBufeiſen. 147 | 


Weil es mir fohien als ob die Wörter 
urodynora und foleae in den Schriften fpäs 
terer Zeit feltener vorfämen, fo vermutbete 
ih, Daß vielleicht die HYufeifen, um fie von 
den alten Schuhen zu unterfcheiden, einen 
befondern neuen Dramen erhalten haben möch: . 
ten, unter dem ich fie bisher nicht erfannt 
bärte. Auf diefen Wege meiner Linterfus 
chung gerieth ich auf das Wort veAwasz, 
deſſen Bedeutung ich aufzufuchen mir ſchon 
oft vorgenommen hatte. Dun bin ich würfs 
ch der Meynung geworden, Daß es unfere 
jegigers Hufeifen bedeutet; wie denn Doc 
auch vor mir ſchon andere gefagt haben. Go 
viel ich Bis jeßt weis, koͤmt diefes Wort zus 
erft im neunten Jahrhunderte beym Kanfer 
Leo vor. Da wo er alle Theile der Rüs 

ftung eines Reuters nennet: TEdImAo GeNE- 
VoLsoa 


(35) Die Erzählung fteht am Ende der Anna= 
len, nady der Parifer Ausgabe des Sabröti 
1647. fol. * p. 414: dvauoyidvoavrog TOI- 
vovv huisyopcı To melun To Immeiov, &vIpe- 
moropDou Evplonovov Tvdalux Uroneınevov. 
Proinde malleis equi calce revulfa, humanam 
fubtus imaginem reperiunt, quae maiori ex 
parte Bulgarum aliquem repraefentabat, cla- 
vo transfixam , & plumbo vndique cin&tam ; 
non autem Latinum referebat, quemiadmo- 
dum iam diu a multis ferebatur. 


82 


148 6. Zufeiſen. 


va einen nera vaeDiav aurov (137), 
Hiebey merke ich zuerft an, daß hinter E- 
din ein Comma ftehen müfle; denn es find 
Darunter die Seile zu verftehn, womit die 
abgefattelten Pferde angebunden wurden (3), 
Alfo bat der Ueberfeger nicht richtig -gefagt: 
pedicla, id eft, calceos lunatos ferreös cum 
ipfis carphiis. Kag®ı& heiffen Nägel, wie 
Du Freſne mit verfchiedenen Benfpielen be 
wiefen har; alfo hier Hufnägel. Zum zwey⸗ 
ten finder fih das Wort im zehnten Sabr: 
hunderte im des Kayfers Conſtantin Tadi- 
cis, wo aber die ganze Stelle aus dem Leo, 
obne Veränderung, genommen ift, daß man 
alſo gewiß glauben fan, Konftantin babe 
eben das darunter verftanden, was Leo da: 
mit andeuten wollen. Zum dritten bat eben 
diefer Kanfer daffelbige zwenmal in dem Bu: 
he vom Cerimoniel feines Hofes gebraucht; 
nämlih Seite 265, wo von den Pferden 
(ra imragıa) die Rede ift, welche für den 
Taiferlichen Stall geliefert werden folten. 

Die: 


(?7) Leonis tactica V, 4 pag. ST. 


(??) Du Stefne oder Du Lange in Gloffa- 
rium ad Scriptores mediae & infimae Grae- 
eitatis. Lugduni 1688. fol. p. 1139. arsdı- 
nAovv hieß anbinden. Man vergleiche Schef⸗ 
fers Anmerkung zu Mauricii ars militar. p. 
395. | 


6. Zufeiſen. 149 


Diefe folten mit allem Zubehör verfehn feyn, 
alfo auch vera haben. ' Ferner ©. 267, 
wo geſagt wird, es folte eine beſtimmte Uns 
zahl Pfunde Eifen aus den Faiferlihen Mas 
gazinen hergegeben werden, um die aeAs- 
vos und anderes Pferdenefchirr daraus mas 
chen zu laffen. Viertens bat Kuſtathius, 
der im zwölften Jahrhunderte fehrieb, eben 
diefes Wort in feiner Erflärung des Homers 
gebraucht, nänilich bey der Stelle Iliad. XI, 
152, die ich fhon oben angeführt habe (??). 
So wenig ich glaube, daß Homer Hufeifen 
gedacht hat, fo gewiß glaube ich doch, daß 
fie Euftathius unter jenem Worte verftans 
den bat. Da er nun an verfcehiedenen Orten 
ähnliche Ausdrücke ganz richtig erklärt hat, 
fo fcheint er hier, wie auch fein Dichter felbft 
zuweilen getban baben foll, rail oder 

gefehlummert zu haben (20). Ä 


Wenn 


— 


6820) xæaud⸗ de vov Adysı ra oeAyvala Um 
rolc mool TWYV Irrav, oc dianomrovras eig 
aAkov x morövusve. Alſo bier follen die 
Pferde die Erde mit den Hufeifen zerftäuben. 


(*°) Die Stellen ,„ wo Kuftatbius bie dichtes 
rifchen Ausdräde von den Hufen der Pfers 
de richtig erläutert hat, hat Gefner im Re⸗ 
gifter zu den Audtor. rei rufticae angezeigt; 
aber diefer hat fich an Stelle, die ” eben 

abges 


150 6. Bufeiſen. 


- . MWenn man nun überlegt, daß die veA:- 
vd oder oeAmvasa zum Pferdegefchirr ge: 
hört haben; daß fie von Eifen gewefen find; 
daß fie, wie Euftathius fagt, unter den Hu: 
fen der Pferde angebracht gewefen find; fer; 
ner daß das Wort feiner Ableitung nach die 
mondförmige Geftalt der jeßt gebräuchlichen 
Hufeiſen anzudeuten fcheint; daß endlich auch 
zu dieſen veAmascoıs Mägel nöthig waren; fo 
denke ich, fan man wohl, ohne Gefahr zu 
irren, annehmen, Daß diefer Dramen unfes 
re jeßigen. Hufeifen bedeutet, und daß diefe 
alfo wenigftens ſchon im neunten Jahrhun⸗ 
derte befant gemwefen find. 


Die meiften von denen, welche die fpäte 
te Griechiſche Sprache unterfucht und erflärt 
haben, find darin mit mir einftimmig. Du 
Freſne erflärt: reAwas& durch equorum fer- 
rei calcei, a lunulae forma , quam referunt. 
Large (*") überfegt es durch calceus fer- 


reus. Nur Meurſius (+2) ift anderer Mey: 
| nung. 


abgefchrieben habe, nicht erinnert; wiewohl 

er e8 für möglich erflärte, daß Euftathius 

vielleicht etwas aus feinem Zeitalter in den 

Homer hinein erflärt haben möchte. 

. (*7) Joh. Mich, Langii philologia Barbaro- 
. graeca. Noribergae 1708. 4 * pag. 173. 


(22) Joh. Meurfii gloffariym Gyaeco - barba- 
*ÑXP. sum, 


6. HAufeifen. 151 


nung. Dieſer behauptet aermasv fen mit 
seAcrövyysov, Sellipungium, einerley, und 
bedeute alfo den Mantelfaf. Sein Grund 
ift diefer, weil der Kanfer Leo in feinen Eons 
ftitutionen oder in Tadicis V, einmal dieſe 
Worte: oweosonnn medızAa, nein cıdn- 
e&, hernach aber einmal diefelben, jedoch) 
ſtat des letztern, osAcKouy'yıov nennet. Aber 
diefer Schluß ift unrichtig; der Kanfer Foute 
ja feine Urfachen haben, warum er einmal 
die Hufeifen, und nicht den Mantelſack, und 
das andere mal diefen ohne jene nante. Zus 
dem müfte ja beo eiferne Mäntelfäcke gemeint 
haben, die fich nicht gut denfen laſſen. 


Diefes gefundene Alter der Hufeifen ers 
hält dadurch noch einige Betätigung, daß 
man fie auch nach dem neunten Jahrhunder—⸗ 
te bey Italieniſchen, Franzöfifchen und Eng: 
liſchen Schriftftellern antrift. Als der Mark: 
graf von Tofcana, Bonifacius, einer der 
reichſten Fürften feiner Zeit, feine Braut, 
die Beatrir (die Mutter der befanten Mas 
thilde) ums Jahr 1038 einholte, war fein 
ganzes Gefolg fo prächtig gefhmüct, daß 

fogar 


rum, Lügduni Batav. 1614. 4 * pag. 494. 
Es ſteht auch in feinen zufammengedructen 
Werken. 

84 


N 


152 6. Bufeiſen. 


fogar die Pferde nicht mir Eifen, - fondern 
mit Silber befchlagen waren. Auch die Huf: 
nägel waren von diefem Metalle, und went 
fie die Pferde verlohren, fo gehörten fie den, 


“der fie aufnahm. Das fcheint eine Nach: 


abınung des Mero zu feyn, aber wenn es 
nur nicht eine poetifche Erdichtung iſt! Es 
erzählt es zwar ein gleichzeitiger Schriftftel: 
ler, Der aber zum Ungluͤcke in Verſen ge: 
fehrieben, und fi) deswegen vielleicht die 
Freyheit angemaßet bat, feine Erzählung, 
Die er nicht Dichterifch zu ſchmuͤcken verſtand, 


wenigſtens dichteriſch zu vergroͤſſern (*). 


Aber 


- 


(*) Vita Mathildis a Donizone fcripta cap. 9: 


— — "gui dux cum pergeret illo, | 
Ornatus magnos fecum tulit, atque ca- 


ballos, 
Sub pedibus quorum chalibem non pone- 
- re foluın 
Jufferat, argentum fed ponere, fit quafi 
| ferrum; 
Eſſe repercuffum elavum voluit quoque 
nullum, 
Ex hoc vt gentes poflent reperire quis 
| eflet. 
Cornipedes eurrunt, argentum dum refi- 
‘ lit, tune 


Colligitur paflim, paſſim reperitur in agris 
A populo terrae teftans quod dives hic 


eſſet. 
Dieſe 


6. ZBufeiſen. 153 


* Aber man rechne dafür ab, fo viel man will, 
fo muß er doch wenigftens aufgenagelte Huf: 
eiſen gefant haben, fonft hätte er nichts Das 
von Dichten Fönnen. 


Daniel fcheint zu verftehn zu geben, daß 
man nod im neunten Jahrhunderte nicht zu 
allen Zeiten, fondern nur bey Froſt oder ans 
derer Veranlaflung, die Pferde befchlagen ha; 
be (+3). In England fcheint Wilhelm Cons 
queftor das Beſchlagen aufgebracht zu ba: 
ben. Er verliehe jemanden die Stadt Morts 
Hampton gegen eine gewifje Abgabe zum Bes 
fhlagen der Pferde (**), und man glaubt, 
dag Senry de Serres oder de Servers, der 

mit 

Diefe Lebensbefchreibung der Mathilde fteht 

in Leibnitii feriproribus Brunfuicenfibus I pag. 

629, aber am volftändigiten und richtigften 
in Murstori rerum Italicarum Jeriptoribus. 

' Mediolani 1724. fol. * tom.V p. 353. 

(*?) Hifl. de France I pag. 566: La gelee qui 
avoit fuivi (les pluyes de l’automne) avoit 
gafte les pieds de la pluspart des chevaux, 
qu’on ne pouvoit faire ferrer dans un pais 
devenu tout d’un coup ennemi, lorsqu’on 
y penfoit le moins, Die Rede ift von der 


Reuterey des Ludwigs mit dem Zunahmen 
le debonnaire. 


(++) Dugd. Bar. I, 58. ex Chron. Bromtoni p.- 


974, 975. Blount’s Tenures p. 50. Diefe 
Bücher babe ich nicht felbit gelefen, fondern 
ic) führe fie nur aus der Archaeologia an. 


154 6. Sufeifen. . 


mit Wilhelm ins Reich kam, und defien Nach 
kommen noch jeßt fechs Hufeifen im Wapen 
führen, jenen Zunahmen Deswegen erhalten 
habe, weil ihm die Aufficht über die Huf⸗ 
fhmiede anvertrauet worden (*°). Uebri— 
gens erinnere ich noch, daß man in Teutfch- 
land und den nördlichen Ländern, in den Graͤ⸗ 
bern der alten Teutfchen und Wenden, neben 
anderen Rüftzeugen, auch Hufeifen gefunden 
hat, deren Alter fich aber freylich nicht be: 
ftimmen läßt (*°). | | 


(*°) Brook’s discovery of errors in the catalo- 
gue of nobility pag. 198. 

(*%) Beckmann in Befchreibung der Mar 
Brandenburg. Berlin 1751. 2 Theile in fol. 
1 ©. aoı führt ein foldyes altes Eifen an, 
mit nicht unterwaͤrts, fondern in die Höhe 
gehenden Stollen. ArnFiel in den heidni: 
fen Alterthämern erwahnt auch eines bey 
Kiel gefundenen Hufeifens. 


Beyträge 


dur Gefchichte 


Erfindungen. 


Don 
. Zobann Beckmann, 
Hofrath u. ordentl. Profeff. der Defonomie su Göttingen. \ 


Dritten Bandes zweytes Stüd. 








im Verlage Paul, Gotthelf Kummer 
1790. 


Inventas aut qui vitam excoluere per artes, 

Quique fui memores alios fecere merendo, 

Omnibus his nivea cinguhtur tempora vitte. 
Br Nirg. Aen. VI, 665, 


I. . 
Holzjflöffen. 
(Fin vortrefliche Einrichtung, da man holz: 


armen Gegenden das unentbebrliche 
Holz auf dem Waſſer zuführen läge, und 
zwar fo wohl Bau: und Nutzholz, als auch 
Brenholz. rfteres läßt man entweder nur 
in einzelnen Stämmen ins Wafler werfen 
und pom Strebme herunter treiben; oder es 
werden viele Stämme neben einander geord⸗ 
net, mit einander verbunden, und wie Fahr: 
zeuge von den Floßbedienten herunter geführt. 
Die erſte Weife ift eben diejenige, welche 
auch bey dem Brennholze am gewoͤhnlichſten 
ift, und alsdann Scheicholsflöffe genannt 
wird; dahingegen die andere Weiſe den Na: 
men der Dauflöffe, Zimmerflöffe, Lang: 
bolsflöffe erhalten hat. Den Zlöffen diefer 
Art wird gemeiniglich eine Oblaft von Balfen, 
Dielen, Latten, Faßdauben und andern 
Holzwaaren gegeben, und mit dieſen wagt 


man ſich auch auf breite und ſtarte gr | 
in. Theil. . A i dar 


156 


1. Holsflöffen. 


dahingegen die Scheitflöffen fich nur für klei⸗ 


ne 


füffe und Baͤche ſchicken; fo wiedenn auch 


oft dazu eigene Gräben (Floßgräben) ange: 


legt 


werden (7). Go einfältig auch die Ers 


findung der Scheirflöffen fiheinen mag, fo 
muß ich doch die Langhohloͤſſen für älter hal⸗ 


ten 
ve, 


og 


und geſtehen, Daß ich mich nicht erinnes 
eine Nachricht von jenen bey den Alten 
— gefun⸗ 


) Wer eine ausführliche Nachricht vom Floß⸗ 
weſen verlangt, der leſe Bergius Due 
und Cameralmagazin III. ©. 156. Rrü: 


"gig Encyelopädie XIV. S. 286, das Sorfk 


. gri 


‚von den mannigfaltigen, mühfamen, 
kuͤnſtlichen und koſtbaren Anftalten und Vor: 
richtungen zu machen, welche oft dabey nd: 
thig find, lefe man das in Teutſchland wenig 
befant, gewordene: Memoire, fur le travaux 
qui ont rapport 4 l’exploitation de la mäture 


ge vn VII. ©. 1. Um ſich einen Bes 


"dans les Pyrenöes. Par M..Leroy. Londres 


& Paris 1776. 4, wovon id) eine ausfuͤhrli⸗ 
che Aizeige in Phyſikaliſch⸗ oͤkonomiſcher 


Bibliothek IX. ©. 157. gegeben habe 


Schon zur Zeit des Cardinals Richelieu madhs 
te man den Anfang Maftbäume von den Py⸗ 
renaͤiſchen Gebürgen für die Franzöfifchen 
Schiffswerften kommen zu laffen; weil aber 
die. Koften zu groß waren, fo gab man den 
Verſuch auf, bis ihn endlich im J. 1758: 
eine Gefellfhaft wieder vornahm und mit 


. dem Minifter wegen Kieferung der Maftbäus 


me einen Veraleich ſchloß. Seit 1765. wird 
dieſe mit geoffen Schwierigkeiten ‘verbundene 
Anftalt für koͤnigliche Rechnung getrieben; 


7 Holsflöffen. - ir 


gefunden zu haben. Freylich war damals 
das Brennholz noch nicht. fo ſelten, als es 
jeßt in der Nachbarſchaft grofler Städte ift; 
die, Menfchen baueten fich da an, wo es an 
Holz nicht fehlte „. und fie werbrauchten es, 
ohne fich um die, Bebürfniß der Machwelt zu 
befümmern, fo fange. bis. endlich der Mans 
gel die Zufuhr aus entferutern Gegenden nös 
tbig machte. Wahrfcheinlich hat darauf bald 
die Ältefte Bauart der’ Fahrzeuge. die erſte 
Beranlaffung gegeben, auf gleihe Weiſe 
Bauholz, welches am ehrften zu fehlen ans 
fieng, ‚berbey zu; holen. Denn was waren 
die erfien Fahrzeuge anders, als Floͤſſen, 
oder als viele mit einander verbundene Stäms 
me oder Balken, ‚über welche Bretter. gelegt 
wurden?. Sie bieffen ‚bey: den Griechen axe- 
del und ‚bey. deu Lateinern rates, und aus 
vielen Zeugniſſen iſt befannt, daß die Alten 
fih mit Diefen Slöffen zur Räuberey und 
. Handlung aufs Meer gewagt haben, und 
daß man fie, aud nach Erfindung der Schif—⸗ 
fe, zum Weberfeßen der Kriegsvölfer und 
ſchwerer Laften beybehalten hat (?)- 


Die: 


(2) Plinius: VI, 56. p. 417. Nave primus in 
‚Graeciam ex. Aegypto Danaus advenit; antea 
ratibus navigabatur, inventis in mari rubro 
inter infulas a rege Erythra, Scrabo XVI. 

“ P. 779, der eben dieſes meldet, nennet fie 
22 23 | xX8- 


u # 
.. 


E 





148 - 1. Solsflöffen. 


Diefe Vermuthung wird durch die Alte 
fle Nachricht, die wir vom MWaflertranfport 
des Bauholzes in der Gefchichte finden, ber 
ftätigt. - Salomon flog mit Sieram, dem 
Könige von Tyrus, einen Vergleich, nad 
welchem diefer ihm zum Bane des Tempels 
Cedern auf dem weftlichen tibanon über Tris 
polis hauen und nad) Yaffa flöffen ließ We⸗ 
nigſtens werden die dabey von den Hebräis 
ſchen Geſchichtſchreibern gebrauchten Wörter, 
die fonft nicht vorfommen, von Floͤſſen ver: 
ftanden, und diefe Erflärung hält auch Hr. 
Geh. Juſt. Rath Michaͤlis für wahrſchein⸗ 
lich. Nun geben aber vom Libanon Feine 
Fluͤſſe nach Serufalem, und der Jordan, dee 
einzige Fluß in Paläftina, der Floͤſſen tra 
gen fönte, ift von jenem Cedernwalde weit 
entfernt. Alſo muß das Bauholz auf dem 
Meere an den Küften nad) Zaffa gebracht 
feyn (?). So bat es auch Joſephus vers 

i a ftans 


oxedag, Feflus p. 432. Rates vocant tigna 
colligata, quae per aquam aguntur, quo vo- 

cabulo interdum etiam naves fignificantun 
©. Schefferi de militia navali veterum lib. I. 
ap. 3. p. 20. und Daraus in Pitisci lexic. 
antig. Rom, Art. Rates. 


(?) ı Rönige V, 9 und ı Chron. IT, ı5, 16. 
Pocock meint, das Holz fey bey Tyrus ges 
fallet worden. Die Nachrichten vom Liba⸗ 
non und von den kleinen Weberbleibfeln = 

a 


1. Bolzfloͤſſen. 159 


fanden ; ‘denn ungeachtet er verfichert, er 
liefre die ‘Briefe der benden Könige ‚fo wie 
fie noch damals in den Juͤdiſchen und Tori: 
fhen Annalen flünden, ‚fo ift doch wohl ge⸗ 
wiß,. Daß diefe erdichtet find, ‚und daß er die 
ganze alte Gefchichte nur aus den, heiligen 
Schriften der Juden, die wir noch jeßt has 
ben, gefhöpft bat, wie er auch felbft im An: 

fange feines Buches melder (*). | 


Es war eine alte Gage, daß die Stadt. 
Camarina, an der füdlihen Küfte von Sici⸗ 
lien, aus dem Leim. odet Thon erbauet wor⸗ 
den, den der. Fluß: Hipparis mit fich führte, 

— Ort | as 
alten Maldungen bat H. Büfching in feiner 

Erdbefchreibung gefammlet und verglichen. 


(*) Aneiguit. VIII, 2, 7. nad) der Cdlniſchen 
Ausgabe von 1691. Fol. ©. 258. Tepwv - 
yap Euln moAl& nu] neyaiu nedpov ve no) 
xumaplscov , die‘ Twv Eunwv Em) Jahaaoav 

. nurameuyw nf neltvow Toug Euoug 0xgsdlav 

 mnEnnevovg, Eıs 69 dv BovlyIys romov - — 
Excifas multas & magnas trabes cedrinas atque 
cypariflinas, per meos ad mare deducendas 

‚,eurabo; eosdemque iubebo , 'vt compactis ra- 
tibus, ad quemceunque volneris tuae regionis 

‚..Joeum, eas appellant, vnde poft per tuos 

„ Hierofolyma deportentur. Fabricius hat die: 
fe Briefe in Codice pfeudepigrapho veteris 
teftamenti. Hamburgi 1722. 8 ® I. p. 1026. 
abdruden laffen.. se 


160 1. Solsflöffen. 


und in das Camarinifche Moot brachte. Ei⸗ 
ne Stelle des Pindarsı fiheint dieſe Ueberlie⸗ 
ferung , die Ariſtarch zur Erklärung derſel⸗ 
ben anführe, zu beftätigen (7), und ſelbſt 
der Namen Camerina foll nach Bochart da: 
für einen Beweis abgeben, weil chamar,’ 
chomar Ziegelthon bedeuten foll (6). Dies 
fe Sage hat auch nichts unwabrſcheinliches. 
So fiſchten die Aegyptier den Thon aus dem 
See Möris. (7), und fo fammlen noch jegt 
die Holländer mit Baggernegen den feinen, 
Thon, womit fi ihre Stroͤhme, z. B. die, 
Iſſel, verſchlemmen, und verarbeiten ihn. 
auf mancherley Weiſe. Richts defto weni⸗ 
ger 
(7) Olymp: V, 29: - 
Kork: re sudl- 
wv Jaldumy TRXEwg. 
vulyviov Licoc, J 
er’ Kuyxavleg kymv is Polos 
rovde danov dorwv. 
Hipparis aquas fuppedität populo, congluti- 
natque celeriter ftabilium aedium altaın filvam, 
€ rerum inopia producens in lucem huncce 
populum civium. Als ich im Sommer 1760. 
‚den fel. Gefner den Pindar erklären hörte, 
uͤberſetzte er Pos, oder Has durch Huͤlfe, 
welche Hebrärfche Redensart auch im neuen 
Teſtamente, wie wohl aud) im Homer, vors 
koͤmt. Alfo: der Strohm half den Einwoh⸗ 
‚ hen aus einer groffen Merlegenheit, 
(°) Chanaan. I, 29. p. 605... 


- (2) Herodot, lib. 3. ' 


2. Solsflöffen: 161 


ger hat dieſes den alten Auslegern des Pins 
dars nicht gefallen wollen, ſondern Didy⸗ 
mus (®) und andere bebaupten daß nur das 
Holz zur Erbauung der Stadt auf dem Fluſſe 
Hipparis herbey gefloͤſſet worden. Man mag 
über dieſe Erklaͤrung der Scholiaſten urthei⸗ 
len was man will, ſo iſt doch ſo viel daraus 
abzunehmen, daß ihnen das Holzflöffen be: 
fannter als das Baggern des au gewer 
sen feyn muͤſſe. 


Die Römer lieffen fowohl Bau: als 
Brennholz zu Wafler fommen. Als fie in 
ihren Kriegen mit den teutfchen Voͤlkern die 
Güte des Lerchenholzes feinen lernten, liefs. 
fen fie folches in Menge von den Alpen, vor: 
nehmlich aus Rhätien, auf dem Padus nad) 
Ravenna und zu wichtigen Gebäuden auch 
. nad) Rom fommen. Vitruv fagt, (2) die 

Ä Hol 


© Son ber Orfortſchen Ausgabe des Yindars 
von 1697. Bol. p..53 und 36, a, 37. Didy- 
mus ait, amnem per mediam filvam fluere ; 
Camarinenfibusque ligna caedentibus in ſtructu· 
.ram dare'aedificiorum, et cum ipfi ex confi- 
lii inopia nefciant, qua ratione ea deducant 
ac deferant; excipere ca amnem & copiofo fuo 
.  flumine deferre in vrbem. Ä 

(°) Vieruv. II, 9. p. 77: propter pondus ab 
aqua non (ufinetur, fed eum portatur aut in 
'navibus, aut fupra abiegnas rates collocatur. — 
ee Hr,» Ha 


162 . 2. Sobflöffen. _ 
Holz fen fo ſchwer, daß es für fich allein vom 
Wafler nicht getragen würde, fondern daß 


es auf Schiffen und Floͤſſen ſortgebracht wer⸗ 
den muͤſſe. Koͤnnte man es, fagt er, be: 


. guem nad) Rom bringen, fo würde es vor: 


* 


theilhaft zu Gebaͤuden gebraucht werden koͤn⸗ 
nen. Daß jedoch dieß zumeilen geſchehn ift, 
weis man daher, daß Tiberius die von Aus 
guſt erbauete und nachher abgebrante Nau— 
machiarifche Brücke von Serchenbalfen aus 
Rhätien erbauen laflen. Darunter war ein 
Balken von 120 Fuß Länge, den ganz Rom 
bewunderte (19), | 


Brenbolz, vornehmlich für die oͤffentli— 
hen Bäder, erhielten die Römer aus Afris 


ka, welches die Frenheiten , die Kayfer Bas 


Ientinian desfals den Schiffen oder Floͤſſern 
| ertheil: 


Haec (materies larigna) per Padum Raven- 
nam deportatur, in coloniam Faneftri, Pi- 
fauri, Anconse reliquisgüe quae funt in ea 
regiore municipiis praebetur, cuius materie 
fi eſſet facultas apportationibus ad vrbem ma- 
zime haberentur in aedificiis veilitates, - 


- (*°) Pin. XVI. 39. p. 33. Tiberjus Caefar con- 
eremato ponte maumachiario larices ad refti- 
tuendum caedi in Rhaetia praefintvit, Pag. 
34: amplifiima arborum ad hoc aevi exiflima- 
tur Romae vifa, quam -propter miraculum 
Tiberius Caefar in ecodem ponte naumachiario 
erpofuerat adveftam cum reliqua materie; du- 
‚ravit ad Neronis principis amphitheatrum, 


Sera arte 


1. Holzfloͤſſen. 163 


ertheilte, beweiſen (11). Aufmerkſame Les, 
ſer der Lateiniſchen Schriften werden leicht 
noch mehr Zeugniſſe anmerken; aber mir, 
ich geſtehe es, iſt noch fein Beyſpiel von 
Scheitfloͤſſen und von eigenen Floßgraͤben 
bey den Alten vorgekommen, wenigſtens fo 
viel ich mich jetzt erinnern kann. Auch ſind 
in der Roͤmiſchen Sprache kaum ein Paar 
Wörter vom Floßweſen, dergleichen die uns 
fecige vielleicht mehr, als irgend eine andere 
‚bat, und ich vermuthe auch, daß unfere Bor; 
führen. Die erften gewefen find, welche Anftals 
ten Diefer Urt im Groſſen unternommen bas 
ben, 


Die 


(TU) Codex Theodos. lib. 13, tit. 5, 10. nad) der 
Leipziger Ausgabe von 1740. Fol. vol. 5. 
pag. 76. Navicularios Africanos, qui idonea 
publicis difpofitionibus ac neceflitaribus ligna 
convedant, privilegiis conceflis dudum, rur- 
fus augemus. Lex 13. p. 73. Sed follicita 
infpellione -profpiciatur, ne a quoquam am- 
plius poftulerur, quam neceflitas exigit lava- 
crorum. Man vergleiche Symmachi_ epift. 
lib. 10. ep. 58. Go viel ich -weis, fommen 
ähnliche Werordnungen im Zuftinianifchen 
Geſetzbuche nicht vor. Auch laffen ſich Di- 
geflor. lib. 43. tit. 12, 14. die Worte: navigii 
appellatione etiam rates continentur , auf fols 
he Slöffen, von welchen ich rede, nicht ficher 
deuten, wie Dad) einige gemeint haben. 


Us 


16 1. Solzfloͤſſen. 


Die aͤlteſte Nachricht / vom Floßweſen in 
Sachſen, die Schoͤtgen (12) gefunden hat, 
iſt vom Jahre 1258, da Marggraf Heinrich 
der Erlauchte in einer Urkunde dem Kloſter 
Pforta denjenigen Zoll ſchenkte, welcher von 
dem zum Gebrauche des Kloſters auf der 
Sale kommenden Holze bey Camburg ent 
richtet ward (13). Inzwiſchen iſt noch un: 
gewiß, ob ſolches von würflichem Floßholze, 
oder nur von dem auf Schiffen und Kähnen 
fortgebrachten. Holze zu verftehn fey. Deuts 
Sicher ift die Machricht von einer auf dee 
Sale angelegten Holzflöffe in einem im Jah⸗ 
ze 1410 ausgefertigten Briefe der beyden 
Brüder Friedrichs und Wilhelms, Landgra: 
fen von Thüringen und Marggrafen zu Meifs 
fen, worin felbige wegen des in ihren fans 
den Damals bereits eingeriffenen Holzman: 
gels, die Sale bis gegen Weißenfels von | 
allem Zole dergeftalt befreyeten, daß von 
Ä I oo jedem 


- (7?) Von diefem ift der vortrefliche. Auffaß in 
Sammling vermifchter Nachrichten zur Saͤch⸗ 
ſiſchen Geſchichte/ welhe G. J. Grundig 
und J. 5. Rlogfch:zu Chemnitz feit 1767. 
bis 1777. in 12 Octavbaͤnden herausgegeben 
haben, VI. ©. 221.’ ia om 
() Perzuchii chron. Portenfe p. 54. Hornii 
Henrieus illuftris p. 105. Die Worte find: te- 
lonium, quod de lignis ad vfum portae dedu- ' 
cendis in Sala prope Camburgk dandum fuit 
ecclefiae Portenfi - — — donarit. | 


r. Solsflöffen. 167 
jedem auf der Safe nach) Jena kommenden 
Hoffe nur ein Rheinifcher Gulden, von Floͤſ⸗ 
fen aber, welche weiter hinab und bis nad) 
Weiffenfels gingen, zween Rhein. Gulden 
entrichtet werden, und daß die Eigenthuͤmer 
der Floͤſſen für den an den Brücken verur: 
fachten Schaden einftehen folten (!*). Im 
Sabre 1438 legte ein veicher Bürger in Frey⸗ 
berg, Hans Münzer, mit Beyhuͤlfe des dor⸗ 
tigen Bürgermeifters auf dem dort vorbey⸗ 
gehenden Muldenftropm eine Holzflöffe zum 
Mugen der Stadt und des Bergwerks an (15), 
welches ein Beweis zu ſeyn feheint, daß dar 
mals noch Holzflöffen von Privatperſonen 
auf eigene Koſten und Gefahr unternommen 
worden find. Im J. 1486. ward Die Zwik—⸗ 
kauiſche Muldenflöffe von dem benachbarten 
Adel angefochten, jedoch ward die Stadt vom 
Churfürften ben ihrem. Gerechtſam gefchür? 
zer (76). Als im J. 1495 die Stadt — 

leben 


(74) Audolphi Gotha diplomatica P. I p. 279. 
und Horn im Leben Churfürft Friedrichs 
des Streitbaren ©. 754. F 


(5) Schmieds Zwickauiſche Chronik P. Ip. 372, 
: 47» | — 


(*6) Chronicon Ascanlenſe in Abels Eamms 

, lung alter Chroniten ©. 586. Weil’ich bes 
merke, daß Abels Sammlung wegen der vers 
ſchiedenen Titel, oft-unzuverläfftg angeführt 
— * wir * 


166 1. Solzfloͤſſen. 


leben ihre Kirche bauete, Fam dazu das Bau⸗ 
holz von Dresden auf der. Elbe bis nach 


wird, fo mill ich gelegentlich folgende Nach 

. richt einjchalten.. Caſpar Abel war erft Rec⸗ 
tor. an einer Schule, hernady Prediger zu 
Weſdorf bey Aichersleben. Der erfte Theil 
bat den Titel: C. Abels Deutſche und Saͤch— 
ſiſche Alterthuͤmer, Braunſchweig 1729. 512 
Seiten'in 8. Der andere Theil heißt: Saͤch⸗ 
ſiſche Alterthuͤmer. Braunſchweig 1730. 
Von dieſem babe ich eine Ausgabe mit fols 
aendem Titel: Gefbichte der alten Teut:' 
ſchen Völker, vornehmlich der Saͤchſen, 
aus glaubwürdiaen Urkunden und be: 
währten Auctoribus zufammen getra— 
gen von C. A. Braunfchiweig 1741. 8. In 
diefer Ausgabe fehlt ein Vorbericht, welcher 
1730 unterfchrieben iſt; auch ift die erfte’ 
Periode etwas geändert; ſonſt ift alles wie 

in der‘ erfien, Ausgabe, Der dritte Theil 
- heißt: Sammlung etlid;er noch nicht ges 
druckten alten Ehronifin, famt Zugabe, 
zu den Teutfchen und Sächfifchen Alter⸗ 
tbümern von Leaf. Abeln. Braunſchweig 
1732. Auch von diefem Theile befige ich ei: 
ne Ausgabe mit dem Titel: Sammlung ' 
vorer Ehronifen zur Erlaͤuterung der 
Teutfchen Gefsbichte — — von C. A. 
Braunſchweig 1741. 8. Syn biefer Ausgabe 
fehlet 1) der Vorberiht ,„ 2) die Zugabe 
von ©. 697 bi8 796, worin Antworten auf . 
Einwuͤrfe und Ergänzungen vorfommen. 
- 3) ein doppelted Regifter über alle 3 Theile 
: von ©. 797 biß 356. Der Verf. fah Diefe 
drey Bände als Theile eines Werks an, uns 

| © geach⸗ 


1. Solflöffen.. 167 
Acken, und von da auf der Achſe weiter bis 
an den Ort feiner Beſtimmung. Dieß iſt 
noch zur Zeit die aͤlteſte Nachricht von einer 

Elbfloͤſſe. Im Jahre 1521 har Herzog Ges 
org in dem Dorfe Plauen einen flarfen Floß⸗ 
graben aus der Weiferiß faffen und bis nach 
Dresden führen laſſen. Dabey war ſchon 
31564. ein Sloßmeifter, welcher 400 Gulden 
Caution machen mufte, Daß alfo damals fchon 
Diefe Floͤſſe von groſſer Bedeutung gewefen 
feyn muß (7): Die Annabergiſche Floͤſſe 
iſt im J. 1564. von einem Raths herrn Ges 
org Deder angegeben und 1766 zu Stande 
gebracht worden, mozu die Koften auf 4000 
Gulden geſtiegen find (18). Don dem Al: 
ter der Floͤſſen in andern teutfchen Staaten, - 
Wweis ich noch nicht mehr, als was die Forfts 
und Floßordnungen kehren, daß nämlich im 
ſechszehnten Sahrhunderte: dergleichen fchon 
im Brandenburgifchen auf der Elbe, Spree 
und Havel, in Bayern, auch im Her— 
zogthum Braunſchweig gemefen find (18). 


13 —* an AG 
Fai Ei : i 37 yı ? 
geachtet dieß nicht auf den Titeln angezeigt 
ift. 


Po ; 
: 
— 


67) Wecks Dresdener Chronik, S. 17. 


u 7 ur) " 


E) Tenifi Annaberga cap. 15. . 
. Cr Mar fehe die Forſtordnungen in Frirfchii 


corp. juris ven, foreft 


170 1. Solsflöffen. 


Uebrigens fcheint es dem Floßwefen fo 
wie vielen andern nüglihen Anftalten ergan: 
gen zu feyn, die von Privatperfonen erfun: 
den oder angegeben, auf ihre Gefahr und 
für ihre Koften, mit Bewilligung oder ohne 
Verhinderung der Obrigfeit, zuerft verfuche 
und zu Stande gebracht find, die man aber 
hernach, fo bald fie in den Gang gebracht 
und einträglic) geworden find, zu den De: 
galten. gerechnet hat. Go ift auch bald das 
Floßregal entftanden, welches freylich wegen 
des freyen Gebrauchs ‘der Strößme, wegen 
der erfoderlihen marnnigfaltigen Veranſtal⸗ 
tungen und megen des Zufammenhangs mit 
dem Forftregal binlänglich gerechtfertigt wer⸗ 
den kann. Uber wann und moher ift der 
Namen ius grutiae entftanden, unter welchem 
diefes Regal bey den Juriſten befant ift? 


Die wenigen, welche an diefe Frage bis: 
her gedacht haben, haben fie, fo viel ich 
- weis, nicht mit groſſer Wahrfcheinlichfeit , 
viel weniger mit Gewisheit beantworten Fön: 
nen. Gie haben nur, ohne eigene Unterfus 
Kung, dasjenige wiederholet, was Styp: 
mann (2?) darüber gefagt hat, und diefer 
hat auf eine Stelle des Hadrian Junius vers 
tiefen „ die ich hier näher anzeigen will. 
Wo Yunius von. den älteften Miederländis 

| ſchen 


(22) de iure maritimo P. I, c. 10. n. 100. 





it 


file: 


on 


Or 


1 Solsflöffiemn - 171 


ſchen Familien redet, meldet er, daß die 


von Waſſenaer ehemals eine gemwiffe Ober: 
berfchaft über die Zlüffe in Rheinland ges 
habt hätten, daß niemand ohne ihre Erlaubs 
niß auf den Ströhmen hätte Schmäne hals 
ten dürfen, und daß ihnen die Brauer für 
den Gebrauh des Waflers eine gewiſſe Abs 
gabe erlegt hätten, die Gruytgeld geheiffen 
hätte, woher das ius grutae entflanden wäre, 
Den Urfprung diefes Worts wuſte er ſelbſt 
nicht, Doc) vermutbete er, es kaͤme entweder 
von Gruta, welches die auf dem Waſſer im 
Sommer wachfende Endtenfpeife (lemna) bes 
deuten foll, ' odervon Grut (Gruͤtze? Schror?), 
welches eine Zurhat zum Biere gemwefen feyn 
ſoll (23). Wahr ift es, daß Gruta, Grutt, 

| Gruit 


eo Da man des Junius Worte fo unvolſtaͤn⸗ 
Dig angeführt. findet, daß man nichts darz 
aus fchlieffen Fann, fo will ic) fie hier ganz 





| 
V 
q 
4 
9 


einruͤcken, zumal weil das Buch ſchon ſelten 


iſt. A. Junii Batavia. Lugduni Bat. 1588. 4* 
pag. 3275 In annalium monumentis memora- 
tur Engiftus Radbodo genitus reverfus a Bri- 
tannica expeditione vidtor, pyrgum Lugdum, 
alveo Rheni imminentem (quem Leydeburgum 
vulgus nuncupat) condidiffe cum telonio, 
fub "Fheodofii imper, tempora, atque ex co 
Burggraviorum nomen reliquum eſſe, imper 
riumque & ius prineipale in Rhenolandiam ab 
illis vfurpatum , in qua hadtenus vt fiduciarii 
‚comitum clientes pro mercibus vedligal ei: 
All, — M zunt 


72 0 SHolsflöffen. ' 


Gruit im zehnten ‚ eilften und dreyzehnten 
Jahrhunderte eine Abgabe, welche Die Brau⸗ 
er 


gunt, & Plumarii comites (pluymgraven) no- 
minantur, quod & illic & in tractu Deiphen- 
fi illorum iniuflu nemini fas fit cygnos aut olo- 
res publice alere. — — Hine manavit 
ius Grutae, quod penes eosdem femper extitif, 
quo codtores cerevißarii pro vſu aquae cente- 
fimum illis perfolvunt, vernacula lingua Gruyt- 
‚ gele vocat, five eam vocem a Flandris mutua- 
ta fuerit maiorum noſtrorum aetas, qui lenti- 
culam paluftrem quae in'paludibus & flagnis 
per, aeltatem aquae fupernatat, gratifhnium 
anatibus pabulum, Grutum appellant, quam 
nos corruptius Croes vel Crooft diecimus, vt 
Gruytgelt fit veltigal, quod penditur pro tol- 
lenda difipandaque lenticula aquas operiente, 
quo limpidam hafturis fitulisgue hauriant ad 
coquendum vfui hominum cercalem potum; 
five origo fluxerit (quod nonnulli volunt) ex 
vfu feminii euiusdam aut herbae, quam cere- 
vifiae incoquebant,, olim Grutzung, pofteris 
Scarpetange didtae, quae cuiusmodi fit, igno- 
rare me fateor. Quod ius a dynaftis potentiori- 
bus (ve folet avaritiam illorum & libidinem 
accendere atque- alere acmulatio) "vfurpatum 
poftea video a Brederodiis apud Cainefatum 
caput Harlenum & a Naelduicenis. Conf. 
pag. 337. Hugo Grotius de antiquitate reip. 
Batavicae cap. 4, welches in Guicciardini Bel- 
gicae deferipr. Amftelod. 1660. ı2 * IH p. 57. 
eingerüͤckt ift: Waflenariis vectigalia, velut 
amnis Rheni cuftodibus , folvebantur, quae 
in hunc diem penes pofteros eorum manent. 
” Les delices de la Hollande, Awfterd. 1685. ı2 * 
P. 218 


. Holzfloͤſſen. 173 


er zu erlegen hatten, bedeutet hat (22), aber 
der Urfprung diefes Worts ift doch weder 
von Junius, noch von andern hinlaͤnglich 
erklärt worden, ‚und nirgend finde ich, daß . 
man daffelbe. in alten: Zeiten vom Floßrechte 
gebrauche bar, wie denn auch Junius felbft 
Er er nicht _ 


p. 218: Les Waflenaers tient leur origine 
d'une village qui eft entre Leidem & la Haye, 
ou des droits qu’ils eurent les fiecles paflez 
fur les eaux, les eflangs & les lacs de la Hol- 

‚lande. Wer ſich Vermuthungen erlauben 
wolte, der Fünnte fo fohlieffen. Die Ströh: 

. me gehörten den Waſſengers, die darauf Ens 
ten, Schwäne u. d. hielten. Wolten Die 
Brauer das Waſſer von der Eintenfpeife, wel: 
che auch in Frirfch Teutſchen MWörterbuche 

‚ Enten: Grüg heißt, reinigen, um es braus 
hen zu Fönnen, fo mufteu fie dafuͤr etwas 
bezahlen, Nun kamen die Flöffen, ftöhrten 
die Enten, nahmen ihnen die Wafferlinfen,, 
und alfo muften auch fie dafür dieſelbige Ab: 

gabe bezahlen. Aber hat. man in den Nies 
derlanden. Flöffen gehabt ? 


(?*) Gleffarium monuale II p. 850: Gruta, 
‚Grutt , Gruit, appellant tributum, quod pro ' 
cerevifia penfitatur. Ch. Ottonis imper, ann. 
999. apıd Wilh. Hedam, p. 270. 1. edit. 

. Teloneum & negotium generale fermenzarae 
cerevifiae, quod vulgo Grutt nuncupatur.” In 
alia Henrica Inip. an. 1003. apud eundeın He. 
dam habetur Gruis. Grut in alia anni 1224. 
apud Miraetım t.-I. p. 304. Grutta in hifto- 
ria comitum Loſſenſium p. 70, 


Ma 


174 r. Solzfloͤſſen. 


nicht . einmal dabey dieſer Bedeutung er 
wähnt hat. Z— 


In einem ganz befondern Verſtande 
koͤmmt das Wort Gruit in einem. tehnbriefe 
vom Jahre 1593 vor-(25), worin der Churs 
fürft zu Coͤln die Gräfinn zu Mörs mit der 
Gruit binnen der Stadt Bergf mit allen ih⸗ 
ren Renten, Wetten und Zubehoͤr belebnte. 
Es folte niemand auſſer ihr einig Grudt noch 
Kraut ins Bier thun, ‚oder fremdes Bier 
zapfen. Dagegen folte die Gräfinn gute 
Grutt machen und folche für den Preis der 
benachbarten Derter verfaufen laſſen; auch 
‚ folte fie auf das Churfürftliche Haus Berkh, 
fo viel zum gewöhnlichen Verbrauch nörhig 
ſeyn würde, unentgeldlich geben, aber bey. 
aufferordentlihem Verbrauche folte fie dafür 
Geld heifchen und nehmen. Wenn jemand 
‚in der Stadt fein gutte gruidt. liefere und cr: 
weifen würde, daß er fie nicht beffer liefert 
Fönne, meil das Gebreck von der Gruitte herr 
keme, fo folte die Gräfiun den Schaden er: 
feßen. — Hier fcheine das Wort Grüt, 
Gruitt in einem doppelten Verſtande vorzus 

r - fom> 


(?°) Man findet diefe merkwuͤrdige Urkunde in 
Herrn Hofr. Runde Darftellung der Anz 
‚fprüdye des Grafen von Bentheim: Teclenz 
burg auf die Herrfchaft Bedbur. Göttingen - 
‚1788. Sol, ® unter den Beylagen ©. 70. 


— 


1. Solzfloͤſſen. 175 


kommen, nämlich für eine Zuthat oder für 
ein ngrediens zum Bier, und für das dar 
aus gemachte Bier ſelbſt. Ich habe verge: 
bens nach einer Anfflärung diefer Sache ge: 
fuht. Solte wohl Grut Mal; heiſſen? Im 
Hollaͤndiſchen und in verwandten Sprachen 
heißt Grut das Kleinſte, was man aus * 
Waare ausſcheidet, Heiner Ausſchuß, wo 

mir Gruͤſch (Kleien) und Grüße aloe 


zu ſeyn ſcheinen. Solte alfo wohl gefchrote: 


nes Malz zu.verftehn feyn? Auch habe ich 
dabey an Kräuterbiere gedacht, welche im 


ſechszehnten Jahrhunderte fehr beliebt waren. 
War Grut vielleicht eine Mifchung von Kräu: 


tern, Die zu folchen Bieren genommen ward? 
Vermuthlich wird fich diefes Wort noch an 
der Miederländifchen Gränze erhalten haben, 


und von daher wünfche ich darüber eine Er 
laͤuterung. 


Immer aber bleibt mirs unbegreiflich, 
wie. daher das Floßrecht den Mamen ius 
Grutiae hat erhalten fönnen. Auch finde ich 
in unfern verwandten Sprachen feine Aus; 
funft; überall koͤmt unfer Wort Floß, Floͤſ— 
je von fließen, Fluß, vor. : Die Niederländer 
fagen Vlot, Vlothoutz. die Schweden: en 


„Slom, flotta / Flott wed fuͤr Floßholz ; 


die Englaͤnder: a to float u. f. w. 


Ale 


y*. 


⸗ 


176 2. Ultramarin. 


EEE, 
— — — — — 





2 
Ultramarin. 


ltramarin iſt ein ſehr feines blaues Puls 
ver, faft von der Farbe der Kornbiur 
men oder der Veilchen „ welches die felteng 
Eigenfchaft hat, daß es weder an der Luft, 
noch in maͤſſigem Feuer verſchießt oder fich 
entfärbt, daher .es zur Malerey dient, und 
Dazu ehemals, als man noch nicht die wohl- 
feilere Schmalte Fante, noch mehr als jegt 
gebraucht ward. Es wird aus. den blauen 
Stücken des Lazurſteins geniacht, indem dies 
fe fo genau als möglich von. den anders gefärb: 
ten Theilen, Die eingemiſcht find, gefchieden 
und pulverifirt werden. Dieß leßte muß ges 
ſchehn, um das Pigment mit den Zurbaten, 
welche die Malerey fodert, mifchen‘, und es 
mit dem Pinfel fein auftragen zu Fönnen. 
Der Achte Lazurſtein, - Lapis lazuli, fömt 
aus dem Gebürge der Bucharifchen Tatarep, 
welches von der Caſpiſchen See ‘ab öftlich 
ftreicht (7), vornehmlich aus Kalab und Bu- 
dukfchu. Won da koͤmmt er nach Oftindien, 
und von Oftindien nach Europa; auch brin:. 
F gen 
E) Bruͤnnich Mineralogie. St, Petersburg 
und Leipz. 1781. 8* ©: 112. 


2. Ultramarin. 17 


gen ihn Die Bucharen, in Brocken, welche 
ein Pfund und darüber ſchwer find, nach 


Drenburg, wie wohl jeßt nicht mehr fo viel 
als ehemals (2). Weil groffe Stücke, zus 


mal folche die gut gefärbt und rein find,. ſelbſt 
in jenem entfernten Lande nur felten vorfom:, 


men, und weil.folche auh zu Schmuck, Vers 
zievungen und fleinen Geraͤthſchaften verar: 
beitet werden, fo ift der rohe Stein fchon Foft: 
bar, und diefer hohe Preis wird durch die 
muͤhſame ‘Bereitung des Ultramarins noch 
mehr erhoͤhet, ungeachtet diefe in neuern Zeis 
ten um ein vieles erleichtert ift (?). 


Wegen der Seltenheit und Koftbarfeit 
‚ wird der Lazurſtein oft mit andern Minera: 
| > lien, 


(*) Self Beyträge zur topographiſchen Kent 
niß ded Ruſſiſchen Reihe. St. Petersb. 
1786. in 4 *. II unter den Mineralien. 

G) Die alte Weife Ultramarin zu machen, fin: 
det mıan in de Bvor gemmarum hiftoria. Lug- 
duni Bat. 1647. 8* p. 279. Nllerley Borfchrif: 
ten aus verfchiedenen Büchern findet man 
in Swedenborgüi lib. de cupro p. 465. Ders 
befferte Anleitungen geben Spielhzann infitut. 
chem. p. 45. Sage chemiſche Unterfuchung 
verfchtedener Mineralien. Götfingen 1775. 
8* ©, 13. Rinmann Gefdichte des Eifens. 
Berlin 1785. 8 * IT ©. 142. Ehemals nan⸗ 
te man das Ultramarin mit Unrecht ein Praͤ⸗ 
cipitat oder Magiſterium. Ä 


Ms | 


ET ruen m, ‚Bee — 


J 





178 2. Ultramarin. 


lien, die ihm doch nur in der Farbe etwas 


aͤhnlich ſind, verwechſelt, und eben daher 


ruͤhren die mannigfaltigen Widerſpruͤche, die 
man in Schriften, ſonderlich den aͤltern, wo 
die Rede von den Eigenſchaften und dem Ba; 
terlande dieſer Steinart iſt, antrift. Manz 
che haben den Armeniſchen Stein, einen von 
Kupfer gefaͤrbten Kalkſtein, manche das Berg⸗ 
blau oder den Malachit, manche auch ſogar 
blauen Flußſpat und blauen Jaſpis für Las 
zurſtein gehalten (*), daher denn auch ‘das 

Ultras 


(*) Auffer den ſchon angeführten Beweiſen, 
daß der aͤchte Lazur in der Tatarey gefunden 
wird, beftätigt foldyes auch Tavernier in 
Beſchreibung der ſechs Reifen. H. ©. 148. 
Don jenem Lande fcheint aud) Paulus Venetas 
nach der Helmftädter Ausgabe ©. 70. zu 
reden: fuppeditat quoque mons alius in hac 
provincia (Balafcia) lazulum, de quo fit azu- 
rum optimum, quale etiam in ımundo non in- 
venitur. Elicitur autem ex mineris non fe- 

eus ac ferrum; praebent quoque minerac ar» 

| gentum. Sehr viele verfichern noch immer, 
daß dieje Steinart aus Perſien komme, aber 
der auch daher koͤmmt, iſt dort nicht einheie 
mifch, fondern er wird dorthin aus Tibet 
gebracht. Meil die Perfer diefe Farbe ſehr 
lieben, fo zieht fid) diefe Waare nur vornehm: 
lic) dorthin. Perſien felbft aber hat nur bie 
blaue Kupferofer, weldye man dort zumels 
Ien ftatt des Ultramaring braucht. Taver⸗ 
nier bat dieſes ſehr richtig und beftimt 
gemeldet, under, der mit Edelfteinen a 

| ons 


2, Ultramarin. 179 


Ultramarin nicht immer das iſt, was es ſeyn 


ſoll. Zu unſern Zeiten wird nicht ſelten da⸗ 


fuͤr 


konte es auch am beſten wiſſen. Ich will 


daher, zu Abhelfung des herſchenden Ir— 
thums, feine Worte einruͤcken aus dem er⸗ 


ſten Theile ©: 242. In den Kupfergruben 
von Perfien hat man auch. Lafuradern gefuns 
den , . welches in Perften in groffer Menge 


verbraucht, und ‚damit da3 Blumwerk an 


dem Getäfel und Gewölbern der Häufer ges 
mahlt wird. Ehr dieß entdeckt- ward, hats 


te man feine andere Laſur, als die rechte, 


welche auß der groffen Tatarey Fomt, und 
fehr theuer verfauft ward. Diefe Art Laſur 
aus Perfien ift eine Art von Kupferer;, und 
wenn der Stein zerrieben- und geſiebt tft, 
wie man mit dem rechten Laſur zu verfahz 


ren pflegt, fo wird eine feine Farbe davon, 


welche eine reine und den Augen annehmlis 
he Farbe giebt. Auf diefe Weiſe durfte Pers 
fien, nicht mehr nach der Tartarifchen Laſur 
fragen, und. der Mahemet-Beg ließ auch 
verbietben, daß fi) die Mahler nicht der 
fremden, fondern der Perſianiſchen — 
chen ſolten; aber das Verboth waͤhrte nicht 
lang, weil die Perſianiſche Laſur nicht in 
der Luft dauern konte, wie die rechte, fon: 
dern endlich eine dunkle und traurige Farbe 
befam. Bisweilen ward fie voll Schuppen, 
und blieb nicht an der Spite eines zarten 


Pinſels haͤngen ‚ wurde alſo bald verlaſſen, 


als eine gefaͤrbte Erde, und die Laſar aus der 


Zartaren ward wieder hervorgefucht. Eben 
dieſes beftätigt Chardin in Voyages en Perſe. 
W. p. 66. Dans la contrée A l’entour de Tau. 


5 ris, 


180 2. Ultramarin. 


für einesgut gefärbte Schmalte theuer ver: 


Fauft, und zwar um defto dreifter, je gewiß 


fer es ift, Daß ihre Farbe im Feuer noch dau— 
erhafter, als felbft Die Farbe des Lazuli ift. 


Gutes Ultramarin muß ſchoͤn dunfelblau, 


nicht fandigt, niche gemifche feyn; es muß 
fich nicht mit Del’ verrieben, auch nicht in eis 
nem glühenden Tiegel oder auf einem glü: 
henden Eifenbleche entfärben, und fich auch 
in ftarfen Säuren, ohne Aufbraufen , faft 


wie Zeolith., auflöfen lafien. zu Paris For 


ftete 


ris, on trouve de I’ Azur, mais qui n’eft pas 
fi bon que celui de Tartarie; fa couleur P 
altere , devient fombre & enfin fe paffe. 
Eben derſelbe ©. 255. Le lapis la Zuly qu' 
ils appellent Lagsverd, d’oü nous avons fait 


le mot d’ azur, fe prend dans leur voifinage 


au pais de Yusbec’s, mais la Perfe en eft le 
magazin general. Ich glaube auch nicht, 
dag dieſe Steinart jemald aus Cypern ge: 
fommen ift, wie doch in vielen Büchern ver: 
ſichert wird. Kupfer hat diefe Inſel, und 


Bergblau liefert fie noch jeßt. Auch diejeni⸗ 


gen, welche 'verfichern, daß die Narbe dei 
Ultramarins gleih in Feuer vergehe, haben 
nicht das aͤchte gefant; 3.8, Schriften der 
Schwedifcben Academ. XU. ©. 69. Nion: 
tamy in Abhandlung von den Farben zum 
Porzellan. Leipz. 1767. 8° ©. ızr. verfie 
chert, Ultramarin tauge nicht zur Feuermas 
lerey, wozu fie doch, ‚wie ich gewiß meine, 
ehemals gedient hat. . | 


ng 


<a 


2; Ultramarin. 181 


ſtete im Jahre 1763 die Unze 96 Lior. und 
von cendre d’outremer, welches den Auss. 
ſchuß andeutet, 48 kivr. Zu Hamburg vers 
kauft Gleditſch im: Dohm die Unze des feinen 
ächten orientalifchen. Ultramarins für einen 
Ducaten, mit der Verſicherung, daß es die 
Feuerprobe aushalte; ab auch Die Probe in 
Säuren? das weis.id nicht. — 


Aus dem, was ich bisher geſagt habe, 
woraus manche Artikel unferer Wörterbücher 
verbeffert. werden Finnen, erhellet, Daß die 
Frage, ob die alten Griechen und Lateiner 
Ultramarin gefannt haben, eine andere Star 
ne vorausfeßt, nämlich ob ihnen ‚der Lazur⸗ 
fein befannt geweſen ſey. Den Namen la- 
pis lazuli wird freylich niemand ben ihnen er: 
warten, da es befaut ift, daß wir ihn durch 
die Araber erhalten haben. Das Wort ul- 
tramarinum ift ganz und gar unlateinifch, 
Sch habe fehon im erften Theile S. 495 anı 
gezeigt, daß man vor einigen Jahrhunderten 
viele auslaͤndiſche Waaren, die jenfeit des 
Meers geholt wurden, vom Meere benant 
bat, in welcher Bedeutung auch fehon die Als 
ten das Beywort marinum genommen haben. 
Daraus hat man nach dem Verfall der, Spra⸗ 
che vitramarinum gemacht, welches einige in 
tranismarinum haben verbeffern wollen, aber 

a, auch 


182 2. Ultramarin. 


auch dieſes hat bey den Alten nie ein Pig⸗ 
ment bedeutet. 


Obgleich die alten Namen der Edelſteine 
noch nicht mit hinlaͤnglicher Genauigkeit un: 
terfucht, und noch nicht mit der größten mög: - » 
lichen Zuverläffigfeit beftimt find, fo meine 
ich Doch darunter den tazur zu erfennen. Das 
für halte ich nämlich den Sapphir der Alten; 
eine Meinung, die freylich ſchon andere geäuf: 
fert haben, die ich aber gewiſſer zu machen 
hoffe, als fie bisher gewefen ift. Der Sap⸗ 
phir der Griechen und Lateiner hatte erftlich 
eine himmelblaue Farbe, Die etwas ins Vio— 
lette fchielte oder in Purpur fiel, zumeilen 

‚auch ſehr dunfel, faſt ſchwaͤrzlich blau war. 
Zweitens war Ddiefer Stein undurchſichtig. 
Drittens hatte er viele Goldpunfte oder golds 
gelbe Flecke, wiewohl man ihn höher [häßte, 
wenn. er derfelben nicht viele hatte. Vier⸗ 
tens ward er gefchnitten, aber wenn er nicht 
ganz rein war, fondern fremde härtere Theile 
eingemifcht hatte, fo war er dazu nicht taug: 
lich. Fünftens fcheint man fo groffe Stücke 
dieſer Steinars gehabt zu haben, daß man 
ihn zu 'eingelegten oder mufivifchen Arbeiten 
Brauchen Fonte. Sechſtens ward er oft. mit 
Kupferblau, wit Fupferhaltigen Erzen, Stei: 
nen und Erden verwechfelt oder nn 
1— ieb⸗ 


2. Ultramarin. 183 


Siebtens ſchrieb man ihm ſolche medicinifche 
Wuͤrkungen zu, welche nur ein Kupferfalt 
baben fan. Uchtens brach er. zwifhen ans 


Pr 


dern Steinarten, wie Dionpfius andeus 


set: (). | 


Daß 


(°) P lin. XXXVU, 9. pag. 783. Reddetur & 


per fe cyanos, accommodata gratia’paulo an- 


“te nominato colore caeruleo, — Inef ei ali- 


quando & aureus- pulvis, non qualis in fap- 
phiris. In fapphiris enim aurum pundis col- 
lucet caeruleis. Sapphirorum, quae cum pur- 
pura, optimae apud Medos; nusquam tamen 
perlucidae. Praeterea inutiles ſcalpturae, in- 
tervenientibus eryſtaiiinis centris; : Quae funt 
ex iis cyanei coloris, mares exiflimantur, 


» - Cap. ı0. p. 786: coralloachates guttis aureis 


fapphiri modo fparfa. Jfidorus orig. XVI, 
9. P. 387: Saphirus caeruleus eft cum pure 
pura, habens pulveres aureos fparfos; apud 
Medos optimus, nusquam tamen perlucidıs, 
Theophraſt. de lapid. $. 43: 7 oxm@eipo. 
urn d’ Esiv worep youoomusog. Dioscorides 
V, 157. p. 387: Sapphirus lapis ictis a fcor- 
pione potu prodefle exiftimatur. Bibitur & 
contra inteftinas exulcerationes. Extuberan- 
tia in oculis eorumque vuas & puftulas repri- 
mit; fed & ruptas eorundem wmembranas co- 
git atque glutinat. Dienyf. orbis terrac de- 
feript. V. nos, „Paflim item ſub rupibus fub- 
tus venae pariunt aurese caeruleaeque pulerum 
lapidem fapphiri, xpvasıyg auavis rs nuhnv 
mon aamDeipoi, Epiphahius de XII. gem- 

mis - 


184 2. Mlleramarin: 


Daß ein Stein von diefen Eigenfchäften 
nicht der Saphir unferer Jumelirer feyn Fan, 
ift außer allem Zweifel. Unſer ächter Sa: 
phir macht nicht in. andern Bergarten Adern 
aus, ſondern er koͤmt im Sande in einzel 
nen fleinen Erpftallen vor, welche, fo viel 
man weis, in der Bildung den Diamanten 

aͤhn⸗ 


mis $. 5: Sapphirus gemma. purpurafeit, vt 
fpecies blattae, id eft, purpurae nigrae, “ Mul- 
ta funt eins genere. Eſt enim regius, aureis 
punctis varius, xpvoosiyyg.’ Non eft vero 
hic in tanta admiratione, quanta ille, qui 
prorfus purpurafeit. Et hic dicitur efle cum 
in India, tum etiam in Aethiopla. Quocir- 
ca aiunt apud Indos templum extructum Bac- 
cho extare, quod gradus ex fapphiro trecen- 
tos fexaginta quinque habeat, quamvis multi 
fidem non adhibeant. Ef: vero gemma admi- 
rabilis, pulcerrima gratiflima ; propterea eti- 
am in armillis & monilibus reponi confuevit, 
idque potiflimum a regibus. Locum etiaın in- 
ter remedia habet. Attrita enim & ladti per- 
mizta plagis quae fiunt ex puftulis albis & tu- 
berculis medetur, fi illis illinatue. Marbo- 
deus de lapidibus 53. p. 46: 

“ Saphiri fpecies digitis aptiffima regum, 
Egregium fulgens paroque fimillima caelo, 
Vilior eft nullo virtutibus. atque decore. 
Hic & fyrtites lapis a plerisque vocatur, 
Quod circa Syrtes Lybicis permixtus arenis, 
Flu&ibus expulfus fervente freto reperitur, 
Ille fed optimus eft quem tellus Medica 
1 gignit, 

Qui tamen afleritur nunquam transmittere 
vilum, 


2. Ultramarin. 184 


ähnlich find, wiewohl ſie zuweilen mehe fen: 
lenförmig ſeyn follen, und vielleicht find Die 
wahren Saphire nichts anders als ‚blaue 
Diamanten. Allemal ſind fie, wie Die übri: 
gen Edelfteine, „ganz durchſichtig niemals 
haben fie Goldpunkte zwiſchen ſich; ihr Blau 
faͤlt mehr oder weniger in das ſammetaärtige 
Blau, iſt oft ſehr blaß und zieht nur ſelten 
ganz wenig auf Bioler! Das Saphirpul—⸗ 
ver verhaͤlt ſich wie fein jerriebenes Glas, 
zeigt Feine Spuhr von Kupfer, iſt weiß, 
und fan auf Feine Weiſe eine blaue Mah— 
lerfarbe abgeben.oder mit Bergblau verwech⸗ 
ſelt werden. 


Die Frage, ob — die Alten — 
Saphir gekannt haben, ob er vielleicht zu 
ihren Amethyſten oder Hyacinthen gehört, 
will ich bier nicht unterfuchen; aber lieber 
möchte ich fie verneinen, als bejaben. We: 
yigftens wird der Beweis allemal zweifelhaft 
bleiben. Faͤlt es doch fo gar fehmwer zu bes 
ftimmen,. ob jeder neuer Mineralog, der Sa: 
phir nennet, auch den Ächten Stein diefes 
Namens gefant oder gemeint hat? 


Hingegen fan man mit größter Zuver: 
läfligkeit behaupten, daß der Sapphir der 
Alten unfer tazurftein feyn muß. Diefer hat 
eine blaue Farbe, die wicht felten in Bios 

i let 


185 2. UÜlteamarin, 


let oder Purpur fält, und oft fehr dunkel ift, 
Er ift ganz und gar undurchfichtig; aber des⸗ 
wegen leidet: er doch die Vergleichung mit 
der Farbe: des Himmels, woben Pliniug 
nicht an Durchfichtigfeit ‚gedacht hat , indem 
er fo. gar einen unduschfichtigen Jaſpis bims 
melblau nennet (5). & Der tazur. bar bin und 
wieder. goldgelbe: Punfte, die man ehemals 
für. Gold gehalten hat, die aber Kießtheit: 
chen oder Markaſite find: . Er fan leichte zu 
allerley Geraͤthen verarbeitet, auch:gefchnits . 
ten werden; wie er Denn, auch jeßt noch oft 
zu Giegeln;gefchnitten wird. Aber Plinius 
bat ganz richtig angemerkt, daß er alsdann 
Dazu nicht tauge, wenn er mit fremden und 
harten: Theilchen (mir Quarz, weswegen er 
alsdann am Stable Funfen giebt) vermifche 
ift, und eben deswegen ward der einfarbige 
höher gefhägt (7). Man finder auch noch 
| ae: in 

(°) Iafpis aerizufa. H. p. 782, ben ich gewiß 
nicht mit Salmafius für Türkis ausgeben 
maoͤchte. Wir, haben ja auch blauen Zafpis. 
(7) Plin. inutiles fcalpturae, intervenientibus 
eryRallinis centris. Verſchiedene Gelehrte has 

ben dieß fo verftanden,. ald ob Plinius be: 
haupte, der Sapphir Iaffe fih gar nicht 
fhneiden. Sie fcheinen die Umftände, unter 
welchen er dieß behauptet, nicht beachtet, 
und ſich nicht erinnert zu haben, was die 
alten Künftler in Steinen, aud) Holzarten, 


‚die geſchnitzt werden folten, centra nannten, 
| ‚ Dlis 


2, Ultramarin. 187 


in manden Samlungen gefehnittene Lazur⸗ 


ſteine, die wenigſtens für alt gehalten wer: 
den CF). Ich erinnere mich , verfchiedene 
Arbeiten diefer Art in der vortreflichen her— 
zoglichen Samtung zu Braunfchweig gefehn 


zu haben, welche mit vieler Wahrfcheinliche 


feit für Wegpptifche gehalten werden, und eis 
‚ne forgfältige Befchreibung verdienen. Daß 
Lazuli ehemals zu eingelegten Arbeiten ges 
braucht worden, weis ich gewiß, ungeachtet 


ich.jeßt feinen Zeugen anführen fan. Wie 


berlich er noch dazu in den Florentiner Ars 


beiten angewendet wird , ift bekant. So 


find zu Zarsfoe: Selo, dem prächtigen Luſt⸗ 


fchloffe bey St. Peterfburg , in die ganz mit 


Bernftein geräfelten Wände die größten und 
fhönften Tafeln von: tazuli, welche ich jes 
mals gefehn habe, eingefugt worden; man 
fagte mir dort, man habe fie aus Tibet foms 


men 


Plinius erklärt e8 XVI, 39. pag. 34: In. 


veniuntur in quibusdam, ficut in marmore, 


centra, id eft, duritia clavo fimilis, inimi« 
ea ferris, Sorechnet er XXXVII, 2. S. 10 
‚praedurum ac fragile centrum zu den Fehlern 
des Bergeryſtalls, der fich doch, ohne die= 
fen Sebler, febr gut verarbeiten läßt. Auch 
Theophraſt braucht in eben dieſer Bedeu⸗ 
tung das Wort zevrpov. 

(X ©. CHrifts Verzeichniß zu Lippert Dady- 
liotheca pag. 48, 62, 65, 97. ll. P. 11, 20, 29 
UI, p. i3. 56, | 

Ul. Theil. N 





188 2. Ultramarin. 


men laſſen. Der Zweifel, den Epiphanius 
wider die mit Lazuli belegten Staffeln aͤußert, 
bezieht ſich wohl nur auf die gar zu groſſe 
Koſtbarkeit, und vielleicht hat er ſich einges 
bildet, daß die Stuffen maffiv aus dem Steis 
ne gehauen feyn folten. Die Verwechſelung 
oder Vergleichung des Saphirs mit Cyanus, 
wovon verfchiedene Beyſpiele vorkommen, 
beweiſet, daß folcher dem Kupfererze ſehr 
- ähnlich gemwefen feyn müfle. Denn daß cya- - 
nus ein von Kupferblau gefärbtes Erz oder 
Bergblau geweſen ift, habe ich ſchon anderss 
wo erwiefen (8). Die blaue Farbe des la: 
zur bat man bis auf unfere Zeit von Kupfer 
hergeleitet, die aber, nach den neueften'Lin: 
terfuchungen,, ihren Urſprung von Eifen har 
ben fol (?). Die medicinifhen Würfuns 
gen, welche die Alten ihrem Saphir zufchreis 
ben, fönnen nur von einem Kupfergebalte 
entſtehn, . da fie den Armenifchen Stein oder 
den unächten Lazuli flat des Ächten genom⸗ 
men haben. So empfehlen fie Kupferofern 

wir 


(°) Ariflotelis aufcultat. mirabil. cap. LIX. 
pag. 123. | 

(2) Gleichwohl ift die Farbe der Eifenofern in 
Feuer fehr veraͤnderlich; oder ift fie in ges 
wiffer Mifhung beftäindiger? Wallerius ift 
immer der Meynung geblieben , die blaue 
Farbe rühre von Silber her. Syſtema mi- 
ner, I. p. 313. . 


5 * 


2. Ultramarin. 189 


wider entzimdete Mugen (19) Endlich trift 
auch Das überein, was Dionpfius meldet, 
daß der Saphir oder Lazuli in andern Stein— 
arten vorfomme (IT). Auch der Eaphir, 
deffen in dem älteften hebräifchen Schriften 
gedacht wird, ſcheint Fein anderersals der 
Saphir der Griechen oder unſer $azuli zu 
ſeyn; denn ihm werden ebenfals Goldpunfte 


beygelegt (12). 


Alfo gefant haben die Alten unfern Lazu⸗ 
fi; Aber die Frage, ob fie ihn bereits zu eis 
ner Malerfarbe zugerichtet oder daraus Ul⸗ 
ttamarin gemacht haben, weis ich nicht mit 
binfänglichen Gründen zu beantworten. Möge 

lich 


< =) Diofeorides parabil. I. p. io et ı1. emp⸗ 
fiehlt 266 und xuAnod &vIog. 

Cr) Vor einigen Jahren bat mein ehemaliger 
College, H. Karmann, in Sibirien am 
Baital Lazuli in Granitgängen entdecft. Mit 
ihm bricht auf den Gängen auch Feldivat, 

. und ein milchfarbiges, vielleicht zeolithartis 
ges Geftein, imgleichen Schwefelkieß. ©. 
Beobachtungen und Entdeckungen der 
Berliner naturf. Gefelfch. 1. S. 402. 

0) Braun de veftitu facerdotum. II. pag. 530. 
Aber vornehmlich gebört hieher, was Herr 
Geh. Juſt. R. Michaͤlis darüber in Supple- 
mentis ad lexica hebraica num. 1775. pag. 1798 
bis — gelehrt hat. Der Namen Saphir 
ift uralt, 

N 2 


190 2. Ultramarin. 


lich ift es, daß ihre caeruleum (1?) zuweilen 
"wahres Ultramarin gemefen ift; aber eigent 
lich und gemeiniglich war dieß doch nur Kup: 
ferofer. Auf den ſcheinbaren Einwurf, daß 
gleihwohl die Alten blaues Glas und blauen 
Schmelz gemacht haben, und daß fie dazu, 
in Ermangelung der Schmalte, fein andes 
res feuerfeftes Pigment als Lazuli haben neh⸗ 
men fönnen, will ich im naͤchſten nn 

antworten. | 


Ä Chr ich die Älteften mir befanten Nach— 
richten von der aus unferm Lazurfteine ge⸗ 
‚machten blauen Farbe, oder dem Ultramarin 
angebe, will ich vorher oder zugleidy dasjeni⸗ 
ge anzeigen, was ich über den Urfprung und 
das Alter des Namens $azuli weis. . Um 
von jenem mehr zu fagen, als was bereits 
Salmafius ("*) gefagt hat, bath ich Herrn 
Prof. Tychfen um feine Meynung, welde 
ich hier mit eine: a, beyfüge (15). 

Dars 
c>) Plin. XXXIU, 13. pag. 633. Man verglei: 
dye Ariſtot. aufcult, mirab. p. 123. 

(74) De homonymis 'hyles iatricae, Traj. ad 
Rhen. 1689. fol. pag. 217. 

(*5) Lazul oder Lazur ift nicht arabifchen, fons 

dern alles ln se Sm BPerfifchen 


heißt 3 — oder 9 333 8 (Ladfchuar- 


di od. Yazuardi) — Farbe, und Lapis 
Lazu- 


2. Ultramarin. 191 


Darnach ift gewiß, erftlich daß das Wort 
Derfifcher Abkunft ift, auch ift diefer Stein, 
wie ich ſchon oben angemerkt habe, bisher 
über Perfien zu uns gefommen; zweytens 
Daß es die blaue Farbe bedeutet. Es ift auch 
in Europa anfänglich die algemeine -Benens 
nung für blaue Steine und blaue Mabhlerz 
“farbe gemwefen, und langehin ift fie für das 
fupferhaltige Bergblau gebraucht worden. 
Erft die neuern foftematifchen Mineralogen 

u fhei: 


 Lazuli. Es follte eigentlidy Lazuverd aus: 
gefprochen werden, allein die Araber ziehen 
häufig das va in der Ausfprache zufammen, 
fo daß bloß ein u gehört wird, und man al» 
fo auch Lazurd fagen kann. Das Derivas 
tum Go :3) (Lazurdi od. Lazuverdi) 


heißt blau. I A 
‚Die Ausfprache Lazul mit. / am, Ende, ift 
die gewönliche Verwechslung des L und R. 


5 - Us 


fo wie ber Araber für Zingiber fagt sa 


Zengebil. Das L initiale ift wohl nicht der 
Artikel, fondern ſcheint zum Worte felbft zu 
gehören, weil ed nicht arabifchen Urfprungs 
iſt. Sonderbar ift freylich, daß der Spanier 
blau azul nennt, was offenbar aus -jenent 
Wort entftanden ift; allein die Weglafung 
des L Fommt wohl daher, daß man es fuͤr 
den Artikel hielt, und fo das Wort ver: 
ftümmelte,. wie ed die Araber bey fremden 
Namen nicht felten machen. 3. V. Efcan- 
dria für al efcandria en): 
Ä 3 \ 


192 2. Ultramarin. 


fcheinen das verdorbene Perfifhe Wort dem 
jeßt eigentlich fogenanten Lazurftein zugeeig? 
net zu häben, fo daß jegt einer wider Die 
Mineralogie verftoßen würde, welcher diefen 
Namen dem Armenifchen Steine, Dem Berg⸗ 
blau oder fonft einem blauen Fupferhaltigen 
Mineral beylegen wolte. 


Ohne mir mit der Einbildung zu fhmeis 
cheln, daß ich die erfte Erwähnung des Na: 
‘mens Lazuli in den auf uns gefommenen 
Schriften gefunden hätte, gebe ich als die 
ältefte, die ich - weis, diejenige an, welche 
bey Leontius (16) vorfömt, wo er feine 
Himmelsfugel mit einer Farbe -anftreichen 
kehrt, die man, wie er fagt, damals Aucov- 
esov nante. Wenn Kabricius Recht bat, 
fo bat. diefer. Schrififteller ſchon im fechften 
Sahrhunderte gelebte (17), In — 

u⸗ 


(76) Leontius de conftru&tione Arateae ſphaerae 
p. 144. coloretur atque inecruſtetur ſphaera 
gypfo aut cerufla, fi ĩignea eſt, ve eius rimu- 
lae & lacunulae, fi quae fuerint, complean- 
tur complanenturque. Poft ficcato hoc colore 
alioque ei crafliore inducto, qualis eft, quem 
Lazurium vocant; a) &AA Bagel rıv) Kpw- 
narı imakinbayres, olov rw auAouusvo Aa7 
Lovolw. Keöntius itebt in der Samlung, 
welche Joh. Commelin herausgegeben hat: 
Altronomica veterum fcripta 1589. 8. — 


(17) Biblioth. Graeca II. pag. 456. 


2. Ultramarin. 193 


Wuratori (%3) bekant gemachten Maler⸗ 
Vorſchriften aus dem achten Jahrhunderte 
findet man eine unverſtaͤndliche Anweiſung 
Lazuri zu machen, wozu cyanus compofitus 
Coielleicht zugerichtetes Bergblau) genom⸗ 
men werden ſoll; ferner eine andere, wozu 
Beilchen im Moͤrſer zerrieben werden ſollen. 
Alſo ſchon damals war in dem elenden Latein 
das Wort fuͤr eine blaue Mahlerfarbe ge⸗ 
braͤuchlich. Daſſelbige Wort griechiſch ger 
formt hat auch der Aſtrolog Achmet, der 
im neunten Jahrhunderte gelebt zu haben 
fcheint, für blau gebraucht (77), fo wie im 
zehnten Jahrhunderte Nonus fuͤr eine blaue 
Erde (29). Noch weit wichtiger ift die 
Stelle des Arethas aus dem folgenden Jahr⸗ 
hunderte, der in feiner Erflärung der Df: 
fenbarung Johannis fagt, der Kap. 21, 19 
genante Saphir ſey eben derjenige Stein, 
aus. dem, wie man fage, Das Aufougiov ge 

macht werde (27). Das ift denn auch eine 


ſtar⸗ 


Es) Antiquitat. Ital. medii. aevi. I. p. 372, 
376. * nt 


& ?) Introdu&t. in aftrolog. üypos Est, 20% xoeꝛ. 
æv roũ Aufavplov . ee, 


; (*°) Nonus de morb. curat. cap. 143: N nV 
ipuevlavy Bühov mlvsıv, 7 Tov Angavpıv. 


04 


194 2. Ultramarin. 


| ſtarke Bekraͤftigung, daß der Saphir der 


Alten wuͤrklich unſer Lazuli ſeyn muͤſſe, und 
dieß ſcheint denn auch die erſte ſichere Er— 
waͤhnung des eigentlichen Ultramarins 
zu ſeyn. Aber noch oft koͤmt in den fol⸗ 
genden Jahrhunderten das Wort fuͤr Kupfer⸗ 
blau vor. Conſtantinus Africanus, der 
Arzt des eilften Jahrhunderts, ſchreibt dem 
lapis lazuli die medicinifchen Kräfte des Kup— 
ferlagurs zu (22), fo wie auch Avicenna, 
Averroes und Myrepſus. Erſterer hat uns 
ter dem Buchſtaben kam ein Kapitel: mit dee 
Weberfchrift: Lazuard, melches der Leber; 
feger De azulo, id eff, de lapide armenio 


gege⸗ 


(27) cap. 67. pag. 827: 2£ ou ZarQsipov a 
ol nu ro Anfovpiov ypanz ylvzayaı. Des 
Arethas Erklärung ut Oecumenik commen- 
tariis in norum teftanıentum. Lutetiae Paris. 
1630, 1631. 2 vol. Sol. * beygedruckt. 


(??) De gradibus , quos vocant fimplicium 
pag. 362: Lapis lazuli frigidus. Si in colly- 
riis mittatur, oculis proficit. Palpebrarum 
pilos confortat, capillos confirmat & multi- 
plicat. — — Lotus & propinatus, vomitum 
fine omni angußia provocat. Diefe Worte 
dienen zu weiterer Erläuterung und Beltäs 
tigung deſſen, was ich bey Ariflozelis aufcul- 
tat. mirab. cap. 59. gefagt habe, wo eben» 
fals ſteht, daß Kupferofer dad Wachsthum 


der Hare an den Augenbraunen befürdere _ 
Conflantini opera find zu Bafel 1536, 1539 


in 2 Foliobänden gedruckt worden, 


| 


! r 


2 Ultamarin. ı ° 395 


gegeben hat, und letzterer fagt ausdrücklich:. 


lapis lazuli der Lateiner fey der Aufovgsos der 
Griechen (23). Auch die Wörter azura, 


azurum, azurrum kommen in jenem Zeitals . 


ter oft für blau vor. 


Den Damen Vltramarinum, oder’ wie 
man zuerft fprach! azurrum vitramarınum, 
babe ich noch nicht bey einem Schriftftellee 
des funfzehnten Jahrhunderts gefunden. 
Aber am Ende defjelben wird er doch ſchon 
gebräuchlich gewefen ſeyn, weil ihn Camil—⸗ 
‚ Aus Leonardus ı502 braucdte (*). Vers 
muthlich ift die Benennung in Stalien auf 
gefommen. -. Ju der erften Hälfte des ſechs⸗ 
“zehnten Jahrhunderts tehrte Dannuccio Bir 
- ringoccio, die Bereitung des ächten Ultra: 
marins, welches er genau vom Kupferlafur, 
dem azurro dell’ Alemagna, wie er es nen: 


net, unterſcheidet (22). Inzwiſchen muß 


da⸗ 


(??) Admıg AdfovAı, rovresı Aldog Aug övpioce 
Matth. Silvaticus: Lapis lazuli Latinis, Ara- 
bibus Hager alzenar five Alzanar. Ebender⸗ 
felbe: Lauzud , Arab, Azurinum;, lapis lazuli, 


(*) Speculum lapidum. Hamburgi 1717. 8. 


pag. 125: Zumemellazuli five Zemech, latine 


vero lapis lazuli. — — Ex eo fit color vo- 

catus azurrum vltramarinum. 
(2*) Pirotechnia pag. 38: Et primo vi dico 
Jazurro eflerne di due forti, I’uno chiamato 
15 dalli 


196 _ 2. Ultramarin. 


‚damals die befte Zurichtung noch mislich, 
wenig bekant, und eben deswegen ſehr ein— 
traͤg⸗ 


dalli ‚ pittori azurro oltramarino, & l’altro 
azurro dell’ Alemagna. L’oltramarino € quel- 
lo che fi fa della pietra chiamata Lapis lazuli, 
laquale & la propria madre della minera del- 
Voro, quefta fi macina & lauafi, & fi difpo- 
ne a certa fottigliezza dc impalpabilitä, & 
dipoi con ordine di certi paftelli fatti di gom- 
ma fi fa ritornare al fuo vivo & bel colore, 
& fi affiniſce, & afciuga da ogni humidita, 
& quefto di tutti & il piu ſtimato, il’ quale & 
fecondo il fuo colore, & fottigliezza € da 
pittori pagato buon prezzo. Perche non fo- 
lo moflra in opera molta vaghezza, ma re- 
fifte al fuoco & acque, tormenti che gli altri - 
colori fapportar non poflono. : Das teutfche 
Azurro des Biringoccto (von welchem im er: 
fien Theile ©. 133 Nachricht gegeben ilt) 
iſt nicht die Schmalte; denn diefe hat er vor— 
ber unter dem Namen Zaffera befchrieben. 
Fallopius, der 1557 fein Buch de ıne- 
tallis feu foſſitibus ſchrieb, fagt cap. 33. p. 338: 
caeruleus etiam vocatur lapis Lazuli & Lazu- 
rium ab Avicenna, & vulgo nominatur a pic- 
'toribus , azurium vltramarinum , &- dicitur , 
azurium, vel azurro a lapide lazuli; dicitur 
porro vltramarinum, quia defertur. ex loeis 
vitra mare, vt ex Cypro. Et pretiofi genus 
coloris, & caro admodınn venditur, nam 
vna vncia venditur centum ſeutatis aureis; ven- 
ditur autem ita caro pretio, tum quia eft ve- 
nußiffimus & pulcerrimus color , igni & fu- 
mo refiltens ; ita ve piäura ex hoc colore 
non infieiatur a fumo, immo reddatur > 
colo- 


2. Ultramarin. 197 


traͤglich geweſen — Denn im Anfange 
Des ſechszehnten Jahrhunderts beſaß der Bar 
ter des befanten Giambatiſta Pigna, der 
‚eine Apotheke im Modenefifchen Hatte, das 
‚Gebeimniß, das befte Ultramarin zu machen, 
welches ihm. mehr als ein grofies Landgut 
eintrug (25). Es ift demnach nicht gang 
richtig , daß Alerius Pedemontanus, wie 
Spielmann meldet (2°), der erfte geweſen 
fey , Der des Ultramarins gedacht habe. 

| eu 


. eolorata & — tum propter praeparatio- 
nem diffieillimam & longam, quae requiritur 
in praeparando tali colore. 


5) Als der junge Pigna zu fleiſſig ſtudir⸗ 
te, ermahnte ihn Bartholom. Ricci in 
einem noch vorhandenen Briefe mäffi: 
ger zu feyn, zumal da ihn nicht die Noth 

dazu zwuͤnge. Solus es, fagt er, in re be- 
ne ampla. Praedia enim tibi non defunt, 
villae atque aedes. in vrbe; fupellex nobilifli- 
ma; pater praeterea eff, qui tibi pro centum 
— eſſe poteſt, qui vel vno caeruleo co- 
lore, quod noſtri vltramarinum appellant, 
conficiendo (vt in pharmacis componendis | 
eius feientiam atque vberrimum frudtum omit- 
tam) folus eft, qui perfedtam feientiam habeat, 
ingentes copias comparare poteſt, atque adeo 
quotidie non parvas comparat. Kiccii opera. 
vol, II. p. 366. und des Tiraboſchi Biblio- 
theca modenefe. In Modena 1783. 4" vol. IV. 
Pag. 134. — 


(26) Inſtitut. chemiae pag. 45. 


198 2. Ultramarin. 


Gleichwohl glaube auch ich, daß diefer Ale⸗ 
zins oder der unter Diefem Damen verfteckte 
Hieronymus Buſcellai, welcher ebenfals 
im Unfange des fechszehnten Jahrhunderts 
ſchrieb, zuerſt die Zubereitung volftändig öfs 
fentlich befant gemacht hat. Wenigftens ift 
feine Borfchrift immerfort bis auf unfere Zeit 
als die zuverläfligfte wiederholet worden 

er 


(27) Des Alexii Pedem. de fecretis libri find 
in der Geſchichte technologifcher Erfindungen 
feine verächtliche Quelle, und deswegen wird 
ed manchen angenehm feyn, hier dasjenige 

u lefen, was mir von dem Verfaſſer bis 
jest befant geworden if. Conrad Gefner 
ſcheint ihn nicht gefant zu haben, wie mar 
aus dem von ihm 1564 gefchriebenen Briefe 
erfieht. S. Epiftolae medicinal. pag. so. b. 
auch hat er ihn nicht in feiner Bibliothek ge: 
nant. Go gar in Syllabus fcriptorum Pede- 
montii, opere & ftudio Andreae Roffotti a 
Monteregali. Monteregali 1667. 4 * pag. 2t. 

ſteht, man wiffe nicht, warn und wo dieſer 
Pfeudonygmus gelebt habe. Aber Kiacos 
nius in Bibliotheca libros & fcriptores fere 
cundtos, compledtens. Parifiis. 1731. Fol. * 

Pag. 94. ſagt, der wahre Namen fey Hiero- 
nyanus Rufcellius. Eben diefes meldet auch 
aller in Biblioth. botan. I. pag. 325. und 
in Biblioth. — II. pag. 119, nur daß er 
ihn H. Roffellus nennet. od) bejtimter ver: 
fichert es Gobet in Les anciens mineralogiftes 
de France, Paris ı779. 8 * II. pag.. 705, wels 
er fogar meldet, -Sefer Jerome Ru, 

W ey 


‘2, Ultramarin. . 199 


Aber worauf gründet fich die Nachricht, wel: 
Ä — che 


ſey 1565 geſtorben, und das Buch ſey aus 


ſeinen Papieren von Franc. Sanſovino, 


der viele fremde Schriften herausgegeben hat, 


ausgearbeitet und zum erſtenmal zu May⸗ 
land 1557 gedruckt worden. Noch habe ich 
von dieſem Ruſcelli keine ausfuͤhrliche Nach⸗ 
richt gefunden, und immer iſt es muͤhſam, 
jemanden aus dieſer adlichen Familie, von 
welcher ſchon im erſten Theile S. 340. ge⸗ 
handelt iſt, aufzufinden. Er ſcheint mir 
keiner von denen zu ſeyn, welche in Joͤchers 
gelehrten Lexic. angefuͤhrt ſind. Ich habe 
zwar noch keine aͤltere Ausgabe, als von 
1557 genant gefunden; aber ich vermuthe 
ſehr gewiß, daß die allererſte aͤlter ſeyn muß. 
Denn fo groß auch der Beyfall geweſen, wo⸗ 
mit das Bud) gleich aufgenommen worden, 
fo ift mirs doch unwahrſcheinlich, dag gleich 
im erfien Jahre drey Ausgaben in Stalten 
gemad)t ſeyn folten. Denn außer der May: 
ländifchen , foll von demfelbigen Jahre auch 
eine Denedigfche in Quart, und eine noch 
andere in Octav vorhanden feyn. Auch folf 
ſchon eine franzöfifche Ausgabe 1557 zu Ant 
werpen gedrudt feyn. Solte denn ſchon 
‚1558 in: London eine engliſche Ueberfegung 
gedrudt ſeyn, wenn die Urfchrift erft 1557 
erſchienen wäre? So fihnell verftand man 
mohl damald noch nicht Ueberfegungen zu 
liefern. Sn Ames Typographical antiquities 
pag. 296 ift The Tfecrets of Alexis. Lond. 
1558. 4. genant. ch befiße eine franzöfifche 
WUeberſetzung par Chriflofle Landre. Paris 
1376. 12, die ich felten angeführt Bun 
J ha 


209 


che 


2. Ultramarin. 


man bey Engländern und Franzo— 
J ſen 


hat einen ſtarken Anhang, der aus allerley 


Schriften zuſammen getragen iſt. 

Uebrigens iſt bekant, daß Joh. Jakob 
Wecker, Arzt in Colmar, das Buch des 
Alexius lateiniſch uͤberſetzt und mit Zuſaͤtzen 
vermehrt hat, unter. dem Titel: De fecretis 


“Libri XVII. Die älteite Ausgabe fol zu Ba= 


fel 1559. 8. gedruct feyn, wie Haller fagt. 
Saft jede. folgende weicht von den vorherges 
benden ab; immer ift viel ausgelaſſen wor: 
den, und die neuen Zufäße find dagegen 
meiftens einfältig. Ich habe die Ausgabe: 
Baſel 1592. 8; darin ift viel, was nicht In 
der Ausgabe von 1662 fteht, und etwas fehlt 
darin, was doch in der Ausgabe von 1582 
befindlich if. Die neueften Ausgaben find 


nac) derjenigen gemacht, melde Theo». ' 


Zwinger verbeffert und vermehrt hat, Ba: 
fel 1701. 3. Man ſehe J. J. Scheuchzeri 
nova lJitteraria Helvetica. Tiguri 1703. 8 
pag. 119, wo alle Zufäßße des Zwingers eins 
zeln erzählt find. Diefe Ausgabe ift zum 
legtenmal zu Bafel 1753 aufgelegt worden, 
weldyes Haller in Bibl. botan. I. p. 31 anzus 
merfen veraeffen bat, Das Kunftbuch des 
Alexii von Wecker (ohne Ort) 1570. 8, wels 
ches ich felbft befiße, ift nur ein Auszug. 
So viel falſches auch diefe fogenanten Kunſt⸗ 
bücher enthalten, ſo verdienen fie doch das 
Lob, daß fie zu den erften gedruckten techno— 
logifchen Büchern gehören; daß fie fo wohl 
Gelehrte auf Handwerfe nnd Künfte, als 
Künftler auf Buͤcher und fihriftlichen Unter: 
richt aufmerffam gemacht haben. Daß — 

gen 


— Se u Tee. — 


2. Ultramarin. 201 


fen (28) lieſet, daß die Bereitung des Ul— 
tramarins in England erfunden ſey, und 
daß ein Bedienter der Oſtindiſchen Gefel: 
ſchaft ſolche, um ſich wegen einer Beleidis 
gung zu rächen, Öffentlid) verrachen habe? 


gend Nachrichten diefer Art jetzt micrologifch 
ſcheinen und nicht nad) dem neueften Ge— 
fhmade find, das weis ich ganz wohl; aber 
den, der die Gefchichte der Erfindungen bes 
arbeiten will, darf nicht dafür ecfeln. Ich 
will fie auch nur fparfam anbiethen. 


(??) 3. 3: in Savary di&ionnaire de commer- 
ce, Art. Outremer; und daraus auch in Dic- 
tionary of trade by Aolt. Lond. 1756. Fol. 


3. 


202 Robolt, Saflor, Schmalte. 











3, 
Kobolt, Saflor, Schmalte. 


Kobeue heiſſen jetzt ſolche Mineralien, 
welche dasjenige Halbmetall enthalten, 
deflen Kalf zu einem blauen Glafe fchmilzt, 
und dem gemeinen Ölafe eben diefe Farbe 
mittheilet. Weil man von dem Metalle ſelbſt 
noch feinen fonderlichen Gebrauch zu machen 
weis, fo nußet man nur den Kalf, indem : 
man die Kobolte, vornehmlich durch Röften, - 
von den dabey befindlichen fremden Minera: 
lien, befonders dem Witmuth und Arfenif, 
ſcheidet, und ihn alsdann wohl caleinirt ent⸗ 
weder mit feinem Sande gemifcht und unge: 
mifcht, unter dem Namen des Saflors 
(Zaffera) verfauft, oder ihn mit Kiefelerde 
und Potafche zu einem blauen Glafe fchmeljt, 
welches Schmalte genant wird. Diefes 
wird fehr fein gemahlen, und unter den Ma: 
men der blauen Karbe, des Eſchels oder 
auch der blauen Stärke verhandelt. Alle 
diefe Waaren der fogenanten Blaufarbewer: 
fe dienen, weil fie die dauerhafteften und 
feuerbeftändiaften Pigmente find, auch weil 
fie alle Abfälle der blauen Farbe darftellen 
koͤnnen, vornehmlich zur Faͤrbung der 

| | ‚ftall- 





3. Robolt, Saflor, Schmälte: 203 


ftall » und Schmelzgläfer, um burchfichtige: 
und undurchſichtige Edelfteine nachzumachen , 
ferner zur Bemahlung und zur Glaſur des 
ächten Porzellans, der Fajance und der noch 
gemeinern Töpferwanren. So gar.der Mah— 
ler Fan dieſes Pigments nicht ganz entbeh⸗ 
‚ren, wenn er das Lazur mancher Schmetters 
linge und ‚anderer natürlicher Gegenftände 
erreichen will; und die wohlfeilere Art wird: 
gebraucht, um: die. Weiſſe der Waͤſche, die 
gar. zu leicht ins unangenehme Gelbe fält, 
aufs bläuliche zu ziehen, wie wohl nicht obs 
ne Machtheil der Gefundheit und der Waſche 


Die Erfindung dieſer neuen Sarbe gehört zu 
den vortheilhafteſten Erfindungen der neuern 
Zeit. Sie har ein vorher unnuͤtzes und fo gar 
ſchaͤdliches Produckt veredelt; fie bateine Men: 
ge Menfchen in Arbeit und Verdienft geſetzt; 
ſie hat verſchiedene Kuͤnſte zu einer Vollkom⸗ 
menheit verholfen, welche vorher nicht zu er⸗ 
reichen war; ſie hat viel Geld, welches wir 
für auslaͤndiſche Waaren weggegeben hatten 
wieder nach. Teutſchland zurück gebracht. So 
eine Erfindung, die noch dazu den Tentfchen 
gehört, und die lange Zeit von ihnen allein 
genußt worden, verdient vor vielen andern 
eine Geſchichte; aber Leider! laͤßt fie fich noch 
nicht volftändig und —5 — Moͤch⸗ 
MU. cheil. O he 


n . 
. * &; 133 3* 





204 ‘3. Kobolt, Saflor, Schmalte; 


te doch mein Verſuch Berichtigungen und 
Ergänzungen ortanlaffen! ! 


SH wenig man ara sujeifeln darf, daß 
die jetzt uͤbliche Bearbeitung der Kobolte und 
Bereitung der Schmalte am Ende des funf⸗ 
zehnten oder Anfange des fechszehnten Jahr: 
Bunderts erfunden worden ,. fo hat man doch 
Urfache nachzufragen, ob die Alten den Ko— 
Bolt gar nicht gefant, und ihn zu Färbung. 
des Glaſes gar nicht angewendet haben ?. 
Sie haben in vielen Gegenden Bergwerfe 
gebauet, und da wäre es Doch möglich, dag 
ihnen Kobolte vorgefommen waͤren; fie has 
ben allerley glückliche Verfüche gemacht, das 
Glas zu färben (1); fie haben fogar blaues 
Glas und Blaue Glaſur gemacht. Cs Fönte 
ſeyn, daß fie eben fo durch einen Zufall die: 
fes Glas, als Meffing zu machen gefernt, 
und diefes wie jenes fo lange gemacht hätten, 
als der gefundene Vorrath der färbenden Erz 
Den teichen wollen. Dach dem Verbrauch - 
hätte ſich die Kunft wieder verliehren fon: 
nen; fo mie fich die Zubereitung des Corin⸗ 
shifchen Erzes ) eine Zeitlang Wi 

IE at, 


c() Man — was im eeften Theile ©. 375 

geſagt Hi - 

2) S. bie Anmerkung zu Ariflos. aufcultat. 
"mirab. p. 98. | 


/ 


———, — — ur y n ö = \ * F “ 
“ «+ = 8 
. * 


Kobotetönig kennengelernt baben hun: 00 


3» Robolt, Saflör, Schmalte: ao 


bat: Auch ſetzt der Gebraud des Kobolts 
nicht die Kentnif feines Meralles vorausz 
dein wir haben ganze Jahrhunderte Mefling 
and. Schmalte, gemacht, ehr wir Zinf und 


Aber leicht iſt es nicht, diefel Mufgabe zis 
beantworten, denn das darf man faum hof 
fen, daß man unter Den von den Alten ges 
nanten Mineralien den Kobolt mit einiger 
Wabrfcheinlichfeit heraus finden werde. Gie 
verftanden die Mineralien nicht anders, als 
nah dem duffern Anfehn, nad, dem Vaters 
lande, und nach deu Gebrauch, den fie das 
son zu machen wuften, anzugeben. Nun 
aber it Feine Gattung, welche iu Geftalt 
und Farbe mannigfaltiger und veränderlicher 
iſt, Hals Kobalt, der eben deswegen die Mög: 
lichfeit, "Mineralien nach äuferlichen Kenzei⸗ 
chen hinlaͤnglich zu ‚erkennen, am beften wir 
derlegt. Man hat auch kaum ein Paar Stel: 
len der Alten dahin zu deuten werfucht, und 
dieſe beweilen, wenn fie genau beurtheilet 
Br, gar niches, 


‚Die Benennung eadmia iſt zwar in 
ner Bedeutung eben fo unficher und mannig⸗ 
faltiggewefen, als das Wort Kobolt vor einem 
Paat Jahrhunderten war... Es.bedeutete oft 
Galmep, oft einem Ofenbruch und vielleicht 

O 2 auch 


y 


% 
auch 





206 3: Robolt, Saflor, Schmalte. 


auch in fpätern Zeiten Arfenif, aber, fo viel 
ich weis, nicht ehr Kobolt, als bis man für 
dieſen in neueren Zeiten einen lateinifchen Nas 
men zu haben verlangte (?), und: damals 
denjenigen nahm, der nicht fchon andern 
Mineralien verliehen war. Die: befante 
Stelle des Plinius (*), worin Lehmann 
— den 


6 Ich vermuthe, daß Agricola zuerſt dieſen 
lateiniſchen Namen fuͤr Kobolt gebraucht hat. 


0) Lib. 33, 13. pag. 633: Caeruleum arena eſt. 
Nuius genera tria fuere antiquitus: Aegypti- 
um , quod maxime probatur. Scythicum, 
hoc diluitur facile; eumque teritur, in IV co- 
lores mutatur ,„ candidiorem nigrioremve, 
Praefertur huic etiamnum Cyprium. Acceflt 
his Puteolanum & Hifpanienfe , arena ibi 
confici coepta. Tingitur autem omne, & in 
ſua coquitur herba, bibitque fuccum. Rell« 
qua confeftura eadem, quae chryfocollae, Ex 
caeruleo fit quod vocatur lomentum ; perficitur 

id lavando terendove; hoc eft caeruleo candi- 
dius. — — Ufus in. erera, calcis impatiens; 
Nuper .acceflit & Veftorianum ab au&tore ap- 
pellatum. Fit ex Aegyptii levifima parte. — 
Idem & Puteolani vfus, praeterque ad fe- 
neftras; vocant coelon. Non pridem appor- 
tari & Indicum eft coeptum. — — Caeru- 
‚lei finceri experimentum in carbone, vt flagret. 
Zum Theil iſt diefes aus Theopbraft de la- 
pid. $. 97. genommen; ich will aber nur 
die Veberfegung anführen. , Caeruleum (xzux- 
vos) vnum eft nativum, alterum artificiofum, 
vt ia Acgypto.. Genera enint caerulei tria, 
Ar. 


