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Full text of "Fortunati glückseckel und wunschültlein;"

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Fortunati 
glückseckel 
und 

wnschhütlein 
ein spiel von 



Adelbert von 
Chamisso 



) 



- 





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54/5. 



Nene Foljre No. 4/5« 



Deutsche Litteraturdenkmale 

des 18. und 19. Jahrhunderts 

herausgegeben von August Sauer 



FOBTUNATI 



GLÜCKSECKEL UND WÜNSCHHÜTLEIN 

EIN SPIEL 

TOS 

': ADELBERT. VON CHAMISSO 

(1806) 

AUS DER HANDSCHRIFT ZUM ERSTEN MALE HERAUSGEGEBEN 

VON 

E. F. KOSSMAOT ....... 



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STUTTGART 
G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG 

1895 



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I 



DasRechtderüebersetzungvorbekalten. 




Druck von CarlReinbold, HeilbroniL 




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Einleitung. 



I. Die Entstehung: von Chamissos Fortunat. 

Als im Oktober 1805 das Berliner Regiment Götze 
Marschordre in einen unbestimmten Krieg bekam, sah 
sich der 25jährige Lieutnant von Chamisso aus all seinen 
Träumen und Lebensplänen gerissen. Vermeinte er 
doch gerade an einem geistigen Wendepunkte zu stehen, 
und nun versagte ihm das Schicksal, der inneren Stimme 
zu folgen. Er hatte schon längst unwillig seine unnütze 
Thätigkeit und, die Wurzel alles TJebels, seine mangel- 
hafte Bildung in sich erwogen, er hatte nun auch einsehen 
lernen, dass Verseschmieden um die Wette, Veröffent- 
lichen derselben in einem selbst redigierten Musen- 
almanach höchstens einigen angesungenen Damen schmei- 
cheln könne (Varnhagen, Denkwürdigkeiten 2 1, 304), 
aber keine Weiterentwicklung in sich schliesse und 
keinen Ernstdenkenden, am wenigsten ihn selbst, dauernd 
befriedige. So wollte er nun — seine Freunde Varn- 
hagen und Neumann waren ihm hierin vorangegangen 
— von vorn anfangen, und hatte zu diesem Zwecke, 
wie jene, mit aller Energie das Griechische ergriffen. 
Jm Frühling wollte er dann Urlaub nehmen, um die 
Zustimmung seiner widerstrebenden Familie zu erringen, 
und dann — ja, was dann, das wusste er selbst noch 
nicht, aber jedenfalls den Degen niederlegen und stu- 
dieren. 

Auch im Dichten, und hierin ging er weiter als seine 
Freunde, musste mit dem bisherigen gebrochen werden ; 




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IV 



das 'Dichtisieren' durfte nicht mehr die so wichtige 
Zeit 'zerfetzen'. Der unter der Presse befindliche dritte 
Jahrgang des Musenalmanachs sollte der letzte sein. 
Zu diesem Entschluss führte vor allem die Erkenntnis,, 
dass die meisten seiner bisherigen Gedichte 'gemacht* 
waren: 'Werde ich einmal von innen heraus müssen,, 
wird mich ein anders gestalteter Wille ergreifen' — doch 
mögen der entschiedene Misserfolg des Almanachs und 
speziell die höhnischen Becensionen, so leicht man sie 
auch zu nehmen versuchte, diese Erkenntnis nicht wenig 
gefördert haben. 

'Der Krieg scheint alle meine nächsten Hoffnungen 
aus dem Grunde ausgerottet zu haben, ich habe gelitten, 
und habe mich endlich darin gefunden ; — aber mein 
redlicher Wunsch wird mir vielleicht auch nioht ge- 
währt, dass ich doch zum Lohne alles Hingeopferten,, 
den Schauplatz der wildesten Wirksamkeit der Kräfte 
sich mir eröffnen sehe, und daB stürmische Gewirr de* 
Krieges.' Die Befürchtungen des Jünglings sollten 
sich nur allzusehr erfüllen. Dreizehn Monate dauerte 
der Feldzug, erst lächerlich langweilig, dann verächtlich, 
zuletzt schändlich endigend mit der feigen TJebergabe 
Hamelns. Nicht in neue Bahnen, aufs Feld der Ehre, 
wurde der Bahnsuchende gerissen, er wurde nur auf- 
gehalten auf dem ihm vorschwebenden Wege ; nicht mit 
grossen Erlebnissen durfte er Bein inhaltbedürftiges 
Inneres füllen, nur Jämmerliches bot sich ihm dar. Die 
einzige Gefahr, in die er geriet, war die elende, als 
Franzose im preussischen Heere standrechtlich erschossen 
zu werden. 

Der Anfang freilich Hess sich, im Ganzen betrachtet, 
so übel nicht an. In mehreren Quartieren sehen wir 
ihn seinen Homer weiterlesen und sich in das neue 
Testament vertiefen, und auch seine philosophischen 
Träumereien setzt er fort (an Neumann, 17. November 
1805); ja er wünscht sich den gottseligen Böhme, um 
ihn zu gemessen, und bestellt Aischylos und Goethe 



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V 



in der Göttinger Bibliothek. Aeussere Anlässe ver~ 
leiten ihn auch, seine 'entsaitete Lyra neu zu bespannen', 
■den herzlichen Pfarrerstöchtern in Ilautenberg singt er 
am 6. November ein zartes Bankgedicht in Stanzen, 1 ) 
der schönen Freundin Sophie Sander schickt er am 
14. November ein tiefes Sonett, 8 ) der unglücklichen 
Auguste Klaproth am 4. Dezember ein inniges Lied,*) 
in bissigen Terzinen verhöhnt er am 9. Dezember seinen 
Kompagniechef,*) in einigen nicht weniger mutwilligen 
Dezimen, wahrscheinlich am 18, Dezember, giebt er 
auch sein Scherflein zur Verspottung Garlieb Merkels, 8 ) 
daneben entsteht ein sentimentales Klanggedicht 'Sehn» 
sucht', vermutlich Anfang Januar'), und endlich fallen 
in diese selben Tage die ersten Versuche, seine kleinen 
Weltbeobachtungen in Epigramme zu giessen. 7 ) 

Anders das zweite Vierteljahr. Im Februar bricht 
die frische Stimmung zusammen. Das Idealbild eines 
gemeinschaftlichen Studiums mit den Freunden ver- 
zerrt sich ihm, da er es fest ergreifen will, und er 
fühlt sich, 'in bangen Träumen schlafend, gebunden 
und gehalten, während die Zeit vergeht und fort und 
fort rinnt.' Nichts könne er anfangen, nichts vornehmen, 



») 'Des Harzes Riese ward von mir erschaut', abgedruckt Deutsche 
Dichtung 4,286; eine Variante in dem Briefe vom 28. September 1806; 
$us einem Notizbuch Chainissos sebe ich, dass die Angesungenen 
Sophie, Adolfine und Friederike Cammann hiesson. 

*) 'Als zu den Trümmern', ungedruekt, doch mehrfach in den 
Briefen erwähnt. Es ist das 'Sonett' in dem Briefe vom 28. September. 

■) 'Sebnsuchtlilie', ungedruckt, erwähnt in dem Briefe vom 28. Sep- 
tember 1806. 

*) 'Die Nase und der Braten', Seufferts Vierteljahrschrift 4, 184 

») Ungedruckt, lieber die Testimonia Auctorum de Merkelio, 
Kölln 1806, vgl. Varnhagen, Denkwürdigkeiten» 1, 350, Dorow, Denk- 
schriften und Briefe 4, 111. Neumanns Schriften 2, 184, A. W. v. 
Schlegel, Sämtliche Werke 2, 200 ff. 

•) Ungedruckt, erwähnt in dem Briefe 88. September 1806, wahr- 
scheinlich auch R. Januar 1806. 

') Enchciridion, meist ungedruckt, vgl. die Briefe 8 Januar, 
26. Februar u. ö. 



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VT 



er gehe zu Grunde. Kein Vers entsteht, seine einzige 
Lektüre ist Tausend und eine Nacht. Endlich kommen 
die Freunde ihn zu besuchen, die zweite Osternacht 
besiegelt seinen Entschluss: Abschied und Universität. 
Das Abschiedsgesuch wird eingereicht. Er fühlt sich 
schon neugeboren, und schreibt sich in Adelberts 
Fabel die gewaltige innere Bewegung vom Herzen 
(18.— 25. April 1806). 

Aber das dritte Vierteljahr brachte neue Not. Erst 
das gespannte Warten auf den königlichen Bescheid 
'wie ein armer Teufel, der auf der Erde sitzt mit 
rücklingsgebogenem Haupte und weit aufgesperrtem 
Maule, indem der Zahnbrecher hinter ihm den Zahn 
gefasst und — noch nicht auszieht'. 'Herzenslange- 
weile' nennt er seinen Zustand, weil ihm die Ruhe zu 
jeder Beschäftigung fehlt. Er liest Märchen, leichte 
Lektüre, und beginnt selbst auch ein symbolisches Er- 
lösungsmärchen in Goethe-Novalisscher Art zu schrei- 
ben, Das Märchen von dem lieben Gänslein. 1 ) 
Am liebsten aber reitet er aus Hameln hinaus 'von 
den Tambours weg zu den Nachtigallen,' bald hierhin, 
bald dorthiu. Endlich im Juli kommt der Bescheid, 
dass, solange der Krieg dauere, der nachgesuchte Ab- 
schied verweigert sei. 

Aus der Betäubung rüttelte den Enttäuschten 
eine Einladung nach dem benachbarten Bade Nenn- 
dorf. Dort weilten zwei jüngsterworbene Freunde in 
Apoll , Beiträger zum dritten Musenalmanach 8 ) und 
durch einen Besuch im September 1805 Chamisso per- 
sönlich bekannt: das Fouquesche Ehepaar. Er ritt 
hinüber, und wundoffen wie seine Seele war, wurde sie 
aufs heftigste erregt durch das Aussprechen mit den 
weiterentwickelten Gleichstrebenden. Gespräche von 

*) Mehrfach in den Briefen erwähnt; das flüchtige Konzept ist 
erhalten, doch haben es Hitzig und Palm unbeachtet gelassen. 

■) Von Frau Fouque sind die Gedichte 'Von einer Ungenannten', 
S. 11-19. 



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VII 



vier, von sechs Stunden, in denen alle Errungenschaften 
des Geistes, alles Heilige der Seelen getauscht ward, 
entrissen ihn der trüben Gegenwart. Ein zweiter Be- 
such vertiefte die Eindrücke des ersten. Wie sehr 
man sich verstand und wie tief man aufeinander ein- 
ging, zeigen Chamissos Berichte an die Freunde. Man 
darf nicht an die weinerliche Selbstbiographie denken, 
wenn man sich den Fouque des Jahres 1806 vorstellen 
will: der erste Günstling A. "W. Schlegels, eben noch 
durch einen voluminösen Brief des Meisters ausgezeich- 
net, 1 ) mit vier Bänden Poesien schon auf dem Markt, den 
Kopf voll der grossartigsten Pläne, mit unerhörter 
Leichtigkeit schreibend ; dabei den alten Kriegsadel tief 
in der Seele, zu Pferd ebenso furchtlos dreinsprengend 
wie mit der Feder — so konnte niemand geeigneter 
sein, Chamissos Leiden mitzufühlen, so vereinigte nie- 
mand in seiner Person mehr Hechte, ihn zu ermutigen. 
Worauf schon Fichte und Friedrich Schlegel bei den 
Nordsternbündlern gedrungen hatten, sich an ein 
grösseres Ganzes zu wagen, 9 ) dazu riss nun Fouque 
den Freund wirklich hin. 

Freilich erst nach einigem Schwanken iu der Wahl 
des Stoffes. Der Geschichte von S chö n Rosamund,*) 
die Fouque ihm zur Behandlung empfahl, scheint Cha- 
misso gar nicht näher getreten zu sein; schon das ihm 
so fremde altenglische Kostüm und der historische 
Hintergrund mögen wenig Verlockendes für ihn gehabt 
haben. Das Märchen aber, das schon vor dem Be- 
such in Nenndorf begonnen war, wollte trotz wieder- 
holter Ansätze nicht fortrücken. Hier, wo überhaupt 
kein fester Stoff seiner Phantasie die Bahn wies, ver- 



*) Vom 12. März 180«, gedruckt in Schlegels Werken 8, 142 und in 
den Briefen an Fouque, Berlin 1848. 

■) Varnhagen, Denkwürdigkeiten« 1, 309. 838. Von Fr. Schlegels 
Brief liegt mir Varnhagens Abschrift für Chamisso vor. 

•) Fair Rosamond in Percy Reliques, Series II, Book 2, später von 
Körner dramatisiert. 



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VIII 



lor er den Boden unter den Füssen. Ein äusserlicher 
Umstand kam zu Hilfe : Von Mitte August bis Anfang 
Oktober nötigte ihn ein Fussleiden, das Zimmer zu 
hüten. In dieser Zeit einer unverhofften Müsse kam 
dem Unschlüssigen das Volksbuch von Fortunatas 
zu Gesichte, 1 ) und er beschloss, seine Kräfte an diesem 
Stoffe zu versuchen, und zwar nach dem Muster von 
Tiecks Oktavian. Weder der Stoff noch das Muster 
sind auffällig, ist es doch die Zeit der romantisch-er- 
neuerten Volksbücher und -märchen, und war doch für 
die dramatisierten der Oktavian das unbestrittene Muster. 
Es sei nur an Oehlenschläger erinnert, der gerade in 
derselben Zeit mit dem Manuskripte seines verdeutsch- 
ten Aladdin Deutschland bereiste, und in der deutschen 
Vorrede zu diesem Werke das Verhältnis der einge- 
schlagenen Richtung zu Tieck literarhistorisch festzu- 
stellen sucht. 8 ) Dass in Hameln nicht einmal ein Ok- 
tavian aufzutreiben ist, scheint Chamisso ein Charak- 
teristikum für die Barbarei, in der er sich befindet. 

Es ist bekannt, dass das Volksbuch ^Fortunatus 
mit seinem Seckel und AVunschhütlein' in zwei selb- 
ständige Teile, die Geschichte Fortunats und die seiner 
Söhne, zerfällt und dass daher alle Bearbeiter sich von 
vornherein vor die Frage gestellt sehen, ob sie sich 
mit dem zwiespältigen Stoffe abfinden (Hans Sachs, 
Uhland, Tieck) oder eine Einheit der beiden Teile er- 
zwingen (Th. Decker, ihm folgend die englischen Ko- 
mödianten und einigermassen auch der Kasseler Dich- 
ter, 8 ) Bauernfeld) oder ob sie nur einen der beiden Teile 

') Jedesfalls die Ausgabe 'Gedruckt in diesem Jahr', welche F. 
W. V. Schmidt in seiner l'ebersetzung von Deckers Fortunat (1819) 
als allgemein verbreitet anführt, die ich aber leider nicht benutzen 
konnte. 

*) Varnhagen und Neumann studierten Tieek in Hamburg 1804/6, 
Neumann richtete sogar ein Sonett an ihn Uber den Oktavian, vgl. 
Neumanns Schriften 2, 162. 

■) P. Harms, Die deutschen Fortunatusdramen und ein Kasseler 
Dichter. 1892. 



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IX 



herausnehmen wollen. 1 ) Chamisso entschied sich für das 
letzte: sein Stück hebt erst ein Jahr nach Fortunats 
Tode an*). Damit fällt die Hypothese des jüngsten und 
geistreichsten Chamissobiographen 8 ) in betreff des mut- 
masslichen Grundgedankens des Ohamissoschen Spieles. 
"Walzel nämlich hält den Satz, Weisheit sei mehr als 
Reichtum, für die Moral des Volksbuches und meint, 
sie sei es, die den Dichter zu dem Stoffe gezogen und 
sie habe er sicherlich zur Idee seiner Dichtung erhoben. 
Wenn aber überhaupt, so kann doch diese Idee nur 
für Fortunat selbst, zur Not für die ganze Geschichte 
als Familiendrama (vgl. Deckers Behandlung), sicher 
aber nicht für den zweiten Teil allein gelten. Auch 
Walzeis weitere Vermutung, dass die 'blendende' Ge- 
stalt der Agrippiua es gewesen sei, die Chamisso ge- 
rade zum zweiten Teile des Volksbuches hingezogen 
habe, dass sie seine Lieblingsfigur gewesen, und dass 
Ceres Duvernay ihm 'von Anfang an vorgeschwebt 
haben dürfte', ist in allen ihren Teilen durchaus ab- 
zuweisen. Dass der dramatische Bearbeiter die ge- 
schlossene Fabel des zweiten Teiles dem zwiespältigen 
Ganzen oder gar dem rein epischen ersten Teile vor- 
zieht, bedarf überhaupt keiner Erklärung; die Ando- 
losiafabel, die doch wohl den Grundstock der ganzen 
Erzählung bildet, ist in der That ein selbständiges ab- 
gerundetes Ganze, wie die verwandten Volkserzählungen 



') A. v. Sternberg, Fortunat , ein Feenmärehen (1888. 2 Bde.) 
muMte unberücksichtigt bleiben. 

•) Es ist kein Vers aus dem ersten Teil vorhanden, dagegen 
wird Wichtiges aus demselben erzählungsweise in die exponierenden 
Segnen eingeflochten, und Chamisso selbst nennt die Scenen bis zur 
Abfahrt eine Art Vorspiel — Beweis genug für den, der etwa aus 
dem Briefe vom 28. September 1806 herauslegen möchte, dass der 
Dichter auch den ersten Teil in den Kreis seiner Dichtung zu ziehen 
beabsichtigte. 

•) Chamissos Werke, herausgegeben von Dr. 0. F. Walzel 
(Kürschners National-Litteratur). 



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X 



und -inärchen zur Genüge beweisen. *) Und gerade 
Agrippina ist sicherlich viel weniger Chamissos Lieb- 
lingsfigur als die Quelle seiner Leiden gewesen. 
'Agrippina hat mir am meisten Kummer gemacht', 
schreibt er gegen Ende der Arbeit, und drei Monate 
nach dem Abbruch derselben (Walzel sagt unrichtig „als 
der Plan beinahe schon aufgegeben war" ) sehenwir ihn nach 
Zügen aus dem Leben für seine Agrippina spähen. 
Der Grund liegt auf der Hand: der Dichter sah hier 
die Grenze seiner Kraft. Eine solche Prinzessin TJrraca 8 ) 
aus der Erzählung zu dramatischer Sinnlichkeit zu be- 
leben, ist eine ganz andere Aufgabe, als die Rolle des 
Helden mit schönen Rednerblumen zu umkränzen. Und 
von Ceres sollen gar die Farben zum Bilde genommen 
sein, von Ceres, mit der seine Korrespondenz eben 'die 
höchste Wichtigkeit' für ihn bekam (Brief vom 7. Sep- 
tember)! Gerade als er an den Fortunat ging, muss 
ja jener wunderliche Brief von Ceres angelangt sein, 
der ihn veranlasste, ihr seinen treuherzigen Heirats- 
antrag zuzuschicken. 'Tu connais la simplicite de mes 
goüts, la fortune ne saurait nie tenter, une chaumiere, 
une biblioteque et un tendre ami peuvent seuls faire 
[mon] bonheur', schreibt Ceres am 16. August, und, 
während er am Fortunat dichtet, erwidert Chamisso . 
'trouvons la chaumiere et je t'offre le tendre ami.' 3 ) 
Und sie sollte ihm als Agrippina vorgeschwebt haben! 

Freitag den 22. August 1806 begann Chamisso 
frischweg den ersten Dialog zu dichten, ohne noch mit 
sich im klaren zu sein, wie sich das ganze Stück auf- 
bauen solle. 'Bis zum Grundstein habe ich aber noch 
nicht gebauet, — o wäre ich soweit nur. Wenn der 

*) Gesta Romanorum Nr. 120; Grimm, Märchen Nr. 122, vgl. 
8, 201 ff.; Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen S. 310. 

•) Chamisso kam eben von der Lektüre von Musäus' Märchen 
und grade Rolands Knappen tauchen noch im Schlemihl gelegent- 
lich auf. 

») Briefe von Chamisso u. s. w. Aus dem Nachlasse Varnhagens 
1, 155 ff. 



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XI 



da ist, so traget er bald das Gebäude', schreibt er am 
folgenden Tage den Freunden. Innerhalb vierzehn 
Tagen war das Werk auf 7 — 800 Verse, am 22. Sep- 
tember bis zu 1111, am 22. Oktober bis zu 1758 Versen 
vorgerückt. Ein gleichzeitiges Notizenblatt Chamissos 
setzt uns in den Stand, den äusseren Verlauf der Arbeit 
genauer zu begleiten, denn er arbeitete 'nicht von An- 
fang an, wie im Feld, sondern hie und da, wie im 
Garten, wie es ihn das Herz lehrte'. Die Scenen ent- 
standen in der Reihenfolge: I, II, XI, XIII, XIV, 
XVI, XVII 1—105, IV, XII, IX, XV, VII, III, 

vm, y, x, vi, xviii, xvn 105-111, xix, xx, 

XXI. (Im Manuskript sind die Scenen nicht beziffert.) 

Von der inneren Entwicklung des Fortunat ist je- 
doch nur wenig bekannt. Das Ziel war hoch genug 
gestellt. In den Juligesprächen hatte Chamisso mit 
Fouque die Theorie einer neuen Dichtung besprochen, 
„die eines Drama, des höchsten vielleicht, wo die für 
sich höchst tragischen Figuren das höchste Komische 
gebären, und wiederum die für sich höchst komischen 
das grässlichste Tragische. Shakespeare und die deut- 
schen Puppen zeigten uns oft Strahlen unsres Ideals." 
Man erkennt die Verbindungsfäden zu Fr. Schlegels 
und Novalis' Ideen über Ironie und zu Tiecks dichte- 
rischer Praxis. Ein solches Drama nun sollte der 
Fortunat werden — und hier ist wohl auch der Hebel 
anzusetzen, wenn man, wie Walzel, die Frage aufzu- 
werfen wagt, was den Dichter zu diesem Stolle gezogen 
habe: Aeusserlich schon, noch weit mehr aber innerlich, 
enthält die Andolosiafabel in der schlichten Darstellung 
des Volksbuches Humor und Tragik in inniger Durch- 
dringung; all diese fürs Laienauge überkalkten Farben 
konnten laut genug den Künstler um ihre Befreiung 
ans Tageslicht anrufen. Aber der Mut stand dem 
Dichter nicht hoch. Nach den ersten 7 — 800 Versen 
schreibt er den Freunden : 'Was ihr erhaltet, wird doch 
noch fernerer Umänderung sehr unterworfen sein. Ich 



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XII 



will alle Kräfte aufbieten, zu denen meine Freunde 
mehr Zutrauen haben als ich — werde glauben, sehr 
früh fertig worden zu sein, wenn der Winter ihn sich 
ründen sieht. Ich will, sag' ich, alle Kräfte aufbieten, 
er soll allen ein Probirstein werden, der in mir zu er- 
nährenden Hoffnungen des Dichterberufs. Fällt die 
Probe, was ich ahnden kann, sehr demütigend aus, so 
gräme ich mich darum nicht zu todt; muss ich auf 
den köstlichen Besitz der schöpferischen Kraft Ver- 
zicht thun, bleibt mir doch, die nichts mir rauben 
kann, die empfangende, und also nenne ich mich fort- 
an noch einen Dichter. Lust und Schmerz der Be- 
mühungen selbst haben sich selber reich belohnt . . . ein 
dickes Buch wird es wahrlich oder nichts'. Drei 
"Wochen später (28. September) begleitete er die erste 
Fortunatsendung mit einigen Worten, die ausser den 
Andeutungen über den neugeformten Plan des Werkes 
(s. unten) auch von der Arbeit selbst berichten: 'An- 
haltend, angestrengt, aber langsam, langsam schreibe 
ich nieder. Die Verse und den Reim bekämpf ich mit 
unendlicher Mühsamkeit ... ich habe für mehr als ein 
Jahr ruhiger Arbeit daran'. Er hatte es sich freilich, 
dem Oktavian auch in der Form nacheifernd, nicht 
leicht gemacht, 1 ) ausser den Blankversen, vierfüssigen 
Trochäen, Alexandrinern, fl ) Trimetern, Anapästen, und der 
Prosa sind da Terzinen, Assonanzen, zwei Sonette, ein- 
undzwanzig Stanzen, acht Dezimen und vier Gedichte in 
lyrischen, teils sehr künstlichen Strophen. Seines Er- 
folges war er aber trotzdem noch ebenso unsicher als 

') Es sei gestattet hier ein hübsches Wort des jugendlichen 
Hebbel jiber Chauiisso auszugraben: 'Er war ein sanfter, liebens- 
würdiger Mann, aber er erzählte am iicbsten grauenhafte Geschichten. 
Ihm ging nichts über Behäbigkeit, dessungeachtet schrieb er seine 
besten Sachen in den kunstgerechtesten Terzinen'. (Sämmtliche Werke, 
1891. 12, 49.) 

•) In Alexandrinern redet der König, auf dieses Versmass bezieht 
sich daher der witzige Meinungswechsel zwischen den fremden Rittern 
und dem Franzosen V 49—58. 



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XIII 



vorher. 'Es rede für sich selber ; ist es stumm, so musa 
es auch gewiss taub geboren sein, und alles Bemühen, 
hineinreden zu wollen, lohnte schlecht', und er wieder^ 
holt in den folgenden Briefen die Bitte um strenge Be- 
rn teilung, 'ich bin über das, was ich geschrieben habe r 
so blind, als stünde es jajmnisch vor mir aufgezeichnet, 
und ich müsste es beurteilen'. Die Antwort der Freunde 
blieb aus. Anfangs Oktober heilte 'trotz aller Be- 
mühungen der Aerzte' das kranke Bein, und so hatten 
die 'schönen Tage der Einfüssigkeit' ein Ende; doch 
rollten die Verse noch einige Zeit weiter. Vom 22. Ok- 
tober ist der letzte Eintrag auf dem erwähnten Notiz- 
blatt, nur etwa zehn Verse sind noch nach diesem Tag 
geschrieben, dann stockt die Arbeit infolge von äusseren 
Hindernissen. Die Ruhr sucht ihn heim und, schlimmer 
als das, er bekam einen lästigen Gast in sein Quartier. 
Seinem Bruder Hipolyte berichtet er am 28. Oktober: 

' . . . Voilä mon bulletin, mon bon ami, tout ce quo 
je pourrais y aj outer n'est rien de plus gai. Je ne 
suis plus maitre de mon pauvre petit bouge ; un pauvre 
diable, „que la gloire endurcie, qui se forme en caillou 
au fond de la vessie," travaille d'une maniere qui n'est 
pas indifferente, est aujourd'hui maitre de ma case, oü 
je ne suis presque plus que souffert — et cela est fort 
desagreable. D'apres tout cela, mon eher, tu jugeras 
que ma bonne amie (je veux dire ma muse) ne trouve 
plus l'heure de venir charmer mon obscure retraite ; je 
soupire et j'attends de plus beaux jours. 1700 vers, et 
plus, sont la pierre d'attente de l'edifice que je veux 
elever, et je nourris bon espoir, ä tort peut-etre; car 
m&me cette consolation ne m'a pas ete donnee juBqu'a 
ce jour d'entendre la voix de mes maitres et amis et 
de recueillir leurs jugementß sur les essais que je leur 
ai envoyes . . (Aus einem ungedruckten Briefe). 

Anfang November wurde die Lage der Besatzung 
ernster, die Franzosen rückten heran. 'Unsere Frolm- 
dienste sind drückender geworden, und nur in späten 



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XIV 



Stunden der Nacht, die ich dem Schlafe abborge, kann 
ich zu meiner Feder kommen', 4 Hunde-Arbeit muss ich 
zollen, und darf fast nur für die Zeit des Schlafes 
heimkommen — patp, äväg of> xard nöafiov\ Am 21. No- 
vember fiel Hameln. Unterdessen hatte der Sturm auch 
die Freunde ergriffen, die Universität Halle war auf- 
gehoben worden, sie stoben fliehend auseinander. Cha- 
misso eilte, sowie er seinen Pass hatte, direkt nach Frank- 
reich; durch seinen Diener Bendel Hess er aber, was seit 
der ersten Sendung am Fortunat gearbeitet war, an Varn- 
hagen besorgen. 'Da ich nun ganz vereinzelt bin', schreibt 
er diesem noch auf der Reise (3. Dezember) , 'ist es 
mir wichtig, ein gründliches "Wort darüber zu vernehmen ; 
ich werde vielleicht dort auf dem Lande Zeiten haben, 
da ich daran wacker arbeiten können werde.' Ob Yarn- 
hagen diese Sendung erhalten hat, ist nicht bekannt, 
kein einziges, den Fortunat betreffendes Zeugnis von 
ihm ist aufzufinden. Es sieht aus, als hätten Unter- 
drückungen stattgefunden. Im Januar 1807 erwähnt Cha- 
misso einen 'herrlichen, viele Bogen dicken Brief Yarn- 
hagens', im März mehrere; diese müssen doch auch 
auf den Fortunat eingegangen sein, und Chamisso wird 
doch auch wohl repliciert haben. Dazu kommt, dass in 
Yarnhagens Denkwürdigkeiten, von welchen Yarnhagen 
(laut eines mir voliegenden Briefes vom 26. September 
1836) die Chamisso betreffenden Partieen diesem erst 
vorlegte, an dieser Stelle eine offenbare Lücke zeigen. 1 ) 
Noch eine Zeitlang wird der Vollendung des For- 
tunat als einer natürlichen Sache erwähnt, die sich nur 
durch äussere Hindernisse verzögert, so in dem Briefe 
an de la Foye vom 16. Januar 1807, 'Ich habe ein 
angefangenes Gedicht zu lesen und bei dir zu vollenden, 
denn früher komme ich nicht wieder dazu. Keine 

') Nach S. 4U (der 2. Auflage) musste Chamissos Thätigkeit in 
Hameln und der Fall der Stadt, wenigstens aber Chamissos Abreise 
nach Frankreich erwähnt werden, denn S. 452 wird dieser, den der 
Leser noch in Hameln wähnt, aus Frankreich zurückerwartet. 



