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Full text of "Centralblatt für praktische Augenheilkunde 21.1897"

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Boston 


MeEpDICAL LIBRARY, 





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19 BOYLSTON PLACE. | 
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OO EE E EE 


CENTRALBLATT 


FUR PRAKTISCHE 


AUGENHEILKUNDE 





A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN, 
GEH. MED.- BATH. 


EINUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, 


MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN IM TEXT. 





LEIPZIG, 
VERLAG VON VEIT & COMP. 
1897. 


CRVALOGORS 


JAN &1 1859 
EHS 






Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 


pà 


Inhalt. 


I. Originalaufsätze. 


Seite 


. Ueber Brechungsverlust bei Linsenentfernung, von Prof. Dr. Schoen .-. . 1 


2. Ueber Lähmung der Divergenz, von Prof. M. Straub . . : 8 
8. Ueber die Ursache und die Behandlung der Kérnerkrankheit des insnschlichen 
Auges, von Prof. Dr. Burchardt:: ; 38 
4. Ein neues Verfahren zur Transplantation des Cilienbodens, Plastik ‘des Lid. 
randes, von Dr. Emanuel Machek. oes xg 39 
5. Beitrag zar Kenntniss der Pathologie der Meibom’ “sehen Drüsen, ı von i Des 
Dr. Mitvalsky . . . . . 4712.78 
6. Ueber die Verminderung der Kurzuictigkeit d durch Beseitigung der Krystall- 
Linse, von J. Hirschberg . . . ; - . 65 
% Zar Technik der Thrinensack- Exstirpation, von Dr. ‘med. Gustaf Ahlstrom 79 
8. Ueber Contusion des Bulbus mit besonderer ee der Commotio 
retinae, von Dr. Max Linde... e e OT 
9. Ueber willkürliche einseitige Ragenbewecunveny von Dr. o Schwarz . . 107 
10. Cyclitis beim Affen nach Einimpfung von Spirochaeten, von Prof. Th. Ewetzky 111 
11. Sehstörungen beim Schiessen, von H.Schmidt-Rimpler . . . 129 
12. Ueber der Tuberculose ähnliche Augen- eet mit GE 
Bacillen, von Dr. Ginsberg . . . 131 
13. Offene Wundbehandlung bei Macenopernuoien: von "Prof. Dr. J ahaa Hjort 138 
14. Zwei Fälle cystischer Erweiterung von Knochenhöhlen am Eingange der 
Orbita, von Dr. L. Steiner. . . . 162 
15. Ueber Blindheit und Augenkrankbheiten in Ee von Dr. “Otto Wernicke 169 
16. Aderhautblutung nach Altersstar-Ausziehung. Aderhautblutung nach Ge- 
schwürsbildung, von Dr. Purtscher. . . . Sai Re He. EOS 
17. Angeborener grauer Star als Familienübel, von Dr. Purtscher o « « « « 198 
18. Ueber Veränderungen des Conjunctival-Epithels bei Trachom. en 
an Prof. Dr. Burchardt, von Dr.G.Ischreyt. . . .. a 200 
19. Zur Behandlung des Trachoms mit Jodlösungen, von Dr. E. A. N esna m off 225 
20. Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Auge und die Haut. Vor- 
liufige Mittheilaung von Dr.H.Chalupecky........ . . 2340, 267 
21. Eine neue objective Refractionsbestimmung des Auges, von Dr.S. Visser . 257 
22. Eine Familie mit juveniler Cataract, von Dr. med. Fritz Schanz . . . 264 
23. Erfahrungen über die Körnerkrankheit in Frankfurt a. M. und Umgebung in 
dem 86jährigen Zeitraum 1861 bis 1897, von Dr. Ph. Steffan . . . 290 
24. Beiträge zur ra Histologie der Conjunctiva. Von Privatdoc. Dr. 
A. Peters... be lee Bie BE fan Dee Jee A od: Se Se Ee die e a e LS 


1* 


IV 


25. 


26. 


27. 


28. 


29. 


30. 


m 0 bo rä 


oOo ao 


11. 
12. 
13. 


14. 


17. 
13. 


19. 
20. 


21. 
22; 


Inbalt. 


Angeborene Sichel nach unten aussen von der Papille. ae von 
Dr. Brixa . . . 

Weitere Erfahrangen fiber offene Wundbehandlung bei Augenleiden, von , Pret 
Dr. Johan Hjort .... ee ee oe 

Zur Kenntniss der angeborenen) Staphylome der Hornhaut, von Sanitätsrath 
Dr. Steinheim . . . i : 
Ein Fall von Intrechrnenler Retentionsoyste bei einem Hühnchen, von Dr. 
Ginsberg ...... ee 

Kin Fall von Scheingeschwulat im Angeninnern nach Gstaradtextractions von 
Dr. Velhagen ... SA 

Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen; von H Chalupecký GC 3 


II. Klinische Beobachtungen 


. Kryptophthalmus cioatricosus, von Dr. Otto Wernicke ....... 
. Ein Fall von Contusionscataract, von Dr. med. A. Lenz. ‘ 

. Papillom der Bindehaut, von Dr. med. O. Stuelp e 

. Embolie eines Astes der Art. central. retinae nach normal E EE Wochen. 


bett, von Dr. med. OÖ. Stuelp . . .. E ee 


. Zur Kenntniss der Iritis toxica, von Dr. Richard Hilbert 
. Ein seltener Fall von Pupillarmembran, mitgetheilt von Dr. Max Linde 
. Die in den Jahren 1890—95 am Calcutta Ophthalmic Hospital (Brigade Surg. 


Lt. Col. R. C. Sanders) behandelten ambulanten Fälle. Aus dem Englischen 


von Dr. Moll. .... T e e. e ze BZ: 
. Conjunctivitis blennorrhoica EE complicit anit multipler Arthritis, von 


Dr. med. M. Berenstein. . . .. ` 


. Zwei Fälle angeborener Missbildang am dogs. von Dr. Pelteschn. 
. Beiderseitige angeborene Aniridia, verbunden mit er lentis und Glaucoma, 


von Prof. Dr. W. Goldzieher 

Ein Fall von Retinitis pigmentosa mit Gisusuiay von Prof. Dr. W. Goldzieher 
Beitrag zur Tuberculose des Auges, von Dr. Andr. Stiel poa 
Ueber einen Fall von Augenverletzung durch stumpfe Gewalt und inäbesondere 
über Linsenkapsel-Abhebung. von Tatzushichiro Inouye 
Glaskörperblutung bei jugendlichen Individuen, Gefässveränderungen. — Meta. 
statische Ophthalmie. — Stirnlappen, von Dr. Fischer. 


. Nucleare Oculomotoriuslähmung, Panas’sche Ptosis-Operation, von Dr. J. Bistis 
. Eigenthiimliche cee simutlicher Netzhaut-Blutadern, von J. Hirsch- 


berg . a 

Ein ah eanenateni, von Dr. Filcher T ; ; i 
Ein Fall von Contusio bulbi mit Zerreissung ge TTN von De 
Eduard Zirm ; 

Iridotomie bei Verschluss: de Pupille duvet totale Verwachsone E einer 
Hornhautnarbe, von Dr. Stoewer. . . 
Angeborener grauer Star als Fansitienäbel,; von J. Hirschberg ; 

Ein Fall von schädlicher Wirkung des Holveain, miteetheilt von Dr. Emil Boc k 
Beseitigung glaucomatöser Prodromalerscheinungen durch Convexgläser, von 
Dr. M. Peter . 


Seite 


327 


329 


353 


858 


363 
886 


13 
15 
50 


52 
53 
81 


118 


84 
112 


114 
116 
146 
147 


173 
174 


206 
208 


208 
239 
271 
272 


274 


Sachregister. 


* Originalartikel. 


Abdominaltyphus s. Typhus. 

Abducens-Kern 683. 

Abducenslihmung, einseitige, congeni- 
tale 183. 688. — bds. angeborene 219. 
875 (and Facialislihmung). — durch 
hereditäre Lues 221. — bei Tumor der 
Oblongata 544. — traumatische und Fa- 
cialislähmung 565. — recidivirende, bei 

- einem 6jahrigen Kinde 6383. 

Abduction, accessorische 541. — ange- 
borene einseitige 183. 

Ablatio retinae s. d. 

Abscess der Orbita s. d., Phlegmone. 

Accommodation, Literatar 685. — 
Theorie 180 u. 434 (Tscherning) 663. 693. 
— Krampf, epileptiforme Anfälle durch 
— 380. — bei Aphakie 506. 509. — Läh- 
mung, postdiphtherische 215. 589 (ge- 
heilt durch nochmalige Diphtherie) 634. 
— Strabismus convergens latens bei — 
s-Parese 572. — Prüfung des — s-Ver- 


mögens 570. — s-Ursachen, ausserhalb 
der Linse 877. — accommodative Orts- 
bestimmung der Linse 407. — mikro- 


ee Fixirang des — s-actes 407. 

— bei Astigmatikern 572. — ungleiche 
62. — Einfluss des Cocains auf die — 
568. — Wirkung der — beim pıimären 
Glaucom 408. — s-Breite und Refraction 
516. — Linsenschwanken u. IJriszittern 
bei — 569. 

Acromegalie, Augenstörungen bei — 
253. 319. 351. 523. 583. 606. 668. 722. 
— mit Morbus Basedowii 724. 

Actinomycose des Auges u. der Orbita 
bei einem Papagei 564. 

Acusticus, Anatomie der —-Bahn 599. 

Adductoren, accessorische 541. 

Adenoangiom der Orbita 529. 

Adenocarcinom der accessorischen, pal- 
pebralen Thränendrüse 373. — der Ca- 
runkel 590. 

‘Adenosarcom der Thränendrüse 538. 

Aderhaut s. Chorioidea. 

Affen, Plica semilunaris der anthropo- 
morphen 675. — Sehnervenkreuzung b. 


— 8. Chiasma. —, Cyclitis beim — nach 
Spirockaeteneinimpfung 111*. 461. 584. 
a, Anvenkrankheiten in Süd — 253. 
Aegyp tische Augenentzündung s. Tra- 
chom 

Aethylenchlorid-Narcose, Hornhauttrü- 
bung durch — 124. | 

Airol gegen Blennorrhoe 615. 630. — 

egen Trachom 680. — in der Augen- 
eilkunde 680. 

Akromegalie s. Acro. 

Alaun gegen Cunjunctivitis 635. 

an Cataractoperation bei einem — 

11. 

Albuminurie s. a. Retinitis album. — 
Netzhautblutung bei cyclischer — 373. 
— während der Schwangerschaft, Ur- 
ämie 557. | 

Alcohol - Missbrauch bei den Bahnbe- 
diensteten 340. — Erblindung bei acuter 
— Vergiftung (Jamaica-Ingwer) 607. 648. 

Allgemeinerkrankungen u. Auge 722. 
— s.a. Augenerkrankungen. — Augen- 
symptome bei — 601. 608. — Gesichts- 
felduntersuchung bei — 618. 

Alter, Einfluss des — auf die Sehschärfe 
582. 

Alterssichtigkeit s. Presbyopie. 

Altersstar s. Cataracta senilis u. Cata- 
ractoperation. 

Alveolar-Sarcom am Corneo-Scleralrand 
517. 

Amakrine-Zellen s. Retina. 

Amaurose s. Erblindung — und Au- 


blyopie 286. 

Amblyopie, ohne Befund, Literatur 719. 
— und Amaurose 286. — Intoxications 
— s.d. — durch Nichtgebrauch 447. 725. 
— angeborene oder erworbene 447. 509. 
— binoculares Sehen bei monocularer 
hysterischer — 3871. — während 
Schwangerschaft, Geburten u. Wochen- 
bett s. d. — durch Hysterie s. d. — sym- 
patlische 281. 659. — syphilitische 558. 
— transitoire 843. — toxica 8. Intoxi- 
cations —. — 8, a. Selistörung. 


v 


Ametropie s B:'ru. a, Aen, 
H- t,t -+ Y: P- 4. 

Amidin y. — s a H- wain 

Amyinitrit te H trus pit 51. 

Anämie, AczaLizt-rgrori b. pare 1T 
— 454.6470. — Agerri izira: be 
— 64%. 

An&stheticum, »=+3 s. Am iia, H-b- 
cain. in der Augenbeisurie 646. 
on. 

Anagnostakis, Na-braf anf — 155. 345. 

Anatomie, H lee, Parcol -ze, 
Literatur 632. Conservirung von 
Augenpraparaten 314. 432. 442 — pe- 
tbul grische — ang-bor-ner Missbiljung®e 

61. 542. 698, des Auges 336. 542, der 
Conjanctiva 321°, der nuclearen Augen- 
murk-llahmang 252, des Ertrorizm sar- 
c»mat,sum 2%, der Meib-m’seLen Lrisen 
41.* 13°, der Neuroretinius 715, d-s 
Pyramidalstares 277, der Linse 351, der 
Intoxicationsamblyopie 453. 632, d-a hà- 
morrbagiscben Giaucoms 552, der Reti- 
nitis proliferans 564, eines typischen 
Uleus rodena 570, eines Ader- w Netze 
haut-Sarcoms 570, der Xerese des Horn- 
hautepithels 707. — einer friscben Ader- 
bautruptur 536. — der Ciliarnerven 352. 
658. — des Chiasma s. d. — der Opti- 
cusfasern s. d. — der Iris 426. — ver- 
schiedener Gehirntheile 599. — der fol- 
licularen Bind«hautentzündung 92. 248. 
— des Trachoms s. d. — eines Hom- 
hautstaphyloms565. — der Keratuplastik 
650. — der Iris 220. — des Lenticonus 
posterior 506. —- der Macula lutea 50%. 
— der Retinitis circinata 507. — der 
Siderosis bulbi 658. — vergleichende 
des Auges 628. 

Anchylostoma, Einfluss auf's Auge 724. 

Anesin, neucs Ersatzwittel des Cocaın 
617. 

Aneurysme der Aorta, Arterienpuls der 
Arteria centralis retinae bei — 345. 
artige Erweiterungen d. Netzhautarterien 
953. 
durch 722. 

