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Full text of "Beiträge zur geognostischen Kenntniss einiger Theile Sachsens und Böhmens"

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BIBLIOTHECA 

REGIA 

MONACENSIS. 


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Bayer. Staatsbibliothek 


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BEITRÄGE 


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ZUR 

GEOGNOSTISCHEN 

KENNTNIS» 

EINIGER TIIE ILE 

SACHSENS und BÖHMENS 


T. E. GUMPRECHT. 



Mit IX KnpfcrUfein. 


BERLIN, 1835. 

BEI ER9TST SIEGFRIED MITTLER. 



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ln dem vergangenen Sommer war ich veranlagt, mehrere 
Monate * in Sachsen' und Böhmen zuzubringen. • Ich be- 
nutzte diese .Gelegenheit, die Verhältnisse näher kennen 
zu lernen, unter denen der Granit mitten in demUeber- 
gangsgebirge* . des inneren Böhmens bei Nebilau und 
Stienowitz auftritt, Ebenso setzte ich damals eine schön 
in dem Herbste 1833 angefangene Untersuchung der 
Granitgränze an dem rechten Ufer der Elbe » fort und 
suchte zugleich über das interessante Auftreten des Horn- 
steins in den Porphyren bei Teplitz mich genauer zu 
unterrichten. Bei diesen verschiedenen, ohne einen wei- 
teren Zweck, als den meiner eigenen Belehrung ange- 
stellten Untersuchungen fand ich in der Darstellung der 
mir vorangegangenen Beobachter mehrere Angaben, wel- 
che nicht ganz genau mit den Erscheinungen in der Na- 
tur übereinstimmten. Als ich nach Berlin zurückkehrte, 
interessirten sich Freunde, denen ich meine an Ort und 
Stelle entworfenen Zeichnungen nebst einigen anderen Beob- 
achtungen mittheilte, für diese Ergebnisse meiner Reise und 
suchten mich zu einer Zusammenstellung und Veröffent- 
lichung des ; wesentlicheren iTheiles derselben : zu be- 
* 

stimmen. Hätte« ich nun mich zu. überzeugen vermocht, 
dafs es bei- einer Erforschung geognoslischer Verhältnisse 
.für den Untersuchenden hinreiche, unbefangen und, ohne 


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Vorliebe für eine Hypothese beobachtet zu haben, so 
würde ich mich sehr bald haben cntschliefsen können 

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der wohlwollenden Aijfforcjerqng Genüge zu leisten. 

* •* 

Ich mufste aber Anstand nehmen, mit einer wissenschaft- 
lichen Arbeit öffentlich aufzutreten, weil ich sehr 
wohl fühlte, dafs, um Erscheinungen auf eine dem jetzig 

gen Standpunkte der Geognosie angemessene Weise 

# 

aufzufassen und zu erklären, es einer nicht unbedeuten- 
den Summe von Kenntnissen bedarf, die zu erwerben 
mir langjährige von jeder literarischen Beschäftigung 
entfernende* Lebensverhältnisse versagt* hatten. Ueber- 
diefs mufste der Umstand, dafs ich nicht ein einziges Mal, 
weder früher, noch in der letzten Zeit, Gelegenheit ge- 
habt hatte, mit einem geübten Geognosten Erscheinun- 
gen in der Natur zu studiren, mich selbst an meiner Be- 
fähigung für. die Darstellung geognostischer Verhältnisse 
zweifeln lassen, , da gerade in mehreren der von mir 
untersuchten Gegenden einige der namhaftesten Be- 
obachter Deutschlands so wesentlich von den meinigen 
abweichende Resultate gefunden hatten. Als mich aber 
die Revision meiner Tagebücher während einer wieder- 
holten Reise nach Sachsen im November vorigen Jahres 
überzeugte, dafs ich die* Erscheinungen an der Granit- 
gränze, soweit dieselben überhaupt beobachtet werden 
können, richtig aufgefafst hatte, entschlofs ich mich zur 
Abfassung . der vorliegenden Schrift, weil es mir schien, 
als wenn die Darstellung der hier geschilderten, im Ganzen 
wenig bekannten, von mir aber mit Aufmerksamkeit ge- 
sehenen Verhältnisse, wie unter anderen die der -»Lage- 
rung des Granits bei $aupsdorf, wohl von allgemeinerem 


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Interesse seyn dürfte; dann aber auch, weil ich glaubte; 
dafs den Folgerungen, welche man aus der von dem Herrn 
Prof. Naumann gegebenen und neuerlich durch Herrn 

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von Leonhard bestätigten Beschreibung der 'Verhält- 
nisse bei Zschcilauhd Tepiitz l zu ziehen berechtigt ist, 

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nicht bestimmt genug durch einen ausführlichen Nachweis,; 
auf welchen unsicheren Gründen die Folgerungen be- 
ruhen würdeh, begegnet werden könne. 

Einige beobachtete Thatsachen haben mich za theo- 
retischen Auseinandersetzungen veranlafst, die ebenso 
wohl hätten wegblciben können. Vielleicht habe ich 
Unrecht gethan, mit einer geringen Summe von Erfah- 

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rungen ausgedehnte und grofsartige Erscheinungen zu 

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erklären. Doch kann ich aufrichtig versichern, dafs ein 
solches Verfahren auf »keine Weise einer unbefangenen 
Auffassungs weise Eintrag gethan und noch weit weniger 
zu einer Entstellung von Thatsachen mich veranlafst hat. 

Erst am Schlüsse des Druckes dieser Schrift fühlte 
ich, dafs die Krcybithsche Charte des Pilsener Kreises 
nicht ganz für das Verfolgen einer so detaillirten Be- 
schreibung, wie der hier gegebenen von der Umgegend 


vonNebilau und §tienpwitz zureichen dürfte. Jch habe des- 
halb nachträglich eine einfache Skizze der erwähnten Gegend 
beigefügt. Für die erste Abhandlung reichen die Blätter 
Dresden, Zittau, Teplitz der geogn. Charte von Sach- 
sen upd Schlesien, die jetzt bei Simon Schropp und 
Comp, in Berlin erscheint und eine Fortsetzung der vom 
Herrn Professor Hoffipann herausgegebenen Charte 
vom nordwestlichen Deutschland bildet, vollkommen hin. 
ln Hinsicht dieser Blätter mufs ich noch anführen, dafs 


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VI 


auf ihnen die Granitgränze w^ifc richtiger, wie auf irgend 
einer anderen früher erschienenen geoguostiscben Charte 
eingetragen ist, , 

Es - war mir bei der Zusammenstellung der Notizen 
über das Vorkommen der Granaten .in Böhmen unbe.- 
kannt, dafs der Graf Sternberg .eine ähnliche bereits 

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vor einigen Jahren in . den Verhandlungen des böhmi^ 
sehen Museums z ) bekannt gemacht hatte. Doch sehe 
ich, dafs die meinige mehrere Fundörter des Granats er* 
^ wähnt, die in dem Sternbergschen Aufsatze ff^len.; 

Einige Notizen in dieser Schrift- sind einem Reise* 
berichte entlehnt, welchen bereits im Jahre 1814 der 

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jetzige Berg und Salinendirektor Martini in . ‘V^fil T 
belmgiücksbrunn nach einer für die Vervollständigung 
der geognostischen Landesaufnahme Sachsens angestellten 
1 Untersuchung abgefafst hatte. . Mehrere andere habe ich 
von Herrn Professor Hoffmann erhalten, dem iqh mich 
überhaupt, sowohl wegen der mir uneingeschränkt ge- 
statteten Benutzung seiner Tagebücher, wie durch die 
vielfache Belehrung während des Ausarbeitung dieser 
Schrift, zu besonderem Danke verpflichtet fühle, 

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>) Jahrg. 1827, Bd. II, S. 63 — 67 und 81 — 85. 


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Berlin den 26. Juni 1835. 


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Inhalt. 


Seite 

I. Ueber die Lagcrungsverhältnisse der Grilnsandformation 
in Bezug auf den Granit und Porphyr zwischen Meissen 


und Tcplitz . 1 

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II. Das Granitgebirge zu Ncbilau bei Pilsen 184 

III. Bemerkungen 213 


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I. 

Ueber die Lagerungsverhältnisse der 
Grünsandformation in Bezug auf 
den Granit und Porphyr zwischen 
Meissen und Teplitz. 


Die genauere Untersuchung der Grünsandformation in 
Sachsen und Böhmen, da wo dieselbe wie bei Meissen 
und Hohenstein mit den Syeniten und Graniten oder 
wie bei Teplitz mit den rothen, quarzführenden Porphyren 
unmittelbar gränzt, hat in den lefzten zehn Jahren Re- 
sultate ergeben, die durchaus von den bis dahin allge- 
mein angenommenen Lehren über die Altersverhältnisse 
der Granite und Porphyre abwichen und deshalb von 
den Beobachtern als wichtige Beläge für das neuere Ent- 
stehen der Gebirge mittelst Emportreten aus dem Inneren 
der Erde angesehen wurden. So beschrieb Herr Pro- 
fessor Weifs zuerst eine unzweifelhafte Lagerung des 
Granits über dem Plänerkalke bei Weinböhla und 

i 

erwähnte nach den Angaben des Steigers Starke zu 
Hohenstein eines ähnlichen Vorkommens bei letzterer 
Stadt, nämlich einer Bedeckung des Quadersandsteinä 
durch den Granit in den Kalkbrüchen am linken Ufer 
der Polenz *). Die Schilderung sowohl, wie die beige« 


Karsten Archiv für Bergbau und Hüttenkunde, Bd, XVL S. 1 bis 
16 und Archiv für Mineralogie, Geoguosie u, s, w., Bd. J, S. 
155 bis 160, 

1 


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2 


fügte von Carus gezeichnete Ansicht des Steinbruchs 
von Weinböhla und die vom Ober-Lieutenant von Gut- 
bier entworfene Skizze der Lagerungsverhältnisse von 
Hohenstein waren vollkommen geeignet, jede Vermu- 
thung einer hier obwaltenden Täuschung zurückzuweisen. 
Später als Herr Professor Weifs seine Darstellung ge- 
geben' hatte, wurden auf Veranstaltung des Oberbergamts 
zu Freiberg in der sächsischen Schweitz mehrere Schürf- 
vcrsuche auf Kalk und zwar die ersten im Jahre 1828, 
Hohenstein gegenüber, am rechten Ufer der Polenz an- 
gestellt. Sie ergaben nach der Mitlheilung des Berg- 
meisters Grafen Holzendorf und des Geschwornen 
Lose zu Altenberg an Herrn Klipp st ein ein durchaus 
ähnliches Resultat *). Der Granit fand sich nämlich auch 
hier über dem Quadersandsteine gelagert. Der Erschei- 
nungen von Weinböhla wurde erst wieder im Jahre 
1830 bestätigend durch Herrn Professor Naumann ge- 
dacht, der sich zugleich das Verdienst erwarb, bei Obcr- 
auc einen dritten Punkt" aufzufinden, an dem die Be- 
deckung des Pläners durch den Granit eben so deutlich 
wie bei Weinböhla zu Tage liegt 2 ). Das übereinstim- 
mende Zeugnifs der genannten drei ßeobachter musste 
demnach das positive Factum für die Geognosie feststel- 
len, dafs ein Theil der granitischcn Bildungen Sachsens 
jünger seyn könne, wie die Kreide und die ihr zugehö- 
renden Sandsteine. 

Einige Eigen thümlichk eiten der Auflagcrungsfläche 
des Granits, die sich ihm bei der genaueren Untersu- 
chung derselben zu Weinböhla und Hohenstein ergeben 
batten, benutzte Herr Professor Weifs auf eine sehr 
interessante Weise zu einer weiteren Begründung der 
Ansicht, dafs der Granit selbst noch die Glieder der 

*) Leonhard Taschenbuch für Mineralogie, Jahrg. 1829, S. 507 
bis 515. 

a ) Poggendorf Annalen der Physik und Chemie XIX, S. 437 
bis 439. 


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3 

Grünsandfonnation, die er an den genannte^ Orten jetzt 
bedeckt,, . bei seinem Emportreten aus dem Innern der 
Erde durchbrochen habe. Es findet sich nämlich, so- 
wohl zwischen dem Granite und dem Plänerkalke 
zu Weinböhla, wie zwischen dem Granite und dem Qua- 
dersandsteine zu Hohenstein, eine dunkle Letten - 
(Mergel) Schicht vor, in der bei letzterer Stadt nach 
der Angabe des Steigers Starke der Kalkstein fragmen- 
tarisch eingelagert liegt Ein so auffallendes Vorkommen 
von Bruchstücken auf der Scheide der jüngern Gebirgs- 
glieder und des Granites, und zwar noch dazu von sol- 
chen, deren oryctognostische Eigenschaften vollkommen 
von denen des gewöhnlichen sächsischen Pläners abweichen, 
und selbst auf eine Bildung des Kalksteins in einer weit 
älteren Epoche hinzuweisen scheinen, gab Herrn Pro- 
fessor Weifs Veranlassung, den Ursprung der Letten- 
schicht aus einem mechanischen Reibuugsprocesse bei 
dem Durchbrechen und Emporquellen des Granits her-» 
zuleiten, den Kalkstein selbst aber als die Fragmente einer 
gröfseren mit demselben gleichartigen Ablagerung unter 
dem Pläner, auf jeden Fall also als die Reste einer altern 
Bildung, wie der Pläner anzusehen. Aus dieser Ansicht 
musste aber unmittelbar folgen, dafs man die jetzige La- 
gerstätte des Hohensteiner Kalkes nur als eine se- 
cundaire anzusehen habe, in welche erst die Bruchstücke, 
bei dem Durchbrechen der Grünsandformation, längs den 
Wänden des Durchbruchs geschoben wären, eine Folge- 
rung, die in der That durch die spätere Untersuchung 
der Versteinerungen in dem Kalke durch den Grafen 
Münster und Leopold von Buch eine gewichtige 
Stütze erhielt. Der Erstere fand nämlich, dass die Petre- 
facten sämmtlich dem Inferior Golilh *), oder, wie er 


*) Ke ferst ein geognostisches Deutschland, VII., 1 — * 6. 


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später erklärte *), zum Theil* auch den mittleren La- 
gen der Juraformation angehören. Leopold von Buch 
zeigte dagegen 1 2 ), dafs der Hohensteiner Kalk nur durch 
solche Versteinerungen charactcrisirt wird, die in Franken 
und Schwaben dem Coral Rag eigentümlich sind, dafs der 
unter dem Kalke liegende Sandstein die Petrefacten des 
Oxford Clay enthalte, und dafs also beide Gebilde nur 
der Mittlern Juragruppc zugerechnet werden dürften. 

Die Richtigkeit der Theorie des Herrn Professor 
Weifs glaubte Naumann durch seine Beobachtungen 
an andern Punkten bestätigen zu können; auch Klipp- 
stein schlofs sich ihr im Ganzen an, obwohl er einige 
Thalsachen mitthcilte, die man bei den kurz vor- 
her erst begonnenen Schürfversuchen beobachtet hatte, 
und die derselben nicht günstig schienen. 

Die vollständigsten Data indess über die Lagerungs- 
verhältnisse des Granits an der Elbe sind erst in der neuesten 
Zeit gegeben und von den zwei entgegengesetzten Stand- 
punkten erklärt worden, von denen aus man jetzt in 
der Geognosie die Bildung des Granits zu betrachten 
pflegt. 

Schon im Jahre 1830 behauptete nämlich Herr Pro- 
fessor Naumann im Granit von Zscheila und im Sye- 
nit des Plauischen Grundes eingeschlossene Bruchstücke 
des Pläners mit den characleristischen Versteinerungen 
desselben gesehen zu haben, eine Angabe, die hinsicht- 
lich Zscheilas Herr von Ezquerra in einer Mitlheiluug 
an den Gehcimenrath von Leonhard 3 ) bestätigte. Im 
verflossenen Jahre nun gab Leonhard selbst eine aus- 


1 ) Leonhard und Bronn neues Jahrbuch für Mineralogie, 
Jahrgang 1834. S. 133. 

2 ) Leonhard n. Jahrbuch 1834. S. 532 — 34. 

3 ) Leonhard Lehrbuch der Geologie und Geognosie 1833, 
S. 176. 


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führliche * Darstellung: T dieses * Vorkommens 1 ) zugleich 
mit einer Hypothese, durch welche das Problem gelöst 
werden sollte, warum bei Zscheila der Pläner den Gra- 
nit decke, 1 umgekehrt • aber bei Weinböhla selbst von 
demselben bedeckt werde. ? Seine Darstellung stützt sich 
gröfstentheils auf die Mittheilung des Dr. B. Cotta, 
der bei seiner Untersuchung des, linken Elbufers zwi- 
schen ..Grofsenhayn, Moritzburg und Meissen, behufs 
Vervollständigung der geognostischen Landesaufnahme 
Sachsens, häufiger Gelegenheit halte, die Lagerungsver- 
hältnisse von Weinböhla zu untersuchen; seine Hypothese 
dagegen war ganz auf die Principien der Erhcbungs- 
Iheorie gegründet. 

Eine aus amtlicher Quelle geflossene und deshalb 
vorzüglich schätzbare Mittheilung über die Ergebnisse 
der späterq Schürfversuche zwischen Lohmen und Hinter- 
Hermsdorf verdankt dagegen dieGcognosie Herrn Professor 
Kühn in Freiberg 2 ), der, im ganz entgegengesetzten 
Sinne ’ wie Leonhard, das . durch die Schürfversuche 
auf der ganzen Gränze constant befundene Lagern des 
Granits auf, dem Pläner und Quadersandsteine dadurch 
erklärt, dass das Eibthai einst eine Meerenge gewesen 
sey, deren unterwaschene grauitische Klipp enräuder durch 
die später niedergeschlagenen Grünsandbildungen ausge- 
füllt wären. Zu einer solchen Eiklärungsweise musste 
Herr Professor Kühn veranlasst , werde#, „weil das Er- 
scheinen des Granits im Hangenden der Kreide nun nicht 
mehr zu bezweifeln war, das Auftreten hingegen dessel- 
ben in einer so späten Bildungsperiode der Erdober- 
fläche, mit den Wernerschen noch von Herrn Professor 
Kühn festgchaltcncn Grundsätzen, im volikommnen Wider- 


') Leonhard J. f. M. l&M. S. 127 — 150. 

2 ) Handbuch der Gcognosie 1833. S. 737 — 754 und p. 1013 und 


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Spruche steht. Inclefs halte schon früher Klipp st ein 
eine der eben angeführten ganz ähnliche Erklärung von 
den Verhältnissen bei Hohenstein gegeben, von der ohne 
Zweifel auch der Hauptgedanke aus Sachsen x ) stammt. 

Noch vor Bekanntmachung der ersten Weifsschen 
Abhandlung, nämlich im Jahre 1825, suchte Naumann 
Phänomene, die er bei Teplitz beobachtet hatte, gleich- 
falls durch Hebung und zwar des rothen quarzführenden 
Porphyrs zu erklären. In Leonhard’ s Taschenbuch 
für 1825 S. 289 — 306 machte er nämlich bekannt, wie 
der Hornstein, der die Versteinerungen des "Pläners 
führe, und Porphyr in der nächsten Umgegend von Tc*> 
plitz in einander übergingen, oder gegenseitig Verflech- 
tungen bildeten. Bewogen vielleicht durch die damals 
noch ganz neuen Ansichten Leopolds von Buch über 

die Entstehung des Dolomit aus dem Kalke durch! Auf- 

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nähme gasförmiger Magnesia, sah Naumann die Hörn- 
steine für durch Sublimation der Kieselsäure silicificir- 
ten Pläner an und sprach sich bestimmt dahin aus, der 
Pläner sey hier das ältere Gebilde, der Porphyr das 
neuere, jener eine neptunische, dieser eine pyrische Bil- 
dung, beide aber wären im weichen Zustande bei der 
Emportreibung des Porphyrs in Berührung gekommen 


*) Leider kam die Geognosie Kuhns mir erst rach Beendigung 
meiner Untersuchung zur Hand. Es war mir daher nicht mehr 

möglich, mich von der Bedeckung des Granits durch den Sand- 
stein an der Weifsbach und an dem Steinberge selbst zu über- 
zeugen <K ühns Geognosie S. 1013); indess glaube ich, dafs ander 
Richtigkeit des Fnctums nicht im mindesten zu zweifeln ist, da auch 
der Obersteiger Hengst zu Berggießhübel, **in unterrichteter und 
zuverlässiger Mann, der die Schürfversuche im amtlichen Aufträge 
geleitet hatte, mir später vollkommen dasselbe Resultat mitgelhcilt 
hat. Es wäre sehr zu wünschen, dafs das Königlich Sächsische 
Oberbergamt den Erfolg der mehrjährigen Untersuchung veröf- 
fentlichte. Die Geognosie hätte sich durch die Bekanntmachung 
der genauesten und sichersten Data zu erfreuen, die jetzt, da 
die sämmtlichen Schürflöcher zugeworfen sind, kein einzelner 
Beobachter mehr zu beschaffen im Stande ist. 


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und hätten an der Gränze die Anastomosen gebildet, die 
er bei Settenz, am Kopfhübel, bei Nieder-Schönau be- 
obachtet zu haben angiebt. Schon vor Naumann hatte auch 
Pusch das Nebeneinandervorkommen des rotlien Por- 
phyrs und des versteinerungsreichcn Hornsteins bei Teplitz 
gesehen, aber er machte seine Beobachtungen erst später be- 
kannt 1 ), ohne sich jedoch für die das Phänomen erklärende 
Hypothese Naumanns bestimmt zu entscheiden, die 
ein grofses Vertrauen für ihre Richtigkeit hingegen sich 
erwerben musste, als ihr auch Professor Zippe in Prag, 
in seiner geognostischen Darstellung Böhmens 2 ) Beifall 
schenkte. Nicht minder sind die Ansichten Naumanns, 
wie ich erfahren habe,' von Reufs in seinem nachge- 
lassenen vollständigen Werke über Teplitz, das näch- 
stens bei Modau in Leitmeritz erscheinen wird, gebil- 
ligt worden. srmVibi W 


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Die Grünsandformation tritt an beiden Ufern der 
Elbe zwischen Meissen und Teplitz, theils als eiue rein 
kalkige Bildung auf, wie bei Weinböhla, zu ‘Strehla bei 
Dresden, zu Lukowitz bei Marientheresienstadt, zu Turn 
und Hundorf am südlichen -Fufse des Erzgebirges, oder 
als rein kieselige (Quadersandstein in der sächsischen 
Schweiz), oder endlich als Gemenge von Kieselerde und 
kohlensaurem Kalke; und zwar dann besonders ausgedehnt 
in dem Becken derEger und auch bei Dresden, wo diese Bil- 
dung unter dem Localnamen Pläner bekannt, schon vor 
mehr als achtzig Jahren durch Hclk und H offmann, na- 
mcntlich in Bezug auf die zahlreichen in ihr befindlichen 

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2 ) 


Leonhards Taschenbuch f. 1826 S. 530 — 533. 

Ucbersicht der Gebirgsfonnationcn in Böhmen. Besonderer Ab- 
druck aus den Schriften der böhmischen Gesellschaft der \Visscu- 
schäften für ; iS3i. S. 67. • ' • • ■ * 




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Versteinerungen beschrieben wurde *)., Die Ausdeh- 
nung und Mächtigkeit der Kieselbildung ist bei weitem 
gröfser, als die der beiden andern, da sich diese nur 
in den tiefem Niveaus ihrer Ablagerung erhalten zu 
haben scheinen. Es beträgt nämlich die gröfste Mäch- 
tigkeit des Pläners nach Zippe in Böhmen nur 
70 — 100 Fufs; in Sachsen war das Maximum be- 
deutender und zwar zu 230 Ellen beim Bohren eines ar- 
tesischen Brunnens auf dem Antonsplatze zu Dresden, 
gefunden worden. Der Sandstein erreicht dagegen an 
der Sächsisch-Böhmischen Gränze eine ansehnliche Höhe 
und giebt überhaupt dem Niveau der Feldspath halten- 
den Gesteine im östlichen Erzgebirge, an die er sich bei 
Peterswalde und Nollendorf anschlicfst, wenig nach. Die 
höchsten Punkte des Quadersandsteins sind, wie be- 
kannt, der grofsc Winterberg und grofse Zschirnstein 
(beide 1716 Par. F.) 2 ), der kleine Winterberg (1556 
Par. F.) und der Schneeberg (2208 Par. F.). An 
verschiedenen Punkten bedeckt der Sandstein sichtbar 
den Granit; dies ist namentlich zu Kutschken unterhalb 
Tetschcn der Fall, wo der Granit an beiden Elbufern 
unmittelbar unter dem Sandstein hervortritt. Eben so 
sieht man die Auflagerung des Pläners auf dem Porphyr in 
derUmgegend von Teplitz, die des Pläners auf dem Granit 
bei Kausche, südlich von Dresden, endlich die auf dem 
Syenit im ■ Plauenschen Grunde. Auch auf dem rech- 
ten Elbufer findet man ganz ähnliche Bedeckungen des 


Prof. • Helk Nachricht von den Versteinerungen um Dresden 
und Pirna im Hamburger Magazin v. 1753. IV. Bd. S. 530 

— 38. (Ilelk erwähnt den Namen Planer noch nicht). 
C. G. Hoffmann Abhandlung vom Plauischen Giund 
bei Dresden und denen daselbst, auch einigen andern Orten dort- 
herura, gefundenen versteinerten Sachen, in Grundigs neuen 
Versuchen nützlicher Sammlung zur Natur- und Kunstgeschichte, 
sonderlich von Obersachsen, XUL Th. S. 51 - — 84; und ebenda: 
Fortgesetzte Nachricht vom Plauischen Grunde, XIV. Tb. S. 95 

— 106. 

*) Mittheilungen des Sa chsischen statistischen Vereins, lstes Hft. S. 7. 


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Granits durch den Planer, und zwar zu Zscheila, nicht 
minder des Syenits zu Niederfähra bei Meissen. Das 
umgekehrte Verhältnifs dagegen ist deutlich bei Ober- 
aue und Weinböhla zu beobachten; eben ..so zeigt 
es sich überall auf der Gränze der Granite und Sand- 
steine von Pilnitz bis Hinterherrasdorf. — 

* Ich werde zuerst die Lagerungsverhältnisse derjenigen 
granitischen, und porphyritischen Bildungen beschreiben, 
die älter : sind als die : Grünsandformation, dann aber 
die des Granits und Syenits von jüngerem Alter. > 

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1. Aeltere Granite und Porphyre. 

a) Zscheila. . . : - 

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Zwischen dem kleinen Gebirge, auf dem Niederfähra 
Meissen unmittelbar gegenüber auf dem rechten Elbufer 
liegt, und dem Abfalle des Oberlausitzer Granitplateaus 
in) das Elbthal befindet sich eine flache, hügellose, durch 
mehrere;* Bäche durchschnittene Ebene, die sogenannte 
nasse Aue. Ihre gröfste Breite besitzt sie in ihrer wei- 
teren südlichen Erstreckung zwischen Zaschendorf und 
Weinböhla. Die Abhänge des Niederfähraer und Spaar- 
Gebirges, wie des Oberlausitzer Plateaus fallen; ziemlich 
steil in sie hinab* und sind entweder syenitischer oder 
granitischer Natur. 

Das.erstere ist unter andern > bei Niederfähra und 
Weinböhla, das zweite hingegen im Spaargebirge, , bei 
Zscheila. und Oberaue der Fall. Im Granite des Spaar- 
Gebirges findet sich der Glimmer sehr häufig, aber auch 
Hornblende, obwohl selten; der Granit bei Zscheila und 
namentlich in den Steinbrüchen der linken Dorfgasse, so 
wie in den niedrigen Granitfelsen rechts vom Dorfe iu 
der Ebene zwischen dem Weinböhlacr Fusssteige und 


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der Radeburger Chaussee ist durch häufigen schwarzen 
-Glimmer charakterisirt; auf dem Wege aber, der aus der 
Ebene unmittelbar nach der Kirche von Zscheila hinauf- 
führt, dem 'von- Leonhard so genannten Schulwege, be- 
steht der Granit fast nur ausFeldspath und rauebgrauem, 
glasglänzendem Quarz, ohne Spur eines Ueberganges 
des letztem in den Hornstein; nicht häufig ist hier ein 
grüner chloritischer Glimmer eingemengt, noch seltener 
Hornblende. : Bei Öberaue ’ enthält der Granit ‘ fleisch 
und an : manchen Stellen schön rosenrothen Fefdspatb, 
wenig Glimmer; wo der letztere häufiger auftrilt, ist er 
grünlichgrau. Unterhalb Zscheila selbst steigt der 
Rand der Ebene sehr steil auf. Man hat deshalb, zum 
bequemeren Ersteigen der Höhe in der Hälfte des Schul- 
weges Stufen in den Granit eingehauen, an denen un- 
mittelbar, und zwar rechts für den Aufsteigenden, sich 
die von Naumann zuerst gesehenen und von Leon- 
hard ausführlich beschriebenen .. Einschlüsse des Pläners 
im festen Granit vorfinden. Ueber die Gestalt dersel- 
ben und ob sie wirklich damals, als Leonhard die 
Stelle sah, (im Herbste 1833,) durchaus nur vom Granit 
umschlossen- waren, ohne • Verbindung mit der Pläner- 
decke, die ‘zunächst oberhalb der Einschlüsse auf dem 
Granit vorgefunden wird, vermag ich nicht zu entschei- 
den, da es mir bei meiner ersten Anwesenheit in Zschei- 
la, einige Wochen nach der Leonhards, leider nicht ge-»- 
lungen war, die Einschlüsse aufzufindcn. Im vergangenen 
Jahre ist,- auf Veranlassung mehrerer Geognostcn, na- 
mentlich auch in Gegenwart -des Herrn Alexander von 
Humboldt,: gesprengt und dadurch das von jenem 
gegebene Bild der Stelle gänzlich verändert wor- 
den. Bei meinem zweiten Besuche Meissens Ende Sep- 
tember 1834, fand ich in der Aushöhlung, die durch wie- 
derholtes Sprengen entstanden war, drei distinct verschie- 
dene Plänereinschlüsse ; • zwei davon und zwar die gröls- 


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II 


ten befanden sich in der Rückwand, die dritte aber, 
eine rundliche i Masse von Kinderkopfgröfse; in ’ der 
rechten Wand der Aushöhlung. Ein genaues Bild der 
Einschliefsüngsweise der drei Massen, wie ich es vor- 
fand, gifcbt »Figur 1. — 4 In ihr ist aa die senkrechte, 
etwa drei Fufs hohe, granitische Rückwand des Spreng- 
loches^ hh der obere * horizontale, mit 3 Zoll hohem 
Pläner bedeckte Theil derselben ; c und d die beiden 
gröfseren eingeschlosseneü Partien; e, i fünf 

kleinere erhabene Theile der- granitischen- Fläche unter- 
halb der : Plän erdecke b b, ■ die in ihr hervortreten und 


deren Zwischenräume also >mit Pläner ausgefüllt sind. 
Die weitere’ Erstreckung des letzteren nach ; der den 
Schulweg ‘ rechts begränzeriden 'Weinbergsmauer verbirgt 
sich -* unter ; ^der Dammerrde ; 11 : >k ist eine^ : jenen fünf 
ähnliche und ebenfalls " etwa 3 Zoll hohe Emporragung 
des horizontalen Theils der Rückwand, deren Unmittel- 
barer Zusammenhang mit dem senkrechten Theile l klar 
zu Tage liegt; m n ist ein schmaler, von oben nach 
der Mitte sich verengender, noch tiefer aber wiederum 
sich erweiternder, spaltenartiger, mit Plänermassc (die 
sich von dem angränzenden rothen Granite > durch ihre 
Farbe auf das schärfste unterscheidet) ausgefüllter Canal, 
der vollständig darthut, wie der früher leere Raum c 
von oben her seine Ausfüllungsmasse erhielt. Auf der 
rechten Seite von c zieht sich ebenfalls ein Canal : mit 
der Masse-von bb angefüllt und nach unten verengend 
dem Einschlüsse c zu; er bricht ab, so dass die Ver- 
bindung mit einem ihm von c aus entgegenkommenden 
gleichfalls mit Plänermasse erfüllten Aste nicht vorhanden 
war. Doch sprach ein feiner, deutlich zu . verfolgender 
Rifs im -Granite;* der beide Aeste verband, dafür, dafs 
ein Zusammenhang der Ausfüllungsmassen entweder wirk- 
lich schon weggesprengt war oder, wie wahrscheinlicher 
schien*; noch verdeckt lag. Diese letztere Vennulkung 


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I 


12 


wurde in der Tliat bei eitlem dritten Besuche Zscheilas, 
im November 1834, auf das vollständigste bestätigt. Es 
fand sich nämlich nunmehr; da man die Stelle seit dem 
Bekannt werden des Leonhard sehen Aufsatzes häufig 
besucht und leider vielfach . mifshandelt, so dafs bald 
keine Spur mehr von den Einschlüssen vorhanden seyn 
wird, dafs weiteres Abhauen den deckenden Granit weg- 
genommen und die Spalte zu einem vollständigen. r Ca- 
nal ganz wie auf der andern, der linken Seite, erweitert 
hatte. In dem obern Theile des Canals lag ein weifser 
Bollkiesel im Pläner eingeschlossen, der da liegen ge- 
blieben war, wo die Enge der Spalte sein weiteres Hin- 
abfallen in die Partie c verhindert hatte. ‘Auf der linken' 
Seite dagegen war nunmehr der Canal, der früher noch 
i Zoll Breite besessen hatte; so weggearbeitet, dass sich 
nur noch eine' enge Spalte vorfand, die in der Mitte 
eine früher nicht zu beobachtende Ausweitung von J 
Zoll Breite darbot. — Der tiefer liegende Einschlufs d 
ist ohne * sichtbare Verbindung , mit c. Ein von letz- 
terem auslaufendcr, nach unten ebenfalls sich verengen- 
der Ast pq, der zwar in q endigt, sich aber in einem 
feinen, rechts abgehenden, Aestchen qr noch etwas wei- 
ter erstreckt, deutet auf eine- solche Verbindung hin. 
Die Richtungen nämlich von pq, wie von qr. sind die, 
dafs eine Verlängerung der Aeste noch den Einschlufs d 
treffen würde. ' . 

Dafs- sich die Plänerdecke bb erhalten und uns 
dadurch den Schlüssel: ' zu \ dein . allerdings wunder- 
baren Vorkommen der Einschlüsse im Granite gege- 
ben hat, liegt in dem Schutze, den sie in idem rechts und 
links und auch rückwärts gegen die Weinbergsmauer 
aufsteigenden Niveau des Granits gefunden hat. ■ Durch 
ihre Lage in einer so von 3 Seiten umschlossenen Ver- 
tiefung entging sie der Zerstörung. Wo ein- ähnlicher 
Schutz fehlte., und die . Plänerdctjke . vielleicht .zu düuu 

9 j 


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I 


13 

war, um nicht bald zerstörenden Einflüssen ■ zu wei- 
chen * *), findet man den Granit fast überall frei zu Tage 
liegen. Erst ■weiter oberhalb hin, sowohl in dem Schul- 
wege selbst, als auch in dem den Weg rechts (für den 
Aufsteigenden nämlich), begränzenden und unmittelbar 
unter der Kirche liegenden grofsen Weinberge zeigt er 
sich unter *der Rasendecke .noch 2 — 3 Fuss mächtig 
im Hangenden des Granits. In einer noch stärkern Lage 
findet- man ihn auf dem östlichen Abhange des Zschei- 
laer Hügels, da wo ein Querweg hinter dem Dorfe nach 
der Radeburger Chaussee fuhrt; am allermächtigsten aber 
neben der Chaussee selbst auf dem südlichen Abhange. 
Hier ist der Pläner in horizontalen Bänken deutlich ge- 
schichtet; keine Spur von Zerbrechung oder Störung 
der Schichten deutet auf eine gewaltsame Veränderung 
seit der Ablagerung des Pläners. 

Durch welche Ursachen nun die Aushöhlungen im 
Granite, ehe sie von der Plänermasse erfüllt wurden, 
entstanden sind, läfst sich nicht wohl erklären. Gewifs 
scheint aber die Seltenheit eines solchen Vorkommens 
(beim sorgfältigsten Nachforschen an allen Felswänden 
von Zscheila fand ich nicht die mindeste Spur ähnlicher 
Einschlüsse) dahin zu deuten, dafs zu der Entstehung der 
Höhlungen eine ganz besondere und wahrscheinlich nie zu 
cnträthselnde Ursache gewirkt hat. Es ist indefs auch wohl 

, ' j 

*) Der Zerstörung unterliegt er an vielen Stellen. Der dein hiesigen 
durchaus ähnliche Pläner von Niederfähra zerfällt, ■wenn er beim 
Absenken von Rebenstöcken ausgegraben und an die Luft ge- 
bracht wird, nach der Versicherung der Weinbergsarbeiter in 
sehr kurzer Zeit. In den Planerkalkbruchen zwischen Gcblitz 

* und -Rochow, südwestlich von Marientheresienstadt .in Böhmen, 
zeigen die Wände längerer Zeit nicht betriebener Steinluüchc 
Sprünge und Auflösungen des Gesteins, einer Zertrümmerung gar 
nicht unähnlich; seihst nicht allzulange Zeit der Luft ausgesetzte 
grolse gebrochene Blöcke des Gesteins zerspringen in unzählige 
schiefrige Fragmente, die bald auseinander und endlich in Staub 
zerfallen. Vollkommen derselbe Einfluss der Witterung ist auch an der 
einige Jahre hindurch unbenutzten nördlichen Wand des Eckcrt- 
schcn Kaikbruchcs zu VVeinbohla recht schön za beobachten. 


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14 


möglich, dafs die Bildung der früher : leeren Bäume im 
Granit nur allein |in der localen giofsern Zerstör- 
l)arkeit des . Granits zu suchen ist; . wenigstens spricht 
für die Richtigkeit dieser Vermuthung der ungemein auf- 
gelöste, der Porcellanerde ähnliche Zustand des Feld- 
spaths und des Glimmers nahe den Berührungspunkten 
mit den Plänercinschlüssen, da ein solcher an den be- 
ständig der Einwirkung der Atmosphäre ausgesetzten 
'Wänden des Zscheilaer Hügels sonst nicht zu finden ist. 
Dafür spricht ferner auch das Vorkommen der langen, ziem- 
lich senkrechten und mit Kalkmasse ausgefüllten Spalten 
im Winklerschen Bruche am Canapee unterhalb Töit- 
schen im Plauenschen Grunde. In .diesem Bruche näm- 
lich ist der Syenit sehr mürbe und zerklüftet; wo er 
dagegen frisch und zusammenhängend auftritt,. wie in 
dem benachbarten gröfsern zunächst der Neumühle, fin- 
det sich keine Spur solcher Gänge. 

Der bei Zscheila anstehende Pläner ist lichtgrau, 
doch dunkler als der von Oberaue, von erdigem dich- 
ten Bruche, zeigt mitunter grüne eingesprengte Punkte 
von kiesclsaurem Eisenoxydul, selten aber Versteinerun- 
gen. Die Masse der Einschlüsse ist, wie auch schon 

Leonhard bemerkt hat, auffallend von der des an- 

stehenden Pläners verschieden. Sie ist meist dun- 
kelbraun, enthält sehr reichlich eingesprengte Punkte 
der grünen Masse, die mitunter auch den Ueberzug der 
in den Einschlüssen vorkommenden Versteinerungen bil- 
det; häufig ist sie krystallinisch, wie wahrer Ur- 

kalk, und dann von lichtgrauer Farbe. — Der un- 

mittelbare, vorhin beschriebene Zusammenhang der Ein- 
schlüsse mit dem den Granit bedeckenden Pläner und 
die von Bronn bestimmten Petrefacte heben jeden 
Zweifel an die Gleichzeitigkeit der Bildung der Ein- 
schlüsse und der Ablagerung der Grünsandformalion 
selbst. Dagegen ist die ungemeine Anhäufung der durch- 


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15 


aus wohlerhaltencn Versteinerungen in der Masse der i 
Einschlüsse recht auffallend. Kein anderer Punkt, weder in 
Sachsen noch in Böhmen, zeigte mir auf einem so klei- 
nen Raume ähnliche Mengen derselben. Man sieht sich 
zu der Ueberzeugung genöthigt, wenn man diese localen 
Anhäufungen der Petrefacten mit der Sparsamkeit ihres 
Vorkommens in dem anstehenden Pläner vergleicht, dafs 
die Bildung der Mollusken in den fast geschlossenen, 
vor Stürmen gesicherten, hohlen Räumen im Granit vor- 
zugsweise begünstigt war. Die vollkommene Erhaltung 
der Steinkerne in ihren feinsten Theilen, ohne die min- 
deste Spur von Zerstörung, beweist dafs die organischen 
Wesen durchaus nicht, wie etwa Gerölle, vermöge der 
Canäle in die hohlen Räume des Granits hineinge- 
schwemmt seyn können, eine Vermuthung, die sich schon 
als unbegründet erweist, wenn man die Gröfse der Stein- 
kerne mit den schmalen Durchmessern der jetzt noch 
vorhandenen Zugänge vergleicht, sondern dafs die Zschei- 
Iaer Mollusken, wie eine Welt im Kleinen, in den Räu- 
men erzeugt sind, sich dort entwickelt und vorzugsweise * 
zahlreich fortgepflanzt haben. 

Zu dieser Ansicht muss jeder unbefangene Beobach- 
tnr hingeführt werden, der Gelegenheit hat, sich zu über- 
zeugen, dafs das Auftreten der Petrefacten bei Zschcila 
auf ganz ähnliche Weise auch an anderen Punkten sich 
wiederholt. So bemerkte schon Tauber x ) das vor- 
züglich häufige Vorkommen der Muscheln in dem Pläner 
zwischen den Syenitklippen des Plauenschen Grundes 
und namentlich da, wo der Pläner als Bindemittel von Frag- 
menten auftritt. Ebenso Putsch * 2 ) und Kuh n 3 ). Inder 
That war ich, ohne von diesen Angaben Kenntnifs zu haben, 


*) Becker Beschreibung des Plauenschen Grundes, 1799, S. 7 
und 9. 

.*) Beobachtungen über den Granit, Dresden 1803, S. 351, 

3 ) Geognosie, S. 743. 


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16 


und schon vorher, ehe ich das Vorkommen bei Zscheila 
kannte, überrascht norden, als ich zuerst bei Teplitz, 
dann auch auf der Höhe von Töltschen und gegenüber 
der Plauenschen Mühle im Grunde gleiches Namens 
ganz ähnliche Phänomene vorfand, die ich später be- 
schreiben werde. Ich sah nämlich, wie entweder reiner, 
dichter Quarz oder eine der Zscheilaer ähnliche Masse 
(Töltschen) oder körniger Kalk (Plauensche Mühle) 
oder endlich Hornstein (Teplitz) lose Fragmente von 
Syenit oder Porphyr zu einer Masse verkittet oder auch 
Spalten im anstehenden Gesteine ausfüllt, und dafs dann 
die Ausfüllungsmasse durchaus von Petrefacten erfüllt 
war. Leider entzieht die Natur des Elements, in dem 
die Mollusken leben, sie zu sehr unserer Beobachtung, 
um bestimmt anzugeben, welche Gestaltungen des Meer- 
bodens in unseren jetzigen Meeren die einzelnen Gat- 
tungen besonders gern zum Aufenthaltsorte wählen '). 
Von sehr wenigen sind wir hierüber genau unterrichtet, 
und dennoch zeigt der Vergleich der Gattungen der 
noch jetzt in Felsspalten lebenden Mollusken mit den 
in den Spalten bei Teplitz und in den Einschlüssen bei 
Zscheila sich vorfindenden Steinkernen, dafs Individuen 
wenigstens einiger Gattungen, wie z.B. von Terebratula, 
Turbo und Pecten, sich ziemlich standhaft in der Wahl 
ihrer Aufenthaltsorte bewährt haben. Dasselbe möchte 
für die Corallolden gelten. Herr von Olfers 3 ) führt 
nämlich unter anderen von dem aus sehr quarzigen Saud- 
steine 

Doch glaubt der Neapolitaner Costa als Resultat seiner Untersu- 
chungen auf Pantellaria und an anderen Küsten des mittelländi- 
schen Meeres gefunden zu haben, dafs die Bivaiven vorzüglich an 
sandigen und schlammigen Ufern wohnen, die Gasteropoden da- 
gegen sich Felsen zura Zufluchtsort wählen, ja er behauptet so- 
gar, dafs man aus dem numerischen Verhältnisse der einen oder 

• der anderen Gattung von Schalthieren auf die Beschaffenheit der 
Küsten seihst zurücLzuschliefscn vermöge (Osservazioni zoologiche 
intorno ai Testacei deil’ Isola di Pantellaria, Napoli 1829, S. 4). 

J ) Karsten Archiv für M. G. u. II. IV, 179* * 


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i 


steine bestehenden Kästenriffe bei Bahia an, dafs in sei- 
nen Ritzen ganze kleine Colonien von Schalthiercri le- 
ben. Er beobachtete von den letzteren in den Ritzeri 
zwischen winzigen Fucoiden, Coralloiden, Flustren 
(Eschara findet sich sehr häufig in den Porphyrspalteri 
hei Teplitz vor) vor allem in Menge Baianus porosus 
und Turbo ziezac ( Phasianella lincata Lamarck), Fer- 
ner erwähnt Poli mehrere Species von Mollusken, die 
stets in Felsspalten und unter Klippen leben ; diefs ist nach 
ihm mit Donax Irus *) (Fenerupis Irus Lam.) und be- 
sonders mit mehreren Arten von Mytilus, * z. B. barba - 
tus 2 ), minimus 3 ), ferner mit Chama grypho'ides 4 ) 
und Area Noe der Fall, Angaben, die Herr Dr. Phi- 
lipp! in Cassel, wie derselbe mir gütigst mrttheilt, bei 
seinem längeren Aufenthalte an der Küste von Neapel 
und Sicilien vollständig bestätigt fand. So fand Herr 
Dr. Philippi auch, dafs Hiatella arctica, Cardita sul- 
cata, trapezia, calyculata, Area lactea, scabra( Poli), 
imbricata (Poli), die übrigen Arten von Mytilus und 
die meisten von Pccten, Spondylus und Terebratula 
ebenfalls zu den Felsspaltbewohnern gehören. Auf ganz 
ähnliche Weise mögen die unermesslichen Anhäufungen 
der Steinkerne von Mollusken, Radiarien, Zoophyten in 
dem sogenannten mittelländischen Kalksteine bei Nizza, 
der nach Rissos Darstellung 5 ) die Spalten des dichten 
Jurakalkes am dortigen Schlofsberge ausfüllt, sich noch 
an demselben Orte befinden, der einst den Mollusken 
selbst während ihres Lebens zum Aufenthalte diente *). 

*) Poli Testacea utriusüue Siciliae eorumque historia et anatome. 
Parma 1791 u.95. 11,211. *)l.c.H,211. 8 ) l.c. 11,209. 4 )1. c.II,123. 

5 ) Leonhard Taschenbuch 1824, 56 u. 62. 

6 ) Ein den hier berührten Verhältnissen sehr analoges und merk- 
würdiges Beispiel aus einer höheren Thierklassc wurde 1819 in 
Berlin durch den Herrn Bauinspector Schwan beobachtet. Bei 
dem Neubau nämlich des Grundwerkes der Berliner Mühle auf 
dem Mühlendamme fand man in einem durch Spundwände abge- 
schlossenen, ziemlich engen Raume einige dreifsig Welse theil- 
weise von der Lfinge eines Armes. Die Pfahle der Spundwände 

2 


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/ 


18 

Die Ausfüllung der Versteinerungen ist, wie schon 
Bronn angibt, eine weifsiieh graue, krcidearlige Masse» 
mitunter aber völlig krjstallinisch körniger Kalkstein. 
An einem Stücke sah ich die Schale einer Bivalve, 
wahrscheinlich einer Terebratel, fast ganz mit einem Gra- 
nitfragmentc ausgefüllt; nur zeigte sich bei genauerer 
Besichtigung zwischen der Schale und dem Granit noch 
eine Lage von der kreideartigen Masse. Man wäre hier 
fast in Versuchung, an eine spätere Ausfüllung der 
Schale durch den Granit selbst zu denken, so genau 
schliefst er sich an die Contouren derselben an, wider- 
sprächen einer solchen Vermuthung nicht alle übrigen 
Verhältnisse. 

Aufser den Versteinerungen finden sich in den Ein- 
schlüssen viele Granitfragmente oder isolirte Quarz und 
Feldspathpartikeln, häufig auch Rollkiesel, deren Gröfse, 
namentlich in den von Herrn v. Humboldt mitgebrachteu 
und dem Königl. mineralogischen Museum zu Berlin über- 
gebenen Stücken deutlich nachweist, dafs die Zugangs- 
kanäle der bereits weggesprengten Einschlüsse von bedeu- 
tend gröfserem Durchmesser gewesen seyn müs9en, wie die- 
jenigen Canäle, die von mir beobachtet wurden. Nirgends 
aber sieht man umgekehrt — das behaupte ich 
mit Bestimmtheit — ganz umschlossene Pläner- 


schlosscn so eng an einander, dafs sie ntir das Durchstrßmen des 
Flufswasscrs und den Zutritt sehr kleiner Fische, keinesweges aber 
von Fischen m einer Gröfse, wie die der Vorgefundenen Welse 
waren, gestatteten. Es ist also nur anzunehmen, dafs die letzteren 
in sehr jugendlichem Alter in den umschlossenen Kaum gekommen 
sind, ihn liebgewannen und sich so lange in ihm aulhielten, bis 
cs ihnen spater unmöglich war, denselben zu verlassen. Die ver- 
schiedene Gröfse der Welse und ihre für den engen Ort bedeu- 
tende Anzahl lafst ferner vermuthen, dafs diese an dem Orte selbst 
sich fortpflanzten, und dafs die jüngeren den älteren zur Nahrung 
dienten. Die Enge der Zutrittsöffnungen scheint nämlich kaum 
die Annahme zu erlauben, dafs stets eine genügende Menge von 
kleineren Fischen und anderen Nahrungsstoflen in den Raum hin- 
eintreten konnte, um den gefräfsigen Raubthieren ihr Lehen zu 
fristen. 


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19 


\ 

stücke im Grani t » ^ Ein solches Verhält nifs spricht 
auf das* Unwiderleglicbste für das frühere Entstehen des 
letztem Gesteins vor dem der Kreide.- Wäre der Plä- 
ner wirklich ein durchbrochenes Gebilde*, - dann gehör- 
ten häufige zerbrochene und zerriebene Bruchstücke des 
Plänersiin Granit, das Vorkommen von aufsteigenden 
Granitgängen in jenem, .namentlich wo derselbe in grö- 
fseren Massen . ansteht, » endlich Anastomosen zu den 
nothwendigen Folgen!; eines solchen Ereignisses, Er- 
scheinungen, : wie jsie Naumann, von. seiner Idee gelei- 
tet, bei -Teplitz. gesehen^ zu haben glaubt, von denen 
aber »in der That bei Zscheila nicht die mindeste Spur 
vorhanden ist. Ich mufs deshalb der Angabe * Leon- 
hards; in seinem > Aufsätze S& 144, dafs sich kleine gra- 
nitische oder Feldspathadern in die Einschlüsse hinein- 
ziehen und mitrder Masse derselben Verflechtungen bil- 
den, theilweise auf das * bestimmteste widersprechen , . da 
eine solche Angabe in ihrem ganzen Umfange .nicht rieh- > 
tig ist. Wenn nämlich auch wirklich ; aus den graniti- 
schen Umschlusswänden Vorsprünge in die Einschlüsse 
biaeihtreten, die später von j der Kalkmasse, so «.weit sie 
frei lagen, umhüllt wurden y so lehrt doch eine nur et- 
was genauere Beachtung,.: sowohl ■ amder >Gränze im 
Sprengloche selbst, als auch** an den zahlreichen in Ber- 
lin deponirten Stücken, dafs » diese Vorsprünge von der 
Natur wahrer Anastomosen weit entfernt sind, und dafs 
sich nirgends auch nur- die mindeste Spur von Verflech- 
tungen, dem Produkte • eines Eindringens des Granits in 
die , zerklüfteten Plänerfragmente darbietet. „ , Untersucht 
man nun auch die ziemlich häufig in den Einschlüssen 

- — i r\ ’ ’ *“• ' t .«• 

*) Die Angabe eines alteren gewissenhaften Beobachter«, nämlich von 
Potsch (Betrachtungen über den Granit S. 12), ist hier von In- 
teresse» Beim Wegbrechen einer Plänerdecke über dem Syenit 
von Niederiähra behufs dpr Anlage eines VVei»b ergjas» Sfl h er a ^f 
derGränzc beider Gesteine viele Syemtbrurhs^iicke im Kalksteine ; mit 
keinem Worte abör erwähnt er des entgegengesetzten Vorkommens. 


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20 


und mitunter den Umschlufswänden sehr nabe liegenden 
kleinen Feldspath und Granitpartikeln, so ergiebt sich, 
dafs dieselben von der Masse der Einschlüsse stets 
vollständig umgeben sind und also nur für isolirte, 
von den granitischen Wänden losgetrennte Partikeln 
gelten können. Die Angabe Leonhards beruht also 
unzweifelhaft auf einem Irrthum, zu der die kleinen die 
Granitfragmente verbindenden Plänerstreifen die Veran- 
lassung gegeben haben. Ueberhaupt sind die Grän- 
zen beider Gesteine scharf und ohne Uebergang. 

Wird aber die Leonhardsche Ansicht (in s. A. S. 137), 
die den Durchbruch des Granits durch den Pläner un- 
mittelbar bei Zscheila selbst und damit auch das Empor- 
heben der Plänerdecke für möglich hält, schon durch die 
Beobachtung wankend gemacht, dass die Einschlüsse 
keineswegs früherer Entstehung sind, als der Granit, in 
dem man sie vorfindet, so ist dies noch mehr der Fall, 
wenn man die vollkommen ungestörte Ablagerung des 
Pläners an der Südseite des Zscheilaer Hügels berück- 
sichtigt. Wie unglaublich nämlich wäre eine solche Er- 
scheinung, hätte der Granit die Plänerdecke auch nur 
um 50 Fufs aus ihrem früheren Niveau in die Höhe ge- 
schoben! In der That mufs ich gestehen, habe ich von 
der Art, wie die Idee eines Durchbruchs des Pläners 
mit dem dortigen Auftreten desselben als unmittelbare 
Bedeckung des Granits in Uebereinstimmung zu bringen 
wäre, keine Vorstellung* Ist es nämlich gegen jede Er- 
fahrung verstofsend (ich beziehe mich auf die früher er- 
wähnten Angaben von der Stärke der Plänerablagerun- 
gen), dem Pläner eine solche Mächtigkeit in die Tiefe 
zu leihen, dafs er die unmittelbare Bedeckung des feurig 
flüssigen Granits gebildet habe, ist es also nicht gestat- 
tet anzunehmen, dafs er von diesem bei seinem Empor- 
quellen geradesweges nur in die Höhe geschoben sey, 
mufs man demnach zwischen ihm und dem Granite noch 


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21 


eia Zwischenglied annehmen, dessen Zerstörung ebenfalls 
nicht willkührlich vorausgesetzt werden kann, .weil ihr 
ohne Zweifel auch die dünne Planerdecke unterlegen 
haben würde, so ist es nur möglich, sich die Anwesen- 
heit des Granits an seiner jetzigen Stelle unter der Plä- 
nerdecke durch ein seitliches Eindringen der Masse des- 
selben in ihrem flüssigen Zustande zu erklären. Dann 
aber wäre die Erhaltung der Regelmäfsigkeit der Pläner- 
schichten, hätten Quantitäten von der Höhe . eines Ber- 
ges, wie der Zschailaer, sich zwischen sie und das 
Zwischenglied eingeschoben, ein Kunststück einer Me- 
chanik im colossalen Maafsstabe, das selbst eine sehr 
lebendige Phantasie unmöglich finden wird. Ich 
glaube demnach, dafs man unter jeden Umständen 
den Pläner bei Zscheila für ein jüngeres Gebilde, als 
den Granit, auf dem sich dasselbe erst niederschlug, er- 
achten darf, und dafs man gezwungen ist, die Lösung 
des Problems, warum hier der Pläner den Granit be- 
deckt, bei Weinböhla aber von ihm bedeckt wird, aus 
den in der Natur gegebenen Daten auf eiuein ganz an- 
derenWege, als dem von Leonhard eingeschlagenen *) 
zu versuchen. 

Das dritte an der rechten Seite des Sprengloches 
befindliche Einschlufsstück ist zwar, so weit man seine 
Begränzung mit dem Granite sehen kann, durchaus von 
demselben umschlossen, vermag aber auch so nicht als 
Stütze für die Leonhardsche Ansicht zu dienen, weil 
diese den Einwurf nicht zu beseitigen vermag, dafs eben 
so wie durch das Sprengen ein Theil des Einschlusses 
und der über ihm befindlichen Granitwand wirklich be- 
reits weggenommen worden ist, dadurch wohl auch der 
Verbindungscanal selbst mit der oberen Plänerdeeke wegge- 
nommen seyn könnte. Sehr wahrscheinlich ist dieVer- 
muthung, dafs ein solches Yerhältnifs bei den Einscblüs- 


*) Leonhard* Jahrbuch 1834, 147 — 150. 


22 


scn Leonhards wirklich stattgefuuden hat, wenn man 
nämlich dieselben nicht für Ausfüllungen von nur zu- 
fälligen lochförmigen Vertiefungen in der Oberfläche des 
Granits zu der Zeit, als sich die Plänerdecke auf dieser 
Oberfläche absetzte, gelten lassen will. Herr- von 
Leonhard erwähnt nämlich (S. 139), dafs ihm und sei- 
nen Reisegefährten die Einschlüsse in die Augen fielen, 
noch ehe er sprengen liefs, und zwar so, dafs er ihr 
Hervorragen Über die grauitischc Oberfläche deutlich 
wahrnehmen konnte. Aus dieser Angabe folgt aber of- 
fenbar, dafs ein Theil der Plänerbruchstücke, hier also 
ihr oberer, frei lag, und dafs gar nichts anzunchmen hin- 
dert, dafs der vollständige Umschluss der Fragmente in 
seiner Integrität jetzt nicht uiehr vorhanden ist. Eine solche 
Annahme wird um so begründeter, wenn man sicht, wie wirk- 
lich ein Theil der granitischen Oberfläche an dem Zschei- 
laer Hügel der Zerstörung durch Menschenhände unter- 
worfen war; diefs istz.B. bei dem Aushauen der unmittelbar 
an das Sprengloch anstofsenden Stufen der Fall gewe- 
sen. Ein Beweis, wie der von Leonhard für die frü- 
here Entstehung des Pläners, kann nur dann für unwi- 
derleglich gelten, wenn sich die Einschlüsse vollkommen 
vom Granite umgeben, ohne allen Verbindungscanal, erst 
beim Sprengen selbst vorgefunden hätten. Von einer 
solchen Beobachtung aber wird in der Darstellung * 
des Zscheilaer Vorkommens nicht das mindeste er- 
wähnt. 

Leonhard macht ferner auf das Vorhandeuseyn 
vou Quarzsandsteinblöcken sowohl an der Kirche von 
Zscheifa, wie am Schlofsberge von Teplitz aufmerksam, 
und hält sie für Fragmente der den Pläner unterteufen- 
den Quadersandsteinformation. In der That habe ich 
diese Blöcke überall da angetroffen, wo der Pläner un- 
mittelbar in der Nähe ansteht. So sieht mau sie häutig 
zwischen Obcrauc und Weinböhla, an der Radeburger 


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23 

Chaussee rechts von Zscheila, zu Hundorf bei Te- 
.plitz 1 ). * * 

Die Art ihres gemeinschaftlichen Vorkommens berech- 
' tigt also allerdings zu der 'Vcrmuthung, dafs beide Ge- 
steine in einem genauen Conuex stehen. . Die Natur der 
Quarzsandsteinblöcke indefs, die in etwas von dem We- 
sen der gewöhnlichen Sandsteine ab weicht, namentlich 
ihre Härte (sie sind fast reiner dichter Quarz), veran- 
lafst ‘ Herrn von Leonhard, Spuren der Frittung j 
(S. 130) an ihnen zu. sehen. Eine solche ist meiner 
.Ueberzeugung nach nirgends vorhanden; wohl aber be- 
obachtete ich an der Oberfläche der Blöcke hin und 
wieder kleine glasglänzende Quarzdrusen, mitunter von 
mehreren Quadratzollen Ausdehnung, dann häufig auch 
eine gewisse Abglättuug der Oberfläche und überdiefs 
noch Abrundungen der Ecken, beides letzteres Erschei- 
nungen wie an vielen unserer nordischen Geschiebe, 
bei deuen man gewöhnt ist, dergleichen aus ganz 
anderen Gründen zu erkläre». Das fremdartige An- 
sehn kann nicht auffallen, wenn man sich überzeugt 
hat, auf wie verschiedene Weise die Kieselerde sich in 
den lieferen Regionen der Grünsandformation niederge- 
schlagen hat, bald nämlich als Gemenge mit dem koh- 
lensauren Kalke, wie zu Zaborzesk an der Eger oder 
zu Plauen bei Dresden, als Hornstein bei Teplitz, als 
reiner Quarz bei Töltschen, oder als Sandstein, z. B. in 
der sächsischen Schweiz, wenn cs nämlich gestat- 
tet ist, wie nicht unmöglich scheint, die ganze Qua- 
dersandsteinformation nur als einen durch äufsere Ein- 
wirkung bedingten raschere» Niederschlag der Kieselerde 
aus ihrem Auflösungsmittcl anzusehen. Und in der That 

findet man zu Janig bei Teplitz ein den Blöcken ganz 

1 1 

*) Auch zwischen Mcronitz und Mirescbowitz aro südlichen Fufse 
des Mittelgebirges in der Nähe des anstehenden Pläners wurden 
die Blöcke von Reufs beobachtet (Mineralog. Beschreibung von 
Böhmen I, 351. 


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24 


ähnliches Quarzgestein unmittelbar den dortigen Porphyr 
auf das deutlichste decken. Nur einige tausend Schritt 
davon steht der Pläner wiederum an (Hiesenbad bei Ja- 
nig, Loosch). So beweisen auch bei Scltcnz mit den Ver- 
steinerungen des Pläners, namentlich Plagiostoma spino - 
sum und Eschara, gefundene Bruchstück des ganz ähnlichen 
Gesteins, dafs das Quarzgestein wirklich der Kreide 
zugehört. Man darf also auch andern Stellen das Vorhan- 
denseyn ähnlicher Bildungen, die jetzt zerstört sind, und 
ihr früheres Daseyn nur noch durch die aus cohärenterer 
Masse gebildeten und eben deshalb unzerstört gebliebenen 
Blöcke *) beurkunden, vermuthen; eine Ansicht, die der 
Geognosic überhaupt nicht fremd ist, da die unzähligen, 

l ) Jaolirtc Sandsteinblocke, der' Beschreibung nach ganz ähnlicher Na- 
tur, wie die eben erwähnten, finden sich als Ueberblcibsel zer- 
störter, im gewöhnlichen bunten Sandstein befindlicher Lager nach 
Freieslebcn uni Eislcben, Sangerhausen, Altstadt, fern von je- 
der Spur der Trappformation. Auch Freiesieben erwähnt die 
Aehnlichkeit dieser Blöcke mit den sogenannten Trappsandsteinen 
(Geogn. Arb. I. S, 116 und 117). So findet sich am Fufse 
des Phonolithkegels des Geltsch (Leitrn. Kr.) minder cohSrcnter 
Sandstein in Flötzlagcrn, dagegen nur der festere, quarzigere in 
Blöcken (Rcufs Mincralog. Geogr. v. Böhmen, I. S, *266), Das- 
selbe erwähnt Iteufs von der rothen und Quadersandstcinforma- 
tion im Saatzer Kreise. Der thonige Sandstein zeriällt, der quar- 
zige dagegen widersteht am hartnäckigsten der Verwitterung und 
bleibt in grofsen Blöcken an den Abhängen der Hügel liegen. 
Uehergänge dieses Sandsteins in dichten Quarz und Hornstein fin- 
den sich auch am südlichen Fufse des Erzgebirges, z. B. bei Os- 
seg, wo in der unmittelbaren Nähe kein Basalt oder eine andere 
Trappbildung sich aus dem Sandstein erhebt (Beufs mineralogi- 
sche und bergmännische Beobachtungen über Böhmen, Berliu 
1801 S. 201 u. 207). Im westlichen Thcile des Saatzer Kreises 
mitten zwischen anderen zerreiblicheren enthält der rolhc Sandstein 
grofse walzenförmige Stücke von kiesliger Masse, die als innigere 
und dichtere Conccntrntioncn der Kieselerde in den zerreiblichc- 
ren Sandsteinen erscheinen (Ebenda S. 172,) Durch die grofsern 
Cohärenz ihrer Masse erklärt sich die Erhaltung der quarzigen 
Sandsteinblöcke aus dem Süfswassersandstein bei CarUbaJ, dessen 
anstehende Masse gewöhnlich weit weniger Zusammenhalt besitzt 
(de Bonnardira Journ. des mines, B. 38, S. 348 — 49. Nach 
einer Mittheilung, die ich Herrn von Dechen verdanke, finden 
sich QuarzblÖcke, wie die beschriebenen , auch in der Nähe von 
Wehrau , wo sic der dort anstehenden Quadersaadsteinforxuation 
angeboren. 


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25 


in der norddeutschen Ebene zerstreuten Feuerstein- 
fragmente nothwendig zu der Annahme einer früheren 
Existenz gröfsercr Kreideablagerungen hinführen; das 
Nichtvorhandenseyn aber von Blöcken des gewöhn- 
lichen Sandsteins gar nichts Unbegreifliches hat, wenn 
man die geringe Cohärenz der sämmtlichen Sandsteine 
in der Elbgegend in Betracht zieht. Ich werde spä- 
ter noch anführen, wie verschiedene Umstände allerdings 
für einst stattgefundene Zertrümmerungen mächtiger 
Gebilde in der Elbgegend sprechen. Durch eine solche 
sind ohne Zweifel auch die überaus häufigen den eben 
erwähnten ganz ähnlichen Quarzsandsteinblöcke von 
Ocrilla zwischen Grofsenhayn und Meissen entstanden. 
Obgleich sie bereits von Pöfsch erwähnt werden, so 
gelang es diesem doch nicht, anstehendes Gestein davon 
aufzufinden, noch ist den Dorfbewohnern der Umgegend 
überhaupt etwas Weiteres über die Herkunft der Blöcke 
bekannt, als dafs sie lose aus dem Acker gegraben wer- 
den. Sie dienen vorzugsweise zum Aufführen von trock- 
nen Mauern. Ihre Farbe ist perl und licht aschgrau; 
helle durchsichtige Punkte von Ouarz scheiden sich aus 
der übrigen Masse aus, die sichtbar einer chemischen 
Bildung ihren Ursprung verdankt, doch finden sich auch 
wahre Conglomcratbildungen, nämlich abgerundete, milch- 
weifse, undurchsichtige Quarzkiesel und Fragmente von 
lydischem Stein, die durch Kieselinasse conglutinirt 
sind. Häufige röhrenförmige Höhlungen in ihnen 
zeigen, dafs die blasse einst Yegetabilien umschlofs, 
sie aber nicht verkjeselte, da der Einscblufs zer- 
stört ist *), Uebrigens findet sich kaum eine Viertel- 
stunde yon Ocrilla entfernt, bei Grobem nämlich, der 
Pläner anstehend. Auf ähnliche Weise, aber weniger 

*) Ganz AelfnllcKes wird bei den den hiesigen sehr ähnlichen Blök- 
ten de» tertiären thiar/.sandsteius von Grofs Alrnerode und Drans- 
feld beobachtet (Studien des Göttingschen Verein» bergniännni- 
»chcr Freunde, II, 134 . III, 287 ). 


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26 


häufig, sind auch die Blöcke bei Bonitsch auf der Gro- 
fscnhayner Strafse unmittelbar * neben dem in horizonta- 
len Bänken abgelagerten Pläner *) vorhanden. 

Ein Theil des kleinen Gebirges von Niederführa, 
namentlich der Rathsweinberg, ist, wie der Hügel von 
Zscheila, mit einer dünnen Lage von Pläner bedeckt. 
Das Gestein derselben ist durchaus das nämliche wie 
dort; die nämliche Anhäufung von grünen* Punkten. 
Pötsch * * 3 ) und Kühn 3 ) erwähnen beide in dieser Lage 
das Vorhandcnseyn von Syenit und Granitrollsteinen, 
verbunden durch Kalkmasse, in der Petrefacten ange- 
häuft liegen. Ich habe leider diese Fragmente in dem 
Niederfähraer Pläner nicht vorgefunden; das überein- 
stimmende Zeugnifs der eben genannten Beobachter ge- 
nügt aber, um einzusehen, wie die aus den Erscheinun- 
gen von Zscheila gezogenen Schlüsse für das jüngere 
Alter des Pläners vollkommen auch bei dem Niederfäh- 
raer Vorkommen ihre Anwendung finden. 

Eine dritte Bedeckung des Granits auf der Höhe ** 
des Spaargebirges durch einen Flecken von Pläner, den 
Herr Professor Wcifs anführt, suchte ich vergebens 4 ). 


Untersucht man die verschiedenen Modificationen 
Feldspath haltender ungeschichteter Gesteine an deubei- 


J ) Auch auf dem Trachaucrbergc (Trobsberg) 1 Sr. n. von Dresden 
finden sich diese gelblich grauen Congtomcratblöcke, deren Vor- 
handensein dort schon der Licenciat Schulze in seiner Abhand- 
lung (von Mineralien und Fossilien, die um Dresden gefunden 
werden) vor einigen achtzig Jahren im Neuen Hamburger Magazin 
(33s tes Stück S.207) erwähnt. Ebenso fehlt der Planer in der Nahe 
nicht; er steht in einer kleinen isolirten Partie bei Klotsch au, 

a ) Ueber den Granit, S. 12. 

a ) Gcognosie, S. 742. 

4 ) Nach einer gclailigon Mittheilung desselben beruht die Angabe auf 
einem Irrthum ; es ist damit die Pläncrablagerung am Fufse des 
Spaargebirges bei Zaschendorf gemeiut. 


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27 


den Ufern der Elbe zwischen Teplilz und Meissen, so 
wird man bald darauf hingeführt, die Hauptklassen der« 
selben, Granit, Syenit, Eurytporphyr, Syenitporphyr, nur 
als ein und dasselbe Gestern anzusehn, das in verschie- 
denen Gegenden verschieden entwickelt ist. * Die Er^ 
fahrung gründlicher Beobachter bat zwar in andern Ge- 
genden den /Uebergang des Syenits in den Granit und 
Porphyr und umgekehrt zur Genüge nachgewiesen, so 
dafs man die Identität der drei eben genannten Gebirgs- 
arten eigentlich als ein sicher für die Geognosie begrün^ 
detes Factum anzusehen hätte, wenn nicht neuerlichst 
wieder durch die Untersuchungen des Dr. Cotta, so- 
wohl bei Weinböhla, wie an andern Punkten beider 
Elbufer, und auch durch die Abhandlung des Herrn Pro-» 
fessor Naumann über Teplitz das Resultat von neuem 
in Frage gestellt wäre. Herr Dr. Cotta glaubt näm- 
lich gefunden zu haben, dafs der Granit ein jüngeres 
Gebilde wie der Syenit ist, und dafs er in diesem stets 
nur gangförmig auftritt. Herr Prof. Naumann dagegen 
und auch Herr von Leonhard geben als das Resultat 
ihrer Untersuchungen bei Teplitz, dafs der Eurytporphyr 
dort jünger, wie die Kreide, wahrscheinlich also auch 
jünger als * der Gneufs des Erzgebirges ist, dessen 
Bildung mit der des Granits und Porphyrs so ziemlich 
in ein und dieselbe Epoche zu fallen scheint. Aus eig- 
ner Anschauung kann ich indefs versichern, wie an bei- 
den Elbufern nichts zu der Yermuthung berechtigt, dafs die 
Unterschiede, die man wohl durch das Studium der La- 
gerungsverhältnisse bewogen wird, zwischen älteren und 
jüngeren Graniten anzunehmen, sich- auch auf die 
Structureigenthümlichkeiten der genannten Gebirgsgesteino 
und auf den Mangel oder auf das Yorhandenseyn einzel- 
ner Gemengtheile, z. B. des Glimmers oder der Hornblende 
ausdehnen. Der Granit geht nämlich allmählig in den 
Syenit über und umgekehrt; beide Gesleinc wechseln 


28 


\ 


mit einander, ohne dafs irgendwo eine scharfe Grenzlinie 
zu beobachten wäre. Auf ein solches Verhalten beider Ge- 
steine führt schon das vorhin angeführte, wenn gleich spar- 
same Vorkommen der Hornblende in den Graniten des 
Spaargebirgcs und bei Zscheila. Auch die Syenite der 
Höhe z. B. bei Stroischen und Lobschütz (westlich von 
Meissen) enthalten nach den Beobachtungen des Herrn 
Prof. Hoffmann Glimmer neben der Hornblende. Ein 
Nebeneinandervorkommen von dunkelschwarzem, perl- 
mutterglänzendem Glimmer neben der matten grünen 
Hornblende sieht man in dem Gesteine von Schar- 
fenberg, und ohne Zweifel hat nun dasselbe zn 
der Ungewifsheit Veranlassung gegeben, wie man 
das Scharfenberger Gestein nennen solle. Zuverlässige 
Charten nämlich über die geognostische Beschaffenheit 
der Umgegend von Dresden, die sich in Berlin befinden, 
bezeichnen es als Granit; Pötsch *) hingegen und de 
Bonnard 1 2 ) nennen es ganz ausdrücklich Syenit, alle 
drei Quellen, wie man sieht, mit eben so viel Recht als 
Unrecht. So erwähnt auch Pötsch 3 ), der bei seiner 
genauen Bekanntschaft mit der Umgegend von Meis- 
sen viel Glauben verdient, dafs bei Siebeneichen, am 
Unken Elbufer oberhalb Meissen, Hornblende neben sil- 
berweifsem Glimmer vorkommt; die vorhin erwähnten 
geognostischen Charten bezeichnen auch hier das Ge- 
stein als Granit. Endlich geben die letzteren bei Nie- 
derwarta Syenit an, und doch fand ich einen grobkör- 
nigen Granit mit dein ausgezeichnetsten schwarzen Glim- 
mer. Das Zeugnifs der drei genauen Beobachter, d’Au- 
buissons 4 ), de Bonnards ?) und Räumers *), 

1 ) Ueber den Granit. 458. 

a ) Journ. des Mines. B. 38. S. 309. 