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XV 



metrische Zeile seit dorten', oder, wie schon erinnert, 
am 27. Januar bei Erwähnung einer Kokette, 1 ) die er 
kennen gelernt hatte: 'Halten wirst du mich minde- 
stens nicht, aber mir geben Dein Bild für meine 
Agrippina.' Bei seiner Anwesenheit in Paris, De- 
zember 1806, hatte er Koreff in die Dichtung einge- 
weiht, dieser schreibt ihm nach Vertus unter anderm: 
,Ich war letzthin bei Frau von Stael und habe mit 
A. W. Schlegel sehr viel von Dir und Deinem For- 
tunat gesprochen — er hat vortreffliche Bemerkungen 
darüber gemacht, die ich Dir entweder mündlich oder 
schriftlich mitzuteilen gedenke, je nachdem Du mir 
über Deine Ankunft Nachricht geben wirst. Ich habe 
auch sehr viel darüber nachgedacht, und guter Rath 
ist hier also nicht theuer. Schlegel lässt dich freund- 
lieh grüssen und höchlich Dich und Dein schönes Ta- 
lent ermuntern. Er hofft, durch mich bald von Dir 
etwas zu sehen . . (Ungedruckt). 

Doch er kam in Frankreich nicht zur Ruhe, und 
die schmerzliche Enttäuschung, die das Zusammenleben 
mit den Freunden in Deutschland (1808) brachte, hielt 
alle dichterische Stimmung fern, 'Ich und die Feder 
sind ganz entfremdet und zur Zeit mehr als je . . . 
ich weiss nichts zu schreiben, als dass ich nichts zu 
schreiben weiss, und in diesem albernen Kreise drehen 
sich auch die wenigen kümmerlichen Briefe, die ich 
schreibe* (an Rosa Maria 1808), 'Mein armer Fortunat 
liegt da versiegelt auf meinem Tische, dem Eigenthum 
gleich eines Verstorbenen; und ich blicke zu ihm mit 
Wehmutn* (an Fouque Oktober 1808). 

So blieb das Werk liegen, unvollendet — aber 
auch unvergessen; unvergessen vom Dichter und vor 



») Woher weiss wohl Walzel, S. XXXV, dass die 'junge, eben nicht 
schöne' Kokette Namens Panline, die in Vertus 'ihr Wesen trieb' und 
Chamisso 'bei erster Sicht ihrer Bemühung würdigto', identisch ist mit 
dem reichen, 'jungen, lie blichen Mädchen', welchesEltern und Geschwister 
für ihn bestimmt hatten und das er in einem Briefe ausTroycs erw ähnt? 



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XVI 



allein unvergessen von einigen Freunden, die es kennen 
gelernt. Für ersteres zeugt, dass Uhland, als er im 
Frühling 1810 Chamisso in Paris kennen lernte, den 
Fortunat zu lesen bekam ; für letzteres, dass eben dieser 
Uhland infolge dieser Lektüre Chamisso für einen 
Dichter hielt, der dem Musenalmanache seines Freundes 
Kerner besondre Ehre mache. 'Wie sehr würde es 
mich freuen, wenn ich ihn [Kerner] durch Beiträge 
von Ihnen überraschen könnte, was Sie gerade haben, 
etwa Einiges aus Ihrem trefflichen Fortunat, denn aus 
dem Eindrucke, der mir geblieben , weiss ich, dass 
schon die Fragmente dieses Gedichtes sich lebendig genug 
aussprechen* (Uhland an Chamisso, 23. Dezember 1810). 
Und noch ein Andrer, den Chamisso den Paten seines 
Fortunat genannt (28. September 1806), Fouque, der das 
Manuskript, d. h. vermutlich die Abschrift während Cha- 
missos ersten Aufenthaltes in Frankreich in Verwahrung 
hatte (vgl. Chamissos Brief, November 1807), behielt das so 
frisch begonnene Werk lieb und schüttelte den Kopf, als er 
sah, wie Chamisso seinen Andolosia liegen Hess, um sich 
bei Frau von Stael mit der Rolle eines Uebersetzers 
und zweiten Liebhabers zu begnügen oder um sich in 
der Uebersetzung französischer Tageslustspiele zu ge- 
fallen. Er schreibt ihm am 23. Januar 1809 : 'Indem ich 
gestern Abend die Feder niederlegte, und mich der 
Nachklang des Dichtens lieblich durchbebte, und die 
Gestalten der künftigen Composizion vor mir auf und 
niederwogten, ergriff es mich plötzlich, wie es möglich 
sei, dass Du nun schon seit so langer Zeit nichts ge- 
dichtet habest, Du, der die Fülle dieser stillen Seelig- 
keit aus Erfahrung kennst. Ich bitte Dich herzlich, 
mein lieber Bruder, stimme die Leier wieder, und singe 
das wackre, kräftige Lied von Fortunatus weiter. Zwar 
wird er Dir nun wohl ein ernstes Gesicht machen, 
nach der langen Entfernung, aber ruf nur Deine ganze 
innre Liebe auf und Du wirst ihn Dir schon wieder 
zum heitern Gefährten gewinnen' (ungedruckt), und am 



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XVII 



25. April 1812: i . . . Lass Du — so muss ich das Resultat 
meiner Kritik [über Konaxa vgl. Chamissos Werke 6 
5, 353] aussprechen — lass Du dem Theater Odeon 
seine Lustspiele, und dichte aus Deiner treuen, tiefen 
Brust etwas Eignes heraus, etwas wie die Scenen zwi- 
schen Ampedo und Andolosia im Fortunat und ihres 
Gleichen dorten, und belohne so meine deutsche Mutter- 
sprache für die Freudigkeit, mit der sie sich Deinem 
oft kühnen AVollen fügt' (ungedruckt). 

Von einer Vollendung des Werkes selbst spricht 
jedoch sogar Fouque nun nicht mehr — und in der That 
war dafür die Zeit vorbei; entdeckte 'doch einige Wochen 
nach diesem Briefe Chamisso endlich sein Berufsfach 
in der Botanik. Vier Monate später war er Berliner 
»Student, Studierender mit Leib und Seele : 4 Vergessen 
habe ich schon, dass ich je ein Sonett geschrieben, 
Gott verzeihe mir meine Sünden'; und er fühlte sich 
ganz an seinem Platz: 'Die Freunde selbst haben mir 
nie einreden könuen, dass ich zum Dichter geboren'. 
Das folgende Jahr, 1813, riss ihn freilich wieder aus 
dem wissenschaftlichen Geleise, aber die dichterische 
That, die ihn diesmal aus der Seeleimot befreite, kann 
zugleich als der Schluss der Fortunatakten gelten : Nach 
dem Schlemihl mit Fortunats Glücksseckel war ein For- 
tunat nicht mehr möglich. Der Auflösungsprozess begann, 
1815 wurde der Wechselgesang, 1818 die Katzennatur 
in einem Almanach veröffentlicht. 1 ) Dazwischen war 
zum Ueberfluss Tiecks Fortunat erschienen (I8l(j), der 
allerdings nicht nur die Vollendung, sondern selbst die 
Veröffentlichung des Fragments unmöglich machte und 
wohl auch ein Grund war, dass Chamisso das Kind 
seiner Jugend mit so unerbittlichem Schweigen be- 

l ) Es ist freilieh nicht bekannt, ob Chamisso diese Publikationen 
selbst veranlasst hat, seine Freunde seheinen freie Hand gehabt zu 
haben; schon im Dezember 1810 schreibt er: 'Mir fällt ein, dass ich 
erfahren habe, ein Pack Lieder aus dem Fortunatus von mir seien 
für das Vaterländische Magazin bestimmt worden.' 

Deutsche Litteraturdenkmale Nr. 54/55. II 



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XVIII 



deckte. Das saubre, eigenhändige Manuskript hat er 
aber treulich unter seinen Papieren bewahrt. Der Güte 
seines jüngsten Sohnes, meines unvergesslichen Freundes 
Hermann von Chamisso, sowie der Liberalität des 
jetzigen Hüters des Nachlasses ist diese erste Publi- 
kation zu danken. 

IL Analyse des Werkes. 

I. Chamissos Stück hebt an mit dem Gespräche 
zwischen Fortunats Söhnen Ampedo und Andolosia, 
welches zur Teilung der beiden ererbten Schätze führt 
(in der Simrockschen Ausgabe des Volksbuches S. 152). 
Bald wörtlich der Vorlage folgend (so 11, 80 f., ja 
sogar 42), bald weiterausführend, arbeitet der in Blank- 
versen geschriebene Dialog die beiden entgegengesetzten 
Charaktere möglichst heraus. Diesem Zwecke wird 
geschickt ein Teil der Vorfabel nutzbar gemacht, in- 
dem jeder der Brüder Erlebnisse des Vaters zur Be- 
gründung seiner Lebensansicht anführt. Was der 
Dichter so aus den früheren Teilen des Volksbuches 
einflicht, die Erwerbung des Seckeis, die Wahl zwischen 
Reichtum und Weisheit, die bestandenen Gefahren, wird 
jedoch nur obenhin angedeutet. 

II. Mit dem Hinzutreten des Probstes erhält das 
Gespräch eine frei erfundene Fortsetzung, welche augen- 
scheinlich die Exposition durch Realien aus dem Volks- 
buche kräftigen soll. Der Probst selbst ist aus den 
Angaben des Volksbuches geschöpft, wonach For- 
tunat nach seiner ersten Rückkehr unter anderm eine 
Probstei stiftete (Simrock S. 118), Vers 11 Medusa ist 
aus dem Ende des Volksbuches jSimrock S. 200) her- 
übergenommen, Vers 47 Lorganub Zum Regenbogen 

') 'Ich werde gehn in fremde Land' etc. Diese ans einem Briefe 
Chamissos bekannte, und in Kochs Ausgabe unter die Fortunatfrag- 
mente aufgenommene Stelle hat Walzel hauptsächlich zu der Annahme 
verleitet, das 'Vorspiel' behandle Fortunats Abenteuer. Unvorsichtig 
genug wendet er sich dabei gegen Palm, dem doch das Stück vorlag. 



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XIX 



aus der Erzählung von Fortunats Heirat (Simrock S. 129 *). 
lieber die bürgerlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse 
der Brüder, ihren Charakter und ihr Ansehen giebt 
diese Scene weitere Andeutungen, in die Handlung selbst 
greift sie nicht ein; nicht als selbständige Scene, nur 
.als Fortsetzung der ersten ist sie aufzufassen: der un- 
gestüme Drang nach Bethätigung und Bewegung, der 
in der ersten die Hindernisse überwunden, geniesst sich 
hier im Vorgefühl des Glücks. Dieser Steigerung des 
Gefühls entsprechen die Stanzen, die Vers 10 — 17 und 
Vers 48 bis zum Ende den Blankvers durchbrechen. 

III. Andolosias Urlaub vom Cyprischen 
Hof, eine erst später im Lauf der Arbeit eingeschobene 
und unvollendet gebliebene Scene, durch welche der 
Hof, der im Volksbuch von Fortunats Heirat her be- 
kannt ist, eingeführt wird. In den Mund des Königs 
ist ein weiteres Stück Vorfabel, Fortunats Heirat mit 
Cassandra, gelegt; im Gespräche treten Andolosias adlige 
Gesinnung, sowie seine allgemeine Beliebtheit hervor. 
Ferner sind zwei Personen hier exponiert, deren be- 
absichtigte Funktionen im Stücke nicht mit Sicherheit 
angegeben werden können: Der Prinz, der im Volks- 
buch erst bei der geplanten Heirat mit Agrippina als 
24 jähriger (Siinrock S. 194 ff. 198) genannt wird, zeigt 
sich jetzt schon, I3jährig,*) als liebender Bewunderer 
des 21jährigen Andolosia, und Graf Lymosi',) im 

') Zacher bei Ersch und Gruber liest Larchonube; Simrock: 
Larconube; ein Reutlinger Druck aus dein Anfang des XIX. Jahr- 
hunderts, der sonst Chamissos Vorlage am nächsten steht, S. 83 : Lor- 
gann ; eine holländische Version, Utrecht 1799 : Largamibe ; die fran- 
zösische : Achanube ; die englischen mussten unberücksichtigt bleiben 
(über sie vgl. Herford, Studies in the literary relations of England 
and Germany 1886. Apendix III). 

•) Auf dem S. XI erwähnten Notizenblatt hat Chamisso eine ge- 
naue Zusammenstellung der Altersverhältnisso aller im Volksbuch auf- 
tretenden Personen gemacht und daneben mehrfache Aenderungeu 
für seinen Zweck vorgenommen. 

•) So auch im Reutlinger Druck und in den holländischen und 
französischen Uebersetzungcn; Simrock; Limisso. 



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XX 



Volksbuch einer der Mörder Andolosias, aber erst vor 
der Katastrophe selbst erwähnt (Simrock S. 201), er» 
hält hier in der Bevorzugung Andolosias und in dem 
spöttischen "Wort des Prinzen einen Grund zu Neid und 
Hass gegen den Helden. 

IV. Abfahrt. Den eigentlichen Abschied 'Gut 
Abenteuer geb euch Gott, Herr Ritter' (Vers 29) umspielt 
ein Wechselgesang von sieben vierzeiligen Strophen 
(4füssige Trochäen Reim a v b a" b), in welchem das Leben 
und die Gefahren der sich Hinauswagenden denen der 
Zurückbleibenden gegenübergestellt werden. Man be- 

O CT CT 

merkt, dass in der fünften Strophe rd zov xöäov äcrtQov ala 
Hort der Wandrer aus dem Leben des Dichters in die 
Dichtung hinübertritt. An diese Strophen schliesst sich, 
eine Art Epodos, eine zwölf zeil ige Doppelassonanz 
(ei-e: ar), in welcher das Grundmotiv alles irdischen 
Strebens echt romantisch angeschlagen wird. ') Hesekiel 
(Hempel 1, 448) hat das Gedicht dunkel genannt, doch 
das kann höchstens noch für einen einzelnen sprach- 
lichen Ausdruck zugegeben werden, wenn man den Zu- 
sammenhang (I 121, IX 22 u. ö.) in Betracht zieht, zu- 
mal wenn man dabei über den Fortunat hinausschaut. 
So zieht auch der Held des verworfenen Märchens vom 
Juli 1806 planlos in die Welt, angezogen von dem ihm 

') 'Der Schatz' überschrieb Chamisso die Verse, als er sie 1835- 
in die dritte Auflage seiner Gedichte aufnahm ; zwanzig Jahre früher, 
bei der ersten Veröffentlichung des ganzen Wccbselgesangs (Jahr- 
buch deutscher Gedichte von Löst etc. 1815), waren sie 'Nach der 
Abfahrt' betitelt; Palm änderte in seiner 'Nachlese zu den Ge- 
dichten' (Werke*, Bd. 2. 13C4) diese Ueberschrift in 'Auf hoher See' 
und ihm folgten die späteren Herausgeber. — Auch eine wichtigere 
Willkürlichkeit geht auf Palm zurück : dieser teilt a. a. 0. zuerst die 
zwölf Verse in drei Strophen ein, und so liest man in den neueren 
Ausgaben mit stets zunehmender Bestimmtheit von den 'drei letzten 
Strophen' des Wechselgesangs, welche Chamisso in dem 'Schatz' 'zu- 
sammengefasst' habe (Hesekiel, Koch, Walzel). Weder Chamissos 
eigene Redaktion 1835, noch die von 1815, noch das Manuskript selbst 
rechtfertigen diese Teilung, und die durchgehende Assonanz wider- 
strebt derselben durchaus. 



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XXI 



— 



noch unbekannten Ziele; seine Amme hatte ihm 4 von 
Jugend auf vielverschlungene, reiche, wunderliche Mär- 
chen erzählt, darin verschleierte Gestalten sich um einen 
unzugänglichen Punkt kreisförmig taktmässig zu be- 
wegen schienen.' 

Mit dieser frei erfundenen Scene endet, wie Cha- 
misso sich selbst ausdrückt, 'eine Art Vorspiel, und (wie 
im Volksbuohe) zehn Jahre älter') treten die Figuren 
wieder auf und das Spiel spielt fort' (Brief vom 
28. September 1806). Und zwar setzt es, wie alle frühe- 
ren und späteren Bearbeitungen, sogleich in London 
•ein, da Andolosias Aufenthalt bei den Königon von 
Prankreich (die Buhlereinovella stand vermutlich nicht 
«inmal in Chamissos Vorlage) Arragonien, Kastilien, 
Portugal, Hispanien, sowie sein Anteil am Schottenkriege 
der Darstelluug keinen Stoff boten. 'Da fing er an zu 
stechen der Königin und ihrer Tochter zu Lieb und 
Ehren', sagt das Volksbuch, und an das Ende eines 
solchen Turnieres führt die nächste Scene. 

V. Einleitungsscene. Andolosias Waffenglück 
stellt sich im Gespräch zweier Kitter dar, in welchen 
zugleich die Welt der ritterlichen Gäste angedeutet 
wird. Theodor, der zweite Feind und eigentliche 
Mörder Andolosias, wird fast ebenso wie früher Lymosi 
eingeführt als Besiegter Andolosias und ohne dessen 
£uthun deswegen Verhöhnter (1 — 35). Agrippinens 
Schönheit und des Königs Unbedeutendheit werden im 



') Ganz unglücklich beruft sich Walzel bei seiner irrigen Hypo- 
these über das Vorspiel auf die Daten des Volksbuches. Andolosias 
Reise sei nur auf 6 Jahre beabsichtigt gewesen und (so fügt er aus 
unbekannten Quellen schöpfend hinzu) „dürfte noch weit weniger 
lang gedauert haben-. Die Abmachung war allerdings 6 Jahre, aber 
der leichtsinnige Andolosia blieb so lange aus als sein Geld reichte. 
Die von Walzel veruiisste chronologische Angabe findet sich in allen 
Ausgaben des Volksbuches sugar doppelt: Andolosia entlässt seine 
Diener, die ihm 'bald zehn Jahr' gedient, und Auipedo ist bei Andolosias 
Rückkehr froh, nicht mehr sparen zu müssen wie er nun 'zehn Jahre' 
gethan. 



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XXII 



Gespräch derselben beiden Bitter mit einem französi- 
schen Waffengenossen exponiert (36 — 61). Andolosia 
zeigt sich bescheiden in seinem Glück und erwirbt sich 
durch seine ritterliche Tugend und Grossmut in dem 
besiegten Gegner Binaldo einen jungen Bewunderer und 
Bruderfreund (dieser Binaldo ist dem Theodor ebenso 
gegenübergestellt wie in III. der Prinz dem Lymosi; 
welche Bolle diesen — frei erfundenen — Freunden im 
Stück bestimmt war, ist unbekannt). Sein Inneres straft 
jedoch sein äusseres Siegesglück Lügen, sei es, dass er 
nur, wegen seiner Geburt, an Agrippinens Gegenliebe 
verzweifelt (91 f.), sei es, dass er fühlt, dass hier sein 
Lebensgeschick auf ihn laure (106 ff.). 

VI. Thronsal. Die Pracht des Hoffestes stellt 
sich in romantischem Versfeuerwerk dar. In dem kon- 
ventionell gehaltenen Bedeturnier treten die Einzel- 
charaktere nicht nur zurück, sie sind vielmehr aufge- 
hoben, nur König und Narr (Prosa) heben sich von 
den andern ab, und zwar wird durch sie ein Schein 
von romantischer Ironie über das Ganze geworfen. 
Der Kanzler (Terzinen) dankt den Bittern für ihre 
Teilnahme an den Spielen. England sei ihnen dauernd 
Dank schuldig, denn nur scheinbar seien diese Feste 
jetzt vorbei und die Thaten der Bitter verklungen; 
wie alles in der Welt seien sie Samenkörner der Zeit r 
die am Tage der Erfüllung England Frucht tragen 
würden — ein Gedanke, der Chamisso in jener Zeit viel 
beschäftigte, z. B. auch in dem verworfenen Juli- 
märchen — (1 — 40). Andolosia (Sonett, schwerge- 
reimt) weist diesen Dank zurück: Die Mannesthaten, 
die hier geschehen, seien nur eine der notwendigen 
Aeusserungen der thatbedürf tigen Mannestugend ; wenn 
in der Zukunft Gutes daraus entspriesse, so sei nicht 
ihnen, den unbewusst Handelnden, sondern Gott für 
dessen wunderbare Fügung zu danken. Sie dagegen 
seien England zu Dank verpflichtet, weil es ihnen 
diese festliche Gelegenheit zur Kraftentfaltung gegeben 



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XXIII 



habe (41 — 54). Im Namen der Frauen, zu deren 
Ruhm gekämpft wurde, erstattet die K ö n i g i n (Stanze) 
den Kampfeslohn: der Frauen Dank (55—62). Doch 
Theodorus (Stanze) weist auch dieses zurück; nicht 
um Lohn, nur zum Ruhme der Frauen hätten sie ge- 
kämpft, dagegen nähmen sie ihn gerne als köstliches 
Geschenk an (63 — 70). Agrippina schildert als 
die treibende Kraft aller Feste und ihren eigentlichen 
Reiz: die Wechselwirkung der Geschlechter; und be- 
zeichnet den Rittern als der Mühe Lohn : das Andenken 
an diese schönen Stunden (71 — 102; die künstliche 
Strophe ist die der Lealia in Tiecks Octavian, Ausgabe 
1804, S. 395, und ist von dort entlehnt). Den ersten 
Teil von Agrippinens Weise nachahmend, nehmen die 
Ritter diesen Lohn an, indem sie ihr Gedenken auf 
Agrippinens Schönheit beziehen, der fränkische Ritter 
nur als Frauenkenner, Rinaldo resigniert, Andolosia im 
Liebeskampf (103 — 116). Der Narr fällt höhnisch in 
die Melodie ein, und der König sagt in zwei platten 
Alexandrinern alles, was eigentlich zu sagen war. 

VII. Agrippinens männergefährlicher Charakter 
stellt sich in besondrer Scene und künstlicher Form 
(Decarimen 1 ) anfangs monologisch, dann dialogisch (mit 
der Amme) dar. Anknüpfend an das eben Erlebte er- 
scheint ihr das ganze Leben als ein Kampfspiel zwischen 
den natürlichen Feinden Weib und Mann, der List 
und der Stärke — und die Frau bleibt Siegerin 
(21 — 40). Den unterliegenden Mann aber hat die 
Natur so gut zum Spiel der Frau bestimmt als die 
Fliege zu dem der Spinne (1 ff.) oder den gefangenen 
Vogel zu dem des Vogelstellers (11 ff.). Der Hybris 
stellt sich in der Amme die Warnerin gegenüber, 
deren — jetzt verhöhnte — Worte auf den drohenden 



') Chamissos erster Versuch in Dezimen ist wohl die derbe 'Ant- 
wort über Merkel' aus dein Dezember 1805, die in dem Briet vom 
17. Februar 1806 erwähnt wird. 



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XXIV 



Schicksalswechsel, ja vielleicht auf den tragischen Aus» 
gang weisen. Denn der dem Volksbuch fremde Ernst 
der Amme an dieser Stelle kann seinen Grund in der 
Aenderung des Planes haben, zu der sich der Dichter 
erst in der zweiten Hälfte seiner Arbeit entschloss (er 
teilt sie am 28. September den Freunden mit; unsre 
Scene ist kurz vor dem 22. September gedichtet) : Unter- 
gang aller Beteiligten. 

VIII. Des Königs Neugier und der Plan 
(Alexandriner, vermutlich um in den accentuierten 
Keimen des Königs Täppischkeit zu malen; vgl. oben 
S. XII Anm. 2 und den Schluss von VI; das Scenar fehlt, 
weil die Scene sich direkt an VII anschliesst). Als Mo- 
ment ist dem Volksbuch entsprechend die erste Ueber- 
raschung über das beim Zimtfeuer gekochte Mahl ge- 
wählt. Während dort jedoch des Königs Neugier sich 
gleich an die richtige Quelle wendet (Simrock, S. 160), 
lügt Chamisso erst den königlichen Rat ein, der, wie 
immer, weun es darauf ankommt, ratlos ist — dann 
erst wendet sich der König 'ungern zwar' (vgl. V 48) an 
die Frauen. Das zweite Motiv des Königs, die Geld- 
gier ('Es ist als schöpfte er aus einem Brunnen, und 
wüsste ich einen Brunnen, daraus Geld zu schöpfen wäre, 
so wollte ich selber auch schöpfen') hat Chamisso kaum 
angedeutet (23). 

Aus der Handschrift ist nicht ersichtlich, ob zwi« 
scheu den letzten Worten von VIII und dem Anfang 
von IX ein Mehreres beabsichtigt war — wenn man 
nicht das in IX fehlende Scenar als entscheidend an- 
sehen will; das im Volksbuch folgende Gespräch zwi- 
schen Königin und Agrippina könnte, ohne der Deut- 
lichkeit zu schaden, wegbleiben, da Agrippina sich in 
VII zu dem Liebesbetrug fähig geschildert hat; und 
ebenso der Empfang Andolosias bei Hofe, weil die 
Situation in IX diesen voraussetzt — der Eiudruck ist 
aber doch der des fragmentarischen, und es ist ja auch 
bekannt, wie wenig der Dichter gerade die Agrippinen- 




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XXV 



scenen für vollendet hielt, da er noch im folgenden Jahre 
für seine Agrippina Studien am Modell zu machen be- 
gehrte. (Vgl. oben S. X und die Briefe vom 27. Januar 
1807 und 28. September 1806.) 

IX. Die Entlockung des Geheimnisses 
{öfüßsige Jamben, die in sechs zum Teil dialogisch 
zertrennte Stanzen ausmünden) schliesst sich im all- 
gemeinen an das Volksbuch (Simrock, S. 161 — 103) an; 
nur ist versucht, den einfachen Gedankengaug A n do- 
los i a s : 'Mein ganzer Sinn ist auf das Weib gerichtet : 
Ihr seid die schönste: darum begehre ich Euer am 
heftigsten: seid mir zu Willen' mit allerhand Buntem 
.zu verbrämen, seine Liebe hat ein romantisch-mystisches 
Fundament erhalten. Zur vermessenen Liebeswerbung 
-aber führt ihn ein Raisonnement, das, an sich ganz 
richtig, dem Dichter in der Gestaltung so wenig ge- 
glückt ist (Vers 55 'fröhuen'!), dass es psychologisch 
schädigt, statt zu vertiefen. Agrippina ist durchaus 
farblos gehalten, der sinnliche Inhalt ihrer Liebesworte 
steht in peinlichem Kontrast zu der gespreizten Form, 
so dass auch sie das Volksbuch mit seinem 'o du aller- 
liebster Andolosia' lebenswahrer andeutet. 

Das nun folgende Gespräch zwischen Agrippina und 
ihrer Mutter, die Herbeischaffung des falschen Seckeis, 
<lie Unterweisung der Amme (Simrock S. 163 f.) sind 
übergangen. 

X. Katzen natur. Das bekannte Lied ist zwischen 
•dem 22. und 28. September, während der Ausarbeitung 
der Anfangsscenen am Londoner Hof (V, VI), gedichtet. 1 ) 
Es sieht an dieser Stelle aus wie eine Allegorie auf 
Agrippinas Verrat, der so, statt dramatisiert, lyrisch 
bedeckt wäre. Aber Chamissos briefliche Aeusserung, 

>) Zuerst veröffentlicht (durch Freunde?) in Försters Sänger- 
fahrt 1818 unter dem Titel «Volks- und Wiegenlied'; die Ueberschrift 
^KaUennatur' gab ihm Chamisso, als er es 1827 der ersten Sammlung 
seiner Gedichte einverleibte (Sehlemihl, zweite Auflage. S. 149;. Es war 
lieben 'Nacht und Winter' das einzige Gedicht der r. x. jt. ä. Zeit das. 
«r in dieselbe aufnahm. 



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XXVI 



dass mit diesem Liede Agrippina Andolosia am schick- 
saligen Tage selber in die verderbliche Ruhe ein- 
wiege (28. September 1806), beweist, dass es seine 
Stelle in einer grösseren Scene finden sollte. Die (min- 
destens eine Woche früher gedichtete) Scene IX mag 
ihn haben zaudern lassen , sich augenblicklich schon 
weiter zu wagen in der Darstellung des Kampfes von 
sinnlichem Ungestüm mit der kalten List; sicher fühlte 
er den Mangel an Erfahrung (s. oben), vielleicht auch 
den des Gesichtspunktes, der ein poetisches Bild dieser 
Scenen möglich macht; denn das Volksbuch berichtet, 
dass sie 'gar zärtlich mit einander redeten' und Agrippina 
'ihm der zärtlichen Trünke einen nach dem andern 
brachte*. (Trefflich bei Decker III, 2: 'And whilst 
my fingers wantoned with his hair'.) 

Die Anregung zu diesem Gedichte gab vermutlich 
La Fontaines 'Le cochet, le chat et le souriceau.' Hier 
ist der Edelmausjüngling, welcher von der Schönheit 
einer Katze eingenommen ist, gegeben. Diese Ver- 
mutung wird noch gestützt durch die französische Ueber- 
setzung, welche sich von Chamissos Hand unter dessen 
Papieren befindet (s. Anhang). Dass die französische 
Fassung nämlich Uebersetzung und nicht Original ist, 
ist schon aus diplomatischen Gründen (Korrekturen) 
wahrscheinlich. Chamisso wird sie etwa für Hipolyte, 
der des Deutschen kaum mehr mächtig war, und den 
der Bruder an all seinen Bemühungen teilnehmen Hess, 
oder auch während seiner Beschäftigung mit den fran- 
zösischen Volksliedern (1807), infolge der inneren Ver- 
wandtschaft, gefertigt haben. In dieser Uebersetzung 
nun sind dem Dichter mehrere Wörter der Fabel r 
welche er wohl auswendig kannte, wieder in die Feder 
gelaufen, so souriceau, minois, ceil luisant. An La Fon- 
taines 'La chatte metamorphosee en femme' sei eben- 
falls erinnert, diese findet der Mann 'mignonne et belle 
et delicate.' 

Auch die folgende Scene, in welcher die könig- 



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XXVII 



liehe Familie über den geraubten Seckel Beschluss fasst r 
(Simrock, S. 164 f.), ist offen geblieben. 

