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BIBLIOTHECA
REGIA
MONACENSIS.
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<36610514020017
<36610514020017
Bayer. Staatsbibliothek
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BEITRÄGE
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ZUR
GEOGNOSTISCHEN
KENNTNIS»
EINIGER TIIE ILE
SACHSENS und BÖHMENS
T. E. GUMPRECHT.
Mit IX KnpfcrUfein.
BERLIN, 1835.
BEI ER9TST SIEGFRIED MITTLER.
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ln dem vergangenen Sommer war ich veranlagt, mehrere
Monate * in Sachsen' und Böhmen zuzubringen. • Ich be-
nutzte diese .Gelegenheit, die Verhältnisse näher kennen
zu lernen, unter denen der Granit mitten in demUeber-
gangsgebirge* . des inneren Böhmens bei Nebilau und
Stienowitz auftritt, Ebenso setzte ich damals eine schön
in dem Herbste 1833 angefangene Untersuchung der
Granitgränze an dem rechten Ufer der Elbe » fort und
suchte zugleich über das interessante Auftreten des Horn-
steins in den Porphyren bei Teplitz mich genauer zu
unterrichten. Bei diesen verschiedenen, ohne einen wei-
teren Zweck, als den meiner eigenen Belehrung ange-
stellten Untersuchungen fand ich in der Darstellung der
mir vorangegangenen Beobachter mehrere Angaben, wel-
che nicht ganz genau mit den Erscheinungen in der Na-
tur übereinstimmten. Als ich nach Berlin zurückkehrte,
interessirten sich Freunde, denen ich meine an Ort und
Stelle entworfenen Zeichnungen nebst einigen anderen Beob-
achtungen mittheilte, für diese Ergebnisse meiner Reise und
suchten mich zu einer Zusammenstellung und Veröffent-
lichung des ; wesentlicheren iTheiles derselben : zu be-
*
stimmen. Hätte« ich nun mich zu. überzeugen vermocht,
dafs es bei- einer Erforschung geognoslischer Verhältnisse
.für den Untersuchenden hinreiche, unbefangen und, ohne
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Vorliebe für eine Hypothese beobachtet zu haben, so
würde ich mich sehr bald haben cntschliefsen können
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der wohlwollenden Aijfforcjerqng Genüge zu leisten.
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Ich mufste aber Anstand nehmen, mit einer wissenschaft-
lichen Arbeit öffentlich aufzutreten, weil ich sehr
wohl fühlte, dafs, um Erscheinungen auf eine dem jetzig
gen Standpunkte der Geognosie angemessene Weise
#
aufzufassen und zu erklären, es einer nicht unbedeuten-
den Summe von Kenntnissen bedarf, die zu erwerben
mir langjährige von jeder literarischen Beschäftigung
entfernende* Lebensverhältnisse versagt* hatten. Ueber-
diefs mufste der Umstand, dafs ich nicht ein einziges Mal,
weder früher, noch in der letzten Zeit, Gelegenheit ge-
habt hatte, mit einem geübten Geognosten Erscheinun-
gen in der Natur zu studiren, mich selbst an meiner Be-
fähigung für. die Darstellung geognostischer Verhältnisse
zweifeln lassen, , da gerade in mehreren der von mir
untersuchten Gegenden einige der namhaftesten Be-
obachter Deutschlands so wesentlich von den meinigen
abweichende Resultate gefunden hatten. Als mich aber
die Revision meiner Tagebücher während einer wieder-
holten Reise nach Sachsen im November vorigen Jahres
überzeugte, dafs ich die* Erscheinungen an der Granit-
gränze, soweit dieselben überhaupt beobachtet werden
können, richtig aufgefafst hatte, entschlofs ich mich zur
Abfassung . der vorliegenden Schrift, weil es mir schien,
als wenn die Darstellung der hier geschilderten, im Ganzen
wenig bekannten, von mir aber mit Aufmerksamkeit ge-
sehenen Verhältnisse, wie unter anderen die der -»Lage-
rung des Granits bei $aupsdorf, wohl von allgemeinerem
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Interesse seyn dürfte; dann aber auch, weil ich glaubte;
dafs den Folgerungen, welche man aus der von dem Herrn
Prof. Naumann gegebenen und neuerlich durch Herrn
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von Leonhard bestätigten Beschreibung der 'Verhält-
nisse bei Zschcilauhd Tepiitz l zu ziehen berechtigt ist,
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nicht bestimmt genug durch einen ausführlichen Nachweis,;
auf welchen unsicheren Gründen die Folgerungen be-
ruhen würdeh, begegnet werden könne.
Einige beobachtete Thatsachen haben mich za theo-
retischen Auseinandersetzungen veranlafst, die ebenso
wohl hätten wegblciben können. Vielleicht habe ich
Unrecht gethan, mit einer geringen Summe von Erfah-
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rungen ausgedehnte und grofsartige Erscheinungen zu
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erklären. Doch kann ich aufrichtig versichern, dafs ein
solches Verfahren auf »keine Weise einer unbefangenen
Auffassungs weise Eintrag gethan und noch weit weniger
zu einer Entstellung von Thatsachen mich veranlafst hat.
Erst am Schlüsse des Druckes dieser Schrift fühlte
ich, dafs die Krcybithsche Charte des Pilsener Kreises
nicht ganz für das Verfolgen einer so detaillirten Be-
schreibung, wie der hier gegebenen von der Umgegend
vonNebilau und §tienpwitz zureichen dürfte. Jch habe des-
halb nachträglich eine einfache Skizze der erwähnten Gegend
beigefügt. Für die erste Abhandlung reichen die Blätter
Dresden, Zittau, Teplitz der geogn. Charte von Sach-
sen upd Schlesien, die jetzt bei Simon Schropp und
Comp, in Berlin erscheint und eine Fortsetzung der vom
Herrn Professor Hoffipann herausgegebenen Charte
vom nordwestlichen Deutschland bildet, vollkommen hin.
ln Hinsicht dieser Blätter mufs ich noch anführen, dafs
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auf ihnen die Granitgränze w^ifc richtiger, wie auf irgend
einer anderen früher erschienenen geoguostiscben Charte
eingetragen ist, ,
Es - war mir bei der Zusammenstellung der Notizen
über das Vorkommen der Granaten .in Böhmen unbe.-
kannt, dafs der Graf Sternberg .eine ähnliche bereits
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vor einigen Jahren in . den Verhandlungen des böhmi^
sehen Museums z ) bekannt gemacht hatte. Doch sehe
ich, dafs die meinige mehrere Fundörter des Granats er*
^ wähnt, die in dem Sternbergschen Aufsatze ff^len.;
Einige Notizen in dieser Schrift- sind einem Reise*
berichte entlehnt, welchen bereits im Jahre 1814 der
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jetzige Berg und Salinendirektor Martini in . ‘V^fil T
belmgiücksbrunn nach einer für die Vervollständigung
der geognostischen Landesaufnahme Sachsens angestellten
1 Untersuchung abgefafst hatte. . Mehrere andere habe ich
von Herrn Professor Hoffmann erhalten, dem iqh mich
überhaupt, sowohl wegen der mir uneingeschränkt ge-
statteten Benutzung seiner Tagebücher, wie durch die
vielfache Belehrung während des Ausarbeitung dieser
Schrift, zu besonderem Danke verpflichtet fühle,
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>) Jahrg. 1827, Bd. II, S. 63 — 67 und 81 — 85.
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Berlin den 26. Juni 1835.
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Inhalt.
Seite
I. Ueber die Lagcrungsverhältnisse der Grilnsandformation
in Bezug auf den Granit und Porphyr zwischen Meissen
und Tcplitz . 1
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II. Das Granitgebirge zu Ncbilau bei Pilsen 184
III. Bemerkungen 213
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)
X
I.
Ueber die Lagerungsverhältnisse der
Grünsandformation in Bezug auf
den Granit und Porphyr zwischen
Meissen und Teplitz.
Die genauere Untersuchung der Grünsandformation in
Sachsen und Böhmen, da wo dieselbe wie bei Meissen
und Hohenstein mit den Syeniten und Graniten oder
wie bei Teplitz mit den rothen, quarzführenden Porphyren
unmittelbar gränzt, hat in den lefzten zehn Jahren Re-
sultate ergeben, die durchaus von den bis dahin allge-
mein angenommenen Lehren über die Altersverhältnisse
der Granite und Porphyre abwichen und deshalb von
den Beobachtern als wichtige Beläge für das neuere Ent-
stehen der Gebirge mittelst Emportreten aus dem Inneren
der Erde angesehen wurden. So beschrieb Herr Pro-
fessor Weifs zuerst eine unzweifelhafte Lagerung des
Granits über dem Plänerkalke bei Weinböhla und
i
erwähnte nach den Angaben des Steigers Starke zu
Hohenstein eines ähnlichen Vorkommens bei letzterer
Stadt, nämlich einer Bedeckung des Quadersandsteinä
durch den Granit in den Kalkbrüchen am linken Ufer
der Polenz *). Die Schilderung sowohl, wie die beige«
Karsten Archiv für Bergbau und Hüttenkunde, Bd, XVL S. 1 bis
16 und Archiv für Mineralogie, Geoguosie u, s, w., Bd. J, S.
155 bis 160,
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fügte von Carus gezeichnete Ansicht des Steinbruchs
von Weinböhla und die vom Ober-Lieutenant von Gut-
bier entworfene Skizze der Lagerungsverhältnisse von
Hohenstein waren vollkommen geeignet, jede Vermu-
thung einer hier obwaltenden Täuschung zurückzuweisen.
Später als Herr Professor Weifs seine Darstellung ge-
geben' hatte, wurden auf Veranstaltung des Oberbergamts
zu Freiberg in der sächsischen Schweitz mehrere Schürf-
vcrsuche auf Kalk und zwar die ersten im Jahre 1828,
Hohenstein gegenüber, am rechten Ufer der Polenz an-
gestellt. Sie ergaben nach der Mitlheilung des Berg-
meisters Grafen Holzendorf und des Geschwornen
Lose zu Altenberg an Herrn Klipp st ein ein durchaus
ähnliches Resultat *). Der Granit fand sich nämlich auch
hier über dem Quadersandsteine gelagert. Der Erschei-
nungen von Weinböhla wurde erst wieder im Jahre
1830 bestätigend durch Herrn Professor Naumann ge-
dacht, der sich zugleich das Verdienst erwarb, bei Obcr-
auc einen dritten Punkt" aufzufinden, an dem die Be-
deckung des Pläners durch den Granit eben so deutlich
wie bei Weinböhla zu Tage liegt 2 ). Das übereinstim-
mende Zeugnifs der genannten drei ßeobachter musste
demnach das positive Factum für die Geognosie feststel-
len, dafs ein Theil der granitischcn Bildungen Sachsens
jünger seyn könne, wie die Kreide und die ihr zugehö-
renden Sandsteine.
Einige Eigen thümlichk eiten der Auflagcrungsfläche
des Granits, die sich ihm bei der genaueren Untersu-
chung derselben zu Weinböhla und Hohenstein ergeben
batten, benutzte Herr Professor Weifs auf eine sehr
interessante Weise zu einer weiteren Begründung der
Ansicht, dafs der Granit selbst noch die Glieder der
*) Leonhard Taschenbuch für Mineralogie, Jahrg. 1829, S. 507
bis 515.
a ) Poggendorf Annalen der Physik und Chemie XIX, S. 437
bis 439.
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Grünsandfonnation, die er an den genannte^ Orten jetzt
bedeckt,, . bei seinem Emportreten aus dem Innern der
Erde durchbrochen habe. Es findet sich nämlich, so-
wohl zwischen dem Granite und dem Plänerkalke
zu Weinböhla, wie zwischen dem Granite und dem Qua-
dersandsteine zu Hohenstein, eine dunkle Letten -
(Mergel) Schicht vor, in der bei letzterer Stadt nach
der Angabe des Steigers Starke der Kalkstein fragmen-
tarisch eingelagert liegt Ein so auffallendes Vorkommen
von Bruchstücken auf der Scheide der jüngern Gebirgs-
glieder und des Granites, und zwar noch dazu von sol-
chen, deren oryctognostische Eigenschaften vollkommen
von denen des gewöhnlichen sächsischen Pläners abweichen,
und selbst auf eine Bildung des Kalksteins in einer weit
älteren Epoche hinzuweisen scheinen, gab Herrn Pro-
fessor Weifs Veranlassung, den Ursprung der Letten-
schicht aus einem mechanischen Reibuugsprocesse bei
dem Durchbrechen und Emporquellen des Granits her-»
zuleiten, den Kalkstein selbst aber als die Fragmente einer
gröfseren mit demselben gleichartigen Ablagerung unter
dem Pläner, auf jeden Fall also als die Reste einer altern
Bildung, wie der Pläner anzusehen. Aus dieser Ansicht
musste aber unmittelbar folgen, dafs man die jetzige La-
gerstätte des Hohensteiner Kalkes nur als eine se-
cundaire anzusehen habe, in welche erst die Bruchstücke,
bei dem Durchbrechen der Grünsandformation, längs den
Wänden des Durchbruchs geschoben wären, eine Folge-
rung, die in der That durch die spätere Untersuchung
der Versteinerungen in dem Kalke durch den Grafen
Münster und Leopold von Buch eine gewichtige
Stütze erhielt. Der Erstere fand nämlich, dass die Petre-
facten sämmtlich dem Inferior Golilh *), oder, wie er
*) Ke ferst ein geognostisches Deutschland, VII., 1 — * 6.
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später erklärte *), zum Theil* auch den mittleren La-
gen der Juraformation angehören. Leopold von Buch
zeigte dagegen 1 2 ), dafs der Hohensteiner Kalk nur durch
solche Versteinerungen charactcrisirt wird, die in Franken
und Schwaben dem Coral Rag eigentümlich sind, dafs der
unter dem Kalke liegende Sandstein die Petrefacten des
Oxford Clay enthalte, und dafs also beide Gebilde nur
der Mittlern Juragruppc zugerechnet werden dürften.
Die Richtigkeit der Theorie des Herrn Professor
Weifs glaubte Naumann durch seine Beobachtungen
an andern Punkten bestätigen zu können; auch Klipp-
stein schlofs sich ihr im Ganzen an, obwohl er einige
Thalsachen mitthcilte, die man bei den kurz vor-
her erst begonnenen Schürfversuchen beobachtet hatte,
und die derselben nicht günstig schienen.
Die vollständigsten Data indess über die Lagerungs-
verhältnisse des Granits an der Elbe sind erst in der neuesten
Zeit gegeben und von den zwei entgegengesetzten Stand-
punkten erklärt worden, von denen aus man jetzt in
der Geognosie die Bildung des Granits zu betrachten
pflegt.
Schon im Jahre 1830 behauptete nämlich Herr Pro-
fessor Naumann im Granit von Zscheila und im Sye-
nit des Plauischen Grundes eingeschlossene Bruchstücke
des Pläners mit den characleristischen Versteinerungen
desselben gesehen zu haben, eine Angabe, die hinsicht-
lich Zscheilas Herr von Ezquerra in einer Mitlheiluug
an den Gehcimenrath von Leonhard 3 ) bestätigte. Im
verflossenen Jahre nun gab Leonhard selbst eine aus-
1 ) Leonhard und Bronn neues Jahrbuch für Mineralogie,
Jahrgang 1834. S. 133.
2 ) Leonhard n. Jahrbuch 1834. S. 532 — 34.
3 ) Leonhard Lehrbuch der Geologie und Geognosie 1833,
S. 176.
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führliche * Darstellung: T dieses * Vorkommens 1 ) zugleich
mit einer Hypothese, durch welche das Problem gelöst
werden sollte, warum bei Zscheila der Pläner den Gra-
nit decke, 1 umgekehrt • aber bei Weinböhla selbst von
demselben bedeckt werde. ? Seine Darstellung stützt sich
gröfstentheils auf die Mittheilung des Dr. B. Cotta,
der bei seiner Untersuchung des, linken Elbufers zwi-
schen ..Grofsenhayn, Moritzburg und Meissen, behufs
Vervollständigung der geognostischen Landesaufnahme
Sachsens, häufiger Gelegenheit halte, die Lagerungsver-
hältnisse von Weinböhla zu untersuchen; seine Hypothese
dagegen war ganz auf die Principien der Erhcbungs-
Iheorie gegründet.
Eine aus amtlicher Quelle geflossene und deshalb
vorzüglich schätzbare Mittheilung über die Ergebnisse
der späterq Schürfversuche zwischen Lohmen und Hinter-
Hermsdorf verdankt dagegen dieGcognosie Herrn Professor
Kühn in Freiberg 2 ), der, im ganz entgegengesetzten
Sinne ’ wie Leonhard, das . durch die Schürfversuche
auf der ganzen Gränze constant befundene Lagern des
Granits auf, dem Pläner und Quadersandsteine dadurch
erklärt, dass das Eibthai einst eine Meerenge gewesen
sey, deren unterwaschene grauitische Klipp enräuder durch
die später niedergeschlagenen Grünsandbildungen ausge-
füllt wären. Zu einer solchen Eiklärungsweise musste
Herr Professor Kühn veranlasst , werde#, „weil das Er-
scheinen des Granits im Hangenden der Kreide nun nicht
mehr zu bezweifeln war, das Auftreten hingegen dessel-
ben in einer so späten Bildungsperiode der Erdober-
fläche, mit den Wernerschen noch von Herrn Professor
Kühn festgchaltcncn Grundsätzen, im volikommnen Wider-
') Leonhard J. f. M. l&M. S. 127 — 150.
2 ) Handbuch der Gcognosie 1833. S. 737 — 754 und p. 1013 und
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Spruche steht. Inclefs halte schon früher Klipp st ein
eine der eben angeführten ganz ähnliche Erklärung von
den Verhältnissen bei Hohenstein gegeben, von der ohne
Zweifel auch der Hauptgedanke aus Sachsen x ) stammt.
Noch vor Bekanntmachung der ersten Weifsschen
Abhandlung, nämlich im Jahre 1825, suchte Naumann
Phänomene, die er bei Teplitz beobachtet hatte, gleich-
falls durch Hebung und zwar des rothen quarzführenden
Porphyrs zu erklären. In Leonhard’ s Taschenbuch
für 1825 S. 289 — 306 machte er nämlich bekannt, wie
der Hornstein, der die Versteinerungen des "Pläners
führe, und Porphyr in der nächsten Umgegend von Tc*>
plitz in einander übergingen, oder gegenseitig Verflech-
tungen bildeten. Bewogen vielleicht durch die damals
noch ganz neuen Ansichten Leopolds von Buch über
die Entstehung des Dolomit aus dem Kalke durch! Auf-
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nähme gasförmiger Magnesia, sah Naumann die Hörn-
steine für durch Sublimation der Kieselsäure silicificir-
ten Pläner an und sprach sich bestimmt dahin aus, der
Pläner sey hier das ältere Gebilde, der Porphyr das
neuere, jener eine neptunische, dieser eine pyrische Bil-
dung, beide aber wären im weichen Zustande bei der
Emportreibung des Porphyrs in Berührung gekommen
*) Leider kam die Geognosie Kuhns mir erst rach Beendigung
meiner Untersuchung zur Hand. Es war mir daher nicht mehr
möglich, mich von der Bedeckung des Granits durch den Sand-
stein an der Weifsbach und an dem Steinberge selbst zu über-
zeugen <K ühns Geognosie S. 1013); indess glaube ich, dafs ander
Richtigkeit des Fnctums nicht im mindesten zu zweifeln ist, da auch
der Obersteiger Hengst zu Berggießhübel, **in unterrichteter und
zuverlässiger Mann, der die Schürfversuche im amtlichen Aufträge
geleitet hatte, mir später vollkommen dasselbe Resultat mitgelhcilt
hat. Es wäre sehr zu wünschen, dafs das Königlich Sächsische
Oberbergamt den Erfolg der mehrjährigen Untersuchung veröf-
fentlichte. Die Geognosie hätte sich durch die Bekanntmachung
der genauesten und sichersten Data zu erfreuen, die jetzt, da
die sämmtlichen Schürflöcher zugeworfen sind, kein einzelner
Beobachter mehr zu beschaffen im Stande ist.
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und hätten an der Gränze die Anastomosen gebildet, die
er bei Settenz, am Kopfhübel, bei Nieder-Schönau be-
obachtet zu haben angiebt. Schon vor Naumann hatte auch
Pusch das Nebeneinandervorkommen des rotlien Por-
phyrs und des versteinerungsreichcn Hornsteins bei Teplitz
gesehen, aber er machte seine Beobachtungen erst später be-
kannt 1 ), ohne sich jedoch für die das Phänomen erklärende
Hypothese Naumanns bestimmt zu entscheiden, die
ein grofses Vertrauen für ihre Richtigkeit hingegen sich
erwerben musste, als ihr auch Professor Zippe in Prag,
in seiner geognostischen Darstellung Böhmens 2 ) Beifall
schenkte. Nicht minder sind die Ansichten Naumanns,
wie ich erfahren habe,' von Reufs in seinem nachge-
lassenen vollständigen Werke über Teplitz, das näch-
stens bei Modau in Leitmeritz erscheinen wird, gebil-
ligt worden. srmVibi W
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Die Grünsandformation tritt an beiden Ufern der
Elbe zwischen Meissen und Teplitz, theils als eiue rein
kalkige Bildung auf, wie bei Weinböhla, zu ‘Strehla bei
Dresden, zu Lukowitz bei Marientheresienstadt, zu Turn
und Hundorf am südlichen -Fufse des Erzgebirges, oder
als rein kieselige (Quadersandstein in der sächsischen
Schweiz), oder endlich als Gemenge von Kieselerde und
kohlensaurem Kalke; und zwar dann besonders ausgedehnt
in dem Becken derEger und auch bei Dresden, wo diese Bil-
dung unter dem Localnamen Pläner bekannt, schon vor
mehr als achtzig Jahren durch Hclk und H offmann, na-
mcntlich in Bezug auf die zahlreichen in ihr befindlichen
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')
2 )
Leonhards Taschenbuch f. 1826 S. 530 — 533.
Ucbersicht der Gebirgsfonnationcn in Böhmen. Besonderer Ab-
druck aus den Schriften der böhmischen Gesellschaft der \Visscu-
schäften für ; iS3i. S. 67. • ' • • ■ *
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Versteinerungen beschrieben wurde *)., Die Ausdeh-
nung und Mächtigkeit der Kieselbildung ist bei weitem
gröfser, als die der beiden andern, da sich diese nur
in den tiefem Niveaus ihrer Ablagerung erhalten zu
haben scheinen. Es beträgt nämlich die gröfste Mäch-
tigkeit des Pläners nach Zippe in Böhmen nur
70 — 100 Fufs; in Sachsen war das Maximum be-
deutender und zwar zu 230 Ellen beim Bohren eines ar-
tesischen Brunnens auf dem Antonsplatze zu Dresden,
gefunden worden. Der Sandstein erreicht dagegen an
der Sächsisch-Böhmischen Gränze eine ansehnliche Höhe
und giebt überhaupt dem Niveau der Feldspath halten-
den Gesteine im östlichen Erzgebirge, an die er sich bei
Peterswalde und Nollendorf anschlicfst, wenig nach. Die
höchsten Punkte des Quadersandsteins sind, wie be-
kannt, der grofsc Winterberg und grofse Zschirnstein
(beide 1716 Par. F.) 2 ), der kleine Winterberg (1556
Par. F.) und der Schneeberg (2208 Par. F.). An
verschiedenen Punkten bedeckt der Sandstein sichtbar
den Granit; dies ist namentlich zu Kutschken unterhalb
Tetschcn der Fall, wo der Granit an beiden Elbufern
unmittelbar unter dem Sandstein hervortritt. Eben so
sieht man die Auflagerung des Pläners auf dem Porphyr in
derUmgegend von Teplitz, die des Pläners auf dem Granit
bei Kausche, südlich von Dresden, endlich die auf dem
Syenit im ■ Plauenschen Grunde. Auch auf dem rech-
ten Elbufer findet man ganz ähnliche Bedeckungen des
Prof. • Helk Nachricht von den Versteinerungen um Dresden
und Pirna im Hamburger Magazin v. 1753. IV. Bd. S. 530
— 38. (Ilelk erwähnt den Namen Planer noch nicht).
C. G. Hoffmann Abhandlung vom Plauischen Giund
bei Dresden und denen daselbst, auch einigen andern Orten dort-
herura, gefundenen versteinerten Sachen, in Grundigs neuen
Versuchen nützlicher Sammlung zur Natur- und Kunstgeschichte,
sonderlich von Obersachsen, XUL Th. S. 51 - — 84; und ebenda:
Fortgesetzte Nachricht vom Plauischen Grunde, XIV. Tb. S. 95
— 106.
*) Mittheilungen des Sa chsischen statistischen Vereins, lstes Hft. S. 7.
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Granits durch den Planer, und zwar zu Zscheila, nicht
minder des Syenits zu Niederfähra bei Meissen. Das
umgekehrte Verhältnifs dagegen ist deutlich bei Ober-
aue und Weinböhla zu beobachten; eben ..so zeigt
es sich überall auf der Gränze der Granite und Sand-
steine von Pilnitz bis Hinterherrasdorf. —
* Ich werde zuerst die Lagerungsverhältnisse derjenigen
granitischen, und porphyritischen Bildungen beschreiben,
die älter : sind als die : Grünsandformation, dann aber
die des Granits und Syenits von jüngerem Alter. >
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1. Aeltere Granite und Porphyre.
a) Zscheila. . . : -
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Zwischen dem kleinen Gebirge, auf dem Niederfähra
Meissen unmittelbar gegenüber auf dem rechten Elbufer
liegt, und dem Abfalle des Oberlausitzer Granitplateaus
in) das Elbthal befindet sich eine flache, hügellose, durch
mehrere;* Bäche durchschnittene Ebene, die sogenannte
nasse Aue. Ihre gröfste Breite besitzt sie in ihrer wei-
teren südlichen Erstreckung zwischen Zaschendorf und
Weinböhla. Die Abhänge des Niederfähraer und Spaar-
Gebirges, wie des Oberlausitzer Plateaus fallen; ziemlich
steil in sie hinab* und sind entweder syenitischer oder
granitischer Natur.
Das.erstere ist unter andern > bei Niederfähra und
Weinböhla, das zweite hingegen im Spaargebirge, , bei
Zscheila. und Oberaue der Fall. Im Granite des Spaar-
Gebirges findet sich der Glimmer sehr häufig, aber auch
Hornblende, obwohl selten; der Granit bei Zscheila und
namentlich in den Steinbrüchen der linken Dorfgasse, so
wie in den niedrigen Granitfelsen rechts vom Dorfe iu
der Ebene zwischen dem Weinböhlacr Fusssteige und
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der Radeburger Chaussee ist durch häufigen schwarzen
-Glimmer charakterisirt; auf dem Wege aber, der aus der
Ebene unmittelbar nach der Kirche von Zscheila hinauf-
führt, dem 'von- Leonhard so genannten Schulwege, be-
steht der Granit fast nur ausFeldspath und rauebgrauem,
glasglänzendem Quarz, ohne Spur eines Ueberganges
des letztem in den Hornstein; nicht häufig ist hier ein
grüner chloritischer Glimmer eingemengt, noch seltener
Hornblende. : Bei Öberaue ’ enthält der Granit ‘ fleisch
und an : manchen Stellen schön rosenrothen Fefdspatb,
wenig Glimmer; wo der letztere häufiger auftrilt, ist er
grünlichgrau. Unterhalb Zscheila selbst steigt der
Rand der Ebene sehr steil auf. Man hat deshalb, zum
bequemeren Ersteigen der Höhe in der Hälfte des Schul-
weges Stufen in den Granit eingehauen, an denen un-
mittelbar, und zwar rechts für den Aufsteigenden, sich
die von Naumann zuerst gesehenen und von Leon-
hard ausführlich beschriebenen .. Einschlüsse des Pläners
im festen Granit vorfinden. Ueber die Gestalt dersel-
ben und ob sie wirklich damals, als Leonhard die
Stelle sah, (im Herbste 1833,) durchaus nur vom Granit
umschlossen- waren, ohne • Verbindung mit der Pläner-
decke, die ‘zunächst oberhalb der Einschlüsse auf dem
Granit vorgefunden wird, vermag ich nicht zu entschei-
den, da es mir bei meiner ersten Anwesenheit in Zschei-
la, einige Wochen nach der Leonhards, leider nicht ge-»-
lungen war, die Einschlüsse aufzufindcn. Im vergangenen
Jahre ist,- auf Veranlassung mehrerer Geognostcn, na-
mentlich auch in Gegenwart -des Herrn Alexander von
Humboldt,: gesprengt und dadurch das von jenem
gegebene Bild der Stelle gänzlich verändert wor-
den. Bei meinem zweiten Besuche Meissens Ende Sep-
tember 1834, fand ich in der Aushöhlung, die durch wie-
derholtes Sprengen entstanden war, drei distinct verschie-
dene Plänereinschlüsse ; • zwei davon und zwar die gröls-
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II
ten befanden sich in der Rückwand, die dritte aber,
eine rundliche i Masse von Kinderkopfgröfse; in ’ der
rechten Wand der Aushöhlung. Ein genaues Bild der
Einschliefsüngsweise der drei Massen, wie ich es vor-
fand, gifcbt »Figur 1. — 4 In ihr ist aa die senkrechte,
etwa drei Fufs hohe, granitische Rückwand des Spreng-
loches^ hh der obere * horizontale, mit 3 Zoll hohem
Pläner bedeckte Theil derselben ; c und d die beiden
gröfseren eingeschlosseneü Partien; e, i fünf
kleinere erhabene Theile der- granitischen- Fläche unter-
halb der : Plän erdecke b b, ■ die in ihr hervortreten und
deren Zwischenräume also >mit Pläner ausgefüllt sind.
Die weitere’ Erstreckung des letzteren nach ; der den
Schulweg ‘ rechts begränzeriden 'Weinbergsmauer verbirgt
sich -* unter ; ^der Dammerrde ; 11 : >k ist eine^ : jenen fünf
ähnliche und ebenfalls " etwa 3 Zoll hohe Emporragung
des horizontalen Theils der Rückwand, deren Unmittel-
barer Zusammenhang mit dem senkrechten Theile l klar
zu Tage liegt; m n ist ein schmaler, von oben nach
der Mitte sich verengender, noch tiefer aber wiederum
sich erweiternder, spaltenartiger, mit Plänermassc (die
sich von dem angränzenden rothen Granite > durch ihre
Farbe auf das schärfste unterscheidet) ausgefüllter Canal,
der vollständig darthut, wie der früher leere Raum c
von oben her seine Ausfüllungsmasse erhielt. Auf der
rechten Seite von c zieht sich ebenfalls ein Canal : mit
der Masse-von bb angefüllt und nach unten verengend
dem Einschlüsse c zu; er bricht ab, so dass die Ver-
bindung mit einem ihm von c aus entgegenkommenden
gleichfalls mit Plänermasse erfüllten Aste nicht vorhanden
war. Doch sprach ein feiner, deutlich zu . verfolgender
Rifs im -Granite;* der beide Aeste verband, dafür, dafs
ein Zusammenhang der Ausfüllungsmassen entweder wirk-
lich schon weggesprengt war oder, wie wahrscheinlicher
schien*; noch verdeckt lag. Diese letztere Vennulkung
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wurde in der Tliat bei eitlem dritten Besuche Zscheilas,
im November 1834, auf das vollständigste bestätigt. Es
fand sich nämlich nunmehr; da man die Stelle seit dem
Bekannt werden des Leonhard sehen Aufsatzes häufig
besucht und leider vielfach . mifshandelt, so dafs bald
keine Spur mehr von den Einschlüssen vorhanden seyn
wird, dafs weiteres Abhauen den deckenden Granit weg-
genommen und die Spalte zu einem vollständigen. r Ca-
nal ganz wie auf der andern, der linken Seite, erweitert
hatte. In dem obern Theile des Canals lag ein weifser
Bollkiesel im Pläner eingeschlossen, der da liegen ge-
blieben war, wo die Enge der Spalte sein weiteres Hin-
abfallen in die Partie c verhindert hatte. ‘Auf der linken'
Seite dagegen war nunmehr der Canal, der früher noch
i Zoll Breite besessen hatte; so weggearbeitet, dass sich
nur noch eine' enge Spalte vorfand, die in der Mitte
eine früher nicht zu beobachtende Ausweitung von J
Zoll Breite darbot. — Der tiefer liegende Einschlufs d
ist ohne * sichtbare Verbindung , mit c. Ein von letz-
terem auslaufendcr, nach unten ebenfalls sich verengen-
der Ast pq, der zwar in q endigt, sich aber in einem
feinen, rechts abgehenden, Aestchen qr noch etwas wei-
ter erstreckt, deutet auf eine- solche Verbindung hin.
Die Richtungen nämlich von pq, wie von qr. sind die,
dafs eine Verlängerung der Aeste noch den Einschlufs d
treffen würde. ' .
Dafs- sich die Plänerdecke bb erhalten und uns
dadurch den Schlüssel: ' zu \ dein . allerdings wunder-
baren Vorkommen der Einschlüsse im Granite gege-
ben hat, liegt in dem Schutze, den sie in idem rechts und
links und auch rückwärts gegen die Weinbergsmauer
aufsteigenden Niveau des Granits gefunden hat. ■ Durch
ihre Lage in einer so von 3 Seiten umschlossenen Ver-
tiefung entging sie der Zerstörung. Wo ein- ähnlicher
Schutz fehlte., und die . Plänerdctjke . vielleicht .zu düuu
9 j
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war, um nicht bald zerstörenden Einflüssen ■ zu wei-
chen * *), findet man den Granit fast überall frei zu Tage
liegen. Erst ■weiter oberhalb hin, sowohl in dem Schul-
wege selbst, als auch in dem den Weg rechts (für den
Aufsteigenden nämlich), begränzenden und unmittelbar
unter der Kirche liegenden grofsen Weinberge zeigt er
sich unter *der Rasendecke .noch 2 — 3 Fuss mächtig
im Hangenden des Granits. In einer noch stärkern Lage
findet- man ihn auf dem östlichen Abhange des Zschei-
laer Hügels, da wo ein Querweg hinter dem Dorfe nach
der Radeburger Chaussee fuhrt; am allermächtigsten aber
neben der Chaussee selbst auf dem südlichen Abhange.
Hier ist der Pläner in horizontalen Bänken deutlich ge-
schichtet; keine Spur von Zerbrechung oder Störung
der Schichten deutet auf eine gewaltsame Veränderung
seit der Ablagerung des Pläners.
Durch welche Ursachen nun die Aushöhlungen im
Granite, ehe sie von der Plänermasse erfüllt wurden,
entstanden sind, läfst sich nicht wohl erklären. Gewifs
scheint aber die Seltenheit eines solchen Vorkommens
(beim sorgfältigsten Nachforschen an allen Felswänden
von Zscheila fand ich nicht die mindeste Spur ähnlicher
Einschlüsse) dahin zu deuten, dafs zu der Entstehung der
Höhlungen eine ganz besondere und wahrscheinlich nie zu
cnträthselnde Ursache gewirkt hat. Es ist indefs auch wohl
, ' j
*) Der Zerstörung unterliegt er an vielen Stellen. Der dein hiesigen
durchaus ähnliche Pläner von Niederfähra zerfällt, ■wenn er beim
Absenken von Rebenstöcken ausgegraben und an die Luft ge-
bracht wird, nach der Versicherung der Weinbergsarbeiter in
sehr kurzer Zeit. In den Planerkalkbruchen zwischen Gcblitz
* und -Rochow, südwestlich von Marientheresienstadt .in Böhmen,
zeigen die Wände längerer Zeit nicht betriebener Steinluüchc
Sprünge und Auflösungen des Gesteins, einer Zertrümmerung gar
nicht unähnlich; seihst nicht allzulange Zeit der Luft ausgesetzte
grolse gebrochene Blöcke des Gesteins zerspringen in unzählige
schiefrige Fragmente, die bald auseinander und endlich in Staub
zerfallen. Vollkommen derselbe Einfluss der Witterung ist auch an der
einige Jahre hindurch unbenutzten nördlichen Wand des Eckcrt-
schcn Kaikbruchcs zu VVeinbohla recht schön za beobachten.
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möglich, dafs die Bildung der früher : leeren Bäume im
Granit nur allein |in der localen giofsern Zerstör-
l)arkeit des . Granits zu suchen ist; . wenigstens spricht
für die Richtigkeit dieser Vermuthung der ungemein auf-
gelöste, der Porcellanerde ähnliche Zustand des Feld-
spaths und des Glimmers nahe den Berührungspunkten
mit den Plänercinschlüssen, da ein solcher an den be-
ständig der Einwirkung der Atmosphäre ausgesetzten
'Wänden des Zscheilaer Hügels sonst nicht zu finden ist.
Dafür spricht ferner auch das Vorkommen der langen, ziem-
lich senkrechten und mit Kalkmasse ausgefüllten Spalten
im Winklerschen Bruche am Canapee unterhalb Töit-
schen im Plauenschen Grunde. In .diesem Bruche näm-
lich ist der Syenit sehr mürbe und zerklüftet; wo er
dagegen frisch und zusammenhängend auftritt,. wie in
dem benachbarten gröfsern zunächst der Neumühle, fin-
det sich keine Spur solcher Gänge.
Der bei Zscheila anstehende Pläner ist lichtgrau,
doch dunkler als der von Oberaue, von erdigem dich-
ten Bruche, zeigt mitunter grüne eingesprengte Punkte
von kiesclsaurem Eisenoxydul, selten aber Versteinerun-
gen. Die Masse der Einschlüsse ist, wie auch schon
Leonhard bemerkt hat, auffallend von der des an-
stehenden Pläners verschieden. Sie ist meist dun-
kelbraun, enthält sehr reichlich eingesprengte Punkte
der grünen Masse, die mitunter auch den Ueberzug der
in den Einschlüssen vorkommenden Versteinerungen bil-
det; häufig ist sie krystallinisch, wie wahrer Ur-
kalk, und dann von lichtgrauer Farbe. — Der un-
mittelbare, vorhin beschriebene Zusammenhang der Ein-
schlüsse mit dem den Granit bedeckenden Pläner und
die von Bronn bestimmten Petrefacte heben jeden
Zweifel an die Gleichzeitigkeit der Bildung der Ein-
schlüsse und der Ablagerung der Grünsandformalion
selbst. Dagegen ist die ungemeine Anhäufung der durch-
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aus wohlerhaltencn Versteinerungen in der Masse der i
Einschlüsse recht auffallend. Kein anderer Punkt, weder in
Sachsen noch in Böhmen, zeigte mir auf einem so klei-
nen Raume ähnliche Mengen derselben. Man sieht sich
zu der Ueberzeugung genöthigt, wenn man diese localen
Anhäufungen der Petrefacten mit der Sparsamkeit ihres
Vorkommens in dem anstehenden Pläner vergleicht, dafs
die Bildung der Mollusken in den fast geschlossenen,
vor Stürmen gesicherten, hohlen Räumen im Granit vor-
zugsweise begünstigt war. Die vollkommene Erhaltung
der Steinkerne in ihren feinsten Theilen, ohne die min-
deste Spur von Zerstörung, beweist dafs die organischen
Wesen durchaus nicht, wie etwa Gerölle, vermöge der
Canäle in die hohlen Räume des Granits hineinge-
schwemmt seyn können, eine Vermuthung, die sich schon
als unbegründet erweist, wenn man die Gröfse der Stein-
kerne mit den schmalen Durchmessern der jetzt noch
vorhandenen Zugänge vergleicht, sondern dafs die Zschei-
Iaer Mollusken, wie eine Welt im Kleinen, in den Räu-
men erzeugt sind, sich dort entwickelt und vorzugsweise *
zahlreich fortgepflanzt haben.
Zu dieser Ansicht muss jeder unbefangene Beobach-
tnr hingeführt werden, der Gelegenheit hat, sich zu über-
zeugen, dafs das Auftreten der Petrefacten bei Zschcila
auf ganz ähnliche Weise auch an anderen Punkten sich
wiederholt. So bemerkte schon Tauber x ) das vor-
züglich häufige Vorkommen der Muscheln in dem Pläner
zwischen den Syenitklippen des Plauenschen Grundes
und namentlich da, wo der Pläner als Bindemittel von Frag-
menten auftritt. Ebenso Putsch * 2 ) und Kuh n 3 ). Inder
That war ich, ohne von diesen Angaben Kenntnifs zu haben,
*) Becker Beschreibung des Plauenschen Grundes, 1799, S. 7
und 9.
.*) Beobachtungen über den Granit, Dresden 1803, S. 351,
3 ) Geognosie, S. 743.
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und schon vorher, ehe ich das Vorkommen bei Zscheila
kannte, überrascht norden, als ich zuerst bei Teplitz,
dann auch auf der Höhe von Töltschen und gegenüber
der Plauenschen Mühle im Grunde gleiches Namens
ganz ähnliche Phänomene vorfand, die ich später be-
schreiben werde. Ich sah nämlich, wie entweder reiner,
dichter Quarz oder eine der Zscheilaer ähnliche Masse
(Töltschen) oder körniger Kalk (Plauensche Mühle)
oder endlich Hornstein (Teplitz) lose Fragmente von
Syenit oder Porphyr zu einer Masse verkittet oder auch
Spalten im anstehenden Gesteine ausfüllt, und dafs dann
die Ausfüllungsmasse durchaus von Petrefacten erfüllt
war. Leider entzieht die Natur des Elements, in dem
die Mollusken leben, sie zu sehr unserer Beobachtung,
um bestimmt anzugeben, welche Gestaltungen des Meer-
bodens in unseren jetzigen Meeren die einzelnen Gat-
tungen besonders gern zum Aufenthaltsorte wählen ').
Von sehr wenigen sind wir hierüber genau unterrichtet,
und dennoch zeigt der Vergleich der Gattungen der
noch jetzt in Felsspalten lebenden Mollusken mit den
in den Spalten bei Teplitz und in den Einschlüssen bei
Zscheila sich vorfindenden Steinkernen, dafs Individuen
wenigstens einiger Gattungen, wie z.B. von Terebratula,
Turbo und Pecten, sich ziemlich standhaft in der Wahl
ihrer Aufenthaltsorte bewährt haben. Dasselbe möchte
für die Corallolden gelten. Herr von Olfers 3 ) führt
nämlich unter anderen von dem aus sehr quarzigen Saud-
steine
Doch glaubt der Neapolitaner Costa als Resultat seiner Untersu-
chungen auf Pantellaria und an anderen Küsten des mittelländi-
schen Meeres gefunden zu haben, dafs die Bivaiven vorzüglich an
sandigen und schlammigen Ufern wohnen, die Gasteropoden da-
gegen sich Felsen zura Zufluchtsort wählen, ja er behauptet so-
gar, dafs man aus dem numerischen Verhältnisse der einen oder
• der anderen Gattung von Schalthieren auf die Beschaffenheit der
Küsten seihst zurücLzuschliefscn vermöge (Osservazioni zoologiche
intorno ai Testacei deil’ Isola di Pantellaria, Napoli 1829, S. 4).
J ) Karsten Archiv für M. G. u. II. IV, 179* *
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steine bestehenden Kästenriffe bei Bahia an, dafs in sei-
nen Ritzen ganze kleine Colonien von Schalthiercri le-
ben. Er beobachtete von den letzteren in den Ritzeri
zwischen winzigen Fucoiden, Coralloiden, Flustren
(Eschara findet sich sehr häufig in den Porphyrspalteri
hei Teplitz vor) vor allem in Menge Baianus porosus
und Turbo ziezac ( Phasianella lincata Lamarck), Fer-
ner erwähnt Poli mehrere Species von Mollusken, die
stets in Felsspalten und unter Klippen leben ; diefs ist nach
ihm mit Donax Irus *) (Fenerupis Irus Lam.) und be-
sonders mit mehreren Arten von Mytilus, * z. B. barba -
tus 2 ), minimus 3 ), ferner mit Chama grypho'ides 4 )
und Area Noe der Fall, Angaben, die Herr Dr. Phi-
lipp! in Cassel, wie derselbe mir gütigst mrttheilt, bei
seinem längeren Aufenthalte an der Küste von Neapel
und Sicilien vollständig bestätigt fand. So fand Herr
Dr. Philippi auch, dafs Hiatella arctica, Cardita sul-
cata, trapezia, calyculata, Area lactea, scabra( Poli),
imbricata (Poli), die übrigen Arten von Mytilus und
die meisten von Pccten, Spondylus und Terebratula
ebenfalls zu den Felsspaltbewohnern gehören. Auf ganz
ähnliche Weise mögen die unermesslichen Anhäufungen
der Steinkerne von Mollusken, Radiarien, Zoophyten in
dem sogenannten mittelländischen Kalksteine bei Nizza,
der nach Rissos Darstellung 5 ) die Spalten des dichten
Jurakalkes am dortigen Schlofsberge ausfüllt, sich noch
an demselben Orte befinden, der einst den Mollusken
selbst während ihres Lebens zum Aufenthalte diente *).
*) Poli Testacea utriusüue Siciliae eorumque historia et anatome.
Parma 1791 u.95. 11,211. *)l.c.H,211. 8 ) l.c. 11,209. 4 )1. c.II,123.
5 ) Leonhard Taschenbuch 1824, 56 u. 62.
6 ) Ein den hier berührten Verhältnissen sehr analoges und merk-
würdiges Beispiel aus einer höheren Thierklassc wurde 1819 in
Berlin durch den Herrn Bauinspector Schwan beobachtet. Bei
dem Neubau nämlich des Grundwerkes der Berliner Mühle auf
dem Mühlendamme fand man in einem durch Spundwände abge-
schlossenen, ziemlich engen Raume einige dreifsig Welse theil-
weise von der Lfinge eines Armes. Die Pfahle der Spundwände
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Die Ausfüllung der Versteinerungen ist, wie schon
Bronn angibt, eine weifsiieh graue, krcidearlige Masse»
mitunter aber völlig krjstallinisch körniger Kalkstein.
An einem Stücke sah ich die Schale einer Bivalve,
wahrscheinlich einer Terebratel, fast ganz mit einem Gra-
nitfragmentc ausgefüllt; nur zeigte sich bei genauerer
Besichtigung zwischen der Schale und dem Granit noch
eine Lage von der kreideartigen Masse. Man wäre hier
fast in Versuchung, an eine spätere Ausfüllung der
Schale durch den Granit selbst zu denken, so genau
schliefst er sich an die Contouren derselben an, wider-
sprächen einer solchen Vermuthung nicht alle übrigen
Verhältnisse.
Aufser den Versteinerungen finden sich in den Ein-
schlüssen viele Granitfragmente oder isolirte Quarz und
Feldspathpartikeln, häufig auch Rollkiesel, deren Gröfse,
namentlich in den von Herrn v. Humboldt mitgebrachteu
und dem Königl. mineralogischen Museum zu Berlin über-
gebenen Stücken deutlich nachweist, dafs die Zugangs-
kanäle der bereits weggesprengten Einschlüsse von bedeu-
tend gröfserem Durchmesser gewesen seyn müs9en, wie die-
jenigen Canäle, die von mir beobachtet wurden. Nirgends
aber sieht man umgekehrt — das behaupte ich
mit Bestimmtheit — ganz umschlossene Pläner-
schlosscn so eng an einander, dafs sie ntir das Durchstrßmen des
Flufswasscrs und den Zutritt sehr kleiner Fische, keinesweges aber
von Fischen m einer Gröfse, wie die der Vorgefundenen Welse
waren, gestatteten. Es ist also nur anzunehmen, dafs die letzteren
in sehr jugendlichem Alter in den umschlossenen Kaum gekommen
sind, ihn liebgewannen und sich so lange in ihm aulhielten, bis
cs ihnen spater unmöglich war, denselben zu verlassen. Die ver-
schiedene Gröfse der Welse und ihre für den engen Ort bedeu-
tende Anzahl lafst ferner vermuthen, dafs diese an dem Orte selbst
sich fortpflanzten, und dafs die jüngeren den älteren zur Nahrung
dienten. Die Enge der Zutrittsöffnungen scheint nämlich kaum
die Annahme zu erlauben, dafs stets eine genügende Menge von
kleineren Fischen und anderen Nahrungsstoflen in den Raum hin-
eintreten konnte, um den gefräfsigen Raubthieren ihr Lehen zu
fristen.
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stücke im Grani t » ^ Ein solches Verhält nifs spricht
auf das* Unwiderleglicbste für das frühere Entstehen des
letztem Gesteins vor dem der Kreide.- Wäre der Plä-
ner wirklich ein durchbrochenes Gebilde*, - dann gehör-
ten häufige zerbrochene und zerriebene Bruchstücke des
Plänersiin Granit, das Vorkommen von aufsteigenden
Granitgängen in jenem, .namentlich wo derselbe in grö-
fseren Massen . ansteht, » endlich Anastomosen zu den
nothwendigen Folgen!; eines solchen Ereignisses, Er-
scheinungen, : wie jsie Naumann, von. seiner Idee gelei-
tet, bei -Teplitz. gesehen^ zu haben glaubt, von denen
aber »in der That bei Zscheila nicht die mindeste Spur
vorhanden ist. Ich mufs deshalb der Angabe * Leon-
hards; in seinem > Aufsätze S& 144, dafs sich kleine gra-
nitische oder Feldspathadern in die Einschlüsse hinein-
ziehen und mitrder Masse derselben Verflechtungen bil-
den, theilweise auf das * bestimmteste widersprechen , . da
eine solche Angabe in ihrem ganzen Umfange .nicht rieh- >
tig ist. Wenn nämlich auch wirklich ; aus den graniti-
schen Umschlusswänden Vorsprünge in die Einschlüsse
biaeihtreten, die später von j der Kalkmasse, so «.weit sie
frei lagen, umhüllt wurden y so lehrt doch eine nur et-
was genauere Beachtung,.: sowohl ■ amder >Gränze im
Sprengloche selbst, als auch** an den zahlreichen in Ber-
lin deponirten Stücken, dafs » diese Vorsprünge von der
Natur wahrer Anastomosen weit entfernt sind, und dafs
sich nirgends auch nur- die mindeste Spur von Verflech-
tungen, dem Produkte • eines Eindringens des Granits in
die , zerklüfteten Plänerfragmente darbietet. „ , Untersucht
man nun auch die ziemlich häufig in den Einschlüssen
- — i r\ ’ ’ *“• ' t .«•
*) Die Angabe eines alteren gewissenhaften Beobachter«, nämlich von
Potsch (Betrachtungen über den Granit S. 12), ist hier von In-
teresse» Beim Wegbrechen einer Plänerdecke über dem Syenit
von Niederiähra behufs dpr Anlage eines VVei»b ergjas» Sfl h er a ^f
derGränzc beider Gesteine viele Syemtbrurhs^iicke im Kalksteine ; mit
keinem Worte abör erwähnt er des entgegengesetzten Vorkommens.
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und mitunter den Umschlufswänden sehr nabe liegenden
kleinen Feldspath und Granitpartikeln, so ergiebt sich,
dafs dieselben von der Masse der Einschlüsse stets
vollständig umgeben sind und also nur für isolirte,
von den granitischen Wänden losgetrennte Partikeln
gelten können. Die Angabe Leonhards beruht also
unzweifelhaft auf einem Irrthum, zu der die kleinen die
Granitfragmente verbindenden Plänerstreifen die Veran-
lassung gegeben haben. Ueberhaupt sind die Grän-
zen beider Gesteine scharf und ohne Uebergang.
Wird aber die Leonhardsche Ansicht (in s. A. S. 137),
die den Durchbruch des Granits durch den Pläner un-
mittelbar bei Zscheila selbst und damit auch das Empor-
heben der Plänerdecke für möglich hält, schon durch die
Beobachtung wankend gemacht, dass die Einschlüsse
keineswegs früherer Entstehung sind, als der Granit, in
dem man sie vorfindet, so ist dies noch mehr der Fall,
wenn man die vollkommen ungestörte Ablagerung des
Pläners an der Südseite des Zscheilaer Hügels berück-
sichtigt. Wie unglaublich nämlich wäre eine solche Er-
scheinung, hätte der Granit die Plänerdecke auch nur
um 50 Fufs aus ihrem früheren Niveau in die Höhe ge-
schoben! In der That mufs ich gestehen, habe ich von
der Art, wie die Idee eines Durchbruchs des Pläners
mit dem dortigen Auftreten desselben als unmittelbare
Bedeckung des Granits in Uebereinstimmung zu bringen
wäre, keine Vorstellung* Ist es nämlich gegen jede Er-
fahrung verstofsend (ich beziehe mich auf die früher er-
wähnten Angaben von der Stärke der Plänerablagerun-
gen), dem Pläner eine solche Mächtigkeit in die Tiefe
zu leihen, dafs er die unmittelbare Bedeckung des feurig
flüssigen Granits gebildet habe, ist es also nicht gestat-
tet anzunehmen, dafs er von diesem bei seinem Empor-
quellen geradesweges nur in die Höhe geschoben sey,
mufs man demnach zwischen ihm und dem Granite noch
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eia Zwischenglied annehmen, dessen Zerstörung ebenfalls
nicht willkührlich vorausgesetzt werden kann, .weil ihr
ohne Zweifel auch die dünne Planerdecke unterlegen
haben würde, so ist es nur möglich, sich die Anwesen-
heit des Granits an seiner jetzigen Stelle unter der Plä-
nerdecke durch ein seitliches Eindringen der Masse des-
selben in ihrem flüssigen Zustande zu erklären. Dann
aber wäre die Erhaltung der Regelmäfsigkeit der Pläner-
schichten, hätten Quantitäten von der Höhe . eines Ber-
ges, wie der Zschailaer, sich zwischen sie und das
Zwischenglied eingeschoben, ein Kunststück einer Me-
chanik im colossalen Maafsstabe, das selbst eine sehr
lebendige Phantasie unmöglich finden wird. Ich
glaube demnach, dafs man unter jeden Umständen
den Pläner bei Zscheila für ein jüngeres Gebilde, als
den Granit, auf dem sich dasselbe erst niederschlug, er-
achten darf, und dafs man gezwungen ist, die Lösung
des Problems, warum hier der Pläner den Granit be-
deckt, bei Weinböhla aber von ihm bedeckt wird, aus
den in der Natur gegebenen Daten auf eiuein ganz an-
derenWege, als dem von Leonhard eingeschlagenen *)
zu versuchen.
Das dritte an der rechten Seite des Sprengloches
befindliche Einschlufsstück ist zwar, so weit man seine
Begränzung mit dem Granite sehen kann, durchaus von
demselben umschlossen, vermag aber auch so nicht als
Stütze für die Leonhardsche Ansicht zu dienen, weil
diese den Einwurf nicht zu beseitigen vermag, dafs eben
so wie durch das Sprengen ein Theil des Einschlusses
und der über ihm befindlichen Granitwand wirklich be-
reits weggenommen worden ist, dadurch wohl auch der
Verbindungscanal selbst mit der oberen Plänerdeeke wegge-
nommen seyn könnte. Sehr wahrscheinlich ist dieVer-
muthung, dafs ein solches Yerhältnifs bei den Einscblüs-
*) Leonhard* Jahrbuch 1834, 147 — 150.
22
scn Leonhards wirklich stattgefuuden hat, wenn man
nämlich dieselben nicht für Ausfüllungen von nur zu-
fälligen lochförmigen Vertiefungen in der Oberfläche des
Granits zu der Zeit, als sich die Plänerdecke auf dieser
Oberfläche absetzte, gelten lassen will. Herr- von
Leonhard erwähnt nämlich (S. 139), dafs ihm und sei-
nen Reisegefährten die Einschlüsse in die Augen fielen,
noch ehe er sprengen liefs, und zwar so, dafs er ihr
Hervorragen Über die grauitischc Oberfläche deutlich
wahrnehmen konnte. Aus dieser Angabe folgt aber of-
fenbar, dafs ein Theil der Plänerbruchstücke, hier also
ihr oberer, frei lag, und dafs gar nichts anzunchmen hin-
dert, dafs der vollständige Umschluss der Fragmente in
seiner Integrität jetzt nicht uiehr vorhanden ist. Eine solche
Annahme wird um so begründeter, wenn man sicht, wie wirk-
lich ein Theil der granitischen Oberfläche an dem Zschei-
laer Hügel der Zerstörung durch Menschenhände unter-
worfen war; diefs istz.B. bei dem Aushauen der unmittelbar
an das Sprengloch anstofsenden Stufen der Fall gewe-
sen. Ein Beweis, wie der von Leonhard für die frü-
here Entstehung des Pläners, kann nur dann für unwi-
derleglich gelten, wenn sich die Einschlüsse vollkommen
vom Granite umgeben, ohne allen Verbindungscanal, erst
beim Sprengen selbst vorgefunden hätten. Von einer
solchen Beobachtung aber wird in der Darstellung *
des Zscheilaer Vorkommens nicht das mindeste er-
wähnt.
Leonhard macht ferner auf das Vorhandeuseyn
vou Quarzsandsteinblöcken sowohl an der Kirche von
Zscheifa, wie am Schlofsberge von Teplitz aufmerksam,
und hält sie für Fragmente der den Pläner unterteufen-
den Quadersandsteinformation. In der That habe ich
diese Blöcke überall da angetroffen, wo der Pläner un-
mittelbar in der Nähe ansteht. So sieht mau sie häutig
zwischen Obcrauc und Weinböhla, an der Radeburger
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Chaussee rechts von Zscheila, zu Hundorf bei Te-
.plitz 1 ). * *
Die Art ihres gemeinschaftlichen Vorkommens berech-
' tigt also allerdings zu der 'Vcrmuthung, dafs beide Ge-
steine in einem genauen Conuex stehen. . Die Natur der
Quarzsandsteinblöcke indefs, die in etwas von dem We-
sen der gewöhnlichen Sandsteine ab weicht, namentlich
ihre Härte (sie sind fast reiner dichter Quarz), veran-
lafst ‘ Herrn von Leonhard, Spuren der Frittung j
(S. 130) an ihnen zu. sehen. Eine solche ist meiner
.Ueberzeugung nach nirgends vorhanden; wohl aber be-
obachtete ich an der Oberfläche der Blöcke hin und
wieder kleine glasglänzende Quarzdrusen, mitunter von
mehreren Quadratzollen Ausdehnung, dann häufig auch
eine gewisse Abglättuug der Oberfläche und überdiefs
noch Abrundungen der Ecken, beides letzteres Erschei-
nungen wie an vielen unserer nordischen Geschiebe,
bei deuen man gewöhnt ist, dergleichen aus ganz
anderen Gründen zu erkläre». Das fremdartige An-
sehn kann nicht auffallen, wenn man sich überzeugt
hat, auf wie verschiedene Weise die Kieselerde sich in
den lieferen Regionen der Grünsandformation niederge-
schlagen hat, bald nämlich als Gemenge mit dem koh-
lensauren Kalke, wie zu Zaborzesk an der Eger oder
zu Plauen bei Dresden, als Hornstein bei Teplitz, als
reiner Quarz bei Töltschen, oder als Sandstein, z. B. in
der sächsischen Schweiz, wenn cs nämlich gestat-
tet ist, wie nicht unmöglich scheint, die ganze Qua-
dersandsteinformation nur als einen durch äufsere Ein-
wirkung bedingten raschere» Niederschlag der Kieselerde
aus ihrem Auflösungsmittcl anzusehen. Und in der That
findet man zu Janig bei Teplitz ein den Blöcken ganz
1 1
*) Auch zwischen Mcronitz und Mirescbowitz aro südlichen Fufse
des Mittelgebirges in der Nähe des anstehenden Pläners wurden
die Blöcke von Reufs beobachtet (Mineralog. Beschreibung von
Böhmen I, 351.
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ähnliches Quarzgestein unmittelbar den dortigen Porphyr
auf das deutlichste decken. Nur einige tausend Schritt
davon steht der Pläner wiederum an (Hiesenbad bei Ja-
nig, Loosch). So beweisen auch bei Scltcnz mit den Ver-
steinerungen des Pläners, namentlich Plagiostoma spino -
sum und Eschara, gefundene Bruchstück des ganz ähnlichen
Gesteins, dafs das Quarzgestein wirklich der Kreide
zugehört. Man darf also auch andern Stellen das Vorhan-
denseyn ähnlicher Bildungen, die jetzt zerstört sind, und
ihr früheres Daseyn nur noch durch die aus cohärenterer
Masse gebildeten und eben deshalb unzerstört gebliebenen
Blöcke *) beurkunden, vermuthen; eine Ansicht, die der
Geognosic überhaupt nicht fremd ist, da die unzähligen,
l ) Jaolirtc Sandsteinblocke, der' Beschreibung nach ganz ähnlicher Na-
tur, wie die eben erwähnten, finden sich als Ueberblcibsel zer-
störter, im gewöhnlichen bunten Sandstein befindlicher Lager nach
Freieslebcn uni Eislcben, Sangerhausen, Altstadt, fern von je-
der Spur der Trappformation. Auch Freiesieben erwähnt die
Aehnlichkeit dieser Blöcke mit den sogenannten Trappsandsteinen
(Geogn. Arb. I. S, 116 und 117). So findet sich am Fufse
des Phonolithkegels des Geltsch (Leitrn. Kr.) minder cohSrcnter
Sandstein in Flötzlagcrn, dagegen nur der festere, quarzigere in
Blöcken (Rcufs Mincralog. Geogr. v. Böhmen, I. S, *266), Das-
selbe erwähnt Iteufs von der rothen und Quadersandstcinforma-
tion im Saatzer Kreise. Der thonige Sandstein zeriällt, der quar-
zige dagegen widersteht am hartnäckigsten der Verwitterung und
bleibt in grofsen Blöcken an den Abhängen der Hügel liegen.
Uehergänge dieses Sandsteins in dichten Quarz und Hornstein fin-
den sich auch am südlichen Fufse des Erzgebirges, z. B. bei Os-
seg, wo in der unmittelbaren Nähe kein Basalt oder eine andere
Trappbildung sich aus dem Sandstein erhebt (Beufs mineralogi-
sche und bergmännische Beobachtungen über Böhmen, Berliu
1801 S. 201 u. 207). Im westlichen Thcile des Saatzer Kreises
mitten zwischen anderen zerreiblicheren enthält der rolhc Sandstein
grofse walzenförmige Stücke von kiesliger Masse, die als innigere
und dichtere Conccntrntioncn der Kieselerde in den zerreiblichc-
ren Sandsteinen erscheinen (Ebenda S. 172,) Durch die grofsern
Cohärenz ihrer Masse erklärt sich die Erhaltung der quarzigen
Sandsteinblöcke aus dem Süfswassersandstein bei CarUbaJ, dessen
anstehende Masse gewöhnlich weit weniger Zusammenhalt besitzt
(de Bonnardira Journ. des mines, B. 38, S. 348 — 49. Nach
einer Mittheilung, die ich Herrn von Dechen verdanke, finden
sich QuarzblÖcke, wie die beschriebenen , auch in der Nähe von
Wehrau , wo sic der dort anstehenden Quadersaadsteinforxuation
angeboren.
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in der norddeutschen Ebene zerstreuten Feuerstein-
fragmente nothwendig zu der Annahme einer früheren
Existenz gröfsercr Kreideablagerungen hinführen; das
Nichtvorhandenseyn aber von Blöcken des gewöhn-
lichen Sandsteins gar nichts Unbegreifliches hat, wenn
man die geringe Cohärenz der sämmtlichen Sandsteine
in der Elbgegend in Betracht zieht. Ich werde spä-
ter noch anführen, wie verschiedene Umstände allerdings
für einst stattgefundene Zertrümmerungen mächtiger
Gebilde in der Elbgegend sprechen. Durch eine solche
sind ohne Zweifel auch die überaus häufigen den eben
erwähnten ganz ähnlichen Quarzsandsteinblöcke von
Ocrilla zwischen Grofsenhayn und Meissen entstanden.
Obgleich sie bereits von Pöfsch erwähnt werden, so
gelang es diesem doch nicht, anstehendes Gestein davon
aufzufinden, noch ist den Dorfbewohnern der Umgegend
überhaupt etwas Weiteres über die Herkunft der Blöcke
bekannt, als dafs sie lose aus dem Acker gegraben wer-
den. Sie dienen vorzugsweise zum Aufführen von trock-
nen Mauern. Ihre Farbe ist perl und licht aschgrau;
helle durchsichtige Punkte von Ouarz scheiden sich aus
der übrigen Masse aus, die sichtbar einer chemischen
Bildung ihren Ursprung verdankt, doch finden sich auch
wahre Conglomcratbildungen, nämlich abgerundete, milch-
weifse, undurchsichtige Quarzkiesel und Fragmente von
lydischem Stein, die durch Kieselinasse conglutinirt
sind. Häufige röhrenförmige Höhlungen in ihnen
zeigen, dafs die blasse einst Yegetabilien umschlofs,
sie aber nicht verkjeselte, da der Einscblufs zer-
stört ist *), Uebrigens findet sich kaum eine Viertel-
stunde yon Ocrilla entfernt, bei Grobem nämlich, der
Pläner anstehend. Auf ähnliche Weise, aber weniger
*) Ganz AelfnllcKes wird bei den den hiesigen sehr ähnlichen Blök-
ten de» tertiären thiar/.sandsteius von Grofs Alrnerode und Drans-
feld beobachtet (Studien des Göttingschen Verein» bergniännni-
»chcr Freunde, II, 134 . III, 287 ).
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26
häufig, sind auch die Blöcke bei Bonitsch auf der Gro-
fscnhayner Strafse unmittelbar * neben dem in horizonta-
len Bänken abgelagerten Pläner *) vorhanden.
Ein Theil des kleinen Gebirges von Niederführa,
namentlich der Rathsweinberg, ist, wie der Hügel von
Zscheila, mit einer dünnen Lage von Pläner bedeckt.
Das Gestein derselben ist durchaus das nämliche wie
dort; die nämliche Anhäufung von grünen* Punkten.
Pötsch * * 3 ) und Kühn 3 ) erwähnen beide in dieser Lage
das Vorhandcnseyn von Syenit und Granitrollsteinen,
verbunden durch Kalkmasse, in der Petrefacten ange-
häuft liegen. Ich habe leider diese Fragmente in dem
Niederfähraer Pläner nicht vorgefunden; das überein-
stimmende Zeugnifs der eben genannten Beobachter ge-
nügt aber, um einzusehen, wie die aus den Erscheinun-
gen von Zscheila gezogenen Schlüsse für das jüngere
Alter des Pläners vollkommen auch bei dem Niederfäh-
raer Vorkommen ihre Anwendung finden.
Eine dritte Bedeckung des Granits auf der Höhe **
des Spaargebirges durch einen Flecken von Pläner, den
Herr Professor Wcifs anführt, suchte ich vergebens 4 ).
Untersucht man die verschiedenen Modificationen
Feldspath haltender ungeschichteter Gesteine an deubei-
J ) Auch auf dem Trachaucrbergc (Trobsberg) 1 Sr. n. von Dresden
finden sich diese gelblich grauen Congtomcratblöcke, deren Vor-
handensein dort schon der Licenciat Schulze in seiner Abhand-
lung (von Mineralien und Fossilien, die um Dresden gefunden
werden) vor einigen achtzig Jahren im Neuen Hamburger Magazin
(33s tes Stück S.207) erwähnt. Ebenso fehlt der Planer in der Nahe
nicht; er steht in einer kleinen isolirten Partie bei Klotsch au,
a ) Ueber den Granit, S. 12.
a ) Gcognosie, S. 742.
4 ) Nach einer gclailigon Mittheilung desselben beruht die Angabe auf
einem Irrthum ; es ist damit die Pläncrablagerung am Fufse des
Spaargebirges bei Zaschendorf gemeiut.
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27
den Ufern der Elbe zwischen Teplilz und Meissen, so
wird man bald darauf hingeführt, die Hauptklassen der«
selben, Granit, Syenit, Eurytporphyr, Syenitporphyr, nur
als ein und dasselbe Gestern anzusehn, das in verschie-
denen Gegenden verschieden entwickelt ist. * Die Er^
fahrung gründlicher Beobachter bat zwar in andern Ge-
genden den /Uebergang des Syenits in den Granit und
Porphyr und umgekehrt zur Genüge nachgewiesen, so
dafs man die Identität der drei eben genannten Gebirgs-
arten eigentlich als ein sicher für die Geognosie begrün^
detes Factum anzusehen hätte, wenn nicht neuerlichst
wieder durch die Untersuchungen des Dr. Cotta, so-
wohl bei Weinböhla, wie an andern Punkten beider
Elbufer, und auch durch die Abhandlung des Herrn Pro-»
fessor Naumann über Teplitz das Resultat von neuem
in Frage gestellt wäre. Herr Dr. Cotta glaubt näm-
lich gefunden zu haben, dafs der Granit ein jüngeres
Gebilde wie der Syenit ist, und dafs er in diesem stets
nur gangförmig auftritt. Herr Prof. Naumann dagegen
und auch Herr von Leonhard geben als das Resultat
ihrer Untersuchungen bei Teplitz, dafs der Eurytporphyr
dort jünger, wie die Kreide, wahrscheinlich also auch
jünger als * der Gneufs des Erzgebirges ist, dessen
Bildung mit der des Granits und Porphyrs so ziemlich
in ein und dieselbe Epoche zu fallen scheint. Aus eig-
ner Anschauung kann ich indefs versichern, wie an bei-
den Elbufern nichts zu der Yermuthung berechtigt, dafs die
Unterschiede, die man wohl durch das Studium der La-
gerungsverhältnisse bewogen wird, zwischen älteren und
jüngeren Graniten anzunehmen, sich- auch auf die
Structureigenthümlichkeiten der genannten Gebirgsgesteino
und auf den Mangel oder auf das Yorhandenseyn einzel-
ner Gemengtheile, z. B. des Glimmers oder der Hornblende
ausdehnen. Der Granit geht nämlich allmählig in den
Syenit über und umgekehrt; beide Gesleinc wechseln
28
\
mit einander, ohne dafs irgendwo eine scharfe Grenzlinie
zu beobachten wäre. Auf ein solches Verhalten beider Ge-
steine führt schon das vorhin angeführte, wenn gleich spar-
same Vorkommen der Hornblende in den Graniten des
Spaargebirgcs und bei Zscheila. Auch die Syenite der
Höhe z. B. bei Stroischen und Lobschütz (westlich von
Meissen) enthalten nach den Beobachtungen des Herrn
Prof. Hoffmann Glimmer neben der Hornblende. Ein
Nebeneinandervorkommen von dunkelschwarzem, perl-
mutterglänzendem Glimmer neben der matten grünen
Hornblende sieht man in dem Gesteine von Schar-
fenberg, und ohne Zweifel hat nun dasselbe zn
der Ungewifsheit Veranlassung gegeben, wie man
das Scharfenberger Gestein nennen solle. Zuverlässige
Charten nämlich über die geognostische Beschaffenheit
der Umgegend von Dresden, die sich in Berlin befinden,
bezeichnen es als Granit; Pötsch *) hingegen und de
Bonnard 1 2 ) nennen es ganz ausdrücklich Syenit, alle
drei Quellen, wie man sieht, mit eben so viel Recht als
Unrecht. So erwähnt auch Pötsch 3 ), der bei seiner
genauen Bekanntschaft mit der Umgegend von Meis-
sen viel Glauben verdient, dafs bei Siebeneichen, am
Unken Elbufer oberhalb Meissen, Hornblende neben sil-
berweifsem Glimmer vorkommt; die vorhin erwähnten
geognostischen Charten bezeichnen auch hier das Ge-
stein als Granit. Endlich geben die letzteren bei Nie-
derwarta Syenit an, und doch fand ich einen grobkör-
nigen Granit mit dein ausgezeichnetsten schwarzen Glim-
mer. Das Zeugnifs der drei genauen Beobachter, d’Au-
buissons 4 ), de Bonnards ?) und Räumers *),
1 ) Ueber den Granit. 458.
a ) Journ. des Mines. B. 38. S. 309.