*) Ueber den Granit 459. 

4 ) Traite de Geognosie, lste Ausg., 2tcr Tbl. 21. 

8 i Journ. des Mines. 38. B, 308 — 310. 
e ) Geognostische Fragmente. 11, 12, 17, 24. 


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29 


i 


Ist hief von wesentlicher Bedeutung. Ucberelnstirtimend 
beobachteten sie, ja de Bonnard Sogar mit Verwun- 
derung, das Wechseln des : Granits und Syenits, am 
linken Elbufer. Ganz dasselbe Wird auch am rechten 

Elbufer beobachtet Martini fand* nämlich bei Klotzsch 

* 

mitten im Syenit die Hornblende Zum Theil durch den 
Glimmer ersetzt. So beschreibt er im Thiergarten bei 
Moritzburg, wie auf einmal Gneufs zwischen dem Sye- 
nit auftritt, z. B. bei Dippelsdorf auf der alten Strafse 
von Grofsenhnyn nach Dresden; Zu Geislitz dagegen (n. 
von Meissen) enthält das Gestein Glimmer und Horn- 
blende in solchem Gleichgewicht, dafs Martini selbst 
seine Verlegenheit in Hinsicht der Benennung gesteht. 
Auch Götzinger bemerkt auf mehreren Punkten seiner 
Charte, unter andern nördlich von Saupsdorf das Auftre- 
ten des Syenits im Granit; einen ächten Grünstein fand 
ich bei Nixdorf. — Freie sieben (Mag. f.d.Oryctographie 
Sachsens I. 120) erwähnt das Auftreten des Syenits im 
Granit bei Eberbach, ebenso Martini den vollständi- 
gen, allmäkligen TJ ebergang des Granits in den Syenit 
zwischen Bosenhayn und Löblitz (östlich von Löbau), 
so dafs der letztere endlich bei Paulsdorf und Cuners- 
dorf nach seiner Darstellung allmählig sich in einen sehr 
schönen Grünsteinporphyr verwandelt. Auch zu Reibers- 
dorf (bei Zittau) bildet die Hornblende nicht allein neben 
dem Glimmer einen Hauptmengtkeil des Granits, sondern 
scheidet sich selbst lagerweise aus demselben aus (Mar tini). 

Für den U ebergang dagegen von Syenit in wahren 
Feldspathporphyr haben wir ein sehr belehrendes Beispiel 
an dem Auftreten des letztem mitten in dem ersteren an 
der Elbbrücke von Meissen. Schon in den Zeiten 
Wernerscher Geognosie galt dies viel erwähnte Vor- 
kommen als ein Beweis gleichzeitiger Entstehung der 
Syenite und Porphyre *). Für ein lagerförmiges Vorkom- 

*) Dieser Ansicht -war auch Kauroer (Geogn. Fr. S. 26).. 


S 


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30 


men des Syenits im Porphyr kann man* es indefs nicht 
gelten lassen, da beide Gesteine ungeschichtete Massen 
sind. * Gleich oberhalb der Elbbrücke an der Felswand 
unter dem Rathsweinberge* in Niederfähra* findet sich 
nämlich ein mächtiges Porphyrgebilde in halb kugelför- 
miger Gestalt (Fig>‘ 2. «). Rechts und* links ist das- 
selbe ziemlich scharf gegen den fest mit ihm verwach- 
senen i Syenit begrfinzt, steigt bis zum oberen Rande der 
Felswand hinauf, besteht aus dichtem Feldspath mit in-* 
neliegenden, kleinen, dunkler gefärbten Feldspathkrystal- 
len und unterscheidet sich dadurch sowohl wie durch die 
Iichtrothbraune Farbe, den vollständigen Mangel an Horn- 
blende und Quarz und durch das obwohl, sparsame Vor- 
kommen von grünem chloritisehen Glimmer, der • dem 
Syenit fehlt , endlich • auch durch die mitunter . einge- 
sprengten feinen, lebhaft glänzenden 1 Schüppchen von 
Eisenglanz (vom Herrn Prof. Fr. Hoffmann beobach- 
tet) auf das deutlichste von dem Syenit selbst. Unmit- 
telbar rechts neben dieser- Porphyrpartie« befindet sich 
ein Fufs ■ mächtiger, gegen dieselbe aufsteigender 
Gang (b) von gleicher Masse, dessen Verbindung aber 
mit der gröfseren Partie nicht deutlich beobachtet wer- 
den konnte. Fünfzig Schritte weiter oberhalb existirt 
eine zweite, der ersten ganz ähnliche, aber muldenförmig 
gestaltete Porphyrmasse (c) von cc. 20 Fufs Breite;« sie 
besteht aus * noch reinerem ^Feldspathe , fast ganz ohne 
Glimmer, und wird von dem entschiedensten Syenite un- 
terlagert, mit dem der Porphyr auch hier eine scharfe 
Gränze bildet. Zwischen ’ derselben und einer dritten 
PorphyrpaMie^ die bis auf die Sohle der Strafse hinab- 
geht und an der sich das Zeichen des hohen VVasser- 
standes der Elbe von 1734 befindet, findet eine deutli- 
che Verbindung, doch nur am obern Rande der Felswand 
statt. Die dritte Masse ist von dem Syenite auf ihrer 
linken Seite durch eine, scharfe Gränze getrennt, wenn 


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31 


gleich beide Gesteine miteinander verwachsen feind; aber 
auf der rechten Seite scheidet sich in ihr ganz allmählig 
krystallinischer Feldspath aus, der häufig -zur Hälfte 
fleischroth, zur Hälfte ziegelroth und dann ganz von 
der Farbe wie der dichte Feldspath des Porphyrs ist, 
während in letzterem selbst sich nur wenige und eben 
nicht besonders deutliche kristallinische Ausscheidungen 
eines helleren Fcldspathes vorfinden. Auch die Horn- 
blende fängt an in dieser, in der Figur mit d bezeichne- 
ten Modificatiön des Porphyrs sich zu entwickeln , - bis 
der letztere endlich allinählig, ohne dafs eine Gränze 
kenntlich ist, in den reinsten Syenit ubergeht, der wei- 
ter nach der rechten Seite hin nun zum zweiten Male 
allein das Gehänge bildet* Im Syenit sehen wir mit- 
unter kleine Gänge, theils von reinem Feldspath, theils 
von reiner Hornblende. 

Geht man auf die Seite des Abhanges vom Raths- 
weinberge, die dem Dorfe Cölln zugewandt ist, so zeigt 
sich zuvörderst allein rother Porphyr von derselbeu 
Art, wie an der eben beschriebenen Felswand. Weiterhin 
dagegen an der südöstlichen Ecke des Niederfähra er Ber- 
ges, an dem Weinberge, die grüne Aue genannt, stellt 
sich abermals der ausgezeichnetste Syenit ein, indem 
schmale, aus Quarz und Feldspath bestehende Gänge 
auftreten, die nur sehr vereinzelte, mitunter aber bis ei- 
nen halben Zoll lange, Hornblendepartikcln ausscheiden. 
Verfolgt man endlich den Fufsweg, der durch Niedcr- 
fähra nach der Radeburger Chaussee führt, den Raths- 
weinberg rechts lassend, so stöfst man im Dorfe selbst 
auf Syenit, in welchem auf dem Abhange nach der nas- 
sen Aue hin, und zwar rechts von dem Fufswege, ein 
acht Schritt langer, einen Zoll mächtiger und sichtbar 
nach seinem Ende rechts, so weit man ihn verfolgen 
kann, sich verengender Gang auftritt. Ebenfalls rechts, 
nur 7 bis 8 Schritt von dem ersten entfernt, aber mehr 


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32 


abwärts, ist ein zweiter Gang, einen Zoll mächtig. Auch 
dieser keilt nach seinen Enden aus. Beide Gänge enthalten 
viel Quarz, aber nur sehr vereinzelte Hornblendeaus- 
scheidungen, deren ihre Umgebung doch eine Menge, wenn- 
gleich von weit geringerer Gröfse, besitzt. 

Auch am linken Elbufer gelang es Herrn Prof. H o f f m a n n, 
Uebergänge des Syenits in den Porphyr zu entdecken; 
einen dergleichen ganz ähnlich dem ah der Elbbrücke fand 
er unter anderen in einer Schlucht südwestlich von Meis- 
sen, bei dem Dorfe Polenz, nur dafs der Porphyr noch 
Hornblende enthielt. Ebenso untersuchte derselbe genauer 
die mannigfachen Uebergänge des Granits in den Porphyr 
an dem linken Ufer der Elbe unterhalb Meissen. Auf 
dem Wege nämlich von Meissen nach Leipzig in einiger Ent- 
fernung von der Stadt beobachtete er an der Ecke der ersten 
Querschlucht eiuen Streifen rothen Thonporphyrs entblöfst, 
reich an Quarzkörnern und voller Feldspathkrystalle von 
mittlerer Gröfse; demselben folgt auf einem Gange in 
den Gartenanlagen zur Stadt hin, und zwar näher der- 
selben, ein grobkörniger, fleischrother Grauit, dann wie- 
der ein rother Porphyr, dessen Grundmasse oft körnig ist, 
und in welchem kleine Eisenglanzblättchen und schwärz- 
iichgriine Glimmerschüppchen, aber kein Quarz sich be- 
findet. Dasselbe scheint also ein Gestein wie dasjenige 
zu seyn, dessen Vorkommen an der Elbbrücke ich S. 30 
beschrieben habe. Näher wiederum Meissen folgt ein 
quarzführender Porphyr, dann eine Klippe ganz ausge- 
zeichnet grobkörnigen Granits, fast nur aus fleischrothem 
Feldspath bestehend, mit wenigen schwarzen Glimmer- 
blättchen und sehr seltenen Quarzkörnern, endlich eine 
lange Strecke hindurch ein Gestein, das zwischen Gra- 
nit und Porphyr in der Mitte steht, und von dem, wie 
Herr Prof. H offmann bemerkt, man oft nicht weifs, wo- 
für man es halten soll, obgleich in einzelnen Stücken 
ein oder der andere Charakter deutlich ausgesprochen 

ist. 


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ist.- Herr Prof. Hoffmann bezeichnet es als ein ausge- 
zeichnetes Beispiel von Heims Halbgranit; es setzt bis 
in die Weinberge dem Schlosse gegenüber fort, wiewohl 
hier der wahre Porphyr wieder, mehr vorzuherrschen 
scheint und namentlich ‘ an der der Elbe zugekehrten 
Seite des Schlosses als fleischrother, sehr harter Thon- 
stein ansteht Auch in der vorhin erwähnten »ersten 
Querschlucht an der Strafse von Leipzig fand derselbe 
Beobachter die Verbindung des Granits und Porphyrs 
in einem verlassenen Steinbruche auf eine sehr beleh- 
rende Weise entwickelt. Die Hauptmasse der entblöfs- 
ten Steinbruchs wand ist nämlich ein zu grobem Heide- 
sand zerfallender, sehr grobkörniger Granit, der fast nur aus 
fleischrothem Feldspath besteht, wenig Glimmer, noch 
seltener aber Quarz enthält; in ihm zeigt sich rother 
Thonsteinporphyr, oft nur als Halbgranit, aber ohne Quarz 
in unförmlichen eckigen Stücken von der verschieden- 
artigsten Gröfse, und da ihn die Verwitterung nicht mit 
ergriff, schälte sich seine Masse leicht und scharf aus 
dem umgebenden hellen, aufgelösten Granit aus. An ei- 
ner Steile oben im Bruche bildete übrigens der Porphyr 
die Hauptmasse. — Zu Porsitz, nordwestlich von Meissen, 
überzeugte sich Herr Prof. Hoffmann ebenfalls von 
dem bestimmtesten Uebergange des Granits in den un- 
ter ihm liegenden Porphyr. Der letztere enthält keinen 
Quarz, wohl aber Eisenglanz und schwarzen Glimmer. 
An dem nördlichen Ufer des Ketzerbaches, Porsitz ge- 
genüber, fehlen gleichfalls nicht solche Uebergänge. Der 
Granit wird nämlich allmählig eisenschüssig und undeut- 
lich krystallinisch, der Quarz verliert sich, bis er im ent- 
schiedenen Porphyr ganz fehlt, doch ist die Scheidungs- 
ebene der beiden Gebirgsarten durch grofse Eiscnschüs- 
sigkeit angedeutet. — Martini beobachtete auf dem 
rechten Elbufer unterhalb Meissen vollkommen die- 
selben Wechsel, die ich eben nach den Beobachtungen 


34 


des Herrn Prof. Hoffmann anführto. In einem Por- 
phyrbruche des Prüsterwitzer Tännichts sah er eine grofsc 
Masse Syenit, die, umgekehrt wie an der Meissner Elb- 
brücke, hier vom Porphyr umschlossen wird; in der Nahe 
von Merschwitz liegt Syenitporphyr im Gneufs, bei Säg- 
ritz Porphyr im Granit; östlich von Medessen be- 
finden sich Uebergänge vom Porphyr in den Syenit. 
Zwischen Zadel und Meissen wechselt der Porphyr sehr häu- 
fig mit dem Syenit, und zwar so, dafs der erstere im zweiten 
theils gangartig, theils ohne bestimmte Eormen auftritt; der 
Porphyr soll dann auch den Syenit in 2 — 4Zoll starkenTrüm- 
mern durchsetzen *). — Nach den indem Vorhergehenden 

*) Wechsel der einzelnen Gemengthcile bis «um gänzlichen Ver- 
schwinden finden sich noch an vielen andern Punkten, Es er- 
scheint die Hornblende a. B. in den Porphyren zu Taucha bei 
Leipzig sehr reichlich ; sie fehlt dagegen last ganz in denen zwi- 
schen Wurzen und Oschatz. Auch der Quarz ist nach den Be- 
obachtungcn des Herrn Prof. Fr. Hoffmann, dessen gütiger Mit- 
theilung ich die folgenden verdanke, in manchen Porphyren zwi- 
schen Meissen und Grimma, z. B. auf dem Westabhange des Ber- 
ges über der Altenburg bei Meissen (wahrer Quarzporphyr), zu 
Nauendorf, Wiesenthal und Paudritz bei LeifsDig in Menge vor- 
handen ; weniger reichlich sieht man ihn zu Ober Semroelberg, 
Garsebach, in dem Tricbitschthalc zwischen der Ficntcn- und 
Clausmühle; onarzfuhrende Porphyre wechseln sichtbar mit quarz- 
losen zu Tescnnitz bei Döbeln, am Buschbade und unterhalb Cor- 
bitz ebenfalls im Triebitschthalc; ganz quarzlüse stehen endlich zu 
Loethayn, Gasern, Schien tz, Nieder Jahna und an der hohen Ey- 
fer (Triebitschthal) bei Meissen an. Ueberhaupt zeigten die Un- 
tersuchungen des Herrn Prof. Hoffmann, dais in den sächsischen 
rothen Porphyren keine scharfe Gränzc zwischen quarzlüh- 
ren^en und quarzloscn vorhanden ist ; beide Wechseln und 
gehen allmählig in einander über. Selbst der Pechstein enthält 
unterhalb Garsebach in dem Felsen an der Garsebacher Mühle 
und bei Leutewitz ächten glasglänzenden Quarz, aber er enthält 
auch auf der Spitze des Gottcrsteins, zunächst dem Kreutzc, eine 
5 Fufs breite Masse von dichtem Feldspathporphyr, der rothe 
Adern, einzelne Fcldspathfleckc und sehr viel kleine, dunkle Quarz- 
körncr dem Beobachter zeigt und zugleich sichtlich und allr.iählig 
in den Pechstein übergeht. Der schon erwähnte Syenit von Polenz 
fuhrt neben der Hornblende viele dünne Schüppchen von tomback- 
braunem Glimmer, der von Stroischen aber kleine, 1 — 2 Zoll mächtige 
Granitgänge ohne Hornblende, wohl aber mit Glimmer. Sehr 
lehrreich sind nach Herrn Prof. Hoffmann die Schwankungen 
des Gesteins zwischen Granit und Syenit zu Spittewitz (südwest- 
lich vou Meissen). — Der Syenitporphyr geht nach Herrn von 
W r cifsenb ach an der Altenbergcr Ziegelscheunc (Erzgebirge) 


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35 


* ^ 

erwähntön Beispielen von dem Uebergangc des "Porphyrs 
in den Syenit und Granit darf man wohl auch die zahl* 
reichen und viel gröfseren Porphyrmassen zwischen Meis- 
sen und Teplitz auf dem linken Elbüfer, die häufig vom 
Syenit oder Granit umschlossen werden, nur für eine 
locale Modification der letzteren erachten. Diese Ansicht 

scheint besonders für die hiedeutende, unmittelbar bei Meis- 

* ■ • 

sen selbst vorhandene Pecbstein und Porphyrbildung gei*- 
tend gemacht werden zu können; auch sie liegt nämlich 
von allen Seiten vom Syenit und Granit umgeben. Eben 

so gränzen die Thonporphyre *) von Kesselsdorf und 

__ r • * 

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• 4 * * k > i 4 w t J « sj » * 

und am östlichen Fufse des Kabhenberges allmählig in Granit- 
porphyr, zuletzt (durch Verschwinden der Hornblende und Ein- 
tritt des Glimmers) in vollkommenen, kleinkörnigen Granit über, 
der die ganze Gegend von SchclLerhau einnimmt, seinerseits aber 
sich allmählig wieder in den gewöhnlichen Euritporpbyr verliert, 
der sich in dem ganzen südlichen Gehänge des Erzgebirges zwi- 
schen Klostergrab und bis westlich von Graupen vorfindet. Selten 
ist in diesem die Hornblende anwesend,- aber dennoch geht derEurit- 
porphyr östlich von Altenberg, vom Heidehübel aus, durch Aufnahme 
von Hornblende in den Syenitporphyr über, welcher den gröfseren 
Theil der Umgegend von Altenberg selbst, ebenfalls nach den Be- 
obachtungen des Herrn von Wcifsenbach, bildet. So verliert 
auch der porphyrartige Granit am Kahlenberg allmählig seinen 
Feldspatli und Glimmer, wird statt dessen quarzreich und zuletzt 
zu einem asch und perlgrauen, splittrigen Hornstein mit Quarz. 
Diefs letztere Gestein erscheint dann auf der Höhe des Kahlenbcr- 
ges anstehend und ausserdem durch Chlorit gefärbt in der Masse 
des Ahcnbergcr .Stockwerkes, die ihrerseits von dem Porphyr, in 
dem sie eingclagert ist, durch keine scharfe Gränze geschieden 
wird. Bei Teplitz enthält endlich der Porphyr an dem Abhänge 
des Spitalberges nach Nieder Schönau und in dem Turner Parke 
viel Hornblende, welche an anderen Punkten (Settenz, dieGrainze) 
dagegen fast ganz fehlt. Rcufs unterscheidet beide Modificatio- 
nen ebenfalls mit den Namen Syenitporphyr und Euritporpbyr. Sic 
gehen vollkommen in pinander über. An einigen Stellen ist in 
dem Porphyr viel Glimmer vorhanden (so zu Niklasberg und hei 
Setten z). 

*) Bei der Untersuchung der sächsischen Porphyre, sowohl am lin- 
ken Elbufer zwischen Grimma und Meissen, wie am rechten 
bei Grävernitz, fand Herr Prof. Hoffmann, dafs dieselben an 
vielen Orten Eisenglanzblättchen ausgeschieden enthalten, und zwar 
auf die interessante Weise, dafs das Eisenglanzpartikel stets durch 
einen Kreis von entfärbtem und zersetztem Porphyr umgehen ist. 
Eine solche Ersclicinuug mufste ihn zu der Vcrmuthung berechti- 
gen, dafs der Eisenglanz nur einer Goncentration des Farbestoff- 

' l, • • T * * » y 


36 


Grambach nÖrcHich an äie Syenite von Unkersdorf, südlich 
aber bei der grünen Hoffnung *) an den Syenit des lin- 
ken Weistritzufer und führen zum Ueberflusse am Burg- 
wartsberge selbst viel Hornblende. 

• In dem Vorhergehenden habe ich eine sehr zahlreiche 
Reihe von Beobachtungen zusammengestellt, die es hin- 
I länglich darthun, dafs die Granite, Porphyre, Syenite und 
Syenitporphyre vollkommen in einander übergehen und 
überall da, wo sie zusammen Vorkommen, als Gebilde gleich- 
zeitiger Entstehung angesehen werden müssen, sobald die 
Lagerungsverhältnisse nämlich keine Trennung, wie etwa 
zwischen den Gesteinen von Weinböhla undZscheila bedin- 
gen. ich habe ferner Beispiele von Granit und Porphyrgängen 
im: Syenit angeführt, die ebenfalls keinem Zweifel Raum 
geben, dafs diese für etwas anderes gelten könnten, als wie für 
in die Länge gezogene und verändert ausgebildete Modiü- 

aus dem entfärbten Kreise seinen Ursprung verdankte. Genau die- 
selbe Beobachtung machten die Herren Zobel und v Ca mall 
an dem Porphyr des Gleisberges bei Waldenburg (K. A. III, 347). 
An anderen Punkten dagegen (bei Altwasser, K, A. IV, 1J6) ver- 
anlasste der in den Thoneisensteinnieren des Porphyrs anwesende 
Schwefelkies die zuletzt genannten Beobachter solche Concentra- 
tionen des Eisens nur für ein Residuum zerstörter Schwefelkiese 
anzusehen. Ich werde weiterhin Gelegenheit haben (S. 92 u.116), 
einige Thatsachen zusammenzustellen, die für die Ansicht zu spre- 
chen scheinen, dafs durch eine Zerlegung des Schwefelkieses sowohl 
die Bildung von Eiseuoxydraassen , als auch damit zugleich die 
Zersetzung kieselsaurer Verbindungen veranlasst ist. Wenngleich 
nun für das Vorhandenseyn des Schwefelkieses in den sächsischen 
Porphyren keine bestimmte Angaben vorhanden sind (doch fand 
denselben Herr Prof, Mitscherlich in den Porphyren von Te- 

S litz ; ich selbst sah cingesprengten Schwefelkies in Handstücken 
es Porphyrs von Halle), so ist es doch höchst auffallend, wie 
der Porphyr von Altwasser dem zwischen Grävernitz und Ocrilla 
film eit ; beide bestehen aus einem nicht festen, mitunter an das Er- 
dige gränzenden Thonstein und zeigen dieselben Farbennüancen 
(isabellgelb, lichtgelblich und blafsröthlich), nur dafs der Grävernitzer 
Porphyr statt Poren, wieder von Altwasser, angefulit mit einer Art 
weifsen Porcellanerdc oder mitEisenocker zu zeigen, selbst stellen weise 
vollkommen weifs wird. Poren von I — 2Zoll Lange, deren Wände 
mit braunem Glaskopf überzogen sind, wie Zobel und v.Carnall 
in dem Porphyr von Altwasser sahen, fand auch Herr Prof. Hoff- 
mann im Jahre 1827 in dem von W^estewitz bei Leisnig. 

') Tauber Beschreibung desPlaucnsclicn Grundes U, S. 13 u. 14. 


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37 


cationen des Gesteins, in dem sie auftreten, also die man 
gezwungen ist, mir Itir Bildungen gleichzeitiger Entste- 
hung mit dem umgebenden Gesteine anzusehen, da ih- 
nen völlig die Natur wahrer > Gänge mangelt. - Eine zu 
weit getriebene Ausdehnung der jetzt in der Geognosie 
herrschenden Theorie ist die Veranlassung, dafs man in 
jedem gangförmigen Streifen auch einen Gang (injected 
vein) erkennen will, gerade entgegengesetzt, wie man früher 
unter dem Einflüsse der W erner sehen geognostischen Leh- 
ren fast in jeder gerundeten, gleichzeitigen Ausscheidung Ge- 
schiebe zu erkennen überzeugt war *). Nur allein in der Ver- 
schiedenheit der vorhandenen Menge Kieselsäure und der Na- 
tur der Basen liegt die Bedingung für die Erzeugung des Gra- 
nits oder Syenits. Ebenso entstand der quarzfreie Porphyr da, 
wo die flüssige Masse so viel Kieselsäure enthielt, um mit den 
Basen genau Doppelsalze zu bilden; woabereinUeberschusa 
derselben vorhanden war, musste sich die Kieselerde im 
freien Zustande ausscheiden, um quarzführende Porphyre 
zu bilden. Im tiefen Thaleinschnitte der Tepel zwischen 
Petschau und Grün, 3 Stunden n. von Marienbad, finden 
sich sogar wahre Quarzsandsteine' mitten im Granite. 
Gewifs auch liegt die vorhandene Menge Kieselerde weit eher 
in zufälligen Umständen, als dafs sich die Natur in diesem 
Bildungsgänge der Erdoberfläche ein Gesetz vorgeschrie- 
ben hätte, an das sie eine Reihe von Erscheinungen ausdrück- 
lich geknüpft hätte. Dafs aber wirklich die Natur in ihrem 
Schaffen solcher Gesteine sich selbst keine bestimmte Gränze 
setzte, glaubeich, geht zur Genüge aus den eben angeführten 


*) Einen sehr au Hallenden Beleg zu dieser Behauptung liefern dio 
Ausscheidungen im Granite des Greifeosteins und der Stockwerks- 
scheide bei Geyer, |die durch eine ganze Reihe sorgfältiger Be- 
obachter, unter andern von Mohs (Moll Ephcroeriden 111, 351 
u. 55) und Blöde (Leonhard Taschenb. 1816, S. 17, 18, 28) 
für wahre, im ]üngern Granite eingesclilossene Kragmente beschrie- 
ben wurden und erst in der neuern Zeit von den sächsischen 
Geognostcn richtig erkannt worden sind (Kühn Geognosie 561). 




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38 


zahlreichen Beispielen hervor, die ich für den Wechsel 
und die gegenseitigen Uebergäoge jener Gesteine voll- 
kommen für überzeugend erachte. . 

Ist es also gestattet, den Granit von Zscheila mit 
den Syeniten des Plauenschen Grundes und den Por- 
phyren vonTeplitz für gleichzeitige und analoge Bildun- 
gen zu erachten, so ist auch die Möglichkeit vorhanden, 
dafs der diese letzteren Gesteine bedeckende Pläner ähnliche 
Phänomene, wie die bei Zscheila beschriebenen hervor- 
ruft. Diefs ist in der That der Fall, wie ich bei Zschei- 
la bereits erwähnt und gleich genauer ausführen werde. 

b) Töltschcn. 

Wenn man zwischen der Königs und Neumühle 
aus dem Plauenschen Grunde den Fufssteig nach Tölt- 
sehen hinaufgeht, so sieht man nahe der Höhe auf der 
rechten Seite einen Weinberg, der dem Bauer Damm 
aus Töltschcn gehört, auf der Höhe selbst aber, unmit- 
telbar an dem steil abstürzenden Rande des Grundes 
eine kleine Syenitkuppe, die zu einem Ruhesitze, das 
Canapee oder Schweizerbett genannt, ausgehauen ist und 
einen höchst anmuthigen Ueberblick auf das sich zwi- 
schen Döhlen und Burg namhaft erweiternde, wohl cul- 
tivirte und belebte Thai der Weistritz darbietet. Am 
Fufse des Canapecs im Grunde selbst befinden sich die 
S.14 erwähnten grofsen Steinbrüche, von denen der obere 
der Win kl ersehe in seinem mürben Gesteine häufig die 
Kalkspathgänge zeigt; die dagegen in dem andern, mehr 
nach der Neumühle hin gelegenen, Bruche bis jetzt nie 
vorgefunden sind. Nach der gewifs glaubhaften Angabe 
der Steinbrecher haben die Kalkgänge stets die Richtung 
nach oben, und in der That sah ich diese Behauptung 
an einem derselben von 2 Fufs Länge und 2 Zoll Breite 
während meiner Anwesenheit im Bruche vollkommen, 
bestätigt. Die weitere Erstreckung dieses Ganges, der 


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ganz das Anselm einer durch Infiltration von oben aus- 
gefüllten Spalte hatte, war leider noch durch den Syenit 
verdeckt. Auf der Höhe selbst aber, und zwar auf demFufs- 
steige zwischen dem Canapee und einer Thüre, die zu dem 
Da mm sehen Weinberge führt, erscheinen die analogen Ver- 
hältnisse mit denen von Zscheila. Man sieht auf diesem Fufs- 
steige, zunächst dem Canapee, die Auflagerung des Plä- 
ners auf dem Syenite ganz deutlich. Der Pläner ist der 
gewöhnliche lichtgraue und ziemlich horizontal gelagert. 
Dreifsig Schritt ungefähr oberhalb der Thüre des Wein- 
berges bietet sich eine zweite kleine Kuppe dar, an de- 
ren dem Grunde zugewendeten Seite, und zwar an der 
ganzen Länge derselben, eine Kante hervortritt. Der 
Raum unter der Kante ist mit Pläner ausgcfüllt, und die- * 
ser wiederum ganz von derselben Art, wie in den Ein- 
schlüssen von Zscheila, nur wo möglich mit noch mehr 
erbsgrofsen, grünen Punkten und einer Anhäufung von 
Versteinerungen versehen, mit der das sparsame Vorkom- 
men derselben in dem in der Nähe anstehenden Pläner, 
z. B. in den Brüchen von Ttiltschen . oder irgend an ei- 
nem andern Orte auf der Höhe des Plauenschen Grün- 
des auffallend ' genug contrastirt. Von den Petrefacten • 
sieht man vorzugsweise Terebrateln, aber auch Belemni- 
ten. Aus dem Pläner tritt ferner ein Ast, der sehr deut- 
lich zu verfolgen ist, in den Syenit selbst hinein. Ein 
zweites Vorkommen des Pläners als astförmige Verzwei- 
gung findet sich unmittelbar über der Kante (Fig. 3, «) ? 
die Ausfüllungsmasse der etwa 2 bis 4 Zoll tiefen Spal- 
ten im Syenite ist theils Kalkspat!), theils kieselig, und 
in dem Aste ah i Zoll mächtig, in dem Aste ac dage- 
gen 2 Zoll breit« Ein drittes gangförmiges Vorkommen 
(Fig. 3, ß) konnte ich auf 6j£ Fufs Länge verfolgen; 
hier war die Ausfüllungsmasse wohl auch zum Thcil 
kiescliger Kalk, theils aber auch ganz reiner, dichter, licht- 
grauer Q uarz ; besonders in dem crstcrcnGcstcine existirte eine 


/ ' 

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40 


Fülle von durchaus wohl erhaltenen Versteinerungen. 
Noch andere, den beschriebenen ähnliche Gänge sieht 
man zunächst dem anstehenden Pläner in . grofser 
Menge; tiefer aber nach der Neumühle findet man 
sie nicht, weil da ohne Zweifel der oben an die 
Plänerdecke früher anstofsende Syenit schon zerstört 
ist, die geringere Cohäsion des letzteren aber, wie ich. 
schon bei Zscheila erwähnte, die Möglichkeit des Vor- 
handensejms solcher Gänge in dem tiefer liegenden Sye- 
nit nur allein begründet. Die Gangmassen schliefsen 
häufig Bruchstücke des Syenits ein, mitunter von Faust- 
gröfse; eben so einzelne wohl zu erkennende Feldspath-. 
partikeln; von dem umgekehrten Verhältnisse, wie ein 
solches von Naumann (Pogg., Ann.B. XIX S. 438) be- 
hauptet wird, zeigt sich nicht die mindeste Spur. 

Vergleicht man nun mit dieser bestimmten Erfahrung 
die sehr regclmäfsige, unzerstörte schiefrige Textur des Plä- 
ners am Canapee, selbst da, wo man seine Auflagerung 
auf dem Syenite deutlich sieht, ferner den nicht die min-* 
desto Spur einer gewaltsamen Catastrophe beurkunden- 
den, vielmehr sehr wohl erhaltenen Zustand der Ver- 
steinerungen in der Ausfüllungsmasse der Spalten ander* 
Oberfläche des Syenits, dann die ausgezeichnete horizon- 
tale Lagerung in sämmtlichen Steinbrüchen, in denen die 
Griinsandformation theils als kalkhaltiger Sandstein (zwi- 
schen Coschitz. und Gittersee, hinter der Buschmühle), 
oder als reiner Sandstein (zunächst dem Sauberge) auf- 
trilt; erwägt man die horizontale Schichtung in dem so- 
genannten Kalkbruche nördlich von Coschitz am Bande 
des Plauenschen Grundes *), und ebenso die horizon- 
tale Lagerung .in der Schlucht hinter dem Grassischen 

Landhause; berücksichtigt man :cndlich das Vorhanden-* 

- ■ - - * ■ - ■ ■ ■* < 

J ) In ihm bestehen die Bänke in der untern Hälfte zuweilen aus 
lcohlcnsaurc.ru Kalke, so dafs er gebranut und benutzt werden 
haun, in der ubern aus Kieseltuasse. 


i 


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41 


scyn von Sycnilbruchslückcn zwischen dem Pläner und 
dein Sandsteine, nch der übereinstimmenden Beobachtung 
von Becker *)» Tauber a ) und Naumann * 2 3 ); das 
Vorkommen von Syenit Fragmenten beim Treiben des 
Zaucheroder Stollens im Quadersandstein; die Anwesen- 
heit endlich der Granitbrocken im Pläner von Dohna 
nach von Weifsenbach 4 ), und der Porphyrfragmento 
in so ausgezeichneter Menge in den Quadersandsteinen 
von Grüllenburg nach Freiesieben 5 ), so bleibt als 
Resultat auch dieser Beobachtungen kein Zweifel übrig, 
dafs auf dem linken Elbufer die Syenite, Porphyre uud 
Granite früher als die Glieder der Grünsandformation 
gebildet sind, und dafs, wenn man die Richtigkeit der 
angeführten Erscheinungen zuzugeben sich genötbigt 
sieht, man auch gezwungen ist, die Hypothese der Erhe- 
bung des Erzgebirges nach der Bildung des Pläners 
und des Quadersandsteins vollkommen aufzugeben. 

Betrachtet man die Töltschen zugewandte Seite der 
kleinern Syenitkuppe am Dammschen Weinberge, so 
zeigt sich das interessante Factum, dafs der Pläner mit 
seinen dünnen schieferähnlichen Blättern sich genau an 
die Contouren der Oberfläche der Kuppe anschliefst, sie 
umzieht und auf dieser Seite folglich eine Art mantel- 
förmiger Lagerung bildet. Man sieht auf das Deutlich- 
ste, wie der in der Sohle derjenigen Seite, die der Neu- 
mühle zugewandt ist, liegende horizontale Pläner sich 
nach der Töltschner Seite aufrichtet und um die Kuppe 
herum legt. Es läfst sich hier eine Einwirkung der fe- 
sten Syenitmasse, eine Anziehung nämlich auf den sich 


*) Plauenscher Grund, I. S. 47. 

2 ) Ebenda, II, 47. 

3 ) Poggendorf Annalen XIX. S. 438. Karsten Archiv, IV. 185. 
(Es gelang mir nicht, diese Einschlüsse aufzufindcn, obwohl ich 
an mehreren Punkten die Scheide überschritt). 

4 ) Kühn Geognosic, S. 741, 

’) Bergmännisches Journal von 1792. II, 124. 


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42 


aus seiner Auflösung niederschlagenden Pläner, eine 
U eberwindung also des Einflusses der Schwere gar nicht 
wcgliiugnen. Der Schlufs von dem Phänomen im Klei- 
nen auf die geneigte Lage der Schichten im Grofsen 
seheint nicht gewagt. Die Anziehung starrer Massen 
auf einander ist längst bekannt; die einfachsten chemi- 
schen Niederschläge belehren, dafs dergleichen aus einer 
Flüssigkeit an den Wänden der Gefäfse, vermöge der 
Anziehungskraft derselben, stattfinden, ja die ganz ge- 
wöhnlichen Niederschläge nicht krystallisirender Materien 
selbst an senkrechten in der Auflösung stehenden Stä- 
ben beweisen, dafs der Einflufs der festen Masse der 
Stäbe auf das sich Niederschlagende grofs genug ist, um 
die Einwirkung der Schwere auch da zu überwinden, 
wo sie am ‘ kräftigsten wirken könnte. Wäre nämlich 
eine solche Anziehung nicht vorhanden, wirkte nur die 
Schwere, dann gehörte auch die mindeste Spur eines 
Niederschlages an nicht horizontalen Wänden zu den 
Unmöglichkeiten. Es ergeben ferner die übereinstim- 
menden geognostischen Erfahrungen in den Pyrenäen, 
in den Alpen, in Schottland, überhaupt in den meisten 
Gebirgen, dafs das Hauptstreichen der Schichten mit der 
Hauptrichtung der Gebirge selbst zusammenhängt, dafs 
die Ricbtupgslinien beider parallel sind und, wo ein 
kuppenförmiger Gebirgskern vorhanden ist, dafs die jün- 
gern Schichten sich fast immer mantelförraig um densel- 
ben berumlegen *); wir wissen weiter, dafs die älteren 
Schichten stets die mehr aufgeriebtetep sind, die jüngeren 
die horizontaleren; scheint es nun nicht in der That, 
dafs die älteren Gebirgsmassen stets einen solchen Ein- 
flufs ausgeübt, dafs der Niederschlag jüngerer Gebilde 
parallel den Contouren der älteren, vermöge der An- 


*) de Bonnard im Journal des Min es , B. 38; a. a. Martini in 
Karsten« Archiv, XYIII, 34. . 


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43 


Ziehung derselben erfolgt ist, dafs aber dann die erste 
Schicht des neueren Gebildes eben so auf den Nieder-* 
schlag der zweiten, die zweite wiederum auf die Bildung 
der dritten und so weiter gewirkt hat? Durch die fort- 
schreitende Bildung der Erdrinde mufsten die in den ältera 
Perioden noch vorhandenen Niveaudifferenzen des Erd* 
bodens allmählig ausgeglichen werden, und so ist es wohl 
erklärlich, warum die jüngeren Schichten bei dem Mangel 
von Anlehnungs oder Anziehungspunkten der horizon- 
talen Lage immer mehr sich nähern. Es scheint, als 
könnte man den Einflufs solcher Anziehungspunkte oder 
den Mangel derselben in der f^lbgegend ziemlich klar 
verfolgen. Sieht man nämlich, wie der primitive Kamm 
des Erzgebirges, der bis , Peters walde und Nollendorf 
(2220 Paris. F. nach JJerghaus) sich in einer bedeu- 
tenden Höhe erhalten, auf einmal so rasch abfällt, dafs 
er selbst in dem tiefsten Thale .der Elbe nur in einem 
einzigen Punkte (bei Kutschken) erscheint, nirgends aber 
zwischen der bedeutenden Sandsteinablagerung auf dem 
linken Elbufer hervortritt; beobachtet man ferner, dafs 
nun diese letztere überall horizontal geschichtet ist (Jung- 
ferndörffel, am Schneeberg, in der ganzen sächsischen 
Schweiz) x ), weil der tief unter ihr liegende primitive 
und wahrscheinlich horizontale Boden keinen Anleh- 
nungspunkt darbot, dafs dagegen der Quadersandstein 
bei Jüdendorf und auch zu Liesdorf, Mariaschein und 
Osseg (nach Naumann inKarstens Archiv V, 288, und 
Kühn in s. Geognosie S.973) in geneigten Bänken sich an 
den südlichen Abfall des Erzgebirges anlehnt; dafs end- 
lich auf dem westlichen Abhange des kleinen Porphyr- 
plateaus bei Teplitz die demselben aufgelagerten Pläncr- 
kalke und Quarzsandsteine, wie ich später anführen 
werde, mit ihren Schichtungsebenen sehr genau parallel 


*) Reufs mineralogische Geographie von Böhmen, X. S. 96. 


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dem Abfalle des Plateaus zwischen Hundorff und Looscii 
bei Janig gelagert sind * *), die Beobachtungen bei Te- 
plitz aber es nicht gestatten, eine Hebung der Kreide- 
schichten durch den Porphyr anzunehtnen, so bleibt in 
der That, wie mir scheint, wenn man nicht eine Will- 
kiihrlichkeit der Natur im Schaffen von horizontalen und 
geneigten Schichten gestatten will, die Möglichkeit eines 
Einflusses älterer Massen auf die sich bildenden neuern, ver- 
möge einer Anziehung ihrer Oberfläche, nicht so garunwahr- 
scheinlich a ). Mit einer solchen Vorstellung ist es aber auch 
vereinbar, wie bei einem allgemein regelmäfsigen Streichen 
von Schichten dasselbe rasch aus einer Stunde in eine 
andere übersetzt, je nachdem nämlich die Oberfläche der 
Anlehnungsgebilde selbst aus einer Richtung in eine an- 
dere übergeht. So oft ich dergleichen Veränderungen im 


*) Eine weitere Interessante Bestätigung dieser Ansicht finden wir bei 
Niederwarta am linken Eikufer »wischen Meissen und Dresden. 
Es liegt nämlich in der Schlucht, in der ein Bach Von Ober- 
nach Niederwarta sieb hinzieht, der gewöhnliche Planer horizon- 
tal, aber ^ Stunde hinter dem Dorfe auf der rechten Seite des 
Baches, da wo ein Feldweg nach dem hohen Rande des Elbthales 
fuhrt, zeigten sich die deutlich geschichteten Bänke des Pläners 

• aufgerichtet. Das Vorkommen ist aber höchst unbedeutend und 
das 200 Schritte davon hochaufsteigende Niveau des grani tischen Elb-» 
ran d es (der Granit sehr grofskörnig, der Feldspath in ihm lebhaft 
roth, fast rotbbraun, wahrscheinlich von einer Einmengung von 
Eisenoxyd, der Glimmer dunkelschwarz, beide Gemengtheile von 
Hasel bis Wallnufsgröfse) beweist, dafs hier eine ähnliche Infhicn- 
cirung auf den Absatz des Pläners, wie hei Jüdendorf und Hun«> 
dorff, stattgefunden haben mag. Von einer auffallenden Zertrüm- 
merung der Schichten, die Naumann berichtet, ist gar nichts zu 
sehen, der Planer ist nur zerklüftet, und hier eben so leicht durch 
aufsere Einflüsse der Zerstörung unterworfen, wie bei Niederfäh- 
ra (Poggcndorf Annalen XIX, S. 438}, 

•) Wie sehr die Oberfläche des Unterliegenden auf die BÜdungswcisa 
des auf demselben sieh Nicderschlaganden cinwirkt, wird erst 
recht deutlich, wenn man vergleicht, wie an zwei einander so nah 
gelegenen Orten, nämlich zu Mariaschein oder gar zu Liesdorf am 
Fufsc und zu Juugferndorf auf dem Plateau des Erzgebirges die La* 
ge der Schichten verschieden ist. Dort war sie nämlich geneigt mit 
45° zu Mariasckein, mit 70° zu Liesdorf, hier ist sie vollkommen 
horizontal, und zwar in einem so unzerstörten Zustande, wie es 
nimmer mehr möglich ist» dafs ein solcher geblichen wäre, wäre 


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45 


Streichen der Grauwackenschichten im inneren Böhmen 
beobachtete, sah ich nie eine Spur von Spalten, Quet- f 
schung oder eines anderen gewaltsamen Ereignisses, wie 
doch solche Erscheinungen, wenn Hebungen, durch wel- 
che im Sinne der neueren*/ geognostischen Theorie die 
geneigte Schichtenlage erklärt wird, stattgefunden 'hätten* 
gar nicht fehlen könnten. Diese Theorie giebt überhaupt 
für Erscheinungen, wie die eben erwähnten, keine Er- 
klärung; sie kann sie aber auch nicht geben, weil die 
Natur der Spalten, die im Allgemeinen nur der Rich- 
tung gerader Linien folgen, auch nur über die Möglich- 
keit einer linearen Richtung der Gebirge und einer con- 
stanten Streichungslinie ihrer Schichten Aufschlüsse giebt; 
wodurch aber das so häufig in Gebirgen vorkommende, 
von der Hauptstreichungsrichtung ganz abweichende, ja 
mitunter auf derselben plötzlich senkrechte locale Strei- 
chen von Schichten veranlafst ist, wenn man nicht spä- 
tere Quersprünge willkührlich bis ins Unendliche anneh- 
men will, geht aus dem Wesen der Hauptspalte, durch 
welche das Gebirge gebildet seyn soll, durchaus nicht 
hervor. Doch bin ich sehr weit entfernt zu glauben, 
wenn wirklich eine Flächenanziehung älterer Gebilde 
6tattgefundcn hat, dafs durch dieselbe die oft wunderbar 
rasch wechselnden Streichungsrichtungen der Schichten 
sämmtlich erklärt werden können, noch weniger halte 
ich es für möglich, in jeder Localität den bestimmenden 
Anziehungspunkt nachzuweisen; am allerwenigsten aber 
bin ich geneigt, die Aufrichtung von Schichten ganz zu 
läugnen. Für die Möglichkeit der Annahme von Auf- 
richtungen besitzen wir unter anderen in den schon von 
Saussure in Valorsine beobachteten Thatsachen und in 


der Sandstein auch nur aus dem Niveau des Fufses des Erzgebir- 
ges bei Liesdorf bis auf die Höhe von Jungferndorf, also uni eine 
Niveaudifferenz von etwa 1000 Fufs senkrechter Höhe, hinauf jge- 
hobun worden. 


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i 


dem von einem so genauen Beobachter, wie Herr v De- 
chen, berichteten senkrechten und gar überhängenden 
Schichten Verhältnisse in den westphälischen Kohlengruben 
vollkommen überzeugende Beweise. i 

Das von den Prof. Naumann und Kühn erwähnte 
Auftreten des Pläners im Syenit über dem Hegereuter 
und der Königsmühle habe ich nicht linden können, ob- 
wohl ich cs längere Zeit suchte.. Um nachfolgenden Be- 
obachtern die Bestätigung oder Widerlegung von berich- 
teten Thatsachen zu erleichtern, . wäre es sehr zu wün- 
sehen, wenn die Localität derselben von den Vorgängern 
immer auf das genaueste bestimmt würde. r> ... 


c) Plauensche Mühle. 

• * * • • i 

Gleich beim Eingänge in den Plauenschen Gmnd 
liegt, der Plauenschen Mühle gegenüber, auf dem linken 
Weistritzufer ein Steinbruch, der im frischesten Syenit 
betrieben wird. Sein oberer Rand ist mit losem Gerölle 
bedeckt, aber ein Theil desselben ist zu einer mulden- 
förmigen, zehn Schritt breiten Vertiefung ausgeschweift, 
deren unterer Theil 5 Fufs hoch mit einem festen Con- 
glomerat ausgefüllt wird. Es verbindet nämlich krystalli- 
nisch körniger Kalkstein von einer bedeutenden Härte, 
die bis zu der des Quarzes an einigen Stellen steigt 
und folglich auf eine ansehnliche Beimengung von Kie- 
selerde hinweist, sowohl grofse, eckige Blöcke von dem 
unterliegenden Syenit, als auch faust und kopfgrofse ab- 
gerundete Fragmente desselben Gesteins. Man sieht auf 
das Deutlichste, wie die Kalkmasse die Contouren der 
eingeschlosscnen Bruchstücke umflossen und .sich in die 
engsten Zwischenräume zweier benachbarten hineingezo- 
gen hat. Wo der feste Syenit als Wand der Mulde 
anfängt, zeigt sich der Kalk nur als Eindringling in die 
zufälligen Spalten der Wände und uiuschlicfst dann 



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47 


rundliche Bruchstücke des Syenits. « Weiterhin im festen 
Syenite selbst ist keine Spur mehr desselben zu beobachten. 
Uebrigens erscheinen auch hier in dein Kalke äusserst häu- 
fig Versteinerungen und man kann, wie bei Töltschen, 
in kurzer Zeit eine Reihe der belehrendsten Handstücke 
schlagen. In dem obern Theile der Mulde deckt loses 
Gerölle das Conglomerat. — Das Vorkommen des Kal- 
kes als Bindemittel ist ein ganz natürliches, da nörd- 
lich sowohl wie südlich der Weistritz der Pläner über- 
all den Abfall in das Elbthal bedeckt; der beschränktere 
Raum zwischen den Sy enilfragmenten und in den Spal- 
ten scheint die Veranlassung zu der krystallinischen 
Structur des Kalkes gegeben zu haben (gerade also wie 
bei Zscheila), da wie bekannt der festanstehende Pläner 
sich fast nur von erdigem Bruche zeigt. 


d) T e p I i t z* ‘ 

Untersucht man die verschiedenen Localitäten, in de- 
nen der Pläner zwischen Meissen und Teplitz sich ab- 
gelagert findet, so ergiebt sich das Resultat, dafs er nur 
in Thälern oder am Fufse von Bergrücken- vorhanden 
ist. Nirgends sieht man ihn das hohe Gebirge selbst be- 
decken x ). Es findet sich von ihm keine Spur auf dem 
mächtigen Quadersandsteinplateau zwischen Tetschen, 
Schönwald, Pirna und Georgenthal, obgleich er sowohl 
in Dresden selbst, als nach dem übereinstimmenden Zeug- 
nisse von Reufs a ) und Zippe an den tiefern Punkten 


) Bie «ehr isolirtc Plänerablagerung bei Langhennersdorf öst- 
lich von Berggiefshübel ist zu unbedeutend, um von der allgemei- 
nen Regel eine Ausnahme zu machen. TJebrigcns beträgt die Dif- 
ferenz des Niveaus zwischen Berggielshübcl und dem Kamme bei 
Nollcndorf noch immer 1299,66 F., da die Höhe von Bcrggiefs- 
hübel über dem Meere von Berghaus zu 920,34 P. F., die von 
Nollcndorf aber zu 2220 F. gefunden wurde. 

?) Reufs Mineralog. G. v. B. I. 273, 275, 231, II, 10. 

3 .) Zippe Geb. v. B. S. 30. ’ ' 






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46 


seiner Ablagerung in Böhmen ganz allgemein den Qua- 
dersandstein zum Liegenden hat. — Man findet ihn da- 
gegen sehr verbreitet in dem Thale der Elbe zwischen 
Priesnitz und Pirna, in der Niederung des untern Eger- 
laufes bei Jungfcrnteinitz, Patek, Zaborzesk, Budin, 
Doxan bis Marientheresienstadt; er steigt im Thale der 
Elbe nach RaudnitZ und Melnik, und in dem der Iser 
bis Bcnatek hinauf; man findet ihn ferner geschützt 
durch den südlichen Abhang des Mittelgebirges, in der 
Ebene am Fufse desselben z. B. zu Jentsch bei Treb- 
nitz, zu Leitmeritz, nicht minder am südlichen Fufse 
des Erzgebirges bei Osseg und Mariaschein, zu Turn 
und Nieder Schönau an der Sohle des Schlofsberges bei 
Teplitz, zu Settenz und Hundorff am Fufse des Wach- 
holdergebirges, und im Thale des Riesenbades bei Janig* 
Auch im Thale des Trebnitzbaches (Mittelgebirge) wer- 
den drei kleine, ganz isolirte Plünerablagerungen bei 
Tepley, Lippay und Kotzau beobachtet; ganz ähnliche 
sieht man in den Thaleinschnitten zwischen der Lipp- 
nay Höhe (südlich von Teplitz) und dem Wachholder- 
gebirge, am Östlichen Fufse der Lippnay bei Prassetitz, 
im Thale von Krzemusch und endlich noch einmal am 
nördlichen Fufse der Lippnay zwischen ihr und der 
Schlakcnburg. — Ist man durch eine solche Reibe von 
Erfahrungen nun gezwungen, anzunehmen, dafs bei der 
grofsen Zerstörungsfähigkeit des Pläners, besonders gün- 
stige Localitäten, wie etwa die eben genannten, erforder- 
lich waren, um ihn vor der Vernichtung zu bewahren, 
so darf man auch vermuthen, dafs er von dem hohen 
Sandsteinplateau, wo er mehr als irgendwo allen zer- 
störenden Agentien ausgesetzt war, ohne die mindeste 
Spur seines frühem Daseyns zurückzuiassen, gänzlich 
verschwunden ist *). Eine 

') Zobel und vo n Carnall beobachteten ebenfalls im Glätzischcn, dafs 
der Plänerkalk nicht mehr die höchsten Lagerstätten des Sand- 


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49 


% 


Eine solche Folgerung darf in der Geognosic nicht 
auffalien. Ich machte schon früher darauf aufmerksam 
(S. 24), wie die unzähligen, in der norddeutschen Ebene 
zerstreuten Feuersteine zu der Annahme z\tingen, dafs 
in derselben einst mächtige Kreidebildungen vorhanden 
waren, deren wenige Ruinen wir noch in Rügen, Pom- 
mern und den Dänischen Inseln vorfinden. Einer ähnli- 
chen Vernichtung unterlag auch der Grobkalk, dessen 
fragmentarisches Vorkommen in Niedersachsen die Zer- 
störung. einst anstehender Massen voraussetzt* Die ge- 
ringe Mächtigkeit übrigens des Pläners in Sachsen und 
in Böhmen überhebt mich eines Einwurfes, welcher der- 
jenigen geognostischen Ansicht mit Recht gemacht wer- 
den kann, die sammtliche Sandsteingebirge aus früher 
vorhandenen Graniten u. s. w. entstehen läfst und doch 
nicht im mindesten nachzuweisen im Stande ist, wo dann 
die ausserordentlichen Residua der nirgends in der nothwen- 
digen Mächtigkeit aufzufindenden Thonerde, des Kalis, der 
Magnesia, der wesentlichsten Bestandteile also des Ur- 
gebirges geblieben sind. Die Teplitzer Ebene zeigt nun 
an . vielen Punkten ein interessantes Vorkommen des 
Hornsteins, theils als Ausfüllungsmasse von Gangspalten 
im Porphyr, theils als Verkittung von Bruchstücken des- 
selben Gesteins. In beiden Fällen führt derselbe viele für 
die Kreide charakteristische Versteinerungen. Ich werde 
mich nun in dem Folgenden bemühen nachzuweisen, 
wie diefs Auftreten des Hornsteins in einem notwendi- 
gen Zusammenhänge mit dem Vorkommen des Pläner- 
kalkes und der isolirten Quarzsandsteinblöcke steht, die 
man beide stets da den Porphyr deckend findet, wo 

Steins erreicht; noch weit mehr war diefs nach ihrer Erfahrung 
mit dem Plänermcrgel der Fall, der sich nur noch in den Thä- 
lera der Grafschaft vorfindet. Beide Beobachter sprechen sich 
ebenfalls dahin aus, dafs das Vorherrschen des Sandsteins oder des 
Kalkes durch besondere Localitätsverhältnisse hervorgebrachte Er- 
scheinungen sind (Karsten Archiv IV, 163 u< 65»). 

4 


/ 


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50 


der Hornstein häufig ist. Vorher aber erlaube ich mir 
noch einige Notizen über die gcögnoslischcn Verhält- 
nisse von Tcplitz zu geben, da, obwohl jährlich Tau- 
sende von Fremden den berühmten Badeort besuchen, 
jene doch immer noch nicht genau genug bekannt sind» 
und die Monographien von Reufs, >Venn auch für ihre 
Zeit recht schätzbar, nicht für alle Punkte das nöthige De- 
tail geben und mehr als eine Zusammenstellung einzeln auf- 
gefafster Beobachtungen gelten können, deren Zusammen- 
hang zu verfolgen nicht in dem Geiste der Gcognosie jener 
Zeit lag» in welcherReüfs seine gröfseren Werke verfafste. 

Die unmittelbare Umgegend von Teplitz, wie der 
Grund, auf dem die Stadt erbaut ist* besteht aus röthem 
Porphyr. Gegen Westen von der Stadt erstreckt sich 
derselbe bis zu der Niederung des Baches, der, von Klo- 
stergrab herabkommend, die Dörfer Janig und Loosch 
berührt; er bildet hier ein kleines Plateau, über das die 
Strafse nach Dux geführt ist, Und das nördlich mit stei- 
lem Ufer gegen den Saubach abfällt, südlich aber von 
den phonolithischen und basaltischen Massen des Wach- 
holdcrgcbirges begränzt wird. Den östlichen Fufs des 
höchsten Hügels auf dem Plateau, des Kopfhübels, unmittel- 
bar bei Teplitz, bedeckt eine kleine Piäncrkalkablagcrung, 
die nicht mehr benutzt wird. Eine zweite, weit ausge- 
dehntere, aber von der ersten sichtbar getrennte, liegt 
am Fufse des Galgcnbusches (so wird der Nordabfall 
des Wachholdergebirges genannt), südlich von Settenz. 
Auf den Kalk derselben findet ein sehr lebhafter Be- 
trieb statt. Eine dritte und zwar die bedeutendste Ab- 
lagerung sehen wir zwischen Hundorf und Loosch, wo 
dieselbe den ganzen westlichen Abhang des kleinen Pla- 
teaus bedeckt. Die Mächtigkeit des Pläners ist nicht 
bekannt, da keiner der vielen und bei Ilundorf bis 36 
Fufs tiefen Brüche das Liegende erreicht hat. Eben so 
wenig läfst sich ein Zusammenhang der beiden einander 


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51 


so nahen Ablagerungen von Settenz und Hundorf an 
der Oberfläche bestimmt nachweisen *). — Ein Brunnen, 
den man wenige 100 Schritte von dem westlichen An- 
stehen des PJäners bei den Ziegelhiitten von Settenz ab- 
teufte, fand denselben erst in einer Tiefe von 14 Ellen 
vor .und wurde dann noch 7 Ellen im Frühjahre 1832 
im festen Gestein weiter getrieben. Es scheint daher, 
als wenn das Plateau zwischen beiden Orten eine mit 
Pläner ausgefüllte Vertiefung bildet, die aber so hoch 
mit Abraum, Humus u, s. w. bedeckt ist, dafs man von 
derselben an der Oberfläche nichts bemerkt. An der 
Neigung des Plateaus nach Westen sieht man die-Schich- 
tungsflächen der Plänerbänke parallel dem Abfalle des- 
selben; bei Settenz haben diese kein constautes Fallen, 
wechseln aber mehrfach mit blauem Letten und sol- 
len auch auf demselben ruhen. Man erzählte mir we- 

* * ■ 4 

nigstens, dafs Versuche unter dem tiefsten Flötze, so 
weit man in den Letten eingedrungen war, keine Spur 
mehr vom Kalksteine ergeben hätten. 

Das nördliche Ufer des Saubaches ist weit niedri- 
ger, als das südliche; es steigt ganz allmählig zu einem 
zweiten, kleinen Plateau, dem Kühbusche auf, das zwi- 
schen Tischau, Zuckmantel, Weifskirchlitz und Klein- 
Aujezd von einer bedeutenden Braunkohlenablagerung 
bedeckt ist, deren Mächtigkeit man eben so wenig kennt ? 
da auch hier kein einziger der unzähligen Schächte (sie 
sind höchstens, wie zunächst Zuckmantel, 50 Ellen ti.eO 
das Liegende der Braunkohlen erreicht hat. Man weifs 
deshalb nicht, ob diese zunächst auf dem , Porphyr 
gelagert sind oder den Pläner zum Liegenden haben. 
Denn obwohl man mit dem tiefen Theresienstollen, des- 

» t , 


*) Die Behauptung unter andern von Zippe (Sommer Böhmen 1, 
S. 124), dafs beide im Zusammenhänge stehen, ist deshalb nicht 
genau. ♦ . . 




I 


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52 


v 


scn Mundloch hart amFufsc des Erzgebirges zwischen KIo- 
slergrab und Wernsdorf angesetzt und durch den der 
Aerarialbau auf Silber früher bei Klostcrgrab betrieben 
wurde, in seiner 700 Wiener Klafter langen Erstreckung 
erst Thon, dann bei 150 Klafter ein Braunkohlenlagcr, 
dann Sandstein und endlich Gneufs überfuhr, somit also 
eine unmittelbare Unterlagcrung des Sandsteins unter 
den Braunkohlen erkannte, so scheint doch diefs Lagc- 
rungsverhältnifs nicht das allgemeinere zu seyn. Ich 
fand nämlich bei dem Uebcrschrciten der Gränze des 
Braunkohlenterrains nach Doppcrleburg, Eichwald, Wis- 
tritz , Probstau nirgends eine Spur vom Pläner oder 
Sandstein, w ohl aber überall Porphyrfragmente in Menge. 
Ein solcher Mangel jener Gesteine scheint nun aller- 
dings nicht für eine allgemeine Ausdehnung des Sand- 
steins als Liegendes der Braunkohle zu sprechen; es 
ist vielmehr weit wahrscheinlicher, dafs die N.O. Flanke 
der Braunkohlcnablagerung unmittelbar auf dem Porphyr 
ruht, der ganz in der Nähe im Mühlbergc bei Eichwald, 
bei Doppcrleburg, bei Bihanken den südlichen Fufs des 
Erzgebirges bildet und sich ohne Unterbrechung durch 
den Claryschcn Thiergarten über den Schweifsjäger hin- 
weg bis auf die Höhe von Zinnwald verfolgen läfst, 
südlich aber ohne Zweifel auch im unmittelbaren Zusam- 
menhänge mit dem Porphyr von Settenz und Hundorf 
steht. Man findet ihn nämlich noch an dem nördlichen 
Rande des Saubaches vor dem Waldthore bei Te plitz 
und am nordöstlichen Fufse des Kühbusches bei der 
Weifskirchlitzcr Brettmühle in einer niedrigen Kuppe, 
dem Louisenfelsen, neuerlichst erst so zu Ehren der Prin- 
zessin Louise von Preufsen, verwittweten Fürstin 
RadziwiH, genannt, anstehen. Unzählige, eckige Por- 
phyrbruchstücke, welche die Einwohner, um cultivirbaren 
Boden zu erlangen, zu 10 Fufs hohen und 20 — 30 
Fufs breiten Mauern zusammengehäuft haben, sieht man 


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liier überall in der niedrigen, wiescnrcicbcn Ebene zwi- 
schen dem Kühbuschc und dem Erzgebirge, zwischen 
Wistritz und Probslau, zunächst Tischau und Dopperlc- 
bürg. Unter denselben aber findet sich kein Bruchstück 
eines anderen Gesteins, obwohl der Gneufs schon in der 
.Nähe, bei Klostergrab und Graupen, ansteht. Mau ist 
deshalb gezwungen, die Idee einer Zusammenschwemmuug 
der Fragmente aufzugeben und die Möglichkeit einer lo-j 
ealen Zerstörung mächtiger Porphyrmassen, an eben dem 
Orte, wo sich noch die Beste derselben vorfindeu, gerade- 
zu zu gestatten * *). . * ' 




i ) 


« » h , % % 

1) Die Hornsteinadern von Janig. 


» > 


Geht; man von Settenz auf dem Porphyrplatcau 
in nordwestlicher Richtung fort, so findet sich zunächst 
dem Saubache, und zwar auf dessen rechtem Ufer, der, 
Stcinmühle gegenüber, ein krystallinischcr, gelblich grauer 
Sandstein j anstehend. Seine Masse besteht nichts aus 
einem körnigen Aggregate von Quarzpartikeln, sondern 
ist eine homogene, dichte Quarzmasse, unzweifelhaft von 
chemischem Upsprunge, ans der sich nur hin und; wieder 
lichtere und durchsichtigere Körner von gleicher Masse 
aussebeiden. In diesem Zustande nähert sie sich, auffal-i 


. J i'. : , * ' ' • i; .»«‘fl 

*) Recht interessant ist das Vorkommen des Rasalts mitten im Por- 
phyr auf dem Wege von TcpHtz nach dcrSchlackeribtirg, obwohl 
man für die Kenntnifs der gegenseitigen Lagerungsverhältuissc hei-, 
der Gesteine bei den früheren Stcinbruchsarbeiten (sie sind jetzt 
eingestellt) nichts bestimmtes ermittelte. Ein zweites Vörkhmmen des 
Basalts, gewils auch mitten im Porphyr, der kaum 500 Schritte* 
davon ansteht, findet sich vor dem westlichen Thore des Parks 
von Dopperl ehurg ein drittes gangförmiges Vorkommen eines 
. .& — 6 Zoll mächtigen t Basalts [ & jn> .«ehr aufgelöstem Zustande 
(«loch ist noch der Olivin. in demselben zu erkennen) wurde mit 
dem Kreutfcstolien au Niklasberg -überfahren. Der BiWalt durchsetzt 
hier gangförmig die übrigen, Glascrz, silberhaltigen Bleiglanz und 
Arscnikkics führenden Gange, streicht mit h. 1 und fallt mit 
52° (Stolz), Auch bei Teilnitz findet sich ein Vorkommen dos 
Basalts mitten im Porphyr. ... 

^ • « • « « « . * »4 | » 


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54 


r • * f 

Icnd dem Gesteine der Quarzblöcke vom Schlofsberge. 
Wo sie ansieht, ragt sie nur wenig, obgleich ziemlich 
ausgedehnt, über dem Boden hervor, ist durch senkrechte 
Sprünge in prismatische Absonderungen zerklüftet und 
erinnert dann mit ihrer pflasterartigen Oberfläche an das 
Bild,* das Pictet von dem quadrirten Wege zu Nort- 
wich in Cheshire giebt, das wir aber weit eleganter, wie 
hier am Säübache, in dein durch die zierliche und 
regelmäfsig prismatische Zerklüftung des Bäsalts gebildet 
ten netzartigen -Pflaster am Schleichberge zu Hostomitz 
an der Bila (südwestlich von Tcplitz) wiederholt fin- 
den. — Der Quadersandstein zieht sich bis an den Bach 
hinan und. bildet sichtbar die obere Decke des Porphyrs, 
er zeigt sich in einem der gröfseren, hiesigen Brüche bis 

auf 4 "bis'^ Fufs von 1 dcr ,; SühIe hinauf ohne Schich- 

• . # • * 

tungskliifte; ^darüber liegt einen Fufs mächtig ein horizon- 
tal schiefrige# Gestein von lichtgrauer Farbe, mit schim- 
merndem Bruche und kleinen, 1 aber deutlichen Kohleu- 
spuren *), durchaus dem grauen Pläner ähnlich; doch 
zeigt eine Prüfung auf Kalk mittelst Chlorwasserstoff- 
säure keine Reaction. ‘•'Versteinerungen habe ich m die-' 
sein 'Bruche Weder in der unteren, hoch in ; der obereil 
Lage gefunden, Und in der That ist man in Verlegen- 
heit >wegetr der -aufserordentHchen Aehnlichkcit * des Ge- 
steins mit den tertiären Quarzsandsteinen von Muffen- 
dorf bei Jfeonn und von Carlsbad,. ob ", man dasselbe 
überhaupt nicht zu den Süfswasserbildungen rechnen 
solle, .um so mehr, als diese gleich über dem.- Bache in 
der weit verbreiteten und mächtigen, vorhin bereits er- 
wähnten Braunkohlenablagerung von Klein Aujezd t und 
Tischau auftreten, wenn nicht, wie ich ebenfalls bereits 
anfühite, lose, bei Settenz mit den charakteristischen 




*) Eine Substance charboncusc fand auch de Donna rd in der Ar- 
kose Burgunds (Anu. d. M. X, 231). ' 


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Versteinerungen der Kreide gefundene Stücke, deren 
Masse vollkommen mit ' der liier anstehenden überein- 
stimmt, und dann auch der Zusammenhang dieses Quarz- 
sandsteins über Janig und Kosten hiuaus mit den der 
Quadersandsteinformation stets ohne Widerspruch zuge- 
rechneten, längs dem südlichen Fufse des Erzgebirges 
sich hinziehenden Sandsteinen von Osseg, Ober Leiteus- 
dorf und Görkau dahin führte, die Bildungen am 
Saubache gleichfalls der Grünsandformation beizurech- 
nen. Nahe bei dem eben erwähnten liegt ein zweiter 
Bruch auf • dasselbe aber * weit grobkörnigere Gestein, 
das Feldspalhpartikeln und einzelne Krystallc « des Feld- 
spaths in Menge enthält und dadurch in der That 
manchen grobkörnigen Graniten ungemein ähnlich wird 1 ). 
Eine solche Erscheinung kann indefs bei einer nur 
etwas genauen Betrachtung nicht im mindesten täu- 
schen, besonders wenn man sieht, wie der Porphyr selbst 
im frischesten Zustande, ohne die mindeste Spur einer 
Zersetzung zu zeigen, manchen Graniten ähnlich, völlig 
zu zerfallen im Stande ist. Solches Zerfallen beobachtet 
man namentlich an der' mittleren der drei Porphyrkuppen, 
die sich von dem Schpnauer nach dem Schlofsberge hin- 
ziehen. Das Gestein ist hier nämlich völlig frisch, und 
doch,' ohne dafs man einen Grund des Zerfaliens 
nachzuweisen vermag, sieht man grofse Massen eines 
vollkommenen, porphyritischen Sandes am Fufse der 
Höhe aufgehäuft liegen; es finden sich mitunter in die- 
sem letzteren vollständige Feldspathzwillinge, nach dem 
Gesetze derer, die man so häufig in den Graniten von 
Carlsbad, Marienbad, Schönberg (nördlich) und bei Ho- 
henberg im Bayreutbischen (östlich von Eger) beobach- 
tet. Selbst der anstehende Porphyr ist in einem so lo- 
sen Zustande, dafs der mindeste Ilammerscblag grofse 

Solche vereinzelte Feldspalhpartikeln und Krystallc fand ebenfalls 

<le Bonnard in den Sandsteinen der Arkosc (A. d. M. X, 230;. 


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V 


Massen Geröllc von ihm ablöst. Beobachtet man aber 
ein ähnliches Zerfallen auch auf der westlichen Seite 
von Teplitz und zwar in der Nähe der Stadt bei Set- 
tenz, wo mächtige Bänke von Porphyrgrus übereinander 
liegen und zum Strafsenbau verfahren werden, so darf 
man allerdings zuversichtlich behaupten, dafs die sämmt- 
lichen Einschlüsse von Porphyr oder Feldspathmasse im 
Sandsteine wirklich ältere Bildungen sind, die von der 
jüngeren, chemisch niedergeschlagenen des Quarzsandsteins 
eingeschlossen wurden. Die ganze Erscheinung hier bei 
Janig scheint vollkommen der Art upd Weise ähnlich 
zu seyn, wie die Arkose nach de Bonnards Schilde- 
rung im Morvan auftritt, nur dafs die Verhältnisse in 
Frankreich weit grofsartiger entwickelt sind, dafs ferner, statt 
des Porphyrs wie bei Teplitz, in der Arkose sich die 
Bruchstücke des unterliegenden Granits als Einschlüsse 
vorfinden, und dafs endlich auch der Arkoscnsandstein, 
der sonst ganz die Natur nach de Bonnards Schilde- 
rung des hiesigen besitzt, sich einer älteren, wahrschein- 
lich einer Juraformation anschliefst Viele Verhältnisse 
der Arkose stimmen vollkommen mit dem Janiger Vor- 
kommen, und ich werde deshalb Gelegenheit haben, noch 
.mehrere Male auf die Darstellung de Bonnards zum 
Vergleiche mit den hiesigen Erscheinungen zu verweisen. 

lu der weiteren Erstreckung des Plateaus nach 
Westen findet man nur anstehenden Eurytporphyr, der 
auch noch den östlichen Rand des Janigertciches bildet. 
Doch ist schon der letzte Hügel an dem Teiche selbst 
so bedeckt mit Bruchstücken des Porphyrs, die durch 
Hornstein verkittet sind, dafs man selten eins der 
Stücke aufheben kann, ohne auf diese Congiomerirung 
zu stofsen; mit Grund darf man also den Ursprung der 
Fragmente ganz in der Nähe vermulhpn. Diefs ist wirk- 
lich der Fall. An dem südöstlichen Rande des Teiches 
nämlich sind die Lagcrungsvcrhäitnisse der Hornsleinc und 


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57 


t 


I 


% 


Quarze auf eine so klare Weise entwickelt, wie an kei- 
nem anderen Punkte der Teplitzer Gegend. . Ich werde 
deshalb diese Localität genauer beschreiben, um so mehr, 
als die früheren ßcobachter von ihr kein ganz richtiges 
Bild gegeben haben. 