XL Andolosia, erwachend, und Amme 
gleich nach der Anfangsscene (I, II) gedichtet und 
daher noch ohne tragischen Schatten ; eine ganz andre 
Amme als in VII ! Dieser Dueüa steht der vierfussige 
Trochäus gut an, und die ewige ö-e Assonanz malt den 
unerschütterlich ironischen Biederton der schalkischen 
Alten, mit dem die Prosaausbrüche Andolosias trefflich 
kontrastieren. Der Inhalt des Gesprächs entspricht 
dem Volksbuche ziemlich genau, nur dass dort das 
Komische ausschliesslich in der Situation, nicht in den 
"Worten liegt; bei Chamisso dagegen das Lächerliche 
der Lage in allen Einzelheiten und mit kaum ver- 
decktem Hohn von der Alten selbst an den Tag ge- 
zupft wird. Kaum ein Wort im Volksbuch, aus dem 
der Dichter nicht neue Spitzen schmiedet, vgl. z. B. 8 ff. r 
23, 26, 46 mit der Vorlage. Von den unterbrechenden 
Verwünschungen Andolosias ist die erste wörtlich dem 
Volksbuche entnommen. -Auf diese übermütige Scene y 
welche die entsprechende bei Tieck nicht bloss an Um- 
fang übertrifft (gewiss nicht auf die Katzennatur, *) die 
damals noch nicht gedichtet war), bezieht sich vielleicht 
*der Eiudruck des Gewaltigsten Komischen', von wel- 
chem Chamisso am 7. September 1806 den Freunden 
berichtet. 

XII. Andolosias Wohnung. 8 ) 1 — 14: Ando- 
losia und Lupoldus (in der Handschrift korrigiert aus 
'Leopoldus', erfunden in Anlehnung an den treuen Leo- 
pold im ersten Teil des Fortunat). Die Entdeckung 
des Haubes geschieht wie im Volksbuch infolge der 



') Wie Koch in seiner Ausgabe l, 855 anzunehmen scheint; 
Walzel bekräftigt, ohne das Stück zu kennen, diese Annahme in der 
seinen S 79, und setzt sie weiter ausgeschmückt als Faktum in die 
Einleitung S. XXXI ! 

•) Vers 11 f. zitiert Chamisso in dem Briefe vom 12. März 1807. 
Es sind die Anführungszeichen in die Ausgaben einzutragen. 



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XXVIII 



Selbsteinladung des Königs, deren alberne Motivierung 
aber weggelassen ist. Die zehn Pfennige, die Ando- 
losia — entgegen dem Volksbuch — in dem falschen 
Seckel findet, hat Agrippina aus 'leichtsinnigem lieber» 
mut* in denselben gelegt (Chamisso an Varnhagen, 
28. September 1806 l ). 

15 — 54: Andolosias Monolog (Trimeter, die 
fünfmal in eine iambische Dipodie ausklingen). Die 
einzige Betrachtung Andolosias im Volksbuch, wonach 
das Unglück sich als Strafe für das übertretene väter- 
liche Gebot darstellt, hat Chamisso an dieser Stelle 
nicht benutzt (vgl. XIV); es scheint, dass er Agrippinens 
Treubruch nicht durch die Schuld Andolosias habe 
schwachen wollen. Dieser ist entsprechend seiner ro- 
mantisch-mystischen Liebesautfassung (vgl. IX) nicht 
nur um sein Gold und den Liebesgenuss betrogen, son. 
dem um sein Ich und dessen AVeit. Auf den Trümmern 
seines Glücks wendet er den Blick zurück, zu über- 
schauen, wie es so hat kommen können, und findet 
einen Trost darin, dass es gerade seine Reinheit war, 
welche der Teuflischkeit deren, die er für einen Engel 
gehalten, die Waffe in die Hand gegeben; ja er über- 
windet den äusserlichen Verlust, indem er sich in eine 
rein ethische Sphäre erhebt, bis ihn der Gedanke an 
den mitberaubten Bruder zum Kampf um das Ver- 
lorene aufruft. 

55 — 84 : Andolosia und Diener. Der erste Schritt 
hierzu, der Abbruch der bisherigen Verhältnisse ist in 
genauem Anschlüsse an das Volksbuch dargestellt. Den 
einzigen erwähnenswerten, gewiss bedeutungsvollen Zu- 
satz enthält die letzte Zeile : Die treuen Diener wollen 
in Brügge auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Was 
aber der Dichter damit beabsichtigte, steht dahin. 

XIII. Palast zu Famagusta. Das kurze Ge- 



') Bei Bauernt'eld bietet sie ihm ein 'ärmlich Zehrgeld' und dingt, 
da er es nicht annimmt, einen Mörder. 



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XXIX 



sprach zwischen dem heimkehrenden Andolosia und 
Ampedo vor dem Essen (29 — 40) ist fast wörtlich 
aus dem Volksbuch genommen, ihm voran geht jedoch 
ein frei erfundener Monolog Ampedos, ein Preis- 
lied auf die Pfeife. Schon viel früher rechnete Cha- 
misso die Pfeife „natürlich zum Brode" (Brief vom 
15. August 1804), sie blieb ihm trotz Frau von Stael 
ein Begleiter durchs Leben, wie auch seinem Schlemihl 
'die Nicotina ein Surrogat für mangelndes Glück' ist, 
XIV. Palast zu Famagusta. Die Brüder 
unterhalten sich (1 — 40) über das Unglück ziemlich 
mit den Worten des Volksbuches, wobei nur auffällt,, 
dass Ampedo, Vers 16 ff., seinen Bruder wie in der Vor- 
lage tröstet, während der Verzweiflungsausbruch Ando- 
losias weggelassen ist, der sowohl bei Simrock, als in den 
französischen und holländischen Volksbüchern die Ver- 
anlassung dazu giebt. Vermutlich fehlte dieser aber in 
Chamissos Vorlage, wie er auch in der Beutlinger Ausgabe 
fehlt. Ferner bemerkt man, dass Andolosia (6 ff.) wie im 
Volksbuche die Verletzung des väterlichen Gebotes als 
Grund seines Unglücks angiebt, während in XII die 
entsprechende Betrachtung des Volksbuches auffällig 
ausser acht gelassen war. Nun sind aber diese Fama- 
gustascenen XIII, XIV gleich nach I, II, XI lange 
vor XII gedichtet, es ist daher möglich, dass die Ab- 
weichung in XII die Folge einer Vertiefung des Planes 
ist. — Um die Entwendung des Hütleins (41 — 52) 
in derselben Scene und vor den Augen Ampedos mög- 
lich zu machen (Tieck macht zwei Scenen daraus, 
Haus Sachs und die englischen Komödianten lassen 
Ampedo erst hinausgehen) wird die Jagd des Volks- 
buches dahin abgeändert, dass der in II eingeführte 
gemeinschaftliche Freund, der Probst, auf der Jagd 
ist, und Andolosia vorgiebt ihn begrüssen zu wollen. 
Andolosia wünscht sich gleich nach Venedig (wie bei 
den englischen Komödianten), während alle Volksbücher 
(auch Th. Decker) Genua nennen, und Florenz und 



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XXX 



Venedig nur nebenher erwähnen. Einen witzigen Ab- 
schlus8 erfindet sich Chamisso in den Schlusszeilen, in 
welchen der bedächtige Ampedo sich als wahrer Raucher- 
philosoph zeigt. 

XV. Gewölbe der Edelsteine zu Venedig, 
nach der flüchtigen Erzählung im Volksbuch (Simrock, 
S. 170). Die einleitenden Worte dienen nur dazu, die 
Kostbarkeit der Juwelen anschaulich zu machen. Eine 
heitre Abrundung erhält die Scene dadurch, dass sich 
der böse Handel als Erfüllung einer leichtsinnig aus- 
gesprochenen Verwünschung (8, 39) darstellt. 

Andolosias Ankunft in London, die Juweliers- 
lcomödie bis zum Zauberwort 'In eine (wilde) Wüste* 
(Simrock, S. 172) hat der Dichter noch offen gelassen. 
Aus der folgenden Scene, sowie aus dem Briefe vom 
28. September 1806 erhellt, dass Andolosia sich auch 
noch taub stellen sollte ; und aus demselben Briefe ersieht 
man, dass Chamissos Vorlage ihn <Edelgesteiner' jiennt, 
also, wie der Reutlinger Druck, zur Frankfurter Text- 
familie gehört (Harms, die deutschen Eortunatusdramen, 
S. 23). 

XVI. Ein Rasenplatz unter zwei Apfel- 
bäumen. Dadurch dass hier schon die zauberischen 
Apfelbäume in die Scene gestellt werden, wird zwischen 
XVI, XVII und XVIII, XIX die Einheit des Ortes 
hergestellt, eine Veränderung, die auch Tieck vorge- 
nommen hat. — Der Dialog hält sich bis zum Ver- 
schwinden Agrippinas an die Vorlage, an dieser Stelle 
setzt ein romantisches Kabinettstückchen ein: Aus dem 
Laube des Baumes giebt sich Andolosia, ohne das Ver- 
schwinden bemerkt zu haben, in feierlichem Sonett 
seinem vermeinten Opfer zu erkennen; erst nach der 
elften Zeile bemerkt er den Unfall; und nun muss die 
letzte Terzine, welche mit dem Bilde des rollenden 
Glücksrades die Rede triumphierend beschliessen sollte, 
in wieder verschobener Bedeutung von dem Souffleur 



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XXXI 



.ad spectatores vorgetragen werden, weil der arme Held 
ohnmächtig vom Baum gefallen ist. 

XVII. Der Fluch, den Andolosia hierauf nach 
•allen Seiten austeilt, sowie der Wunsch, sich und seinen 
Bruder zu töten (Simrock S. 173 f.), ist mit verstärkten 
Farben in assonierenden Trimetern wiedergegeben 
{1 — 35, Assonanz u. a.). Die an Shakespeare 1 ) er- 
innernden Kraftausdrücke zu Beginn sind wohl im 
Hinblick auf die hörnerbildende Kraft der Aepfel ge- 
wählt, und man könnte versucht sein, den Kuckucksruf, 
welcher die ganze Scene akkompagniert, in demselben 
Sinne zu deuten (Kuckuck als Hahnrei, s. Deutsches 
Wörterbuch), aber das verworfene Märchen vom Juli 
1806 beweist, dass er als diabolischer Hohn über 
die Enttäuschung aufzufassen ist : Wie der Mär- 
«hensohn vermeint die Liebe-Gänslein-Insul erreicht zu 
haben, „da hat sich vom Gipfel des Berges ein Vogel 
emporschwungen — nicht aber das liebe Gänslein, ein 
Kuckucksvogel ist's gewesen und hat gar höhnisch und 
gellend rufen, ob keiner die verlorne Mühe funden und 
wer sie hätte". a ) — Es scheint mir sicher, dass dem 
Dichter dieser höhnende Ruf so gut gefiel, dass er ihn in 
die neue Dichtung übernahm. — Hieran schliesst Cha- 
misso mit lakonischem Uebergang ('Ich will mich fassen' 
etc.) sofort das neue Unglück, die Hörner, während im 
Volksbuch eine Nacht dazwischen liegt und der Ort 
verändert. Ein düsterphantastisches Gedankenspiel, un- 
bewusst schon durch die Hörner veranlasst, präludiert 
(36 — 60, Assonanz i). Darauf folgt, ohne Anlehnung 
an den farblosen Monolog im Volksbuch (Simrock, S. 174) 
der neue Ausbruch, erst Wut und Verzweiflung aus- 
drückend (60—75, Assonanz i), dann aber in witzige 
Selbstironie umbiegend (76 — 105, Blankverse). 

•) 'Wir müssten ... ein Wort sprechen, gewaltiger denn alle 
Shakespeares Schwüre und Flüche'. Brief vom 17. Februar 1S06. 

•) Auch bei Tieck höhnt an dieser Stelle der Kuckuck, allerdings 
neben andern Vögeln. 



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XXXII 



Als der Dichter später die sich anschliessende Ere- 
niitenseene in Angriff nahm, und das Lied (XVIII), 
noch nicht aber die Scene selbst (XIX) gedichtet hatte, 
fügte er einige Uebergangszeilen bei (100 — 111): 
Trefflich in dem angeschlagenen Ton der Selbstironie 
verharrend, summt sich Andolosia mit dem Refrain seines- 
Delilaliedes in den Schlaf. Dagegen entsprechen die 
jauchzenden Worte, mit denen er infolge des Eremiten- 
liedes erwacht, besser dem Monologe des Volksbuches- 
als dem Chamissos , der eine solche Sehnsucht nach 
Menschen kaum llüchtig andeutet (65) oder selbst ironisch 
wendet (98 ft'.); diese Zeilen sind übrigens merkwürdig 
als Vorhall einiger berühmter Verse im Salas y Gomez. 

XVIII. Das Klausnerlied (vier siebenzeilige 
Strophen, dreifüssige Iamben mit willkürlich doppelter 
Senkung, Reim a b a b), das äusserlich an einen Vers in 
Andolosias Monolog anknüpft (XVII 90), soll im Kon- 
trast zu Andolosias rein irdischen Lebenskämpfen deu 
inneren Frieden, die äussere Zufriedenheit des vom Irdi- 
schen abgewandten reinen Geistes darstellen; bemerkens- 
wert sind in der fünften Strophe 'der Gottheit Sehn- 
suchtsaugen' und das 'Emporsaugeu des Atems'. Diese 
Vorstellungen weisen unverkennbar auf Novalis, der ja in 
Bezug auf Adelberts Fabel bereits als künstlerische 
Quelle Chamissos bekannt ist (Walzel, S. XXV f.). — 
Leider nur ist das Stimmungsbild im Guss missraten. Ge- 
suchte und mühsam gestellte Reimwörter, vor allem die 
hier mehr als irgend sonst weggelassenen Prädikate (vgl, 
21 — 28!) machen einen peinlichen Eindruck und zer- 
stören auch für schöne Worte und Gedanken jede me- 
lodische Wirkung. Chamisso muss selbst nicht hoch 
von dem Liede gedacht haben, sonst hätte er, der so 
häufig in Verlegenheit war, dieses selbständige Gedicht 
ebenso gut einmal aus dem Pulte gegeben wie den 
AVechselgesang und die Katzennatur. 

XIX. Das Gespräch zwischen Andolosia 
und dem Eremiten folgt genau, öfters wörtlich dem 



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X.X.X.HI 



Volksbuche; nur kleine ironische "Wendungen sind bei- 
gefügt, und dem armen Waldbruder ist auch noch seine 
'Klause' weggenommen, er wohnt unter freiem Himmel. 
— Schon die frommschlichte Erklärung der Wunder- 
bäume ist in eine Stanze gegossen (die mit einem Hieb 
auf allen Rationalismus beginnt), und nach Andolosias 
frisch vorgetragener Bitte um die andern Aepfel, kri- 
stallisiert sich das ganze Gespräch in dieser Strophen- 
form. Erst antwortet in vier Strophen der Eremit: 
Den schönen Gedanken der ersten (75 ff.) hat der 
Dichter der Vorlage entnommen, und nur mit Gewalt- 
tätigkeit ist es ihm gelungen , ihn in die Form zu 
zwängen; aber in den folgenden, welche die warnende 
Mahnung des Eremiten enthalten, schöpft er frei aus 
der eigenen Brust hinzu: Das Ideal, das der Eremit 
dem im Irdischen Befangenen hinstellt, die Freiheit, 'mit- 
wollend ruhig, klar des Schöpfers Willen' ist der Mittel- 
punkt seiner eigenen damaligen Lebensauffassung, das 
2IN6EAEIN aus Adelberts Fabel. Und wenn er Ando- 
losia zum Kampfe gegen das Ungetüm', das 'eitle 
Treiben, welches das Licht beleidigt' aufruft, lässt sich 
an die allegorischen Weberinnen in demselben Märchen 
erinnern, von welchen die innere Selbstmacht das Licht 
giebt und die äussere Weltmacht finstern Widerstand 
bietet. — In Andolosias Antwort, welche dem Text 
'Diese Worte gingen Andososia gar nicht zu Herzen' 
entspricht, ist der Hinweis auf ein tragisches Ende ge- 
flochten: Ich lebe nur so lange ich ringe, ich fühle, 
dass, wenn mir Erreichung gegönnt ist und dies 'eitle 
Treiben' verblasst, ich dumpf ersterben muss. Die starke 
Betonung, die diese Worte durch die folgenden Verse 
erhalten, sowie die noch deutlicheren XX 100 f. erwecken 
die Vermutung, dass Chamisso seinen Andolosia in der 
That im Trübsinn enden zu lassen beabsichtigte. 1 ) 

*) Veranlassung zu einer solchen Idee bot das Leben: Chamisso 
kannte den gemütskranken Buchhändler Sander in Berlin, den 
Gatten der vielgeliebten Sophie Sander; nun hatte er denselben 
Deutsche Litteraturdenkmale Nr. M/65. III 



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XXXIV 



Der Abschied vom Eremiten beschliesst diese Scene; 
die Beschreibung des Weges nach London ist wegge- 
lassen, sie war vielleicht einer eignen Scene vorbehalten. 
Der ganze zweite Londoner Autenthalt Andolosias, mit 
den beiden Verkleidungen als Apfelkrämer und als 
Doktor, ist nicht ausgeführt (Simrock S. 177 — 187). 

XX. Das Gedicht setzt wie in XVI mit der Ver- 
wandlung der Scene wieder ein. Den wilden wüsten 
Wald hat dieses Mal der moderne Dichter an das 
Meeresufer verlegt. Das Gespräch bewegt sich in vier- 
füssigeu Trochäen mit u-Assonanz in den geraden Versen. 
— Die lange Ansprache Andolosias au Agrippina 
(Simrock, S. 188) ist mit den aus dem Zusammenhang 
notwendig gewordenen Aenderungen (besonders 52 ff. 
entsprechend XII 12 f. gegen das Volksbuch) wieder- 
gegeben, mehrfach unterbrochen von kurzen Ausätzen 
Agrippinas. Agrippinens schwerfällige Bitte um Ver- 
gebung (Simrock S. 188 f.) ist in einen kurzen Angstruf 
verändert, über den hinweg Audolosia wieder die ganze 
Bedeutung des Vertrauensbruches für sein Leben in 
Worten erschöpft (entsprechend IX 15 ff.) und durch 
Verachtung ihre Verzweiflung schürt (Gl — 80); auch die 
folgende Antwort Andolosias (Simrock S. 189) ist er- 
weitert durch den erneuten Hinweis auf den für beide 
tragischen Ausgang (93 — 104). Im Folgenden ist der 
Anschluss an das Volksbuch genauer, nur dass gegen 
Ende die Dialogisierung lebhafter wird. 

XXI. Auch in der sich anschliessenden Verhand- 
lung vor dem Frauenkloster folgt der Dichter dem 
Volksbuche Schritt vor Schritt, er steigert aber hier 
mehr als irgend sonst die naive Darstellung desselben. 
Feierliche Trimeter, die durch die knorrige Diktion noch 
beschwert werden, am Schluss gewaltige anapästische 

kurz zuvor in Pyrmont aufgesucht, weil der Kranke in den 'erschreck- 
lichsten Zustand zurückgesunken' war (Brief vom 27./28. Juli, 6. August 
1806, vgl. Z. Werner an Chamisso, 14. Februar 1S06, Varnhagen, Denk- 
würdigkeiten» 1, 428, Dorow Denkschriften und Briefe l, 72). 



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XXXV 



Dimeter, ausmündend in einen Einmesser, bilden die 
pomphafte Form für die wahrhaft pathetisch aufgefasste 
Scene. Gleich der Beginn greift weit hinüber ins all- 
gemein Menschlich-Tragische, später in der Schilderung 
der das Kloster umgebenden Natur schwelgt der Dichter 
im Gigantischen, von Bildern und Gedanken ist überall 
die Sprache schier übersättigt, ja, in den letzten Worten 
Agrippinas schieben sich die Bilder für ein und die- 
selbe Wahrheit in- und übereinander. Es ist freilich 
auch die Hauptwahrheit des Stückes, die den Dichter 
so mit sich fortriss : Die Warnung der Amme (VII 41 ff., 
61 ff.) ist Wahrheit geworden, der Uebermut ist zu 
Fall gekommen, und der unerbittliche Zusammenhang 
alles Irdischen, auf den der Kanzler (VI 25 ff.) leise 
wies, hat sich ihr entschleiert. 

Diese Anapäste sind das Letzte, was Chamisso an 
seinem Fortunat dichtete, sie sind nicht mitgezählt bei 
der Versberechnung, die am 22. Oktober abschloss. Das 
Stück bricht hier ab; wie es weitergeführt werden 
sollte, ist unbekannt. Nur das Eine berichtet der 
Dichter den Freunden: Ein völliger Untergang be- 
schliesst, Agrippina geht am Ende mit zu Grund, und 
selbst das königliche Haus in Cypern. Auch Ando- 
losias Schicksal sollte sich, so scheint es nach den An- 
deutungen im Stücke, anders vollziehen als im Volks- 
buche : Sein Leben und die Welt, in die er sich so be- 
gierig gestürzt hatte, sind durch den Betrug vernichtet; 
da er aber als Werkzeug der Nemesis vorerst weiter 
leben muss, zeigt sich der Zusammenbruch erst, nach- 
dem er seine wahrhaft tragische Aufgabe gelöst hat; 
in Geistesumnachtung sollte sich vielleicht sein seeli- 
scher Tod äussern; für den körperlichen sorgten wohl 
die Feinde wie im Volksbuche. 

Die unvollendete, zurückgelegte Jugendarbeit ein- 
gehend zu würdigen, ist hier nicht beabsichtigt. Man 
wird gerne einen neuen Blick thun in die Werkstatt 



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XXXVI 



der jüngeren Romantiker, *), in das Dichten und Trachten 
des Nordsternbundes; vor allem erwünscht aber mag 
erscheinen, dass dieser Versuch an dem Jugendringen 
einer so merkwürdigen und scharfen Dichterindividua- 
lität, wie Chamisso ist, lebendiger und erfreulicher An- 
teil zu nehmen gestattet als die bisher bekannten Ge- 
dichte seiner 'Strebezeit 1 (Hempel 1, 453 — 494). Man 
wird Fouqu6 beistimmen, dass er hier 'Eigenes aus 
treuer, tiefer Brust' gedichtet hat, und dass die deutsche 
Sprache sich im allgemeinen 'mit Freudigkeit seinem 
oft kühnen Wollen' fügt (s. oben S. XVII). Gerade 
dieser Kampf mit der Sprache ist gewiss eine der her- 
vorstechendsten Eigenheiten wie des Mannes überhaupt 
— denn er streckte erst im Tode die Wallen — so auch 
dieser seiner Arbeit. In Faust und Fortunat ist den 
Nachlebenden jener eigentümliche Reiz lebendig er- 
halten, den schon der Zwanzigjährige auf seine Freunde 
ausübte: 'Am meisten aber und sichtbarsten kämpfte 
er mit der Sprache, die er unter gewaltigen Anstren- 
gungen mit einer Art von Meisterschaft und Geläufigkeit 
radebrechte.' (Varnhagen, Denkwürdigkeiten 9 1, 284). 

'/ Ks ist bedauerlich, dass die Vorarbeiten fehlen, um ohne um- 
fassende eigene Untersuchungen den Jünger an seinen Meistern zu 
messen; an B. Steiners 'Ludwig Tieck und die Volksbücher' (Berlin 
1893) kann man sich nicht lehnen, da er nur den kleinsten und nicht 
einmal wichtigsten Teil seiner Aufgabe behandelt. 



■ 



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Inhalt. 

Seite 

Einleitung III 

I. Die Entstehung vou Chamissos Fortunat . . III 

II. Analyse des Werkes XVIII 

Fortunati Glückseckel und Wunschhtitlein, ein Spiel 

von Adelbert von Chamisso (1806) I— XXI . . 1 
Anhang: Chamissos französische Uebersetzuug des Ge- 
dichtes „Katzennatur" 64 

Anmerkungen 66 

Lesarten 68 



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I 



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FOBTUNATI 

GLÜCKSECKEL UND WUNSCHHÜTLEIN 

EIN SPIEL 

VON 

ADELBERT VON CHAMISSO 



y 

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(*ßrad)töotle3 Bimmer im ^ßafafte gortunati 51t Samagufta) 
(^mpebo. SlnboTof ia.) 

^nbolofia. ift feit unfern Herren $ater$ $ob 
Trauer 3af)r üerftridjen, unb ben $oII 
3>er Sfjräncn, in ber SBofynung engem SRaum 
SBerfdjloffen, ftaben tt»ir itmt bargebradjt, 
2Bie frommen SHnbern c3 bie Sßflidjt gebeut. 
Sfyn tuarb bie (Sfjre, bie ben iobten 5icmt. 
Öafi 93rubcr nun ber Trauer un3 öergeffeu, 
$e3 Sebent unb be§ 9iufnne3 und gcbenfen, 
3n frembc ^anbe 5icr)en, unb ba£ (SMücf 
SBerfucfyen, ba£ ifjm günfrig mar unb holt. 

Wmpebo. SBer roanbent tuitl, ber luanbre. Wlid) gelüftet 
■jfladj öftren nicfjt unb s Jfutjm; ein anbreä ©ttuf, 
(Sin fttüerc*, erfobren fyab id) mir. 
^d) toill oKt)ie flu ftamagufta bleiben. 
3n biefem u>of)(gcgrünbcten s }k(afte 
%Ri<fy ruftig freuenb föftlicf)en üöefifce*, 
Unb biefer (3d)ä£c, tuetcfje mit GJefafyr 
3m 353edt)fclfpiet be£ Sebent unb ber 9SeIt 
©rmarb ber $ater unter SBoftl unb 2Bcf), 
SD^ein Öeben cnben forgenlod unb frei. 

9lnbolofia. (äte ift nidjt rütmtfid), fo bie rafdjen Qafjre 
$er marfbcgabten Sugenb tf)aten(o$ 
3n trägen <Sd)Iafe3 $lrme 31t uerfd)er ( ^en. 

Wmpcbo. @S ift nid)t ttjcifc, bicfc froren 3<rf)re 
$>e3 fatfdien GHüdeS reger gtittf) üertrauen, 
Söenn ruhiger ®enuft erfreuen fann. 



4 Slbelbert öon Stjamiffo. 



2lnbo(ofia. Sftir fdjeint ©enufc nur $ampfe£ (Sifjrenprete. 
Slmpebo. üftur in ber Sftufye Schatten b(üf)t er tnir. 
Mnbotofia. (£3 f<f)uf midf) anbern Sinnes bic Statur. 
Slmpebo. $)rum greifft bu mid) umfonft mit Söorten an. 30 
Slnbolofia. Wiü) rei^t bie 2öe(t, bic offen oor mir liegt; 
Sie au erbauen treibet midf) baS .£>ers, 

2) ie traft begehrt in frember Gräfte Streit, 

3) ät $Heb' unb $aft eingreifenb, fidj ^u mifdjen, 
$enn nur in Kampfes hätten reift ber 9Jtomt. 35 
Unb lafeft bu nidfjt, ©ruber, jene Schrift, 

2Bo in 9IUer3 £age unfer SSater, 

Sein £cr# erfreuenb, feinet Sdfjitffate Söafyn, 

2BaS er erfuhr unb Übte, aufgezeichnet, 

$>ie, uns ^ur Sefjre, fterbenb er un£ gab. *o 

(Sin Jüngling nod), ba fprad) er ^u bem $tt)nf)errn : 

merbe gefy'n in frembe £anb, e$ ift 
$e3 ©lüde* in ber mit nodf) triet, id> fjoffe 
Qu ©Ott, e£ nrirb mir fein aud) nod) ein Sfjetf. 
(£r fyrad)^ unb ging. ($3 trug ber Strom be£ Sebent « 
Sfjn tiebenb, ben er ftarfeu 2lrme£ fdjtug, 
Unb aU ein falfdtjer «Sturm ifyn nieberftiefj, 
S)a6 er beä $obe3 nur gemärtig mar, 
3)a fyob ifju freubig I)odj empor bie Qungfrau 
Sortuna fel6ft, nad) ber er f)ief$, unb gab so 
Xcn Sd)a§ idm, ben er treulid) un3 bemafyrt. 
Slmpebo. $en p oerfc^er^en betneä £radf)ten3 Ski. — 
Unb fatjft bu, ©ruber, nidjt au* jener Schrift, 
2öie oft, in s J?otf) unb 2Ingft auf fetner Söafni, 
$a$ SHeinob föeidjtfnim, ba$ er fid) ermaßt, 55 
£>iureif$cnb tf)tt, er aufrief: fjätt' icf) bod) 
$>erfür gebogen SBciSfjeit biefem ©ut. 
Unb mit ©cbadjt id) felbcr fpredje nun: 
£) f)ätt er bod) ^erfürge^ogen SöeiSfyeit, 
Unb nrie ben SReidjttnim fie auf un£ geerbt. — «° 
S3etracr)tc bod), auf meldten 3:rrrt3eq fdt)meift 
Unfinnig beiu beginnen! ©lud unb SRufym, 
Xu fannft in (£t)öem itjrer bidr> erfreun, 



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Sortunati ©tücffecfcl unb 2Sunfa%ütlem. 5 

3n Supern icf) beä ©ute$, ba3 nücf) rei^t. 
65 gerbor in Sftitterfpielcn leuchte bu 

2lm £ofe unfern ®önig3, tuie ^ufcor. 

Sftidf) laß be£ gaufcä füllen ®lan% genießen, 

$enn bie£ p fc^a^en warb mir ber SBerftanb. 
5(nb otofia. 5) er jebeö Ungeroöfjnlidje fcerlacfjt, 
70 (Sftrcmc Raffet, nnb bic 9tti ttclbat)it 

SBerftetft im großen Raufen fdjlcidjt. 
5tmpebo. $u nafjmft 

$a3 SSort mir au$ bcm SRunbe, anberS nur 

(Sä au^ufpredjeu. 
$nbolofia. Sttcine $3al)n mag 

Selbft bic ©jrtreme übevfcrjnjeifen. 2)rum 
75 $ie SHeinob (aß un$ tfjeilen, unb uns trennen. 
9lmpebo. SStllft bu benn brechen beineö SBaterä SBort, 

3)a£ auf bcm «Sterbebett' er un3 geboten? 

