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Full text of "Die spongien des meerbusen von Mexico"

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Die spongien des 
meerbusen von Mexico 

Oscar Schmidt, Schmidt (Eduard Oskar), Alexander Agassiz 




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REPORTS 



ON THE DREDGING L'NDEH THE SUPER\ ISION OF 



ALEXANDER AGASSIZ, 



IN TMK BOLT OH MEXICO. Br TUK tNITKU STATES COAST SURVEY HTKAMEK ,.BLAM» LIKCTKXANT COMMAXPKK 
0. D. IIOIBEX COHnlAXDUid. AM) IS THK I AKIBKAN SEA, COMMAXDKK J. % BABTLETT 



PUBLISHED BY PEKMISSrO.Y OF CARIJI.E P. PATTERSON SUPT- U. S. COAST SUKVKY. 



REPORT ON THE SPONGES 



OSOAR SCHMIDT. 




JENA 

OCSTAV FISCHER 
1879. 1880. 



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DIE 



SPONGIEN DES MEERBUSEN VON MEXICO 



V O N 



OSCAR SCHMIDT. 



F.HSTKS HF.FT. 




JENA 

V KRLAG VON GUSTAV FISCHER 

roaHALa rBIKURICtl MAl'KK 

1879. 



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E i n 1 e i t u n 

Abgesehen von den werlhvolleu Beitragen Marshall* und Carters zur Kunde der Spongien ist die 
systematisehe KenntnLss dieser Klxsse in vorziiglichster Weise in den lelzteu Jahren durch F. E. Schulzcs 
„Unlersuchuugen ul>er den Bau uud die Eulwicklung der Spongien" 1 ) und durch Zittels JStudien ubcr fossilc 
Spongien"*) gefordert worden. Schulzes uniibertrefniche Gattungsmonographicn zcigen, wclchc Anforderungen 
an faunistisehe Bearbeitungen gestellt werden miissen, und gcstalten sich iinlcr Anwendung der fcinstcn Unter- 
suchungsmethoden und der allseitigsten Prufung cines mustergiiltigcn Materials zu einem Triumfe der Uin- 
wandlungslchre. Der Miinchner Naturforscher aber hat in weiter Uebersicht die Basis festgestelll , auf wclchcr 
der Zoolog in nothwendigcr Bcriicksiehtiguiig des pulaontologiselieu Befundes fortarbeiten kuUL 

Die folgenden Unlersuchungcii linden in Schulzes Arbeiten keiue directe, wohl aber, so zu sagen, cine 
moralischc Unlersliilzuug, indein ich mil besouderem Verguiigen wahruehme. wie derselbe die Species ausgleichl, 
die ich einst, nuch ctwas zaghafter Natur, auseinander hielt. Auf Zittels Arbeiten baue ich direct weiter. Ich 
werde vielfach Gelegenheit haben. mich mit ihncn bcstuligend, erganzend, verbesscrnd, jedeufalls imnier als der 
Voraussetzung, ohne welche meinerseits ein ForLschritt nicht mfiglich wikre, zu beschuftigen. 

\'ou zwei Seilen ist kurzlich reiclies, viel verheissendes Material hcrbrigeschafTt worden. Ein den Erdball 
uiuspannendes Sammell'eld hat die Challengerexpediu'oii abgesuchl; mil wclchem Erfolg, ist aus den vorlaufigeu 
Publicatiuiien allbekannt. Ich hatte cine Zcil lang die Hoflnung, tnit der speciellen Bearbcitung betraul zu 
werden, bis bornirte nutionale Eifersucht den von Wyville Thomson entworlcnen Plan vcrcitcltc. Gcrade als 
ich diet* Tiiuschung erfuhr, bot inir Al. Agassiz die wissenschaflliche Ausbeutung der Spongien an, welche ehen 
TOO ihm im Winter 1878 im mexieaiiisehen Meerbusen gesammelt werden sollten. Per ausgezcichnete Nach- 
folger seines Vaters in der Lcitung des Museums der vergleiclicnden Zoologie an der Harvard UniversiliU zu 
Cambridge. Mass. hat uber den Verlauf uud die llauptresultate dieser Campague zwei kiirzerc Bcrichlc ver- 
offentlicht »), den letzten mit eiuer Tiefeukarte. Es ist daraus ersichtlich, dass wir uns ganz in der ISiihe des 
Feldes befindeu, wo vor zehn Jahren Pourtalcs, gelegentlich auch Louis Agassiz ihre wichtige Ernte 
hicltcii, uud dass die meisten Spongien , von wclchen hier zu bcricliten seiu wird, in nicht grosser Entreruuiig 
von der Florida gegenuber liegenden Kiiste von Cuba aufgebracht wurden. Nachdem ich schon die Pourtales- 
schen Spongicn (in der ..Spongienfauna des atlantischen Gcbietes") nach meinen Principien und im engeu An- 
sehluss an friihere Publicationen bearbeitet hatte, war mir natiirlich die Gelegenheit, dort wieder anzukniipfen, 
urn so willkommener. 

Pern I-cser, dem es auffallen solltc. dass ich „meiue Principien" betoue, will ich daruber Becheuschafl 
geben. Sic and in den eben erwulmteu Mooographien enthalten, vom ersten Supplement der Spongienfauna 

I) Zeit*thrilt f. wiskciucU. Zoologie. 

1S76— "B. Abh. d. k. bayr. Acad, d. WinMiuthaflcu IL CI. l>»zu die GratiiUtionuchrift an von Siebold „Die 
SUniuie* s e»chichte der Spongieii" Munchcn 187H. Eine vorzuglicbc Daretellung ist nuch in ZitteU (u. Bcbiiupem) Haodbuch der 
l'aUontologie. II. lteft. 1879. 

3} Bulletin of the MutK it hi of comparative Zoology at Harvard College, Cambridge, Has*. Vol. V. So. 2. Letter No. 1 u. 2 
To C. P. Patcnon, Supt. Cout Survey, from A!c*ander At«»i<, on tin dredging operations on the V. S. Cowt Survey Sr. 
„I)lakt'- during pari:, of January and February, 1S7S. 



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des adriatischen Mccrcs an, in den Spongien von Algier uiul der Spongienfauna (let allantiseheu Gebietes. Sie 
haben sich auch bcwahrt in den kurzen Bearbeituugen der Sehwamme, welche die Naturforscher der ..Germania" 
und die Commission zur Erforschung der deutschen Meere milbraehten. Wer diesen Unlersuchungcu einigc 
Aufmerksamkeit geschenkt hat, wird wissen, dass ich dureli dieselben aus einem aniuiiglichen Zweifler zu eineni 
unerschutlerlichen Anhanger der Transmutalionslehre geworden bin. und dass seitdem die Spongien als eins der 
wichtigstcn und grossartigsleii Bcispiclc gcllen, an dem die Veranderlichkeil der Art erst durch mich, dann im 
Anschluss an meine Besultate durch Haeckel und noch spiiler dureli F. E. Sehulzc hewiesen worden ist. 
Von dieser Hauptsache haben leider einigc hervorragende Spongiologcii Englands keinc oder kaum eine Notiz 
genommen. Ganz wirkungslos ist, was wir iD Dcutschland hicrin gcleistct, an dem sonst so verdieuteu Uower- 
bauk vorubcrgegangen. Pie fundamental Frage nach der Art existirte fur ihu niclit, wie ich mich 18GT> bci 
einem langeren personlichen Unigauge mit dem liebeuswiirdigen aJteu llerrn iiberzeugte. Was ich wollte, 
woruber ich gcrade in seinen, mit grosster Liberalitat mir geoffnelen Sammlungen Aufschluss suchte, verstaud 
er gar nicht. Er hat dariiber neuu Jahre gesehwiegen , bis 1874, wo der drittc Thcil der Monographic der 
britischen Spongien erschien '). Wer das iiusserst abfallige Urtheil liest, das er darin iiber ineine, die adriati- 
schen Spongien betreffenden Arbciten abgiebt, muss natiirlich denken oder als sclbstverstaudlich voraussetzen, 
dass Bowerbank sich mit meinen Schriften, wenigstens den bis 1870 orschieneneu . bekauut gemaclit tiat. 
Indessen ist das nicht der Fall. Bowerbank las und verstaud weder franztisisch noch deutsch, uud seine 
ganzo Kritik iiber midi basirt auf einigeu Praparaten, welche er von mir bei meinem Besuche in England 
erhalten hatte. So unglaublich das klingt, so klar wird es durch das citirte Werk hewiesen. Niclit einitial die 
Etiketten auf meinen I'riiparatcn hat cr mit den gcdruckten Verzeichnissen und den Erkliuungcn meincr Tafeln 
verglichen. Uenn wenn er wenigstens dieser allersimpelstcn Miihe sich unterzogen hatte, so wiirde er aus 
meiner etwas uudeutlichen Haudschrifl nicht jene ungehcucrlichen Namen herausgelesen haben, die er in der 
Monograpliie (III. S. 8 ff.) als meine Gattungen auffuhrl. Nach Bowerbank habe ich lolgende Gattungen ge- 
tnacht: Paquilla, Papiliata, Slegxella, Stegilla! 

Ba ihm nun der Text zu meinen Priiparateu eiu in Wahrheit verschlossenes Buch blieb, dessen Sinn 
er sich auch von keinem seiner Freunde auszugsweise mittheilen liess, so hatte er natiirlich keine Ahnung von 
den Grunden, die ich gegen seine systematischeu Principieu geltetid macben musste. Er fasst in beispielloser 
Naivetat sein Endurthcil iiber mich in folgendem Satze zusammen : The difference of the systems of arrangement 
proposed by Professor 0. Schmidt, and that adopted in tin's work is — that the genera, in the former case, 
are based principally on form and external characters, wile in the latter they are founded purely on anatomical 
structure. Diese auatomical structure bcslcht bckanntlieh fur Bowerbank in der Art der Lagerung und An- 
ordnung der Nadelu uud Skelettheile, und darauf hin vertheilt er z. B. die Fornien des Besmacidonkreises, mil 
dem icli mich gerade sehr speciell beschitfligt habe, auf die sieben Gattungen Microciona, Hymedesmia, Hy- 
mcniacidon, Halichondria , Isodictya, Desmacidon, Baphidiodesma. Ja so wcit koinmt er endlich in der volligcn 
Verkennung der Bedeutung der eigenthumlicben Skeletbestandtheile, dcren Formengraiizen ich festzustellen ver- 
sucht hatte, dass er eine neue Hexactinellidenart macht (Farrea robusta), weil er die Kieselkorper eiues ganz 
ordiuaren, zwischen die Kicselmaschen eincs Farrea - Bruchstiickes angesiedelten Desmacidon fur die cbaraele- 
ristischen Bestandtheilc der Farrea hiilt! Ganz anders Carter. Seine zahlreichen, meist in den Annals and 
Magazin of Natural history cnthaltenen Abhandluugen iiber Spongien zeigen cine volligc BekannLschaft mit der 
betreffenden deutschen f.iteratur, wie er in Urtheil und Metliode seine V'orgiinger und Mitarbeiter Bowerbauk 
und Gray weit iiberragL Ihm liel auch die Bearbeitung des Materials zu, welches auf den, der Challenger- 
expedition vorausgehenden Dredschexcursionen. namentlich des „Procupine", gesamnicll war. Er hat die Speeial- 
kenntniss, vor allem der Skeletkorper wesenthch gefordert. in der Specieskritik isl cr aber lnnter den Statid- 
punkt zuruckgegangen , der schon 1870 durch mich erreichl war und durch meine Untersuchung der griiii- 



1) A Monograph of the British Spongiadne rot. 111. London. Printed for the Eoy Society 1S74. 



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Undischen, der Ost- und Nordsceschwamme '), so wie durch Haeckcls Monographic der Kalkschwiimme und 
F. E. Schultzes Bearbeitung einzelner Gattungen befesugt worden war. In den Sponges from the Atlantic 
Ocean (1874 und 1876) stellt Carter eine Menge Species auf, auch eine Beihe neuer Gattungen, welche ganz 
unbaltbar sind und meinen Ausspruch bestatigen, dass man sich entschliessen muss. Formenreihen obne Begraii- 
zung der Species anzuerkennen, wenn man uicht stalt S|iecies Individueu beschreibeu will. Die Dilettanten- 
haftigkeit Bowerbanks war desbalb nicht zu iiberwinden, weil ibm der Zusammenhang der Formen kcin Be- 
durfniss war, dahcr cr auch nicht begriff, dass man heterogene Formen nicht gewaltsam in Gattungen zusammen- 
pferchen diirfc. In mciner Kriuk der Bowerbankschen Gattungen (II. Supplement der adr. Spongien. 1868) 
hatte ich dieses unwisscnschaftlichc Vcrfahrcn nachgewicsen, in den „atlantischcn Spongien" (1870) den Beweis 
vervollstandigt. Seitdem exislirt fiir die Wisscnschaft weder eine Gattung Dictyocylindrus noch Halichondria, 
noch vcrschiedene andre. Man kann einzelne Arten, von denen man sicher ist, dass Bowerbank sie in jene 
Gattungen brachle., der Kiirze und Bequemliehkcit halbcr noch mil jenen Gattungsnamen versehen, wie ich das 
gelegentlich auch gethan, aber meinen Naehweis. dass Bowerbanks Gattungen mit den jetzt feststehenden 
Principien der Wissenschaft sich nicht vertragen, darl' man nicht iibersehn. Hierzu werden sidi auch jene 
achtungswerthen Gentleman verstehn miissen. welche jenseit des Kauals in otio cum digitate verschiedenen 
Zweigen der Zonlngic obliegen. Finstweilen wirtbschaftet Carter noch mit Dictyocylindrus, Microciona, Iso- 
dictya. Hymcniacidon, Halichondria und crweitert die Desmacidonreihe durch neue Gattungen und Arten, welche 
durch die Ilmrisszeichnungcn und die griisstentheils schematLschen Ahbildungen der Kiesellheile nothdurftig als 
Individuen gckennzeichnet sind. Warum hat Carter nicht die Unhaltbarkeit mciner Auffassung nachgewieseu. 
fiir welche nnter a i idem der Desmaeidonkrcis cine wcsentliche Stutzc ist'/ Die vielcn schatzbarcn Einzel- 
beobaehlungen Carters verinag auch ich hcrauszulindcn; so hat er z. B. zuerst Klarheit in die Skeletkoi|>er 
der Lithistiden gebrachl. er hat zuerst bei Myliusia die Octaederknotenpunkle gefundeu und richtig gedeutet. 
Aber seinen allgemeineu Besultaten gegeniiber haben wir auf detn Kontinentc uns nur negaliv verhalten konnen. 
So verdriesslicli er daruber ist: weder Marshall noch Zittel noch ich. keiuer von uns hat mit dem System, 
welches er sich ausgesouneu, etwas aufangen konnen. Es ist eben kein Fortschritt dariu; und wenn die eng- 
liseheri Spongiologen ihrc Methode niclit andern, so werden wir uns immer weniger verstehn und in unseren 
Besultaten immer wetter auseinander kommen. 

Einen characteristischen Beleg fur dieses Nichtverstehu giebt die kleine Abhandlung von Carter On Tei- 
chonia (1878). Carter glaubt einen eclatanten Beweis fiir die Cnzuliinglichkeit von Haeckels System der 
Kalkschwanimc gefunden zu haben; es sei laughable, dass der self-constituted Verfasser der ..Schopfungs- 
geschichte" cine ganze Fainilie jener Schwiimme vergessen halie. deren Character in dem Mangel cincr I.eibes- 
hohle liege und deren Kanalsystcm sich direct nach aussen ofTue. Fch babe schon in den „Atl. Spongien" in 
einem besondereii Kapilel ausfiihrlich auscinandergesetzt, dass die Characlcrc der Spongien, auf welche die 
Syslematiker der alien Schule bauen, siimmtlich abandern oder schwinden konnen und a. a. 0. S. 10 den 
Wrlust des Osculum und der Leibeshohle (Kloake) hesproehen, und Haeckel hat in den Kalkschwiirnmen ein 
gauzes Kapilel (S. 253 f) iiber Magenverlusl Oder T.ipogastrie. Carter wiirde also, wenn seine Angaben zu- 
trafen, uur einige Beispiele eiues langst bekannten und von uns hinreichend erklarten Falles gebracht haben. 
Nun sind aber die beiden australischen Schwamme, welche er beschreibt. gar nicht eiumal durch Lipostonu'e 
und Lipogastric auffallend. Was Carter Oetliiungen der KaniUc nennt, sind Oscula, die Hohren, welche mit 
diesen Oeirnungen in liestininiler Weise nach aussen miinden, reprusentircn die Leibeshohlen oder Kloaken, und 
es konnte uns, die wir ja auch einige Kenntniss von den Kalkschwiirnmen und ihrer schwaukenden Organisation 
haben. gar nicht in den Sinn kommen, fiir diese Formen cine neue Familie zu schaffen, weil die eine Art 
(Teicbonella prolifera) auf den erslcn Blick sich als ein polyzoischer I.eucone. die andre (Tcichonella laby- 

1) Untcnuebuug der deutschcu Hem. Xordeocexpcdition, 1872. 

Die xirtite deutsch* Nordpotfahrt in drn Jahrro 1889 und 1870. Zwc.fr Theil. I.cipsig. 1874. 

2) A nrn- Fnmtlj- of Cnlcsneou, Spongr.. An. u. of nat. H. July 1878. 




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Etnleittmg. 



rinlhica) als eiu Sycone darstclll Die nahe Beziehung zu Sycandra compressa ist Carter selbsl aufgcfallen. 
Auf diese Weise wird nicht Wisscnschaft gemacht. 

Aber vielleicht, wird uns von jenseit dcs Kanals eingewendel, sind auch wir auf dem falschcn Wege. 
Wie schon erwahnt, hat sich uns die Ueberzeugung aufgcdriingt, dass innerbalb der Spongienklasse ganz be- 
sondcrs vide unbefestigte, nach Klima und Standort abanderude Formenrcihcn existircn, woinit einzelne 
zeitweilig stabile Arlen nicht ausgcschlossen sind. Hierum dreht sich das eigeulliche wisscnschaft- 
liche Interessc der organologischen UnlersuchuiiK, und indcm wir diesen Punkt hervorheben, steuern wir, mil 
anderen Worten, auf das Ziel los, welches der moderneii Wissenschafl ihren Character vcrlciht, Auch Carter 
spricht gelegentlieh von transitional forms, von den Skeletkur|)cni als Modification*! der Oberflachenkorpcr der 
I.ithistiden , von den Varieliilen der Rosettcn, so dass man mcint, es musse nun auch der Schluss konnnen, 
dass die Species nur Varietateu von einander seien; aber diese Korpenhen vary in form, number and arrange- 
ment with the species. Da habeu wir also den alten Trug- und Zirkelschluss: Weil none Species sind, 
sind die ncuen Kcnnzcichcn, aus welchen sich die Charactere der S|iecies zusanimensetzen , andre geworden, 
und weil die Kennzeichen variirl haben, sind neuc Species entstanden, namlich von den Zoologen gemacht 
worden. Diese Willkilrlichkeit gestcht audi Carter zu: distinguishing species, which is a purely conventionel 
arrangement (Ann. and Mag. 1872. S. 417); allein stall die Species aufzugeben, beruft cr sich auf den be- 
sehriinkten Verstand des Meuschen, der ihrer nicht enlbehren ketone, wShnnd sie nur fiir den unendlichen Ver- 
stand der Nalur nicht existirten. 

Hier, wo ein mystisches Element in die Wissenschaft eingefiihrt wird, hier, wir wiederholen es, scheiden 
sich unsere Wege. Unsere Forschung kennt gar keiu hohcrea Ziel als die Enlhullung der Ursachen. 
Uas Gentigcn an der Feststellung von ThaLsachcu uherliisst sie dem Dilcttantismus. Pagegen komml der Mil- 
arbeitcr auf unscrcm Specialgebiele l>ei dem Salze an: the habit of assigning a cause for every thing that 
Nature does, more frequently meets will) contempt than admiration (Carter, Ann. and Mag. 1872. S. 419). Dass 
wir mil unserem, wenn auch oft vergcblichen Eifer, den Zusammenhang der Erscheinungen zu enthullen, je 
bei der Geringschatzung der Natur angelangt seien, wiisstc ich nicht. 

Wir wollen uns diesen Gegensatz klar zum Bewusstsein gebracht haben; und dass ich ihn einmal in 
unzweideutigen Worten ausgedriickt, wird, hoffe ich, keine anderen Folgen haben, als dass auf heiden Seiten 
die Grtinde fiir und wider eindringlicher erwogen werden. Die folgenden Untcrsuchungen werden dies im Ein- 
zclncn zeigen, so weil ich betlieiligt bin. Ich kann aber gleich meldcn. dass ich dureh sie in der llichtigkeit 
mcines Weges nur bestarkt worden bin. Sie sind in jeder Hinsicht eine Kortsetzung meiner friiheren systc- 
matischen Arbeilen; sie bestiitigen nach alien Seiten die gewonnenen Resultate, woneben ich mich in nicht 
wenigen Einzelheiten von der Richtigkeit der von Carter, Zittel, Marshall u. A. gemachten Correcluren 
und Fortschritten uberzeugl habe. 

degen mein Gcfiihl habe ich, dem conventiouellen Gebranche folgend, eine Iteihe von Gattungen mil 
einer Art aufgestellt, das heisst ich habe diesen einbeinigen Gattungen eine Art-Bezeiehnung bcigefugt, natiirlich 
ohne den vergeblichen Versuch zu machen, hervorheben zu wollen, welche Charactere der Gattung, und welche 
der Secies angehdren. Es ware eine richlige Consequenz unseres Standpunktes , wenn wir uns hier zu der 
Sonde gegen den heihgen Geist Urines verstanden und die Creirung der Species der Zukunft tiberliessen. nach- 
dem sich herausgcstellt haben wird, ob es sich urn lose Reihcn, wie bei so vielen Spongien. oder urn mehr 
oder minder isolirte Formen handelt. In alien diesen Fallen kann natiirlich auch von einer sogenannteu Gat- 
tungsdiagnosc nicht die Rede sein. 

Ich will, ehe ich an mcine eigentliche Aufgabe kontme, noch einen Punkt von allgemeiner Bedeutung 
besprechen, an welchen wir im specielleii Theile auf Schritt und Tritt werden erinuert werden. In der ..Spongien- 
fauna des atlantischen Gebictes" habe ich nachgewiesen, eine wie grosse Rolle innerhalb der Spongien die Cun- 
vergenzerscheinungen oder die Entstehung von Scheiuhomologicn spielcn. Sie fallen unter den allgemeinen 
Begrilf der Anpassungen, insofem man auch von Anpassungen an allgcmeine meelianische Geselze reden kann. 




Einltiiuug. 



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Unscre ganze Krilik der Kennzeiehen gehl darauf hinaus, bei tier Verglciehung von Organismen mit einander 
die Kennzeiehen, welche Eolgen dcr Vererbung sind, von denjenigen zu trennen, welche neben der Vererbung 
her durch die Einwirkung von aussen erworben und erst in allmaligcr Bcfcstigung in die Vererbung einbezogen 
worden sind. Nui Weismann in seinen neueren scharfsitmigen Untersuchungen zum Darwinismus, die be- 
deutendsten, welche ich keune, hat in eigner Initiative diese Richtung verfolgt; in den meisten anderen Arbeiten 
neueren Datutns, besonders entwicklungsgeschichllichen Inhalts, wird, wie mir scheiut, die Miiglichkeit , dass 
morphologische Uebercinstimmuiig nichl sich auf Abslanuuung nnd \'ererbung griindet, viel zu leieht abgefertigt. 
Bekanntlich ist Kolliker in seiner Monographic der Pcnnatuliden in das andre Extrem verfallen, indent er die 
Hypolhesc aufstellt, dass die Individuen dcr Arlcn so hoch cntwickelter Organismen. wie die genanntcn Thierc 
und andre, nach physikalischen (iesetzen und den sich wiedcrholendeti Combinationen der Umslsindc und Be- 
dingungen an den versehiedensten Punkten der Erde unabhangig von einander „eutslchn" konntcn. Kolliker 
hat natiirlidi die „(lesetze" nicht zu fonnuliren gewusst. wonach tausend Meilen vom Individuutn A entfernt ein 
diesem gleiches Individuuni B ins Leben trill, ohne mit A blutsverwaiidt zu sein. Er hatte bei ciniger Beriick- 
sichtigung der Wahrscheinlichkeitsreehnung schwerlieh seine llypolhese drucken lassen. Aber cin gutes Horn 
Wahrheit, anerkannt unter der den Barwinisten gelauligen Formel der Anpassung und der Analogic, ist in ihr 
enlhalten: nur dass die Moisten dcr vorehrten Fachgcnossen im Eifer, aus Anlass einer speciellen Entwicklungs- 
Untersuchuiig cin ganzes System zu erschliossen , wiederum das Kind mil dem Bade ausschiilten. Wenn ich 
daher zu diesem jetzt grassirenden Bedfirfniss, zu constrnircn, mich kQhler verhalte, so ist das eine Folge meiner 
Beschaftigung mit den Spongien. 

Sic bieten, wie ich von IS'euem zeigen werde, die durchsichtigstcn Beispiele der convergirenden Enl- 
wieklungcn. Ihr Studium ist daher ganz besonders geeignot, in der wichligen Kritik der hierher gehorigen 
Thatsachcn zn uben und methodologisch zu schulen. 




6 



Erate tblhrilims. 

Lithistiden). 

I'nsre Kenutniss der weichen Bestandtheile der Stcinschwammc isl einc sehr gcringe. Ich hatle Proto- 
plasmanetze, gauz amorph oder rait undeutlicher Faserung gefunden, welche Kollc ctwa zelligc Eleinente spielen, 
war ganz unbekannt. Von dem neuen sehr gut conscrvirtcn Material hal>eu auch nur die Gattungen Tremau- 
lidium und Aciculites neue. zura Theil sehr iibcnaschende Hesullate geliel'ert, die aber nieht so weit reichen. 
die Lithistiden in dieser Hinsieht nut den von F. E. Sehultze ueuerdings mit so vielem Erfolg uutersuchten 
Gattungcn von Kiesel- und Hornspongicn zu vergleiehen. Nach dem, was fiber diese letzteren bis jelzt vorliegt, 
miisscn wir uns wohl vorbereiten, unsre Vorslellungen sehr utnzugestalten. 

Ein ausge|>ragtcs, continuirliches Zellenlager als ausserste Obernachenschicht einer Lithistide zu entdecken, 
ist mir nicht gclungcn. Brauchbare Oberflachenschnitte oder Zupl'praparate erhiilt man ul>erhaupt nur von den 
Forraen mil besonderen Oberflachenkorperehen, uamentlieli in der Ih'seodermiarcihe und in der schon oben ge- 
nannten Gatlung Tremaulidium nebst Aciculites, wo sehr eigenthiimliche cinaxige Nadeln, ferner Bohren von 
hiichst audallender BeschalTenheit und junge Skeletkorper gebildet werdcn. W'enn wir danaeh die Frage often 
lassen. ol» bei andereu Fortnen wirklieh ein veranderliclies Nelz amorplicn Protoplasmas die Obcrfliiche begranze, 
so ist dies bei Piscodermia. Tremaulidium und Aciculites nicht der Fall. Schon in den „Atl. S|H)ngien" hal>e 
ich die constatiteu Oefluungen der an Discodermia sich anschliessenden Spongien beschrieben , wclche durch 
sphincterartige Meiubranen mit KreLs- und Badialfascrung geoffnet und geschlossen werdcn. In wic weit diese 
Schlussmembranen ein Product von Zellen sind, kann ich nicht angeben. l>agegen ist cs mir gclungen. in den 
Umgebungen des Osculums von Aciculites Zellen als Bestandtbeile der Oberflaehenschicht naclizu- 
weiscn. Die Zellen, welche durch Kanninlosung nach 24 Stunden fast gar nicht gefurbt, aber durch Essigsaure 
sehr deutlich gemachl werden, sind namcntlich zwischen den Kadialfasern >.chr zahlreich, t'ehleu aber auch nicht 
im eigcntlichen, bei der Oeffnung des Oscnlum zu eincni Wulste sieh gestaltendeu Sphincter (Taf. Ill, Fig. 13). 
An der librigcn Korperoberllache zeigt dieser Schwamm, gleich Tremaulidium eine structurlose Cuticula. aber 
unmittelbar untcr dcrselben cine Lage sich nicht heruhrender. sondem seitlich uud nach unten in eine farblosc 
Masse eingebetteter Zellen. Sic sind von deinselben Habitus, wie jene vom Osculum. Es ist daher wohl an- 
zuuehmcn, dass die Cuticula nebst den faserigcn Bestandtheilen im Sphincter Producte der Zellenscliicht sind. 
In welchem Verhaltniss die erwahnle farblosc I n tercellularschicht zu den Zellen steht, vermag ich nicht 
zu enlscheideu. Sie reieht bei Tremaulidium noch betrachtlich uuter die Zellenlage und en thai t viele belle 
Kornclien oder Blaselien von der Crosse der Zellkerne. Bei demselben Schwannne hebl sich von dieser Schieht 
nach innen eine vierte Schicllt cines diehten gelbliehen Protoplasma ab. 



I) Hin.ichtich dtr Lilwalur verweisc ich auf Zittel: Studieo uber fo.«il<- Spongiiu. Zweile Ablh. Litbi.tido*. Abh. d. k. b. 
Acad. 1S7S. 



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IMhittiden. AU^emeines. 



7 



Was die Auskleidung des Kanalsystems angeht, so habe ich nur bei Acieulites eine Membrau 
gefunden, die in ihrcr Zusammensctzung mil dem Radialfasertheile des Sphincter des Osculum ubereinstimtnt. 
Leider ist es mir bei kciner I.ithistide gelungen, die Anwesenbeit von Ueisselzelleu zu constatiren. 

Bezuglich der bis jetst einzig dastehenden cuticularen ttiihren von Treniaubdium , welche an Stelle 
der Poren der Wasserzufuhr dienen mussen, verweise ich auf die Speeialbeschreibung. Dagegen ist hier schon 
der Entstehung der eiuaxigeu Nadeln zu gedenken, wclchc bei vielen Lithisuden im Innern zwischen 
den Skeletkcirpem und ats Beleg in der Wandung der Kanale, namcntlich aber in der Bindenschicht vorkommen. 
Wahrsclieinlich liaben die dariiber gemachlen Bcobachtungen einc allgemcinerc Geltung. Sic beziehu sich auf 
die stecknadelformigcn und die zu itinen gclidrigcn stumpfspitzen Kieselkdrpcr, wclchc man ohue Weiteres als 
identisch mit den glcicli gefornitcn Nadeln der fibrigen Kieselsehwamme angesehu hat. Wie bei diesen letzteren 
und uberhaupt dicsc grosseren Nadeln entstehn, ist unbekaunt. Man keunt die Bildung der kleineren spindel- 
formigen Nadeln, der Spaugen, der Anker und Doppelanker der Desmacidineu ') und kann daraus den Schluss 
ziehen, dass Verkieseluug von Zellen und Zellhulleu weit verbreitet ist. Aber auch die Bildung von anfiinglich 
sehr diinnwaudigen Kieselrohren in amorpher Substanz und ihr allmaliger Uebergang in Stab- und Ankcrnadeln 
ist mehr als wahrsclieinlicti. Die stecknadelfiirmigen und stumpf-spitzen Nadeln der Lithisuden zeigen erst bei 
sehr starker Vergrosserung uud auch nur bevor sicli das dicke oder obere Ende vollstandig ausgebildet hat 
eine eigenthiimliche Beschaffenheit , welche bei den Nadeln der Subcritcn und anderen Familicn noch nie be- 
obachtet worden ist. Znr Erlauterung dienen Taf. I, Fig. la bis f. Die Objecte sind erst mit Zeiss ueueren 
Instrumenten Obj. F. und mit den Tauchlinsen dcutlicher zu erkennen*). Die Hauptsache ist, dass die Nadeln 
von der Cuticula aus wachsen und erst nach volliger Ausbildung sich von ihr ablosen. Die AnheAung 
geschieht mit <leni iNadelkopfe. Das Verhiiltuiss des spitzen Elides zur Cuticula ist mir nicht gauz klar, durftc 
sich aber an das spiiter zu erorterude Waclisthum der uichl oder nur ganz schwach verkieselnden \V : asserri>hren 
vun Tremauhdiuiu (Fig. 2 a bis g) anschliessen. Vielleicht gehort hierher die Beobaclitung. dass sich am distalcn 
Ende der Nadeln von Acieulites oft einigc Kieselwarzchen linden, wie mir scheint als Ausdruck des lebendigeren 
V'erkieselungsprocesses im Zusammenhang des Ccntralfadens mit dem Aussenprotoplasma. Die Nadeln liegen 
von ilirer Entstehung an bis zur Ablosuug fast viillig parallel oder kaum geneigt zur Oberfliiche unmittelbar 
an oder unter der Cuticula. Man tritft daher oft mil feincn Parallelschnitten den Nadelkopf. fJersclbc ist im 
Beginu (a) nicht gcrundct, sondern fast dreiseilig, oben qucr gestutzt und durch iiusserst fcine Fortsatze innig 
mit der Cuticula verbunden. Es ist bei der Feinheit des Objects nicht zu entscheiden, ob die Gebildc, welche 
ich ..Fortsatze" genanut, nicht bloss optisch sind, d. h. Porenkaniile, und die cigentliche Vcrbindung der Nadel 
mit der Cuticula zwischeu ihnen zu sucheu. Auch im Nadelkopfe selbst sieht man auf dicsem Stadium und 
bis gegen die Beife derselben feine Striche, die als Poreukauale gedeutet werden durflen und den Axenstrang 
mit der Cuticularsubstanz verbitideu. Sie erscheiuen als die Mahrkanale des Axenstranges. Denn, so aulTallend 
es kliilgt. die Cuticula bleibt ein sehr plastisches, am Stolfwechsel theilnehmendes tiebilde, wie auch das Wachs- 
thuni der Wasserrohren zur Geniige zeigen wird. Aus den Schnitten und der Behandluug mit Siiuren geht 
auch hervor, dass die junge Nadel nur aus organischer Masse hesteht. Eine elwas fdtere Stufe im Zusammcn- 
hauge mit der Cuticula zeigt Fig. 18 h und ein sehr hiiunges, mir anfangs ganz unerkliirliches Bild ist c. Es 
erscheint in dieser IJiosse bei Hartnak Oc. II, Immersion 11. Um zu iibersehn, was sich deullich erkennen liisst. 



1) Vcrg). weinc lkobachtungen in ..Xordwoexpodition-' 1872. Zool. Tof. 1. 

2) Abgeaehcn von den in naturticher (JroMo gehaltonen Abbildungcn der ganzen fiehwammkurjier aiud meine Zcichnungcn in 
fchr vcrschiedeueu Vergroanmingen eulworfeii. I'm einen Eindruck dei ollgemeinen Habitue der Skelettheile zu bekommen, reicht die 
Vcrgriiswrung (64) aus, uber welche Zittel nicbt hiuaiugegangen ist; man must aber dabei auf jedos fcinoro Detail versichten. 
TJcbernll, vro es aof Mlchm ankommt, hnbo ich nach Zeiss F, oder E ncuercr Construction oder der hohercn .Summer von Hartnak 
gvzeichnet. Icli erkenne naturlich bereitwiUig*t an, daM die Milder in ZitteU Abhtindlungen ganz vorziiglich ausgefuhrt und cbaraktc* 
ristisch tind, sie gebeu die Objecte, welche Torlagen, getreu wieder. l>er kritische Moment tritt aber ein, wenn en lich um Indenlifl- 
cirung neucr Objecte nach den Zcichnungcn handelL Dann komtul man racist — mir wenigatens geht ea no — mit jenem allgemeineu 
Eindruck nicht otu. 



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B 



EnU Atiheilnng. 



ist nach eiuem auderen Object Fig. e enlworfeu. Man sieht also in einen, von einem Cuticularwulst umrandetcn 
Trichter, (lessen V'ereugerung miiglicber Webe direct in das. wiihrend des Wachsthums sehr weitc Lumen der 
Nadel iibergeht. Ob der Trichter uacli ausseu durcli die Culicula geschlossen ist, liissl sich bei der Schwierigkeit 
des Objects nut Sicherheit weder behaupten noch verneinen, aucL das bleibt ungewiss, ob die wiuzigen Kreisc 
auf dem Trichterwulsl nebst den von ihneu ausgefaenden Striehen, welche eonvergireud nach der Nadelwand 
gehn, der Ausdruck von Porenkanalen oder von Verdickuugen der Subslanz sind. Stellt man deti Tubus uni 
ein Minimum tiefer, so geht das Bild e in f uber, d. h. wir sehn die Verdickung der Kopfwand und der Nadel. 
Diese Verdickung nimmt nocli zu und vollendet sich mit dem Auftreten der Hiwkerchen (d). Die eben reife, 
sich von der Cuticula ahloscnde Nadel ist mit einer Kap|>e feinkorniger Subslanz bckleidct, welche in feiusten 
Flockchen vorzugsweise an den Htickern haftet Das Lumen des Axenkanals hat sich schon etwas verringert 
und schwindct his auf den Eindruck cines feincn Striches, wiihrend die Nadel bei der Vergrosserung des 
Schwamtnes durch Obcrfliichenwachsthum mehr in das Innere des Korpcrs gczogeu wird. 

Bei Aciculilcs ist der cuticularc Trichter nicht beobachlet, sondcrn nur die innige Verbindung des Nadel- 
kopfes mit der Cuticula. Die Bilder zcigen theils Porenkanale, welche sich an den ISadelkopf ansetzen, theils 
sieht man feinsle Fortsiitze der Protoplasmakappe zu den Hockeri) des Kopfes. Das Wort ..Protoplasmakappe" 
wird nicht missverstanden werden. Ich habe schon von der Bildsamkeit dor C'uticularschieht gesprocheti; das 
Sprossen der Nadelu aus der Cuticula sctzt also namenllich an der Innenseite eine nicht slane, somleni voll 
lebendige plastische Subslanz selbstvcrstundlieh voraus. 

Ich habe bisher nur votn Nadelkopf und seinetn uuzweifelliuflen genetischen Zusainmenhange mit der 
Cuticula gesprocheu. Wie stehl es uber mit dem Nadelkiirper? Man wird von voru herein niclit daran 
denken, die Eulslehung des Nadelkorpers an einem anderen Orte zu suclieu, als wo man den Kopf wachsen 
sieht. Es wird sich nur darum haudeln, ob der Kopf" den Sehluss der Bildung macht, uachdem aus der Cuticula 
eine Rohre angelegt wurde oder umgekehrt, ob der vorgebildete Kopf zu einer Hohre auswiiclLst. Nach meinen 
Beobachtungen kommt beides vor. Bei Tremaulidium wird zwar nicht der Kopf nachtriiglich, nachdem or sich 
vollig ausgehildet hat. mit der Biihre versehn, aber die Anlage der Nadel Lst ein Kopfkeim in Gestalt eines 
Wulstes mit einer Hohlung. Kocht man kleine Stiicke von Tremaulidium 10 his 12 Secundeu in Salzsiiure, 
so lost sich die Cuticula in Fetzen ab und man sielit diese Anfiinge, zuniiehst ringforoiige Verdiekungen, an der 
Iuneuscite, dann eine Hohlung in ihnen und als niiclist weitere Eutwicklungen den Kopfwulsl mit seiner Hohlung 
und den davon ausgchenden hohlen Zapfcn, Taf. I, Fig. 1 g, h, i. An den nicht gekochten Praparaten erscheinen 
diese Wulste oder Nadelkeime ganz bias;-, mit feinster Granulirung oder Hockcrung, welche durch Schwellung 
der Subslanz beiiu Kocheu ausgeglichen wird. Die Streckung der Nadel scheint mir iu der Hegel ziemlich 
schuell zu gehn. wiihrend der oben bescliriebene Abschluss der Kopfbildung zuruckbleibt. Darauf weist z. B. 
das Bild 1. k von Tremaulidium hin. welche* auch den Uebergang der Cuticula iu die schon verkieselte Nadel- 
n'ihre auf das Klarsle zeigt. Unsre Bilder g, h. i belehren uus auch dariiber, dass die Nadelzapfen anfanglich 
gcschlossen sind. dass dann aber bald die Hohlung an der Spitze durehbrichl. Schliesslich will ich uber diesen 
Punkt noch bemerkeu , dass man sich nicht verleiten lassen moge . aus den Bilderu g und I aur Zelleu als 
Grundlage dieser Nadelu zu schJiesseu. Wir bleibeu nur in der structurlosen , mil feinsteu Biefen. vielleieht 
auch Giingen verseheneu Cuticula und es handell sidi urn Sculptureu und Schatlen innerhalb solcher Grossen 
und V'ergrosserungen , wo nach den bekannten. aber, wie mir scheint, zu wenig beachteten Abbe'schen Be- 
rechnungen eine wirkliche Kontrolle der optischen Effecte und ihre Scheidung von der kor]>crlichen Besehall'en- 
heit aulhorL 

Ich muss aber hicr noch auf eine andre Beihe von Praparaten und Bildern au;> dem Bereiche der 
Culicula von Aciculilcs hinweisen, welche mit der Entstehung der Nadeln wenigstens bei dieser Lithislide zu- 
sammeuzuhiingen scheincn, moglichcr Weise aber audi eine ahuliche Bcdeulung haben konncn, wie die Wasser- 
rohren. welche unlen bei der Specialbeschreihung von Tremaulidium ihre Stellc linden werden. Sic sind ge- 
zeichucl Fig. 1 m bis s. Es entstehn an der Innenseite der Cuticula feine, parallcle Verdiekungen (m). die sich 



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LilhMdtH, Allyemrines. 



3 



demmchst als Faltchcn erhebcn (n, o, p), und mil dem Boden sich zu einer llinne gestalten. Der Zusammen- 
hang dicker mehr und mehr zu Rohren sich schb'esseuden llinneu init der Cuticula i»t oft leicht zu eonstatiren. 
Spiiler hcbt sich das Ende dcr Rohren von der Cutieula ab, iudem sich zugleich der noch nieht geschlosseue, 
in die Culicula ubergehende Theil (n, q. r) erweiterl. Ueber das Vorkommen dieser aus Faltungen einer amor- 
phen membranoseu Gruudlage entstehenden Kieselriibreu kami bei der Hauligkeit der sich wiedcrholeudeu und 
erganzenden Objecle kein Zweifel seiu. Derselbe ist jedocb, wie gesagt, hinsichtlich ihrer Bedeuluug nicht beseiligt. 

Von der Enslehung der spindelformigeu Nadein, welche bei DLscodermia und Verwandten in der Ober- 
flachensehicht sich linden und besonders reichlicli in radiarer Anordnung die Poren unigeben, habe ich nichto 
in Erfahrung gebracht. 

Ueber das Wachsthum der eigeutlichen Skeletkor|»cr lagcn bishcr nur wenige wirkliche Beobachtuugeu 
vor, welche darauf hinaus laufen, dass gleichsam unreif aussohende, wcnig veriistelte Korper von trubem, oft 
feiukoruigcm Aussehn, wie fein eorrodirt, sich cinzeln zwischen den voll cntwickellen Skeletkiirpern finden und 
allcr Wahrscheinliehkcit nach cincn Jugendzustand derselben reprasentiren. Dieses Stadium enlhullt jeduch 
nichts liber die Entstehnng der Skcletkiirper. Wahrscheinlich hat fur die Lithistiden Carter das Richlige 
gctroflen, indem er aus eiuigen wenigeii Bcobaehlungen iiber die Eulstehung der bogenfbrmigen Spangen 
(..Annals', 1874, XIV. S. 97. Tat'. X). welche ich 1875 in der Beschreibuug der Nordseespongien , <ihne sic zu 
keiiuen, sehr erweitert und ergiinzt habe. den Schluss zug: it may be assumed, that all spicules arc initiated 
in a mother cell, however soon after they may get into the intercellular sarcode. Taf. II. Fig. 4d ist cin junger 
Skeletkorper VOO Aciculites, der olfenbar eiue verkieselte Zelle, oder den Zellenraum mil dem vcrkiesellcn Zcll- 
korper einschliesst. Ich habe das Object gedreht und von alien Seilen hesehn, wurde aber nicht viel darauf 
geben, wenn nicht dieselben Zelleuumiisse wiederholt bei der iiberaus merkwurdigen Galtung Vetulina vor- 
kiinien (Taf. II, Fig. J* a, b). Eineu anderen Schluss, als dass diese uiiregelmiissig veriistcllen Kieselkorper von 
einer Zelle als ihrer Gruudlage ausgchen, vermag ich nicht zu zinhu. Bei Aciculites ist fibrigens dicse Erhalluug 
der gewissermasseu incarcerirten Zelle nur rine Ausnahmc. 

Der fruheste Zustaud. bis zu welchcm man die Skeletkorper verfolgen kuiin, zeigt die Gestall eiues 
kleiueu deutlich einaxigen. ziemlich breiten und el was uuregelmassig contourirten Slabchens (II, 4 a). Dioe 
Korper reihen sich der Griisse nach uinniltelbar an Zellen, in ileren Gcsellschafl sie angetrolfen werden, wiihreinl 
an sie sich dreizipfelige und unregelraiissige Gestalten. wie II. 4b. c anscbliesseii. Carters Aunahme. dass 
bei den vierstrahligen Skeletkiirpern sich zuerst eiue einaxige Gruudlage bilde als Schaft von de^sen einem" 
Elide die drei iibrigen Strahlen sich abgaheltcn. ist llypothese. die nur in ihrein ersten Theile. so weil ich sie 
eben beruhrt habe, zutriffl. wie mcine Zeichnungen 3 und 4 auf Taf. II zur Gemige beweisen. Von jenem cin- 
fachsten Anfauge an (4 a) gesehieht das Waclisthum durch Auflagerung concentrischer alier unregelmassig dicker 
Schicliteu. Die Zipfel und Auswiichse bilden sich vollig unabhaugig vom primircn Central- 
kanale. Erst spiiler trelen bei den drdstnihligon Skeletkiirpern oft, aher nicht immer, noch zwei, bei ilen Vier- 
strahlern noch drei Kauale secundar hinzu. Von der Vorslellung, der ich selbst gehuldigt, dass diese Axen, 
vcrgleichhar denen der Kryslalle der Ausdruck von Kriilloii seien, durch welche die Lagcrung der Molecule 
wie in einer streng stereomelrisch regelmass'igen Krystallgestall dclcrminirl wurde, musscii wir zuruckkomimn. 

Der Gang der Entwicklung des Skelelkiirpers aus einer cinfachen linearen Gruudlage 
ist audi besonders sehon bei einer anderen neuen Gattung, Scleritoderma, zu sehen (Taf. II, Fig. 3). Ilier sind 
die jungen einaxigen Skeletkorper zu einer Itindeiischichl augeliaufl. in dereu tiel'eren Lagen die mehr und mehr 
ausgebildeteii Kieseltheile folgen. Sie diirfen nicht mil jenen uns bekanuteu Stab- oder Spiiidelnadeln ver- 
wechselt werden, sind aber bisher wohl oft mit ihneu in den Diagnosen so mauchcr fossiler und leliender Lithi- 
stiden zusammeiigeworfen worden. In anderen Fallen sind die einaxigen Anlagen der Skeletkorper durch den 
ganzen Schwamm zerstreut, jetloch in der Regel niclit so hiiuug aiizutrelfcn, dass die Entwicklungsreihen sich, 
wie obeu, von selljst und frleichzeitig dem Auge autdningten. Reich an ihneii ist beispielsweise Astomella 
setosa, deren Rinde eine besondere Deckschicht von Stabnadeln tragt 

O. Bthmi.ll, tfO*t~„ ,1,1 Jfrnkn r<m M,tM 2 




10 



J5r*/i? Abthfiiung. 



Per Grad, bis zu wclchein die krausen Enden der Skeletkorper sich tnit einandcr verflechten , ist sehr 
verschieden. Sie losen sieh z. B. leiclit auseinander bei Pontes, den man daher leicJjt zerbrechen und zcr- 
broekeln kann, wahrend Vetulina, Kimella, Siphonidium u. a. den Eindruek zusammenhangender steiniger Gebilde 
machen. Die Vereinigung geschieht nicht bios dadureli, dass die Zweige und Kmipfc der HauptiLste wie Haken 
in einander hangen oder gar, wie bei Vetulina stalactites, sich lormlich verlilzcn. Ich bin gcrade bei den be- 
sonclers steinartigen Lithistiden auf eine Form der Vercinigung der Skeletkorper aufmerksam geworden, die sehr 
geeignet ist, die gegenseitige Uubeweglichkeit herzustelleu. Sie besteht darin, dass die sich beruhrenden Theile 
sidi wie Gelenkkopfe und Gelenkkapselu verhalten. Eine, dem Kugelgelenk Uiuschend ahnliche Umwachsung 
sehn wir Taf. II, Fig. 5 von Kimella elava, von welcher Art auch die sebr haufige zangenartige Bildung fig. 7 
herriihrt. Die L'inwachsung Fig. 8 gehort zu Gastropbanella. An den lofle] - und krausenfiirmigen Dildungen, 
wie Fig. 6, ist eine IJthistide reich, welche nach ibrem ausscrcn Habitus etwas tnit Stcllis|wngia Autt. ubereiu- 
kommt. Es bleibt mir dabei unerkliirlieh, warum nie eine wirkliehe Verschmelzung der beiden Skeletkorper 
stattiindet, da wir uns die Beriihmng doeh so innig denken rniisseu. wie bei der Auflagerung einer neuen 
Wachsthumssohicht auf die niichst vorhergehende, und die Ausbreitung der Umwachsung zweifellos durch noch 
nicht starr gewordene, sondern plastische, sich dem begegiienden Korper anschmiegende Masse geschieht. 

Die spcciclle BoschalTenheit und das allgemeine Aussehn der Skeletkorper als Gattungs- und 
Gru ppeneharacter ist von Zittel in den Vordergrund gestellt worden, und wer wollte, wie schon oben 
bemerkt. leugnen. dass seine vortrelllicJien Abbildungen von Gattung zu Gattung den Eindruek cines specilischen 
Habitus machen. Ich selbst habe, als ich den ersten schwaehen Versuch machte, Lithistiden zu unlersdieiden, 
auf dieses verschiedene Aussehn des Skclcts hingewiescii. Aber wenu ich auch gezwungen bin. einen Gattungs- 
habilus anzuerkennen, wie z. H. unsre Kimella (Taf. II, Fig. 11) einen sulchen ganz ausgepriigt zeigl, so gestehe 
ich doch, dass, wo es auf das kritische Unterseheiden ankommt, namentlich da, wo man nach einzelnen Skelet- 
korpern auf die gauze Spongie schliesseu soil, ich durchaus unsicher bin. Dazu kommt m>eh, dass auch that- 
sitchlich die Schwankungen der Skeletkoi|>er in einem Schwammindividuum oil hochst betniehtlich sind, ja sich 
zwischen Extremcn bewegen konnen, z. B. zwischen ..glatl" und „mit Hoekern bedeck r\ wie bei Vetulina 
(Taf. II, 9). Dieses schwankende Aussehn hangl oft mit dem Alter und Wachslhum. milunter, wie es sehcint, 
auch mit bestimmten Stellen im Spongienkorper zusammen, ist aber eben so oft auch Ausdruck einer blossen, 
von Alter und Ort unabhiingigen Vcriinderlichkeit. Diese Nuanccn in Worte zu fusscn und in Diagnoseii ein- 
zukleiden, die von Fall zu Fall augewendet werdeu konnen, ist jetzt, wo ilie F.irmen sich gemehrt haben, fur 
micli wenigsteus. eine reine UumiiglichkeiL Ich wiederholc: man glaubt, Gattungeu und Arten in guter alt- 
vaterischer Weise fiir den Wissensschatz der iNachwelt und Nobis Mihi und Sihi bestimmt zu haben und hat 
nichts als Zufalligkeitcn eines oder einiger Individuen verewigt. 

Die beiden noch unerledigten Punkte iiber das Verhfiltniss der Skeletkorper der verse hied en en 
I.ithistidengruppen zu einander und iiber das Vcrhiiltniss der vieraxigen Obcrflachen nadeln 
zu den Skeletkor pern miissen mit einander bchandelt werden, da sie nur aus einander verstiindlich werden. 

Den vierstrahligen Skeletkorper der Lithistiden hat zuersl Carter (..Annals" XII. 1875) genaucr bc- 
schrieben. I>ann hat Zittel, von hier ausgehend die Abtheilungen der Tetracladina. Hhizomorina, Auomocladina 
und Megainorina begriindel Wie Zittel in einer spiiteren Abhandlung specieller ausgefnhrl und auch schon 
in den Studied iiber die Lithistiden gezeigt, lasst sich aus der Aufeinanderl'olge der fossilen Lithistiden ein 
sicherer Sehluss auf ihre Abstammung niclit ziehn. Doch mikhte er die Tetracladinen fiir die ausgepragteslen 
und hochststehenden halten. welche sich nuiglicher W eise aus den Anomocladinen entwickelt hatten. Gewisse 
vicrastige Hhizomorinen ..crinnem" ihn an die Tetracladinen, und durch gewisse einaxige ModMicationen des Skclet- 
korpcrs der Tetracladinen werden die letzteren auch mit der Gruppe der Megamorina verbunden. Ich halte den 
Griff, welchen Zittel hiermit gethan. fiir einen sehr gliicklichon. Es ist einer der seltenen, wo der Palaontolog 
dem Zoologen griiudlich vorgearbeitel und ihm den Pfad der Syslematik geebnet hat Ich schliesse mich also 
diesem Grundriss des Systemes an. halte aber die Vcrbindung der Hhizomorinen mit den Tetracladinen fur eine 




LithuiideH. Allgemtinet. 



II 



viel inuigere. Wenn es keiue Ilhizomorinen mit scharl ausgeprfigten vierslrahligen Oberflachenkdr|>ern gabe 
(Corallistes) , kiiunte iiuiu geneigt sein die Tetradadinen als einc stiindig gcwordene Varietal des lthizomorinen- 
typus anzusehn, zumal bis jetzt die fossilen Rhizomnrincn schon ini weissen Jura sehr vcrbreilet gefunden sind, 
die Telracladiueu aber erst in der miltlcrcn Kreidc auftrcten. Allein dies lelztere Vcrhaltniss kann sich niit den 
nachsleu Entdeckuugen iindern. Das Vorhandensein von vierslrahligen, wenn auch sehr versdu'edeu ausge- 
pragleu Oberflachenkorpern zuglcidi liei Tetracladinen und Hhizonvorinen kann auf vierfache W'eise erkltirl 
werden. d. b. es sind iibcrhaupt vicr Falle der Enlslehung nioglidi. 

Der erste, an den zu deuken. ist, dass die Oberfliieheii-Nadeln der Korallisten , Wekhe aus dein Schafl 
und den drei gegabellen Aesten bestehn. mil den aus dein kurzen Sliel und der wesentbeh dreilappigen oder 
ganzrandigen aber audi dreiaxigeu Scheibe zusamniengesetzteu Oberflachenkorperu von Racodiscula, Kaliaspis, 
Discodenuia auf eiue gemeiuschaftliclie dritte (Juelle weisen. Mdit unmiiglich; aber es ist uni'ruditbar, hieruber 
zu discutiren. so lauge andere wahrschdnlidicn- Moglidikeiten vorhanden sind. 

Zweiteus kann der vierstrahlige Obcrflaehenkorper bei den (tbizomorinen entstanden und von ihnen auf 
die Telradadinen vererbl sein. Die weilere Folge dicser Voraussctzung wiirde die sein, dass man annduueu 
miissle. in Rhizomorinen niit unregelmassigeii , nicht vicrstrahiigen Skelclk6r|>crn batten sich die spceifisdieu 
vierslrahligen Oljerflacheiikdrper selbslaudig entwickelt. W olier ? Die Hypothese wird nodi verwiekclter, wenn 
wir sic writer ausspinneii und uns die Vererbung der vicrstrahiigen Korper auf solehe Galtungen vorstelleii 
wollcn, in denen auch die unregelmiissigeu oder ausnahnisweise vierslrahligen Skeletkorper ihrer Vorfaliren zu 
allgeiueiu vierstraliiigeu Skeletlheilen geworden sind. 

Diesel be Sehwierigkeit hinsiehtlieh des Auftreteus der Oberflaeheukorper in llhizoinorineii , vcrbutideu mil 
der Unwahrscheinlicbkeit der C.iiivergenz erhebt sich im dritten Falle. namlich l>ei der Annahme. dass in beiden 
(iruppen unablningig von einandcr vierstrahlige llindenkorper ent>tanden seien. 

So bat denn der viertc Full die meiste Wahrscheinlidikeil fiir sich, dass in altered Telracladiueu durch 
Anpassung an die Obcrflachenverhaltnisse die vicrstrahiigen Skeletkorper sich modilicirt haben. Die Art der 
liugesUdtung hat sich aualoger Weise bei Itexaetinellideu, Geodien, Stclletten und Kalkspongieu wiederholt. 
uberall da, wo niehraxige Skeletkorper einen der urspriinglieh indilferenteii Strahlen zum Stielstrahl ausbildeten. 
die Qbrigeu Strahlen aber der giinstigeu Ernahrungsverhaltiiissc halber und aus mechanisdieu aussereii Ur- 
sachen in der Oberllachenebcue auszustrecken gezwuugen waren. Iliese Erklarung des niorphologischen Be- 
fiiudes i»( vollkommen ausreichend. Sie wird uicht dadurcb alterirt, dass in video Fallen die Emwandlung der 
Skeletkorper in l)herflachenkoi|»er und die Herstellung einer besonderen Schutzdecke nicht stattgefundeu hat. 
L'usere Erklarung nebM der Hiuweisung auf die Kigensduift der Oberflaeheiischichl als eines Vortheiles zur 
Sicberung rnaehl es uber begreiflidi , dass bei cintrctender Vcrkummerung soldier Telracladinen in die Skelct- 
structur der Mhizoiuorinen die specilisch ausgepragtcn Oberflachenkorpcr keitie Ruckbildung erlitleii '). Damit 
ist jedoch nicht ausgeschlosseii. dass sich innerhalb der Tetracladinen dicse Unnvandlung der Skeletkorper an 
der Oberllache wiederholt und dass z. It. die Sclieiben eine andere Genesis als die Anker gdiabt haben konnten. 