Verfolgt man nämlich von der Duxer Chaussee in 
der Höhe von Hundorf den kleinen Fahrweg, der rechts 
ab nach Janig führt und auch auf der Charte des K. K. 
Geueralquartiermeisterstabes von der Umgegend von Te- 
plilz 1 ) verzeichnet ist, so findet sich bald hinter einem 
grofsen, isolirt stehenden Eichbaume, und zwar zwischen 
dem Wege und der Duxer Chaussee, ein kleiner Stein- 
bruch, der das Material zum Wegebau liefert und in 
dem ein ganz ähnliches Gestein, wie an dem Saubache, 
ansteht. Auch hier enthält dasselbe so viel Feldspath, 
dafs man ,in Versuchung kommt zu glauben, man scy 
bereits im Liegenden des Sandsteins. Eckige und runde 
deutliche Porphyrstücke indefs, die ganz auf ähnliche 
W 7 eise wie die Syenitfragmente in dem kieseligen Kalke 
des Plauenschen Grundes, hier aber in der Quarzmasse 
des Bruches sich vorfinden und dann auch in aufser- 
ordentlicher Menge, thcils durch Hornstein, theils durch 
Quarz verkittet, umherliegen, führen zu der ; richtigen 
Ansicht 2 ). Etwas weiterhin ist ein zweiter Bruch auf 
dasselbe Gestein vorhanden.. Auch er enthält in seinem 
unteren Theile viel verwitterten Feldspath, derPorcellanerde 


*) Diese 1832 erschienene Charte ist die richtigste, die man von dem 
Teplitzer Thale besitzt. Auf keiner der früher erschienenen, unter 
andern selbst nicht auf der Key mann sehen, ist z. B. die Krüm- 
mung des Laufs der Bila zwischen Bätsch und Wclbina so gut 
dargestellt. Ein recht brauchbares und richtiges Blatt, das noch 
ein gröfscrcs Terrain, wie die Charte des Gencralqnarticrmeister- 
stabes umfafst, ist die des vertorbenen Canonicus Kreybich. Sic 
erschien 1834 bet Mcdau zu Lcitmcritz unter dem Titel: Umge- 
bungen der Badestadt Teplitz. 

2 ) Ein mit dem hiesigen vollkommen ähnliches Vorkommen beschreibt 
Freies! eben bei GrüUcnburg (Bcrgra. J. von 17Ü2, B. 11, 123—125). 


/ 


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ganz ähnlich. Ucber 'diesem Liegenden findet sich einen 
Fufs mächtig ein kieseliges, schiefriges, lichtgraues Ge- 
stein von erdigem Bruche und mit Blätterabdrücken von 
Dicotyledonen, welche det* Familie der Salicinecn anzu_ 
gehören scheinen *)j es gleicht in der Farbe manchem 
Plänerkalke, doch wird es durch Chlorwasserstoffsäure 
ebenfalls nicht im mindesten angegriffen. Ueber der zweiten 
Schicht sieht man wiederum dasselbe Quarzgestein, wie im 
Liegenden \ es ist drei Fufs mächtig und * enthält auch 
hier, namentlich in seinem oberen Theile, eine grofse An- 
zahl von faustgrofsen Porphyrbruchstücken : cingeschlos- 
sen. Die Schichtungsebene der drei Lagen geht parallel 

* * j * 

dem Abfalle des Plateaus, gerade wie in den Kalkbrü- 
chen zwischen Hundorf und Looscb; sie fällt folglich 
nach Südwest * 2 ), Noch tiefer abwärts am Wege befin- 
det sich» ein Wasserttimpel, an dessen südlichem Rande 
ein dritter, kleiner Bruch ehemals betrieben worden ist; 
anch er zeigt eine Schichtungsebenc mit gleichem Fallen 
und Streichen, wie die ebenerwähnte. Es geht aus die* 
ser letzteren Beobachtung, die mit den Angaben Hum- 
boldts und Freieslebens in ihren bereits vor 43 Jah- 
ren bekannt gemachten Bemerkungen auf einer Reise 
durch den Lcitmeritzer Kreis 3 ) übereinstimmt, hervor, 
dafs der Absatz des Quarzsandsteins durch die Configu- 
ration des Bodens scheint iuflucncirt worden zu seyn. 
Wäre diefs nämlich nicht der Fall, und hätte die 
Schwere allein gewirkt, so müfste die Kreide, die, wie 
alle Umstände zu bew eisen scheinen, erst nach der Bildung 
des Janiger Thaies abgelagert ist, die Vertiefung dessel- 
ben in Schichten ausfüllen, deren Trcnnungsilächen 


*) <lc Bonnard A. cl» M. X. S. 230. 

'*) Solche Wechsel von Bänken verschiedener Zusammensetzung er- 
wähnt auch de Bonnard (a. a. (). 207). 

3 ) Beigmänuisches Journal von 1702. lstcr Bd. S. 215 — 210. 


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59 


» * . * 

lägen. Diefs ist aber hier 

Fall x ). 

Rechts von dem Tümpel, zwischen dem Janiger 
Wege und dem Saubache, erhebt sich mitten aus dem 
Acker eine isolirte, in mächtige Pfeiler zerklüftete, 
senkrechte Felsmasse von 40 Fufs Länge, 20 Fufs Breite 
und 8 bis 10 Fufs Höhe; auch sie besteht aus dem 

4 * * • • 

Quarzgesteine, und zeigt an einigen Stellen ihrer senk- 
rechten Wände Bekleidungen : von Schwerspath (im 
Sandsteine der Arkose findet er sich * ebenfalls 'häufig 
nach : de Bonnard), der sowohl in den Quarzen wie in 
den Porphyren dieser Gegend häufig genug angetroffen 

wird 2 ) und hier namentlich die Oberflächen der Wände 

— » ' . » ’ 

*) Ein Lagerungsverhaltnifs, bewirkt durch den durchgreifenden Ein- 
flufs der Schwere, fuhrt Raumer an (Geognostischc Fragmente 
. von Raumer und Engelhardt S. 79). Die Kreide liegt näm- 
lich horizontal auf den «teil geneigten Schiefern in Belgien. 

Diefs ist besonders im Porphyr des Kopfhübels tmd zwar an dem 
südlichen Abfalle desselben der Fall, wo man bchufr der Anlage 
der Du^er Chaussee weggebrochen hat. Man sieht an der rech- 
ten Seite der letzteren eine Porphyrwand mit sehr vielem Sehwer- 
spathe; ganz dasselbe findet an dem Abhange des Schönauer Ber- 
ges nach Ober-Schönau statt, wo man im Jahre 1833 hei dem 
Sprengen des Porphyrs, um Raum für den Grund eines Hauseszu 
gewinnen, auf eine mit Letten erfüllte Kluft von 1 Fufs Breite 
und 5 Ellen Länge stiels, in der sich Krystallc von J Zoll Dicke 
und der Grofsc eines Quadratzolls vorfanden. Die Krystalle wa- 
ren wein und wachsgelb und höchst einfacher Form (die gescho- 
bene vierseitige Ta/el mit der Abstumpfung der stumpfen und 
schärferen Ecken). Auch In den Quarzsandsteinhlöcken zwischen 
Ober Schönau und dem Schlofsberge finden sich Drusen sehr zier», 
lieber Schwerspathkrystalle. Ihren Ursprung hier zu erklären, 
halte ich für schwierig ; sie nämlich als Product vulcanischcf* 
Sublimation mit Naumann anzusehen, ist gewagt, weil bis jetzt 
kein einziger, genauer Beobachter vulcanischer Thätigkeit den 
Schwerspath als ein Sublimat unter den Producten derselben ge- 
nannt hat; eben so wenig spricht'die nahe Verwandtschaft des 
Baryts mit den übrigen Alcalien, die im Allgemeinen von den 
Gcognosten bis jetzt noch nicht für pyrische Producte gehalten 
werden, oder die Anwesenheit des Schwerspaths mit dem ihm so 
nahcstchcitdcn schwefelsauren Strontian in unbezweifclt ncptuni- 
schen Bildungen, z. B. in den Mergeln von Bologna und Aarau, 
den Spatheisenstcinlagern Knrnthcns, für die Richtigkeit der von 
Na umann aufgcstelltcn Vcrmulhung. Das Vorkommen des 
Schwerspaths ist auch in den Drusenräumen schlesischer Poi- 


nirgends der 


horizontal 


60 


auf mehrere Quadratfufs Ausdehnung bedeckt. Noch tie- 
fer am Abhange des Plateaus, von der Ruine einer Jä- 
genvarte an, bildet Eurytporphyr den Boden, dessen 
Oberfläche mit zahllosen Sprüngen durchzogen ist, die 
sich ihrerseits, vielfach durchkrculzcn und selbst wie- 
der von Hornstein ausgefüllt werden. Es entsteht 
dadurch ein graues Netz auf dem rothen Porphyrgrunde, 
das für den Augenblick befremdet. Die Adern haben 
J bis 2 Zoll Breite; ihre t . Tiefe beträgt durchschnittlich 
nur wenige Zoll, da sic auf das sichtlichste, wo man sie 
untersucht, nach unten zu aufhören« Eine solche Er- 
fahrung, die Beobachtung, dafs sich der Hornstein aus 
den gröfseren Aesten in die feinsten Seitensprüngc des 
Porphyrs hineinzieht, nie dagegen der letztere ein ähnli- 
ches Verhältnis gegen den Hornstein darbietet, vielmehr 
sich häufig in demselben in Fragmenten yorfindet, die 
aus der umgebenden Masse hcrausgeschält werden kön- 
nen, alles diefs beweist, dafs wir es hier mit keinen Ana- 
storaosen im Sinne der Naumann sehen Theorie zu thun 
haben, sondern dafs vielmehr die Erscheinung nur eine 
Oberflächcnbildung jst, indem der Hornstein als eine 
flüssige, später sich nicderschlagende Masse in die offe- 
nen Spalten des Porphyrs eindrang und sie ausfüllte. 

Noch tiefer nach dem Fufse des Abfalls werden 
die Ausfüllungsmasscn breiter, dehnen sich über die 
Ränder der Spalten hinweg, steigen bis zu einer Dicke 
von 4 bis 5 Zoll und schliefsen auch dann Fragmente 
des Nebengesteins ein. Diese einzelnen Decken werden 
aber durch Zunahme im Glanze und körnigere Textur 
dem Quarzgesteiuc allmäklig ähnlicher, bis sie eudlich 


pbyre bemerkt worden, z, B, von Leopold von Buch im Plolz- 
g runde hei Schmicdsdorf (in der Kühe von Fricdland} Beobach- 
tungr.n ges. auf H eisen I, 60 )} in Porpbyrniandelo der sogeoann- 
ten Hölle bei Hoseiiau au der Katzhach wird es von IVaumer 
erwähnt (Gebirge lüodcracblesiens, S. 115). 


'S 


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6t 




noch tiefer am Abhänge sich zu einer einzigen zusam- 
menhängenden verbinden, die nun völlig aus reinem 
Quarze besteht und sowohl rechts mit einer unmittelbar 
am Südrande des Janigef Teiches 8 Fufs hoch anste- 
henden Masse ganz desselben Gesteins, wie mit einer 
zweiten auf der linken Seite des Weges vollkommen zu- 
sammenhängt; sie nimmt auf der letzteren Seite nach der 
Chaussee hin so rasch an Stärke zu, dafs sie, nur 10 Schritte 
von dem im Fahrwege anstehenden Porphyr, in dem unmit- 
telbar dabei liegenden Bruche 15 Fufs mächtig gefunden 
wird. Das Plateau fällt nämlich hier auch nach , der Süd- 
seite ab; in dem Bruche hat man noch nicht die Sohle 
des Gesteins erreicht. Wenige Schritt davon findet sich 
der Quarz in 3 Schritt Entfernung von dem freiliegen- 
den Porphyr bereits 2 Fufs mächtig. Versteinerungen 
oder Schichtung habe ich bei diesem Quarzgesteine nicht 
bemerkt, wohl aber sieht man an den Flächen der ge- 
brochenen Steine viele wein und wachsgclbc Schwer- 
spathdrusen (Humboldt und Freiesieben nennenden 
Schwerspalh irrthümlich Kalkspath, obgleich sie bereits 
vollkommen richtig die Krystallisation, die nur die des 
letzteren ist, bestimmen). Das Gestein im Bruche ist sehr 

t 

hart, ein homogener, dichter Quarz, nicht körnig, wie et- 
wa viele Sandsteine, sehr scharfkantig und von gelblicher 
Farbe ( Gres jaunatre , deBonnard A. d. M. X, S. 230). 
Die in der Teplitzer Ebene und namentlich im Eich- 
busche westlich von Settenz sich in Menge vorfindenden, 
isolirten Quarzblöcke sind daher ohne Zweifel zum 
Theil nur die Reste solcher zerstörten Quarzbildungen *). 


*) Bei Erwähnung der Zscheilaer Quarzblöcke (S. 24) hatte ich dage- 
gen durch mehrere Beispiele «lie Verinuthung zu begründen ge- 
sucht, dafs diese und ähnliche isolirt Vorgefundenen Quartmassen 
nur die festeren und deshalb unzerstört gebliebenen Bcsidua von 
Sandsteinen geringerer Cohärenz scyn mögen. Diese Ansicht 
wurde auch von Keufs speciell für die in der Teplitzer Ebene 
Vorkommen den Quarzblöckc geltend gemacht, indem er nach wies, 


s 


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62 


t 


Jenseits der zusammenhängenden Quarzdecke am 
Fufse des Plateauabfalles steht noch einmal Porphyr mit 
sehr regelmäfsigen, kugelförmigen Ausscheidungen an, 
eine Erscheinung* die auch Naumann als etwas für die 
Teplitzer Umgegend eigenlhümiiches erkannte. Man sieht 
nämlich kugelförmige Massen eines sehr festen Porphyrs 
durch Streifen eines minder festen umzogen; die Streifen 
laufen parallel den Contouren jener Kerne* bis sie sich 
selbst gegenseitig Gränzen setzen. Eines der interessan- 
testen Vorkommen der Art war im September 1834 in 
dem Porphyrbruche an dem Judenberge östlich von Te- 
plitz zu sehen. Fig. 4 giebt davon eine durchaus treue 
Ansicht. Ist der Kern aus seiner Hülle bereits herausge- 
schält, so sieht man diese letztere noch als eine wannen- 
förmige Vertiefung in der Wand des Steinbruchs. Viel- 
leicht hat : diese Structureigenthümlichkeit des . Porphyrs, 


dafs dergleichen festere Concentrationcn in den Quadersandsteinen 
ain südliehen Fufse des Erzgebirges, z. B. bei Osseg, Kosten, Ju- 
dendorf und Rosenthal wirklich vorhanden sind (Beschreibung von 
icplitz S. 42). Berücksichtigt man aber, dafs die' so eben 
genannten Ablagerungen schon zu den ältesten Bildungen der Quadcr- 
sandsteinformation gehören,, weil man *ic unmittelbar den Gncufs 
und Porphyr deckend findet, dafs ebenso Naumann bei Liesdorf 
den Qiladersandstein zunächst über dem Gncufs von so fester, 
quarziger Natur vorfand, dafs er vermöge derselben befähigt ist, 
schroffe Klippen zu bilden (Karstens A. f, M. VI, 288), ferner, 
dals die verhaltnifsmäfsig dünnen Bedeckungen des Porphyrs : am 
Saubach und Janig mit ihrem unebenen, mitunter flachmuschligen 
Bruche unzweifelhaft chemischer Natur sind, dafs solche Massen 
dagegen, wie die Janiger, in den relativ höchsten und also jung* 
sten Bildungen des Quadersandsteines, tn' denen man das Vorkom- 
men in der sächsischen Schweiz (der Sandstein des Kippenhorns 
am grofsen .Winterberge liegt z. B. nach Odelebcn 1166 F. über 
dem Elbspiegel bei Wehlstadtel, und letzterer immer noch im 
Sandsteine) und am Schneeberge (die Mächtigkeit des Quadersand- 
steins zwischen Hernskretschen und dem Schneeberge bestimmt 
Zippe auf 321 VV. K. oder 2171 P. F. ) rechnen kann, fast gar * 
nicht vorhanden sind, so läfst sich mit Grund schlicfscn, dafs die 
Bildungsweise des Sandsteins im Laufe seiner Ablagcrungszeit sich , 
i allmählig verändert hat, und zwar, dafs sie von der dichten Struc- 
tur mit unebenem, feinsplittrigem oder flachmuschligcm Bruche 
nach und nach in die körnige übergegangen ist, wie man diese 


; 


/ 


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63 

I 

die man rectit ausgezeichnet auch aiii nördlichen Fufse 
des Kopfhübels und in der Nähe des Chausseehauses bei 
Nieder Schönau bemerkt * tu der Entstehung der vielen 
Kugeln beigetragen* die sich jetzt als Einschlüsse in den 
Hornsteinen und Quätzeii vorfinden. 

Die vorhin erwähnten Reisenötizcii von Humboldt 
und Freidslebeii stimmen nun in soweit mit der vor- 
liegenden Darstellung überein* dafs sie die Existenz ei? 
nes Trüiümerporphyrs bestätigen; aber es geht aus den 
Angaben der beiden Beobachter deutlich hervor, dafs sie 
Über die Individualität der Quarzgesteine .und Porphyre 
keine klare Vorstellung hatten. Obwohl sie : nämlich 
die Natur der ersteren richtig, beschreiben und selbst 
die isolirten, in denselben: * liegenden Feldspathkrystalle 

erwähnen* .so sind sie doch durch das Auftreten . der 

« * 

* . , ' * > 

letzteres namentlich In der sächsischen Schweiz vorfindet tind hier 
gewöhnlich- als durch eine Zusammenschwemmung älterer Quarz- 
partikcln hervorgebracht gelten läfst. Eine Veränderung der Tex- 
turverhSltnissc des Quadersaudsteins nach der Tiefe besehreibt auch 
Freiesieben (Bergm. J. 1792, S. 125)* indem er von dem Grul- 
lenburgcr Sandstein, der in keiner bedeutenden Mächtigkeit über 
dem Porphyr nnd Gneufs abgelagert ist, angiebt, dafs die tieferen 
Banke desselben weit fester und quarziger sind, als die oberen, 
leb glaube deshalb mit Hecht behaupten zu können, dafs ein Tlieil 
der Quarzblöckc wirklich aus den dichten* zusammenhängenden, 
tiefsten Lagen der Quadersandsteihformation herrührt* obgleich der 
gröfsere Thcil zu den concentrirteren Und aus dem oberen Sand- 
steine ausgeschiilten Kicselmassen gehören wird. Beide Erklärun- 
gen laufen im Wesentlichen auf dasselbe hinaus, indem sie beide 
den Ursprung der Blöcke in die Grünsandformation verweisen. 
Es läfst sich indefs nicht läugnen* dafs mehrere der Blöcke aus 
den Plänerknlken her stammen mögen, obwohl die Richtigkeit der 
Angabe des Herrn Prof» Pusch* der Trümmer und Knollen eines 
grünlich grauen Hornsteins in den tiefen Schichten des Plänerkal- 
kes bei Teplitz beobachtete, von den Arbeitern in den Kalkbrü- 
clicn zu Scttene, Turn und Hundorf auf mein Befragen durchaus 
geläugnet wird (Leonhard J. 1826, 531), Auch mir gelang es 
nicht, auf den hohen Halden der Brüche von Settenz solche als 
unbrauchbar weggeschaffte Fragmente aufzufinden. Indefs fuhrt 
Reufs in s. Taschenbuch f. Teplitz S. 42 an, dafs sich Knollen 
von Hornstein in den Plänermergeln Ausscheiden, und in s. Oro- 
graphic des Mittelgebirges S. 29 beschreibt er, wie in einem 
Kalkbruche, nördlich von Kostenblatt, 1 — 6 Zoll starke Lagen ei- 
nes dunkelgrsuen Hornsteins wirklich mit dem Pläner wechseln. 


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64 


Einmengungen verführt worden, die Quarzgesteine selbst 
für wahre Porphyre zu halten und namentlich der 
obersten Lage der Janiger Gebilde, in der das Binde- 
mittel zwar nie fehlt, mitunter aber auffallend gegen die 
Masse der Einschlüsse zurücktritt, ausdrücklich diesen 
Namen beizulegen. Eine genauere Betrachtung zeigt 
aber, dafs die Natur dieses Bindemittels vollkommen 
von der des Quarzes im Porphyr verschieden, dage- 
gen durchaus dieselbe ist, wie wir sie in dem anste- 
henden Janiger Gestein vorfinden. Ein Uebergang bei- 
der Gesteine findet nirgends statt *); ebenso wenig eine 
Verkittung von Porphyrfragmenten durch Porphyr- 
masse. Wenigstens habe ich bei einem wiederholten 
Besuche der in dem Vorhergehenden beschriebenen 
Stelle mich nie überzeugen können, wahren Porphyr im 
Hangenden des Quarzes vor mir zu sehen. 

Ungeachtet dieser Einwendung inufs ich aber doch 
die Treue und Genauigkeit anerkennen, mit der die bei- 
den berühmten Geognosten, deren Erfahrung die Wis- 
senschaft ihre wichtigsten und sichersten Thatsachen ver- 
dankt, 

*) Wie grofs die Aehnlichkeit mancher solcher Gebilde auch an an- 
deren Punkten mit -wahren Porphyren und Graniten ist, zeigt die 
Benennung gres granitique, die man einigen derselben , z. B. in 
Schottland, gegeben hat. Les gres, qui alterncnt avec les poudin» 
gucs, sont cn general a grains quartzeux grossiers, mclangcs de 
particulcs de roica et de fcldspath, cc qui leur a fait donner le 
nom de gres granitiques. Neckcr de Saussure Voyagc en Ecossc 
111, 522. In • few instanecs, whcrc the fragments arc angular 
(nämlich vom Feldspat!» und Quarz irn ächten Sandstein}, the mix- 
turc is so Condensed, that it can scarcely he distinguished from 
granitc. M a c c u 1 1 o c h Description of the W cstern Islands of Scot- 
. land II, 96. So sind auch die Sleinkohlcnsandsteine von Wcnu- 
schen zwischen Mies und Pilsen in Böhmen so voll von unverän- 
derten Feidspathpartikelu , dafs, wenn man nicht ihre abge- 
rundeten Ecken und das Vorhandcnseyn von Kohlenpartikeln im 
Sandsteine berücksichtigt, man Gefahr läuft, diesen Sandstein selbst 
für einen ächten Granit zu halten. Fast möchte man ans solchen 
. Wahrnehmungen vermuthen, dafs auch de Bonnard bei seiner 
Untersuchung der Arkosc getäuscht worden ist, wenn er bei 
Magny einen W echsel acht grauitoidischcr Gesteine mit der Ar- 
kosc beobachtet zu haben glaubte (A. d* M. X, 20b)« . 


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65 




(tankt* die verschiedenen Punkte ihrer damaligen Reise 
schildern. Erhebend ist es in der That für den jüngeren 
Beobachter, nach dem Verlaufe fast eines halben Jahr- 
hunderts die Stellen zü besuchen* die einst der Ort der 
jugendlichen* geognostisfchen Thätigkeit jener Männer wa- 
ren, besonders wenn er sieht, wie eben dieselben, nicht 
ermüdet durch die vielfach wechselnden Ansichten* die 
in der langen Zeit ihres Wirkens für die Wissenschaft 
sich geltend gemacht und Spurlos Wieder verschwunden 
sind, auch jetzt im vorgerückteren Alter nicht aufhören* 
den Fortschritten eben dieser Wissenschaft noch immer 
den lebendigsten Antheil zu schenken. 

Weitere Notizen über die Quarfcgesteine giebt 
Reufs im 2ten Bande der mineralogischen Beschreibung 
von Böhmen S. 378 (im ersten theilt er nur die Hum- 
boldtschen Beobachtungen mit)* in s. Sammlung natur- 
historischer Aufsätze mit besonderer Hinsicht auf Böhmen 
(Prag 1796* S. 591 und 93) Und endlich im Taschen- 
buche für Teplitz 1823* S. 41. Auch er beschreibt bei 
Janig Abwechselungen von Porphyr und Sandstein, die* 
wie ich gezeigt habe* nicht vorhanden sind. Das Von 
ihm an dem Hügel unter der Dorfkirche von Janig im 
Taschenbuche f. Teplitz angegebene Vorkommen ähnlicher 
Verhältnisse, wie am Saubache, kenne ich nicht, weil ihr Vor-' 
densein mir erst vor Kurzem durch das letztere Werk be- 
kannt wurde Indefs sehe ich aus Stücken einer geo^ 
gnostischen Sammlung vom Leitmeritzer Kreise* die Herr 
Dr. Stolz in Teplitz an das Königliche Museum iü Ber- 
lin gesandt hat* dafs der Porphyrbruchstücke verkittende 
Hornstein sich noch in dem Fahrwege zwischen Janig 
und Osseg vorfindett Ebenso erwähnt derselbe in einer 
der Sammlung beigelcgten Erlätiterungsschrift* dafs der* 
Quarzsandstein zwischen Strahl und Kosten angetroffeil 
wird* dafs er hier in Bänken von } 1 Fufs Stärke* 

die nach S.W* fallen, deutlich geschichtet ist* in seinen 

5 




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66 


unteren Lagen zu wahrem Quarze wird und neben di- 
hexaedrischcn Quarzkrystallen silberweifse Glimmerbiätt- 
clien und namentlich Feldspathkrystallc in Menge ent- 
hält. Letztere sind theils noch frisch, thcils schon in 
Porcellanerde zerfallen. J Es geht demnach aus diesen An- 
gaben hervor, dafs man mit Recht einen Zusammenhang 
unserer Quarz und Hornsteinmassen mit denjenigen Sand- 
steinablagcrungcn behaupten kann, die sich von Osseg 
nach Oberleitensdorf und Görkau längs dem südli- 
chen Fufse des Erzgebirges hinziehen und stets für Glie- 
der der Quadersandsteinforraation gegolten haben (S. 55). 

Berücksichtigt man nun, dafs die Anwesenheit der 
Porphyrfragmente im Janiger Gestein etwas zufälliges 
ist, das nur durch die unmittelbare Nähe anstehender 
Porphyre veranlafst wird, und dafs die Fragmente durch 
das Qualitative ihrer Masse zu der Bildung der Quarz- 
gesteine selbst im Wesentlichen nicht das mindeste bei- 
getragen haben, so möchte man wohl zu der Vermuthung 
sich bewogen fühlen, dafs auch an anderen Punkten ähn- 
liche Verhältnisse in gröfserem Maafsstabe sich wieder- 
holen, und dafs überhaupt die Lehre von der Entstehung 
sämmtlichcr jüngeren Gebirgssteine aus zusammenge- 
schwemmten Resten zertrümmerter älterer, wie dieselbe 
namentlich von Werner ausgebildct wurde, nicht in ih- 
rem ganzen Umfange richtig seyn mag. Unterwirft man 
aber diese Lehre noch einer genaueren Prüfung, so wird 
es um so schwieriger, entscheidende Beweise für ihre 
Wahrheit aufzufinden. Die geognostische Erfahrung 
zeigt nämlich* wie noch an sehr vielen anderen Stellen 
in der Einschlufsmasse jüngerer sich Bruchstücke älterer 
Gesteine vorfinden, deren Natur von der jener verschie- 
den ist, so dafs man ihre Anwesenheit hinsichtlich der 
Bildungsweise der erstcren, wie bei Janig* für etwas eben- 
falls durchaus bedeutungsloses erachten mufs. Dies ist 
unter andern mit dem von Frcicslcben beschriebenen 


f 


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67 


Vorkommen einer ansehnlichen Menge von Fragmenten 
des in der Nähe anstehenden Porphyrs im Grüllenb arger 
Sandsteine, noch mehr aber mit dem von Granitfragmen- 
ten der Fall, welche Cordier im Muschelkalke zuCha- 
teauneuf in der Bretagne x ), Melogräni im Kalksteine 
zu beiden Seiten des Faro di Messina * 2 ) und Nau- 
mann ebenfalls im Kalksteine zu Giellebäck in Norwe- 
gen vorfanden. Für etwas eben so Unwesentliches mufs 
das Vorkommen von Granit und Gneufsfragmenten im 
Kalksteine zu Silberberg und Neudorf im Giätzischen 3 ), 
das von Schiefer und Sandsteinbruchstücken im Kalk- 
steine zu St. Fremond 4 ) und endlich das von Kiesel- 
schiefer und Schieferfragmenten in der Harzer Grauwacke 
gelten 5 ). Ein solcher Einschlufs von Fragmenten älte- 
rer Massen kann gar nicht befremden, selbst wenn man 
sich für die Entstehung der Schiefer und der meisten 
Sandsteine auf rein chemischem Wege entscheidet, da 
nichts anzunehmen hindert, wie jetzt schon sehr häu- 
fig bei der Erklärung geognostischer Phänomene ge- 
schieht, dafs die Bildung der jüngeren Gesteine nur all- 
mählig und wahrscheinlich in Intervallen vor sich gegan- 
gen ist, Zwischen welchen die Oberfläche älterer, hervor- 
ragender Punkte zerstört, und die der jüngeren, an sol- 
che Hervorragungen sich anlehnenden Ablagerungen durch 
herab gerollte Fragmente bedeckt werden konnte. Ist 
diese Ansicht richtig, so läfst sich nicht allein erwarten, 
dafs solche Einschlüsse vorzugsweise da sich vorfinden* 


J ) Bcrgm. J. 1792, II* 123 — 125* 

*) Ferussac Bull« des Sc. n. 1824, p. 142 — 146. Herr Prof* 
Hoffmann theilt mir mit, dafs sich die von Melogräni be- 
schriebenen Verhältnisse auch an der Nordküste von Sicilien, z.B« 
bei Melazzo sehr schön beobachten lassen. 

v. Raumer Geb. Niederschlesiens S. 66 (vergl. auch Zobel und 
v. Carnall in Karstens A. f. M. u* G. HI, 75)* 

4 ) Ferussac Bull. 1825, p. 447. 

a ) Fr. Hoffmann Uebersicht d. orogr. ti. geog. Vers* v. nor<W« 
Deutschland S. 379, und Zimmermann Harzgeb. I, S, 88* 




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68 


wo die älteren Gebilde durch eine geringere Cohärenz 
ihrer Oberfläche leicht das Material zu den Einschlüssen 
hergabcti, sondern auch, dafs es möglich seyn mufs, die 
Herkunft der Einschlüsse selbst aus dem zunächst an- 
stehenden Gebirge nachzu weisen. Beides ist wirklich der 
Fall. Bronn beschreibt z. B> in s. Goea Heidel- 
berg ensis p. 46 u. 47> wie in Folge atmosphärischen 
Einflusses der Granit in der Umgegend von Heidelberg so 
zertrümmert und zersetzt wird, dafs er sich auf seiner 
Oberfläche völlig in Grus auflöst, aber er zeigt auch, 
dafs im Schlofsgraben daselbst zwischen dem Granit und 
dem rothen Sandsteine im Hangenden des Granits sich 
ein Conglomerat von Granitbruchstücken cinündet, in 
dem die mit anwesenden Porphyrfragmente zugleich 
das Vorhandenseyn der ganz in der Nähe anstehenden 
Porphyrmassen andeuten (1. c. p. 94). Dafs aber solche 
cingcschlosscne Bruchstücke selbst meistens dem zu- 
nächst anstehenden, älteren Gebirge angehören, haben 
bereits früher die Untersuchungen Du harne ls im Forez, 
Leopolds von Buch im Waldenburg- und Glätzischen, 
und Heims im Thüringer Walde gelehrt. Dieses Resul- 
tat l ) und ferner die Erfahrung, dafs die Fragmente 


*) Bronn erwäbtat , dafs ebenfalls bei Ilandschuhsbefrn feine Art 
Trümmerporphyr den anstehenden Porphyr bedeckt; an dem Müh- 
lenbache geht das Tiefste des rothen Sandsteins, ein Porphyrcon- 
glomeiat, zu Tage (1. c. 81 — 83). Aehnliche Beobachtungen 
Jühren Alber ti (Geb. Würtembergs, S. 22, 23, 24 u. 27, und 
namentlich Zobel und v. Car na 11 (K arst. A. f. M. IV, 9 u. 
10 u. 318), letztere aus Schlesien an. So fand ,A Iber ti unter 
andern zu Christophsthal im Schwarzwaldc zwischen dem Urgebirge 
im Liegenden und dem rothen Sandsteine eine Conglomeratbilduhg 
von 130 — - 200 Mächtigkeit und von 1 Stunde Ausdehnung, 
die nur aus Gneuis und Granitfragmenten besteht. Bei Villingen 
befindet sich zwischen sehr aufgelöstem Granit und dem Hangenden 
desselben, dem Sandsteine, eine Lage Granitsand, in dem Sand- 
steine selbst aber viele kleine Feldspathkörner (Alberti S. 29). 
Eben so deckt ein aus Porphyrfragmenten zusammengesetztes Ge- 
bilde an der Buhlbacher Glashütte sehr verwitterten Thonpor- 
phyr, wird aber selbst vom rothen Sandstein bedeckt. An anderen 


* 


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69 


fast nur in den unteren Schichten der jüngeren Gebirgs- 
glieder *) und auch dann nur in den relativ älteren 2 ) 
Bildungen derselben zunächst dem Urgehirge, also in 


Stellen (Schiltach) ruht der Sandstein unmittelbar auf dem Por- 
pbyr(Alberti S 18*— 22), so dafs man siebt, wie eine locale Zer- 
störbarkeit des Gesteins die Bildung der Congloroeratschicbt be- 
dingte (S. 21). Zobel und v. Garn all beschreiben, wie in dem 
westlichen Thcile der Grafschaft Glatz zwischen dem unteren ro- 
then Sandsteine und dem Liegenden desselben, dem Granit oder 
Glimmerschiefer, sich ein grobes Conglomerat einfindet und zwar 
von Fragmenten des Granits, da, wo der Sandstein zunächst den 
Granit, oder von Glimmerschiefer, wo derselbe da« letztere Ge- 
stern bedeckt; im Hausdorfer Gebergangsgebirge schöpfte das Con- 
g lomerat seine Trümmer aus dem benachbarten Gneufs (l. c. 319). 
Selbst das Fehlen von Conglomcratbänkcu zwischen dpm Glimmer- 
schiefer und dem rothen Sandsteine sahen Zobel und v. Car- 
nalj und zwar unter andern bei Hohenelb. 

*) Im Heidelberger Schlolsgraben wurde d ie Conglomerat schickt nur 
16 F. mächtig von Bronn beobachtet J die Bruchstücke verlieren 
sich alimählig nach oben hin, wo man nur den festen Sandstein 
antrifft (G- H. S. 94 — 96). Die Stärke der von Alberti bei 
Christophsthal untersuchten habe ich vorhin angegeben Bei Tour- 
try fand de Bonn ard die Arkosenschicht mit den Fragmenten 
des an seiner Oberfläche $ehr zerstörten Grapitp 12 — 15 Mer 
tres mächtig; im Gryphitcnkalkc, der die Arkose deckt, finden sich 
keine Feldspathreste mehr (A. d. M. X, 226). 

a ) Doch ist es immer auffallend, dafs bei der Untersuchung des Ueber- 
gangsgebirges so äufserst selten die Spuren älterer Gebirgsfrag- 
inente in demselben angetroffen werden. So nennt Hr. Professor 
Ho lfm an n nur 5 Stellen, an denen er Einschlüsse von Granit 
und Porphyrbruchstücken in der Harzer Grauwacke erkannte 
(Uebersicht S. 380 u. 81); dieselbe Erfahrung machte Zi mm er- 
mann (Harzgebirge I, 88). Lasius scheint dergleichen Ein- 
schlüsse gar nieht gekannt zu haben, wenigstens finde ich ihrer 
nirgends bei ihm erwähnt. Den Mangel von Conglomeraten in der 
südlichen Erstreckung des Eulengebirges zwischen Silberberg und 
Wartha führen Zobel und v, Carnall an (Karst. B. IV, 91 u 
V, 320). In dem sehr mächtigen Böhmischen Ucbergangsgcbirgp 
von Prag, Miefs und Przibram habe ich Fragmente älterer Massen 
fast nie bemerkt (nur an einer einzigen Steile bei letzterem Orto 
fand ich ein grobkörniges Quarzconglomerat) ; ebenso wepig in 
der Grauwacke oder dem Thonschiefer der Rhein iwd Aarufer, 
wo auch die Herren von Oeynhausen und von Dechen bei 
Gelegenheit ihrer Charakteristik des Rheinischen und Belgische!* 
Uebergangsgebirges (Hertha II, 514, 519 u. 536) nirgends Granit, 
Gneufs oder Glimroerbruchstücke in demselben erwähnen, Noch 
weit auffallender aber ist dieser Mangel der älteren Gebirgsflrag-? 
mente in dem bunten oder Keupersandstein ; am auffallendsten iu 
dem Qua4er*andstein, So häufig ich die Schluchten und Thalcr 


{ 


70 


der Grauwacke und dem Rothliegenden Vorkommen, 
spricht gar nicht zu Gunsten der Ansicht, dafs die Ent- 
stehung der geschichteten Gesteine nach der Bildung des 
Urgebirge8 erst durch ein allgemeines, der Mächtigkeit 
ihrer Massen angemessenes, zerstörendes Ereignifs her- 
vorgerufen sey. Hätte wirklich ein solches oder gar 
mehrere dergleichen, wie sie von Werner in seiner 
geologischen Theorie vorausgesetzt werden, stattgefun- 
den, so wäre es in der That wunderbar, dafs ein Resul- 
tat, wie das eben erwähnte, aus den Untersuchungen 
überhaupt nur hervorgehen konnte. Weit eher mufste als 
Folge einer Catastrophe, durch welche die Bildung von 
ganzen, zuweilen einige tausend Fufs allein über dem 
Meeresspiegel l ) erhabenen Gebirgen veranlafst seyn soll, 
das wildeste Chaos in den die Erdoberfläche constitui- 
render Gebirgsmassen erwartet werden. Gerade entgegen- 
gesetzt einer solchen Yermuthuug, die nur als eine noth- 
wendige Folge der Prämissen der Wern ersehen Lehre 
gelten kann, finden wir einen so regelmäfsigen Wechsel 
von Kalk, Kiesel und Lettcnbildungcn , und zwar von 
dem Uebergangsgebirge an durch die sämmtlichen sechs 


des letzten in der Sächsischen Schweiz oder in der Grafschaft 
Glatz durchgangen bin, entsinne ich mich nie, auch nur das min^ 
desto ältere Fragment in demselben bemerkt zu haben; eine Er- 
fahrung, die hinsichtlich Schlesiens auch Zobel und v. Car na 11 
bestätigen (Karst. A. IV, 159). Nur da, wo die Grünsandforraa- 
tion unmittelbar im Hangenden des Urgebirges sich vorfindet, 
scheinen in ihr die Fragmente des letzteren vorhanden zu seyn; so 
wie ich z. B. dergleichen nach den Beobachtungen von Freies^ 
leben bei Grüllonburg oder denen von Weifsenbach im Pla- 
ner bei Dohna angeführt habe. 

0 Wiinschelburg z. B. am Fufse der Heuscheucr im Glatzischen liegt 
etwa 1500 F. ; die Spitze der Heuscheuer dagegen nach von 
Cari) all 2800 F. über dem Meere; die senkrechte Niveaudifferenz 
beträgt alsq 1300 F. So viel beträgt aber auch hier die grölste 
Mächtigkeit dos Quadersandsteins, da von dem Fufse der Heu- - 
scheuer von Wiinschelburg an, das noch auf dem rothen Sand- 
stein liegt, das ganze Gehänge des Heuscheuergebirges längs dem 
sogenannten beiersteige nur vom Quadersandsteinc gebildet ist. 


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71 




am genauesten bestimmten Bildungsepochen der Erd- 
oberfläche fortgesetzt, dafs man iq diesem Wechsel, statt 
eines die chaotischen Massen entwirrenden Zufalls, viel- 
mehr ein den Wechsel hervorrufendes Gesetz erken- 
nen mufs. Dafs überhaupt nur allein durch eine sol- 
che gesetzmäfsige Regelmäfsigkeit in der Bildung der 
Erdoberfläche die wissenschaftliche, auf die Kenntnifs der 
Lagerungsverhältnisse begründete Geognosie möglich ge- 
worden ist, versteht sich von selbst. 

Abgesehen von diesen aus dem Studium der Lage- 
rungsverhältnisse sich ergebenden und für die Wern er- 
sehe Theorie so ungünstigen Erfahrungen scheint es selbst 
schwierig, die naturhistorischen Eigenschaften einiger 
neueren GcbirgsgJieder mit derjenigen Annahme in Ein- 
klang zu bringen, welche diesen Gebirgsglicdern, gerade 
so wie den übrigen Massen, mit denen sie gleichgelagert 
wechseln, oder in denen sie felsenartig auftreten, nur ei- 
nen secundairen Ursprung zuerkennen will. Hinsicht- 
lich des Kalksteins im Uebergangs und Flötzgebirge, 
dessen Ursprung wohl auch früher aus zertrümmerten 
und regenerii ten Urkalken hergeleitet wurde, scheint jetzt 
die Wissenschaft allerdings sich für die Ansicht einer 
primitiven Bildungsweise desselben entschieden zu ha- 
ben, da man erkannte, dafs die Mächtigkeit des Kalk- 
steins in den jüngeren Gebirgsglicdern mit der fortschrei- 
tenden Bildung der Erdoberfläche im colossalsten Ver- 
hältnisse wuchs, so dafs es unmöglich war, ihn ferner als 
aus der Masse so schwacher Kalkloger, wie wir sie noch 
im unzerstörten Gneufs oder Glimmerschiefer vorfinden, 
entstanden zu denken, dann aber auch, weil man einse- 
hen mochte, dafs die Structurverhältnisse des Kalksteins 
mit der Annahme einer Erzeugung desselben auf rein 
mechanischem Wege gar nicht in Einklang zu bringen 
waren. Gerade der letztere Grund darf mit dem- 
selben Rechte für die vielen Hornstein und Kiesel- 




4 


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72 


schieferbildungen des Ucbergangsgebirges, ferner für das 
Auftreten dichter Quarzmassen, wie ein solches fast von 
allen Beobachtern jüngerer Sandsteingebirge erwähnt 
wird, in Anspruch genommen werden. Untersucht man 
nämlich die Kieselschiefer und Hornsteine des Ueber« 
gangsgebirges in Hinsicht ihrer oryctognostischen Eigen- 
schaften, so ergeben diese letzteren auf keine Weise ein 
günstiges Resultat für die Ansicht eines mechanischen 
Ursprungs jener beiden Gesteine. Gesteht man aber 
denselben eine Entstehung auf chemischem Wege zu, so 
wird man durch die Beobachtung ihrer Lagerungsver- 
hältnisse zugleich genöthigt, für die Grauwacke einen 
ähnlichen Ursprung anzuerkennen. Das Qualitative der 
Masse der drei Gesteine ist nämlich fast dasselbe (be- 
sonders wenn man von der Grauwacke die quarzigen 
Abtheilungen derselben berücksichtigt); sie wechseln unter 
sich und mit dem Thonschiefer auf die mannigfachste 
Weise und zeigen bei diesem Wechsel die gröfste Re- 
gelmäfsigkeit in dem Fallen und Streichen ihrer Schich- 
ten. Dafc aber überhaupt eine solche Erscheinung bei 
Gesteinen hätte stattfinden können, deren Bildungsgang 
ein ganz entgegengesetzter war, bei der körnigen Grau-* 
wacke also etwa ein mechanischer, bei dem Kieselschie- 
fer ein chemischer, scheint, wenn nicht unmöglich, doch 
wenigstens sehr unwahrscheinlich. Die Möglichkeit des- 
selben bleibt selbst dann noch unwahrscheinlich, wenn 
man das Auftreten des Hornsteins und des Kieselschie- 
fers nur als eine Eigenthümlichkeit einiger Uebergangs-r 
gebirge und folglich nur als eine locale, durch eine 
Wiederauflösung älterer Grauwacken veranlafste Erschei- 
nung erklärt, weil es dann immer noch unerklärlich 
bleibt, warum gerade in einer solchen regelmäfsigen Wie- 
derholung, wie sie die Beobachtung zeigt, die Bildung 
der Kieselschieferlagen in den fortdauernden Absatz me- 
chanisch suspcndiiter Massen eingreifen konnte. Uebri- 


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73 


gens wird nirgends eine nur einigermafsen begründete 
Veranlassong zu dieser hypothetischen, localen Wieder^ 
auflösung abgelagerter mechanischer Gebilde angegeben. 
Ebenso wenig ergiebt das Resultat geognostischer Un- 
tersuchungen, dafs solche Wechsel bei anderen Gebirgs- 
gliedern mechanischen und chemischen Ursprungs vor- 
handen sind. Ich setze nämlich hierbei voraus, dafs auch 
der Thonschiefer ein auf chemischem Wege gebildetes 
Product ist, und dafs folglich sein Wechsel mit dem 
Kalkstein, der in ihm eingeschichtet ist, hier nicht als ein 
Beispiel zu Gunsten der angefochtenen Ansicht gelten 
kann. 

Es scheint überhaupt, als wenn man bei der Aufstel- 
lung der geognostischen Lehrsätze die grofse Ausdehnung 
chemischer Gebilde zu wenig berücksichtigt habe. Na- 
mentlich in dem Uebergangsgebirge des inneren Böhmens 
bilden diese ein sehr wesentliches Glied der Zusammen- 
setzung desselben. Ich fand in dem südlichen Theile 
des Pilsener Kreises bei Chwalenitz, Nettonitz und Plse- 
netz den Kieselschiefer und andere dichte Quarzgesteine 
in der gröfsten Regelraäfsigkeit mit dem Thonschiefer 
wechseln $ ebenso Lindacker zu Fünfkirchen zwischen 
Prag und Kommotau, zwischen Rokitzan und Pilsen und 
zu Kronporitschau (unweit Ruppau) *). Bei Stiahlau, 
Nezbawietitz, Kot^enitz, am westlichen Fufse des hohen 
Radinaberges und am Bielenzberge bei Ruppau (Lindr 
acker) bildet der Kieselschiefer isolirte Felsmassen; im 
Rakonitzer Kreise zwischen Tursko und Tuchomierzitz 
sah ich denselben sogar in einer ganzen Reihe ansehnli- 
cher Klippen. Fast alle Uebergangsgebirge zeigen ein 
ähnliches Yorhandenseyn chemischer Niederschläge; so 
das des Harzes 3 ), des nordwestlichen Deutschlands unc| 

Mayer Sammlung physic. Aufs., die bühm. Nalurg. betreffend. 

III, 189, 190 u. 252. . . ' 1 

a ) Zimmermann Harz, S. 95 — 97 u. 116. 


\ 


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74 


Belgiens *), der Rbcingegend und der Ardennen a ), des 
Fichtelgebirges 3 ), des östlichen 4 ) und westlichen 5 ) 
Sachsens und Schlesiens *). Nicht minder finden sich 
dergleichen im Flötzgcbirge, in dessen Sandsteinen ent- 
weder Lager von ächtem Quarz mit körnigen Sandstein« 
banken wechseln (so z. B. im nördlichen Schottland in 
der Grafschaft Sutherland 7 ) ) oder der Quarz selbst in 
Felsen auftritt, wie unter andern im Keupersandstein *). — 
Dafs ein Theil des Rothliegcnden chemischer Natur sey, 
behauptete schon früher Voigt; in neuerer Zeit war 
Herr Prof. Hoffmann derselben Ansicht *). Ueber- 
gänge des körnigen Sandsteins in ächten Quarzfels be- 
obachtete Keferstein zu Burgberg bei Sonthofen IO ); 
die dichten Quarzgesteine des Quadersandsteins am süd- 
lichen Fufse des Erzgebirges habe ich bereits S. 53 er- 
wähnt 1 1 ). Endlich bewiesen die Untersuchungen in 

• *) 11 «tum er und Engelhard geogn. Vers. S. 11. 

v. Oeynhausen und v. De dien Hertha II, 515, 517, 22, 25, 
31, 32, 33, 34, 40, 42, 43. 

3 ) Goldfufs und Bi seit oft Fichtelgeb, 190. 

*) Zu Kainsdorf hei Zwickau (v. Gutbier geogn. Beschreibung von 
Zwickau , S, 36 u. 38) wechseln , ebenso wie ira inneren Böh- 
men, Grauwacke und Thonschiefer ; siehe auch Freieslcbcn 
Mag. f. d. Oryctog. v. Sachsen, S. 20 t, 5, 6 u. 7. 

**) Als achter Qnam lagerfurmtg zwischen geschichteter Grauwacke, 
zu Hennersdorf bei Görlitz, zu Berthclsdorf hei Lauban, am Eich- 
berge bei Weissig in der Oberlausitz nach Martini. 

®) Zu Jordansmöhle am Zobten ; s. a. Zobel und v, Carnall 
(Karst, A. HI, 38, 79), G lock er s Beitrage zur mineralug, 
Keuntnifs der Sudetenländer, und v. Buchs geogn. Beobachtung 
gen, gesammelt auf Reisen, 1, 76, 78. 

T ) Mao cu Hoch Description of the Western Islands of Scotland, 

II, 95. 

®) Hoffmann in Karstens Archiv f. M. u. G. I, 140, 41. 

9 ) Lebersicht S. 598 — 600. 

,0 ) Keferstein Geogn, Deutschland VIT, 9. 

S, a. Reufs mineralogische G. B. I, 96 u. 100; die Sandsteine 
von Plafs und Misten ira Bunzlaticr Kreise sind kicscligcr Natur 
(Ke ufs B. II); der Quadersaudstein von Wehrau enthält nach 
Kühn ganze Bänke, die fast nur aus Krystallcn zusammengesetzt 
sind (Geogn. 563) und geht nach den Beobachtungen des Herrn 
v. Dechen an anderen Stellen ganz in dichten Quarzfels über 

(de la Reche S. 296). 


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75 

4 

der Tcrtiärformation, dafs der gröfsere Theil der Sand- 
steine derselben nur aus einer dichten, zusammenhängen- 
den, nicht körnigen Quarzmasse besteht 

Zeigen die vorstehenden Beispiele, die ich mit einer 
grofsen Zahl anderer hätte vermehren können, dafs die 
Beschaffenheit der Masse in den jüngeren Gebirgsgliedern 
keinesweges zu Gunsten derjenigen Ansicht spricht, die 
in den letzteren und namentlich in den jüngsten dersel- 
ben ausschliefslich nur Conglomerirungen körniger Trüm- 
mer älterer Gebirge erkennen will, so wird diese An- 
sicht noch weniger bestätigt, wenn man sich überzeugen 
inufs, dafs aus dem deutlichsten krystallinischen Gebirge 
der Uebergang in die mit Versteinerungen erfüllten 
Grauwacken und Thonschiefer allmählig, und ohne dafs 
irgendwo eine bestimmte Bildungsgrade vorhanden wäre, 
statt findet. Die Uebergänge des Gneufs durch den 
Glimmerschiefer in den Thonschiefer war der Werner- 
sehen Geognosie vollkommen bekannt; sie wurde da- 
durch veranlafst, das letztere Gestein in 2 Hauptmassen 
abzutheilen, von denen sie die eine, die versteinerungs- 
lose, als Urthonschiefer dem sogenannten Urgebirge, die 
andere die versteinerungsführende dem Uebergangsgebirge 
anreihte. Wie willkührlich aber eine solche Scheidung 
wird, wenn die qualitative Beschaffenheit der Massen in 
, beiden Abtheilungen vollkommen dieselbe ist, wie ge- 
wagt ferner, wenn man für das V orhandenseyn von Pe- 
trefacten oder nicht keine anderen Data besitzt, als die weni- 
gen, die aus den zufälligen und vereinzelten Entblöfsungen 
des Terrains mittelst [Steinbruchsarbeiten hervorgehen, 
wie unmöglich endlich, wenn man Gelegenheit hat, sich 
von dem allmähligen, selbst nicht einmal durch eine Ver- 
schiedenheit in den Lagerungsverhältnissen gestörten 
Uebergang des Glimmerschiefers in den Thonschiefer 
zu überzeugen, welcher letztere seinersoits wieder an 
solche Bildungen sich anschlicfst, in denen die charactc- 




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76 


ristischcn Versteinerungen des Uebergangsgebirges in 
Menge vorhanden sind, ist hinlänglich klar. Das mitt- 
lere Böhmen zeigt für Uebergänge, wie die eben erwähn- 
ten, fünf Stunden südlich von Marienbad ein sehr inter- 
essantes Beispiel. Steigt man nämlich von dem Dorfe 
Hoben Zettisch, das noch auf Granit liegt, und zwar in- 
nerhalb des Granitterrains, in das Thal des Planer Was- 
sers hinab, so findet man bald in demselben, nämlich 
noch oberhalb des Dorfes Schlicwau, den Glimmerschie- 
fer anstehend. Die Gränze beider Gesteine ist nicht 
scharf zu beobachten; sie wird aber hinlänglich durch 
Millionen von Fragmenten des Granit und Glimmerschie- 
fers angedeutet. Letzterer zeigt keine deutliche Schich- 
tung; doch characterisirt ihn sowohl die schiefrige Tex- 
tur, wie die dunklere Farbe des Feldspaths und Glim- 
mers. Bei Zettisch nämlich ist der Feldspath des Gra- 
nits sehr fleischfarben, der Glimmer silberweifs. Der 
Glimmerschiefer läfst sich nun an den senkrechten, 
äufserst tief abstürzenden Wänden der Thalschlucht bis 
zu den Punkten verfolgen, wo das Planer Wasser mit 
dem Tachauer sich vereinigt. Auch noch die Fort- 
setzung des Thals, in dem die Vereinigung der beiden 
Flüfschen, der Schwarzbach genannt *), bis zur Hei- 
blitz Mühle verfolgt werden kann, zeigt den Glimmer- 
schiefer in mehr als 100 Fufs hohen senkrechten Wän- 
den anstehend. Zwar verliert sich schon in einiger Ent- 
fernung oberhalb der Mühle der Glimmer allmählig und 
ist nur noch auf den Bruchflächen des Schiefers deut- 
lich zu erkennen; doch darf das Gestein eigentlich erst 
bei der Mühle selbst für wahren Thonschiefer gelten. 
Es streicht hier mit h . 3. Auf der Höhe nördlich von 


}) Fftr die hier und späterhin bei Nehilau beschriebenen Verhältnisse 
giebt die Charlc des Canonicus Krcybich vom Pilsener Kreise 
(Prag bei Enders 1830) ein hinlänglich genaues Detail, 


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77 


fr 

r 

Czernoschin fand ich das Streichen des Thonschiefers 
7 j. 3; 3, 5 und 4, das resp. Fallen der Schichten hin- 
gegen 60, 55 und 45°, und zwar diesen Unterschied im 
Fallwinkel auf sehr kurze Entfernungen. — lm Thale 
des Michelsberger Wassers, das mit dem Schwarzbach 
bei Czernoschin sich vereinigt, sind ganz ähnliche Ver- 
hältnisse vorhanden. Steigt man von dem Dorfe Kurzin 
in dasselbe hinab, so bildet der Thonschiefer das öst- 
liehe Gehänge und ist sehr deutlich mit //. 3 geschichtet 
Aber schon an der Grünauer Mühle im Grunde findet 
sich der Normalgranit *) anstehend, der allmählig thaU 
aufwärts in eine Art Gneufs übergeht. Noch ist indefs 
die schiefrige Textur desselben sehr undeutlich, bis auch 
diese bei dem Dorfe Zaltau vollkommen entwickelt auf- 
tritt, und das Gestein durch eine reichliche Aufnahme 
von Glimmer in Glimmerschiefer sich umändert, der gerade 
wie der Thonschiefer bei Kurzin mit h. 3 streicht und mit 
35° fällt. Kann man auch die unmittelbare Gränze des 
Thonschiefers und des Granits an der Grünauer Mühle 
nicht beobachten, so spricht immer das identische Strei* 
chen des Glimmer und Thonschiefers für eine Analogie 
in der Bildungsweise beider Gesteine. Von Czerno- 
schin, in dessen Nähe der Thonschiefer überall verbrei- 
tet ist, läfst sich derselbe weiter südlich im ununter- 
brochenem Zusammenhänge über Mies, Pilsen bis in die 
Nähe von Przibram verfolgen, wo er endlich bei Ginetz 
zu einem klassischen Boden für die Auffindung der 
das Uebergang6gebirge characterisirenden Trilobiten ge-* 
worden ist. 

Aehnliche Uebergänge wie die beschriebenen zeigt 
fast jedes Uebergangsgebirge da, wo in seiner Nähe das 
Urgebirge ansteht. So beobachtete Herr vonPrzysta- 

i • - 1 1 

l ) Ich werde ;Normalgranit denjenigen nennen, in dem die 3 Gemen g- 
theile desselben deutlich und im Allgemeinen im Gleichgewicht 
entwickelt sind. 




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78 


nowski Jen allmähligen Uebergang des Thonschiefers 
durch den Glimmerschiefer und Gncufs bis in den Gra- 
nit auch westlich von Czernoschin, nämlich bfci Tachau. 
Den ununterbrochenen Zusammenhang des Glimmerschie- 
fers an dem nördlichen Abhange des Erzgebirges bis in 
den versteinerungsreichen Thonschiefer des Yoigtlandes 
erwähnt Herr Prof. Kühn, mit dessen Angaben die Be- 
obachtungen des genauen Kenners des westlichen 
Sachsens, des Herrn Oberlieutenant von Gutbier * *), 
vollkommen übereinstimmen. Im Egerschen District sieht 
man ganz das nämliche. BeiTharand fand Raumer ein 
und dasselbe Lager theils aus Gneufs, theils aus Thon- 
schiefer bestehend. Keine einzige aber von diesen An- 
gaben oder den unzähligen, die hinsichtlich solcher 
Uebergänge vorhanden sind, erwähnt mit einem Worte 
das Vorkommen conglomeratischer Bildungen, obgleich 
man wohl berechtigt ist, auf der Scheide krystallinischer 
und unkrystallinischer Gcbirgsgesteine dergleichen voraus- 
zusetzen, namentlich wenn man die Entstehung der letzte- 
ren aus den zertrümmerten Massen der ersteren zuge- 
stehen soll *). Bei dem sehr häufig beobachteten 


*) Das Schwarzkohlcngeb. von Zwickau S, 12 — 15. 

• Ich will nur noch einige Thatsachen erwähnen , die den Tage- 
büchern Martinis entlehnt sind, da sie Gegenden betreffen, die« 
obwohl im Herzen Deutschlands gelegen, seit Lcske von keinem 
Geognostcn wieder beschrieben wurden. Der genannte Be- 
obachter fand nämlich auf dem rechten Neifseufer bei Görlitz ei- 
nen allraähligen Uebergang aus dem Granit in die ihn bedeckende 
Grauwacke, und Zwar wird der Uebergang durch ein Zwischen- 
gestein vermittelt, das auf der .einen Seite, ohne die mindeste 
scharfe Gränzc zu Zeigen, durch hellere Färbung, krystallinische 
Structur und durch das deutlichere Auftreten des Feldspath, 
Glimmer nnd Quarz in den Granit übergeht, von der anderen Seite 
aber auf ganz entgegengesetzte Weise durch Annahme schiefriger 
Textur, durch dunkelgraue Farbe und das Auftreten von Schich- 
tungsebenen in die charakteristische Grauwacke übergeht, in der 
Mart ini selbst Versteinerungen bemerken wollte. Namentlich 
wird ein solches Zwischengestein sehr gut bei Moys (südlich 
Von Görlitz) beobachtet. Einen allmähligcn Uebergang des Gneufs 
in den Thonschiefer sah derselbe Beobachter tu Welkersdorf 


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Wechsel von Thonschiefer ' und Glimmerschiefer oder 
Gneufsschichtcn darf man auch hier es unwahrscheinlich 
finden, was ich; bei dem Wechsel von Kieselschiefer und 
Grauwackenschichten bereits angedeutet habe, nämlich 
dafs mechanische und chemische Bildungen auf eine re- 
gelmäfsige Weise mit einander wechselnd Vorkommen 
können. > So fand Martini bei Zittau ganz ähnliche Ver- 
hältnisse, wie die von Bräunsdorf, deren genauere 
Kcnntnifs wir Herrn Schippan und Herrn Prof Hoff- 
man n x ) verdanken» Es wechselt nämlich bei Wittich 
östlich von Zittau mehrfach Gneufs, Granit und Thon- 
schiefer. Unterhalb der Kirche von Wktich beobachtete 
M artini ein sehr aufgelöstes Hornblendgestein von 1—3 
Lachter Mächtigkeit, .das nach Norden zu fallen schien 
und in seinem Hangenden alluiählig in Thonschiefer 
überging. Seinerseits aber veränderte sich der letztere 
wieder in Gneufs und Granit. Abwechselungen von 
Gneufs und Thonschiefer fand derselbe Beobachter am 
Hochwalde zwischen Kratzau und Zittau a )< 

Prüft man endlich die Wern er sehe Lehre durch 
eine Vergleichung der Urgebirgsmassen und der jüngeren 
in Hinsicht auf die qualitativen Verschiedenheiten ihrer 
Zusammensetzung, so ergeben sich Resultate» die nicht 
minder weit entfernt sind, jener Lehre als Stütze zu die- 
nen. Zeigt nämlich schon die Untersuchung der natur- 
historischen Eigenschaften des Thonschiefers, dafs die rei- 
nen Abänderungen desselben (Dachschiefer) aus einem 


(S. W. von Löwenbctg ih Schlesien) ; zü HeiäeVsdorf (5. Ö; Von 
Görlitz) dagegen eine Thonschiefermasse ihi Granit eingeJngert. 
Zwischen Cninenz und Klostetr Mariastern gebt die geschichtete 
Grauwacke der ersteren Stadt ganz allmähiig in den Nofraaigianit 
des Kloster Mariastern über; 
x ) Uebersicht S. 416 — 18; 

2 ) Diese Gegend verdient überhaupt eine genauere Untersuchung. 
Räumers Wunsch für eine solche (Geb. Niedcrscblcsiens S; 140) 
ist noch immer unerledigt, da die Beobachtungen des Prof; Kühn 
über die Umgegend von Zittau nicht veröffentlicht wurden; 


60 


völlig honiogetien Gängen bestehen, in dem die Unter- 
suchung keine Partikeln älterer Massen zu entdecken 
vermag, so ist diefs weit mehr noch bei der chemischen 
Analyse der Fall. Herr Prof, Walch n er fand nämlich 
die Zusammensetzung des Thonschiefers aus verschiede- 
nen Gegenden so vollkommen stöchiometrischen Gesetzen 
unterworfen, dafs er selbst Formeln für denselben 
entwerfen konnte. Die Möglichkeit eines solchen 
Verfahrens aber beweist zur Genüge, 'dafs der Thon- 
schiefer keinesweges mehr für ein mechanisches Aggregat 
zufällig zusammengeschwemmter Partikeln gelten darf x ). 
Die chemische Analyse des letzteren Gesteins ergiebt fer- 
ner, dafs dasselbe nur sehr wenig 2 ) Kali enthält. Ver- 
gleicht man nun mit dieser Erfahrung die Zusammen- 
setzung zweier Hauptbestandtheile der Urgebirgsmassen, 
des Feldspath und Glimmers, so überzeugt man sich, 
dafs beide weit mehr Kali als der Thonschiefer enthal- 
ten; jener nämlich 14 §, dieser 9§. Sollte also der 
Thonschiefer wirklich zum Theil aus bis in das feinste 
Zerriebenen Urgebirgspartikeln entstanden seyn, so bleibt 
bei dieser Ansicht vollkommen unerklärlich, wo das über- 
schüssige Kali geblieben ist. Das jetzige Vorhandenseyn 
desselben nämlich im Meerwasser zu vermuthen, ist nicht 
mehr möglich, seit dem W o 1 1 a s t o n den Gehalt des letzteren 
an Kali nur auf seines Gewichts bestimmt hat. 3 ).— 

Eben * 

*) Walchners Geogn. S. 51. 

Nach d’Aubuisson 4/7$; hach Frick (Dlssertatio de constitu- 
tione chemica schisti argillacei; Berlin 1834) nur 2 — 3$. Die 
Analysen Von Holtsmann, W impf und Stokes fanden so- 
gar im Thonschiefer von Baden, Selters und Irland keine Spur 
von Kali. 

Nimmt man an, dafs die Tiefe des Meeres im Durchschnitte 
so viel beträgt, als die Höhe des höchsten Berges auf der Erd- 
oberfläche, also etwa 26000 F., so beträgt das Gewicht einer Säule 
Meerwassct* von der Basis eine* Quadratfufses Und der angegebe- 
nen Höhe 1768000 Pf., wenn man nämlich daä Gewicht eines 
Gubikfufses Meerwasser ZT 68 Pfund seUt; der Kaligehalt einer 
solchen Säule wiegt also nach der Wollas ton sehen Analyse 884 


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81 


Eben so wenig zeigt irgend ein Punkt der festen Erd- 
oberfläche Gesteine mit einem dergestalt reichlichen Ge- 
halt an Kali, dafs in ihnen das Yorhandenseyn so enor- 
mer Massen desselben vermulhet werden könnte, wie 
durch die Zerstörung ganzer Gebirge, von denen wir 
den Kieselerdegehalt nach der Wernerschen Lehre in 
den hohen und weiten Terrains der Grauwacke und der 
jüngeren Sandsteine finden sollen, frei geworden seyn 
mufsten. In den Flötzsandsteinen selbst nämlich sind 
die Thone und Letten im Verhältnisse zu der Kiesel- 
masse viel zu gering entwickelt, um in diesen die An- 
häufung des Kali aus den zerstörten Massen möglich zu 
finden. Uebcrdiefs ist nicht einmal die Vcrmuthung für 
eine solche Anhäufung gestattet, da keine einzige Ana- 

Pfund, Nimmt man ferner an, dafs der Granit oder Gncufs zu 
einem Drittel aus Quarz, zum anderen aus Fcldspath und zum 
dritten Drittel aus Glimmer besteht, und es enthalten 100 Thcile 
Feldspath 65®- an Kieselerde, 18 an Thonerde und 16®- an Kali, 
ebenso der Glimmer 52# Kieselerde, 29 Thonerde und 9# Kali, 
so ergiebt siel», dafs in 300 Gewichtsthciien Granit 217 # Kieselerde, 47 
Thonerde und 25$ Kali vorhanden sind, und dafs bei einer Zer- 
störung des Granits also auf 217 # ausgeschiedener Kieselerde jedes- 
mal das Freiwerden von 25 # Kali vorausgesetzt werden mufs. 
Nach diesem Verhältnifs reichen aber bereits 7673 Pf. Kieselerde 
hin, um das Yorhandenseyn von 884 Pf. Kali zu veranlassen, d. h. 
wenn man das spezifische Gewicht des Sandsteins zu 2,5 setzt, 
genügte die Entstehung einer quarzigen Sandsteinsäule von nur 47 
Fufs Höhe und der liasis eines Quadratfufses, um den Kaligehalt 
einer Säule Meerwasser von 26000 Fufs Höhe und gleicher Basis 
zu veranlassen. Berücksichtigt man aber, dafs der gröfsere Theil 
unserer Erdoberfläche entweder von Grauwacken oder von Sandsteinen 
in einer ansehnlichen Mächtigkeit bedeckt wird (vergl. in dieser 
Hinsicht die lehrreiche, das nordwestliche Deutschland betreffende 
Uebersicht des Herrn Prof. Hoffroann in s. Werke S. 504 — 510j 
berechnet man die Mächtigkeit ;der Quadersandsteinformation an 
der Elbe, nicht, wie S. 62 u. 70 geschah, nach den Extre- 
men ihrer Niveauunterschiede, sondern nach der mittleren 
Starke von dem Gebirgskamme ab, so beträgt dieselbe bei Mit- 
telgrund immer noch 1410 F., wenn das Dorf Schneeberg 1758 
P. F. nach Hai lasch ka hoch liegt (s. unten S. 103); ebenso 
im Glätzischen vom Kamme der Ileuscheuer herab noch 1103 F.), 
und dafs die Untersuchungen der Seefahrer selbst auf dem hohen 
Meere den Grund desselben schon bei 4 — 6000 F. ermittelt ha- 
ben, so ergiebt sich noch weit mehr die Unmöglichkeit, die oben 
erwähnte Ansicht begründet zu finden. 

6 


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lyse meines Wissens von den rothen, bunten oder Keti- 
pcrlelten bis jetzt vorhanden ist. Ganz dasselbe gilt für 
die Diluvialinassen. Der Kaligehalt selbst der kali- 
reichsten Thonc aus der Umgegend von Berlin (am 
Kreutzberge) beträgt nach den Untersuchungen des 
Herrn Prof. Mitscherlich nur 4J. Vergleicht man 
damit den Kaligehalt des Granit und Gneufs, vor- 
aussetzend, dafs der Diluvialthon zu demselben spez. G. 
wie der Granit oder Gneufs zusammengedrückt würde, 
und dafs die beiden letzteren Gesteine zu einem Drittel 
aus Feldspath, zum anderen Drittel aus Glimmer bestän- 
den, was nicht übertrieben ist* so findet sich der Kali- 
gehalt des Thons zu dem einer gleichen Gewichts- und 
Raummenge Gneufs oder Granit in dem sehr ungünsti- 
gen Verhältnisse wie 4:8, zu dem einer gleichen Ge- 
wichtsmenge von Glimmerschiefer (§ Glimmer, } Quarz) 
wie 4:6; von Syenit (halb Feldspath, halb Hornblende), 
wie 4:7; von Porphyr, der beinahe als reiner Feld- 
spath gelten kann, wie 4 : 14; von Trachyt, wie 4 : 11. 
Läfst sich aber nicht einmal in dem Thone die volle 
Menge des Kali nachweisen, wenn man denselben aus 
einer mit ihm gleichen Gewichtsmengc feldspalhhaltender 
Urgebirgsgesteine entstanden denkt, so dürfte die Vcr- 
muthung, in der auf der ErdoberÜUche verhältnifsmäfsig 
dünn angehäuften Diluvialformation das Asyl für das 
verschwundene Kali vorzufinden , um so weniger 
Grund haben, als der Thon und Lehm keinesweges den 
bedeutenderen Thcil der Diluvialmasse bildet, noch we- 
niger aber in derselben Anhäufungen von freiem Kali 
vorhanden sind. Dafs nämlich das Vorkommen des Sal- 
peters seiner Unbedeutenheit wegen hier nicht in Be- 
tracht kommen kann, setze ich voraus. 

Gehen wir endlich noch einmal zu der Erfahrung 
zurück, dafs die Trümmer älterer Gebirge, wie man sie 
in den Grauwacken und Sandsteinen als Einschlüsse vor- 


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findet, niemals weit von ihren primitiven Lagerstätten 
entfernt sind, so dürften wir unter der Voraussetzung 
der Richtigkeit der Wernerschen Lehre folgern, dafs 
durch die grofsen, zerstörenden Ereignisse die Kieselmasse 
der Sandsteine ebenfalls nicht weit von den Punkten 
ihrer Herkunft hinweggeführt wurde. Untersuchen wir 
aber die Structurverhältnisse der älteren Gebirgsgesteine, 
so ergiebt sich, dafs nur ein Theil ihres Kieselerdege- 
halts sich im freien, ungebundenen Zustande als Quarz 
in denselben befindet, dafs aber bei weitem der gröfserc 
Theil mit erdigen und alcalischen Basen einfache und 
Doppelsalte in sehr genau bestimmten Verhältnissen bil- 
det. Wie nun ein mechanisch zerstörendes Ereignifs es 
vermocht hat, chemisch zerlegend zu wirken, und die 
Kieselerde aus ihren Verbindungen mit den Basen abzu- 
scheiden, wie es selbst möglich wäre, dafs die Quarzkör- 
ner der Sandsteine als todte, zusammengeschwemmte 
Massen, ohne ein Bindemittel zwischen sich zu haben, 
so auf einander adhärirend wirken konnten, um feste, 
dichte Gesteine zu bilden, wird nirgends erklärt. Der 
Versuch, selbst in Sachsen die Wern ersehe Theorie in 
Anwendung zu bringen, ist um so schwieriger, als ein 
grofser Theil der Gebirge des Landes, wie z. B. zwi- 
schen Leipzig, Altenburg, Chemnitz und Oschatz, aus 
Porphyr, ein anderer zwischen Meissen und x\ltenberg 
aus Syenit oder Porphyr, ein dritter endlich bei Roch- 
litz aus Weifsstein, folglich aus Gesteinen besteht, in 
denen der Quarz nur in' höchst unbedeutendem Grade 
vorhanden ist. Berücksichtigen wir dagegen die mächtigen 
Grauwackenablagerungcn von Berggiefshübel, Döbeln 
und Plauen, die weit nach Thüringen hineingreifende 
rothe Sandsteinbildung von Zwickau und Crimmitzschau, 
endlich die in einer theilweisen Mächtigkeit von etwa 
1400 Fufs vorhandene Quadersandsteinformation an der 
Elbe, so sind wir entweder gezwungen, tun die Entstc- 


S 


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84 


hiing so bedeutender Gcbirgsmasscn nach der Wern er- 
sehen Lehre zu erklären, wohlbegründctcn Erfahrungen 
zu widersprechen und das Material jener Massen als aus 
entfernten Punkten hcrbeigeschwemint vorauszusetzen, 
oder wir müsssen eben so willkührlich uns cntschliefsen, 
mechanisch wirkenden Kräften Eigenthümlichkeitcn bei- 
zulegen, die ihnen nach unseren jetzigen Kenntnissen 
vollkommen fremd sind. 