3. RBobolt, Saflor, Schnialte 207 


den Kobolt gewiß zu erfennen meinte, ift ein 
fo fonderbares Gemeng, daß fich faum ers 
was mis Zuverläfjigfeit herausbringen läßt: 
Es ift wahr, es fiheint dort, wo er von mi⸗ 
neralifchen Pigmenten handelt, die Rede von 
einem blauen Sande zu feyn, der verfchiedes 
ne Abfälle der blauen Farbe gab, nach dem 
er gröber oder feiner zerrieben ward.- Das 
blaſſeſte Pulver hieß Lomentum, und dieß 
nimt Lehmann für Efchel an. Aber ich bin 
gänzlich der Meynung, daß cyanus des The’ 
phraft, caeruleum des Plinius. und chryfo? 
colla (5), die oden oft genanten blauen Kup 
fererden find, die man gemahlen und gemifcht 
baben mag. Ferner vermengt Plinius offens 
‚bar damit eine Fünftlihe Mahlerfarbe, die, 
nach meiner Meynung, wie unfere Lacke, ger 
wacht worden. : Denn er redet von einer ie 
u f * 


Aegyptium, Scythicum &Cyprium,. Optimum 
autem Aegyptium ad. meraciores inductiones. 
Scythicum autem ad dilutiores, Factitium au- 
‘term Aegyptium. Et qui feribunt de regibus, 
hoc etiam feribunt , quis regum pirämus 'artix 
ficiale caeruleum fecerit, natiyum ämitatus, m 
Aiunt qui pigmenta terunt, cyanum .cx fc ie 
cere quatuor colores ; primum ex tenuiffimis 
partibus candidifimum, fecundim vero ex 
‘ eraffifimis nigerrimum,. Hace autemi: ante 
fiung ; quem adınodum et cerufa, .; --, 


(?) Ariſtot. auſcult. mirab. peg. 123, . 
J O 3 


208 3. Robolt, Saflor, Schmälte: 


de, welche mit Pflanzen gekocht die blaue⸗ 
Farbe erhielt, und eben deswegen einiger 
maßen brennen fonnte. Alfo tie unfer 
Schürgelb. Mit diefen Pigmenten wurden 
Waͤnde bemahlt, manche Titten aber feinen 
Kalf, und durften deswegen nur da gebraucht 
werden, wo nur mit Thon (ereta) getüncht war, 
Den Ausdruck: vfus ad’ feneftras misbraucht 
Schmann als einen ftarfen ‚Beweis feiner 
Meynung, weil er ihn fo anelegt, als habe 
Plinius gefagt, Die eine blaue Farbe diene zu 
Färbung der Zenfterfcheiben. Aber gläferne 
Fenſter waren Damals noch unbefaunt, Ich 
vermuthe, Plinius hat nur fagen wollen, die 
eine Art Farbe dürfe man nicht an Defnuns 
gen bringen, wodurch Licht hereinfiele, weil 
fie, nämlich daſelbſt bald verſchießen wurde, 
Das wird, vorwehmtich: der Fall bey den mit 
vegetabilifchen Farbetheilchen bereiteten Lacken 
gemwefen ſeyn. | 


Alſo ih für meinen Theil finde in diefer 
Stelle feine Erwähnung der Schmalte, fo 
wenig als Hr. Hofr. Gmelin. Ich glaube 
auch wie er, daß die ftarfen und angenehmen 
Sarbenmifchungen, welche bey dem Kobolte 
vorkommen, eine Fentlichere Erwähnung ders 
felben in. den Schriften der Alten würden 
veranlafiet haben: - Würde nicht auch der 
Arſenik, der-fo oft dem Kobolte RN 

. wo 4 ı 


3. Robolt, Saflor, Schmalte. 209 


ift, viel Gerede von den gefährlichen Eigens 
ifehaften Diefer Mineralien verurſacht haben? 
Würden nicht Arfenif und Wifmuth früher 
bekant geworden feyn, wenn fchon-fo früß 
Kobolte bearbeitet wären? Sehr wichtig ift 
auch der LUmftand, dag man in den Gegen: . 
‘den, wo die Alten ihre Bergwerke hätten, 
und wo die mit dem koboltaͤhnlichen Blau 
bemahlten oder: gefärbten Alterthuͤmer gefun: 
den find, entweder jetzt noch: feinen Kobolt, 
oder erft in ganz' neuen Zeiten entdeckt hat. 
Man: weis noch nichts: von Aegyptifchen, 
Arabiſchen, Aethiopiſchen, Italiſchen und 
Cypriſchen Kobolten, und in Spanien (*) 
iſt dieſes Mineral erſt unter Philipp IV. zur 
erſt bemerkt worden. Hiebey erinnere ich 
noch einmahl daran, daß Cypern ehemals ſo 
reich an Kupfer geweſen iſt, daß dieſe Inſel, 
auch in mineralogiſchem Verſtande, die In⸗ 
ſel der Venus heiſſen konte; um deſto wenir 
ger darf man daran zweifeln, daß Das caeru- 
leum cyprium > r ofte ——— geweſen 
ſeyn. 


Aber die wichtigſte Urfache, n warum Leh⸗ 
mann, Pau, Gerber, Delaval und ander 
| oe ve(°) 


(*) Bomles Introducion N la hiftoria natural y ä 
la geographia. — de ‚Eipana, un 1775 


2: 399. 
| 9 — 


210 3. Robole, Saflor, Schmalte. 


:ze (9) den Alten den Gebraudy der Schmal: 
‘te, folglihd auch die Kentmiß des Kobolts 
zuſchreiben, ift Diefe, ‚daß man, wie gefagt, 
werfchiedene Alterthuͤmer, fomopl Schmelz⸗ 
werk als Malerey, antrift, worin ein Blau 
vorkoͤmt, welches Kobolt zu verrathen ſcheint. 
H. Ferber fuͤhrt blaue Glasſtifte in muſivi⸗ 
ſchen Arbeiten an (7). Delaval redet von 
alten Aegyptiſchen Glaswerken dieſer Farbe (*). 
Auch iſt bekant genug, daß die Chineſer und 
Japaner ihrem Porzellan: die ſchoͤne blaue 
Farbe kange vorher gegeben haben, ehr die 
Schmalte in Europa eutdeckt. worden, Auf 
‚den Mumien.ift ebenfals ein Blau, welches 
nach fo vielen Jahrhunderten wenig oder nichts 
won feiner; Lebhaftigfeit verlohren zu haben 
Acheint. Da folte man alfo wohl annehmen 
‚müflen, daß die Alten entweder nn 

“on Kobolt gebraucht baͤtten. | 


e Die 
(0) Recherches ** ſur les Egyptiens 
& les Chinois: Berlin 1773. I. p. 345: An 
experimental inquiry into the caufe of the 
changes of. eolours in an and coloured bo- 
dies by E. A. Delava London 1777..4 s 
"pag. LVE- 
(?) Briefe aus Walſchland. Prag 1773. 8 
2. ©. 114,136 223. ... 
(*) Blau emaillirte, Bildergen egyptiſcher Got⸗ 
heiten findet man auch in Marb, antig, dans , 
Ja gallerie de Drende tab, 190. 


3. Kobolt,. Saflor, Schmalte. 211 


. + Die erftie Meynung ſcheint in Abfiche - 
des Porzellans duch Duhalde (2) beftätige 
zu werden, als welcher von einer mine d’azur 
weder, und dabey meldet, daß die Chineſer 
ſich ſtat derfelben in neuern Zeiten zur Be: 
mahlung ihres Porzellans einer ausländifchen 
Farbe bedienen. Vermuthlich meint er zu: 
erft den Lazuli, und zuleßt die Schmalte‘, 
die in geoffer Menge von Europäern nad) 
China gebracht wird. Aber mir fcheint die 
Erfindung des Ultramarins zu neu, ihre An: 
wendung. zur Porzellanmalerey zu mislich, 
und ihr Preis zu fo einem ftarten Gebrauche 
zu boch zu feyn. Alſo ſaͤhe man fich faſt ges 
zwungen, der andern Meynung beyzupflich- 
ten, wenn nicht Hr. Hofr. Gmelin Durch che: 
‚mifche Unterfuchung (9) bewiefen hätte, daß 
es nicht allein möglich fey, dem Glafe und 
Der Glaſur durch Eifen eine blaue Farbe zu 
geben, fondern daß auch Die oben augeführ: 

Ä | ten 
(®) Defeription de empire de la Chine & de 

„ la Tartarie chinoife, a la Haye 1736. II pag. 
223, 230, 232. Ich habe aber oft gehört und. 
felbft bemerkt, daß das Blau auf dem neuen 
Chineſiſchen Porzellan. nicht fo fchön als auf 


dem ältern ift. 


(?) De caeruleo vitro in antiquis monumentis, 
In Commentationibus focietaris Gortingenfis, 
1779. vol. U. pa.  . ; 


2.5 





912 3. Roboit, Saflor, Schmalte. 


‘gen Alterthuͤmer, auf die man ſich beruft, 
nur Eifen, nicht aber eine Spuhr von Ke 
bolt zeigen. - Er bat felbft Verſuche angeftel: 
Jet, mit blanen Stiften aus einem Römis 
hen zu Mümpelgard gefundenen Fußboden 
von mufivifcher Arbeit, imgleichen mit der 
blauen Farbe, die fich auf. derjenigen Mu; 
mie befinder, . welche unfere Univerjirät als 
ein Gefchenf des Dänifchen Monarchen be- 
ſitzt (10). Auch hat er viele Arbeiten, wo⸗ 
bey durch Verglaſung des Eiſens eine blaue 
Farbe zu: entſtehen pflegt, angeführt. Dar 
Hin gehören vornehmlich die Rohſchlacken von 
der Königshütte am Harze, und ich felbft 
babe Schlacken von verfchiedenen Hütten, 
Die ſehr angenehm Blau find. Bulfanifche 
Schlacken von eben diefer Farbe aus dem 
Veroneſiſchen, WBicentinifchen und andern 
Gegenden Staliens führt H. Ferber an (21), 
wodurd denn. auch die Vermuthung des H. 
Leibmed. Bruͤckmann (72) Wahrfcheinlihr 
feit erhält, daß die Alten vielleicht auch fols 
he vulkaniſche Schlacfen zu ihrem Arbeiten 
gebraucht haben. Es ift vermuthlich, daß 
die Alten Durch die blauen Schladen n 
- 1⸗ 
(*0) In Commentationibus focietatis Gottingenfis, 
1781. vol. IV, p. 20, 

: (IT) Seite 30. | | 
("?) Beyträge zu der Abhandlung von 
Edelſteinen. Braunfchweig 1778.8* €. 55- 


3. Bobolt, Saflor, Schmalte. 213 


Eifenbütten zuerſt aufdie Faͤrbung des Glas 
fes mit Eifen geleitet worden, und daß fie 
in diefer Kunft eine Fertigkeit erhalten haben, 
die jeßt fehlt, weit fie. unfere Borfahren,. nach 
Erfindung des viel bequemen und- fichern 
Gebrauchs der ſchoͤnern Schmalte, aufgege⸗ 
ben haben. Bey allen dem Fan ich Doch nicht 
leugnen, daß ich diefen Verluſt beklagt babe, 
fo oft ich das Herlihe Blau in: den bemahlten 
Fenſtern zu Gouda, Goſlar und andern Or⸗ 
sen betrachtet babe, wie wohl die Schoͤnheit 
Durch die Durchfichtigfeit des Glafes und 
Durch das ftarfe von auffen ———— 
Licht ſehr ——— wird. — 


Ich komme nun auf die — der 
Koboltfarbe. Am Ende des funfzehnten 
Jahrhunderts ſcheinen die Kobolte in den nicht 
lange vorher aufgenommenen Bergwerken 
an der Sächfifhen und Böhmifchen Gränze 
häufiger als vorher gebrochen zu haben. Weil 
man anfänglich nichts daraus zu machen wu— 

. fte,. fo wurden fie als taube und unnüße Mi: 
neralien über die Halden geworfen. Die 
Bergleuthe fahen fie ungern, weil fie ihnen 
nicht nur vergebene Mühe machten, fondern 
weil fie auch oft wegen des arfenifalifchen Ge: 
halts der Geſundheit fchädlich wurden. Eben 
Damals fcheine auch die mineralogifche Ber 
Deutung des Worts Kobolt erft aufgefommen 

—* | zu 


= 


#14 3: Robolt, Saflor, Schmalke. 


zu feyn; wenigftens ‚babe ich fie noch nicht 
vor dem Anfange des fechszehnten Jahrhum 
Ders gefunden. Matheſius und Agricola 
fcheinen fie in Schriften. zuerft gebraucht zu 
haben. Friſch leiter das Wort von dem 
Böhmifchen Kow, welches Metall bedeuter;, 
ber; aber viel wahrfcheinlicher bleibe doch im: 
mer die Vermuthung, daß es aus cobalus 
gemacht fen, welches der Dramen eines Bergs 
geiftes war, der, nad) dem damaligen Aber: 
- glauben, den Grubenarbeitern äffere und :oft 
vergebene Mühe machte; und diefes Wort 
fcheine aus dem Griechifchen #oßwAcs. ent 
ftanden zu ſeyn. Vielleicht haben die Berg⸗ 
leuthe dieſen Namen dem Mineral aus Spott 
gegeben, weil es ſich gegen ſie faſt eben ſo 
wie der erdichtete cobalus verhielt; es machte 
ihnen oft vergebliche Hofnung und Arbeit" 3), 
| Man 


(3) Matheſius in der zehnten Predigt ©. 
501, woer von der cadmia fofhli redet: hr 
Bergleute heißt es Kobolt; die Teutſchen 
nennen den fchwarzen Teuffel, und die alten 
Teuffels Huren vnd Cadartin, alte und 
ſchwarze Kobel, die Vieh und Leute mit ibs 
rer Sauberey Schaden thun. — — Es has, 
be aber num der Teuffel und feine Hallraus 
nen ‚oder Drütten, dem Kobalt, oder der 
Kobalt den Zäuberin den Nahmen geben, ſo 
ift Kobalt ein giftig und ſchaͤdlich Metall. 
Agricola de animantibus fubterran. am Ende: 
Daemones, quos Germanorum alii, aut etiam 

Grae- 


3. Kobolt, Saflor, Schmalte. 215 


Man fol fogar ehemals in den Kirchengebei 
thern und Liedern Gott gebetben haben, er 
wolle die Bergwerfe und Bergleuthe vor Ko⸗ 
bolten und Blenden bewahren. 


Von der Erfindung aus dieſen aobolten 
ein brauchbares blaues Glas zu machen, iſt 
noch keine beſſere Nachricht vorhanden, als 
diejenige, welche Rlotzſch (12) aus den Pas 
pieren des Chriſtian Lehmanns befannt ges 
macht hat. Dieſer Mann, der Verfaſſer des 
hiſtoriſchen Schauplatzes des Meiſniſchen 
Obererzgebuͤrges, war Prediger zu Schei⸗ 
benberg, ſuchte mir größtem Fleiß Nachrich⸗ 
ten zur Geſchichte ſeiner Gegend auf, und 
ſtarb in hohem Alter 1688. Nach ſeinem 
Berichte follen Die Faͤrbemuͤhlen, damals als 
er fchrieb „ungefähr hundert Jahre alt newer 
fen ſeyn, und da er wohl erft nach Endis 
gung des dreyßigjährigen Krieges gefchrieben 

bat, 


Graeci, vogant Cobalos, quod hominum Kant 
imitatores. Cine bebräifche Ableitung von 
noßakog giebt Bochart Canaan I, 18. p. 484. 
Es fcheint mit den Wörtern söra und go- 
belinus einerley zu ſeyn; letzteres hat Orde- 
richs Vitalis im eilften Fabrhunderte für ben 
Namen eines Geifted oder Geſpenſtes ge: 
braucht. Siehe Menage in Diction 1. p. 661. 


CE) Samlung zur Saͤchſiſchen Geſchichte 
IV. ©. 363. 


— 


216 3. Robolt, Saflor, Schmalte. 


hat, ſo ſcheint darnach die Erfindung in das 
Jahr 1540 oder 1560 zu fallen. Er erzählt 


die Sache fo. Chriſtoph Echürer, ein Glas: 


macher von der Platten (welcher Orr jegt zu 
Böhmen gehört) zieht nach Neudeck anf die 
Eulenhütte, und macht daſelbſt Glas. Als 
er einmal zu Schneeberg ift, nimt er von 
den daſelbſt voraefundenen ſchoͤn gefärbten 
Kobolten einige Stücke mit ſich, verfucht fie 
in feinem Glasofen, und da er fiehe, daß fie 
fchmelzen, mifcht er Kobolte mit der Glass 
mafle und erhält dadurch ein ſchoͤnes blaues 
Glas. Anfänglich verfertigre er folches zum 
Gebrauche der Töpfer; mir der Zeit koͤmtes 
als Waare nach Nürnberg und von dort nıh 
Holland. Daſelbſt, wo um diefe Zeit fchon 
Die Glasmalerey ſtark getrieben ward (*), 
verftand man die Erfindung ſchon beffer zu 
fhäßen. Es famen darauf Holländer nad 
Neudeck, um die Zubereitung dieſes neuen 
Pigments auszuforfchen. Diefe beredeten 
mit groffen Verſprechungen den Erfinder nad) 
Magdeburg zu ziehen; wo er auch das Ölas 
ans Schneebergiſchem Kobofte gemacht Io 
0 — — aber 


) Guicciardini deſeriptio Belgii. I. Pag 
4. jagt: Vitro, quo pacto «olores impriman- 
tur. & incoquantur, Belgarum inyentum eh. 
Albinus in Meifnifcher Bergchronik, die er 

» 1589 heraus gab, nennet S. 159; Antorfer 
Schmelzglas. ee 


k 


| 


! 


⸗ 


3. Robolt, Saflor, Schmalte. 217 


aber er zog wieder zucüch, und bauete dar⸗ 
nach, um das Glas zu malen, eine Muͤhle 
mit einem Schwungrade (alſo eine Hand⸗ 
muͤhle), legte aber hernach dazu eine Waſſer⸗ 
müßte an. Damals galt der Zentner Farbe 
7 Thal. und in Holland so bis So Gulden. 
Su Holland find damals fhon acht ſolcher 
Färbemüblen gemwefen, welche’ die geröfteten 
Kobolte aus Schneeberg in: Tonnen erhielten. 
Die Holländer muͤſſen aber die’ Zurichtung, 
vornehmlich das Malen, viel befjer, als Die 
Sachſen gemacht haben. - Denn Churfürft 
Johann Georg ließ zwey Farbenmacher aus’ 
Holland fommen, und gab zur ‘Beförderung 
Diefes Gewerbes taufend Gulden ber. Dazu 
ward er vornehmlich durch die Bemerfung 
der Schneeberger vermocht, Daß dasjenige, 
was bey dem Roͤſten der Kobolte abtreift, 
und was man Speife nenner, noch färbens 
reicher also der geröftere Kobolt felbft fey. 
Bald darauf find. mehr Faͤrbemuͤhlen um 
Schneeberg erbauet worden. Hans Burgs 
hard, Känmerer und Kaufmann in Schnee: 
berg, Tegte eine in der Schlem an, wodurch 
die. eilf Mühlen auf der Platten ſehr litten. 
Paul Nordhoff, ein Frieständer und Anger 
Kopf, der auf der Zwittermuͤhle wohnte, 


mochte allerley Berfuche zur Verbeſſerung dee 


Farbe, befam ‚aber desfals viele Meider, 


Die ihn endfich von dort, wo er zchn Sabre 
Far⸗ 





218 3; Bobolt, Saflor, Schmalte. 


Farbe gemacht hatte, vertrieben. Er zog 
nad) Annaberg, legte daſelbſt im J. 1649, 
auf Borihub eines, Leipziger Kaufmanns, 
ein Forbenwerf an, wobey er Factor ward, 
uud brachte Dadurch die Annaberger Kobolte 
zur Benugung. Der Abfaß muß aber mit 
der Zeit. abgenommen haben, denn im 5. 
1659, als ſchon mehrere Beraftädte folche 
Mühlen: hatten, foll er go0o Zentner Bors 
tath gehabt haben. So weit Lehmann. 


:  Diefer Bericht erhält Dadurch einige Bes 
ftätigung,, daß Melzer (6) meldet, die 
Schneebergifhen Bergwerfe, welche erft in 
der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts ent: 
deckt worden, hätten gegen die Mitte deg 
fechszebnten Jahrhunderts dergeftalt abge: 
nommen, Daß feine Ausbeute möglich gewe— 


fen. wäre, bis nach dem Jahre 1550 wieder 
ein 


(9) Chriftian Melzer bergkläuftige Befchrei: 
. bung ber Stadt Schneeberg. Schneeberg 
1684. 4 * ©. 405. Eben dieſes ift au in 
ſeiner Hiforia Schneebergenfi, das ift, er: 
neuerte Stadt und Berg = Chronita der 
Stadt Schneeberg. Schneeberg 1716. 4 * 
Aus dieſen Büchern Fan man auch die Wer: 
fügungen kennen lernen, welche die Sädhjfis 

. > hen Churfürjten von Zeit zu Zeit zu Unter: 
ſtuͤtzung diefes höchft einträglichen Gewerbes 
und Handeld gemacht haben. Die neueite 
‚ Nachricht davon findet man in von Hofmann 
‚Abhandlung über DieCifenhütten. Hof. 1785. 4. 


beiden Ya: — 


5 


3. Robolt, Saflor, Schmalte. zı9 


ein: geöfferer Vorteil durch die neue Benuts 
zung der Kobolte gewonnen worden. Um 
diefe Zeit war. auch ſchon mit Holländern ein 
Eontract :gefchloflen. worden, wornach ihnen 
die: geröfteten: Kobolte überlaflen wurden. 
Lehmann (17) ſagt, aber ohne einen Zeugen 
anzuführen, daß fchon 1571 Gabaftian Preuß⸗ 
fer zwifchen Platte und Enbeuftocf eine Hüts 
te zu blauem Glaſe angelegt hätte: Boͤß⸗ 
lev (*?), welcher 1673 im 76ſten Jahre ſei⸗ 
nes Alters ftarb, giebe zu verſtehn, dag 
ſchon anderthalb Jahrhunderte vor feiner Zeit 
Kobolte ‘gewonnen und als Gaflor verhan— 
delt worden, daß aber die inländifchen Färs 
bemüblen Damals kaum vor; 6o Jahren ers 
richtet worden. Ich vermuthe demnach, daß 
man bereits im Anfange des fechszehnten 
Jahrhunderts CH) die geröfteren Kobolte (die 

et man, 


(77) Cadmiologia I. S. 14 
("®) Speculum metallurgiae politiffimum. Dress 
den 1700. Fol. # ©. 163. 


(*) SH fage im Anfange des ıöten Jahrhun⸗ 
derts. Dazu berechtigt mich folgende Nach⸗ 
richte in Melzers Bergkläuftige DBefchreis 
bung Schneebergd S. 469, die von andern 
nicht beachtet. zu feyn fcheint. 

Meter Weidenhammer, ein Frank , ift 
„arm anbero kommen, bat fid aber mit der 

„Farbe, ſo er aus denen Wifmuth — 

„gemacht, und in vielen Centnern, jeden 

u, Theil. WE für 





220 3. Robolt, Saflor, Schmalte, 


man, um fie unfentlicher zu machen, und 
um die weitere Verarbeitung zu erfchtweren, 
mit Sand gemifcht: Haben fol) den Hollän: 
dern überlaffen bat, und daß diefe durch neue 
Umſchmelzung oder wenigſtens durch feinere 
Zermalmung lange vorher die größten Borz 
theile gezogen haben, ehr man in Sachſen 
felöft, nach Holländifcher Weife, Mühlen 
angelegt hat. Noch jetzt ſollen einige Holläns 
der mit Vortheile teutſche Kobolte mahlen (*). 


In Schriften hat ſich die Kentniß dieſer 
blauen Farbe ſpaͤt verbreitet. Agricola kante 
das blaue Glas noch nicht, hat auch nicht 
die Zaffera genant, ſo wenig als Matheſius. 

| z Ä ' Auch 
für 25 Thal. nach Venedig verhandelt, als 

„ſo aufgekobert, daß er zu groffen Mitteln 

„kommen, und ein fchönes Haus am Marks 

„te aufgebauet. Sein Nahme ſteht in der 

„groſſen Kirche hinter der Ganzel im untern 

‚‚senfter mit der Kahrzahl 13520.” In Bes 

nedig wurden fon damals viele Schmelz« 

gläfer gemacht, und dadurch wird begreiflich, 
wie dem Dannuccio fo früh die Zaffera bes 
kant geworden. 


(*) Wie bald außer Sachfen und Böhmen 
Blaufarbewerfe errichtet worden , darüber 
habe ich mir noch Feine Nachrichten ange 
merkt. Daß mar 1698 einen Blaufarbens 
meifter nady St. Andreasberg verfchrieben 
hat, meldet Calvoͤr in Befchreibung des 
Mafchinenwefens am Oberharze, Hr ©. 202. 


3. Robolt, Saflor, Schmalte. 221 


Auch Albin, der freylich feine meiften Nach⸗ 
richten von jenem beyden Schriftftelleen ger 
nommen: bat, redet noch nicht davon, aber . 
da er fagt, daß Wiſmuth in Faͤſſern wieder 
zuſammen wachfe (1?) ,„ ſo fcheint er wohl 
den geröfteten und mit Saud vermengten Kor 
boft gemeint zu haben, der eingepackt wuͤrk⸗ 
lich ein fefter Körper wird, welches hingegen 
der reine Wiſmuth, der bey dem Möften 
ausgefchieden wird ‚nicht werden kan. Das 
nuccio » Biringoccio (22) „dee Ältefte 
Schriftſteller, bey dem ich noch zur Zeit dem 
Damen Zaffera bemierft habe, befchreibt zwar 
den: Gebrauch zur Färbung des Glafes,  nens 
net es aber nur ein fchweres Mineral, ob: 
ne es weiter zu erklaͤten. Sieronym. 
Cardanus (ZI) nenner Zaffera eine Erde, 

| 1 wels 


er) Meiſniſche Bergchronik ©. 133. Tit. 
10. 


(?°) La 2affera & un? altro mezzo minerale-pon- 
deroſo, come metallo, che per fe (olo non 
 fonde, & in cömpagnia di cofe vetrificate fa 
come acqua, & tegne in azurro tal che chi 
vuol tegner vetri, o dipinger vafı di terra 
vitriati di color azurro adoperä quefla, &a 
voglia dell’ artifice ferve nelle fopradette ope- 
rationi, ancor per negro, carlcandole di piu 
quantita di quefta, che per azurro non com 
porta. 


(2%) lib, 5. de fubril. 
22 


222 3. Robolt, Saflor, Schmalte. 


welche Glas blau faͤrbt; Caͤſalpin ſagt, ſie 
ſey ein Stein (22); und Jul. Scaliger 
muß auch nicht mehr davon gewuſt haben, 


fonft würde er es wohl dem Cardan vorge 


züct haben. Porta, welcher mit größtem 
Fleiſſe Kentniffen diefer Are überal ausforfc- 
te, nennet Zaphara figlinorum oft, aber aud 
er fagt nicht, was fie fey, hingegen befchreibt 
er, wie man fie ſchmelzen, geſchmolzen in 
Waſſer gieflen, zerftoffen, fieben und‘ zum 
feinen Pulver fchlämmen müfle, um fie zu 
kuͤnſtlichen Edelſteinen brauchen zu fönnenl2?). 
Mehr wufte auch Neri nicht, der ums Jahr 
1609 fchrieb (?*) und Merret, welcher in 
der Mitte des fechszehnten Jahrhunderts Ib 
te, geftand, er wiſſe nicht mas Zaffera fey, 
‚er glaube aber, fie fey eine neue teutſche Ev 
findung, menigftens käme die Zaffera aus 
Teutſchland, und fie fcheine ihm aus Kupfer 
und Sand, - vielleicht mit einem Zufaße von 
Galmey, gemacht zu feyn (??). Der erſte, 
welcher die Zaffera in Schriften richtig er 


klaͤrt und Die Bereitung ausfuͤhrlich beſten 


(??) Lib, 2. cap. 55. 

(?3) Magiae naturalis lib. VI, 4 . Franeful 
1591. 8 * pag. 271. 

(2%) De arte vitriaria cum Chrifl. Merreiti ob- 
fervat. Amſtelod. 1668. ı2 * lib, I. cap. 12. 
p. 32. 

(25) pag. 327. 


» 


3. Robolt, Saflof Schmalte. 223 


ben bat, ift, wie ich meine, Runkel in fei: 
nen Unmerfungen über Meri und Merret ges 
wefen (2°). Er fagt Zaffera heiffe bey den 
Bergleutben Zafloer und der Sand merde 
nur aus der Urfache beygemifcht, damit man 
Daraus nicht im andern, $ändern die blaue 
Stärfe, welche die Weiber brauchen, und 


von den Malern blaue Schmalte genent wir: 


de, nachmachen Fönne. 


Uebrigens iſt gar Fein Zweifel, daß nicht 
der Damen Zaflera aus CœOnon entftanden 
ift, welches Wort, nad) dem Verfall der grie— 
chifchen Sprache, für ex Peseos gebraucht 
ward (27). Alſo die blaue Farbe ift die Urs 
ſache diefer Benennung, welche zuleßt zu 


Saflor verdorben worden. Schmalte iſt 


das fmaltum, welches im mitlern Zeitalter 
ans dem teutfhen Worte Schmelzen für 
Schmelzglas gemacht worden. Sallopiys, 
der, fo viel ich weis, die Zaffera gar nicht 
genant hat, fagt.doch, Smaltum.fey Vene: 


digfhes Schmeljglas, welches zuweilen flat 


Edelfteine genommen würde (7°). Eſchel 
ſcheint 
ee Nürnberg 1743. 4* 

. 46. 


(*?) Du Fresne Gloffarium mediae Graecitatis. 
Lugduni 1688. Sol. * pag. 460. | 
(?®) de compofir. medic. cap.’ 47. Opera 1. 
P. 190. Auch Ports in magia natur. VI, 8. 
P 3 P- 27% 


— 


224 3. Robolt, Saflor, Schmalte. 


feheint nur von Afche abzuftammen. Man 
fagt , die Glasmacher laffen Holz äfchern 
oder zu Ufche brennen; Aefchericht beißt die 
Lauge. Die ſchwaͤchere blaue Farbe ſcheint 
dieſe Benennung veranlaſſet zu haben. Roͤſ—⸗ 
ler (22) ſagt, der Boͤhmiſche Kobolt ſey 
nicht ſo gut als der Meiſniſche, und ſeine 
Farbe fiele mehr aſcherhaftig. Daß der 
Schwediſche Bergrath Brandt (3°) zuerſt 
behauptet hat, daß Kobolt ein beſonderes 
Halbmetall enthalte, iſt bey deu Mineralos 
gen in fo friſchen Andenfen, daß es kaum 
erwähnt zu werden verdient, 


p. 278. nennet alle Schmelzgläfer, auch die 
zu mufigifchen Arbeiten dienen, fmaltos. Vor⸗ 
nehmlich aber verdient hier nachgelefen zu 
werden, was Reiske in feinen Anmerkun— 
gen zu Conflansini ceremoniale aulae Byzant, 
p- 65. über Smaltum der Alten gelehrt hat. 


€?) Speculum metallurgiae pag. 164, 
(3°) Ad, litter, & feient. Upfal. 1733. Wallerit 
 fyftema miner, II. p. 174. 


a 


4. Spigen, Ranten.  \ 227 


Spisen, Kanten. 


or fünfzig Jahren, - als noch zur guten 
Erziehung: des jungen Frauenzimmers 
Der Unterricht in mancherley nüßlichen und 
Fünftlächen Arbeiten gehörte, wäre die Bew 
murbung, daß wohl nicht alle Leſer willen 
moͤchten, wie die Spitzen gemacht werden, 
lächerlich gewefen; aber feit dem die meiften 
Demoifelles und vornehmen Jungfern nur 
Romane und Sonenale leſen, ift es gar nicht 
unwahrfcheinfich, daß mancher, dem doch 
der Umgang mit dem Schönen Gefchlechte 
nicht gefehlt bat, das Kmüppeln der Spißen 
nie gefehn hat. Deswegen wird mir erlaubt 
feyn, vorher etwas zur Erklärung derjenigen 
Kunft beyzubringen , zu deren Geſchichte ie. 
einen Fleinen Beytrag liefern will. 


"Die eigentlichen. Spigen oder Kante 
werden. nicht gewebt; fie haben’ weder Kette 
noch Einſchlag, fondern ihre Verfertigung 
gleicht vielmehr dem Stricken der Netze (filet) 
und der Strümpfe. Aber bey diefen iſt nur 
ein n einzige Faden, der zu ganzen Kleidungs⸗ 

ſtuͤcken 


226° 4. Spitzen, Kanten. 


ftücken geflochten wird. - Hingegen die Spit⸗ 
zen werden aus fo viel Fäden, als Mufter 
und Breite verlangen, geflochten, und zwar 
dergeftalt, daß fie allerley Zeichnungen ers 
halten, faft wie die Schnüre, die auch zu: 
weilen dDuchbrochen und nach einem Mufter 
gemacht werden, wie man an den modigen 
Stof » und Uhrbändern fehn fan. Um 
Spitzen flechten, oder wie es beißt, knuͤppeln 
zu koͤnnen, wird das auf einem Streifen 
Pergament abgeftochene -Mufter auf Die ges 
polfterte Knuͤppellade befeftigt; der Zwirn 
wird auf die nöshige Anzahl Spindeln, die 
man Knüppelftöcke nennet, gewickelt; Diefe 
werden von der Arbeiterinn Ddergeftalt über 
einander und durch einander geworfen, daß 
Die Fäden ſich um die in die Löcher des Mu— 
fiers gefteckten Nadeln fehlingen, wodurch 
Die mannigfaltigen Augen oder Defen ent 
ftebn, durch welche der Spiße die vorgefchrie: 
bene Zeichnung bewürft wird. Sehr fünft- 
lich ift dDiefe Arbeit nicht, auch ift die Erfin: 
dung nicht fo finreich als die Erfindung: des 
Strickens; aber fehr langweilig ift das Knuͤp⸗ 
peln, und es verlangt bey fehr feinen Zwirn 
und Fünftlichem Muſter viel: mehr Geduld, 
als die Verfeinerung der Sitten dem meiften 
jungen Frauenzimmer zu Handarbeiten: übrig 
gelafien hat, Dadurch ift denn dieſe Arbeit 
nur die kuͤmmerliche Beſchtcigueg pr | 


4. Spisen; Ranten. 227 


Maͤdgen geblieben, welche durch Geſchick⸗ 
lichkeit und Fleiß den Preis eines geringen 
Materials vielfacher erhoͤhen, als durch ir⸗ 
gend eine Kunſt bisher moͤglich geweſen iſt. 
Aber uͤber alle Erwartung ſteigt der Preis, 
wenn die geknuͤppelten Spitzen kuͤnſtlich durch⸗ 
genehet oder geſtickt werden, da fie denn im 
Sranzöfifchen den Namen points erhalten (7). 


Das Alter dieſer Kunft wage ich nicht 
mit. geoffer Wahrfcheinlichfeit zu beftimmen, 
und es wird mir nicht unerwartet ſeyn, wenn 
- andere. duch ihre Bemerkungen es höher hin 
auf bringen, als ich jeßt vermag. . ‘Ben den 
Griechen und Lateinern erinnere ich mich Feis 
ner Nachricht, welche hieher gezogen werden 
Tönte. ‚Denn. obgleich diejenigen, welhe 
Arbeiten dieſer Art Iateinifch benennen wol: 

Ien, 


(7) Eine volftändige Nachricht von diefer Kunſt 
‚findet man in Eneyclopedie, nad) der Pari⸗ 
fer Ausgabe in Fol. IV. p. 844, wozu bie 
Zeichnungen gehören in feconde. hivraifon ; 
feconde partie, Artikel: Dentelle. Ferner in. 
Encyclopedie methodigue. Manufadtures, Par 
Roland de la Platiere I. pag. 236. Diction. 
de commerce 11. pag. 52. Jacobſon Schau: 
platz der Zeugmanufackuren. IL S. 125. 
Manche -Spiten werden nad) Art der Bor: 
ten gewirfet, andere wie Marli gearbeitet, 
andere in ein zartes Geweb eingenehet; aber 
ich. rede hier nur v den gefnüppelten. - 

J | 


% . ⸗ 


228 4. Spitzen, Ranten. 


len, gemeiniglich den Ausdruck opus phry. 
gianum brauchen, ſo beſtand doch die Kunſt 
der Phrygier, ſo viel ich weis, nur im 
Sticken mit der Nadel (2). Auch darf man 
nicht jede kuͤnſtliche Verbraͤmung an Kleidern 
und Teppichen, deren man. bey den Alten er: 
mwähnt findet, Spigen nennen, wie doch 
Braun (3) und andere getban haben. Sn: 
zwiſchen qlaube ich gewiß, daß die genaͤheten 
oder geſtickten Spißen fehr viel älter find, 
als die gefnüppelten.: Man finder Derglei: 
chen. unter alten Kirchengeräthen; und zwak 
in fo groſſer Menge, daß fie nur von müffls 
gen Nonnen oder reihen Damen, die den 
Schöpferdamit zu befchenfen geglaubt haben, 
baben gemacht werden Finnen. Denn wenn 
ehemals von diefer Arbeit fo viel als Waare 
LE EEE Ä z ge: 
(2) Das beweifen die veltes phrygioniae, die 
ſchon oben ©. 65. aus dem Plinius ange: 
* führt find. Die Sticker, oder die folche ges 
ſtickte Arbeit: machten, hießen phrygiones. 
Bey Plautus Menacch. 2, 3, 72 will ein 
Mädgen ihren Mantel fticfen Iaffen: Pallam 
' illam , ad phrygionem vt deferas, vt recon- 
einnetur , atque veopera addantur, quae volo, 
Man vergleiche Aulul. 3, 5, 545 Non. Mar- 
eellus I, 16 und Ifidor. ı9, 22. Die Gries 
chen ſcheinen die Woͤrter xnevrstv und nara” 
sidav eben fo gebraucht zu haben, wie wir 
. das Wort Sticfen. 
(3) De veſtitu faverdor, Hebraeör. I. pag. 212, 
282. | 


4. Spisen, Kanten. 229 


gemacht wäre, fo müfte man von diefem Ge 
werbe ficherlich mehr Nachricht antreffen. 


Man lieſet hin und wieder, daß die Ver⸗ 
fertigung der Spitzen aus Italien, beſonders 
aus Genua und Venedig, nach Teutſchland 
und Frankreich gekommen ſey; aber dabey 
ſcheinen immer nur die aͤlteſten Arten, welche 
zum hoͤchſten Preiſe geſtiegen ſind, naͤmlich 
die geſtickten, gemeint zu ſeyn, wenigſtens ha⸗ 
he ich noch nirgend einen Ausdruck geſunden, 
welcher ſich auf das Knuͤppeln deuten ließe. 
In der Erzaͤhlung, wie unter Colbert ums 
Jahr 1666 die Spißenmanufactur in Paris 
errichtet worden, ift immer nur die Rede von 
den points (*). 


Ich wage zu behaupten, daß das Knuͤp⸗ 
peln der Spigen eine teutfche Erfindung und 
| zwar 


€) Der Gomte de Marfan, jüngfter Sohn 
des Comte d'Harcour, Tieß feine ehemalige 
_ Amme, die Demoifelle du Mont mit ihren 
vier Töchtern aus Brüffel nad) Paris kom⸗ 
men und verfchafte ihr das ausfchlieffende 
Recht zur Errichtung und Unterhaltung eis 
ner Spigenmanufactur in Paris. In fur 
er Zeit brachte die Dumont mehr als 200 
aͤdgen zufammen,, unter denen manche 
aus guten Familien waren, welche fo vor: 
trefliche Arbeit machten, daß fie den aus— 
ländifchen wenig oder nichts nachgaben. ©. 
La vie de Jean- Bapt. Colbert. Seconde edit, 
& Cologne, u 12 * pag. 154, 


230 4. Spisen, Kanten. 


zwar erfi aus der Mitte des. fechszehnten 
Jahrhunders ift. Ich halte nämlich die Er: 
zählung, daß es im Meifnifchen Erogebürge, 
zu St. Annaberg von Barbara, Chriſtoph 
Uetmanns Ehefrau, vor dem Jahre 1561 
erfunden worden, fo lange für wahr, bis fie 
binlänglich widerlegt worden. Diefe Frau 
iſt im Sabre 1575 im Sıften Jahre ihres Al⸗ 
ters geftorben, nachdem fie 64 Kinder und 
Kindes: Kinder gefehn hatte, Daß fie die 
Erfinderinn dieſer Kunft ſey, bezeugen alle 
Annaliften des Saͤchſiſchen Erzgebuͤrges ein⸗ 
muͤthig (7). Eben um jene Zeit ward das 
—— unergiebiger und das Mebens 

ver 


C) Die ältefte Nachricht fteht in’ Annaebergae 
vrbis hiftoria, audore Paulo Ienifio. Dres- 
dae 1605. 4 * 2 pag. 33. b. Hoc anno 156t 
filum album retortum in varias formas Phry- 
gio opere duci coepit, quod vt ad mediocrem 
ornatum adhibitum reprehendi minime poteſt, 
praelertim re metallica vehementer attrita, 
ita cavendum tamen, ne vanitati & luxuriae 
ferviat. Die 2. Nachrichten habe ih 

gefunden in C. Wielzer bergkläufti ige Bes 
chreibung ber Stadt Schneebergk. ‚Schnee 
berg? 1684. * ©. 471._ Ebendeſſelben Hifto- 
ria Schneebergenfis. Schneeberg 1716. 4 * 
©. 882. Tob. Schmidt chronici Cygnei 
ars pofterior oder en Chronik. 
wickau. 1656. 4. * I. ©. 384. Chriſt. 
Lehmann hiſtoriſcher EA des Obers 
erzgebirges. Leipzig 1699, 4 * ©. 771. 


4. Spizen, Kanten. - 231 


verdienſt, welches die Bergleuthe bis dahin 
‚getrieben. hatten, nämlich das: Wirken des 
Schleyers,, word. auch Durch Mangel des 
Abfages erfchmeret. Deſto begieriger ward 
diefe neue. Erfindung benußet, fo daß diefes 
Gewerb in kurzer Zeit unter den Weibern 
‚ and Töchtern der Bergleurhe: auf dem ganzen, 
Erzgebürge algemein ward, indem es glückte, 
Diefe neu erfundenen Gpißen, bey dem ges 
ringen Arbeitslohn, neben den Stalifchen in 
die Mode und in den Handel zu bringen. 


Hierbey babe ich mir. felbft den Zweifel 
gemacht, der wahrfcheinlich auch einigen Le— 
fern aufftoßen wird, nämlich ob der Barba⸗ 
ra Urthof wohl nur das DVerdienft der Bes 
kantmachung und Einführung diefes Gewers 
bes im Erzgebirge gebühre, wie Denn fehr 
oft derjenige, der eine Kunſt zuerft im ein 
Land bringt, daſelbſt als der Erfinder derfels 
ben gepriefen wird, wenn er fie gleich ſelbſt 
nur in andern Ländern, wo fie laͤngſt getries 
ben worden, erlernt bat... Allein daß dieß 
bier der Fall nicht fey, vermuthe ich deswe⸗ 
gen, weil ich nirgend eine Erwähnung diefer 
Kunſt, nirgend die dazu gehörigen Kunſt⸗ 
wörter vor der Mitte des fechszehnten Jahr⸗ 
hunders finden fan. Um diefen Grund im. 
feiner ganzen Stärfe vorzutragen, muß ich 
erft folgende Anmerkungen einfchalten. nn 

i er 


232 4. Spisen, Kanten. 


Der 'allergemeinfte .und beftimtefte Na⸗ 
men der Waare, von der ich rede, ift Spit⸗ 
ze, der gewiß daher entflanden-ift,, . weil die 
Spißen gemeiniglich gezackt oder gezähnt find, 
wie denn auch daher die Franzofen: dentelles 
und die Italiener merletti (von merlo, Zinne, 
Zacke) gemacht haben. Außer jener Benen⸗ 
nung bat man in, Miederfachfen auch. den 
Damen Kanten, weil vornehmlich die Kanr 
ten oder aͤußerſten Ränder der: Kleidungs: 
ftücke. damit befeßt werden. Die Arbeit 
felbft wird Rlippeln, Kloͤppeln, Klüp: 
peln, Rnuͤppeln, Rnoͤppeln genant, und 
dieſe Woͤrter ſind unſtreitig, ſo wie Knuͤtten, 
von Knoten, Knopf, knuͤpfen, gemacht wor⸗ 
den, weil die Arbeit vornehmlich darin be⸗ 
ftebt, daß die Fäden -dergeftalt Durch einan⸗ 
der gefchlungen werden, daß ſie fefte Knoten 
Bilden, Noch jest nennen die. Neherinnen - 
nöteln, knoͤpfeln, wenn fie Meine: Knoten 
machen, um der geneheten Sache eine Ver: 
zierung zu geben Die Vermuthung, daß 
das Wort von den Knüppeln oder den fleinen 
hölzernen Spindehr, worauf der Zmwirn ges 
wickelt wird, abzuleiten fey, wird dadurch 
widerlegt, daß man Knüppelholz und Knuͤt⸗ 
telftock fagt, und dadurch das Holz oder den 
Stock andeuter, womit gefnüppelt und ges 
knuͤttet wird. Das wäre ja Ärger als die 
Wurzel Radir und der Vogel Avis. == 


4. Spisen, Ranten. 235 


fagt wohl Knuͤppelholz, wenn man. folches 
Holz anzeigen will, weldyes nur aus Knuͤp⸗ 
peln befteht,. und dem Scheitholze und Klufts - 
holze entgegen geſetzt wird, aber das fan 
wohl nicht jene Ableitung vechtfertigen. 


Bon allen diefen Wörterm finder fich im 
jener Bedeutung noch keines in Joſ. Maa— 
ler Teutſchſpraach. Zuͤrich 1561. 8. Es 
iſt zwar freylich der gemeine Fehler der 
Woͤrterbuͤcher, daß ſie nur die bekanteſten 
Woͤrter, nicht aber die Kunſtwoͤrter enthal⸗ 
ten; aber wenn das Knuͤppeln damals ſchon 
ſo bekant geweſen waͤre, als es im ſiebenzehn⸗ 
ten Jahrhunderte geworden iſt, ſo haͤtten 
doch jene Woͤrter eben ſo wenig fehlen koͤn⸗ 
nen, als Sticken, Nehen (nayen), Kochen 
und andere, welche man dariu antrift. 
Wenn die Franzoſen die gefmippehten Spit⸗ 
zen, von den geneheten unterfcheiden wollen, 
fo nennen fie jene dentelles au fuſeau, und 
diefe dentelles a Yaiguille oder de point 
Den algemeinen Dramen dentelles finder man 
freylich früh, aber dentelles au fufeau habe 
ich noch nicht früher als in einer Verordnung 
von 1629 bemerft (°). Die Staliener fcheis 
nen unter merletti nur die geneheten zu vers 
ſtehn, und Bis auf neue Zeiten bin fein 
Beywort für die übrigen gehabt zu haben. 

. | Bey 
(°) De la Marc traitè de la police, I. pag. 427. 


_.%4 


234 4. Spiöen, Kanten. 
Bey Betrachtung alter Kleidungsftücfe babe 


ich entweder verfäumt auf dieſen Gegenftand 


zu achten, oder ich habe darunter feine ges 
knuͤppelte Spigen erfennen koͤnnen; und leicht 
ift es nicht beyde Arten allemal von einander 
zu unterfcheiden. An Malereyen und Zeichs 
nungen möchte es wohl gar nicht möglich) 
feyn. | 

Weil ich mich erinnerte, daß bereits im 


fechszehnten Jahrhunderte verjchiedene Mos 
delbuͤcher gedruckt worden, fo fuchte ich ihre 


Titel auf, um zu feben, wie früb Spitzen⸗ 


model vorfämen. Aber aus den Titeln al 
fein läßt fich niche viel fchließen, und die Büs 
cher felbft babe ich nirgend gefunden. Man: 


che mögen wohl ſchon längft vom Erdboden 


vertilget feyn, fo daß Fein Abdruck weiter 
vorhanden -feyn mag. Dennoch will ich Die 
mir befant gewordenen, die ich meiftens aus 
Draudius und andern alten Bücherverzeichz 
niffen geſamlet habe, bier anführen. Wer 
weis, wie fie einmal dienen Fönnen! Etwas 
fan ich Doch daraus auch für meine Behaup— 
tung fohlieffen (7). Man ſieht ine . 

odel: 


(7) Neuw Modelbudy von allerhandt art Ne⸗ 


hens und Stickens mit viel Mödel und Sta: 
len zugericht. Getruckt zu Franff. a. M. 
durch Nicolaum Baſſeum. 1568. 4 

Neuw 


' 


AXb Laden z 
Grup in 
‚cher Weiß 


tern fehr nüßlich end Fin 


lichen durchgefchnittenen Arbeit, 


ton. 


4.Spisen Kanten 235 


Modelle zu Spigen wenigſtens ſchon 1605 
in Buchlaͤden verkauft WER 
N i 


Neuw Modelbuch von ‚vielen artigen und 


kunſtreichen Moͤdeln zugericht. ‚Straßburg 
1572. 4-04 4345,08 Sn 


+ Neu Einftlich Modelbuch. von.allerband 


artlichen und gerechten Möbeln, auf ber 
„wirken, ‚oder ‚mit ber Zopfnabt, 
Fudenftid) v — gewoͤhnli⸗ 


auch 15923 auch zu Mompelgart 1599. 4. 


Neuw Modelbuch von allerhand art Ne: 
hens, Wirkens vnd Stickens, jetzt mit vie⸗ 


lerley Welſcher Arbeit, Mödel und Stechen, 


allen Steinmetzen er Kern, und Näs 

Pl A ic) a penen 
ugericht. Srankfurt 4 und ebenda= 
elbft.1599 beprikc KA Auch Ba: 


del 1597. 4, auch Frank. bey Math. Berker 
+ New Modelbuch von allerhand fonderbas 


ren fchönen  Mödeln von der jest — 

urch H. 
Vinciolo ein Venediger angeordnet. Straß: 
burg bey Bernhard Jobin. 1592. 4. auch 
Mompelgart bey Ludwig König 1599. 4. 


New Mobelbuch von vielen artigen vnd 
kunſtreichen Moͤdeln, zugericht, allen Naͤ— 


terin, Seidenſtickerin vnd andern, fo ſich 


kuͤnſtlichs Naͤhens, Wirkens oder ſtrickens, 

auch frembder Zuͤg oder Morißlen gebraus 

chen —— Straßburg durch An⸗ 
ertram, 1597: 4. 

Q Model⸗ 


zu machen. Straßburg. 1578. 4. 








236 4. Spisen, Rantem, 


iſt es, daß fie auf dem Titelblatt Zinnigen 
oder Spitzen genant werden. Es ſcheint 
| alſo 


Modelbuch von 500 allerhand kuͤnſtlichen 
Modeln, jetzund zum erſten mahl in Druck 
geben. Frankf. bey Spieß 1601 8. ⸗ 

Fewernew Modelbuch. Baſel bey Rd: 
sig. 16001 in 4. — | 

Johan Sibmachers Modelbudy in Kup⸗ 
fer gemacht, darinnen allerhand Art newer 
Mödel, von duͤn, mittel und dick ausge: 
fchnittener Arbeit, auch andern FTünftlichen 
Mehwerf zu gebrauchen Nürnberg bey 
Michael. Auifner. 1601, 


Modelbuch von 180 kuͤnſtlichen Modeln 
Auf allerhand Gattung, bey Latomo. 1601. 


in 4. 

Fünf verfchiebene volfommene Mobelbuͤ⸗ 
der, das erfte belt in ſich 400 ſchoͤne Mos 
dele allerley Nationen, deſſen ſich Näderin 
und Seidenſticker, als aud) Schreiner und 
Steinmetzen gebrauchen koͤnnen. 1604. Fol. 
das dritte, begreift liebliche Modele von als 
terley Art. in 4. Das vierte hat soo Mo: 
dele in 4. das fünfte begreift 180 beydes 
teutfche vnd welſche Modele, von Zopfnath, 
Ereuz vnd Judenſtich, aud auf Laden zu 
wirken. 1604. in 4. Alles zu Frankf. bey 
wilb. Zoffmann. 

Modelbuh in Kupfer. Nürnberg: bey 
Paul Raufmann. 1604. 4 - J 
Modelbuch von 180 Moͤdeln, Teutſche und 
Welſche. Desgleichen von auserleſenen Zin⸗ 
nigen oder Spitzen. Frankf. bey Math. 
Beckern. 1605. 4. 


e 


4; Spigen, Konten, 237 


alſo, daß man fie damale auch Zinnigen von 
Zinne gebeiffen bat; aber noch habe ich die: 
fes Wort fonft nirgend gefunden. Daß dar⸗ 
unter gefnüppelte Arten zw verfiehn find, 
vermuthe ich wenigfiens. Was die Arbeit 
auf der Lade feyn magi, Fan ich nicht erras 
eben. ft die Meblade oder Knüppellade 
gemeint? Ich vermuthe jene, und es ift freys 
lich wahrſcheinlich, Daß die noch ältere Mo⸗ 
delbücher nur von genebeter Arbeit handeln. 
Wenigſtens gilt dieß von des Vinciolo Br 
che, wovon de la Platiere (?) Nachricht 
| gege⸗ 
Modelbuch auf der Laden zu wuͤrken, oder 
mit der Zopfnat, Creuz vnd Judenſtich. 
Straßburg bey Joſ. Earolo;. 1607. 
Modelbuch, darinn allerley Fimftliche Bir 
fierung vnd Mufter artiger Züge vnd ſchoͤ⸗ 
ner Blumen, bey Henning Groffen bem 
jüngern. 1609. 1619 Fol. 
Schön! newes Model: und Spitzenbuch 
Sranff. bey Michgel Faber. 1617. Querfol. 
Les finguliers & nouveaux pourtraits du 
Seigneur Federic de Vinciolo Venetien, pout 
toutes fortes d’onvrages de lingerie, dedie ä 
la Royne; derrechef & pour la troifienie fois 
augment&s, outre le r&feau premier & le po» 
int coupe & lacis, de plufieurs beaux & diffe- 
rens portrais de refeau de point de con, 
avec le nombre des mailles, chofe non enco- 
re veug, ni inventee, A Paris par Fean le 
+ Glere le jeune.. 1588. 
.. (?),Encyclopedie methodique p. 237, wo auch 
einige er, nachgeſtochen find. 
2 


238 4. Spitzen, Kanten: | 


‚gegeben bat. Ich Habe es von hiefiger Unir 
verfiräts Bibliothek mit der Jahrzahl 1588, 
wie wohl unter der Zufchtift-des le Clerc 
1587 ftebt. Es befteht aus 19 Bogen in 
4, Die aber gar feinen Tert, fondern uur 
grobe Zeichnungen haben. Aus der Vorre⸗ 
de des Vinciolo fieße man, daß die Zeich: 
nungen vom Bogen L an zu Diefer Ausga⸗ 
be neu hinzugefommen ſind. 0m 








| 5 — 

Indianiſche Huͤhner. 
De⸗ dieſe Voͤgel, welche jetzt uͤberal ge⸗ 
zogen werden, aus einem andern 
Welttheile zu uns gekommen ſind, daran 
weifelt, wie ich glaube, niemand. Aber 
in Beſtimmung des Vaterlandes und der Zeit 
ihrer Ankunft in Europa, iſt noch ein groſ⸗ 
ſer Widerſpruch ſelbſt unter denen, welche 
daruͤber in neuern Zeiten Unterſuchungen an⸗ 
geſtellet haben (1). Ich will das, was ſchon 
| | | ” von 
‚() Zu dieſen gehören vornehmlich folgende. 
Perrault in mömoires pour fervir à P’hifloi- 
re naturelle des animaux *, welche den drit: 
“.“ ten 


5. Indianifche Hübner: 239 


von andern beygebracht iſt, mit dem, was 


ich mir ſelbſt angemerkt habe, vergleichen, 


und meine Entſcheidung dem Urtheile der ter 
fer. uͤberlaſen. 3 


Die Frage, ob die Griechen und Lateiner | 
diefe Indianiſchen Hühner. oder. Kalefuter. bes - 
reits gefant haben „hängt. von der ‘Heflimz 


nıung derjenigen Vögel ab, welche von ihnen 


meleagrides und, gallinae, Africanae genant 


find. Denn in. ‚der ganzen Ornithologie der 
Alten kommen feine andere Arten. vor, wel 
‚he uns Ddesfals. zweifelhaft. machen koͤnten. 
Es ift aber von Perrault und andern richtig 


bemerkt worden,. daß. alles, was. wir. bey 


den 


ten Theil von Den memoires de l’academ. roy. 


des fciences depuis 1666 jusqu’ a 1999 ausmas 


en. ’ s » 
Traist de, la ‚police ‚par..de da. Mare. Il. 


pag. 726. Ä 
Buͤffon Naturgefchichte der Vögel, nah 


der Berliner Ausgabe. IV. S.213 und 


39. 
Pallas fpicilegia Zoologica. Fafcic. IV. 
©. 10 *. | | ' 
Dennant in Philofophical tranſactions 
- vol. LXXI part. I pag. 72%. 
Pennant Arctic Zoology vol.. If. Birds 
pag. 294 *, wo wörtlich alles aus Den Philof. 
tranfat.:wiederholet ift. ze 
Mifcellanies..by Daines Barrington. Lon- 
don 1781. 4 pag. 127 * Ba 
Q3 BR 


t 


240 5. Indianiſche Hühner. 


den Alten von den meleagrides erzählt finden, 
fih nur auf die Perihühner (Nümida melea- 
gris Lin.), nicht auf die Indianiſchen deuten 
ĩaſſe, und daß die gallinae Africanae entwe⸗ 
der nur eine Abart der erſten, oder doch eine 
ſehr nahe verwandte Art ſeyn muͤſſen. Die 
tropfenaͤhnlichen Flecken, deswegen ſie aves 
variae und guttatae, und in neuern Zeiten 
Perlhuͤhner und peintades genant find, bejonz 
ders die Zeichnung der Flügelfedern treffen 
völlig zu, fo wie fie Clytus, der Schüler 
des XAriftoteles, ‚befchrieben hat (7); wie 
wohl man jet in den nördlichen tändern Perls 
huͤhner finder, in deren Farbe fih mehr weiß 
eingemifcht Hat. ber dieß ift eine Abwei⸗ 
hung, die überhaupt bey Vögeln, die außer 
ihrem Vaterlande ‚gezogen werden, nicht ſel⸗ 
ten ift, wie die weiſſen Pfauen beweifen, 
welche zuerft im Norwegen entflanden feyn 
follen. Der ‘gefärbte mit einer dürren Haut 
überzogene Helm auf dem Kopfe, ift eben: 
fals von Clytus fehr gut befchrieben worden, 

fo 


(?) Arhenaeus in Deipnofoph. lib. 14. p. 655. 
Die meiften Stellen der Alten von diefen 
Vögeln findet man gefamlet in C. Gesneri 
hiftor. avium pag. 46: und in Aldrovandi or- 
‚sithel, ib. 13. pag. 18... Wenn man die von 
‚ Perrault abgebildete Feder anfieht, fo wird 
man des Elytus name. 

er finden, als fie manchen Auglegern ge⸗ 
dienen hat. er \ 


* 


5. Indianiſche Suͤhner. 241 


ſo wie die gefaͤrbten fleiſchichten Anhaͤngſel 
am: Schnabel‘ (palearia carunculacea). Ju 
der Groͤſſe werden die meleagrides den größe 
ten Haushuͤhnern werglichen..n welches auch 
von Peribühnern wahr ift, und eben.fo muß 
man Dem Clytus zugeftehn „daß der federloſe 
"Kopf gegen den Körper faft zu klein ſcheint. 
Dicht weniger rechtfertigt: die ganzerwebhuhn: 
artige Geftalt und der miedergebogene Schwanz 
der Perlhühner das Beywort gibberae zu⸗ 
mal da in der That die Stellung der Federn 
dem Bogel einen‘ gemölbten oder erhabenen 
Mücken verurſacht Die Fuͤſſe gleichen den 
Fuͤſſen der Huͤhner, haben aber nicht den 
Sporm, den jene zu haben pflegen: Auch 
legen die Perlhuͤhner gefleckte Eyer, wie ſie 
Ariſtoteles beſchreibt, wie wohl auch dieſe 
bey der Wartung, die ſie in Europa erhalten, 
Abaͤnderungen leiden. Vor allen Dingen 
verdient bemerkt zu werden, daß beyde Ge: 
ſchlechter der meleagrides fo ähnlich ſeyn fol: 
len, daß fie Faum unterfchieden werden Fön: 
nen; ‚denn Diefer Umftand ‚widerlegt allein 
fhon diejenigen binlänglich, welche die me- 
leagrides für unſere Indianiſchen Hühner 
ausgeben ‚wollen., Unmoͤglich hätte Clytus 
in-feiner «mit Fleiß gemachten. Befchreibung 
die pofficlich'ftolgen Gebärden des Kalekuters, 
wenn er den Schwanz wie einen Fächer aus? 
breites oder ein Rad — Wa. mit den ge: 
A ſent⸗ 


a3 5Indianiſche Hühner: 


fenften Fluͤgeln an der Erde: hinrauſcht, ver⸗ 
geſſen koͤnnen, ſo wenig als die groſſen flei⸗ 
ſchichten Anhaͤngſel am Halſe und den Buͤ— 
ſchel langer ſchwarſer Hare über‘ der Bruſt. 
Auch das unangenehme Geſchrey und die zaͤn⸗ 
kiſchen Sitten der mieleagrides finden ſich bey 
den Perlhuͤhnern, welche, wie die Alten rich: 
tig angemerfe haben, ſich gern an Strößmen 
nd" Sümpfen aufhalten, wo hingegen die 
Kalekuter nicht gedeihen. © © ©... 9 
ET, 435. — 123 — — 
Die Alten verſichern, daß eigentliche Bas 
terland der meleagrides ſey Afrika (2), wo 
auch noch die Perlhuͤhner wild gefunden wer⸗ 
den, wo aber unſere Kalekuter niemals wild 
geweſen find. Wenn Schriftſteller Gegenden 
außer Afrika nennen, . woher jene Voͤgel ger 
kommen fenw:follen ,.: fo muß man bedenfen, 
daß fie. nicht nach Allen :tändern geradezu aus 
Afrika geblacht worden. Der Unterſchied, 
len ine den 


— 


FR | 
1149 


ur ‚8 te 3a 


) Plin, Strabo. Merkwuͤrdig iſt »folgende 
Stelle aus Scylaeis periplus p. ie, die ich 
bisher noch, nicht. in der Geſchichte der. me- 

‚„leagrides ‚genußt finde. Der Geograph re— 
det von einer Sce am Carthagiſchen Meer: 
buſen? eirca lacum nafcitiir arundo, eyperus, 
ſtoebe & juncuß, ' Ibi meleagrides aves fun; 
alibi vero nusquam, nifi inde exportatae, Ich 
meine, bieraus- laffe fich, die Luͤcke in Anci- 
goni Caryfiti hiftor, miräbil, tap. XI am bes 
ſten ergänzen. 


5. Indianiſche Zoͤhner. 243 


den Columella und Plinius (*) zwiſchen den 
meleagrides und gallinae Africanae:oder Numir 
dicae angeben, ift fo; gering, Daß er nnrzeis 
ne Abart andenten kan, und ſehr wahrſchein⸗ 
lich iſt die Meynung des H. Pallas (der man⸗ 
he herliche Beytraͤge zur Aufklaͤrung der al; 
ten Naturgeſchichte gelegentlich geliefert hat) 
daß die von ihm beſchriebene Numida mitrata 
darunter zu verſtehn ſey. Der rothe Helm, 
Den dieſe allemal hat und der. fie faſt allein 
vom gemeinen Perlhuhn unterſcheidet, ſcheint 
dieſe Meynung völlig zu beweiſen (').Gele⸗ 
ar. 5 gent⸗ 


C6) Columella VII, 2, 2. p. 634: Gallina' Afri- 
cana, quam plerique-Numidicam dicunt, me- 
.  leagridi ſimilis, nifi quod rutilam galeam & 
criſtam capite gerit, quae vtraque funt in 

' meleagride caerulea. Da 


6) Sch habe hier dasjenige von den meleagri- 

: "des angeführt, was zum Beweife dient, daß 
ſie Perlhuͤhner ſeyn koͤnnen, weil ich: nicht 
Luſt hatte, einen Gegenſtand, der ſchon 

| ' von- vielen berührt iſt, volſtaͤndig abzuhan⸗ 
dein, und weil-mir hier nur darum zu thun 

‚tft, daß fie nicht Kalekuter feyn Eönnen. 
Sonft wäre zur Gründlichkeit noͤthig gewe⸗ 

fer; alles. in einzelnen Säten mit den 
Morten der Schriftfteller, anzuzeigen, was 

man von Diefen Vögeln, bey den Alten ans 
trift. So wie ichs jet gemacht habe, und 

Ä wie viele andere es gewöhnlid) machen, Fan 
dder Leſer zum ungegruͤndeten Beyfall vers 
835 fuͤhrt 


244 $. Indianiſche Gühner: 


gentlich will ich noch anzeigen, daß Buͤffon 
irrig behauptet, die Perlhuͤhner, weldye doch 
von Griechen und Römern gezogen worden, 
wären im mitlern Zeitalter in Europa wieder 
ganz ausgeftorben. Denn man findet fie in 
Englifchen Nachrichten ums Jahr 1277 uns 
ter den Namen Aves Africanae, Afrae (6). 


Aber daß die Alten unfere Kafefuter : gar 
nicht gefanthaben, wird noch vielmehr durch 
die zahlreichen Zeugniffe der Geſchichtſchrei⸗ 
ber und Reifebefchreiber beſtaͤtigt, ur” vers 

a ichern 


führt werben , -weil ihm dag, was der Bes 
n bauptung nicht günftig iſt, leicht verſchwie⸗ 
gen ‚werden Fan. - Das ift doch hier der Fall 
nicht; nur weiß ich nicht: mit ‚Gewisheit, 
ob die Perlhähner negen ihre Zungen ſo lieb⸗ 
los find, als die meleagrides feyn folfen, und 
ob ihr Geſchrey, welches ich- oft genug ‚ges 
hört habe, und welches freylich Jäftig ift, 
mit dem. ununaedeıv des Pollur V. G. 90. 
uͤbereinkoͤmt. Auch übergehe ich die Neben 
frage ,_ ob die ddsurpvoves yaysdss weyısor 
des Aelians hift, an. XVI, 2. zu den Perl 
bühnern oder, wie Pennant will, ‚zu den 
Pavonibus bicalcaratis gehören. - _ 
() Kennet’s parochial antiquit. p, 287. Auch 
werden die meleagrides, welche Volateran 
:1510 zu Rom ſah, Feine andere -gewefen 
ſeyn. Aber die ganze Stelle verdient der Er⸗ 
waͤhnung nicht, - deren fie De la Mare ges 
würdigt hat. Commentarli vebani'tib, 25, 
:Pı 949 u. 


5. Indianiſche Zuͤhner. 248 


fihern, erfilich daß dieſe Boͤgel noch jetzt in 
Amerifa wild ſind; zweytens daß ſie aus 
Amerika nach Europa verſetzt find; drittens 
daß man. fie vor Entdecknug dieſes Welt 
theils in Europa gar nicht gefant hat, und 
viertens läßt fich aus ihnen zeigen, wie und _ 
wann fie nach den Ländern, wo man fie jegt 
als Hausthiere hält, gefommen find, Mir 
wenigftens fcheinen dieſe Beweife fo gültig 
zu feyn, daß mirs vorfömt, Darrington 
babe das Gegentheil behauptet, um nicht fo 
wohl durh Wahrheit, als vielmehr Durch 
Paradorie Beyfall zu erhalten, So wie alle 
Thiere ſich am leichteften da vermehren, da 
am größten , ftärfften und feuchtbarften zu 
feyn pflegen, wo ihnen die Natur ſelbſt den 
Aufenthalt angewieſen bat, das ift, wo fie 
urfprünglich wild leben, fo. finder man auch 
dieß bey den Kalekutern in Amerifa. Frey: 
lich ift es glaublih, daß die Zahl der wilden 
fich immer in der Berhältniß vermindern wer: 
de, in. welcher die Bolfmenge fich dort mehrt, 
in welcher Waldungen weggehauen und Wis 
fteneyen angebauet werden; auch ift es wahrs 
ſcheinlich, daß zulegt gar feine Wilden übrig 
bleiben werden, fo wie fchon laͤngſt alle Scha: 
fe, Rindoieh und Pferde in die Sklaverey 
der Menfchen gebracht find (7) Aber defto 
mehr 
(?) Diefe Betrachtung hat ſchon Varro de re 
ruſtica 1], 1. p. 238. gemacht, 


% 


246 5. Indianiſche Suͤhner. 


mieht verdienen Die Zeughiffe: derer, welche . 
zuerſt nach Amerika gefommen ‘find, und da: 
ſelbſt die wilden Kalekuter gefunden haben, 
in der Thiergeſchichte angemerkt zu werden. 


Der erſte, bey. dem ich fie gefunden ha⸗ 
be, iſt Oviedo, der ungefähr ums Jahr 
1525 ſchrieb (82). Er hat ſie mit der Reu⸗ 
ie 5 giers 
) AIch will die Stelle italienifch hieher ſetzen, 
aus dem dritten Theile der Samlung der 
Rei ſebeſchreibungen des Ramufio. Sommario 

“ dell” Ind. occid, del fig. Gonzalo di Oviedo. 
cap. 37°: -Altri pavoni, maggiori e migliori , 
;  *da mangiare, .e piu belli fi fon .trovati nella 


„coli gran coda, nè santo bella, come quei di 
Spagna, ma in tutto il refto della piuma fono 
belliffimi.-- Hanno il collo, e la tefta coperta 

di. una carnofitd fenza piuma, la quale mu- 

tano di diverfi.colori quande gli vien fa fan-+ 

„...tafia, e fpecialmente quando fanno Ja ruota, 
la fanno diventare molto roffa, e come la laf- 
cciano giu, la tornano gialla, e di altri colo- 
ti, e poj come nero verfo il: berrettino., e .al: 
cune volte bianca. Ha nella fronte fopra il 
becco a modo di un picciolo corno di una 
-poppa, il quale, quando fa la ruota flarga, 

. e,crefce piũ di un-palmo, A mezzo il am 

en ; ra, gil 


u 


$. Indianifche Suͤhner. 247 


gierde und Aufmerkfamfeit welche neue Ge 
genftände zu erregen pflegen, umſtaͤndlich 
beſchrieben, und weil er fuͤr dieſe bis dahin 
unbekanten Thiere keinen Namen wiſſen kon⸗ 
te, hat er ihnen denjenigen gegeben, welchen 
er ſelbſt von der Aehnlichkeit herleitete. Et 
nante fie eine Are Pfauen ,‚ und erzählt das 
bey, daß fie [hon damals, wegen ihres Mut⸗ 
jens oder wegen des fehr ſchmackhaften Flei: 
fches ,„ von den Europdern nicht allein in 
Neufpanien, wo fie zuerft gefunden worden, 
fondern auch in Neucaftilien und auf den In— 
feln gezogen oder gehalten worden, Auch die 
andern Voͤgel, Die er zugleich befchreibt, find 
folhe, die wir ohne allen Zweifel aus Ame: 
rika erhalten haben; 3. B: Crax aledtor. 
Lopez de Gomara, deflen Buch 1563 ae 
druckt iſt, brauche ſchon den Namen Gallo- 
pavo, und ſagt, er ſey ganz ſchicklich, we: 
gen der Aehnlichkeit mit dem Pfaue und dem 
Haushahne, umd der Vogel habe von allen 

| y Geflu: 


' gli nafee un fiocco di peli, groffo come un 
dito, li quali peli fono''ne 'pid, n& mänco, 
‚ehe quelli della coda di un cavallo, di color 

neri, € Junghi piü di um palıno, ' La carne 
di quefti pavoni & molto buona, e fenza'com- 
parazione migliore e piü tenera, che quella 
de’ pavoni di Spagna. So hätte doch Ovie— 

do unmöglich gefchrieben,, wenn diefe Vögel 
> Damals in Europa ſchon fo befant gewefen 
waͤren, als Berrington meint. 


- 


248 5. Tndianifche Zuͤhner. 


Geflügel in Meufpanien das fchmackhaftefte 
Fleiſch (9). Im Jahre 1584 fand. man 
soilde Kalefuter in Birginien (19), Im J. 
2564. traf fie Rene‘ de Laudonniere bey 
feiner Landung in Nordamerifaan(!T). Auch 
Fernandez rechnet fie zu den Maricanifchen 
Vögeln und bemerkt den Linterfchied zwifchen 
den wilden und zahmen (2), re 

| Cie⸗ 


(?) La mejor ave para cane, que ay en la nue» 
va Efpana fon los Gallipavos, Quife los lia- 
mar afli por quanto tienen macho de pavon, 
y mucho de gallo, Tiene grandes barvas, 
o paperas, que fe muda de ınuchas colores. 
Hifl. de Mexico pag. 343. on 

(9) Hakluyt Il. pag. 274. 

("*) Pennant beruft fich. desfals auf De 

Ä rg den ich ſelbſt nicht nachgefchiagen 
a e. 

(**) In Hiſtoria animalium novae Hifpaniae, 
die einen Anhang zu feinem Theſaur. rerum 
medicar. novae Hifpaniae. Romae 1651, fol. 
ausmacht, cap. 59. pag. 27: Huexolott gal- 
lus eft Indicus, quem gallipavonem quidam 
vocant, noruntque omnes; reperiuntur alii 
filvefires, duplo domeſticis maiores ; duriore 
& insuaviori alimonia, eaetera fimiles, qui 
interdum fagittis, interdum vero tormentorum 
bellicorum vi folent interimi. Sunt & femi- 

nae in fupradidlo genere cihuatotolin vorcatae, 
quae maribus funt viliores, etſi gratiffimo at- 

que falubri, alimento , cedente tamen ei , quod 

fumitur a noflwatibus, ob: humiditatem & 

| | pingue- 


5. Indianiſche Suͤhner. 248 


Eiefa (1?) fand fie auf: der Landenge von 
Darien Mu und Dampier in: Yucatan (14), 
| Zu Außer 


pinguedinem quandam nimiam & naufeam mo» 
ventem aliquibus delicatioris palati. Bars 
rington fagt, quem norunt omnes, hätte 
Sernandez nicht fagen können, wenn diefe 
Thiere. erft aus: Amerika befant geworden 
wären; denn, Merico ward erft 1519 befant 
und Sernandes fcheint ums Jahr 1576 ge: 
fchrieden zu haben. Ich geftehe, daß mir 
diefe Urfache ganz unwichtig fcheint , zumal 
da man weis, daß bdiefer Vogel in kurzer 
Zeit, wie mehr Amerilanifche Probufte, 
die algemeine Neugierde erregten, verbreitet 
worden iſt. Zu dem ift noch die Frage, ob 

. jene Worte mwürflich von Fernandez * find; 
man fehe, was ich im erfien Theile S. 440 
gefagt habe. 

(*?) Die. Reife des Cieza fteht englifch über: 
fest m Steven’s new collection of voyages and 
traveis, 


(**) Vol. I. P. 2. p. 65, 85, 1124. Leri fcheint 
te audy in Brafilien gefunden zu haben. 
Denn in bes de Caet Novus orbis. Lugd; 
Bat, 1633. fol. ® pag. 557, wo von Brafilien 
die Rede ift, fteht: Lerius feribit, duo ge- 
nera exquifitarum avium hic reperiri, quibus 
nomen eft Mouton, pavonum magnitudine , 
pluma nigra & leucopeata ; itemque maxiımam 
gallinarum „ quas vocant Indicas, multitudi- 
nem, quas barbari vocant Arignaoufau, ficu- 
‚ti nofirates vocant Arignaumiri. Aber. weil 
die Bezeichnung nicht deutlich ift, und der 
fleiffige Marggraf fie nicht unter den ei 
J nnli⸗ 





250 5. Indianiſche Hühner: 


Außer den vielen andern Zeugniſſen aus neu⸗ 


ern Reiſebeſchreibungen, welche ſchon Buͤf— 
fon angeführt har und ich hier Deswegen nicht 
wiederholen will, verdienen befonders noch 
die Nachrichten des Ralms und Smyths 
angeführt zu werden. rfterer, det 1748 
in Penfplvanien war, fagt: In den. hiefi: 
gen Wäldern laufen wilde. kalekutſche Huͤh⸗ 
ner herum. Diefe find von unfern zahmen, 
außer ihrer Wildheit, faft in nichts unter: 
ſchieden, als daß fie gemeiniglich etwas gröfs 
fer find, und eim rörblicheres, doch aud) 
fchmachafteres Steifch haben. Wenn jemand 


die Eyer von folhen im Walde finder und. 


fie unter zahme Hühner diefer Urt zum Aus: 
brüten legt, fo werden die Jungen mehren: 
theils gleichfals zahm; doch laufen fie auch 
wohl, wenn fie gröffer werden, weg. Da: 
ber befchneidet manihnen, zumalin den erften 
Fahren, die Flügel. Es find dieſe zahm ger 
machten Kalefuter gemeiniglich weit böfer , 
als die von Natur. zabmen. Auch die Wil- 
Den geben ſich zuweilen damit ab, fie zahm zu 
machen und bey ihren Hütten zu balten (15). 
Smpyrb verfihert,. daß eg in den. unange: 


baueten Gegenden binter Visginien und in. 


den 


flifehen Thieren — fo ſcheint dieſe 
Nachricht unficher zu ſeyn. 


Es) Ralms Reife U. ©. 352. 


erfhökanifge‘ Bühne, 


den füdlichen Peobingen fo were 
kuter gebe, dag fi aß fie im Heerden von. — | 
fend Stud and ara ‚angetroffen, wert 
den arg —2* 13 


(Bi Bin ic, 2 ‚date nos Ibin 1 ” 


Dieſe Zeug ugni un 
Wichtig und; ab — 
iu a vom Sm 






Ah in andere Kinder der Be Wa⸗ 


ten fie ſchon vor ’oielen Jahrhunderte aus 
Aften oder Aftifa gefommen, fo würden fie 
Lingft in Italien gemein uhd von dere uber 

pa gebracht feyn. Aber auch dort finder 
man fie nicht vor Entdeefung von Amerika. 
un Petrus de Erefcenriis ſchrieb das ift 

im rzten — (#7), waren ſie dort 
gewiß noch nicht; denn indem he de Wartung 
aller Stonemifgen * auch ſo gar der 


Pfau⸗ 
2 Jan - 

@ 5 a —— * bh öf a by 

— bunden —* 2 Bände 
Baliniın y 


(*7) Er lebte uine Zabr 1280, Mar‘ findet 
von feinen ſchon oft angeführten Buche in 
"alten Bibliotheken, italtentfeje und teutſche 
— z. B. auf der Dombibliothek 
zu Maynʒ iſt eine teutſche vom Sehr, vr 
; —* eine lateiniſche von 1469. Fol. 

Kur, Theil. R 





252 5. Indianiſche Zuͤhner. 


Dfauen und Rebhuͤhner lehrte, fo würde er 
Die Kalefuter, die lange nachber im ſechs zehn⸗ 
ten Jahrhunderte auf Die vornehmſten Tafeln 


famen, nicht vergeſſen haben. Aber er hat 


fie gar nicht genant. Noch zur Zeit weis ich 
feine ältere Erwähnung in Italien als vom 
Jahre 7 da der Magiftrat von enedig 
in einer Verordnung zur Einſchraͤnkung des 
are beſtimte, auf welche Tafeln Judianis 
he Hühner, und. Rebhuͤhner kommen ‚durfz 
ten (A) Ums Jahr 1570 lehrte Barto⸗ 
* Scappi, der Koch des Pabſtes Pius 
in feinem Kochbuche verſchiedene Vor—⸗ 
— dieſen koſtbaren und vornehmen 
Vogel zuzurichten (17). Wie ſelten er da: 
mals 


an Diefe Verordnung findet + man in Lettere 
di Antonig Zanon. In Venezia 1763.8. ‚Tom; 
l. p. 34 *E parimenti non fi poflono in, det- 
ti conviti metter in tavola pernici e galli, eis 
chiamiamo d’india, 


69 Opera di M. Bartolomeo Scappi cuoco 6. 
creto di Papa Pio V. Im Veneria: 1476. 4, * 
Haller bat in Bibliorh. botan. I. p. 343. uns 
richtig Florenz ftat Venedig genant. Lib. V 

* . €aP. 36. p. 346: Per farc pafticci di pauoni 
-, nefrali, Gallı d’India & altri volatici. Cap. 
393 Per fare pafliccio di pollancha d’India. 
Das Exemplar, was auf unferer. Univerfis 
täts Bibliothek vorhanden ift, hat 18 Kup: 
fertafeln, welche bie verſchiedenen — 
gera⸗ 


5. Indianiſche Suͤhner. 253 


mals noch geweſen ſey, erhellet auch daraus, 
DaB man angemerkt findet, die erſten Kaleku⸗ 
ter, welche nach Bologna gekommen, waͤren 
diejenigen geweſen, welche gegen Ende des 
ſechszehnten Jahrhunderts der. Familie Bus 
oncompagni, woraus. der Damals regierenüe 
Pabſt Gregorius XH war, deſchente wor: 
| yon EIN 


Daß man in "England diefe ke v6 
nicht im Anfange des ſechszehnten Jahrhun⸗ 
derts gekant hat, wird dadurch febr. wahr? 
ſcheinlich, weil man fie noch nicht in. deraus: 
fuͤhrlichen Befchreibung eines groffen Feftes 
eines Erzbiſchofs genant finder — ſo = 
au 


geraͤthe ib: bie Arbeiten der Rs rſtel⸗ 
len. Darunter iſt auch ein Braͤtenwender, 
der vom Rauche getrieben ‚wird zu molinello 
a fumo. Dieſe Kupfer find mit guten, Jar: 
ben ausgemahlt, nnd. vornehmlich if Die vies 
le Bergoldung fehr gut gerathen. Sch vers 
muthe,. daß die Ralefuter ‘damals noch we⸗ 
nig auf landwirthſchaftlichen Höfen gehalten 
woͤrden. So finde ich "fie nicht genant in 
Trartato dell’ agricoltura di M. "Affrico ‚Cie 
mente „ Padovano, In Venetia 1592. 12: "wo 
doch von dem übrigen Geflügel gehandelt ift. 


. (29) Dieß erzählt Zanon, tagt Hat nicht, 
woher er es wiſſe. 


(3) In Larbam’s general: Gnopfie. of birds. 
Vol, 2. P. 2. pag.. 66; lt is certain that the 
| Rz name 


54 5. Indianiſche Sübner. 

auch noch nicht in der Verordnung, welche 
Heinrich VIH für die Haushaltung feines Ho⸗ 
fes machte, "worin gleichwohl alles Federvich 
für die Fönigliche Küche berrant ift (27). 
Gleichwohl follen fie um Diefe Zeit dahin ges 
kommen ſeyn, da einige das Jahr ı724, 
andere 1530 und noch andere 1532 aͤnge⸗ 
ben (23). Wenigſtens follenim Sabre 155g, 
ben einem groffen Schmaufe, junge türfıfche 
Hübner gewefen ſeyn (24) ; undums J.585 
werden fie ju den ae guten Gerich⸗ 
ten gezabl — 


es CHE In 

g,; ‚name does not oeeur in the lift of Archbifhop 
Nevil’s feat, nor is it mentioned in the Earl 

‚: of Northumberland’s Houfehold boek, fo late 
as.the year 1512. 


2) Man findet biefe — Verord⸗ 
nung in Archaeologia or mifcellaneous tradis 
relating to antiquity. Vol. 3. p. 157. 


: (23) Anderfon. Gedichte des Handels TIL. 
© ©. 518 und IV. ©. 131, 189, Hakluyt II. 
©. 165: nennet das Jahr 1532. und in des 
Barnaby Googe Art of husbandıy, was 
aber. erſt 1614 gedruckt: ift, fieht, fo wie tıt 
‚vielen teutfchen Büchern, das Jahr 1530. 


(aM Origines iuridiciales by Wülb. Dugdale. 
In the Savoy 1671. fol. * pag. 135. 


> Pennant führt aus Tufet fivehunderd 
point of hasbandry, men eime an: ü 
€£- 


5 Indianifche Zöhmer; 255 


+: In Frankreich ſollen, nach einiger Schrifte, 
ſteller Vorgeben, die Kalefuter viel früher 
geweſen fern: aber wenn man nad) ‘Beweis 
fen forfcht, fo finder man gar Feine. Am 
älteften macht fie Beguillet (2°), der ganz 


dreiſt 
Beefe, mutton, and porke, ſhred pies of 
the befht 
Pig, veale, goofe and eapon, and Turkie 

vwelldreſt; 
Cheefe, apples and nuts, jolie carols to, 
| .  heare, .. no: 
As then in the countrie, is counted good, 
cheare. 


Er fett diefe Zeilen in das Jahr 1585, in 
welchem auch’ das Buch wieder gedruckt wors 
den, aber da man ſchon eine Ausgabe von 
1557 bat, die Haller bibl. botan, I. p. 319», 
anführt, fo bleibt noch die Trage, ob fie 
nicht fhon in diefer ftehen. In der neuen‘ 
- Ausgabe von 1744.:8, die ich vor mir habe, 
fehlen fie gänzlich. na 


(2°) Defeription du duch® de Bourgogne. Par 
M -Conrsepee & Begnillee. "Dijon 1775. 8% - 
ol. 1. p. 193 5 und eben: derfelbe in Deferip- 
tion generale & particuliere de la France, 
"Paris 178i. fol. ®, In der Befchreibung von 
Bourgogne S. 196: e eft fous le regne de 
Philippe : le. hardi, que les gelines d’Inde fu- 
rent apportees d’Artois a Dijon en 1385, ce 
qui montre la fauſſeté de la tradition, qui 
en attribue Papport & l’Amiral Chabot au fei- 
zieme fiecle. Cent ans avant'Chabot, Jacques 
Coeur en: avoit tranfporte de. Turquie en fon 


4 


6 9 Indianiſche Hühner, 


dreift meldet; ſchon unter der Megierung 
Philips des Kühnen wären fie ums Jahr 
1385 nach : Dijon gefommen. ' Hätte der 


Franzos feinen Zeugen angeführt, ‘fo hätte - 


man erfennen fönnen, was zu diefem Irthu⸗ 
me Gelegenheit gegeben habe; aber jet fan 
man ſich faum des Argwohns erwehren, als 
babe er alles felbft erdichtet. Auch De la 
Marre irrer, indem er erzählt, die erfien Ka: 
lefuter in Frankreich wären diejenigen gewes 
fen, welche der. befante. Schatzmeiſter Koͤ⸗ 
nige Carl VII, Jaques Coeur, aus der $es 
vante mitgebracht, und auf fein Landgut in 
Gatinois gehalten hätte, nach dem er näms 
lich, auf Erlaubniß des Königs, wieder ins 
Reich zurücgefommen wäre. Aber diefer 


Coeur, welcher 1450 verwiefen ward , iſt 


niemals wieder zurück gefommen, fondern 
im Jahre 1466 auf der Inſel Ehio geftors 
ben (27), . Eben fo wenig. ift. die Machricht 


wahr,. welche Bouche in feiner Gefchichte 


von Provence gegeben hat (2°), daß Kene’ 
— oder 


chateau de Beaumont en. Gatinois, & Ame- 

ric Vefpuce en Portugal. Welche Unverfhämts 

heit, fo etwas ohne Beweis zu fagen! 

(??) Man fehe die Schriften, welche von dies 
fen Jaques Coeur befonders handeln und 
von H. Meuſel in Algemeiner Weltbiftos 
vie XXXVI. ©. 615. angeführt find. 

(2°) La.chorographie ou defeription de Pröven- 
ee, & l'hiſtoire chronologique du mefme pays. 


5: Indianiſche Zuͤhner | 257 


oder Renatus, König von Meapel und Her⸗ 
zog von Anjou, die Kalekuter zuerſt ins Reich 
bringen und zu Roſſet in Menge anziehen 
laſſen. Er beruft ſich dabey auf die muͤndli⸗ 
che Erzählung der Nachbaren, welche doch 
wider andere fichere Zeugnifle nicht gelten 
koͤnnen. Auch bat derjenige Bouche, der 
vor einigen Jahren auch eine Geſchichte von 
Provence geſchrieben, und darin vieles zum 
Lobe Des Renatus gefamler hat, dieſes Vers 
dienft gar nicht berührt, da er ſich Doch ger 
wiß der Erzählung ſeines Namensverwand⸗ 
sen bat erinnern muͤſſen (2°). Wären diefe 
Vögel fhon zur: Zeit diefes Könige, dee 
1480 geftorben ift, befant geworden, fo hät: 
ten fie unmöglich in Franfreich nach mehr 
als hundert Jahren fo fetten feyn koͤnnen, 


als . 


Par Honore Bouche, A Aixı664. 2 vol. fol. *, 
1. pag. 479: I fe plaifoit aufi fort 4 Vagri: 
eulture, comme à l’occupation la plus inno- 
eente. Il fut Je premier, d ce qu'on ecrit, 
‚qui introduifit en France les oeillets de Pro- 
vence, les rofes de Provins, & des Musgrees, 
des. paons blancs, des perdrix rouges, des con- 
nils blancs, noirs & rouges, & y rendit aufli 
fort familiers les cocgs d’Inde, dont il faifoit 
grand amas en Provence, & les faifoit nour- 
sir.au lieu de la galiniere :pr&s de Roflet, fe- 
lon la tradition du, voiſinafgee. 

(2°? ; Eflai fur V’hiftoire de -Provenee, A Maär- 
feille. 1785. 2 vol. in A 0.000: 


an R4 


258 5: Indianiſche Suͤhner. 


als fie wuͤrklich geweſen find. Wahrſcheinli⸗ 
cher iſt die oft wiederholte, jedoch nicht bes 
wieſene Nachricht, daß Philip de Chabor, 
der Admiral unter K. Franz 1, fie zuerſt nach 
Sranfreich gebracht habe. Chabotftarb 1543 
uud vielleicht bezieht fich darauf, was Scaz 
liger fagt, daß nämlich ſchon 1540 einige 
Kalekuter in. Frankreich vorhanden geweſen 
wären. Go viel iſt gewiß, daß baid nach⸗ 
ber Gyllius, der 1585 geſtorben iſt, die er⸗ 
ſte kunſtmaͤſſige Beſchreibung derſelben gelie⸗ 
fert hat, welche Geſner und Aldrovandus 
in ihre Ornithologien eingeruͤckt haben. In 
eben dem genanten Jahre 1585 gab Bellon 
Die erſte Abbildung. Um eben dieſe Zeit. be: 
fehrieb fie La Bruyere⸗ Champier , und: 
merfte Dabey ausdrüclich::an, fie. wären erſt 
Damals vor wenig Jahren nah Frankreich 
aus den Indiſchen von den Portugiefen und 
Spaniern entdeckten Inſeln gefommen (39), 

| —— Wie 


(?°) De re eibaria lib. XV. cap. 73. p. 632. 
Venerunt in’Gallias anrios abhinc ‘pancos aves 
quaedam externae, quas gallinas Indicas ap- 
pellant; credo, quoniam ex Infulis Indiae nu- 
per a Lufitanis Hifpanisque pätefatae pri» 
mim, invedtae fuerunt in orbem noftrum, 
quae pavones fere magnitudine aequant; fe- 
minae pennas mon habeit variegatas, pariunt 
ova auferinisainplitudine paria, candida, quae 
efui funt, Mares variis. eoloribus difinguun- 
tur 


sr Indianiſche Söhne, 279 


Wie bat doh Barringron behaupten moͤ⸗ 
gen, Daß der Franzos Oftindien, nicht Weſt⸗ 
Indien gemeint habe! Inzwiſchen müffen fie 
noch lange Zeit in Frankreich felten geblieben 
ſeyn; denn als K. Cark-IX im Fahre 1566 
durch Amiens teifete, ſcheuete ſich die Bür: 
gerfchaft nicht, ihm, neben andern. Gefchenz 
fen, zwölf Dindons zu fchenfen (?T).. Dar. 

| | | mit. 


tur, feminis ampliores, qui crifas erectas, 
vt gallinacei noftri, minime gerunt, fed car- 
noſum quidpiaın rubrum, quod etiam fub 
mento inftar paleariorum dependet , longi- 
tudine infigni, in quo illis excandefcentibus‘, 
‚ . & turbatis miros variosque colores eft fpedta- 
re; vix tamen coelum noftrum patiuntur, & 
difhcillime educantur.: Voraciores funt, ideo- 
que copiofo indigent eibario, Segnitiem. do- 
mini non ferunt, fed maxime infantes pulli, 
qui haud temere perveniunt ad adulefcentiam,, 
nifi fedula & asfidua- impendatur opera. Om‘ 
nino alites funt. Ich habe ſchon im zweyten 
Theile ©. 537. angezeigt, daß der Verf. 
fein Buch zuerft 1560 drucken laffen, aber 
ed ſchon 30 Jahre vorher auögearbeitet hat. 
Menn dieß im genaueften Verſtande aud) 
von der angeführten Stelle zu verftehn ift, 
fo müffen die Kalefuter fchon 1530 im Königs 
reiche gemefen ſeyn. Außer den oben anges 
führten. Ausgaben, befitze ich jetzt auch die, 
welche zu Frankfurt 1600. 8 gedruct iſt, 
wobey fich noch Fein Negifter befindet. _ 
‚(?”). Hifteire de la vie priv&e des Frangais par 


‚ Le Grand a’Außy. I. p.29%. 


266 5. Indianiſche Zuͤhner. 


mit ſcheint auch die oft wiederholte Nachticht 
uͤberein zu kommen, daß die erſten welſchen 
Huͤhner bey dem Vermaͤlungsfeſte dieſes Koͤ⸗ 
nigs im Jahre 570, als eine qroſſe Selten⸗ 
heit, auf die Tafel gebracht worden (22). 
Sehr algemein muß doch die Zucht dieſer Voͤ⸗ 
gel unter Earl EX noch nicht geworden ſeyn; 
denn man finder fie nicht in den Berordnuns 
ger von 1563 und 1567, in welchen doch 
alle Arten Geflügel genant find (?3). Im 
Sabre 1603 ließ Heinrich IV die Auffäufer 
beftcafen, welche die welfchen Hühner auf 
den Dörfern, ohne fie zu bezahlen, wegnah⸗ 
men, unter dem Vorwande, Daß fie folche 
für. die Königinn fuchten (3*).  Webrigens 
will ih noch anmerfen, daß ich bey dieſer 
Unterfuchung nirgend gefunden babe, "daß 
den Jeſuiten das Verdienft gehöre, Diefe 
Vögel in Frankreich einheimifch gemacht zu 
"haben (35). | 

Weil 


(32) Anderfons Geſchichte des Handels IV. 
S. 131. Beyflers Reifen Ti ©. 413. 


3) Delamare., 


(3*) Dieß erzählt Le Grand aus dem Tage: 
buche des CEtoile. 


(°°) De Vefprit (par Helvetius). Amfterdam 
1759. 172 * I p. 288: On lie, dant hannée 
litteraire, que Boileau, encore enfant, jouant 

i dans 


Eolerus (33) und andere, daß fhon 1530 


g: Indianiſche Zuͤhner. | 261 


Weil Teutſchland dieſe Amerikaner uͤber 
Andere Länder erhalten haben muß, ſo fan 
man fie auch bier nicht früher vermurben. 


Geſner, der feine Ornithologie ı5 55 heraus 


gab, feheint fie noch nicht einmal feldft ges 
fehn zu haben (?°). Michts defto weniger 
verfichern verfchiedene, 3. B. Serefbach (27), 


wel; 


dans une cour, tombe,' Dans fa chüte, fa 
jaquette, fe retroufe; un dindon lui donne 
lufieurs coups de bec fur une partie tr&s- de- 
icate. . Boileau en fut toute fa vie incomıno- 
de; & de-Ilä peut - être, cette ſévérité de 
moeurs, — — fa fatyre contre les fem-- 
mes. — — Peut - &tre fon: antipathie contre 
les dindons occafionna - t- elle l’averfion fecret- 
te qu’il eut toujours pour les lefuites, qui les 
ont apport&s en France. 


(°°) Ich ſchließe dieß aus folgender Stelle 
©. 465: Gallopavum aiunt vocem quandamı 
edere gallinaceae non difimilem nefcio quid 
erocitando; & in frigidis aegre ali. Minimum 
ex eis frudtum efle, fumptus in educando alen- 
doque & erde multum requiri. in cibo lautif- 
finos haberi, & principum menfis dignos, 


(3?) De re ruflica. Spirae Nemet. 1595. 8 * 
llb. 4. p. 640; Indicarum, vt vocant, avium 
recens apud nos vfus & educatio, Nam ante 
annum tricefimum fupra fefquimillefimum apud 
nos non funt vilae, neque veteribus arbitror 


notas, 


(33) Hausbuchs vierter Theil. Wittenberg 
1611.47 9,499. 


262 5.Indianiſche Zähnen, 


welſche Huͤhner nach Teutſchland gekommen 
find, und auch in demſelbigen Jahre ſollen 
fie. zaus Böhmen nah Schleſien gebracht. 
| fenn (??). - Bon den nördlıchern Ländern weis 
ich nur Pontoppidans Verficberung, daß 
fie ‚in. Dänemark bereits vor 200 Jahren ger 
. jind (* 9 


‚Da man jetzt dieſe Voͤgel auch in Aſie en 
und Afrifa antrift, fo ift es der Mühe werth, 
nachzuforichen, in welcher -Zeit fie dorthin 
gefommen find, zumal da einige diefe Welt: 
theile für das Vaterland derfelben haben aus: 
‚geben wollen. In China find feine andere 
Kalekuter, als welche dahin aus andern fäns 
dern gebracht find, wie Dubalde (*1) aus⸗ 
druͤcklich verſichert, wie wohler irrig hinzus. 
ſetzt, daß fie in Oftindien ganz gemein wär 
ven. Dach Perfien J ind ſie Armenianer 

und 


Ko Oekonomiſche Nachrichten der Schle: 
fiichen Geſelſchaft. 1773. S. 306. Schwenk- 
‚feld teriotroph. Silehae. Zu der Jubelfeyer 
der Univerfität Wittenberg im Jahre 1602 
wurden 15 indianifche oder calecutifche Haͤh⸗ 
ne gefauft, das Stuͤck für ı Sl. Sie wur: 
den zum Theil mit einer Zitronenbrübe zus 
gerichtet. S. Wittenbergifches Wochen: 


blatt 1788. ©. 258, 267. 
9) Naturhiſtor. von Dännemark. Ko: 


penhag. 1765. 4 * ©. 172. 
(**) Hift, gener. des voyages VI. p, 487. _ 


5. Indianiſche Suͤhner. 263 


und andere Kaufleuthe, ſo wie nach Batavia 
durch die Holländer, gebracht worden 62) 
In Perſien waren ſie noch zu Chardine Zeit 
fo selten, daß fie im koͤniglichen Thiergatten 


gewartet wurden” (43). "Im Koͤnihreiche 
Congo, auf der Goldkuͤſte am Senegal firtd 
feine andere, als die bey den Europätichen 
Faetoreyen gehalten werden. "Nah dem Pas 
ter von’ Bourzes find Feine im Köntgreribe 
| —** Mas 
(+2) Bell’s travels I; p. 112% »; 4, 
i. (+3) Voyages de Chardin. IV.’ p.'g4 Les poulers - 
« . d’Inde:;y-font &trangers & rares. Les Arme- 
niens en aporterent, il y.a quelque trente ans, 
un bon nombre de Conftantinople d Iſpahau 
qu ils donnerent au Roi par rareté; mais on 
leur die pour recompenfe , que les Perfans ne 
*  ‚fachant pas la maniere de les elever, on leur 
en donnoit le foin; & on les mit en diverfcs 
maifons un en chacune. Les Armeniens im« 
portunez du foin & de la d&penfe les laiflerent 
mourit; presque partout.. len ai vwü qui ve 
‚ noient aflez bien dans le territoire d’ifpahan 
a quatre lieu&s de Ja ville, chez de paisang 
Armeniens; mais pourtant en petite quantit&, 
Il y a des gens qui croyent que cet oifeau 
vient des. indes; mais au centraire il n’ y en 
a point du tour. U faut quiil foit venu des 
Indes occidentales, d moins qu'on ne I’ ait 
apellẽ cocq d’Inde, à caufe qu’ &tane plus 
grand que les cocds ordinaires, il reflemble 
en ceci aux cocgs des Indes, qui font plus 
grands que les cocgs ordinaires de tous les au- 
eres pais. . Alles dieſes liefet man auch im 
Tavernier Keifen LS. 105. 


266 5. Indianiſche Zuͤhner. 


oder tuͤrkiſchen Weitzens unterſuchen will, 
wird eben dieſes bemerfen, Da es doch) eine 
völlig erwiefene Wahrheit ift, daß wir Diefe 
Frucht aus Amerifa erhalten haben. Wie - 
ſchneil ift nicht der Tobaf algemein geworden! 
Sin Jahre 1559 famen die Samen nad) Porz 
tugal, und mit dem Anfange des fiebenzehns 
ten Jahrhunderts fieng fhon der Tobaksbau 
in, Oftindien an. Wenn aber der Engläns 
der behaupten will, diefe Vögel wären, wie 
ferde und Nindvieh durch die Europäer 
ach Amerifa gebracht, fo fönte man. den 
Yon ihm angegebenen Grund wider ihn felbft 
anwenden. Er müfte es denn auch unwahr⸗ 
ſcheinlich finden, daß dieſe Vögel in dem neus 
en MWelttheite fo gefchtwind gemein, zahlreich 
und wild hätten werden fönnen, als fie es, 
bey feiner Behauptung, nach den oben bey⸗ 
gebrachten Zeugniffen geworden wären. 


Weil zur Zeit des Kardinal Pers 
ron (47) viele ferte Kalefuter aus Languedoc 
nach Spanien jährlich verfauft worden, fo 
foll daraus folgen, daß diefe Thiere nicht zur 
erft über Spanien nach Frankreich haben 

| kom⸗ 

(#7) perroniana p. 67: Le coq @Inde eſt un 

O oifeau quia peupl& merveilleufeinent; de Langue- · 

. doc:ils ea mencht en Efpagne , ‚comme de 
auoutons. 


2udianiſche Büren . 207 


kommen koͤnnen Wunderlich Perron ſtarb 
1620. Da waren die Puter laͤugſt gemein) 
und) wer die Induͤſtrie Den Spanier kennet 
der wird es gang möglich finden; daß die 
Framoſen früher dis ſie Die Zucht dieſer Thie⸗ 
ge zu einem Gewerbe gemacspaben si, Wie 
falich wuͤrde man sehlieffem,ıtwennsman fagem 
wolte, Die Englaͤnder und Frauzoſen Föuren 
unmöglich: Die beſte Wolle ans Spanien era 
haften, weil dir Spanier die beften . 
von | und⸗ Frauzoſen kaufen. 
338 ‚Ni dass  yı5 19/96 mag nn 
Be) SON in iſt auch der Veweisys, —* 
durch Barrington die Kalekuter ſchon ins 
funfzehnte Jabrhundert erheben will; Er 
fuͤhrt naͤmlich aus Lelands Itinerary Volk: VE 
Pe Fan, daß inn Bu 1467. bey einem Gaſt⸗ 
mal unter Eduard. V aapons of⸗· Gteaſe auf⸗ 
getragen worden Ich kan dieſe Stelle nicht 
ſiuden, aber eigen mächtig und gu dreiſt iſt 
es doch, capons of GrealesincaponsofGreer 
ee Ju verwandeln * en pr K alelutet 
aus zugeben (7æ20 
3:0 13. u RTEL 10 3 su a ri 
Bam meiſten — mich, daß er Ge 
de: für, feine. Behauptung. ı ein © 
ie 


am iny — — 6: En er N o 


2@5] Tiieitinerary, of John Lelaud the Ant 
bs #.quaty.loyln; ‚nine, volumen, Thqe econd, edi- 
sniliipTe ‚Qnford d:7am 8.53 a srciie e 7 

un. Theil. S end 


are 


268 gs: ndtanifche Hühner: 


Biefer Vögel’ hat hernehmen mögen: Wären 
fie, fage:er, aus Amerika, ſo müften: fie 
Amerifanifche-oder Weſtindiſche Hühner heifi 
fen. Gleich als eb den neuen Gegenftänden 
Die Namen. mit Leberlegung gegeben würden. 
Aber fie erhalten folche oft, ehr man einmal 
weis, was: fie find und woher fie find. Es 
ift wahr Ray, Minſheu (4?) und andere 
haben fich Dusch: den Damen: Türfifche Huͤh⸗ 
ner verleiten laſſen, die Türfen für das Bar 
terland anzunehmen; aber: wer in Unterſu⸗ 
chungen diefer Art geübt ift, weis, daß fehr 
oft neue ausländifhe Sachen, tuͤrkiſche, 
welſche oder ſpaniſche genant find. ft denn 
der tütfifche Weigen aus der Türken? if 
denn Welfchland das Vaterland der welfchen 
Hühner? Gefegt, das die kalekutiſchen Hühs 
ner den Damen von Calecut hätten, fo ber 
wieſe dieß böchftens nichts weiter, als daß 
einnial jemand fälfchlich geglaubt Härte, dies 
fe Vögel wären aus Kalekut nah) Europa 
gekommen. Aber ich nermurhe,. Daß die Ber 
nennung Ralekuter, fo wie auch die Mas 
men Truchenne und Putjen, Puren, nur 
an nach 

(+9) Minsbeu's Ductor in linguas. "The guide 
> jnto tongues, 1617. fol. und Minfchaei emen- 
datio du&toris in linguas, 1625. fol. * p. som, 
719: avis ita dia, quod ex Africa, & ve 


non nullt volune alli, ex India vel Arabia ad 
nos allata, fit. Calekuttifch hun i, e, galline 
Calecustenfis, | 


5. Indianifhe Gühner. 169 


; nach dem Gefchrey und der Stimme des Bor 


gels gemacht worden, oder um es Mehrter ' 


auszudrücken, Daß es wvonwromerromuive 
find. Sonſt hat Chardin eine Vermuthung, 
die nicht ganz zu verachten ift (39). Er 
meint, man habe anfänglich dieſe Vögel für 
eine Art Haushühner angefehn oder fie damit 
verglichen, und ihnen deswegen Namen von 
Oſtindien gegeben, weil dort die allergrößten 
Haushühner vorfonmen, fo wie denn auch) 
Dftindien das wahre Varerland derfelben ift.' 