SBeftnne bid), er fpracl), baß ungeteilt 

$)ie SHcinob foHten bleiben unb bcijammen. 
so Stnbolofia. feljre midj an feine föcbe nidjt, 

Unb ift er tobt, fo leb id) nod). — 28ir tfjetfen. 
Stmpebo. So nimm be£ ©olban'3 £>ütlein. — ftxtty l)in. 
5lnbolofia. $a£ nimm, unb laß jWtunenS Sedel mir. 
$mpebo. 2öen in ber weiten SSelt fid) au bewegen 
85 $er Sporen feinet gerbend treibt, mir beudfjt, 

$£)m müßte roofyl ein 9Jüklid)ere3 fein 

3)a§ gütlein, ba», auf leichten 2Sunfdf)e3 SIügcI f 

Sdjnell burd) be$ Tournee ©rängen trägt ben Sftann. ' 
9tnbolofia. (Sin ^ü^lid;ere^ bleibet ilmt ba3 ©olb. 
90 5lmpebo. Unb nadj bem Sedel andj begehrt mein &er$. 
^nbotofia. $er hety\)ati) unerfd)öpftid)e ©tütfäfedel, 

$en unfer beiber $ob nur leeren wirb, 

$er wirb mit 9ted)t öon jeglichem begehrt, 

$)enn, SD^ac^t ber (Srbe Reißet bodj ba£ ©otb. 
95 Unb id), ber Jsüngfte, muß bem keltern meinen. 
$lmpebo. 9ftcf)t alfo! — finb mir gleite 93rüber bodfj, 

9Jur gleichen 9fted()teä cnbe fid) ber (Streit. 
Slnbotofia. $on bem ein dritter nidtjt erfahren barf. 



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6 Wbelbert Don (Sf)amiffo. [i- 

SImpebo. f)üte unfern 8d)afc üBerfdjnriegenljeit. 

9lnbotofia. 28of)(, Mmpebo, brum fjorcfje meiner SRebe. 100 
@o laß un£ am bem <Sede( fyunbert Srufjen 
mit ©utben füllen, bie bellte bu. 
Unb bleibe Ine, unb lebe n)ol)l, — bie ttnrft 
3n beinern Seben bu bod) nid)t erfd)öpfen, — 
Unb aurf) beS @olban£ .fnitlein bleibe bein, 105 
Xu fannft bomit bir manche &ur$ti>etf geben. 
SJttr aber laß beu <Bccfcf f unb id) unll, 
9iatf) ©fjren ftrcbcnb, ttmubern burd) bie 2Selt. 
©cd)* ober fieben ^al)rc bleib idj au$, 
Unb mann id) nrieberfomme, foll bir bann no 
21uf eben foldje ßeit ber Setfcl fein. 
Unb alfo (aß uns, nad) be$ 2öorte3 ©inu 
3)e3 ißaterö, ungeteilt beu ecfyafc benit^en. 

21mpebo. 3d) null*. — $otf) beiner £u entbehren n)irb 
(Sin ©djwereä mir, ein Ungeroolniteä fein. u& 
SÖIeib bie! — 28a* ^iefjt btd) in bie gerne, fpridj? 

3lnbo(ofia. paßt für ade ntd)t ©in ©lud, es ift, 
2Bie jeber fie erfdjaut, bod) il)m bie SSelt. 
$enn lafen ttrir nidr)t au* beufelben Bügen 
$)er ©inen ©djrift ben eignen Sinn ein jeber? 120 
Unb affo leb id), nne e* mir genügt. 

3ief)t ein Seinen midj, ein 2If)uben f)in; 
©rfafjrcn mirb unb 2 eben mir t)ielleid)t 
93efriebigung barrcidjen, aber ©djmerä 
Söcüßt id) erbulbcn, menn ber 3toang mtd^ bänbe, 125 
Unb, toenn id) felbft mid) bäube, untcrgefjn. 
■äftit 9Reid)tf)um ausgerüstet, ber bie <Sd)Uringen 
$em freubgen 9Jhitf) lcif)t, ^ief) id) in bie 2Mt, 
SSieUetc^t mit 2Bei*t)eit ^iel) icf) fyeim, im fingen 
Srtuorbcn, roie fic einzig mir gefaßt. 

Slmpebo. $iclleid)t aud) Wrmutf) wirb bid) fjeimtuärtö 

bringen, 

Unb ©c^mad), bie gern ber 9lrmutb fid) gefeilt. 
51nbolofia. Cb frembe 9JMcr)tc meine Üoofe galten, 
SCRtdr) freut e£, felbft mein 8d)irffate $ud) entfalten. 



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gortunatt QMücfferfel uub 3Biinf4f^üt(ciit. 7 

* * • , 

IL 

($robfi tritt auf.) 

s ßrobft. (Getobt fei 8efu£ (£f)rift. 

$lmpebo. $n (Sroigfcit. 

Söittfommcn mir, §err $robft, it)r fommt erroünfd)t. 
35er bitter $lnbolofia ^ieljt oon Rinnen. 
(£r ttrill nad) unfern Herren *8ater3 SBeiftriel, 
5 SBertrauenb eigner ®raft, bie 28elt burdjroanbern. 
3t)it treibt fein jugenbüdjer SJhitf); bod) mid) 
Sefäüt ber Trennung Sdunerj, nnb freubcnleer 
SBirb biefer s 4$alaft mir oeröbet fdjeinen. 
^ßrobfr. Tlit eurf) ber «Segen ®otte*, ebler $>err. 
10 Söaun §iet)t it)r? 

Slubolof ia. Mad) Sftebufa reit id) morgen, 

3u unfern &önig$ $of, oon meinem Gerrit 
Urlaub %ii nehmen, unb ber britte borgen 
(Srbürft mein Sd)iff uon biefer $üfte fern. 
$u lange f)ält mid) bicfe£ |>au£ Derborgcu, 
15 3$ mu6 oerfudjeu meines ®lütfe3 Stern. 

(£$ äeifyen feiger Srägljeit mid) bie Sßcflen, 
(Srft nnrb'ö mir n)ol)l, wann fid) bie Segel fcfyroeflcn. 
Slmpebo. will, c* foll, fo lang ber trüber ausbleibt, 
%n unfrer ®ird)e für fein 28of)l unb ÖHütf 
20 (gin fromm ®ebct erfdjallen. trefft bie Drbnung. 
#ud) ben Sßebürfttgcn in gamagufta 
Söitt id) burd) eure §anb Sllmofeu fpenben, 
»' $)af$ $lntf)eil fte an meinen SBünfcfjen nefmten. 
£$d) toerbe in bie s ^robftei %n eud) fenbeu 
25 ©otbgulbcu fiefyigtaufenb, baS befall 

Sur eudj unb eure (Sf)orl)erru auf fcd)S 3af)re, 
So oiel empfafjet il)r uorau£, unb für bie Sinnen 
Sinb nod) fünftaufenb, fo ifjr mit erhaltet, 
(Sin Sfjeil uon unfernt Ueberflufj, beftimmt. 
30 $u billigft, «ruber? 
Slnbofofta. Me* 
Mmpebo. 9ied)net brauf. 



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8 



Slbeföert öon (J^omiffo. L u - 



^robft. $er SBttfe meiner Herren toirb erfüllt. 
$a£ feinen Ernten milb ertuicfne ©ut 
9ftög' iljnen reid) uergeltenb lohnen ©Ott. 
($3 tocrben gerne alle ^erjen fidf) 
©cfeKen unferm (Eljore, bcnn wer liebt 35 
2)en milben, tapfern, jugenbttcfjen bitter 
$en toürbgen <3of)n nicfjt be£ fyodjfeeligen 
£errn Sortunati? Unb toie biefer toar 
<Selbft-©tifter feines #aufc£ fyofyen ©lürfS, 

2) a3 ungetrübt er fclber lang genoß, 40 
gort mög r e3 auf bic Sprößlinge oererben: 

Unb mögt ifjr, bitter, ba(be hrieberfeljren 
SDlit föufym gefrönt, ein ©lütfUdfjer, bafjcim. 
Slmpebo. 2>er Gimmel ijöre euren frommen SBunfdj. 
Slnbolofia. 3d) bau! U)n cud), §err s $robft. 4s 
Slmpebo. $>u reiteft boclj 

$)urd) unfrer Butter gräflich (Sdjloß unb <5tafot 
gu Öorganub genannt pm Regenbogen. 

Slnbolofia. $cn Bürgen toerb id) frommen ©rußeä naljcn, 

3) aß fern nidjt it>rc Silber einft midj trüben; 

Unb r too uom ißater 2cf)rc icf) empfaljcn 50 
3n ritterlichem Sljun, ber SSiefe brüben; 
Unb aud) ben Surften, bic mid) oftmals fallen, 
Gin Sinb amwdj, bic £nft beS Söaibtoerfö üben: 
SSon ftreunben meiner Sftnbfyeit hrill icfj fcfjeiben, 
(Sie Sreunb behalten fern in 2uft unb fieiben. 65 

2)od) nidjt bie <2tunbe ift eS nur ber Sßorte, 
©elbft fefjen muß idf) nad) bem ©lan^ ber SSaffen; 
Unb nieberfteigen muß id) $u bem s $orte, 
3n unfere ©alee bie Scannen raffen; 
s ilu£ bicr^ig Seifigen an frembem Orte 00 
(Sin ftanbcSmäßigeä ©eteit mir fd)affen; 
3ur 5(bfat)rt müffe aKe* fdjneU fidj rüften, 
hinüber t)offenb au ben fernen lüften. 

Sfyr fefyt bie (Sorgen, toetc^e meiner toarten, 
3)rum gönnet, baß id) mid) bon euc§ entferne. «5 



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ih HL] Jortunati ©lüdfecfet unb 28imfd)f)fitlein. 9 

bautet tebrenb meiner «gugenb (harten, 
igln; ttrifct, icf) !)ord)tc euren SBorten gerne; 
üftun f)eifd)t bie $eit, bafj fctber aus ben garten 
©efdjirfeäaügen id) bie Saaten lerne. 
70 3$ gelje, mein;, §err *ßrobft, p anbern Seiten. 
2Ba3 id) gefprodjen, mufc idj ifct bereiten. (2ü>.) 
^mpebo. Sfjr fef)t, £err ^robft! 
$robft. $er tapfre Süngling mirb 

3utn 9Kanne reifen nad) ber SBorfidjt föatf). 
Slmpebo. $eraeif)t, mir fctber f)äufet bie ©cfdjäfte 
76 5)er rafd;e 3"9- 

^ßrobft. 3dj (aß eud), ebter $err! 

5tmpebo. Set fetner Slbfafyrt fcfyen mir un£ wieber. 

($robjt ab. 9fmpebo, roie er allein ift, jtejjt ben ©türf^@ecfet 
Ijeröor unb gefjt, inbem er ben ftopf bebenflid) fdjfittelt, ju einer 
anbern 4ljür nad) bem 3nnern be3 $auje£ ab.) 

III. 

($)er $>of be3 ftönig£ oou Gnpern $u 9Kebufa. 35er ftünig. 3u 
fetner SRedjten ber junge $rina ; 9?itter unb (Sbele. darunter ©raf 
Shnnofi. Slnbolofia tritt Ijerüor unb beugt ein ftnic t>or bem 

ttönige.) 

Äönig. Stef) auf. — ^d) fefje, Wnbolofia, bid) 
9ln meinem £>ofe gern, bein Sßater mar 
SJctr roertfjgefdiäjjt, 51t feiner Seit, unb lieb. 
3d) felber gab bie ^üdr)tge Jungfrau tfmt, 
5 $e£ trafen 9Mmian$ lefctgeborne Sodjter, 

$te bid) gebar, (Saffaubram, 311m ©emat)l. 
3d) Ijabe ifjre» ©lüde* mid) gefreut — 
$af)in. Sein ®önig teilte beinen ©ram. 
$u, foldjer ©Itern ein (Sr^eugter, Ijaft 

10 35ir felber frü^ erworben nnfre .£mtb. 

(£3 efjren bid) bie Staffen, bie bu liebft, 
(Sin <$ute3 bei bem <3ted)cn tfjateft bu. 
3(nbotofia. £eil meinem Küttig! möge nie t>ott mir 
©id) feine ©nabe menben. ©in ©efudj 

15 #ab td) an eure £of)cit. 



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10 Slbelbert öon Gfjamifjo. I 1 "- 

&önig. ftcbc bu. 

Db es in unfrer 9flad)t unb bttttg ift, 
SBirb gerne bir bewilligt bcin $8egel)r. 

Wubolofia. 28ollt Urlaub mir geroäfjren, gnäb'ger £crr, 
Taft id) in frembe £anbe ,}icf)en mag, 
$n ritterlichem SSanbel meine ^ugenb 
üben nun beginne, unb ber ©pur 
Te£ guten $ater£ folge, bcu iljr lobt. 

ttönig. Tu fpradjft ein bilfge* SSort, brum, ob mit Suft 
2Bir bid) au unferm ©ofc l)ielten, ^cud). 
Unb mögen beine Tfjaten (Supern '£ Ütulmt 
(£rf)öf)cu, aber nicf»t bein ftcq uergeffcn 
Ter £eimatf), unb jurüct bid) balbe führen. 

Vlnbolofia. rufen (jeimwärtä mtd) ein tfjeurer 23ruber 
Tie üatcdanb'fdje (£rbe, eure £>ulb. 

s J$rin$. binnen, 2lnbolofia, tuiflft bu ^iefj'n? 

Tic Sfunbe 311 tjernelmten mad)t mir Sc^mer^. 
Ter id) 311m Spanne balb ertoadjfen tmll, 
(^ebact)te nur allein üou bir 31t lernen, 
2öie mau bie ^au^e bricht, ba£ 3ftoB bedingt, 
2öie id) mit Viuft bid) üben faf) unb audj 
mir, beut Wönigfofmc, 3tcmt 311 tfjun. 

Wnbolofia. (&& finb, mein junger .£>err, um eure (Knaben 
^u unterrid)ten nnirbigere ba. 
3<fy l)abc nidjte getrau, unb euer 28ort 
Jvft mir befd)ämenb, brum id) luanbern mufc. 
Jftr bred)t tr>ol)l eure erfte üan^e balb, 
Unb ttnmbert eud), toie leidjt ein Spiel, ba£ eud) 
Ten Turft nad) beffern Traten and) ertoerft. 
Tenn euer 3lrm unb euer |>er^ finb ftarf, 
2(n eureö $ater* £ofe beffre bitter. 

^rin^. ÜRidjt einer, ben icfj liebte fo nrie bid). 

Vlnbolofia. Taft nid)t if)r'* reuen muffet, ^ief) id) f)in. 

s ^rin§. ©in toabreä 31*ort, brum — gutes Abenteuer! 
©ebenfe meiner audj im fremben !^anb. 

Vlnbolofia. (£in SSürb'ger eud) 31t bienen fel)r id) f)eim, 
80 ®ott c* giebt. 



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"i. 1V -] Sortmtoti ®\M fecffcl unb »unfdftfitlfin. 1 1 

(#raf Stpnofi. $>en bitter ftnbolofia 

^af$ äiefjen, gnäbger $>err, e£ finb fürwafyr 
•ittocf) onbre bitter ba, bic um bie ©unft 
Su bicnen eurer «^>or)eit fid) bewerben. 

$ ritt 5. ©raf i'rjmofi ^äl)(t unter ibnen fid). 

Ütjmof i. 3a, gnäbger |>err, bod) lochen eure ,£wl)eit. 

^rin^. £sd) fei) ben s $uraclbmim bid) immer fotogen, 
$en t»ielbcmunberten, iwm ftdjcrn Stofe 
Öetjoben feiner iian^c, iticftt füroafjr 
60 SSirft bu mit folgern ftunftftütf nun mir bienen. 

Wnbotofia. Tc$ trafen £ange fürjrt aud) fiebern Stoft. 
mar ein Ungfürf, ba3 ifnt traf. 

^rjmofi (für fid), iubem er jurüdtrittj. Ter ftnabe! 

tfönig. 



IV. 

'■$et £>afeu ju Öamagufta. 5florgenbämmerung. $>ie Gtotec 
StnbotofiaS, tuefrfje ein Rortunabilb am ©teuerruber füt>rt, Hegt 
fegclfertig im £afen, eittgcfdjifft ift fdjon fein $olf. SBoltemenge 

am Ufer. 28ed)felgefang.) 

ttuf bem Gaffer. 9(u$gefr>annt ba$ $f)a( ber 28ogen 

3ft ber fulnten Hoffnung $a()n; 

Sterne an bc£ £>immcte itfogeu, 

«Sterne auf bem feudjtcn s ßlan. 
9luf bem Seftcn. Selbft bem ©ruub ber feften (hben 

£*ft e* weife nid)t *u trau n; 

28er verbürget uns, wir werben 

Unfrer Saaten £alme fdjau'n. 
3t uf bem SSaffer. 8efte$ l'anb mit beinen bergen 
10 Söirft bu unferm s #ug' entflierj'n; 

$id) in tiefe ftüttf) üerbergen, 

Stets ber .<pimme( un£ um^ieb'n. 
21 uf bem geften. Schweif enb burd) bie öbe 2Beite, 

28er boef) f)ie(te ba ben 28eg; 
15 Setbft oft an be3 Süfyrcr* Seite 

^rrt ein 28anbrer auf bem Steg. 



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12 



Velbert üon ©Ijamifio. UV. 



91uf bem Söaffer. (Stauet, bort im ftrcngen Horben, 

fteneS @terne3 fefteS 33ilb; 

(Sold) ein güfyrcr ift un£ korben, 

(Stoig ernft unb eitrig milb. 
2luf bem geften. SSMt ungleichen ®ampf begetjen 

9Jcit ber (demente SBhttl), 

^ec^ten mit be$ ©turmeS SBefjen, 

^ec^ten mit empörter giutf). 
Sluf bem SBaffcr. 3« benÄompf aiidj freubig sieben 

SBir, tute in bic ^ännerfcfylad)t ; 

Skiffen, bafe bem 9Jcutl) öerliefycu 

lieber alleä Sßcfen 9Jcad)t. 

(9lnbolofia, begleitet öou Slmpebo unb beut ^robfte, ift bon bem 
^alafte 51t bem 9tteere fyerabgeftiegen : ba er an ba$ Ufer f ömmt, 
fdjtueiflt ber ©efang, bie ©ruber umtjaljeu fiel) unb galten fid) 
lange umarmt, Slnbolofia mad)t fid) log unb befteigt fdmell feine 

Gtolee.) 

Stimmen im $olf. ®ut 91benbtf)euer geb eudj Ötott, 

£err bitter. 

(9lnbolofia banfet itjuen grüfjcnb, erft Dorn 93erbede be§ (5d)iffe8, 
gelernt an bem 93ilbe be$ (Steuer-SRubcrS. $a$ ©djiff ftid)t 
alSbalb in bie ©ee mit öoHeu Seegein. Slmpcbo öerbtrgt fein 

©efidjt in bie ©ruft beS $robfte$.) 
©efang auf bem Skiffe (bic Entfernung mattet i^n balb 
unberuefymltd), baö &icb öcrfyaUt in ber gerne). 

Semper, aus geheimem Sdjrcine, 
SSinft ein Scfyaö fo ttmnberbar. 
Sßeifs allein fefbft tuen er meine, 
Unb ben Ort, roo er betört. 
Unb tvix ftreben, uub ttrir metneu, 
©treben, meinen immerbar, 
(Sdjtücifcn burdj be3 £eben$ Söeite, 
Unb öeradjtcn bic ®efaf)i\ 
2öir begehren nur ba£ Sine, 
2öir begehren immerbar, 
Smmcrbar audj nnlTa erfreuten, 
Sief)! t)evfct)tüinbcn immerbar. 



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v.] gortunati ©lüdfecfef unb 2Bunfa)l>üttem. 13 

V. 

(@in Saal im ftöniglid)en $afafte au Sonbon. (Sin Stroit ift 
für bcn ftöntg bereitet, bie bitter ÜnglanbS unb Diele frembe 
bitter ftnb öerfammelt unb roarten auf ben $öuig. (Stngetne 

©ejpräcfje.) 

©in frember bitter, ©eenbet ift baä Scft, e3 fjaben fdfjon 
$ie Surften fid) entfernt, unb, bie nur äogen 
2lu£ roeit entlegnen £anben gegen Bonbon, 
3m freubgen 28af)n au lefen 9Üuf)me3 s Üfjreu 
5 2luf biefem fonn'gen $lane, ja »ielleidjt 

£eroor aus leud)tenbem ®eroimmel funfelnb 
$>en $licf au feffeln ber 93erounberten, 
$>er alle Siebe fwlbigt, $lgripptnen3, 
2ftit Unmuts im getauften SBufen, aieljen 
10 9hm felber fyeim; öerbunfelt, überfein, 

9ßtt rounbem $er^en unb nidf)t feiler §aur, ' 
$on (Supern^ golb'nem teufet rool)l belehrt, 
$a6 flüger, Ratten Soften nur gefpart, 
5)ie nur mit leidstem, mcf)t gefdf)äfctem Siege 
15 $en ©lan^ tfjm beä SriumpfjeS fd)roacf) erf)öf)t. 
$>a3 ift bie Hoffnung rücfgeblicft bom 3icle. 
@in ^weiter. 2)te Hoffnung fclbft ift ftetö baS befte ®ut. 
©enufc ift flüchtig, Ueberbruß ertübtenb, 
$er $äufdf)ung einfielt aber ift ber ®eldj, 
20 £er bittre, ber am $iele mefyrftenS tränft, 
Söeglücft, ber immer fyofft unb nie erlangt. 
$er (Srfte. $om Salle fcfmterat nod) fyeftig mir ber 9lrm. 
9ficl)t Slnbolofta'ä merb' tefj je öergeffen, 
Unb mdjt ber Spiele, lueldjc r)ier gefeiert. 
2ß 5) er äroeite. $>aß (£r aud) fyat ben Sattel räumen muffen 
Vergißt ergrimmt ifmt leiste ntcf)t ber ©raf 
$f)eoboru3 
®raf SfjeoboruS (ein (Snglänbcr). 

3f)r nanntet meinen tarnen? 
$>er jmeite bitter. Unb rühmte eurer £an$e Straft, 

§err ®raf, 

$lucf) icf) erprobte fie. 



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14 



WbctOert öou Stjamifio. 



[V. 



®raf £ljcoboru*. 2lm ^weiten $ag — 

Söeim erften Anlauf tjicltet Ujr eud) f eft. 30 
55er 3 tp e i t c bitter, $cim brüten kennen marb idj 

bügello3. 

5) er (Srfte. Sei lueldjem aber gegen Slubolofia 

28ar't if>r, föerr ®raf, ^ur (Srbc bod) getragen, 
(^er C^raf entfernt ftcf>.) 
5) er 3 weite. 35u uanuteft, n>a3 er eben nidjt begehrt. 
5) er (Srfte. £>em fto^en Uebermurf) nnb 9ceib fein &td)L 35 
3ränffd)cr bitter. 3>er $an£(er täfet un$ auf ben 

$önig warten. 

5) er erfte bitter. £a*iftberluft'gcrafc^genxmbteSranfe, 
$)er beim furnier fein (5d)ted)te3 audj gettjan. 

2) er ^toeite. 3« tneldjer 3^it erhalten nur benn Betritt 
Urlaub p nehmen tum ber Königin, *<> 
Unb biefer (Srbe luunberfamen SÖInmc? 
$lud) ben erfreut, ber feiner 3)amc bient, 
£a* tyofje £id)t ,yt fdjau'n, ber ^ürftin Wnttifc. 

2) er (Srfte. SJcitfammt bem $ömg werben fie bietlcidjt 
3n biefem Saat erfdjeinen. %liä)t fürroaljr 45 
Um feinetroiden famen ebte bitter 
Unb ftarfc $egen au£ ber Serne fjev. 

2)er fränffdje bitter. $ft ber bod) felber faunt am 

eignen $of. 

5) er (£rfte. SSie fd)lccf>t geftcllt unb ijolpridjt feine Söorte. 
$)er granfe. ü8erjcit)t, bie Sprache mödjt' idj ifmt nidr)t so 

tabefn, 

(5r brütft fid) ebel nnb mit Wnftanb au$, 

Unb auety in granfreid}, be3 ®efd)marfe$ Stfc, 

(Erfreuten feine 28orte, Wieb er fem. 
£ cr 3 Weite bitter. £od) ebier bitter, fagt, wie cuef) gef äflt 

5)a£ ^öniglidje gräulctn? 55 
$er Sranfe. 9(grippina? 

Xie wäre, watyrlid)! fetbft in granfreid) fdjön. 
9tinalbo (©in junger bitter). 23egtütft, Wer bon ber Ijotben 

£>anb empfing 

;Ea3 Siege3$cid)en biefer ebeln Spiele. 



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v.l gortunati GHütffecfel irnb ®unf ^ütfrin. 1 5 

Der graute. £>ier fömmt ber luadrc, unb er trägt ba3 

SHeinob, 

Die eble ftette, um ben $at$ gehäuft, 
60 Wad) feiner t)öffd)er Sitte. 

Stinatbo (an 9lnbolojia, ber eben aufgetreten ift) 

GMcr bitter, 
Sftdfjt tooflt öerfdjmäfjcn meinen ©rüg, mit @J)rfurd)t 
SBetradjt idj auf ber ftarfen «ruft baS SHeinob, 
Da3 foftüd)e, bem äRäd&tißften gereicht 
6ö ®ebü()rüdj öon ber .ftanb ber fünften grauen. 
(SS trieb ba3 §er^ mief) meine erfte San^e 
(Entgegen bem (&enmUigften 511 Ratten. — 
3dj tt>arb bon eudj befiegt. 
^nbolofia. Die £a\v t t traf 

®efüf)rt mit Sid£)crl)eit mir ba$ Sßiftr. 
70 Da&, eurer ntdf)t ein roürb'geS, euer Stoß 

®efä(lt toarb unter eud) bom fräft'gen <Stofc 
3eugt ber bemalt allein beS öenfenben. 
Dafe eure ftraft icf) roürbige ein Beiden 
Vergönnt mir eud; ^u geben, nefymt ba3 9tof$, 
75 Da£ \ä) an biefem Sage ritt, c3 wirb 

3^idt)t roanfen unb ben ftarfen Gegner 
(Srfreuet nimmer itjr mit leichtem Siege. 
Sftinalbo. -Wein, SRittcr, nid)t be£ eblen $f)icrc3, baS 
CSict) unter eudj be$ (Siegel freute, n?ottt 
30 5(n einen Unerfafyrnen eud) entfdjtagen. 

Slnbolofta. 9)cir finb nod) anbre Stoffe, fd)lagt$ nid)t ab. 
'Der ^rocitc bitter, Dem nieber er gerannt bie t)ot>e 

Sdjcnf ung ! 

Der Srfte. SUnalbo möge bcS fid) crfrcu'n. 
(£» ift ber Etappen biete §unbcrt mertf). 

86 SHinalbo. (£3 fei, bod) Stüter, wie id) eudj bettmnbre 
9(udf) inn'ge Sitcbe muß id) ^u eud) fjegen; 
Unb #ürnt ba3 ©cr^ auf eurer ebten Spur 
$n roanbetn, 9ütterru()m mir ärntenb, fenn' 
3dj nid)t ben -tfteib, bie greubc nur allein 

*> Dafe iljr, ein Söürbigcr, aud) feib beglüdt. 



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16 



^bclbcrt oon (£f)amiffo. 



iv. vi. 



$1 n b o t o f i a. ©eglütft ! unb fann bein ©lief burd)brtngen audj 

Xie f)eim(id)cn Untiefen meiner ©ruft 

$e£ öben Shimmcr£ ©djriften 311 erbauen. 

(£r fpiett nur um bie ®ette, bie fie betft. 
SRinalbo. Gbttväijxt bem ^üngüng eine fuljne ©itte 95 

(Smpor gewagt im raffen s 2lugenblitf. 

Safe ^Ritterfreunbfcrjaft emig un3 öerbinben. 
Slnbolojia. 2öir maren ftreunbe fdfjon, roie ®ute ftetS, 

Söann fclbft fie nidjt fidj rannten, bod> eS finb. 

Unb ©rüber bleiben mir oon 8tunbe an. 100 
föinatbo. 3n Siampf unb Abenteuer mög ? un3 oft 

©ereinen bcö <$efd)irfe£ Ijeilge äftadjt. 
2(nbolofia. &u aiefyeft nadj (£ictHien fyetmroärtä nun. 
föinatbo. Wad) Sranfreict) 511m furnier, e3 binbet mid) 

Öefprod)ne3 2Sort, fonft mürb ict) roaljrlicr) bir 10& 

Unb roo bu jögeft folgen. 
Slnbolofia. 5eft gebannt 

©on bunfter <Bd)idung bin id) nod) atlfn'e. 

Bu £uft, 311 ©^mer^en, feftfummert unentberft 

5lnnod) in träger ityfuuft fct)mangrem Sct}o&. 
SRinatbo. (£§ barf ber ©ieger roeUen, nodj fie fdjauen, 110 

<5id) monnen nod) in ifjrer klugen fiidjte 
muß ber 2lrme nameufofe fliefj'n 

9flit füften ©dnncr^en in berfd)toff ? ncr ©ruft. 

D müßteft bu . . . 
Mnbolofia. %d) fe£)\ 

Ter fränfifdjc bitter. @3 naf)t ber ®an$(er 

3um Ueberftufe ber $önig and) mit Umt. n* 
(Srfter bitter. Unbmitber^ön'ginna^etauc^bieSürftin. 

VL 

(ftönig. föm.tfer. föatf). 9lnbercri'eitS bie Königin, bie Öfirfttn 
2lgru?ptna, bie tarnen bcS ftofftaats. $er Äönig nimmt $Iafe 
auf bem Xfjrone. 5)ie Königin unb bie gütftht auf ben ©tufen, — 
ber 9?arr jd>(eirf)t fiel) burd) unb nimmt <ßla& neben bem tönig.) 

Oußfaa ber SRitter.) 

flanier, ©lorrcidjc Srcmbc, bitter baar be$ Sabete, 

©or (Snglanb* $fyron T in biefer (eftteu Stunbe 

©erfammclt nod), ein Slcrn be* fremben 2lbete; 



\ 



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Sortunatt (Mlücijccfel unb 2Bunfri)f)üt(em. 