*) Ueber den Granit 459.
4 ) Traite de Geognosie, lste Ausg., 2tcr Tbl. 21.
8 i Journ. des Mines. 38. B, 308 — 310.
e ) Geognostische Fragmente. 11, 12, 17, 24.
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i
Ist hief von wesentlicher Bedeutung. Ucberelnstirtimend
beobachteten sie, ja de Bonnard Sogar mit Verwun-
derung, das Wechseln des : Granits und Syenits, am
linken Elbufer. Ganz dasselbe Wird auch am rechten
Elbufer beobachtet Martini fand* nämlich bei Klotzsch
*
mitten im Syenit die Hornblende Zum Theil durch den
Glimmer ersetzt. So beschreibt er im Thiergarten bei
Moritzburg, wie auf einmal Gneufs zwischen dem Sye-
nit auftritt, z. B. bei Dippelsdorf auf der alten Strafse
von Grofsenhnyn nach Dresden; Zu Geislitz dagegen (n.
von Meissen) enthält das Gestein Glimmer und Horn-
blende in solchem Gleichgewicht, dafs Martini selbst
seine Verlegenheit in Hinsicht der Benennung gesteht.
Auch Götzinger bemerkt auf mehreren Punkten seiner
Charte, unter andern nördlich von Saupsdorf das Auftre-
ten des Syenits im Granit; einen ächten Grünstein fand
ich bei Nixdorf. — Freie sieben (Mag. f.d.Oryctographie
Sachsens I. 120) erwähnt das Auftreten des Syenits im
Granit bei Eberbach, ebenso Martini den vollständi-
gen, allmäkligen TJ ebergang des Granits in den Syenit
zwischen Bosenhayn und Löblitz (östlich von Löbau),
so dafs der letztere endlich bei Paulsdorf und Cuners-
dorf nach seiner Darstellung allmählig sich in einen sehr
schönen Grünsteinporphyr verwandelt. Auch zu Reibers-
dorf (bei Zittau) bildet die Hornblende nicht allein neben
dem Glimmer einen Hauptmengtkeil des Granits, sondern
scheidet sich selbst lagerweise aus demselben aus (Mar tini).
Für den U ebergang dagegen von Syenit in wahren
Feldspathporphyr haben wir ein sehr belehrendes Beispiel
an dem Auftreten des letztem mitten in dem ersteren an
der Elbbrücke von Meissen. Schon in den Zeiten
Wernerscher Geognosie galt dies viel erwähnte Vor-
kommen als ein Beweis gleichzeitiger Entstehung der
Syenite und Porphyre *). Für ein lagerförmiges Vorkom-
*) Dieser Ansicht -war auch Kauroer (Geogn. Fr. S. 26)..
S
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30
men des Syenits im Porphyr kann man* es indefs nicht
gelten lassen, da beide Gesteine ungeschichtete Massen
sind. * Gleich oberhalb der Elbbrücke an der Felswand
unter dem Rathsweinberge* in Niederfähra* findet sich
nämlich ein mächtiges Porphyrgebilde in halb kugelför-
miger Gestalt (Fig>‘ 2. «). Rechts und* links ist das-
selbe ziemlich scharf gegen den fest mit ihm verwach-
senen i Syenit begrfinzt, steigt bis zum oberen Rande der
Felswand hinauf, besteht aus dichtem Feldspath mit in-*
neliegenden, kleinen, dunkler gefärbten Feldspathkrystal-
len und unterscheidet sich dadurch sowohl wie durch die
Iichtrothbraune Farbe, den vollständigen Mangel an Horn-
blende und Quarz und durch das obwohl, sparsame Vor-
kommen von grünem chloritisehen Glimmer, der • dem
Syenit fehlt , endlich • auch durch die mitunter . einge-
sprengten feinen, lebhaft glänzenden 1 Schüppchen von
Eisenglanz (vom Herrn Prof. Fr. Hoffmann beobach-
tet) auf das deutlichste von dem Syenit selbst. Unmit-
telbar rechts neben dieser- Porphyrpartie« befindet sich
ein Fufs ■ mächtiger, gegen dieselbe aufsteigender
Gang (b) von gleicher Masse, dessen Verbindung aber
mit der gröfseren Partie nicht deutlich beobachtet wer-
den konnte. Fünfzig Schritte weiter oberhalb existirt
eine zweite, der ersten ganz ähnliche, aber muldenförmig
gestaltete Porphyrmasse (c) von cc. 20 Fufs Breite;« sie
besteht aus * noch reinerem ^Feldspathe , fast ganz ohne
Glimmer, und wird von dem entschiedensten Syenite un-
terlagert, mit dem der Porphyr auch hier eine scharfe
Gränze bildet. Zwischen ’ derselben und einer dritten
PorphyrpaMie^ die bis auf die Sohle der Strafse hinab-
geht und an der sich das Zeichen des hohen VVasser-
standes der Elbe von 1734 befindet, findet eine deutli-
che Verbindung, doch nur am obern Rande der Felswand
statt. Die dritte Masse ist von dem Syenite auf ihrer
linken Seite durch eine, scharfe Gränze getrennt, wenn
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gleich beide Gesteine miteinander verwachsen feind; aber
auf der rechten Seite scheidet sich in ihr ganz allmählig
krystallinischer Feldspath aus, der häufig -zur Hälfte
fleischroth, zur Hälfte ziegelroth und dann ganz von
der Farbe wie der dichte Feldspath des Porphyrs ist,
während in letzterem selbst sich nur wenige und eben
nicht besonders deutliche kristallinische Ausscheidungen
eines helleren Fcldspathes vorfinden. Auch die Horn-
blende fängt an in dieser, in der Figur mit d bezeichne-
ten Modificatiön des Porphyrs sich zu entwickeln , - bis
der letztere endlich allinählig, ohne dafs eine Gränze
kenntlich ist, in den reinsten Syenit ubergeht, der wei-
ter nach der rechten Seite hin nun zum zweiten Male
allein das Gehänge bildet* Im Syenit sehen wir mit-
unter kleine Gänge, theils von reinem Feldspath, theils
von reiner Hornblende.
Geht man auf die Seite des Abhanges vom Raths-
weinberge, die dem Dorfe Cölln zugewandt ist, so zeigt
sich zuvörderst allein rother Porphyr von derselbeu
Art, wie an der eben beschriebenen Felswand. Weiterhin
dagegen an der südöstlichen Ecke des Niederfähra er Ber-
ges, an dem Weinberge, die grüne Aue genannt, stellt
sich abermals der ausgezeichnetste Syenit ein, indem
schmale, aus Quarz und Feldspath bestehende Gänge
auftreten, die nur sehr vereinzelte, mitunter aber bis ei-
nen halben Zoll lange, Hornblendepartikcln ausscheiden.
Verfolgt man endlich den Fufsweg, der durch Niedcr-
fähra nach der Radeburger Chaussee führt, den Raths-
weinberg rechts lassend, so stöfst man im Dorfe selbst
auf Syenit, in welchem auf dem Abhange nach der nas-
sen Aue hin, und zwar rechts von dem Fufswege, ein
acht Schritt langer, einen Zoll mächtiger und sichtbar
nach seinem Ende rechts, so weit man ihn verfolgen
kann, sich verengender Gang auftritt. Ebenfalls rechts,
nur 7 bis 8 Schritt von dem ersten entfernt, aber mehr
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abwärts, ist ein zweiter Gang, einen Zoll mächtig. Auch
dieser keilt nach seinen Enden aus. Beide Gänge enthalten
viel Quarz, aber nur sehr vereinzelte Hornblendeaus-
scheidungen, deren ihre Umgebung doch eine Menge, wenn-
gleich von weit geringerer Gröfse, besitzt.
Auch am linken Elbufer gelang es Herrn Prof. H o f f m a n n,
Uebergänge des Syenits in den Porphyr zu entdecken;
einen dergleichen ganz ähnlich dem ah der Elbbrücke fand
er unter anderen in einer Schlucht südwestlich von Meis-
sen, bei dem Dorfe Polenz, nur dafs der Porphyr noch
Hornblende enthielt. Ebenso untersuchte derselbe genauer
die mannigfachen Uebergänge des Granits in den Porphyr
an dem linken Ufer der Elbe unterhalb Meissen. Auf
dem Wege nämlich von Meissen nach Leipzig in einiger Ent-
fernung von der Stadt beobachtete er an der Ecke der ersten
Querschlucht eiuen Streifen rothen Thonporphyrs entblöfst,
reich an Quarzkörnern und voller Feldspathkrystalle von
mittlerer Gröfse; demselben folgt auf einem Gange in
den Gartenanlagen zur Stadt hin, und zwar näher der-
selben, ein grobkörniger, fleischrother Grauit, dann wie-
der ein rother Porphyr, dessen Grundmasse oft körnig ist,
und in welchem kleine Eisenglanzblättchen und schwärz-
iichgriine Glimmerschüppchen, aber kein Quarz sich be-
findet. Dasselbe scheint also ein Gestein wie dasjenige
zu seyn, dessen Vorkommen an der Elbbrücke ich S. 30
beschrieben habe. Näher wiederum Meissen folgt ein
quarzführender Porphyr, dann eine Klippe ganz ausge-
zeichnet grobkörnigen Granits, fast nur aus fleischrothem
Feldspath bestehend, mit wenigen schwarzen Glimmer-
blättchen und sehr seltenen Quarzkörnern, endlich eine
lange Strecke hindurch ein Gestein, das zwischen Gra-
nit und Porphyr in der Mitte steht, und von dem, wie
Herr Prof. H offmann bemerkt, man oft nicht weifs, wo-
für man es halten soll, obgleich in einzelnen Stücken
ein oder der andere Charakter deutlich ausgesprochen
ist.
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ist.- Herr Prof. Hoffmann bezeichnet es als ein ausge-
zeichnetes Beispiel von Heims Halbgranit; es setzt bis
in die Weinberge dem Schlosse gegenüber fort, wiewohl
hier der wahre Porphyr wieder, mehr vorzuherrschen
scheint und namentlich ‘ an der der Elbe zugekehrten
Seite des Schlosses als fleischrother, sehr harter Thon-
stein ansteht Auch in der vorhin erwähnten »ersten
Querschlucht an der Strafse von Leipzig fand derselbe
Beobachter die Verbindung des Granits und Porphyrs
in einem verlassenen Steinbruche auf eine sehr beleh-
rende Weise entwickelt. Die Hauptmasse der entblöfs-
ten Steinbruchs wand ist nämlich ein zu grobem Heide-
sand zerfallender, sehr grobkörniger Granit, der fast nur aus
fleischrothem Feldspath besteht, wenig Glimmer, noch
seltener aber Quarz enthält; in ihm zeigt sich rother
Thonsteinporphyr, oft nur als Halbgranit, aber ohne Quarz
in unförmlichen eckigen Stücken von der verschieden-
artigsten Gröfse, und da ihn die Verwitterung nicht mit
ergriff, schälte sich seine Masse leicht und scharf aus
dem umgebenden hellen, aufgelösten Granit aus. An ei-
ner Steile oben im Bruche bildete übrigens der Porphyr
die Hauptmasse. — Zu Porsitz, nordwestlich von Meissen,
überzeugte sich Herr Prof. Hoffmann ebenfalls von
dem bestimmtesten Uebergange des Granits in den un-
ter ihm liegenden Porphyr. Der letztere enthält keinen
Quarz, wohl aber Eisenglanz und schwarzen Glimmer.
An dem nördlichen Ufer des Ketzerbaches, Porsitz ge-
genüber, fehlen gleichfalls nicht solche Uebergänge. Der
Granit wird nämlich allmählig eisenschüssig und undeut-
lich krystallinisch, der Quarz verliert sich, bis er im ent-
schiedenen Porphyr ganz fehlt, doch ist die Scheidungs-
ebene der beiden Gebirgsarten durch grofse Eiscnschüs-
sigkeit angedeutet. — Martini beobachtete auf dem
rechten Elbufer unterhalb Meissen vollkommen die-
selben Wechsel, die ich eben nach den Beobachtungen
34
des Herrn Prof. Hoffmann anführto. In einem Por-
phyrbruche des Prüsterwitzer Tännichts sah er eine grofsc
Masse Syenit, die, umgekehrt wie an der Meissner Elb-
brücke, hier vom Porphyr umschlossen wird; in der Nahe
von Merschwitz liegt Syenitporphyr im Gneufs, bei Säg-
ritz Porphyr im Granit; östlich von Medessen be-
finden sich Uebergänge vom Porphyr in den Syenit.
Zwischen Zadel und Meissen wechselt der Porphyr sehr häu-
fig mit dem Syenit, und zwar so, dafs der erstere im zweiten
theils gangartig, theils ohne bestimmte Eormen auftritt; der
Porphyr soll dann auch den Syenit in 2 — 4Zoll starkenTrüm-
mern durchsetzen *). — Nach den indem Vorhergehenden
*) Wechsel der einzelnen Gemengthcile bis «um gänzlichen Ver-
schwinden finden sich noch an vielen andern Punkten, Es er-
scheint die Hornblende a. B. in den Porphyren zu Taucha bei
Leipzig sehr reichlich ; sie fehlt dagegen last ganz in denen zwi-
schen Wurzen und Oschatz. Auch der Quarz ist nach den Be-
obachtungcn des Herrn Prof. Fr. Hoffmann, dessen gütiger Mit-
theilung ich die folgenden verdanke, in manchen Porphyren zwi-
schen Meissen und Grimma, z. B. auf dem Westabhange des Ber-
ges über der Altenburg bei Meissen (wahrer Quarzporphyr), zu
Nauendorf, Wiesenthal und Paudritz bei LeifsDig in Menge vor-
handen ; weniger reichlich sieht man ihn zu Ober Semroelberg,
Garsebach, in dem Tricbitschthalc zwischen der Ficntcn- und
Clausmühle; onarzfuhrende Porphyre wechseln sichtbar mit quarz-
losen zu Tescnnitz bei Döbeln, am Buschbade und unterhalb Cor-
bitz ebenfalls im Triebitschthalc; ganz quarzlüse stehen endlich zu
Loethayn, Gasern, Schien tz, Nieder Jahna und an der hohen Ey-
fer (Triebitschthal) bei Meissen an. Ueberhaupt zeigten die Un-
tersuchungen des Herrn Prof. Hoffmann, dais in den sächsischen
rothen Porphyren keine scharfe Gränzc zwischen quarzlüh-
ren^en und quarzloscn vorhanden ist ; beide Wechseln und
gehen allmählig in einander über. Selbst der Pechstein enthält
unterhalb Garsebach in dem Felsen an der Garsebacher Mühle
und bei Leutewitz ächten glasglänzenden Quarz, aber er enthält
auch auf der Spitze des Gottcrsteins, zunächst dem Kreutzc, eine
5 Fufs breite Masse von dichtem Feldspathporphyr, der rothe
Adern, einzelne Fcldspathfleckc und sehr viel kleine, dunkle Quarz-
körncr dem Beobachter zeigt und zugleich sichtlich und allr.iählig
in den Pechstein übergeht. Der schon erwähnte Syenit von Polenz
fuhrt neben der Hornblende viele dünne Schüppchen von tomback-
braunem Glimmer, der von Stroischen aber kleine, 1 — 2 Zoll mächtige
Granitgänge ohne Hornblende, wohl aber mit Glimmer. Sehr
lehrreich sind nach Herrn Prof. Hoffmann die Schwankungen
des Gesteins zwischen Granit und Syenit zu Spittewitz (südwest-
lich vou Meissen). — Der Syenitporphyr geht nach Herrn von
W r cifsenb ach an der Altenbergcr Ziegelscheunc (Erzgebirge)
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* ^
erwähntön Beispielen von dem Uebergangc des "Porphyrs
in den Syenit und Granit darf man wohl auch die zahl*
reichen und viel gröfseren Porphyrmassen zwischen Meis-
sen und Teplitz auf dem linken Elbüfer, die häufig vom
Syenit oder Granit umschlossen werden, nur für eine
locale Modification der letzteren erachten. Diese Ansicht
scheint besonders für die hiedeutende, unmittelbar bei Meis-
* ■ •
sen selbst vorhandene Pecbstein und Porphyrbildung gei*-
tend gemacht werden zu können; auch sie liegt nämlich
von allen Seiten vom Syenit und Granit umgeben. Eben
so gränzen die Thonporphyre *) von Kesselsdorf und
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und am östlichen Fufse des Kabhenberges allmählig in Granit-
porphyr, zuletzt (durch Verschwinden der Hornblende und Ein-
tritt des Glimmers) in vollkommenen, kleinkörnigen Granit über,
der die ganze Gegend von SchclLerhau einnimmt, seinerseits aber
sich allmählig wieder in den gewöhnlichen Euritporpbyr verliert,
der sich in dem ganzen südlichen Gehänge des Erzgebirges zwi-
schen Klostergrab und bis westlich von Graupen vorfindet. Selten
ist in diesem die Hornblende anwesend,- aber dennoch geht derEurit-
porphyr östlich von Altenberg, vom Heidehübel aus, durch Aufnahme
von Hornblende in den Syenitporphyr über, welcher den gröfseren
Theil der Umgegend von Altenberg selbst, ebenfalls nach den Be-
obachtungen des Herrn von Wcifsenbach, bildet. So verliert
auch der porphyrartige Granit am Kahlenberg allmählig seinen
Feldspatli und Glimmer, wird statt dessen quarzreich und zuletzt
zu einem asch und perlgrauen, splittrigen Hornstein mit Quarz.
Diefs letztere Gestein erscheint dann auf der Höhe des Kahlenbcr-
ges anstehend und ausserdem durch Chlorit gefärbt in der Masse
des Ahcnbergcr .Stockwerkes, die ihrerseits von dem Porphyr, in
dem sie eingclagert ist, durch keine scharfe Gränze geschieden
wird. Bei Teplitz enthält endlich der Porphyr an dem Abhänge
des Spitalberges nach Nieder Schönau und in dem Turner Parke
viel Hornblende, welche an anderen Punkten (Settenz, dieGrainze)
dagegen fast ganz fehlt. Rcufs unterscheidet beide Modificatio-
nen ebenfalls mit den Namen Syenitporphyr und Euritporpbyr. Sic
gehen vollkommen in pinander über. An einigen Stellen ist in
dem Porphyr viel Glimmer vorhanden (so zu Niklasberg und hei
Setten z).
*) Bei der Untersuchung der sächsischen Porphyre, sowohl am lin-
ken Elbufer zwischen Grimma und Meissen, wie am rechten
bei Grävernitz, fand Herr Prof. Hoffmann, dafs dieselben an
vielen Orten Eisenglanzblättchen ausgeschieden enthalten, und zwar
auf die interessante Weise, dafs das Eisenglanzpartikel stets durch
einen Kreis von entfärbtem und zersetztem Porphyr umgehen ist.
Eine solche Ersclicinuug mufste ihn zu der Vcrmuthung berechti-
gen, dafs der Eisenglanz nur einer Goncentration des Farbestoff-
' l, • • T * * » y
36
Grambach nÖrcHich an äie Syenite von Unkersdorf, südlich
aber bei der grünen Hoffnung *) an den Syenit des lin-
ken Weistritzufer und führen zum Ueberflusse am Burg-
wartsberge selbst viel Hornblende.
• In dem Vorhergehenden habe ich eine sehr zahlreiche
Reihe von Beobachtungen zusammengestellt, die es hin-
I länglich darthun, dafs die Granite, Porphyre, Syenite und
Syenitporphyre vollkommen in einander übergehen und
überall da, wo sie zusammen Vorkommen, als Gebilde gleich-
zeitiger Entstehung angesehen werden müssen, sobald die
Lagerungsverhältnisse nämlich keine Trennung, wie etwa
zwischen den Gesteinen von Weinböhla undZscheila bedin-
gen. ich habe ferner Beispiele von Granit und Porphyrgängen
im: Syenit angeführt, die ebenfalls keinem Zweifel Raum
geben, dafs diese für etwas anderes gelten könnten, als wie für
in die Länge gezogene und verändert ausgebildete Modiü-
aus dem entfärbten Kreise seinen Ursprung verdankte. Genau die-
selbe Beobachtung machten die Herren Zobel und v Ca mall
an dem Porphyr des Gleisberges bei Waldenburg (K. A. III, 347).
An anderen Punkten dagegen (bei Altwasser, K, A. IV, 1J6) ver-
anlasste der in den Thoneisensteinnieren des Porphyrs anwesende
Schwefelkies die zuletzt genannten Beobachter solche Concentra-
tionen des Eisens nur für ein Residuum zerstörter Schwefelkiese
anzusehen. Ich werde weiterhin Gelegenheit haben (S. 92 u.116),
einige Thatsachen zusammenzustellen, die für die Ansicht zu spre-
chen scheinen, dafs durch eine Zerlegung des Schwefelkieses sowohl
die Bildung von Eiseuoxydraassen , als auch damit zugleich die
Zersetzung kieselsaurer Verbindungen veranlasst ist. Wenngleich
nun für das Vorhandenseyn des Schwefelkieses in den sächsischen
Porphyren keine bestimmte Angaben vorhanden sind (doch fand
denselben Herr Prof, Mitscherlich in den Porphyren von Te-
S litz ; ich selbst sah cingesprengten Schwefelkies in Handstücken
es Porphyrs von Halle), so ist es doch höchst auffallend, wie
der Porphyr von Altwasser dem zwischen Grävernitz und Ocrilla
film eit ; beide bestehen aus einem nicht festen, mitunter an das Er-
dige gränzenden Thonstein und zeigen dieselben Farbennüancen
(isabellgelb, lichtgelblich und blafsröthlich), nur dafs der Grävernitzer
Porphyr statt Poren, wieder von Altwasser, angefulit mit einer Art
weifsen Porcellanerdc oder mitEisenocker zu zeigen, selbst stellen weise
vollkommen weifs wird. Poren von I — 2Zoll Lange, deren Wände
mit braunem Glaskopf überzogen sind, wie Zobel und v.Carnall
in dem Porphyr von Altwasser sahen, fand auch Herr Prof. Hoff-
mann im Jahre 1827 in dem von W^estewitz bei Leisnig.
') Tauber Beschreibung desPlaucnsclicn Grundes U, S. 13 u. 14.
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37
cationen des Gesteins, in dem sie auftreten, also die man
gezwungen ist, mir Itir Bildungen gleichzeitiger Entste-
hung mit dem umgebenden Gesteine anzusehen, da ih-
nen völlig die Natur wahrer > Gänge mangelt. - Eine zu
weit getriebene Ausdehnung der jetzt in der Geognosie
herrschenden Theorie ist die Veranlassung, dafs man in
jedem gangförmigen Streifen auch einen Gang (injected
vein) erkennen will, gerade entgegengesetzt, wie man früher
unter dem Einflüsse der W erner sehen geognostischen Leh-
ren fast in jeder gerundeten, gleichzeitigen Ausscheidung Ge-
schiebe zu erkennen überzeugt war *). Nur allein in der Ver-
schiedenheit der vorhandenen Menge Kieselsäure und der Na-
tur der Basen liegt die Bedingung für die Erzeugung des Gra-
nits oder Syenits. Ebenso entstand der quarzfreie Porphyr da,
wo die flüssige Masse so viel Kieselsäure enthielt, um mit den
Basen genau Doppelsalze zu bilden; woabereinUeberschusa
derselben vorhanden war, musste sich die Kieselerde im
freien Zustande ausscheiden, um quarzführende Porphyre
zu bilden. Im tiefen Thaleinschnitte der Tepel zwischen
Petschau und Grün, 3 Stunden n. von Marienbad, finden
sich sogar wahre Quarzsandsteine' mitten im Granite.
Gewifs auch liegt die vorhandene Menge Kieselerde weit eher
in zufälligen Umständen, als dafs sich die Natur in diesem
Bildungsgänge der Erdoberfläche ein Gesetz vorgeschrie-
ben hätte, an das sie eine Reihe von Erscheinungen ausdrück-
lich geknüpft hätte. Dafs aber wirklich die Natur in ihrem
Schaffen solcher Gesteine sich selbst keine bestimmte Gränze
setzte, glaubeich, geht zur Genüge aus den eben angeführten
*) Einen sehr au Hallenden Beleg zu dieser Behauptung liefern dio
Ausscheidungen im Granite des Greifeosteins und der Stockwerks-
scheide bei Geyer, |die durch eine ganze Reihe sorgfältiger Be-
obachter, unter andern von Mohs (Moll Ephcroeriden 111, 351
u. 55) und Blöde (Leonhard Taschenb. 1816, S. 17, 18, 28)
für wahre, im ]üngern Granite eingesclilossene Kragmente beschrie-
ben wurden und erst in der neuern Zeit von den sächsischen
Geognostcn richtig erkannt worden sind (Kühn Geognosie 561).
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zahlreichen Beispielen hervor, die ich für den Wechsel
und die gegenseitigen Uebergäoge jener Gesteine voll-
kommen für überzeugend erachte. .
Ist es also gestattet, den Granit von Zscheila mit
den Syeniten des Plauenschen Grundes und den Por-
phyren vonTeplitz für gleichzeitige und analoge Bildun-
gen zu erachten, so ist auch die Möglichkeit vorhanden,
dafs der diese letzteren Gesteine bedeckende Pläner ähnliche
Phänomene, wie die bei Zscheila beschriebenen hervor-
ruft. Diefs ist in der That der Fall, wie ich bei Zschei-
la bereits erwähnt und gleich genauer ausführen werde.
b) Töltschcn.
Wenn man zwischen der Königs und Neumühle
aus dem Plauenschen Grunde den Fufssteig nach Tölt-
sehen hinaufgeht, so sieht man nahe der Höhe auf der
rechten Seite einen Weinberg, der dem Bauer Damm
aus Töltschcn gehört, auf der Höhe selbst aber, unmit-
telbar an dem steil abstürzenden Rande des Grundes
eine kleine Syenitkuppe, die zu einem Ruhesitze, das
Canapee oder Schweizerbett genannt, ausgehauen ist und
einen höchst anmuthigen Ueberblick auf das sich zwi-
schen Döhlen und Burg namhaft erweiternde, wohl cul-
tivirte und belebte Thai der Weistritz darbietet. Am
Fufse des Canapecs im Grunde selbst befinden sich die
S.14 erwähnten grofsen Steinbrüche, von denen der obere
der Win kl ersehe in seinem mürben Gesteine häufig die
Kalkspathgänge zeigt; die dagegen in dem andern, mehr
nach der Neumühle hin gelegenen, Bruche bis jetzt nie
vorgefunden sind. Nach der gewifs glaubhaften Angabe
der Steinbrecher haben die Kalkgänge stets die Richtung
nach oben, und in der That sah ich diese Behauptung
an einem derselben von 2 Fufs Länge und 2 Zoll Breite
während meiner Anwesenheit im Bruche vollkommen,
bestätigt. Die weitere Erstreckung dieses Ganges, der
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ganz das Anselm einer durch Infiltration von oben aus-
gefüllten Spalte hatte, war leider noch durch den Syenit
verdeckt. Auf der Höhe selbst aber, und zwar auf demFufs-
steige zwischen dem Canapee und einer Thüre, die zu dem
Da mm sehen Weinberge führt, erscheinen die analogen Ver-
hältnisse mit denen von Zscheila. Man sieht auf diesem Fufs-
steige, zunächst dem Canapee, die Auflagerung des Plä-
ners auf dem Syenite ganz deutlich. Der Pläner ist der
gewöhnliche lichtgraue und ziemlich horizontal gelagert.
Dreifsig Schritt ungefähr oberhalb der Thüre des Wein-
berges bietet sich eine zweite kleine Kuppe dar, an de-
ren dem Grunde zugewendeten Seite, und zwar an der
ganzen Länge derselben, eine Kante hervortritt. Der
Raum unter der Kante ist mit Pläner ausgcfüllt, und die- *
ser wiederum ganz von derselben Art, wie in den Ein-
schlüssen von Zscheila, nur wo möglich mit noch mehr
erbsgrofsen, grünen Punkten und einer Anhäufung von
Versteinerungen versehen, mit der das sparsame Vorkom-
men derselben in dem in der Nähe anstehenden Pläner,
z. B. in den Brüchen von Ttiltschen . oder irgend an ei-
nem andern Orte auf der Höhe des Plauenschen Grün-
des auffallend ' genug contrastirt. Von den Petrefacten •
sieht man vorzugsweise Terebrateln, aber auch Belemni-
ten. Aus dem Pläner tritt ferner ein Ast, der sehr deut-
lich zu verfolgen ist, in den Syenit selbst hinein. Ein
zweites Vorkommen des Pläners als astförmige Verzwei-
gung findet sich unmittelbar über der Kante (Fig. 3, «) ?
die Ausfüllungsmasse der etwa 2 bis 4 Zoll tiefen Spal-
ten im Syenite ist theils Kalkspat!), theils kieselig, und
in dem Aste ah i Zoll mächtig, in dem Aste ac dage-
gen 2 Zoll breit« Ein drittes gangförmiges Vorkommen
(Fig. 3, ß) konnte ich auf 6j£ Fufs Länge verfolgen;
hier war die Ausfüllungsmasse wohl auch zum Thcil
kiescliger Kalk, theils aber auch ganz reiner, dichter, licht-
grauer Q uarz ; besonders in dem crstcrcnGcstcine existirte eine
/ '
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Fülle von durchaus wohl erhaltenen Versteinerungen.
Noch andere, den beschriebenen ähnliche Gänge sieht
man zunächst dem anstehenden Pläner in . grofser
Menge; tiefer aber nach der Neumühle findet man
sie nicht, weil da ohne Zweifel der oben an die
Plänerdecke früher anstofsende Syenit schon zerstört
ist, die geringere Cohäsion des letzteren aber, wie ich.
schon bei Zscheila erwähnte, die Möglichkeit des Vor-
handensejms solcher Gänge in dem tiefer liegenden Sye-
nit nur allein begründet. Die Gangmassen schliefsen
häufig Bruchstücke des Syenits ein, mitunter von Faust-
gröfse; eben so einzelne wohl zu erkennende Feldspath-.
partikeln; von dem umgekehrten Verhältnisse, wie ein
solches von Naumann (Pogg., Ann.B. XIX S. 438) be-
hauptet wird, zeigt sich nicht die mindeste Spur.
Vergleicht man nun mit dieser bestimmten Erfahrung
die sehr regclmäfsige, unzerstörte schiefrige Textur des Plä-
ners am Canapee, selbst da, wo man seine Auflagerung
auf dem Syenite deutlich sieht, ferner den nicht die min-*
desto Spur einer gewaltsamen Catastrophe beurkunden-
den, vielmehr sehr wohl erhaltenen Zustand der Ver-
steinerungen in der Ausfüllungsmasse der Spalten ander*
Oberfläche des Syenits, dann die ausgezeichnete horizon-
tale Lagerung in sämmtlichen Steinbrüchen, in denen die
Griinsandformation theils als kalkhaltiger Sandstein (zwi-
schen Coschitz. und Gittersee, hinter der Buschmühle),
oder als reiner Sandstein (zunächst dem Sauberge) auf-
trilt; erwägt man die horizontale Schichtung in dem so-
genannten Kalkbruche nördlich von Coschitz am Bande
des Plauenschen Grundes *), und ebenso die horizon-
tale Lagerung .in der Schlucht hinter dem Grassischen
Landhause; berücksichtigt man :cndlich das Vorhanden-*
- ■ - - * ■ - ■ ■ ■* <
J ) In ihm bestehen die Bänke in der untern Hälfte zuweilen aus
lcohlcnsaurc.ru Kalke, so dafs er gebranut und benutzt werden
haun, in der ubern aus Kieseltuasse.
i
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41
scyn von Sycnilbruchslückcn zwischen dem Pläner und
dein Sandsteine, nch der übereinstimmenden Beobachtung
von Becker *)» Tauber a ) und Naumann * 2 3 ); das
Vorkommen von Syenit Fragmenten beim Treiben des
Zaucheroder Stollens im Quadersandstein; die Anwesen-
heit endlich der Granitbrocken im Pläner von Dohna
nach von Weifsenbach 4 ), und der Porphyrfragmento
in so ausgezeichneter Menge in den Quadersandsteinen
von Grüllenburg nach Freiesieben 5 ), so bleibt als
Resultat auch dieser Beobachtungen kein Zweifel übrig,
dafs auf dem linken Elbufer die Syenite, Porphyre uud
Granite früher als die Glieder der Grünsandformation
gebildet sind, und dafs, wenn man die Richtigkeit der
angeführten Erscheinungen zuzugeben sich genötbigt
sieht, man auch gezwungen ist, die Hypothese der Erhe-
bung des Erzgebirges nach der Bildung des Pläners
und des Quadersandsteins vollkommen aufzugeben.
Betrachtet man die Töltschen zugewandte Seite der
kleinern Syenitkuppe am Dammschen Weinberge, so
zeigt sich das interessante Factum, dafs der Pläner mit
seinen dünnen schieferähnlichen Blättern sich genau an
die Contouren der Oberfläche der Kuppe anschliefst, sie
umzieht und auf dieser Seite folglich eine Art mantel-
förmiger Lagerung bildet. Man sieht auf das Deutlich-
ste, wie der in der Sohle derjenigen Seite, die der Neu-
mühle zugewandt ist, liegende horizontale Pläner sich
nach der Töltschner Seite aufrichtet und um die Kuppe
herum legt. Es läfst sich hier eine Einwirkung der fe-
sten Syenitmasse, eine Anziehung nämlich auf den sich
*) Plauenscher Grund, I. S. 47.
2 ) Ebenda, II, 47.
3 ) Poggendorf Annalen XIX. S. 438. Karsten Archiv, IV. 185.
(Es gelang mir nicht, diese Einschlüsse aufzufindcn, obwohl ich
an mehreren Punkten die Scheide überschritt).
4 ) Kühn Geognosic, S. 741,
’) Bergmännisches Journal von 1792. II, 124.
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aus seiner Auflösung niederschlagenden Pläner, eine
U eberwindung also des Einflusses der Schwere gar nicht
wcgliiugnen. Der Schlufs von dem Phänomen im Klei-
nen auf die geneigte Lage der Schichten im Grofsen
seheint nicht gewagt. Die Anziehung starrer Massen
auf einander ist längst bekannt; die einfachsten chemi-
schen Niederschläge belehren, dafs dergleichen aus einer
Flüssigkeit an den Wänden der Gefäfse, vermöge der
Anziehungskraft derselben, stattfinden, ja die ganz ge-
wöhnlichen Niederschläge nicht krystallisirender Materien
selbst an senkrechten in der Auflösung stehenden Stä-
ben beweisen, dafs der Einflufs der festen Masse der
Stäbe auf das sich Niederschlagende grofs genug ist, um
die Einwirkung der Schwere auch da zu überwinden,
wo sie am ‘ kräftigsten wirken könnte. Wäre nämlich
eine solche Anziehung nicht vorhanden, wirkte nur die
Schwere, dann gehörte auch die mindeste Spur eines
Niederschlages an nicht horizontalen Wänden zu den
Unmöglichkeiten. Es ergeben ferner die übereinstim-
menden geognostischen Erfahrungen in den Pyrenäen,
in den Alpen, in Schottland, überhaupt in den meisten
Gebirgen, dafs das Hauptstreichen der Schichten mit der
Hauptrichtung der Gebirge selbst zusammenhängt, dafs
die Ricbtupgslinien beider parallel sind und, wo ein
kuppenförmiger Gebirgskern vorhanden ist, dafs die jün-
gern Schichten sich fast immer mantelförraig um densel-
ben berumlegen *); wir wissen weiter, dafs die älteren
Schichten stets die mehr aufgeriebtetep sind, die jüngeren
die horizontaleren; scheint es nun nicht in der That,
dafs die älteren Gebirgsmassen stets einen solchen Ein-
flufs ausgeübt, dafs der Niederschlag jüngerer Gebilde
parallel den Contouren der älteren, vermöge der An-
*) de Bonnard im Journal des Min es , B. 38; a. a. Martini in
Karsten« Archiv, XYIII, 34. .
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Ziehung derselben erfolgt ist, dafs aber dann die erste
Schicht des neueren Gebildes eben so auf den Nieder-*
schlag der zweiten, die zweite wiederum auf die Bildung
der dritten und so weiter gewirkt hat? Durch die fort-
schreitende Bildung der Erdrinde mufsten die in den ältera
Perioden noch vorhandenen Niveaudifferenzen des Erd*
bodens allmählig ausgeglichen werden, und so ist es wohl
erklärlich, warum die jüngeren Schichten bei dem Mangel
von Anlehnungs oder Anziehungspunkten der horizon-
talen Lage immer mehr sich nähern. Es scheint, als
könnte man den Einflufs solcher Anziehungspunkte oder
den Mangel derselben in der f^lbgegend ziemlich klar
verfolgen. Sieht man nämlich, wie der primitive Kamm
des Erzgebirges, der bis , Peters walde und Nollendorf
(2220 Paris. F. nach JJerghaus) sich in einer bedeu-
tenden Höhe erhalten, auf einmal so rasch abfällt, dafs
er selbst in dem tiefsten Thale .der Elbe nur in einem
einzigen Punkte (bei Kutschken) erscheint, nirgends aber
zwischen der bedeutenden Sandsteinablagerung auf dem
linken Elbufer hervortritt; beobachtet man ferner, dafs
nun diese letztere überall horizontal geschichtet ist (Jung-
ferndörffel, am Schneeberg, in der ganzen sächsischen
Schweiz) x ), weil der tief unter ihr liegende primitive
und wahrscheinlich horizontale Boden keinen Anleh-
nungspunkt darbot, dafs dagegen der Quadersandstein
bei Jüdendorf und auch zu Liesdorf, Mariaschein und
Osseg (nach Naumann inKarstens Archiv V, 288, und
Kühn in s. Geognosie S.973) in geneigten Bänken sich an
den südlichen Abfall des Erzgebirges anlehnt; dafs end-
lich auf dem westlichen Abhange des kleinen Porphyr-
plateaus bei Teplitz die demselben aufgelagerten Pläncr-
kalke und Quarzsandsteine, wie ich später anführen
werde, mit ihren Schichtungsebenen sehr genau parallel
*) Reufs mineralogische Geographie von Böhmen, X. S. 96.
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dem Abfalle des Plateaus zwischen Hundorff und Looscii
bei Janig gelagert sind * *), die Beobachtungen bei Te-
plitz aber es nicht gestatten, eine Hebung der Kreide-
schichten durch den Porphyr anzunehtnen, so bleibt in
der That, wie mir scheint, wenn man nicht eine Will-
kiihrlichkeit der Natur im Schaffen von horizontalen und
geneigten Schichten gestatten will, die Möglichkeit eines
Einflusses älterer Massen auf die sich bildenden neuern, ver-
möge einer Anziehung ihrer Oberfläche, nicht so garunwahr-
scheinlich a ). Mit einer solchen Vorstellung ist es aber auch
vereinbar, wie bei einem allgemein regelmäfsigen Streichen
von Schichten dasselbe rasch aus einer Stunde in eine
andere übersetzt, je nachdem nämlich die Oberfläche der
Anlehnungsgebilde selbst aus einer Richtung in eine an-
dere übergeht. So oft ich dergleichen Veränderungen im
*) Eine weitere Interessante Bestätigung dieser Ansicht finden wir bei
Niederwarta am linken Eikufer »wischen Meissen und Dresden.
Es liegt nämlich in der Schlucht, in der ein Bach Von Ober-
nach Niederwarta sieb hinzieht, der gewöhnliche Planer horizon-
tal, aber ^ Stunde hinter dem Dorfe auf der rechten Seite des
Baches, da wo ein Feldweg nach dem hohen Rande des Elbthales
fuhrt, zeigten sich die deutlich geschichteten Bänke des Pläners
• aufgerichtet. Das Vorkommen ist aber höchst unbedeutend und
das 200 Schritte davon hochaufsteigende Niveau des grani tischen Elb-»
ran d es (der Granit sehr grofskörnig, der Feldspath in ihm lebhaft
roth, fast rotbbraun, wahrscheinlich von einer Einmengung von
Eisenoxyd, der Glimmer dunkelschwarz, beide Gemengtheile von
Hasel bis Wallnufsgröfse) beweist, dafs hier eine ähnliche Infhicn-
cirung auf den Absatz des Pläners, wie hei Jüdendorf und Hun«>
dorff, stattgefunden haben mag. Von einer auffallenden Zertrüm-
merung der Schichten, die Naumann berichtet, ist gar nichts zu
sehen, der Planer ist nur zerklüftet, und hier eben so leicht durch
aufsere Einflüsse der Zerstörung unterworfen, wie bei Niederfäh-
ra (Poggcndorf Annalen XIX, S. 438},
•) Wie sehr die Oberfläche des Unterliegenden auf die BÜdungswcisa
des auf demselben sieh Nicderschlaganden cinwirkt, wird erst
recht deutlich, wenn man vergleicht, wie an zwei einander so nah
gelegenen Orten, nämlich zu Mariaschein oder gar zu Liesdorf am
Fufsc und zu Juugferndorf auf dem Plateau des Erzgebirges die La*
ge der Schichten verschieden ist. Dort war sie nämlich geneigt mit
45° zu Mariasckein, mit 70° zu Liesdorf, hier ist sie vollkommen
horizontal, und zwar in einem so unzerstörten Zustande, wie es
nimmer mehr möglich ist» dafs ein solcher geblichen wäre, wäre
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Streichen der Grauwackenschichten im inneren Böhmen
beobachtete, sah ich nie eine Spur von Spalten, Quet- f
schung oder eines anderen gewaltsamen Ereignisses, wie
doch solche Erscheinungen, wenn Hebungen, durch wel-
che im Sinne der neueren*/ geognostischen Theorie die
geneigte Schichtenlage erklärt wird, stattgefunden 'hätten*
gar nicht fehlen könnten. Diese Theorie giebt überhaupt
für Erscheinungen, wie die eben erwähnten, keine Er-
klärung; sie kann sie aber auch nicht geben, weil die
Natur der Spalten, die im Allgemeinen nur der Rich-
tung gerader Linien folgen, auch nur über die Möglich-
keit einer linearen Richtung der Gebirge und einer con-
stanten Streichungslinie ihrer Schichten Aufschlüsse giebt;
wodurch aber das so häufig in Gebirgen vorkommende,
von der Hauptstreichungsrichtung ganz abweichende, ja
mitunter auf derselben plötzlich senkrechte locale Strei-
chen von Schichten veranlafst ist, wenn man nicht spä-
tere Quersprünge willkührlich bis ins Unendliche anneh-
men will, geht aus dem Wesen der Hauptspalte, durch
welche das Gebirge gebildet seyn soll, durchaus nicht
hervor. Doch bin ich sehr weit entfernt zu glauben,
wenn wirklich eine Flächenanziehung älterer Gebilde
6tattgefundcn hat, dafs durch dieselbe die oft wunderbar
rasch wechselnden Streichungsrichtungen der Schichten
sämmtlich erklärt werden können, noch weniger halte
ich es für möglich, in jeder Localität den bestimmenden
Anziehungspunkt nachzuweisen; am allerwenigsten aber
bin ich geneigt, die Aufrichtung von Schichten ganz zu
läugnen. Für die Möglichkeit der Annahme von Auf-
richtungen besitzen wir unter anderen in den schon von
Saussure in Valorsine beobachteten Thatsachen und in
der Sandstein auch nur aus dem Niveau des Fufses des Erzgebir-
ges bei Liesdorf bis auf die Höhe von Jungferndorf, also uni eine
Niveaudifferenz von etwa 1000 Fufs senkrechter Höhe, hinauf jge-
hobun worden.
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i
dem von einem so genauen Beobachter, wie Herr v De-
chen, berichteten senkrechten und gar überhängenden
Schichten Verhältnisse in den westphälischen Kohlengruben
vollkommen überzeugende Beweise. i
Das von den Prof. Naumann und Kühn erwähnte
Auftreten des Pläners im Syenit über dem Hegereuter
und der Königsmühle habe ich nicht linden können, ob-
wohl ich cs längere Zeit suchte.. Um nachfolgenden Be-
obachtern die Bestätigung oder Widerlegung von berich-
teten Thatsachen zu erleichtern, . wäre es sehr zu wün-
sehen, wenn die Localität derselben von den Vorgängern
immer auf das genaueste bestimmt würde. r> ...
c) Plauensche Mühle.
• * * • • i
Gleich beim Eingänge in den Plauenschen Gmnd
liegt, der Plauenschen Mühle gegenüber, auf dem linken
Weistritzufer ein Steinbruch, der im frischesten Syenit
betrieben wird. Sein oberer Rand ist mit losem Gerölle
bedeckt, aber ein Theil desselben ist zu einer mulden-
förmigen, zehn Schritt breiten Vertiefung ausgeschweift,
deren unterer Theil 5 Fufs hoch mit einem festen Con-
glomerat ausgefüllt wird. Es verbindet nämlich krystalli-
nisch körniger Kalkstein von einer bedeutenden Härte,
die bis zu der des Quarzes an einigen Stellen steigt
und folglich auf eine ansehnliche Beimengung von Kie-
selerde hinweist, sowohl grofse, eckige Blöcke von dem
unterliegenden Syenit, als auch faust und kopfgrofse ab-
gerundete Fragmente desselben Gesteins. Man sieht auf
das Deutlichste, wie die Kalkmasse die Contouren der
eingeschlosscnen Bruchstücke umflossen und .sich in die
engsten Zwischenräume zweier benachbarten hineingezo-
gen hat. Wo der feste Syenit als Wand der Mulde
anfängt, zeigt sich der Kalk nur als Eindringling in die
zufälligen Spalten der Wände und uiuschlicfst dann
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rundliche Bruchstücke des Syenits. « Weiterhin im festen
Syenite selbst ist keine Spur mehr desselben zu beobachten.
Uebrigens erscheinen auch hier in dein Kalke äusserst häu-
fig Versteinerungen und man kann, wie bei Töltschen,
in kurzer Zeit eine Reihe der belehrendsten Handstücke
schlagen. In dem obern Theile der Mulde deckt loses
Gerölle das Conglomerat. — Das Vorkommen des Kal-
kes als Bindemittel ist ein ganz natürliches, da nörd-
lich sowohl wie südlich der Weistritz der Pläner über-
all den Abfall in das Elbthal bedeckt; der beschränktere
Raum zwischen den Sy enilfragmenten und in den Spal-
ten scheint die Veranlassung zu der krystallinischen
Structur des Kalkes gegeben zu haben (gerade also wie
bei Zscheila), da wie bekannt der festanstehende Pläner
sich fast nur von erdigem Bruche zeigt.
d) T e p I i t z* ‘
Untersucht man die verschiedenen Localitäten, in de-
nen der Pläner zwischen Meissen und Teplitz sich ab-
gelagert findet, so ergiebt sich das Resultat, dafs er nur
in Thälern oder am Fufse von Bergrücken- vorhanden
ist. Nirgends sieht man ihn das hohe Gebirge selbst be-
decken x ). Es findet sich von ihm keine Spur auf dem
mächtigen Quadersandsteinplateau zwischen Tetschen,
Schönwald, Pirna und Georgenthal, obgleich er sowohl
in Dresden selbst, als nach dem übereinstimmenden Zeug-
nisse von Reufs a ) und Zippe an den tiefern Punkten
) Bie «ehr isolirtc Plänerablagerung bei Langhennersdorf öst-
lich von Berggiefshübel ist zu unbedeutend, um von der allgemei-
nen Regel eine Ausnahme zu machen. TJebrigcns beträgt die Dif-
ferenz des Niveaus zwischen Berggielshübcl und dem Kamme bei
Nollcndorf noch immer 1299,66 F., da die Höhe von Bcrggiefs-
hübel über dem Meere von Berghaus zu 920,34 P. F., die von
Nollcndorf aber zu 2220 F. gefunden wurde.
?) Reufs Mineralog. G. v. B. I. 273, 275, 231, II, 10.
3 .) Zippe Geb. v. B. S. 30. ’ '
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seiner Ablagerung in Böhmen ganz allgemein den Qua-
dersandstein zum Liegenden hat. — Man findet ihn da-
gegen sehr verbreitet in dem Thale der Elbe zwischen
Priesnitz und Pirna, in der Niederung des untern Eger-
laufes bei Jungfcrnteinitz, Patek, Zaborzesk, Budin,
Doxan bis Marientheresienstadt; er steigt im Thale der
Elbe nach RaudnitZ und Melnik, und in dem der Iser
bis Bcnatek hinauf; man findet ihn ferner geschützt
durch den südlichen Abhang des Mittelgebirges, in der
Ebene am Fufse desselben z. B. zu Jentsch bei Treb-
nitz, zu Leitmeritz, nicht minder am südlichen Fufse
des Erzgebirges bei Osseg und Mariaschein, zu Turn
und Nieder Schönau an der Sohle des Schlofsberges bei
Teplitz, zu Settenz und Hundorff am Fufse des Wach-
holdergebirges, und im Thale des Riesenbades bei Janig*
Auch im Thale des Trebnitzbaches (Mittelgebirge) wer-
den drei kleine, ganz isolirte Plünerablagerungen bei
Tepley, Lippay und Kotzau beobachtet; ganz ähnliche
sieht man in den Thaleinschnitten zwischen der Lipp-
nay Höhe (südlich von Teplitz) und dem Wachholder-
gebirge, am Östlichen Fufse der Lippnay bei Prassetitz,
im Thale von Krzemusch und endlich noch einmal am
nördlichen Fufse der Lippnay zwischen ihr und der
Schlakcnburg. — Ist man durch eine solche Reibe von
Erfahrungen nun gezwungen, anzunehmen, dafs bei der
grofsen Zerstörungsfähigkeit des Pläners, besonders gün-
stige Localitäten, wie etwa die eben genannten, erforder-
lich waren, um ihn vor der Vernichtung zu bewahren,
so darf man auch vermuthen, dafs er von dem hohen
Sandsteinplateau, wo er mehr als irgendwo allen zer-
störenden Agentien ausgesetzt war, ohne die mindeste
Spur seines frühem Daseyns zurückzuiassen, gänzlich
verschwunden ist *). Eine
') Zobel und vo n Carnall beobachteten ebenfalls im Glätzischcn, dafs
der Plänerkalk nicht mehr die höchsten Lagerstätten des Sand-
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Eine solche Folgerung darf in der Geognosic nicht
auffalien. Ich machte schon früher darauf aufmerksam
(S. 24), wie die unzähligen, in der norddeutschen Ebene
zerstreuten Feuersteine zu der Annahme z\tingen, dafs
in derselben einst mächtige Kreidebildungen vorhanden
waren, deren wenige Ruinen wir noch in Rügen, Pom-
mern und den Dänischen Inseln vorfinden. Einer ähnli-
chen Vernichtung unterlag auch der Grobkalk, dessen
fragmentarisches Vorkommen in Niedersachsen die Zer-
störung. einst anstehender Massen voraussetzt* Die ge-
ringe Mächtigkeit übrigens des Pläners in Sachsen und
in Böhmen überhebt mich eines Einwurfes, welcher der-
jenigen geognostischen Ansicht mit Recht gemacht wer-
den kann, die sammtliche Sandsteingebirge aus früher
vorhandenen Graniten u. s. w. entstehen läfst und doch
nicht im mindesten nachzuweisen im Stande ist, wo dann
die ausserordentlichen Residua der nirgends in der nothwen-
digen Mächtigkeit aufzufindenden Thonerde, des Kalis, der
Magnesia, der wesentlichsten Bestandteile also des Ur-
gebirges geblieben sind. Die Teplitzer Ebene zeigt nun
an . vielen Punkten ein interessantes Vorkommen des
Hornsteins, theils als Ausfüllungsmasse von Gangspalten
im Porphyr, theils als Verkittung von Bruchstücken des-
selben Gesteins. In beiden Fällen führt derselbe viele für
die Kreide charakteristische Versteinerungen. Ich werde
mich nun in dem Folgenden bemühen nachzuweisen,
wie diefs Auftreten des Hornsteins in einem notwendi-
gen Zusammenhänge mit dem Vorkommen des Pläner-
kalkes und der isolirten Quarzsandsteinblöcke steht, die
man beide stets da den Porphyr deckend findet, wo
Steins erreicht; noch weit mehr war diefs nach ihrer Erfahrung
mit dem Plänermcrgel der Fall, der sich nur noch in den Thä-
lera der Grafschaft vorfindet. Beide Beobachter sprechen sich
ebenfalls dahin aus, dafs das Vorherrschen des Sandsteins oder des
Kalkes durch besondere Localitätsverhältnisse hervorgebrachte Er-
scheinungen sind (Karsten Archiv IV, 163 u< 65»).
4
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der Hornstein häufig ist. Vorher aber erlaube ich mir
noch einige Notizen über die gcögnoslischcn Verhält-
nisse von Tcplitz zu geben, da, obwohl jährlich Tau-
sende von Fremden den berühmten Badeort besuchen,
jene doch immer noch nicht genau genug bekannt sind»
und die Monographien von Reufs, >Venn auch für ihre
Zeit recht schätzbar, nicht für alle Punkte das nöthige De-
tail geben und mehr als eine Zusammenstellung einzeln auf-
gefafster Beobachtungen gelten können, deren Zusammen-
hang zu verfolgen nicht in dem Geiste der Gcognosie jener
Zeit lag» in welcherReüfs seine gröfseren Werke verfafste.
Die unmittelbare Umgegend von Teplitz, wie der
Grund, auf dem die Stadt erbaut ist* besteht aus röthem
Porphyr. Gegen Westen von der Stadt erstreckt sich
derselbe bis zu der Niederung des Baches, der, von Klo-
stergrab herabkommend, die Dörfer Janig und Loosch
berührt; er bildet hier ein kleines Plateau, über das die
Strafse nach Dux geführt ist, Und das nördlich mit stei-
lem Ufer gegen den Saubach abfällt, südlich aber von
den phonolithischen und basaltischen Massen des Wach-
holdcrgcbirges begränzt wird. Den östlichen Fufs des
höchsten Hügels auf dem Plateau, des Kopfhübels, unmittel-
bar bei Teplitz, bedeckt eine kleine Piäncrkalkablagcrung,
die nicht mehr benutzt wird. Eine zweite, weit ausge-
dehntere, aber von der ersten sichtbar getrennte, liegt
am Fufse des Galgcnbusches (so wird der Nordabfall
des Wachholdergebirges genannt), südlich von Settenz.
Auf den Kalk derselben findet ein sehr lebhafter Be-
trieb statt. Eine dritte und zwar die bedeutendste Ab-
lagerung sehen wir zwischen Hundorf und Loosch, wo
dieselbe den ganzen westlichen Abhang des kleinen Pla-
teaus bedeckt. Die Mächtigkeit des Pläners ist nicht
bekannt, da keiner der vielen und bei Ilundorf bis 36
Fufs tiefen Brüche das Liegende erreicht hat. Eben so
wenig läfst sich ein Zusammenhang der beiden einander
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so nahen Ablagerungen von Settenz und Hundorf an
der Oberfläche bestimmt nachweisen *). — Ein Brunnen,
den man wenige 100 Schritte von dem westlichen An-
stehen des PJäners bei den Ziegelhiitten von Settenz ab-
teufte, fand denselben erst in einer Tiefe von 14 Ellen
vor .und wurde dann noch 7 Ellen im Frühjahre 1832
im festen Gestein weiter getrieben. Es scheint daher,
als wenn das Plateau zwischen beiden Orten eine mit
Pläner ausgefüllte Vertiefung bildet, die aber so hoch
mit Abraum, Humus u, s. w. bedeckt ist, dafs man von
derselben an der Oberfläche nichts bemerkt. An der
Neigung des Plateaus nach Westen sieht man die-Schich-
tungsflächen der Plänerbänke parallel dem Abfalle des-
selben; bei Settenz haben diese kein constautes Fallen,
wechseln aber mehrfach mit blauem Letten und sol-
len auch auf demselben ruhen. Man erzählte mir we-
* * ■ 4
nigstens, dafs Versuche unter dem tiefsten Flötze, so
weit man in den Letten eingedrungen war, keine Spur
mehr vom Kalksteine ergeben hätten.
Das nördliche Ufer des Saubaches ist weit niedri-
ger, als das südliche; es steigt ganz allmählig zu einem
zweiten, kleinen Plateau, dem Kühbusche auf, das zwi-
schen Tischau, Zuckmantel, Weifskirchlitz und Klein-
Aujezd von einer bedeutenden Braunkohlenablagerung
bedeckt ist, deren Mächtigkeit man eben so wenig kennt ?
da auch hier kein einziger der unzähligen Schächte (sie
sind höchstens, wie zunächst Zuckmantel, 50 Ellen ti.eO
das Liegende der Braunkohlen erreicht hat. Man weifs
deshalb nicht, ob diese zunächst auf dem , Porphyr
gelagert sind oder den Pläner zum Liegenden haben.
Denn obwohl man mit dem tiefen Theresienstollen, des-
» t ,
*) Die Behauptung unter andern von Zippe (Sommer Böhmen 1,
S. 124), dafs beide im Zusammenhänge stehen, ist deshalb nicht
genau. ♦ . .
I
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v
scn Mundloch hart amFufsc des Erzgebirges zwischen KIo-
slergrab und Wernsdorf angesetzt und durch den der
Aerarialbau auf Silber früher bei Klostcrgrab betrieben
wurde, in seiner 700 Wiener Klafter langen Erstreckung
erst Thon, dann bei 150 Klafter ein Braunkohlenlagcr,
dann Sandstein und endlich Gneufs überfuhr, somit also
eine unmittelbare Unterlagcrung des Sandsteins unter
den Braunkohlen erkannte, so scheint doch diefs Lagc-
rungsverhältnifs nicht das allgemeinere zu seyn. Ich
fand nämlich bei dem Uebcrschrciten der Gränze des
Braunkohlenterrains nach Doppcrleburg, Eichwald, Wis-
tritz , Probstau nirgends eine Spur vom Pläner oder
Sandstein, w ohl aber überall Porphyrfragmente in Menge.
Ein solcher Mangel jener Gesteine scheint nun aller-
dings nicht für eine allgemeine Ausdehnung des Sand-
steins als Liegendes der Braunkohle zu sprechen; es
ist vielmehr weit wahrscheinlicher, dafs die N.O. Flanke
der Braunkohlcnablagerung unmittelbar auf dem Porphyr
ruht, der ganz in der Nähe im Mühlbergc bei Eichwald,
bei Doppcrleburg, bei Bihanken den südlichen Fufs des
Erzgebirges bildet und sich ohne Unterbrechung durch
den Claryschcn Thiergarten über den Schweifsjäger hin-
weg bis auf die Höhe von Zinnwald verfolgen läfst,
südlich aber ohne Zweifel auch im unmittelbaren Zusam-
menhänge mit dem Porphyr von Settenz und Hundorf
steht. Man findet ihn nämlich noch an dem nördlichen
Rande des Saubaches vor dem Waldthore bei Te plitz
und am nordöstlichen Fufse des Kühbusches bei der
Weifskirchlitzcr Brettmühle in einer niedrigen Kuppe,
dem Louisenfelsen, neuerlichst erst so zu Ehren der Prin-
zessin Louise von Preufsen, verwittweten Fürstin
RadziwiH, genannt, anstehen. Unzählige, eckige Por-
phyrbruchstücke, welche die Einwohner, um cultivirbaren
Boden zu erlangen, zu 10 Fufs hohen und 20 — 30
Fufs breiten Mauern zusammengehäuft haben, sieht man
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liier überall in der niedrigen, wiescnrcicbcn Ebene zwi-
schen dem Kühbuschc und dem Erzgebirge, zwischen
Wistritz und Probslau, zunächst Tischau und Dopperlc-
bürg. Unter denselben aber findet sich kein Bruchstück
eines anderen Gesteins, obwohl der Gneufs schon in der
.Nähe, bei Klostergrab und Graupen, ansteht. Mau ist
deshalb gezwungen, die Idee einer Zusammenschwemmuug
der Fragmente aufzugeben und die Möglichkeit einer lo-j
ealen Zerstörung mächtiger Porphyrmassen, an eben dem
Orte, wo sich noch die Beste derselben vorfindeu, gerade-
zu zu gestatten * *). . * '
i )
« » h , % %
1) Die Hornsteinadern von Janig.
» >
Geht; man von Settenz auf dem Porphyrplatcau
in nordwestlicher Richtung fort, so findet sich zunächst
dem Saubache, und zwar auf dessen rechtem Ufer, der,
Stcinmühle gegenüber, ein krystallinischcr, gelblich grauer
Sandstein j anstehend. Seine Masse besteht nichts aus
einem körnigen Aggregate von Quarzpartikeln, sondern
ist eine homogene, dichte Quarzmasse, unzweifelhaft von
chemischem Upsprunge, ans der sich nur hin und; wieder
lichtere und durchsichtigere Körner von gleicher Masse
aussebeiden. In diesem Zustande nähert sie sich, auffal-i
. J i'. : , * ' ' • i; .»«‘fl
*) Recht interessant ist das Vorkommen des Rasalts mitten im Por-
phyr auf dem Wege von TcpHtz nach dcrSchlackeribtirg, obwohl
man für die Kenntnifs der gegenseitigen Lagerungsverhältuissc hei-,
der Gesteine bei den früheren Stcinbruchsarbeiten (sie sind jetzt
eingestellt) nichts bestimmtes ermittelte. Ein zweites Vörkhmmen des
Basalts, gewils auch mitten im Porphyr, der kaum 500 Schritte*
davon ansteht, findet sich vor dem westlichen Thore des Parks
von Dopperl ehurg ein drittes gangförmiges Vorkommen eines
. .& — 6 Zoll mächtigen t Basalts [ & jn> .«ehr aufgelöstem Zustande
(«loch ist noch der Olivin. in demselben zu erkennen) wurde mit
dem Kreutfcstolien au Niklasberg -überfahren. Der BiWalt durchsetzt
hier gangförmig die übrigen, Glascrz, silberhaltigen Bleiglanz und
Arscnikkics führenden Gange, streicht mit h. 1 und fallt mit
52° (Stolz), Auch bei Teilnitz findet sich ein Vorkommen dos
Basalts mitten im Porphyr. ...
^ • « • « « « . * »4 | »
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r • * f
Icnd dem Gesteine der Quarzblöcke vom Schlofsberge.
Wo sie ansieht, ragt sie nur wenig, obgleich ziemlich
ausgedehnt, über dem Boden hervor, ist durch senkrechte
Sprünge in prismatische Absonderungen zerklüftet und
erinnert dann mit ihrer pflasterartigen Oberfläche an das
Bild,* das Pictet von dem quadrirten Wege zu Nort-
wich in Cheshire giebt, das wir aber weit eleganter, wie
hier am Säübache, in dein durch die zierliche und
regelmäfsig prismatische Zerklüftung des Bäsalts gebildet
ten netzartigen -Pflaster am Schleichberge zu Hostomitz
an der Bila (südwestlich von Tcplitz) wiederholt fin-
den. — Der Quadersandstein zieht sich bis an den Bach
hinan und. bildet sichtbar die obere Decke des Porphyrs,
er zeigt sich in einem der gröfseren, hiesigen Brüche bis
auf 4 "bis'^ Fufs von 1 dcr ,; SühIe hinauf ohne Schich-
• . # • *
tungskliifte; ^darüber liegt einen Fufs mächtig ein horizon-
tal schiefrige# Gestein von lichtgrauer Farbe, mit schim-
merndem Bruche und kleinen, 1 aber deutlichen Kohleu-
spuren *), durchaus dem grauen Pläner ähnlich; doch
zeigt eine Prüfung auf Kalk mittelst Chlorwasserstoff-
säure keine Reaction. ‘•'Versteinerungen habe ich m die-'
sein 'Bruche Weder in der unteren, hoch in ; der obereil
Lage gefunden, Und in der That ist man in Verlegen-
heit >wegetr der -aufserordentHchen Aehnlichkcit * des Ge-
steins mit den tertiären Quarzsandsteinen von Muffen-
dorf bei Jfeonn und von Carlsbad,. ob ", man dasselbe
überhaupt nicht zu den Süfswasserbildungen rechnen
solle, .um so mehr, als diese gleich über dem.- Bache in
der weit verbreiteten und mächtigen, vorhin bereits er-
wähnten Braunkohlenablagerung von Klein Aujezd t und
Tischau auftreten, wenn nicht, wie ich ebenfalls bereits
anfühite, lose, bei Settenz mit den charakteristischen
*) Eine Substance charboncusc fand auch de Donna rd in der Ar-
kose Burgunds (Anu. d. M. X, 231). '
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Versteinerungen der Kreide gefundene Stücke, deren
Masse vollkommen mit ' der liier anstehenden überein-
stimmt, und dann auch der Zusammenhang dieses Quarz-
sandsteins über Janig und Kosten hiuaus mit den der
Quadersandsteinformation stets ohne Widerspruch zuge-
rechneten, längs dem südlichen Fufse des Erzgebirges
sich hinziehenden Sandsteinen von Osseg, Ober Leiteus-
dorf und Görkau dahin führte, die Bildungen am
Saubache gleichfalls der Grünsandformation beizurech-
nen. Nahe bei dem eben erwähnten liegt ein zweiter
Bruch auf • dasselbe aber * weit grobkörnigere Gestein,
das Feldspalhpartikeln und einzelne Krystallc « des Feld-
spaths in Menge enthält und dadurch in der That
manchen grobkörnigen Graniten ungemein ähnlich wird 1 ).
Eine solche Erscheinung kann indefs bei einer nur
etwas genauen Betrachtung nicht im mindesten täu-
schen, besonders wenn man sieht, wie der Porphyr selbst
im frischesten Zustande, ohne die mindeste Spur einer
Zersetzung zu zeigen, manchen Graniten ähnlich, völlig
zu zerfallen im Stande ist. Solches Zerfallen beobachtet
man namentlich an der' mittleren der drei Porphyrkuppen,
die sich von dem Schpnauer nach dem Schlofsberge hin-
ziehen. Das Gestein ist hier nämlich völlig frisch, und
doch,' ohne dafs man einen Grund des Zerfaliens
nachzuweisen vermag, sieht man grofse Massen eines
vollkommenen, porphyritischen Sandes am Fufse der
Höhe aufgehäuft liegen; es finden sich mitunter in die-
sem letzteren vollständige Feldspathzwillinge, nach dem
Gesetze derer, die man so häufig in den Graniten von
Carlsbad, Marienbad, Schönberg (nördlich) und bei Ho-
henberg im Bayreutbischen (östlich von Eger) beobach-
tet. Selbst der anstehende Porphyr ist in einem so lo-
sen Zustande, dafs der mindeste Ilammerscblag grofse
Solche vereinzelte Feldspalhpartikeln und Krystallc fand ebenfalls
<le Bonnard in den Sandsteinen der Arkosc (A. d. M. X, 230;.
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V
Massen Geröllc von ihm ablöst. Beobachtet man aber
ein ähnliches Zerfallen auch auf der westlichen Seite
von Teplitz und zwar in der Nähe der Stadt bei Set-
tenz, wo mächtige Bänke von Porphyrgrus übereinander
liegen und zum Strafsenbau verfahren werden, so darf
man allerdings zuversichtlich behaupten, dafs die sämmt-
lichen Einschlüsse von Porphyr oder Feldspathmasse im
Sandsteine wirklich ältere Bildungen sind, die von der
jüngeren, chemisch niedergeschlagenen des Quarzsandsteins
eingeschlossen wurden. Die ganze Erscheinung hier bei
Janig scheint vollkommen der Art upd Weise ähnlich
zu seyn, wie die Arkose nach de Bonnards Schilde-
rung im Morvan auftritt, nur dafs die Verhältnisse in
Frankreich weit grofsartiger entwickelt sind, dafs ferner, statt
des Porphyrs wie bei Teplitz, in der Arkose sich die
Bruchstücke des unterliegenden Granits als Einschlüsse
vorfinden, und dafs endlich auch der Arkoscnsandstein,
der sonst ganz die Natur nach de Bonnards Schilde-
rung des hiesigen besitzt, sich einer älteren, wahrschein-
lich einer Juraformation anschliefst Viele Verhältnisse
der Arkose stimmen vollkommen mit dem Janiger Vor-
kommen, und ich werde deshalb Gelegenheit haben, noch
.mehrere Male auf die Darstellung de Bonnards zum
Vergleiche mit den hiesigen Erscheinungen zu verweisen.
lu der weiteren Erstreckung des Plateaus nach
Westen findet man nur anstehenden Eurytporphyr, der
auch noch den östlichen Rand des Janigertciches bildet.
Doch ist schon der letzte Hügel an dem Teiche selbst
so bedeckt mit Bruchstücken des Porphyrs, die durch
Hornstein verkittet sind, dafs man selten eins der
Stücke aufheben kann, ohne auf diese Congiomerirung
zu stofsen; mit Grund darf man also den Ursprung der
Fragmente ganz in der Nähe vermulhpn. Diefs ist wirk-
lich der Fall. An dem südöstlichen Rande des Teiches
nämlich sind die Lagcrungsvcrhäitnisse der Hornsleinc und
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t
I
%
Quarze auf eine so klare Weise entwickelt, wie an kei-
nem anderen Punkte der Teplitzer Gegend. . Ich werde
deshalb diese Localität genauer beschreiben, um so mehr,
als die früheren ßcobachter von ihr kein ganz richtiges
Bild gegeben haben.
Verfolgt man nämlich von der Duxer Chaussee in
der Höhe von Hundorf den kleinen Fahrweg, der rechts
ab nach Janig führt und auch auf der Charte des K. K.