Angeborene Veränderungen und Miss- 
bildungen. — künstliche Erzeugung von 
—- beim Kaninchen 569. — Sichel nach 
aussen unten 327°, — des Auges 61. 
112. 251. 377. 416. 419. 435. 455. 542. 
552 (selten). 609. 682 (Ziege). 688. 684. 
— der Augenmuskeln 183. 219. 375. 602. 
—- der Augenbewegungen 348. 435. 576. 

der Caruncnin lacrymalis 669. 

der Chorividea 279, 462, — der Cornea 


sin. 353% 447. 580. — der Iris 112, 
114. 251. 443. 463. — der Lider 126. 
251. 851., 445. 452. 455. — der Linse 


— doppelseitige Neuritis optica 


| 
| 


61. 113. 114. 246. 420. 431. — des Op- ' 


tieun 219. — P’seudoneuritis 718. — der 
Orbita 61. - der Pupille 8. — der 
Netzhautnerven (7) 511. — der Sclera 


Zit, 345. — fey Tariterwege 123. 251. 

4°53. — + Nrivarris 24 — 88 
rig Astin sis, Kars; tia Gë 

Brär. 2a. us ec Sé ArëA 


rial. sea. Leetencius, LAACH A Cob- 
EA. Heres iss. 


Anziom. TEn iges, fag Otexiies 347. 


A.A — Gët LS ST AAA — 
E eng bi — 374. — Sines der 
Orta 56. — Alm — der Orit 
573. 


Angiosarcoma mrioma:.des criciae 445. 
— der Beira 4:2 

Anilin, :sı ste H: mbacterkrazking bei 
—-Fartern 614. 

Aniridie, c::g:r::aie 112 partiz..e). 114 
tat E-wpia lenus and Gase-m. 448 

eke. 453.555 | iateral:s, € mileta, 
Catarartoperation » 713 usal: — trau- 
Wars ae 675. 

Ankyloblepharon filiforme adnat. 351. 

Anophthalmus, v:iateraier, copgenitaler 
Pæuis — bei einer Ziege 682 

Anopsia, Amblypie ex — s. d — sn 
sr.scbe — 725 

Anstrengung, S-hstärungen durch starke 
— der Augen 454. 555. — E a Asthe 
Dopie, Erm’:dang. 

Anthrax s. M:izbrand. 

Antisepsis in der Augenheilkunde 279. 
344. 613. 646. 658. — s a Stenlisirung. 
— bei Auzen«peration 449. 555. 656. 

Antiseptische Umschläge, Eintiuss der 
— 27). 

Antitoxin s. Diphtherie. Serum. 

Aortenanneurysma, Arterienpuls der 
Art. centralis retinae bei — 345. 

Aphakie — Accommodation bei — 506. 
509. — optischer Werth bei excess. 
Myopie s. Linse. 

Aphasie, sensorische, mit homonymen 
Gesichtsfelddefect 725. 

Apoplexie, (Gslaskérperblutung bei — 572. 


— , Apparate s. Instrumente. 


Argentamin els 
Blennorrhoe 7035. 

Argentinien, Blindbeit und Augenkrank- 
beiten in — 169." 

Armee, Trachom in der — s. d. 

Arsen gegen Kerartitis parenchymatosa 
489. 596. 610. — bei Lidcarcinom 572. 

Arteria centralis retinae, Embolie der 
— s. E. — Puls der — bei Aortenaneu- 
rysma 345, 

Arteria hyaloidea persistens 416. 419. 
— in den ersten Lebensmonaten 516, 
Arterien u. Arteriosclerose s. Gefässe 

u. — Erkrankung. 

Arthritis s. Poly-. 

Asepsis in der Augenheilkunde 279. 344. 
638. — s. a. Sterilisirung. — bei Augen- 
operationen 555. 

Asthenische Uphthalmoplegie 600. 
Bulbarparalyse 620. 659. 


Prophylacticam bei 


Sachregister. 


Astenopie 447. 448. 540. — Ursachen 
der — 559. — muscularis 577. — Urin- 
untersuchung bei — 601. — ohne Re- 
fractionsfehler, dureh Unregelmässigkeit 
im Pigmentepithel 448. 627. — als Vor- 
bote von Neurasthenie 724. — s. a. An- 
strengung, Ermüdung. 


Astigmatismus-Litteratur 695. — Häufig- 
keit des schwachen — 599. — Accom- 
modation beim — 572. — Messungen 
380. — u. Schule 636. 653. — Correction 
des — durch partielle Ciliarmuskelcon- 
traction 281. — besonderer Fall 655. — 
erworbener Hornhaut — von 32 D 247. 
695. — katoptrischer Anamorphosen 693. 
— der Hornhaut 518. — durch nicht 
perforirende Hornhautwunden 576. — 
cornealer — u. totaler — 251. — Nasen- 
erkrankung u. — 724. — durch Scleral- 
staphylome 374. — Schema zur Brillen- 
verordnung bei — 527. — Heilung von 
Ptosis durch Correction des — 544. — 
Tafel 417. — volle Correction des — 
durch Cylindergläser 447. — Thätigkeit 
der Obliqui bei obliquem — 583. 

Ataxie, Auge bei hereditärer — (Fried- 
reich) 544. 590. 

Athetose, Augenmuskelkrimpfe bei — 
320. 606. 640. 


Atlas der Ophthalmoskopie 150. 244. 

Atrophie beider Augen durch Fremd- 
körper 720. — des Sehnerven s. Opticus, 
Atrophie des —. — des Bulbus s. Phthisis. 

Atrophische Folgezustände an den Seh- 
nerven 659. 

Atropin, Wirkung des — auf die Gefässe 
530. — Conjunctivitis 578. — Intoxica- 

tion 680. 

Augapfel s. Bulbus. 

Auge(n) — Axenlänge, Cardinalpunkte s. 
optische Constanten. — Beziehungen 
zwischen — u. Ohr 276. — Beziehungen 
der Columna fornicis zum — 529. — 
Druck u. Spannung s. d. — Drehpuknte 
des — 571. — Erscheinungen der — 
Ermüdung 588. — der Jugend, Schutz 
185. — künstlisches 417. u. 679 (beson- 
deres); 682. 689 (bewegliches); Orbi- 
talplastik für ein — 417. 440. 451. — 
functionelle Beziehungen beider — 515. 
— pathologische Anatomie des — s. A. 
—_ — bei verschisdenen Thieren 628. 
— Tuberculose des — s. d. — Tropho- 
neurose des — 287. — der Verbrecher 
307. — Wachsthum des menschlichen 
— 841. — des Neugeborenen 408. 

Augenarzt, der praktische Arzt als — 
87. 643. 686. — therapeatisches Taschen- 
buch für den — 686. 

Augenärztliche Unterrichtstafeln 244. 
— 30jährige Thätigkeit ai — Land- 

raxis 581. — Hilfe in einigen Städten 
eutschlands u. in Russland 643. 


VR 


Augenbewegungen, . willkiirliche ein- 
seitige 107.* — Mitbewegung des Ober- 
lides bei — 847. — angeborener Defeot 
348. 433. 576. — 8. a. conjugirte, Roll- 
bewegung, Augenmuskellähmung. 

AUS DDrANen, Pediculi capitis an den 
— 347. i 

Augenentstindung, periodische 681. - 


Augenerkrankungen bei Allgemein- 
leiden 601. 608. 722. — Statistik der — 
ad. — tropische 123. — Geographie 
der — s. d. — in Argentinien 169.* — 
in Süd-Afrika 258. — infectiöse — in 
Rom 684, — Antoinfection bei — 817. 
848. — durch Missernten 456. — bei 
Infectionskrankheiten 688. — metasta- 
tische s. d. — bei Acromegalie, Ataxie, 
Athetose, perniciöser Anaemie, Chlorose, 
Leucooythämie, Leucämie, Chorea, Epi- 
lepsie, Endocarditis, durch Electrisches 
Licht, bei Gehirnsyphilis, Geschlechts- 
krankheiten, Gicht, Hysterie, Influenza, 
Leberleiden, Lepra, Malaria, Meningitis, 
Nasenerkraukungen, Nierenleiden, nach 
Catheterisation, bei Ohrenleiden, Para- 
lyse, durch Radfahren, Raupenbaare, bei 
currens, Rheumatismus, durch Sep- 
tische Leiden, bei Schädelfractur, Scle- 
rose, Sinuserkrankungen, Scrophulose, 
Scorbut, Tabes dorsalis, Tic convulsif, 
Tetanie, Thomsen’scher Krankheit, Tu- 
berculose, Typhus, Urämie, Zahnleiden, 
Zwergwuchs s. d. — bei maladie de 
Pavy s. Albuminurie. — durch Affec- 
tionen der Sexualorgane s. Geschlechts- 


organe. — s. a. Augensymptome. 
Augen d, Hutchinson’sche Verände- 
rung des — s. d. 


Augenheilanstalten s. Berichte. — in 
Deutschland u. Russland 643. 


Augenheilkunde, Lehrbücher, Atlanten, 
Unterrichtstafeln u. dgl. s. Lehrbücher. 
— terapeutisches Taschenbnch fir Augen- 
ärzte 686. — Optik u. Biomechanik in 
der — 315. — Literatur 687. — u. Cli- 
matologie 519. — Geschichte der — s. d. 
— Therapie 635. — in Holland 568. — 
in Baltimore 653. 

Augenhintergrund, Topographie des 
emmetropischeu — 688. 

Augenhöhle s. Orbita. 

Augenkammer, vordere s. Vorderk. 

Augenmaass der seitlichen Netzhaut- 
theile 588. 


Augenmuskeln, Literatur 700. — Ano- 
malien 519. 544. 546 (neue Eintheilung 


der —). — Insertionen am wachsenden 
Auge 341. — die Wirkungen der — 210. 
618. — Functionsanomalien der äusseren 


— 587. — Kerngebiet der — 410. — 
Insufficienz der —, Nax vomica bei — 
646. — secundäre Atrophie in den Ker- 
nen der — Nerven 30. — Störungen bei 


VITI 


Hysterie s. d.; bei multipler Sclerose 
657. — Krämpfe bei Athetose 320. 606. 
640. — bei Tetanie 589. 606. 640. — 
bei Thomsen’scher Krankheit 606. bei 
Chorea 606. — bei Tic convulsif 606. — 
Instrument zur Prüfnng der — (Phoro- 
meter) 546. 
Augenmuskellähmung(en), Literatur 
700. — die Erscheinungen der — 210. 
613. angeborene 183.; hereditäre 
602. — functionelle 623. 683. — pro- 
gressive, traumatische 351. — postdiph- 
therische s. Diphtherie. — bei heredi- 
tärer Lues 221. — periodische bei Erb- 
scher Krankheit 677. — nucleäre —, kli- 
niseher u. anatomischer Beitrag 282. — 
neue Classification 544. 546. — zur 
Lehre von den — 410. — mit Sensibi- 
litätsstörungen 589. — bei Hysterie ». d. 
— Torticollis bei — s. d. — asthenische 
Opbthalmoplegie 600. — Electricität bei 
— 635. — s. a. die einzelnen Muskeln, 
bez. Nerven, Conjugirte, Meningitis, 
Augenbewegungen. 
Augennerven s. d. einzelnen Nerven — 
8. &. Augenmuskeln, Nerven. 
Augenoperationen, offene Wundbehand- 
lung bei — 188*. 329. 690. — Bildung 
eines Hornhautlapjrens bei — 275. 
ambulante Ausführung von — 849. — 
Antisepsis, Asepsis, Sterilisation bei — 
s. d. — Anästhetica bei — s. d. — aus 
der Proviuzpraxis 576. — Lehre der — 
595. — Bekämpfung der Infection nach 
intraocularen — 510. — Unfallversiche- 
rung u. — 687. 
Augenpriparate s. Anatomie. 
Augenspiegel s. Instrumente b. 
Augenspiegeln s. Ophthalmoskopie. 
Augenstörungen beim Spasmus nutans 
666. — s. a, Augenerkrankungen. 
Augensymptome bei Tabes dorsalis s. d. 
— bei Hysterie s. d. — bei centralen 
Läsionen 544. — bei Tumor der Oblon- 
gata 544. — bei Allgemeinleiden 601. 
— bei Schädelverletzungen s. d. — bei 
Erb’scher Krankheit 677. 681. 
Augentherapie s. Augenheilkunde — 
8. a. Medicamente. 
Augentropfglas s. Instrumente a. 
Sterilisirung 443. 
Augentropfwasser, Sterilisirung 443. 
Augenuntersuchung bei wultipler 
“ BHerdseleruse 621. 657. 
Augenverletzung s. Verletzung. 
Ausspülung der Vorderkammer s. d. 
Austern-Schalen Keratitis 599. 
Autoinfection bei Augenkrankheiten 317. 
348, 
Autoophthalmoscopie 303. 
Autoskiaskopie 535. 
Axenfeld 381. 
Axenstellung der Cylindergläser, Be- 
zeichnung der — 223. 


Sachregister. 
| 


Bacillen, Klebs-Löffler'sche — bei acutem 
Conjunctivalcatarrh 672. — im Conjanc- 
tivalsack, Sterilisirung 220. 870. 443. — 
Chorioiditis metastatica durch Pneumo- 
coccen 5338. — Fränkel’scher Diplococcus 
als häufiger Erreger acuter Conjuncti- 
vitis 221. — Augenkrankheiten durch 
Pneumococcen 690. — ohronische Diplo — 
Conjunctivitis 224. 249. 662. — endogene 
Infection durch Pneumococcen 523. 

Influenza-, Augenerkrankung durch — 

868. — Diplococcus lanceolatus 691. — 

Diphtherie- s. d. — säure-resistente — 

bei Tuberculose ähnlicher Augenerkran- 

kung 181.* — bei Conjunctivitis pseudo- 
membranacea 548. — Färbung bei Tuber- 

culose der Iris u. des Ciliarkörpers 518. 

— B. septatus 180. — bei Neugeborenen- 

eiterung 558. — Botryomycose 573. — 

8. a. Bacteriologie, Streptococcen, Serum. 

Bacteriologie, der Keratitis 709. — des 
normalen Conjunctivalsackes 551. 641. 
— des Conjunctivitis 151. 180. 221. 224. 
249. 567. 656. — des Trachoms 542. 