I 9 Siehe oben Anmerkung 43. ©. 263. 


Fi 








ww’ 7 4—æ TI 3 i . 


. DE) du TUT ORT: hm‘ 0 
ı FABT re * B u tt e r. un 
y ie Mich, dasnatürlichfte und algemein⸗ 
ſte Nahrungsmittel der Menfchens iſt 

eine Miſchung aus drey verſchie denen Be⸗ 
ſtandtheilen; dieſe ſind Molken, Butter und 
Kaͤſe. Die kaͤſichten Theile ſind ſchleimicht 
und gallertartig; die Butter iſt der ferte, oͤhlich⸗ 
te und alſo verbrenliche Theil; beyde ſind in 
der Fluͤſſigkeit, welche man die Molken nen— 
net, nicht eigentlich volkommen aufgeloͤſet, 
fondern vielmehr nur, mie in den Emulſio⸗ 
nen, zertheilet und verbreitet, deswegen ſich 
auch diefe Beftandtheile, ohne fünjtliche Bor: 
bereitung, ſchon durch die blofje Rube fiheir 
den. Alsdann begeben ſich die öhlichten an 
die Dberfläche, und machen daſelbſt das, 
was man Rahm, Schmant oder Sahne nen; 
net. Nach der Gerinnung, welche bald dar⸗ 
auf zu erfolgen pflegt, trennen fich die kaͤſich⸗ 
ten Theile von den Molken. Dieſe Trenu⸗ 
nung wird auch in verfehiedener Abſicht Durch 
Fünftliche Zufäße bewürft, wodurch denn die 
Produfte, oder vielmehr Edufte, mancher: 
ley Abänderung leiden. Der Fäfichte Theil 
ur Zu wird 





6. Bütten art 


wird ausgedencft, mit Salz, auch wohl mir 
Gewürzen gemifcht, " geformet, abgetrocknet 
und unter Dem Namen der Käfe verbraucht, 
welche defto beſſer feyn können, je mehr but: 
terige Theile man ihnen gelaffen hat. Det 
abgenommene Rahm wird durch hinlängliche 
Bewegung, in den fo genanten Burterfäßern, 
von den Molken und den Fäfichten Theilen 
gefchiedem, und dadurch zur ang item 
Butter gemadt. 


Diefe , fo gemeim auch jege ihr Gebrand 

im größten Theile von Europa’ ift,ift den 
Alten gar nicht, ‚oder ſehr unvolftändig bes 
kaut geweſen (2). Zwar haben die aͤltern 
Ueber⸗ 


> — ſind mir folgende Unterſuchungen 
bekant 

Martini "Schoockii tractatus de 'butyro, ac- 

‚ceffit eiusdem diatriba de averlatione cafei. 

Groningae 1664. ı2 *, 

H. Conringii de habitus corporum Germa- 
nicorum antiqgui & novi cauffis. Helmeſtadiĩ 
1666. 4 * und eine neue Yusgabe: cum 
annotationibus ‚o,; Phil, Burggravii Gil. Fran 
cof. ad Moenum, 1727. 8 * wo jedoch kein 

» neue. hieher. gehörige Anmerkungen vorkom⸗ 
men. 

54 2 Wolfe etymologicon. Art. Butyrum, * 
Trek de la police par Delamare. liv. V, 
% 


P-,799. 
=, "70h, HWaltheri differt, de butyro. Altor ſũ 
FR 1743. —5 
8 &4 a 





w u 704 
Gr a r 


—f — — 


272 6. Butter. 


Ueberſetzer der hebraͤiſchen Bücher (1), darin 
die Erwähnung derſelben zu finden gemeiut(2) 
aber jeßt-find Die gründlichften Ausleger darüs 
ber einig „ daß das Wort IND, chamea, 
Milch oder Sahne oder ſaure, dicke Milch, 
wenigftens nicht Butter bedeute (?). Offen⸗ 
bar. iſt darunter etwas flüffiges zu wer 
ſtehn; deun Chamea fol zum Wafchen der 
Süffe dienen, foll getrunfen werden und bes 
raufchen; wie denn die gegobrene Pferdemilch 
wuͤrklich berauſcht. Stroͤhme von Milch laf 
fen ich deufen, nicht aber Ströhme von But⸗ 
ter. Der Fehler ift Durch die fiebenzig Dof 
metfcher veranlaffet worden, die das hebräi: 
fhe Wort durch Bourveov gegeben‘ haben. 

| Die 


Conr. Gesneri libellus de lade & operibus 

ladariis , cum epiftola ad Avienum de mon- 

- tum -admiratione , 1543. 8. Dieſen Eleinen 

Tractat habe ich) bisher vergebens gefucht , 

und ich würde es mit großem Danfe erfen- 

nen, wenn ihn mir jemand verfchaffen oder 
leihen mwolte. % 


c) Bockare hierozoie. II, 45. p. 43 


(2) 1..Mof. 18, 8. V, 32, 14 Richter 5, 
25. II, Samuel 17, 29. Jeſaias 7, 15, 
22. Hiob 20, 17 und 29, 6. Sprüde Sa: 
lom. 30, 33- 


» (2?) Michaelis fupplementorum ad lexica hebrai- 


ca pars I. p. 807 und befien Moſaiſches 
Recht $. 291 und 205. 





6. Butter. 273 


Diefe, welche ein Paar Jabrhunderte nad 
dem Hippotrates und zmar in Aegypten lebr 
ten, fonten, wie auch H. Michälis anmerkt, 
fhon Butter kennen , oder davon gehört has 
ben; wiewohl es fehr wahrſcheinlich iſt, 
daß fie Sahne, und nicht unſere gebraͤuchli⸗ 
che Butter gemeint haben. Wer nad) den 
gemeinen Weberfegungen urtheilen wolte, der 
würde in den Sprüchen Salomons fogar Die 
Bereitung der Butter duch Schlagen zu fin 
den meinen; aber die Worte heiſſen: preflio, - 
fridtio mulgentis educit lac; alſo iſt von Mil 
chen, nicht vom Buttern, Die Rede. 


Die ältefte, aber freylich noch dunkle 
und zmweifelhafte Erwähnung der Butter iſt 
in des Zerodots Erzählung von den Geyr 
then (*2). Diefe, ſagt er, gieflen Die Pier | 
ea — e⸗ 


ram IE 8. p. 281: Pofteaquam emulxere 
Su ,„ in cava vala lignea diffundunt ; & com- 
‚pungentes ad illa vafa coecos lac agitant (do · 
ydovoı 70 Vai), euius quod ſummum eſt, 
delibatur,, pretiofinsque habetur; vilius sutem 
wod‘ ſubſidit. Daß Hovasıy ſchuͤtteln oder 
„schlagen bedeutet , iſt wohl nicht zweifels 
. "Baft. Theocrit braucht ed von ber ſtarken 
Bewegung der Bäume durch einen ſtarken 
Wind ; auch wird ed von Bewegung des 
Meers beym Sturm gebraucht, und in Geo- 
hs = XX, 46 pag. 1270. wird bey Bereitun 
Ä Brühe, die Garum hieß, gefagt, tie 
A : S— muͤſſe 


“ j u 
=e — De 


>, 65 Butter 


demilch incholzerne Gefälle, laſſen ſolche vVon 
ihren geblendeten Knechten ſtark bewegen oder 
ſchuͤtteln, und. nehmen dasjenige ab, welches 
ſich oben auffegt, als welches ſie für ſchmack 
hafter und ſchaͤtzbarer halten); als das, was 
ſich unter dieſem ſamlet.2MHier redet er aller⸗ 
dinge von einer Ausſcheidung der beſten Thet⸗ 
le der. Milch durch eine ſtarke Bewegung, 
und es scheint, man dürfe hier Butter vers 
ſtehn, zumal da der faſt gleichzeitige Hippo⸗ 
crates eben dieſeSache noch deutlicher 'er 
zaͤhlt. Die: Scythenu, ſagt dieſer, gieſſen 
die Pferdemilch in botzorn Gefaſſe und beie 
gen ſie ſtark; alsdann ſchaͤumt ſie, trennet 
ſich/ undo es ſetzt ſith das Fett) als der-leichs 
teſte· Theil / oben auf, und Wied! Butter ge⸗ 
nant.Das Aurere zit ſchweter/ und dicker 
welches durchgekneret oder gehörig beatbeitet 
getrocknet und Hippace genant wird. In der 
Mitte bleiben denn die Molken (5). Da 
z —— — 5* 1 x — — a find 


od un 3 Bi FI La rzenmenygn 

«N» müfferan ber Sorine geftellet;, oft geſchuͤttelt 
zu uoerDen ;(munubg: devödgieyın).. Hippocrates 
hat ichen dieß duch“ abısiv ind zupncasıv 
" eusgebrädk -, di totuss dl wepniht- 
„.(@%Y De” äörbis ib} 22" nacho der Fränkfurter 
Ausgabe von'ı 305: "RM V. SAbiſtud 
vero inſliter fe hᷣabet verid quod ‚ex lade 
mV equind’ Soythae -Conftermut, MAC ehlih'in vafa 
©" Nignea eava affuſum agitant, conturbatum vero 
; Ipumekitı at Teparatur } ’& x pihgde Wilden . 
u — quod 


nmubnaua 
ch 


3. —V — 
sm "pi { 


4 
si 


—— — a vu — 3 4* 
— Ion — — * — * — 2>- 3 ER — 
——————— — — * — = 
ml BE Frl Kur a "ren a . ne U U a 


©. Butt. ar 


ſind alſo/ wie mir deucht, gang deutlich But: 
ter, Kaͤſe und Molken angegeben worden. 
Vermuthlich haben die Seyhthen die Scheis 
dung der kaͤſtſchten Theile von den Molken 
durch Erwärmung der Milch oder durch ir⸗ 
gend einen Zufag befördert. Dieß ift denn 
auch das erftenial, daß die Benennung But 
ter vorfönte, welche Hippocräteg' noch einige 
mal nennet und zum Anßerlichen Gebrauche 
empfiehlt (6)Aber er hat dafuͤr noch eine 
ar, WEDER Ki = ande⸗ 
quod hutyrum vocant (d Bovrvpov nalkoved 

cum leye ſit, in fummo ſeponitur, grave vero 
craſſum ſubſidet, quod etiam ſeparante⸗ 
Becant. Quod cum coneretum ſiecatinn fue- 


24 v 


dium lochım)häben. ddledie, od yakzyroc, 
&y uiop Esiv... Immiumiit Pferdekaͤſe, wie 
Hippocrates felbft ausdrüdlich an einem an: 
dern Orte meldet. Denn in dem Buche de 
aere', locis & aquis, Sect. HT pag. 74 faot 
ser die Scythen trinfen Pferdemilch und efz 
fen Pferdekäfe, vivo WIE Urrav au Im- 
00: MEnNv ‚ToWyougw ,_ Toüro dis rupdg Irmwv. 
Man ſehe noch mehr Beweiſe in Foefiz oeco- 
nomia Hippocratis. Frangof. 1588. fol, % 
pag. 285. Beer in Befchreibung des alten 
Scythiens in Zufägen zur algem. Welt: 

+? , biftorie» UI. S. 76. ‚bat: bie leichtfinnige 
 Vermuthung ,. daß. imz&xy. unfer Wort 


m. 


—_. 


gebacken ſey. Osdioserklärt Hefochius dur - 


TON DIRT ur) EDisähevov Tod yaAxiroce 
0 18, Fee decom. Hip. p. 463. | 
»'>(%) De'naturaimulier.: dect: V. p.i37. De mor- 


Tayoa} 


rit Hippacen’vocant. Ladis vero ferum’me- 


vor bis mul. bect. V. Pr 235, Igı und an meh 
—— 568 rern 





276 6. Sutter. 


andere Benennung, und dieſe fcheint bey den 
Griechen ehr als jene in Gebrauch gemwefen, 
aber hernach veraltet zu ſeyn; ich meine zw 
»igsov, welches Hippoerates einige mal ger 
braucht bat (7). Daß diefes Wort Butter 
bedeutet, und zu Balens Zeit, nicht mehr 
gewöhnlich geweſen ift, ſieht man daraus, 
daß dieſer es in feiner Erflärung der veraltes 
ten Ausdrüde des Hippoerates durch Bourv- - 
. eo Üüberfegt hat (2). „Schon vor ihn hatte 
es Erotian in feinem Hippocrarifchen Woͤr⸗ 
terbuche eben fo erflärt, und dabey noch aus 
einem älteren Schriftftellee angemerft, daß 
die Phrygier die Butter rındgiov nenneten, 
von denen alfo die Griechen dieſes Wort bes 
kommen zu haben fcheinen (9)... Es ‚fömt 

| | uͤbri⸗ 


rern Orten. Alſo hat Voſſius in Etymolos. 
p. 84 unrichtig gefagt „daß Divforides das 
Wort zuerft gebraucht habe, 


(7) 3. B. De worbis mulier. lib. 2. p. m. 209: 
uAudev ra alv ro winsplw, und bald nach⸗ 
her 9. 210: neruukdca ro winspln — —- 
irıyplav ra Eins wındpiov. 


(8) Nach der Bafeler Ausgabe von 1538. Sol. 

V. p. 715: win&pıov Bourupov: | 
(°) Erotianus, in Lexico, wovon Sabricius 
Bibl. Graeca IV. p. 571. Nachricht giebt: 
wineplw, Bövröpw. ws nu) Apısopeung dv rolc 
dropvjnas Pyclv, örı Odac 6 ren | 
op 





6: Butter. . 277 


uͤbrigens gar felten vor, nicht bey Heſychius, 
nicht bey Suides, nicht bey Pollux (20). 


Bald nach dem Hippoerates lebte der 
Dichter Anaxandrides. Diefer hat die Hoch⸗ 
geit des Irhicrates und das dabey in Thrar 
<ien-gegebene Gaſtmal befchrieben; (denn er 
bheurathete die Tochter des Thracifchen Koͤ⸗ 
aigs Cotys); da, fagt:er, haben die Thras 
eier Butter gegeflen (*), weiche die Gries 
chen damals freylich noch für ein wunderliches 
Eſſen angeſehn haben. Dalechamp hat ganz 
anrichtig — ſtat — Iefen wol 
den ag 9? 


Unerwartet ift bey allen dem, dag Aris 
ftoteles die Butter gar nicht genans, ja, ihr 
ver 


3 weeet ræope da wngpev TO nalsloIas 

| Bovrupov. Si quidem Ariftophanes in com- 
mentariis refert,„ Thoantem ltacefium nar« 
rare: Bourupov vocari mın&piov a Phrygibus, 


(0) Aber Phavorinus fagt in feinem Didione- 
rio magno, Venetiis 1712. Fol. * pag. 603: 
mwın&piov, 70 Bourugovu, wape ro I’ar0xpd- 
rei. 


(#) Arbenaei deipnos. IV. p. 131: dumvaiv # 
"Eudpas Bodrvpov. 


(**) Cafauboni — In Athen. hb; 4. 


ap. 3. p. 248. Von Anaxandrides ſ. Far 
cü B, gr. I. P. 666, 740. | 


J 


84xButter. J 


zer: kaum nur gedacht hat, da man doch bey 
ihm ;orele richtige Nachrichten von Milch 
und Käfe antrift, welche eine forgfältige Be⸗ 
vbachtung zu:vercathen ſcheinen. Anfänglich 
‚giebt er nur zwo Beſtandtheile der Milch an, 
Den Zwäffeeichteim amd. den kaͤſichten, und erft 
nachher, wo mans gar nicht mehr erwarten 
folte „.» merft:gE' an, e8 gebe. auch noch in der 
Milch ein Fett; welches; unter gewiflen Um⸗ 
ſtaͤnden wie ein Oehl ſey (51). 
Billa"! nn’ X 4 
Bey Strabo kommen drey Stellen vor, 
welche hieher gehoͤren, aber nicht viel lehren. 
Er ſagt, daß die Luſitaner ſich, ſtat des 

Oehls, 
vr HT en 


— bn anim, III, 20. p. 384: av de yake 
vi # DE Pa 16 3 ’ EN “ 2222351 
‘exe Iixwpe vdarwdn 0 wuÄeiraı oBhog‘ nd} 
 gwuarwdsg, 6 xaleirzı rupos. Omne lac ha- 
bet fuccum aquofum, qui dicitur ferum, & 
invalterum; campulentum, qui: vocatur cafeus, 
11,7 Page 388 Uraager d’ Ev ro yalaarı Amapo- 
se Ev Tolg vernyooı Ylvercı 2Asıw.. 
» 4676. !lmeft: in lacte pinguedo, quae in con- 
‚ereto oleofa fir. So hat e8 Scaliger über- 
un ifetzt; Gaza aber for quae etiam concreto 
0 eleum prope trahit. Dunkel bleibt mir, was 
0 Fig wernysor eigentlich ſeyn fol. Die 
Vergleihung mit Dehl koͤmt aud) bey Divf- 
cCorides und. Plinius vor. - Vermuthlich hat 
Ariſtoteles nur fagen wollen, daß man das 
Fett der Milch in den Kaͤſen, welche aus der 
.» ‚fügen,  wenigftens nicht abgeramten.. Viilc) 
“gemacht würden, in oͤhlichter Geſtalt be: 
merke, und dieß iſt freylic) ganz wahr: - 


' 


6. Butter» r SER 


Oehls, der Butter bedienten; ehen daſſelbe 


meldet er auch von den Aethiopiern CAdc) 
und an einer andern Stelle erzaͤhſt er, daß 
die: verwundeten: Elephanten” dadurch die 
Pfeile aus: ihrem Körverimwegfchaffiten und 
fich, beilten , daß fie Butter ecuͤnken (3.335 
Ich geſtehe, Daß ich mich wundere, daß die 
alten Aethiopier Butter gefant Haben wie 
wohl es Jobus Ludolfus (4) .beflätigei 


Auch muß bemerkt werden, daß Ariſtoteles 


den Elephanten, um: ſich zu:heilen, michtt 
Butter, . fonderh — trinlen — —ãA 
yet 


(42) Lib, 3. p. 2332 vr”, ERnkıov - de Adurupw 
KORYTaLs Lib, ı7 p. 476: £sı ds. EAxıovs; 


"Bourupov no sep ‚ pro olco habent bufyrul 
& adipem. 


>) Lib. 25. p. 1031: Toaduao ds kord IR, 
Bein &Faxyeı yip' ra oidype: : Vülnerk! 
; bus butyrum potum auxiliatur ; ferrum enim 
eiicit. 


+) Hiflor. ‚Aetbiop. ib: 4 4, 13: Butyrüm)de 
caſcum optimum, vbi temperatusseft aer, con- 
Bcere poflunt Habeflini; quo ealidiores regio · 
nes alias carent, quia ob aeſtum diffieulter con- 
gelatur, verum.idoneis vafıs defituti, non 
niſi magno labore cögunt, quippe in "abro 
patulo lae tamdiu — donee in buty· 


 rum-coaguletun. 30 wi 03 un) (9) 
Suse 


65) Hiſtor. anim. VIII, 31. p. 977% ‚Eiephand 

non omnes oleum bibunt ;, at qui ‚bibyüt, 
‚quid in sorpus ab hoftibus. adadlum. Sr da 
potu elici praedicant. — 


330 6 Butter. 


dem auch Plinius gefolge ift (76); fo wie 


auch Aelian fagt, der Elephant genieife in 


dieſer Abficht entweder die Blumen des Oehl⸗ 
baums, oder Oehl ſelbſt (17). Arrian, dere 
hundert Jahre nach Strabo gelebt, und von 
den Kranfheiten und Heilmitteln des Elephans 


ten: alles in eben derjenigen Ordnung mie 


Strabo erzähle har, har dieſen Umſtand als 
lein ausgelaffen (19). : Sollte denn wohl die 
Stelle des Strabo aͤcht ſeyn? Aelian fagt 
jedoch an. einem: andern Orte, daß die Jus 
bianer. die Wunden der Elephanten mir Yur 
ter befchmierten (7°). 


Plutarch erzählt, daß eine Spartanerin 
zur Berenice, der Gemahlinn des Dijota 
zus, gefommen wäre, Daß die eine nach 
Salbe, die.andere nah Butter gerochen hit 
te, und daß fie fich beyde deswegen nicht hät 

| ur en 
(2°) Hifl. nat. VIII, 10. p. 440: Olei potu 
tela, quae corpori eorum inhaereant, decide- 
re ınvenio, 
| (7) Aiſt . anim. 1, 18: Elephantus oleae florem 


QAdiæc reacæc dySoc, J EAzıoy Euro) vel oleum 
ipſum guftans defixa EL expellit. 


(°) Indica p. 537 ed. Blancardi. Amftelod. 
4668. Be | 


ee Lib. 13. cap. 2 era uevro diæxplouo: 
75 Povröpw &ur&- deinde butyro ungunt. 


— — — 
— 


6 Butter. 281 


ten ausſtehen koͤnnen (29%). Hat man ſich 
dein damals mie Butter parfümirt? 


Aber weit wichtiger: ift mas Diofeoridee 
und Galen. von diefem Gegenftande : anges 
merkt haben. rfterer ſagt: gute Butter 
werde aus der. fetteflen Milch , dergleichen 
Schaf; und Ziegen: Mitch fey, dadurch ‚bes 
reitet, Daß man fie in einem Gefäße fo lan⸗ 
ge bewege, bis ſich der fette Ancheil ausges 
fehieden habe. Diefer Butter fchreibt er eben 
Diejenigen medicinifchen Würfungen zu, die 
ebenfals bey unſerer jegigen "Butter , vors 
nehmlich bey dem Außerlichen Gebrauche, 
bemerft werden. Zugleich meldet er, und 
er ift der erfie Schrififteller, von dem dieß 
angemerkt ift, daß man mit frifcher Butter, 
ftat des Dehls, Gemuͤſe fhmelzen und folche 
ftat andern. Fettes zu Gebackwerken brauchen 
Fönne, Man bereitete damals aus der Buts 
ter auch Ruß zum äußern Gebrauch, wider 
entzündete Mugen und ähnliche Unfälle. Zu 


dieſer Abficht ward. die Butter in eine kam 


pe gegoſſen, und wenn diefe abgebrant war, 
ward wieder neue zugegoffen, bis fich die vers 
langte Menge Ruß in dem darüber geſtelleten | 
"Gefäße geſamlet batte (27), 

Bas 


| — — us Colotem pag 1109. Te Möpov a0) 


9 Maser. "med u, ii, peg. 107. Laudabile 
_ para 


— 


282 6.. Butter. 


& Galen, welcher die. Heilfräfte der; But⸗ 
ger noch genauer, auseinander, gefeßt: und bes 
ftätige hat, merkt ausdrüclih an, daß Die 
Kuhmilch die fetteſte Butter gebe; viel weni⸗ 
ger fer ſey die aus Schaf: und Ziegen: Milch 
und am werigfleit Die aus Efelmildy:-- Er be⸗ 
zeugt dabey feine. Verwunderung, daß DE 

oſcorides geſagt hat: Schaf s.und Ziegen? 
Milch gebe Butter; eu verfichert,; er: habe 
fie felbft aus Kuhmilch machen fehen, und 
er glaube , fie habe eben von dieſer Milch ih« 
een Namen (?2): "Man fönne, ſagt er, die 
u. in BE WE Bur⸗ 
ir. ed Bela NE MI u 223 
6:.;: paratur..bütyrumi :e lacte pingiino ,'quale 
ee: ovillum ef; fit et’ex caprino, ‚agiteto ih; vas 


. “nn . 
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K7 gr mpiörov Bois 
TUPOUn OAAg EMI. am 
voles, five mäfcylino, five neutto- genere , 
. quidern , ve din et, er Wahoa in Ari 
»;. «pinguifimum eſt. Miror autem > pacto 
(x. Diokoridesex. guillanık ‘cäpring co 


> 


6 Butter. 287 


Butter ganz wohlzu Salben bräuhen, und 
wenn: man. feder Damit einfchmiere , ſo wäre 
das eben ſo gut, als wenn man Oehl einrier 


be. 


So gar bediene man füch in Falten Laͤn⸗ 


dern, welche: fein. Oehl hätten, der Butter 
in den Bädern, und. daß ſie ein wahres Fett 
fey, erfenne man auch daraus deutlich ger 
nug, daß fie, wenn fie auf glühende Kohlen 
gegoflen wuͤrde ⸗ eine Flamme errege (2°): 

—— at mir yrnt MA 


ed’ 
4 


⁊* 


7 


butyrum exiſtimo - Bodrupog 7 . Bövrvborv y 
wg ev Bir eng.) oudertpmd 
. Oyoudgeiv uuray'ı yveraı Mey ody & Foü An 


mupwrarou uuTa To yahz uugori mposlonras 
Yuvuala de wege Alooxooldyc in mpoßxrel- 


inou Palvı iron ua klyelou Fyvpersaiv' Ext 


u. Theil. PR, PER T 


ey yap. an Tod; Boelou TO. Doepuomay Ford 
“.yuyvonevoy, Old n.2000) die. Toro. uoulqu * 
Cliir 


Bovrupov naleisIgr. De fimplic, med, fa 
zat. lib, 10. p. 151. Edit. Baſil. H. pag: 134: " 


(??) De aliment. facultat. II. cap. ı5. pag. 


54: Pinguem' fucgum .habet; ‚lag, boum pluri- 


mum; ideoque butyrum quod vocant-, ex eo 


eonficiunt, quod guſtu ſolo viſuque quantum 
in ſe pinguedinis habeat, facile cognoſeas. 
Quod fi partem aliquam corporis eo inunxe- 


—ris ac- fricuergis ) icernes. cutim;,pinguem non 
. aliter, ac ſi oleo fricuiffes.s praeterea- li mor- 

tui aniımalis,corium aridum eoiinunxeris,: eun- 
., dem cernes-effedum. Quiniumo homines in 


‚plerisque: frigidis regionibus, -än;quibug: oleo 


‚garent,:im.balneo biuyro veuntue. > Cernitur 


ı Prasterea,. fi, ignitis carbonibne ipſum  infun- 


24014 anitanı2 das 


284 6. Sutter; 


Aus allen dieſem kan man mit Ueberzeu⸗ 
gung abnehmen, wie wenig die Butter Grie⸗ 
chen und auch Roͤmern (denn Galen ſchrieb 
in Rom) zu Galens Zeit, das iſt am Ende 
des zweyten Jahrhunderts, gebraͤuchlich und 
bekant geweſen ſeyn muͤſſe. * 


Die lateiniſchen Schriftſteller, welche 
von den alten Teutſchen Nachricht gegeben 
haben, melden alle, daß Diele vornehmlich 
von Milch gelebt haben; nur darin find fie 
nicht einig, daß manche ihnen den Gebraud) 
des Käfes zufchreiben, und: andere verfichern, 
fie hätten ihn nicht einmal zu machen verftan: 
den (2°). Plinius hingegen fagt, daß fie 
zwar nicht Käfe, aber Butter gemacht und 
foiche als die. angenehmfte Speife gebraucht 
hörten. Er: fchreibe ihnen fo gar die Erfin: 
dung derfelben zu. Denn es iſt hoͤchſt wahr; 

| ur (eins 


das, non aliter sc pinguedo, flammam, ex- 
citare, 'Qulveras di navy Em’ EvIpanwv dıa- 
mipwv Enxesıs Aurd DAdya moüv, Worsp 
5 mıusig. Edit.-Bafil. IV pag. 340. 


424) Caef.'de.bello Gal. IV, ı: maximam par- 
tem lacte atque pecore vivunt, VI, 22% ma- 
‚jor pars viQus eorum late & cafea, et carne 
condfit.."Serabo. IV von den Britanniern : 
moribus:partim fimiles Celtis,. partim fimpli- 
ciores &'magis barbari ‚, adeo vt non nulli, 
quamvis lacte abundent, caſeum tamen non 

confieiant propter imperitianı. Mi 


6. Butter. 235 


ſcheinlich, daß er unter Barbaren Teutſche 
Voͤlker gemeint hat, und ſeine Beſchreibung 
der Butter ſcheint mir ſo deutlich, daß ich 
nicht einſehe, wie man fie hat in Zmeifel zie⸗ 
ben mögen (2°). Oanz richtig bemerkt er, 
Daß das Buttern bey der Kälte- einige Er⸗ 
waͤrmung Der Milch fodere, welches im Som? 
mer nichenöthig fey. Das Butterfaß ſcheint 
auch mit dem jeßt gebräuchlichen groffe Aehn⸗ 
lichfeit gehabt zu haben; mwenigftens war es 
bedeckt, und der Deckel hatte einige Löcher — — 

| | * 


% 


G) Plin. XI, 4ı pag. 637: Mirum barbaras 
- gentes, quae ladtd vivant, ignorare aut fper- 
nere tot faeculis cafei dotem, denfantesid alio- 
qui in acorem iucundum & pingue butyrum 5) 
{puma id ef ladtis, concretiorque, quam quod 
ſerum vocatuf. Non omittendum.in eo olei 
vim efle, & barbaros omnes, infantesque no» 
firos ita vngi. — 


(20) Plin. XXVIII, 9 pag. 465: E lade fit & 
butyrum, barbararum gentium lautiflimus ci« 
bus, &qui divites a plebe difcernant, Pluri- 
mum e bubulo, & inde nomen; pinguifimum 
ex ovibus, Fitet ex caprino, fed hieme, ca- 
lefado lecte; aeſtate, expreflo tantum iactatu 
in longis vaſis, anguſto foramine ſpiritum ae- 
cipientibus ſub ipfo ore, alias praeligato. 
Additur paululum aquae, vt aceſeat. Quod 
eſt maxime coactum, in ſummo fluitat; id 
exemptum addito ſale, oxygala appellant. 
Religuum decogunt in ollis. Ibi quod ſuper- 

'T3 natat, 


288 6. Butter. 


Aber was er von oxygala ſagt, bat Schwie⸗ 
igkeiten. Ich meine ganz gewiß, daß beym 
** Zeilen und Worte verſetzt find, uns 
geachtet ich aus. den Handfchriften Feine Ber: 
fchiedenheit angemerkt finde, welche diefe Vers 
muthung vechtfertigen koͤnte. Als ich bereits 
ſelbſt den Verſuch gemacht hatte, durch Um⸗ 
ſetzung der Worte einen richtigen Verſtand 
heraus zu bringen, ſo fand ich erſt, daß ich 
faſt eben ſo gerathen hatte, als vor mir ſchon 
Dithmar dieſe Stelle geordnet hatte. Er 
fuͤhrt ſie naͤmlich in ſeinen Anmerkungen zum 
Tacitus faſt fo an, als ich fie leſen wolte, 
und zwar fo dreift, daß er fichs. nicht einmal 
merken läßt, daß man fie bisher anders gele⸗ 
fen babe. Wären wir Eritifer, fo Fönte Die: 
fe Gleichheit der Vermutung ein günftiges 
Boruttheil für fie abgeben, aber Dithmar 
war auch Profeſſor ‚der Sfonomifchen Wiſſen⸗ 
fchaften (27). % 
‚ Oxy- 


natat, butyrum eft, -oleofum natura. :; Quo 
magis virus refipit , hoc praeftantius indicatur, 

‚ Pluribus compoßitionibus mifgetur inveteratum. 
Natura. eius adftringere, mollire, replere,, 
purgare. Oxygala fit & alio modo, acido 
lade addito; in receng quod velis inaceſcere, 
vtiliſſimum ftomacho. 


| ey Nach . meiner Meynung muß bie Stelle 
fo geordnet werben; — praeligato,.. Quod N 
| un mwaxiòi- 


6. Butter. 28% 


Oxygala war offenbar eine Are Kaͤſe, 
deffen Bereitung Tolumella (2?) am vol: 
ftändigften lehrt: Dazu“ ward gemeiniglich 
die frifhe Milch zur Saͤurung gebracht, und 
die Molfen wurden almäligabgelaffen. Bon 
diefer Zurichtüng redet Plinius gleich nach— 
ber; aber zuerſt gedenft er unter eben Diefem 
Namen eines Käfes, Der aus den in der 
Buttermilch zurück gebliebenen und durch 
Säure und Kochen ansgefchiedenen Fäfichten 
Theilen gemacht, auch nachher auf alleriey 
Weiſe gemifcht ward. Er muß gemeiniglic) 
fäuerlich gewefen feyn, weil er nach dem Gar 
fen (2°) die Zähne angrif oder ſtumpf mad) 
te, wie wohl diefer bernach noch eines an⸗ 
dern Käfes unter dem Namen caleus oxyga- 

| | Jacti- 
maxime coadum, in — 9 Id exemp- 
tum, addito. jale, butyrum eft, oleofum na- 
tura. Quod reliquum ef, decoquunt in ol- 
lis. Additur paululum aquae (aceti?), ue 
acelcat. Id quod fupernatat, oxygala appel- 
lant. Quo magis virus refipit, hoc praeftan- 
tiusindicatur, Pluribus compofitionibus milce- 
tur inveteratum. Natura eius adftringere , 
mollire, replere, purgare, Dithmars Mey» 
nung findet man in Taciti libel. de moribus 
German. Francofurti ad Viadrum, 1766. 8 “ 


Pag. 140. 
(29) Lib, XI}, 8 pag. 786. 
(2°): De aliment, ne UI cap. ı6 p. 55. 
3 


288 6. Butter. 


lactium (39) erwähnt, der ganz milde gewe⸗ 
fen if. In den Geopönicis (?*) wird ger 
lehrt, wie man diefe Käfe lange frifch erhals 
ten Fonte. Nimt man meine tefeart an, fo 
find die von Plinius angegebenen medicinis 
fhen Wuͤrkungen, nicht von der Butter, 
fondern von dem fänerlichen Käfe zu verſtehn, 
und gewiß werden Die Aerzte fie lieber dem 
Ießtern, als der Butter zugeſtehen (?2). 
Ob übrigens Tacitus unter lac concretum, 
welches er als die gemeinfte Speife der Teuts 
fhen nennet, Käfe oder Butter gemeint has 
be, das mag ich nicht unterfuchen, weil Gruͤn⸗ 
de zur Entſcheidung fehlen, auch weiter 
nichts daran zu nehmen ift (??). m 


Bis hieher habe ich alles, was ich in 
den Schriften der Alten von Butter gefuns 
den habe, in chronologifcher Ordnung erzählt, 

| wors 


0) eben bafelbft cap. ı7 p. 57. 
(37) Lib. XVII, ı2 pag. 1188. 


(°?) Man fehe, was Mercurial. ©. 38 das 
wider erinnert hat. Nach. meiner Lefeart 
wird wohl nicht einmal nöthig ſeyn, nad) 
feinem Borfchlage,  digerere ftat adftringere 
zu feßen. 


(2?) de moribus German. cap. 23. donring 


hat über diefe Stelle vornehmlich geredet; 
die übrigen Ausleger haben fich nicht dabey 
aufgehalten. | 4 


6. Butter 289 


woruͤber ich nun noch einige Anmerkungen 
beyſfuͤgen will: Daß die Butter Feine Gries 
hifche, und nod) weniger Römifche Exfins 
dung geweſen, fondern daß erftere fie Durch 
die Scythen, Thracier und Phrygier, letzte⸗ 
re durch die teutfchen Voͤlker kennen gelernt 
haben, iſt aus dem angeführten gewiß. Eben 
deswegen find einige auf, die nicht unwabr⸗ 
fcheinliche Vermuthung geratben, daß auch 
wohl der Namen Bovrveos oder Bourveov nicht 
urſpruͤnglich griechiſch, ſondern mit der Sa⸗ 
che ſelbſt von den Auslaͤndern angenommen 
ſeyn möchte. Conring z. B. glaubt, Das 
Wort ſtamme von den Scythen ber. Gleich—⸗ 
wohl haben es die Griechen ſelbſt und die La⸗ 
teiner für griechiſch, nämlich für eine Zufams 
menfeßung von Pous und ruecs gehalten, 
wie man aus den angeführten Worten des 
Galens und Plinius fiebt: Ihnen war Käs 
fe viel länger befant, und es ift daher nicht 
unmabrfcheinlich, daß fie die Butter zuerft 
für eine Art Käfe angefehn haben, zu dem 
ſcheint rueos anfänglich jedes coagulum be: 
deutet zu haben. Aber unerwarteter ift Die 
erfte angegebene Hälfte des Worts Deswegen, 
weil den Griechen zuerft die Pferdebutter, 
hernach die aus Schaf: und Ziegen: Mil, 
und am fpäteften die aus Kuhmilch befant 
geworden ift. Aus dieſer Urfache vermuthet 
Schook, daß die erfte Sylbe nur eine Vers 

Ta groͤſſe— 


299 6. Sutter. 


groͤſſerung oder eine vorzuͤgliche Art Käfe ber 
zeichne (3°). Uber dieß würde vorausfet 
zen, daß die Griechen die Butter dem Kaͤſe 
vorgezogen. hätten, da fie doch ſolche jeder 
Zeit für viel unbrauchbarer und. geringer ge? 
baten haben. Daß jegt.die meiften Spras 
hen daflelbige Wort Haben, entfheider'wohl 
nichts 5. zumal-da die Schweden das: ganz 
andere Wort Smoͤr, brauchen, welches 
auch wohl die: Ältefte. und. noch im neunten 
Jahrhunderte gewöhnliche. teutſche Benen⸗ 
nung geweſen iſt. Denn Lipſius hat in ei⸗ 
nem Woͤrterbuche aus jenem Zeitalter Das 
Wort Ruofmer , butyrum, gefunden ; wor 
von die erſte Sylbe gewiß das: Wort Ruh 
it, Rub: Smeer (35). Jedoch ich will, 
gern dieſe etymologiſche Unterfuchungen ; 
welche. immer mislich bleiben , aufgeben‘, 
und nur noch anmerfen, daß nach dem He: 


ſhychi⸗ 


(20) Dahin gehoͤrt mas Varro de re ruft. I, 
5 p. 274 fagt: Novi maieſtatem boum, & 
ab his dici pleraque magna, vt Bousungv, Bov- 
ud, Poukınov, Bowmiv; vuam quoque 
bumammam. Sp auch bey Zefychius: wod- 
zug, veog ueyas Aovmeıvav, ‚neyav Aipovs 

Bouropouc, oßdhovg meydhosg. Boupryoss. 70- 
Aupayog- — 


(25) Lipfii epiſt. ad Belgas cent. III, 44. | Nach 
‚ber Detanguägabe von 1639 S. 9I5. „Man 
fehe auch Oli Wormii litteratura "Runica 
eap. 27. —— 


G. Butter: 08 
ſychius die Butter in Copern, wo ich fie gar 
wicht erwartet hätte, EA@Dos geheiffen: haben 
ſoll, welches Wort auch — auolandiſch 
ſeyn mag. (20). | 


Auch * die Griechen und * 
ner Butter kennen gelernt haben, haben ſie 
ſolche doch nur ſtat Salbe in den Baͤdern, 
und vornehmlich zum Arzneygebrauche ange⸗ 

wendet. Außer den desfals bereits angefuͤhr⸗ 
ten Beweiſen verdient noch eine Stelle des 
Columella (27) bemerkt zu werden, weil 
dieſer und nicht Plinius, wie Voſſius meint, 
der erſte lateiniſche Schriftſteller iſt, ‘der bus 
tyrum genant hat. Plinius empfohl fie zur 
Salbe mit Honig beym Zahnen der Kinder 


und bey Mundgeſchwuͤhren (28). Ueber⸗ 


baupt ſcheinen die Roͤmer vornehmlich die 
Kinder, mit Butter —— zu ‚haben (32), 


„Die 


@ 6) Martini | in Lexic, ill. — Ati Bu- 


tyruas leitet Eds von Albus ab. 
(7) lib. VI, ı2 p. 582. 


(38) XXVIIT, ı9 ſect. „8 p. 486 : Infantibus ni- 
bil butyro veilius, per fe & cum. melle; pri- 


vatim & in ._— & ad Be & ad 
oris hulcera, 


(>): Hieher gehoͤrt auch die Stelle des Ter⸗ 


— 


tullians adverſus Ind. 9: Aliud eſt, ſi penes 


vos — in praclium erumpunt, credo ad 
5 folen: 


ch b 


294 6. Butter. | 
lichter Geſtalt, faſt fluͤſſig geweſen iſt. Ue⸗ 


berall iſt von der Butter, wie von etwas 
fluͤſſigem geredet worden; wir ſchneiden, kne⸗ 
ten. und ſchmieren fie, aber die Alten goſſen 
fie aus, wie man Oehl ausgießt. Oalen 
fagt: man folle, wenn man Butter» Ruß 
machen wolte, in die Lampe immer Butter 
nachgieſſen. Wenn die Alten fefte oder fteir 
fe Butter in ihren tampen ſo gebraucht hät: 
ten, mie unfere Bergleutbe den Unfchlitt zu 
ihren Grubenlichtern brauchen, ſo wuͤrden fie 
doc wohl nicht; das Wort gieffen gewählt ha: 
ben. Man fagte, der Elephant trünfe But⸗ 
ter, und die griechifchen Weberfeßer der he: 
bräifchen Bücher müffen ſehr flüffige Butter 
gefant haben, da: fie fich ſo gar haben Stroͤh⸗ 
me von Butter denfen fönnen. Secataͤus 
bey Athenaͤus nenner die Butter, womit ſich 
die Pionier falbeten, Milchöhl (+3). Las 
faubonus (**) erinnert dabey, Ddiefer Aus: 
druck fey daher zu leiten, weil man fich der 
Butter flat des Oehls bedienet und deswegen 
aud) von ihr, wie von Oehl geredet habe, fo 
wie man anfänglich den Zucker für einen Hos 
nig gehalten hat, weil er fo füß als Honig 
war und flat deflelben dienen Font. Go bat 

| Sippo⸗ 


(43) eisfgert 6: Piew elulw ame — 
Lib. X. P. 447. 


6) Animadverf, in Athen, X cap. 14 p. 744 


14 6. Butter. 29$ 
Sippocrates Schweinſchmalz Schweinoͤhl 
genant (25). Dieſer Erffärung wuͤrde ich 
gern beypflichten, wenn nicht ohne Ausnap- 
me überall ſolche Ausdrücke vorfämen, die 
man fich nur von Flüfjigfeiten erlauben Fonte. 
In heiffen Länder mag frehlich die Butter 
meiftens. fluͤſſig ſeyn, aber ich glaube doch, 
daß uͤberhaupt die Alten nod) wicht gewuſt has 
ben, durch ſtarkes Kneten, Waſchen und 
Salzen ſie fe wein und feft qu machen, als 
wir fie jetzt uͤberall haben. Deswegen hat 
man fie auch nicht gut anfbeben und verfhik: 


ken koͤnnen, und eben dadurch ift auch ihr 


‚ Gebrauch fehr befhränfi worden. 

Zuletzt merke ich noch air, daß fo gar in 
Norwegen in den heidnifchen Zeiten, But—⸗ 
fer felten geweſen zu ſeyn ſcheint, weil eines 
Gefchenfs an Butter gedacht wird, welches 
fo groß war, als ein Kerl tragen fonte, und 


dieß wird als ein gar 'anfehnliches Geſchenk 


gepriefen (4°). 
(*?) Was, Hippoerates ZAmıoy vos nennek, 
erffärt Bröfian durch 73 .Usıoy sEnp. 
(+) Subms Forfdg til em Afbandling om 
de, Danftes’ng Norfles Handel og Seylads 
den hedenſte Tid. Diefer Auffab ſteht im 
achten Theile der Schriften der Kopenhage⸗ 
ner Geſelſchaft, wo ©. 53, wegen des ange⸗ 
fuͤhrten Umſtandes auf. Torfaei.hiftor. Norveg. 
'P.-1, 6. ſect. 3 c. 2 p. 319° verwieſen iſt. 

— —— 


un, 7. Gar⸗ 


— 


— 


236 7. Bartenblunen. 


7. 


Gartenblumen. 








a Pflanzen, welche jegt wegen der ‚Shin 
beit ihrer Blumen, oder wegen ihres 
angenehmen Geruchs in unferen Luſtgarten ges 
zogen werden, find zum Theil aus den bey 
uns wildwachfenden Pflanzenentftanden, und 
Durch die Kunft der Gärtner verändert, . oder, 
wenigftens nad) dem Urtheile der Blumiften, 
verbeflert worden; aber die allermeijten ftam: 
men aus entfernten Laͤndern ber, wo fie, 
eben fo gut als.die erfteren bey uns, obne 
Beybülfe der Menfchen, die das legte Werk 
der Schöpfung waren, von jeher wild wach: 
fen. Ungeachtet man oft bey den Griechen 
und Mömern die Erwähnung der Blumen 
antrift, fo fcheint es Doch, daß fie fich faſt 
‚nur mit denen begnügt haben, welche in. ihr 
rer Nachbarfchaft wild mwuchfen. Ich erins 
nere mich nicht, daß fie fich bemüber haben, 
befondere Blumengarten anzulegen, und fols 
che mit ausländifchen Pflanzen zu bereichern. 
Wenn ich aber auch darin irren folte, denn 
eine genaue Unterfuchung mag ich jeßt nicht 
darüber anftellen, fo glaube ich doch mit = 

cc 


7. Bartenblumen. - 297 


fer Wahrfcheinlichfeit behaupten zu dürfen, 
daß die heutige Blumenliebhaberey aus Per: 
fin nach Conftantinopel und von da nach 
Europa gekommen iſt, und zwar erſt im ſechs⸗ 
zehnten Jahrhunderte. Wenigſtens finden 


wir, daß die meiſten Blumengewaͤchſe auf 


dieſem Wege zu uns gekommen find. Vor—⸗ 
nehmlich hat Cluſtus mit feinen Freunden 
viel Dazu beygetragen. Die Reiſen nach bey⸗ 
den Indien, Die damals immer zahlreicher 
wurden, unterhielten und vermehrten diefen 
Geſchmack durch immer neue Pflanzen. Es 
lebten auch damals fchon einige gefcbickte 
Gärtner, 'weldhe mit Blumen: Zwiebeln und 
Samen einen ausgebreiteten Handel trieben, 
und die alfo viel zur Ausbreitung beyerugen. 
Zu Ddiefen gehötten die beyden "jean und 
Veſpaſian Robin, Gärtner 8. Heinrich IV’ 
in Sranfreih (*), aub Emanuel Sweert, 
Gärtner des Kayſer Rudolfs 16(2). Von 
diefen haben die Botanifer der Damaligen Zeit 
manche Seltenheit erhalten, wie fie in ih⸗ 
ren Schriften hin und wieder gerühme haben. 
Da dieſe Liebe zu Blumen jegt mehr zu: al 
abnimt, fo wird eine kurze Öefchichte einiger 
diefer Lieblinge manchen nicht unangenehm 
ſch———— 

Die 


| ‘() Man fehe Hallers Bibliotheca botan; 1 
pag. 398. 


Co) eben daſelbſt S. aur. 2 


298 7: Gartenblumen. 


‚Die Tuberofen hat der Spanifche Arzt 
Simon von, Tovar vor dem Jahre: 1594 
aus-Dftindien erhalten, mo fie auf Java und 
Zaylon wild. wachſen. Er ſchickte einige 
Wurzeln dem Bernhard Paludanus, der 
ihrer in ſeinen Anmerkungen zu Linſchotens 
Reiſe (2) zuerſt oͤffentlich erwähnt: hat. (4); 
Die gefuͤlleten Tuberoſen ſoll zuerſt ein Le 
Cour zu Leyden aus Samen erhalten haben, 
der ſie etliche Jahre fo felten erhalten har, 
daß. er Die Wurzeln. zerfchnitt, um fie-niche 
gemein. werden zu laffen (?). Die Vermeh— 
rung hat in den meiſten Laͤndern viele Schwie⸗ 
rigkeit, aber in Italien, Sicilien und Spas 
nien erfolge fie ohne Mühe, und jetzt verſen⸗ 
den die Genueſer Wurzeln in Menge nach 
England, Holland und Teutſchland. Die 
aͤlteſten Botaniker rechneten fie zu den Hya⸗ 
cinthen, und den jetzigen Namen Polianthes 
tuberoſa haben fie von Linne in Horto Clif- 
Sort erhalten. 


. | Die | Aurikeln, Primula auricula, ſind 
ul 


4 
se 
CE 7 


marki⸗ 


6) Navigatio & itinerarium in orientalem in⸗ 
diam. Hagae i599. fol. Bu 
0 Papons Reiſe durch die Provence. Leip⸗ 

——— ro. 33z3. 
() Millers Gärtner Lexicon II S. 633. 


n hohen Schweitzeriſchen und Steher⸗ 


m. Gartenblumen. 299 


markiſchen Gebürgen (6), wo fie zwifchen 
dem lange mit Schnee bedeckten Moofe wild 
wachen, in unfere Gärten gefommen, mo 
fie durch Kunft und Zufall zu mehr Abarten, 
als irgend eine andere Blume verändert wor: 
den find (*). Ich weis nicht, wer zuerft den 
Einfall gehabt hat, fie in Gärten zu verfet: 
zen; nur Pluche (7) führe eine Eizählung 
an, daß Wallonifche Kaufleute fie ausgeho⸗ 
ben und nach Brüffel gebracht hätten. We⸗ 
nigftens ift wohl fo viel gewiß, Daß die Mies 
dDerländer fie zuerfi gewartet und am glücklichs 
ften vermehrte haben. Here. Profefl. Wei - 
mantel, der unter den Schtiftftellern über 
die- Blumen einen Vorrang verdient Er 

agt, 


3 Haller hißor. Stirpium I p. 272 n. 612. 


' (*) Sed neque, quam multae fpecies, nec, nomina 
quae fint, 
Eft numerus, neque enim numero com- 
rendere ‚refert; 
Quem fi feire velit, Libyei velit aequori⸗ 
idem 
Diſcere quam multae Zephyro turbentur 
F arenae; 
Aut, vbi navigiis violentior incidit Eurus R 
Nofle, quod Ionii veniant ad litora fluclus, 
Virg. georg. 2, 103. 


(7) Schauplatz der Natur. II. ©. 49. 


EC) De „aafmiften ala Theil, Erfurf 
4783. 


300 7. Bärtenbiumen. 


ſagt, fhon Ovidius, Plinius und Cofumella . 
hätten von den Aurikeln rubmvoll gefchrieben 
und gefungen; aber daran zweifleih. Selbſt 
die Kräuterfenner der legten Jahrhunderte, 
welche ſich ſehr mit Aufiuchung der Pflanzen 
in.den Schriften der. Alten bemüheten,, und 
fih dabey dreifte Behauptungen erlaubten, 
haben doch für die Aurifeln feinen Namen 
finden fönnen. Denn die Vermuthung des 
Sabius Columna, daß fie Aliſma des Dioft 
corides fen, iſt böchft unwahrſcheinlich, auch 
ruͤhmt der Grieche feine Pflanze, welche gera 
im Waſſer ſtehn foll, nur wegen gemifjer 
Arzneyfräfte. Zu des Elufius ‚Zeiten waren 
die meiften Abarten der Aurifeln noch felteni 


Die Bretfpielblume, Schahblume, 
Rywigey,‘ Fritillaria mieleagris, iſt zuerft 
im einigen Gegenden von Sranfreich, Ungarn, 
Italien und andern warmen Ländern beach» 
tet, und ih der Mitte des fechszehnten Jahr: 
bunders in die Gärten gebracht. worden. An: 
faͤuglich hieß fie Lilium variegatum, aber der 
Apotheker zu Orleans, Noel Capperen, 
der viele feltene Pflanzen ſamlete, gab ihr 
den Namen Fritillaria, weil die rothen oder 
rothbraunen Flecken der Blumen ordentliche 
Vierecke bilden, alſo ungefaͤhr die Zeichnung 
eines Schachbrets haben. Dodonaͤus hat 
fe zuerſt Meleagris genant, weil die Federn 

die⸗ 


u? Gartenblumen. 301 


dieſes Vogels rt auf — Waſſe ae | 
* ſind (2) = 


Die Zwiebeln der prächtigen Kayſerkro⸗ 
ne, Fricillaria imperialis, find in der Mitte: 
des, fechszebnten Jahrhunderts aus Perfien 
nach Eonftantinopel, von da. in den fayfer: 
lichen Garten zu Wien gefommen, und von. 
dort über Europa verbreitet worden. Man 
nante fie erft mit dem türfifchen Namen Tu- 
fai, bis die Staliener ihr den Namen Kayſer⸗ 
krone gaben (10). ch habe irgendwo gele: 
fen, -Daß man- diefe Blume auf Herodifchen 
Münzen meint abaebilder gefunden zu haben, 
und daß fie daher von einigen für die Lilie ge: 
balten werde, deren Rn im Evangelio 
— iſt. 


Faſt mit jener zugleich iſt ihre naͤchſte 
| Berwandtiun „ die Fritillaria‘ perfica befant 

geworden. Auch ihre. Zwiebeln follen aus: 
Sufa nach Eonftantinopel gefommen feyn, des 
wegen fie ehemals Lilium fufianum hieß (??), 


Die Sammerrofen, (Tagetes erecta und 
patula) follen, wie Dodondus und viele nach 
ibn. 
(2) Clufi hiftor. — IT pag. 154. Br 
(29) Clufius ebendafelbft I pag. 128, Dodonaei 
prmpt. p. 202. 
"er Cluſi wi raß. . 130% 


302 7. Gartenblumen. 


ihm erzaͤhlen, damals aus Afrika nach Eu⸗ 
ropa gekommen ſeyn, als Kayſer Carl V 
den Feldzug wider Tunis gemacht hat. Dieß 
aber iſt unwahrſcheinlich. Denn dieſe Pflan⸗ 
zen find im mittaͤglichen Amerifa zu Haufe, 
und find auch den Kräuterfennern fhon vor 
jener Zeit, unter dem Namen Caryophyllus 
Indicus, woher die franzöfifhe Benennung 
oeillet d’Inde abſtammet, befant gewefen. 
Eordus nennet fie nach ihrem wahren Vaters 
lande Tanacetum peruvianum (12). | 


Zu den herlichſten Schönheiten unferer 
Garten gehoͤrt die Amarylle (Amaryllis for- 
moſiſſima), deren ſechsblaͤtterige Blumen 
hochroth ſind, und beym Sonnenſchein oder 
in ſtarkem Lichte mit der angenehmſten Gold⸗ 
farbe glänzen. Die erſten Zwiebeln derſel⸗ 
ben erhielt Simon von Towar, Arzt in 
Sevilien, im Jahre 1593 vom einem Schif— 
fe, welches aus Südamerifa fam. m fol: 
genden Sabre fehickte er dem Clufius eine 
Hefchreibung der Blume, und weil er gleich 
einige Zwiebeln dem Bernhard Paludanus 
und dem Grafen von Aremberg gegeben hate 
te, fo ſchickte auch erfterer eine getrocknete 
Blume, und leßterer ein genaues Gemälde | 
derfelben dem Cluſius, der fie darauf im 

\ u r Jah⸗ 


(2) Dodonaei florum hiſtoria pag. 62, Bauhi- 


ai hiftor. plantar. 115, ı paß. 98. 


Aubalt. 
2 Hotzflöffen. 


Deranlaffungzur&rfindung derfangholze \ 
floͤſſen. — — ©. 
Siöffe des Salomons. m 
Floͤſſe auf dem Fluſſe — in Siei⸗ 
lien — — 
Floͤſſen der Roͤmer. — *2 — 
Die aͤlteſten Floͤſſen in Teutſchland 
Die aͤlteſten Floͤſſen in Frankreich. 
Urſprung des Floßregals. — 
Urfprung des Namens: ius grutiae, Gruit. 


Nn. Ulixamarin. 
Bereitung dieſer darbe aus dem Lazur⸗ 
ſteine — — 
Vaterland des Lazurſteins. — 
Er iſt der Sapphir der Griechen. — 
Deſſen Verarbeitung. — — 
Urſprung des Namens Lazuli. — 
Alter des Namens. — — 
‚Alter des Namens Ultramarinum. - 
Die aͤlteſte Borfchrift zur Bereitung def: 
ſelben — — — 


I. Kobolt, Saflor, Schmalte. 
Wichtigkeit dieſer Erfindung. — 


197 


158 


161 
162 
164 
168 
170 
170 


176 
178 
189 
187 
190 
193 
195 


198 


203 


ob 


Inhalt. 


Ob die Alten Kobolt gekant Haben. - 204 
Blaues Schmelzglas der Alten. — 210 


ward von Eiſen gemacht — 211 
die erſten Nachrichten von Kobolten in 
Teutſchland — — 213 


Urſprung des Namens Kobolt. — 214 
Die erftenBlaufärbewerke in der Mitte des | 
ı6ten Jahrhunderts. _— — — 218 
ältefte Nachrichten von — der 


Zaffere — — 220 
Urſprung der Namen Zaffera, Deflor F 
Schmalte, Eſchel. — — 223 


I 


IV.. Spigen, Kanten. 


Erklärung und verfchiedene Arten berſel⸗ 
ben. — — 225- 
waren den Alten unbekan — — 227 

- find inTeutichland in der Mitte des 16ten 
Sahrhunderts erfunden worden. — 229 

Urfprung der Benennungen Spitzen, 
Kanten, dentells u.f. wm. — — 252 
Die ältejten Spitzenmodelbuͤcher. — 234 


V. Indianiſche Huͤhner, Kalekuter. 
Sind nicht die meleagrides und gallinacAfri- 
eanae der Alten. — = 239 
fondern fie find aus Amerika, wo fie noch 
wild find, zu und gebracht. — — 245; 
erfte Erwähnung derfelben , _ — . 246 
wann 


Inhalt. 


wann fie in Italien bekant geworden ſind, 251 
erſte Erwaͤhnung in Engliſchen Schriften 253 


Wann fie nad) Frankreich gekommen. 255 


VI. 


Wann fie in Teutſchland und den noͤrdli⸗ 


chern Ländern befant geworden — — 261 


Seit welcher Zeit fie in Aſien und Afrika 


find. — — — 263 
Miderlegung des Barringtone Mey: 

nung, daß fie in Afien oder Afrifa eins 

heimiſch wären. _ — 265 
Urfprung der verfchiedenen Benennungen. 268 


Butter. 


Erklärung der Beftandtheile der Milch und 

der Entftehung der Butter, — 270 
Ob fie ſchon den Hebraͤern. bekant gewe⸗ 

fen — — — 272 
Erwähnung der Butter * griechiſchen 
Schriftſtellern. — — 273 
mıusp1ov , aͤlteſte Benennung ber Butter, 276 
Nachrichten aus den Yateinifchen Schrift: 

ftellern. —— — 284 
Oxygala und cafeus oxygalacticus. — 287 


Urſprung des Namens Butter — Bi 


ältefter Gebraud) derfelben. — 

Die Butter der Alten war viel fluͤſſiger * 

die jetzt gebraͤuchliche. — — 293 

Seltenheit der Butter im alten Norwe⸗ 
gen. zu — 295 


VI, 


Inhalt. 


vu Bartenblumen. 
Gefchichte ber Blumenliebhaberey. 
Geſchichte der Xuberofen — 
— — — der Aurikeln. _ 
—— — der Bretipielblirme. 


— — — der Kayſerkrone. — 


————der Sammetroſen. — 
— — — der Amarylle— 
— — — der Guernſey⸗Lilie. 
— — — der Ranunkeln. — 


7. Bartenblumen. 30% 


Jahre 1601 bekant machte (7). Aber eis 
ne viel richtigere und gröffere Abbildiing gab 
im Jahre 1688 der Gärtner Robin, die 
nachher de Bry, Parkinfon und die Rud⸗ 
beke mwiederholer haben. Die volftändigfte 
Beſchreibung mit einer guten Zeichnung hat 
endlih 1742 der Archiater Linne“ gelie⸗ 
fert (?4), der auch der Gattung den jeßt ges 
wöhnlichen Namen im Jahre 1737 geges 
ben har (15). Swert, Baubin und die 
Rudbeke haben offenbar geirter, da fie Oftins 
dien für das Vaterland diefer Pflanze anger 
‚ben; eben fo wohl auch von‘ Btofe (*°), 
der aber freylih nur Blumiſt, nicht Botas 
nifee war, und die Pflanze in die fevante 
verfeßt. Towar erhielt fie aus Südamerika, 
wo ſie aud von Plümier‘, Barrere, und 
noch neulich ebenfals von Thiery de YIenonr 
ville (17) gefunden worden, Anfänglich 
ward fie zu den Marciffen gerechnet; hernach 
Lilio- narciſſus genant, weil fie in der Blur 
me einer Lilie, und in der Wurzel einer Mars 

| | ciſſe 

(3) Hift. plantar. I. pag. i57. 
"Cr Abhandlungen der Schwedifchen Afa- 
demie IV ©. 116, 
(#5) Hortus Cliffort. p.i33. 


(*°) Beobachtungen von einigen Blumen. 
Leipzig 176948. u . eur 


2 304 7: Gartenblumen. 


ciffe. gleichen folte, Flos jacobaens ift fie ge: 
nant worden, ‚weil man eine Mehnlichfeit mit - 
dem Drdenszeichen der St. Jacobs Ritter in 
Spanien zu bemerfen glaubte, deren Stifter 
doch freglich im vierzehnten Jahrhunderte die: 
fe fchöne as u nr bat fennen köns 
nen. 


"Eine andere. Art aus eben diefer Gars 
tung iltdie Öuernfeys LZilie, Amar. farnien- 
fis, welche der erſten in der Pracht der Blur 
me nichts nachgiebt. Dieſe ift aus Japan, 
wo fie fo wohl, von Kämpfer (1%), als in 
neuern Zeiten von Thunberg (1?) gefunden 
worden. . Sie ift zuerft im Anfange des fies 
Beuzehnten Jahrhunderts in den Garten des 
Tobann Morin nah Paris gefommen, 
wo fie zum erſten mal d. 7 Octob. 1634 ge: 
bluͤhet hat. m Jahre darauf iſt ſie zuerſt 
von Jacob Cornutus bekant gemacht wor⸗ 
den, und zwar unter dem Namen Narciſſus 
Iaponicus flore rutilo (29). Mach dieſem 
| bat 
(7) Barrere bift. natur. de la France Equinox. 

fpec. 8. Traité de; la: enlture du Nopal par 
. Thiery de Menonville. Au Cap-Francois 1787. 8. 

(8) Amoenitat. exoticae. pag. 872, 
(>) Flora Iaponica p. 132. Gr fagt, daß die 

Japaner die Zwiebeln für giftig halten. 
2°) Pac, Cornusi Canadenfium- plantarum:alja- 

rumque nondum editarum hiftoria. „Paris ı635. 
J 4 P2S. 


7 Gartenblumen | 307 


hat fie zuerft wieder der Engländer "Johann 
Mes (2!) im J. 1665 angeführt, und dier 
fer iſt der erfte, der fie Guernfey lilly nennet; 
welchen Namen fie auch noch führe und zwar 
mit Recht. . Nämlich ein. aus Japan: zurüd 
gefommenes Schiff ift an der Inſel gefcheis 
‚tert und die vielen Zwiebeln diefer Pflanze, 
welche darauf. waren,. find. ans Ufer ausges 
worfen worden, 100 fie fich auf dem fandigen 
Boden vermehrt; und vornehmlich auf Ber 
anftaltuug des: Baron von hatton, deſſen 
botanifche Kentniß Ray rühmt, und deffen 
Water Gouverneur der Inſel war, dergeftale 
angebauet worden, daß die Englaͤnder noch 
jest Ba abelic viele Stiche erhalten N 2), 

| ies 


en z pag. 157: Inter ones Narciffos, qui hac- 
tennis invifi apud nos extiterunt, prima, ve 
„. erbitror , ‚audtoritas ‚nobiliffimo. huie generi 
».. debetur, quod paucis ahhine annis ex laponia 
allatum, ſtrenui admodum & nullis ſumptibus 
parcentis viri Johannis Morini cultura, tan- 
dem in florem proſiluit Kim — 080- 
bris anno Dom, 1654. = 


er) A compleat florilege fürnifhed. with all re- 
quifites belonging to a florift, ‚London 1605. 
fol,. Lib. L cap. 10 pag. 74. 


@2) Rob, Morifoni plantarum bifloria. Pars 
— Oxonii 1080. fol, fe. p. 367. $. 
Eius radices ex laponia allatae, & ex na- 
naufraga Batavica an Anglica ineertum, 


eictae 


306. 7: Bartenbiumen, . 


Diefe prachtvolle Pflanze hat Douglas in 
einem befondern Buche, welches zwar in der 
inneifchen, nicht aber in der Hallerſchen bos 
tanifchen Bibliothek angeführe ift, beſchrie⸗ 
ben und abgebildet. Ich habe es aus unfes 
zer Univerfitäts Bibliochef vor mir (23). _ 


Aus der zahlreichen Gattung. der Ranun⸗ 
Beln haben unfere Blumengarten wohl ein 
Dugend Arten, in botanifhem Verſtan⸗ 
be (24). Denn nach der Weife der Gärtner 
| ER zu 


eiedtae In littus arenolum infulae Guernfay; — 
jbi, inquam, bulbi incuria,proiedti in littus 
‚srenofim , inter fparta maritima, E vento 
fortiore arenaın eo pellente, qua demum prae- 
dicti bulbi teti poft aliquot annos ſumma cum 
incolarum admiratione, flores rutilos amplos 
& elegantes fponte dedere. - Hoc flore de- 
te&to, aliquot annis poſtea radices plurimas 
communicavit botanicis & elegantium forum 
eultoribus 'dominus Caroltis Hatton ; filius na- 
tu fecundus nobilis, viri Chriftophori Hatton, 
baronis de Hätton, & infulae Guernfay prac- 
didtae gubernatoris. 

@3) Lilium farnienfe, or- a defcription of the 
Guernfay -lilly. To which is added the bo- 
tanical diffetion of the Coffee berry. ByDr. 
James Douglaff. London ı725. a1 "Bogen in 

vlio. Die Pflanze ift auf 2 Blättern, bie 

(be Bogen find, fehr genau abgebildet. 

Linnei bibliotheca botanica. Halae 1747. 8 
pag. 3% 

(24) Müllers Gaͤrtner⸗ Lericon III S. 761. 


7. Bartenblumen. | 307 


zu zählen, ift die Anzahl unendlich und waͤchſt 
faſt in jedem Sommer; indem die mit halb⸗ 
gefülleten Blumen Samen tragen, aus de⸗ 
nen Pflanzen zu erwachfen pflegen,. Die von 
Zeit zu Zeit zu groͤſſern oder doch neuen Gars 
senfchönheiten ausarten. Manche Ranunfeln 
find Abkoͤmlinge der bey uns mild wachfen» 
den Arten, unter denen; ihre nächften Vers 
wandte noch jeßt unter dem Namen der Uns 
fräuter vorfommen, Aber die meiften und 
die, welche am böchften gefhägt werden, 
find dus der Levante zu ung gefommen, von 
denen. immer eine die andere aus der Liebhar 
berey verdrängt bat. Won diefen follen einis 
ge fchon zur Zeit der Kreuzzüge angefommen 
feyn 5. aber die meiften find erft feit dem En⸗ 
de des fechszehnten Jahrbunderts aus Con⸗ 
ftantinopel nach Europa gebracht worden; z. 
B. die Perfifche Ranunfel, (25) deren Abs 
arten, wenn ich nicht irre, jegt den Vorrang 
behaupten. Cluſius befchrieb fo wohl die 
einfache, als. die gefüllete, noch als neue 
©eltenbeiten (2°). Aber am berübmteften 
find die Ranunfeln zur Zeit Mohanımed IV 
‚ geworden. Sein Großvezier, Tara Mus 
ſtapha, den fein Haß wider die Chriften und 
befonders die Belagerung von Wien 1683 
“I, 050 d 134 $ 
(25) Ranunculus afiaticus Linnel:.. pi 
(?°) Hiftor, plant. rar. I. p. 241 u. f. 


Us 


308 7. Bartenblumen. 


bekant gemacht bat, fuchte ihm eine gemaͤßig⸗ 
tere Beſchaͤftigung, als Die Jagd, die feine 
SHauptneigung war, zu verſchaffen. Erbrach⸗ 
ste ihn daher auf die Blumen, und wie er 
merfte, daß der Sultan. die Ranunfeln den 
andern. Blumen vorzog, fihried er an alle 
Bafchas des ganzen Reichs, ihm die Gas 
men oder Wurzeln der fchönften zu fehicken. 
Die von Candien, Cypern, Aleppo und 
Mpodis erfülleten diefes Verlangen am beften. 
Diefe fhönen Blumen waren eine Zeitlang 
im‘ Serait fo eingeſchloſſen, als die unglüd: 
lichen Opfer der Wohlluft des Sultans. Durch 


Geld wurden fie endlich ans dem Gefängnig 


beſreyet. Vornehmlich machten fich die auss 
wertigen Gefandten ein Vergnügen daraus, 
‚alle Arten, welche fie davon erhalten fonten, 
ihren Fürften zu fenden. Marfeille, welches 
den ftärfften Handel nach der Levante hat, ers 
hielt deswegen auch diefe Blume fehr früh, 
und vornehmlich foll’dafeldfi ein Herr YTas 
laval viel zur Ausbreitung der Ranunkeln 
in Europa beygetragen haben (27). 
(2?) Tournefort voyage du Levant‘lettre-XIL, 
‘vol. 2 p. ı5. Trait& des renoncules (par 
D’Ardene). Paris 1746. 8 und der Auszug 


darausin Yamburg. Magazin I ©. 596. 
Pluche Schauplag der Natur. 1. ©. 71. 


ie , 
— ' 


Beyträge 
zur —— | 


a 


Erfindungen 


X 
— ee a tt - Peg 
v2 Vorne Sion, — 
Johann ae, 
Hofrath u. ordentl. Profefl. der Defonomie zu Göttingen. 





Dritten Bandes drittes Städ. 
En VE 








Leipzig, 
im Verlage Paul Gotthelf Kummer 
17279091. 





“ii * \ 
Quid, inquis, ifta fubtilitas mihi proderit? fi me in- 
terrogas, nihil. Scd. — ille caelator 
dculos diu intentos et fatigatos remitlit atque avo- 
tat, et, yt diei ſolet/ pafeit ſie nos anium ali-· 
quando debemus relaxare, et quibusdam obleda- 
mentis reficere. Sed ipfa oblecamenta opera fint 3 


ex ‚his quoque, fi-obfervaveris, fumes quod poflit 
fieri falutare, Senecanep. 58. 


vr. ( > » J 
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—214412* 
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57 Radler Bean. VPetit 


Inhalt. 





I. Leihhaͤuſer. 


Gefcichte der Zinfen ober Verzinſung des 
Geldes — S. 309 
zinsfreye Verleihhung in "en Altern Zeiten 311 
zinsfreye Verleihhung im den mietlern Zei⸗ 
ten — — 313 
Menſae argentariac, m menfae numulariae der 
Römer 316 
Eontore zu Staatsanleihen- im taten Jahr⸗ 
hunderte 317 
Errichtung der erſten 1 Leihhäufer durch den: 
Franciſcaner Mind Barnabas Pe 
ramnenfis 
| Chronologifches Verzeichniß der geihhänfer 
im ı5ten Jahrhunderte 5 
a — Bernardinus Tomitano 


von Felt 32 
Streit —* die e Rechimaͤſ igkeit der Leihe | 
häufer 
, Beltätigung berfelben auf t ber Kateranfchen 
Kirchenverfamtung ‚337 
stalifche Leihhäufer i im ıdten Kahrhunderte‘ 339 
Banco de’ poveri zu Neapel _ 340 
- Urfprung des Namens Mons pietatis .342 
. Die älteften Staatsanleihen .,—.. ..344 
"Handel mit Staatöobligationen. - — 345 
Montes vacabiles; non vacabiles — 3346 
Montes redimibiles; non redimibils "347 


“ Erſtes 


Inhaut. 


— — — — — 


—— ns in Teutſchland; Wechſel⸗ 


S. F 
— in den ı Niederlanden _ 
Anleihung ber Kapitalien für die geihhäufer “ 
gegen Zinf fen — 354 
Mont de piete in Frankreich — 355 


II. Chemiſche Bezeichnung der Metalle. 


Die Namen ſind zuerſt den Himmelskor⸗ 
pern gegeben 35 
Benennung der Metalle n nach den Göttern 359 
Urfprung der Zeichen für die Planeten ' 368 
Urſprung der Zeichen für: die Metalle 369 


Alter. derfelben. - :: — 51 
aͤlteſte Bildung dieſer Zeichen 17 
u. Zink, > | 
„war den Alten gänzlich unbefant 378 
* aber Mefjing war fdyon den Alten bekant 379 
cadiniae der Alten — — 38L 
cuprum, Alter diefer r Benennung * 382 
Ofenbruch FE ur 384 
| elintia — EEE . 
Tutia | | 


. un: Gebrauch des Sfenbuche zu Mei. ° 


ing 39a 
ter * VBenuhung des Ofenbruchs zu 
Goslar —— ——— 
Erſindung des Zinkoitriols — 3994 
Erſte Erwaͤhnung des Zinks — 398 
“Seltenheit bes Zinks im u ızten Jahrhun⸗ 
derte 403 
Gewinnung des Zinks aus dem Galmey 406 
Bekantwerdung des oſtindiſchen Zinks 407 
Urſprung der Namen: Zink, Eonterfep > 
Spiauter, Autannego 410 


IV. 


Inhalt. 


"IV. Ratpen. 


S:gwierigieiten der Zatthyoledie der = 
ten 
Fiſche waren die Lieblingsſpeiſen der Alften 
Ob Eyprini unfere Karpen find — 
- Ob lepidoti unfere Karpen find — 
erſte Erwähnung bed Namens Karpen 
Ableitung dieſes Namens — 
Salmo carpio ift von. den Karpen zu unters 
ſcheiden — — 
Vaterland der Karpen — — 
Verſetzung derſelben nach England. 
nad) Dänemark — 
nach Preuſſen — 
Erſte Erwaͤhnung der Spiegelfarpen 


V. Weinver faͤlſchung. 


Die von Martin Bayr erfundene Verf 
hung — 
=. ———— der Verſuͤſſung mit 


| Fe mit Gyps — 
Verfaͤlſchung mit Kalk und Milch — 
VI. Flintenſchloß. 


wurden lange noch ſchlechter als die Lun⸗ 
tenſchloͤſſer gehalten ——— 


Alter der Flintenſteine und der Piſtolen 
VII Wafferubren: 

Alter derfelben — — 

neueſte Verbeſſerunge — 
VIII. Magnetifche Kuren. 

von im fünften Jahrhunderte bekant 


Inhalt. = 


IX. Bibliographie der Geſchichte der Erfins 
. dungen. | 


Einfheilung derfelben — — 449 
I. Teatro de gl inventori di tutte le coſe, 


del D. Vincenzo Bruno. — 452 
2. Luigi Contarini de gl’ inventori di tutte 

le fcienze et arti. — — 454 
3. Guil. Paſtregici libellus de originibus re- 

rum.. — — — 456 
4. M. Maieri verum inventum, hoc eſt, mu- 

nera Germaniae. — — 458 


5. The hiſtory of the principal difcoveries 
and improvements in arts and ſeiemes. 461 


6. Reinhold) kurze Gefchichte der Entdefs 


fungen und Erfindungen. . >» — ‚463 
7. Di&tionnaire des origines, ou &poques des | 
- inventions utiles (par D’Origny.). 464 

8. Curieufe Nachricht von Erfindungen 
und Erfindern. — — 46 
en 





Leihhaͤufſer. 
| (8 ſcheint zwar in unfern Zeiten fonberbär ; 


daß man ed jemals hat für unerlaubt 
halten mögen, von verliehenen Geldern Zinfen 
zu nehmen; aber verwundern Fan ſich niemand 
darüber, der dazu’ die Weranlaffung- kennet. 
Die verfihiedenen Gewerbe, wodurch, ohne 
Raub und Krieg, jeder ſich und den Seini⸗ 
gen Unterhalt verdienen fan, waren damals 
noch nicht for zahlreich, anch noch nicht ſo er⸗ 
giebig, als jetzt, nnd wer alfo Geld 'anliehe;, 
der wolte es nur zum unmittelbaren Verbrau⸗ 
‚de, zur Nothdurft oder zum Vergnügen ha⸗ 
ben, und: ſolchem Beduͤrftigen Geld zu leihen, 
das war in’jenen Zeiten nur ein Werk der 
Freundfihaft oder der Menſchenliebe. Ganz 
anders iſt es jekt, da jemand mit geliehenem 
Gelde ein Gewerb unternehmen uͤnd betreiben 
kan, welches, bey Geſchicklichkeit, Fleiß und 
Glick ſo viel Gewinn abzuwerfen pflegt, 
daß er balkı mehr als ſeinen noshbürftigem Uns 


terhalt haben kan, und untee”diefen Umſtaͤn⸗ 


AU, Theil. ° Fr r Eee — in bar 


310. - :. 1. Leihhaͤuſer. 


den mag ber Geber für den verftatteten nutzba⸗ 
ren Gebraud) feines Geldes mit gutem Gewiſ—⸗ 
fen eine Vergütung oder Belohnung nehmen, 
um fo mehr, da er ed felbft hätte vortheilhaft 
brauchen Fönnen, und da er durch das Verleis 
- hen Gefahr läuft, fein Kapital ganz oder zum 
Theil zu verliehren, ober. ed wenigſtens nicht 
fo bald als er es brauchen möchte, wieber er: 
halten zu koͤnnen. 
. Alfo,muften die Zinfen- gewöhnlicher wer: 
den, als mehr Gewerbe, Handwerke, Künfte, 
Fabriken, Manufakturen und, Handel entfianz 
den, ober als die Kunſt Geld mit Geld zu ver⸗ 
dienen allgemeiner ward; aber verhaßt oder 
anruͤchtig blieben fie immer, und zwar deswe⸗ 
gen weil der alte Widerwillen wider Zinfen, 
durch eine unrichtige. Anwendung eines. Mo—⸗ 
ſaiſchen Geſetzes, zu einem religiöfen Vorur⸗ 
theil geworden war (7), welches die Päbfte, 
wie viele andere noch ſchaͤdlichere Vorurtheile, 
mit fürchterlichen Gefeßen unterhielten... es 
doc das Volk, welches oft die Fehler feiner 
Gefeßgeber unſchaͤdlicher zu machen weis, half - 
ſich endlich durch mancherley Erfindungen, Zin⸗ 
fen dergeftalt zu verftecken, daß die. Richter 
weder den Geber.noch den. Nehmer beſtrafen, 
LE 77] DE u BE u ee ) noch 
(Fr F5.D. Michaelis diſſ. de: mente et ratione 
Aegis Mofatege vſuram prohibentis, in Syn- 
tagma commentationum II p. 9. und deſſen 
Moſaiſches Recht. II S. 86. 


1. Leihhaͤuſer. 311 


noch die Verzinſung ganz verhindern konten. 
Als dabey die Gewerbe mehr. gewonnen als 
verlohren, fo ward der Ungrund des Verboths 
immer ſichtbarer, und man erlante, daß bie 
neu erfundenen Wucherfünfte, die heimlich ges 
trieben wurden, mehr Unheil anrichten würs 
den, als man jemals. von Öffentlicher Werzins 
fung beforgt hatte; man fah, daß biefe die 


Juden, . melde die. pabftlihen Fluͤche nicht 


treffen konten, die Ausländer und die weniger 
religiöfen, weniger gewiffenhaften Snländer, 
die man doch allefamt am wenigften zu beguns 
ftigen wünfchte, am meiften bereicherten. 
Mirgend war biefe Verlegenheit empfind⸗ 
licher als am Nömifchen Hofe, der ſich damals 
noch einer unmenfchlichen Untruͤglichkeit ruͤhm⸗ 
te, und nirgend ſan man mehr auf eine Aus⸗ 
kunft als dort. Endlich glaubte man eine aus⸗ 
gedacht zu haben; man brachte ein Kapital zus 


ſammen, wovon den Armen Geld ohne Zins, 


gegen.ficheres Unterpfand, auf einige Zeit-gors 
geſtreckt werden ſolte. Neu war diefer Eins 
fall nicht; ſchon längft hatten gutherzige Mes 
genten ihn gehabt und ausgefuͤhrt. Kayſer 
Auguſt errichtete eine Kaſſe aus den dem Staa⸗ 
te anheim gefallenen Guͤtern der Verbrecher, 
welche denen —— Geld vorſchoß, welche 
den ſoppeuen Werth verpfonden kouten 2 

Ä So 


69 — vita —— eapi⸗ an 'Quotics ex 
X 4 am- 


N 


312 ° 2. Leihhaͤuſer. 


‚So: gab: Ziberins ein groffed Kapital hin, wos 
on dem auf. drey Jahre Geld gelichen ward, 
welcher liegende Gründe von. doppeltem Wer⸗ 
stheizur Hypothek -feßen Eonte (?). Alexander 
Severus brachte die Zinfen dadurch herunter, 
Haß er ein groffes Kapital zu geringern Zinfen 
verliehe, und Armen zum Ankaufe der Lands 


guͤter zinsfrey Gelder auszahlen ließ, die ſie 


Von dem Ertrage derſelben nach und nach er⸗ 
ſtatten konten (*). | * 
J Dieſen 


damnatorum bonis pecunis fuperflueret, yfum. 
eius gratuitum iis qui cauere in duplum bos- 
fent, ad certum tempus .indulfit. 


x..(2) Taeitus annal. VI, 17. p. 361. Tulit opem 
-Caefar, difpofito per menias millies feftertio, 
factaque mutuandi copia fine vfuris per trien- 

nium , fi debitor populo in duplum praediis 
‚eaviffet. Sie refecta fides, et paulatim pri- 
vati quoque creditores reperti. Sueton. vita 
Tiberii 48. p. 558. Publice munificentiam 
bis omnino exhibuit; propofito millies HS. 
gratuito in triennii tempus. Dio’Caf. EVII, 
21. pag. 893. Tiberius rem foenersriam tem- 
peravit, milliesque feftertium reipublicae lar- 
gitus eft, quam pecuniam fenatorli, ordinis 
viri indigentibus fine vſura ad tres annos 
: mutuo darent, Brei De 


(*) ‚Aelius Lamprid. vira Alex. Sev. 21. pP. 528. 
Föenus publicum ‘trientarium exercuit ,' ita 
vt pauperibus plerisque.fine vfuris pecunias 
dedesit ad:agros emendos, reddendas de fru- 
‚subu8, N 


N gi 1% Leihhaͤuſer. | 373 


Diefen alten Beyſpielen ſuchte man in Ita⸗ 
Yien zu folgen. » Um nun ‚viel Geld zufammen 
zu bringen, verlichen die Paͤbſte denen, welche 
dazu beytragen würden, maucherley erdichtete 
Bortheile, die ihnen wenigftens nichts koſteten. 
Durch Bullen und Beichtvaͤter bothen fie In⸗ 
dulgentien und die ewige Seligkeit aus, er⸗ 
Yaubten laͤſtige Gelübde in Abgaben au Leihr 
häufer zu verwandeln, »erlgubten den reichen: 
Einlegern ihre unehelichen Kinder erbfaͤhig zu 
machen u. ſ. w. Weil eine folde Arftalt viele, 
Bediente brauchte, ſo ſuchten ſie auch dieſe fuͤr 
denſelbigen Preis zu bekommen, und bothen 
oben angefuͤhrte Vortheile nebſt noch andern, 
welche der Erzählung nicht werth ſind, denen 
an, welche ein Jahr oder länger die daben noͤ⸗ 
thigen Gefihäfte umſonſt übernehmen würden; 


jedoch folten nöthigen Falls aus dem Fond 


maͤſſige Gehalte, bezahlt werden. Nur wahn 


ren Armen folte diefes Geld gegen taugliches, , 


Unterpfand auf gewiffe Zeit ohne Zins; gelie⸗ 
hen merden, ya | 


Allein man bemerkte bald, daß eine An⸗ 
ftalt diefer Urt weder von ausgebreitetem Nut⸗ 
zen, nod) von langer Dauer feyn, konte. Solte 
fie die Verzinſung mit deu dabey entftandenen 
Wucherkuͤnſten verhüten,. fo mufte fie nicht nur 
Armen im eigentlichften Verftande leihen, fonz 
dern. auch. denen, welche, um nicht zu verarz 

en X 3 men, 


374 n. Veibbäufer. 


men, nußbare Gewerbe unternehmen und treis 
ben wolten, und dazu Kapitalien fuchten. So 
Fräfttg auch die Anreißungen zur Einlage bey . 
der damals herfcyenden religiöfen: Dumheit 
waren, fo nahm doch diefe nach und nach ab 
und ſchwaͤchte jene in eben dieſem Maaße, zu⸗ 
mal da:bald darauf in Zeutfchland die Auf⸗ 
klaͤrung mit Macht durchbrach, und ſich almältg 


in andere $änder verbreitete. Solte das Leih— 
haus nicht durch die Gehalte ſeiner Bediente 


* 


und durch allerley unvermeidliche Unfaͤlle er⸗ 


ſchoͤpft werden, ſo muſte wenigſtens ſo viel an 
Zins genommen werden, als zur Unterhaltung 
der Anſtalt noͤthig war. Weil das Leihhaus 
unmoͤglich allen Armen helfen konte, ſo muſte 
man durch Befoͤrderung der Gewerbe die Ver⸗ 
mehrung der Armen verhuͤten, und alſo auch 


denen Geld verſchaffen, vie, bey einige Uns 


terſtuͤzung, noch etwas zu verdienen wuften, . 
und die ganz wohl uud gern einen mäjfigen ° 
Zins geben konten. Alſo entfchloffen ſich die 
Paͤbſte endlich den Leihhaͤuſern zu erlauben, 
zwar fuͤr das geliehene Kapital keine Zinſe, 
wohl aber zur Unterhaltung der ganzen An⸗ 
ſtalt ſo wenig als noͤthig zu nehmen, und 
nun erſt ruͤckten fie mit Anerkennung des laͤngſt 
ausgemachten Grundſatzes hervor, daß, wer 
die Vortheile genoͤſſe, auch die Laſt tragen 
helfen muͤſte; eines Grundſatzes, der ganz ei⸗ 
gentlich die Rechtmaͤſſigkeit der Zinfen —— | 
— Als 


En 
an — — 


1. Leibbäufe: a 


Als man 1m biefeh Ausweg gluͤcklich gefunden hat⸗ 
te, war nur noch ein Schritt: noͤthig, um den 
Leihhaͤuſern die vernuͤnftige Einrichtung zu ge⸗ 
ben, die der Erfinder wahrſcheinlich gleich 
wuͤrde gewaͤhlt haben, wenn er keine Vorur⸗ 


theile gehabt hätte. Naͤmlich um Geld genug 


vorräthig zu haben, beqnemte man ſich, den 
Einlegern maͤſſige Zinfen zu geben, die mau 
aber unter den unvermeidlichen Aufwand, der 
ganzen Anftalt, wozu fie auch wuͤrklich gehörs 
ten, den die Debitoren, nach dem ſchon vorher 
eingeführten Gebrauche, erfeßen muften, kluͤg⸗ 
lid) verftechte.. Da gab und nahm alfo dag 
Leihhaus Zinſen, aber man vermied fchlau den 
verhaßten Namen; alles ward nur pro iu- 
demnitate bezahlt; ſo ſteht in der paͤbſtlichen 
Bulle. 

Man muß geſtehen, daß alles biefes yet 
wißig ausgedacht warz aber nichts: defto went- 
ger entdeckten fharffichtige Leute die verlarnten 
Zinſen, und da erhob ſich ein Ichhafter Streit 
über die Rechtmaͤſſigkeit ver Seihhäufer, woran 
bie größten Theologen und Nechtsgelehrten 
Antheilnahmen, wobey die alte Frage wieder 
zur Unterſuchung Fam, ob man etwas. böfes 
thun oder Zinfen geftatten duͤrfte, um etwas 
gutes zu bewuͤrken. Zum Glüce für den Roͤ⸗ 
miſchen Hof war damals die Dumheit noch fo 
groß, daß eine pabftlihe Bulle den Unterſu⸗ 
chungsgeiſt erdruͤcken, wenigftens zum Schwei⸗ 

X4 gen 


3 16 | r. Leihhaͤuſer. 


gen bringen konte. Der Pabſt erklaͤrte die 
neue Einrichtung: der Leihhaͤuſer, melde die 
heiligen Berge der Gottſeligkeit oder 
Froͤmmigkeit, facri monti.di pietä, hieffen, 
für rechtmaͤſſig, und drohete allen denen den 
Fluch, die weiter daran zweifeln wirden. Dar: 
anf eilten die Städte in Stalien Leihhaͤuſer ans 
zulegen, und Die’ Ausländer folgten endlich 
nad. Bis hieher habe ich die Geſchichte mus 
unterbrochen erzählt; nun will ich fie mit den 
nöthigen Beweifen-verfehn. -— 8". 
Wenn man unter einem Leihhauſe eine oͤf⸗ 
fentliche Anftalt verſteht, wobey jeder gegen 
Pfand Geld umſonſt oder fuͤr Zinſen erhalten 
kan, ſo darf man dabey nicht an die tabernas 
argentarias und menſas numularias der Roͤ⸗ 
mer denken. Dieſe waren Contore, an welche 
der Staat und reihe Perſonen ihre: Einnah⸗— 
men auszahlen lieffen, um darauf ihren Gläus 
bigern Anweifüng geben zu koͤnnen, welchen 
das Geld entweder bar ausgezahlt, oder auf 
ihre Rechnung zugefihrieben ward. Zufchreis 
ben und Abfchreiben hieß perfcribere und re- 
feribere,: und. was wir eine. Anmeifung ‚oder 
Affignation nennen, hieß attributio. - Alſo dies - 
fe argentarii, menfarii, numularii, collybiftae, 
trapezitae machten die Gefchäfte unferer heutts 
gen’ Kaffirer oder Bankiers. So tier diefe 
gaben auch jene- fi mit Umfegung md Webers 
machung der Gelder ab; auch verliehen fie, 
= —W wie 


— 


— Leihhaͤuſer. 37 


wie dieſe thun, von ihrem Kapital auf. Zinfen, 
gaben auch wohl ſelbſt Zinſen, um hoͤhere wie⸗ 
der zu erhalten. Der Widerwillen wider 
Verzinſung uͤberhaupt zog auch ihnen einige 
Verachtung zu, die ſie vermuthlich durch Ver⸗ 


vortheilung vergroͤßerten, wiewohl diejenigen 


numarii, welche vom Staate geſetzt, oder 
Staatskaſſirer, Rentmeiſter, waren, einen 
ſo hohen Rang hatten, daß einige von ihnen 
Conſuls geworden find... Auch im Mittelalter - 
kommen diefe Gontore in Stalifchen. Städten 


‚porz ‚in Florenz hieffen fie uns Sahr 1377 


apothecae feu cafanae feneris (3), in Teutſch⸗ 
land Wechfelbänfe, aber ſie waren weder 
Girobanken noch Leihhaͤuſer in unſerer Bedeu⸗ 


tung. 


Eben ſo wenig verdienen diejenigen Conto⸗ 
re dieſen Namen, welche im vierzehnten Jahr⸗ 
hunderte in manchen Stalifchen Staaten, 3.8. 
zu. Florenz angelegt worden, um eine Anleihe 
für den Staat zu machen. Wer dabey Geld 
einlegte, erhielr eine Obligation und darauf 
monathlich Zinfen, die unter keinem Vorwan⸗ 
20 Offervazioni iftoriche di .Dominico M. Mani 
ai xirca i figilli antichi dei fecoli bafli. Vol, 

Die Pip- 86. aus einem alten Gtadtbuche? 

‚Francifcus fenerator pro fe et apotheca, fe 

Esſana fenoris, quam tenebat in via quattra 
pagoni u. f. w. 
Be ———— 7 DO ee a 93 


318 r. Leihhaͤuſer. 


de, auch nicht wegen eines Verbrechens, ge⸗ 
weigert werden durften. Die Obligationen 
wurden: bald mit Vortheil, oͤfterer mit Echa⸗ 
den verkauft, vder fliegen und fielen, mie die 
Englifhen Stods, nur nody nicht fo ſchuell, 
und die Theologen ftritten noch darüber, ob 
man mit gutem Gewiſſen eine Obligation uns 
ter dem Werthe, worauf fie lautet, von dem 
Eigner, der Elingende Münze haben mufte, 
xkaufen durfte Wolte oder mufte der Staat 
bezahlen, fo nußte er fhon das Regal, wel⸗ 
ches Leyſer regale falfae monetae nante, 
und gab.die Kapttalien in geringhaltiger Muͤn⸗ 
ze zuruͤck. Diefe Anftalt lie man, wenig⸗ 
ſtens in Florenz, vom Pabſte beſtaͤtigen, der 
jedem, der dabey Betrug ſpielen würde, Kir— 
chenſtrafen und Geldfirafen beftimte, welche 
leßtere der päbftlichen Kammer zufallen folten, 
wirwohl doch auch ſchon lange vorher die Mes 
publif Genua bey eben einer ſolchen Anleihe 
die Staatseinkuͤnfte verpfändet hat. Ich haͤ⸗ 
be dieß anzeigen wollen, weil Hr. Le Bret (9) 
biefe Contore uncigentlidh Leihhaͤuſer nennet, 
und weil man daraus erkennen fan, zu wels 
em hohen Grade der Volkommenheit ſchon 
im vierzehnten Jahrhunderte bie fürftliche Kunſt 
Schulden zu machen und zu’bezahlen, gebracht 


worden. ae 
—— Dieje⸗ 


9 Algemeine Welthiftorie XLV- ©. Io. 


7. Beibbäufer. 319 

Diejenigen, welche bisher den Anfang der 
Leihhaͤuſer am genaueften beftimt haben, fegen 
ihn mit Dorotheus Afcianus, das ift, Mat⸗ 
tbias Zimmermann (7), in die Zeit des 
Pabftes Pius II oder Paulus II, der von 
1464 bis 1471. vegiert hat, und zwar leßtes 
red deswegen, weil Leo X in feiner Bulle, 
welche ich nachher anführen werde; dieſen 
Pabft als den erften nennet, der diefe Anſtalt 
gebilligt hat. Weil mir diefe Nachricht nicht 
genügte, und ich bereits mufte, daß die Altes 
ſten Leihhäufer in Italien von Francifcanern 
beforgt worden, fo durcdhfuchte ich die Kahrs 
bücher des feraphifchen Drdens, in der feften 
Erwartung, daf darin diefes Werbienft nicht 
würde unberührt geblieben feyn. Sch hube 


auch 


(?) Dieſer Theolog war zu Eperies in Ungarn 
1625 gebohren, ward aus feinem Vaterlan— 
de wegen der Religion vertrieben, und ftarb 
ald Superintendent zu Meiffen 1689. Gr 
fchrieb unter andern: Dororhei Afciani mon- 
tes pietatis Romanenfes hiftorice, canonice et 
theologice deteäti. Lipfiae 1670.4.* Dieß 
Buch iſt jet ſchon ſelten. Gelegentlicdy nens 
ae ic) aud) folgendes, weil es viele, die über 
Leihhaͤuſer gefchriebem haben, nennen, ohne 

es gefehn zu haben: Montes pietatis Roma- 
nenfes, das ift die Berg der Fromfeit oder 
Gottesforht in der Stadt Nom. Durd) 

- Elychnium Gottlieb. Strasburg 1608. 8 * 

Es enthält nichts erhebliches, was man nicht 
auch bey Afcianus findet. 


“ 


3220 : 18 Leihhaͤuſer. 


24 auch dafelbft mehr Materialien zur Geſchichte 
dieſer Erfindung gefunden, als bisher jemand, 
fo viel ich weis, zuſammen gebracht hat. 


Als im funfzehnten Jahrhunderte in Ita⸗ 

llen die Klagen uͤber den Wucher, den manche 

| Chriſten, vornehmlich aber die Juden trieben, 
| immer gröffer und allgemeiner wurden, hatte 
Barnabas Interamnenfis (vermuthlicd aus 

Terni) zuerft den Einfall ein Leihhaus anzule⸗ 

gen. Diefer Mann war anfänglich ein Arzt, 

hatte auch die Doctor» Würbe erhalten, ſtand 

wegen feiner Gelehrſamkeit in Anſehn, ward 

ein Minorit oder Francifcaner, bekleidete uns 
ter denfelben allerley Wirden, und ſtarb 1472: 

in dem erften Klojter diefes Drdend zu Aſſiſi 

(in monte Sabafio) (9). Als er unter Pabft 

Pins 

) TH weis von diefem Barnabas noch nicht 

„mehr, als was ich hier aus, Waddingii ar- 





PN‘. 


KuELL uU H 7 u, 0 KR ie A ER ee re in u Zu 
Yan ı - Te * nn * Kr 2 TEEN — Es PIERRE 5 
\ ” yr® ven 


nales minorum, Tom. XIV p: 93. erzählt has 


k be. Wadding verweifet auf-Marian. lib, 5. 
€: 40. $. 17. und Mare. 3. P. lib. 5. eup 58; 
f ‚Erfterer iſt Marianus Florentinus, deſſen Fafei- 
h ( lus chronicorum ordinis minorum, ‚der aus 
Br, 5 Büchern beftehn foll, Wadding bey feinem 
Ei groffen Werke in der Handfchrik ‚gebraucht 
‚ | "hat, und, wie ich meine, noch nicht. gedruckt 
E tft. Marc. ift Marcus Ulyffoponenlis, deſſen 
£ } ‚as chronica ordinis minorum trıibus partibus 
: iſtincta ich nidjt habe erhalten können, wies 
i wohl das Buch im verfchiedene ‚Sprachen 
uͤberſetzt iſt. ©, Waddingii Jeriproresordi- 
Me ' DER nis | 

aber... 

% i 





4 





1. Beibbäufer. 321 


Pins II zu Perugia (Perufii) im Kirchen: 


ftaate predigte, und bemerkte, wie fehr die 


Armen von den Juden durch Wucher gedrückt 


wurden, thater den Vorſchlag durch Eollecten 
ein Kapital zuſammen zu: bringen, um davon 
gegen Pfand den Armen zu leihen, welche das 
für monathlich nur fo viel abgeben folten, als 
zur Befoldung der Bediente nnd Unterhaltung 
der Anftaltnöthig feyn würde. in gefchicks 
ter Juriſt zu Perugia, Kortunatus de Lo: 
polis, der nach feiner Frau Tode auch ein 
Francifcaner ward, billigte dieſen Einfall, 
und erboth ſich zur Ausführung behuͤlflich zu 
ſeyn. Um jedoch bey einer Unternehmung), 
die fo nahe an Verzinfung zu gränzen fchiem, 
jicher zu feyn, legten beyde der dortigen Uni⸗ 
verfität die Frage vor, ob eine Anftalt diefer 
Art erlaubt ſey, und nad) völliger Billigung 
ward bald ein anfehnliches Kapital zuſammen 
gepredigt, fo daß das Leihhaus eröfnet wer⸗ 
den Eonte. Nichts defto weniger fanden ſich 
viele, welche damit unzufrieden waren, und 
den Zins, fo gering er auch feyn möchte, für 
Wucher erklärten. Am meiften eiferten Die 
Dominicaner (ex ordine pracdicatorum,) das 
wider, 
\ 

- , aisminorum. Romae 1650. fol. * pag. 248, 
- 5249. Was man in Argelati Bibliorhec« ſerip- 
ror. mediolanen/._ Mediolani 1745. fol. * 1 
F PEN, lieſet, ift aus Wadding genom⸗ 


u A u 


322 1. Leibhäufer. 


wider, und ſie ſcheinen auch ſo lange dawider 
gepredigt zu haben, bis Leo X Schweigen ge⸗ 
both, fo wie hingegen die Franciſcaner dieſe 
Anftalt jederzeit vertheidigt und algemein zu 
inachen gefucht haben. Vermuthlich gönneten 
jene leßtern»diefed Verdienſt nicht. Der Streit 
ward nod) lebhafter, als nad) Ablauf des ers 


fen Jahre, nach Abzug aller Unkoften, eine 
betraͤchtliche Summe übrig blieb, und mair 
nicht wuſte, wie man foldye verwenden muͤſſe. 
Man fand zuleßt für gut, folche unter den 


Seihhausbedienten zu vertheilen, weil ihnen 
ihr Gehalt nicht vorher war beftimt worden. 
Sp machte man ed zuerft zu Perugia, aber 


an andern Orten hat inan den jährlichen Ues 


beifhuß auf andere Weife verwendet. - Das 


eigentliche Fahr. der Stiftung finde ich nirgend 
angezeigt, aber da e8 in die Zeit des Pius II 
fält, fo muß es vor dem Sahre 1464. oder 
ne Jahr felbft.feyn (9). Sonderbar ift 


08, 
sc Dieß betätigt auch m. B Salon in T. 2. 


Contr. de juſtit. et iure in 2, I. Thom. 
Aquin. qu: 88. art. 2. controv. 27. Huius 
modi, mons non erat in vfu apud antiquos. 
Coepit fere a 150 annis, tempore Pü Il, 
NHic enim pontifex eſt, qui primus omnium 
legitur montem approbafle, coepitque Prae- 
dicatöribus hörtantibus, respublicas et po- 
pülos ad illum inftituendum hortari, ne pau- 
peres ab Hebraeis acceptis confümerentur. 
Aber die Prediger: Mönche. waren 10 — 
er. 


1. Leihhaͤuſer. 323 


ed, daß diefer Pabjt ſchon im Jahre 1464. 
das Leihhaus zu Orvieto (vrbis veteris)' bes 
fiätigt hat, dahingegen das allererfte, naͤm⸗ 
lid) das zu Perugia, feine Betätigung erft 
im J. 1467. vom Pabft Paulus IT erhalten 
hat (9). Sonderbar ift es, daß feoX uns 
ter den VBeftätigern dieſer Anftalt, die Päbfte 
Paulus U. Sixtus IV. Innocentius VII. 
Alerander VL und Julius II, nicht aber den 
Pius II. nennet. Pabſt Sixtus IV. hat im 
J. 1472. das Leihhaus zu Viterbo beftätigt, 
Ä wie 
der. Vermuthlich wird ſich das eigentliche 
Stiftungsjahr in der -befondern Gefibichte 
der Stadt Perugia finden. Aber des Poms 
peo Pellini ftoria di. Perugia habe ich nicht 
nachſchlagen koͤnnen, und in Perugia augufte 
deferitta da Cefare Crifpolti: In Perugia 1648. 
4” p. 182. finde ich nur: monte detto della 
pietä, inftituito di vn venerabile padre dell’ 
ordine Offervante, chiamato fra Giacomo da 
monte Feltro;.— fa di lui mentione il Gon- 
zaga. Aber dieſer fchreibt dieſes Verdienſt 
keinem Jacob, ſondern dem bekanten Bernar- 
dino de, Feltro zu. De origine feraphicae 
religionis Francilcanae. Romae 1537. fol, * 
pP. 338. In C. &. Richard Analyfis con- 
ciliorum generalium et particularium. Vene- 
tiis 1776. 4 Eleine Theile in Kol. Tom, IV. 
P. 98. finde ich, daß das erfie. Leihhaus zu 
Perugia im Jahre 1450. angelegt fey. Aber 
Pius ll, unter deſſen Regierung es nach vie— 
len andern Zeugniſſen geſchehen ſeyn ſoll, 
ward erſt im Jahre 1458 Pabſt. 
0°) Wadding XIV, p. 94. 





324 1. Leibhäufer: 


wie Wadding meldet, welches jedoch ſchon im 
Jahre 1469. von einem Minoriten, Fran⸗ 
ciſcus de Viterbo angefaygen worden (11), 


Im Jahre 1479. beftätigte Pabſt Sixtus 
IV. das Leihhaus, welches an ſeinem Geburts⸗ 
orte zu Savona, nad) dem Mufter von Peru⸗ 
Hin, angelegt wär, Dieſe Bulle ift vie erfte 
gedruckte paͤbſtliche Beſtaͤtigung (12); denn 

die, 


“ (er) Bar ifforia Bela città di Vizerbo. In Ro- 
ma 1742. fol. * pag. 271. 