Geueralquartiermeisterstabes von der Umgegend von Te-
plilz 1 ) verzeichnet ist, so findet sich bald hinter einem
grofsen, isolirt stehenden Eichbaume, und zwar zwischen
dem Wege und der Duxer Chaussee, ein kleiner Stein-
bruch, der das Material zum Wegebau liefert und in
dem ein ganz ähnliches Gestein, wie an dem Saubache,
ansteht. Auch hier enthält dasselbe so viel Feldspath,
dafs man ,in Versuchung kommt zu glauben, man scy
bereits im Liegenden des Sandsteins. Eckige und runde
deutliche Porphyrstücke indefs, die ganz auf ähnliche
W 7 eise wie die Syenitfragmente in dem kieseligen Kalke
des Plauenschen Grundes, hier aber in der Quarzmasse
des Bruches sich vorfinden und dann auch in aufser-
ordentlicher Menge, thcils durch Hornstein, theils durch
Quarz verkittet, umherliegen, führen zu der ; richtigen
Ansicht 2 ). Etwas weiterhin ist ein zweiter Bruch auf
dasselbe Gestein vorhanden.. Auch er enthält in seinem
unteren Theile viel verwitterten Feldspath, derPorcellanerde
*) Diese 1832 erschienene Charte ist die richtigste, die man von dem
Teplitzer Thale besitzt. Auf keiner der früher erschienenen, unter
andern selbst nicht auf der Key mann sehen, ist z. B. die Krüm-
mung des Laufs der Bila zwischen Bätsch und Wclbina so gut
dargestellt. Ein recht brauchbares und richtiges Blatt, das noch
ein gröfscrcs Terrain, wie die Charte des Gencralqnarticrmeister-
stabes umfafst, ist die des vertorbenen Canonicus Kreybich. Sic
erschien 1834 bet Mcdau zu Lcitmcritz unter dem Titel: Umge-
bungen der Badestadt Teplitz.
2 ) Ein mit dem hiesigen vollkommen ähnliches Vorkommen beschreibt
Freies! eben bei GrüUcnburg (Bcrgra. J. von 17Ü2, B. 11, 123—125).
/
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ganz ähnlich. Ucber 'diesem Liegenden findet sich einen
Fufs mächtig ein kieseliges, schiefriges, lichtgraues Ge-
stein von erdigem Bruche und mit Blätterabdrücken von
Dicotyledonen, welche det* Familie der Salicinecn anzu_
gehören scheinen *)j es gleicht in der Farbe manchem
Plänerkalke, doch wird es durch Chlorwasserstoffsäure
ebenfalls nicht im mindesten angegriffen. Ueber der zweiten
Schicht sieht man wiederum dasselbe Quarzgestein, wie im
Liegenden \ es ist drei Fufs mächtig und * enthält auch
hier, namentlich in seinem oberen Theile, eine grofse An-
zahl von faustgrofsen Porphyrbruchstücken : cingeschlos-
sen. Die Schichtungsebene der drei Lagen geht parallel
* * j *
dem Abfalle des Plateaus, gerade wie in den Kalkbrü-
chen zwischen Hundorf und Looscb; sie fällt folglich
nach Südwest * 2 ), Noch tiefer abwärts am Wege befin-
det sich» ein Wasserttimpel, an dessen südlichem Rande
ein dritter, kleiner Bruch ehemals betrieben worden ist;
anch er zeigt eine Schichtungsebenc mit gleichem Fallen
und Streichen, wie die ebenerwähnte. Es geht aus die*
ser letzteren Beobachtung, die mit den Angaben Hum-
boldts und Freieslebens in ihren bereits vor 43 Jah-
ren bekannt gemachten Bemerkungen auf einer Reise
durch den Lcitmeritzer Kreis 3 ) übereinstimmt, hervor,
dafs der Absatz des Quarzsandsteins durch die Configu-
ration des Bodens scheint iuflucncirt worden zu seyn.
Wäre diefs nämlich nicht der Fall, und hätte die
Schwere allein gewirkt, so müfste die Kreide, die, wie
alle Umstände zu bew eisen scheinen, erst nach der Bildung
des Janiger Thaies abgelagert ist, die Vertiefung dessel-
ben in Schichten ausfüllen, deren Trcnnungsilächen
*) <lc Bonnard A. cl» M. X. S. 230.
'*) Solche Wechsel von Bänken verschiedener Zusammensetzung er-
wähnt auch de Bonnard (a. a. (). 207).
3 ) Beigmänuisches Journal von 1702. lstcr Bd. S. 215 — 210.
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» * . *
lägen. Diefs ist aber hier
Fall x ).
Rechts von dem Tümpel, zwischen dem Janiger
Wege und dem Saubache, erhebt sich mitten aus dem
Acker eine isolirte, in mächtige Pfeiler zerklüftete,
senkrechte Felsmasse von 40 Fufs Länge, 20 Fufs Breite
und 8 bis 10 Fufs Höhe; auch sie besteht aus dem
4 * * • •
Quarzgesteine, und zeigt an einigen Stellen ihrer senk-
rechten Wände Bekleidungen : von Schwerspath (im
Sandsteine der Arkose findet er sich * ebenfalls 'häufig
nach : de Bonnard), der sowohl in den Quarzen wie in
den Porphyren dieser Gegend häufig genug angetroffen
wird 2 ) und hier namentlich die Oberflächen der Wände
— » ' . » ’
*) Ein Lagerungsverhaltnifs, bewirkt durch den durchgreifenden Ein-
flufs der Schwere, fuhrt Raumer an (Geognostischc Fragmente
. von Raumer und Engelhardt S. 79). Die Kreide liegt näm-
lich horizontal auf den «teil geneigten Schiefern in Belgien.
Diefs ist besonders im Porphyr des Kopfhübels tmd zwar an dem
südlichen Abfalle desselben der Fall, wo man bchufr der Anlage
der Du^er Chaussee weggebrochen hat. Man sieht an der rech-
ten Seite der letzteren eine Porphyrwand mit sehr vielem Sehwer-
spathe; ganz dasselbe findet an dem Abhange des Schönauer Ber-
ges nach Ober-Schönau statt, wo man im Jahre 1833 hei dem
Sprengen des Porphyrs, um Raum für den Grund eines Hauseszu
gewinnen, auf eine mit Letten erfüllte Kluft von 1 Fufs Breite
und 5 Ellen Länge stiels, in der sich Krystallc von J Zoll Dicke
und der Grofsc eines Quadratzolls vorfanden. Die Krystalle wa-
ren wein und wachsgelb und höchst einfacher Form (die gescho-
bene vierseitige Ta/el mit der Abstumpfung der stumpfen und
schärferen Ecken). Auch In den Quarzsandsteinhlöcken zwischen
Ober Schönau und dem Schlofsberge finden sich Drusen sehr zier»,
lieber Schwerspathkrystalle. Ihren Ursprung hier zu erklären,
halte ich für schwierig ; sie nämlich als Product vulcanischcf*
Sublimation mit Naumann anzusehen, ist gewagt, weil bis jetzt
kein einziger, genauer Beobachter vulcanischer Thätigkeit den
Schwerspath als ein Sublimat unter den Producten derselben ge-
nannt hat; eben so wenig spricht'die nahe Verwandtschaft des
Baryts mit den übrigen Alcalien, die im Allgemeinen von den
Gcognosten bis jetzt noch nicht für pyrische Producte gehalten
werden, oder die Anwesenheit des Schwerspaths mit dem ihm so
nahcstchcitdcn schwefelsauren Strontian in unbezweifclt ncptuni-
schen Bildungen, z. B. in den Mergeln von Bologna und Aarau,
den Spatheisenstcinlagern Knrnthcns, für die Richtigkeit der von
Na umann aufgcstelltcn Vcrmulhung. Das Vorkommen des
Schwerspaths ist auch in den Drusenräumen schlesischer Poi-
nirgends der
horizontal
60
auf mehrere Quadratfufs Ausdehnung bedeckt. Noch tie-
fer am Abhange des Plateaus, von der Ruine einer Jä-
genvarte an, bildet Eurytporphyr den Boden, dessen
Oberfläche mit zahllosen Sprüngen durchzogen ist, die
sich ihrerseits, vielfach durchkrculzcn und selbst wie-
der von Hornstein ausgefüllt werden. Es entsteht
dadurch ein graues Netz auf dem rothen Porphyrgrunde,
das für den Augenblick befremdet. Die Adern haben
J bis 2 Zoll Breite; ihre t . Tiefe beträgt durchschnittlich
nur wenige Zoll, da sic auf das sichtlichste, wo man sie
untersucht, nach unten zu aufhören« Eine solche Er-
fahrung, die Beobachtung, dafs sich der Hornstein aus
den gröfseren Aesten in die feinsten Seitensprüngc des
Porphyrs hineinzieht, nie dagegen der letztere ein ähnli-
ches Verhältnis gegen den Hornstein darbietet, vielmehr
sich häufig in demselben in Fragmenten yorfindet, die
aus der umgebenden Masse hcrausgeschält werden kön-
nen, alles diefs beweist, dafs wir es hier mit keinen Ana-
storaosen im Sinne der Naumann sehen Theorie zu thun
haben, sondern dafs vielmehr die Erscheinung nur eine
Oberflächcnbildung jst, indem der Hornstein als eine
flüssige, später sich nicderschlagende Masse in die offe-
nen Spalten des Porphyrs eindrang und sie ausfüllte.
Noch tiefer nach dem Fufse des Abfalls werden
die Ausfüllungsmasscn breiter, dehnen sich über die
Ränder der Spalten hinweg, steigen bis zu einer Dicke
von 4 bis 5 Zoll und schliefsen auch dann Fragmente
des Nebengesteins ein. Diese einzelnen Decken werden
aber durch Zunahme im Glanze und körnigere Textur
dem Quarzgesteiuc allmäklig ähnlicher, bis sie eudlich
pbyre bemerkt worden, z, B, von Leopold von Buch im Plolz-
g runde hei Schmicdsdorf (in der Kühe von Fricdland} Beobach-
tungr.n ges. auf H eisen I, 60 )} in Porpbyrniandelo der sogeoann-
ten Hölle bei Hoseiiau au der Katzhach wird es von IVaumer
erwähnt (Gebirge lüodcracblesiens, S. 115).
'S
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6t
noch tiefer am Abhänge sich zu einer einzigen zusam-
menhängenden verbinden, die nun völlig aus reinem
Quarze besteht und sowohl rechts mit einer unmittelbar
am Südrande des Janigef Teiches 8 Fufs hoch anste-
henden Masse ganz desselben Gesteins, wie mit einer
zweiten auf der linken Seite des Weges vollkommen zu-
sammenhängt; sie nimmt auf der letzteren Seite nach der
Chaussee hin so rasch an Stärke zu, dafs sie, nur 10 Schritte
von dem im Fahrwege anstehenden Porphyr, in dem unmit-
telbar dabei liegenden Bruche 15 Fufs mächtig gefunden
wird. Das Plateau fällt nämlich hier auch nach , der Süd-
seite ab; in dem Bruche hat man noch nicht die Sohle
des Gesteins erreicht. Wenige Schritt davon findet sich
der Quarz in 3 Schritt Entfernung von dem freiliegen-
den Porphyr bereits 2 Fufs mächtig. Versteinerungen
oder Schichtung habe ich bei diesem Quarzgesteine nicht
bemerkt, wohl aber sieht man an den Flächen der ge-
brochenen Steine viele wein und wachsgclbc Schwer-
spathdrusen (Humboldt und Freiesieben nennenden
Schwerspalh irrthümlich Kalkspath, obgleich sie bereits
vollkommen richtig die Krystallisation, die nur die des
letzteren ist, bestimmen). Das Gestein im Bruche ist sehr
t
hart, ein homogener, dichter Quarz, nicht körnig, wie et-
wa viele Sandsteine, sehr scharfkantig und von gelblicher
Farbe ( Gres jaunatre , deBonnard A. d. M. X, S. 230).
Die in der Teplitzer Ebene und namentlich im Eich-
busche westlich von Settenz sich in Menge vorfindenden,
isolirten Quarzblöcke sind daher ohne Zweifel zum
Theil nur die Reste solcher zerstörten Quarzbildungen *).
*) Bei Erwähnung der Zscheilaer Quarzblöcke (S. 24) hatte ich dage-
gen durch mehrere Beispiele «lie Verinuthung zu begründen ge-
sucht, dafs diese und ähnliche isolirt Vorgefundenen Quartmassen
nur die festeren und deshalb unzerstört gebliebenen Bcsidua von
Sandsteinen geringerer Cohärenz scyn mögen. Diese Ansicht
wurde auch von Keufs speciell für die in der Teplitzer Ebene
Vorkommen den Quarzblöckc geltend gemacht, indem er nach wies,
s
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t
Jenseits der zusammenhängenden Quarzdecke am
Fufse des Plateauabfalles steht noch einmal Porphyr mit
sehr regelmäfsigen, kugelförmigen Ausscheidungen an,
eine Erscheinung* die auch Naumann als etwas für die
Teplitzer Umgegend eigenlhümiiches erkannte. Man sieht
nämlich kugelförmige Massen eines sehr festen Porphyrs
durch Streifen eines minder festen umzogen; die Streifen
laufen parallel den Contouren jener Kerne* bis sie sich
selbst gegenseitig Gränzen setzen. Eines der interessan-
testen Vorkommen der Art war im September 1834 in
dem Porphyrbruche an dem Judenberge östlich von Te-
plitz zu sehen. Fig. 4 giebt davon eine durchaus treue
Ansicht. Ist der Kern aus seiner Hülle bereits herausge-
schält, so sieht man diese letztere noch als eine wannen-
förmige Vertiefung in der Wand des Steinbruchs. Viel-
leicht hat : diese Structureigenthümlichkeit des . Porphyrs,
dafs dergleichen festere Concentrationcn in den Quadersandsteinen
ain südliehen Fufse des Erzgebirges, z. B. bei Osseg, Kosten, Ju-
dendorf und Rosenthal wirklich vorhanden sind (Beschreibung von
icplitz S. 42). Berücksichtigt man aber, dafs die' so eben
genannten Ablagerungen schon zu den ältesten Bildungen der Quadcr-
sandsteinformation gehören,, weil man *ic unmittelbar den Gncufs
und Porphyr deckend findet, dafs ebenso Naumann bei Liesdorf
den Qiladersandstein zunächst über dem Gncufs von so fester,
quarziger Natur vorfand, dafs er vermöge derselben befähigt ist,
schroffe Klippen zu bilden (Karstens A. f, M. VI, 288), ferner,
dals die verhaltnifsmäfsig dünnen Bedeckungen des Porphyrs : am
Saubach und Janig mit ihrem unebenen, mitunter flachmuschligen
Bruche unzweifelhaft chemischer Natur sind, dafs solche Massen
dagegen, wie die Janiger, in den relativ höchsten und also jung*
sten Bildungen des Quadersandsteines, tn' denen man das Vorkom-
men in der sächsischen Schweiz (der Sandstein des Kippenhorns
am grofsen .Winterberge liegt z. B. nach Odelebcn 1166 F. über
dem Elbspiegel bei Wehlstadtel, und letzterer immer noch im
Sandsteine) und am Schneeberge (die Mächtigkeit des Quadersand-
steins zwischen Hernskretschen und dem Schneeberge bestimmt
Zippe auf 321 VV. K. oder 2171 P. F. ) rechnen kann, fast gar *
nicht vorhanden sind, so läfst sich mit Grund schlicfscn, dafs die
Bildungsweise des Sandsteins im Laufe seiner Ablagcrungszeit sich ,
i allmählig verändert hat, und zwar, dafs sie von der dichten Struc-
tur mit unebenem, feinsplittrigem oder flachmuschligcm Bruche
nach und nach in die körnige übergegangen ist, wie man diese
;
/
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I
die man rectit ausgezeichnet auch aiii nördlichen Fufse
des Kopfhübels und in der Nähe des Chausseehauses bei
Nieder Schönau bemerkt * tu der Entstehung der vielen
Kugeln beigetragen* die sich jetzt als Einschlüsse in den
Hornsteinen und Quätzeii vorfinden.
Die vorhin erwähnten Reisenötizcii von Humboldt
und Freidslebeii stimmen nun in soweit mit der vor-
liegenden Darstellung überein* dafs sie die Existenz ei?
nes Trüiümerporphyrs bestätigen; aber es geht aus den
Angaben der beiden Beobachter deutlich hervor, dafs sie
Über die Individualität der Quarzgesteine .und Porphyre
keine klare Vorstellung hatten. Obwohl sie : nämlich
die Natur der ersteren richtig, beschreiben und selbst
die isolirten, in denselben: * liegenden Feldspathkrystalle
erwähnen* .so sind sie doch durch das Auftreten . der
« *
* . , ' * >
letzteres namentlich In der sächsischen Schweiz vorfindet tind hier
gewöhnlich- als durch eine Zusammenschwemmung älterer Quarz-
partikcln hervorgebracht gelten läfst. Eine Veränderung der Tex-
turverhSltnissc des Quadersaudsteins nach der Tiefe besehreibt auch
Freiesieben (Bergm. J. 1792, S. 125)* indem er von dem Grul-
lenburgcr Sandstein, der in keiner bedeutenden Mächtigkeit über
dem Porphyr nnd Gneufs abgelagert ist, angiebt, dafs die tieferen
Banke desselben weit fester und quarziger sind, als die oberen,
leb glaube deshalb mit Hecht behaupten zu können, dafs ein Tlieil
der Quarzblöckc wirklich aus den dichten* zusammenhängenden,
tiefsten Lagen der Quadersandsteihformation herrührt* obgleich der
gröfsere Thcil zu den concentrirteren Und aus dem oberen Sand-
steine ausgeschiilten Kicselmassen gehören wird. Beide Erklärun-
gen laufen im Wesentlichen auf dasselbe hinaus, indem sie beide
den Ursprung der Blöcke in die Grünsandformation verweisen.
Es läfst sich indefs nicht läugnen* dafs mehrere der Blöcke aus
den Plänerknlken her stammen mögen, obwohl die Richtigkeit der
Angabe des Herrn Prof» Pusch* der Trümmer und Knollen eines
grünlich grauen Hornsteins in den tiefen Schichten des Plänerkal-
kes bei Teplitz beobachtete, von den Arbeitern in den Kalkbrü-
clicn zu Scttene, Turn und Hundorf auf mein Befragen durchaus
geläugnet wird (Leonhard J. 1826, 531), Auch mir gelang es
nicht, auf den hohen Halden der Brüche von Settenz solche als
unbrauchbar weggeschaffte Fragmente aufzufinden. Indefs fuhrt
Reufs in s. Taschenbuch f. Teplitz S. 42 an, dafs sich Knollen
von Hornstein in den Plänermergeln Ausscheiden, und in s. Oro-
graphic des Mittelgebirges S. 29 beschreibt er, wie in einem
Kalkbruche, nördlich von Kostenblatt, 1 — 6 Zoll starke Lagen ei-
nes dunkelgrsuen Hornsteins wirklich mit dem Pläner wechseln.
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Einmengungen verführt worden, die Quarzgesteine selbst
für wahre Porphyre zu halten und namentlich der
obersten Lage der Janiger Gebilde, in der das Binde-
mittel zwar nie fehlt, mitunter aber auffallend gegen die
Masse der Einschlüsse zurücktritt, ausdrücklich diesen
Namen beizulegen. Eine genauere Betrachtung zeigt
aber, dafs die Natur dieses Bindemittels vollkommen
von der des Quarzes im Porphyr verschieden, dage-
gen durchaus dieselbe ist, wie wir sie in dem anste-
henden Janiger Gestein vorfinden. Ein Uebergang bei-
der Gesteine findet nirgends statt *); ebenso wenig eine
Verkittung von Porphyrfragmenten durch Porphyr-
masse. Wenigstens habe ich bei einem wiederholten
Besuche der in dem Vorhergehenden beschriebenen
Stelle mich nie überzeugen können, wahren Porphyr im
Hangenden des Quarzes vor mir zu sehen.
Ungeachtet dieser Einwendung inufs ich aber doch
die Treue und Genauigkeit anerkennen, mit der die bei-
den berühmten Geognosten, deren Erfahrung die Wis-
senschaft ihre wichtigsten und sichersten Thatsachen ver-
dankt,
*) Wie grofs die Aehnlichkeit mancher solcher Gebilde auch an an-
deren Punkten mit -wahren Porphyren und Graniten ist, zeigt die
Benennung gres granitique, die man einigen derselben , z. B. in
Schottland, gegeben hat. Les gres, qui alterncnt avec les poudin»
gucs, sont cn general a grains quartzeux grossiers, mclangcs de
particulcs de roica et de fcldspath, cc qui leur a fait donner le
nom de gres granitiques. Neckcr de Saussure Voyagc en Ecossc
111, 522. In • few instanecs, whcrc the fragments arc angular
(nämlich vom Feldspat!» und Quarz irn ächten Sandstein}, the mix-
turc is so Condensed, that it can scarcely he distinguished from
granitc. M a c c u 1 1 o c h Description of the W cstern Islands of Scot-
. land II, 96. So sind auch die Sleinkohlcnsandsteine von Wcnu-
schen zwischen Mies und Pilsen in Böhmen so voll von unverän-
derten Feidspathpartikelu , dafs, wenn man nicht ihre abge-
rundeten Ecken und das Vorhandcnseyn von Kohlenpartikeln im
Sandsteine berücksichtigt, man Gefahr läuft, diesen Sandstein selbst
für einen ächten Granit zu halten. Fast möchte man ans solchen
. Wahrnehmungen vermuthen, dafs auch de Bonnard bei seiner
Untersuchung der Arkosc getäuscht worden ist, wenn er bei
Magny einen W echsel acht grauitoidischcr Gesteine mit der Ar-
kosc beobachtet zu haben glaubte (A. d* M. X, 20b)« .
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65
(tankt* die verschiedenen Punkte ihrer damaligen Reise
schildern. Erhebend ist es in der That für den jüngeren
Beobachter, nach dem Verlaufe fast eines halben Jahr-
hunderts die Stellen zü besuchen* die einst der Ort der
jugendlichen* geognostisfchen Thätigkeit jener Männer wa-
ren, besonders wenn er sieht, wie eben dieselben, nicht
ermüdet durch die vielfach wechselnden Ansichten* die
in der langen Zeit ihres Wirkens für die Wissenschaft
sich geltend gemacht und Spurlos Wieder verschwunden
sind, auch jetzt im vorgerückteren Alter nicht aufhören*
den Fortschritten eben dieser Wissenschaft noch immer
den lebendigsten Antheil zu schenken.
Weitere Notizen über die Quarfcgesteine giebt
Reufs im 2ten Bande der mineralogischen Beschreibung
von Böhmen S. 378 (im ersten theilt er nur die Hum-
boldtschen Beobachtungen mit)* in s. Sammlung natur-
historischer Aufsätze mit besonderer Hinsicht auf Böhmen
(Prag 1796* S. 591 und 93) Und endlich im Taschen-
buche für Teplitz 1823* S. 41. Auch er beschreibt bei
Janig Abwechselungen von Porphyr und Sandstein, die*
wie ich gezeigt habe* nicht vorhanden sind. Das Von
ihm an dem Hügel unter der Dorfkirche von Janig im
Taschenbuche f. Teplitz angegebene Vorkommen ähnlicher
Verhältnisse, wie am Saubache, kenne ich nicht, weil ihr Vor-'
densein mir erst vor Kurzem durch das letztere Werk be-
kannt wurde Indefs sehe ich aus Stücken einer geo^
gnostischen Sammlung vom Leitmeritzer Kreise* die Herr
Dr. Stolz in Teplitz an das Königliche Museum iü Ber-
lin gesandt hat* dafs der Porphyrbruchstücke verkittende
Hornstein sich noch in dem Fahrwege zwischen Janig
und Osseg vorfindett Ebenso erwähnt derselbe in einer
der Sammlung beigelcgten Erlätiterungsschrift* dafs der*
Quarzsandstein zwischen Strahl und Kosten angetroffeil
wird* dafs er hier in Bänken von } 1 Fufs Stärke*
die nach S.W* fallen, deutlich geschichtet ist* in seinen
5
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66
unteren Lagen zu wahrem Quarze wird und neben di-
hexaedrischcn Quarzkrystallen silberweifse Glimmerbiätt-
clien und namentlich Feldspathkrystallc in Menge ent-
hält. Letztere sind theils noch frisch, thcils schon in
Porcellanerde zerfallen. J Es geht demnach aus diesen An-
gaben hervor, dafs man mit Recht einen Zusammenhang
unserer Quarz und Hornsteinmassen mit denjenigen Sand-
steinablagcrungcn behaupten kann, die sich von Osseg
nach Oberleitensdorf und Görkau längs dem südli-
chen Fufse des Erzgebirges hinziehen und stets für Glie-
der der Quadersandsteinforraation gegolten haben (S. 55).
Berücksichtigt man nun, dafs die Anwesenheit der
Porphyrfragmente im Janiger Gestein etwas zufälliges
ist, das nur durch die unmittelbare Nähe anstehender
Porphyre veranlafst wird, und dafs die Fragmente durch
das Qualitative ihrer Masse zu der Bildung der Quarz-
gesteine selbst im Wesentlichen nicht das mindeste bei-
getragen haben, so möchte man wohl zu der Vermuthung
sich bewogen fühlen, dafs auch an anderen Punkten ähn-
liche Verhältnisse in gröfserem Maafsstabe sich wieder-
holen, und dafs überhaupt die Lehre von der Entstehung
sämmtlichcr jüngeren Gebirgssteine aus zusammenge-
schwemmten Resten zertrümmerter älterer, wie dieselbe
namentlich von Werner ausgebildct wurde, nicht in ih-
rem ganzen Umfange richtig seyn mag. Unterwirft man
aber diese Lehre noch einer genaueren Prüfung, so wird
es um so schwieriger, entscheidende Beweise für ihre
Wahrheit aufzufinden. Die geognostische Erfahrung
zeigt nämlich* wie noch an sehr vielen anderen Stellen
in der Einschlufsmasse jüngerer sich Bruchstücke älterer
Gesteine vorfinden, deren Natur von der jener verschie-
den ist, so dafs man ihre Anwesenheit hinsichtlich der
Bildungsweise der erstcren, wie bei Janig* für etwas eben-
falls durchaus bedeutungsloses erachten mufs. Dies ist
unter andern mit dem von Frcicslcben beschriebenen
f
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67
Vorkommen einer ansehnlichen Menge von Fragmenten
des in der Nähe anstehenden Porphyrs im Grüllenb arger
Sandsteine, noch mehr aber mit dem von Granitfragmen-
ten der Fall, welche Cordier im Muschelkalke zuCha-
teauneuf in der Bretagne x ), Melogräni im Kalksteine
zu beiden Seiten des Faro di Messina * 2 ) und Nau-
mann ebenfalls im Kalksteine zu Giellebäck in Norwe-
gen vorfanden. Für etwas eben so Unwesentliches mufs
das Vorkommen von Granit und Gneufsfragmenten im
Kalksteine zu Silberberg und Neudorf im Giätzischen 3 ),
das von Schiefer und Sandsteinbruchstücken im Kalk-
steine zu St. Fremond 4 ) und endlich das von Kiesel-
schiefer und Schieferfragmenten in der Harzer Grauwacke
gelten 5 ). Ein solcher Einschlufs von Fragmenten älte-
rer Massen kann gar nicht befremden, selbst wenn man
sich für die Entstehung der Schiefer und der meisten
Sandsteine auf rein chemischem Wege entscheidet, da
nichts anzunehmen hindert, wie jetzt schon sehr häu-
fig bei der Erklärung geognostischer Phänomene ge-
schieht, dafs die Bildung der jüngeren Gesteine nur all-
mählig und wahrscheinlich in Intervallen vor sich gegan-
gen ist, Zwischen welchen die Oberfläche älterer, hervor-
ragender Punkte zerstört, und die der jüngeren, an sol-
che Hervorragungen sich anlehnenden Ablagerungen durch
herab gerollte Fragmente bedeckt werden konnte. Ist
diese Ansicht richtig, so läfst sich nicht allein erwarten,
dafs solche Einschlüsse vorzugsweise da sich vorfinden*
J ) Bcrgm. J. 1792, II* 123 — 125*
*) Ferussac Bull« des Sc. n. 1824, p. 142 — 146. Herr Prof*
Hoffmann theilt mir mit, dafs sich die von Melogräni be-
schriebenen Verhältnisse auch an der Nordküste von Sicilien, z.B«
bei Melazzo sehr schön beobachten lassen.
v. Raumer Geb. Niederschlesiens S. 66 (vergl. auch Zobel und
v. Carnall in Karstens A. f. M. u* G. HI, 75)*
4 ) Ferussac Bull. 1825, p. 447.
a ) Fr. Hoffmann Uebersicht d. orogr. ti. geog. Vers* v. nor<W«
Deutschland S. 379, und Zimmermann Harzgeb. I, S, 88*
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68
wo die älteren Gebilde durch eine geringere Cohärenz
ihrer Oberfläche leicht das Material zu den Einschlüssen
hergabcti, sondern auch, dafs es möglich seyn mufs, die
Herkunft der Einschlüsse selbst aus dem zunächst an-
stehenden Gebirge nachzu weisen. Beides ist wirklich der
Fall. Bronn beschreibt z. B> in s. Goea Heidel-
berg ensis p. 46 u. 47> wie in Folge atmosphärischen
Einflusses der Granit in der Umgegend von Heidelberg so
zertrümmert und zersetzt wird, dafs er sich auf seiner
Oberfläche völlig in Grus auflöst, aber er zeigt auch,
dafs im Schlofsgraben daselbst zwischen dem Granit und
dem rothen Sandsteine im Hangenden des Granits sich
ein Conglomerat von Granitbruchstücken cinündet, in
dem die mit anwesenden Porphyrfragmente zugleich
das Vorhandenseyn der ganz in der Nähe anstehenden
Porphyrmassen andeuten (1. c. p. 94). Dafs aber solche
cingcschlosscne Bruchstücke selbst meistens dem zu-
nächst anstehenden, älteren Gebirge angehören, haben
bereits früher die Untersuchungen Du harne ls im Forez,
Leopolds von Buch im Waldenburg- und Glätzischen,
und Heims im Thüringer Walde gelehrt. Dieses Resul-
tat l ) und ferner die Erfahrung, dafs die Fragmente
*) Bronn erwäbtat , dafs ebenfalls bei Ilandschuhsbefrn feine Art
Trümmerporphyr den anstehenden Porphyr bedeckt; an dem Müh-
lenbache geht das Tiefste des rothen Sandsteins, ein Porphyrcon-
glomeiat, zu Tage (1. c. 81 — 83). Aehnliche Beobachtungen
Jühren Alber ti (Geb. Würtembergs, S. 22, 23, 24 u. 27, und
namentlich Zobel und v. Car na 11 (K arst. A. f. M. IV, 9 u.
10 u. 318), letztere aus Schlesien an. So fand ,A Iber ti unter
andern zu Christophsthal im Schwarzwaldc zwischen dem Urgebirge
im Liegenden und dem rothen Sandsteine eine Conglomeratbilduhg
von 130 — - 200 Mächtigkeit und von 1 Stunde Ausdehnung,
die nur aus Gneuis und Granitfragmenten besteht. Bei Villingen
befindet sich zwischen sehr aufgelöstem Granit und dem Hangenden
desselben, dem Sandsteine, eine Lage Granitsand, in dem Sand-
steine selbst aber viele kleine Feldspathkörner (Alberti S. 29).
Eben so deckt ein aus Porphyrfragmenten zusammengesetztes Ge-
bilde an der Buhlbacher Glashütte sehr verwitterten Thonpor-
phyr, wird aber selbst vom rothen Sandstein bedeckt. An anderen
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fast nur in den unteren Schichten der jüngeren Gebirgs-
glieder *) und auch dann nur in den relativ älteren 2 )
Bildungen derselben zunächst dem Urgehirge, also in
Stellen (Schiltach) ruht der Sandstein unmittelbar auf dem Por-
pbyr(Alberti S 18*— 22), so dafs man siebt, wie eine locale Zer-
störbarkeit des Gesteins die Bildung der Congloroeratschicbt be-
dingte (S. 21). Zobel und v. Garn all beschreiben, wie in dem
westlichen Thcile der Grafschaft Glatz zwischen dem unteren ro-
then Sandsteine und dem Liegenden desselben, dem Granit oder
Glimmerschiefer, sich ein grobes Conglomerat einfindet und zwar
von Fragmenten des Granits, da, wo der Sandstein zunächst den
Granit, oder von Glimmerschiefer, wo derselbe da« letztere Ge-
stern bedeckt; im Hausdorfer Gebergangsgebirge schöpfte das Con-
g lomerat seine Trümmer aus dem benachbarten Gneufs (l. c. 319).
Selbst das Fehlen von Conglomcratbänkcu zwischen dpm Glimmer-
schiefer und dem rothen Sandsteine sahen Zobel und v. Car-
nalj und zwar unter andern bei Hohenelb.
*) Im Heidelberger Schlolsgraben wurde d ie Conglomerat schickt nur
16 F. mächtig von Bronn beobachtet J die Bruchstücke verlieren
sich alimählig nach oben hin, wo man nur den festen Sandstein
antrifft (G- H. S. 94 — 96). Die Stärke der von Alberti bei
Christophsthal untersuchten habe ich vorhin angegeben Bei Tour-
try fand de Bonn ard die Arkosenschicht mit den Fragmenten
des an seiner Oberfläche $ehr zerstörten Grapitp 12 — 15 Mer
tres mächtig; im Gryphitcnkalkc, der die Arkose deckt, finden sich
keine Feldspathreste mehr (A. d. M. X, 226).
a ) Doch ist es immer auffallend, dafs bei der Untersuchung des Ueber-
gangsgebirges so äufserst selten die Spuren älterer Gebirgsfrag-
inente in demselben angetroffen werden. So nennt Hr. Professor
Ho lfm an n nur 5 Stellen, an denen er Einschlüsse von Granit
und Porphyrbruchstücken in der Harzer Grauwacke erkannte
(Uebersicht S. 380 u. 81); dieselbe Erfahrung machte Zi mm er-
mann (Harzgebirge I, 88). Lasius scheint dergleichen Ein-
schlüsse gar nieht gekannt zu haben, wenigstens finde ich ihrer
nirgends bei ihm erwähnt. Den Mangel von Conglomeraten in der
südlichen Erstreckung des Eulengebirges zwischen Silberberg und
Wartha führen Zobel und v, Carnall an (Karst. B. IV, 91 u
V, 320). In dem sehr mächtigen Böhmischen Ucbergangsgcbirgp
von Prag, Miefs und Przibram habe ich Fragmente älterer Massen
fast nie bemerkt (nur an einer einzigen Steile bei letzterem Orto
fand ich ein grobkörniges Quarzconglomerat) ; ebenso wepig in
der Grauwacke oder dem Thonschiefer der Rhein iwd Aarufer,
wo auch die Herren von Oeynhausen und von Dechen bei
Gelegenheit ihrer Charakteristik des Rheinischen und Belgische!*
Uebergangsgebirges (Hertha II, 514, 519 u. 536) nirgends Granit,
Gneufs oder Glimroerbruchstücke in demselben erwähnen, Noch
weit auffallender aber ist dieser Mangel der älteren Gebirgsflrag-?
mente in dem bunten oder Keupersandstein ; am auffallendsten iu
dem Qua4er*andstein, So häufig ich die Schluchten und Thalcr
{
70
der Grauwacke und dem Rothliegenden Vorkommen,
spricht gar nicht zu Gunsten der Ansicht, dafs die Ent-
stehung der geschichteten Gesteine nach der Bildung des
Urgebirge8 erst durch ein allgemeines, der Mächtigkeit
ihrer Massen angemessenes, zerstörendes Ereignifs her-
vorgerufen sey. Hätte wirklich ein solches oder gar
mehrere dergleichen, wie sie von Werner in seiner
geologischen Theorie vorausgesetzt werden, stattgefun-
den, so wäre es in der That wunderbar, dafs ein Resul-
tat, wie das eben erwähnte, aus den Untersuchungen
überhaupt nur hervorgehen konnte. Weit eher mufste als
Folge einer Catastrophe, durch welche die Bildung von
ganzen, zuweilen einige tausend Fufs allein über dem
Meeresspiegel l ) erhabenen Gebirgen veranlafst seyn soll,
das wildeste Chaos in den die Erdoberfläche constitui-
render Gebirgsmassen erwartet werden. Gerade entgegen-
gesetzt einer solchen Yermuthuug, die nur als eine noth-
wendige Folge der Prämissen der Wern ersehen Lehre
gelten kann, finden wir einen so regelmäfsigen Wechsel
von Kalk, Kiesel und Lettcnbildungcn , und zwar von
dem Uebergangsgebirge an durch die sämmtlichen sechs
des letzten in der Sächsischen Schweiz oder in der Grafschaft
Glatz durchgangen bin, entsinne ich mich nie, auch nur das min^
desto ältere Fragment in demselben bemerkt zu haben; eine Er-
fahrung, die hinsichtlich Schlesiens auch Zobel und v. Car na 11
bestätigen (Karst. A. IV, 159). Nur da, wo die Grünsandforraa-
tion unmittelbar im Hangenden des Urgebirges sich vorfindet,
scheinen in ihr die Fragmente des letzteren vorhanden zu seyn; so
wie ich z. B. dergleichen nach den Beobachtungen von Freies^
leben bei Grüllonburg oder denen von Weifsenbach im Pla-
ner bei Dohna angeführt habe.
0 Wiinschelburg z. B. am Fufse der Heuscheucr im Glatzischen liegt
etwa 1500 F. ; die Spitze der Heuscheuer dagegen nach von
Cari) all 2800 F. über dem Meere; die senkrechte Niveaudifferenz
beträgt alsq 1300 F. So viel beträgt aber auch hier die grölste
Mächtigkeit dos Quadersandsteins, da von dem Fufse der Heu- -
scheuer von Wiinschelburg an, das noch auf dem rothen Sand-
stein liegt, das ganze Gehänge des Heuscheuergebirges längs dem
sogenannten beiersteige nur vom Quadersandsteinc gebildet ist.
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am genauesten bestimmten Bildungsepochen der Erd-
oberfläche fortgesetzt, dafs man iq diesem Wechsel, statt
eines die chaotischen Massen entwirrenden Zufalls, viel-
mehr ein den Wechsel hervorrufendes Gesetz erken-
nen mufs. Dafs überhaupt nur allein durch eine sol-
che gesetzmäfsige Regelmäfsigkeit in der Bildung der
Erdoberfläche die wissenschaftliche, auf die Kenntnifs der
Lagerungsverhältnisse begründete Geognosie möglich ge-
worden ist, versteht sich von selbst.
Abgesehen von diesen aus dem Studium der Lage-
rungsverhältnisse sich ergebenden und für die Wern er-
sehe Theorie so ungünstigen Erfahrungen scheint es selbst
schwierig, die naturhistorischen Eigenschaften einiger
neueren GcbirgsgJieder mit derjenigen Annahme in Ein-
klang zu bringen, welche diesen Gebirgsglicdern, gerade
so wie den übrigen Massen, mit denen sie gleichgelagert
wechseln, oder in denen sie felsenartig auftreten, nur ei-
nen secundairen Ursprung zuerkennen will. Hinsicht-
lich des Kalksteins im Uebergangs und Flötzgebirge,
dessen Ursprung wohl auch früher aus zertrümmerten
und regenerii ten Urkalken hergeleitet wurde, scheint jetzt
die Wissenschaft allerdings sich für die Ansicht einer
primitiven Bildungsweise desselben entschieden zu ha-
ben, da man erkannte, dafs die Mächtigkeit des Kalk-
steins in den jüngeren Gebirgsglicdern mit der fortschrei-
tenden Bildung der Erdoberfläche im colossalsten Ver-
hältnisse wuchs, so dafs es unmöglich war, ihn ferner als
aus der Masse so schwacher Kalkloger, wie wir sie noch
im unzerstörten Gneufs oder Glimmerschiefer vorfinden,
entstanden zu denken, dann aber auch, weil man einse-
hen mochte, dafs die Structurverhältnisse des Kalksteins
mit der Annahme einer Erzeugung desselben auf rein
mechanischem Wege gar nicht in Einklang zu bringen
waren. Gerade der letztere Grund darf mit dem-
selben Rechte für die vielen Hornstein und Kiesel-
4
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schieferbildungen des Ucbergangsgebirges, ferner für das
Auftreten dichter Quarzmassen, wie ein solches fast von
allen Beobachtern jüngerer Sandsteingebirge erwähnt
wird, in Anspruch genommen werden. Untersucht man
nämlich die Kieselschiefer und Hornsteine des Ueber«
gangsgebirges in Hinsicht ihrer oryctognostischen Eigen-
schaften, so ergeben diese letzteren auf keine Weise ein
günstiges Resultat für die Ansicht eines mechanischen
Ursprungs jener beiden Gesteine. Gesteht man aber
denselben eine Entstehung auf chemischem Wege zu, so
wird man durch die Beobachtung ihrer Lagerungsver-
hältnisse zugleich genöthigt, für die Grauwacke einen
ähnlichen Ursprung anzuerkennen. Das Qualitative der
Masse der drei Gesteine ist nämlich fast dasselbe (be-
sonders wenn man von der Grauwacke die quarzigen
Abtheilungen derselben berücksichtigt); sie wechseln unter
sich und mit dem Thonschiefer auf die mannigfachste
Weise und zeigen bei diesem Wechsel die gröfste Re-
gelmäfsigkeit in dem Fallen und Streichen ihrer Schich-
ten. Dafc aber überhaupt eine solche Erscheinung bei
Gesteinen hätte stattfinden können, deren Bildungsgang
ein ganz entgegengesetzter war, bei der körnigen Grau-*
wacke also etwa ein mechanischer, bei dem Kieselschie-
fer ein chemischer, scheint, wenn nicht unmöglich, doch
wenigstens sehr unwahrscheinlich. Die Möglichkeit des-
selben bleibt selbst dann noch unwahrscheinlich, wenn
man das Auftreten des Hornsteins und des Kieselschie-
fers nur als eine Eigenthümlichkeit einiger Uebergangs-r
gebirge und folglich nur als eine locale, durch eine
Wiederauflösung älterer Grauwacken veranlafste Erschei-
nung erklärt, weil es dann immer noch unerklärlich
bleibt, warum gerade in einer solchen regelmäfsigen Wie-
derholung, wie sie die Beobachtung zeigt, die Bildung
der Kieselschieferlagen in den fortdauernden Absatz me-
chanisch suspcndiiter Massen eingreifen konnte. Uebri-
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gens wird nirgends eine nur einigermafsen begründete
Veranlassong zu dieser hypothetischen, localen Wieder^
auflösung abgelagerter mechanischer Gebilde angegeben.
Ebenso wenig ergiebt das Resultat geognostischer Un-
tersuchungen, dafs solche Wechsel bei anderen Gebirgs-
gliedern mechanischen und chemischen Ursprungs vor-
handen sind. Ich setze nämlich hierbei voraus, dafs auch
der Thonschiefer ein auf chemischem Wege gebildetes
Product ist, und dafs folglich sein Wechsel mit dem
Kalkstein, der in ihm eingeschichtet ist, hier nicht als ein
Beispiel zu Gunsten der angefochtenen Ansicht gelten
kann.
Es scheint überhaupt, als wenn man bei der Aufstel-
lung der geognostischen Lehrsätze die grofse Ausdehnung
chemischer Gebilde zu wenig berücksichtigt habe. Na-
mentlich in dem Uebergangsgebirge des inneren Böhmens
bilden diese ein sehr wesentliches Glied der Zusammen-
setzung desselben. Ich fand in dem südlichen Theile
des Pilsener Kreises bei Chwalenitz, Nettonitz und Plse-
netz den Kieselschiefer und andere dichte Quarzgesteine
in der gröfsten Regelraäfsigkeit mit dem Thonschiefer
wechseln $ ebenso Lindacker zu Fünfkirchen zwischen
Prag und Kommotau, zwischen Rokitzan und Pilsen und
zu Kronporitschau (unweit Ruppau) *). Bei Stiahlau,
Nezbawietitz, Kot^enitz, am westlichen Fufse des hohen
Radinaberges und am Bielenzberge bei Ruppau (Lindr
acker) bildet der Kieselschiefer isolirte Felsmassen; im
Rakonitzer Kreise zwischen Tursko und Tuchomierzitz
sah ich denselben sogar in einer ganzen Reihe ansehnli-
cher Klippen. Fast alle Uebergangsgebirge zeigen ein
ähnliches Yorhandenseyn chemischer Niederschläge; so
das des Harzes 3 ), des nordwestlichen Deutschlands unc|
Mayer Sammlung physic. Aufs., die bühm. Nalurg. betreffend.
III, 189, 190 u. 252. . . ' 1
a ) Zimmermann Harz, S. 95 — 97 u. 116.
\
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74
Belgiens *), der Rbcingegend und der Ardennen a ), des
Fichtelgebirges 3 ), des östlichen 4 ) und westlichen 5 )
Sachsens und Schlesiens *). Nicht minder finden sich
dergleichen im Flötzgcbirge, in dessen Sandsteinen ent-
weder Lager von ächtem Quarz mit körnigen Sandstein«
banken wechseln (so z. B. im nördlichen Schottland in
der Grafschaft Sutherland 7 ) ) oder der Quarz selbst in
Felsen auftritt, wie unter andern im Keupersandstein *). —
Dafs ein Theil des Rothliegcnden chemischer Natur sey,
behauptete schon früher Voigt; in neuerer Zeit war
Herr Prof. Hoffmann derselben Ansicht *). Ueber-
gänge des körnigen Sandsteins in ächten Quarzfels be-
obachtete Keferstein zu Burgberg bei Sonthofen IO );
die dichten Quarzgesteine des Quadersandsteins am süd-
lichen Fufse des Erzgebirges habe ich bereits S. 53 er-
wähnt 1 1 ). Endlich bewiesen die Untersuchungen in
• *) 11 «tum er und Engelhard geogn. Vers. S. 11.
v. Oeynhausen und v. De dien Hertha II, 515, 517, 22, 25,
31, 32, 33, 34, 40, 42, 43.
3 ) Goldfufs und Bi seit oft Fichtelgeb, 190.
*) Zu Kainsdorf hei Zwickau (v. Gutbier geogn. Beschreibung von
Zwickau , S, 36 u. 38) wechseln , ebenso wie ira inneren Böh-
men, Grauwacke und Thonschiefer ; siehe auch Freieslcbcn
Mag. f. d. Oryctog. v. Sachsen, S. 20 t, 5, 6 u. 7.
**) Als achter Qnam lagerfurmtg zwischen geschichteter Grauwacke,
zu Hennersdorf bei Görlitz, zu Berthclsdorf hei Lauban, am Eich-
berge bei Weissig in der Oberlausitz nach Martini.
®) Zu Jordansmöhle am Zobten ; s. a. Zobel und v, Carnall
(Karst, A. HI, 38, 79), G lock er s Beitrage zur mineralug,
Keuntnifs der Sudetenländer, und v. Buchs geogn. Beobachtung
gen, gesammelt auf Reisen, 1, 76, 78.
T ) Mao cu Hoch Description of the Western Islands of Scotland,
II, 95.
®) Hoffmann in Karstens Archiv f. M. u. G. I, 140, 41.
9 ) Lebersicht S. 598 — 600.
,0 ) Keferstein Geogn, Deutschland VIT, 9.
S, a. Reufs mineralogische G. B. I, 96 u. 100; die Sandsteine
von Plafs und Misten ira Bunzlaticr Kreise sind kicscligcr Natur
(Ke ufs B. II); der Quadersaudstein von Wehrau enthält nach
Kühn ganze Bänke, die fast nur aus Krystallcn zusammengesetzt
sind (Geogn. 563) und geht nach den Beobachtungen des Herrn
v. Dechen an anderen Stellen ganz in dichten Quarzfels über
(de la Reche S. 296).
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4
der Tcrtiärformation, dafs der gröfsere Theil der Sand-
steine derselben nur aus einer dichten, zusammenhängen-
den, nicht körnigen Quarzmasse besteht
Zeigen die vorstehenden Beispiele, die ich mit einer
grofsen Zahl anderer hätte vermehren können, dafs die
Beschaffenheit der Masse in den jüngeren Gebirgsgliedern
keinesweges zu Gunsten derjenigen Ansicht spricht, die
in den letzteren und namentlich in den jüngsten dersel-
ben ausschliefslich nur Conglomerirungen körniger Trüm-
mer älterer Gebirge erkennen will, so wird diese An-
sicht noch weniger bestätigt, wenn man sich überzeugen
inufs, dafs aus dem deutlichsten krystallinischen Gebirge
der Uebergang in die mit Versteinerungen erfüllten
Grauwacken und Thonschiefer allmählig, und ohne dafs
irgendwo eine bestimmte Bildungsgrade vorhanden wäre,
statt findet. Die Uebergänge des Gneufs durch den
Glimmerschiefer in den Thonschiefer war der Werner-
sehen Geognosie vollkommen bekannt; sie wurde da-
durch veranlafst, das letztere Gestein in 2 Hauptmassen
abzutheilen, von denen sie die eine, die versteinerungs-
lose, als Urthonschiefer dem sogenannten Urgebirge, die
andere die versteinerungsführende dem Uebergangsgebirge
anreihte. Wie willkührlich aber eine solche Scheidung
wird, wenn die qualitative Beschaffenheit der Massen in
, beiden Abtheilungen vollkommen dieselbe ist, wie ge-
wagt ferner, wenn man für das V orhandenseyn von Pe-
trefacten oder nicht keine anderen Data besitzt, als die weni-
gen, die aus den zufälligen und vereinzelten Entblöfsungen
des Terrains mittelst [Steinbruchsarbeiten hervorgehen,
wie unmöglich endlich, wenn man Gelegenheit hat, sich
von dem allmähligen, selbst nicht einmal durch eine Ver-
schiedenheit in den Lagerungsverhältnissen gestörten
Uebergang des Glimmerschiefers in den Thonschiefer
zu überzeugen, welcher letztere seinersoits wieder an
solche Bildungen sich anschlicfst, in denen die charactc-
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ristischcn Versteinerungen des Uebergangsgebirges in
Menge vorhanden sind, ist hinlänglich klar. Das mitt-
lere Böhmen zeigt für Uebergänge, wie die eben erwähn-
ten, fünf Stunden südlich von Marienbad ein sehr inter-
essantes Beispiel. Steigt man nämlich von dem Dorfe
Hoben Zettisch, das noch auf Granit liegt, und zwar in-
nerhalb des Granitterrains, in das Thal des Planer Was-
sers hinab, so findet man bald in demselben, nämlich
noch oberhalb des Dorfes Schlicwau, den Glimmerschie-
fer anstehend. Die Gränze beider Gesteine ist nicht
scharf zu beobachten; sie wird aber hinlänglich durch
Millionen von Fragmenten des Granit und Glimmerschie-
fers angedeutet. Letzterer zeigt keine deutliche Schich-
tung; doch characterisirt ihn sowohl die schiefrige Tex-
tur, wie die dunklere Farbe des Feldspaths und Glim-
mers. Bei Zettisch nämlich ist der Feldspath des Gra-
nits sehr fleischfarben, der Glimmer silberweifs. Der
Glimmerschiefer läfst sich nun an den senkrechten,
äufserst tief abstürzenden Wänden der Thalschlucht bis
zu den Punkten verfolgen, wo das Planer Wasser mit
dem Tachauer sich vereinigt. Auch noch die Fort-
setzung des Thals, in dem die Vereinigung der beiden
Flüfschen, der Schwarzbach genannt *), bis zur Hei-
blitz Mühle verfolgt werden kann, zeigt den Glimmer-
schiefer in mehr als 100 Fufs hohen senkrechten Wän-
den anstehend. Zwar verliert sich schon in einiger Ent-
fernung oberhalb der Mühle der Glimmer allmählig und
ist nur noch auf den Bruchflächen des Schiefers deut-
lich zu erkennen; doch darf das Gestein eigentlich erst
bei der Mühle selbst für wahren Thonschiefer gelten.
Es streicht hier mit h . 3. Auf der Höhe nördlich von
}) Fftr die hier und späterhin bei Nehilau beschriebenen Verhältnisse
giebt die Charlc des Canonicus Krcybich vom Pilsener Kreise
(Prag bei Enders 1830) ein hinlänglich genaues Detail,
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fr
r
Czernoschin fand ich das Streichen des Thonschiefers
7 j. 3; 3, 5 und 4, das resp. Fallen der Schichten hin-
gegen 60, 55 und 45°, und zwar diesen Unterschied im
Fallwinkel auf sehr kurze Entfernungen. — lm Thale
des Michelsberger Wassers, das mit dem Schwarzbach
bei Czernoschin sich vereinigt, sind ganz ähnliche Ver-
hältnisse vorhanden. Steigt man von dem Dorfe Kurzin
in dasselbe hinab, so bildet der Thonschiefer das öst-
liehe Gehänge und ist sehr deutlich mit //. 3 geschichtet
Aber schon an der Grünauer Mühle im Grunde findet
sich der Normalgranit *) anstehend, der allmählig thaU
aufwärts in eine Art Gneufs übergeht. Noch ist indefs
die schiefrige Textur desselben sehr undeutlich, bis auch
diese bei dem Dorfe Zaltau vollkommen entwickelt auf-
tritt, und das Gestein durch eine reichliche Aufnahme
von Glimmer in Glimmerschiefer sich umändert, der gerade
wie der Thonschiefer bei Kurzin mit h. 3 streicht und mit
35° fällt. Kann man auch die unmittelbare Gränze des
Thonschiefers und des Granits an der Grünauer Mühle
nicht beobachten, so spricht immer das identische Strei*
chen des Glimmer und Thonschiefers für eine Analogie
in der Bildungsweise beider Gesteine. Von Czerno-
schin, in dessen Nähe der Thonschiefer überall verbrei-
tet ist, läfst sich derselbe weiter südlich im ununter-
brochenem Zusammenhänge über Mies, Pilsen bis in die
Nähe von Przibram verfolgen, wo er endlich bei Ginetz
zu einem klassischen Boden für die Auffindung der
das Uebergang6gebirge characterisirenden Trilobiten ge-*
worden ist.
Aehnliche Uebergänge wie die beschriebenen zeigt
fast jedes Uebergangsgebirge da, wo in seiner Nähe das
Urgebirge ansteht. So beobachtete Herr vonPrzysta-
i • - 1 1
l ) Ich werde ;Normalgranit denjenigen nennen, in dem die 3 Gemen g-
theile desselben deutlich und im Allgemeinen im Gleichgewicht
entwickelt sind.
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nowski Jen allmähligen Uebergang des Thonschiefers
durch den Glimmerschiefer und Gncufs bis in den Gra-
nit auch westlich von Czernoschin, nämlich bfci Tachau.
Den ununterbrochenen Zusammenhang des Glimmerschie-
fers an dem nördlichen Abhange des Erzgebirges bis in
den versteinerungsreichen Thonschiefer des Yoigtlandes
erwähnt Herr Prof. Kühn, mit dessen Angaben die Be-
obachtungen des genauen Kenners des westlichen
Sachsens, des Herrn Oberlieutenant von Gutbier * *),
vollkommen übereinstimmen. Im Egerschen District sieht
man ganz das nämliche. BeiTharand fand Raumer ein
und dasselbe Lager theils aus Gneufs, theils aus Thon-
schiefer bestehend. Keine einzige aber von diesen An-
gaben oder den unzähligen, die hinsichtlich solcher
Uebergänge vorhanden sind, erwähnt mit einem Worte
das Vorkommen conglomeratischer Bildungen, obgleich
man wohl berechtigt ist, auf der Scheide krystallinischer
und unkrystallinischer Gcbirgsgesteine dergleichen voraus-
zusetzen, namentlich wenn man die Entstehung der letzte-
ren aus den zertrümmerten Massen der ersteren zuge-
stehen soll *). Bei dem sehr häufig beobachteten
*) Das Schwarzkohlcngeb. von Zwickau S, 12 — 15.
• Ich will nur noch einige Thatsachen erwähnen , die den Tage-
büchern Martinis entlehnt sind, da sie Gegenden betreffen, die«
obwohl im Herzen Deutschlands gelegen, seit Lcske von keinem
Geognostcn wieder beschrieben wurden. Der genannte Be-
obachter fand nämlich auf dem rechten Neifseufer bei Görlitz ei-
nen allraähligen Uebergang aus dem Granit in die ihn bedeckende
Grauwacke, und Zwar wird der Uebergang durch ein Zwischen-
gestein vermittelt, das auf der .einen Seite, ohne die mindeste
scharfe Gränzc zu Zeigen, durch hellere Färbung, krystallinische
Structur und durch das deutlichere Auftreten des Feldspath,
Glimmer nnd Quarz in den Granit übergeht, von der anderen Seite
aber auf ganz entgegengesetzte Weise durch Annahme schiefriger
Textur, durch dunkelgraue Farbe und das Auftreten von Schich-
tungsebenen in die charakteristische Grauwacke übergeht, in der
Mart ini selbst Versteinerungen bemerken wollte. Namentlich
wird ein solches Zwischengestein sehr gut bei Moys (südlich
Von Görlitz) beobachtet. Einen allmähligcn Uebergang des Gneufs
in den Thonschiefer sah derselbe Beobachter tu Welkersdorf
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Wechsel von Thonschiefer ' und Glimmerschiefer oder
Gneufsschichtcn darf man auch hier es unwahrscheinlich
finden, was ich; bei dem Wechsel von Kieselschiefer und
Grauwackenschichten bereits angedeutet habe, nämlich
dafs mechanische und chemische Bildungen auf eine re-
gelmäfsige Weise mit einander wechselnd Vorkommen
können. > So fand Martini bei Zittau ganz ähnliche Ver-
hältnisse, wie die von Bräunsdorf, deren genauere
Kcnntnifs wir Herrn Schippan und Herrn Prof Hoff-
man n x ) verdanken» Es wechselt nämlich bei Wittich
östlich von Zittau mehrfach Gneufs, Granit und Thon-
schiefer. Unterhalb der Kirche von Wktich beobachtete
M artini ein sehr aufgelöstes Hornblendgestein von 1—3
Lachter Mächtigkeit, .das nach Norden zu fallen schien
und in seinem Hangenden alluiählig in Thonschiefer
überging. Seinerseits aber veränderte sich der letztere
wieder in Gneufs und Granit. Abwechselungen von
Gneufs und Thonschiefer fand derselbe Beobachter am
Hochwalde zwischen Kratzau und Zittau a )<
Prüft man endlich die Wern er sehe Lehre durch
eine Vergleichung der Urgebirgsmassen und der jüngeren
in Hinsicht auf die qualitativen Verschiedenheiten ihrer
Zusammensetzung, so ergeben sich Resultate» die nicht
minder weit entfernt sind, jener Lehre als Stütze zu die-
nen. Zeigt nämlich schon die Untersuchung der natur-
historischen Eigenschaften des Thonschiefers, dafs die rei-
nen Abänderungen desselben (Dachschiefer) aus einem
(S. W. von Löwenbctg ih Schlesien) ; zü HeiäeVsdorf (5. Ö; Von
Görlitz) dagegen eine Thonschiefermasse ihi Granit eingeJngert.
Zwischen Cninenz und Klostetr Mariastern gebt die geschichtete
Grauwacke der ersteren Stadt ganz allmähiig in den Nofraaigianit
des Kloster Mariastern über;
x ) Uebersicht S. 416 — 18;
2 ) Diese Gegend verdient überhaupt eine genauere Untersuchung.
Räumers Wunsch für eine solche (Geb. Niedcrscblcsiens S; 140)
ist noch immer unerledigt, da die Beobachtungen des Prof; Kühn
über die Umgegend von Zittau nicht veröffentlicht wurden;
60
völlig honiogetien Gängen bestehen, in dem die Unter-
suchung keine Partikeln älterer Massen zu entdecken
vermag, so ist diefs weit mehr noch bei der chemischen
Analyse der Fall. Herr Prof, Walch n er fand nämlich
die Zusammensetzung des Thonschiefers aus verschiede-
nen Gegenden so vollkommen stöchiometrischen Gesetzen
unterworfen, dafs er selbst Formeln für denselben
entwerfen konnte. Die Möglichkeit eines solchen
Verfahrens aber beweist zur Genüge, 'dafs der Thon-
schiefer keinesweges mehr für ein mechanisches Aggregat
zufällig zusammengeschwemmter Partikeln gelten darf x ).
Die chemische Analyse des letzteren Gesteins ergiebt fer-
ner, dafs dasselbe nur sehr wenig 2 ) Kali enthält. Ver-
gleicht man nun mit dieser Erfahrung die Zusammen-
setzung zweier Hauptbestandtheile der Urgebirgsmassen,
des Feldspath und Glimmers, so überzeugt man sich,
dafs beide weit mehr Kali als der Thonschiefer enthal-
ten; jener nämlich 14 §, dieser 9§. Sollte also der
Thonschiefer wirklich zum Theil aus bis in das feinste
Zerriebenen Urgebirgspartikeln entstanden seyn, so bleibt
bei dieser Ansicht vollkommen unerklärlich, wo das über-
schüssige Kali geblieben ist. Das jetzige Vorhandenseyn
desselben nämlich im Meerwasser zu vermuthen, ist nicht
mehr möglich, seit dem W o 1 1 a s t o n den Gehalt des letzteren
an Kali nur auf seines Gewichts bestimmt hat. 3 ).—
Eben *
*) Walchners Geogn. S. 51.
Nach d’Aubuisson 4/7$; hach Frick (Dlssertatio de constitu-
tione chemica schisti argillacei; Berlin 1834) nur 2 — 3$. Die
Analysen Von Holtsmann, W impf und Stokes fanden so-
gar im Thonschiefer von Baden, Selters und Irland keine Spur
von Kali.
Nimmt man an, dafs die Tiefe des Meeres im Durchschnitte
so viel beträgt, als die Höhe des höchsten Berges auf der Erd-
oberfläche, also etwa 26000 F., so beträgt das Gewicht einer Säule
Meerwassct* von der Basis eine* Quadratfufses Und der angegebe-
nen Höhe 1768000 Pf., wenn man nämlich daä Gewicht eines
Gubikfufses Meerwasser ZT 68 Pfund seUt; der Kaligehalt einer
solchen Säule wiegt also nach der Wollas ton sehen Analyse 884
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Eben so wenig zeigt irgend ein Punkt der festen Erd-
oberfläche Gesteine mit einem dergestalt reichlichen Ge-
halt an Kali, dafs in ihnen das Yorhandenseyn so enor-
mer Massen desselben vermulhet werden könnte, wie
durch die Zerstörung ganzer Gebirge, von denen wir
den Kieselerdegehalt nach der Wernerschen Lehre in
den hohen und weiten Terrains der Grauwacke und der
jüngeren Sandsteine finden sollen, frei geworden seyn
mufsten. In den Flötzsandsteinen selbst nämlich sind
die Thone und Letten im Verhältnisse zu der Kiesel-
masse viel zu gering entwickelt, um in diesen die An-
häufung des Kali aus den zerstörten Massen möglich zu
finden. Uebcrdiefs ist nicht einmal die Vcrmuthung für
eine solche Anhäufung gestattet, da keine einzige Ana-
Pfund, Nimmt man ferner an, dafs der Granit oder Gncufs zu
einem Drittel aus Quarz, zum anderen aus Fcldspath und zum
dritten Drittel aus Glimmer besteht, und es enthalten 100 Thcile
Feldspath 65®- an Kieselerde, 18 an Thonerde und 16®- an Kali,
ebenso der Glimmer 52# Kieselerde, 29 Thonerde und 9# Kali,
so ergiebt siel», dafs in 300 Gewichtsthciien Granit 217 # Kieselerde, 47
Thonerde und 25$ Kali vorhanden sind, und dafs bei einer Zer-
störung des Granits also auf 217 # ausgeschiedener Kieselerde jedes-
mal das Freiwerden von 25 # Kali vorausgesetzt werden mufs.
Nach diesem Verhältnifs reichen aber bereits 7673 Pf. Kieselerde
hin, um das Yorhandenseyn von 884 Pf. Kali zu veranlassen, d. h.
wenn man das spezifische Gewicht des Sandsteins zu 2,5 setzt,
genügte die Entstehung einer quarzigen Sandsteinsäule von nur 47
Fufs Höhe und der liasis eines Quadratfufses, um den Kaligehalt
einer Säule Meerwasser von 26000 Fufs Höhe und gleicher Basis
zu veranlassen. Berücksichtigt man aber, dafs der gröfsere Theil
unserer Erdoberfläche entweder von Grauwacken oder von Sandsteinen
in einer ansehnlichen Mächtigkeit bedeckt wird (vergl. in dieser
Hinsicht die lehrreiche, das nordwestliche Deutschland betreffende
Uebersicht des Herrn Prof. Hoffroann in s. Werke S. 504 — 510j
berechnet man die Mächtigkeit ;der Quadersandsteinformation an
der Elbe, nicht, wie S. 62 u. 70 geschah, nach den Extre-
men ihrer Niveauunterschiede, sondern nach der mittleren
Starke von dem Gebirgskamme ab, so beträgt dieselbe bei Mit-
telgrund immer noch 1410 F., wenn das Dorf Schneeberg 1758
P. F. nach Hai lasch ka hoch liegt (s. unten S. 103); ebenso
im Glätzischen vom Kamme der Ileuscheuer herab noch 1103 F.),
und dafs die Untersuchungen der Seefahrer selbst auf dem hohen
Meere den Grund desselben schon bei 4 — 6000 F. ermittelt ha-
ben, so ergiebt sich noch weit mehr die Unmöglichkeit, die oben
erwähnte Ansicht begründet zu finden.
6
i
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lyse meines Wissens von den rothen, bunten oder Keti-
pcrlelten bis jetzt vorhanden ist. Ganz dasselbe gilt für
die Diluvialinassen. Der Kaligehalt selbst der kali-
reichsten Thonc aus der Umgegend von Berlin (am
Kreutzberge) beträgt nach den Untersuchungen des
Herrn Prof. Mitscherlich nur 4J. Vergleicht man
damit den Kaligehalt des Granit und Gneufs, vor-
aussetzend, dafs der Diluvialthon zu demselben spez. G.
wie der Granit oder Gneufs zusammengedrückt würde,
und dafs die beiden letzteren Gesteine zu einem Drittel
aus Feldspath, zum anderen Drittel aus Glimmer bestän-
den, was nicht übertrieben ist* so findet sich der Kali-
gehalt des Thons zu dem einer gleichen Gewichts- und
Raummenge Gneufs oder Granit in dem sehr ungünsti-
gen Verhältnisse wie 4:8, zu dem einer gleichen Ge-
wichtsmenge von Glimmerschiefer (§ Glimmer, } Quarz)
wie 4:6; von Syenit (halb Feldspath, halb Hornblende),
wie 4:7; von Porphyr, der beinahe als reiner Feld-
spath gelten kann, wie 4 : 14; von Trachyt, wie 4 : 11.
Läfst sich aber nicht einmal in dem Thone die volle
Menge des Kali nachweisen, wenn man denselben aus
einer mit ihm gleichen Gewichtsmengc feldspalhhaltender
Urgebirgsgesteine entstanden denkt, so dürfte die Vcr-
muthung, in der auf der ErdoberÜUche verhältnifsmäfsig
dünn angehäuften Diluvialformation das Asyl für das
verschwundene Kali vorzufinden , um so weniger
Grund haben, als der Thon und Lehm keinesweges den
bedeutenderen Thcil der Diluvialmasse bildet, noch we-
niger aber in derselben Anhäufungen von freiem Kali
vorhanden sind. Dafs nämlich das Vorkommen des Sal-
peters seiner Unbedeutenheit wegen hier nicht in Be-
tracht kommen kann, setze ich voraus.
Gehen wir endlich noch einmal zu der Erfahrung
zurück, dafs die Trümmer älterer Gebirge, wie man sie
in den Grauwacken und Sandsteinen als Einschlüsse vor-
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findet, niemals weit von ihren primitiven Lagerstätten
entfernt sind, so dürften wir unter der Voraussetzung
der Richtigkeit der Wernerschen Lehre folgern, dafs
durch die grofsen, zerstörenden Ereignisse die Kieselmasse
der Sandsteine ebenfalls nicht weit von den Punkten
ihrer Herkunft hinweggeführt wurde. Untersuchen wir
aber die Structurverhältnisse der älteren Gebirgsgesteine,
so ergiebt sich, dafs nur ein Theil ihres Kieselerdege-
halts sich im freien, ungebundenen Zustande als Quarz
in denselben befindet, dafs aber bei weitem der gröfserc
Theil mit erdigen und alcalischen Basen einfache und
Doppelsalte in sehr genau bestimmten Verhältnissen bil-
det. Wie nun ein mechanisch zerstörendes Ereignifs es
vermocht hat, chemisch zerlegend zu wirken, und die
Kieselerde aus ihren Verbindungen mit den Basen abzu-
scheiden, wie es selbst möglich wäre, dafs die Quarzkör-
ner der Sandsteine als todte, zusammengeschwemmte
Massen, ohne ein Bindemittel zwischen sich zu haben,
so auf einander adhärirend wirken konnten, um feste,
dichte Gesteine zu bilden, wird nirgends erklärt. Der
Versuch, selbst in Sachsen die Wern ersehe Theorie in
Anwendung zu bringen, ist um so schwieriger, als ein
grofser Theil der Gebirge des Landes, wie z. B. zwi-
schen Leipzig, Altenburg, Chemnitz und Oschatz, aus
Porphyr, ein anderer zwischen Meissen und x\ltenberg
aus Syenit oder Porphyr, ein dritter endlich bei Roch-
litz aus Weifsstein, folglich aus Gesteinen besteht, in
denen der Quarz nur in' höchst unbedeutendem Grade
vorhanden ist. Berücksichtigen wir dagegen die mächtigen
Grauwackenablagerungcn von Berggiefshübel, Döbeln
und Plauen, die weit nach Thüringen hineingreifende
rothe Sandsteinbildung von Zwickau und Crimmitzschau,
endlich die in einer theilweisen Mächtigkeit von etwa
1400 Fufs vorhandene Quadersandsteinformation an der
Elbe, so sind wir entweder gezwungen, tun die Entstc-
S
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84
hiing so bedeutender Gcbirgsmasscn nach der Wern er-
sehen Lehre zu erklären, wohlbegründctcn Erfahrungen
zu widersprechen und das Material jener Massen als aus
entfernten Punkten hcrbeigeschwemint vorauszusetzen,
oder wir müsssen eben so willkührlich uns cntschliefsen,
mechanisch wirkenden Kräften Eigenthümlichkeitcn bei-
zulegen, die ihnen nach unseren jetzigen Kenntnissen
vollkommen fremd sind.