Bacteriologische Untersuchungen iiber 
antiseptische Umschlage 220. 507. 

Bahn s. Kisenbahn. 

Baltimore, Augenheilkunde in — 653. 

Bandförmige Hornhautentzündung s8. 
Cornea. 

Basedow’sche Krankheit, Pathologic 
u. Therapie 184. 561. — Literatur 701. 
702. — Atiologie 605. — Lidsymptome 
bei — 610. 647. — mit Acromegalie 724. 
— Resection des Halssympathicus gegen 
— 251.608. 654. — chirurgische Behand- 
lung der -—, Strumectomie 517. 605. 684. 
— Schilddrüsentheorie u. Therapie der 
— 660. — mit Diabetes mellitus, Jodo- 
thyrinbehandlung 665. — im Kindesalter 
286. 605. — Parophthalmitis bei — 450. 
— Oedeme bei —- 318. 605. — Augen- 
symptome von — bei Erb’scher Krank- 
heit 677. 

Basisfractur s. Schädelfractur. 

Beamte s. Eisenbahn-, Marine. 

Begutachtung s. Unfall. 

Beleuchtung der Eisenbahnzüge 340. 


— der Schulzimmer 595. — s-Apparat 
für Sehproben, s. Instrumente b) — fo- 
cale, der Cornea 631. — Vorratscoeffi- 


cient der — fiir anhaltende Arbeit 688. 
— Abhängigkeit der Schschärfe von der 
— s-Intensitat 694. — Eintluss der — 
auf die Sehschärfe 696. 

Berichte über Augenheilanstalten u. dgl. 
686. — über das Calcutta Opthalmic 
Hospital 82. 118. — über Vergangenheit 
u. Gegenwart der Univers.-Augenklinik 
in Budapest 282. — der Univers.-Augen- 
klinik München 635. — in Kiel 680. — 
über die Augenklinik des Serafimerlaza- 
reths, Stockhulm 89. — über die Augen- 
heilanstalt in Base]489. 610. in Hagen i.W. 


Sachregister. 
490, in Magdeburg (Schreiber) 687, Leip- | 


zig (Schwalbe) 687. — über die Augen- 
heilanstalt Torlonia 679. über die 
Augenheilanstalt fü Arme der Provinz 
Rom 679. — über die Augenabtheilung 
des Civilhospitals in Venedig 524, des 
Debrecziner Krankenhauses 576, des 
Pesther israelit. Spitals 658, des Hospi- 
tals in Mailand 669, in Neapel 6838. — 
über 80 jährige augenärztliche Thatigkeit 
(H. Cohn) 87. — fiber Blindenanstalten 
s. d. — über die Kliniken in Moskau 
336. — über russische Augenanstalten 
579. 686. — in Stawropol, Kaukasus 
582. — in Kiew (Popow) 587. — über 
augenärztliche Landpraxis 581. 584. — 
über die augenärztl. Untersuchg. im 
Waisenhaus Rummelsbarg u. der Erzie- 
hungsanstalt Lichtenberg 595. 

Berlin, R.. Nachruf auf — 310, 

Beruf, —s-Wahl u. Sehschärfe 595. — 
—s-Erkrankung, s. Anilin. 

Bewegungen, s. a. Augenbewegungen. 
Schein- s. d. — Roll- s. d. 

Bildgrösse, Berechnung der — 153. 

Bildungsanomalien des Auges s. An- 
geboren. 

Bindehaut s. Conjunctiva. 

Binoculares Sehen 515. — bei mono- 
cularer hysterischer Amblyopie 871. — 
der Pferde 287. — Dissociation des — 
bei Tabes u. Hysterie 308. 

Biomechanik, Optik u. — in der Augen- 
heilkunde 815. 

Blastomyceten in einem epibulbären 
Epitheliom 6738. 

Blattern s. Variola. 

Blau-Blindheit 695. 

Blei — Kugel im Augeninnern 437. — in 
der Orbita 424. — Sonden 458. 

Blendung durch Arbeiten im Sonnen- 
licht 610. 

Blennorhoea — Literatur 704. — Poly- 
arthritis bei — neonatorum 84; adul- 
torum 183. — abortive Form 347. 
— in Entbindungsanstalten, Credé’s Ver- 
fahren 451. 614. 639. — Prophylaxe 
556 (Credé). 601. 614 (Kreolin). 705 
(Argentamin). 707. — Ursachen der Er- 


- blindung durch — 644. — neonatorum, 
Casuistik, Bacteriologie 558. — Abnahme 
der — 599. — Complicationen durch 


die Behandlung 601. — Behandlung 615. 
630. 707. — ee mit Oxycyanat 
188. 685. — Airol gegen — 615. 630. 
— Chinosol gegen — 614. — tiberman- 
gansaures Kali bei — 871. 415. 436. 


— Calomel bei — 642. — adultorum, 
Therapie 569. — Untersuchung eines 
durch — adultorum zerstörten Bulbus 
565. 


Blepharitis, Sozojodol gegen — 402. — 
durch latentes Tbränenleiden 518. 
Ichthyol bei — 697. — Formaldehyd 


Ix 


gegen — 684. — Wasserstoffsuperoxyd 
bei 677. 

Blepharoplastik 287. 697. — mit Stirn- 
lappen 174. — des Lidrandes 39.* 187. 
222. — mit Brüokenlappen 197. — mit 
stiellosen ar 880. — Marginoplastik 
683. — 8. a. Ectropium, Entropium, Tri- 
chiasis. 

Blepharospasmus — eigenthümlicheSeh- 
störung nach — 596. — idiopathicus, 
geheilt durch Facialisresection 125. 

Blicklihmung 551. 636. — s. a. Con- 
jugierte. 

Blinde(n) — u. Tauben-Statistik 686. — 
Statistik in Argentinien 169,* in Russ- 
land 581, im Staate New-York 686. — 
Sehenlernen — Geborener 695. 

Blindenanstalt — Versorgungshaus in 
Prag 288. 

Blindheit s. Erblindung. 

Blut, Absorption von — im Glaskörper 
8. d. — Augenveränderungen bei — 

Krankheiten 647. 

Blutadern s. Gefisse. 

Blutcirculation in der Hornhaut, Sicht- 
barkeit 646. 


' Bluterkrankheit s. Hamophilie. 


en ee eS Eg = 
e 


Blutgefässe s. Gefässe. 

Blutung(en) — jugendliche —, intraocu- 
lare 173. 422. 626 (mit Venenerkraukung.) 
— Glaskörper s. d. — Netzhaut s. Re- 
tina. — spontane, recidirirende, intra- 
oculare —, Aetiologie 584. — iutraocu- 
lare, während der Menstruation 539. — 
Vorfall des ganzen Bulbus-Inhaltes bei 
intraocularer — 125. — Aderhaut — nach 
Cataractoperation u. nach Geschwürs- 
bildung 193.* 813. — nach Cataract 
operation, Sclerocornealnaht 258. — in- 
traoculare, nach Cataractoperation 431. 
453. 553. 648. — nach Glaucomoperation 
716. — in die Selinervenscheide 431. 544 
(gefolgt von Hirnblutung derselben Seite). 
544 (nach Netzhautblutungen). — bei 
Hamophilie s. d. 

Botryomycose (.Augenlider 573. 722. 725. 

Brauen s. Augen. 

Brechung s. Refraction. — s-Index der 
Cornea 691. 694. 

Breiumschläge 370. 

Bright’sche Krankheit s. Nephritis. 

Brillen s. Instrumente b). — Bestimmung 
517. — Schema zur Brillen-Verordnung 
bei Astigmatismus 527. 

Brücke’scher Muskel, Aufgabe des — 
512. 

Büchertisch 57. 86. 150. 177. 210. 244. 
335. 

Bulbärparalyse, asthenische s. d. 

Bulbus, Cysten auf dem, s. d. — neuge- 
bildeter — 417. — Inhalt, Vorfall des 
— bei intraocularer Blutung 125, 

Buphthalmus s. Hydrophthalmus. 

Burchardt, Nachruf auf — 311. 


x Sachregister. 


Caisson-Krankheit, Keratitis durch — 
452, 

Californien, Trachom in Süd-— 445. 

Calomel gegen Blennorrhoe 642. — sub- 
cutane — -Injectionen bei nichtsy philiti- 
tischen Augenkrankheiten 683. 

Campimeter 341. 

Cancroid s. Carcinom. 

Canthus, Primiraffect am inneren — 486. 

Caput obstipum bei Obliquuslihmung 
570. 

Carbolsäure bei Hypopyongeschwüren 
643. 

Carcinom, Blastomyceten in einem epi- 
bulbären — 678. — des corneo-scleralen 
Limbus 251. 680 (bei einem 14jährigen). 
— der Lidhaut, behandelt mit Methylen- 
blau 368; mit Cheledonium 586. 649; 
mit Arsen 572. — des Unterlides, Pla- 
stik 684. — metastat. — der Chorioidea 
426. — metastat. — im Auge 540. — 
des Tarsus 125. — des Oesophagus, Pu- 
pillen bei — 656. — der Dura mater 
und des Gehirns 876. — scirrhotisches 
— der Thränendrüse 379. — Driisen- — 
s. Adeno- —. — Adeno- — s. d. — pri- 
mares — der Conjunctiva 461. 584. 

Carunkel, maligne ‘l'umoren d. —-Gegend 
590. — Primaraffect an der — s. Sy- 
philis. — congenitale Alterationen der 
— 669. — Papillom der — 684. 

Cardinalpunkte,elementare Bestimmung 
der — 528. — des Auges 698. 

Castration, obec ten opie durch — 557. 

Casuistische Mittheilung aus d. Züricher 
Augenklinik 347. — s. a. Beiträge, Be- 
richte, Ophthalmologische Mittheilungen. 
— 553. 562. 579. 580. 585. 683. 

Cataplasmen s. Umschläge. 

Cataract, Literatur 709. — intracapsu- 
läre Resorption der — 521. — Spontan- 
resorption 308. 594. 656. — nach Kräm- 
pfen 287.315. — Linsenstern bei gewissen 
— -Formen 710. — s.a. Linse. — Spin- 
delstar 419. — Leuein-ähnliche Krystalle 
in der — 416. — unreife — s. Cataract- 


operation. — luxirte, Operation 577. — 
Cholestearin in der — s.d. — Structur 
der cystischen — 526. — senilis und 


pyramidalis an einem Auge 558. — (ie- 
schichtliches über die künstl. Erzeugung 
der — 534. — Naphthalin- — 642. — 
Urinnntersuchung bei — 616. 

Cataracta congenita, als Familienübel 
198*. 271. — siliquusa 429. — besondere 
Operation 576. 

Cataracta diabetica, 
594. 

Cataracta juvenilis, eine Familie init — 
264". — Aetiologie, Tetanie 287. 351. 
596. 

Cataracta lamellaris s. C. zonul. 

Cataracta Morgagni bei Aniridia com- 
pleta 586. — Operation bei — 598. 


Spontanheilung 


| 


EEE i 


Cataracta polaris posterior beim Ka- 
ninchen 574. 

Cataracta pyramidalis, pathologische 
Anatomie der — 277. — und senilis an 
einem Auge 558. 

Cataracta secundaria, Operation 250. 

Cataracta siliquosa congenita, m. Ciliar- 
körper-Verwachsungen 429. 

Cataracta traumatica, Pathologie und 
Therapie 490. 590. 611. — durch Con- 
tusion 15. — partialis 186. — Behand- 
lung 528. 

Cataracta zonularis, angeborene — 61. 
— Operation der — 541. 

Cataract-Operation, Literatur 709. — 
Blutung nach — 193*. 253 (Sclerocorneal- 
naht). 318. 4931. 453. 553. 648. — bei 
einem Albino 711. — Mechanismus des 
Linsenaustritts bei — 682. — Herpes 
ophthalmicus kurz nach — 712. — An- 
theil der Niederländer an der Entwicke- 
lung der — 571. — bei flüssiger Cata- 
ract 598. — bei completer Aniridie 
(Morgagni) 586. — intraoculare Schein- 

eschwulst nach — 363*. — streifige 
Hornhauttrübungen nach — 29. 183. — 
Ausspülen der Vorderkammer nach — 
510. 710. — Statistik und Technik 91. 
185. 218. 348 (Infectionsquelle). 444. 458. 
565. 576. 581. 582. 591. 618 (München). 
643. 682. 688. 709. 710. 712 (neue). — 
nach Schuleck 576. — Daviel’scher 
Schnitt nach Demonstrationstafeln 516. 
— mit rander Pupille 444. — nach unten 
ohne Iridectomie 511. — offene Wund- 
behandlung nach — s. Wundbehandlung. 
— a ciel ouvert 275. — mit der Kapsel 
525. — präparatorische Iridectomie 545. 
556. 582. — Schnittführung hinter der 
Iris 577.— Blutungen bei Iridectomie 682. 
— Giaskörpervorfall bei — 517. — Nach- 
behandlung 445. — Irisprolaps, Behand- 
lung 444. — Verband nach 445. 682. 
— Bekämpfung der Infection nach — 
510. — verzögerter Wundschluss 421. 
515 (Conjunctivalnaht). 558. — Offen- 
bleiben der Vorderkammer nach — 609. 
— unreifer Stare 62. 63. 91. 419. 
Reifungsoperation 710. — in Indien 436, 
— luxirter Stare 577. — Brille für Ca- 


taractuperirte 689. — Iridotomie nach 
ungiinstiger — 562. — a mparhische 
Entzündung nach erfolgreicher — 655, 


— Serumtherapie bei Infection nach 
— 566. — Infection, subconjunctivale 
Injection, Heilung 710. — Glaucom nach 
— 539. 116. — s. a. Discision und Ca- 
taracta secundaria. 

Catheterisation, Panophthalmie nach 
— wegen Prostatahypertrophie, Gehirn- 
abscess 547. 


Cavernom s. Angiom, cavernéses. — 8. 


Naevus. — der OUrbita, traumatisches 
636. 


Sachregister. 


Central(e)-Arterie, Embolie der — s. Em- 
bolie. — -Vene s. Gefässe, Thrombose. 
— Läsionen mit Augensymptomen 544. 