Folgt aus dergleichen Betrachtungen, dafs die 
Durchführung der Wern ersehen Theorie in dem Um- 
fange, wie sic ihr Begründer auffafste, sehr schwer zu 
überwindende Hindernisse findet, so läfst sich auf 
der anderen Seite nicht läugnen, dafs der Versuch, 
sämmtliche jüngere Gebirgsbildungen für chemische Nie- 
derschläge anzusprechen, manchen Schwierigkeiten unter- 
worfen ist, deren Lösung erst von dem weiteren Fort- 
schritte der Wissenschaft erwartet werden darf. 


2) Die Hornsteinadern am Kopfhübel und bei 

Settcnz. 

Der Porphyr des Kopfhübcls zeigt wenig bestimmt 
ausgeschiedene Feldspathkrystalle, obwohl seine Masse 
ziemlich krystallinischer Structur ist; in ihr unterschei- 
det der Perlmuttcrglanz des Fcldspaths denselben sehr 
deutlich von dem eingesprengten, rauchgrauen, glasglän- 
zenden Quarz. Aulserdem finden sich im Porphyr viele 
grüne Punkte und auf der Nordseite des Hügels mitten 
im Porphyr selbst eine grünlich graue, thonige Masse, 
von der ich nicht weifs, wofür ich sic halten soll, ob- 
wohl ich sonst überzeugt bin, dafs sie keine den Pläner- 
mergeln angehörige Bildung ist. Eine dieser ganz ähn- 
liche Masse von lauebgrüner Farbe, welche das Product 
einer Zersetzung zu seyn scheint, findet sich noch in 


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85 


1 


dem oberen Theile des Hirschberges bei Niclasberg im 
Erzgebirge, und zwar daselbst ebenfalls im Porphyr. 

Dafs an, dem Fufse des östlichen Abhangs vom 
Kopfhübel eine Plänerablagcrung vorhanden ist, habe ich 
schon S. 50 erwähnt. Auf der Höhe selbst dagegen be- 
merkt man keine Spur von anstehendem Quarzgestein 
oder vom Pläner; dennoch sieht man auf dem Nordab- 
falle des Hügels und zwar an der Wand eines alten 
Steinbruchs Klüfte im Porphyr, die durch Hornstein aus- 
gefüllt werdei». ; ..Weit lehrreicher ist übrigens in dieser 
Hinsicht der westliche Abhang gegen Settcnz hin. Hier 
lassen sich vielfach die Hornsteinadern von der oberen 
Gerölldecke des Kopfhübels bis in die Tiefe verfolgen; 
sie umschliefsen ohne alle RegelmUfsigkeit abgerundete 
Fragmente des Nebengesteins, gerade wie die Abbildung 
(Taf. II Fig.»5) eines solchen getreu nach der Natur co- 
pirten Ganges zeigt. Die Breite der Gänge ist verschie- 
den; der eben erwähnte zeigte zwischen a und b 
4 Zoll Breite und schlofs 7 Bruchstücke ein 1 )., Aufser- 
dem finden sich in den Gängen sehr häufig Versteine- 
rungen, namentlich viel gestreifte und geohrte Bivalven, 
glatte Terebrateln und besonders viele Individuen von der 
Eschara, wie ich schon S. 17 zu ermähnen Gelegenheit 
hatte; sämmtlichc Petrefacten feigen auch hier den wohl- 
erhaltensten Zustand, selbst in den feinsten Adern des 
Hornsteins, eine Erscheinung* die sich unmöglich mit 
einem solchen Widerstreite . oder einem Abschrecken 
zweier Flüssigkeiten von, durchaus entgegengesetztem 
Auflösungsmittel, wie derselbe ; vom Herrn Prof.' Na u~ ; 
mann vorausgesetzt wird, zusammenreimen läfst. Ge-, 
stützt auf ;eine genaue Kenntnifs der Erscheinungen am. 
Kopfhübel kann ich hier, wie bei Janig, mit Bestimmt- 

*~i • mm ~ 1 * » » * * * k* 

» • . * / * i . , . *. * 

1 ) Von derselben Art mögen die von de Bonnard beobachteten 

Arkoscngängc zwischen Magny und Ghassignv gewesen seyu. Ann. 

d. M. X, 208. . , . . 


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I 


86 

heit versichern, dafs nicht die mindeste Andeutung eines 
bei der Bildung des Pläners und Porphyrs stattgefunde- 
nen Kampfes entgegengesetzter Elemente vorhanden ist; 
Überall zeigt es sich, dafs während des Absatzes des 
Pläners der Porphyr nur das Feste, Widerstandleistende, 
jener dagegen das Flüssige und Umfliefsende gewesen 

war. Eben so wenig wie bei Zscheila oder Töltschen 

# « 

verräth der erste an seinen Berührungspunkten mit dem 
Porphyr die geringste Spur einer Veränderung, so dafs 
selbst nicht einmal die Vermuthung für den noch glühenden 
Zustand des letzteren in der Zeit, als sich der Pläner 
auf ihm absetzte, durch irgend eine Beobachtung unter- 
stützt werden kann. Eine Umänderung des Pläners aber 
durch Aufnahme sublimirter Kieselsäure mit Herrn Prof. 
Naumann anzunehmen, halte ich einerseits für nicht 
statthaft, ’ da keine einzige, sicher begründete Erfahrung 
bis jetzt das Vorhandenseyri von Sublimaten der Kieselr 
säure erwiesen hat, ‘ anderseits, für 1 überflüssig, weil 
alle Beobachtungen Über die Grtinsandformation ein- 
stimmig das Resultat ergeben, dafs der Kieselgehalt der- 
selben nach der Tiefe in dem Maafsc zunimmt, dafs die 
unteren Ablagerungen fast nur allein von Kieselerde ge- 
bildet werden. Es darf daher selbst das Vorkommen von 
Hornsteinmassen in dem Pläner oder in den Spalten des 
Porphyrs, welche letztere durch eingedrungene Massen der 
tiefsten Lagen des Pläners ausgcfüllt werden konnten, gar 
nichts unbegreifliches haben. In der That giebt es bei 
Teplitz nirgends Anastomosen der Hornsteine und Porphyre 
in der Art, wie sie Herr Prof. Naumann gesehen zu ha- 
ben glaubt, eben so wenig rund umschlossene Einschlüsse 
des Hornsteins in dem Porphyr ‘), und selbst keine 
Uebergänge beider Gesteine in einander, wie mich 2 bis 
300 zerschlagene Fragmente hinlänglich belehrt haben. 


0 Naumann in Leonhards Taschenbuch S, 300. 


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/ 


87 - 

I 

Der Porphyr ist hier folglich durchaus nur das ältere 
Gestein, auf dem sich die Grünsandformation, ohne ir- 
gend eine Spur eines erlittenen Durchbruchs zu zeigen, 
ruhig erst bei ihrer Bildung ablagerte. Deshalb sehe 
ich mich genülhigt, dem Resultate der Beobachtun- 
gen der Herren Naumann und Zippe durchaus zu wi- 
dersprechen, weil eben diese Beobachtungen keinesweges 
mit den Erscheinungen in der Natur selbst überein- 
stimmen. 

Den [beschriebenen sehr ähnliche Phänomene zei- 
gen sich auch an der südlichen Seite des Kopfhübels, 
zunächst der Duxer Chaussee. Die von oben nach un- 
ten herabgehenden Hornstcinadern (nie sieht man hori- 
zontale oder solche, die an beiden Enden in dom Por- 
phyr auskeilen) sind vollkommen deutlich, obgleich nicht 
in der Art belehrend, wie an dem westlichen Abhange. 
Das häufige Vorkommen des schwefelsauren Baryts an 
dieser Seite des Kopfhübels habe ich bereits S. 59 er- 
wähnt. 

Sind wir aber durch die beschriebenen Erscheinun- 
gen vollkommen berechtigt, das ganze Phänomen, gerade 
wie bei Janig, nur als das Product eines Infiltrationspro- 
cesses ansusehen, und finden wir, wie ich vorhin an- 
führte, auf der Höhe des Kopfhübels keine Pläner oder 
Quarzsandsteinablagerungen, von denen die Spaltenaus- 
füllungen abzuleiten wären, so sind wir auch hier ge- 
nöthigt, eine Zerstörung der früheren, den Porphyr un- 
mittelbar bedeckenden Ueberlagerungen vorauszusetzen, 
eine Annahme, die durch die Erscheinungen bei Janig 
(S. 56) wesentlich erleichtert, und ebenfalls am Kopf- 
hübel durch das Vorkommen einer zahllosen Menge 
von Fragmenten des Hornsteins, welcher die einst 
lose umherliegcnden Porphyrbruchstücke verkittet haben 
mochte, unterstützt wird. Die Masse des Kopfhübler 
Hornsteins ist zum Thcil sehr dunkel und fiachmuschbg 


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88 


bis zum dunkelrauchgrauen, der Bruch aber dann fein- 
splittrig, so dafs das Gestein manchen Feuersteinen aus 
der schreibenden Kreide vollkommen ähnlich wird. Ganz 
eben solche Stücke, wie die hiesigen, befinden sich im 
mineralogischen Museum zu Berlin, der Angabe des 
Herrn Dr. Stolz zufolge, aus dem Thale zwischen Set- 
tenz und Klein Aujezd; einige Fragmente von eben da- 
her sind noch dunkler, selbst schwärzlich grau und zei- 
gen durchscheinende Stellen bis zum durchsichtigen und 
mit Glasglanz, während die übrige Masse auf dem Bruche 
nur matt schimmert und undurchsichtig ist. Nicht min- > 
der fand Herr Dr. Stolz die grauen, dichten Hornstein- 
massen auf dem Fahrwege von Janig nach Osseg, ohne 
indefs in dem Catalog anzugeben, ob dieselben wirk- 
lich anstehen. Ihre von denen des gewöhnlichen dort in 
der Nähe vorhandenen ächten Quadersandsteins abwei- 
chenden Bruch und Farbeeigen thümlichkeiten dürfen 
nicht veranlassen, sie einer anderen, als der Grünsandbilr 
düng anzuschliefscn, da eben diese Modificationcn, wie 
ich schon S. 60 beschrieben habe, sich auch bei Janig 
im Tiefsten der dortigen Quarzgesteine vorfinden. 

Die alte Steinbruchswand auf der nördlichen Seite 
des Kopfhübels bietet die nämlichen, kugelförmigen Aus- 
scheidungen wie der Judenberg dar; eben so interessant 
sind an ihr die leeren, sechsseitigen Räume mitten im 
frischen Porphyr. In solchen Räumen existirten einst 
Feldspathkrystalle, die nun spurlos verschwunden sind, 
wie die Contouren der Räume auf das deutlichste be- 
weisen. Das Nebengestein, wenn gleich von dersel- 
ben Natur, ist dann nicht durch die mindeste Spur ei- 
ner Einwirkung berührt worden. Mitunter finden sich 
neben den leeren Poren solche, die mit einer weifsen, 
porcellanerdigen Masse angefüilt sind. Weit besser aber 
wie hier, lassen sich bei Nieder Schönau die Umwande- 
lungen des Feldspaths verfolgen. 


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89 


* Ein anderer interessanter Punkt für das Vorkommen 
der Hornsteinadern findet sich bei Settenz. Einige hun- 
dert Schritte nämlich südwestlich von dem Dorfe, in wel- 
chem überall der Porphyr ansteht, erhebt sich ein klei- 
ner Hügel desselben Gesteins. Der westliche Abhang 
des Hügels ist behufs der Anlage eines Fahrwegs nach 
den Kalkscheunen durchbrochen worden. Besonders an 
der linken Wand des Durchbruchs erscheinen häufig die 
Hornsteinadern, von oben nach unten sich ziehend, sich 
verzweigend, wieder vereinigend und mitunter in : noch 
breiteren, mit derselben Masse erfüllten Gängen sich mün- 
dend. Sehr viele dieser Gänge sieht man nach unten hin sich 
verengend, andere gänzlich auskeilend. Hin und wieder 
befinden sich in denselben Bruchstücke des Porphyrs 
(ein solches Beispiel ist in Tafel II Fig., 6 vorge- 
stellt; ö, h, c waren wirklich noch vorhandene Porphyr- 
fragmente von Wallnufsgröfse in Hornstein eingeschlos- 
sen; d aber deutet nur die vertiefte Stelle an, in der 
sich einst ein solches Fragment befand; der Gang war 
oben 3 Zoll, unten dagegen, so weit man ihn beobach- 
ten konnte, nur \ Zoll breit), und in den meisten, selbst 
in sehr feinen, solchen x\dern zeigt sich eine Fülle wohl 
erhaltener Versteinerungen. Rechts von dem Eingänge 
in den durchbrochenen Weg wiederholt sich ,ein Bild 
der Janiger Verhältnisse, aber sehr im Kleinen; eine An- 
zahl grauer Hornsteinadern durchzieht ebenfalls netzför- 
mig die Oberfläche des rothen Porphyrbodens. Auf dem 
Hügel selbst ist nur stellenweise eine sehr dünne Decke 
von Hornstein vorhanden, die entweder auch Por- 
phyrbruchstücke einschliefst oder wenigstens die Ein- 
drücke der einstigen Einschlüsse darbietet; unzählige 
Bruchstücke des Hornsteins mit den wohl erhaltenen, in 
Menge vorhandenen und schon am Kopfhübel erwähn- 
ten Versteinerungen, von denen ich namentlich hier 
Bivalvcn und zwar bis zu einem Zoll Durchmesser und 


90 


mehr vorfand, liegen überall umher. Der Porphyr des 
Kopfhübeis zeigt kugelförmige Aussonderungen, wie bei 
Janig und am Judenberge. 

Trümmer einer frühem Bedeckung des Porphyrs 
sind noch an mehreren Stellen westlich vonTeplitz vor- 
handen, Besonders ist der zwischen Settenz und dein 
Riesenbade liegende Eichbusch voll von Quarzblöcken 
und von Hornsteinfragmenten mit Porphyreinschlüssen, 
Die letzteren dieser Bruchstücke zeigen mitunter durch 
die grofse Zahl ihrer cingewachsenen Fcldspathpartikeln 
Aehnlichkeit mit glimmerfreien Graniten, Selbst noch 
weiter westlich hin bis in die Nähe des Riesenbades 
fand ich an vielen Stellen der Duxer Chaussee Horn- 
steinadern und namentlich da, wo man behufs der Anlage 
derselben einen Theil der Oberfläche des Porphyrs weg- 
zusprengen veranlafst war. In der Nähe des Schiefshau- 
ses wurden gleichfalls dieselben und zwar mit Einschlüs- 
sen von Schwefelkiespunkten und von Bivalvcn durch 
Herrn Professor Hoffmann beobachtet; doch ganz in 
der Nähe steht auch hier Pläner an und zwar auf dem 
Wege, der zu der Ziegelei führt; ebenso an dem nörd- 
lichen Abfalle der LippnayV 

Die zahlreichen Punkte, an denen man westlich von 
Teplitz die Hornsteine entweder anstehend oder wenig- 
stens in Trümmern vorfindet, läfst also sehr wohl die 
Annahme zu, dafs einst eine weit ausgedehntere und 
mächtigere Lage von Kiesel und Kalkbildungen, wahr- 
scheinlich noch vor dem Absätze der Braunkohlen- 
formation, die Oberfläche des Porphyrs bei Teplitz be- 
deckte, 

« 

• « 

3) Die Hornsteinaderu von Nieder Schönau. 

Das Vorkommen bei Nieder Schönau habe ich bis 
zuletzt gelassen, weil cs das an sich am wenigsten klar 
ist und erst durch die Beobachtung an den übrigen 


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» 



Pank teil, namentlich durch die Auffindung des deutlichen 
Zusammenhangs der Hornsteine von Janig mit den dor- 
tigen Quarzgesteinen ' seine vollständige Aufklärung 

findet.-’ ' ' 1 , J “ <«* ' - 

• ; Die linke Seife der Häuserreihe von Nieder Schö- 


nau lehnt sich an die schroffe Wand des porphyriti- 
schen Schönauer Berges und schliefst, wie Herr Prof. 
Hoffmaün beobachtete, faustgrofse Bruchstücke von 
düunflasrigem Gneufs ein; in ihr sieht man erst gegen 
die letzten Häuser des Ortes die grofsen, kugeligen Aus- 
scheidungen. Steigt man 200 Schritte hinter dem letz- 
ten Gebäude den Berg hinan, so findet sich eine licht- 
graue, quarzige Ablagerung, wiederum manchem Pläner 
sehr ähnlich, auf deren Masse aber Chlorwasserstoffsäure 
nicht einwirkt. Kugelförmige, faustgrofse oder kleinere 
Fragmente von Porphyr sind in derselben eingeschlos- 
sen oder wenigstens ihre Eindrücke noch vorhanden. 
Die Quarzablagerung zeigt, obwohl seltener, Spuren 
kleiner, zweischaliger Muscheln. Herr Prof. Hoffman n, 
der, wie seine Tagebücher mich belehren, schon im 
Jahre 1827 und namentlich bei Schöuau von dem jürn- 
gcren Alter des Pläners und von der Unrichtigkeit der 
Naumannschcn Darstellung der hiesigen Verhältnisse 
sich überzeugt hatte, bemerkte in der Kieselmasse einen 
sehr deutlichen Fischzahn. ' Unmittelbar, über dieser 
Kieselmasse steht abermals Porphyr an, aber noch etwas 
höher trifft man auf einen unbedeutenden Steinbruch von 
4 Fufs Höhe, in dessen Rückwand sich eine kleine Er- 
hebung von reinem Porphyr befindet, die mit den rech- 

• < , 

ten und linken, gleichfalls aus Porphyr bestehenden 
Flanken des Bruches zwei muldenförmige, mit einem Ge- 
menge von Porphyr find Hornstein erfüllte Ausbiegungen 
bildet. Die genauere Untersuchung zeigt hier wie 
überall, dafs das Gemenge nur aus Fragmenten des cr- 
stcrcn Gesteins besteht , die durch Hornstein verkittet 


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92 


sind. Der Hornstein ist sehr weifs und mit kleinen der 
Porccllanerde ähnlichen Partikeln erfüllt, die ohne Zwei- 
fel durch ihre feine Vertheilung, wie die Kohl$ bei man- 
chen Kalksteinen, die Färbung hervorbringen. Dadurch 
wird, weil auch der Porphyr in seinen Fragmenten (der 
anstehende ist meistens frisch) eine grofse Auflösung der 
Feldspathkrystalle zeigt, ein genaues Verfolgen der 
Gränze beider Gesteine recht schwierig * *). Die Ausfül- 

*) Wodurch eine solche Umwandlung des Feldspaths bei Schönau 
hervorgebracht wird, und warum dieselbe vorzugsweise nur die 
Krystalle ergreift, ist nicht leicht zu ermitteln. Herr Prof. Mit- 
scherlich fand indefs bei seinen Untersuchungen der zerstörten 

* Feldspathe in der Umgegend von Carlsbad und Teplitz, dafs 
ein Theil der Zersetzungen von kleinen, im Inneren der Fcld- 
spathkrystallc befindlichen Schwefclkiespartikeln herrührt, de- 
ren Oxydation die Zerlegung der neutralen kieselsauren Thonerde 
■ — Kaliverbindung vcranlal’ste, indem sich schwefelsaures Eisenoxy- 
dül und freie Schwefelsäure bildete (Mitscherlich Chemie fr, 
141). Der Schwefelkiesgehalt des Porphyrs lief» sich vorzüglich 
dann ermitteln, wenn frische Porphyrfragruente angeschliffen wur- 
den. Besonders gelang es Herrn Prof. Mitscherlich, bei den 
bekannten Carlsbader Zwillingen den excentrischen, von dem 
Schwefclkiespunkie aus sich verbreitenden Fortgang der Zersetzung 
des Feldspaths zu verfolgen. Schon im Jahre 1806 hatte der Mi- 
nister von Struve die im ersten Augenblicke allerdings be-, 
fremdenden Um Wandelungen des Carlsbader Feldspaths beobach- 
tet," ohne dafs er ihre Veranlassung ermittelte. Er bemerkte, wie der 
‘ Umbtldurigsproccfs von dem Inneren aus so weit fortschreitet,. dafs 
zuletzt der Krystall völlig in eine rothe Thonsaule umgeändert 
wird, die heim Zerschlagen des umschliefsenden Granits mit ihrer 
Zuspitzung frei öus der einen Hälfte der Umhüllung hervortritt, 
während die andere Hälfte der Hülle die Höhle zeigt, in welcher 
der ehemalige Feldspathkrystall sich befunden hatte. Genau das- 
selbe läfst sich bei den mitunter 2 Zoll langen Feidspathkrystallen 
aus dem Porphyr des Schönauer Berges beobachten, nur dafs das 
Product der Umbildung hier ein blendend’weifser Thon geworden 
ist. Die Krystallisation dieser weifsen Thonsäule ist die der 
Feldspathzwillinge von Carlsbad. t Die Porphyre der Umgegend 
von Halle, 'namentlich die von Brachwitz, zeigen ebenfalls, wie die 
Zersetzung vorzugsweise nur die Krystalle des Feldspaths ergreift; in 
dem Porphyr vomTautz bei Diemitz sind die letzteren theils frisch, theils 
ganz oder nur halb umgewandelt; es finden sich hier alle Ueber- 
gänge xugleich mit den Extremen. DipBeobachtungen der Herren 
Zobel und von Ca mall in den Schlesischen Porphyren bestä- 
tigen die Erfahrungen des Herrn Prof. Mitscherlich vollstän- 
dig. Sie fanden nämlich gerade, wie der letztere bei Teplitz und 
Carlsbad, veränderte Stclleu im Porphyr, in denen bisweilen Eisen- 
" oxyd angchäuft log (Karstens A. UI, 283), ohne dafs jedoch die 


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93 


lungsmasse der Mulden ist so hoch wie die Höhe des 
Bruches, also 4 Fufs hoch ; ohne Zweifel hat von die- 
ser Stelle Naumann die Angabe der Dicke sei- 
ner Schlackcnkruste entlehnt, da ipan das Hornstein- 
Porphyrgemenge an keinem anderen Punkte des 

Schönauer Berges so .mächtig beobachten kann. Es 

bildet die unmittelbare Decke des festen Porphyrs, in 
dem es eingelagert liegt und läfst sich aufserhalb des 
Bruches noch auf eine Längenerstreckung von 40 Fufs 

r* 

genannten Beobachter durch diese Erscheinung veranlagst wurden, 
der Oxydation des Schwefelkieses, aus dem sie theilweise selbst 
die Entstehung des Eisenoxyds im Porphyr herlcitcten, die Zer- 
setzung des Feldspaths, die Erzeugung der Porcellanerde in den 
Poren und der Poren selbst beizumessen (s. oben S. 36 und Kar- 
sten A. IV, 116). Namentlich den weifslich gelben Thonstein- 
porphyr des Mühlbergcs bei Ober Waldenburg fanden sie erfüllt 
mit Poren, deren Contouren erwiesen, dafs in denselben einst 
Feldspathkrystalie vorhanden waren. Die Poren aber sind ent- 
weder leer ( also wie am Kopfhübel ) oder cs befindet sich 
Eisenoxyd in ihnen (Karsten A. III, 345). Dasselbe war bei den 
Porphyrfragmenten des Conglomerats am Neuhauser Schlofsberge 
(K. A. a. a. O.) und namentlich da der Fall, wo das Gestein 
der Luft sich ausgesetzt findet; nicht minder in dem zerklüfteten 
Porphyr bei Wüste Giersdorf (III, 352) und bei Kohldorf (353). 
Eben solche Poren, voll von losem Eisenocker sah ich im Berli- 
ner mineralogischen Museum an Porphyrstücken von der kleinen 
Vogelhecke und vom Sch warzenberge bei Waldenburg, Doch 
. scheinen nicht alle Schwefelkiese geneigt, sich leicht zu oxydiren 
und die Zerstörung des Gesteins, in dem sie eingeschlossen sind, 
zu veranlassen. Ich fand nämlich im J. 1830 am Prudelberg bei 
Stonsdorf (in der Nähe von Warmbrunn in Schlesien) einen 
Gang in Granit ausgehauen, um eine Aussicht zu gewinnen. Un- 
geachtet derselbe damals bereits 4 Jahre hindurch allen Einwir- 
kungen der Athmosphäre ausgesetzt war, und der Granit sich mit 
erbsgrofsen Schwefelkiespartikeln durchaus erfüllt zeigte, war den- 
noch nicht die mindeste Spur einer Zersetzung des Granits sicht- 
bar. Eben so scheinen die sehr in das Qrofsc gehenden Um- 
wandeluogen des Phonoliths in der Umgegend von Teplitz nicht 
durch eine Oxydation von Schwefelkies veranlagt zu scyn, da 
weder einem andern Beobachter, noch mir cs gelungen ist, den 
Schwefelkies in dem frischen Phonolith oder wenigstens das Re- 
siduum desselben, den Eisenocker, in dem aus dem Phonolith ge- 
bildeten Weifsen Thone zu entdecken. Dafs die Zersetzung hier 
nur ein locales Phänomen ist, zeigt das Anstchcn des frischen 
KlingsUuns gleich in der Nähe der zerseizteu Massen desselben. 
So siebt man die TJinwandelungen namentlich an dem südlichen 
Abhange des Wachholdergcbirgcs io einer grofsen Schlucht de« 


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94 


» 


auf der linken und 100 Fufs auf der rechten Seite und 
zwar unmittelbar oberhalb des Bruches verfolgen. U eber- 
all schliefst das Gestein Kugeln des Porphyrs ein, so 
dafs es selbst hier bei Schönau kaum begreiflich ist* wie 
Herr Prof. Naumann getäuscht werden konnte. An 
der weiteren Erstreckung des porphyritischen Hölien- 


Phonoliths, die sich hach dem t)orfe Kradrop hinzieht £ dann in 
einer anderen Wasserschlucht an dem nördlichen Abhange des 
Schieferberges zwischen Schal lan und dein Mauthhause an der Bi- 
la. Der Klingstein atif der Höhe sowohl des Schielerberges, als 
des Wachhold erberges, besonders des letzterem zeigt, obwohl der 
Einwirkung der Atmosphäre stets ausgesetzt, nicht die geringste 
Spur einer Umwandclung seiner Masse. Eine solche Erscheinung 
möchte zu dem Schlüsse veranlassen, dafs es einer verstärkten Ein- 
wirkung des Wassers bedurfte, um eine Zersetzung des Feld- 
spaths im Klingstein zu veranlassen. VVenigstens fand ich eben^ 
falls in einer Wasserschlucht vollständige Zersetzungen des Thon- 
achiefers, der sich in eine blendend weifse Thonmasse verwandelt 
batte, bei Nettonitz im Pilsener Kreise. Kohlensäure Quellen 


aber oder Kohlensäurecxhalationen , deren Wirkung sich zu Ma^ 
rienbad in der Zersetzung des Feldspaths so deutlich offenhart, 
uöd deren Vorhandenseyn bei Teplitz noch gemuthmafst werden 
könnte, sind in der ganzen Gegend um Nettonitz herum nirgends 
bekannt. Eine der grofsartigsten Zersetzungen Feldspath hal- 
tender Gesteine befindet sich in Ober Ungarn* Bei Keked, ei- 
nige Stunden südöstlich von Kaschau , fand ich ein weifses, der 
Kreide ähnliches (s. a. Bend an ts Reise nach Ungarn, übers, v, 
Kieinschrod, S. 402 u. 408) aufgelöstes Gestein, das den Ab- 
hang des nach der Hegyallya und Tokay sich hinziehenden Hö- 
henrückens bildet. In ihm werden die dortigen bedeutenden 
Weinkeller und zwar dadurch angelegt, dafs man mit stumpfen 
Acxten Weitungen und Gänge in der weichen Masse aushauet. 
Mauerung findet selten und gewöhnlich nur an den Eingängen der 
Keller statt, wo das Gestein zu mürbe ist. Ist die Weinlese be- 
sonders günstig und der Raum nicht genügend, so treibt man ohne 
Umstände auf die beschriebene Weise Gänge rechts und links von 
dein Hauptgange in die Gebirgsmasse hinein. — Ich habe hier 
endlich noch zu erwähnen, dafs die Zersetzung des Phonoliths bei 
Schallan und Kradrop umgekehrt, wie die bei dem Schönauer 
und Halleschen Porphyr wirkt; sie ergreift nämlich nur die 
dichte Masse des Klingsteins, während die glasigen Feldspathkry- 
stallc vollkommen unangegriffen in der Porcellanerde vorhanden 
sind. Umbildungen loser Hornblendekrystallc in eine rothbraune, 
dichte Thonmasse, welche vollständig die Krystallform der Horn- 
blende, aber nicht den blättrigen Bruch derselben bewahrt, fand 
ich am vulkanischen Wolfsbergc bei Czernoschin in Böhmen. 


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95 


rtickens, der sich vom Schönauer Berge bis an denFufs 
des Schlofsberges hinzieht, und zwar an dem Abfalle 
desselben gegen Prassetitz und die Leitmeritzer Chaussee, 
bedeckt das Conglomerat noch einmal in einer ansehnli- 
chen Länge den Porphyr. Im Thale, und zwar in 
der Nähe der Conglomcratdeckc, selbst auf der Höhe 
des Schönauer Berges *), sieht man Fragmente der Decke 
in zahlloser Menge umherliegen. Nicht minder durch 
und durch poröse Bruchstücke vom Porphyr, aus dem 
die zersetzten Feldspathkrystalle herausgeschwemmt sind. 
Dadurch erhalten die Stücke in der That Aehnlichkeit 
mit porösen Schlacken, ohne dafs man jedoch bei nur 
einiger Aufmerksamkeit getäuscht werden könnte * 2 ). 
Noch weiter hin findet sich an dem Abhange eine kleine 
Plänerspur, dann aber zieht sich zwischen dem letzten 
Porphyrhügel zunächst dem Schlofsberge und diesem 
selbst ein bedeutender, weifser Plänerstreifen in das Thal 
bis an die Leitmeritzer Strafse. Derselbe ist deutlich in 
mächtigen Bänken geschichtet, obwohl sein Gestein sehr 
zerklüftet ist. Die Schichtungsebenen sind auch hier pa- 
rallel dem Abfalle des Porphyrs 3 ); eine Erscheinung, 
die vollkommen mit der S. 42 u. 43 ausgesprochenen 
Ansicht, keinesweges aber mit der Hypothese Leon- 
hards 4 ) übereinstimmt. Es ist nämlich auch hier durch- 


*) Vergl. die Beobachtungen von de BonnArd über solche Frag- 
mente aus der Arkose. Ann. d. M. X, 212. 

2 3 Es ist mir deshalb fast unmöglich vorauszusetzen , dafs Herr Prof. 
Naumann diese Stücke voll Poren wirklich für wahre Schlacken 
gehalten hat, wenn er nicht in Leonhards J. für 1825 S. 300 
ausdrücklich von der schlackenartigen Natur des Porphyrs spräche. 
Jedenfalls ist dieser Ausdruck dann nicht passend gewählt, wenn 
HcrrProf. Naumann die Strnctur der ebenerwähnten Fragmente 
nur mit einem von der Natur pyrischer Productc entlehnten Aus- 
drucke genauer bezeichnen wollte, da seine Erklärungsweise der 
Teplitzer Phänomene gerade namentlich aut die Wirkung 

S yrischer Thatigkeit des Porphyrs gestützt wird, 
iefs bestätigt auch Naumann S. 299 u. 303. 

4 ) Jahrb. für 1834, S. 130. 


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96 


aas unmöglich, sich vorzustellen, dafs die Erhebung einer 
Porphyrmasse, wie die des Schönauer Berges oder gar 
des phunolithischen Kegels, des Schlofsberges, so ganz 
ohne allen mechanischen oder chemischen Einflufs auf 
den leicht zerstörbaren Pläner geblieben seyn sollte, 
wenn man nämlich solche Erscheinungen an demselben 
abrechnet, welche, wie die unbedeutenden Zerklüftungen 
des Gesteins, sich sehr natürlich von dem fortdauernden 
Einflufs der Atmosphäre herleiten lassen. — Noch ein 
anderer Streifen von Pläner zieht sich an dem westli- 
chen Abhange des Schönauer Berges bis nahe an das 
Dorf Ober Schönau. In diesem sowohl, wie in dem am 
südlichen Abhange Anden sich Versteinerungen ; leichter 
sind dieselben aber aus den lose umherliegenden Stük- 
ken zu erhalten. Vorzugsweise häufig bemerkt man un- 
ter ihnen Abdrücke von Inoceramus Cuvieri und kleine 
feingestreifte Bivalven. Herr Prof. Hoffmann beob- 
achtete mehrere Exemplare von Spatangus Cor angui - 
num. Ob beide Plänerstreifen wirklich Zusammenhängen, 
läfst sich mit Bestimmtheit nicht ermitteln, wenn gleich 
die Verbindung derselben durch die vielen Bruchstücke 
des Pläners an der Erdoberfläche angedeutet ist. Fände 
eine solche statt, so würde der Schlofsberg theiiweise und 
zwar an seinem westlichen und südlichen Abfalle durch 
einen Gürtel von Pläner umgeben seyn. Auch in der 
Nähe des letzteren erscheinen an dem westlichen Fufse 
des Schlofsberges in Menge die bereits häufiger erwähn- 
ten Quarzblöcke; man findet sie aufserdem unmittelbar 
bei Ober Schönau selbst, wo sie theils in Drusenräu- 
men, theils porphyrartig in ihrer dichten Masse einge-» 
schlossene Schwerspathtafeln enthalten *). 

Auf dieser östlichen Seite von Teplitz wiederholen 

sich 

*) Ucber die Schwerspathtafeln des Sandsteins der Artose s. de Bon- 
ns rd in den Ann. d. M. X f 209. 


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97 


sich an mehreren Punkten die Hornsteinadern im Porphyr. 
Ich habe sie z. B. an dem nach dem Turner Bache ab- 
fallenden Theilc des Porphyrhügcls, der Grainzc, sowohl 
in dem festen Porphyr selbst, als in Fragmenten desselben 
vorgefunden. Ganz in der Nähe aber bei dem Brau- 
hause des Dorfes Turn und östlich hinter dem Parke 
wird auf Plänerkalk gebrochen, der viel Versteinerungen, 
namentlich viel Terebrateln, dagegen sehr wenig Plagio- 
slomen enthält, eine Erscheinung ganz umgekehrter Art 
wie bei Hundorf, wo die letztere Versteinerung so häu- 
fig ist In dem Dorfe Schönau und zwar am Fufse des 
kleinen Porphyrkegels, des Mont Ligne, entdeckte man 
bei dem Bau eines Kellers in dem Hause, das Trompc- 
terschlöfschen genannt, ebenfalls Hornsteinadern. Aehn- 
liche Massen wurden nach Herrn Dr. Stolz im Jahre 
1824 bei Gelegenheit der Ausgrabung eines Brunnens 
auf dem Hofe des Gasthofes zur Stadt Weimar aufge- 
funden. Das Vorkommen solcher Trümmer und Horn- 
steinbildungen auf der östlichen Seite von Teplitz be- 
stätigt also ebenfalls die Vermuthung, dafs diese Bildung 
einst über einen grofsen Theil der unmittelbaren Umge- 
bung von Teplitz verbreitet war. 

Herr Prof. Naumann vergleicht mit den Erschei- 
nungen bei Janig, am Kopfhübel und bei Ober Schönau 
das Vorkommen des Hornsteins am Bernhardsfelsen in 
Carlsbad; und in derThat mufs dasselbe nach den über- 
einstimmenden Schilderungen vonStruve *) undHoff mit 
jenen ganz ähnlicher Natur seyn. Ich sehe aus Stücken 
der Berliner Sammlung von Carlsbad, dafs der Hornstein 
dort meist eckige Bruckstücke des Granits vollständig 
umschliefst und mit ihnen ein deutliches Conglomerat 
bildet. Seine Masse ist dunkelgrau, dem Hornstein am 
Kopfhübel ähnlich und also mit manchen Feuersteinen 


') Leonhard Tasch. f. 1808, S. 133 u. 143 — 145. 

7 


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98 


✓ 


vergleichbar. Das Auftreten des anstehenden Braunkoh- 
lcnsandsteius dicht bei Carlsbad und zwar an dem rech- 
ten Tepelufer zunächst dem Fufse des Galgenberges mit 
den von ihm umschlossenen Granitfragmenten gleicht nach 
der Beschreibung vollkommen dem Auftreten des Qua- 
dersandsteins bei Janig, mit dem einzigen Unterschiede, 
dafs beide Sandsteine verschiedenen Bildungsepochen 
angeboren. 


II. Jüngere Granite. 

In dem Vorhergehenden habe ich gezeigt, dafs alle 
Erfahrungen dazu zwingen, die Granite und Porphyre 
auf der linken Elbseite als - Gebilde älterer Entstehung, 
wie die Grünsandformation, anzuschen; in dem Folgen- 
den werde ich dagegen ausführen, wie die Untersuchun- 
gen auf dem entgegengesetzten Ufer, die Herr Prof. 
Wcifs zuerst anregte, ein ganz anderes Resultat erge- 
ben, nämlich dafs das Oberlausitzer Granitgebirge jünge- 
rer Entstehung ist, als ein Theil der Quadersandsteinfor- 
mation und folglich auch als der primitive Kamm des 
Erzgebirges. Pötsch, der ohne Zweifel die Brüche von 
"Weinböhla aus eigener Anschauung kannte *), erwähnt 
von der dortigen Uebcrlagerung des Kalkes durch den 
Syenit kein Wort; ebenso wenig hatte Werner von 
derselben, wie von der ähnlichen bei Hohenstein, ob- 
gleich beide ihm nicht fremd geblieben sevn konnten, 
Notiz genommen. 

Zwischen dem Pläner von Zscheila, der den Gra- 
nit deckt, und dem westlich von Bonitsch unmittel- 
bar auf der Grofsenhayner Strafsc anstehenden, hori- 
zontal geschichteten Pläner gewöhnlicher Art sicht man 
keine Verbindung. Der letztere findet sich an dem süd- 

’) Beobachtungen über den Granit, S. 349 u. 542. 


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99 


lieben Abbange der breiten und bewaldeten Porphyr- 
kuppc, über die der Weg von Grävernitz bis nach 
Ocrilla führt. Er wird auf eine recht auffallende Weise 
gegen Norden unter einem ziemlich scharfen Winkel 
und in einer bestimmt markirten Linie durch groben 
Sand bedeckt, der äufserst viel Porphyrfragmente cin- 
schlicfst. Die Ueberlagerung durch das Gerölle ist so 
auffallend und der Bedeckung des Pläners bei Oberaue 
durch den Granit so ähnlich, dafs man veranlafst wird, 
eine mögliche Ueberlagerung in gröfserer Tiefe durch 
festen Porphyr selbst zu vermuthen. < Eine bestimmte 
Verbindung des Bonitscher Pläners mit dem, der den 
südlichen Abfall des Plateaus zwischen Gröbern und 
Oberaue in zahllosen Fragmenten bedeckt und ohne 
Zweifel ansteht, habe ich nirgends auffinden * können. 
Wahrscheinlich aber findet ein Zusammenhang des letz-> 
teren Pläners mit denjenigen Massen desselben statt, die 
unmittelbar östlich von Oberaue in den Seitengräben des 
nach der Buschmühle führenden Weges bemerkt werden, 
ohne dafs mit ihrem Anstehen eich das Niveau der nas- 
sen Aue, in welcher der Weg und Oberaue selbst liegen^ 
wesentlich erhöbe. Erst 4 Stunde hinter dem eben ge- 
nannten Dorfe steigt der Pläner rasch auf und bildet hier 
zum Tbeil den Rand des steil in das Elbthal abfallenden 
Moritzburger Plateaus. Auf ganz ähnliche Weise ist 
diefs bei Weinböhla und ehemals war cs auch im Spitz- 
grunde der Fall. Sonst wird der Pläner in dieser Ge- 
gend des Elbthales nur in 2 kleinen Ablagerungen, wo- 
von die südlichere die bedeutendere ist, am östlichen 
Fufse des Spaargebirges in der Nähe von Zaschendorf 
beobachtet. Er ist hier aller Wahrscheinlichkeit nach 
an den Granit des Spaargebirges nur angelagert; von 
Schichtung war der grofsen Zerklüftung des Gesteins 
wegen mit Sicherheit nichts zu ermitteln. Die kleine, 
südlicher gelegene Spur ries Pläners bei Nieder Warta 


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100 


an dem linken Elbufcr habe ich bereits erwähnt; sie 
wird durch den Gneufs von Lcitewilz von der mächti- 
geren Plänerdecke am linken Rande des Zschonegrundes 
getrennt. Bei Priesnitz, das noch auf Pläner steht, soll 
dieser auch das Bette der Eibe bilden. Auf dem rech- 
ten Elbufer dagegen hatte man ihn beim Brunnengraben 
noch in 20 Ellen Tiefe nicht vorgefunden *); cs wäre 
deshalb fast zu zweifeln gewesen, ob eine Verbindung 
zwischen den Plänerablagerungen auf dem rechten und 
linken Elbufer überhaupt stattfindet, wenn nicht das 
kleine und isolirte Vorkommen desselben bei Strehla, 
südlich von Dresden, und die im August 1832 auf dem 
Antonsplatze in Dresden selbst behufs Anlage eines ar- 
tesischen Brunnens begonnenen und noch im Augen- 
blicke fortgesetzten Bohrversuche für den wahrscheinli- 
chen Zusammenhang beider Bildungen sprächen. Bei 
den Bohrversuchen ging man bis in eine Tiefe von 420 
Dresdner Ellen (732 P. F.), ohne den im Liegenden er- 
warteten Syenit zu erreichen; bei 269 Ellen hatte man 
die letzte Quelle gefunden, und soweit wird auch nur 
künftig das Bohrloch offen erhalten werden. Es wurde 
bei dem Versuche folgende Reihe von Schichten von 
oben an gerechnet ermittelt: 

Ellen. Zoll. 


1) Kies und Sand 27 

2) Schieferthon 109 

3) Pläner / 120 

2) Grauer, etwas feiner Sandstein 4 

5) Grauer, etwas fester Sandstein 4 

6) Weifser Sandstein 3 

7) Grober rötblicher Sandstein 

mit Thon . 3 

8) Weifsgrauer Sandstein — 


20 

• » / 

7 

19 (lster Quell) 
16 

14 

11 


') Pötach Beob. üb. d. Gr. S. 346 u. 47. 


\ 


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101 


Ellen. 


9) Bläulicher Sandstein 

10) Schieferthon ' 

11) Rother Thon mit rütlil. Sandst. 

12) Schieferthon ! 

13) Feiner Sandstein 

14) Schieferthon 

15) Feiner Sandstein 

* - f # . • • 


10 

1 

1 

1 



16) Etwas gröberer Sandstein 

17) Feiner Sandstein * '*’ ‘ 6 

18) Röthlicher Sandstein 2 

19) Bläulicher Sandstein ‘ — - 

20) Röthlicher Sand 5 — - 

21) Weifsbläulicher Sandstein 4 

22) Rother Thon \ ! 3 

23) Weifslich grauer Sandstein 1 

24) Grauer Sandstein " * 1 

25) Rother Thon • 1 

26) Weifsgrauer Sandstein 1 

27) Rother Thon 1 

28) Weifsgrauer Sandstein * 1 

29) Weifser Sandstein ‘ 2 

30) Rother Thon 5 

31) Sandstein ’ /• — - 

32) Conglomeratc. Sie beginnen mit 

331 EH. 4 Zoll Tiefe 
. und sind noch his zu 
dem Tiefsten des 
Bohrloches vorge- 
funden ; Iste Schicht 
• • » 

derselben. 4 « 7 

33) dcsgl. " V 8 

34) dcsgl. und weifsgrauer Sandstein 1 

35) dcsgl. u. rolher Sandst. in. Thon 11 

35) dcsgl. u. rother Thon 4 


102 


Ellen. Zoll. 

37) desgl. u. röthl. Gebirge m. Thon 9 14 

38) desgl. u. rothcrThon mit Sand 1 22 

39) desgl. u. roth. sand. Geb. m.Thon 10 10 

40) desgl. u. grausandiger Sandstein 10 10 

41) desgl. u. grausandiger Thonstein ; 

letzte erbobrte Lage, Anfang 
mit 396 Ellen, 11 Zoll, Schlufs 
mit 420 Ellen 23 13 * *) 

Es gebt aber aus der Kcnntnifs dieser Schichten- 
folge hervor; 

1) dafs sich in Dresden der Planer in einer gröfse- 
ren Mächtigkeit als sonst irgendwo vorfindet; 

2) dafs derselbe dort durch eine sehr ansehnliche Letten 
(Schieferthon)lage bedeckt wird, von welcher nur bei 
Weinböhla und Oberaue, sonst aber nirgends auf dem 
rechten oder linken Elbufer Spuren vorhanden sind; 

3) dafs der Quadersandstein, wie in Böhmen, das 
Liegende des Pläners bildet; 

4) dafs endlich dieser Quadersandstein selbst wieder 
von einer mächtigen rothen Conglomeratmasse, ähnlich 
der im Plauenschen Grunde, unterlagert wird 3 ). 


’) Ungeachtet ich die vorstehende Schichten Folge genau nach dem Re* 
gister copirt habe, das in dem Bohrhause aufbewahrt wird, so 
•ehe ich dennoch, dafs in dieselbe zwischen N. 1 — 31 ein Fehler 
sich cingeschlichen hat, indem die Summe der 31 Posten nicht 
331 Eilen 4 Zoll beträgt. Ich vermag leider für den Augenblick 
nicht, diesen im Ganzen unwesentlichen Fehler zu verbessern. 

*) Viel Aehnlichkeit mit der Schichtenfolge im Dresdener Bohrloche 
geigt der von Zobel und von Carnall angegebene Durchschnitt 
der Gninsaudformation in der Nähe von Schwcdelndorf im Glätzi- 
•chen. Es folgt nämlich auf den rothen Sandstein im Liegenden 
der Quadersandsteiq ; über diesem ein thoniger Sandstein und dann 
Mergel, der seinerseits wieder durch «ehr zerklüfteten Plänerkalk 
bedeckt wird. Der letztere findet sich zu Dresden nur im Liegenden 
des Mergels. Durch ein Bohrloch auf Salz, das unter der Leitung 
des Hofrath Glenk zu Stranow, südlich von der Stadt Jungbunzr 
lau, bis auf etwa tausend Fufs Tiefe getrieben wurde, kennen wir 
auch die Schichtenfolge der Grünsandformation in dem nördlichen 
Böhmen. Da das vortrclfliche statistische Werk über Böhmen 


103 


Berücksichtigt man nun, dafs das Urgebirge von 
Nollendorf nach Kutschken um eine Niveaudifferenz von 
1872 P. F. abfüllt, wenn man nämlich mit Berghaus, 
wie ich bereits S. 47 gethan, die Höhe von Nollendorf 
zu 2220 F., die Höhe von Kutschken aber zu 348 F. *) 
annimmt, und ebenso, dafs der Syenit bei Dresden von 
der Höhe des Plauenschen Grundes um 1020 F. abslürzt, 
so scheint es wahrscheinlich, dafs der Lauf der Elbe 
wirklich die östlichste Gränze des Erzgebirges bezeichnet. 
Berücksichtigt man ferner, dafs die Grünsandformation bei 
ihrer Bildung sich an diesen steilen Rand des Erzgebir- 
ges anlagerte und ihrerseits wiederum durch den Granit 
des rechten Elbufers bedeckt wurde, so darf man fol- 
gern, dafs vor der Bildung des Oberlausitzer Granitge- 
birges und des hohen Quadersandsteinkamms sich an der 
jetzigen Stelle derselben eine Vertiefung befand, die den 
Gewässern der Böhmischen Niederung freien Abflufs 
gestattete. Derselbe mufste aber gehemmt werden, 
wenn die Entstehung der eben genannten Gebirge den 
Schlufs der Niederung und somit die Bildung des Böh- 
mischen Kessels selbst veranlafste. Die natürlichste 


von Sommer nicht allgemein verbreitet seyn möchte, so entlehne 
ich aus ihm (Bd. II, S. XVIII u. 137) die folgenden Angaben. 
Das Bohrloch ging von oben ab 130 Fufs tief durch Quadersand- 
stein, dann folgte plastischer Thon (S. 137 steht wohl' fälschlich 
Thonschiefer), bei 1737 F, Pläne« kalk, hei 342 F. Tiefe Knlkmcr- 
gel und grauer, fester Kalkstein, und wieder weifsgrauer Kalkmer- 
gel. Bei 750 F. (erreicht im Sommer 1832) hörte das Kalkge- 
birge auf ; es folgte blaugrauer Thon ; bei 850 F. Tiefe stiefs man 
auf Spuren von Gips. Bei 983 F. wurde der Thon durchbohrt 
und man gelangte auf wasserhaitende, lockere Schichten, aus denen 
das Wasser in einer solchen Menge ernporsprudelte, dafs cs von 
der Mündung des Schachtes sofort einen kleinen Bach bildete* 
Bei 266 F, zeigte das Wasser des Bohrloches einen schwachen 
Salzgehalt. Der Bohrversuch war auf Kosten einer Privatgesell- 
schaft im Jahre 1830 begonnen worden. 

1) Ich folge hier der Angabe von Berghaus für Ilernskretschen 
(333 F. Hertha II, 632), zu der ich 15 Fufs, die Erhebung von 
Mittelgrund über Ilernskretschen nach Haüaschka (Hertha III, 147) 
addirte. 


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104 


Folge eines solchen Ereignisses war der Versuch 
der in dem Kessel aufgehäuften Wasser, ihren Damm zu 
durchbrechen, eine Operation, deren Gelingen durch die 
Natur des zwischen Tetschen und Meifsen abgelagerten, 
sehr leicht zerstörbaren Quadersandsteins wesentlich er- 
leichtert wurde. Die Untersuchung des Elbthales näm- 
lich von Tetschen nach Pirna ergiebt, dafs der Strom 
zwischen Tetschen und Schmilka, bei Hernskretschcn und 
Prossen, am Königstein, bei Rathen und Wehlen und 
endlich zwischen Wehlen und Pirna, begränzt von ho- 
hen Saudsteinwänden, deren Schichten vollkommen ho- 
rizontal liegen, weite und sanfte Krümmungen bildet. 
Eine solche Erscheinung scheint weit eher die Wirkung 
der Thätigkeit corrodirender und fliefsender Gewässer zu 
seyn, als dafs sie berechtigte, die Bildung des Elbthales 
einem spaltenartigen Aufbrechen des Sandsteingebirges, 
veranlafst durch die Emportreibung der Stolpener Ba- 
salte oder des Oberlausitzer Granits beizumessen. Alle 
Erfahrungen nämlich über spaltenförmiges Aufbrechen 
des Erdbodens, veranlafst durch vulcanische Kräfte oder 
durch Erdbeben, ergeben überall, so viel mir bekanut 
ist, die Regel, dafs die Spalten der Richtung der geraden 
Linie folgen, nie aber in solchen schlangenförmigen 
Krümmungen auftreten, wie dergleichen eben bei dem 
Elbthale vorgefunden werden. 


a) Oberaue. 

Schon von weitem erkennt man östlich von Ober- 
aue da, wo das Moritzburger Granitplateau in das Elb- 
thal abfällt, und der S. 99 bereits erwähnte Fahrweg 
nach der Buschmühle in den Abfall tief einschneidet, 
dafs der untere Theil des letzteren aus einem sehr wei- 
fsen Gestein gebildet ist, über welchem ein breiter, ro- 
ther Streifen sich hinweg lagert. Eine genaue Besichti- 


% 


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105 


l 


gung der Stelle belehrt, dafs der nördlich von dem Fahr- 
wege liegende Theil des Thalrandcs von der Sohle an 
etwa 20 — bis 25 Fufs hoch durch reinen, festen, wei- 
fsen Pläner gebildet wird, dafs dagegen der ungefähr vier 
Fufs breite, rothe Streifen aus dichtem Granit besteht. 
Es findet also an dieser Stelle eine förmliche Bedeckung 
des Pläners durch den Granit und nicht durch Granit- 
gerölie statt, wie man in der Front des Abfalles, noch 
deutlicher aber in der Schlucht des Fahrweges selbst 
durch Aufschürfen der Oberfläche leicht sich überzeu- 
gen kann. Recht auffallend ist die scharfe Scheide bei- 
der Gesteine. Unterhalb derselben findet sich nur der 
weifse, feste Pläner, darüber nur der rothe, feste Granit; 
nirgends sicht man auf der 100 Schritte weit zu verfol- 
genden und in der Front des Thalrandes horizontal lie- 
genden Gränze Einschlüsse des Pläners in dem ihn be- 
deckenden Granit; nirgends ein hakenförmiges Eingreifen 
der beiden Gesteine in einander, nirgends endlich, eben 
so wenig wie bei Weinböhla, Fragmente des Granits in 
dem Pläner, als in dem hier älteren Gesteine, eine Er- 
scheinung, die so natürlich wäre, wenn, wie Herr Prof. 
Kühn annimmt, eine Unterlagerung des Pläners unter 
überhängende, granitische Klippenränder wirklich statt- 
gefunden hätte. Eine Bildung dieser letzteren hätte nur 
durch eine Zerstörung der unteren Theile früher schroff 
gegen das Meer abfallender Felsen entstehen können, 
ln einem solchen Falle aber alle Reste und sämmtliche 
von der Höhe der in der Luft schwebenden Ränder los- 
gezogene Bruchstücke und Blöcke als von den Flu- 
then zerrieben oder weggespült vorauszusetzen, scheint 
nicht mit dem Resultate der Beobachtung an felsigen 
Meeresküsten vereinbar, an denen man gewöhnlich An- 
häufungen von Fragmenten ihres Ufergesteins vorfindet. 
Hat man ferner Grund anzunehuicn, dafs die Bildung des 
Pläners nur alLuaählig vor sich gegangen ist, so wäre 


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106 


man um ßo mehr berechtigt, während der Ablagerung 
desselben mehrfach wiederholte Loszichungen von den 
überhängenden Rändern und folglich wiederholte Ein- 
schlüsse von Granitfragmenten in den verschiedenen Ni- 
veaus des unterliegenden Pläners zu erwarten; eine Vor- 
aussetzung jedoch, die weder durch dieBeobachtung an der 
Wand zu Oberaue, noch durch den Betrieb zu Wein- 
böhla, Hohenstein oder Saupsdorf bis jetzt nur im min- 
desten bestätigt wird. 

Noch weiter nördlich läfst sich die Plänerwand bis 
an einen kleinen Bach, der von der Höhe herabkommt, 
verfolgen; die Ueberlagerung derselben durch den Gra- 
nit ist nicht mehr erkennbar, da die Gränze durch 
Waldcultur verdeckt wird. In dem Einschnitte des Ba- 
ches, zunächst der Buschmüble, steht bis an die Thal- 
sohle nur Granit an; man sieht hier keine Spur des Plä- 
ners, der wohl zu erwarten war. Geht man in die 
Schlucht des Fahrweges selbst hinein, so findet sich an 
der linken Wand eine geringe Strecke weit noch der 
Pläner anstehend; auf das deutlichste sieht man ihn aber 
hier durch festen Granit überlagert, so dafs selbst beide 
Gesteine, weil sie nur von einer 2 — 3 Zoll breiten, 
schwarzen Lettenlage geschieden werden, mit der ausge- 
streckten Hand zugleich gefafst werden können. Die 
Gränze steigt aus der Sohle des Weges in einem schar- 
fen Winkel von etwa 30° hinauf und tritt dann an der 
Front des Abfalls in die Horizontale, wie ich diese be- 
reits beschrieben. Fig. 7 zeigt das Lagerungsverhältnifs 
vollkommen der Natur getreu. Der bedeckende Granit 
ist in der Schlucht bis auf die Höhe von Gohlis ohne 
Unterbrechung anstehend zu verfolgen. Der obere Theii 
des Elbrandes, über dem rothen Streifen, ist zwar auch 
durch Waldcultur verdeckt, doch weisen die umhcrliegcndcn 
Bruchstücke darauf hin, dafs er durch Granit gebildet 
wird. 


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107 


Der Granit von Oberaue besteht vorzugsweise aus 
einem röthlichen, ja rosenrothen Feldspalh, wenig grün- 
lich grauem Glimmer und glasglHnzeud rauchgrauem 
Quarz; er befindet sich in einem so zerfallenden, aber 
unveränderten Zustande, dafs es schwierig ist, ein fri- 
sches Handstück zu erhalten. An der rechten Wand 
der Schlucht steht ebenfalls noch Pläner an, weiter hin- 
auf nur Granit; die Gräuze beider Gesteine ist hier 
durch Gerölle verdeckt; südlich von dem Fahrwege, 
wenige 1000 Schritte von ihm entfernt, bildet der fri- 
scheste Granit ganz allein den Thalrand. 

Im Eingänge der Schlucht halte ich den Pläner für 
horizontal gelagert; tiefer hinein scheinen die Schichten 
gegen die Gränze einzuschiefsen; vielleicht ist letzteres 
Täuschung oder ein analoges Verbältnifs mit einer ähn- 
lichen Erscheinung bei Weinböhla, wie ich bald anfüh- 
ren werde. 

Nördlich von dem Bache zieht sich ein zweiter Fahr- 
weg auf die Höhe und zwar nach Gohlis. In dem Ein- 
schnitte desselben findet sich Granit auf beiden Seiten, 
unverändert, wie vorhin, aber gleichfalls in so losem Zu- 
stande. dafs er bei Hammerschlägen, ähnlich dem Por- 
phyr von Teplitz, zu einem grobkörnigen Sande zerfällt. 
Inmitten dieser loser Massen sieht man fester zusammen- 
hängende Granitpartien *). Am Eingänge des Weges 
in die Schlucht bietet sich noch eine sehr unbedeutende 
Plänerablagerung dar; sie ist so zerklüftet, dafs keine 
Spur von Schichtung beobachtet werden kann; ob sie 
vom Granit bedeckt wird, war nicht zu ermitteln. 

Auf der Höhe zwischen Gröbern und Gohlis be-r 
merkte ich nirgends eine Spur vom Pläner, 


Vergl. die ganz ähnlichen von d’Aubuifson in einem Fahrwege 
zwischen Rennes tmd Brest beobachteten Erscheinungen. Gcogn. 
- lste Ausg. II, S. 46. 


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108 


b) Weinböhla. 

Die Schilderung der Lagcrungsvcrhältnisse in dein 
Eckert sehen Kalkbruche von Weinböhla durch Herrn 
Prof. Weifs und die beiden Car us sehen Ansichten des- 
selben gelten auch noch heute vollkommen, nur ist der 
den Pläner bedeckende Syenit in noch mächtigeren Mas- 
sen als damals über demselben aufgethürmt, da der Be- 
trieb gegen Osten, also gegen das nach dem Plateau hin 
aufsteigende Niveau des Syenits geführt wird. Durch 
diese Richtung des Betriebes vennehrt sich mit je- 
dem Jahre die Schwierigkeit des Brechens; ja man be- 
fürchtet bei dem raschen Einschiefsen der Kalkgranit- 
scheide, dafs in einer sehr kurzen Reihe von Jah- 
ren der Betrieb des Eckert sehen Bruchs ebenso zum 
Erliegen kommen wird, wie man bereits gezwungen war, 
den unmittelbar daran anstofsenden, ehemals Königlichen 
Bruch und den im Spitzgrunde bei dem völligen Aus- 
keilen des Kalksteins aufzugeben. 

Der Weiuböhlaer Kalkstein wird in seiner ganzen, 
durchschnittlich 25 — 30 Fufs betragenden Mächtigkeit 
abgebaut; das unmittelbar Liegende desselben ist blauer 
Letten, dessen Stärke bei einem vor der Wand des 
Eckert sehen Steinbruchs angestelltcn Bohrversuche in 
40 Fufs Tiefe (nach der Aussage anderer Arbeiter war 
das Bohrloch 30 Ellen tief) noch nicht durchdrungen war. 
Bis so weit fand man keine weitere Spur von anstehen- 
dem Kalkstein. Doch ist derselbe westlich von der jetzigen 
Betriebswand noch nicht gänzlich erschöpft. Der kleine 
Schacht nämlich für das Kunstgczeuge in der Weitung 
des Bruches steht noch 3 Ellen im festen Gesteine, tie- 
fer aber 7 Ellen im Letten; ein Brunnen aufserhalb der 
Weitung gar 40 Fufs im reinen Kalksteine. Einige hun- 
dert Schritte südlich von dem Eckert sehen Bruche 
wird in einer und derselben Weitung, und zwar auf 


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dein Grunde des Beck ersehen unmittelbar darüber ber- 
genden Gehöftes seit 6 oder 8 Jahren sowohl für Kö- 
nigliche Rechnung, wie für die der Bauern Quittcl und 
Wicdcmann gleichfalls auf Kalk gebrochen, und zwar 
liegt der bäuerliche Betrieb südlich von dem Königlichen. 

Versteinerungen sind in dem hiesigen Kalksteine <$n 
nicht geringer Menge vorhanden; man findet nur solche, 
die das Gestein der Kreideformation unbedingt zuweisen, 
namentlich viele Exemplare von Spatangus Cor angui- 
num, Spatangus Cor testudinarium, Terebratula octo - 
plicata, camea, vorzüglich häufig die Plagiostoma spi- 
nosnm und aufserdem Ananchytcn, die Knöpfe von Ci- 
daritcnstachcln und auch Ammoniten, mitunter von mehr 
als einem Fufs Durchmesser. Das Gestein in den Brü- 
chen ist übrigens dunkler, wie der Pläner von Oberaue, 
dagegen heller, wie der Kalkstein von Hohenstein, meist 
dicht und nur selten krystallinische Ausscheidungen ent- 
haltend. 

Die unmittelbare Bedeckung des Kalksteins gegen 
die Mitte des Eckcrtschcn Bruches ist ein schwarzer 
Letten von einigen Zollen Mächtigkeit, der allmählig und 
sehr deutlich in den gewöhnlichen, lichtgrauen Pläner- 
mcrgcl übergeht. Woher die Farbe dieses schwarzen 
Lettens rührt, weifs ich mit Bestimmtheit nicht * anzuge- 
ben; am wahrscheinlichsten verdankt dieselbe bituminö- 
sen Beimengungen ihren Ursprung, da auch in den Sand- 
steinen von Zatschke bei Pirna und in den Plänern von 
Cotta bei Dresden Lagen von Schieferthon mit Schilf 
und anderen Kräuterabdrücken nach Freiesieben vor- 
handen sind 1 ). Es scheint überhaupt, als wenn ähnliche 
schwarze Letten in der Grünsandformalion nicht selten 
wären. So erwähnt Freicslcben das Vorkommen ei- 

11 t 

') Mag. für die Oiyctograpliie von Sachsen; lieh IV. S. 78 u. 79. Im 
Zschonogrunde (S.9) kommt schwarzer Thon uesterweise im Plä- 
nerkalke vor. 


110 

Des schwachen Flötzes von graulich schwarzem Schiefer- 
thon im Sandsteine von Postei witz bei Schandau 
Herr von Dechen das Vorhandensein schwarzer Streifen 
in dem grauen Kalkmergel des Teutoburger Waldes a ), 
und Herr Prof. Hoffmann die Anwesenheit wellenför- 
miger, schwarzer Streifen im Thonmergel des nordwest- 
lichen Deutschlands * * 3 ). 

Der graue Letten in dem Hangenden des Kalksteins 
ist im Eckertschen Bruche weit mächtiger, als der 
schwarze ; er erreicht besonders oberhalb einer Ecke der 
Betriebswand (die Ecke ist auch in den Zeichnungen von 
Car us angedeutet) eine Stärke von mehreren Fufsen 
und läfst sich, wenn gleich in abnehmender Mächtigkeit, 
bis an die N.N.O. Wand des Bruches verfolgen. Rechts 
dagegen wird die Weiterstreckung der Lettenscheide 
durch herabgestürzte Haufen von Bruchstücken des über- 
lagernden Gesteins verdeckt; sie senkt sich rasch nach 
der Solde, denn bereits jenseits des Herabsturzes sieht 
man sie nicht mehr, und der Syenit ruht in dem ehe- 
mals Königlichen Bruche, wie man in diesem bei dem 
Auskeilen des Kalksteins Gelegenheit hatte sich zu über- 
zeugen, unmittelbar auf dem bläulich grauen Letten. 
Die herabgestürzten Blöcke sind wahrscheinlich noch 
dieselben, die Herr Prof. Weifs 4 ) erwähnt. Erst in 
der Mitte Novembers 1834, als die Kälte des in der 
Sohle des Bruches sich anhäufenden Wassers das Bre- 
chen in dem N.N. östlichen Theile zu sehr erschwerte, 
fing man an, die Blöcke wegzuräumen; dadurch wird 
ohne Zweifel für den künftigen Beobachter das Herab- 
ziehen der Scheide bis auf die Sohle selbst wiederum 
sichtbar werden. 


*) Mag. f. d. Oryctographie von Sachsen; Heft 4, S. 78 u. 79. 

*) de la Bcche Geognosie, S. 295. 

3 ) G ebersicht S. 460. 

4 ) Karsten A. f. M. I, 156. 


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111 


Herr Prof. Wcifs erklärt, wie ich schon in der 
Einleitung dieses Aufsatzes anführte, die Entstehung der 
Lettenscheide durch einen mechanischen Rcibungsprocefs, 
der in dem Augenblicke stattgefunden hätte, als sich der 
Granit über den Kalkstein hinweglagerte. Gegen diese 
Ansicht aber Scheint namentlich das vorhin erwähnte 
Vorkommen des schwarzen Lettens an solchen Punkten 
zu sprechen, wo derselbe, wie zwischen den Sandsteinen 
von Posteiwitz oder den Mergeln des nordwestlichen 
Deutschlands, nur das Product einer ruhigen mit der Ent« 
stehüng der eben angeführten Gesteine gleichzeitigen 
Bildung seyn kann. Besonders findet sich zunächst Po« 
slelwitz keiü' Granit vor, «durch dessen Reibung mit dem 
dortigen Sandsteine die schwarze Schieferthonlage hätte ent- 
stehen können. Auch bei Weinböhla zeigt der unmit- 
telbare und deutliche Uebergang des schwarzen Lettens 
in den grauen, dafs jener mit diesem nur auf eine und 
dieselbe und gleichzeitige Weise gebildet seyn kann. 
Dafs aber auch die Entstehung des grauen Lettens nicht 
durch einen mechanischen Reibungsprocefs veranlafst 
ist, ergiebt sich einerseits aus dem Vorkommen ähn- 
licher Bildungen fast in allen Gliedern der Grünsand- 
formation *), dann aus den zum Theil schon S. 51 und 
101 angeführten Beobachtungen bei Settenz, Coschitz * 2 ) 
und Dresden. Es finden sich nämlich an diesen Orten 


’) Unter andern bei Stranow (S. 103), im Glatziachen (Zobel und 
von Carnall in Karstens A. IV, S. 158 — 172), am Harze 
(Zimmermanns Harzgeb. I, S. 464) und überhaupt im nord- 
westlichen Deutschland (Hoffmanns Uebersicht S. 460 — 461). 

2 ) Auf der Höhe von Coschitz liefs der Besitzer des Kalkbruches, um 
die Starke des dortigen, kalkigen Sandsteins zu ermitteln, einen 
Schacht bis auf das Grundgebirge, den Syenit, abteufen. Auf der 
Scheide beider Gesteine fand man eine sehr ansehnliche Lage von 
dem grauen Letten vor. Die Richtigkeit dieser Angabe und die 
vollkommene Aehnlichkeit mit dem Wcinböhlaer Mergel ergaben die 
zunächst dem Mundloche des Schachtes noch vorhandenen kleinen 
Halden des geförderten Lettens. 


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112 


mächtige, graue Lettenmassen selbst in. dein Liegenden 
des Kalksteins, also in einer Lage vor, wo diesel- 
ben kein es weges für das Product eines Rcibungspro- 
cesses gelten können, da an allen drei Punkten die im 
Liegenden des Lettens vorhandenen Syenite und Por- 
phyre für ältere Gebilde, als dieser letztere, und also 
nicht für solche angesprochen werden dürfen, durch de- 
ren Heraufdringen etwa die unteren Theile der Igeliobc- 
nen Pläncrschichtcn zunächst der Syenit oder Porphyr- 
oberfläche zerstört, und die Entstehung der grauen Let- 
tenschicht selbst veranlafst wäre. Auf ganz gleiche 
Weise ergab der Bohrversuch in dem Ecker tschen 
Bruche und die Erfahrung bei dem Abbau des Kalk- 
steins in dem alten Königlichen Bruche das Resultat, 
dafs sich in dem Liegenden des Kalksteines, also durch 
eine 20 — 25 Fufs mächtige Lage desselben von dem 
Granite getrennt, eine graue, ziemlich ansehnliche Let- 
tenablagerung von ganz gleicher Natur, wie in dem Han- 
genden des Kalkes, vorfindet. Das vollständige Ueber- 
eiustimmen der qualitativen Eigenschaften des grauen 
Lettens in dem Hangenden und Liegenden des Pläncr- 
kalkcs dürfte besonders einer Annahme für die ganz 
entgegengesetzte Entstehungsweise der beiden Letten- 
schichten wesentliche Schwierigkeiten in den Weg legen. 

Ist aber die obere Mergelschicht wirklich nur ein 
Glied der Plänerformation, und belehrt die Erfahrung, 
dafs ähnliche Bildungen an solchen Punkten gänzlich 
fehlen, wo der Pläner frei zu Tage liegt, hingegen da 
fast stets angetroffen werden, wo der Granit den letzte- 
ren bedeckt, wie zu Weinböhla selbst, zu Hohenstein, 
Oheraue, bei Lohmen *) und Saupsdorf oder auch dort, 
wo man, wie bei Dresden, erkennt, dafs der Pläner nur 
die höchste Stelle der Ausfüllungsmassc ciuer ansehnli- 
— — . chcn 

J ) Kuhns Gcognosic S. 750 u. 1014. 


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113 


chen Vertiefung in dem Niveau der Erdoberfläche bildet, 
so darf man auch hier aus diesen Erfahrungen folgern, 
dafs es der Schutz des bedeckenden Granits oder die 
geschützte Lage der Ablagerung selbst ist, durch welche 
nicht allein die Erhaltung der Mergelschicht, sondern na- 
mentlich auch die Möglichkeit der Erhaltung des Wein- 
böhlaer Kalklagers und der übrigen solcher Kalkmassen 
bedingt wurde* die man längs der mehr als 16 Stunden 
weit untersuchten Auflagerungsfläche des Granits auf der 
Grünsandformation erkannte* während doch sonst die Beob- 
achtung ergiebt, dafs ähnliche Bildungen im Hangenden 
des frei zu Tage liegenden Sandsteins selten . und na- 
mentlich nirgends auf den höheren Theilen des Quader- 
sandsteinkammes zwischen Noliendorf und Georgenthai vor- 
handen sind (S. 47). Ob eine solche Erklärungsweise im 
Stande seyn wird, die Erfahrungen, die eine spätere Be- 
obachtung bei dem Studium der Kolklager ergeben dürf- 
te* sämmtlich zu erklären, vermag ich nicht vorauszu- 
sagen* doch scheint es* dafs dieselbe auf die natürlichste 
Weisenochdas allerdings wunderbare Auftreten der Kalkla- 
ger auf , der Granitscheide zu deuten vermag* besonders 
wenn man erwägt, wie die eben angeführten Beobach- 
tungen in der sächsischen Schweiz und das Vorkommen 
der Hornsteinadern bei Teplilz zu der Annahme Zerstö- 
render Ursachen hinleiten* deren Wirkung gerade die 
durch die Granitdecke geschützten isolirten Plänerbildun- 
gen entgehen mufstem 

Die blaue Lettenlage wird entweder durch Syenit (Itn 
alten Königlichen Bruche) oder durch Granit (im Eck er t- 
schen) bedeckt. Zwischen diesen beiden letzteren Ge- 
steinen ist keine scharfe Gränze vorhanden* und nur ein 
einziges Mal sieht man in dem ersten der erwähnten 
Brüche einen 16 Fufs langen, schief aufsteigendeu, nach 
oben sichtbar aufhörenden Und 1 1£ Fufs breiten, 

gangförrtiigen Streifen eines rothfen, festen Granits im 

8 


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I 


114 


Syenit 6 Fufs Über die Sohle des Bruches sich erheben; 
der Streifen bietet an einigen Stellen seiner oberen 
Gränze gegen das letztere Gestein, das nicht im minde- 
sten conglomeratischer Natur ist, eine Art Salband einer - 
indifferenten Masse von 2 Zoll Dicke dar, das an der 
unteren Gränze zu fehlen scheint x ). Weitere deutliche, 
granitische Gänge sind in dem Syenit nirgends vorhan- 
den. Diefs kann ich nach einem fünfmaligen Besuche 
Weinböhlas mit Bestimmtheit versichern. Namentlich 
habe ich noch nach dem Erscheinen der Abhandlung 
Leonhards mit dergröfsten Aufmerksamkeit die Wände 
untersucht und nicht die mindeste Spur eines zweiten, 
ähnlichen Vorkommens gefunden. Auffallend aber ist' 
der grofse Reichthum der hiesigen Granite sowohl, wie 
der Syenite an Schwefelkies, dessen Vorhandensein be- 
sonders auf dem dunkleren Grunde des Syenits sehr 
deutlich erkennbar ist. Beide Gesteine sind in einem 
* ungemein veränderten Zustande, so dafs es schwierig 
wird, frische Stücke zu erhalten; grofse Blöcke zersprin- 
gen bei mäfsigem Hammerschlage in eine Menge regello- 
ser Fragmente und zeigen bis in ihr Innerstes den ver- 
änderten Zustand. Gelingt es wie bei dem Granite noch 
einen frischen Kern aufzufinden, so ist cs recht deut- 
lich, wie die Umwandelung des Gesteins in eine schmu- 
tzig braune, nicht bestimmbare Masse von aufsen nach 
dem Inneren vor sich geht, während in der Mitte selbst 
der rothe Feldspath mit seinen reichlich eingesprengten 
Schwefelkiesen nicht im mindesten von der Zersetzung 
ergriffen ist. In der braunen Kruste finden sich dann * 
nur geringe, frische Spuren des Schwefelkieses. Eben 
so sehr ist der Syenit verändert. Die Hornblende wird 


’) Der Angabe Leonhards S. 145 von dem Vorhandensein des 
Salbands vorzüglich in dem Liegenden des Ganges, mufs ich wi- 
dersprechen. 