Folgt aus dergleichen Betrachtungen, dafs die
Durchführung der Wern ersehen Theorie in dem Um-
fange, wie sic ihr Begründer auffafste, sehr schwer zu
überwindende Hindernisse findet, so läfst sich auf
der anderen Seite nicht läugnen, dafs der Versuch,
sämmtliche jüngere Gebirgsbildungen für chemische Nie-
derschläge anzusprechen, manchen Schwierigkeiten unter-
worfen ist, deren Lösung erst von dem weiteren Fort-
schritte der Wissenschaft erwartet werden darf.
2) Die Hornsteinadern am Kopfhübel und bei
Settcnz.
Der Porphyr des Kopfhübcls zeigt wenig bestimmt
ausgeschiedene Feldspathkrystalle, obwohl seine Masse
ziemlich krystallinischer Structur ist; in ihr unterschei-
det der Perlmuttcrglanz des Fcldspaths denselben sehr
deutlich von dem eingesprengten, rauchgrauen, glasglän-
zenden Quarz. Aulserdem finden sich im Porphyr viele
grüne Punkte und auf der Nordseite des Hügels mitten
im Porphyr selbst eine grünlich graue, thonige Masse,
von der ich nicht weifs, wofür ich sic halten soll, ob-
wohl ich sonst überzeugt bin, dafs sie keine den Pläner-
mergeln angehörige Bildung ist. Eine dieser ganz ähn-
liche Masse von lauebgrüner Farbe, welche das Product
einer Zersetzung zu seyn scheint, findet sich noch in
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1
dem oberen Theile des Hirschberges bei Niclasberg im
Erzgebirge, und zwar daselbst ebenfalls im Porphyr.
Dafs an, dem Fufse des östlichen Abhangs vom
Kopfhübel eine Plänerablagcrung vorhanden ist, habe ich
schon S. 50 erwähnt. Auf der Höhe selbst dagegen be-
merkt man keine Spur von anstehendem Quarzgestein
oder vom Pläner; dennoch sieht man auf dem Nordab-
falle des Hügels und zwar an der Wand eines alten
Steinbruchs Klüfte im Porphyr, die durch Hornstein aus-
gefüllt werdei». ; ..Weit lehrreicher ist übrigens in dieser
Hinsicht der westliche Abhang gegen Settcnz hin. Hier
lassen sich vielfach die Hornsteinadern von der oberen
Gerölldecke des Kopfhübels bis in die Tiefe verfolgen;
sie umschliefsen ohne alle RegelmUfsigkeit abgerundete
Fragmente des Nebengesteins, gerade wie die Abbildung
(Taf. II Fig.»5) eines solchen getreu nach der Natur co-
pirten Ganges zeigt. Die Breite der Gänge ist verschie-
den; der eben erwähnte zeigte zwischen a und b
4 Zoll Breite und schlofs 7 Bruchstücke ein 1 )., Aufser-
dem finden sich in den Gängen sehr häufig Versteine-
rungen, namentlich viel gestreifte und geohrte Bivalven,
glatte Terebrateln und besonders viele Individuen von der
Eschara, wie ich schon S. 17 zu ermähnen Gelegenheit
hatte; sämmtlichc Petrefacten feigen auch hier den wohl-
erhaltensten Zustand, selbst in den feinsten Adern des
Hornsteins, eine Erscheinung* die sich unmöglich mit
einem solchen Widerstreite . oder einem Abschrecken
zweier Flüssigkeiten von, durchaus entgegengesetztem
Auflösungsmittel, wie derselbe ; vom Herrn Prof.' Na u~ ;
mann vorausgesetzt wird, zusammenreimen läfst. Ge-,
stützt auf ;eine genaue Kenntnifs der Erscheinungen am.
Kopfhübel kann ich hier, wie bei Janig, mit Bestimmt-
*~i • mm ~ 1 * » » * * * k*
» • . * / * i . , . *. *
1 ) Von derselben Art mögen die von de Bonnard beobachteten
Arkoscngängc zwischen Magny und Ghassignv gewesen seyu. Ann.
d. M. X, 208. . , . .
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I
86
heit versichern, dafs nicht die mindeste Andeutung eines
bei der Bildung des Pläners und Porphyrs stattgefunde-
nen Kampfes entgegengesetzter Elemente vorhanden ist;
Überall zeigt es sich, dafs während des Absatzes des
Pläners der Porphyr nur das Feste, Widerstandleistende,
jener dagegen das Flüssige und Umfliefsende gewesen
war. Eben so wenig wie bei Zscheila oder Töltschen
# «
verräth der erste an seinen Berührungspunkten mit dem
Porphyr die geringste Spur einer Veränderung, so dafs
selbst nicht einmal die Vermuthung für den noch glühenden
Zustand des letzteren in der Zeit, als sich der Pläner
auf ihm absetzte, durch irgend eine Beobachtung unter-
stützt werden kann. Eine Umänderung des Pläners aber
durch Aufnahme sublimirter Kieselsäure mit Herrn Prof.
Naumann anzunehmen, halte ich einerseits für nicht
statthaft, ’ da keine einzige, sicher begründete Erfahrung
bis jetzt das Vorhandenseyri von Sublimaten der Kieselr
säure erwiesen hat, ‘ anderseits, für 1 überflüssig, weil
alle Beobachtungen Über die Grtinsandformation ein-
stimmig das Resultat ergeben, dafs der Kieselgehalt der-
selben nach der Tiefe in dem Maafsc zunimmt, dafs die
unteren Ablagerungen fast nur allein von Kieselerde ge-
bildet werden. Es darf daher selbst das Vorkommen von
Hornsteinmassen in dem Pläner oder in den Spalten des
Porphyrs, welche letztere durch eingedrungene Massen der
tiefsten Lagen des Pläners ausgcfüllt werden konnten, gar
nichts unbegreifliches haben. In der That giebt es bei
Teplitz nirgends Anastomosen der Hornsteine und Porphyre
in der Art, wie sie Herr Prof. Naumann gesehen zu ha-
ben glaubt, eben so wenig rund umschlossene Einschlüsse
des Hornsteins in dem Porphyr ‘), und selbst keine
Uebergänge beider Gesteine in einander, wie mich 2 bis
300 zerschlagene Fragmente hinlänglich belehrt haben.
0 Naumann in Leonhards Taschenbuch S, 300.
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/
87 -
I
Der Porphyr ist hier folglich durchaus nur das ältere
Gestein, auf dem sich die Grünsandformation, ohne ir-
gend eine Spur eines erlittenen Durchbruchs zu zeigen,
ruhig erst bei ihrer Bildung ablagerte. Deshalb sehe
ich mich genülhigt, dem Resultate der Beobachtun-
gen der Herren Naumann und Zippe durchaus zu wi-
dersprechen, weil eben diese Beobachtungen keinesweges
mit den Erscheinungen in der Natur selbst überein-
stimmen.
Den [beschriebenen sehr ähnliche Phänomene zei-
gen sich auch an der südlichen Seite des Kopfhübels,
zunächst der Duxer Chaussee. Die von oben nach un-
ten herabgehenden Hornstcinadern (nie sieht man hori-
zontale oder solche, die an beiden Enden in dom Por-
phyr auskeilen) sind vollkommen deutlich, obgleich nicht
in der Art belehrend, wie an dem westlichen Abhange.
Das häufige Vorkommen des schwefelsauren Baryts an
dieser Seite des Kopfhübels habe ich bereits S. 59 er-
wähnt.
Sind wir aber durch die beschriebenen Erscheinun-
gen vollkommen berechtigt, das ganze Phänomen, gerade
wie bei Janig, nur als das Product eines Infiltrationspro-
cesses ansusehen, und finden wir, wie ich vorhin an-
führte, auf der Höhe des Kopfhübels keine Pläner oder
Quarzsandsteinablagerungen, von denen die Spaltenaus-
füllungen abzuleiten wären, so sind wir auch hier ge-
nöthigt, eine Zerstörung der früheren, den Porphyr un-
mittelbar bedeckenden Ueberlagerungen vorauszusetzen,
eine Annahme, die durch die Erscheinungen bei Janig
(S. 56) wesentlich erleichtert, und ebenfalls am Kopf-
hübel durch das Vorkommen einer zahllosen Menge
von Fragmenten des Hornsteins, welcher die einst
lose umherliegcnden Porphyrbruchstücke verkittet haben
mochte, unterstützt wird. Die Masse des Kopfhübler
Hornsteins ist zum Thcil sehr dunkel und fiachmuschbg
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bis zum dunkelrauchgrauen, der Bruch aber dann fein-
splittrig, so dafs das Gestein manchen Feuersteinen aus
der schreibenden Kreide vollkommen ähnlich wird. Ganz
eben solche Stücke, wie die hiesigen, befinden sich im
mineralogischen Museum zu Berlin, der Angabe des
Herrn Dr. Stolz zufolge, aus dem Thale zwischen Set-
tenz und Klein Aujezd; einige Fragmente von eben da-
her sind noch dunkler, selbst schwärzlich grau und zei-
gen durchscheinende Stellen bis zum durchsichtigen und
mit Glasglanz, während die übrige Masse auf dem Bruche
nur matt schimmert und undurchsichtig ist. Nicht min- >
der fand Herr Dr. Stolz die grauen, dichten Hornstein-
massen auf dem Fahrwege von Janig nach Osseg, ohne
indefs in dem Catalog anzugeben, ob dieselben wirk-
lich anstehen. Ihre von denen des gewöhnlichen dort in
der Nähe vorhandenen ächten Quadersandsteins abwei-
chenden Bruch und Farbeeigen thümlichkeiten dürfen
nicht veranlassen, sie einer anderen, als der Grünsandbilr
düng anzuschliefscn, da eben diese Modificationcn, wie
ich schon S. 60 beschrieben habe, sich auch bei Janig
im Tiefsten der dortigen Quarzgesteine vorfinden.
Die alte Steinbruchswand auf der nördlichen Seite
des Kopfhübels bietet die nämlichen, kugelförmigen Aus-
scheidungen wie der Judenberg dar; eben so interessant
sind an ihr die leeren, sechsseitigen Räume mitten im
frischen Porphyr. In solchen Räumen existirten einst
Feldspathkrystalle, die nun spurlos verschwunden sind,
wie die Contouren der Räume auf das deutlichste be-
weisen. Das Nebengestein, wenn gleich von dersel-
ben Natur, ist dann nicht durch die mindeste Spur ei-
ner Einwirkung berührt worden. Mitunter finden sich
neben den leeren Poren solche, die mit einer weifsen,
porcellanerdigen Masse angefüilt sind. Weit besser aber
wie hier, lassen sich bei Nieder Schönau die Umwande-
lungen des Feldspaths verfolgen.
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* Ein anderer interessanter Punkt für das Vorkommen
der Hornsteinadern findet sich bei Settenz. Einige hun-
dert Schritte nämlich südwestlich von dem Dorfe, in wel-
chem überall der Porphyr ansteht, erhebt sich ein klei-
ner Hügel desselben Gesteins. Der westliche Abhang
des Hügels ist behufs der Anlage eines Fahrwegs nach
den Kalkscheunen durchbrochen worden. Besonders an
der linken Wand des Durchbruchs erscheinen häufig die
Hornsteinadern, von oben nach unten sich ziehend, sich
verzweigend, wieder vereinigend und mitunter in : noch
breiteren, mit derselben Masse erfüllten Gängen sich mün-
dend. Sehr viele dieser Gänge sieht man nach unten hin sich
verengend, andere gänzlich auskeilend. Hin und wieder
befinden sich in denselben Bruchstücke des Porphyrs
(ein solches Beispiel ist in Tafel II Fig., 6 vorge-
stellt; ö, h, c waren wirklich noch vorhandene Porphyr-
fragmente von Wallnufsgröfse in Hornstein eingeschlos-
sen; d aber deutet nur die vertiefte Stelle an, in der
sich einst ein solches Fragment befand; der Gang war
oben 3 Zoll, unten dagegen, so weit man ihn beobach-
ten konnte, nur \ Zoll breit), und in den meisten, selbst
in sehr feinen, solchen x\dern zeigt sich eine Fülle wohl
erhaltener Versteinerungen. Rechts von dem Eingänge
in den durchbrochenen Weg wiederholt sich ,ein Bild
der Janiger Verhältnisse, aber sehr im Kleinen; eine An-
zahl grauer Hornsteinadern durchzieht ebenfalls netzför-
mig die Oberfläche des rothen Porphyrbodens. Auf dem
Hügel selbst ist nur stellenweise eine sehr dünne Decke
von Hornstein vorhanden, die entweder auch Por-
phyrbruchstücke einschliefst oder wenigstens die Ein-
drücke der einstigen Einschlüsse darbietet; unzählige
Bruchstücke des Hornsteins mit den wohl erhaltenen, in
Menge vorhandenen und schon am Kopfhübel erwähn-
ten Versteinerungen, von denen ich namentlich hier
Bivalvcn und zwar bis zu einem Zoll Durchmesser und
90
mehr vorfand, liegen überall umher. Der Porphyr des
Kopfhübeis zeigt kugelförmige Aussonderungen, wie bei
Janig und am Judenberge.
Trümmer einer frühem Bedeckung des Porphyrs
sind noch an mehreren Stellen westlich vonTeplitz vor-
handen, Besonders ist der zwischen Settenz und dein
Riesenbade liegende Eichbusch voll von Quarzblöcken
und von Hornsteinfragmenten mit Porphyreinschlüssen,
Die letzteren dieser Bruchstücke zeigen mitunter durch
die grofse Zahl ihrer cingewachsenen Fcldspathpartikeln
Aehnlichkeit mit glimmerfreien Graniten, Selbst noch
weiter westlich hin bis in die Nähe des Riesenbades
fand ich an vielen Stellen der Duxer Chaussee Horn-
steinadern und namentlich da, wo man behufs der Anlage
derselben einen Theil der Oberfläche des Porphyrs weg-
zusprengen veranlafst war. In der Nähe des Schiefshau-
ses wurden gleichfalls dieselben und zwar mit Einschlüs-
sen von Schwefelkiespunkten und von Bivalvcn durch
Herrn Professor Hoffmann beobachtet; doch ganz in
der Nähe steht auch hier Pläner an und zwar auf dem
Wege, der zu der Ziegelei führt; ebenso an dem nörd-
lichen Abfalle der LippnayV
Die zahlreichen Punkte, an denen man westlich von
Teplitz die Hornsteine entweder anstehend oder wenig-
stens in Trümmern vorfindet, läfst also sehr wohl die
Annahme zu, dafs einst eine weit ausgedehntere und
mächtigere Lage von Kiesel und Kalkbildungen, wahr-
scheinlich noch vor dem Absätze der Braunkohlen-
formation, die Oberfläche des Porphyrs bei Teplitz be-
deckte,
«
• «
3) Die Hornsteinaderu von Nieder Schönau.
Das Vorkommen bei Nieder Schönau habe ich bis
zuletzt gelassen, weil cs das an sich am wenigsten klar
ist und erst durch die Beobachtung an den übrigen
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»
Pank teil, namentlich durch die Auffindung des deutlichen
Zusammenhangs der Hornsteine von Janig mit den dor-
tigen Quarzgesteinen ' seine vollständige Aufklärung
findet.-’ ' ' 1 , J “ <«* ' -
• ; Die linke Seife der Häuserreihe von Nieder Schö-
nau lehnt sich an die schroffe Wand des porphyriti-
schen Schönauer Berges und schliefst, wie Herr Prof.
Hoffmaün beobachtete, faustgrofse Bruchstücke von
düunflasrigem Gneufs ein; in ihr sieht man erst gegen
die letzten Häuser des Ortes die grofsen, kugeligen Aus-
scheidungen. Steigt man 200 Schritte hinter dem letz-
ten Gebäude den Berg hinan, so findet sich eine licht-
graue, quarzige Ablagerung, wiederum manchem Pläner
sehr ähnlich, auf deren Masse aber Chlorwasserstoffsäure
nicht einwirkt. Kugelförmige, faustgrofse oder kleinere
Fragmente von Porphyr sind in derselben eingeschlos-
sen oder wenigstens ihre Eindrücke noch vorhanden.
Die Quarzablagerung zeigt, obwohl seltener, Spuren
kleiner, zweischaliger Muscheln. Herr Prof. Hoffman n,
der, wie seine Tagebücher mich belehren, schon im
Jahre 1827 und namentlich bei Schöuau von dem jürn-
gcren Alter des Pläners und von der Unrichtigkeit der
Naumannschcn Darstellung der hiesigen Verhältnisse
sich überzeugt hatte, bemerkte in der Kieselmasse einen
sehr deutlichen Fischzahn. ' Unmittelbar, über dieser
Kieselmasse steht abermals Porphyr an, aber noch etwas
höher trifft man auf einen unbedeutenden Steinbruch von
4 Fufs Höhe, in dessen Rückwand sich eine kleine Er-
hebung von reinem Porphyr befindet, die mit den rech-
• < ,
ten und linken, gleichfalls aus Porphyr bestehenden
Flanken des Bruches zwei muldenförmige, mit einem Ge-
menge von Porphyr find Hornstein erfüllte Ausbiegungen
bildet. Die genauere Untersuchung zeigt hier wie
überall, dafs das Gemenge nur aus Fragmenten des cr-
stcrcn Gesteins besteht , die durch Hornstein verkittet
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sind. Der Hornstein ist sehr weifs und mit kleinen der
Porccllanerde ähnlichen Partikeln erfüllt, die ohne Zwei-
fel durch ihre feine Vertheilung, wie die Kohl$ bei man-
chen Kalksteinen, die Färbung hervorbringen. Dadurch
wird, weil auch der Porphyr in seinen Fragmenten (der
anstehende ist meistens frisch) eine grofse Auflösung der
Feldspathkrystalle zeigt, ein genaues Verfolgen der
Gränze beider Gesteine recht schwierig * *). Die Ausfül-
*) Wodurch eine solche Umwandlung des Feldspaths bei Schönau
hervorgebracht wird, und warum dieselbe vorzugsweise nur die
Krystalle ergreift, ist nicht leicht zu ermitteln. Herr Prof. Mit-
scherlich fand indefs bei seinen Untersuchungen der zerstörten
* Feldspathe in der Umgegend von Carlsbad und Teplitz, dafs
ein Theil der Zersetzungen von kleinen, im Inneren der Fcld-
spathkrystallc befindlichen Schwefclkiespartikeln herrührt, de-
ren Oxydation die Zerlegung der neutralen kieselsauren Thonerde
■ — Kaliverbindung vcranlal’ste, indem sich schwefelsaures Eisenoxy-
dül und freie Schwefelsäure bildete (Mitscherlich Chemie fr,
141). Der Schwefelkiesgehalt des Porphyrs lief» sich vorzüglich
dann ermitteln, wenn frische Porphyrfragruente angeschliffen wur-
den. Besonders gelang es Herrn Prof. Mitscherlich, bei den
bekannten Carlsbader Zwillingen den excentrischen, von dem
Schwefclkiespunkie aus sich verbreitenden Fortgang der Zersetzung
des Feldspaths zu verfolgen. Schon im Jahre 1806 hatte der Mi-
nister von Struve die im ersten Augenblicke allerdings be-,
fremdenden Um Wandelungen des Carlsbader Feldspaths beobach-
tet," ohne dafs er ihre Veranlassung ermittelte. Er bemerkte, wie der
‘ Umbtldurigsproccfs von dem Inneren aus so weit fortschreitet,. dafs
zuletzt der Krystall völlig in eine rothe Thonsaule umgeändert
wird, die heim Zerschlagen des umschliefsenden Granits mit ihrer
Zuspitzung frei öus der einen Hälfte der Umhüllung hervortritt,
während die andere Hälfte der Hülle die Höhle zeigt, in welcher
der ehemalige Feldspathkrystall sich befunden hatte. Genau das-
selbe läfst sich bei den mitunter 2 Zoll langen Feidspathkrystallen
aus dem Porphyr des Schönauer Berges beobachten, nur dafs das
Product der Umbildung hier ein blendend’weifser Thon geworden
ist. Die Krystallisation dieser weifsen Thonsäule ist die der
Feldspathzwillinge von Carlsbad. t Die Porphyre der Umgegend
von Halle, 'namentlich die von Brachwitz, zeigen ebenfalls, wie die
Zersetzung vorzugsweise nur die Krystalle des Feldspaths ergreift; in
dem Porphyr vomTautz bei Diemitz sind die letzteren theils frisch, theils
ganz oder nur halb umgewandelt; es finden sich hier alle Ueber-
gänge xugleich mit den Extremen. DipBeobachtungen der Herren
Zobel und von Ca mall in den Schlesischen Porphyren bestä-
tigen die Erfahrungen des Herrn Prof. Mitscherlich vollstän-
dig. Sie fanden nämlich gerade, wie der letztere bei Teplitz und
Carlsbad, veränderte Stclleu im Porphyr, in denen bisweilen Eisen-
" oxyd angchäuft log (Karstens A. UI, 283), ohne dafs jedoch die
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lungsmasse der Mulden ist so hoch wie die Höhe des
Bruches, also 4 Fufs hoch ; ohne Zweifel hat von die-
ser Stelle Naumann die Angabe der Dicke sei-
ner Schlackcnkruste entlehnt, da ipan das Hornstein-
Porphyrgemenge an keinem anderen Punkte des
Schönauer Berges so .mächtig beobachten kann. Es
bildet die unmittelbare Decke des festen Porphyrs, in
dem es eingelagert liegt und läfst sich aufserhalb des
Bruches noch auf eine Längenerstreckung von 40 Fufs
r*
genannten Beobachter durch diese Erscheinung veranlagst wurden,
der Oxydation des Schwefelkieses, aus dem sie theilweise selbst
die Entstehung des Eisenoxyds im Porphyr herlcitcten, die Zer-
setzung des Feldspaths, die Erzeugung der Porcellanerde in den
Poren und der Poren selbst beizumessen (s. oben S. 36 und Kar-
sten A. IV, 116). Namentlich den weifslich gelben Thonstein-
porphyr des Mühlbergcs bei Ober Waldenburg fanden sie erfüllt
mit Poren, deren Contouren erwiesen, dafs in denselben einst
Feldspathkrystalie vorhanden waren. Die Poren aber sind ent-
weder leer ( also wie am Kopfhübel ) oder cs befindet sich
Eisenoxyd in ihnen (Karsten A. III, 345). Dasselbe war bei den
Porphyrfragmenten des Conglomerats am Neuhauser Schlofsberge
(K. A. a. a. O.) und namentlich da der Fall, wo das Gestein
der Luft sich ausgesetzt findet; nicht minder in dem zerklüfteten
Porphyr bei Wüste Giersdorf (III, 352) und bei Kohldorf (353).
Eben solche Poren, voll von losem Eisenocker sah ich im Berli-
ner mineralogischen Museum an Porphyrstücken von der kleinen
Vogelhecke und vom Sch warzenberge bei Waldenburg, Doch
. scheinen nicht alle Schwefelkiese geneigt, sich leicht zu oxydiren
und die Zerstörung des Gesteins, in dem sie eingeschlossen sind,
zu veranlassen. Ich fand nämlich im J. 1830 am Prudelberg bei
Stonsdorf (in der Nähe von Warmbrunn in Schlesien) einen
Gang in Granit ausgehauen, um eine Aussicht zu gewinnen. Un-
geachtet derselbe damals bereits 4 Jahre hindurch allen Einwir-
kungen der Athmosphäre ausgesetzt war, und der Granit sich mit
erbsgrofsen Schwefelkiespartikeln durchaus erfüllt zeigte, war den-
noch nicht die mindeste Spur einer Zersetzung des Granits sicht-
bar. Eben so scheinen die sehr in das Qrofsc gehenden Um-
wandeluogen des Phonoliths in der Umgegend von Teplitz nicht
durch eine Oxydation von Schwefelkies veranlagt zu scyn, da
weder einem andern Beobachter, noch mir cs gelungen ist, den
Schwefelkies in dem frischen Phonolith oder wenigstens das Re-
siduum desselben, den Eisenocker, in dem aus dem Phonolith ge-
bildeten Weifsen Thone zu entdecken. Dafs die Zersetzung hier
nur ein locales Phänomen ist, zeigt das Anstchcn des frischen
KlingsUuns gleich in der Nähe der zerseizteu Massen desselben.
So siebt man die TJinwandelungen namentlich an dem südlichen
Abhange des Wachholdergcbirgcs io einer grofsen Schlucht de«
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»
auf der linken und 100 Fufs auf der rechten Seite und
zwar unmittelbar oberhalb des Bruches verfolgen. U eber-
all schliefst das Gestein Kugeln des Porphyrs ein, so
dafs es selbst hier bei Schönau kaum begreiflich ist* wie
Herr Prof. Naumann getäuscht werden konnte. An
der weiteren Erstreckung des porphyritischen Hölien-
Phonoliths, die sich hach dem t)orfe Kradrop hinzieht £ dann in
einer anderen Wasserschlucht an dem nördlichen Abhange des
Schieferberges zwischen Schal lan und dein Mauthhause an der Bi-
la. Der Klingstein atif der Höhe sowohl des Schielerberges, als
des Wachhold erberges, besonders des letzterem zeigt, obwohl der
Einwirkung der Atmosphäre stets ausgesetzt, nicht die geringste
Spur einer Umwandclung seiner Masse. Eine solche Erscheinung
möchte zu dem Schlüsse veranlassen, dafs es einer verstärkten Ein-
wirkung des Wassers bedurfte, um eine Zersetzung des Feld-
spaths im Klingstein zu veranlassen. VVenigstens fand ich eben^
falls in einer Wasserschlucht vollständige Zersetzungen des Thon-
achiefers, der sich in eine blendend weifse Thonmasse verwandelt
batte, bei Nettonitz im Pilsener Kreise. Kohlensäure Quellen
aber oder Kohlensäurecxhalationen , deren Wirkung sich zu Ma^
rienbad in der Zersetzung des Feldspaths so deutlich offenhart,
uöd deren Vorhandenseyn bei Teplitz noch gemuthmafst werden
könnte, sind in der ganzen Gegend um Nettonitz herum nirgends
bekannt. Eine der grofsartigsten Zersetzungen Feldspath hal-
tender Gesteine befindet sich in Ober Ungarn* Bei Keked, ei-
nige Stunden südöstlich von Kaschau , fand ich ein weifses, der
Kreide ähnliches (s. a. Bend an ts Reise nach Ungarn, übers, v,
Kieinschrod, S. 402 u. 408) aufgelöstes Gestein, das den Ab-
hang des nach der Hegyallya und Tokay sich hinziehenden Hö-
henrückens bildet. In ihm werden die dortigen bedeutenden
Weinkeller und zwar dadurch angelegt, dafs man mit stumpfen
Acxten Weitungen und Gänge in der weichen Masse aushauet.
Mauerung findet selten und gewöhnlich nur an den Eingängen der
Keller statt, wo das Gestein zu mürbe ist. Ist die Weinlese be-
sonders günstig und der Raum nicht genügend, so treibt man ohne
Umstände auf die beschriebene Weise Gänge rechts und links von
dein Hauptgange in die Gebirgsmasse hinein. — Ich habe hier
endlich noch zu erwähnen, dafs die Zersetzung des Phonoliths bei
Schallan und Kradrop umgekehrt, wie die bei dem Schönauer
und Halleschen Porphyr wirkt; sie ergreift nämlich nur die
dichte Masse des Klingsteins, während die glasigen Feldspathkry-
stallc vollkommen unangegriffen in der Porcellanerde vorhanden
sind. Umbildungen loser Hornblendekrystallc in eine rothbraune,
dichte Thonmasse, welche vollständig die Krystallform der Horn-
blende, aber nicht den blättrigen Bruch derselben bewahrt, fand
ich am vulkanischen Wolfsbergc bei Czernoschin in Böhmen.
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rtickens, der sich vom Schönauer Berge bis an denFufs
des Schlofsberges hinzieht, und zwar an dem Abfalle
desselben gegen Prassetitz und die Leitmeritzer Chaussee,
bedeckt das Conglomerat noch einmal in einer ansehnli-
chen Länge den Porphyr. Im Thale, und zwar in
der Nähe der Conglomcratdeckc, selbst auf der Höhe
des Schönauer Berges *), sieht man Fragmente der Decke
in zahlloser Menge umherliegen. Nicht minder durch
und durch poröse Bruchstücke vom Porphyr, aus dem
die zersetzten Feldspathkrystalle herausgeschwemmt sind.
Dadurch erhalten die Stücke in der That Aehnlichkeit
mit porösen Schlacken, ohne dafs man jedoch bei nur
einiger Aufmerksamkeit getäuscht werden könnte * 2 ).
Noch weiter hin findet sich an dem Abhange eine kleine
Plänerspur, dann aber zieht sich zwischen dem letzten
Porphyrhügel zunächst dem Schlofsberge und diesem
selbst ein bedeutender, weifser Plänerstreifen in das Thal
bis an die Leitmeritzer Strafse. Derselbe ist deutlich in
mächtigen Bänken geschichtet, obwohl sein Gestein sehr
zerklüftet ist. Die Schichtungsebenen sind auch hier pa-
rallel dem Abfalle des Porphyrs 3 ); eine Erscheinung,
die vollkommen mit der S. 42 u. 43 ausgesprochenen
Ansicht, keinesweges aber mit der Hypothese Leon-
hards 4 ) übereinstimmt. Es ist nämlich auch hier durch-
*) Vergl. die Beobachtungen von de BonnArd über solche Frag-
mente aus der Arkose. Ann. d. M. X, 212.
2 3 Es ist mir deshalb fast unmöglich vorauszusetzen , dafs Herr Prof.
Naumann diese Stücke voll Poren wirklich für wahre Schlacken
gehalten hat, wenn er nicht in Leonhards J. für 1825 S. 300
ausdrücklich von der schlackenartigen Natur des Porphyrs spräche.
Jedenfalls ist dieser Ausdruck dann nicht passend gewählt, wenn
HcrrProf. Naumann die Strnctur der ebenerwähnten Fragmente
nur mit einem von der Natur pyrischer Productc entlehnten Aus-
drucke genauer bezeichnen wollte, da seine Erklärungsweise der
Teplitzer Phänomene gerade namentlich aut die Wirkung
S yrischer Thatigkeit des Porphyrs gestützt wird,
iefs bestätigt auch Naumann S. 299 u. 303.
4 ) Jahrb. für 1834, S. 130.
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aas unmöglich, sich vorzustellen, dafs die Erhebung einer
Porphyrmasse, wie die des Schönauer Berges oder gar
des phunolithischen Kegels, des Schlofsberges, so ganz
ohne allen mechanischen oder chemischen Einflufs auf
den leicht zerstörbaren Pläner geblieben seyn sollte,
wenn man nämlich solche Erscheinungen an demselben
abrechnet, welche, wie die unbedeutenden Zerklüftungen
des Gesteins, sich sehr natürlich von dem fortdauernden
Einflufs der Atmosphäre herleiten lassen. — Noch ein
anderer Streifen von Pläner zieht sich an dem westli-
chen Abhange des Schönauer Berges bis nahe an das
Dorf Ober Schönau. In diesem sowohl, wie in dem am
südlichen Abhange Anden sich Versteinerungen ; leichter
sind dieselben aber aus den lose umherliegenden Stük-
ken zu erhalten. Vorzugsweise häufig bemerkt man un-
ter ihnen Abdrücke von Inoceramus Cuvieri und kleine
feingestreifte Bivalven. Herr Prof. Hoffmann beob-
achtete mehrere Exemplare von Spatangus Cor angui -
num. Ob beide Plänerstreifen wirklich Zusammenhängen,
läfst sich mit Bestimmtheit nicht ermitteln, wenn gleich
die Verbindung derselben durch die vielen Bruchstücke
des Pläners an der Erdoberfläche angedeutet ist. Fände
eine solche statt, so würde der Schlofsberg theiiweise und
zwar an seinem westlichen und südlichen Abfalle durch
einen Gürtel von Pläner umgeben seyn. Auch in der
Nähe des letzteren erscheinen an dem westlichen Fufse
des Schlofsberges in Menge die bereits häufiger erwähn-
ten Quarzblöcke; man findet sie aufserdem unmittelbar
bei Ober Schönau selbst, wo sie theils in Drusenräu-
men, theils porphyrartig in ihrer dichten Masse einge-»
schlossene Schwerspathtafeln enthalten *).
Auf dieser östlichen Seite von Teplitz wiederholen
sich
*) Ucber die Schwerspathtafeln des Sandsteins der Artose s. de Bon-
ns rd in den Ann. d. M. X f 209.
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sich an mehreren Punkten die Hornsteinadern im Porphyr.
Ich habe sie z. B. an dem nach dem Turner Bache ab-
fallenden Theilc des Porphyrhügcls, der Grainzc, sowohl
in dem festen Porphyr selbst, als in Fragmenten desselben
vorgefunden. Ganz in der Nähe aber bei dem Brau-
hause des Dorfes Turn und östlich hinter dem Parke
wird auf Plänerkalk gebrochen, der viel Versteinerungen,
namentlich viel Terebrateln, dagegen sehr wenig Plagio-
slomen enthält, eine Erscheinung ganz umgekehrter Art
wie bei Hundorf, wo die letztere Versteinerung so häu-
fig ist In dem Dorfe Schönau und zwar am Fufse des
kleinen Porphyrkegels, des Mont Ligne, entdeckte man
bei dem Bau eines Kellers in dem Hause, das Trompc-
terschlöfschen genannt, ebenfalls Hornsteinadern. Aehn-
liche Massen wurden nach Herrn Dr. Stolz im Jahre
1824 bei Gelegenheit der Ausgrabung eines Brunnens
auf dem Hofe des Gasthofes zur Stadt Weimar aufge-
funden. Das Vorkommen solcher Trümmer und Horn-
steinbildungen auf der östlichen Seite von Teplitz be-
stätigt also ebenfalls die Vermuthung, dafs diese Bildung
einst über einen grofsen Theil der unmittelbaren Umge-
bung von Teplitz verbreitet war.
Herr Prof. Naumann vergleicht mit den Erschei-
nungen bei Janig, am Kopfhübel und bei Ober Schönau
das Vorkommen des Hornsteins am Bernhardsfelsen in
Carlsbad; und in derThat mufs dasselbe nach den über-
einstimmenden Schilderungen vonStruve *) undHoff mit
jenen ganz ähnlicher Natur seyn. Ich sehe aus Stücken
der Berliner Sammlung von Carlsbad, dafs der Hornstein
dort meist eckige Bruckstücke des Granits vollständig
umschliefst und mit ihnen ein deutliches Conglomerat
bildet. Seine Masse ist dunkelgrau, dem Hornstein am
Kopfhübel ähnlich und also mit manchen Feuersteinen
') Leonhard Tasch. f. 1808, S. 133 u. 143 — 145.
7
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✓
vergleichbar. Das Auftreten des anstehenden Braunkoh-
lcnsandsteius dicht bei Carlsbad und zwar an dem rech-
ten Tepelufer zunächst dem Fufse des Galgenberges mit
den von ihm umschlossenen Granitfragmenten gleicht nach
der Beschreibung vollkommen dem Auftreten des Qua-
dersandsteins bei Janig, mit dem einzigen Unterschiede,
dafs beide Sandsteine verschiedenen Bildungsepochen
angeboren.
II. Jüngere Granite.
In dem Vorhergehenden habe ich gezeigt, dafs alle
Erfahrungen dazu zwingen, die Granite und Porphyre
auf der linken Elbseite als - Gebilde älterer Entstehung,
wie die Grünsandformation, anzuschen; in dem Folgen-
den werde ich dagegen ausführen, wie die Untersuchun-
gen auf dem entgegengesetzten Ufer, die Herr Prof.
Wcifs zuerst anregte, ein ganz anderes Resultat erge-
ben, nämlich dafs das Oberlausitzer Granitgebirge jünge-
rer Entstehung ist, als ein Theil der Quadersandsteinfor-
mation und folglich auch als der primitive Kamm des
Erzgebirges. Pötsch, der ohne Zweifel die Brüche von
"Weinböhla aus eigener Anschauung kannte *), erwähnt
von der dortigen Uebcrlagerung des Kalkes durch den
Syenit kein Wort; ebenso wenig hatte Werner von
derselben, wie von der ähnlichen bei Hohenstein, ob-
gleich beide ihm nicht fremd geblieben sevn konnten,
Notiz genommen.
Zwischen dem Pläner von Zscheila, der den Gra-
nit deckt, und dem westlich von Bonitsch unmittel-
bar auf der Grofsenhayner Strafsc anstehenden, hori-
zontal geschichteten Pläner gewöhnlicher Art sicht man
keine Verbindung. Der letztere findet sich an dem süd-
’) Beobachtungen über den Granit, S. 349 u. 542.
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lieben Abbange der breiten und bewaldeten Porphyr-
kuppc, über die der Weg von Grävernitz bis nach
Ocrilla führt. Er wird auf eine recht auffallende Weise
gegen Norden unter einem ziemlich scharfen Winkel
und in einer bestimmt markirten Linie durch groben
Sand bedeckt, der äufserst viel Porphyrfragmente cin-
schlicfst. Die Ueberlagerung durch das Gerölle ist so
auffallend und der Bedeckung des Pläners bei Oberaue
durch den Granit so ähnlich, dafs man veranlafst wird,
eine mögliche Ueberlagerung in gröfserer Tiefe durch
festen Porphyr selbst zu vermuthen. < Eine bestimmte
Verbindung des Bonitscher Pläners mit dem, der den
südlichen Abfall des Plateaus zwischen Gröbern und
Oberaue in zahllosen Fragmenten bedeckt und ohne
Zweifel ansteht, habe ich nirgends auffinden * können.
Wahrscheinlich aber findet ein Zusammenhang des letz->
teren Pläners mit denjenigen Massen desselben statt, die
unmittelbar östlich von Oberaue in den Seitengräben des
nach der Buschmühle führenden Weges bemerkt werden,
ohne dafs mit ihrem Anstehen eich das Niveau der nas-
sen Aue, in welcher der Weg und Oberaue selbst liegen^
wesentlich erhöbe. Erst 4 Stunde hinter dem eben ge-
nannten Dorfe steigt der Pläner rasch auf und bildet hier
zum Tbeil den Rand des steil in das Elbthal abfallenden
Moritzburger Plateaus. Auf ganz ähnliche Weise ist
diefs bei Weinböhla und ehemals war cs auch im Spitz-
grunde der Fall. Sonst wird der Pläner in dieser Ge-
gend des Elbthales nur in 2 kleinen Ablagerungen, wo-
von die südlichere die bedeutendere ist, am östlichen
Fufse des Spaargebirges in der Nähe von Zaschendorf
beobachtet. Er ist hier aller Wahrscheinlichkeit nach
an den Granit des Spaargebirges nur angelagert; von
Schichtung war der grofsen Zerklüftung des Gesteins
wegen mit Sicherheit nichts zu ermitteln. Die kleine,
südlicher gelegene Spur ries Pläners bei Nieder Warta
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100
an dem linken Elbufcr habe ich bereits erwähnt; sie
wird durch den Gneufs von Lcitewilz von der mächti-
geren Plänerdecke am linken Rande des Zschonegrundes
getrennt. Bei Priesnitz, das noch auf Pläner steht, soll
dieser auch das Bette der Eibe bilden. Auf dem rech-
ten Elbufer dagegen hatte man ihn beim Brunnengraben
noch in 20 Ellen Tiefe nicht vorgefunden *); cs wäre
deshalb fast zu zweifeln gewesen, ob eine Verbindung
zwischen den Plänerablagerungen auf dem rechten und
linken Elbufer überhaupt stattfindet, wenn nicht das
kleine und isolirte Vorkommen desselben bei Strehla,
südlich von Dresden, und die im August 1832 auf dem
Antonsplatze in Dresden selbst behufs Anlage eines ar-
tesischen Brunnens begonnenen und noch im Augen-
blicke fortgesetzten Bohrversuche für den wahrscheinli-
chen Zusammenhang beider Bildungen sprächen. Bei
den Bohrversuchen ging man bis in eine Tiefe von 420
Dresdner Ellen (732 P. F.), ohne den im Liegenden er-
warteten Syenit zu erreichen; bei 269 Ellen hatte man
die letzte Quelle gefunden, und soweit wird auch nur
künftig das Bohrloch offen erhalten werden. Es wurde
bei dem Versuche folgende Reihe von Schichten von
oben an gerechnet ermittelt:
Ellen. Zoll.
1) Kies und Sand 27
2) Schieferthon 109
3) Pläner / 120
2) Grauer, etwas feiner Sandstein 4
5) Grauer, etwas fester Sandstein 4
6) Weifser Sandstein 3
7) Grober rötblicher Sandstein
mit Thon . 3
8) Weifsgrauer Sandstein —
20
• » /
7
19 (lster Quell)
16
14
11
') Pötach Beob. üb. d. Gr. S. 346 u. 47.
\
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101
Ellen.
9) Bläulicher Sandstein
10) Schieferthon '
11) Rother Thon mit rütlil. Sandst.
12) Schieferthon !
13) Feiner Sandstein
14) Schieferthon
15) Feiner Sandstein
* - f # . • •
10
1
1
1
16) Etwas gröberer Sandstein
17) Feiner Sandstein * '*’ ‘ 6
18) Röthlicher Sandstein 2
19) Bläulicher Sandstein ‘ — -
20) Röthlicher Sand 5 — -
21) Weifsbläulicher Sandstein 4
22) Rother Thon \ ! 3
23) Weifslich grauer Sandstein 1
24) Grauer Sandstein " * 1
25) Rother Thon • 1
26) Weifsgrauer Sandstein 1
27) Rother Thon 1
28) Weifsgrauer Sandstein * 1
29) Weifser Sandstein ‘ 2
30) Rother Thon 5
31) Sandstein ’ /• — -
32) Conglomeratc. Sie beginnen mit
331 EH. 4 Zoll Tiefe
. und sind noch his zu
dem Tiefsten des
Bohrloches vorge-
funden ; Iste Schicht
• • »
derselben. 4 « 7
33) dcsgl. " V 8
34) dcsgl. und weifsgrauer Sandstein 1
35) dcsgl. u. rolher Sandst. in. Thon 11
35) dcsgl. u. rother Thon 4
102
Ellen. Zoll.
37) desgl. u. röthl. Gebirge m. Thon 9 14
38) desgl. u. rothcrThon mit Sand 1 22
39) desgl. u. roth. sand. Geb. m.Thon 10 10
40) desgl. u. grausandiger Sandstein 10 10
41) desgl. u. grausandiger Thonstein ;
letzte erbobrte Lage, Anfang
mit 396 Ellen, 11 Zoll, Schlufs
mit 420 Ellen 23 13 * *)
Es gebt aber aus der Kcnntnifs dieser Schichten-
folge hervor;
1) dafs sich in Dresden der Planer in einer gröfse-
ren Mächtigkeit als sonst irgendwo vorfindet;
2) dafs derselbe dort durch eine sehr ansehnliche Letten
(Schieferthon)lage bedeckt wird, von welcher nur bei
Weinböhla und Oberaue, sonst aber nirgends auf dem
rechten oder linken Elbufer Spuren vorhanden sind;
3) dafs der Quadersandstein, wie in Böhmen, das
Liegende des Pläners bildet;
4) dafs endlich dieser Quadersandstein selbst wieder
von einer mächtigen rothen Conglomeratmasse, ähnlich
der im Plauenschen Grunde, unterlagert wird 3 ).
’) Ungeachtet ich die vorstehende Schichten Folge genau nach dem Re*
gister copirt habe, das in dem Bohrhause aufbewahrt wird, so
•ehe ich dennoch, dafs in dieselbe zwischen N. 1 — 31 ein Fehler
sich cingeschlichen hat, indem die Summe der 31 Posten nicht
331 Eilen 4 Zoll beträgt. Ich vermag leider für den Augenblick
nicht, diesen im Ganzen unwesentlichen Fehler zu verbessern.
*) Viel Aehnlichkeit mit der Schichtenfolge im Dresdener Bohrloche
geigt der von Zobel und von Carnall angegebene Durchschnitt
der Gninsaudformation in der Nähe von Schwcdelndorf im Glätzi-
•chen. Es folgt nämlich auf den rothen Sandstein im Liegenden
der Quadersandsteiq ; über diesem ein thoniger Sandstein und dann
Mergel, der seinerseits wieder durch «ehr zerklüfteten Plänerkalk
bedeckt wird. Der letztere findet sich zu Dresden nur im Liegenden
des Mergels. Durch ein Bohrloch auf Salz, das unter der Leitung
des Hofrath Glenk zu Stranow, südlich von der Stadt Jungbunzr
lau, bis auf etwa tausend Fufs Tiefe getrieben wurde, kennen wir
auch die Schichtenfolge der Grünsandformation in dem nördlichen
Böhmen. Da das vortrclfliche statistische Werk über Böhmen
103
Berücksichtigt man nun, dafs das Urgebirge von
Nollendorf nach Kutschken um eine Niveaudifferenz von
1872 P. F. abfüllt, wenn man nämlich mit Berghaus,
wie ich bereits S. 47 gethan, die Höhe von Nollendorf
zu 2220 F., die Höhe von Kutschken aber zu 348 F. *)
annimmt, und ebenso, dafs der Syenit bei Dresden von
der Höhe des Plauenschen Grundes um 1020 F. abslürzt,
so scheint es wahrscheinlich, dafs der Lauf der Elbe
wirklich die östlichste Gränze des Erzgebirges bezeichnet.
Berücksichtigt man ferner, dafs die Grünsandformation bei
ihrer Bildung sich an diesen steilen Rand des Erzgebir-
ges anlagerte und ihrerseits wiederum durch den Granit
des rechten Elbufers bedeckt wurde, so darf man fol-
gern, dafs vor der Bildung des Oberlausitzer Granitge-
birges und des hohen Quadersandsteinkamms sich an der
jetzigen Stelle derselben eine Vertiefung befand, die den
Gewässern der Böhmischen Niederung freien Abflufs
gestattete. Derselbe mufste aber gehemmt werden,
wenn die Entstehung der eben genannten Gebirge den
Schlufs der Niederung und somit die Bildung des Böh-
mischen Kessels selbst veranlafste. Die natürlichste
von Sommer nicht allgemein verbreitet seyn möchte, so entlehne
ich aus ihm (Bd. II, S. XVIII u. 137) die folgenden Angaben.
Das Bohrloch ging von oben ab 130 Fufs tief durch Quadersand-
stein, dann folgte plastischer Thon (S. 137 steht wohl' fälschlich
Thonschiefer), bei 1737 F, Pläne« kalk, hei 342 F. Tiefe Knlkmcr-
gel und grauer, fester Kalkstein, und wieder weifsgrauer Kalkmer-
gel. Bei 750 F. (erreicht im Sommer 1832) hörte das Kalkge-
birge auf ; es folgte blaugrauer Thon ; bei 850 F. Tiefe stiefs man
auf Spuren von Gips. Bei 983 F. wurde der Thon durchbohrt
und man gelangte auf wasserhaitende, lockere Schichten, aus denen
das Wasser in einer solchen Menge ernporsprudelte, dafs cs von
der Mündung des Schachtes sofort einen kleinen Bach bildete*
Bei 266 F, zeigte das Wasser des Bohrloches einen schwachen
Salzgehalt. Der Bohrversuch war auf Kosten einer Privatgesell-
schaft im Jahre 1830 begonnen worden.
1) Ich folge hier der Angabe von Berghaus für Ilernskretschen
(333 F. Hertha II, 632), zu der ich 15 Fufs, die Erhebung von
Mittelgrund über Ilernskretschen nach Haüaschka (Hertha III, 147)
addirte.
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104
Folge eines solchen Ereignisses war der Versuch
der in dem Kessel aufgehäuften Wasser, ihren Damm zu
durchbrechen, eine Operation, deren Gelingen durch die
Natur des zwischen Tetschen und Meifsen abgelagerten,
sehr leicht zerstörbaren Quadersandsteins wesentlich er-
leichtert wurde. Die Untersuchung des Elbthales näm-
lich von Tetschen nach Pirna ergiebt, dafs der Strom
zwischen Tetschen und Schmilka, bei Hernskretschcn und
Prossen, am Königstein, bei Rathen und Wehlen und
endlich zwischen Wehlen und Pirna, begränzt von ho-
hen Saudsteinwänden, deren Schichten vollkommen ho-
rizontal liegen, weite und sanfte Krümmungen bildet.
Eine solche Erscheinung scheint weit eher die Wirkung
der Thätigkeit corrodirender und fliefsender Gewässer zu
seyn, als dafs sie berechtigte, die Bildung des Elbthales
einem spaltenartigen Aufbrechen des Sandsteingebirges,
veranlafst durch die Emportreibung der Stolpener Ba-
salte oder des Oberlausitzer Granits beizumessen. Alle
Erfahrungen nämlich über spaltenförmiges Aufbrechen
des Erdbodens, veranlafst durch vulcanische Kräfte oder
durch Erdbeben, ergeben überall, so viel mir bekanut
ist, die Regel, dafs die Spalten der Richtung der geraden
Linie folgen, nie aber in solchen schlangenförmigen
Krümmungen auftreten, wie dergleichen eben bei dem
Elbthale vorgefunden werden.
a) Oberaue.
Schon von weitem erkennt man östlich von Ober-
aue da, wo das Moritzburger Granitplateau in das Elb-
thal abfällt, und der S. 99 bereits erwähnte Fahrweg
nach der Buschmühle in den Abfall tief einschneidet,
dafs der untere Theil des letzteren aus einem sehr wei-
fsen Gestein gebildet ist, über welchem ein breiter, ro-
ther Streifen sich hinweg lagert. Eine genaue Besichti-
%
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105
l
gung der Stelle belehrt, dafs der nördlich von dem Fahr-
wege liegende Theil des Thalrandcs von der Sohle an
etwa 20 — bis 25 Fufs hoch durch reinen, festen, wei-
fsen Pläner gebildet wird, dafs dagegen der ungefähr vier
Fufs breite, rothe Streifen aus dichtem Granit besteht.
Es findet also an dieser Stelle eine förmliche Bedeckung
des Pläners durch den Granit und nicht durch Granit-
gerölie statt, wie man in der Front des Abfalles, noch
deutlicher aber in der Schlucht des Fahrweges selbst
durch Aufschürfen der Oberfläche leicht sich überzeu-
gen kann. Recht auffallend ist die scharfe Scheide bei-
der Gesteine. Unterhalb derselben findet sich nur der
weifse, feste Pläner, darüber nur der rothe, feste Granit;
nirgends sicht man auf der 100 Schritte weit zu verfol-
genden und in der Front des Thalrandes horizontal lie-
genden Gränze Einschlüsse des Pläners in dem ihn be-
deckenden Granit; nirgends ein hakenförmiges Eingreifen
der beiden Gesteine in einander, nirgends endlich, eben
so wenig wie bei Weinböhla, Fragmente des Granits in
dem Pläner, als in dem hier älteren Gesteine, eine Er-
scheinung, die so natürlich wäre, wenn, wie Herr Prof.
Kühn annimmt, eine Unterlagerung des Pläners unter
überhängende, granitische Klippenränder wirklich statt-
gefunden hätte. Eine Bildung dieser letzteren hätte nur
durch eine Zerstörung der unteren Theile früher schroff
gegen das Meer abfallender Felsen entstehen können,
ln einem solchen Falle aber alle Reste und sämmtliche
von der Höhe der in der Luft schwebenden Ränder los-
gezogene Bruchstücke und Blöcke als von den Flu-
then zerrieben oder weggespült vorauszusetzen, scheint
nicht mit dem Resultate der Beobachtung an felsigen
Meeresküsten vereinbar, an denen man gewöhnlich An-
häufungen von Fragmenten ihres Ufergesteins vorfindet.
Hat man ferner Grund anzunehuicn, dafs die Bildung des
Pläners nur alLuaählig vor sich gegangen ist, so wäre
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106
man um ßo mehr berechtigt, während der Ablagerung
desselben mehrfach wiederholte Loszichungen von den
überhängenden Rändern und folglich wiederholte Ein-
schlüsse von Granitfragmenten in den verschiedenen Ni-
veaus des unterliegenden Pläners zu erwarten; eine Vor-
aussetzung jedoch, die weder durch dieBeobachtung an der
Wand zu Oberaue, noch durch den Betrieb zu Wein-
böhla, Hohenstein oder Saupsdorf bis jetzt nur im min-
desten bestätigt wird.
Noch weiter nördlich läfst sich die Plänerwand bis
an einen kleinen Bach, der von der Höhe herabkommt,
verfolgen; die Ueberlagerung derselben durch den Gra-
nit ist nicht mehr erkennbar, da die Gränze durch
Waldcultur verdeckt wird. In dem Einschnitte des Ba-
ches, zunächst der Buschmüble, steht bis an die Thal-
sohle nur Granit an; man sieht hier keine Spur des Plä-
ners, der wohl zu erwarten war. Geht man in die
Schlucht des Fahrweges selbst hinein, so findet sich an
der linken Wand eine geringe Strecke weit noch der
Pläner anstehend; auf das deutlichste sieht man ihn aber
hier durch festen Granit überlagert, so dafs selbst beide
Gesteine, weil sie nur von einer 2 — 3 Zoll breiten,
schwarzen Lettenlage geschieden werden, mit der ausge-
streckten Hand zugleich gefafst werden können. Die
Gränze steigt aus der Sohle des Weges in einem schar-
fen Winkel von etwa 30° hinauf und tritt dann an der
Front des Abfalls in die Horizontale, wie ich diese be-
reits beschrieben. Fig. 7 zeigt das Lagerungsverhältnifs
vollkommen der Natur getreu. Der bedeckende Granit
ist in der Schlucht bis auf die Höhe von Gohlis ohne
Unterbrechung anstehend zu verfolgen. Der obere Theii
des Elbrandes, über dem rothen Streifen, ist zwar auch
durch Waldcultur verdeckt, doch weisen die umhcrliegcndcn
Bruchstücke darauf hin, dafs er durch Granit gebildet
wird.
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107
Der Granit von Oberaue besteht vorzugsweise aus
einem röthlichen, ja rosenrothen Feldspalh, wenig grün-
lich grauem Glimmer und glasglHnzeud rauchgrauem
Quarz; er befindet sich in einem so zerfallenden, aber
unveränderten Zustande, dafs es schwierig ist, ein fri-
sches Handstück zu erhalten. An der rechten Wand
der Schlucht steht ebenfalls noch Pläner an, weiter hin-
auf nur Granit; die Gräuze beider Gesteine ist hier
durch Gerölle verdeckt; südlich von dem Fahrwege,
wenige 1000 Schritte von ihm entfernt, bildet der fri-
scheste Granit ganz allein den Thalrand.
Im Eingänge der Schlucht halte ich den Pläner für
horizontal gelagert; tiefer hinein scheinen die Schichten
gegen die Gränze einzuschiefsen; vielleicht ist letzteres
Täuschung oder ein analoges Verbältnifs mit einer ähn-
lichen Erscheinung bei Weinböhla, wie ich bald anfüh-
ren werde.
Nördlich von dem Bache zieht sich ein zweiter Fahr-
weg auf die Höhe und zwar nach Gohlis. In dem Ein-
schnitte desselben findet sich Granit auf beiden Seiten,
unverändert, wie vorhin, aber gleichfalls in so losem Zu-
stande. dafs er bei Hammerschlägen, ähnlich dem Por-
phyr von Teplitz, zu einem grobkörnigen Sande zerfällt.
Inmitten dieser loser Massen sieht man fester zusammen-
hängende Granitpartien *). Am Eingänge des Weges
in die Schlucht bietet sich noch eine sehr unbedeutende
Plänerablagerung dar; sie ist so zerklüftet, dafs keine
Spur von Schichtung beobachtet werden kann; ob sie
vom Granit bedeckt wird, war nicht zu ermitteln.
Auf der Höhe zwischen Gröbern und Gohlis be-r
merkte ich nirgends eine Spur vom Pläner,
Vergl. die ganz ähnlichen von d’Aubuifson in einem Fahrwege
zwischen Rennes tmd Brest beobachteten Erscheinungen. Gcogn.
- lste Ausg. II, S. 46.
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108
b) Weinböhla.
Die Schilderung der Lagcrungsvcrhältnisse in dein
Eckert sehen Kalkbruche von Weinböhla durch Herrn
Prof. Weifs und die beiden Car us sehen Ansichten des-
selben gelten auch noch heute vollkommen, nur ist der
den Pläner bedeckende Syenit in noch mächtigeren Mas-
sen als damals über demselben aufgethürmt, da der Be-
trieb gegen Osten, also gegen das nach dem Plateau hin
aufsteigende Niveau des Syenits geführt wird. Durch
diese Richtung des Betriebes vennehrt sich mit je-
dem Jahre die Schwierigkeit des Brechens; ja man be-
fürchtet bei dem raschen Einschiefsen der Kalkgranit-
scheide, dafs in einer sehr kurzen Reihe von Jah-
ren der Betrieb des Eckert sehen Bruchs ebenso zum
Erliegen kommen wird, wie man bereits gezwungen war,
den unmittelbar daran anstofsenden, ehemals Königlichen
Bruch und den im Spitzgrunde bei dem völligen Aus-
keilen des Kalksteins aufzugeben.
Der Weiuböhlaer Kalkstein wird in seiner ganzen,
durchschnittlich 25 — 30 Fufs betragenden Mächtigkeit
abgebaut; das unmittelbar Liegende desselben ist blauer
Letten, dessen Stärke bei einem vor der Wand des
Eckert sehen Steinbruchs angestelltcn Bohrversuche in
40 Fufs Tiefe (nach der Aussage anderer Arbeiter war
das Bohrloch 30 Ellen tief) noch nicht durchdrungen war.
Bis so weit fand man keine weitere Spur von anstehen-
dem Kalkstein. Doch ist derselbe westlich von der jetzigen
Betriebswand noch nicht gänzlich erschöpft. Der kleine
Schacht nämlich für das Kunstgczeuge in der Weitung
des Bruches steht noch 3 Ellen im festen Gesteine, tie-
fer aber 7 Ellen im Letten; ein Brunnen aufserhalb der
Weitung gar 40 Fufs im reinen Kalksteine. Einige hun-
dert Schritte südlich von dem Eckert sehen Bruche
wird in einer und derselben Weitung, und zwar auf
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dein Grunde des Beck ersehen unmittelbar darüber ber-
genden Gehöftes seit 6 oder 8 Jahren sowohl für Kö-
nigliche Rechnung, wie für die der Bauern Quittcl und
Wicdcmann gleichfalls auf Kalk gebrochen, und zwar
liegt der bäuerliche Betrieb südlich von dem Königlichen.
Versteinerungen sind in dem hiesigen Kalksteine <$n
nicht geringer Menge vorhanden; man findet nur solche,
die das Gestein der Kreideformation unbedingt zuweisen,
namentlich viele Exemplare von Spatangus Cor angui-
num, Spatangus Cor testudinarium, Terebratula octo -
plicata, camea, vorzüglich häufig die Plagiostoma spi-
nosnm und aufserdem Ananchytcn, die Knöpfe von Ci-
daritcnstachcln und auch Ammoniten, mitunter von mehr
als einem Fufs Durchmesser. Das Gestein in den Brü-
chen ist übrigens dunkler, wie der Pläner von Oberaue,
dagegen heller, wie der Kalkstein von Hohenstein, meist
dicht und nur selten krystallinische Ausscheidungen ent-
haltend.
Die unmittelbare Bedeckung des Kalksteins gegen
die Mitte des Eckcrtschcn Bruches ist ein schwarzer
Letten von einigen Zollen Mächtigkeit, der allmählig und
sehr deutlich in den gewöhnlichen, lichtgrauen Pläner-
mcrgcl übergeht. Woher die Farbe dieses schwarzen
Lettens rührt, weifs ich mit Bestimmtheit nicht * anzuge-
ben; am wahrscheinlichsten verdankt dieselbe bituminö-
sen Beimengungen ihren Ursprung, da auch in den Sand-
steinen von Zatschke bei Pirna und in den Plänern von
Cotta bei Dresden Lagen von Schieferthon mit Schilf
und anderen Kräuterabdrücken nach Freiesieben vor-
handen sind 1 ). Es scheint überhaupt, als wenn ähnliche
schwarze Letten in der Grünsandformalion nicht selten
wären. So erwähnt Freicslcben das Vorkommen ei-
11 t
') Mag. für die Oiyctograpliie von Sachsen; lieh IV. S. 78 u. 79. Im
Zschonogrunde (S.9) kommt schwarzer Thon uesterweise im Plä-
nerkalke vor.
110
Des schwachen Flötzes von graulich schwarzem Schiefer-
thon im Sandsteine von Postei witz bei Schandau
Herr von Dechen das Vorhandensein schwarzer Streifen
in dem grauen Kalkmergel des Teutoburger Waldes a ),
und Herr Prof. Hoffmann die Anwesenheit wellenför-
miger, schwarzer Streifen im Thonmergel des nordwest-
lichen Deutschlands * * 3 ).
Der graue Letten in dem Hangenden des Kalksteins
ist im Eckertschen Bruche weit mächtiger, als der
schwarze ; er erreicht besonders oberhalb einer Ecke der
Betriebswand (die Ecke ist auch in den Zeichnungen von
Car us angedeutet) eine Stärke von mehreren Fufsen
und läfst sich, wenn gleich in abnehmender Mächtigkeit,
bis an die N.N.O. Wand des Bruches verfolgen. Rechts
dagegen wird die Weiterstreckung der Lettenscheide
durch herabgestürzte Haufen von Bruchstücken des über-
lagernden Gesteins verdeckt; sie senkt sich rasch nach
der Solde, denn bereits jenseits des Herabsturzes sieht
man sie nicht mehr, und der Syenit ruht in dem ehe-
mals Königlichen Bruche, wie man in diesem bei dem
Auskeilen des Kalksteins Gelegenheit hatte sich zu über-
zeugen, unmittelbar auf dem bläulich grauen Letten.
Die herabgestürzten Blöcke sind wahrscheinlich noch
dieselben, die Herr Prof. Weifs 4 ) erwähnt. Erst in
der Mitte Novembers 1834, als die Kälte des in der
Sohle des Bruches sich anhäufenden Wassers das Bre-
chen in dem N.N. östlichen Theile zu sehr erschwerte,
fing man an, die Blöcke wegzuräumen; dadurch wird
ohne Zweifel für den künftigen Beobachter das Herab-
ziehen der Scheide bis auf die Sohle selbst wiederum
sichtbar werden.
*) Mag. f. d. Oryctographie von Sachsen; Heft 4, S. 78 u. 79.
*) de la Bcche Geognosie, S. 295.
3 ) G ebersicht S. 460.
4 ) Karsten A. f. M. I, 156.
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111
Herr Prof. Wcifs erklärt, wie ich schon in der
Einleitung dieses Aufsatzes anführte, die Entstehung der
Lettenscheide durch einen mechanischen Rcibungsprocefs,
der in dem Augenblicke stattgefunden hätte, als sich der
Granit über den Kalkstein hinweglagerte. Gegen diese
Ansicht aber Scheint namentlich das vorhin erwähnte
Vorkommen des schwarzen Lettens an solchen Punkten
zu sprechen, wo derselbe, wie zwischen den Sandsteinen
von Posteiwitz oder den Mergeln des nordwestlichen
Deutschlands, nur das Product einer ruhigen mit der Ent«
stehüng der eben angeführten Gesteine gleichzeitigen
Bildung seyn kann. Besonders findet sich zunächst Po«
slelwitz keiü' Granit vor, «durch dessen Reibung mit dem
dortigen Sandsteine die schwarze Schieferthonlage hätte ent-
stehen können. Auch bei Weinböhla zeigt der unmit-
telbare und deutliche Uebergang des schwarzen Lettens
in den grauen, dafs jener mit diesem nur auf eine und
dieselbe und gleichzeitige Weise gebildet seyn kann.
Dafs aber auch die Entstehung des grauen Lettens nicht
durch einen mechanischen Reibungsprocefs veranlafst
ist, ergiebt sich einerseits aus dem Vorkommen ähn-
licher Bildungen fast in allen Gliedern der Grünsand-
formation *), dann aus den zum Theil schon S. 51 und
101 angeführten Beobachtungen bei Settenz, Coschitz * 2 )
und Dresden. Es finden sich nämlich an diesen Orten
’) Unter andern bei Stranow (S. 103), im Glatziachen (Zobel und
von Carnall in Karstens A. IV, S. 158 — 172), am Harze
(Zimmermanns Harzgeb. I, S. 464) und überhaupt im nord-
westlichen Deutschland (Hoffmanns Uebersicht S. 460 — 461).
2 ) Auf der Höhe von Coschitz liefs der Besitzer des Kalkbruches, um
die Starke des dortigen, kalkigen Sandsteins zu ermitteln, einen
Schacht bis auf das Grundgebirge, den Syenit, abteufen. Auf der
Scheide beider Gesteine fand man eine sehr ansehnliche Lage von
dem grauen Letten vor. Die Richtigkeit dieser Angabe und die
vollkommene Aehnlichkeit mit dem Wcinböhlaer Mergel ergaben die
zunächst dem Mundloche des Schachtes noch vorhandenen kleinen
Halden des geförderten Lettens.
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112
mächtige, graue Lettenmassen selbst in. dein Liegenden
des Kalksteins, also in einer Lage vor, wo diesel-
ben kein es weges für das Product eines Rcibungspro-
cesses gelten können, da an allen drei Punkten die im
Liegenden des Lettens vorhandenen Syenite und Por-
phyre für ältere Gebilde, als dieser letztere, und also
nicht für solche angesprochen werden dürfen, durch de-
ren Heraufdringen etwa die unteren Theile der Igeliobc-
nen Pläncrschichtcn zunächst der Syenit oder Porphyr-
oberfläche zerstört, und die Entstehung der grauen Let-
tenschicht selbst veranlafst wäre. Auf ganz gleiche
Weise ergab der Bohrversuch in dem Ecker tschen
Bruche und die Erfahrung bei dem Abbau des Kalk-
steins in dem alten Königlichen Bruche das Resultat,
dafs sich in dem Liegenden des Kalksteines, also durch
eine 20 — 25 Fufs mächtige Lage desselben von dem
Granite getrennt, eine graue, ziemlich ansehnliche Let-
tenablagerung von ganz gleicher Natur, wie in dem Han-
genden des Kalkes, vorfindet. Das vollständige Ueber-
eiustimmen der qualitativen Eigenschaften des grauen
Lettens in dem Hangenden und Liegenden des Pläncr-
kalkcs dürfte besonders einer Annahme für die ganz
entgegengesetzte Entstehungsweise der beiden Letten-
schichten wesentliche Schwierigkeiten in den Weg legen.
Ist aber die obere Mergelschicht wirklich nur ein
Glied der Plänerformation, und belehrt die Erfahrung,
dafs ähnliche Bildungen an solchen Punkten gänzlich
fehlen, wo der Pläner frei zu Tage liegt, hingegen da
fast stets angetroffen werden, wo der Granit den letzte-
ren bedeckt, wie zu Weinböhla selbst, zu Hohenstein,
Oheraue, bei Lohmen *) und Saupsdorf oder auch dort,
wo man, wie bei Dresden, erkennt, dafs der Pläner nur
die höchste Stelle der Ausfüllungsmassc ciuer ansehnli-
— — . chcn
J ) Kuhns Gcognosic S. 750 u. 1014.
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113
chen Vertiefung in dem Niveau der Erdoberfläche bildet,
so darf man auch hier aus diesen Erfahrungen folgern,
dafs es der Schutz des bedeckenden Granits oder die
geschützte Lage der Ablagerung selbst ist, durch welche
nicht allein die Erhaltung der Mergelschicht, sondern na-
mentlich auch die Möglichkeit der Erhaltung des Wein-
böhlaer Kalklagers und der übrigen solcher Kalkmassen
bedingt wurde* die man längs der mehr als 16 Stunden
weit untersuchten Auflagerungsfläche des Granits auf der
Grünsandformation erkannte* während doch sonst die Beob-
achtung ergiebt, dafs ähnliche Bildungen im Hangenden
des frei zu Tage liegenden Sandsteins selten . und na-
mentlich nirgends auf den höheren Theilen des Quader-
sandsteinkammes zwischen Noliendorf und Georgenthai vor-
handen sind (S. 47). Ob eine solche Erklärungsweise im
Stande seyn wird, die Erfahrungen, die eine spätere Be-
obachtung bei dem Studium der Kolklager ergeben dürf-
te* sämmtlich zu erklären, vermag ich nicht vorauszu-
sagen* doch scheint es* dafs dieselbe auf die natürlichste
Weisenochdas allerdings wunderbare Auftreten der Kalkla-
ger auf , der Granitscheide zu deuten vermag* besonders
wenn man erwägt, wie die eben angeführten Beobach-
tungen in der sächsischen Schweiz und das Vorkommen
der Hornsteinadern bei Teplilz zu der Annahme Zerstö-
render Ursachen hinleiten* deren Wirkung gerade die
durch die Granitdecke geschützten isolirten Plänerbildun-
gen entgehen mufstem
Die blaue Lettenlage wird entweder durch Syenit (Itn
alten Königlichen Bruche) oder durch Granit (im Eck er t-
schen) bedeckt. Zwischen diesen beiden letzteren Ge-
steinen ist keine scharfe Gränze vorhanden* und nur ein
einziges Mal sieht man in dem ersten der erwähnten
Brüche einen 16 Fufs langen, schief aufsteigendeu, nach
oben sichtbar aufhörenden Und 1 1£ Fufs breiten,
gangförrtiigen Streifen eines rothfen, festen Granits im
8
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I
114
Syenit 6 Fufs Über die Sohle des Bruches sich erheben;
der Streifen bietet an einigen Stellen seiner oberen
Gränze gegen das letztere Gestein, das nicht im minde-
sten conglomeratischer Natur ist, eine Art Salband einer -
indifferenten Masse von 2 Zoll Dicke dar, das an der
unteren Gränze zu fehlen scheint x ). Weitere deutliche,
granitische Gänge sind in dem Syenit nirgends vorhan-
den. Diefs kann ich nach einem fünfmaligen Besuche
Weinböhlas mit Bestimmtheit versichern. Namentlich
habe ich noch nach dem Erscheinen der Abhandlung
Leonhards mit dergröfsten Aufmerksamkeit die Wände
untersucht und nicht die mindeste Spur eines zweiten,
ähnlichen Vorkommens gefunden. Auffallend aber ist'
der grofse Reichthum der hiesigen Granite sowohl, wie
der Syenite an Schwefelkies, dessen Vorhandensein be-
sonders auf dem dunkleren Grunde des Syenits sehr
deutlich erkennbar ist. Beide Gesteine sind in einem
* ungemein veränderten Zustande, so dafs es schwierig
wird, frische Stücke zu erhalten; grofse Blöcke zersprin-
gen bei mäfsigem Hammerschlage in eine Menge regello-
ser Fragmente und zeigen bis in ihr Innerstes den ver-
änderten Zustand. Gelingt es wie bei dem Granite noch
einen frischen Kern aufzufinden, so ist cs recht deut-
lich, wie die Umwandelung des Gesteins in eine schmu-
tzig braune, nicht bestimmbare Masse von aufsen nach
dem Inneren vor sich geht, während in der Mitte selbst
der rothe Feldspath mit seinen reichlich eingesprengten
Schwefelkiesen nicht im mindesten von der Zersetzung
ergriffen ist. In der braunen Kruste finden sich dann *
nur geringe, frische Spuren des Schwefelkieses. Eben
so sehr ist der Syenit verändert. Die Hornblende wird
’) Der Angabe Leonhards S. 145 von dem Vorhandensein des
Salbands vorzüglich in dem Liegenden des Ganges, mufs ich wi-
dersprechen.