Idi habe hierniil audi die gelegentlidi ausgesprodiene Meiniing Carters*) widerlegt, dass die (Jber- 
fladieiikorper Sdiicht fur Schicht sich zu gewolmhclieii vierslrahligen Skeletkorpem verwandeln. Er denkt 
namlich an die Moglichkeit, dass aus den einaxigen Oberflaehenkorpern ersl die specilischen Oberflachenvier- 
slrahler hervorgehn, urn sich dann, so zu sagen. in die allgenieinere Fonn im lunern des Schwammes zu ver- 
flucbtigeii. Eiuen solchcn Gang niinint die iudividuelle F.ntwicklung nie, weder wo es sich urn das ludividuiim 
im Ganzen, nodi wo es sich urn seine Bestandtheile hamlelt, sofcrn nicht etwa Parasiticus, der hier ausge- 
schlosseii ist, mil seiiien verflachenden Einwirkungen im Spiele ist. I»ie Ansieht. dass die Skeletkorper aus den 

1) Ich wcrde bei der Spccislbcechrcibung zeigen, das* Caralliatcf cluvatcIU (Muc Audrewia) einc Tctrocladine Ut, in dimem 
Folic aUa wciler no tine ilappiltc EnUtchunn noi^h an eine Uebertrugunu iu> finer Gruppt- in die andtre gcdmhi m nerdeu brauiht. 

2) „Annnl»" XH. 1875. S. 29. 31 „th« mrfoce-cpicakt .ink gradunllv into the general structure of tU bod)". „The turfaee- 
,picnlei. h«d psnM-d into the form of the bodj .picule before the new lager of (.urface-epicalec had been developped." 

2' 



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Er,u AUuOmf. 



Oberflachenkorpern entsliinden, verbietet sich ubrigens schon deshalb, weil wir die directe Entwicklung dcr 
Skeletkorper aus den einfacheren Verkieselungcn haben verfolgen konnen. Ich bio also der Ansicht, dass es 
vom Standpunkt der Morphologie geboteu erschcint, die Tetracladinen als Ursprungsquelle der Rhizomorinen an- 
zusehn. Zittel sagt zwar: „diese drei Familien (jene beiden und die Megamorinen) scheinen scbarf geschieden 
und durch keine Uebergangsformen mil einander verknupfl zu sein". Allcin ich werdc zeigen, dass solehe 
Uebergangsformen doch vorhanden sind. Schon alle Rhizomorinen mil den Oberflachenkorpern 
von vieraxiger Anlage sind Uebergangsformen, desgleichen alle Tetraeladineu , welche 
die Axen, bis auf eine, aufgeben. Es linden sich Tetracladinen, welche ihren Character in vielen oder 
in der iiberwiegenden Meuge der Skeletkorper vcrloren und nur cine Axe beibehalten haben, in einer Anzabl 
der Skeletkorper dagegen das vierstrahlige Axenkreuz zwar noch vollkommcn dcutlich, abcr mil drei verkurzten 
Slrahlen und, wie es scheint, ohne alle Beziehung zur Vcrastelung als Kennzeichen ihrer Zugehorigkeit Iragen. 
Das ist z. B. eingelreten in der Reihe der Clavalellen , von denen ich, und mil mir Carter und Ziltel, die 
eine (Mac Andrcwia clavatclla) fiir cine Rhizomorine gehalteu liabe. An diese Form schliessen sich aber andere 
an, l>ei denen ich trolz fleissiger Musterung nur Skeletkorper mil einer Axe gefunden habe. 

Allerdings ist noch zu crwiigen, ob nicht dcr Hang ein umgekehrter ist, ob nicht die eben erwahuten Clava- 
lellen werdende Tetracladinen sind. Das ist deshalb unmoglieh, weil eben diese Fortnen schon die specillschcn 
vicrstrahligeii Oberflaehenkorper tragen, deren Eigenlhiimliehkcit als Modification vierstrahliger Skeletkorper nicht 
angefochten werden kann. Nicht weiiige Rluzomoriiien zeigen aber durch das Vorkommen von zahlrcichen drei- 
strabligcn Skeletkorperu zwtseheu der Masse der vollig unregelmiissigen, daNS sie aus Tetracladinen unter Verlust 
eines Straliles hervorgegaugen sein konnen. 

Es bleibt nur der Einwurf, dass zahlreiclie Rluzomoriiien schon iui Jura lebten, wir aber die Tetracladinen 
erst iti der Kreidc auftreten sehn. Den rein morphologisclicn Giiinden gegeniibcr macht uns dies Bedenken den 
geringsten Kummer. Ein eclatantcs Beis|iiel, wie schr man sich tauschen kann. wenn man aus dem Mangel an 
Fundcu, selbst wenn er sich durch cine gauze Reihe gcologischcr Perioden erstreckt, auf das absolute Nicht- 
vorhandensein von Organismen sehliessl, bielet eine der iiiteressantcsten Euldeckungen, welche ich mitzutlieilen 
habc. Die Anumocladincn , mil dereu Eigenschaften Zittel uns bekatint gemacbt. .,sind in der Kreideformation 
bcrciLs vom Schauplatz verschwunden: ob sie sich in die Tetracladinen umgestaltel haben, wie mir (Zittel) am 
wahrseheinlichsteu, ob sie in die Megamorina oder Rhizomoriua aufgegangen sind, oder ob sie ausstarben, ohne 
Nachkonmien zu hinterlasseu . liisst sich vorlaufig wegen mangclnder Cebergangsformen nicht entseheiden." Die 
Frage. ob und wie eine der anderen (imp pen mit ihnen direct genealogisch zusammenhiingt, kann audi ich nicht 
losen: aber die Auomocladinen. welche seit dem .lura spurlos verschwunden schienen, exi- 
stiren noch heute in ausgepragtester Form. Ich bittc den I.escr, vorlaufig die Vetulina stalactites, 
Tar. I, Fig 1 und Taf II, Fig. 9, anzusehn. 

Ich habe hier noch des Vorkommcns einer Form von Kicselki'irpercheu Erwuhnung zu thun, welche bisher 
den Lithistiden fremd zu sein schien, des klcinen Doppelsternchens (Taf. Ill, Fig. 4). Es besteht aus einer 
Axe, deren Enden je drei bis fiinf Slrahlen tragen und isl ein wohlbekannter Beslandlbeil der Stelletten. Da 
fiber den genealogischen Zusammcnhang der Lithistiden mit der genannten Gruppe und ihren Verwandtcn im 
Allgemcinen wohl nicht mchr zu zweifelu ist, so ist doch die Erscheinung des Doppelsternchens bei einer 
Discodermic an sich nicht befrenidlich. Allein das ganz isolirtc Auftreten innerhalb einer uunmehr doch ansehu- 
liehen Menge von Lithistiden ist eher geeignet, V'erlegenheil zu bcreitcn, als zum Aufschluss der Verwandtschaft 
beizutragen. Es hiiufen sich eine Reihe Fragen, wenn man den Korj»er nicht als eine nebensachliche Curiositat 
belrachten will. W'oher slammt er? Ist er von Stelletten auf Lithistiden oder umgekehrt vererbt? Ist er bei 
den lalhistiden im Verschwinden oder ist die nach ihm zu benennende Lithistide seine Erzeugerin? Wie isl 
das Verhfdtniss dieses Doppelsternchens zu den noch winzigeren Walzensternchen , welche massenhaft in der 
Rindeiischicht von Corallisten angeliiiufl sind? Es hedarf nur der Stellung dieser Fragen, urn ihre Berechtigung 
zu begrunden. Die Entscheidung liber die Entstchung dieses winzigen Bestandlheiles einer einzigen Art wiirde 



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LithUlidn. Ailgcmeinr*. 



It 



sogar liber das noch bestrittcnc V'erwandtschaflsvcrhiiltniss der Lithistiden fundamental Aufschluss geben kounen. 
Wenn ich namlich oben sagtc, das* die Lithistiden unzwcifelhaft genealogist-he Beziehungeti zu ileti stelletten- 
urtigen Schwammcn hatten, so ist Zittel andcrer Meinung. Er nennt die DilTerenz .geradezu fundamental" und 
fmdet diesen entscheidendeu Character in den Skeletkorpern. Ich muss die ganze Stelle aus der Abhandlung 
iiber die Lithistiden (S. 31) anfuhren, da sie uns auch zur Untersuchung eines letzten wichtigen Punktes, des 
Canalsystems, aufl'ordert. 

..Keiue bis jelzt bekaunte Orduung der Spongien besitzt almliche zusammengesetztc, mannigfach ver- 
astelte Kieselkorperchen. Wenn den Tetr.icladinen audi ein vierstrahliges Axenkreuz zu Grunde licgt, so bestelit 
doch ein tiefgreifender Unterschied zwiseheu den vierstraliligen Sternen der Pachytragidcn , bei denen die ein- 
zelnen Anne gerade und zugespitzt sind und den an den Enden mehr oder weniger verastelten Lithistideukorpero. 
Auch f'iir die cigenthumliehc Verhindung der letzteren zu einem meist innig vcrflochteneu Gewebe uud fiir die 
dadurch hervorgerufene steinartige Bcschaffcnheit des ganzen Schwammkurpers Kisst sich hnchstens bei den 
Ilexactinellideu. niclit aber bei den fibrigen Kicselschwfimmen eine gewisse Analogie auffinden. Nimnil man 
xhliesslich noch auf das complicate Canalsystem und die iiussere Erscheinung der LilhLstiden Biicksieht, so siml 
es wiedcr nur die Hexactinelliden, sowie eine spsiter noeh miher zu characterisirende ausgestorbene Grtip|« von 
Kalkschwammen (Pharetrones), welclie sich in Vcrgleich bringen lassen." 

iNach meiner Ansicht ist fiir die typischeu Tetracladinen nur die vierstrahlige Axengestalt, nicht aber der 
Skelelkorper selbst mit seiner eigenthumliehen Veriistelung und der aus derselben folgenden stcinartigen Be- 
schaffenheit des ganzen Skeletes fundamental. Das geht unl»estreitbar aus der I'mwandlung der Skeletkorper 
in die Oberfliichenkori>er hcrvor. Auch haben wir ja nachgewiesen , dass diese „ftindamentalc" Vierstrahligkeit 
zieudieh leicht aufgegeben wird. Hier erscheint also der Anschluss der Tetractinellidcu an die Lithislidcn durch 
die Thalsachen hewiesen: wugegen ich auf ilie Analngien mit den Hexactinelliden urn so weniger Werth lege, 
als ich diese Beziehuugeii fur viel allgemeincr, ak-r auch fiir vie] unbestimmter halte. Hieruber ist noch zu 
haudeln. 

Bus Canalsystem der I.ithisliden ist erst durch Ziltel gruudlich unlersucht worden. Er zeigte, dass 
sich mindestens seel is Formen dieser Canalisation aufstellen lassen. und dass ohue Bcriicksichtigung derselben 
Diaguosen der Gattungcn unmi'iglieh sind. Vergleichl man nun aber die Gattungeu, welehe im Typus ihrer 
Canalisation iibereinstimmen, so lindet sich, dass fast alle diese Canalsysleme unabhangig sind von den Ord- 
nungen der Lithistiden, d. h. dass Gattungen der versehiedensten Ordnungcn im Canalsystem 
iibereinstimmen konueu. So hat sich z. B. die „sehr charactcristische Form" der V T erticalrohren bei den 
Tetracladinen, Bhizomorineu und Megamorinen eingestellt, und die dritte Modification , welche sich nur bei Gat- 
tungeu mil wohl fiitwickelter Mageuhohle von cyliiidrischcr, kreiselformigcr oder ahnlichcr Geslalt zeigt, gehort, 
mit Binzuziehung tier neuern Gattung Gastrophauella. zugleich den Anomocladincn, Tetracladinen und I tin/. • 
moriiien an. Unigekehrt kommt es vor, dass Formen. deren Zusammengehorigkeit innerhalb einer Beihe durch 
audre Merkmale hinrcichend gesichert erscheint (z. B. die Biscodermia-Beihe ') nach unserer Auffassung), Canal- 
sysleme gauz abweichender Entwicklung aufweiscn. Es ergiebt sich hieraus, dass der physiologische Werth der 
Form des Canalsystems fast gleich Null ist und daher l)ei der systematischen Verwerthung derselben die 
grosste Vorsicht geboten erscheint. In dicsem Sinnc hat denn auch Zittel das Canalsystem erst in zweiler 
und dritter Beihe zur Characterisirung der Gattungen benutzL 

Auf Form, Variabililat, Umgestaltung und mechanischen Effect des Wasscrgcfosssystems der Lithistiden 
linden jenc Betrachtungen, welchen ich die Einleitung zur „Spongienfauna des atlantischen Gebietes" gewidmet 



1) K.i handclt tich nm Wshneheinliebkeileu, aUo hier darum, ob der tetracladiue Tjpm der Skeletkorper Terbuodeo mit dem 
w.fhui Tfpu der OberfiHcbenkorpcr die gTouere Wahracheinlichkeit der genealogischgn Venrandtuchaft giebt, irotj der TrnchiedeneQ 
Eotwieklung des Csaaliyttenu (D. naceriam ohne Verticalrihren, die andern nit Verticalrdhren), oder ab nur diejenigea Diuwlermien 

roMmmengehiireo, welche duselbe Csoaliystem besiUen, wobei dsnn fur die in den us getchiedenen Gattaugeu rorkommenden gleieh- 

fiirmigcn Oberflachenkoriier eiu vertehiedencr Vr»prung die Folge wijre. 



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n 



trite Abtheiluny. 



hate, ihre voile Anweiidung. Allcs, was ich aus dem erueuten Studium gelernt, befestigt niieh in der schou 
damals gewonnenen Ansichl, dass bei den Spongien vie I leichtcr, als bei irgend ciner andeien 
Gruppe vou Orgauismen morphologische Erscheinungen auf ihre mechanist-hen Veranlas- 
su ngen zuruckgefuhrt werden kiinncn. Eine Reihe von Einrichtungen, die sich auf die Anordnung des 
Skclctsy stems, auf die Bildung der Nadelschopfe und Wurzeln u. a. bezieheu. ist dort vou der Thatigkcil der 
Wasserstromungen ahhiiiigig gemaeht. Wenn wir mil gnisster Wahrscheiulichkeit auch bei den Lilhistidcu einen 
Anfangszusland ') annehmen durfen, wo in den noch skelctloscn. diinnwandigen Kiirper Wassmtromchen allseitig 
eindringen, sich in deui Gastralraum begegnen und daher in der Regel viribus unitls durch ein weiteres Gsculum 
ihreu Ausweg suchen, so werden sclbstverstiindlich die nach und nach auftretenden Skeletkorper lungs der 
Stromchen gelagert, sic werden sogar, weun sie vou iibereinstiinniender Gestalt sind, alio in gleiclwr oder nahezu 
gleicher Hichtung ihrcr Axcn oder der Hauptaxe au eiuauder gereihl werden. In tier Thai linden wir bei den 
meisten I.ithisliden die Skeletkorper in ganz beslimmler l.age zu den Caniilen, deren W'iinde sie bilden, und bei 
alien Arlen, deren Skelelkiirper bei aller Fnrcgelniiissigkeit einen gewissen characlerislischen Habitus bewahren, 
muss man anuehmeu, dass derselbe eine Wirkuug der Stromungsverhultiiisse ist. Man siebt dann auch, dass 
die Skeletkorper nieht wirr durelieinaiider Ucgen. sondern sie sind so gcorduet, dass sich uuendlich viele Slrasseu 
geringsten Widerstandes ergeben. Uiese unvollkoniinenen, von den Aesten der Skeletkorper durchkreuzten \\ ege 
konnen sogar fur die Wassercireulation ausreiehen. und dann sagt der Systematiker: ..Kin be«vonderes Canalsystem 
fehlt vollstundig." 

Uie besondereu Caualsysleme aber huugeu voli den variabelsten Combinationen der Skeletkorper und der 
Starke der Strumchen ab. Hie Stiirke der Stromchen ist bedingl dureh die Menge der lieisselzelleu, diese wieder 
durch die individuelle F.rniihrung. 1 lurch die Form der Skelelkiirper wild die Hichtung der Stromchen, al>er je 
nach der Starke dieser letztern, aljgefindert. So kann man also schoii a priori iiberzeugt sein. dass durch kleine 
Schwankungen der Gruudbedingungen die verschiedenartigsteu Fonneu der Wassercirculatiou mechanisch ver- 
ursacht werden. Auch das Gcgeutheil muss eintreten. Us konunt immer und imiuer wieder auf die Herslellung 
von Sanunelcanalen aus kleiusleu Rohrchen und Zwcigclchen , seltener auf Verzweigung hinaus: daher bieten 
sich dieselben Hauptformeu dieser doch immer einfachen Verhiiltnissc bei einer gewissen vorhandeuen L'eber- 
eiiistimmung der Componenteu iu den verschiedeueu Gruppeu der I.ithisliden vou selbst dar. Zittel mochte 
dem Wassercirculations - System der l.ilhistideu eine grossere Mannigfaltigkeit zugesteheu als deni der Hexacli- 
uelliden und der Kalkschwfunme. Hiusichtlich der letzteren wird er Hechl habeu , fur jeue aber kauiu. L'eber- 
blicken wir aber die S|Htngien aller Ordnungen, so wiederholen sich alle diese Verhallnisse unter den verschiedensteii 
Modilicationeu und rcsultireu uherall aus den allgemeinslen physiologischen Eigenschafteu dieser Orgauismen 
unter der Wirkung sehr einfacher puysicalischer Gesctze. Zur Zeit meines Aufenthaltes in Jena lebte dort der 
bekanntc geistrciche Schweninger Schimper. Er trug in den wcitcn Tascheu seines alien Frackes nach und 
nach viele Centner Kiesel aus den Geschiebeu der Saalc und der Haehe zusammen, slellle sie systemalisch 
geordnet auf und zeigte uus, wie sie hn Eiuzelueu durch das Wasser und im W'asser abgerieben und gefonnl 
und im Grossen zu Baukeu geschichtet seien. Hiess und noch vieles Andre vereinigle er iu seiuer Wisseu- 
schaft der Jthoologie" oder ..llheologic". Kiinnlen wir bei den Spongien alle rheologischen Erscheinungen, auf 
die ich in der „Spongienfauna des atlantischeu Gebictes" hingewiesen, speciell beobachten und in den Wirkungen 
controliren, so wiirde damit die Morphologic der Classe so ziemlich erschopft sein. 

Mit unscrcn jcweiligen Ausichten fiber den I'irculalionsapparal ist aber eine andre uus hiichst wk-htige 
und interessaute Frage verbunden, diejenige nach der Individuality! der I.ithisliden und der Spongien 
ubcrhaupt. Wir geheu bier etwas allgemeinei- auf dieselbe ein, da sie gerade in der neuesten Zcit wieder in 

1) Ich bin, vie Mhon oben bemerkt, im Ailuemeinen kein Ground der Fabrication unbekannfcir Urgro.iTiitcr, wolche* (JetchSft 
jottt aauent .chwuoghafl betrieben wird. E. i.l cin UuU>r.chi.d . ob man fclKnfcH tod dor ein.tigen KxUtem einf.ch.Ur 8umm- 
fora.n ctw. Ton der Bcehan-eDhc.t eiuer ClruMarTe Uborwugt i.t, oder ob man eine microicopiichc Anatonie erne, SUmmkrebx. 



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Lithiriidrn. Allgtmeine*. 



15 



den Vordergrutid gcstcllt worden isL Meinc zuerst in den ..Spongien des adriatischen Meeres" aufgestellte 
Ansicht, dass jedes Osculum den Mittelpunkl cine* Individuums bedeute, und dass es daher cinfache und zu- 
samiiicngeselzte Spongien gebe, wurde allgeraein angenoiiimeii. wogegeit die wunderliehe Morphologic Carter's, 
wonach die Geisselzellen der Spoiigien die mouadenartigeu Personeu seien, wold kaum einen zoologisch geschulteu 
Anhungcr gefunden hat. Indessen macule ich gleich auf die Unmoglichkeit aufmerksam, die cinzelncn Personen 
im Stocke p< » ipherisch von einander abzugrenzen, und bald zeigte icb, dass die Oscula schwinden und durelj 
altgegrenzte oder auch iiusserlich ganz indiflerente Porenbezirke ersetzt werden konnen (1870); es land sicb, 
dass an Slelle einer l.cioeshohle aLs Centralraum einer Person ein Canal odor ein oder cinige Canitlcheii treten 
konnen, dass diese Caniilchen cbcnfalls ihren specifischen Characler verliercn und durch die „canalartigen" Zwischen- 
ruume zwischen den Skelettheilen abzuloscn sind. Wenn nun, indent diese Umwandlungen stattlinden. in einer 
stoekbihlcntlen S|tongic die ueutralen peripherisehen (Jebiete sicli imnter mehr den personelleii Centren niihern, 
und diese Centren uicbt mehr handgreiflieh sind, so liort naclt und naclt Alles auf. was zur Orientirung dient. 

Zittel kontml auf diese Cnsicherheit bei (ielegenheil der Verticalrohren zu spreclten. ..Eine fiir gewisse 
fossile (auch fiir recentc, ftigen wir hittzu) l.ithistiden seJjr cltaracteristiselte Erseheinung ist der Krsafc einer 
einfaehen Magenhohle durcb eine grossere oder gerittgere Auzahl, tlteils zu Biiudeln gruppirter, tlteils in lleilieu 
geordneter, tlteils unregelntiissig vertheiller Vertiealrohren." — ..Hei dieser (irttppe von Lithistiden isl die Krage 
nach der monozoischen oder polyzoischeu Natur schwierig zu loscit" — „\VHI man jede der Kohreit als beson- 
dere Magenhohle betrachten, und man ist hierzu herechtigt, da dieselben ohne alien Zweifel als Ausfuhreaiiale 
dienen, so bieten uns die hierher geltorigeii S|tongien Beispielc von „syndesiuotischen" Formeu, bei denen jede 
Person nur in Verbindung mil meltreren andern zu existiren vcrmag" Hinsicbllieh der noelt schwieriger zu 
bcurtheilendeit becber- und vasenformigen Sehwiimine kisst Ziltel die Individualitatsfrage unentsehieden ; es 
seien wahrscheiulich polyzoische Konnen. ..die in Hirer itusseren Erscheinung einem Einzelindividuum gleichen 
und einem solchen in gewissem Sinne auclt gleichwerthig sind." Zittel bleibt in dieseu und den weitercn Deb 
hieran schliessenden Erwiigungen innerhalb der HegrilTe von ludividuum und Stock '). Hie Sache ist aber meiner 
Meinung nach noeh schwieriger, als der vortreffliehe Palaontolng sie darstellt, und andre Naturforscher haben 
sich in andrer W'eisc direct zu hclfen gesucht. Ich lasse Mercschkowsky*) filter Saville Kent referireu, 
indent er daran seine eigne zustimmende Ansichl kniipft: „Pans ces demiers temps Mr. W. Saville Kent s'est 
ex prime au sujel de Rndividualite dans la classe des eponges d'une manicre trcs origiuale et tpje je erois 
pouvoir elre juste (v. Annals and Mag. of .Nat. Hist. ser. IV, arl. XX, 1877, p. 448). En parlant des Physentaria 
de M. Haeckel il cxprime I'opinion que ce groupe d'organismes est compose de vnties eponges, de represen- 
tants inferieurs et Ies plus simples de la elasse. In this simplicity, dit-il ensuite, they are shown to closely 
correspond with a single spherical "ciliated chamber" or "ampullaceous sac" of certain of the more complex types." 

..H'apres cede manicre de voir tin vrai individu d'eponge serait ttne „chambre cilice," rien q'une petile 
partie de ce i|u'aujnurdhui nous somines habitue it appcler individu. En acceptant cette maniere de voir nous 
serious done conduit a envisager, par exemple la lig. 15, pi. II, ott Men la lig. 16 de lal. Ill dans Particle de 
F. Schulze (Zeitscbr. f. w. .1. XXVIII, 1877) lion conime uu sysleme gaslrovasculaire, eomme des canaux qui 
d'endroils en endroits selargissent en chambres cilices spheriques, en un mot non com me des organes. mats 
comme ties individus it forme spherique reunis ensemble par uue couche organique et commuuiquant au moyen 
de canaux." 

Audi dieser Versuch einer nenen Auffassttng ties Schwaiiimorgatiisnius ist hervorgegangeu aus der offen- 

1) Im Huiilbucii iter Palnonlologie i,187U* wiedcrholt Zittel dime Antichttm Uber die Individuality der Spongien. Viele Spongien 
konue mail als SUicke au.ehn, die»elbeii ibor ebeu su gut aln einfaehe Personeu be«eiuhoen. Ich kami nur, wenn irti den rlcgriff <u 
zrrgliedern Tenuche, weder ron dicten Roppeluatnreu, uoch Ton den ..syndegmotitrhen Stiwken" nine VonUtluoR mmhta, „welrbe die 
inwre Gettnlt vou eime!ii«n Personeu annehmeu, die aber au« mchreren tndiTiduen twatehn, wdebe nur in iunigater Verbtndung nil 
. innnder «u exinirea Tormogen " Fiir die Xothwcndigkcit viper aolehen morpho!ogi.ehtn Verkettung sind die phy«iologi»chen Ver- 
hii!tni«»c doch «u eintaeh. 



3) Memoir*, de I'Ac. imp. de. .cienc*. de St. Peter.bourg, VII' Sene. ttude. .ur lea Eponge. de la m.r b'-auclie. 1878. ;8. 37.) 




16 



title Ablhedung. 



baren Uuzulanglichhcit der bisherigen Definition vou „Scbwammindividuum" und di-in Bedurfniss nach einem 
Schema, untcr welches auch die bisher uicht unterzubriugeudeu Fiille sieli fugeii. Aber abgesehu von dem. die 
neue Ltisung illusoriscli inaehenden Unuslande, dass gewiss sebx viele Spougieu abgegrenzte Ueisselkammeru 
oder Wimperkorbe gar nicht besitzen, so sprechen, wie inir scheiut. die wenigen Beobachtungen , welch* wir 
iiber das Auftreten der Wimperkorbe wahrend der embryonaleu Entwicklung der Kieselschwamme habeii, durehaus 
gegen die Aunahme. dass diesen Organcn die Bedeulung der eigentlichen Spongienindividucn gebiihrt Meinc 
altere Auffassung der Individualitkt der Spongien fand int crsten Anlauf allgemeiiie Anerkennung. weil sie die 
einfachste uud natiirlichste ist. Aber sie trilfl in zahlreicheu Spccialfallcn nichl zu, und deshalb isl man von 
ncuem auf der Suche nacli dem Spungienindividuum. Icli behaupte, dass man auf diesem Wege nie zum Ziele 
kommen wird, und dass die Sache uur so augefasst werden kaun, wie das Ei des Columbus. Mass em Schwamm. 
wie der in den „Spongien des adr. Meeies" vou mir besohriebeue Caminus Vulcatii ein physiologisch und 
morphologisch eiubeitliehes Wesen isl. sowie, dass es vou diesem Sehwamme Stocke giebt, aus drei oder vicr 
Individuen bestehend. die bis auf einen Millimeter sicher von einander al>gegrenzt sind, Lst vernunfligcr Weise 
gar nicht zu widerlegcn. Wiren allc S|Hingien auf solche Weise specilisch und generisch ausgepriigt, so wiirde 
der (icdanke. die Spongicnindividualitlit in die ofTenbaren (Jrgane, die Wim|>erk6rl>c, zu vcrlegen, gauz abstrus 
erscheinen. Die Schlussfolge war aber die: „weil wir mil ilem Begrilf der Spongie als des morphologisch urn 
und physiologisch durch die (Jaslralhohle uud das Oseulum vercinigten Organcomplexes nicht ausreichen, ist 
dieser Begriff falsch gefasst. und wir inussen nach eiuem neuen adaquaten Begrifle suchen." 

Ich behaupte nun. wie gesagt, dass das uurichtig isl. Iter vou mir fonnulirte Character des S|wngien- 
korpers entspricht vdll% den Thatsacheu, aber bei der W andelbarkeit aller Ken nzeichen sehwindet 
in der Spongienclasse auch der Beg riff des Orgauismus als einer abgegrenzlen oder wenig- 
stens centralisirten Indi vidualitat, und an Stelle von Individuum und Stock trilt die in 
Organe sich differenzirende organische Masse. Individucll beginueud ubei nehmen in vieleu Spongien 
die anfiinglich neuU-alcu oder gcmeinschafllichen Gebiete die Bolle der Inilividuen, aber der sich uithreude 
und forlpflauzeude Kiirper ist weder Individuum noch ein Stock, auch der blosse V'ergleich mil 
Individuum uud Stock passt nicht auf ihu. 

Es liegt nahe, der eben eutwickelten Ausicht zunachst vorzuwerfeu, wie mundhch geschehen. sie sei 
nichts als eine wenig geluugeue Modification unserer allgemeiu anerkannteu Vorstellungen iiber viele niedere 
Organismeu. Was ist Orbulina im Moment, ehe sie sich von der (llobigerina abliist? Wie soli man solche 
anmbenartige Wesen rubricireu, welclie, getheill, ilue sogenannte IndividualiU'it mit theilcu? Was lileibt vom 
Character der Individuen in maucheu llydroidstiicken iibrig? u. 8. £ u. s. f. An alle diese Uuerfragen habe ich 
gedaehl, in alien diesen Fallen limle ich Beziehuugeu zum Schwammorganismus, in diesem letzleren aber noch 
etwas Besouderes. Wir werden uns allerdings daran eriuneru, dass wir uus vollstiiudig darau gewohnt liaben, 
an den meisten Thierstocken Abschnitte und Theile zu linden, die zu keinem einzelnen der im Stocke ver- 
gesellschafteten Individuen gehoren, in Organe differenzirte lebendige Masse, welche von den 
Individuen aus mit Nahrung versehen wird, nach VerhaTtniss dieses Zuflusscs wachst. 
lebl, stoffwcchselt und slirbt. Es ist kcine abenlcuerliche, sondein aus der Erwiignng der factisehen 
\ erhiillnisse sich aufdningende \ orstelluug, dass solche gemeiusame Stockthcile, wie das Coeneuchym und die 
durch die Zufuhr aus den Stockcaniileu genahrteu individuenloseu Stiele, Stamtnc und knospenzeugenden 
Stoloueu der Polypeu uml Hydroiden fortleben und fortwacliseu wurdeii auch ohne directeu organischen Zu- 
sammenhaug mit den nahrenden Individuen, sobald wir im Stande waren, sic zu isolireii und ihnen dal)ei 
den von den Polypenindividueii prapariitcn Nahrungssaft zukommen zu lasseu. oder weuti diese, jeUt hin- 
sichtlich ihrer Ernahrung abhiingigen Theile zur Nahrungsresorptiou uud Assimilation selbst geschickl wiirden. 
Dass cine solche Funetioiisuljeriiahnie durch neu sich schalfende Theile faclisch eintrelen kuitu. lehrcn die 
Wurzelkrebse. 

Nun — Etwas von Alle Dem und etwas Neues dazu zeigen die individualitutsloscn S(>ongicn. I.eider 




Ijithtxtiden AUijrny*in& 



17 



bat Haeckel den Ausdruck „Bion u schon vcrwcndet, dcr fur diese Kalegorie Lcbewcsen sebr passend sein 
wurde Es sind Zoa impersonalia. 

Die kurze Schilderung derselben ist, wie gesagt, keiue Construction einer blossen Mdglichkeit, uber die 
man sicb rait vielem reaetionaren Behageu, wie uber den noeh immer nicht umgebrachten Bathybius ergehn 
koDDle, sondcrn conslatirt factische V'erfaiiltnisse, welche sich nicht in die Schablone fugen. Das Problem soil 
aber hiermit nur angedeutet sein. Es wurde sich Ieichter beurtheilen lasseii, weun wir uber die Emuhniugs- 
verhaltnisse der Spongien und uber die Rolle, welche dem Canalsystem und seinem Geisselepithelium dabei 
zufallt, besser unterrichlet wiiren. Wir haben daruber, wie wir eingestehn mussen, kaum Vermuthungeu. 

Audi mit Hucksicht auf die. wcnn auch noch unvollstiindig bekannte Eientwickelung complicirt sich unsre 
Auffassung der Spongien, welche nicht Individual noch Stocke sind. Beschninkten sich diese Fiille auf die 
Lithistiden und llexacunelliden, so wurde man an primitive Zustuiide denken konnen. Alleiu die Bionten ohne 
Personality sind uuter den anderen Ordnungeu eben so vcrbrcitct, und da ist kein Zweifel, dass es sich um ein 
Aulgeben der aufanglich vorhandenen, in der Ernbryonalentwicklung zum Vorschein kommenden Individualitiit 
haudelt. Man kiiunte aus dem cininaligen Vorhandcnsein der Attribute dcr Individualitiit ableiten wollen, dass 
spater, wo man dieselben vcrgeblich sucht. sie uur latent gewordcn, tier lcbende Korper aber seinem Inhalte 
und seiner Bedeutuug nach ein uder mehrcre Individueu darstelle. Indesscn wiirde das doch nur ein Wortspiel 
sein, selbst wenn man noch die Eigeutliumlichkeit der betrefl'enden Spongienspecies betonen will, dass sie inner- 
halb gewisser, zum Thcil enger Grenzen von s|>ecilischer Grosse und Form sich bewcgen. Das gilt aber auch 
vom Krystall, und Kryslall-Individuum uud organusches Individuum halt Kiemand fiir sich deckcndc Bcgriffe. 

Die Homologie von lndividuen im morphologischeu Siune besteht streng nur, wenn homologc Organe 
vorhanden sind. Diese cigenlliche morphologische Homologie kanu bei Mutation oder Schwinden tier „wcsent- 
lichcn" Organe bis zu cinem gewis-scn Crade durcli die physiologische einheitliche Leistung der K6r|>er crselzl 
werden. Geht diese Leistung aber in ein Multiplum von organischen V r organgen ohne uothwendigeu Zusammen- 
hang uber, so ist BegrilT und Wort ..Individuum" nicht mehr anwendbar. Diess ist, wie ich gezeigt zu haben 
hofTe. der Fall bei denjenigen Spongien, nach deren Individualitiit man bisher vergeblich gesuchl hat und ver- 
geblich suchen wird. 

An den Versuch einer sy stematischen, den AbslammungsverhiUlnissen entsprechenden Anordnung 
dcr Lithistideu kouute nicht eher gedacht werden, als bis sich die fossilen Gattungeu wisseusehaiUich ul>ersehn 
liesseu. Erst Zittel hat diese Vorarbeit ausgefiihrt. Er schliesst aus seinen hochsl umfassenden Uutersuchungen, 
dass die drei Familieu der Ithizomorina, Tetracladina und Megamoriua schon von ihrem ersten uns bekanntcn 
Auftreten an scharf geschieden waren. In den Anomoiladinen miichte er eiuen indiflercntcn FormenkreLs zwischcn 
den drei anderen Familieu sehcu mil einer iNeigung zur vierstrahligen Ausbildung, ohne dass sich entscheiden 
lilsst, ob die Tetracladinen aus itmen hervorgegaugen sind. 

Wir sind oben durch die Vergleichung der Uarttheile zu cinem etwas auderen Sehlussc gelangL I'eber 
das Verhaltniss der Aiiomocladiuen zu den Tetracladinen haben wir allerdiugs keine anderen Anhaltepunkte. 
als die, von welcheu Zittel ausgeht, dagegen ist es, wie rair scheint, wahrscheiulicher, dan Tetracladinen die 
Vorlaufer von lltuzomoriiicu uud wahrscheinlich auch Megamoriueu sind, als umgekehrt. Zittel nennt eiumal 
die Tetracladinen die hochst entwickelten Schwammc. Er slutzt sich dabci auf die Hegelmassigkeit der Skelet- 
korper uud meinl ofTenbar, der liohere Hang liege darin, dass sich diese Gestalten aus den gleichsam unent- 
wickellen und mehr variirendcn Theilen der Bhizomoriucn empoigearbeitet halten. Ich glaube gezeigt zu haben 
und wurde im Detail noch weiter ausfiihreii, dass mehr daffir .s|iricht, dass die Rhizomoriueu liederlieh gewordene 
Tetracladinen bind. Sousl aber kami nichls ausliudig gemaclit werden, worin cine der beiden Ordnungeu iiber 
odcr untcr der anderen slatide. Man vergleiche z, B. unsre beiden ncuen Gattungcn Gastrophanella und Colli- 
uella (Taf. I, Fig. 3 uud 4) oder irgeud zwei andere aus den beiden Gruppen, welche im iiusseren Habitus uud 
im Typus des Gefasssystems ubereinstimmen — es maugell jeder positive Character, sie einzeln oder in der 
Gesatnmtheil der Orduuug einauder iiber- oder unlerzuordnen. Hatten die alleren Lithistiden ein einfacheres, 




18 



Entt AhlkMmg. 



die neucren und jetzigen Gattungen cin complicdrteres Kanalsystem und eine dem entsprecbende Korpergestalt, 
so wiirdc man darin eine Weiterentwicklung crblicken diirfen. Wie aber die Sachen liegen, sind (lie verschic- 
denen, in den Ordnungen sich wiederfaolenden Typen des Gefasssystems nicht Zcichen einer hdheren Ent- 
wicklung, weil ofTenbar die physiologische l slung des Organismus im Ganzen damit keiue Fortschrittc ge- 
macht hat 

Also Katnpf urns Dascin ohne Fortschritt!? Warum nicht? W'ir haben uns liingst damn gewohnt, aus 
der blossen Veninderiichkeit des organischen Substrates neue Formen hcrvorgchn zu sehn, welche innerbalb 
der kiunpfenden Mehrzalil ein neutrales Leben fiihren. ohne der grossen Thatsaehe des FortscliriUes und den 
Ursachen, welche den Fortschritt bedingen, Abbruch zu thun. Alle Spongien und ganz besonders die Lithi- 
stiden zcugen dafur. 



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19 



2. Spociclle 




A. Anomoeladinen. 



Zittel, dcm wir die Entdeckuug der Anomoeladinen verdankcu, bcgreift darunter diejcnigcn Lilhistiden, 
deren Skcletclcmentc aus vier oder melir glatten, in cincm vertlickten Centrum zusammenstossenden Armen 
bestehen. welcbe an deu Enden vergabelt sind, d. h. mit gabligen oder unregelmiissigen Fortsatzen in einander 
greifen und mebr oder minder fest verschmelzen. Ausserdem Stabnadeln in grosser Menge vorhanden. 

Sie waren in vier (iattungeu ausschlicsslich im Jura gefunden, und sind nun aus eiuer Tiefe von uur 
100 Faden hei Barbados aufgetaucht. Das reiehliehe Material der Art ist durcli die Hassler-Expedition. an 
welcher Louis Agassiz sen. theilnahm, gesammelt. 



Die moisten Exemplary sind einfacb odor am I'reien Maude wellig gekniinmte Platten von l |* bis 2 Cmtr. 
Dicke. Die Abbildung zeigt die einzige complicirtere, natiirlieb aueh zufUllige Form, welcbe vorliegt. Auf eiuer 
Flache verlaufen, dem freien Itande nabezu parallel, Wiilste. welcbe Wachsthurosabsatze zu bedeuten scheinen. 
Es ist das diejenige Flache. welcbe keine mit blossem Auge oder mit der Loupe erkennbare Poren tragL 
Letztere beflnden sich, eben nocli mit scliarfem Augc erkennbar auf der anderen Seite, welche nacb obeli ge- 
wendet ist, wenn man den Schwamm mit der anwaehsenden verbreitertcn Kante auf cine liorizontale Ebene 
aufsctzL Diese rcgelb». und dieht stehenden Poren lubren direct in die Kamile, welcbe etwas gekrunnnt und 
ohnc sich zu verzweigen bis zur Gegeuseite dringen. dort aber von eincin feinen Geflechl der Endverzweigungen 
der Skeletkdrper verdeckt sind. 

Eine besondere Schicht v»u Oberfliichenkorperu giebt es nicht. Ich babe schon mitgetheilt, dass eiue An- 
zabl von Priiparaten nu'cb kaum daran zweifelu lassen, dass das Ceutrum der Verkiesclung der Skeletkiirper 
von einer Zelle ausgeht (!) a, b). obscliou ich gerude in deu jiingsten Stadien (c) diese Zelleu nicht wahrge- 
nommen babe. Sie bleil>eii, scheint es. nur unter gewissen, nicht naher bekannteu Umstanden sichtbar. Jiingere. 
noch im allseitigen Wachsthum l>egriflene Skelelkorpcr sind namcntlich in dem abgeruudeten liande der Platten 
angchiiuft und zcigen vier bis acht Hauptstrahlen, oft mit zartcren Ncbcnzweigen wie in d. Diese letzteren 
pflcgen jedoch noch so wenig verkieselt zu sein, dass sic der Einwirkung der Saure, worin man die Kiesel- 
korpcr rein kocht. nicht wideretehn. Manclie dieser K6r|>er gleicben in der Anlagc denen der Tctracladinen (f), 
andre sind ihren Axen nach last regelmiissige Sechsstrahler (e), auch hatte ich solche geben konnen, in denen 
der Skeletkorper der llhizomorinen vorweg genommen zu sein scheint- Aber geradc wegen dieser Mannig- 
faltigkeit, verbunden mit dem bishcr unbekannten Umstande, dass der Typus der Anomoeladinen noch in voller 
Auspragung exisuit mochtc ich in demsclbcn nicht cine Collectivform erblicken. 

Die Skelelkorpcr zeigen alle Ueberguiige und Varietiiten von glatten zu dicht mit Hockcrn besctzten 
Formen (g). 

Aber nicht diese noch nicht ausgewachsenen und noch nicht mit einander verwachsencn Kicseltheilc geben 
dcm Gewebe das gauz eigenthiimliche, schon von Zittel hervorgehobene Aussehn, welches an gewisse Hcxacti- 



Vetulina stalactites. Neu. 

T«f, I, Fig. 1. Trf. 11. Fig. S. 




20 



nelliden erinnert, sondcrn dieses pragl sich erst in den elwas alteren Tbeilen der Spongien aus. Unscrc init 
dem Prisma cntworfenc Abbildung giebt den Character gut wieder. Die Centra hilden sich nicht nur durch Auf- 
lagerung neuer Schichten um den urspriinglichen Centraltheil der Korper, sondcrn auch durch mehr oder minder 
inniges Anwachsen von Astenden aus benachbarten Centren, wozu sich eine Mengc kiirzerer krauser oder kiiol- 
liger Auswuchse gesellen. 

B. Tetracladinen. 

Hie vierstrahligen Skeletkorper gewisser Lithistiden wurden zucrst von Carter erkannt, der jedoch allc 
Lithistiden nach diesem System gebaut glaubte. Zittel giebt an, dass die Axen sich regelmiissig unter 120 8 
schnitten, also das Axensystem des regelmassigen Tetraeders darstellte. Das mag bei vielen fossilen Tetra- 
cladinen der Fall sein. Aueh bei einzelnen recenten Formeu (Jereopsis) trennen sich die Aesle vieler aber 
durchaus nicht alter Skcletkorper geuau oder so auuahernd, dass das Auge die Abweichung nicht bemerkt, 
unter 120°. Bei der Mchrzahl ist dies aber nicht der Fall. Es pflegt cin Ast, vcrkiirzt oder verlangert, auch 
anders veriistelt, den Habitus cines Slides anzunehmen, von wclchcm sich die drei anderen zwar nicht in eioer 
Ebene, nicht selten aber doch anniiliernd unter 90° entfernen (Himella); oft auch, mil Erhaltung des regel- 
massigen Axensterues, emaucipirt sich gewihsermaassen der Skeletkorper so von der Axengrundlage , dass die 
Rjchtang der Aeste nur ungefahr mil derjenigen der Axen stimml. Bei manchen Arten, wo dies der Fall ist, 
kdnncn. ausser der Suelaxe, die anderen Axenkanale bis auf geringe Spuren oder audi ganz schwinden und 
bei noch anderen Skelctkorpern sucht man iiberhaupt vergebens nach irgend einer Axe, und ist es schwer oder 
unmiiglich in der ganz unrcgelmiissig verastdten Gestalt sich zu orientiren. 

Jereopsis. Neu. 

T«f. II, Fig. 10. 

Wir benennen so mehrere Exemplare eines birnformigen kurzstieligcn Sehwammes, auf dessen elwas ab- 
genacliteni Gipfel unregelmassig zerstreut sidi die Mfindungen von Verlicalrohren finden, deren Skeletkoqier 
tneist regchniissig unter 20 Grad sich treffen und dencn eine besondere Decksehicht von Oberflachenkorpern 
inangelt. Oft sind die Hauptaste nebst den cinfacheu oder doppelten Vergabelungen glatt, rechte Muster fiir die 
Ordnuug der Tetracladinen ; aber dazwischen stellen sich solehe Skeletkorper ein, an deuen Stielstrahl und 
Uasalstrahlen in einen Gegensatz trcten. 

Unter den von Zittel naher charaeterisirten Gattungen ist keine, an welche diese recente Form sich 
unmittelbar anschJiesst Man wiirde an Jerea denken kdnnen, wenn bei dicser nicht vereiuzelte Gabelanker 
und Stabnadelu beobachtet waren. Dennoch liabe ich schon im Namen die Stelle angedeutet, welche Jereopsis 
wahrscheinlich in einer Formenreihe einnimmt. Zittel giebt an, dass Siphonia mil Jerea durch unmerkliche 
Ucbergungc so eng verbunden ist, dass sich schwer eine scharfe Griiuze ziehu hissL Mit andern W'orten: es 
beslcht zwischen jenen heiden, als Gattungen untcrschiedeneu Formenkreisen iiberhaupt kdne Griinze. Die 
Meldung Zittcls, dass „verdnzdtc" Gabelanker vorkommen, muss erst noch feruer gepriift wcrden. Am nach- 
sten wiirde die Verniuthung liegen, dass bei den untersuchten Individuen die Oberflacheukorpcr bis auf dnzelnc 
verloren gegangeu waren. Nun habe ich obeu ausgefuhrt, dass eine Verkummerung der Oberflachenkorper bei 
intacten SkeletkGrpern unwahrscheinlicher ist, als der umgekchrte Fall, dennoch ist die Moglichkeit bei allnialigem 
Absterben der Arten oder Formenreihe nicht ausgeschlosscn. Und da wir auch bei unserer Jereopsis die Skelet- 
korper in nicht unbetrachtlichcn Variationen sich crgchn sehn, so mochtc ieh sic als einen Anhaug zur Siphonia- 
Jerea-Keihe t>etrachten. Einen Character, der als specifisch gdlcn konnte an der recenten Form herauszufinden 
oder zu vermuthen, ist unmoglich. Und da ich die Anzeichen mitgetheilt habe, dass uns hier deutlicher, als in 
anderen Fallen Bruchstiicke einer Bei he vorliegcn, und ich die Ueberzeugung hege, dass uns auch weiterc 
Funde nur oflenbare Beihenglieder bringen werden, so nehme ieh von der Bezdchnung der Species Umgang. 

Gesammelt durch Kom. Sigsbee, 80 bis 92 Faden. 



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Liihittideti. Tcifaciatii n < n 



21 



Rimella dava. ISeu 

Tm I, Fig. I, Taf. II, Fig. ». 7. II. 



Korper kculcnformig, Stiel immcr drehrund, Keule mitunter etwas breit gedriickt, bei einigen Exemplaren 
etwas iiber der plattig verbreitertcn Basis eine seitliche hdckerar%e Abzweigung. Der ganze Korper ist ziemlich 
regdmassig von etwas spiralis verlaufcndeti l.iingsfurchen bedeckt, welche gleich unterhalb des Gipfels beginnen 
und durcfa Wulstc etwa von der Brcite der Furchen geb-ennt sind. Sie sind natiirlich im frischen Zustaude 
und bei gut conscrvirten Exemplaren von weieher Schwammsubstanz in Mcmbranform ubcrdeckL Feine Ver- 
ticalrohren munden auf dem Gipfel, sind aber an den Munduugen kaum zu unterschciden, von sehr zahlreiehen 
gleich grossen und kleineren Poren, nut denen sich kilrzcre, senkrecbt zur Oberflachc stehende Rohrchen liberal I 
offnen. Diese Poren erscheinen an vielen Stellen in kflrzeren Rcihcn theils im Grunde der Furchen theils auf 
dem Uiicken der Wulste. 

Die Basalstrahlen der Skeletkorper stehn hiiulig fast rcehtwinklig zum Stielstrahl, und die Stellung der 
knopfformigen Hiicker an der Unterseite der Basalstrahlcn, wiihrend der Uiicken derselben glatt ist, verleiht den 
Skeletkoqwrn ein sehr auflallendes Aussehn. Dies ist auch die einzige Lithistide, wo ich bisher einen und den 
anderen Basalstrahl von dem weiten Axcnkanal bis zum Ende durchbohrt fand. Die Verwachsung der Zweige 
der Skeletkorper vermittelst becher- und bliittriger Bildungen ist bei Rimella besonders hiiulig. kommt aber, wie 
icli inich ubcrzeugte, nachdem ich darauf aufmerksam geworden war, bei den verschiedeusten Gattungen in 
iihnhcher Weise vor. 

Was Zittel fiber die Schwierigkeil gesagt hat, numentlich bei den Lithistiden, Individuen und Stocke zu 
unterschciden, gilt auch fur Itimella. 

Gefunden in der Niihe von Havanna, 292 Fadcn. 

Die einzige fossile Art, auf welche der imsscrc Habitus von Rimella passl, isl Aulaxinia. Zittel be- 
schrcibt diese letztere: „Scheitel mit ganz seichter, breitcr Vcrtiefung (bei Rimella abgerundct) von welcher 
kraftige Furchen ausgehn, die an der Seile des Sehwammkorpers bis zum Anfang des Stieles hcrablaufen. Die- 
selben sind durch erhabene ZwLschenriiume von ungefahr gleicher Breite von einander geschieden" eta Allein 
da bei der fossilen Gattung vcrcinzelte Gabelanker und Stabnadeln auf eine Obertluchenschicht schliessen lassen 
und die Skeletkorper nicht ubereinstimmen, ist jene Aehnlichkeit wohl keine verwandtscbaftliehe. 



Schwammkorper birnforiiu'g, mil verbreiterter Basis aufwaclisend. Auf dem Gipfel offnet sich mit ab- 
gerundctcm Rande eine bis fast zum Stiel reichendc Mageuhoble, dcren Breitcndurclimesser selir nach den 
Exemplaren wechselt. Die in die Leibesholde sich mit grossereu oder kleineren Poren offnenden Qucrkanale 
verlaufeu bogenformig, erst, von inncu an, ziemlich schrag aufwiirts, daun auswiirts. Bei eincm Exemplar, das 
sonst in keiuer Weise von den andern zu trennen ist, flndet sich statt der Leibeshdhle eine miissige „Vertical- 
rohre" ausser welcher noch secundiire, cngerc Vertical rohrcn in unregelmassigeu Abstiindcn von einander den 
Korper durchsetzen. Die seillichc Korpcrobcrllachc ist nicht gleichmassig abgeruudet, sondern es crheben sich 
einzelne flache Huge), auf und an denen sich die OefTnungen vcrschicdener Horizon talkanale, oflncn, auch un- 
regelimissig sternformig sich vereinigende Furchen linden, in deren Grunde wieder Reiheu von OefTnungeu sind. 

Ueber den Typus der Skeletkorper ist man leicht orientirt, da bei sehr vielen die vier Centralaxen deuthdi 
sind ; zugleich geht aber aus der Vergleichuug der Axeu mit den Acstcn hcrvor, wie uuabhiiugig und uuregel- 
niassig die letztereu wachsen. Die meisten Aeste sind glatt, ich habe jedoch an einem und demsdben Skelet- 
korper neben drei glatteu einen stark mit Hockeru besetzteu Ast gefunden, wie denn auch die gewiss sehr 
versehieden aussehenden Aeste des Kiirpers Fig. 12 verschiedenen Gattungen cntnommen sein konuten. Bei 



Colllnella Inscrlpta. Neu. 

T.f. I, Fig. 3. Trf. II, Fig. 12. 




22 



Eritt Abtheilimg. 



vielen Skeletkorper)) suchl man vergeblieh nacli der Spur der Axen und ilann ist oft die vierslrahlige Anlage 
vollig verwischt. 

Gleichwohl hat sich in den Zweigen und llockern ein gcwisser s|>ccifischer Typus gebildel, der hervor- 
trilt, sobald man eine grossere Anzahl von Skeletkor|>ern mustert. und welche die Bercchtiguiig zu gchen scheint, 
unter Andeni audi die beiden eben abgehandelten Gattungen Himella und Collinella danach zu characterisiren 
(vergl. Fig. 11 und 12). 

Fundort: nahe hei Morro light, 292 Faden. 

Der fossile Vorliiufer von Collinella ist vielleicht Trachysycon. Die rohrenformige Ceulralholile dieses 
Schwammes zeigt die „Ostien der ziemlich groben Radialkanale. Oberflache mit conisehen. zugespilzten Warzen 
besetzt von dercn Gipfcl feine Furchen nach alien Sciton ausstrahlen". Diese Cliaraetere braudien uur un- 
wesentlich zu variiren, urn den Habitus von C<illinHla zu gchen. Gleiches gilt von den Skelelk<ir|>ern. 

Die Dlscodermia-Reihe. 

In der ..Spongienfauna dcs atlanttschefl Gebietes" hatte idi im Anschluss an die Corallislen mit Gabel- 
ankeru eineu Cor. polydiscus beschrieben und mit ihm die 1869 publicise Gattung Discodemiia (polydiscus) ver- 
einigt, weil id) wegen der vorhaudenen Zwisdienformen s|iecilische Unterschiede nichl aufzufinden vermodile. 
Zunaclist sehloss sich Corallistes clavatdla (Mac Andrewia clavatella) an. Mit der Zusanimenlegung von jeiiem 
Corrallistes mil der von Bocage besdiriebeneu Discodemiia war Carter nichl einverstanden. Er machte also 
aus meinen Corallistes polydiscus eine Hacodiseula asteroides. und beide Gatlungen figuriren mil) auch bei 
Zittel mit folgenden Diagnosen; „Hacodiscula. Keulenfirmig, kuollig. cylindrisch oder becherformig. Skelet 
aus unregdmassigen, vierstrahligen Koruerchen gebildeL deren Arme an deu Enden stark venistelt Bind, llber- 
fliichc mit kurzgeslielten lappigen Kieselscheiben bedeckt. — Discodemiia. Becherformig. Skcletkorperdien 
vicrstrahlig mit stark verastdten Enden. Oberflache mil ganzriindigen (oder vielzackigen) sehr kurz gestielten 
Kieselscheiben bedeckt." 

Carter hat, wie schou erwahnt, angenommeu. dass sfimmtliche I.ithistidcn vierstrahlige Skeletkorper be- 
sassen, also auch mein Corallistes polydiscus (Spongienfauna dcs atl. Gebietes Taf. Ill, 8.9), immlich die von 
mir bcschrielieno Varietal, welche er zu Racodiscula machl Von Discodemiia polydiscus Borage ist es sicher, 
hinsichllich der von mir beschriebenen Exemplare von Portugal. Florida und Cuba ghinzt die Wahrschcinlichkeit 
an Gcwisshcit, indem alle bier mitgetheilten ncucn Bcobachtuiigeu fiber Discodermicn dafiir spreehen. Die mini- 
malen Unterschiede der kleiuen Fleischnadeln verwendet Carter als Speeiescharaetcrc, woniber ich erst nacli 
viel reichlicheren Erfahrungen aburtheilen mdehte. Jedenfalls sind, wie die obigen Diagnosen zeigen, die Gal- 
tungskennzeiehen in die Gestalt der Scheiben verlegl: die eine hal lappige, die andere ganzrandige oder „vid- 
zackige" Scheiben. Nun sind aber die lappigen Scheiben unbedingl eine Zwisdieiistufe von den vielzackigen 
zu den ganzrandigen Formen. Der Ausdruck „zackig" darf niimlich nichl so verslauden werden. als ob der 
Hand in der Hegel mit eckigen, spitz auslaufenden Einschnitten versehen ware, sondern alle diese primureii, 
secundiiren u. s. f. Lappen und Lappchen haben in der Hegel abgeruudete. geschwungciie Uuirisse. welche die- 
sdbe, auch an den Veriistdungen der Skeletkorper vorherrschende Grundlinie wiederliolen . einen [logen mit 
grosserem Radius, der in eineu kldneren aber lunger ausgezogenen iibergeht, ungeluhr gleich dem Conlur eines 
Fusses. Allerdings kommen oft eiuzdne happen oder ganze Strecken vou Einschnitten mit Winkeln und Spilzeu 
und Zacken vor; aber selbst wenn derarlige Scheiben iiberhand nehmen und in dnzelnen Schwammen vor- 
herrschen wiirden, konnte dne Trennung, wie die jetzt bclicbte, nur widernalurlich durchgefuhrt werden. 