17 



Unb if)r entfproffen btcfcr (£rbcn (ftrunbe, 
2luf meine Sßorte richtet bie ÖJebanfen, 
Xer ®önig fprtd)t 511 eud) au£ meinem SJhinbe. 

Xie feftlid) tfn* erfd)icnen in bie Sd)ranfen, 
$or eblen grauen £anjen ftarf gebrochen, 
93eroaf)renb föitterfitte fonber ©anfen; 

Xe§ legten Xage3 Urtfjeil ift gefprodjen, 

SBcrftummt beS 3cfte£ Zeigen in ben fallen 
Xer $lan öeröbet, roo ifyr fufjn gcftod)cn. 

Xrum abfrört* rootlet ifjr oon Bonbon mallen, 
Unb eud) anbern Abenteuern frenben, 
Xa f)ier für eud} bie Griten fdjon verfallen. 

(Stets möge eigne ®raft eud) SiegSrulmt fpenben! 
SBeoor ifjr frfjeibet aber $unb gegeben 
©erb' eud) ber Spiele Deutung, bie nun cnben. 
fdjeint gefprodjne* ©ort rafd) p tterfdjfreben, 
Xa£ £ieb ein gleiche* Sdjitffal 511 erfaffen, 
Unb felbft oollbradjte Xfjaten ^u entleben. 
fritt bie üuft ben flüd)tgcn Sdjall öerlaffen, 
9Jid)t ber Moment, ber 51t ber Korsett Xiefe 
©id) eroig fenfet, Spuren f)inter(affcn. 

Xod) unoerloren fjarret, fraä einft riefe 

Xie Qc\t jum Xafein au* be* s Jfid)tfcin3 Drte, 
£)b 3ufunft3feim c* lautlos annod) fdjliefe. 

©efprodjnc* ©ort bringt burd) be3 €f)re3 Pforte, 
®$ lebt fein Jt'eben in be£ SBufcn* ©greine, 
Unb $f)aten finb an'* Sidjt erblühte ©orte. 

Qn ©aamen fdjieftf, fra* in bcS £agc» Sdjeiue 
®eblül)et cinft, ba* s JJeuc gebäljrcn, 
Unb fort bi3 ber (Erfüllung Xag erfdjeiue. 

Unb biefer Spiele Sölütfyen frerbeu s Ü()ren, 
XarauS ba$ 05olb erreife frol)er Saaten, 
Xie SRitterfum unb -tugenb fortgefräfyren. 

Unb eudj bauft (Sngelanb, ob fclber Xljaten 
Xe3 eig'nen XanfcS ftlctnob in fiel) fdjlicfeen, 
(£ud), baf? au£ eud) bie froren .fteime traten 

Sluf fjetmfdjem ®runbe fjerrlid) einft 31t fpriefjen. 

Deutsche Litte raturdenkmale Nr. 54/55. 2 



18 Slbelbert öon (Sfyamiffo. l VI 

3) er üftarr. |)ör 'mal $apa, id) fyabe ilm jwar eben fo 
wenig berftanben wie bu, aber er fprid)t bod) gut, 
bein banaler, unb midj bünft, ba& er in öielen 
SSorten gefegt f)at, mae olme bie öielen ©orte ganj 
f(ar geblieben wäre. 

$önig. Sdjwcig, s Jtorr, wa* füllen bie üeute benfen? 

Tier Sftarr. |>o £>o! 

Slnbolofia. ffie fämpft if>r Äampf be3 HKanneS Tugenb « 

madjtöoll, 

©ebäfjrenb fid) in wedjfelnber ®eftaltung, 
©ie giebt bem eignen ©lumenfeld) (Entfaltung 
Unb tritt Ijerfür an Tagc£ftral)len prad)tüoll. 

©eorbnet- warb Dom SSaltenbcn bebadjtoofl, 45 
Ta6 fpicleub fic bie Saat ber gorterfyaltung 
Selbft ad)tlo3 ftreue, bod) bie 2BeltöerWaltung, 
^Cuf baß fie fprie&e, pfleget ifjrer ad)ttwll. 

Unb nidjt ift Taufet (Engelanb uns fdmlbig. 

Db Saat entfpraug be3 Spielet freub'ger Regung, so 
Söir wälzen ab Don un£ it)n ungcbulbig. 

Tcm Söaltenbcn allein be» TanfeS Spenbung, 
Unb uns üor allen feinet bie Erlegung 
Tenn unfrer greube warb bie l)ol)e Scnbung. 

Ter 9tarr. 3a, ber fann e* bod) nod) beffer! 
Köllig. Still! 

Königin. Ten ebleu Juanen tjabet ifyr 511m 9hit)me ^ 
®ebrod)en eure \!an;,en, unb e$ follen 
Tie eblen grauen wol)( be* Taufet SMume 
®ebüf)rlirf) eud) unb treuen Sinnet sollen. 
(Erftritten ift fic eud) *um (Sigentfmme, 
$on eud) fie weifen bürfet if)r nicr)t wollen. 
Ter eblen grauen Tauf auf (Englanb3 ©runbe 
(Empfanget, bitter, au£ ber STön'gin 9ftunbe. 

Tfjcoborui*. £b eblen grauen wir ginn 9tuf)me brauen 
Tie Sanken nad) ber alten frommen (Sitte, 
Tod) Tanten nict)t unb £ofme$ Wegen ftadjen « 



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vij gortimatt (SHfidfedel unb 2öunfd$üt(ein. 19 



Unb mütjten mir un$ in bcr ©djrcmfen 37Mtte; 
Xer Damen SRufjm loir einzig uns öerfpractyen, 
$)a£ §er$ nid)t fyegenb eine onbre ©itte; 
Drum nid)t aU 2ol)n, aU <3djenfung toerb bie ©turne, 

70 (£ht föftüd) SHeinob, un£ ^um (Sigentfnime. 

($er 9farr gätynt unb nad) tfym ber Äönig.) 
9tfarr. D fyo! s ßapa, baS vertreibt und gut bie $ett, 
aber fd)(ed>t bas (Mfnien. 

71 Ägrippina. |>od) f)erab oon bem ©alfone 

Seife ©liefe zarter grauen 
,3u bem San^engartcn trauen 
©erne, ba ber Siraftgetft toofjne 
75 tflingenben ©langes. 

Slnbre ©titfe ftreben rafd) empor 
$u$ bem ücfyteu San^cngarten ^u ber grauen Sfjor, 
Die bang atfjmenb ber (Sntfdjeibung Ijarren unb be3 

9£affentan$ed. 

2öie bie ©litfe fid) begegnen, 
80 Sßirb ber (Spiele fiuft geboren: 

(Strömen au£ bc$ borgend $l)oren 
Sarbemoogen unb beregnen 

2lfle bie ©lütten. 
Sftamten, Stoffe, SSaffcn, freub'ger ÜDcutl)! 
85 9tofcn auf ber Qungf raun Söangen flammen l)ö()'rer@Iutl), 
Ober meiße Milien flimmern mo bie föofcn fonft erglühten. 

$lber and) im (Schein ber $er,$en 
flammet gleicher ftarbenfdjimmer, 
Da burd) fcfter&eflte Limmer 
»o Damen, bitter, frer^ an £)cr;>en, 

fliegen ben Zeigen, 
©üfee Sdjmeraeu in bcr $öne 9ttecr 
<Sidj entjünben unb berfdnoimmen mit ber Salben #eer, 
<Sdnner ( } unb SBonne eng umarmet mogenb auf unb nieber 

fteigen. 

95 Wd) bie Sdjranfen finb gesoffen, 
$in bie frofye ^ßracr)t ber Sarbeu. 



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20 Velbert tum (^amiffo. IVI.TO 

%lid)t entfprüfyen Sunfcngarben 
9loä) bcn SBaffcn. fRafcf) entfloffen 

fettere Stunben. 
Sreube, Sduner^en unb be3 fjcfteö Suft 100 
9ftdf)t burdfoittern bang unb muttjig toed^felnb ntefjr bic 

»ruft, 

^e^ntt 511m Danf baä 9(ngcbenfen an bie grcuben, bic em- 

pfunben. 

Der fränfifd)c bitter. Danf unb 2lngebenfen tragen, 
$errin, mir au$ biefcm Sanbe, 
Die mir )af)'n auf frembem Straube ios 
Sotcfjer Sdf)önf)eit Sonne tagen 
SBlcnbcnbcr Straften. 
SRinatbo. Slngebenfenfdjmeraen fta^en 
£errin, klugen bie eurf) fafjen; 

e3 muffen, bic eud) nafjen, im 
Stummer Sefjnfucfyt füfter dualen 
(Sroigücf) warten! 
9lnbotofia. Herrin, nidjt im Sanjengartcn 
2Sir bie fyärtftcn kämpfe Ratten • 
3n ber s J?äd)tc ftummem Statten im 
Sange kämpfe ifjrer darrten, 
Denen if)r nagtet. 
SKarr. Marren, Marren, Marren, 9tarrctf)ci! 

Sengt eud) an gemalter yidjtftamm' arme Stiegen frei. 
$abt 3um Dan! ba* s }tngcbenfen, s Jiarrenftreid)e, bie mo 

if)r tratet. 

(Säuft bation.) 

®önig. ©einig! e£ fjaben uns bie Spiele fet)r erfreut 
Unb ift un* fetber (eib, baft fie geenbet fjeut. 

VII. 

$grippi na. 2M> ber ÜDfücfe, ba bic Spinne 
3f)rcr üftefte Jäbcn ^ietjet, 
Sumfenb fleugt fie Inn unb fielet 
Die ®cfaf)r nicr)t, bie fief) fpinne. 



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gorhmatt GMidjecfet unb 3Bunfd>f)tttIeui. 

2Bef> bem bitter, ba ber SDttnnc 
gäben jiefjt mit flauem ©imt 
©ine ©d)öne, tüot)( barin 
Unbefäfyrbet, unbefangen, 
©pietenb itjn aur Suft 511 fangen. 
3n bie Kefcc fleugt er tyin. 

SBurbe bodj un£ nur 511m ©piete 
2)iefe SBogelart erfdjaffen, 
Unb mir üben unfre Sßaffen, 
Un3 ergö£enb, nacfj bem ,3iele. 
S3eute unfrei* ^agbcn, Diele 
(Singcfperrt im Sauer müffen 
gür bie ftatternben un* büften, 
$)ie nidjt ifyre greiljeit gaben. 
(Sinen foldjen Söget tjaben 
®ann bie ©tunben un$ üerfüfeen. 

Unb ein $erf)t ift bie§ «erfahren, 
©itt eud) bod) ber ©tärfe 9ted)t, 
Sift ift unferem ®efd)led)t 
©tärfe, müffet ifyr erfahren. 
$)rum fid) t)üte üor ®efafjreu, 
Unb gehalten unb bcfdjeiben 
SSoüe (Spiet unb ®ampf oermeiben 
mt bem geinb ber fcfyuadje Sfjeit; 
^eber fud)t ba3 eigne £>eit, 
geinbe mir burd) Suft unb Seiben. 

kämpfe, ©piele, anbre Kamen; 
®ampffpiel ift ba3 Öeben nur. 
2ttfo folg td) beiner ©pur, 
tapfre gcinbe^fdjaar ber Tanten. 
Unb bie Spinne muß ben ©aamen 
Qu ben $ampfe$fpietcn ftreuen, 
$)ie midj ©iegerin erfreuen, 
2B 0 tfjr nur eud) ftettet mutfjig; 



22 



2lbel6ert öon (Sfjamtffo. 



fieidfjter auf bem gelbe Mutig 
SRag bcr 6ieg fidf) eudj erneuen. 

2lmme (I>at bie Iefcten Söorte gehört). 
©iegcSluftig annodfj fjeutc, 
^flegeft bu bc£ UebermutI)eS, 
$)odf> e£ bringet nimmer gute$, 
(Einmal wirft bu nocf) bie SBeute. 

Slgrippina. 9l(fo reben alte fieute! 

Söiüft bu nodfj midj quälen, -ftärrdfjen, 
2Kit ber Sßuc^t ber alten Wläxfyn? 
Sauget bodj beu ^ogelfteller 
Dftdjt ber $ogel! freubger, fetter 
©lief ifyä an, mein trautet (Härdjcn. 

SBittft bu alt bie Jfagenb ftu£en, 
2öiII idf) ifjrcr fo genießen; 
$odj bie Schreit laffe ftiegcn, 
SKandje* Söort fann icf> bcnufcen. 
Slnbre Marren gießen 9htfcen 
$on ber SBei^eit anbrer Sporen, — 
Söei^eit, Xitel, tauge £>f)ren, — 
Wut bie Etagen finb ftu etnren; 
$)rum ergieße beine £e()ren, 
%lid)t bod) gefeit fie Oerloren. 

2lmme. 9Wagft bu immer, tfieure* tinb, 
Unbefonnen mitf) oertacfjen, 
muai)dt füfjrt be£ STtter^ ftadjen, 
Unb bie 3»9cub fafjret bünb. 
Sag' bie SBorte in beu SSinb, 
5lnbre Sage tuerbcn fommen, 
$eine ©d^erge frfjlecfjt bir frommen, 
Unb bu meiner nod) gebenfcn» 
*Kicf)t fann jotdjc* Söort mid) fränfen, 
2Bot)l ber 2Bcg, beu bu genommen. 

Slgrippina. $ört idj boc^ bief) öftere fagen: 
^Ctte Söege gefjn jum 3tel. 



vii. vni.] gorhinatt ©fürffetfel imb 2Bunfd)t)ütlein. 23 

©utc 2(mme, nidjt gar totet 

id) nad) bem 3ie(e fragen. 
75 üRur mit eig'nem 2Bort gefd)tagen, 

@ottft bu büßen of)ne 8äumen, 

3)af$ bu mid) geftört im träumen. 

9tber fiel)', mit bem 93eratber 

9fart) ? t mdn 9ttaicftäTfd)er $ater, 
so £aj3 ba3 3e(b unä ifynen räumen. 

(*&.) 



VIII. 

$öntg. Neugierig bin id) nidjt, e£ {durfte fid) audj fcr)Icd^t f 
$aä mögen Söeiber fein, bie fjaben mo^I ba£ fRed^t, 
34 aber bin ein SDiann, ein ftönig, tt>a$ noefj mef)r ift, 
Uub bin e$ affo mct)t. Xod) fage, ob ntd)t fc^tüer ift 
s 3 U benfeu, roie ber SRcnfd) in fotdjer f)ol)en $rad)t 

8u leben fid) ertufmt? $er 9Iufttmnb, ben er mad)t 
3ft tual)r(id) unerhört. SBie mitl er ba£ ausführen? 
3Bo fommt ba£ <&efb tym ber? fann e3 ntcr)t 

au£fpirren. 

(£r, ot)ne £anb unb £eut. — 3<*) ^be bir er^äfjft 
io S8om heutigen ©elag. $a tym ba$ £ol$ gefegt, 
©ei ebetn Spe^erei'n, beim lautem 3immetfeuer 
#at alles er gefönt. $a$ ift bodj ungeheuer! 
$>e3 nidjt aufrieben nodj, er bat bie Liener gar 
9Jttr jegttd>en befdjenft mit fmnbert fronen baar. 
iß SR atfy, (£r toirb ba$ ©etb, o $crr, oon unfern ^uben borgen, 
tlnb 3faben unb Sief rant oertröften auf ben borgen, 
2fadj tüirb ein flägücbeä ba$ @nbe, ba$ er nimmt; 
3n3 SSaffer finft fluleftt ber förug, ber oben fd>roimmt. 
Staig. Da« roerfc id) fidler greunb, ÖMb giebt auä 

feinen ©üben 

20 9Kd>t ofme Sid&erf)eit ba* ftuge S8o(f ber Suben. 

Studj f>ab td) bieä erfragt, bie $auff)errn puffen nidjt. 
(£r ja^t auf einem SBrett', fie fefjen fein ©efidjt 



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24 Slbelbert üon (Sfjamiffo. [Vin. 

SDZit boller greube naf)n, mit halber nur adj meinet. 
2)nun trafeft bu fe^r fdjief, nic^t ratfje fo ©emeineä. 
SRatlj. (£in fdjuneriger berüßunft; id) fmne f)ht unb tyx 25 
Unb weiß tüdjt au£ unb ein, brum gönnet mir, 

0 $crr, 

Um nad^ubenfen 3eit. 3d) felber unberatljcn, 
2Sic eurer ättajeftät fürbaß ®efd)eite£ ratzen? 
®önig. 80 feib il)r, flugeä Jßolf, mann eurer man bebarf, 
Xann fet)t itjr fd)ief; wenn ntd)t, bann, 3a! bann 30 

fet)t il)r fdjarf. 
(Sin fd)Wicriger ber $unft, ba3 fanu id) felber fdjauen; 
2)od) enbet beine &unft, fo gel) id) #u ben grauen. 
$d) tt)u e* unfern ^war, unb ift e* mir fatal, 
$>od) muH id) Wot)l e* ttjun, id) habe nid)t bie 2Baf)l. 
$enn, t)ab id) * bod) im 3inu, id) miß unb muß 35 

Dahinter. 

@* läßt mir feine $uf)\ 3d)on feit beut üor'gen 

hinter 

treibt er ba* tolle 6piel, unb lebt in SauS unb 

33raud, 

3ftn fid)tet e$ nid)t an, ihm gel)t ba* ®clb nicht au$, 
9i a 1 1). (£* naf)t bie Königin. 

ftönig. £ie fommt ^ur rechten <3tunbe. 

£a6 un$ allein, 3d) metfi, fie hilft mir $u bem gunbe. *o 
($er 9iatf> ab. $ie Königin tritt auf.) 
Königin. .§etl werbe meinem £>errn! 
^önig. 3d) baute bir ben ®ru&. 

&ei Slnbotofia l)crrfd)t ein fteter Uebcrflufc. 

(Erzählen will id) bir, wie er e$ angerichtet. 
Königin. ^d) toeift c* alle* fdjon, cv mürbe mir berichtet. 
Sönig. Unb wer fo eilig benn taut feinem £>errn ^utwr! « 

£a* SRcuc finbet bod) gar balb be* s 2L*eibef Df)r. 

s Jhiu, ba bu aUc^ weißt, fo tilge meinen Summer: 

&*o nimmt er benn ba* (#clb? — 3>a* raubt mir 

fdjter ben Schlummer. 

Xu faunft, bu follft, id) will, erfläre mir ba3 $)ing, 

<Bo bu mir ba begnügft, ücrcfjr id) bir ben 9ting, so 



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™- 1X -] gortunatt (Mdfecfel unb SBunfäftütlem. 25 

$u fieljft, er ift Don Söertf). SSem fann er beim 

abftreifen, 

2öa£ atle^ er üertfyut ? @S läßt fid) nidjt begreifen. 
Königin. 9*ocf) tueife idj'3 felber nidjt, unb finne lange 

fd)im, 

fjabe mid) bemüht, nod) immer oI)ne £otnt. 
(Sr f)ä(t e3 fer)r geheim, man mufj e£ itjm entlüden, 
35od| l)at eS ©cfjttrierigf eit ; gleidj bricht er ab unb 

troden, 

SBenn man ben Sßunft berührt; bod) tüeife td), tuer 

üermag, 

28a3 er in ficf> t) ergräbt, 51t rufen an ben $ag. 
$on Slgrippina nur ift folrf;e3 au£prid)ten. 
©efyorfam eud) 51t fein, tu erb id) fie nnterridjten. 
@ie fpredje it)n allein, id) tueifc er ift if)r f)olb, 
($r fagt tfjr gan§ fein §er^ ba finbet fid) ba£ ©oft). 
®önig. ©0 fiefye felber wie am beften e3 fidj madje. 
$a3 Steine ift gefagt, ba£ Söeitre beine ©adje. 



IX. 

Slgrippina. (£3 ift $u fyofyem 2>anf eud) angetrieben, 
$)a& mit fo tjerrlid), feftlidjem ©elag 
$en ®önig if)r empfangen, ebler bitter, 
(So f)od) befc^enfet feine 2)ienerfd)aft. 
ÜRid)t3 gleitet eurer $rad)t, nicf)t3 eurem SDfutfje. 

Slnbotofia. SÖ^ein gnäb'geS gräulein, rebet nicfjt im 

(Sdjimpf. 

Slgrippina. ^f)r forget nid)t, baft enbücr) euer <Sd)a£ 

<3idj teeren möge? otjne Sanb unb Cent . . . 
$ n b 0 1 0 f i a. äftidj quälet nidjt b i e @orge. 9Ztd^t enttuetf)e 

$)en Sßurpur eurer Sippen fold)e$ Söort. 

©erädjtlid) ift ba£ ©olb, toenn man e3 fjat. 
9lgripptna. ®efegnen mögt U)r euren $ater, bajs 

SJtit folgern ^interfafc er eudj erfreut. 
5lnbotofia. So reid) ate er getoefen, bin id) nod). 



26 Stbelbert öon ©fjamiffo. tf* 

&gri)jptna. 2tudj er burdfoog bie 28elt? 

Hnbolofta. $od) anbern Sinnet. 

St grippi na. 2Bie bitter, meint if)r ba£? 

Slnbofofta. 8fm freute nur 

$a£ frembe £anb 511 flauen, unb bie bitten 
$>er $ölfer #t erfennen, bie er faf>. 
$er $rme fannte nirfjt ein anbre£ ®(ütf, 
Sfyn warb 51t $f)ei( ber bürftige ®enuß; 
$ef riebigt gog er beim oon biefer (£rben. 
(Sin quälenb unbegriffne^ (Seinen trieb 
Wiid) in bie roeite 2Belt, unb ofme Staft 
$)urd) ttieter Herren ,£>öfe mußt idj giefj'n, 
Unb fort mid) fernen, meit unb roeiter giefm, 
Unb unbefriebigt ein oergefjrenb durften 
Wad) Unbefanntem tragen mit mir fort. 
So fleugt ein mutfn'g ungebänbigt Stoß 
$)en mitgerragneu @tacf)el, ber e3 treibt, 
SSänn über gelber e$ ben £auf oodbringt. 
Unb alfo fam idi an be£ ®önig3 £>of 
3n ffingelanb. — 3>a lernt idj erft mter) fennen, 
begreifen mid), mein Sefmen unb bie 2öe(t. 
D gnäbgcä gräulcin! 

Slgrtppina. Siebet weiter, bitter. 

9lnbotofta. :3d) faf) eudj, unb iljr müffet mid) öerftelj'n. 
(Smpfanb, roie fid) be£ äRanne^ tarnen, $raft, 
2)e3 2Beibes> tarnen, 6c^ön^eit, offenbart. 
3Bie oon einanber etuig angezogen, 
(Entgegen fämpft bie $rajr, entgegen blitzt 
$)ie Sdjjönfyeit, unb Erfüllung nur erfd)eint 
3m fitebeteben, roetdjeS fie uermäf)tt. 

®e(öft ba£ SRatfjfef mir #u enrgem ®rauen, 
SKuft mein begriffne«* Seinen mid) üerge^ren, 
2£enn ©egenfmlb nid)t eure 5lugen flauen, 
Unb nidjt trerflärcn be3 Verlangens 3äfjren, 
$aS nur öermefjren fann ber (Stern ber grauen 
<5trafenb mit 3orn fcerroegeneS $egef)ren. 



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IX 0 gorhmati GHücffedet unb 2Bunfd)l)ütfein. 27 



3fjr feib ba£ £id)t erfd)iencu mir ber Sterne 
$e$ 5lf)nben l)in irric^ sog burrf) öbe gerne. 

60 $>e£ $öntgS $od)ter i^r f id) jd)üd)ter bitter, 

Söetcf) @£ücf wof)( föunte meine Siebe frönen? 
$)a3 ©lud allein fte frönen, ba* ber ©itter, 
Xer Sdjranfen unb ber Ueffeln wei& su ^ö^nen. 
3m 3°™ and) ftürme broljenb ba$ ©ewitter, 

65 $em Siebeleben laffe füt)n im* frölmen. 

Sftid) fjat fo fjart bie Zwange* 2)kd)t gefdjlagen, 
•ftidjt wollt, unt wa* idj werbe, mir ucrfagen. 

9lgripppina. 2öot)t fyolb ber $lang ber SBorte, eblcr 

bitter, 

$)ie jefct au3 eurem 9Jhmbe mir ertönen; 
eo (So ijolb erwadjt ber Saiten &lang ber 3^cr, 

55)od^ balb oerwcfyt be* 2Binbc3 $ug bcn fdjönen. 
ift ber ©laube füfc, ber Uubanf bitter. 

3tf)r müßt eud) meinen ©lauben erfr öerfölmen, 

SDafc fpäter nid)t ber Unbanf r)etfd>e klagen, 
es 3dj öörte mandjen bitter, wie eud) jagen. 

Slnbolofia- $runi wappnet mid) au Saaten, nennt bie 

groben, 

Söeld) $lbentf)euer, welches Sdjafce* Hebung 

5lgrippina. $d) mufj in: eud) ben glülj'nben (£ifer (oben, 

$)od) nid)t ben 9Kutl), id) prüfe bie (Ergebung. 
Slnbolofia. (S$ fjat ben SJhttlj bie Siebe mir erhoben, 

(Sie reicht mir Staft 51t jeglidjer 93eftrebung. 
3(grippina. $ie CucHe nennet mir oon eurem ©olbe, 

Vertrauen loljnr mit reid)em 9ttmne*<5olbe. 

Slnbolof ia. <So fdjroöret mir, b«i? md)t mit falbem hoffen 
75 grtjr meinen ©tauben trad)tet 311 betfjören. 

Slgrippina*. Unb meiner greuben ©arten wirb bir offen, 

Unb reifen, maä bie Söorte nun befdjwören. 
Mnbolofia. 60 f)at nüd) ©lücfe* Uebemrajs getroffen, 

Unb Witt bein fyolber Seib mir angehören. 



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28 Wbelbert Don Gfjamiffo. [ix. x. 

SBerfünbet toerbe toofjtbebadjten 9ttutf)e§ 
Unb freubcreicfyen tQct&tnä, Duell be£ ©ute£. 
(Stnbotofia giefjt bcn Scrfel fjerüor unb ttJtrft QJolb in if)ren <5d)oß) 
$luf bir mein ©taube. Sterbe nie bereuet, 
2öa3 reiche 2iebe tDO^IbetDugt gejubelt. — 
So lang ber Sonnen mtlbeS 2id)t und) freuet, 
3n ifyrcm ®(<mjc nod) mein ©ruber toanbelt, 
3Birb biefeö ©olbeä reicher $torn erneuet, 
SBon feiner nicbern Sorge nur umtoanbctt. 
$)ic£ armfeüge O^otb fei bir öerefyret, 
Unb mefyr nod), unb fo oiel bein §er$ begehret. 



X. 



f d war 'mal 'ne Äafccn*8önigtn, 
3a ja! 

Xie Ijegte ebelu $akcn*@inn, 
3a ja! 

$erftunb gar mot)l p «taufen, 
£iebt r föniglid) 51t fdjmaufen, 

3a ja ! — &afcen*9totur. 
Schlafe, mein Manzen, fdjlafe bu nur! 

$ie l)att 'neu fdjneetoeifeen 2etb, 
3a ja! 

So fdjlanf, fo ^irt, 0 i e £>änbe fo meid), 
3a ja! 

$ie 9lugen toic äarfunfeln, 
Sic leuchteten im Xunfeln, 

3a ja ! — $afcen*9£atur. 
Schlafe mein 9ftäu$d)en, fdjlafe bu nur! 

(Sin (£belmau§-3üng,tmcj lebt' $ur ,3eit, 
3a ja! 

(Sr falj bie #ön ? gin u>of)t oon toeit, 
3a ja! 



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Sorhmatt ©lüdfedel unb JBunfdftatiein. 

'Üfte eljrlidje £>aut öon 9fläu£d)en, — 
$)er frod) au£ feinem $äu3d}en, 
3a ja! — Sfläufenatur. 
©d)Iafe mein SRäuScfjen, fdtfafe bu nur! 



$>er fprad): in meinem Öeben nidjt, 
3a ja! 

£ab id) gefefjen fo fit^e^ ©efidjt, 
3a ja! 

5)ie muß midj, 9ttäu3d)en, meinen, 
<5ie tfmt fo fromm erfcfjeinen, 
3a ja ! — SWäufc-Katur. 
<§d)tafe mein SDtäuSdjen, fd)(afe bu nur! 



$)er 9ftau3: tutflft bu mein Seppen fein? 
3« ja! 

$ie ®afc: 3d) nritt bidj fpredjen allein, 
3a ja! 

£cut uriU id) bei bir fdtfafen, 
|>eut fottft bu bei mir fd)Iafcn, 
3a ja! — 3Räufc*9totur. 
©tftfafe, mein 3Räu8cf)cn, frfjlafe bu nur! 



$)er 9ttau£, ber fefjlte nicr)t bie 8tunb', 
3a ja! 

Xie ®afc, bie lachte ben 93aud) fid) runb, 
3a ja! 

$em Sdjafc, ben td) erführen, 
3)em sie!) i#3 Seil über bie Cfjrcu, 
3a ja ! — Äafccn*9totur. 
Schlafe mein Wlau&tyn, fälafe bu nur! 



30 Slbetbert tum Gfyimiffo. - [Xi. 

XI. 

(2)ie Cammer ^IgrippmenS am borgen. 9lnboIofia fdjfaft nodj 
auf bem mit £rtnfg,ejcf>irr unb ©onfecften befefcten iifrfje fjin- 
gelernt. $ie Ämmc faiunt am ftenfter, mie #nbolofia fidj er* 

muntert tritt fie tjinau.) 

21 n b o I o f t a (gäfynt, mad)t auf, flauet um fid) unb richtet fidj 

auf.) <puaa ! — roo ? — \vaö ? 3ßo ift ^gri^ttta 

fungefornmen? 
$(mme. 8eib it)r, bitter, wadj geworben? 

28ie fo fcfte frfjlafeu fönnt il)r! 

2öa3 id) geftern aud) mid) müfytc, 

(£ud) 31t tpecfcn ttmr nid)t möglid). 