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115
oft bis zur völligen Unkenntlichkeit, die ganze Masse
des Syenits zu einem grünlichen Teige umgewan-
delt. Indefs ist dieser auffallend veränderte Zustand des
Weinböhlaer Gesteins durchaus nur ein localer, da be-
reits i Stunde von den Kalkbrüchen ab, wie Hr. Prof.
Weifs vollkommen richtig bemerkt, namentlich der Sye-
nit in dem frischesten Zustande sich vorfindet. Es
scheint also, als wenn die Veranlassung der Zersetzung
des Granits und Syenits über dem Kalke von Weinböhla
nur in einer besonderen, localen Eigentümlichkeit der
beiden Gesteine gesucht werden müfste. Erinnert man
sich (S. 92), dafs die Beobachtungen des Herrn Prof.
Mitscherlich bei Teplitz und Carlsbad und die der
Herren Zobel und von Carnail in dem Waldenbur-
gischen die Möglichkeit einer Zersetzung kieselsaurer
Verbindungen mittelst Oxydation des Schwefelkieses
und Erzeugung freier Schwefelsäure bewiesen, dafs ferner
die Erfahrungen in den Gruben lehren, wie auf ähnli-
che Weise das Nebengestein Schwefelkies führender
Gänge nach und nach völlig aufgelöst und zersetzt
wird, so dafs Gneufs (Freiberg), Porphyr (im Grunde
zwischen Freiberg und Dresden), Syenit (Scharfenberg)
und Thonschiefer (Munzig) zunächst den Gangmassen in
grüne Steinmarke und Speckstein sich umändern *); be-
achtet man weiter, dafs in dem oberen Erzgebirge in
Folge derselben Zersetzungen das Nebengestein von
Schwefelkieslagern nicht allein an den Rändern dersel-
ben, sondern auch in ansehnlicher Mächtigkeit zwischen
denselben in eine thonige Masse und die Lager selbst in
Brauneisenstein verwandelt werden 2 ) ; berücksichtigt man
*) Neue Theorie von der Entstehung der Gange von Werner,
S. 130 — 32.
a ) de Bonnard fand am Graul bei Schwarzenberg drei in Betrieb
stehende Schwefelkieslager im Glimmerschiefer. Au einigen Stel-
len war das Gestein zwischen den Lagern in eine rein thonige,
fast homogene Masse (zu Graul Wacke genannt) tungeündert,
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I
116
endlich, dafs schon Herr Prof. Weifs und später
Herr von Leonhard auf das Vorkommen des Eisen-
ockers in dem veränderten Granite von Weinböhla auf-
merksam machten, dafs ein solches aber oder das Vor-
kommen von Schwefelkies in der Umgcgehd sonst nir-
gends vorhanden ist, so kann man nicht zweifeln, den
zersetzten Zustand der hiesigen Granite und Syenite nur
allein dem Einwirken des in denselben in Menge vor-
handenen und sich oxydirenden Schwefelkieses beizumes-
sen. Eine solche Vcrmuthung wird durch die Beobach-
tungen der Herren v. Oeynhausen und v. Dechen
über ganz ähnliche Erscheinungen auf Skye bestätigt.
In Strath na Creich fanden dieselben in Folge der leich-
ten Zerstörbarkeit des Syenits mächtige Schuttmassen
von demselben angehäuft; zugleich bemerkten sie die
Anwesenheit von eingesprengtem Schwefelkies in dem
Syenit, der reichlich genug vorhanden war, um mittelst
des aus seiner Zersetzung entstandenen Eisenockers den
Oberflächen der Bruchstücke eine rothe Färbung mitzu-
theilen. Sprechen sich die beiden genannten Beobachter
auch nicht unmittelbar dahin aus, dafs die Entstehung
der Syenitfragmente auf Skye dem Einflüsse des zersetz-
dann aber fand sich der Gehalt des Lagers an Schwefelkies weit
geringer. An anderen Stellen war die Zersetzung so weit vorge-
schritten, dafs der Glimmerschiefer im Hangenden «nd Liegenden
der Lager mit denselben eine scheinbar homogene Masse bildete,
und dafs aus den Lagern selbst an manchen Stellen Bänke von
Brauneisenstein entstanden waren* Schon de ßonnard wurde
durch das Auffallende dieser Zersetzungen und den leicht vitrioli-
renden Zustand des Grauler Schwefelkieses vferanlafst, den Ur-
sprung der thonigen, zuweilen ganz aus milchweifser Porcellanerdc
bestehenden Massen und des Brauneisensteins auf die eben ange-
führte Weise zu deuten. J. d. M. Bd. 38. S. 356. Ganz ebenso
mag die Entstehung der Brauneisensteingänge an der Spitzleithe
und als Folge des Umbildungsproccsscs die Zersetzung des Ne-
bengesteins defr Gänge* des Granits, iri Thbn und Porccllanerdo
und überhaupt das auffallende Nebeneinnndervorkornmen der letz-
teren neben den Eisensteingängen des oberen Erzgebirges zu er- '
erklären seyn. W. Th. d. G. S. 130 u. Freiesieben M. III,
118, 143, 73, 82, 84 u. 86.
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117
ten Schwefelkieses zuzuschreiben sey, so ist die Analogie
zwischen der Art dos Auftretens der Gesteine von Woin-
böhla und Skve auffallend genug, um die Veranlassung
zu dieser Analogie in donselben bestimmenden Gründen
zu finden x ). Solche Erfahrungen nun über Umbildun-
gen und Zertrümmerungen von Gehirgsmassen, in denen
sich zugleich die Zersetzung von Schwefelkies bestimmt
nachweisen läfst, Erfahrungen, au die ich noch die Erwäh-
nung von dem zersetzten Zustande des übrigens dem
Weinböhlaer Gesteine sehr ähnlichen Granits aus dem
Spitzgrunde um so mehr anreihen kann, als der letztere
gleichfalls Schwefelkies und Eisenocker in Menge führt,
dürften geeignet seyn, der Ansicht über den wesentli-
chen Einflufs des Schwefelkieses auf den umgewandelten
Zustand des Granits und Syenits von Weinböhla mit
Grund als Stütze zu dienen. Eine solche Ansicht rnufs
dem Beobachter um so wahrscheinlicher werden, wenn
er, wie ich schon S. 114 anführte, Gelegenheit hat, zu
bemerken, dafs die Zersetzung des Granits namentlich
nur von dem Rande der Fragmente ausgeht, und dafs in
diesem Rande gerade die eingesprengten Schwefelkiese in
sehr geringer Menge deutlich vorhanden sind, während
umgekehrt in der Mitte, wo der letztere und zugleich
das Gebirgsgestein unverändert sich erhalten haben, auch
nicht die mindeste Spur vom Eisenocker vorhanden ist.
In einer solchen auf chemischem Wege eingeleiteten
Zersetzung liegt ohne Zweifel die Veranlassung zu der
ungemeinen Zerklüftung der Granite und Syenite im Hangen-
den des Wcinböhlaer Kalksteins, eine Erscheinung, die
so auffallend ist, dafs sowohl Herr Prof. W eifs, als Herr
von Leonhard sie als Folge des Heraufdringens der
eben genannten Gesteine in ihre jetzige Lagerstätte an^
sahen. Indefs bemerkt Herr Prof. W eifs 2 ), dafs ungeachtet
*) Karsten A. f. M. T, S. 73.
a ) Karsten Aj-cli. f. B. u. H, XVI» S, 6,
I
118
dieser Zerbröckelung man nicht veranlafst werden dürfe,
die Masse der Granite und Syenite für wahre Conglo-
merate anzusprechen, während dagegen Herr von Leon-
hard * *) das Vorhandensein von aus sehr rundlichen
Granitstücken mit kalkigem Bindemittel bestehenden
Trümmergesteinen zwischen dem Plänerkalke und dem
Syenit, ferner das hackenförmige Eingreifen eben solcher
Massen in den festen Syenit, endlich das Daseyn von Rei-
bungscongloincraten zunächst seinen Granitgängen aus*
drücklich beschreibt und durch die seiner Abhandlung beige-
fügte Zeichnung Fig. 4 (Taf.IV) dem Leser die Ueberzeu-
gung vor Augen führt dafs ein Theil der hackenförmigen Masse
wirklich nur als ein aus abgerundeten, conglomeratischen
Fragmenten bestehendes Gebilde angesehen werden darf.
Es war mir während meines Aufenthalts in Weinböhla
daran gelegen, über diese Angaben ins Klare zu kom-
men, doch mufs ich im Voraus bekennen, dafs das Er-
gebnis meiner Beobachtungen keineswegs mit dem Re-
sultate des Herrn von Leonhard übereinstimmt.
Gerade über demKunstgezeugc nämlich fand ich in dem
Eckert sehen Bruch als das Hangende des Kalksteines
eine aus lauter scharfkantigen Granitbruchstücken
zusammengesetzte Masse, in der eben so wenig eine
Spur von abgerundeten Fragmenten, wie von irgend ei-
nem kalkigen Bindemittel der Granitbruchstücke vorhan-
den war. Es ergab mir vielmehr eine sorgfältige und
wiederholte Betrachtung der Wand von dem etwas un-
bequemen Standpunkte der Beobachtung aus, dafs der
mächtige Granit in dem mittleren Theile des Bruches,
so wie er gegen die nordöstliche Erstreckung desselben
in seiner Stärke allmählig abnimmt, zugleich auch eine
Veränderung seines Gefüges erleidet und allmählig, ohne
dafs die mindeste scharfe Gränze zu beobachten wäre,
') Jahrbuch f. 1834, S. 145 — 146.
*
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119
•>
in die fragmentarische Masse übergeht. Läfst sich der
Granit aus jenem Theile des Bruches bei dem Betriebe
in Blöcken von mehreren Cubikfufs Umfang herab-
stürzen, die zuweilen noch in ihrem Inneren die Kerne
von unverändertem Granit enthalten, so besteht dagegen
der nordöstliche Theil des Hangenden nur aus einer
Masse kaum faustgrofser Stücke eines thonigen, schmutzig
braunen, indifferenten und wenig zusammenhängenden
Gesteins. Ist aber ein solcher Zustand wirklich die
Folge einer chemischen Zersetzung, so darf es nicht auf-
fallen, dafs man diese letztere gerade da, wo ihre Wir-
kung durch äufsere Umstände verstärkt wurde, kräftiger
entwickelt findet. Gewifs hat das noch jetzt in ansehn-
licher Menge in dem nordöstlichen Theile des Bruchs
durch den Granit durchsickernde Wasser einen solchen
verstärkenden Einflufs auf die Kraft der Zersetzung aus-
’ geübt, demnächst aber auch, indem es die aufgelockerten
Theile des zersetzten Gesteins hinwegführle, auf mecha-
nische Weise zu der Umwandelung der Grauitwand
in die scheinbar conglomeratische Masse wesentlich bei-
getragen. In der Mitte des Bruches mag die weit jbedeuten-
dere Stärke des Hangenden nicht das Durchdringen des
Wassers, dadurch aber nur eine, weit geringere Umwandelung
des Granits gestattet haben, denn man findet wirklich den
letzteren auffallend trockener. Mit einer solchen Ansicht
stimmt vollkommen die Beschaffenheit des Eckert sehen
Bruches im Jahre 1827. Es geht nämlich aus den Be-
obachtungen der Herren Carus und Weifs x ) hervor,
dafs auch sie den zerklüfteten Zustand des Granits,
gerade wie ich 7 Jahre später, im nordöstlichen Theile
des Bruches und zwar über dem festeren Granite vor-
fanden, während nach der Theorie des Herrn v. Leon-
hard das Vorhandensein .eines Beibungsconglomerats
*) Karsten A. f. M. I, 158 u, Ta£ VII.
120
weit eher zunächst der Auflagerungsflächc auf dem Kalke
erwartet werden durfte. Von dem hakenförmigen Ein-
greifen der Conglomeratmasse in den festen Granit habe
ich nichts beobachten können; wahrscheinlich hat der
ziemlich rege Betrieb des Bruches die Verhältnisse in
demselben in der Zeit zwischen dem Besuche Weinböh-
las durch Herrn von Leonhard und meinem späteren
verändert; doch bin ich vollkommen überzeugt, * dafs die
Angabe von der Anwesenheit solcher runden, geschieb-
äbnlichen Fragmente in der hakenförmigen' Masse, wie
sie besonders in der Fig. 4 (Taf. IV) gezeichnet werden,
auf einer Täuschung beruht. Eben so wenig ist die
Angabe richtig, dafs der Syenit zunächst dem einzig vor-
handenen Granitgange ein Reibung sconglomcrat bildet,
obgleich allerdings das erstere Gestein in der Nähe des
gangförmigen Streifens sich sehr zersetzt zeigt. Wird
man bei 'Beobachtung ,des Ganges überzeugt, dafs
derselbe nicht durch ein Eindringen von unten auf
in seine jetzige Stelle gelangt ist, so kann auch die Wir-
kung eines solchen Eindringens, wie dieselbe Herr von
Leonhard zu beobachten glaubte, nicht stattgefunden
haben. . Ist es ferner richtig, dafs der veränderte Zu-
stand des Weinböhlaer Granits und Syenits die Folge
einer Zersetzung desselben ist, deren Veranlassung be-
stimmt nachgewiesen werden kann, ♦ so mufs der Ein-
flufs der Zersetzung kräftiger vorgefunden werden, wo
die Unterlage der zerstörten Stellen durch gröfsere Co-
liärenz das Durchdringen der auflösenden Flüssigkeit
hemmte. Sieht man nun, dafs der Granit des Ganges im
ehemals Königlichen Bruche sehr dichter, fester Natur
ist, dafs in ihm kein* Schwefelkies, dieser dagegen in
dem Syenit unmittelbar oberhalb des Ganges noch sehr
häufig vorhanden ist, und bemerkt man,- dafs beide Ge-
birgsgesteinc von einer etwa 2 Zoll dicken Lage einer
ganz aufgelösten, dunkelen, lettigon Masse, doch nur stellen-
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121
weise, salbandartig geschieden werden , so darf inan nicht
zweifeln, dafs die Entstehung dieser letzten wirklich auf
die beschriebene Weise vor sich gegangen ist.
In dem Kalke finden sich keine Granitbruchstücke,
ebensowenig umgekehrt im Granit Fragmente des Kal-
kes. Solches Vorkommen haben die lange Jahre im
Eckertschen Bruche beschäftigten Arbeiter nie be-
merkt. Doch sieht man gerade über dem Kunstgezeuge
im Granit eine runde, etwa zwei Fufs im Durchmesser
haltende, bläulich graue Lettenmasse eingeschlossen, zwi-
schen welcher und der Lettenschicht noch Fufs hoch
fester ‘Granit anstebt x ). Nach der Angabe der Stein-
brecher hat die Lettenmasse 20 Fufs von der jetzigen
Betriebswand klein angefangen, ist dann gröfser gewor-
den, ist jetzt wieder kleiner und naht wahrscheinlich ih-
rem Ende. Ihr Ansehen, von der Sohle des Steinbru-
ches aus gesehen, ist vollkommen das des Plänerkalkes
und vermag eine Verwechselung mit demselben zu ver-
anlassen. Steigt man aber zu der Masse selbst hinan,
so überzeugt man sich deutlich, dafs ihre Natur voll-
kommen die der Lettenscheide ist, von welcher sie eben
durch den Granit getrennt wird. Das * Auftreten der
Lettenmasse zwischen dem Granit widerlegt auf eine sehr
bestimmte -Weise die Ansicht von der jüngeren, nach
der Bildung des Granits erst erfolgten Entstehungs weise
des Pläners. ‘ ' f f *
Etwa tausend Schritte südlich von dem Eckert-
schen Bruche befinden sich die beiden anderen. In dem
Quittelschen ist der Kalk, den Herr Prof. Hoff-
man n dem Lippeschen Waldkalkstein sehr ähnlich fand,
gleichfalls durch eine feste Masse ganz desselben Sye-
nits, wie ich ihn vorhin beschrieb, bedeckt; in dem Kö-
*) Und zwar reiner, fester Granit, kein (Konglomerat, wie nach der
Darstellung Leonhards tu erwarten wäre.
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122
*
niglichen dagegen, in welchem der Kalkstein 24 bis 26
Ellen mächtig ist, wird die Bedeckung der sich auch hier
vorfindenden Leltenscheidc (£ bis 2 Ellen stark) nur
erst durch Fragmente gebildet, gerade wie es vor dem
Auftreten des festen Syenits selbst im Q ui ttel sehen
der Fall war. Der Kalk ist in mächtigen Bänken gela-
gert, die auf der Westseite des Bruches horizontal lie-
gen, näher nach dem Syenit aber auffallend gegen den Kalk-
stein und namentlich von da an einschiefsen, wo ausehn-
liche, parallel dem Syenit zufallende Klüfte den Pläner
durchsetzen *). Besonders an der südlichen Wand des
Quittelschen Bruches sind die parallelen Klüfte sehr
schön zu beobachten. Ein regclmäfsiges Einschiefsen
der Schichtungsflächen des Kalkes gegen den Syenit
zeigt sich auch im Eckertschen Bruche. Bildet aber
eine mächtige Lettenschicht das Liegende des ersteren,
die, an sich schon wenig cohärent, vermittelst eindringen-
der Tagewasser noch mehr aufgeweicht und dadurch fä-
higer wird, jedem Drucke von oben her auszuweichen,
so ist es klar, wie das bedeutende Gewicht der Syenit-
masse auf den unterliegenden Kalk ein Zerbrechen des-
selben, daher das Entstehen der dem Syenite zufallenden
Klüfte und das raschere Einschiefsen der Granitkalk-
gränze, ebenso wie der Kalkschichten von dem Punkte
an zu Wege bringen mufste,. wo die Entstehung der
entferntesten Klüfte das Aufheben der Elasticität der
Kalkschichten und des Zusammenhanges derselben mit
den weiter nach Westen hin sich erstreckenden Bän-
ken veranlafste. Eine solche Erscheinung ist nur mög-
lich, wo eine, weiche Lettenmasse, wie hier, das
Liegende bildet und den Druck durch keinen Gegen-
druck aufhebt. Senkte sich nun der Kalkstein in Folge
*) Niemals falten die Klüfte nach Westen ; an dem westlichen Ein-
gänge des Bi uchc* sind dergleichen gar nicht vorhanden*
123
des grofsen Gewichts des über ihm liegenden Granits
und folgte ihm der letztere, wenn diesem seine Unter-
lage entzogen wurde, so ist es vollkommen erklärlich,
wie die durch das Senken der Masse veranlafste Zer-
klüftung des Granits eindringenden Tagewassern den Zu-
gang erleichterte und damit die Auflösung des Granits selbst
wesentlich beförderte. Uebrigens darf die regelmäfsige Zer-
klüftung des Kalksteins im Quitte Ischen Bruche durch-
aus nicht mit der regellosen verwechselt werden, die ich
S. 13 bei dem Pläner von Zscheila erwähnte, und die
nur die Folge eines längere Zeit dauernden Einwirkens
atmosphärischer Einflüsse auf freistehende Wände ist; an
frisch entblöfsten Wänden findet sich zu Weinböhla die
regellose Zerklüftung nur sehr gering.
Welch andere Kräfte aufserdem gewirkt .haben mö-
gen, um die Neigung der Schichten zu veranlassen, ist
nicht immer aufzufinden; doch mufs ich anführen, dafSs
zugleich eine, wenn auch nicht bedeutende Neigung der
Schichten gegen Norden im jetzigen Königlichen, und
eine dritte an der westlichen Wand im Eckertschen
Bruche gegen Westen sich nach weisen läfst. Gewifs
können alle diese Erscheinungen auf einem weit natur-
gemäfseren Wege, als durch die künstliche von Herrn
von Leonhard vorgetragene Hypothese erklärt wor-
den x ). Ich habe bereits bei Zscheila und auch vorhin
auseinander gesetzt, wie die gangförmigen Granitstreifen,
deren Entstehung das Hinüberschieben des Syenits über
den Kalkstein bei Weinböhla zugeschrieben wird, nur
als Gebilde gleichzeitigen Ursprungs mit dem Syenit, in
dem sie auftreten, erachtet werden können* Ebenso
habe ich mich bemüht zu zeigen (S. 28), dafs keine Be-
obachtung berechtigt, in /- der An und Abwesenheit des.
Glimmers oder der Hornblende einen Grund für die
>) Leonhard Jahrb. f. 1834, S. 147 — 150.
i
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124
Trennung der Syenite und Granite als ältere oder jün-
gere Gesteine zu finden; ich habe endlich noch darauf
aufmerksam zu machen, dafs die geringe Mächtigkeit der
Grauitgänge in dem Syenit, selbst wenn dieselben spä-
terer Entstehung, wie der letztere, und zahlreicher vor-
handen waren, es durchaus unmöglich macht, ihrem Ein-
dringen in den Syenit das Emporheben so gewaltiger
Massen zuzuschreiben, wie wir selbst bei Weinböhla in
dem Hangenden des Plänerkalkes vorfinden. Eine solche
Möglichkeit mit Herrn von Leonhard dadurch zu er-
klären, dafs man jene Granitgänge nur als Verzweigun-
gen sehr mächtiger Granitmassen ansieht, die in gröfse-
rer Tiefe ihren Sitz hätten, glaube ich, sind wir durch-
aus nicht berechtigt, weil weder zu Weinböhla, noch zu
Meissen irgend eine Beobachtung den Zusammenhang
der Gänge mit vorhandenen Granitmassen nachgewiesen
hat, der erklärende Grund der Weinböhlaer Erscheinun-
gen also nur auf eine Behauptung gestützt ist, die, statt
als Beweis dieneii zu können, vor allein selbst erst des
Beweises bedurfte,
e) Der Spitzgrund.
Einige 100 Schritte nördlich von dem Lookwitzbache,
der von dem Moritzburger Plateau herabfliefst, findet man
ausgedehnte Halden, die auf den früher sehr ansehnlichen,
aber wegen des gerade wie in dem ehemaligen Königli-
chen Kalkbruche zu Weinböhla stattgefundenen Auskeir
lens der Kalksteine bereits in den neunziger Jahren des
verflossenen Jahrhunderts eingestellten Betrieb hinwoisen.
Der Wald bedeckt die ganze Stelle, und es ist deshalb
schwierig, über die Lagerungsverhältnisse etwas gewisse-
res zu orforschen.
Die BrÜfche lagen am Fufsc des hier besonders
hoch sich erbebenden granitischcn Bandes des Elbthaies.
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125
Ohne Zweifel deckte Granit den Kalkstein, da ich den
ersten bei einem oberflächlichen Schürfen anstehend als
unmittelbare Bedeckung eines grauen Lettens, der in
mächtigen Massen noch auf den Halden vorhanden ist,
vorfand. Die Starke des Lettens hatte früher die An-
lage einer Ziegelei veranlafst, aber man war gcnöthigt,
dieselbe wiederum anfzugeben, v^eil die reichliche Kalkbei-
mengung den Gebrauch des Lettens zu dem beabsichtig-
ten Zwecke unmöglich machte. Der im Spitzgrunde be-
findliche, noch jetzt mit Weinböhlaer Steinen betriebene
Kalkofen stammt aus der Zeit, als man hier an Ort und
Stelle den Kalkstein gewann;
Der anstehende Granit verwittert sehr leicht; durch
diese Eigenschaft mag die grofse Verschüttung des
Bruches veranlafst seyn; er ist ganz ähnlicher Natur* wie
der von Weinböhla und zeigt dieselbe schmutzig braune
Farbe, namentlich an der äufseren Kruste von Fragmen-
ten * wenn der Kern derselben noch ziemlich frisch .ist*
gelbst der Schwefelkies, wie ich schon S** 117 anführte,
ist vorhanden. Der Kalkstein besteht* wie die umher-
liegenden Stücke beweisen, theils aus reinem, lichte-
grauen Pläner mit erdigem Bruche* der kleine* zierlich
gestreifte Bivalven von Erbsgröfse enthält* theils aus ei-
ner dichten, dunkleren Masse mit« splittrigem Bruche,
theils aber ist er ganz weifs und krystallinisch körnig,
dein von Zitschewig, wie ich ihn weiter unten beschrei-
ben werde* vollkommen ähnlich. Das Vorkommen des
kryslallinischen Kalksteins mag häufig gewesen seyn;
wenigstens spricht für eine solche Vermuthung das reich-
liche Vorkommen der Fragmente desselben»
Ob der Zitschewigcr Kalkstein ein umgewandelter
Pläner ist, Wage ich nicht 2u entscheiden. Ich werde
ihn deshalb erst am Schlüsse dieses Aufsatzes erwähnen,
da über seine Natur allein die* obwohl zahlreich* auf den
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126
Halden vorhandenen Bruchstücke, Über seine Lagerung
aber nur die etwas verwirrten Aussagen des früheren
Besitzers und des ehemaligen Steigers, welche ich beide
befragte, Auskunft gaben.
d) Hohenstein.
Der Ober- Lieutenant von Gutbicr scheint der
erste gewesen zu seyn, der den Angaben des 28 Jahre
mit der Leitung des unterirdischen Kalkbruchs von Ho-
henstein beauftragten Steigers Starke Aufmerksamkeit
schenkte. Denn weder der mit der Hohensteiner Ge-
gend so genau bekannte Götzinger, noch Freiesie-
ben erwähnen Etwas von dem hiesigen, für die Wer-»
n ersehe Geognosie so abnormen Lagerungsverhältnisse
des Granits gegen den Sandstein; ja Freiesieben
spricht x ) sogar ausdrücklich von einer Bedeckung des
ersteren Gesteins durch den Sandstein, wahrscheinlich
nur a priori den damaligen Ansichten folgend, da bis
jetzt weder bei Hohenstein selbst, noch irgendwo in
der Umgegend der Stadt eine Lagerung des Sandsteines
über dem Granite aufgefunden wurde. Die Angaben,
welche die Herren Wcifs und v. Gutbier von dem
Steiger über die in seinem Bruche von ihm beobachtete
Lagerung des Granits über dem Kalk und Sandsteine er-
hielten, stimmen vollkommen mit denjenigen Überein, die
ich bei meiner häufigeren Anwesenheit zu Hohenstein
von demselben erfragte. Die späteren Schürfversuche
an dem Wartenberge und namentlich auf dem linken
Polenzufer von der Stadt bis zum tiefen Grunde hin
*) Mineralogisch -bergmännische Beobachtungen auf einer Reise durch
den Meissener Kreis im Jahre 1791. Bergm. Journ. von 1792,
II, 219. Die bestimmte Untcrlagerung des Granits unter dem
Sandsteine behauptete auch G. Kar s ten (Magazin der naturforsch.
Gesellsch. *u Berlin 1807, S. 229).
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127
✓
ergaben ganz dasselbe Resultat, so dafs bei Hohenstein
selbst die Bedeckung des Sandsteins durch den Granit
auf fast eine Stunde Ausdehnung bekannt ist. Leider
ist es dem reisenden Geognosten nicht mehr vergönnt,
an Ort und Stelle von der Richtigkeit der für die
Wissenschaft durch die Schürfversuche gewonnenen Re-
sultate sich selbst zu überzeugen, da auch hier die
Schürflöcher sämmtlich zugeworfen sind. Eins der-
selben fand ich noch im Jahre 1833 offen und werde
die Skizze der in ihm beobachteten Lagerungsverhält-
nisse in Fig. 8 mittheilen; ein Jahr später war dasselbe
gleichfalls verschüttet. Auch unmittelbar neben dem
Fahrschachte des Hohensteiner Kalkbruchs soll früher nach
der Angabe des Steigers die zu Tage liegende Gränze
des Granits und Sandsteins nebst einer rothen Letten-
lage, die beide Gesteine trennte, deutlich sichtbar gewe-
sen seyn; bei meiner Anwesenheit war selbst diese Stelle
mit Gerölle und Erde verdeckt.
Unter solchen Umständen ist die Darstellung der
bei den Schürfversuchen erlangten Ergebnisse und die
Mittheilung von 4 Durchschnitten durch Herrn Prof.
Kühn und ebenso die Veröffentlichung von 4 anderen
Skizzen, die Leonhard vom Herrn Dr- Cotta erhielt,
von grofser Wichtigkeit für die Geognosie, weil hin-
sichtlich der genauen Auffassung diese Daten ohne
Zweifel das vollkommenste Zutrauen verdienen. Ver-
gleicht man die acht Zeichnungen x ) unter * einan-
der, so findet sich die Kü husche N.'6 mit der von
Cotta N. 1 im Wesentlichen übereinstimmend. Beide
stellen wahrscheinlich dieselbe Versuchrösche im Kohl-
*) Die von Herrn Klippstein gegebene Zeichnung der Verhältnisse
im Hohensteiner Kalkbruche stimmt mit der des Herrn von Gut-
bier überein und ist •wahrscheinlich ebenfalls nur nach der Erzähl
Jung des Steigers entworfen. Wenigstens wird von Herrn K 1 i p p-
stein nicht erwähnt, -dafs ihr eigene Beobachtungen im Bruche
i tum Grunde liegen.
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128
/
liebte *) (man batte in diesem mehrere dergleichen er-
eröffnet) auf dem rechten Polenzufer dar. Die Angaben
dagegen, welche Herr Klippstein über die Lagerungs-
verhältnisse des Granits gegen den Pläner und Sandstein
in demselben Kohllichte mittheilt*), weichen durchaus
in ihren Resultaten von den erwähnten Zeichnungen ab-
Ob diese Verschiedenheit allein dadurch erklärt werden
kann, wenn inan annimmt» dafs der Bericht des Herrn
Klippstein nur eine andere Rösche betrifft, möchte ich
fast bezweifeln, weil die geringe Längenausdehnung, auf
welcher im Kohllichte die Versuchsröschen vertheilt sind,
so wesentliche Verschiedenheiten in den Lagerungsver-
hältnissen, wie sie durch die Zeichnungen und den Be-
richt sich ergeben, kaum zu gestatten scheint» Es stim-
men ferner die Kühn sehen Skizzen 7, S, 9, mit den
Cottaschen 4, 3, 2, besonders aber N. 8 von Kühn
mit der Cottaschen No. 3 überein; es ist demnach an^
zunehmen, dafs besonders die beiden letzteren Zeichnungen
nur eine und dieselbe Rösche betreffen, obwohl gerade
für diese nach den von Kühn. und Cotta angeführten
Massen die Entfernung von , einander mehr als 11000 Fufs
betragen würde. Wahrscheinlich liegt bei diesen Angaben
ein V ersehen zum Grunde, weil es umgekehrt unwahr-
scheinlich ist, dafs auf eine so bedeutende Entfernung
die vollkommenste Gebereinsümmung, wie eine solche
aus den Zeichnungen sich ergiebt, hätte statt finden kön-
nen. Ueberdiefs ist die Entfernung der Rösche N. 3
(Cotta)
— * «-*
*) Diefs Kohllicht darf mit dem auf dem linken Polenzufer zunächst
Hohenstein selbst nicht verwechselt werden ; es befindet sich iri
einer Thalschlucht, die rechts von der hohen, senkrechten Sand-
steinwand des Ilocksteinsi links von dem Abfall des granitischen
VVaftCnbergeS begränzt, sich vön der Hohe des Dorfes Zeschnig
in gerader Richtung längs der Granitsandsteinscheide bis an
die Sohle des Polenzbaches hinabzieht. Kohllicht heifst überhaupt
jede Stelle, wo Kohlen gebrannt wurden*
*) Leonhard Tasch. 1829, S. 509.
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129
(Cotta) von Hohenstein zu grofs, weil kein Schürf-
versuch, so viel mir bekannt ist, östlich von dem tiefen
Grunde gemacht wurde* der äufsersle aber auf der lin-
ken Polenzseite keine Stunde von der Stadt entfernt
liegt. Doch scheint dagegen die von Herrn Prof. Kühn
angegebene Entfernung für seine Rösche N. 8 zu nahe,
wenn ich nämlich aus seiner Mittheilung über ein mit-
telst der Rösche aufgefundenes Kalklager schliefsen darf,
dafs es dieselbe ist, welche mir der Steiger Starke als
die hoffnungsvollste für einen zukünftigen Betrieb auf
Kalkstein nachwies.
Die sämmtlichen 12 Schürfversuche auf dem linken
Polenzufer wurden von der Stadt bis zum tiefen Grunde
an dem Abhange eines granitischen Höhenrückens, des
Schützengelänges, gemacht Hier war noch im Herbste
1833 das bereits S. 127 erwähnte Schürfloch offen. Aus
den in demselben beobachteten Lagerungsverhältnissen
des Granits auf dem Quadersandsteine ergibt sich,
dafs zwischen beiden Gesteinen und zwar ziemlich
genau parallel mit der Scheide selbst zunächst dem
Quadersandsteine sich eine etwa 1 J Fufs mächtig^
schwarze Lettenlage, und über dieser unmittelbar unter
dem Granite selbst eine ebenso mächtige rothe, scharf von
der schwarzen geschiedene Leitenlage vorfand. Es war
hier im Kleinen also ein ziemlich ähnliches, regclmäfsiges'
Auftreten der rothen und schwarzen Lettenmasse zu be-
obachten, wie dasselbe zuerst aus der Darstellung der
Verhältnisse im Hohen6teiner Kalkbruche durch Herrn
Prof. Weifs bekannt wurde.
Untersucht man überhaupt die Resultate, welche
der Wissenschaft durch die zahlreichen Versuchbaue bei
Hohenstein gewonnen wurden, so findet man zuvörderst
als das wesentlichste derselben das Erkennen einer be-
stimmten Bedeckung des Quadersandsteins durch den
Granit auf beiden Ufern der Polenz und zwar in der
9
1 **'
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\
Längenausdehnung von fast einer Stunde. Die Ueber-
lagerungsgränzen schiefsen unter verschiedenen Winkeln
und zwar unter 50°, 25 °, 20° und 25° nach Kühn *),
und unter 25° in dem vou mir beobachteten Schürf-
loche, sämmtliche Ueberlagerungsgränzen aber gegen O.
oder gegen N.N. O. ein. Vergleicht man damit die Fall-
winkel der Granitscheiden bei Weinböhla, Saupsdorf
(wo ich ähnliche Bedeckungen des Quadersandsteins
dnreb den Granit, wie bei Hohenstein, beschreiben werde),
zwischen Saupsdorf und Ottendorf und im Bruche von
Hohenstein selbst, wo dieselben resp. 8 — 15°, 30°,
10 — 50 0 und 26 ° betragen, so folgt aus dem Verglei-
che, dafs der Neigungswinkel der Auflagerungsflächen
gegen den Horizont im Allgemeinen sehr scharf ist, und
dafs der Granit in seinem Ausgehenden wie eine Art
keilförmige Masse über den Sandstein hinweggreift. Eine
Folgerung, wie die letztere, wird vollkommen auch durch
die Ansicht der Zeichnungen von Kühn und Cotta be-
stätigt. Recht deutlich läfst sich namentlich diese Aufla-
gerung des Granits auf dem Sandsteine längs dem Fahrwege
verfolgen, der bei Hohenstein aus dem Polenzgrunde in
mancherlei Windungen bis auf die Höhe von Zeschnig
und Rathewalde hinaufführt. An ihr vermag man zu-
gleich ziemlich klar zu erkennen (vergl. Fig. II), wie
der Granit bei seiner Bildung die verschiedenen Niveau-
unterschiede der Oberfläche des Sandsteins vollkommen
ausfüllte. Steigt man nämlich von der Mühle im Polenz-
grunde den Fahrweg hinauf, so findet man zunächst da,
wo derselbe sich aus dem Thale erhebt, Granit auf der
rechten Seite des Weges anstehend, der in senkrechter
Linie bis auf die Höhe des Wartenberges selbst verfolgt
werden kann. So findet sich derselbe auch auf dem
Wege etwa 200 Schritt weit, bis man auf den Sandstein
') Gcogn. S. 750 — 753,
f
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131 »
gelangt. Geht man innerhalb dieser Graniterstreckung
nach der Polenz hinab, so findet sich in der Thal-
sohle etwa 80 Schritte vom Anfangspunkte des Weges
Quadersandstein anstehend, der sehr reichlich Kalkknauern
und abgerundete Quarzstücke bis Hühnereigröfse ent-
hält und dadurch stellenweise zu einem grobkörnigen
Conglomerate wird, auf das bestimmteste aber mit den-
jenigen Quadersandsteinmassen zusammenhängt, die den
weiteren Fufs des Wartenberges längs der Polenz bis zu
dem aus ganz gleicher Masse bestehenden Hockstein bildet.
Von der Scheide hält nun der Sandstein auf dem Fahr-
wege an, bis man zu den Klippen der ersten Hauptwin-
dung des Weges, der sogenannten steinigen Drehe, ge-
langt. Geht man innerhalb dieses Striches von dem
Wege nach der Polenz hinab, so wird auch hier über-
all Sandstein angetroffen. Steigt man dagegen nach der
Höhe des Wartenberges in gerader Linie hinauf, so fin-
det man nur eine Strecke lang noch Sandstein, dann aber
näher der Höhe nur Granit. Ganz dasselbe läfst sich
beobachten, wenn man von- der steinigen Drehe nach
dem Gipfel des Wartenberges hinauf dringt. Bald aber
hinter derselben verläfst man auf dem Wege den Sand-
stein und findet bis auf die Höhe von Zeschnig allein
Granit anstehend. Der letztere zieht sich links von die-
sem Theile des Weges bis in das Kohllicht hinab, wo
die S. 128 erwähnten Schürfversuche auf das bestimm-
teste die Ueberlagerung des Granits über dem Quader- •
Sandsteine ergeben hatten. Findet man nun bei der Un-
tersuchung der Gränze der beiden Gesteine keine Gele-
genheit, sich von dem umgekehrten Verhältnisse oder
auch nur von solchen Erscheinungen zu überzeugen,
die für die Annahme sprächen, dafs der Sandsteinstreifen
längs der Polenz ein an den Granit des Wartenbcrges“
angelagertes Gebilde sey, so darf man, wie ich glaube,
mit allem Grund folgern, dafs in der weiteren, östli-
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eben Erstreckung sich die Masse des granitischen War-
tenberges ebenfalls ganz tiber den Sandstein hinwegla-
gert. Findet aber eine solche Ueberlagerung wirklich
statt, so wird einem jeden, der von der entgegengesetz-
ten Seite des Thaies, also von Hohenstein selbst, den
Wartenberg betrachtet, es vollkommen klar werden,
dafs die Ansicht des Herrn Prof. Kühn, das Vorhanden-
sein des Quadersandsteins unter dem Granit durch eine
vorhergegangene Unterwaschung der Masse des Warten-
berges zu erklären, hier unmöglich ihre Anwendung fin-
den kann, weil mit dieser Annahme zugleich etwas po-
sitiv Unmögliches vorausgesetzt werden müfste, nämlich
dafs die ganze gewaltige Masse des Berges einst in der
Luft geschwebt hätte» Ueberhaupt scheint die Hypothese
des Herrn Prof* Kühn zu wenig die Form des Granits
in dem Ausgehenden seiner die Grtinsandformation be-
deckenden Massen zu berücksichtigen. Ich habe schon
S. 130 darauf aufmerksam gemacht, wie überall auf dem
linken Polcnzufer, bei Weinböhla und Oberaue der Gra-
nit in dem Ausgehenden, wie eine scharfkantige, keilför-
mige Masse über den Pläner und den Quadersandstein
hinweggelagert ist; ganz dasselbe wurde, wie ich später
noch anzuführen habe, bei Lohmen, an der hohen Liebe
und in der Richters Haide bei ßaupsdorf beobachtet.
Dieses Uebereinstimmen in der Form des Ausgehenden
längs eines Striches von 16 Stunden scheint weit eher
mit der Bildungsweise des Granits selbst zusammen zu
hängen, als dafs man das Entstehen der Erscheinung der
Einwirkung strömenden Wassers beimessen könnte, de-
ren Wirkung doch nur vereinzelt an solchen Punkten
zu beobachten wäre, wo die leichtere Zerstörbarkeit des
Gesteins der Kraft des Gewässers dauernd nicht zu wi-
derstehenvermochte. Es läfst sich überhaupt bezweifeln,
dafs die Unterwaschung des felsigen Meerufers solche
Klippen, wie an den mehrfach erwähnten Punkten einst
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133
vorhanden gewesen seyn sollen, hervorbringen konnte.
Ich habe selbst zwar nie Gelegenheit gehabt, von dem
Meere unterwaschene Felsen zu sehen, aber ich entsinne
mich nie, in der grofsen von mir gesehenen Zahl von
Bildern geübter Künstler, die namentlich die nordischen
Küsten zum Gegenstände ihrer Studien gemacht hatten,
und in der noch weit gröfseren Anzahl von Zeichnun-
gen, die über die oft wunderbaren Felsbildungen an
den Meeresküsten fast aller Theile der Erde vorhanden
\
sind, solche keilförmige, über den Meeresspiegel hinweg-
ragende Klippen, noch weniger aber gar überhängendc
Gebirgsmassen, wie etwa die des Wartenberges, gesehen
zu haben. Berücksichtigt man besonders, dafs die Schürfe
vom tiefen Grunde bis Hohenstein auf dem linken Po-
lenzufer und ebenso auf dem rechten Ufer vom War*«
tenberg durch denLohmencr Forst über Stürtza, Dobra,
bis in die Nähe von Dittersbach und zwar auf allen un-
tersuchten Punkten dasselbe keilförmige Ueberhängen
des Granits über den Sandstein ergeben haben, so würde
daraus folgen, dafs die Unterwaschung das Schweben
in der Luft selbst von einer ganzen Gebirgskette veran-
lafst hätte, eine Folgerung, die vollends mit unseren Erfah-
rungen über die Gestalt felsiger Meeresküsten im Wi-
derspruche steht und dazu bewegen mufs, die ganze
*) Yon Zeschnig nämlich wendet sich die Granitgränze ostwärts nach
der Burkersdorfcr Höhe, deren Fufs aus Sandstein, der obere
Theil dagegen aus Granit besteht, doch liefs sich die unmittelbare
Gränze beider Gesteine an diesem Punkte nicht beobachten. Mit
der Burkersdorfcr Höbe hängt unmittelbar weiter nördlich der
granitische Hutberg (oder eigentlich an den Hüten f Hütungen!
genannt; unter jenem Namen kennen ihn die Umwohner nicht)
zusammen. An den» Fufse desselben findet man ebenfalls Sand-
stein, auf den die drei von Herrn Prof. Naumann in Poggcn-
dorfs Ann, XIX, S. 439 erwähnten Steinbrüche betrieben wer-
den. In denselben ist das' Gestein, wie ich mit Herrn Na u mann
Übereinstimmend beobachtete, sehr zerklüftet; manche Spalten wa-
ren so grofs, dafs sie mit ansehnlichen Bruchstücken des Nebenge-
steins von oben nach unten erfüllt sieh zeigten. Schichtung war
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134
Ansicht Über die Bildung der Granitränder, wie dieselbe
von dem Herrn Prof. Kühn ausgebildet wurde, zu verlassen.
Die Sächsische Bergbehörde wurde bei ihren Schürf-
vcrsuchen weniger von einem wissenschaftlichen Zwecke,
als von dem Wunsche geleitet, Kalk aufzuünden, dessen
Einfuhr in die Gränzörter von Böhmen aus und namentlich
von Daubitz nicht unbeträchtlich seyn soll. Die nächste
Anregung aber zu dem Entschlüsse, den Kalkstein un-
mittelbar unter der Auflagerungsfläche des Granits auf
dem Sandsteine aufzusuchen, wurde durch den unter den
Bewohnern der sächsischen Schweiz ganz allgemein ver-
breiteten und auch von Herrn Prof. Weifs *) erwähn-
ten Glauben von einem steten Vorhandenseyn des Kal-
kes auf der Granitscheide gegeben. Und in der That
fast gar nicht zu bemerken. Der Sandstein in den Brüchen ist sehr ei-
senschüssig, im übrigen aber der gewöhnliche. Wenigstens fand ich
nicht «die mindeste Spur einer Hartung oder einer sonstigen pyrischen
Einwirkung vor, wie dergleichen Herr Prof. N a u m a n n angibt und
ruit der Zerklüftung für eine Andeutung eines Emportretens des
feurig flüssigen Granits aus dem Erdinneren ansah. Am meisten
regellos wird die Zerklüftung im mittleren, grofsen Bruche durch
die nach allen Richtungen das Gestein zertheilenden Spalten, aber
dennoch überzeugte mich die Art und Weise, mit welcher diesel-
ben auftreten, weit mehr, dafs ihr Ursprung dem von der Höhe
des Hutberges herabfliefsendcn und wegen der besonders an die-
sem Punkte leichten Zerstörbarkeit des Sandsteins ohne Mühe in
denselben eindringenden Wasser beigemessen werden mufs, als
dafs die Zerklüftung selbst für die Folge eines tumultuarischen Zer~
brechens des Sandsteins etwa bei dem Emportreten des Burkers-
dorfer granitischen Höhenzuges gelten könnte. Eine unmittelbare
Bedeckung des Quadersandsteins durch den Granit ist in den
Brüchen nicht zu beobachten. Bei Lohmen dagegen war nach den
Mittheilungen des Herrn Prof. Kühn das Ueberhängen des Gra-
nits unter 30 0 bei Stürtza und Dobra nach einer vom Ober-
steiger Hengst zu Berggiefshübcl erhaltenen Angabe ganz gleich-
mäfsig unter 50°, beobachtet worden. An letzterem Orte fand sich
an der Granze blauer Letten von 6 — 8 Zoll Starke, aber kein
Kalk vor; dieser wurde dagegen bei den Schürfversuchen im Loh-
mener Forste zwischen dem Forsthause und Stürtza wirklich vor-
gefunden, doch lag zwischen ihm und seinem Hangenden, dem
Granit, noch Sandstein. Mit diesen Beobachtungen, die ich Herrn
H en gst verdanke, stimmen die Angaben des Herrn Prof. Kühn
(Gcognosie S. 750 u. 1014) im Wesentlichen überein.
Karsten A. f. B. u. H. XVI, S. 15.
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135
ist es recht auffallend, wie diese Meinung bei den
Schürfversuchen in der Umgegend von Hohenstein über-
all ihre Bestätigung gefunden hat. Ich habe bereits S.
139 angeführt, dai's durch dieselben am Schützengelänge
östlich von Hohenstein ein ansehnliches Kalklager * *) ent-
deckt wurde und umstehend angegeben, dafs die Versuche
im Lohmener Walde ebenfalls die Anwesenheit des
Kalksteins auf der Scheide erwiesen. Ganz ebenso er-
wähnt Herr Prof. Kühn das Auffinden von Mergel und
Kalkstein in der Nähe von Elbersdorf 2 ), ein Vorkom-
men, das ich durch eine schon im Jahre 1786 gegebene
Notiz von Götzinger bestätigt sehe. In seiner Be-
schreibung der Aemter Hohenstein und Lohmen 3 ) führt
derselbe nämlich das häufige Vorkommen von weifsen,
kreideartigen Kalkbruchstücken mit Kalkspath, zugleich
aber auch von Fragmenten eines derben, blauen und
körnigen Kalksteins an den Ufern der Wesenitz und
zwar bei Dittersbach an. Da nun die Granitscheide un-
mittelbar durch Dittersbach und zwar unter dem Schlosse
des Herrn von Qu an dt weggeht, im Granite selbst
aber nirgends die Spur eines Kalklagers vorhanden ist,
so läfst sich nur annehmen, dafs der Ursprung der
Fragmente von dem Vorhandenseyn einer Kalkmasse auf
der Scheide des Granits und des Sandsteins selbst her-
zuleiten ist. Die Notiz über das hiesige Vorkommen
des Kalksteins ist um so unverdächtiger, als Götzinger
in seinem Buche nicht ein Wort von der Volksmeinung
erwähnt und in seinem späteren, 1804 erschienenen aus-
führlicheren Werke über die sächsische Schweiz die
Gränze der Granite und Sandsteine viel zu tief, nämlich
bis Elbersdorf rückt, während doch die Wesenitz von Dit-
tersbach bis zu letzterem Dorfe überall schon durch
x ) Nach Prof. Kühn (Gcogn, 752) war dasselbe lf Lachter mächtig*
a ) Kuhns G. S. 750.
*) A. a. O. 498 u. 499.
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136
hohe Sandsteinwände begränzt wird. Ebenso erwähnt
Herr Klippstein nach den von dem Geschworenen
Lose empfangenen Mittheilungen das Vorhandenscyn
des Plänerkalkes auf der Scheide der Granite und Sand-
steine am Wartenberge. Schon früher hatte man, wie auch
das Zeichen des Kalkes auf der Götzing ersehen pe-
trographischcn Charte andeutet, bei Zeschnig und zwar
im Anfänge dieses Jahrhunderts auf Kalk gebaut, in ei-
ner Zeit, als die jetzt betriebenen Hohensteiner Brüche
verlassen lagen. Noch vor 20 Jahren war ein Bauer
durch den ansehnlichen Kalkgehalt des Sandsteins im
Eingänge zur Thalschlucht des Kohllichts unmittelbar
unterhalb Zeschnig veranlafst worden, denselben brechen
und brennen zu lassen. Der Kalkstein scheidet sich
hier nämlich zunächst der Auflagerungsfläche des Granits
als rundliche, leberbraune Geoden aus dem Sandsteiue
aus und giebt dadurch demselben ein ganz cigenthümli-
ches, conglomcratischcs Ansehen, doch zeigt eine genauere
Besichtigung der Kalkausschcidungen, dafs diese sich
ganz allmählig in den Sandstein verlaufen und keineswe-
ges für wahre Conglomerateinschlüsse in demselben gel-
ten können.
Die Anwesenheit eines solchen Kalkgehaltes in den
oberen Tkeilen achter Quadersandsteine und das Vor-
kommen unter dem Granit von Mergel und Kalklagern,
die der Grünsandformation mit Bestimmtheit zugehören,
mufs zu der Annahme führen, dafs auch das Hohensteiner
Kalklager mit den ihm zugehörigen schwarzen Mergeln
nur eine der Kreideformation angehürige Bildung ist.
Die auffallenden Eigenschaften indefs des hiesigen Kal-
kes, besonders die dunkelgraue, bis in das Schwarze sich
verlaufende Farbe, der feinsplittrige, nicht erdige Bruch,
die scharfkantigen Bruchstücke, weichen so wesentlich
von dem Ansehen des gewöhnlichen Sächsischen und
Böhmischen Pläners ab, dafs ohne Zweifel ein jeder, der
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137
an den Anblick dieses Pläners gewöhnt ist, zuvörderst
zu der Vermuthung geführt werden wird, die Hohen-
steincr Kalke für Gebilde einer älteren Formation, wie
der Pläner anzusehen. Ich habe bereits in der Einlei-
tung erwähnt, dafs Herr Prof. Weifs durch die orycto-
gnostischen Verschiedenheiten des hiesigen Kalkes, durch
das nach der Angabe des Steigers Starke fragmentari-
sche Vorkommen desselben, ferner durch das abwei-
chende Ansehen des Sandsteins im Eiegenden des Kal-
kes, endlich durch das dem Weinböhlaer ähnliche Auf-
treten der Mergel auf der Scheide bestimmt wurde,
dem Hohensteiner Kalke einen älteren Ursprung, wie
dem gewöhnlichen Plänerkalke beizumessen. In der
That waren diese Umstände von zu bedeutendem Ge-
wichte, besonders als die Untersuchung der Hohensteiner
Petrefacten durch den Grafen Münster und Herrn
Leopold von Buch auf eine bestimmte Weise das
Uebereinstimmep derselben mit den Versteinerungen der
Juraformation erwiesen, als dafs nicht ein jeder, dem
die Lagerupgsverhäitnisse in Hohenstein nicht etwa aus
eigener Anschauung bekannt waren, sich sofort zu der
Annahme hätte bestimmen lassen sollen, den Hohenstei-
ncr Kalk mit Herrn Prof. Weifs als den Rest einer äL
teren, beim Empordringen des Granits emporgehobenen
Jurakalkbildung anzusehen. Und dennoch mufs ich ge-
stehen, dafs eine wiederholte Untersuchung der Hohen- .
steiner Verhältnisse mich nicht hat bestimmen können,
der Ansicht des Herrn Prof. Weifs beizutreten, obwohl
ich zugleich nicht verkenne, dafs, wenn einst eine genaue
Untersuchung sowohl das vollständige Ucbereinstimmen
der Hohensteiner Petrefacten mit denen der Juragruppe,
als auch die Identität der dortigen Kalke und Mergel
und der sämmtlichen Sandsteinbildungen im Liegen-
den derselben mit den Gliedern der Krcideforma-
tion feststcllcn sollte, dafs leider dann eiu grofsarligcs
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138
Priocip, wie ein solches die Wissenschaft in der Bedeu-
tung der Versteinerungen besafs, verloren geht, und wir
gezwungen würden, künftig einen Führer in der Geo-
gnosie zu entbehren, dessen sichere und richtige Leitung
bei der Bestimmung des Alters der Gebirgsschichten die
Erfahrung einer langen Reihe von Jahren, wie es schien,
völlig aufser Zweifel gestellt hatte. Ich wünsche des-
halb sehr, dafs es einem geübten Beobachter gelingen
möge, das Dilemma zwischen dem Resultate der Unter-
suchung der Hohensteiner Lagerungsverhältnisse und dem-
jenigen, welches aus dem Studium der dortigen Petre-
factcn hervorgeht, auf eine genügende Weise zu lösen
und bedauere nur, dafs, obwohl seit dem Erscheinen der
ersten Münst ersehen Abhandlung mehrere Jahre ver-
flossen sind, dafs kein einziger der sächsischen Geognos-
teu sich der petrefactologischen Lösung des Hohenstei-
ner Problems unterzogen hat * 2 ), obwohl der in den
Sammlungen des Landes aufgehäufte Reichthum an Ver-
steinerungen vor allem den Inländer zu einer so dank-
baren und interessanten Untersuchung anregen müfste.
Herr Klippstein ist der erste gewesen, der mit
einem gewichtigen Einwande gegen die Ansicht des Herrn
Prof. Weifs auftrat, indem er auf die Unmöglichkeit
einer beständigen und scharfen Gränze zwischen dem ro-
theu und schwarzen Letten hinwies, wenn diese Letten
und der Kalkstein wirklich aus der Tiefe gewaltsam
emporgehobene und beim Heraufdringen zermalmte, äl-
tere Flötzschichten wären. Schon die Skizze des Herrn
von Gutbier zeigt die regelmäfsige Sonderung der
schwarzen und rothen Lettenlage; ich fand eben eine
solche, wie die Zeichnung Fig. 8 erweist 3 ), in dem offe-
*) Kühn Geognoste, S. 748,
2 ) In derselben ist « die Sohle des Schürflochcs, b der Quadersand-
stein, c die schwarze, d die rolbe Lage, e der Granit im Hangen-
den der Lagen, f Gerolle,
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139
i
J
nen Schürfloche an dem Schützengelänge. Hier war we-
der eine Spur der rothen Masse in der schwarzen Lage,
noch umgekehrt von der schwarzen Masse in der ro-
then Lage vorhanden; beide Massen sonderten sich in
ihren Farbeeigenthtimiichkeiten auf das bestimmteste von
einander, obwohl jede der beiden Lagen kaum 1J Fufs
Mächtigkeit besafs. Dafs aber eine so bestimmte Schei-
dung der schwachen Lagen sich hätte erhalten können,
wenn dieselben in Folge eines gewaltsamen Emportre-
tens des Granits auch nur einen Weg von 1000 —2000
Fufs bis an die Erdoberfläche zurückgelegt hätten, dürfte
sehr zu bezweifeln seyn. Ebenso hatte man bei dem
Baue des K an negiefser sehen Hauses in der Stadt die
rothe und schwarze Lettenlage durchaus scharf ge-
sondert vorgefunden; dasselbe soll in der Düngergrube
der Fall seyn, die unter dem Wünschschen Grund-
stücke liegt. Ich fand diese leider bei meiner mehrfa-
chen dortigen Anwesenheit nie frei, so dafs ich die Rich-
tigkeit des, wenngleich von glaubwürdigen Personen,
mir mitgeiheilten Factums nicht verbürgen kann. Von
weit * bedeutenderer Stärke dagegen werden die Letten-
logen an anderen Punkten des Schützengelänges ange-
troffen. Der Förster von Hohenstein liefs nämlich im
Herbste des vergangenen Jahres, um den für den Pflan-
zenwuchs äufserst vortheilhaften schwarzen Mergel zu
gewinnen, an dem Abhange nach dem tiefen Grunde hin
einen Stollen von 8 Fufs Höhe treiben, der nur in dem
Mergel selbst stand; einen zweiten ähnlichen Stollen von
gleicher Höhe fand ich an einem anderen Punkte zu dem-
selben Zwecke, aber in dem rothen Letten angelegt.
Auch hier konnte nirgends die Anwesenheit schwarzer
Mergel in ' dem rothen Letten oder umgekehrt bemerkt
werden. Vergleicht man nun mit dieser Mächtigkeit der
Mergellagcn die Stärke der ähnlichen Schichten im Kalk-
bruchc von Hohenstein, welche Herr von Gutbicr
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140
nach der Angabe des Steigers auf etwa 100 sächsische
Fufs bestimmt hatte, so scheint es etwas problematisch,
dafs die reibenden festen Körper, der Granit und der
Sandstein, überhaupt es vermocht haben, auf die angege-
bene bedeutende Entfernung auf einander zu wirken und
durch diese Einwirkung die Entstehung einer so unge-
mein mächtigen Reibungsschicht, wie der im Hohenstei-
ner Bruche zu veranlassen. Die Möglichkeit der Ent-
stehung der letzteren wird noch weit zweifelhafter, wenn
die Erfahrung zeigt, dafs der Granit bei Saupsdorf alle
Unebenheiten der Oberfläche des Sandsteins wie ein
flüssiger Körper auf das genaueste ausfüllt. Eine solche
Eigentümlichkeit kann nur allein zu der Annahme füh-
ren, dafs der Granit wirklich in flüssigem Zustande und
nicht im erstarrten, wie ein solcher von Herrn Prof.
Weifs 1 ) vorausgesetzt wird, in seine jetzige Lagerstätte
gelangt ist War aber diefs der Fall, so dürfte man
überhaupt gezwungen werden, die Ansicht von der Ent-
stehung der hiesigen Lettenmassen durch Reibung gänz-
lich aufzugeben, weil, so viel mir bekannt ist, keine ein-
zige physicalische Erfahrung über die Möglichkeit der
Entstehung von Rcibungsproducten bei einer stattfinden-
den Einwirkung von Körpern in ganz verschiedenem
Cohäsionszustande auf einander Aufschlufs giebt.
Ich habe hier noch anzuführen, dafs die Kalkstückc
in der rothen und schwarzen Mergelschicht des Hohen-
Steiner Bruches nur in kleinen Fragmenten, und nament-
bch in der ersteren am seltensten sich vorfinden, wäh-
rend sie dagegen in der untersten Lage dicht neben ein-
ander gedrängt Vorkommen. Auch diese Beobachtung,
die das Resultat der langjährigen Erfahrung eines auf-
merksamen Betriebführers ist , vermag zu Gunsten
der Ansicht einer regclmäfsigcn Entstehungsweise der
*) Karsten A. f« B. u. U. XVI, $. 7*
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«
141
3 Lagen im Hangenden der Sandwand zü sprechen, weil
dös gesetzmäfsige Vorkommen der Kalkstücke ebenso
wenig mit der Annahme eines tümultuarischen Zertrüm-
merungsprocesses in Einklang zu bringen ist, wie mit ei-
nem solchen Ereignisse der gewaltigsten Art schon die
Möglichkeit der scharfen Sonderung von Schichten ganz
verschiedener Färbung und Verschiedener Natur, wie
dieselben aus jenem Ereignisse erst hervorgehen sollten,
durchaus unverträglich war. Mufs man es auch ztige-
stehen, dafs die oryctognostischen Eigenschaften des Ho-
bensteiner Kalkes wesentlich von denen der gewöhnli-
chen Plänerkalke abweichen, so scheint es doch* als wenn
ein Theil dieser Eigentümlichkeit nur in localen Ver-
hältnissen begründet wäre und durch diese allein erklärt
werden müfste. Herr Prof. Weifs machte bereits In
in seiner Abhandlung x ) auf das Vorkommen von Stein-
kohlenstücken in dem Sandstein der Sandwand aufmerk-
sam. Untersucht man den Kalkstein selbst , so findet
sich, dafs der Kohlengehalt in demselben gar nicht so
etwas seltenes ist, und dafs besonders der Kalkstein da
Weit dunkler sich gefärbt zeigt, wo die Kohleneinschlüsse
häufiger Werden. Es ist hieraus zu folgern* dafs die
Farbe des Gesteins nur in der zufälligen Anwesenheit
der Kohle ihren Grund findet; wo diese letztere fehlt,
wird der Kalkstein, wie diefs namentlich in den oberen
Theilen des Lagers der Fall ist, gelblich grau, ja am süd-
lichen Ende desselben ganz lichtegrau und dem Kalk-
stein von Hinterhermsdorf so auffallend ähnlich, dafs
Stücke von beiden Punkten verwechselt werden können.
Her Hinterhermsdorfer Kalkstein aber ist nach den Be-
richten der dortigen Betriebsführcr noch von Sandstein
bedeckt und ruht im ächtesten Quadersandsteine selbst;
die Aehnlichkeit des Hohensteiner Gesteins mit einem
») Karsten A. f. B. u. H, XVI, S. 11.
142
solchen, über dessen Ursprung aus der Kreidefonnation
kein Zweifel statt finden kann, zeigt zur Genüge, dafs
die oryctognostischen Eigentümlichkeiten des ersteren
keines weges allein das Verweisen desselben in eine ältere
Bildungsepoche zu begründen vermögen. Namentlich
hat man im Jahre 1834 bei dem Betriebe des hiesigen
Bruches eine grofse Zahl von Kohlenbruchstücken im
Kalkstein und mit denselben eine weit tiefere Färbung
desselben vorgefunden. Ein anderes, ganz ähnliches Vor-
kommen von Kohlenfragmenten sowohl in dem Kalke wie in
dem dunkeln, denselben begleitenden Letten ist in einem
der letzten Schürfe bei Hohenstein nach dem tiefen Grun-
de hin beobachtet worden, wie die Halde noch beurkundet.
Ebenso häufig ist die Kohle in dem schwarzen Mergel
vorhanden, der das Hangende des Kalksteins im Bruche
bildet. Auch bei dem Treiben des Stollens im schwar-
zen Mergel (S. 139) wurden in Menge Kohlenstücke,
einige vollkommen ähnlich in Bezug auf Farbe und Struc-
tur dem bituminösen Holze aus der Braunkohlenforma-
tion, andere von lebhaftem Glanze und flachmuschligem
Bruche, ähnlich den Gagaten, und wiederum andere
durchaus von der Natur wahrer Braunkohlen, z. B. der-
jenigen in den Gruben zu Kutterschitz bei Bilin aufge-
funden. Einige dieser Stücke waren von Faustgröfse;
neben ihnen fanden sich in dem Stollen eine grofse
Zahl von Knöpfen von Cidaritenstacheln. Schon Herr
Prof. Kühn hat die Behauptung aufgestellt, dafs das
Eingesprengtseyn der Kohle iu dem Sandsteine der Sand-
wand als in einem Gliede der Kreideformation gar nicht
befremden darf. Er führt deshalb das Vorkommen der
Kohle zu Nieder Schöna, an der Kalkmühle bei Pirna,
in der Nähe von Zatschke, ferner zu Hellendorf an, aber
er hat eines der reichhaltigsten dieser. Art, nämlich das
von Hinter Jessen, übersehen, welches im Anfänge dieses
Jahrhunderts selbst die Commerziendeputation in Dres-
/
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\
143
den zu einem Vorschüsse von 150 Thalcrn behufs eines
Versuchbaues auf Kohlen vcranlafst hatte. Das letztere
Vorkommen ist dem von Hohenstein um so mehr ähn-
lich, als die Kohle, gerade "wie die Hohensteiner, die
oryctognostischen Eigenschaften der Braunkohle besitzt,
und der Sandstein wie die Sandwand einen bedeutenden
Kalkgehalt nachweist *). Eben eine solche Anwesenheit
der Braunkohle in dem Quadersandsteine und zwar mit
Schieferthon kennen wir durch Herrn Prof. Zippe von
Nemierzitz im Bunzlauer Kreise * 2 ), andere Vorkommen
ähnlicher Art bei Msseno und Hlaupietin 3 ); diesel-
ben endlich am Fufse der Sudeten durch Herrn von
Carnall 4 ). Charpentier erwähnt noch das Vor-
kommen von Steinkohlcnfragmenten in dem Quadersand-
steine von Wehrau und zwischen Papstdorf und Bosen-
thal auf dem linken Elbufer.
Folgt aber aus den angeführten Beispielen, dafs we-
der der Kohlengehalt des Sandsteins in dem Liegenden des
Hohensteiner Kalkes, noch die dunkle Farbe des Kalk-
steins selbst zu einer Trennung beider Bildungen 5 ) von.
Götzingers Sächsische Schwei«, lstc Ausg. S. 21 — 23,
a ; Sommers Statistik von Böhmen II, 147.
3 ) Gebiigfor. v. B. S. 32.
4 ) Karsten A. IV, 349.
9 ) Wie Herr von Buch glaubt (Leonhard Jahrb. 1834, S. 534).
Auch an anderen Punkten finden sieh die Kalksteine in der Nähe
der Kohlenlager schwarz gefärbt. So ist der Kalkstein vom Ochsen-
aengrunde bei Dösel (in der Nähe von W ettin) sehr dunkel
schwarz und dem Hohensteiner auffallend ähnlich. Ebenso
schwarz findet man den von Brandsohieft-r begleiteten Kalkstein
im Hangenden der Steinkohlen bei Wettin. Bei Löbejün kommt
derselbe schwarze Kalk mit den dortigen Steinkohlen vor. in ihrn,
der dem dunkelschwarzen Marmor von Krzcszowice bei Krakau
vollkommen gleicht, bemerkte ich eingesprengte Schwefelkiese,
gerade wie in dem' Hohensteiner. Auch Bronn erklärt die
schwarze Färbung des Kalksteins an den Diablercts nur durch die
Anwesenheit von Kohle, die in einem ganzen Lager unter demsel-
ben vorgefunden wurde (Ergebnisse naturh. R. I, 94). Nach
Ilisinger (Min. Geogr. von Schweden iibers. von Wöhlcr, S.
25) verdanken die schwarzen Kalksteine in Schonen und Jemtland
144
f
detü Quadcfsaiidstciü, den wir in einem grofsen Theile
der Umgegend der Stadt herrschend finden, veranlassen
darf, so dürfte eine solche Sonderung noch weniger
durch das Ergebtiifs einer Untersuchung der Lagerungs-
verhältnisse des Sandsteins im Liegenden des Kalklägers
gerechtfertigt werden. Dieses Liegende, von den Arbei-
tern in dem Bruche die Sandwand genannt* unterschei-
det sich sowohl durch sein Ansehen, wie durch die mit
der AuflagerungsflSche des Granits auf der Sandwand
parallel laufende, also geneigte Lage seiner Schichten
wesentlich von dem gewöhnlichen Quadersandsteine* der
bei Hdhenstein wie überhaupt in der sächsischen Schweiz
fast stets mit einer horizontalen Lage der Schichten an-
getroffen wird. Das Gestein der Sandwaüd ist nämlich
ein schmutzig grauer Sandstein, in dem sich neben den
Kohlentrümmern ganz fein eingesprengte gelb und leber-
braune Partikeln erkennen lassen. Durch das bei der
Behandlung mit Chiorwasserstöffsäure erregte starke
Brausen wird der ansehnliche Kalkgehalt des Sandsteines
erwiesen* Weit auffallender aber tritt dieser in den im
grauen Sandsteine mit gleichem Streichen und Fallen ein-
gelagerten Schichten einer anscheinend conglomeratischen
Masse hervor. Man findet in denselben überall äufserst
häufig dichte Kalksteinpartikeln bis Haselnufsgröfse von
leberbrauner Farbe, die wie am Wartenberge allmählig
sich verziehen und nirgends die Natur abgerundeter
Fragmente darbieten; an einigen Stellen ist der Kalk-
stein weifs und krjstallinisch, zuweilen dunkler grau
und dann wahrscheinlich ebenfalls durch Kohle ge-
färbt.
der Kohle ihre Färbung; ebenso die Kohlenhalbsteine auf der In-
sel Man. Nach Geigers Analyse (Bronn G. H. S. 120) vermö-
gen schon sehr geringe Beimengungen von Kohle eine dunklere
Färbung des Kalksteins hervorzubringen. S. a. Bou6 geogn. G.
von Deutschland S. 561 und v. Garnall in Karstens A. IV,
S. 336.
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145
*
färbt. Erst näher nach der Scheide hin sieht man
Kalkeinschlüsse in dem Sandsteine, die für wahre, abge-
rundete Fragmente, gerade wie an der Polenzmühle, gel-
ten können; ich fand jedoch unter denselben kein einziges
Stück, das schwarz oder sonst von der Natur des im
dem Hangenden der Sandwand befindlichen Kalklagers
gewesen wäre. Dennoch ergibt sich sowohl aus der
Anwesenheit der Kohlentrümmer, wie auch der Kalk-
steingeoden in dem Sandsteine der Sandwand selbst,
dafs das Auftreten des Kalksteinlagers, wie das seiner
schwarzen Farbe keinesweges unangekündigt dasteht *).