Um uns zu oricntircn, ist vor Allcm nochmals auf die Natur der Scheiben zuriickzugehn. Obwohl die 
Verwandtschafl dieser Bildungcn mil den Skclctkbrpern von Carter erkannt wurdc, war er doch darin auf dem 
unrechten Wege, dass er die Moglichkdt der Entslehung der Skeletkorper aus den Sehdben annahm, niimlich 
die Scheiben als eine Durchgaugs- und Entwicklungsform der Skeletkorper hielt, wahrend umgekebrt die 
Scheiben modificirtc Skeletkorper sind. Die ganzrandigen Scheiben sind das Extrem der Unibildung. Wir werden 



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UhiMiden. Trtmcladinrn. 



83 



bald sehn. dass sie, dabei angelangt, in allerhand Monstrositaten ausarten. In einer Varietal von Corallistes 
davatella 0. S., welche I.ithistide jetzt von mir als eiue gute Tetradadine erkannt ist, habe ich in der Rindc 
eiucu Kiesdkorper gefunden (Taf. Ill, L m), dcr ofl'enbar ein Mittdding zwischcn Skeletkiirper und Oberflachen- 
korper ist; und eine ueue Form aus der Diseodermia -Gruppe (D. nodosa) hat nur OberHachenkorper, wclche 
mit Ausnahme des sehr entwickeltcn Slielstrahles sich noch vollsliindig in Habitus der Verastdung der Skelct- 
ktirper eiitwickeln (HI, I. n, o). Die drci Strahlen der Flache Bind fast walzig, mil einfachen und jenen fur die 
Kieseltheile der raeisten Lithistidcn charactcristisehen Doppdhockern versehn, die ungefahr das Aussehn von Fuss 
und Ferse haben. Eben solche Aussehnitte, aber aus einer Platte, zcigen, wie oben erwiihnt, die ..gezackteii- 
Oberflachenkfirper von Mae Andrewia davatella und in der Grundform aueh die Lappeu von Diseodermia poly- 
discus uud andrer Variclaten. Je mehr dieser Character sehwindct, desto mebr entfernt sich der Oberflachcn- 
k.irper von seiner Slam in form; er hat sich also als Scheibe, deren Stiel auf einen kleinen Kegel reducirt ist, 
und in der die Axeukaiiale kaum noch oder nicht angedeutet sind. am weitesten umgewaudelt. 

Wir waren audi schon dariiber eiuig geworden, dass die Gabelanker der Rhizomorinen von Tetracladineu 
abzuleiten sind, welche mit Beibehaltung dieses typischen Skelettheiles zu Rhizomorinen wurdeu. Es ist aber 
noch zu untersudien, was oben (S. 10 IT.) unerortert blieb, ob die Scheiben und die Gabelauker Modificationen der- 
selbeu Grundlage in derselben Urfonu gewescn seiu imigen. So viel wir bis jetzt ubersehn, ist keine Stufe der 
Sdieibe auf Rhizomorinen iibertragen ; denn Corallistes davatella ist sicher, Corallistcs polydiscus mit hochster 
Wahrscheinlichkcit in die Tetradadinen zu verweisen. I>ies ist fiir die Vernuithung von Gewicht, dass Scheiben 
fur sich und Gabelanker fur sich Bildungsreihen aus verschiedenen tiattungen darstelleu, obgleich solche Fomien, 
wie die Oberflucheukorper von Theonella fiir die gegentheiligc Mcinung zu sprechen scheinen. Es ist nicht viel, 
aber eben di>dj das auflallende Factum damit crklart, dass die Sdieiben bei den Hhizomorinen fchlen. wahrend 
die Anker gemeiusam sind. Damit stimmt audi unsre Ausfilhrung, dass die Scheiben in ihrcr grossteri Aus- 
pnigung zur Degeneration und Aufliisung neigen, wahrend die Anker, wie ein Ausblick von den Lithistiden 
auf die Ancoriniden und Geodiniden lehrt, sich als eine eben so leicht entstehendc, als mitzliche uud ziihe 
Form des vieraxigen Nadeltjpus erwcisL 

Indem wir den separalen Ursprung der Gabelauker fur wahrsclieinlich halten, ist damit noch keiueswegs 
ausgemacht, dass die mit seheibeuformigen , gaiizrandigen oder ausgezacktcn Oberflachcnkorpem versehenen 
Tctracladinen einen Ausgaugspunkt haben. Jedenfalls schatzen wir aber, wenn nicht andre Merkmale das 
Gegentheil aussagen, ihre Verwandtschaft nach diesen Kieselthcilcn, wie die bisherigen systemalischen Versuche 
beweisen. f>abci habc nur ich der factischen Variability ihr Hechl eingeraumt unci Diseodermia erweitert. 
Indem idi nun ein zweites Beispiel bringe, dass bei einer anderen, durch andre Merkmale als zeitweilige Species 
gesicherten Form eine ganz ausserordeollidie Varietatenmenge der Oberfladienscheiben vorhauden ist, folgt 
daraus ganz von selbst die Mnglichkeit. dass solche und uhuliche Varietiiten der Scheiben sich auf Varietaten 
von Spedcs vertheilen kiinnen. Wir werden einige Arten mit ziemlichcr Sicherheit unterscheiden, aber Gat- 
tungen wie Racodiscula ncben Diseodermia halte ich mir vom I.eibe. Unser Material rcicht gerade so weit, um 
cine Diseodermia - Reihe und einige Ruhepunklc in derselben zu crkennen. 

Diseodermia amphiaster. 

Taf. Ill, Fig. 4. 

Schwammkorper von unregclmassig polstcrformigcr Gestalt, mit flachcr Unterseitc inkrustirend. Die durch 
die bekannten. von mir zuerst bei Corallisles davatella beschriebenen Sphinctereu geschlossenen Poren fiihren 
in ein wenig entwickeltes enges Kanalsystem , an welchem besondere Oscula fehlen. Die Stiibchen, welche bd 
davatella u. a. Formen radienformig auf den Schliessmembrauen liegen und audi sonst im Korper verbreitet 
sind, werden in der vorliegendcn Art durch Masseii von winzigeti Doppelsternchen ersetzL Diese bestehen aus 
einein Hauptschan. dessen Endcn je vier bis fiinf, meist aber fiinf fdne Strahlen tragen. So geringfugig der 



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M 



Ertle Abthetfung. 



Fund an sich ist. darf wine Bedeutung nicht unterschatzt wcrdcn, da er uns ein neues Band zwischen den 
Lilhistiden und den Tetractinelliden zeigt. 

Ausserdem fuhrt unser Schwanun eine Reihe vou V^arieliiten gestreckter einfacher Nadeln, wclche, ohne 
dass ich sie specieller untersucht habe, auf dieselbe Enlstehung hinweisen, wie diejenigcn von Treiuaulidium. 

Fundort bei Havanna. 

osteodermia clavatella. 

T.f. Ill, Fin. 2. S. S. 

Da Carter in seiner Arbeit On the Hexactinellidac and I.ithLstidae (Ann. XII. 1875) alien Steiiischwammen 
ohne Ausnahme vierstrahlige Skeletkiirper zuschrieb, wuhrend ich diese BescharTenheit eiocr Gruppe von Gal- 
tungen iiberhaupt nicht erkannt hatte, so konnte dieselbe, fur sich betrachtet, keinen Einfluss auf die syste- 
matischcn Versuche ausiiben. Dagegen hielt Zittel, weil er zu geringe Vergrosserungen gebrauchte, den 
Schwamm fur eine Ilhizomoritie. In der That machen die bei ihm in 50maligcr Vergrosserung abgebildeten 
Skeletkorpcr diesen Eindruck. Bei der Revision der Litliistiden , indem ich die obeu initgetheilteu Erwagungcn 
uber die Entstehung der Oberflachenkorper anstellte, konnte ich mir nicht dcuken, dass die gezackten Scheil>en 
so ohne Vcrmittlung unter die Rhizomorineu gerathen sein sollten. und es ergab sich denn auch, dass Mac 
Andrewia clavatella iliren Platz bei den iichten scheibentrageuden Tetracladinen haben musse. Bei sehr vielen 
ihrer Skeletkiirper ist selbst bei starker Vergrosserung uichts von Axenstrahlen zu entdecken; bei einem andcrcn 
Theile besleht der Skeletkiirper aus einem plumpen Hauptschaft und vier uuregelmassigen , oft in eiuer Ebene 
ausstrahlenden Aestcn; in noch anderen, und zwar zahlreicheu Skeletkorpern (s. d. Abb.) ist die Axenflgur 
vollkommen erhaltcn, die langerc Stielaxc und die der kurzeren Basalaxen. Es ist aber aus der Lage der 
Axen, namentlich der verkiirzten zu don Hauptiistcn ersichtlich, dass der dctenuinircnde Einfluss der Axenflgur, 
wie er bei den voll vieraxigcn Kdrpcrn sich gel tend macht, hier im Schwindcn ist, und dass die vorliegende 
Art eine in den Rhizomorincn-Ty pus sich verliercnde Form ist. 

Ich hatte also die Genugthuung, das an meinem Originalexemplar vou Corallistes clavatella zu con- 
statiren, was ich auf theoretischein Wege voraussetzle. Der Schwanun war von Pourtales an der Kuste von 
Florida in 152 bis 270 Faden gefundeu wordeu. An diese, wie es scheint constantere Form von clavatella 
reiht sich nun aus dem erweiterteu Gebiete, mit dem wir es in diesen Untersuchungen zu thun haben, ein 
Varictatenkreis erfreulichster Art. Die erste Form schliesst sich in der Gestalt des Schwammkorpcrs un die 
bekannte der Hauplform clavatella an. Sie ist kurzgestielt keulentormig, der Gipfel alter nicht flach oder gar 
vertieft, sondern abgerundet. Auf ihm miinden Verticalriihren ohne jene Umwallung, welche bei clavatella die 
Oscula warzig hervortreten liLsst. Die Oberflachenkorper variiren sehr nach den Individuen. indem sie bald ent- 
schicden dreilap|>ig sind, mit massigen secundaren Einschnitten , baU viclfaltig ausgezackt und in secundare 
Lappcn zerechlissen. 

In den Stabchen herrscht Uebcreinstimmung. Hinsichtlich der Skeletkiirper findet sich bei einem Exemplar 
enger Anschluss an die Florida -Form. Meist ist der Stinlast verkurzt und in der Regel kann mau ausser der 
Stielaxc noch die Reste der Basalaxen wahrnehmcn; aber diese konnen auch vollig versehwinden. Dies ist 
durchweg bei einem anderen Exemplar eingetrctcn (derart Taf. Ill, Fig. 3), so dass wir hiermit den Ueber- 
gang von Tetracladinen in die Rhizomorine demonstrirt haben. Die Exemplare ohne Axeukreuz in 
die eine. die mil Axenkreuz in die andrc vertheilen zu wollen, ware eben so absurd, ais wenn mau die Exem- 
plare mit beiden Varietiiteu der Skeletkiirper suwohl in die cine als in die andre Familie zu versetzen gediichte. 

Es wird dennoch zweckmassig sein, die vou Zittel vorgcschlagcne Trennung beizubehalten ; denn sie 
scheint ja auch fadisch eiugetreten zu sein, wenn schou ich der Ueberzeugung bin, dass noch manclie im 
Uebergange bcgriiTene, verkappte Tetracladine ihren itchlen Genossinneu wird zuruckzugeben sein. Ich erinnere 
als an einen ahnliclien Fall, an die Ancorina aaptus Sdt. (1. Supplement d. adr. Spongien. 1864), cine ankerlose 



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IMiMfii. Tetracltulmeu. 



Ancorine, & li- tinea Schwamm, der zwar koine Anker besitzt. von dem ieh aber mit guten Grundcn vcnuullic, 
dass er einst dieso spccilisohen Skeletkorper bosesseii babe. 

Wir sind aber mit unscren Varietiiten von Discodermia elavatella nocti nicht zu Eude. Es kommen 
nandich krustcnarlige Formen hinzu. boi delicti die Verticahohreu theiLs offen miinden, theils bis un- 
millelbar unter die Oberflache gehu; uuch kommen in cinigeu Exemplaren Oscula vor, welche sonst hier fremd 
wild. Es tniiudeu numlich eine AnzahJ Verticalrohren nebst sternformig zusammeulaufenden oberflachlichen Hori- 
zontalgangen in eine gemeinschaftliehe . nur von der Hinde iiberbruckte Hohle, wclclie ein Osculum lwsitzt. 
Auch hinsicbtlich der Skeletkorper ist diese Varietut inlercssanl Vierstrahler mit alien Axen kommen nicht 
vor; aber bei nicbt wenigen Skelelki'irpern ist dentlich der Stiel mit Stiolaxe ausgcbildet und die drei Basal- 
stralilen nach Entwicklung und Bichtung unzwcifelhaft (Taf. Ill, Fig. 5). Bei den moisten Skeletkorpcrn ist, wenn 
auch mil einiger Miihe, der vierstrahligc Habitus nodi herauszufiudeu; oft aber geht dieser ganz verloren, und 
es ist nkfal niehr zu entscheiden, wic die Reduction oder Vertbeiluug der Basalstrahlen gekomnien isl. Da in it 
ist deuu auch hier der Uebergang zu Exemplaren mit rSlligem Bhizomoriuou-Ty pus v.»ll- 
sogen. 

Discodermia elavatella Varietas nodosa. 

Taf. Ill, Fig. 1. n, o. 

Bei der Revision nieiner Oiigiualpriiparate von Corallistes elavatella linde icfa, dass nicht wenige Ober- 
flachenkorper auf der Aussenseite nicbt glatt. sondem theils sparsam, theils ziemlich dicht mit Hockeru und 
Auswuehsen, gleich denen der Aeste der Skeletkorper liedeekt sind. Bei einzelnen dieser Oberflaehenkorper 
kaun aberhaupl nicht mchr von einer „mit Eiiisehuilten versehenen Scheibe" die Rede sein, sondem diese 
„Scheibenlappen" sind niehr oder wcnigiT drehrunde Aesle. 

Damit isl eine. der L'rform am niichsten slebende Varietiil eingeleitet, wo sammtliche Uberlliiehenkoqter 
diese, den Skeletkorpern am rmclisten stehende Beschafl'enheit habeu. Schon Bowerbank bat sie gesebn. 
Das Exemplar, wodurch uusere Discodermia -Beihe ill so ausgezeichneter Wcisc mit den Tetracladinen ohne 
Rindenkorper vcrkniipft wird, ist flach polsterformig. 

Ob es ciner besondercn Art angehort — Discodermia nodosa — wiirdc sich nur entscheiden lassen. 
wenn eine grossere Anzahl von Exemplaren vorliige. Vor der Hand ist es moglieh und wabrscbeinlicli , dass 
unser Exemplar unmittelbaren genelisehen Anschluss (unter der Erscheinung von Riiekfall) an die oben be- 
sprochenen polster- und krustenlonuigen Varietalen von Discodermia elavatella hat, 

Discodermia nucerium. Neu. 

Taf. I, Fig. 4. T.f. HI. Fig. 1, a bit 1. Fig. 6. 
Dieser braungriine Schwamm. von dein fiinf Exeinplare vorlagcn, erscheiut nacli seinem eigeuthumlichcn, 
durchaus gleich bleibcndem Habitus als eine bona species. Etwas fiber Haselnuss-Grosse bildet er mit breiter 
Basis einen mehr oder minder regelmassigen Kugelahschnitt. Auf dem Gipfel befindct sich ein Osculum, die 
Vcreinigung von Mtindungen zahlreicher vertical und schrig verlaufender Kanale, wie solehe auch in den strahlig 
zum Osculum tretenden Furchen zu sehn. Derarlige Furchen kommen beim Eintrockncn der Weiehtheile auf 
der ganzen Oberflache zum Vorschein. gauz ahnlich urn kleiuc Hiigel concentrirt, wie bei Collinella inscripta. 

Die Anne der Skeletkorper sind meist gegabell und im Ganzen sehr unregelmassig vcrzweigt. Dcnnuch 
ist oR selbst bei volliger Abwesenbeit der Axeukanale der vierstrahlige Typus mit Stielstrahl und drci fast in 
eincr Ebene laufenden Basalslrahlcn deutlich. Nehen solcben linden sich danu so unregclmassige Skelctkori>er 
(1U, Fig. 6), dass man nur aus der mdimcnlaren Axenfigur auf ihre Grundgestalt schliessen kann. Ucbiigcns 
wechselt dieses Verhaltniss wieder nach den Individuen. 

Die griisste Variabilitat zeigen die Scheiben. Mcine Abbildungcn Taf. HI, Fig. 1, a bis 1 geben eine kleine 
Auswahl. wovon a bis h einem, k und I einem andcrcn Exemplar angchoren, da f, g, i mit Hartnack F. Imm. 8, 

O. Srhmiill. .V*l>"* ,1,1 Mttrh,™ m V.wo * 



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Ei*/i' .\bihriltin<). 



die ubrigen mit I. 5 gezeiehnct sind, so ist ersleiis der Grosscnuntcrschied hoehsl auffallend. Am gnissten sind 
diejenigen, welche am nitehsten brim vierstrahligen Typus der Skeletkorpcr gebliohcn, wobei zu bcmerkon, dass 
auch in dcm Exemplar, von welchom k mid I genommeu wurden, kleinere Scheiben v<irkommen. alior merk- 
wiirdiger Weise fast alle mit einem Ansatz zur Preilappigkeil Die Scheibe k zeigt koine Spur des Stifles, eben 
so h des andercn Stiiekes. Dieses letzlere ist ausserordentlich reicJi an Monstrositaten , allerhand Kruppelbil- 
dungeu und Verbicgungeu, wozu in den andcren Exemplaren sicli ubrigens audi die Anlage fmdet (z. B. k). 

Wir mussci) una nun nochmals die Frage vorlegen, was uns berechligl, hier von einer Species zu sprechen. 
Jedenfalls nieht die Form der Scheiben. So gnindlich wie hier ist unsre Gattung*- und Spcriesmacherri sclten 
verhdhut worden: in einem und demselben mikroskopischen Praparat nieht nur vcrsehiedene Speeies, sondeni 
sogar zwei Gattungen! Ob man es nun in unserm Falle mit der Unregelmassigkeil der Skelelkorper, ihren 
schlanken Armen u. drgl. probiren kiinnte, wage ich nach den video misslichen Erfahrungen nielit zu entscheiden, 
und so bleibe ich hier einmal bei dem Kaualsystem und der Korpergeslalt sitzen, da sicb in diesen Bezichungen 
die Uebereinstiminuug der Exemplare gebieteriseh aufdningi Vom Kaualsystem der Collinella untcrscheidet sieh 
dasjenige der Biscodermia nuccrium durch den Mangel einer eigentlichen Magcn- oder Sammclhohle; sie ist 
redueirt auf eine kurze Kloake fur die dem Centrum des Kcirpers angehiirigen Kaniile. Bi-sasse Collinella eine 
Beckschicht von Seheibeu. so wiirde man Bedenken tragen mussen, die bciden Sehwiimme generisch zu trennen. 

Bass das an sieh hochst uncharaclcristise.he , in seinen Grundziigcn sieh oft wiederholende Kaualsystem 
sieh mil der Halbkugelgestalt der Piscodermia nueerium zu einem specilischen Habitus verbunden hat, in dem 
die Kieselkorper eine systematisehe Bedeutung nieht erkennen lassen, ist eine von den vielen Wundcrlichkeiten, 
ein Zufallsspiel , auf das man in dieser Klasse vor anderen gefassl sein muss. Sie spoltet aller systemalischen 
Bcgeln, indent sie hier zur Verauderuug einmal die llauptlehre. die wir bisher aus der systcmatischen Bearbeitung 
der Spongien gezogen batten, auf den Kopf stellt, die l.ehre, dass der iiussere Habitus gar niehts be<leute. 

Weleher Zufall. welche aussercn Verhaltnisse diessmal dieser Gestalt in ihrer Kombinatioii mit dem im 
Detail auch schwankenden Kanalsystem eine gewLsse Species -Stabililiit aufgcdriiekl haben. liisst sieh nieht im 
Entfemtesleu vennuthen. Mit Biscodermia nueerium al>sehliesscnd. ist aber die Biscodermia - Iteihe sicher eines 
der iuteressantesten Beispiele, an welehen sieh das l itheil iilwr die Wahrheil der Speeiesmerkmale iiben kann. 

Fundort von Diseod. nueerium Breitc von Havanna, 120—240 Faden. 

C Uhizomorinen. 

Als lebende Bhizomorincn linden wir bei Ziltel folgende Gattungen verzeiehnet: Arabeseula Carter 
Corallistes Sdt. . lleterophymia Pomel, Mae Andrewia Gray. Azoriea Carter. Pomelia Z. Von diesen haben wir 
oben Mac Andrewia nach der Besehalfenheit ihrer Skelelkorper ihre Stelle bei den Tetracladinen angewieseu, 
dcsgleichen einigen bisher zu Corallistes gereclincteu Formen. Araboscula ist cine ganz unhallbare Gattung, 
welche wir erst beseitigen wollen, ehe wir an die Beschreibung neucr Formen gehn. Carter hat auf abge- 
storbencn Bruchstiicken von AphrocallLstes und Fairea aus dem westlicheil Eingange des Kanals ausgewascliene 
Bruehstucko einer exquisite little arabesque structure gefunden, welche seems to belong to the Lithistidae. Weder 
aus der Beschreibung noch aus den Ahbildungen liisst sieh melir cnlnehmen. Wenn der verehrte Spongiolog 
nieht einmal daruber absolut klar war, ob seiu Fund uberhaupt zu den I.ithistideu geluirte, so ist mit der 
SchalTung einer ncuen Gattung der Wissensehafl jedenfalls nieht gedient. 

Es bleiben also iibrig: 

Pomelia — ohne Oberfliichenkorper: V'erticalrohren. 
Leiodermatium — keine Oberflacuenkorper; aussen warzige Oscula. 
Azoriea — keine Oberfliichenkorper; innen warzige Oscula. 

Heterophymia — unten Anker, oben glatte. unregelnuissig ver.istclte K.irper von geringer Grosse; 

V'erticalrohren in einer Verliefung ties Scheitels. 
Corallistes — Gabelanker; oscula auf der Innenseite. 



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IHuH U n . Niizomorinen. 



In die Gattung Ldodermatium halte ich zwei Artcn gchracht, welche sich durch die Abwesenheit von 
Ankern und Sdidbeti von den andereu inir bekannten I.ithistideii uuterschiedcn. Jetzt, wo unsre Keunlniss von 
Formcu sidi, mit Hinzuziehung der l'ossileti Gattungen, etwa verzehnfadit hat, mtisseu jene zwei Arteei getrenut 
werdeii, da sic vol) gauzltch verscuiedeuem Aussehn und Beschaflenheit sind. Wir kommen darauf zuriick. 
Wir sehn uns nun geuotliigt, nielil weniger als neun neue Gattungen von Hhizomoriuen zu sdiaflen, mil Ein- 
scbJuss jeues fur sich abzulrennenden Leiodermatium raniosum als Siphonidiuin raniosum, und zwar jede Gattung 
uur mit eiuer Art oder wenigcn, nicht als Arlcn zu trennenden Varietiilcn. Wic mir schcint, ist daraus und in 
Verbmdung mit den vorausgesdiickten Beobachlungcn Bbec die Anomocladinen und die drci neuen elmhlb 
eiuartigen Gattungen vou Tetradadiueu, manchcrlei zu eiilnehtiien. Erstcns, dass fortgesetztes plant ufissig<:» 
Sauiiueln uus noch eine grosse Ernte an Lithtstideii wild macheu lasscn, zweitens, dass diesc Formen schou 
vor lingerer Zeit, etwa bald naeh der Kreidcperiode. sich von einander und ihreu Vorfahreu geschieden haben, 
ilriltcus, dass sie trolz ihrer vcriialuiisstuassigen Mauuigraltigkeit sich docli in der absleigenden Periode ihres 
Gatlungslebeiis befinden. vierlens emllich. dass noch inelir als sie die Tetradadiueu ihreti Hdhepunkt hinler 
sich haben. 

Poritella decidua. feu. 

k >i pei |>luin|i und unregelmiissig schiissel- oder napfTormig; mit blossem Auge gut sichtbare Poren 
aussen und innen. Iter Hand die>er Oeirnungen isl durch die vor>iehenden Enden der Skdetkorper aufl'allend 
zackiger als l>ei anderen Gattungen mit ahnlieh grossed Poren, so dass dicselben ungeliUir wie die Kelehe kleiner 
Polypen aussehn. Bcsondere Oberflachcnkiirper lehleii. Hie Skdetkorper, oft nur mit dnem oder zwei Haupt- 
iisten, lassen keine Axen erkennen und sind ot'l auffallend unregdmiissig zackig. Sic verflediten sidi wenis; 
mit einander, greifen viehuehr so locker in einander fiber, dass der Schwamm sich etwas vcrdriicken liissl und 
leieht bricht und brockell. Zwei von den drei vorhamlenen Exemplareu sind mit einem drehrunden Bohrloch 
vcrsehn. von ciner Decapode mil sehr auftalleuden Scheereu herruhrend. die ich in dem offenbar selbst bereiteteu 
Heim in dem einen Schwamme noch vorl'aud. 

Per Anknupfungspunkte zwischen Poritella und Kreidegattungen sind mehrerc. Poritella hat den Ober- 
llachenhabitus von Chonella (cfr. Zittel, Taf. III. ti), vernal t sich hinsichtlich der Skeletkiirper und dcren lockeren 
Zusammenhang wie I'latychonia und verbindet diesc Gattung durch die ausgeprugt unregdmiissig schussdfonnige 
Gestalt mit dicken Wandungen noch mehr mil Hyalo tragus als Platychonia schon an sidi mit dicscr letzteren 
(iattung ubcreinstimmt. Pie LVbereinstimmungeu sind aber so allgemeiner Natur, dass daraus nidit mit Noth- 
wendigkeil der niihere V erwundtsdiaftsgrad gefolgert werden muss. Pass die recenten l.ithistiden uberhaupt 
nur leise Umiinderuugen tier Kombinationen der Struclurdemente von chemals zeigen. wird wohl kaum bc- 
stritten werden. 

Verschiedene Fundorte, von 100 bis 805 Faden. audi von der Hasslerexpedili.-n. 

Sulcastrella clausa. Neu. 

Tat. I. Pig. 5. T«f. II, Fig 6 Taf. Ill, Fig. 7. 

Korper krustig. Kciuc Useula. uur Iciiie Poren, slernformig sich vereinigende Furchen. welche. wenn die 
Weichtheile nicht ausgewascheu sind . eine membranose Pecke haben. Pie Skdetkorper sind z. Th. aulTalleud 
dreistrahlig, mit dreistrahliger Axengestalt und zeichuen sidi durch eigenthiiiuliche linger- uud klaueiiforniige 
Fort>atze aus (III, 7). Niehl selten umfassen sidi die Endverzweiguiigen mit kragenartigen. geschweiften Fort- 
siitzen (II, fi). Ausserdcm schlankc stumpfspitze Nadeln. 

Fuodort: Sand Kay, 129 Faden. 

Es sind eine Menge fossile Spongicn von diesctn atisseren Ansebn l>ekannt, vou denen Zittel eine 
Anzahl aus der Krdde als Aslrobolia vereinigt hat. Von dieser Gattung unterscheidet sich die unsrige wesent- 
lich dadurch, dass bd jencr die Stenilurchen in grosser* Oscula riihren. Hier oder bei dem nahe stehenden 
Bolidium wird der Anschluss zu suchen sein. 

4* 



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2R 



Ente Mhfihmg. 



Amphibleptula madrepora. Neu. 

Tat I, Fig. 6. T«f. Ill, F.g. 7\ 

Es licgen 2 Schwamme von iter Ha^ler-Expeditiou von Barbados uml dner von Havanua vor, die jodcr 
fiir sich von ciiicm Speciesliebhaber beschrieben werden kouuteu. Es wiirde danu abcr nur cin SchaCten von 
eiuer Gatlungsdiagnose herauskomuieu. Ich ziehe es vor, das Exemplar herauszuheben, welches mir am mcisten 
individuell ausge|>riigt zu seiu scheint Was damn gatlungs- uud speciesruassig ist, weiss ich nidit. Der 
Schwammkorper ist eine ziemlich regelmassige Knolle. Eine Vertiefung des Scheitels tragi feiue verzweigte 
Eurchen und Ocflnungcn feiner Vertiealrohren. Der iibrige Korper zeigt zerstreute Oscula, je eins oder aucb 
zwei auf flachen Erhohungeii. Die Skeletkorper bind hochst unregelnnissig. Viele Eudzweige derselben zeigen 
eine auft'allende pathologische Dildung. immlieh scharf abgesetzte Spitzen oder kleine Kiioteheu und Warzen, die 
den Zweigen das Aussehn von Fusseii mil verknippelien Zehen geben. Auch konueu die Knotchen fehlen, 
wo dann der Fuss wie abgekappt erscheiut Ich glaubte sehon hierin etwas fur die Species Characteristisehcs 
gefumlen zu habcn, allcin die noch heranzuzieheiiden Stiicke zeigen nichts davon. 

Ich beschreibe dieselben nicht und bemerke nur, dass das eine noeh uaher an Pomelia Ziltel sstcli an- 
schhesst, an welehe Gattung schon unsre Amphibleptula erimiert. Auch an Stichophyma Pomel (Krcide) ist 
zu denken. 

PttUdort: Barbados, 100 Faden; bei llavanuu, 292 Faden. 

Siphonidium ramosum. 

I.eioiiemiatiuiu rumosutn. Sdt. 18*0. 
T«f. I, Fig. R. 

Meine Gattung Leiodermalium war keiu gliicklicher Grid, was sich herausslellte , sobald die Zahl der 
Lilhistiden ohne Oberflaehcnkiirper sich mehrte und sog-ar das lebergewiuht erhielt. Es war also eine Gattung 
mit eitiem Kennzeichen diagnosticirt, welches der Mehrzahl der Lilhistiden zukommt: „In der Oberfluchenschicht 
liegeu keine isolirten (d. h. besondcrs geformte) Kieselkorper." 

Siphonidium, wie wir den Scliwamm jetzt uennen, unterscheidet sich von alien ubrigcn Lilhistiden durch 
die iiber den Korper hervorrageudcn Rohren, auf deren Gipfcl die Oscula. Der Korper ist von uuregelmassig 
eyliudrischer Gestalt, gebogen und mit Einschmirungeii, scltcn von der kurzcn Form, wclche ich in den atlan- 
tischen Spongieu, 1870, abgebildet habe. Die Schornsteiue, von etwa 1 mm. Durchmesser, sind meist gebogen. 
Die Skeletkorper bilden ein sehr reiues und dichles Deckgeflechl, was selbst nach dem Auskocheu als 
eine vollkommen glatte und sogar glanzende Oberfliiche erscheint, auf welcher man stellenweise, besonders in 
den Kriimmungen zarte (juerstreifen und Runzeln wahrnimmt. Ein grunliches, an die llindenschicht gebundcnes 
Pigment vollendet das ganz eigenthumliche Aussehu dieser Art. 

Die sehr unregelmiissigen Skeletkorper zeichnen sich durch schlanke, gebogene Endspitzen aus; der Eiu- 
fluss «ler Stromungen auf dieselbcn zeigt sich in den iiusseren Rohren, wo die Aeste der Skelelkorper sich zu 
liingercn, fast stabformigen Gebilden strecken. 

Die Rohren, so wie ihre Fortsctzungcn, die inneren Hauptkamile sind mit einem leicht abzuliiseuden ProtO- 
plasma ausgekleidet, in dem sich zahlreichc dcutliche Kerne linden. Es ist daher sehr wohl moglich, dass das 
Gauze eine Zellenlagc bedeutet 

Eine Reziehung zu einer der bekannten fossilen Lilhistiden hat sich nicht crgeben. 

Fuudort: Sombrero, 240 Faden; bei Morro light 212 Faden. 

Scleroderma Paccardi. Neu. 

Taf. It, Fig. 3. 

Dfls einzige Exemplar ist von der Gestalt eines flachen Napfes von zwei Centimeter Durchmesser, mit 
dicken Wandungen uml verbreiterter Itasi*. nhne Osculuni und grossere Porcn. Die junsen. etwas uuregelmassig 



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Lilhi*tiden. Niizomorinrn. 



29 



spindelformigen Skeletkorper und Entwicklungsfornien derselben Htif alien Stufen biklen cine Itindenschicht. von 
deren Beschaflenheit schon oben S. 9 ausfuhrlich die Rede gewesen ist. Die fertigen Skeletkorper sind unregel- 
mnassig und kuorrig. 

Bei dem Mangel jedes andcren Merkmales babe ich vor der Hand mich daran gehalten, dass der vor- 
liegende Schwamm sich dadurch auszeichuet, dass die juugeu Skeletkorper sich zu einer besonderen Oberfliichen- 
schicht auhaufen, obgleich Aehnliches auch bei andereu (iattungen, z. B. Aciculites, vorkommt und liberal) die 
Rinde vorzugsweise Vegetatiousschieht ist. Die Aufstellung einer Gattung Scleritoderma ist daher durchaus 
provisorisch. 

N»ch weniger ist ualiirlieb daran zu denketi. an diesem characterloscn Object ctwas auf einc Species 
Bezuglkhes herausliiiden zu woUen: es ist niclits als Litliistidenmaterial in lebendiger, abcr uncharacteristischer, 
iiber den allgemeinsten Begriff der Spotigien nicbt hinausgehender Verbindung; ob in Riiekbildung oder in auf- 
steigender Entwicklung und Differenzirung begnffen, ist ohne spccielle Kenntniss der Enlwieklungsgesehichte 
nicbt zu entseheiden. 

Der Zusalz Paceardi bedentet also fur mich nichts, als da»» ich bei dieser Gelegeuheit dem verdienst- 
vollen aniericanischcn Naturforscher mcine Achtung zolle, was hiemiit audi fiir die meisten andcren Widmungs- 
arten gesagt sein soli. 

Aciculites Higginsii. Neu. 

Tat II, Fig. 1 is bis i; Fig. 4 a bis d; Fig. 13. 

Polsterforniiger oder krustiger Korper mit einem oder einigen Oscula in flacben Vertiefungen , welche 
durch eine besondere Verschlussmembran theflwefee bedeckt sein konnen. Schicht von Stabnadeln, welche aus 
der Cuticula cntstchn und sich auch als Auskleidung der Kanale finden. Skeletkorper sehr knorrig. Viele 
unreife Skeletkorper untcr der Stablagc. 

Es ist mir gelungen, an dieser, iiusserlich schr wenig darbietenden Spongie cine Menge histologischer 
Aufsehlusse uber Weichlheile und Entstehung der Stabnadeln aus der amorphen Cuticula zu erhalten, welche 
ich schon oben im allgemeinen Theile dieses Abschniltes milgetheill babe. Sie ist im Verglcich mit den anderen 
Lithistiden und eben so gut conservirteu Stucken ganz besonders reich an Weiehtheilen. Eine systematiscbe 
Verwerthung dieses Details erscheint jedoeh nicbt zuliissig, da es sich doch our um ein deutlicheres Hervor- 
treten allgcmciner V'erhaltnisse handelt. 

V'ielleicht giebt eine genauere Vergleichung mil Azorica PfeilTerae Crtr. einige Anhaltepunkte, von welchen 
Carter sagt: there is no very minut flesh - spicule, but a great number of long, subspinulated, fusiform, linear 
ones, which abound especially upon the growing edge or margins of the species. 

Fundort: Breite von Havanna. 100 Faded. 

Gastrophanella implexa. Neu. 

T»f I, Fig. 7. TV. Ill, Fig. 8. 

Schwanmi korper gestreckt birneu- oder keulenlormig, ohne besonderen Stieltheil, mit verbreiterter un- 
regelmassiger Basis. Die flach abgerundele Kuppe, auf welcher sich vorzugsweise die jungen Shclctkoiper vor- 
ftuden, unterscheidet sich deshalb durch ein gewisses fein poroses Aussehn von den, einem kurzgeschorenen 
graueu Samnit gleichenden Seiten. wo die Oberflache durch ein enges Deckgeflecht der V'erzweigungen alter 
Skeletkorper gebildel wird. Andre Poren . als die Maschen dieses Deckgelleclites giebt es nicht. Diesc Inter- 
marginalruume vercinigen sich in Rohren von 1 3 his » „ mm. Weite, welche von aussen sehr.ig aufwarls und 
jrn Ilogen sich nach der cngen Gastralhohle begeben. Diese erstreckt sich von der Kuppe bis fast zur Basis, 
Uldetn sie oaten kaum uoch Nadeldieke besitzL Die Bogenrdlircn olfnen sich zuni Theil direct in den Magcn, 
theils spalten sie sich unmittelbar ausserhalb der Magenwand uml treten mit mehreren Miindungen in umwallte 
Vertiefungen ein, wk> dies ubrigens auch mit der dim-ten Einniiinduug der Bugenrohren der Fall ist 



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BO 



tsite Atihtiiung. 



Ausscr diesen makroskopischen Tlieilen des Kanalsyslems i>t der Schwamniktirper vou unzithligeu feinen 
Bohrchen durchzogen, die aus tier Schiehtung dor Skelctkorpcr hervorgehn und von der Leibeshoble aus uacli 
olwn und aussen bo"^ unci concentriseh verlaufen. 

Das Wachslhuni des Schwammes geschieht vorzugsweise , spater, wenn cr cine kcwLsnc Grtisse erreicht 
hal, viclleichl ausschliesslich an der Kuppe. Dieselbc besilxt datier, wie oben crwahnt, kein Deckgeflecht, sondern 
enlhalt fust nur die bekanuten -jungen Kieselkorper. Unter ihuen ist tier dreiaxigc Typus vorhcrrschend, die 
man audi am fertigen Skeletkorper ufl genug lindel. Sie zeiehueu sielt vor vielen anderen Lithistidcn durch 
haufige llachenhafle und laubartige Endzweige aus., welche die eutgegenkonimendeu benachbarten Aeste umfassen 
und umwachseu. 

Die Kopfeudeu der zahlreichen Stabuadelu. welche nieist seukrecht zur Oberflaelte slehu, lassen auf eine 
Sbnliche Eulstehuug schliessen, wie sie nidier vou deuen von Aciculites nachgewiesen wurde. 

Fuudort: 25» 23" N., 83" 31' S.. 101 Faden; 22° 9' 15" N., 82° 20' 80" S.. 127 laden. 

Die Eigeuart der Gastrophanella innerhalb der lebeuden Bluzomorinen liegt oflenbar im Kanalsyslem, und 
(Inch miissen wir unmittelbar bierau die Beobachtuug kniipfen, dass dieses Organisatiousmoment an sicli wieder 
zufallig ist. Die auf unserer Tafel 1. nebeu Gastrophanella abgebildete Colliuella, eine TelracJadiue ist in der 
Form des Wassergefasssystenis und der da von abhangigcii Lei beiges talt eine Wiederholung desselhcn Schemas 
mit ganz unwesenlliehen Modiricatiimen. Ahgesehn vom Typus der Skelelkoqtcr ist aueb die mikroskopi.ichc 
Obcrfliichenskulptur beider ginzlich verscliieden ; und docb war diese \ erschicdenheit kein Minderniss, dass sich 
das Material in beiden Fallen nahezu gleieb ordncte. Dass wir hier nicht an eine Wiederholung der Geslalt in 
Folge von Vcrerbung denken konnen, erscheint selbsherstandlich; es musste, solltc das Gegcntheil angcnoiumen 
werden, gcrade das Unbcstuiidigsle der Spougiennalur unter den unibildendeu Eiiifliissen Stand gehallen habeu. 
Anders verhiilt es sich mit den fossilen Bhizoinorinen. welche eiu idmliches Kanalsyslem besitzen. Obgleich wir 
auch hier die Formwiederholung obue AbsUmimuns fur ebeu so moglich halteu miissen, ist die Vcrerbung docb 
viel wahrscheinlieber. In erster Stelle ist an den Formeukreis vou Scytalia zu denken, und um so eher, als 
derselbe, wie mir scbeint, von Zittel etwas weit gefasst ist. 

Setidium ottectum. Neu. 

T«/. I, Fig. 9. Taf. II, Fin. H 

Fine sebr auftallende Erscheinung inniitleu der I.ithistiden! Namlich ein bechcrformiger Schwamm, der 
auf der ganzen Olterflaehe zcrstreule Nadelbiischel tr.igt. 

Der dickwandige, mit etwas verbreiterler Basis augewachseuc Becher ist, wohl zufallig, unregelmiissig 
vierseitig, mit al>gerundetcn Kan ten. Auswendig und inwendig. aber uicht auf dem Bande. erheben sich zahl- 
reiche, kaum eincn mm. hohe, ziemlieh spitz auslaufende Mocker mit je eiuem Bundel von 16 bis 18 borsten- 
ahnlichen Nadcln. Die Bedeutuug dieser INadeln wird klar, naclidem man sicli iiberzeugt hat. dass jeder Mocker 
die Decke des Endes eines Kauales ist, und dass alle Kanale eineu Wandbeleg eben solcber ISadeln besitzen. 
Das hervorragende Biiudel entspricbt also der bei Kalk- und Kieselspongien oft vorkommenden Eiufassuiig des 
Osculum, und ich zwejfle uicht damn, dass im Leben sich der (iipfel des Mockers aufthun kann und eiu. wenn 
auch euges, von den Nadeln umsiiumtes Osculum zum Vorschein kommL Ist das nicht der Fall, so wiirden 
die mikroskopischen Poren der dem Skcletkorpergeflecht angehorigen Deckschicht des Mockers das Osculum 
vertreten, dann aber das Hervorstehn der Nadelbuschel weuiger erklarlich sein. 

Die Skeletkorper lasscn im ausgewachseneu Zustande nur erkennen, dass sie dem Rhizomorinen-Typus an- 
gehoren, sind aber so knorrig und in eiuauder verwachseu, dass eine Isolirung derselben nicht gclingt, und dass 
daher der Schwamm steiniger uud spriider ist, als alle mir sonst bekannteu f.ithistideu. Dagegen ist ihrc Eut- 
stehuiifir aus einaxigen Aulagen leicht zu verfolgen (II. 14). Diese jun^en Kieselkorper linden sich, wie gcwdhnlich. 
zu einer obcrflachlichen Schicht angehiiuft. Enter ihuen komml ein plait bogenfiirtniger Korper mit zwei End- 



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Lithixliden. lUtiuimoriiifti. 



31 



zipleln (Ha) v «r, der jedenfalls nidit in die Enlwicklungsreilie gehdrl. vielleichl auch tin fremder Eiudringling 
ist. da ich ihn audi bei Biscodermia nuceriurn einige nial gefunden. 

Fundort in dor N&be von Havanna, bei 128 bis 240 Fadeu. 



IHe weitaus interessanlestc unter den vorliegenden l.itliistiden Lst die in zwei, in der Gestalt merkwiirdig 
iibereinstimmenden Exemplaren gcfuudene Spongic, deren Name Tremaulidium ausdriickcn soil, dass bei ihr die 
Poren erselzt sind (lurch rohrenarlige, nadi inuen sich erstreekende Fortsiitze einer festcrcn Cuticula. 

Was zuersl die Kiirpergestall angelit, so ist allerdings die Miiglichkeit, ja Wahrseheinlichkcil hervorzu- 
hcrK.ni, dass die Aehnlichkeit der beiden Stucke, die die sonst gleichgiiltigsten Verhaltnisse betrifit, eine rein zu- 
fallige isl; alleiu im lliublick auf die itussere Uebercinstimmung in maudien Formed (Bimella, Sipliouidium, 
Piseod. uucerium) ist audi der andre Fall einer specifisehon Uebcreinstimmung der Gestalt nidit ausgesdilossen. 
Idi lege die Bilder von beiden Exemplaren vor (Tit IV, Fig. 1, 2). Die Basis ist eine llaclie unregelmassige 
Inkrustation, aus weleher sidi links je ein kegdfdrmig beginnender, dann aber zusammengedruckter und fast 
sdmeidig endigender Fortsatz, rechLs in Fig. 1 ein sidi gabduder. in Fig. 2 ein einfacher, oben abgerundeter 
Kegel erhebt. V'om linken Fortsatz in Fig. 1 ist ein Stuck abgespalten, so dass man eine Anzahl Verticalrdhren 
sieht. welche, unter der Sdineide beginnend, ilie Mitte des Korpcrs durdisetzen. Dersdbe Schwammtheil ist in 
der rechten Abbildung uiivcrsehrt. Dabei sdieineu oberflucliliche, den Fortsatz krauzldrmig umgebende Vertical- 
riihren durcb, und auf der Sdineide ist (lurch eine Eiuie feiuer Punkte angogeben, wo die centralen Vertical- 
rdhren die Olierflache erreidieu. Ich babe nieht genau constatiren kdnnen, ob sic nur bis unmittelbar unter die 
Kante sich erstreckeu, oder ob, wie es sdieint, wenigstens einigc von ilinen sidi mit verengertem und ver- 
schliessbarem Osculum direct dITnen. Nadi den Ueohachtungen, die ich soglcich fiber die merkwiirdigen Wasscr- 
rdhreu niitzutlieilcn babe, und da die oherflachlichen Verticalrdhren siehcr keiuc Oscula besitzen, kann man sich 
die Wassercirkulau'on so vorstellen, dass die Ausscnkanalc zur Aufnahme und zur VerUieilung (bis Wassers im 
Kdrper, die Centralkaniile, wrldic in der Kanie sich direct dffhen , zur Abfuhr dieneu. 

Hie ganzc Obertliichc ist von einer, von feinsten Biefen durchzogenen Cuticula bedeckt, fiber dercn Ver- 
haltniss zu der darunter liegenden Zdlenschicht schon oben (S. 6) gesprochen wurde. Pie in Taf. II, Fig. 2 
zusaminengestdlten Sladien gel>en ein Bild des Entwicklungsgatiges, der mil einer kleinen Ausbuchtung an- 
hebt (a). Man sieht diesdbe uatiirlidi am beston, wenu der Zufall beim Zerzupl'en Fallen hervorgebracht hat, auf 
deren Kante der kleine hohle Zapfen steht. Auch ein weiteres Stadium (b) ist auf einer solehcn Kanle zu sehn. 
Pie kleinen I'nregclniassigkeiten dieser Bohre sind wo hi (lurch die Konservirung verursacht. Das freie Ende 
ist schon gedffncl. Jc nadi der Stdlung des Objcetivs und der Bdeuclitung und Vergrosserung zeigt die 
Rohnenwand bald einen einfachen, bald einen doppdteu Contur. Von diesen wechsduden Umstandeu hangt es 
auch ab, dass man oft mit Muhe sich tiberzeugt, dass man kcinc Naddanlagc (vergl. oben S. 7) vor sich hat. 
So bin idi z. B. iiber die Nalur von 2 g nidit sicher, well der sonst fdilende Wulst am Eingange, vielleichl in 
Folge eines kurzen Aufkochens mit Salzsaure entstanden, grosse Aehnlichkeit mit einem Nadelwulste hat und 
das Praparat eine mihere Untersuchung der Bohre, ob verkieselt oder biegsani, nidit zuliess. Auch tritt ja bei 
den Nadeln die Verkiesdung erst im Verlaul'e der Entwicklung du. Dagegeu verkiesdn die Wandungcn unserer 
Wasserrohren nidit oder nur schwach, so dass sie biegsam bleiben, wie Fig. 2 f. sehr schon zeigL In den 
meislen Fallen kann man aus der Art, wie der Hdhrenansatz in die Cuticula verslrdcbt, die Bohre von der 
Nadel uiitersclieiden, obgleich es sich, wie bei den Nadelanlageii , urn Objecte handelt, wdche erst bei starken 
Vergrosserungen sich zeichnen lassen. 

Ehe ich die Bdhren entdeckte, fand ich die aus der Cuticula hervorgdieoden Nadeln (vgl. Taf. II, Fig. 1), 
die ich ihrer ganzen Anlage und Aussdln nach zuersl fur die Apparate der Wasserzuleitung hielt. Pie M.'ig- 
lichkeit, dass die noch unfertigen Nadeln wenigstens eine Zeil latig Wasser einlassen, isl audi noch vor- 



Tremaulidium geminum. Neu. 

Tiif. II, Fig. 1, • bi* I. Fig. 2. T«f. IV, Fig. I, 2. 




82 



Ente Ablheihiwj. LMu*tid>n. Rhiiomoriiien. 



handen, denu die Nadel enlsteht als ein holder Kurper, ohne Centrall'aden. Ueber diesen l'unkt, worin die Stab- 
nadeln dieser, vielleieht aller Lithisliden von den Nadeln der anderen Kieselspongien fundamental abweichen, 
ka»n gar keiu Zweilel sein; es muss uberhaupt dahin gestellt bleibeu. ub eine Fullung der Kadelhohle mit 
protoplasmatischer Substauz eiulritt, nachdem das distale Ende luugere Zeit uiren gewesen ist. Jedenfalls tritt 
ein Moment ein, wo die Nadelrohre ohne Fullung mit dem Inuereu communicirt und das Kopfende allcm An- 
scheine nach mit der Aussenwelt durch Porenkanale. vielleieht sogar vermittelst eines otTenen Trichters in Zu- 
sammenhang stehL Erinnern wir uns hierzu nochmals an die verkieselnden Falten und Rohren der Cuticula 
von Aciculites, so werden wir alle diese Erscheinungeu unter einem einheitlichcn (Jesichtspunkte aufzufasseu 
haben und darin cine der mcrkwiirdigsten Abwandlungen der Spongienorganisation erkennen. 

Unter den Skeletkorpern finden sich nicht wenige von entschieden drcistrahligein Typus, der l>ei den 
fruhereu Entwicklungszustandcn dieser Korpcr die Rcgel ist. Kachhcr werden sie meist viillig unregelmassig, 
hockerig uud knorrig. 

Fundort: 25° 33' N.Br. 83° t W.L; 131 Faden. 



Ueber Corallisles, von weleher Gattung einige bisher noch nicht da gewesene ausgeprigt hecherfnrtnige 
Excmplare vorliegen. moehte ich mein Urtheil zuriickhalten . bis vollstandigeres Material gesammelt worden ist 




Tafel I*). 



1. Veiuliiui stalactites. 

2. llimella clava. 

3. Collinella inscripta. 

4. Discodcrma nucerium. 

5. Suleastrclla clausa. 

G. Amphibleptula madrepora. 

7. (lastroplianella impiexa. 

8. Siphonuiium ramosum = Leiodermatium ramosum Schmidt , 1H70. 

9. Selidium oblectum. 



«) IVr photograpbireheo Wick-ricabo der gaiui-u Spongier, bal* ich deu Lichtdruclt von Zeichnungon Torgtzogeo, welchc leti- 
ttren, von tne-inen TWhtero Johanna uod Slirirarete aiiRefortint, d#u Habitus der tun Theil reclu .cliwirrigen Objwto whr trou 
uud pla»<i«ch daratetlen. Der Lichtdruck ers*heint rair voriii K lkh gelungen. O. 8. 



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Tafel H 



Die tbgetideten Theilc gehoreu zu: 

1. Tremaulidium geminum, a bis 1; Aeiculites Higginsii. m bis s. 

2. Tremaulidium geminum. 

3. Scleroderma Paccardi. 

4. Aeiculites Higginsii, a. b. c. d; Tremaulidium geminum, e. 

5. Rimella elava. 

6. Sulcaslrella elausa. 

7. Piimella elava. 

8. (laslrophanella implexa. 

9. Vetulina stalactites. 

10. .lereopsis. 

11. Himella elava. 

12. Collinella inscripta. 

13. Acieuliles Higginsii, ein Stuck der Versi'ldussmembran des Oseulum. 

14. Setidium obtectum. 




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Tafel IE. 



Die abgebildelen Theile gehuren zu: 
1. Discoderniia nueeriuin, a bis 1; m uueutwiekelter Kieselkorper von I>i>eodermia eluvatella Var.; 



3. Diseodennia clavatella Var. 

4. DLscodennia amphiaster. 

5. Corallistos rlavatclla. 

6. Diseoderniia nueeriuin. 

7. Suleastrella elau&a. 

7". Anipliibleptulu madrepora. 

8. (Jastmphanella implexa. 

9. Diarctula eornu*). 

10. Tremaboliles. superstes. 

11. Myliusia Hasslert. 

12. Myliusia Hassleri'. Anlagtt «»ines Seelisstrahlers im niciubrunfwen Protoplasma. 

13. Aphroeallistes. 

14. Volvulina Sigsbeei. 

15. Volvulina Siftsbeei. 

16. Diplacodiuin mixlum. 

17. Auloplesfiua lanlerna. 



") Die b«h»Dd:uit S dtr hitr uud .uf TaftO IV th«ilwci.c vorweggtu.mMMa HeMtfbdWtn wird im mitci, Hrlw 



n, o Discodermia nodulosa. 



orfotgen. 





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Tafel IV. 



1. 2. Zwei kixemplare von Tremaululium gcminum. 
.\. Iiiaretula cornu. 

4. Trcmabolites superstes. 

5. Myliusia Hassled 

6. Volvulina Si^shetM. 

7. Diplacoditim inixtum. 

8. Daetylocalyx pumiceus. 

9. Syiingidium Zittelii v. uben. 

10. SyringkKum Zittelii v. unteu. 

11. Joanadla comprfeoa. 

Fig. 4 urn *| s vergrii-ssert; alle fibrigen in uatiirlicher Uruss<\ 



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i : ', it bet i MirjartSnJiiS'ni ill .«r!4j*s Gusts* Fischer .. 'Mi "i- . > . •• '-• S '•• -.s. 



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DIE 



SPOEGIEN DES MEEBBDSM VON MEXICO 

(UNO DES CARAIBISCHEN MEERES) 

V0N i IS. ■& , f :. - 

OSCAR SCHMIDT, 

O. 0. MlOnQMUk MCU ZO(lL<ICIK fMI TITIir.I.KICU KS ftKX AXATItMlK AS II KE IS IT KH*I7AT XC HniAMItCKO, 



ZWEITES (SCIILUSS-) HEFT. 



JEN A 

VERLAG VON GISTAV FISCHER 

TOUUXi FRIKDKICH MA USE 
1880. 



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Zweite Abtkrilug. 



Hexactinelliden'). 

Der Oclaeder-Kuotcu. Die ncucrcn Beobachtungcn von Carter und Marshall baben gezeigt, dass die 
merkwurdigeu uud zierlichen, namentlich scit Ton 1 mi n Smiths Untersuchungen ubcr die Vcntriculilen bckann- 
ten „Latcrnen" audi bei lebenden Gattungen vorkorumen. Die Entstchung ist scbon von Carter 1 ) als cine secuu- 
dire Bildung am Scchsstrahler gedeutet: "In the evolution of the lantern-like joint it may be observed, that this 
commences on a scxradiate spicule, the centre of which becomes the centre of the lantern, while the structure 
less sarcodc creeps crookedly and fungushke from on point of the sexradiatc direct to the other, thus marking 
out the lines of a octahedron. After this, subsidiary pseudopodae prolongations are continued from the fixed 
ends of the treads respectively to the arms of the sexradiute, which in a reticulated form thus farther unite the 
two and act as additional stays to the main ones.'' Gleichzettig verotfenlhchte aber auch Marshall 8 ) seine 
daruber an Myliusia Zitlelii gemachten Benbachtungen. Kr stellt die Genese der Laternen so dar: ,.Die juugsten, 
unverschmolzeneu Secbsstrahler zeigen ganz glatte Schenkel, an denen eine geschichtete bliitterige Structur 
nicht wahrnehmbar ist; — ein homogener Axencylinder umgiebt hier den feinen, an den Strahleuspitzen oflen- 
stehenden Axencanal. Zumichst schlicsst sich diescr an den Spilzen, und daun baben die Nadelscbenkel ihr 
griisstes Langswachsthum erreichL Jetzt legt sich auf die bis dahin glatten, gleichmiissigen Schenkel syncytiale 
Substanz in wellig gebogenen Schichten ab. Uiese Wellen gehen an den Spitzen der Nadeln in sehr feine H6- 
ckcrcl>cii iibcr, die in demselben Maasse, wie die Zuhl der Schichten in der syncytialen Substanz zunimmt, 
wachsen und nach der Kreuzuugsstelle der Axen hinriickeii , aber in einer gewissen Entfernung von derselbcn 
Halt machen. Au jedem dieser Haltepunkte verlangeru sich vier in zwei, unter rechtem W'inkcl sich schnei- 
denden Ebenen gelegene Mocker immer mchr zu Dorncn, bis sie mit Dornen, die in dersclben Wcise von den 
niichsten Strahlen sich verliingcrn, zu einem zarlcn, oft gebogenen Kieselstrang zusammenschmelzcn und so die 
oben beschriebenen Bruckcn darstellen. Die Vercinigungsstclle der Dornen braucbt durchaus nicht in der Mitte 
der Briicken gelegen zu sein, oft QbertruTt die Wachstliumsenergie des einen Domes die des anderen bei Wei- 
teni und der Punkt der Verschmelzung kann dem einen Slrahle sehr nahc geriickt scin." 