Cerebellum s. Kleinhirn. 

Cerebrale Sehstörungen, Diagnostik 96. 

Cerebrum s. Gehirn. | 

Chalazion, über die Natur des — 529. 
— Hagelkorn 94. 

Cheledonium majus gegen Carcinom 
586. 649. 

Chiasma, Anatomie des — 191. 625. — 
Neuroglia im — 527. — Sehnerven- 
kreuzung beirm Menschen 191. 320. 578. 
625. 659; bei Meerschweinchen, Kanin- 
chen, Katzen und Affen 654; beim Pferd 
287. 658; beim Hund 599. — bei Acro- 
megalie 523. — Geschwulst der Hypo- 

hysisgegend, auf’s — driickend 548. — 

edeutung der Lage und Dimensionen 
des — für die Diagnose der Hypophysis- 
tumoren 604. 

Chinin-Amaurose 876. 377. 540. 563 
(leichter Art). 567 (oder Malariamaurose). 

Chinosol bei Blennorrhoe 614. 

Chloroform, Pupillar- und Cornealreflex 
während der — -Narkose 687. 

Chlorom der Obita 678. 

Chlorose, Papilloretinitis bei — 350. 725. 
— Augenbintergrund bei — 454. 

Cholestearin-Krystalle in der Linse 458. 
— in der Chorioidea 712. 

Chorea, Augenmuskelkrämpfe bei — 606. 

Chorio-Capillaris, Blutgefässsystem der 
— des Menschen 671. 

Chorioidea, Nerven der — 523. — Ar- 
teriae recurrentes der — 671. — Bau 
u. ophthalmoskopisches Aussehen der — 
244. — Ablösung der — durch Erschiitte- 
rung 378; durch Schuss 440; bei Reti- 
nitis albuminurica 460. — Mangel der 
— 486. — metastat. Carcinom 426. — 
Blutung der — s. d. — Colobom der — 
und seine Folgen 279. 462. — Chole- 
stearin in der — 713. — Sarcom s. d. 
— Leucosarsom s. d. — Enchondrom 
der — 451. 714. — Pigmentlager zwi- 
schon — u. Retina 377. — Tuberculose 
der — 146. — Anatomie einer frischen 
— -Ruptur 536. — Tumor oder Ablösung ? 
714. — vorübergehende Beschädigung 
der — durch Quetschung 441. — Raptur 
der — 570. 714 (Anatomie). 720 (mit 
Netzhautablösung). — s. a. Uvea. 
Literatur 713. 

Chorioiditis, Aetiologie und Behandlung 
der nicht eitrigen — 558. 713. — meta- 
statica, Tod durch Septicämie 533. 545 
(Puerperium). — Dampfschwitzapparat 
bei — 635. — s. a. Chorio-Retinitis, 
Irido- —. — Literatur 713. 

Chorio-Betinitis besonderer Art, 123. 
714. — metastatica 252. — bei heredi- 
tärer Lues 221. 252. — senilis 433. — 
specifica 412. — striata 460. 714. — sym- 





XI 


pathica 418. — Pilocarpin-Injectionen 
bei 714. — Literatur 713. 

Ciliarkorper, Nerven des —s 522. — 

_ doppelseitige, pigmentirte Cysten des —s 
440. 547. — Eisen im —, Röntgenstrah- 
len 382. 439. — Verwachsungen bei Cat. 
siliquosa congenita 429. — Gumma des 
—s 521. 714. — Sarcom 441. — Ge- 
schwulst des —s 543. — Melanosarcom 
441. 461 (ringförmiges, 11 Jahre nach 
Irissarcom). 636 (nach Verletzung). — 
Tuberculose 513. 712. 713. — Durch- 

. _Bchneidung des —s gegen Glaucom 545. 

Ciliarmuskel, ungleicbmässige Contrac- 
tion des —s 281. — s.a. Brücke’scher 
Muskel. 

Ciliarnerven, Histologie der — 352. 
658. 692. 

Cilie(n), abnorm gewachsene, subcutane 
520. — Pediculi capitis an den — 347. 
— Transplantation des — -Bodens 89*. 
187. 222. 

Cilio-retinale Gefässe 692. 

Cingulum, Anatomie des — 599. 

Circulation, intraoculare, und Glaucom 
250. 660. 

Cisleithanien, Trachom in — s. d 

Cilmatologie und Ophthalmologie 
— s. a. ‘lrachom. 

Clinoskop 629. 

Cocain, subconjunctivale — -Injectionen 
308. — Eintluss des — auf den intra- 
ocularen Druck 455; auf die Accommo- 
dation 568. — und Holocain 519. 


On 


-isirung der Iris 582. — neues Ersatz- 
mittel des — 617. — erwarmte — -Lö- 
sung 675. 


Colioide Degeneration, Hornhautge- 
schwiir und — 675. — im Hornhaut- 
epithel 681. 

Colloidperlen der Meibom’schen Dri- 
sen 47*. 94. 

Colobom der Chorioidea, Lider, Linse, 
Iris, Macula, des Opticus, Zonula s. d. 

Columna fornicis, Bezichungen der — 
zum Sehorgan 529. 

Commotio retinae s. d. — der Aderhaut 
441. 

Congenital s. Angeboren. 

Congo-Augenkrankheit 128. 

Congresse s. Gesellschaften. 

Conjugirte, Jähmung der —n Augen- 
bewegungen 375. — Deviation s. d. — 
Seitwärtsbewegung, Störung der — 544. 
551. 676. 

Conjunctiva, Literatur 704. — Ablösung 
der — des Oberlides vom Tarsus 624, 
— Anatomie 92. — pathologische Histo- 
logie 321”. — angeborene Fältelung der 
— 609. — Bacillen in der — s. d. 
Cysten der — bei Catarrh der — 705. 
— cystoide Bilduny in der — 510. — 
Drüsen in der — 93. — Nerven der — 
palpebrarum 672. — Tabaksbeutelnabt 


XII 


Sachregister. 


der — bei Hornhautwunden 515. — Epi- | Contusio, Cataract durch — s. Cataracta 


thelverinderungen bei Trachom s. d. — | 


Granulome der — durch Fremdkörper 
529. — cavernéses Angiom der — 558. 
705. — Lipom 427. — Carcinom, pri- 
märes 461. 584. — hypertrophische 
lanose der — 221. 368. — Melanosarcom 
der — 445. — solides Dedem der — 437. 
— Papillom 50. 378. 514. — Pemphigus 
563. 707. — Primäraffeet an der — =. 
Syphilis. — Streptokokkendiphtherie der 
— palpebrarum 418. — sulzige Infiltra- 
tion der — 278. — syphilitische Infil- 
tration der — 248. — Lupus der — 417. 
— Tuberculose der — 220. 435. 637. 679. 
= (primär). — Verbrennung der — 
. d. — Verfärbung der — bei Scleral- 
SR 347. — Xeruse s. d. 
Conjunctival-Sack, Keimgehalt bei anti- 
septischen Umschlägen 220.507. — -Sack, 
Sterilisirung des — 443; Bacteriologie 
des normalen — 551. 641. — Syphilis 
des — 697. — -Secret, mikroskopisch 
untersucht 870. — -Lappen bei torpidem 
Ulcus corneae 370. — s. a. Bacillen. 
Conjunctivitis, Literatur 704. — Bac- 
teriologie der subacuten — 151. 249; 
der catarrhalischen 567. 656. — Fran- 
kel’scher Diplucoccus als Erreger der 
— 221. — chron. Diplobacillen — 224, 
249. 662. — Klebs-Löffler’sche Ba- 
cillen bei acuter — 672. — Atropin- — 
578. — blennorrhoica a, Blennorrhoe. — 
Drüsenbildung und Cysten bei — ca- 
tarrhalis 705. — contagiosa 707. — crou- 
posa 635. — membranacea, recidiv. 437. 
450. — pseudumembranacea 122. 123. 
284. 349. 543. 635. — pseudomembra- 
nacea chronica mit Entwickelung von 
Rachendiphtherie nach Jequirity 567. 
655. — diphtheritica s. Diphtherie. — 
gutartige, bei Urethralatfectionen 705. 
— follicularis 92 (Anatomie). 705 (und 
Molluscum contagiosum). — Fribjahrs- 
catarrh 218. 847. 508 (Fibrombildung 
am Limbus bei —). 544 (Rollpincette 
bei —). 550 (tarsale Form). 590 (mit 
Hautekzem). 675 (Therapie). 705. — in- 
fectiöse, Classification 121; animalischen 
Ursprungs 369. — purulenta 602 (Stiche- 
lung bei Chemosis). — durch Raupen 
249. — durch Schneeblendung 536. — 
Schwellungscatarrh und sein Erreger 
(Bac. septatus) 180. — Streptokokken- — 
348. — subacuta 151. 249. — tubercu- 
Joen a Tuberculuse. — Tarso-— 515. 
515. — Sozojodol gegen — 402. — Py- 
rozon bei — 570. — Therapie 560. 635 
(Alaun). 
Conservirung von Präparaten s. Ana- 
tomie. 


Contactglas 247. 
Contrast, 


simultaner 471. Ee 


nungen 694. 





| 


traumatica. — über — bulbi 97*. 721. 
— Glaucom durch — 442, — Irido- 
dialyse und Linsenkapselabhebung durch 
— 147. — Sehnervenzerreissung bei — 
bulbi 208. — Commotio retinae durch — 
8. Ret.; chorioideae 440. 


Convex-Gläser, Beseitigung glaucomatöser 


Prodromalerscheinungen durch — 274. 


Corectopie 443. 
Cornea, Literatur 7107. — angeborene Ver- 


änderung 345. — erworbener Astigma- 
tismus der — 247. 576 (durch nicht per- 
forirende Wunden). — Astigmatismus 
der — 251. 513. — Brechungsweith der 
— des Neugeborenen 691. — Brichungs- 
index 694. — neugebildete Blutgefässe 
der — 492. — Blutcirculation in der —, 
Sichtbarkeit 646. — Colloiddegeneration 
der — s. d. — Descemetis s. d. — 
Durchblutung der — 192. — Durch- 
sichtigkeit der — nach Galvanokaustik 
433. — Erkrankung der — bei Anilin. 
färbern 614. — Entzündung s. Keratitis- 
— Entzündungstheorie, moderne, an der 
— 223. — multiple Kiterherde in der — 
625. — Epithel, Regeneration des — bei 
Wunden 188. — Xerose des — -Epithels 
707. — Einfluss des Morphins auf die 
Degeneration des — -Epitliels 428. — 
Ernährung der — 512. — Erosio der —, 
Bebandlung 653. — Faltungstrübungen 
der — 29. 183. — Fremdkörper in der 
-, Iritis nach — 370. — Geschwiir s, 
Ulcus. — die Geschwülste der — 577. 
631. — Galvanokaustik s. d. — Granu- 
lom der — 631. — Zerstörung durch 
Diphtherie s. d. — über Läsionen der — 
614. — Herpes corneae s. d. — unge- 
wöhnliches Infiltrat 435. — bei Caisson- 
krankheit 452. — Keloid der — 549. — 
Limbus s. d. — Meridian der —. Be- 
stimmung d. Declination 629. — Nerven 
der — nach Golgi 533. — Reflex wäh- 
rend der Chioroformnarkose 687. — Re- 
flexbild zur Jocalisation intraocularer 
Trübungen 690. — Ketentionscyste in 
der — beim Hühnchen 353*. — Prä- 
eipitate der — bei Iritis mit bleibenden 
Veränderungen 543. — Umklappung eines 
Lappeus der — bei intravcularen Ope- 


rationen 275. — vollständige Exposition 
der — durch Ectropium, 10 Jahre lang 
638. — Krümmungsradius der — in Be- 


zug zur Gesammitrefraction 533; Ver- 
änderung des — 6892. — photographisch- 
ophthalmometrische Untersuchungen über 
die Refraction der — 284. — Staphylom, 
angeboren 853*. — Streifentrübungen 
29. 183. 709. — felderförmige Trübungen 
30. — Trübungen 124 (nach Aethylen- 
chloridnarkose). 406 (Sozojodol bei —). 
570 (seltene); bandtörmige 409. 416; 
bei Malaria 585; angeborene 447. 580. 


Sachregiater. 


609; s. a. Tatowirung. — Tuberculose 
der — s. d. — Glaucom nach Verletzung 
der — bei Hämophilie 408. — Conjunc- 
tivalnabt bei Wunden der — 515. 
Gefahren von — -Wunden bei Trachom 
105. — Vereinigung von Wunden der 
— beim Kaninchen 435. — focale Be- 
SE Lupen und Mikroskope der — 
631. — Ulcus s.d. — Verbrennung der 
— s.d. — Xerose s.d. 
Corneo-scleral-Grenze s. Limbus. 
Corpus ciliare s. Ciliarkörper. 
Corpus mammillare des Menschen 529. 
Corpus vitreum s. Glaskörper. 
Crede’sche Einträufelung s. Blenn. 
Curettage s. Ulcus corneae. . 
Cyclitis beim Affen nach Einimpfung von 
Spirochaeten 111*. 460. 584. — acute, 
einseitige, reine 248. — traumatische 
437. — s. a. Irido- —. 
Cyclopen-Auge 427. 


Cylindergläser, Axenbezeichnung 228. 


— s. a. Instrumente b. 

Cyste(n) der Cunjunctiva 705. des 
Ciliarkörpers s. d. — der Krause’schen | 
Drüsen 510. — Dermoid- — s. d. — epi- 
bulbäre 121. — seröse — der Solera 250. 
— d. Uebergangsfalte 345. — Schleim- — 
der Siebbeingegend 165*. — des Lides 
s.d. — der Urbita s.d. — intracorneale 
Retentions- — 358*. — der Iris s. d. 

Cysticercus subconjunctivalis bulbi 125. 
459. — subretinalis, erfolgreiche Ope- 
ration 288. — intra»cularer 720. — mon- 
struöser — im Glaskörper 676. 

Cystische Erweiterung von Knochen- 
höhlen am Eingange der Orbita 161*. 

Cystoide Bildung in der Bindehaut 510. 