Die Schichten der Sandwand bilden ein äufserst re-
gelmäfsiges Ganze, wie ein solches nur durch den ru-
higsten Niederschlag entstehen konnte. Es findet sich
in denselben nicht die mindeste Spur einer Zertrümme-
rung. Die Schichten wechseln in einer Dicke von we-
nigen Zollen bis zu 1 und lf Fufs unter einander ab
und zeigen nicht einmal Verwerfungen oder Klemmun-
gen. Ebenso wenig können die in ihnen eingeschosse-
nen Kaikfragmente für die Producte einer Reibung wäh-
rend eines etwanigen Hinaufschiebens der Schichten der
Sandwand gelten, da sich dieselben mitten in der übri-
gen Masse eingeschlossenr finden, und die einfachste Prü-
fung zu der Ueberzeugung führt, dafs die abgerundeten
Bruchstücke schon in einem solchen Zustande vorhanden
waren, ehe 6ie eingeschlossen wurden. Wie es aber bei
einem gewaltsamen Herauftreiben der Schichten der Sand-
wand aus einem relativ sehr tiefen Niveau überhaupt
hätte gelingen können, die dünnen Schichten in einem
durchaus unverrückten und ungestörten Zustande über
*) Mit diesen Angaben über die Beschaffenheit der Sandwand stiin-
n»cn die Angaben des Herrn Prof. Kühn im Wesentlichen über-
ein (Geogn. S. 748). Herr Prof. Hoffmann fand die von mir
nach Berlin gebrachten Stücke der Sandwand manchen Keupcr-
sandsteiucn aus dem Teutoburger Walde sehr ähnlich,
10
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I
I
146
das mächtige Quadersandsteingebirge *) hinaufzuheben, ist
ein vollkommenes Räthscl, dessen Lösung ich bei keinem
Beobachter versucht finde. Steigt man übrigens aus dem
Grunde, welcher die Stadt von der Höhe des Kalkofens
trennt, nach dem letzteren hinauf, so findet man im
Grunde selbst noch bei den aufsersten Häusern von Ho-
henstein den äch testen Quadersandstein anstehend, der
sich in nichts von demjenigen unterscheidet, welcher
westlich von der Stadt die ganze Gegend bis zur Elbe
erfüllt. Derselbe Sandstein läfst sich bis auf § der Höhe
verfolgen. Das letzte Drittel ist zwar ganz durch Acker-
land bedeckt, so dafs der unmittelbare Zusammenhang
des Sandsteins mit der Sandwand selbst nicht verfolgt
werden kann, doch vermag der Beobachter an dieser
Stelle nicht die geringste Spur einer Zerrüttung des Bo-
dens zu entdecken. Hätte aber wirklich die kurze
Strecke den Schauplatz einer Catastrophe abgegeben,
durch welche auf ihr der Durchbruch und demnächst die
Emporhebung einer so ansehnlichen Masse Gebirgsgc-
stein, wie die der Sandwand, vor sich gegangen wäre,
so müfsten entweder grofse Spuren des Ereignisses
noch vorhanden sevn, oder fehlen sie ganz wie hier, so
darf man mit Grund bezweifeln, dafs ein solches über-
haupt je statt gefunden hat. Es ist zwar wahr, dafs die
Schichten der Sandwand, ganz abweichend von dem ho-
rizontalen Lagcrungsverhältnisse der Schichten des Qua-
dersandsteins, parallel mit der Auflagerungsflächc des
Granits unter denselbe einschicfscn. Ob aber durch
diese Eigenschaft, deren Ursprung vielleicht in denselben
Verhältnissen wie bei Weinböhla begründet ist 1 2 ), der
1 ) Feber die Starke der Quadcrsandstcinformation an der Elbe s. die
S» 62 u. 81 nngciührtr.n Angaben.
2 ) Das Einfällen d er Schichten gegen den Granit in der Nähe der
Scheide scheint in der Nähe von Hohenstein häufiger vorzukom-
men. S. K ü h n s G. Fig. 9 (S. 753). Es ruht Quadcrsandstein
auf sandigem Mergel ; die Schichten des ersteren fallen anscheinend
der Grunze zu. So auch an der Brausnitz. S. 750 u. 51.
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147
/
Beobachter berechtigt wird, eine Trennung der Gesteine
der Saudwand und des wahren Ouadersandsteins vorzu-
nehmen, scheint bezweifelt werden zu müssen, da ver-
änderte Schichtenncigung, wenn nicht andere wesentliche
Trennungsgründe hinzutrclen, wohl nicht für sich allein zu
einer Scheidung von Gebirgsarten ziemlich ähnlicher Na-
tur bestimmen kann.
Herr Prof. Weifs führt noch das fragmentarische
Vorkommen des Hohensteincr Kalkes zu Gunsten einer
statlgefundenen Emporhebung desselben an. Nun aber
widerspricht der Annahme eines solchen Zustandes des
Kalkes iin Bruche die ausdrückliche Versicherung des
Herrn Prof. Kühn, der nach seiner und des Schicht-
meister Häntzschcl Erfahrung beim wiederholten Un-
tersuchen des Kalkbruchcs, abgesehen von zufälligen Zer-
klüftungen des Gesteins, das Lager stets als ein Ganzes
erkannte. Unbedenklich müssen wir das Zeugnifs zweier
Beobachter, denen eine allgemeinere Kcnulnifs und grü-
fscrc Uebung in der Beurtheilung von Lagerungsverhält-
nissen, wie dem Steiger, zu Gebote stand, für begründe-
ter erachten, wenn gleich dieser letztere längere Zeit Ge-
legenheit hatte, über die Verhältnisse seines Bruches
sich zu unterrichten. Auch der Obersteiger Hengst
versicherte, auf mehr als 60 Ellen den Kalkstein im Iio-
hensteiner Bruche zusammenhängend und nur von we-
nigen Klüften durchsetzt vorgefuuden zu haben.
Herr von Buch hält ganz ebenso wie Herr Prof.
Weifs und der Graf Münster *) die Schichten der
Sandwand für ein älteres Gebilde als den Quadersand-
stein. Obwohl er sich nicht ausdrücklich über die Weise
ausgesprochen hat, wie die Schichten nebst dem Kalke in
das Hangende des Quadersandsteins gelaugt seyn konn-
ten, so deutet doch seine Billigung der Ansichten des
') Kcferstein Gcogo. D. VIT, II. I, S. %
I
148
Herrn von Leonhard *) darauf hin, dafs seine eigene
Untersuchung der Hohcnstcincr Verhältnisse ihn zu dem-
selben Resultat geführt habe * 2 ). Herr von Buch clas-
sificirt die hiesigen Gebilde, wie ich schon in der Ein-
leitung erwähnt habe, nach den in ihnen Vorgefundenen
Versteinerungen; er erwähnt unter andern, dafs zwischen
dem Sandsteine der Sandwand und dem Kalksteine Thon
vorhanden sey. Von einem solchen Vorkommen des
Thones im Kalkbruchc erwähnen aber die Angaben des
Steigers an Herrn Prof. Weifs, Herrn von Gutbier
und an mich nicht das mindeste; ebenso wenig lassen
sich in dem Steinbruchc am Kalkofen Thonlagen im
Hangenden der Sandwand vorfinden. Es ist deshalb die
Angabe des Herrn von Buch entweder überhaupt ein
Irrthum, oder es liegt derselben eine Verwechselung mit
den rothen und schwarzen, vorhin weitläuftiger erwähn-
ten Lettenlagcn zum Grunde. Wäre diefs letztere der
Fall, wie sehr wahrscheinlich ist, da die von Herrn von
Buch als für den Oxford Clay characteristisch erwähn-
te Gryphaea häufiger wohl in dem schwarzen Letten,
dagegen nicht in dem Sandsteine der Sandwand, in wel-
chem Versteinerungen überhaupt schV selten sind, sich
vorfindet, so mufs ich einwenden, dafs die Lettenlagen
über dem Kalklager sich befinden und deshalb mit dem
Sandstein nicht für ein Aequivalent des Oxford Clay gelten
können, weil dieser stets unter dem Coral Rag vor-
koimnt, bei Hohenstein aber gerade die Lettenschichten
und die Sandwand durch den für Coral Rag ange-
sprochenen Kalkstein von einander getrennt werden.
Meine so äufserst beschränkte Verstcinerungskenntnifs
macht es mir leider unmöglich nachzuforschen, ob der
Ausspruch des Grafen Münster, dafs unter säinmtlichen
') Leonhard Jahrbuch 1834, S. 149.
2 ) Ebendaselbst, S. 532.
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149
von ilun untersuchten Hohensteiner Petrefneten keine
• ’ • ' . . . .
einzige characteristische Versteinerung der Kreideforma-
tion vorhanden sey, in seinem ganzen Umfange richtig
seyn mag. Doch finde ich* dafs Herr von Buch in
dem von ihm mitgetheilten Verzeichnisse ausdrücklich
bemerkt (S. 533), dafs der Nautilus aganiticus von
Hohenstein und aus der Kreide von Faxöc auf Seeland
nach einer genauen Untersuchung ihm nicht die minde-
sten Unterschiede gezeigt habe. Ebenso führt Herr
von Buch das Vorkommen der hiesigen Terebratula
jperovalis in dem Jura, wie in der Kreide an ‘); auch
die im Hohensteiner Kalke so sehr häufige Terebratula
bicanaliculata ist der Kreide wie dem Jurakalke gemein-
schaftlich 2 ). Vielleicht gelingt es künftig bei einer
genaueren Untersuchung mehrere Versteinerungen in dem
Hohensteiner Kalke oder in dem ihn begleitenden schwar-
zen Letten aufz ulinden, die ein unbedingtes Anreihen
dieser Gebilde an die Juraformation in petrcfactologischer
Hinsicht wenigstens zweifelhafter machen dürften.
Schwefelkies findet sich ziemlich häufig in dem Ho- <
hensteiner Kalksteine eingesprengt und vererzt beson-
ders in der schwarzen Lage niedliche kleine Ammoniten.
Der Steiger berichtete mir ferner, dafs die Längenerstrek-
kung des Kalklagers nur 200 Ellen von Süden nach
Norden beträgt; dafs der schwarze Letten 10 Ellen et-
wa auf beiden Seiten über den Kalk hinweg greift, und
dafs die oberen Theilc des Lagers aus mergligem Kalke,
die unteren dagegen mehr aus festem Steine bestehen.
Ebenso soll die rothe Lage sich noch 20 Ellen weiter
als die schwarze erstrecken und bei ihrem Aufhören eine
Art Kohlenschiefer sich einfinden, nach dessen Abschnci-
den, wie der so weit fortgesetzte Versuchban belehrte,
’) vor» Buch über Terebrateln, Berlin 1834, S. 109.
’) Ebendaselbst.
150
Granit unmittelbar auf Kalkknaucrn bähendem Sandsteine
gelagert war.
Hohenstein zeigt noch andere Punkte, die fflr das
Studium der hiesigen Lagerungsverhältnisse Interesse dar-
bicteu. Steigt man nämlich aus dein Thaleinschnittc zwi-
schen der Stadt und dem Kalkbruche die Anhöhe nach
der erstcren hinauf, so tritt man auf die Scheide, die
sich zwischen dem Wünschschen und Kannegie-
fs er sehen Grundstücke quer über die Strafse zieht. Sie
ist zwar auf der Strafse selbst nicht zu beobachten, doch
ist diel's in der unmittelbar unter dem Wünschscheü
Hause liegenden Düngergrube in der Begleitung von ro-
then und schwarzen Mergeln der Fall, wie ich S. 139
bereits anführte. Leider verdeckt eine die Grübe nach
der Höhe hinauf begrenzende Mauer die weitere Er-
streckung der Scheide. Der Sandstein, wie er zunächst
am Düngerloche ansteht, ist theils der graue, feinkörni-
gere, wie in der Sandwand, und der Masse derselben dann
zuin Verwechseln ähnlich, theils schliefst er Kalkfrag-
mente ein und wird dadurch conglomcratiscb. Unmittelbar
über ihm am Wünschschen Hause steht Granit an, der
sich von hier aus in einer schiefen Auflagerungslinie
über das Kannegiefserschc Haus (in dem unmittelbar
au dasselbe anstofseuden Kartoffelstalle findet sich noch
Granit mit Quarzausscheidungen, in den tiefer liegenden Kel-
lern des Hauses selbst aber deutlich Sandstein) nach dem
Thale an dem Fufse des Kalkbergcs hinabzieht. Die
Gräuze erhebt sich wenig steil, so dafs die Entfernung
des Punktes a in der die Lagerungsverhältnisse skizzi-
renden Figur 9 von dem Punkte b etwa 22 Schritt lang
ist, während das Wünsch sehe Haus nur um 10 Fufs
höher als die Düngergrube liegt. Die Figur zeigt deut-
licher, wie jede Beschreibung, dafs man cs hier mit ei-
ner ebcu so bestimmten Auflagerung des Granits auf
dem Saudsiciuc im grofsen Mafsslabc wie an dem Schüz-
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151
zengelänge zu thun hat Id gleicher Höhe mit der Dün-
gergrube steht kaum 3 Schritte von dem festen Sandsteine
entfernt Granit an; dieser enthält viel Quarz, wenig
Feldspath und statt des Glimmers eine schmutzig grüne
Masse, die nicht mehr recht bestimmbar ist. So zeigt
sich der Granit häufiger bei Hohenstein, unter andern
am Ausgange der Stadt links vom Fahrwege nach Eh-
renberg; als eine ganz indifferente, grüne, steatitische
Masse aber unmittelbar' im « Hangenden des Sandsteines
am Wartenberge. Durch den deutlich zu verfolgenden
Zusammenhang dieser veränderten Granite mit den Normal-
graniten, die am Fahrwege von Hohenstein nach dem
Polenzgrunde hin gefunden werden, kann die Natur der-
selben nicht verkannt werden. Ganz ähnliche thonige,
aus der Zersetzung des auch im Hohensteiner Granite
häufiger vorhandenen grünen Glimmers herrührende Bei-
mengungen erwähnt Macculloch l ) in den Graniten
von Sk je. * v K ü , - v ) p ?.< \ t « r< u ; : 'Ä . ujjh
Weiter hinauf in der Stadt selbst ist nirgends die
Scheide entblöfst. Geht man aber den Abhang in, das
Polenzthal hinab, so findet sich von da an, wo der nä-
here Fuisstcig den Fahrweg verläfst, eine Schlucht, die
auf der Scheide selbst eingeschnitten, in gerader und
ganz steiler Linie nach dem Grunde hiuabführt. Die un-
mittelbare Gränze ist zwar durch Gerolle und Erde ver-
deckt, würde aber überall durch die leichteste Schürfarbeit
zu entblöfsen scynj an einer einzigen Stelle fand ich et-
wa einen Fufs mächtig eine schwarze Mergelmasse vor.
Auf der rechten Seite der Schlucht für den Hinuntergo-
henden sieht man nur Granit, links nur Sandstein; beide
oft nur wenige Ful’s von einander abstehend. Diese
Angaben, die ich verbürge, zeigen, wie wenig genau des
Herrn Prof. Naumann Bestimmungen sind, wenn der-
*) West. Ial. I, 372.
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I
152
selbe ausdrücklich eine Auflagerung des Granits in ei-
nem grofsen Mafsstabe auf dem Sandsteine von dem Po-
Icnzthale bis nach der Stadt hinauf erwähnt *). Von
einer solchen ist keine Spur vorhanden; vielmehr ergibt
eine genaue Beobachtung, dafs der Granit und Sandstein
an dieser Stelle gegeneinander senkrechte Gränzen bil-
den, gerade wie ich ein Verhältnis derselben Art aus
der Nähe von Altendorf gleich anführen werde. An der
Polenzmühle finden sich beide Gesteine noch 20 Schritt
von einander entfernt, so dafs ihre gegenseitige Lage-
rung bei dem Mangel einer unmittelbaren Begränzung
auch hier nicht zu beobachten ist. Die Sandsteinschich-
ten zeigen an dieser Stelle des Thaies nur auf sehr
kurze Entfernung eine Neigung gegen die Scheide, und
wenden sich sehr bald in die gewöhnliche horizontale
Lage zurück. Ich fand ihren Fallwinkei Überhaupt kaum
25° betragend und mufs gestehen, dafs die graphische
Darstellung Klipp steins (er giebt die Neigung zu 46
bis 48° an) sehr übertrieben ist; noch weniger aber, wie
mich eine wiederholte Untersuchung dieser Verhältnisse
gelehrt hat, wird man durch irgend eine bestimmte Er-
scheinung im mindesten berechtigt, auf ein Einschicfsen
des Quadersandsteins unter den Granit selbst zu schlie-
fsen. Verfolgt man mit Aufmerksamkeit die Schlucht,
so ist nichts klarer, ab dafs das erstere Gestein an dem
letzteren vollkommen abstöfst.
Ich mufs hier noch bemerken, dafs der von Klipp-
stein erwähnte Borschberg bei Hohenstein von Nie-
mandem gekannt wird; selbst der sehr genaue Ode-
leben erwähnt denselben in seinem Verzeichnisse der
Höhen in der sächsischen Schweiz nicht; vermuthiieh hat
hier eine Verwechselung mit dem Porsberg bei Pillnitz
statt gefunden.
’) Poggcndorf Ann.XIX, S.438.
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153
e) Der Kirnitzscbgrund.
Von der Ansicht ausgehend, wenn ein Durchbruch
des Granits an der Granitscheide selbst stattgefunden
hätte, dafs sich vielleicht ein ähnliches zackiges Eingrei-
fen des Granits in den Sandstein würde beobachten las-
sen, wie ein solches vonHugi bei dem Kalksteine desGstel-
lihornes beschrieben wurde, habe ich im Herbste 1833
die Granitgränzen an beiden Ufern der Kirnitzsch und
namentlich da genau verfolgt, wo eine bedeutende Masse
des Granits unterhalb der Ostrauer Mühle über den
Bach setzt, nach dem linken Gehänge desselben sich hin-
— — "Üufzieht und hier eine Strecke weit den hohen Thal-
rand, der noch von dem Sandsteine der hohen Liebe
überragt wird, bis oberhalb der Mitteldorfer Mühle bil-
det, von wo der Granit auf das rechte Ufer der Kir-
nitzsch zurücktritt und an seine Hauptmasse sich an-
scbliefst. Unterhalb der Ostrauer Mühle wird die Schei-
de durch ein kleines Wasserrinnsal, den sogenannten
Dorfgraben, bis auf die Hälfte der Höhe nach Altendorf
hinauf bezeichnet; ein mehrstündiges Schürfen machte es
mir dennoch nicht möglich, die unmittelbaren Berührun-
gen der Granite und Sandsteine aufzufinden, wohl aber
war es sehr deutlich zu erkennen, dafs die Gränze, die
durch eine scharfe Trennung in der Lagerung der Bruch-
stücke an dem Abhange überall angedeutet ist, sich aus
der Thalsohle in einer geraden und senkrechten Linie
nach der Höhe hinaufzieht und durch Altendorf selbst
hindurch geht; sie liefs sich dann in einer zweiten ver-
ticalen Linie bis an die Kohlmühle tm Ockelgruude hin-
ab verfolgen und stieg 'von der Mühle wiederum auf
dem rechten Ufer der Sebnitz ebenso gerade auf. Auf
dem linken Kirnitzschufer beobachtet man durchaus auf
dieselbe Weise, dafs die Granitscheide unterhalb der
Ostrauer, wie oberhalb der Mitteldorfer Mühle gleich-
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154
falls in gerader und senkrechter Linie nach der Höhe
hinaufsteigt. Sie bildet hier zwischen den oberen End-
punkten der senkrechten Gränzen eine Horizontale gegen
den Sandstein der hohen Liebe und des Ostrauer Pla-
teaus. Eine solche Eigentümlichkeit des Sandsteins, ge-
gen den Granit vertical abzuschneiden, wie ich dieselbe
nicht allein hier, sondern auch auf der Gränze unterhalb
Hohenstein am linken Polcnzufer und auch da wieder-
fand, wo die Scheide von Lichtenhayn nach dem Was-
serfalle im Kirnitzschgrunde sich hinabzieht, liegt zu sehr
in dem Charakter des Quadersandsteins, wie derselbe
noch jetzt überall in der Bildung schroff abstürzender
Schluchten (Adersbacher Felsen, Ottowalder, Wesenitz-,
Kirnitzschgrund) sich ausspricht, als dafs man die senk-
rechten Gränzen des Sandsteins gegen den Granit für et-
was anderes, wie für einst freistehende, senkrechte
Wände des ersteren anzusehen hätte, an die sich der ,
flüssige Granit hcranlegtc, oder wie für Ränder ehe-
mals vertiealer Schlachten, die von dem Granit aus-
gefüllt wurden.
Eine selbst oberflächliche Anschauung der Charte
belehrt dagegen, dafs ein Theil der jetzigen Thalbildun-
gen, wie z. B. die des Kirnitzsch und Sebnitzbaches, spä-
terer Entstehung, wie der Granit ist, weil die genannten
Thäler ohne die mindeste Veränderung aus dem Gebiete
der einen Gebirgsart in das der anderen übertreten,
und die Kirnitzsch selbst an der Ostrauer Mühle die
über den Bach nach der hohen Liebe hinübertretendo
Granitpartie von der Hauptmasse durch ihre tiefe Thai-
schlucht völlig abschncidet, Beobachtet man, wie der
Felskegel der hohen Liebe senkrecht fast über dem
Ostrauer Plateau sich erhebt, und der granitische Rand
des Plateaus längs der Kirnitzsch weit in der Tiefe zu-
lückblcibt, so scheint es fast unzweifelhaft, dafs der
Saudstein der boheu Liebe auf eiucr grauitischcu Unter-
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155
X
läge ruhe. Herr von O deichen meinte sogar, ein
solches Verhältnifs scy ganz recht und billig ’). Und
dennoch ergab sich wunderbarer Weise bei den Schtirf-
verstichen an der hohen Liebe eine vollkommene Bestä-
tigung der bei Hohenstein, Weinböhla und Oberaue ge-
machten Erfahrungen. Es bedeckten zwar an der Ober-
fläche lose Sandsteinmassen den Granit, so dafs man
wirklich im Anfänge über das richtige VerhUltnifs der
Lagerung irre geleitet werden konnte; tiefer aber hing
fester zusammenhängender Granit unter einem Winkel
von 70° über dem Sandsteine über; an den Schürfhal-
den enthielt der letztere, wenn auch unbedeutend, Kalk.
Bei einem anderen Schürfe in dem hohen Walde nach
Ostrau hin betrug der Ueberhangswinkel des Granits
40°; im Sandsteine fand man bei dieser Gelegenheit ein
3' mächtiges zusammenhängendes Kohlentrumm (Hengst).
Ucberhaupt ist cs recht auffallend, wie an vielen Punk-
ten der Scheide der über den Sandstein hinweggreifende
Granit dennoch in weit gröfserer Tiefe zurückbleibt,
und ersterer hoch über ihn hinwegragt, eine Erschei-
nung, die sich gewifs nicht so oft wiederholen würde,
wenn der Granit nicht wirklich ein jüngeres Gebilde
wäre, wie die meisten Sandsteine in der sächsischen
Schweiz. Schon an dem Wartenberge ist nirgends eine
unmittelbare Bedeckung des Granits durch den Sand-
stein vorhanden, obwohl dicht nebenbei die hohen
Wände des Hocksteins über dem Granite der Scheide
sehr ansehnlich emporragen. Ganz ebenso erhebt sich
auf dem Höhenrücken der Richtershaide bei Saupsdorf
kaum 50 Schritte von dem Ausgehenden des Granits ent-
fernt und zwar ebenfalls dasselbe nicht unbedeutend
überragend Sandstein in einer ansehnlichen Kuppe, ohne
dafs zwischen beiden Gesteinen ein Thalcinschnitt, wie
') CommcDtar zu s. Karte der sächsische« Schweiz, S. 23.
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156
das Kohllicht am Wartenberge vorhanden wäre, durch
dessen Entstehen etwa, wie an dem letzteren Punkte,
eine Zerstörung der einst den Granitkeil umhüllenden
Sandsteinlagen gemuthmafst werden könnte. Nirgends
aber ist in der Richtershaide bei Saupsdorf, ebenso we-
nig wie an der hohen Liebe und bei Hohenstein eine
Bedeckung des Granits durch den Sandstein vorhanden.
Noch an einem anderen Punkte ergibt die Beobachtung
vollkommen das Nämliche. An dem rechten Ufer des
Wesenitz zieht sich bis nahe vor Dittersbach ein ansehn-
licher Sandsteinrücken, der scharf gegen das Dorf mit
seiner nördlichsten Kuppe, der sogenannten Schönhöhe,
abfällt. In dem im Vergleiche mit der Höhe sehr nie-
drig gelegenen Dorfe steht Granit an; auch hier zeigt
sich nicht die mindeste Spur einer Ucberdeckung des
letzteren Gesteins durch den Sandstein. Ein Einfallen
der Schichten in den Dittersbacher Sandsteinbrüchen auf
der Kuppe der Schönhöhe, wie ein solches von Herrn
Prof. Naumann angegeben wird *), und zwar gegen
den Granit, habe ich nicht bemerkt, vielmehr ganz deut-
lich horizontale Schichtung. Die Scheide wird bei Dit-
tersbach in senkrechter Richtung durch die Wesenitz
durchschnitten und würde an dem rechten, höheren Ufer
des Flusses sehr genau zu beobachten seyn, wenn nicht
gerade an dieser Stelle das Schlofs des Dorfes erbaut
wäre. Die starken, an dem Ufer zur Sicherung des
.Schlosses angelegten Bollwerke verdecken die Scheide.
An allen senkrechten Granitgränzen läfst sich nir-
gends eine Spur von schwarzem oder buntem Mergel
auifinden, eben so wenig sind Kalkfragmente vorhanden.
Die ciuzigc Ausnahme von dieser durchgreifenden Regel
macht das Erscheinen der schwarzen Mergelspur an der
senkrechten Granitgräuze unterhalb Hohenstein, die frei-
*) Poggcndprf Ann. XIX, S. 43D.
157
Hch nicht so leicht zu erklären ist« Doch scheint im
Ganzen der Mangel solcher Mergel und Kalkspuren an
den verticalen Granitgränzen in der Natur der Sa-
che begründet zu seyn, weil auch noch jetzt die Beob-
achtung senkrechter Sandsteinwände nirgends an ihnen
eine ähnliche seitliche Bekleidung durch Mergel oder
Kalk darbietet. Dagegen zeigt umgekehrt die Erfahrung,
dafs diese Massen fast stets da vorhanden sind, wo der
unterlagernde Sandstein eine horizontale oder keine zu
geneigte Fläche bildet. Es ist deshalb auch nach der von
Herrn 'Klippstein mitgetheilten Darstellung des Ge-
sch women Lose zu Altenberg vollkommen erklärlich,
dafs der Pläner im Stollen am Wartenberge sich am
mächtigsten vorfand, wo er in horizontaler Lage den
Quadersandstein bedeckte und seinerseits von dem
Granit bedeckt wurde. Das Hinabführen des Stollens
in gröfsere Tiefe beweist, dafs die Oberfläche des Sand-
steins weiter hin nach Osten eine geneigte Lage an-
nahm; um so eher mufste eine solche, ehe die Bedeckung
durch den Granit statt fand, das Herabströmen fliefsen-
der Wasser und dadurch die Zerstörung des Pläners er-
leichtern, wie wirklich durch die nach der Teufe be-
obachtete, abnehmende Mächtigkeit des Pläners bestä-
. tigt wird *)♦ Dieser hörte endlich ganz auf, und der
Granit wurde nun unmittelbar im Hangenden des Sand-
steins angetroffen. Seinem Character getreu aber stürzt
der Sandstein dann auf einmal senkrecht in die Tiefe.
Dasselbe Phänomen würde sich noch jetzt wiederholen,
wenn flüssige Massen das Polenzthal mit seinen vertica-
len Wänden am Hockstein ausfüllten und über den
oberen Band des Thaies sich hinwcglegten. Es ist dem-
nach gar nichts unwahrscheinliches und bei der Annahme
einer späteren Entstehung des Granits nach der Ablage-
*) Leonhard Taschenb. 1829, S. 510.
¥
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153
rung des Sandsteins noch weniger etwas unmögliches,
dafs der Granit, wie Herr Lose weiter berichtet, in
gröfserer Tiefe den Quadersandstein wirklich unterteuft
hätte. Es fände hier eine Erscheinung statt, die sehr
wohl erklärlich wird, wenn man sieht, wie in allen Fels-
schluchten der sächsischen Schweiz die senkrechten
Sandsteinwändc sehr mächtige, weit vorspringende Bänke
darbieten. Dafs aber eine solche Erklärungsweise, die für
Erscheinungen im Kleinen (die Stollen gingen überhaupt
nicht tief) vollkommen zureicht, nicht anwendbar ist,
wenn man sie auf grofsartige Erscheinungen, wiez.B.auf
das Ueberhängen des Granits vom ganzen Wartenberge
ausdclmcn will, glaube ich hinlänglich gezeigt zu haben.
Die Ansicht des Herrn Klippstein endlich, dafs der
Pläner sich nur in die leeren Räume zwischen dem über-
hängenden Granite und dem darunter niedergeschlagenen
Sandsteine eingelagert habe, ist einerseits nicht wahr-
scheinlich, weil nicht abzusehen ist, warum der unmittel-
bar nebenbei anstehende, hoch über den Granit hinweg-
ragende Sandstein am Hocksteinc, wenn derselbe später,
wie der Granit gebildet wäre, einen solchen horror va-
. cui gehabt, habe, um den leeren Raum unausgefüllt
zu lassen, in welchen sich der Pläner nach der erfolg-
ten Bildung des Quadersandsteins einlagern sollte
andererseits würde die Erklärung von dem Vorkommen des
Pläners zwischen dem Granit im Hangenden und dem
Sandsteine eine gar wunderbare Vorliebe desselben für ei-
gcnthümliche Ablagerungsräume voraussetzen, von der wir
in der Geognosie meines Wissens kein zweites Beispiel
besitzen. Es scheint demnach nicht, als wenn die An-
sicht des Herrn Klipp stein nur einigermafsen genügend
die Hohensteincr Phänomene erklärte. Es sprechen viel-
mehr an diesem Punkte die Verhältnisse ebenfalls da-
*) Leonhard Taschcftb. 1829, S. 511.
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159
für, wie ich im Allgemeinen beiErwähnung des Vorkommens
des Kalkes auf den Granitscheiden anführte, dafs auch hier
die Bedeckung des Granits die Reste des leicht zerstör-
baren und zum Theil schon zerstörten Pläners vor der
gänzlichen Vernichtung sicherte.
An der Ostrauer Mühle ist auf beiden Ufern der
Kirnitzsch der Sandstein nicht iin mindesten verändert;
weder gefritlet noch gehärtet, noch congloineratisch, nur
eine etwas gröfsere Zerklüftung zunächst der Scheide,
so dafs das Erkennen der Schichtungsebenen fast un-
möglich wird, könnte auffallen. Die Klüfte beobachten
durchaus keine bestimmte Richtung, und einige hundert
Schritte unterhalb der Gränze ist der Sandstein bereits
wieder vollkommen horizontal gelagert. Diefs sieht man
auf beiden Ufern der Kirnitzsch. Von polirten und
Rutscbflächen, die Herr von Leonhard an dieser Stelle
erwähnt, ist ebenfalls nicht das mindeste vorhanden; nur
einen einzigen unbedeutenden Sandsteinblock mit einer
Art polirten Fläche habe ich auf dem linken Ufer
zunächst dem Fahrwege über das Ostrauer Plateau nach
dem Zahngrunde bemerkt; doch zweifle ich, dafs gerade
diefs sehr isolirte Vorkommen und noch dazu an einer
Stelle, wohin Herr von Leonhard wahrscheinlich nicht
gelangt seyn wird, ihn zu der Angabe von Rutschflächen
an der Ostrauer Mühle veranlafst habe. Nach dem Er-
scheinen der Leon har dschen Abhandlung habe ich noch
einmal die Gränze nach Altendorf hinauf genau verfolgt,
weil ich fürchtete, mir den Vorwurf machen zu müssen,
trotz einer sorgfältigen Untersuchung der hiesigen Gra-
' nitscheide, der ich im Herbste 1833 zwei Tage gewid-
met hatte, die wichtigen! Facta übersehen zu haben,
welche durch Herrn von Leonhard und seine Reise-
gesellschaft beobachtet seyn sollten. Mit voller Ucber-
zeugung kann ich indefs jetzt behaupten, dafs die ganz
Darstellung Leonhards (in s. A. S. 131) durchaus
*
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unrichtig ist. Finden sich auch Klüfte zunächst der
Scheide, die derselben zufallen, so giebt es ebenso viele
andere, die eine ganz entgegengesetzte Richtung verfol-
gen; nur die einzige Angabe ist richtig, dafs die oberen
Schichten am Rande des Altendorfer Plateaus weniger
zerklüftet sind, wie zunächst der Thalsohle; eine Er-
scheinung, die ich mit Durchbrüchen an dieser Stelle für gar
nicht vereinbar halte, und die ohne Zweifel, eben so wie
die gröfsere Zerklüftung des Sandsteins selbst, nur ganz
etwas zufälliges seyn wird. Die Fig. 5 (Tafel IV) end-
lich, welche ein höchst regelmäfsiges Einschiefsen der
Sandsteinschichten gegen den Granit darstelit, beruht auf
Voraussetzungen, die weder an der Ostrauer noch an
der Miltcldorfer Mühle durch die Erscheinungen in der
Natur sich bestätigt finden; sie ist eben ein solches Pro-
duct der Phantasie, wie ich auch die Behauptung von
dem auffallend härteren Zustande des Sandsteins in der
Berührung mit dem Granit x ) dafür erklären mufs.
f) Saupsdorf.
Südöstlich von Scbnitz liegt das Dorf Saupsdorf
noch auf dem Granite, dessen Gränze mit dem Sand-
steine schon eine Viertelstunde südlich von dem Dorfe
durch
*) Es ist ganz wundeibar, wie die Idee von solchen Cohasionsverän-
derungen des Sandsteins zunächst der Scheide ira Munde des Vol-
les lebt. Auf der bereits erwähnten, zunächst dem Lichtenhayner
"Wasserfalle vorhandenen Scheide, an welcher, wie bei einem
Versuchsbaue des Lichtenhayner Dorfrichters sich ergab, der Sand-
stein eine ansehnliche Menge lichtegrauen, nlänerähu liehen Kalkes
enthielt, erzählte mir ein ganz schlichter Holzschläger von den
sehr harten und klingenden Sandsteinstücken in der Nähe der
Scheide selbst. Er versicherte, dieselben vollkommen unterscheiden
zu können. Eine ansehnliche Menge von Stücken aber, mit solchen
angeblichen Eigenschaften, die der llolzschläger auf mein Ersuchen
zusammenlas, zeigte nicht die mindeste Abweichung von dem ge-
wöhnlichen Quadersandsteine.
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t
durch den von Saupsdorf der Kirnitzsch zufliefscnden
Bach durchschnitten wird. Nördlich von Saupsdorf er-
hebt sich der Granit in 3 zusammenhängenden Kuppen,
deren mittlere, der Wachberg, einen basaltischen Vorsprung
trägt *). Südlich finden sich längs dem Bache auf bei-»
den Seiten desselben zwei Höhenrücken, von denen der
eine auf dem rechten Ufer, die Richtershaide 2 ) genannt,
in seinem nördlichen, zunächst nach Saupsdorf abfallen-
den Theile eine granitische, in seinem südlichen dagegen
eine zweite aus Sandstein bestehende Kuppe trägt. Die
Scheide hegt auf dem schmalen, beide Höhen verbinden-»
den Joche. Ganz dasselbe beobachtet man auf dem lin-
ken Ufer. Hier bildet die Tännichtkuppe den nördlich-»
sten Theil des Rückens und besteht aus Granit, wie
auch die mittlere Höhe, der Buchhübel; die südlichste
Spitze dagegen ist Sandstein, und zwischen beiden letz-
teren Kuppen liegt abermals die Gränze, welche auf
den beiden Höhenrücken eine westöstliche Richtung zeigt,
sich aber gleich hinter dem Buchhübel in einem Bo-
gen nach Süden gegen Hinterhermsdorf wendet, wie die
Götzingersche Charte vollkommen richtig angibt.
Deshalb liegt der geradere Fufssteig von letzterem Orte
nach Saupsdorf über das Räumicht nur im Sandsteinge-
biete, der weitere Fahrweg nur auf dem Granit. In
Ilermsdorf selbst fand ich Granit anstehend.
Vor mehreren Jahren wünschte der Lehnrichter
Thiermann zu Saupsdorf auf seinen Fluren Kalkstein
aufzulinden und wurde ,nach längeren fruchtlosen und
kostbaren Versuchen durch, den Geschworenen Lose
ermuntert, auf der Gränze des Granits und Sandsteins selbst
und zwar auf der Höhe der Richtershaide einen Schacht
abzutcufen. Diefs geschah- im Jahre 1830, und Thier-
J ) Ode leben Commentar zur Charte der sächsischen Schweiz i
S. 25.
2 ) Die Hohe der Richtershaide beträgt nach Odel cben 1353 F. j a.
a. O. S. 37.
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mann sah endlich seine mehrjährige Ausdauer durch die
Entdeckung eines 6 Ellen mächtigen Lagers von festem,
dichtem, nur sehr wenig krystallinischcm, gelblich grauem,
reinem Kalksteine belohnt. Die Entdeckung dieses La-
gers kann als die merkwürdigste Bestätigung der Richtig-
keit des bei dem Volke vorhandenen Glaubens über das
stete Vorhandenseyn von Kalk auf der Granitscheide an-
gesehen werden. — Der Schacht war nach den überein-
stimmenden und von mir jede besonders erfragten Aus-
sagen des Thiermann und eines Arbeiters, welcher das
Abteufen von Anfang an geleitet hatte, etwa 27 Ellen
tief und ging von oben nach unten durch folgende
Schichten :
1) durch Granit
2) durch Mergel
3) durch festen Kalk
4) durch Mergel
5) durch Triebsand
5 — 6 Ellen,
H-H -
6 —
5—6 —
lf — 2 —
Man gelangte dann auf festen Sandstein, der noch
5 Ellen durchsenkt wurde, ohne dafs eine zweite tiefere
Spur des Kalksteins sich vorgefunden hätte. Es wurde
deshalb von der Sohle des Schachtes ein horizontaler
Querschlag nach dem überhängenden Granit getrieben,
und mit demselben die vorhin genannte Folge der Schich-
ten, nunmehr natürlich in umgekehrter Ordnung, überfah-
ren, zuletzt also der feste Granit selbst angetroffen. Die
Figur 10 giebt einen Durchschnitt des damaligen Betrie-
bes nach den mir mitgetheilten Daten; der Lehnrichter
Thiermann sowohl wie die Arbeiter erklärten diesel-
be für vollkommen richtig.
Nach zweijährigem Betriebe wurde der Schacht sei-
ner fehlerhaften Construction wegen verlassen; er brach
bald zusammen und ist jetzt vollends verstürzt. Dag»- .
gen unternahm man bereits im Jahre 1831, um die häu-
figen, den Bau erschwerenden Wasser zu lösen, einen
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Stollen aus dem Tbale des Saupsdorfer Baches bis nach
dem Betriebsorte selbst zu legen. Mit seinem Ende, das
jetzt mit Brettern verschlagen ist, war Ostern 1834 von
neuem das Kalkflütz erreicht worden. Dieser Stollen, auf
den zuerst Herr Prof. Weif s die Güte gehabt hat, mich
aufmerksam zu machen, ist für die Geognosie unserer Zeit
s von höchstem Interesse, weil er, in einer bedeutenden
Länge (450 Ellen) nur auf der Scheide des Granits und
Sandsteins geführt, die Auflagerung jenes Gesteins auf
diesem auf das unzweideutigste nachweist und nament-
lich beurkundet, wie S. 140 bereits angegeben wurde,
dafs der Granit einst eine flüssige Masse gewesen ist,
weil derselbe sonst unmöglich die mannigfach gekrümmte
Oberfläche des Sandsteines so genau im Stande gewesen
wäre auszufüllen. Nöthigte man sich auch noch bei
Weinböhla und Oberaue zu der Ansicht, dafs dort der
Granit überhängendc Meeresklippen gebildet habe, so ist
der Saupsdorfer Stollen recht geeignet, auf die naturge-
mäfse Ansicht zurückzuführen. Ich habe deshalb ge-
sucht, in Fig. 12 eine möglichst treue Skizze der linken
Seite des Stollens, als der interessanteren, zu entwerfen*
so weit es immer die häufige Verschalung und der übele
Zustand des Stollens selbst gestatteten. Ich fand diesen
nämlich bereits so verbrochen, dafs ich an einigen Stel-
len genöthigt war, fast kriechend in dem Schlam-
me und dem Wasser weiter zu dringen. Doch bin ich
überzeugt, dafs die bei einer dreimaligen Befahrung gezeich-
nete und geprüfte Skizze keine wesentlichen Unrichtig-
keiten enthalten wird. Leider war nicht die mindeste
Stollenzeichnung vorhanden, die mir zum Anhaltspunkte
und zur Vergleichung hätte dienen können.
Im Sommer 1834 wurde nur 40 Schritte von dem
ersten entfernt ein zweiter Schacht angelegt, mit welchem
kein Granit, wie bei jenem, durchsenkt wurde. Ich fand
denselben 28 Fufs tief und beinahe ganz im festen
164
K alkstcin stehend. Man sieht aus dieser Stärke, dafs dasLager
selbst auf sehr kurze Erstreckungen keine glcichmäfsige
Mächtigkeit besitzt. Ob eine Schichtung in demselben
vorhanden ist, kann ich mit Bestimmtheit nicht behaupten.
Während meiner Anwesenheit reichten die Fahrten nie
bis auf die Sohle des Schachtes. So weit als ich in et-
wa 12 Fufs Höhe über der Sohle beobachten konnte,
bildete der Kalk ein vollkommen massiges Gestein ohne
Schichtung. Dasselbe versicherten die Arbeiter. — Pe-
trefacten sollen sich in dem Kalksteine nur äufserst sel-
ten vorfinden; die aufgestellten Haufen des gebrochenen
Gesteines zeigten von ihnen keine Spur. Zwischen dem
Sandsteine und dem Granite im Hangenden *) trifft man
in der ganzen Länge des Stollens nirgends auf Kalkstein,
der erst mit dem Ende desselben erreicht wurde; es scheint
hier also nur eine ebenso vereinzelte Kalkablagerung sich
erhalten zu haben, wie diefs bei Hohenstein der Fall war.
Denn an dem westlichen Fufse der Richtershaide, zu-
nächst an einem kleinen Gebirgsbache, und so auch
längs der in senkrechter Linie von dem Bache nach dem
Bruche auf der Höhe sich hinaufziehenden Scheide wurde
bei mehreren Schürfen kein Kalk angetroffen 2 ). Eben
*) Es ist reiner achter Granit, mit vollkommen frischem, fleisrhro-
them Feldspath, tombakbraunera und schwarzem Glimmer, aber we-
niger Quarz ; cs zeigt sich hier keine Spur von der grünen, tho-
nigen, den Glimmer vertretenden Masse, wie bei Hohenstein;
eben so wenig eine Auflösung des Gesteins, wie bei Weinböhla.
Der Granit ist durchaus der frischeste, gerade wie man ihn in
den entschiedensten Granitgebirgen vorfindet j doch ändert sich
sein Feldspathgchalt leicht in weifsen Thon um, und der Granit
zerfallt, wenn derselbe einige Zeit der Einwirkung der Luft aus-
gesetzt ist.
a ) Nach der Angabe eines Th iermann sehen Arbeiters, der an die-
sem Punkte den untersten Schürfstollen gebaut hatte, wurde der-
selbe 28 Lachter weit getrieben. Der erste Lachter stand in einem
kalkhaltigen Sandstein, welcher nur ein Fufs mächtig den Granit
bedeckte; die übrigen 27 in reinem Granite, in welchem unmittel-
bar an der Scheide mit dem Sandstein viel Kalkspath vorhanden
war.
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165
so wenig war diefs am kleinen Arnstein jenseits des Ba-
ckes und bei den Schürf versuchen in der Nahe von Ot-
tendorf der Fall. Der Obersteiger Hengst theilte mir
als Resultat derselben mit, dafs am kleinen Arnstein der
Granit mit 20 — 25 0 Neigung über den Sandstein hin-
weghinge, und dafs auf der Scheide eine Lettenlage von
J Elle Mächtigkeit vorgefunden wurde; bei Ottendorf
betrug der Ueberhangswinkel des Granits noch mehr,
nämlich 15°, und hielt in diesem Winkel bis 50 Ellen
Tiefe, bis so weit man vordrang, an. An dem Buchhü-
bel hatte man keine Schürfe gemacht.
Im Saupsdorfer Stollen ist, wie die Skizze nach-
weist, auf der Gränze häufig der blaue Letten vorhan-
den, ohne dafs jedoch zugleich in diesem die mindeste
Spur eines Conglomerats zu sehen wäre. Der Letten
wird mitunter so stark, dafs er die ganze linke Wand
des 6 Ifufs hohen und durchschnittlich 4 — 5 Fufs brei-
ten Stollens einnimmt und sich zuweilen noch in der
Decke des letzteren vorfindet. Stellenweise aber nimmt
seine Mächtigkeit bedeutend bis zum völligen Auskeilcn
ab, so dafs der Granit auf dem reinen Sandsteine mit
scharf bestimmter Gränze aufliegt. In dieser unmittelbaren
Bedeckung des Sandsteins äufsert der Granit, ebenso wenig
wie an der Ostrauer Mühle, auf die Cohärenzverhältnisse
desselben, oder wie bei Weinböhla, Oberaue oder Ho-
henstein auf den unterliegenden Plänerkalk den minde-
sten Einflufs; an keinem dieser Punkte ist eine Vergla-
sung oder Frittung des unter dem Granit liegenden Ge-
steins zu beobachten. Die unmittelbare Auflagerung des
Granits auf dem Sandsteine zu Saupsdorf findet nament-
lich im letzteren Thcile des Stollens statt. Die Decke des Stol-
lens wird fast allein durch Granit, die rechte Seite dagegen nur
gröfstcnlhcils von demselben gebildet ; häufig ist jenes selbst
an solchen Stellen dcrFall, wo die gcgenüberstchendc linke
Wand ganz ausSandstcin besteht. Es geht aus diesem letzteren
166
Verhältnisse bei der im Ganzen geringen Breite des Stol-
lens hervor, dafs die Auflagcrungsflächc des Granits auf
dem Sandstein sehr steil gegen den Horizont und zwar
nach Norden einfällt *)♦
Folgt man den Bestimmungen über die Gröfse des Neigungswin-
kels der grani tischen Auflagerungsfläche und berechnet aus densel-
ben und den Höhenmessungen des Herrn von Odelcben die
Basen, über welche nach der Ansicht des Herrn Prof. Kühn die
granitischen Mecresklippcn hinweggeragt haben sollen, unter der
Voraussetzung nämlich, dafs die angenommene Meerenge die Höhe et-
wa des jetzigen Elbspicgels gehabt habe, so findet sich, wenn das
Ueberhangen des Granits bei Saupsdorf zu 30 0 und die Höhe der
Richtershaide über dem Bette der Elbe bei Schandau zu 947 P.
F. angenommen wird, dafs der Granit bei Saupsdorf über eine
Basis von mindestens 1640 F. Breite hinweggeragt haben müfstc.
Beobachtet man aber, dass die granitische nördliche Kuppe der
Richtershaidc unmittelbar neben der Scheide sich erhebt, so er-
gibt sich ein ganz ähnliches Resultat wie ara Wartenberge, näm-
lich, wenn der Sandstein sich unter den unterwaschenen südlichen
Fufs der eben erwähnten Kuppe hinweggelagcrt haben sollte,
dafs auch hier eine ganze Bergmasse in einer Höbe von 947 Fufs
und über einer Basis von 1640 Fufs vor dem Absätze des Sand-
steins in der Luft gesehwebt haben rnüfste. Zu der Annahme aber
eines gleichförmigen Fortsetzens der Ueherlagerungsfläche von
dem Niveau der Richtershaide bis zu dem Elbspiegel sind wir voll-
kommen durch die Beobachtung berechtigt, dafs ein solches Uebcr-
hängen in sehr verschiedenen Höhen, deren Unterschiede bis zu
1000 Fufs steigen (wenn die Richtershaide 1353, und Oberaue et-
wa 350 F. über dem Meeresspiegel liegen) und zwar wie bei
Weinböhla nnd Oberauc noch in einer weit tieferen Lage, als die
Höhe des Elbspiegels bei Schandau vorgefunden wird. Ganz das-
selbe Resultat wie bei Saupsdorf ergibt sich, wenn man auch die
übrigen Ueberhangswinkel und die Höben über dem Bette der
Elbe berechnet. Beträgt nämlich die Neigung der Auflagerungs-
flaclie des granitischen Bergrückens, des Schützengelänges, durch-
schnittlich 30 0 und die Höhe des Rückens über dem Elbspiegel
bei Wehlstädtcl so viel, als die von Odeleben gemessene Er-
hebung des Hohensteiner Schlosses, also 612 P. F., so folgt anf
dieselbe Weise, dafs der ansehnliche und stellenweise gleich von
seinem Ausgehenden mächtig sich erhebende Bergrücken über einer
Basis von 1060 F. Breite einst frei in der Luft schweben mufste.
Wollte man, um solchen Folgerungen zu entgehen, annchmcn, .
dafs die Unterwaschung durch submarine Strömungen entstanden
sey, so ist wiederum nicht abzuschen, warum die Kraft des corro-
direnden Mittels nicht so viel vermocht habe, die hervorste-
henden Granitkeile zu vernichten, wenn dasselbe unterhalb der-
selben tausende von Fufs in das Granitgebirge einsclmeiden konnte.
Ucbrigens zeigen ebenso wenig, wie die freistehenden Seeküsten
(S. 133), Meerengen | in denen submarine Strömungen bestimmt
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167
Ich habe bereits erwähnt, wie bei Saupsdorf, kaum
50 — 100 Schritte von dem zungenförmig aufhörenden
Granitrande, der Sandstein in hohen Massen sich erhebt
und mit seinen gewaltigen horizontalen Bänken die süd-
liche Kuppe der Richtershaide bildet, ohne den auf dem
Joche und also in der Tiefe zurückbleibenden Granit
irgendwo zu bedecken * *). Vergleicht man nun mit die-
sem höchst ungestörten horizontalen Lagerungsverhält-
nisse des Sandsteins 2 ) das ebenso ungestörte amWaiz-
dorfer Berge, wo der Sandstein gleichfalls bedeutend durch
den Granit überragt wird; erwägt man den auffallenden
Mangel jeder Conglomeratbildung 3 ) auf allen bis jetzt
beobachteten Gränzpunkten ; ferner das zungenförmige
Uebcrgreifen des Granits an seinem Ausgehenden hier
bei Saupsdorf, wie bei Weinböhla und Oberaue; das
zackenförmige Ueberlagern des ersteren über dem Sand-
steine am Wartenberge; die regelmäfsige Ausfüllung des
vertieften Niveaus in dem Sandsteine des Saupsdorfer
Stollens; endlich die mannigfache Neigung der bedeckten
OberÜächc der Grünsandformation, die von der horizon-
vorhanden sind, oder Einschnitte in den Gebirgen, welche mit
gleichem Rechte wie das Elbthal als einstige Meerengen gelten
konnten (so unter andern das Rheinthal zwischen Andernach und
Königswinter oder zwischen Bingen und Coblcnz, das Neissetlial
bei Warta im Glätzischen, und das tiefe, die Karpathenkette
durchbrechende Popradthal zwischen Haligocz und Lublo) Spuren
von dergleichen XJeberhängen.
*3 Ebenso überragen an dem kleinen Arnstein höbe Sandsteinmassen
den in der Tiefe vorhandenen Granit, gleichfalls ohne ihn zu über-
lagern. Vielmehr bedeckt das keilförmig Ausgehende des Granits
den Sandstein, wie bereits angegeben wurde.
*) Von einem solchen überzeugte man sich auch in dem Stollen am
Wartenberge nach Lose bei Klipp stein (S. 510).
Ich kenne, aufscr dem Letteneinscnlusse im Granit des Eckert-
sclien Kalkbruches bei Weinböhla, nur die scharfkantigen Planer-
kalkcinschlüssc im thonigen Grünstein, der wahrscheinlich zum
Granit gehört, bei Weissig auf der Strafsc zwischen Dresden und
Bautzen aus dem Werke des Herrn von Gutbicr über das
Zwickaucr Schwarzkohlengebirgc, S. 155.
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168
talen *) an fast durch alle Grade möglicher Neigung ge-
gen den Horizont bis zur senkrechten hinaufsteigt, ganz
so, wie wir den mannigfachsten Wechsel in dem Bö-
schungswinkel der Terrainflächen in den Gebirgen be-
obachten, so wird man nothwendig zu dem Schlüsse ge-
führt, dafs die Bildung des Granits an denjenigen
Punkten, wo jetzt sein Ausgehendes über den Gliedern
der Grünsandformation angetroffen wird, nur auf ganz
ruhige, keinesweges die Lagerungsverhältnisse dieser letz-
teren störende Weise vor sich gegangen ist, indem das
später Gebildete über die Oberfläche älterer Gesteine
sich hinweglagerte. Sollten einst die weiteren Fortschritte
in der Wissenschaft zu einer unbedingten Annahme ei-
nes Ursprungs des Granits und anderer ihm ähnlichen
Gesteine auf dem feurig flüssigen Wege nöthigen, eine
Annahme, der wir jetzt kaum mehr entgehen können,
seitdem die Kunst es vermag, Feldspath, Hornblende
und Glimmer auf diesem allein und keinem anderen Wege
darzustellcn, so müssen wir uns allerdings entschliefsen,
einen Theil jener Gesteine, namentlich solche, die wie die
Granite der Oberlausitz und des Thaies von Touron 2 ) im
Hangenden versteinerungsführender Kalkschichten vorge-
funden werden, als aus dem Erdinneren hervorgetreten
uns vorzustellen, weil die Gesetze der Bildung der Erd-
oberfläche einen überirdischen Ursprung des Granits in
einer Zeitepoche nicht mehr zuzulassen scheinen, in wel-
cher bereits Mollusken und Amphibien die Erdoberfläche
bevölkerten. Hat aber ein solches Emporheben von gra-
nitischen Massen aus dem Erdinneren wirklich stattgefun-
den, so können die sämmtlicheu Granitscheiden an dem
Ara Wartenherge lag sie fast horizontal nach Lose (Leonhard
Taschenb, 1829, S. 510); bei Weinböhla betrug der Einfallswin-
kel der Auflagerungsflächc nach Prof. Kühn (Gcogn. S. 738) frü-
her nur 8 — 9®.
3 ) Bull, de la soc, geoh de France IV, 30.
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östlichen Elbufer nicht als solche Wände, welche den
unmittelbaren Durchbruchspunkt des Granites begränzen,
sondern nur als die Begränzungswände für die fernsten
Erstreckungen des übergeflossenen Granits angesehen
werden. Mit einer solchen Ansicht stimmt die grofse
Ausdehnung des Oberlausitzer Granitgtbirges auf das
vollkommenste. Wollte man nämlich die Scheiden für
die Durchbruchsgränzen selbst halten, so wäre man ge-
zwungen, was ich schon bei Zscheila einwendete, die
Vernichtung sämmtlicher vorhandenen Gebirgsbildungen
Dis zum flüssigen Erdkerne hinab in der ganzen jetzigen
Ausdehnung der jüngeren Granite gelten zu lassen, um
dem Emportreten dieser Granite den Durchgang zu öff-
nen; eine Voraussetzung, für welche jeder Beweis mangelt.
Mufs man sich einmal entschliefsen, Verbiadungscanäle für
das Emporsteigender Oberlausitzer Grani massen gelten zu
lassen, so stimmt es weit mehr mit allen auf dem Wege der
Beobachtung erlangten Erfahrungen, sich den Granit als
aus geringeren Canälen emporquellend vorzustellen, von
denen aus die flüssige Masse nach allen Richtungen
sich verbreitete, als die Existenz eines einzigen Schlun-
des von der Ausdehnung des ganzen hiesigen Granit-
gebirges anzunehmen, der auf einmal eröffnet, dann von
Massen ganz entgegengesetzter Entstehungsweise wie die
früher vorhandenen wiederum erfüllt wäre.
1) Hinterhermsdorf.
Von Hinterhermsdorf zieht sich die Granitgränze in
ziemlich östlicher Richtung nach dem Heidelbache, einem
Zuflusse der Kirnitzsch, setzt bei der Heidelbachmühle,
wo sich der Kalkbruch von Hinterhermsdorf befindet,
über den Bach, übersteigt am linken Ufer den langgezo-
genen hohen Rücken des Steinberges, tritt an dessen
östlichem Fufse über den Böhmen von Sachsen hier
170
scheidenden Weifsbach *) und erstrecht sich in Böhmen
noch weiter in östlicher Richtung ziemlich parallel dem
oberen Laufe der Kirnitzsch und zwar auf deren nörd-
lichem Ufer * * 3 ) bis in die Gegend des granitischen Wolfs-
berges, wo sie sich gegen Südwest wendet, und dann
zwischen Schöibühel und Khaa (auch Khaa liegt noch
auf Sandstein) den Maschkenberg in zwei Theile, näm-
lich den granitischen östlichen und den westlichen aus
Sandstein bestehend zertheilt. Zwischen Hinterhermsdorf
und der Heidelhachmühle geht man nur auf Granit. Der
Theil der nicht unbedeutenden Erhebung des Terrains
zwischen Hinterhermsdorf und dem Heidelbache selbst,
nördlich der Granitgränze, die über die Erhebung hin-
weg streicht, wird der Kalkbusch, der südliche weit hö-
here dagegen, eine Sandsteinkuppe, die Clause genannt 3 ).
Da wo die Scheide zwischen beiden Höhen unmittelbar
dem Kalkbruche gegenüber dem Bache zufällt, sieht man
dicht neben einander Granit und Sandstein anstehend.
Die Halden der Königlichen Schürfversuchc an dieser
Stelle ergeben weder eine Spur von gefundenem Mer-
gel, noch vom Kalke; der Granit ist vollkommen frisch,
der Sandstein (Unverändert. Sichtbar steigt hier die
Scheide in einer sehr steilen Richtung auf, doch hat man
in der westlichen Weitererstreckung derselben nach Hin-
terhermsdorf hin auf 3 Punkten wirklich Kalk angetrof-
fen (Hengst).
Gleich über dem Bache auf dem linkcnUfer dessel-
ben findet sich der Kalkstein in einer so grofsen Mäch-
tigkeit, dafs er, aus der Weitung des früheren Tagebruches
zu schlicfsen, zu einem sehr bedeutenden und alten Be-
*) Nicht der Ilcidctbach bildet die Granzc, wie die Reymannschc
Charte falsch angibt.
®) Das obere Kirnilzchbcltc liegt bis Khaa ganz im Sandsteine.
3 ) Abo auch hier wiederum dasselbe Verhältnifs, wie S. 156 u. 167.
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171
(riebe Veranlassung gegeben bat *). Man bat indefs
später es für vorteilhafter gehalten, als der Bruch, der
früher tbeils für Rechnung des Staates, thcils für die
von Privaten betrieben wurde, ganz in die Hände der
letzteren gelangte, den Bau in einen unterirdischen zu
verwandeln und teufte in der Sohle des alten Tagebru-
ches zwei Schächte, jeden von 60 Fufs ab, von denen
der westlichere als Kunstschacht zur Förderung der
reichlich vorhandenen Wasser, der östliche dagegen als
Fahrschacht benutzt wird. Der geförderte Kalkstein ist
im Ganzen lichter, wie der von Hohenstein und zwar
meist rein lichtegrau, seltener von gelbgrauer Farbe.
Doch finden sich unter den aufgesetzten Haufen des ge-
brochenen Steines viele Blöcke, die, wie ich bereits bei
Hohenstein selbst erwähnte, den hellen Modifikationen
des dortigen Kalkes bis zum Verwechseln gleichen.
Nicht minder auffallend ist die Aehnlichkeit des hiesigen
Kalksteins mit denjenigen Kalkgcschiebcn, die so häufig
in der norddeutschen Ebene vorgefunden werden und
nordischen Ursprungs zu seyn scheinen. Der Bruch
des Kalksteins ist theils krystallinisch , theils dicht und
fein splittrig und an den Kanten durchscheinend; nir-
gends zeigt sich derselbe erdig und uneben; ebenso we-
nig ist das mergelartige Ansehen vorhanden, welches die
Pläuerkalke von den Kalksteinen älterer Formationen
sonst so wesentlich unterscheidet. Besonders bemerkt
man die Verschiedenheit da, wo die Massen des Kalk-
steins reiner und zusammenhängender auftreten, wie diefs
namentlich in gröfserer Tiefe des Kalkbruches der Fall
ist. * Sehr characteristisch wird für dieselben dann die
krystallinische Textur, wie ich eine solche, Zitschewig
ausgenommen, von keinem anderen Vorkommen des
Kalksteins an dem rechten Elbufer her kenne.
*) Nach Gotzingcr (Beschreibung Jos Amtes Hohenstein und Loh-
men) wurde der Kalkbruch schon 1600 benutzt.
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172
Was nun die hiesigen Lagerungsvcrhältnissc betrifft,
so scheinen sie sehr verwickelter Natur. Iu der Wei-
tung des Tagebruches selbst findet man auf der südli-
chen, Östlichen und nördlichen Seite desselben den
Quadersandstein anstehend, auf der südlichen dagegen
zeigt sich nach der Sohle herabsetzend und zwar mitten
im Sandsteine ein ansehnlicher Streifen eines lichtegrau-
en, sehr kalkrcichen Lettens (die faule Lage genannt ‘))
zwischen welchem einzelne dünne Lagen von reinem
Kalkstein vorhanden sind, die aber nicht benutzt wer-
den, weil der Kalkstein eben in der Tiefe nach den
übereinstimmenden Angaben des jetzigen Besitzers und
des früheren Betriebsleiters sowohl an Güte wie an
Mächtigkeit bedeutend zunimmt. Durch den Betrieb hat
man die Stärke des Lagers ziemlich genau ermittelt; sie
beträgt in der oberen Teufe 16, in der unteren 24 El-
len der Breite nach , die Länge dagegen 40 — 50 Ellen.
Der Querschlag zwischen den beiden Schächten ist nur
im Kalkstein und Letten und zwar in der Längener-
streckung des Lagers geführt; nach beiden Enden soll
das letztere vollständig auskeilcn, wie schon der Mangel
jeder Kalk und Lettenspur auf dem rechten Heidelbach-
ufer und in dem Sandsteine der östlichen Wand ergibt.
Es scheint also der Kalkstein gerade wie bei Hohenstein
und Saupsdorf nicht eigentlich als Lager, sondern nur
als ein massiger Klumpen aufzutreten, der von allen Sei-
ten vom Sandsteine umgeben wird. Ganz derselben
Ansicht über die Art des Auftretens des Kalksteins hier
bei Hermsdorf war der Obersteiger Hengst. Auch
*) Von dem Vorbandcnscyn dagegen solcher schwarzen und hunien
Letten, wie bei Hohenstein auf der Scheide sich vorfinden,
habe ich weder aut den Halden, noch iru Kalkbruchc selbst eine
Spur bemerkt. Wahrscheinlich bezeichnet Herr Prof. Weif»
(K arsten Arch. f. B. u. II. XVI, 15) mit dem Ausdrucke bunte
Mergel nur den lichtegrauen Letten der faulen Lage.
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173
nach der Aussage des früheren Betriebsführers soll bei
dein unter seiner Leitung einst stattgefundenen Durch-
brechen des Kalklagers und zwar in der ganzen Mäch-
tigkeit desselben das Vorhandenscyn des Quadersand-
steins sowohl im Hangenden als im Liegenden des La-
gers auf das bestimmteste sich bestätigt gefunden haben.
Eine Schichtung des Sandsteins in der unmittelbaren
Nähe des Bruches habe ich nicht gesehen, ebenso wenig
zu erkennen vermocht, dafs der Granit im Hangenden
der Thonschichten sich befindet ’). Ich zweifle über-
haupt an der Möglichkeit eines deutlichen Beobachtens
der Lagerungsverhältnisse im Thale des Heideibaches,
da die Scheide an der Oberfläche durchaus durch Ve-
getation verdeckt ist. In der Tiefe des Bruches dagegen
wurde der Betrieb nicht bis an die Granitgränze hinan-
geführt, weil das Durchbrechen des zwischen dem Kalk-
lager und dem Granit gelagerten Sandsteins zu keinem
Resultate für den Betrieb geführt haben würde. Inter-
essant ist es aber doch, auch hier den Kalk zunächst der
Granitscheide vorzufinden; die Bedeckung durch den
Sandstein macht es unzweifelhaft, dafs derselbe trotz
seines etwas fremdartigen Aeufseren der Grünsand-
formation angehört. Ein ähnliches Bedecken des Kalkes
durch 1 — 10 Lachter mächtigen Sandstein wurde bei
den Schürfversuchen zwischen Ottcndorf und der böhmi-
schen Gränze ermittelt 2 ). Uebrigens ist es durch die
Beobachtungen der Herren vonRaumcr und von Car-
nall im Glätzischen bekannt, dafs dort an mehreren
Stellen der Quadersandstein ebenfalls den Plänerkalk
bedeckt 3 ).
1 W e i f s in Karstens A. XVI, 15.
a ) Kühns Gcogn. 1014.
9 ) So tu Hermsdorf bei Rückers, Nenheide, Ober Schwedeindorf,
v. Räumers Geb. Niederschlcsiens, S. 125. Zobel und v. Car-
nall in Karstens A. IV, 165. S. a. Hoffmann Gebersicht S.
473 über ähnliche Verhältnisse in N, Deutschland.
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174
Auf dem linken Ufer des Heidelbaches steigt die
Gränze den Steiubcrg hinan. Sic wurde sowohl auf der
Höhe des Berges, wie an dem östlichen Abhange dessel-
ben, zunächst dem Weifsbache, durch mehrere Schürfe
und Röschen aufgeschlossen. Nirgends fand man Kalk,
dagegen ein geognostisches Resultat, das nach den leider
erst nach meiner letzten Anwesenheit in Hinterhennsdorf
erhaltenen Mittheilungen des Obersteigers Hengst von
dem aus den Beobachtungen an den übrigen Granitgrän-
zen hervorgegangenen durchaus abwich. Man sah näm-
lich auf der Höhe des Steinberges eine ansehnliche Masse
j Sandstein in Bänken 50 bis 60 Ellen mächtig den Gra-
nit deutlich bedecken, und zwar so, dafs zwischen ihr
und dem eigentlichen Sandsteingebirge noch ein Granit-
streifen hervortritt. Es folgt hieraus, dafs jene bedeckende
Masse von der Hauptmasse des Sandsteins getrennt liegt.
Auf dem linken Ufer der Weifsbach, und zwar auf böh-
mischem Boden, soll der Sandstein ebenfalls, aber noch
weit mächtiger, den Granit überlagern. Bestätigt sich
diese Beobachtung durch eine wiederholte Untersuchung,
so sind wir gezwungen, das Erscheinen der jüngeren
Granite in die Bildungszeit der Sandsteine selbst zu ver-
legen, statt dafs die Erfahrung an den übrigen Gränz-
punkten berechtigte, das Auftreten des Oberlausitzer
Granits erst nach der Ablagerung der jüngsten Glieder
der Kreideformation zu vermuthen. Für eine solche An-
sicht spricht ebenfalls ein obwohl sehr isolirtes und un-
bedeutendes Vorkommen (es ist nur etwa eine Quadrat-
ruthe grofs) des Sandsteins im Hangenden des Granits zu
Eschdorf Östlich von Pillnitz. In Eschdorf selbst steht
an mehreren Punkten Granit an$ rechts aber von den
letzten Häusern des Dorfes, und zwar in der Richtung
nach Stolpen hin, findet man schon in der Entfernung
einer halben Stunde von dem Sandsteingebirge der
Schönhöhe einen kleinen, wenn auch nur wenige Fufs
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175
tiefen Feldbruch mitten im Acker auf Sandstein selbst.
Die Entfernung von gröfscren anstehenden Sandstein-
massen berechtigt also bei dem isolirten Eschdorfer Vor-
kommen auf keine Weise zu der Yermuthung, dafs sein
Auftreten im Hangenden des Granits auf eine ähnliche
Weise wie das Ueberhängen des Sandsteins am Warten-
berge und auch wohl bei Saupsdorf (S. 164) zu erklären
wäre. Noch weniger darf der Sandstein für einen isolirten,
angeschwemmten Block gelten. Nach den Beobachtun-
gen des Herrn von Gutbier f ) scheint diefs Quader-
sandsteinvorkommen bis in die Gegend von Weissig sich
zu erstrecken. Aehnliche Auflagerungen des Quader-
sandsteins auf dem Granit sollen nördlich von Zscheila
bei Diera und ein isolirtes Vorkommen des Pläners im
Hangenden des Syenits unterhalb Klotzsch südlich von
Dresden vorhanden seyn.
Der äufserste Punkt der Granitgränze, an welchem
Kalkstein noch beobachtet wird, findet sich am Masch-
kenberge zwischen Vorder Daubitz und Schönlinde in
Böhmen. Der südwestliche und westliche Abhang des
Berges besteht aus Sandstein, der nordöstliche nur aus
feinkörnigem Granite. Letzterer enthält viel rauchgrauen
Ouarz, gelblich braunen Feldspath und zinnweifsen Glimmer.
Zunächst der Gränze liegt der Kalkstein wahrscheinlich
wie bei Hinterhermsdorf im Sandstein selbst eingelagert * 2 )
Von Hinter Daubitz über Khaa bis zum Kalkbruche ist
der Sandstein vollkommen horizontal geschichtet; ob der
Granit aber, wie Herr von Planitz 3 ) darstellt, über
demselben überhängt, ist im Bruche selbst nicht zu be-
obachten. Leider wurde ich durch die späte Jahreszeit
und den Schnee an der weiteren Untersuchung der hie-
*) Zwichauer Schwarztohlengcb., S. 155.
2 ) Derselben Ansicht -war auch Reufs Mineralog. G. v. B. I, 115.
3 ) Leonhard über Basaltgebildc II, 5. 315 u. 316, und Taiel
XIX, Fig. X und 2,
f
176
fiigcn Lagerungsverhältnissse verhindert. Sehr deutlich
sieht man dagegen, wie die Schichten des Kalksteins (er
ist von gelblich grauer Farbe und wenig krystaliinisch)
in der Längenerstreckung des Bruches sich aufrichten.