62) Sie ſteht in Bolle et privilegi del ſacro 
monte della pietä-di Roms. In Roına 1618; 
tiftampati l’annıo 1658. * Flein Sol. 165 Sei⸗ 

ten. Diefe Samlung iſt gemeiniglich folgen: | 

> dem Werke, weiches in: denfeldigen Jahren 
+... gedruckt und wicder aufgelegt worden, bey: 
. gebunden: Staruti del ſacro monte della 
 „pietä di Roma. Huch hat Aſcianus die Bulle 
8S. 719. ganz eingerüdtz; aber in.der Sam: 
lung paͤbſtlicher Bullen steht fie nicht. Ich 
will daraus nur folgende Zeilen abſchreiben: 
Vt huiusmodi incommodis (dem Wucher der 
Juden) obvient, cupiunrad inftar dilecto- 
rum filiorum civium eivitatis noſtrae Perufi- 
nae, in praedicta civitate Savonenfi, ex piis 
chrifti fidelium fuffragüis, ac alias colligere , 

et in vnam maflam, quae mons pietatis nun- 
eupetur redigere aliquam. non parvae. pecu- 
niae fummam, de qua. perfonis panperibus 
"et egenis, per ofticiales, examinara caufla 
neceiſitatis eorum, at receptis:pignoribus ab 
eisdem, oportune valeat proportionabiliter 
ſubveniri eo modo, auo ſabrenitur ex. pecu- 

nis 


.Yry 
vr. e vlt nd 
v 4 3. &' T 


1. Leihhäufer! | ar: 


die, welche Perugia verhalten hat, iſt ſchon 
1619, als jene gedruckt ward, wie der Her⸗ 
ansgeber meldet, nicht mehr im dortigen Ar⸗ 
chive zu finden geweſenAuch iſt mir nirgend 
die Beſtaͤtigung für Orvieto and Viterbo vor⸗ 
gekommen; Aſeianus hat · ſie im Bullario mag· 


no Chorubini· vergebens geſucht· Sixtus er 


waͤhnt ihrer gar nicht· Dieſer beklagte, daß 
die groſſen Ausgaben, die er haͤtte, ihm nicht 
erlaubten ‚feinen Landsleuthen mit Geld bey⸗ 
zuſtehn, dagegen wolle er dem Leihhanfe ‘fo 
viele geiftliche Vortheile ſchenken, daß dadurch 
Gläubige zum Einlegen bewogen werben moͤch⸗ 
ten , und eben diefe wolle er auch denem pers 
leihen, die babey Gefchäfte ein Jahr lang 
umſonſt übernehmen: wolten. Wuͤrden ſich 
aber dazu keine finden, ſo erlaubte er maͤſſige 
Gehalte zu geben. Er gedenkt dabey der Pfäns 
der, verſchweigt aber, daß die Schuldner zur 
Unterhaltung der Anftalt etwas beytragen fol 


. ten, welches jedoch Barnabas, deffen Namen 


—— 


in der Bulle nicht vorkoͤnt/ zu Perugia eins 
geführt hatte, welches alfo der Pabſt ſtilſchwei⸗ 
gend billigete. 
Aber die meiften Leihhäufer in Stalien find 
int funfzehnten and dem folgenden Jahrhun⸗ 
ee: 
niis montis pietaris in-Perufina civitate du- 
dum apoftolica audoritate interveniente ör- 
‚ dinati, dummodo eis.defuper.per nos licen- 
tin concedatui, u. ", el 
Ill. Theil. z = ea d \ 4 


1} 





326 1. Leihhaͤuſer. 


derte von Minoriten angelegt. worden naͤm⸗ 
lich von Marcus Bononienſis, Michael 
a Carcano (12), Cherubinus Spoleta⸗ 
nus, Jacobus de Marchia, Antonius 
Vercellenſis, Angelus a Elavafio und vor⸗ 
nehmlich von Dernardinus Tomitano, oder 
Feltrenfis, auch parvulus- genant. Dieſer war 
1439. zu Feltre in. der Zarvifer Mark gebohs 
zen; Sein Vater hieß Donaro Tomitano, 
feine Mutter Corona Bambeldoni;::bepde 
von vornehmen Familien; wiewohl andere pers 
fihern, er fey von dunkler Abkunft aus Tomi, 
einem Kleinen Orte bey Feltre, und fey deswe⸗ 
gen Tomitano -genant. Den andern Beyna⸗ 
men hat er von ſeiner unanſehnlichen Statur 
erhalten, über die er zuweilen ſelbſt fcherzte(!#). 
So viel ift gewiß, daß er eine gute Erziehung 
und guten Unterricht, gehabt und benußet hat. 
Fin Alter von 17 Jahren, naͤmlich 1456. 
ließ ev. fidy von feinem Lehrer- verführen, wis 
der feines Waters Willen , zu Padua ein Mi⸗ 
norit zu werden, wobey er feinen an a 
m UhlMaer 


SL): Michael reifete und predigte viel it Ge⸗ | 
ſelſchaft des Dernardinus, und ſtarb 1485, zu 
Como. Wadding XIV. p. 396. 


69 Als ihm zu Siena die Piccolimini, Ne— 

poten des Pabſtes, ihre Verehrung bezeigten, 

fagte er ihnen; er’ fey ihr DRAIIENEUEIER= 
"Wadding AV, pP: aa En 


‘ 
ls: ;. 


1.0Leibbäufen : 327 


Martin in Bernardinus veränderte (15). 
Weil er eine’ groffe Fertigkeit zu reden hatte, 
fo lieg ihn fein Orden. beftändig in Stalien hin 
und her veifen und überall predigen. Man 
hörte ihm gern, und an mandjen Orten ward 
mir ihm eine Art Abgoͤtterey getrieben Ju 
feinen Predigten drang er am meiſten auf Ab⸗ 
ſchaffung modiger Kleider und Spiele und 
Schwelgerey, vornehmlich aber mächte er un 
auf die Juden; und erregte diefen einen: foldh 

Haß, daß die Obrigkeit matiher Derter ihn 
_ bitten oder zwingen inufte, entweder weiter zu 


reifen, oder nicht wider die Juden zu predigen, - 


die der aufgebrachte Poͤbel zu ermorden drohe⸗ 
te; auch kam er zuweilen da wo reiche und. ge⸗ 
fehente Juden und Perfonen, ‚welche Juden 
brauchen konten, wohnten, in Lebensgefahr. 
Bey diefem Judenhaß wendete er. überall feine 
Kednerfünfte und, Volfsliche an, nach dem 
Benfpiele feines Ordensbruders, Barnabas, 
geihhäufer zu ſtiften. Er ſtarb 1494. zu Pas 
via; die Minoriten trieben mit, dem Gadayer 
allerley Poſſen/ Liegen es Wunder thun, und 
verfchaften ihm dadurch einen Platz im Ver: 
zeichniß.der Seligen,. ion wie, durch den Druck 
eiini⸗ 
—A wen XL. P.. 442. In des Anton. 
Sanon Lettere dell agricoltura, dell” arti 
e del commercio. VI. p. 149: , ift die Jahr⸗ 
—*— 1459, vermuthlich ein Druckfehler. 


Da 


Fr 


Be | 


— 


328 $.: Leihhaͤuſer. 


einiger feiner Predigten unter den: Schriſtſtel⸗ 

lern des Franciſcaͤner Ordens (10). 

Die Leihhaͤuſer in Italien, deren Anfang 

nur bekant geworden iſt, folgen der ‚Zeit nach 

> Im $..148$. unterſuchte Bernardinus 

en Lihhaus zu Perugia und vermehrte deſſen 
md... — 


I eben. dieſem Jahre, errichtete er ein 
shuliches zu Aſſiſi, welches Pabſt Innocen⸗ 
us beſtaͤtigte und der Stifter im Jahre 1487. 
wieder beſuchte und vermehrte (57). 
RE Jahre 1486. brachte er nach vielem 
Widerſpruche das Leihhaus zu Mantua zu 
Stande, und verſchafte auch dieſem die paͤbſt⸗ 
liche Beſtaͤtigung (3). Vier Jahre — 
ld: I abet 


6) Wadd. feriptores ordinis minorum. p 58. 
Fobricii bibliorh. mediae et infimas aet. I. p. 
ü. * et 
(27% Wadding:XIV. p. 398 und 433. | 
Es) Ste fteht ganz bey Wadding XIV. S. 
dir 4II Die Pfänden jolten noch einmal ſo viel 
werth ſeyn, als die geliehene Summe, und 
ſolten uneingeloͤſet nad) einen Jahre berkauft 
erden. Was uͤber dieginfen verordnet wors 
den, will ich hier einrüden: Ä 
Liceretque eis pro huiusmodi falariorum 
. folutione,, ac etiem penfione domus ad prae- 
miſſa in loco commodo et honefto conducen- 
“vda in civitste praédicta, libris et fübhafta- 
tiönibus, aliisque expenfis neceflariis pro 
- Ei execu- 


— 


aber war es ſchon fo [ehr in Unordnung gera⸗ 


1... Leihhäüfer: 329 
then; 


executione eis commiflorum officiorum hu- 
iusmodi, a perfonis mutuo recipientibus pe- 


cunias didi montis, illasque reftituentibus 


intra annum, 'praeter fummam mutustam, 


duos dengrios pro qualibet libra ınutuata ‚eius 
fummse, pro -quolibet menſe petere et recu- 


. perare, et a non reftituentibus de pretio ven; 


ditorum pro tempore pignorum retinere; et 
fi dicti duodenarii pro libra fie colledi, in 
fine anni non afcenderent ad fummam opper- 


- tunam pro falariis et aliis expenfis praedidtis, 


voluerunt id, quod deficeret, fuppleri de 
ſumma anni fequentis; et fi fumma dictorum 
duorum denariorum pro .libra fic colleäta,- in 
fäne anni tranfcenderet fümmam oppörtunant 

ro falariis et expenfis praedittis, voluernnt 


id. quod fupersbundaret , .eisdem folventi- 


bus proportionabiliter et pro ratd, ‚pro qua 
folviffent, ultra reftitui, fi recuperare vellent, 


“et ad hune effettum publice ſaepius procia- 


mari per civitatem praediftam, quod quicum- 


 "Que:initendetenit rehabere portiones eis! con- 
©; "tingentes de fuperabundantia praedifta col- 


"le&ta! per 'exättorem duorum denariorum pro 


':!}ibra, -debeant proteftari ofhieinlibus praedi- 


..r 


' &isinfrequindecim dies ad minus a die fibi 


facti mutui, recepifle mutuo animo rehaben- 


di talem pörtionein eis conitingentem, 'quan- 


tumcumque parvam; alioquin decurfis didtis 
quindecim diebus, proteftatione;preedidta non 
fatta, intelligerentur, poft tot proclamationes 
repetitis vicibus fattas,tales mutuo fecipientes, 


„et:nom proteftäntes, velle, immo mandare ‚ac 
'»»injungere dictis ofidislibusy.gtod difpenfent 


oh ge n..? "Ppau- 





j 330° 1. Leihhaͤuſer. 


then, daß er neue Schenkungen erpredigen 


muſte, um es wieder herzuſtellen (1?). 


Viel mehr Widerſtand fand er in Florenz; 
denn die reichen Juden beftacyen die Obrigkeit, 
und diefe wolte zwar das Anſehn haben, als 
ob fie das Leihhaus, beffen Errichtung ſchon 
vor 18 Sahren befthloffen war, begünftigte, 
war aber heimlich dawider, und als einmal 
nad) der Predigt die Jungen die Sudenhäufer 
flürmen wolten , befahl fie dem Minoriten zu 
fchweigen und zur Stadt hinaus zu gehn (2°). 
Inzwiſchen Fam es doch noch 1496. zu Stans 
de, aber durch den berüchtigten Dominicaner, 
Sieronymus Savonarola (21). 


Im Jahre 1488. ſuiftete er das Leihhaus 
zu Parma und wuͤrkte dafuͤr die Beſtaͤtigung 
aus 


properibus, * convertant in alias pias caufas 
illas parvas quantitates et portiones, quae 
‚+. ipfos proteftantes contigebant de difta quan- 
titate fuperabundanti, amore dei, . et;pro ſuae 
- ac fuorum praedeceflorum animarum ſalute, 
de confilio duerum religioforum,. vel alio- 
: rum facerdotum., aut aliorum bonae — 
nis et famnge — — , . ee 


-C'?’y Wadd. XIV. p. 516, 
(2°) Wadd. XIV. 2.346. . ya. 


(**) Offervazioni di D. Manni. cirea i: Agilii 
sntichi. Tom. XXVII. p. 92. wo noch inan⸗ 
che hieher gehörige Nachrichten vorkommen. 





Je Leihbaͤuſer. | 332 | 


aus (22), fo wie auch fuͤr Ceſena, worin der 
Zins pro ſalariis offieialium et aliis montis 
oneribus perferendis beſtimt ward (23). Am 
Ende diefes Jahrs war der Mind) am andern 
Ende von Stalien, und renovirte das. Leihhaus 
zu Aquila im Königreih Napoli (?*). J 


In folgendem Jahre 1489. legte er 
ſolche⸗ eben daſelbſt zu Chieti (Theate) (3235), 
auch im Kirchenſtate zu Rieti (Reate) (20), 
zu Narni (Narniae) (27) und zu Lucia an, 
wo der Biſchof die Beſtaͤtigung gab, welche 
die Juden auf alle — zu hintertteiben ſaq⸗ 
ten. 

Im Jahre 1490. durch Vernardinus zu 
Piacenza (28), der auch damals ſchon gu Ge⸗ 
nua ein von dem oben genanten Angelus a Eins 
* io — Leihhaus vorfand (29), ders 


ua gl 


| 2) Wadl. xıy. p. 448. LA Hiferte dei cit- 
ta di Parma di Bonavensura Angeli I. an Par- 


ma 1591. 4. ® pag. 429. 
(2?) Diefe Bulle des Innocent. vH. g in 
der oben N. 12. angeführten Samt. ‚10. 


(**) Wadd. XIV.’ past. er, 
425) Wadd. XIV. p. 462 55 | 
(2°) Wadd. XIV. p. 462. | 
7) Wadd. XIV p 465.170 20 N) 
—— 
Gꝰ) p. 460.. Pe 


33% 1.5 Leihhaͤuſer. | 


gleichen der Minorit Michael de Aquis zu Ve⸗ 
rona er und ein. anderer zu Milano Riftes 
%: x N) ® 
1491. zu Paboba, welches jedoch erſt 
1493. vom Pabſt Alexand. VI. beſtaͤtigt wor⸗ 
den (32), imgleichen zu Ravenna (22). 
1492. reformirte Bernardinus das Leih⸗ 
haus zu Vicenza, woman, um den Vor⸗ 
wurfe des Wuchers zu entgehn, den Kunftgrif 
brauchte, zwar Feine Zinfen zu fodern, aber 
die Schuldner zu ermahnen, daß fie, nad) ih⸗ 
rem Bermögen und nach ihrer Frömmigkeit, 
eine Erfentlichfeit geben möchten. Weil das 
durch die Leute zu ardffern Zinfen gezwungen 
wurden, ald man bey: andern Leihhäufern ges 
ſetzlich nn ‚ ſo ſchafte er dieſe Vervor⸗ 
thei⸗ 


—* Wadd. XIV. p. 517. wo auch die Beſtaͤti⸗ 
A, yon 1491. abgedruckt iſt. Cronica di 
erona —38— da Pier, Zagata. In: Verona 

1747: 4* I, I. p. 102 und Il, 2. p. 88. 
‚(FD ritratto di Milano. di: Carlo Torre. . In - 

. Milano 1714: 4* pag. 229. 

(°?2) Wadd. XIV. p. 93,.482, - Merala cofmo- 
graph. P. 2. lib. 4. p. m. 950., Die Beſtaͤ⸗ 
tigung hat Zanon lettere VI. P 152 ge⸗ 
liefert. 

(°?) Wadd. p. 514. Hieron. Rübei- hifforiae 
Ravennates. Ven. 1590. fol. lib. 7. ‚U:fo- 
reftiere inftruito delle cofe notabili della cittä 
di Ravenna di Franc, Belsrami. In Ravenna 
1783. 8* p. 119. 


“ 


. 2. Leihhaͤuſer. 333 


theilung ab (232). Auch legte’ er in felbigem . 

Sahre eines in dem Städtchen Campo ©. 
Pietro ‚nicht weit. von Padua an, und'jagte 
den Juden, der auf Pfänder’gelichen hatte, 


von dannen (3°). Zu Baffano,-einem Flecken 


in ber Taroifer Mark, und zu Feltri fand er 
damals ſchon diefe Anftaltenz; aber er pifitirte 
und verbefferte fie (39). 

Im Fahre 1493. veranlaffete Bernardis 
nus die Anlage zu Crema im Venedigſchen (?7). 
ferner zu Pavia, wo er das Gutachten der - 
Suriften ſuchte und zu feinem Vergnügen ers 
hielt (38), inigleichen zu Gubbio im Kirchen: 
ftate (39), Zu Cremona ftiftete damals ein 
anderer Krancifcaner einen montem frumenti 


. Pietatis,. wobey Dürftige Getraide, gegen eis 


nen Zins, leihen konten, ‚dergleichen ſchon vor⸗ 
her zu Parma geweſen zu ſeyn ſcheint (*9). 
Im Jahre 1494. half Bernardiuus end⸗ 


lich noch kurz vor ſeinem Tode das Leihhaus 


fuͤr Montagna im Venedigſchen einrichten (* —3 
und 
EWadd XV. B. 6, 65. 
(?°J),XV.. Pu 7. | 
(2°), XV, p. 12 und 9. 
Cr) XV. p. 37. 
(*°) XV. p. 37. * 
C?) XV. p 45. 
| et XV. p.46, mo die Beſtaͤtigung abgedruckt 


* XV. Ber" 
95 





334 1. Leihhaͤuſer. 


und das zu Breſcia ausbeſſern, welches einzu⸗ 


gehen drohete, weil den Bedienten kein feſter 
Gehalt beftimt war. (+2). Sn eben dieſem 
Jahre richtete ein anderer Francifcaner das 
Leihhaus zu Modena ein (23). Im J. 1506. 
beftätigte Julius II. das zu Bologna (#4). 
Im Jahre 1509, ward das zu Trivigi exrich⸗ 
tet (*°); und im Sahre ı5ı2. ſtiftete die 
Eufabeih aus dem Hauſe Gonzaga, als Wit⸗ 
we des Herzogs Guido Ubaldus, das erſte Leih⸗ 
haus im Herzogthum Urbino zu en und 

Ä ver⸗ 


— XV. p. 68. Bernardinus hielt bie Be= 
foldungen für nothwendige Uebel. Speciofius 
et religiofius fatebatur Bernardinus fore, & 
absque vllo penitus obolo et pretio mutuum 
daretur, libereque commodaretur pecunia, 
fed pium opus et. pauperum fubfidium exi- 
guo fic duraturum tempore; non enim, in- 
quit, tantus eft ardor hominum, vt guber- 
natores et officiales, montium minifterio ne- 


ceflarii, velint laborem hunc omnem gratis: 


ſubire; quod ſi remunerandi ſint ex ſorte 


principali, vel ipſo depofito, feu exili Mon- 


tium aerario, brevi hoc exhaurietur, et com- 
modum opportunumque iftud pauperum re- 
fugium vbique peribit. Wadd, XV. p. Al: 
(*?) XV. p. 88. | { 
(++) Die Bulle fteht in der oben N. 12. ange: 
führten Römifhen Samlung ©. 13. auch 
bey Aſcianus ©. 775. 


(+5) Iſtoria di Trivigi di Glen. Bonifactio. 


In Venezia 1794 klein Sol. * lib. 12. p. 501. 


I. Leihhaͤuſer. 335 


verſchafte demſelben fo: gar die Elbe 
Münzen zu fhlagen (*°). 


Die Geſchichte, von der ih hier handle 
zeugt von der groffen Macht der Vorurtheile, 
vornehmlich derer, die einen religioͤſen Mantel 
bekommen haben. Ungeachtet der unverkenli⸗ 
chen Vortheile, welche die Leihhaͤuſer leiſteten, 
und ungeachtet ſchon fo viele vom untrieglichen 
päbftlichen Hofe beftätigt waren, eiferten gleich: 
wohl viele, jedody meiſtens Dominicaner, wis 
der biefe Anftalt, welche fie montes, nicht 
pietatis, fondern impietätis nanten. Kein Wis 
derſpruch ſcheint den Minoriten empfindlicher 
gewefen zu feyn, ald der von dem Dominicas 
ner Thomas de Vio, der nachher ald Gars 
dinal unter dem Namen Cajetanus berühmter 
geworben ift. Diefer ſchrieb ald er noch 1498. 
zu Pavia lehrte, einen Tractat: De monte 
pietatis. (47). Er tadelte befonderd das Neh⸗ 
men ber —. und den Zins, wenn er 


auch 


es Della zecca di Gubbio e delle gefte de’ 
conti e duchi di Urbino, opera di Rinaldo 
Repofati. In Bologna 1772. 2 Theile in 4.* 
II. p. 96 und 132. 


(*7) Er fteht in ber befanten groffen Samlung 
juriftifcher Schriften, die gemeiniglidy unter 
dem Titel: Tractatus traftatuam angeführt 
wird: TomiVL P. I. Venetiis 1584. fol, * 
D Ya Man hat ihn aber auch einzeln ges 

ru 


\ 


336 1. Leihhaͤuſer. 


auch gleich nur zu Unterhaltung ver Bediente 
beſtimt war. Die Paͤbſte hätten, fagte er, 


bie Leihhaͤuſer nur überhaupt gebilligt, nicht 
aber alle Bedingungen und Mebenumftände, 


auch hätten fie ausdrücklich ihre Einwilligung 
nur gegeben, in fo fern fie mit den Kirchenges 
feßen uͤbereinſtimmen Eönte. Dieſe Worte ha; 


be man in dem Abdruck der Bulle ſuͤndlich 


ausgelaſſen, er habe fie aber felbft in der Man⸗ 
tuanſchen Betätigung gehört und gelefen (#?). 
_ Wuͤrk⸗ 


s) Ganz am Ende: Nota quod mons ipfe 
eſt ſimpliciter approbatus et erectus ab ipſo 
ſummo pontifice. Eius autem capitula ſu- 
pradicta ſunt approbata cum hoc Aadiectivo 
feilicet: ſaeris canonibus non eontraria. Vn- 
de fi qua capitula ſunt facris canonibus con- 
traria approbata non funt. . Haec autem effe 


ea, quae iniuflitiam continent, nüllus du- 


bitat. Non funt igitur approbata capitula 
illa, quae iniufta effe faperius monſtratum 
eft. Propter quod (fi ita eſt) non parum 
. peccatum fuit facere imprimi fummi pontifi- 
cis bullas truncatas absque illa particula fci- 
licet, facris canonibus non contraria.. La- 
queus fiquidem eft animarum, in quem ego 
incidiffem , vel faltem absque fufpenfione 
non fuiffem, nili viva voce nudiffe fic haberi 
in originalibus, et calamo fcriptam particu- 
Jam illam in bullse Muntuanse copia vidifle. 
Ex hac quoque eadem;radice fatisfit illis, qui. 
ex privilegiis et indulgentiis conceflis a Rom. 
- Pont. illis qui ad montis ‚cönfervationem aut 


augmentum manus porsigunt adiutriees ar- - 


guunt. 





1. Leihhaͤuſer. 337 


Wuͤrklich finde ich dieſe Worte auch nicht in 
dem Abdrucke des Waddings, der doch ex 
autographo. gemacht worden, auch nicht in der 
noch Altern Beftätigung fir Savona. Aber 
wenn fie auch darin ſtuͤnden, fo würden fie 
doch des Cajetans Widerſpruch nicht rechtfertie 
gen, indem ber Pabjt in beyden das Mufter 
von Perugia und die dafelbft eingeführte Vers 


zinſung gut heiſſet. Den Cajetan widerlegte 


der Minorit Bernardinus de Buſtis (*?) 
und zwar, felbft nad) Waddings Geſtaͤndniß, 
etwas zu heftig. Ferner gehören zu den Geg⸗ 
nern Nicol, Barrianus amd Franc. Papafava, 


ein Juriſt von Padua, der in Joͤchers Ge⸗ 
lehrten Bericon fehle (*°). Als diefer 


Streit im Anfange des fehszehnten Jahrhuns 
derts wieder heftiger: zu werden anfteng, en⸗ 


digte ihn Pabft Leo X: endlich dadurch, daß 


er auf der Lateranfchen Kirchenverſamlung in 
ir ne. DER 


uunt.. Jam enim, patet,, quod mons. ipfe 
fanätus eft, et in ordine ad illum haec omnia 
conceduntur,, Annexa tamen mala ex hoc 
non approbantur,. fed potius tolerantur ad 
evitatiönem maioris mali;. quo per publicos 
vfurarios reg pauperum „vorantur. | 


(4°) Seine fämtlicyen Schriften find zu Brefeia 

1588. in Folio zufammen gedruckt. — 
(?°) Die erſte Schrift iſt vom. Jahre 1496. 
Bepde hat Afcianus oder Zimmermann feis 
niem aoft angeführten, Werke. beydrucken laſ⸗ 
en. DI EZ FRE 


338° x. Leibbäufer. 


der zehnten Gißung 1514. durch eine befondes 


re Bulle die Leihhaͤuſer für erlaubt und nüglich, 
alle Zweifel dawider für ſuͤndlich, und alle, 
welche ferner dawider fehreiben würden, für exs 
communicirt erklärte (FT). Alle: Anweſende, 


außer. einem Erzbifhofe, flimten;diefer Ents . 


ſcheidung bey (2), und aus einem Schluſſe 
a u EZ an der 
(57) Diefe Bulle, welche in der Geſchichte der 
©  Reihhäufer Epoche macht, fteht in: Sm. La- 
teranen, concilium noviffimum. Romae 1521. 
. Hein Fol. Dieß fehr feltene Bud, welches 
ich aus hiefiger Univerfitäts Bibliothek vor 
mir habe, (lebt ganz abgedruckt in (Hardui- 
ni) Alta conciliorum. Tom. LX. Paritig 
1714. fol. *, und die Bulle ©. 1773. Auch 
findet man fie in Bullario ın. Cherubini I, 
p- 560. in Waddingii annal. minor. XV. p. 
470. auch be) Aſcianus ©. 738. und in 
4 Begerlinck theatro vitae hum. V. pag. 603. 
: Man fehe auch Richerii hifloria conciliorum. 
Coloniae 1683. 4.” IV,2. p.15. Der Pabft 


en ° 


ui commodum fentit, onus quoque fentire 
debeat. - =, Er’erlaubt, deinceps alios etiam 
fimiles montes cum apoftolicae fedis appro- 
Batione erigi pofle. - - Omnes qui contra 
hanc declarationem praedicare feu difputare 
“et feribere dufi fuerint, excommtunicationis 


latae fententiae’ poenam incurrere volumus. - 


6?) Refponderunt oınnes placere, excepto re- 

— verendo patre domino Jeremia- archiepifcopo 

‚© ‚Tranenfi, qui dixit, non pläcere, quia didi- 

cit per experientiam,: quod praefati montes 

ſaunt plus. damnofi quam vtiles. So fteht im 
Protokoll. | | 


beruft fich darin auf die Rechtslehre: quod 


. Leihhaͤuſer. 339 


ber Tridentiniſchen Verſamlung ſieht man, daß 
auch dieſe die Rechtmaͤſſigkeit anerkant und be⸗ 
ſtaͤtigt hat (72). Nichts deſto weniger fanz 
den ſich noch zuweilen Schriftſteller, die wis 
derfprachen, und nicht alle Schlüffe der Late⸗ 
ranſchen Verfamlung, am wenigſten jenen, - 
als rechtmaͤſſig annahmen. Dahin gehört 
z. B. der Dominicaner Dominicus de Soto (**). 
Endlich verlohren ſich alle Widerſpruͤche, und 
im Jahre 1565. befahl. der paͤbſtliche Legat 
Carolus Boxrromaͤus auf: der Verſamlung zu 
Mayland: allen Obrigkeiten und Geiftlihen; 
überall: zur. "Anlage der —— behoͤlſlich au 
r KA )e cz 
Vdu den nach dieſen Zeit i im Stalien erriche 
töten Leihhaͤuſern will ich nur nod) das zu Ron 
amd Napoli nennen. Es ift doch merkwuͤr⸗ 
dig, daß bie paͤbſtliche Reſidenzſtadt derglei⸗ 
chen erſt 1539. erhalten hat, und zwar durch 
die Bemuͤhung des Franciſcaners Giovanni 
Calvo — —— IH. verordnete in ſei⸗ 
ner 
Se Dieß ſchließt Richardi in Analyfi is conci- 
liorum daraus, weil Sefl, 22. cap. 8. die 


Leihhaͤuſer zu den piis locis gerechnet und der 
- Yufficht der Bifchöfe angewiefen worden. 


(54) In Libris X, de iuftitie: et ne Y quackt, | 
mer 6. \ 


er Waddingii annal. minor. xv. p. a47t. 


(°°) Commiflario generale dell’. ordine mino- 
se de’ conventuali di $, Fanciſeo. 





349 1. Leihhaͤuſer. 

ner Beſtaͤtigung, daß die Nachfolger des Cal: 
vo im Orden und Amte jederzeit die Aufficht 
über dafjelbe führen folten, weil die Francifcas 
ner fi) die Ausrottung des Wuchers vorzuͤg⸗ 
ich angelegen fenn liefen. FT). Erſt 1539. 
oder 1540. ward das Leihhaus in Napoli er⸗ 
richtet, Ein Paar reiche Bürger, Aurelio 
Paparo und Leonardo oder Nardo di Palma, 
Iöfeten alle bey den Juden verfeßten Pfänder 
ein, und erbothen fich ſolche den Eignern, ges 


gen Erfegung des darauf erhaltenen Vorſchuſ⸗ 


fes, ohne Zinfen wieder zu geben. Bald tras 
ten mehr reiche Leute hinzu; viele vermachten 
zu dieſer Abficht groffe Summen ;\ und der 
Vicekoͤnig Toledo, der damals die Tuben aus 
dem Meiche verwies, begünftigte ſolche auf als 
Ye Weife. Diefes Leihhaus, welches freylich 
mancherley Veränderungen erhalten hat, ift 


wohl das größte in. ganz Europa, wohin faft 


eine, unendliche Menge Sachen von hohem umd 
geringem Werthe zufammen gebracht wird, fo 
daß man es als die Niederlage der wichtigften 
beweglichen Güter der ganzen Natipn anfehn 


kan. Ums Jahr 1563. ift daſelbſt noch eine 
andere ähnliche Einrichtung gemacht, worden: 


banco 


| LI Die Betätigung fFeht in Waddingii annal. 


VI. p. 444. bey Aſcianus ©. 766. und in 

der oben. ©. 324. Anm. 12. angeführten Sam 

lung, wo aud) alle neuere darüber ergangene 

nn —— und Beſtaͤtigungen abgedruckt 
ind. ve ee tree Vi De dt 


baneo de’ poveri, Dieſes Contor ſchoß ‚ans 
faͤnglich nur den gefangenen Schuldnern d ne 
Zinſen vor, aber in. neuern Zeiten, 
viele Zufluͤſſe gewonuen — iebt es ge⸗ 
gen Pfand jedem, jedoch 
ohne Zins. | Aufrgeöffere Summen nimt reg: 


lanbübliche Zinſen (A Ds rg De 


u welcher Zeit das erfie Leihhaus in. Ve⸗ 
nl errichtet. worden, * un og ut 

Kant geworden (3°). Sup ‚Staa e 
bie Juden lange gefi önf zu u hab —* er 
den Sa wider fie. zu m nd ga 
fehl, dem Bernatdinus Bi 


| \reßigen Bier 
ſelben zu unterfagen, ori a * 





I; 

Kuiip F’uom BETT N nat 

>) — —* ‚Hifosia) ‚gell eitta e —— 

di Napoli. in Na oli; in. 4. %, vol, } 

‘P. 170. Giann ne ie lichte des 
reichs Neapel; hit‘ — 


Bret. ——— 4 ® V.ne⸗ 
he’ banehi,di Napoli; ;della — 
rattato di rein Rocco. * * 
Be 3 Theile in * FE p.151. Mon diefe 
—* habe ich in Gotting gelebreen 4 
em 1786: Sr Rachticht En a 


— io Vene iu. 
„3771. in 4.” vo P- 43 andelt aus 
: Mirio SR Der Kr Einrichtung beffel: 


| Io PEN AA 
r N ad en wi — 


All; 








ne | 
. — 
— 


342 1. Leihhaͤuſer. 


mir, Daß die größten Italiſchen Handelsſtaͤdte 
am, fpätejten diefe Erfindung genußt haben, 
vielleicht weil fie erfanten, daß eine gefegliche 
Beſtimmung der Zinfen, bey dem Wohlftande 
der Gewerbe, unwuͤrkſam oder unnüß ſeyn 
würde, ober weil die reichen jüdifhen Kauf⸗ 
leute folde zu verhindern wuften. 


Der Namen Mons pietatis, über deſſen Urs 
forung man noch Feine befriedigende Erklaͤ⸗ 
zung gehabt hat, Fümt, wie die Erfindung, 
aus Stalien, und ift auch eben fo alt wie fie, 
oder vielmehr noch älter. Ein zu einer beftims 
ten Abſicht durch Beytraͤge verfchiedener Pers 
fonen zufammen gebrächter Vorrath an Geld, 
ift ſchon lange vorher mons genant worden. 
In den erften Jahrhunderten des Chriftens 
thams wurden freywillige Gaben gefamlet , 
und, bey den Kirchen von den gottesdienſtlichen 
Perfonen.aufbewahrt, theild um damit die 
Koften des Gottesdienſtes zu beftreiten, theils 
um damit ben Armen zu helfen. Diefes Ka⸗ 
pijal, welches wie ein Kirchenſchatz, acrarıum 
ecclefiae,-angefehn ward, wird von Prudens 
tius im Anfange des fünften Sahrhunderts 
inontes annonae, auch arca numinis genant (3) 


Ter⸗ 


(. Hyinnus U. in honotem Laurentii. Der 
Dichter erzählt, daß im dritten Jahrhunders 
te der beidnifche praefectus vrbis u 

a | co⸗ 


4 


1, Leihhaͤuſer. 343 


| oo 

Tertullian nennet dieſe Collecten depofita 
pietatis (92) und ba haben wir denn montes 
. Drag — pieta- 


Diaconus Kaurentius dieſen Kirchenſchatz 
gefodert habe. V.53: — 
Laurentium ſiſti iubet; 
Exquirit arcam ditibus 
Maſſis refertam, et fulgidae 
Montes monetae conditos. 


Diefe Stelle hat, fo viel id) weiß, zuerſt 
4. €. Senfenberg in einer Nachſchrift zu 
C. J. Meyer diflert. de montibus pietatis; 
Giffae 1739, 4. p. 51. angemerft. Er glaubt, 
fon damals fen fo gar der Namen mong 
— gebraͤuchlich geweſen, weil V. 81. 

folgt: er 

f Haec oceulantur abditis 
Eeécleſiarum in angulis; 
Et ſumma pietas creditur, 
‚. Nudare dulces liberos,; 

Nber die Wahrheit zu fagen, bier bezieht 
fich pietas nicht auf mons. : Den’ Chriften 
wird ſpoͤttiſch ihre vaͤterliche Liebe (pietas) 
vorgeworfen, da fie, um die Kirchen zu bes 
reichern, „ihre Rinder und ‚Enkel arm mayb: 
ten. Daß inzwiſchen dieß zuſammen gebrache 
te Geld nicht allein zur Ausfhmäcdung der 
Kirchen, fondern auch. zu Almofen verwendet 
. . worden, it befant genug, und wird aud) 
5 ‚raus: dem, was Prudentius V. 140. erzählt, 
erweislih. S. Salmalius de foen. zrapezir. 

= Pr4aL. und die Vorrede— 
(927 Diefe:Stelfe, welche Senkenberg nicht 
gekant hat, findet fich in Apologetieh' cap. 
39unach der Ausgabe: des de la Cerda ©. 
en 33 187: 


(7 ee 1... Keibbäufer. 

2 pietatis; wenigſtens zweifle ich gar nicht/ daß 
ae der, Erfinder daher dieſen Namen genommen, 
Ri und deswegen gewählt hat, um dadurch der 
K ganzen Anftalt,ein heiliges oder religidſes An 


fehm und mehr Beyfall und Unterftägung zu 
verfhaffen. =, ren 
Inzwiſchen ‘finde ih, daß man bereits im 
\ N dreygehnten und bierzehnten Sahthhnderte in 
Stalien diejenigen, Gohtore, melde „für deu 
Staat ‚gegen Verpfaͤndung der Staatsgůter 
und gegen Zins, Gelder anleihen muſten, | 
montes genant hat (62). , In‘ dieſer Bedeu; 


* | sumiit I vr 

“| SER 15a RAT er ar ‚tung 
| 187: Haec quafi depofita pietatis ſunt, nam 
inde non epülis, non potaculisꝭ nec ingra- 
ı * 


. -  tis voratrinis diſpenſatur y"fedegehis alendis 

: humandisque/ et pueris ac'puellis re ac pa- 

rentibus deftituitis, iamque domelieis feni- 

bus; dtem;naufragis, „et fi.quisin ;metallis, 

et fi qui in infalis, vel in, quftodiis,»dun- 

taxat·ex caufla Dei ſectae, aluınni confeflio- 

un mnis ſuae fant. ...... 
| 069) Dennoch fehlt das Wort in Glofario ma- 
Bir; T, in yuali, "gun Beweife —— — 


ma cum ob anguſtiam aetarii d vi, non 
'Ö poßfet, ae iniguum videretun (no) fraudari ci- 
V wes, 


As en 





1. Leihhaͤuſer⸗ 345 


tung koͤmt das Wort auch in viel ſpaͤtern Zei⸗ 
ten bey Italieniſchen Geſchichtſchreibern vor; 


und man irret ſehr, wenn man mit Aſcian und 


| eicin: Abern alle ſe — montes fuͤr 


—*2 


tat ve 


ves, qui ine —* fecuti mutuo dede- 


rant, ‚media.quaedam inter has dithcultates 
reperta, eft via. Nominibus. eniın , eOrUM, 
quibus debebatur, tributim deferiptis annul 
reditus e publico confituti funt, quina fin- 
gulis centenis. Quantitates vero ipſfas in 
vnum coacervatas, a, fimilitudine eumulan- 
di, vulgo Montem vocavere. Idque in Ci 
vitate poſtea fetvatum. Quoties refp, indi- 


“get, eives fribüra perfolvunt; folutorum: ve- 


‚ Aber er hat feine uclien verſthwiegen 


ro penfiones anmuas percipiunt. Hi montes 
eumulgtionesqne peeuniarum bellis quidem 
ereleunt, pace minuuntur, ‚propterea quod 
abundsnte rep. diffolutio fit crebra atque 
peremtis, Quantitarum vero deſeriptarum 


Ä er venditio eit civibus’inter feiet permütatio, 


‚atque- (vi in,egeteris sıercimoniis) pro tem, 


pore, pro.ope, ‚pro commado „. minnitnt ea. 


rum precium atque augeſeit, In emtorem 
enden eommoda, quae folutus Ipfe‘ percep- 
turus erat, transferuntur,n Ea res facity. vti 
eives ‚ad.-erebras tributörum ſolutiones per- 
durent, non pereunte oımnino quod folutum 
eft; fed vtilitatem, fi non magnam, atfämen 
aliquam afferente. Diefe Nachricht gehört 


zur Geſchichte des Actien-Haudels deſſen 
ich ſchon S. 318. gedacht habe. Man ver⸗ 


gleiche Hr. Le Bret in Algem. Welthiſtorie 
RVSo der noch einige Umſtaͤnde er⸗ 
zaͤhlt, die nicht bey Aretin befindlich ſind. 


- — 
v4 * 
— 


X 


346 J. Leibhäufer. 


eigentliche Leihhaͤuſer hält. Diefe Staatsan⸗ 
leihen oder montes erhielten mannigfaltige 
Beynamen, bald nad) ven Negenten, die ſol⸗ 
the veranftalteten, bald nad) dem Gebrauche, 
der von dem aufgenommenen Gelde gemacht 
werden folte, bald von den Gegenftänden, 
welche zur Hypothek gefeßt wurden. Dahin 
‚ gehört mons fidei oder die Anleihe die Pabft 
Clemens VII. im Fahre 1526. zur Befchügung 
feiner. Reſidenz eröfnete (64); ferner mons 
aluıninarius unter Pins IV. dem das pabftlis 
che Alaunwerk verfeßt ward; mons religionis 
unter Pius V. zum Kriege wider die Türken, 
bie montes farinae, cardium, vini u. f. w. des 
nen die Accife von diefen Warren zur Sicher⸗ 
beit angewiefen ward. Um die Anleihe zu er: 
leichtern erfand man allerley Bedingungen, die 
zur Einlage reißen Eonten. Bald gab man 
groffe Intereffen, bedung ſich aber aus, daß 
diefe nebft dem Kapital, nach den Xode des 
Einlegers perflallen folten; bald gab man ges 
ringere Intereſſen, ließ aber die Obligationen 
vererben oder nad) Belieben cediren. Gene 
bieffen montes vacabiles, diefe non vacabiles. 
Zuweilen verfprad) der Staat das Kapital nad) 
gewiffen Jahren, 3. B. nad nem Jahren, 
röte bey: mons novennalis unter Paulus IV. 
wieder abzutragen ; ; men behielt fich der 
EStaat 


ce) Man ſehe die Bulk in Bullario m, Cherub. 
nl 17: 


| r. Leihhaͤuſer. 347 


Staat die Befugniß vor, das gelichene Kapi—⸗ 
tal zu beliebiger Zeit zurück zu geben; zumeilen 
aber folte die Rückzahlung nie geſchehn und 
die Verzinfung ewig dauren. Jene hieffen 
montes redimibiles, diefe irredimibiles (9%), 
Man fieht bier den Anfang der Leibrentem, 
Annuitaͤten, Tontinen, der Staatsobligatio⸗ 
nen, aber die weitere Ausfuͤhrung uͤberlaſſe ich 
dem, der die Geſchichte der Staatsſchulden, 
ein artiges Thema! bearbeiten will.’ Sch ha= 
be dieß nur gelegentlich angemerkt, um Irrun—⸗ 
gen, die faft algemein geworden find, und die 
auch mir in diefer Unterfuchung Aufenthalt ge⸗ 
macht haben, zu heben, und merke nur nod) 
an, daß feldft die Päbfte mauche der geiftlis 
chen Vortheile, die fie Den montibus pietatis 
verliehen hatten, auch ihren allerhöchften Ans 
Yeihen beygelegt haben, um den fehlenden Cre⸗ 
Dit zu ergänzen. Dieß ging defto leichter am, 
meil alle montes hießen, und eben daher koͤmt 
es, daß Aſcianus und andere fagen, viele 
Leihhaͤuſer wären von den Päbften zu Staats: 

anleihen gemisbraudt worden. * 
Aus den oben angefuͤhrten Beyſpielen ſieht 
man, daß die allererſten Leihhaͤuſer eine paͤbſt⸗ 
liche Beſtaͤtigung erhalten haben, und zwar 
* | des⸗ 
I) Burn. Gregorius Tholofanus de republi- 
"ea Ftancof. 1609. 4.* lib, 13. c, 16. p- 566. 

und Aſcianus ©: 753. 
22 34 


rar ' 
— N - 
“ Ze 2 — 
Bu’ 72 hen A —— is — — 


348 1. Leihhaͤuſer. 


deswegen, weil den Catholiken nur die Päbfte, 
die Frage, unter welden Umftänden Zinfen 


zu. nehmen find, entſcheiden koͤnnen. Dieſer 


Umſtand ſcheint die Anlage derſelben außer 
Stalien erſchwert zu haben; wenigſtens ſcheue⸗ 


ten ſich anfaͤnglich die Proteſtanten eine Ein⸗ 


richtung nach zu machen, bie vom Roͤmiſchen 
Hofe herrührte, und nad, den herfchenden 
Dorurtheile, nur von. dieſem genehmigt werz 
den konte; fo wie fie aus diefer Damals nicht 
‚ganz ungegruͤndeten Bedenklichkeit, nicht: eins 
mal die Werbefferung des. Kalenders anneh—⸗ 
‚men mochten, ech FR 
>... Die erfte Erwähnung eines Leihhauſes in 
Teutſchland, die mir his jeßt vorgekommen iſt, 
‚findet fich in der den Nürnvergern von Kayſer 
Maximilian I im 5.1498, ertheilten Erlaubs 
ig die Juden aus ihrer Stadt zu vertreiben, 
„Dagegen aber Wechfelbänfe anzulegen, und 
„mit Schreibern,. Amtleuten und. andern Per⸗ 
„fonen, die ſolchen vorſeyn und nothduͤrftlich 
„ausmwarten, nach Mothöurft und Gefallen zu 


 „befeßen; bergeftalt dag fie ihren Mitbürgern, 


„die ihr Handwerk, Handtierung und Gewerb 
„außerhalb Entlehns Cohne Anleihe) und 
Verſetzens ftatlich nicht wohl treiben oder ar⸗ 
„beiten koͤnten, fo oft fie wollen, auf ihr Ans 
„tüchen, nach Gelegenheit ihrer Handlung und 
Weſens, Geld Teihen, und darum Pfand, 


Buͤrgſchaft und Verſicherung nehmen, auf 


gs 5 Zeit 


1. Leihhäufer. 349 
„Zeit und Zeit zu bezahlen," und daun zu ge⸗ 


ſagter Friſt, über Bezahlung der Kaufſum⸗ 


„ne, ein ziemlichs zu Zins erfobern und ein⸗ 
„nehmen, und von denſelben Zinſen, die ob⸗ 
beruͤhrte Amtleute und Ausrichter ſolcher 
Wechſelbank ihres Solds und Arbeit entrich⸗ 
„ten; und ob alsdann derſelben Zinſen Ueber⸗ 
maaß wäre, dieſelbe zu gemeinen Nutzen der 
„Stadt Nürnberg verwenden moͤgen, als au— 
„dere derſelben Stadt gemeine Gäter? (710) 


Man fieht hieraus, daß bie Leihhaͤuſer 
in Teutſchland  zuerft unter dem Namen “der 
Wechfelbänke, worunter man vorher ein je⸗ 
des Contor, wobey Gelder umgeſetzt und ver⸗ 
liehen wurden, verſtand, befant geworben find, 
aber daß fie deswegen Feine Stältenifche Erfin⸗ 
dung find, wie Hr Prof, Fiſcher (27) meint, 


das folgt doch daraus. gewiß nicht. Die Ruͤrn⸗ 


berger haben auc) damals noch Fein Leihhaus 


‚angelegt „ fonderwerft im Jahre 1618. Das 


mals lieſſen fie verfchiedene Leihhausordnungen 
aus Italien kommen, um daraus das beſte zu 
(0) Ich habe die eigenen Worte des Privile⸗ 
giums beybehalten; man findet es hinter A. 
Wuͤrfel hiſtoriſchen Nachnchten von der ches 
maligen. Juden = Gemeinde in. Nürnberg. 

Nuͤrnd 1755: wi9-.152. . 0 
(°7) Geſchichte des teutſchen Handels, I 

©. 454. La N. * ——— 

F I,‘ u u 





h ’9 


350 J. Leihhaͤuſer. | 


nehmen, vornehmlich aber legten fie die Augs⸗ 
burgifche zum Grunde, ſchickten auch die ans 
genommenen Leihhausbediente nach Augſburg, 


um ſich mit der dortigen Einrichtung volſtaͤn⸗ 


dig bekant zu machen (6°). Daſelbſt hatte der 
Magiftrat im J. 1891. den Juden das Leihen 
auf Pfänder verboten, und 30000 Gulden 


. zum Fond eines feihhaufes bewilligt, and im 


Sahre 1607. eine Leihhausordnung befant ges 
macht (°?). 


In den Niederlanden, in Frankreich und 
Englang find die Leihhäufer zuerft unter dem 
Namen der Lombarde befant geworden, defs 
fen Urfprung nicht zweifelhaft it. Man weis, 
daß im drepzehnten und den folgenden Jahr⸗ 
hunderten viele reiche Kaufleute aus Stalien , 
weldyes fand damals nur faft allein einen wahs 
ren groffen Handel trieb, im jene Laͤnder gezo⸗ 
gen find, die damals noch wenige Kaufleute, 
welche groffe Geſchaͤfte machen fonten, hatten. 
Sie wurden: aud) deswegen in den meiften 
großen Städten von der Obrigkeit begunftigt, 
wurden aber mit der Zeit dadurch algemein 

ver: 


(°*) Göfingt Journal von und für Teutſch⸗ 
land 1784. I. ©. 504. wo man aud) die er: 
fien und neuern Nuͤrnbergiſchen Leihhaus: 
ordnungen eingerädt findet. 


(9°) P. von Stetten Geſchichte der Stabt 


Augfpurg. Frankf. und Leipzig 1742. 2 Ih. 


— 


in 4. L ©. 720, 789, 833. 


1.. Leihhaͤuſer. 351 


verhaßt, daß ſie durch Verleihung der Gelder 
egen Pfaͤnder und Zinſen, den argſten Wu⸗ 
er trieben. Sie wurden Longobardi oder 
Lombardi genant, 10 wie oft ganze Nationen 
nach einem einzelnen Theile ihres sandes bes 
nant werden, fo mie jeßt noch alle Helvetier 


Schweißer, noch oft die Ruſſen Moſkoviter 


genant werden. Sie hieſſen aber auch oft 
Caorcini, Caturcini , Caurfini, Cawarlini , 
Cawartini, Bardi, Amanati, welche Benen⸗ 
nungen wahrſcheinlich von einigen ihrer groͤß⸗ 
ten Contore oder Haͤuſer entſtanden ſind; we⸗ 
nigſtens war damals in Florenz die Familie 
der Gorfiner in groſſem Anfehn (79). Sie 
hielten in den größten Dertern Contore zum 
Perleihen, nahmen unmäfjige Zinſen, nahs 

men Pfänder zu einem geringen Preiſe an, 

amd behielten ſolche dafuͤr, wenn ſie nicht am 

beſtimten Tage eingeloͤſet wurden. Dem kirch⸗ 

lichen Verbothe der Zinſen wichen ſie, wo es 

nobthig war, dadurch aus, daß fie ſich ſolche 

zum ooraus als ein Geſchenk bezahlen lieſſen. 

So gar Koͤnige liehen auf dieſe Weiſe von ih⸗ 
nen. So nahm der König von England 
‚Eduard II. im Jahre 1329. ZU feiner Reife 
nad Frankreich , g000 Mark von dem Conto⸗ 
re der Barden, und gab ihnen dagegen. zur 

Dankbarkeit eine Schuldverſchreibung auf 
2. | 70009 


(7°) Man fehe dieſe Woͤrter bey DU greſne. 





352 - 1. Leihhaͤuſer. 


7000 Mark (71). Wurden die Klagen uͤber 
den Wucher dieſer chriſtlichen Juden zu arg; 
ſp drohete man fie zum Lande hinaus zu jagen, 
bertrieb auch wohl die, welche es am argſten 
gemacht hatten, und-ließ dann die übrigen daſ⸗ 
felbige Gewerb mit mehr Befcheidenheit oder 
Vorficht treiben; vermuthlich weil der Natio⸗ 
nalhandel noch zu ſchwach war, um dieſer Aus⸗ 
länder entbehren zu koͤnnen. Go machten es 
Ludwig IX. von Frankreich 1268. auch Phi⸗ 
lipp der. Kühne, Zuweilen karmen ihnen auch 
“pie. Paͤbſte, die doch keine Zinfen geſtatten 
wolten, mit einer Vorbitte zu Huͤlfe; BUS} 
bey Heinrich III. von England 1240. 
In den Niederlanden bezahlten die Toms 
barden im 14ten Jahrhunderte ber Obrigkeit 
fuͤr die Haͤuſer, worin ſie ihre Geldgeſchaͤfte 
trieben, Miethe, und etwas gewiſſes fuͤr die 
Erlaubniß. So wär es zu Dordrecht 1313. 
auch zu Delft 1342. (72). Als fich mit der 
Zeit die eigentlichen Lombarden verlohren, wur⸗ 
den dennoch) jene Häufer mit derfelbigen Erlaubs 
niß zu diefem Gewerbe verpadhtet (7 ?), jedoch 
beftiinte endlid) die Obrigkeit den Zins, den 
fie nehmen folten, und gab ihnen Horfegriften, 
° (7%) Foedera IV. p. 587. DZ 
72 Beweife' findet man in Beſckryving der 
N ftadt Delft. Te Delft 1729. fol.* p. 555. 
(3) Salmalius de foenore trapezitico. Lugduni 
: Bat. 1640. 8. * p. 744. — 


u 5: Besbbäufer. 353 


ec der Wucher eingeſchroͤnkt ward. Von 
ſolcher Verpachtung hat an nod) von 1655. 
ein Beyſpiel zus Delft, Im Sahre 1578. 
enipfahl — Prinz von Oranien, einen 
ſo genanten Lombarden, Franz Mafafia,- dem 
Magiſtrate von Amfterdant, um ihm die Er⸗ 
laubniß zu einem Leihhauſe auszuwuͤrken 4), 
ſo wie noch mancher Erlaubniß zum Billiard 
und mancher Jude einen Schutzbrief erhält, - 
Sin: Sahre 1611. both der: Pächter eines: ſol⸗ 
hen Hauſes in Amſterdam, der in den letzten 
Jahren ſein Kapital wenigſtens zu 332 Pro⸗ 
zent genutzt hatte, fuͤr die Verlaͤngerung ſeiues 
Privilegiums viel Geld; aber die Stadt ent: 
ſchloß ſich 1614. das Sombarb oder. Leihhaus | 
ſelbſt Am Adminiſtration zunehmen, oder felbft 
ein ſolches anzulegen. So gefcheut auch dieß 
war, fo entftand dennoch ein Streit uͤber die 

Rechtmaͤſſigkeit deſſelben/ die! Mareſtus (75) 
und Claud Salmaſius zu behaupten ſuchten 
Zu Bruͤſſel iſt das öffentliche Leihhaus oder 
Lombard 1619. Dad zu Antwerpen 1620. das 
zu Gent 1627, errichtet (20). Alle dieſe wur⸗ 
denn durch den Erzherzog. Albert; gleich nach 
dem Antritte der Statthalterſchaft, auf An⸗ 
rathen 
De koophandel van Amferdam,. "Te, Rot- 

terdam 1780. 8. ® L. p. 221. 
| >). de Marers di," de trapezitis. Ei 


(7°) Aftlahus S 773-- Aus David. a "Manden 
difeurlus morales in decalognm, p- 936. 





356 2. Bezeichnung dev Metalle. 








VE ru, 





2, 


Chemiſche Bezeichnung der 
Metalle. | 


gr diejenigen: Metalle, welche am ehe⸗ 
ſten bekaut geworden ſind, naͤmlich 
Kupfer, Eiſen, Gold, Silber, Bley, Queck⸗ 
ſilber und Zinn, mit denſelbigen Namen, wie 
die naͤchſten Himmelskoͤrper, die uns am groͤß⸗ 

ten erſcheinen, benant, und mit denſelbigen 
Zeichen angedeutet werden, fo entſtehen die 
Fragen, ob dieſe Namen und Zeichen zuerſt 
den Planeten oder den Metallen gegeben ſind; 
wann, wo und weswegen man ſie gewaͤhlt 
hat‘; und warum fie von den Planeten auf die 
Metalle ; oder von diefen'anf jene angewendet 
worden. Mit völliger Gewisheit läffen ſich 

dieſe Aufgaben ; zwar nicht beantwortet, wenig⸗ 
ſtens nicht vor mir; dennoch laͤßt ſich daruͤber 
etwas ſagen, welches dem, der Unterſuchun⸗ 
gen dieſer Art liebt, und ſie nicht ſchon ſelbſt 
angeſtellet hat, angenehm ſeyn kann. 


Daß die jetzt noch gebraͤuchlichen Namen 
zuerſt den Himmelskoͤrpern, und ſpaͤter den 
Metallen gegeben worden, das iſt wohl außer 
ni io wie auch, daß fie von den en 

en 


nn EFF An Al BR nenn er 


. VDeheichnung der Metälle 347 


chen auf die Roͤmer und von dieſen aufund ge. 
kommen find, Auch iſt es eben fo vermuthlih 
als erweislich, daß fchon Ältere Natiunen eben 
Diefen Himmelskörpern andere Namen beyge- 
legt haben. , Die: allerälteften fcheinen, nach 
einigen noch vorkommenden Beyſpielen zu ur⸗ 
theilen, von irgend: einer Empfindung, melde 
fie in den Augen der Menfchen erregen, abge⸗ 
leitet zu feyn. Unwahrſcheinlich ift es auch 
nicht, daß die Planeten fehon von den alten 
Aegyptern und Perfern nach ihren: Goͤttern 
genant worden, und daß: die Griechen dieſe 
Namen nur in ihre. Sprache übertragen oder 
überfeßt haben (4). Der Einfall, die Pla⸗ 
neten den Göttern zim Aufenthalt anzumeifen, 
oder fie wohl gar felbft für. Götter zu halten, 
iſt, der. wahrfcheinlichften Vermuthung nach, 
dadurch veranlaſſet worden, daß die rohen 
Voͤlker die Sonne, wegen ihres wohlthaͤtigen 


und unentbehrlichen Einfluſſes auf allesKörper 


der. Erden, entweder für die Gotheit ſelbſt ans 
gefehn, oder als den Sitz, wenigſtens als 
das Sinbild derſelben, goͤtlich verehrt haben. 
Als mit der Zeit auch Helden und Perſonen, 
welche ſich durch außerordentliche Verdienſte 
() Man fehe Goguet Urſprung der Geſetze 
und Kuͤnſte. II. S. 363. woher auch dasies 
nige genommen iſt, was Bailly darüber am 
Ende feiner Hiftoire de-1 äftrönomie'ancien- 
ine," Paris 1775. 4: geſagt hat. 
A—— 6 7 


111. Theil. 


I er 


358. 2. Bezeichnung der Metälle, 


ehrwuͤrdig und unvergeßlich gemacht hatten, -. 
goͤtliches Anfehn erhielten, wies man aud dies _ 

fen Göttern befondere Himmelskoͤrper an, 
wozu freylich, außer Der Sonne, der Mond und 


die Planeten am ſchicklichſten ſchienen (2). 
Nach welchen Geſetzen dieſe Vertheilung ge⸗ 


macht worden, oder warum der eine Planet 
eben dem Saturn und keinem andern gewidmet 
worden, das hat nicht einmal Pluche, ſo viel 
ich weis, zu errathen gemeint (2); auch ſind 
die Alten ſelbſt nicht wegen dieſer Vertheilung 
einig (*). Als num einmal die Planeten den 
Göttern gewidmet waren ,. fo gieng die Thor⸗ 
heit, die nie da aufhört, wo fie anfängt,. weis 
ter, und fchrieb ihnen die Eigenfchaften.: und 
Wuͤrkungen zu, die fchon vorher den Ööttern, 
nad) denen fie benant worden, angedichtet was 
ren. - Dieß gab mit der Zeit den Stof zu der 
grundlofen Sterndeuterey; da mufte der Pla⸗ 
net Mars, wie der Gott dieſes Namens, den 

(?) Fablon/ki pantheon Aegyptiorum. Francof. 


‘ad Viadr. 1750. 8. * im den: Prolegomenis 
pag. XLIX. | | | 
(?) Einige Bermuthungen bat er fi doch dar⸗ 
über erlaubt, in Hiftorie des Himmels. 
Dresden 1740. 2 Theile in 8. * I. ©. 64. 
(*) Die Widerfprüde hat Goguet in einer 
Anmerfing ©. 370. angezeigt; noch beffer 
lernt mar fie kennen aus Hugini ‚poeticon 
aftronom XLII, nad) der Ausgabe des. yon 
Stavere. 9. 496 : | vi 


8 


2: Bezeichnung der Metalle. 319 


Krieg, Venus die Wohlluft lieben und. verans 
laſſen 
Nun folgt die Frage, warum denn auch 
die Metalle’ auf gleidye Weiſe unter den Göts 
tern vertheilt und nad) ihnen benant worden? 
Unter allen: Bermuthungen ſcheint mir folgens 
de die meifte Wahrfcheinlichkeit zu haben. Die 
Anzahl: der wergötterten Planeten machte bie 
Zahl Sieben. den Aegyptern, Perferi und ans 
dern Völkern ſo heilig, Daß alles, was in 
der Anzahl auf fieben ſtieg, oder was ſich 
nur durch diefe Zahl ganz auftheilen ließ, eine 
Verwandfchaft, eine Aehnlichkeit oder irgend‘ 
eine Beziehung auf einander haben mufte (?). 
Sp muften denn auch die fieben Metalle zu den 
fieben fo genanten Planeten und mit diefen den 
Göttern gehören, und nach diefen benant wers 
den. Feder. Gott erhielt ein Metall, deſſen 
Entftehung und Gebrauch unter feiner befons ı 
dern Vorfehung und Megierung ftand, uud 
jedem Metalle wurden die Kräfte und Eigens 
ſchaften des gleichnamigen Planetens und Got⸗ 
tes zugefchrieben, wodurch mit der Zeit manz 
cherley Grillen der fo genanten Alchemiſten ent⸗ 
ſtanden ſind. 
Die aͤlteſte Spur von Vertheilung der Mes 
talle unter den Goͤttern findet ſich, ſo viel ich 
Wa, Weis, 
(°) ER i i panth. proleg. p. Lv, LVI, Vos- 
ſus de.idolol. II, 34. p. 489 Bruckeri hiftor, 
pbilof, 1, p. 1055. 


> 





— nn ent. 


2 


360 2. Bezeichnung der Metalle 


weis, bey dem Gottesdienſt der Perſer. Ori⸗ 
genes widerlegt den Celſus, der den Chriſten 
vorwarf, daß ihre ſieben Himmel nebſt der 
Leiter, die Jacob im Traume ſah, aus den 
Geheimniſſen des Mithras hergenommen wäs 
ren. Da wären, ſagt er, der Umlauf der 
KHimmelskörper vorgeftellet worden durch fies 
ben Stuffen, die zu eben fo viel Pforten führs 
ten. “Die erfte Pforte fey von Bley, Die zwey⸗ 
te von Zinn, die dritte von Kupfer, die vierte 
von Eifen, die fünfte aus einem vermiſchten 
Metalle, die fechfte von Silber und die ſieben⸗ 
te von Gold gewefen. Die bleyerne forte 
habe den lang daurenden Umlauf:des Saturns, 
bie zinnerne den Glanz und die Weichlichkeit 
der Venus, die dritte. den Juppiter, die vierte 
den Merkur, mit deffen Stärke zur Arbit 
und Geſchicklichkeit zur Handlung, die fünfte 
den Mars, die fechfte den Mond und die les 
te die Sonne angedeutet (9). Hier iſt offens 
u er bar 
(6) Contra Celfum lib. 6, 22. p. 161. Celfus 
, de quibusdam Perfarum mytteriis fermonem 
facit.. .Harum rerum, inquit, aliquod repe- 
situr in Perfarum do£trina Mithriacisque eo- 
sum myfteriis veftigium. In illis enim duse 
caeleftes converfiones, alia ſtellarum fixarum, 
errantium glia, et animae per eas tranfitus 
quodam fymbolo repraefentantur, quod hu- 
iusmodi eft. Scala altas portas habens, in 
ſumma autem’oltava porte. "Prime portatum 
plumbea, altera ſtannea, tertia ex gere, quar- 
KR LIE GT 


| 2. Bezeichnung der Metalle. 361 


bar eine Spur von der metallurgifchen Aftros 
logie, wie fie Borrich nennet, oder von der 
aftronomifchen oder mythologifchen Benennung 
ber Metalle; aber fie weicht von der jeßt ges 
bräuchlihen ab. - Nach diefer_ gehört Zinn 
dem Juppiter, Kupfer der Venus, Eiſen dem 
Mars und das vermifchte Metall müfte wohl 

| dent 


ta ferrea, quinta ex dere‘ mixto, fexta ar- 
gentea, feptima ex auro. xAua& Unbırulog, 
drı d' aury wuAn Oydoy. 3 mpory rwv vuloy 
noAıßdov, 7 dsurspn xaoaırepov, 7 TpIT7 KaA- 
KU, rerœopry audypov , N REATTN HRLDXSOU 
vorionxrog, FERnTy apyvpbu, Kpvoov y E&ß- 
don: Primum aflignant Saturne, tarditatem 
‚4llius Gderis plumbo indicantes: alteram Ve- 
neri, quam refezunt, vt ipfi quidem putant, 
ftanni fplendor et mollities; tertiam Jovi, 
aheneam illam quidem et folidam ; quartam 
Mercurio, quia Mercurius et ferrum, vter- 
que operum omnium tolerantes, ad merca- 
turam vtiles, laborum patientiffimi. Marti 
quintam, inaequalem illam et variam propter 
mixturam, Sextam, quae argentea eft, lu- 
+ nae; feptimam auresm foli tribuunt, quia 
folis et lunae colores’haec duo metalla refe- 
zunt: Ich hofte über diefe Worte einige Er- 
läuterung bey den Herausgebern des Origes 
nes und bey denen,, welche von den Perfifchen 
Gotheiten ausführlich gehandelt. haben, zu 
finden... Uber ich fche dieſe Stelle weder von 
Hyde, noch von Philipp a Turre, deſſen 
Monumenta veteris Antii in Thefauro anti- 
uisat. et hiftor. Iraliae VI, A. ſiehn, noch 

n Banier Goͤtterlehre angeführt. 


Aa 3 | 


362 2. Bezeichnung der Mekalle: 
dem Merkur gehören. Die Vermuthung des 


Borrich ift allerdings wahrſcheinlich; dap die 


bfchreiber des Drigenes, entweder aus Un⸗ 
wiffenheit oder Unachtfamkeit die Namen der 
Götter verjeßt. haben; denn wenn man auch 
annehinen wolte, daß man in diefen Beuen⸗ 
nungen anfinglich eben fo wenig als in der Bes 
nennung der Planeten einig geweien, und daß 
fie erfi mit. der Zeit feft beftimt worden, : wos 
von gleidy Beweiſe folgen werden, ſo muͤſte 
man doc geftehn, daß die bey dem Drigeneg 
angezeigten Urfachen der Benennungen ſich nad 
der jeßigen Leſeart nicht gut ſchicken, Dagegen 
alles viel beffer zutrift, wenn man bie Namen 

fo umfeßt, wie fie jeßt gebraucht werden * 

| Ä ieſe 


7) Di. Borrichius de ortu et progreſſu Che- 
miae. Hafniae 1668. 4. * p. 29. will die 
Worte fo ordnen: fecundam portam faciunt 
Jovis, comparantes ei ftanni fplendorem et 
mollitiem; tertiam Veneris aeratam et foli- 
dam; quartam Martis, eft enim laborum pa- 
tiens, neque ac ferrum celebratus homini- 
bus; quintam Mercuris propter mifturam in- 
aequalem ac variam, et quia negotiator eft; 
fextaın lunae argenteam ; feptimam folis au- 
ream. Hr. Hofr. Bichhorn erinnert mid) 
biebey an bie ficben Mauren von Cebatana , 
der — in Medien, deren aͤußerſte 
die niedrigſte und jede folgende etwas höher 
als die nächft gorhergehende war, fo daß eis 
ne über Die andere hervor ragte. Jede hatte 
eine befondere Farbe. Die Außerfte war wei 

ic 


2. Bezeichnung der Metalle 363 


Dieſe aftrologifche Benennung ber Metalle 
muß auch; zu den Brachmanen nad) Indien ges 
kommen ſehyn. Denn dem Apollonius ſchenkte 
ein Brachman ſieben Ringe nach den Namen 
der ſieben Sterne oder Planeten, wovon er 
taͤglich einen am Finger tragen ſolte, und zwar 
nach den. Namen dev, Wochentage (2). Das 

kan wohl nicht anders gut ausgelegt werden 
re X als 


die zweyte ſchwarz, bie dritte purpurfarbig, 
22% die pierte blau, die fünfte roth oder vielmehr 
1% pomeranzenfarbig, “die fechfte ‚hatte verſilber⸗ 
te und die fiebente, oder. innerfte vergoldete 
ESpitzen. So erzählt Herodot I, 98. ©. 47- 
nmnd eg ift mir nicht unwahrfcheinlich, daß 
. aud) dabey am bie fieben. Planeten. und fieben 
Metalle gedacht ift, obgleich der Gefchichts 
ſchreiber nichts davon meldet. 
-(8) Philofrar. vita Apollonii IH, art. p. 130. 
One) d8 d Azuız au) danrukloug Emre röv Ixp- 
8 2 yus.ra AmoAlwviw doüvey ,. rüv.drre Erw. 
2... .vunoug sdpem Öug .Dopeiv röv  AmoAAwviov 
In. are Eux Moog TE Ovonare TÜV UERWV. 
Scribit praeterea Damis, jenen feptem 
annulos Apollonio dedifle, ftellarum feptem 
.. :nominibus infignitos,, quos fingulos geftave- 
sit Apollonius, ynum poft alium, vt dierum 
‚ ,. nomina id ferrent. Wie mag der Mittewochs⸗ 
ring gemacht gewefen feyn? vielleicht ift er 
hohi und mit Quedfilber gefuͤllet gewefen. 
„. .. Gefner meint in Commentariis  fociet. fc. 
3, Etting. 1753. IM. p. 78. . bie Ringe moͤch⸗ 
ten wohl nur unter gewiſſen Sonftellationen 
gegoſſen oder gemacht geweſen feyn. 


—X Aa 4* 








585 2 Beheidinung der Meile 


als fo, daß er den goldenen am Sontage, den 
filbernen am Montage ,' den. eifernen am 
Dienſtage u. f. tv. tragen ſolte. Anfpielungen 
auf dieſe Benennung der Metalle nach ven 
Goͤttern kommen bey den Alten hin und wieder 
vor "Didpymus nennet in feiner Erklaͤrung 
der Iliade s den Planeten Mars, den eiſernen 
Stern (9). Voͤm Artemidor wird dem, 
der im Traume etwas mit dem Mars zu thun 
gehabt, eine chirurgiſche Operation gedrohet, 
mit dem buͤndigen Beweiſe, daß Mars das 
Eiſen bedeute (10). Auch Heraclides ſagt 
in feinen Allegorien ©. 495. Mars werde 
mit Mecht für das Eifen gehalten. Pindar 
fehreibt das Gold der Sonne zu (T). 

Ä Auch 


(?).2mel yaa d."Apsng asp, 0 Tidrpsios #u- 
Aouusvoq. — 
C(0) Oneirocritica V, 87. Vifus eſt ſibi quis a 
Marte iniri, affectio ipſi facta eft circa ſedem 
“et meatum, et cum non poſſet alio aliquo 
modo eurari, ſectione vſus curatus eſt. Signi- 
ficabat enim Mars ferrum, quem ad modum 
etiam conſuetudine transnominative per me- 
tonymiam appellamus, — 
(**) Iſthm. od. 5; v..t,. Hieher gehören auch 
manche Stellen des Euſtath. zu Homers 
Iliad. 2. p. 259. imgleichen folgende Stelle 
‚des Conftantinus Manaſſes, Da wo er Die 
Schöpfung der Geftirne befchreibt in Annales 
nad) Meurſius Ausgabe, Lenden 1616. 4- 
p- 7. und p. 265. Saturnus Digeleapk., SO 
tz oxe@ 





2. Bejeichnung'der'tMedälle: 36 


Auch Plate’, der in Aegypten ſtudirt hats 
te, Scheint diefe Benennung und Deutung der 
Metalle angenommen zu haben ‚"weniaftens 
Herfichert ſolches Marſilius Ficinus = - 
Ich habe jedoch noch Feinen andern Wen 
dafür finden Finnen, ald nur, daß er erzählt, 
auf der Inſel Atlantis wären die aͤußerſten 
Mauren mit Kupfer, die Ännern mit Zinn be; 
legt, die Schloßmauren aber von Gold: gewe⸗ 
ſen (123. Unwahrſcheinlich iſt es freylich 
ea ser 
lore plumbeo; Juppiter, vt argentum fplen- 
| — Mars —— Ka 
inſtar auri puri puti lucebat; (Venus vti 
Ä er inftar aeris, rubebat; 
Aana in morem glaciei pellucida fuam et 
- ‚(äpfa lucem.emittebat; u. f. w. Euſtath. zu 
Dionyſ. Perieges, v..288: ‚10 neraAAov od 
xXpvaods.TB Hilo dvdxeıry. Aurum foli 
dedicatum eft; nicht foli accumbit, wie 
‚Bertrand überfest hat. Olympiodor braucht 
Pr ber gleich folgenden Stelle das Wort eben 
v 


nis ‚opera. Francof, 1662. fol. #" p, 1097. 
Commemorat et metalla,. vt per feptem me- 
talla, ſeptem planetarum influxus intelliga- 
mus, generstionem omnium moderantes. 
Aurum quidem foli, argentum lunae, plum- 
‚„bum Saturno, Eleätrum Jovi, ferrum et aes 
Marti, Veneri orichalcum, Mercurio ftan- 
num Platonici tribuunt., 
(*?) pag. 1165. Muri, qui exteriorem orbem 
elaudebat, ‚fuperfieiem omnem aere tenui 
A Aa5 veſti⸗ 


.. 2) In feinem Vorberichte zu Critias Plato- 


4 


3566 2. Bezeichnung der Metalle 


nicht, daß Plato jene Perſiſche oder vielleicht 
Aegyptiſche Vorſtellung angenommen hat, wie 
er denn auch die Planeten den Daͤmonen an⸗ 
wies; aber vielleicht haben doch nur erſt ſeine 
Robnger ee r ' ——————— Ge ee 


| veftierunt; eius vero Qui interiorem, anno; 
“ erus denique: gui- eireumdabat-arcem, -ori- 
chaleo, igneo fulgore corufco. Regio vero 
ipla intra’ arcem, ita conſtructa. In medio 


facrum et inaccefibile Clitonis Neptunique 


templum, aureo-ambitu circumdatum. 
ed Vermuthlich hat Ficinus fi ch auf folgen⸗ 


de Stelle in Olympiodori commentarii in me- 
zeora Ariftor. bezogen, die ich, weil fie merk= 
würdig tft, und weil diefes Buch felten vors 


koͤmt, ganz abfchreiben will. Sie fteht in 
der Ausgabe von Venedig ‚1551. Fol. * ib. 3. 


p. 59. b. Istov de na) rouro, örı Jerog Tlps- 
zihog ev rolg. dic T Lusov Urouvfuadıy &vayesı 


— TE — neral)a eig rode entre aArvmu£voug , A&- 
ywv dvansiaIoy Tov — noMBdov rw Koovo 


cıx ro Bapv 177] suyvov #0) Vuxpdv.: Te d% 


AAsnrpov. r@ Alı din vo Eunparov 1775 Lwovo- 
‚vov roũ dsepog, Öpdıwg 3 x ro ulyu —* 


repov &si xAꝑugoũ x] Euxpxrov. To de “Apsi 


700 aldypov, die To rıunTınov a 179 HAlg 


—W — — — 6: A oyvpoc wo: xeues 


ö& Troy xpvoov, wodvel aıyy Qwrög dvri. 
A@ppodiry dE rov xeAnoy die. ro KuInpov, 
2 Or aknolov est Tod gAlov, "üorep 02) 


xahndg rod xpvooo. "Epuy 68 röy ungalre- 
" p0ov dı2 10 dia Dav&c IR sılmvov, Ku de no 


die ro wAyslov Eivay rc ceAyvye, womep © 
uxoalrepog Toö Kpyüpov., Ty ds. Zeijvg vor 


di 
1J 


2. Bezeichnung der Metalle, 367 
Sie fcheinen Haben von ber jeßt üblichen Ber 


nennung abgemwichen zu feyn, indem fie der’ 
Venus das Kupfer ober das Meffing, deffen 
vornehmfter Beſtandtheil freylich Kupfer iſt, 


dem Merkur das Zinn, dem Juppiter das 
| Clek⸗ 


———— 
cod Xu) Pureworspos YlveoIoy, woren yj 08- 
Anvn Umo Tod Yılov naraixumsrog. Alud 
“ quoque fciendum, . quemadmodum divinus: 
Proclus in fuis in Timaeum commentariis ad. 
- feptem planetas metalla omnia revocat; cum, 
dicit plumbum quidem Saturno dicatum 
propter vim gravem et triltem et frigidam. 
Electrum autem Jovi propter naturam ſideris 
temperatam et vitae largientem. Simili aur 
tem modo et migma; migma vero maiori 
seftimatione dignum eft magisque tempera- 
tum quam dit aurum. . Marti vero ferrum 
eoniacrat propter scutum ruboris et vim eae- 
- dendi. „Soli autem aurunı ipfum, tanquam 
qui vniverfi Inminis fons exiftat. Vult aes 
deinde Veneri dicatum propter floridum ful- 
orem et quia fole non omnino diverfam ha- 
. bet naturem, ficut aes quoque ad auri fpe- 
ciem propius accedit. Mercurio vero ftan- 
num proprium dicat propter translucidum 
et fulgidum nitorem; fimulque quia lunse 
proximus adiacet, ficut ftannum prope ar- 
genti naturam eft. Lunae auteın facrum ar- 
‚gentum eft, quoniam argentum auro in pro- 
ximo adiacens lucem ab ipfo auro accipere 
videtur, et fplendidus efici more Lunae, 
‚quae luce folis vndique colluftratur.. Nach 
der Veberfeßung des Camotius, die zu Ves 
— 1567. Fol. * beſonders gedruckt iſt 
. 303. — *O 


368 2 Bezeichnung der Metalle; 


Elektrum gewidmet haben; Letzteres war eine 
Miſchung von Gold und Silber, und ward 
deswegen vermuthlich als. ein befonderes Mies 
tall angenommen, weil man anfänglich dieſe 
edlen Metalle nicht zu ſcheiden verſtand (159. 


"Die Zeichen, womit man. die Planeten: 
und Metalle anzubeuten pflegt, wenn man ihs 
re, Namen nicht. ausfhreiben will, find. ein 
warnendes Beyfpiel, wieder Wis in etwas 
= Sinn uud Verftand hinein zwingen kan, der 
| doch urfprünglich nit darin gewefen iſt. Die 
Fr: Antiquarier und Aftrologen, nad) deren Mieys 
| nung die Planeten diefe Zeichen zuerft erhalten 
haben follen, ſehen ſie für Attribute der gleiche 

4 namigen Ödtter an. Der Kreis ift bereits im 
» den aͤlteſten Zeiten und. ſchon bey den Aeghp⸗ 
| tern das Ginbild der Vollkommenheit und der 
Gotheit geweſen, und ſcheint ihnen deswegen 
ſehr gut für den Charakter der Sonne gewählt 
zu ſeynz um fo mehr da er, wenn er mit klei⸗ 
‚nen 

(*3) Eben diefe Vertheilung, welche den Pla- 
HA tonifern zugefchrieben wird, findet fich auch 
bey dem Scholiaften des. Pindars, beym 
Anfange ber zten Sftthmifchen Ode, S-459. 
ändsw dE Tüv dscpwy, Üy rio Muaysroye 

' HAlw pbv 6 xpuaos. Zeryum de; d-dpyvpog. 
Apsi, ‚aidnpoc. »Kaovw, moAußdos. Al, Yisa- 
po Epufs uuooirepog. ABdpodirys xai- 
#05. Dieß beftätigt, was ic) fchon. vorher 
efagt habe, daß man anfänglich nicht in der 

ertheilung ganz einig nee ift. 








efaon, 
ertirych 


j j 
| 
| 

2 Al 
a Par } 
* —— 


2. Bezeichnung der Wetalle. 369 


nen Strichen umgeben wird, die Abbildung der 
firahlenden Sonne abgeben fan. Der halbe 
Kreis ift auf gleiche Weife das Bild des Mon 
des, des einzigen Himmelkoͤrpers, der ben 
bloffen Augen unter diefer Öeftalt erſcheint (" ©). 
Das Zeichen % foll die Senſe des Saturns, 
2, den Blitz des Tuppiterd, 7 bie Lanze des 
Mars nebft. feinem Schile, 9 den Spiegel 
der Venus uhd Y den Schlangenftab des Mers 
furs vorftellen (*17). Ä un 


Mit diefer mythologifchen Deutung koͤmt 
die, welche die Chemifer gemacht haben, nur 
in dem Zeichen des Goldes überein. Dieß 
war das volfommenfte Metall, von dem ihnen 
die übrigen in verfchiedenen Graben abzumeis 
chen ſchienen. Das Silber, was ihm am naͤch⸗ 
ften fam , erhielt alfo nad) ihrer Vorftellung, 
nur einen halben Kreis, den man der Deuts 
lichkeit wegen Doppelt zog, wodurch auch eine 
gröffere Aehnlichkeit mit der merkwürdigften 
Geftalt des Mondes, deſſen Namen dieſes 
Metall bereits erhalten hatte, gewonnen ward. 

| Ale 


(25) Clemens Stromatum lib. 4. p. 556. wo 

er von dem Ägyptifchen Hieroglyphen rebet: 
Qui folem volunt feribere, faciunt circulum ; 
lunam autem, figuram lunae cornuum for- 
ıham praefeferentem, convenienter ei formae, 

quae proprie dicitur, | 

(17) Riccioli Almageft. novum, VI, 1. vol. I. 
P. 480. 420**4 Er FRE { 


ud 
— 


370 2. Bezeichnung der Metalle. 


Alle uͤbrigen Metalle erhielten, nachdem ſie 
mehr oder weniger dem Golde oder Giber 


aͤhnlich zu feyn ſchienen, Zeichen, die aus den 


Charakteren der Adlen Metalle zufanmen ges 
ſetzt waren (1°). Im Zeichen % erblicken die 


Adepten das Gold mit der Silberfarbe; das 


untergefeßte Kreuz, welches fogar ſchon unter - 
den Aegyptiſchen Hieroglyphen eine unbekante 
Molle fpielt (49), deutet ihnen,’ ich meis 
nicht wag an, ohne, welches das Queckfilber 
Silber oder Gold feyn würde. Dieß Etwas 
ſteckt aud im Kupfer, deffen mögliche Vers 
wandlung in Gold das Zeichen 9 meldet. ' 
Eben eine ſolche vornehme Verwandfchaft per» 


ſichert das Zeichen Z, woran ‚gar ‚nur das 
halbe 


62 Wilh. Chriſtoph Kriegsmann Taaut. 
oder Auslegung der chymifchen Zeidyen, das 
. - ‚mit die Metallen und andere. Sachen: von 
: Alters her bemerkt werden. Frankfurt 1665.; 
. 6Bogen in 8. — enthält nichts als alchemi⸗ 
F ns berwiß, — Bey Unterfuchungen dies 
ſer Art halte 8 für Pflicht, auch ſolche 
Schriften zu nennen, deren Titel Beyträge 
zu verfprechen fcheinen, und bie dennoch 
nichts brauchbares in ſich haben; nämlich 
um den Lefern zu fagen, daß man fie fenne, 
und um ihnen die Mühe zu ——— ſie 
aufzuſuchen und zu leſen. TER + 
9) Jablonfki panrheon Aegypt. I. p.282, 283, 
287. und II, p.131.. Er macht ein Ding 
Daraus, mas fich nicht gut ‚nennen läßt. 
‚ Kircheri oedipus Aegypr.. Tomi IL P. r P- 
399. Römae 1653. fol, * 


2; 


2. Beseihnung der Metalle. z7ı - 


halbe Kreuz auf. eine geheimnisvolle Weife am 
‚gebracht iftz denn, nach ber richtigften Leſeart, 
fehlt oben. die Spige, oder bie fenfrechte Linie 
fol nur bis an die horizontale gehn, nicht fie 
durdfchneiden. Im Stahle ift das philoſo⸗ 
phiſche Gold verſteckt, deswegen giebt es aud) 
fo herliche Arzneyen. Vom Zinn iſt die ganze 
Hälfte Silber, die andere Hälfte dns unbes 
ante Etwas; deswegen fteht im 2, das Kreuz 
neben dem halben Monde Im Bleye hat 
dieß Etwas die Oberhand, doch ift noch ‚eine 
Aehnlichkeit mit dem Silber bemerklich; dies 
ferwegen fteht auch in deſſen Zeichen das Kreuz 
_ oben an und ſchlept nur rechts. das Gilberzeis 
hen hinter fich her (2°). - | 
Die mythologifche Deutung Fan nicht Alter 
als die griechifche Mythologie felbft feynz aber 
die chemifche laͤßt ſich höher hinauf bringen, 


Man will fie -für Yeberbleibfel der Aegypti⸗ 


fhen Hieroglyphen ausgeben (21); man will 
fie auf der Tafel der Iſis erkennen und brandjt 
fie ald einen Beweis des hohen Alterthums, 
wo nidt des Goldmachens, doch wenigftens 

der 


(*°) Boerhaave elementa chemiae. Lugd. Bat. 
1732. 4.* I, p. 32. Auch Kircher a. a. O. 
Seite nu Sa — 

G6) Goguet II. ©. 370, 371, haͤlt fie-für 
Ueberbleibfel uralter Hieroglyphen, „glaubt 
aber, daß wir fie in ihrer jegigen Geftalt von 


fi 


„ben Arabernserhalten haben... ° 


24 


372 2. Bezeichnung der Metalle, 
ver Chemie; auch ſchickt fie. ſich fehr wohl zw 


den mandherley andern Charakteren, wodurch 
bie Adepten ihre Weisheit rathen laſſen wollen. 


WII man inzwifchen über beyde Auslguns 
gen ohne Vorurtheil erkennen, fo wird mans 
nöthig finden, ſich mit der älteften Geftalt dies 
fer Zeichen befant zu machen, die, nad) aller 
MWahrfcheinlichkeit, fo wie die Schriftzüge, 
mancherley Veränderungen erlitten haben, chr 
daraus die jeßige Bildung geworden ift. Sch 
weis jedoh nur, drey Gelehrte zu nennen, 
welche fi die Mühe genommen haben, diefe 
Züge oder Zeichen aus alten Handfchriften zu 
fomlen, naͤmlich Salmaſius (22), Du 
Cange (?3) und Guer (?*). Weil ich bes. 
fürge, man möchte mirs verdenfen, wen id 
fie hier nachftechen laffen wolte, fo toill ich nur 
die Schlüffe, welche fi) darans ziehen laſſen, 
kurz angeben. Sch muß aber zum voraus ers 
Innern, daß die Älteften Handfchriften in ben 
Bedentungen diefer. Zeichen fehr von einander 
— — entweder weil ſie zu ihren Zeiten 

noch 
(22) Plinianae exercitat. in Solinum p. 874. 


+ (23) Gloflarium ad feriptores med. et infimae 
"Graeeitatis. Lugduni 1688. "fol. #. Hinter 
dem 1 Mn yange ©. 5 und 8 

- (2*) In feinen Annterfungen zu Manilii a/Pro- 

" nomicon, die hinter der usgabe des Micael 

u. Kayus in har en Pati iis 1679. 2, 

p. 80. ſtehn. 


Runen ah 


2. Bezeichnung der Metalle. 373 


noch nicht ganz beſtimt geweſen, oder weil 


mancher vermeinter Adept ſeinen Unterricht 
durch vorſetzliche Verwechſelung der Zeichen 


noch raͤtzelhafter zu machen geſucht hat; jedoch 


mögen manche Fehler auch von den — 
bern gemacht ſeyn. | 

Die Bezeichnung des —8* iſt, nach der 

aͤlteſten Bildung, offenbar die Abbreviatur 


des Wortes Ioveos geweſen, worunter die 


Griechiſchen Mathematiker den Mars verftanz 


ben (2°); es ift nämlich anfaͤnglich das große - 


® gemwefen, woran oben der legte Buchftab,,. 


naͤmlich das ⸗ gehenkt worden. Das Zeichen 
des Juppiters iſt urſpruͤnglich der Aufangs⸗ 
buchſtab von Leus, und in den aͤlteſten Hands 


ſchriften der mathematifden, und aftrologifchen 
Bücher des Julius Sırmicus ift dazu blos 
der große Buchſtab Z. gebraucht, dem man 
‘ mit der Zeit, um die Abkürzung Eentlicyer zu 
machen, ‚am Fuße noch den ‚legten Buchſta⸗ 
ben s anhenkte. Auch der vermeinte Spiegel 
der Venus tft nichts weiter ald der etwas vers 
zogene Anfangsbudftab von PwrDogos, dem 
Namen diefer Gotheit. Die vermeinte Senfe 
des Saturns ift nad) und. nad) aus den bey⸗ 
ben erften Buchftaben des griechifhen Namens 
Keovos geworben, welche die Abſchreiber, um 
Zeit 
Dieß beweiſet Salmaſi— us ©. 872. 
„Alk, Theil. Bb 


2 


ee - 


374 2. Sezeichnung der Metalle. 


Zeit zu erfpahren, immer bequemer, aber auch 
unkentlicher gemacht haben. Um in dem vor⸗ 
geblichen Schlangenftab des Merkurs die ers 
fen Buchfiaben feines griechifhen Namens 
ZriAßav zu erkennen, darf man nur die Ab⸗ 
breviaturen in den Alteften Handfchriften. ans 
fehn, und dabey wiffen, daß das Z ehemals 
wie C gefchrieben worden; dann wird man bes 


merken, daß die Abfchreiber diefen Buchſtab, 


um die Abbreviatur mehr von andern auszus 
zeichrien, fo hingelegt O und darunter den fols 
genden, das Fr angefeßt haben. Wen viefe 
Ableitung nicht wahrſcheinlich duͤnkt, der be 
liebe nur andere griechifche Abbreviafuren ans 
zufehu, unter denen er manche antreffen wird, 
die von ihrent Urbilde noch viel weiter abwei⸗ 
chen, als das heutige $ von den zufammen 


. gezogenen C und T. Moͤglich ift ed aber auch, 


dag die fpätern Abſchreiber, welche den Ui: 
fprung diefer Abkuͤrzung nit mehr Fanten, 
ſolche abſichtlich dem Schlangenftabe des Merz 
kurs ähnlicher zu inachen geſucht haben. Uebri⸗ 
gend ift gar richt zu leugnen, daß viele ande⸗ 
re aſtronomiſche Zeichen wahre Bilder oder Ars 
ten eigentlicher Hieroglyphen find, und gewiſ⸗ 
fe Attribute der Gegenftände darftellen, 3. B. 
das Zeichen des Midders, des Löwens und 
andere, die Salmaſius anführt. ⸗ 
Uber wie alt find denn nun die Zeichein 
nad) ihrer jeßigen Bildung ? Eie find fehr 
dl, 


es. _ 


ame a. 


2. Bezeichnung der: Metalle. 375 


alt; ſagt Scaliger (20), weil man ſie ſchon 
auf ſehr alten Steinen und Ringen findet. 
Das iſt auch wahr, wenn z. B. der Ring bey 
Goraͤus Nr. 104. fehr alt und ganz genau ge: 
zeichnet iſt; denn da ſieht man auf der, Ein⸗ 
faſſung des Kaſtens jene Charactere voͤllig (27). 
Wallerius (28) ſagt, daß ſie ſchon bey den 
Aegyptern gebraͤuchlich gewefen, das wiſſe man, 
weil der alte Grieche Democrit, welcher ſich 
fuͤnf Jahre in Aegypten aufgehalten habe, von 
ihnen ganz deutlich rede. Ich weis nicht, wo⸗ 
her Wallerius dieß mag genommen haben; 
aber bewieſen wird nichts damit. Ohne Zwei⸗ 
— * N re 
(26) Sn feinen Anmerkungen zu Manilii afro- 
‚nomicon.. nad): der Straßburger Ausgabe 
1655. 40* P. 460. Quam vetufti,fintschara- 
&teres. planetarum „ argumento funt vetuſtiſſi- 
mae gemmae, et palae annulorinn, in quibus 
eae incifae vifuntur. Es aa iX 
(27) Sn Gori zrhefauro gemmarum antigharum 
affriferarum. Florentiae 1750. 3 Theile in 
klein Folid * habe ich nichts hieher gehoͤriges 
gefunden. Das Zeichen des Monds koͤmt 
— vor, ſo wie auch u des 
Thierkreiſes, aber die andern findet” man 
"nicht. Nur Tab. 33. ft der Ring mit den 
heuüͤtigen Zeichen des‘ Mars und’ der Venus. 
Bemeiniglid ſind die Planeten durch fieben 
Sternchen, oder durch ſechs Sternchen und 
das Mondzeichertangedeutet, Das Alter Diez 
fer: Steine'ift zudem gar nicht’ zu beftimmen; 


— — pſſche ewie 46, e 
* Bb 


376 2. Bezeichnung der Wietalle. 


fel ift der lachende Weltweife von Abdera ges 
‚meint, der ungefähr. 450 Jahre vor dem Ans 
fange unferer Zeitrechnung gelebt ‚haben fol; 
‚aber. von ihm find Feine Achte Schriften mehr 


vorhanden. : Man hat, fagt Sabricius (2?) 


. (29) Er ſcheint das Buch nicht felbft gefehn zu 


von 


haben; denn er giebt Vol. I. p. 809. weder 


. Titel, ar Ar richtig an. Der gans 
‚ze Titel ift: 


‚ Democritus Abderita de arte 
magna, five de rebus naturalibus. Nec non 


- " Synefüi et Pelagii, et Stephani Alexandrini et 
Michaelis Pfelli in. eundem commentaria. Do- 


minico Pizimentio Vibonenfi interprete. Pata- 


j vii 1573. 9 Bogen ih klein Octav. Der ders 


ausgeber aber fagt in der Vorrebe: Demo- 


»:‘seriti Abderitae libellum‘de arte magna, et Sy- 
‚nefium eiusdem interpretem eraptum a Corey- 


— baeo quodam, qui Venetiis Romam fe cont- 


rin 


“ıh J 


lerat, in Latinum converti. ©. 5. ſteht: Ex 
rebus naturalibus V myſticis Democriti. S. 


it. folgt: Dioſcoro facerdoti magni — 
‚dis in Alexandria Deo Favente.  ‚Synefius phi- 


loſophus £. p..d. alſo ein Brief. S. 18: Pe- 


220 
« “ 
- 


93” 


— 


nA 
. Pr}; 
Ua 
7 

4 > 
u, 


Ds 
De; 


‚lagii philofophi'de eadem magna arte. ©. 23: 
; Steph. Alexandrini oecumenici philofophi, et 


magiftri. magnae huius artis aurı configiendi, 


actio prima. D. Pizimentio interprete. Es find 
9 actiones. Am Ende ſteht noch: Michaelis 
„Pfelli epiſtola ad Xiphilinum patriarcham; De 


auri conficiendi ratione. D. Piz. Vibon. inter- 


prete. Conring ſagt in Hermetica medicina 


20. das Buch ſey vier Jahre hernach zu 
Ein. mit: Mizaldi mirabilibus. nachgedruckt 


worden. , Satıpaftag in feinen Anmerkuns 


gen zu Tertulltan de pallio hat ©. 188, 189. 
Bu AR / ein 


2. Bezeichnung der Metalle. 377 


von einem Buche: Our Ka) pusına, de’ 
arte ſacra. Patavii 1572. 8. eine lateinifcye 
Ueberfegung, welches aber gewiß aus viel 
fpätern Zeiten ift. Ich habe es aus unferer 
Univerfitätsbibliothef vor mir, und ſehe, daß 
es nicht das ganze Buch, fondern nur ein Abs 
ſchnitt daraus ift, welcher jo aberwißig ges 
ſchrieben iſt, daß der Betrug unverkenlich iſt. 
Es enthaͤlt chemiſche Prozeſſe, aber nichts von 
den Zeichen der Metalle; eben ſo wenig als die 
untergeſchobenen Briefe des Democrits (0) 


— 


ein Paar Recepte aus der griechiſchen Urs 
ſchrift drucken laffen. 

n der Samlung griechiſcher de 
C°) In der Saml iechifeher Briefe des 
Eilh. Lubbinus. Ex officina Commelina. ; 

2601.,8.* Se: 


' 77 





378 3. Zink, 








ie 


3. 
Zink. 


3*8 iſt eins von denen Metallen, welche die 
Griechen, Lateiner und Araber nicht ge⸗ 
kant haben. Dieß laͤßt ſich ſchon deswegen 
vermuthen, weil es nicht, wie die andern, von 
ihnen ein chemiſches Zeichen erhalten hat; 
aber noch mehr wird dieß dadurch beſtätigt, 
daß noch zur Zeit in den Schriften der Alten 
keine Nachricht, die nur davon zu handeln 
ſcheinet, bemerkt worden iſt. Auch weis ich 
nur ein Beyſpiel, daß jemand dieſes Metall 
unter Alterthuͤmern zu finden gemeint hat. 
Naͤmlich Grignon will in dem Schutte der 
Roͤmiſchen Stadt in Champagne dergleichen 
gefunden haben (5). Aber fo ein unerwarte⸗ 
ter Fund hätte billig eine genaue Unterſuchung 
verdient, die noch dazu ſehr leicht geweſen waͤ⸗ 
re. In Ermangelung derſelben laͤßt ſich nicht 
errathen, was für ein Metall oder was für 
eine metallifche Miſchung der Franzos für Zink 
angefehn hat. 

M 0 Es 


(*) Bulletin des fouilles d’une ville Romaine p. 


Al. Diefer Schrift i on oben ©. 73- 
"C gedacht worden, ie — | 


Bin. 078 


Es ift auch gar nicht wunderlich, daß die⸗ 
ſes Metall ſo lange. unbekant ‚geblieben iſt. 
Noch niemals iſt es gediegen gefunden, wor⸗ 
den (2).Sein vornehmſter Beſtandtheil iſt 
zwar oft und häufig den, Erzen beygemengt, 
* bey derem Ansfchmelzung es ſich in metallifcher 
Geſtalt fublimirt , und oben an die. Tühlern 
Waͤnde der Defen anſetzt; aber dazır iſt eine 
beſondere Vorrichtung nöthig, ohne welche das 
reducirte Metall theils verfliegt , theils ſich 
wieder verkalket, und alsdann wie eine erdichte 
Kruſte erſcheint, woran das Auge nichts wies 
tallifches erkennet. Re I 


Die Mifhung aus Zink und Kupfer, bie 
wir jeßt Mefling, Tomback, Pinſchback, Prinzs 
metall, Loner Gold u.f.w. tiennen, war den 
Alten allerdings befant, wozu die zinkhaltigen 
Erze, die beym Auüsſchmelzen nicht reines 
Kupfer, fondern Meffing, Heferten , die erfte 
Beranlaffung gaben. Öruben, melde ſolche 
Erze hatten, und diefes goldfarbige Metall 
lieferten, ſtanden in groffem Ruf; man bes 
klagte ihren Abgang, wenn fie erfchöpft waren, 
und beforgte diefed Metall nie wieder zu. finden. 
Mit der Zeit ward, man weis nicht durd) 
welchen Zufall, bemerkt, daß eine Erde, die 
Fr Kö 7 Gal⸗ 
(). ©. Gmelins Grundriß der Mineralogie. 
.. Göttingen 1790. 8.° Sa. 
J — Bb J r ws 


"2 


Sn. 


- 





au tr 


90 3. Zink. 


i 

Galmey gemwefen feyn muß, wenn ſie beym 
Ausfhmelzen vem Kupfer zugefeßt ward, dafs 
felbe gelb färbte. Da nußte man diefe Erde, 
aber ohne das Metall zu kennen, dem fie.ges 
hörte; fo wie man lange Zeit vorher Glas mit 
Koboltkalt gefärbt hat, ehe man das Metall 
deffelben kante. Ariſtoteles und Gtrabo ges 
denken einer foldhen Erbe, deren Gebraudy zu 
Meffing ſich auch durch alle Jahrhunderte er⸗ 
halten hat. Ambroſius, Biſchof zu Mayland 
im vierten Jahrhunderte, Primaſius, Biſchof 
von Adrumeto in Afrika im ſechſten, und Iſidor, 
Biſchof von Sevilien im ſiebenten Jahrhun⸗ 
derte, reden von einem Zuſatze, wodurch Kupfer 
die Goldfarbe erhalte, und darunter ift. doch 
wohl. gewiß Galmey zu verfichn (?). Als 

mit 


2 — ſagt in ſeiner Erklärung der Offens 
bahr. Job. Kap. I. Aes namque in fornace, 

‚ quibusdam medicaminibus admixtis, tamdiu 

'* conflatur, vfque dum colorem auri accipiat, 
et dieitur aurichaleum. Der andere fagt über 
ebenu diefe Stelle der Offenbahrung: Aurichal- 
cum ex acre fit, cum igne mülto, et medica- 
mine adhibito, perducitur ad aureum colorem. 
Iſidor in Orig. Aurichalcum didum, quod et 

“; fplendorem -aurir et duritiam aeris poflideat , 
fit auteım ex aere et igne multo, ac.medica- 
minibus perducitur ad aureum colorem. — 
Wenn nur dieſe Siſchoͤfe ſich nicht einander 
nachgeſchrieben haben! Uebrigens wuͤrde ich 
einmal die Geſchichte des Meſſings (aurichal- 
ci) —— wenn ich nicht ſchon na 
vieles 


3 Zink. 381 


mit der Zeit mehr Galmey entdeckt ward, gab 
man: die alte. unmittelbare Nutzung der zink⸗ 
haltigen Rupfererze auf Meffing auf, und fand. 
es bequemer: und vortheilhafter, erfi Gars 
fupfer, und daraus mit. Zufaß des Galmeyes 
Meſſing zu machen. ans eigppein 
Mer die Kentnif der Alten von dieſem 
Metall: weiter verfolgen will, der muß ſich in 
eine Unterſuchung des viel bedeutenden Worts 


Cadmis einlaſſen. Auch idy habe fie gewagt, 


amd ungeachtet ich nicht alles, was dabey vor⸗ 
koͤmt, aufs Reine bringen Fan, ſo will ich 
Doch, was ich davon: zu wiſſen glaube, anzei⸗ 
gen, weil es vielleicht ein wenig mehr ift, als 
man davon in den Altern Erklärungen antrift. . 
Erſtlich bedeutet cadmia ein rohes zinkhaltiges 
Mineral, fo wohl jedes zinkhaltiges Erz, ald 
auch die Zinferde, welche wir Galmey nennen. 


Wer letztere darunter allein verſtehen wolte, 


der wuͤrde die meiſten Nachrichten der Alten 
gar nicht erklaͤren koͤnnen. Vermuthlich ha⸗ 
ben die zinkhaltigen Erze dieſen Namen zuerſt 
erhalten, als welche das erſte Meſſing gelie⸗ 
fert haben (2). Als man hernach bemerkte, 
a an — daß 
vieles in den Anmerkungen zu Ariſtot. auſcult. 
mirab.“geliefert hätte, und nicht alfo den 

Vorwurf der Wiederholung befürchten müfte. 
C(00) Plin. XXXIV. ſect. 22: ipfe lapis, e quo fit 

aes, cadmia vocatur. 


BE 


382 3. Zink. 


& 
g 
i 
- 
Fa 
4 
h 


— 


Er 

fürn son den Alten nur feiten gefunden zu 
fesa (5), und man muß Daher unter cadmia 

gemeiniglich zinfhaltige Etze verfiche. Das 
golvfarsige Kupfer oder Meſſing warb lange 
dem gemeiucn ober reinen Kupfer vorgezogen, 
und für deſto fhöner gehalten, je näher es 
bem befien aurichalco fam. Man jah Daber 
faji das Meffing für das Firlichfie Kupfer an, 
und deswegen fsgt Diinins, cadımiz fcy zum 
Ausſchmelzen des Kupfers, d.i des Meſſings 
nothwendig. Lange Zeit hicß ſewohl Kupfer 
als Meffing acs; erfi in fpätern Zeiten fieng 
man an, jenes zum Unterſchiede cuprum zu 
sennen (°). YPlinius ſagt, daß es gut je, 


i 
{ 


(°) Der Galmeyerde gedenket, außer Ariftotes 
les und Strabo, aub Galen de fimplic. 
medicam. facultatibus lib. o. p. 122. Als er 
bey jeinem Aufenthalt auf Eupern feinen Ofen⸗ 
brud) vorfand, fo erhielt er von dem Hütten 
vogt ungebrante cadmia, die an Bergen und 
Baͤchen gefunden ward, und wohl gewiß 
Gaimey geweſen ſeyn mup. 