Dacryoadenitis s. Thränendrüse. 
Dacryocystitis s. Thränensack. 
Dacryops 431. 439. 
Daviel’scherSchnitt s. Cataractoperation. 
Dermatitis, maligne, an den Lidern 699. 
Dermoid-Cyste der Orbita 286. 
Descemetis, Entwickelung der — 692. 
Descemetitis, Aetiologie 570. 
Desinfection s. a. Sterilisirung. — des 
Lidrandes u. Bindehautsackes 220. 443. 
507. 

Deviation, conjugirte, linksseitige perio- 
dische 459. 

Diabetes mellitus — Refractionsände- 
rung bei — 452. 538 (wechselnd mit 
der Zuckerausscheidung). — bei Base- 
dow’scher Krankheit s. d. Augen- 
befurd bei — 724. 

Diagnostik der Selıstörungen u. Simu- 

. lation s. d. — topische — der Gehirn- 
erkrankungen 459. 589. — der Stirn- 
lappengeschwülste 681. 

Diagnostisch, der centrale Sehapparat 
in — er Beziehung 96. 


XIII 


Dioptrik des Auges 694. — s. a. Optik. 
Diphtherie, Literatur 704. — der Con- 
junctiva, Diagnose, Seram-Behandlung 
875. 451. 563. 628. 685. 661. 679. — 
Hornhautzerstörung durch —, locale 
Seram-Behandlung 373. — diphtherische 
Natur der croupdsen Conjunctivitis 635. 

— Streptukokken-— der Conjunctiva 418, 

| — Bacillen. Differentialdiagnose 666. — 
Augenmuskellähmung nach — 215. 684. 

| — Accommodatienslähmung nach — s. d. 

| — die postdiphtherischen Augenerkran- 

| kungen 634. — rohes Petroleum gegen 
— 370. — des Rachens nach Jequirit- 
|  bebandlung einer chronischen Conjunc- 

| _ tivitis pseadomembranacea 567. 655. 
Diplobacillen u. -kokken s. Bacillen. 
Diplopie s. Doppeltsehen. 

| Discision, fiber die — 63. 541. (Schicht- 

| star). — s. a. Cataractoperation, Instru- 

| mente a). 

Dissimulation von Augenleiden 389. 

Distichigsis-Operation 315. 

Divergenz, Lähnung der — 8*. 

Doppelempfindung des Geschmacks- 
u. Gesichtssinns 346. 

Doppeltsehen, physiologisches u. hyste- 
risches — 220. 507. — monoculares —. 
durch Prismen erzeugt 519. 687. 
monoculäres — ohne physikalische Grund- 
lage 611. — monoculares, bds. 427. 

PEAU PANEN des Auges, Bestimmung der 
— 571 

Druck, Erhöhung des intracraniellen u. 
intraocularen —es 414. — Massage bei 
— -Erhöhung 4538. — Luft s. Caisson, 
— Messung des Auges 455. — physi- 

|  kalische Studien über Augen — u. Span- 

| nung 507. — weisser — auf schwarzen 
Papier 542. 

Driisen, Cysten in den Krause’schen — 
510. — in der Conjunctiva 93. 705. — 
Secret der Lid-— 694. — Meibom’sche 
s. M. — Carcinom s. Adeno- —. 

Dura mater, Epitheliom der — 376. 

Durchblutung der Hornhaut 192. 











Echinococcus retrobulbaris 124. — intra- 
ocularis 720. — orbitae 461. 532 (mit 
Papillitis). 581. 

Eclampsie s. Schwangerschaft. 

Ectopia lentis, congenitale hereditäre 
113. — 664. — mit Aniridie u. Glaucom 
114. — operative Behandlung 415. — 
Erblindung, Heilung 436. 

Ectopia pupillae 464. 

Ectropium, Pathologie des — sarcoma- 
tosum 28. — Operation 287. 346. 516 
(autoplastische, nach Enucleation). 697 
(Thiersch). — operative Behandlung des 
Narben- — 417. 544 (des Oberlides). 633. 
— senile, Behandlung 420. — beider 

| Lider 616. — vollständige Exposition 


Xiv 


. des Cornea durch — während 10 Jahre, 
- ohne Destruction des Bulbus 638. — s. a. 
* Blepharoplastik.. 

Eczematöse Augenentzündungen, Aetio- 
logie 414. 

Eisen, Netzhautdegeneration durch —- 

. Splitter 181. — eingekapselt im Glas- 

. körper 437. im Ciliarkörper 382 

- u. 434 (Roéntgenstr.). — in der Linse 

. 452 (Réntgenstr.). — s. a. Maget. 
Röntgenstrahlen. Stahl. 

Eisenbahnbeamte, Sehschärfe der — 
815. 591 u. 622 (Preussen). 337. 340 
(wiederholte Untersuchungen). 341 (Eng- 
land). 341 (Notirungszettel). 519 (rasche 
Prüfung). — Untersuchungen 447. 448. 
454. — Farbenstiftprobe 622. — Aerzte 
836. 339. — Züge, Beleuchtung 340. — 
Dissimulation 339. — Alkoholmissbrauch 

- 840. — s. a. Farbension, -blindheit. 
lastische Fasern in der Sclera, der La- 
mina oribrosa u. im Sehnerven 408. 532. 
663. — s. Gewebe in den Lidern 530. 
— im Auge 619. 

Zlectrische(s) Licht, Wirkung aufs Auge 
218. 454. 561 (Kurzschluss). 577. 721. 
—r Strom, Retinitis durch den — 345. 

. — Wirkung des auf- und absteigenden 
— Stromes auf das Gesichtsfeld 526. 

Electrode s. Instrumente a). 

Eectrolyse bei Netzhautablösung 382. 

: — bei Trachom 534. — bei Xanthelasma 
547. — bei Angiomen u. Hämatomen 
574. bei Scleritis 709. 

Electromagnet s. Magnet. 

Electrotherapie bei Augenmuskelläh- 
mungen 635. 

Elephantiasis des Lides 125. 684 (u. 
Pseudo- —). 

Embolie der Centralarterie 52 (nach nor- 
malem Wochenbett). 352 (Ast- —). 448. 
454. 625 (doppelseitige). 635 (mit Ge- 
sichtsfeldrest). 722 (besondere). 724 (par- 
tialis). — der Maculararterien 547. — 
der Art. cerebral. post. rami tertii 585. 
— metastatische s. M. Netzhaut- 
ablésung durch embolische Infection 382. 

Emmetropie, Ursachen der — 559. 560. 

Emphysem, Lid s. d 

Empyem s. Sinus. 

Encephalocele s. Meningo- —. 

Enchondrom, intraoculares 451. 714. 

Endarteritis s. Gefässerkrankung. 

Endocarditis, metastatische Chorioiditis 
bei —, Exenteratio bulbi, Tod durch 
Septicämie 533. 

Endotheliom der Chorioidea 609. 

Eindovenös s. Intravenös. 

Energieumsatz in der Retina 587. 

Enophthalmus mit intermittirendem Ex- 
ophthalmus 460. 642.673. — Pathogenese 
des — traumaticus 590. 703. — trau- 
maticus 633. 

Entoptisches Sehen der Papille 458. 


a rr ln a e a o ie 


Sachregister. 


Entozoén s. Parasiten. 

Entropion-Operation 299. 381. 446. 578. 
585. 698. — Operation des narbigen — 
579. — als Heilungshinderniss bei Ca- 
taractoperation 421. — s. a. Blepharo- 
plastik. 

Entwickelung(s)-Störung der Linse 431. 

des Glaskörpers, atypische 435. — 
Geschichte der Descemetis, Linse s. d. 

Entzündung(s), naturwissenschaftliche 
Grundlage der modernen — - Theorie 2283. 

Enucleation 690. — Indicationen 442. 
550. — bei florider Panophthalmie 546. 
— Meningitis nach — s.d. — Einlegen 
von Seidenknäueln nach der — 369; von 


Schwämmen 515. — mit beweglicher 
Prothese 689. — sympathische Ophthal- 
mie nach — 8. d. — gegen sympath. 


Ophth. 598. 599. 
Epibulbäre epitheliale Geschwulst 517. 
— Geschwiilste 121. 703. 
Epicanthus, angeboren 452. 
Epilation s. Nadel 690. 
Epilepsie, Augenstörungen bei — 728. 
724 


Epileptiforme Anfälle durch Accommo- 
dationskrampf 380. 

Epiphora s. Thranen. 

Epithel der Cornea s. d. — Colloid im 
Corneal- — 681. — Pigment s. d. 

Epitheliom(a) s. Carcinom. — conta- 
giosum s. Molluscum. | 

Erb’sohe Krankheit, Augensymptome 
bei — 677. 681. 

Erblichkeit s. Heredität. 

Erblindung in Argentinien 169.* — cen- 
trale, bds., durch metastatische Abscesse 
in beiden Occipitallappen 626. 652. — 
corticale u. Seelen-— 651. — durch 
Chinin s. d. — durch Hysterie s. d. — 
durch Urämie s. d. — während Schwanger- 
schaft, Geburt u. Wochenbett a d — 
nach Schädelverletzung 434. 438. 536 
(Histologie). — durch Orbitalverletzung 

. 662. — durch Blutung in die Sebnerven- 
scheide 544. — traumatische, Heilun 
720. — bei Hämophilie s. d. — dure 
retrobulbäre Opticusbeschädigung s. d. 
— psychologische Bemerkungen bei to- 
taler angeborener — 695. — Röntgen- 
strahlen bei — s. d. 

Ermüdbarkeit des Gesichtsfeldes bei 
Gesunden 620. 

Ermüdungis)-Erscheinungen der Augen 
533. 559 (Ursache). 694. 719. — 8. a. 
Anstrengung, Asthenopie. 

Ernte, ulcus serpens zur — -Zeit 581. 

Erosio corneae, Behandlung 653. 

Erwerbsfähigkeit, Berechnung der — 
bei Sehstörungen s. Unfallsbeschädi- 
gungen. 

Erythropsie 181. 573. 575. 

Eserin s. a. Pilocarpin. 


_ Ethmoid s. Sinus ethm. 


Sachregister. 


Eucain 182. 631. 690. — B. 191. 691. 

Euphthalmin, iiber 346. 644.: 

Evisceratio s. Exenteratio. 

Exenteratio bulbi 532. 689. — sympa- 
thische Ophthalmie nach — (Mules’ 
Operation). 483. 439. — Sarcom am — ns- 
Stumpf 417. — mit Mules’ Operation 
444, 586. 550. 684 (Ausstossung der 

‘ Glaskugel). 689. — Meningitis nach — 

bei Panophthalmitis 531. — bei Chorioi- 
ditis metastatica, Tod durch Septicämie 
533. 

Exophthalmus, Literatur 702. — inter- 
mittirender 412; mit knophthalmus s. d. 
— willkürlicher 429. — mit Hemianopie 
316.— durch Keilbeinempyem 539. — beim 


Bücken oder Zusammendrücken der Ju- | 


gularis 433. - pulsirender — 450. 529 
(durch Orbitalgeschwulst). 570. 583 
(Kupfverletzung). 665. (traumat.). 703. 
‘— durch Sarcom der Dura mater 450. 
— geheilt durch Operation 649. 

Exostose der Orbita 451. 654. 679 (doppel- 
seitig). — des Oberkiefers 567. 

Extractum suprarenale haemosta- 
ticum s. Nebenniere. 


Facialis u. Thränenabsonderung 87. 590. 
— einseitiges Weinen bei -Parese 419. 
— Lähmung beiderseits, angeborene 219. 
— Lähmung, einseitige, angeborene 875 
(mit Abducenslähmung). — Läbmung, 
bilaterale mit Taubheit u. Hornhautulce- 
ration 484. — Lähmung, traumatische 
mit Abducenslähmung 565. — klonischer 
— Spasmus, Aetiologie, Therapie 682. 

Faden-Pilze s. d. 

Faltungstribungen der Hornhaut 29. 
183. 

Familienübel, Catacta congenita als — 

8. d. — Cataracta juvenilis als — s. d. 

Ectopia lentis als — s. E. — Opti- 
cusatrophie s. d. 

Faravelli, Nachruf auf — 526. 

Farben, stereoskopische — Fusion 370. 
— System 695. — Erscheinung, inte- 
ressante 574. subjective 598. im 
Netzhautcentrum 638. — Theorie 571. 
Mischung auf der rotirenden Scheibe 585. 
693. — Abhängigkeit der — von der 
absoluten Intensität 694. 

Farbenblindheit 694. 695. Kate- 
gorien der — 434. — u..ihre Diagnose 
335. 680. — Untersuchung auf — bei 
Eisenbahnbeamten 454. — Verhütung 
der — durch Uebung 562. — Farben- 
stiftprobe 622. — in der englischen 
Marine 597. — der Netzhautperipherie 
694. — Blaublindheit 695. 

Farbenempfindung im Netzhautcen- 
trum u. in der Peripherie 58. 694. 695. 
— u. Geschmacksempfindung 346. — 





AN 


| Theorie 587. — der verschiedenen Farben 


694, — Psychophysik 467. 478. — in 
der ersten Kindheit 694. — Gesetz der 
Zeit in der — 530. - 

Farbensinn, die Pathologie des — 335. 
589. 694. 695. — quantitative Messung 
des — 388. 694. — individuelle Ver- 
schiedenheiten des — zwischen den 
Augen eines Beobachters 587. — Prü- 
fungen bei Eisenbahn u. Marine s. d. 

Farbenzerstreuung 570. 

Farbensertrennung im nicht achroma- 
tischen Auge 574. 

Farbige(r) — Wahl — Brillengläser 122. — 
über — u. farblose Gläser 182. — Sehen 
— Flecke als subjective Gesichtsempfin- 
dungen 693. — Licht, Wirkung et die 
Retina 694. 

Favus des Augenlides 845. 

Fett-Ansammlung in der Vorderkammer 
416. 

i Fibro-Myom der Orbita 531. — Sarcom 
der Sclera 571. 

Fibrom-Bildung am Limbus corneae bei 
Frühjahrscatarrh 508. 

Filaria loa am Auge 433. 

Filtration des Vorderkammerwassers s. d. 

Flimmerscotom, das sichelförmige — 
Listings 29. 