^fjrem ^ager erft entftiegen, ö 

teilte £>crrin 511 bem ftönig 

SDhißte eilen, baß nirfjt ettoa 

@r erfd)iene f)ter perfönlid); 

$enn baß euren Sdjlaf er fröre, 

Saiib fic ratfjfant nid)t nod) nött)tg. 10 
2(nboIofia. bu oergingeft, bu alte Kupplerin, 

marum t)aft bu mid) nidjt gemeeft? SCRein <3d)laf 

ift nimmer fo f)art getoefen, fyätteft bu mid) nur 

ein mentg angerührt, fo war id) ermadjt. 
Stmme. §ab id) alte$ bod) oerfudjet, 

©djütteln, pfeifen. — Ungcrcöljnlict) 

3ft \vo\)i foldjer 3rt)taf 51t nennen, 

Db er ntdjt gar unerhört ift. 

£>abt it)r bod) mit taufenb fronen 15 

(Heftern mid) befd)enft gar fjödjücr), 

$uitt id) beffen fdjon nergeffen 

SBär id) UMfyrüd) eine $f)örin. 

SRein, id) tuar 311 euren Ticnftcn, 

28ie mir ^)i\d)t ift, angetjörig. 20 

^pätte gern aud) end) ermuntert, 

2baß eud) fei bie 9?ad)t crgö&üd). 

5(ber ja, eud) fdnen ein 33cffre£ 

Schafen, al* ein ®lürf fo foftüd). 



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XL] gortuttati ©liidfedel unb 2Bmrfd)f)üt(em. 31 

26 £ätt' eud) aud) für tobt galten 

2)ocf) tyr fönardjtet au> töblid). 
5lnbolof ia. £at bid) ber teufet geritten, berfludtfe $eje . . . 
SImme. <5pred)t nid)t bitter fote^e Söorte, 

frommen Dtjren gar anftöfetg. 

9ftüffet aud) nidjt gelten motten, 
so 9htr if)r tratet, roa£ nid)t fdurn ift. 

SBaret gegen meine £>errin, 

©o $u fagen, nidjt fcfjr Ijöflid). 
$lnbolof ia. 2lgrippina, mein ©ott ! nnb n>a$ fagte fie beim? 
21 mute. SSodt id) aud) e£ eud) oertjefjlen, 

fflüStct if)r bo$, bag fie böf ift. 
» Sie roarb rott), unb warb oerlegen, 

Scannt eud) ©djlafegut unb gröftid); 

$)ann ergrimmt ob eurer Unart, 

9ftcf)t3 für ungut, fcfjalt eud) tölpifd); 

SSiebcrum mit guter Saune 
*o üobte fie eud), 3*oar feljr l)öfmifd); 

Sagt', e$ mär iljr gut öergolten, 

Unb ber Vorfall märe göttlid). 

Segtc bann fid) leife nieber, 

$>od) ber Sdjlummer mar geftört iftr. 
$tnbolofia. Serffodjt! $afc tdfc Doppelter ©fei .... 

aber nein! ma$ l>att' id) benn getrunfen? . . . 
« ^mme. Db bie Letten ityr Oerfdjlafen, 

<3eib aud) barum nid)t untröftltdj. 

Sief) au gönnen ober fluchen, 

£ilft ^u 9?id)t$ unb ift nur tl)örid)t. 

9ftd)t gefjabet eud) fo übel, 
so 2Sa3 oerborben, fann befdjöuigt 

Söerbcu nod), unb eud) ^u bienen, 

©in id) jeberjeit erbötig. 

Söffet allen Kummer fahren, 

©ute* mvitty* feib unb fröljlid). 
w ©laubt mir, bie id) mof)l fie fenne, 

2luf mein SSort, £err, i^r oerföfjnt fie, 

Unb id) toenbe fie $um ©uten, 



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32 Hbelbert üon (Sfyamiffo. t XL 

Unb fie bleibet eud) nid)t ftörrig. 

Büffet ferner um fie roerben, 

Unb begegnet fie eudj fpöttifd), w 

$ulbet, aber minnet treulid); 

Söenn fie Robert, o bann fdjtoör id), 

$ft ba£ SBefte eud) getoorben, 

2öer bod) Ijabert unauff)örlid) ? 

SiebcSfyabern, 3rrüf)ling3regen, ® 

3iet)t vorüber unb ocrföfmt fidj. 

$od) bafj toer eud) fucr nid)t fer)c — 

kommet, bitter, unb vergönnt mir, 

$>aft id) eud) Don bannen leite; 

Senn ber Seiitc SJhmb gar fcfjnöb ift. w 

5lber werbet ifjr gelaben 

£>ier jum Zubern unb beföftigt, 

S^ü^et beffer aud) bie ©tunben, 

Unb ocrfjaltct eud) gehörig. 

(^iner ©ünben eingebenden w 
3ft nidjt, glaubet, unauälöfdjüd) ; 
s ilber tuer ^um feiten fünbigt, 
2Bie il)r tratet, ja, ba möd)t id) 
©elber fagen, e$ ift übel, 

3ft trietteidjt ber Siebe töblid). so 

Unb toer eines anbern ratzet, 

3ft an Stroft mof)l unerfd)öpflid). 
5lnbolojia. Slber .... 
Ginnte. ftommt nur. 

Slnbolofia. 9lber .... 

9lmme. Slommt bod)! 

SSaä id) fagc, glaubet toörtlid). 

(6ie fütjrt ifm ljinauä.) 
Slnbolofia. Sßcife id) bod) nidjt, tote e3 suging; 85 

Unb cS bleibt mir unauflöätid). 
51 mute, ©agt id) eud) bod), rote e£ zuging; 

9J*uj$ td)ö eud) befcfyuören förmltcr). 

2lbcr laffet eud) nid)t l)ören, 

Wid)t ein Söort metjr, eud) bcfdjtttfr idj. (21b.) m 



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gortuuati ©lücffccfel unb »unföfnitlcni. 



33 



XII. 

($5ie SBobuung 9tnbolofta'3) 
(Stnbolofia tritt auf, er get)t in ©ebonfctt mit heftigem Sdjritt 
burd) bcn ©aal, bcu S31icf aur @rbe gefcnft. SupolbuS folgt iljm.) 

^ u p o l b n 3. $)er $önig, gnäb'ger £err, ließ cnd) entbieten, 
(£r wolle fjeute, ob e* eud) genehm, 
Xa3 2ttal)l bei eud) einnehmen. §eute nod). 
(Slnbolofia merfet nirf)t auf.) 

Supo(bu3. $er SBnig, ebler £>err, fyat eine Söotfdjaft 
5 <än eud) gefenbet, er begehrt mit eud) 

Su fpeifen feilte. 
9lnbolofia. ®ut, id) fomme t)in. 

ü o I b u 3. 9tid)t bod), er, gnäb'ger £err, e r nrifl bei eud> 

«eföftigt fein. 
Mnbotofia. Hilter) gut, bereite beim 

(Sin feftüd) Hflafjl, id) (äffe bir bie Sorge. 
io ®ef)! madje Slnftalt. 

öupolbuä. $err, id) fyabe nid)t 

®enug be£ ®e(be$. $enn c$ foftet biet. 

3(nboIofia. 8o null id) mef)r birgeben. £ritt f)eran. 

(Sr jie^t ben Setfei fjeröor unb geljt uad) bem 2ifd)e um ba= 
rauf (&olb auf$U£ftlj(cn. 2)a er beim ^mctten ©riff in ben leeren 
©edel bie geljn aufgeaäljlten ftupferpfcunige gewahret, nuntt er 
fdmell Öupolbo fiel) ju entfernen.) 

Mnbolofia. Entferne bidj, id) toill allein fein, toilTs! 

(SupolbuS a6. Mnbolofia uuterfudjt ben leeren 6etfel fdjnjeigeub 
au3* unb inmeubig; nrirft iljn bann öon fidj.) 

3)a3 atfo mar bie Meinung, Wgrippina, \vet)\ 
is Um $iebc*(of)tt, bie ftolje ftönigStodjtcr, tuel)! 

$er t)eil'gen Siebe fjofje Söorte, $iebe*funft — 
Unb fjöfjncft — tuet) ! 

9ttd)t fdjuöbe? ®olb fjaft, falfdje* ßcrj, bu mir geraubt 

iöercidjernb biet) allein, o nein, c£ fpaltcte 
20 $ein Siebet mir bc3 §erjcu3 tiefften ©djrein unb rifj 

$arau£ mir (Staube, Hoffnung, £eben, yiebc^glan^. 

3erft^cKt in büftern Krümmern ftür^t ber Sonnenbaii, 

Slnbridjt bie buttflc SBinternadjt, unb fjoffmmß*Io$ 

Deutsche Litteraturdenkmale Nr. 54/55. 3 



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34 



ftbetfcert öon (Sfjamiffo. 



©rftarrt t>on feinen Stauern, ein ©ereinselter, 
3)en trüben SBIicf nun fenf id) in ben tiefen (Sdjooft 25 

$cr ginfternifj. 
(£3 Ief)vtc fütjn mid)$öftltd)erc3 öerfdmiäfj'n ba3 (Stoib, 
$)a$ SRaubgeworb'ue beinev $rugfuuft. Sügenb bid) 
Gntftiegen reidjen ^per^eu* ®runb Sraumbilbungen, 
$)ie waren üdjtrein, bie berüdten mir ba£ $er^. so 
$>afi gut id) war, gab über mid) bir Sttadjt allein. 
Sd) reichte bir bie Stoffen, SHaubncft, ffodjteft bn f 
Wlid) fri umgarnen, jener träume tjeljrcn ©laus; 
Hub fclbft ber Zan^n Splitter, bie 31t beinern Sfturmt 
$)ein bitter brad), fie gaben ber perfiben £anb 35 
$)er in ber ©ruft arglofcn ®runb 31t fenfenben 

Gkfdjoffe 3d)aft. 
Db mir Derobet ift bie Söcft, bie Srcubc f)in, 
Unb nimmer Hoffnung fdjeinet, bleibt mir biefe£ bodj, 
3u adjtcn mid), baft id) ein $f)or, ein 3d)(ed)ter ntdjt *<> 
Qu meinem SStoljn mar, beffen id) mid) rüf)me reidt). 
3)u aber bift arm, 2lgrippina, foll id) bid) 
Söeftagcn, bid) u»erad)ten, melje, mcf)! 0 fcfjöne^ ©üb! 

D 8d)meqem:k$e(d)! 
(£in anbreS büftreä ©ilb ermadjt and) ängftigenb; 45 
2lud) bir 5um £>ieb marb, tfycurer $f mpebo, mein 95tol)n, 
s üud) bein bas .Slleinob, we(d)e3 lu'muarf meine $anb. 
9?id)t barfft ben ^of)n bu tfjeüen meiner rafdjen ©djulb. 
begonnen fei ber Stampf um ©olb, be* ^ebenä @fait£ 
Jsft bod) erIofd)cn ! — fdjaue, frcdjgemeineS SSeib, 00 
3>af3 wie bes Gxnften, bu be* (Spielenben 
$lud) fiegen mögeft. s J?id)t in <2icgc$fd)oö $u rut)n 
3ft tueif, unb fyöfjneft? marnenb ruf id): efjre bu 

Sie s JJemcfi$. 

(@r get)t nad) ber 21)ür unb ruft) 
£upolb ! 55 

SupoIbuS (tritt auf). $to$, gnäb'ger £>crr, befehlet it)r? 
$lnbo(ofia. follcn alle meine Liener fid) 
3n biefem 3aal öerfammcln, fefmett! 



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\ 



xo-] gortunott GHütffetfet unb SBunfd>f)ütrein. 35 

(ßupotb ab. Slnbolofta, inbe& bie trier^ia. Liener fid) im hinter* 
grunbe fcerfammeln, ^ö^tt auf bcm £i[dje ba$ (Selb, ba8 er noäj 
in feinem SBamft unb in einem 6djreine finbet; bie 5et)n Tupfer- 
Pfennige aber fteeft er mieber in ben JBeutet, unb nimmt ben 

5u fid).) 

Slnbolofia (3uben berfammelten Wienern). 

(Seit balb ^e^n Safjren bin tdj euer $err, 
Unb fyab' euci) rebüd) aud) gehalten, -ftidjt 
©emangeft t)abt if)r, bin in feines Sdnttb, 
3f)r ade feib be^at>tt. — 9hm ift ber $ag 
©efommen, ba id) £>of nidfjt galten famt, 
SSie bisher idf) getfyan: brum fag idj euer) 
2)en Stfenft auf, unb uerferje fic^ ein Seber 
(So gut er fann, benn meine 3cit ift aus. 
^cf) fmbe uidjt be$ ©elbeS mein;, benn fjunbert 
Unb fec^^tg fronen, jebem fcfjenf ict) %tvo, 
Unb föofe unb £>arnifcf) bleibe itmt p eigen. 

Liener, ©etreuer, lieber £>err, ob jemanb euer) 
©troaS 5U £eibe tfyat, fo fprect)t, ber mu&, 
Unb fei er wer er rootte, fterben. 

51 n b r e. Sterben ! 

2lnbo(ofta. gür mid) barf niemanb festen. 

Liener. föofi unb $arnifdj 

SSerfaufen mir unb ftetjn euer) bei. 

Slnbolofia. 3d) banf 

$)er ©fjrerbietung alten eud), if)r frommen, 
3t)r liebgetreuen Liener, fo baS ©lud 
<5tcr) tüicber flu mir ferjrt, ocrgelt id)'3 gem. 
ÜDcan fattlc mir mein SRojs, e* barf mit mir 
ÜRidtjt einer reiten. 

(3»ei Liener ab. Gr fteeft ein Stf)cit be$ GJelbeS ficr) unb 

ruftet fid).) 

Supotb. ©näb'ger $err, e$ ftnb 

Wodj fed^^etju fronen, bie mir anvertraut, 
^nbotofia. $ein Gsigcutlnuu. — üebt h>of)(, lebt alle 

tuof)t. 

Liener. 2öo sief)t tfjr, £>err, wo rid)ten roir ben £auf? 



.30 



^belbert üott dfjamiffo. 



txii. xin. 



5lnbolofia. 3ft ($ott mir gnäbig, fuc^ icf) felbft eud) auf 

Üftidjt ofjue Xröftung nrill id) tum eudj tuanbern. 
Liener. 2Bir Marren eurer £err, in ©rügt in gtanbera. 

(Slnbolofia Ijat fid) gerüftet unb breitet grüfeenb burdj bie 6djaar 
ber Liener auS bem Saale hinaus.) 

XIII. 

($er $alaft gamagufta) 
(9lmpebo fifct allein an einem offenen ^nfter unb raupet aus 

einer irbenen pfeife.) 

$mpebo (ju beu Seuteit, fo ir)m §ufd)auen). 

3fjr lad^t. ©in ©onberbareä bünfet eud) 
Htteiu ftalumet, rocil nidjt bie 3^it xfyx fennt, 
SBoriu id) lebe. ®ernc gönn' idj eud), 
D ladjt, bie fleine grcube, aber nriftt: 

ift ntdjt tneife Ungcroöf)nlid)e£ 5 
©erladjen, tueil e§ ungewohnt nur ift; 
Sn biejem fünfte f)at ber ©ruber SRedjt. 
3cfj eilte meiner 3cit öoran, erfinbcnb 
3u eigner i*itft bic£ SMamoS. roirb, 
(Sie na()ct, fommen eine 3^it, ba $aud) 10 
9(uS folgen fltöfjren nur aflein nodj Suft 
$er mofjlgeroofmten 9ttenid)f)cit bampfen nnrb, 
Söei ber ba£ rege Ungetüm erftirbt. 
«Sanft ^orett^! muß bie s Jiebe, bie 511m Sdjufc 
ftdj mir erfinne, mid) ba3 ärgfte foften 15 
£a£ nur mid) quälen fann, ba£ Seuer ift 
Snbetf mir ausgegangen, bleibt man bodj, 
28ie alt man in ber 2Mt nur nrirb, ein Zfyox. 

(Snbem er bie pfeife luicber anftecft.) 

3d) lobe mir bie leife Sreube, bie 

9luS biefen trotfnen blättern mir erblüht. 20 

9?id)t anbcrcu ©cmtft ucrfd)afftc mir 

Sttem Ükidjtlntm, biefem gletd). D ftmre nur 

9Jkin guter, uiefgclicbtcr ©ruber fjier, 



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xiii. xiv.] gortmwti GMürffetfet unb »unfdtöfitfeiit. 37 



Unb fönntc feinen rafdjunbänb'gett Sinn 
25 $tud) ber befyagüd) ftittcn «Sitte beugen! 

©in fdjöner $raum! $u toirft ifyn nimmer feljen. 

SSer bort, in fdjfcdjter $rad)t, fjerauf Horn £>afen 

$ommt eitenb fjierfycr $u ? 0 ©Ott — mein 

Söruber ! 

((5r tm'rft bie pfeife öon fidi unb lauft aus bem <5aate, feinem 
©ruber entgegen, fie treten jufammcn micber auf, inbem fie fid) 

feft umarmet Ratten) 

Slmpebo. £) Wnbotofia! 
5lnboIofia. SImpebo! 
Stmpebo. SJkin Söruber! 

so $odj ttjarum fommft bu fo allein fyerauf? 
2öo Ücßeft bu bcin $otf? 
Slnbolofia. $d) fabe fie 

SBertaffen ade, banfe ©ort, baft nur 
Allein id) t)eimgefommen. 
Wmpebo. ' $a* gefällt 

äftir übet; aber rebc bu, roie ift 
86 (£3 bir ergangen? lange bliebft bu au3. 

9hm ift e£ au bem, bafc, nid)t fparenb met)r 
2Bie biefc 3eit id) mußte, mid) bic ®raft 
2)c3 Scdel* freue, 
^nbotofia. 5uuor uul effen. 

£ann werben unfer £)etmüd)ftc$ mir tauften. 
40 9tmpebo. £aft in ben Speifefaat itn$ treten. — Söruber! 

(ßx umarmt ifm. 93cibe ab.) 

XIV. 

(2)a§ Limmer im ^alafte 511 Jamagufta. Slmpebo unb ?(nbo* 

lofta treten auf.) 

Slnbotofia. D atlcrliebfter trüber, böfe Söotfdmft 
9)hif$ (eiber id) bir bringen, muß anfagen 
$)af3 id) ben ©lüdc»fedel eingebüßt, 
@o leib mir ift. 



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38 SIbel&ert üon G^atnijfo. [XIV. 

Slmpebo (Iefjnt ftdj erfchrocfen an eine <5<hiTe). 

©o ! — $aft bu, ©ruber, iljn 
Verloren, ober mürbe mit ®ematt 
(£r bir geraubt? 

5(nbolofta. 3$ fyabt baS ©ebot 

$>eS ©aterS übergangen, ifm gezeigt 
$em SBeibe, baS idj liebte, bod) fobalb 
$d) beffen $raft geoffenbaret, t)at 
©ie mirf) barum gebraut, fo jefct mid) fümmert. 

Sdupebo. 80 get)t cS mofjl mit Siecht, menn in benSSinfc 
Wlan treuer föltern Söarnung fc^tägt unb fetbft 
(Sin großer &anS fein mitt; fief), fjötteft bu 
(befolget, märe unfer Jftleiuob ba, 
Unb id) mit btr in gleichem llngtücf nid)t. 

Mnbotofia. ^d) weiß eS. 

2(mpebo. lieber ©ruber, taffe bir 

(£s nicf)t fo feftr p $cr^en geljen, benn 
2Bir baben nod) elf £rufjen Kotier ©olbeS, 
Unb nodj baS £>ütlcin, wenn bem ®önig ©otban 
2Bir cS anbieten, giebt ein großes ©ut 
(£r uns bafür, unb atfo, nid)t gerechnet 
$)aS gräflid) ©djloö unb ©tabt 511 £organub, 
3ft uns genug ba, unb fo lang mir leben, 
$>ft uns flu führen einen guten ©taub. — 
3Drum lafi ben ©edel fahren, freue bidj! 

Shtbolofta. ©emounen ©ut ift böfe 311 üerlaffen. 
$)teS mein ©egefyren: gieb baS $ütlein mir, 
Unb idj getraue mir mit ifym ben ©edel 
•ftod) ttrieber 31t crmerben. 

^mpebo. £>m! man fagt: 

2Ber ©ut vertiert, nerliert aud) ©ernährt 
©id) bodj an bir aud) biefer ©prud)! Xu l)aft 
UnS um ben ©edel fdjon gebracht, unb miflft 
UnS aud) nod) um baS ^mtlein bringen. Sftein! 
%<fy (äffe bid) es nimmermehr megfüfnm 
(Srluftige bein 6er^ mit feinem ©mete 
Um unfre 3S?of)nung, gerne fei'S gegönnt. 



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xiv. xv.] gorhntati ©lücffetfel unb 2Bimfd)f)ütIeht. 39 

3htbotofia. (5^ fei barum! getreuer lieber trüber. 
Unb ob mein übte£ $h un bir Kummer gab. 
80 füg id) befferm mich nad) beinern $lati). 
40 2>af} greube bu hinfort an mir erlebeft. 

Mmpebo. Sßergeffen unb öcrfdmterat, nur greube jefct. 
Mnbolofia. £rura üon bem greunbe fprtcr), rate lebt 

ber ^robft? 

Slmpebo. (Srfreut üon ©Ott mit btüfjenber ©efunb^eit. 
(£r f)eget treue Siebe ftetä uns. 
45 @r f)at, wie oft, mit irofte mich geftärft, 
£a nnmutf)3t)ott ju bir id) in bie gerne 
hinüber backte, fagenb meinem £er^en: 
$u nrirft bid) feiner nimmermehr erfreun. 
(£r wirb bidj beute nicht umarmen, beim 
60 2Kit meinen Seilten ging er in ben gorft 
$ie ^agbhift &u genießen. 
5(nbotofia. Seihe mir 

$)a3 |>üt(ein, trüber, itm $u überrafchen. 
$lmpebo (^ott ba3 §fittetn au3 einem Sdjrein h*rfcor). 

SJttt greube, nimm' es. 
Slnboiofia (fe|t ba$ §üttein auf). 

9cad) «enebig! 
(SSirb buref) bie Suft entführt.) 

Slmpebo (beftfir$t hinfehaueub, tvo er geftanben hat). 

<Bol 

(2)ann geht er nad) bem genfter ju bem SRaucfoeuft.) 

Qct) habe h^ut T mein ®afamo3 ^erbrochen, 
55 3ch mufc ein anbreS loäfKen unb e£ füllen. 



XV. 

(3)a8 Gfetuölb ber (Sbelgefteiuer ju beliebig.) 
(3tüei Kaufherren. ftoftbare Äleinobicn liegen auf bem $ifä)e.) 

1. Kaufherr. 3« fofrbar! unb fie nritt bie ®leinob nicht. 
2öir ftnb gefdjlag'ne Seute, gefjn 511 ©runbe. 



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40 



Slbelbcrt öou Gfjamiffo. 



[XV. 



Sie mu&_ fie nehmen, mufe gelungen werben, 
Söenn nod) ©ercd)ttgfett ift in ber 28elt. 
Sie fyat fie ja befteltt. 5 
2. ®auff)err. ©eredjtigfeit ! 

Unb eine $aiferin? 

1. ®auft)err. So möge beim 

,8ur Stunbe fie ber Teufel fyofylen, famntt 
28a£ im ®emötb nur ift oon gittern SSertf). 

2. Saufberr. $ie SRebc ift ja fünblid), fdjroeig. 

(9lnboIofta tritt auf, uon einem Liener geführt.) 

Liener. §ier, #err, 

£icr finbet if>r ba* ®öftlid)fte ber 2(rt, 10 
2)a3 nur beliebig aufouroeifen twt. (2lb.) 

Slnbolofia. $eigt (£belfteine mir unb Xamenfdjmud. 

1. $auff)err. (£udj (Sbclftetne ? 

9lnbolofia. 

1. £auff)crr. $on roeldjer 2lrt? 

^nbolofia. $a3 tfjeuerfte an ^ßrete. 

1. ®auff)err. 3>a* moUt tf)r faufen? 

Slnbofofia. $a§ mill id) faufen, menn e3 mir gefällt, is 

1. ®auf fjcrr. ^en|)a^fc^mudfuebftben©pangen^ier,etn)a? 
2>er ftaiferin, bie fie beftellet l)at, 
©ebünfen fie 5U foftbar. 

$lnbolof ia (nimmt fie in bie $anb). 

Sagt ben ^ßrei£. 

1. & au ff) er r. äroeifmnbert Un^en feinen (Mbe3. 

9lnbolofia. 2Mjl. 

Seigt mefyr. 20 

1. ®au ff) err (öffnet einen ftaftett unb Slnbolofia nimmt fjerauS). 
SGBir f>aben, gnäbgcr $err, nod) nur 
$ie Sftinge unb bie ftetten l)ier, öon 23ertf). 
$cnn alle Steine, bie mir Ratten, finb 
3n biefe Sleinob verarbeitet morben, 
Unb anbre ^meie, bort in jenem Sdjrcin. 
2>ie finb bereite ein frcmbe$ ßigentfjum. 25 
©in SfreuÄ, beftellt öon feiner £>eitigfeit, 
©in falber Sttonb, üom Solban in (Sgtjpten. 



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J Sortunati ©Kleff edel unb SBunfdfrtfittein. 41 

SUboIofia. $ie föinge f)ab id) au3gett>crt)tt, bie Letten 
SBe^att^ tef) alle, fagt ben *ßrei3. 

1. ®auffjerr (rennet natt)). (§:£ roirb — 

SBeraeifyen eure Knaben, — jh)ei unb ätoan$ig, 
Unb anbre jtuan^tg, — adjte biefer föing. — 
SBon fufeig Un^en ©olbeä ber ^Betrag. 

^nbolofia. fyabet mef)r nid)t? 

1. ® au ff) er r (öffnet einen anbem Haften). 

$iefe perlen noefj. 
9InboIofia (nimmt bie grö&ten l)erau3). 

$)er $retö bon biefen. 
1. ®aufl)crr. Secfj£$eJm Un^en ©olbe£. 

9(nbo(ofia. 3$ fcfjfiefce einen guten £>anbe(, iuofyt. 
1. $auff)err. 33efef)(en eure (Knaben nid)t, p fefyen 

$)ie SHeinob bie idf) Jagte, 9fteifter*28erfe 

$on unfrer Äunft. 
9lnbolofia. £) ja! 

(3)ie ftaufljerrn geljen nadj bem ©djrein, Mnbolofia patft ju- 
jammen, fefct baä £>ütlein auf unb fagt:) 

%lad) Sonbon! 
(öerfefutrinbet) 

1 . Äauffjerr (mit bem Äreu^e, erbtteft tf)n nodj im ©Reiben, 

inbem er fbrid)t). (Sef)t! 
D roel/ mir, roef)M 

2. Äauftjerr. 2)a3 roar ber Sdjroarse fetöft, 

$)em beä ÖcroölbeS 6cf)äfce bu bereit fjaft. 

XVI. 

§lnbo(ofia (inbem er ba£ 3Sunfc^f)ütlein auffegt unb 2tgrty* 

m'nam ergreift). 
3n eine Söüfte ! 
$grippina. 28et)! fei ©ort mir gnäbig! 

((Sin SRafcuptafr unter ameien mit bieten S^^ten betabenen 
2lpfelbäumeu, nmfte ©anbebne ringS untrer, ilnbolofia fe|jt 
Stgrippinam unter bem einen 93aume ins @Jra3 uieber.) 

2öo bin td) benn? rote bin icfj tue gefommen? 
$er Ort ift fremb. 



Di 



42 Slbelbert öon (Jfjamiffo. [XVI. 

9t n b olo f i o. $a£ trirb fid) atlc^ finbcn. 

Slgrippina (fdjreienb). 

D gieb mir $unbe, roeldjer Ort ift bie£? 

2Bie tarnen tuir bafun? s 
51 n bot oft a. 9hir fachte, fachte, 

3d) bin nid)t taub, id) fann jefct mieber Ijören. 

2Sir finb fner unter einem Apfelbaum 

Uub famcn rafd). 
Slgripptna. D Riffle Butter ©otteä! 

(2$ raubet ade Gräfte mir bie Mngft. 
2lnbolofia. $u follft btd) faffen unb mein ©ort oer* io 

nehmen. 

21 grippi na. brennet fner ber Sonne Strahl fo fjeifj! 

Unb Dürft unb Stfübigfeit, id) bin fo fdntmdj. 

D gäbft bu mir ber Mepfel einen, bafj 

Zsd) mid) erlaben möd)tc. 
Slnbolofia. m>i)t, icf) miß'*. 

3fd) t)abe 3eit, e* fott bie Srudjt bicf) laben, 15 

ftnbefe t>ertoaf)re bie Qmoctcn bu, 

muß ben ©aum erflettern, ba, ba3 $ütlein. 
fcfyüfcet gegen Sonnenfjifce bic^ 

(£3 ttmrbe burrf) bie ftadtn nur mid) Ijinbern. 

(er f)at if>r bie ftfeinobe in ben ©d)o&, unb ba« §ütlrin auf 
ben ftopf gefeilt. <5r flettert an ben $aum.) 

91 g r i p p t n a. 0 mär id) nur bafjeim in meiner Cammer ! 20 

($as &ütlein entführt fie famt ben ftleiuobicn unb bem GHüdte- 

fetfel an tljrem ©ürtel.) 

$lnbolofia (auf bem 93aum, fä^rt fort, ofme aufgemerft $it 

fjaben, er wirft Steffel tjerab): 
Da ()aft bu Wepfel. 3fj nur bie mit grieben. 
(Sin anbreS SSort, ein ernfte^, follft bu balb 
%u$ meinem äJhinbe fjöreu. — Denn bie ^it 
3ft nunmehr fommen, unb bie föadje reif, 
3n Slnbolofia'ä äfcadjt bift bu gefallen. 25 
Du, ©erlange, burfteft roofjl mit frechem SDcutfje 
Sin arger hänfen Seilen feft mid) binben, 



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xvi. xvii.] gorhmatt ©lüdffecM nnb 9Buitf4tyitfeui. 