- (6) Anfänglic) fagte man aes Cyprium, mit 
ber Zeit aber nur Cyprium, woraus endlidy 
cuprum geworden ift. Aber es Läßt fih nit 

| — wann dieſe Benennung algemein 

eworden iſt. Das Beywort cupreus koͤmt 

* in Handſchriften des Plinius und Pal⸗ 
ladius vor; aber wer weis, ob nicht mE 

EEE 2 


\ 


\ 


3. Zink. 383 


wenn das Kupfer viel cadnia annehme; naͤm⸗ 
li) weil alsdann nicht nur die Farbe fehöner, 
fondern auch dad Gewicht vermehrt wird; fo 
giebt ein Zenfner Kupfer in Ungarn 140 bie: 
150 Pfund Meffing. Er macht auch die Ans 
merkung, daß diefe cadınia (fofllis) nicht zur 
Arzney gebtaucht würde; aber. das iſt doch 
um von dem rohen Erze zit verftehn. Denn 
einige Arzte bereiteten ſich die Zinkerde felöft 


aus dem Zinferze, wie er felbft bald hernad) 


. jagt, 


Abſchreiber das cyprius in das ihnen befanz 
, cre eupreus verwandelt haben. Der altefte 
Schriftſteller, bey dem euprum gefunden iſt, 
iſt Spartianus im Leben des Caracalla: 
cancelli ex aere vel cupro; aber koͤnte nicht 
das letzte eine Gloſſe ſeyn? Plintus XXXVI 
“826. ©. 758. fagt: addito Cyprio et nitro: 
welches Iſidor XVL, 15. ©. 393. durch ad-ı 
iedto cupro et nitro gegeben hat. Der Yorz, 
zug des Cypriſchen Hupfers hat diefen Na— 
men veranlaffet; ſo wie das befte Eiſen ober 
der Stahl chalybs heißt, von den Chalybes , 
die folches am beften und am meiften verfers 
tigten-und verhandelten.. Aber worin beftand 
der Vorzug des Cypriſchen Kupfers? in der 
"Reinheit, oder in der Farbe, welche dent 
3 Golde nahe Fam? Zinkhaltige Erze und Gal—⸗ 
‚maey hatte die Inſel reichlich. Plinius fagt: 
‘Mr Cyprö prima fuit aeris inventio. Aber das 
rothe Kupfer war von fo undenflichen Zeiten 
her bekant, daß wohl diefe Inſel auf die Ehre 
diefer Erfindung keinen Anfpruch machen 
konte. Es muß alfo wohl eine befondere Art 
- 3 Kupfer zu verſtehn ſeyn. er 


384 3. Zink. 
fagt, und fo ruͤhmt auch Galen den auf Eys- 


pern gefundenen Galmey wegen feiner vorzuͤg⸗ 
lichen Wirkungen, aus dem vielleicht die Erde 


reiner zu erhalten war. 


Zweytens heißt cadmia bey ben Alten, 
was wir Ofenbruch nennen, nämlid was. 
fid) bey Verſchmelzung zinkhaltiger Erze oder 
bey der Vereitung des Meffings in den Defen 
anfeät, und aus mehr oder weniger verfalften 
Zink befteht (7). Da diefer Ofenbrud nach 
der Befchaffenheit der Erze, nad der Bes 
ſchickung des Dfens, nad) der Weife zu ſchmel⸗ 
zen und nad). vielen theild unbeftimlichen Ums 
fiänden im Anfehn fehr verfchieden ausfält, 
und die Alten alle Abänderungen zwar unter 
bem algemeinen Namen cadmiae begriffen, 
jeder Abänderung aber, nad Bildung, Eons 
fiften; und Farbe, auch einen befondern Nas 
men gaben, fo ift dadurch ein Gewirr von Nas 
men entftanden, weldyes jeßt nicht mehr völlig 
entwickelt werden Fan, zumal da wirs nicht 
mehr der Mühe werth halten, alle Zufälle 
des Dfenbruhs anzumerken. : Unfere Arzte 
erwarten die Würfung von der reinen Zinters 

he, 


. (7) Plinius fagt p-659: Fit fine dubio cadınia 
et in argenti fornacibus, fed nequaquam com- 
paranda aerariae. Diofcorides fagt eben Dieß. _ 
Da haben einige die Glötte verſtehn wollen, 

‚ aber die Rede ift von zinkhaltigen Silbererz 
zen, weldye allerdings aud) Ofenbruch geben. 


. 
[RE 


3. 3 int. 385 


de, und wiſſen ſich dieſe beſſer zu verſchaffen, 
als daß ſie den unreinen Ofenbruch nehmen 
ſolten, und auf unſern Huͤtten wird dieſer, 
ohne ſonderliche Auswahl. auf Zink oder Meſ⸗ 


fing genußet (8). 
0 Et Hiebey 


(2) Sch will bey dieſer Gelegenheit den Eünftis 
en Auslegern des Diofcorides eine Fieine 
nmerfung anbiethen. Lib. 5. cap. 84. nen= 

net er anfänglich einige Arten von Cadmiis : 
Borpulris, mAonwrn) und dspanirig. Diele 
find nad) Salen und Plinius ganz gewiß . 
‚Arten von Ofenbruch. Aber Salmafius in, 
feinem Buche de homonymis p. 230. b. und 
Sarracen in feinen Anmerkungen p. 113. b. 
glauben, .Diofcorides habe fte air natürliche - 
cadmiae oder zinkhaltige Mineralien gehal: 
. ten, und zwar erftlid) deswegen, weil er 
fagt: roicuræ/ da dom dı du rwv maAaıwv 
keräliwv opvcoou£voy, tales funt quae e fodi- 
“nis veteribus eruuntur ; zweytens weil er erft 
nachher von den Fünftlidyen cadmiis oder vom 
Dfenbruch zu reden anfange, da wo er fügt: 
yevvariy ds m naduele En ToÜ xaÄnod naı- 
vevouzvov. Uber mir ift e8 unglaublich, daß 
‚ ber würflidy forgfältige Diofcorides fo habe 
irren Fönnen; er, der gleich nachher die Zus 
bereitung der Fünftlichen cadmiae richtig und _ 
deutlich erzahlt. Zudem mufte jeder Ofen» 
brud) einem Kenner, wie Diofcoridbed war, 
feine Abkunft aus dem Feuer verrathen.’ Ich 
bin überzeugt, daß auch er, fo gut wie Ga: 
len und Plinius, jene Arten für Ofenbruch 
anaefehn und angegeben hat. Die Worte: 
Tumor de dıaw dı ER TÜV . Br 0 — ſi⸗ 
er⸗ 


386 3. Zink. 


Hiebey fcheint Mir der fonderbarfte Um⸗ 
ftand zu ſeyn, daß die Alten den Dfenbrudy 
| mit 

cherlich nicht von ihm, fondern eine Immer: 

fung, die einmal jemand zu dieſer ‚Stelle 
binzugefchrieben hat, die aber von einem 
unaufmerffamen Ubfchretber in den Text eins 
gerüct worden. Solche Einſchiebſel find, 
wie ich bemerkt zu haben glaube, in den Büs 
ern des Dioſcorides haͤufiger als in andern 

Schriften. Gene waren Handbücher der Arzz 

te, wobey jeder hinzufchrieb, was ihm gut 

Deuchte. Die Worte: yevvarıy ds 7 undweis 

' En 7. x. a. machen keines weges den Ueber: 
gang zu den fünftlichen cadmüs; fondern da 
fängt er an zu erzählen, wie die vorher bes 
fchriebenen kuͤnſtlichen cadmiae entftunden 
oders bereitet wurden. Die Ueberfeßung: 

Gignitur porro et. cadmia quaedam e fuligise, 

quae dum excoquitur aes, lateribus cameris- 

que fornacum applicatur, ift ganz falfch. Sie 
muß heißen: fit autem cadmia — — Jene 
tft aus einer Lefeart entftanden, welche man 
in einer Handſchrift gefunden haben will: 
ysvvarıy de ric aadusle. Diefe nahmen die— 
jenigen als richtig an, welche jich wegen Der 
vorhergehenden Worte: du ray maıladv us- 
army für überzeugt hielten, Diofcorıdes 
habe bis dahin vom gegrabenen Galmey ges 

redet, ' u 

. „ Pompholyx war der Namen der weifjen Zink⸗ 

blumen, die ſchon Diofcorides V, 85. P. 352.- 

mit Wolle vergleicht, ſo wie ſie bey den Che— 

mikern ehemals lana philoſophica hieß. Er 
ſagt: Eoiwv roAumaıg £<Poneodrcy, lanarum 
carptarum flocculos imitatur. Die Alten — 

J eten 


3. ink. | 387 


mit deinfelbigen Namen belegt haben, womit 
fie die zinEhaltigen Erze benanten. Die Ber: 
wandfihaft diefer Subftanzen haben fie dod). 
nur ans ihren Wirkungen errathen können. 
Oder find fie vieleicht dazu durd) die Vemer⸗ 
kung veranlaſſet worden, daß Ofenbruch nur 
erfolgt, wenn die ſo genanten cadmiae ver⸗ 
ſchmolzen wurden, das iſt, wenn man nicht 
rothes, ſondern gelbes Kupfer erhielt? Am 
Rammielsberge erhielt der Ofenbruch den Na⸗ 
men Ofengalmey, als man gewahr ward, daß 
ev flat des gegrabenen Galmeyes zum Mefiings 

| | machen 


feten diefe Blumen, wenn fie fi) beym "ers 
ſchmelzen der zinfhaltigen Erze anfeßten, 
aber fie gewonnen fie auch vorfeßlich Durch 
eine Vorrichtung, welche Diofcorides und 
Galen deutlich befchreiben, und welche der— 
jenigen fehr nahe koͤmt, wodurch jetzt auf 
den fo genanten Gifthütten der Arſenick ges 
ſamlet wird. Man warf in den Ofen auf 
glühende Kohlen Galmey, und wenn diefer 
bey dem ſtarken Gebläfe verbrant war, warf 
man Galmey und Kohlen nach); da legte ſich 
pompholyx in den dazu angebrachten Sams 
mern an, und die fchwerern Galmeyſchlacken 
fegten fih zu Boden. Daß diefe Blumen 
"auch Nicht, Aütten nichts, heiffen, iſt bes 
kant genug. Friſch vermuthet, der Namen 
ſey aus Onychites entfianden, welches ein® 
Art Dfenbrudy bedeutete. Nachdem dieſe 
Abkunft vergeſſen war, uͤberſetzte man das 
Wort durch Nihil und Nihilum; fo ift aus 
Glasgalle Fel vitri geworden. 3* 


388 | 3. Zink. 


machen gebraucht werben konte (9). Selten 
denn die Alten etwa auch ſchon diefen Ges 
brauch gefant haben? Galen, Diofcorides 
und Plinius reden nur vom Arzneygebrauch, 
und melden nichts von der Anwendung zum 
Maeſſing. Die Arabifchen Schriftfteller, .vors 
nehinlicy die Ausleger der Griechiſchen Arzte , 
reden zwar viel ventlicher von der Bereitung 
. bed Meffings, aber die Benennungen), "deren 
fie fich bedienen, find von fo unfihere Bes ' 
deutung, daß fich Feine Antwort für jene Fras, 
ge daraus nehmen läfit. Climia, welches eis 
nige wie calimia ausfpredyen, woraus die 
neuern Griechen xeAius und die Lateiner lapis 
calaminaris, gemacht haben, fcheint völlig die 
Bedeutung von Cadmia zu haben. Tutia, 
welches Wort zuerft im eilften Sahrhunderte 
bey Avicenna vorfömt, welches die Griechen 
Four, oder, vielleiht richtiger Ioudın 
fchreiben, bedeutet zuweilen pompholyx, abı 
gemeiniglic) fcheint es auch alle zinkhaltige Mi⸗ 
neralien und den Dfenbruch zu bedeuten ("O). 
Waͤre 


(?) Dieß will ich jedoch nicht gewiß behaupten, 
Da Calmey, Galmey, vermuthlih aus 
Cadmia oder Calımia entjtanden ift, und bey⸗ 
de Wörter fo wohl den eigentlichen Galmey, 
ala auch den Dfenbrudy bedeutet haben, fo 
mag vielleicht aud) letter fchon früher Ofen= 
galmey geheiffen haben. 


ces) Die hieher gehörigen Beweife Ju Mio 
ey 





3. Zink. 389 
Wäre ed erweislich, dag Tutia bey den Ara 
bern und neuern Griechen den galmeiiſchen 
Dfenbruch oder die Tutia unferer Materialiften - 
‚bedeute, fo wuͤrde die Altefte mir befante Nach⸗ 
richt von der Nutzung des Ofenbruchs auf 
Meffing bey dem Sofimus, der wahrſcheinlich 
im fünften Sahrhunderte gelebt hat, vorkom— 


men (1!) Zur Färbung des Kupfers giebt 


er die Vorſchrift, Cypriſches Kupfer zu ſchmel—⸗ 
zen, und darauf zerriehene Tutia zu freuen. 
Aber ſchon Salmafius argmöhnte, daß Zofis 
mus wohl nur Galmey verftanden habe. Ue— 
brigens ſcheint fich feine Vorſchrift in den fo 
genanten Kunftbüchern bis auf unfere Zeit er- 


halten zu haben; denn auch diefe empfehlen 


nicht 


bey Salmafius de homonymis. Ich will 
nur eine Stelle des Serapio ©. 277. hier 
beybringen. Ex tutia eft quaedam quae inve- 
nitur in mineris, et ex ea eft quae fit in for- 
nacibus, in quibus citrinatus aes, et colligitur 
et reponitur, ficut elimia. Die Gementation 
des Kupfers hieß citrinatio aeris, bey den 
neuern Griechen wolysıs xuAnod Eavfoü, 

. oder Favgwois xaAnov. 

(ET) Man weis nicht gewiß, wann diefer Zofi- 
mus!Panopolitanus gelebt hat. Seine Schrif- 
ten, die viel gutes zur Gefchichte der Chemie 
enthalten mäflen, find noch nicht gedruckt. 
Die meiſten befinden ſich in der Föniglichen 
Bibliothek zu Paris. Das Necept, wovon 
2 hat: Salmaſius S. 337. a. einge⸗ 
r 


II. Theil. | -&e 


399 3. Zink. 


nicht Galmey, fondern Tutia. Wir wiffen 
zwar noch nicht, wo und wie dasjenige, was 
jeßt unter diefem Namen verkauft wird, ges 
macht wird, aber fo viel Iehrt der Augenfhein, 
daß es eine Fünftlihe Mifhung, eine mit Zinke 
Falk vermifchte und gebrante Erde ift ('?). 


Mit gröfferer Gewisheit Fan man bes 
haupten, daß Alberrus Magnus im 13ten 
Sahrhunderte diefen Gebraud des Ofenbruchs 
zu Mefjing gefant hat. Denn er fagt erſtlich, 
daß gelbes Kupfer durdy den Zufaß des Gal⸗ 
meyes, den er fchon lapidem calaminarem nens 
net, gemadyt werde. . Hernach ſagt er, ſchon 
Hermes habe gelehrt, dem Kupfer die Golds 
farbe zu geben, dadurch daß man auf das ges 
— ſchwol⸗ 


(2) Neumanns Chemie von Reſſel IV, 2. 
©. 657. Sallopius de metal. p. 307. fagt, 
fie werde zu Venedig gemacht, weldyes aud) 
mir noch am wahrfcheinlichften iſt; wiewohl 
fie noch in den Fadungsverzeichniffen der oft: 
indifchen Schiffe vorkoͤmt. In Obfervations 
fur. la phyfique VI: p. 225. liefet man, daß 
feit vielen Fahren Tutia im Luͤttichſchen ge 
famlet und :verfauft worden. Lehmann 
wolte wijfen, daß fie von Juden in Pohlen 
gemacht würde. Novi commentarii academ. 
Petropolit. XII. p. 381. Da der Gebraud) 
der Tutia faft ganz aufhört, indem.die Arzte 
[ieber reine Zinfblumen, und die, weldye Si: 
milor machen wollen, lieber gereinigten Zink 
— ſo wird ſie ſich wohl bald ganz ver⸗ 
iehren. | En 


3. 3inE 391 


ſchmolzene Metal zerriebene Tutia werfe. Tu⸗ 
tia, ſagt er, die bey Verwandlung der Metal⸗ 
fe gebraucht wird, iſt Fein natuͤrliches Mines 
tal, Tondern eine kuͤnſtliche Miſchung, bie ſich 
bey Ausſchmelzung der Kupfererge in den Des 
fen anfeßt. Dabey giebt er den Rath, Glass 
galle ober aufzuftrenen, weil fonft Galmey und 
Tutia im Feuer Ihre’ Kräfte verlöhren ('?). 
Es ſcheint alfo, ald ob der legte Namen im 
1 3ten Zahrhunderte nur Ofenbruch bedeutet 
habe, und daß damals. defien Nutzung zu 
Meſſing bereits bekant gemwefen ſey. © 
Nichts defto weniger hat man viele Jahr⸗ 
hunderte hindurch den Ofenbruch, womit fi, 
wie man fügte, die Defen am Nammelsberge 
verſchlaͤmten, uͤber die Halden als unbrauch⸗ 
bar geworfen, bis endlich in der Mitte des 
ſechs zehnten Jahrhunderts Erasmus Ebener 
zuerſt bekant machte, ‚daß er ſtat des gegras 
benen Galmeys zu Meſſing gebraucht werden 
koͤnne. Dieſer Ebener aus der adlichen Nuͤrn⸗ 
— egege,n bergi⸗ 
(2) De mineralibus, lib. IV. cap. 5. Coloniae 
1569 72 * pag. 350: und V. cap. 7 p. 388. 
Ligatuf autem per oleum vitri ; "tolluntur enim 
Fasmenta vitri, et conyertuntur im pulvererm, 
Niern zum in. teftam ſuper aes poftquam im- 
‚v 'miffla eft calaminaris, et tunc vitrum proiectum 
enatat fuper aes et non finit ‘evaporare lapi- 
' ‚dem ’et lapidis virtutem, ſed refle&tit-vaporem 


|  lapidie in aes. — 
.&2 


* J 


392 3. 3inE. 


bergifchen Familie war ein großer Gelehrter 
und Staatsmann. ‚Er ward von feiner Bas 
terftabt und von ausländifchen Fuͤrſten in deu 
wichtigften Angelegenheiten gebraucht, ward 
1569.. bey Sulius, Herzog zu Braunſchweig, 
Hofrath und ſtarb 1577. zu Helmſtaͤdt, wo 
er auch begraben worden (189). Ich bedaure, 
daß ich von dieſer wichtigen Erfindung noch 
nicht mehr zu melden weis, ald was ich dar⸗ 
über bereits in der Anleitung zur Technolor 
gie beygebracht habe. Nicht einmal, Die Zeit 
ift gewiß bekant. Loͤhneyß fagt, es ſey vor 
60 Jahren gefehehn. , Aber wann hat diefer 
geſchrieben ? die Altefte wir befante Ausgabe 
feines Berichts, von Bergwerken ift vom 
Sahre 1617. darnach würde alſo diefe Erfin⸗ 
dung. ins Jahr 1557. fallen (5). Lalvor 
bat einen ‚alten Bericht vom Nammelöberge 
abdrucken laffen,. ber, 1565. aufgefeßt ſeyn 
- fol. Nach diefem foll Erasmus Ebern (Io 
ur . J | —— | | wird 
((t4) Doppelmayr Nachricht von Nuͤrnbergi⸗ 
ſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern. S. 77. 
(45) Die andere Ausgabe iſt 1690 zu Stockholm 
: "und Hamburg bey. Xiebezeit, gedruckt. wor: 
“den, und ift-eben diejenige, deren: H Dat: 
terer in Anleitung den: „ars zu bereiſen 
1. ©. 313. n.5. und II. S. 13. erwähnt. Sie 
hat außer dem Titelfupfer. noch einen-andern 
viel weitlaͤuftigern Titel, ‚der Dem Exemplar, 
was 9. Gatterer befchreibt, gefehlt zu ha⸗ 
ben ſcheint. ee, 


3. Zink. | 393 


wird der Nainen dort unrichtig gefchrieben) | 


aus Nürnberg die Bemerkimg vor 17 Jahren, 
alfo ums Sahr 1548. gemacht haben (7°). 
Schlürer (17) giebt ungefähr 1550. an, 
Sonemann (T?) ungefähr 1559. Alfo wird 


man wohl die Mitte des fechszehnten Jahr⸗ 


hunderts annehmen Fönnen; und vermuthlid 
ift eö dad Jahr 1553. als in welchem Ebener 
zu Herzog Heinrich geſchickt ward, bey dem er 


fih auch damals Tange anfgehalten hat, mie 


Doppelmayr ausdrücklich meldet. Die Nutz 
zung der Galmeyſchlacken hat die einträgliche 
Meſſinghuͤtte am Harze veranlaffet, zu deren 
Gebrauch auch die. alten Halden geftürzt wur: 
ben, um die ehemals weggeworfenen Galmey⸗ 
{laden auszuflauben. Herzog Julius, der 
alle Gewerbe, vornehmlich die metallurgifchen 

zu verbeffern fuchte, und felbft nach damialiger 

und jeßt zuruͤckkehrender Mode der Fürften, 

ſich mit der Hofnung Gold zu machen, taͤu⸗ 

fchen ließ, verbefferte die Meffinghütte zu 
Buntheim unter der Harzburg, die der fürftlis 

Gen Kagınier ein groſſes eingetragen hat (1°). 

ec 3 Noch 

(558) Hiſtoriſche Nachricht von den Unter= und 


Dber = Don Bergwerken. nee 


1765. Fol. * ©. 208, 
(7) Ton Hüttenwerken ©. 235. 
(*8) Die Ulterthümer des Harzes. Clausthal 
1754- 4. * II. ©. 119 und 124. 
+9) Rehtmeier Braunfchweig : Lineburgifche 
Ehronif. ann: 1722. Fol.“ ©. 1063. 


394 3. Sink. 


Noch ein: anderes zinkiſches Produkt if 
lange vorher bereitet ,.. verhandelt und vers 
braucht worden, ehr ınan wufte, Daß ed vom 
Zinfe, der doc bereits befant war, abſtam—⸗ 
met; ich meine den kuͤnſtlichen weiſſen Vitriol, 
Daß diefer vor der Mitte des fechszehnten 
‘ Sahrhunderts gar nicht bekant gewefen, und 
dag er am Rammelsberge zuerft gemacht wors 
den, Daß kan man mit Gewisheit behaupten, 
Schlüter ſchreibt die Erfindung dem Herzog 
Julius zu, und feßt fiein das J. 15 70. (2°). 
Uber fie muß noch etwas Älter jeyn, wenn ans 
ders der oben augeführte "Bericht vom Ram⸗ 
melöberg vom Jahre 1565. ift (77). Denn 

— - de 

(?°) Bon Hättenwerken ©. 597. 

2") Hiſtoriſche Nachricht S. 212. “Dam 
„eben ift zu wiſſen, daß aud zu Goslar weils 
„fer Vitriol gefotten wird, welchen ein Bürs 
„ger allein fiedet, er ift genant Henni Balder, 
„Er wird auch nicht aus dem Kupferraud, 
„wie der andere Victril, gefotten, ſondern 
„auf den Hütten: Höfen, da man bie großen 
„Röften brennet, begiebt e8 ſich, daß vom 
„der Länge der Zeit unter den Röften ein 
„rothe Materie zufammen in und auf bie 
„Schlafen aus dem Erz, an etlichen Orten 
„halber Ellen dick, findert; dieſelbe zufam: 
„men gefinderte Materie ift falzig, Die nimt 
„er und fauget davon eine Lauge, bie ſiedet 
* dann in einer kleinen bleyernen Pfanne, 
„darin 4 Wein-Eimer mit Waſſer eingehen 

„mögen. Wie er aber den Sachen — 

yu 


3. Zink. 325 


der Verfaſſer meldet, daß zu feiner Zeit nur 
ein Buͤrger, den er Senni Balder neunet, 
weiſſen Vitriol geſotten habe, und es ſcheint, 
als ob dieſer noch das Verfahren geheim ge⸗ 
halten habe. Daß aber damals die Erfindung 
noch neu geweſen, wird auch- dadurch wahr—⸗ 
ſcheinlich, daß er hinzuſetzt? was derſelbige 
Vitriol in der Arzney thut, Das iſt noch zum 
Zeit nicht unterſucht, da doch faft mit der 
Waare der Gebrauh zum Augenwaſſer bes 
kant geworden ift. Dieſes ſtimt mit einer ans 
dein Nachricht überein, nad) welcher die Gies 
dung des weiffen Vitriols damals erfunden 
worden, als Ebriftopb Sander, deſſen Vers 
dienfte am Harze noch befant find, Zehentuer 
gewefen (22). Nah Honemann war er 
fhon vor 1564. Zehentner bey dem Dberharz 
zifchen Bergwerke, ward aber in diefem Jahre 
Dberzchentner und Verwalter ded Goslari— 
| ſchen 


„thut, das weis ich nicht, aber das habe 


„ich wohl geſehn, daß er waͤchſet gleich ei 
„nem Salpeter, doch ein wenig ſtaͤrker und 
„ſchoͤn weiß. Auch pfleget er den Victril 
„wohl in viereckigte Kuchen Hand dick zu 
„gieſſen. Denſelbigen Bictril brauchen die 
„Weißgerber, und dient zu allen Sachen, 
„wie ein Alaun, aber ſo man ihn zu weiß 
„brauchen will, macht er gelblicht, derowe⸗ 
„gen Fan er ſtat des Alauns nicht gebraucht 
„werden.“ 
(??) Bruͤckmann Magnalia Dei. U. ©. 459. 
Eu 4 


396 E 3. Zink. 


fhen Berg: und Hättenwerks (23). Sander 
felbft fcyeint in einem Auffaße vom. 3. Aug: 
1575. die Erfindung des weiſſen Vitriold dem 
Herzoa Julius zuzuſchreiben (24). 


Anfaͤnglich ward diefes Sal; Erzalaun 
genant, welche Benennung durch einige Achns 
lichkeit der Cryſtalle veranlaffet worden; aber 
noch öfterer heißt er Balligenftein, Golit⸗ 
zenftein, auch KLaligenftein (2°). Dieſe 
legten Namen ſcheinen doch älter, als der weifs 
fe Vitriol ſelbſt zu feyn, indem man ſchon 1565 

ben grünen Vitriol grünen Gallizenftein 
genant findet. Solte das Mort wohl von 
gallis abſtammen, weil vermuthlidy der Ges 
brauch des Vitriols mir Galäpfeln zur Tinte 
und Faͤrberey lange Zeit der. vornehmfte gewe⸗ 
fen? Zur Erfindung dieſes Salzes hat , wie 
id, vermuthe, der weiſſe Vitriol, der fid im 
Nammelöberge, nady Art der Eis apfen ans 
feßt, Öelegenheit gegeben. Diefer ward ſchon 
ums Jahr 1565. weiſſer — Vitriol 
oder 


(2) honemann II. ©. 101. Calvoͤr hiſtori⸗ 
ſche Nachricht ©. 161 und 225. 


(24) Bruͤckmann II. ©. 446. Sander fchreibt 
an den Herzog: gefchmweige, was & 5. ©. 
an Kupfer: Raud), weiffen Bergvitriol, Mus 
nition = Kugeln und andern metallifchen Berg⸗ 


— aus Frugebang Gottes felbft erfuns 
en, —— 


(*3) So findet man n auch Calmey fiat Galmey. 


3. Zink | 397 


ober weis Gogkelgut genant, auch damals 
ſchon in Tonnen gefchlagen und verſchickt (26). 
Ich übergehe die alten Wermuthungen tiber 
‚bie Beftandtheile und die Entſtehung diefes 
Vitriols, aber es verdient angemerkt zu wers 
ben, daß ſchon Senkel (27) und Lleus 
mann (??) den Zinfgehalt bemerkt, und das 
durch den Schwedifchen Bergrath Brandt zu 
dem Beweiſe veranlaffet haben, daß er, wen 
er rein ſey, aus Vitriolſauer und Zinkerde bes 
fiehe, welches hernach auch Sellor bekräftigt 
hat (??), 

: Ä Ich 


(0) Calvoͤr hiſtoriſche Nachricht S. T99 und 
200. . Eigentlich fchreibt und fpricht man 
Joͤckel. Merkwürdig ift cs, daß diefes Wort 
noch jeßt auf Island Eiszapfen bedeutet. 
Ich meinte dieß zuerft bemerft zu haben, als 
ich es oft in Olaffen und Dovelfen Reife 
durd) Island. I. 9. 46. antraf. Aber jest 
ſehe ich, daß ſchon Anderfon in Nachrichs 
ten von Island, Hamburg 1746. 8. * ©. 4. 
= diefe Bemerfung gemacht und erläutert 

at. . | | 

(27) Kicshiftorie ©. 904. 

(?°) Chymie von Keffel. IV, 2. ©. 832. wo 
man auch die Altern Meynungen. angeführt 
ndet. | e 
(??) Brandt in Adtis Upfalienf. 1735. Hellot 
in Memoires de l'acad. des fc. a Paris 1735. 
29. Bon dem neueften Zuftande der weifs 
Ken Vitriolfiedereg habe ich in Bepträgen 
zur Defonomie, Technolog, IV. ©. 59. 
€ 5 Nach⸗ 


398 3. Sin. 


SH komme endlich. auf die Geſchichte des 
Metalles, weldyes bey dem Gebraude des 
Dfenbruchs nicht lange unbemerkt. bleiben kon⸗ 
te, da man es doch dazmwifchen zumeilen uns 
verkalkt in metalliihen Zropfen antrift. Merk 
würdig ift es, daß eben der Albertus Magn. 
der zuerft den Gebraud des Dfengalmeyes zu 
Meſſing befhreibt, auch der ältefle ift, bey 
dein man nod) zur Zeit des Zinks erwähnt ges 
funden hat (3°). Cr nennet ihn Marchafi- 

tam 


Nachricht gegeben. Merkwürdig ift, daß feit 

‚ 1730. ber Abſatz von zehen Jahren zu zeben 
Jahren immer etwas zugenommen bat, ohne 
daß man erfahren fan, mozu dieſe Waare 
jest mehr als chemals gebraucht werde. 

(3°) Hier find die hieher gehörigen Worte, das 
mit die Xefer fie felbft mit meinem Auszuge 
vergleichen mögen. Denn ich bin mit ber 
Terminologie der alten Chemiften nicht fo 
völlig befant, daß ich alles zu verftehen glau= 
ben fan. De mineral. II. cap. 11. 

Marchafita, five Marchafida ut quidam di- 
cunt, eft lapis in fubftantia, er habet multas 
fpecies, quare colorem accipit cuiuslibet me- 
talli, et fic dicitur Marchafita argentea et au- 
rea, et fic dicitür aliis. Metallum tamen quod 
colorat eum non diftillat ab ipfo, fed evapo- 

. ‚rat in ignem, et fic relinquitur cinis inutilis, 
et hic lapis notus eft apud alchimicos, et in 
multis locis veniuntur. 

Lib. III. cap. 10. Es autem invehitur in venis 
lapidis, et quod ef apud locum qui dicitur 

gofela- 


% 


3. Bine 39 


tam auream; dieſe ſey eigentlich ein Stein, 
deſſen Metall im Feuer ſo gaͤnzlich verfliege, 
daß nichts als eine unnuͤtze Aſche uͤbrig bleibe. 
Sie enthalte ein figirtes Queckſilber, farbe 
die Metalle, ſey deswegen den Alchemiſten 
ſehr bekaut, breune und verbrenne endlich. 
Sie finde ſich an vielen Orten, auch bey 
Goslar, wo deswegen das Kupfer von vor⸗ 
zuͤglicher Guͤte ſey, weil es gleichſam Gold 
bey ſich zu haben ſcheine. Um jedoch das 
| Kupfer 


gofelaria eft purifimum et optimum, et toti 
fubftantiae lapidis incorporatum, ita quod to- 
tus lapis eft ficut Marchafita aurea, et profun- 
‚datum eft melius ex eo.quod purius. 

Lib.V. cap. 5. Dicimus igitur quod marcha- 
fita duplicem habet in fui creatione fubftantiam 
argenti vivj fcilicet mortificati, et ad fixionem 
approximantis, et fulphuris adurentis. Ipfam 
habere fulphureitatem comperimus manifefta 
experientia. Nam cunı fublimatur, ex illa ema- 
nat fubftautia fulphurea manifefta comburens. 
Et fine fublimatione fimiliter perpenditur illius 
fulphureitas. | | 

Nam fi ponatur ad ignitionem, non fufce- 
pit illam priusquam inflammatione fulphureis 
inflaınmetur, et ardeat. Ipfaın vero argenti 
vivi fubftantiam manifeftatur habere fenfibili- 
ter. Nam albedinem praeftat Veneri meri ar- 
genti, quemadmodum, et ipfum argentum vi- 
vum, et colorem in ipſius fublimatione eoe- 
leſtium praeitare, et luciditatem manifeftam 
metallicam habere videmus, quae.certum red- 
dunt artificem Alchimiae, illaın bas fubftannas 
continere in radice fua. | 


x 





409 3. Zink. 
Kupfer dem Golbe noch aͤhnlicher zu machen; 


feße man etwas Zinn hinzu, woburd es aber 
fpröder würde. Diefe Merdhafita made aber 
and) das Kupfer weiß wie Eilber. So viel 
Alberıus. Der Namen Marchafita aurea rührt 
ohne Zweifel daher, weil Zinf das Kupfer gelb 
färbt, und fo haben ſchon aus diefer Urſache 
die Araber und Gricdyen die cadınia Gold oder 
goldifch genant (21). Aber wie hat Albers 
116 fagen mögen, daß Marchaſit das Kupfer 
weiß made? Hat er fidy geirret und Zinn 
gemeint? Das ift mir nicht wahrſcheinlich, 
ba er fie auch einmal argenteam zu nennen 
fheint. Ich vermuthe, er hat es gewuſt, daß 
das Kupfer, wenn es fo viel Zink als möglid 
ift, das iſt, nah Scheffer (??), 89 Pfund 
auf 100 Pfund, eingenommen hat, weiß wers 
be, und damit fiheint er die Verwandfchaft 
init dem Queckfilber beftätigen zu wollen. 


Der erfte nad ihm, bey dem man eine 
verftiändlihe Erwähnung diefes Metalles an⸗ 
trift, iſt Theopbreftus Paracelfus, der 
1541. ftarb. Uber deswegen meine ich nicht, 
daß es in dieſem langen Zwifchenraume vers 
geffen worden, am wenigften von den fo ges 
nanten Alchemiften. Viel mehr glaube ich, 
daß diefe ed, wegen der grofien Hofnung, 

die 


(?*) Salmafius.de homonymis p. 203: a. 
(??) Chemifche Vorlefungen ©. 604. 


# 


* — — — — 





3..01nh 401 


bie, es ihnen durch die Faͤrbung des Kupfers 
machte, mit Vorſatz ſo unkentlich beſchrieben 
und fo verſteckt genant haben, daß man es nur 
noch nicht in ihren Schriften bemerkt babe. 
Wie wenige mögen diefe durchwuͤhlen, und die 
. wenigen, die bieß thun mögen, achten auf viel 
höhere Gegenſtaͤnde, als mit welchen ich mid) 
befchäftige. Naͤchſt dem Golde und Ducckfils 
ber ift auch wohl Fein Metall, welches ſo man⸗ 
cherley und- fo wunderliche Namen ehemals ges 
habt hat, als der Zink (33). Dazu koͤmt 
noch, daß viele Chemiſten lange Zeit geglaubt 
haben, Zink jey nit eiumahl ein befonderes 
- Metall, fondern nur eine Abart von Zinn oder 
Wißmuth, daher er vielleicht oft mit dieſen 
verwechſelt vorkommen mag. | 


Paracelfus ift der erſte, bey dem der Ita: 
men Zink vorkoͤmt. Er nemet es ausdrücds 
lich ein Metall von beſonderer, noch nicht ges 
nug bekanter Natur, welches ſich zwar gieffen, 
nicht aber haͤmmern laſſe. Es komme nur al 


lein in Cärnthen vor. Solte er denn nicht den | 


Goslarifchen Zink gekant haben, der doch 
Thon dem Albertus Magn. befant war (?4) 2 
| Georg. 
E2) Viele findet man gefamlet in Suche Ges 
ſchichte des Zinks im Verhalten gegen andere 

. Körper. Erfurt 1788.8.°. 
) Paracelfi Opera durd) Brisgoium in Truck 
gegeben, Strasburg 1616. Fol, *. Chronif« 
| a des 


Pr 


| 404 3. Zink. | 


bie ich noch nicht Fenne, und Pot hat mir durch 
feine unvolftändige Anführungen ſchon zu viel 
Stunden verdorben, als daß ich noch weiter 
fuiyen möchte. Sch habe von diefem Verbothe 
weder bey Mehtmeier, ‚noch bey andern Era 


waͤhnung gefunden. Es iſt inzwifchen bey der 


Damals. am Hofe herſchenden alchemiſtiſchen 


Verblendung nicht ganz unwahrſcheinlich (49), 


und wenn es würklid ergangen iſt, fo wird 


nicht fowohl die Beforgniß eines Misbrauds, 


wie Pot meinte, als vielmehr die hohe Erwar⸗ 


tung, melde man vom Gebrauche diefes Mies 


talles zum Goldmachen gehabt hat, die Ver⸗ 
anlaffung gemefen feyn. Die erfte genaue und 
zuverläfiige Nachricht von der Gewinnung des 


u Goslariſchen Zinks hat, fu viel ich weis, Lob: 


nevs 1617. gegeben, wiewohl er ihn nody mit 
Wiriut für einerley hält (7). Noch 2 Ion 
Schroͤ⸗ 


—* Wie ſehr ſi ch — Julius, der ſonſt 
große Verdienſte um ſein Land hatte, ſich 
von Goldmachern taͤuſchen ließ, beweiſet Die 
Geſchichte bey Rehtmeier ©. 1016. wor⸗ 
über ich) vom H. Obercommiff. Ribbentrop 
einen alten geichriebenen Bericht erhalten ha⸗ 
be, den man nicht ohne Erftaunen lefen far. 
Noch zeigt man am Scloffe zu Wolfenbüts 
tel den eifernen Stuhl, worauf den 5. — 
1575. die Betriegerinn Anna Maria Ziegle⸗ 
rinn, — Schluͤter Ilſche, verbrant wor⸗ 
den., 


[r Seite m: * Wannd die Scpmeite im 
FR 22 Schmel = 


3. Zink - 20% 


Schröder aus Weſtphalen, der 1684: flarb, 


nennetned:marcafitam‘ pallidam (*22). 


. 


rt ⸗ A 


Schmeltzen ſeyn ſo ſann 
„Vorwand unten am Ofen in den Kluͤfften, 


tim 


— J 3 re 
ſammlet ſich in der 


„da ed nicht dicht gusgeſtrichen worden, 
„zwifchen den Schiefferſtein, eine Metall, 
„welche: von ihnen Zinck oder Konterfeht ger 
„nennet wird; und. fonfie am die Vorwand 
„tlopffen , fo fleuft; dieſelbe Dietali,h 


# 


2 hergus im 
„einen Trog, den fie a Öfeibe 
ie 


Metall ift weiß * einem Ziehn, dody 
„härter und ungeſchmeidiger, und klinget 


‚mals ein Glöcklein. Solches Conterfeht koͤnte 


„auch viel gemacht werden, wo man Fleiß 
„brauchte, danıv es nicht viel geacht Wird, 
„auch von dem Gefinde und Schmeltzern kei— 
„ne Mühe angewand wirds, wie wich dieſelbe 
„auc) nuͤtzet, fo viel von fich felber ohn alles 
„Gefehr in der Vorwand fammlet,, ſornviel 
„machen fie deß, zu bein Elopffen fie es nicht 


„ale Schichten Aus, Nur waͤnns einer beftels 


tet, daß fie Trinkgeld bekommen, ſo ULopf⸗ 
fen fie es aus, auch ſammlet ſich eine Schicht 
„viel mehr ala Die andere, es Fhmmt bis: 


— — 


Alchimiſten haben ine große Nach 
dieſem Zinck oder Wißmuth." 


GA Theil, .Db 


‚ „teilen, daß fie auf einmahl bey zwey Pfund 


„heraus Elopffen, ‚bisweilen auch nicht drey 
„oder, vier Loth, Von diefer Metall Fan 
„nichts für fidh-alleine gemacht werden, Bann 
„88 ſo ungeſchmeidig iſt, wie ein geſchmeltz⸗ 
„ter Wißmuth, ‚wann es aber unter Ziehn 
geſetzt wird, machet es daffelbe — 
„schöner, gleich einem Engliſchen a die 

im rage nach 





an 3. 3ink. 


Der erſte, welcher dieſes Metall worſetzlich 
und) Zufaß eines brenbaren Weſens aus dem 
Samey dargeſtellet hat, iſt wohl gewiß Sen; 
Bel, der ſolches ſchon 1721. gemeldet hat, 
wie wohl mit Verſchweigung des ganzen Ber: 
fahrens (*3). Nach ihm fcheint der Schot: 
laͤnder Dr. Iſaac Lawfon elen diefes im 
Groffen möglich gemacht: zu haben. Henkel 
hatte fhon 1737. gehört, daß dieſe Arbeit 
in England mit Wortheil getricben würde. 
Aber von diefem Lamfon weis id) wicht mehr , 
als was Warfon von ihm meldet (44). Der 

| *— Schwe⸗ 
(*?) Theſaurus pharmacolog: Ulmae 1662. 4. 
>. P- 458. 
ar Rießhiftorie ©. 571. und vornehmlich 
i . 72I. 2 a 
(++) Pot beruft fi oft auf Lawſon Differt. 
de nihilo,, auch führt er Worte daraus an; 
aber ich habe fie nicht auffinden koͤnnen, und 
wundere mich darüber nicht, da fie Watfon 
nicht einmal gefant bat. Chemical aflays. 

Cambridge 1786. 12 * IV. p. 34. Pryce 

. in Mineral. Cornub. p. 49 jagt: The late Dr. 
J. Lawfon obferving that the flowers of lapis 
calaminaris were the-fame as thofe- of Zinc, 
and that its effects on copper were alfo the 

“ fame with that femimetal, never, reinitted his 
‚endeavours till he found the method of fepa- 
‚ ratıng pure zinc from that ore. Eben dieſes 
ſteht in Supplement to Chambers dictionary. 
1753. art. Calam et Zinc. au) in Campbell 
Polit. furvey of Britain. IL. p. 35. Diefer Kir 

e no 


3. zink. 407 


Schwediſche Bergrath Anton von. Swab 
erhielt nachher, naͤmlich 1742. ebenfals dieß 
Metall aus dem Galmey durch die Deſtilla⸗ 
tion, fo. wie auch Marggraf im J. 1746. 
der doch von dem Schwediſchen Verſuch nichts 
gewuſt zu haben ſcheint. Im Jahre 1743. 
errichtete Champion ein Zinkwerk zu Briſtol, 
dergleichen fein Nachfolger James Emerſon 
zu Henham bey Briſtol angelegt hat. Die 
Gewinnung geſchieht dort durch eine niederge⸗ 
hende Deſtillation, wie Watſon beſchrieben 
hat. Mur | ; 


Die ‚größte Menge diefes Halbmetalles, 

welches in Europa verbraucht wird, koͤmt ohne 
Zweifel aus Dftindien. Die Niederländifche 
Handlungsgeſellſchaft hat davon in den fünf 
Jahren 177% bis mit 1779 überhaupt 943,081 
Pfund verkaufen Yaffen (35). Sm Sabre 
1780. verkaufte nur die Kammer von Rotters 
dam 28,000. Pfund, und die andern Kam⸗ 
mern hatten damals diefen Artikel gar nicht; 
- wie ich aus dem gedruckten Waaren » Berzeichs 
niſſe fehe. Wenn Baynal die Wahrheit mels 
| . . bet, 


noch hinzu, Lawſon fey zu fruͤh geftorben,. 
—— Vortheile ſeiner Entdeckung zu ge⸗ 
nießen. 


(+5) Rieards Handbuch ber Kaufleute I. ©. 
37» hr ; * 
Dd 2 


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(*?) Linſchotens Reife B. 2. K 


Aber in Amfterdam ift der gem 


44 3 3mE 


Ber, fo kauft bir Gerlihaft jährlich zu Pa⸗ 
limban anderrhalb Milienn Pfunde (#9): 
Im Septemb. 1731. verkaufte die Dinifhe 
Gefeifhaft zu Eopenhagen 153,953. Pund 
Tuttennage, bie auf zwey Schiffen gekommen 
waren, und zwar das Pfund für 44 bis gt 
Schil. Luͤb. Vermuthlich holen die Englander 
und Schweden dieſe Waaren ebenfalls. Es 
iſt unangenehm, daß man nicht weis: wo, 
wie, ſeit wann dieſes Metall in Indien ge⸗ 
wonnen wird, und in welchem Br VOR 
er tenmal nad) Euro» SC®racht wor⸗ 
Nun has nun wege rer Serbaene 
Raddrichten köomt es aus ya ( F — 
Bengalen (4%), aus Malacka (4%) und are 
Malubar, woher auch Kupfer und Meſſing 
geho⸗ 
Geſchichte der Beſitzungen in Indien, 
nach Mauvillon Ausgabe I S. 241. Er fagt, 


die Geſelſchaft bezahle:den Centner mit 283 
Gulden, und der Preis fey fehr maͤſſig. 


oͤnliche Preis 
17 bis 18 Gulden Banko. Nach 


einem Preis⸗ 
verzeichniſſe, welches ich beſitze, war er db. 
9. May 1788. fiebenzehn Guld. und d. 22. 


San. 1781. nur 16. Guld. B. 


* 9) Meifters orient. Luſtgaͤrtner S. 276. 


(8) ebendafelbft S. 268. 


| . 17., e 
nennet es mit dem inlaͤndiſchen Namen Ca- 
laem ; es fey eine Art Zinn. Brüdmann 
Magnal. Dei S. 1038. . 


.. ine 409 


geholet wird (59). In den alteſten Ladungs⸗ 
verzeichniſſen der niederlaͤndiſchen Schiffe finde 

ich den Zink nicht genantz aber es kan ſeyn, 
daß er unter dem Namen des Indiſchen Zinns 
begriffen iſt, denn fo hieß er anfaͤnglich. Sas 
vot, der umd Jahr 1640. geftorben feyn foll, 
erzählt aus einem gleichzeitigen Schriftſteller 
(CT), daß damals vor einigen Jahren (*) 
die Hollaͤnder den Portugieſen ein Schiff: weg⸗ 
genommen hätten, welches mit dieſem Metalle 
beladen gewefen wäre, welches darauf unter 
dem Namen Speautre verfauft worden. Dars 
nach wird es wahrfcheinlich, daß es bereits im 
Anfange des ızten Sahrhunderts nady Euros 
pa gebracht worden. Rob. Bople (°2) nens 
ner den Indiſchen Zink ale ſchon. EP 


Wahrſcheinlich iſt dieſes Halbmetall in 
Indien entdeckt worden, ohne dag man dort 
das geringſte vom Europaifchen gewuſt hat; 
| aber 


9) Baldaͤus Beſchreibung der Kuͤſte Mala⸗ 
bar. Amſterd. 1672. Fol.* ©. 98. 


(51) De nummis antiquis in Thefauro — I 


Roman. XI. p. 1195. 
(*) In der neuen Ausgabe son Edlay⸗ de Fan | 
: Rey, die Gobet mit Anmerkungen, verfehen 
bat, Paris 1777. 8* p. 178. wird gemeldet, 
es fey dieß.im Jahre 1620. gefchehn. 
(2?) Experimenta de flammae ponderabilitate. 
Londini 1673: 19. * p-15. exp. AU. 


— 








410 3. Zine. 


aber die Veranlaffung ift noch unbefanter als - 
die Urt der Gewinnung. Man erzählt, ein 

Engländer fey in diefem Jahrhunderte nad) 

Indien gereifet, am. die dortige Gewinnung 
auszukundſchaften, und fey mit der Nachricht 

zurückgefommen, daß fie auch dort durch eine 

Deftillation per descenfum gefchehe (°?). 


Ueber ven Urfprung der verfchiedenen Bes 
nennungen weis id) wenig anzugeben. (Con: 
terfey hies ehemals alles unächtes oder nach⸗ 
gemachtes Gold; fo wie Luggold mit dem 
lang gezogenen U, dünnes Mefjingblech, wels 
ches wie Gold ansfieht, bedeutet (5*). Zink, 
woraus erft Zinetum, hernach Zincum gewors 
"den, leitet Friſch daher, weil fid) der Dfens 
bruch wie Zinken oder Zacken anfeßt; aber 
bedenklich ift, daß diefer Mamen nicht vor. 
Erfindung des Metalle vorkoͤmt, da doch 
der Ofenbruch lange vorher befant gewefen ift. 

” Ful⸗ 

(°3) Bergmann opufcula U. p.321. Abhand-⸗ 


nn der Schwed. Akadem. XXXVLU. 
.885. 

(*) Mattheſius Pred. 5. S. 230. »Conter⸗ 

„feil iſt ein geringes Metall, dad man mit 

„Zuſaͤtzen und Karben zurichtet, Daß es Gold 

- „oder Eilber ähnlidy fiehet, wie die Contra= 

„factur oder ein Bild dem archetypo. Alſo 

: „hat man dem Kupfer mit Galmey und an— 

„dern Zufäßen eine Farbe gemacht, daß et» 

„liches als dad Salzburger, ſchier bem a 

| „DE 


Fulda (2 erinnert an das Angelfächfifche 
Sin, Zink, weldhes er dur) Obryzum übers 
fest. Spiauter, Speauter, Spialter, 
woraus Boyle Speltrum gemacht hat, auch 
Tutaneg, Qurtannego, find wohl mit der 
Waare aus Indien zu und gekommen. Unter 
dem letzten Namen erhält man zuweilen eine 
Mifhung aus Zinn und Wismut. Auch 
Calaem ift eine Indiſche Benennung dieſes 


Halbmetalles, welches zwar viele Aehnlichkeit 


mit Calamine hat, aber ich glaube mit Sal⸗ 
maſius, daß dieſes nicht von jenem abſtam⸗ 
met; denn lapis calaminaris-Förnt ſchon im drey⸗ 
zehnten Jahrhunderte vor, und. Calaem haben 
erft die Portugiefen aus Indien zu und ges 
bracht. | | 


„de ähnlich gefchn bat.” — Sin der Straßs 
— burger Polizeyordnung von 1628. ift den 
Mägden verbothen, Gold oder Silber zu tras 
aen, auch nicht das conterfaite oder anders 
ſſo ben Schein Gold oder Silber haben mag. 


(°°) Samlung Germanifcher Wurjelwörs 
ter. Halle 1770. 4. * S. 285. - 


\ 


412% 4: Rarpen. 





4. 


Karpen; 


D⸗e Frage: ob unfere Karpen fhon dem 
Ariftoteles, dem Plinius und ihren, Zeitz 


genoffen befant gewefen find, läßt ſich mit 
groffer Wabrſcheinlichkeit weder bejahen, noch 
verneinen. So ungewiß iſt die Ichthyologie 
der Alten, oder ſo wenig iſt ſie noch zur Zeit 
bearbeitet worden! Sie hat aber auch beſon⸗ 
ders große Schwierigkeiten; viel groͤſſere als 
bie Kentniß der vierfüffigen: Thiere. Bey bier 
fen ift mehr Mannigfaltigfeit in den koͤrperli⸗ 
chen Bildungen, die wenigſtens leichter in die 
Augen faͤlt, auch leichter beſchrieben werden 
kan, als die Verſchiedenheit, die bey Fiſchen vor: 
Fınt ‚ ald welche größtentheild unter einander 
fo ähnlich oder gleihförnig find, daß oft ein 
geubter Syſtematiker kaum die Unterfchei: 
dungszeichen ‚der Gattungen und Arten anzus 
geben vermag. Kein Wunder alfo, wenn wir 
in den kunſtloſen Beſchreibungen der Allen, 

oder vielmehr in ihren kurzen Erwähnungen 

ber Fiſche, nichts finden, weldyes die Art be: 

fimmen Fan. Die vierfüfjigen Thiere mögen. 
durch ihre Grauſamkeit ſchrecken, oder durch 
ſcheue Lift und zu entflichen fuchen, ſo bleit⸗ 


w ar 
x 1% 3 Im 


- 








4. Rarpen. 413 


es dennoch: möglich „ fie nach ihrem Geſchlech⸗ 
te nach ihrem Alter und nady ihren Hands 
‚Lingen zu. beobachten, und manches zu bemer⸗ 
fen, was entweder nur einer Art oder- nur wes 
nigen: Arten gemein iftz dahingegen alle. Fis 
fein einem Mittel leben ,-; wohin wir ihnen 
nicht nachgehen können, und welches fie unſern 
Beobachtungen faft immer entzieht. Die Jagd 
iſt feit undenklichen Zeiten; wiewohl in neuen 
mehr ald jemals, das Zeitvertreib muͤſſiger 
Perfonen geworden, weldye darauf defto mehr 
Aufmerkſamkeit verſchwenden, je meniger ans 
"dere Gegenſtaͤnde thre Neugierde zu reißen und 
ihren: Berftand zu befchäftigen vermocht has 
ben; aber der Fifchfang iſt meiftens ein muͤh⸗ 
fames Hahrungsgewerb dürftiger Menfchen, 
die Feine Zeit zu beobachten haben; die übris 
gen fehen die Fiſche nur auf ihren Tafeln oder 
‚in Naturalienſamlungen. Daher fönnen denn 
auch aus diefer Urſache wenigere Eigenfchafs 
ten der Fiſche befaut feyn, wodurch ſich die 


Arten derſelben beſtimmen lieſſen. Die Ab: 


bildungen vierfuͤſſiger Thiere, die aus den 
Zeiten der griechiſchen und lateiniſchen Schrift— 
ſteller auf uns gekotnmen find, lehren doch 
wenigſtens etwas; hingegen die Abbildungen 
der Fiſche, welche ohnehin ſeltener ſind, faſt 
nichts; es waͤre denn, daß man ſo ſcharfſich⸗ 
tig oder glaͤubig wäre, als manche Samler 
der Verſteinerungen, die jede Art der Fiſche 

Dd 5 zu 


414 4. Rarpen. 


zu erkennen meinen, von denen fie Abdrücke 
auf Schiefer fehen. Allein dem ungeachtet 
lieſſe ſich dody mehr für die Schthynlogie der 
Alten thun, als bisher gefchehen if... Man 
folte nur den Anfang machen, die Arten und 
Namen, welche. fich zunerläffig befiimmen lafs 
fen, mit den Beftimmungsgründen zu verſehn 
und von den übrigen zu feheiden; man folte - 
von den unbeftimlichen, Arten kurz dasjenige 
angeben, was man davon bey den Alten ans 
trift, und einigermaffen zur Kentniß derfelben 
dienen kan; aber nie folte man leere Vermu⸗ 
thungen für erwiefene Beftimmungen ‚nie 
die Mieynungen der alten Auslegerzinoch- die 
Ueberfeßungen ver Wörterbücher, ohne Bes 
weis annehmen. Wolte man diefen ohne weis 
‘‚ tere Unterfuchung glauben, fo würden bie Na; 
men Cyprini und Lepidoti für Namen der 
Karpen zu halten feyn, und die aufgeworfene 
Frage wäre geſchwind beantwortet; dahinges 
gen kaum einige Wahrfcheinlicykeit übrig bleibe, 
wenn man dabey nach Beweiſen forfcht. 


Ich will nicht alles, was die Alten von 
Cyprinis melden, welches zum Theil durch 
bie Abfchreiber fo fehr verdorben worden, daß 
kaum ein fidyerer Verftand herauszubringen ift, 
einzeln und volfiändig anzeigen, welches id) je= 
bo thun würde, wenn ich die Schthyologie 
der Alten ie wolte; ich will hier nur 
das⸗ 


4. Rarpen. 415 


dasjenige anfuͤhren, womit Rondelet und au⸗ 
dere zu beweiſen gemeint haben, daß. fie unfes 
re Karpen feyn müffen. Ihr vornehmfter 
Grund fcheint wohl diefer zu ſeyn, daß unter 
allen Fifhen der Alten fonft Feiner vorkoͤmt, 
der nur mit einiger Mahrfcheinlicykeit dafür 
ausgegeben werden koͤnte; folte daher Cypri- 
nus nicht der Karpe feyn, fo muͤſte diefer von 
den Alten gar nicht genant feyn, und dieß will 
man nicht gern zugeben. Man weis freylich, 
wie fehr die Alten, vornehmlich die vrientalis 
ſchen Völker, die. Fifche, deren fie eine groſſe 
Marnigfaltigkiit hatten, geſchaͤtzt haben; fie 
{deinen fie allen Gerichten von vierfüffigen 
Thieren ımd Vögeln vorgezogen zu haben (*). 
Fiſche kommen unter den Lieblingöfpeifen der 
Schwelger, deren Andenken die Gefchichte erz 
halten hat, viel Öfterer vor, als Federvieh. 
Der Fifche gedenken die Aerze, denen die des 
Yicateften Tafeln. den meiften Verdienſt verz 
ſchafen, viel öfterer in ihren Schriften, als 
der fibrigen Fleifchfpeifen. Wie groß tft die 
Anzahl der Speifefifche in der alten Kochfunft 
gegen die Zahl der Vögel! Zwar werben 

| Atutdi 


(X) ꝰOv⸗⸗ hieß eigentlich ‚ein Fiſch, aber mit 
der Zeit jede ausgefuchte Leckerey, und opo- 
Dayle und Dilonbix, war das was die Frans 
zofen gourmandife oder friandife nennen. 
Plutarch. /fympos. IV, 3. p. 667. Voſſius de 
idololar. IV, 23 p. 1371. 


416 ae 4: Rarpen.. 


turdi- und attagenes gelobt; aber wenn Pha⸗ 
fanen, Schnepfen, Rebhüner und andere Voͤ⸗ 
gel ſchon damals fo beliebt, ald jest geweien 
wären, fo würden audy: diefe nicht vergefjen 
ſeyn, oder öfterer vorkommen. Noch jeßt 
machen die Fiſche in Sonftantinopel und. in 
Griechenlaud die vorzüglichften Gerichte aus, 
und man findet dort auf den Märkten jeder» 
zeit eine grojfe Menge und Mannigfaltigkeit 
derfelben; aber nur jelten Geflügel, was zum 
Verkaufe: gefangen oder. geſchoſſen ware. Als 
die Aegyptifchen und Griechiſchen Moͤnche ſich 
duch Enthaltſamkeit und Maͤſſigkeit auszeich⸗ 
nen wolten, eutjagten fie allen Fiſchſpeiſen, 
als den vorzuͤglichſten Delicateffen; fo wie bie 
Sieinheiligen unter den Europaͤern ben 
Fleijchfpeifen. Aber fo wahr alles diejes ift, 
fo beweifer es doch nicht, daß unfere Karpen 
in den Schriften der Alten vorkommen müfs 
fen. Die Roͤmiſchen Wohllüftlinge haben freys 
lich wenig unverjucht gelaffen, aber alles has 
ben fie doch nidyt probiren koͤnnen; auch koͤn⸗ 
ten befondere Urfachen geweſen, ſeyn, warum 

ihnen. die Karpen nicht vorgekommen: wären; 

und wer mag behaupten, daß alles, was bie 
Alten gekant und gewuſt, in denen wenigen 
Schriften, die durd) einen Zufall bis auf un⸗ 
. fere Zeiten erhalten find, genant feyn muͤſſe! 


Wenn 


4. Rarpen: 417 


Wenn man nun frey von diefem Vorur⸗ 
theile nachfrägt, warum cypriaus der Karpen 
feyn ſolle, fo erhält man zur Antwort, weil 
dasjenige, was man. von der Zunge und 
den Schuppen der Eyprinen Tiefer, ſich auf 
feine Urt fo gut ald auf Cyprinus carpio Lin. 
ſchicke. Ariftoteles naͤmlich meldet, daß jene 
Fifche Ecine eigentliche Zunge haben, daß man 
aber leicht den fleifchichten Gaumen dafür ans 
feht Eönne. (2). Athenäuß. behauptet, fie 
hätten zwar eine Zunge, ‚aber fie fige am öbern 
Theile des Mauls oder am Gaumen, und 
er beruft ſich desfals auf Ariftoteles (3). In⸗ 
zwiſchen hat. diefe Stelle. viel zweifelhafted. 
Denn diefe Worte finden ſich nicht. in den 
jeßt vorhandenen BVuͤchern des Philoſophen; 
wie wohl ſich zur Noth ein ſolcher Einn. aus 
der vorher angeführten Stelle herausbringen 
laͤßt. Moͤglich wäre jedoch, was fchon, Cas 
ſaubon (*) vermuthet ‚hat, daß Athenaͤus 
hier, ſo wie an mehrern Stellen, ein Buch des 
Ariſtoteles anfuͤhre, welches nicht auf uns ge⸗ 

kom⸗ 


(2) Hiſtor. anim. IV. cap, 8. p. 477. Ich folge 
der Leſeart der beſten, auch der Sylburgis 
ſchen Ausgabe: ‚uy exarovr£vog, bie Voſſius, 
H Schneider in Artedı ſynonymia piscium. 

. Lipfiae 1789. 4 * p. 8. billigen. Camus 
: hat mit Scaliger sv flat uy gelefen. 
C(2) lib. 7. p. 309. 
C() Animadvers. VII, 17. p. 540. 


Pr 
« 


418 4 Rarpen. 


kommen ift. Ferner nennet er den Fiſch, wo⸗ 
von er redet, nicht zuyrewos, fondern zurgsa- 
vos , und dba ift noch die Frage, ob nicht eine 
ganz andere Art darunter zu verftchen fey. 
So viel fcheint jedoch wohl aus der Stelle des 
Ariftoteles gewiß zu feyn, daß Cyprinus eis 
nen ftarken fleifchichten Gaumen habe, und 
„der finder fid, denn auch freylid bey unferm 
Karpen,. von dem der Kopf wegen des anges 
nehm ſuͤßlich ſchmeckenden Gaumens, für das 
beſte Stuͤck gehalten wird. Aber dieſer Um⸗ 
ſtand beweiſet deswegen nicht viel, weil er 
nicht dem Karpen allein eigen, ſondern allen 
Arten dieſer Gattung gemein iſt, als den 
Braffen, Schleien u. a. Diefe Fifcharten, 
fagt er H.D. Bloch, haben Keine eigentliche 
Zunge; die fcheinbare ift nur ein knorplichter 
durch :die von beyden Seiten zufammenftoßens 
den Kiemen gebildeter hervorragender Theil (°). 
Mehr Gewicht würde biefer Beweis haben, 
wenn man gemeldet fände, daß man fehon 
zu Ariftoteles Zeit diefe Zunge für ein Lecker⸗ 
bifjen gehalten hätte, aber das findet man 
Br nicht 
(5) Sifhe Teutfchlands I. ©. 26. Blafii 
anatome animalium p. 263. et p. 472. Fig.4- 
Quod, lingua vulgo dicitur proprie non eft 
lingua; nam in fuperiori palato haeret, ita ut 
cibus fub ea transeat, fed eft glandulofa quae- 
dam fubftantia alba, mollis, humida, et quae 


uncta aut aliomodo laefa fe miro modo com- 
movet. 


4. Rarpen 419. 


nicht und H. Krünig (°) irret, da er fagt, 
Heliogabalus ſey wegen ſeines Appetits zu 
Fricaſſee von Karpenzungen verſchriehen wor⸗ 
den; es waren. Zungen von Pfauen und Nach⸗ 
tigallen (7). Sonſt folte man freylich ben 
Alten die Entdeckung dieſes niedlichen Biſ⸗ 
ſens zutrauen, wenn m fie BI viele er. 
—— hätten. / x 


: Der.. anbere Beweis, ) weiber von ‚ben 
Shen hergenommen wird, befteht darin, 
daß. Dorion beym Yrhenäus fagt (?), den 
Kumeicvos terbe von einigen audy-Arzidwres, 
daß iſt bir gefchupre genannt. . Well nun alle 
Fiſche Schuppen haben, fo müffen biefe bey 
jener Art vorzüglid, groß ſeyn, weil fie jener 
Namen vorzugsweiſe erhalten hat (*). Da 
muß man nun freylich zugeben, daß biefer 
Beynamen ſich ganz gut auf unfere Karpen 
ſchickt, deſſen Schuppen bekantlich fehr groß 
find... Aber dieſer Umftand: beweifet allein 
nichts; indem Mullus und Mugil noch gröffere 
Schuppen Baden; und zur erſten a: = 


* ‚Ostonemiihe BEncyclopäie XXXV. ©, 


8* en Lampridius vira Heliogab. c. 20. p. 484. 
(#) Ib 7. p. 309. 
se Orpheus in feinem Gedichte von Steinen 


9, 6. p: 317. fchreibt dem Lepidotus filbers 
farbig glänzende Schuppen zu. 


429 4. Rarpen. 


hoͤrt noch dazu einer der beliebteften Fiſche der 
Alten. Strabo nennet Lepidotus unter den. 
heiligen Fiſchen des Nils, aber ob dieſer mit 
demjenigen, von welchem Dorion redet, einer⸗ 
ley feh/ das läßt ſich nicht ausmachen. So viel 
iſt jedoch gewiß, daß Der Nil jetzt Karpen 
enthaͤltz Norden ſah ſie bey dem Waſſer⸗ 
falle zu Eſſuane, welches das alte Syene iſt, 
fangen (2). Wuͤſte man, daß die heutigen 
Griechen: die Karpen noch jetzt Cyprinen nen⸗ 
nen; ſo wuͤrde ‚das viel mehr. beweiſen; dem 
es iſt bekant, daß die altem Namen ſich in 
Griechenland meiſten Theils erhalten haben, 
Maſſarius (*) verſichert zwar, daß die Grie⸗ 
hen noch jetzt den Namen :Cyprinus brau⸗ 
chen; aber Gillius ſagt, er ſey nur noch bey 
einigen gebräuchlich; und dieß beſtaͤtigt auch 
Bellon (150) 4der alle Benennungen der 
Karpen, die er fin Griechenland gehört hat, 
anfuͤhrt, welche ganz von den alten abweichen, 
jedoch, ſetzt er hinzu, heiſſen⸗die Karpen im 
ice Sa Ihe: Aeto⸗ 
) Nordens Reife durch Aegypten. Bresl. 
“und Leipz 1779. 8 * ©. 376. | 
CE) in dem ſchon B. It. ©. 324. angeführten 
Buche. | 


429) Wieviel würde die Naturgeſchichte der-Al= 
ten gewinnen, wenn ein geſchickter Syſtemati⸗ 
ker die it Hg griechifchen Namen 
ſamlete! Einen Heinen Anfang haben Tours 


nefort und andere gemachte 


4. Rarpen. 421 


Aetolien noch jeßt Cyprinen. Alſo beyde bis⸗ 
her angefuͤhrte Eigenſchaften der Cyprinen 
ſchicken ſich zwar auf unſere Karpen; aber 
da fie faſt eben fo gut auf. noch mehrere As 
ten paffen, fo. geben fie Feinen ganzen Beweis, 
fondern nur einige Wahrſcheinlichkeit, die ei⸗ 
gentlich darin liegt, daß unter den großſchup⸗ 
pigten Fiſchen, die Karpen vorzuͤglich den 
fleiſchigten Gaumen haben, und man geru 
annimt, daß die Alten alle Arten gekant, 
und ihre Benennungen mit mehr" Grund). ale 
jeßt geſchieht, gewählt. haben. ' Mais, 
Wolte man diefe Wahrſcheinlichkeit widers 
legen, fo. Fünte man anführen, daß Oppian 
C’*) und Plinius (12), die Cyprinen zu den 
Seefiſchen rechnen, wozu unfere, Karpen nicht 
‚ gehören. Aber dieſe Einwendung, die einige 
wuͤrklich gemacht haben, wiirde doch auch nicht 
viel Kraft haben. Erſtlich fheinen beyde 
Schriftſteller ſich geirret zu haben. Denn 
was Plinius zugleich von den Cyprinen ana 
fuͤhrt, iſt offenbar, aus dem Ariſtoteles ges 
nommen, und biefer fagt nicht, daß dieſe Fis 
ſche im Meere leben, vielmehr ſagt er anders⸗ 
wo das Gegentheil. Der Roͤmer hat, wie 
ſchon Dalechamp angemerkt hat, in mari hin⸗ 
EN Tender 
() Halieut. I. Iot und 59%: .. . 
(*?) IX: 16, p. 509: 
I. Theil, "2 - , Ge A 


422 4. Rarpen. 


zugeſetzt, wenn es nicht etwa ein Abſchreiber 
gethan hat. Oppian iſt auch als Dichter nicht 
immer der zuverlaͤſſigſte, und. er hat noch wies 
lenandere Flußfiſche des Ariſtoteles für, See⸗ 
fiſche angegeben. Zweytens halte ich den Un⸗ 
terſchied zwiſchen Seefiſchen, Fluß: u. Teich⸗ 
fiſchen nicht für ganz ſicher und gegruͤndet. 
. Mer weis, ob nicht der groͤßte Theil der 
leßtern urſpruͤnglich Seefifche ſind. Von deu 
Karpen iſt dieß defto wahrfcheinlicher, wenn es 
wahr if, was H. Prof. Forfter fagt, daß 
‚zumeilen auch in dem Hafen bey Danzig Kar⸗ 
pen gefangen Werben C 2). 


1 Man kan zur Unterknchung der — 
fenen Frage noch einen andern Weg einſchla— 
gen. Weil alle jetzige Nationen den Fiſch 
mit einerley Namen benennen, fo ift es wahr: 
ſcheinlich, daß er diefen aus dem Lande witz 
gebracht hat, aus dem er zuerft verbreitet oder 
befant geworden iſt. Es fragt fich alfo, wie 
alt diefer Namen fen, und wo er zuerft vor: 
Folie, Noch zur Zeit iſt Caſſi iodor (1*), 


wel⸗ 


3) Phioßoghisat transadt, * LXI, 1771. PT. 
p-310.  . 

2 Variarum lib, 12. 4. p. 389. nad) der 
Genfer Ausgabe von 1650. in 4. Privati eft, 
habere quod focus continet; in principali con- 
vivio hoc profe&to decet exquiri, quo vifum 
debeat admirari, ‚Deftinet carpam Dauubi us. 


4. Rarpen. | 423 


weldher im fechften Jahrhunderte lebte, der 
ältefte Schriftfteller , bey dem man. ihn ber 
- merkt hat: Wo er die. delicateften und koſt⸗ 
barften Fifche nennet, weldye fich damals eis 
gentlich für fürftliche Tafeln ſchickten, fagt er: 
zu diefen gehört die carpa „swelche die Donau 


liefert. Nach dieſer Zeit koͤmt dieſes Wort , 


oͤfterer, jedoch zuweilen ‚etwas veraͤudert, vor, 
In der Alteften Iateinifchen Meberfegung des 
Ariftotelesift, wie Lamus fagt, ceyprinus durch 
carpra gegeben. Im dreyzehnten Sahrhunderte 
hat VDicentius von Beauvais (5) den Fiſch 
carpera und Caͤſarius carpo getiant (16): 
Hoͤchſt wahrfceinlich bedeuten beyde -Namen 
unfere Karpen. Durch Caſſiodor gewinnet 
die Meynung, daß eben dieſer dev eypkinus 
der Alten fey, einen neuen, ‚obgleich fehr ſchwa⸗ 
chen Beweis. Denn aud der Cyprinus war 

| rn in 


(3) Speculum narurale xvu⸗ 40. p. 1274- nach 
der Ausgabe der Benedictiner: Duaci 1624, 


fol.* Corpera pifcis eft quafi fquamis aureis, - 


in lacis vel fluviis, fie dicta, quafi-quae car- 
pens pavit. ete. | Gere — 
0) Dialogi miraculorum. Diſtinct. 2. cap. 20; 
P. 46. Diefes Buch macht den zweyten Theil 
von der Bibliotheca patrum Ciftercienfum 
aus, weldye Bono-Fonte 1662. fol. gedruckt 
iſt. Poft haec frater :Simon vidit daemonem: 
‚“ loricatum et galeatum, habentem fquamas , 
‚tanquam pifeis, qui vocatur carpo, 


— 2 ET 











424 4. Rarpen. 


in’ der. Donau, wie man aus dem Aelian (17) 
weis, der unter den Fifchen des Iſters ſchwar— 
ze Cyprinen nennet, und eben dieſe ſollen, nach 
der Vermuthung des H. Prof. Schneider, die 
ſchwarzen Fiſche der Donau ſeyn, welche Pli⸗ 
nius für ungeſund oder giftig angiebt, ders 
gleichen auch in Armenien feyn folten, Giftig 
find nun freylich unfere Karpen nicht, aber 
die Mede ift dort von einer befondern Abart, 
und es ift nur eine Sage, die wohl nicht ein- 
mal wahr gewefen ift, aber doch ihre Veran⸗ 
laffung gehabt haben muß, fo wie die Karpen 
mit dem Todtenkopfe und dem Mopskopfe, 
welche Schriftfieller des 16ten Jahrhunderts 
- fo gar abgebildet haben. Carpo des Caͤſarius 
fheint deswegen unfer Karpen zu feyn, weil 
er fehr anfehnliche Schuppen haben ſoll; Denn 
der Teufel machte einmal den Spas, erfchien 
gepanzert, und hatte Schuppen wie der Fiſch 
carpo. Carpera des Vincentius Bellov. ift 
noch weniger zweifelhaft, indem dieſem Fiſche 
diefelbige Lift, wodurd er dem Nechen und 
Netze entgeht, zugefihrieben wird, welche auch 
von unfern Karpen bekant ift. Auch diefer 
drückt zuweilen den Kopf in den Schlamm ımd 
läßt das Ne über ſich weggehn; auch beugt 

er zumeilen Kopf und Schwanz zufanmen , 
und fehnellet ſich plöglid auf der Sberflaͤhe 
des 

en De nat. anim. XIV, 23. Plin. XXXI. ſect. 
19. P. 550. Antigonus Car, cap. 181, P- 222- 


4. Rarpen 42x 


des Waſſers aus einander, und ſetzt 4 bis 
6 Schuh hoch über den Rechen hiuweg. 


Aber woher ift denn dieſer Namen entflans 
den? Der Urfprung, den Vincentius, oder 
ber unbefante Verfaſſer des verlohrnen Buche 
de natura rerum, angiebt, iſt, wie ein ander 
rer, den Geſner ſpoͤttiſch anfuͤhrt, zu einfäls 
tig, als dag man ihn wieder erzählen dürfte. 
Gelehrter wenigſtens ift die Ableitung des 
Menage von Cyprinus, . woraus algemad) 
euprinus, cuprius, cuprus, cupra, curpa, und 
endlich carpa geworden feyn fol. Sc) für meis 
nen Theil habe mehr Neigung das Wort aus 
einer Sprache, die an der. Donau geredet wor; 
den, abzuleiten, und zu glauben, daß es mit 
dem Fische aus dem füdlichen Europa verbreiz. 
tet worden, aber id bin mit diefen Sprachen 
zu wenig bekant, als daß ich meine Vermu— 
thung fehr wahrſcheinlich machen Eönte, und 
bie Etymologen, die ich nachgeſchlagen habe „ 
als Wachrer, Ihre, Johnſon u. a. haben. 
mir nicht geholfen. ‚Nur Fulda giebt einige, 
Kofnung, indem er dem Worte Karpen bie. 
germaniſche Abkunft zugefieht, und es unter 
den Begrif von Bedeckung des Körpers bringt, 
wohin Rur, Rurdewer, (der Gerber) Kru— 
fte, Kuͤrſchner, Ruͤrbis, Krebs, Rar 
(die. Haut) und das noch im der Poͤbelſprache 

— — 00 uͤbrige 
Ee 3 


PP 


I) 


426 4 Rarpen, 


übrige Wort Rarnüffeln gehören foll (1°) 
Ich werde wohl nicht der einzige feyn, dem 
hiebey wieder die Benennung des Schup⸗ 
pichten, Lepidoti, einfällt, indem nad) die: 
diefer Ableitung wiederum die Schuppen die 
Urſache des Namens abgeben würden. Aber 
bie Wahrheit zu geftchen, die Wortforchung 
bes gelehrten Fulda ift mir zu hoch; fo. wie 
die Chemie der Adepten. Ich fehreibe der 
Rarpen , nicht Karpfen, wie andere thun. 
Es ift wahr, jenes. fieht wie Platteutſch, dies 
ſes wie Hochteutſch aus; denn wo das legte: 
das harte pf hat, da hat jenes das einfache 
p: zum -Benfpiel: Ropf, Rop;Ylapf, Nap; 
Rropf, Rrop; Pferd, Perd; Pfund, 
DPund ; Rlopfen, ARloppen; sSüpfen, 
SHüppenn. f. w. Aberialle verwandte Spras 
chen haben im Karpen kein f, und felbft 
Gottfched fhrieb der Rarpen. 


Vielleicht ift es nicht überflüffig hieben zu 
erinnern, daß mar carpa und carpa oder un⸗ 
fern Karen , , nicht mit carpio verwechſeln 
muß. Letzterer gehoͤrt zu den Lachſen und Fo⸗ 
rellen, und heißt im Linneiſchen Syſtem Sal- 
mo carpio, Cr findet ſich vornehmlich in dem 
Gardſee, Lago di Garda, der ehemals Lacus 
Bexiacus hieß, und an, yrol ſtoßt — 


Die 
) Germanifche Wuisehwörter ©: 7I. 


(9) Buͤſchings Geograph. V, ©. 585., wo 
E a auch 


/ 


4. Rarpen 427 


Die älteften. Nachrichten von ihm kommen bey) 
Schriftftellern des fechszehnten Sahrhunderts: 
‚vor, naͤmlich in den Gedichten des Pierius 
Dalerianus (29) und bey Jovius (2*);: 
Nach dem Linne foll er auch in Engländifchen 
Fluͤſſen vorkommen, aber das ift falfch. . Er. 
hat ſich von feinem Artedi verführen: laſſen, 
der den Char. oder Chare, deffen Cambden 
in feiner. Befchreibung von Lauca-Shire ges 
denft (22), für den $. carpio angegeben hat. 
Aber Pennant, ber diefen unter den Englaͤn⸗ 
diſchen Fiſchen gar nicht genant hat, meldet: 
aus druͤcklich, daß Char nicht carpio lacus Be- 
naci, fondern viel ehr eine Abart von Salmo 
alpinus fey (??), 
ur j a 
Daß uͤbrigens unfere Karpen in dem füds, 
lichen Europa zuerſt gewefen find, und von da 
in andere Länder verfeßt worden, ift gewiß. - 


auch diefer Fifche unter dem Namen‘ karpichi 
gedahtif 
(2°) Conr. Gefner hat diefes Gedicht ©. 219. 
eingerückt. | 
(7) de vifeibus cap. 35. p. 12%. Benaciuus car- 
pio. Cr nennet unfere Karpen cap. 38. p. 
„;.g13E- sapens 0 007 - 
..(2*) Cambdeni britannia in epiromen redacta a 
Ziricaeo. ‚Ämfterd. 1639. 12. * p. 347. 
(22) Arisifhzoology. vol 3: P:25%:2 1 


423 4. Rarpen. 


Noch jegt wollen fie in den nördlichen ändern 
“nicht gut gedeihen, und je weiterhin nad) Nors 
den ſie gebracht werden, deſto mehr artenfie aus 
und werben Eleiner (24%). Auch findet man 
Nachrichten von ihrer Verſetzung. Wenn 
ed wahr ift, daß daB Sateinifche Gedicht 
Hom Kriegszuge des Attila aus dem fünften 
oder fechften Jahrhunderte ift, und wenn bie 
Fiſche, welche Walther den Fahrmann bey 
feiner Ueberfahrt über den Nihyein gab, und 
welche diefer in die Küche des fränkifchen Kös 
nigs Guͤnthers brachte, Karpen gemwefen find, 
wie Hr. Prof. Fiſcher meint, fo ift dieß ein 
Beweis, da. diefe Fifche damals noch nicht. 
im Rheinifchen Franzien geweſen; aber die Be— 
urtheilung biefer Vermuthungen überlaffe ich 
andern [* > D Auſſy fuͤhrt ein noch unge⸗ 

druck⸗ 


—8* Pontoppidan — Hiſtorie von 
Norwegen. 11. ©. 236. 
:(??), De prima expedirione Artilae ı Hunno- 
rum iu Gallias, carmen edirtum a F. C. J. Fi- 
ſcher. Lipfiae 1780. 4 *. X, 432. 
Allie pro naulo pisces dedit antea captos 
Et mox transpofitus graditur: properanter 
Pr. | anhelus, 
Portitor exfurgens pracfatam venit in vrbem 
Regalique Des reliquorum quippe. ma- 
“ giftro 
Detulerat pißen; quos vwir ‚dedit ille viator, 


rue zu Hos 


a y°-! 
N ,„ 


. 4. Rarpen. 429. 


drucktes Buch aus dem dreyzehnten Jahrhun⸗ 
derte an, mit dem Titel: Proverbes, worin 
alle die beften Produkte welche die, verfihies 
denen Theile des Königreichs damals geliefert 
haben, erzählt find, und er verfichert, , daß 
darin zwar viele Arten Fifche, aber noch Feine 
Karpen genant find, die doch jeßt in Frank⸗ 
reich überall vorkommen (2°),  . 


Auch in England fiheinen im eilften Jahr: 
hunderte noch Feine Karpen gewefen zu ſeyn; 
wenigftens kommen fie in dem Angelfächfifchen 
MWörterbuche des Aelfric, der im J. 106 1. 
als Bifhof von Mork ftarb , nicht vor (27). 
Man hat auch die Verficherung , daß fie. erft 
ums fünfte Jahr der Negierung Heinrich VI. 
ober 15 us von Leonard Maſcal aus Plums 

ſted 


Hos’cum pigmentis condiſſet et appoſuiſſet 
Regi Gunthario, miratais fertur ab alto: 
Aſtiuscemodi nunquam mihi Franeia pifces 
Oftendit, reor externis a finibus illos. 
sifeher Sitten und Gebräuche der Europäer 
im-5 und 6ten Sahrhunderte. Frankf. a.d. O. 
1784. 8* S. 121. 
66) Hiſtoire de la vie privde des Francais, BL 
2. P. 59. 
(??) Man findet e8 hinter Gul. Somneri dictio- 
‚, » narium Jaxonico - larino - anglicum. Oxonii. 


1659, Fol. * p. 55. 
Ee 5 


/ BR 


430 4. Rarpen. 


ftebt in Suffer in's Reich gebracht worden (?). 
Ganz gewiß ift alfo irrig, was man im Linneis 
a Zu | ſchen 


(2°) Ich weis dieß aus Anderſons Hiftory of 
commerce und aus Dennants Britifh zoo- 
logy. IIL. p. 300, Beyde berufen ſich auf 
Sullers britifh worthies. Fuller hatte. ein 
groffes Werk von den beruͤhmteſten und um 
ihr Vaterland am metiten verdienten Eng— 

. ländern ausgearbeitet, welches aber, fo viel 
ih weis, niemals ganz gedruckt if. In 
Biographia Britannica III. p. 2059. wird ge⸗ 
meldet, es fey davon 1651, ein Auszug in 
Quart unter dem erdichteren Namen: Abel 
redevivus’ gedruckt worden. Es muß aber 
doch noch ein anderer Auszug 1684. in 8. 

- berausgefommen ſeyn, welchen Anderfon un— 
‚ter diefem Titel anführt: Englifh worthies 
'in church and ftate, welcher in der teutfchen 
Ueberfegung des Anderfonfchen Werks 3. ©. 
518. fehr undeutlih dur Englifche Wür: 
dige uͤberſetzt iſt. Keines von dieſen Buͤ— 
chern des Fullerts habe ich ſelbſt geſehn, und 
ich kan deswegen von dem wuͤrdigen Maſtal 
nicht mehr Nachricht geben. Nichts deſto 
weniger glaube ich einen Irthum, der ſehr 
algemein geworden iſt, verbeſſern zu koͤn— 

. nen. Rlein in Hiſtoria piſcium V. p. 58. 
ſagt: Leonard. Maſcal lib. de piſcat. primum 
fe cyprinos, Karpen, in Angliam, intuliffe 
feribit. Eben diefes haben Richter in Ich⸗ 
thyologie. Leipz. 1754: 8 * ©. 792. und N. 
Rrünig in Encyclopädie XXXV. ©. IL: und 
andere wieberholet. Hoͤchſt wahrſcheinlich 
oder fait gewiß deucht mir, daß da din Buch 
des Nicolaus Marſchalk oder Maxefchalcus 

’ | gemeint 


4 Rärpen  ., 4r 


ſchen Syſtem liefet, daß diefe Fiſche erſt ums 
Sahr 1600. nad) England gekommen; id) weis 
ee u nicht, 


gemeint ift, deraber unmöglich’ der Mafcal 

aus Suſſex fenn fan. Jener war aus Thür 

ringen, und ſtarb als Profeſſor der Stecdh> 

‚te und der Geſchichte zu Roſtock 1325. Er 
bat viele biftorifche Werke gefcehrieben , die 

hoc) geachtet werden, von denen man bin 

und wieder gute Machrichten antriftz 3.8. 

in der Damburgifcben Biblieth. hiftorica: cent, 

2. P. 261. von Weftphalen menumentis editis. 
Tom. I in der Vorrede, auch ©. 4:0. 

Fabricii bibliork. m. aevi. VI, p. 749. Sie 

find allefamt felten und zwar Deswegen, weil 

der V. von jedem nur wenige Gyemplarten 

in feiner eigenen Druckerey, die eine der er: 

ften zu Roſtock war, hat drucken laffen. ©. 

Vogt catal. lib. rar. p. 444. Freytag analecta 

liter. de libr. rar. p. 572. Aber am feltens 

fien ift das Buch, welches Rlein gemeint 

bat, und rrelches ich niemals felbft geſehn 

habe, Die befte Nachricht, welche ich davon - 

habe auftreiben koͤnnen, tft Die im Conr, 

Gesneri hiffor. pifcium, in enumeratione au- 

&orum: Nicolas Marefcalet T’hurü hiftoria 

aquatilium , imprefia eft Roftochii in aedibus 

ipfius an. 1520. in fol. cum picturis, fed ſictis 

et abfurdis, iisdem aut ſimillimis, quales in 

libris Bartolomaei . Auglici et huius farinae 
'feriptorum de rerum natura habentur, Sunt 
autem collectanea tantum ex audtoribus ardine 

alphabeti congefta; proprium nihil, neque ob- 

fervatio villa, neque nomen Germanicnm vl- 

Jum; ‚quod hercle miror, cum de longinquis 

navigationibus fuis per maria glorietur, Pro- 

mittti 


432 4. Rarpen. 


nit, woher mein : Lehrer dieß genommen 
hat. u 

Dänemark verdankt diefe Fifche dem bes 
zühmten Staatsmanne Peter re, der fie, 
fo wie die Archfe und viele Obſtarten, ins 
Reich gebracht hat. Er ftarb 1575. (*°). 

| # Mad 


mittit et zoographiam et therion hiftoriam, et 
ornithographiam , quae ipfum praeftitiffe non 
puto. Dieß ſteht zum Theil auch in ferner 
Bibliotheca, woraus es verfchiedene wieders 
holet haben. Das Buch fol nur aus 23. 
Blättern beftehn. In dem Werzeichnife 
der in Hamburg verkauften Jaͤniſchen Pt 
- bliothef II. ©. 55. war, wenn ich mir rid: 
tig angemerkt habe, das Druckjahr 1517. - 
angeaeben. Weil ich wufte, daß der Rec— 
t0r Schöttgen von dem Leben des Mara 
ſchalk in einem befondern Auflage Nachricht 
gegeben hat, fo ließ ich mir ſolchen fommen, 
und erbielt: C. Schöttgenii commentat. de 
vita N. Marefchalci, quam ob raritatem recu- 
di curavit J. P. Schmidius, Roftochii 1752. 4 
Bogen in g. aber aud) darin finde ich ©. 
25. von jenem Buche nicht mehr, ald was 
Gefner gemeldet bat; und erft nun fehe id), 
daß diefe Abhandlung größtentheild in den 
legten Theil von Fabricii bibl. med. aevi ein= 
gerüctift. Ganz gewiß hat die Aehnlichkeit 
der Namen Maſcal und Marſchalk diefe 
Verwechſelung vrrurfacht, da doch der erfte 
nun Conrad, ber leiste Nicolaus 

yat. 
(2?) Allgem. Welthiſtor. XXXIII. ©. — 
on⸗ 


4: Rarpen. 433 


Nach Preuſſen ſoll ein ungenanter Edel⸗ 
mann aus Italien dieſe Fiſche, welche jetzt 
dort haͤufig ſind, gebracht haben. Aber mit 
mehr Wahrſcheinlichkeit wird dieſes Verdienſt 
dem 1588. verſtorbenen Oberburggrafen Cafs 
par von Noſtiz zu geſchrieben, der gegen 
die Mitte des ſechszehnten Jahrhunderts Kar⸗ 
pen von feinen Gütern in Schlefien zuerſt nach 
Preuffen und zwar in den groffen Teich zu 
Arenſberg, einem Nittergute unweit Creuz⸗ 
burg, feßen laſſen. Zum Andenken zeigte 
man ehemald auf dem Arenfbergifchen Hofe 
einen über der Thür in Stein gehauenen Kar⸗ 
pen. Im Jahre 1535. muß diefe Colonie ſchon 
zahlreich gemwefen feyn , denn damals wurden 
Karpen von Königsberg nach Wilda gefchiekt, 
soofelbft ſich der Herzog Albrecht aufhielt (39). 
Fest werden viele Karpen von Danzig und 
Königsberg nad) Rußland, Schweden und 
Dänemark verſchickt. Mirift es fehr wahre 
fheinlich , daß diefe Fifche feit der Zeit übers 
all beliebt und bekant geworden find, da Chri⸗ 
ſten aus dem Fiſcheſſen einen Gottesdienſt ges 
macht, und deswegen in allen Gegenden Fiſch⸗ 
teiche anzulegen gefucht haben; weil naͤmlich 
Feine angenehmere Art leichter in Teichen gezos 

\ I gen 
Pontoppidans Yaturgeſch. von Daͤnemark. 
Copenhagen 1765. 4* ©. 190. 

C)ES. Bock Naturgeſchichte von Preuſ⸗ 
fen. Deſſau 1784. 8* IV. ©. 642. 


4. Rarpen, 


% 
434 

en werden kan. Seitdem ein geoffer Theil 
ben Guropa vernünftigere Begriffe vom Got⸗ 
lesdienſt angenommen hat, find viele Teiche 
eingegaugen, und die Karpen in proteftantis 
fen Ländern feltener und theurer geworden, 


Zuletzt will ich noch anmerken, daß die 
- Spiegelfarpen, welde fi) durd) viel gröfs 
jere und gelbe, aber ſeltenere Schuppen, die 
nicht den ganzen Koͤrper bedecken, auszeichnen, 
erft bey neuern Schriftftcllern vorkommen: 
H. D. Bloch fagt, Jonſton habe ihrer zuerft 
unter dem Namen der Karpenkönige gedacht; 
aber idy Fan diefe Gtelle nicht. finden, wies 
wohl Zab. 29. eine elende Zeichnung mit der 
Heberfchrift Spiegellarpen vorkoͤmt, Die 
aber überall Schuppen hat und wohl jene Art 
nicht ſeyn fol... Hingegen hat ſchon Conr. 
Geſner der Spiegelfarpen gedacht, ohne fie, 
wie es fcheint, gefehn zu haben (?!). Nach 
meiner Meinung ift Balbin, der in der Mits 
te. des fiebenzehnten Sahrhunderts fchrieb, der 
erſte, welcher eine verftändliche und richtige 
Beſchreibung geliefert hat, und nad) ihm fcheis 
nen. fie aus Böhmen abzuftammen. Die ers 
fte wahre Abbildung fteht bey Marfigli (32). 


,(?7) p. 370. Spiegelfarpen, cyprini quidam 
funt e Franconia, fie dicti a maculis. 
(22) Mifeellanea Bohem, p. 126.: Carpiones re- 


gil; 


— 


5: Weinverfälfchung. 435 


_ gi; quod genus vix extra Bohemiam (in Mo- 
ravia tamen aliquando, fed a nobis advedtum) 
inveneris. Duos habent ordines fquamarum , 

quae a capite'ad catıdam vsque trahuntur, cae- 
tera nudi funt; fquamae in aureum tolorem 

- definunt, incundiflimo quodam carnis fapore 

praeſtant ceteris. Sed ob teneritudinem diu 
non vivit, cum lorica illa fquamea, adverfus 
iniurias minıme defendantur. 
(33, Danub. IV. p. 59. tab. 20. 


— 
m nn nn — — —— — — — — 


5. 
Weinverfaͤlſchung. 


(Zuſatz zu Th. J. S. 179.) 





Ni yon mir aus Celtes Lobrede auf Nürns 
berg beygebrachte Nachricht Fan ich nun 
durch eine andere, die ich bey Martin Zeis 
ler (') gefunden habe, beftätigen und ergäns 
zen, —In dem Jahre 1453. begunten bie 
„Bürger zu Augipurg , den Betrug auf dem 
„Weinmarkt erfimals zu merken, den vor vier 
Jahren Wartin Bapr zur Schwarzen Eh: 
„chen in Franken am erften die Weinfchenken 
„vnd Fuhrleute im Teutſchland gelehrt hatte, 
„naͤm⸗ 


) Chronicum parvum Sueviae oder kFleines 
F a Zeitbuch. Ulm 1053. 4 * © 


x 


436 5. Weinverfälfchnng. 


„nämlich die Möfte, damit fie nicht verjaͤh⸗ 
„ren fulten, mit einem rohen Speck bis auf 
„den Frühling truͤb, vnd den gefottenen Wein 


„füß zu behalten, wie aud) die Wein mit Schwes 


„fel Mar zu machen; desgleichen auch den 
„Wein mit Öewürßen, der ſchleckhaften Maͤu⸗ 


„er halben, gleichwohl nit zu geringem 


„Nachtheil der Gefundheit, zu verfälfchen.” 


Hier ift der Glätte noch nicht gedacht, 


fondern die Rede.ift von andern Vermiſchun⸗ 


gen.und Verfaͤlſchungen. loch bleibt alfo die 
ältefte Erwähnung der giftigen Verſuͤſſung 
mit Bley diejenige, welche in der franzüfis 
fhen Verordnung von 1696. vorkoͤmt (*), 
‚und dellers Vermuthung, daß fie zuerfk in 
Frankreich erfunden oder bemerkt worden, ift 
mir nun um deſto wahrfcheinlicher , da fie in 
Teutſchland auch um diefelbige Zeit in Würs 
temberg vorfömt. Nämlich im Sahre 1697 
ward. dafelbft befant, daß einige Weinhaͤndler 
vornehmlich der herzogliche Schloßfiefer Hans 
Joͤrg Staltfer , zu Oöppingen Weine mit 
Silberglätte ‚verfchönert , und dadurch viele 
Perfonen in benachbarten Klöftern, auch bey 
dem Sauerbrunnen zu Göppingen, theils ums 
eben, theils um die Geſundheit gebradyt 
hätten. Staltſer entfchuldigte ſich damit, 
Daß er dieſes Verfahren für unſchaͤdlich ges 
als 
(“) De la Mare trait€ de la police I. Re; 


5. Weinverfälfchung. IB 


halten habe, zumal da auch der Stadtarzt zu 
Göppingen, Maßkoßky, den man fuͤr einen 
gelehrten Mann hielt, diefe Kunft bey: feinem: 
Weinhandel, - anwenden ſolte. Auch der 
GStadtarzt Srügel zu Heidenheim hatte vers 
fiyert, die Glaͤtte ſchade nicht, und da die⸗ 
ſer Mann in gutem Ruf ſtand, ſo hatte ſein 
Urtheil bereits viele zum‘ Gebrauche dieſes 
Mittels verfuͤhrt. Dieſes Geruͤcht ward dem 
Wirtembergifhen Weinhandel, der. damals 
allein dem Lande auswärtiges Geld verfchafte,: 
fo nghtheilig, daß die Beine in Ulm unver: 
kauft liegen blieben, und der Herzog Eberhard 
Ludwig dadurch bewogen ward, besfals: eine 
genaue Unterfichung anftellen zu laſſen. Die 
Leib: und Hofr Aerzte Salomon Reyſel und 
Joh. Caſpar Härlin verfiherten, die Glaͤtte 
ſey ſchaͤdlich, und noch ſchaͤdlicher fey der mit 
Wiſmut beftreute Schwefel; fie riethen daher 
beyde Mittel auf das fehärffte zu verbiethen. 
Aber dad Verboth warb dadurch) erfchtwert, 
daß bereits verfchiedene Perfonen vom vor⸗ 
nehmften Stande ihre feit einigen Jahren miss 
rathene fauren Meine, von einem Weber 
aus Pforzheim, welcher fich in Stutgart auf? 
hielt, auf diefe Weiſe hatten füß und glaͤn⸗ 
zend machen laſſen. Inzwiſchen erfotgte:die 
Verordnung d. 10. May 1697.,: weldhe die 
Verfaͤlſchung key Strafe an Gut, Chre, 
Leib und Lehen verboth, auch erſuchte der Herz 


All. Theil. | Sf 308 


438. 5 Weinverfälfchung. 


| zog die benachbarten Reichsſtaͤnde, vornehm⸗ 


lich Bayern und Eychſtaͤt, ihre, Weinhaͤndler 

und Fuhrleute in ſtrenger Aufſicht zu halten, 

und ſo, glaubte man, wuͤrde alle Gefahr ver⸗ 
buͤtet ſeyn. 

Aber ſchon in folgendem Jahre entdeckte 

die Stadt Ulm in ihrem eigenen. Gebiete zu 

Giengen einen armen Mann, ber.die aus 


Wuͤrtemberg gekauften fauren Weine mit Släts 


te verfüßt hatte. Dieſer ward des Landes vers 
wiefen, fo wie auch im Herzogthum mand)e 
desfals zum Feſtungsbau verdamt wurden. 
Dieſe Beyſpiele wuͤrkten ſo viel, daß man in 
einigen Jahren nichts weiter von diefem Unfug 
hoͤrte. Aber acht Jahre hernach ſuchte ein 
Kiefer zu Eslingen, Johann Jakob Ehrni 
die Kunſt mit einiger Veraͤnderung wieder her⸗ 


vor, und brauchte ſolche nicht nur. ſelbſt, fons 


dern verführte auch andere an vielen Orten zu 
ihrem. Gebrauch. Darauf ward endlich. eine 
gröjfere Strenge angewendet, Ehrni ward ent: 


hauptet; die Befiger der verfälfhten Weine 


wurden an Geld beftraft, und die Weine wur; 
den weggeſchuͤttet. Seit dieſem Benfpiele, 
dem mit der Zeit mehrere in andern Ländern 
folaten, ſcheint diefe Kunft vorfichtiger im Fin⸗ 
fern gefchlichen zu haben, oder endlich. ganz 
aufgegeben zu feyn (2). Snzwifchen find Doch 

noch 


E) Sattlers Seite bed Herzogthums Pa 
temberg. XII. 


— 


7 Weinverfälfhung. 439 | 


noch- in dieſem Sahrhunderte ‚Anleitungen zur 
Bereitung der Weine gedruckt worden, worin 
ihre Werbefferung — Guute als unüblich 
gelehrt worden CH). 


Daß die Alten die Gewohtheit gehabt his 
ben, ihre Beine mit Gyps zur klaͤren, bemeis 
fen viele Vorſchriften der Griechiſchen Landwir⸗ 
the. Sie wurfen in den Moft Gyps, rührter 
alles oft um, Tieffen es eine Zeit ruhig ſtehen, 
und goffen den Flat gewordenen Wein darüber 
ab (3). Es ſcheint aber, als ob fie. bereits 
bemerft haben, daß der Gyps die Verfluͤchti⸗ 
gung der geiftigen Theile verurſache; denn man 
lieſet, daß der Wein dadurch eine gewiſſe 
Schaͤrfe erhalte, daß dieſe ſich jedoch verliehre, 
aber die gute Wuͤrkung des Gypſes dauerhaft 
bleibe (*). Man hat jedoch in ſpaͤtern Zeiten 
dieſes Verfahren in manchen Ländern, z. B. 
in Spanien im Jahre 1348. öffentlich verbos 
then (°). 

Stat 


) Nämlid) in Wilhelm Graham’s are of ma- 
king wines from fruit, flowers wi herbss 
The fixt edition. Lond. 8. | 

(3) Geopon. p. 462, 483; 94, 

.(*) Geopon. VII, 12. p. 483. 

OO ‚Introdu&io in ory&lographiam et soologiam 
Aragoniae. 1784. 8:* p. 18. Cacfarauguftae 
Gypfum vino admifceri folet, ne facile acefcat ; 

haoc vero antiqua lege anni 1348. probibetur, 

2 . quao 


460 5. weinverfaͤlſchung. 


Stat des Kalkes wurden ſchon in alten 
Zeiten gebrante Conchylien genommen (0). 
Auch warf man Thon in den Wein um ihn zu 
klaͤren, der die truͤbenden Theile mit ſich zu 
Boden nahm; ein Mittel, welches ich auch in 
den Amſterdamer Brauereyen anwenden ſehen, 
um das Waſſer zu reinigen, und welches auch 
im ſuͤdlichen Frankreiche zur Klaͤrung der Wein⸗ 
ſteinlauge gebraucht wird, und noch in man⸗ 
chen andern Faͤllen nuͤtzlich gebraucht werden 
Im’) 

Der Gebraudy ver Wild, deſſen ich S. 201 
gedacht habe, ift ebenfald den Griechen befant 
und üblich gewefen (5). Zu den älteften teuts 
ſchen Verbothen der Weinſchmiererey gehören 
auh die Nürnbergifchen vom J. 1409. und 
andere aus demſelbigen Sahrhunderte, morin 
aber der Glaͤtte noch nicht gedacht ift (2). 
Vebrigens merke ich noch an, daß aus meinem 
Auffaße, wozu diefe Zufäße gehören, ein Aus⸗ 

Y | zug 
quae inferta reperitur Foris in vfu non habisis 

BI." 

(°) Geopon. p. 486. 
(7) Geopon. p.'486. 
(?) Ceopon. p. 486, 502. Lemnius de miracu- 

lis oceultis naturae. Coloniae 1581. 8* p. 291. 


Vinum corruptum ac glutinoſum ladte bubulo 
modice falito reftauratur. 


() Goedings Journal von und für Teutfche 
land 1784. J. ©. 499. | 


6. Slintenfchloß. 441 


zug in Hopfon’s hiffory of chemiſtrij eingeruückt 
ift, daß ich aber dieſes Buch nody nicht gefehn 
habe, alfo nicht weis, ob der VBerfaffer Verbefs 
ferungen und Ergänzungen geliefert hat. 








Ar Verse 
Flintenſchloß. 
(Suſatz zu Th.J. S. 359.) 

Nes lange nachher, als bereits das Rad 

Cdit dem Kieß und Feuerſtein zur Zuͤn⸗ 
dung der Feuerrohre oder Gewehre erfunden 
war, zogen dennoch viele Kenner der Kriegs⸗ 
kunſt die Lunten vor. Zu dieſen gehört Jo⸗ 
hann Jacobi, der gemeiniglich nach ſeiner 
Vaͤterſtadt von Wallhauſen genant wird, 
und im Jahre 1621. Mainziſcher Obriſtlieu⸗ 
tenant, und hernach Obriſtwachtmeiſter der 

Stadt Danzig war. Er billigte allein die 

$untenfhlöffe, die alfo gemadht waren, daß 

man mit dem vorberften Finger den Hahn oder 

Dradyen auf die Pfanne aufziehen Fonte, Das 

bey fey man, ſagte er, feines Feuers gewiß, 

welches hingegen in Fenerftein zu fuchen, miss 
lich ſey. Feuerſchloͤſſe, fagt er, koͤnnen nicht 
ſo oft gebraucht werden; oft ſey der Stein zu 
hart, made das Nad am Schloffe ftumpf.oder 

ze SEE 


42. 6 Flintenſchloß. 


gerfpringe, oder die Feder im Rohe werde 
lahm. - Die &unte Laffe fich leicht wider Näffe 
fihern, auch nachts ſo bedecken, daß der Feind 
fie nicht bemerken koͤnne. Sebod) bey nächtlis 
hen Ausfällen, die ſchnell und ftill geſchehen 
müften, wobey nur drey oder vier Schuͤſſe nis 
thig wären, lieſſe er die guten niederlaͤndiſchen 
oder fonft wohl gemachten Feuerfhlöffe pafis 
ven (1). Alle, diefe Bedenklichkeiten falen 
jeßt weg; es wird wohl go mal mit einekey 
Stein gefhoffen, und ein Soldat wird beftraft, 
wenn ihm das Gewehr bey den gewöhnlichen 
Uebungen unter 16 Abfenrungen auch nur ein. 
mal verfag. 