Follikularentzündung der Bindehaut 
8. Conjunctivitis foll. 

Formaldehyd u. Formalin, in der 
Augenheilkunde 602. — als Desinficiens 
443. — gegen Trachom 149. — gegen 
Blepharitis‘u. Keratitis 634. — zur Con- 
servirung von Präparaten 374. 432. 

Fowler’sche Lösung a Arsen. 

Fränkel’scher Diplococcus s. Bacillen. 

Frankfurt, Trachom in — s. d. 

Fremdkörper, Literatur 720. — der 
Hornhaut, Iritis nach — 370. — der 
Orbita s. d. — in der Linse 440. — in 
der Pupille 436. — Localisation durch 
Gesichtstelddefect 453; durch Réntgen- 
strahlen s. d. — Atrophie auf beiden 

Augen durch — 425. 720. — 8 Monate 


im Conjunctivalsack 646. — Granulome 
der Conjanctiva durch — 529. — zwi- 
schen Conjunctiva u. Sclera, 8 Jahre 
(Nagelkopf) 553. — im Thränencanal 
699. — s. a. Magnet, Siderosis, Eisen, 
Stahl, Glas, Holz, Schrot, Kupfer, Ziind- 
hütchen, Gras, Pulver. 

Friedreich’s Ataxie, Auge bei — 544. 
590. 

Frühjahrscatarrh s. Conjunctivitis. 

Functionelle Beziehungen beider Augen 
515. — Augenmuskellahmung 623. 683. 

Functionsprüfung des Auges. — u. 
Allgemeindiagnostik 32. 

Functionsstörungen des Sehapparates 
177. 

Furuculose der Lippe u. Nase, Netz- 
hautablösung bei — 682. 


XVI Sachregister. 


Gajacol gegen Trachom 704. 


Ligatur der — 722, 
Gallicin 384. Ä 
Galvanische Gesichtsempfindungen 694. 
Galvanocaustik, bei Keratoconus s. d. 


— bei Ulcus cornea 628. — u. sympa- 
tische Ophthalmie 369. — Durchsichtig- 
keit der Cornea nach — 433. — zur 


Beseitigung lästiger Haare (Glühnadel) 
617. 642. 

Ganglienzellen der Iris 220. — Zwil- 
lings — der Retina 508. 600. 

Ganglion — Wirkung der Exstirpation 
des -Gasseri pach Ausreissung des — 
cervicale supremum 528. — cervicale, 
Resection des —, s. Sympathicus. — 
Gasseri s. Keratitis neuroparalytica. 

Gasbeleuchtung u. Trachom 381. 

Geburt, RecidiveeinerNetzhauteinreissung 
u. -Blutung bei — 572. — Amblyopie 
u. Amaurose bei Gebärenden 622. 

Gefässe, der Choriocapillaris 671. — Ar- 
teriae recurrentes chorioideae 671. — 
Wirkung des Atropins auf die — 530. 
— der Cornea s. d. — cilioretinale 692. 
— zur Kenntniss der Circulationsstörun- 
gen in den Netzhaut- 413. — angeborene 
Schlängelung der Netzhaut — (?) 511. 
545 (korkzieherartig, bei 2 Geschwistern). 
— Varicen der Vena ophthalmica 246. 
— isolirte Netzhautvenen-Abhebung 548. 
— Störungen des Mechanismus der — 
583. — Bildung im Glaskörper 715. — 
G.-ähnliche Streifen der Netzhaut 440. 
537. — traumat. Ruptur der Vena tem- 
oralis retiae 542. — aneurysmaartige 
Eegen der Netzhautarterien 553. 
— s.a. Embolie, Thrombose, Aneurysma, 
Vasumotor. 

Gefässerkrankungen der Netzhaut- 
venen mit Glaskörperblutung 173. 626. 
— Endarteritis der Netzhautgefasse 572. 
— eigenthümliche, sämmtlicher Netz- 
hautblutadern 206. — der Netzhaut durch 


eege Ee ee ee 


Gicht 608. — Embolie, Thrombose, Aneu- ; 


rysina, Vasomotur. s. d. ee 
Gehirn (s. a Pons, Gross-, Kleinhirn, 
Sebhigel). — Abscess nach Catbeterisa- 


tion 547. — Anatomie 599. — Bild, 
sichtbares 693. — Epitheliom 376. — 
Gliow im Stirnlappen 651. — Blutung 
mit Sehnervenscheiden-Blutung o44. — 
Ursprung einiger -Nerven 52%, — Func- 
tionen, Localisation der — 31. — Loca- 


lisation 459. 651. 726, — topische Diag- 
Dostik der -Erkrankungen 589. — gum- 
mise Retinitis als Vorbute von -Syphilis 
539. — Syphilis des — mit Augenstö- 
rungen 250. — Sehcentrum 652. — 
Seelenblindheit 651. — Geschwilste, 
Papillitis bei — s. Stauungspapille. 
Gehoris)-Hallueinationen mit partieller 
Hemianopsie 544. — s. a Acusticus. 





| 


| Geistesstörung nach graduirter Tenoto- 
enblase, Augenveränderungen nach | 


mie 381. — Pupillenverengerung bei — 
657. — nach Augenverletzungen 619. — 
bei Refractionsanomalie 655. 

Geistige Vorgänge, Localisation der — 31. 

Gelbe Salbe 690. 

Gelenkrheumatismus s. Polyarthritis. 

Geographie des Trachoms s. d. — der 
Augenkrankheiten s. Japan, Ungarn, Ar- 
gentinien, Afrika, Tropische, Orient, Cali- 
fornien. 

Geschichte — des Trachoms s. d. — der 
Augenheilkunde in Baltimore 653. — 
B. D. Mauchart 836. — der Cataract- 
operation 571 (Holland). — Inkunabel 
des Benvenuto Grafeo 521. — der künst- 
lichen Cataracterzcugurgen 534. 

Geschlechtsorgane u. Auge, s. Uterus, 
Menstruation, Schwangerschaft, Geburt, 
Puerperium, Castration, Ovariotumie, — 
Opticusatrophie nach geschlechtlichen 
Ausschweifungen 718. 

Geschmacks-Photismen 846. 693. 

Geschwülste, intraoculäre, combinirt mit 
Phthisis bulbi 415. — Pseudo s. d. — 
über einige — 417. 543. — epibulbäre 
— s.d. — maligne der Orbita, operirt, 
Recidiv, Spontanheilung 536. — maligne 
der Orbita 538. — Casuistik 638. — der 
Carukel, Chorioidea, Conjunctiva, Cornea, 
des Ciliarkörpers, der Iris, Uvea, Dura 
mater, Hypophysis, Medulla oblongata, 
des Gehirns, Kleinhirns, Sehhügels, Stirn- 
lappens, Lides, der Orbita, Retina, Ma- 
cula lutea, Sclera, Thränendrüse, des 
Thränensackes, Oberkiefers 8. d. — s. a. 
Angiom, Cavernom, Carcinom, Adeno- 
carcinom, Chlorom, Cyste, Dermoid, En- 
dotheliom, Enchondose, Exostose, Fibrom, 
Fibromyom, Fibrosarcom, Gliom, Neu- 
roépitheliom, Granulom, Hauthorn, Ke- 
loid, Lipom, Meniugvéncephalocele, Nae- 
vus, Neurom, Papillom, Peritheliom, 
Sarcom. 


Gesellschaften, Vereine und Coungresse. 


— 26. Vers. d. ophth. Ges. in Heidelberg 
406. — Berliner medic. Ges. 211. — 
Berliner physiol. Ges. 216. — 69. Vers. 
deutsch. Naturforscher u. Aerzte in Braun- 
schweig 159. — bivlug. Abtheilg. des 
ärztl. Vereins Hamburg 417. — ärztl. 
Verein in Nürnberg 419. — allgem. ärztl. 
Ver. in Köln 418. — physik.-med. Ges. 
zu Würzburg 419. — med. Abtheilg. d. 
schles. (zes. f. vaterl. Cultur, Breslau 
417. — Stuttgarter ärztlicher Verein 216, 
— Ver. St, Petersb. Aerzte 454. — 
VI. Congress d. russ. Aerzte in Kiew 
(ophth. Sect.) 405. — Ges. prakt. Aerzte 
in liga 453. — Moskauer ophth. Cirkel 
459. — Budapester kgl. Ges. der Aerzte 


152. — XII. internat. med. Congress in 
Moskau 159. 186. 309. — 2, internat. 


Conterenz über Eisenbahn- u. Schitts- 


a U u = 


Sachregister. 


hygiene, Briissel 336. — ophthalm. Soc. | 


of the United Kingdom 430. 438, — 
Brit. med. Assoc. Sect. of Opbth. 449. 
— College of phys. of Philadelphia, 
ophth. Section 439. — Ophtalm. Sect. 
uf the Americ. med. Assoc. 442. 
‘Americ. Ophth.; Soc. 450. — Société 
belge d’opth. in Briissel 121. 244. 426. 
— Soc. d’opth. de Paris 151. 419. — 
Nederl. oogheelkundig Geselschap 569. 
512. 573. 576. 

Gesichtsbilder im Traum 695. 

Gesichtsempfindungen, Psychophysik 
der — 4164. 694. — das Sehen farbiger 
Flecke als subjective — 693. — subjec- 
tive 694. — galvanische 694. — neue 
Theorie der — 695. 

Gesichtsfeld, haploskopische Priifung d. 
binocularen — 673. — Beschränkung bei 
Oculomotoriuslahmung 880. — cerebrales 
— 522. 698. — bei Schielenden 411. — 
Continuität des — 249. — linkscitiger 
— -Defect des rechten Auges 624. — 
homonymer — - Defect bei Aphasie 725. 
— Defect zur Fremdkörperlocalisation 
453. — Demonstration s. Instrumente b, 
— Einengung bei traumatischer Neurose 
und Neurasthenie 636. — Ermüdbarkeit 
des — bei Gesunden 620. — Peripherie 
bei Intoxicationsamblyopie 308. — Unter- 
suchung, Bedeutung für die Allgemein- 
diagnose 618. — Wirkung des electri- 
schen Stromes auf das — 526. — 623. 
122. — s. &. Hemianopie. 

MERURONSNEDNSER der Augen inSchulen 
8 


Gewerbe-Erkrankung s. Anilin. 

Gicht, Augenerkrankungen bei — 278. 
647. 123. 725. — Glaucom durch — 
549. 716. — Veränderungen der Netz- 
bautgefässe, der Netzhaut u. des Opticus 
durch — 608. 

Glandula pituitaria s. Hypophysis. 

Glas s. a. Brillen, Instrumente b. — Stück 
in der Orbita 566. 

Glaskorper, Literatur 715. — Zusammen- 
setzung des —(s), Transplantation bei 
Netzhautablösung 518. — Transplantat. 
bei Netzbautablösung 8318. 518. 677. — 
Blutung 715; juvenile 173. 422. 626 (mit 
Venenerkrankung); spontane 435; wäh- 
rend der Menstruation 539; Reste 572; 
bei Apoplexie, geheilt 572. — Absorption 
von Blut im — 520. — Blutgefässbildung 
im — 715. — Einfluss der Innervation 
und Circulation auf die Kesorption von 
Blut aus dem — 372. — Eisen im — 
437 (eingekapselt). — blauwei:sse Mem- 
bran im — 572. — Kupfer iin —, 7 Jahre, 
eingckapselt 607. — Entstehuny u. Natur 
des — 620. — fötales Gewebe im — 377. 
— Entwickelung, atypische 435. 
Fadenpilze im — nach Verletzung 416. 


| 


| 


EE ee ee EE EE AE 


XVII 


Trübungen 462; angeborene 609; Koch- 


salzinjectionen gegen — 635. — Vor- 
fall bei Cataractoperation s. d. 
Glaucom, Literatur 715. — Aetiologie, 


Pathogenese u. allgemeine Therapie 151. 
319. 349. 383. 543. 546. 550. 679. 715. 
— Entstehung und Verlauf des prodro- 
malen und acuten — - Anfalles 284. — 
verminderte Secretion als ätiologischer 
Factor des — 534. — über das atypische 
— 318. — patholog. Anatomie 408. — 
Prognose 716. durch Circulations- 
störungen im Auge 250. 660. 716 (fuu- 
droyante). — durch Gicht und Rheuma- 
tisınus 549. 716. — bei Aniridie u. Ec- 


topia lentis 114. — bei Linsenluxation 
408 (u. Hämophilie). 716. — bei Retinitis 
pigmentosa 116. — seltenere — -Fälle 


und Wirkung der Accommodation beim 
— 408. — nach Cataractoperation 539. 
716. — primäres, im Orient 252. 349. — 
hamorrhagisches 350. 379. 530 (Thromb. 
d. Centralvene). 552 (Retin. hamorrh.- 
pathol. Anatomie). 716. — traumatisches 
442. — sympathisches 682. — Pseudo 
716. — secundarium 305 u. 552 (Reti- 
nitis häm.). 445 u. 551 (Tridocyclitisreste; 
Uveïtis). — absolutum durch Tuberculose 
508. — durch Nasenpolypen 379. — bei 
Pneumonie 576. — Behandlung mit Pilo- 
carpin 184. 345; allgemeine 444. —. 
Massage bei — 453. — Prodromaler- 
scheinungen, durch Convexgläser besci- 
tigt 274. — Netzhautblutung nach — 
-Operation 716. — Wirkungsweise der 
Iridectomie 349, 383. — Iridectomie s. d. 
— Iriswinkelincision s. d. — Myotomie, 
intraoculare gegen — acutum 545. 
Sclerotomie s. d. — 8.8. Druck, Hydro- 
phthalmas. 

Gliom s. a. Ncuroöpitheliom. — über — 
und Pseudogliom der Netzhaut z11. — 
über Netzhaut — 541. 543. 717. 
Pseudo — nach Meningitis 436. 
Pscudo — 437. — im Stirnlappen 681. 

Glühnadel s. Galvanocaustik. 

Glycosurie s. Diabetes. 

Gonorrhöe s. Blennorrhöe. — Iritis gon. 
578. 

Graefe-Preis 406. 


Granulom der Conjunctiva 529. — der 
Cornea 631, 

Granulosa s. Trachom. 