Nach nieinen sehr zahlreichen, iiber mehrere lebende Gattungen sich erstrcckenden Beobachtungen er- 
scheint der Fall, den Marshall als allgemeine Kegel angiebt, nicht ausgeschlossen , in der Hauptsache aber 
muss ich Carter Recht gebeu, dass Protoplasmabriicken , die sich zwischen den Strahlen ausspannten, in ihrer 
Totalitat verkieseln. Die Neigung zur Dornenbilduiig, welche Marshall uberall voraussetzt, fehlt bei manchen 



1) Die LiUratar «u diwer Abtlwiiiuig bi. 1877 id .ehr rulL.tandig euthdleu iu Ziltol. ..Stud.cn obcr fo«>le Spoken". 
I. H<*actmc!!id«. Abh. dor K. B. Acad. d. W. n. CI. XIII. Bd. 1877. 

•i) Ann. and Mag. 1877. 8. 137 (On two b«aetiiiellid Spongw). 

3} Ueber eioigo nouo uud weuig btkatmte pbilippini.che Heaactinollidtn (SJitthrilungcu d«a joolog. Miwuro« an Di*»deL. 
Heft II. 1877). 



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34 



Zwite AkkeUuwg. 



Gatlungeu oder an cinzelnen Stellen der Iudividui-n. dagegen lassen sich alio hicrher gehbrigen Dildungen durch 
gleichzeitige Verkieselung von etwas strengflussigen Protoplasmastriingen und -inembranen erkliiren. Die I.ater- 
nenbildung isl namlich nur ein Fall der unendliehen Menge von Moglichkeilen der Verkieselungen und Kiesel- 
ablagerungen an schon ferligen Sechsslrahlern. Die IVgclinassigkcit des Octaeders liisst sich wold auf die gros- 
sere HomogeneiUit des Proloplasma zuruckfuhren und auf Verdichtungcn in den verkieselnden Strangen, wahrcnd 
die frei bleibendeu Laternenriiumc zur Zeit des Lebens der Spongie mil eiuer mehr diinnflussigen Masse erfiillt 
oder aueh leer sind. Aueh der Fall erscheint a priori als miiglich und wurde von mir bei Diplacodium beob- 
aehtet, dass die Lateruenkiioten in alien Gilterwerken vollstandig durch Kieselmasse ausgefiillt wcrden. Jedoeh 
gelit Sol las') offenbar zu weit, wenn er meint, dass es urspriinglich nur Cillerwerk mit Lalcrnenknulen gegeben 
habe. Wie erortert. 1st der I.aternenknotcn nicht die priniiire Erscheinung, sondern in dcrsclben enthalten. Je 
rcgclmassiger das Gitterwerk einer Hexactmellide mit Octaederknoten uberhaupt ist (Mylinsia, die meislen rossilen 
Gattungen), um so regelmiissiger pflegen die Octaeder zu sein. Diese mathematische Nelligkeit kanu nur bei 
viilligcr Homogeueitat und der damit zusammenfallenden Regelmiissigkeit der Striimungcn zu Stande komnien. 
Dass bei Farrea und A. keine Octaeder sich bilden, hangt siehcr mit der geringeren Consislcnz der flussigen 
TheuV zusammen. Ist dagegen die lloinogeneiuU des Proloplasma, die Regelnmssigkcit der Proloplasma- und 
der Wasserstromungen gestort, so verliert aueh die Verkieselung den Character der geoinetrisdien Exactheil. 
Dann entstehen unregelmi<ssij?e Octaeder neben regclmas.Nigcn, oder es weehseln, wie aueh meiue neucn Formen 
Diplaeodium mixtum und Seleroplegma lanlerna (Taf. Ill, Fig. 16, 17) zeigen, einfache Knoten mil Laternen-Kuo- 
ten ab, oder es trill an Stelle der aclit Octaederkanlcu ein wirres Gefledit und labyrinth von Kiesdslrangeu und 
durchbrochenen Lamellcn. Da der Grad der Dichtigkeit und der molecularen Constitution des Proloplasma bei 
den ludividuen derselben ..Art" jedenfalls nur inuerbalb enger Grenzeu sich bewegt, so wird die l.aterncubildung 
oder Abwesenheit derselben im Allgemeincn ein mehr oder weniger characterisusches Mcrkmal der Arten, viel- 
leicht aueh der Gattuugen sein. Jedenfalls ist es fur sich von sehr unlergeordncter Dcdcutung, wie aus der 
Ifechreibung der einzelneu Arten noeh weiter In rvorgehen wird. Octaeder und die vurwaudten Verkieselungen 
konnen sogar slellenweise in Arten auftreten, wo sie sonst gar nicht vorzukoinmeu scheinen, so bei Aphrocal- 
listes Bocagei (Jul. Ill, Fig. 13). Diesdbe Ifrobachtung solcher gelegenllicher I.aternenbildung ist von Sol I as 
bei Dactylocalyx Stuchburyi *) gemaeht worden. 

Es braucht nach dem Obigen eigentlich nicht besoiiders hervorgehoben zu werden, dass die von Zittel 
eingefiihrte Unterschcidung in dichte oder „undurchbohrte" und in „durchbohrte" Kreuzungsknoteu das richtige 
Verhultniss nicht bezdehnct Die Laterneu sind nicht durehbohrte Kreuzungsknoteu, sondern die gewohnlichen 
Knoten plus den Oclaederkantcn. Die Worte Ziltels (a. a. 0. S. 24): „diese eigenthiimliche Uildung eutsteht da- 
durch. dass die Kieselausscheidung das Syncytiums an den Kreuzungskanten in geringerer Menge stattlindef, 
sind aueh nicht recht entsprechend und passen nur fiir cincn Itesondereu Fall. 

Hexaedrische und polyedrische Giltergeflechte. Die als zusarnmeuhaiigende dilter und Nelzc 
geformlen Scelete sind von einem Habitus, dessen Verschiedenheiten naturlich von den Rcarbeilern in Wort und 
Itild dargestellt werden mussten (wie das namentlich durch Zittel geschah), den wir aber d<*-h nochmals nach 
seinen beiden Hauptformen hcrvorheben. Die ursprungliche einfachere P'orm, von wclcher audi Marshall aus- 
Keht, ist offenbar die des cubischen oder hexaedrischen Gitterwcrkes. Es selzt den reinen typischen 
Sechsstrahler voraus, durch einfache, cotitinuirlich wirkendc mcchanisehe Krafte regelniiissig gereiht, dann ver- 
schmolzen an den Endcn der sich an einander oder neben einander legeiiden Arme. So verlialten sich z. B. 
die als Farrea, Eurele, Aulodiclyon untersehiedenen, aber nach meiner Meiuung nicht trennbaren Formen. An 
sie schliesseu sich solche an, deren Masdienraume mehr oder weniger regelmassige vierscitige Prismen bilden. 
untcimischt mil Wiirfdn; so Diaretula, Syringidium. Diese geriuge Verunderuug des Habitus muss cintretcn, 
wenn die Wasserstromungen . bei gleichstrahligen Seclisslrahlern, in der einen Richtung, z. H. durch die Wan- 

1) On l>»ct}-:ooal)i [.umiccu«. Joarnd of It. micr. Sucivty. IsV.i. S. 131. 

2) a. ». O. 



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dungen des Schwammes hindurch, starker sind als in der andcreu rechtwinklig darauf. In der erstcren werden 
die Sechsstrahler naher an einander gescboben wcrden. Ich habe die Starke der Striimungcn nicbt geinessen; 
die Bedingungcn, urn die es sich hier handelt. sind aber so einfaeh, dass es keine einfachere und natiirlichcre 
Erkliirung giebl Dasselbc Resultal muss herauskommen, wenn bei gleiehen Stromstarken Sechsstrahler mil zwei 
oder vier verlangerten Armen sich zum Gitterwcrk gruppiren. 

Fine fernere leiehte Modification des hexaedrischen Typus entsteht bei reichlichercr Kicselausscheidung, 
indem alsdann die Ecken ausgefiillt und statt der Ouadrale und lleehtecke kreisformigc (nicht ausgcfiillte) Be- 
grenzungsflachcn der Maschen vorhanden sind. Sehr gute Beispiele hierfiir in Zittels Abhamllung fiber die 
fossileri Uexactinelliden Taf. IV. 

Man wird aber selten ein griisseres. d. h. etwa auf einen Quadratinillimeter sieh ausdehnendes Stiiek eines 
hexaedrischen Seeletes durehmustern, ohne auf leieht bcgreiflichc Unregelmiissigkeiten zu stossen. Die dureh 
irgend welche zufallige I'mstande liervorgerufene nicht normalo I.agcmng eines einzigen Secbsstrahlers muss 
auch seine Nachbarn sloren. Es werden dann statt der slrengeren hexaedrischen llaume unregelmiissige Maschen 
gebildet. und einzelne Strahlen treten entweder in gar keine Verbindung mil den ihnen nomial entgegeu kom- 
menden, oder sic treffen diesclhen unter spitzen oder stumpfen Winkelu und veranlassen sie auch zu uuregel- 
massigem Abbiegcn, oder sic treffen in den Knotenpunkt eines benachbarten Sechsstrahlers. 

Huufen sich diese Unregelmassigkoilen , so wird der Gesammteindruck des Seeletes ein anderer, und es 
gelit der hexaedrische in den polyedrischen Habitus uber, welcher der Mehrzalil wenigstens der lebenden Hcxa- 
ctinelliden mil zusammenhangendeni Geriist eigeu ist, selbslverstandlich aber fiir die Verwandschaftsverhaltnisse 
dieser Gattungen nicht den Ausschlag giebt. Zittel hat den wichtigslen Fall vollkonimen rich tig besehrieben 
(a. a. 0. S. 23): ..Heften sich ein oder zwei Strahlen soldier unregelmassig gelagertcr Korjwr zufallig an das ver- 
dickte Kreuzungscentrum eines Sechsstrahlers an, so konnen von einem dcrartigen Centralpunkt mehr als sechs 
Anne ausgchen, eine sop^same Priifung ergiebt jedoch immer, dass die uberziihligen Axcncanale zu einem 
benachbarten Sechsstrahler gchoren und gcwohnlich auch das Ceo tram des Axenkreuzes nicht erreichen." Kur 
das Wort ..zulallig" scheint mir nicht zutreffend. indem es eine gauze Reihe von Gattungen giebt. wo das aus- 
gewachsene Seelet nur solche Knotenpunktc mit mehr als sechs Strahlen zeigt und trotz dieser Unregelnulssig- 
keiten das Gewebe den Eindruck der Regelmiissigkeit und eines eigenthumlichen durchgehenden Habitus macht 
Der Anstoss zur Bildung der Gattungen mit polyedrischen Maschen mag in Zufalligkeiteu gelegen babeu. Bei 
den ausgepragten Formen ist aber der polycdrische Typus so allgcmein und von so gleichem Aussehen, dass 
auch hier gleichlormig wirkende. sich regelmassig wiederholende mechanische Ursachen, die sich bisber allerdings 
nicht haben controlliren lasseri, ausgeuonimen werden mussen. Die Maschenrfiumc sind polyedrisch, mit cin- 
springendeu und nach aussen gerichteten Ecken, die Ecken von einer wcchsclnden Anzahl von Flachen gebil- 
det, die Flachen am hauligsten dreiseitig, wenn es erlaubt i»t, diese Locher von drei Dimensionen Fliichen zu 
nennen. Die aus dicsen dreikantigen Flachen bestchenden Raumc ergeben auf eine Ebene projicirt vorzugsweise 
sechsseitige Figuren. Als Beispiele dieses Typus vergleiche man die Gewebe von Dactylocalyx, Joannella, Mar- 
garitclla u. A. und von fossilen Schwamnieu Astylospongia bei Zittel (Taf. I, Fig. 1). Es legt sich also bei 
diesem Typus nur ein Theil der Stralileu so wie bei dem hexaedrischen Gittergeflecht nur mit den Enden an 
einander, der grossere Theil geht direct nach dem Centrum oder dem Knotenpunkt der umliegeudeii Sechsstrah- 
ler. Das Gewebe Lst also audi viel dichter, der Korper dieser Spongieu massivcr und steiniger. 

Unregelmassige secundiire Netze. Deckschichten. Siebplatten. Die oben belrachleteu 
Netze und (Jitter entstehen durch Vcrkitlung von Sechsstrahlern , deren Stralilen an sicli im Weseutlichen un- 
verandert bleibcn, abgesehen von der oft spater einlretenden Erweitcrung der t'entralcanale durch Resorption 
tier Wandungen. Eine ganz andere NetzbUdung lindet sich bei manehen Gattungen (Dactylocalyx, Scleroplegma, 
Diplacodium u. a), wo zwischen dem groberen Gitterwerke I'eiuere Netze entstehen, welche ausgehen von meist 
sehr zarten Sechsstrahlern, deren StralUen sich verzweigen, mil einander verwachsen und in ein vullig regel- 
lost-s Gewirr von Maschen ubergehen. Sol las (a. a. 0.) hat feine Sechsstrahler nut wicderholter Gabellheilung 

I* 



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3fi 



/veils 



tinzelner Strahlen bei Dacty local yx gesehen, bczcichnct abcr als ..sccundare Netze" die Neubildung zarten Gilter- 
werkes auf dem gewohnlichen Wege dcr Verkitlung zwischen den grobcn Masdien dcs fertigen Gittergewebes. 
Anders die Netze, von denen icli hier rede, und weluhe ich mich nicht erinnerc abgebildet geseben zu haben. 
Beispiele geben die Figuren Taf. V, Fig. 5, 6. An Praeparaten aus frisch conservirten Spongien sieht man die 
feinen Enden dcr biegsamen Kieselfaden in das reine Protoplasma ubergehen. 

Die basalen Platten und Verdickungen der Farrea u. A. beslchen vorzugsweise aus unregelmassigem Ge- 
flccht und Netzen, wclche von den Sechsstrahlern ausgeben, sich aber dann unabhangig von diesen verdichtcn 
und vermchrcn. Damit ist gcwohnlidi eine grundliche Sloruug der im Qbrigen Korper vorhandenen gcgensci- 
tigen Lagerung der zum Gitter verbundcnen Sedisstrahler gegeben, und gebt das fur die Gattungen typische 
Verhallen des Sceletes verloren. So kommcn in dem Basalgellecht von Farrea oft Knoten niit mchr als sechs 
Strahlen vor, d. h. mil Slrahlen aus benachbarten Centrcn, womit also der polyedrische Mascbenhabitus sich 
einslelJl. 

Breilen sich solehc Geflechte ausserlich in dunncrcn Sdiichten aus, so rcdet man von Deckschichten, 
welche in verschiedeuen , von Ziltel (in der Abhamllung fiber die Hexactinellidcn , 1877. S. 26 IF.) genau be- 
schriebenen Modificationen bisher nur von fossilen Spongien hekannt waren. Ich habe jedoch Dcckschich- 
ten streckeu weise sowohl an basalen Plattcn von Farrea, als auch an einer anderen leben- 
den Spongie gefunden, welche eben desshalb und wegen des auch sonst ubereinslimmen- 
den Characters vou der Kreidegattung Cystispongia nicht zu unterscheidcn ist. Das Deck- 
geflecht von Farrea, wo es durcbaus nicht bei alien Slucken sich findct, geht also aus dem Gitlerwerke der 
Sechsstrahler hervor, die hinsichtlich der unregelmiissigeu Maschen und der sprosscndcn und innerhalb der Ma- 
schen vcrschmelzcnden jungen Sceletkorper sich genau wie die ncue Gattung Diaretula verhallen, an anderen 
Stellcn aber, wie gesagt, sogar nach dem polyedri>chen Typus >ich lagem. Es unterscheiden sich diese Basal- 
und Deckgeflechte nicht von den Deckgcflechten von Pleurope lacutio-a, Ithizopoterium cervicorne und verschie- 
denen Arlen von Cocloplychium. Die lebenden Hexactinellidcn weichen uach meiueu bisherigen Erfahrungen 
hinsichtlich der Deekgefledlfe nur darin von den Ibssilcn ab, dass die Deckgeflechte weniger hiiufig vorkomtnen 
und, abgeselien von Cystispongia der Gegenwart, nur einzelne Stellen des Korpers uberziehen. 

Eitie sehr ausgedehute Deckplatte lindet sich an dem leider nur in eincm grosseren Bruchstiicke gefun- 
denen Scleroplegma Herculis. Die Deckplatle von Cystispongia supersles, welche urn das Itohrengeflecht eine con- 
tinuirliche feste Capsel bildet — in dieser Ausdehnutig uuter den lebenden Hcxaclinelliden ein Unicum — ist 
nur eine Weiterentwicklung der partielleu Deck- oder Basulschichten von Farrea und Diaretula. Die Strange 
sind abgeplattet und oft verbreitert, erreidien sich auch oft seitlich und vcrsehuielzen bis auf feinc Poren. Es 
erscheinen aber auch Strecken ohne alle Poren (Taf. Ill, Fig. 10). 

Wenn in der Gegenwart die Deckschiditen bei Weitcm nicht mchr jene grosse llolle spiden wie cinst, 
und (Ueser Umstand als ein Anzeichen dcs Vcrfalls der Ordnung gedeutel werdeu kann, so ist doch mil dem 
obigen Nachwcis der Zusammcnhang dcr lebenden Gattungen untcr einauder und mil den fossilen Formcu aber- 
mals verengert worden. Dean ausscr den drei Arten von Deckschichten , die Zittel 1 ) als leichtere Modilica- 
tiuiien des Gitlerwerkes, als entstanden durch wurzelartige Fortsiitze des Sechsstrahlers oder als grob- und fein- 
locherige Kicsclhiiute beschreibt, lindet sich auch jetzt noch die vierte Form, dass namlich die Oberflache des 
Sdiwammkiirpers ,.von einer zuweilen uussersl zarten Spiunwebe ahnliehen Hullc von Sechsstrabiern ubersjHin- 
nen" fcL Diess ist beim Filzsehwamm, Asconema, der Fall, allerdings mil dem Unterschiede , dass hier die fei- 
nen Sechsstrahler nur durch Protoplasmakitl zur llullscbicht verbunden sind. 

Eine besondere Modification und Anpassung dcs Deckgeflechtes sind auch die allbekannten nichl nur l>ei 
den Hcxactinellideu, sondern auch bei den Tetraclinelliden vorkoninienden Siebplatten. Der einzige Forscher, 
welchem in einem Falle die Analogic, die ihm aber als dnc Homologie erschien, aufficl, ist Zittel, dcr in dcr 



l) a. a. o. a 21. 




Abhandlung iiber Codoptychiutn die Siebplattc der Euplectella mil der Deckschicht der Oberseile von Coeloply- 
chium vcrgleieht. Kr hat, scheint mir, vollkommen lleclit, indein er sagt: „Wenn man die fruher bcsdiriebenen 
diaphragmaahnlichen Boden im Slide der Codoptychien nacli ihrer Lage und selbst nach ihrer grobloctierigen 
BescbafFcnheit bctrachtct, so kann man sich des Gedankens nicht crwchren, dass uns hier die Reste chemaligcr 
Siehplatten des jungen Schwammkorpers vorhegeo; sie entsprcchen in der That in ihrer Structur ganz genau 
dem oeiilralen Thcil der oberfliichlichen Deckschicht an au&gcwachsencn Exemplaren. Man kann sich nun leicht 
den Process vorslellen, wie mil der Ausbreitung der Seitcnwiindc glcichzeitig auch die Siebplatte an Umfang 
•waehsen musste" u. s. w. Hatte Zittel, der allerdings auch die bedeuteuden Uuterschiede der bdden Spon- 
gien hervorhebt, nicht die Aehnlicbkeit der Deck- und der Siebplatte due „fundameutale Homologie" genannt, 
so Wilde ich ihm durchaus beistimmen. Aber die Bildung von Siebplatten in verschiedenen Gattungon ist von 
verwandtschaftlichen Beziehungeii ganz unabhungig. Sie gehoren, gleich den Wurzdschopfen , zu jeuen Orga- 
neu, deren Entstehung durdi locale Anpassung ich schon 1870 in den atlantischen Spongien begriindet habe. 
Die Siebplatten dienon als Schutzorgane sowohl in Eiustromungs- als Ausslromu ngsoff- 
nuiigeii. Ob der eine odor andere Fall vorliegt, lasst sich von vornhcrdn nicht ent>chciden und muss bei 
jeder Art aus den begleitenden Umstsiudeu erschlossen werdeu. Auch ist die Siebplatte nic fur sich allein das 
Versclilussniittel , sondem repraseutirt nur das griibere Netz, zwischon desscn Maschen das viel feinere kernhal- 
tige Protoplasmanetz sich ausspatiut, Daher miissen wir sowohl vom morphologischen als physiolngischen (it- 
sichtspunkt aus nut den zum Scdet gehorigen Siebplatten und Bestandlheilcn dersolbeii auch die lediglidi aus 
wefchcr Substanz bestchenden zusammenstdleii, wie sie z. B. die grosscn AusstromuiigsolTnuugeii der sehr in- 
lere-santen neuen Ancorinidc Tisiphonia fenestrata sehiitzen. In der Regel sind ja die veranderlichen Poren der 
Einstromungsgebiete so eng und gegen Beruhrungen durdi frenide Korperchen so seusibel, dass der Eintritt der- 
selben sehr erschwert oder gehindert isL Sind aber diese Eintrittsofrnungen constant und von einiger Weile, 
so sind dem Orgauismus V'orrichtungen zur Abwehr fremden Eingrifl's vou hochstem Xutzen, und unter diesem 
Gesichlspuukte ist audi die wiederholte Entstehung nach dem Prindp der uaturlichen Auslese sofort Ycrstaudlich. 

Siebplatten an der Miindung von Aussu-omungscanalcn werden in der Regcl nur dann enlstehen. wenn 
audi diescr Theil des Korpere wenigstens bis zum Niveau des Bodens eingesenkt ist oder wenn, wo der Ein- 
tritl von Schlamnitheilrhen audi nicht statt finden kann, die Oeflnung der I.cihcshohle so gross ist, dass auch 
grossero Thieru leicht eintreten konnen, und der Schutz durrh einen Xaddkranz des Handes nicht mehr aus- 
reichL Wir werden im speciellen Theile Gdegenheit habea, diese Aiisiehteu zu belegcn. Die Entstehung der 
Mundlosigkeit hat, wie schou aus iiieiiien ersten, einige Jahre spiiler von llacckel erweitcrlcn Mitllieilungeu 
(1870) hervorgeht, mit diesen Schutzapparaten in deu meisten Fallen nichts zu thun. 

Die morphologiscbe Dedeutung der Besennadeln und Schirmuatleln. Marshall bat in sei- 
nen v Untorsuchungcn iiber Hexactinelliden" den \'ersucli gemacht. fast siimmtliche Naclell'onnen dieser Ablheilnug 
als Variationen des Sechsstrahlers zu deuten, und die EigcnUiumlichkeit der Abiinderung der Gruudform fiir 
die einzelnen Nadelgcstalten anzugeben, nachdem schon Wyville Thomson in der Abhandlung fiber Holtenia 
ohue den niiheren Nachweis gesagt hattc: "In all the known genera all tlie spicules whether of scdelon or of 
the sarcode are modifications of the hoxradiate stellate type." Aber aueh Marshall hat eine wirklichc Reduction 
der am nieisten abweichendeu Kadoln auf den Sechsstrahler nicht durchgefiihrt. Seine Deutung der Besennadeln 
mil keulenformigen Zinken ist verfehlt; an die Erkliirung der eigentlichen Besennadeln und der Schirmnaddn 
hat er sich gar nidit gemaehL 

Was man bis jetzt mit dem zuerst von mir gebrauchlen Ausdruck ..Itesennadeln" nennt, begreift zwei For- 
men. die eine mil Iwrstenartigen oder mcsserklingeuformigen Zinken (z. B. Spongien d. atl. Gebietes Taf. I. 18 
und Carter On the Hexactinellidae XV. 3), die andere nut keulenformigen Zinken (/.. B. Marshall a. a. 0. XXV. 8, 
Carter a. a. 0. XV, 1. 2), Man hat sie bisher als cinaxige Nadeln betrachtet, als reducirte Seclisstralder, bd 
denen rier Str.ihlen und das Axenkreoz voUstindig versdiwunden und an dem einen Ende der ubrig gcblie- 



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88 



Zweite AUheilumj. 



benen Stabnudel jcne Anhangc enlslandcn seien. Der Beweis fur diese Annahme wurde nicht ^eriihrt , kann 
auch nicht gelielert werden, da die Sache sich ganz anders verhidt. 

Zunaehst will ich eonstatiren, dass die bciden Formen zwei ganz von einander verschiedcne Bildungcn 
sind. Die Beseunadel mil borstcnartigcn Zinken hat ihren n&chsten Verwandlen in der Tan- 
tt en ha uniform des Sechsstrahlers, ist ein rcducirter Sechsstrahler mit Tannenhaumstrahl. 
Die Be8ennadel mit keulenformigen Zinken ist dagcgcn j n ihrer cinfaehsten und normal- 
sten Varietiit ein vollstiiudiger Sechsstrahler. W'ir lieginnen mit der leUteren, welche u. a. in der 
ncuen Gattung Volvulina sehr instructiv vorkoinml Die einfachste Form der Keulen - Beseunadel (Taf. V, 
Fig. 7 A) besteht aus einem Stiel und fiinf Zinken. Von letzleren hildet der un|warige (2) die Verlsuigeruiig 
des Slides (1), lieide zusammen sind die zu einer Axe gehorigen Strahlen. Der eine ist verkurzt und gleidi 
den vier ubrigcn in der Gestalt modineiit Von diesen vieren gehoreu je zwei und zwei, welche sich gegeniiber 
stehen, zusammen (3, 4 und 5, 6); sie sind eben die vier anderen, nach der Stielaxe zu gebogeneu Theile des 
Sechsstrahlers. Das Axenkreuz ist, wie in alien diesen Nadeln. erst mit starkeren Systemen zu sehen, aber voll- 
kommeii deiillieh. Auch Marshall hat es gesehen, Iheilt diese Heobachtung jedoch mit Vorbehalt mit und 
fiigt hinzu, dass es nahc liege, die Theilung des Axencanals in die Keulen (nach meiner — irrigen — Abbil- 
dung 1870) mit der pinselartigcn Auflosiing derselben in dem Ankerkopfe der Ankernadeln von Euplectclla zu 
vergleichen. Fs befindet sich immcr in der von der Basis der Zinken gebildcten Anschwelliing und ist nie bis 
in die Zinken hiuein zu verfolgen. Hauliger als diese sehr seltene Form ist die zweite Varietal (B). Strahl 2 
ist zu einem Mocker verkiirzt, welcher nichl iiber die von den ISasen der vier ausgebildeten Ziukeustrahlen uni- 
gebcncn Grube herausragt. In C ist Strahl 2 niehl mehr angedeutel. Die bei Volvulina sehr haufige, vielleicht 
hauligste Varietal ist diejenige mil mehr als funf Zinken. hfa habe sechs, sieben, acht geziihlt; und mit dieser 
Ueberschreitung der Normalzahl ist eine vollige Emancipation der Strahlen oder Zinken von deni Axenkreuz ein- 
getreten. Diese spridit sicli auch in der unregelniassigen Form des Stielkoples, d. h. der das Avenkreuz ent- 
haltenden Anschwcllung aus und wird nuch grosser, wenu einzelne Keulenzinken mit ihrer Basis iiljer oder un- 
ter den Kranz der ubrigcn heraustrelen. Das Vorhandensein des feinen rudimenUiren Axenkreuzes bei diesen 
Exemplaren, wcnigstens bei vielen, giebt auch Iner fiber die wahre ISatur dieser Sceleltheile Aufschluss. 

Liingst bckannt sind die Kculennadeln von Aphrocallistes, am besten beschrieben. obschon scheiuatisch 
abgebildel. von Carter, der auch der richtigen Deulung sehr nahe war, uamentlich wo er den zweiten, dem 
Stiel eorrespoinlirendeii Strahl bespricht: "sometimes the little tubercle in the centre of the four rays, which is 
the end of the shaft, is prolonged into a fiflh ray." In den ..Spongieu des atlantischen Gehietcs" babe ich an- 
gegeben, dass die betreffenden Kieselkorper drei gektipfte Zinken batten. Ich habe mich nun allerdings iiber- 
zeugt an dem. die Lanuginella tragenden Originale, dass die nieLsten Keulennadcln mit 4 Keulen versehen sind, 
andere dagegen, wie in den damaligen Praparaten, gefunden, wo die drei Keulen so genau symmetrisch ver- 
theilt zu scin scheinen, wie die drei Endzacken der Strahlen der so unendlich haufig vorkommenden Sorte von 
Bosctten. (icrade untcr diesen Bosetten von Farrea linden sich oft vierzinkige, die Ziuken eben so gestellt und 
gestaltet, wie bei den vierzinkigen Keulennadcln. Ueide Itosetten sind also unzweifelbaft zusammengehorigc Va- 
rielalen. Aber in dem dislalen Ende der bezinklen Koseltenslrahlen sucht man vergeblich nach einem Axen- 
kreuz, und hochst wahrscheinlich nicht bloss wegen der extremen Feinheit dieser Bildungen, sondern weil allem 
Anschein nach eine wirkliche Sprossuug des Sechsstrahlers an den Enden der Strahlen, wie ich sie friiher au- 
genommeii hatte, nicht statt findet. Solllc es wirklich dreizinkige Keulennadcln geben. so ware das eine Asym- 
metrie des Sechsstrahlers, die sonst ohne Beispicl dasleht, aber a priori auch zugegeben werden muss, so wie 
in den mehrzinkigen Keulennadeln die Normalzahl factisch uberschritten isL Jedenfalls habe ich wolil dargelcgt. 
dass die Keulennadeln nicht, wie Marshall will, einaxige Nadeln sind, aus deren Centrum die zwei anderen 
Axen des Sechsstrahlers sich verlorcn batten und an deren einem Ende die Zinken gewachsen seien. 

Eine andre morphologische Bedeutung hat die Beseunadel mit Borstcn-Zinkcn. welche nament- 
lich aus der Farrea -Reihe bekannt ist Sie ist eine Modification des Tannenbaumchens, oder eine V'arieUit des 



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Sechh&trahlers, wie sie sicli ahnlich im Tanncnbaumdien oder audi in der zucrel von Carter beschriebcnen Na- 
del in dem jugendlichen Aphrocallistcs ahnlich wiederholt. Bei der letzteren Gattung entsteht das spatere Git- 
terwerk aus voll ausgebildeten Sechsstrahleru mit einem meisl verliingerten und einem, deni ersten corres|>on- 
direndcn vcrkiirzten, oft mit Fieder-Staehdn versehenen Strahl. In der Besennadel ist der Fiederstrahl, namlieh 
der eharacterislische Strahl des Tanneubaumes entweder bis auf ein kaum wahrnehmbares oder von einem Sta- 
chel nicbt untersdieidbares Itudiment verkiirzt, oder in seltencn Fallen so weit erhalten, dass er sich durch den 
Axeucanal als eine Fortsetzung des Bescnslieles, als Strahl 2 zu erkennen giebt, am deutliehsten bci Bcsen, dc- 
rcn Zinken zum Thcil abgebrochen sind (Taf. V, Fig. 8). Die beidcn Strahlen, welche auf dem Sticl senkrecht 
sleheii s illten und beim Taiwenbaum verkiirzt die Basis des geliederlen Sclialtes bilden, sind geschwunden, oder 
audi. wie ich vormuthe, in manehen Nadeln in einem oder zwei seitlich hervortrctenden kegdfonnigen Vor- 
spniugen erhalten. Das Axenkreuz habe ich mehrere Male deutlidi etwas unterhalb dcrjenigen Stelle des Schaf- 
tes geseheu, wo die Zinken begiunen. 

Die sogeuaunten Scbirmnadeln (umbrella-like spino-capitate shaft) bewegen sidi in ihren, zusammen 
bei Aulodictyoti Woodwardi Kent = Farrrea facunda Sdt. voikommenden Varietaten zwischen zwei extremen 
Formen, wovon die dne am Schaftcnde vier stark gekrumnilc, vollslandig von einander getreunle Zahnc oder 
Sladieln tragt (Taf. V, Fig. 9), die anderc eine Sdieibc mit zwanzig und mitunter uoch mchr Bandzahuchcn. 
Auflallendcr Weisc erwiihnt Marshall in seiner Aufzahlung der Modilieationeri des Sedisstra biers (Utter Nadehi 
gar nicht, denn diejenigen, welche er (a. a. 0. S. 159) la seine Categoric 5. b. jj aumimmt, sind nur die Anker 
mi Sdiupf von Euplectclla, Semperella uud lloltenia, welche er mit Carter als modilieirte Secbsstrahler an/.u- 
sebeu scheint Audi der Lelztere, wddier das Axenkreuz der Scbopfnadeln kennt. hat dasselbe in grosszah- 
nigen Scbirmnad<;ln nicbt bemerkt Bier Lst es allerdings sehr sebwer und sclten zu sehen, aber in der einfach- 
sten 4zi»hnigen Varietal dodi so gcwLss, tlass diese sich uhrie Wcitercs als zum Banne des Scchsstrahlers ge- 
hiirig darsb'llt Wie bei den Keulen-Nadeln verwischt sidi das Axenkreuz audi hier, so wie die Zahl der Zuhne 
steiart und dercn Basen zu einem Kolben, dann zu einer Sdieibc verwachsen. Gehl die Zahl der Zahne iiber 
seehs bis adit, s-j erscbeinen sie nur als kiirzerc Bandlhdle der Seheibe, in wddier auch jede Spur des Axen- 
kranzes vermisst wird. 

Es bleibt nodi ein Punkt binsichllich der Schirtunadeln tibrig. der nodi weiterer Beobaditungen bedarf: 
ihr Verhaltniss zu den Strahlen derjenigen sehr verbreiteten Sorten der Bosetten, welche ebenfalls mil Sdiirmen 
und llaken versehen sind. Die Bosetten sind I'rde Sechsstrahler mit gegabelten oder in einen Wirtd auseinan- 
der gebenden Strahlen. Jeder Strahl tragt entweder nur eine einfacbe zweizinkige Uabel oder drei, vier, liinl, 
endlicb vide Zinken. Nach meiiter Ansicht ist der funfzinkige Strahl mit einem mittlereu und 4 (Juirlziuken als 
Wiederholung des Sedisstrahlers oder als secundarer Sechsstrahler aur tier centralen Axengestall die I'rform 
der Bosctte, und ich kanu audi den Sdiirm oder Hakenaufsatz auf den Strahlenendeu nicht anders erklarcn, als 
damit, dass er urspriinglich eine abennalige Knospung der Grundgeslalt gewesen, dass also jeder eiuzelne 
secondare Strahl der Itosette mit seinein Schirm homolog ist einer freicn Schirmnadcl. 
Hierzu fehlt aber die Beobachtung des Axeiikreuzes in den Hosetknsdiirmchen, welches mir bis jetzt nodi nicht 
gelungen ist zu constatiren. 

Die in sehr vielen l.yssakinen massenhaft vorkomnienden Doppelwirlelnadcln (Birotulate, Doppel- 
(jiiirle) sind zwar sehon von Schultze und Carter dem Typus des Scchsstrahlers zugetlieilt, allein mir ist cs 
uoch nie gelungen. das Axenkreuz im Schaft audi der colossalsten Varietaten von 0,3 Millimeter Lange zu ent- 
deeken, obgleidi ich, wie aus diesen Untersuchungen hervorgeht, diesen Verhaltnissen eine licsondere Aufmerk- 
sainkcit gewidmet babe. Der Ceulralcaiial des Sdiaftes ist vollkommen klar, aber. wie gesagt, wo in der Milte 
des Schaftes sich oft ein Kranz von vier oder mehr Dornen voriindet. war nicbt die geiingstc Andeutung 
eines Axenkranzes zu sehen. Ich will aus diesem fur mieh negativen Besultat nodi nicht mit voller Sicheiheit 
schliessen, dass jene lienbaditer sich getauscbt baben miisscu, aber wahrscheinlidi ist es mir, dass die Doppel- 
qiiirle in den niichsten Paragraphed gehdren. 



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40 



Zieeile Abthtnluntj. 



Scelettheile, welche nicht innerhalb des sechsstrahligen Typus liegen. Dass man ver- 
sucht ist und ein Becht dazu hat, die einaxigen Nadeln der Hexactinclliden als Abkommlinge von Seehsstrahlern 
anzusebcn, ist allgemein angenommen. Aber, wie zweifellos fcstgestellt ist dass die Litbiatiden einaxige Nadeln 
erzeugcn, welche mil den specifischen Sceletkiirpern gar nichts zu tliun haben, so wird man auch bei den 
Hexactinclliden den Fall der generatio aequivoea der Einaxer nicht a priori ausschliessen konnen. Beruht doch 
auf solchen minimalen Neubildungen und heterogenen Zeugungen der Zusammenhang der Ordnungen, wie wir 
aur unserem Gebiete fruher fur die Uthisuden und Tetraclinellidcn fcstgestellt haben. 

Bei alien glatten Nadeln der Hexactinelliden, welche die Form ciner langi-n Spindel haben, auch solchen. 
wo keine Spur eines Axeokreuzcs zu linden, ist die Wshrscheinlichkeit der Abstammung vom Sechsstrahler sehr 
gross. Wir werden weiler untcn bei Cryptostauridium einen Beleg hicrzu linden. Nicht so bei der ebenfalls 
sehr verbreitclen spiudelformigen Nadel, welche mil Doruen besctzt ist, die von einem Ende zum an- 
dern in eincr Hichtung zur Axe abstehen (Carter, Ann. a. Mag. vol. XII, 1875, Taf. XV, Fig. 8). Eben wegen 
dieser sich gleich bleibenden Hichtung der Stacbeln ist es unstatthaft, das ideelle Kreuz in das Centrum der 
Stachelnadel zu verlegen. Sollte diess geschehen, wollte man also annehmeu, dass unsre Nadel zwei zu einan- 
der gehorigen Strahlen des Secbsslrahlers entspriiche, so wurde folgen, dass die eine Halite ihre zahu- oder bur- 
stenfurmigen Fortsfttze nach dem Centrum bin, die andrc von dem Centrum ab richte, was mit dem Wesen des 
Sechsstrahlers Irotz seiner beispielloseu Biegsamkeit unvercinbar crscheint Higgin hat (Ann. a. Mag. vol. XU, 
1875) von Labaria spindelformige Nadelu mit minimalcm Axcnkreuz und mit Dornen besctzt al>gebildet welche 
der Voraussetzung cntsprechen (Taf. XXII, Fig. 8, 9), und in deren Gescllschaft sich auch uiiserc Sorte bedornter 
Nadcln befmdet ohnc Spur eines centralen Kreuzes. Aber auch keines der Iwiden Enden diesor Nadel hat das 
geringste Zeicheu an sich, dass es einst dem centralen Theile eines Sechsstrahlers entsprochen hiitta Noch 
mehr; eine Varietiit der ncucn Volvulina ist u. a. characterise durcb solche Nadeln mit einseitig gcrichteten 
Dornen, in deren Mitlc sich eine Anschwellung lindet (Taf. VI, Fig. 6). Entsprache dieselbe dem Centrum des 
Seclisstrahlers, so wiirde sie, wie boi den bekannten reducirten Fonnen, ohne Zweifel mit dem Axenkreuz ver- 
sehen sein. Allein das ist nicht der Fall. Die Anschwellung zeigt viclcrlei Unrcgelmassigkeiten , hat auf die 
Kichtung und Stellung der Dornen keincn Rinfluss und liisst die Axe wie an jeder andercn Stelle der Nadel 
durch sich hiridurchgehen. Sie ist eben eine mittlcrc Vcrdickung, wie sie bei manchcrlei Spindclnadeln vorkommt. 

Wir begegnen auch einigen spangenformigen und bogigen Kieselkorpern z. B. bei F.uplectella 
Jovis Taf. VI, Fig. 7 und Bhabdopectella tintinnus, Taf. VI, Fig. 10, welche durchaus an die S|>angen der Des- 
macidinen und Achnliches erinneni und, wie jene, hikhst wahrscheirdich oberflaehliebe Verkieselungen von Zcl- 
len sind von andrer moletularer Structur, als diejenigeu, welche die Sechsstrahler erzeugen. 

Eine nil sehr willkommeue Erfahrung war schliesslich das Auffindcn viclstrahliger Kieselgebilde. 
In der Einleitung zu den ..Spongicn des atlantischen (iebietes" 1870 S. 5 hattc ich gesagt, dass die sternfbr- 
inigen vielslrahligen Korper als indifferent anzuscben, und ihr Auftreten in verschicdenen systematischen Gruppen 
zu erwarten sei. Die Bestiitigung dioscr Vcrmuthung ist urn so weniger auffalleud, als ja auch die sogenannlen 
„typischeu" Nadell'ormen, auf deren Bedeulung damals zuerst hiDgewiesen wurde, keitieswegs absolut abgegninzt 
sind , die Sechsstrahler bis jetzt ausgenommen. So ist uns denn schon bei den Litbistiden (Diseodermia am- 
phiastcr) ein Stern begegnet, und hier babe ich zwei Funde vorzubringen , welche die Isolirung der Hexactinel- 
liden etwas abschwachen, Der erste ist ein Unicum, ein Nadelbruchstiick mitten aus dem Geflecht von Cysli- 
spongia supcrstes herausgeholt (Taf. VI, Fig. 2), woran sich eine von ciner Geodicnkugel kaum unterscheidbare 
Afterbildung zeigt, ein oflenbar pathologisches Product Es fehlt daran allerdings die merkwurdige und eben 
von Soli as aufgeklarte Einsenkung; aber die sunstige Uebereinstimmung ergiebt sich von selbst Hier wie dort 
hat jeder Kugellheil seine Axe, einen Radius und ist mil einer Kuppe oder mehreren Warzchen besetzt Wenn 
hierbei auch der „Zufall" gespiclt hat, so beweist er doch gerade geuug, namlich, wessen man sich audi bei 
den Hexactinelliden zu versehen hat. 

Viel entschiedener ist der zweite Fall: die priichtige neue Bhabdopectella tintinnus besitzt unter ihren 



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ft] 



Kiesellormen auch sehr reichliche Sterne, welchc mil denen der Tethycn vollkommen ubereinstimmen. Ihis Na- 
here wird hei der Spedalbesehreibung zu erortern sein. 

Systcmatische Eintheilung der Hexactiuelliden. Wer fiber die verschiedenen syslemalischen 
Yersuche der letztcn Jahrc sich unterrichlen wdl, findet diesclben von Ziltel dargestellL Eben dicscr vortreff- 
liche Palaontolog thdlte uaeh Marshall's und seinen eigncn, fiber alle fossilen Gruppen sich erstreckenden 
Untersuchungen die Orduung Hexactinellidac in die beiden Unterordnungen Dictyonina (Gitterwerk, aus 
verschmolzenen Sechsstrahlern bestchend) und Lyssakina (ohne jenes Gitterwerk) ein. Fast siimmtliche fos- 
sile Gattungen gehoren in die erste Abthdlung und bind von Zittel nach den Unterschieden , welche sie nach 
der Korperform, der Gestalt der Canale und Wasserwege und der Beschaflenbeit des festen Gitlergeriistes zei- 
gen, in Familien eingeordnet Fur die zweite I'nterordnung ist Marshall's Eintheilung nach der Einfachheit 
oder Mariuigfaltigkeit der Kieselnadeln in die Familieu der Moiiakidae, Heionakidae und Pollakidae beibelialten. 

Vom Staudpunkte des Palikontologen wird man diese Eintheilung wohl gutheissen mfissen, wenn man 
nieht auf jedes Sichten des fossilen Materials verzichten will. 1st es doeh das erste Mai, dass die Gesamn illicit 
nach der microscopischen Bcschaffenheit der Scdettheile, welche wesenUich den Ausschlag giebt, gruppirl wor- 
tlen. Ich will auch zugeben, dass die LysSiikinen nach Marshall's Ansicht vorzugswdse der Neuzcit ange- 
lioren mogen, und in der Mannigfaltigkeit der Nadelgebihle cine Evolution sich aussprichl. Aber vor AhVm 
muss ich hervwhebcu , dass die angegebenen Charactere der Unterordnungen durchaus hinfallig sind, wenn sie 
mehr bedeuten sollen als kiinBtliche Kennzeichen, namlich Verwandtsdiafls- Verhaltnisse. Die \ orstellun^. die 
mau mit jener Eintheilung in Dictyonina und Lyssakina zu verbindeu geneigt sein wird, dass die einen fur sich 
und di<- anderen fur sich aus einer oder einigen gemeinschaftlichen Stammformeu ausgegangeu seieu, mithiu 
simmtliche Dictyonina, und nanienllich die reeenlereu. euger untcr einander als mil den Lyssakinen verbunden 
seieu, ist sicher nicht zutretrend. Vielmehr erscheint die \ erwandtschatt zwisdieu diesen beiden Abtheduugen 
als eine viel engere; die verwandtschalltliclien Bande haben sich wahrseheinlich wiederholt gekniipft, es sind 
Faden heriiber und hinuber gesponnen wurden. und in einer der ueuen Gattungen, Bertwigia, ist dieses D li- 
tre unbare Verhaltniss dadurch in dor iilierzeugendsten Weise zum Ausdruuk gebracht, dass diese Spongie an 
der astigen Basis eine rcine ausgepragte Dictyunine, trailer oben, wo sic unregelniassige Bohren und Plattcn 
bildet, eine Uehergangsform und noch weiter obeu und nach ausscn eine der sch.uisten Lyssakinen ist. Aehnlich 
verhalten sich Bhabdodictyon und Bhabdostauridiuii). 

Jedenfalls sind einiual L\ssakiuen alleiu die Iteprasentauteu der I lexaclinclliden gewesen. Als Lyssakiue 
muss auch heute jede Dictyonine ihre Entwicklung beginnen. wenn auch vielleicht nur auf kiirzestc Frist- Und 
so wird zu jeder Period* Gelogenhdt gewesen sein. dass Dictyoninen sieh wiedcr zu Lyssakinen aufgclost ha- 
ben. Detin auch das starrste und sprndeste Dictyoninenscelet ist nur gradweise von dem losesten Lyssakiucn- 
Gefiige versehieden. Uebcr diesen Punkt sind ja meine Mitarbeiter sich audi ganz klar, Zittel glaubt aber 
darfiber hiuwegsehen zu kiinnen und halt desshalb alle Gattungen mit zusammenhangendem Scelet. d. i. mit 
flOger und homogener vcrkittelen Sechsstrahlern fiir mehr verwandt mit einander als mil ingend einer der Lys- 
sakiuen. Ich halte das nicht fiir unmi'iglich, aber nichl fiir wahrseheinlich. ludessen werdeu wir vorliiulig diese 
beiden Grup|>cii beibehalten. Die Diclyonineii der Gegenwart in Familieu zu bringen, respective bei den fossden 
Gruppen unterzubriugen, ist mir nicht gelungen, wubci ich allerdings nieiner unzulanglichen Bekanntschaft mit 
den fossilen einen Theil der Schuld zuscliiebe. Ich mochte aber dennoch bchaupten, dass die Kenntniss der 
Gitterfreflcchte der fossilen Spongicn nicht, wie Zittel will, fiir ihre nattirlithe Gruppirung in Gattuugeu und Fa- 
milieu ausreicht, und dass wir hicrzu der fciuen Fleischnadeln, Bosetlen etc nicht entbehren konneu. Diese sind 
hei alien Dictyoninen allerdings nicht von dersdben Manniglalligkeit und systematisdien Widitigkeit, als bei den 
Lyssakinen, verbinden aber Gattungen. die sonst weit auseinauder zu sldien scheinen. So findet sich die 
Schirmehen-Bosctte bd den meisten der jetzigen Dictyoninen, bei Farrea, Syringidium, Bhabdodictyon, Myliusia, 
Scleroplegma, Joannella. Margaritella , Volvulina Dactylocalyx , Apbrocallistcs ; sie fehlt bd Diaretula, Cyathella, 
Paehaulidium. Ist sie bd den letzteren verloren gogangen als ursprunglich gemeinsames Eigeuthum? Ist sie 




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uberhanpt einheitliches Erbstiick und dosshalb characteristisches Merkmal der Zusammengehorigkeit trotz tier 
grossen Abweichungen der Geflechle? Oder ist sie cine sicli spontan wiederholende Entwicklung des Seehs- 
strahlers? Ich weiss es nicht, und so ist inir das kleine Wcsen schr im Wage Audi bei ejn^cn Lyssakinen, 
den an Euplectdla sicb anschliessenden Hertwigia und Rhabdopectella komnil sie nebst der ganz nalie ver- 
wandten Varict&t mit hakigeu Zinkenkopfen vor. Will man aus diesem gemdnsehaftlichen Eigenthum auf ge- 
meinschaflliche Erbschaft schliessen, so wird man detiselben Schluss auf die vielverbreitete Borsten rosette l ) aus- 
dehnen konnen, welchc rdchlich vorhanden ist bei Farrea. Margaritella , Syringidium (Dictyoniueti) . Eupleclella, 
Hertwigia, llhabdopectclla , Habrodictyon (Lyssakinen). Eine Bestiitiguug in soldier Schlussfolgerung wird man 
darin linden, dass die summtliehen Euplectelliden (Euplectdla, Regadrdla, Hertwigia, Rhabdopectella) die eigen- 
thuraliche llakenroselte (floricomo Bownk) besitzen, liir sie ohne Zweifel eine ererbte Form; hingegen wird man 
an eine doppelte Entstehung der Sichelrosette denken mussen, die bisher nur bei Hertwigia und der weit davon 
entfernten llossella gesehen wurde, obschon dicse Bildung so ajiart ist (Taf. VI, Fig. 8). 

Ein auflalliges und unverstandliehes Vorkoinmniss ist ferncr das der Doppelquirle (multibamate birotulate 
spiculum) bei Rhabdo|iectella als einziger Euplectellide und bei den Qbrigen Lyssakinen, und eben so unvcr- 
slandlich ist die Vertlieilung der dem Sechsstrahlertypus fremden einaxigen Uornennadel (Ilornen nach dner 
Richtung) fiber die mit Doppelquirlen verseheneri Lyssakinen und eiuige Bictyoniuen, namlidi Farrea, Aphrocal- 
listes. Volvulina. 

Man sieht, j« mchr man in das Detail der Gattungen eiiigeht, urn so melir widersprechen und verwirren 
sich die Fingerzeige fiir die VcrwnndtschafLsbcziehiingen. Von einer sauberen Eintheilung der mindestens zwei 
Rutzend Gattungsrormcn des diesmaligon Gehietes in Familien, und der Eintheilung der Hexactinelliden uber- 
haupt in Familien kann daher noch gar koine Rede scin. Fiir die Zwecke der Geologic und der palaoutologi- 
scben Uebersicht genflgen wohl die Abtheilungen, wddie Zitlel so meisterhaft zusammenzustellen gewusst hat; 
aher die wall re Systematik dieser im Detail so uberaus lehrreiehen Klasse wird uus wohl fiir immer verborgen 
bleibcn. Diess gilt jedoeh nur fiir die achteu Dictyoninen , welche die Auslaul'er unvollstiindig bekannter oder 
unbekanntcr fnssiler Spongien sind. Anders die Lyssakinen der Gegenwart. Diese sind im Gegentheil gross- 
tentheils so eng mit cinander verwamit. stimmen wenigstens in ihrem microscopischen Baumaterial so iiberein, 
dass die Gattungsgrcnzen sich ganz willkiirlich verriicken lassen. Gute naturlichc Familien scheinen die Euple- 
ctelliden und die Hyalonematidcn Marsballs zu sein. Nicht gelungen halte ich die Abtrennung der Holteuiaden. 
sowie die Versetzung von Lanuginella und Asconema unter die Pldonakiden. Koch davon bei den Gattungen. 



I) Auch „Sech«»trahleT mit anfgelotten Htrnhlen" gi'nannt 



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2. Specielle Beaohreibnng der beobachteten Artan. 

Farrea. 

Karrea, Aulodictyon. Eurete Antt 
TV. VII, Fig. I. A, H, C. 

Den Kern der lebenden Eureb'den 1 ) bilden Spongien in Gestalt verasteiter und mit einander communi- 
circnder Rohren. mit Wandungen aus einer oder einigeii Lagen verschmolzener Sechsstrahler mit „undurchbohr- 
icn u Kreuzungsknoten. Ziltel fuhrt als Gattungeu Farrea Bow., Eurete Marshall und Aulodictyon Kent auf. 
Schon friiher hatte Carter mit philologischer Acribie nachgewiesen, dass meinc Farrea facunda*) (1870) hochst 
wahrscheinlich nichts als noch mit den freien Kicsclkorpern versehcne Cxcmplare von Farrea occa Bow. seien. 
Er hatte dabei den Fehlcr aufgedeckl, den auch Kent mit Bowerhank begangen, dass namlich die freien Na- 
deln, welche Bowerbank fur eharacteristisch fur F. occa hielt, gar nicht dazu gehoren. Marshall und Zit- 
tel haben diese vollkommeii berechtigte Kritik nicht beachtet und die Gattung Farrea in Bowerbank's Sinne 
wieder hervorgezogen , so dass dann allerdings eine Berechtigung der Aufstellung einer Gattung Aulodictyon 
mit A. facundum Sdt = Aulodictyon Woodwardi Kent gegeben scheinl 

Daruber, dass Aulodictyon nebeu Farrea nicht als Gattung Platz hat, besteht fiir mich kcin Zweifel, uud 
es fragt sich nur noch, oh es ausserdem noch cine Gattung Eurete Semper -Mars ha II gieht, namlich eine Farrea 
ohne jede freie Nadelfurm, neben der iich ten pleionakiden Farrea die monakide Eurete. Marshall behauptet 
in seiner neuesten Arbeit 3 ) diese Eurete. uud ich gebe gem die Mdglichkeit zu, dass innerhalb der Gattung 
Farrea nicht nur der Verlusl einzeluer. sonderu consequenter Weise auch aller freier Nadeln eintreten kann, und 
dass, wenn dieser Verlust uk-r das Bereich der accideutelleu Eigenthumlichkeit hinaus sich verallgemeinert hat, 
man damit eine neue Gattung characterisiren kann. Vor der Hand ist der Beweis nicht gefuhrt; ich habe einige 
ausgewaschene Stucke von unzweilclhaftcr Farrea facunda nach Fundort und Habitus, in deneu ich vergeblich 
nach irgend welclien Spuren freier Nadeln gesuchl habe. Und so ist die Eurete nicht eher sicher, als sie sich 
nicht in Kxemplaren mit Weiehtheilen bewahrt hat 

Unter dem schr reicblichen westindisdj-mcxicanischen Farrea - Material befindet sich also jedenfalls eine 
solche Eurete nicht. Carter hat aber den Gattungsnameu adoptirt fur eine andre Diagnose, indent er behaup- 
tet, die Eurete miisse solche freie Ktirper besitzen und dieselben t5eiei) nur in M.'s Exeniplaren ausgewascheu. 
Das Verfahren ist oflenbar nach der gebrauchlichen Gepdogenheit der Systematiker nicht correct, und wenn es 
sich so verhielte, wie ich im vorliegendcn Fallc auch glaube, so folgt erst recht. dass man sich sehr zu besin- 
nen hatte, ehe man ein ncues Genus creirl; wie denn auch Carter, indem er seine Farrea infundibulifomiis mit 
seiner Eurete farreopsis vcrgleicht, sagt: "in many respects one can only be considered a variety of the other.'" 

Mein Material enthalt erstlicb die Form der scheinbar unregelmiissig verfloehtenen und mit einander com- 
municirenden Rohren, wekhe in alletn Detail mil Farrea facunda stimmt. Ich habe mich an meinen Original- 
praparaten von 1870 uberzeugt, dass ich die dem einfacheu Sechsstrahler noch sehr nahe stehende Rosette, wo 



I* Zitta), Studien 1*77, S. 35. 

3) So and nicht focuuda hei»»t dine Spetin. womil ich •uadtttckvn wolllu, da» tit mir bered»»m vi«l rom Detail mltgi- 
theilt hatte. 

») Mitthuitungeii a. d. Zc-oiog. Sla»ium in Dr«»dcn, 11, 1*77, Ucbcr ucue pbilippiumho Spongien. 



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Zvtitc Abthrilung. 



jeder Strabl sidi iu 3, seltener in 2 oiler 4 Peine borstcnformige Zinken auflost, ubersehcn. Audi zweiflc ich 
nicht, dass das in Cambridge Mass. bclindliche Exemplar neben der Sehirnmadel mil vidziihnigem Schirmchcn 
oder Knopf audi diejenige nut 4 Haken (Taf. V. Fig. 9) besitzt, welche bciden Korper nach alien meinen seit- 
herigen Erfahrungen untrennbar zusammen vorkommen, so also audi bci alien denjenigen Stueken. welche sonst 
vollkommen mit dem Original von Farrea facunda von 1870 slimmen. 

Bei den meisten Exeiuplaren habe ich die Ueseuiiadel nicht gefiinden; ich glaube nicht, dass diese lndi- 
viduen cine besondere stamlige Varictiit oder gar Species darstellen. Waren sie als solche zu behandeln, so 
wiirde sich cine andre aus solchen Sliicken zusammeusetzen , wo ausser den Besen audi keine Sehiruie gefun- 
den sind. Indesseu wild der Mangel an Besennadeln bei noch andereu Exemplareti dadurch ausgeglicben. dass 
Sechsstrahler mit Tannenbaum-Strahl vorhanden sind. Denn ich habe oben nadigewiesen , dass die eigentliche 
Hesennadel mit Staehel- oder Borsten -Zinken nur eine Modification jenes Srehsstrahkw ist. 