Daß Steine wenigftens ſchon in der Mtiti 
des fechszchnten Jahrhunderts bey Gewehr: 
gebraucht worden, wird auch durdy Die Er 
hung von einem Stalifhen Künftler, Franc 
cus Angelerius beftätigt. Diefer hatte ı 
Holz ein kurzes Gewehr verfertigt, hatte da 
ein Rad und ftat des Hahns einen Hund, 
den Stein im Munde hatte, angebracht , 
alles war jo fünftlih gemaht, dag derjer 
- welcher dieſes Gewehr auf ver Masau 

bey ſich hatte, von der Wade eingezogen ı 


¶ ) Defenfio patriae oder Sandrettung Bu 
hann Jacobi von Wallbaujern. Sranfı 
1621. Fol. ©, 54, 55. 


6. Flintenſchloß. 443 


weil dieſe es fuͤr eine wahre Piſtole anſah (>); 
Sch habe diefen Umftand auch deswegen ara 
führen: wollen, meil er beweifet, daß damals 
fchon. das Rad erfunden und die. Benennung 
Piſtole befant geweſen ift. Sn alten ‚Zeugs 
haͤuſern und Ruͤſtkammern findet ſich noch ein 
großer Vorrat) von Gewehren mit dem Rade. 
Herr General: Major von Trew und ‚Herr 
Commiſſar. Owenus haben die Güte. gehabt 
mir. Die, melde im Zeughaufe zu Hannover 
vorhanden find, zu zeigen. Die welche wir für 
bie Äfteften hielten, haben. auf dem Laufe das 
Zeichen einer Henne mit einem Gewehr im 
Schnabel; vielleicht weil fie in Henneberg ges 
macht find. Kine Piftole diefer Urt war ohne 
Holz, ganz, von Meffing und daher ſehr ſchwer. 
Unter dem Schafte fiehn die Buchftaben J. H. 
7... vielleiht: Sohann, Herzog zu Sachfen. 
‚ein Oenhr mit ven Rabe ‚ weldjes ci der 

juͤng⸗ 


— — Angelerius- im Buche, de autiqui- 
‚rare vrbis. Areflinae, P. 14. naͤmlich im 7ten 
Bande des Thefauri antiquit. Iraliae <.. Fran- 
ciſeus ‚Angelerius finxit aliquando ex ‚Jigfio et 
foliis auri felopum quam breviſſimum vna cum 
xota et cane ſilicem ;in:ore habente itgıeyadte 
et ingenioſe, vt quidam⸗ perfonatug;s,. „qui in 
' bacchanalibus illum eirgumferebat, in carcerem 
fuerit detruſus a lictoribus putantibhus illum 
eſſe acneum. et vexum ſelopum ‚st; eine ar 
quod piſtola xyocatur. ar 


54 


444 6: Slintenfchloß. 


jängften zu feyn ſcheint, hat auf dem Laufe die 
Sahrzahl 1606. 

: -Meben den eigentlichen Feuerfteinen ift doch 
ber Kieß, der auch zuweilen Feuerſtein gemant 
worden, nod lange im Gebrauch geblieben. 
Als zur Zeit Herzogs Julius von Brauns 
ſchweig im Jahre 1:86. bey Seefen viel Schwes 
felfich gefunden ward, lief der Herzog ſolchen 
ſamlen und ſchlug ihn ſelbſt zur nöthigen Form, 
daß er ſich oft dabey die ‚Finger zerfchlug, und 
es die Arzte wegen der Schwefeleunfte widers 
riethen (3). Noch im Sahre 1716. erzählte 
©. E. Strahl in einer Differtation eine Bes 
obachtung, die er an demjenigen Kieß gemacht 
hatte, welcher, wie er fagte, zu den Feuer⸗ 
ſchloͤſſern, unter dem Namen der Feuerbüchfens 
Steine, damals noch gebraucht wurden (*). 


© Rebtmeiers Braunſchw. Lüneburg. Chro- 
nica. ©. 1070. Damit nichts zu Epilde, fon 
dern alles zu Nutz Fame, lieh er ſolche Nies 
ren und Steine alle Tage durch die Edels | 
Knaben und Xrabanten berein holen, und 
flug die felber klein, eßliche Tönnichen voll, | 

- und zog den Schwefel ins Gehirn, daß oda 

3Zweifel derfelbe, vorerzäblter Maaten, die 

©. weile phlegmatifihe Materie rege gemacht 

und zum Fluß gebradt. Er welte fich aber 

- ‚Davon nicht abreden laffen, ungeachtet er 

= oftmals die Finger entzwey ſchlug, DaB das 

Blut darnach folgete, ſo er Doch nicht achtete. 


@ ‚Joh. Strehz dif. de virrioli elogiis. Halae 
1716. * p. 15. Minera illa fulphureo - — 
tialis, 


> 2 
— « — 


4 


tialis, in Verifeis fodi folita, e qua pyritae, 
‘pro bombardis Germanici ignitabuli (zu Feuer⸗ 
Sclöffern) formantur, vulgo Feuer-Buͤchſen⸗ 
Steine. 


7: 
Waſſeruhr. 
(Zuſatz zu Th. J. S. 428.) 


| Wir dieſe Waſſeruhr ſchon im Jahre 1643 
3 erfunden gemwefen, fo würde fie wahr⸗ 
fcheintih auch Rirchern befant gewefen feyn, 
der alle damals befante Arten befchrieben hat, 
ohne tiefer zu gedenken (6). Sie muß noch 
im Sahre 1691. in Frankreich fehr felten ges 
wefen ſeyn; denn damals gab Graverol eine 
Zeichnung und Beſchreibung, aber nur nach 
den aͤußern Theilen, und verſprach die innere 
Einrichtung zit melden, fo bald fie bekant wer⸗ 
ben dürfte (2). Damals war feine Uhr nod) 
bie einzige in Nifmes. Er meldete zugleich, 
daft ein Stalifcher Jeſuit, der zu Bologna ges 
\ | lebt, 
: CO) Sn dieſem Jahre iſt Ars vmbrae et lucis 

zum erſtenmaäl gedruckt worden. In der Aus: 


gabe von 1671. find vielerley Arten Waffers 
uhren ©. 698. bejchrieben worden. 


(*) Journal des fcavans pour l’annee 1691. nad) 
‚der. Quartausgabe ©. 75. 2 


Es 











7. Wafferubr. 445 


J 


445 7. waſſeruhr. 


lebt, die Erfindung vor nicht langer Zeit ger 
macht habe, daß fie aber ihre Volkommenheit 
dem Taliaifjon, Profeffor der Rechte zu Tous 
louſe und einem jungen Geiſtlichen, namens 
De Pifle verdanke. Nad) feiner Meynung 
folte diefe Waſſerpenduͤle, fo nante er fie, 
die gewöhnlichen Uhren bald verdrängen. Aber 
ein Paar Monate nachher ward aud) die innere 
Einrichtung der Walze befchrieben und abge: 
bildet, wobey der Einfender anmerkt, daß fie 
pöllig fo befcyaffen fey, wie fie Martinelli 
unter dem Namen der Elementaruhr beſchrie— 
ben habe. Schon vor acht Jahren fey eine 
foldye Uhr zu Rom in der Samlung des Ciams 
pini gewefen (?). 


Dem die Gefchichte diefes artigen: Kunfts 
werks angenehm ift, dem wird es vielleicht 
auch nicht unangenehm feyn zu wiffen, daß der 
gefchickte Zingicffer zu Chartres, Salmon, 
eine Funftmäffige, volftändige Anmeifung. zur 
Verfertigung und zum Gebrauch deffelben ges 
Liefert hat (*), Auch er glaubt, die Erfins 
dung fey kaum hundert Jahre alt, und er bes 
ſtaͤtigt die Nachricht, daß die Zingieffer zu 
Send in Vonrgogne zuerft diefe Ahren zum 
Verlaufe gemacht und vornehmlich bey den 

Land⸗ 


(3) Eband afeliſt S. 139. 


(*) Arc du potier d’etain, par Salınor. “Paris 
1788. fol. * p. 131. 


7. Wafjerubr. 447 


Sandlenten in Gebrauch gebracht haben, der 
dafelbft auch noch ganz algemein ift. Ganz 
wahr ift es, was er behauptet, daß diefe Uhren 
“aus keinem andern Metalle leichter, ‚genauer 
und danerhafter ald aus Zinn verfertigt wer⸗ 
den koͤnnen; — beſitze ich doch ſelb 
eine aus Meſſing, die ſehr gut geması =, 
aber freylich leiht ven Säuren leiter. — bee 
neueften Verbefferungen gehört ber Bir 

welcher aus einer Ölede und einem Eiriuru — 
derwerke, wie an einer Slasıhr , bei, 
‚und oben an daS Gchel, worin er Bine 
hängt, angefhreben wird. Dir Mar be ie 
druͤckt an der Etuude, wi e med el, © 
nen Heinen Hebel nieder, ber alizanr rı- "os 
wicht fallen laͤßkt, motuch Der Weir u Ze 
wegung geräth. Man bring au zıı be 
dem Geftell eine Uhrfcheibe mir eincır 32.507 


an. 


⸗ 


448 8. Magnetiſche Ruren. 











— 





77 





8. 
Magnetiſche Kuren. 
(Zufaß zu Th. J. ©. 331.) 


Sy nicht Paracelfus der Erfinder diefer 
Kuren ſey, wie Lefling gemeint hat (7), 


beweiſet die yon mir bereits angeführte Stelle 
‚ bed Aetius. Jetzt kan id) audy noch den War; 
cellus (2) zum: Zeugen bepbringen, der aud 


im fünften Jahrhundert gelebt und verfichere 
hat, daß der Magnet Kopfſchmerjen vertreis. 
be. Zu denen, melde im fechszehnten Jahr⸗ 
hunderte eben. dieſer Wirkung gedacht haben, 
gehört au) Leonard Camillus (?). 


(*) In feinen theuren Rolleftaneen. II. ©. 
117. Die beyden Bändchen, Berlin 1790. 
find zu drey Thalern angefeßt. - 

(?) Magnetes lapis (qui atitiphyfon dieitur) qui 
ferrum trahit et abiicit, et magnetes lapis qui 
fanguinem.emittit et ferrum ad fe trahit, collo 
alligati aut circa caput, dolori capitis_mede- 
tur. De medicamentis cap. I. in Stephani ar- 
tis med, princip. II. p. 253. 

(*) De lapidibus lib.2. p. 13T. Magnes geftatus 
fpafmum artheticum ‚doloremque curat. 


EEE 





9. Dibliograpbie. 449 


BZ 
„. Bibliographie 
— der 


Geſchichte der Erfindungen. 











Syieieriaen, welche bisher dieſe Gefchichte 
fen. Zur erften rechne ich die, melde eine 
algemeine Geſchichte aller Erfindungen ohne 
Unterfchied zu liefern gefücht haben; zur zwey— 
ten die, welche die Erfindungen einzelner Voͤl⸗ 
ter, Länder oder Staͤdte abgehandelt haben; 
zur dritten die, welche die Erfindungen eineg 
gewiffen Zeitalterd oder gewiffer Jahrhunderte 
erzählen; zur vierten bie Geſchichtſchreiber des 
rer Erfindungen, welche zu einzeln Willens 
ſchaften und Künften gehören; und zur fünfz 
ten Klaffe diejenigen, weldye nur über einzelne 
oder einige wenige Erfindungen Unterfuchungen 
angeftellet haben. ne 

‚Die erfte Klaffe ift diejenige, welche fichers” 
lid) am wenigften zur Aufklärung .diefer Ges 
ſchichte beygetragen hat. Ihre Schriftfteller 
haben, weil fie alles liefern wollen, am wenig⸗ 
ften geleiſtet; um vecht viel zu famlen, haben 


fie 


bearbeitet haben, theile ich in fünf Klafs 


450: 9. Bibliographie. 


fie auf guten Glauben alles angenommen und 
wieder erzählt, was fie haben auffinden koͤn⸗ 
nen, ohne fi) in eigene Unterfuchungen einzus 
laffen. Die meiften haben nur aus den Altes 
ſten Schriftftellern,, - welche am leichteften zu 
brauchen waren, geſchoͤpft, und man findet 
Daher faft bey allen einerley. Nur. felten has 
ben fie ihre Quellen angezeigt, und man ges 
xäth daher in Verlegenheit, wenn man einmal 
bey ihnen ‚einen weniger befanten Umftand ans 
trift, und, um ihn brauchen zu koͤnnen, Die 
Zeugniffe wiffen will. Viele haben die alphas 
betifhe Ordnung gewählt, welde für ſolche 
Samler freylich die bequemfte ift. 


Viel gröffere Werdienfte haben die Schrift: 
fteller der übrigen Klaſſen, die, wegen der 
gewählten engern Gränzen, fleiffiger nachge⸗ 
ſucht, auch manche Quelle benußt haben, vie 
andere nicht gefant oder. doc) unerfhöpft ges 
laffen haben, Sie haben meiftens forgfältig 
eigene Unterfuchungen angeftellet, zumal went 
ed darauf anfam, andere zu widerlegen, wels 
‚ Che eine Erfindung einem andern Wolfe oder 
Zeitalter zueignen wollen. Die aus der viers 
ten Klaffe haben befonders den Vorzug, daß 
fie mit den Erfindungen, welche fie abhandeln, 
ober ihren Gegenftänden genau befant find; 
dahingegen die Samler der erften Klaffe mei⸗ 
ſtentheils Erfindungen anführen, von vn | 

fie 


9. Bibliographie. 41 


fie, felbft. nicht den geningften. Begriff haben, 
deren Veraulaſſung fie alfo nicht begreifen, 
und deren Nugbarfeit oder Erfolg ſie nicht zu 
beurtheilen vermoͤgen. 


Die Schriftſteller der legten Kaffe haben 
die Empfehlung für ſich, daß fie nur foldye 
Erfindungen gewählt haben, deren Gefdichte 
fie zu berichtigen oder zu erweitern glauben kon⸗ 
ten; man darf ihnen die Kentniß deffen, was | 
andere bereits ber eben-diefen Gegenftand ges 
liefert "haben, zutrauen; wiewohl man nicht 
berechtigt ift, mit ihnen zu hadern, wenn ihs 
nen ein oder ‚anderer Umſtand entwiſcht ift, 
der vielleicht zufällig denjenigen längft befant 
geweſen ift, der nie den Vorfaß, auch wohl 
garnicht einmal die Geſchicklichkeit gehabt hat, 
Unterfichungen diefer Art anzuftellen. Webers : 
haupt ift die Zahl diefer Geſchichtſchreiber noch 
nicht groß. Viele Erfindungen ſind gar noch 
nicht unterſucht worden, vornehmlich ſolche, 
welche zu den ſo genanten mechaniſchen, oder 
oorzuͤglich nuͤtzlichen Kuͤnſten gehören, und von 
den bisherigen Gegeuſtaͤnden der Gelehrten 
am weiteſten entfernt ſind. 


Weil dieſes Theilchen der Buͤcherkunde, 
ſo viel ich weis, bisher noch von keinem beſon⸗ 
ders bearbeitet iſt, und dennoch dieſe Ergaͤn⸗ 
zung in mancher Ruͤckſicht nuͤtzlich und ange⸗ 
nehm ſeyn kan, ſo will ich den Aufang machen, 

von 


452 9. Bibliographie. 


von ben dahin gehörigen Schriften Die mir bes 
kanten Nachrichten mitzutheilen. 


Forfitan et noftrum nomen mifcebitur ıfis; 
Nec mea Lethaeis fcripta dabuntur aqus, 
Ovid. ars am. Ill, 339. 


— — — 


1. Teatro de gl’ inventori di tutte le coſe. 
Del dottor filico Vincenzo Bruno di Melfi. 
All illuftrif, et excel. fig. D. Francefco di 
Caflro, vicere di Napoli. In Napoli, per 
Tarquinio Longo. 1603. ohne Vorreden 
. and Negifter 291 Seiten in Flein Fol. *. 


Der Verfaffer war von Melft, ein Stadt 
im Königreiche Napoli, lebte im Anfang des 
fiebenzehnten Sahrhunderts, war Arzt, wid 
hat auch eine medicinifche Schrift über die Tu 
ranteln gefchrieben. So viel meldet Toppi (?), 
und mehr hat auch Mazzuchelli nit von ihm 
gewuft (7). Das Buch ift wohl in wenigen 
teutfchen Bibliotheken vorhanden, wird auch 
nur felten in Stalifhen Schriften angeführt. 
Toppi giebt das Format in Folio an, aber 
Mazzuchelli in Quartz es find auch wuͤrklich 
| | | mit 
(") Bibliotheca ‚Napoletana. In Napoli 1678. 
fol. * p. 305. 
(?) Scrittori d’ Italia. II, 4. p. 222%. J P) 
cherſchen gel. Lexic. — — — te 


fel, V. Brunus genommen. Haller biblioth. 
praötica II. p. 356. | | 


Ei- —— re 


9. Bibliographie. 453 


mit jedem Buchftaben vier Blaͤtter bezeichnet. 
Ohne Wahl und Beurtheilung hat der Verf. 
alles: aufgenommen, was er von irgend einer 
Erfindung: vorgefunden hat, und feinen ganzen 
Vorrath has er, jedoch nicht fehn genau, nach 
bem. Alphabet geordnet,‘ Das. meifte iſt aus 
alten Inteinifchen und griechiſchen Schriften und 
aus. Polydor Dergil. geſamlet, daher hier 
die nutzbarſten Erfindungen der Neuern ganz 
vermißt werden. Man koͤnte vermuthen, dag 
Bruno manches aus Stalienifchen Büchern, 
Die bey uns ſelten find ünd nody feltener'gelefen 
werden, gefchöpft hätte; aber fo viele- Mühe 
bat er ſich nicht gemacht. it: bi 

Inzwiſcheu finde ich einen Namen, den ich 
mir noch nicht erklaͤren fan, und zwar bey einer 
Nachricht, die fi mir durch Wichtigkeit vor 
allen andern auszuzeichnen fcheint. S. 178 
ſteht: Il noſtro Nitro, che Ti fa da terra forr’ 
vn tetto per molti giorni riferbato; ouero da 


fterco di.porci © pecore, ö'di quefli dal limo . 


fuperfundendoci acqua nel :giorno, che dopoi 
la nitrofita, che in’efle terra fi contiene con. 
trahe ouero che la craflezza d’un certo modo; 
Pacqua decotta.nelle flirie del nitro fi trafniu- 
ti; d ) 

le cofe predette nel lougo della polue, onde 
il nitro di quel modo parato'non &altto ch’ 
vna nitrofita concreta d’ alcuna terra; et nel 
noſtro tempo ne’ muri humidi queſto nitro fi 
AM. Theil, Sg coglie 


alche i fclopettarii ne fanno la polue, con 


* 


454 9. Bibliographie. 


coglie et piglia; fü inuentato dico da vn? 
huomo (ſecondo Altirel.) di Ptaga, che fi 
chiamaua Artinfico,. huomo molt' efercitato 
nelle compofitioni dell’ opere di miſtura. Wer 
Aft diefer Artirel? ift der Namen ganz auöges 
fehrieben, oder abgekürzt, 'wie das Punkt ans 
zudeuten fcheint? In dem vorgefeßten Vers 
zeichniffe: Autori dell’ opera, ſteht Altirel di 
Praga. Ferner ©. 32. liefet. man: ‚La Bom- 
barda fü ritrouata nella ‘Alemagna da Tex 
defchi, ne fi sa il particolare autore, dice il 
Polidoro: ma poi fi € ritrouato ne’ferittori, 
e hanno fcritto delle cofe. alimanefe „che fü 
Altirel di Bragtia, et i primi, che:la vlarano, 
fecondo ilVolterano Rafaele, furano:i, fignori 
Venetiani contro i Genouefi nella guerra di 
Cioggia !’anno di Chrifto 1380. ; Iſt hier der 
oben genante Altirel von Prag zu verftehn ? 
Sch erinnere mich nicht, dieſen Umſtand und 
biefe- Namen in. den vorhandenen Auffäßen 
über die Erfindung des Schießpulvers gefun⸗ 
den zu haben. Go gar der gelehrte Gramm _ 
hat nichts davon, Die Sache verdient eine 
weitere Unterfuhung, wozu ich jeßt nicht aufs 
gelegt bin. :. .. Pr 

2. Luigi Contarini de gl inventori di tutt€ le 

fcienze et arti. 1. 

Dieſer Schriftfteller aus einer. vornehmen 
Venedigſchen Familie, hat verfchiedene feinex 
en Auf⸗ 


9. Bibliographie: 455 


Auffaͤtze unter folgendem Titel zuſammen druk⸗ 
fen laſſen: Il vago e dilettevole giardino. 
Raccolto dal P. Luigi‘ Contarino. crucifero, 
Et in quefta terza editione da infiniti errori 
emendato. ‚In Vicenza 1597. Ohne Vorreden 
und Megifter 504 Seiten in 4. Diefe Aus» 
gabe habe ich aus der Univerfitätd- Bibliothek 
vor mir, wobey noch eine Zugabe ift mir dem 
Titel: Aggiunta al vago e dilettevole — 
no delR.P. Luigi Contarini, dal! iſteſſo aut· 
tore nouamente compoſta. In Vicenza 1596. 
Ohne Vorrede und Regiſter ı 24 Blätter in 4. 
Unter dem Vorbericht des Verlegers ſteht bie 
Jahrzahl 1589. In dem erſten Theile ©. 
433-447. findet ſich der Aufſatz, deffen Ti⸗ 
tel ich oben hingefeßt habe. Ein mageres Vers 
zeichniß, welches nur aus den alten Griechis 
fhen und Lateinifhen Schriften zufammen ges 
tragen ift, ohne Drdnung und Beurtheilung. 
GBbilini (3) fagt, der Verfaffer habe ums 
J. 1578. geſchrieben; Papadopoli aber (*)- 
meldet, er fey 1650. im: 48ften Sahre feines 
Alters geftorben, und dieß liefet man auch in 
Joͤchers Gelehrt. Lexicon. Soria (?) hin⸗ 

| | gegen 

() Teatro d' huomini letterati. In Venet. 1647. 

4. * p. 157. — 
(*) Hiftoria gymnaſii Patavini. Venet. 1726. 2 
tomi in fol. * IL p. 302. : . | 
er Memorie ftorico -critiche degli ftorici Napo- 
litani. In Napoli — 4. Tom. J. p. 188. 


46 - 9. Bibliographie. 


geaen fagt nur, er habe am Ende des ſechs⸗ 
zehnten und Anfange des folgenden Sahrhuns 
derts gelebt, habe ſich cine Zeit in Rom auf⸗ 
gehalten, von da er 1559. wieder nad) Vene⸗ 
dig zurück gefeyri fey. Das Fon nun alles zus 
fammen nicht wahr feyn, und da viele Schrifts 
fteller diefes Namens gemwefen find, ſo jcheint 
wohl eine Berwechfelung vorgegangen zu feyn: 
Soria führt von Giardino die ste Ausgabe anz 
Vicenza 1607. in 4., und eine andere ebendas 
felbft von 1616. mit dem Xitel: . Giardino 
ftorico, poetico, geografico &c. ferner noch 
eine Venedigſche von 1660. brey Theile in 12. 

und in dem Catalogo bibl. Bunauianae I, 1. 

p- 464. ift einer Ausgabe von Venedig 1683. 
von einigen Iheilen in ı2. gedacht worben. 


3. Guilielmi Paftregici Veronenfis de origini- 
bus rerum libellus, in quo agitur de feriptis 
"virorum illuftrium, de fundatoribus vr- 

bium, de primis rerum nominibus, de in- . 
ventöribus rerum, de primis dignitatibus, 
deque magnificis inftitutionibus, e tenebris 
edudtus in lucem a Michaile Angelo Bioudo. 

Venet. 1547. in 8. apud Scipionem Blon- 

dum. 

Diefes feltene Buch habe ich felbft niemals 
gefehn. Der Verfaſſer wird oft Paftregicus, 
oft Paftregius, auch Paflrengus und Paftergicus, 
Guglielmo Paftrengo genant, und zwar nach 

| dem 


| 9 Dibliograpbie: 451 
dem kleinen Dorfe Paſtrengo, welches auf der 


Jonſonſchen Charte: Territorio di Verona, 


zwiſchen Verona und dem Lago di Garda an 
der Adige angemerkt iſt. Er hat ums Jahr 
1330. gelebt, iſt Advocat geweſen, jedoch hat 
er auch ein öffentliches Amt gehabt. Petrarcha 
rühmt ihn als, feinen Lehrer und Freund; 
Onofrio Panvini (°) und viele andere los 


. ben ihn, als einen der gelehrteften Männer 


feiner Zeit. Sch habe. den Titel des Buchs 
nad) dent Labbe (7) angegeben, wobey ich 
aber anmerfe, daß Gefner (#) ftat der letzten 
Worte hat: per Nicolaum de Bafcarinis, an- 
no 1547. in 8. chartis 16. et dimid. alſo 164 
Bogen. Daß das Buch nad) dem Alphabet 
georbnet ift, daß es mit Anaximandro philo- 
fopho anfängt, meldet Taffoni (?). Daß 
es ſehr fehlerhaft gedruckt: ift, ſo daß ſich an 


manchen Stellen kaum der Sinn errathen laͤßt, 


J 


und daß das Buch ſelbſt zu Venedig ſehr ſelten 
iſt, verſichert Montfaucon, ber es der Muͤ⸗ 
of | | he 
‚, (°) De vrbis Veronae viris illuftribus, . Veronae 
1621. 4. p- 47. Einige Nachrichten von Pa⸗ 
firengo findet man in, Giornale de’ letteratı d’ 
Italia XV. p. 198. Fabricii bibliorh. med, er 
. inf. ae. Ul. pP. 473-,. | 

0) Bibliotheca bibliothecarum p. 123. - 

-- (°) Bibliotheca per Simlerum p.'260. ' 
(?) Bibliothecae Venetae- manuferiptae, Veini 
4650. 4. p27 ° oo I 


ver — 


9. Bibliograpbier 


he 


werth hielt; | es mit zwey Handſchriften zu 


vergleichen, um es neu heraus zu geben, wel⸗ 
ches aber nicht geſchehn iſt (60). Hr. Frey⸗ 
tag rechnet es alſo mit Recht zu den ſeltenſten 
Büchern (IF); Vogt aber hat es nicht ges 
nant. | NE N 


4. 


Verum inventum, hoc eft, munera Ger. 


maniae, ab ipfa primitus reperta (non er 
vino,. vt calumniator quidam fcoptice in. 


. vehit, fed, vi animi et corporis) et reliquo 
. orbi communicata, quae tanta funt, vt 


leraque eorum mutationem mundo fingur 


| Bi vniverfa longe ytiliflima 
‚ extiterint, tradtatu peculiari evoluta et tra- 


- 
r 


dita auctore Michaele, Maiero, Comit: im- 


peria- 


9 


":(20) Diarium Italclim.‘ Parif.-1702. 4- * p. 48: 


2 


in dem Verzeichniß der Handfihriften in deu 


‚+ Dominicaner Bibliothek zu Venedig : Guillel- 
mus Paftrengicus de viris illuftribus;  erat is 


Petrarchae magiſter, cuius ılle frequenter non 
fine laude meminit. Eftque opufculum vt illo 
. aevo perutile,. multi fcriptores, , multique li- 
bri non noti ibidem memorantur. Poftea.vero 
. In quodatn bibliopolio incidi in eundem Paftren- 
gicum Venetiis cufum anno 1547. At perinde 
' ignotus eft etiam Venetiis, ac fi numquam vi- 
diffet lucem; ad haec mendis infinitis foedatus, 
vt vix apta fententia eruatur, hiulcus et: late- 
rus in multis, ita vt operae pretium duxerim, - 
illum ad duos Romanos. codices caftigatum et 
auctum typis iterum dare inter Anecdota. 


0) Analecta litteraria. Lipſ. 1750. 8.* p. 662. 


5. Bibliographie. 419 


5 penan conſiſtorii, Equite, Exempto, phil, 
et med. D.P.C. olim Aulico Caeſar. nune 
iälluſtriſſ. princip. ao Dn. Mauritii Haſſiae 

Landgravii &c. Archiatro. Francofurti« 
: Sumptibus Lucae Jennis EI 249 Seiten 
In |: 9° TE ORTE Y 
. Der Berfaff er, aus Rensburs in Holſtein 
gebuͤrtig, mar eine Zeitlang Leibarzt bey dern 

Kayſer Rudolph II. der ihn vornehmlich wer 
gen feiner ‚auch von Morhoff und andern ge⸗ 
lobten ehemiſchen Kentniſſen, ſehr hoch fchäßte; 
und ihm die Ehrenzeichen ſchenkte⸗ die er ſei⸗ 
nem Namen beyzuſetzen pflegte. Nach des 


Kayſers Tode ward er Leibarzt bey dem Land⸗ | 


Hrafen von Heften, und flarb zu Magdeburg 
1622. im 54ſten Jahre feines Alters (12). 
Die Urfhrift, deren ganzen Titel ich angeges 
ben habe, iſt dem Mathe der Reichsſtadt Strass 
burg dedicirt. Der Verleger lieg fie gleich ing 


— überfeßen (>), daſt — es, als 
ob 


2) Ausführliche Nachricht: son ihm und ſei⸗ 
nen. vielen gedruckten und noch ungedruchten 
Schriften findet man in Molleri Cimbria lire- 
vata I. p. 376. und daraus in Joͤchers Gel. 
Lexicon. 

'@) Verum inventum, das ift, von den hoch⸗ 

nuͤtzlichen, herlichen Erfindungen vnd Kuͤn— 
ſten, welche von der loͤblichen Teutfchen Nas 
tion, aus fonderbaren hohen Verſtandt und 

Scharpfſinnigkeit erftlich erfunden, — erft: 
894 lich 


460 9. Bibliographie: 


ob nur die Spöttereg’ des Owens über die Er⸗ 
findungen der Teutſchen und über die ihnen zu: 
Hefhriebene Neigung zum Trunk, -den' Verf. 
zu diefer Schrift veranlaffet hat, weil er fie 
. darin bey jeder Gelegenheit rügt: Aber Owen 
bat wohl nur feinen Witz anbringen wollen, 
und eine, ernfihafte Wivderlegung. nicht vers 
dient (**)..- Die Erfindungen, wegen welcher 
hier die Teutſchen gepriefen, werben, finds Die 
erlangte Römifche Kayferwürde, das Schies⸗ 
pulver, die Buchdruckerey, die Verbefferung 
der Religion, die Arzneyen des Theophr. Pas 
raceljus und die Geheimnijfe der Rofenkreuzer, 
die doch. der Verf. nicht verrathen bat (!°). 
Ueberal ift viel fremdes eingemifcht, und in 
genaue Unterfuhungen hat ſich M. nicht einge: 
* laſſen, 
lich Lateiniſch beſchrieben durch Mich. Maie- 
rum. — Nunmehr der Teutſchen Nation zu 
ſonderm Wohlgefallen,; in felbige Sprach vers 
feßt durd} M. Georgium Beatum, Francöf. 
Gedrucdt zu Frankfurt, in Verlegung Lucan 
Jennis, 1619. 254 Seiten in 8.* Debica- 
tion und Borrede ber Uxrfchrift fehlen; dage— 
gen hat ber Ueberſetzer eine Vorrede zugefeßt, 
worin er den Verfafler feinen großgünftigen 
Herrn und Patron nennet. 
("*) Maier hat auf der zweyten Seite unter 
Owens Epigramm folgende Antwort gefegt. 
Sis Vates, fatuufue licet, verum Ouvene dicis, 
Invenit verum Teuto, fed absque mero. 
(#5) Inyentum politicum, bellicum, litterarium, 
theologicum , medicum, chymicum, 


9. Bibliographie. 461 


laſſen, aber das Buch iſt doch. ein Beweis, 

daß er, wie ſchon Morhoff geurtheilt hat, un⸗ 
ter den Adepten ſeiner Zeit der gelehrteſte ges 
weſen iſt. Gelegentlich .("°) wirft er den Ve⸗ 
nebigern bie neidifche Geheimhaltung ihrer Ers 
findungen vor; dahin rechnet ev die Vortheile 
in der Seidenfärberey, die Verfertigung. des 
Gryftalglafes, des rothen Schmelzglafes und 
des Boraxes. rg 


5. The hiftory of the principal dilcoveries 
- and improvements in the feveral arts and 
fciences; particularly the great branches of 
‘commerce, navigation and plantation, in 
all parts of the known world. Lond. 1727. 
307 Seiten in 8. *. ne | 
Scheint zwar dem Titel nach hieher zu ge⸗ 
hören, ift aber doch nur eine kurze Gefchichte 
‚-" (76) Pag. 100, Satis cönftat, quomodo Veneti fi 
. qua habeant prae .caeteris. inventa, ca celent 
ex invidia prae aliis, ne divulgentur, inempe 
in arte tingendi fericum variis coloribus, con- 
fiiendi vitra criftallina, /malsum rubeum, 
chryfocollam, et aliis. De tindtoribus notum 
eit, vt fi quis exterorum aliquamdiu — eos 
maneat et multa ab ıis diſcat, non facile abire 
permittatur; quodfi vero abitum paret, per 
carnificem virgis (ad pudorem, non dolorem 
incutiendum) in tergo fupra veftes caftigatus 
ex vrbe educatur, Der Ueberfeßer hat jene 
Worte durch: rothen Schmergel und Chrys 
ſocolla verteutfcht. | 
695 


458 9. Bibliographie. 
des aͤlteſten Handels der Phoͤnicier, Certha⸗ 


‚ger und Roͤmer. Der ungenante Verjeſſer 


hat den Borfaß gehabt, dieſe Geſchicht bis 
auf die neuere Zeit fortzuführen, hat aber hier 
gieih nach der Entdeckung von Amerika aba 
brochen, umd nichts weiter geliefert. Mur ins 
19te Kapitel ©. 250. von Erfindung ber 
Magtietnadel verdient -allenfals einer Ermähr 
nung, mie wohl nichts vorkoͤmt, was nidt 
fhon andere-gejagt haben, Roger Baco habe 
ums Sahr 1380. zuerft bemerkt, daß der 
Magnet nach Norden weife, und der Meapo: 
litaner Gaeta fey der erſte, welder Stahl. 
magnetiſch gemacht habe. * 
Dieß Bud iſt noch im Jahre 1767: ins 
Franzoͤſiſche uͤberſetzt worden: Hiftoire de 
principales dẽcouvertes faites dans les arts et 
les fciences, fur tout dans les branches im- 
portäutes du commerce, Traduite.de PAng- 
lois par M. E. Lyon... 396 Seiten in 12. *. 
Der Heberfeßer ift Marc: Antoine Bidous, 
Ingenieur zu Marfeille, der noch viele andere 
Buͤcher aus dem Engliſchen überfeßt hat. 


Auch hat man eine Italiſche Ueberſetzung 
oder vielmehr Umarbeitung dieſes Buchs: 
Delle principali fcoperte nelle ſcienze, com- 
mercio, arti e navigazione dopo il diluvio. 
Opera di M. Eidous, ridotta in dialogo ita- 
liano da Yigilio Gecunez, per uſo della.nobi- 

er | le 


un 9. Bibliographie. 463 


le gioventũ Italiana. Torino 1786. 198 Sei⸗ 
ten in 12.* Um ein Leſebuch für Kinder dar⸗ 
aus zu machen , iſt alles in. Gefpräche: ges 


- Sainlung von '3i8 Artikeln. Osnabruͤck 
3784. 5 Bogen ing. *. .[o 
Als ich in den Jahren 1771 bis 1780. die 
Ausgabe des Lauenburgiſchen Taſchenka⸗ 
lenders beſorgte, hatte ich den Einfall, zum 
Ausfuͤllen, eine kurze Geſchichte der Erfindun⸗ 


F 


en, fo gut fie ſich ohne eigene Unterſuchung 
Famei laſſen wolte, zu liefern. Dieſes The⸗ 
ma fand Beyfall; es tft hernach fortgeſetzt und 
in mehre ähnliche Kalender aufgenommen word 
den. Hr. Cbriftian Ludolph Reinhold, 
$ehrer der Mathematik an. Ssnabrülkfeen 
Gymnaſium, von dem perfchiedene Schriften 
Yorhanden find, und dem man die Charte 60 
Stifte Osnabruͤck und den Grundriß der Stadt 
. verdankt, hat diefe Kalenderz Artikek, fo tie 
er. ſie fand, ‚unter jenem Titel, in feiner eiges 
nen Druckerey, zuſammen drucken laffen, uid 
er war geiwillet, noch Fortfegutrgen zut.liefern,, 
die aber nicht erfolgt find. Er ift vor kurzem 
geftorben. : er we IA 
7. Di. 


464 9.. Bibliographie.‘ 
ge Didlionnaire des origines, ou '&poques des 


- Ihventions utiles, ‘des decouvertes impor= » 
tantes, et de.) etabliffement des peuples, 
des religions, des fedtes, des herefies, des 
loix, des coutumes, des modes, des digni- 
tes, des monnoies &c, A Paril. 1777. 


en “ 


6 Theile in 8.*. | 
Der Verfaſſer wird in dem angedruckten 
Privilegium D’ Origny genant, Er hat, 
wie die meiften feiner Vorgänger, ohne große 
Mahl, ohne Anführung der Beweife und obs 
ne Anzeige feiner. Quellen, alles aufgenommen, 
was ihm irgendivo von Erfindungen vorgekom⸗ 
men tft; alles diefes hat er im kurze Artikel 
gebraht, und folhe nah dem Alphabet ges 
prbnet.. Manche find jedoch nur Erklärungen 
des Gegenftanded, ohne bie geringfte Nach⸗ 
richt von der Entftiehung. Aber ungeachtet 
dieſes Buch eigentlich zur Geſchichte der Erfins 
— nichts beytragen kan, ſo kan es doch 
adurch nutzen, weil man eine kurze Erklaͤrung 
der geiſtlichen und weltlichen Orden, der Feſte, 
der Ketzer, der franzoͤſiſchen Bedienungen, 
Gerichte, Abgaben und vieler Kunſtwoͤrter der 
fraͤnzoͤſiſchen Jurisprudenz darin findet. Der 
erſte Band von 470 Seiten enthaͤlt die Buch⸗ 
ſtaben A—D; der zweyte von 498 Seiten 
fr .9; der dritte von 517 Seiten —T35 
er vierte von 512 Seiten R—YT; der fünfs 
| Bong 


rd 


. Bibliographie. 465 


te von 486 Seiten I —D ; der fehfte vom 
410 Seiten die Buchſtaben A — 5. , In den 
franzöfifchen gelehrten Zeitungen ift dieſes Buch 
unmaͤſſig gelobt worden. 
8. Curieuſe Nachricht von Erfindungen und 
Erfindern der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und 
Handwerken, mit angefuͤhrten Autoren, in 
"bequemer Kuͤrze nach alphabetiſcher Ordnung 
eingerichtet. Hamburg bey Schiltern 1707. 
167 Seiten ih 12.0 9° 21 
Dieß iſt das legte Stück einer Encyclop&s 
bie der ehemals fo genanten galanten Willen» 
fhaftei, SIE int Anfange Befee Tabrfunee 
unter. dem Titel: Det geöfnere Ritrer-Pla 
zu Hamburg, ſtuͤckweiſe gedruckt, einige mal 
aufgelegt worden, und drey Theile in 12. auss 
macht. (17). Matt molte dadurch ſolchen Pers 
fonen, die zu vornehm oder zu bequem find, 
etwas mit einiger Mühe zu erlernen, wenig⸗ 


ſtens fo viel Yon einigen nüglihen Wiſſenſchaf⸗ 


ten beybringen, als nöthig if, um wenigftens 
in Gefelfhaft davon [wagen zu Fönnen. Mans 
he Stücke find für die damalige Zeit fehr gut 
gerathen, und das Buch hat gewiß dazu ger 
"dient, die Aufmerkſamkeit der Vornehmen und 
ber Studirenden anf mande nößliche Gegen⸗ 

Te 


* (7) Die erfte Ausgabe wird die vom $. 1702 

bis mit 1704. ſeyn. „Der erſte Band iſt auch 

1715der zweyte 1711. und der dritte 1723. 
gedruckt worden, = 


2 . [ ” 
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Levitas hominum atque inconftantia hine opti 
e me perfpici poteft „, qui donec res aliqua perfecta 
fit, eam mirantur fieri poſſe; poftquam fadta fe- 


mel et, ’iteram mirantur e&am iam pridem factam 
non fuifle. 


Vertlamins — ‚augmensis Jim, P- a 


— u & — — 


— 


Indate 


en 
‚ec 


i. Soiegel. NT 

Die erften waren von Metal - ©. (u69) 
. 23 a tauglichfen " 
j ee aus Silber  -— ie eg 


f 


» Spiegel von Kupfer, Meffing , ‚Gold -, 282 
die meiften waren aug.einer welalliſchen Mi⸗ 


ſchung gemacht — — 284 
chemiſche Unterfuchung eines alten metalle: 
nen Spiegels - e anti BZ 
. Spiegelvon Stein: gemaht  - ..,7..,n,29L 
vom obſidianiſchen Stein — 2892 
von Phengit — es 93 
von Smaragd - u tigiefen 393 
von Rubin - 297 
Spiegel der alten Amerikaner ı von Kieß und 
Lava J 299 


Glasſpiegel, wie ſie zuerſt gemacht worben 30L 
Glasfpiegel, die zu Stdon gemacht worden 302 
ob diefe fchon das Amalgama gehabt haben 307 
vermeinte Erwähnung der Stasipiegel bey 


Stobäug - '308 
auch bey Alerander von Aphrodifi 06 - 312 
aud) bey Iſidor - - '316 
Spiegel des zwölften Jahrhunderte - 318 


die erften wahren Glasfpiegel im dreyzehn⸗ 

ten Jahrhunderte 319 
die Altefte Verfertigung der Slasfviegel 324 
Kleine Nürnberger erhabene Spiegel 326 
Die Alteften Spiegelhütten in Srankreich 329 
Thevart, Erfinder der gegoffenen Spiegel 330 
Fe und Unbequemit ichkeiten dieſer Er⸗ 

ndun 


333 
neueſte Verbefferung der Glasfpiegel. - 334 
II. Kunſt 


Inhalit. 


II. Kunſt in Glas zu ſchneiden und zu aͤtzen. 


Schon die Alten ſchnitten Glas erhaben und 
vertieft 


33 
Lehmann, zweyter Erfinder diefer vergeffe: 


nen u 


nft 338 
Shwanhard, groffer Kuͤnſtler in Glas⸗ 


ſchneiden 


339 
Gebrauch des Diamants zum Glasſchneiden zar 


— 


| 548 
Erſte Bekantmachung des Aetwaſſers = 599 


55 
| Bann es befant geworden iſt, daß er er⸗ 


Kunſt in Glas zu aͤtzen von Schwanhard 
erfunden 


nung glat 
Geſchichte des Flußfpats - 
waͤrmt leuhtet — 


5 
Mann die Verarbeitung des Stußfpats in 
‚557 


III, Bibliographie. ber Sesicre der Er: 


gland angefangen - 


findungen. 


9. Joh. Marthaei libellus de rerum inven- 
toribus. — 
10. Polydori Vergilii de rerum inventeri- 
bus libri VIII. - 
Die Alteften, aber — Schrif⸗ 


346 
er vertiefte den Grund und ließ bie Zeich⸗ 


L 


559 
564 


ten von der Geſchichte der Erfindungen. 565 


Alle befante Ausgaben von bes Pol. 
Vergilii libel. de rer. inventoribus. 


2 


571 


Spiegel 


F mag immer feyn ; daß ı ein klarer Bad 
der erfte Spiegel geweſen MiCH), ‚aber 


mit Er großten —— — fan ı ng 
do 


Von benen; die: vor. mir eben Diefen —* 
abgehandelt haben, ſind mir folgende befant 
geworden.  : 

Eberhartus de Weihe. de’ eculi örigine, 
— vn. 9” abufu. Cine A A Comp — 
"Bor, deren ich ſchon int mweyten Bande © 

395 gedacht habe. ,.. 

„u „. Spanhemii NE in "Collimachi 
2 hymnum in lavacrum Palladis p, 615. #,,.; 
Meurſu exereizar; chiricarum Il, 2; 6 in Ope- 
ribas ‚vol. 5 p. ‚624 * Nur einige Stellen 
der Alten. — 

-Hiftofre‘ de 7° anne ides‘ —E— 
Tome 23 P. T40: Recherches fur les miroirs 
"des ancien⸗ par Menntd: T ;&in kurzer mage⸗ 
is zer Aufſatz. —R Lunhnnn 

Bagęi di dirk "accademiche lette 
nella nob. 'accadeifia' etrüfca! dell’: citta di 

7 Eortonä. > Toms 7. tm’ "Pag: 298: „Sopre 
1m. Teil, Hh gli 


a) 


- 


| 


488... Spiegel. nn 


doch vermuthen, daß, fo bald man angefan⸗ 


gen hat, Metalle und Steine zu bearbeiten, 


h 


» -#r 


„&"P 433° 
für f antiguite des miroirs de Vene ‚Ein 


hat in einem Anhange jene — 


auch 


gli fpecchi degli antichi del fig. Cari. Aus 

em Franzoͤſiſchen uͤberſetzt. Einige Abbil- 
dungen alter Spiegel. Eine Erflärung ei 
ner Stelle des Plinius, wo er eines Spies 
geld von Rubin zu erwähnen fcheint, und 
eine Vermuthung über den Spiegel des Ne⸗ 
ro. - Ein ungenantes Mitglied der Aka 


t.und 
=“ FEN billig, für ganz. unwa ee 
erklärt. a 3 10T — — — — — 
Keeueil d ansigeiees Cpar Cayſut) Tome’ 
* p. 331 er Iren V p. 173. e | een 
Jungen und Abbildungen alter Spiege 
‚eine chemifche Unterfuchung, . Si — 
‚39 3% 123.340, 1,357, SJVSRRIIENE 
Amufemens philofophiques fur r} es. par- 






sies des Jciences & principalement de la % 
fique des marhematiques. Par le per; m 
venture Abat, Arhfterdam 1763,.8.®p 


leſenswuͤrdiger Auffaß wegen des Verfaflers 
Bekantſchaft "mitt den alten Sch ern, 
und wegen! feiner technvlogiſchen Keurniß 
aber. er ſchweift uͤber alle Beweife hinaus, 
and unterhättidie Leſer mit wortreicher Aus⸗ 
ſchmuͤckung feiner Vermuthungen, die doch 
dadurch wenig, Wahrſcheinlichkeit gewonnen 
haben. In au —X * OB] 2 smöT-. 
(*) Stellen „, wo Dichter Ghttinnen und Schä= 
ferinnen fich in Waſſer fpiegeln laſſen, findet 
man gefamler.von Gudins, Rigaltius und 
andern zu Phaedri I fab,; 4. in P. Burmanns 
—— Amſtelodami 16984 8. p. 49, 215, 
. 46 A— a8ı 





— 


a. Spiegel. 269 


auch ·kuͤnſtliche Spiegel gemacht find. Daytı 
war noaͤmlich anfangs jeher feſter Koͤrper, ‚der 
eine gute Politur annimt, gut genug, und die 
älteften Spiegel, deren die Geſchichte erwähnt, 
waren von Metall. "Die welche bey, Htob (2) 


Lorkommen ‚werben, wegen ihrer Haͤrte und 
Feſtigkeit gelobt, und, Moſes( ? erzählt, daß 
zw dem. ehernen Waſchbecken die Spiegel ges 
Braucht worden, telde er den Frauen, Die 
fi), vor der Hüfte des Clifts, ‚pergamlet, hats 
ten „fo. abnehmen: ließ, wie man vor.tiniger 
Zeit den Parifern die ſilbernen Schnallen zum 
vermuͤnzen abfhwaßte. „Wem das Franenz 
zimmer ‚im größten Schmucke zum Gottes⸗ 
bienft erſchien, muſte es mach aͤghptiſcher 
Sitte, Spiegel haben "Mit dieſen ſoll nun, 
nach, der Vermuthung der meiſten Ansteger, 
dad Wefchbecken nur außgefeßt, „belegt, over 
wohl gar nur behangen worden feyn;,. und 
feieſt Miechaene (9), wur ſer Meymıng. 


——⏑—⏑ ⏑⏑— — * Aber 
()xxxviI 18 * —VV ⏑⏑ 
—8 800%" ‚come acht. 


0) Hiftoria vitri apud Judaeos in Corhmientar, 

1... Jocieras. Jeienr. Gorzing. IV p. 330. 

N Sch erfuchte Hrn: Prof, Tychſen um feine 
Meynung, und erhielt die Antwort, welche 

ich ‚bier, mit ‚feiner. Erlaubni ß einrucke 

„Sie haben: ganz- richtig vermuthet, daß 

m. »Die.Spiegel der Sfraelitifchen Damens Cxod. 
138,8 nicht zum Verzieren oder Incxuſti⸗ 
Ale’. 32 „ren 


1 





INA Ki 


ur I 


au. 


becken umgegoffen worden? So- bald. man ſich 
bemühete,..gute. Spiegel aus Metall zu ma⸗ 
chen , ſo bald muſte man andy ‚bemerken „daß, 
dazu nicht jedes Metall gleich gut ſey und 
daß die beſten aus einer, Miſchung mehrer Mes 
tale ‚erhalten. werden... Da hätte, alſo ber 
Kluſtler an: den zufammengebrachten Spiegeln 
gleich ‚einen; hinlänglichen, Worrath- von Der 
Spiegelmaffe gehabt, und waͤre nicht erſt ge⸗ 
nöthigt gemwefen, dieſe Mifchung ſelbſt zu ma⸗ 
chen, vielmehr haͤtte er deſto leichter dem gan⸗ 


zen Becken eine Spiegelflaͤche geben koͤnnen, 


worin ſich die Prieſter, wann ſie ſich wuſchen, 
uͤberal haͤtten beſchauen koͤnnen. Wenigſtens 
waͤre dieſes Becken nicht das einzige geweſen, 
welches ſtat Spiegel gedient hätte, Artemi⸗ 


dor (5) ſagt, den träumt, er beſchaue ſich in 


einem Becken, dem wird die Magd Soͤhne ge⸗ 
baͤhren. Freylich haben Träume gemeinig- 
lich nicht mehr Grund, als jene Deutung, 
aber man folte doch kaum vermuthen, daß Ars 
26 van!) 2a 4 * — —⏑— temi⸗ 
ber Sprache und den Umftänden völlig ge: 
„maß iſt; fo muß man wohl glauben, daß 
fe, dem es an Kupfer fehlte, die Spies, 
Fi 2 feiner Landsmäntinnen zum Wafchbef- 
„ten für die Priefter eingeſchmolzen habe.,, 
"C) Oneiroer. III cap, 30 p. 176: Asndun Eyna- 
rontaloso Joy renvoaa) amd. Ispumulvys 09- 
palvs;;, pelvi vice (peculi ‚yti,, ex. famula 
hlios,pröczenre Agnificat, uni 2; 
a 


sy 


41 
J m: 
‘ 


272 Spiegel. 


— Ab einen’ Traum ſich gedacht Hätte, 

wenn‘ ed gang ungewoͤhnlich gewefen wäre, 

fih in ehem Becken zu fpiegehi. Es gab eine 

Art MWahrfager;, weldje das was Einfaͤlige 

zu wiſſen wuͤnſchten/ in polirten Becken 2 

gen pflegten (*).- Es waren auch 5 

faͤſſe uͤblich, die inwendig viele Berriefungen i 
mit Spiegelflaͤchen hatten, worin ſich Ber Tri 

kende vielfach erblickte (5). Vopiſcus mas 

net unter den koſtbaren Geſchenken des Vale⸗ 
rians “eine ſchwere ſilberne Schale, die — 
Spiegel inwendig aͤberal hatte — 


—2 *2— 
were, ie a ET 


6 % h. Sariskerienfis I eäp. 12: Speculario: 
Iocant, qui in corporibus laevigatis· & terfis, 
g Aw ſunt lueidi enſes, pelves .. "eyathi‘, fpe- 

 eulorumgne diverſa genera divinantes curio- 
fis eonfultationibus fatistaciunt. - ) 

6) Plin. XXXII, 9. p-.627 :. Quin etiam po- 
N; cula ita figuiantur, exfeulptis intüs crebris 
eceu fpeculis, vt vel vno“intuente ; populus 
“ rn imapinum er Den — po- 

ulns braucht „auch eca quaeft. nat. I 
— Ban. 5 von ſoͤlchen —— * 

) Vita Probi cap. 4 p. 926:. patinem argen- 

'.1, ‚team librarum. 'decem ‚fpecillatem. : Salma: 

ſius will lieber pecellatam lefen.. Mir. ho 
Dabey ein, % nicht eins 5 Woͤrter 
Sueton ſtat fpeeulatum eubiculum, wo 

KO Spy) ſich get aufgehalten haben Toll, * 

⸗ Aeſen ſey · Sueton in vita, Horaril® Ad res 

venereas er) traditur. “Nam fpe- 

culato 


1. Spiegel. 273 


Menard⸗ und andere vermuthen, daß die 
Spiegel zur Zeit des Homers noch nicht ſehr 
Een in > er . in 


eulato cubiculo fcorta dicitur habuiffe dispo- 
> fita ;' vt quocunque refpexiffet , ibi ei imago 
'eoitus refersetur. Keffing, ber in feinen 
vermifchten Schriften. Berlin 1784. 12. IH 
‚ ©. 205 den Dichter von dieſem Vorwurfe 
zu retten fucht, erklärt den Ausdruck fpecu- 
lstum cubiculdm, wenn e8 ein mit Spiegeln 
ausgefeßtes Zimmer bedeuten foll, für uns 
roͤmiſch, und glaubt deswegen, die ganze 
Stelle fey untergefhoben. Auch Barter hatte 
fdyon ‚gefagt, daß ein böfer Bube dieſe Anek⸗ 
dote hinzugefchrieben ‚habe, Dawider wage 
id) auch nichts zu jagen, nurglaube ich, daß 
fpecillatum oder fpecellatum cabiculam wes 
nigftens nicht unrömifcher.fey,. als pating 
Specillata. Diefe Ausdrücke haben fchon Sala 
maſius und Cauſaubon. durch ähnliche Woͤr⸗ 
ter, als: opera filicata , teflellata, hederata 
u. a. gerechtfertigt. Das Zimmer ,- worin 
Elaudian die Benus fih ſchmuͤcken und von 
Eupido uͤberraſchen laͤßt, ift auch ganz mit 
Spiegeln ausgeſetzt, fo daß fie hberal, wos 
Bin ihr. Blich fiel, fich, fehen Eonte. 
.Hymn; in nupt. Honor. & Mar. 107. 
— — fpeculi nec vultus egebat 
Jodicio. fimilis tecto monftratur in omni, 
! Et rapitur quocunque videt. ; 
Solte wohl Elaudian gedacht haben , diefe 
Goͤttinn vr fo ein Zimmer night nur beym 
Antleiden, fondern auch nach der Entkleidung, 
ſo gut als Horaz, zu nugen? Ich habe an eis 
nem : gewiffen Hofe ein inwendig ganz mit 
Spiegeln getäfeltes Bette gefehn. 


Hh 4 


"274 Spiegel. 


in: Gebrauch geweſen waͤren, weil er ſie bey 
keiner Gelegenheit genant hat, WR einmal 
da (®), mo er den Putztiſch der, Juno volſtaͤn⸗ 
dig befchreibt, Aber dawider habe ich zwey⸗ 
erley zu. erinnern; erſtlich ift es ja nicht erlaubt 
zu erwarten , daß Homer alle ihm bekante 
Sachen genant haben fol; und zweytens ver» 
ſichert Callimachus da, wo er jener Stelle des 
Homers offenbar nachgeamt hat (?), daß die 
uno, fo wenig als die Pallas, bey ihrem 
Putze jemals einen Spiegel gebraudt habe. 
Alſo die Mythologie erlaubte dem Dichter nicht, 
einen Spiegel auf. den Putztiſch dieſer Goͤt⸗ 
tinn zu bringen. Eben ſo ſehr irren Polydor 
Virgilius Boccace, Menard und andere 

darin, BB fie den Xefculap zum —— der 
Spie⸗ 


C) Liad. XIV, 166. 


07 Hiymanıs in. lavacram Palledis, v. Pr 21. 
: Gleichwohl war die Gewohnheit, : auch der 
Juno den Spiegel. vorzuhalten, wie Spans 
heim bey diefer Stelle beweifet ; und Uthana= 
ſius orat. contra gentes cap. 18 p. 18 ed. 
Bened. fagt, fie fey für die Erfinderinn der 
Kleider und: alles Putzes gehalten worden. 
a Solta ihr. en nie au * are 
Merkze ed Putzes, der Spiegel, gehören 
Hat — vielleicht nur deswegen 
den Gebrauch — abgeſprochen, weil 
er ihn in ber Homer ven Ne ihres 
Putzʒimmers 1 Tu 


sa 


— 


peklagen, a 
lieben hat, un 
inbung. der viel bequen vn 
Man ver⸗ 


domalb nicht· # 


= „Br! Er iv 
== Aniyabr * 


ze sm - 
(Fo) de nat. Deor, 1, 2 - Lese p pri. 
| qui fpecillum inyenifte & piinus 
Ziet sr Man gergleihe 


m 
„. volnus sbligalie © wir 
— pessoloperik manzasızheolog: P' POREH 








275 | Ti Spiegel. 


vorkommen Fönten , welche dieſe metallenen 
Spiegel wieder noͤthig machen wuͤrden, und 
gleichwohl ſind ſolche zu unſer Zeiten wiruo 
erfolgt; naͤmlich nach Erfindung der Teleſcope. 
Da haben unfere Künftler die beſte Miſchung 
zur Spiegelmaffe erft felbft wieder fuchen müß 
fen: Ich will gern glauben ‚daß die, welche 
fie. wit Hülfe dee nenern Chemie erfunden ha⸗ 
ben, volfommener iſt, als die: befte altroͤmi⸗ 
ſche; aber bey allen dem folte doc) dieß Bey: 
ſpier eine Warnung feyn, nie eine einmal er⸗ 
fundene Kunſt welche jemals nutzbar gewe⸗ 
fen iſt, unbekant werden zu Taffen. Ihre 
volftändige Befchreibung folte wenigſtens in den 
Archiven menſchlicher Kentniffen , in den we 
Ben) der Nachwelt — werden. 


Wenn man die Metalle in Abſicht threr 
Tuͤchtigkeit zu Spiegeln vergleichet/ fo wird 
man bald gewahr, daß der dazu erfodekliche 
Glanz am ſtaͤrkſten bey den härteften Metallen 
von weißer Farbe ift. In diefem Betracht iſt 
deswegen Platina allen andern Metallen vor⸗ 
zuziehen, wierdie vom Grafen von Sickingen 
angeftelleten »Werfuche beweiſen. Naͤchſt die 
fen neuen. Metalle folgt der Stahl, nach 
diefem Silber ; piel geringer iſt aber dieſe Eis 

diſchaft bey no; Rupfer, Zinn und Bley. 
ps. habe ich: inzwifchen Bein. Zeugniß bey ben _ 
Alten von ftaͤhlernen —.. bemerkt; = 
* muth⸗ 





1. Spiegel. 27 


muthlich Haben fie ſolche nicht geinacht, weil 
Stahl gar zu bald anlaͤuft, oder gar röoſtet. 
Gleichwohl ſoll einmal ein alter ſtaͤhlerner 
Spiegel gefunden feynz "aber da man an ihm 
auch eine Verſilberung bemerkt hat, fo ift 
noch die Frage, ob nicht die verfilberte Seite 
die eigentliche Spiegelflaͤche gewefen EC"). _ 
Webrigens weis jedweder daß Fein ftählers 

ner Spiegel feinen Glanz zwiſchen Schutt viele 
Jahrhunderte behalten kan = m vr we“ 
¶Alus Silber ſcheinen die allermeiſten Spies 
gel gemacht zu ſeyn, und zwar nicht ſo wohl 
der Koſtbarkeit und Pracht wegen, wie viele 
meinen, ſondern weil Silber, wie geſagt, von 
allen damals bekanten uuvermiſchten Metallen 
zu dieſem —* uche das geſchickteſte und dau⸗ 
erhafleſte iſt · Im roͤmiſchen Geſetz buche wird, 
u nzn⸗ ge ſr vwenn 

Ad 


r 
dir 


ee a 3 
(er) Fortun. Lieet. de Iacennis * lib 6 cap. 
3.092 9.1696: ſpeeulum chalybeũ euius di- 
Ameter 5 pollices aequat; hars averſa Leviter 
concava deargentätaparia * parerga habet. 
Weil dieſer Spiegel bey Nimaͤgen gefunden 
worden, fo erwartete ich eine'beffere Nach: 
richt in: - Antiquitates ‚Neomagenfes five'noti- 
zia rerum antiquarum , quds’ cömparavit‘ Joh. 
eh: re tee 1678.4 Su aber’ jch 
Tape dafelbft nur. Oy'14g : Speemlum'chaly- 
„„Peum integrum „ rofundum , convexum, CU- 
ius diameter, lim ah ae Adhaee 
„. Fnnuumen, fpecnlethin Chalybeorii ,„& in 
iis quorundam deasratogum fragmenta. 


Zi * 


* 


278 | I. Spiegel, 
\ 


wenn bey Erbfchaften und Wermächtniffen von 
Silbergeraͤthen die Rede iſt, der ſilbernen 
Spiegel faft nie vergeſſen (42). Plinius (22), 

Seneca (14) und andere, welche wider Pracht 


und. Verſchwendung eifern, ſpotten daruͤber, 


daß zu ihren Zeiten ſo gar jede Magd einen 
ſilbernen Spiegel haben wolte. Inzwiſchen 
mag wohl die ſilberne Platte oder das polirte 
Silberblech duͤn genug geweſen ſeyn wie 
denn die mir bekant gewordenen alten Spie⸗ 
gel, welche in Samlungen aufbewahrt werden, 
alle nur duͤn mit dem ſtbaren Metall belegt 


ſeyn ſollen; ſo haben unſere So er. 


F Digeſtor. lib. 3 tit. 6, 3. In Sir. ‚gries 
r 9 chiſchen Moe hl 3 oder in Ecloga { f. fynopfis 
räv Basıkınav lib. 44 tit. 9 cap. 3 pP. 389. 
x fleht ra awbrie röv ölnov, wo, wie ſchon Keuns 
clav. p. 91 Angemerkt hat, omexix gelefen 
.. werden muß. An Fenfter ift hiebey nicht zu 
denken, weil ſolche damals noch nicht ge 
. „ zbräuchlich-waren. Digeſtor 34 tit. 2, 19, 8 
nee Speculum ‚Cargenteum ) > vel grieti 
amxum, vel etiai quod mulier mundi caus- 
00, fa,habuit;,,fji'modo non in argenti namero 
‚habita fint, ., Ebenpafelbft leg. ‚25 , ıo und 
‚Synopfi is Bacıkınav ib. ‚44 tit. 15: Fo KpyU- 
na PODU Lotc. 
ag ).Plin: z4R8?: p voo: arzenteie fpecalis 
vtireoepere et‘ gncillae. 
4). Quaifl, nat" am Ende des erften Buchs: 
88 ge libertinortm virguneulis in vnum fpe- 
“ <ulumnon füfficit illa dos, quam dedit fena- 
tus pto —2——— 


a yE ey —-—— 


un — © 


— 


1: Spiegel. 272 


die filbernen und: goldenen Uhren fo-dbün und 
leicht zu machen gelernt, daß fie Bediente und 
Soldaten tragen: koͤnnen. Dazu Fümt noch, 
dag man anfänglich zu den Spiegeln das feinfte 


- Silber nahm; weil man ſich einbildete, daß 


fie ſich aus legirtem gar nicht machen ließen; 
zuleßt. aber nahm man.fihledhteres: Plinius 
fagt dieß ausdruͤcklich (5); und ich ſchliege 
es aus; einer Stelle des Plautus E. 
Als Philematium bey ihrem Anzuge einen ſil⸗ 
bernen Spiegel genommen hatte, gab ihr die 
vorſichtige Scapha einen Handtuch, um ſich 
die Finger abzureiben, damit nidt ihr Liebha⸗ 
ber. riechen moͤchte, daß fie. Silber angefaßt 
hätte, Feines Silber aber giebt, fo wenig 
ald Gold, den Fingern einen Geruh. Man 
muß ſich hiebey erinnern, daß die Alten ſich 
beſſer als mir darauf verſtanden haben, bie 
Reinheit. der edlen Metalle nach dem Geruche 
zu beurtheilen, indem ihnen manche andere Pro⸗ 
ben des Gehalts, die wir zu brauchen pflegen, 
ia je. RN. 11 
: #’Yılib. 83; 9 p..626. Laminas duci & fpecula 
fieri nom nifi ex Optimo argento pofle.credi- 
tum fuerst. Id quoque iam fraude corrum- 

« (#6) Moſtell act. I. fc, 3 v 101. 
ı .$c.:Cape igitur fpeeulum. — — Linteum 

ceape, atque exterge tibi manus. 

- Pan. Quid.ita obfeero ? 


‘x Se. Vt fpeculum tenuifti, metuo ne oleant 


© argentum ınanus; ne vsguam argentum te 
accepiſſae ſuſpicetur Philolachus, 








— 


«so 12. Spiegel. 


air dotant waren. So gar-bie Geldwechſler 
brauchten den Geruch, wenn fie die Aechtheit 
ver Minze beustheilen wolten (57). Darauf 
bezieht" fich des Veſpaſians witziger Einfall, 
als er den, der ihm wegen feiner neuen. Fi⸗ 
nanzoperation: Worwuͤrfe machte, das Gelb 
riechen ließ, ob er darin den Urin bemerken 
koͤnte? Go wiſſen noch jetzt manche wilde Nas 
tionen durch den Geruch den Gehalt des Gol⸗ 
des zu beſtimmen (#35), ITS Te N 
SR SE u te Plini⸗ 
en. Arrienus in Epidter. I chp. 20 p. 79: * 
" dpyupoyvanwy mpoaNpäry mar dempmelay 
rov vonlouxtog TH yet, Ty- a PH, 77 0rOpaoixe 
Argentarius ad explorationerm: numiamatis 
vtitur vifa, tactu, olfadtu—— — ..: 0. 
: (18) Beweiſe habe ich bereits in den Anmera 
kungen zu Ariftot, auscult. mirab, p. Ioo und 
zu Antigoni Caryftü hifl. inirab. p. 234 ange⸗ 
Fiber. Die übrigen mir jetzt bekanten Stel 
-s: Ten der- Alten,- wo der filbernen-Spiegel ges _ 
x. dacht iſt, find folgende, Apuiejus,Apologiz 
p. 424: cur exiflimes imaginem fuam euique 
diſendam potius in lapide, quam in argento, 
e "das fir Speculo atgenteo. Eben diefer nen⸗ 
net in Floral. p. 7965 ‚unter: den Gchäßen 
der Suno auf der Inſel Samos plutima 
auri & argenti ratio in. lancibus, Ipeculis, 
pocnlis & hülvsmödi vtentilibus.." Bey Phi⸗ 
oſtratus in Icon. I, 6 p. 773 koͤmt unter den 
der Venus geweiheten Noftbarkeiten auch 
„.. Räromrpov xeyupoüv vor. Chryſoſte mus Ser- 
"mon. NVER p. 224, wo er die Verſchwend ung 
der Weiber ſchildert, fagt: da mäflen Die 
Me .. s aan 7% 10, MWedtiens 


1: Spiegel. zur 


Plinius (19) meldet, Praxiteles habe zur 
| Zeit des Pompejus des Groffen die erftem ſil⸗ 
‚bernen Spiegel gemacht und dieſe wären feit 

dem allen andern vorgezogen’worden. Aber 
filberne'Spiegel waren ja lange opr dieſer Zelt 
bekaut, wie dierangeführte Stelle des Plautus 
beweiſet. Diefen Widerſpruch zur heben, merkt 
Meurfind an,ı Plinius rede nur vom feinen 
Landesleuten, nicht von. den Griechen, welche: 
lange vorherodergleichen" gehabt hätten,: und‘ 
bey Plautus ſey der Schauplatz —— 

—2— * —2 8. 


Bedienten beftändig die Stiberarbeiter fra= 
‚gen, ’ob denn der Spiegel ihrer Frau noch 
nicht fertig fey: Tür &pyvponomars ‚vv 
Spwrwvres, & TO HNTOmTEoV narsonsturoey 
re Avplagnn  Alfo die beiten Spiegel wur⸗ 
‚„ den damals von dem Silberarbeitern verfera 
tigt. Es fcheint jedoch, daß die Spiegel: 
macher in Rom auch eine eigene Zunft auss 
gemacht haben; wenigftens bat. Muratori 
theſaur. ĩnſeript. elas. 7 p. 529 eine Juſchrift 
befant gemacht, woriu das collegium fpecu- 
lariorum genant'ift. Dieſe fommen auch uns 
ter den Handwerkern in Codiee Theodos, 
XHT, tit: 4, 2 p. 57 vor, wofelbft Ritter 
auch mehrere Erwaͤhnungen derfelben ange— 
fuͤhrt hat. Aber vielleicht hießen ſo auch die, 
welche die Wände mit polirten Steinen Auss 
fetten, "und im neuern Zeiten Auch die Fenftera 
macher. Griechifch' hießen fir orenAomosoi. 
>?) Eib, 33,9 p. 627%  Praelata ſunt argen- 
tea Primus feeit Praxiteles, Magni Pompeii 
“ aetste. ..Nuper credi goeptum, certiorem 
. Jmäginem reddi, auso oppofito averfis, 


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=. Spiegel, 283 


unden, bie biefe Metalle vielleicht nur hegwe⸗ 
— aben, weil ihre Namen beſſer in 
as Eylbenmaaß paffeteny oder weil ſie gern 
Don gemeinen abweichen und goldene Spiegel 
ser, fanden. AUnter den ehhernen moͤgen auch 
niur ſolche zu ——— ſeyn, welche aus ver⸗ 
iſchtemKupfer gemacht waren. Kaͤmen bie 
nen öfter por ſo wuͤrde ich das Beywort 
jeher auf, die Einfaffung, alsauf die Spiegel 
ft deuten; ſo wie eine goldene Uhr nur ein 
— again —* hat · dmanan EUREN; 
——— — > . yid ee 
5 Hab ihin, 74 End an dir): | BITTEN 
a, —7 — —— 


— * 8 ech Quaeſt. 55 













—— 


* be "Potter eu dtiehte 
nr EN patia eotpotʒhus autd argef 


N Dr celata funt, ENDEN, gemmis — 
luris vnum e 
— El ii art. ie 
137 ar? „bat — 
satin Hi b 5 - 
ni dl Yoke la, Yun, — 


* are? ii —— — ji: 







3 
— haben gurs mattum und gew hier 
Eyiegel mit goldene 

a —— 
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leger 8gelh [ 
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rl —* pre Alumni a 


Ed 
II. Teiln, rd Jovi R wei CR) 











range Zeit ſcheinen die meiſten 
aus einer Miſchung von Kupfer een 
gemacht zu ſeynz wie Plinius (2?) ausdrůck⸗ 
lich meldet, mit dem Zufage, daß: —* 
dieſer Art zu Brundiſium gemacht 
un Mifhung, "welche fon dent Auſtote⸗ 
led ( 29) bekant geweſen iſt, giebt ein weißes 
Metall‘, welches alſo ſchon der Farbe wegen 
zu biefem Gebrauche vorzüglich gut ſeyn Eontez 
wie denn auch noch jetzt, nad) den: ſorgfaͤltigen 
Unterſuchungen des Englaͤnders Mudge ẽ) 
——6 die beſte Spiegelmaſſe giebt. 
leichwohl ſcheint ſie den Alten nicht ſonder⸗ 
lich gerathen zu few, weil man tie Mlinius 
ne verſichert, zu, feiner Zeit bie filbers 
n Splese —— bat, Es iſt auch in 
— — * 
fen nit —— immer, 
tet, woran, ich. ‚aber, nach —— ee 
Beh Un diefe zu heben od er J 
| 9 eine —99 3 noͤth gu; ‚die —— 
hr "nicht habe anftellen fönnen. Gewigt Ä 
„der Alten, wenigſtens zumeilen, ,, 
=, Atfere —— Werk nennen 
ve Bf einer PR Füng ; u nn ot,.an 
abil. ‚pa 02 ewiefe n J 
“el ‚ib, Kies NEL Optima, ipe 
mäiores fuerünt Brundifi fina,, ftanno 
"mixtis. Praelata fünt, argenten. i 
* el 9 uogue ex itanno, 
MET. Brundifii it, * 1 
er an * a ‚corp r | | 
as Auscult, mirabil, Ba p- 


(25) Philofophical sränsad, — 67 An 









1. Spiegel. 285 


‚der That nicht leicht/ die beſte Verhaͤltniß der 
behden Metalle und den vortheilhafteſten Grad 
ver Hitze/ Als worauf beſonders viel ankomt, 
zu treffen. Eine der groͤßten Schwierigkeiten 
iſt, die Maſſe ohne Blaſen oher Sicher, ohtie 
alle Verkalkung des Zinns zu gleſſen wo⸗ 
durch ſonſt Knoten oder Gruͤbchen entſtehn, 
welche der Politur nachtheilig find! "Mon die⸗ 
fen Fehler iſt ; wie ich gewiß vermuthe, eine 
Stelle des Lueians (20) zu verftehtt ‚die — 
u, BR FR NR 


arsjir3i 17a a TER: IHNEN mYdg, 

(2°) Ouomodo hiftoria fi£confer, cap. 51, na 
+ ber 3we — Ausgabe IV. p. 310, | Me 
ruhig de Haronrpw eoınvfay — FI 
rau yuoaugns: As Fe se er 
ein BEL Foneyrpov. - = Maxime vero-ipeculo fimi- 
len praebeat animum, nihil turbido — 

ſplendido, & centri exacti; qualesque dee 
perit, operum fpecies , tales etiam illas,often- 
dat; perverfum vero, auf alieni coloris, aut 
>’ Äguraediverie) nihil, Bey ginn haben 
Die Ausleger nur an den Mittelpunkt gedacht, 
von dem aber hier, wie fie felbft urtheilen, 
die Rede nicht feyn kan. Ich glaube,’ das 
" Wort bedeutet hier die fehlerhaften Stellen, 
: welche Feine volkommene Politur annehmen, 
„> wegen der dafelbjt befindlichen Knoten oder 
© &räbchen: Lucian hat alſo einen ganz fehs 
lerfreyen Spiegel gemeint;der das Bild vols 
oe darſtellet, wie er nachher auch ſelbſt 
erklaͤrt. Dieſe Bedeutung des Kunftwortg 
ventrum habe ich ſchon oben &:.186 erwies 
fen. Man ſehe auch Salmaſius exekcitat, 

Plin.: pi 756, ah 
® x Sy HaBan (rg 


— 
u 
‘ 
: —— 


JA 


Ö 


286 an äplegel. 
„bisher nicht zu erklaͤren gewuſt hatı: Diefpusbe 


Mifhung aus Kupfer und. Zinn iſt dem Aun⸗ 


laufen fehr ausgefeßtz ein, daraus verfentigter 
‚Spiegel wird, wenn er nicht fehr ‚forgfältig 


in Acht, genommen; wird, bald ſo blind, dag 


er, ohne vorher wieder abgerieben zu werden, 
garnicht dienen-Fan,ı „Eben deswegen hieng 
‚am Spiegel gewöhnlich:ein Schwamm und zer⸗ 
riebener Bimftein (47) Yu eben dieſer Ur⸗ 
ſache ſcheint man auch· die Spiegel in einer 
Schachtel oder in einem Gehaͤuſe verwahrt zu 
haben; dergleichen man bey den meiſten noch 


vorhandeuen alten Spiegeln aͤntrift. Dieſe 


Unbequemnlichkeit war geringer bey den ſilber⸗ 
nen Spiegeln, und ich vermuthe‚daß dieſe 
deswegen jene, verdrängt haben; wie Pliniu⸗ 
Weil man in manchen Samlungen von 
Alterthuͤmern noch alte metallene Spiegel ans 
Ta re 73 
“it — —— 1 En ET — 
(27)Die Beweisſtellen hat Voſſius in feinen 
Anmerkungen zum Catul ©. 97 und nad) 


a ihm: Spanbeim bey: Eallimach. ©. 622 an= 


2.5, geführt. Plato im Timäus Ta3p. 72 nach 
Stephan. Ausg. tanquam/ fpongja parata & 
promta detergiendo, <ui,appofita eft, fpeculo. 
T ); Beym:Tertullien. de :pällio ‚reibt Omphale 
"1. DA8 Blut von:den Pfeilen mit dem Bimftein, 
der zum Spiegel: gebrauht ward, Heſy⸗ 
chius erklärt usooinuerov. Evomrpoy durch ro 
vewst nadapgev n&romrpov; ein frifch: oder 
neulich abgeriebenen Spiegel. 


1. Spieel. 28 


trift) ſo waͤre es nicht be, wenn man deren 
Beſtandtheile chemiſch unterſuchteAber die⸗ 
jenigen, die uns bisher davon Nachricht geges 
ben ‚haben, haben, ſich damit, begnügt ,, folde 
nn a 
abzubilden: Caylus (28) iſt der einzige; To 
mnoq Data amt win ah Taler ⸗dviel 


* ur RT 2 —B 4* 
1350 G Ban EIE 154) 23 3 Jg SB BIN 


en griss'" Mis auffen il zougitilongtemsuavant 
in‘; guielide-fondres; Aline: s’enflamme ‚spixde re- 


ent,ördinai- 
„nzement les alliages od entre le zinc., D; ail- 
leurs la bafe de eqt alliage, ẽtant uivre, 

55 eüt 
'„sj.feit, partie,, ‚ J’en ai pris deux gros,.gye jai 
dious dans l' acide, nitreux. Ka;dı ption 


? R s 2 leicou- 


„dans un.crenfet avec ‚un finx — „al ob- 


„im La diſſolution filtree j’en alıpris Une par- 
‚iotiez fur laquelle'jairverse une infüution des 
1073 Ji3 noix 





288: 1. Spiegel. 


nn" Par verse. fur ld: diffolution reftante: une 
5 guantite ſuffisante d’alcali volaril ;paur dif- 
u oudre tout je cdivre quĩ pouvoit/y Atreicon- 
Etenuꝭ le diſſolution eſt devenüe dumn beau 
vcbl&u de ſaphir, & ils! eſtfait un: préeipité 
2 biancz 2: Pai décanté laliqueur, Kaprävavoir 
-s»bien! $dulcar6 ee:pr£cipite , j' ai tentö:de le 
ꝛæctduireʒ >meis lot quꝰ il fũt en trop· petite 


11 


rn je n’euffe päs donne «. 


7 


'de. feu;.cela ne'mia pas &t& pofible;z j’ 


>, done gu'recoun d'un autre moyen.hann 


ge’ 
> 


ar 
3% 


fi 


> PAR pris“ le *8 de deux gros de ket al- 
"... Nage,quie j'ai b 


'" fet d’effai. Lorſqu ila &re ronge:'blanc, 
Y ei grafert peu:ä’peu quätre gros'de Ifou- 


ien fait tougir darum eren- 


re guand la flamme a ceſſẽ jſai po uſſẽ 
‚je few‘, afin de donner une fufion 'paffaite. 
Tai abtenu, par ce mioyen, un r@guleäigre 


8 caffänt, plus blanc que-!’ alliage, & <dang 
equel j’aiappergu queiques aiguilles ; craig- 


„ment quil ne ft refte encore ur peu de 


ceuivre je ai ſalfüre une ſeconde fois; j’ai 
„gu pour fors un petit regule qui etoit de l’ant 


EP & 


moine presque pur. 


Br 1} refalte de ces exp£rienices, que da matid- 
re dont des; aneiens faifoient leuts misoirs, 


— 


& 1! etoit 


InSpügel: 287 


ſtaltet hat... Hr. Roux, der fie unternoms, 
men hat, behauptete, daß die Miſchung Ku⸗ 
pfer und Spiesglaskonig mit etwas Bley ſey. 
Uber Spiesglas war den Alten, von denen 
ich bisher geredet habe noch nicht: bekaut. 
Iſt diefes Metall gewiß ein Beftandtheiluges. 
wefen;yi.fo: muß: entweder der Spiegel aus 
neuem Zeiten ſeyn, oder man muß annehmen, 
daß der Kuͤnſtler, ohne es zu wiſſen/ antimo⸗ 
nialiſches Metall gehabt habe; welches letztere 
doch nicht wahrſcheinlich iſt· Mir ſchien in⸗ 
zwiſchen die von Roux angeſtellete Unterſu⸗ 
hung die Gegenwart. des Spiesglaſes nicht, 
ganz ficher zu ermeifen; deswegen erſuchte ich 
Hr. Kofi: Gmelin um fein Urtheil, welches 
er mir hierneinzurüchen erlaubt hat, . Pal. 
Nach den hier erzählten, wiewohl unvol⸗ 
kommenen Werfuchen, finde ichs vohrſchein⸗ 
„ih, daß Bas Spiegelinetall Spiesglag ent⸗ 
„halten "habe; ed wäre aber freylich zu wollt‘ 
‚„[em.gewefen, daß ber hr De en, fies‘ 


„hen gebfieben wäre, u ergäßjten, dag ir 
+“ ar En 2SZE ‚BE vi a » 2 ji nmirrrmgt Ü hr e 


h RREINITARTSUS rt und ms - SEFYNL.E 


m 
an Etoit· alliage deicuivee,, de régule d anti· 


min en ale In. calrıe dominoit 

I — en ol a . 15. ite. axtie; 
—*— —— ieh di eile ale: 
ee quelqgue exactitude la propor· 


tion des» ſubſſances contenues dans ces ſox· 
ae ine) io 
* x Ji 4 5 








290: 2.:GSpiegel: 


„mer weißen, bruͤchigen, ſproͤden Königstmit 
„einigen Nadeln erhalten habe, ſondern den 
„Beweis weiter gefuͤhrt hätte, daß es nam⸗ 
lich nichts als Spiesglanzmetall ſeyn Könte, 
Inzwiſchen · konte doch dieſer König kein Zinn 
„;feyn, das nicht bruͤchig/ und leicht von Schwer 
Ffel gelb iftz kein Eifen;, das vollends mit 
„Schwefel dunkler ausgefallen waͤre üben: 


„haupt ſich ehr als das Kupfer mit dem Shine 


„rel: vereinigt hättez und kein Brauuſtein, ver 
„theils in dieſem Feuer); auch mit Schwefel 
„nicht fo: leicht geſchmolzen wäre ‚stheild ſich 
2* in Scheidewaſſer aufgeloͤſet han. Fish 


€ — bin ich doch nich Sheriengt, 
„daß das Metall Fein Zinn hielt; da-feine: Auf 
sl ung ſehr ſchnell vor ſich gieng, fo duͤrkt 
RT: „nit, ſehr wahrſcheinlich, daß der weißt 
— der waͤhrend derfelbigen. "niederfiel, 
heil, ‚vielleicht großentheilg, Zinkalk, und 
Kr ‚angebliche Bley wenigſtens zum Theil 
„an war. Auch mag ſich ein. ‚heil des 
inns wirklich int Sceidewafer "aufgelöfet 
» „Tab. Denn daß mit Goldauflöfung Fein 
Purpurkalfk nied beweiſet nichts⸗· Das 
—— ——— allen Auzetg n:: mit 
»Detall,nicts. weniget As geſaͤtlgt ð mit 
> ſo wenig gefätigten. Zinaufsfing giebt 
Goldaufloͤſung bekantlich keinen Purpur; 
„fo wenig als die Sept einen Riederſchlag. 
Große 


Pe; ‚Spiegel: 7) = 


ua: Seoß⸗ Aufklaͤrung gewaͤhrt auch die Uns 
terſuchung deswegen nicht, "weil man das Al⸗ 
ter des Spiegels nicht weis, auch nicht „ober 
zu den beſten ern teten pet nee 
an habe a hen a 
Die — welche Ki Ka | 
mat fi‘ $ anz darin fehen onfe, find, wahr 
Ye yet el rplatten geweſen; 
au fer ih n — dazu ge 
ie ni — 







rt mo ht na, den dam 
gen Zeiten’; — — b ich weis ‚nid, 
ob fie ie anf Küh ter ‚Bräter wit 
den Ge see er art ae 
4 Man —— tnieber., daß die Alten, 
außer den Metallen auch Steine zu Spiegel, 
verarbeitet und ſolche in Gebrauch gehabt ha⸗ 
ben. Wahr iſt es daß manche Steine, vor⸗ 
nehmlie ‚glasartige, undurchſichtige von dunk⸗ 
len ‚Farben, allenfals wohl ‚dazu dienen, Fönnen, 
aber. man, ‚wähle, melde man wolle, ſ wers. 
deu fie doch in diefer Auwen dung den Metals‘ 
len —— ste kommen. * unter 
| c . 


baaiv: gr * Ide 
enge bet Sr ca in 
Ber fün 3 — 5 Kae 
* des ran — 
on ra lat —5 ucian. ES Q ren 
ie. orar, Xl,/8, reden ?,..Grande 
i ’ — — adtio- 
Aem ſolebat. 4 Far, an mg 
>‘ — or Biden 


— 


® 


% 


292; 1.. Spiegel: 


allen Mineralien, ja, „unter allen bekanten 
Koͤrpern, die volfommenfte Undurchſichtigkeit 
und eben deswegen auch den groͤßten Glanj, 
beyde find Wuͤrkungen der Dichtigkeit und Ur⸗ 
ſachen, weswegen fie die Lichtſtralen voͤlliger 
und regelmaͤſſiger als irgend at — 
per, zurück werfen koͤnnen. ee 
Slagfpiegel find, at entlich weh u 
gegen die Steine haben doch 83 

wiewohl oft kaum bemerkliche Durch fichtig 
deswegen mauche Uchtſtrahlen — 
ſchluckt, wenig lens nicht zuruͤck geworfen wer⸗ 
den. Die f nernen Spiegel kommen auch 
bey den Alten fo ſelten vor, daß man erkent, 
fre find mehr zur Pradit , ale: zum eruſthaften 
Gebrauche beſtiumt geiwefen?“ Meiſtens finder‘ 
man nür in getäfelten Zimmern politte ſteinerne 
Tafeln oder Felder angebracht, "die wegen 
res Spiegelglanzes geruͤhmt werden. — ‚pr 


Plais e tybt ig biefer Abſicht den oft! 
hen Steitt, — den b genanten landi⸗ 


ir 3 I. 6 ig. — M. 


edler) Li, = * p. 156: g% genere vitri & 

Obfidiana — in —— 

n ‚Yapilis, juem 1 Obi 

KH nigerrimi, ’co a Alk * Yen 

Hi sid, ‚erafliore HA * ſpeculis parie· 

Ya ‚pro imagind are Dieß 

* — g; 165° 15 ind 4 
ymal wiederholek. Eiitmal fagt er? Poni- 


tur in fpeculis arietum;, a ne 
vmbras reddendas, 


— 1 


* 


1. Spiegel 2930 


ſchen Achat (42). Alles was er davon ſagt⸗ 
iſt dem, der dieſe Steinart oder verglafete 
Lava kennet, gewiß verſtaͤndlich· Das Bild, 
was ich in der daraus verfertigten Doſe, die 
ich ſelbſt beſitze, erblicke, gieicht einem dunkein 
Schatten oder Schattenbilde, aber mit. dein 
Unteufhiebe; daß man nicht blos den Linrißp 
fondern daB avolſtaͤndige Bild deutlich ſieht⸗ 
jedoch ‚mit; wenigen und. ſchatticht ver dunkelten 
Farben. Die Verarbeitung zu Bildniſſen und 
. Öeröthen „deren: Plinius gedenkt, ift, wegen) 
der großen: Sproͤdigkeit ſehr misuch· Koh) 
habe daraus zu Kopenhagen, außer: andern] 
Sachen, eine Schale mit einem Deckel geſehn, 
woran der Kuͤnſtler vier Jahre gearbeitet has 
ben ol nn N —8 Ya —— 
Domitlan hielt. fich als er ſich nicht mehr 
ſicher "glaubte, in ·einem mit Phengit getaͤfel⸗ 
ten Zinmer auf, — SB zu. erbue⸗ 
ken, der ſich ihm von hin tenzů naͤhern würde (9). 
Ohne Zweifel iſt unter jenem Namen ein Kalk⸗ 


1*. 


oder Gyps⸗Spat, ober Selenit zu verfteln; der 
— *X were — RN —* sr frey⸗ 
—— „rue. i r 


0°”) Man vergleiche, “och Wan will, wäg ic 
Beeren Bist © 52 Gebete 


: CO San ein ‚Domir- cap 84, pı.334: 


empare, fufpe&ti periculi..adpropinquante, _ 


follieitior in; dies » Poticunm, in„quibus ſpa⸗ 
tiari confueverat, ‚ parietes ‚phengite lapide 

diflinzit ,.e, cuius fplendore,.. per imagines, 

quidquid a tergo fieret, provideret, ;..0: 


> 





DIE 3: Spiegel: 


freylich wohl ein Bild machen kan aber des⸗ 
wegen ſolte man doch nicht Tagen, "dag die Al⸗ 
ten Spiegel aus dieſer Steinart gemacht ha⸗ 
ben. Auch verſtehe ich dag, was Plinius( 
wo er vomderfelben redet, hinzuſetzt idee, 
als ob jemals ein ganzes Gebaͤude aus Phen⸗ 
git gebauet worden, wozu der Stein aus man⸗ 
chen Urſachen, vornehmlich wegen ſeiner Bruͤ⸗ 
chigkeit,/ untuͤchtig iſt. Damals’ waren die 
Fenſter ber Gebaͤude noch offen, ohne durch⸗ 
ſichtige Ausfuͤllung, nur wurden fie mit Git⸗ 
tern und Worhaͤngen zuweilen vermacht Wiel⸗ 
leicht: waren in den Waͤnden des Gebäudes,‘ 


{ — * 4 - 
3. ma Her II FT FR 


HaIN 2973 
Kal niidisın Ira er ER 
(°*) Lib. 36, 22 p. 752: In Cappadocisreper-j 
tus eft lapis duritia marmoris , candidus at. 
que translücens‘!Tetiain qua: parfe/fülvae in- 
eiderant vende,exnrgunienta phengitdgappel-' 
urdatus. & Hoe, conftruxerat site Rare ai: 
„ guam.Seiam appellant , a Servio.rege l&cra-, 
ji m, autes Ge don — 
fribus opertis interdiu 'charitas ibr dirna 
43, eratsiralio quain fpechlariun aodaꝭ tahquamı 
inelufa luce, non transmifla. Iſidor orig. 
"16, a i Cappadociae — duritia marınoris, 
„. canaıdn „trapsiucidns,, . o quon- 
* Sam emplan eonfiraäuin efla aadanı pege 
Foribus aurels‘, qüibus claufis claritas diuxna 
: era - Auch unſer⸗ Spät iſt durchſichtig, 
. went gleic "gefärbte Adern ober Wellen'dar= 
‚in vorkommen, wie A. B.- der violette und 
iſabellenfarbige von AUndreasberg. Man vers 
‚gleiche meine Erktärung mit dem, was Sal⸗ 
maſ. exercit Flin. pı 184 fagt- Pu2i’ 


f 


— 


*. Spiegel. — - a 


‚von dem Plinius redet, die Stellen wo ſonſt 
die Fenſteroͤfnungen ‚hätten feynfollen;s mit 
Phengit ausgeſetzt oder vermauret, der ein 
ſchwaches Licht hindurche ließß, ſo daß es daran 
auch ‚nicht, bei. verfihloffenen Thnte Fehlen, 
und daß Plinius, alleüfals ſagen konte ne 
ſcheine das Licht nicht hinein zu fallen, ſondern 
in dem Gebäude; gleichſam eingeſchloſſen zit 
ſeyn. III LIDRRITIE EN En 130 
Es moͤchte hler etwas zu fehlen feheinen, 
wenn ich wicht auch einer Stelle des» Pli⸗ 
nius (3?) aebädhte, wo er Don einem Spiegel, 
der sein ‚Smaragd geweſen, zu reden ſcheint, 
deſſen ſich Nero bedientchaben.foll, umndie 
Kaͤwpfe auzuſehn; Cary behauptet Nexro 
ſey kurzſichtig, und fein Smaragd. wie ein 
Hohlglas gebildet geweſen. Erſteres meldet 
Plinius ausdruͤcklich (S2) aber letzteres, wie⸗ 
wohl es auch Abat (7) nicht unwahrſchein⸗ 
—18 re LER ce re 
:2@2).XXXVII, 5 p- 774: Smaragdi plerumque 
„2 ,& goncayi, -vt vilum-calligant,, „Quaprop- 
ter decrefo hominum ıis pareitur , fcalpi ve- 
titis. Quamquam Scythicoruim Äegyptio- 
rumque duritia tanta eff, vt nequeant vul- 
"_ "nerari. „ Quorum vero corpus exten um eft, 
.  eadem, „gua fpecula ‚ ratione, (upini imagi. 
nes rerum reddunt,, Nero princeps gladia- 
“ __torum pugnas fpeötabat fmaragdo. 
- G®JLib. XI, 37 p- 617: Neroni, nifi cum eon- 
niveret, ad prope adınota hebetes (oculi). 
-. 2%) Diefen Auffaß des Abat findet man uͤber⸗ 
....eßtim neuen Hamburg. Magazin IS.568. 


BB u Gpiegel. 
desfals auf. Xheophraft beruft (* Mz hir 


dieſer Edelſtein niemals von einer Gi ge⸗ 
funben- wird, wobey dieſer Gebrauch wiß 
moͤglich gedacht werden kan. Allein ley 
und der ungenante Italiener haben richt m 
groſſen Irthum des Plinius, den Ha 
nicht bemerkt hat, bewieſen. Iheopkrail) 
redet daſelbſt nicht vom Rubin, fondew 
dem / bekanten ſchwarzen Marmor aus bin 
wiewohl ex, beyde ardexk,. andern, Ur 
bunculus,,; nennet ; ein. Namen , der dem Is 
bin wegen der Aehnlichkeit mit, einer gluhe 
den, ‚uud dem ſchwarzen Maxmor wegen * 
Aehnlichkeit mit einer ausgeloͤſchten Kohle h 
geben worden iſt; ‚und dieſer letzte hat zunt 
len, wie der Obſidlaniſche Stein, zu Spiegen 
gedient. reg 
ET a ae. BE OO Keine 
Bra ri -xα 
.. (+9) Libr. 37 eap.7 p. 770: Nafcuntur (ci 
buneculi) & in Thracia coloris eiusdem, igneM 
minime ſentientes. » Theophtäftus:atktor el, 
& in Orchomeno:Arcadiae invenirl, 6 
Chip, Illos nigtiores „ e quibüs &]J 
eri. — 
CT Er be in Te EAAddor ; Eurelsseitt 
00V ra dvIpoenev 70 EE O'pyou£vov 13 Fr 
.. wudixg. Esı d’ ourgG usAgvrepoc röv X: ua 
Sn. omrba' O2 EE Kuroo rolvei. Quae naleunt 
“; in Graecia,,; viliflimae:; vi carbunculus 
Orchomeno Arcadlae: eft atiteın ifte n! r 
Chio (martore); fpecula autem exillo hanlı 
De 


Wer ber» 


1. Spiegel. 2899 


Keine geringe Beyhuͤlfe zur Geſchichte der 
Kuͤnſte iſt die Nachricht, wie ſolche bey den 
eingebohrnen Amerikanern, ehr ſie das Un⸗ 
glück hatten, den Europäern bekant zu wer⸗ 
den, beſchaffen gewefen find. Auch fie hats 
ten {don Spiegel, welche felbft die Europäer 
bewundern muften. Einige waren aus der 

Schwarzen, etwas durchfichtigen, alafichten Las 
oa gemacht, melde die Spanier Gallinazo, 
Galinace, nennen,. und mit dem oben genans 
ten Obſidianiſchen Stein einerley ift, den auch 
die Römer zu gleichem Gebrauche anmwenbeten. 
Daraus haben bie Peruaner ebene, hohle und 
erhabene Spiegel gehabt, Andere haben fie 
aus dem Mineral gemacht, welches Sncaftein 
genant wird. (42) Diefer ift, "mie bereits Bo; 
mare, Sage, Wallerius und andere Mineras 
logen gemeldet haben, (*?) ein derber Kies 

oder 


(+2) Anton. de Ulloa in feiner Reife, nach der 
teutfchen Ueberfegung, Die den neunten Band 
der algemeinen Hiftorie der Reifen ausmacht, 
©. 343. | 

(+3) Bomare Mineralogie II ©, 15 und 159. 
Sage Mineralogie. Leipz. 1775.8* ©. 230. 
Wallerii /yfema miveralog. 1 p. 133. Gme⸗ 
lin Naturſyſtem des Mineralreichs nach Lin⸗ 
ne. Nürnberg 1778. 8 * II ©. 489; auch 
wird S. 471 Inkaſtein ftat Jakaſtein zu 
leſen ſeyn. Recherckes fur les Americains par 
Paw II p. :84: Quant ä la pierre des Incas, 
c’ eft une efpece de pyrite blanche, arfeni- 

III. Theil, st cale, 


EA A en * ” 
» 34 








BB In ‚Spiegel. 


—— — 
"bie er; Edelſtein —— 
funden wird, ** * 
moͤglich gedacht wer m ann j 
amd dev. ungenante „Sta 
groſſen Irthum des % 
















dem bekonten ſchw varzen 
wie ‚endende ART dee 
buneuluäs: nuina 
ix — is 


41 7.58 
. 


— 
Meſſing ge⸗ 
De, 
— in welch 
—2 J > in we m 
a ,— — aus einer mit 
IR. Ba \ ‚Stafel beftehn, 
te N ‚inige mit ſolcher 
nu I 5 man fie laͤngſt 
— ck 3 gleichwohl findet 
Er , je nur Vermuthung 
FE ‚ und id) merfe, audy 
7 erden, nichts zu dem, 
L iften der Alten bisher 
de zu Denfen, fo fehr idy auch 
# :, biftorifdye Gewisheit von 


. unterfcheiden. 


Spiegel. 301 


Wenn ich das, 


»er zu wiſſen meine, kurz zuſam⸗ 

ite, ſo wuͤrde ich ſagen, daß man 

ı zu Sidon Glasſpiegel zu machen 

hat, daß dieſe aber viel ſchlechter als 

sallenen gerathen feyn müffen, weil fie 

e nit aus dem Gebraudye verdrängt 

en. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel 
einen mir Nachamuugen des obfidianifchen 
Steind, ein ſchwarz gefärbtes Glas und hers 
nad) eine Glastafel mit einer ſchwarzen Uns 


terlage geweſen zu feyn (*). Viel fpäter hat 


man 


(7*) De la Vega II, 28. | 
C) Montamy in der Abhandlung von den 
Sarben zum re Leipzig 1767. 8 * 
Kk2 


©. 322, 


300 r. Gpiegel. 


oder Marcafit, der eine vortrefliche Yıltır 
annimt, und deöwegen aud) in Europattge— 
ſchliffen, und ehemals unter dem Anm 
Gefundheitsfteine in Ringen getragen min, 
Vor zwanzig Jahren trug man Eleint kile 
geſchliffener Marcafite in Rockknoͤpſamd 
Schuhſchnallen und nante diefe: mit Stunt 
gelegt; jet find fie außer Mode. ln 
fagt, der Incaſtein fey weich (bruͤchig) w 
durchſichtig, und etwas bieyfarbig; er hit 
oft Adern, welche fid nicht poliren laſſen, m 
dann zerbredye er leicht an diefen Adern, 
Daraus verfertigten Spiegel, welche er geit 
hat, haben zwey bis drey Zoll im Durde 
fer gehalten, jedoch hat er auch einen non db 
tehalb Schuh im Durchmeeſſer gefehn. d 
Vermuthung, welche einige gehabt haben, du 
biefe Spiegel gegoffen wären, hat wohl Ki 
nen andern Grund, als die Aehnlichkeit ded 
gefchliffenen Marcafits mit gegoffenem Ent 
Gewiß ſchickt ſich diefes Mineral zu det 
Gebrauche ſehr gut, und ich wolte mohl ber 
muthen, daß die Peruaner beſſere Spiegela 
die Griechen und Mömer gehabt haben, be 
denen man von dieſer Rutzung des Marðohſld 
keine Spuhr findet. Inzwiſchen ſollen P= 
— | Oi 


cale, luifante comme de l’&tain, ou du fr 
recuit, dont |’ analogue eft — * 

‚ notre continent, ber letzters iſt wo 
wiß falſch. | ' 


1. Spiegel: 301 


Spiegel von Silber, Kupfer und Meſſing ge⸗ 

habt haben. (*4) N | Er 
Ich komme nun zu der Frage, in welchem 
Zeitalter unfere Glasfpiegel, die aus einer mit 
einem Metalle unterlegten Glastafel beftehn, 
erfunden find. Diefe haben einige mit folder ' 
Zuverfiht beantwortet, daß man fie laͤngſt 
fuͤr ausgemacht halten ſolte; gleichwohl findet 
man ſtat wahrer Beweiſe nur Vermuthung 
oder Wahrſcheinlichkeit, und ich merke, auch 
mir wird es ſchwer werden, nichts zu dem, 
was man in den Schriften der Alten bisher 
bemerkt hat, hinzu zu denken, ſo ſehr ich auch 
den Wunſch habe, hiſtoriſche Gewisheit von 
Vermuthung zu unterſcheiden. Wenn ich dag, 
was ic) hierüber zu mwiffen meine, kurz zuſam⸗ 
menfaſſen ſolte, fo würde ich fagen, daß man 
zwar ſchon zu Sidon Glasfpiegel zu machen 
verfucht hat, daß diefe aber viel ſchlechter als 
‚ bie metallenen gerathen feyn müffen, weil fie 
leßtere nicht ans dem Gebraudye verdrängt 
haben. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel 
feinen mir Nachamuugen des obfidianifhen 
Steins, ein ſchwarz gefärbtes Glas und her⸗ 
nach eine Glastafel mit einer ſchwarzen Un⸗ 
terlage geweſen zu ſeyn (*). Viel fpäter hat 
man 

(**) De la Vega II, 28. 

C) Montamy in der Abhandlung von. den 


Sarben zum Porzellan. Xeipzig 1767. 8 * 
5 Ki ©. 322, 


302 1. Spiegel. 


man die noch glühende Glasblaſe inwendig mit 
Bley oder einer metalliihen Miſchung übergofs 
fen; noch fpäter und, mie es fcheint, zuerft 
u Murano, hat man Glastafeln mit dem 
malgama von Zinn und Queckſilber belegt. 
Die neuefte Verbefferung iſt das Gießen der 
Slastafeln, und die allernenefte die Kunft, eben 
fo große Zafeln, ohne die foftbaren und miss 
lihen Anftalten, melde das Gießen erfobert, 
durch Blaſen und Strecken zu machen. 


Daß auf der berühmten Glashütte zu St; 
bon gläferne Spiegel gemadt worden, dad 
fagt Plintus zu deutlih, ald daß man es in 
Zweifel ziehen koͤnte (+7). Aber wenn ich diefe 
Stelle ohne Vorurtheil, ‚ohne das dabey u 
benfen, was andere bereits darüber gefagt ha: 
ben, blos mit Vergleichung deſſen, was id 
aus zuverläffigen Nachrichten ber Alten zu 
soiffen meine, lefe, fo kan ich fie nicht anders 


als fo verftehn: man hat, fagter, Glas auf 
allerley Weife zu bearbeiten oder zu verarbeis 
ten erfunden, vornehmlich zu Sibon, wo man 


fo 


&. 222, verfichert in Samlungen alter Sel⸗ 
 . kenheiten Glasfpiegel gefehn zu haben, bie 


binten nur ſchwarz überzogen gemefen find. 


(*’)XXXVI, 26 p. 758. Aliud vitrum flatu 
figurstur, aliud torno teritur, aliud argenti 
modo caelatur, Sidone quondam iis othcinis 
nobili, diquidem etiam fpecula excogitave- 


’ 


sat, Haec fuit antiqua ratio vitri. 


— — — —— 


1. Spiegel. . 303 


fo gar auch Spiegel daraus gu machen ausge⸗ 
dacht hatte. Alſo feheint die Rede von einem 
Verſuche zu-feyn, der nicht ganz geglückt ift, 
fondern der ſchon damals, ald er ſchrieb, wieder 
aufgegeben und meift vergeffen worden. Hätte 
biefer Einfall Epoche in der Kunft gemacht, fo 
würbe ihn Plinius da, wo .er die almälige 
Verbefferung derfelben mit gefliffentlicher Vol⸗ 
ſtaͤndigkeit erzählt, nicht übergangen 'habenz 
aber da gedenkt er diefes Verſuchs garnicht (*°), 
Alle von ihm erzählte. Erfindungen betreffen 
offenbar nur die metallenen Spiegel, unter 
denen die -filbernen damals die neueften waren. 