Grapheus, Benvenuto 521. 

Grasihre, Zerstérnng des Auges durch — 
598. 

Gravidität s. Schwangerschaft. 

Greeff 381. 

Grosshirn, Verbindung zwischen — und 
Oculomotoriuskern bei Vögeln 606. 

Gumma s. Syphilis. 

Gummi-Instrumente bei Trachom 585. 


— Folgen von — -Verletzungen 715. — | Gyrus angularis als Schcentrum 652. 


II 


XVIII 


Haematom s. Hacmophilie. — der Orbita, | 


Electrolyse 574. 

Haemophilie, wiederboltes orbito-pal- 
pebrales Hämatom bei — 251. — Glau- 
com bei — 408. — spontaner Häm:ph- 
thalmus bei hereditärer — 725. — Er- 
blindung durch extra- und intraoculare 
Blutungen bei — 725. 

Hagelkorn 94. 

Harn s. Urin. 

Hausarzt und Ophtbalm.logie 643. 

Haut — Horn des Lides 562. — Eczem 
u. Frühjahrcatarrh 590. — s. a. Trans- 
plantation, Dermatitis. 

Heer s. Armee. 

Helligkeit(s)-Gleichung, Abhängigkeit 
der — 694. — s. a. Beleuchtung. 

Helmholtz H., Rede auf — 244. 

Hemeralopie s. Nachtblindheit. 

Hemianopie, indiagnostischer Beziehung 
96. — doppelseitige homonyme 512. — 
homonyme linksseitige 459. — beider- 
seitige, mit Erhaltung eines kleinen cen- 
tralen Gesichtsfeldes 275. binasale 
725. — bei Exopbthalmus 316. — bei 
Acromegalie 523. — bei Urämie 224. — 
bei puerperaler Amaurose 622. — par- 
tielle mit Gehörshallucinationen 544. — 
bei Embol. art. cerebr. poster. rami tertii 
585. — bei Hemiplepie 589. — s. a. Ge 
sichtsfeld. — 693. 722. 724. 

Hemiatrophia facialis 124. 

Hemiopische Pupillarreaction 624. 

Hemiplegie, Hemianopie bei — s.d. — 
722. — nach Orbitalwunde 722. 

Hereditäre Syphilis s. d. — Macula- 
erkrankung eh — Ataxie s.d. — Seh- 
nervenatrophie 578. 604. — angeborene 
Ophthalmoplegie 602. — s. a. angebcrene. 
— Augenerkrankung 724. 

Heredität, bei Ectopia lentis s. E. — bei 
Cataracta congenita s. d. — bei Cata- 
racta juvenilis s. d. — der Myopie s.d. 
— des Anophthalmus operatus u. a. Ge- 
brechen beim Kaninchen 569. 

Herpes ophthalmicus bei Malaria 585. 


— corneae 708. — kurz nach Starope- 
ration 712. 

Herpes zoster, Trophoneurosis ocnli nach 
— 287. 


Heterophorie s. Schielen. 

Hinterhaupt s. Occipital. 

Hirn s. Gehirn. 

Histologie s. Anatomie. 

Hitze, strahlende, in der Augentherapie 
682. 

Höhenablenkung des Auges, Torticollis 
513. 

Holland, Augenheilkunde in — 568, 

Holmgren, Nachruf auf — 313. 

Holo:ain 54. 55. 85. 247. 248. 515. 516. 
615. 635. 641. 655. 690. — schädliche 
Wirkung des — 272. — u. Cocain 519. 


| 


Holz in der Linse (?) 440. — in der Or- | 


Sachregister. 


bita 460. 580. — 8 Monate im Conjanc- 
tivalsack 646. 

Horn, Haut — des Lides 562. 

Hornhaut s. Cornea. 

Hühnchen, intracorneale Retentionscyste 
beim — 358*, 

Hülfsmittel für den oculistischen Unter- 
richt 218. 

Humor aqueus, veränderte Zusammen- 
setzung des — nach Entleerung der 
Vorderkammer 60. Filtration und 
Secretion des — s. Vorderkammer. 
s. a. Vorderkammerwasser. 

Hund, angeborene Veränderung d. Cornea 
und Sclera beim — 345. — Netzhaut- 
ablésung beim — 719. 

Hunger s. Missernte. 

Hutchinson’sche Zähne 177. — Verän- 
derung des Augenhintergrundes 221. 577. 

Hydatiden s. Ecchinococcus. 

Hyperbolische Gläser s. Instrumente b. 

Hydrargyrum s. Quecksilber. 


Bu s. Instrumente b. — Be- 
rechnung der Planconvexlinse des — 346. 
Hydrophthalmus, Incision des Iris- 


winkels nach de Vincentiis bei — 531. 
— Operabilität des Buphthalmus 533. 
— secundärer — bei Rankenneurom der 
Orbita 591. 

Hydrophthalmus congenitus 716. 
— anatomischer Befund bei — 415. 506. 
— mit Lenticonus posterior 506. — sel- 
tener 582. 

Hygiene s. Gcsundheitspflege. 

Hyperästhesie dcr Netzhaut, starke 610. 

Hyperphorie, Studie über — 446. 

Hypophysis bei Acromegalie 523. — 
Geschwulst der Meningen in der — 
-Gegend 543. — Diagnose der — Tumoren 
604. — Ptosis bei — Lipom 605. 

Hypopyon, Keratitis, Kochsalzinjectionen 
bei — 489. — Geschwür, Carbolsäure 
bei — 643. — Keratitis 708. 

Hysterie, Augenstérungen durch — 557. 
621 (Mydriasis), — Amaurose durch — 
455. 515. 618 (Entdeckung). — Amblyo- 
pie u. Sehstörungen durch — 515. 579. 
628. — Augenmuskelstörungen bei — 
317. 527. — Doppeltsehen durch — 220. 
— Macropsie durch — 534. Sch- 
störungen durch — im Kindesalter 216. 
— binoculares Schen bei monocularer 
Amblyopie durch — 371. — Dissociation 
des binecularen Sehens bei — 308. 
Schielen und sonstige Augensymptome 
durch — 608. 646. 651. 675. — doppcl- 
seitige Ptosis bei — 646. 651. 


Jamaica-Ingwer s. Aleokol. 

Japan s. Trachom, Statistik, 

Ichthyol bei Sehnervenatrsphie 457. — 
bei Blepbaritis u. Keratitis 697. 


Sachregister. 


Jequirity gegen Trachom 443. — Rachen- 
diphtherie nach — Behandlung einer 
chronischen Conjunctivitis pseudomem- 
branacea 567. 655. 

Indien, Cataractvperation in — 436. 

Infectiöse Augenkrankheiten in Rom 684. 

Infection, Bekämpfung der — nach intra- 
ocularen Operationen 510. — endogene 
— bei Pneumonie 523. — Augenkrank- 
heiten bei — s. -Krankheiten 688. 

Influenza, Augenerkrankungen durch — 
368. — Lidödem bei — 576. — Kera- 
titis parenchymatosa durch — 623. — 
Kerato-Iritis nach — 634. 

Injectionen, subconjunctivale s. d. — 
intravendse s. d 

Initialsclerose s. Syphilis. 

Instrumente u. Apparate — Literatur 
690. 

a) chirurgische. 
— Sterilisirung 443. — Bleisonden 458. 
— Dauersonden 622. — Hohlsonden 680. 
— Discisionsmesser 243. — Doppelspatel: 
fiir Lidoperationen 183. — zur Enuclea- 
tion 690. — neue Epilationsnadel 690. 
— Keratotom 679. — Franklin’sche 
Augenelectrode 319. — galvanokaustische 
Glühnadel zur Beseitigung lästiger Haare 
617. 642. — am Nadelhalter anzubrin- 
ende Fadenrolle 522. — aus Gummi, 
eim Trachom 535. — Doppelmesser zur 
Lippenschleimhaut-Transplantation 299. 
— Electromagnet 454. — Rollpincette 
beim Frühjahrscatarrh 544. — Pincette 
zur Hebung eines Hornhautlappens 275, 
zur Fixation'bei Lippenschleimhaut-Trans- 
plantation 299. — Pterygiummesser 668. 
— zur Sclerotomie 346. — zur Thranen- 
sackexstirpation 80.” 656. — Tropfglas 
für Blennorrboebehandlung 183. — Dampf- 
schwitzapparat 635. — Schwitzapparat 
653. — Warmedose 635. 

b) physikalisch-optische u. dgl. 
— Demonstrationsapparat für den Strah- 
lengang in der Linse 218, für Gesichts- 
felder 218. — zur Prüfung des Accomo- 
dationsvermögens 570. — Auge, künst- 
liches s. d. — Compimeter 841. — Pris- 
menperimeter 646. — Perimeter für den 
ractischen Arzt 691. — Schema zur 

rillenverordnung bei As 527. — Probier- 
brille 89. — achromatisches Glas fir 
Cataractoperirte 689 — farbige Brillen 
122. 182. — Schutzbrillen 570. — zum 
Cantiren von Augengläsern 436. — Sports- 
brillen 651. — Cylindergläser, Axenbe- 
zeichnung 223. 454. 574 (abgeänderte). 
— hyperbolische Glaser 247. — Hydro- 
diaskop u. Contactglas 247. 346. — peris- 
kopische Linsen 452. — isnmetropische 
Linsen 668. — Clinoscop zur Bestimmung 
des Hornhautmeridians 629. — Phoro- 
meter, zur Prüfung der Augenmuskeln 


546. — Lupe, binoculare 440. 448. — 


XIX 


Lupe, an Stirnband befestigt 559. — 
zur Farbensinnprobe 630. — Signal- 
scheibe zur Untersuchung auf Farben- 
blindheit 454. — Spectralphotometer 587. 
— Farbenstiftprobe 622. — Ophthalmos- 
cop, Modification des Sehloches 440. — 
Ophthalmometer 376. 377 u. 570 (Be- 
leuchtung des) 454. 537 (portabel, Reid). 
— Refractionsmesser 636. — Refracto- 
meter 692. — Astigmatismustafel 417. 
— Scotometer 515. — Skiaskop 379 
(neue Lampe). 417 (Leiter-). 448. — be- 
wegbare Optotypen 572. — Sehproben- 
Beleuchtungsapparat 346. — Sehproben 
86 (für Russland). 210 (Decimalsystem). 
507 (Punktproben). — weisser Druck auf 
schwarzem Hintergrunı 542. — Tafeln 
zur Prüfung der Sehleistung 836. 639. 
— Skioptikon 218. — stereoscopische 
Bilder 619. — zur Messung des Schiel- 
winkels 416. 

Insufficienz des Interni, Behandlung 548. 
— der Augenmuskeln, Nux vomica bei 
— 646. 

Intermittens s. Malaria. 

Intern(us)-Insufficiens der — i, Behande 
lung 543. 

Intoxication(s)-Amblyopie, über — 
286. 603. 719. — patholog. Anatomie 
453. 632, — Gesichtsfeldperipherie bei 
— 308. — Seruminjection gegen — 348. 
566. — s. a. Alcohol, Tabak, Jodoform, 
Chinin. . 

Intraoculare Circulation s. d. 

Intravenöse Sublimatinjectionen bei 
Augensyphilis 532. 639. — Quecksilber- 
cyanidinjection bei Augensyphilis 536. 
554. 

Jod, nach Durante bei Augenkrankheiten 
684. — gegen Trachom 225.* 614. 641. 
680. 682. — subcutan gegen Keratitis 
parenchymatosa 530. 680. — bei Dar- 
cyocystitis chronica 528. — bei Thränen- 
fistel 600. — Silber gegen Trachom 650. 
— Injectionen bei scrophulésen Augen- 
krankheiten 678. 

Jodoform-Paste in der Vorderkammer 
510. — partielle Sehnervenabblassung 
nach einer mit — behandelten Hautver- 
brennung 516. 639. — gegen Ulcus cor- 
neae 602. 

Jodothyrin s. Basedow. 

Iridectomie bei Glaucom, Theorie 349. 
383. 577 (Prognose). — Seclbstentbindung 
der ungetrübten Linse nach Glaucom — 
346. — offene Wundbehandlung nach 
— s. W. — bei Cataractoperation 8. d. 
— a ciel ouvert 275. 676. 683. — Sclero 
— 712. — Sphincterectomie s. d. 

Irideremie s. Aniridie. 

Iridochorioiditis, subconjunctivale Sub- 
limatinjectionen gegen — 532. — sup- 
purativa 185. — tuberculosa 146. — 712. 

Iridocyclitis, fibrinosa, congenitale, bei 

On? 


xx Sachregister. 


Lues hered 64. — nach Typhus recur- 
rens 460. — Secundärglaucom nach 3. 
Gl. — mit seltenen Complicationen 638. 
— 712. 

Iridodialysis, traumatica 147. 

Iridotomie, bei Verschluss der Pupille 
durch totale Verwachsung mit einer 
Hornbautnarbe 239. — nach Cataract- 
operation 562. 

Iris — Literatur 712. — Anatomie 426 

(Krypten). — offene Lymphbahnen der 
Vorder Räche 426. — Colobom der — 
416. 419. 435. 443. — Cocainisirung der 
— 582. — Defect, s. Aniridie. — Cyste, 
traumatische 590. — Farbenveränderung, 
zeitweise, der — 638. — Ganglienozellen 
der — 220. — Geschwulst der — 543. 
— Leucosarcom der — 308. — Melano- 
sarcom 461. 463. — Sarcom der — 409. 
432. 443. 458. 554. 581. — endogene 
Infection der — u. Kammerwasser 244. 
— Sphincterectomie der — 516. 713. 
— Prolaps bei Cataractoperation s. d. 
— traumatischer — Prolaps, Behandlung 
631. — Tuberculose 247. 435. 518. 718. 
— Ruptur, isolirte 712. — Winkelineision 
bei Hydrophthalmus 531. — Abdruck der 
— Hinterfläche auf der Linsenkapsel 459. 
— Zittern bei Accomodation 569. — 
s. &. Uvea. — Reflex der — s. Pupillar- 
reflex, Pupille. 