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i 


115 

oft bis zur völligen Unkenntlichkeit, die ganze Masse 
des Syenits zu einem grünlichen Teige umgewan- 
delt. Indefs ist dieser auffallend veränderte Zustand des 
Weinböhlaer Gesteins durchaus nur ein localer, da be- 
reits i Stunde von den Kalkbrüchen ab, wie Hr. Prof. 
Weifs vollkommen richtig bemerkt, namentlich der Sye- 
nit in dem frischesten Zustande sich vorfindet. Es 
scheint also, als wenn die Veranlassung der Zersetzung 
des Granits und Syenits über dem Kalke von Weinböhla 
nur in einer besonderen, localen Eigentümlichkeit der 
beiden Gesteine gesucht werden müfste. Erinnert man 
sich (S. 92), dafs die Beobachtungen des Herrn Prof. 
Mitscherlich bei Teplitz und Carlsbad und die der 
Herren Zobel und von Carnail in dem Waldenbur- 
gischen die Möglichkeit einer Zersetzung kieselsaurer 
Verbindungen mittelst Oxydation des Schwefelkieses 
und Erzeugung freier Schwefelsäure bewiesen, dafs ferner 
die Erfahrungen in den Gruben lehren, wie auf ähnli- 
che Weise das Nebengestein Schwefelkies führender 
Gänge nach und nach völlig aufgelöst und zersetzt 
wird, so dafs Gneufs (Freiberg), Porphyr (im Grunde 
zwischen Freiberg und Dresden), Syenit (Scharfenberg) 
und Thonschiefer (Munzig) zunächst den Gangmassen in 
grüne Steinmarke und Speckstein sich umändern *); be- 
achtet man weiter, dafs in dem oberen Erzgebirge in 
Folge derselben Zersetzungen das Nebengestein von 
Schwefelkieslagern nicht allein an den Rändern dersel- 
ben, sondern auch in ansehnlicher Mächtigkeit zwischen 
denselben in eine thonige Masse und die Lager selbst in 
Brauneisenstein verwandelt werden 2 ) ; berücksichtigt man 


*) Neue Theorie von der Entstehung der Gange von Werner, 
S. 130 — 32. 

a ) de Bonnard fand am Graul bei Schwarzenberg drei in Betrieb 
stehende Schwefelkieslager im Glimmerschiefer. Au einigen Stel- 
len war das Gestein zwischen den Lagern in eine rein thonige, 
fast homogene Masse (zu Graul Wacke genannt) tungeündert, 


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I 


116 

endlich, dafs schon Herr Prof. Weifs und später 
Herr von Leonhard auf das Vorkommen des Eisen- 
ockers in dem veränderten Granite von Weinböhla auf- 
merksam machten, dafs ein solches aber oder das Vor- 
kommen von Schwefelkies in der Umgcgehd sonst nir- 
gends vorhanden ist, so kann man nicht zweifeln, den 
zersetzten Zustand der hiesigen Granite und Syenite nur 
allein dem Einwirken des in denselben in Menge vor- 
handenen und sich oxydirenden Schwefelkieses beizumes- 
sen. Eine solche Vcrmuthung wird durch die Beobach- 
tungen der Herren v. Oeynhausen und v. Dechen 
über ganz ähnliche Erscheinungen auf Skye bestätigt. 

In Strath na Creich fanden dieselben in Folge der leich- 
ten Zerstörbarkeit des Syenits mächtige Schuttmassen 
von demselben angehäuft; zugleich bemerkten sie die 
Anwesenheit von eingesprengtem Schwefelkies in dem 
Syenit, der reichlich genug vorhanden war, um mittelst 
des aus seiner Zersetzung entstandenen Eisenockers den 
Oberflächen der Bruchstücke eine rothe Färbung mitzu- 
theilen. Sprechen sich die beiden genannten Beobachter 
auch nicht unmittelbar dahin aus, dafs die Entstehung 
der Syenitfragmente auf Skye dem Einflüsse des zersetz- 

dann aber fand sich der Gehalt des Lagers an Schwefelkies weit 
geringer. An anderen Stellen war die Zersetzung so weit vorge- 
schritten, dafs der Glimmerschiefer im Hangenden «nd Liegenden 
der Lager mit denselben eine scheinbar homogene Masse bildete, 
und dafs aus den Lagern selbst an manchen Stellen Bänke von 
Brauneisenstein entstanden waren* Schon de ßonnard wurde 
durch das Auffallende dieser Zersetzungen und den leicht vitrioli- 
renden Zustand des Grauler Schwefelkieses vferanlafst, den Ur- 
sprung der thonigen, zuweilen ganz aus milchweifser Porcellanerdc 
bestehenden Massen und des Brauneisensteins auf die eben ange- 
führte Weise zu deuten. J. d. M. Bd. 38. S. 356. Ganz ebenso 
mag die Entstehung der Brauneisensteingänge an der Spitzleithe 
und als Folge des Umbildungsproccsscs die Zersetzung des Ne- 
bengesteins defr Gänge* des Granits, iri Thbn und Porccllanerdo 
und überhaupt das auffallende Nebeneinnndervorkornmen der letz- 
teren neben den Eisensteingängen des oberen Erzgebirges zu er- ' 
erklären seyn. W. Th. d. G. S. 130 u. Freiesieben M. III, 

118, 143, 73, 82, 84 u. 86. 


* 


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117 


ten Schwefelkieses zuzuschreiben sey, so ist die Analogie 
zwischen der Art dos Auftretens der Gesteine von Woin- 
böhla und Skve auffallend genug, um die Veranlassung 
zu dieser Analogie in donselben bestimmenden Gründen 
zu finden x ). Solche Erfahrungen nun über Umbildun- 
gen und Zertrümmerungen von Gehirgsmassen, in denen 
sich zugleich die Zersetzung von Schwefelkies bestimmt 
nachweisen läfst, Erfahrungen, au die ich noch die Erwäh- 
nung von dem zersetzten Zustande des übrigens dem 
Weinböhlaer Gesteine sehr ähnlichen Granits aus dem 
Spitzgrunde um so mehr anreihen kann, als der letztere 
gleichfalls Schwefelkies und Eisenocker in Menge führt, 
dürften geeignet seyn, der Ansicht über den wesentli- 
chen Einflufs des Schwefelkieses auf den umgewandelten 
Zustand des Granits und Syenits von Weinböhla mit 
Grund als Stütze zu dienen. Eine solche Ansicht rnufs 
dem Beobachter um so wahrscheinlicher werden, wenn 
er, wie ich schon S. 114 anführte, Gelegenheit hat, zu 
bemerken, dafs die Zersetzung des Granits namentlich 
nur von dem Rande der Fragmente ausgeht, und dafs in 
diesem Rande gerade die eingesprengten Schwefelkiese in 
sehr geringer Menge deutlich vorhanden sind, während 
umgekehrt in der Mitte, wo der letztere und zugleich 
das Gebirgsgestein unverändert sich erhalten haben, auch 
nicht die mindeste Spur vom Eisenocker vorhanden ist. 
In einer solchen auf chemischem Wege eingeleiteten 
Zersetzung liegt ohne Zweifel die Veranlassung zu der 
ungemeinen Zerklüftung der Granite und Syenite im Hangen- 
den des Wcinböhlaer Kalksteins, eine Erscheinung, die 
so auffallend ist, dafs sowohl Herr Prof. W eifs, als Herr 
von Leonhard sie als Folge des Heraufdringens der 
eben genannten Gesteine in ihre jetzige Lagerstätte an^ 
sahen. Indefs bemerkt Herr Prof. W eifs 2 ), dafs ungeachtet 


*) Karsten A. f. M. T, S. 73. 
a ) Karsten Aj-cli. f. B. u. H, XVI» S, 6, 


I 


118 

dieser Zerbröckelung man nicht veranlafst werden dürfe, 
die Masse der Granite und Syenite für wahre Conglo- 
merate anzusprechen, während dagegen Herr von Leon- 
hard * *) das Vorhandensein von aus sehr rundlichen 
Granitstücken mit kalkigem Bindemittel bestehenden 
Trümmergesteinen zwischen dem Plänerkalke und dem 
Syenit, ferner das hackenförmige Eingreifen eben solcher 
Massen in den festen Syenit, endlich das Daseyn von Rei- 
bungscongloincraten zunächst seinen Granitgängen aus* 
drücklich beschreibt und durch die seiner Abhandlung beige- 
fügte Zeichnung Fig. 4 (Taf.IV) dem Leser die Ueberzeu- 
gung vor Augen führt dafs ein Theil der hackenförmigen Masse 
wirklich nur als ein aus abgerundeten, conglomeratischen 
Fragmenten bestehendes Gebilde angesehen werden darf. 
Es war mir während meines Aufenthalts in Weinböhla 
daran gelegen, über diese Angaben ins Klare zu kom- 
men, doch mufs ich im Voraus bekennen, dafs das Er- 
gebnis meiner Beobachtungen keineswegs mit dem Re- 
sultate des Herrn von Leonhard übereinstimmt. 
Gerade über demKunstgezeugc nämlich fand ich in dem 
Eckert sehen Bruch als das Hangende des Kalksteines 
eine aus lauter scharfkantigen Granitbruchstücken 
zusammengesetzte Masse, in der eben so wenig eine 
Spur von abgerundeten Fragmenten, wie von irgend ei- 
nem kalkigen Bindemittel der Granitbruchstücke vorhan- 
den war. Es ergab mir vielmehr eine sorgfältige und 
wiederholte Betrachtung der Wand von dem etwas un- 
bequemen Standpunkte der Beobachtung aus, dafs der 
mächtige Granit in dem mittleren Theile des Bruches, 
so wie er gegen die nordöstliche Erstreckung desselben 
in seiner Stärke allmählig abnimmt, zugleich auch eine 
Veränderung seines Gefüges erleidet und allmählig, ohne 
dafs die mindeste scharfe Gränze zu beobachten wäre, 


') Jahrbuch f. 1834, S. 145 — 146. 


* 


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119 


•> 


in die fragmentarische Masse übergeht. Läfst sich der 
Granit aus jenem Theile des Bruches bei dem Betriebe 
in Blöcken von mehreren Cubikfufs Umfang herab- 
stürzen, die zuweilen noch in ihrem Inneren die Kerne 
von unverändertem Granit enthalten, so besteht dagegen 
der nordöstliche Theil des Hangenden nur aus einer 
Masse kaum faustgrofser Stücke eines thonigen, schmutzig 
braunen, indifferenten und wenig zusammenhängenden 
Gesteins. Ist aber ein solcher Zustand wirklich die 
Folge einer chemischen Zersetzung, so darf es nicht auf- 
fallen, dafs man diese letztere gerade da, wo ihre Wir- 
kung durch äufsere Umstände verstärkt wurde, kräftiger 
entwickelt findet. Gewifs hat das noch jetzt in ansehn- 
licher Menge in dem nordöstlichen Theile des Bruchs 
durch den Granit durchsickernde Wasser einen solchen 
verstärkenden Einflufs auf die Kraft der Zersetzung aus- 
’ geübt, demnächst aber auch, indem es die aufgelockerten 
Theile des zersetzten Gesteins hinwegführle, auf mecha- 
nische Weise zu der Umwandelung der Grauitwand 
in die scheinbar conglomeratische Masse wesentlich bei- 
getragen. In der Mitte des Bruches mag die weit jbedeuten- 
dere Stärke des Hangenden nicht das Durchdringen des 
Wassers, dadurch aber nur eine, weit geringere Umwandelung 
des Granits gestattet haben, denn man findet wirklich den 
letzteren auffallend trockener. Mit einer solchen Ansicht 
stimmt vollkommen die Beschaffenheit des Eckert sehen 
Bruches im Jahre 1827. Es geht nämlich aus den Be- 
obachtungen der Herren Carus und Weifs x ) hervor, 
dafs auch sie den zerklüfteten Zustand des Granits, 
gerade wie ich 7 Jahre später, im nordöstlichen Theile 
des Bruches und zwar über dem festeren Granite vor- 
fanden, während nach der Theorie des Herrn v. Leon- 
hard das Vorhandensein .eines Beibungsconglomerats 


*) Karsten A. f. M. I, 158 u, Ta£ VII. 


120 


weit eher zunächst der Auflagerungsflächc auf dem Kalke 
erwartet werden durfte. Von dem hakenförmigen Ein- 
greifen der Conglomeratmasse in den festen Granit habe 
ich nichts beobachten können; wahrscheinlich hat der 
ziemlich rege Betrieb des Bruches die Verhältnisse in 
demselben in der Zeit zwischen dem Besuche Weinböh- 
las durch Herrn von Leonhard und meinem späteren 
verändert; doch bin ich vollkommen überzeugt, * dafs die 
Angabe von der Anwesenheit solcher runden, geschieb- 
äbnlichen Fragmente in der hakenförmigen' Masse, wie 
sie besonders in der Fig. 4 (Taf. IV) gezeichnet werden, 
auf einer Täuschung beruht. Eben so wenig ist die 
Angabe richtig, dafs der Syenit zunächst dem einzig vor- 
handenen Granitgange ein Reibung sconglomcrat bildet, 
obgleich allerdings das erstere Gestein in der Nähe des 
gangförmigen Streifens sich sehr zersetzt zeigt. Wird 
man bei 'Beobachtung ,des Ganges überzeugt, dafs 
derselbe nicht durch ein Eindringen von unten auf 
in seine jetzige Stelle gelangt ist, so kann auch die Wir- 
kung eines solchen Eindringens, wie dieselbe Herr von 
Leonhard zu beobachten glaubte, nicht stattgefunden 
haben. . Ist es ferner richtig, dafs der veränderte Zu- 
stand des Weinböhlaer Granits und Syenits die Folge 
einer Zersetzung desselben ist, deren Veranlassung be- 
stimmt nachgewiesen werden kann, ♦ so mufs der Ein- 
flufs der Zersetzung kräftiger vorgefunden werden, wo 
die Unterlage der zerstörten Stellen durch gröfsere Co- 
liärenz das Durchdringen der auflösenden Flüssigkeit 
hemmte. Sieht man nun, dafs der Granit des Ganges im 
ehemals Königlichen Bruche sehr dichter, fester Natur 
ist, dafs in ihm kein* Schwefelkies, dieser dagegen in 
dem Syenit unmittelbar oberhalb des Ganges noch sehr 
häufig vorhanden ist, und bemerkt man,- dafs beide Ge- 
birgsgesteinc von einer etwa 2 Zoll dicken Lage einer 
ganz aufgelösten, dunkelen, lettigon Masse, doch nur stellen- 


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121 


weise, salbandartig geschieden werden , so darf inan nicht 
zweifeln, dafs die Entstehung dieser letzten wirklich auf 
die beschriebene Weise vor sich gegangen ist. 

In dem Kalke finden sich keine Granitbruchstücke, 
ebensowenig umgekehrt im Granit Fragmente des Kal- 
kes. Solches Vorkommen haben die lange Jahre im 
Eckertschen Bruche beschäftigten Arbeiter nie be- 
merkt. Doch sieht man gerade über dem Kunstgezeuge 
im Granit eine runde, etwa zwei Fufs im Durchmesser 
haltende, bläulich graue Lettenmasse eingeschlossen, zwi- 
schen welcher und der Lettenschicht noch Fufs hoch 
fester ‘Granit anstebt x ). Nach der Angabe der Stein- 
brecher hat die Lettenmasse 20 Fufs von der jetzigen 
Betriebswand klein angefangen, ist dann gröfser gewor- 
den, ist jetzt wieder kleiner und naht wahrscheinlich ih- 
rem Ende. Ihr Ansehen, von der Sohle des Steinbru- 
ches aus gesehen, ist vollkommen das des Plänerkalkes 
und vermag eine Verwechselung mit demselben zu ver- 
anlassen. Steigt man aber zu der Masse selbst hinan, 
so überzeugt man sich deutlich, dafs ihre Natur voll- 
kommen die der Lettenscheide ist, von welcher sie eben 
durch den Granit getrennt wird. Das * Auftreten der 
Lettenmasse zwischen dem Granit widerlegt auf eine sehr 
bestimmte -Weise die Ansicht von der jüngeren, nach 
der Bildung des Granits erst erfolgten Entstehungs weise 
des Pläners. ‘ ' f f * 

Etwa tausend Schritte südlich von dem Eckert- 
schen Bruche befinden sich die beiden anderen. In dem 
Quittelschen ist der Kalk, den Herr Prof. Hoff- 
man n dem Lippeschen Waldkalkstein sehr ähnlich fand, 
gleichfalls durch eine feste Masse ganz desselben Sye- 
nits, wie ich ihn vorhin beschrieb, bedeckt; in dem Kö- 


*) Und zwar reiner, fester Granit, kein (Konglomerat, wie nach der 
Darstellung Leonhards tu erwarten wäre. 


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122 


* 


niglichen dagegen, in welchem der Kalkstein 24 bis 26 
Ellen mächtig ist, wird die Bedeckung der sich auch hier 
vorfindenden Leltenscheidc (£ bis 2 Ellen stark) nur 
erst durch Fragmente gebildet, gerade wie es vor dem 
Auftreten des festen Syenits selbst im Q ui ttel sehen 
der Fall war. Der Kalk ist in mächtigen Bänken gela- 
gert, die auf der Westseite des Bruches horizontal lie- 
gen, näher nach dem Syenit aber auffallend gegen den Kalk- 
stein und namentlich von da an einschiefsen, wo ausehn- 
liche, parallel dem Syenit zufallende Klüfte den Pläner 
durchsetzen *). Besonders an der südlichen Wand des 
Quittelschen Bruches sind die parallelen Klüfte sehr 
schön zu beobachten. Ein regclmäfsiges Einschiefsen 
der Schichtungsflächen des Kalkes gegen den Syenit 
zeigt sich auch im Eckertschen Bruche. Bildet aber 
eine mächtige Lettenschicht das Liegende des ersteren, 
die, an sich schon wenig cohärent, vermittelst eindringen- 
der Tagewasser noch mehr aufgeweicht und dadurch fä- 
higer wird, jedem Drucke von oben her auszuweichen, 
so ist es klar, wie das bedeutende Gewicht der Syenit- 
masse auf den unterliegenden Kalk ein Zerbrechen des- 
selben, daher das Entstehen der dem Syenite zufallenden 
Klüfte und das raschere Einschiefsen der Granitkalk- 
gränze, ebenso wie der Kalkschichten von dem Punkte 
an zu Wege bringen mufste,. wo die Entstehung der 
entferntesten Klüfte das Aufheben der Elasticität der 
Kalkschichten und des Zusammenhanges derselben mit 
den weiter nach Westen hin sich erstreckenden Bän- 
ken veranlafste. Eine solche Erscheinung ist nur mög- 
lich, wo eine, weiche Lettenmasse, wie hier, das 
Liegende bildet und den Druck durch keinen Gegen- 
druck aufhebt. Senkte sich nun der Kalkstein in Folge 


*) Niemals falten die Klüfte nach Westen ; an dem westlichen Ein- 
gänge des Bi uchc* sind dergleichen gar nicht vorhanden* 


123 


des grofsen Gewichts des über ihm liegenden Granits 
und folgte ihm der letztere, wenn diesem seine Unter- 
lage entzogen wurde, so ist es vollkommen erklärlich, 
wie die durch das Senken der Masse veranlafste Zer- 
klüftung des Granits eindringenden Tagewassern den Zu- 
gang erleichterte und damit die Auflösung des Granits selbst 
wesentlich beförderte. Uebrigens darf die regelmäfsige Zer- 
klüftung des Kalksteins im Quitte Ischen Bruche durch- 
aus nicht mit der regellosen verwechselt werden, die ich 
S. 13 bei dem Pläner von Zscheila erwähnte, und die 
nur die Folge eines längere Zeit dauernden Einwirkens 
atmosphärischer Einflüsse auf freistehende Wände ist; an 
frisch entblöfsten Wänden findet sich zu Weinböhla die 
regellose Zerklüftung nur sehr gering. 

Welch andere Kräfte aufserdem gewirkt .haben mö- 
gen, um die Neigung der Schichten zu veranlassen, ist 
nicht immer aufzufinden; doch mufs ich anführen, dafSs 
zugleich eine, wenn auch nicht bedeutende Neigung der 
Schichten gegen Norden im jetzigen Königlichen, und 
eine dritte an der westlichen Wand im Eckertschen 
Bruche gegen Westen sich nach weisen läfst. Gewifs 
können alle diese Erscheinungen auf einem weit natur- 
gemäfseren Wege, als durch die künstliche von Herrn 
von Leonhard vorgetragene Hypothese erklärt wor- 
den x ). Ich habe bereits bei Zscheila und auch vorhin 
auseinander gesetzt, wie die gangförmigen Granitstreifen, 
deren Entstehung das Hinüberschieben des Syenits über 
den Kalkstein bei Weinböhla zugeschrieben wird, nur 
als Gebilde gleichzeitigen Ursprungs mit dem Syenit, in 
dem sie auftreten, erachtet werden können* Ebenso 
habe ich mich bemüht zu zeigen (S. 28), dafs keine Be- 
obachtung berechtigt, in /- der An und Abwesenheit des. 
Glimmers oder der Hornblende einen Grund für die 


>) Leonhard Jahrb. f. 1834, S. 147 — 150. 


i 


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124 


Trennung der Syenite und Granite als ältere oder jün- 
gere Gesteine zu finden; ich habe endlich noch darauf 
aufmerksam zu machen, dafs die geringe Mächtigkeit der 
Grauitgänge in dem Syenit, selbst wenn dieselben spä- 
terer Entstehung, wie der letztere, und zahlreicher vor- 
handen waren, es durchaus unmöglich macht, ihrem Ein- 
dringen in den Syenit das Emporheben so gewaltiger 
Massen zuzuschreiben, wie wir selbst bei Weinböhla in 
dem Hangenden des Plänerkalkes vorfinden. Eine solche 
Möglichkeit mit Herrn von Leonhard dadurch zu er- 
klären, dafs man jene Granitgänge nur als Verzweigun- 
gen sehr mächtiger Granitmassen ansieht, die in gröfse- 
rer Tiefe ihren Sitz hätten, glaube ich, sind wir durch- 
aus nicht berechtigt, weil weder zu Weinböhla, noch zu 
Meissen irgend eine Beobachtung den Zusammenhang 
der Gänge mit vorhandenen Granitmassen nachgewiesen 
hat, der erklärende Grund der Weinböhlaer Erscheinun- 
gen also nur auf eine Behauptung gestützt ist, die, statt 
als Beweis dieneii zu können, vor allein selbst erst des 
Beweises bedurfte, 

e) Der Spitzgrund. 

Einige 100 Schritte nördlich von dem Lookwitzbache, 
der von dem Moritzburger Plateau herabfliefst, findet man 
ausgedehnte Halden, die auf den früher sehr ansehnlichen, 
aber wegen des gerade wie in dem ehemaligen Königli- 
chen Kalkbruche zu Weinböhla stattgefundenen Auskeir 
lens der Kalksteine bereits in den neunziger Jahren des 
verflossenen Jahrhunderts eingestellten Betrieb hinwoisen. 
Der Wald bedeckt die ganze Stelle, und es ist deshalb 
schwierig, über die Lagerungsverhältnisse etwas gewisse- 
res zu orforschen. 

Die BrÜfche lagen am Fufsc des hier besonders 
hoch sich erbebenden granitischcn Bandes des Elbthaies. 


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125 


Ohne Zweifel deckte Granit den Kalkstein, da ich den 
ersten bei einem oberflächlichen Schürfen anstehend als 
unmittelbare Bedeckung eines grauen Lettens, der in 
mächtigen Massen noch auf den Halden vorhanden ist, 
vorfand. Die Starke des Lettens hatte früher die An- 
lage einer Ziegelei veranlafst, aber man war gcnöthigt, 
dieselbe wiederum anfzugeben, v^eil die reichliche Kalkbei- 
mengung den Gebrauch des Lettens zu dem beabsichtig- 
ten Zwecke unmöglich machte. Der im Spitzgrunde be- 
findliche, noch jetzt mit Weinböhlaer Steinen betriebene 
Kalkofen stammt aus der Zeit, als man hier an Ort und 
Stelle den Kalkstein gewann; 

Der anstehende Granit verwittert sehr leicht; durch 
diese Eigenschaft mag die grofse Verschüttung des 
Bruches veranlafst seyn; er ist ganz ähnlicher Natur* wie 
der von Weinböhla und zeigt dieselbe schmutzig braune 
Farbe, namentlich an der äufseren Kruste von Fragmen- 
ten * wenn der Kern derselben noch ziemlich frisch .ist* 
gelbst der Schwefelkies, wie ich schon S** 117 anführte, 
ist vorhanden. Der Kalkstein besteht* wie die umher- 
liegenden Stücke beweisen, theils aus reinem, lichte- 
grauen Pläner mit erdigem Bruche* der kleine* zierlich 
gestreifte Bivalven von Erbsgröfse enthält* theils aus ei- 
ner dichten, dunkleren Masse mit« splittrigem Bruche, 
theils aber ist er ganz weifs und krystallinisch körnig, 
dein von Zitschewig, wie ich ihn weiter unten beschrei- 
ben werde* vollkommen ähnlich. Das Vorkommen des 
kryslallinischen Kalksteins mag häufig gewesen seyn; 
wenigstens spricht für eine solche Vermuthung das reich- 
liche Vorkommen der Fragmente desselben» 

Ob der Zitschewigcr Kalkstein ein umgewandelter 
Pläner ist, Wage ich nicht 2u entscheiden. Ich werde 
ihn deshalb erst am Schlüsse dieses Aufsatzes erwähnen, 
da über seine Natur allein die* obwohl zahlreich* auf den 


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126 


Halden vorhandenen Bruchstücke, Über seine Lagerung 
aber nur die etwas verwirrten Aussagen des früheren 
Besitzers und des ehemaligen Steigers, welche ich beide 
befragte, Auskunft gaben. 

d) Hohenstein. 

Der Ober- Lieutenant von Gutbicr scheint der 
erste gewesen zu seyn, der den Angaben des 28 Jahre 
mit der Leitung des unterirdischen Kalkbruchs von Ho- 
henstein beauftragten Steigers Starke Aufmerksamkeit 
schenkte. Denn weder der mit der Hohensteiner Ge- 
gend so genau bekannte Götzinger, noch Freiesie- 
ben erwähnen Etwas von dem hiesigen, für die Wer-» 
n ersehe Geognosie so abnormen Lagerungsverhältnisse 
des Granits gegen den Sandstein; ja Freiesieben 
spricht x ) sogar ausdrücklich von einer Bedeckung des 
ersteren Gesteins durch den Sandstein, wahrscheinlich 
nur a priori den damaligen Ansichten folgend, da bis 
jetzt weder bei Hohenstein selbst, noch irgendwo in 
der Umgegend der Stadt eine Lagerung des Sandsteines 
über dem Granite aufgefunden wurde. Die Angaben, 
welche die Herren Wcifs und v. Gutbier von dem 
Steiger über die in seinem Bruche von ihm beobachtete 
Lagerung des Granits über dem Kalk und Sandsteine er- 
hielten, stimmen vollkommen mit denjenigen Überein, die 
ich bei meiner häufigeren Anwesenheit zu Hohenstein 
von demselben erfragte. Die späteren Schürfversuche 
an dem Wartenberge und namentlich auf dem linken 
Polenzufer von der Stadt bis zum tiefen Grunde hin 


*) Mineralogisch -bergmännische Beobachtungen auf einer Reise durch 
den Meissener Kreis im Jahre 1791. Bergm. Journ. von 1792, 
II, 219. Die bestimmte Untcrlagerung des Granits unter dem 
Sandsteine behauptete auch G. Kar s ten (Magazin der naturforsch. 
Gesellsch. *u Berlin 1807, S. 229). 


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127 


✓ 


ergaben ganz dasselbe Resultat, so dafs bei Hohenstein 
selbst die Bedeckung des Sandsteins durch den Granit 
auf fast eine Stunde Ausdehnung bekannt ist. Leider 
ist es dem reisenden Geognosten nicht mehr vergönnt, 
an Ort und Stelle von der Richtigkeit der für die 
Wissenschaft durch die Schürfversuche gewonnenen Re- 
sultate sich selbst zu überzeugen, da auch hier die 
Schürflöcher sämmtlich zugeworfen sind. Eins der- 
selben fand ich noch im Jahre 1833 offen und werde 
die Skizze der in ihm beobachteten Lagerungsverhält- 
nisse in Fig. 8 mittheilen; ein Jahr später war dasselbe 
gleichfalls verschüttet. Auch unmittelbar neben dem 
Fahrschachte des Hohensteiner Kalkbruchs soll früher nach 
der Angabe des Steigers die zu Tage liegende Gränze 
des Granits und Sandsteins nebst einer rothen Letten- 
lage, die beide Gesteine trennte, deutlich sichtbar gewe- 
sen seyn; bei meiner Anwesenheit war selbst diese Stelle 
mit Gerölle und Erde verdeckt. 

Unter solchen Umständen ist die Darstellung der 
bei den Schürfversuchen erlangten Ergebnisse und die 
Mittheilung von 4 Durchschnitten durch Herrn Prof. 
Kühn und ebenso die Veröffentlichung von 4 anderen 
Skizzen, die Leonhard vom Herrn Dr- Cotta erhielt, 
von grofser Wichtigkeit für die Geognosie, weil hin- 
sichtlich der genauen Auffassung diese Daten ohne 
Zweifel das vollkommenste Zutrauen verdienen. Ver- 
gleicht man die acht Zeichnungen x ) unter * einan- 
der, so findet sich die Kü husche N.'6 mit der von 
Cotta N. 1 im Wesentlichen übereinstimmend. Beide 
stellen wahrscheinlich dieselbe Versuchrösche im Kohl- 


*) Die von Herrn Klippstein gegebene Zeichnung der Verhältnisse 
im Hohensteiner Kalkbruche stimmt mit der des Herrn von Gut- 
bier überein und ist •wahrscheinlich ebenfalls nur nach der Erzähl 
Jung des Steigers entworfen. Wenigstens wird von Herrn K 1 i p p- 
stein nicht erwähnt, -dafs ihr eigene Beobachtungen im Bruche 
i tum Grunde liegen. 



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128 


/ 


liebte *) (man batte in diesem mehrere dergleichen er- 
eröffnet) auf dem rechten Polenzufer dar. Die Angaben 
dagegen, welche Herr Klippstein über die Lagerungs- 
verhältnisse des Granits gegen den Pläner und Sandstein 
in demselben Kohllichte mittheilt*), weichen durchaus 
in ihren Resultaten von den erwähnten Zeichnungen ab- 
Ob diese Verschiedenheit allein dadurch erklärt werden 
kann, wenn inan annimmt» dafs der Bericht des Herrn 
Klippstein nur eine andere Rösche betrifft, möchte ich 
fast bezweifeln, weil die geringe Längenausdehnung, auf 
welcher im Kohllichte die Versuchsröschen vertheilt sind, 
so wesentliche Verschiedenheiten in den Lagerungsver- 
hältnissen, wie sie durch die Zeichnungen und den Be- 
richt sich ergeben, kaum zu gestatten scheint» Es stim- 
men ferner die Kühn sehen Skizzen 7, S, 9, mit den 
Cottaschen 4, 3, 2, besonders aber N. 8 von Kühn 
mit der Cottaschen No. 3 überein; es ist demnach an^ 
zunehmen, dafs besonders die beiden letzteren Zeichnungen 
nur eine und dieselbe Rösche betreffen, obwohl gerade 
für diese nach den von Kühn. und Cotta angeführten 
Massen die Entfernung von , einander mehr als 11000 Fufs 
betragen würde. Wahrscheinlich liegt bei diesen Angaben 
ein V ersehen zum Grunde, weil es umgekehrt unwahr- 
scheinlich ist, dafs auf eine so bedeutende Entfernung 
die vollkommenste Gebereinsümmung, wie eine solche 
aus den Zeichnungen sich ergiebt, hätte statt finden kön- 
nen. Ueberdiefs ist die Entfernung der Rösche N. 3 

(Cotta) 

— * «-* 

*) Diefs Kohllicht darf mit dem auf dem linken Polenzufer zunächst 
Hohenstein selbst nicht verwechselt werden ; es befindet sich iri 
einer Thalschlucht, die rechts von der hohen, senkrechten Sand- 
steinwand des Ilocksteinsi links von dem Abfall des granitischen 
VVaftCnbergeS begränzt, sich vön der Hohe des Dorfes Zeschnig 
in gerader Richtung längs der Granitsandsteinscheide bis an 
die Sohle des Polenzbaches hinabzieht. Kohllicht heifst überhaupt 
jede Stelle, wo Kohlen gebrannt wurden* 

*) Leonhard Tasch. 1829, S. 509. 


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129 


(Cotta) von Hohenstein zu grofs, weil kein Schürf- 
versuch, so viel mir bekannt ist, östlich von dem tiefen 
Grunde gemacht wurde* der äufsersle aber auf der lin- 
ken Polenzseite keine Stunde von der Stadt entfernt 
liegt. Doch scheint dagegen die von Herrn Prof. Kühn 
angegebene Entfernung für seine Rösche N. 8 zu nahe, 
wenn ich nämlich aus seiner Mittheilung über ein mit- 
telst der Rösche aufgefundenes Kalklager schliefsen darf, 
dafs es dieselbe ist, welche mir der Steiger Starke als 
die hoffnungsvollste für einen zukünftigen Betrieb auf 
Kalkstein nachwies. 

Die sämmtlichen 12 Schürfversuche auf dem linken 
Polenzufer wurden von der Stadt bis zum tiefen Grunde 
an dem Abhange eines granitischen Höhenrückens, des 
Schützengelänges, gemacht Hier war noch im Herbste 
1833 das bereits S. 127 erwähnte Schürfloch offen. Aus 
den in demselben beobachteten Lagerungsverhältnissen 
des Granits auf dem Quadersandsteine ergibt sich, 
dafs zwischen beiden Gesteinen und zwar ziemlich 
genau parallel mit der Scheide selbst zunächst dem 
Quadersandsteine sich eine etwa 1 J Fufs mächtig^ 
schwarze Lettenlage, und über dieser unmittelbar unter 
dem Granite selbst eine ebenso mächtige rothe, scharf von 
der schwarzen geschiedene Leitenlage vorfand. Es war 
hier im Kleinen also ein ziemlich ähnliches, regclmäfsiges' 
Auftreten der rothen und schwarzen Lettenmasse zu be- 
obachten, wie dasselbe zuerst aus der Darstellung der 
Verhältnisse im Hohen6teiner Kalkbruche durch Herrn 
Prof. Weifs bekannt wurde. 

Untersucht man überhaupt die Resultate, welche 
der Wissenschaft durch die zahlreichen Versuchbaue bei 
Hohenstein gewonnen wurden, so findet man zuvörderst 
als das wesentlichste derselben das Erkennen einer be- 
stimmten Bedeckung des Quadersandsteins durch den 
Granit auf beiden Ufern der Polenz und zwar in der 

9 


1 **' 


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130 


\ 


Längenausdehnung von fast einer Stunde. Die Ueber- 
lagerungsgränzen schiefsen unter verschiedenen Winkeln 
und zwar unter 50°, 25 °, 20° und 25° nach Kühn *), 
und unter 25° in dem vou mir beobachteten Schürf- 
loche, sämmtliche Ueberlagerungsgränzen aber gegen O. 
oder gegen N.N. O. ein. Vergleicht man damit die Fall- 
winkel der Granitscheiden bei Weinböhla, Saupsdorf 
(wo ich ähnliche Bedeckungen des Quadersandsteins 
dnreb den Granit, wie bei Hohenstein, beschreiben werde), 
zwischen Saupsdorf und Ottendorf und im Bruche von 
Hohenstein selbst, wo dieselben resp. 8 — 15°, 30°, 
10 — 50 0 und 26 ° betragen, so folgt aus dem Verglei- 
che, dafs der Neigungswinkel der Auflagerungsflächen 
gegen den Horizont im Allgemeinen sehr scharf ist, und 
dafs der Granit in seinem Ausgehenden wie eine Art 
keilförmige Masse über den Sandstein hinweggreift. Eine 
Folgerung, wie die letztere, wird vollkommen auch durch 
die Ansicht der Zeichnungen von Kühn und Cotta be- 
stätigt. Recht deutlich läfst sich namentlich diese Aufla- 
gerung des Granits auf dem Sandsteine längs dem Fahrwege 
verfolgen, der bei Hohenstein aus dem Polenzgrunde in 
mancherlei Windungen bis auf die Höhe von Zeschnig 
und Rathewalde hinaufführt. An ihr vermag man zu- 
gleich ziemlich klar zu erkennen (vergl. Fig. II), wie 
der Granit bei seiner Bildung die verschiedenen Niveau- 
unterschiede der Oberfläche des Sandsteins vollkommen 
ausfüllte. Steigt man nämlich von der Mühle im Polenz- 
grunde den Fahrweg hinauf, so findet man zunächst da, 
wo derselbe sich aus dem Thale erhebt, Granit auf der 
rechten Seite des Weges anstehend, der in senkrechter 
Linie bis auf die Höhe des Wartenberges selbst verfolgt 
werden kann. So findet sich derselbe auch auf dem 
Wege etwa 200 Schritt weit, bis man auf den Sandstein 


') Gcogn. S. 750 — 753, 


f 


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131 » 


gelangt. Geht man innerhalb dieser Graniterstreckung 
nach der Polenz hinab, so findet sich in der Thal- 
sohle etwa 80 Schritte vom Anfangspunkte des Weges 
Quadersandstein anstehend, der sehr reichlich Kalkknauern 
und abgerundete Quarzstücke bis Hühnereigröfse ent- 
hält und dadurch stellenweise zu einem grobkörnigen 
Conglomerate wird, auf das bestimmteste aber mit den- 
jenigen Quadersandsteinmassen zusammenhängt, die den 
weiteren Fufs des Wartenberges längs der Polenz bis zu 
dem aus ganz gleicher Masse bestehenden Hockstein bildet. 
Von der Scheide hält nun der Sandstein auf dem Fahr- 
wege an, bis man zu den Klippen der ersten Hauptwin- 
dung des Weges, der sogenannten steinigen Drehe, ge- 
langt. Geht man innerhalb dieses Striches von dem 
Wege nach der Polenz hinab, so wird auch hier über- 
all Sandstein angetroffen. Steigt man dagegen nach der 
Höhe des Wartenberges in gerader Linie hinauf, so fin- 
det man nur eine Strecke lang noch Sandstein, dann aber 
näher der Höhe nur Granit. Ganz dasselbe läfst sich 
beobachten, wenn man von- der steinigen Drehe nach 
dem Gipfel des Wartenberges hinauf dringt. Bald aber 
hinter derselben verläfst man auf dem Wege den Sand- 
stein und findet bis auf die Höhe von Zeschnig allein 
Granit anstehend. Der letztere zieht sich links von die- 
sem Theile des Weges bis in das Kohllicht hinab, wo 
die S. 128 erwähnten Schürfversuche auf das bestimm- 
teste die Ueberlagerung des Granits über dem Quader- • 
Sandsteine ergeben hatten. Findet man nun bei der Un- 
tersuchung der Gränze der beiden Gesteine keine Gele- 
genheit, sich von dem umgekehrten Verhältnisse oder 
auch nur von solchen Erscheinungen zu überzeugen, 
die für die Annahme sprächen, dafs der Sandsteinstreifen 
längs der Polenz ein an den Granit des Wartenbcrges“ 
angelagertes Gebilde sey, so darf man, wie ich glaube, 
mit allem Grund folgern, dafs in der weiteren, östli- 




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132 


eben Erstreckung sich die Masse des granitischen War- 
tenberges ebenfalls ganz tiber den Sandstein hinwegla- 
gert. Findet aber eine solche Ueberlagerung wirklich 
statt, so wird einem jeden, der von der entgegengesetz- 
ten Seite des Thaies, also von Hohenstein selbst, den 
Wartenberg betrachtet, es vollkommen klar werden, 
dafs die Ansicht des Herrn Prof. Kühn, das Vorhanden- 
sein des Quadersandsteins unter dem Granit durch eine 
vorhergegangene Unterwaschung der Masse des Warten- 
berges zu erklären, hier unmöglich ihre Anwendung fin- 
den kann, weil mit dieser Annahme zugleich etwas po- 
sitiv Unmögliches vorausgesetzt werden müfste, nämlich 
dafs die ganze gewaltige Masse des Berges einst in der 
Luft geschwebt hätte» Ueberhaupt scheint die Hypothese 
des Herrn Prof* Kühn zu wenig die Form des Granits 
in dem Ausgehenden seiner die Grtinsandformation be- 
deckenden Massen zu berücksichtigen. Ich habe schon 
S. 130 darauf aufmerksam gemacht, wie überall auf dem 
linken Polcnzufer, bei Weinböhla und Oberaue der Gra- 
nit in dem Ausgehenden, wie eine scharfkantige, keilför- 
mige Masse über den Pläner und den Quadersandstein 
hinweggelagert ist; ganz dasselbe wurde, wie ich später 
noch anzuführen habe, bei Lohmen, an der hohen Liebe 
und in der Richters Haide bei ßaupsdorf beobachtet. 
Dieses Uebereinstimmen in der Form des Ausgehenden 
längs eines Striches von 16 Stunden scheint weit eher 
mit der Bildungsweise des Granits selbst zusammen zu 
hängen, als dafs man das Entstehen der Erscheinung der 
Einwirkung strömenden Wassers beimessen könnte, de- 
ren Wirkung doch nur vereinzelt an solchen Punkten 
zu beobachten wäre, wo die leichtere Zerstörbarkeit des 
Gesteins der Kraft des Gewässers dauernd nicht zu wi- 
derstehenvermochte. Es läfst sich überhaupt bezweifeln, 
dafs die Unterwaschung des felsigen Meerufers solche 
Klippen, wie an den mehrfach erwähnten Punkten einst 


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133 


vorhanden gewesen seyn sollen, hervorbringen konnte. 
Ich habe selbst zwar nie Gelegenheit gehabt, von dem 
Meere unterwaschene Felsen zu sehen, aber ich entsinne 
mich nie, in der grofsen von mir gesehenen Zahl von 
Bildern geübter Künstler, die namentlich die nordischen 
Küsten zum Gegenstände ihrer Studien gemacht hatten, 
und in der noch weit gröfseren Anzahl von Zeichnun- 
gen, die über die oft wunderbaren Felsbildungen an 

den Meeresküsten fast aller Theile der Erde vorhanden 

\ 

sind, solche keilförmige, über den Meeresspiegel hinweg- 
ragende Klippen, noch weniger aber gar überhängendc 
Gebirgsmassen, wie etwa die des Wartenberges, gesehen 
zu haben. Berücksichtigt man besonders, dafs die Schürfe 
vom tiefen Grunde bis Hohenstein auf dem linken Po- 
lenzufer und ebenso auf dem rechten Ufer vom War*« 
tenberg durch denLohmencr Forst über Stürtza, Dobra, 
bis in die Nähe von Dittersbach und zwar auf allen un- 
tersuchten Punkten dasselbe keilförmige Ueberhängen 
des Granits über den Sandstein ergeben haben, so würde 
daraus folgen, dafs die Unterwaschung das Schweben 
in der Luft selbst von einer ganzen Gebirgskette veran- 
lafst hätte, eine Folgerung, die vollends mit unseren Erfah- 
rungen über die Gestalt felsiger Meeresküsten im Wi- 
derspruche steht und dazu bewegen mufs, die ganze 


*) Yon Zeschnig nämlich wendet sich die Granitgränze ostwärts nach 
der Burkersdorfcr Höhe, deren Fufs aus Sandstein, der obere 
Theil dagegen aus Granit besteht, doch liefs sich die unmittelbare 
Gränze beider Gesteine an diesem Punkte nicht beobachten. Mit 
der Burkersdorfcr Höbe hängt unmittelbar weiter nördlich der 
granitische Hutberg (oder eigentlich an den Hüten f Hütungen! 
genannt; unter jenem Namen kennen ihn die Umwohner nicht) 
zusammen. An den» Fufse desselben findet man ebenfalls Sand- 
stein, auf den die drei von Herrn Prof. Naumann in Poggcn- 
dorfs Ann, XIX, S. 439 erwähnten Steinbrüche betrieben wer- 
den. In denselben ist das' Gestein, wie ich mit Herrn Na u mann 
Übereinstimmend beobachtete, sehr zerklüftet; manche Spalten wa- 
ren so grofs, dafs sie mit ansehnlichen Bruchstücken des Nebenge- 
steins von oben nach unten erfüllt sieh zeigten. Schichtung war 


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Ansicht Über die Bildung der Granitränder, wie dieselbe 
von dem Herrn Prof. Kühn ausgebildet wurde, zu verlassen. 

Die Sächsische Bergbehörde wurde bei ihren Schürf- 
vcrsuchen weniger von einem wissenschaftlichen Zwecke, 
als von dem Wunsche geleitet, Kalk aufzuünden, dessen 
Einfuhr in die Gränzörter von Böhmen aus und namentlich 
von Daubitz nicht unbeträchtlich seyn soll. Die nächste 
Anregung aber zu dem Entschlüsse, den Kalkstein un- 
mittelbar unter der Auflagerungsfläche des Granits auf 
dem Sandsteine aufzusuchen, wurde durch den unter den 
Bewohnern der sächsischen Schweiz ganz allgemein ver- 
breiteten und auch von Herrn Prof. Weifs *) erwähn- 
ten Glauben von einem steten Vorhandenseyn des Kal- 
kes auf der Granitscheide gegeben. Und in der That 


fast gar nicht zu bemerken. Der Sandstein in den Brüchen ist sehr ei- 
senschüssig, im übrigen aber der gewöhnliche. Wenigstens fand ich 
nicht «die mindeste Spur einer Hartung oder einer sonstigen pyrischen 
Einwirkung vor, wie dergleichen Herr Prof. N a u m a n n angibt und 
ruit der Zerklüftung für eine Andeutung eines Emportretens des 
feurig flüssigen Granits aus dem Erdinneren ansah. Am meisten 
regellos wird die Zerklüftung im mittleren, grofsen Bruche durch 
die nach allen Richtungen das Gestein zertheilenden Spalten, aber 
dennoch überzeugte mich die Art und Weise, mit welcher diesel- 
ben auftreten, weit mehr, dafs ihr Ursprung dem von der Höhe 
des Hutberges herabfliefsendcn und wegen der besonders an die- 
sem Punkte leichten Zerstörbarkeit des Sandsteins ohne Mühe in 
denselben eindringenden Wasser beigemessen werden mufs, als 
dafs die Zerklüftung selbst für die Folge eines tumultuarischen Zer~ 
brechens des Sandsteins etwa bei dem Emportreten des Burkers- 
dorfer granitischen Höhenzuges gelten könnte. Eine unmittelbare 
Bedeckung des Quadersandsteins durch den Granit ist in den 
Brüchen nicht zu beobachten. Bei Lohmen dagegen war nach den 
Mittheilungen des Herrn Prof. Kühn das Ueberhängen des Gra- 
nits unter 30 0 bei Stürtza und Dobra nach einer vom Ober- 
steiger Hengst zu Berggiefshübcl erhaltenen Angabe ganz gleich- 
mäfsig unter 50°, beobachtet worden. An letzterem Orte fand sich 
an der Granze blauer Letten von 6 — 8 Zoll Starke, aber kein 
Kalk vor; dieser wurde dagegen bei den Schürfversuchen im Loh- 
mener Forste zwischen dem Forsthause und Stürtza wirklich vor- 
gefunden, doch lag zwischen ihm und seinem Hangenden, dem 
Granit, noch Sandstein. Mit diesen Beobachtungen, die ich Herrn 
H en gst verdanke, stimmen die Angaben des Herrn Prof. Kühn 
(Gcognosie S. 750 u. 1014) im Wesentlichen überein. 

Karsten A. f. B. u. H. XVI, S. 15. 


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ist es recht auffallend, wie diese Meinung bei den 
Schürfversuchen in der Umgegend von Hohenstein über- 
all ihre Bestätigung gefunden hat. Ich habe bereits S. 
139 angeführt, dai's durch dieselben am Schützengelänge 
östlich von Hohenstein ein ansehnliches Kalklager * *) ent- 
deckt wurde und umstehend angegeben, dafs die Versuche 
im Lohmener Walde ebenfalls die Anwesenheit des 
Kalksteins auf der Scheide erwiesen. Ganz ebenso er- 
wähnt Herr Prof. Kühn das Auffinden von Mergel und 
Kalkstein in der Nähe von Elbersdorf 2 ), ein Vorkom- 
men, das ich durch eine schon im Jahre 1786 gegebene 
Notiz von Götzinger bestätigt sehe. In seiner Be- 
schreibung der Aemter Hohenstein und Lohmen 3 ) führt 
derselbe nämlich das häufige Vorkommen von weifsen, 
kreideartigen Kalkbruchstücken mit Kalkspath, zugleich 
aber auch von Fragmenten eines derben, blauen und 
körnigen Kalksteins an den Ufern der Wesenitz und 
zwar bei Dittersbach an. Da nun die Granitscheide un- 
mittelbar durch Dittersbach und zwar unter dem Schlosse 
des Herrn von Qu an dt weggeht, im Granite selbst 
aber nirgends die Spur eines Kalklagers vorhanden ist, 
so läfst sich nur annehmen, dafs der Ursprung der 
Fragmente von dem Vorhandenseyn einer Kalkmasse auf 
der Scheide des Granits und des Sandsteins selbst her- 
zuleiten ist. Die Notiz über das hiesige Vorkommen 
des Kalksteins ist um so unverdächtiger, als Götzinger 
in seinem Buche nicht ein Wort von der Volksmeinung 
erwähnt und in seinem späteren, 1804 erschienenen aus- 
führlicheren Werke über die sächsische Schweiz die 
Gränze der Granite und Sandsteine viel zu tief, nämlich 
bis Elbersdorf rückt, während doch die Wesenitz von Dit- 
tersbach bis zu letzterem Dorfe überall schon durch 


x ) Nach Prof. Kühn (Gcogn, 752) war dasselbe lf Lachter mächtig* 
a ) Kuhns G. S. 750. 

*) A. a. O. 498 u. 499. 


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hohe Sandsteinwände begränzt wird. Ebenso erwähnt 
Herr Klippstein nach den von dem Geschworenen 
Lose empfangenen Mittheilungen das Vorhandenscyn 
des Plänerkalkes auf der Scheide der Granite und Sand- 
steine am Wartenberge. Schon früher hatte man, wie auch 
das Zeichen des Kalkes auf der Götzing ersehen pe- 
trographischcn Charte andeutet, bei Zeschnig und zwar 
im Anfänge dieses Jahrhunderts auf Kalk gebaut, in ei- 
ner Zeit, als die jetzt betriebenen Hohensteiner Brüche 
verlassen lagen. Noch vor 20 Jahren war ein Bauer 
durch den ansehnlichen Kalkgehalt des Sandsteins im 
Eingänge zur Thalschlucht des Kohllichts unmittelbar 
unterhalb Zeschnig veranlafst worden, denselben brechen 
und brennen zu lassen. Der Kalkstein scheidet sich 
hier nämlich zunächst der Auflagerungsfläche des Granits 
als rundliche, leberbraune Geoden aus dem Sandsteiue 
aus und giebt dadurch demselben ein ganz cigenthümli- 
ches, conglomcratischcs Ansehen, doch zeigt eine genauere 
Besichtigung der Kalkausschcidungen, dafs diese sich 
ganz allmählig in den Sandstein verlaufen und keineswe- 
ges für wahre Conglomerateinschlüsse in demselben gel- 
ten können. 

Die Anwesenheit eines solchen Kalkgehaltes in den 
oberen Tkeilen achter Quadersandsteine und das Vor- 
kommen unter dem Granit von Mergel und Kalklagern, 
die der Grünsandformation mit Bestimmtheit zugehören, 
mufs zu der Annahme führen, dafs auch das Hohensteiner 
Kalklager mit den ihm zugehörigen schwarzen Mergeln 
nur eine der Kreideformation angehürige Bildung ist. 
Die auffallenden Eigenschaften indefs des hiesigen Kal- 
kes, besonders die dunkelgraue, bis in das Schwarze sich 
verlaufende Farbe, der feinsplittrige, nicht erdige Bruch, 
die scharfkantigen Bruchstücke, weichen so wesentlich 
von dem Ansehen des gewöhnlichen Sächsischen und 
Böhmischen Pläners ab, dafs ohne Zweifel ein jeder, der 


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an den Anblick dieses Pläners gewöhnt ist, zuvörderst 
zu der Vermuthung geführt werden wird, die Hohen- 
steincr Kalke für Gebilde einer älteren Formation, wie 
der Pläner anzusehen. Ich habe bereits in der Einlei- 
tung erwähnt, dafs Herr Prof. Weifs durch die orycto- 
gnostischen Verschiedenheiten des hiesigen Kalkes, durch 
das nach der Angabe des Steigers Starke fragmentari- 
sche Vorkommen desselben, ferner durch das abwei- 
chende Ansehen des Sandsteins im Eiegenden des Kal- 
kes, endlich durch das dem Weinböhlaer ähnliche Auf- 
treten der Mergel auf der Scheide bestimmt wurde, 
dem Hohensteiner Kalke einen älteren Ursprung, wie 
dem gewöhnlichen Plänerkalke beizumessen. In der 
That waren diese Umstände von zu bedeutendem Ge- 
wichte, besonders als die Untersuchung der Hohensteiner 
Petrefacten durch den Grafen Münster und Herrn 
Leopold von Buch auf eine bestimmte Weise das 
Uebereinstimmep derselben mit den Versteinerungen der 
Juraformation erwiesen, als dafs nicht ein jeder, dem 
die Lagerupgsverhäitnisse in Hohenstein nicht etwa aus 
eigener Anschauung bekannt waren, sich sofort zu der 
Annahme hätte bestimmen lassen sollen, den Hohenstei- 
ncr Kalk mit Herrn Prof. Weifs als den Rest einer äL 
teren, beim Empordringen des Granits emporgehobenen 
Jurakalkbildung anzusehen. Und dennoch mufs ich ge- 
stehen, dafs eine wiederholte Untersuchung der Hohen- . 
steiner Verhältnisse mich nicht hat bestimmen können, 
der Ansicht des Herrn Prof. Weifs beizutreten, obwohl 
ich zugleich nicht verkenne, dafs, wenn einst eine genaue 
Untersuchung sowohl das vollständige Ucbereinstimmen 
der Hohensteiner Petrefacten mit denen der Juragruppe, 
als auch die Identität der dortigen Kalke und Mergel 
und der sämmtlichen Sandsteinbildungen im Liegen- 
den derselben mit den Gliedern der Krcideforma- 
tion feststcllcn sollte, dafs leider dann eiu grofsarligcs 


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Priocip, wie ein solches die Wissenschaft in der Bedeu- 
tung der Versteinerungen besafs, verloren geht, und wir 
gezwungen würden, künftig einen Führer in der Geo- 
gnosie zu entbehren, dessen sichere und richtige Leitung 
bei der Bestimmung des Alters der Gebirgsschichten die 
Erfahrung einer langen Reihe von Jahren, wie es schien, 
völlig aufser Zweifel gestellt hatte. Ich wünsche des- 
halb sehr, dafs es einem geübten Beobachter gelingen 
möge, das Dilemma zwischen dem Resultate der Unter- 
suchung der Hohensteiner Lagerungsverhältnisse und dem- 
jenigen, welches aus dem Studium der dortigen Petre- 
factcn hervorgeht, auf eine genügende Weise zu lösen 
und bedauere nur, dafs, obwohl seit dem Erscheinen der 
ersten Münst ersehen Abhandlung mehrere Jahre ver- 
flossen sind, dafs kein einziger der sächsischen Geognos- 
teu sich der petrefactologischen Lösung des Hohenstei- 
ner Problems unterzogen hat * 2 ), obwohl der in den 
Sammlungen des Landes aufgehäufte Reichthum an Ver- 
steinerungen vor allem den Inländer zu einer so dank- 
baren und interessanten Untersuchung anregen müfste. 

Herr Klippstein ist der erste gewesen, der mit 
einem gewichtigen Einwande gegen die Ansicht des Herrn 
Prof. Weifs auftrat, indem er auf die Unmöglichkeit 
einer beständigen und scharfen Gränze zwischen dem ro- 
theu und schwarzen Letten hinwies, wenn diese Letten 
und der Kalkstein wirklich aus der Tiefe gewaltsam 
emporgehobene und beim Heraufdringen zermalmte, äl- 
tere Flötzschichten wären. Schon die Skizze des Herrn 
von Gutbier zeigt die regelmäfsige Sonderung der 
schwarzen und rothen Lettenlage; ich fand eben eine 
solche, wie die Zeichnung Fig. 8 erweist 3 ), in dem offe- 


*) Kühn Geognoste, S. 748, 

2 ) In derselben ist « die Sohle des Schürflochcs, b der Quadersand- 

stein, c die schwarze, d die rolbe Lage, e der Granit im Hangen- 
den der Lagen, f Gerolle, 


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nen Schürfloche an dem Schützengelänge. Hier war we- 
der eine Spur der rothen Masse in der schwarzen Lage, 
noch umgekehrt von der schwarzen Masse in der ro- 
then Lage vorhanden; beide Massen sonderten sich in 
ihren Farbeeigenthtimiichkeiten auf das bestimmteste von 
einander, obwohl jede der beiden Lagen kaum 1J Fufs 
Mächtigkeit besafs. Dafs aber eine so bestimmte Schei- 
dung der schwachen Lagen sich hätte erhalten können, 
wenn dieselben in Folge eines gewaltsamen Emportre- 
tens des Granits auch nur einen Weg von 1000 —2000 
Fufs bis an die Erdoberfläche zurückgelegt hätten, dürfte 
sehr zu bezweifeln seyn. Ebenso hatte man bei dem 
Baue des K an negiefser sehen Hauses in der Stadt die 
rothe und schwarze Lettenlage durchaus scharf ge- 
sondert vorgefunden; dasselbe soll in der Düngergrube 
der Fall seyn, die unter dem Wünschschen Grund- 
stücke liegt. Ich fand diese leider bei meiner mehrfa- 
chen dortigen Anwesenheit nie frei, so dafs ich die Rich- 
tigkeit des, wenngleich von glaubwürdigen Personen, 
mir mitgeiheilten Factums nicht verbürgen kann. Von 
weit * bedeutenderer Stärke dagegen werden die Letten- 
logen an anderen Punkten des Schützengelänges ange- 
troffen. Der Förster von Hohenstein liefs nämlich im 
Herbste des vergangenen Jahres, um den für den Pflan- 
zenwuchs äufserst vortheilhaften schwarzen Mergel zu 
gewinnen, an dem Abhange nach dem tiefen Grunde hin 
einen Stollen von 8 Fufs Höhe treiben, der nur in dem 
Mergel selbst stand; einen zweiten ähnlichen Stollen von 
gleicher Höhe fand ich an einem anderen Punkte zu dem- 
selben Zwecke, aber in dem rothen Letten angelegt. 
Auch hier konnte nirgends die Anwesenheit schwarzer 
Mergel in ' dem rothen Letten oder umgekehrt bemerkt 
werden. Vergleicht man nun mit dieser Mächtigkeit der 
Mergellagcn die Stärke der ähnlichen Schichten im Kalk- 
bruchc von Hohenstein, welche Herr von Gutbicr 


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140 


nach der Angabe des Steigers auf etwa 100 sächsische 
Fufs bestimmt hatte, so scheint es etwas problematisch, 
dafs die reibenden festen Körper, der Granit und der 
Sandstein, überhaupt es vermocht haben, auf die angege- 
bene bedeutende Entfernung auf einander zu wirken und 
durch diese Einwirkung die Entstehung einer so unge- 
mein mächtigen Reibungsschicht, wie der im Hohenstei- 
ner Bruche zu veranlassen. Die Möglichkeit der Ent- 
stehung der letzteren wird noch weit zweifelhafter, wenn 
die Erfahrung zeigt, dafs der Granit bei Saupsdorf alle 
Unebenheiten der Oberfläche des Sandsteins wie ein 
flüssiger Körper auf das genaueste ausfüllt. Eine solche 
Eigentümlichkeit kann nur allein zu der Annahme füh- 
ren, dafs der Granit wirklich in flüssigem Zustande und 
nicht im erstarrten, wie ein solcher von Herrn Prof. 
Weifs 1 ) vorausgesetzt wird, in seine jetzige Lagerstätte 
gelangt ist War aber diefs der Fall, so dürfte man 
überhaupt gezwungen werden, die Ansicht von der Ent- 
stehung der hiesigen Lettenmassen durch Reibung gänz- 
lich aufzugeben, weil, so viel mir bekannt ist, keine ein- 
zige physicalische Erfahrung über die Möglichkeit der 
Entstehung von Rcibungsproducten bei einer stattfinden- 
den Einwirkung von Körpern in ganz verschiedenem 
Cohäsionszustande auf einander Aufschlufs giebt. 

Ich habe hier noch anzuführen, dafs die Kalkstückc 
in der rothen und schwarzen Mergelschicht des Hohen- 
Steiner Bruches nur in kleinen Fragmenten, und nament- 
bch in der ersteren am seltensten sich vorfinden, wäh- 
rend sie dagegen in der untersten Lage dicht neben ein- 
ander gedrängt Vorkommen. Auch diese Beobachtung, 
die das Resultat der langjährigen Erfahrung eines auf- 
merksamen Betriebführers ist , vermag zu Gunsten 
der Ansicht einer regclmäfsigcn Entstehungsweise der 


*) Karsten A. f« B. u. U. XVI, $. 7* 


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« 

141 

3 Lagen im Hangenden der Sandwand zü sprechen, weil 
dös gesetzmäfsige Vorkommen der Kalkstücke ebenso 
wenig mit der Annahme eines tümultuarischen Zertrüm- 
merungsprocesses in Einklang zu bringen ist, wie mit ei- 
nem solchen Ereignisse der gewaltigsten Art schon die 
Möglichkeit der scharfen Sonderung von Schichten ganz 
verschiedener Färbung und Verschiedener Natur, wie 
dieselben aus jenem Ereignisse erst hervorgehen sollten, 
durchaus unverträglich war. Mufs man es auch ztige- 
stehen, dafs die oryctognostischen Eigenschaften des Ho- 
bensteiner Kalkes wesentlich von denen der gewöhnli- 
chen Plänerkalke abweichen, so scheint es doch* als wenn 
ein Theil dieser Eigentümlichkeit nur in localen Ver- 
hältnissen begründet wäre und durch diese allein erklärt 
werden müfste. Herr Prof. Weifs machte bereits In 
in seiner Abhandlung x ) auf das Vorkommen von Stein- 
kohlenstücken in dem Sandstein der Sandwand aufmerk- 
sam. Untersucht man den Kalkstein selbst , so findet 
sich, dafs der Kohlengehalt in demselben gar nicht so 
etwas seltenes ist, und dafs besonders der Kalkstein da 
Weit dunkler sich gefärbt zeigt, wo die Kohleneinschlüsse 
häufiger Werden. Es ist hieraus zu folgern* dafs die 
Farbe des Gesteins nur in der zufälligen Anwesenheit 
der Kohle ihren Grund findet; wo diese letztere fehlt, 
wird der Kalkstein, wie diefs namentlich in den oberen 
Theilen des Lagers der Fall ist, gelblich grau, ja am süd- 
lichen Ende desselben ganz lichtegrau und dem Kalk- 
stein von Hinterhermsdorf so auffallend ähnlich, dafs 
Stücke von beiden Punkten verwechselt werden können. 
Her Hinterhermsdorfer Kalkstein aber ist nach den Be- 
richten der dortigen Betriebsführcr noch von Sandstein 
bedeckt und ruht im ächtesten Quadersandsteine selbst; 
die Aehnlichkeit des Hohensteiner Gesteins mit einem 


») Karsten A. f. B. u. H, XVI, S. 11. 


142 


solchen, über dessen Ursprung aus der Kreidefonnation 
kein Zweifel statt finden kann, zeigt zur Genüge, dafs 
die oryctognostischen Eigentümlichkeiten des ersteren 
keines weges allein das Verweisen desselben in eine ältere 
Bildungsepoche zu begründen vermögen. Namentlich 
hat man im Jahre 1834 bei dem Betriebe des hiesigen 
Bruches eine grofse Zahl von Kohlenbruchstücken im 
Kalkstein und mit denselben eine weit tiefere Färbung 
desselben vorgefunden. Ein anderes, ganz ähnliches Vor- 
kommen von Kohlenfragmenten sowohl in dem Kalke wie in 
dem dunkeln, denselben begleitenden Letten ist in einem 
der letzten Schürfe bei Hohenstein nach dem tiefen Grun- 
de hin beobachtet worden, wie die Halde noch beurkundet. 
Ebenso häufig ist die Kohle in dem schwarzen Mergel 
vorhanden, der das Hangende des Kalksteins im Bruche 
bildet. Auch bei dem Treiben des Stollens im schwar- 
zen Mergel (S. 139) wurden in Menge Kohlenstücke, 
einige vollkommen ähnlich in Bezug auf Farbe und Struc- 
tur dem bituminösen Holze aus der Braunkohlenforma- 
tion, andere von lebhaftem Glanze und flachmuschligem 
Bruche, ähnlich den Gagaten, und wiederum andere 
durchaus von der Natur wahrer Braunkohlen, z. B. der- 
jenigen in den Gruben zu Kutterschitz bei Bilin aufge- 
funden. Einige dieser Stücke waren von Faustgröfse; 
neben ihnen fanden sich in dem Stollen eine grofse 
Zahl von Knöpfen von Cidaritenstacheln. Schon Herr 
Prof. Kühn hat die Behauptung aufgestellt, dafs das 
Eingesprengtseyn der Kohle iu dem Sandsteine der Sand- 
wand als in einem Gliede der Kreideformation gar nicht 
befremden darf. Er führt deshalb das Vorkommen der 
Kohle zu Nieder Schöna, an der Kalkmühle bei Pirna, 
in der Nähe von Zatschke, ferner zu Hellendorf an, aber 
er hat eines der reichhaltigsten dieser. Art, nämlich das 
von Hinter Jessen, übersehen, welches im Anfänge dieses 

Jahrhunderts selbst die Commerziendeputation in Dres- 

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143 

den zu einem Vorschüsse von 150 Thalcrn behufs eines 
Versuchbaues auf Kohlen vcranlafst hatte. Das letztere 
Vorkommen ist dem von Hohenstein um so mehr ähn- 
lich, als die Kohle, gerade "wie die Hohensteiner, die 
oryctognostischen Eigenschaften der Braunkohle besitzt, 
und der Sandstein wie die Sandwand einen bedeutenden 
Kalkgehalt nachweist *). Eben eine solche Anwesenheit 
der Braunkohle in dem Quadersandsteine und zwar mit 
Schieferthon kennen wir durch Herrn Prof. Zippe von 
Nemierzitz im Bunzlauer Kreise * 2 ), andere Vorkommen 
ähnlicher Art bei Msseno und Hlaupietin 3 ); diesel- 
ben endlich am Fufse der Sudeten durch Herrn von 
Carnall 4 ). Charpentier erwähnt noch das Vor- 
kommen von Steinkohlcnfragmenten in dem Quadersand- 
steine von Wehrau und zwischen Papstdorf und Bosen- 
thal auf dem linken Elbufer. 

Folgt aber aus den angeführten Beispielen, dafs we- 
der der Kohlengehalt des Sandsteins in dem Liegenden des 
Hohensteiner Kalkes, noch die dunkle Farbe des Kalk- 
steins selbst zu einer Trennung beider Bildungen 5 ) von. 


Götzingers Sächsische Schwei«, lstc Ausg. S. 21 — 23, 

a ; Sommers Statistik von Böhmen II, 147. 

3 ) Gebiigfor. v. B. S. 32. 

4 ) Karsten A. IV, 349. 

9 ) Wie Herr von Buch glaubt (Leonhard Jahrb. 1834, S. 534). 
Auch an anderen Punkten finden sieh die Kalksteine in der Nähe 
der Kohlenlager schwarz gefärbt. So ist der Kalkstein vom Ochsen- 
aengrunde bei Dösel (in der Nähe von W ettin) sehr dunkel 
schwarz und dem Hohensteiner auffallend ähnlich. Ebenso 
schwarz findet man den von Brandsohieft-r begleiteten Kalkstein 
im Hangenden der Steinkohlen bei Wettin. Bei Löbejün kommt 
derselbe schwarze Kalk mit den dortigen Steinkohlen vor. in ihrn, 
der dem dunkelschwarzen Marmor von Krzcszowice bei Krakau 
vollkommen gleicht, bemerkte ich eingesprengte Schwefelkiese, 
gerade wie in dem' Hohensteiner. Auch Bronn erklärt die 
schwarze Färbung des Kalksteins an den Diablercts nur durch die 
Anwesenheit von Kohle, die in einem ganzen Lager unter demsel- 
ben vorgefunden wurde (Ergebnisse naturh. R. I, 94). Nach 
Ilisinger (Min. Geogr. von Schweden iibers. von Wöhlcr, S. 
25) verdanken die schwarzen Kalksteine in Schonen und Jemtland 


144 


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detü Quadcfsaiidstciü, den wir in einem grofsen Theile 
der Umgegend der Stadt herrschend finden, veranlassen 
darf, so dürfte eine solche Sonderung noch weniger 
durch das Ergebtiifs einer Untersuchung der Lagerungs- 
verhältnisse des Sandsteins im Liegenden des Kalklägers 
gerechtfertigt werden. Dieses Liegende, von den Arbei- 
tern in dem Bruche die Sandwand genannt* unterschei- 
det sich sowohl durch sein Ansehen, wie durch die mit 
der AuflagerungsflSche des Granits auf der Sandwand 
parallel laufende, also geneigte Lage seiner Schichten 
wesentlich von dem gewöhnlichen Quadersandsteine* der 
bei Hdhenstein wie überhaupt in der sächsischen Schweiz 
fast stets mit einer horizontalen Lage der Schichten an- 
getroffen wird. Das Gestein der Sandwaüd ist nämlich 
ein schmutzig grauer Sandstein, in dem sich neben den 
Kohlentrümmern ganz fein eingesprengte gelb und leber- 
braune Partikeln erkennen lassen. Durch das bei der 
Behandlung mit Chiorwasserstöffsäure erregte starke 
Brausen wird der ansehnliche Kalkgehalt des Sandsteines 
erwiesen* Weit auffallender aber tritt dieser in den im 
grauen Sandsteine mit gleichem Streichen und Fallen ein- 
gelagerten Schichten einer anscheinend conglomeratischen 
Masse hervor. Man findet in denselben überall äufserst 
häufig dichte Kalksteinpartikeln bis Haselnufsgröfse von 
leberbrauner Farbe, die wie am Wartenberge allmählig 
sich verziehen und nirgends die Natur abgerundeter 
Fragmente darbieten; an einigen Stellen ist der Kalk- 
stein weifs und krjstallinisch, zuweilen dunkler grau 
und dann wahrscheinlich ebenfalls durch Kohle ge- 
färbt. 

der Kohle ihre Färbung; ebenso die Kohlenhalbsteine auf der In- 
sel Man. Nach Geigers Analyse (Bronn G. H. S. 120) vermö- 
gen schon sehr geringe Beimengungen von Kohle eine dunklere 
Färbung des Kalksteins hervorzubringen. S. a. Bou6 geogn. G. 
von Deutschland S. 561 und v. Garnall in Karstens A. IV, 
S. 336. 


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145 


* 


färbt. Erst näher nach der Scheide hin sieht man 
Kalkeinschlüsse in dem Sandsteine, die für wahre, abge- 
rundete Fragmente, gerade wie an der Polenzmühle, gel- 
ten können; ich fand jedoch unter denselben kein einziges 
Stück, das schwarz oder sonst von der Natur des im 
dem Hangenden der Sandwand befindlichen Kalklagers 
gewesen wäre. Dennoch ergibt sich sowohl aus der 
Anwesenheit der Kohlentrümmer, wie auch der Kalk- 
steingeoden in dem Sandsteine der Sandwand selbst, 
dafs das Auftreten des Kalksteinlagers, wie das seiner 
schwarzen Farbe keinesweges unangekündigt dasteht *). 