Bic Untersuchung vou elwa fuufzig mehr oder minder vollstitudigen Exemplareu von Farrea hat also das 
Resultat gdiefert, dass im Bereich des mexicanischen und caraihischen Meeres nur eine Species oder Reihe exi- 
stirt, welche in der Farrea facunda genannten Varietiit die reichste Entwickelung WW Kieselknrpern erreicht hat. 
Nur eine Form geht (lurch den Besitz der Kolbenbesen (vgl. oben S. 8.'l) dariiber hinaus, bei gleichzeitigem Ver- 
lust der Schirm- und Hakennadeln, namlich Eurete Farreopsis Carter. Diese Kolbenbesen gleidien genau denen 
vou Aphrocallisles und beweisen, wenn sie nicht wiederholt in den verschiedenen Gattnngcn enlstanden sind, 
was bei ihrer sehr eigenthfimlichen Form uriwahrscheinlich, cine dirccte, aber bis jetzt noch unklare Verwandt- 
schaft dieser (ienera. Nach meiner Arl, die Binge im Zu&immeiihange zu sehen, kann man hochstens eine Spe- 
cies mit dem, nunmelir frcilich sehr unpasseiulcn Narnen Farrea farreopsis (— Aiilodictyon intermedium Ml.) 
maclien, die iu ihrem iiusseren Habitus die verschiedenen Gestalten von Farrea facunda vollstimdig wicderholL 
Zu den specifischen Charactercn seiner Eur. farreopsis von den Philippine!) rechnet Carter die kugeligen hricke- 
rigen Knoten der Sechsstrahler. Nach meinen Beobachtungen an anderen Hexaclinelliden ist dieses Merkmnl, 
wie die rauhe oder glatte Oberlliiche des f.ilterwerkes iiberhaupL hochst variabel und trugerisch. 

Ich habe in der obigen Darstellung auf die geliiufigen BegrifTe von I'erson und Stock keine Rueksieht 
genommcn. Jedcr Abschnitt der verastelteu oder verllochtenen Rohren mit einer grossen Oeffnung nach aussen 
wird gewrihnlich einer Person fur gleidiwerlhig gehaltcn. Das wird im Allgemeincn wohl rkhtig sein. und so 
nennen wir die auf Taf. VII, Fig. 1 A von unten an alternirend hervortretenden, wie Brunnenrohren nach unten 
sich olfnenden Theile der auf hreiter Basalplatte sich erhebenden Hauptrohre nebst den dazu gehorigen nach un- 
ten gelegenen Abschnitten dieser Hauptrohre Personen, wahrend weiter oben durch dichotomische Abzweigungen 
die Personen vergleichbaren Theile sich unrcgclmassiger gruppireu. Wir hahen aber, und das ist von meinen 
Vorgangern und niir selbsl wegen Mangels an Objecten vollig iiberseheu, — neben diescn cinfachen Sto- 
cken (A) Stockgesellschaften oder vergcsollschaftete Stocke zu untcrscheiden (Fig. IB, C), nam- 
lich neben den Stocken, die aus einer Grundlage, aus einer sich ansiedelnden Urve direct hervorgehen, audi 
solche, wo zwei oder mehrere neben einander angesiedelte, Stocke mit einandcr verschmelzen, oder wo aus der, 
der angesiedelten Larve angehorigeu Basis ein oder mehrere Stocke als Knospen des primareu Stockes hervor- 
gehen und gleichfalls mit letzterem verwaclisen. So besteht die Stockgesellschaft B aus zwei Stocken aaa und 
bbb, deren jeder morphologisch gleichwerthig mit dem einfachen Stocke A ist. In der Stockgesellschaft C sind 
drei einfache Slocke vollstiindig, ein vicrter und funfter nur theilwcise sichtbar. In alien diescn Fallen ver- 
schmelzen die Seitenrohren oder die von der Hauptrohre jedes Einzclstockcs sich abzweigendeii Personen, wenn 
sie auf deu Nebeustock stossen, so eng mit demselben, dass die Wandung des letzteren resorbirt und weite 
Communicationen zwischen deu Nachbarstocken hergestellt werden. Die Abgrenzung der Personenbezirke wird 
damit illusorisch. Bei grosserer Ausbreituug der Stockgesellschaften entsteht nach oben und aussen ein Hoh- 
lenlabyrinth, wo audi die Einzelstocke nicht mehr sidi verfolgen lassen. 



Ich brauche kaum daran zu erinnern. dass diese Verhaltnissc jenen Stockbildungen cntsprcchen, die 




Htxacfin ffltdrn. 



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H aeekel bei verschiedenen Kalksch wummen kenncn gclehrt hat 1 ). Er unterseheidet primiireodereinwurzelige 
St«.cke, welche aus einera ursprungliehen Ei hervorgegangen sind, von den secuudiiren oder mchrwur- 
zeligen, aus zwei oder mehreren Eiern hervorgegangen, und fiigl hinzu, dass, wie Persouen, aueh Stocks, die 
nrspnmglich getrennt waren, nachtraglich mil einandcr durch Concreseenz verschmelzen. 

Ausser den typischcn rohrigcn Fanrcen kommen in unserem Gebiete auch becherformige vor, wie Farrea 
infundibulifomiis Carter, und soldie scheinen, nach den, meist aus grosseu Tielen vorliegenden, schwach ge- 
krunnnlen Bruehstucken zu nrtheilen, sich in ganz flachc tellerformige Varietaien aufzulosen. Es befindet sich 
in der Samndung ein Brudistiiek aus 2410 Faden zwischen Talkahuan und Juan Fernandez, welches hoehst 
merkwiirdig ist durch seine Eigenschafl der Doppeltbrediung und das ganzc lebhafte Farbenspiel auch an den 
in Canadabalsam eingeschlosseueu Pro ben zeigt Es stimmt also, ahgeschen vom abweichenden Verhalten in. Bal- 
samcinschluss. mit den jurassischen Formen uberein *). Vielleicht isl daraus zu schlicssen, dass jene Bruchstiicke 
fossil sind. Die quadratisclien Maschen fasscn via (Juadralc des gcwohnlichen Giltcrwerkcs der caraibisch-mexi- 
canischen Farreen. 

Sie sind haufige Bcwohner der Tiefen von 300 bis 1000 Faden. Ich nebme Veranlassung , nodi einige 
Wurte iibcr Bowerbanks, 1875 veroflcntlichle Arten von Farrea zu sageu. Dem Lobe, welches Zittel den 
Zeichtiungen speudet , schliesse ich uiich an. Dagegen isl der wissenschaftliche Wertli dieser Publication gleich 
Null, die Namen ein umuitzcr Ballast Aus unserem westindischeu Gebiete sollen sein: 1) Farrea (iassioti, 
2) F. poeillum, 3) F. Iteanea, 4) F. parasitica. Von dieseu sind nach der BeschafFenbeit ilires Gitterwcrkes 3 
und 4 uberhaupt keine Farreen. Die lieiden anderen stimmen in der Form mit F. infundibulifonnis Carter uber- 
ein, ohne d&*s irgend ein Cbaraderisticum von ihuen angegeben ware. Farrea fistulata und laevis sind Bruch- 
stiicke aus dem Krei.se der Farrea facunda. F. valida ist ein Bruchstiick unliekaiinteri Fundortes; die dicken 
Netzfasern sind nicht ein Merkmal der Art, sondern local. F. spinosissima, ein vfillig undclinirbarcs Bruchstiick, 
ist keine Farrea. F. aculeata isl vielleidit mit Farrea verwandt, doch liLsst sich das nach dem kleinen Bruch- 
stiick nicht entscheiden. F. robusta endlich ist das schon oben (S. 2) erw&hnte ungliickliche Ding, welches durch die 
Kieselkoqwr einer in den Maschen eingewachsenen Desmacidine sich als Species von Farrea legilimiren soli. 
Man hore endlich auf, den guten Bowerbank als Autoritat fiber die iiusserlichste Beschreibung der Scelelkor- 
per hiuaus zu citiren! 

Dictyoninen mit Maschen von cubischem Habitus, aber etwas unregehnassiger als Farrea. Das Genecht 
isl nicht in Geslalt von di'mnen Wandungcn, sondern auch in der Dickenricbtung entwickelt. Keine freien Na- 
delfortnen. 



Fine breitere Basis tragt einen hornartig gebogenen AufsaU und bcsleht aus einem groberen Sceletgc- 
flecbt, (lessen Zwisthenraunie durch angewachsene und rait einander nach alien Richtungeu verwachseue klei- 
nere Sechsstrahlcr locker erfulll sind. In der Basis hat sich eine Basal-(Deck-)Schicht aus eugen rundlichen 
Maschen gebildet, welche aus den Hauptmaschen hervorgehen. Zwischen den Armen der feineu Sechsstralder 
Jiessen sich zarle Protoplasmafaden und Membranen wahrnehmen, ein Beweis. dass das Exemplar nicht ausge- 
waschen ist, und dass mit griisster Wahrscheinlichkeit freie Kieselkorper nicht vorhanden sind. 

Fundort: Morro light, 805 Faden. 



1) Dai AUgtrntiiie io ocr „Mooogriphic der KikMhwiimnne", 1, 8. tUft 
if) Zitt.l ft. ft. O. 9. 10. 



Diaretula cornu. Ncu. 

T»t IV, Fig. 3. T»f. HI, Fig. B. 




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flMfe Ablhalumj. 



Diaretula muretta. Neu. 

Bruchstiicke ernes walirscheinlich flach bechermniiigen Schwammes mit weilen Maschen ; die Kieselladen 
schlank und glatt; weder freie noch angewachsene Sechsstrahler. Ich lial>e das Vorkommen dieses sehr unvoll- 
stiindig ebaracterisirtcn Korpers wenigstens signalisiren wollen. 

Fundori: Morro light, 805 Faden. 

Cyathella lutea. Neu. 

T»f. VII, Fig. a. 

Dieser eineni kurzen Champagnerglase mil dickereni unregeliuassigem Fusse gleichende Schwainru besteht 
aus eineni leiehten sprodeti Gittergeflecht nut vielen kleinen aufgcwaclusenen Sechsstrahlern. I he Kiesellheile 
gewohnlieh mil spitzen, oft zahuformigen Hoekern und Haken. Das unregclmussigc Gcflecht scliliesst sich mehr 
deni cubischeu Typus an. Besondcrc Kiesclformen nichl gefundeii. 

Fundort: Bequia, 1591 Faden. 

Rhabdodictyon delicatum. Neu. 

T«f. VIL 8 A, B. 

Die vorliegendeu Slucke, leider alle iMVOllstandig, gehoreti zwei Varielatcn, moglicher Weise Artcn einer 
Gatlung an, die sich jedenfalls dem Feitisleu uud Zierliehslen auf dem Gebiete der HexacUnelliden unretliL Iter 
Becher (A) isl ein Unicum; auf dichtem saulenformigem Fusse die Iuftigc Wand. Die anderen Exemplare sind 
einfache oder verzweigie I token (B) mit ahnlich durchbiocheuen Wanduugen; dieselben werden von sich durch- 
flechtenden Strangen gebildet. welche ihrerseits aus versehmolzeiien oder audi loser verkittelen Sechsstrahlern 
heslehen und also ein Gemisch des Gewebes der Diclyoniden und der mitlels Flickgewebe zusammenbackendeji 
Lyssakinen sind. Die in der Langsrichtung der Strange gesehichteten SlrahJen sind meist auffallend verliingert, 
daher das Geflecbt das Ausseheii hal t als ob es aus uiiregelmassig sich kreuzendeu Stabeu gebildet sei. 
Die Ireien Sechsstrahler sind schlank, ganz jung glatt, daun beckrnt, die Strahlcn sehr biegsam. 

Sparsam kommt eine sehr schone Rosette vor, jeder der seclis Stiahlen mil acht sich kreuzenden Sclur- 
mcn, wie am besten aus der Taf. VI, Fig. 1 klar wird. 

Fundort: Bequia, 1591 Faden. 

Syringidium Zittelii. Neu 

TaT IV, Fig. 9. 10, Tat VII, Fig. < A, U. 

Von dieser Spougie, welelie sich den schonsten bis jelzt bekannten Hexachnelliden anreiht, hatte die Ex- 
pedition von 1878 nur kleiuere Bruehstiicke erbeutet, deren ansehuliehsles auf Tal. IV, Fig. 9. 10 abgebildet 
wurde. Dagegen liegl von 187879 ausser vielen Bruchstueken, welche auf grosse, mindestens fusshohe Becher 
schlicssen lassen, eine Beihe von FAemplareu vor, von denen die jungsten ganz unverselirt sind, die alteren 
aber nur dcu oberen zerbrcchlicheren Band cingebus*t haben. Aus den vorhandenen Stilcken dieses Ha tides 
seheu wir, dass das Aussehen des Schwammes im obersten Theilc sich nicht iiudert, so dass die Fig. A ein treues 
Bild eines jungeu, Fig. B eiu eben solches eities ausgewaehseneu Exemplarcs gicbt 

Der Schwamm erheht sieh im erslen Stadium ofleubar in Form einer Bohre vou einigen Millimeteru Durch- 
messer, deren innere und aussere Wandlliiche wobl keineu verscbiedeueu Anblick bieteL Im Verlaufe des 
Wachsthums fullt sich der uutere Theil der Rohrc mit dichtem Gcfleclit aus, und die Basis breitet sich ctwas 
plattig aus, indem sic sich der Untcrlage anbequemL Der obere Theil der Hohre faltet sich, uud zwar am hiku- 
figsten iu vier tiefe Buchtcn und vier schiieppeuartige \ orspriinge. Der Korper gleiclit jetzt, oder ist, WCOB 
man will, eine vierstrahkge Hadiate. Zuerst sind diese Schneppcn oben offen, dann legen sich von ausscn her 
die Bander an eiuander, wiihrend unterhalb ein Osculum mit aufgewulsteten Biindern durchbricbt. Ich kann 



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ihraetinellidae. 47 

niir weiiigsteus diese ersten Oscula nur durch Resorption friiher aligelaperter Scelettheile erklaren. Itomit ist die 
Anlagc von vier Lfingsreihon von Oscula gegeben nnd der so aufTalicnde Unlerschied des Aussehens dor Inncn- 
und der Aussenseite der Becherwand. Denn in der Gestalt ernes sddukeo Bechers mit gefalteter und von 
regelmassigen Reihen von Osculis durchbrochencr Wandung wachsl der Kiirper wcilcr, wiihrend zwischen die 
urspriingbchen vier, seltener drei Reihen von Osculis neue interpolirt werden. Da die Oscula in den I.angs- 
reihen zu gleichen Perioden sich bilden, also in gleichen Distanzen sich wiederholen, so erscheincn sie natiirlich 
auch in Querreihen geordnel, und dadurch ist ein System von rechtwinklig sich schneidenden verticalen und 
horizontalen Rohren gegeben. Den verticalen Osculareihcn cnlsprcchen auf der Innenseite die Spalten zwischen 
den Hippen. Die uusserlich, gleich den Oscula, in Quer- und Langsreihen stelienden kurzen Rohren sind, naher 
helrachtet, nur Halbrinnen. deren Rander auf der Innenwand des Uechers als jene Rippen zum Vorschein konimen. 

Dies ist der gewohnlichc Verlauf des Wachsthums. Bei manchen Exemplaren treten aber in den Sla- 
dien, welche auf die erste Faltuug folgen, Unregelmiissigkeiten auf, welclie zwar spiiter, wie es scheint. durch 
Verstreichen und Ausfullungen ausgeglichen werden, aber wonigstens eine Zeit lang der Spongie ein etwas an- 
tleres Ausseheu ^eben. Einmal gewinnt das Laiigswachsthum eiries (Juadranten einen Voreprung in Gestalt 
tines zierliclien Gesistes. oder aber, es wird die Ceiilralhrihle durch die erste Faltung viillig gelheilt, und dann 
entstehen unrcgelmiissige, aus der Bechcrform heraustretende Gestalten. Eine solche ist mein Daetyloca- 
lyx crispus 1 ). der hiermit als besoudere Species vom Schauplalz zu verschwiiiden hat. 

Die nun Gitlerscelet verwaehsenden , meist glallen Secbsstnihler bilden Rechtecko; der Habitus ist also 
der hexaedrische, indent in die Kreu/.ungsknoten keine Strahlen aus benachbarten Knolen eiutreten. Ausser den 
freien einfachen Sechsstrahlern findet sich die einfaehe !{osetle mit borslenfurmigen Zinken obne Aufsatz, die Ro- 
sette mit vier, und eine andere mit stammigercm Centralsechsstrahler und acht Schirmstrahlcn. Ausserordent- 
lich reich ist Syringidium an Kolbenbesen von verschiedenem Ausseheu der Zinken. W'ir konnen etwa folgende 
Sorten unterscheiden : a) ohnc Knopf, obcrstes Ende glatt. der iihrige Zinken mit llakchen; b) Knopf angedeu- 
tet. der nacli iunen gewendete Theil der Obcrflache des Zinken gezithnelt oder fein tuberculirl, der iiussere 
glatt; c) obne Knopf, ganz glatt; d) mit Knopf, der Knopf mit Ausnahme des Scheitels bestachelt. Diese letz- 
tere Varietal ist fur Aphroeallistes eigenlhumlich. Sie unterscheidet sich bei Syringidium durch ihre weit ge- 
ringere Grosse und dadurdi, dass die Zinkeu mehr nach ausseii gebogen sind und von den andercn Sorten, 
welclie vom Axcnkreuz an bis zum Scheitel der Zinken nicht weniger als 0,22 bis 0,23 messen. Wen 11 man 
diese Extreme neben eiuander legt, so kann man sie fur zwei getrennte Nadelspecies halten, allein die Ueber- 
giinge fehlen nicht Fast in alien Exemplaren der grossed Varietaten a, b und c ist das Axenkreuz bei guter 
Belcuchtung zu erkennen. In der Regcl sind vier Zinken ausgebildet in vollkommen symmetriseher Stellung 
und ohne Spur des dem Stiel entsprechenden Axenzinken, den ich ubcrhaupt hier nicht gefunden; denn in den 
viel selteneren Fallen von fiinf Zinken war der fiinfte in den Kranz jener vier eingeschoben , so dass alle funf 
in glekhen Abstiinden von einander die ideale Axe umstanden. 

Fundort: Sta Lucia, 116 Faden; Martinique. 136 Faden; Sta Cruz, 218 und 248 Faden; Guadeloupe, 
138, 150, 878 Faden; Morro light, 200-450 Faden. 

Unter dem JS'amen Lelroyella decora besehreibt W. Thomson*) eine in der Nahe der Bermudas aus 
1075 Faden gedreschte Spongie. welche hikhst wahrscheinlich mit unserem Syringidium identisch ist. Da in- 
dessen selbst das am besten erhaltene abgebildete Exemplar stark ausgewaschen und abgerieben ist, so dass 
ein feineres Detail gar nicht zu erkennen. so habe ich mich berechligt geglaubt, den Schwamm, von dem erst 
ieh eine der Wirklichkeit entsprechende Beschreibung geben konntc, als neu zu benennen. 



1) Daetylotalyi cri»|io« in „Die Spoogien d. »t!»nt. GcWle., 1S70-, T»f. II, fig. 13. 

2) The Toj.g* of Uw Chillengtr. The Atlantic. London 1B77. 8. 401 ff. 



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Ztreite Abtheilung. 



Aphrecallistes. 

Taf. VII, Fig. 5i, B, C, D, E, f. 

Ueber Aphrocallistes, diesc Perle unter den audi im curopHisch-atlantischeu Gebiete heunischen Hexscti- 
nellideti, ist schon sehr viel geschriebcn worden, ohue dass wir dadurch mit den ausserlichsten morphologischen 
Verhidtnissen befriedigend bekannt geworden wiircn. Die beiden Abbildungeu , welchc existiren, die eine von 
Wright, die audere von mir, geben urufangreiche aber doch unvollslaudige Brucbstiicke, an welcbeu eine 
Orientirung von Obeu und Unlen kaum mnglich isl. So hilt es denn nieht fehlen konneu, dass die Frage. 
welche Theilc odcr Summen von Theilen als Individuen aufzufasseu seien, in verschiedenstcm Sinne beantwortet 
odcr auch gar nicht aufgeworfen wurde. Jetzt zum ersten Male babe ich die Gestallentwicklung des schonen 
Gebildes vollstaudig verfolgen konneu. Es ergiebt sich dabei, dass die Stellung im Allgemeinen keine so riitb- 
selbafle isl, als aueh Marshall noch meinL In seinen Aufangen sehliesst sich Aphrocallistes der- 
art an Farrea an, dass der wesen Uiehslc Un tcrschied, die sechsseitigen Maschen, woniit 
die sechskantigen Prism en der alteren Tbeile begonnen haben, auf einer blossen Modifi- 
cation des grundlegenden Sechsstrahlers berubt 

Carters Vermuthung, dass Lanuginella pupa der Jugendzustand von Aphrocallistes sei, ist unzutrelTcnd. 
In der Grcisse von Lanuginella ist der junge Aphrocallistes eine zarte einfaehe Itiihre, welche auf einer ctwas 
brciteren Fussplatte in einer Dieke von bLs 2 Mmtr. heginnt und in der Hfihe von etwa 1 Ctmr. sieb auf 
4 Mmtr. erweitert bat Leider belinden sich unter der rcichen Ausbeute keine so jungen Exemplare. dass die 
Hohrenwandung nur aus einer l,age verschmolzener Seehsstruhler besLiiidc. Ohne Zweifel ist aber die Anlage 
eine so einfaehe, und zwar vcrwachson und verkitten sich verschiedene Sorten von Sechsslrahlern zum zusam- 
menhangenden Sceletgeflecht, dornige Seebsstrahler nut gleicb langen Strahlen, anderc mit 4 sebr verkiirzten 
oder sehr verliingerten Strahlen, wieder aiidere nut eineni sehr virliingeiteu Strahle und dieselbeu hiiulig mit 
cinem, dem langen Strahle correspondirendeu Tanuenhaumstrahl. L liter alien diesen Varietuten befinden sich 
nun zablreiebe Exemplare, l>ei dencn sich zwei Axen nieht unter 90*, sondern unter 120° kreuzen. Dies ist 
eine und zwar die wichtigste Ursaehe und Vorbediugung zur Entstehung der sechsseitigen 
Maschen und Waben. Man funic! zwar trie eiu absolul reiues Secbseck, aber bekanutlieh liekommt das 
Auge den Gesammleindruek , wie bei eincm Wabenkuehen der Bieneu. Das Microscop lehrt an den dtinnen 
feinwandigen Rdhren, dass die Ecken der Maschen entweder mit dem Kreuzuugspunkt der unter 120° sich 
schueidenden Axen der Sechsstrahler zusammeutrefTeu , oder dass sich in ihuen zwei Strahlen von 2 verschie- 
denen Sechsstrahlern ebenfalls nahc unter 120° kreuzen; oft kreuzt der eine dicser Strahlen noch einen zwei- 
ten Nachbarstrahl des anderen Sechsstrahlers, natiirlicb wieder unter 120°. Mit dieser Erscheiouug und Be- 
obachtuug hangt eine andere eng zusammen. W ir sehen unter den Maschen des Geflcchtes statt der sechssei- 
bgen nicht selten fast quadratische (Taf. Ill, Fig. 13), aber mit mehr oder minder vollkominenen Lateruenknoten. 
Es ist also jedenfalls hiiulig eine verslarkte Protoplasmahriieke zwiscben rechtwiuklig sich schncidenden Strahlen 
da, die entweder fur sich allein verkieselt und eine I.atcrnenkante bildet, oder die Lagerung einer Hauptaxe 
eines der nachstcn Sechsstrahler bestimmt und sie danu verkieselnd fixirt. Diese Momente verbundeu mit den 
rcgelmassigeu Wirkuugen der Wasserstromuugen auf gleicbgesudtele freie Sechsstrahler geben uns eine voll- 
stiindig befricdigende Vorstelluug dariiber, dass das Scelet von Aphrocallistes schliesslich einen so eigenthum- 
lichen Habitus zeigt In der Jugendform vollkommeii verstaudlich und nach der Anordnung der Elemente iiber- 
sicbtlicb. ist es auch in seinen llesultaten nur eine Summirung und Wiedcrholung der an sich sehr einfachen 
und geringfugigen Modificationen. Das cinzige Unerklarte ist der veniuderte Wiukel, uuter welchem sich zwei 
Axen des Sechsstrahlers schneideu; der Umstand als Ausuahme ist aber nicht mehr und nicht minder unerklart, 
als die Begel, dass alle drei Axen unter 90° sich trefl'cii. 

Jedenfalls haben wir jetzt eine Erkliirung, und zwar eine ausreichende. fur das Auftreten der sechsseitigen 
Maschen des jungen Aphrocallistes gegeben. In der Gestalt einer sieb oft nur urn ein Geringes erweiteruden oben 



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tlfTaflinellidm. 



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offenen Rdhre erreicht or eine Ildhe von V a his 2 Cmtr. Darin treteu Ausbuehtungen der W'andung auf, zuerst 
eine oder zwei, die nur als flache Anschwellungcn zu bemcrken sind, dann als immer tiefere und weilere Blind- 
s&cke. Dieselben folgcn sich in Langsrcihen und in Elagen. Jeder neue Kreis von drei, gewdhnlich vier. sel- 
tener und nur in den altered Exemplaren mehr als vier Bbndsackeu l)cginnt als Fallen und Hitmen , die sicli 
allmahlich scMiesscn und damit durchaus jene Bildungsweise der jungercn Stadicn von Syringidium wiederholen. 
Zu jeder Etage gehdrt auch eine Querwand von feineren, aber weiten Masclien, die zum Theil scchsseiug sind. 
Diese unvullstandigen Verschlussbildungcn sind hinreichend bckannt Marshall ncnnt sie ..rathselhafte Scheide- 
wiinde". . leh weiss nicht, woriu das besondere Hathsel liegen solL Ich kmiu niir vorslellen. dass sic sich wfib- 
rend Wachsthumspausen ausspannen, und eine jede verhalt sicli zu dem hinter ihr licgenden Abschnitl, wic die 
Siebplatte zur ganzen Hdhlung der Euplectella, mil dercn Genechtshabitus auch die Scheidewande die grdsste 
Achnlichkcit hahen. Uebrigens vergleiche man, was ich obeu S. 37 ini allgemeiuen Theile uber das Wesen der 
Siebplatten gesagt habc. Wiihrend diescr Vergrdsscrung des Aphroeallistes verdicken sich besondcrs in den 
nberen neu hinzutretenden Reihen die Wandungen, und es giebt statt der einfachercn Maschen nach und nach 
erst kurzere und spiiter ein his zwei Millimeter lange Prismen. 

Wenn Zitlel (a. a. 0. S. 49} sagl, dass eine regelmiissige Anordnung der Sechsstrahler im Gitterwerk 
von Aphroeallistes durch die Canule gehindert sei, so ist das nach der ebon gegebenen Darslellung nicht der 
richtige Ausdruck der Thalsachen. Dcnn gcrade umgekehrl ist die Form der Caniile durch die zwar unrogel- 
massigen, aber nach gcnveinschafUichem Habitus abweichenden Sechsstrahler bedingt Ueberhaupt siud die Ca- 
nale nic das Bcdingende. 

Wir haljen es bis hierhor mil cincm Gohilde zu than, das, von einer einfachen, ohne Frage iudividucll 
angelegten Rdhre ausgchend, aus doer weiten centralen. (lurch Qucrwande unvollstandig abgcthcilten Hdhle 
und deren blindsackfomiigen Ausweilungeii bestehL Ist das nun ein Individuum oder ein Stock? Man 
koiinle die einzelnen, zur Wandung vereinigten Prismen fur Individuen erklaren wollcii. Es folgt aus einer sol- 
chen Annahme nolhwciidig, da:-s alsdann auch die einzelnen Maschen der jungeu Aphroeallistes - Rdhre den 
Werth von Personen hatten, und dass jede quadratische Masche einer Farrea ebcnfalls als Person aufzufasseu 
ware. Darau kann also nach der obigen Entwieklung nicht gedacht werden. Weiter wurde zu erwagen sein, 
ob die blindsackfomiigen Fort&itze (Marshall), oder jeder Wirtcl von Blindrdhren zwisclien zwei Querwandcn 
je einem Individuum entsprachen. Es lasst sich weder das eine noch das anderc mit iiherzcugcnden Gn'iuden 
behauplen. und mir will bedunken, dass am moisten naturgemiiss das ganze bisher beschriebene Gehilde aLs In- 
dividuum zu benennen wiire. Morphologisch ist es ein Gauzes, zusammengesetzt aus Melameren ; wie weit die- 
ser Habitus aus rein mechanisehen Momenten resultirt, ist noeh nicht genug hestimmt Eine physiologische Dn- 
heit wird man aber vergeblich suchen, sondern man wird immer kleiuere und kleinste Bezirke aljgrenzen kdnnen, 
innerhalb wclcher sich dieselben Thatigkeilen wiederholen, ohne sich gegenseitig zu bediugen und ohne cincn 
anderen als einen morphologiscbcn Gesammteffect. Man mdge Inermit nochmals vcrglcichen, was ich fruher 
(S. 16) uber die L'ntassbarkcit des Begriflcs der Individualist bed den Spongien nach der herkommlichen Wcise 
gesagt und bchauptet habe. Mit diesem ganzen Vorbchalt wollen wir solche Aphrocallisten, wie Taf. VTJ, 
Fig. 5 A, B, C, B, ein Cache Stocke nenueu. 

Ganz in dersclbcn Wcise, wic ich cs oben S. 44 von Farrea gezeigt, entstehen ausserdem die Stockgc- 
sellschaftcn (E, F)- Begegnen sich namlich einfache Aphrocalhslesslocke oder >iodelt sich ein neuer auf einem 
iiltcren an, so linden an den Beriihningsstellcn Verschmelzuugen siatt. welche so fest und ausgedchnt werden 
kdnnen. dass man einen einzigen ..Slock" vor sich zu haben glaubt Aber nur bis hicrher gclit die Uebercin- 
slimmuug mit den SUickgesellschaflen der Farrea. Wiihrend bei diescr die eiufachen Stocke in der neuen Ge- 
meinschaft dadurch auf das Innigste vereinigt werden , dass die Rdhrensystcme der einzelnen Stocke in oflene 
Communication mit einander treten, dfTnen sich die Hdhlensysteme der verwachsenden einfachen Stocke von 
Aphroeallistes nie in einander, und es wird also trotz der ausscrlichen Verwachsung damit die Selbststandigkeit 
der Einzelstockc nicht aufeegeben. Man wird nun jeden einzelnen Fund richtig beurtheilen kdnnen. 



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50 



Ztn-it? Ab&akmj. 



Ob die beidcn Species, welche allgemein angenommcu werden, A. beatrix vou den Philippinen mid A. Bo- 
cagei des atlantischen Meeres, wirklich nach den geringfugigen Unterschieden aufrccht erhalten werden konnen, 
die sich bei Kent, Wright und besonders Carter verzeichnel linden, scheint mir, auch Marshall, noch scbr 
zweifelhafl Der an beiden Enden und in der Mitte mil Zacken vereehene Schafl'), welcher Aphr. Beatrix cha- 
racterisiren soli, ist nach meiner Uebcrzeugung ein zufalliger fremilcr Bestandtheil; die roscttenartigen Korpcr, 
Fig. 18 u. 19 (a. a. 0.) sind so leise verschicdenc Modifiealionen ties Sechsslrahlers, wie sie oft in viel weiteren 
Grenzen in demselben Stficke vorkommen; endlich ist Carters Fig. 17, welche er als eiue fur A. Bocagei spe- 
ciftsche Rosette bezeichnet, an dercn Schaft die Strahlen "more or less spirally" rundum angeordnct MHO, eine, 
wie icb glaube, nicht rich tig erkannte Varictat cincr Rosette, die ebenfalis fiir die Selbstsliindigkeit der Art gar 
nichts beweist Meinc Fig. 3, Taf. VI zeigt ein von mir in eineni Exemplarc gefumlenes Monstrum ciner Ro- 
sette, wie hochst wahrscheinlich dasjenige war. woraul' Carter u. A. die Untem-heidung der Art griindeten. 
Zwei Strahlen (1, 2) haben sich nicht gegaltelt, drei (3, 4, 5) sind gegabelt mit zwei Zinkeri. der letzte (6) ist 
vierzinkig. Eiue ganz fchnliche Rosettenvarietal werden wir bei Volvulina kciincn lernen, ohne dass wir uns 
veranlasst sehen, daraufhin eine neue Art zu begriinden. 

Nach der Mcnge der 1878/79 gesammellen Excmplare zu schliesseu ist Apluocallistes eiue der gemei- 
neren, uber das ganze Gebict verbreiteten Hexaetiuelliden. Sie liebt die genngeren und mitUeren Tiefen von 164 
bis 400 Faden, gefunden bei Sta I.ucia und Barbados. 

Ich lasse nun einige Gattungen folgeu, welche von Zitlel in der Familie der Maeandrospougiae vereinigt 
wurden. Von lebendcu kanntc man bisher Myliusia, 1'eriphragella, Dactylocalyx. Hierzu kommt zuniit-hst die 
Kreidegattung Cy slispongia, welche in ausgezeichnetcr Weise sich bis zur Gegenwart con- 
servirt hat und mit Myliusia und 1'eriphragella eine kleinere eug zusammengeliurige Gruppe bildet. Von Pc- 
riphragella hat Marshall angegeben, dass sie „mil deutlich entwickcltem Pseudugnster von Becherform" ver- 
schen ist Ich werde nun nachweisen. dass sowohl Cystispongia als Myliusia keiueswegs jenes vollig unregel- 
massige Kiibrenlabyrinth bilden, wie man annimmt, sondern dass diese Riibrcn, von cinem ebenfalis vorhandenen 
Pscudogaster ausgehend, nach bestimmtcm, bei jedem Individuuui zu demonstrirendem Gesetz und Habitus sich 
bilden. Ich vermuthe, dass auch die scheinbar ganz kraus durch einander stebenden „Personen" von Periphra- 
gella sich diesem Wachsthumsgesetz anschliessen. 

Die Beschreibung hat zu beginnen mil 

Cystispongia Roem. 

Nach der einzigen fossilen Species giebt Zittel folgende Diagnose : lirnfbrmig, eifomiig, vollstuudig von 
einer dichten Kieselhaut iiberzogen, welche nur eine oder mehrcre (2 -4) grossc umrandcte OefTnungcn von un- 
regelmassiger Gestalt frei lasst; diese OefTnungcn sind bctrachtlich vertieft Im Inneren betiudeii sich maeandrisch 
verechlungene, sehr dunnwandige, undeutlich radial geordnete Riihreu, deren geschlossene Rnden in die zu den 
grossen Ocffnungen gehorigen Einsenkungen hincinragen. Das Gittcrscelet der Rohrcn besteht aus verschmol- 
zenen Sechsstrahlern mit undurchbohrten Kreuzungsknoten und zeigt eine sehr uuregelmassige Anordnung, in- 
dent sich Arme von Sechsstrahlern an die Kreuzungsknoten einer benachbartcn Nadel anheftcn." 

Mit Bezugnalime auf die lebende Form habe ich zu bemerken, dass die OelTuungen vollkommen kreisfor- 
mig sein konnen »), dass das Hohlensystem des Inneren aus dichotomisch sich verzweigenden, von der Einsen- 
kung, dem Pscudogaster entspringenden, also bier offenen Horizontal-Bohren und verticalen Intercanalen besteht, 
und dass die Scchsstrahler theils undurchbohrte theils durchbohrte Kreuzungsknoten besitzen. Auch dadurch 
unterscheidet sich die lebende Art von Cyst, bursa der Kreide, dass das Gitterwcrk meist dem cubischen Typus 
angehort Wir nenncn sie 

1) Carter in Ann. Ma*. Nat. HUt. XII, PL XIII, Fig. iO. 

2^ So i>t each die too Zittel iu aeinem Haodb. der P«JaootolO(rie S. 183 gegebeoe Abbildnog 



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lleiHetineHiden. 



to 



Cystispongia superstes. Neu. 

Taf. IU, fig. 10. T«f. IV, Fig. 4 '). T«f. VII, Fig. OA, B. 



Die l ! t bis 1 Mmtr. dicke Deckschicht besleht ans einem sehr dichtcn, vielfach in vollige solide Platten 
iibcrgehenden Geflecht, welches aus den Straklen der Sechsslrahler enlspringt Sie hcbt sich durch eine gelb- 
liche odcr braunliche Fiirbung von dem Rohrcngcflecht des Inneren ab. In welcher Weise sich letztercs an die 
Deckschicht anlegt unci sich in dieselbe verliert, zeigt Tat IV, Fig. 4. Jedes unserer beiden, leider unvollstau- 
digen Exemplare besitzl nur cine runde OeiTnung von 14 bis 15 Mm. Durchmesser. Das ist die Miinduog der 
I,eibesh6hle oder, je nach der Auflassung des ganzen, von der Deckschicht umschlossenen Gebildes, des l»seudo- 
gaster. Dieselbe cretreckt sich bei dem eincn Exemplare (Fig. 6 A) so nahe unter der Deckschicht nach hinten, 
dass nur geringe Partien ties Labyrinthes dazwischen Platz finden. Anders im zwciten, welches, von innen be- 
trachtet (Fig. 6B) die von der centralen Hohlung ausgchende Faltung und Hdhrenbilduug sebr klar zeigt und 
die Regclmassigkcil der Anlage deudich erkennen lasst. Es geht daraus hervor, dass die Rinnenwand der Cen- 
tralhohle sich unmittclbar in die radialcn Rdhren fortsctzt, und dass letztere nach kurzem Verlauf sich gabeln; 
wir konnen an einzclnen auch noch eine zweile Gabelung verfolgen; auch communicircn eben diese gegabeltcn 
Rohren mil einander. und von da an verliert das Augc allcrdings leicht den Faden. Die Ausscnwande aller 
dieser direct mit der Centralhohle zusammenhangenden Rohren uiuschliessen die vorzugsweise vertical gerichteten 
Intercaniile. Nur wenn man ohne Reriicksirhiigung des Ursprunges einzclnc kleine Thcile des „Hohlcnlahyrin- 
thes" belrachtet, kann man auf den Gcdanken kommen. dass eine und dieselbe Seite der Wandung erst als 
Aussenseite der einen und danu als Inneiiseite der anderen Rohre fuugire. 

f»ie Centralhohle der Cyslis|iongia enlsprichl nach meiner Mcinung der grossen Hohlung des einfachen 
Stockes von Aphrocallistes oder der llauptrohre ties einfaehen Farreastockes. Auch wird wahrscheinlich eiu 
reichlicheres Material ergeben. dass Cystis|iongieii mit mehreren grossen OelTnungen den Stockgesellschaften jener 
genannten Galtungen zu vergleicheii sind. 

Mitten im Geflecht fanden Bidi bei dem einen unserer Exemplare einzelne, von der organischen Substanz 
gelblich gefarbte Kugeln von 1 '/„ Mmtr. Durchmesser. Ricsclbcn enthielten 1) eine Anzahl groberer Sechsslrah- 
lcr mit Laternen oder dichten Knoten nebst unregelmiissigeni groben Geflecht; 2) schr dichles Geflecht feinerer 
Sechsstrahler, mil jenen verbunden, aber noch ohne Laternen: 3) freie Kieselkorper. Dieselben sind jedenfalls 
von hohem Interesse. da sie doch hochst wahrscheinlich bei den fnssilen Formen vorhanden waren. Ich be- 
obachtete die freien Tannenbaumehen und (lie Uoselte mit Hakenscliirmen. Auf die merkwiirdige pathologische 
Kugelbildung mit vielen Axen, nach Art der Geodienkugeln, mitten im Verlauf eines Strahles eines Scchsstrah- 
lers (Taf. VI, Fig. 3) ist oben S. 40 hingewiescn. 

Die Weichtheile, siusserst spitrlich in den oflenbar ganz friseh gesammcltcn Sliicken vorhanden, stimmen 
mit Myliusia iiberein, woriil>er einige Milthcilungen unten. 

Fundort: Yukalan, 20 Faden; Morro light, 292 Faden: Martinique, 136 Faden, auf Felsgiund. 



Die Beschreibung, welche Marshall von dieser Spongie nach einem Exemplare von den Philippinen 
gcgcbeu, liissl keinen Zweifel bcslehen, dass dieselbe auch im westindiseh-mexicanischen Gebiete heimisch ist 
Ich kann zwischen den Exemplaren von den beiden so weit auscinauder liegenden Standortcn keinen anderen 
Unterechied finden, als dass die westindischen nicht selten einzelne „undurchbohrte" Knoten zeigen. Indessen 
diirftc dieser geringfiigige Refund sich bei niiherem Nacksehen auch auf die Plulippinischen Sliicke erstrecken, 
und selbst, wenn dies nicht der Fall ware, wfirdc von einer Abtrenuuug keine Rede sein. 



1) Km AbbilduogMn Hf Taf. Ill und IV wurd.u irrthUiulich lis Trcmabol.tt. .uperttw Ucieichnrt. 



Myliusia Zittelii Marshall. 



Tuf. Ill, Fig. 11, 12. TaT. IV, Fig. 5. Taf. VI, Fig 4. 




.",2 



Ztreitt IMhfltof 



Ich hatle, aJs die Abbildungen Taf. Ill, Fig. 11, 12 und Taf. IV, Fig. 5 entworfen wurdcn, Marshall's 
Arbcil nodi nicht gesehen und nuunlc die mir neu erscheinende Hyliusia M. Hussleri, audi halte ich an dem ein- 
zigen vollstiindigen Exemplare der Expedition von 1877/78 die wahre Natur der Rohren- und Bliitterbildung 
nicht crkannl Das niichstc Jalir lieferte aber uber ein Dulzcnd gute Exemplare, und die Verglcichung dersd- 
beu unter einatider und mil Cysuspongia ergab das Rcsultat, dass Myliusia eine Cystispongia ohne Deck- 
schicht und mit fast a usschliesslich vorherrschenden Laternenknoten im Gittergeflecht ist 

Unserc Myliusia besteht aus eineni scheinbar absolut regdlosen Rohrengeflecht, wobci die Tnncn- und 
Aussenwande der llohren und der ni*Ji nicht zu llohren geschlosseneii Fallen und Blatter fortwahreud ihre 
Rollen zu tauschen scheinen. Der Mangel einer Deekschicht erlauht den freien Riindem allerhand kleine krause 
Faltungcn und Unregelmiissigkeiten . und ohne die Centralhohle zu kenncn ist eine Orientirung zwischen den 
Rohren und IntercanSlcn ganz unmogfieh. Es ist mir anfcnglieh also wie Marshall gegangcn, dass ich diesen 
Theil von den anderen Itaunien nicht unterschied. Er ist uamlich sowold unregelmassiger als in der Hegel 
verhfdtnissnuissig enger, als bei Cystispongia. Wenn man jetloch einmal darauf aufmerksam gewordeu, ist er 
bci den meistcn Exemplarcn mit I.eiditigkeit zu linden. Die Centralhohle kanu sich jeduch auch so verengen 
und kriirwnen. dass man am unverschrten Stuekc keine Einsielit in dicselbe erhalt und ihre Miindung von tlenen 
der Canale und intercanale nicht zu uutersclieiden ist In Taf. IV, Fig. 5 ist der deu obereii Hand bildende 
Trichter ein Intercaual . unter ihm licgt die Centralhohle mit hochst unregelmassig ausgezacktcm obcrcn Randc, 
wo ein paar Rohren als Halbrinnen im Eulsteheu begriflen sind. 

Die bei vieleu HexactinelUdeu vorliandenen Weichthdle aLs wabige oiler polyedrische Raume sind bci 
Myliusia besondcrs reichlich cntwickelL Sic stehen immer mit zarten kernhaltigcn l*rotoplasmanetzen in 
Verbindung und sind eben nichts anderes als zu membrvinosen Maschen und polyedrisdien Gestallen ausge- 
breitetes, oft fein gestreilks Protoplasma. Audi sie eiitlialten reichliche Kornchen und vide Kenie mit kern- 
koq>er, urn einzelne der Kerne audi noch cincn besunderen Zdlenleib. Die Kemc selb>t triflt man in der Thei- 
lung begriflen an, audi in Haufcn oder Nestern, ileren unsere Abb Idung zwei /eigt. Ihre Dedeutung verstehe 
ich nicht. Auf Taf. Ill, Fig. 12 halve ich die muUimaasslidie Anlage eincs Sechsstrablers in diesem Wabcngc- 
webe dargpstcllt, wobei mir aber walirscheiulidi der Kcm cntgangen isl, den wir in anderm Fallen, r B. sehr 
de nil ich und hating bci Asconema, mil den Tannenbaumch.cn in Verbindung sehen, und wo wir den Kern mit 
seiner Umgebung als Zelle, als Grundlage fur die Bilduug des Sechsstrablers bctrachtcn modi ten. Wiedcrholt 
beobachlcte ich auch feinste Scchsslrahlcr, deren Slrahlenendcn entschieden im Protoplasma sich in die weiche 
Subslanz aufloslcn. 

Von freien Scelelkdrperu kommen Schirmrosettcn vor. 

Fundort: Barbados, 100 Faden; Guadelou]>e, 150 Faden; ? 75G Fadcn. 

Marshall findet, da^-s Myliusia nahe mil Coeloptychiutn verwutidt sei. fuhrt aber eigentlich nur Ver- 
schiedenheiten auf, wahrend er das Fiir mit den allgemeinen Worten hclcgt: „Dic Arehiteetur des zusammen- 
batigenden Kieselgeriistes (von kubischem Typus) bcider Hexactindliden hat die grosste Aehnlichkeit." In. lessen 
ist diese micMscopische Architect ur, wie gezeigl, unwesetitlich, das hdsst vie! allgemeinerer Natur. Da auf der 
anderen Seite Sollas 1 ) fiir die engsle Verwandtschafl von Dactylocalyx mit Codoptychiuni plaidirt und Dacty- 
localyx wiederum von Zittel mit Myliusia in dicselbe Familie der Maeandrospungiden gesetzt worden Lst, so 
lassen auch wir die Besprechung dieser Gattung nun folgen. 

Dactylocalyx 

Da vor Kurzem die Originalexemplare, wdche Stutchbury bet der Aufstdlung der Gattung vorlagen, 
nochmals grundlich beschrieben worden sind 1 ) und das eine als Varietal D. Stuchburyi abgebildet ist, kann uber 
den Gattung>typus kein Zweifd sein. iter Korper isl vasen- bis tdlerformig mit einem kurzen festwachsenden 



1) Boll*., OWrrationi od l' . lyloealy* pumiowu etc. in Journal of the It Microscopical Society. 1879. 



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Ilfioetintllitieti. 



n 



Stiel. SowdW auf der uberen (inneren) als auf tier unteren (aussereu) Seile dcr Bccherwand Cndeii sich Locher 
uud Furchen, die trotz viclcr Unregelniiissigkeiteu doch im Ganzen radicnweise geordnet erscheinen und zum 
Theil von einer Seite zur anderen reicbeti. Die zwischen ihncn sich erhebenden flach abgeruudeten Walle sind 
lift von kleincrcn, mcist krcisrunden Can.dcn durchbohrt. Aile diese Verbaltnisse und das microscopische Detail 
der Harttlieile sind von Sollas geuau dargestellt. Als Vaterland jencr Exemplare waren Barbados und Mar- 
unique, als das von Myliusia callocyalhes Gray, welcher schone Schwamm auch hicrfier gehort, auch Wcstin- 
dien bekannL Fur Dactylocalyx subglobosus Gray war Malacca angegcbcn. 

Offcnbar ist, nach den bisberigen und den ncuesten Funden von 1877 bis 1879 zu urtheilen, unser west- 
indisch-mexicanisches Gebiet an Dactyloealyx am reichsteu, audi nach Ausscheidung der friiher falschlich dazu 
gerecbneten Corallistes - Arteu und meines uunmehr als Ju^cndfurm von Syriugidiutn erkanuten Dactylocalyx 
cris^us. Meine Saiumlung enthalt die drei bishcr bekamiten D. pumiceus, subglobosus und callocyalhes und 
wenigstens nocb erne viellcichl zwei oder sogar mebr Arten, welche nach den Bruchstucken sich nicht bcstim- 
men lasscn. Jedcnfalls sind diese Schwammc, deren Geflccht durchgehends deni polyedriscben Typus angehort, 
sebr reichlich vorhanden, und an sie reihen sjch noch einige andre Funde an, Icider zum Theil nur in Brueh- 

Dactylocalyx pumiceus St 

Taf. VI, Fig. S. 

Nach der Enirterung von Carter 1 ) uber diese Art und von Sollas habe ich nicht mitliig, mich noch- 
mals darauf einzulassen. 

Fundort: Barbados. 103 Faden. 



Die cntscbiedenc Form eines ticferen Beehers mil scheinbar sehr dickeu. durch liefe Fallen entstehenden 
Wandungen machcn diese Art wenigstens in den alteren und ausgebildeten Formeu leicht kenntlich. Als cha- 
racterisliscbes Merkmal sind auch die ticfcn, wie gerisscncn, gcwohnlich sich dichotomisch theilendcn Spalten der 
inneren Seite mit gezackten scharfen Handera atizusehen. Auf kleiue Unterschiede der Kosellen zwischen dieser 
und der vorigen Art hat Carter aufmcrksam gemacbt 

Es befinden sich in der Sammlung einige kleincrc Exemplare, eius darunter von kaum 2 Cmtr. Durch- 
messer, bei welcben Faltcn und Vertiefungen weniger ausgebildet sind und die ich auch uach den mieroscopi- 
schen Theilon nicht mil Bestimmtheit dcr eincn oder der andern Art zuzutheden weiss. 

Auf der Aussenseite bemerkt man entwedcr grossere LSngsfalten oder, ihrcr Kicbtung enlsprechend, un- 
regelmitssige Reihen von I.ochern und kiirzeren Furchen. so dass Bruchstucke ein sehr verschicdenes Ausseheu 
erhallen kotinen und OUT unsicber zu bestimmen sind. In dieser Lagt bin ich einer grossen Anzahl von Stucken 
gegenuber, von welchen ich, wie oben gesagl. zum Theil die Vcrmuthung haben muss, dass in ihnen noch an- 
dere Arten sleeken. 

Fundort: St. Lucia, 116 Faden; 23" 1' N, 8. - 5° 14' W, 190 Faden. 

Dactylocalyx potatorum. Ncu. 

Da die bekannten Arten je einen ziemlich l'esten Habitus der ausseren Korperform besitzen, so liisst sich 
diese neue nach einem grossen Bruchstucke aufstellen, welches sich zu einem trinkhornformigen Schwamine 
ergiinzL Das Stuck hat an der slarkstcn Stelle 9 Cmtr. Durchmesser; die Wandungen wechseln zwischen l*/ a 



1) An. k VUgu. XII, S. 16. 

I) Dort ImWich u], I), pamiceu. bw.iclu.eL 



Dactylocalyx subglobosus. Gray. 

T»f. IV, Fig. tt»). 




54 



und 2'Zj, Cmtr. Das Gauze gleicht also hitehst wahrsclieiiilieh , wic Dimensioncn und Kriimmung des Bruch- 
stiickcs anzeigen. dem Hornzapfeii fines miichligen Stieres. 

Die Wandungen sind durchaus wie bei den anderen Arten aus dem sehr leiditen und zerbrechlichen Ge- 
flecht feiner Ituhren gebildet, unterbrochcn von kegelforrnigcn ticfen Einstiilpungen sowohl aussen als innen, 
dcren Spitzen die entgegengesetzte Seile nicht durchhrechen. Die Oeffnungen. welche bcsonders auf der Inncn- 
seite des Trinkhoros cine Anordnung in Langsrcihen zeigen, alterniren auf den Wandflachen. 

Fundort: St Lucia, 151 Faden. 

Dactylocalyx callocyathus. 

Myliusu callocyathes Gray. 
Tttf. VIII, Pig. 1, 2, 5. 

Die gelungene Abbildung. welche Gray schon vor vielen Jabren von dieser scbdncn Spongie gegeben 
hat. machlc die Id cnu finning der von A I. Agassiz gefundenen Exemplarc sehr leicht Selbsl Brudistiicke 
sind nicht zu verkennen. Fin solches isl Fig 2 von uben, Fig. ^ von unlen abgebildcL Iter ganzc Schwamm 
glcicht einer fladien, nur im Centrum starker vertieOen Sehale. der Rand dereelbeu bddet im Verlaufe des 
Waehsthuuis in ziemlieh gleichmassigen Abstanden Falten nach unten. welche sich nach und nach schliessen 
und dann an der unteren Vasenseite als kurze diekwaudige, entweder isolirt stebende, oder mil den Nachbar- 
rohren verwachsende Rohren hervorstehen. Aui" der Oherseite ersdieinen die Rohrenoffiiungen daher als Ein- 
senkungen. Fin Rlick auf die Bildcr und der Veigleich der lioliren a, b und e. welche dem Aussenrande am 
michsten liegcn, wird das Gesagte klar macben. Eben daraus ergiebt sich f dass die maeandrisch gewundenen 
Halbrinnen an der Unterseite. welche audi auf kurze Strecken in gesddossene Rinnen ubergehen Oder durch 
Verwachsung dor Canalwandungcn zu isolirten Grubeii al>gesondert wcrdcn, den Intercanalen der anderen Racty- 
lucalyxarten und sonstigen Hexactinelliden entspreehen. Sie sind ziemlieh oft von runden lA>chcrn durehbohrt, 
die also nicht mit den eigenllichen Verticalriihren verweehselt werden dilrfen. 

Der Vergleich mit D. pumiceus zeigt die fundamental Uehereinstimmung zunachst dieser beiden Arten 
im Habitus der Form und der Fallen- und Hohrenbilduug. 

Das Sceletgewebe gehort dem polyedrischen Typus an. Die jungen nocb freicn oder eben verschmel- 
zenden Naddn haben fast siimmtlich kolbige oder knotige Anschwellungen an den Eiiden der Strahlcn. oder 
auch bei sonst kolbigen Strahlen den einen sehr verlangcrt und zugespitzt Rosetten babe icb in drei Formen 
gefundeu, die mit einfaeh zugespilzten Gabelzinken, eine klcinere Schirmroselte mit 5 bis 8 sehon gebngencn 
Zinken und eine grossere mit sehr kurzstrahliger Ccntralgestalt und etwa 80 geraden Zinken; der Radius der 
lelzteren Rosettcnkugcl ist 0,05714 Mmtr., derjenige der kleinercu etwas fiber 0,0257. En den ubrigen Arten 
fremdes Gebildc ist der reiehlich vorkommendc Besen mit Kolbenzinkcn, und zwar mit der von Marshall bei 
Sderothamnus beobacbteten Varietal, dass der SUcl mit Zahnchen und kleinen Dorneti, naturlich abwarts gerieh- 
let, bcselzt ist. Iter Breitendurehmesser des Stieles betragt bis 0,0264 Mmtr., eine Dimension, die in anderen 
Spongien kaum erreieht wird. Die Zinken des Besen haltcn sich innerhalb der bckannten VarietaMcn. darunter 
die bei Aphrocallistes vorherrschende. 

Zu erwahncn ist auch noch die einaxigc spindelformige Dornennadd. 

Sollte meine Meinung, dass Myliusia callocyathes Gray cin Dactylocalyx sei, keinen Anklang linden, so 
ist diese Spongie mit eitiem ncuen Gattiingsnamea zu versehen. 

Fundort. Sta Lucia, 116 Faden; Barbados, 123 Fadcn; Morro light, 292 Faden. 

Margantella coeloptychioide*. Nea 

T»f. VII, Fig. 7. 

Obwohl von dieser Spongie nur das cinzige abgcbildelc Bruchsliick crbeutet worden ist, gelingt es der 
Phanlasie doch n)it Hiilfe der offenbaren Analogieen oder vidleicht Homoh>gieen, welche die Gattungen Dactylo- 



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calyx untl Coeloptychium darbieten, sic wahrschtinlich vollkommen treflend zu reconstruireu. Sic gehurt jeden- 
falls zu den st-honstcn Gebilden. welt-he in der so vielfach anziehenden Gruppe der Hcxactinelliden vorkomtneii. 

Das Bruchstuck ist nach meiner Meinung tin Theil aus dem Rande eines grosscn lellerformigen Schwam- 
ues von Gestolt tines Dactyloealyx pumiceus oder Callocyathus und kehrt, wenn dies richtig, in unserem Bilde 
die Unterseitc dem Beschauer zu. Links ist der fast unversehrte ziemlich scharfe Band, rechts der Bruch, wo 
das krilfiirmig anschwellende Stuck bei der grosstcn Breile 10 Mmtr. Dicke erreicht hat. Es geht aber aus der 
Krummung der unteren Fliiche hervor, dass die augegebene Dicke der Tellerwandung weiter nach inneu wohl 
nicht mehr odcr nur noch wenig zunimml Auf der Fliiche selbst haben wir die etwas gcwolbtcn unteren Wan- 
dungen sich dicbotomisch verzweigender und auch stitlicli mit einander communicirendcr Binnen, deren Scilen- 
wandungen in kurzer Entfernuug vom Rande holier als der Breitendurchmesser der Binnea sind, steil aulgerieh- 
tet zur anderen Scite, auch so gefaltet, dass da und dort Verbindungs- Binnen und Rdhren im Inneren des 
Schwammes hergestellt werdeu. Die Binuenwandungeii sind vielfach durchbroeheu. 