Wären die Sidonſchen belegte Glastafeln ge⸗ 
wefen, fo hätten die metallenen ,. deren. Vers 
fertigung menigftens nicht leichter, deren Ges 
brauch wegen des Anlaufens, des oͤftern Abs 
reibens und der nöthigen Einfchliegung in Fut⸗ 
teralen viel’ unbequemer, auch wegen der 
Schwere und des matterern Bildes unange⸗ 
- nehmer mar, unmoͤglich fo lange immer noch 

in Gebrauch bleiben koͤnnen, als fie doch gewiß 
geblieben find; ſo hätten. auch. ficherlich ‚oft 
Umftände und Ausdruͤcke, die fi auf Glas 
beuten’lieffen, vorkommen müffen. Da Glas 


fehr 


(*°) XXXII, 9 p. 627, Atque vt omnia de 
fpeculis peragantur hoc loco, optima apud 
maiores fuerunt Brundifina, ftanno & aere 
mixtis. Praelata funt argentes. 


Kt 3 


304 1. Spiegel. 


ſehr lange, zumal zu Rom, in fehr hohem 
MWerthe geblieben ift, und da fo viele andere 
Glasgeraͤthe unter KRoftbarkeiten genant wers 
ben, jo fommen Spiegel doch nur unter Sil⸗ 
bergeräthen vor. Von Plinius bis zum dreys 
zehnten Jahrhunderte ift mir Feine. fihere 
Spuhr von Glasfpiegeln befant, aber feit ber 
Zeit, daß ihrer einmal auf eine unzweifelhafte 
Weiſe gedacht ift, finden wir fie oft. durch alle 
Sahrhunderte genant, und die meiallenen vers 
ſchwinden endlich ganz. 


Wie die Sidonſchen Spiegel gemacht mars 
ben, wiſſen wir nicht; aber foll audy ich ınir 
eine Vermuthung erlauben, fo meineih, daß 
fie aus dunkel gefärbtem Glaſe beftanden und 
dem Obſidianiſchen Steine geglichen haben. 
©o pflegt der Gang der Erfindungen zu feyn. 
Man hatte damals noch Feine andere Vorftels 
lung von Ölagfpiegeln, alddie, welche die natürs 
lichen Släfer oder die gladartigen Steine angas 
ben. Wolte man fie aus Glas madyen, fo 
ſuchte man fie wie jene zu. machen. So bes 
mühete man fi, nad) Erfindung der Druderey, 
bie gedruckten Bücher den Handfchriften gleich 
oder fo viel möglich ähnlich zu machen, meil 
man in dem Wahn fand, daß diefe Erfins 
dung nur in fo fern, als fie den Handfchriften 
glei kommen Eönte, zu billigen fey, ohne 
gleich zu bemerken, daß fie die Schreibfunft 


- fehr 


— 


1. Spiegel. 30% 


fehr weit übertreffen:Fönte. Da wurden alfo 
die Sidonfchen Spiegel von den vielleicht um 
felbige Zeit erfundenen oder verbefferten filbers 
nen oder ehernen fo weit übertroffen, daß fie 
eben deswegen nicht in Gebraudy kommen kon⸗ 
ten. Vielleicht wären die Glasfpiegel früher 
erfunden worden, wenn man früher Glasfen⸗ 
fier gehabt hätte, die oft, wenn fie Fein Licht 
von hinten her hindurch) laſſen Eönnen, Spies 
gel abgeben, welche die beften metallifchen übers 
treffen. - Vielleicht würde man alsdann biefe 
altaͤgliche Bemerkung früher benußet haben. 


Das Gegentheil meiner Meynung hat kei⸗ 
ner mit mehrerm Wortgepränge behauptet, 
ald Abat, aber wenn man feine Gründe ents 
kleidet, fo findet man fie fo ſchwach, daß mar 
kaum Neigung haben kan, fich mit ihnen eins 
zulaffen. Die Bemerkung, fagter, daß eine 
Glastafel der befte Spiegel wird, wenn durch 
eine metallifche Unterlage verhütet ift, daß 
Feine andere Lichtfirahlen,, ala die vom Glaſe, 
zurück geworfen werden, ins Auge Fommten, 
fey fo leicht, daß fie gleich nady Erfindung ded 
Glaſes habe gemacht werben müffen.: Wem 
fält hiebey nicht das Ey des Columbus ein? 
Mer weis nicht aus der Gefchichte Beyſpiele, 
daß maricher fo oft einer Erfindung nahe ges 


weſen, daß man glauben folte, er hätte fie 
‚treffen muͤſſen, fo daß man ihm mit jenem 


; Ras 


— 


306 1. Spiegel. 


Kayſer nachrufen möchte: taurum toties non 
ferire, difſicile eſt (?7). Die Sidonfhe Er⸗ 
findung wäre, fagt er, nicht der Erwähnung 

werth gewefen, wenn fie nichts beflers gelies 

fert hätte, als was man ſchon an dem obfidis - 
anfhen Steine gehabt hätte. Aber ihrer ift 
auch nur einmal fo kurz und abgebrochen und 
foft fpöttifch erwähnt worden , Daß man wohl 
erkennet, wie wenig fie geachtet worden. Wenn, 

fährt er fort, die Sidoner nicht die Glasſpie⸗ 

gel erfunden haben, fo nenne man einen andern 
Erfinder; er verfihert ven Mamen beffelben 
bey Neri, Kunfel und Merret vergebens ges 
fucht zu haben. Das glaube ich wohl! aber 
merkte denn Abat nicht, daß er auf diefe Weife 
den. Sidonern auch die Erfindung der Taſchen⸗ 


. uhren, des Branteweins und anderer Künfte 


zufcyreiben koͤnte, als deren Erfinder in Bür 
dern, wo man fie ehr als bey Neri erwarten 
folte, nicht genant find. Noch armfeliger ift 
der Grund, daß viele alte Ausleger der Mos 
faifchen Bücher, Nicol. de Lyra und andere 
gemeint haben, ſchon Mofes habe Glasfpies 
gel gelant. Aber was haben diefe Commens 
tatoren nicht alle gemeint! Wenn es darauf 
ankoͤmt, Schriftfteller zu nennen, die gleicher 
Meynung geweſen find, fo Eönte ich eine. viel 
ta Zahl viel ER Männer nennen, 

— 


er Trebell. Pollio visa Galien. cap. I2. 


| 1. Spiegel. 307 


welche, nad) angeftelleter Unterfüchung, das 
‚ Alter der Glasfpiegel geleugnet haben. 


Die Meynung des Abat hat aud der Enge 


N Yinder Watſon (*°), aber mit viel mehr 


Critik und weniger Zuverficht zu vertheidigen 
gefucht. Seine Gründe meine id) bereits ent— 
kraͤftet zu haben; aber eine Bemerkung vers 
dient hier nicht uͤbergangen zu werden, weil 
ſie einen Vorſchlag zur Erklärung derjenigen 
Stelle des Plinius (+?) darbiethet, die id) 
oben für unerklärt angegeben habe. Nenn 
man, fagt er, annimt, daß Plinius Glass 
foiegel gefant hat, fo verfieht man, was er 


von der damals neuen Erfindung, Gold hins 


ter dem Spiegel anzubringen, fagt. tat ded 
Amalgama von Zinn har jemand das Amals 
gama von Gold zum Belegen vorgefchlagen, 
welches die Alten allerdings bereits Funten und 
zum Vergolden anwendeten (9). Dabey erinz 
| 5 5 nert 
(+8) Chemical effays. Vol. 4. Cambridge 1786. 
12 * p.246. 7 
(*?) XXX, 9 p: 627. Nuper credi coeptum 
certiorem imaginem reddi auro appofito 
averſis. 


1 


Ein. XXXIIL, Aes inaurari argento vivo, 


aut certe hydrargyro, legitimum erat. Der 
erfte Namen fcheint. gediegenes Queckſilber, 
der andere aber das was durch Kunft gefchies 
den iſt, zu bedeuten. Sch habe hievon fon 
im erften Theile ©. 45. geredet. 
RE < 





H x 





308 1. Spiegel. 


nert er, daß auch Buͤffon den Einfall gehabt . 
hat, daß das Amalgama von Gold wohl def 
fer zum. Belegen, als das jeßt gebräudlice, 
ſeyn moͤchte (°*).. Sinreich ſcheint mir wes 
nigſtens dieſer Gedanke zu ſeyn, aber wenn ich 
die Stelle noch einmal ohne Vorurtheil leſe, 
fo fan ich unmoͤglich glauben, dag Plinius an 
eine Glastafel gedacht hat, da er allein von 
metalliihen Spiegeln redet, und die Belsgumg 
init dem Amalgama ift gewiß zu fünftlih, «is 
dag ich fie einem Zeitalter ohne völligen Be⸗ 
weis zutrauen mag. Mir bleibt ed mwahrs 
fheinlich, daß jemand durch ein polirted Sold⸗ 
blech die Lichtſtrahlen habe colligiren und ent 
weder auf den Spiegel oder auf ben Gegens 
ſtand leiten wollen, um dadurdh das Bild 
deutlicher zu machen, 


Hr. Profeff.. Geeren hat mir in ben Ec- 
logis des Stobaͤus, wovon er jeßt eine neue 
Ausgabe veranftaltet, eine Gtelle gezeigt, 
welche beym erften Anblick auf einen Glasfpies 
gel zu deuten ſcheint (??). Der — 

raͤer 


(7) On pourroit trouver le moyen de faire un 
meilleur &tamage, & je crois qu’ on par- 
viendroit en employant de Por & du vifar- 
gent. Hifl. nat. fupplem. Ip. 451. 

(??) DiAoizos 6 TlvIayopsioc, Uxloudj ray 
#Av, dexöusvov kiv TöU EV Tu nun TU- 
eoc riv ayravysay, diydourra di zpos Ang 

Ei 


a u nen = 


1. Spiegel. : 309 _ 


raͤer Philolaus foll geglaubt haben, die Sonne 
fey ein glasartiger Körper, der das himmel⸗ 
ſche Feuer oder das Weltfeuer nur auffange, 
und wie ein Spiegel auf unfere Erde brädhte. 
Aber wenn man auch die Worte beym Sto⸗ 
baͤus mit-denen, womit Plutarch (F?), Adils 
les Tatius (4), Eufebius (°F) und andere 
diefe Meynung angegeben haben, vergleicht, 
fo kam man fie doch nicht mit Gewisheit vers 
ſtehn. Anfaͤnglich ſcheint es, als ob Philos 
laus die Sonne fuͤr durchſichtig gehalten, und 
angenommen habe, daß die Lichtſtralen durch 
felbige verdichtet anf unfere Erde kaͤmen; uns 
gefähr fu wie eine Glaskugel fie in einen 
Brenpunkt zufammen bringt. Go haben es 

117983 auch 


ro re Das ν aAEav, Wss TpomoV. TIva 
dırroug nAloug ylyvarIy, TO, TE &v Tr Cupa- 
vw mupddss, Hx) TO Em’ Kurou mupocideg. #2- 
Ta 70 Eoomrpoadeg‘ ei un rig na rolrov Adden 
ns Tnv demo ToV| dvorrpov nur! avauhacıv Öinomwei 
 GOWEUNY Mpog yu&g Kvyyv. Philolaus ‚vitreae 
naturae folem fecit, qui vt caeleftis ignis 
‘radios reciperet, ita lumen fimul cum calore 
ad nos transfunderet; fie vt duo quodam padto 
lint foles, nempe .caeleftis ignis, & qui inde 
tanquam in (peculum transfunditur; nifi quis 
etiaım tertium velit addere, radium a fpeculo 
ad nos reflexum, Stob. eclog. edit. Antverp. 
1575 fol. * p.56. 
(?2):De plasitis philofoph. 2 cap. 20, 
-(3*) Ifagoge in Aratum cap. 19. 
(°°) Lib. Ixap. 8. ie | 





310 1. Spiegel. 


auch einige Ausleger verftanden , die din 
gar, wegen ber Berwandfchaft des griedim 
Worts, an einen Trichter gedacht hi 
Uber alsdann hätte die Vergleichung mitm 
Spiegel nicht ſtat finden Eönnen, und wiln 
Diefe rechtfertigen und ‚annehmen, Phil 
habe die Sonne fir einen glänzenden fpig% 
den Körper gehalten, fo wird dasjenige ut 
ſtaͤndlich, was er von durchfallenden oder hr 
durchgelaffenen Lichtftralen und von den dr 
fhenräumen des Sonnenkoͤrpers fagt. W 
man nichts defto weniger die letzte Andlaw 
behalten, fo folgt doch daraus noch nicht, ! 
der Philofoph Glasfpiegel gekant hat. © 
nämlidy gewiß, Daß vaAoy, welches man Ü 
glasartig oder gläfern überfegt, jeden fehr 
ten Körper bedeutet, ver Lichtftralen zuruͤck w 
fen kan. Urfprüinglich hieß fo ein naffer Köt 
und weil ein folder einen Glanz hat, fo mi 
es für jeden glänzenden Körper und enblid 
ſonderheit für Glas gebraucht (56). Pr 
chius erklärt daher vxAdes und UaAov dut 
Anpmeov. Wenn demnach Philolaus aud)? 
Sonne für einen Spiegel gehalten hat, fo fol 
daraus noch nicht, daß er einen gläfernen gi 
dacht hat, und zu dem iſt nur die Rede 9 
Zuruͤckwerfung eines ſtarken Lichts, und da 
dazu unter gewiſſen Umſtaͤnden das Glas 
ſchickt iſt, das konte und muſte man g 
n 


(5°) Salmas. ad Solin. p- 771. e. 


x. Spiegel. - 311 


nach deſſen Erfindung bemerken, ohne deswe⸗ 
gen gleich die Kunſt zu erfinden, durch eine un⸗ 
durchſichtige Unterlage daraus bequeme Spie⸗ 
gel zu machen (57). Auch Empedokles ſagte, 
die Sonne ſey ein Spiegel, und die Erleuchs 
tung, welche unfere Erbe daher erhält, fey 
eine Reflexion des MWeltfeuers, die Eufebius 
mit der Reflexion, die das Waffe macht, 
vergleicht (5°). F 
In 

(37) Mehr über die Meynung des Philolaus 
findet man in Eduard. Corfinus Ausgabe 

von Plutarchs Buche de placitis philoſoph. 
Florentiae 1750. 4 * p. 61 und pag. XXI. 
Ich fee binzu, wie Riccioli fie gefaßt hat, 

in Almageftum novuml p. 93: Solem non efle 
emnino opacum,. fed tanquam cryftallum 
denfifimam,, ita diaphanum eſſe, vt in pro- 
funditatem corporis folaris vifus nofter fe in- 

— finuet, & radii ad nos propagentur, non ex 
fola fuperficie,' fed etiam ex centro folis. Die 
Meynung des Empeducles findet man erläus 


tert in 7. N. Frobefi fpecimen polyhiftoris _ 


heliographici. Helmftadii 1755. 4 Bogen in 
4, * p. 30. 

—— Herr Prof. Heeren bat mir feine Mey⸗ 
‚nung über diefe Stelle des Stobaͤus ertheilt, 
Die man bier gewiß gern lefen wird. „Der 
„Gritifer, fagt er, wird ſich ſchwerlich übers 
„reden, daß bie Morte: ne Ti am’ Kuröu 
„rupoeis nara ro Eoomrpoeides, richtig find, 
„wenn fie ſich gleich norbdürftig aͤberſetzen 
„laſſen. Was die Sacherklaͤrung betrift, ſo 
„wuͤrde ich dieſelbe blos auf das bauen, was 
„in 


⸗ 





Erde, 

eu Fr IE erlr rung aun Yer Günie 
„Auge we Dr eisen Erhhud, in 
„em &5 weißz Leiser dire, wieneht 
„deye Ion, &sE Boris satz Wert ine Elf 
„uns Wr ie Blmıı er Bir 
„zung weiltı gehu, is mad man, Kuade od, 
„uiss ben ber teher Idee Keen beiden, Ku 
„Bu Sommenkrsin auf birie Scdveibe Seller, 
„und Sum bizier ıu ums seeatirt werder. 
Alassivrm-- zer zrächeny) 
„glaube ich aber dech, bab ouiss kur Buch 
„Slas und ialsadys durch glälere aber ai.zie 
„artig Überiest werden maß. Demm es @ 
„ofenbar bie Bbh ht des Philelaas Die Sxb- 
„Ranz bed Sonuemlörpers zu befitimmmem > 
„ale mufte er einen aewiſſen beüimteu Ries 
„per angeben. Das Reſultat wär: alio mer 

heit die Sonne für eine ebeme 
„Blasiheibe, bie bie Etralen oder ben Glanz 
„des ſchen # e er 


„baraus folgern. R 
(°?) Da alle griechiſche Ausgaben dieſer Pro- 
biematum ſelten ſind, ſo will ich die Sure. 


r. Spiegel. 313 


in ber Geſchichte dieſer Kunſt nicht um einen 
Schritt weiter. Denn es iſt erwieſen, daß 
jener 


Aufgabe hieher ſetzen. MAr ra vsAıa ner- 
omrox Aupmovow &yav; bri Evdofer Kura 
xplovoı unsoırepw. meQßune Ödurou 7 Puoic. 
dırvyijs. nal ry ÜEeAw avanıyvuudvy, Aupmpg 
Buoy , mAgov dınvyalerdy' na) Tas Idlac furi- 
voc die Tav mopwv Ts ÜEhov mapamenmouoK, 
 diriandles vo Emimoiiig na) Euros TU bwpLa- 
roc Tg Uekou* no durwg ylveray oPbdox Adı- 
rovoz. Go findet man diefe Nufgabe fo wohl 
- in der höchft feltenen Ausgabe des Ariftotes 
’ les von Aldus, Venedig 1495, in dent \ 

° Theile, der auf biefiger Univerfitäts - Biblios 
thek der vierte heißt, ©. 23: a. ald auch in 
der Wechelfchen Ausgabe von Sylburg S. 
292, imgleichen in Der Parifer einzelnen Aus⸗ 
gabe der Problematum von 1541 in 12 des 
Conrad Neobarius: A’lskavdpov Appodı- 
giewg larpınz Kmrapynarz a) 'Ducine mpoß- 
- Ayparo. In allen diefen Ausgaben folgt noch 
ein Zufaß, der aber zu diefer Aufgabe nicht 
zu gehören feheint, und der, mie Sylburg 
fagt, in den älteften Handfihriften- fehlt. 
Theodor Gaza muß diefe ganze Aufgabe in 
feiner Handſchrift nicht gefunden haben ; fie 
fehlt in feiner Ueberſetzung, die mit den Aris 
ſtoteliſchen Aufgaben zu Paris ohne Jahrzahl 
in 4, mit einer Vorrede des Martialis Cam- 
pii Charrhofini gedruckt ift, ungeachtet die 
näd)it folgende Aufgabe: Quam ob cauffam 
in fpeculis atque aquis dilucidis noftram fpe- . 
cıiem conipicere valeamus, da tft. Hingegen 
in Der-lateinifchen Ausgabe des Politianus, 
bie einzeln zu Paris in 4 gedruckt worden, 
| = ee (Pro- 





314 I. Spiegel. 


jener Alexander, ber in dem Anfange des drit— 
ten Jahrhunderts gelebt hat, nicht der Vers 
faffer diefed Buchs feyn fan. Denn diefer bes 

auptet 3. B. die UnfterblichFeit der Seele, die 
lerander von Aphrodifias mit dem Ariſtote⸗ 


les 


(Proftant in aedibus Nicolai Beraldi) findet 
fie fih N. 132. Eben fo liefet manfie auch 
in der lateinifchen Ausgabe verfchiedener 
Problematum : Amftelod. apud Joan. Waes- 
bergios, 1685. 12 p. 219. Syn allen diefen 
fehlt der Zuſatz, der hingegen in folgender 
Ausgabe ergänzt ift: Alex. Aphrod. probl- 
masa — graece & larine Joannis Dauioni fudir 
illuſtrata. Pariliis 1541. 12, die zu der om 
genanten griechifchen deffelben Jahrs gehört, 
pag. 39 n. 132. Diefe Ueberfegung will id 
ganz abfchreiben. Quare vitrea fpecula fplen- 
deant plurimum? Quoniam ftanni natura, 
quo intus illinuntur, cum fit pellucida. vitro 
ex fe perfpicuo commilta, magis refplendet 
& radios fuos per vitri exiguos meatus t-ans- 
mittens ac externam illius corporis faciem 
duplicans, reddit magnopere lucidam. Qua- 
litatum porro aliae quidem vires fuas in 
profundum nequaquam -transmittunt; vt al- 
bum, nigrum , fulvum & huiusmodi; aliae 
penitus transfundunt per transmutationem, 
vt frigus, calor, ficcitas, humor, quae prop- 
tesea ad discrimen & comparsationem fupra 
dittarum, effecteices qualitates a philofophis 
‚& medicis appellantur.. Gute Nachrichten 
von den verſchiedenen Ausgaben diefes Buchs 
findet man ©. 289 im erften Theile der Zwey⸗ 
bruͤckſchen Ausgabe. des Ariftotees, die Hr. 
Prof. Buhle beforgt.. Ä 


Spiegel. 315 


led leugnete; auch muß der Verfaffer der Aufs 
gaben gewiß ein Arzt von Profefjion gewefen 
feyn. Eben deswegen haben. einige fie, dem 
Alerander Trallianus, . der in.der Mitte des ' 
ſechſten Jahrhunderts die Arzneykunft trieb, 
zueignen wollen, aber dieß iſt mur eine. Pers 
muthung, der man bis jeßt noch Feine Wahre 
ſcheinlichkeit hat geben können, zumal da viele 
Aerzte den Namen Alexander gehabt haben 
Die Aufgabe, vonder ichihier, rede, findet ſich 
auch nicht in allen Handfhriften und Ausga⸗ 
ben,. fo daß noch der Zweifel übrig bleibt, vb 
fie nicht einen jüngern Verfaſſer, als der übrige 
Theil des Buchs hat, zu dem gewiß viele Be⸗ 
fißer allerley Aufgaben, bie ihnen - gefielen, _ 
binzugefchrieben haben. So viel bleibt gewiß, 
daft derjenige, von: dem dieſe Aufgabe iſt, 
fidyer belegte ‚Spiegel gefant hat, und das 
Wort, deffen er ſich dabey bedient. hat, deutet 
an, daß nicht etwa nur eine Zintafel unterge⸗ 
legt, ſondern daß das Zinn uͤber die Glasta⸗ 
fel gewiſcht worden, als naͤmlich jene noch 
heiß und dieſes fluͤſſig geweſen iſt. Der alte 
franzoͤſiſche Ueberſetzer hat gemeint, der Ver⸗ 
faſſer rede von a ö een 2 offen; 


bar {alfa ill 9). 
Nice 


(8°) Les problemes d’ Alexandre Aphrod. — 
traduit de Grec — Francois- par M. Herret. 
A Paris. 1555. 8 * ff 50. n. on RT 
Hi. Theil. creel 


X 


316 1. Spiegel. 


. Nicht beffer, als jener Stelle.des Alerans 
ders, geht ed der, die man oft aus dem Iſidor 
für das Alter der Glasfpiegel angeführ: .hatz 
beym erften Anblick ſcheint fie ein tuͤchtiges 
Zeugniß zu feyn,: aber bey einer genauern Uns 
terſuchung verſchwindet es faft ganz... Nichts, 
fagt er, ift zu Spiegeln fo tauglich als Glas(**). 
Abat und andere, welche diefe Worte als ent: 
fcheidend angefehn haben, “tragen: deſto we: 
niger bedenken, ſchon dem jechften Sahrs 
hunderte, worin Sfidor gelebt hat, die Kent 
niß der mit Zinn und Queckſilber belegten 
Spiegel zuzufcpreiben, da eben diefer Schrift⸗ 
ſteller an einem andern Drte die Anmerkung 
macht, daß Duedfilber fi in keinem Gefäße 
beſſer, als in einem glafernen , aufbewahren 
laſſe (°?). Es ift wahr, ein mit diefem Mes 
talle angefülletes. Glas giebt einen ganz guten 
Spiegel ab, aber ich glaube, das habe man 

lange willen koͤnnen, ohne Darauf zu verfallen, 
reluient les feneftres de verre fi fort? Pour- 

“tant que la nature de l’eftain, duquel elles 
; „Iont bafties par dedans, fort clere, meflde 

avec le verre cler aufli de lui mesme, re- 

luyſt d’avantage;' & le quel eftain outrepaf- 

Sant fes raions par les petits pores du verre, 
. & augmentant doublement la face exterieure 
dudit verre, la rend grandement clere. 

e (°C) Orig. ib: 16, 15 p. 394. © 
62) Orig. XVI; 18 p. 396: Servatur autem 
melius in vitreis vafis; nam caeteras mate- 
' ‘ zias perforat, — 


4 


- 


j 4. Spiegel. 3 7 i 


dad Zinn mit Queckfilber zu Amalgama zu 
machen und damit. Spiegel zu belegen. Die 

‚erfte Stelle, auf, welche es hier eigentlich ans 

koͤmt, verliehrt ihren Werth, wenn man fieht, 
daß fie aus dem Plinius genommen und falſch 
abgefchrieben ift. Diefer erzählt, daß man 
dem. Ölafe allerley Farben und Geftalten ges 
ben koͤnne, und daß feine Materie folgſamer 
‚oder dazu geſchickter ſey, als Glas (2). Eben 
dieß ſagt Iſidor, wie gewoͤhnlich, mit denſelbigen 

Worten, nur ſtat ſequacior lieſet man bey ihm 

die Wortes ſpeculis aptior, und da iſt denn 

die Erwaͤhnung der Spiegel ganz unerwartet, 
und zum vorhergehenden und nachfolgen den ſo 
unpaſlich, daß man glauben muß, nicht Iſidor, 
ſondern einer feiner Abſchreiber habe dieſe Ab⸗ 
weichung, welche die Aehnlichkeit der vielleicht 
abbreviirten Wörter veranlaſſet hat, ges 
‚madt.(°°%). Aber wenn man au, glauben 

| 2. dt will, 

(>), Lib. 6, 26 p- 759: Fit & — & müt- 
rhinum, aut hyacinthos fapphirosque imita -· 

tuaum. & omnibus aliis coloribus. Nec eft 

- alia nunc moteris fequacior, aut etiam pidtu- 
rae accommodatior. Maximus tamen honog 

in candido translucentibus, quam Ps 

‚ eryftalli fimilitudine. 

. (64) Inzwiſchen muß dieſe Lefeart beym Iſi * 
alt ſeyn; denn ſchon Vincentius Bellov. 
führt fie fo an lib. 6 cap. 77 p. 415. Des 
Plinius Worte führt eben diefer lib. 7 cap. 77 
p- 474 etwas verändert an: Nec.eft materia 
fequacior vel picturae, ſeilicet acconımodatior, 


nr 


318 1. Spiegel. 


will, daß Iſibor felbft die Erwähnung bes in 
- feinem Zeitalter üblichen Gebrauchs des Glaſes 
zu Spiegeln unfhiclic eingefchaltet hat, fo 
läßt fi) doch daraus nicht abnehmen , wie die 
Glasſpiegel im fechften Jahrhunderte gemacht 
. worden. 

In dem ganzen Zeitraum vom Sfibor bis 
‚zum eilften Sahrhunderte find mir noch Feine 
Nachrichten, die hieher gehören, vorgekom⸗ 
men. Aber ums Zahr 1100, wie man we 
"nigftens nicht ohne Wahrfcheinlichkeit vermus 
thet, hat der Araber Albazen feine bekante 
Optik aefhrieben (9). In diefer vermuthete 
ich ſelbſt Glasſpiegel zu finden, aber ich habe 
‘fie vergebens geſucht, jedoch muß ich befennen, 
daß ic) das Buch nicht ganz durchgelefen habe, 
"Da mo er feine catoptrifche. Lehren anfängt, 
nennet er oft eiferne Spiegel, worunter wohl 
die aus- dem beften Stahl zu verftchn feyn 
inoͤgen. Bey Erklärung einer gewiffen Er: 

-fheinung ſagt er, wenn etwa jemand den 
* Grund derfelben in der dunfeln Farbe des Eis 
fens fuchen wolte, fo möchte er e8 mit filbers 
nen Spiegeln verfuchen (66). Solte er bey 
| IE | dieſer 
(°°) Opricus theſaurus Alhazehi Arabis, - item 
. Vitellonis-libri 10. Omnes inſtaurati a Frede- 

rico Risnero. Bafilese 1572. fol. * 

(°°) pag. 102, 103, 108. Speculum ferreum. — 
Seld dicet aliquis, cauflam huius rei effe ni- 
gredinem Speculi fesrei, --- Verum — 

| “ Ä -* hoc 


d 


1. Spiegel, 319 


biefer Gelegenheit. nicht viel mehr gläferne ges: 
naut haben, wenn ihm diefe eben ſo bekant 
als jene gemefen wären? Anfänglich nennet er; 
nie Spiegel ohne dabey .zu.feßen: von Eiſen, 
von Silber, hernach aber nennet ex. fie ohne 
ein ſolches Beywort. 


Alles dieß finde ich eben ſo in des Vitello 
Optik CT), die er in der Mitte des dreyzehn⸗ 
ten Jahrhunderts und zwar in Italien, wo da⸗ 
mals die Kuͤnſte faſt allein bluͤheten, ſchrieb (°P). 
Er, hat freylich zwar alles aus dem Alhazen 
genommen, aber er hat auch manches eigene, 
auch Verſuche uͤber die brechende Kraft des 
Glaſes, aber nie, ſo viel ich bemerkt habe, der 
Glasſpiegel erwähnt. Ob Tordanus Nemo⸗ 
rarius oder Nemoratius, der auch im drey⸗ 
zehnten Jahrhunderte ein Buch de ſpeculorum 
natura ſchrieb, derſelben gedacht hat, weis ich 
nicht, weil ich ſolches zu ſehen nie Gelegenheit 
gehabt habe. Ich vermuthe, es ſey noch gar 
nicht gedruckt worden. 

Inzwiſchen iſt das — Jahrhundert 
badjenige worin ich die erſten ganz unzweifel⸗ 
haften 

hoe non r t in nur, palam ex eo eft, quod 


Ioeo fpeculi ferrei, argenteo ‚poß to, eadem 
aceidit probatio. - - 


[5% pag. 191, 195; 196, 197. fpeculum e 
ferro mundo. 


‘($8) Bayle diction. aiſtor. IV p. 462. " 
| mh u: 


* 


330 1. Spienel 


haften Erwähnungen ter mit Zinn ober Bley 
belegten Glasjpiegel autreffe Johannes‘ 

Peckham oder Peccam, ein er | 
ciſcaner Moͤnch, der zu Orford und’ 

Rom lehrte und 1292 fiarb, ſchrieb “ind 
Sahr 1279 eine Optik, die unter dem Titelt 
Johannis Pifani perfpectiva communis einiges 
mal gebruckt ift (92). In dieſer nenmek er, 
anßer den Spiegeln von Eifen- nd Gtabl, 
auch von polirtem Marmor, nicht nur viegläs _ 
Laden Spiegel * , — er ſest audy, = 


















6, Sabricius in Biblioth. medii‘ 'aevi IV 
< 331 fagt, fie fey zu Venedig aedrudkt. —J 
3 »< in Unterricht von mathematischen Schrifter 
führt: eine. Ausgabe, an, . die 1624 zu Cöln, 
- auf 11 Bogen in 4 gedrudt if. — die 
| Freundſchaft bes Hr. Prof. Reuß ha 
” aus der Univerfit. Bibliotbe? folgende — 
| Ausgabe vor mir: Perſpectiva Joannis a 
anguei viri religiofi valgt: communis appel- 
lata - - la gymna ſio Lipzenfi — atg 
in figuris quem dilige fime tetificate 2. 
Hlätter in Rleinfol: ‘mit Mindsikriftii und 
breitem Rande, worauf die groben Zeich 3 
| gen abgedruckt find. Am Ende fteht: 
| plicit perfpeätiva pifani communis dita im 
felici gymnatio.Lipfenfi-emendata revifaque. > 
« .Impreffa arte & follertia.Baccalarii Martinä 
4*8 Herbipolenfis, an. dom. 1504... Man vers 
; ‚gleiche wegen, Diefer Ausgabe, und des N 
mens Pilanus, der dem Peckham von ei nz 
angedichtet zu feyn fcheint (Scheibel) 9 
leitung zur mathematifeh ben Buͤche 
Mi on. niß. St. 9. ©. 280 u. 284. 











„2 









fie hinten mit Bley überzogen wuͤrden, und 
daß das Bild nicht erfolge, wenn man ſolches 
wieder wegfraße (79). Mod) deutlicher redet 
Vincentius Bellor. (71). Er ſagt, das 
| en Bley 

(°°) Propos:' 7. Si res in fpeculo oftenduntur 
er radios reflexos, vt iam patet igitur per- 

———— per quam ſpecies in profundum 

ingreditor ſpeculi, impeditur; non expedit 
vinonem, quoniam reflexio eft a denſo per 
prünum huius, quia denfum eft, propter 
quod fpecula vitrea funt plumbo fubdutta. 
Quod fi vt quidam fabulantur dyaphoneitas 
effet effentialis (peculo, non fierent fpecula 
| de ferro & calibe, & a dyaphoneitate re- 
* °. .motiflimis. Nec etiam de marmore polito, 
euius contrarium tamen videmus. In ferro 
autem & buiusmodi propter intenfionem ni- 
gredinis, non eft efficax Ipeculatio. In qui- 
busdam tamen lapidibus debilis coloris multo 
elarior eft ipeculatio guam in vitris. 
” Propos. 4. In fpeculis vitreis plumbo abra- 
ſo nihil apparere. _ 

(77) Specul. narur. Il, 78 p. 129: Metalla vi- 
demus efle fpecula, quando polita funt & 
terfa, vt ferrum, argentum et talia. Idem 
quoque videmus de quibusdam politis lapidi- 
bus. -— Argentum bene politum inter omnia 
metalla melius eſt fpeculum,, quia in colore 
magis accedit ad diaphanum. -—- At inter 
omnia melius eft fpeculum ex vitro & plam- 
bo, quia vitrum propfer transparentiam me- 
lius recipit radios, plumbum non habet hu- 
midum folubile ab ipfo, vnde quando fuper- 
funditur plumbum vitro calido - - efhieitur 
in altere parte terminatum valde radiofum. 


14 


un ET FE I ia 


322 1. Spiegel: 


Bley werde über die heiffe Glastafel gegoſſen. 
Aus deimfelbigen Zeitalter gehören auch hieher 
bie Zeuaniſſe des Raımundus Lullıne ('?), 
des Rogerius Paco (73), ded Antonius 
von Padua (74), aud des Nicephorus 
Öregoras (75), der nad) dem Jahre 1360 - 
geftorben ift (7°). 

Daß 


(7%) Ars magna cap. 67 p. 517 in Lullii opera 

quae ad inventam ab ipſo artem pertinen, 
Argentorati. 1607. 8 *: In fpeculo vitrum 
exiftit inter plumbum & serem & figuran 
five colorem qui ei praelentatur. 


(73) Opus maius edidir S. Jebb. Londini 17%. 
fol.“ pag 346: Imago maior fit per refexio- 
nem a [peculo, quia fpeculum denſum de 
habet plumbum ab altera fui parte, gu 
impedit fpeciei, & ideo fpeculum habet vnd 
recipiat imaginem & reddat. 

(7%) Dominica V. pofl pafcha pag. 210: Specu- 
lum nihil aliud eft quam fubtiliimum vi. 
trum. In Francilci Aflıfistis & Antonü 

-  Paduani opera. Lugduni. 1653. fol. * 

(?°) Nicephori fcholia in Synefium hinter Sy- 
nefii opera interprere Dionyfio Petavio. Lu- 
tetiae 1612. fol. * pag. 4193 Sick. yap na L& 
ÜAwv naromron no) Eu ordjpov. nal 85 KAAnG 

:#Ang. Sunt enim ex vitro Ipecula, & ex 
chalybe & alia materia, - er 

(7°) Man zeigt in der Samlung zu Saints 
Denys einen fo genanten alten Spiegel vor, 

der dem Virgil gebört haben fol. ; Er ift 
voval, bat, ehr ihn Mabillon fallen laffen, 

24.300 in ber Höhe, 13 Zoll in der Breite 
\ | ‚ gehale 


— 


1. Spiegel; 323 


Daß wuͤrklich dieſe Erfindung nicht viel aͤl⸗ 
ter ſeyn koͤnne, ſchließe ich auch daraus, daß 
noch im vierzehnten Jahrhunderte in Frank⸗ 
reich die glaͤſernen Spiegel ſehr ſelten, hinge⸗ 
gen die metallenen noch algemein gebraͤuchlich 
geweſen ſind, ſo gar daß auch der, den die 
Koͤniginn Anna von Bretagne, Gemahlinn 
Koͤnigs Ludew. XII, hatte, von Metall 
war (77). Metallene werden auch noch im 
Orient und Perſien, wo ſich freylich alte Ge⸗ 
braͤuche am laͤngſten erhalten, verfertigt und 

gebraucht, 


gehalten und 30 Pfund en Er ift 
Durchfichtig und gelbgrünlich., Nach ange: 
ftelleter Unterfuchung hat man gefunden, daß 
er ein Fünftliches mit vielem Bley. gemachte: 
Glas fey, und da er von den älteften Zeiten. 
her in diefer Samlung gewefen ift, fo muß 
der Zufaß des Bleyes zu Glas fehr alt feyn. 
Aber ob ?. und wie? dieſer Spiegel belegt wor⸗ 
den, Daß, ungeachtet es dabey daB, wichtigfte; 
u ſeyn fcheint, finde ich nirgend angezeigt. 
uch in ber Zofcanifchen Samlung fol eben 
ein ſolches Stäf, aud unter dem Namen 
des Spiegels des. Virgils, vorfommen. . 5, . 
. Ke Dieil Kunft-auf Glas zu malen. Nuͤrn⸗ 
berg 1779. 4. * IS. 23. und Hiftoire de 1% 
acad. des Sciences à Paris. Ann&e 1787 pag. 
412, | | 
(??) Died meldet Villaret In der Fortſetzung 
der von Velly angefangenen Hiftoire de 
France, Tome XI. Paris 1763. Grosduodez. * 
p- 148. — 
A 


326 J. Spiegel, 


optrif gebraucht werben, um ſich erhabene 
und hohle Spiegel nach Belieben ſelbſt zu ma⸗ 
chen. Jene Nachricht des Leibnitz ſcheint Herrn 
von Murr (33) zu dem kleinen Irthum vers 
leitet’ zu haben, als ob die. Kunft,erhabene 
Spiegel ohne; Folio zu maden, erſt 1670 zu 
Nürnberg erfunden worben; ich merkedieß an, 
weil ich vermuthe, es merbe ihm nicht ug 
genehm ſeyn, daß ich dieſes Verdienſt feiner 
Vaterſtadt anderthalb Jahrhundert älter ma⸗ 
che. Dieſe kleinen erhabenen Spiegel, welche | 
zwar ein verkleintes, ‚aber ein noch deutlicheres 
Bild als unfere gewöhnlichen geben, werden 
vermuthlich, auch noch gemacht; wiewohl fie 
nicht mehr fo haͤufig als vor ungefähr 30 Ja 
ren in Zeutfchland herumgetragen werden ‚Ü 
man fie, wenn ich mich recht erinnere, Dchfem | 
augen nante, Sie waren in ein bemaltes vun | 
des Brett eingefugt, hatten, einen fehr bveiten 
Rand. Der, den ich noch aufgehoben habe, 
hält 14 Zoll im Durchmeſſer. "Vermuthlid 
hat der durch die vermehrten Spiegelhrten 
bewürfte geringe Preis ber kleinen ebenen 
Spiegel jene umalle Nachfrage gebracht. Mad 
dem Porta foll’ die Miſchung dazu Spiesglas, 
Bley und Colophonium ſeyn; nah Barzoni 
aber ift fie vna miftura fatta di pionabo, 
agno, marchefita d’ gene, e ———— ‚wel: 


cher 
Eꝛ) Be —— der merkwurdigke ite 
‚In Nuenberg. 172, A? ©: 7005 um 











rSpiegel. I “ 327 


ches in der teutſchen Ausgabe ©; 1028 fehr 
elend durch: Bley, Zinn, Seuerftein, Sıls 
‚ber und Weinjtein überfeßt iſt. Vielleicht 
ift hiebey noch folgende Eleine Anmerkung nicht 
ganz zu verachten. Das Eolophoninn, weldyes 
auch in manchen andern Fällen zum Löthen anges 
"wendet wird, hieß ehemals Spiegelharz, und 
ward unter: dieſem Namen noch im Anfange 
dieſes Jahrhunderts verkauft. Friſch hat die 
Urſache dieſer Benennung gar nicht, und Ja⸗ 
cobſon umrichtig angegeben; naͤmlich weil es 
anf dem Bruche eine glaͤnzende, ſpiegelnde 
Flaͤche habe; aber das gilt von allen Harzen. 
Die wahre Urſache iſt der oben augegebene 
Gebrauch; und ſeit dem dieſer wenig mehr be⸗ 
kant iſt, ſo wird es nach dem Gebrauch, welcher 

jetzt der bekanteſte iſt, Geigenharz genant. 
Anſtat die Glastafel mit geſchmolzenem 
Metalle zu begieffen, ſcheint man fie eine Zeit, 
Jang mit dem vorher zugerichteten Amalgama 
von Zinn uͤbergoſſen oder auf eine andere Weiſe 
Bekleidet zu haben; vielleicht fo wie Boyle 
Hohlglaͤſer inwendig belegen lehrt (82). Aber 
ſchon Porta fah die Arbeit zu Murano faft 
fo verrichten, mie ſie noch jeßt gefhieht. Man 
breitete das zu duͤnnem Blech gefchlagene Zinn 
Ben eben aus, begoß es mit Queckfi ülber, vieb 
ſol⸗ 


> (84) po — Dieſe Vorſchrift findet man 
—— dem bekanten Buches Croͤkers 
Mahler. Jena —— 8 * — 421. 


folches mit einem Haſenfuße oder mit der 
Hand ein, und wenn das Zinn getränft war, 
bedeckte man ed ganz mit Papier, und legte die 
kurz vorher fauber abgemifchte Glastafel oben 
darauf, drückte dieſe alsdann mit der linken 
Hand an, und zog mit der rechten das zwi⸗ 
ſchen dem Zinn und dem Glaſe liegende Pa 
pier behutfam ‚heraus, worauf denn Die Ta 
fel mit Gewichten befchwert ward (2). An 
dere gleichzeitige Schriftfteller erzählen die Sa⸗ 
che erwas anders (?°). Aber fo viel bleibt 
gewiß, daß das Belegen mit Zinfolio bereits 
im fechszehnten Jahrhunderte zu Murano ge: 
braͤuchlich gewefen, und alfo viel Alter iſt, als 
Joh. Maur. Hoffmann. gemeint har (®7), 
A 


(25) Mag. nat. XVII, 22 p. 619. Noch deut⸗ 
licher erzaͤhlt Zahn die ganze Sache a. a.D. 
Auf gleiche Weiſe lehrt Hartſoeker gebogene 
Spiegel belegen in Actis Berolin I p. 262. 

(86) Wecker de fecretis lib. X, p. 572. fcheint 
zu fagen, man nen das getränfte Zinblatt 
auf die Glastafel fo vorfichtig legen ,„ baf 
fi Eeine Luft dazwiſchen fee. Nah) Gar 
zoni wird das Zinblatt über eine glatte 
Eteintafel ausgebreitet, und nach dem Vers 
quicken mit der Glastafel bedeckt. 

(?7) Ada laborasorii chemici Altdorfini. Norimb. 
1719. 4 * pag. 245: Amalgama ex parte j 
* & partibus 3 Mercurii vivi ad poſticam 
pecnlorum fuperficiem obducendam vsuale 

habetur, quamvis Veneti hodie ex tempore 
tale sonficient impofitas futurae Speculi fu- 
2 perfici- 


N 


1. Spiegel. 329 


Ob übrigens diefe artige Erfindung den Vene: 
bigern gehöre, mie viele neuere, vornehms 
lich Stalienifche Schriftfteller- verfichern,, das 
Tan ich weder bemweifen noch widerlegen; gewiß 
aber ift ed, daß fie.bis zum Ende des ſieben⸗ 
zehnten Sahrhunderts ihre Spiegel.über ganz 
Europa und nach beyden Indien verkauft has 
ben. Mad) diefer Zeit find in mehrern Ländern 
die Spiegelhütten verbefjert.und neue angelegt 
worden, und bie in Frankreih gemachte Ers 
findung , bas Glas wie Metall zu viel gröfs 
fern Zafeln zu gieffen, als man bis dahin 
Durch Blafen und Strecken hatte verfertigen 
Tonnen, war dem Abfage der Venediger auf 

mehr als eine Weiſe nachtheilig. 
ESchon im Jahre 1634 fuchte man zwar 
in Frankreich Spiegelhütten zu errichten, wozu 
Euſtache Grandmone ein Privilegium ers 
er J hielt; 


perficiei interiori laminae Joviali tenuiori 
Mercurium virum fuperaffundendo, illiug ‘ 
meatus in momento fubintrante, atque amal- 
gama relinquente, refiduo fluido mox deter- 
gendo. | 
Mir deucht, diefer hat fi) die Sache ſo 
vorgeftellet, ald ob die Glastafel erſt mit 
Folio belegt und darauf das Quedfilber aufs 
gegoffen würde. - Eben fo heſchreibt auch 
Macquer das Verfahren in Algem. Begriffe 
der Ehemie, nad) Pörners Ausgabe. II ©. 
635. Das jetzt gebräuchlichfte habe ich in Ans 
_ leitung zur Technologie ©. 348 kurz ans 
gegeben. 


4 


330 1. Spiegel. 


hielt; aber diefe Unternehmung hatte Beinen 
Fortgang. Als Colbert ſich bemühere Fasrk 
fen und Manufakturen anzulegen, exboth ſich 

Nicolas de Noyer Spiegel nad) VBenerigs 

cher Weife zu verfertigen. ‚Seinen Voriälag 

benußte Charles Riviere, ſieur du Sie: 
ni, Kammerdiener des Königs, ließ ſich dazu 
die Volmacht ertheilen und verkaufte Diefe her— 
ach theuer dem du Noyer, ber darauf im J 
1665 die Beftätigung und 12000 Livr. Vor 
ſchuß anf vier Fahre erhielt, mit der Bedin— 
gung, daß er ſich Arbeiter aus Venedig vers 
ſchaffen folte, die, wann fie adır Jahre im 
Meiche gearbeitet hätten, das Indigenat ex 
halten folten. Mit ihm traten mehrere in Ge 
felfchaft ,- vornehmlidy Poquelin, ver ih 
dahin ben ftärkiten Handel mit VBenedigfchen 


Spiegeln getrieben hatte und Arbeiter .aus 


Murano verfhafte. Die Hütte ward im 
Dorfe Zourlaville bey Cherbourg in Baſſe⸗Mor⸗ 
mandie, wo genugfames Holz war, angelegt. 
Nach ‚Eolberts Tode, dem Louvois gefolgt 
war, ward im J. 1684 diefer Gefelfchaft, 
deren Vorfteher Damals Pierre de dagneur 
war, auf 30 Jahre verlängert. 


Kaum aber waren fünf Jahre von diefem 
Zeitraum verfloffen , fo meldete fi im Fahre 
1688 Abrabam Thevart bey Hofe mit dent 
ganz neuen Vorſchlage, Spiegel zu gießen, 


und 


— — 


1. Spiegel, 331 


‚und zwar viel gröffer, als man fie jemals‘ dei 
habt hatte. Dieſer fand, nad) ‚genauer Unters 
füchnng, Beyfall, und noch in demfelbigen 
Jahre erhielt er zur Benutzung feiner Exfins 
dung die koͤnigliche Volmacht auf 30 Jahre, 
die jedoch erft f693 und 1694 in bie Bücher 
der Gerichtshöfe eingetragen ward. Die ers 
ften Spiege lwurden zu Paris gegoffen, und ers 
hielten bald, zum Erſtaunen aller Kenner, die 
Höhe von 84 Zoll ben einer Breite von so Zoll, 
Hm die. ungehenren Koſten zu vermindern, 
ward die Gießerey nad St. Gobin, einem 
Schloſſe in Pirardie, verlegt. Um allen Strei⸗ 
tigfeitenmit dev ältern privilegirten Geſelſchaft 
vorzubeugen‘, war dem Thevart ausdruͤcklich 
‚Horgejchrieben, nur Spiegel, welche wenigs 
ftens 60 Zoll hoch und 40 Zoll breit wären, 
zu verfertigen,. da bis dahin die groͤßten nur 
40 bis go Zoll Höhe gehabt hatten; dagegen 
ſolte die alte Geſelſchaft allein die kleinern Spies 
gel liefern, and) ſich nie der Yon Thevart ers 
fundenen Werkzeuge bedienen. Aber ſo wentg 
es ehemals den Geſetzgebern gegluͤckt ift, die 
Gränzen der Zeug: und Tudinader, durch 
Beſtimmung der Werkzeuge und Waͤaren, uns 
ftreitig zu machen, jo wenig ward durch jene 
Verordnung verhuͤtet, daß: firh nicht. beyde 
Geſelſchaften beeinträchtigen ſolten. Deswe⸗ 
gen ward- endlich im Je 1695 beliebt, unter 
Aufſicht des: François Plaſtrier, ‚deybe Ges 
u. Theil | Mm ſelſchaf⸗ 


332 _ = Spiegel. 


——— in eine zuſammenzuziehn, der der 
2 1699 das Schloß St. Gobin verkufte, 
Aver dennoch Fam fie gleich fo fehr herunter, 

daß fie im Jahre 1701 nicht mehr. ihre Shub 

den bezahlen Eonte, und einige Defen ganz dw 
gehen laffen mufte. Dabey war das fchlinke, 
daß viele der von ihnen abgedankten Arbeiter 
zu den Ausländern giengen, Die bereits auf 
die Franzöfifche Erfindung eiferfüchtig waren, 
und nun ſolche zu nutzen ſuchten. Inzwiſchen 
verſichern die Franzoͤſiſchen Schriftſteller, daß 
ihnen dieß nicht geglückt fey, und Daß deswe⸗ 


gen die meiften- Arbeiter wieder nach Frank 


reich zurückgekehrt waren, als ſichi im S. 1702, 
unter Anführung des Antoine, d Agınant, 
eine neue Geſelfchaft gebildet hatte, der duh 
kluge Sparſamkeit die Einrichtung viel verbis 
ferte und den Gewinn betraͤchtlich vermehrte. 
Jetzt werden ſowohl zu St. Gobin, als bey 
Cherbourg Spiegel fo wohl gegofjen als geblas 
fen, und im Sabre 1758 ward ber Preis der: 
felben um ein betraͤchtliches herunter gefeßt, 
vermuthlich um die Concurrenz der auslaͤndi— 
fhen Hütten, unter denen manche den Franzoͤ⸗ 
fifchen nichts nachgeben, zu fchwächen. . 


Das ift die, aus Savary (828) und rs 
pilly — * ku — Geſchichte. 
WV 


ahr⸗ 


(22) III p. 87. et Glace. Daraus überfeßt 


in gemeinnägigem Natur⸗ und —— 


Magazin. IS. 293. 


—* ————— 


EEE. ur. 


— 


a. Spiegel. | 333 


Mahrfcheinlich erwartet man. noch eine etwas 
ausfuͤhrlichere Nachricht von, deu: Erfinder, 
von feinen. erften Verſuchen und, Schickfalen, 
aber dieſe habe ic) nod) nirgend auffinden, koͤu⸗ 
nen, fo viel ich auch darnach geſucht habe, 
Ueberall finde ich nur, er fey (leur Abraham, 
Thévart geweſen, da doch die Geſchichte die 
nichtswuͤrdigen Thaten und Uebelthaten ſo 
mancher Hoͤflinge veiebigen Ark, auite⸗ 
wobrt hat. u isn ar Bien: we 


| Das was die Kunſt eigentlich sh — in 
Erfi «dung: gewonnen hat, bejicht darin, daß 
Pe , ‚wie ‚gejagt, nun piel groͤſſene Spiegel · lie⸗ 
fern kan. Denn wolte man ehemals fehr.groffe 
Tafeln blafen, ‚fo wurden fie zu. dünn, Abex 
—* Gieſſen fodert auch ſo ſehr viele koſt bare 

eraͤthſchaften fo, viele, geſchickte Webiense 
fo fehr langweilige und mühfame Arbeit, pi 
ift mit fo viel Öefahr verbunden , daß nur 
ſehr felten Spiegel von außerordenslicher Gröffe 
glücen „, and > ap. die e weile Zafeln. doch wie⸗ 
aa — a ber 


were it iii 


— bidiohneire ———— de la Froneit 
“ , Amifterd.- 1762.- 1770. .fol. * Vp. 415 wo 
(u, aber 2 woͤrtlich aus dem Savary genom⸗ 
* 5— Einige. Zuſaͤtze finden ſich pag. 6725 
1 ‚Dei Verf, verwelſet nod) auf Die Artitel’s 
“"-Gobin und Töurlaville; aber effterer'fcht 
> and. der ſechſte —* Theil — ſich 
—mit Dem Buchſtab 8. Ks Les —d— 
2 Mm2 


? 
334 1. Spiegel. 


ber in kleinere, die man auch hätte blaſen koͤn⸗ 
. nen, zerfchnitten werden müffen. Die ago 
fenen gerathen nicht fo eben und glat, alödie 
geblaſenen; alfo muͤſſen fie ſtark abgeſchüfen 
werden und deswegen ſehr dick ſeyn. Die uns 
geheure Maſſe zu einem ſolchen Spiegel ſteht 
geſchmolzen in einem gluͤhenden zerbrechlichen 
thoͤnernen Hafen, der aus dem Glasofen ge 
nommen und über die flark geheißte metallene 
Platte gehoben werden muß, um die Mafe 
auf diefe zur Tafel zu gieffen, mit der man 
fo gleich zum Kühlofen eileu muß. Wird fie 
einmal fehlerfreg gefunden, fo muß fie abge⸗ 
ſchliffen, polirt, facettirt und’ belegt werben, 
welches letztere gemeiniglich erſt an dem Arte 
geſchieht, woman für fo-eitie thenre Mm 
einen: Käufer erwarten Pan, tim nicht noch meht 
zu verliehren, wenn fie auf der Meife zerbrw 
hen fol: © | =” 


Dieſe groffen Schwierigkeiten, wobey jede 
Zuſchauer in Erjtaunen geräth, - ind die fe 
terre Gelegenheit für fo ein Eoftbares Prad | 
ſtuͤck einen Abnehmer zu finden, find -Urfachen, 
welche die Künftler wieder zum Blaſen zurüd 
geführt haben, und mandje find fo glücklich 
eworden, dieſe Arbeit dergeſtalt zu verbeffern, 
ß fie Tafeln blafen koͤnnen, welche, ehemals 
mir gegoſſen werben. konten; Zafeln Die 64 
brabanter Zoll hoch und 23 Zoll breit find 
vom | Di 


Die dazu noͤthige Glasmaffe von mehr als Too 
Pfund wird vom Blaſer und den Schwenkern 
zu einem groſſen glühenden Sacke ausgedehnt, 
vom Fertigmacher und Ranzelfteiger zu einer hos 
len Walze geformet, die wenn fie geöfnet worden, 
im Streckofen durch Streichen mit dem Plat⸗ 
eiſen, durch Zerren mit breiten Zangen und 
durch manche andere Handgriffe, die man 
noch nicht jedem. zeigt ‚zur: ebenen — 
wird. 


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336 2. Runft in Glas zu ägen. 


nn 








Kunſt in Glas zu fhneiden 
* und zu aͤtzen. 


er ; 
Te will mich nicht an die Geſchichte der 
Kunft in Steine zu ſchneiden wagen, ald 
welche bereit von einigen gründlich gelehrien 
Kennern bearbeitet ift; nur will ich erinnern, 
daß fon die alten Griechiſchen Kiünfiler auch 
im Glas fo wohl erhabene als vertiefte Figuren 
geſchuitten oder gegraben haben, wovon mn 
noch Beweiſe in Samlungen antrift; wiewd 
manche Glaͤſer wohl nur nach Art der Paſten 
geformt ſeyn moͤgen; denn auch dieſe Kunſt iſt 
ſehr alt (*). Auch auf Glastafeln und Hol 
gläfer ſcheinen fie alleriey flahe Zeichnungen 
und Verzierungen eingefchnitten zu haben, fo 
wie jeßt auf Trinfgläfer und Kelde Namen, 
Wapen, Blumenwerke, Landſchaften und 
ganze Vorſtellungen eingeſchnitten werden =; 
| Man 


() Taitt des pierres grav&es par Mariette, 
Paris 1750. fol. ® 1, P- 92, 210. 


() Wenn ich nicht irre, fo ſind/die beyden al: 
ten zu Niſmes gefundenen und in Caplus 


> Recueil d’ antiquitgs-II p- 363 befihriebenen 
Öläfer von diefer Art. , 


5. Kuͤnſt in Bläs su atzen. 337 


Man Fan es dem gelehrten Khaſtler im Stein⸗ 
ſchneiden, dem berühmten Natter glauben, 
daß die Alten dazu eben diefelöigen Werkzeuge 
angewendet häben, welche nody im Gebrauche 
find (3). Sie haben ohne‘ Zweifel auf gleiche 
Meife über einem Merktifche eine horizontale 
umlaufende Melle mit Steinzelgern, ‘oder dem⸗ 


jenigen Werkzeuge gehabt, welches die Schrift⸗ | 


fteller das Aad zu nennen pflegen ”. 2 
Wenn man hierin nicht irret, fo ift das, 


was Plinius (?) von der märntäfaltigen Bes | 


ürbeitung des Glafes fagt, ganz verſtaͤndlich. 
Es wird, fagt er, am Rade gedrehet und wie 
Silber — Ich denke, erſteres ſey ſo zu 
verfiehtt, daß das Glas, wie Stein, vertieft 
und erhaben am Rade geſchnitten worden; wie⸗ 
wohl es ſeyn mag, daß man auch aus Glass 
maffen mit dem Nade Holſächen oder Gefäffe; 
wie aus Stein, 2 vu. EBEN Bey bemi 

lege 


— Tröirt ie la —* Melue de graver en 
vpiaorres fines comparee avec la methode moderne 
par. Lqur. Natter. Londres 1754. fol.* 

* Sch, fage: die Schriftftelfer; Denn nie habe 
ich dieſe Benennung bey "Künftlern gehört; 
fo wie man auf den meh Slashätten das 
Wort Sritte gar nicht Fennet, welches doch 
in Schriften algemein gebräuchlid) ift. 
6)XXXVI, 26 pag. 758. Aliud flaru figure- 

ı tur, ‚aliud torno teritur, * aenn made 

ve ‚eaelatur, 


art [7 


>Mmg 


/ 


re 
„e 


338 2. Aunft in Glas zu den. 


letzten Ausdruck des Plinius muß mannide 
an Örabftichel denfen, dergleichen die Sihers 
ſtecher brauchen; die Vergleihung ‚gebt üht 
auf bie Werkzeuge, nicht auf die Weiſe zu 
beiten „ welche freplid) bey Glas und Cikz 
verfchieden ſeyn muß, fondern ‚auf die dege⸗ 
ſtelleten Zeichnungen/ naͤmlich ſolche, die nur 
in ver Oberflaͤche feicht eingeſchnitten ſind, und 
auch dieſe haben die alten Kuͤnſtler, wie unſere 
Glasſchneider, am Werktiſche mit dem ſchar⸗ 
fen Rade eingeſchliffen. er 
Nichts defto weniger behaupten viele, ba 
das Glasſchneiden, nebft deu dazu gehörigeg 
Merfzeugen , erſt im Anfange des voran 
Sahrhunderts erfunden worden. - Man nennt 
fo gar den Erfinder Caſpar Lehmann, w 
anfänglih nur in, Eiſen und Stein fchnitt, 
aber den gluͤcklichen Verſuch machte, ‚auf gl 
he Weiſe auch in Cryfiall, und hernach fo gar 
in Glas zu ſchneiden. Er war in Dienfien 
Kayſers Rudolphs II, der ihm im Sabre 
1609, außer groſſen Geſchenken, den Titel: 
eines Kammer-Edelgeſtein⸗ und Glasſchnei⸗ 
ders, und einen Freyheitsbrief ertheilte, daß 
niemand dieſe von ihm erfundene Kunft außer 
ihm treiben ſolte. Er arbeitete in Prag und 
W | ; 21,38. Ira batte 
-: (*) Dahin gehören die ealiees audaees bey Mar⸗ 
tial. XIV, 94 und die Keiche, welche oft 


zerbrachen, wenn der Künftler die letzte Aus⸗ 
beſſerung anbringen wolte. 


‚2. KRunſt in Glas zu aͤtzen. 339 u 


hatte einen Gehülfen, Zacharias Belzer; 
aber unter feinen. Schuͤlern brachte Georg 
| Schwanbard, der. Ältere, die Kunſt am weis 
teften. Dieſer war. ber Sohn eines Tiſchlers, 
Hans Schwanhard zu Rothenburg im Hen⸗ 
nebergifchen, war gebohren 1601, und reis 
fete 1618 nach Prag zu Lehmann, um bey 
ihm das Glasſchneiden zu erlernen. Dieſer 
gewann ihn fo lieb, daß er, als er 1622 uns 
verheurathet ftarb, den Schwanhard zum Ers 
ben einfegte, der. darauf auch vom Kayfer Rus 
dolvh II eben dasjenige -Privilegium erhielt, 
was fein Lehrer ‘gehabt hatte. Inzwiſchen 
zog Schwanhard nach Nürnberg, wo er fuͤr 
piele vornehme Herren arbeitete,. und dadurch 
dieſer Stadt den Ruhm veiſchafte daß ſie 
die Heimat dieſer vermeintlich neuen Kunſt ſey. 
Im Jahre 1652 arbeitete er auf Befehl Rays 
ſers Ferdinand III zu Prag und Megensburg, 
nnd erhielt von diefen den Titel eines kayſer⸗ 
Uchen Kunftfactord. Er flarbı 667 und hinters 
ließ zwey Söhne, welche beyde das vaͤterliche Ges 
werb fortſetzten. Der aͤltere, der des Vaters Vor⸗ 
namen hatte, ftarb ſchon 1676, aber der andere, 
. Sernrich, übertraf Vater und Bruder. Nuͤrn⸗ 
Mae hernach noch mehr geſchickte Meifter in 


Künft gehabt, die ſolche durch Werbeffes 


rung der Werkzeuge und Erfindung vortheilhafs 
ter Handgriffe zu viel höherer Bollommenheit 
— haben (7). 

Mm 5 Dieſe 


340° 2. Runſt in Glas zu äzen. 


Diefe Tugend der Runft wird auch derch 


beftätigt, dag Zahn von ihr, als vanr 
ganz neuen Sache redet, die damals Deris 
lich in Nürnberg getrieben worden. Se— 
ſchreibt den Werktiſch und die übrigen 4 
zeuge, giebt von allen eine Zeichnung, ir 
für die erfte zu halten ſcheint (?). Aber 


"378. Zu ben vielen Ze 


den 
¶) Diefe Nachrichten findet man in Sandrtatt 
teutſcher Akademie, erſten Bandes zmrstem 
Theile ©. 345, wo auch die eigenen Rorte 
des kayſerlichen Privilegiums vorkemar. 
In der von Dort. Volkmann bejoratez neue 
Ausgabe ift wenig davon beybebaltenuerkz; 
im dritten Haupttheils zweytem Bak ©. 
* und Mina 
diefer. neuen Ausgabe; bie zum Ihbär 
Goͤtting. gelehrten Anzeigen 1772 S. 
und 842 geruͤgt find, ‚gehört auch noch ir 
Auslaffung mancher fehr ſchaͤtzbaren Na 
richt zur Gefchichte der teutſchen Kuͤnſtler. 
Wer dieſe bearbeiten will, muß durchaus 


die erfie Ausgabe zur Hand haben. Ran 


vergleiche aud) Doppelmapr Nachricht von 
Nürnberg. Künftlern ©. 231, 232, 237. 


(9) Oculus artifcial. III pag. 79. Non ira pri- 


dem innotuit pulcerrimum artifieium guas- 
ünque imagines etiam contrafaturas, gquss- 
eunque figuras, notas & feripturas curioßs- 
fine in vitra incidendi ; Praecipue autem vi- 
fra potoria illo folent ornari. Norimbergae 
modo fuit artifex , qui imagines contrsfau- 
ras artificiofisfime jisdem incidendo exhibuit; 
Vidi tale vitrum potorium ab eo elaboratum 
non adeo magnum cuiusdam principis Ger- 

| ni maniae 


2. Runſt in Glas zu den. 341 


dem, was ich zuerft angeführt habe, Tieht 
man, "daß diefe Erfindung den Neuern nicht 
ganz gehört, und daß man den Alten Unrecht 
thut, wenn man fie ihnen ganz abfpricht. | 
‚ Sie ift vergeffen und wieder erfunden worden. 
So hat auch Caylus hierüber geurtheilt (?).. 


Noch merke ich an, daß es ſchon vor die⸗ 
Erfindung Kuͤnſtler gegeben hat, welche 
mit dem Diamänt Zeichnungen in Glas. geriſ⸗ 
ſen oder geſchnitten haben, die algemein be⸗ 
wundert worden ſind. Ohne mich in die Ge⸗ 
ſchichte des Diamants einzulaſſen, welche mehr 
Materialien fodert, als ich noch zur Zeit vor⸗ 
raͤthig habe, darf ich doch behaupten, daß 
ſchon die alten Kuͤnſtler Diamantſtaub zum 
Schleifen oder Schneiden anderer Steine an⸗ 
— haben. BanluS. 2) fagt dieß fo 

deut⸗ 


manise cſiiem nitidiM me ac perfe@ilh me 

_ Praefentens pretio 40 imperialium'ab.eodem 

eoemptum; multo autem maioris ddhuc pre- 

- :..tii alia ab eodem artifice confe&ta: audivi arte 

fingularifima, qua incidendö/ac interendo 

=" jta effigist imagines, vt non:intritae ac im- 

.. compareant velut>in iis vitris, quae 

conimuniter. distrahuntur acı venduntut, fed 

eminsant & extent elatiores, perfettiffi Ime- 

33 ſint expolitae. Zahn meint hier das 

ildwerk, welches auf Glaͤſer fuͤr gemeine 

Schenten im: — er oder einges 
brant wird“ 


: 0) II pag. 363. 


342 2. Aunft in Glas zu ägen. 


beutlih, daß man. nicht daran zweifeln Fan, 
und Solinus (!), Iſidor (12) umd Albers 
tus M. (13) haben es eben fo deutlich wieder⸗ 
bolet; auch Mariette ficht dieß für ausgs 
macht an (T*). Gleichwohl feheint es nidt, 
daß bie Alten bereits den Verſuch gemacht 
haben, diefen Edelftein mit feinen ‚eigenem 
Staube ‚oder dem Diamautbord zu ſchleifen; 
ich meine, ihm zu facettiren oder zu brillant⸗ 
ren. Uber ob fie bereits damit in Diamant 
Figuren geſchnitten haben, darf ich nicht ents 
ſcheiden, indem die größten Kenner daruͤber 
uneinig find. Mariette (5) leugnet es; 
Natter (19) hingegen. ſcheint es nicht gan, 
zu leugnen, und Klon (17) behauptete es für 


gewiß. 
("°) Lib.-37, 4 p. 773: Expetuntur'a -fcalp- 
toribus, ferroque ineluduntur, nullam nen 
duritiam ex facili cavantes, | 
"(*T) Cap. 52 p. 59: Fragmenta fcalptoribus 
“  'in.vfum infigniendae cuiuscunque modi gem- 
: . mas,expetuntur. as 
(:?) Adamantis fragmentis fcalptores pro-gem- 
+ nis infigniendis '.perforandisque vtuntur., 
Orig. XV, 8: | 5 
(*°) De miner. lib. 2, 2: Hic lapis penetrat 
‚ferrum. et ceteras gemmas oinnes, Praeter 
‚chalybem,. in quo retinetur. 
(**) I pag. 90 und p. 156.. 
("*). Pag. 156. 
(*6) in der Vorrede pag. XV. 
(7) Weber den Nutzen der gefchnittenen 
Steine. Altenburg 1768. 8*©. 42. Wie 


‚weuig 


2. Runft ih Glas zu ägen 343 


gewiß Aber letzterer wuſte von dieſem Ge⸗ 
genſtand nicht mehr, als was er bey jenen 
Schriftſtellern geleſen hatee. 


Zu meiner Abſicht gehört mehr die Frage, 
vb die alten Griechen: und Roͤmer bereits eins 
gefaßte Diemantfplittern oder‘ Spitzen zum 
Graben in andern Steinen gebraucht haben. 
Daß mände alten Künftler damit ihrer Arbeit 
nachgeholfen oder die Ießte Ausbildung geges 
ben haben, das meinte werigftens Natter 
manchen alten Steinen angefehn zu haben (18) 
Aber wenn dieß auch ift, denn ich wenigſtens 
möchte fo einem Kenner nicht wiberfprechen, 
fo muß id doch geſtehn, noch Feinen Beweis 
gefunden zu haben, daß die Alten auch ſchon 
Glas mit Diamant geſchnitten haben. Diele 
mehr wiſſen wir noch die Mittel, deren fich 
die alten Glafer und Fenſtermacher bedient 
haben, um Glas zu’ zerfchneiden; fie brauch: 
eh 2 ug ten 
‚wenig Rlog, der fo gern andern Zehler vor⸗ 
“rückte oder andichtete, mit den Materialien, 
worin bie Alten gefchnitten: haben, befant 
geweſen ift, fieht man ©. 44, wo er-fagt, 
„ Die Alten hätten aud) in Ambra gegraben, — 
= Alfo auch wohl in Käfe! Er hatte in feinem - 
franzöfifchen Schriftſteller ambre „gelefen, 
wuſte aber nichts von dem Unterfchtede zwi⸗ 
ſcchen ambre gris ind ambre jaune. 
. CP) pag. 10, 360. f. w. Eben dieß verfichert 
auch H. Doͤll in H. Meuſel Muſeum für 
— - Künftler. St. 13. 


+ 


344 2. Runft in Glas su ägen. 


ten Schmirgel, die härtefien Stahliigen, 
aud ein glühendes Eifen, womit fie di ges 
machte Ritze nach Belieben fortleiteten 69 | 


Erſt im ſechszehnten Jahrhunderte fie 
man des Gebrauchs des Diamants zum Schr— 
ben in, Glas erwähnt. Franz I, König om 
Frankreich, welcher Naturkunde, Kuͤnſte und 
neue Erfindungen liebte (20), ſchrieb mit dem 
Diamant ſeines Ringes auf ſeinem Schloſſe 
Chambord folgenden Reim in eine Glasſcheibe, 
um feiner Geliebten, der Anne de Piſfelen 
Ducheſſe d' Eſtampes, feinen Argwohn zu vers 
ſtehen zu geben ; J — 

Souvent femme varie, 
Mal habil qui s' y fie. 


Der Geſchichtſchreiber hat dieß nicht ſo wohl 
wegen der Warnung, die wahrlich nicht nen 
' war, fondern vielmehr. deswegen aufgezeichnet, 
weil man es damals nod; für fehr kuͤnſtlich hielt 
in Glas zu ſchreiben (21). Ums Jahr 1562 
J * J u ) : | war 
09% Le Vien die Kunſt duf Glas zu mahlen. 


Nuͤrnb. 1780. 4. HIS. 19. — 
0°) Daniel Geſchichte von Frankr. VII S. 
"570. am = 


IE Vieil II S. 19. Aber ich weis: nicht, 
wober er-dieß Gefchichtchen genommen. bat. 
Mezeray. Laftelnau und Labourenr has 
.\, ben nichts davon; auch findet ſichs nicht ie 
\ ET Gala 


/ 
2. Runft in Glas zu aͤtzen. 345 


war es bereits ſehr gewoͤhnlich, daß auf Ve⸗ 
nedigſche Glaͤſer, als die beſten, welche da⸗ 
mals bekant waren, mit dem Diamant Laub⸗ 
werk und andere Zierathen geriſſen wurben (22). 
Auch in diefer Kunft. war Beorg Schwens 
hard, der ältere, ein. groffer Meifter er 
und nod) in neuern Zeiten hat der Augsburgi⸗ 
ſche Künftler Johann Boſt Trinkgeſchirre 
mit der Diamantſpitze ſehr kuͤnſtlich gefchnits 
ten, welche Kayſer Carl Vl gekauft hat (2*). 


Nun komme ich zu der Kunſt auf Glas zu 
aͤtzen, welche mich eigentlich zu dieſem Aufſatze 
un ——— —* * 


Galanteries des, rois de France, Bruxelle 
... 2694. 8. 1 p.,145, ‘wo aber. alled aus Va⸗ 
rillas genommen ift. Bellay foll in feinen 
" M&moires der Herzoginn gar nicht gedacht 
. haben. Dem Boyle muß diefe Anekdote nicht 
bektant geweſen ſeyn; -fie ift.fonft von der Art, 
daß er ſie wohl in feinem weitläuftigen Artis 
Fel :PDucheſſe d’Etampes würde angebracht 
: Haben. : Vielleicht findet fie fich in des Bran= 
3n:;%0me Dames; galantes. Die Befantfchaft 
des Königs mit diefer Dame fieng ſich 1526 
„„.an. ©. Daniel Gefhichte von Frankr. VI 
en S. 328. .24 pe ‚A 
2) Matheſius ſagt ‚in feiner funfzehnten 
.., Predigt ©. 9023. auf die fchönen und glats 
ten Venediſchen Gläfer.reiffet man mit. Des 
mant allerley Laubwerk und. fchöne.Züges 
@?) Doppelmayr S. 228.. vr .J 
AH): Von Stetten Kunfigefchichte von Auges 
burg I ©, 434. end 


* 
Br 


346 2. Runſt in Glas zu den. 


veranlaffet hat, Weil diejenige Säure, wel⸗ 
che Kiefelerde, und alfo auch Glas auflöfet, 
erft im Jahre 177 1 von dem Chemiker Scee⸗ 
te (25) im Flußſpate entdeckt worden ſo ſobe 
man denken, daß die Kunft mit berfelben auf 
Glas zu aͤtzen, wenigſtens nicht Älter feyn 


‚ Tinte. Sie iſt auch wirklich von vielen als eine 


neue Erfindung befant gemacht worden (26), 
Gleichwohl ift e8 erweislich, daß fie ſchon im 
Sabre 1670 von dem oben genanten Kuͤnſtler, 
Heinrich Schwanbard erfunden werben, 
Man weis naͤmlich, daß diefer damals, ale 
von ungefähr Scheidewaffer auf feine Vrble 
gefallen, und dieſe davon angegriffen war, 
ein Aetzwaſſer Tonnen gelemt hat, womit ır 
auf Glasſcheiben Schrift und Zeichnungen be 

wuͤr⸗ 


(25) Abhandlungen der Schwediſchen Aka⸗ 
demie XXXII S. 122. Es verdient ange⸗ 
merft zu werden, daß ſchon Henkel in feis 
nen kleinen Schriften. Drefden 1744 8° ©. 
594 und 599 den Flußfpat für eine falzige 
Subſtanz angegeben hat. 


2° Mrondtfehrift der Akademie der Kuͤnſte 
zu Berlin. Berlin 1788. 4. Schriften der 
Berliniſchen naturforſchenden Gefel—⸗ 
ſchaftII S. 310. rel Magie. 
exlin 1788.'8 "I 516. Er ſagt, Die 
Erfindung fey aus England, wo fie ſehr ge= 
heim Yehalten worden ; aber die.Ehre Der 


EN Erfindung, gehhre Dem: 9 Apr 


2: Runft in Blas zu ägen. 547 


wuͤrken Eonte (27). Wie Schmwanhard, die 
ſes Aetzwaſſer zugerichtet hat, das finde ich 
uirgend gemeldet; aber noch Fennen wir Feine 
andere Säure, als die aus dem Flußfpate, 
welche alles Glas angreift (23); und es: ift 
fe 
(2?) Sandrart- teutfche Akademie T, 2©. 346. 
„Heine. Schwanhardt hat auch mit feinem 
„ſubtilen Verftande dasjenige, was man bis⸗ 
„her fiir unmöglich gefhäßt, ergründet, und 
„ein ſolches Corroſiv erfunden, dem das fonft 
„ſo harte ceryftalline Glas gehorfamen, und 
„gleich andern Metall und Stein einwerts 
„und erhoben ſich aͤtzen laffen muß, da es 


„doch fonften aller ftarfen Spirituum: beſte 


„Behaͤltniß bisher gemefen. — — Er 
„bat bereits volfommene Menfchen s Bilber, 
„theils nadend, theils befleidet, auch aller« 
„band Thiere, Blumen und Kräuter ganz 
„natürlich gebildet und es im Erheben fehr 
„Hoc gebracht., Berftümmelt flieht dieſe 
Nachricht in der neuen Ausgabe HI, 2 ©. 
79. Eben diefe Worte, aber auch mehr nicht 
| Findet man bievon in Wagenfeilii commentar. 
de civirace Norimbergenf. Altdorfi 1697. 4 
p- 154. Doppelmayr ©. 250. fagtz 
„Nah 1670 fand er unvermuthet, als 
„feine Brille, worauf Scheidewaffer ge⸗ 
„Fommen war, ganz mat, als ein weis 
„ches Glas, geworden, auf gläferne Schei⸗ 
„ben zu Aßen, auf welchen fich der Grund 
„mat, dabey aber jede angebrachte Schrift 
„ganz hel ergab. „ | 
(3) Ich fage: alles Glas; denn manches wird 
ovðon manchen Säuren, nämlich ber Salz⸗ 
su. Theil. pe) 7 ED und 


1 
548 2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 


ſehr wahrſcheinlich, daß feine Bereitung eben 
‚biejenige gewefen ift, weldye 1721 als cı Ge⸗ 
heimniß einiger Künftler befant geworda iſt. 
- Der Erfinder. hat jedoch eine andere Am: 
:dung davon gemacht, als die jetzt nblidit. 


Anſtat daß man nun das Glas mit men 
Virniß bedeckt, und in diefen die Zeichnungen 
reilfet, welche man einaͤtzen will, fo hate 
hingegen die Zeichnungen mit Vieniß bedeckt, 
und den Grund vom Aetzwaſſer anfreſſen laß 

fen , wodurch denn glatte, helle Zeichnungen 
auf, mattem Grunde haben entftehyen muͤſen. 
Vermuthlich machte er e8 fo, um feine Erfin⸗ 
“dung von der längft vorher bekanin Kun, 
Zeichnungen vertieft einzufhneiden , zuut 
ſcheiden. Uber hätte er dad, mas ihm iN 
Zufall anboth, richtig zu beurtheilen geruut, 
. "fo hätte er die Naturkunde mit einer Entil: 
kung bereichern Eönnen, weldye hundert ZSahr 
hernach einem Chemiker zum größten Ruhn 
‚gereicht hat. Es gieng ihm, ‚wie der Spr 
nerinn im London, welche bie gefundenen Ba: 
noten nicht beffer, als zur Verzierung ihr: 
- Wocens anzuwenden verſtand. 


Ich e erzaͤhlte dieſe alte Weiſe erhaben ; 
‚ige unferm geſchiekten Rünftler, Hrn. Klin 
| u worth 


J 
J — Vitriolſãure ——— S. — 
ena Exrperimental-⸗Chemie. III. S. 202. 


2. Runft in Glas zu den. 549 


worth, der in dieſer Art Arbeit groffe Ges 
ſchicklichkeit beſitzt, und bath ihn, ſie ebenfals 
zu verſuchen. Er zeichnete auf eine Glastafel 
mit Oehlfirniß und Malerfarbe einen Baum, 
brachte die Tafel nach der gewoͤhnlichen Weiſe 
über die Säure, und nahm nachher bie Farbe 
wieder weg, wodurch dann eine helle glatte 
Zeihnung auf mattem Grunde entftanden ift, 
die viel beffer als die vertieften Zeichnungen ers 
fheint. Ich empfehle diefes Verfahren, weil 
ich glaube, daß es zu groffer Volkommenheit 
gebracht werben koͤnne. Diefer Meynung war 
auch ber berühmte Strafburgifche Künftler, 
H. Benard, deffen Thermometer mit gläfers 
nen Scalen, worauf die Grade und Zahlen 
eingeäßt find, algemeinen Beyfall erhalten 
haben, als ich ihm hier auf feiner Wanderung 
ans feinem unruhigen VBaterlande davon Nach⸗ 


richt gab. 


Vermuthlich haben Schwanhard und feine 
Schüler die Zuridtung biefes Aetzwaſſers ge⸗ 
heim gehalten; denn erft im Jahre 17275 iſt 
die Vorſchrift Dazu befant gemacht worden; 
doch Ean es wohl feyn, daß fchon eine ältere in 
irgend einem fo genanten Kunftbuche verfteckt 
ftebt. In dem genanten Jahre ſchickte Doct. 

oh. Georg Weygand aus Goldingen in 
‚Surland an die Herausgeber der Breſlauer 


Samlung zur Flarur s und Medicins Bes _ 
Ma ſchich⸗ 


sso 2, Runft in Glas zu ägen. 


ſchichte, eine Vorſchrift, die fich von dem das 
mals ſchon verftorbenen Doct. Matth. Pauli 
aus Drefden herfchreiben folte, weldyer, wie 
gemeldet ward, auf diefe Weiſe, mannigjik 
tige Figuren, Wapen und Landfchaften in 
Glas geaͤtzet hat (27). Man ficht daraus, daß 
| damals 


“ (29) 1725. Sanuar. ©. 107: „Invention von 
„einem fcharfen Aetzwaſſer, womit man ind 
„Glas allerhand mar Figuren radiren 
„und corrodiren Fan. enn der Spiritus 
„nitri per deftillationem bereits in den X 
„eipienten berunter gegangen, fo treibt man 
„ihn zuletzt mit ftarfem Feuer, und geil 
„ihn wohl dephlegmirt (weil er das wir 
„naire Glas angreift) in eine Waldenbur: 
„giſche Flaſche; nachgehends fhüttet man 
„einen pulverifirten Böhmifchen grünen ma: 
„ragd (ſonſt Hesphorus genant, welcher pub 
„veriſirt in der Wärme grün leuchtet) darein, 
„ſetzt e8 wieder 24 Stunden in warmen Sand; 
„inzwifchen nimt man ein mit einer Kanye 
„von allem Fett fauber und rein gemachtes 
„Glas, und verwahret, oder faflet daſſelbe 
„rings um des Glaſes Rand mit Wachs jaw 
„ber ein, daß die ge oder Bort ungefäh 
„eines Fingers body fey; nachgehends giel: 
„fet man dad obige fcharfe Aetzwaſſer alſo 
„darauf, daß daffelbe fein gleich allenthal: 
„ben bedeckt fey, läffet es darauf je länger 
„je beffer ftehn, fo greifet ed dann das Glas 
„an, und bleibt dag mit Schwefel und Wers 
„nis gezeichnete erhaben und anaglypbifch 
„fteben. „. Eben diefe Vorfchrift hat auch 
H. Kruͤnitz in feine öFonomifche Encycl o⸗ 
paͤdie XI ©. 678 eingeruͤckt. 


2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 551 


damals eine ſehr ſtarke Salpeterſaͤure gebraucht 
worden, die allerdings auch die Flußſpatſaͤure 
entbindet, wiewohl jetzt dazu gemeiniglich Vi⸗ 
triolſaͤure gebraucht wird (*). Daß der in der 
Vorſchrift genante Boͤhmiſche Smaragd 
oder der Heſphorus grüner Flußſpat iſt, iſt aufs 
ſer Zweifel, und wird aus der Geſchichte die⸗ 
ſer Steinart, die ich hier, ſo weit ſie mir jetzt 
bekant iſt, einruͤcken will, noch gewiſſer. 


In den Schriften der alten Mineralogen 
iſt der Flußſpat nicht beſonders, und entwe⸗ 
der gar nicht genant, oder er ſteht unter ih⸗ 
ren natuͤrlichen Glaͤſern und Edelſteinen, und 
in den Schriften der erſten Syſtematiker unter 
den Quarzen, Kalk: und Gyps⸗-Spaten ders 
geftalt verfteckt, daß man ihn nicht heraus 
finden kan. Gleihmwohl haben ihn bie alten 
teutfchen Berg⸗ und Hütten: Leute wenigfteng 
bereitsim ſechszehnten Sahrhunderte unterfchies 
den und Fluß genant, meil fie ihn nämlich 
brauchten, um ftrengflüffige Erze in Fluß zu 
brin⸗ 


(*) Unſer H. Klindworth uͤberzieht das Glas 
mit dem Aetzgrunde der Kupferſtecher, aber 
in den chemiſchen Annalen 1790. 2 ©. 141 
‚wird dazu eine wäfferrichte Auflöfung ber 

| Hauſenblaſe, oder auch ein Terpentinoͤhlfir⸗ 
niß mit etwas Bleyweiß vermiſcht, empfoh⸗ 
len. Ebendaſelbſt findet man eine voiſtaͤn⸗ 
dige Anweiſung zu dieſer Kunſt. 


Nnu3 





2 2 Kunf in Glas zu gen. 


briugen, Agricola ift der erfte, welcher dies 
fe8 angemerkt und. den teutfchen Namm in 

fluor überfegt hat, melde Benennung, jo 

tie mandye andere, die er zuerft nach teutſte 

Wörtern gemacht hat, 3. B. aus Quarz 
zum, aus Spat, fpatum; wismuthum, zin. 
cum, cobaltum u. a. hernad) algemein ange 
nommen find (30). Solte ich eine Stelle der 
Alten angeben, die ih auf Flußfpat beuten 
möchte, fo mürde es die bey Theophraſt feyn, 
wo er fagt, daß gewiſſe Steine, wenn fie ben 
Silber» und Kupfererzen und den Eifenfleinz 

zugefeßt würden, in Fluß kommen (37). Der 

erfte Syſtematiker, der diefe Steinart, 8 
eine befondere Gattung aufgeführt hat, iſt 
Cronſtaͤdt. 


Außer dem metallurgiſchen Gebrauche iſt 
der Flußſpat hauptſaͤchlich deswegen bekant ge⸗ 
| Ä wor: 


: (32) Bermannus p. 466: Lapides funt gemms- 
sum fimiles, fed minus duri, fluores, lices 
mihi verbüm e verbo exprimere,, noftri me 
tallici appellant, nec, meo iudicio, inepte; 
fi quidem ignis calore, vt glacies folis li- 
quefcunt & fluunt. Varii autem & iucundi 
colores eis infident. 


(3°) De lapidibus $ 19. Aber was ber teuts 
che Ueberjeger Baumaärtner darüber S. 
64 fagt, aebört zu deWFübrigen Beweiſen, 
daß er nicht die zu einer folchen Ueberſetzung 
nöthige mineralogifche Kentniß hatte, 





2: Kunft in Glas zu aͤtzen 153 


worden, weil er die Farben einiger Edelſteine 
hat, und den unkundigen als ſolche verkauft, 
wenigſtens gezeigt werden fonte (22), und auch 
deswegen, weil er, wenn er das erſte mal im Dun⸗ 
keln erwaͤrmt wird, mit einem blaͤulich gruͤnen 
Schimmer leuchtet. Es kan immer ſeyn, daß 
unter den mannigfaltigen Steinen, von denen 
die Alten mit großer Bewunderung erzaͤhlen, 
daß ſie im Dunkeln leuchten, auch ſchon der 
Flußſpat geweſen iſt; wiewohl die meiſten 
derſelben gewiß nur ſolche geweſen ſind, wel⸗ 
che das bey Tage eingenommene Licht noch eine 
Zeit beybehalten, oder ſo genante Lichtmagnete 
find (33). Aber die Bemerkung, daß ber: 
Flußfpat nach der Erwärmung leuchtet, ſcheint 
erft damals befant geworden zu feyn, als bie 
kuͤnſtlichen Phofphore die Nachforſchung der 
Naturkündiger erregten‘, und biefe ficy bemuͤ⸗ 
beten, aud in ihrem Waterlande Steine zu 
ent⸗ 


(22) f. oben ©. (297). 

(33) Die meiften Stellen ber Alten , welde 
hieher gehören, find von Du Say, Bofe 
und Cobaufen gefamlet- worden. Man fehe: 
des erftern Aufſatz über das Licht der Dias 
manten in den pbyfifchen Abhandlungen - 
der Parifer Afademie XI ©. 38, und des 
letern Difcours fur la lumiere des diamens, 
der ‚bier zu Göttingen 1745 auf 15 Bogen 
in 4 gedruckt ift. Lumen novum phosphoris 
accen/um a Cohaufen. Amſtel. 1717. 8* 


Nu 4 


454 2. Runſt in Glas zu ägen. 


entdecken, welche dem ungefähr- ums Jahr 
1630 befant gewordenen Bolognefer Spt in 
feiner Fähigkeit zu leuchten, gleich feyn mie 
ten. Bekantlich wird diefer dazu durd me 

Galcination vorbereitet. Da verfuchte ımandio 
ähnliche Steine, und unter diefen auch ten 
Flußfpat, der in Zeutfchland nicht ſelten if. 


Sch glaube, die Bemerkung ift. im Sabre 
1676 gemacht worden. Denn in diefem Jahre 
machte Elsholz den Mitgliedern der natur: 
forfchenden Gefelfchaft befant, er kenne einen 
Phofphor, der fein Licht weder von der Sonne, 
no von der Flamme erhalte, fondern der, 
wenn er auf einem Bleche aber gluhenden Kohlen 
erwärmt würde, mit einem bläulich wären 
“ Lichte leuchte, fo daß man fo gar durd Au 
fireuung defjelben. eine leuchtende Schrift dar: 
fiellen koͤnne. Damals Fündigte er nur Diele 
neue Erfindung an, und verfprach, fie dereinit 
befant zu machen. Sch zweifle, Daß dieß 
geſchehn ſey; wenigſtens finde ich in den Schrif: 
ten der Gefelfchaft hierüber von ihn Feine wei: 
tere Nachricht, auch nicht in dem 1681 _ wies 
derholten Abdruck feines erften Aufſatzes (? *). 


| — So 
.@*) Joan, Sigism. Elsholtii de photphoris qua- 
zuor obfervatio, Berolini 1676. 4 ein Bogen. 


Ferner De phosphoro liquido obfervario. Berol. 
| 1677: 


— — 


2. Runſt in Glas su aͤtzen. 555 


So viel ih weis, iſt der Wittenbergifche 
Profeſſor Rirchmaier ver erfte, weldyer das 
Geheimniß im Jahre 1679 verrathen hat (??). 
run TR 7 Beyde 


1677. 3 Dog. in q. und De phosphoris obfer- 

. ‚ variones , quarum priores binae antea iam edi- 
rae, tertia vero prima nunc vice prodis. Berol. 
1681. 2 Bogen in 4. * Diefe Ausgabe ent: 
hält die beyden erſten Aufſaͤtze und noch eine 

:.* neue Obfervation. Der erfte Aufſatz ſteht 
: auch in Ephemerid. ac. nat: cur. Dec. I. an. 
8. obf, 13 p. 32. Die Stelle, weldye hieher 
gehört, ift folgende: Phosphorus fmaragdi- 
nus. Is. fplendorem fuum non ex folaribus 
CA radiis, aut exiilluminato.aere colligens ; fed ex 
igne- ipfo. Eius fcilicet particulam fi lami- 

nae argentese aut cupreae imponas, adhibito 
carbonum fubtus calore, fplendorem ex cae- 
ruleo albicantem mox percipies, adeo vt, fi 

‘ materiam illam in notas aut literas digefleris, 
legere nitentem commode fcripturam poflis. 
Quare vero tertio huic ( phosphoro ) id no- 

men indiderim, & qua ratione parandus 

ipfe fit, elteri fervo occalioni. | 


(35) Geor. Cafp. Kirchmaieri de phosphoris & 
natura lucis, nec non de igne commenzatio 
epiftolica. Wittebergae 1680, 4 * p. 7. Ante 
annos paucos admodum inventus mineralis 
alicuius, vifu & proprietatibus in quibusdam 
fimilis fmaragdo , ab artificibus duobus mihi 
peramice notis vfus ef. Conficiendi phos- 
phori & repraefentandi modus levis atque 
brevis ille. Recipe q. v. mineralis viridis, 
fmaragdum pene referentis; contere in pul« 
verem, aqua madefac communi, pulvis inftar 


Jen.5 vrt 


ss 2. Runſt in Glas su aͤtzen. 


Beyde nennen diefen Phofphor den ſmatagbi⸗ 
fchen, fo wohl-mweil die Alten vielvon leuchınder 
Smaragden reden, ald. auch weil der grüne Fuf- 
fpat oft für Smaragd ausgegeben ift. KRirchmire 
nennet diefes Mineral audy Hefperus und \d- 
perugo, und jener Namen ift nachher oft den 
Flußſpat gegeben worden; fo mie auch obm 
in der Vorſchrift des Aetzwaſſers. Gleichwohl 
muß Kirchmaiers Nachricht nicht ſehr bekant 
geworden ſeyn. Denn der Jeſuit Caſatus 
kante fie noch nicht, als er 1684 fein Buch 
vom Feuer ſchrieb, indem er darin nichts wei⸗ 
ter als die eigenen Worte des Elſhohes ein 
ruͤckte (36). So gar dem fel. Leibniz und 
den Mitgliedern der Akademie der Wſſerſch. 
| en \ 


vt fiat. Penicillo poftea in lamina cuptt, 

magnitudine vel orbis, vel maioris plani alt. 

cuius manubrio inftru&ta literas, quafcun- 
que voles, in lamina defcribe craffıusculs. 
Ardentibus fuperimpone prunis vafculo ex- 
ceptis. = Phaenomenon fpettabis in obfcuro 
amoenifimum, fine fumo & odore lucens. 
Sed vt verum fatear, nec vfum, nift curiofi 


animi explendi, artificium hoc, neque diu- 
turnitatem habet, Pedus ergo avidum fei- 


endi meliora fatiare. nequit, five Aefperus 
vocetur , five ve/perugo. Thom. Bartbolin 
fan diefen Hefperus im 5. 1668 noch nicht 
gekant haben; wenigfteng hat er feiner in dem 
Buche. de luce. Hafniae 1669. 8 * gar nicht 
gedacht. 


@°) Differtat. phyficae de igne. Francof. & 
Lipf. 1688. 4. * p. 353. : 


2 


2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 757 


in Berlin muß dieſe Bemerkung noch im J. 
1710 neu geweſen ſeyn; indem erſterer ſie in 
den Schriften der Akademie als eine phyſika⸗ 
liche Menigkeit meldet (37). 


Zuletzt merke ih nody an, daß die Verars 
beitung des derben Flußfpats zu Geraͤthſchaf⸗ 
ten und artigen Zierathen in Derbufhire im 
Sahre 1765 angefangen hat (?3). Man nens 
net die Daraus verfertigten Sachen in England 
fpar ornaments, auch wohl zuweilen blue- john. 
Manche fchöne Farben follen, wie man fagt, 
erft durchs Feuer hervorgebradht werben. 
Aber das müfte doch nur eine fehr vorfichtige 
Erwärmung feyn, da.befantlid der Flußfpat 
bey einer ſtarken, vornehmlich ſchnellen Erhits 
zung zerfpringt oder decrepitirt, wie er denn 
auch dadurch undurchfichtiger wird, — Nach⸗ 
dem ich dieß ſchon gefchrieben habe, fehe ich 


von 


(27) Mifcellanea Berolin. 1710. vol. I. p. 97. 
Die fo genante Flußipaterde oder phofphos 
refeirende Erde, die man in neuern Zeiten in 
Ungarn in der Gefpanfchaft Marmoros ges 
funden bat, welcdye jet einige für eine mit 
Phofphorfäure getränkte Erde halten, bat 
ſchon der Schwede Hiaͤrne in Prodroma hift. 
nat. Sueciae genant. Henkel hatte fie noch 
— geſehn. S. deſſen kleine Schriften. 

. 599. 


.(?°) Watfon’s chemical efays. II p. 277. 


458 2; Runſt in Glas zu äsen: 


Son ungefähr, daB H. Raſpe (*) dief Her 
Horbringung der ade durch Feuer ginlich 
leugnet. 


c6) A — catalogue of engraved gemt 
by James Taflie. London 1791. 2 vol. in 14 + 


' I pag. LI. 


3. Bibliographie. 559 











— 
Bibliographie 
| | ‚der v | 
| ee Erfindungen. i 
„oben ©. 449. | 


9. Johanni Mathaei Lunenfis libellus de. 
rerum inventoribus. Ex recognitione 
. Aug. Jufliniani episcopi Nebienfis. .M. 
Antonũ Sabellici de rerum &artium in- 
ventoribus poema. Hamburgi. In biblio- 
polio Michaelis rap Anno 1613. 
76 Seiten in 8.” 


er Verfaſſ er — Matthaͤus Micht 
Matthaͤi) war aus Luna, einer Stadt im 
Toſcaniſchen. Juſtinianus ſagt in der Vor⸗ 
rede, er ſey ein groſſer Redner und‘ Kenner 
der Alterthuͤmer geweſen, er habe ein Buch 
geſchrieben De mulieribus claris, welches, 
nach Conr. Geſners Bibliothek, ©. 394. b. 
. zu Paris 1523 gedruckt worden. Ob dieß 
die Ausgabe fey, welche Suftintanus verfpros 
| hen hat, meis ich nicht. Sein Peplus Italiae, 
in quo illuftres viri recenfentur, der zu Paris 
1578 gedruckt worden, ſteht auch in F. A. 
Fabricii conſpectus — litterarii Italiae. 
‚Ham. 


60 3. Bibliographie. 


Hamburgi 1730, 8 *p. 369. MNodmbere 
lateiniſche Poefien von ihm find in Joͤhers 
Gel. Lexicon genant. 


Das Werkchen de inventoribus „hat tt, 
wie Juftinianus in der Vorrede meldet, nur 
angefangen, aber nicht vollendet, und es ſcheim 
als ob lezterer es aus der Handſchrift zu Paris 
1520 zum erſten mal hat dengfen laſſen, we 
nigſtens hat feine Vorrede diefe Jahrzahi (*) 
Dieſe erſte Ausgabe habe ich niemals gefehn, 
und fo gar der Hamburgiſche Nachdruck, der 
‚gar Feine Zufäße oder neue Nachrichten hat, 
ift jegt fo felten, daß jch ihn nicht anderd als 
aus der Herzoglihen Bibliothek zu Wohrbuͤt⸗ 
tel habe erhalten koͤnnen. Leſſing hatte 
Das, was er von diefem Buche in feinen thew 
ren Kolleftaneen 2 ©. 142 fagt, ment 
Neugierde vermehrt, die Matthäus ſchon bei 
:wegen hatte, weiler älter als Polydor. Ver 
gilius und Sardus ift. Inzwiſchen ſehe ich 
nun, daß das Werkchen eine kunſtloſe Rhap— 
fodie aus den alten Schriftftellern, ohne An 
zeige der Quellen iſt; jedoch belohnt ein Abs 
f&nitt, der ©. 37. Inventa Chriflianorum 

über; 







(*) Keimmann in Hiftoria litterar. antedilu- 
viana p. 212 giebt das Fahr 1620 an, aber 
das ift vermuthlich ein Druckfehler. Koͤnig 

n Bibliotb. -p. 519 nennet richtiger das Jahr 
1520. 


3. Bibliographie, i 561 


üßerfchrieben iſt, die Nachſuchung, indem das 
ſelbſt einige neuere Erfindungen mit einigen 
Nebenumſtaͤnden erzaͤhlt ſind, welche Achtung 
verdienen. Groͤßtentheils hat ſie Leſſing, der 
doch von dem Verf. nur dasjenige anfuͤhrt, 
was er bey Joͤcher gefunden hat, excerpirt; 
naͤmlich IS. 94, 95, 119, 213, 371, 
373, 1©. 171, 174, 351, 392, 403. 
Um aber den Liebhabern der Erfindungenges 
ſchichte das Nachfragen nach diefem Matthäus 
unnoͤthig zu machen, will ich dasjenige, was 
man bey ihm von neuern Erfindungen lieſet, 
and nicht ſchon von Leſſing beygebradht ift,. hier 
ganz einrücken. u 


* 


Albertus cognomento ‘Magnus, ordinis 
praedicatorii facerdos, primus bombardärmn, 
bombardulam, et fclopum manualeın exco- 
gitavit. _ | 

Branca Siculus Cataneus, chirurguset phy- 
ficus acutiſſimus, fuo ingenio et arte aures, 
nafos, et labra, quibus caefa fuerant , inftau- 
rabat. Huius difcipulus fuit Baltazar Pavo- 
nus Siculus, quem nos, dum Paduae mora- 
zemur, nafum refitientem vidimus, et pro 
viribus quandoque iuvimus. — — 


Horologium cum. fonitu inventum eſt a 
Chriftianis, ficut et campana. Nam veteres 
non habebant nifi aquarium et folariaın, + — 


Tri. 


LU 


62 3. Bibliographie: 
Tribula, feu percuflorium illud, go in 
area teruntur frumenta. 


Ferreum illud cornü, in quo ad ps 
lancea ipfa infefla reponitur. — — 


Acus verforia, inftrumentum illud , qw 
ad lapidem fyderitem (qui magnes dicitur) 
navigationem moderantur. | 


Campana primum in urbe Nola, quae 
eft Campaniae in Italia, conflata fuit; unde 
etiam nuncupatur. 


Impreflura literarum in Germanis poſt 
Chrifti adventum comperta fuit. Nam anfe 
fidem Chriftianam, Saturnus Italos lies n- 
u docuit, ut refert divus Cypriansn 


ibello de idolis. 


Patinae ligneae pro caedendis carnibus er- 
cogitatae fuerunt tempore Frederici Romani 
regis, et pontificis Gregorii, qui inter fandtos 
divum Dominicum ordinis praedicatorii fun- | 
datorem retulit. Non multo poft tempore ir 
Italia inventus eft fe Flagellantium. ordo. 
Nam homines nudi, ac bini, et longo agmine 
per urbes, oppidaque, et villas incedentes, 
loris terga verberabant, qua de caufa poene 
omnia pacata funt et fedata, Hoc virorum 
confortium Jacobus Columna Rom. fedis Car- 
dinalis inftituit. „.Hoc quoque tempore divino 
on | iudi- 


3. Bibliographie. 563 


iudicio fatum eft, ut Galli omnes, et.reli- 
giofi et faeculares, in Sicilia una die, unaque 
voce Dei perempti fint. Hoc etiam tempore 
in Sicilia vir fuit Nicolaus pilcis, Meffanenfis, 
qui vitam in mari duxit, nec diu extra aquas 
efle poterat; hic multa de maris fecretis pate- 
fecit hominibus, poft matris execrationem 
hanc inhumanam vitam fortitus. 


Conficere chartas , vela, et veſtes ex cot- 
tone feu bombice, Chriftiani excogitavere. 

- Conficere undones ex ferico Chriftiani 
docuere:. nam primi undones ex barbis hir- 
corum facere folebant, ficut etiam nunc ut 
plurimum fiunt, unde Martialis in diflichis, 


Non nos lana dedit , fed olentis barba ma- 
riti. — 
 _ _ Candelae ex fevo in urbe Ferrara primum 
factae ſunt, quibus veteres non utebantur, 
cum eas nefcirent. | 
‚ Aves domare’ ad venandum nobis, ut afio- 
nem, noctuam, ululam, et caetera id genus, 
Chriftiani inſtituere. Nam veteres canibus 
tantum utebantur ad aucupandum, unde et 
multi fcriptores de venatione feripfere, —— 
In aurificina nullum inventum eft recens. 
Confpicilla feu fpecilla, quae et ocularia 
iuxta vulgus appellantur, e tenui vitro, chri- 
ftallove, aut berillo facere, per quae infir- 
IH, Theil. Oo mior 


* 





‚4 3. Bibliographie. 


mior vifus melius cernit, inventum magis 
antiquum, quam.novum arbitror. — — 


10. Polydori Vergilii, Vrbinatis de rerum 
inventoribus libri VIII; & de prodigis 
libri III. Cum indicibus locupletiffimis, 
Lugduni Batav. apud Franc. Hegerum. 
1644.565 Seiten in ız, und Das Buch 
de prodig. 209. Seiten ohne Vorreden 
und Regiſter. * = 

Der Berfaffer (1) gab zuerſt nur drey Buͤcher 

de rerum invent. heraus, und zwar im Jahre 


1499, als er nod) in feiner Vaterſtadt Urbino 


lebte; wenigſtens tft die Dedication unterſchrie⸗ 
ben: Urbini, nonis Augufti 1499. Er ruhmt 
fi Darin der erfte zu ſeyn, welder die Ges 
fhichte der Erfindungen zu bearbeiten über: 
nommen hatz und dieß Verdienſt fcheint ihm 
zuzufommen, wenn man naͤmlich Die längft vers 
Yohrnen Schriften einiger Griechen (?) nicht 
mitzählen will; wentgftend vermuthe ich, daß 
| | Leſſing 

() ©. Dictionnaire hiſtor. & eritique par Aayl. 
IV p. 460. Fabricii ( Schoertgenii) bibli- 
theca lat. med. aevi vol. VI p. 5. Joviz elo- 
gia n. 135 p. 279. 