Die Schichten der Sandwand bilden ein äufserst re- 
gelmäfsiges Ganze, wie ein solches nur durch den ru- 
higsten Niederschlag entstehen konnte. Es findet sich 
in denselben nicht die mindeste Spur einer Zertrümme- 
rung. Die Schichten wechseln in einer Dicke von we- 
nigen Zollen bis zu 1 und lf Fufs unter einander ab 
und zeigen nicht einmal Verwerfungen oder Klemmun- 
gen. Ebenso wenig können die in ihnen eingeschosse- 
nen Kaikfragmente für die Producte einer Reibung wäh- 
rend eines etwanigen Hinaufschiebens der Schichten der 
Sandwand gelten, da sich dieselben mitten in der übri- 
gen Masse eingeschlossenr finden, und die einfachste Prü- 
fung zu der Ueberzeugung führt, dafs die abgerundeten 
Bruchstücke schon in einem solchen Zustande vorhanden 
waren, ehe 6ie eingeschlossen wurden. Wie es aber bei 
einem gewaltsamen Herauftreiben der Schichten der Sand- 
wand aus einem relativ sehr tiefen Niveau überhaupt 
hätte gelingen können, die dünnen Schichten in einem 
durchaus unverrückten und ungestörten Zustande über 


*) Mit diesen Angaben über die Beschaffenheit der Sandwand stiin- 
n»cn die Angaben des Herrn Prof. Kühn im Wesentlichen über- 
ein (Geogn. S. 748). Herr Prof. Hoffmann fand die von mir 
nach Berlin gebrachten Stücke der Sandwand manchen Keupcr- 
sandsteiucn aus dem Teutoburger Walde sehr ähnlich, 

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I 

I 


146 

das mächtige Quadersandsteingebirge *) hinaufzuheben, ist 
ein vollkommenes Räthscl, dessen Lösung ich bei keinem 
Beobachter versucht finde. Steigt man übrigens aus dem 
Grunde, welcher die Stadt von der Höhe des Kalkofens 
trennt, nach dem letzteren hinauf, so findet man im 
Grunde selbst noch bei den aufsersten Häusern von Ho- 
henstein den äch testen Quadersandstein anstehend, der 
sich in nichts von demjenigen unterscheidet, welcher 
westlich von der Stadt die ganze Gegend bis zur Elbe 
erfüllt. Derselbe Sandstein läfst sich bis auf § der Höhe 
verfolgen. Das letzte Drittel ist zwar ganz durch Acker- 
land bedeckt, so dafs der unmittelbare Zusammenhang 
des Sandsteins mit der Sandwand selbst nicht verfolgt 
werden kann, doch vermag der Beobachter an dieser 
Stelle nicht die geringste Spur einer Zerrüttung des Bo- 
dens zu entdecken. Hätte aber wirklich die kurze 
Strecke den Schauplatz einer Catastrophe abgegeben, 
durch welche auf ihr der Durchbruch und demnächst die 
Emporhebung einer so ansehnlichen Masse Gebirgsgc- 
stein, wie die der Sandwand, vor sich gegangen wäre, 
so müfsten entweder grofse Spuren des Ereignisses 
noch vorhanden sevn, oder fehlen sie ganz wie hier, so 
darf man mit Grund bezweifeln, dafs ein solches über- 
haupt je statt gefunden hat. Es ist zwar wahr, dafs die 
Schichten der Sandwand, ganz abweichend von dem ho- 
rizontalen Lagcrungsverhältnisse der Schichten des Qua- 
dersandsteins, parallel mit der Auflagerungsflächc des 
Granits unter denselbe einschicfscn. Ob aber durch 
diese Eigenschaft, deren Ursprung vielleicht in denselben 
Verhältnissen wie bei Weinböhla begründet ist 1 2 ), der 

1 ) Feber die Starke der Quadcrsandstcinformation an der Elbe s. die 
S» 62 u. 81 nngciührtr.n Angaben. 

2 ) Das Einfällen d er Schichten gegen den Granit in der Nähe der 
Scheide scheint in der Nähe von Hohenstein häufiger vorzukom- 
men. S. K ü h n s G. Fig. 9 (S. 753). Es ruht Quadcrsandstein 
auf sandigem Mergel ; die Schichten des ersteren fallen anscheinend 
der Grunze zu. So auch an der Brausnitz. S. 750 u. 51. 


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147 


/ 


Beobachter berechtigt wird, eine Trennung der Gesteine 
der Saudwand und des wahren Ouadersandsteins vorzu- 
nehmen, scheint bezweifelt werden zu müssen, da ver- 
änderte Schichtenncigung, wenn nicht andere wesentliche 
Trennungsgründe hinzutrclen, wohl nicht für sich allein zu 
einer Scheidung von Gebirgsarten ziemlich ähnlicher Na- 
tur bestimmen kann. 

Herr Prof. Weifs führt noch das fragmentarische 
Vorkommen des Hohensteincr Kalkes zu Gunsten einer 
statlgefundenen Emporhebung desselben an. Nun aber 
widerspricht der Annahme eines solchen Zustandes des 
Kalkes iin Bruche die ausdrückliche Versicherung des 
Herrn Prof. Kühn, der nach seiner und des Schicht- 
meister Häntzschcl Erfahrung beim wiederholten Un- 
tersuchen des Kalkbruchcs, abgesehen von zufälligen Zer- 
klüftungen des Gesteins, das Lager stets als ein Ganzes 
erkannte. Unbedenklich müssen wir das Zeugnifs zweier 
Beobachter, denen eine allgemeinere Kcnulnifs und grü- 
fscrc Uebung in der Beurtheilung von Lagerungsverhält- 
nissen, wie dem Steiger, zu Gebote stand, für begründe- 
ter erachten, wenn gleich dieser letztere längere Zeit Ge- 
legenheit hatte, über die Verhältnisse seines Bruches 
sich zu unterrichten. Auch der Obersteiger Hengst 
versicherte, auf mehr als 60 Ellen den Kalkstein im Iio- 
hensteiner Bruche zusammenhängend und nur von we- 
nigen Klüften durchsetzt vorgefuuden zu haben. 

Herr von Buch hält ganz ebenso wie Herr Prof. 
Weifs und der Graf Münster *) die Schichten der 
Sandwand für ein älteres Gebilde als den Quadersand- 
stein. Obwohl er sich nicht ausdrücklich über die Weise 
ausgesprochen hat, wie die Schichten nebst dem Kalke in 
das Hangende des Quadersandsteins gelaugt seyn konn- 
ten, so deutet doch seine Billigung der Ansichten des 


') Kcferstein Gcogo. D. VIT, II. I, S. % 


I 


148 


Herrn von Leonhard *) darauf hin, dafs seine eigene 
Untersuchung der Hohcnstcincr Verhältnisse ihn zu dem- 
selben Resultat geführt habe * 2 ). Herr von Buch clas- 
sificirt die hiesigen Gebilde, wie ich schon in der Ein- 
leitung erwähnt habe, nach den in ihnen Vorgefundenen 
Versteinerungen; er erwähnt unter andern, dafs zwischen 
dem Sandsteine der Sandwand und dem Kalksteine Thon 
vorhanden sey. Von einem solchen Vorkommen des 
Thones im Kalkbruchc erwähnen aber die Angaben des 
Steigers an Herrn Prof. Weifs, Herrn von Gutbier 
und an mich nicht das mindeste; ebenso wenig lassen 
sich in dem Steinbruchc am Kalkofen Thonlagen im 
Hangenden der Sandwand vorfinden. Es ist deshalb die 
Angabe des Herrn von Buch entweder überhaupt ein 
Irrthum, oder es liegt derselben eine Verwechselung mit 
den rothen und schwarzen, vorhin weitläuftiger erwähn- 
ten Lettenlagcn zum Grunde. Wäre diefs letztere der 
Fall, wie sehr wahrscheinlich ist, da die von Herrn von 
Buch als für den Oxford Clay characteristisch erwähn- 
te Gryphaea häufiger wohl in dem schwarzen Letten, 
dagegen nicht in dem Sandsteine der Sandwand, in wel- 
chem Versteinerungen überhaupt schV selten sind, sich 
vorfindet, so mufs ich einwenden, dafs die Lettenlagen 
über dem Kalklager sich befinden und deshalb mit dem 
Sandstein nicht für ein Aequivalent des Oxford Clay gelten 
können, weil dieser stets unter dem Coral Rag vor- 
koimnt, bei Hohenstein aber gerade die Lettenschichten 
und die Sandwand durch den für Coral Rag ange- 
sprochenen Kalkstein von einander getrennt werden. 
Meine so äufserst beschränkte Verstcinerungskenntnifs 
macht es mir leider unmöglich nachzuforschen, ob der 
Ausspruch des Grafen Münster, dafs unter säinmtlichen 


') Leonhard Jahrbuch 1834, S. 149. 

2 ) Ebendaselbst, S. 532. 


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149 


von ilun untersuchten Hohensteiner Petrefneten keine 

• ’ • ' . . . . 

einzige characteristische Versteinerung der Kreideforma- 
tion vorhanden sey, in seinem ganzen Umfange richtig 
seyn mag. Doch finde ich* dafs Herr von Buch in 
dem von ihm mitgetheilten Verzeichnisse ausdrücklich 
bemerkt (S. 533), dafs der Nautilus aganiticus von 
Hohenstein und aus der Kreide von Faxöc auf Seeland 
nach einer genauen Untersuchung ihm nicht die minde- 
sten Unterschiede gezeigt habe. Ebenso führt Herr 
von Buch das Vorkommen der hiesigen Terebratula 
jperovalis in dem Jura, wie in der Kreide an ‘); auch 
die im Hohensteiner Kalke so sehr häufige Terebratula 
bicanaliculata ist der Kreide wie dem Jurakalke gemein- 
schaftlich 2 ). Vielleicht gelingt es künftig bei einer 
genaueren Untersuchung mehrere Versteinerungen in dem 
Hohensteiner Kalke oder in dem ihn begleitenden schwar- 
zen Letten aufz ulinden, die ein unbedingtes Anreihen 
dieser Gebilde an die Juraformation in petrcfactologischer 
Hinsicht wenigstens zweifelhafter machen dürften. 

Schwefelkies findet sich ziemlich häufig in dem Ho- < 
hensteiner Kalksteine eingesprengt und vererzt beson- 
ders in der schwarzen Lage niedliche kleine Ammoniten. 
Der Steiger berichtete mir ferner, dafs die Längenerstrek- 
kung des Kalklagers nur 200 Ellen von Süden nach 
Norden beträgt; dafs der schwarze Letten 10 Ellen et- 
wa auf beiden Seiten über den Kalk hinweg greift, und 
dafs die oberen Theilc des Lagers aus mergligem Kalke, 
die unteren dagegen mehr aus festem Steine bestehen. 
Ebenso soll die rothe Lage sich noch 20 Ellen weiter 
als die schwarze erstrecken und bei ihrem Aufhören eine 
Art Kohlenschiefer sich einfinden, nach dessen Abschnci- 
den, wie der so weit fortgesetzte Versuchban belehrte, 


’) vor» Buch über Terebrateln, Berlin 1834, S. 109. 
’) Ebendaselbst. 


150 

Granit unmittelbar auf Kalkknaucrn bähendem Sandsteine 
gelagert war. 

Hohenstein zeigt noch andere Punkte, die fflr das 
Studium der hiesigen Lagerungsverhältnisse Interesse dar- 
bicteu. Steigt man nämlich aus dein Thaleinschnittc zwi- 
schen der Stadt und dem Kalkbruche die Anhöhe nach 
der erstcren hinauf, so tritt man auf die Scheide, die 
sich zwischen dem Wünschschen und Kannegie- 
fs er sehen Grundstücke quer über die Strafse zieht. Sie 
ist zwar auf der Strafse selbst nicht zu beobachten, doch 
ist diel's in der unmittelbar unter dem Wünschscheü 
Hause liegenden Düngergrube in der Begleitung von ro- 
then und schwarzen Mergeln der Fall, wie ich S. 139 
bereits anführte. Leider verdeckt eine die Grübe nach 
der Höhe hinauf begrenzende Mauer die weitere Er- 
streckung der Scheide. Der Sandstein, wie er zunächst 
am Düngerloche ansteht, ist theils der graue, feinkörni- 
gere, wie in der Sandwand, und der Masse derselben dann 
zuin Verwechseln ähnlich, theils schliefst er Kalkfrag- 
mente ein und wird dadurch conglomcratiscb. Unmittelbar 
über ihm am Wünschschen Hause steht Granit an, der 
sich von hier aus in einer schiefen Auflagerungslinie 
über das Kannegiefserschc Haus (in dem unmittelbar 
au dasselbe anstofseuden Kartoffelstalle findet sich noch 
Granit mit Quarzausscheidungen, in den tiefer liegenden Kel- 
lern des Hauses selbst aber deutlich Sandstein) nach dem 
Thale an dem Fufse des Kalkbergcs hinabzieht. Die 
Gräuze erhebt sich wenig steil, so dafs die Entfernung 
des Punktes a in der die Lagerungsverhältnisse skizzi- 
renden Figur 9 von dem Punkte b etwa 22 Schritt lang 
ist, während das Wünsch sehe Haus nur um 10 Fufs 
höher als die Düngergrube liegt. Die Figur zeigt deut- 
licher, wie jede Beschreibung, dafs man cs hier mit ei- 
ner ebcu so bestimmten Auflagerung des Granits auf 
dem Saudsiciuc im grofsen Mafsslabc wie an dem Schüz- 


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151 


zengelänge zu thun hat Id gleicher Höhe mit der Dün- 
gergrube steht kaum 3 Schritte von dem festen Sandsteine 
entfernt Granit an; dieser enthält viel Quarz, wenig 
Feldspath und statt des Glimmers eine schmutzig grüne 
Masse, die nicht mehr recht bestimmbar ist. So zeigt 
sich der Granit häufiger bei Hohenstein, unter andern 
am Ausgange der Stadt links vom Fahrwege nach Eh- 
renberg; als eine ganz indifferente, grüne, steatitische 
Masse aber unmittelbar' im « Hangenden des Sandsteines 
am Wartenberge. Durch den deutlich zu verfolgenden 
Zusammenhang dieser veränderten Granite mit den Normal- 
graniten, die am Fahrwege von Hohenstein nach dem 
Polenzgrunde hin gefunden werden, kann die Natur der- 
selben nicht verkannt werden. Ganz ähnliche thonige, 
aus der Zersetzung des auch im Hohensteiner Granite 
häufiger vorhandenen grünen Glimmers herrührende Bei- 
mengungen erwähnt Macculloch l ) in den Graniten 
von Sk je. * v K ü , - v ) p ?.< \ t « r< u ; : 'Ä . ujjh 

Weiter hinauf in der Stadt selbst ist nirgends die 
Scheide entblöfst. Geht man aber den Abhang in, das 
Polenzthal hinab, so findet sich von da an, wo der nä- 
here Fuisstcig den Fahrweg verläfst, eine Schlucht, die 
auf der Scheide selbst eingeschnitten, in gerader und 
ganz steiler Linie nach dem Grunde hiuabführt. Die un- 
mittelbare Gränze ist zwar durch Gerolle und Erde ver- 
deckt, würde aber überall durch die leichteste Schürfarbeit 
zu entblöfsen scynj an einer einzigen Stelle fand ich et- 
wa einen Fufs mächtig eine schwarze Mergelmasse vor. 
Auf der rechten Seite der Schlucht für den Hinuntergo- 
henden sieht man nur Granit, links nur Sandstein; beide 
oft nur wenige Ful’s von einander abstehend. Diese 
Angaben, die ich verbürge, zeigen, wie wenig genau des 
Herrn Prof. Naumann Bestimmungen sind, wenn der- 


*) West. Ial. I, 372. 


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152 

selbe ausdrücklich eine Auflagerung des Granits in ei- 
nem grofsen Mafsstabe auf dem Sandsteine von dem Po- 
Icnzthale bis nach der Stadt hinauf erwähnt *). Von 
einer solchen ist keine Spur vorhanden; vielmehr ergibt 
eine genaue Beobachtung, dafs der Granit und Sandstein 
an dieser Stelle gegeneinander senkrechte Gränzen bil- 
den, gerade wie ich ein Verhältnis derselben Art aus 
der Nähe von Altendorf gleich anführen werde. An der 
Polenzmühle finden sich beide Gesteine noch 20 Schritt 
von einander entfernt, so dafs ihre gegenseitige Lage- 
rung bei dem Mangel einer unmittelbaren Begränzung 
auch hier nicht zu beobachten ist. Die Sandsteinschich- 
ten zeigen an dieser Stelle des Thaies nur auf sehr 
kurze Entfernung eine Neigung gegen die Scheide, und 
wenden sich sehr bald in die gewöhnliche horizontale 
Lage zurück. Ich fand ihren Fallwinkei Überhaupt kaum 
25° betragend und mufs gestehen, dafs die graphische 
Darstellung Klipp steins (er giebt die Neigung zu 46 
bis 48° an) sehr übertrieben ist; noch weniger aber, wie 
mich eine wiederholte Untersuchung dieser Verhältnisse 
gelehrt hat, wird man durch irgend eine bestimmte Er- 
scheinung im mindesten berechtigt, auf ein Einschicfsen 
des Quadersandsteins unter den Granit selbst zu schlie- 
fsen. Verfolgt man mit Aufmerksamkeit die Schlucht, 
so ist nichts klarer, ab dafs das erstere Gestein an dem 
letzteren vollkommen abstöfst. 

Ich mufs hier noch bemerken, dafs der von Klipp- 
stein erwähnte Borschberg bei Hohenstein von Nie- 
mandem gekannt wird; selbst der sehr genaue Ode- 
leben erwähnt denselben in seinem Verzeichnisse der 
Höhen in der sächsischen Schweiz nicht; vermuthiieh hat 
hier eine Verwechselung mit dem Porsberg bei Pillnitz 
statt gefunden. 


’) Poggcndorf Ann.XIX, S.438. 


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e) Der Kirnitzscbgrund. 

Von der Ansicht ausgehend, wenn ein Durchbruch 
des Granits an der Granitscheide selbst stattgefunden 
hätte, dafs sich vielleicht ein ähnliches zackiges Eingrei- 
fen des Granits in den Sandstein würde beobachten las- 
sen, wie ein solches vonHugi bei dem Kalksteine desGstel- 
lihornes beschrieben wurde, habe ich im Herbste 1833 
die Granitgränzen an beiden Ufern der Kirnitzsch und 
namentlich da genau verfolgt, wo eine bedeutende Masse 
des Granits unterhalb der Ostrauer Mühle über den 
Bach setzt, nach dem linken Gehänge desselben sich hin- 
— — "Üufzieht und hier eine Strecke weit den hohen Thal- 
rand, der noch von dem Sandsteine der hohen Liebe 
überragt wird, bis oberhalb der Mitteldorfer Mühle bil- 
det, von wo der Granit auf das rechte Ufer der Kir- 
nitzsch zurücktritt und an seine Hauptmasse sich an- 
scbliefst. Unterhalb der Ostrauer Mühle wird die Schei- 
de durch ein kleines Wasserrinnsal, den sogenannten 
Dorfgraben, bis auf die Hälfte der Höhe nach Altendorf 
hinauf bezeichnet; ein mehrstündiges Schürfen machte es 
mir dennoch nicht möglich, die unmittelbaren Berührun- 
gen der Granite und Sandsteine aufzufinden, wohl aber 
war es sehr deutlich zu erkennen, dafs die Gränze, die 
durch eine scharfe Trennung in der Lagerung der Bruch- 
stücke an dem Abhange überall angedeutet ist, sich aus 
der Thalsohle in einer geraden und senkrechten Linie 
nach der Höhe hinaufzieht und durch Altendorf selbst 
hindurch geht; sie liefs sich dann in einer zweiten ver- 
ticalen Linie bis an die Kohlmühle tm Ockelgruude hin- 
ab verfolgen und stieg 'von der Mühle wiederum auf 
dem rechten Ufer der Sebnitz ebenso gerade auf. Auf 
dem linken Kirnitzschufer beobachtet man durchaus auf 
dieselbe Weise, dafs die Granitscheide unterhalb der 
Ostrauer, wie oberhalb der Mitteldorfer Mühle gleich- 


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falls in gerader und senkrechter Linie nach der Höhe 
hinaufsteigt. Sie bildet hier zwischen den oberen End- 
punkten der senkrechten Gränzen eine Horizontale gegen 
den Sandstein der hohen Liebe und des Ostrauer Pla- 
teaus. Eine solche Eigentümlichkeit des Sandsteins, ge- 
gen den Granit vertical abzuschneiden, wie ich dieselbe 
nicht allein hier, sondern auch auf der Gränze unterhalb 
Hohenstein am linken Polcnzufer und auch da wieder- 
fand, wo die Scheide von Lichtenhayn nach dem Was- 
serfalle im Kirnitzschgrunde sich hinabzieht, liegt zu sehr 
in dem Charakter des Quadersandsteins, wie derselbe 
noch jetzt überall in der Bildung schroff abstürzender 
Schluchten (Adersbacher Felsen, Ottowalder, Wesenitz-, 
Kirnitzschgrund) sich ausspricht, als dafs man die senk- 
rechten Gränzen des Sandsteins gegen den Granit für et- 
was anderes, wie für einst freistehende, senkrechte 
Wände des ersteren anzusehen hätte, an die sich der , 
flüssige Granit hcranlegtc, oder wie für Ränder ehe- 
mals vertiealer Schlachten, die von dem Granit aus- 
gefüllt wurden. 

Eine selbst oberflächliche Anschauung der Charte 
belehrt dagegen, dafs ein Theil der jetzigen Thalbildun- 
gen, wie z. B. die des Kirnitzsch und Sebnitzbaches, spä- 
terer Entstehung, wie der Granit ist, weil die genannten 
Thäler ohne die mindeste Veränderung aus dem Gebiete 
der einen Gebirgsart in das der anderen übertreten, 
und die Kirnitzsch selbst an der Ostrauer Mühle die 
über den Bach nach der hohen Liebe hinübertretendo 
Granitpartie von der Hauptmasse durch ihre tiefe Thai- 
schlucht völlig abschncidet, Beobachtet man, wie der 
Felskegel der hohen Liebe senkrecht fast über dem 
Ostrauer Plateau sich erhebt, und der granitische Rand 
des Plateaus längs der Kirnitzsch weit in der Tiefe zu- 
lückblcibt, so scheint es fast unzweifelhaft, dafs der 
Saudstein der boheu Liebe auf eiucr grauitischcu Unter- 


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X 


läge ruhe. Herr von O deichen meinte sogar, ein 
solches Verhältnifs scy ganz recht und billig ’). Und 
dennoch ergab sich wunderbarer Weise bei den Schtirf- 
verstichen an der hohen Liebe eine vollkommene Bestä- 
tigung der bei Hohenstein, Weinböhla und Oberaue ge- 
machten Erfahrungen. Es bedeckten zwar an der Ober- 
fläche lose Sandsteinmassen den Granit, so dafs man 
wirklich im Anfänge über das richtige VerhUltnifs der 
Lagerung irre geleitet werden konnte; tiefer aber hing 
fester zusammenhängender Granit unter einem Winkel 
von 70° über dem Sandsteine über; an den Schürfhal- 
den enthielt der letztere, wenn auch unbedeutend, Kalk. 
Bei einem anderen Schürfe in dem hohen Walde nach 
Ostrau hin betrug der Ueberhangswinkel des Granits 
40°; im Sandsteine fand man bei dieser Gelegenheit ein 
3' mächtiges zusammenhängendes Kohlentrumm (Hengst). 
Ucberhaupt ist cs recht auffallend, wie an vielen Punk- 
ten der Scheide der über den Sandstein hinweggreifende 
Granit dennoch in weit gröfserer Tiefe zurückbleibt, 
und ersterer hoch über ihn hinwegragt, eine Erschei- 
nung, die sich gewifs nicht so oft wiederholen würde, 
wenn der Granit nicht wirklich ein jüngeres Gebilde 
wäre, wie die meisten Sandsteine in der sächsischen 
Schweiz. Schon an dem Wartenberge ist nirgends eine 
unmittelbare Bedeckung des Granits durch den Sand- 
stein vorhanden, obwohl dicht nebenbei die hohen 
Wände des Hocksteins über dem Granite der Scheide 
sehr ansehnlich emporragen. Ganz ebenso erhebt sich 
auf dem Höhenrücken der Richtershaide bei Saupsdorf 
kaum 50 Schritte von dem Ausgehenden des Granits ent- 
fernt und zwar ebenfalls dasselbe nicht unbedeutend 
überragend Sandstein in einer ansehnlichen Kuppe, ohne 
dafs zwischen beiden Gesteinen ein Thalcinschnitt, wie 


') CommcDtar zu s. Karte der sächsische« Schweiz, S. 23. 




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das Kohllicht am Wartenberge vorhanden wäre, durch 
dessen Entstehen etwa, wie an dem letzteren Punkte, 
eine Zerstörung der einst den Granitkeil umhüllenden 
Sandsteinlagen gemuthmafst werden könnte. Nirgends 
aber ist in der Richtershaide bei Saupsdorf, ebenso we- 
nig wie an der hohen Liebe und bei Hohenstein eine 
Bedeckung des Granits durch den Sandstein vorhanden. 
Noch an einem anderen Punkte ergibt die Beobachtung 
vollkommen das Nämliche. An dem rechten Ufer des 
Wesenitz zieht sich bis nahe vor Dittersbach ein ansehn- 
licher Sandsteinrücken, der scharf gegen das Dorf mit 
seiner nördlichsten Kuppe, der sogenannten Schönhöhe, 
abfällt. In dem im Vergleiche mit der Höhe sehr nie- 
drig gelegenen Dorfe steht Granit an; auch hier zeigt 
sich nicht die mindeste Spur einer Ucberdeckung des 
letzteren Gesteins durch den Sandstein. Ein Einfallen 
der Schichten in den Dittersbacher Sandsteinbrüchen auf 
der Kuppe der Schönhöhe, wie ein solches von Herrn 
Prof. Naumann angegeben wird *), und zwar gegen 
den Granit, habe ich nicht bemerkt, vielmehr ganz deut- 
lich horizontale Schichtung. Die Scheide wird bei Dit- 
tersbach in senkrechter Richtung durch die Wesenitz 
durchschnitten und würde an dem rechten, höheren Ufer 
des Flusses sehr genau zu beobachten seyn, wenn nicht 
gerade an dieser Stelle das Schlofs des Dorfes erbaut 
wäre. Die starken, an dem Ufer zur Sicherung des 
.Schlosses angelegten Bollwerke verdecken die Scheide. 

An allen senkrechten Granitgränzen läfst sich nir- 
gends eine Spur von schwarzem oder buntem Mergel 
auifinden, eben so wenig sind Kalkfragmente vorhanden. 
Die ciuzigc Ausnahme von dieser durchgreifenden Regel 
macht das Erscheinen der schwarzen Mergelspur an der 
senkrechten Granitgräuze unterhalb Hohenstein, die frei- 


*) Poggcndprf Ann. XIX, S. 43D. 


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Hch nicht so leicht zu erklären ist« Doch scheint im 
Ganzen der Mangel solcher Mergel und Kalkspuren an 
den verticalen Granitgränzen in der Natur der Sa- 
che begründet zu seyn, weil auch noch jetzt die Beob- 
achtung senkrechter Sandsteinwände nirgends an ihnen 
eine ähnliche seitliche Bekleidung durch Mergel oder 
Kalk darbietet. Dagegen zeigt umgekehrt die Erfahrung, 
dafs diese Massen fast stets da vorhanden sind, wo der 
unterlagernde Sandstein eine horizontale oder keine zu 
geneigte Fläche bildet. Es ist deshalb auch nach der von 
Herrn 'Klippstein mitgetheilten Darstellung des Ge- 
sch women Lose zu Altenberg vollkommen erklärlich, 
dafs der Pläner im Stollen am Wartenberge sich am 
mächtigsten vorfand, wo er in horizontaler Lage den 
Quadersandstein bedeckte und seinerseits von dem 
Granit bedeckt wurde. Das Hinabführen des Stollens 
in gröfsere Tiefe beweist, dafs die Oberfläche des Sand- 
steins weiter hin nach Osten eine geneigte Lage an- 
nahm; um so eher mufste eine solche, ehe die Bedeckung 
durch den Granit statt fand, das Herabströmen fliefsen- 
der Wasser und dadurch die Zerstörung des Pläners er- 
leichtern, wie wirklich durch die nach der Teufe be- 
obachtete, abnehmende Mächtigkeit des Pläners bestä- 
. tigt wird *)♦ Dieser hörte endlich ganz auf, und der 
Granit wurde nun unmittelbar im Hangenden des Sand- 
steins angetroffen. Seinem Character getreu aber stürzt 
der Sandstein dann auf einmal senkrecht in die Tiefe. 
Dasselbe Phänomen würde sich noch jetzt wiederholen, 
wenn flüssige Massen das Polenzthal mit seinen vertica- 
len Wänden am Hockstein ausfüllten und über den 
oberen Band des Thaies sich hinwcglegten. Es ist dem- 
nach gar nichts unwahrscheinliches und bei der Annahme 
einer späteren Entstehung des Granits nach der Ablage- 


*) Leonhard Taschenb. 1829, S. 510. 


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rung des Sandsteins noch weniger etwas unmögliches, 
dafs der Granit, wie Herr Lose weiter berichtet, in 
gröfserer Tiefe den Quadersandstein wirklich unterteuft 
hätte. Es fände hier eine Erscheinung statt, die sehr 
wohl erklärlich wird, wenn man sieht, wie in allen Fels- 
schluchten der sächsischen Schweiz die senkrechten 
Sandsteinwändc sehr mächtige, weit vorspringende Bänke 
darbieten. Dafs aber eine solche Erklärungsweise, die für 
Erscheinungen im Kleinen (die Stollen gingen überhaupt 
nicht tief) vollkommen zureicht, nicht anwendbar ist, 
wenn man sie auf grofsartige Erscheinungen, wiez.B.auf 
das Ueberhängen des Granits vom ganzen Wartenberge 
ausdclmcn will, glaube ich hinlänglich gezeigt zu haben. 

Die Ansicht des Herrn Klippstein endlich, dafs der 
Pläner sich nur in die leeren Räume zwischen dem über- 
hängenden Granite und dem darunter niedergeschlagenen 
Sandsteine eingelagert habe, ist einerseits nicht wahr- 
scheinlich, weil nicht abzusehen ist, warum der unmittel- 
bar nebenbei anstehende, hoch über den Granit hinweg- 
ragende Sandstein am Hocksteinc, wenn derselbe später, 
wie der Granit gebildet wäre, einen solchen horror va- 
. cui gehabt, habe, um den leeren Raum unausgefüllt 
zu lassen, in welchen sich der Pläner nach der erfolg- 
ten Bildung des Quadersandsteins einlagern sollte 
andererseits würde die Erklärung von dem Vorkommen des 
Pläners zwischen dem Granit im Hangenden und dem 
Sandsteine eine gar wunderbare Vorliebe desselben für ei- 
gcnthümliche Ablagerungsräume voraussetzen, von der wir 
in der Geognosie meines Wissens kein zweites Beispiel 
besitzen. Es scheint demnach nicht, als wenn die An- 
sicht des Herrn Klipp stein nur einigermafsen genügend 
die Hohensteincr Phänomene erklärte. Es sprechen viel- 
mehr an diesem Punkte die Verhältnisse ebenfalls da- 


*) Leonhard Taschcftb. 1829, S. 511. 


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für, wie ich im Allgemeinen beiErwähnung des Vorkommens 
des Kalkes auf den Granitscheiden anführte, dafs auch hier 
die Bedeckung des Granits die Reste des leicht zerstör- 
baren und zum Theil schon zerstörten Pläners vor der 
gänzlichen Vernichtung sicherte. 

An der Ostrauer Mühle ist auf beiden Ufern der 
Kirnitzsch der Sandstein nicht iin mindesten verändert; 
weder gefritlet noch gehärtet, noch congloineratisch, nur 
eine etwas gröfsere Zerklüftung zunächst der Scheide, 
so dafs das Erkennen der Schichtungsebenen fast un- 
möglich wird, könnte auffallen. Die Klüfte beobachten 
durchaus keine bestimmte Richtung, und einige hundert 
Schritte unterhalb der Gränze ist der Sandstein bereits 
wieder vollkommen horizontal gelagert. Diefs sieht man 
auf beiden Ufern der Kirnitzsch. Von polirten und 
Rutscbflächen, die Herr von Leonhard an dieser Stelle 
erwähnt, ist ebenfalls nicht das mindeste vorhanden; nur 
einen einzigen unbedeutenden Sandsteinblock mit einer 
Art polirten Fläche habe ich auf dem linken Ufer 
zunächst dem Fahrwege über das Ostrauer Plateau nach 
dem Zahngrunde bemerkt; doch zweifle ich, dafs gerade 
diefs sehr isolirte Vorkommen und noch dazu an einer 
Stelle, wohin Herr von Leonhard wahrscheinlich nicht 
gelangt seyn wird, ihn zu der Angabe von Rutschflächen 
an der Ostrauer Mühle veranlafst habe. Nach dem Er- 
scheinen der Leon har dschen Abhandlung habe ich noch 
einmal die Gränze nach Altendorf hinauf genau verfolgt, 
weil ich fürchtete, mir den Vorwurf machen zu müssen, 
trotz einer sorgfältigen Untersuchung der hiesigen Gra- 
' nitscheide, der ich im Herbste 1833 zwei Tage gewid- 
met hatte, die wichtigen! Facta übersehen zu haben, 
welche durch Herrn von Leonhard und seine Reise- 
gesellschaft beobachtet seyn sollten. Mit voller Ucber- 
zeugung kann ich indefs jetzt behaupten, dafs die ganz 
Darstellung Leonhards (in s. A. S. 131) durchaus 


* 


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unrichtig ist. Finden sich auch Klüfte zunächst der 
Scheide, die derselben zufallen, so giebt es ebenso viele 
andere, die eine ganz entgegengesetzte Richtung verfol- 
gen; nur die einzige Angabe ist richtig, dafs die oberen 
Schichten am Rande des Altendorfer Plateaus weniger 
zerklüftet sind, wie zunächst der Thalsohle; eine Er- 
scheinung, die ich mit Durchbrüchen an dieser Stelle für gar 
nicht vereinbar halte, und die ohne Zweifel, eben so wie 
die gröfsere Zerklüftung des Sandsteins selbst, nur ganz 
etwas zufälliges seyn wird. Die Fig. 5 (Tafel IV) end- 
lich, welche ein höchst regelmäfsiges Einschiefsen der 
Sandsteinschichten gegen den Granit darstelit, beruht auf 
Voraussetzungen, die weder an der Ostrauer noch an 
der Miltcldorfer Mühle durch die Erscheinungen in der 
Natur sich bestätigt finden; sie ist eben ein solches Pro- 
duct der Phantasie, wie ich auch die Behauptung von 
dem auffallend härteren Zustande des Sandsteins in der 
Berührung mit dem Granit x ) dafür erklären mufs. 


f) Saupsdorf. 

Südöstlich von Scbnitz liegt das Dorf Saupsdorf 
noch auf dem Granite, dessen Gränze mit dem Sand- 
steine schon eine Viertelstunde südlich von dem Dorfe 

durch 


*) Es ist ganz wundeibar, wie die Idee von solchen Cohasionsverän- 
derungen des Sandsteins zunächst der Scheide ira Munde des Vol- 
les lebt. Auf der bereits erwähnten, zunächst dem Lichtenhayner 
"Wasserfalle vorhandenen Scheide, an welcher, wie bei einem 
Versuchsbaue des Lichtenhayner Dorfrichters sich ergab, der Sand- 
stein eine ansehnliche Menge lichtegrauen, nlänerähu liehen Kalkes 
enthielt, erzählte mir ein ganz schlichter Holzschläger von den 
sehr harten und klingenden Sandsteinstücken in der Nähe der 
Scheide selbst. Er versicherte, dieselben vollkommen unterscheiden 
zu können. Eine ansehnliche Menge von Stücken aber, mit solchen 
angeblichen Eigenschaften, die der llolzschläger auf mein Ersuchen 
zusammenlas, zeigte nicht die mindeste Abweichung von dem ge- 
wöhnlichen Quadersandsteine. 


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t 


durch den von Saupsdorf der Kirnitzsch zufliefscnden 
Bach durchschnitten wird. Nördlich von Saupsdorf er- 
hebt sich der Granit in 3 zusammenhängenden Kuppen, 
deren mittlere, der Wachberg, einen basaltischen Vorsprung 
trägt *). Südlich finden sich längs dem Bache auf bei-» 
den Seiten desselben zwei Höhenrücken, von denen der 
eine auf dem rechten Ufer, die Richtershaide 2 ) genannt, 
in seinem nördlichen, zunächst nach Saupsdorf abfallen- 
den Theile eine granitische, in seinem südlichen dagegen 
eine zweite aus Sandstein bestehende Kuppe trägt. Die 
Scheide hegt auf dem schmalen, beide Höhen verbinden-» 
den Joche. Ganz dasselbe beobachtet man auf dem lin- 
ken Ufer. Hier bildet die Tännichtkuppe den nördlich-» 
sten Theil des Rückens und besteht aus Granit, wie 
auch die mittlere Höhe, der Buchhübel; die südlichste 
Spitze dagegen ist Sandstein, und zwischen beiden letz- 
teren Kuppen liegt abermals die Gränze, welche auf 
den beiden Höhenrücken eine westöstliche Richtung zeigt, 
sich aber gleich hinter dem Buchhübel in einem Bo- 
gen nach Süden gegen Hinterhermsdorf wendet, wie die 
Götzingersche Charte vollkommen richtig angibt. 
Deshalb liegt der geradere Fufssteig von letzterem Orte 
nach Saupsdorf über das Räumicht nur im Sandsteinge- 
biete, der weitere Fahrweg nur auf dem Granit. In 
Ilermsdorf selbst fand ich Granit anstehend. 

Vor mehreren Jahren wünschte der Lehnrichter 
Thiermann zu Saupsdorf auf seinen Fluren Kalkstein 
aufzulinden und wurde ,nach längeren fruchtlosen und 
kostbaren Versuchen durch, den Geschworenen Lose 
ermuntert, auf der Gränze des Granits und Sandsteins selbst 
und zwar auf der Höhe der Richtershaide einen Schacht 
abzutcufen. Diefs geschah- im Jahre 1830, und Thier- 

J ) Ode leben Commentar zur Charte der sächsischen Schweiz i 
S. 25. 

2 ) Die Hohe der Richtershaide beträgt nach Odel cben 1353 F. j a. 
a. O. S. 37. 

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I 


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mann sah endlich seine mehrjährige Ausdauer durch die 
Entdeckung eines 6 Ellen mächtigen Lagers von festem, 
dichtem, nur sehr wenig krystallinischcm, gelblich grauem, 
reinem Kalksteine belohnt. Die Entdeckung dieses La- 
gers kann als die merkwürdigste Bestätigung der Richtig- 
keit des bei dem Volke vorhandenen Glaubens über das 
stete Vorhandenseyn von Kalk auf der Granitscheide an- 
gesehen werden. — Der Schacht war nach den überein- 
stimmenden und von mir jede besonders erfragten Aus- 
sagen des Thiermann und eines Arbeiters, welcher das 
Abteufen von Anfang an geleitet hatte, etwa 27 Ellen 
tief und ging von oben nach unten durch folgende 
Schichten : 


1) durch Granit 

2) durch Mergel 

3) durch festen Kalk 

4) durch Mergel 

5) durch Triebsand 


5 — 6 Ellen, 

H-H - 

6 — 

5—6 — 

lf — 2 — 


Man gelangte dann auf festen Sandstein, der noch 
5 Ellen durchsenkt wurde, ohne dafs eine zweite tiefere 
Spur des Kalksteins sich vorgefunden hätte. Es wurde 
deshalb von der Sohle des Schachtes ein horizontaler 
Querschlag nach dem überhängenden Granit getrieben, 
und mit demselben die vorhin genannte Folge der Schich- 
ten, nunmehr natürlich in umgekehrter Ordnung, überfah- 
ren, zuletzt also der feste Granit selbst angetroffen. Die 
Figur 10 giebt einen Durchschnitt des damaligen Betrie- 
bes nach den mir mitgetheilten Daten; der Lehnrichter 
Thiermann sowohl wie die Arbeiter erklärten diesel- 
be für vollkommen richtig. 

Nach zweijährigem Betriebe wurde der Schacht sei- 
ner fehlerhaften Construction wegen verlassen; er brach 
bald zusammen und ist jetzt vollends verstürzt. Dag»- . 
gen unternahm man bereits im Jahre 1831, um die häu- 
figen, den Bau erschwerenden Wasser zu lösen, einen 


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Stollen aus dem Tbale des Saupsdorfer Baches bis nach 
dem Betriebsorte selbst zu legen. Mit seinem Ende, das 
jetzt mit Brettern verschlagen ist, war Ostern 1834 von 
neuem das Kalkflütz erreicht worden. Dieser Stollen, auf 
den zuerst Herr Prof. Weif s die Güte gehabt hat, mich 
aufmerksam zu machen, ist für die Geognosie unserer Zeit 
s von höchstem Interesse, weil er, in einer bedeutenden 
Länge (450 Ellen) nur auf der Scheide des Granits und 
Sandsteins geführt, die Auflagerung jenes Gesteins auf 
diesem auf das unzweideutigste nachweist und nament- 
lich beurkundet, wie S. 140 bereits angegeben wurde, 
dafs der Granit einst eine flüssige Masse gewesen ist, 
weil derselbe sonst unmöglich die mannigfach gekrümmte 
Oberfläche des Sandsteines so genau im Stande gewesen 
wäre auszufüllen. Nöthigte man sich auch noch bei 
Weinböhla und Oberaue zu der Ansicht, dafs dort der 
Granit überhängendc Meeresklippen gebildet habe, so ist 
der Saupsdorfer Stollen recht geeignet, auf die naturge- 
mäfse Ansicht zurückzuführen. Ich habe deshalb ge- 
sucht, in Fig. 12 eine möglichst treue Skizze der linken 
Seite des Stollens, als der interessanteren, zu entwerfen* 
so weit es immer die häufige Verschalung und der übele 
Zustand des Stollens selbst gestatteten. Ich fand diesen 
nämlich bereits so verbrochen, dafs ich an einigen Stel- 
len genöthigt war, fast kriechend in dem Schlam- 
me und dem Wasser weiter zu dringen. Doch bin ich 
überzeugt, dafs die bei einer dreimaligen Befahrung gezeich- 
nete und geprüfte Skizze keine wesentlichen Unrichtig- 
keiten enthalten wird. Leider war nicht die mindeste 
Stollenzeichnung vorhanden, die mir zum Anhaltspunkte 
und zur Vergleichung hätte dienen können. 

Im Sommer 1834 wurde nur 40 Schritte von dem 
ersten entfernt ein zweiter Schacht angelegt, mit welchem 
kein Granit, wie bei jenem, durchsenkt wurde. Ich fand 
denselben 28 Fufs tief und beinahe ganz im festen 


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K alkstcin stehend. Man sieht aus dieser Stärke, dafs dasLager 
selbst auf sehr kurze Erstreckungen keine glcichmäfsige 
Mächtigkeit besitzt. Ob eine Schichtung in demselben 
vorhanden ist, kann ich mit Bestimmtheit nicht behaupten. 
Während meiner Anwesenheit reichten die Fahrten nie 
bis auf die Sohle des Schachtes. So weit als ich in et- 
wa 12 Fufs Höhe über der Sohle beobachten konnte, 
bildete der Kalk ein vollkommen massiges Gestein ohne 
Schichtung. Dasselbe versicherten die Arbeiter. — Pe- 
trefacten sollen sich in dem Kalksteine nur äufserst sel- 
ten vorfinden; die aufgestellten Haufen des gebrochenen 
Gesteines zeigten von ihnen keine Spur. Zwischen dem 
Sandsteine und dem Granite im Hangenden *) trifft man 
in der ganzen Länge des Stollens nirgends auf Kalkstein, 
der erst mit dem Ende desselben erreicht wurde; es scheint 
hier also nur eine ebenso vereinzelte Kalkablagerung sich 
erhalten zu haben, wie diefs bei Hohenstein der Fall war. 
Denn an dem westlichen Fufse der Richtershaide, zu- 
nächst an einem kleinen Gebirgsbache, und so auch 
längs der in senkrechter Linie von dem Bache nach dem 
Bruche auf der Höhe sich hinaufziehenden Scheide wurde 
bei mehreren Schürfen kein Kalk angetroffen 2 ). Eben 


*) Es ist reiner achter Granit, mit vollkommen frischem, fleisrhro- 
them Feldspath, tombakbraunera und schwarzem Glimmer, aber we- 
niger Quarz ; cs zeigt sich hier keine Spur von der grünen, tho- 
nigen, den Glimmer vertretenden Masse, wie bei Hohenstein; 
eben so wenig eine Auflösung des Gesteins, wie bei Weinböhla. 
Der Granit ist durchaus der frischeste, gerade wie man ihn in 
den entschiedensten Granitgebirgen vorfindet j doch ändert sich 
sein Feldspathgchalt leicht in weifsen Thon um, und der Granit 
zerfallt, wenn derselbe einige Zeit der Einwirkung der Luft aus- 
gesetzt ist. 

a ) Nach der Angabe eines Th iermann sehen Arbeiters, der an die- 
sem Punkte den untersten Schürfstollen gebaut hatte, wurde der- 
selbe 28 Lachter weit getrieben. Der erste Lachter stand in einem 
kalkhaltigen Sandstein, welcher nur ein Fufs mächtig den Granit 
bedeckte; die übrigen 27 in reinem Granite, in welchem unmittel- 
bar an der Scheide mit dem Sandstein viel Kalkspath vorhanden 
war. 


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so wenig war diefs am kleinen Arnstein jenseits des Ba- 
ckes und bei den Schürf versuchen in der Nahe von Ot- 
tendorf der Fall. Der Obersteiger Hengst theilte mir 
als Resultat derselben mit, dafs am kleinen Arnstein der 
Granit mit 20 — 25 0 Neigung über den Sandstein hin- 
weghinge, und dafs auf der Scheide eine Lettenlage von 
J Elle Mächtigkeit vorgefunden wurde; bei Ottendorf 
betrug der Ueberhangswinkel des Granits noch mehr, 
nämlich 15°, und hielt in diesem Winkel bis 50 Ellen 
Tiefe, bis so weit man vordrang, an. An dem Buchhü- 
bel hatte man keine Schürfe gemacht. 

Im Saupsdorfer Stollen ist, wie die Skizze nach- 
weist, auf der Gränze häufig der blaue Letten vorhan- 
den, ohne dafs jedoch zugleich in diesem die mindeste 
Spur eines Conglomerats zu sehen wäre. Der Letten 
wird mitunter so stark, dafs er die ganze linke Wand 
des 6 Ifufs hohen und durchschnittlich 4 — 5 Fufs brei- 
ten Stollens einnimmt und sich zuweilen noch in der 
Decke des letzteren vorfindet. Stellenweise aber nimmt 
seine Mächtigkeit bedeutend bis zum völligen Auskeilcn 
ab, so dafs der Granit auf dem reinen Sandsteine mit 
scharf bestimmter Gränze aufliegt. In dieser unmittelbaren 
Bedeckung des Sandsteins äufsert der Granit, ebenso wenig 
wie an der Ostrauer Mühle, auf die Cohärenzverhältnisse 
desselben, oder wie bei Weinböhla, Oberaue oder Ho- 
henstein auf den unterliegenden Plänerkalk den minde- 
sten Einflufs; an keinem dieser Punkte ist eine Vergla- 
sung oder Frittung des unter dem Granit liegenden Ge- 
steins zu beobachten. Die unmittelbare Auflagerung des 
Granits auf dem Sandsteine zu Saupsdorf findet nament- 
lich im letzteren Thcile des Stollens statt. Die Decke des Stol- 
lens wird fast allein durch Granit, die rechte Seite dagegen nur 
gröfstcnlhcils von demselben gebildet ; häufig ist jenes selbst 
an solchen Stellen dcrFall, wo die gcgenüberstchendc linke 
Wand ganz ausSandstcin besteht. Es geht aus diesem letzteren 


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Verhältnisse bei der im Ganzen geringen Breite des Stol- 
lens hervor, dafs die Auflagcrungsflächc des Granits auf 
dem Sandstein sehr steil gegen den Horizont und zwar 
nach Norden einfällt *)♦ 


Folgt man den Bestimmungen über die Gröfse des Neigungswin- 
kels der grani tischen Auflagerungsfläche und berechnet aus densel- 
ben und den Höhenmessungen des Herrn von Odelcben die 
Basen, über welche nach der Ansicht des Herrn Prof. Kühn die 
granitischen Mecresklippcn hinweggeragt haben sollen, unter der 
Voraussetzung nämlich, dafs die angenommene Meerenge die Höhe et- 
wa des jetzigen Elbspicgels gehabt habe, so findet sich, wenn das 
Ueberhangen des Granits bei Saupsdorf zu 30 0 und die Höhe der 
Richtershaide über dem Bette der Elbe bei Schandau zu 947 P. 
F. angenommen wird, dafs der Granit bei Saupsdorf über eine 
Basis von mindestens 1640 F. Breite hinweggeragt haben müfstc. 
Beobachtet man aber, dass die granitische nördliche Kuppe der 
Richtershaidc unmittelbar neben der Scheide sich erhebt, so er- 
gibt sich ein ganz ähnliches Resultat wie ara Wartenberge, näm- 
lich, wenn der Sandstein sich unter den unterwaschenen südlichen 
Fufs der eben erwähnten Kuppe hinweggelagcrt haben sollte, 
dafs auch hier eine ganze Bergmasse in einer Höbe von 947 Fufs 
und über einer Basis von 1640 Fufs vor dem Absätze des Sand- 
steins in der Luft gesehwebt haben rnüfste. Zu der Annahme aber 
eines gleichförmigen Fortsetzens der Ueherlagerungsfläche von 
dem Niveau der Richtershaide bis zu dem Elbspiegel sind wir voll- 
kommen durch die Beobachtung berechtigt, dafs ein solches Uebcr- 
hängen in sehr verschiedenen Höhen, deren Unterschiede bis zu 
1000 Fufs steigen (wenn die Richtershaide 1353, und Oberaue et- 
wa 350 F. über dem Meeresspiegel liegen) und zwar wie bei 
Weinböhla nnd Oberauc noch in einer weit tieferen Lage, als die 
Höhe des Elbspiegels bei Schandau vorgefunden wird. Ganz das- 
selbe Resultat wie bei Saupsdorf ergibt sich, wenn man auch die 
übrigen Ueberhangswinkel und die Höben über dem Bette der 
Elbe berechnet. Beträgt nämlich die Neigung der Auflagerungs- 
flaclie des granitischen Bergrückens, des Schützengelänges, durch- 
schnittlich 30 0 und die Höhe des Rückens über dem Elbspiegel 
bei Wehlstädtcl so viel, als die von Odeleben gemessene Er- 
hebung des Hohensteiner Schlosses, also 612 P. F., so folgt anf 
dieselbe Weise, dafs der ansehnliche und stellenweise gleich von 
seinem Ausgehenden mächtig sich erhebende Bergrücken über einer 
Basis von 1060 F. Breite einst frei in der Luft schweben mufste. 
Wollte man, um solchen Folgerungen zu entgehen, annchmcn, . 
dafs die Unterwaschung durch submarine Strömungen entstanden 
sey, so ist wiederum nicht abzuschen, warum die Kraft des corro- 
direnden Mittels nicht so viel vermocht habe, die hervorste- 
henden Granitkeile zu vernichten, wenn dasselbe unterhalb der- 
selben tausende von Fufs in das Granitgebirge einsclmeiden konnte. 
Ucbrigens zeigen ebenso wenig, wie die freistehenden Seeküsten 
(S. 133), Meerengen | in denen submarine Strömungen bestimmt 


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167 


Ich habe bereits erwähnt, wie bei Saupsdorf, kaum 
50 — 100 Schritte von dem zungenförmig aufhörenden 
Granitrande, der Sandstein in hohen Massen sich erhebt 
und mit seinen gewaltigen horizontalen Bänken die süd- 
liche Kuppe der Richtershaide bildet, ohne den auf dem 
Joche und also in der Tiefe zurückbleibenden Granit 
irgendwo zu bedecken * *). Vergleicht man nun mit die- 
sem höchst ungestörten horizontalen Lagerungsverhält- 
nisse des Sandsteins 2 ) das ebenso ungestörte amWaiz- 
dorfer Berge, wo der Sandstein gleichfalls bedeutend durch 
den Granit überragt wird; erwägt man den auffallenden 
Mangel jeder Conglomeratbildung 3 ) auf allen bis jetzt 
beobachteten Gränzpunkten ; ferner das zungenförmige 
Uebcrgreifen des Granits an seinem Ausgehenden hier 
bei Saupsdorf, wie bei Weinböhla und Oberaue; das 
zackenförmige Ueberlagern des ersteren über dem Sand- 
steine am Wartenberge; die regelmäfsige Ausfüllung des 
vertieften Niveaus in dem Sandsteine des Saupsdorfer 
Stollens; endlich die mannigfache Neigung der bedeckten 
OberÜächc der Grünsandformation, die von der horizon- 


vorhanden sind, oder Einschnitte in den Gebirgen, welche mit 
gleichem Rechte wie das Elbthal als einstige Meerengen gelten 
konnten (so unter andern das Rheinthal zwischen Andernach und 
Königswinter oder zwischen Bingen und Coblcnz, das Neissetlial 
bei Warta im Glätzischen, und das tiefe, die Karpathenkette 
durchbrechende Popradthal zwischen Haligocz und Lublo) Spuren 
von dergleichen XJeberhängen. 

*3 Ebenso überragen an dem kleinen Arnstein höbe Sandsteinmassen 
den in der Tiefe vorhandenen Granit, gleichfalls ohne ihn zu über- 
lagern. Vielmehr bedeckt das keilförmig Ausgehende des Granits 
den Sandstein, wie bereits angegeben wurde. 

*) Von einem solchen überzeugte man sich auch in dem Stollen am 
Wartenberge nach Lose bei Klipp stein (S. 510). 

Ich kenne, aufscr dem Letteneinscnlusse im Granit des Eckert- 
sclien Kalkbruches bei Weinböhla, nur die scharfkantigen Planer- 
kalkcinschlüssc im thonigen Grünstein, der wahrscheinlich zum 
Granit gehört, bei Weissig auf der Strafsc zwischen Dresden und 
Bautzen aus dem Werke des Herrn von Gutbicr über das 
Zwickaucr Schwarzkohlengebirgc, S. 155. 


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168 


talen *) an fast durch alle Grade möglicher Neigung ge- 
gen den Horizont bis zur senkrechten hinaufsteigt, ganz 
so, wie wir den mannigfachsten Wechsel in dem Bö- 
schungswinkel der Terrainflächen in den Gebirgen be- 
obachten, so wird man nothwendig zu dem Schlüsse ge- 
führt, dafs die Bildung des Granits an denjenigen 
Punkten, wo jetzt sein Ausgehendes über den Gliedern 
der Grünsandformation angetroffen wird, nur auf ganz 
ruhige, keinesweges die Lagerungsverhältnisse dieser letz- 
teren störende Weise vor sich gegangen ist, indem das 
später Gebildete über die Oberfläche älterer Gesteine 
sich hinweglagerte. Sollten einst die weiteren Fortschritte 
in der Wissenschaft zu einer unbedingten Annahme ei- 
nes Ursprungs des Granits und anderer ihm ähnlichen 
Gesteine auf dem feurig flüssigen Wege nöthigen, eine 
Annahme, der wir jetzt kaum mehr entgehen können, 
seitdem die Kunst es vermag, Feldspath, Hornblende 
und Glimmer auf diesem allein und keinem anderen Wege 
darzustellcn, so müssen wir uns allerdings entschliefsen, 
einen Theil jener Gesteine, namentlich solche, die wie die 
Granite der Oberlausitz und des Thaies von Touron 2 ) im 
Hangenden versteinerungsführender Kalkschichten vorge- 
funden werden, als aus dem Erdinneren hervorgetreten 
uns vorzustellen, weil die Gesetze der Bildung der Erd- 
oberfläche einen überirdischen Ursprung des Granits in 
einer Zeitepoche nicht mehr zuzulassen scheinen, in wel- 
cher bereits Mollusken und Amphibien die Erdoberfläche 
bevölkerten. Hat aber ein solches Emporheben von gra- 
nitischen Massen aus dem Erdinneren wirklich stattgefun- 
den, so können die sämmtlicheu Granitscheiden an dem 


Ara Wartenherge lag sie fast horizontal nach Lose (Leonhard 
Taschenb, 1829, S. 510); bei Weinböhla betrug der Einfallswin- 
kel der Auflagerungsflächc nach Prof. Kühn (Gcogn. S. 738) frü- 
her nur 8 — 9®. 

3 ) Bull, de la soc, geoh de France IV, 30. 


t 


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östlichen Elbufer nicht als solche Wände, welche den 
unmittelbaren Durchbruchspunkt des Granites begränzen, 
sondern nur als die Begränzungswände für die fernsten 
Erstreckungen des übergeflossenen Granits angesehen 
werden. Mit einer solchen Ansicht stimmt die grofse 
Ausdehnung des Oberlausitzer Granitgtbirges auf das 
vollkommenste. Wollte man nämlich die Scheiden für 
die Durchbruchsgränzen selbst halten, so wäre man ge- 
zwungen, was ich schon bei Zscheila einwendete, die 
Vernichtung sämmtlicher vorhandenen Gebirgsbildungen 
Dis zum flüssigen Erdkerne hinab in der ganzen jetzigen 
Ausdehnung der jüngeren Granite gelten zu lassen, um 
dem Emportreten dieser Granite den Durchgang zu öff- 
nen; eine Voraussetzung, für welche jeder Beweis mangelt. 
Mufs man sich einmal entschliefsen, Verbiadungscanäle für 
das Emporsteigender Oberlausitzer Grani massen gelten zu 
lassen, so stimmt es weit mehr mit allen auf dem Wege der 
Beobachtung erlangten Erfahrungen, sich den Granit als 
aus geringeren Canälen emporquellend vorzustellen, von 
denen aus die flüssige Masse nach allen Richtungen 
sich verbreitete, als die Existenz eines einzigen Schlun- 
des von der Ausdehnung des ganzen hiesigen Granit- 
gebirges anzunehmen, der auf einmal eröffnet, dann von 
Massen ganz entgegengesetzter Entstehungsweise wie die 
früher vorhandenen wiederum erfüllt wäre. 

1) Hinterhermsdorf. 

Von Hinterhermsdorf zieht sich die Granitgränze in 
ziemlich östlicher Richtung nach dem Heidelbache, einem 
Zuflusse der Kirnitzsch, setzt bei der Heidelbachmühle, 
wo sich der Kalkbruch von Hinterhermsdorf befindet, 
über den Bach, übersteigt am linken Ufer den langgezo- 
genen hohen Rücken des Steinberges, tritt an dessen 
östlichem Fufse über den Böhmen von Sachsen hier 


170 


scheidenden Weifsbach *) und erstrecht sich in Böhmen 
noch weiter in östlicher Richtung ziemlich parallel dem 
oberen Laufe der Kirnitzsch und zwar auf deren nörd- 
lichem Ufer * * 3 ) bis in die Gegend des granitischen Wolfs- 
berges, wo sie sich gegen Südwest wendet, und dann 
zwischen Schöibühel und Khaa (auch Khaa liegt noch 
auf Sandstein) den Maschkenberg in zwei Theile, näm- 
lich den granitischen östlichen und den westlichen aus 
Sandstein bestehend zertheilt. Zwischen Hinterhermsdorf 
und der Heidelhachmühle geht man nur auf Granit. Der 
Theil der nicht unbedeutenden Erhebung des Terrains 
zwischen Hinterhermsdorf und dem Heidelbache selbst, 
nördlich der Granitgränze, die über die Erhebung hin- 
weg streicht, wird der Kalkbusch, der südliche weit hö- 
here dagegen, eine Sandsteinkuppe, die Clause genannt 3 ). 
Da wo die Scheide zwischen beiden Höhen unmittelbar 
dem Kalkbruche gegenüber dem Bache zufällt, sieht man 
dicht neben einander Granit und Sandstein anstehend. 
Die Halden der Königlichen Schürfversuchc an dieser 
Stelle ergeben weder eine Spur von gefundenem Mer- 
gel, noch vom Kalke; der Granit ist vollkommen frisch, 
der Sandstein (Unverändert. Sichtbar steigt hier die 
Scheide in einer sehr steilen Richtung auf, doch hat man 
in der westlichen Weitererstreckung derselben nach Hin- 
terhermsdorf hin auf 3 Punkten wirklich Kalk angetrof- 
fen (Hengst). 

Gleich über dem Bache auf dem linkcnUfer dessel- 
ben findet sich der Kalkstein in einer so grofsen Mäch- 
tigkeit, dafs er, aus der Weitung des früheren Tagebruches 
zu schlicfsen, zu einem sehr bedeutenden und alten Be- 


*) Nicht der Ilcidctbach bildet die Granzc, wie die Reymannschc 
Charte falsch angibt. 

®) Das obere Kirnilzchbcltc liegt bis Khaa ganz im Sandsteine. 

3 ) Abo auch hier wiederum dasselbe Verhältnifs, wie S. 156 u. 167. 


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171 


(riebe Veranlassung gegeben bat *). Man bat indefs 
später es für vorteilhafter gehalten, als der Bruch, der 
früher tbeils für Rechnung des Staates, thcils für die 
von Privaten betrieben wurde, ganz in die Hände der 
letzteren gelangte, den Bau in einen unterirdischen zu 
verwandeln und teufte in der Sohle des alten Tagebru- 
ches zwei Schächte, jeden von 60 Fufs ab, von denen 
der westlichere als Kunstschacht zur Förderung der 
reichlich vorhandenen Wasser, der östliche dagegen als 
Fahrschacht benutzt wird. Der geförderte Kalkstein ist 
im Ganzen lichter, wie der von Hohenstein und zwar 
meist rein lichtegrau, seltener von gelbgrauer Farbe. 
Doch finden sich unter den aufgesetzten Haufen des ge- 
brochenen Steines viele Blöcke, die, wie ich bereits bei 
Hohenstein selbst erwähnte, den hellen Modifikationen 
des dortigen Kalkes bis zum Verwechseln gleichen. 
Nicht minder auffallend ist die Aehnlichkeit des hiesigen 
Kalksteins mit denjenigen Kalkgcschiebcn, die so häufig 
in der norddeutschen Ebene vorgefunden werden und 
nordischen Ursprungs zu seyn scheinen. Der Bruch 
des Kalksteins ist theils krystallinisch , theils dicht und 
fein splittrig und an den Kanten durchscheinend; nir- 
gends zeigt sich derselbe erdig und uneben; ebenso we- 
nig ist das mergelartige Ansehen vorhanden, welches die 
Pläuerkalke von den Kalksteinen älterer Formationen 
sonst so wesentlich unterscheidet. Besonders bemerkt 
man die Verschiedenheit da, wo die Massen des Kalk- 
steins reiner und zusammenhängender auftreten, wie diefs 
namentlich in gröfserer Tiefe des Kalkbruches der Fall 
ist. * Sehr characteristisch wird für dieselben dann die 
krystallinische Textur, wie ich eine solche, Zitschewig 
ausgenommen, von keinem anderen Vorkommen des 
Kalksteins an dem rechten Elbufer her kenne. 

*) Nach Gotzingcr (Beschreibung Jos Amtes Hohenstein und Loh- 
men) wurde der Kalkbruch schon 1600 benutzt. 


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172 


Was nun die hiesigen Lagerungsvcrhältnissc betrifft, 
so scheinen sie sehr verwickelter Natur. Iu der Wei- 
tung des Tagebruches selbst findet man auf der südli- 
chen, Östlichen und nördlichen Seite desselben den 
Quadersandstein anstehend, auf der südlichen dagegen 
zeigt sich nach der Sohle herabsetzend und zwar mitten 
im Sandsteine ein ansehnlicher Streifen eines lichtegrau- 
en, sehr kalkrcichen Lettens (die faule Lage genannt ‘)) 
zwischen welchem einzelne dünne Lagen von reinem 
Kalkstein vorhanden sind, die aber nicht benutzt wer- 
den, weil der Kalkstein eben in der Tiefe nach den 
übereinstimmenden Angaben des jetzigen Besitzers und 
des früheren Betriebsleiters sowohl an Güte wie an 
Mächtigkeit bedeutend zunimmt. Durch den Betrieb hat 
man die Stärke des Lagers ziemlich genau ermittelt; sie 
beträgt in der oberen Teufe 16, in der unteren 24 El- 
len der Breite nach , die Länge dagegen 40 — 50 Ellen. 
Der Querschlag zwischen den beiden Schächten ist nur 
im Kalkstein und Letten und zwar in der Längener- 
streckung des Lagers geführt; nach beiden Enden soll 
das letztere vollständig auskeilcn, wie schon der Mangel 
jeder Kalk und Lettenspur auf dem rechten Heidelbach- 
ufer und in dem Sandsteine der östlichen Wand ergibt. 
Es scheint also der Kalkstein gerade wie bei Hohenstein 
und Saupsdorf nicht eigentlich als Lager, sondern nur 
als ein massiger Klumpen aufzutreten, der von allen Sei- 
ten vom Sandsteine umgeben wird. Ganz derselben 
Ansicht über die Art des Auftretens des Kalksteins hier 
bei Hermsdorf war der Obersteiger Hengst. Auch 


*) Von dem Vorbandcnscyn dagegen solcher schwarzen und hunien 
Letten, wie bei Hohenstein auf der Scheide sich vorfinden, 
habe ich weder aut den Halden, noch iru Kalkbruchc selbst eine 
Spur bemerkt. Wahrscheinlich bezeichnet Herr Prof. Weif» 
(K arsten Arch. f. B. u. II. XVI, 15) mit dem Ausdrucke bunte 
Mergel nur den lichtegrauen Letten der faulen Lage. 


t 


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173 


nach der Aussage des früheren Betriebsführers soll bei 
dein unter seiner Leitung einst stattgefundenen Durch- 
brechen des Kalklagers und zwar in der ganzen Mäch- 
tigkeit desselben das Vorhandenscyn des Quadersand- 
steins sowohl im Hangenden als im Liegenden des La- 
gers auf das bestimmteste sich bestätigt gefunden haben. 

Eine Schichtung des Sandsteins in der unmittelbaren 
Nähe des Bruches habe ich nicht gesehen, ebenso wenig 
zu erkennen vermocht, dafs der Granit im Hangenden 
der Thonschichten sich befindet ’). Ich zweifle über- 
haupt an der Möglichkeit eines deutlichen Beobachtens 
der Lagerungsverhältnisse im Thale des Heideibaches, 
da die Scheide an der Oberfläche durchaus durch Ve- 
getation verdeckt ist. In der Tiefe des Bruches dagegen 
wurde der Betrieb nicht bis an die Granitgränze hinan- 
geführt, weil das Durchbrechen des zwischen dem Kalk- 
lager und dem Granit gelagerten Sandsteins zu keinem 
Resultate für den Betrieb geführt haben würde. Inter- 
essant ist es aber doch, auch hier den Kalk zunächst der 
Granitscheide vorzufinden; die Bedeckung durch den 
Sandstein macht es unzweifelhaft, dafs derselbe trotz 
seines etwas fremdartigen Aeufseren der Grünsand- 
formation angehört. Ein ähnliches Bedecken des Kalkes 
durch 1 — 10 Lachter mächtigen Sandstein wurde bei 
den Schürfversuchen zwischen Ottcndorf und der böhmi- 
schen Gränze ermittelt 2 ). Uebrigens ist es durch die 
Beobachtungen der Herren vonRaumcr und von Car- 
nall im Glätzischen bekannt, dafs dort an mehreren 
Stellen der Quadersandstein ebenfalls den Plänerkalk 
bedeckt 3 ). 


1 W e i f s in Karstens A. XVI, 15. 
a ) Kühns Gcogn. 1014. 

9 ) So tu Hermsdorf bei Rückers, Nenheide, Ober Schwedeindorf, 
v. Räumers Geb. Niederschlcsiens, S. 125. Zobel und v. Car- 
nall in Karstens A. IV, 165. S. a. Hoffmann Gebersicht S. 
473 über ähnliche Verhältnisse in N, Deutschland. 


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174 


Auf dem linken Ufer des Heidelbaches steigt die 
Gränze den Steiubcrg hinan. Sic wurde sowohl auf der 
Höhe des Berges, wie an dem östlichen Abhange dessel- 
ben, zunächst dem Weifsbache, durch mehrere Schürfe 
und Röschen aufgeschlossen. Nirgends fand man Kalk, 
dagegen ein geognostisches Resultat, das nach den leider 
erst nach meiner letzten Anwesenheit in Hinterhennsdorf 
erhaltenen Mittheilungen des Obersteigers Hengst von 
dem aus den Beobachtungen an den übrigen Granitgrän- 
zen hervorgegangenen durchaus abwich. Man sah näm- 
lich auf der Höhe des Steinberges eine ansehnliche Masse 
j Sandstein in Bänken 50 bis 60 Ellen mächtig den Gra- 
nit deutlich bedecken, und zwar so, dafs zwischen ihr 
und dem eigentlichen Sandsteingebirge noch ein Granit- 
streifen hervortritt. Es folgt hieraus, dafs jene bedeckende 
Masse von der Hauptmasse des Sandsteins getrennt liegt. 
Auf dem linken Ufer der Weifsbach, und zwar auf böh- 
mischem Boden, soll der Sandstein ebenfalls, aber noch 
weit mächtiger, den Granit überlagern. Bestätigt sich 
diese Beobachtung durch eine wiederholte Untersuchung, 
so sind wir gezwungen, das Erscheinen der jüngeren 
Granite in die Bildungszeit der Sandsteine selbst zu ver- 
legen, statt dafs die Erfahrung an den übrigen Gränz- 
punkten berechtigte, das Auftreten des Oberlausitzer 
Granits erst nach der Ablagerung der jüngsten Glieder 
der Kreideformation zu vermuthen. Für eine solche An- 
sicht spricht ebenfalls ein obwohl sehr isolirtes und un- 
bedeutendes Vorkommen (es ist nur etwa eine Quadrat- 
ruthe grofs) des Sandsteins im Hangenden des Granits zu 
Eschdorf Östlich von Pillnitz. In Eschdorf selbst steht 
an mehreren Punkten Granit an$ rechts aber von den 
letzten Häusern des Dorfes, und zwar in der Richtung 
nach Stolpen hin, findet man schon in der Entfernung 
einer halben Stunde von dem Sandsteingebirge der 
Schönhöhe einen kleinen, wenn auch nur wenige Fufs 


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175 


tiefen Feldbruch mitten im Acker auf Sandstein selbst. 
Die Entfernung von gröfscren anstehenden Sandstein- 
massen berechtigt also bei dem isolirten Eschdorfer Vor- 
kommen auf keine Weise zu der Yermuthung, dafs sein 
Auftreten im Hangenden des Granits auf eine ähnliche 
Weise wie das Ueberhängen des Sandsteins am Warten- 
berge und auch wohl bei Saupsdorf (S. 164) zu erklären 
wäre. Noch weniger darf der Sandstein für einen isolirten, 
angeschwemmten Block gelten. Nach den Beobachtun- 
gen des Herrn von Gutbier f ) scheint diefs Quader- 
sandsteinvorkommen bis in die Gegend von Weissig sich 
zu erstrecken. Aehnliche Auflagerungen des Quader- 
sandsteins auf dem Granit sollen nördlich von Zscheila 
bei Diera und ein isolirtes Vorkommen des Pläners im 
Hangenden des Syenits unterhalb Klotzsch südlich von 
Dresden vorhanden seyn. 

Der äufserste Punkt der Granitgränze, an welchem 
Kalkstein noch beobachtet wird, findet sich am Masch- 
kenberge zwischen Vorder Daubitz und Schönlinde in 
Böhmen. Der südwestliche und westliche Abhang des 
Berges besteht aus Sandstein, der nordöstliche nur aus 
feinkörnigem Granite. Letzterer enthält viel rauchgrauen 
Ouarz, gelblich braunen Feldspath und zinnweifsen Glimmer. 
Zunächst der Gränze liegt der Kalkstein wahrscheinlich 
wie bei Hinterhermsdorf im Sandstein selbst eingelagert * 2 ) 
Von Hinter Daubitz über Khaa bis zum Kalkbruche ist 
der Sandstein vollkommen horizontal geschichtet; ob der 
Granit aber, wie Herr von Planitz 3 ) darstellt, über 
demselben überhängt, ist im Bruche selbst nicht zu be- 
obachten. Leider wurde ich durch die späte Jahreszeit 
und den Schnee an der weiteren Untersuchung der hie- 


*) Zwichauer Schwarztohlengcb., S. 155. 

2 ) Derselben Ansicht -war auch Reufs Mineralog. G. v. B. I, 115. 