An der nördlichen Wand des Bruches tritt ein ansehn-
licher, 6 Fufs breiter Gang eines dichten, frischen dun-
kelschwarzen Basalts aus der Sohle des Bruches fast
senkrecht empor; derselbe enthält neben viel eingespreng-
tem Augit zahlreiche Zeolith und Kalkspathdrusen einge-
schlossen. An ihn schliefst sich unmittelbar rechts (öst-
lich) ein 18 Fufs breites Gemenge von Basalt und Kalk-
stein. Beide letztere Gesteine bestehen aus eckigen und
fast in einander verfliefsenden Bruchstücken. In dem
Gemenge ist der Kalk theils unverändert, obwohl auch
dann nicht in der Natur des gebrochenen (er ist viel-
mehr lichtegrau und vollkommen den Plänern von
Oberaue ähnlich), theilweise aber krystaliinisch oder
vollkommen dicht und dunkelschwarz mit splittrigem
Bruche von der Art des schwarzen Marmors von Krzeszo wicc.
In diesem so veränderten Kalksteine, von welchem in
dem anstehenden Gesteine entfernter von dem Basalt
sich keine Spur vorfindet, sah ich rundum durch den
Kalk umschlossene Bruchstücke des Basaltes; nicht min-
der aber auch das umgekehrte Verhältnis und die
Kalkeinschlüsse dann häufig vollkommen unverändert.
Die linke westliche, gleichfalls etwa 18 Fufs . breite Be-
grenzung des Ganges besteht fast ganz aus dem schwar-
zen Kalksteine; weiterhin zeigt sich der Kalk in dün-
nen aufgerichteten, mürben Schichten allmählig die
Farbe der gröfseren Masse des Gesteins im Bruche an-
nehmend. Den Farbenwechsel bemerkt schon Reufs *),
aber er erwähnt mit keinem Worte der Anwesenheit
des Basalts, und es scheint deshalb, als wenn man zu
sei-
J ) Mineralog. Gcogr. I, S. 115.
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177
seiner Zeit mehr in der weiteren Streichungslinio des
Kalkes, ohne den Basalt selbst zu berühren, gearbeitet
hätte. Wenigstens sprechen ansehnliche Halden für ei-
nen älteren, nicht unbedeutenden Betrieb. Die West-
seite des Bruches bildet ein dunkler braunes, kalkhalti-
ges Gestein, das wenig benutzt scheint.
Die zweite Zeichnung des Herrn von Planitz ist
im Ganzen getreu; nur ragte während meiner Anwesen-
heit an dem oberen Rande des Bruches der Basalt wie
eine kleine Kuppe über demselben empor, und das ast-
förmige Zerspalten des Ganges war nicht mehr vorhan-
den. Ich sah denselben von der Sohle bis zu seinem
höchsten Theile nur als ein einziges, ununterbrochenes
Ganze.
Plänerkalkeinschlüsse im Basalt, wie hier, sind im
nördlichen Böhmen häufiger vorhanden. Mehrere Basalt-,
gängc im Sandsteine, dem hiesigen Vorkommen wahr-
scheinlich vollkommen ähnlich, beschreibt Moteglek 1 );
so an der Sudka bei Friedstein, zu Troska bei Drosko-
witz, Czerow bei Gitschin und bei Karthaus 2 ). Schon
in der Nähe von Daubitz werden die Basalte (Pirsken
und Plissenberg) und Phonolithe häufig. Gleich unmit-
telbar » über der Strafse, die von Vorder Daubitz nach
Schönlinde führt, bricht man behufs des Strafsenbaucs in
sehr ansehnlichen Brüchen auf braunschwarze Pho-
nolithe. •
» '» • t
g) Zitschewig.
Der verstorbene Bergamtsactuar Mcttder in Freiberg
machte meines Wissens zuerst 3 ) auf das Vorkommen des kör-»
1 ) Das rothe Sandstein gcbildc an der Iscr, S, 20, 52. 54.
*) Auch Reufs bei Muskey und "Wessely im Bumlawcr Kreise.
Mineralogische Beschr. von Böhmen, II, S. 361 u, 64.
3 ) Leonhard Tasch. Jahrg. IV, S. 358.
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178
nfgen Kalkes und der Hornblendschicfcr bei Zitechewig
aufmerksam, und beschrieb die Lagerungsverhältnisse der-
selben fast ganz mit den Angaben übereinstimmend,
welche ich von dem früheren Besitzer des im Jahre 1824
angefangenen Betriebes, Auenmüller, und seines Stei-
gers Silbermann erfragte. Es war mir ein Räthsel,
wie Meud er es vermocht hatte, so genaue Data über
das Zitschcwiger Vorkommen zu geben, da er in seinem
Aufsatze mit keinem Worte das Vorhandenseyn von
Kalkbrüchen erwähnt, die Bedeckung der Erdoberfläche
aber nur sehr wenig Aufschlüsse über die Lagerungsver-
hältnisse gestattet, bis ich in dem Reiseberichte Marti-
nis erwähnt fand, dafs bereits zu Meudcrs Zeit gang-
bare Kalkbrüche hei Zitschcwig vorhanden waren, welche
Martini . Jedoch im Jahre 1815 wieder zugestürzt sah.
Auch Raumer führt das Kalklager an, doch mag er
dasselbe wahrscheinlich nur durch M eud er s Aufsatz ge-
kannt haben, weil er, wie dieser, das Vorhandenseyn des-
selben nach Nauendorf verlegt, während Zitschewig dem-
selben weit näher liegt. Von Freiberg aus hatte man
im Anfänge dieses Jahrhunderts eine Untersuchung der
Gegend veranstaltet, doch habe ich nicht erfahren, ob
man während des letzten Betriebes durch Auemnüller
den hier noch zu gewinnenden geognostischen Kennt-
nissen Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Kaum 10 Minuten von Zitschcw ig entfernt und zwar
unmittelbar an dem Abhange des Syenitplateaus in das
Elblhal liegt ein Weinberg, der einst dem bekannten
Verbesserer der Rcbencultur in Sachsen, Paul Kn oll,
gehört hatte und deshalb nach ihm häufiger selbst noch
der Kn oll genannt wird. Vcranlafst durch die vielen
auf der Oberfläche umher liegenden Kalkbruchstücke
teufte im Jahre 1824 der damalige Besitzer des Wein-
berges, Auenmiiller, einen Schacht von 30 Ellen Tiefe
und zwar unmittelbar auf der Gränzc ab, wo der das
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179
obere Gehänge des Abfalls bildende Syenit den am
Fufse anstehenden grünen, chloritischen Schiefer be-
deckt. Es finden sich die Kalkbruchstücke nämlich vor-
zugsweise häufig längs dieser Auflagcruugsfläche; ober-
halb derselben habe ich sie nicht bemerkt. Sie sind so
häufig, dafs ein Theil der Weinbergsmauern aus ihnen
erbaut wurde; unter ihnen befindet sich eine Menge des
schönsten, blendend weifsen, und auch in der körnig
kristallinischen Textur dem Carrarischen Marmor voll-
kommen ähnlichen Gesteins. So weit man noch jetzt
die Lagerungsverhältnisse in der oberen Oeffnung des
sonst ganz zugeworfenen Schachtes beobachten kann,
schiefst der Schiefer, der Granaten und viel eingespreng-
ten Schwefelkies enthält, im übrigen aber unverändert
ist, steil gegen Osten ein. Meuder giebt die Neigung
zu 50 — 60 ° an. Man bemerkt nur geringe Biegungen
der schiefrigen Textur. Unmittelbar in dem Hangenden
bedeckt den Schiefer einige Zoll mächtig ein kristallini-
scher Kalkstein, der seinerseits wieder durch ungeschich-
tetes Feldspathgestein überlagert wird; diefs letztere geht
nach oben in den ächtesten Syenit über. An einigen
Stellen scheint die Kalkschicht in gröfserer Tiefe unter-
brochen zu seyn* denn man findet Stücke des grünen
Schiefers, in welche wellenförmig und scharf begränzt
das Feldspathgestein cingreift; an anderen dagegen mag
auf der Ausgangslinie der Kalkstein mächtiger, als an
dem Mundlochc des Schachtes gewesen seyn. Auen-
inüllcr versichert nämlich, beim Graben eines blofsen
Loches grofse Blöcke des Gesteins herausgebrochen zu
haben. Der grofse Wasserzudrang hemmte das tiefere
Abteufen des Schachtes und zwang den Besitzer, am
Fufse des Abhanges in das Elbthal einen 60 Ellen langen
Stollen anzulegcn, der vollkommen dem Vorgesetzten
Zweckcentsprach. Mit ihm überfuhr Auen mtil ler zwei
Kalklager, welche wiederum durch zwei Zwischenlager von
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180
Chloritschiefer von einander getrennt waren; jedes der-
selben war nach Silbe rmann 1 — nach Auen-
’ müllcr aber 4J Ellen mächtig. Die Angabe Auen-
müllers halte ich für die zuverlässigere, weil derselbe
nach dem einstimmigen Zcugnifsc mehrerer Bewohner von
Zitschewig in der kurzen Zeit des Betriebes ganze Kahn-
ladungen auf der Elbe nach Torgau sowohl, als nach
dem Gräflich Einsiedel sehen Hüttenwerke Lauchham-
mer versandt hatte. Besonders nach letzterem Orte ver-
langte man den Kalkstein zum Eisenschmclzen, seiner Rein-
heit wegen, und bezahlte ihn mit weit höheren Preisen
wie den Maxener. Dennoch überstiegen die Kosten bei
weitem den Ertrag des Betriebes, da der Stollen sowohl
wie der Schacht beständige Ausbesserungen erforderten.
Der erstere stand nämlich eine bedeutende Strecke von
seinem Mundloche ab im Sande und Gerolle und war
nicht ausgemauert ;%ffcn Schacht hatte man dagegen bis
zu dem zweiten Kalklager selbst vertieft. Die Geldmittel
des Auenmiillcr waren erschöpft, als am ersten Pli ngst-
feiertage 1828 ein Wolkenbruch die Veranlassung zum
Zusammcnbrechcn des Stollens und damit zuin völligen
Liegenblciben des Betriebes gab. Auch der ehemalige
Besitzer des unmittelbar an den Kuoll anslofsenden
Weinberges, Kcltsch, hatte auf dem Ausgehenden des-
selben Lagers einen Schacht abteufen und Kalk fördern
lassen. Mangelnde Geldmittel hemmten bei ihm, wie
bei Auen müllcr, den Wciterbetricb.
$
Der Keltschschc Weinberg fällt an seiner südlichen
Seile in eine Sclducht ab, die sich aus dem Elbthalc
nach der Höhe hinaufzieht. Am Eingänge derselben
steht reiner Glimmerschiefer an, indem noch das Mund-
loch eines ehemaligen Stollens vorhanden ist; kaum 50
Schritte davon wird das Gehänge der Schlucht allein
\ durch Syenit gebildet. Die Gränze oder der Uebcrgaug
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181
beide* Gesteine in einander ist nicht zu beobachten.
Der Glimmerschiefer enthält viel Granaten.
Ich habe den Zitschewigcr krysfallinisch körnigen
Kalkstein hier angeschlossen, obwohl in dem Vorherge-
henden nur ächte Plänerkalksteine oder wenigstens solche
Kalke beschrieben wurden, deren Lagerungsverhällnissc
es wahrscheinlich machen, dafs sie der Kreide angehö-
ren. Die Art des Vorkommens des Zitschewigcr Kalk-
steins dagegen mitten in dem Chloritschiefer und zwar
in der Art, wie es scheint, dafs die Lager des Kalksteins
gleiches Streichen und Fallen mit der schiefrigen Tex-
tur des Chloritschiefers besitzen, mufs zu der Annahme
führen, dafs derselbe ein Gestein gleichen Alters, wie
der Chloritschiefer selbst ist. Beobachtet man aber, dafs
in dem Moritzburger Walde körnige und schiefrige Ge-
steine, Gncufs, Syenit und Granit mannigfach wechseln
und in einander übergehen, so dürfte cs gestaltet scyn,
selbst die Entstehung des Zitschewigcr Chlorit und Glim-
merschiefers in ein und dieselbe Epoche zu verlegen, in
welcher die Oberlausitzer Granite in ihre jetzige Stelle
gelangten. Mit dieser Annahme eines gleichzeitigen Ur-
sprungs der drei genannten Gesteiue scheint indefs die
aus anderen Gründen gefolgerte Ansicht von dem strom-
artigen Fliefsen des Granits und folglich auch des Chlo-
ritschiefers in die jetzige Stelle von Osten her un-
vereinbar, weil die regclmäfsige Einlagerung des Kalk-
steins in dem Chloritschiefer, wie dieselbe durch den
Zitschewiger Betrieb erkannt wurde, und das gesclz-
mäfsige Einschiefsen der Schichten des letzteren Ge-
steins wohl mit einem ruhig erfolgten Niederschlage,
nicht aber mit dem allgemeinen Verhalten erstarrender
pyrischer Massen im Einklänge steht, weil bei dem-
selben hier die Möglichkeit einer ganz eigentümlichen
Ausscheidung der Kolkparlikeln in der pyrischen Flüs-
sigkeit behufs der Bildung der mehrfachen Kalklager
182
vorausgesetzt werden roüfste, wozu man durch die gewöhn-
lichen Erscheinungen beim Erkalten nicht eben berechtigt,
wird. Wollte man dagegen die Zitschewiger schiefrigen
Gesteine für primitive Massen, ähnlich dem Granite itn
Liegenden des Pläners bei Zscheila, gelten lassen, für
welche Annahme allerdings das zackenförmige Eingreifen
des Syenits an seiner Auflagerungsfläche auf dem Chlo-
ritschiefer spricht, so möchte man wiederum dem Vor-
würfe einer Willktihrlichkeit in der Trennung von Ge-
steinen ziemlich gleicher Natur, deren gleichzeitige Bil-
dung eben durch ihren Wechsel auf der Moritzburger
Höhe bestimmt erwiesen wird, nicht entgehen. Auf wei-
che Weise und ob es überhaupt einst durch spätere
Beobachtungen gelingen wird, über diesen Punkt wie
über so viele andere Probleme, welche die Elbgegend darbie-
tet, unter anderen über die Stelle der gegenseitigen Gränzen
der älteren und jüngeren Granite in der Gegend von
Meissen in das Klare zu kommen, läfst sich vor der
Hand nicht w r ohl bestimmen, besonders, weil in Hinsicht
der Entscheidung über den letzteren Punkt es hier an den
Kriterien fehlt, durch welche die Trennung geschichte-
ter jüngerer Gesteine erleichtert wird, nämlich an dem
Vorhandcnseyn der abweichenden Lagerung der Schich-
ten und dem der Versteinerungen.
Bestätigt sich aber die Vermuthung (S. 99), dafs
der Plänerkalk bei Bonitsch durch festen Porphyr
bedeckt wird, so fänden wir allerdings von diesem
Punkte bis Oberauc und Weinböhla das Ausgehende
der Oberlausitzer Granite, Porphyre und Syenite. Läfst
sich ferner nicht bezweifeln, wie besonders bei Bonitsch
deutlich ist, dafs der Pläner auch in dem Hangenden
von Graniten sich befindet, so ergibt sich, dafs die
Plänerkalkc an den genannten Punkten die älteren und
jüngeren Granitbildungen wirklich bestimmt scheiden, und
dafs die Ausdehnung der jüngeren Granitformation nicht bis
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I
183
Zschciln selbst reichte, sondern dafs ihr Ausgehendes un-
mittelbar bei Bunitsch zu linden ist. Ergeben endlich
die Beobachtungen, dafs die jüngeren Granite bei Diera,
Klotzsch, am Steinberge und in Böhmen durch die Glie-
der der Grünsandformation noch bedeckt werden, so folgt
daraus, wie ich S. 174 erwähnte, dafs die Bildung der
Oberlausitzer Granite noch während der Ablagerung
der Grünsandformation selbst erfolgte und dafs
wir schon in diesen Beobachtungen, ohne zu gewagten
Vermuthungen unsere Zutlucht nehmen zu dürfen, die
sichersten Data für die Bestimmung der Altersverhält-
nisse der jüngeren Granite besitzen.
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184
*
n.
Das Granitgebirge zu Ncbilau bei
Pilsen.
Der verstorbene Bergrath Rcufs untersuchte iua
Jahre 1794 auf Kosten des Grafen C zernin die dem-
selben zugehörigen Herrschaften Stiahlau, Ncbilau und
Kotzenitz, welche sämmtlich im Pilsener Kreise, und
zwar nur wenige Stunden südöstlich von der Stadt Pil-
sen entfernt liegen. Er gab im Jahre 1796 den Bericht
seiner Untersuchung in dem Werke: Sammlung natur-
historischer Aufsätze mit vorzüglicher Hinsicht auf die
Mincralgeschichte Böhmens, und erwähnte in demselben
S. 119 u. 120 das Vorhandenseyn einer Einlagerung
des Syenits in dem Thonschiefer bei dem Dorfe Nebilau.
Diese Beobachtung nebst mehreren anderen Anga-
ben schien für die Kenntnifs der Lagerungsverhältnisse
der Granite nnd Syenite eben solche interessante Auf-
schlüsse zu versprechen, wie wir dergleichen durch die
Beobachtungen am Harze*) und in Cornwallis 2 ) besitzen.
Schon der erste Einblick in die Gegend täuschte mich
nicht; ich fand eine grofsc Zahl von lehrreichen Er-
scheinungen auf einem verhältnifsmäfsig kleinen Raume
*) Hoffman Ucbcrsicht der orqgr, und geogn. Verb, vom nord-
westlichen Deutschland, S. 398 und Zinken in Karstens Ar-
chiv f. M. u. G. V, S. 323 — 361.
a ) v. Oeynhausen und v. Dechen in Rarsten* A. f. B. u. H.
XVII, 8. 3 — 29. Achnliche Erscheinungen, wie an der Küste
von Cornwallis, wurden von denselben Verfassern auf Arran be-
obachtet. Karsten A. f. AI. I, 324
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185
zusammengedräugt undbin überzeugt, dafs es nur an sehr we-
nigen Punkten Deutschlands gelingen wird, eine ähnliche
Menge deutlicher Gränzen des Granits und des Thon-
schicfers aufzufinden. Ich habe mich deshalb bemüht,
die Erscheinungen möglichst vollständig zu schildern und
in den Zeichnungen treue Abbildungen der Lagerungs-
verhältnisse zu liefern, und zwar diefs um so mehr, als
das Nebilauer Granitgebirge, obwohl nur eine Tagereise
von Prag entfernt, seit Reufs, dessen Darstellung durch-
aus unzuverlässig und oberflächlich ist, nicht wieder be-
schlichen wurde.
Wenn man bei dem Dorfe Hohen Zettiscb, südlich
von Plan (S. 76), den Granit verlassen hat, wird man
auf der Chaussee über Czcrnoschin, Mies bis Wenu-
schen, einem Dorfe nördlich von Pilsen, nur vom Thon-
schiefer begleitet. Noch unmittelbar vor Wenuschen
steht der Thonschiefer an; doch findet sich gleich hinter
dem Dorfe in südwestlicher Richtung von demselben
Stcinkohlensandsteiu, auf den gebrochen wird. Die Be-
schaffenheit des letzteren Gesteins erwähnte ich S. 64;
cs enthält neben den Kohlenpartikeln viele Bruchstücke
.vom Thonschiefer eingeschlossen und aufserdem grofse
Massen versteinerten Holzes (bei Krzimitz) zuweilen von
solcher Länge und Breite, dafs man sich desselben als
Stege über die Bäche bedient. Das auffallend häufige
Vorkommen des versteinerten Holzes in der hiesigeu
• Stcinkohlenformation bemerkte schon Lindacker x ).
-Unmittelbar hinter Pilsen an den letzten Häusern der
Strafse nach Budweis steht Thonschiefer an, so dafs der
Durchschnitt der Steinkohlenformation zwischen Wenu-
schen und Pilsen nur etwa zwei starke Stunden beträgt,
während dieselbe nordöstlich über Polowetz weiter nach
, *) Sammlung physikalischer i\ufsätzc, die böhmische Watqrgcscbicbte
betreffend, you Mayer, lat^r Baud, S. 11 — 1^.
186
Zrucz, wo noch auf Steinkohlen gebaut wird, und süd-
westlich nach Littitz *) und Wilkischen, ebenfalls zwei
Stunden von Pilsen entfernt, sich erstreckt. Der
Thonschiefer ist der gewöhnliche; er zeigt in diesem
Theilc Böhmens keine wesentlichen Verschiedenheiten,
wenigstens nicht von da ab, wo er als entschiedener
Thonschiefer auftritt. Nur in der südlichen Umgebung
der Stadt Pilsen ist er sehr reich an Schwefelkies und
gibt, wenn dieser sich zu schwefelsaurem Eisenoxydul oxy-
dirt hat, zum Brechen seines Gesteins, zu der Auslaugung
desselben und zu der Fabrikation von Eisenvitriol und
Vilriolöl Veranlassung. Fabriken der Art finden sich
an der Brücke über die Radbuza bei Daudlowitz und
zu Boczkow, ferner nördlich von Pilsen auf der Fürst!.
Metternich8chen Herrschaft Plafs und zu Unter Biela.
An letzterem Ort und zu Boczkow, besonders aber bei
Plafs und Hromitz, soll die Erzeugung des Vitriolöls
sehr ansehnlich seyu> zu Boczkow wird auch Alaun be-
reitet.
Auf dem ganzen Wege von Pilsen über Czcrnitz
und bis an den Fufs des Hradinaberges, der als ein hoher,
spitzer, isolirt stehender Kegel in der im Ganzen ebenen
Gegend von Pilsen, ähnlich dem Zobteu im Oderthaie
bei Breslau, sich erhebt und durch ein altes Bergscldofs
gekrönt wird, findet man nur Thonschiefer anstehend, in
welchem die drei im Böhmer Walde entspringenden und
bei Pilsen sich vereinigenden Flüsse, die Uslawa, die
Bradlawka und die Radbuza, sehr tiefe Betten einge-
schnitten haben 2 ), Die Hradina besteht nach Reufs
*) Nicht eigentlich bis Littitz, sondern auf dem linken Radbuzaufer
bis Littitz gegenüber, denn Littitz selbst liegt noch auf Thonschie-
fer, der im Dorfe in 50 — 70 F. hohen Wänden anstcht, und
dem Kieselschiefcr durch Aufnahme freier Kieselerde sehr ähnlich
wird. Ich beobachtete das Streichen der Thonschicferschichtcn
h. 3 und auch h. 4.
Zur Orientirung in dieser Gegend dient die S. 76 erwähnte, im
Jahre 1830 erschienene Charte des Pilsener Kreises vonKreybich,
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187
nur aus Kieselschfcfcr, den ich auch am westlichen Ab-
hänge in pittoresken, dunkelraucbgrauen Klippen und
ohne die mindeste Spur von Schichtung anstehend vor-
fand. Der Kieselschiefer bildet hier eine rein homogene
Masse von feinsplittrigem Bruche und wird durch häufige,
kleine weifse Quarzadern durchzogen, die ihrerseits un-
ter einander gangförmig sich durchschneiden. Die Fär-
bung des Kieselschiefers geht an manchen Stellen in das
dunkelste Schwarz über, so dafs das Gestein für den
ächten Wern ersehen Jydischen Stein gelten kann. Die
Quarzgänge sind zuweilen durch Rotheisenrahm gefärbt,
der sich zugleich in den unzähligen kleinen, den Kiesel-
schiefer durchschneidenden Klüften abgesetzt hat. Die Be-
trachtung dieses letzteren Gesteins überzeugt, dafs derselbe
kein regenerirtes Gestein aus zerstörten älteren Massen
scyu kann, sondern dafs wir ihn für eine ebenso ur-
sprüngliche Bildung wie die ähnlichen Kieselschieferfelsen
von Tursko und Tuchomierzitz im Rakonitzer Kreise er-
achten müssen.
Unmittelbar hinter dem Dorfe Lossina erhebt sich
ein von Osten nach Westen ziehender Höhenzug, der
ganz aus Granit von kleinkörnigem Gefüge besteht; der
Quarz des Granits ist weifslich grau, der Glimmer
schwarz, der Feldspath weifslich und röthlich; die unmit-
telbare Gränze des Granits mit dem Uebergangsgebirge
ist nicht zu beobachten. Der Granit hält noch auf der
Höhe selbst an; in ihm wurde einst Grubenbau getrie-
ben, wie noch die alten Halden und die halb verschütte-
ten Schächte bezeugen. Reufs fand auf den ersteren
Bleiglanz, schwarze Blende und Kupferkies. Seit seiner
Zeit aber sind die Halden dergestalt überwachsen, dafs
obgleich auch sie nicht ganz richtig ist; so liegt das Dorf Lossina
zu weit nördlich, das Dorf Ncttonilz mufs etwas mehr nordöst-
lich gelegt werden, als die Charte angibt; Prussina liegt südli-
cher, ziemlich in gleicher Höhe mit Przcdenitz.
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18 S
cs mir völlig unmöglich war, Spuren der früher einge-
brochenen Erze aufzufinden.
Wird der Gipfel des Lossinacr Höhenzuges erstie-
gen, so erblickt man südlich von demselben eine breite
Ebene, auf welcher die St. Adalberts Kapelle und ein
Vorwerk, genannt das Nebilauer Borek, liegen. In die-
ser ganzen Ebene zeigt sich nur Granit, auf welchem
westlich nahe an der Kapelle Steinbrüche betrieben
werden. Der Granit in denselben ist an einigen Stellen
in sehr regelmäfsige, plattenförmige Absonderungen zer-
spalten, die für Schichtungsebenen gelten könnten, wenn
nicht an anderen Stellen in der Nähe ähnliche Ab-
sonderungen nach ganz entgegengesetzten Richtungen
vorkamen, ja man findet sogar Stellen, wo diese
Klüfte selbst einander kreuzen. Durch die regelmä-
fsige Zerklüftung des Granits wurde Reufs wirklich
getäuscht, indem er in derselben wahre Schichtung zu
erkennen glaubte x ); doch fand ich übereinstimmend mit
ihm in einem dieser Brüche das Streichen der platten-
förmigen Absonderungen h. 6. Dafs der Granit nicht
geschichtet ist, ergiebt besonders ein mehr westlich lie-
gender Bruch, in welchem derselbe in etwa f bis \ Fufs
mächtigen Platten zerklüftet ist, die an der Nordseitc
des Bruches horizontal liegen, im fortlaufenden Zusam-
menhänge aber in dein südlichen Theilc des Bruches ge-
gen Süden, im westlichen mit 15° gegen Westen cinfallen.
In diesem Granit fand ich keine Spur von Hornblende.
Von der durch Reufs erwähnten Auflagerung des Thon-
schiefers auf dem Granite bei dem Borek 2 ) ist keine
Spur vorhanden. Ucber der Ebene südwestlich von der
Kapelle erhebt sich die IHawa, eine zum Theil bewaldete
. Sammlung nalurhist. Aufsätze, S. 12$.
?) a. * O. S. 121.
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189
Granitkuppc, deren Gestein durch drei kleine Brüche
aufgedeckt ist und verschiedene Abänderungen darbietef.
Auf der Höhe verliert 1 sich in einem der Brüche der
Glimmer fast ganz, der Fcldspath ist vorherrschend mit
sehr wenig blättrigem Bruche. Kaum fünfzig Schritte
davon zeigt der zweite Bruch Normalgranit. In dem
dritten findet sich der Granit fast nur aus Quarz und
äufserst wenig Glimmer zusammengesetzt; er gleicht in
diesem Zustande vollkommen den körnigen Quarzgestei-
nen aus dem Tepelthalc bei Marienbad ('S. 37) *). Süd-
lich begränzt die Ebene der St. Adalberts Kapelle (Pia-
nina hier genannt) ein zweiter, nicht eben bedeutender
Höhenrücken, die Raicz, an dessen südlichem Abhänge
das Dorf Nebilau selbst liegt. Kurz vor diesem letzte-
ren steht bereits Thon und Kiesclschiefer an. Ich fand
das Streichen der dünnen Schichten des ersteren Ge-
steins in einer tief eingeschnittcnen Schlucht, die sich
von dem nach Chwalenitz führenden Fahrwege bis an
das Nebilaucr Schlofs heranzieht, von hier an aber ihre
Richtung verändert und mit h. 9 streicht, oberhalb des
Schlosses h. 5, den Fallwinkel 65°; an einem anderen
Punkte derselben Schlucht näher dem Dorfe h. 3 — 4,
doch krümmten sich die quer die Schlucht durchsetzen-
den Schichten mannigfach uftd fielen mit 85° — 90°; an
einer dritten Stelle betrug das Streichen der Thonschie-
ferschichten ebenfalls b. 3 — 4; in Nebilau selbst h. 4,
der Fallwinkel 68°. • '
Unmittelbar vor dem äufsersten Hause des Dorfes
rechts für den, der von der Raicz hinabsteigt, wird der
an dieser Stelle h. 4 — 5 streichende und mit 80° fal-
lende Thonschiefer durch einen etwa 12 Fufs hohen und
1 ) Den von Rcufs an der fllawa S. 115 beschriebenen Syenit habe
ich nirgends bemerkt.
k- • •- * •» ' : : > 1
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190
8Fufs mächtigen Granifgang, welcher selbst in h. 11 streicht,
so durchbrochen, dafs die Bcgränzungsflächen scharf ge-
gen einander abschneiden. In der dieses Lagerungsver-
hältnifs darstellenden Figur 13 ist a der Granit des Ganges,
b der Thonschiefer. In dem ersteren waren kleine Bruch-
stücke vom Thonscliiefcr eingeschlossen, doch fand ich
an der unmittelbaren Scheide der beiden Gesteine weder
eine Spur eines Salbandes, noch eine Verwerfung der
Thonschieferschichten, noch sonst die mindeste Verände-
rung in der Masse der letzteren. Auf der linken Seite
der Dorfstrafse ist noch ein anderer, nur 4 — 5 Fufs
breiter, also schmälerer Granitgang vorhanden, dessen
Streichungslinie in der Richtung des vorigen liegt. Er
ist demnach wahrscheinlich nur die Fortsetzung dessel-
ben; selbst das Gestein in den beiden Gängen ist das-
selbe. Die Gränzen des linken Ganges schneiden gleich-
falls scharf gegen den Thonschiefer ab und sind nicht minder
genau zu beobachten; die Höhe dieses Ganges beträgt
nur etwa 3 Fufs. Geht man von ihm 15 Schritte weiter
fort, so trifft man auf derselben Seite einen anderen
Gang von 20 Schritt Mächtigkeit, so weit man densel-
ben nämlich verfolgen kann. Der Raum zwischen bei-
den Granitstreifen wird allein durch Thonschiefer erfüllt.
Ob der zweite Gang über die breite Dorfgasse weg-
setzt, ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln, weil die
zur Wegcverbesserung verwandten Granitbruchstücke
zu unrichtigen Folgerungen veranlassen könnten. Dage-
gen sieht man gerade über auf der rechten Seite an dem
Eingänge des dem Bauern Martin Czi wisch zugehöri-
gen Gehöftes mit Bestimmtheit den Granit an stehen,
welcher hier rechtwinklig die Streichungslinie in h. 5 des
dicht nebenbei anstehenden Thonschiefers durchsetzt und
sich weiter hin auch in dem Garten des Grundstückes
vorfindet. Ebenderselbe Granit zieht sich in einem
zweiten Arme in der Dorfgasse selbst eine Strecke pa-
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191
«
raJIel mit der Strcichungslinic des Thonschiefers fort und
hängt wahrscheinlich mit einer Partie desselben Gesteins
zusammen, die man unterhalb der Schenke an dem Wen-
zel Bendaschcn Hause gerade da vorfindet, wo sich die
Strafse in die Richtung des Dorfes Prussina hinwen-
det. Auch hier schneidet der Granit rechtwinklig und
scharf den in dein Wege unmittelbar nebenbei anstehen-
den und'h. 5 streichenden Thonschiefer ab. Noch ein
anderes, aber sehr unbedeutendes Vorkommen des Gra-
nits in der Dorfgasse ist unmittelbar oberhalb des vorhin
bereits erwähnten, von Nebilau nach Chwaienitz führen-
den Fahrweges vorhanden. Fig. 14 stellt die eben be-
schriebenen Lagerungsverhältnisse dar. In ihr bedeutet
a den in Fig. 13 bereits gezeichneten Granitgnng, b den
ersten, c den zweiten Gang links, d den Granit am Czi-
wischschen, e den am Bendaschen Hause, f ist das Gra-
iiilvorkommen am Chwalenitzer Fahrwege.
Einige hundert Schritte unterhalb Nebilau zeigt die
vorhin erwähnte Schlucht sehr merkwürdige Verhältnisse
an der Stelle, wo der Thonschiefer und der Granit
mit einander gränzen. Ich habe diese Verhältnisse in
Fig. 15 getreu nach der Natur abgebildet. Es erhebt
sich nämlich von der Sohle der Schlucht aus dem Thon-
schiefer ein sieben Fufs breiter granitischer Gang a , der
in seinem unteren Theile fast nur aus Quarz und Feld-
spath besteht, in seinem oberen aber zu reinem Nor-
malgranit wird. Der Gang steigt nicht gerade auf,
sondern wendet sich nach der Richtung schluchtaufwärts,
verengt sich in seinem oberen Theile und schliefst bei b
ein etwa J Fufs langes Thonschieferbruchstück ein. Die
Thonschiefermasse c abwärts von dem Gange ist an der
Sohle 30 Fufs lang; ihre Höhe, wie überhaupt die der
Felswand, an welcher die durch die Zeichnung dargcstelltcn
Verhältnisse zu beobachten sind, beträgt etwa 18 Fufs»
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192
I
das Streichen der Schichten in der Thonschiefennasse
habe ich nicht genau bestimmen können; Kieselschiefer
findet sich in derselben nicht. Unmittelbar zunächst der-
selben folgt mit schärfcster Begräuzung derächteste, grob-
körnige Normalgranit, der weiter noch in der ganzen Länge
der Schlucht bis zu ihrer Einmündung in das Thal
der Bradlawka bei Czizicz anhält. Die Gränze der
Thonschiefermassc schluchtabwärts gegen den Granit
steigt einige Fufs hoch mit 62° Neigung auf, geht dann
in die Horizontale über, so dafs der Granit deutlich und
zwar auf die Weise den Thonschiefer überlagert, dafs
drei Zacken des letzteren senkrecht in den Granit cin-
greifen, und wendet sich in ihrem oberen Theile in die
Richtung schluchtabwärts dergestalt, dafs der Thonschie-
fer den Granit wiederum überlagert. Zunächst dieser
Gränze beobachtete ich in dem Granit unzählige Bruch-
stücke vom Thonschiefer und zwar mit scharfer Gränze
gegen das erstere Gestein eingeschlossen; tiefer abwärts
in der Schlucht waren dergleichen Einschlüsse in dem
Granit nirgends vorhanden. Doch fand ich umgekehrt
in dem Thonschiefer der Sohle der Wand bei d Frag-
mente des Normalgranits von einigen Fufs Mächtigkeit,
welche tiefer in das feste Gestein eingriffen, ohne dafs ich
ihr Ende finden konnte. Vielleicht sind dieselben nur
Ausläufer des gröfseren Granitganges. Auch hier zeigt der
Thonschiefer, wenn gleich seine unmittelbare Bcgränzung
mit dem Granit auf das erwünschteste beobachtet werden
kann, keine Spur irgend einer Veränderung; er ist we-
der geglüht, noch zerbrochen. Ebenso wenig ist ein Sal-
band zwischen beiden Gesteinen vorhanden x ).
In
Ich habe die Schlucht, in welcher die eben beschriebenen Lage-
rn ngs Verhältnisse Vorkommen, von ihrem äufsersten Anfänge bis
Czizicz verfolgt und an keinem anderen Punkte die Berührung
von Granit und Thonschiefer aufgefunden. Es ist deshalb kein
Zweifel, dafs diese Stelle die nämliche ist, welche Rcufs (S.
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I
193
In der Weitererstreckung der Schlucht unterhalb
des Nebilauer Abdeckeretablissements bietet der Granit
grofse, plattenförmige Absonderungen von J — 1 Fufs
Mächtigkeit dar, die den Bach quer durchsetzen, mit h.
6 streichen und mit 75° fallen. Die Regelmäfsigkeit der
Erscheinung könnte verleiten , die Platten für wahre
Schichten zu halten, wenn nicht in geringer Entfernung
davon der durchaus ungeschichtete, gewöhnliche Granit
sich wiederum vorfände.
Zwischen Nebilau und dem in dem Bradlawkathale
liegenden Dorfe Przedenitz zieht sich ein ansehnlicher Hö-
henrücken hin, auf dem die weit sichtbare Kirche von Prus-
sina erbaut ist. Verfolgt man nun den Weg von Nebi-
lau über diesen Rücken, so findet sich überall der Gra-
nit anstehend und zwar theils dergestalt körnig, dafs
seine drei Gemengtheile deutlich unterschieden werden
können, theils aber auch von derselben quarzigen Na-
tur wie der an der Hlawa beschriebene. Auf der Höhe
selbst an der St. Trinitatis Kapelle und namentlich in dom
Fahrwege, der hart an dieser letzteren von der Prussi-
naer Kirche nach Borek führt, ist schon Thonschiefer
vorhanden, der hier wahrscheinlich von allen Seiten von dem
Granit umschlossen wird, denn man findet diesen sowohl
kaum 10 Schritte vor der Kapelle, als auch rechts von
derselben in einigen Steinbrüchen und endlich in der
Weitererstreckung des Weges nach Przedenitz überall
entblöfst. Doch läfst sich der unmittelbare Zusammen-
118 — 120) beschreibt, obwohl meine Darstellung wesentlich von
der von Reufs gegebenen abweicht. Den Grund der Verschie-
denheit dieser letzteren von den in der Natur vorhandenen Er-
scheinungen kaun ich mir um so weniger erklären, als man an
Ort und Stelle Gelegenheit hat, sich zu überzeugen, dafs äu fiere
Einwirkung, wie etwa Steinbruchsarbeiten, den noch jetzt engen
Hohlweg nicht verändert haben. Syenit, den Reufs angibt, ist
hier ebenso wenig, wi« an der Hlawa vorhanden (a. a. O,
S. 119).
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194
hang des Thonschiefers oder seine Unterbrechung mit
dem an der Prussinaer Kirche anstehenden nicht ermit-
teln. — Auf dem Abfalle des Höhenrückens nach der Brad-
lawka gelangt man in eine trockene, den Weg eine
Strecke weit begleitende und später mit demselben eich
wieder vereinigende Schlucht. In derselben wie in dem
Wege selbst trifft man abermals auf den Thonschiefer,
dessen Gränze mit dem Granit, wie bei dem Aufräumen
der Dammerde sich ergibt, senkrecht in die Tiefe setzt
und mit b. 11 — 12 streicht. Die Scheide liegt in dem
Fahrwege einige Schritt höhir, wie in der Schlucht; sie
schneidet die sehr constant mit h. 7 streichenden und
nach den auf verschiedenen Punkten gemachten Abnahmen
mit 55 ° fallenden Schichten des Thonschiefers scharf ab.
Das. letztere Gestein ist auch hier völlig unverändert und
umschliefst keine Fragmente vom Granit; ein Salband
ist nicht vorhanden. Der anstofsende Granit enthält viele
fast ganz zu Porcellanerde aufgelöste Feldspathkrystalle.
Die Breite des Thonschiefers an diesem Punkte des
Höhenrückens mag im Durchschnitte 100 bis 120 F. be-
tragen. Dann gelangt man wiederum auf Granit, der
anstehend bis an die Gränze des nach ihm folgenden
Thonschiefers verfolgt werden konnte; die Gränze des-
selben aber mit dem oberen Thonschiefer war nicht genau
zu beobachten. Mit Bestimmtheit liefs sich die Breite
dieses Granits, den ich in der Fig. 16 mit a bezeichnen
werde, nur auf 14 Fufs erkennen. Ihm folgt abermals
Thonschiefer (b), 18 Fufs mächtig, dessen Schichten in
b. 7 — 8 streichen und ebenfalls mit 55° fallen, dann
Granit (c) von sehr quarziger Natur mit wenig Glim-
mer, 2 Fufs mächtig; die Gränze des letzteren zeigte
45 ° Neigung. Unmittelbar nach diesem Granit wird 24 F.
breit Thonschiefer (e) beobachtet; und dann noch ein-
mal Granit (f) von 36 Fufs Stärke, welcher unmittelbar
da, wo die Schlucht in den Weg einmündet, noch eine
/
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I
195
Thonschieferschicht (g) von einem Fufs Mächtigkeit ein-
schliefst. Diese letztere Schicht streicht mit h. 12 — 1,
zeigt eine Neigung von 40° gegen den Horizont und
iäfst sich etwa 10 Fufs weit verfolgen. Man findet sie
nämlich noch in dem Granit des Weges selbst; überall
zeigt sich die Masse derselben, ebenso wie in den Streifen
b und e durchaus unverändert. Nach der Granitpartie
f gelangt man wieder auf den Thonschiefer.
Die Höhe der rechten Seite der Schlucht, an wel-
cher sich die eben beschriebenen, so überaus auffallen-
den Wechsel des Granits und Thouschiefers beobachten
lassen, beträgt 12 — 15 Fufs. Der Granit ist überall
und besonders in/ Normalgranit, so dafs kein Irrthum in
der Bestimmung des Gesteins staltfinden kann. Die
Gränzen desselben mit dem Thonschiefer, vorzugsweise
aber mit der eingekeilten Thonschieferschicht g sind un-
gemein scharf und deshalb vollkommen deutlich zu be-
obachten. Versteinerungen habe ich in dem letzteren
Gesteine weder hier, noch sonst in dem Uebergangsge-
birge der Gegend beobachtet. Auch die Schichtung war
in den wechselnden Thonschiefermassen sehr undeutlich*-
zu erkennen.
Verfolgt man den Abhang des Höhenrückens bis
völlig in das Thal der Bradlawka hinab, so wird man
nur vom Thonschiefer begleitet. Doch ist es sehr w ahr-
scheinlich, wenn Entblöfsungen ähnlich der Schlucht in
diesem unteren Theile des Abhanges vorhanden wären,
dafs noch mehrere solcher * Wechsel, wie die eben be-
schriebenen, sich vorfinden würden. Zu dieser Vermut
thung berechtigt die häufige Aenderung in der Farbe des ;
Erdbodens; bald ist dieser schwarz, bald roth oderweifs-
röthlich. Ebenso findet mau an einigen Stellen nur
Granitbruchstücke, an anderen nur Fragmente vom Thon-
schiefer. Erst in dem Thale der Bradlawka selbst trifft
man auf bestimmt anstehenden Granit. ... /
}
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196
Von dem Dorfe Przedenitz zieht sich längs dem
südlichen Abhänge des Prussinaer Berges ein Thal nach*
der Schäferei des Dorfes Nettonit* hinauf. Mitten an
dem Abhänge des südlichen Thalrandes zog vor etwa 60
Jahren ein Schäfer einen künstlichen Wassergraben, der
sich allmählig mehr in den festen Thonschieferfelsen ein-
schnitt und jetzt bereits stellenweise eine Tiefe von 40
bis 50 Fufs erlangt bat. Es ist dieselbe Schlucht, wel-
che Reufs *) erwähnt, ohne sie genauer untersucht zu
haben. Ihrer Entstehung erinnern sich ältere Bewohner
des Dorfes noch genau. Sie ist ein merkwürdiges Bei-
spiel der zerstörenden Kraft des Wassers, die bei der
Bildung der Schlucht nicht allein die weichen Schichten
des Thonschiefers zu corrodiren, sondern besonders den
Widerstand der so häufig mit dem Thonschiefer wech-
selnden Kieselschieferschichten zu überwinden hatte.
Noch jetzt nimmt die Schlucht von Jahr zu Jahr an
Tiefe und Breite zu. Ebenso schreitet sic allen hem-
menden Mafsregeln zum Trotz auch rückwärts nach der
Nettonitzer Schäferei hinauf fort. Gewöhnlich ist sie trok-
ken, doch sammeln sich in ihr bei eintretendem Regen
so ansehnliche Wassermassen, dafs in Przedenitz meh-
rere Male durch dieselben namhafter Schaden verursacht
wurde. Noch im vergangenen Jahre wurde die massiv
gebaute Mühle in dem Dorfe durch einen aus der
Schlucht sich ergiefsenden Wasserstrom weggerissen.
Verfolgt man die . Schlucht selbst von dem Dorfe aus,
' so trifft man in einiger Entfernung von demselben 1) auf
Thonschiefer, dessen Schichtung nicht deutlich zu beob-
achten war; die Schlucht war hier etwa 20, Schritte breit.
Weiter hinauf trifft man auf der linken Seite derselben
2) auf Granit, der einige Aehnlichkeit mit manchen Pho-
nolithen zeigt und sehr regelmäfsig zerklüftet ist, gerade
*) A. a. O. S. 122.
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197
*
\
■wie der Granit in der Nebilaner Schlacht, den ich vor-
hin beschrieb. Seine Mächtigkeit beträgt 25 Schritt; er
gränzt mit dem Thonschiefer tbalaufwärts in einer senk-
rechten Linie und scheint thalabwärts denselben zu über-
lagern. Doch läfst sich die Ueberlagerung mit Bestimmt-
heit nicht behaupten, weil das feste Gestein an dieser
Seite der Schlucht nur etwa 10 Fufs hoch hinaufreicht
und im Ganzen sehr verwittert ist* Namentlich ist der
Thonschiefer so zerklüftet, dafs man das Streichen seiner
Schichten nicht genau verfolgen kann. Der Granit setz t
hier auch auf die rechte Seite der Schlucht über. Nach
ihm folgt 3) Thonschiefer, in welchem ein granitähn-
liches Gestein gangförmig auftritt. 4) Dann Normalgra-
nit, 20— -25 Fufs hoch anstehend, von dem an dieser
Stelle eine Art Kante gebildet wird, jenseits welcher der
Granit mit dem Thonschiefer eine senkrechte, nach der
Sohle herabsetzende Gränze bildet (Fig. 17). Unmittel-
bar vor der Kante findet sich in dem Granit eine unten
nur 4, oben dagegen 8 Fufs breite Thonschiefermasse
cingeschlossen, die auf ihrer Scheide thalabwärts sichtbar
den Granit überlagert. Schichtung ist an ihr nur undeutlich
zu bemerken, da der Thonschiefer sehr verwittert und zer-
klüftet ist; doch ist auch der anstofsende Granit, obwohl
die Gränzen beider Gesteine sehr scharf zu verfolgen
sind, in aufgelöstem Zustande und zerfällt leicht zu gro-
bem Grufs. Die* Höhe der eingekeilten Thonschiefer-
masse beträgt 5 J Fufs; sie würde bedeutender ^ seyn,
wenn nicht herabfliefsendes Wasser eine kleine Schlucht
in dieselbe eingeschnitten und dadurch den oberen Theil
derselben hinweggenommen hätte. Die Streichungslinie
dieses Thonschiefers, dessen Schichten, wie mir schien,
die Richtung h. 2 zeigten, fand ich h. 6. Die Länge der
beiden granitischen Wände der Kante von der** ein ge-
keilten Masse bis zu der oberen Gränze mit dem Thou-
„ schiefer betrug. 15 Schritte* 5) Thonschiefer, 6) Granit.
/
*
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198
Die Lagerungsverhältnisse dieses Granits waren nicht zu
beobachten; ein Tbeil desselben bestand aus Normal-
granit, ein anderer aus einem feinkörnigen, fast dichten
Feldspathgestein mit äufserst wenig grünlich grauem Glim-
mer und noch weniger Quarz. In der letzteren Abänderung
sieht man den Granit der Gegend häufiger; so in Nebi-
lau selbst, auf dem Wege von dem letzteren Dorfe nach
Przedeniiz und in dem gröfsten Theile der in der Net-
tonitzer Schlucht vorhandenen Gänge. 7) Thonschiefer,
8) Granit, in dem ich keinen Glimmer oder Quarz vor«
fand; das Gestein bestand also nur aus einem feinkörni-
gen, beinahe dichten Feldspath von lichtegrauer Farbe,
in dem sich hellere Krystalle desselben, ähnlich denen
im Phonolithe, ausscheiden an anderen Stellen war der
Feldspath bräunlich. >9) Thonschiefer, dessen Schichten
sehr steil fielen und das Streichen in h. 4 zeigten. 10)
An der rechten Wand der Schlucht tritt abermals eine
kleine, 5 Fu£s breite und 10 Fu£s hohe granitische Masse
in dem Thonschiefer auf, die an beiden Seiten scharf
und senkrecht die dunkelen, mit h. 4 auf sie zustreichen-
den Schichten des Thonschiefers abschneidet; letztere
fallen mit 75 — 8ü p und zeigen sich zunächst dem Gra-
nitgange weder in ihrem Streichen, noch in ihrem Falle,
am wenigsten aber in der Beschaffenheit ihrer Masse ver-
ändert. Der Thonschiefer ist sehr kieseliger Natur und
zuweilen reiner, schwarzer Kieselschiefer. Ueberhaupt
sieht man den Granit, obwohl derselbe hier so häufig in
dem Thonschiefer vorhanden ist, niemals lagerweise zwischen
den Schichten dieses Gesteins auftreten ; überall erhebt er
sich gangförmig an den Wänden der Schlucht von der
Sohle bis zu dem oberen Rande derselben empor. 11) Noch
höher in der Schlucht an deren rechten Seite beobachtet
man die in der Fig. 18 abgebildeten interessanten Verhält-
nisse. In dieser bezeichnet a einen Granitgang, der ziemlich
senkrecht in dem Thonschiefer aufsetzt, in seinem oberen
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V
199
Theile breiter, wie in dem unteren ist und zunächst der
Sohle durch Gerölle bedeckt wird. Ihm zunächst thalab-
wärts tritt eine formlose, granitische Masse auf, welche
von dem Thonschiefer auf das deutlichste, sowohl unter
als überlagert wird. Die Bedeckung durch den letzteren
läfst sich auf 30 — 40, die Unterlagerung dagegen auf
20 Fufs verfolgen, cc bedeuten in der Granitmasse ein-
geschlossene Thonschieferfragmente. Der Granit selbst
besteht auch hier aus einem dichten oder feinkörnigen,
lichtegrauen und bräunlichen Feldspathe, in dem hin und
wieder Spuren eines blättrigen Bruches bemerkt werden.
Glimmer ist in demselben äufserst selten vorhanden
deutlichen Quarz habe ich gar nicht gefunden. Der
Thonschiefer dagegen ist sehr kieselreich und enthält an
mehreren Stellen Schichten von schwarzem Kieselschiefer
zwischen sich eingeschlossen; die Schichten beider Ge-
steine stehen fast auf dem Kopfe und greifen in dieser
Lage bei d und namentlich zackenförmig bei e in den
Granit ein; ihre Gränze mit demselben ist bestimmt und
sehr scharf zu beobachten; der Zusammenhang dagegen des
Ganges mit der Granitmasse wird durch das Gerölle ver-
deckt. Doch scheint es wirklich, als wenn an einigen
Stellen der Kieselschiefer in den Granit überginge. Nicht
weit entfernt von den eben beschriebenen Erscheinun-
gen rücken :die senkrecht abstürzenden Wände der
Schlucht so nahe an einander, dafs es dem Beobachter
unmöglich wird, die letztere weiter hinauf zu verfolgen.
Man sieht sich genöthigt umzukehren und oberhalb der
Enge in die Schlucht hinabzusteigen, um die Untersu-
chung derselben fortzusetzen. Doch findet sich noch
unmittelbar vor der Enge selbst an einem vorspringen-
den Felsen der linken Seite der Schlucht 12) ein inter-
essantes Auftreten des Granits, das durch Fig. 19 * und ß »
dargestellt wird. * bedeutet die thalabwärts, ß die thal-
aufwärts liegende Seite des Vorsprunges. An der ersten
e
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, 200
bemerkt man sehr deutlich, wie eine Granitmasse a gang-
förmig sich au9 der Sohle der Schlucht erhebt und nach der
Höhe zu an Breite zunimmt Dadurch schneidet sie die auf
gerichteten, beinahe senkrecht stehenden und sehr regel-
mäfsig h. 3 — 4 streichenden Schichten des Thon und
Kieselschiefers scharf ab und legt sich sogar auf der
thalabwärts gewendeten Seite über dieselben hinweg. Die
Ecke selbst besteht nur aus reinem Kieselschiefer, r Wei-
ter hinauf an der thalaufwärts gelegenen Seite des Vor-
sprungs sieht man die über denselben sich hinwegzie-
bende Fortsetzung des Ganges in einem senkrecht aus
der Sohle bis an den oberen Rand der Schlucht sich
erhebenden und in fi dargestellten Granitstreifen. > ■ Die
Figur zeigt, dafs hier keine Ueberlagerung des Thon
lind Kieselschiefers, wie an der Wand « statt findet.
Beide Gesteine schneiden vielmehr bestimmt gegen den Gra-
nit ab, obwohl der letzte kein Normalgranit, sondern eben-
falls nur ein feinkörniges Feldspathgestein mit vielem, aber
sehr fein ein gesprengtem, dunkellauchgrünem oder raben-
schwarzem Glimmer ist; nirgends zeigt sich zwischen dem
Gesteine des Ganges und seinem Nebengestein ein Ue-
bergang, weder in der Farbe (der Feldspath ist fleisch-
roth oder röthlich weifs, der Thonschiefer graulichschwarz),
noch in der Textur (der Thonschiefer ist sehr deutlich
schiefrig); ebenso wenig aber auch eine Veränderung des
unmittelbar an den Gang angränzenden Thonschiefers
oder eine Zerrüttung der Schichtungsverhältnisse desletz-
, teren. Auf der rechten Seite der Schlucht, dem Vor-
sprunge gerade gegenüber, findet sich gleichfalb Granit, aber
nicht unter deutlich zu erkennenden Lagerungsverhält-
nissen anstehend. Oberhalb der Enge setzt 13) der
Thonschiefer eine Strecke fort; dann tritt noch einmal
14) Granit in den merkwürdigen Verhältnissen auf,
die durch Figur 20 dargestellt werden. Der Thonschie-
fer bildet hier abermals eine Ecke und zwar an der lin-
f
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201
ken Seite der Schlucht. Auf der thalabwärts liegenden
Wand * der Ecke beobachtet man eine mächtige, in dem
Thonschiefer eingelagerte Granitmasse a, die sich kup-
penförmig, obwohl nicht bedeutend, noch über dem obe-
ren Rande der Schlucht erhebt. Ihre Masse besteht
ebenfalls aus einem fast reinen, doch mehr dichten Feld-
spathe von üeischrother Farbe und fällt durch den häufig
in ihr, aber sehr fein eingesprengten dunkellauchgrünen
Glimmer in das grünliche. Die Gränze des Granits ge-
gen den Thonschiefer neigt sich unter verschiedenen
Winkeln, wie die Figur zeigt; zwischen b und c steigt
sie unter 45° auf; von d nach e ist sie fast senkrecht.
Die Linie fg bildet die Kante des Vorsprungs und be-
steht theils aus Granit, thcils aus dem die Masse a so-
wohl unter, als theilweise auch überlagernden Thon-
schiefer, dessen Schichten hier h. 3 — 4 streichen. Die
Betrachtung der Figur bietet weiter bei li drei isolirte, in
dem letzteren Gestein eingeschlossene Granitpartien dar,
deren Zusammenhang mit der gröfseren Masse nicht deut-
lich erkannt werden konnte, doch scheint die am weite-
sten rechts gelegene nur ein Ausläufer von a zu seyn;
i bedeutet Gerölle. Der Thonschiefer enthält viel Eisen-
oxydhydrat und wird dadurch stellenweise und nament-
lich zunächst der Kante fg gelblich gefärbt. Die thai-
aufwärts gelegene Wand ß des Felsvorsprunges zeigt
die durch denselben fortsetzende Granitmasse in einem
gangförmigen Streifen desselben Gesteins welcher in seinem
unteren Theile senkrecht aus der Sohle der Schlucht sich
erhebt, nach dem oberen Rande der Schlucht aber breiter
wird und also über die Köpfe der Thonschieferschichten
weggreift. Auch hier enthält der jenseits der oberen
Gränze des Ganges auftretende Thonschiefer sehr viel
Kieselschieferschichten, die besonders häufig indefs auf der
rechten Seite der Schlucht in dem einspringenden, der
Ecke gegenüberliegenden Winkel der Felswand zu bc-
202
\
t
obachten sind. Zwischen b and c ist die Scheide des
Granits und des angrenzenden Thonschiefers ungemein
deutlich und scharf zu verfolgen; sie zeigt, wie an allen
übrigen bis jetzt beobachteten Gränzen des Granits und
Thonschiefers, nicht die mindeste Veränderung des letz-
teren. Eine solche Erfahrung aber, ferner der unzerrüttete
Zustand der dünnen, schiefrigen Blätter des Thonschie-
fers, endlich das durchaus regelmäfsige, sich gleichblei-
bende Streichen derselben, der Thonschiefer möge senk-
recht von den Granitgängen durchsetzt werden oder die
Granitmassen über oder unterlagern, wie z. B. in der
Wand et der Figur 20, wo derselbe bei i und k in den Gra-
nit a hineingreift, der Granit selbst dagegen bei l in ei-
ner scharfen Ecke in den Thonschiefer hineintritt, möchte
einiges Bedenken gegen die unbedingte Annahme der
Richtigkeit der Vorstellung, dafs die in der Nettonitzer
Schlucht' und überhaupt bei Nebilau * im Thonschiefer
ouftretenden Granitgänge einst flüssige, das Uebergangs-
gebirge durchbrechende Strahlen gröfserer emporgehobe-
ner Massen gleicher Beschaffenheit gewesen wären, er-
wecken; wenngleich von der anderen Seite das beständig
gangförmige Auftreten des Granits wesentlich für eine
abnorme Entstehungsweise desselben spricht. Auffallend
ferner ist das im Ganzen sehr gleichbleibende Niveau des
oberen Randes der Thalschlucht,' so oft man auch den
Wechsel von Gesteinen so verschiedener Natur, wie den
des Granits ' und des Thonschiefers antrifft. Doch mu£s
ein solches hier weit weniger befremden, als das vollkommen
sich gleichbleibende Niveau auf dem Altendorfer Plateau
in Sachsen (S. 153), wenn man die dortige, senkrecht in
die Tiefe hinabsetzende Gränze des Granits und Sand-
steins überschreitet, weil die Nettonitzer Schlucht auf
dem Abhänge eines nicht unansehnlichen Thaies einge-
schnitten ist und durch diese Oertlichkeit der Schlucht
allerdings ein gleichförmiges Zerstören des Ausgehenden
Digilized
203
j
der Granite und Tbonscbiefer hervorgebracht seyn kann.
Die unmittelbar der vorhin beschriebenen Ecke gegen«
überstehende Wand des rechten Thalgehänges zeigt eben-
falls zwei Granitpartien, deren Zusammenhang mit der
an der Ecke selbst befindlichen zwar nicht bestimmt zu
verfolgen ist, wohl aber mit grofser Wahrscheinlichkeit
sich voraussetzen läfst (Fig. 20, y). Die eine dieser bei-
den Granitmassen wird vom Thonschiefer bedeckt, reicht
also nicht bis an den oberen Thalrand selbst hinan, die
gröfsere b dagegen erhebt sich kuppenförmig über dem
Thalrande. Auch hier ist zwischen dein Thonschiefer
t
und dem Granit nicht die mindeste Spur eines Ueber-
gangs zu sehen; die Farbe scheidet beide Gesteine auf
das kenntlichste. 15) Der Thonschiefer hält nun bis zum
Anfänge der Schlucht, und zwar bis auf einige hundert
Schritt Entfernung von der Nettonitzer Schäferei an. Es
enthält hier überall Kieselschieferschichten. Beide Ge-
steine streichen gemeinschaftlich sehr deutlich in h. 4
und fallen 80 — 85 °. Nahe dem Eingänge der Schlucht
findet man im grauen Thonschiefer eiugelagert eine milch -
und gelblichweifse Masse eines losen, weichen Gesteins
von mehreren Fufs Mächtigkeit, und einer grofsen
Aehnlichkeit mit Porcellanthon. Sie ist ohne Zweifel, wie
bereits S. 94 erwähnt wurde, nur ein Product der
Verwitterung des Thonschiefers und wird nicht benutzt.
Auf dem Abhange des Prussinaer Berges nach Ne-
bilau und namentlich auf dem Wege, der von dem letz-
teren Dorfe nach der Nettonitzer Schäferei führt, findet
man nur den Thonschiefer anstehend; auf der Höhe selbst
aber zunächst der Kirche granitisches Gestein, das viel
Ouarz, dagegen wenig Glimmer und noch weniger Feld-
spath enthält *). Oestlich von Nebilau bis nach Chwa-
1 ) Nirgends liemcrklc ich hier, ebenso wenig wie an einem anderen
Punkte hei Nebilau, das Vorhandensevn der Hornblende in dem
Granit; die Keldspathgcstcine können also nicht für Syenit gelten,
wie ich schon einmal gegen llculs bemerkte (a. a. O. S. 123).
204
lenitz sah ich keine Spur des Granits, überall nur Thon-
schiefer, der in Chwalenitz selbst mit Kieselschiefer
wechselt x ), dagegen fand ich den Granit noch in der
Nähe der Budweifs- Pilsener Chaussee, zunächst dem
Wege, der von Nebilau nach Sedlecz führt
Auf dem Wege von Pilsen über Kottaro w und
Czernitz nach Stienowitz, einem an der Bradlawka und
zugleich an dem westlichen, nach diesem Flusse ab-
fallenden Absturze des Lossinaer granitischen Höhenzu-
ges gelegenen Dorfe sieht man nur den Thonschiefer an-
stehend. Diefs ist auch der Fall, so weit man von Stie-
nowitz Über Hradischt das rechte Ufer der Bradlawka
und weiter hin der Radbuza nach ihrer Vereinigung
mit der « Bradlawka bis zur Brücke über die Rad-
buza bei Daudlowitz verfolgt Man beobachtet den
* Thonschiefer noch weiter nördlich auf dem rechten Rad-
buzaufer bis Pilsen selbst in den tiefen Fahrgeleisen. Nur
unterhalb Czernitz zeigt sich zwischen den Schichten des
Thonschiefers Kalkstein eingelagert, auf den gebrochen
wird. Beide Gesteine streichen h. 2 und fallen mit 75°.
Auf dem von Radobschitz, einem oberhalb Czernitz
an der Radbuza gelegenen Dorfe, in welchem noch der
Thonschiefer in hohen Wänden ansteht, nach Stienowitz
führenden Fufswege übersteigt man einen Höhenrücken,
der sowohl östlich von der Hradina, wie südlich von den
granitischen Höhen zwischen Stienowitz und Lossina
durch breite Thäler getrennt wird. • An seinem nördli-
chen Abhange zieht sich zunächst einem aufgerichteten
Kreutze eine tief eingeschnittene Schlucht nach dem
Flusse hinab; in ihr scheinen die Schichten des Thon-
schiefers auf dem Kopfe zu stehen. An der mitternächt-
lichen Wand der Schlucht, 'da wo eine 15 Fufs hohe
Granitmasse a (Fig. 21) in dem Thonschiefcr sich erbebt,
*) Dasselbe erwähnte Reufs; a. a. O. S, 109.
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205
findet man diese Schichten in einem sehr zerrütteten und
verworrenen Zustande, doch läfst sich nicht annehmen,
dafs derselbe durch eine mechanisch einwirkende Kraft des
Granits hervorgebracht sey, weil man noch einmal einen
ganz ähnlichen an dem Anfänge der Schlucht, wo die
Schichten kenntlich h. 2 streichen, entfernter also von
dem Granitgange beobachtet. Ohne Zweifel hängt die
ebenerwähnte, aus einem sehr deutlichen, dichten, fleisch-
rothen Feldspath bestehende Granitmasse, welche durch
die Anwesenheit von grünem, fein eingesprengtem Glim-
mer zu einem grünlich und röthlichgrauen Gestein wird,
mit einer zweiten b zusammen, die man höher nach
dem Rande der Schlucht hinauf unmittelbar über ihr be-
merkt, doch ist der Zusammenhang beider durch Geröllc
verdeckt. Auf der Höhe dagegen des nördlichen Schlucht-
randes nach dem Pilsener Fufssteige hin läfst sich der
Granit 40 Schritt weit und zwar hier bedeutend mächti-
ger als in der Tiefe beobachten. Namentlich findet die
gröfsere Ausdehnung nach der Richtung des Anfanges
der Schlucht statt, während auf der linken Gränze (thal-
abwärts) die Scheide des Granits- gegen den Thonschie-
fer ziemlich mit gleichem Streichen bis auf die Höhe
verfolgt werden kann. Aus der gröfseren Mächtigkeit
des Granits in der Höhe läfst sich auch hier folgern, dafs
derselbe über die aufgerichteten Thonschieferschichten
sich hinweggelagert; im Ganzen scheint die Streichungs-
linie des Ganges b. 3. Die Schlucht wird an der
Stelle, wo der Granit emportritt, von -der Bradlawka
durch einen schmalen Thonschieferrücken getrennt. Auf
dem oberen Theile dieses Rückens wird noch der vorhin
beschriebene Granit bemerkt, der sich, wie man von dem
entgegengesetzten niedrigen Ufer des Flusses überzeugt
werden kann, an der das rechte Ufer begränzenden
steilen Felswand* nach ihrem Fufse hinabzieht; doch
gestatten hohe Haufen von Gerölle den Granit nicht
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206
weiter wie bis etwa gegen die Mitte der Felswand hin
zu verfolgen. Es ist indefs deutlich erkennbar, dal’s die
Mächtigkeit desselben an dem oberen Rande der Wand
gröfser wie nach der Tiefe ist; der Granit mufs deshalb
an dieser Stelle gleichfalls über den Thonschiefer hinweg-
greifen.
Auf dem linken Ufer der Bradlawka, etwas mehr
stromabwärts und zwar an einem Fufswege, der von den
längs dem Ufer gelegenen Wiesen nach dem Dorfe Au-
toschitz hinaufführt, linden sich noch kleine Granitbrüche,
deren Gestein abermals aus einem feinkörnigen Feldspathe
mit vielen eingesprengten schwarzen Punkten von unbe-
stimmbarer Natur besteht. Diefs Vorkommen veranlafste
mich, an das Ufer der Bradlawka selbst hinabzugehen, um
eine weitere Fortsetzung des Granits an den steilen Wänden
des Ufers zu entdecken. Wirklich fand ich hier einen Granit-
gang, der sich senkrecht aus der Sohle des Thaies gerade
über dem nördlichsten, an dem rechten Ufer beobachte-
ten Gange erhebt und aus ganz gleichem Gesteine be-
steht. Links und rechts von demselben stand Thonschiefer
an, dessen Gränzen mit dem Granite zwar nicht deutlich zu
beobachten waren, doch zeigte die Streichungslinie seiner
Schichten (h. 6) an der rechten Seite des Ganges , dafs
dieser die Schichten abschneidet. Die linke Seite
(stromabwärts) ergab eine gröfsere Mächtigkeit des Gra-
nits auf der Höhe, wie in der Sohle des Thaies. Es
folgt aus dieser Beobachtung wie vorhin, dafs der Granit
die unmittelbar unter ihm liegenden dünnen Thonschiefer-
schichten überdeckt. Sonst findet sich nirgends an den
schroff gegen das Flufsbett abfallenden Thonschieferwän-
den, weder unterhalb dieses Punktes nach Radobschitz
hin, noch oberhalb bis in die Nähe von Stienowitz ir-
gend eine Spur eines Granitganges.
Wird die Höhe des Rückens von dem Kreutze aus
erstiegen, so trifft man vorzugsweise denselben Thon-
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207
schiefer anstehend, der in Hornstein tibergeht; diefs ist
auch an dem südlichen Abhange gegen Stienowitz der
Fall. Nur an einer einzigen Stelle dieses Abhanges sah
ich in der Nähe des deutlichsten Thonschiefers ein. mür-
bes Feldspathgeslein, in dem kein Glimmer oder Quarz
vorhanden war. Bas Lagerungsverhältnifs beider Ge-
steine gegeneinander liefs sich nicht ermitteln* Die öst-
lichste gegen das Thal vor der Hradina abfallende Kuppe
des Höhenrückens, um welche sich der Fahrweg von
Stienowitz nach Pilsen herumzieht, besteht aus einer
grünsteinähnlichen Masse. Dagegen fast unmittelbar vor
Stienowitz selbst findet man zunächst dem Pilsener
Fufssteige einen kleinen Steinbruch von sehr gerin-
ger Höhe, in dem früher auf Granit gebrochen wurde.
Das Gestein des Bruches besteht zum Theil aus einem
dichten, wenig kristallinischen, dunkelgrauen Feldspath,
in welchem sich hellere kristallinische Partikeln aus-
scheiden. Die Lagerungsverhältnisse desselben gegen den
Thonschiefer, von welchem der Granit auf der linken
Seite des Bruches 5 — 6 Fufs hoch sehr deutlich über-
lagert wird, zeigt Fig. 22. Weiter nach der Mitte er-
hebt sich der Granit schroffer gegen den oberen Rand
des Bruches. Die Höhe dieses letzteren beträgt 8 Fufs.
Der Thonschiefer in ihm ist wenig frisch, weil er ganz
nahe der Oberfläche des Bodens liegt; ein solcher Zustand
erlaubt zugleich keine bestimmte Entscheidung, ob bei a,
wie es schien, wirklich ein, zackenförmiges Eingreifen des
Granits in den Thonschiefer vorhanden ist. Ebenso ver-
hinderte derselbe Zustand y ein deutliches Erkennen des
Streichens und Fallens der Thonschieferschichten.
In Stienowitz selbst steht deutlicher, frischer Nor-
malgranit an; aus demselben Gesteine besteht der ganze
Höhenzug x ) zwischen diesem Dorfe und dem schon auf
1 ) Ich habe mich vergeblich bemüht, von den Einwohnern der um-
liegenden Dörfer den Namen des ansehnlichen, gegen Stienowita
*
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208
der Ebene der St. Adalbertskapelle liegenden beiden
Vorwerken, dem Stienowitzer und Nebilauer Borek. Von
einer Ueberlagerung des Granits durch den Thonschie-
fer, wie eine solche von Reufs behauptet wird, ist,
wie bereits erwähnt, nirgends eine Spur zu sehen.