43 



$)em ©tftbetrunftten mir bat 8dja£ enttüinben f 
Unb reid) bid) rütmten öon geraubtem ©ute. 

$odj fdjrocllt baS (&(ncf bie ©ruft mit Übermutfje, 
$on feinet ÜftofteS $)unft bie ©irate fdjroinben, 
£ann jürnt ba$ ©türf, unb fidjer trifft ben Söttnben 
$er SRacfye $fei(, ber auf bcr (Sonne rufjte. 

Xu bift, mit beinern SRaub in meinen Rauben, 
Vertreten fann id) nun baä £>aupt ber ©erlange. 
$em bir entflofmen ©iege magft bu ftaunen. 

(33ct ben legten SBortcn tt>iü er ben 93lid auf 5lgrü)jrinam 
toerfen, unb merft tüte fie ba§ §ütlein mitfamt offen Sdjäjjen 
entfährt Ijaben muffe, ba faßt er mit ©efd)rei öon bem 33aume 
tyerab, er liegt oimmädjtig unb bewegungslos an ber (£rbe) 
• 

$)er ©oufteur (flüftett ifun ju unb mieberljolt immer lauter). 
®3 freut . . . 6* freut bie SmtQfrau ...(£* freut bic 

Jungfrau . . . 

($a bod) 5(nboIofia nichts tjört, fo ftreefet er ben $opf aus bem 
Äaften, fefyct ftd) gegen bie 3ufd)<Mer unb fagt fclbft:) 

(£3 freut bie Jungfrau frfjnett i()r $ab ^u menben, 
unerttmrtet jäfjen Uebcrgange 
$erf)errüd)et Fortuna Ujre Jaunen. 



XVII. 

$lnbolofia (rafft fid) auf. ©in ftuefuef fingt in bem SBifcfef 

beS 33aume3). 

$ir $aumc ffud) id), fluche tief in bumpfer ©ruft 
$e3 £>urenfof)ne3 morgen $nod)en, ber sur £uft 
Gtepflanat bid) f)at inmitten biefer öben gfar, 
Sttitfammt ber ^afmereien f)orf)gef)ürnter 3 un ft 
5 je gefoftet ober foften werben beiner 3ntd)t. 

3)en iBoben, meldjer beinen 28ur§eln, unb bie £uft, 
$ie beinen ^oren ^afjrung gaben, treffe $lud). 
$od) felber mir, bem blöben £f)oren, bcr mit 35hitf) 
Sßerberben mir bereitet, ftebenfadjer gludj! 



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44 



Slbelbert öou Gfjamiffo. 



ixvii. 



Unb 3Iud) ber tüdcnfdjmang'ren Stunbe ber ©eburt, 10 
2Bo freubig mid) bic (Altern grüßten, unbewußt 
$)er ©egenwart geworb'ncn gufunft, Weldje nun 
2luf mir mit 9ftorbwud)t bleiern laftenb fdjrecftidj 

rufy't. 

D ©ater, beineS ©etteS fei bie ihift berfludjr, 
$>er meinet grauenvollen $>afein$ fiel bie (Srfmlb, h 
Unb baß fic ®ift nid>t warb, bie Tliid) ber Butter- 

bruft. 

D fyätteft bu mid), grimm'ger £ob, gewürget bann, 
©eoor nod) biefer Stimbe fommen 9cotf) unb 5lngft! 
SBerfludjt ber £ag, bie @tunbe, ba jum erften SDcal 
3$ btd) gefefyen, mir entsonnen foldje ©dpnadj. 20 
O 3lgrippina, falfdje* £>er,5, r^infort nun mag 
Xirf) freun ber föftlidje ©efi£, ber $oppelfd)a$, 
Unb btdt) r Unfjolbin, it)re 9)hitter alt unb farg. 
9Jiein s 2(mpebo, mein ©ruber, ber geliebt bu Warft 
$or allen meinem $erjen, fönnt an biefen <ßlafc 25 
$id) meine SJKorbgier bannen, fdjnell mit eigner £anb 
$id) würgen wollt id), felber mid) erbeuten bann, 
Unb §of)n im ©elbftmorb grinsen, baf$ be$ @etfel3 

traft 

5(ufl)öre unb in il)rer .f>anb oerfieg ber <8d)a$. 
D ©djitffal, ©dn'tffal, böjc*, fdjlugft bu mid) fo ^art, so 
$afi l)ärter mid) &u fdjlagen, bu bic 2ttad)t bir 

bradjft ! 

9ftd)t£, ficfje, 9ftdjtS tft, ba» annod) id) fürdjten fann. 
Verzweiflung burefautft meine «Seele fd)War$ unb falt. 
3d) will mid) faffen, will e£, feft fein, fein ein 

Sftann, 

•ättein Qaupt beljelmen, meine ©ruft um^ieljn mit 35 

©tai)l. 

(@r gefjt Ijeftig untrer unb fpeift in ©ebanfen atoei ber Slepfcl 
be£ SBaumeS, bie er üon ber Grrbe aufnimmt. — jugleid) warfen 
tljm an ber ©tirnc jioei mächtige §örner, bereu ©djein ilm 
nadjljer beunruhigt, er r)ebt immer ben Äopf, um banaä) 

3u feljeu.) 



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xvii.] Sorhmatt ©lücfjecfcl unb 2Buufcfy)flt(eiii. 45 



Um meine ©tirne $ief)en büftre ©chatten fidj, 
$em $lug entweidjenb, wenn id) fc^arf fie fdwuen 

will. — 

©inb böfe ©piele ber @ebanfen. ^ern öon mir! 
(eine 3 e ü barauf im Sßafjne, er Ijabe bo8 293unfd>l)ütlein) 

SRatf) Samagufta! — 2öet)e ! grauenvoll! bn fprtdjft 
40 gm SBafjnfinn. ©elbft ^erfdjeHet f)aft bu eben ifct 

$e$ JßaterfjaufeS ^fetter, unb anrufen miUft 

Serfe^crjtc« ©lütf bu, weldjc* nie rütffef)ren Wirb. 

$erfd)Winbe, arges $>unfel, ober ftel) bem Sölicf. 

9hir £of)ngeftaltung eigenen finftern Sinnet fliegt 
45 Unb fefjreft bu oerfolgenb ftetö jurücf, unb nidf)t 

$ie SHufje gönnft bu, bie idj mir erzwingen wüX 

KJlid) fcfjrerfet leeret ©feinen — bin ein furdjtfam 

Ätnb 

3d) benn geworben ? wie fo wüft unb leer um midj 
$ie Sludge biefe£ oben £anbe£ fid^ ergießt! 
M Unaufgefyalten überfdjmebet fie ber 93licf. 

$>ie tobte (Sinfamfeit ift furchtbar, it)r erftirbt 
Db füfm, ber Sraum ber Rettung unb ber Sftutl) 

erliegt. 

Sftidjt* lebt, e£ regt fein fdjeuer Saut fidj, einjig fingt, 
Sßerfjafcter at$ ba£ ©djweigen, ber Shicfucf fein Sieb. — 
$)u Würbeft nie mein* fingen, wenn td) nur bid; fing! 
SBirft bu benn, ^Slagefdjatten, mit bem luftgen $ricg 
(Srmüben nie, beftürmenb meinen franfen ©hin? 
$)u wirft bod) Wie bcm s 2luge bid) ber .<panb ent^iefw? 
(@r greift bantad), fül)lt bie Börner uttb erfdjridt) 
D mcf) mir ! — Wein, ücrlad)cn muß id) felber midj, 
w (£* war mir — 

(er fafet bie Börner an) 
nein! ad) Börner finb e£ ganj gewife. 
(er üerfudjt fie abzureißen) 
$erwünfd)tcr 9Dftf3Wad)$ , Slud) unb $ob! fein 

Littel wirb 

9JJid) beiner crlöfen fjeffen! ftofjen, sieffn. — 
2)ir ift, wie 3Bad)dtyum* Schnette, Scftigfett üerlicl/n. 



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46 



Wbetbcrt öon ßfjamiffo. 



[XVII. 



Wix fetbft ftiim&bfdjeu morben, nun ein fd)eue3 Stycr, 
3u bcuen id) mid) feinte, 9ftenfd)en mu& id) fliegt. 65 
0 Sd)eufa(, Slgrippina, fatfdje 3 0U ^^ n » 
2)ie bod) id) nid)t befreiet, aber mir berHef) 
$te£ $lngcbenfen, $ad)c, SRadje über birf)! 
(£3 möge beiner flogen Sdjönljeit foldyer Schimpf 
,3ur ®rone roerben, (£rfe( öor bent eignen $8Ub 70 
3u flicfy'n bid> treiben, aber mctdje bu beftrieft 
mt öofm bid) ängften, bi* in'* ®rab bu bid) oer* 

birgft. 

£vd) renne mit bem Sopf ben Sknm an, ob (Settrinn 
(Sd mir mof)! bringet, unb ba* 8df>anbbing bod) 

äerbridjt. 

((5r öcrfudjt e$) 
9?id)t* — lieber nid)t3, o £)ölle, Sutf) ! nrie f eft 75 

e£ fifct! 
((Er rennt uod) einmal) 
So brid)! 0 tuet/! ba£ tfjat mir Ijötfifd) roef)! 
3^ic^t anber* nmr'3, ate ob bie Seele mir 
.gerfradjt im üeibe märe; be$ genug, 
$d) null gebulbig tragen unb ertragen. 
($3 f)at ber 3o^n fid) mir gefüllt, unb anberä so 
(£rfdjetnen mir bie $inge; nun fürroafjr, 
SBon bitter, ber id) fyieß, bin Surft id) toorben: 
s M\ä) freut ber Heben^uürb'gc Sdmtutf ber Sfrone. 

)p\ck eine tuftige Sigur! 
3>a3 fielet, traun! um Diele» beffer auS & 
2U£ ber oerbammte alte fttlj, ber fo 
Öefättig eitenb über £>ate unb töopf 
Wid) bergepflan^t, unb follt id) au ben Balgen 
9Jcid) Ijeute roünfdjcn, fammt bem £>örnerpaar 
©Heb id) bod) fiften, fn'er auf grünen hatten, &o 
^m buftgen SHee, nric bie ^oeten rühmen, 
5ür meiner SMugfyeit 3treict)c bin id) fidjer, 
Unb roa* be£ Setfete ift, ben fanu id) miffen. 
9ftit biefem £mupt?djmucf angetfjan, ba fyat 
(2$ feine WoÜ). ■ - Gin Öofbquefl toerb td) felbft mir. 95 



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xvii. xvm.] gortunati GHüdfecfel unb 2Sunfd)f)ütIein. 47 

$d) jiefje, xoo nur Stöenfdjcn finb r umfycr 
Unb laffe mid) für ®elb befd>aun — rootyan! 
(Si fieute! ßeute! witt fein $urenfinb 
<Sid) bilden laffctt, ba3 ber erfte fei? 

100 ift bod) aUcr $inge Anfang ferner! 

3d) bin mit meinen Römern fner £anb 
Unb meiner guten fiaune gan$ allein. 
(Sin &önig biefer ©rben. — ®önig? — ei 
@o roitt id) audj mid) freuen föniglid), 

105 Unb fönig(id)e3 Seben führen. — U)ol)t! 

3u gutem Anfang (eg id) tjier mid) fdjlafen. 

(®r legt fief) ntebec) 
3a ja! 

3a ja ! fd)Iaf e bu nur. — SBie ging e3 bodj ? 

(Schlafe bu nur, fdjlafe bu nur. 

(@r jdjlummcrt ein.) 
(Raiten tönen hinter ber @cene. Anbolofia fpringt auf. $)er 

ÖJefaug fjebt an.) 

Anbolofia. D füfcer Xon ber 3)?enfd)enftimme, ben 
ho üflidjt gierigen Dl)re$ nod) ^u trinfen id) 

®ebad)te, güfger C^ott ! o grcubcn*2Baf)nfinn ! 

XVIII. 

©efang. $er SHee, bie grünen hatten 
inmitten bem oben 3anb, 
$er Apfelbäume Schatten — 
Auf (Jrben fein anbere* £anb! 

ß Unb mögen bem trüglidjeu Sötnfen 

ftcljordjen ber äfteereäfet) 
$ic (h'benföbnc, unb finfen 
3u 8turme**$rang mit töefdnei. 

(£ntroanbt ben Gritelfciten 
io $at fid) mein fefynenbcS $er$. 

*8on gottgcroeiljten 3aiten 
$er SHang ftrebt fyimmctroärtö. 



- 



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48 



Metbert tum (Sljamiffo. 



[XVIII. XIX. 



Unb mie bcr Slang aufftrebet 
3ft iljm mein ^er^c gefeilt; 
$luf tönenben <5d)nringen e£ liebet 
©id) liebenb 511m <3ternen3elt. 

$)er ©ott^eit ©ehnfudjtSaugen, 
£)er ©terne mahnenber &\)ov, 
©ie blirfen, unb tönen, imb faugen, 
$en burftenben 2ltl)em empor. 

(Senefung ber irbtfd^en dualen, 
®eroäf)ntng ber ©ehnfudjt, nur bort; 
$ort aller $Berl)eifjungen 3ö^en, 
2)ort meiner ©efmfud)t Drt. 

$er SHee, bie grünen hatten 
Sntnitten bem oben ©anb, 
25er Styfelbäume ©dfjatten — 
5luf (Erben fein anbcre£ 2anb. 

XIX. 

((Sin (Sremtt mit ftntcifir. unb 9Ro(enfran$ tritt auf, ein ©aiten* 

fpiel in fcänben fjaltenb.) 

9lubolofia (auf beu ©ruber jueüenb). 

So bu dorn SSeibe bift gezeugt, ein Sttenfch, 

Söei beiner Butter ©ruft befduobr ich bid), 

D übe bu (Srbarmung gegen mid). 
C? rem it. D armer SRettfdj, wer i)at bid) hergebracht, 

Unb tuaS in biefer SSUbniß fuefteft bu? 
Slnbolofta. Qct) fam . . . idj fudjc ... — frommer 

Söruber, nicht 

60 fcltfam fraget mich — ^ ur ©Mfa f cf^aff t, 

3>af3 511 beu 9J?enfct)eu irf) midj retten fann. 

Unb euch befdjiocrlid) roerb ich nimmer nod). 
(Eremit. Qn breiig 3ah*en feinen Sttenfchen tyt 



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XIX.] gortunott ©iücffccfel unb $*unfd)f)fit(ein. 49 

©ejefjen tjab id) nod) gehört, unb wollte 
Geblieben warft aud) bu oou biefer SBüfte. 
Sinbolofia. 9ftid) reut eä, bog id) jemals fte betrot. 
©rem it. £od) rebe bu, 0 Sotnt, wofern id) fann 
15 Xir bienen, bin td) wißig e£ 311 ttnut. 

5lnbolofia. (Sin ©ed)er 2Beine£, Heber trüber — ad)! 
3d) f)abe, et)' bu fameft, fd)led)tbebad)t 
3n fronen meine Abruft, bem ©aume ba 
®ar mandje£ an^ureben mid) bemüht, 
20 £) füt)(e meinen Xurft, erquitfe mid), 

3n beine gelle nimm mid) gaftlid) auf. 
©rem it. SERetn #au* ift biefer s Jiaum, be* £immete 

Söölbung 

35er $empet meiner Wnbad)t oor bem |>errn, 
Unb Speif unb Xranf empfang id) nur allein 
26 $on btefen Räumen. 0 mein tfjcurer Soljn, 

Xic ®oft, bie mid) ermattet, tfjeile bu, 
9Md)t Söciu nod) anber* fann id) bar bir reichen. 

21 n b 0 1 0 f i a. §m ! - Sage trüber mir, wie f omm id) nun 
s #u* biefer SSüftenei, bem Unglüdsboben, 
so 3u ^aftmen 9ftenid)eu meinet (tileidjen f)in? 

©remit. Sern, über btefen Sanb, am ^ori^ont, 
©rfcfjauft bu jenen blauen Streifen? 

Slnbolofia. 3a. 

(5 rem it. ©in walbbcwad)fene* ®ebürg ift bort, 
Unb fiintcr beut im lljale wohnen 9!ttenfdjen. 
35 5(nbo(ofia. 2Ba* aber, frommer ©ruber, (efjre mid), 
2öa£ mit ben Römern, bie in beinern £>aug 
So elegant fiefj meiner Stirn anwürfen 
Unb rafd), baß beffen id) mid) nidjt öerfafi 
Qft mir nun anstellen ? 9}ien)^en — gut. 
40 äWeerwuttber aber anaufefjen muft 

3d) iftuen alfo fein, id) mödjf c3 meiben. 

©remit. (pfUicft unb reidjt tl)in ^raei 2(epfcl üom anbern 93aume.) 
Stimm l)iu unb iß. $on jenes ©aumeS Srudjt, 
$>ie bu gewiß gefoftet, ift allein 
Xir foldje» wieberfafjren, biefe fjter 

Deutsche Litteraturdenkinale Nr. 54/5. r >. 4 



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60 



Nbetbert Don ©tyimiffo. 



§egt eine anbre $ugenb unb man borf « 
$n gleicher 9ln$af>l beibe nur genieften. 
ftnbotof io. 2Sie, genfer! fotnntt baä Dbft an biefeS Safter? 

((5r fcerjefjrt bie 5lepfel f inbetn er ftet« nadj feinen Römern ffi$(t, 
er freut fid), wie fie immer fürjer merben unb julefct gan$ ber* 

fdjtoinben,) 

ß rem it. SDBie ftoljeu SßalmeS SSeife fi<$ geberben, 
^)ie Urfraft fyöfmet bilbenb tfyrer träume. 
$e6 SBort bie §immc( fd&affenb rief, bie (Srben, 50 
Unb toaä erfoffen aller Söelten fflfiume, 
3)er tiefe an $ugenb rounberbar aud) merben 
Stuf f)iej'ger Sanbung biefc beiben Säume 
Unb nirgenb3 anbre nod) öon if)reä ©leiten 
@o fern unb roeit be3 (£rbreicf)3 ©renken reichen. 65 

Slnbolofia. 5ftid)t aürne mir, 0 guter trüber, ba& 
yiifyt fragenb, ob bu mir bie ftrudjt ertaubeft 
$on beinern §örnerbaum id) ^Xepfef fpeifte. 
3dj rouftte roafjrlid) nidjt bein (£igentf)um, 
Unb fonnte nicf)t oemtutfjen and), bafe roer ßo 
<3n biefer Dafi§ ^öefi^er mar. 
SBergieb ben 3etjl mir, guter ©ruber, unb 
Sei fjeralid) audj gebanft, baf$ bu fo milb 
bereit tuarft alle Spuren 511 uertilgeu, 
So an bie Stinte mir getrieben ^atte , 65 

©errätljerifdj bie Jvrudjt — ja, tfjue mel)r, 
Urlaube bu, 0 guter, lieber trüber, 
Ertaube bu mir, — tuü&tcft bu rote gut 
3cf) foldjc anzubringen nun gebenfe 
©efprodmeä SBort aud) töfeub, 0 70 
Urlaube bu mir, baß idj pflüden barf 
Unb mit mir nehmen bc£ foftbaren Dbfte* 
Sftur roen'gc Stüde, tljcurcr, lieber ©ruber 
Dttdfjt f)art, nid)t graufam fei, es gilt mein öcben. 

(£rcmit. D teurer Sofm, roonad) bein §erj ftdf) roenbe, 76 
$a3 nimm, bu braudjft mid) nidjt barum ^u bitten ; 
$)en (Srbenfinbcrn allen ®otte$ Spcnbe, 



'S 



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gortuitati ©lütffecfel ltnb tBunfd)f)fitlem. 51 

m$t eigne« mir in btefe« ©arten« bitten; 
3Äein ©tne Seele, fann id) in bie #änbe 
»o SDe« £errn fie geben, Ijab idj gut geftritten. 
$u meinem Schöpfer bie ©cbanfen flammen 
9ßid>t 3*bfcf>e« #egen foHe mid) Derbammen. 

%d) fann an bir toofyl merfen, baß umfangen 

Xein Sinn unb ^erj t>on eitel irbfdjem (Steigen; 

8ß Sßergänglidje« mir tjeget bein Sertangen, 
(Entfernt be« <$toigen bidt) ju befleißen; 
(£« gleicht bem 3rrlid£>t, nidft e« $u erlangen 
SÖMrft bu bem Söa^ren freuelnb bidj entreißen. 
D teurer Sofyn, bu fröfnteft ber SBernidjtung, 

so Abtrünnig beiner Seelen Urt)erpflicf}tung ! 

D fjätteft bu getrunfen au« bem ©rönnen 
9lu« bem lebenbige ©eioäffer quillen; 
£er SBunben Sc^mer^en in be« Gimmel« Söonnen 
3u fe^ren, unb ben etu'gen SDurft ^u ftttten; 
«5 S)a märe Sreifjeit bir unb $>eil gewonnen, 
SKittüoüenb rut)igflar be« Scf)0>fer« SSilteu; 
5tuf Seifen feft gegrünbet beine SSobmmg, 
3n §erjen« Sricben roafyrcnb bie s #elof)nung. 

3um $ampf bcun! moll au« beinern $er^en fragen 
loo Sin eitle« treiben, ba« ba« £id)t beletbigt; 

Unfricben füfjnt ber Stampf, Sieg wirft bu tragen, 
Db fiel) im 3orn ba« Ungettjüm oertfjeibigt ; 
Der Streiter Schirm, ba« lu>l)e $reu$ fiel)' ragen, 
93ei ber ©eburt aud) bu warft il)m beeibigt. 
105 0 tl)curer Sofju, ntcrjt $u beftreiten traute 
Tic $orfid)t, bie au biefen Ort btcf) braute. 

9lnboloHß- 9Kd)t fann ein wohlgemeinte« Söort bir 

frommen, 

D tjetlger ÜDtann, auf Jyelfengrunb f>u feien. 
Qd) weiß, wie id) an biefen Ort gekommen, 
ho $cn ftampf, in beu be« ^er^en« Stammen mefyen, 
2lu«ftrciten muß irf), fyab' id) unternommen, 



/ 

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5l> 



9lbelbcrt üou (Sfyamiffo. 



[XIX. xx. 



Unb foHt' id) felber nucf) -$u ©runbc gefyen, 
Xer $ampf ift Seben — foll idj einft ertoerben, 
SBerblaftt mein treiben, muft id) buntyf erfterben. 

Geflügelt Söort, bu nanntcft mein Sterfjängniji! 115 
<£ä reifet, td) fül)f 3, f)inob mid) unauffjaltfam. 
2>u »ruber riefft ba^ 28ort aus bem ©efängnifi 
$a£ felbft idf) 31t erbrechen toar entljaltfant. 

(£remtt. D Sttenfd), ber Reiben) djaften Sd)ma<f)bebrängnif$ 
$ie£ <Sd)idfal fpiunft bu felber bir gettmttfam. 120 

tHnbolofia. s )lud) alfo. — Xodf) nad) fionbon mufe icf) eiten 
$)en »oben nenne mir, too mir oerroeilen. 

(Sremit. |>iberma. 

21 ub 0 to fia. D ?ylud)! nrie lang nodj fd)toeifen 

$)urd) Öanb unb Wlwx bi* id) ba§ Siel erft l)abc. — 
3um erften 9?äd)ften ! — Qu bem blauen Streifen, 125 
$en »ergeu bort. — $ir Xanf ber Ijofyen ©abe 
D frommer »ruber, unb, ob nidf)t ergreifen 

mid) gefonnt, be£ Portes. — »i3 ^um @rabe 
SOiit bir ber ^rieben ©ottc* unb fein Segen. 

Eremit. Xe» Rimmels ©nabe (eud^te beinen SBegen. 130 

XX. 

(SBilbniß. 2öalbbctt)od)jcne flippen an 9#cere3 Ufer. Slnbolofia 

fefct Mgrippmam nieber.) 

grippin a. 28a3 ift mit mir bodf) geworben! 

2Sef) mir! roeldjer Ort! 

Slnbolofia. »ollbradjt nun! 

2lgrtppina. 28clcf)e fdjaucrüotle SBilbmfj! 

2lnbolofia. Slbgetuorfen bie »erfappung! 

(wirft heftig £of torfleib, falfcfje^ $aar unb falfdje Stfafe ab, ba§ 
$>ütlein liegt 9la,rippmeu3 ^ü&en.) 

^Igrippina. 2öel) mir! ?(nbolofia ! tuet) mir! 5 
Vlnbolofia. %a f bu ftcfjft in feiner SDcacfjt nun. 

(geljt mit entblößtem Keffer auf fie 51t.) 
$lgrippina. S\\d\t bzn Xoldf) bu mid) ju morben? 
2öef) mir, mef) mir! t)in mid) raffft bu 



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xx.] Sortuuati ©lücfjccfei unb Sunfcf>f)tUfeiu. 53 

$n bei* iölüt^e meiner Sünbeu 
10 #nbolofia, o (£rbarmung! 

$(nboIofia. (fdjneibet u)r ben (Mrtel öom Seib, löft ben Setfei, 
reißt feinen SSamft auf, imb ftecft ben Setfei an feinen Ort.) 

$ebe, Schlange, btdj öon fjinnen! 

(Selber btd) gerichtet tjaft bu, 

Unb $8ergettung fofl bir werben 

Scr an mir uerübtcn fianblung. 
15 Mgriippina. bitter, ad) geftrenger SRittcr! 

Senft bei* £iebc .... 
Slnbolofia. Sljörin, toagft bu 

Steinen 3»fltimtn nod) p reiben 

mt bem freDelooIten Mnruf! 
Slgrippina. 28ef) mir! 
2(nbolofia. teilte 9ttuttcr, beute 

20 (Stara, ruf an, bic fo altflug 

Sift'gen SRatf) lueift p cntfptnnen 

Unb 5U mifdjeu 0>tft unb Sdjlaftruuf. 

Söären aud) bie t)ier — bcr Serfel, 

Sieljc, rufjt an alter (Statt nun — 
25 9tid)t ücrmödjte if)re Srugfuuft 

Seiner anifct nod) (Erlangung. 
Slgrippina. ©üfger ©Ott! 
$(nbolofia. 2BaS, Slgrippina, 

Sadjtc bod) bein £>er^c, bafj bu 

2Ufo grofte Untreu übteft 
30 ©egen mid), bei* id) fo gan,*, nur 

Breuer 2kbc Eingegeben, 

Sebte in ber Xrugnmgarnung. 

£ätte ©ut unb «lut gelaffen 

£ctf unb Seele, roenn ber äHad>tnif 
85 Seines ©tiefe* cä getnefjen, 

£ättc mid) geftür^t in Äampffturm 

grenbig/ftarf, urie im furniere 

Sir jum SRufmt id) Sanken brad) unb 

Sieger warb in jebem Strauße, 
40 Jeft öon eines XraumS Umarmung. 



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54 



Velbert uon ©fyamiffo. 



Söetc^eö ^er^enS Slgrippina 
$onnteft bu mir fo(d>e3 antfmn, 
s M\x bem männttdj guten bitter 
(Bold)* fc^mä^tic^e Söefjanbtung. 
^afdjingfpiet mit mir bu triebeft 
©ierig fröf)nenb niebrer £abfudjt, 
SfleineS ^er^ens 93tut bu faugteft 
Uub öerftteBeft midj in Wrmutf); 
föeifcte fdner mid) bann ^um Sefbftmorb 
$er SBeratoeiftung graufer s #nfturm, 
$atteft £of)n bu, feinen SJlitleib : 
Sine Schlug auf bie Söanbrung — 
Uuuertoren ftcf) bie ©abe — 
$iefe 2Rüu5e ijm mir gabft bu. 
$in bie ©abe nimm ^ur Staube 
■ftimm bie red)ttidje CSrftattung. 
Uub gebenf geregten Urtl)eil3 
Sprieß ben Spruch ber Setbftöerbammung. 
((£r tüirft it)r ben fallen Secfel $u.) 

Slgrtppina. $ilf mir Gimmel! ad) be3 $üde$ 
UuljeUfdjroangre 3orncutflammung ! 

Stnbotofia. 2öe& mir, tuet) bir, baft bem fjeifjen 
(£rnft bu argen $er£en3 abfdjttmrft. 
D, bu f)aft mid} fyerb gefdjtagen! 
ÜD?ir aerfdjeflt t>on jäfyer Spaltung 
©auf ber Gimmel, bem id) traute, 
Unb öerftofen 51t bem 2lbgrunb 
9ttuß mit ©raufen id) nun Raufen 
Unter em'ger 9tad)tumfpannung. 
SiebcsMort ift «Rebelfappe, 
$unfetfd)teid)enb finnt $erratf) nur, 
Sinnt Verrat!) um fd)nöbe* ©otb bie 
$od£)ter föniglidjer ^(bfunft. 
ftfeidjer ©taube, fefte Siebe, 
stammen f)immü)d)er s 2lbftammung, 
Strebet 31t be3 |>immet3 Sternen! 
£ieS auf Arbeit eure S^lung! 



XX.] ftortimati ©türffecfel unb Bunfäjfjütlein. 



2Ba3 bod> t>aud>t bie rafd&en SSorte 
$f>örigt meine* $ufen$ SBattung! 
ßeereS <Scf>attcn, fie nerf)atten, 

so 9Mdjt bod) fie oerfte^en fannft bu. 
5(grtppina. 2Bet) mir! ba§ nod)! fjarte (Srbe 
SBift aud) taub bu meinem Slngftruf, 
SBitlft fytnab benn mid> §u ^ie^en 
Sfteifcen feinen tiefen Spalt bu? 

85 £iebe$rmgen, £öUenflammen 

28ef)! im #orne furdjtbar naltft bu 
$id)ter ber geregten SRadje, 
@ott be$ £immete! mef) mir, Sdjmad) nun f 
<3d)macf) geregt mm itjm nun trinfen 

90 Unb ben $ed)er ber SBeradjtung! 
bitter, bitter! fönnte leuchten 
deiner Sdjmeraen Offenbarung! 
Slnbolofia. 9Jein, 51t frifd)en 2(ngebenfen£ 
<3inb bie Saaten, unb bie Öangmutf) 

»5 $rid)t bie Saft ber mü&'gen Sßorte, 
(Spare beiner ®unft ©ntfaftung. 
@ieJ>, bie Stunbc fd)Iägt, bie ftac^e 
Sdjmingt fitf) auf, e* mirb bie Sdjafcung 
5(u^ge5o(lt gehäufter Schüben. 