3 ) Leonhard über Basaltgebildc II, 5. 315 u. 316, und Taiel 
XIX, Fig. X und 2, 


f 


176 


fiigcn Lagerungsverhältnissse verhindert. Sehr deutlich 
sieht man dagegen, wie die Schichten des Kalksteins (er 
ist von gelblich grauer Farbe und wenig krystaliinisch) 
in der Längenerstreckung des Bruches sich aufrichten. 
An der nördlichen Wand des Bruches tritt ein ansehn- 
licher, 6 Fufs breiter Gang eines dichten, frischen dun- 
kelschwarzen Basalts aus der Sohle des Bruches fast 
senkrecht empor; derselbe enthält neben viel eingespreng- 
tem Augit zahlreiche Zeolith und Kalkspathdrusen einge- 
schlossen. An ihn schliefst sich unmittelbar rechts (öst- 
lich) ein 18 Fufs breites Gemenge von Basalt und Kalk- 
stein. Beide letztere Gesteine bestehen aus eckigen und 
fast in einander verfliefsenden Bruchstücken. In dem 
Gemenge ist der Kalk theils unverändert, obwohl auch 
dann nicht in der Natur des gebrochenen (er ist viel- 
mehr lichtegrau und vollkommen den Plänern von 
Oberaue ähnlich), theilweise aber krystaliinisch oder 
vollkommen dicht und dunkelschwarz mit splittrigem 
Bruche von der Art des schwarzen Marmors von Krzeszo wicc. 
In diesem so veränderten Kalksteine, von welchem in 
dem anstehenden Gesteine entfernter von dem Basalt 
sich keine Spur vorfindet, sah ich rundum durch den 
Kalk umschlossene Bruchstücke des Basaltes; nicht min- 
der aber auch das umgekehrte Verhältnis und die 
Kalkeinschlüsse dann häufig vollkommen unverändert. 
Die linke westliche, gleichfalls etwa 18 Fufs . breite Be- 
grenzung des Ganges besteht fast ganz aus dem schwar- 
zen Kalksteine; weiterhin zeigt sich der Kalk in dün- 
nen aufgerichteten, mürben Schichten allmählig die 
Farbe der gröfseren Masse des Gesteins im Bruche an- 
nehmend. Den Farbenwechsel bemerkt schon Reufs *), 
aber er erwähnt mit keinem Worte der Anwesenheit 
des Basalts, und es scheint deshalb, als wenn man zu 
sei- 


J ) Mineralog. Gcogr. I, S. 115. 


% 


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seiner Zeit mehr in der weiteren Streichungslinio des 
Kalkes, ohne den Basalt selbst zu berühren, gearbeitet 
hätte. Wenigstens sprechen ansehnliche Halden für ei- 
nen älteren, nicht unbedeutenden Betrieb. Die West- 
seite des Bruches bildet ein dunkler braunes, kalkhalti- 
ges Gestein, das wenig benutzt scheint. 

Die zweite Zeichnung des Herrn von Planitz ist 
im Ganzen getreu; nur ragte während meiner Anwesen- 
heit an dem oberen Rande des Bruches der Basalt wie 
eine kleine Kuppe über demselben empor, und das ast- 
förmige Zerspalten des Ganges war nicht mehr vorhan- 
den. Ich sah denselben von der Sohle bis zu seinem 
höchsten Theile nur als ein einziges, ununterbrochenes 
Ganze. 

Plänerkalkeinschlüsse im Basalt, wie hier, sind im 
nördlichen Böhmen häufiger vorhanden. Mehrere Basalt-, 
gängc im Sandsteine, dem hiesigen Vorkommen wahr- 
scheinlich vollkommen ähnlich, beschreibt Moteglek 1 ); 
so an der Sudka bei Friedstein, zu Troska bei Drosko- 
witz, Czerow bei Gitschin und bei Karthaus 2 ). Schon 
in der Nähe von Daubitz werden die Basalte (Pirsken 
und Plissenberg) und Phonolithe häufig. Gleich unmit- 
telbar » über der Strafse, die von Vorder Daubitz nach 
Schönlinde führt, bricht man behufs des Strafsenbaucs in 
sehr ansehnlichen Brüchen auf braunschwarze Pho- 
nolithe. • 


» '» • t 

g) Zitschewig. 

Der verstorbene Bergamtsactuar Mcttder in Freiberg 
machte meines Wissens zuerst 3 ) auf das Vorkommen des kör-» 


1 ) Das rothe Sandstein gcbildc an der Iscr, S, 20, 52. 54. 

*) Auch Reufs bei Muskey und "Wessely im Bumlawcr Kreise. 

Mineralogische Beschr. von Böhmen, II, S. 361 u, 64. 

3 ) Leonhard Tasch. Jahrg. IV, S. 358. 

12 






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nfgen Kalkes und der Hornblendschicfcr bei Zitechewig 
aufmerksam, und beschrieb die Lagerungsverhältnisse der- 
selben fast ganz mit den Angaben übereinstimmend, 
welche ich von dem früheren Besitzer des im Jahre 1824 
angefangenen Betriebes, Auenmüller, und seines Stei- 
gers Silbermann erfragte. Es war mir ein Räthsel, 
wie Meud er es vermocht hatte, so genaue Data über 
das Zitschcwiger Vorkommen zu geben, da er in seinem 
Aufsatze mit keinem Worte das Vorhandenseyn von 
Kalkbrüchen erwähnt, die Bedeckung der Erdoberfläche 
aber nur sehr wenig Aufschlüsse über die Lagerungsver- 
hältnisse gestattet, bis ich in dem Reiseberichte Marti- 
nis erwähnt fand, dafs bereits zu Meudcrs Zeit gang- 
bare Kalkbrüche hei Zitschcwig vorhanden waren, welche 
Martini . Jedoch im Jahre 1815 wieder zugestürzt sah. 
Auch Raumer führt das Kalklager an, doch mag er 
dasselbe wahrscheinlich nur durch M eud er s Aufsatz ge- 
kannt haben, weil er, wie dieser, das Vorhandenseyn des- 
selben nach Nauendorf verlegt, während Zitschewig dem- 
selben weit näher liegt. Von Freiberg aus hatte man 
im Anfänge dieses Jahrhunderts eine Untersuchung der 
Gegend veranstaltet, doch habe ich nicht erfahren, ob 
man während des letzten Betriebes durch Auemnüller 
den hier noch zu gewinnenden geognostischen Kennt- 
nissen Aufmerksamkeit geschenkt hatte. 

Kaum 10 Minuten von Zitschcw ig entfernt und zwar 
unmittelbar an dem Abhange des Syenitplateaus in das 
Elblhal liegt ein Weinberg, der einst dem bekannten 
Verbesserer der Rcbencultur in Sachsen, Paul Kn oll, 
gehört hatte und deshalb nach ihm häufiger selbst noch 
der Kn oll genannt wird. Vcranlafst durch die vielen 
auf der Oberfläche umher liegenden Kalkbruchstücke 
teufte im Jahre 1824 der damalige Besitzer des Wein- 
berges, Auenmiiller, einen Schacht von 30 Ellen Tiefe 
und zwar unmittelbar auf der Gränzc ab, wo der das 


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obere Gehänge des Abfalls bildende Syenit den am 
Fufse anstehenden grünen, chloritischen Schiefer be- 
deckt. Es finden sich die Kalkbruchstücke nämlich vor- 
zugsweise häufig längs dieser Auflagcruugsfläche; ober- 
halb derselben habe ich sie nicht bemerkt. Sie sind so 
häufig, dafs ein Theil der Weinbergsmauern aus ihnen 
erbaut wurde; unter ihnen befindet sich eine Menge des 
schönsten, blendend weifsen, und auch in der körnig 
kristallinischen Textur dem Carrarischen Marmor voll- 
kommen ähnlichen Gesteins. So weit man noch jetzt 
die Lagerungsverhältnisse in der oberen Oeffnung des 
sonst ganz zugeworfenen Schachtes beobachten kann, 
schiefst der Schiefer, der Granaten und viel eingespreng- 
ten Schwefelkies enthält, im übrigen aber unverändert 
ist, steil gegen Osten ein. Meuder giebt die Neigung 
zu 50 — 60 ° an. Man bemerkt nur geringe Biegungen 
der schiefrigen Textur. Unmittelbar in dem Hangenden 
bedeckt den Schiefer einige Zoll mächtig ein kristallini- 
scher Kalkstein, der seinerseits wieder durch ungeschich- 
tetes Feldspathgestein überlagert wird; diefs letztere geht 
nach oben in den ächtesten Syenit über. An einigen 
Stellen scheint die Kalkschicht in gröfserer Tiefe unter- 
brochen zu seyn* denn man findet Stücke des grünen 
Schiefers, in welche wellenförmig und scharf begränzt 
das Feldspathgestein cingreift; an anderen dagegen mag 
auf der Ausgangslinie der Kalkstein mächtiger, als an 
dem Mundlochc des Schachtes gewesen seyn. Auen- 
inüllcr versichert nämlich, beim Graben eines blofsen 
Loches grofse Blöcke des Gesteins herausgebrochen zu 
haben. Der grofse Wasserzudrang hemmte das tiefere 
Abteufen des Schachtes und zwang den Besitzer, am 
Fufse des Abhanges in das Elbthal einen 60 Ellen langen 
Stollen anzulegcn, der vollkommen dem Vorgesetzten 
Zweckcentsprach. Mit ihm überfuhr Auen mtil ler zwei 
Kalklager, welche wiederum durch zwei Zwischenlager von 


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Chloritschiefer von einander getrennt waren; jedes der- 
selben war nach Silbe rmann 1 — nach Auen- 
’ müllcr aber 4J Ellen mächtig. Die Angabe Auen- 
müllers halte ich für die zuverlässigere, weil derselbe 
nach dem einstimmigen Zcugnifsc mehrerer Bewohner von 
Zitschewig in der kurzen Zeit des Betriebes ganze Kahn- 
ladungen auf der Elbe nach Torgau sowohl, als nach 
dem Gräflich Einsiedel sehen Hüttenwerke Lauchham- 
mer versandt hatte. Besonders nach letzterem Orte ver- 
langte man den Kalkstein zum Eisenschmclzen, seiner Rein- 
heit wegen, und bezahlte ihn mit weit höheren Preisen 
wie den Maxener. Dennoch überstiegen die Kosten bei 
weitem den Ertrag des Betriebes, da der Stollen sowohl 
wie der Schacht beständige Ausbesserungen erforderten. 
Der erstere stand nämlich eine bedeutende Strecke von 
seinem Mundloche ab im Sande und Gerolle und war 
nicht ausgemauert ;%ffcn Schacht hatte man dagegen bis 
zu dem zweiten Kalklager selbst vertieft. Die Geldmittel 
des Auenmiillcr waren erschöpft, als am ersten Pli ngst- 
feiertage 1828 ein Wolkenbruch die Veranlassung zum 
Zusammcnbrechcn des Stollens und damit zuin völligen 
Liegenblciben des Betriebes gab. Auch der ehemalige 
Besitzer des unmittelbar an den Kuoll anslofsenden 
Weinberges, Kcltsch, hatte auf dem Ausgehenden des- 
selben Lagers einen Schacht abteufen und Kalk fördern 
lassen. Mangelnde Geldmittel hemmten bei ihm, wie 
bei Auen müllcr, den Wciterbetricb. 

$ 

Der Keltschschc Weinberg fällt an seiner südlichen 
Seile in eine Sclducht ab, die sich aus dem Elbthalc 
nach der Höhe hinaufzieht. Am Eingänge derselben 
steht reiner Glimmerschiefer an, indem noch das Mund- 
loch eines ehemaligen Stollens vorhanden ist; kaum 50 
Schritte davon wird das Gehänge der Schlucht allein 
\ durch Syenit gebildet. Die Gränze oder der Uebcrgaug 


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181 


beide* Gesteine in einander ist nicht zu beobachten. 
Der Glimmerschiefer enthält viel Granaten. 

Ich habe den Zitschewigcr krysfallinisch körnigen 
Kalkstein hier angeschlossen, obwohl in dem Vorherge- 
henden nur ächte Plänerkalksteine oder wenigstens solche 
Kalke beschrieben wurden, deren Lagerungsverhällnissc 
es wahrscheinlich machen, dafs sie der Kreide angehö- 
ren. Die Art des Vorkommens des Zitschewigcr Kalk- 
steins dagegen mitten in dem Chloritschiefer und zwar 
in der Art, wie es scheint, dafs die Lager des Kalksteins 
gleiches Streichen und Fallen mit der schiefrigen Tex- 
tur des Chloritschiefers besitzen, mufs zu der Annahme 
führen, dafs derselbe ein Gestein gleichen Alters, wie 
der Chloritschiefer selbst ist. Beobachtet man aber, dafs 
in dem Moritzburger Walde körnige und schiefrige Ge- 
steine, Gncufs, Syenit und Granit mannigfach wechseln 
und in einander übergehen, so dürfte cs gestaltet scyn, 
selbst die Entstehung des Zitschewigcr Chlorit und Glim- 
merschiefers in ein und dieselbe Epoche zu verlegen, in 
welcher die Oberlausitzer Granite in ihre jetzige Stelle 
gelangten. Mit dieser Annahme eines gleichzeitigen Ur- 
sprungs der drei genannten Gesteiue scheint indefs die 
aus anderen Gründen gefolgerte Ansicht von dem strom- 
artigen Fliefsen des Granits und folglich auch des Chlo- 
ritschiefers in die jetzige Stelle von Osten her un- 
vereinbar, weil die regclmäfsige Einlagerung des Kalk- 
steins in dem Chloritschiefer, wie dieselbe durch den 
Zitschewiger Betrieb erkannt wurde, und das gesclz- 
mäfsige Einschiefsen der Schichten des letzteren Ge- 
steins wohl mit einem ruhig erfolgten Niederschlage, 
nicht aber mit dem allgemeinen Verhalten erstarrender 
pyrischer Massen im Einklänge steht, weil bei dem- 
selben hier die Möglichkeit einer ganz eigentümlichen 
Ausscheidung der Kolkparlikeln in der pyrischen Flüs- 
sigkeit behufs der Bildung der mehrfachen Kalklager 


182 


vorausgesetzt werden roüfste, wozu man durch die gewöhn- 
lichen Erscheinungen beim Erkalten nicht eben berechtigt, 
wird. Wollte man dagegen die Zitschewiger schiefrigen 
Gesteine für primitive Massen, ähnlich dem Granite itn 
Liegenden des Pläners bei Zscheila, gelten lassen, für 
welche Annahme allerdings das zackenförmige Eingreifen 
des Syenits an seiner Auflagerungsfläche auf dem Chlo- 
ritschiefer spricht, so möchte man wiederum dem Vor- 
würfe einer Willktihrlichkeit in der Trennung von Ge- 
steinen ziemlich gleicher Natur, deren gleichzeitige Bil- 
dung eben durch ihren Wechsel auf der Moritzburger 
Höhe bestimmt erwiesen wird, nicht entgehen. Auf wei- 
che Weise und ob es überhaupt einst durch spätere 
Beobachtungen gelingen wird, über diesen Punkt wie 
über so viele andere Probleme, welche die Elbgegend darbie- 
tet, unter anderen über die Stelle der gegenseitigen Gränzen 
der älteren und jüngeren Granite in der Gegend von 
Meissen in das Klare zu kommen, läfst sich vor der 
Hand nicht w r ohl bestimmen, besonders, weil in Hinsicht 
der Entscheidung über den letzteren Punkt es hier an den 
Kriterien fehlt, durch welche die Trennung geschichte- 
ter jüngerer Gesteine erleichtert wird, nämlich an dem 
Vorhandcnseyn der abweichenden Lagerung der Schich- 
ten und dem der Versteinerungen. 

Bestätigt sich aber die Vermuthung (S. 99), dafs 
der Plänerkalk bei Bonitsch durch festen Porphyr 
bedeckt wird, so fänden wir allerdings von diesem 
Punkte bis Oberauc und Weinböhla das Ausgehende 
der Oberlausitzer Granite, Porphyre und Syenite. Läfst 
sich ferner nicht bezweifeln, wie besonders bei Bonitsch 
deutlich ist, dafs der Pläner auch in dem Hangenden 
von Graniten sich befindet, so ergibt sich, dafs die 
Plänerkalkc an den genannten Punkten die älteren und 
jüngeren Granitbildungen wirklich bestimmt scheiden, und 
dafs die Ausdehnung der jüngeren Granitformation nicht bis 


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I 


183 

Zschciln selbst reichte, sondern dafs ihr Ausgehendes un- 
mittelbar bei Bunitsch zu linden ist. Ergeben endlich 
die Beobachtungen, dafs die jüngeren Granite bei Diera, 
Klotzsch, am Steinberge und in Böhmen durch die Glie- 
der der Grünsandformation noch bedeckt werden, so folgt 
daraus, wie ich S. 174 erwähnte, dafs die Bildung der 
Oberlausitzer Granite noch während der Ablagerung 
der Grünsandformation selbst erfolgte und dafs 
wir schon in diesen Beobachtungen, ohne zu gewagten 
Vermuthungen unsere Zutlucht nehmen zu dürfen, die 
sichersten Data für die Bestimmung der Altersverhält- 
nisse der jüngeren Granite besitzen. 




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184 


* 


n. 

Das Granitgebirge zu Ncbilau bei 

Pilsen. 


Der verstorbene Bergrath Rcufs untersuchte iua 
Jahre 1794 auf Kosten des Grafen C zernin die dem- 
selben zugehörigen Herrschaften Stiahlau, Ncbilau und 
Kotzenitz, welche sämmtlich im Pilsener Kreise, und 
zwar nur wenige Stunden südöstlich von der Stadt Pil- 
sen entfernt liegen. Er gab im Jahre 1796 den Bericht 
seiner Untersuchung in dem Werke: Sammlung natur- 
historischer Aufsätze mit vorzüglicher Hinsicht auf die 
Mincralgeschichte Böhmens, und erwähnte in demselben 
S. 119 u. 120 das Vorhandenseyn einer Einlagerung 
des Syenits in dem Thonschiefer bei dem Dorfe Nebilau. 
Diese Beobachtung nebst mehreren anderen Anga- 
ben schien für die Kenntnifs der Lagerungsverhältnisse 
der Granite nnd Syenite eben solche interessante Auf- 
schlüsse zu versprechen, wie wir dergleichen durch die 
Beobachtungen am Harze*) und in Cornwallis 2 ) besitzen. 
Schon der erste Einblick in die Gegend täuschte mich 
nicht; ich fand eine grofsc Zahl von lehrreichen Er- 
scheinungen auf einem verhältnifsmäfsig kleinen Raume 

*) Hoffman Ucbcrsicht der orqgr, und geogn. Verb, vom nord- 
westlichen Deutschland, S. 398 und Zinken in Karstens Ar- 
chiv f. M. u. G. V, S. 323 — 361. 
a ) v. Oeynhausen und v. Dechen in Rarsten* A. f. B. u. H. 
XVII, 8. 3 — 29. Achnliche Erscheinungen, wie an der Küste 
von Cornwallis, wurden von denselben Verfassern auf Arran be- 
obachtet. Karsten A. f. AI. I, 324 


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185 


zusammengedräugt undbin überzeugt, dafs es nur an sehr we- 
nigen Punkten Deutschlands gelingen wird, eine ähnliche 
Menge deutlicher Gränzen des Granits und des Thon- 
schicfers aufzufinden. Ich habe mich deshalb bemüht, 
die Erscheinungen möglichst vollständig zu schildern und 
in den Zeichnungen treue Abbildungen der Lagerungs- 
verhältnisse zu liefern, und zwar diefs um so mehr, als 
das Nebilauer Granitgebirge, obwohl nur eine Tagereise 
von Prag entfernt, seit Reufs, dessen Darstellung durch- 
aus unzuverlässig und oberflächlich ist, nicht wieder be- 
schlichen wurde. 

Wenn man bei dem Dorfe Hohen Zettiscb, südlich 
von Plan (S. 76), den Granit verlassen hat, wird man 
auf der Chaussee über Czcrnoschin, Mies bis Wenu- 
schen, einem Dorfe nördlich von Pilsen, nur vom Thon- 
schiefer begleitet. Noch unmittelbar vor Wenuschen 
steht der Thonschiefer an; doch findet sich gleich hinter 
dem Dorfe in südwestlicher Richtung von demselben 
Stcinkohlensandsteiu, auf den gebrochen wird. Die Be- 
schaffenheit des letzteren Gesteins erwähnte ich S. 64; 
cs enthält neben den Kohlenpartikeln viele Bruchstücke 
.vom Thonschiefer eingeschlossen und aufserdem grofse 
Massen versteinerten Holzes (bei Krzimitz) zuweilen von 
solcher Länge und Breite, dafs man sich desselben als 
Stege über die Bäche bedient. Das auffallend häufige 
Vorkommen des versteinerten Holzes in der hiesigeu 
• Stcinkohlenformation bemerkte schon Lindacker x ). 
-Unmittelbar hinter Pilsen an den letzten Häusern der 
Strafse nach Budweis steht Thonschiefer an, so dafs der 
Durchschnitt der Steinkohlenformation zwischen Wenu- 
schen und Pilsen nur etwa zwei starke Stunden beträgt, 
während dieselbe nordöstlich über Polowetz weiter nach 

, *) Sammlung physikalischer i\ufsätzc, die böhmische Watqrgcscbicbte 
betreffend, you Mayer, lat^r Baud, S. 11 — 1^. 


186 


Zrucz, wo noch auf Steinkohlen gebaut wird, und süd- 
westlich nach Littitz *) und Wilkischen, ebenfalls zwei 
Stunden von Pilsen entfernt, sich erstreckt. Der 
Thonschiefer ist der gewöhnliche; er zeigt in diesem 
Theilc Böhmens keine wesentlichen Verschiedenheiten, 
wenigstens nicht von da ab, wo er als entschiedener 
Thonschiefer auftritt. Nur in der südlichen Umgebung 
der Stadt Pilsen ist er sehr reich an Schwefelkies und 
gibt, wenn dieser sich zu schwefelsaurem Eisenoxydul oxy- 
dirt hat, zum Brechen seines Gesteins, zu der Auslaugung 
desselben und zu der Fabrikation von Eisenvitriol und 
Vilriolöl Veranlassung. Fabriken der Art finden sich 
an der Brücke über die Radbuza bei Daudlowitz und 
zu Boczkow, ferner nördlich von Pilsen auf der Fürst!. 
Metternich8chen Herrschaft Plafs und zu Unter Biela. 
An letzterem Ort und zu Boczkow, besonders aber bei 
Plafs und Hromitz, soll die Erzeugung des Vitriolöls 
sehr ansehnlich seyu> zu Boczkow wird auch Alaun be- 
reitet. 

Auf dem ganzen Wege von Pilsen über Czcrnitz 
und bis an den Fufs des Hradinaberges, der als ein hoher, 
spitzer, isolirt stehender Kegel in der im Ganzen ebenen 
Gegend von Pilsen, ähnlich dem Zobteu im Oderthaie 
bei Breslau, sich erhebt und durch ein altes Bergscldofs 
gekrönt wird, findet man nur Thonschiefer anstehend, in 
welchem die drei im Böhmer Walde entspringenden und 
bei Pilsen sich vereinigenden Flüsse, die Uslawa, die 
Bradlawka und die Radbuza, sehr tiefe Betten einge- 
schnitten haben 2 ), Die Hradina besteht nach Reufs 

*) Nicht eigentlich bis Littitz, sondern auf dem linken Radbuzaufer 
bis Littitz gegenüber, denn Littitz selbst liegt noch auf Thonschie- 
fer, der im Dorfe in 50 — 70 F. hohen Wänden anstcht, und 
dem Kieselschiefcr durch Aufnahme freier Kieselerde sehr ähnlich 
wird. Ich beobachtete das Streichen der Thonschicferschichtcn 
h. 3 und auch h. 4. 

Zur Orientirung in dieser Gegend dient die S. 76 erwähnte, im 
Jahre 1830 erschienene Charte des Pilsener Kreises vonKreybich, 


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187 


nur aus Kieselschfcfcr, den ich auch am westlichen Ab- 
hänge in pittoresken, dunkelraucbgrauen Klippen und 
ohne die mindeste Spur von Schichtung anstehend vor- 
fand. Der Kieselschiefer bildet hier eine rein homogene 
Masse von feinsplittrigem Bruche und wird durch häufige, 
kleine weifse Quarzadern durchzogen, die ihrerseits un- 
ter einander gangförmig sich durchschneiden. Die Fär- 
bung des Kieselschiefers geht an manchen Stellen in das 
dunkelste Schwarz über, so dafs das Gestein für den 
ächten Wern ersehen Jydischen Stein gelten kann. Die 
Quarzgänge sind zuweilen durch Rotheisenrahm gefärbt, 
der sich zugleich in den unzähligen kleinen, den Kiesel- 
schiefer durchschneidenden Klüften abgesetzt hat. Die Be- 
trachtung dieses letzteren Gesteins überzeugt, dafs derselbe 
kein regenerirtes Gestein aus zerstörten älteren Massen 
scyu kann, sondern dafs wir ihn für eine ebenso ur- 
sprüngliche Bildung wie die ähnlichen Kieselschieferfelsen 
von Tursko und Tuchomierzitz im Rakonitzer Kreise er- 
achten müssen. 

Unmittelbar hinter dem Dorfe Lossina erhebt sich 
ein von Osten nach Westen ziehender Höhenzug, der 
ganz aus Granit von kleinkörnigem Gefüge besteht; der 
Quarz des Granits ist weifslich grau, der Glimmer 
schwarz, der Feldspath weifslich und röthlich; die unmit- 
telbare Gränze des Granits mit dem Uebergangsgebirge 
ist nicht zu beobachten. Der Granit hält noch auf der 
Höhe selbst an; in ihm wurde einst Grubenbau getrie- 
ben, wie noch die alten Halden und die halb verschütte- 
ten Schächte bezeugen. Reufs fand auf den ersteren 
Bleiglanz, schwarze Blende und Kupferkies. Seit seiner 
Zeit aber sind die Halden dergestalt überwachsen, dafs 


obgleich auch sie nicht ganz richtig ist; so liegt das Dorf Lossina 
zu weit nördlich, das Dorf Ncttonilz mufs etwas mehr nordöst- 
lich gelegt werden, als die Charte angibt; Prussina liegt südli- 
cher, ziemlich in gleicher Höhe mit Przcdenitz. 


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18 S 


cs mir völlig unmöglich war, Spuren der früher einge- 
brochenen Erze aufzufinden. 

Wird der Gipfel des Lossinacr Höhenzuges erstie- 
gen, so erblickt man südlich von demselben eine breite 
Ebene, auf welcher die St. Adalberts Kapelle und ein 
Vorwerk, genannt das Nebilauer Borek, liegen. In die- 
ser ganzen Ebene zeigt sich nur Granit, auf welchem 
westlich nahe an der Kapelle Steinbrüche betrieben 
werden. Der Granit in denselben ist an einigen Stellen 
in sehr regelmäfsige, plattenförmige Absonderungen zer- 
spalten, die für Schichtungsebenen gelten könnten, wenn 
nicht an anderen Stellen in der Nähe ähnliche Ab- 
sonderungen nach ganz entgegengesetzten Richtungen 
vorkamen, ja man findet sogar Stellen, wo diese 
Klüfte selbst einander kreuzen. Durch die regelmä- 
fsige Zerklüftung des Granits wurde Reufs wirklich 
getäuscht, indem er in derselben wahre Schichtung zu 
erkennen glaubte x ); doch fand ich übereinstimmend mit 
ihm in einem dieser Brüche das Streichen der platten- 
förmigen Absonderungen h. 6. Dafs der Granit nicht 
geschichtet ist, ergiebt besonders ein mehr westlich lie- 
gender Bruch, in welchem derselbe in etwa f bis \ Fufs 
mächtigen Platten zerklüftet ist, die an der Nordseitc 
des Bruches horizontal liegen, im fortlaufenden Zusam- 
menhänge aber in dein südlichen Theilc des Bruches ge- 
gen Süden, im westlichen mit 15° gegen Westen cinfallen. 
In diesem Granit fand ich keine Spur von Hornblende. 
Von der durch Reufs erwähnten Auflagerung des Thon- 
schiefers auf dem Granite bei dem Borek 2 ) ist keine 
Spur vorhanden. Ucber der Ebene südwestlich von der 
Kapelle erhebt sich die IHawa, eine zum Theil bewaldete 


. Sammlung nalurhist. Aufsätze, S. 12$. 
?) a. * O. S. 121. 


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189 


Granitkuppc, deren Gestein durch drei kleine Brüche 
aufgedeckt ist und verschiedene Abänderungen darbietef. 
Auf der Höhe verliert 1 sich in einem der Brüche der 
Glimmer fast ganz, der Fcldspath ist vorherrschend mit 
sehr wenig blättrigem Bruche. Kaum fünfzig Schritte 
davon zeigt der zweite Bruch Normalgranit. In dem 
dritten findet sich der Granit fast nur aus Quarz und 
äufserst wenig Glimmer zusammengesetzt; er gleicht in 
diesem Zustande vollkommen den körnigen Quarzgestei- 
nen aus dem Tepelthalc bei Marienbad ('S. 37) *). Süd- 
lich begränzt die Ebene der St. Adalberts Kapelle (Pia- 
nina hier genannt) ein zweiter, nicht eben bedeutender 
Höhenrücken, die Raicz, an dessen südlichem Abhänge 
das Dorf Nebilau selbst liegt. Kurz vor diesem letzte- 
ren steht bereits Thon und Kiesclschiefer an. Ich fand 
das Streichen der dünnen Schichten des ersteren Ge- 
steins in einer tief eingeschnittcnen Schlucht, die sich 
von dem nach Chwalenitz führenden Fahrwege bis an 
das Nebilaucr Schlofs heranzieht, von hier an aber ihre 
Richtung verändert und mit h. 9 streicht, oberhalb des 
Schlosses h. 5, den Fallwinkel 65°; an einem anderen 
Punkte derselben Schlucht näher dem Dorfe h. 3 — 4, 
doch krümmten sich die quer die Schlucht durchsetzen- 
den Schichten mannigfach uftd fielen mit 85° — 90°; an 
einer dritten Stelle betrug das Streichen der Thonschie- 
ferschichten ebenfalls b. 3 — 4; in Nebilau selbst h. 4, 
der Fallwinkel 68°. • ' 

Unmittelbar vor dem äufsersten Hause des Dorfes 
rechts für den, der von der Raicz hinabsteigt, wird der 
an dieser Stelle h. 4 — 5 streichende und mit 80° fal- 
lende Thonschiefer durch einen etwa 12 Fufs hohen und 


1 ) Den von Rcufs an der fllawa S. 115 beschriebenen Syenit habe 
ich nirgends bemerkt. 

k- • •- * •» ' : : > 1 




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190 


8Fufs mächtigen Granifgang, welcher selbst in h. 11 streicht, 
so durchbrochen, dafs die Bcgränzungsflächen scharf ge- 
gen einander abschneiden. In der dieses Lagerungsver- 
hältnifs darstellenden Figur 13 ist a der Granit des Ganges, 
b der Thonschiefer. In dem ersteren waren kleine Bruch- 
stücke vom Thonscliiefcr eingeschlossen, doch fand ich 
an der unmittelbaren Scheide der beiden Gesteine weder 
eine Spur eines Salbandes, noch eine Verwerfung der 
Thonschieferschichten, noch sonst die mindeste Verände- 
rung in der Masse der letzteren. Auf der linken Seite 
der Dorfstrafse ist noch ein anderer, nur 4 — 5 Fufs 
breiter, also schmälerer Granitgang vorhanden, dessen 
Streichungslinie in der Richtung des vorigen liegt. Er 
ist demnach wahrscheinlich nur die Fortsetzung dessel- 
ben; selbst das Gestein in den beiden Gängen ist das- 
selbe. Die Gränzen des linken Ganges schneiden gleich- 
falls scharf gegen den Thonschiefer ab und sind nicht minder 
genau zu beobachten; die Höhe dieses Ganges beträgt 
nur etwa 3 Fufs. Geht man von ihm 15 Schritte weiter 
fort, so trifft man auf derselben Seite einen anderen 
Gang von 20 Schritt Mächtigkeit, so weit man densel- 
ben nämlich verfolgen kann. Der Raum zwischen bei- 
den Granitstreifen wird allein durch Thonschiefer erfüllt. 
Ob der zweite Gang über die breite Dorfgasse weg- 
setzt, ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln, weil die 
zur Wegcverbesserung verwandten Granitbruchstücke 
zu unrichtigen Folgerungen veranlassen könnten. Dage- 
gen sieht man gerade über auf der rechten Seite an dem 
Eingänge des dem Bauern Martin Czi wisch zugehöri- 
gen Gehöftes mit Bestimmtheit den Granit an stehen, 
welcher hier rechtwinklig die Streichungslinie in h. 5 des 
dicht nebenbei anstehenden Thonschiefers durchsetzt und 
sich weiter hin auch in dem Garten des Grundstückes 
vorfindet. Ebenderselbe Granit zieht sich in einem 
zweiten Arme in der Dorfgasse selbst eine Strecke pa- 


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191 


« 

raJIel mit der Strcichungslinic des Thonschiefers fort und 
hängt wahrscheinlich mit einer Partie desselben Gesteins 
zusammen, die man unterhalb der Schenke an dem Wen- 
zel Bendaschcn Hause gerade da vorfindet, wo sich die 
Strafse in die Richtung des Dorfes Prussina hinwen- 
det. Auch hier schneidet der Granit rechtwinklig und 
scharf den in dein Wege unmittelbar nebenbei anstehen- 
den und'h. 5 streichenden Thonschiefer ab. Noch ein 
anderes, aber sehr unbedeutendes Vorkommen des Gra- 
nits in der Dorfgasse ist unmittelbar oberhalb des vorhin 
bereits erwähnten, von Nebilau nach Chwaienitz führen- 
den Fahrweges vorhanden. Fig. 14 stellt die eben be- 
schriebenen Lagerungsverhältnisse dar. In ihr bedeutet 
a den in Fig. 13 bereits gezeichneten Granitgnng, b den 
ersten, c den zweiten Gang links, d den Granit am Czi- 
wischschen, e den am Bendaschen Hause, f ist das Gra- 
iiilvorkommen am Chwalenitzer Fahrwege. 

Einige hundert Schritte unterhalb Nebilau zeigt die 
vorhin erwähnte Schlucht sehr merkwürdige Verhältnisse 
an der Stelle, wo der Thonschiefer und der Granit 
mit einander gränzen. Ich habe diese Verhältnisse in 
Fig. 15 getreu nach der Natur abgebildet. Es erhebt 
sich nämlich von der Sohle der Schlucht aus dem Thon- 
schiefer ein sieben Fufs breiter granitischer Gang a , der 
in seinem unteren Theile fast nur aus Quarz und Feld- 
spath besteht, in seinem oberen aber zu reinem Nor- 
malgranit wird. Der Gang steigt nicht gerade auf, 
sondern wendet sich nach der Richtung schluchtaufwärts, 
verengt sich in seinem oberen Theile und schliefst bei b 
ein etwa J Fufs langes Thonschieferbruchstück ein. Die 
Thonschiefermasse c abwärts von dem Gange ist an der 
Sohle 30 Fufs lang; ihre Höhe, wie überhaupt die der 
Felswand, an welcher die durch die Zeichnung dargcstelltcn 
Verhältnisse zu beobachten sind, beträgt etwa 18 Fufs» 



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192 




I 


das Streichen der Schichten in der Thonschiefennasse 
habe ich nicht genau bestimmen können; Kieselschiefer 
findet sich in derselben nicht. Unmittelbar zunächst der- 
selben folgt mit schärfcster Begräuzung derächteste, grob- 
körnige Normalgranit, der weiter noch in der ganzen Länge 
der Schlucht bis zu ihrer Einmündung in das Thal 
der Bradlawka bei Czizicz anhält. Die Gränze der 
Thonschiefermassc schluchtabwärts gegen den Granit 
steigt einige Fufs hoch mit 62° Neigung auf, geht dann 
in die Horizontale über, so dafs der Granit deutlich und 
zwar auf die Weise den Thonschiefer überlagert, dafs 
drei Zacken des letzteren senkrecht in den Granit cin- 
greifen, und wendet sich in ihrem oberen Theile in die 
Richtung schluchtabwärts dergestalt, dafs der Thonschie- 
fer den Granit wiederum überlagert. Zunächst dieser 
Gränze beobachtete ich in dem Granit unzählige Bruch- 
stücke vom Thonschiefer und zwar mit scharfer Gränze 
gegen das erstere Gestein eingeschlossen; tiefer abwärts 
in der Schlucht waren dergleichen Einschlüsse in dem 
Granit nirgends vorhanden. Doch fand ich umgekehrt 
in dem Thonschiefer der Sohle der Wand bei d Frag- 
mente des Normalgranits von einigen Fufs Mächtigkeit, 
welche tiefer in das feste Gestein eingriffen, ohne dafs ich 
ihr Ende finden konnte. Vielleicht sind dieselben nur 
Ausläufer des gröfseren Granitganges. Auch hier zeigt der 
Thonschiefer, wenn gleich seine unmittelbare Bcgränzung 
mit dem Granit auf das erwünschteste beobachtet werden 
kann, keine Spur irgend einer Veränderung; er ist we- 
der geglüht, noch zerbrochen. Ebenso wenig ist ein Sal- 
band zwischen beiden Gesteinen vorhanden x ). 

In 


Ich habe die Schlucht, in welcher die eben beschriebenen Lage- 
rn ngs Verhältnisse Vorkommen, von ihrem äufsersten Anfänge bis 
Czizicz verfolgt und an keinem anderen Punkte die Berührung 
von Granit und Thonschiefer aufgefunden. Es ist deshalb kein 
Zweifel, dafs diese Stelle die nämliche ist, welche Rcufs (S. 


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I 


193 


In der Weitererstreckung der Schlucht unterhalb 
des Nebilauer Abdeckeretablissements bietet der Granit 
grofse, plattenförmige Absonderungen von J — 1 Fufs 
Mächtigkeit dar, die den Bach quer durchsetzen, mit h. 
6 streichen und mit 75° fallen. Die Regelmäfsigkeit der 
Erscheinung könnte verleiten , die Platten für wahre 
Schichten zu halten, wenn nicht in geringer Entfernung 
davon der durchaus ungeschichtete, gewöhnliche Granit 
sich wiederum vorfände. 

Zwischen Nebilau und dem in dem Bradlawkathale 
liegenden Dorfe Przedenitz zieht sich ein ansehnlicher Hö- 
henrücken hin, auf dem die weit sichtbare Kirche von Prus- 
sina erbaut ist. Verfolgt man nun den Weg von Nebi- 
lau über diesen Rücken, so findet sich überall der Gra- 
nit anstehend und zwar theils dergestalt körnig, dafs 
seine drei Gemengtheile deutlich unterschieden werden 
können, theils aber auch von derselben quarzigen Na- 
tur wie der an der Hlawa beschriebene. Auf der Höhe 
selbst an der St. Trinitatis Kapelle und namentlich in dom 
Fahrwege, der hart an dieser letzteren von der Prussi- 
naer Kirche nach Borek führt, ist schon Thonschiefer 
vorhanden, der hier wahrscheinlich von allen Seiten von dem 
Granit umschlossen wird, denn man findet diesen sowohl 
kaum 10 Schritte vor der Kapelle, als auch rechts von 
derselben in einigen Steinbrüchen und endlich in der 
Weitererstreckung des Weges nach Przedenitz überall 
entblöfst. Doch läfst sich der unmittelbare Zusammen- 


118 — 120) beschreibt, obwohl meine Darstellung wesentlich von 
der von Reufs gegebenen abweicht. Den Grund der Verschie- 
denheit dieser letzteren von den in der Natur vorhandenen Er- 
scheinungen kaun ich mir um so weniger erklären, als man an 
Ort und Stelle Gelegenheit hat, sich zu überzeugen, dafs äu fiere 
Einwirkung, wie etwa Steinbruchsarbeiten, den noch jetzt engen 
Hohlweg nicht verändert haben. Syenit, den Reufs angibt, ist 
hier ebenso wenig, wi« an der Hlawa vorhanden (a. a. O, 
S. 119). 





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\ 


194 


hang des Thonschiefers oder seine Unterbrechung mit 
dem an der Prussinaer Kirche anstehenden nicht ermit- 
teln. — Auf dem Abfalle des Höhenrückens nach der Brad- 
lawka gelangt man in eine trockene, den Weg eine 
Strecke weit begleitende und später mit demselben eich 
wieder vereinigende Schlucht. In derselben wie in dem 
Wege selbst trifft man abermals auf den Thonschiefer, 
dessen Gränze mit dem Granit, wie bei dem Aufräumen 
der Dammerde sich ergibt, senkrecht in die Tiefe setzt 
und mit b. 11 — 12 streicht. Die Scheide liegt in dem 
Fahrwege einige Schritt höhir, wie in der Schlucht; sie 
schneidet die sehr constant mit h. 7 streichenden und 
nach den auf verschiedenen Punkten gemachten Abnahmen 
mit 55 ° fallenden Schichten des Thonschiefers scharf ab. 
Das. letztere Gestein ist auch hier völlig unverändert und 
umschliefst keine Fragmente vom Granit; ein Salband 
ist nicht vorhanden. Der anstofsende Granit enthält viele 
fast ganz zu Porcellanerde aufgelöste Feldspathkrystalle. 
Die Breite des Thonschiefers an diesem Punkte des 
Höhenrückens mag im Durchschnitte 100 bis 120 F. be- 
tragen. Dann gelangt man wiederum auf Granit, der 
anstehend bis an die Gränze des nach ihm folgenden 
Thonschiefers verfolgt werden konnte; die Gränze des- 
selben aber mit dem oberen Thonschiefer war nicht genau 
zu beobachten. Mit Bestimmtheit liefs sich die Breite 
dieses Granits, den ich in der Fig. 16 mit a bezeichnen 
werde, nur auf 14 Fufs erkennen. Ihm folgt abermals 
Thonschiefer (b), 18 Fufs mächtig, dessen Schichten in 
b. 7 — 8 streichen und ebenfalls mit 55° fallen, dann 
Granit (c) von sehr quarziger Natur mit wenig Glim- 
mer, 2 Fufs mächtig; die Gränze des letzteren zeigte 
45 ° Neigung. Unmittelbar nach diesem Granit wird 24 F. 
breit Thonschiefer (e) beobachtet; und dann noch ein- 
mal Granit (f) von 36 Fufs Stärke, welcher unmittelbar 
da, wo die Schlucht in den Weg einmündet, noch eine 


/ 


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I 


195 

Thonschieferschicht (g) von einem Fufs Mächtigkeit ein- 
schliefst. Diese letztere Schicht streicht mit h. 12 — 1, 
zeigt eine Neigung von 40° gegen den Horizont und 
iäfst sich etwa 10 Fufs weit verfolgen. Man findet sie 
nämlich noch in dem Granit des Weges selbst; überall 
zeigt sich die Masse derselben, ebenso wie in den Streifen 
b und e durchaus unverändert. Nach der Granitpartie 
f gelangt man wieder auf den Thonschiefer. 

Die Höhe der rechten Seite der Schlucht, an wel- 
cher sich die eben beschriebenen, so überaus auffallen- 
den Wechsel des Granits und Thouschiefers beobachten 
lassen, beträgt 12 — 15 Fufs. Der Granit ist überall 
und besonders in/ Normalgranit, so dafs kein Irrthum in 
der Bestimmung des Gesteins staltfinden kann. Die 
Gränzen desselben mit dem Thonschiefer, vorzugsweise 
aber mit der eingekeilten Thonschieferschicht g sind un- 
gemein scharf und deshalb vollkommen deutlich zu be- 
obachten. Versteinerungen habe ich in dem letzteren 
Gesteine weder hier, noch sonst in dem Uebergangsge- 
birge der Gegend beobachtet. Auch die Schichtung war 
in den wechselnden Thonschiefermassen sehr undeutlich*- 
zu erkennen. 

Verfolgt man den Abhang des Höhenrückens bis 
völlig in das Thal der Bradlawka hinab, so wird man 
nur vom Thonschiefer begleitet. Doch ist es sehr w ahr- 
scheinlich, wenn Entblöfsungen ähnlich der Schlucht in 
diesem unteren Theile des Abhanges vorhanden wären, 
dafs noch mehrere solcher * Wechsel, wie die eben be- 
schriebenen, sich vorfinden würden. Zu dieser Vermut 
thung berechtigt die häufige Aenderung in der Farbe des ; 
Erdbodens; bald ist dieser schwarz, bald roth oderweifs- 
röthlich. Ebenso findet mau an einigen Stellen nur 
Granitbruchstücke, an anderen nur Fragmente vom Thon- 
schiefer. Erst in dem Thale der Bradlawka selbst trifft 
man auf bestimmt anstehenden Granit. ... / 


} 



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196 


Von dem Dorfe Przedenitz zieht sich längs dem 
südlichen Abhänge des Prussinaer Berges ein Thal nach* 
der Schäferei des Dorfes Nettonit* hinauf. Mitten an 
dem Abhänge des südlichen Thalrandes zog vor etwa 60 
Jahren ein Schäfer einen künstlichen Wassergraben, der 
sich allmählig mehr in den festen Thonschieferfelsen ein- 
schnitt und jetzt bereits stellenweise eine Tiefe von 40 
bis 50 Fufs erlangt bat. Es ist dieselbe Schlucht, wel- 
che Reufs *) erwähnt, ohne sie genauer untersucht zu 
haben. Ihrer Entstehung erinnern sich ältere Bewohner 
des Dorfes noch genau. Sie ist ein merkwürdiges Bei- 
spiel der zerstörenden Kraft des Wassers, die bei der 
Bildung der Schlucht nicht allein die weichen Schichten 
des Thonschiefers zu corrodiren, sondern besonders den 
Widerstand der so häufig mit dem Thonschiefer wech- 
selnden Kieselschieferschichten zu überwinden hatte. 
Noch jetzt nimmt die Schlucht von Jahr zu Jahr an 
Tiefe und Breite zu. Ebenso schreitet sic allen hem- 
menden Mafsregeln zum Trotz auch rückwärts nach der 
Nettonitzer Schäferei hinauf fort. Gewöhnlich ist sie trok- 
ken, doch sammeln sich in ihr bei eintretendem Regen 
so ansehnliche Wassermassen, dafs in Przedenitz meh- 
rere Male durch dieselben namhafter Schaden verursacht 
wurde. Noch im vergangenen Jahre wurde die massiv 
gebaute Mühle in dem Dorfe durch einen aus der 
Schlucht sich ergiefsenden Wasserstrom weggerissen. 
Verfolgt man die . Schlucht selbst von dem Dorfe aus, 
' so trifft man in einiger Entfernung von demselben 1) auf 
Thonschiefer, dessen Schichtung nicht deutlich zu beob- 
achten war; die Schlucht war hier etwa 20, Schritte breit. 
Weiter hinauf trifft man auf der linken Seite derselben 
2) auf Granit, der einige Aehnlichkeit mit manchen Pho- 
nolithen zeigt und sehr regelmäfsig zerklüftet ist, gerade 


*) A. a. O. S. 122. 


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197 


* 

\ 


■wie der Granit in der Nebilaner Schlacht, den ich vor- 
hin beschrieb. Seine Mächtigkeit beträgt 25 Schritt; er 
gränzt mit dem Thonschiefer tbalaufwärts in einer senk- 
rechten Linie und scheint thalabwärts denselben zu über- 
lagern. Doch läfst sich die Ueberlagerung mit Bestimmt- 
heit nicht behaupten, weil das feste Gestein an dieser 
Seite der Schlucht nur etwa 10 Fufs hoch hinaufreicht 
und im Ganzen sehr verwittert ist* Namentlich ist der 
Thonschiefer so zerklüftet, dafs man das Streichen seiner 
Schichten nicht genau verfolgen kann. Der Granit setz t 
hier auch auf die rechte Seite der Schlucht über. Nach 
ihm folgt 3) Thonschiefer, in welchem ein granitähn- 
liches Gestein gangförmig auftritt. 4) Dann Normalgra- 
nit, 20— -25 Fufs hoch anstehend, von dem an dieser 
Stelle eine Art Kante gebildet wird, jenseits welcher der 
Granit mit dem Thonschiefer eine senkrechte, nach der 
Sohle herabsetzende Gränze bildet (Fig. 17). Unmittel- 
bar vor der Kante findet sich in dem Granit eine unten 
nur 4, oben dagegen 8 Fufs breite Thonschiefermasse 
cingeschlossen, die auf ihrer Scheide thalabwärts sichtbar 
den Granit überlagert. Schichtung ist an ihr nur undeutlich 
zu bemerken, da der Thonschiefer sehr verwittert und zer- 
klüftet ist; doch ist auch der anstofsende Granit, obwohl 
die Gränzen beider Gesteine sehr scharf zu verfolgen 
sind, in aufgelöstem Zustande und zerfällt leicht zu gro- 
bem Grufs. Die* Höhe der eingekeilten Thonschiefer- 
masse beträgt 5 J Fufs; sie würde bedeutender ^ seyn, 
wenn nicht herabfliefsendes Wasser eine kleine Schlucht 
in dieselbe eingeschnitten und dadurch den oberen Theil 
derselben hinweggenommen hätte. Die Streichungslinie 
dieses Thonschiefers, dessen Schichten, wie mir schien, 
die Richtung h. 2 zeigten, fand ich h. 6. Die Länge der 
beiden granitischen Wände der Kante von der** ein ge- 
keilten Masse bis zu der oberen Gränze mit dem Thou- 
„ schiefer betrug. 15 Schritte* 5) Thonschiefer, 6) Granit. 


/ 


* 


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198 


Die Lagerungsverhältnisse dieses Granits waren nicht zu 
beobachten; ein Tbeil desselben bestand aus Normal- 
granit, ein anderer aus einem feinkörnigen, fast dichten 
Feldspathgestein mit äufserst wenig grünlich grauem Glim- 
mer und noch weniger Quarz. In der letzteren Abänderung 
sieht man den Granit der Gegend häufiger; so in Nebi- 
lau selbst, auf dem Wege von dem letzteren Dorfe nach 
Przedeniiz und in dem gröfsten Theile der in der Net- 
tonitzer Schlucht vorhandenen Gänge. 7) Thonschiefer, 
8) Granit, in dem ich keinen Glimmer oder Quarz vor« 
fand; das Gestein bestand also nur aus einem feinkörni- 
gen, beinahe dichten Feldspath von lichtegrauer Farbe, 
in dem sich hellere Krystalle desselben, ähnlich denen 
im Phonolithe, ausscheiden an anderen Stellen war der 
Feldspath bräunlich. >9) Thonschiefer, dessen Schichten 
sehr steil fielen und das Streichen in h. 4 zeigten. 10) 
An der rechten Wand der Schlucht tritt abermals eine 
kleine, 5 Fu£s breite und 10 Fu£s hohe granitische Masse 
in dem Thonschiefer auf, die an beiden Seiten scharf 
und senkrecht die dunkelen, mit h. 4 auf sie zustreichen- 
den Schichten des Thonschiefers abschneidet; letztere 
fallen mit 75 — 8ü p und zeigen sich zunächst dem Gra- 
nitgange weder in ihrem Streichen, noch in ihrem Falle, 
am wenigsten aber in der Beschaffenheit ihrer Masse ver- 
ändert. Der Thonschiefer ist sehr kieseliger Natur und 
zuweilen reiner, schwarzer Kieselschiefer. Ueberhaupt 
sieht man den Granit, obwohl derselbe hier so häufig in 
dem Thonschiefer vorhanden ist, niemals lagerweise zwischen 
den Schichten dieses Gesteins auftreten ; überall erhebt er 
sich gangförmig an den Wänden der Schlucht von der 
Sohle bis zu dem oberen Rande derselben empor. 11) Noch 
höher in der Schlucht an deren rechten Seite beobachtet 
man die in der Fig. 18 abgebildeten interessanten Verhält- 
nisse. In dieser bezeichnet a einen Granitgang, der ziemlich 
senkrecht in dem Thonschiefer aufsetzt, in seinem oberen 


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V 


199 

Theile breiter, wie in dem unteren ist und zunächst der 
Sohle durch Gerölle bedeckt wird. Ihm zunächst thalab- 
wärts tritt eine formlose, granitische Masse auf, welche 
von dem Thonschiefer auf das deutlichste, sowohl unter 
als überlagert wird. Die Bedeckung durch den letzteren 
läfst sich auf 30 — 40, die Unterlagerung dagegen auf 
20 Fufs verfolgen, cc bedeuten in der Granitmasse ein- 
geschlossene Thonschieferfragmente. Der Granit selbst 
besteht auch hier aus einem dichten oder feinkörnigen, 
lichtegrauen und bräunlichen Feldspathe, in dem hin und 
wieder Spuren eines blättrigen Bruches bemerkt werden. 
Glimmer ist in demselben äufserst selten vorhanden 
deutlichen Quarz habe ich gar nicht gefunden. Der 
Thonschiefer dagegen ist sehr kieselreich und enthält an 
mehreren Stellen Schichten von schwarzem Kieselschiefer 
zwischen sich eingeschlossen; die Schichten beider Ge- 
steine stehen fast auf dem Kopfe und greifen in dieser 
Lage bei d und namentlich zackenförmig bei e in den 
Granit ein; ihre Gränze mit demselben ist bestimmt und 
sehr scharf zu beobachten; der Zusammenhang dagegen des 
Ganges mit der Granitmasse wird durch das Gerölle ver- 
deckt. Doch scheint es wirklich, als wenn an einigen 
Stellen der Kieselschiefer in den Granit überginge. Nicht 
weit entfernt von den eben beschriebenen Erscheinun- 
gen rücken :die senkrecht abstürzenden Wände der 
Schlucht so nahe an einander, dafs es dem Beobachter 
unmöglich wird, die letztere weiter hinauf zu verfolgen. 

Man sieht sich genöthigt umzukehren und oberhalb der 
Enge in die Schlucht hinabzusteigen, um die Untersu- 
chung derselben fortzusetzen. Doch findet sich noch 
unmittelbar vor der Enge selbst an einem vorspringen- 
den Felsen der linken Seite der Schlucht 12) ein inter- 
essantes Auftreten des Granits, das durch Fig. 19 * und ß » 
dargestellt wird. * bedeutet die thalabwärts, ß die thal- 
aufwärts liegende Seite des Vorsprunges. An der ersten 


e 


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, 200 


bemerkt man sehr deutlich, wie eine Granitmasse a gang- 
förmig sich au9 der Sohle der Schlucht erhebt und nach der 
Höhe zu an Breite zunimmt Dadurch schneidet sie die auf 
gerichteten, beinahe senkrecht stehenden und sehr regel- 
mäfsig h. 3 — 4 streichenden Schichten des Thon und 
Kieselschiefers scharf ab und legt sich sogar auf der 
thalabwärts gewendeten Seite über dieselben hinweg. Die 
Ecke selbst besteht nur aus reinem Kieselschiefer, r Wei- 
ter hinauf an der thalaufwärts gelegenen Seite des Vor- 
sprungs sieht man die über denselben sich hinwegzie- 
bende Fortsetzung des Ganges in einem senkrecht aus 
der Sohle bis an den oberen Rand der Schlucht sich 
erhebenden und in fi dargestellten Granitstreifen. > ■ Die 
Figur zeigt, dafs hier keine Ueberlagerung des Thon 
lind Kieselschiefers, wie an der Wand « statt findet. 
Beide Gesteine schneiden vielmehr bestimmt gegen den Gra- 
nit ab, obwohl der letzte kein Normalgranit, sondern eben- 
falls nur ein feinkörniges Feldspathgestein mit vielem, aber 
sehr fein ein gesprengtem, dunkellauchgrünem oder raben- 
schwarzem Glimmer ist; nirgends zeigt sich zwischen dem 
Gesteine des Ganges und seinem Nebengestein ein Ue- 
bergang, weder in der Farbe (der Feldspath ist fleisch- 
roth oder röthlich weifs, der Thonschiefer graulichschwarz), 
noch in der Textur (der Thonschiefer ist sehr deutlich 
schiefrig); ebenso wenig aber auch eine Veränderung des 
unmittelbar an den Gang angränzenden Thonschiefers 
oder eine Zerrüttung der Schichtungsverhältnisse desletz- 
, teren. Auf der rechten Seite der Schlucht, dem Vor- 
sprunge gerade gegenüber, findet sich gleichfalb Granit, aber 
nicht unter deutlich zu erkennenden Lagerungsverhält- 
nissen anstehend. Oberhalb der Enge setzt 13) der 
Thonschiefer eine Strecke fort; dann tritt noch einmal 
14) Granit in den merkwürdigen Verhältnissen auf, 
die durch Figur 20 dargestellt werden. Der Thonschie- 
fer bildet hier abermals eine Ecke und zwar an der lin- 


f 


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201 


ken Seite der Schlucht. Auf der thalabwärts liegenden 
Wand * der Ecke beobachtet man eine mächtige, in dem 
Thonschiefer eingelagerte Granitmasse a, die sich kup- 
penförmig, obwohl nicht bedeutend, noch über dem obe- 
ren Rande der Schlucht erhebt. Ihre Masse besteht 
ebenfalls aus einem fast reinen, doch mehr dichten Feld- 
spathe von üeischrother Farbe und fällt durch den häufig 
in ihr, aber sehr fein eingesprengten dunkellauchgrünen 
Glimmer in das grünliche. Die Gränze des Granits ge- 
gen den Thonschiefer neigt sich unter verschiedenen 
Winkeln, wie die Figur zeigt; zwischen b und c steigt 
sie unter 45° auf; von d nach e ist sie fast senkrecht. 
Die Linie fg bildet die Kante des Vorsprungs und be- 
steht theils aus Granit, thcils aus dem die Masse a so- 
wohl unter, als theilweise auch überlagernden Thon- 
schiefer, dessen Schichten hier h. 3 — 4 streichen. Die 
Betrachtung der Figur bietet weiter bei li drei isolirte, in 
dem letzteren Gestein eingeschlossene Granitpartien dar, 
deren Zusammenhang mit der gröfseren Masse nicht deut- 
lich erkannt werden konnte, doch scheint die am weite- 
sten rechts gelegene nur ein Ausläufer von a zu seyn; 
i bedeutet Gerölle. Der Thonschiefer enthält viel Eisen- 
oxydhydrat und wird dadurch stellenweise und nament- 
lich zunächst der Kante fg gelblich gefärbt. Die thai- 
aufwärts gelegene Wand ß des Felsvorsprunges zeigt 
die durch denselben fortsetzende Granitmasse in einem 
gangförmigen Streifen desselben Gesteins welcher in seinem 
unteren Theile senkrecht aus der Sohle der Schlucht sich 
erhebt, nach dem oberen Rande der Schlucht aber breiter 
wird und also über die Köpfe der Thonschieferschichten 
weggreift. Auch hier enthält der jenseits der oberen 
Gränze des Ganges auftretende Thonschiefer sehr viel 
Kieselschieferschichten, die besonders häufig indefs auf der 
rechten Seite der Schlucht in dem einspringenden, der 
Ecke gegenüberliegenden Winkel der Felswand zu bc- 


202 


\ 


t 


obachten sind. Zwischen b and c ist die Scheide des 
Granits und des angrenzenden Thonschiefers ungemein 
deutlich und scharf zu verfolgen; sie zeigt, wie an allen 
übrigen bis jetzt beobachteten Gränzen des Granits und 
Thonschiefers, nicht die mindeste Veränderung des letz- 
teren. Eine solche Erfahrung aber, ferner der unzerrüttete 
Zustand der dünnen, schiefrigen Blätter des Thonschie- 
fers, endlich das durchaus regelmäfsige, sich gleichblei- 
bende Streichen derselben, der Thonschiefer möge senk- 
recht von den Granitgängen durchsetzt werden oder die 
Granitmassen über oder unterlagern, wie z. B. in der 
Wand et der Figur 20, wo derselbe bei i und k in den Gra- 
nit a hineingreift, der Granit selbst dagegen bei l in ei- 
ner scharfen Ecke in den Thonschiefer hineintritt, möchte 
einiges Bedenken gegen die unbedingte Annahme der 
Richtigkeit der Vorstellung, dafs die in der Nettonitzer 
Schlucht' und überhaupt bei Nebilau * im Thonschiefer 
ouftretenden Granitgänge einst flüssige, das Uebergangs- 
gebirge durchbrechende Strahlen gröfserer emporgehobe- 
ner Massen gleicher Beschaffenheit gewesen wären, er- 
wecken; wenngleich von der anderen Seite das beständig 
gangförmige Auftreten des Granits wesentlich für eine 
abnorme Entstehungsweise desselben spricht. Auffallend 
ferner ist das im Ganzen sehr gleichbleibende Niveau des 
oberen Randes der Thalschlucht,' so oft man auch den 
Wechsel von Gesteinen so verschiedener Natur, wie den 
des Granits ' und des Thonschiefers antrifft. Doch mu£s 
ein solches hier weit weniger befremden, als das vollkommen 
sich gleichbleibende Niveau auf dem Altendorfer Plateau 
in Sachsen (S. 153), wenn man die dortige, senkrecht in 
die Tiefe hinabsetzende Gränze des Granits und Sand- 
steins überschreitet, weil die Nettonitzer Schlucht auf 
dem Abhänge eines nicht unansehnlichen Thaies einge- 
schnitten ist und durch diese Oertlichkeit der Schlucht 
allerdings ein gleichförmiges Zerstören des Ausgehenden 


Digilized 


203 


j 

der Granite und Tbonscbiefer hervorgebracht seyn kann. 
Die unmittelbar der vorhin beschriebenen Ecke gegen« 
überstehende Wand des rechten Thalgehänges zeigt eben- 
falls zwei Granitpartien, deren Zusammenhang mit der 
an der Ecke selbst befindlichen zwar nicht bestimmt zu 
verfolgen ist, wohl aber mit grofser Wahrscheinlichkeit 
sich voraussetzen läfst (Fig. 20, y). Die eine dieser bei- 
den Granitmassen wird vom Thonschiefer bedeckt, reicht 
also nicht bis an den oberen Thalrand selbst hinan, die 
gröfsere b dagegen erhebt sich kuppenförmig über dem 
Thalrande. Auch hier ist zwischen dein Thonschiefer 

t 

und dem Granit nicht die mindeste Spur eines Ueber- 
gangs zu sehen; die Farbe scheidet beide Gesteine auf 
das kenntlichste. 15) Der Thonschiefer hält nun bis zum 
Anfänge der Schlucht, und zwar bis auf einige hundert 
Schritt Entfernung von der Nettonitzer Schäferei an. Es 
enthält hier überall Kieselschieferschichten. Beide Ge- 
steine streichen gemeinschaftlich sehr deutlich in h. 4 
und fallen 80 — 85 °. Nahe dem Eingänge der Schlucht 
findet man im grauen Thonschiefer eiugelagert eine milch - 
und gelblichweifse Masse eines losen, weichen Gesteins 
von mehreren Fufs Mächtigkeit, und einer grofsen 
Aehnlichkeit mit Porcellanthon. Sie ist ohne Zweifel, wie 
bereits S. 94 erwähnt wurde, nur ein Product der 
Verwitterung des Thonschiefers und wird nicht benutzt. 

Auf dem Abhange des Prussinaer Berges nach Ne- 
bilau und namentlich auf dem Wege, der von dem letz- 
teren Dorfe nach der Nettonitzer Schäferei führt, findet 
man nur den Thonschiefer anstehend; auf der Höhe selbst 
aber zunächst der Kirche granitisches Gestein, das viel 
Ouarz, dagegen wenig Glimmer und noch weniger Feld- 
spath enthält *). Oestlich von Nebilau bis nach Chwa- 

1 ) Nirgends liemcrklc ich hier, ebenso wenig wie an einem anderen 
Punkte hei Nebilau, das Vorhandensevn der Hornblende in dem 
Granit; die Keldspathgcstcine können also nicht für Syenit gelten, 
wie ich schon einmal gegen llculs bemerkte (a. a. O. S. 123). 


204 


lenitz sah ich keine Spur des Granits, überall nur Thon- 
schiefer, der in Chwalenitz selbst mit Kieselschiefer 
wechselt x ), dagegen fand ich den Granit noch in der 
Nähe der Budweifs- Pilsener Chaussee, zunächst dem 
Wege, der von Nebilau nach Sedlecz führt 

Auf dem Wege von Pilsen über Kottaro w und 
Czernitz nach Stienowitz, einem an der Bradlawka und 
zugleich an dem westlichen, nach diesem Flusse ab- 
fallenden Absturze des Lossinaer granitischen Höhenzu- 
ges gelegenen Dorfe sieht man nur den Thonschiefer an- 
stehend. Diefs ist auch der Fall, so weit man von Stie- 
nowitz Über Hradischt das rechte Ufer der Bradlawka 
und weiter hin der Radbuza nach ihrer Vereinigung 
mit der « Bradlawka bis zur Brücke über die Rad- 
buza bei Daudlowitz verfolgt Man beobachtet den 
* Thonschiefer noch weiter nördlich auf dem rechten Rad- 
buzaufer bis Pilsen selbst in den tiefen Fahrgeleisen. Nur 
unterhalb Czernitz zeigt sich zwischen den Schichten des 
Thonschiefers Kalkstein eingelagert, auf den gebrochen 
wird. Beide Gesteine streichen h. 2 und fallen mit 75°. 

Auf dem von Radobschitz, einem oberhalb Czernitz 
an der Radbuza gelegenen Dorfe, in welchem noch der 
Thonschiefer in hohen Wänden ansteht, nach Stienowitz 
führenden Fufswege übersteigt man einen Höhenrücken, 
der sowohl östlich von der Hradina, wie südlich von den 
granitischen Höhen zwischen Stienowitz und Lossina 
durch breite Thäler getrennt wird. • An seinem nördli- 
chen Abhange zieht sich zunächst einem aufgerichteten 
Kreutze eine tief eingeschnittene Schlucht nach dem 
Flusse hinab; in ihr scheinen die Schichten des Thon- 
schiefers auf dem Kopfe zu stehen. An der mitternächt- 
lichen Wand der Schlucht, 'da wo eine 15 Fufs hohe 
Granitmasse a (Fig. 21) in dem Thonschiefcr sich erbebt, 


*) Dasselbe erwähnte Reufs; a. a. O. S, 109. 


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205 


findet man diese Schichten in einem sehr zerrütteten und 
verworrenen Zustande, doch läfst sich nicht annehmen, 
dafs derselbe durch eine mechanisch einwirkende Kraft des 
Granits hervorgebracht sey, weil man noch einmal einen 
ganz ähnlichen an dem Anfänge der Schlucht, wo die 
Schichten kenntlich h. 2 streichen, entfernter also von 
dem Granitgange beobachtet. Ohne Zweifel hängt die 
ebenerwähnte, aus einem sehr deutlichen, dichten, fleisch- 
rothen Feldspath bestehende Granitmasse, welche durch 
die Anwesenheit von grünem, fein eingesprengtem Glim- 
mer zu einem grünlich und röthlichgrauen Gestein wird, 
mit einer zweiten b zusammen, die man höher nach 
dem Rande der Schlucht hinauf unmittelbar über ihr be- 
merkt, doch ist der Zusammenhang beider durch Geröllc 
verdeckt. Auf der Höhe dagegen des nördlichen Schlucht- 
randes nach dem Pilsener Fufssteige hin läfst sich der 
Granit 40 Schritt weit und zwar hier bedeutend mächti- 
ger als in der Tiefe beobachten. Namentlich findet die 
gröfsere Ausdehnung nach der Richtung des Anfanges 
der Schlucht statt, während auf der linken Gränze (thal- 
abwärts) die Scheide des Granits- gegen den Thonschie- 
fer ziemlich mit gleichem Streichen bis auf die Höhe 
verfolgt werden kann. Aus der gröfseren Mächtigkeit 
des Granits in der Höhe läfst sich auch hier folgern, dafs 
derselbe über die aufgerichteten Thonschieferschichten 
sich hinweggelagert; im Ganzen scheint die Streichungs- 
linie des Ganges b. 3. Die Schlucht wird an der 
Stelle, wo der Granit emportritt, von -der Bradlawka 
durch einen schmalen Thonschieferrücken getrennt. Auf 
dem oberen Theile dieses Rückens wird noch der vorhin 
beschriebene Granit bemerkt, der sich, wie man von dem 
entgegengesetzten niedrigen Ufer des Flusses überzeugt 
werden kann, an der das rechte Ufer begränzenden 
steilen Felswand* nach ihrem Fufse hinabzieht; doch 
gestatten hohe Haufen von Gerölle den Granit nicht 




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206 


weiter wie bis etwa gegen die Mitte der Felswand hin 
zu verfolgen. Es ist indefs deutlich erkennbar, dal’s die 
Mächtigkeit desselben an dem oberen Rande der Wand 
gröfser wie nach der Tiefe ist; der Granit mufs deshalb 
an dieser Stelle gleichfalls über den Thonschiefer hinweg- 
greifen. 

Auf dem linken Ufer der Bradlawka, etwas mehr 
stromabwärts und zwar an einem Fufswege, der von den 
längs dem Ufer gelegenen Wiesen nach dem Dorfe Au- 
toschitz hinaufführt, linden sich noch kleine Granitbrüche, 
deren Gestein abermals aus einem feinkörnigen Feldspathe 
mit vielen eingesprengten schwarzen Punkten von unbe- 
stimmbarer Natur besteht. Diefs Vorkommen veranlafste 
mich, an das Ufer der Bradlawka selbst hinabzugehen, um 
eine weitere Fortsetzung des Granits an den steilen Wänden 
des Ufers zu entdecken. Wirklich fand ich hier einen Granit- 
gang, der sich senkrecht aus der Sohle des Thaies gerade 
über dem nördlichsten, an dem rechten Ufer beobachte- 
ten Gange erhebt und aus ganz gleichem Gesteine be- 
steht. Links und rechts von demselben stand Thonschiefer 
an, dessen Gränzen mit dem Granite zwar nicht deutlich zu 
beobachten waren, doch zeigte die Streichungslinie seiner 
Schichten (h. 6) an der rechten Seite des Ganges , dafs 
dieser die Schichten abschneidet. Die linke Seite 
(stromabwärts) ergab eine gröfsere Mächtigkeit des Gra- 
nits auf der Höhe, wie in der Sohle des Thaies. Es 
folgt aus dieser Beobachtung wie vorhin, dafs der Granit 
die unmittelbar unter ihm liegenden dünnen Thonschiefer- 
schichten überdeckt. Sonst findet sich nirgends an den 
schroff gegen das Flufsbett abfallenden Thonschieferwän- 
den, weder unterhalb dieses Punktes nach Radobschitz 
hin, noch oberhalb bis in die Nähe von Stienowitz ir- 
gend eine Spur eines Granitganges. 

Wird die Höhe des Rückens von dem Kreutze aus 
erstiegen, so trifft man vorzugsweise denselben Thon- 


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207 


schiefer anstehend, der in Hornstein tibergeht; diefs ist 
auch an dem südlichen Abhange gegen Stienowitz der 
Fall. Nur an einer einzigen Stelle dieses Abhanges sah 
ich in der Nähe des deutlichsten Thonschiefers ein. mür- 
bes Feldspathgeslein, in dem kein Glimmer oder Quarz 
vorhanden war. Bas Lagerungsverhältnifs beider Ge- 
steine gegeneinander liefs sich nicht ermitteln* Die öst- 
lichste gegen das Thal vor der Hradina abfallende Kuppe 
des Höhenrückens, um welche sich der Fahrweg von 
Stienowitz nach Pilsen herumzieht, besteht aus einer 
grünsteinähnlichen Masse. Dagegen fast unmittelbar vor 
Stienowitz selbst findet man zunächst dem Pilsener 
Fufssteige einen kleinen Steinbruch von sehr gerin- 
ger Höhe, in dem früher auf Granit gebrochen wurde. 
Das Gestein des Bruches besteht zum Theil aus einem 
dichten, wenig kristallinischen, dunkelgrauen Feldspath, 
in welchem sich hellere kristallinische Partikeln aus- 
scheiden. Die Lagerungsverhältnisse desselben gegen den 
Thonschiefer, von welchem der Granit auf der linken 
Seite des Bruches 5 — 6 Fufs hoch sehr deutlich über- 
lagert wird, zeigt Fig. 22. Weiter nach der Mitte er- 
hebt sich der Granit schroffer gegen den oberen Rand 
des Bruches. Die Höhe dieses letzteren beträgt 8 Fufs. 
Der Thonschiefer in ihm ist wenig frisch, weil er ganz 
nahe der Oberfläche des Bodens liegt; ein solcher Zustand 
erlaubt zugleich keine bestimmte Entscheidung, ob bei a, 
wie es schien, wirklich ein, zackenförmiges Eingreifen des 
Granits in den Thonschiefer vorhanden ist. Ebenso ver- 
hinderte derselbe Zustand y ein deutliches Erkennen des 
Streichens und Fallens der Thonschieferschichten. 

In Stienowitz selbst steht deutlicher, frischer Nor- 
malgranit an; aus demselben Gesteine besteht der ganze 
Höhenzug x ) zwischen diesem Dorfe und dem schon auf 

1 ) Ich habe mich vergeblich bemüht, von den Einwohnern der um- 
liegenden Dörfer den Namen des ansehnlichen, gegen Stienowita 



* 


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208 


der Ebene der St. Adalbertskapelle liegenden beiden 
Vorwerken, dem Stienowitzer und Nebilauer Borek. Von 
einer Ueberlagerung des Granits durch den Thonschie- 
fer, wie eine solche von Reufs behauptet wird, ist, 
wie bereits erwähnt, nirgends eine Spur zu sehen. 