Wenn wir dicsc Binnen als das Haupt-Canalsystem bezeichneu, so blcibcn die unregelmfisMgen Gruben 
zwischen ihuen als die Intercaniile fibrig. Wenn ich nun nicht von Rdhren. sondern von Rinnt-u gesprochen, 
so koranit das dahcr. weil dicselben nach oben, nach der im Bilde von uns abgewendctcn Seile nicht von den- 
selben Wandungen wie unten und stitlich begrcnzl und geschlussen sind, sondern sammt den Zwischeucanal- 
raumcn von einer tigenartigen dichteren GefleehLsehicht bedetkt sind, wclclie nur an einzclnen Slellen unregel- 
miissige, in die Camile fuhrende Ocfihungen zeigt, z. B. im Bilde oben und stitlich links, wo die unlcre Rinnen- 
wandung vcrletzt isL Im Uebrigen ist das Ausseben dieser Deckscbicht, wie wir sie ohne Wciteres neniien 
durfen, fast so, wic das der Innenfliiche der oben genanntcn Arten von Dactyloealyx, und in dem, wurin sie 
von diesen abweicht, n.thert sie s>ich der Deckschicht von Coeloplychiuin. Uebcrhaupt ist Margaritella eine 
Zwischenform zu Dactyloealyx und Coelopty chium, aber mit gri*serer Annaherung an Coelopty- 
chium, weuu man von dem, nach unserer Meinung unlergcordneten Umstand absieht, dass Coeloptyt-hium La- 
ternenknoten hal Wir kunneu Margaritella als ein moderuisirtes Coeloplychiuin betrachtcn, 
bei welchem sich kcine Laternenkuoten bilden, das Can alsystcm nicht mehr eine rein di- 
chotomische Aulage zeigt und die Deckschicht sich weuiger specificirt, sondern mehr im 
Character des ubrigeu Gittergeflechtes bleibt. Ich bin jedoch, indent ich diesen auf eine llomologi- 
sirung hinauslaufcndcn V'ergleich anstelle, mir dessen bewusst, was ich schon oben uber die Wiederholung 
ahnlicher oder sogar gleicher Fotmen in nur enlfemler verwandten Gruppen gesagt habe, und halte desshalb 
die obige Zusammcnstellung noch fur sehr discutirbar. Dies urn so mehr, als gegenubcr dent cubist-hen Typus 
des Gittergeflechtes von Cotioptychium Margaritella vorwiegend den polyedrischcn zeigt Darin niihert sich dicse 
Spongie den Dactylocalyxarten , von denen D. pumiceus zu s[)«cicllerer Vergltichung einladeL Dies wird. mit 
Berficksicbtigung dessen, was So lias iiber die Beziehungeii des Dactyloealyx zu Coeloptychium gesagt hat. erst 
nach HerbtischafTung vollstandigeren Materials von Margaritella geschehen konnen. 

I »ie freien Seclisstrahler von M. sind domig, die Enden der Strahlen mit oft sehr unregelmassigcn Kol- 
ben. Dazu kommen viclstrahligc Schirmrosetten und die ebenfalls writ verbreiteten Rosetten mit einfach spitzen 
Zinken. 

Fun dort: Bavana, 168 Faden. 

Joannella compressa. Neu. 

T»f. IV, Fi f . u. 

Dieser Schwamm ist in der Jugend ohrformig und besitzt in dem dit-keu Sliel eine enge und liefe kegel- 
ffirmige Hohlung. Indem der Band derselbcn sich spater erganzt, nimmt der Korper mehr und mehr die Gestalt 
eines plait zusammengedriickten Bechers an. Jedoch ist wahrscheinlich immer die tine Scite desselben, namlich 
das urspriingliche Qhr mehr und briber entwickelt, als die nachtraglich wachsende Gegenwand. So schliesse ich 
wenigstens aus dem grosstcn (abgcbildeten) Itider auch beschadigten Exemplar. 



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Zueile Atithriluno 



Das Geflecht ist das festeste, welches ich innerhalb dieser Orduung kenne. Die Maschcn sind eng. un- 
rcgclmassig, oft verzogen. 

Sowohl von aussen als von iuueu gleicht die Wandung cinem groberen Netz von Rohren, aber aufjedcr 
Seile von Iwsondcrem Habitus. Die inneren Hauptrohren , die sehr.ig von unten nach oben und aussen gehen, 
sind weiter und unlerscheiden sich durch den gros>eren Durchmesser sehr von den engeren Communtcationeu. 
Ihrc Wolbung trilt wenig gegen die Innenfluche des Beehers oder Ohrcs heraus. Sie sind nur von sehr feinen Poren 
durchbrochen. Die iiusseren Rohren sind eager, schliessen runde Maschen ein und sind meist von einer Reihe 
grosserer OefTnungcn durchbohrt. Dieser vcrschiedene Character ist in der Abbildung getreu wieder gegeben. 

Zwischen den Weichlheilen, besonders in der Stielgrubc jiingerer Exemplare, sind zahlreiche freic Sechs- 
strahler von uhercinstimmendem Aussehen enthalten. Sie besitzen, bei sehr gering entwickeltem Knoten, schlanke, 
seltener verkurzte Strahlen, oft mil kolbiger Endanscliwellung, ausnahmslos rait wirtelstandigeu Knotcheu und 
Zahncheu. Dazu komnicu zwei Sorten von Rosctten. Die cine ist die hckannte Schirmrosctte, klein, mit fi X. 3 
odcr f> x 5 Zinken. Die undere ist noch nicht heobachtet und „Kolbenrosctte" zu nenncn. Ihr Centrum ist 
scheinbar einc Kugel. doch ergiebt sich aus der Biegung des untcren Theiles der zahlreichen, etwa 35 bis 48 Zin- 
ken, dass auch hier ein verkiirzler Sechsstrahler zu Grundc liegL Die Zinken endigen nut einer Kugel oder 
cinem Kolbchen, die oft mit sehr zarten Granulationen besetzt sind. Der Durchmesser der ganzen Kolben- 
rosettc ist 0,08 Mmtr. 

Fundort: 23° 2' N, 83° 13' W, 287 Faden. 

Scleropleyma. Neu. 

Schwiimme von cyliudrischer oder abgestutzl kegelformiger Gestalt mit entsprechender Leibeshiihle, diek- 
wandig. Wandungsgeflecht weitmaschig, aber stark un<i fest oder sprftde; bildel runde oder prismatischc Rnh- 
ren, welche vorzugsweisc schief von aussen nach innen gehen und entweder isolirt oder nachdem sich eiuige 
mit cinander verbunden haben, in den Gastralraum munden. Zwischen ihnen unregelmassige Intercauale. 

Das Gittergellecht wechselt zwischen tlem cubischen und dem polyedrischeu Typus, und die eine Art hat 
vorherrschend Lalcrncnknoten. 

Scleroplegma lanterna. Neu. 

Taf. Ill, Fig. 17 '). Tat V, Fif. 6. 

Bililen ctwas unregelmassige, etwas gebogene Cylinder von 1 l /, bis 3 Cmtr. Dicke. Die cylindrische Lei- 
beshohle ist gegeu die Basis zu ein wenig verengerL 

Der Schwamm gehort zu der geringen Anzahl der jetzt lebenden mit Laternenknoten. Dieselben bilden 
sich verhaltnissmassig spat oder sclbst an einzelnen Knoten im alter en Geflecht gar nicht. Auch sehen wir oft 
slatt der regelraassigen Laternc nur Vertiefungcn oder unregelmassige Maschen, Locher und Bruckeu, welche 
lehren, dass die Entstehung der Latcrne nur ein besouderer Fall nachlraglicher Verkiesclung ist Das altere 
Geflecht ist meist sehr knorrig, die Maschen je nach dem Grade der Verdickung der Sechsstrahler rundlich oder 
eckig. Ausser freien Sechsstrahlern kommen Scliirmrosetten far. Haufig losen sich zartc Sechsstralder in ein 
unregelmassiges feines Geflecht auf, welches sich stellenweLse auf den dicken Aesten des groben Sceletes aus- 
breitet und mit ihnen verechmilzt (Vb). 

Fundort: 23°, 04' K, 320 Faden; Morro light 292 Faden. 



1) Dort »;» Auloplogm* Teraeichnet. Doch iti diocr Name tchon too Haeekel ftir nam Kolkachwamm bostiamt. 



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IhrnrUnetUArn. 



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Scleroplegma conicum. Neu. 

T»f. vin, flf, 4. 

Kegellormige Beeher, gewohnlieh mit einer kleinen Fussplatte der ctwas vercngertcn Basis. Kerne La- 
terncnknoteu. Die Ausscuwand ist, wic bei der vorigen Art, sehr unregdmassig zackig, mit maeandrischen Ver- 
tiefungen. Dagegen ist die Inneiiwand, auf welcher die Caniilc in mehr oder weniger deutlichen Beihen mun- 
den, auflallend glatt, ihr oberer Band sdiarf begrenzt. 

Das Geflecht ist vom polyedrischen Typus. Freic Kieselkorper wurden nicht gefunden. 

Fundort: Mono light 292 Faden. 

Scleroplegma seriatum. Neu. 

Taf. VIII, Fig. 5 

Ail zwei Exeniplaren eines oirenbaren Scleroplegma von zwei und drci Cmlr. Lange sind <lie von aussen 
nacli iunen fuhrenden Bohren in vier bis fiinf Langsreihen geordnet. Sic Ireffen nicht in einem einfachen Canal 
zusamnieu, sondern gehen in ein sehr unregelmiissig labyrinthisches Axengeflecht fiber. Masebenwerk polygon, 
ohne Luternen. Freie Sechsstrahler, deren Strahlen oft gcbogen sind und kolbig endigen. 

Vielloicht habon wir es rait einer Varietiit von S. conieum zu thun. 

Fundort: Morro Castle. 200—300 Faden. 

Scleroplegma herculeum. Neu. 

Es liegt nor ein Rruchstuck eines wahrsehcinlich sehr grossen schussel- oder fladi beeherlbrmigen Sehwammes 
vor, die Waudungen 28 bis 30 Mmtr. dick, geliildet von parallelen, wenig gekriimmten Bohren, welche die Wand 
ganz durthsetzen. Die Kriimmung ist oft to gering. dass man durch die ganzc Bohre von einigen Mmtr. Weite 
hindurchsehen kann. Auch Communicationen, wie bei den anderen Arten, linden statt. 

Das Gittergefleeht fest und sprcide, aber etwas regelmiissiger cubisch ats wie das von S. lanterna; es hat 
auf den i Querbnich das Anssehen fast wic das ausgewachsene Faserscelet dor Caeospongia scalaris. 

An der Basis findet sich eine ausgedehntc Decksehieht, getro,cknet vom Aussehen eines groben grauen 
I.oschpapiers, audi "von soldier Dicke. Diese Platte geht aus dem (iittergeflecht hervor. An derselben auch 
freie Sedisstrahler. 

Fundort: Sta Cruz. 580 Faden. 

Diplacodium mixtum. Neu. 

Tal. Ill, Fig. 6. Taf. IV, Kg. 7. 

Es wiirde sich kaum rechtfertigen lassen, aus den wenigun kaum einige □ Cmtr. grossen scherbenartigen 
Fragmented eiues unbekannten Sehwammes eine neue (iattung zu machen. wenn er nicht die so geringe An- 
zahl uuter den heutigen Spongien mit l.alcrnenknoten vermehrtc und eben in diesen ein Kennzdchen besasse, 
was Lhi) von alien Hexaclinellideii mit dkhlen Kreuzuugspunklen untcrschddet , wiihrend die Plattcnrorm der 
Bruchstficke keine Verweclisdung mit den paar anderen Laternentragem zuhissl Ueber die Gestalt des voll- 
stAndigen Korpcrs habe ich keine V'ermuthung. Die Platten sind grossten Thdls in zwei Blatter sespultcn, 
welche aus der Weilerung roD Camden, parallel zur OberuYtcbe. hervorgehen. Senkrecbt bierzu linden sich vide 
feinerc Ouercanide. 

Das Gcwebe ist zicmlich unregelmiissig. fest, aussen zu einer Art von Decksehieht vcrdichlet mit nur 
einzelnen Laternen oder Laternenleisten. Auch naeh innen ist das Gdlecht iihnlich. aber vermischt mit zahlrei- 
clien verkruppelten oder unregelmassigen , audi ganz regelmfissigen I^temen, deren Genesis auch an dieser 
Spongie sehr sehon studirt wcrden kann. Solchc unregelm-assige Gebilde geben Fig. 16 a und b. Das jungere 
Geflecht setzt sich racist aus Sechsstrahlern mil ungleieh lamrcn und am Ende kolbig vcrdickten Strahlen zu- 



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N 



lutile Mlhi'ilumj. 



sammcn (16 d), wie sie u. a. auch bei den Dactylocalyx sehr haulig sind. Bemerkenswerth , weungleich weder 
fur Galtung nocb specifisch characlcrisUsch, bind die lur ohigen Sortc gehorigen feinen Scchsbtrahler, welche 
einem Schirmgestell gleichen (16 e). 

Ausserdem kominen vor die Uorsleu- uud die Schirmrosette, letztere mil 12 bis itinigcfl 20 Schinnen. 

Fundort: 25« 33' K, 83° 21' W, 101 Faden; Murro light, 292 Fadcn. 

Volvulina Sigsbeei. Neu. 

M III, Fig. 14. IS Taf. IV, Fig. 6. Ttt. VI, Fig. 6. 

Die inicioscopisclieu Kieselnelzc tteteu zu Strangen vou bis 3 Mmlr. Dicke zusaiumeu, und diese 
Strange bilden cin uuregelmassiges Geflecht mit Hohlungen, daruuter nicht sellen ein griisserer ceutraler Pseu- 
dogaster, mit Gaiigen und unrcgelmii>sigen Oullnuiigen uud einer Gesanimlgestalt cine* abgestulzteu Kegels oder 
Bechors, die rich ungefahr in den Taf. IVb angegebenen Grcnzcn bei ciuein sehr gleich bleibenden Habitus be- 
wegt. Bei einem Exemplar vou Barbados legen sich die knoligon Slriinge so eng an einandcr, dass sic einen 
fast solideu Korper mit kolbigcn Bervorragungen bilden. 

Die Vertiefungeu an der Uberfliiche hind gewohulich — im Leben wohl inuner — von zarteu durch- 
loeherlen Protoplasmamembraneu uberspuiinen, in ilenen sich einfaclie SechsstralUer odor Fiinfslrahler regelmiissig 
ordnen. Einzclnc Excmplare erscbeinen als plumjie Bechrr oder Hohlcy liudcr, indessen, wie schou gesagt, baben 
Hohluug und Oefl'nuug sehwerlich die Bedeutuug von Gastralhohle und Osculum. 

Diese Spongie ist mir desshalb vun Wichligkcit, weil ieh an ibr demonstriren kann, wie auch der Cha- 
racter unzuverlassig ist, welcheu Zittel als den einzigeu bozeichnet, der bei der Bestinimung fossilcr Formeu 
sicliere Anhallepunkte gebe, das Gittergcwebe. Allerdings herrscht bei den moisten der zaldrekJien Exemplare 
das Aussehen vor wie Taf. BI, Fig. 14 a, niimlich auffallend kugelige hockerige Knoleu und glatle Strahlen. 
Aber neljen deu letzteren sucht man uie vergeblieh nach hockerigen Str.dilen. Dann, in aiuleren Exemplaren, 
hat sich das Vcrhaltniss zwisehen deu glatten und den hockerigen Strahlen umgekehrt (Fig. 141)), womit eiue 
griissere Dichtigkeil des ohnehin cngmaschigen ( jitter werkes verbunden /u sein pflegl. Ferner geht dieser, wie 
es seliien, specilische Character der Knoleu verloreu, die Knoteu verlieren die Kugelgestalt uud damit die Biickcr, 
wahrend die Strahlen meist hockerig geworden sind (Fig. 15), so dass die (litter der versehiedeneu Exemplare, 
dereu Zusammengehorigkeit durch die vorliegeude Beihe, deu aussereu Habitus und die keulcnbesen bewiesen 
wird. sich uncroscopisch gar nicht incur iihniich sehen. Sowohl die Anne, als die Kuoten gchen eben in ihre 
extremen Varietaten uber. Man kann schon hieraus cntnehmcn, welchen Werth Bowerbanks Species von 
Farrea baben, die er nach den so prachtvoll gczcichneten sparliehen Bruehstuckeu aufstellte. 

Auch das Aussehen der Mascheur&uine ist verschieden. In alien Exemplaren fand ich Stellen, wo cu- 
bisclie Maschen in regelmassigen, nach der Peripherie sticbenden Ziigeu mit dem sonst vorherrscheudon polyedri- 
schen und krausen Geflecht gewechsclt haben. 

Unter den freien Sechsslrahlem verdienen diejenigen besoudero Erwuhnung, welclie naineutlich an den 
Anuendeu mit grossen, feiuer bezahuteii Haken versehen sind. Dicselbe Sortc hat Marshall bei Semperella 
Schultzei beschrieben. Einc eigenthiimliche Variation der Schinnrusetlc ist die nicht sellene, wo der cine Strahl, 
uhne sich zu gabelu, sich veilangert uud pleilformig eudigt. Sehr verbreitel sind die Ikseiigabeln mit Keulen- 
zinken (Taf. V, Fig. 7). auf dereu Bedeutuug oben S. 83 eiugegaugen wurdc. 

Die bisherige Beschreibung ist von Exemplaren genommen, welche entweder keine oder nur cine, einem 
Pseudooseulum vergleichbare Oclfnung besitzen, und die einem kurzen Cylinder, Kegel oder auch einer kurzge- 
slieltcu Kugel gleichen. Hierzu koniint eiue Varielat vou der Kiiste von St. Vincent, die wir der Kurze halber 
als „polyzoisch" bezeiclineu kiinnen, sof'ern wir damit ausdriicken, dass die Stiicke aus einer Beihe von zwei bis 
vier der oben bosehriebenen Exemplaren sich zusaniinensetzen. Alle drei gerundene Stiicke zeichnen sich dun-h 
die mitllere AiiscJiwellung der Dornenuadel aus (Taf. VI, Fig. 6 a), welche bei den einfachen Stucken in der 
bekanntcn schlankcn Form geinein ist, ohm- da» sich in dieser, ubrigens in vielen kleiccn Unregelmassigkeiten 



ftwcfMGIm, 



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auftretcnden Anschwdlung je cine Spur eincs Axcnkreuzes findet. Auch das Vorkommcn von Kolbenbesen, 
wclche vollig mil denen von Aphrocallistes ubereinslimmen , zeichnet die Variclat aus, dann die Rosetteiisorte 
rait Pfeilstrahl und sehr ungleicher Anzahl der Zinken der ubrigt'n Strahlen, zwischen 1 und 4 schwankend. 
Die abgebildetc (VI. Db) hat ausser dem Stielslrahl drei einfache und zwei einlach gegabelte Zinken. Sollten sich 
allc diese kleinen Merkmale bei einer grosseren Anzahl von Exemplaren wiederholen, so ware die Species fertig. 

Fundort: Barbados, 100 Faden; 22" 09' 30 N, 82 • 23' W. 158 Faden; Morro light, 292 Fadcn; 
St. Vincent 124 Faden. 

Pachaulidium. Neu. 

Unregelmiissige, etwas gekrfimmte Rohrcn mil einzetnen Aesten; Durchmesscr 3 bis 5 Mmtr. Der Durch- 
schnitt der ganzen Riihre ist kein Kreis. Die Oberflache ist niimlich stumpf gekantct, und der Korper sielit elwa 
aus wie eine aus einer plastischen Masse geknetele Stange, der man durch mehrseitiges Driicken mit den Fingeni 
eine unrcgelmassige Oberniiclie gegeben hat Die abgerundeten Kanten gehen in die Dander langlichcr oder 
rundlicher Oeffnungen iiber, vermittelst weJcher der Centralcanal nach aussen communicirt. Derselbe ist stellcn- 
wcise verengt oder auch mit Kieselgeflecht ausgefiillt. 

Das letztere ist polyedrisch; die Knoten stehen sehr gedriwgt; die Radien sind meisl glatt und stark. 
Dazw'ischcn jiingerc, noch weniffer fest ausgekitlclc Sechsstrahler. 

Die zur Bosehreibung vorliegenden Bruehstiicke sind offenbar schon langere Zeit ausgewaschen. Ks bleibt 
daher ungewiss. ob sie freie Kieselkoqwr entbielten. und wieviel sich uberhaupt in ihnen von der Spon^ic er- 
halten hat. Sie sind einstweilen zu fixiren. da keine bekannte Gattung fur sic passl 

Fundort: Sta Cruz. 580 Faden. 

Rhabd08tauridium retortula. Neu. 

T»f. VII. Kg. 8. 

Selbst unter der. audi nodi zweifdhaften Voraussctzung, dass wir es mit einem ganzen Schwamme zu 
thun haben. und dass dem abgd)ildelen . einer kurzen Tabakspfeife oder Retorte gleichenden Korper nicht die 
loseren Theile mit freien Kieselkiirpern lehleii, steht er mitten auf der Grenze zwischen den Dictyoninen und 
Lyssakinen. 

Die relortenforniUce Anschwellung ist eine unregelmiissige Hohlung mit Wandnngen von sehr vcrsdne- 
dener Dicke und hangl mit dem am Knde sich olfuenden Rdtre zusammen. Das Scelet besteht der Hauptmasse 
nach aus likn^eren. oft in eincn feinsten Faden auslaufenden Nadeln mit Fadenkreuz. wclche uuter einander und 
mit einzelnen vollstiindigeii spitzhiickerigen oder mehr oder weniger reducirtcn Sechsslrahlern durch reichliches 
Flickgewebe verkittet sind. Hie und da finden sich Stellen, wo die Verbindungen das Ausseben wie bei den 
Euretiden haben. woraus wohl auf den Zusnmmenhang mit solchen Formen gesdilossen werden kann. wo die 
vollstandigen Sechsstrahler mil den cubischen Maschen vorwaHetal. Irgend welche andere freie Kiesdkorper 
wurden nicht beobaclitet. 

Fundort: 23° 54' N, 88° 55' W; 804 Faden. 

In ausgezeichneler Weise ist in dem Gebiele. welches bier bearl>eitet wird, die Familic der Euplectel- 
liden vertreten. Sie bepreift bis jelzt nur die wenigen achten Euplectella- Alien (E. as|H?rgillum und Owenii) 
und das noch nicht peniigend bekannte Habrodictyon. Ich fiige nicht nur eine neue. schon durch ihre Grosse 
auffallende Art von Euplectella hinzu. sondein babe audi mehrere neue Gattungen, von denen die eine, Hega- 
drella. im unmittelbaren Anschluss an Euplectella eine dem Lebcn auf felsigem Slandorte angepasste Modification 
der typischen Gattung ist, wahrend bei den anderen die aussere Korperform noch fremdariigcr ist, die Venvandt- 
schafl aber. wie mir scheint, durch feinere Kieselbe-tandlheile sich ergiebL 



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Euplectella Jovis. Neu. 

Tut VI, Fig. 7, II. 



Diese prachlvolle Euplectella erreieht ohnc deu Wurzelsehopf eiue Lange vou mindestens 48 Cmtr., wic 
ich aus dein gnissten Stiicke, dem der uutere Theil fehlt, abschatze. Der Umfang des oberen Theiles unterhalb 
der Siebplatte betragt 26 Cmtr. Uiusichtlich ibrer Biegsamkdt, welche sehr gross ist, schlie»st sie sich an 
E. Oweuii Mshl. an. Die zwar deutlich, aber nicht sehr stark eutwickelte, aus einein Nadelkranze bestehende 
..Manschelte im Umkreis der Siebplatte" eriuuert an E. aspergillum. Ebenfalls vvie bei E Oweuii bilden uur zwd 
Systemc von Naddziigeu das grobe Hauptgeflccht, die :>ich uuter recbten Winkeln schneideiiden I.angsziige 
ausseu uud Quer- oder Biugziige innen; zwischeu ihnen liegen die vier Basalstrahleu der grossen FiinfMrahler, 
deren funRer unpaariger Strahl eiuen bis mebrere Cmtr. uber die Kiirpcroberflache senkrecht hervorsleht. Im 
Umkreis jeder der grosseu Dermalosticn zahlt man vier bis funf solcher Stachelu, welche in ibrer Gcsammthdt 
als aussere BewatTnung der Spongie eiu sehr characlerislLjchcs Aussehen geben. Der untere Theil dieses Aus- 
senstrahles ist in del' Kegel vou einer aus Nadeltt mit Axeukreuz gebildeten Scheide umgebeu. 

Wir vervollsliiiidigen gleich bier die Aufziihlung der Kiesclkorper. Ausscr deu in den vcrschiedonslen 
Beducliouen vurkommeudeu Seehsslrableru , woruuter die Taf. VI, Fig. 7a sehr haufig und der specifischon 
Eupleetcllen- Rosette mil den Hakeukolbeu (Taf. VI. Fig. 10a) zeiebuet sich E. Jovis durcb eine ihr eigeiithiini- 
liehe Spauge aus, Taf. VI, Fig. 7b, wdchc ich als eineu niodificirtcii Sedis»trahler ansehen mochte, weun es 
mir aueh uur iu eineiu Falle gelungeti ware, in dem mittlereii verdicklen und mit zwei Einschnurungon ver- 
seheuen Theile eine Spur eines Axenkreuzes zu entdeeken. Diese Spauge, welche zwischeu den beiden End- 
kriimmungen 0,057 Mmtr. mLsst, findet sich in gr»^ster Meugc in der aus.-,ercn KiirperscbJcble, wo audi die llo- 
sette vorherrscht. Sic gcht aber, wahrend die letztere nacb Inoen verschwiudel, durch bis zur innerea 
Wandllache. 

Ueber die Vertheiluug der grosseu Ostieu und ihr Verhfiltniss zu deu kleincren unterrichteii wir uns an 
Tuf. VI, F"ig. 7. Die Iting-Nadelziige stelien fast vollstandig i'cgclm&*ig gleich weit aus einandrr. In der Htlhe 
zwischeu je zwden lindet dch Plalz fur dn grosses oiler lur zwd der secundaren Ostien. liingegeu wcchseln 
die Abslaude der Liiugs- Nadelziige urn eiu Geringes, je uachdem es die Breitc der grosseren oder der secun- 
daren Ostien erheischt. Kleinere Uuterschiede im Durchmesser allcr dieser Ocflnuugen sind theils anf Diflervuzen 
jcuer AbstuMde, thdls auf die grosscre oder geriugere Masse des ausfiillenden, aus l.isen und weichen Theilen 
bestehenden Gewebes, theils aber auch aui die jeweiligeu Coutractionszustandc der Ostienwandungeu und ihrer 
sphiucterartigen Klappeu zuruckzufuhieu. Von dem Vurbandcnsein dieses mchr oder minder vollstandigen Klap- 
pcnverschlusses uberzeugt man sich f>owohl an nassen als getrocknekn Praparaten nicht ausgewaschener Stiicke. 
Die getrocknetcn Prutoplasma - (oder Zellen-J Netze der Spougien lassen noch die fcinsten Maschen in unver- 
auderter Form erkeuueu; so auch bier. Nur aus dem Vorbandcuseiu dieser Verschlussapparate U>t die bekannte 
Sauljerkdt der Korperhohle der Eupleetcllen zu erkliiren, welche, wareu jene nicht da, bald vou fremden K>>r- 
pern erfullt sein wurdc. 

Nach unten wird die grosse Leibcshohle vor fremder Invasion durch eiue untere Siebplatte geschulzt. 
Vou eiuer solchen bei Euplectella uspeigillum spricht Marshall: „Bei sehr wohl erhalteueu Exemplaren kommt 
neben dem uach obeu gebugenen Nadclkranz des Wurzelschopfes auch noch eine untere Siebplatte vor, indem 
die Ungsziigc und Spiralziigc des Waudungsgewebes regellos in eineu spitzen Kegel vcrschmelzen , dessen 
Mantel nie die grosse Resisteuz und die engen Maschen der oberen Siebplatte besibt, s<mderu weit tnehr drm 
Wandungsgewebe gleicbt" 

Die untere Siebplatte von E. Jovu, ist auch uicht so fest, wit; die obere; an ihrer Bildung bcuViligen 
sidi aber die grossen Nadelzuge der Wandung gar nicht. Diese gehen nach unten uber sie hinaus und losen 
sich theils in den miichtigen Wurzelschopf auf, theils nahern sie sich dnander und umscbliessen nun einen 
kegdformigen, aber nach unten offencn und zwischeu den Schopf sich verlierenden Raum, in wok-hen, so weit 




si 



icb beobachten kann, ein an Foraminiferen ubcrreieher Schlainm eingedrungen ist So sichern also die untere 
Siebplatte und die membrano&en Lochplatlen der Ostien die Eingauge, die obere Siebplatte den Ausgang der 
Leibeshohlc. 

Fuudort: Sta Lucia, 423 Faden; Granada, 416 Fadei). 

Mil der eben beschriebenen Art scheint Euplectella suberea VV. Thomson (a. a. 0. S. 138 ff.) sehr nahe 
verwandt zu seiu ; jedoch wird die run rnir als characteristiseh hervorgehohenc Spange von Thomson nicht 
ervrahnt 



Regadrella ist cine auf sleiniger Unterlage wachsende Euplectellide, wolche an Stelle des aus einzelnen 
Nadeln und Nadelbiiudelu bestehendeu Wurzelschopfes eine feste und sehr dichle, in Knorren und Lappen aus- 
wachsende Basis besitzl Fig. 6 zeigt den unteren Theil eines der Exemplare in natiirlicher Griisse, und zwar 
ist a die Basis eines altereu Exemplares, auf dessen lunenflachc sich das ueue (b) angesiedelt lint. Die von 
einzelnen b'ichern durchbroeliene Basis gehl in schrug verlaufende Strange iiber, in denen sich die Sechsstrahler 
und Stabnadeln mit Axenkrcuz verbindende Kittsubstanz mehr und mehr vermindert. An der Stelle, welcher 
der obere Rand der Abbildung entspricht, sind die sich schrag und quer kreuzendeii und oft in hogen verlau- 
fenden Nadelbiindel nur so weit verkitlct, da.»s sic zusammenhalten unil eine einheitliehe, aber ziendieh elastische 
und biegsame Wand bilden. durehbohrt von grossercu, einige Millimeter niessenden, und kleineren f.ocliern, 
welch.-, den Straugen entsprechend, ziemlich regelmiissig gereiht >ind. Jene Kamme, welche Kupleetella as|>cr- 
gilhini zteren, fehlen dicser Art, aueh die flockige Aussenlage mit dem Hohlensystem, welche dafur bei Eupl. 
Owenii und Jovis vorhanden. Dagegen isl die sogenannte Manschette da, der Nadelkranz, welcher den nicht 
krcisformigen sondeni unregclmassig ge.-chwungenen Vorderrand mnsaumt und die in ihrem Aussehen ganz mit 
den anderen Arten iibereinstimmende Siebplatte in sich fasst. 

Die Eiinge des grdssten Exemplares ohne den leider abgerissenen Fusslheil betriigt 38 Cmtr., wuzu noch 
w<-nigstens 10 — 12 Cmtr. des verloren gegangenen Absehuittes, natiirlieh ohne den Sehopl' kommen. Die Weite 
des oberen Theiles gleich unterhalb der Siebplatte ist 2G Cmlr. 

Finer speciellen Besehreibuug der Nadeln bedarf es nicht. da mir Scrletkorper , welche wesentlich von 
denen der Eupleetella as|>ergilhim abwichen, nicht iiul'gesto>sen sind. Dagegen habe ieh auf einen anderen sehr 
auffalleuden Cmstand aufmerksam zu machcu: An alien, mir vorliegenden Exeniplaren, deren unterer Tbeil er- 
hallen ist, sind zwei oder drei Individuen iu einander gesteckl, wte Duten, von dem odcr den beiden :iusseren 
Irnlividuen ist nur tier Teste, steinhartc Grundtheil erhalten. has sind oirenbar abgestorbene Spongieu (a in Fig. 6, 
a und bin Fig. 7), wiihrend tier innetste Ein- und Ansiedler natiirlieh das lebendige Exemplar, die zweite, respective 
dritte Generation ist. Dieses Sicherheben des neuen I.ebens auf dem ausgebrannten alU-ren Lchenshcrde soli 
der Name Phoenix ausdrucken. Die hiiufige Wiederhnlung dieses Vorganges ist wohl keine Zufclligkeil, weiJD 
sehon die zum Theil mil Bruehsliicken ihrer steinigen Unterlage abgerissenen Baseu a den Iteweis liefern , dass 
die Niederlassung der unbekaunten Larveu nicht an die Hohle eines altcren Exemplares gebundeu ist. Niehts 
deutet daraur hin, dass wir es mit einer Knospcnbildung zu thuu h&lten; die Grenzen der Anwachsung heben 
sich scharf ab. 

Die Abbildung 7 ist ein Langssclinitt , welcher drei iu einander gckapscltc Generationen von innen zeigt 
(a, b. c). In d sehen wir einen vierten Kiirper, dem in der anderen Halite ein gleich gestalteler enlspraeh. Es 
sind bienenkorbfonnigc hohle Spongieu, jede mit einem Osculum auf dem Gipfel, die andere, nicht gezeichnete 
auch inehrfach seillich durchbrochen. in der Hohe vou 3 und I! Mmtr. Die dunnen Wandungen sind sehr zer- 
hrechlich. Da* Scelet besteht aus nicht veikitteten Funf- und Sechsstrahlcm und vorzugsweise aus Nadeln mit 
Axenkrcuz. Von Roselien land ich nur Bruchstiicke. Von Weichtheilen waren zarte Netze und einzelne gros- 



Regadrella Phoenix. Ken. 



TV. VIO, f ig. 6, 7. 




fi2 



sere NcUe zu erkennen. Die Itedeutung dieser Hohlkugeln bleibt aber unklnr, und fiir die anffmglieh gefasste 
Idee, d;i<s sie vielleicht jungc Regadrellen seien, fehlt jeder einigerniaassen siehere Anhaltepunkt. 
Fundort: Barbados. 221 und 288 Faden; St Cruz, 248 Faden. 

Hertwigia falcifora. Neu 

Tit VI. Fig. 8, 9. Tot VIU, Fig. 8. 

F.s isl sclion ohen bemerkt, dass diese SpODgie ein Mittelding zwischen eincr Diclyonine und einer Lys- 
sakine isL Sie ist von ausserster Fomdosigkeit . unten ils%, wiihrend der grossere Theil des Korpers ein 
hoclisl unregelnvissigcs Labyrinth von Hdhlungen init dunublatterigen Wandungen darstellt. Da selbst die astigeii 
Theile nieht besonders fest und die Kiesclkorper der Rdhrenwandungen nur sehr locker verkitlet und an sich 
mebr als gewdhnlich sprdde und zerbrechlieh sind, ^o sind die Exemplare olfenbar sehr unv.illkonimen, und cs 
l.i- -i sich iiber das Anssehen eines uuversehrten Stiickes uichts vermuthen. Im oberen Theile des abgebildeten 
Exeinplares sind die Weiehtbcile und die losen Kieselkdrpcr durch Kochen in Siiure entfernt worden. Man sieht 
also ein (Jitterwerk wie aus unregelmiissig sich kreuzenden Staben, ahnlich einem Zaune, init denen sich mehr 
ausgebildetc Sechsstrahler verbinden. Die frcien von mir gefundencn Kieselkdrper sind 1. Sochsstrahler , niit 
d.traus liervorgehcndcn Fimfstrahlern und Rreistrahlern , ineist mit Rauhigkeilen gegcn die Spitzen zu, andere 
niit Taimenbaumstrahl init tneist sehr kur/.en Slaehelu. 2. Die Hose tie mil vier sich kreuzenden Sehirmziiiken 
(Taf. VI, Fig. 9 c). 3. Die Rosette mit laugereu Haken des Schinnes, die Mitte haltend zwischen d und e der 
Hhabdopectella. 4. Die specifisehc Kuplectellcn-Roselte (VI, 9 a). 5. Die Siehel rosette. Von dieser lelzteren 
Form sind zwei Varietaten da. Die einc ist bekannt und von Carter 1 ) aus Hossella veiata abgebildet. Die 
Strablenden des Sechsstrahlers tragen eine unten llache, nacb ausrfn kugelig gewolbtc Schcibe, auf welcher 
mehrere Krinze siehellormiger Zinken stehen. Kinlachcr, aber aueh hoclisl zierlich ist die neue Varielat (Taf. V I, 
Fig. 8) auf jedem Strahl vier SieheJzinkcn. 

Zu erwahnen isl noch der vereinzell vorkomnieiide Kcirper Taf. VI, 9, den wir, auch ohne das Axenkreuz 
gefunden zu haben, wohl ohne Widerspruch den aus dem Tannenbaum hcrvorgegangenen Be,sennadeln anreihen 
diirfen. Auch einen andcreu wiederholten Fund will ich nicht ubergeheii, niimlich den eines ausserst feineii, 
scheinbai voin Sechsstrahler unahhiingigen Kieselgespinnstes , dessen Faden dfter in die bakigen o<ler schirm- 
formigen Kopfe der Rosettenzinken ubergehen und damit doch wohl ihre Abhiingigkeit von der Grundgestall 
crkenncn lassen. 

Fundort: Dominica, Gil Faden. Scldickgrund. 

Taf. VI, Fig. 10. Taf. VIII, Fig. 9, 10. 

Obwohl audi von dieser tialtung kein vollstiindiges und vielleicht uur sehr unvollslandige Exeinplare in 
das Si hleppnctz gerathen sind, hisst sic sich nacb deni Vorhandencn hinieichcnd genau and als eine. jedenfalls 
zu den Eupleclelliden gehdrige Form bestimmen. Es liegen mchrcrc Sliickc vor, von dencn das grossere abge- 
bildet wurde. Dasselbe zeigt einen festen Stieltheil, der unten die (iestalt einer etwas unregelmassigen Halbrinne 
hat. Dieselbe verbreitcrt und erweitert sich wciier ol>en und ist von cinigen langlichcn Ausschnitten durehbro- 
chen. die im f.ebcn ohne Zweifel mit weniger Test zusammenhftngenden Sceletlheilen ausgefullt waren. Der so 
erweiterte Theil schliesst sich seitlich, und damit geht der solide Sliel in ein sehr unregelmiissiges Geflecht mit 
grossen Maschenraumen fiber, dessen Habitus unsere Abbildung getreu wiedcr giebt Hierbei wird der Zusam- 
menhalt der Sceletlheile lockerer, und so ist es gekommen, dass der ganze obere und vielleicht betriichtlichere 
Theil des (Jcbildes Iteim Schlepjien nicht init erl'eutet wurde. Jedoch war der grdsste Raum des Trichters un- 

1) Ann. Mag. XII, Taf. XIII, Fig. 13, 15. U*iu Minlich ist die K l«olifalU tod Carter eotdeckte Ho«lte too Sympagolla 
nux. Ich batte diejdbe in der erslen Bwchreibuiig iibeMuhcn, finde »ie aber au..h in Jen Praparatcn von 1870. Ideutith mil der 
von Roswlla, »i« Carter aogiebl, i*t «e nicuL 



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Ikxacliaelltdcn. 



63 



seres Excmplares tnit einer tbeils flockigen, theils membranartigcu Masse erfulll, uiul Lei einem zweiten, elwas 
kleinereu Exemplare slanden diese Theile uuter sich und mil dem Wanduelz des Trichters so in Verbindung, 
da» sic ein ganz unrcgehnassiges Labyrinth von Hohluugeu uud Raumcu bddetcn, mid die oben ausgesproehene 
Muthmaassung fast zur Gewissheit machtcn, dass wir nur mit dem festcren Basaltheil des Schwammcs bekannt 
gewordeu sind. Was an diesem firhlt, ist audi nicht durch die Phantasie zu ersetzeu. Die Grundprobcn der Sta- 
tioner! 108 uud 260 ') ergaben ..sticky yellow gray ooze, very fine, and chalk rock" und „fine gray ooze", wo- 
uach mil Wahrscheinlichkeit auf N'adelsch.ipfc zu schlicssen ist 

Gliicklicher Weise ist ciu gauz juuges Exemplar von durchaus auderem Aussehen von Station 108 nut 
erbculel worden, welches die zuletzt ausgespruchene Annahme bestiitigt, und zeigl, cine wie grosse Geslaltmela- 
nmrphose die llhabdopectella durebzumachen hat (Taf. VIII, Fig. 10). Dassclbc besteht aus einer scheibeuformigen, 
uu Kande sich in cinzclne Nadeln und Nadelbiindel auflosenden Basis uud einer cint'achen Rbhre, die aus der 
Milte der Basis und hervorgehend aus dem lockeren Gewebe der Basis gerade aufsteigt, sich etwas erweitert und 
oben offeu bleibt. Wahrscheiiilich ist auch an den ausgewachsenen Excmplaren dicsc Rohre vorhanden, aber 
von Wamlungen von wecbseluder Stiirke und Fesligkeit gebildet, so dass die vorliegeuden Stiicke nur ditoc 
festcren Theile noch besitzen. 

Der Name Rhabdopectella rechtfertigt >ich daraus, dass das Material der festcren und zusammenhaltenden 
Tlicile tier Spongie meisl Seehsstrahler mit iiberwiegend eutwickeltcr einer Axe odor Stiibe mit Axenkreuz sind. 
Bieselben sind vielfach in der bekannteu Weise der Euplectelhden verkittet, aucb verbuuden durch unregelmas- 
sige Gitterplatteu. In den basalcn Theilen siml die Kieselmiintel und Kitlbriickeu so reichlich vorhanden, bei 
ganzlichcm Mangel freier Sechsshahler, dass nur noeh einzelne Axenkrcuzc in den stabformigeii Nadeln zu cr- 
kenuen sind. 

Die Zusammengchurigkeit des jungen rohrcnfiirmigen mit den grossen Exemplaren ergiebt sich — abge- 
sehen vuii der Getneinsamkeit des Slandorles — aus der vollkoinmcncn Uebcrcinstinimung in den Scelettheileu, 
auch denjenigen feinen Rosetten und andern Fleischuadelu, welche bisher zum ersten Male als eigenthumliche 
Kennzeichen dieser Gattung und Art beobachtot wurden. Es sind folgcnde: Fig. 10a die schon vol) Bower- 
bank nicht ganz glucklich abgebildeleu Uosetteu der Euplectelliden, derail Zinken von einem ausserst feinen 
und sprodeu Stieltheil uu sich nach oben stark verdickeu und mit eii.er eiuseilig gezahnelten Anschwellung en- 
digen. Fig. 10 b Bosetle mil sehr feinen Hakenzinken. Fig. 10c Rosette mit Schirmzinken, die sich je zwei und 
zwei kreuzen. Es laufeu vou dieser Sorte Exemplare mit der gewohnlichen Stellung der Zinken unter. Fig. lOd 
ist eiue gleichfalls in grader Menge vorhaudene Rosette, dereu Zinken eine ganz eigcnthiiiuliehe Modification 
der gewohnlichen Schinnzinkeii sind. Jedcr Stiahl des centralcn Sechsstrahlers tr.igt 5 Zinken, vou dencn die 
vier aussereu als Seitenstrahlen den etwas schwacheren fiiuften als Verlangerung des Ilauptstrahlers umstehen. 
Alto diese Strahlcn babea einc uiigewohnliehe Dicke und gehen bei massigei Aiischwellung in eine Scheibe 
iiber, welehe sicli in etwa 16 stark nach abwarts gebogene langere Hakeu spaltet. Wie der mittlere Zinken 
schwiieher ist, misst auch der ceutrale Schirm im Durchmesser urn ein Drittel weniger als die vier zugehorigen. 
Es ist dahcr leicht, sich in den 30 Schirmeu oder Uuirlen zu orientiren. Den Zinken einer anderen Vaiieliil der 
Schiriiirosette von itusserster Zerbrechlichkeit giebt Fig. 10c. Ich habe sehr oft die gcsammten Triimmer eines 
solchen Kiirpers, denselben aber nie unversehrl untersuchen konnen. Fig. 10 f zeigt eine reichlich vorkommende 
spiraligc Bogcnnadel mil Ouerriefen, au der ich zwar keiue Spur einer Axe sehen konnte, die ich aber nicht 
anstehe, fur einen einaxigen Korper zu erklaren. Er durfte auf diesclbe Weise als Verdickung und Verkieselung 
in der fuisseren ZelJcnschichte entstehen, wie (he Bogeu der Besmacidincn. Er gehort ohue Zweifel in eiue 
Categoric mit der Spange der Eupleetella Jovis (Taf. V. 7). 

Ich habe oben S. 40 durau eriuuerl, dass ich schon vor Jaliren bei Aufstelluug der t\pischm Axengestal- 
teti ausgesprnchen, dass ich nicht uberrascht sein wiirdc, vielaxige Kieselkorper in jeder der nach den Harlge- 



I) Bis'.Uu'o of tin- Mu*eum etc. at Bltnri (o.'.cgo, C«nbridfte M»»r. Vo'.. VI, S. I, 1879. 



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64 



JMfc Abtheilung. 



biltlen charaetcrisirtcn Ordnungcn anzutreffen. Uud doch wollte icli anfanglkh nicLl damn glauben, dass Rhab- 
dopectella Kieselsterne besassc, die in Form und Grossc gar nicht von dcr schlankstrahligen Sorte der Pe- 
thyensteine zu unterseheiden siud. Erst als jedes Praparat von den verschiedenen Exemplaren und von den 
vcrschiedencn Standorten sie brachten, und als es sich fund, dass die Sterne in der Jugendfortn der Spongie 
eine besonderc Lage auf der Innenseite der Rubra bilden, musste die nahe liegende Verrnuthung, dass die 
Sterne eine zufalligc I'rcmde Beimischung seien, aufgegeben werden. 

Fundort: Grenada, 291 Fadeti; 21 « 34' N. 7C 0 33' W, 994 Faden. 

Seit Marshall* sorgfaltiger Deschreibung und Vergleichung von Hyalonema Thumsonii und Sieboldii 
ist die Stellung dicser cosmo|H>litisehcn Gattung als einer nahen Verwaiidten von Holtenia, Pheronema und Sem- 
perella endgultig festgestelll. Zwcifelhafl blcibt die Unterscheidung in Arteu. 

Aus deiu ueuen Gebiel liegt inir eiu grosser WurzelschopC besetzt mil Palythoa, uud ein fast uuversehr- 
tes kleines Exeiii|)lar vor. Der Kiirper desselben ist 4 Cintr. lang, der Sehopf 10 Cmtr. An der Uebergangs- 
stelle zwischen beiden Theileu findct sicli cin Kranz von Palythoa. An dein grosseu Schopfe kauii ich cin 
Merkmal. das ihn von H. Sieboldii treuntc, nicht beinerken. [tie Verletzung, welche das andere Exemplar erlit- 
ten, l.isst mi In Keren funf tiefe, durch mehr oder minder vollstiindige I.angsscheidewande getrennte Hohlen sebeu, 
dereu jede oben durch eine Siebplatto abgcgienzt ist. I»cr beslachelte Strahl der Tanncnb&ume ist schr durftig 
bestachelt, die Doppelquirle errcichen die bedeutende Lingo von 0,264 Mrutr. Jedeufalls handelt es !>ich urn 
minimale DifTerenzen, welche die Aufstellung eines neuen Namens nicht rechtlertigen wurden. 

Wir begniigen uns al>o, die Verbreitung von Hyalonema, und zvvar wahrscheinlich des H. Siebuldii urn 
eine neue Etappe veriuchrt zu ha ben. 

Fundort: des grosseu Excmplares war nicht nither angegeben; des kleineu Grenada, 416 Faden. 

In der Abhandlung uber die Vei^andkchaitsverhiillnLss* der Hexactinelliden stellt Marshall mit Recht 
die Galtungen Labaria Gray-Higgin und Pheronema Leidy (=: Holtenia \V. Th.) zu Hyalonema. Aus dem west- 
indisch-mexieanisehen flebiete stammt I.eidy's typisches 

das in unserer Sammlung durch einige ausgezeichnet schone Exemplare vertretcn ist. Der Kiirper ist 11 bis 
12 Cmtr. lang. oben, WO das 13 Mmtr. im Purchmcsscr habeude Osculum nur von eincm abgerundeten Rande 
umgeben ist, am schmalsten. Die Lcibcshohle, mil siebartig zusamtnengehiiuften Oeffnungen der Caniile geht 
unten in mehrere Blindsikke aus einander. Die reichlichen, siuh verlilzenden Nadeln und elien so reichliche 
Weichtheile verleihen dem Korper solche Festigkeit, dass cr sich im nassen und trockenen Zustande fest nnfiihlt 
und nur mit ziemlicher Gewalt aus einander gebrochen werden kann. Der Zusammenhalt ist daher bedeutend 
starker, als der von Farrea, Dactylocalyx uud mancher auderer Dictyonincn. Die Ausscnflache ist gefestigt durch 
slarke Funfslrahlcr mit nach innen gericbtetem unpaarigem Strahl. Auf eine Beschreibung der Doppelquirle, 
Taunenbaumchen . der zarten Sechsslrahler mit Iftngercn Dornen (veil Marshall auch Ijei Semperella beschrie- 
ben) Bowie der einaxigen Domcnuadcl brauche ich nicht einzugehen. 

Hiusichtli<-h der Gestalt and der Trennung des Wurzelschopfes in einzclne im Kreis ge>tellte Biisdiel 
und Pinsel schliesst sich Pheronema Carpenteri Kent cng an Ph. Annae an, so da*s es sich hochstens urn locale 
Varietaten haudelL 

Fundort: Sta Cruz, 180 und 248 Fadeu. 

An diesen typischeu Gattungsrepriisentanten reiht sich zunachst das niedrigere napfforaiige Pheronema 
Grayi K. an, das hinsichtlich des W urzelschopfes zu Holtenia Carpenteri Thomson fiihrt Diese Spongie ist ein 



lleTaetineUiden. 65 

Pheronema mit dickem, nicht in einzelne Biiudel zerstreutem Wurzelschopf. Holtenia Carpeateri \V. Th. hatte 
eigentlich zu heissen Pheronema Carpenlcri \V, Th., ist aber verschiedeu von Pheronema Carpcnteri S. Kent, 
und dieser letztcre fuhrt naeh meiner Ansicht seinen Namen audi mit Unrceht und ist nichts anderes als Phe- 
roDema Annae. Per Gattungsname Holtenia, von W. Thomson, cinst dem Gouverneur Holteu in Thorshaven 
zu Khren verliehen. ist nun (sehon von Marshall) auf die sackformige Holtenia Pourtalesii SdL beschhinkt . die 
dem Gebiete von Florida angehort Der Kiirper ist zusammcngedriickt, die Wandungcn Schlatter, als bei Phe- 
ronema, die Peristomkriinze fehlen, Wurzelschopt weniger entwickelt. Ihr eigenthumlich ist eine Rosette mit 
r«ppusformigen Endcn. 

In dem Material von 1877 bis 79 habe ich mehrere Bruchstucke und Theile von Wurzelsehopfen gefun- 
den, welehe mit griisserer odcr gcringcrer Wahrscheinlichkeit solehen Holtenien angehoren. 

Zu einem Schwamnie von total anderer Coiisistenz, namlich vom Habitus und der Weichheit einer zarten 
Reniere ist das Material der mieroscopischen Formbestandlheile iron Pheronema in einer neuen Gattung vereinigt: 

Letobolidium. 

Sie liegt vor als eine Kugel von 15 Minlr. Burchmcsser, weich und glatl anzufuhlen. An dem einen Pol 
findet sich ein umrandetes Osculum, ihm gegeniibcr eine uniegelmassige kleine \'erliefung, aus weleher ein Wur- 
zelschopf ausgerissen zu sein seheint. 

Fuudort: Bequia, 1507 Faden. Es ist dersclbe Schlammgrund. auf welchem die unten zu besehrei- 
bende Stelletline Tisiphonia fcncslrata und l»ei 1591 Faden auch Cyathella lulea und Rhabdodictyou delicatum 
gedeihen. 

Diese Gattung ist von S. Keut mit folgender Diagiiuse aul'gestellt: "Spuiige-body , bag-or cup-shaped, 
of felt-like consistence ; composed of an inlerlacemeiit of long filiform silicious fibres or spicula. Interposed 
among these, hexiadiate spicula of various sizes and minute multiradiate one*, with capitate extremities." 

Alles, was in der Besehreibung von Asconcma selabalense iiber Vorkomnien und Aussehen dieses 
Schwammes weiter von S. Kent gesagt worden ist, pas^t auf eine in unserem Gebiete haufig vorkotnmeude 
Art, die ebeufalls theils in Gestalt ziendich regelmassiger Becher, theils als unregclmassige, mit inneren Taschen 
und Abtheilungen versehene Siicke auftritt. Auch der Vergleieh mit einem groben, ziemlich leicht zerreisslichen 
und in Fetzen odcr Landmen aus einander gehemlen Filz passt vollstiindig und kann ausserdem auf keine an- 
dere Hexactinellide angewendet werden. 

Allein die positiven, auf genauer microscopLscher L'utersucliung basirenden Angaben Kent's iiber die 
Kieselkurper des Asconcma setabalense sind mit dem, was ich an den zahlreichen sehr gut erhaltcnen america- 
uischen Exemplaren sehe, durchaus. nicht in Eiuklang zu bringen. Verhalt sich Asconcma setabalense so, wie 
cs Kent bescbreibt, und woran zu zweifelu gar keiu Grund, kein iiusserlieher wciiigslens vorliegt, das heisst, 
besitzt es die Schirmrosette, fehlt ihm der Tannenbanm-Seehsstrahler und vor allem der Uoppelquirl, so ist es 
in der That eine „aberrante Font*, wie Marshall sagt. Dagegen wiirde unser Asconcma sich enger an Phe- 
ronema anschliessen. Eine neue Untersuchuug der portiigiesisehen Art ist sehr wnuschenswerth. BesUitigt die- 
selbe Kent's Angaben und die Abwesenheit der schon obeu genanuten Kieselkorper, so wiirde fur die ameri- 
caiuschc Art eine neue Gattung zu creiren sein. Wir nennen sie einstweilen 

Asconema Kentil. Neu. 

T»f. V, Kig. 10. 

Sie kommt in zwei Varietateii vor, die eine gleicht einem flachen oder miissig vertietlen Becher, der un- 
ten entweder abgerundet oder mit einem kurzen, oft ctwas unregclm;issig gedrehten spitzeren Stieltheile ver- 
sehen ist. Pie andere ist sackformig. mit uuregelmassigem Rande. innen rait uuregelmassigen taschciiartigen 



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66 7.\ifUe Abthriiuntj. Uejactinelliden. 

Ablheiluugen und Hohlungen, welche durch dunnere lappigc Wiinde getrenut siud, recbt wie ein Bctlelsack. 
Diese letzteren Furmen werden fusslang und scheineu bis zum oberen Rande in den Schlamm verseukt zu sein, 
wahrcnd die becherformige Varietal, nach dem Aeusscrcn zu urlbeilen, sich mehr fiber den Boden erhcben durfte. 

Obwohl die Deckschicht bei der grosseu unregelmassigen Varietal nicht (chit, ist sie doch am schonsten 
bei den Bechern ausgebildel, eine zartc, cinem fcinslen Schleier gleichende Schichte Sie bcsteht aus einero Pro- 
(oplasmanctze mit vielen grossen Kerneu, kann also auch eine Schichte nackter, in unrcgcliniLssigcn Auslaufern 
mil einander verschmelzendcr Zellen genaunt werden (vergl. die Abbildung). In den etwas grobereo Striingen 
liegen glatte oder mehr oder weuiger dornige Nadeln mit Axenkreuz odcr, slatt desscn, mil vier auf kurze knopf- 
artige Vorsprunge reducirten Strahleu. und sowohl dicsc. als die feineren dazwischen liegeuden Nctzstriinge sind 
mit zahlreichcn Tanncnbfiumchen besetzt. Sehr oft dienen die oben erwahnten Kenie als Uuterlage fur die Biium- 
cheti, nicht als ob ich tneinte, von dicscn Kerncn a us sei die Entstehung der Kicsclkorpcr vor sich gegangen, 
sondera wir linden, wie mir scheint, die Tannenbuumchen desshalb vorzugsweise in diesen Centralpunkten der 
sehr diflusen Zellen, weil nach ihnen die Protoplasmastrome convergiren und die Stellung der Biiumcheu me- 
chuiiisch von ihuen bestimmt wird. 

Am Hande der Becher- Varietal pflegl die Deckschicht als ein Saum faltig hervorzustehen und gcht vnn 
der Aussen- auf die Innenflache ubcr; fiber ihu ragt dann eine dichte lleihe von unvollstandigen Sechsstrahlern 
und Nadeln mit Axenkreuz hervor. Ausscrordentlich reich ist der gesammtc Korper an Dopi>elquirlcn in den 
verschiedenartigsteu Dimeusiouen und Varialionen der eiuzelnen Theile, In mehreren Fallen konntc ich im In- 
nern des Quirlcllipsoides Rcste eines Zellkemes und Zellkorpers wahrnehmen. 

Fundort: Grenada, 338 und 576 Faden; Martinique, 565 Faden; Guadeloupe, 583 Faden; Bequia, 
1507 Faden. 



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Drille Ab&eiluty. TelraclinfUiden. 



n 



Drill, M>tliriliiu«. 



Tetractinelliden. Monactinelliden und Anhang. 