100 SSeift id) bodj, gefüllt ber s Jiad)burft 
(Srft be* ^ufens, finlt mein £eben 
®(ang- unb farblos in Umnachtung 
Xumpf t)in müben, mü&'gen 3d)leid)enS 
93i£ ber $ob mir reicht ben ßabtrunf. 

105 2(grippina. Unb bein Söort mad)t mid) ergraufen 
(Signer Sugenb fei bebaut nur, 
9cicf)t ein <Sc^redticr)e^ beginne, 
9Hd)t bie bunftc Sfat ber gtadrfuc&t. 
2Bel)rlo$ fiel) ein SBeib *u beinen 

110 Süfeen meinen, fief) ber SSatbung 
Söitbe 9tad)t um un* fid) 5iel)en f 
Txd) sum Saugen beiner %fyat nur; 
Slnbolofta, tfütter, benfe 



56 Velbert üou e^amiffo. [xx. 

Eignen |>od)gefüf)te 93emaf)rung. 

£anb nidjt leg an bic ©efangnc 115 

SBänbigc mit mädjt'ger Raffung 

Seinen ftovn, in beinen Rauben 

SDZeinc^ ^cib'ö nnb Gfyr (Srfyaltuug. 
9(nbolojia. deiner, ja, tt»t(l id) bebaut fein 

Unb e* murmelt bic (£rma()nung. 120 

Söürg um ^eib unb ($f)re fei bir 

fRitterlid^ed SBort. $od) abtf)un 

Äann id) nimmer mid) bc* tforncä 

$tiä)t beriiefft bu mief) jur 8anftmutli. 

Srägft bu metner nod) ein 3eid)cn, 125 

ÜRimmft tuol)I joldje* mit in* (#rab bu : 

2öie betränket beine 6d)önt)eit 

£od) ber Stinte neuer (älan^fdmmcf, 

2Öol)l beut SOtonbc nun üergleidjbar, 

9)iit ber Börner fto^er ^flanflung. 130 
Slgrippina. (W* m( $ ben hörnern an iljrcr ©tirnc uub cr- 

fdjridt.) 

28ef), bem 2d)rctfen id) gebänbigt, 
SDact)te uid)t ber Sctmtadjgeftaltunq ! 
Slnbolofia ! 
2(nboIofia. Slgrippina! 

91gripptna. & cv grantigen üBcrroaublung .... 
Slnbolofia. Uebe fürber nod) nad) ©er^cn 135 

Unb nad) ®olb bic üpp'ge ^agbluft. 
Wgrippina. $Bär id), ®ott, ber Börner lebig 

93ct bem SBatcr in ber Stabtburg! 

(Wnbolofta bei bem SBortc befinnt fid) be3 $iitlein3, ba§ bei 
9(gripptna *ur ßrbe liegt, er ftürjt f)inau, fte bentertt bie 58e* 
toeguug unb greift nad) Dem f leinob. ^nbolofia ift i^r ^uöor- 

gefommen.) 

21nbolofia. s 2Bef) mir Sfjoren! 

Slgrippina. 2Bef) mir Ernten! 

SSeitf id) nun, tuo jene $raft rufjt. 1*0 
9(nbolofia. £mtteft balb mid) fjinterliftet 

Wü ben glatten ^Borten, 3d)anbbrnt! 



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rvortunati ©lücfiedet unb ©unfdjfjüttein. 



57 



SBäre nidjt mein ($ib, bu müßteft 
StrarfS mir bü&cn bie Mnroanbiung. 

(@r rüftct ficf) $ur 2lb?af)rt unb nriü ba§ §ut(em anriehen.) 

145 srgrtppina. bitter, bitter, jeib barmfjcraig! 

Sfluß id), fremb ber ÜOienfd^cn ©attung, 

SD^it bem 2ÖUb an nrnftem Orte 

Raufen fner in raufyer Söalbhift, 

9Rid) ber §unger*tob erjdjteidjen ? 
150 (Sic bod) lüiffcn ifjre jftafjrung; 

<S^aiit p ber SJcr^toetpung Sf)ränen, 

Tie finb meine einzige Labung, 
^nbotofia. ©üb ber mir cutfdjttmitbiten fciiebc 

Saft öon folgen Korten ab nur. 
155 Tenn c$ trauert meine Seele 

Unb mein £>er£ finft in ©rmattnng. 

ÜDtitfeib mu| id) bod) bir polten 

Unb mid) rüfjrt bie fjotbe s 2(nmut() 

Ter ©eftatt, ob trügüd) ©(eigen 
i6o Sic nmfdjfeiert nur Entartung. 

Unb bu follft nun ju ben Teilten. — 

Tidjt öor Bonbon, öon bem 29arttf)urm 

SSM id) nur fo weit btcf) tragen, 

2öic ber 8d)iifi ift einer 9Irmbruft. 
165 Tenn ben Ungtütfeort erbauet 

üftic mein 2lug\ beß ftummc SMjnuug 

3)lir bie Jvreöeltfjaten ,}cü)(ct. 
9(grtppina. 9tau nid)t alfo! ift im Wnbrud) 

Tod) ber Jag fdjon beiuer ©nabc, 
170 Stnbolofia, o ben Sdjmadjftud) 

Söfe f tilge biefe Börner, 

©teb öom ferneren Söann (Maffung! 
Stnbolofia. Ttjörigtc, gebeut ben kippen 

Sßon bem citeln Söort (SntMtung. 
175 ^grippina. D bu läfet bid) nod) erflehen 

9Inbolofia. 
«nbolofia. di)v ben s Jtatf)fd)(ufs 



68 Wbtlbtxt ton Gfjamiffo. 

©ridjft bu beS unbänb'gen @c$itffal$. 
9Igrtppina. SBon ber Hoffnung ift (älntfagung 

©djroer bem ^er^en, Slnbolofia, 

2Mdj ein eifern Sßort bodj fpracfjft bu! 180 
$nbo!ofia. 2Bte 9totf)tüenbigfett fo eifern 

Sättt be3 9flanne^2Bitten SKadjtforudj. 

$od) bie ©tunben nieber etten. 

9(uf nad) Sonbon, auf unb Ia& un$ 

«Schleunig au ber 9letfe. 185 

$(grippina. (mit einer 93eroegung nad> bem 2tteere8ufer.) 

•Kein nein! 
(Styr üerfd)linge mid) bie Saläfhitf)! 

Slnbolofia. £>a(t an! SBeib. $u rafeft 2öaf)nftmt. 
Slgri^ina. Vor befannten SSotfö Versammlung 

©pott unb ©piel unb 9fläf)rd)en toerben, 

$)er ©ebanfe fyeifdjt ßrftarrung. i*> 

@l)'r au$ bangem bräunt errette 

Stticf) Dorn fteUen SRiff ber 2lbfturs. 
2(nbo(ofia. 2Bo benn fouft begehrt bein £er£ f)tn? 
STgrtppina. ^n bie Srembe, in Verbannung, 

2öo fein 9(ug mid) je gefefyen, 195 

Sief unb tiefer! 
SInbolofia. Df)ne 5lf)nbung 

2öe(d)e3 Sinnes, foridjft ein Söort bu, 

$ör ba£ SSort an ber Grfafjrung : 

■iftirgenb* märe bir e* beffer, 

21(3 in Altern 8d)oo&, ber SSarnung 200 

$raue, bie au£ treuem ÜKftunbe. 
Wgrippina. Vergc tief mid) SHofternadjt unb 

Unter SÖZenjdjcn fei mein 9fame 

Sumpf öerfdjotten. 
Sfnbolofia. £aft bebaut bu, 

%rippina, bein Vegefjren, 205 

Unb bc\>ad)t f \va* id) bir antrug? 
9(grippina. Saft im Softer fjoffnungetoä midj 

SBetncn. 



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xx. xxi] gortunati GHäcffecfel unb SSunfcbfmtlein. 59 



SCnbolofia. 3ft c$ <£rnft bir? 
Slgrippina. 3a! 
Slnbolofia. 9htn! 

(Snbcm er ba$ fcütlein auffegt unb fte anfafet.) 

£ütlcin! bor ein Srauen-SHofter. 

XXI. 

(§ibernta. SSor einem Ütonncnflofter an einfamem Crt, ©letfajer, 
©erge unb SBälber, 9lu*fid)t über bie ©ee.) 

5lnbolofia (fefct Slgriopmam nieber). 
210 Sief) erfüllt bir bie (Srtoartung. 

(Han^ina oerfniat if)r ®efid)t. Slnbolofia fä^rt fort.) 
1 Unb biejem feften $f)ore tuiff icf) nafjcn, ba£ 

Sief) fjinter bir balb bumpfcu ernften Mangel fließt 
$e3 ©rabeä $f)or gleidj, mätyrenb ben Sebenben 
(Sntfagter s Jiücffef)r Hoffnung. SBotlte bcin ©efdncf 
6 2lu3 beiner 93ruft felbft äicfyen biefen 9tatf), gefällt 

9cun über biet), nid)t rechte mit beut 2öaltcnben! 
$er äußern 2Bülfür Ijerbcr 3tt>ang »erfunbet oft 
SBotlftrecfcnb ifjr @cfd)kfc*loo£ ben Sterblichen. 
9(grippina. $crbarben jeben £offnuitg$fd)immcr Unglück 

fertige, 

10 Erfaßt iljr £era be* 5obes lefttc büftre 2Bat)t. 

2lnbo(ofia (gefjt bem sHoftcr pi; er betrautet ÖJitter unb 

acfcf)loffeue $l)ore). 
2Scr giebt au* biefen SJtouern s 2lntrt)ort meinem s Jtuf ? 
((53 erfolgt feine Slnttoott, er bemerft ben £>animer beö $f>ore£ 

unboodtf; e$ brötynt burd) bie fcaüeu be£ ÄtoftcrS.) 
Slgrippina. W\x mebe, roef)! 
Pförtnerin (innerhalb). 

2öer ftört bie 9hif)e biefer ©Ott gemeinen Statt? 
s 2lnbolofia. Ter roeitcntlegncu (£rben Solut, ein Stüter^ 

manu. 

iß Pförtnerin. s Jcid£)t öffnen gaftfrei bief e $f)orc SDcännern fidj. 
$lnbotoiia. ©cfjör begetjrenb oon ber eblen Wbtiffin. 
Pförtnerin. Sic nal)et biefer Schmede f)ord)enb eurem 



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60 



Wbribert üon ©tjamiffo. 



($ie Zffoxc öffnen fid), bie tKbtiffin erfdjeint öon anberen Wonnen 

begleitet.) 

Wbtiffin. 2Ba* treibt ben 2Beltfol)it biefen füllen dauern §u? 
Vlnboiofia. Ter SBunfdj, baft eine eble $od)ter, mir gc^ 

folgt, 

Ter Söelt entrüefet, in ber Wnbadjt ftillem §au3 20 
Jöegcfjrte 3 ll füid)t finbe. Sic, uraltem Stamm 
©ntfproffeu fleucht ba* SDhitterlanb unb fjetnffdje 3)ad) 
SBeil iljreu fdjöu aufblüb'nben jungen fieib entftellt 
SDiiftfällig, plbfclid) Ujrem Jpaupt entroadjfcn, ein 
kornartigem tfk^meige. Sloftcreinfamfcit 25 
Verlanget frommen 38unicfje$ il)r gebeugtes $er#, 
Hub nnerfannt 31t bleiben treibet fie bie Sdjam. 

Vlbtiffiu. 9?ur eblen Csuugfraun öffnen biefc $l)ore ftdj, 
Tod) meldje ^früube l)ier begehrt, erlege beim 
ßtueiljunbert fronen uad) be* £>aufe* 3afcungen. so 

Wnbolofia. Xic ^frünbc ( }ef)nfad) faljenb, nef)mt bie 

£od)ter auf. 

3lbtiffin. ©3 trete felbft uns nätjcr biefe ©ittenbe. 
Vlnbolofia (Wgrippinam fjerbeiljolcub). 

Somni Wgrippinn, beincr tjarrt bie Wbtiffin. 
$lbtt)fin. (3" ben Können.) 

£) fcljt! erbarmt end) Sdjrocftcru ntdjt, bag btc^ 

Otetueil) 

(Sutftefte iljrer fügen SMlbitng ©benbau? 35 
51 n Sdjöne gleid) mär einer £>eilgen fie ,yt fdjaun, 

fleugt ber 3luftaub f)of)er Mfuuft; flüdjttgttd) 
SJertncilt fie flögernb nodj 511 nabelt unb bekämt. 

(9(n $(grtpptnam.) 
$ritt uäfjer, eble $od)ter, fprtdj), begel)reft bu 
®ebeuget unfern Drbens $od) p leben fromm 
W(3 eine gottgemet()te Jungfrau unter un3? 
ülgrippina. 3t)'r nennet meinen legten SBunfc^, crjrmürb'ge 

ftrau. 

9lbti)jin. 80 lag flimor bid) lehren, mie bieS -öauö befteljt, 
$cin öer^e prüfenb unb bie ^ufnnft beiner 2öaf)(, 
Denn rafdjcä 3ornc* IjanMn, toiff\ ift meije ntdt)t. & 



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xxi.] gortunati GMürffecfel unb Stauf c^ütlem. 61 

* 

(Sin $orgebürg ^ribernia*, am tueiteften 
£erüor ficf) tuerfenb auö bcr (Srbcn feftem ©au, 
$rägt nur aUetu bieö Softer, t>on ber Sterbtiefjen 
2(nficbetein gefdjiebeu, felbft bie äu&erfte. 

ßo Xer (Srben te§te Sauten finb bie ^tiefen bort, 

Qu büftre -Webet taucfjenb tl)re §äuptcr, ba 
3erftörung$frof) ber atte Sötnter tjauft unb Ijerrfdfjt 
gn enTgcm ÜDicnfd^en^affc. gerne nteibet fdjeu 
$er Seegler btefen ifyre güfte babeuben 

B5 £)feano£, benn nörbticf) enbet nat) bie SBett 

$ie aufgetürmte, t)ette, unnahbare Söanb 
Demant ' ner Jvelfen ; roeftttdf) fic ber Königin 
5>c3 £age3 annocf) unbetaufdjteä feudfjteä ®rab. 
£te£ |)au3 in foldfjer ernfter 2lbgefcf)iebent)eit 

eo -iftimmt auf in feine SDcauern ebte $öd)ter, bie 

(Srfannt ber (£rben eitlen Stf>einen£ 5ftid)tigfeit. 
Unb fie öeretnt tobpreifen nur ben ©innigen 
3n fjofjem (Sf)or anbetenb feine tjetf ge 9ttacf)t. 
Unb itmen ftet3 unfrcunblicfj seigt bie (£rbc ficf), 

6ö $iuä bunftem ©oben trüber Sftebet grauen ftlor 

Qur S3£äne bebenb, aber ben ^Begierigen 
%lux inneru ^icf)te£ fdjjeinet fyerbe nidt)t §u fein 
(£in frtcbttdc) 9tnbacf>t£(eben fner leben, benn 
■tRidfjt eineö garten, biejeä Drben3 Sa£ungen. 

70 Unb roetdfje treibt flu gelten in ein anbrc3 |jau3 

$cr Unbcftanb beS §erflen$, ja felbft in bie SSett 
3urücf 511 treten ficf) beut (£f)fycrn einigenb — 
Sie mag e3 tfjnn, benn, nicf)t bem fargen ®rabc gteicf), 
©iebt biefeS |)auä bie Mbgefcfn'cbnen ttrieber frei, 

75 Unb nidjt bie ^inange^^arte TOac^t barf matten fyier. 

Sem Stofter ift Herfallen nur ba3 ^frünbe^elb, 
$enn atfo ttritt e3 be3 ©efefceg ftrengeS SRecfjt. 
S K g r i p p i n a. Geräubert barf nidjt toerben meinetmegen roa£ 
^erfommen ift getnefen. SBraudj, ©etuofmtjeit, Sitte be£ 

so (Sljrttriirbgen ®tofter£ günstig untermcrf idj micf). 

% b t i f f i n. Xu ttrirft gefprfam meinem 2Bort fein jeberjeit, 
3ur Stetten unb au alten £oren in bem (£f)or 



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62 



Stbetbert Don Gtjamrffo. 



Slnbädjtig beifein, hrirft befliffen fein, toaS ntdjt 

$)u loeifjt behn Eintritt, lernenb ttne bu nur öermagft. 

Blgrippina. 3$ toerb e$. 85 

^Ibtifftn. ©ei benn biefer frommen €>djaar Vereint. 

(Slgri^ina tritt ju ben Tonnen, «nbolofia jäljlt (Selb auf einen 

Stein am ftloftergebaube.) 

2Inbotofia. Unb btcfcö ©olb aufaßt i<$, *ßfrünben i^r 

p fein. — 

9ttid> treibt e£ aber eud) $u flehen, cbfe ftrau, 
Sollt fagen, unb öerfidjern mid), ben <5d)eibenben, 
3^r (äffet gerne biefe fjofje $od)ter eud) 
<5mpfof)ten fein, toollt i^rcr liebenb achten, toollt w 
@ie md£)t gering, bei allem ma3 eud) fjeilig ift, 
(Sie nidjt gering, untoürbig nicfjt befjanbeln; fagt'£! 
$1 b t i f f i n. $6) roerbe forgfam ifjrer warten. Selber fie 
SBeftimme, ob idj tfjrer ftreunbfd)aft mid) erfreu'n, 
Sur fie nur s 2ldjtung fjegen barf, benn mächtig $ief)t »5 
SDäd) an bie 2lnmutf) it>re^ Seibeä. Xiefcö nodj 
(Mob id) gerne toie e$ aud) gehalten Joirb: 
Abgeben, too bic Siegel aufaßt, 9tföglidjfeit 
üftur reibet, mirb tfjr nimmer, toa£ nur münfdjt ifjr 

Xer Sorg 1 entnommen, cbler bitter, reift mit ©Ott. ioo 

(au 9lgrippinam.) 
Tu aber follft bem ftreunbe geben ba$ ©eleit, 
Ten ©ruft ber 5lbfd)ieb£ftunbe frfjlürfenb unbelaufdjt. 

(p ben dornten.) 

3*jr, ©eftoeftern, folgt mir, beUcr 3unge mahnet un$ 

£a$ <gr$ ber 3tunbe bc* ©ebete$. ÜMjmt bie$ ©olb. 

(bie ©locfe fjat 51t läuten angefangen. %k 9lbtiffin unb bie Tonnen 
treten in ba£ Älofter mieber ein; eine ber Sdjroefreru f)at ba3 
©olb aufgenommen; ba$ Xtyox bleibt offen.) 

21 nb 0 1 0 f i a. 9hm fegne ©Ott bid), gebe baß bu lang gefunb 105 
$n btefen dauern lebeft, für ocugänglidje 
(£rtoerbcnb eto'ge Jireubcn, unb md)t fdjlimm betn 

Tf)cil. 

$(gripptna. Tay luoUe ©Ott! 



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xxl] gortunati GHücffedet unb 2Bunfcf)f)ütteitt. 63 

(Sie l)ebt an ljeftig $u toeinen; Stttbolofia ftenbet fid) ab unb 
öer^fittt fein <8efid)t in feine Kleiber.) 

D tapfrer, ftrenger bitter, benfet metner balb, 
110 üttidjt euer Slnttifc menbet ab ber (Sienben, 

%li(f)t ©Ott, ber Sßelt nicr)t bienen f ann boef), beren £era 
Umfcfmürt mit <3d)am in ftummer Slngftöersroeiflung 

nagt. 

^nbotofia (abgenmnbt). 

©efdjet) ber 2BiUe GtotteS, be$ Mmädjttgen. 
$grippina. (meiert aurüd.) 

SSilbgrimmiger 8eu, bu oerbarbft in ber SBruft 
iiß Unb ber £iebe bemalt unb ben 9JtttIetb ganj, 
?Rict)tenbcr ©ott, mef), tuet) Slafcnber mir, 
$)ie aum #orn tdfj gereift ben öerberbttdjen Sttann! 
ftenn raubte bie $f)at bie entfliefjenbe .Seit, 
$ält farg fie ben SRaub, unb bic (Saat trägt Sru<f)t, 
120 Unb entfd&nellt fleugt, trifft ber befieberte $fetl. 
©piel finbifdjer Suft, iä) bewege baS 9tob, 

im 6cf)ttMng fu'nrottt unb erfaßt unb entrafft 
$)ie erfdjrorfene bangauffdfjreienbe miefj 
£u ber ^iefc funab. 



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Anhangi 



C'etait im jour la reine chatte, 

oui da! 
Qu'etait altiere et d^licate, 

oui da! 
Aimant ä faire bons repas 
De souris et do petita rate, 

oui da! — nature de chat. 
Dormez mon ehou, mon chat, mon rat. 

Elle avait la peau blanche et fine, 
oui da! 

Main fort douce et fort douce mine, 
oui da ! 

Regard tendre, les yeux brillants 
La nuit comme de fins diamants, 

oui da! — nature de chat. 
Dormez mou chou, mon chat, mon rat. 

Un souriceau de noble race 
etc. 

Vit de loin la reine ä la chasse, 
La bonne päte de souris 
Sortit aussitöt de son nid. 

II dit: non jamais de ma vie 
etc. 

Je n'ai vu femme aussi jolie, 
Elle aura de l'amour pour moi, 
Car eile a un trop doux minois. 



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Anhang. 



65 



Veux tu m'aimer je t'aimerai, 
etc. 

Seul a seui te röponderai, 
Pres de toi veux dormir ce soir, 
Pres de moi viens dormir ce soir. ') 

Le souriceau pas n'y manqua, 
etc. 

Sa chatte s'en rit aux eclats, 
Un amoureux la bonne piece, 
Je veux le manger de caresse, 
On vous mange lä de caresse. 8 ) 



') Lesart: dormirai-je avec toi ce soir | viens dormir avec [chez? 
nous ce soir. 

■) Die letzte Zeile ist vermutlich Lesart zu der vorhergehenden 



Deutsche Litteraturdenkmaie Nr. 54'55. 



5 



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Anmerkungen. 



S. XXV T I Z. 1. v. o. schicksalig] diese hübsche Wortbildung 
Chami88os (s. Deutsches Wörterbuch; analog fa- 
talis, holl. noodlottig) findet sich noch als Variante 
in einer Schlemihlhandsehrift, s. Walzels Ausgabe 
S. 508, Anmerkung. 
I 57. herfürziehen = vorziehen (s. Deutsches Wörter- 
buch), mit Dativ wohl nicht zu belegen. 

VIII 18. Weder in dem deutschen noch in dem französi- 
schen Sprichwort (tant va la cruche a Peau, qu'ä 
la fin eile se casse, Der Krug geht so lange zum 
Brunnen bis er bricht) kann 'gehen zu' die Be- 
deut »ng 'schwimmen auf haben, im Deutschen 
Wörterbuch ist eine solche Auffassung gar nicht 
erwähnt. Der moderne Niederländer ist dagegen 
geneigt, seinem Sprichwort 'De Kruik gaat zoo 
lang te w ater , tot zij brockt 1 diese Bedeutung zu 
uuterlegen. Wie kommt aber Chamisso dazu? 
38. flehtet] vgl. birstet [?] Werke 5, 322; ähnlich fahret 
VII 64, ratet XI 81, erhaltet XIX 26, haltet IV 14 
(Lesart). 

XII 26—30. Der Raub des Goldes lehrt mich nicht nur, 
mich über den Reichtum kühn hinwegzusetzen, 
sondern auch über Köstlicheres als Reichtum: über 
das Vers 20— 22genannte. Was mich an dir berückte, 
das warst gar nicht du, sondern eine lichtreine 
Traumbildung, die aus dem Grunde meines reichen 
Herzens (vgl. Vers 33, 37, XX 146, XXI 3, 40, 49 
und in anderen Jugendgedichten) entstiegen war 
und trügerisch vorgab du zu sein ('dich log' schon 
in Chamissos Faust, DeutschesWörterbuch : lügen 9). 
XIV 7. übergehen = übertreten (so im Volksbuch) nennt 
schon Adelung veraltet, der spätere Heinsius frei- 
lich führt es ohne Einschränkung an ; dem Dichter 
wahrscheinlich aus der Lutherbibel bekannt, deren 
achtes deutsches Deutsch' Eindruck auf ihn machte 
(Brief vom 28. November 1805). 



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Anmerkungen. 



67 



13. Km grosser Hans sein will] so auch im Reutlinger 
Volksbuch, nicht bei Simrock; Chamisso hatte 
erst geschrieben 'Ein starker Geist sich dünket'. 

XVII 8 f. Häufiger Gallicismus, auch in Chamissos Faust 
und in dem Briefe vom 23. September 1805: 
'mir, der es nicht bin 1 . Vgl. Lehmann, Goethes 
Sprache § 22 und Fouque oben S. XVI. 

14. Gallicismus. Vgl. Vers 18. 

38. Weglassung des Personalpronomens bezw. gram- 
matischen Subjekts auf die Spitze getrieben in 
dem Brief Miuas, Schlemihl IV. 

42. rückkehren] 'rückstrahlt', Chamissos Faust; 'der 
Zauberkiel rückbringt mich', Brief vom 7. Juli 1809. 

52. ob = wenn auch, vgl. XIX 102, 127, 'die wich- 
tige, ob nichts entscheidende Einlage' Brief vom 
5. November 1806. 
XVIII 19. saugen] nach Novalis? '0 sauge, Geliebter ge- 
waltig mich an', Hymnen an die Nacht IV, 'Wer 
jemals von heissen geliebten Lippen Athem des 
Lebens sog', Abendmahlssegen. 
XX 51. der Mitleid! auch XXI 114, 'den Kloster' nach 
XXI 104. 

99. auszollen] nicht in den Wörterbüchern; aus 
'zollen', einem Lieblingswort des jungen Chamisso, 
das er ganz gleichbedeutend mit 'geben, bezahlen' 
gebraucht, ist hier 'auszollen' = 'ausbezahlen' ge- 
bildet. 

131. dem Schrecken gebändigt] Chamisso liebt den 
syntaktisch losen Dativ. Vgl. 'der Sorg ent- 
nommen' XXI 100, 'das furchtbar dir geahnte 
Thor des Todes, Chamissos Faust ; selbst 'ich bin 
dem wohl gewohnt', Brief vom 12. August 1806, 
letzteres vielleicht für frz. a, wie er auch fehler- 
haft den Genetiv für frz. de braucht: 'der An- 
stand zeugt hoher Abkunft' XXI, 38, 'ich rede 
des ersten Teiles', Brief vom 10. September 1805, 
'ihrer mit mir zu sprechen', 7. September 1806. 
Anders der Genetiv 'Und was des Seckeis ist', 
oben XIV 93. 

159. d. h. wenngleich deine Gestalt, als ein trügliches 
Gleissen, auch nur Entartung umschleiert. 



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68 Anmerkungen. Lesarten. 



XXI 9. d. h. Wenn Unglückselige den letzten Hoffnungs- 
schimmer zerstört hatten oder sahen, vgl. Vers 111 : 
'Du verdarbst in der Brust der Liebe Gewalt'. 
60. d. h. Die Nichtigkeit des eitlen Scheines der Erde, 
vgl. II 39: 'Mitstifter seines Hauses hohen Glücks 1 . 
Nachzutragen S. IX Anmerkung 1. M. Stegmayer, 
Fortunatus Wunschhütlein. Zauberposse, 1819 in 
Wien aufgeführt (vgl. Abendzeitung 6. April 1819: 
'Vom inneren Gehalte ist hier gar nicht die Rede'.). 



Lesarten. 

(Die Haupthandschrift besteht aus 27 losen Quartbogen 
zu je 4 Seiten und ist ohne Titelblatt oder Ueberschrift ; 
auf das Couvert, in dem sie sich nebst andern Werken 
befand, hat Chamisso einfach 'Fortunatus' notiert. Der 
ausführlichere Titel, den diese Publikation trägt, war aus 
Cbamissos Brief vom 28. September 1806 zu entnehmen; 
Charaktere deutsch. — F = Fragment in Oktav, 9 Seiten 
in lateinischen Buchstaben, enthaltend IX 1—40 und XII 
1 -XIII 28. — Beide von Chamissos Hand): I 29. onbcm] 
korrigiert aus : aubreS 73. mag] aus : f ott IV 14. t)ielte] aus: 
fjaftet VI 85. Hs. flamen, lies: gtammen? 88. Hs. färben 
fdjimmer lies: ©cfytmmer? VII 40. SBogel!] SBogel, IX in F 
Ueberschrift: Slgripjrina, $tnbofofta. 4. ljodj] korrigiert in 
reid) F 14. SBelt?] SBelt. beide Hss. XII £te 28ot>mmg 
2tnboIofta3 am anbent Sßorgen F mit fjeftigen Stritten F, jur 
(Srbe gerietet F 1. SupolbuS (WnbolofiaS ©aix§r)ofmeifter) F 
9. föjtfirf) F 46. Wmpebo] S3ruber ja F 54. (Sr ruft fynauS) F 
58. 3af)re beide Hss. XIII 2. ftaüibet beide Hss. 9. bieS] 
ben F XIV 13 korrigiert aus: ©in ftarfer ©eift firf) bünfet, 
fyätteft bu XVII 2. £urrenfol)nc§ 4. f)odjgef)ürnte 7. Sßoren] 
polaren oder fahrten? der vierte und fünfte Buchstabe un- 
deutlich 11. mit 35 ff. Börner] Runter durchweg XVIII 
15. am Rande notiert: ber $ittig XIX 82 korrigiert aus: 
Unb 3rbfri)e3 Regelt foH ntid) nirf)t öerbammett. 101. füfytt] 
corrigiert aus: tilgt 113. $ct Stampf ift #eben] korrigiert 
aus: Unb riugcub leb td) XX 44. fdjälige 45 ff. ohne 
Interpunktion 77 korrigiert aus: 2öa3 boeb töft bte raffen 
Sporte XXI 22. fleugt 35 korrigiert aus: Serftöre . . . 
©d)önt)cit (£bcnmaa&, lies eMcn Söan? 104./5. ben Softer. 



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0733 




•IUI 



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