Verfolgt man im Dorfe Stienowitz selbst das Bäch- 
lein, das von Osten herkoinmt und auf seiner nördlichen 
Seite durch hohe, schroffe, granitische Wände begränzt 
wird, so findet man an denselben eiuen merkwürdigen 
Wechsel von Normalgranit und von dichtem Feldspath- 
gestein, auf welches gern gebrochen wird, weil dieCobärenz 
desselben im Allgemeinen gröfser, als die des Normal- 
granits ist. An anderen Stellen wird der Normalgranit 
wie von Schnüren eines feinkörnigeren, weit härteren 
Granits oder des dichteren Feldspathgesteins selbst in 
unzähliger Menge und durchschnittlich 2 — 3 Zoll Mäch- 
tigkeit durch schwärmt. Durch ihre regellose Richtung 
schliefsen diese Schnüre zuweilen Massen vom Normal- 
granit völlig ein; an anderen Stellen und besonders da, 
wo die Schnüre mächtiger werden, gleicht das Gestein 
derselben auffallend dem Granit in den Gängen der 

Net- 


abfallenden und das östliche Ende des Lossinaer Höhenzuges bil- 
denden Berges zu erfahren. Man nannte ihn mir Na Wrchu, was 
für einen der Slawischen Sprachen Unkundigen allerdings wie der 
Name eines Berges klingt, nichts weiter aber, als auf dem Berge 
bedeutet. So können mehrere von Reufs in diesem und seinen 
anderen Werken mitgetheilten Namen leicht zu Täuschungen Ver- 
anlassung geben. Es bedeutet nämlich bor (a. a. O. S. 56,) im 
Böhmischen, wie in den übrigen slavischen Sprachen ganz im All- 
gemeinen nur den Wald, hora jeden Berg (S. 141), htirka (S. 67) 
einen niedrigen Berg, ein Berglein, Skala einen Felsen, welka 
Skala (S. 143) einen grofsen, dlauha Skala (S. 94) einen langen 
Felsen u. s. w., lauter Benennungen, die Reufs bestimmten Ho- 
hen und Punkten beilegt, während dieselben doch für nichts wei- 
ter, wie für allgemeine, aus den beschränkten topographischen Kennt- 
nissen der nächsten Umwohner berrorgegangene Bezeichnungen 
gehen können. 

») A. a. O. S. 121. 


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209 


Nettonitzer Schlacht. Im Uebrigeü ergibt die Art und 
Weise des Auftretens der Gangschnüre vollkommen, dafs 
sie mit den übrigen Graniten gleichzeitiger Entstehung 
seyn müssen. Man findet dieselben nämlich sehr häufig 
an beiden Enden auskeilend. Durch ihre gröfsere Fes^ 
tigkeit sind sie weniger der Verwitterung unterworfen, 
wie der umgebende Normalgranit; deshalb sieht man sie 
überall an den Wänden desselben erhaben hervorragend \ 
namentlich ist diefs in einer Seitenschlucht der Fall, die 
oberhalb des Dorfes in dem Thale des Baches mündet. 

Ich habe bereits vorhin erwähnt, dafs der Thon^ 
schiefer längs dem Ufer der Bradlawka von Radobschitz 
bis in die Nähe von Stienowitz verfolgt werden kann. 
Auch noch bei dem letzteren Dorfe selbst zeigt sich der 
Flufs tief in dem Thonschiefer cingeschnitten, dessen 
Wände an vielen Stellen senkrecht gegen dieBradlawka 
abfallen und von derselben so unmittelbar bespült wer- 
den, dafs es dem Beobachter versagt ist, über die Be- 
schaffenheit der Wände und der etwa an ihnen auf tref* 
tenden Granitmassen bestimmte Erfahrungen einzusant* 
mein. Namentlich gelang mir diefs nicht auf dem linken 
Ufer des Flusses kurz vor Stienowitz, wo ich auf der 
Höhe des Uferrandes ganz in der Nähe , des mit h. 4 
und 4,5 streichenden Thonschiefers noch eine aus dichtem 
Feldspath uud Quarz bestehende, dem Normalgranit 
aber ähnliche Masse vorfand, deren weiteres Erstrecken 
nach der Tiefe zu verfolgen ganz unmöglich war. Geht 
man dagegen oberhalb des Dorfes die Bradlawka und Zwar 
auf deren rechten Uferseite hinauf, so findet sich bald 
hinter demselben und zwar da, wo der Flufs eine 
Wendung macht, dicht neben einem Wehre eine Fels- 
wand, die aus einem gelblich grauen, dichten Feldspathe 
mit wenig deutlich ausgeschiedenem Quarz besteht* Un- 
mittelbar neben diesem Gesteine steht aber auch schon 
der Normalgranit an, nach welchem man noch etwas, aber 

14 




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210 


«ehr unbedeutend mehr stromaufwärts auf deutlichen, mit 
h. 3 bis 4 (Fall 65°) geschichteten Thonschiefer stöfst, 
dessen Lagen zum Theil aus einer sehr quarzreichen, 
kieselschiefrigen Masse bestehen. Nur auf eine kurze 
Erstreckung (180 Schritte) hält der Thonschiefer an. 
Man gelangt zum zweiten Male auf Granit, der bis Prze- 
denitz selbst, bis so weit ich den Lauf des Flusses ver- 
folgte, auf dessen rechtem Ufer überall fortsetzt. Die un- 
mittelbare Gränze des Thonschiefers gegen den Granit 
liefs sich nicht genau beobachten. Bei Czizicz fand ich den 
letzteren an einigen Stellen vollkommen von der Natur 
des in den Nettonitzer Gängen beobachteten Gesteins. 
An der Neumühle unterhalb Przedenitz ist in einer 
Schlucht eiu gangförmiges Vorkommen eines kleinkörni- 
gen Granits vorhanden, an welchem sich eine höchst re- 
gelinäfsige Zerklüftung parallel den Seitenflächen des 
Ganges beobachten liess. 

Geht manbeiStienowitz überdas Wehrauf das ÜnkeUfer 
der Bradlawka, so trifft man gerade über der Stelle, wo auf 
der rechten Seite noch der Granit anstand, auf Thonschiefer 
in mächtigen Massen, doch ohne deutliche Schichtung 
und sehr kieselschiefriger Natur. Bald aber zeigt sich 
wiederum Granit, dessen unmittelbare Begränzung mit 
dem Thonschiefer in dem Thale selbst nicht zu beob- 
achten war. Ersteigt man innerhalb des Granitgebietes 
den hohen Thalrand und verfolgt auf der Höhe den von 
Stienowitz nach der Neumühle führenden Waldweg, so 
findet sich bald in einer ziemlich unbedeutenden Erhebung 
des Bodens zwischen zwei Armen des Weges, in welche 
sich derselbe spaltet, die Gränze des Thonschiefers und 
des Granits und zwar auf eine so deutliche Weise, dafs 
man beide Gesteine mit der ausgespannten Hand fassen 
kann. Die Gränze erhebt sich aus der Sohle des We- 
ges unter einem Winkel von 20 — 25°, läfst sich 6Fufs 
weit in einer Ueberlagcrung des Thonschiefers durch 


* 


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211 


den Granit verfolgen und steigt dann noch 4 Fufs hoch 
senkrecht hinauf. So unbedeutend an sich die Erstrek- 
kung ist, in welcher die Scheide beider Gesteine zu be- 
obachten ist, so wird dennoch das Auffinden derselben 
dem Untersuchenden wegen der ungemeinen Klarheit, 
mit welcher die Gränzverhältnisse hier auftreten, werth. 
Der Granit ist auf der Höhe, wie in der Thalsohle, Nor- 
malgranit; die Blätter des Thonschiefers schienen mit 
h. 3 zu streichen und standen fast senkrecht unter dem 
Granit. Mit ziemlicher Bestimmtheit läfst sich behaup- 
ten, dafs die obere und untere Gränze beider Gesteine 
in einer und derselben senkrechten Linie liegt, die zu- 
gleich ganz sonderbarer Weise durch eine scharfe Schei- 
dung von Laub und Nadelholz angedeutet wird. Nach 
dem Granit folgt SO Schritt weit Thonschiefer, dann end- 
lich wieder Granit von der Art des Nettonitzer. Der 
Feldspathgehalt des letzteren war sehr zu Porcellanerde 
verwittert. Ob dieser Granit in die Tiefe hinabsetzt und 
das fernere Gehänge des Flusses allein bildet, habe ich 
nicht genau ermittelt, doch fand ich an dem Stege über 
die Bradlawka, Przedenitz gegenüber, Thonschiefer an- 
stehend. 

Auf dem linken Bradlawkaufer von Stienowitz bis 
Autoschitz und weiter westlich bis an die Radbuza bei 
Littitz ist nur Thonschiefer anzutreffen, den ich bis an 
die schöne, neue Brücke über die Radbuza, eine halbe 
Stunde unterhalb Littitz verfolgen konnte. Auf dem 
rechten Ufer sah ich den Granit nur noch einmal und 
zwar auf der zum Theil noch vom Thonschiefer (in ei- 
ner Schlucht an dem südlichen Abhange betrug das Fal- 
len der Schichten desselben 45°, das Streichen h.2) ge- 
bildeten Höhe zwischen dem S. 204 erwähnten Kreutze 
und Radobschitz. Der Granit war hier durch einen 
Bruch aufgedeckt, ohne dafs sich bestimmte Lagerungs- 
Verhältnisse hätten beobachten lassen; jener bestand aus 


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* 


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212 


einer dichten, rölhlichen Feldspatbmasse mit, wenn auch 
nicht so deutlich, wie im Porphyr, ausgeschiedenen Krystai- 
ien des Feldspaths und sehr wenig und fein eingesprengtem 
Glimmer. Der Quarz sonderte sich seltener, dann aber 
in Ausscheidungen von Nufsgröfse ab. 

Ich habe noch zu erwähnen, dafs die inFig. 16 ge- 
gebene bildliche Darstellung der Lagerungsverhältnisse 
auf der Höhe von Przedenitz dieselbe ist, die von Herrn 
Prof. Weifs in der Versammlung der Naturforscher zu 
Stuttgart im Herbste 1834 vorgelegt wurde. Der Graf 
Sternberg bemerkte bei dieser Gelegenheit, dafs ähn- 
liche Erscheinungen häufiger in Böhmen vorhanden 
wären *). 


*) Leonhard Jahrb. 1835, S. 48. 


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213 


V 

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Bemerkungen. 


In der nächsten Umgegend von Eger findet sich 
überall ein schiefriges Gestein anstehend, das von den 
Beobachtern entweder Glimmerschiefer oder Thonschiefer 
genannt wird. Auf dem linken Ufer des Flusses Eger 
ist dasselbe wirklich ein Mittelding zwischen den beiden 
eben genannten Gebirgsarten, zeigt den Glirainergehalt 
(der Glimmer geht aus dem silberweifsen durch das tom- 
bakbraune bis in das dunkelbraune über) noch sehr 
deutlich und in seiner schiefrigen Textur zunächst den 
äufsersten Häusern der Stadt ein Streichen mit h. 5,5. 
An anderen Stellen sind die Schichten des Gesteins wel- 
lenförmig gebogen, bestehen aus abwechselnden Lagen 
von Ouarz und Glimmer und werden häufig durch 3 
bis \ u mächtige gangartige Schnüre eines reinen, weifsen 
Quarzes in allen Richtungen durchzogen. Dasselbe Ge- 
stein zieht sich stromaufwärts auf dem linken Ufer der 
Eger über Pürk, Markhausen, Egerisch Fischern bis in 
die Gegend des Schlosses von Hohenberg, wo ich noch 
auf dem rechten Ufer an dem hoben Abfalle gegen den 
Flufs und zwar in geringer Entfernung unterhalb Hohen- 
berg dasselbe anstehend fand; doch war es hier fast ganz 
ein Thonschiefer, Näher dem Schlosse zeigt sich be- 
reits Granit, ohne dafs die unmittelbare Gränze beider 
Gesteine zu beobachten wäre. Der Granit ist hier in 
in keinem festen Zustande, dagegen von derselben Na- 


214 


tur, wie der zwischen Ellenbogen und Carlsbad, indem 
sich in ihm ungemein viele, deutliche und 1 — 2" lange 
Feldspathkrystalle ausscheiden. Besonders sieht man ihn 
so an der unterhalb Hohenberg gelegenen Hammermühle 
in den ansehnlichen gegen den Flufs abfallenden Fels- 
wänden. Die Herren Prof. Goldfufs und Bischof 
lassen auf ihrer orographischen Charte des Fichtelgebir- 
ges den von Liebenstein berabkommenden und zwischen 
der Hammermühle und Fischern in die Eger mündenden 
Bach * *) die Gränze zwischen dem Granit und dem Glim- 
merschiefer bilden. Diefs ist aber nicht genau der Fall, 
weil man noch auf dem linken Ufer des Baches und na- 
mentlich längs einem von Osten in denselben gelangen- 
den Zuflusse den deutlichsten porphyritischen Granit an- 
stehend findet 2 ). Verfolgt man den W^cg von Lieben- 
stein nach Egerisch Fischern und Markhausen über den 
Rücken zwischen der Eger und dem Bache, so trifft man 
zuvörderst an demselben Normalgranit, dann 2) auf bei- 
den Seiten desselben Weges Glimmerschiefer anstehend, 
weiterhin 3) abermals Granit, 4) Glimmerschiefer, dessen 
Schichten sehr deutlich durch den Weg setzen und auf 
der linken Seite desselben ein Streichen in h. 3, im 
Wege selbst in 4,5 und auf der rechten Seite von b. 7 
und folglich in ihrem klar zu beobachtenden Zusammen- 
hänge eine Veränderung der Streichungslinie zeigen. 
5) Normalgranit in so verwittertem Zustande, dafs derselbe 


*) Er wird von den Umwohnern der Grofsbach genannt, doch 
finde ich diesen Namen auf der Kreybichschen, 1824 erschiene- 
nen Charte des Egerischen Bezirkes nicht. 

*) Schon Rcufs gibt im Jahre 1793 auf seiner petrographischen 
Charte des Egerschen Districts das Vorkommen des Granits auf 
dem linken Ufer des Baches an. Ebenso steht an dem südöstli- 
chen Fufse des Fichtelgebirges der Granit von dem Abfalle des 
Pichelberges bis Grofsschlattengrün ununterbrochen und besonders 
vor dem letzteren Dorfe in sehr frischem Zustande an ; die oro- 
graphische Charte zeichnet hier unrichtig Glimmerschiefer. 


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215 


zu dem Treiben eines kleinen, etwa 15 Fufs langen 
Stollens behufs Gewinnung der Porcellanerde für eine 
kleine Fabrik Veranlassung gab. ln der rechten Seile 
des Stollens sah ich den Granit eine geringe Strecke 
weit zuuächst der Sohle bedeckt von dem Glimmer- 
schiefer, dann erhebt sich jener in einer senkrechten 
Gränze bis zu dem Dache des Stollens, setzt über das- 
selbe fort und senkt sich auf der linken Seite wieder 
nach der Sohle, wo der Granit abermals unter dem Glim- 
merschiefer sich verbirgt. Die Scheide beider Gesteine 
ist äufserst scharf zu verfolgen; ein Salband zwischen 
ihuen ist nicht vorhanden. Der Glimmerschiefer ist in 
sehr aufgelöstem, doch sonst in keinem ungewöhnlichen 
Zustande. Man erkennt, dafs seine Schichten sehr steil 
aufgerichtet auf dem Granit stehen; eine bestimmte Strei- 
chungsrichtung derselben liefs sich nicht beobachten. 
Der Granit war nicht weit zu verfolgen; ihm folgte 6) 
Glimmerschiefer, dessen Schichten h. 4 — 5 streichen 
und parallel mit dieser Streichungslinie am Abhänge des 
Rückens nach der Eger hin, da wo der Weg nach Fi- 
schern und nach Markhausen hin sich spaltet, einen 5 
Fufs mächtigen Gang von Normalgranit zwischen sich 
enthalten, dessen Verbindung mit der gröfseren von Ho- 
henberg bis in die Nähe von Egerisch Fischern sich her- 
anziehenden und unmittelbar hier zunächst an dem Fi- 
schernschen Wege anstehenden Granilmasse deutlich er- 
kannt werden kann. In dem Arme des Weges, welcher 
nach Markhausen hinführt, sieht man häufig Granitgänge 
von 1 — 2" Mächtigkeit den Glimmerschiefer durch- 
schwärmen; an letzterem Orte fand ich das Streichen des 
Glimmerschiefers h. 10, sein Fallen 18°. 

Nördlich von Eger wird das Gestein, das ich bei 
der Stadt selbst als ein Mittelding zwischen Glimmer und 
Thonschiefer bezeichnet halte, auf dem Wege von demKam- 
merbühel nach Schlada und zwar kurz vor diesem Dorfe in 


216 


einem tief ausgehöhlten Wege zu dem deutlichsten Glim- 
merschiefer, dessen dünne Schichten h. 3, 5 und 4 stri- 
chen und mit 50° fielen. Dagegen wird dasselbe Ge- 
stein . südlich von Eger und zwar bei Kinsberg zu 
dem ausgezeichnetsten Thonschiefer von dunkelgrauer 
Farbe, erdigem Bruche und deutlich schiefriger Textur, 
ohne dafs in demselben danu eine Spur vom Glimmer 
vorhanden wäre. 


Von Voidersrcuth bis Schönberg auf derStrafse von 
Franzesbrunn nach Adorf ist Granit das herrschende 
Gestein *). Doch steht etwa 50 Schritte hinter den letz- 
ten Häusern von Schönberg bereits Gneufs an, der sich 
dem Glimmerschiefer nähert, und dessen Schichten mit 
h. 8 streichen. In einem behufs des Chausseebaues ge- 
machten Abräume sieht man eine Granitmasse parallel 
mit den Schichten des Gneufs streichen und bis zu dem 
Dorfe selbst ohne sichtbare Unterbrechung fortsetzen. 
Von dieser aus tritt unter einem rechten Winkel ein Gra- 
nitgang von einem Fufs Breite hervor, der sich mit einem 
zweiten in h. 11 streichenden und folglich die Strei- 
chungsrichtung der Gneufsschichten schneidenden zwei- 
ten Granitgange vereinigt. Die weitere Verbindung die- 
ses letzteren Ganges mit der Granitmasse selbst ist nicht 
zu beobachten. Die Gneufsschichten setzen bestimmt 
diefsseits und jenseits an den Gängen ab, und zeigen in 
der Nähe derselben nicht die mindeste Spur einer Ver- 
änderung oder einer Zerrüttung. Fig. 23 erläutert das 
eben beschriebene Lagcrungsvcrhältnifs. 

t) Dasselbe ist weder hier, noch bei Holicnberg oder bei Grofs- 
schlattcngrün , selbst nicht bei Alexanderbad geschichtet, wie trü- 
ber von dem Granit des Fichtelgebirges behauptet wurde. Gold- 
tu 1$ und Bischof Fichtelgeb. I, 144 und 145. 


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217 


In der Sammlung des Pfarrers Martius zu Schön- 
berg, eines sehr eifrigen, mineralogischen Sammlers, des- 
sen Interesse für die Naturgeschichte sich in gleichem 
Mafse auf die Botanik ausdehnt, sah ich ein grofses Stück 
silberweifsen Glimmers von 4" Länge und § Zoll Dicke 
von Ronsberg im Klattauer Kreise, grüne Feldspathe 
von Tiefenbrunn im sächsischen Voigtlande, CalaR von 
Oelsnitz, Schwerspath von Langenleube bei Greitz, ferner 
von Schönberg selbst: Opale, Calcedon (in Geschieben), 
Asphalt im Granit, Egeran (bis jetzt kennt man densel- 
ben nur von Haslau, das in der Nähe liegt), Andalusit 
in dünnen Säulen aus dem Gneufs, endlich Glimmer, 
Turmalin, und die S. 35 erwähnten Feldspathkry stalle in 
der Zwillingsverwachsung. 


In der jetzt auf dem Schlosse Königswarth bei Ma- 
rienbad befindlichen Sammlung des ehemaligen Scharf- 
richters Hufs zu Eger traf ich Kupfergrün und Kupfer- 
pecherz aus einem ehemaligen Kupferbergbau zu Drei- 
hacken, S. W. von Marienbad, und ein interessantes Vor- 
kommen des Opals in wellenförmigen Lagen aus einer 
{Thongrube zu Crottensee bei Eger. Eben ein sol- 
ches Vorkommen des Opals in wellenförmigen dünnen 
Schichten aus dem Polirschiefer fand ich im Jahre 1822 
auf dem Kritschelberge zu Kutschlin bei Bilin, wo es 
auch schon Reufs beobachtet hatte x ). 


Die reichhaltige Sammlung des Bergkanzeleiin- 
spectors Besch orner zu Mies besitzt Kupfermangan- 
erz, Pycnite und schöne Schwefelkieskrystalle von 


1 ) Sammlung ualurU. Aufs. S, 23Ü — 23$. 


2X8 


Schlackenwald, ausgezeichnet grofsc und vortrefflich aus- 
gebildete rhombenoctaedriscbe Zwillinge des Weifsblei- 
erzes von der Andreaszeche des Kladrauer Reviers bei 
Mies, sehr nette Krystalle des Bleiglanzes von eben da- 
her und Schwerspathkrystalle in der geschobenen vier- 
seitigen Tafel mit zugeschärften Randkanten, die von al- 
ten Anbrüchen von Przibram herrühren. Das jetzige 
Vorkommen des Schwerspatbs zu Przibram in den säu- 
lenförmigen, an ihren Enden so ausgezeichnet ausgebil- 
deten Krjstallen weicht also von dem früheren in der 
Art der Krystallisation durchaus ab. In den Jahren 
1820 — 22 gaben von den Gruben zu Mies, auf denen 
noch immer ein ansehnlicher mit 300 Mann belegter 
Bergbau auf Blei stattfindet, die Antonius von Padua- 
zeche eine sehr reichliche Ausbeute von Grünbleierzen, die 
aber weniger durch die vollkommene Ausbildung ihrer 
Krystalle (die meisten der letzteren waren nur 1 — 1§ 
Linien hoch, schmutzig grün, in der Mitte bauchig und 
an den Enden der Säulen häufig aufgeblättert), w ie durch 
die Gröfse der Drusen sich auszeichncten. Man sah 
dieselben nämlich Oberflächen von 3 — 4 Quadratzollen 
vollständig bedecken. Seit jener Zeit, in welcher auch 
sehr ausgezeichnetes Schwarzbleierz einbrach, ist das 
Grünbleierz nicht wieder vorgekommen. In der vorhin 
erwähnten Sammlung fand ich noch ein vortreffliches 
Exemplar von drathfönnigem gediegenem Silber von Przi- 
bram und schöne, kleine, sechsseitige Säulen des Grün- 
bleierzcs von eben daher, die ich bei meiner früheren 
Anwesenheit in Przibram in keiner der dasigen Samm- 
lungen bemerkt hatte. Doch sah ich unter den im Jahre 
1822 an dem letzteren Orte cinbrechendeu Erzen derbes 
Nickelspiefsglanzerz und in dem Bergamte an den An- 
brüchen des damals wieder versuchsweise aufgenomme- 
nen alten, hochberühmten Goldbergwerks zu Eule neben 
schöncnBlättcben gediegenenGoldes eben solche vom W eifs- 


« 


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219 


tellurerze auf weifsem Quarz *). In der Sammlung eines 
alten Bergbeamten zu Mies fand ich endlich noch in 
demselben Jahre feine Säulen der Angabe nach von dem 
einst früher dort vorgekommenen Rothbleierze. Herr 
Beschorner, den ich im vergangenen Sommer über diefs 
Vorkommen befragte, kannte ungeachtet seiner grofsen 
Aufmerksamkeit auf alle von dem Bergbau bei Mies ge- 
lieferten Fossilien dasselbe nicht. 

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Aufser dem oben erwähnten Vorkommen des Anda- 
lusits bei Schönberg lernte ich denselben noch in 2" grofsen, 
sehr deutlichen, in Granitblöcken eingewachsenen Kristal- 
len kennen, die an dem aus Glimmerschiefer bestehen- 
den hohen Dillenberge südlich von Eger umherliegen. 
Nicht minder- häufig soll der krystallisirte Andalusit in 
dem Granit von Neumark. (Pilsener Kreis) vorhanden 
scyn. Ueberhaupt ist es auffallend, welche grofse An- 
zahl von Fundörtern dieses im Ganzen nicht häufigen 
Fossils das Urgebirge des Böhmer Waldes und seiner 
nördlichen Fortsetzung enthält. 


Aufser den 6chon von Herrn Dr. Haidler anhangs- 
weise in seinem Werke über Marienbad erwähnten Fos- 
silien finden sich noch an dem Fufse des Einsiedler Ser- 
pentingebirges (des Kaiserwaldes) brauner nierförmiger 
Calcedon im verwitterten Serpentin, carneolartiger Horn- 
stein und Halbopai (ganz von derselben Natur, wie der 
von Goethe unmittelbar hinter Marienbad Vorgefundene, 


1 ) Uebcr da« Vorkommen des Goldes in den ebetnals ebenso be- 
rühmten Gruben zu Bergreichenstein s. die interessanten Notizen 
von Lindacker in Mayers Sammlung physicalisclicr Aufsätze. 
Bund III, S. 328. 




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220 


von ihm Pechstein genannte und über dem Serpentin 
sich befindende) lose auf den Feldern des Dorfes Grün 
N* O. von Marienbad. Der bei Rauschenbach im Ser- 
pentin vorkommende Asbest ist ein sehr ausgezeichnetes 
Vorkommen dieser Gattung. 


Von einem in dem Jahre 1823 durch den Baron 
Junker aufgenommeuen, jetzt aber wieder zugeslürzten 
Grubenbaue zu Sangcnberg bei Einsiedeln sah ich da- 
mals in 18 Fufs Tiefe eingebrochenc Rothgülden, kry- 
slallisirtcn Glanzkobalt und Silberschwärze. 


Der Reichthum Böhmens an Granaten ist sehr be- 
kannt. Ueber das Vorkommen derselben in den secun- 
dairen Lagerstätten am südlichen Fufse des Mittelgebir- 
ges besitzen wir die älteren Beobachtungen von Hum- 
boldt und Freiesieben im bergm. Journal von 1792 
und die von Rcufs in der Orographie des Mittelgebir- 
ges. In der neueren Zeit gibt nur Sommer in dem er- 
sten Bande seiner statistisch -geographischen Darstellung 
Böhmens einige Notizen über den sehr gesunkenen 
Ertrag der Granatengruben, deren Betrieb an einigen 
Stellen, wie zu Meronitz seit dem Jahre 1821, sogar 
gänzlich eingestellt wurde. Das Vorkommen des hexae- 
drischen Pyrops in dem rothen Sandsteine des Bidscho- 
wer Kreises, wie zu Rowensko, Neu Paka und Karthaus, 
kennen wir durch die Mittheilungen des Herrn Grafen 
Sternberg 1 ). Aber auch in dem Muttergestein ist der 
Granat sehr häufig. So waren in dem Jahre 1823 die 


') Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums, 2tcr 
dahrg. S. 288. 


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221 


/ 


zu dem Strafsenbaue verwandten Gneufse von Arbisau 
bei Teplitz voll von erbsgrofsen, hyacinthrothen, äufserst 
regelmäfsig rundum ausgebildeten, durchscheinenden Gra- 
natkrystallcn in der Leucitoederform ; sie liefsen sich aus 
dem Gneufs sehr leicht ausschälen. Besonders reich an 
Granaten aber ist das gneufsartigc Gestein dicht bei 
Marienbad auf dem Wege nach Einsiedeln. • Ebenso voll 
davon sind die unzähligen Fragmente des Strahlsteins, 
die längs dem Fufse des Kaiserwaldes bei den Dörfern 
Rojau, Aboschin und bei Einsicdeln angetroffen werden 

und ohne Zweifel von dem Kaiserwalde abstammen. Bei 

. \ 

den Gängelhäusern, S. W. von Petschau (auf der Strafse 

. . ^ * 

von Marienbad nach Carlsbad), in deren Nähe der ver- 

i * 

storbene Lindacker und nach ihm der Dr. Stolz zu 
Teplitz zuerst die breitblättrigen Cyanite entdeckten, 
findet man in einiger Entfernung von dem Dorfe nach 
dem Tepelgrunde hin zahlreiche Blöcke eines sehr barten 
und ungemein schönen, aus körnigem, grünem Omphazit 
und Granat bestehenden Gesteins. Mitunter sind beide 
Fossilien in dem Gemenge, das weit dunkler, wie das 
bekannte ähnlich zusammengesetzte Gestein aus dem 
Bayreuthischen ist, sehr deutlich auskrystallisirt. An- 
stehend habe ich diese Gebirgsart nicht gesehen, wohl aber 

i _ i • 

vergangenen Jahres in einem Fragmente derselben den 
Cyanit angewachsen, ein Fund, der mir darum von In- 
teresse war, weil ich in den unzähligen Stücken, die von 
diesem Cyanit in den Sammlungen zerstreut sind, niemals 
denselben mit dem Muttergestein zusammen vorhanden ge- 
funden habe. So gelang es mir auch bei dem wiederhol- 
ten Besuche des Fundortes der Cyanite (sie werden so- 
wohl in dem Dprfe, den Gängelhäusern, in der tief ein- 
geschnittenen Dorfgasse, wie auch auf den angränzenden 
Acckern noch immer häufig gefunden) und zwar in sehr 
verschiedenen Jahren niemals unter der grofsen Zahl der 
von den Einwohnern gesammelten Stücke das Muttergc> 


/T 


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222 


stein mit zu beobachten. Nur hin und wieder sah ich 
Quarz mit dem Cyanit verwachsen. Sehr wahrschein- 
lich ist das Omphacitgranatgemenge für eben eine solche 
Modification des bei Petschau herrschenden Granits zu hal- 
ten, wie die Granatstrahlsteinmassen bei Einsiedeln sich 
an die auf dem Plateau dieses Ortes (am Steinbühel) 
anstehenden und Granaten führenden Gneufsmassen von der 
einen und an die Serpentine des Kaiserwaldes von der 
anderen Seite anschliefsen. Für den gleichzeitigen Ur- 
sprung aber des Serpentins und des Marienbader Gra- 
nits sprechen nicht unwesentliche Umstände. — West- 
lich von Marienbad zeigen die Glimmerschiefer des schon 
erwähnten Dillenberges und der Granit von Giebacht 
einen ähnlichen Reichthum an Granaten. Auch bei 
Schüttenhofen am Fufse des Böhmerwaldes sind diesel. 
ben nach Lindacker im Glimmerschiefer reichlich vor- 
handen *). 

Ein zweites Vorkommen des Cyanits in Böhmen 
wurde ebenfalls von Lindacker und zwar in dem Glim- 
merschiefer des Böhmerwaides am Panzerberge bei Eisen- 
stein entdeckt 3 ). Es scheint dasselbe bis jetzt ganz un- 
beachtet geblieben zu seyn. ln Bodenmais, welches Ei- 
senstein so nahe liegt, kannte man bei meiner Anwesen- 
heit im Jahre 1823 daselbst diefs Vorkommen nicht 
Eine Verwechselung mit einem anderen Fossil läfst sich 
bei der Angabe Lindackers nicht füglich voraussetzen, 
da von ihm, wie erwähnt, auch der Petschauer Cyanit 
entdeckt und richtig benannt wurde. 


Lindacker hat das Verdienst, zuerst auf die merk- 
würdigen Schlackenbildungen an dem basaltischen, einige 
- — — — 

M Mayers Sammlung physical. Aufsätze die böhra. Naturg. betref- 
fend III, 317. 

*) a. a. O. III, 268. s > - 





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223 


0 

Stunden südwestlich von Marienbad gelegenen Wolfs- 
berge bei Czernoschin aufmerksam gemacht zu haben *). 
In der neueren Zeit gab Goethe einige wenige Notizen 
über die von seinen Freunden von dort mitgebrachten 
pyrischen Bildungen jund veranlafste Herrn Soret zu 
der Bestimmung der Krystallform der so häufig an dem 
Wolfsberge vorhandenen und lose in Menge umherlie- 
genden Augite und Hornblenden * 2 ). Die genaueste und 
nach einer zweimaligen Untersuchung des Wolfberges 
von dem Herrn Gubernialrath Mayer in Przibram ver- 
fafste * Beschreibung desselben findet sich in den Ver- 
handlungen der Gesellschaft des böhmischen Museums 
für das Jahr 1833 3 ). Sie wird von zwei Tafeln beglei- 
tet, von denen die eine die von dem Verfasser Vorge- 
fundenen Lagerungsverhältnisse, die andere dagegen die 
Weise darstellen soll, wie derselbe sich die Entstehung 
dieser Verhältnisse dachte. Es ist sehr zu beklagen, 
dafs die schätzbare und genaue Monographie Mayers 
dem gröfseren Publicum und namentlich dem Ausländer 
so wenig zugänglich ist, weil die Verhandlungen des Mu- 
seums nur zur Vertheilung an die Mitglieder der Gesell- 
schaft bestimmt sind und nicht in den Buchhandel ge- 
langen. Deshalb wurde mir auch die Gelegenheit ge- 
nommen, die Darstellung Mayers mit den Erscheinun- 
gen in der Natur selbst zu vergleichen. Bei einem spä- 
ter erst durch die gütige Mittheilung der Verhandlungen 
durch Herrn Prof. Millauer in Prag möglich geworde- 
nen Vergleiche mit meinen in den Jahren 1822, 23 und 
1834 bei der Ersteigung des Wolfsberges geführten Tage- 
büchern fand ich ;im Allgemeinen die Angaben des er- 
wähnten Beobachters mit den von mir gesammelten Bemer- 


Mayers Sammlung physic. Aufs. I, 13 — 28. 

3 ) Goethes Werke. Ausg. in 12. B. 51, S. 166 — 168. 

3 ) A. a. O. S. 22 — 38. 


224 


♦ 


kungcn, bis auf Weniges, was ich zur Vervollständigung 
hier anführen will, übereinstimmend. 

Herr Gubernialrath Mayer erwähnt unter anderen, 
dafs er den Quarz, dessen Trümmer sich in grofser Zahl 
nach seiner Beobachtung rings um den Basaltberg her- 
um befinden, nur an einer einzigen Stelle bei Zahorz x ) 
westlich von dem Wolfsberge und zwar in der Nähe 
des Basalts selbst mit dem Thonschiefer verwachsen und 
sonst nirgends in diesem letzteren vorgefunden habe. Er 
glaubte, dafs eine solche Erscheinung darauf hinführen 
müsse, den Ursprung der Quarztrümmer nicht in dem 
Thonschiefer selbst zu suchen, sondern dafs derselbe in 
einem innigen Zusammenhänge mit dem Emporhebungs- 
processe der Schlackenmasse stände. Ganz entgegenge- 
setzt einer solchen Folgerung aber habe ich auch an 
dem nördlichen Abhange des Wolfsberges den bei dem 
Dorfe Triebei sehr regelrecht (h. 3) streichenden und 
mit 45° fallenden grünen, weichen Thonschiefer an vie- 
len Punkten mit weifsen Quarzadern durchzogen gese- 
hen, so dafs es doch wohl scheint, als wenn man die 
Quarztrümmer nur aus dem Uebergangsgebirge selbst 
herleiten dürfte. 

Herr Mayer erwähnt ferner, dafs die basaltischen 
Hornblenden und Augite an mehreren Stellen in rothen 
oder gelben Jaspis verwandelt seyen 3 ). Ich habe diese 
Umänderungen schon in S. 94 erwähnt und angegeben, 
dafs das Product derselben nur eine rothbraune, dichte 
und feste Thonmasse in der Form der ursprünglichen Kry- 
stalle ist. In der That berechtigen nicht die von denen des 
Jaspis vollkommen abweichenden oryctognostischen Ei- 
genschaften der umgewandelten Kryslalle, dieselben für 

wahre 


*) Verhandlungen S. 33. 
a ) Ebendaselbst S. 26. 


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225 


wahre Jaspise und also für ein im Wesentlichen aus 
Kieselerde (Quarz) bestehendes Erzeugnifs zu halten. 

An dem Meierhofe, wo der öfter genannte Beobach- 
ter die ockcrrothe Farbe des Bodens vorfand, ist in dem 
vergangenen Jahre ein Brunnen in einem sehr aufgelös- 
ten Gestein gegraben worden, dessen Natur zu erkennen 
unmöglich ist. Doch linden sich unter den Auswürflingen 
festere Bruchstücke, die ganz deutlich ihren Ursprung aus 
dem Thonschiefer verrathen. Es scheint daher* als wenn 
diese Massen wirklich nur durch einen sehr tief eingrei- 
fenden Zersetzungsprocefs veränderte Thonschiefer wä- 
ren, obwohl es dann nicht erklärlich ist, warum keine 
Spur eines solchen bei dem nördlich nach Triebei hin 
und ganz in der Nähe schroff ansteigender, fester Ba- 
sal tmassen sich vorfindenden Thonschiefer vorhanden ist. 
Sonst sind an dem Meierhofe aufser den porösen, von 
Herrn May er erw ähnten, rothbraunen Basalten auch ganz 
dichte von derselben Farbe mit eingeschlossenen Horn- 
blende und Augitkrystallen vorhanden, welche letztere 
an dem Orte ihrer ursprünglichen Entstehung sich noch 
befinden und keine Andeutung eines erlittenen chemi- 
schen Angriffes zeigen, während die umschliefsende Masse 
beinahe von, der Art und Farbe der vorhin erwähnten 
umgewandelten Krystalle ist und in diesem Zustande teil- 
weise zu der Färbung des Bodens beigetragen haben mag. 

Unter den in ungemeiner Zahl lose umherlicgenden 
porösen und beim Zerschlagen höchst zähen Blöcken 
fand ich viele von einer solchen Leichtigkeit, dafs sic auf 
dem Wasser schwimmen; sehr auffallend dagegen ist es, 
dafs es nur bei grofser Aufmerksamkeit gelingt, Stücke 
aufzufinden, welche die deutlichen Spuren eines geflos- 
senen Zustandes und dann eine übereinstimmende Rich- 
tung in der Längenausdehnung ihrer Poren zeigen. Mir 
gelang es nur zwei Exemplare, die einen solchen Zustand 
zeigten und nur eins zu erhalten, an dem die bei Laven 

15 




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226 


so wohl bekannten tauförmigen Windungen auf eine un- 
zweideutige Weise vorhanden waren. Auch die vulcani- 
schen Bomben sind sehr selten, obwohl es mir gelang, ein 
vortreffliches Exemplar der Art aufzufinden. Diese Stücke, 
wie überhaupt eine vollständige Reihe der Wolfsberger 
Massen habe ich in dem hiesigen Königlichen mineralo- 
gischen Museum niedcrgelegt, wo sie ein nicht uninter- 
essantes Seitenstück zu der lehrreichen, von Herrn Prof. 
Weifs aus der Auvergne und dem Velay mitgebrachten 
Sammlung vulcanischcr Producte bilden. 

An einigen Stellen des südlichen Abhanges des Ber- 
ges nach dem Dorfe Oschctin hin finden sich unter den 
porösen Basaltblöckcn viele, welche schwer von den Nie- 
der Menniger Mühlsteinen zu unterscheiden wären; eine 
Spur vom Hauyn dagegen habe ich nirgends bemerkt. 
Auffallend ist es, wie diese porösen uud schlackigen 
Massen, ungeachtet ihrer grofsen Verwandtschaft mit den 
ähnlichen Bildungen vom Kammerbühel, vom Eisenbühel *) 


*) Kin Schlackenhügel mit porösen Basaltmasscn, der sich drei Stunden 
in südöstlicher Richtung von Eger an dem südlichen Abhänge des in 
westöstlicher Richtung langgezogenen Höhenrückens, dos Rebberges, 
erhebt und auf den Goethe zuerst aufmerksam machte (Goe- 
thes Werke B. 51, S. 173 — 176). Das Vorkommen ist unbe- 
deutend, 'wenngleich sehr interessant, weil hier, wie am Kamrner- 
bühcl, die tauförmig gewundenen Schlaekcnmassen in grofser Zahl 
sieh vorfinden. ln den porösen Basalten sind die von Goethe 
nicht erwähnten Olivine in Menge vorhanden; ebenso die. Horn- 
blende gatiz von demselben Tingemein lebendigen Glanze und dersel- 
ben leichten Spaltbarkeit, durch welche beide Eigenselia ften die 
Hornblendckrystallc vom Wolfsberge sich auszeichnen. Auch 
Stücke, mit einem glasartigen Eeberzuge, gerade wie man solche 
häufiger am Kammerhühel, uicht aber am Wolfsberge bemerkt, 
habe ich beobachtet, obwohl iu geringerer Zahl, wie an dem erstein 
der eben genaunten Punkte. Es scheint, als wenn die gröfsere 
oder geringere Achnlichkeit des feuriger Einwirkung unterworfe- 
nen Gehirgsgcstcius mit Glimmer oder Thonschiefer die Möglich- 
keit der Erzeugung glasartiger Dcberzüge -mehr oder minder be- 
stimmte. Herr Oberforstrath Cotta hat in seiner Beschreibung 
des Kamraerhühels auf den .wesentlichen, durch die An oder Ab- 
wesenheit von Olivin begründeten Enterschied achter und pseudo- 
vulkanischer Bildungen aufmerksam gemacht Der Oiiviu findet 
sich aber, wie ich erwähnte, häufiger in den Bodener porösen 


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227 


bei Boden und von Grofs Schlaf tengrün x ) im Bayreu- 
thischen wiederum wesentlich von denselben . abwei- 
clien, so dafs es jedem, der sich mit ihrer Eigcnthüm- 
lichkeit und der der übrigen vertraut gemacht hat, sehr 

leicht wird, dieselben von einander zu unterscheiden und 

» • 

den Ort ihrer Herkunft zu bestimmen. Die losen Kry- 
stalle waren früher auf dem Wolfsberge, ehe sic so flei- 
fsig wie jetzt gesammelt wurden, in ansehnlicher Gröfse 
und von vortrefflicher Ausbildung vorhanden. Im Jahre 
1822 sah ich zu Czernoschin einen vollkommen ausgebilde- 
ten Rornblendekrystall von 5" Länge, 3" Breite und etwa 
2{" Dicke. Ich selbst fand damals einen an beiden En- 
den sehr rein auskrystallisirten Hornblendezwilling mit 
dem durch die Flächen [a s c : oo b j P gebildeten ein- 
springenden Winkel; doch ist das Vorkommen dieses 
letzteren Winkels ganz ungemein selten. 

Herr Gubernialrath Mayer macht noch auf das 
Vorkommen des Basalts auf anderen Kuppen in östli- 
cher Richtung vom Wolfsberge aufmerksam. Aus dem- 
selben besteht der Schwammberg, der Schafberg und der 
mit ihm zusammenhängende Vogelherdberg, der Radi- 
scher Berg, und wahrscheinlich die aus der Hochebene- 
bei Giersch sich erhebenden uwL durch ihre Form auf- 


Basalten, und es kann demnach, wenn man noch das Vorkommen 
dieser Bildungen in einer Formation älteren Ursprungs, wie die 
der Steinkohlen, in Erwägung zieht, kein Zweifel vorhanden seyn, 
dafs dieselben wirklich ein Seht vulkanisches und kein durch die 
Entzündung von Steinkohlenlagern, wie Goethe erklärte, hervor- 
gebrachtes Erzeugnis sind. 

1 ) Die von Goldfufs und Bischof (Fichtelgebirge II, 104) er- 
wähnten Erdscldacken sind ebenfalls acht vulcanischer Natur. Sic 
finden sich, allerdings manchen Hüttenproductcn auffallend ähn- 
lich, am Abhänge eines nördlich von Grofsschlattcngriin sich hin- 
zichenden Bergrückens und zwar lose zerstreut. Doch sind unter 
ihnen Stücke nicht selten, an denen das unbezwcifelt schlackenför- 
mige Wesen alliuähiig in den porösen Basalten übergeht, der sei- 
nerseits an dem Abhänge in ansehnlichen Felsmassen anstehend 
vorhanden ist. 


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228 


fallenden ' Berge, der Polinkenberg und der Kupsch x ). 
Der von mir untersuchte Schwammberg liegt 2 starke 
Stunden nordöstlich von Czcrnoschin, erhebt sich mit 
seinem südlichen und westlichen Abfalle sehr steil aus 
dem Thale des Podhaybaches 2 ), weniger hoch und steil 
gegen Osten aus der von Einsiedeln und Teusing über 
Tepl und Neumark bis in diese Gegend sich erstrek- 
kenden Hochebene und besteht von dem Thalgrunde bis 
auf das Plateau aus dem auch von dem Wolfsberge ab bis 
hierher überall anhaltenden Thonschiefer, in der über dem 
Plateau selbst aber emporragenden Kuppe auf festem 
Basalt. Der Schwammberg zeigt seine gröfste Längen* 
crstrcckung in N. S. Richtung; er trägt auf der Höhe, 
die eine Platte bildet, ein altes zerstörtes Schlofs und ist 
selbst ein berühmter Wallfahrtsort. Der Basalt steht 
auf dem ganzen, von dem Maierhofe am Fufsc der Kuppe 
bis zu dem Schlosse selbst ausgehauenen Wege an; 
mau sicht ihn in einem der verfallenen Souterrains in 
mächtige, prismatische Säulen zerklüftet, und cs scheint, 
als wenn diese Eigentümlichkeit des Basalts dazu ge- 
dient hätte, einzelne stehend gebliebene Säulen zum Tra- 
gen von Kellergewölben zu verwenden. Ucber die wei- 
teren Lagerungsverhälniisse des hiesigen Basalts gegen 
den Thonschiefer, aus welchem derselbe sich erhebt, 
vermochte ich nichts gewisses zu erforschen; poröse Bil- 
dungen, wie Herr Gubernialrath Mayer am Basalt des 
Radischer Berges sah, habe ich hier nicht bemerkt, ebenso 
wenig Olivin. 

Auch nach Norden hin scheint eine Andeutung des 
Zusammenhangs der eben erwähnten Basaltberge durch 

3 ) Der spitz und kegelförmig sich erhebende Kupsch hat in der Ent- 
fernung viel Ärmlichkeit mit dem phonoiithischen Kegel von 01- 
brück in der Vordereifel. 

“) So wird derselbe vonDlask genannt. Krcybich verwechselt die 
beiden unter dem Schwamniberge an dem Podhaybachc gelegenen 
Wühlen. Nicht eile Paltzcrruühle, wie er angibt, ist die tiefer ge- 
legene, sondern die JSchlaazcrmühle. 


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229 


einige Kuppen desselben Gesteins mit dem ausgebreite- 
ten Basaltterrain im Ellenbogener Kreise statt zu finden. 
So liegt südlich von dem Bergstädtchen Michelsberg eine 
hohe, in westöstlicher Richtung langgezogene basaltische 
Kuppe, der Klunkerberg, ferner zunächst Marienbad an 
dem Abfalle des Kaiserwalde6 gegen das Plateau von 
Einsiedeln ein anderes basaltisches Vorkommen, die 
Glatzenberge. Demnächst ist der höchste Berg dieser 
Gegend, der Podhora bei Aboschin, gleichfalls basalti- 
scher Natur, endlich eine halbe Stunde südwestlich von 
dem Städtchen Petschau erhebt sich der basaltische Koppen- 
berg. Der Klunkerberg steigt zwischen dem Dorfe Zaltau 
(S 77) und Michelsberg aus dem Glimmerschiefer auf, 
den man, von Zaltau ansteigend, bis in eine ansehnliche 
Höhe verfolgen kann. Die Basaltkuppe selbst fällt ge- 
gen N. O. und S. sehr steil ab, und wird von dem 
Michelsberger Wasser an diesen Seiten bogenförmig um- 
flossen, nach Westen hin ist der Abfall derselben weniger 
schroff. Der obere Theil des Rückens ist sehr schmal; 
an dem westlichen Ende gar nur 7 Schritt breit. Auch 
nach dieser letzteren Seite steht bei Kiesenreuth und 
auf dem ganzen Wege bis Waschagrün der Glimmer- 
schiefer an; bei Kuttenplan und Plan dagegen Granit. — 
Die Glatzenberge erscheinen nur von der Einsiedler 
Hochebene aus gesehen als Höhen; sie sind nichts wei- 
ter als ein Theil des südwestlichen Abfalles vom Kaiser- 
walde, auf welchem an zwei Stellen zunächst dem aus 
dem Thale von Marienbad nach Rojau auf der Höhe 
hinführenden Fufswege eine sehr grofse Zahl von Basalt- 
bruchstücken angehäuft liegt, doch ist anstehendes Ge- 

* 

stein der Art nicht aufzufinden. Der Basalt ist aufser- 
ordentlich dicht, fest, homogen und von sehr dunkcl- 
. schwarzer Farbe. Ihm zunächst liegen eine Menge loser 
Fragmente eines granitischen Gesteins umher, iu dem 
Hornblende die Stelle des Glimmers vertritt. Die Horn- 


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230 


I 


\ 


blende ist Ihcilwcise sehr ausgezeichnet krystallinisch 
und blättrig, an anderen Blöcken weniger bestimmt her- 
vortretend und färbt dann den Granit grün. Dieser wird 
weicher, dem Serpentin ähnlich, bis sich zuletzt Stücke vor- 
finden, bei denen man dem äufseren Ansehen und der 
geringeren Härte nach nicht mehr zu entscheiden ver- 
mag, ob dieselben den Hornblendegesteinen oder dem 
ganz in der Nähe anstehenden und einen ansehnlichen 
Theil des Kaiserwaldes von dem Schneiderbache bei 
Marienbad bis Sangenberg bildenden Serpentin angehö- 
ren. — Den Glatzenbergen gegenüber erhebt sich aus der 
Hochebene von Einsiedeln der Podhorabcrg, in 2 Spiz- 
zen, die in der Längenerstreckung des Berges und also 
in N. S. Richtung liegen. Die nördliche Kuppe zeigt 
auf ihrer Höhe eine ebene Fläche und wird aus dem 
» festesten Basalt gebildet, in dem ich keine Spur von Au- 
git, Hornblende oder Olivin bemerkte. Ihre Erhebung 
über der Hochebene nach Aboschin und Einsiedeln hin ist 
bei weitem nicht so ansehnlich, wie die der südlichen 
Kuppe, über der Ebene nach Habakladrau, nach wel- 
cher diese letztere, ebenso wie das schmale, basaltische 
Joch, durch welches beide Spitzen des Podhoraberges in 
Verbindung stehen, nach allen Seiten ungemein schroff 
abslürzen. Auf der Höhe der nördlichen Kuppe findet 
man lose umherliegende Blöcke eines porösen Basalts 
mit eingeschlossenem Olivin und ebenfalls von einer 
höchst auffallenden Aehnlichkeit mit den Gesteinen von 
Nieder Mennig am Lachersee. — Der Koppenberg bei 
Petschau endlich liegt an dem Rande des dortigen steil 
nach der Tepel abfallenden Granitgebirges; er ist auf 
seiner südlichen und östlichen Seite unersteiglich, und 
hier in mächtige, unregelmäfsige und fast vertical hoch 

sich aufrichtende Säulen zerklüftet. Das Gestein dersel- 

# 

ben ist dicht, schwarz und mit Olivin (von 1" Länge 
und Breite) und Scapolilh (?) reichlich versehen. 


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231 


I 


Sehr auffallend wird in diesem Basalt, wie in dem der übri- 
gen basaltischen Kuppen im PilsenerKreise, der Mangel von 
Zeolithen, während die Basalte des Leitmeritzer Kreises 
davon einen so ungemeinen Reichthum enthalten. 


Bei Michelsbcrg, drei Stunden südöstlich von Ma- 
rienbad, findet noch ein sehr alter, jetzt aber schwach 
betriebener Bergbau auf mehreren Gruben statt. Eine 
derselben, die St. Johann Baptistazeche, liegt nahe bei 
Michelsberg selbst und bauet mit S Mann auf äufserst 
sparsam cinbrechenden Rothgülden und silberhaltigen, 
mitunter in faustgrofsen Stücken vorkommenden Kupfcr- 
nickel. Fünf Centner mit dem Handfäustel geschiedener 
und 1833 nach Joachimsthal gesandter Erze wurden den 
Gewerken im Ganzen mit 49 Gulden Conventionsmünze 
nach dem Silbergehalt berechnet, während Herr von 
Gersdorf, der Besitzer der privilegirten Argentanfabrik 
in Wien, vorher 20 Gulden C. M. für den Centner 
Kupfernickei geboten hatte. Man ist deshalb Willens, 
den Silbergehalt der Erze künftig ganz unberücksichtigt 
zu lassen. Auch früher scheint der Kupfernickel häufi- 
ger vorgekommen zu scyn, denn man findet in den Rui- 
nen der alten, mitten im Städtchen gelegenen Schmelze 
ansehnliche Stücke von dem geschmolzenen Erze zur 
Mauerung verwandt. Eins derselben von mehreren Pfunden 
Schwere sah ich selbst. Der Kupfernickcl soll hier auf Gän- 
gen im Granit Vorkommen. Auf einer anderen, mit 8 
, Mann belegten Grube, St. Joachim Alte und Neue Glück 
mit Freuden, bauen besonders Oestreichische Gewerbe 
und zwar auf silberhaltigen Bleiglanz. Sie scheint unter 
der Leitung ihres jetzigen thätigen Verwalters mehr Aus- 
beute zu versprechen, als die zuerst genannte Grube. Bereits 
im vergangenen Jahre wurden 500 Centner Biciglanz ge- 



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232 


wonncn, die man nach der Vollendung des Baues einer 
projectirtcn, für beide Gruben bestimmten Pochmühle in 
Michelsbcrg selbst zu verpochen Willens ist. Die St. 
Joacliimszechc liegt eine halbe Stunde von der Stadt auf 
der Höhe des südlichen Thalrandes des von Unter Gräm- 
ling über Pistau bis Michelsberg sehr tief in den Granit 
sich einschneidenden Michelsberger Wassers, nahe dem 
Lausberge. Der Blciglanz ist häufig in kleinen, wohl 
ausgebildeten Cubooctaedcrn krystallisirt und soll auf f 
bis mächtigen stehenden Gängen im Granit Vorkom- 
men. Eine dritte Grube, die Jacobszeche, ist mit vier 
Mann belegt und hat noch keine Ausbeute gegeben. 
Der Bergbau hat in Michelsberg zugleich die Klöpfel- 
arbeit cingeführt, die stark betrieben und sonst nirgends 
in der Umgegend gefunden wird. 


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233 


Zusätze und Druckfehler. 


S. 5. In der vorletzten Zeile von unten fällt das Komma 
hinter fliichc fort. . % 

. S. 5. Letzte Zeile. Ebenso hinter Grundsätzen* 

S. 10. Z. 13. Ebenso hinter deshalb. 

S. 10. Z.,28. Ebenso hinter ist. 

S. 13. Z. 13. Ebenso hinter nämlich. 

S. 21. Z. 10. Statt Zschailaer 1. Zsclieilaer. 

S. 24. Z. 6. Statt Bruchstück 1. Bruchstücke. 

Ebenda. Z. 7. Statt auch anderen 1. auch an anderen. 

% * . • • * ' * 

S. 37. Zur Anmerkung. Auch Werner hielt aus densel- 
ben Gründen, wie ftlolis und Blöde, den Granit von Geyer 
für jüngerer Entstehung (Bergm. J. v. 1789, S. 2009). 

S. 41. Z. 2. Statt nch 1. nach. 

S. 48. Z. 14. Statt Ilundorff 1. Hundorf. 

S. 59.' Z. 10. Auch in den unteren Lagen des rothen 
Sandsteins am südlichen Abhange des Schwarz waldcs und in den 
dortigen, zwischen dem C*ranit und dem Sandsteine befindli- 
chen Arkoscn w ird die Anwesenheit des Schwcrspaths häufiger 
erwähnt. M e r i a n s Südlicher Schwarzw ald, S. 136 u. s. w. 

S. 63. Z. 8 von unten. Statt wird 1. wurde. 

S. 68. Zur Anmerkung. TJcher das Vorkommen der Ar- 
koscn im Schwarzwaldc vergleiche die lehrreichen Mitthei- 
lungen von Mcrian, S. 148, 49, 52, 58 u. 67. 

S. 88. Z. 16. So wie der Quadersandstein in seinen tiefe- 
ren Lagen Hornstein zeigt, so scheint der rothe Sandstein im 
südlichen Schwarzwalde (Mcrian S. 165 — 172) auf ganz ähn- 
liche Weise fii Calcedon und Carncol übcrzugelicn. 

S. 90. Z. 2 von unten. Statt klar 1. klare. 

S. 116* Zur Anmerkung. Den Ucbcrgang der Schwcfcl- 
kicslagcr in thonige mit Eisenocker erfüllte und nach Vitriol 
schmeckende Massen in den Gfubeü Katharina bei Raschau 
und Stamm Asscr am Graul erwähnt schon Charpcnticr 
(Bcob. üb. d. Lagerstätten der Erze, S. 25). Eben derselbe 
sah in der Grube Unverhoffter Segen Gottes zu Ober Schöna 
bei Freiberg einen der dasigen Gänge an verschiedenen Stellen 






234 

IO — 12 Zoll mächtig und auf zehn und mehr Lachter Er- 
streckung aus gelbbraunem Eisenocker bestehend (Ebenda, S. 
89). Auch Martini berichtet das Zusammenvorkommen von 
bauwürdigen Braun und Ilotheiscnsteingängeu mit der Por- 
eellancrde bei Eibenstock (Karsten A. XVIII, S. 64). 

S. 118. Z. 7 u. 12. Statt hackenförmig lies haken- 
förmig. 

Ebenda. Z. 12 fehlt hinter führt das Komma. v 

S. 130. Z. 3. Statt vou 1. von. 

S. 155. Z. 16. Statt 3' 1. 3". . .. . 

✓ , 

S. 176. Mit diesen Angaben über dio Veränderung des 
Kalksteins in der Nähe des Basalts vergleiche die Schilderung 
Leonhards von den dunkel gefärbten Jurakalkfragmenteil am 
Wartenberge bei Donauscliingen. Basal tgebildc II, 330. 

S. 199. Z. 2. Hinter Masse fehlt der Buchstabe b . 

S. 201. Z. 22. Statt i 1. m. 

S. 203. Z. 8. Hinter Granitmasscn fehlt der Buchstabu a. 

S. 208. Z. 22. Statt östliche 1. westliche. 

S. 222. Z. 20. Doch erwähnt des Cyanits vom Panzer- 
berge Brunner, der längere Zeit in Bodenmais gelebt hatte, 
in Molls Ann. 1H, 295. 

S. VI. Z. 7. Durch das in dieser Schrift S. 222 nach 
Lindacker erwähnte und von dem Grafen Sternberg nicht 
gekannte Vorkommen des Granats bei Schüttenhofen ergibt 
sich, dafs derselbe in dem Böhmer Walde nicht fehlt, wie der 
Graf Sternberg fast Veranlassung hatte, anzunehmen. Auf 
der Bayrischen Seite fand ich den Granit in dem Gncufs cin- 
gesprengt dicht bei Zwiesel, und zwar auf dem Wege nach 
Babenstein, an welchem Punkte denselben wahrscheinlich auch 
Flurl beobachtet hatte (Geb. Bayerns, S. 242). Flurl er- 
wähnt erwähnt ferner noch das Vorkommen der Granaten bei 
Bodenmais (Ebenda, S. 253 u. 24) und bei Albenrcut (S. 390). 
Auch zu TrctTelstcin in der Oberpfalz und bei Hcrzogenau ist 
der Granat vorhanden (Molls N. Jahrb. f. B. u. H. I, S. 55 
u. 70). 


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) 


235 


Erläuterung der Kupfertafeln. 


Tafel I. 

F ig. 1. Pläucrcinschliissc in dem Granit von Zsclieila bei 
Meissen. S. II. 

Fig. 2. Lagerungsvcrhältnisse des Syenits und Porphyrs 
unterhalb des Rathsweinberges an der Elhbrückc bei Meissen. 
S. 30. 

Fiff. 3 « und Ausfüllung 1 von Spalten in» Syenit durch 
Pläncr&alk auf der Höhe von Töltschcn bei Dresden. S. 39. 


Tafel H. 

Fig. 4. Kugelförmige Ausscheidungen von festerem Por- 
phyr aus dem Porphyr am Judcnbcrgc bei Teplitz. S. 62. 

Fig. 5. Ausfüllung von Spalten im Porphyr durch Horn- 
stein, der Porphyrfragmente umschliefst. Am Kopfhübcl bei 
Teplitz. S. 85. 

Fig. 6. Desgleichen in der Nähe von Settcnz bei Teplitz. 
S. 89. 

Fig. 7. Lagerungsvcrhältnisse des Pläners und des Gra- 
nits zu Oberaue bei Meissen. S. 106. 

Tafol m. 

Fig. 8. Lagerungsvcrhältnisse in dem Mundloche eines 
Scliurfcs am Schtitzcngelängc bei Hohenstein. S. 129 u. 138. 

Fig. 9. Lagerung des Granits und Quadcrsaudslcins zwi- 
schen uem Wünsch und Kannegicfscrschen Hause in Ho- 
henstein. S. 150. 

Fig. 10. Durchschnitt der Lagerungsvcrhältnisse auf der 
Granilsandstcingränzo in der lliehtershaidc bei Saupsdorf. 
S. 162. 

F’ig. 11. Lagerung des Quadersandsteins und des Granits 
am Warlcnbergc bei Hohenstein. S. 130. 

Tafel IV. 

Fig. 12. Der Stollen zu Saupsdorf. Vom Anfänge ist der- 
selbe, £ — 14 Elle breit und 5 — 6 Fufs hoch, 16 Kllcn weit 
nur im Gerolle und im Lehm getrieben. Dann aber tritt in 
einer ansehnlichen Längcncrstrcckung auf beiden Seiten des 
Stollens erst ein aufgelöster, weiterhin ein fester Granit auf, 
unter welchem bei 48 Ellen Entfernung von dem Mundlocho 
und zwar an der linken Wand des Stollens der Sandstein sich 
erlicht. Zunächst der Sohle selbst ist die Oberfläche des Sand- 
steins (a) stärker, nämlich mit etwa 35° geneigt; näher der 
Decke steigt dieselbe steiler an. Der Sandstein wird von dem 
in seinem Hangenden beflndlichen Granit durch einen Lctten- 
streifen (b) getrennt, dessen oberer Theil (*) von schwärzli- 
cher Farbe und überhaupt dem schwarzen Letten von Wcin- 
- böhla ähnlich ist; der untere Theil (ß) des Streifens dagegen 
ist grau, nach der Sohle hin nur 2 — 3 Zoll, in dem oberen 


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236 


Theilc der Scheide aber, wo derselbe abgerundete Kalkfrag- 
niente einschliefst, bis 14 Fufs mächtig 1 . Gegen die Mitte der 
Scheide verliert sich der schwarze Letten allmählig in dem 
grauen, doch bildet er noch von der Scheide aus eine sehr 
sonderbare und in y genau dargestellte Verästelung in den 
Granit hinein. Weiterhin bis zu einer Verschalung nimmt der 
Sandstein ganz allein die linke Wand des Stollens ein; ihm 
gerade über auf der rechten Seite und in der Decke ist nur 
Granit zu beobachten. Schichtungsflächen habe ich in dem 
Sandstein nicht bemerkt. Jenseits der Verschalung bei 100 El- 
len senkt sich die Granitsandsteinseheldc allmählig aus der 
Decke wieder nach der Sohle und zwar nach geringer Er- 
streckung bis auf 4 und \ der Stollcnhöhe hinab, weiterhin 
w ird die linke Wand auf 20 Ellen Länge durchaus vom Gra- 
nit gebildet. Bei 150 Ellen steigt abermals der Sandstein, 
doch nicht bis zu der Decke selbst hinauf. Er wird auch hier 
von seinem Hangenden durch eine in dem oberen Theile der 
Scheide mächtiger werdende Mergellngc getrennt. Dieser Mer- 
«•i ist bei c | Ellen stark und bedeckt noch bei d den Sand- 
stein. Hechts und in der Decke steht nur Granit an. Bei e 
senkt sich der durch $ Ellen mächtigen Letten bedeckte Sand- 
stein bis auf £ der Höhe der linken Stollenwand herab, während 
gerade über auf der rechten Seite zunächst der Sohle der Let- 
ten A u hoch sichtbar ist und durch Granit überlagert wird. 
Jenseits einer hier vorhandenen Verschalung erhebt sich der 
Sandstein noch immer von einem Lettenstreifen bedeckt und 
bildet endlich 20 Schritte weit bis zu einer neuen Verschalung 
ganz allein die linke Stollcnseite. Der Sandsteinwand gegen- 
uber dagegen steht 1 — f Ellen hoch zunächst der Sohle der 
Sandstein an, der hier unmittelbar von dem Granit ohne eine 
Zwisehcnlage vom Letten bedeckt wird; gegenüber aber der Ver- 
schalung und in der Decke sicht man nur Granit. Auf das 
schroffe J3inschiefsen der Scheide nach Norden, wie ein sol- 
ches an diesem Punkte besonders sichtbar ist^ habe ich bereits 
S. 166 aufmerksam gemacht. Icnseits der \ erschalung über- 
lagert in einer Stärke von 24 Ellen der Mergel den von der 
Sohle 1 Fufs hoch vorhandenen Sandstein. Unterhalb einer 
neuen Holz wand bemerkt man 4 Elle hoch den Letten, jenseits 
derselben etwa bei j*20 Ellen nimmt der Sandstein die eine 
Hälfte der Wand, ein sehr frischer, aus dem weifsesten, feste- 
sten Feldspath und schwarzem Glimmer bestehender Granit da- 
gegen den übrigen Theil der Wand ein; zwischen beiden Ge- 
stein ist der Letten 4 Elle mächtig. Bald dahinter senkt 'sich 
die Scheide bis auf } der Stollenhöhe hinab; sie erhebt sich 
dann wieder und enthält zwischen dem Granit und Sandstein 
einen \ — * Ellen starken Mergclstrcifcu. Bei f ist der 
Sandstein 5 Fufs mächtig. Bei 280 Ellen erreicht derselbe eine 
Höhe von 2 Fufs; bei 300 Ellen dagegen eine von 3 Fufs^ bei 
310 Ellen etwa von 14 Fufs, er steigt dann noch einmal bis zu 
der Hälfte der Stollenhöhe, fällt wieder nach der Sohle und 
bildet auf 30 Ellen Länge ganz allein bis zu einer abermaligen 
Verschalung die linke Wand. Ucberall ist hier der Granit ein 
sehr charakteristischer, schöner Normalgranit; durchaus frisch 
in allen seijien Gemengtheilen,' Auch rechts besteht die Wand 


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bis auf eine einzige Stelle (bei 310 Ellen), wo der Letten 
stark aus der Sohle hervortritt, nur aus dem Granit. Ebenso 
die Decke. Bei 350 Ellen erhebt sich wieder der Sandstein, 
aber auf eine sehr geringe Strecke und kaum bis zu einem 
Drittel der StollenhöYic aus der Sohle. Er wird von dem Mer- 
gel überlagert, der etwas weiterhin jenseits der hier befindlichen 
Verschalung für sich allein die linke Seite einnimmt ; dann senkt 
sich von der Decke hinab der Granit nach der Sonic des Stol- 
lens und bedeckt da, wo er die letztere erreicht, unmittelbar den 
Sandstein. 12 Ellen weit sieht man auf deir linken Seite nur 
den Granit.' Bei 380 Ellen steigt der Sandstein bis ß Fufs 
Hübe sehr schroff an, und wird vom Mergel bedeckt, der bis 
1 £ Ellen Mächtigkeit erreicht. Der Granit bedeckt den Mer- 
gel und setzt nahe der Decke noch eine Strecke in dieser 
Mächtigkeit fort, während der Mergel nur in einer sehr dün- 
nen, etwa \ ft Zoll starken Lage zwischen dem 2 Ellen mächti- 
gen Sandsteine und dem Granit ausdauert. Dann aber wird 
der Mergel wiederum stärker und ist noch in der Decke vor- 
handen, seine weitere Fortsetzung ist durch eine Holzwand 
verdeckt. In diesem letzteren Thcilc des Stollens steht im 
Anfänge in der Decke und auf der rechten Seite durchaus der 
Granit an, zuletzt aber wird die rechte Wand 1 Elle hoch 
durch Sandstein, \ Elle hoch durch Mergel und nach der Decke 
hin 1| Elle hoch durch Granit gebildet. Der Sandstein erhebt 
sich jenseits der Verschalung bis zu der Mitte der linken Stol- 
lenwand $ auch hier bedeckt denselben eine dicke Mergcl- 
schicht, welche dagegen bei so völlig aufhört, dafs der Gra- 
nit unmittelbar den bei 400 Ellen der Stollenlänge 5 Fufs ho- 
hen Sandstein überlagert. • Gegenüber ruht der Granit eben- 
falls unmittelbar auf demselben, hier nur % Elle hohen Gesteine. 
Weiterhin an der linken Wand senkt sich der Granit bis zur 
Sohle des Stollens, der fernerhin eine Strecke allein, in dem 
Granit aufsetzt. Noch einmal erhebt sich der Sandstein, von 
einer dünnen Mcrgcllage bedeckt, bis fast zur Decke, senkt 
sich aber bald von Neuem bis zu der Stelle des Stollens hin-» 
ab, wo dieser sein horizontales Streichen verläfst und sich all- 
mählig aufrichtet. Gegenüber an der rechten Wand beobach- 
tete inan bis hierher nur Granit. Da wo der Stollen sich er- 
hebt, ist links kein Mergel auf der Scheide vorhanden 5 der 
Granit bedeckt zunächst den anfänglich nur eine Elle hohen* 
weiterhin aber fast die ganze Höhe der Stollenwand einneh- 
menden Sandstein. Auch hier ist, wie ich schon S. 165 an- 
fülirle, der Sandstein weder in seiner Cohärenz, noch .in sei- 
nen Lagerungsverhältnissen verändert 5 ebenso ist nicht dip 
mindeste Spur einer Coitglomeratbildung vorhanden, Weiter- 
hin steigt der Sandstein bis zur Decke auf und bildet zugleich 
die gegcnüberstchende Stollenwand. Noch einmal tritt zu- 
nächst einer Verschalung und zwar vom Granit bedeckt der 
Mergel an der linken Seite auf. Bei 430 Ellen fand ich den 
Stollen durch das Zusammenbrechen der linken Wand fast ganz 
verschüttet. Jenseits dieser Stelle setzt derselbe 16 Ellen 
weiter in dem Sandstein, dann aber ß Ellen in dem Kalke fort, 
sein Ende fand ich noch vor dem Beginnen des letzteren im 
Herbste des vorigen Jahres durch Bretter verschlagen. Ucbcr 




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die Weise des Auftretens des Kalksteins konnte ich demnach 
unmittelbar selbst mich nicht überzeugen; nach der Aussage 
der Arbeiter ruht au der rechten Wand der Granit zunächst 
auf dem Kalk ; links soll bei dem Treiben eines Qucrschlages 
zwischen dem Granit und dem Kalke noch eine Mcrgellagc 
vorgefunden seyn. Man beabsichtigt in dem laufenden Jahre 
• den Stollen bis zu dem Schachte selbst zu treiben, bis in des- 
sen Nähe man bereits gelangt ist. 

Die in dieser Erläuterung gegebenen Mafsc sind nur nach 
der Schätzung der Arbeiter aufgezeichnet, können aber als 
richtig gelten, weil die Schätzung bei meinem wiederholten 
Befahren des Stollens im Ganzen übereinstimmend von den 
verschiedenen mich begleitenden Arbeitern bestimmt wurde. 

Tafel V. 

Fig. 13. Ein Granitgang im Thonschiefer an dem süd- 
lichen Abhänge der Raicz bei Nebilau. S. 190. 

Fig. 14. Skizze der Lagerungsverhällnisse von Granit 
und Thonschiefcr im Dorfe Nebilau selbst. S. 191. 

Fig. 15. Ein Granitgang im Thonschiefer in einer Schluckt 
zwischen Nebilau und Czizics. S. 192. 

Fig. 16. Wechsel von Thonschiefer und Granit an dem 
westlichen Abhange des Höhenrückens zwischen Nebilau und 
Frzedcnitz. S. 194. 

Tafel VI. 

Fig. 17. Wechsel von Thonschiefcr und Granit in der von 
Przedenitz nach der Nettonitzer Schäferei hinauffiihrendcn 
Schlucht. S. 197. 

Fig. 18. Auftreten granitischer Massen im Thonschiefcr. 
Ebendaselbst. S. 198. 

Fig. 19. * u. ß. Ein Granitgang im Thonschiefcr. Eben- 
da. S. 199. 

Tafel VII. 

Fig. 20 *. Thalabwärts liegende Seite einer felsigen vor- 
springendcn Ecke in der Nettonitzer Schlucht. Thonschiefer 
mit den in demselben auftretenden Granitmassen. S. 201. 

Fig. 20 ß. Die thalaufwärts liegende Seite derselben Ecke. 
S. 201. 

Fig. 20 y. Die der Ecke gegenüber stehende rechte Wand 
der Schlucht. Sic bildet einen ciuspringenden Winkel. S. 203. 

Tafel VIII. 

Fig. 21. Gangförmiges Auftreten des Granits in einer in 
dem Tlionschicfer c ingeschnittenen Schlucht zwischen Sticno- 
nowitz und Radobsehitz. S. 204. 

.. . Fi ir-, 22. Gangförmiges Vorkommen des Granits in einem 
kleinen Stcinbruchc bei Stienowitz selbst. S. 207. 

Fig. 23. Gangförmiges Auftreten des Granits im Gncufs 
zu Schoubcrg bei Eger. S. 216. 

Tafel IX. . 

Skizze der Umgegend von Nebilau und Stienowitz. 


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