Wir waren bis vor Kurzein guwohnt, die Lithistiden und noch mchr die Hexactinelliden als die Tiefsee- 
spongieu par excellence zu betrachten , als in den Tiefen verborgene Hesiduen fossiler Gruppen, wahreud die 
ubrigen Ordnungen als Spongion dor Ncuzeit fast ausschliesslich die uberen Zonen zu bewohnen schicnen. Als 
ungeffthre Grenze fiir die letzteren naeh unten, fTir jene nach oben schicn die Dreihundert-Faden-Einie zu gelten. 
Wir haben nun gesehen, dass Litbistiden und Hexactinelliden weit holier heraufkonimen, und dass Tetraclinelliden 
und Monactinelliden nicht nur ausnahmsweise, sondern in zablreichen Species in jene. vermeintlich den Hexacti- 
nelliden reservirten Abgrundc hinabstcigen; wir finden. mit anderen Worten, Anpassung auf beiden Sciten. Nur 
die Hornschwamme halten entschieden die geringen Tiefen fesL Sic sind von den Expeditionen der Jahre 1878 
bis 1880 nur spurweise gefunden worden. Hie in die Tiefen gehenden Vertreter der anderen Gruppen sind 
zum Theil schon in nieincr „Spongienfauna des atl. Gebietes" verfolgt worden. darunter Hadiella sol bis fi38 Fa- 
den, andre bis 324 und 340 Fadcn, eine grosser*; Anzahl ahyssaler Tetraclinelliden und Monactinelliden des at- 
lantischen Oceans wurde aber durch Carter's Dearbeilung des Porcupine-Materials bekannt 1 ). Auch durcb die 
dcutsdien Expeditiooeo nach der Oslkiiste von Griinlaud und zur Erforschunp der deutscben Meercsgebicte wur- 
don unscrc Kenntnisse nicht unbetrachtlich vermehrt 2 ). 

Hierzu tritt nun dieser drilte Abschnitt unseres Werkes als eine Ergiinzung und Fortsetzung, welche jednch 
nicht so wesentlich und reichlich ist als wunsclienswerth ware. Es lag in der Aufgahe der Vermessungscxpe- 
ditionen der Iclztcn Jahre, dass die Fauna nberhalh der Hundert-Faden-Linic nur gclegcntlich beriicksichtigt wer- 
den konnte; daher von jenen Abtheilungen der Spoiigien, welche nicht Lithistiden und Hexactinelliden sind, nur 
die in die Tiefen vorgeschnbene Minderzahl, wie wir annehmen miissen. gedredscht wurde. Has Bild, welches 
wir uns von diesem Theilc der Spongienfauna machen kiinncn, ist also jedonfalls ein unvoUkomnienes, auch 
wenn wir die in der „Spongienfauiia d. a. G." beschriebenen Arten der Kiisten von SL Croix. St Thomas und 
Florida hinzunehmen. 

Vide der mir vorliegendeu Stnuke bin icli nur ganz im Allgemeincn nach Gattung odcr sogar nur nach 
Familie zu bestimmcn HO Standc. Von eincm gutcn Thcile auch dieser nicht als Arten hezeichneten , sondern 
in eine ..Heihe" verwiesenen Fonnen behaupte ich mit aller Sicherheit. dass sie keine Arten sind. Von einem 
anderen Theile reichen die vorhandenen Exemplare oder Hruchstiicke zur Feststellung von Artcharacteren nicht 
aus. Nebcn ihnen finden sich nicht wenigc entschiedene Arten und Galtungen. darunter solche, wo Genesis und 
Ursachc der Fixirung durchsichtig ist 

I) DotcriptioM and Fiyure. of !>«.,,. S«i Spoii S « and Uieir Spicule, from the atlantie Ocr.n Ann. Mag. of nat. Hi.t 



2) Zwcito deaUche Nordpolfahrt. Leipjig. Brockhau... Jabre.berichi der Comim,.i» n lur w».. Erlomhu„g d«r dert*ch* a 
Meere in E«l flir die Jahre 1 871, 1 873. II. III. Jnhrgaug. Berlin 1874. 



1874— 1 870. 




68 



Dntte Abtbfilimij. 



Tetracti n el I i d en . 

Mit der Einluhrung dieses Namens ist die Untcrschcidung meiiier Familieu Aneorinidae und Geodinidae 
aufgegeben; rait Recht, da die Gattun^cti Stelletta und Geodia sich kaum von einander trennen lasscn. 

Pachastrella LithlsUna. Ken. 

T«f. IX, Fig. 3. 

Fladeu von 15 bis 20 Mmtr. Dicke. Oberflache mit vielen Hachen Buckeln, weiche je ein Oseulum von 
0,5 Mmtr. Durchmcsscr tragen; Uuterflaehe ebeii, mit denselben Osculis oder Poren ver.sehen. Alle diese OefT- 
nungen fuhreu in das unter der dunncn liindeuschicht belindliche Labyrinth, von wo au» gerade oder etwas ge- 
bogenc Canale die Dieke des Fladens durchsetzen. 

Ausser den vierstrahligeu Sterueu sind kleiue unrogclmiissige feinhockerige Korpcrchen vorhanden, weiche 
von der Form eiues Ellipsoides von 0,008 Mmtr. ausgehend sieh zu unrcgelmrLSbigcn buckligen und sternfor- 
migeu Korpern von 0,008 bis 0,01 Mmtr. veigrosseru. Sie bildeu eine Rindenschichl, geheu aber auch massen- 
haft dureli den ganzeu Sehwamm. 

Die vorliegende Species zeigt wieder den unmittelbaren Anschluss an die Lithistiden. 

Pachastrella abyssi. Sdt. I87u 
wurde an verschiedenen Orten gefunden. 

Pachastrella connectens. Sdt 1870 Var. 

Grosses fladenformiges Stiick. 
Fundort: Grenada. 164 Fadcn. 

Es fehleu die naviculalormigen Korper und die hockerigen klcinen Spindeln. Im Innem sind die grossen 
Spindcln vorlierrscheiid. Es liesse sich also eine neuc Species machen. 

Zu eincm Pachastrellen-artigen Schwamme, der leider uur in einem kleinen Bruchstiick vorhanden ist, 
gehoren die Taf. IX, Fig. 4 abgebildctcn Scolctkorpcr, weiche, ebenfalls von dem einfachen VierstrahJer aus- 
gehend. sehr verschiedene Stufen der Gabeluns zeigen, wobei ofl der Hauptstrahl erhalten bleibt und die beiden 
seitlichen Gabelaste unter rechtem oder beinahe rechtem Winkel aufgesetzt sind Kleine Umspiteer und gros- 
sere umspitzige Nadeln vervollstSndigcn die Armatur. 

Ich erwkhne und zeichue diese Vierstrahlcr, wcil cine solchc Varietal unter den bisher bekannten Pacha- 
strellen ncu ist, und weil wir durch sie, wie ich meine, entschieden auf die Gattung 

Corticium. Sdt 

gefuhrt werden. 

Die Gattung Corticium wurde von nut nach einem incrustirenden dalmatinischcn Schwamme begriindet, 
der nach der Beschaffenheit dcr Weichtheile sich an die Gummineen anschlicsst und seinen specilischen Character 
von den kmnleuchterformigen Kieselkorpern empfangt. Die letzteren bilden eine Reihe von einfachcrcn bis zu 
sehr merkwurdig gcschnorkelten Formen, sammtlich nach einem vierstrahligen Typus. Jedoch liess sich damals 
nicht feststellen, dass die Kronleuchter aus dem bekannten einfachen Vierslrahler (dcr Pachaslrellen und mancber 
andcrer Ancoriniden) hervorgehen, obschon diese Vjerstrahler selbst in Corticium candelabrum reichtich vor- 
handen sind. 

Gattungscharactcre nach den Weichtheilen sind weder damals noch spater aufgeslellt worden; es ist also 
klar, dass. wenn die Gattung aufrecht erliallcn werden soil, diess nur nach der Bescbaffenheit der Vierstraliler 



Tfiraciin flit dm . 



69 



geschehen kann. Pesshalb gehiireu die Schwamme, welche Carter') als Corticium parasiticum urn) Wallichii 
beschrieben hat, und die keine Vierstrahler oder aus dieser Grundform ableitbare Kieselkorper . sondern nur ein- 
axige Nadeln besitzen, unhedingt nielit hierher. Pagegen schien mir ein algieriseher Schwamm mit Vicrstrahlern 
und vereinzelten Gabelankern als Corticium plicatum 4 ) hierher zu passen. Von Corticium Kittoni 8 ), auch eincr 
Carterschen Art, zeichnet der Autor drek vier- und fiinfzinkige Arme, so dass moglicher Weisc der vierslrah- 
lige Typus zu Gruudc liegt Indessen wurde man auf diescm Wege fortschreilend, bald sich gezwungeii sehen, 
auch solche gumuiincenartige Schwamme als Corticium zu bezeichuen, welche nicht den einfachen Vierstraliler, 
sondern nur den Gabelanker mit kurzcm Stiel besitzen, und in dieser Conscquenz hat denn Carter ein Corti- 
cium abyssi. aus derrr westlichen Eingange des Canals, gegriindct (a. a. 0. 1873) mit welligen dreizinkigen Ga- 
bdn, wo namlich ausser den gewohnlich allein vorhandeneu Gabelzinken auch der Stamm- oder Mittelzinken 
sich etitwickelt hat. Ich kenne diesen Schwamm von Barbados, 100 Faden, und haltc ihn fiir idcntisch mit 
Gray's Samus anonyma 4 ) von Westindien. 



Aus unserem Gebiele liegt ein Cruslensehwamm vor, der zeigt, dass in der That Alles in die Corticium- 
lleihe cinbezogen werden muss oder kann, was bei gummineenartigcr BeschaUeuheit der Weichtheile der Vier- 
strahlcr der Pachaslrellen und dessen Variationen triigL Penn in diescm einen Exemplars komntt die erstaun- 
lichste Fiille von Combinationen vor, welche durch Gabclung und Spaltung der Strahlen bis auf fiinf Zinken 
entstehen kann. Icli habe allerdings nicht sammtliche mogliche Combinationen faetisch beobachtet. deren von 
der Grundform 1111 bis 5555 nicht weniger als 625 sind. Aber was in dem einen microscopischeu Priiparat, 
oder in unserem Exemplare etwa fehlt, ist in dem nfichstcn zu crwarten. Allgemcin gilt, dass die sich gabeln- 
den Strahlen verkurzt sind, oder mit undereu Worteu, dass auf die gegabelten Arme ungefahr nur so viel Kie- 
selmasse kommt, als auf die einfachen, und zweitens, dass sebr oft ein Arm ungegabelt bleibt Pie ganz ohne 
Auswahl herausgegri(renen Beispiele in Fig. 5 erhiutcrn das Gcsagte. Es sind die Combinationen 1114. 1224 
und 1235. 

Fundort: St. Vincent 95 Faden. 

Die voranstchende Vcrbindung von Corticium mit Pacliastrella wurde, scheint mir, nur daun liestritten 
werden konnen, weun sich aus der Beschatrenheit der Weichtheile die Unriehtigkeit erweisen licsse. Pachastrclla 
ist schr arm an Weichtheilen , in Corticium treten die Harttheile zuriick; das ist aber vor der Hand der einzige 
Unterschied, da wir sonst fiber die Weichtheile von Pacliastrella nichts wisscn. 

Anders ist das Verhaltniss von Paebastrella zu 

indem die Grenze zwisehen ihnen einc vollig willkiirliche ist. Es giebt knollige Spongieu mit slarken L'mspitzern 
uud Gabelankern, die man eben so gut zu der einen, wje zu der andcren Gattung ziehen kanu. Andere mit 
verlangertem Stiel und verkiirzten Gabelu der Anker oder mit einzelnen einfachen Aukem schliessen sich an 
jene vnrzugsweise Ancorina zu nennenden Formen an, welche noch mehr Variationen des Ankers aufweiseu. 

Pas Material solcher Aneorinen aus dem mcxicanisch-caraibischen Gebiete ist zicmlich sparsam. Ich ver- 
zichte auf speciellere Ueschreibung. 

1) Ann. Mag. 1876. 1879. 

'2) Spongitin der Kutte T. Algier. 

3) Ann. Mag, 1874. 

*) Ct Carter, Ann. Mag. 1879, XXIX, Fig. 3. 



Corticium versatile. Ilea. 

Tat IX, Fig. 5. 




70 



Mlfc Abtheihmf. 



Stelletta. 

Diese, ledigiich auf das Vorhaiideiisein von V ierstrahlern , und zwar vorzugswcise eigentlichcn Ankcrn, 
und Sternchen begriindele Gattung isl ikusserst reichlich vcrtreten. Ich begniige raleh aber auch hier, allc die- 
jeaigeo Stueke, welclie kuollig, plattig, kruslig oder sonst unregelmassig und unausgezeichnct sind, keine bewil- 
ders auflallenden Kicsclformcn besitzen und keine speciellen Anpassungserscheinungen zeigen, cinfach als „zur 
Stcllctta-Reihe gehorig" zu registriren. Ich behaupte auch hier nicht, dass darunter keine stabilen Fonnen oder 
wirkliche Arten seien. 

Zunacbsl verdienen diejenigen Fonuen unsere Aufmerksamkeit, welche sich auf das engsle, nur dureh 
die Sternchcn Irennbar, an die Pachastrcllcn anschliessen, z. B. cine Knolle von Virgin Gorda, 1097 Fadeu, nut 
l'adiaslrellen- V ierstrahlern und groben, daraus hervorgeheuden Gabelankem. dancben Spiudeln und Sternchen. 
Diesc letztern sind raassenhaft im embryonalen Zuslande in Zellen enthalten und besitzen ausgewachscn schlankc 
StrabJen und cincn fast kugeligen centralen Theil. ila die Spongicnzellen in verschiedenen Ordnungeu und Fa- 
milien zu Sternchen verkiesdn, so ist damit auch die Eutstehuug der Stelletten aus den Pacbastrellcn zu erkliiren. 
Abcr eben wegeu dieser Enlstehungsweise der Sternchen isl auf die Maasse derselben als Speeiesunterschiede 
nichts zu geben. Von demselben Fundort ist ein in der BeschalTenheit der Kieseltlieile nur weuig, d. h. in den 
Grenzeu der individucllen Variation abweichendes Stuck, bei welchem vorzugsweisc die umspitzigen Jiadcln cine 
von der kriimbchen bmnenmasse deutlicli abgeselzte feste Rinde bilden. Ich wiirde es fiir ganz verfehlt halten, 
hieraus schon jetzt eine oder gar zwei Arten zu machen. Und so sind nocii eine Anzahl von Ancorinen zuiu 
Vorschein gekommen, die sich als Individuen, aber nicht als Aden unterscheiden lassen. 

Mit anderen ist es vielleieht anders. und so versuche ich ein paar Arten zu kennzeichneu. 

Korper polsterformig. 1 Cmtr. Durcbme>ser, »/, Cmtr. hoch. (iriissere (iabelanker mit der Loupe gut sicht- 
bar, mit sehr schlanken, weit klaffenden Zinkeu. Stabnadcln entweder uinspitzig, oder von der Form der Telhycn- 
nadeln oder stumpf-spitz mit schwacher Anschwellung am stumpfen Ende, aber durchgehendem Axencaual, wo- 
durch sie sich von der Stecknadel der Suberiten unterscheiden; Sternchen mit 4 bis 7 schlauken Strahlen. 

Fundort: 24° 33' N, 84" 23' W; 1920 Fadcn. 

Stelletta pygmaeorum. Nen. 

Taf IX, Yig. 9», b, c. 

Korper einem etwas unregclmassigen. gekriimmten Pflanzenstiele ^leichend mit keulenartiger Kuppe. auf 
dem (Juerquitt drehrund. Kleine stabformige Korperchen und winzige Sternchen von 0,0028 bis 0,0058 Mmtr. 
bilden eine Rindenschicht. Hie Sceletkorper sind theils starke Umspitzer oder Stumpfspitzer, theils die verschie- 
denartigstcn Stadien von Ankern und Gabelankern mit ungleicher Ausbildung der Zahne und Zinken, welche 
oft als kurze slumpfe Hocker aultreten. 

Fundort: St. Vincent, 95 Faden. 

Stelletta mastoldea. Neu. 

T»f. X, Fig 1. 

Sowohl der Name als der zur S]>eeiesbezeichnung veranlassende besondere Habitus stcllen diesc ausehn- 
liche Stelletta neben die Stelletta mamillaris des Miltclmeeres. Die Abbildung giebt den Durchschnitt einer Per- 
son. Die Oberflache ist von einem dichten Pelz hervorragender Nadelspitzen iiberzogen. Auf dem Gipfel des 
zitzenformigen Korpers bellndet sich ein verschliessbares Osculum. Sowohl die contractile pupillcnarbge Mem- 
bran, als der daran stossende Sussere Rand sind nackt. Eine Anzahl solcher Personen sind zu einem Stoeke 



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TcttwtineJItdcH. 7 1 

vereinigt, wobei die gauz ausgebildeten weit aus dcr genii'inschafllichen Mu>*e hervorstehen , wahrend klcinere, 
auf dem tltpfcl iioch nicht durchbrochenc Hiigel als unvullendete Knospen zu betrachtcn sind. 

Der itussere pelzige Besatz wird vou starken spindelformigen Nadeln gebildet, aus welehen audi, unter- 
mischt niit den der Mengc nach sehr zurucktretenden Gabclankern, die von der Axe nach aussen gerichtetcn 
Kadelzugc bestehen. Sowohl die geraumige Magcnhuhle als die Canale, vou denen die grosseren etwas schrag 
oder fast parallel zur Axe des Korpers verlaufen, siud mit feinen Umspitzern ausgekleidet. Diese linden sich 
aber audi nebst den schlankstrahligen, hiickerigen Sternchcn sonsl im ganzen Schwamme zerslreut. 

Der Bodeu, auf welchem diese Art gefunden wurde, isl ein grober Sand. Wir durfen mi then, dass 
diese Beschalfenheit des Standortes nicht ohne umfurmenden Einfluss auf sie gewesen ist und zur Ausbildung 
der speciellcn Eigenthumlichkeiten der Spongie, den Schutzapparat des Oseulum und der Bonn gefuhrt hat, 
Einfliisse, die bei den folgenden Gattuugen Tisiphonia und Fangopliilina viel bestiinmter hervorlrctcn. 

Fundort; Grenada, 262 Fadeu. 

Tisiphonia W. Th. 

Mit diesem (Jattungsnamen hat W. Thomson eiue Spongie belegt, welche, wie Carter 1 ) nacbgewiesen, 
sclion einc ganze Reihe von Nanicn trug. Er zeigtc, dass die Synonymen zu Thomsons Tisiphonia agarici- 
formis folgende seien: Telhea muricala Bow., Wyvillethonisonia Wallichii Whright, Dorvillia agariciformis Kent, 
wahrschcinlicti auch Normannia crassa Bow. und Hymcniacidoii plaeeulula Bow. Die beiden Ictzteren Formen 
sieht Carter als Varietiiten an, dercn Abweichiingen dadurch bervorgerufen wurden, dass sie nicht im weichen 
Schlauini, wie gewohnlieh, sondern aul* barter Unteriage wuehsen. Ich schliesse rnich dieser Ansicht durchaus 
an. Wir bezcichnen mit „Tisiphonia" diejenigen Stelletten, welche auf Schlainmboden gedeilien und in detnselbeii 
sich durch wurzelartige Forlsatze und Strange befestigen. Abgesehen von der oftercu Verlangerung der die 
Wurzeln bildenden Nadeln und Anker treten sie in ihren Kieseltheilen nicht aus dem bekaunteu Kreise der Kie- 
selkorper der Stellelien heraus. Der Aufenthalt im feinen Schlamm hat aber uoch auf andere NVeise umiormend 
eingewirkt Die Korperoberflache ist bis auf gewisse weitere und in eigenthumlicher Wcise gescbiitzte OefTuungen 
fur Ein- und Auslass des Wassers dicht geworden. iiiermit und von dem Grade, bis zu welchem der Schwamm- 
korper im Schlamm steckt, hangt jedenfalls die aufTallendc Dachbilduug zusammen und ab, welche zur s|iecifi- 
schen Benennuug der T. agariciformis fi ihren musste, ferner die Entstehung der Rinnen und Gange aussen un- 
terhalb des Handes des Pilzhutes, durch welche eine tbeilweise Bespulung auch der in den Schlamm versenkten 
Seiten des Schlammkurpers ermoglieht isL Wicderum ein iilieraus einfadies und klares Beispiel zu i in listen der 
Auslese-liypothese! 

Die Auslese hat sich innerhalb der im Schlamm angesiedelteu Stelletten noch anderer urspriinglicher An- 
lagen und Variational bemachtigt und damit andere Species gezuchtet Eine solche 1st 

^Pisi p hon 13 j^b n c s t r 3 p I^Jo u» 
Tat X Fig. «. 

Schwammkorper mit einem durch einen dichten Nadelbesatz geschiitzten Oseulum und einer oder mch- 
rcreu EiustromungsdtTnungen, welche sowohl dureh Nadelbesatz als durch Siebe geschiitzt sind. Mchrere dunne 
Wurzelstriingc. Die Korperform ist verechieden nach der Anzahl der Einstromungsoffoungen. Der cinfachste 
Fall ist natiirUch der, wo nur eine solche Oeffnung ausscr dem Oseulum vorhandeu ist (A, B). Der Kiirper ist 
dann zwischen den beiden Oeffnungen etwas zusammengedriickt. Dcr Qucrschnitt nithert sich mehr dem Kreise, 
wenn ein zwcites Einstromungsloch dazu kommt (C), und er sieht schliesslich von oben einer Scheibe mit 
ausgeschweiftem Bande ahnlich (D), wenn die funf bis siel>eu Einstromungsofmungen das Oseulum im Kreise 
nmgeben. 



1) Carter, on l'.tb« nmriwU. Aon. Mag. of K. H. Attjuil 1878. 



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72 



Unite AhMun.j. 



Die Wandung des letztereu i»t gewohnlich Ml eincm kurzen Schornstein verlangert und kanu sieh con- 
trahireii und erweiteni. Bci der Conlraclion schliesseu sich die Enden der einen dichten Schopf bildenden Na- 
dcln so an einander, dass ein feiner Seihapparal gebildet wird. der auch microscopischen Organismcn das Ein- 
dringen verwehrt und den Wasserabfluss niclit ganz aufiiebL Der Schulzapparat der Zuflussoffmingen isl , wie 
gesagl, tin doppolter. Auch bei vollig erweiterter Bohre ist das feste Sieb binreichend, urn Larven. Cnislaceen 
und Wiirmer abzuhalten. Isl es nothig, so kanu der Nadelkranz eljen so wie beini Osculum lM?nulzt werden. 
Sebr ofl isl der obere Tbeil der Wandung der Oellhung schirm- oder markisenartig verlangert. und dann sind 
die Nadeln. welehe auf dem Schirmrandc stchen, hesonders dicht und stork, wiihrend sie an dem ubrigen Bande 
der Oeffnuug zuriicktreten. Jenc oberen Nadeln ki'mnen dann wagerechl uber die Siebplatle gelegt werden. 
Die Strange der Siebplalte sind von derber Beschaflenheit, dicbt erfullt mit Spiralstemchen , und die Masehcn 
ini f.eben wahrschcinlich nur geringer Veriinderungen fahig. Wahrscheinlich aher spannt sich zwischen ihnen 
ein feineres leieht veriinderliches Netz aus. Die nicht von den grosseren Miindungen eingenoinniene Korperober- 
flaehe ist, ohne llindenbildung. s-i verdichtet, dass Wasseraufuahme zwar nieht ausgeseblossen seheint. al>er phy- 
siologiseh wohl unwesentlich ist 

Der Formenkieis der Kiesellhcile dieser Species ist mit unweseullichen Variationen dcrjenige der Tisipho- 
nia agariciformis. Die Zuge der grdsseren Nadelu und Anker gehen strahlig vom Mitlelpunkte aus. 

Die Vergleichung der verschiedenen (!estalten, welcbe unsere S|K>ngie annimnit. ruR einige morpbologische 
Erwagungen hervor. Das Individuum mit einer Einstrdmuiigsiiffnung und cinetn Osculum geht durch das Auf- 
treten neuer Miinder und iinvollstiindiger ZuUieilung der Canalgebiete zu denselben in eiu Gebilde iiber. das 
einmal, indem das Osculum sich nicht vervielfacht und auffallig eine centrale Stellung eingenommen bat (ofl 
schon bei drci Einstromungsoffnungen), als Strahlthier erschcint, dann abcr auch, unter Veranderung der bisber 
gultigen Gesichtspunkte zur Bcurtheilung der l'ersoneufrage, als eine Art von Stock betrachtet werden konntc. 
Derselbe wurde aus so vieleu Dersonen bestehen. als Einstromungsolfnungen da sind, und wegen des gemein- 
schaftlichen Osculums sich analog einer Botryllus-Gruppe verbal ten. Mag man nun die eine oder die andere 
Auffassung vorziehen, in jedem Falle seheint mir der strahlige Typus vou untergeordueter Bedeulung zu sein, 
insol'ern er niimlich eben so einl'ach oder einl'acher durch die Anpassung an die gegebenen Verhaltiiisse , als 
durch ererbte Teudeiiz erkliirt werden kanu. Ich mcine damit, um nicht missverstanden zu werden, dass das 
Erscheincn soldier Strahl-Gestaltcn innerhalb der Species sich mehr oder minder durch Erbschafl lixirt haben 
kanu. nicht aber von der S|>ecies ererbt wurde. 

Fundort: Bequia. 1607 und 1691 Faden; 24 « 86' K, 80° 5' V, 9. r >5 Faden. Vide Exemplare, 

Die so nalic verwandten Gattungen 

Tetilla Sdi. und Craniella Sdt. 

kummcn in der Weise, wie in der „Spongicnfauna d. all. Geb." augegeben, im Beobachtuiigsgcbietc vor. Die 
- Exemplare vou t'raniella gehoren zu Cr. tethyoides SdL, z. B. von Barbados, aus 180 Faden. Die Telillen 
vaniren in der Giosse der Kieselkorj)er. So findet sich eine, deren drcizackige Gubeln von so grosser Feinheit 
sind, dass sie bei Hartnack OC II Obj. 5 nur mil einem Contour erscheinen. Sie sind so in die zahe organische 
Masse eingebettet, dass sie erst beim Zerstoren derselben sichtbar werden. Das Material ist nicht vollslandig 
genug, um zu entscheiden, ob dies ein fester Character ist. 

Fangophilina. Neu. 

Die so weit verbreitete Tetilla cranium kommt gelegcntheh auf Schlammboden vor und befestigt sich 
dann durch einen Nadelschopf, erleidet also die L'mwandlung, welche unter jenem Umstand in erster Linie zur 
Erhaltuiig der Art nothwendig ist, ohne die Natur cines Specicsmeikmales anzunehmen. Es ist aber damit cine 
Richtung der Anpassung gegeben, welche zur Neubildung von Arteu, auch Gattungen luhren kann. Wir habeu 



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j ( irtit if 'icifirf CTI. 



73 



diescn Fall schon obeii in dem Verhnltniss von Tisiphonia zu Stelletta kennen gelcrnt Derselbe isl mil Tetilla 

Die Gattung, wclcbe ieh hiermit grunde, verbid! sich also zu Tetilla so, wie Tisiphonia zu Stelletta, d. b. die 
hierhcr zu rechnenden Arteu sind schlammbewohnende Tetillen, welche durch die mil ihrem Standorte verbun- 
denen Verhallnisse besondere Umwandlungen erfahren habcn. Die von der Bodenbeschaffenheit hervorgerufencn 
oder beeinflusstcn neuen Einrichtungcn bezichen sich auf Schopf- und Wurzdbildung, so wie auf Fixirung von 
grosseren Ein- und AusstromungsofTiiuugeu mit Schulzoigunen. Ausser der neuen Art ist Tetilla polyura Sdl, 
Tetilla euplocamus Sdt. (1870) und Tetilla radiata Sclcnka ') hierher zu Imogen. Von der zweiten, also jctzt 
Fangophilina euplocamus, gieht Selcnka an, dass sic in der Bai von Rio lebe aufStellen, welche wahrend lie- 
fer Ebben frci gelegt wiirden, mil dem Schwammkorper frei hervurragend , den Wurzelschopf vollsuindig im 
sandigen Schlamm vergrahen. Die andere lebt in einer Tiefe von drei Faden in schwarzblaucm Schlamni. Auch 
bei ihr scbeint der Kcirpcr zum grosseren Thcilc aus iler Schlammfladie hervorzuragen, und daniit hangt wahr- 
scbeinlich zusammen, dass beide Arten nur eiu Osculum, aber keine besonderen EmstromungsofTuuugeii besiUen, 
indem die zum Dnlass dicnenden verfindcrlichen Poreri iitcht verstopft werden, also eiue Veranlassung zur Bil- 
dung geschutzter Einlnssbezirke und deren Nalurziiehtung nicht vorliegt Anders die neue Art. 

Fangophilina submersa. .Vu. 

Taf. X, Fig. 8. 

Icb gebe in der Abbildung den Durcbschnitl eincs der drci gcsimmeltcn uud einandcr durchaus gleichen 
Exemplare. Links ist das Osculum, redits die etwas eugere und lielere Eiustroinungshiihle , unten der uiachtig 
cntwickelte und im unvcrsehrlcn Zustaude walirsclicinlich viel liiugere dicbte Schopf. Da auch der Zwischen- 
raum oben zwischen den beiden Oeffnungen gleich der iibrigen Korperoberflache mit ciner dunucn Schicht von 
Foraminifereu und feinem Sande und Schiamm bedeckt isl, so gehl daraus bcrvor, dass der Sehwamm sich bis 
auf die auf flachcn Hiigeln beflndlichen Zugange in den Boden eingrabL Die Einstromuugshohle bestehl aus 
mehreren unregelmussigen, mil einander zusainmcnhungcnden Rumen und Gfingeu mit dicken, speckig ausschen- 
den Wandungen und isl cigeutlich also ein Labyrinth von grobereu Eingangen in die Binnencaniile. Der Ver- 
schlussappanit, ein dichter (iurtel von Nadeln mil couccntrisch geueigten Spitzeu, liissl doeh allerbaud fremde 
Korpcr bis in den oberen Thcil der llohle, der als cine Art von Vorraum geschieden werden kann, passiv mit 
der Stroinung hineingerisseu werden, theils audi Foraminiferen und andere Organismen sicli freiwillig hier au- 
sammelu. Gegen das weitere Vordringen scbeint die Hohle durch die ContractiliUit der empfmdlidien Wan- 
dungen gesichert zu sein. 

Ein gaiiz anderes Ausseben bal die Osculumhohle, in der Abbildung links. Sie full! sofort durch ihre 
grossere Weite, Sauberkeit und Glatte der Wandung auf. Audi iiber ihr bildel nicht ein einfacher kranz, son- 
deni ein Gurtcl von Nadeln das Dach, weldics die Eiuwanderung von Gustcn und Parasiten verhindert Nur 
einzelnen Foraminiferen gehngt es, durchzuschlupfen, aber wuhl auch nur in friiher Jugend. Der Rand des 
Osculum en thai I Kreisfasern, kann also, wie so oft, verengert werden. Die Gliilte der lluhlenflachc kommt da- 
her, dass die feincn IW«- (nicht drei-) ziukigen Gabcln, mit denen sie ausgeriistet ist, parallel zur Flaehe gela- 
gert sind. Sic sind eine, auf Schwund beruhende Modification der bekannlen, bei den Tetillen gemdnen drei- 
zinkigen Gabdn. Sie herrschen auch in den Schutzgurtcln um die Oeffnungen vui , sind aber hicr nebsl den 

dreizinkigen grosser und massiver. 

Ich babe in den vorhergehendeu Zeilen das Wort ..Leibeshohlc" vcrmieden. weldies man vielleicht mit 

dem gebrauchten Ausdrucke „Osculumhohlc" vertauscht wissen mochte. Ich thuc dies aber, um weiteren mor- 

phologischen und entwickclungsgeschicbllichen Untcrsuchungcn , die hier sehr uothig sind, nicbt zu prajudiciren. 

Vor der Hand bestehen nur Widerspruche, wie man z. B. aus der Gcgcniibcrslellung der neuesten Resultate 



1) Beleuka, Leber ciacn Ki««eWhwamiB tod acuUlraMigi'm Kaw etc. .Zeit.Jir f. wi.Mnich. Zoolw XXX 111 lo»U). 
O. Stkmiit, lyimfm rf„ Mlctmu*. rem Mtmin. lU 



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74 



Dritir AMeilung. 



von Keller') und Selenka*) ersieht. Es scheint, dass, wenn man die Homologie dicser Hohlraume und des 
Canalsystems uberhaupt nach dcm Antheil durchfiihren will, den die verschiedenen Keimblutter an dem Aufbau 
der Wandungen haben, man auch sehr verschicdene Bezcichnungen einriihren miisste. So wurden z. B. die 
Einstulpungen des Ectoderms, aus denen nacli Selenka bei Tetilla offenbar die „Magenhoble" hervorgeht, nicht 
homolog sein dem ebenfalls als „Gastralhdhle" l>ezciehnelen Abschuitt von Chalinula. welche nach Keller 
vom Entoderm l>is zum Oscularraude ausgekleidet ist. So wcit es sich ohne die Controlle der Entwieklung ver- 
mutlien liisst, erschcint auch bei Fangophilina submersa unsere Osculumhohle ein eingestulptcr Theil des Ecto- 
derms zu sein, ein spSterer Ervrerb, der nichl einer urspriinglichen eigenllichen GastralhobJe entsprichL Unter- 
stiitzt wild diese Annahme dadurch. dass keiner der grosseren Canfile direct in sie einmiindet und <lass die zwei- 
■faldgea, ihre Wandung erfullendcn Nadeln speciell der oberfluehlichen K6>perschichlc , wenn auch nicht dem 
eigentlichen Ectoderm eigen sind. Auch verliiufl bei einem Exemplar einer der Canale, welche bei den anderen 
in der Umgehung der Osculumhohle in feinerer Verzweigung endigen und ihren Inhalt durch mieroscopische 
Poren in die Osculumhohle abgchen, hart an der Wand derselben nach aussen und miindet direct noch unter 
dem Schutze des Nudelbesalzes des Osculums. Gchort aber dieser Raum nicht zum engeren Gastralsyslem , so 
ist das sicher noch wenigcr bei der Einstromungshnhle der Fall, die man aus ihren unregelmiissigen Fallen und 
Einbuchtungen wohl mit deu ..subdermalen" Raumen wird vergleidien kiinnen. 
Fiindort: Caraib. Mecr. 

Sollas hat in seiner jungst ersehienenen werlhvollen Arbeit uher Geodia 3 ) mir den V'orwurf gemacht, 
dass ieh gegen alles Herkommen die typische Species, nach welchcr Lamarck die Gattung creirte, namlich Geo- 
dia gibberosa von Westindien, zur (iattung Pyxitis 4 ) gemacht halle. kh erkenne diesen Tadel als bercchtigt 
an, will aber mein regelwidriges V'erfahren damit enLscbuldigeu . dass gcrade diese typische Art durch die Ent- 
wickelung der I^eibeshohle und das eigenlhiimlich localisirte exhalirende Porcnfeld. ferner durch die Beschranktheit 
seiner Vcrbreitung auf Westindien — so scheint es — sich von der anderen, in eiue Meuge von Varietiiten 
auseinander gehenden cosniopolitischen Geodia unterscheidet. Nicht Geodia gibberosa, sondern der andere Typus 
hat sich in der Vorstellung der Spongiologcn cingehiirgert, wenn Geodia genannt wird. Es hat seither Niemand 
wirkliehe Zwischenformen von dieser Geodia zu Pyxitis bin gefunden und wenn, wie icb nicht mehr zweifle, 
diese beide generisch geschieden sind, so scheint mir die Vcrletzung der systematischen I'ictat immer noch ein 
mindcres L'ebel zu sein. als die Umtaul'ung aller ubrigen Geodieu. 

Sowobl ifh, als andere, namentlich Carter, haben deu Versuch gemacht. Species dieser Geodia zu cha- 
raeterisiren. Ich glaubte, die An- odcr Abwcscnheit der Stelletten-Sternchcn sei verwendbar. So viel ich jetzt 
sche, giebt es keine Geodia ohne dieselben, indern auch die Geodia des Mitlelmeeres, welche ich als Geodia gigas 
trennle, sie besitzt Carter hat sich bemiiht. Arten nach Form und Gnisse der Sternchen zu bestimmen. Ich 
bin unfUhig, mien hiemach zu richten und crblickc in den Geodien aus alien (limmelsgegcndcn nur cine Art 
mit minutiosen Varietatcn. Vielleichl lasst sich auf dem Wege, den Sollas cingeschlagcn. dem der speciellsten 
anatomisch.cn Zergliederung, ctwas errcichen. Ein wichtiges Resultat dieses Forrschcrs ist der endgiiltigc Naeh- 
weis der Entstehung der Geodienkugeln aus Zellen . wubei die nabel- oder trichterfofmige Vertiefung der Kugel 
damit ihre Erklarung findet, dass an dieser Stelle der Zellkern lag, wahrend die Kugclstrahlen aus dem Zell- 
Leibe sich bilden. Da nun audi die Sternchen ihren Urspning den Zellen verdanken. so sind diese Bildungen 
durchaus verwandt und der Uebergang von Stelletta in Geodia durch Arten wie Stelletta intermedia Sdt. (Algier) 

1) Ku'.Ict, fltndicn ttticr OfgauisoUon u. Eotw. A Cbaliueu (Zt.dir. I. wits Zool. XXXIlL 1 K7:<\ 
•J) Sclonka, Uebrr eiuon Kicntlwhwamm von nchtstrahligeni B»u tic. KM«. 110. 

5) Ann. Mag. of N. )1. M lit.: I8R0. lrh tnochtc brt dieser (icltigenhoit 1™ m< rken , daas, wenn c» fich an it* upoetirung der 
Prionuit <1»t Nnmrn haudelt, vor allcm Ko w <tr ban k ' « Gatmugcn grgen di« TH'l HlUrvn und viel naturlichcnn Nardo't aufgtgcbcn 
wenltn muuU'u. 

4) Spingittif. d. a Citbioir. S. 70. 




75 



durchaus natiirlich unci erklarhch. Carter kommt zu dem sonderbaren Schluss (a. a. 0. 1876 S. 401): ,.wcil 
Stdlelta kcine Kiesclballe, wie Geodia, hat. so bind die den Kiesclballcn gleichcndcn Korper der Stelletta inter- 
media our auormal enlwickeltc Sterndicu"; zugleich aber macht er die su richtige fiemerkung: the specimen 
(Geodia megastrella V ai. lacvissima) shows, how intimately the siliceous ball is connected with a stellate, and 
how, in all probability in its minutest form it always originates in one. 

Idi konnte schon nach der Erlahrung, die ich bis zur Bcarbeitung der ..Spongienfauna" 1870 gemacht, 
von dem cngen Anschluss von Geodia an Stelletta sprechen. Derselbe ist so innig, dass die Stelletten ohne 
Hinde und ohne Kieselkugeln, die Stelletten mit Kieselscheiben und Kugeln. erst ohne, dann mit geringercr odcr 
sUirkerer llinde, und eudlich die Geodien mit ihrem sdieinbar so bczcichucnden Habitus eine uuunterbrochene 
Reihe bilden, die am Stelletten-Endc sich beliebig in die Aneorinen und Pachastrellen verlangeru liisst, und in 
wdeher jene Gattungsnamcn nur willkurliche Ruliepunkte 1'iir die systematisirende Verstandesoperation bezeichnen. 

Uuklar bleibt leider das VerhaltnUs dieser Tetraclinelliden zu den Gatlungim Caminus Sdt., l'lucu- 
spongia Gray und Stellettinopsis Carter. Es sind, wie ich wahrschcinlich zu inachen gesuchl halje (denu 
die Grunde geltcn auch fur Stellettinopsis), Tetracladincn ohne die eharaeleristisdien vierstrahligen Kieselkorper. 
Her allmalig zu Staude kommeude Vet lust derselben ist uicht nur deukbar. soudern bei der thatsiichlichen Kxi- 
slcnz von Geodienfonnen, wie Geodia simplex, wo die Anker fast verlusclicn bind, und eben solchcr Stelletten, 
auch, wie gesagt, sehr wahrscheiulich. Wcr aber zu zweifelti wiinscht, hat das Recht dazu, und wir miissen 
zugeben, dass, so wie wir die Slernchen in verschiedeuen Gruppen auftanclien sehen, Tetractinellidcn mit Kie- 
selkugeln audi mit Kieselkugeln bildenden Monactindlidcn convergiren konnten; und diese lctzteren wurdeil 
Caminus und l'lacospongia sein. 

Eiu vielleicht zu einer neuen Art fuhrendes Hruchstiick von Caminus zeigt ausser den uicht ausge- 
zciehnetcn Kugeln Sterne mit wenigen. meist fiinf scblanken Strahleri olinc centrale Verdickung und 0,14 Durch- 
niesser. Die Nadeln sind slumpf-stumpf, mit einer Spur einer langlieh kolbigen Anschwdlung an eiiiem Ende. 
Iter Fundort war nicht verzeichuet. Placospongia melobesioides Gr. ist an mehreren Stellen vurge- 
kommen. 

Stellettinopsis Carter. i«79. 

Carter spricht sich I. c. so uber seine ueue Gattung aus (a. a. 0. S. 349): "On examining the specimen 
it is found to have a fleshy cortex not unlike that of the gumminida in consistence; in form and structure it is 
like Geodia and its internal speculation is like that of both Geodia and Stelletta so far as the acerate spicule 
goes; but there is no trilid spicule, and no zonular arrangement, of course, at the circumference. \\ ith all these 
characters it is impossible to assign it to either; and therefore a new genus has been made for it under the 
name of Stellettinopsis. after Stelletta. whose spieulation generally, minus the trifid forms, 
its spieulation so nearly resembles that at first sight there appears to be no difference." 

Wir entnehmen dazu aus den Abbildunsen, dass der fruglidie Schwamm Geodieukugeln nicht besitzt und 
im Habitus nahezu mit Caminus apiarium Sdt. (1870) ubcreinstiraint Den formloseu Stelletten ohne Rinde 
gleicht die andere von Carter aufgestellte S|»ccies, St. simplex. Hierher sind nun auch einige caraibisehe 
S|H»ngien zu bringen, von denen zwei hervorgehoben werden sollen, weil es vielleicht moglich ist, sie spater 
nach dieser Bcschreibung wieder zu erkennen und vullstiindiger zu untersuchen. Es gehl uber aus diesem Zu- 
wachs hervor, dass auch noch eine andere moftlichc Combination nicht fehlt, niimlicb die der einaxigen Nadcln 
mit den Kiesdscheibeu. 

Stellettinopsis annulata. Neo. 

T«t IX, iig. 6. 

Krusliger Kurper. An Nadelsorten sind vorhanden: a) sehr schlauke und lange Umspilzer, b) kurze starke 
Spindeln. An 8ternen : a) Spiralsterne, b) Stenie mit gerieflen und tuberculirten Strahlen. Meist sind die Riefen 

to • 



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76 



IhUle 



kreisformig, so dass die Strahlen mehr oder 
bringt cincn Stern mil unregelmiissigcr Sculptur. 
Fundort: Auf einer Farrea. 



weniger regelmiissig eingeschtiiirt 



Unsere Abbildung 



Steilettinopsis euastrum. N'eu. 

Bruchstuck eincs weissen Astes. 2 Cmtr. lang, von der Dicke eines Federkieles. Nadeln theils spindel- 
fiSrmig, theils an beiden Enden mit stecknadell'ormiger Anschwellung. Keine Sterne, sondem die von Stelletta 
euastrum (Algier) bekannten Scheiben. 

Fundort: Grenada, 170 Faden. 



Monactinelliden. 

I. Chalineae. 

Piese in den „Spongien von Algier" und der ,.S| gienfauua d. a. G." von roir nach InhaJt und Umfang 

festgestellle Abtheilung hat sicl) durcli den weiteren. wenn audi nicht betrnchtlichen Zuwaehs als wohl begrun- 
det erwiesen. Sic kommcn noch hfmfig zwischen 200 und 300 Faden vor. Unter dieser Tiefe ist keine gcfun- 
den worden. Ich bebe nur die bemerkenswerthen Vorkommnisse hcraus. 

Siphonochalina viridescens. Neu. 

Griinlichc schlanko Rohren, theils fiber, iheils unter Federkieldieke, aussen vollig glatt. Sie sind auf lange 
Strecken leer, die Wandungen papierdick; stellenweise enlliaJleii sie ein unregelmiissigcs Geflecht von Str.ingen, 
wodurcfa aber das Lumen nie vollig ausgefullt wird. 

Fundort: Barbados, 100 Faden. 

Siphonochalina dens a Sdt. (18B8). 

Die Exemplarc variircn kaum von den algierischen. Das eine bt mit eiuer Palythoa-Colonie besetzt, deren 
Coenenchyin die gesammte Oberfliiche der Spongie als diinner durchscheinender Uebcrzug bedeckt Auch zeigt 
dieses Exemplar deutlieh, dass das kolbige geschlossene Ende im Boden steckt, nicht umgekchrt, wie ich fruher 
vermutliete. Her Vortheil dieser Einrichtung ist einleuchtend. 

Rhizochalina amphirhiza. Neu. 

Ttt VI, Fig. 12. 

Langlich kugelige Kdrpcr mit eincr Rimlcnschicht von l l % Mmtr. Dicke im Mittel. Das diehle grobfaserige 
Rindcngeflecht hftngt vielfaltig mit dem BinnengeQecht zusammen, welches wenigcr grobe und viele feinere Faden 
enthiilL Die grosseren Zwischenriiume sind von krumlichcr Subslanz und feinstem membranosem und faserigcm 
secunditrem Geflecht erfiillt und von Canalen durchzogen. Von beiden Polen des Korpers gehen Rohren aus 
theilweise mit Osculis versehen. Aus der Vcrtheilung dieser Oeirnungen darf man schliessen, dass die kiirzeren 
Rohren im Boden stecken. 

Fundort: 11° 49' N. 37° 20' \V; 40 Faden. 

Rhizochalina (?) fibulata. Neu. 

Ich wiirde diese Bruchstiicke, die zwischen Rhizochalina und Siphonochalina stehen, ein bis zwei Cmtr. 
dicke Rohren, aussen glalt. innen mit unregelmassigeu Duplicaluren und Wucherungen, gar nicht erwahnen, 
wenn sie nicht ausser den starken Umspitzern zahlreiche Spangen zeigten, nach Art der Rcnicra fibulata. 

Fundort: Barbados, 288 Faden. 



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MfmactwIMen. 



77 



Critorocnallna infundibulum Sdt (1870). 

En unregelmSssig scherbenformiges Stuck zeigt, dass die regelmiissige , mir fruher bckannt gcwordene 
Becherform uicht von specifischem Werlhe ist, wie wir dergleichen Becher als gclegcntliche VarieUiten aueh von 
anderen Artcn verschicdencr Groppen haben. 

Ich gehc heute in dor Risponirung dieser Gruppe nicht wcilcr. als ich 1870 gelaugte. Ich erklare, mit 
anderen Worten, meine IMihigkeit, in den zahllosen Nuancen der einfachen Nadeln und der meist farblosen und 
schwankenden Gestaltcn dioser Spongien mehr haltbare L'nterschiede festzustcllen , als ich schon versucht habe. 
Es befinden sieh unter meiner Sammlung wahrscheinlich mchrcre neue gute Arten, welche ich aber der Nach- 
welt zu bearbeiten uberlasse. Von Foliolina peltata SdL und Auletla syciiiularta SdL haben sich VarieUiten ge- 
funden, Foliolina mil gelappten Schildblfittcrn , Sycinularia mit Umspitzern. Verschiedene Stucke schliessen sich 
in Korpergestalt und Nadelform an Bowerbank's Dcsmacidon Jeflreysii an. Ein anderer in vielen Exemplaren 
gefundener Schwamm (Taf. X, Fig. 11) wiirde nach der im Habitus sehr gleich bleibenden Gestalt — ein in 
mehrere senkrechte schlanke Zinken ausgehender Berg — auf Dictyocylindrus virgultosus Bwbk. wcisen, or hat 
abor ausser den Stumpfspitzern auch Umspilzer und cs fehlen ihm die kurzen Knotenslifte jener englischen Art 
hi ex Varietat, oder Art oder gar neue Gattung? Ein anderes Stuck enthiilt ausser starken Umspitzern m Masse 
jene bogigen Korperchen der Tetillen und Craniellen, und aus ihm und anderen konnte ein Thierqualer cine 
artige Reihe Species sehuflen, z. B. eine Amorphina calyx aus einem becherlormigen Individuum von Grenada, 
262 Faden, vom Habitus der mittelmeerischen Reniera calyx Nardo. aber ohne die characteristische Schichtung 
der letzteren, oder aus solchen. welche mit den Nadelformen der Scbmidtia einen von dieser Gattung verechie- 
denen Habitus und eine andere Consistenz vcrbinden. 

3. Suberltidinae. 

Ausser verechiedenen Suberites. welche wegen Unbestimmtheit der Charactere nicht niiher zu bestimmen 
sind, ist Suberites lobiceps SdL und eine entr an Suberites bistellatus Sdt. sich anschliessende Form, letztere mit 
Spiral- und Walzensternen, vorhanden. 

Vloa Nardo. 

Die Vioen gehoren vorzugsweise der Strandzone an. Untcr unscrem Material findct sich nur eine boh- 
rende Subcritidine, carmoisinfarbig, wie V. Jonslonii, aber nur mit Stecknadeln. 
Fuudort: Dominica. 130 Faden. 

Polymastia Bnk. 

Ausser finer kleinen zusammengedruckt kegellormigen iichten Polymastia mit Stecknadeln von ltequia, 
1591 Faden. ist ein zweites Exemplar vorhanden, eine Halbkugcl von 8 Cmtr. mit 2 bis Jtyj Cmtr. langen Fort- 
siitzen. welche in den NadHformcn aus den Rcnieren und Snberiten gemischt ist. Vorwiegend sind Umspilzer 
verschiedener Grosse. Dazwisehen fcine Stecknadeln. Stamuil von Barbados, 123 Faden. 

Radiella sol Sdt (1870). 

Diese nach den neuen Funden sehr gemeine und in sehr verschicdencn Tiefen bis uber 1000 Faden 
lebende Spongic erwahne ich auch desshalb, urn ilire Idenlitat mit Trichostemma hemispharicum 0. Sars 
(1872) zu constatireu. 



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brine AHMhmf. 



Dagegen ist lUliella spiuularia Sdt. 1870 n dr. wie ich uus der damals allein vorhandcnen Bcscbreibung 
von Tethea spinularia Bwlmk. vermuthete, mil dieser Spongie synonym. Die letztere ist cin Suberites mit strah- 
lig gesebkhteleu Stccknadeln. Dagegen scheint mir Halicnemia patera der Radiella spinularia gleich zu sein. 
Es wild sich vielleicht ergeben, dass lladiella als Galtung zu untcrdrucken ist, und diese Arten zu der, die Priori- 
tat habenden Halicncmia zu brin^eii sind. 

Tethya cometes'). 

Omctiilk sttllata Schmidt 1870. 

Ich babe in den Spotigien d. all. Gebietes mit deu Suberites im cugeren Siuue eine Anzahl Gattungen 
vereinigt was scbliesslich auf die Einbeziehung von Tetliya in diescn Krcis fiihrte. Unter jenen Gattungen be- 
findet sich audi die neu geschaffene Coraetella ruit da- uach nur einem Exemplar aufgestelllen Art C. slellata. 
Es ist uuu eine Vcrsehicbung derselben in die Sippe Tetliya vorzunebmen, da das jetzt vorliegende sehr reicbe 
Material uber die Habere Verwandtsdiafl jener geschwanztcn Spongic zu Tethya keiiien Zweifel lisst In der 
1870 gcgebenen Bescbreibung ist binzuzufugen , dass die Varictaten dieser Tethya ungelahr dieselben sind. wie 
diejenigen der T. lyneurium. Das eine Ende zeigt die Abbilduug von 1870, namlidi dass der Korper uberall 
mit pinselartig hervorlrelendcn Nadelu bedeckt ist, <las andere Ende der Iteihe ist die ganz glattc Varietal mit 
plattenformigen Abtheilungen der stark entwickelten Itinde. Diese Iritt bei der behaarten \ ariotat viel weniger 
horror, und dieser Umstand war die Ursacbe. dass ich niclit gleicb damals die wahre Natur dieser zierlichen 
Spongie erkannt habc. 

Sowobl in deu Plaltcn als im Korper linden sich die kleinen und die grossed Sterne nebeu einauder, 
jedoch in der kriimltchen Dinnenmasse die kleinen (mil den keulenlormigeu Strablen) in viel geringerer Menge. 
Die Aussenschicht der Wurzcl cnthalt nur die kleinen. 

Verscbiedene Exemplare, und zwar nur Bolehe mit reichlicben, hervorstehendeii Nadelu, tragen Sprossen*). 

Fundort: Verschiedene Slelleri. nameiillicb 24° 8' N, 82° 51' W und 23° 13' N, 89° 16' \V, von 
84 bis 329 Faden. 

4. Bewurzelte und gestielte Suberitidinen und Renlerinen. 

Es handelt sich jetzt, nach Abscbeidung von Tethya cometes, urn eine syslematisehe Auseinandersetzung 
uber eine Anzahl von Spongien, die nnch ihren [^iadeln thcils zu den Suberitidinen, thcils zu den Henierinen 
gezogen werden konnen oder inusseu, deren Kiirper aber nicht, wie das bei deu meisten Gliedern jener Familien 
der Fall ist . mit breiterer Basis auf seiner Unterlage befesugt ist, sondern cine Wurzcl, cinen Stiel oder beides 
zusammen besitzL Jenen, den mit breitcr Basis sich befestigenden Arten, reihen sich zunachst diejenigen ge- 
slieltcn Arten an, deren Stiel am uuteren Ende sich scheibenartig verbreitert und mit dieser einfaehen oder audi 
gelappten Scheibe auf harter Unterlage auwachst, z. B. Bursalina muta SdL 1875 s ), Aulctta sycinularia Sdt. 1870. 
In diesem Falle ist kauin die Bodcnbcschaflcnhcit die unmittdbarc Ursache der StielbUdung. Es ist audi nicht 
der ganzc Slid, der uns besonders interessirt, sondern sein Ende und seine Bel'estigung am Hidden. Wird letz- 
lerer uneben und locker, so spallet sich uothwendiger Weise der Stiel, und einen solchcn sclien wir an einer 
Spongie, welche ich vorliiufig als 

• 

1) I»t in der Arbeit von De«o Uber Spro,»-ubi:du..jc der Tethya (Arch, fur mieroacop. Anatomie, 1879) lb Tethya caudaU 
Schmidt Mtcpt. angefUhrt. 

2) Die Ituralich (J. t win. ZooL 187U) von Selenka aU ui-u beachricbenc Tethya mala am der Bai von Hio Janeiro ist 
won] nicht* anderes alt meiue Tethya diplodertnia (Sp. dc< nil. Oebielei , 1870V K« tat «ehadc da»» der Verf. bei den Mittheilungen 
tlber die Knotpenbildung die ein Jahr fruiter rnchirnenrn Rcobachtutijreti Ton Deaao iiber deneelbon UegennUnd gar nicht «r- 
wuhnt hat. 

3; Jahre.bericht etc. Merlin 1875. 



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79 



Sdt Varietaa 

Tat X . Fig. 4. 

bczeichnen will, weil das eine Exemplar, das mir zu Gebote steht, oflcnbare Achnlichkeil mil dcr genannlen Art 
besitzt. An dera Kiirpcr dflhel sich kein Osculum; ob cine Leibeshohle vorhanden. weiss ich nichl, da ich 
das eine Stuck nichl verletzen wollte. Von Kieselfurmen linden sich im Korper sclilanke Stecknadeln und 
Stumpfspitzcr von variirender Lunge und Griisse. Solche grossere Nadeln sind auch im Stiel fesl verbacken, 
aber nur mil spareamcr organischer Masse, langsgcscluchtet Kleinere Nadeln in der Oberfliichenschichl stchen 
senkrccht oder schief nach ausscn. 

Das Stielende ist unregelmiissig gespalteu. und moglicher Weise gingen diese Aesle in feinere Wurzeln 
aus. Damit wiirde sich der Schwamm von Bursalina mula und von der, wie die letztere sich vcrhalteudcn Po- 
dospongia Lovenii Boe, cntfernen, dafregen — immer nur in Bezug auf die Anpassungs-Erscheinung — an 
L ovens Hyalonema boreale anschliesscn. Fiir dicscn Lovcnschcn Schwamm und einige ihm ganz nahe ste- 
hende muss cndlich ein entspreehender Gatlungsname grsehaffen werden. Ich neune sie 



Es sind Schwamme mil gestrecktcn umspitzigcn Nadeln. Ihr Korper K ent >" e > nen limgeren Stiel fiber, 
der mit Wurzclausliiufern im Boden haftet Pie Nadeln. im Stiel der Lunge nach geschichtet, strahlcn im Kor- 
per radiar aus. 

Nachst Hyalonema boreale Loven gchort hierher Hyalonema longissimum 0. Sans'), dann 

Stylorhtza stipitata Sdt 

Polymastia stipiut* Carter 1H76. 
TalX.Fig. 5. 

Carter hat den genaunlen Schwamm ausfuhrlich beschrieben, so dass ich fiir meine Abbildung darauf 
verweise. Die drei unlerschiedenen Arten stehen ubrigcns einandcr so nahe. dass sie cben so gut auch Varie- 
Utten sein k»nncn. Ich vermag sie jetzt so zu unterscheiden : 

Die grosseren Umspitzer l Osculum ohne Nadelkranz 1) St. borealis 
mit mittlerer Anschwellung { „ mit „ 2) St longissima 

Die grosserer .Umspitzer 3) St. stipitata. 

ohne mitllcre Anschwellung 
Fundort der St. stipitata: Grenada, l. r >9 Faden. 