Verfolgt man im Dorfe Stienowitz selbst das Bäch-
lein, das von Osten herkoinmt und auf seiner nördlichen
Seite durch hohe, schroffe, granitische Wände begränzt
wird, so findet man an denselben eiuen merkwürdigen
Wechsel von Normalgranit und von dichtem Feldspath-
gestein, auf welches gern gebrochen wird, weil dieCobärenz
desselben im Allgemeinen gröfser, als die des Normal-
granits ist. An anderen Stellen wird der Normalgranit
wie von Schnüren eines feinkörnigeren, weit härteren
Granits oder des dichteren Feldspathgesteins selbst in
unzähliger Menge und durchschnittlich 2 — 3 Zoll Mäch-
tigkeit durch schwärmt. Durch ihre regellose Richtung
schliefsen diese Schnüre zuweilen Massen vom Normal-
granit völlig ein; an anderen Stellen und besonders da,
wo die Schnüre mächtiger werden, gleicht das Gestein
derselben auffallend dem Granit in den Gängen der
Net-
abfallenden und das östliche Ende des Lossinaer Höhenzuges bil-
denden Berges zu erfahren. Man nannte ihn mir Na Wrchu, was
für einen der Slawischen Sprachen Unkundigen allerdings wie der
Name eines Berges klingt, nichts weiter aber, als auf dem Berge
bedeutet. So können mehrere von Reufs in diesem und seinen
anderen Werken mitgetheilten Namen leicht zu Täuschungen Ver-
anlassung geben. Es bedeutet nämlich bor (a. a. O. S. 56,) im
Böhmischen, wie in den übrigen slavischen Sprachen ganz im All-
gemeinen nur den Wald, hora jeden Berg (S. 141), htirka (S. 67)
einen niedrigen Berg, ein Berglein, Skala einen Felsen, welka
Skala (S. 143) einen grofsen, dlauha Skala (S. 94) einen langen
Felsen u. s. w., lauter Benennungen, die Reufs bestimmten Ho-
hen und Punkten beilegt, während dieselben doch für nichts wei-
ter, wie für allgemeine, aus den beschränkten topographischen Kennt-
nissen der nächsten Umwohner berrorgegangene Bezeichnungen
gehen können.
») A. a. O. S. 121.
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209
Nettonitzer Schlacht. Im Uebrigeü ergibt die Art und
Weise des Auftretens der Gangschnüre vollkommen, dafs
sie mit den übrigen Graniten gleichzeitiger Entstehung
seyn müssen. Man findet dieselben nämlich sehr häufig
an beiden Enden auskeilend. Durch ihre gröfsere Fes^
tigkeit sind sie weniger der Verwitterung unterworfen,
wie der umgebende Normalgranit; deshalb sieht man sie
überall an den Wänden desselben erhaben hervorragend \
namentlich ist diefs in einer Seitenschlucht der Fall, die
oberhalb des Dorfes in dem Thale des Baches mündet.
Ich habe bereits vorhin erwähnt, dafs der Thon^
schiefer längs dem Ufer der Bradlawka von Radobschitz
bis in die Nähe von Stienowitz verfolgt werden kann.
Auch noch bei dem letzteren Dorfe selbst zeigt sich der
Flufs tief in dem Thonschiefer cingeschnitten, dessen
Wände an vielen Stellen senkrecht gegen dieBradlawka
abfallen und von derselben so unmittelbar bespült wer-
den, dafs es dem Beobachter versagt ist, über die Be-
schaffenheit der Wände und der etwa an ihnen auf tref*
tenden Granitmassen bestimmte Erfahrungen einzusant*
mein. Namentlich gelang mir diefs nicht auf dem linken
Ufer des Flusses kurz vor Stienowitz, wo ich auf der
Höhe des Uferrandes ganz in der Nähe , des mit h. 4
und 4,5 streichenden Thonschiefers noch eine aus dichtem
Feldspath uud Quarz bestehende, dem Normalgranit
aber ähnliche Masse vorfand, deren weiteres Erstrecken
nach der Tiefe zu verfolgen ganz unmöglich war. Geht
man dagegen oberhalb des Dorfes die Bradlawka und Zwar
auf deren rechten Uferseite hinauf, so findet sich bald
hinter demselben und zwar da, wo der Flufs eine
Wendung macht, dicht neben einem Wehre eine Fels-
wand, die aus einem gelblich grauen, dichten Feldspathe
mit wenig deutlich ausgeschiedenem Quarz besteht* Un-
mittelbar neben diesem Gesteine steht aber auch schon
der Normalgranit an, nach welchem man noch etwas, aber
14
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210
«ehr unbedeutend mehr stromaufwärts auf deutlichen, mit
h. 3 bis 4 (Fall 65°) geschichteten Thonschiefer stöfst,
dessen Lagen zum Theil aus einer sehr quarzreichen,
kieselschiefrigen Masse bestehen. Nur auf eine kurze
Erstreckung (180 Schritte) hält der Thonschiefer an.
Man gelangt zum zweiten Male auf Granit, der bis Prze-
denitz selbst, bis so weit ich den Lauf des Flusses ver-
folgte, auf dessen rechtem Ufer überall fortsetzt. Die un-
mittelbare Gränze des Thonschiefers gegen den Granit
liefs sich nicht genau beobachten. Bei Czizicz fand ich den
letzteren an einigen Stellen vollkommen von der Natur
des in den Nettonitzer Gängen beobachteten Gesteins.
An der Neumühle unterhalb Przedenitz ist in einer
Schlucht eiu gangförmiges Vorkommen eines kleinkörni-
gen Granits vorhanden, an welchem sich eine höchst re-
gelinäfsige Zerklüftung parallel den Seitenflächen des
Ganges beobachten liess.
Geht manbeiStienowitz überdas Wehrauf das ÜnkeUfer
der Bradlawka, so trifft man gerade über der Stelle, wo auf
der rechten Seite noch der Granit anstand, auf Thonschiefer
in mächtigen Massen, doch ohne deutliche Schichtung
und sehr kieselschiefriger Natur. Bald aber zeigt sich
wiederum Granit, dessen unmittelbare Begränzung mit
dem Thonschiefer in dem Thale selbst nicht zu beob-
achten war. Ersteigt man innerhalb des Granitgebietes
den hohen Thalrand und verfolgt auf der Höhe den von
Stienowitz nach der Neumühle führenden Waldweg, so
findet sich bald in einer ziemlich unbedeutenden Erhebung
des Bodens zwischen zwei Armen des Weges, in welche
sich derselbe spaltet, die Gränze des Thonschiefers und
des Granits und zwar auf eine so deutliche Weise, dafs
man beide Gesteine mit der ausgespannten Hand fassen
kann. Die Gränze erhebt sich aus der Sohle des We-
ges unter einem Winkel von 20 — 25°, läfst sich 6Fufs
weit in einer Ueberlagcrung des Thonschiefers durch
*
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211
den Granit verfolgen und steigt dann noch 4 Fufs hoch
senkrecht hinauf. So unbedeutend an sich die Erstrek-
kung ist, in welcher die Scheide beider Gesteine zu be-
obachten ist, so wird dennoch das Auffinden derselben
dem Untersuchenden wegen der ungemeinen Klarheit,
mit welcher die Gränzverhältnisse hier auftreten, werth.
Der Granit ist auf der Höhe, wie in der Thalsohle, Nor-
malgranit; die Blätter des Thonschiefers schienen mit
h. 3 zu streichen und standen fast senkrecht unter dem
Granit. Mit ziemlicher Bestimmtheit läfst sich behaup-
ten, dafs die obere und untere Gränze beider Gesteine
in einer und derselben senkrechten Linie liegt, die zu-
gleich ganz sonderbarer Weise durch eine scharfe Schei-
dung von Laub und Nadelholz angedeutet wird. Nach
dem Granit folgt SO Schritt weit Thonschiefer, dann end-
lich wieder Granit von der Art des Nettonitzer. Der
Feldspathgehalt des letzteren war sehr zu Porcellanerde
verwittert. Ob dieser Granit in die Tiefe hinabsetzt und
das fernere Gehänge des Flusses allein bildet, habe ich
nicht genau ermittelt, doch fand ich an dem Stege über
die Bradlawka, Przedenitz gegenüber, Thonschiefer an-
stehend.
Auf dem linken Bradlawkaufer von Stienowitz bis
Autoschitz und weiter westlich bis an die Radbuza bei
Littitz ist nur Thonschiefer anzutreffen, den ich bis an
die schöne, neue Brücke über die Radbuza, eine halbe
Stunde unterhalb Littitz verfolgen konnte. Auf dem
rechten Ufer sah ich den Granit nur noch einmal und
zwar auf der zum Theil noch vom Thonschiefer (in ei-
ner Schlucht an dem südlichen Abhange betrug das Fal-
len der Schichten desselben 45°, das Streichen h.2) ge-
bildeten Höhe zwischen dem S. 204 erwähnten Kreutze
und Radobschitz. Der Granit war hier durch einen
Bruch aufgedeckt, ohne dafs sich bestimmte Lagerungs-
Verhältnisse hätten beobachten lassen; jener bestand aus
s
*
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212
einer dichten, rölhlichen Feldspatbmasse mit, wenn auch
nicht so deutlich, wie im Porphyr, ausgeschiedenen Krystai-
ien des Feldspaths und sehr wenig und fein eingesprengtem
Glimmer. Der Quarz sonderte sich seltener, dann aber
in Ausscheidungen von Nufsgröfse ab.
Ich habe noch zu erwähnen, dafs die inFig. 16 ge-
gebene bildliche Darstellung der Lagerungsverhältnisse
auf der Höhe von Przedenitz dieselbe ist, die von Herrn
Prof. Weifs in der Versammlung der Naturforscher zu
Stuttgart im Herbste 1834 vorgelegt wurde. Der Graf
Sternberg bemerkte bei dieser Gelegenheit, dafs ähn-
liche Erscheinungen häufiger in Böhmen vorhanden
wären *).
*) Leonhard Jahrb. 1835, S. 48.
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213
V
UL
Bemerkungen.
In der nächsten Umgegend von Eger findet sich
überall ein schiefriges Gestein anstehend, das von den
Beobachtern entweder Glimmerschiefer oder Thonschiefer
genannt wird. Auf dem linken Ufer des Flusses Eger
ist dasselbe wirklich ein Mittelding zwischen den beiden
eben genannten Gebirgsarten, zeigt den Glirainergehalt
(der Glimmer geht aus dem silberweifsen durch das tom-
bakbraune bis in das dunkelbraune über) noch sehr
deutlich und in seiner schiefrigen Textur zunächst den
äufsersten Häusern der Stadt ein Streichen mit h. 5,5.
An anderen Stellen sind die Schichten des Gesteins wel-
lenförmig gebogen, bestehen aus abwechselnden Lagen
von Ouarz und Glimmer und werden häufig durch 3
bis \ u mächtige gangartige Schnüre eines reinen, weifsen
Quarzes in allen Richtungen durchzogen. Dasselbe Ge-
stein zieht sich stromaufwärts auf dem linken Ufer der
Eger über Pürk, Markhausen, Egerisch Fischern bis in
die Gegend des Schlosses von Hohenberg, wo ich noch
auf dem rechten Ufer an dem hoben Abfalle gegen den
Flufs und zwar in geringer Entfernung unterhalb Hohen-
berg dasselbe anstehend fand; doch war es hier fast ganz
ein Thonschiefer, Näher dem Schlosse zeigt sich be-
reits Granit, ohne dafs die unmittelbare Gränze beider
Gesteine zu beobachten wäre. Der Granit ist hier in
in keinem festen Zustande, dagegen von derselben Na-
214
tur, wie der zwischen Ellenbogen und Carlsbad, indem
sich in ihm ungemein viele, deutliche und 1 — 2" lange
Feldspathkrystalle ausscheiden. Besonders sieht man ihn
so an der unterhalb Hohenberg gelegenen Hammermühle
in den ansehnlichen gegen den Flufs abfallenden Fels-
wänden. Die Herren Prof. Goldfufs und Bischof
lassen auf ihrer orographischen Charte des Fichtelgebir-
ges den von Liebenstein berabkommenden und zwischen
der Hammermühle und Fischern in die Eger mündenden
Bach * *) die Gränze zwischen dem Granit und dem Glim-
merschiefer bilden. Diefs ist aber nicht genau der Fall,
weil man noch auf dem linken Ufer des Baches und na-
mentlich längs einem von Osten in denselben gelangen-
den Zuflusse den deutlichsten porphyritischen Granit an-
stehend findet 2 ). Verfolgt man den W^cg von Lieben-
stein nach Egerisch Fischern und Markhausen über den
Rücken zwischen der Eger und dem Bache, so trifft man
zuvörderst an demselben Normalgranit, dann 2) auf bei-
den Seiten desselben Weges Glimmerschiefer anstehend,
weiterhin 3) abermals Granit, 4) Glimmerschiefer, dessen
Schichten sehr deutlich durch den Weg setzen und auf
der linken Seite desselben ein Streichen in h. 3, im
Wege selbst in 4,5 und auf der rechten Seite von b. 7
und folglich in ihrem klar zu beobachtenden Zusammen-
hänge eine Veränderung der Streichungslinie zeigen.
5) Normalgranit in so verwittertem Zustande, dafs derselbe
*) Er wird von den Umwohnern der Grofsbach genannt, doch
finde ich diesen Namen auf der Kreybichschen, 1824 erschiene-
nen Charte des Egerischen Bezirkes nicht.
*) Schon Rcufs gibt im Jahre 1793 auf seiner petrographischen
Charte des Egerschen Districts das Vorkommen des Granits auf
dem linken Ufer des Baches an. Ebenso steht an dem südöstli-
chen Fufse des Fichtelgebirges der Granit von dem Abfalle des
Pichelberges bis Grofsschlattengrün ununterbrochen und besonders
vor dem letzteren Dorfe in sehr frischem Zustande an ; die oro-
graphische Charte zeichnet hier unrichtig Glimmerschiefer.
Digilized
215
zu dem Treiben eines kleinen, etwa 15 Fufs langen
Stollens behufs Gewinnung der Porcellanerde für eine
kleine Fabrik Veranlassung gab. ln der rechten Seile
des Stollens sah ich den Granit eine geringe Strecke
weit zuuächst der Sohle bedeckt von dem Glimmer-
schiefer, dann erhebt sich jener in einer senkrechten
Gränze bis zu dem Dache des Stollens, setzt über das-
selbe fort und senkt sich auf der linken Seite wieder
nach der Sohle, wo der Granit abermals unter dem Glim-
merschiefer sich verbirgt. Die Scheide beider Gesteine
ist äufserst scharf zu verfolgen; ein Salband zwischen
ihuen ist nicht vorhanden. Der Glimmerschiefer ist in
sehr aufgelöstem, doch sonst in keinem ungewöhnlichen
Zustande. Man erkennt, dafs seine Schichten sehr steil
aufgerichtet auf dem Granit stehen; eine bestimmte Strei-
chungsrichtung derselben liefs sich nicht beobachten.
Der Granit war nicht weit zu verfolgen; ihm folgte 6)
Glimmerschiefer, dessen Schichten h. 4 — 5 streichen
und parallel mit dieser Streichungslinie am Abhänge des
Rückens nach der Eger hin, da wo der Weg nach Fi-
schern und nach Markhausen hin sich spaltet, einen 5
Fufs mächtigen Gang von Normalgranit zwischen sich
enthalten, dessen Verbindung mit der gröfseren von Ho-
henberg bis in die Nähe von Egerisch Fischern sich her-
anziehenden und unmittelbar hier zunächst an dem Fi-
schernschen Wege anstehenden Granilmasse deutlich er-
kannt werden kann. In dem Arme des Weges, welcher
nach Markhausen hinführt, sieht man häufig Granitgänge
von 1 — 2" Mächtigkeit den Glimmerschiefer durch-
schwärmen; an letzterem Orte fand ich das Streichen des
Glimmerschiefers h. 10, sein Fallen 18°.
Nördlich von Eger wird das Gestein, das ich bei
der Stadt selbst als ein Mittelding zwischen Glimmer und
Thonschiefer bezeichnet halte, auf dem Wege von demKam-
merbühel nach Schlada und zwar kurz vor diesem Dorfe in
216
einem tief ausgehöhlten Wege zu dem deutlichsten Glim-
merschiefer, dessen dünne Schichten h. 3, 5 und 4 stri-
chen und mit 50° fielen. Dagegen wird dasselbe Ge-
stein . südlich von Eger und zwar bei Kinsberg zu
dem ausgezeichnetsten Thonschiefer von dunkelgrauer
Farbe, erdigem Bruche und deutlich schiefriger Textur,
ohne dafs in demselben danu eine Spur vom Glimmer
vorhanden wäre.
Von Voidersrcuth bis Schönberg auf derStrafse von
Franzesbrunn nach Adorf ist Granit das herrschende
Gestein *). Doch steht etwa 50 Schritte hinter den letz-
ten Häusern von Schönberg bereits Gneufs an, der sich
dem Glimmerschiefer nähert, und dessen Schichten mit
h. 8 streichen. In einem behufs des Chausseebaues ge-
machten Abräume sieht man eine Granitmasse parallel
mit den Schichten des Gneufs streichen und bis zu dem
Dorfe selbst ohne sichtbare Unterbrechung fortsetzen.
Von dieser aus tritt unter einem rechten Winkel ein Gra-
nitgang von einem Fufs Breite hervor, der sich mit einem
zweiten in h. 11 streichenden und folglich die Strei-
chungsrichtung der Gneufsschichten schneidenden zwei-
ten Granitgange vereinigt. Die weitere Verbindung die-
ses letzteren Ganges mit der Granitmasse selbst ist nicht
zu beobachten. Die Gneufsschichten setzen bestimmt
diefsseits und jenseits an den Gängen ab, und zeigen in
der Nähe derselben nicht die mindeste Spur einer Ver-
änderung oder einer Zerrüttung. Fig. 23 erläutert das
eben beschriebene Lagcrungsvcrhältnifs.
t) Dasselbe ist weder hier, noch bei Holicnberg oder bei Grofs-
schlattcngrün , selbst nicht bei Alexanderbad geschichtet, wie trü-
ber von dem Granit des Fichtelgebirges behauptet wurde. Gold-
tu 1$ und Bischof Fichtelgeb. I, 144 und 145.
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217
In der Sammlung des Pfarrers Martius zu Schön-
berg, eines sehr eifrigen, mineralogischen Sammlers, des-
sen Interesse für die Naturgeschichte sich in gleichem
Mafse auf die Botanik ausdehnt, sah ich ein grofses Stück
silberweifsen Glimmers von 4" Länge und § Zoll Dicke
von Ronsberg im Klattauer Kreise, grüne Feldspathe
von Tiefenbrunn im sächsischen Voigtlande, CalaR von
Oelsnitz, Schwerspath von Langenleube bei Greitz, ferner
von Schönberg selbst: Opale, Calcedon (in Geschieben),
Asphalt im Granit, Egeran (bis jetzt kennt man densel-
ben nur von Haslau, das in der Nähe liegt), Andalusit
in dünnen Säulen aus dem Gneufs, endlich Glimmer,
Turmalin, und die S. 35 erwähnten Feldspathkry stalle in
der Zwillingsverwachsung.
In der jetzt auf dem Schlosse Königswarth bei Ma-
rienbad befindlichen Sammlung des ehemaligen Scharf-
richters Hufs zu Eger traf ich Kupfergrün und Kupfer-
pecherz aus einem ehemaligen Kupferbergbau zu Drei-
hacken, S. W. von Marienbad, und ein interessantes Vor-
kommen des Opals in wellenförmigen Lagen aus einer
{Thongrube zu Crottensee bei Eger. Eben ein sol-
ches Vorkommen des Opals in wellenförmigen dünnen
Schichten aus dem Polirschiefer fand ich im Jahre 1822
auf dem Kritschelberge zu Kutschlin bei Bilin, wo es
auch schon Reufs beobachtet hatte x ).
Die reichhaltige Sammlung des Bergkanzeleiin-
spectors Besch orner zu Mies besitzt Kupfermangan-
erz, Pycnite und schöne Schwefelkieskrystalle von
1 ) Sammlung ualurU. Aufs. S, 23Ü — 23$.
2X8
Schlackenwald, ausgezeichnet grofsc und vortrefflich aus-
gebildete rhombenoctaedriscbe Zwillinge des Weifsblei-
erzes von der Andreaszeche des Kladrauer Reviers bei
Mies, sehr nette Krystalle des Bleiglanzes von eben da-
her und Schwerspathkrystalle in der geschobenen vier-
seitigen Tafel mit zugeschärften Randkanten, die von al-
ten Anbrüchen von Przibram herrühren. Das jetzige
Vorkommen des Schwerspatbs zu Przibram in den säu-
lenförmigen, an ihren Enden so ausgezeichnet ausgebil-
deten Krjstallen weicht also von dem früheren in der
Art der Krystallisation durchaus ab. In den Jahren
1820 — 22 gaben von den Gruben zu Mies, auf denen
noch immer ein ansehnlicher mit 300 Mann belegter
Bergbau auf Blei stattfindet, die Antonius von Padua-
zeche eine sehr reichliche Ausbeute von Grünbleierzen, die
aber weniger durch die vollkommene Ausbildung ihrer
Krystalle (die meisten der letzteren waren nur 1 — 1§
Linien hoch, schmutzig grün, in der Mitte bauchig und
an den Enden der Säulen häufig aufgeblättert), w ie durch
die Gröfse der Drusen sich auszeichncten. Man sah
dieselben nämlich Oberflächen von 3 — 4 Quadratzollen
vollständig bedecken. Seit jener Zeit, in welcher auch
sehr ausgezeichnetes Schwarzbleierz einbrach, ist das
Grünbleierz nicht wieder vorgekommen. In der vorhin
erwähnten Sammlung fand ich noch ein vortreffliches
Exemplar von drathfönnigem gediegenem Silber von Przi-
bram und schöne, kleine, sechsseitige Säulen des Grün-
bleierzcs von eben daher, die ich bei meiner früheren
Anwesenheit in Przibram in keiner der dasigen Samm-
lungen bemerkt hatte. Doch sah ich unter den im Jahre
1822 an dem letzteren Orte cinbrechendeu Erzen derbes
Nickelspiefsglanzerz und in dem Bergamte an den An-
brüchen des damals wieder versuchsweise aufgenomme-
nen alten, hochberühmten Goldbergwerks zu Eule neben
schöncnBlättcben gediegenenGoldes eben solche vom W eifs-
«
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219
tellurerze auf weifsem Quarz *). In der Sammlung eines
alten Bergbeamten zu Mies fand ich endlich noch in
demselben Jahre feine Säulen der Angabe nach von dem
einst früher dort vorgekommenen Rothbleierze. Herr
Beschorner, den ich im vergangenen Sommer über diefs
Vorkommen befragte, kannte ungeachtet seiner grofsen
Aufmerksamkeit auf alle von dem Bergbau bei Mies ge-
lieferten Fossilien dasselbe nicht.
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Aufser dem oben erwähnten Vorkommen des Anda-
lusits bei Schönberg lernte ich denselben noch in 2" grofsen,
sehr deutlichen, in Granitblöcken eingewachsenen Kristal-
len kennen, die an dem aus Glimmerschiefer bestehen-
den hohen Dillenberge südlich von Eger umherliegen.
Nicht minder- häufig soll der krystallisirte Andalusit in
dem Granit von Neumark. (Pilsener Kreis) vorhanden
scyn. Ueberhaupt ist es auffallend, welche grofse An-
zahl von Fundörtern dieses im Ganzen nicht häufigen
Fossils das Urgebirge des Böhmer Waldes und seiner
nördlichen Fortsetzung enthält.
Aufser den 6chon von Herrn Dr. Haidler anhangs-
weise in seinem Werke über Marienbad erwähnten Fos-
silien finden sich noch an dem Fufse des Einsiedler Ser-
pentingebirges (des Kaiserwaldes) brauner nierförmiger
Calcedon im verwitterten Serpentin, carneolartiger Horn-
stein und Halbopai (ganz von derselben Natur, wie der
von Goethe unmittelbar hinter Marienbad Vorgefundene,
1 ) Uebcr da« Vorkommen des Goldes in den ebetnals ebenso be-
rühmten Gruben zu Bergreichenstein s. die interessanten Notizen
von Lindacker in Mayers Sammlung physicalisclicr Aufsätze.
Bund III, S. 328.
J
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220
von ihm Pechstein genannte und über dem Serpentin
sich befindende) lose auf den Feldern des Dorfes Grün
N* O. von Marienbad. Der bei Rauschenbach im Ser-
pentin vorkommende Asbest ist ein sehr ausgezeichnetes
Vorkommen dieser Gattung.
Von einem in dem Jahre 1823 durch den Baron
Junker aufgenommeuen, jetzt aber wieder zugeslürzten
Grubenbaue zu Sangcnberg bei Einsiedeln sah ich da-
mals in 18 Fufs Tiefe eingebrochenc Rothgülden, kry-
slallisirtcn Glanzkobalt und Silberschwärze.
Der Reichthum Böhmens an Granaten ist sehr be-
kannt. Ueber das Vorkommen derselben in den secun-
dairen Lagerstätten am südlichen Fufse des Mittelgebir-
ges besitzen wir die älteren Beobachtungen von Hum-
boldt und Freiesieben im bergm. Journal von 1792
und die von Rcufs in der Orographie des Mittelgebir-
ges. In der neueren Zeit gibt nur Sommer in dem er-
sten Bande seiner statistisch -geographischen Darstellung
Böhmens einige Notizen über den sehr gesunkenen
Ertrag der Granatengruben, deren Betrieb an einigen
Stellen, wie zu Meronitz seit dem Jahre 1821, sogar
gänzlich eingestellt wurde. Das Vorkommen des hexae-
drischen Pyrops in dem rothen Sandsteine des Bidscho-
wer Kreises, wie zu Rowensko, Neu Paka und Karthaus,
kennen wir durch die Mittheilungen des Herrn Grafen
Sternberg 1 ). Aber auch in dem Muttergestein ist der
Granat sehr häufig. So waren in dem Jahre 1823 die
') Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums, 2tcr
dahrg. S. 288.
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221
/
zu dem Strafsenbaue verwandten Gneufse von Arbisau
bei Teplitz voll von erbsgrofsen, hyacinthrothen, äufserst
regelmäfsig rundum ausgebildeten, durchscheinenden Gra-
natkrystallcn in der Leucitoederform ; sie liefsen sich aus
dem Gneufs sehr leicht ausschälen. Besonders reich an
Granaten aber ist das gneufsartigc Gestein dicht bei
Marienbad auf dem Wege nach Einsiedeln. • Ebenso voll
davon sind die unzähligen Fragmente des Strahlsteins,
die längs dem Fufse des Kaiserwaldes bei den Dörfern
Rojau, Aboschin und bei Einsicdeln angetroffen werden
und ohne Zweifel von dem Kaiserwalde abstammen. Bei
. \
den Gängelhäusern, S. W. von Petschau (auf der Strafse
. . ^ *
von Marienbad nach Carlsbad), in deren Nähe der ver-
i *
storbene Lindacker und nach ihm der Dr. Stolz zu
Teplitz zuerst die breitblättrigen Cyanite entdeckten,
findet man in einiger Entfernung von dem Dorfe nach
dem Tepelgrunde hin zahlreiche Blöcke eines sehr barten
und ungemein schönen, aus körnigem, grünem Omphazit
und Granat bestehenden Gesteins. Mitunter sind beide
Fossilien in dem Gemenge, das weit dunkler, wie das
bekannte ähnlich zusammengesetzte Gestein aus dem
Bayreuthischen ist, sehr deutlich auskrystallisirt. An-
stehend habe ich diese Gebirgsart nicht gesehen, wohl aber
i _ i •
vergangenen Jahres in einem Fragmente derselben den
Cyanit angewachsen, ein Fund, der mir darum von In-
teresse war, weil ich in den unzähligen Stücken, die von
diesem Cyanit in den Sammlungen zerstreut sind, niemals
denselben mit dem Muttergestein zusammen vorhanden ge-
funden habe. So gelang es mir auch bei dem wiederhol-
ten Besuche des Fundortes der Cyanite (sie werden so-
wohl in dem Dprfe, den Gängelhäusern, in der tief ein-
geschnittenen Dorfgasse, wie auch auf den angränzenden
Acckern noch immer häufig gefunden) und zwar in sehr
verschiedenen Jahren niemals unter der grofsen Zahl der
von den Einwohnern gesammelten Stücke das Muttergc>
/T
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222
stein mit zu beobachten. Nur hin und wieder sah ich
Quarz mit dem Cyanit verwachsen. Sehr wahrschein-
lich ist das Omphacitgranatgemenge für eben eine solche
Modification des bei Petschau herrschenden Granits zu hal-
ten, wie die Granatstrahlsteinmassen bei Einsiedeln sich
an die auf dem Plateau dieses Ortes (am Steinbühel)
anstehenden und Granaten führenden Gneufsmassen von der
einen und an die Serpentine des Kaiserwaldes von der
anderen Seite anschliefsen. Für den gleichzeitigen Ur-
sprung aber des Serpentins und des Marienbader Gra-
nits sprechen nicht unwesentliche Umstände. — West-
lich von Marienbad zeigen die Glimmerschiefer des schon
erwähnten Dillenberges und der Granit von Giebacht
einen ähnlichen Reichthum an Granaten. Auch bei
Schüttenhofen am Fufse des Böhmerwaldes sind diesel.
ben nach Lindacker im Glimmerschiefer reichlich vor-
handen *).
Ein zweites Vorkommen des Cyanits in Böhmen
wurde ebenfalls von Lindacker und zwar in dem Glim-
merschiefer des Böhmerwaides am Panzerberge bei Eisen-
stein entdeckt 3 ). Es scheint dasselbe bis jetzt ganz un-
beachtet geblieben zu seyn. ln Bodenmais, welches Ei-
senstein so nahe liegt, kannte man bei meiner Anwesen-
heit im Jahre 1823 daselbst diefs Vorkommen nicht
Eine Verwechselung mit einem anderen Fossil läfst sich
bei der Angabe Lindackers nicht füglich voraussetzen,
da von ihm, wie erwähnt, auch der Petschauer Cyanit
entdeckt und richtig benannt wurde.
Lindacker hat das Verdienst, zuerst auf die merk-
würdigen Schlackenbildungen an dem basaltischen, einige
- — — —
M Mayers Sammlung physical. Aufsätze die böhra. Naturg. betref-
fend III, 317.
*) a. a. O. III, 268. s > -
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223
0
Stunden südwestlich von Marienbad gelegenen Wolfs-
berge bei Czernoschin aufmerksam gemacht zu haben *).
In der neueren Zeit gab Goethe einige wenige Notizen
über die von seinen Freunden von dort mitgebrachten
pyrischen Bildungen jund veranlafste Herrn Soret zu
der Bestimmung der Krystallform der so häufig an dem
Wolfsberge vorhandenen und lose in Menge umherlie-
genden Augite und Hornblenden * 2 ). Die genaueste und
nach einer zweimaligen Untersuchung des Wolfberges
von dem Herrn Gubernialrath Mayer in Przibram ver-
fafste * Beschreibung desselben findet sich in den Ver-
handlungen der Gesellschaft des böhmischen Museums
für das Jahr 1833 3 ). Sie wird von zwei Tafeln beglei-
tet, von denen die eine die von dem Verfasser Vorge-
fundenen Lagerungsverhältnisse, die andere dagegen die
Weise darstellen soll, wie derselbe sich die Entstehung
dieser Verhältnisse dachte. Es ist sehr zu beklagen,
dafs die schätzbare und genaue Monographie Mayers
dem gröfseren Publicum und namentlich dem Ausländer
so wenig zugänglich ist, weil die Verhandlungen des Mu-
seums nur zur Vertheilung an die Mitglieder der Gesell-
schaft bestimmt sind und nicht in den Buchhandel ge-
langen. Deshalb wurde mir auch die Gelegenheit ge-
nommen, die Darstellung Mayers mit den Erscheinun-
gen in der Natur selbst zu vergleichen. Bei einem spä-
ter erst durch die gütige Mittheilung der Verhandlungen
durch Herrn Prof. Millauer in Prag möglich geworde-
nen Vergleiche mit meinen in den Jahren 1822, 23 und
1834 bei der Ersteigung des Wolfsberges geführten Tage-
büchern fand ich ;im Allgemeinen die Angaben des er-
wähnten Beobachters mit den von mir gesammelten Bemer-
Mayers Sammlung physic. Aufs. I, 13 — 28.
3 ) Goethes Werke. Ausg. in 12. B. 51, S. 166 — 168.
3 ) A. a. O. S. 22 — 38.
224
♦
kungcn, bis auf Weniges, was ich zur Vervollständigung
hier anführen will, übereinstimmend.
Herr Gubernialrath Mayer erwähnt unter anderen,
dafs er den Quarz, dessen Trümmer sich in grofser Zahl
nach seiner Beobachtung rings um den Basaltberg her-
um befinden, nur an einer einzigen Stelle bei Zahorz x )
westlich von dem Wolfsberge und zwar in der Nähe
des Basalts selbst mit dem Thonschiefer verwachsen und
sonst nirgends in diesem letzteren vorgefunden habe. Er
glaubte, dafs eine solche Erscheinung darauf hinführen
müsse, den Ursprung der Quarztrümmer nicht in dem
Thonschiefer selbst zu suchen, sondern dafs derselbe in
einem innigen Zusammenhänge mit dem Emporhebungs-
processe der Schlackenmasse stände. Ganz entgegenge-
setzt einer solchen Folgerung aber habe ich auch an
dem nördlichen Abhange des Wolfsberges den bei dem
Dorfe Triebei sehr regelrecht (h. 3) streichenden und
mit 45° fallenden grünen, weichen Thonschiefer an vie-
len Punkten mit weifsen Quarzadern durchzogen gese-
hen, so dafs es doch wohl scheint, als wenn man die
Quarztrümmer nur aus dem Uebergangsgebirge selbst
herleiten dürfte.
Herr Mayer erwähnt ferner, dafs die basaltischen
Hornblenden und Augite an mehreren Stellen in rothen
oder gelben Jaspis verwandelt seyen 3 ). Ich habe diese
Umänderungen schon in S. 94 erwähnt und angegeben,
dafs das Product derselben nur eine rothbraune, dichte
und feste Thonmasse in der Form der ursprünglichen Kry-
stalle ist. In der That berechtigen nicht die von denen des
Jaspis vollkommen abweichenden oryctognostischen Ei-
genschaften der umgewandelten Kryslalle, dieselben für
wahre
*) Verhandlungen S. 33.
a ) Ebendaselbst S. 26.
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225
wahre Jaspise und also für ein im Wesentlichen aus
Kieselerde (Quarz) bestehendes Erzeugnifs zu halten.
An dem Meierhofe, wo der öfter genannte Beobach-
ter die ockcrrothe Farbe des Bodens vorfand, ist in dem
vergangenen Jahre ein Brunnen in einem sehr aufgelös-
ten Gestein gegraben worden, dessen Natur zu erkennen
unmöglich ist. Doch linden sich unter den Auswürflingen
festere Bruchstücke, die ganz deutlich ihren Ursprung aus
dem Thonschiefer verrathen. Es scheint daher* als wenn
diese Massen wirklich nur durch einen sehr tief eingrei-
fenden Zersetzungsprocefs veränderte Thonschiefer wä-
ren, obwohl es dann nicht erklärlich ist, warum keine
Spur eines solchen bei dem nördlich nach Triebei hin
und ganz in der Nähe schroff ansteigender, fester Ba-
sal tmassen sich vorfindenden Thonschiefer vorhanden ist.
Sonst sind an dem Meierhofe aufser den porösen, von
Herrn May er erw ähnten, rothbraunen Basalten auch ganz
dichte von derselben Farbe mit eingeschlossenen Horn-
blende und Augitkrystallen vorhanden, welche letztere
an dem Orte ihrer ursprünglichen Entstehung sich noch
befinden und keine Andeutung eines erlittenen chemi-
schen Angriffes zeigen, während die umschliefsende Masse
beinahe von, der Art und Farbe der vorhin erwähnten
umgewandelten Krystalle ist und in diesem Zustande teil-
weise zu der Färbung des Bodens beigetragen haben mag.
Unter den in ungemeiner Zahl lose umherlicgenden
porösen und beim Zerschlagen höchst zähen Blöcken
fand ich viele von einer solchen Leichtigkeit, dafs sic auf
dem Wasser schwimmen; sehr auffallend dagegen ist es,
dafs es nur bei grofser Aufmerksamkeit gelingt, Stücke
aufzufinden, welche die deutlichen Spuren eines geflos-
senen Zustandes und dann eine übereinstimmende Rich-
tung in der Längenausdehnung ihrer Poren zeigen. Mir
gelang es nur zwei Exemplare, die einen solchen Zustand
zeigten und nur eins zu erhalten, an dem die bei Laven
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226
so wohl bekannten tauförmigen Windungen auf eine un-
zweideutige Weise vorhanden waren. Auch die vulcani-
schen Bomben sind sehr selten, obwohl es mir gelang, ein
vortreffliches Exemplar der Art aufzufinden. Diese Stücke,
wie überhaupt eine vollständige Reihe der Wolfsberger
Massen habe ich in dem hiesigen Königlichen mineralo-
gischen Museum niedcrgelegt, wo sie ein nicht uninter-
essantes Seitenstück zu der lehrreichen, von Herrn Prof.
Weifs aus der Auvergne und dem Velay mitgebrachten
Sammlung vulcanischcr Producte bilden.
An einigen Stellen des südlichen Abhanges des Ber-
ges nach dem Dorfe Oschctin hin finden sich unter den
porösen Basaltblöckcn viele, welche schwer von den Nie-
der Menniger Mühlsteinen zu unterscheiden wären; eine
Spur vom Hauyn dagegen habe ich nirgends bemerkt.
Auffallend ist es, wie diese porösen uud schlackigen
Massen, ungeachtet ihrer grofsen Verwandtschaft mit den
ähnlichen Bildungen vom Kammerbühel, vom Eisenbühel *)
*) Kin Schlackenhügel mit porösen Basaltmasscn, der sich drei Stunden
in südöstlicher Richtung von Eger an dem südlichen Abhänge des in
westöstlicher Richtung langgezogenen Höhenrückens, dos Rebberges,
erhebt und auf den Goethe zuerst aufmerksam machte (Goe-
thes Werke B. 51, S. 173 — 176). Das Vorkommen ist unbe-
deutend, 'wenngleich sehr interessant, weil hier, wie am Kamrner-
bühcl, die tauförmig gewundenen Schlaekcnmassen in grofser Zahl
sieh vorfinden. ln den porösen Basalten sind die von Goethe
nicht erwähnten Olivine in Menge vorhanden; ebenso die. Horn-
blende gatiz von demselben Tingemein lebendigen Glanze und dersel-
ben leichten Spaltbarkeit, durch welche beide Eigenselia ften die
Hornblendckrystallc vom Wolfsberge sich auszeichnen. Auch
Stücke, mit einem glasartigen Eeberzuge, gerade wie man solche
häufiger am Kammerhühel, uicht aber am Wolfsberge bemerkt,
habe ich beobachtet, obwohl iu geringerer Zahl, wie an dem erstein
der eben genaunten Punkte. Es scheint, als wenn die gröfsere
oder geringere Achnlichkeit des feuriger Einwirkung unterworfe-
nen Gehirgsgcstcius mit Glimmer oder Thonschiefer die Möglich-
keit der Erzeugung glasartiger Dcberzüge -mehr oder minder be-
stimmte. Herr Oberforstrath Cotta hat in seiner Beschreibung
des Kamraerhühels auf den .wesentlichen, durch die An oder Ab-
wesenheit von Olivin begründeten Enterschied achter und pseudo-
vulkanischer Bildungen aufmerksam gemacht Der Oiiviu findet
sich aber, wie ich erwähnte, häufiger in den Bodener porösen
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227
bei Boden und von Grofs Schlaf tengrün x ) im Bayreu-
thischen wiederum wesentlich von denselben . abwei-
clien, so dafs es jedem, der sich mit ihrer Eigcnthüm-
lichkeit und der der übrigen vertraut gemacht hat, sehr
leicht wird, dieselben von einander zu unterscheiden und
» •
den Ort ihrer Herkunft zu bestimmen. Die losen Kry-
stalle waren früher auf dem Wolfsberge, ehe sic so flei-
fsig wie jetzt gesammelt wurden, in ansehnlicher Gröfse
und von vortrefflicher Ausbildung vorhanden. Im Jahre
1822 sah ich zu Czernoschin einen vollkommen ausgebilde-
ten Rornblendekrystall von 5" Länge, 3" Breite und etwa
2{" Dicke. Ich selbst fand damals einen an beiden En-
den sehr rein auskrystallisirten Hornblendezwilling mit
dem durch die Flächen [a s c : oo b j P gebildeten ein-
springenden Winkel; doch ist das Vorkommen dieses
letzteren Winkels ganz ungemein selten.
Herr Gubernialrath Mayer macht noch auf das
Vorkommen des Basalts auf anderen Kuppen in östli-
cher Richtung vom Wolfsberge aufmerksam. Aus dem-
selben besteht der Schwammberg, der Schafberg und der
mit ihm zusammenhängende Vogelherdberg, der Radi-
scher Berg, und wahrscheinlich die aus der Hochebene-
bei Giersch sich erhebenden uwL durch ihre Form auf-
Basalten, und es kann demnach, wenn man noch das Vorkommen
dieser Bildungen in einer Formation älteren Ursprungs, wie die
der Steinkohlen, in Erwägung zieht, kein Zweifel vorhanden seyn,
dafs dieselben wirklich ein Seht vulkanisches und kein durch die
Entzündung von Steinkohlenlagern, wie Goethe erklärte, hervor-
gebrachtes Erzeugnis sind.
1 ) Die von Goldfufs und Bischof (Fichtelgebirge II, 104) er-
wähnten Erdscldacken sind ebenfalls acht vulcanischer Natur. Sic
finden sich, allerdings manchen Hüttenproductcn auffallend ähn-
lich, am Abhänge eines nördlich von Grofsschlattcngriin sich hin-
zichenden Bergrückens und zwar lose zerstreut. Doch sind unter
ihnen Stücke nicht selten, an denen das unbezwcifelt schlackenför-
mige Wesen alliuähiig in den porösen Basalten übergeht, der sei-
nerseits an dem Abhänge in ansehnlichen Felsmassen anstehend
vorhanden ist.
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228
fallenden ' Berge, der Polinkenberg und der Kupsch x ).
Der von mir untersuchte Schwammberg liegt 2 starke
Stunden nordöstlich von Czcrnoschin, erhebt sich mit
seinem südlichen und westlichen Abfalle sehr steil aus
dem Thale des Podhaybaches 2 ), weniger hoch und steil
gegen Osten aus der von Einsiedeln und Teusing über
Tepl und Neumark bis in diese Gegend sich erstrek-
kenden Hochebene und besteht von dem Thalgrunde bis
auf das Plateau aus dem auch von dem Wolfsberge ab bis
hierher überall anhaltenden Thonschiefer, in der über dem
Plateau selbst aber emporragenden Kuppe auf festem
Basalt. Der Schwammberg zeigt seine gröfste Längen*
crstrcckung in N. S. Richtung; er trägt auf der Höhe,
die eine Platte bildet, ein altes zerstörtes Schlofs und ist
selbst ein berühmter Wallfahrtsort. Der Basalt steht
auf dem ganzen, von dem Maierhofe am Fufsc der Kuppe
bis zu dem Schlosse selbst ausgehauenen Wege an;
mau sicht ihn in einem der verfallenen Souterrains in
mächtige, prismatische Säulen zerklüftet, und cs scheint,
als wenn diese Eigentümlichkeit des Basalts dazu ge-
dient hätte, einzelne stehend gebliebene Säulen zum Tra-
gen von Kellergewölben zu verwenden. Ucber die wei-
teren Lagerungsverhälniisse des hiesigen Basalts gegen
den Thonschiefer, aus welchem derselbe sich erhebt,
vermochte ich nichts gewisses zu erforschen; poröse Bil-
dungen, wie Herr Gubernialrath Mayer am Basalt des
Radischer Berges sah, habe ich hier nicht bemerkt, ebenso
wenig Olivin.
Auch nach Norden hin scheint eine Andeutung des
Zusammenhangs der eben erwähnten Basaltberge durch
3 ) Der spitz und kegelförmig sich erhebende Kupsch hat in der Ent-
fernung viel Ärmlichkeit mit dem phonoiithischen Kegel von 01-
brück in der Vordereifel.
“) So wird derselbe vonDlask genannt. Krcybich verwechselt die
beiden unter dem Schwamniberge an dem Podhaybachc gelegenen
Wühlen. Nicht eile Paltzcrruühle, wie er angibt, ist die tiefer ge-
legene, sondern die JSchlaazcrmühle.
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229
einige Kuppen desselben Gesteins mit dem ausgebreite-
ten Basaltterrain im Ellenbogener Kreise statt zu finden.
So liegt südlich von dem Bergstädtchen Michelsberg eine
hohe, in westöstlicher Richtung langgezogene basaltische
Kuppe, der Klunkerberg, ferner zunächst Marienbad an
dem Abfalle des Kaiserwalde6 gegen das Plateau von
Einsiedeln ein anderes basaltisches Vorkommen, die
Glatzenberge. Demnächst ist der höchste Berg dieser
Gegend, der Podhora bei Aboschin, gleichfalls basalti-
scher Natur, endlich eine halbe Stunde südwestlich von
dem Städtchen Petschau erhebt sich der basaltische Koppen-
berg. Der Klunkerberg steigt zwischen dem Dorfe Zaltau
(S 77) und Michelsberg aus dem Glimmerschiefer auf,
den man, von Zaltau ansteigend, bis in eine ansehnliche
Höhe verfolgen kann. Die Basaltkuppe selbst fällt ge-
gen N. O. und S. sehr steil ab, und wird von dem
Michelsberger Wasser an diesen Seiten bogenförmig um-
flossen, nach Westen hin ist der Abfall derselben weniger
schroff. Der obere Theil des Rückens ist sehr schmal;
an dem westlichen Ende gar nur 7 Schritt breit. Auch
nach dieser letzteren Seite steht bei Kiesenreuth und
auf dem ganzen Wege bis Waschagrün der Glimmer-
schiefer an; bei Kuttenplan und Plan dagegen Granit. —
Die Glatzenberge erscheinen nur von der Einsiedler
Hochebene aus gesehen als Höhen; sie sind nichts wei-
ter als ein Theil des südwestlichen Abfalles vom Kaiser-
walde, auf welchem an zwei Stellen zunächst dem aus
dem Thale von Marienbad nach Rojau auf der Höhe
hinführenden Fufswege eine sehr grofse Zahl von Basalt-
bruchstücken angehäuft liegt, doch ist anstehendes Ge-
*
stein der Art nicht aufzufinden. Der Basalt ist aufser-
ordentlich dicht, fest, homogen und von sehr dunkcl-
. schwarzer Farbe. Ihm zunächst liegen eine Menge loser
Fragmente eines granitischen Gesteins umher, iu dem
Hornblende die Stelle des Glimmers vertritt. Die Horn-
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230
I
\
blende ist Ihcilwcise sehr ausgezeichnet krystallinisch
und blättrig, an anderen Blöcken weniger bestimmt her-
vortretend und färbt dann den Granit grün. Dieser wird
weicher, dem Serpentin ähnlich, bis sich zuletzt Stücke vor-
finden, bei denen man dem äufseren Ansehen und der
geringeren Härte nach nicht mehr zu entscheiden ver-
mag, ob dieselben den Hornblendegesteinen oder dem
ganz in der Nähe anstehenden und einen ansehnlichen
Theil des Kaiserwaldes von dem Schneiderbache bei
Marienbad bis Sangenberg bildenden Serpentin angehö-
ren. — Den Glatzenbergen gegenüber erhebt sich aus der
Hochebene von Einsiedeln der Podhorabcrg, in 2 Spiz-
zen, die in der Längenerstreckung des Berges und also
in N. S. Richtung liegen. Die nördliche Kuppe zeigt
auf ihrer Höhe eine ebene Fläche und wird aus dem
» festesten Basalt gebildet, in dem ich keine Spur von Au-
git, Hornblende oder Olivin bemerkte. Ihre Erhebung
über der Hochebene nach Aboschin und Einsiedeln hin ist
bei weitem nicht so ansehnlich, wie die der südlichen
Kuppe, über der Ebene nach Habakladrau, nach wel-
cher diese letztere, ebenso wie das schmale, basaltische
Joch, durch welches beide Spitzen des Podhoraberges in
Verbindung stehen, nach allen Seiten ungemein schroff
abslürzen. Auf der Höhe der nördlichen Kuppe findet
man lose umherliegende Blöcke eines porösen Basalts
mit eingeschlossenem Olivin und ebenfalls von einer
höchst auffallenden Aehnlichkeit mit den Gesteinen von
Nieder Mennig am Lachersee. — Der Koppenberg bei
Petschau endlich liegt an dem Rande des dortigen steil
nach der Tepel abfallenden Granitgebirges; er ist auf
seiner südlichen und östlichen Seite unersteiglich, und
hier in mächtige, unregelmäfsige und fast vertical hoch
sich aufrichtende Säulen zerklüftet. Das Gestein dersel-
#
ben ist dicht, schwarz und mit Olivin (von 1" Länge
und Breite) und Scapolilh (?) reichlich versehen.
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231
I
Sehr auffallend wird in diesem Basalt, wie in dem der übri-
gen basaltischen Kuppen im PilsenerKreise, der Mangel von
Zeolithen, während die Basalte des Leitmeritzer Kreises
davon einen so ungemeinen Reichthum enthalten.
Bei Michelsbcrg, drei Stunden südöstlich von Ma-
rienbad, findet noch ein sehr alter, jetzt aber schwach
betriebener Bergbau auf mehreren Gruben statt. Eine
derselben, die St. Johann Baptistazeche, liegt nahe bei
Michelsberg selbst und bauet mit S Mann auf äufserst
sparsam cinbrechenden Rothgülden und silberhaltigen,
mitunter in faustgrofsen Stücken vorkommenden Kupfcr-
nickel. Fünf Centner mit dem Handfäustel geschiedener
und 1833 nach Joachimsthal gesandter Erze wurden den
Gewerken im Ganzen mit 49 Gulden Conventionsmünze
nach dem Silbergehalt berechnet, während Herr von
Gersdorf, der Besitzer der privilegirten Argentanfabrik
in Wien, vorher 20 Gulden C. M. für den Centner
Kupfernickei geboten hatte. Man ist deshalb Willens,
den Silbergehalt der Erze künftig ganz unberücksichtigt
zu lassen. Auch früher scheint der Kupfernickel häufi-
ger vorgekommen zu scyn, denn man findet in den Rui-
nen der alten, mitten im Städtchen gelegenen Schmelze
ansehnliche Stücke von dem geschmolzenen Erze zur
Mauerung verwandt. Eins derselben von mehreren Pfunden
Schwere sah ich selbst. Der Kupfernickcl soll hier auf Gän-
gen im Granit Vorkommen. Auf einer anderen, mit 8
, Mann belegten Grube, St. Joachim Alte und Neue Glück
mit Freuden, bauen besonders Oestreichische Gewerbe
und zwar auf silberhaltigen Bleiglanz. Sie scheint unter
der Leitung ihres jetzigen thätigen Verwalters mehr Aus-
beute zu versprechen, als die zuerst genannte Grube. Bereits
im vergangenen Jahre wurden 500 Centner Biciglanz ge-
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232
wonncn, die man nach der Vollendung des Baues einer
projectirtcn, für beide Gruben bestimmten Pochmühle in
Michelsbcrg selbst zu verpochen Willens ist. Die St.
Joacliimszechc liegt eine halbe Stunde von der Stadt auf
der Höhe des südlichen Thalrandes des von Unter Gräm-
ling über Pistau bis Michelsberg sehr tief in den Granit
sich einschneidenden Michelsberger Wassers, nahe dem
Lausberge. Der Blciglanz ist häufig in kleinen, wohl
ausgebildeten Cubooctaedcrn krystallisirt und soll auf f
bis mächtigen stehenden Gängen im Granit Vorkom-
men. Eine dritte Grube, die Jacobszeche, ist mit vier
Mann belegt und hat noch keine Ausbeute gegeben.
Der Bergbau hat in Michelsberg zugleich die Klöpfel-
arbeit cingeführt, die stark betrieben und sonst nirgends
in der Umgegend gefunden wird.
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Zusätze und Druckfehler.
S. 5. In der vorletzten Zeile von unten fällt das Komma
hinter fliichc fort. . %
. S. 5. Letzte Zeile. Ebenso hinter Grundsätzen*
S. 10. Z. 13. Ebenso hinter deshalb.
S. 10. Z.,28. Ebenso hinter ist.
S. 13. Z. 13. Ebenso hinter nämlich.
S. 21. Z. 10. Statt Zschailaer 1. Zsclieilaer.
S. 24. Z. 6. Statt Bruchstück 1. Bruchstücke.
Ebenda. Z. 7. Statt auch anderen 1. auch an anderen.
% * . • • * ' *
S. 37. Zur Anmerkung. Auch Werner hielt aus densel-
ben Gründen, wie ftlolis und Blöde, den Granit von Geyer
für jüngerer Entstehung (Bergm. J. v. 1789, S. 2009).
S. 41. Z. 2. Statt nch 1. nach.
S. 48. Z. 14. Statt Ilundorff 1. Hundorf.
S. 59.' Z. 10. Auch in den unteren Lagen des rothen
Sandsteins am südlichen Abhange des Schwarz waldcs und in den
dortigen, zwischen dem C*ranit und dem Sandsteine befindli-
chen Arkoscn w ird die Anwesenheit des Schwcrspaths häufiger
erwähnt. M e r i a n s Südlicher Schwarzw ald, S. 136 u. s. w.
S. 63. Z. 8 von unten. Statt wird 1. wurde.
S. 68. Zur Anmerkung. TJcher das Vorkommen der Ar-
koscn im Schwarzwaldc vergleiche die lehrreichen Mitthei-
lungen von Mcrian, S. 148, 49, 52, 58 u. 67.
S. 88. Z. 16. So wie der Quadersandstein in seinen tiefe-
ren Lagen Hornstein zeigt, so scheint der rothe Sandstein im
südlichen Schwarzwalde (Mcrian S. 165 — 172) auf ganz ähn-
liche Weise fii Calcedon und Carncol übcrzugelicn.
S. 90. Z. 2 von unten. Statt klar 1. klare.
S. 116* Zur Anmerkung. Den Ucbcrgang der Schwcfcl-
kicslagcr in thonige mit Eisenocker erfüllte und nach Vitriol
schmeckende Massen in den Gfubeü Katharina bei Raschau
und Stamm Asscr am Graul erwähnt schon Charpcnticr
(Bcob. üb. d. Lagerstätten der Erze, S. 25). Eben derselbe
sah in der Grube Unverhoffter Segen Gottes zu Ober Schöna
bei Freiberg einen der dasigen Gänge an verschiedenen Stellen
234
IO — 12 Zoll mächtig und auf zehn und mehr Lachter Er-
streckung aus gelbbraunem Eisenocker bestehend (Ebenda, S.
89). Auch Martini berichtet das Zusammenvorkommen von
bauwürdigen Braun und Ilotheiscnsteingängeu mit der Por-
eellancrde bei Eibenstock (Karsten A. XVIII, S. 64).
S. 118. Z. 7 u. 12. Statt hackenförmig lies haken-
förmig.
Ebenda. Z. 12 fehlt hinter führt das Komma. v
S. 130. Z. 3. Statt vou 1. von.
S. 155. Z. 16. Statt 3' 1. 3". . .. .
✓ ,
S. 176. Mit diesen Angaben über dio Veränderung des
Kalksteins in der Nähe des Basalts vergleiche die Schilderung
Leonhards von den dunkel gefärbten Jurakalkfragmenteil am
Wartenberge bei Donauscliingen. Basal tgebildc II, 330.
S. 199. Z. 2. Hinter Masse fehlt der Buchstabe b .
S. 201. Z. 22. Statt i 1. m.
S. 203. Z. 8. Hinter Granitmasscn fehlt der Buchstabu a.
S. 208. Z. 22. Statt östliche 1. westliche.
S. 222. Z. 20. Doch erwähnt des Cyanits vom Panzer-
berge Brunner, der längere Zeit in Bodenmais gelebt hatte,
in Molls Ann. 1H, 295.
S. VI. Z. 7. Durch das in dieser Schrift S. 222 nach
Lindacker erwähnte und von dem Grafen Sternberg nicht
gekannte Vorkommen des Granats bei Schüttenhofen ergibt
sich, dafs derselbe in dem Böhmer Walde nicht fehlt, wie der
Graf Sternberg fast Veranlassung hatte, anzunehmen. Auf
der Bayrischen Seite fand ich den Granit in dem Gncufs cin-
gesprengt dicht bei Zwiesel, und zwar auf dem Wege nach
Babenstein, an welchem Punkte denselben wahrscheinlich auch
Flurl beobachtet hatte (Geb. Bayerns, S. 242). Flurl er-
wähnt erwähnt ferner noch das Vorkommen der Granaten bei
Bodenmais (Ebenda, S. 253 u. 24) und bei Albenrcut (S. 390).
Auch zu TrctTelstcin in der Oberpfalz und bei Hcrzogenau ist
der Granat vorhanden (Molls N. Jahrb. f. B. u. H. I, S. 55
u. 70).
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)
235
Erläuterung der Kupfertafeln.
Tafel I.
F ig. 1. Pläucrcinschliissc in dem Granit von Zsclieila bei
Meissen. S. II.
Fig. 2. Lagerungsvcrhältnisse des Syenits und Porphyrs
unterhalb des Rathsweinberges an der Elhbrückc bei Meissen.
S. 30.
Fiff. 3 « und Ausfüllung 1 von Spalten in» Syenit durch
Pläncr&alk auf der Höhe von Töltschcn bei Dresden. S. 39.
Tafel H.
Fig. 4. Kugelförmige Ausscheidungen von festerem Por-
phyr aus dem Porphyr am Judcnbcrgc bei Teplitz. S. 62.
Fig. 5. Ausfüllung von Spalten im Porphyr durch Horn-
stein, der Porphyrfragmente umschliefst. Am Kopfhübcl bei
Teplitz. S. 85.
Fig. 6. Desgleichen in der Nähe von Settcnz bei Teplitz.
S. 89.
Fig. 7. Lagerungsvcrhältnisse des Pläners und des Gra-
nits zu Oberaue bei Meissen. S. 106.
Tafol m.
Fig. 8. Lagerungsvcrhältnisse in dem Mundloche eines
Scliurfcs am Schtitzcngelängc bei Hohenstein. S. 129 u. 138.
Fig. 9. Lagerung des Granits und Quadcrsaudslcins zwi-
schen uem Wünsch und Kannegicfscrschen Hause in Ho-
henstein. S. 150.
Fig. 10. Durchschnitt der Lagerungsvcrhältnisse auf der
Granilsandstcingränzo in der lliehtershaidc bei Saupsdorf.
S. 162.
F’ig. 11. Lagerung des Quadersandsteins und des Granits
am Warlcnbergc bei Hohenstein. S. 130.
Tafel IV.
Fig. 12. Der Stollen zu Saupsdorf. Vom Anfänge ist der-
selbe, £ — 14 Elle breit und 5 — 6 Fufs hoch, 16 Kllcn weit
nur im Gerolle und im Lehm getrieben. Dann aber tritt in
einer ansehnlichen Längcncrstrcckung auf beiden Seiten des
Stollens erst ein aufgelöster, weiterhin ein fester Granit auf,
unter welchem bei 48 Ellen Entfernung von dem Mundlocho
und zwar an der linken Wand des Stollens der Sandstein sich
erlicht. Zunächst der Sohle selbst ist die Oberfläche des Sand-
steins (a) stärker, nämlich mit etwa 35° geneigt; näher der
Decke steigt dieselbe steiler an. Der Sandstein wird von dem
in seinem Hangenden beflndlichen Granit durch einen Lctten-
streifen (b) getrennt, dessen oberer Theil (*) von schwärzli-
cher Farbe und überhaupt dem schwarzen Letten von Wcin-
- böhla ähnlich ist; der untere Theil (ß) des Streifens dagegen
ist grau, nach der Sohle hin nur 2 — 3 Zoll, in dem oberen
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236
Theilc der Scheide aber, wo derselbe abgerundete Kalkfrag-
niente einschliefst, bis 14 Fufs mächtig 1 . Gegen die Mitte der
Scheide verliert sich der schwarze Letten allmählig in dem
grauen, doch bildet er noch von der Scheide aus eine sehr
sonderbare und in y genau dargestellte Verästelung in den
Granit hinein. Weiterhin bis zu einer Verschalung nimmt der
Sandstein ganz allein die linke Wand des Stollens ein; ihm
gerade über auf der rechten Seite und in der Decke ist nur
Granit zu beobachten. Schichtungsflächen habe ich in dem
Sandstein nicht bemerkt. Jenseits der Verschalung bei 100 El-
len senkt sich die Granitsandsteinseheldc allmählig aus der
Decke wieder nach der Sohle und zwar nach geringer Er-
streckung bis auf 4 und \ der Stollcnhöhe hinab, weiterhin
w ird die linke Wand auf 20 Ellen Länge durchaus vom Gra-
nit gebildet. Bei 150 Ellen steigt abermals der Sandstein,
doch nicht bis zu der Decke selbst hinauf. Er wird auch hier
von seinem Hangenden durch eine in dem oberen Theile der
Scheide mächtiger werdende Mergellngc getrennt. Dieser Mer-
«•i ist bei c | Ellen stark und bedeckt noch bei d den Sand-
stein. Hechts und in der Decke steht nur Granit an. Bei e
senkt sich der durch $ Ellen mächtigen Letten bedeckte Sand-
stein bis auf £ der Höhe der linken Stollenwand herab, während
gerade über auf der rechten Seite zunächst der Sohle der Let-
ten A u hoch sichtbar ist und durch Granit überlagert wird.
Jenseits einer hier vorhandenen Verschalung erhebt sich der
Sandstein noch immer von einem Lettenstreifen bedeckt und
bildet endlich 20 Schritte weit bis zu einer neuen Verschalung
ganz allein die linke Stollcnseite. Der Sandsteinwand gegen-
uber dagegen steht 1 — f Ellen hoch zunächst der Sohle der
Sandstein an, der hier unmittelbar von dem Granit ohne eine
Zwisehcnlage vom Letten bedeckt wird; gegenüber aber der Ver-
schalung und in der Decke sicht man nur Granit. Auf das
schroffe J3inschiefsen der Scheide nach Norden, wie ein sol-
ches an diesem Punkte besonders sichtbar ist^ habe ich bereits
S. 166 aufmerksam gemacht. Icnseits der \ erschalung über-
lagert in einer Stärke von 24 Ellen der Mergel den von der
Sohle 1 Fufs hoch vorhandenen Sandstein. Unterhalb einer
neuen Holz wand bemerkt man 4 Elle hoch den Letten, jenseits
derselben etwa bei j*20 Ellen nimmt der Sandstein die eine
Hälfte der Wand, ein sehr frischer, aus dem weifsesten, feste-
sten Feldspath und schwarzem Glimmer bestehender Granit da-
gegen den übrigen Theil der Wand ein; zwischen beiden Ge-
stein ist der Letten 4 Elle mächtig. Bald dahinter senkt 'sich
die Scheide bis auf } der Stollenhöhe hinab; sie erhebt sich
dann wieder und enthält zwischen dem Granit und Sandstein
einen \ — * Ellen starken Mergclstrcifcu. Bei f ist der
Sandstein 5 Fufs mächtig. Bei 280 Ellen erreicht derselbe eine
Höhe von 2 Fufs; bei 300 Ellen dagegen eine von 3 Fufs^ bei
310 Ellen etwa von 14 Fufs, er steigt dann noch einmal bis zu
der Hälfte der Stollenhöhe, fällt wieder nach der Sohle und
bildet auf 30 Ellen Länge ganz allein bis zu einer abermaligen
Verschalung die linke Wand. Ucberall ist hier der Granit ein
sehr charakteristischer, schöner Normalgranit; durchaus frisch
in allen seijien Gemengtheilen,' Auch rechts besteht die Wand
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I
237
bis auf eine einzige Stelle (bei 310 Ellen), wo der Letten
stark aus der Sohle hervortritt, nur aus dem Granit. Ebenso
die Decke. Bei 350 Ellen erhebt sich wieder der Sandstein,
aber auf eine sehr geringe Strecke und kaum bis zu einem
Drittel der StollenhöYic aus der Sohle. Er wird von dem Mer-
gel überlagert, der etwas weiterhin jenseits der hier befindlichen
Verschalung für sich allein die linke Seite einnimmt ; dann senkt
sich von der Decke hinab der Granit nach der Sonic des Stol-
lens und bedeckt da, wo er die letztere erreicht, unmittelbar den
Sandstein. 12 Ellen weit sieht man auf deir linken Seite nur
den Granit.' Bei 380 Ellen steigt der Sandstein bis ß Fufs
Hübe sehr schroff an, und wird vom Mergel bedeckt, der bis
1 £ Ellen Mächtigkeit erreicht. Der Granit bedeckt den Mer-
gel und setzt nahe der Decke noch eine Strecke in dieser
Mächtigkeit fort, während der Mergel nur in einer sehr dün-
nen, etwa \ ft Zoll starken Lage zwischen dem 2 Ellen mächti-
gen Sandsteine und dem Granit ausdauert. Dann aber wird
der Mergel wiederum stärker und ist noch in der Decke vor-
handen, seine weitere Fortsetzung ist durch eine Holzwand
verdeckt. In diesem letzteren Thcilc des Stollens steht im
Anfänge in der Decke und auf der rechten Seite durchaus der
Granit an, zuletzt aber wird die rechte Wand 1 Elle hoch
durch Sandstein, \ Elle hoch durch Mergel und nach der Decke
hin 1| Elle hoch durch Granit gebildet. Der Sandstein erhebt
sich jenseits der Verschalung bis zu der Mitte der linken Stol-
lenwand $ auch hier bedeckt denselben eine dicke Mergcl-
schicht, welche dagegen bei so völlig aufhört, dafs der Gra-
nit unmittelbar den bei 400 Ellen der Stollenlänge 5 Fufs ho-
hen Sandstein überlagert. • Gegenüber ruht der Granit eben-
falls unmittelbar auf demselben, hier nur % Elle hohen Gesteine.
Weiterhin an der linken Wand senkt sich der Granit bis zur
Sohle des Stollens, der fernerhin eine Strecke allein, in dem
Granit aufsetzt. Noch einmal erhebt sich der Sandstein, von
einer dünnen Mcrgcllage bedeckt, bis fast zur Decke, senkt
sich aber bald von Neuem bis zu der Stelle des Stollens hin-»
ab, wo dieser sein horizontales Streichen verläfst und sich all-
mählig aufrichtet. Gegenüber an der rechten Wand beobach-
tete inan bis hierher nur Granit. Da wo der Stollen sich er-
hebt, ist links kein Mergel auf der Scheide vorhanden 5 der
Granit bedeckt zunächst den anfänglich nur eine Elle hohen*
weiterhin aber fast die ganze Höhe der Stollenwand einneh-
menden Sandstein. Auch hier ist, wie ich schon S. 165 an-
fülirle, der Sandstein weder in seiner Cohärenz, noch .in sei-
nen Lagerungsverhältnissen verändert 5 ebenso ist nicht dip
mindeste Spur einer Coitglomeratbildung vorhanden, Weiter-
hin steigt der Sandstein bis zur Decke auf und bildet zugleich
die gegcnüberstchende Stollenwand. Noch einmal tritt zu-
nächst einer Verschalung und zwar vom Granit bedeckt der
Mergel an der linken Seite auf. Bei 430 Ellen fand ich den
Stollen durch das Zusammenbrechen der linken Wand fast ganz
verschüttet. Jenseits dieser Stelle setzt derselbe 16 Ellen
weiter in dem Sandstein, dann aber ß Ellen in dem Kalke fort,
sein Ende fand ich noch vor dem Beginnen des letzteren im
Herbste des vorigen Jahres durch Bretter verschlagen. Ucbcr
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die Weise des Auftretens des Kalksteins konnte ich demnach
unmittelbar selbst mich nicht überzeugen; nach der Aussage
der Arbeiter ruht au der rechten Wand der Granit zunächst
auf dem Kalk ; links soll bei dem Treiben eines Qucrschlages
zwischen dem Granit und dem Kalke noch eine Mcrgellagc
vorgefunden seyn. Man beabsichtigt in dem laufenden Jahre
• den Stollen bis zu dem Schachte selbst zu treiben, bis in des-
sen Nähe man bereits gelangt ist.
Die in dieser Erläuterung gegebenen Mafsc sind nur nach
der Schätzung der Arbeiter aufgezeichnet, können aber als
richtig gelten, weil die Schätzung bei meinem wiederholten
Befahren des Stollens im Ganzen übereinstimmend von den
verschiedenen mich begleitenden Arbeitern bestimmt wurde.
Tafel V.
Fig. 13. Ein Granitgang im Thonschiefer an dem süd-
lichen Abhänge der Raicz bei Nebilau. S. 190.
Fig. 14. Skizze der Lagerungsverhällnisse von Granit
und Thonschiefcr im Dorfe Nebilau selbst. S. 191.
Fig. 15. Ein Granitgang im Thonschiefer in einer Schluckt
zwischen Nebilau und Czizics. S. 192.
Fig. 16. Wechsel von Thonschiefer und Granit an dem
westlichen Abhange des Höhenrückens zwischen Nebilau und
Frzedcnitz. S. 194.
Tafel VI.
Fig. 17. Wechsel von Thonschiefcr und Granit in der von
Przedenitz nach der Nettonitzer Schäferei hinauffiihrendcn
Schlucht. S. 197.
Fig. 18. Auftreten granitischer Massen im Thonschiefcr.
Ebendaselbst. S. 198.
Fig. 19. * u. ß. Ein Granitgang im Thonschiefcr. Eben-
da. S. 199.
Tafel VII.
Fig. 20 *. Thalabwärts liegende Seite einer felsigen vor-
springendcn Ecke in der Nettonitzer Schlucht. Thonschiefer
mit den in demselben auftretenden Granitmassen. S. 201.
Fig. 20 ß. Die thalaufwärts liegende Seite derselben Ecke.
S. 201.
Fig. 20 y. Die der Ecke gegenüber stehende rechte Wand
der Schlucht. Sic bildet einen ciuspringenden Winkel. S. 203.
Tafel VIII.
Fig. 21. Gangförmiges Auftreten des Granits in einer in
dem Tlionschicfer c ingeschnittenen Schlucht zwischen Sticno-
nowitz und Radobsehitz. S. 204.
.. . Fi ir-, 22. Gangförmiges Vorkommen des Granits in einem
kleinen Stcinbruchc bei Stienowitz selbst. S. 207.
Fig. 23. Gangförmiges Auftreten des Granits im Gncufs
zu Schoubcrg bei Eger. S. 216.
Tafel IX. .
Skizze der Umgegend von Nebilau und Stienowitz.
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