(?) Die Anzahl der griechifchen Schriften rs- 
pi sUpyuarwv iſt aröfler, als man vermus 
then folte, Schade, Daß Feine übrig gebiies 
ben tft! Diejenigen, welche mir befant ges 
worden find, find folgende, wovon die er- 
ften achte von Clemens von Nleyandr. Ltro- 
mat. I p. 308 genant find: 


3- Bibliographie. 565 


Leſſing geirret hat, der den Matthaͤus fuͤr 
aͤlter als den cn angiebt (3). Als jene 


drey 


I. Scamon Mytilenaeus, deffen Buch auch Athes 
naus und Suidas anführen. S. Voflius us de 
hiftor. graecis p. 411. 


® 2. Cydippus Mantineus, 
9. Antiphanes. 
4. Ariftodemus. 
5. Ariftoteles. 
6. Philoftephanus. 


7. Theophraftus, deſſen Buch auch Diogenes 
kLaert. Eufebius_praeper. X, 7. Plinius VII, 
59 und einige Scholiaften ie ©. Fa 
“bricii bibl. graeca II p. 248. 


8. Strato Peripateticus, den auch Plinius in 


elencho autt. p. 15 ed. Hard, nennet. 
9. Heraclides Ponticus. ©. Diogen. Laert. V, 
‚38 Pp- 313. 
10. Ephorus, deffen Plinius, Athenaͤus, Stra⸗ 
bo und Suidas gebenten. 
11. Philochorus, den Suidas anführt. Voſſius 
p. 117.. 


12. Simonides Ceus junior, nach dem Suidas. | 


Voſſius p. 454. 

13. Dinias. ©. Voflius p. 355. 
14. Clemens Alexandr. ftromat. I. 

15. Plinius-in Hiftor. nat. VII, 56 welche beys 
den legtern Schriftfteller aus jenen geſchoͤpft 
haben. 

(?) Rollektaneen ITS. 144 


Oo 2 


566 3. Bibliographie. 


drey Buͤcher gleich mit großem Beyſall auf⸗ 
genommen wurden, ſo vermehrte er ſie im 
Jahre ı517, als paͤbſtlicher Bediente in Eng⸗ 
land, noch mit fuͤnf Buͤchern, ſo daß nun das 
Wert aus acht Buͤchern beſteht. | 


Sehr wenige Schriften haben das Gluͤck 
gehabt, durd) einen Zeitranm von mehr als 
zwey Jahrhunderten, in verſchiedenen Ländern, 


fo oft nachgedruckt und überfeßt zu werben, 


als diefe, und wenn dieß ein Beweis der im 
nern Güthe eines Buchs wäre, fo müfte dad 
Vergilifche nicht im fünfzehnten und Faum im 
fruchtbaren fechszehnten Sahrhunderte ſewes 
gleichen gehabt haben. Neu war freylidy dad 
Thema, und Eonte deswegen die Aufmerkſam⸗ 
keit der Gelehrten reißen. Wahr ift es auch, 
daß der Verf. zu den gelehrteften Männern 
feiner Zeit aehört, und dag man, wenn man 
auf diefe Rückfiht nimt, viel brauchbares bey 
ihm antrift. Er handelt vom Urfprunge der 
Religionen, der Grammatik, Dichtlunft, Mu 
fit, Mathematik, Arzneywiffenfchaft, Krieg 
kunſt, Mahlerey, des Aderbaues, u. f. m. 
| Er erzählt die Verdienſte derer, welche jene 
Wiffenfhaften und Kuͤnſte zuerft bearbeitet und 
mit den erften Erfindungen bereichert haben. 
Inzwiſchen ift doch alles nur aus den Schrife 
ten der Griechen und Römer, die er anführt, 
genommen worden, und mithin fehlen die wich⸗ 


er 


3. Bibliographie. 567 


tigften Erfindungen ber. Neuern gänzlich, wies 


wohl einige am Ende des dritten Buchs kurz. 
genant find. Die finf letzten Bücher enthals 
ten ausführlicher die Geſchichte der. religiöfen 
Gebräuche, vornehmlich derer, die ben Catho⸗ 
lien eigen find: | = 


Abber weder die Neuheit des Thema, noch 
die Ausführung deffelben fcheint dem Buche als 
lein den ausgebreiteten vieljährigen Veyfall bes 
wuͤrkt zu haben. Vielmehr ſcheint dieſer den eins 
geſtreueten Urtheilen uͤber Aberglauben, uͤber 
den Stolz und die Ausſchweifung der eheloſen 
Geiſtlichkeit, uͤber die Abkunft der catholiſchen 
Gebraͤuche aus dem Heidenthum, uͤber den Bil⸗ 
derdienſt und andere Gegenſtaͤnde der Religion, 
die freyer und richtiger ſind, als man ſie damals 
noch von catholiſchen Schriftftelleen gewohnt: 
war,” zuzufchreiben zu feyn. Selbſt da, wo 
Vergil die durch Luther veranlaffete Religionds 
verbefferung erzählt, redet. er befcheidener und 
mit. mehr Unpartheplichfeit, als damals feine 
Ölaubensgenoffen zu: reden verftanden oder zu 
reden wagten. Dazu kam, daf der päbftlidhe 
Hof, der. doch fonft,den Verfaffer, dem es in 
England. fo.gar noch nach der Reformation nicht 
inisfiel, ſchonte, jene freye: Urtheile dadurch 
Öffentlich rügte, daß er im Jahre 1576 eine 
"Ausgabe in Rom veranftaltete, welche von 
den vermeintlich irreligiöfen Aeußerungen ge⸗ 
| 203 reinigt 


F 


568 3: Bibliographie. 


reinigt war, und welche allein den Nectiubts 
gen zu lefen erlaubt ſeyn folte, dagegen all 
andere Ausgaben in den indicem expurgett- 
um gefeßt wurden. Dieß mufte dem Vihe 


zur Einpfehlung dienen, zumal in einem Zub 


alter, da man noch nach folchen Keimen det 
Auf klaͤrung lüfterner war. Den Proteflan 
ten mufte es befto angenehmer fen, je mehr 
es die einfältigen zu verdrängen ſuchten () 
und wuͤrklich ſcheinen die meiſten Audgake 
von Proteftanten veranftalter zu ſeyn. DW 
mals konte auch ein Buch feiner Güte nad 
ter bemerkt werden, als jet, da, MM 
Ueberſchwemmung neuer Vüger,' vide 
gum Theil: merkantiliſche Kuͤnſte noͤthig MM 
einem auch wuͤrklich guten Buche einen aut 
breiteten und dauerhaften Beyfall zu verfhr 
fen (?). 
—— Mir 


C) Dahin gehört das viel zu harte Urthll 


welches ſchon Bayle aus Perrus a ſancto k 
mualdo continuatio chronici Ademarl p. 3? 


angeführt ‚hat. Imperitiſſimum vocat eu 
-  (Vergilium) et vanitatis redarguit docliſſinu 
Lindanus Ponop. evang. fer. cap, 98, atque NT 
minis huius fcripto, quod de rerum inventorr 
hus finxit, nihil extare noſtrs aetate in hieen 
editum pluribus quod feateat magis, autfulll' 
bus perfluat coniecturis. Bayle ſetzt bin!’ 
ae eft.certain qu’ilne plait pas aux bigots. 
CE) Zambect hat über diefes Buch zu Ha 
. burg in den Jahren 1657 u. 58 Vorlcit, 
| apa 





DZ = 


3: Bibliographie. 569 


IWiraͤus (0) ſtellet ſich, als ob er glau⸗ 
be, daß die vom Pabſte gemisbilligten Stel⸗ 
len in den Vergiliſchen Schriften von Ketzern 
eingeſchoben waͤren; aber das iſt ein Argwohn 
oder Vorwand, womit man den Ketzern den 
von gefiheuten“hreiften Catholiken geaͤußerten 
Beyfall zu verleiden pflegt. Ich finde die bes 
ruͤchtigte Stelle lib. 4 cap. 33: 0, vocem me- 
imorabilem atque folutarem!: fi bene multi 
hodie fefe ‘quoque homines tantumn:efle per- 
penderent; ‘qui propterea, quod facerdotio 
praediti fünt, -=- unverändert in allen mit 
vorgefommenen Ausgaben. : Wahr aber ifl 
es, Ddaß einige proteſtantiſche Ausgaben dieſe 
Worte recht bemerklich? zu machen geſucht has 
ben. In der Frobenſchen Ausgabe von 1525 
San36 Hecht dabeh am Rande: vocem nota 
noffisspantificibäs; aon contemnendam.In 
der Fraͤnkfurter Ausgabe der teutſchen Ueber⸗ 
ſetzung von 612 ſteht Si 414 for. 0,‘ wie 
ein loͤbliche vnd heylſame Red, wann ih⸗ 
rer viel (vnd ſonderlich du Bapſt) heu⸗ 
he az an unten Êα 


, 


BETTER RE ER 

gehalten, wie er felhſt in der Vorrede zu 
rodromus hiſt. litterär.' meldet. 

; (6): Libros de invent; . reröshaeretici corrupe- 
3. zunt j:fed;purgati praddierunt Romae 1575 & 
11128858. Außarrum de feripe: ecelef.in.Fabricii 
4 bibliotheca eccleſiaſt. Hamburgi 1718: fol. ” 
"5. Pi 98. ee 5 7.0 Per 

I ilae . O N) 4 


* 
3‘ .. 
Er 
. 


I 
r tk 


g70 3. Bibliographie: 


tiges- Tages foldhes ermefjeren. — Die 
derbe Parenthefe ift allerdings ein Zufat, der 
ſich weder in der Urfchrift, Hoc) in den iltern 

Audgaben der Ueberfeßung findet. 


Wie übrigens die verfchiedenen Ausgaben 
von einander abweichen, wie der Verf. von 
Zeit zu Zeit Verbeffernngen und Zuſaͤtze gemacht 
hat, das. genau zu unterfuchen, habe ic nicht 
der Mühe werth gehalten, und bey dem bie 
herigen Gebrauche des Buchs ſind mir dergleichen 
Aenderungen nicht vorgekommen. Der kurze De 
inventoribus rerum diverſarum catalogus, der 
in den neuern Ausgaben voranu ſteht, fehlt in den 
aͤltern, auch noch in der vom J. 1666. Der 
teutſche Ueberſetzer Alpinus iſt, nach Idders 
Gel. Lexic. Profeſſor der Rechte zu Sngolfiatt 

geweſen. Sein Teutſch iſt felbft für fein Jahr⸗ 
hundert hoͤchſt elend, kan aber zur Geſchichte 
des — — PIE A. Viel beir 


fer 


+) Ich will ——— die Perio 
abſchreiben. „Wie irdiſche Teuffel, das it, | 
„der luͤfften, oder * helliſche Geyſter, woͤl 
„liche die heyligene erer, Fuͤrſten diſer welt 
„bayffend , wie fie vor zeyttene ihre warſa⸗ 
sirggung: trpbend;,.: durch die Goͤtzen, fo den 
„toͤdtlichen nrenfoben zu: geaignet marend, 
> und nit Zauberſchen fünften, jetzt fuͤr gutt 
Hgeiſte, dann fuͤn himmliſche götter, “oder 
„für feelen der dapfferſten leutten ovnnd jetzt 


N —* „für 


3. Bibliographie. $71 


fer. find. in ihrer Art einige Holzſchnitte in der 
Ausgabe von 1537. Unter dieſen iſt auch 
eine Landeharte von Griechenland und Syrien. 


„für die, dann für atibre, ſich ſelbs auß⸗ 
„gabend, da habenn ſy fo ein groffen jrrfal 
„in der menfchen herzen’ gepradht, das fie 
„inn einer kurzen zeit, den mereren thayl 
„der menfchlichen gemüthern, von ded waren 
" „Gottes ehere gentzlich abgewendt habend: 


4 »” 


$ 








Ve EEE 
19; n , 53 


Verzeiſchniß— 
aller wir bekanten Ausgaben. 


ES dar fe De ie 

3499.. Polydöri ! Vergilii Urbinatis de inventori- 
‘ bus terum libri' tres; opus Chriflophorus ‘de 
Penſis impreflit, pridie Calendas Septembris. 
"4." &o wird ber Titel diefer Ausgabe, Die 
"von allen ‚die, erfte iſt, im des Mettaire annal. 

“ sypograph. nad) ber: beften Amſterdamer Aus⸗ 
Sgabe von 1733. I p- 692 angegeben, auch von 
Bayle und Sreytag in Apparatu litterar.. II 
P. 1244 und von andern wiederholet. Gleichwohl 
ſagt Schoͤttgen in Fabrieii bibl. lat, med. aevi 
Voesdaß dieſe Ausgabe in 8 ſey, und H. 
Denis ſagt in Annal. typograph. fupplemento, 
; ‚Viennae. 1789 ing. I p.476: P. Vergil. de 
rerum invent. libri 8. Praefatio ad Ludov. 
‚ Odaxium ‚ne qua:locus & annus, editionis inno- 
‚ tefcit, Vrbini 1499. 8. Aber ficherlich find in 
A 05 | Die: 


$72 Verzeichniß. 


dieſer Ausgabe nur drey Bücher; und der druck⸗ 
ort iſt auch nicht Urbino. Das Format mag 
Das ehemals gewoͤhnliche Grosoctav oder Kin 
quart feyn. 


- 1503. de inventoribns- rerum; per Johannen iı 
Cerero de Tridino, ‚alias Tauinum. .V.enet. in 4. 
Mettaire II, p. 163. | 


1509. Argentoraci 66 Blätter in 4 und 6 Blaͤt⸗ 
ter Vorbericht. Diefe Ausgabe, eben btejenige, 
welche Sreytag II p. 1244 genau angegeben 
bat, habe idy aus biefiger Univerfitäts = Ziplios 
the? vor mir. 


1512. Der Titel iſt gänzlich wie in ber vorigen 
Ausgabe, nur liefet man noch bafelbft: Ex fe- 
cunda recognitione. Es fehlen die Porreden 
des Hieron. Gebuiler “und des DVerlegers 
Matth. Schurerius. Ganz am Ende fiht: 
Argentorati, in oflicina Mat iae S&hureni %- 
leftentis. Art. Do&t. menfe Junio anno 1512, 

.iRegnante Caeſ. Maximjliano;, P. F. Adg. Die 

Anfangsbuchſtaben find, wie in den erften Druts 
ken, nur Hein, um ausgemablt zu werden. 

‚Zitel, Vorrede des Verf. und Inhalt machen 

4 Blätter, und das Bud) Ieıbit halt 64 Blätter ’ 

in 4. Dieſer Ausgabe,.. die ich felbft befige , 

gedenken Mettaire II, p. 233 und Sreptag 

NO u re re A ar er. | 

Aber auf unferer Univerſitaͤts⸗Bibliothek ift 

ein noch neuerer Abdruck, deffen ih ſonſt nicht 

‚tat finde, Der Inhalt ift ganz, wie im der 

“Ausgabe von 1509, “aber am Ende fehlt die von 

Freytag angegebene: Schlußformel; nirgend ift 

eine Jahrzahl zu finden. - Das’ Titelblatt ift 

ganz mit geblümten Leiſten eingefaßt. Die An⸗ 
— amgebuchftaben: find in diefer bunte Stöcke, 
| Be, welche 


78.3 


‘ 


Verzeichniß⸗ 573 


welche hingegen in der erſten nur klein find, 

um ausgemahlt zu werden: Auch ift das Kor: 
» mat etwas gröffer, fo daß dieſer Abdruck nur 

aus 6 und 62 Blättern beficht. Allen diefen 

Drey Ausgaben tft bes Sabellici carmen de arti- 
"um invensoribus angehentet.‘“ 


1516. Argentorati ex aedibus Schurerianis. in 4. 
Diefe Ausgabe finde ich nur noeh von Schött: 
gen genant. el ar 


1516. Polyd. Vergil. de inventoribus rerum; pro 
- Johanne Barvo commorante in vico Divi Jacobir 
ſub interfignio lilü aarei. Parif, in 4. Merraire 
= II P- 287. = 3 En * u A sy 
1517 iſt Die erfie Ausgabe der: finfleßten, Bücher 
gedruckt worden, oder die erſte, welche acht 
Buͤcher hat. Jene fuͤnf Buͤcher haben eine De⸗ 
dication an den Bruder des Verfaſſers, die zu 
London d. 5 Decemb. 1517 unterſchrieben iſt, 
wie Bayle in Diction. IV p. 460 meldet. Sie 
findet ſich auch vor beit vierten Buche in den 
neuern Ausgaben; in der von 1644 fteht aber 
‚unter. Derfelben nicht, wierin, andern, 1517. 


t 1 L; | 


% 


ſondern 1518, weldyes ein Druckfehler tft. 


1521. Polyd.- Virgilii Urbinatis,adagiorum, liber,;, | 
eiusdem de rerum .inventori Jibri o&to,;,; in 


* 
Er | 


. 857. Auch finde ich eine baſelfche Ausgabe in.g 
non Diefem Jahre genant. Ei 
1525. Polydori Vergilii Virbinatis de rerum inven. 
toribus libri octo per autoré m ſamma cuta re- 
cogniti- & locupletati. Dices ſupremam ma- 
5 . u num 


574 Verzeichniß. 


num impofitam. ': Eme le&or, non te pmite- 
bit impenfae. Bafileae-apud Joau. Frob. ano 

1515. Diefe Ausgabe, die auch Maitue 

im Regifter ©, 320 nennet, befindet fihı 

der Göttingifchen Bibliothek. Das Titebe 

ift mit einem Holzfchnitte eingefaßt. Dit 

und der inhalt nebft des Verf. Dedicationw 
chen 6 Blätter aus, das Buch felbit aber hi 
255 Seiten in Fol. Am Ende ſteht: Bafılee 
ex aedibus Joan. Frobenii menfe Julio, anm 
‚1525. 


1529. Paris. ex officina Rob. Stephani. 4. Menair: 
Il p. 721. Schoesig. p. 5. 


1532. — — libri 8, per auttorem tertio ism sc 
diligentius recogniti & locupletati; qua re ille 
cöntentus tum demum ſupremam manum im- 

* pofuit; eiusdem in dominicam precem com- 

: mentariolum. Baſileae per Joan. Bebelium. 8. 
Metraire Regifter 320. 


1536. Baſileae apud Bebelium. Conr. Gelnei 
biblioth. 


1537. Paris. apud Rob. Stephanum. 4. Merr. Il 
P- 275. | | 


1537. Polydorus Vergil. Vrhinas Von den er: 
fyndern der dyngen. wie vnd durch wölt 
che alle ding, 'nämlichen, alle Rünften 
Handtwerker, auch all andere Saͤndel, 
geyſtliche vnd weltliche ſachen, all Polli⸗ 
ceyen, Religiones, Orden, Ceremonien, 
vnnd anders betreffende, von dem may: 
ſten, bis auff das myneſte, nichts außge— 
laſſen, von Anfang der Welt ber, biß 
auff dieſe onfere Zeit, geübt und gepraucht, 
Durch Polyd. Verg. von Drbin, ing Bu: 
chern aygentlich im Latein befchrieben, 
— vnd 


Verzeichniß. 575 


vnd jetzund newlich durch Marcum Tati⸗ 
um Alpinum, gruͤntlich, vnd auffe fleifs 
figit ins Teutfch transferirt und gepracht, 
mit fhönen figuren durchauß gezyeret, je 
dem WTenfchen nüglich vnd Furgweylig zu 
lefen. Getrudt zu Augfpurg durch Hain⸗ 
ri Stayner. Außer Titel, Vorrede und 
Regifter hält dad Bud) 210 mit Römifchen Zie⸗ 
fern bezeichnete Blätter in Folio. Nach dem 
Kayſ. Privileg. folgt des Ueberſetzers Dedicas 
tion an den Magiftrat von München, die Augſ⸗ 
burg 1536 d. 27 Dec. unterſchrieben iſt. Ein | 
wohl erhaltenes Exemplar bat unfere Univerfis 
täts: Bibliothek. | | 

1543. ift zu Venedig eine italienifche Ueberſetzung 
in 8 herausgekommen, von Pietro Lauro. 


1544. ſollen die drey erſten Buͤcher franzoͤſiſch 
— beſonders zu Paris in 8 gedruckt ſeyn. 
ayle. 


1544. ift die teutfche Ueberfegung bey Hainr. 
Stayner zu Augsburg wiederum gedruckt wor⸗ 
den, wovon die hiefige Bibliothek ein fchöneg 
Exemplar hat. Das Privilegium und des Ues 
berſetzers Vorrebe ift weggelaſſen; das Bud) 
hält i71 Blätter. S. Paula Schrank Bair 

erſche Reife ©. 229. ee 


'1545. de rerum inventor. Bafıl, apud Ifingrini- 
un. 8. ſ. Lippen. Bibl. philof. | 

1545. die italienifche Ueberfeßung zu Denedig bey 

Gabr. Giolito. 8. Biblioch. Bodlej. 

3546. Lugduni spud $. Gryphium. 8. ©. Sreys 

‚ teg li ©. 497. 

1540 alles, 8. Schoessgen. und Biblioth, Pi- 
nelli. | 

1548. Lion, 8. Halleri biblioch, pra&. I pP. 482. 

gt 1550. 





6 Verzeihniß. 
1550. eine italienische Ueberſetzung zu kaedig 


in 8. : 

1551. Abridgement of Pol. Vergil. of thinn- 
tions of things by Th. Langley. Lond.; 

1554. Antwerp, 8. Lippen. 

1557. Gandav. 8. 

1558. Lugduni apud $. Gryphii hera % 
Bayle. 

1558. Lugduni apud Joan. Tornaefium &bil. 

"Gazeium. 537. Selten in 8. * 

1561. Lugduni apud hered. $. Gryphii. zı9 Seil. 
in 12, außer Vorrede und Regifter. ® 

1562. neue Ausgabe von des Th. Cangley | 
lifchem Auszuge. London. 8. ©. Old Engl 
printers by Ames p. 275. | | 

1565. Baſil. per Guarinum, 3 

1566. Lugduni, 8. 

1570. Balilese per Thom. Guarinum. 12. * 

1575.. Bahleae per Thom. Guarinum. 8. Sreytis 
II ©. 498. 

1576. ift die auf Befehl Gregor. XII veränbet 
Ausgabe gedruckt worden. Romae per haeıt 
des Antonii Bladii. 8. Bayle und Biblioth. CÜ | 
giana. Aber Schöttgen giebt das Jahr 1575 

1582. Memoires & hift. de P origine, invents 
& auteurs des chofes. Diefe zu Paris gedrud 
Ueberfeßung iſt von Frangois de Belleforf 
Bayle diction. Melanges hifloriques p.-15o. €: 

auch fchon 1576 zu Paris in 8. gedruckt feyn. 

1585. ift die Römifche befchnittene Ausgabe wit 

derum gedruckt worden. Schöerrgen. Miraeus. 


1586. Lugduni Bat. 12. 


1590 


Verzeichniß. 577 
I590. typis Jacobi Stoer, impenfis Nicolai Bafei, 
— = 


1599. Francof. 12. vid. Wilifch bibliorh. Alten- 
burg. p. 41. | er 

1604. Genev. 16. Lippen. | 

1606. Argentorati, 8. Bayle di. p. 4601. a 

21609. Genev, 8. | | J 

1613. Argentorati 16. Lippen. Zn 

1615. die teutiche Ueberſetzung des Tatius — son 
newen überfehn, gemehrt und gebeffert. Durch 
Job. Bringern. 735 Seiten in 8. * Seine 
Holzſchnitte, auch keine Kupfer. 

1618. Argentor. 8. ‚ 
1624. eine neue Ausgabe der teutfchen Weberfete 
zung, Frankfurt in 8. Lippen. 
1626. cum aultsrio, Labbe bibl. bibliochecarum 

p- 309. | 
16206. Coloniae. 8. Lippen. 
1644. de inventoribus & de prodigiis libri 3. Lug- 


duni Bat. apud Francife. Hegerum. 12 * ift eine 
der bequemften und beften Ausgaben. 


1671. Noviomagi Batavorum ex typogr. Reiner: . 


Smerii. 12.* Diefer Ausgabe ift mit einem bes 
fondern Titel beygedruckt: Alex. Sardi de rerum 
invent. lib. 2. ©. Freytag III p. 499. 


1671.| de inventor. & de prodigiis. Amttelod, 
1672.| apud D. Elzevirium. 12. *. 


1726. de rerum inventione. Acceflit pars altera 
auctorum, qui a Polydoro relii funt. Colo- 
niae 8.. Georgii Bücher= Xericon.. 


Ohne 


$78 Verzeichniß. 


Ohne Jabhrzahl: Eigentlicher Bericht der Erfins 
der aller ding. durch Marc. Tat. Alpnum 
verdeutſcht. vnd von newen in Druck verfmigt. 
490 Blätter in 8. * Auf der legten Seite kit: 
Gedrucdt zu Franff. a. M. durch. Weygend 
Han in der Schnurgaffen zum Krug. Diele: 
berfeßung iſt wuͤrklich in der Schreibart wrkf: 
fert worden; überall find kleine Holzſitte 
eingedruckt. 


Megi- 


BL 27° Wo. 5m 
Erftes Negifter. 
der angeführten Bücher. 











Durch ein Verſehn find anf den Bogen Sb, Ti, BE, 
£l, Dim die Seitenzahlen von 469 bi 347 mit 269 
bis 346-bezeihnet worden. Wenn diefe Zahlen zum 

andern mal vorkommen, und anf den genanten Bogen 
zu ſuchen find, find fie in den Megiftern in Klammern 
eingefchloffen worden. 

Die Schriften gelehrter Gefelfhaften find unter die Na⸗ 
men der Xänder oder Derter gebracht worden. 


4. 


Abar amufemens philofophiques. 468 
Abel redivivus 430 
Abels Samlung alter Chroniken 165 
— teutſche Alterthuͤmer 166 
—— Geſchichte der alten Teutſchen 166 
Achilles Tatius (309) 
Achmet introductio in aftrolog. 193 
Arkeri hiftoria pennarum 54 
Alta conciliorum 338 
Ademari chronici continuatio 568 
Aelfric dittionarium 429 
Aelianus 6. 280. 424. 244. (283) 
Aelius Lampridius 312 | | 
Affrieo Clemente trattato dell’ agricoltura 453 
Agricola de animal. fubterran. 214 
—— de re metallica 403 
Bermannus 552° 
— J miraculis Benedicti 120 
ertus Mag. 391. 398. (342) | 
Albinus Meiſniſche Bergchronif 216 
Aldrovandi ornitholog. 240. 
. I. Theil, Pp Aldro- 





580 Erſtes Begiſter 


Aldrovandi Mufeum metalfic. 63 

Alexander Aphrodis. a ee a bie verſchiede⸗ 
nen Ausgaben (313) 

Alexius Pedemont. de ſecretis; die verſchiedenen 
Ausgaben 198 

Albazeni opticus thefaurus (318) 

Ambrofivs in apocalyplin 380 

Ames typographical antiquities, 199 

old Englifh printers 577° 

Anderfon von Sfland 397 

—— Geſchichte des 8 Handels 2 29. 46. 84. 254- 
260. 450 

Andreä Briefe aus der Schweiß (297) 

Angelerius de antiquitat. vrbis Ateflinae 443 

Angeli la * di — 331 

Ancigonus Caryflius: hiſtor. mita 424 (280 

Kar von Padua (322) 242 421080) 

Appianus de bellis Punicis 118 

—— de bello Mithridat. 131 

Apulejus (280). 91 

de Aquino lexicon militare 122 

Archaeologia or mifcellan. tracts relating to ar- 
tig. 123. 153. 254 

d Ardenne traite des venoncules 308 

Arethas in apocalypiin 193. 194 

Arerini hift. Florentina 344 

Argelati bibliotheca Mediolenens. 321 

Arıfonbenn ı 141 

Ariſtoteles 123. 278. 279. 417 

—— auscultat. mirab. 188. 150. 194. 204. M. 
381. (280. 284) 

Arnkiel beidniihe Alterthuͤmer 154 

Arnoldus Lubeceufis 15 

Arvianus: Indica 280 

in Epittetum 127 (280) 

Artedi ichthyologia 417. 427 

Artemidori oneirocrit. 130. 364. (271) 

Afciani montes pietatis 319 




















Aſt 


. 


EEE I Bein en 


der angeführten * 48: 


24 * 
2*4 —X8X 


* 


Mle the origin of writing 47° 
Aftronomica veterum fcripta 192 ' 
Afruc hift. natur. de Languedoc ı7 
Athenaei deipnofoph. 277- 294. 240. 417. 419 
. Aufonins '49. 54. 142 

d’Auffy hift. de la vie privee des nesh 389, 
Avicenna 23. 


— — 


Baco Roger. opus maius (322) — 
Bailly hıft. de l’aftronomie, 357 








Balbini mifcellanea Bohemica Be ee 
Baldäus Belchreib. von Malabar 409. \ 
Barnaby Googe husbandry 254 u; 
Barrere: France equinodt. 394.1, : 0% 
Bartington’s misellanies 239. 2 be 
Bafilicon.libri 97 . 
Baubini pinax olaniar, 40 Y u 
hiftor, plantarum 49. 30L: IE. VERE: 
—— theatr, botanic. 49 —53 


Baume Chemie 548 


Bayle: diction. hiſtor. crit. (a19. 345), 56 564 sta. 
573 — lettres 574 :, 
le Beau de |’ equipement du cavalier. 103... 
Bechers närrıfche Weisheit 44 os 
Beckmanns Beichreibung, der. Mark. ı — 
—— Phnfical, oͤkon. Biblioth. 14. 335858 
— LVeydtraͤge zur Oekonomie3 397 — 
Technologie 43 —E 
‚Beguillet : deſcription de Bourgogne 255 — 
deſeription de la France 255 
Bellonii: itinerarium 7 .. Kae yet 
Bells travels 263 ME 
Beltrami il forefliere inftruito 332 
Deluftigungen phyfifalifche 34 
Berenger: hiftory and art of orfemanfhip 103 
Dergiye Polizep: una Cameral⸗Magaz. a0 
z p3 


W 








Berg- 


h 


Ri De Erſtes Begifter - ; 


Bergmanni —— 410 
Berliner naturforſchende Geſelſchaft 139 (46) 
— Hiftoire de |’ a ä Berli in 45 

—— Mifcellanea Berolin. (325). 557 
—— Monatfchrift der Akadem. * er Rüniie(y6) 
Beyerlink theatsum vitae humanae 338. 354 
Bibliotheca hiftor. Hambürg. 431 
—— Ciftercienlium 423 

von Bibra Journal für Teutfhland 73 
Biographia Britannica 430. 
Biornftäl Reifen 70 
Biringoccio pyrotechnia 195 
le Blanc vogage 137, 
Blafii angtoime —— | 
Bloch Fiſche Teutſchlands 418 | 
Bochart hierozoican 6. 19: 21. 136. 272 | 
— Chansan 160.25 °- 
Bock Naturgefchichte von Preuſſen 435 
Borhaave elementa cheiniae 371 
— e privilegi de monte ‚gella piets di Kung 








u. 


»omare Mineralogie ans}: 

Zomare I Pt la hiftoria di Parmn 331 
Bonifaccio iftoria di Trivigi 334 
de Boorgeınmarum ‘hiftorta 177 
Borrichius: de ortu chemiae ‚362 
—— differtationes d4 * ; | 
Bofe dife. für la lumiere des diamahe 553 

Bouche chorographie' de’ Proverice 256° | 
— eſſay fur hiſt. de Provence 257 

nn introduttion à la ‚bitter. nat, de Eſyr 


F 


Boyle” de flammae ponderabilitate 409 

— de coloribus 46 

de vtilitate philof. ratur. (325) 

Braun de veftitu facerdotuim 40. 60. 189. 228 

! von Breſlau documentirte Geſchichte 83- 
Stz ſauer Samlung zur Paturgesicte 550 550 





Briti 


# 


- der angefuͤhrten Bücher, se: 


Britonis philippid. libri 1%: =! mu — —R 
von Brocke Beobachtungen von Blumen 3o3 
Brooks difcovery of errors in the catalog. of nobi- 
lity- 154 - a 
Brown eflai fur les erreurs populaites 108 
Bromns Reifen 7  Sror dumm Zus 
Bruckeri hiftor. philofoph. 359 
Brückmann magnalia dei 395, 396. 408 
— von Edeliteinen 212: 2: 





’ , “.r 


Bruͤnich Mineralogie 176° a 
Bruno Vine. de gl inventori di tutte le cofe, 454° 
Ja Bruyere- Champier de re cibaria 258 Be 
Buͤffon Naturhiftorie 239 — 
—— hift. nat. fupplement (308) : : . > ° = 
Bullarium Cherubini 338. RR ee 
Buff ftoria della citta di Viterbo 49a 7 

de Buflis, Bernardi opera 337- — — 





C. 
Caelius Rbodiginus 1220. 
Caefalpinus 222 ah 
un de bello gallico.93. 282 | 
aefarius de.miraculis Ar. 423; wor 
Cajetanus de montibus pietatis 935 
Callimachus (282) a, Ei a) 
Calvoͤr: Mafchinenwefen am Harze 220 ”, 
— Nachricht von Harziſchen Bergwerken 393. 
394. 397 | er + u) 
Cambdeni Britannia 427 | 0 
Camillus Leonard. de lapidibus 195. 448 
Gerndeh polit. 5 of Britain 400 DEREN 
ancrinus vorzügliche Bergwerke 7a 
Du Cange gloffarium latin, 109. 148 . 
—— graecitatis 373. 223 
Cardauus de fübtilitate ‚221 e — 
Eary Grosbritaniens Handel 46 
Cafarus diſſ. de igne 556 aka 
| Pp 3 Cafio- 





s834> . Krftes. Resifter 


Cafkoderi varisr. libr. 422, 
Catalogus..biblioth,. Bunauianse 456 
Carulus 49: 129 14°... 2: 
Caylus: recueil d’antiquites 468. (287. 336) 
Ceifus de medicina 73_-, - » 
Celtes Conr. Norimbergae delcriptio 76 
Chardin: voyage 8. 50. 179. 262. 269. (324) 
Cherubini bullarium 338 
 Chifletii anaftafis Childerici-145 . 
Cbigiana bivliptheca 577 - | 
Chriſts Berzeihniß zu Lippers Dactyliot. 187 
Chryfoflomus (280) - : + - 
Ciaconii bibliotheca 198 . 
Cicero 63. (275) : 
Cieſa Reife 249 . 
Cinnamus de rebus geflis imperat. 132 
Claudianus (273) _ ' 
Clemens Alexandr. 292. 369. 564. 565 
Clement de labro aeneo (270) 
Clemente trattato dell’ agricoltura 253 
Clufi hiftor, plantarum 125: 30I. 303. 307 
Codex Juftinianus 97. 99. 163. (278) 
— Theodofianus 97. 163. (280) 
Cohaufen lumen phosphoris'accenfun 5353 
Colbert: la vie de Cölbert 228 
Colerus Hausbuch 261 
Columna Franc. 113 
Columeka de re ruft: 126. 243. 291° 
Concilium Lateranenfe 338 Ä 
Conring hermet. medicine 376 
— de habitu corporum German. 271 
Conflantinus de cerimonits aulae Byzant, 40. 121. 
—— Africanns de gradibus 194 
Conflantinus Manajleh: annales 364 
Contarini de gl’ inyentori di tutte le fcienze 4354 
—— il vago giardino 455 
Coquille: hiſt. de Nivernois 168 - 

—8* ‚ 5 Br Cor 














der angeführten Bücher. 585 


Gornarius in Diofcoridem 25 
Cornuti plantae Canadenfes 304 
Cortona: faggi di’ differt. della accadem. 467 
Courtep£e: deicription de Bourgogne 255 
Crell chemifche Unnalen 551 
de Crefcentiis de re ruftica 251 
Crifpolti Perugia augulla 323° 
Cröfers Mahler (327) | 
de la Croix relation d’ Afrique 264 
Crefias 6. 
D. 
Dampier Reifen 2 249 
Daniel Gefhichte von Frankreich I 153 (344) 
Delaval inquiry into the colours 7. 210 
Les delices de la Hollande 172 
Democritus de arte magna 376 
Denis annal. typogreph. 572 
Diätionnsire des — 85 
Didymzas in Homerum 364 | 
Dilon’s travels through Spain 41 
Dio Caflius 93. 127. 312 
Diodorus Siculus 131 
Diogenes Laert. 565 
Dionyſii orbis deferiptio 183. 189 
Diofeorides 4. 8. 9. 52. 183. 189. 281. 384. 385. 
386 
Dithmar ad Tacitum de mor. German. 287 
Dodonaei pemptas 301. 302 
Donizonis vita Mathildis 152 
Doppelmayr von Nürnbergifchen guͤnſtlern 7. 
392. (340) 
Douglas bibliographia anatom. 108 
lilium Sarnienfe 306 
Dugdale origines iuridiciales 254 
Duhalde defcription de la Chine 211. 





7 


} 


36. -Kıfle Regiſter 


Fe 


Ecloga [. fynopfis rav Bacıkınav (278) 

Eden, Rich. hiltory — — in the weſt nd 
Eaft Indies 31 - 

Eidous: hift. des principales decouvertes 462 

Eisholtii de phosphoris obfervatio 554 

Encyclopedie 70. 74. 125. 227. 237 

Eobanus Heffus: vrbs Norimberga 74 

. Ephemerides naturse curiof. 555 

Epipbanius de gemmis 183. 188 

Epiftolae graecae ed. Lubbini 377 

Erotiani lexicon Hippocrat. 276 

Euripides (282) 

Eufebins (309) | 

Euflarhius ad Homerum 119. 149. in Dionyfiun 








365, 
Butropius 96. 111 
Expilly : di®ion, geographique (333). 


Fabretti de columina Trajani 134 

Fabricius de metallicis rebus 403 

Fabricii bibliotheca antiquaria 47. 54. 92. 122 

- bibliotheca graeca 192. 376. (297) 

— — medii aevi 107. 113. 431. 564. 

320 J 

— bibliotheca ecclefiaft. 569 

—— confpedtus thefauri lit. Italiae 559 

— codex fpendepigraph. 159 j 

Falk Beyträge zur. topographifch. Kentniß de 

Ruſſiſchen Reihe 177 

Fallopius de metallis 196, 390. Opera 108. 223 
— Briefe uͤber Welſchland 210. 212 
Fernandez hiſtor. anim. novae - Hifpan. 248 

Feflus 158 4 | 

Firmieus Fulins 373°  ° | . 
Sifcher Gefchichte des teutfchen Handels 13. 349 
* wer Sifdyer 














— 


der angeführten Bücher, 587 


Sifcher Sitten und Gebräuche der Europäer: gs 429 
— de.ptima expeditione Attilae 428 _ 

Focfi oeconomia Hippocrstis 275 ' 

Forskal flora Aegyptiaca 53 

Forſtmagazin 156 

Du Frefne gloffar.. med. graecitatis 223. 373 

—— gloffarium latinum Ioo. 148 


. Freytag analedta litteraria 431. 458 


2 


— apparatus litterarius 572. 573 


Frider. II de arte venandi 117 


Friſch Beſchreibung aller Inſecten 23 

— VWoͤrterbuch 24 

Fritſchii corpus juris ven. foreft. 167 
Fröbefii:polyhiftor heliograph. (311) .. ' 
Fulda germanifche anne gu, 426 
Fuller’s britifh worthies 430 
ducho Geſchichte des Zinks 401. 


G. 


Galanteries des rois de France (345) 

Galenus 106. 126. 282: 287. 288. 382 

Garidel; hiftoire des plantes 8. 10. IT . 
Garzoni piazza vniverfale 69. (324. 326) 
Gatterer Anleitung den Harz zu bereifen z02 
Geoponica 273. 288. 439. 440 2 er 











Georgii Bücher »Lericon 576. 577 
Gerken Anmerkungen über Siegel 120 





Gervafii Tilber. otia imperialia 12 

Gedichte, algemeine yon Amerika 28 

—— kurze der merkwuͤrdigſten Catdeckungen 463 
Gesneri hiftoria pifeium 431: 434 - 
——— hiftoris avium 240. 261 

— Bibliotheca 457 

—— epiftolae medicinales 198 

—— de omnium fohlium genere 403 

— de ladte 272 on 
— thelaurus linguge latinae 98 Ä ann 
Pp 5 Ghili- 


588 Erſtes Regiſter 


Ghilini teatro d’ huomini letterati 435 
Giannone Geſchichte des Königr. Napoli zu 
Glofarium manuale 173. 344 Ä 
Gmelin Naturfyftem (299) 
— Mineralogie 379 
Gobet anciens mineralogiftes 198 
Göfings Zournal für Zeutfchland 350. 4m 
Göguet Urfprung der Gefege und Künfe 6. 
357. 358%. 371 2097) . er 
Gonzaga de origine feraphicae religionis 323 
Googe art of hnsbandry 254 


Gori thefaur. gemmar. aftriferarum 375 


Goropius Becanus Francicorum libri 100 
Gdttingen: Commentarii foc. fcient. 211. 212. 


363 
Gottlieb montes pietatis 319 
Grabams art of making wines 439 
le Grand d’ Auſſy vie priv&e des Franc. 259 
Gratii cynegeticon 37 
Grignon bulletin des fouilles d’une ville Rom. 7% 
87. 378 _ ’ 
Grotius H. de antiquitate reip. Batavicae 172 
Grundig Nadhricht zur Sächfifchen Geſchichte 
Grauteri lampas 102 
Guicciardini defcript. Belgii 172. 216 
Guͤnther von Wucher 355 


Hakluyt — 248 | 
Halle Wertftäte der Künfte 86. Magie (346) 
Halleri bibliotheca botanica 198. 200. 297. 252. 


‚255 
— bibliotheca pra&tica 198. 452. 576 
—— hiftoria-flirpium 299 | 
Hamburgifches Magazin 308. (295) 
Harduini acta conciliorum 338 | 

— Heer- 


| 


det angeführten Buͤcher. 589 


Heerkens. aves Frificae 57 
Helmoldi chronicon Slavoram 15 
\ Helverius de l eſprit 260 ! 
un kleine Schriften (346) 55 557 
Kieshiftorie 397. 406 
Heraclidis allegorise 364 
Heresbach de re ruftica 261. 
Herodorus 160. 273. 363. 
Herrmann Beyträge zus Phyſik 128 
Herrera hiltoria de los Caftellanos 29 
Hefychius ı1. 141. 290. (286) . 
Hiärne prodrom. hift. nat. * 557 
Siob (269) 
HAippocrates 74. 106. 274. 275 270. 
Hiftoria di Napoli 341 
Hiftoire gener. des voyages 262 ° 
Hiftoire naturelle de la cochenille 33 _ 
Hiftoire des principäles decouvertes 461 
Hiftory of. the principal difcoveries in arts 461 
Hofmanni lexicon vniverf. III 
afta laboratorii chemici (328) 
von Hofmann Abhandl. von Eifenhütten 218 
Homerus 61. 66. 140. 142 | 
Honemann Alterthümer des Harzes 393. 390 
Hornii Henricus illuſtris 164 | 
Hornung cifta medica 403 
Hougbton husbandıy 84 
Huetius in Manilium 372 
Hugo de militia equeſtri 102 
Hyde de religione Perfarum 361 
Hygini fabulae & poeticon 90. 358. 


I. 


able pantheon Aegypt. 358. 359. 370 
acobfon Schauplaß der Zeugmanufact. 227 
— Woͤrterbuch 30 


Fenifi anngbeige 167. 230 














Intro- 


/ 


590° Krftes Begiſter 


Introdudio in ory&tograph. Aragonise 439 
Foannis Pifani perfpettiva (320) 

Johannis Sarisber. (272) 

Fonflon hiftor. pifcium 434 


Fofepbi antiquitstes Jud. 159 
Journal des (cavans 445 
Jvtns de pifeibus 427. elogia 364 


Aidori origines 56. 116. 98. 183. 228. 380, Re 
(297. 316. 342) Ä 

Frngius de religuiis 87 

Junii Batavia 171, 


R. 


Kämpferi amoenitat. exotieae 504 

—— hiftoire de Japon 137 

Ralms Reife 110. 250 

Keuner’s parochial antiquit, 244 

Keyſlers Reiſen 260. (29 

Zinderfley Briefe von Teneriffa n. Oſtind. 88 

Kircheri oedipus Aegyptiac. 370. 371 

— ars vmbrae & lucis 445 | 

Kirchmaieri comment. de phosphoris & luce 55 

Klein hiftor, pifcium 430 

Aloß tiber gefchnittene Steine (342) 

Klotzſch Samlung zur Sädftichen Schicht 
l 


213 | 

König bibliotheca vet. & nova 560 
Koophandel van Amfterdam 352 | 
Ariegsmann Taaut oder Augleg. der. chemiſcha 

Zeichen 370 _ | 

Kruͤnitz Encyclopaͤdie 24. 156; 419.439 ° 
Aunfels Glasmacherkunſt 223 
Kunfthiftorie Parifer 74, | 


4. 
Labbe bibliotheca bibliothecarum 457: 377 
de Laer novus orbis 2499 





Lam- 


der angeführten Bücher. <91 


Lambetk prodsomus hiftor, ‚littefar. 568 . 
Lampridius Ael. 64. 66. 93. 419 
Langii.philologia barbarograeca 150 
Lathasm’s fynopfis of birds 253 
Lauenburgiſcher Tafejenfalender 463 
Ä zn diſſ. de nihilo 406 
= es XII tabularum 73 
manns cadmiolögia 219 
—— Schauplag des Obererzgebärges 2 230 
Leibnitii feriptores Brunfuic. 153. 13. colleftanea 
etymol. 24 
Leiiſugo Bericht von Golddratsichen zu 89 
the itinerary 207 
Lemnius de miraculis occultis nat. 440 
Leodii vita Frider. Palat. 293 
Leonardus Camill. de lapidibus 448 
Leonis tadtica 100. 115. 148 
Leonis grammat. chronograph. 117 
— Africae defcriptio 126 
Leontius de canftrut. fphaerae 192 
Leroy mem. fur.tes travaux à P. exploit. de ” mi- 
ture 156 
ferner © Frankfurt. Chronik 1410: 
Leſſings vermiſchte Schriften (272) Keikstanen 
448.569, 565 
Lettres edihantes 137 J 
Libavii epiſtolae 403 ze oo. 
Licetus de lucernis 102, 120; (277) 
Linnei hortus Cliffort:. 303: biblieth, botan. 306: 
S.infchotens Reife 298. 408 
Lippenii biblioth.: philofoph, 576 
Lipfanographia 87 x“ . 
Lipfrus de militia 90.102. wit 
—— epiftolae ad Belgas 299 
Livius 90. ır2. 
Coͤflings Reife 125; ah 
Coͤhneis Bericht von —— 404. 
rin philof, tranfatt, 939/432. (284) Le Lo 
0: 





’ 








92 Erſtes Regifter 


' Le Long koophandel van Amftetdam 353 
Lopez de Gomara hift. de Mexico 247 
Lubbini epift. graecae 377 
Lncianus 135. (285) 
Lucresius 112 

Ludolfus hiftor. Aethiop. 137. 279 
Ludwig inftitut. chirurgise 74 
Lullius: ars magna (322) 

‚ Lunigs codex diplomat. 42. 


m. 


Maaler teutſchſpraach 233 

Mabillon de re diplomat. 56 

Macquer algen. Begriffe der Chemie (329) 

Magazin biftorifchdiplomatifches (325) 

Magii mifcellanea 102 

Mater verum inventum 458 

— Conſtant. annales 364 

Mantlit aſtronomie. 372. 375 » 

Manni: offervazioni iftoriche 317. 330 

Marbodaens de lapidibus 184. (297) 

Marcellus de medicamentis 448 

Marcus Ulyfop. chronic. ord. minorum 320 

De la Mare trait& de la police 169. 239. 244 
27T. 233. 436 n | 

de Marets diff. de trapezitis 353 

Maerianus.fafcic. chronic. ord. minorum 320 

Mariette traitè des pierres gravces (356) 

Mariti Reife 7 Ä Ä 

Marperger von Erfindungen 456 

Marsden hift. of Sumatra 88 

Marſchalk Nik. deffen ‚Schriften 430 

Marfigli danubius 435: . | 

Martialis epigr. 48. 65 ö 

Martini lexicon philolog. 29T N 

Martins de promifeus. do&trina 112 


Matheſius Vergpredigten 214 403: (345). 








Mat- 


der angeführten Bücher. 593 


Matthaeus'de rerum inventor. 559 “ii 

— de mulieribus claris, Peplus Italiae 559 

Mutthiolus in Diofeorid. 16 | 3. 

a Mauden difcurfus morales 353 

Mauritii ars'wilitaris 99. -I14. 115 

Manritius de ſtatutis Cluniacenf. 42 

Mezruchelli ferittori d’ Italia 452 

Meifters orientalifcher Luftgarten 408 

Melanges hiftoriques 92 | | 

Melzer Befchreib. der St. Schneberg 218. 219. 
239' | 

Menage diction. etyınolog. 40. 45: 85. 87. 215. 

425 

Menagiana 102. 113 

Menard les miroirs des anciens. 467 

Mercure de France (297) 

Mercurialis 288 Ä ’ 

Merret de arte vitrier. 222° 

Merula cosmograph. 332 

Mettaire annales typograph. 572. 573 

Meurfii exercitat, criticae 467 

gloſſarium graecum 150 | 

Meuſels Mufeum für Künftler (343) 

— bibliötheca hiftorica 3 [ 

Meyer difl. de montibus pietat. 343 

Michaelis Syntagma commentat. 310 

fupplementa ad lex. hebraica 189. 272 

— hiltoria vitri (249) | 

— Moſaiſches Recht 272. 310 

Millers Gärtner: Lericon 35. 51. 298. 306 

Minfchaei duttor in linguas. Emendatio dudo- 
ris 2608. _. | 

Miraeiis auctarlum de ſeript. ecclef. 569 

Mizaldi mirabilia 376 _ 

Möller! Cimbria'litterata 459 

Monconys: voyages 7. 44 | 

Montamy von Farben auf Porzelfan 180. (301) 

Montfaucon monumens de la monarch. 145. 120. 

Ä Mont- 


x B2- 

















fg 


594 Erſtes Regifter 


Montfaucon antiquit& expliquée 91. 96. 1m, 132 
— diarium Italicum 458 

Morifoni hift. plantar. 305 

Moſes 60. (269) 

von Murr Befchreib. von Nürnberg 73. (za) 

Journal zur Kunſtgeſch. 69. 78 

Muratori thef. ant. Italiae 14. 193. 443. 6 

feriptores rer. Italic. 153 - 
—— thefaurus infcript. (281) 


Mylius phyſikal, Beluftigungen 34. 











Nachrichten, eurieufe, von Erfindungen und Er 
findern 465 

Natter: trait de metliode de graver en pierres 
(337. 343) u: | 

Nazarius 98 


Nemorarius de fpeculorum natura (319) 
Neri ars vitriaria 222 

Heumans Chemie 390. 397 
Nicephorus Gregoras (322) | 
Nicetas: annales 96. 117. 147 
Niebuhrs Reife 133 

Nonius Marcellüs gı 

Nonni dionyfiaca (282) 

Nonus de morb. curat. 103 

Nordens Reife durch Aegypt, 420 
Norimllerga vrbs 74 

©. 


Obfervatlons für la phyfique 390 

Oecumenii commentar. in nov. teflam. 194 

Offerbaus hiftor. vniverf, 115 — 

Olafſens Reiſe durch Iſland 3z9s53 

Olympiodorus in meteors Ariftot. 366 

‚Onofrio Pamwinius de Veronae viris illuſtr. 457 

Oppianus 421 Ori 
x — 





⸗ 


der angefuͤhrten Bucher. ar 


Origenes contra Celfum 360 © "-* oilfid wind 


d’ Oriyny diction odes otigines 85. 85. 464| nich 5 
Orpheus de lapidibus 419 #“r &° Ida WW — 
Of beks ——— (osg) 81:99 — er ji‘ — 





Ovidius 62. 90. I Lan: I SL Mupısns —— F * 
Ovsedo India — 30. 246. ‚dc 20 
DIE: sr: 





F ,,29 vn 

er a 5 a 20 ER LE. 2 wen 
4 2) SE Br I — 
Palas fpicilegia zoologica 239 rk 2 


Parkirollüs de reb. deperditis, — 122 EN Per; — | 
Papadopoli hiftor, gymnabi —— co⸗ 





Papons hiſt. de. Provence. 25 4,89 Sci] 
Reife durch Provenze:298 u. : — — 
Paracelfi opera 401, 2or reden 





Yaris: Mem. de? u TE, 23% ZI 6643) 
Mem, de l’acad. des. infeript. 93. 203.40 
Paflregici lib. de eriginibug. rexum 45000 no 
Patin: velations hift. de vöyagen, 9 ti suniae‘ 
Paulus Venegus 178... Scan. u nunoito@f 
Pailfanıas 4 — ee 











Paw: recherches fur — 210.;.; Hg F 





—— für les, Augepiß. [One —D 
Pellini ſtotis di Perugis 323: Br Bi} ger ınırof 





Pennant‘: bfitilh zoology 27: 430. 3 0 
arctie zoology 239 n4e- 000 .0ronn J 

Perrault hiſt. des animaux 238. — —D 

Perroniana 266 range ash 


Pertuchii chronic. Portenfe 164. I Ansciim rl 
St. Peterfburg: Comment, Academ. 390 

Petri venerab. epilt. 57 ::: 

Petronius 8 

Pezii thefaur. anecdot. 28 
Pezronii entiquit, Celt, 39 
Pbhaedri fabulae 468 . 
Pbavorini dictionar. 277 IE MTER, OR CUÄ 


rn], 


Phile: <garmina 6.1128: 3: 183% . J' A: —X A 





Philoflrati vita Apollonii 363. (236) snogctusat 
All. Theil. ng Phoris 


* 


428 Erſtes Regiſter 


Photii bibliotheca 6 

Pindarus 141. 160. 4. 364 —* 

Pineli bibliotheca 576 gip fatioize. 

Pifani perfpedtiva (320) Se 

Pitifei lexic. antiquit. 102. 158: — — 

FPlato 365. (286) vo; on‘, a8 Bil ti en 

Plautus 98. 228. (279) 

Plinius 5. 48. 49. 53. 38 62. 63. 65. ga 123. 
125. 127. 157. 162. 183. 186. 187..-I9L 2, 
280. 285. 286. 261. 381. 383." 384- 42T. 22% 
(272. 278.:279:°28T. 284: 292. 204: 295. 298. 

— —— — 

e auplatz der ur 

— Hiſtorie des Himmels 358 —— 

Plutarchus 109. 280. 415. (309. 31 n) 

Folipbilnrf. Cökunind r13 —F 

Polo. vita ‚Gakeni (306) - ee FT 

Polux onorfäft. 1842244: I dr — 

Pontani hiſt. Gelriea q >? 

Pontoppidan Naturgeſch. von SAN: KK 

— von Morwegen 428. , . | 

Dörner Färbertunft az) "9 ° 

Porcacchi fänerali anticht 110 ° — Zz 

Porta: magia natur. 2d2: 223. (324. 328) 

Pos de zinco 493%: 

Potter archaeolog. — — | | 

Primafius in apocalypl# 380» 7 

Prudentii hymni 342 =. 

Pryce mineral. Corenid), 446." 














em mın® 
ara ——4 





Co ‚IMs a De = 
©. ir, de 
Duintilianus (291). 2 os un mais 
R 033% ; ra 


Ramufio : navigat. e viegyi zB: 246 :: 

Rafpe: a defcriptive —— gms 558 

, — Reiſe 52 ji." . 
‚ss 


2* * — J 
er it ZReinb- 


der angeführten Sicher 97 


ds biblioth; ſaera 6: aa man 
Raynal hift. des etabitff. dans Ies Inder 28 ; 408 £ 
Rea compleat florilege 395: .. 2.25 
Recollet : voyagei.de: iu tesre: ſalnte FR E 
Rebhtmeier Braunſchwe Chtonik EEE 1488 u 
Reimmanni idea fyft:-antig: literanı 47 

— hif. lter. antediluv: 560°: 

Reinhold Geſchichte der mertwuͤrd. Enldes. 
Retstions:hif. de voyages ⸗ 3 
KRepofati della zecca 5 Gubbio 335 — 5) 
Rey Jean, eflays 40 ? 
Riccards Hanbbuch ine Kaufleite 40 40 * 

Riccii opera 197 

Riecioli almag. nov. 369, (311) 


Richard analylis coneik: 323. 339. 354 


Aicherii hift.:concil. 338%; . - Enz 


Richter Ichthyologie 30 
Rinmann Geſchichte des Eiſens 1773 
Ritterplatz, geoͤfneter bg: : 
Rocco: de”. banchi di Napoli 341 . 
Rodericus Toier. de — Hifpan: 41 
Rösler: ſpeculum metallurg. 219.0224 | 
Roland de la Platieres eneyclop: 125." IA 3 
Rolt: di&tion. of trade z01° ;. u, 2 
Roſſotti: ſyllab. Teript. — —— 198° 

Rubei hiftor. Ravennates332! : er 
Rudolpbi Gotha diplomat.: 165 . or — ; 
de ,Rufel bift.öde Marfeille: 355: . 3 
Runde Anſpruͤche auf Herfhaf Bebbun ı 174 

de Ruufcher hift. RE yet 
Rymer’s foedera, a. ge 5 


GB ..: ° S 


Sage cheinſche —— in 

—— Mineralogie (299, 

Sulmafı . de fen. trapezit. 343 * 

— ad Solinum 1 372..(28 
= * 8 18% ( 9. Salma- 


ddr ge 











os 
fe 


sw Etſtes Regiſter 


Salmaſius de homonymis 385. 388 

Salmon : V art du pötier:d’ etsin 446° 

Salon de juſtit. & jure 922: 

Sandi principt di ſtoria di Venezia a 
Bere teutfche-Atademie (3 40). 547 

ardi Alex. de rerum:inventor 577 '' 
Sattlers Geſchichte Wuͤrtenbergs 438 — 
— hiſt. de la ville de Paris 355 | 
avary die, de commerce 85. 109. 201. :22 227: 
(332) 

Savot de nummis entiguis 49 

Scaliger de ſubtilit. 260 

Scappi opera 252 

Scheffer de re vehiculastg8° ° :-.. 

— chemiſche Borlefungen: 400 

Scyeibel mathemat. Biherfentnif aaa 
Scheuchzeri nova litter. Helver. 200 
Schlefien: oͤkonomiſche Nachrichten 262 
Sıhlüter von Hüttenwerfen ‘393. 394 

Schmidt chronicon Zygneum 84. 165% 230 
Schörgenii comment. de. vita. — 432 
Schook de butyro.278 -:ci:r: A 
Schrank Bayrifche- heoieife 576: Sr 
Schrebers Samlung 270 —V— 
Schröder theſaur. pharmaceut. 406 : 

Schulze de granoruin kermes.vfu 15 

Schwarz exercit. de varia ſupell. rei litter; 57 
Schweden: Abhandl. der Akademie De Wiſſ. * 

303. 410. (340)3 

Schwenkfeld teriotroph. Sileſ. 262 . 

delli principali fcopert€ 462  . F — 
Scylacis periplus 242 

Senecae quaeft. nat. 91: (272. 278. 283. ‚un 
Senkenberg difl. de montibus pietatis 343 , 
Serapio 10. 389 ' 

Sibmachers Mobdelbud) k 236 , 
Sidonius Apollin. 99. 292  _ 
Silius Italicus 65. 90. LT 











9 * * 
114428 we] . 


Smetii 


Pr 
.. 


» 


4 angeführten Bücher, 599 


Smebit antiquit!!Neomag..277° Zn 
- Smyth tour in, the — — 251 
Sorcrates ‚96 —  iveki. 
Solinus (342 ) ad 

Somneri dittionar. SaXonico Angl. 429 Ä 
Soria: memorie degli ftöriei Nopolitani 458° 
de Soto de quſtit. & j jure 339 a 
Spartianus 383 

Spaten: teutfche Spraach 40 

Spielmunn inftit. chemiae 1 197° 


Sprengels Handwerke u. K. 70 3 er An. 


2 wem Tyan 
4 


Stahl diff. de vitrioli ‚elogiis an 
Statii thebgid.©go f ı» a2.u.s I.) . 
Statuti di monte della pietardi Roma’ 324 


—1 
* 
Ei: 


von Stetten Gefchiähte von Augsburg — — 


— — RKunſtgeſchichte 69. 83. 88. cd 
Stiler teutfche Spraad$ go’ 

. Stohaei eclogae (308). fermones am) - 

Strabo IRR,.157. 279. 280.284’ — 
Strehz diſſ. de vitrioli Bo. 444 — 
Sturm Baukunſt 466 nd 1 
Stypmann de jure marit..170& ! 

Sueronius 106. 126. 120. ZII. 312. 23) 
— yita Horatii (272). 

Suhms fürlög ‚om ‚Danskes Handel 295: 
Suidas 118 — 
Summonte hiſtor. di Nopali 3 air 





Smedenborg de cupra 177. - Fe 5. ü 


Symmashi epift. 163. 
ZA. GE GE 

he rer 
Tableau de-Pariezsgn...'0::4 wu; 
Tacitus 288. 3ı2 . or‘ — J 
Taffie a defcriptive eatal. of gems 558 ° 
Tafjfoni‘biblioth.. Venet. ne FREE? u 
Tavernier Reifen ı 137. 178. 203 | 
Teinturier parfait 45 855) son« 


* 


4 Da 3 Ä | . Tertul- 


600 | i BE 3 


Tertullianus 291. 202: 243: de — 68. 3. (286) 
de habitu muhter; 65 

Thesphraftus de lapid. 183. 187. 206. 552: (298) 
Tbevenot voyages 137 

Tbiery de Menonv, kultute du Napal 304 
Tbolofanus dei repukl.347 

Thomans Reife und Vebenöbeichr.. 58 
Tbhunberg flora Japonica 304 
Tirabofchi biblioth.; Modeneſe 197 
Tolotanns de rebus Hifpani ln =. : 
Toppi biblioth; Nepoletans‘ 452 3% . win" 
Torfaei hiſtor. N 5i 
Arch Carlo, il EM Milsno. 333: 
Tourneforr voyages' 51: 5% en DT TEuE 726} 
— jaltitmt,rrei,henbar.sze “ 491% = zz 
Tractatus tractatuum 335: — 
Traitéę de la culture di. Napal, 35 © 

Trypbiodori ilii exeidium: 142: 

Turgot : mem. fur;te- prẽt a |} inierte u 

Turre monumenta Antii 361°. 

Tuffer points of husbandry 254 


Tyfon : ef — vygy 7 bi. 
| Me — 
Ueber Sitten, Temperament Ereni 30 
Ugolini thefaurus (270) =. — 
Ulloa Reife (299) 0 
Upfal: acta litteraria 224: 397“. — 


V. 


* 


Valer. Maximus 63 * 
Vannuccio Biring. pyrotechnia 69. ag5e! 21 
Varro de se rultica 245. 200 r > BGE 
de la Vega (goiymeo io „las: avi | 
— de arte — 90 161. .109. 146. 13% 

3? 4? 

Ya * de France (323) , debug 391 

* E pe A Vergia 


der angeſuͤhrren Bucher.  BOr 


Vergilius Pahdor. de retum Rue 162. "564... 

Victor: ome hiſt. Romß De | 

Le. ek aufGlas sen 23: ee 

Villares hift. de France (323) 

Vicentius Bellov. 423. (317. 321) a 

 Vineiolo Modelbuch 235 EELAU I E .yD NO mh 
de Vio de montg pietat. 335 ! 

Virgil,'90. 93. 109. ar 142. a Fogginii 59 


Vitello: optica — Lalrorn Mana 
Vitruvius TOR . 51 wir 9° sun i no wa 
Vogt catal, lihr; rar. — iin. In rtlıy Kama 


s.tomment:“ wıbsagginc.:: 
Vopifeus 67. 36. (272) | e. 
_Voffsus de idololatria 415 035 O0 WW nigl 





etymologicum 27I. 276 
= dewitiis ſermonis ꝓt. 703° 0 2 
— de hiltor. „graecis 565. zen | 
242 —* ie 1 
37 — 09%; etrant ya 
Waddingii annales- — u. ſeriptores 
ord ‚min. 321 wur 34 DI WEIET WIE» L a 


Wallerit Tykema mineral: Fe — 206 Auisjad R 

phyſiſche Chemie 

a Wailbaufen defenfio P Fine 442 

Walther de butyro, 2 ‚@ 

Waffor?s chemical e * Gin: 406: 3 Br 

Wecker ge fecretis bie, ——— Bus. 

wets Drefben: Chromitasz. »- zu ee 

de Weihe de ſpeculi origine! rege 2 ne 

——..n 299 fu jera Bo en wA 

Algen, Ithifforie ILS. 256. 145. 275. 378:'432 
—S— monumenta ẽdita ar" 5 EEE" 

Brilifeh biblioth. Altenburg. 577 'i te’ n 

Winkelrhann: Senbfcpreiben 32% 34. FH, 

—— pierresigtävkes dub; de Stoſeh 130. 199 

| — —— Wochenblatt 2603 Ei ii 

294 wolf. 





s03 Zweytes Kegiſter 
Wolf; von mathemat. zu ae 2* 


Vormii litterat, un, 


23441 


\r u 3% ß . 
Xınopbon 91. 964, 105. 127. Fe 139.. 
air ie Dann 5 


Zugato eronica di — 332 
Zahn oculus artificialis (324. 328. * 
Zanon lettere dell’ agricolt; 252. 327. 332 


Zeiler chronicon Syeviae.: Shmihifeje mit 45 
Zonaras 95 


Zofimus 96. 389 tr et end. 
EDER BE 


Zweytes Regiſter 
der merfroürdigten Saden. 


Das RER, binter den Seitenzahlen, bedeutet hier, 
daß dafelb die ausführliche, —— u (uden 3 


TER. I * ur, 


Mer, Caſpar, Nachricht von ihn und ſeinen 
Schrif ten 166 
— 5* — der ee Anfang beffeiben 318.. = 
Aerarium ecclefiae ‚- wozu ſolches in denne 
Sahrhunderten beſtimt war 342.) 
— was es anfänglich bedeutet int ss⸗ ‚Aeg 


262 

— die Sende, wicht den Epigel ers 
unden 275) Ä 

Aetzen in SU Eine SEchwanhard A 346 * 
die erſte e war von der jetzt üblichen vers 
Wieden 548 "pa 

EP Ev . ‘Di, . . Aetz⸗ 





der merkwuͤrdigſten Sachen. 603 


Aetzwaſſer für Glas, mer velaw zuerſt * 
macht hat 547 

Agricola hat viele cleimſche RER nach 
den teutſchen gemacht 552 

Alchemiſten, woher ihre Grillen entſtanden find 


359 
— Pedemont. — von ihm; ſein wah⸗ 


rer Namen 198 — * 
Aliſina Pioſeor iſt nicht Aurikel 300 
Alkermes, Urfprung, de db: Namens‘ 16 F 
Altirel di Praga '45 


Amalgama von Zinn war — sen Alten betant 
10307) Antalgama von Gold zu Spiegeln. \ vor⸗ 
geihlagen (308), 
Aımaryllis formohl, wann: dieſe Blüme befan ges 
— 302. A. farnienfis 304 °* 
Ymerikänifche Sachen "haben Derkleinerungswöß 
ter don ähnlichen Spanifchen erhalten 28 ,., 
Anaxandrides, MNachricht von ihm 227 * 
Angelerius, ein Italiſcher Kuͤnſtler 442 
Antilena, Bedeutung des Worts 9 
Apicius kante nicht Butter 292 
Apothecae”fenoris-:317 ' | 
Arial; Erfinder des Eifendrats 85. 
Argentarüi ,: Gelöwechfler 316 | 
Armenifcher Stein wie er von Lazuli antetſchieden 
178. I8B TOP: : — 
Arſenik war den Alten unbefant. 29... 
Arundo feriptötia’ Bauh. 49° a. 16 
Afcianus oder Binpnermann, dadeidi sn ibm 


Zn | 


. * 


„pr 


319 ' 
Afıa proconfülsri gl 
Mtraba Steigbuͤgel 176. ak | | 
Atlantis ,. Beſchreibung der en Mauren 365 
ttaliſche Zeuge waren -gefticht 6 
Auguſt, Kayfer ,- errichtete Leihäufer 3IE . 
A deſſen Geſchichte 380, 382 
Aurileln/ wann fie bekant geworden 98 d+ 
205 Ave 


x* 


so Zwevies Regiſtern 3° 


Avuet vatlas, Perlhuͤhner 2900 
Azul der Araber 191. ‚194. Ar 
Arurum;, Lazur 195 a — 4 8 — 


ba . e a 
C.. 2335 43— cs 


Baier die. ättefen, in. Rom 316 —W 

i, Lombarden 351 

Barnabas Interamnenſis hd die erften 
Lerhäufer 320... 

Pen erfand. bie Weinoreflfaung 

ätte 
Becken, die flat Spiegel gedient ern). bie zum 
ahrſagen dienten (272) 

Bernardinns TEEN befdrderte die ‚Leibe 
häufer 326. 328 

Blaues Glas der alten, woher es die —* habe 
210 

Blaufaͤrbewerke, die ältsffen 216.. ar. r Kobalt 
Schmalte. 

Blue-john, Sachen aus Flußipat: 557. 

Blumen unferer Garten, ihr Vaterland 296. 


Blumenliebhaberey ihre Gefhichte 297 


Bolognefer Spat, wann er befant: geworben 558 
Bow - dye hieß anfänglich in England Scharlach 46 
Brandt: entdecfte das Koboltmetall 224 

—— der vom Rauche getrieben. wird 


Braner muften “fhe den Sevraud. des Wafet 


bezahlen 171 ° 

kB raunfchweigifche Daturalienfamfung 187 . 

Bretfpielblume ihre Gefchicht 

Buchdrucerey. fuchte anfängli "ie Zürher ‚den. 
» „Hanbfchriften gleich zu machen (304), - 

Butter, ihre Beftandiheile 270. ob fie den Hebraͤ⸗ 
ern bekant geweſen 272. ihre Erwähnung i in grie⸗ 
chiſchen Schriften 273. in lateiniſchen Schrif⸗ 
ten 284. Urſprung des teutſchen Namens u 


ihr ältefter _Gebrand 
Adı 
‚„tedwar flüfiiger als die R\ an ir an 
de rfeiben im alten Kom Re a - 
heiſſen Laͤndern — Sð* EN Rod 
Buryrum, wann diefes Wert an, R 


"2894291. Wh 
Cadus in die Eohenillpkany 


Cadmis, die nerfdithenen —— 
Worts 205. 3883 dieſeg 
| Cperulsum iber Alten, was bc Ta an. 


209 
Gajeramıs lchrieb— wider Rechtmatic⸗r vr a, 
häufen: 335°. 
Gin Zink. Ar ; 
Calaminarig lapie, Galmey 388. 500 
Calamine , — 411 
Calamus, a ie sT..; 
Galisenflein 39 ar 
Camarine hatte Holzftöfen: Eh ar Lau 
Caoreini, Lombarden 351 “ 2 
Capperon, Nagricht von ihm 300 
Carbunculus, Rubin, auch Marmor (298): 
Carmoiſi, Sarmefin,. Ableitung: biefer Wörter 19 
Carpio von Karpen verfchieden =, 
Cafanae. fenpris, BIT Run 
Caturcini 351 
Centrum, was es in Steinen, Holz und Spies 
geln bedeutet 186. (285) 
‚Char, chäre der ‚Engländer: ift Salmo alpinus 427 
Charlatan , Urfprung des Worts 40.1 et 
Ebilderihs Grab und -Hifeifen gg , 
Chirurgia curtorum, warın une 301 
Chryfocolla der Alten 207 — 
Citrinatio aerisg3838 
Climia, ealimia, eadmia 988 1. 
_ Cloßra ſoll Steigbügel * 112 4 


- 


| Coba: „ 


so6 Zuweytes Regiſter 


Göbslus ; ein Berggeiſt 214 
Coburger, Dberaufieher * geißpäufer in Sen 
; Wiederlanden 354° 
Coccinells Tros ı { H az 
Coceus cadi gr „tan 
Coccus ilicis war ben Alten befant 3 wie — 
ſamlet worden und noch eingeſamlet wird 10 
Coceus radieis den Alter unbefant 21, lieffen die 
Klöfter famlen 22 hieß Johannisblut 24 wars 
um feinnGebrauc aufgehört hat 26 -°" * 
Eochenille, Erklärung berfelben 2 Hwannfie bes 
fant geworben 28 NBette über — 32 
wie ihr Preis gefallen 27. ihre Verfaͤlſchung 
27 geſiebte und ungeſiebte 27 wird nah St. 
Dominge gebracht 35. Polniſche Cochenille oder 
teutſche war ſchon im 12ten Jahrh bekant 23 
Coeur. Jacq Nachricht von ihm 256° 
Collybiftae 316 4 
Colophontum, Spiegelharz (327)' kun 
Eonterfey, was es bedeute 410 be 
Coppus, Kopf, ein Maas mu 
Crax eledtor 247 N ———— 
Cuprum Urſprung des Works 382 
Cyanus’der Alten ift Kupferblau 188° | 
Cypern lieferte gutes Kupfer 209. 383 andy Gar 
mey 383 
Ä Sur Bi Alten ob der Karpen fey At 5 2 


— » ⸗ * [4 13 
j .“ +.) . ⸗ 
. 


Democritus » von Abdera, deffen chemiſche Sa 
Dentelles, woher: der Namen 232. 233 

Deputsti muſten bie ——— aus. dem Treffen 
bringen 116 

Diamant, wann er zum Schreiben in Glas anz 
BC worden Gar)" wann — seſchlif⸗ 


en (342 si u“,, 
2 Dinr 


t. 


der merkwuͤrbigſten Sachen. 607 


Dindond, Kalekuter 2599 
ee fuchten die Leihaͤuſer su u binteeteie 
en 335 

Drat ward ahfänglic astöhiieer 60 war, ehemals! 
felten 62 zu plätten 70. 

Dratzicherey ihre Sefebigte ng ältefter Drakzug 
68 Dratimäihle 74.’ Dratzieher 89 Dratfchmiede 
69 Dratmüller 69. Dratarbeit der Alten. 72 
Alter der Gold: und Silberdraͤte 683. 

Drebbel erfand die Zinſolution zu Schatlach 43: 


f ⸗* = ‚ ine ‘ = 
E. en Mn, t> 


Sbener, Eraſmus, erfand die Rutuhg d des 
Ofeugalmayes 391 


Ecarlate, Bedeutung des Worts 40 | — — 
Ecbatana hatte fi 7— Manten 362  o aıalı 3 
Edelfteitte: der Alten noch unbelint 183 ‚falte 


Find oft Flußſpat 553 | 
Eifen giebt auch blaues Glas zur = wi ech 
Eibflöffen die älteften 167 ° 7 


* my obes· ein Veföndties Metall ser 


—*—* kante das Leuchten des lußſpats 554 
— hielt die Sonne für F einen — 
311 
Enten-Gruͤtz, ke 173 
— bedeutet erſt erben, her 
attel 
Erde} —*9— oreſcirende 557 a —* 
Erfindungen lentſtehen oft Liter als man vermu⸗ 
then folte 103 Griechen bie ihre Geſchichte bee, 
ſchrieben Haben 564 


y 


Erzalaun, weiffer Vitriol 396- eh a Col, 

Eichel, eine Urt Schmalte 203 ie des 

Woris 223. | 
Önsuane 3° 2 AH? 9 


21348 


608 gAvweytee Regiſter 


garbe — Schmaite; ihre Brain ige 
girbem len zu Schmalte, une erben 216 
—5 — en im Drient ſinb dib von denen in Curap 
verfchieden 416. 
ienfter der Alten ohne Glas 208. (2. 
Senfterfcheiben, alte blaue 213 . 

Beuerfleine, wann, fie zu Slinten geben wore 
den 44 | 

Fil ht woher ber Namen’ 84 

Filatim was es bedeute 86 

Siligranarbeit ihr Alter 85 

find ſchwer zu -characterifirem 412 waren 

"den Alten die beliebteften Speifen 415: 

Stintenfertoß wann. erfunden-44: * 
littern wann fie erfunden 88 : 

Bor ihre Gefchichte 155 * die alteſten zu. Baus 
holßz 157. Floͤſſen der Römer 163 in- — 
land 164 in Frankreich 168 

Sloßregal deffen Urſprung 1708 

Haste. Flußſpat, wer jenen Namen — hat 


552 
Flußat wann er bekant geworden 353: feine Ders 
 arbeitung in England 557 - 
Sinßfpaterbe, leuchtende, wann fie e belant ges 
worden 557 
Spucnier, Antoine, verbefferte bie; ‚feine 2 Dear 
zieherey 78 
ftifteten die erſten Leihaͤufer 219 
ranz I kante und liebte LKuͤnſte (344) ſchrieb mt, 
‚Diamant in Glas (344) 
Fritillaria meleagris wann fie e bekant aeworden | 
3 Frit. i imper. 391 ‚perlica 301: , war 


| Pi Be a add ur Br ie i 13 . ur 
Gärtner die gefchickteften im 16ten Jahrhunderte 
297 


Galit⸗ 


Galitzenſtein, Urfprung des. Wort 396 . ai" 
Gallinae africanae:243. 239 numidicaeizag  . "'. 
Gallinazodiſt Laua.(299) or 9 u... : 1 
Gallopavo., erfte-Ermähriung deffelben.247 ; - 2 
Galıney war fchon den Alten befant 380 wer zuerft 
Zinf daraus gematht hat 406°‘ “ a 
Galmeyfchladen wann fie zuerft auf Meffing ger 
/ nutzt S93°::, : 7.7 2. iron 
Geigenharz woher der Namen (327) : 
Geruch dient zu Kentniß der Metalle (279) 
Gefundheitfteine 300): : ne Ä 
Glas war lange ſehr thener (304) blaues der Als 
“ ten woher. es ıdie Farbe: hatı21o welches von 
» Säuren angegriffen wirb 547: wann darin zu⸗ 
erſt mit Diamant gefchnitten (341. 343) wird 
: von Alußfpatfäure aufgelöfet ggg: . 
Glasnialerey in Holland alt 216 | 
Glasſchneiden, Gefchichte der Kunft (336) 
Glätte wann nnd wo: fie: zuerft zur Weinverfäls 
ſchung gebraudht.436 :.. =... —— 
Gogkelgut, weiſſes z5— 
GSobelin verbeſſerte den Scharlach 44 ne 
Golddrat zu Kleidern 2m..." 0.00; 
Granum i. es toceus AN. nor 
Gruta,:was e8.bedeutei 178)... : 
Grutin, was e8 bedeute 170 
Gruptgeld 7. 0a J 
Bubrnſey⸗Lilie wann fie bekant gewörden zo—3 
von Solich verbefferte den · Scharlach q¶¶ 
Guiney cocks 264. — ee 
Saarebeimer, Künftler in Dratziehen 59. ;; 
aushühner ‚moher fie zuerft gefonmmen 26, : zur” 
Frid. Held Künftler in Lahnarbeit 78 
Henneberg hat fruͤh Gewehrfabriken gehabt 493 1° 
Heſperus iſt Flußſpat 51. 356 a 
u Hippa- 


610 dweytes Begifien: 126 


Hippace , Pferdekaͤſe 275 PEIEr TRANS 
Holgläfer dem Alten unbekant — — 
Gore. = a aus, Afrifa Em 
Dolzfloffem, ihre Geſchichte 155 
die erſten in Zeutfchland 164 ui 
Holzmangel, deffen Geſchichte 157 
Homer ob er Spiegel gefant — wirt N 
Hütten: Nichts woher der Namen 387.0 
Date der Pferde; wie ſie die Alten gebärtet ja 
n 156: 139,190 << 
— ihre Gefchichte 122* den Griehenund 
Römern» unbekant 130 noch nicht. uͤberal ge? 
bräuchlich 137 vornehmlich ſeit Pflaſterung der 
Straßen noͤthig 138 Childerichs Hufeiſen 194 
ſilberne 152 erſte Erwähnung. der Hufeifen 147 
—— waren nicht bey den alten Armeen 


— Indianiſche, ihre Geſchichte 238° PN 
„nicht die melesgrides: und gallinae Africanae 
239 find aus Amerika gekommen 245 erfie Era 
mähnung derfelben 246 wann ſie in Italien be⸗ 
kant geworden. 25r.in England 253 im Frauf⸗ 
reich 255 in Teutſchland 261 in Aſien und Up 
rika 262 Urfprung ihrer Namen2685 ' un) 
Hunde vor den Schlitten rs air. 128. B 


r x le ° "Rt * 


RE yologie der Alten od wenig "bearbeitet 412 
SFefuiten follen die Kalekuter nach Europa. gebugt 
haben 260 

Incaſtein iſt Kieß (299) 
Indianiſche Hühner 238 * ſ. Hühner 

Sndig — deſſen Gebrauch verbothen wor⸗ 


TOR N 9, % 


— * Erfinder des Steigbigels im ohr. 


und 


Snfeten, wie weit ibre Bogung ben ten ve⸗ 
nt.9 


ki 2.83 | Inex- 


en re 


der merkwuͤrdigſten Sachen. om 


Intexere , inſuere iſt eilerley 6GC66 
Joͤckel was es⸗bedeute z9)7, 5. m m. 
Johaunisblut tft, Kermes 24 Ge 27° 
Iſis Tafel foll chemifche Zeichen enthalten Z7r 
Juden werden wegen bes Wucher® verfolat/ger:. 
Julius, Herzog v. Braunſchw. war groſſer Mes 
— 393. 392. 396 verboth die Ausfuhr des 
inks 403 — 1* 02 2 
Juno brauchte einen Spiegel (274) 1...» +. 
Jus grutiae, Urjprung des Namens 170 m 


“ u. f} 3 y ’ m . m 4 “02 
 @ ⸗ DL ur 2 nF “ uerasiitz ar im 1351 +8 
#4 EI 33517 54T seen 
2 


a beffen Beftandtheilei27r ehr ald Butter bes 
ant 289 a ee 
Kalekuter ihre Geſchichte 238°f. Hühner? > 
Kamele hatten auf Reifen Schuhe 123°" » PP- 
Kanten Hhre"Nereitung uñd Geſchichte 225 * ſy 
Spitzen. Urſprung des Nanıens 232, > ©, 
Karpen 412 * ob fie Die cyprini’der Alten gry. 
oder Lepideti 419 erfle Erwähnung des Namens 
425 ihr Vaterland 427 Berfeßung nach End- 
land 429 nach Dänemark 4327 nad) Preuffen. 
433 Ableitung des Worts 423. 435 werdeh auch 
im Meere gefangen 422 ob fie Zunge haben 417. 
Spiegelfarpen “34 Salmo Earpio 426° 72 
Kayferkroͤne, Geſchichte dieſer Blume'zor "94 
Kermes deſſen Geſchichte 1 *-deffe! Gehrauf 
bey den Römern zur Faͤrberey 36 Urſprung | 6, 
Worts 16 N ‚nftds, 


Kermes:Cihe 4 GE {BOR) j 
Kies diente ftat Feuerſtein ggg im 
Kirchmaver machte das Leuchten bed Fluſpats 
— 100 a ** * 2 > 
leider mit Gold gefttckte, ti ter 63 ganz hus 
Goldſtuͤcken 603 ge a 3 > \ Ar Ar 
Klippen, Knuvpeln 234.4 m ln 
Knuͤppeln/ woher das Work 2g33 νννα 


Ai Xheil. Rr Kobalt... 


* 


* 


"- Bmeytes Megifter: ' © 


Kobolt Geſchichte Hiefes Minerals: 202 * war den 
Alten unbelant z04 wann zuerft in Spanien 
gm 209 wann zuerft befant geworden 213 

prung des Namens 214 
Nfönig wer —— zuerſt gemacht 224 
——— ſ. Schmalte 

un Bönigseg, Graf,. ‚erhielt das Dratʒug⸗ 
ehn 81 

Krankheiten der Beine aus — der Steigbüs 

el 106: - z 

— Fritillaria 460 | 

Rüffelar verbefferte deu Scharlach 44 


224 u — * — 


Lac concretum, was es ſey 288 
Lack, Urſprung des Worts 39 
— Malerlacke waren ſchon den. Alten befand 


207 

Lahn, deffen Derfertigung und Alter zu - 1— 
Lahnarbeit, die erſten Kuͤnſtler derſelben 78 
Lana philofophica 386 
Lapis calaminaris 388: 390 
Lapis armenus I91.-488:.178 lit su 
Lapis lazuli f. Lazurſtein 
Laben blaue, ‚dienten zu Mofaite 212. nn) 
Lazurſtein, wo er gefunden wird 176. Kenzei 

des aͤchten 178-alte geſchnittene 187. Urſprunmgs 

bes Namens 190 dient zu Ultramarin 176 
Cehmann, neuer Erfinder des — 9 


(338) 

Sabrina; Anfang derfelben 347 -; 

Leihhaͤuſer 309*.die erſten errichtet von — 
Inter. 320 chronologiſches Verzeichniß derſel⸗ 
‚ben im,ısten Jahrhunderte 324 Verdienfte des 
Berhardinus von Feltre 326 Streit über ihre 
Rechtmäßigkeit 335 ihre Beſtaͤtigun auf Der, 
gateranifchen Kirchenverſamlung 337 — 


ö der merkwuͤrdigſten Sachen. 613 | 


. 16ten Jahrhunderte 339 warum. fie montes pie: 
tatis ‚heiffen 342 Die erften in Teutfchland 348 
in den Niederlanden 350 in Franfreih 355 .° 
Leinewand mit Gold gemwebt oder gefticht 66 
Lepidotus ob Karpen fey 420 
Lilium Sufanum 301. - .: =: 
Lioniſche Dratarbeit 79 
Lombarde, woher der Namen 350 
Lomentum was e8 bedeute 207. 
Deontius wann er gelebt 192 
Lerchenholz ließen Dr Römer von ben pe — 
— — ß— 
ugg es ſey 4 


—— ee w A — lange borgezogen ur | 
. m. *24 
Magnetiſche Kuren 448* Br 


Magnetnadel ihre Erfindung 462° 

Marcafita aurea, Zink, 398. 400 pallida 409 

Marperger, Nachricht von ihm. 466 

Marſchalk, Mic Nachricht von ihm 430... 

Maſcal, Keonard, = die erften Karpen nach 
England gebracht 42 

Maulthiere ehemals 38 Pferde zum: reiten ges 
braucht 125. 130 

Mays ift aus Amerika gekommen 266 

Meleagrides der Alten, Perlhuͤhner 239 

Menfarii 316 , 

Menfae numulariae nicht Leihhaͤuſer 310 

— Spitzen, Urſprung des Namens 232. 


Mei ing, deſſen Gefchichte 379 

Meflinghätte am Harze,. wann fie errichtet 389 

Metalle fönnen nad) dem Geruch gefant werden 
(279) Urfpmung: ihrer chemiſchen Zeichen 369 
Alter derfelben 371.ährenältefte Bildung 373 
Ähre Benennung nach den;httem:359 - - 

2.7 Rr 2 Mil 


614. 3Zweytes Regifter.i ; 5 


Milch, ihre Beſtandtheile 270 

Mineralien der Alten ſchwer zu —— 25 

Mithras, deſſen Gebeimniffe 360 

Moseibächer, Verzeichniß der Alteften 233. 236 

Mons pietatis, woher ber: Namen entitanden 342 
M. fidei, aluminarius, religionis, farinae u. [.w. 
546 vacabilis 3,6 redimibilis 347 


Mühlenkopf, ein Maaß 24 
Mumien haben ſchoͤne —* Farben — 8* 


Navoli, — Leihhaus z30 a 
Nicht, Hättennichts, woher der Name ar 
Nopal, Cochenilpflanze 30° 

von Noſtiz brachte die erſten — ka Preuf 


fen 


433 
türnberg, dortiges teihpaus — 
Numularii 310. 


Obſidianiſcher Etein war. Kane! 292) - v 

Ochſenaugen, eine Art Spiegel (326) 

Ofenbruch Galmayiſcher war, den: Alten — 
382. 384 wann⸗er zuerſt auf Be Harze ge⸗ 
braucht worden‘ 391 BARS 

Ofengalmay 387 —— 

Opuntia, Nachricht — dieſer pllacze 30 43 

Opus phrygianum 228 ! 

Oviedo, Nachrichten, von deffen Schriften jo 

Oxe, Peter, brachte. die erften Krebſe ee 
pen nad) Dänemärf 432 


IN 


his) 


u, 1 “tr. 
ze“. . * 
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t * „bis 

v2 
©. 


Oxygala , was es bedeuts 287- BETT ec» 

Fra . Fr , »; : irn “ 
Paris, dahin: Zufuhr des Holzes auf Stoffen 3 168 
Pauli radirte in Gla8:550 .; wllsiid 


pr} P} 


Pavo bicalcaratus: aM 4 ® RM » mr A 


der merkwuͤrdigſten Sachen. 6 15 


Peintades, Perlhuͤhner 230 

Pelethronius hat die Pferdedecen erfunden 90 _ 
Perlhuͤhner hießen meleagrides 23 2 
Derugia, bafelbft ift das ee Zhhaus errichtet 


Piengit der Alten war Spat (293) 

Mferde hatten anfänglich nicht Hufeifen; * utten 
deswegen auf Reiſen an den Hufen 131 man 
lobte die mit feſten Hufen 136. 140 mit Sil⸗ 

ber beſchlagen 152 knieten beym Aufſteigen 111 
hölzerne zum voltigiren 109° | 

Pferdedecken, ihr Alter ge Ä 

Deccam, Nachricht von ihm: (320) | 

Dhilolaus hielt Die Sonhe für Glas (309) - 

Phrygianum opus 228 . 

Phrygionise veftes 65. 22 

Phrygier ftickten mit der —* 28 

Phrygiones, Sticker 228 ° 

Diane, Nachricht von ihm: 197 

Piſtole iſt alte Benennung 443 

Planeten ihre Bezeichnung und Otternamen 357 

Plaͤtten der Metaldräte 70 

Plaͤtmaſchine ihr Alter 71 

Polianthes tuberofa , Tuberoſen, ihre Geſchihte 


298 
Poliphilus iſt Fr. Columna 113 
Pompholyx wag ed bedeute 386 
Porzellan‘ der Ehinefer, woher beſſen blaue Farbe 
210. 2II- . 
Pottilena, Bedeutung des, Worts 98 
Poſipferde alte Verordnung wegen ihrer Satz 


tel 97. 
— der Alten, deſſen Geſchichte 35 Perſiſcher 


37 ward mit Kermes gegruͤndet 11. 38 
Putjen, Urſprung des Namens 268. 


Rrz — | D. 


— zweytes Vegiſter 


Quereus, Ableitung des Worts 17 
Queteus ilicis, woran Kermes 4. 7- 


RB. 
Rad an Feuergewehren 443 Rad der Steinſchnei⸗ 
Ider 3377 4 
Rahm, Schmant, deſſen Beſtandtheile 270 
Ranunkeln ihre Geſchichte 306 
Rathsherren ritten ehemals 110 
Regalien find anfaͤnglich Privatnutzunger gewe⸗ 


ſen 170 F F 
—— ohne ‚Sattel und: Decke bey den Alten uͤb⸗ 
ich 90 | Ä 

Reitfnechte, die beym Auffteigen halfen. 111. 118 

Renard, deffen vorzügliche Thermometer 549 

Robin, ein gefchichter Gärtner 297 - 

"Rohr, welches zum, Schreiben diente, iſt noch une 
beftimt 47 wo das befte wuchs 48 welches jet 
das beſte ſey 50 « : 

— foll Cochenille nach Upſala geſchickt has 
ven 34 | 

Rom’ dortiges Leihhaus 339 eo 

oft fehnitt Fünftlich in Glas (345) 

Rudolf, Erfinder der Dratmuͤhle 76 

Muß aus Butter 281 | 

Aufcellai , Hieron. ift Alexius Pedemont. 198 

De Ruuſſcher, deffen Wette über Cochenille 32 


©. Ä 


Eaflor, Schmalte, woher der Namen 223 deſſen 
Geſchichte 202 * Anfang der Verfertigung 218 
Salmo carpio 426 | 
Salomon ließ Holz flöffen 158 | 
Sammetrofe, ihre Geſchichte 301 
Sander, Chrift. feine Verdienfte um den Harz 
395 ’ 
Sandix, 


der merkwuͤrdigſten Sachen. 617 


Sandix, eine Karbepflanze der Alten 37.” 
Saphir der Alten tft unfer Lazur 182. 185 Ken⸗ 
zeichen des heutigen 184 
Sattel waren in den aͤlteſten Zeiten unbekant 96 
find im vierten Jahrh. erfunden 95. Schwere 
derfelben für Poſtpferde 97 feinen von Perfern 
erfunden zu feyn 100 Sattel des Zul. Caͤſars 92 
Sattel tragen eine Strafe 100 
Scala, Steigbuͤgel 118 
Scandilia, Steigbügel 120 
Scanfuae , Steigbügel 116 
er Urfprung des Namens 39 Alter deſſei⸗ 
ben 4 
Schacblume, ihre Gefchichte 300 | 
Scharlach Urfprung des Namens 39 Alter 9“ 
VBerbefjerung durch Zinſolution 43 | 
Scheele erfand, Flußſpatſaͤure (346) 
Schemel zum Auffteigen aufs Pferd 111 
Schiespulver, ‚deffen Erfindung 453 
Schiffe, die erften waren Flöflen 157 
Schlacken, blaue, dienten zu Moſaik zr2 
Schmalte, Urfprung des. Wort 123 al 
derſelben 202 * 
Schmaltum, was es bedeute 123 | 
Schneeberg bat die älteften Faͤrbewerke 216. 217 
Schockenzieher in Nuͤrnberg 77 
Schreibfedern 47 * deren Alten unbefant 57 alteſte 
Erwaͤhnung 56 
oe und Bimftein zu Reinigung der Spies 
gel (286 
Schwäne, Recht folche zu Halten ı7ı. 
Schwanhard geſchickter Glasiencide (339) 
Scolecion Plinii 9 
Scythen fanten Butter 273 — 
Seefiſche ob fie von Flußfifchen‘ unterfpieden ar 
'Sella, der Sattel 97. 100 
Sellare , infellare , auffatteln 100 
-Selliers,, Urfprung des Worte 100: 
Rr 4 Sidon, 


J 
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« 


—E 


68 353weytes BRegiſter ⸗ 


Sidon, dortige Biashäkte ſoll Ebiche gemacht 
haben (302)* 

Sieben, warum Biefe Zahl heilig 359: 

Silber, wann man angefangen, es zu Faden und 
Dräten zu ziehen 65 ° 

Silberdrat: zur: Stickerey 66 

Smaltum, wäs es bedeute 123 

Smaragd foll zu. Spiegeln gedient haben (295) 
arofet unschter (297) böhmifcher = Flußſpat 


ent, Schwediſch Butter 290° 

Sonde der Wundärzte von Aeſculap erfunden (275) 

Sonne, Meynung der Alten von un (310. 311) 
warum. fie goͤtlich verehrt 357. 

Spar ornaments aus Flußſpat 557 . 

Spartium der. Alten „. welche Pflanze 124 

‚Speculatum cnhiculum Horatii (273) 

‚Speltrum ift Zinf 411 

Spiauter, Spialter 411 ' 

Spiegel 467 * die erften waren von Metall (269) 
welche Metalle dazu amtauglichften (276) Spies 

gel aus Silber (277) von Kupfer, Mefling, 
Gold (282) chemifche Unterfuchung eines alten 
Spiegeld (287) von Stein (291) von Phengit 
(295). vöm Smaragd (295) von Rubin (297) 
Spiegel der alten Amerikaner: (299) Glasſpie— 

: gel, die erften, welche gemacht worden (301) 
die zu Sidon gemad)t 302 ob fie ſchon Amal⸗ 
gama gehabt (307) die kleinen Nuͤrnbergiſchen 
Spiegel (324) Erfinder ber gegoffenen Spiegel 
(330) neuefte Berbefferung der Glasſpiegel (33%) 
Spiegel des Virgils (322) Spiegelmaffe ‚ wels 
de die befte (284) 

Spiegelhütten die erften in Sranfreicd) (329) 

Spiegelfarpen, wann fie, befant geworben 434 

Spiegelmacher in Rom machten eine Zunft aus 
(281) Spiegelharz, moher der Namen (327) 

os den Alten unbefant (289): 


Spits 


der merkwuͤrdigſten Sachen. 619 


Epiten), ihre Erfindung) 225 * wie fie gemacht 
. werden @25 Spitzemnanufaktur im Frankreich 
229 Spitzenmodelbuͤcher die Alteften. 234°" ; d 
... altefte Geſchichte derſelben 318. 


344. 3 
Shärte, — deren Bereitung und Erfindung 


02 * 
Staffa Steigbügel 107. 120 s 
Stannum tft nidyt immer Zinn (284) wer 
Stepeda;, Stapedium, Etetigbügel:.107 
— i07 a, 107 
tapf, Etaf, Fußſtapf To 
Steigbügel, ihre Serhichte 102 ®- Huifemtta 
zum Aufſteigen vor Erſindung der Steigb 108 
ältefte Erwähnung. derfelben im 6ten. Jahrh. 
114 wann fie in Ziegelm vorfommen 120 Steig: 
Bügel der. Geiftlichen von Königen gehalten 121 
Steinfchneiden , Gefchichte der Kunft (336) - 
Steinzeiger zum Steinfchneiden (337): | 
Sterndeuterey ihr Urfprung 358 
Sticferey ihr Alter 64... : a” 
Stipa tenaciflima ift Spartum der Alten 125 — 
Strata, Pferdedecden 91". 3 2.0... ni 
Stratores; Reitfnechte 111 
Stuͤckwerker in Nürnberg 80 
Subfellares find nicht Steigbügel 120: 
Suppedanes [10 
Swanbart: erfand in Glas zu äßen ey - 
Srweert ein geſchickter Gärtner 297 — 
Sylveſter, wilde Gechenille 27 koͤmt zuweilen [e 
bendig nach Europa 35. ın.2in). 2. Ä 


T: 


"Tabernae argentarise waren Feine Leihhaͤuſer 316 

‚Tagetes eredta, patula, wann ft ie befant geworden 
301 

— machen metallene Spiegel notbwendig 


(27%) Nr 5 — 280 The: 


. 


620 = - Zweytes Begiften:: ©>< 


Chevart erfand Glasſpiegel zu gieffen (330) 
Thiere, wilde, flerben endblidy aus 245 
Thiery holte die aͤchte Cochenille nad) St. Dos 
.. mingue 35. : er 
Thon zu Reinigung des Weins und Waſſers 440 
Thon baggerten ſchon die Griechen 160 
iberius errichtete Leihkaſſen 312 | 
Tobak, deſſen Gefchichte 266 Be a 
Tombak, deffen Gefhicdhte: 379° 
Tomitano,- Bernardinus, Nadrichten von 
ihm 32 3 
Tontinen 


6 
Anfang derſelben 347 
Trains de bois 160 dl 
Transmarinum, vitramarinum 181 
Trapezitae 316 SE 
Treſſe, goldene maffive find fehr alt 69 
Truthenne, Urfprung des Namens 268° 
Tuberofen-ihre Gefhichte 298 E 
Türken, mann fie befant geworden: 115 
Taͤrkiſche Hühner, woher ihr Namen 268 
Tuna, Gochenillpflanze 30° 
‚ Zuttanego, Zink sır a 
Tutia 388 wie fie gemacht wird 390 - 
| U. 
Ultramarin, Bereitung dieſer Farbe 176 Urſprung 
des Namens 181 Proben der Aechtheit 180 jet⸗ 
iger Preis 181 ob es die Chinefer gefant da 
en 211 | er 
Unzengold 82 — | 
Uttmann erfand dad Knuͤppeln der Spißen 230. 


U. 
‚Valentinian diente bem K. Sapor fiat Schemel 
Be € Se \ | 
Denedig, dortige Leihbaud 34T 
Dergil Polydor, Nachrichten von. ihm und Aus⸗ 
gaben feiner Schriften 564 1— = 
j . 2 ) j @f- 


der merkwuͤrdigſten Sachen 621 


Vermeil, vermillon, Urſprung des Worts 12 
Vermiculus, Kermes , vermiculata 12 END 
Vefperugo‘, Flußſpat 556- ee EN 
Veltes phrygioniae 65. 228 | 
Virgils Spiegel 1322) ©“ 
Vitriol.weißer, wann er beßaurt — 904 
wann fein Zintgehalt zuerft bemerkt — 
397 der Abſatz nimt zu z98 
Woriheile en Aufſteigen aufs Die 109. 


c ' R .Ww. — ae a 
Wahrfager a aus einem Becken — 
—— hatten die Oberherſchaft re 


Mafferlinfen ‚ lemna, 172. 173 

Maflerpendülen 446. 

Waſſeruhr, wohn Pertiinden 445 neuefte Verbeſſe⸗ 
rung 44 _ 

Mechfelbänfe wearen:teifhäufer 349" 0° 3 

nn — ſchon die Alten mir und Gops 


————— mit Se in Brunei erfune 
aia35 Den 
Wire - making 84 0 ML u - = 
Wiſmut den Alten unbekant 28 I 
Wochentage nach den Diaktien b benant 364 — 
Wucher, wodurch er befoͤrdert worden 311. 


d. 
| Bäfne mit Golddrat zu befeſtigen, war längft bes 


fan 

Zaffenn, ? Iteſte Erwähnung des Worts 221 Ablei⸗ 
tung "des Namens 223 

Sarfloe:Selo hat Zimmer mit Bernftein und 
Lazuli getäfelt 187 

Zeuge von Golddrat 63 geftickte, Attalifche 64 
it, und Bu 64 Zins 


622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen. 


——— wer fie zuerſt zur Faͤrberey angei 
wendet 43 
Zink, *— Gedichte 378° erſte Erwäbng - 
beffelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Yabrb. 
403. Urfprung des Namens, a wer ibn zuerf 
aus Galmey gemacht 407 das meife Iömt aus 
SOſtindien 409 
infsitriel, deffen Gedichte. 394 ° 
innigen find Spiten, Kanten 236 
Zinfen warum foldhe verbotben worden 309 
Zofimus Panopolit. wad er gejchrieben hat 389. 





.. au . — > . 





2.  Verbefjerungen. 
&. 29 3. 15 flott 1540 lies 1589. 
— 180 vorletzte 3: Hata:le Bes; es 
— 231 3. 16 ſtat: Utthof lies: — 
—a68 3. 18 ſtat: das lies: daßs 

— 306 legte 2. ftat: Wiullers nes: Miliers 
— 356 3. ı9 flat: vor lies: von... 
— 371 3. 3 fiat: Aefeart lies: Schreibart 

— 454 3, flat; Attirel lies: Altirel. 


Im 





— er 


622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen. | 


Zinaufldſung/ wer fie zuerſt zur darberey ange⸗ 
wendet 43: 46 
Zink, deffen Vechichte 373 * erſte Erwaͤbnung 
deſſelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Jahrh. 
403. Urſprung des Namens, 410 wer ihn zuerſt 
aus Galmey gemacht 407 das — eh aus 
Dftindien gog 
Binfoitriol, deffen Geſchichte 394 
innigen ſind Spitzen, Kanten — 
inſen warum ſolche verbothen worden 309 
Zofimus — wag’er aa - 38 


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S. 29 2. 15 ſtatz 1540 lies 1589. >: 
— 1860 vorletzte Ic ſtatz fie bes; es ee, 
— 2313. 16 ftat: Utthof lies: Uttmann.. Ä 


468.3. 18. flat: das es: an. 
— 306. legte 3. ftat: Moͤllers hes: Millers f 


— 356 3. ı9 flat: vor lies: Von; iu } 


— 37123. 3 fiat: Leſeart lies: Schreibart 
— 4543 6ſtat; Attirel lies: Altirel. 


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