Obglcich unter dent diesmaligeu Untersuchungsmaterial Cometclla nicht sicher enthalten ist, gehort die 
Besprechung dieser Gattung doch zur Erlauterung hierher. Die Cometelleti sind ungestielte. aus Korper und ein- 
fecher Wurzel bestehende Suberitidinen. Wir ziihlen dazu a ): 

1) Comrtella graeilior Sdt. 1870, 

2) ,. spermatozoon Sdt 1875, 

3) simplex Carter 1870, 

4) „ radiosa Sdt = Polymastia radiosa Bwbk. 

Der Zusaminenhang; dieser Cometellen mit den Suberitidinen mit strahlig gelafrerlen Nadeln ergiebt sich aus der 
Form dcr Nadeln. 



1) Uu >ome rumarkablc form- of auinui life etc L Chrirtiania 1 1*72. 

■2) CoiDitelh pyrula Cartrr l»7tt iit eine rtielartig Terliugerte Drtmacioine , wt!ch« not CometoU. nach neiuer ],rinci|.ie]ko 
An.ehauimn nitbt niher alt jcle 



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so 



Dritlr Abihetlung. 



Bei den eben abgehanddleu Spongieu hat der umfurmende Einfluss des Standortes nicht bloss neue Ar- 
ten, sondern audi Gattungcii von den Stammfonnen abgezweigt Eg hat sich bci den llcnierincn und Subcriti- 
dinen in einfacherer Weise wiederholt, was uns u. a. audi die schlammbewohnenden Telractiiiellidcn zeigten. 
Ich benutze diese Gelegenheit, uni noch zwei schlammbewohnendc Spongien lies Mittdraeeres vorzufiihrcn, welche 
die Anschauung, dass gldche oder iihnlidie ortliche Verlndlnisse aualoge Abundcrungen hcrbeifiihrcn , wciter 
bestiitigeu. 

Die eine (Taf. IX, Fig. 1) mag Suberites claviger') heissen von den keulenformigen oberen Enden 
des staudenartig verliingerten Korpere, der wit eiuem lappigen unregelmassigen Wurzclwerke im Boden haftet. 
Es wird auf eine specidle Verglcichung der Nadeln der verschiedenen miltdmeerisdien Suberiten ankomnien. 
urn das wahrscheinlieh obwaltende enge V>rwandtschaflsverhaltiuss zu dner anderen unter andcren Bedingungen 
lebenden Art klar zu macheu. Zunachst ist wohl au Suberites lobatus Autt. zu denken. Unter lihnlichen Bo- 
den verhullnissen. abcr im Brakwasscr, leben Suberites paludum von Cette und ein gauz ahnlidier Suberites von 
Murtigues bei Marseille. Die Sleek nadeln sind aber verschieden, bci den Ictztercn nut mittlercr Ansehwdlung 
des Nadelktirpers, wahreud die Nadeln von S. claviger mehr pfahlformig sind. 

Der andere Schwamm, ebenfalls aus der Bucht von Marseille (Taf. IX, Fig. 2), isl eine von den syslema- 
tisch hi>chst unbequemen Grcnzfonnen zwischen Chalina und Rcnicra, die sowohl das eine als das andere scin 
kounen. Xennen wir ilin Chalina fangophila. Die Faseru mil I'mspitzem sind in den Wurzdn etwas fester als 
in den oberen Thdlen. 

Professor Marion in Marsdlle, in dessen in frcundschaftlichstcr Wdse mir zur Dis|>osition gcstellten F-abo- 
ratorium ich diese Spongieu laud, uiachte mich darauf aufmerksam, dass in der Bai von Marseille zwei Varie- 
tiiteti von Alcyonium digitatum leben, die eine init kurzem, die andere tnit langem, wurzelartig ausgeslrecktem 
Stiel, jene auf felsigem Grunde, diese im Sehlamm. Der Habitus dieser Varietaten ist so verschieden, dass bd 
jedeni Exemplar der Standort ohne Weitcres sich zu erkennen giebL 

Die mcisten pronoudrtcn Gattungen dieser Familic, nach dem von mir 1870 umschriebeueu Umfange, 
gehoren den oberen Zonen ctwa bis 100 Faden an. Nur Phakellia ist due Tielsee-Spongie, auch auf der euro- 
paischeti Seite. Da nun die americanischen Expeditionen von 1877 bis 79 nur ausnahmsweise oberhalb der 
100 Fadcn-Linic gedredscht haben, so ist das Material fur die Chalinopsidinen natfuiich auch sehr uuvollstandig. 
Ich muss von cincr lcidlich systematischen Bestimniung absehen und kann nur dnige ncuc Gesichtspunktc be- 
zeichnen, welche sich ergeben haben. 

Ich hatte hicr diejenigen Schwamme zusainmengefasst, welche in oder zwischen den festen Hornfasern 
Stifle mil Knotenwirtdti besitzeii. Es hat sich nun gezeigt, dass, wie man Pachychalina und Siphum «chalina 
unterscheidet, man nach densdben Mcrkmalen von jener altercn Chalinopsis diejenigen Formen zu trennen hat, 
welche im Acusserlichen die Siphonochalina wiederholeu. Es sind also von jelzt an die bisherigen Chalinop- 
sis-Arten 

die rohrigen abcr 

Siphonochalinopsis. Neu 

zu nennen. V'or mir babe ich ein 9 Cmtr. hohes slaudenartiges Exemplar, bei wclchem aus niassiger Basis ver- 

I) Vgt. hi.nu mtine lfcnwrktwgwi .m Anh» Dg e *o Keller. Neue Cwl.nU.niUo .. d. Golf ron Ncapol. Arch. f. mict. A nut. 
Bd. 18. 1880. 



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schieden lange Itohren. die Wandungen 1 bis 3 Mmlr. dick, hervortreten. Die Nadeln sind nil denen von Clia- 
BndfW identisch. Bei so geringem Material vermeide ich einen Speciesnamen. 



l'er grosste Theil der Chalinopsidinen war unter Axinella zusammengefasst, einer Sammelgattung, aus 
der sich u. a. 

Phakellia 

abhebt Ich findc in roeinem Material ausser der Upischen Pb. ventilabrum von Barbados, Morro light, St Cruz 
u. a. OHen, 123 bis 248 Faden, zunachsl diejenige Form wieder, welche ich als Phakellia folium trennen zu 
miissen glaubte und dann (von Barbados, 100 — 125 Faden; St Vincent 129 Faden) die hochst zierliche trichter- 
formige, mitunter blattformige Vaiietiit, welehe Bowerbank Mon. Bl. Taf. XXB, Fig. 4 abgehildet hat Vielleicht 
ist es eine gule Art Pie radiiiren Faserstrangc sind von der Basis a us gleichmassig slark. Sie verlaufen eng 
neben einander, so dass durch das Bazwischentreten der sehr diinnen Queianaslouiosen die Trichterwaud von 
Beihen feinslcr Liicher durchbohrt erscheint Ber Anschluss ist, wie sich hieraus ergiebt, naher an Ph. fulium 
— wenn man uberhaupt diese Trennung vornehraen kann. 

Benn nun sehe ich verschie<leue Exemplare phakeliiaahnlicber Spongicn, bei denen die gauze Gcstalt 
und die Art und Starke des Geflechle.-. sicb niehr und niehr von jencn cnlfernen. Bie (acher- oder blatlartige 
Phakellia wird dicker und bildet eine Art von zertchlisscner Staude, welche der Axinella cannabina sehr nalie 
steht und eben so gut Axinella als Phakellia genannl werdeu kiinnle. Bieser Fund von Flannegan Passage, 
27 Faden, halt sich in der Form der Slifte und liingereii Nadeln eng an die typischen Arten. Bei anderen 
ebenfalls staudenartigen ..Fortnen" treteu jene niehr gekriiiuiuten oder unregelniassig geschliuigelten Nadeln 
hinzu, welche in aulTallendsler Weisc als Kennzeicuen von Hymeraphia vernuculata Bbnk. besclirieben wor- 
den sind. 

Mag nun der eben genannte. in der Form dunner Krusten auftretende Schwamm fiir das onlnende Auge 
ein Buhepunkl sein, und ein anderer Ruhepunkt die einem verliingerteii Kolben oder einer einuxigeu Staude 
gleichende Axinella rugosa (1870). welehe jetzt in vielen Exemplaren einer Varietiit mil stumpfspitzen Nadeln 
aber unverimdertem ausserem Habitus, nur kurzei, gesainmelt worden ist: so giebt es doch in unscrem Gebiete 
eine contiuuirliclie Reihe von Zwisehenfomien , dass sich daraus bequem 5 bis 6 Arten machen lassen. Uml 
abermals neue „Arteir' kommen dazu, iudem die glatlen Slifte abundern in Knotenstifte. 

6 Desmacidinen. 

Ich babe in den friiheren Arbeiten. wie theils die Kieselkiirper. theils die Weiehlheile der Besmacidinen 
so variiren, dass die meisten Yorkommnissc von mir wenigstens nicht als Species fixirt werden konnten, so dass 
ich es audi diesmal uichl uuternelime, die ziemlich reicblichcn Funde, welche zu Desmacidon Sdt. oder EsperiaN. 
gehoren, als Arten zu cbaracterisiren. Glcichwohl baben sicb auch hier mehr oder minder festc Arten und 
Gattungen ausgeschieden und zwar nach drei Bichtungen bin. in denen die Abiinderungen eine gewisse extreme 
Grenze der Qualitat oder der Form erreicht oder die offenbare Anpassung an die Bodenlieschaffenheit und zwar 
wiederum an Sehlammgrund noeh andcre, nicht in ihren mechanischen Ursachen erkannte Umgestaltungen nut 
sich gefuhrt bat. Nur von solclien. uber die proteiseh sich verhaltende, uustat fluctuirende Menge hinaustreten- 
den Gestagen sollen die folgenden Mittheilungen handelu. 

Tenacia arclfera Neu. 

Tmf. X, Fig. 7. 

Ueber die Creirung einer Gattung Tenacia habe ich in der ..Spongienfauna d. a. G." S. 5G gesagt: „Bie 
specielle Vergleichung von Scopaiina toxotes Sdt. und Basmacidon arciferum Sdt. batte zu dem Ergebniss ge- 
fuhrt, dass diese beideu, im adriatischen und Mittelmeere wenigstens in den weit aus einander liegenden Loca- 



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Dritte Abthrilung. 



litiitcn stundig gewordeneu und als Arten uud sugar Gattuugen erscheincuden Fornieu im Gruude doch nichts 
anderes, als Varietiiten eines und desselben Matcrialcomplexes seieu. Dieses Desmacidon arciferum tritt nun fiber 
den Kreis der anderen Arten insofern hinaus, indem es die KicsclgebUde von Desmacidon mil einer bestimmteu 
VarieUit des Doppelhakens mit einem Homfasergerust vom Habitus der t'acospongia verbindet. Derselbe Schwamm 
komml auch bei den Tortugas, Florida gegenubcr, in der Tiel'e von 17 Faden vor. Nnr ist der Habitus des 
Hornschwainmcs noch mehr ausgepragt, und die Fasern sind streekenweise ganz frei von Nadeln. Wk konnen 
die^en Schwamm unbedenklich noch Desmacidon neunen. Aber er erscheint an der americanischeu Kiiste nicht 
allein, sondern in Gesellschaft einer, wahrscheinlich raehrerer neuer Formcn, woffir, urn die Uebereicht zu erhal- 
ten, eine besondere Bezeichnung nothwendig wird." So wurde also Teuacia aufeestellt fur die Desmacidinen 
mit vollstandig ausgebildetem Horngeriist 

Die neue Form, welche in der Abbildung gelreu wiedergegeben ist, cnthalt die sammtlichcn Kicselktirper 
von Desmacidon arciferum bis auf sehr geringc, uueh vom Systematiker der alteu Scbule als unbedeutende 
Varietaten anzusehende Modificationen. Die Staude hat einen. auf fester Unterlage angewachsenen Stiel von fast 
holziger Consistenz, der in den lappig blatterigeu obereu kiirper fibergeht, von dem man nur gewaltsam Theile 
abreissen kann. Es ist leider unbekannt, oh Ucbeigdnge zwischeu dieser Form und jeueui Desmacidon vom 
Habitus der Cacospongia vorkommen. Wahrscheinlich ist cs. 

Fundort: Breite von Sandkey, Lange von Cuba. 17 Faden. 

Vomerula. Neu. 

Desmacella SdL sp. Uvmudesiuia Bbk. sp. Hulichondria Bbk. sp. 
Tuf. IX, ¥\g. 10. 

Wie ich 1870 gezeigl und die in unserer Figur nach einer mexicanischeu Form genommeneu Uebergauge 
nocliinals beweiseu, ist der von Bowerbank tranchant contort bitramate spiculum genannte Kieselkorper eine 
Modification der einfachen Spange, welche ihrerseits wieder aus der umspilzigen Nadel entsteht, deren Fnden in 
zwei verschiedenen Ebenen gckriimmt sind. Inncrhalb de* Desmacidon-Kreises hatle ich diejeiugeu Arten, welche 
Nadeln und Spangen, aber nicht aukerzahnlurmige Kieselkorper besilzen, Desmacella genannt 

Lediglich urn weitere Ruhepunktc in der ganz unfibersehbaien Formcnreihc zu gewinnen, ersclieint es 
mir zweckmikssig, die sich mehrenden Arten, welehe durch die Spangen mit pflugscharformisen Schneiden aus- 
gezeichnct sind, als Vomerula von den anderen abzuhebeu, und diess urn m mehr, als eine Art dazu kommt, 
welche ausser den Pflugscbarspangen auch die Doppelanker besitzt nebst den gewohnlichen Spangen. Von 
bisher bekannten Spongien sind hierher zu zahlen Hymcdesmia Johusoni Dbk. — Desmacella Johnsoui Sdt., und 
Halicliondria falcula Bbk. 

Sie sind incrustirend .ider knollig, also von indifferenter, hdchst wechsclnder Form. Dazu kommt eine neue, 

T.f. X, Fig. 6. 

von Gestalt cines Patcllcn-Gehiiiises oder eines flaeben. auch spitzeu Zeltcs, im Durchmesser elwa 1—1,8 Cmlr. 
Das Aeussere des Kiirpers wird durch eine slraffe, glatlc Oberhaut gehildet, deren uusserstc Schicht cine Lage 
dicht gedriingter Zclleu ist Ob liieriiber noch eine feinste Cuticula sich ausbrcilel ist mir zweifelhaft geblieben. 
Das Ausschcn der Oberflachc ist, wie eben gesagl, zwar glatt, aber doch freteu die stumpf-spitzen Jiadeln ein 
weuig iiber die Haut lienor. In der Oberhaut sind viele feine Fmspitzer mit Uchergiingcn in Rogen entlialten ; 
die lctzteren auch reichlich im Inneren zwischen den durch die unregelmiissigen Ziige der grdberen Nadcln ge- 
bildeten Maschen. 

Obgleich der Schwamm je nach der zultdligen Unterlage, auf der er sich angesiedelt hat in verschiedeiier 

I) Teuda lit da. it«:!Loi«:hi! Wort fiir Zelt odcr Schutiuach. 



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WeLse gekrummt oder auch gclegcntlieh ganz von der Scile zusammengedruckt sein kanu, ist unter den zahl- 
rcichen Exemplarcn kcins, das nicht durcb sein iiusseres Aussehen sich specifisch kennzeichnete. Die Zcltspitzc 
des farblosen, daber weisslichen Korpers pflegt durch Scblamrapartikeln schwarzlich gefarbt zu sein, und wahr- 
scbeinlich kanu am lebenden Tbiere sich hicr ein Osculum erweitern, das nur bei einzelnen der conservirlen 
Stucke als eine punklfiirroigc Oeffnung sich muthmaassen lasst. 
Fun dor J: Caraib. Meer. 

Vomerula tibicen. Ncu. 

V'om Habitus des Desmacidon tuuicalum, also incrustireiid, rait Oherhaut, welche in '/« bis 1 Cmtr. lange 
ltdhren ubergeht. Nach den Kieseltheilen ware diese Art cin Dcmascidon zu nennen, das ausser den characte- 
ristischen Korpern, namlich den etwas gebogenen Nadeln, den Doppelankern von 0,0257 Mmtr., und den etwa 
halb so langen Spaugen, auch noch die grossen Pflugscharspangen von 0,157 Mmtr. enlhalL 

Es ist damit eine abermalige Combination und Ucoergangsform verwirklichL Ob wir es mit einer con- 
stanten Form oder mit einer individuellcn Abschweifung von \'omerula zu Desmacidon oder umgekehrt zu tliun 
haben, ist nicht zu entscheiden. 

Fundort: Grenada, 170 Faden. 

Cladorhiza concreacens. Neu. 

Tat X, Fig. tt. B. 

Die Cladorhizen sind Tiefsee - Desmaeidinen mit Stiel und verzweigler Wurzcl. A us dem Schlamml>eleg 
des Stieles in Fig. 9 ergiebt sich, dass derselbe l J Cmtr. in den Itoden reichte. Er ist eine unmittclbare Fort- 
sctzung des Stammlheiles, welcher cine Anzahl von Wirtcln eigenthumlichcr kolbiger Fortsatze tragi Dieselben 
entsprechen den Dedrig oder unregelmiissig gestellten Anhangen der anderen Arten. An dem einen Exemplar 
bestcht jeder Wirtel aus vier, bei dem anderen aus vier bis scchs Armen. Die kolbigen Enden verwachscn ttei 
der Beruhrung, wobei der Zufall die Zahl zu bestimmen scheint Das obere Ende des Stammes, welches am 
zweiten Exemplar (8) erhalten ist, gabelt sich unregelmiissig. 

Die Kicselthcile sind fcst mit cinander verkiltct, nur in den Kolben und den aus der \ erschmelzuug der 
Koiben bervi.rgehenden Lappen sind sie lockerer. lu alien Theilen des Korpers liegen die stiftformigen oder 
umspitzigen Nadeln lungs geschiclitet. Die Dmpelanker sind besotiders in den Kolben und zwar in der lockercn, 
von einer Cuticula zusammengehaltenen Ausscnschicht angehaufl 

Es sind zwel Sortein von Dop|>elankem vorhanden. Die eine, kleinere von 0,02857 bis 0,0311 Mmtr. 
zeichnet sich durch unvorhaltnissmiLssig lange Ziihne aus, deren Enden sich fast beruhreu. ISoch eigenthiim- 
licher ist die andere, besonders grosse, von 0.07142 bis 0,12 Mmtr. Sie besitzt namlich keinen Mittelzahn, son- 
dern start dessen ein Paar Ziihne, danebcn jederseits noch zwei. also im Gauzen seehs Zahne. Im Schafl. der 
in der Nahe der Ziihne. wie so oft, mit seitlichcn Ausbrcitungcn versehen ist. sieht man schon bei massigcr 
N'ergrosserung den Axencanal. 

Fundort: Fr.-derikstad. t, 481 Faden; Grenada. 533 bis 734 Faden; 33° 44" N, 83° 13' W, 860 Faden. 

Crinorhiza amphactis. Neu. 

T»t X, Fig, 10. 

Die iiussere Aebulichkeit mit Cometella ist eine vollstandige. Der Korper ist kugelig, mit etwas zuge- 
spitzlen Polen, deren einer ein kleincs Osculum tr.igt, wahrend der anderc in die einfache Wurzel ubergeht 
Die iiquatorische Zone ist mit langen einfacben haarfbrmigen Anliiingen beselzt. 

Nadeln stumpC- spitz. Doppelanker mit einem inittlercn, zwei Seitenzuhnen, und jederzeit einer Schaft- 
lamelle. Spangcn. 

Fundort: Harbados. 288 Faden. 

11 • 



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84 



Dritte AbUiritung. 



Guitarra flmbriaU Carter (1874) ')■ 

Trf.IX, Kg. 7. 

Die Beschrcibung, welchc Carter von dem, die Gattungsdiagnose bestimmendeu Kieselkorper seiner Gui- 
hm gegebeu hat, ist mir sehr fraglicb gewesea Ioli reproducire die Abbildung mit den Worten: Flesh-spicule 
equianehoratc, in which ihe lateral arms are so blended with the shaft as to convert the whole iutu a flattened 
plate, of an hourglass or guitar-shape, constricted in the centre and round at the ends, bordered inside through- 
out by a fringe directed inwards towards the shaft, leaving a trapezoidal, clear area opposite the constriction, 
and a narrow, obovate one at each end. Anterior ami at each end flat, expanded into a circular or obtuse, 
thin, elliptical plate, presenting the same kind of fringe round its margin, directed inwards, and leaving, as in 
the shaft, a transparent ovate area in the centre; anterior arm equal in width to the end of the :>haft, to which 
it is parallel transversely, but longitudiually inclined from it at an acute angle beginniug at the end, where it 
is united to the shaft by a short falx, opposite to wluch is a large, clear, circular tubercle etc. 

Die Abbildung (E. F) ist, wie man sieht. in der bekannten. Carter eigenthumlicheii Weise schematisch 
und hat sofort auf mich den Eindruck gemacht. als sei sie iiurichtig. Ich babe uur ein unscheiji bares Bruch- 
slfick eines knnlligeu Schwammes uutcrsuchen konnen, welches kaum etwas anderes sein kanu, als jcue Car- 
tersche Art. und fiber den wahren Bau des allcrdings luichst merkwiirdigen Doppelankcrs Aufschluss giebt. 
Was Carter fur einen Besatz oder Baud von feinsten Kieselfrausen gehalteii hat. sind Kieselmembraiien, welche 
je nach der Beleuchtung und Vergrosscrung gestrichelt oder tuberculirt erscheinen. Wir haben zunachst den 
gewohnlichen soliden Schafl vor uus (Seitenansicht A zwi.-dien a und b). Ob mit deuiselben die in der Hegel 
vorhandenen ..Scitenzfdinc" verschmulzen sind, mag dahin gcstellt bleibcn. Ueber diesem allerdings ausserge- 
wdhnlich verbreilerteu Schafte crbeben sich von den Seitenrandern aus dachfomiig zwei Kieselmembraiien, die 
jedoch auf der Firste sicli nicht beruhreii, souderu in der Mittc bogig ausgeschnillen sind und von da an nach 
den Enden zu einen Spalt zwischen sich lassen. Das Ausseheu und die Struclur diescr I.amellen kanu nur 
mit der Streifung der Diatomeen verglidien werden, und es ist urn so auflallender, dass Carter nicht daran 
erinnert worden ist, als er selbst in der Arbeit, wo er Guitarra beschrcibt, eine andere Gatlung. Melonanchora, 
aufgestelll hat, wo er die Strichelung eines eigeiilhumlichen Kieselkorpers erkannt und gezeichnel liaL Wir 
werden hierauf sogleich naher eingehcii. 

Jc nach der I,age des Kor|>crs zuiii durclifallenden Lichte sieht man Streifung uder cine kornige Ober- 
flacltc (c), letzleres aber weniger haulig. Was das Verhaltniss des dachformigeu Dlattenaufsatzes zum Anker- 
scliaft anbetrilTt, so ist cs nicht unvermiltelt; die Platte ist nichts anderes als eine Wciterentwickclung des zarten, 
musdielartig gebauchten Saumcs, der bei vielen Desmacidiiieu sich in derNahe derZahne an denScliaft ansctzt. Von 
jener, an die Xaviculaceen erinnemdeu Beschaffenheit ist auch der plattenformige Ankerzahu (e) an jedem Eude 
des Schaftes. Die Scitenrander dieser Platte sind aufwurls gckrummt und gewulstet, die Mitte etwas verticil. 
Die Identital mit dem Mittelzahn der andereu Desmacidiiieu ergiebl sich aus der Art der Verbindiing mil dein 
Schaft durch einen Fortsatz des lelzterea der sicli schnabelformig am C.runde der Platte hinzieht (d). 

Ich hoffe, dass Carter sich l>ei der Durchsicbt seiner Pr.iparate davon uberzcugt, dass dieses das wahre 
Verhallen seiner Guitarra ist, zugleich aber auch davon. dass die ankerfTirmigeu Kiirper die uuturliche Vorwandt- 
schaft von Formenreiheii anzeigen. welche nidit nach anderen zulalligcn Merkmalen auseinander gerissen wer- 
den dOrfea 

Fundorl: 23 • 52' N. 88" 05' W; 95 Faden. 



1) Ano. UH X. H. XIV. 8. 210. 



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85 



Melonanchora eiiiptica Carter'). 

T»T. IX, Fig. s. 

In derselbcn Arbeit uber die atlantischen Spongien der ..Porcupine-Expedition" , worin Guitarra bescbrie- 
ben wird, bat Carter auch die durch einen mcrkwurdigcn Kieselkiirper ausgezeichnele Melonancbora begrundct 
Wihrend er abcr die Bezichungen des characterislischen Sceleltheils von Guilarra zum gewiihnlichen Doppclankcr 
dor Desmacidinen im Allgcmcincn erkannte, hat nr fur den specjlisehen Kieselkorper der Melonanchora eine 
HflHtologic mil dem Doppelaiiker aufgestellt, welche durchaus irrig isl 

Der Bescbreibung des Aeusserea des naeh seincm Aussehen sehr uninteressanten unregelmassigcn 
Schwammkorpers habe ich nur hinzuzufiigen , dass meincm, als eine Kruste von einigen Millimetern Dicke an 
eiuer Uegadrella auftrctenden Exemplare die blasigen Auftreibungen der Oberflachc fehlen. Dagegen stimmcn 
sowohl die zwei Sorten Nadcln als die Anker so genau iibereiu, dass an der Idenlitiit nicht gezweifelt wer- 
den darf. 

Hie auf unscrcr Tafel IX, Fig. 8 D, E, F reprodueirten Bilder erklSrt Carter so, dass D der vollkniumen 
eutwickelte Korper sei, und zwar dadurch entstanden, dass die drei Paar Zfihne des Doppelankers E im Weiter- 
wachsen sich erreichten und mit einander vcrschmdlzcn ; F sei die embryonische Form desselben Doppelankers. 
Beides ist unrichlig. Die Anker uud Doppelaiiker der Desmacidinen waehsen ubcrhaupl nicht, 
und die Diniensionen tier verschiedenen Anker bewegen sich in so eugeu Greuzeti, dass Unterschiede einer und 
derselbcn Ankerspecies, wie hier zwischen den sogeuannteu embryonalen und der vollen Ankerfonn, nie vor- 
kommeii. Da diese Korper Zellen-Verkieselungen sind, so ist ihr Umfang mil der Zelle gegeben und eiue \'er- 
gr.»serung findet nach keiner Itichtung und an keinem Theile mehr statt, naclidem mil der Ausbildung des 
Ankers die erzeugende Zelle ihr l.eben aufgegeben hat. Hire Restc schwinden, wie ich nachgewiesen. ITcbcrall, 
wo man bei einer Spongie ver>chiedeii grosse uud versehieden gestaltete Anker findet. riihrt diese Verschieden- 
heit von den urspriinglicheu (irossendiffereiizen der Zellen her. Die kleinen Doppelanker der Melonanchora sind 
0,o22856 Mmlr. lang. mit sehr geringen, etwa belragenden Schwankungen. Die Lange der grosscn Anker 
belaun sich auf 0,06856. 

Der einfachste Beweis, dass die ^melonenforuiigen' - Korper, welchc, auf eine Fliiche projicirt, in vielen 
Slacken einer Diatomee gleichen, nicht von den grosseu Aukeru stammeu, ist der, dass sic nic die Liinge der 
lelzleren erreichen; sie werden 0,06 Millimeter lang. Man brauchl auch nur einen solchen Auker (meine Figur B; 
im Detail zu betrachten, urn den Febergang nach A fiir bochst unwahrscheinlich, ja uniru'iglich zu finden. 

Der ..inelonenfoi inige" Korper besleht aus vicr Biigcln, die an den Enden verschmolzen sind und sich 
nach den Quadranten eines Kreises gcgeniiberstchen. Auf dem Vertiealdurchschnitt ist jeder Bugel keilfornu'g, 
uud zwar verjungt sich der Keil nach innen. ohne sich zu einer scbarfen Schueide zu vcrdiinnen. a und b 
siud die ausseren Rander des Biigcls, c die inncrc Kante, welche, von oben durch den Bugel hindiirch geschen, 
den G>ntour c' zeigt und in der Mitte den von zwei Ziihnchen l>egrenzten Aussehnilt tragi Die Striehelung, 
welche. wie auch l>ei Guitarra, weit feiner ist als die Schraffirung der meisten Diatomeen. erstrcckt sich gewohn- 
lich nur auf die Seitenfliichen der Bugel, jedoch hat es mir wiederholt geschienen, als ob eine feine Streifung 
auch auf der olieren Flavbe zum Vorschcin kame. Die Biigel sind hohl. wie man an Bruchsluckea (C) siehL 
Die Umrisse an den Polcn der Ellipse, welche an den Batalzahn und die Basis der Seitenzahne der Doppel- 
anker, von oben betrachtet, eiinuern, sind nicbts als der Ausdruck der Linicn. wo die Biigel mil einander ver- 
schmelzeu. Im Pol belindet sich eine Vertiefung mil vier, den Grenzen der Buge! folgenden Furchen. 

Fundort: Caraib. Meer, 



I: Carter ». a. 0. fl. 212. 



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86 



IfeftMp i« AbtkcUung I (IMhitiden). 



Ausser den im Vorhcrgehenden brschriebcnen und erwuhnleii llalichoudrien sind noch audere (iattungen 
vorgikommen, die ich nur dear Vollstikndigkeit halber erwahnen will: Halisarka, eitie Sarcomella-artige Spongie, 
Euspongia (?), I.utTaria. Jcne Halisarca, kugelig, aus labyrinthisch ver>chmelzenden Membraneu bestehend, 
zeichnet sich durch den Reichthum an fivmden KiiLschliissen aus. und g.-hort. wie die anderen, der Region 
obcrhalb der Hundert-Fadeii-Liuie an. \'on Kalk»chwammen babe ich nur Sycortis. Sycandra und Leucandra 
verzeichnel 



Nachtruge zu Abtheilung: I (Lithistiden). 
Collectella avita. Neu. 

T«f. V, Fig. I. 

Diese noch unter dem Material von 1878 aufgefundene Gattung, eine ausgepragtc Tetracladine , ist 
eharttcterisirt durch das reichliche V'orkummen des einfachen vierstrahligen Kieselsternes, der 
von versehiedeuen Kiesclsch wummen, z. B. Pachastrclla bekannt ist 

Der Kiirper ist kuollig, oben etwas verllacht, wo VerticalcanSle miindeu. Eine besondere Bindenschicht 
fehlt. (Koiinte auch moglicherweisc abgewaschen sein). Die eigentlichen lelradadinen Sceletkorper ->ind im 
ausgewachsenen Zustaude ausserordentlich knorrig, so da.ss aueh die anfanglich fast glatteu Basen der Strahk-n 
mit Auswiichsen oder auch Excavalioneu bedeckt sind. I.clzlere in Verbindung mil den kantigen Auswiichsen 
geben dcu Kurpcm ofl das Ansehen, als ob sic uuregelmassig geschlirTcii seiun. Haufig ist ein Slralil Elk Stiel 
besouders ausgcbildct und nuhern sicli die Winkcl, welche cr mit den anderen Strahlen bildet, einem rechten. 
Alsdanu sind, wie gewohnlich , die Axen der Basalslrahlen verkurzt 

Zwischen diesen eigentlichen Eithistideukorpern liegen nun durch die ganzc Masse 
des Schwanimcs zcrstreut die Pachastrellen - Vierstrahler. Die Art des V'orkommens ^hlits.^t 
jeden Verducht aus, dass man es etwa mil cinum fremdeu Elcmcnte zu tiiuu hatte. Ich habe das Exemplar 
mitten auseinandergebrochen und micli davou iiberzeugt, dass die glatleu Vierstrahler gleichtuassig verbreitet 
sind. Sie kommcn in schr vcrschiedencn (irossen vor; ein Einiiringen dersellicn von Au»sen ist absolut un- 
moglicb. 

Es muss nun zuerst untersuchl werden, in welcheut Verhaltniss diese Hauptrormeu der Kicselkorper, 
welche beide als „Scdctkorper" zu bezeiebnen sind, zu einander stehn, eine Frage, die sich schon Zittel vor- 
gelegt hat, und auf welche wir auch sclion oben S. 13 eiugegungeu sind. Ich habe dort die bctreffende Stelle 
aus Zitlels Arbeit cilirt, woriu er zu dem Schlusse kommt, der Unterschied zwischen dcu tetractinelhden 
Kieselspongien und den Lilhistiden sci ..fundamental", weil trotz der Vierstraldigkeit die beideu Sorteu von Ki>r- 
peru docli einander uichts angiugen. Ich habe diese Ansicht bckampft, iudem ich den Scbwerpuukt in die fur 
beide l'alle typische lii undgestalt legte. Uabei bin ich OUT wohl bewusst geweseu, dass wir, wie ich lUsIubx- 
lich dargcthan, die Sceletkorper der Tetracladincn aus linearer (irundlage sich entwickelii sehu, wahrend die 
Vierstrahler der Pachastrellen schon in den kleinsten Exemplaren als Sterne angelcgt ersclieinen. Allein wir 
kenneu auch mehrere Ancoriniden und Stelletten (z. B. Stclletta Helleri), wo die Ankerziihne erst naehtraglich 
wachseu, d. h. die Basalslrahleu einer nach dem auderen zum primiireu Stidstrahle hinzutreten, respective von 
ihm sich in bestimmtem Winkel abzweigen. 

Dennoch !>ehalt wohl in unserem vorliegeudeu ralle Zittel in so fern Becht, als der glatte Vierstrahler 
der Collectella au s ser allcr genctischer Beziehuug zum kiiorrig-astigen Sceletkorper zu slehen scheint. Ich 
sage schcint, da, wie crwiihnt, das Exemplar vicllcicht die Bindenschicht verloreu bat, in welcher die uberzeu- 
genden Uebergaugsstufen enthalten sein konntcn. Die jiingsten Sceletkorper, die ich gesehn, sind von der Art 



Sachtrngr z» AbAahmg 1 (LUhistidm). 



87 



wie Taf. V, Fig. 1 A. Vergleicht man damit B, so ist allerdings zunachst damn zu denken — was audi durch 
die weiteren Beobachtungen sich bestatigt — dass man einen knuriigen Sceletkorper mit einem fast flatten 
und zugcspitzten Suelslrahl vor sich hat Jedenfalls vriirde die Convergent der knorrigen in die glatten Vier- 
strahler keine sogeuanntc zufallige sein. sondcrn auf der, in ihrem Wesen uns leider unbekannten vicrslrahligen 
firundlage beruhn. 

Mag dem nun sein, wie ihm will, es reiht sicli hieran die hochst intercssantc Beubachtung, dass jede der 
beiden Sorten von Sceletkorpern, welche bis jctzt mit einander vcrglichen wurden, eine Varietiit erzcugt, welchc, 
gctrerml vorkumuiciid , von den mit Deckschichlen verseheneii Lilhistideu langst bekannt sind. A us den 
knorrigen Sceletkiirpern enlwiekelu sich die Scheiben, aus den glatten Vierstrahlcrn die 
Gabelunkcr. Der Uebergang der ersteren in die Scheibc liegt in den Figuren BCD klar vor Augen, auch 
ist die gauze Reihe von Zwischcnstufen wirklicli vorhanden, cben so iiberzeugend die vollkommen davon ge- 
trennte Bilduug der Gubelauker aus den glatten Vierstrahlern . E F (1 H , cine Varietatenbildung, die aus dem 
Kreise der Kiesclkorper der Ankerspungien geliiufig isL So isl also der Fall practisch geworden, den ich schon 
im 1. Hefte S. 11 und 23 besprochen , iiidem ich sagte, e* sei nichl ausgesclilossen , dass sich innerhalb der 
Titracladinen diese Uuiwaudlung der Scdetkurper an der Oberfliiche ( — hier schon im inneren — ) wiederholl, 
und dass z. B. die Scheiben eine andre Genesis aLs die Anker gehabt haben konnten. 

So vie] stcht durch diesen eim-n Fund fest, dass die Lithistiden die allernachslen Ver- 
wandteu der An kerschwiimme, uberhaupl der Telractiuelliden sind. Ich habe bei verschicdener 
Gelegenlieit thcils direct gezeigt, theils wahrscheinlich gemacht, dass neuc Arten cntstchen durch das Ver- 
schwinden einzelner Fonnen tier Kieselkorper. Fin soldier miiglicher Fall isl auch. dass mil dem Ueberhand- 
tichmen der glatten Vierstrahler der Colleelella die Zahl der knorrigen eigeulUcheu Sceletkorper sich vermiudert 
und diese cndlidi au>slerben. Daiin wfirde aus der Li t his tide die Gattung Pachastrella gewor- 
den sein. und der Vorgang ware eben so einfach, als der wirklich mit Collectella eingetrctcne. 

Fundort: 25° 33' N. 84° 21' W. 

Hieran ist noch ein Fund zu reihen, welcher ebenfalls in ganz praegnanter Weise die L'mwandlung des 
Liwisuden-Korpers in die Scheibc demonstrirt. Ich nenne die Spongic 



Sie hebt sich voti den anderen Glicdern der Reihe durch mehrcre Eigenthiimlichkeilen vor der Hand als 
Art ab. Nur im Inneren des Korpers verastelu und versduiinken sich die Scelettheile so, dass sie iihnlich, wie 
bei den iibrigeu Ordnungsgenosscn zusammenhangen. Dagegen bestcht cine 1 bis 2 Millimeter dickc aussere 
Schicht aus ganz oder last ganz isolirten glatten Vierstrahlern , deren Stralileu ganz unveriistdt sein konneu, 
jedenfalls nur in 2 oder :i Zinken oder in einige kuorrige Auswiichse Qbergehen. Ilir Qucrschnitt in der Nahe 
des Axeneeiitrums ist dreikanlig. indem jede Kante von einem Strald auf einen der drei anderen sich fortsetzt. 
In der Regel ist der Rauni zwischen je twa Kanten ausgckehlt. 

Der Uebergang des Seelctkbrpers in die Scheibe i>t in unsrer Figur2b dargestellt. Die Sdieiben selbst 
(c) sind aussergewohnlich gebuekelt, mit einem langeren Handgrilf und lassen die Axen mcist nicht erkennen, 
wahrend conientrische Trubungen und Walle auftreten. E- komiuen aber auch die runden ganz flachen Scheiben 
mit wenig vorragendem Nabel und den deutlithen Axeu vor. 

Feine spitz-spitze und sfcirkere stumpl'-spitzc Nadeln, dann unter der Oberhaut eine l-age kleinster liing- 
licher unregehuassig gekornter Kdrpercheu und gebogener Spindelchen vervollstiindigen das Scdet des finger - 
formigeu mler gekrumnit kcgelformigen Schwainmes. der sich durchaus nicht wie eine Lithistide anfuhlt. son- 
dem Fur Auge und Getast den Habitus etwa einer Suberitidinc hat. 

Fundort: Barbados, 5C Faden. 

Eine weitere F.rg.uuung meiuer Beobachtungen und Betrachlungen uber die Genesis der Rindenkorper der 



Discodermia dissoluta. 

T»f. V, Kg. -1. 




Lithistideu ist folgendc. Ich lialle (S. 11) ilie Annahme, dass die vierstrahligeo Rindenkorper selbstiindig in 
Rhizomorineu sich gebildet liSlten, als hiiehst unwahrscheinlich at>gewiesen. Wirkliche Rhizomorineu rait Schei- 
ben k;inntcn wir noch nichl; wo man sie zu findcn gemeint hatte, handeltc es sich, wie ich zcigte, urn ur- 
sprunglichc Tetracladincu. Bine solche verkappte Tetracladine ist nun auch cine neuc, durch 
den Besitz einaxiger Rindcnscheiben morphologisch sehr beachtenswerthe Gattung, 

Neopelta. Neu. 

Wir haben uuter den Discodermien mit vieraxigen Schciben (3 Axon in der Sebeibe, 1 im Stiel oder 
Knopf) fcchon verechiedene Glieder der Reihe kenneu gelernt. bei denen nuch und nacli die typischen Vier- 
strahler sehr unregelmassigen Sceletkurpern I'latz gemacbt haben, die eutweder keine Axe zeigeu, oder wo uur 
noch eine kurzere Axe von einein Tbeile cines ehemaligen Hauptstrahles Kunde giebt. Auch die neue, in 
zwei Varielaten, vielleicht sclbstandigeu Arten vorliegende Form hat fast ausscli)ies>lich unregelmiissige, entwc- 
der glalte, schlanke, an den rJuden spiirlieher tuberculirte und loser zusammeuhangeude, oder gedruugeuere, 
sicli fest verflechteudc Sccletkorper mit ciner Axe (Taf. V, Fig. 3a), die moisten von jenem entschieden drei- 
strahligeu oder unregelmassigen Typus, welcher die Rhizumorincn characlerisirt. Aber unter ihnen verslccken 
sich ciuzelne wenig entwiekelle Vierstrahler von dem kantigeu Habitus, der oben von Discodermia dissuluta 
beschrieben wurde. 1st Umstajid, dass in diesen, in embryoualer Gestalt verharrendeu und uur in verscliwin- 
dend kleiner Menge vorkommeuden Scelctkorpern die Axen von mir niclit gefundcn wurden, kann wohl nur 
in dem I'ruher erlauterten Siuue gedeutet werden, dass 68 sich urn das lelzto Stadium der Uinwandlung der 
Tetracladine in die Rhizomorine handelt. 

Nun ist also die Gattung charactcrisirt durch einaxige Scheiben. Eutweder ist die Scbeibc mit einem etwas 
unregelmassigen Stiel oder Knopf versehu und dann ist eine Slielaxe vurhauden, welehe sich, weun der Stiel 
schtef zur Sebeibe steht, was niclit selten vorkommt, eiu Stuck iu die Sebeibe hinein verlangern kanu, (Taf. IX 
Fig. 11a) oder der Stiel ist versehwunden (Taf. V, Fig. 3 b) vielleicht richtiger ausgedruckt in der Sebeibe 
aufgegangen und bat als Andenkcn seine Axcnhohle als cinen fcinen Strich der Scheibe hinterlassen. Viele 
Schciben habeu auch theses letzte Keunzeichen ibrer Herkunfl verloren. Fiir das Vorhaudensein dieser Rinden- 
scheibeu giebt es wohl keine ualurlichere Frkliiruug, als folgeude. Die ursprungliebe Tetracladine besass in 
der Oberfliieheusehiclit noch keine specifiseh umgcbildeteu scheibenformigen Korper. Ei - 1 nachdem die einuxi- 
gen Scelelkorper vorhcrrschend geworden wareu, gesebah ihre Anpassuug an die Oberflachenverhiiltnisse und 
entstanden aus den einaxigeu Korpern einaxige Schutzscheiben. 

Klcinc spindelfonnige Korper von 0,05 bis 0,06 Mmtr. und liingere umspitzigc, sowie rohrenartige Nadelu, 
im gauzeii Korper vcrbrcitet, vervollstiindigen den ScelctupparaL Die wenigen, zur I'utersuchung gelaugten 
Exemplare der Spongie weichen so weit von einander ah, dass sie vielleicht zwei Arten vorstellen. 

Neopelta imperfecta. 

T»f. IX, Fig. n. 

Seeletkorper oft knorrig, vielfath unentwirrbar mit den Gabeliisten verflochten. Schciben oft gestielt, 
mcist eckig, rait uuregelmassigem Haude. Andre ungestielt, und dann entweder mit oder obne Axenstrieh. 
Schwammk6ri>er am oberen Ende mit einigen sich offnenden Rohrcn ahnlich wie Siphonidium. 

Fuudort: Barbados, 103 Faden. 

Neopelta perfecta. 

Taf. V, Fiy. S. 

Sceletkoiper oft sehr seblank, mil verlangerten Aeslen und Gabeln. Scheiben, obne Stiel. bilden, wenn 
auch mit etwas unregetmassigem Rande, meist eine Ellipse, in deren grossen Durchmesser die Axe fidlL Sehwamm- 
korper unregelmassig kegelformig. 



Sacking* zu Abthfiiun;/ 1 (UthittiiUn). 



n 



Azorica cribrophora Ncu. 
T.1 T, FS C . 4. 



Die Carter-Zi I telsche Gattungsdiagnose passt auf eine schone, in natiirlicher Grosse abgebildete Litbi- 
stide, wenn man nicht etwa desshalb cine neuc Gattung aufstcllen will, weil die Aussen-Porcn von 0,2 bis 
0,5 Mmtr. Durchmesscr sich nur auf inselartigen flachen Erhebungen befinden, denen sie, wenn in grosserer 
Anzahl vorhanden (bis gegen 20), ein siebformiges Aussehn verieihn. Die zwischen den Scelelkorpern befind- 
lichen slablormigen Nadeln sind fiber uod tiber luberculirt, stuinpf, an eincm oder auch an beiden Enden kolbig. 

Unsre Abbildung zeigl am eingebroclvencn Becherrande eine tiefe drelirunde Hohluug, die selbstgearbei- 
tete Behausung einer Garnele, wie icb ilinen aueb in Poritella (S. 24) und andcrcn Lithislidcn luiufig begeg- 



Fundort: Barbados, 200 Faden. 

Zu dieser aullallend geringen Ausheutc an Lithistiden des Vermes* uugsgebiete;. von 1878- 79 koinnien 
noch, ausser einigen Fragmentcn und eiiiem gr5we ren becherfonnigen Aeiculites, zwei Exemplare einer Auo- 
mocladine von Gestalt eines kleinen Hugels mil flachem Kraler, in welchen Verliealriibren einmunden. Die 
Scelelkorper sind von denen von Vetulina stalaelites nicbt zu unterscheideti, und so verzichte ieh auf eine spe- 
eiellere Namengebung. 



Indem dieses Wcrk sich an nieinen „\ ersucli einer Spongienlauna des atlanlischen Gebieles" anscbliessl, 
worin die Schwamme der Florida-Kiisle und zahlreiche westindische Arten, namenllich von Bt Thomas und 
Si Croix besehrieben sind. diirfie nunmchr ein ziemlich vollstiindiges Bild des Vorkommcns der Spongicn auf 
der ganzen Streckc von Florida an bis zum Suden des caraibischen Meeres gegeben sein. 

In Hinsichl der Verwandtschaft der grosseren Gruppen ist die viillige Isolirung der Hexaetinelliden. bei 
grosser Fluctuation innerhalb der Abtheilung, dieselbe nach wie vor unseren Untersuchungen geblieben. Ba- 
gegen sind nunmchr die cngslcn Beziehungen zwischen den Lilhistidcn und den Tetractinelliden constatirt, von 
denen die ersteren der altere Stamm zu sein seheinen. 

Was icb. an den Bau und die Morphologic der I.ithistiden anknupfend, iiber die Bedeutung der ..Person" 
und den baaftgen Verlust der I'ersonaliUit oder Individuality des Sponsienkorpers behanptete, lasst sich an 
eben so zahlreichen Beispielen aus den anderen Ordnungen erweisen. In den meisten Familien treffen wir 
nel>en Formen von unzweifelhafter abpeschlosscner Individuality solche Zoa impersonalia , wie ich sic genannt. 
Es ist seit dem Krschcincn des ersten Heftes nur von Keller 1 ) fiber diese Ansicbt gesprochen worden. Kr 
liat gemeint, der Bepriff der Individuality sei desshalb nicht aufzugeben. weil auch in den Fallen, wo kein 
Kcnnzeichen dafur mebr vorhanden. der Ausgansspunkt der einfache. individuelle. einheitliche Keim ^cwesen 
sei Biese llerkunft babe ich nie bestritlen. Fiir mich hat es sich darum gehandelt. einem Thatbestande %e- 
penuber Stcllum? zu nehmen. wo mir die platnnische Idee der Person nichls hilft. und der Korper, den ich un- 
tcrsuehe, die Fesselti der Idee der morphnlo"ischen und physiologischen Eitdieit realiter abgestreift hat. Ba ist 
denn. das mochte ich zu hedenken geben. ..Individuum" oder , Person" nicht der adaequate Ausdruck, sondern 
eine inhaltlose Phrase, Und der Zergliederuiur dieses Widersprucbs ist nicht aus dem Wege zu gehn. 

Unsre Untersuchungen haben wieder zahlreiche Belege dafiir geliefert. dass im allgcnieinsten Sinnc die 
Spongien von strahligem Typus sind. Ich erwiihne das. weil es nach den jungstcn Mittheilungen Selenkas 
(s. oben S. 73) den Anschein gewinnen konnte, als seien wir erst durch seine Beobachtung zu jener Ueber- 

1) Keller, L'eber dio Kntwioklung v. Hcniera. Ztjchft. f. W, Zoo!. 1H79. 



net bin. 



Srklusswort. 




90 yuchtrage :n Abthdtumj I (Lilkutiden). 

zeugung gelangt. Jeder Sdiwatnui mil einein centralen Osculum, ein A.-coii, Sycon, Cautious und htindert 
andre sind ja strahlig gcbaut, nfcfafl anders llyulonema, Syringidiuin, Aphrocallistes, Dactylocalyx, die Venlricu- 
liteti u. s. f. Das* Scleukas Tetilla radiata vier oder acht unregclmassige Aushuditungcn der Magcnhohle 
zeigt, ist eiii spedellcr Fall von keiner bcsonderen Bedeulung. In vielleicht alien Spongien is! wahrend der 
larviUcn l'eriode die Anlage zur slrahligeii Entwickluug vurhanden. Diese Eutwicklung nimmt aber wedcr den 
bilatentlen V'crlauf, noeli geht sic in den nacb bestintmten Zahlcnverhallnissen der Antimeren charakterisirten 
Strahltypus der ineislen Coeleuteralen fiber, sondern verharrl in der Unbeslimmlheil. Das ist der, wie ich 
dachte, seit Jabren bekannte Cbaracter der Spotigien. 

Ich habc audi in diescr Arbeit Gatluugen und Arten nach Mcrkmalen zti hestimmen gesucht, wo der- 
artige systematise^ Einheilen nach nioderner Anscbauungsweise vorzuliegen schienen. Wo ich aber die Ueber- 
zeugung gewann, (lass Artkettnzeichen nicht fi\irt seien, habe ich audi die Species nicht gewallsam gepresst, 
wie dab noch immcr so reichlich gescbicht mit ditr Ausrede, dass unser dummer Verstand der Ordnung halber 
Species liabeu mitsse. Eine Anzahl von Bcispielen hat ge/.cigt, wie arllosen Fonuemeiheii unter bestimmten 
Verhaltnissen, wclclie aur dem Wege der natiirlichen Auslese zn besonderen Anpassungen nothigen, Arten enl- 
nommcn werden. Es 1st aber nur consequent, wenn wir nnler voller Anerkennung dieser Secies nun auch 
die Species da aulgeben, wo keine sind. 

Ich belraclite audi diese Montigrapliie our als eincn Anfang und bin befriedigt, wenn sic dem kiinftigen 
Forsdicr dne Grundlagc bictet, uhnlieh wie „dic Spongien des adriatischen Meeres" und ibre Erganzungen eine 
solche fiir die Gegenwart geworden sind. Aber auf ein Verdiensl mache ieh scbon jetzt Anspruch: sie ist 
fur die Descendenzlehre und fiir Karwin 1 ). 



Hier i«t noeh eine gute Getegonheit , "lie unrichtige Auslegung «u verbi "crn . welehc ich obeu S. 4 dem S*Uc Carton 
"the hnhit or aujigning a ctmi) for every thing that Nature doe*, more frequently nmu with contempt th*n admiration" gegebon 
babe. Carter will damit lagen: „die Uowohoheit, fur jede* Ding, waa die Natur heirorbriugt, eine U mache zu bezeiebneu, tragt una 
hiufiger UcringnchuUuug aU lion uiiiii rung ein". Wie ieh uud euUchiedeuiii Auhiiuger der Deaceudeuilehre das Suehcn naeh 

Tnachen auftnwn, i«t brkannt. Wir Torlangrn daflir keine Ikwuodorung und kttmmera unt oieht um die GeringPchliUung der 
Kuraiiohtigen. 



Druekfehlcr: 8. f.4 Z. 2 T. o. lie* l'othjcnitnn* .tatt 1'ethyen.teine. 



<"i I a I'ii dkiii [i J«.i. 



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Taf. V*). 



1. Collectella avita. 

2. Discoderroia dissoluta. 

3. Neopella perieda. 

4. Azorica cribrophora. 

5. Ductylocalyx pumiceus. 

6. Scleroplegma lanterna. 

7. Volvulina Sigsbeci. 

8. ) 

Furrea facunda. 

9. ) 

10. AMiotiema setubalense. 



*) lo ilrn Boreiclmungru iu Taf. Ill und IV habcn eim- Keihc r«n Vcrlladeningtn Tarjf*ooinmm vtcdun rouM«n. E. i.t 
dabor xa lewn : 

Taf. Ill 10. Cy.ti.pousia xipenle: 

II. 12. Myliu.ia Zitulii Mar.hall. 

IT. Sdcropltjrma lanlenia. 

Taf IV. 4. Cyatiipongia tupentea. 

5. MjUuia Zittetii. 



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S dinttk. fyn^ its WetrbuMTi v Mexico ^ TafV. 




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Taf. VL 

L Rhahdodietynn delicatum. 

2. Cystispongia superstes. 

3. Aphrocallistes Bucagei P. W. 

4. Myliusia Zittelii. 

5. Dactylocalyx subglobosua 

6. Volvulina Sigsbeei 

7. Eupledella Jo vis. 
8. 
9.) 

10. llhubdopectella lintinnus. 

11. Ein Stuck Wandung von EuplecteUa Jovis, von ianen. 

12. Ilhizudialina arnfjiiirliiza. 



( Hertwigiu t'alcifera. 



uigiii 



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S.-hmidi.&wtftni Mf.rbiutn vMraco Lf. VI 




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Taf. VII. 

1. Farrea facunda. A Einfacher Stock. B und C Stockgesellschaften. 

2. Cyalhella lutea. 

3. Rhabdodictyon delieatum. 

4. Syrin^idiuiu Zitlelii. A Jungcs Exemplar, vierslrahligw Aulas'- B Altes Exemplar. 

5. Aphmeallistes Bocagci. A Jiingstes beohachtetes Exemplar. B Etwas alteres Exemplar mit Aus- 

buchtungen (l'ersouen?). C. D Einfache Stucke. E. F Stockgesellschaften. 
«. Cysu'spon<ria su|)erstes. A von ausscn. man sicht in die excenlrisch dicht unter der Deckschicht 
verlaufende Centralhohle nnd durch dieselbe, da das Stuck am hinteren Endc bcschiidigt ist 
B Ein zweites Exemplar von innen. 

7. Margaritella coeloptychioides. 

8. Bhabdostauridium retortula. 



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i' A;l«.» ' Jvi'ii'tJor. 
:■ i .. • lixmijiliu mit Aus- 

* ' ' ' v>i l ! M.'lir».;.*ll. 

. ..vniil%i !. i , !,t iHiler <lt-r Dwkscfadit 
> \ H It 'tt' tVli fcmlo twx-h:idurt isL 



by WsOOsie 



i&'hiriidl iJpoigkn Hps Merrlmecna m Mexicu 



lar.VD. 




• :{..•' uuslav fijdwr v Jrj 



Taf. Vni. 

1. Dactylocalyx callocyathus. Jung. 

2. Dendbe, Bruehstflck von obcn. 

3. Dasscllw, von unlen. 

4. Scleroplegiua conicum. 

5. Scleroplegma scriatum. 

6. Ilegadrella phoenix, unlcrcr Thcil. a Basis ciues alteren Exemplares, auf welchem dat, zweite, b, 

angcsiedelt isL 

7. Durchschnitl eines anderen Stiickes von Regadrella phoenix, a und b die abgestorbenen Basen 

zweicr aller Kxemplare. c die drille, in b angesiedelte lebcnde (ieneralion. d eine vierte. in c 
angesiedelte Sp<mgie, Hexaclinellide, welcbe moglicher Weisc auch eine llegadrella isl 

8. Herlwigia falcifera. Uben stud die weichen und die losen Scelettheile cntfernl 

9. lUiabdoplegina tinUunus, vicl ausgewasehen. 

10. Rhabdoplegma tintinnus. junges rohrenloniuges Kxemplar mil platter Wurzel. 



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S hninll . ^pongirri Hps Mtrtbusw vn Mnwu 'M. VIII . 




n , d M*t £* r * .Jo tiann J Marg.v-oche Sdifnidt Vir-ajjw Gusltv RsdWin Jm I 'Chtdrodt » Ruroinlef * Tire'^n 

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Taf. IX. 

1. Suberiies claviger (Mittelmeer). 

2. Wurzclnde Rcniere (Mittelmeer). 

3. Pachastrella litliistina. 

4. Pachastrella-artigc Spongie. 

5. Corticium versatile. 

6. Stellcttinopsis annulala. 

7. Guitarra fimbriala Carter. E, F Copien nach Carter. 

8. Melonanchora elliptica. D, E Copien nach Carter. 

9. SteJIetla pygmaeonini. 

10. Vomerula. 

11. Neopelta imperfecta. 




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Taf. X. 



1. Stelletta mastoidal. 

2. Tisiplionia feneslruta. A, U, C 2'; li nial vergrns^rL 

3. Fangoiihilina submersa. 

4. Dur>alma muta Sdt. Var. 

5. Stylorhiza sti|iitala. 

6. Vomerula teuda. 

7. Tenacia arcigcra. 

8. 9. Cladorhiza concrescens. 

10. Crinorhiza amphactis. 

11. Dictyocyliudrus virgultosus Bwbk. Var. (7). 



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