Iritis — Literatur 712. — periphere Ab- 
trennung 675. — mit Hornhautbe- 
schlägen besonderer Art 543. — gonorr- 
hoica 578. — nach Fremdkörpern der 
Hornhaut 370. — leprosa 562. — nach 
Influenza 634. — rheumatica, Behand- 
lung 653. — syphilitica 677 (mit Guma). 
toxica 53. — Beteiligung des Ciliarkör- 

ers u. der Chorividea bei — 712. — 
erato — s, d. — Wärmedose bei — 
635. 

Iritomie, bei Keratoconus s. d. — & ciel 
ouvert 275, 676. 683. 

Itrol bei Augenkrankheiten 579. 645. 

Jugendliche Blutungen e. d. 


Kali, überwangansaures, s. Mangan. 

Kalkverbrennung, Symblepharon nach 
— 636. 

Kammer s. Vorderk. 

Kaninchen, Vereinigung von Hornhaut- 
wunden beim — 435. — Lenticonus 

osterior beim — 514. 574. — künst- 
iche Erzeugung angeborener Augen- 
defecte beim — 569. 574. — Glaskorper- 
Transplantation bei Netzhautablösung 
s. Retina. 

Karunkel s. Car. 

Keilbein 5:9. — Geschwulst, Verschluss 
beider Sinus cavernosi 605. — Höhle 
s. Sinus sphınoidalis. 

Keimgehalt des Conjunctivalsackes s. d. 


Keloid der Cornea 549. 

Keratitis 348. — Literatur 707. — No- 
menclatur u. Terminologie der — -formen. 
621. — Bacteriologie der — 709. — 
Austernschalen 599. — bullosa, recurrcns 
708. — besondere, multiple Eiterherde 
625. — dendritica 683. — Hypopyon 
s. d. — eitrige bei Missernten 581. — 
interstitialis s. parench. — neuropara- 
lytica 288. 480 (nach Exstirpation des 

angl. Gasseri). 528. 571. 600. — bei 
Caissonkrankheit 452. — parenchymatosa 
29 (seltene); 64 (angcborene bei Lucs 
hered.); 192 (bei hered. Lues in 2. Ge- 
neration); 250 und 709 (erworbene 
Lues); 252. 503. 641 (Lucs heredit. 
tarda); 370 (reflectorische u. sympa- 
thische); 502. 648. 709 (Tuberculose?); 
549 (Pathogenese und Therapie); 
623 (scltenere Ursachen); 545 (reci- 
divirend); 489. 596 u. 610 (Arsen 
gegen —); 530. 680 (Jod subcutan gegen 
—); 677 (Wasscrstoffsuperoxyd). — 
pseudomembranacea 594. — punctata 
superficialis 708. -- durch Raupen 249. 
— sclerosirende 369. — streifenförmige, 
striata 29. 183. — ulcerosa, Formaldehyd 
634. — Sozojodol bei — 405, — Ichthyol 
bei — 697. 

Keratoconus, Casuistik 544. 555. 574. 
— optische Correction des — 531. — 
Behandlung 569. 574. 673. — Galvano- 
caustic u. lritomie bei — 250. 588. 

Keratoglobus irregularis 423. 

Kerato-Iritis nach Influenza 684. 

Keratomalacie bei Conjunctivalxerose 
277. 

Keratometrie s. Ophthalmometrie. 

Keratoplastik, anatomische Untersuch- 
ungen über — 680- 

Keratotom 679. 

Kindesalter, Krankheiten im —, Be- 
zichungen za den Zabnkrankheiten 177. 
— hysterische Sehstörungen im — 216. 
— Basedow’sche Kiankheit im — 286. 


605. — Augen im — (Kindergarten) 
687. — Farbenunterscheidungen im — 
694. 


Kleinhirn-Geschwulst, Kernlähmung 2832. 

Klima =. Clima. 

Knochen-Bildung s. Ossification. 

Kochsalz s. Subconjunctival. — Wirkung 
der physiolog. — -Lösung auf Micro- 
cocus pyogenes aureus 507. 

Kornerkrankheit s. Trachom. 

Kopf s. Schadel. 

Krämpfe, Star nach —n 287. 315. 351. 

Krankenhaus s. Berichte. 

Krause’sche Drüsen s. d. 

Krebs s. Carcinom. 

Kreolin als Prophylaxe gegen Blennorrhoe 
614. 

Kryptophthalmus cicatricosus 13. 

Krystull-Bildung in der Linse 347. 


Sachregister. 


Kuhhornstoss 347. 544. 

Kupfer, Netzhautdegeneration durch — - 
Splitter 513. — s. a. Zündhütchen. — 
7 Jahre im Glaskörper, eingekapselt 607. 

Kurzsichtigkeit s. Myopie. 


Lamina cribrosa, elastische Fasern in 
der — 408. 582. 663. — vollständiger 
Mangel der — 419. 

Laminaria zur Erweiterang der Orbital- 
hoble 417. 

Landpraxis, augenirztliche 581. 

Leberleiden, Augenaffectionen bei — 
222. 725. — Schwellung bei Ciliarkörper- 
sarcom 636. — 3. a. Gallenblase. 

Lederhaut s. Sclera. 

Lehrbücher, Atlanten, Unterrichtstafeln 
u. dgl. 686. — der Augenheilkunde 86. 
87. 150. 177. 244. 686. — der Augen- 
operationen 595. — des Daviel’schen 
Schnittes 516. — über Ophthalmoskopie 
595. — der pathologischen Anatomie des 
Auges 336. — der physiologischen Optik 
57. — der Physik 86. — der Physiologie 
87. — therapeutisches Taschenbuch für 
Augenärzte 686. 

Lenticonus posterior congenitus 61. 416. 
419. 506 (Anatomie, Buphthalmus). 573 
(Skiaskopie). — Histologie u. Entstehung 
514. 574 (beim Kaninchen). 

Lephalocele 507. 

Lepra, Iritis bei — 562. — Augen- — 724. 

Lesetafeln u. -proben s. Instrumente b, 
Sehproben. 

Leucämie, Netzhautblutung bei — 250. 
122. — Retinitis bei — 577. 647. 

Leucin-ähnliche Krystalle in cataractöser 
Linse 416. 

Leucocythämie, Augenhintergrund bei 
— 454. 

Leucom s. a. Cornea, Trübungen. — 
Rücklagerung des Rectus superior wegen 
eines —s 713. 

Leucosarcom der Iris 308. — der Cho- 
rioidea 436. — des Ciliarkörpers 636. 
— s.a. Iris, Chorioidea. 

Levator palpebrae superioris, pro- 
gressive Lähmung des — 219. — func- 
tionelle Lähmung des — 623. — Vor- 
lagerung der — -Schne 544. 654. 

Licht-Empfindung erhalten, obne Pupillar- 
reaction 382. 658. — Erkrankungen des 
— empfindenden Apparates 177. — Inter- 
mittentenzahl bei — -Empfindungen 694. 
— Geschmacks- u. — -Doppelempfindung 
346. 693. — -Scheu, stärkste, durch an- 
haltende Anstrengung im Sonnenschein 
610. — Veränderungen des Sehorgans 
durch intensives — 218. — electrisches 
s. d. — farbiges s. d. 

Lid(er), Literatur 697. — Ankyloblepharon 


851. — Botryomykose der — 573. 725. 
— angidses Cavernom des — 347. — | 


| 


xxi 


cavernöser Naevas des — 445. — Car- 
cinom 368 (Methylenblau gegen —). 572 
(Arsen bei —). 586. 649 (Cheledonium 
bei —). 684 (Operation). — Colobom 
126 (Pathogenese). 251. 678 (Opcration). 
— Cysten, angeborene 455. — Drüsen- 
secret 694. — elastisches Gewebe in den 
— 530. — Narbenectropium des Ober- — 
544. — Elephantiasis 125. 634 (und 
Pseudo- —). — Emphysem, experimen- 
telle Erzeugung 279. 639. — Favus des 
— 345. — Hämatom des — bei Hämo- 
hilie 251. — Hauthorn am — 562. — 

erabsinken des Unter- — 544. — Hyper- 
plasie des subcutanen Bindegewebes der 
— 562. — -Krampf s. Blepharospasmus. 
— Milzbrand d. — 580. — Mitbewegung d. 
Ober- — bei Augenbewegung 347; eines 
ptotischen — bei Unterkieferbewegungen 
429. 605. — Membrana palpebralis per- 
severans 574, — Molluscum contagiosum 
an den — 643. — -Operationen, Doppel- 
spatel für — s. Instrumente a. — -Oedem 
bei Influenza 576; essentielles 695. — 
Operationen 678. — Peritheliom des — 
697. — Plastik des — -Randes s. Ble- 
pbaropltstik. — Primäraffect am — s. 
Syphilis. — -Rand, Keimgehalt bei anti- 
septischen Umschlägen 220. 507. — Ab- 
lösung der Conjunctiva des Ober-— vom 
Tarsus 624. — -Sarcom 420. — -Senkung 
s. Ptosis. — -Spaltenfleck s. Pinguecula. 
— -Syphilis s. d. — -Symptome bei Base- 
dow’scher Krankheit s. d. — Vaccine- 
erkrankung des — 576. — -Verbrennung 
633. 

Lidspaltenfieck s. Pinguecula. 

Limbus, Corneo-scleral-—, Epitheliom 
des — 251. 680 (bei einem 14jährigen). 
— Fibrombildungen aın — bei Früh- 
jahrseatarrh 508. — Alveolarsarcoın am 
— 517. — Bedeutung des — fiir Cornea- 
erkrankungen 572, 

Limitans externa s. Membrana. 

Linse (s. a. Accommodation). — Literatur 
709. — Austritt der — s. Cataract- 
operation. — Colobom 61. 246. 416. 419. 
— Cholestearinkıystalle in der — 453. 
— Chemie s.a, Gatanict — Kisen in 
der — 452. — Entwickelungsgeschichte 
692. Entwickelungsstörung 431. — 
Ectopie s. d. — Luxation s. Linsenluxa- 
tion. — Fremdkörper in der — 440. — 
Krystallbildung in der — 347. — Patho- 
logie 351. — -Stern bei gewissen Cata- 
ractformen 710. — Selbstentbindung der 
ungetrübten — nach Glaucomiridectomie 
846. — spontane Expulsion beider —n 
bei einem Kinde 638. — bei der Accom- 
modation s. d. — Schwanken der — 
bei Nahaccommodation 569. — Total- 
brechungsindex der —, am Lebenden 
bestimmt 305. — Brechungswerth der 
— des Neugeborenen 693. — optischer 


XXII 


Werth der — bei Myopie 1*. 65*. 153. 
807. 316. 548. 695. — s. a. Hydrodiaskop. 
Refiaction. 
Linsen, periskopiscle s. Instrumente b. 
— isometropische — 668. 
Linsenkapsel], Abhebung der — 147. — 
Abdruck der Irishinterfläche auf der vor- 
deren — 459. — Ossification der — 602. 
Linsenluxation, subconjunctivale 349. 
440. 638. 688. — in den Tenon’schen 
Raum 712. — Glaucom durch — in die 
Vorderkammer 408. — mit acutem Glau- 
com 716. — spontane — in die Vorder- 
kammer 434. 710. — s. a. Ectopie. 
Lipom, subconjunctivales 427. — Ptosis 
durch intracranielles 605. 
Lippen-Schleimhaut-Transplantation, in 
den Lidrand 299. — bei hype: trophischer 
Melanose der Conjunctiva 868. 
Literatur, allgemeine ophthalmologische 
686. — der Augenerkrankungen bei All- 
gemeinleiden 722. — der Amblyopien 
719. — der Anatomie 692. — der all- 
gemeinen Pathologie und Therapie 687. 
— der Physiologie 692. — der Instru- 
mente und Medicamente 690. — der Con- 
janctiva 704. — der Cornea 707. — der 
Chorioidea 713. — des Farbensinnes 695. 


— des Glaskörpers 715. — des Glaucoms - 


715. — der Iris 712. — der Linso 709. 
— der Lider 697. — der Muskeln und 
Nerven 700. — der Orbita und Neben- 
höhlen 701. — der Refraction und Ac- 
commodation 695. — der Retina und 
des Sehnerven 717. — der Sclera 709. 
— der sympathischen Ophthalmie 716. 
— des Thranenapparates 699. — der 
Umgebung des Auges 697. — der Ver- 
letzungen, Fremdkörper und Parasiten 
720. — der Vorderkainmer 709. 

Localisation der geistigen Vorgänge 31. 
— Gebirn- — s.d. — im Oculumotorius- 
kerngebiet s. d. 

Luftdruck, erhöhter s. Caisson. 

Lupe s. Instrumente b. — der Hornhaut 
631. 

Lupus der Conjunctiva 417. 

Luxation der Linse s. d. 

Lymph- Gefasse, partielle Opticusatrophie 
durch Alteration der — 369. — -Babnen 
der Iris 426. 


Maculae corneae s. Cornea, Triibungen. 

Macula lutea, traumatische Erkrankung 
der — durch den elektrischen Strom 345. 
— Veränderungen 431. — hereditäre, 
syphilitische, symmetr. Veränderungen 
432. — symmetr. Veränderungen der — 
bei Kindern 723. — Neubildung (?) in 
der — 433. 714. — Beobachtungen an 
der — 508 (Anatomie). — doppelseitiges 
Colobom der — 512. — Embolie (Throm- 
buse) der Maculararterien 547. 


Sachregister. 


Magnet-Operation 181. 315. 543. 607. 721. 
— mit grossem M. 442. 490. 686. — 
neue Form des — 454. 

Makropie 59. — durch Hysterie 534. 

Maladie de Pavy 373. 

Malaria, Ulcus corneae durch — 371. — 
Amblyopie durch — oder durch Chinin 
567. — intraoculare Blutungen bei — 
584. — Hornhauttrübung bei — 585. 
— Herpes opbthalmicus bei — 585. — 
Keratitis parcnchymatosa durch — 623. 

Mangansaures Kali, gegen Blennorrhöe 
371. 415. 436. — subconjunctival gegen 
Trachom 520. 

Marginoplastik s. Blepharoplastik. 

Marine, Augenuntersuchung in der — der 
Vereinigten Staaten 339, in England 341. 
597. 

Massage, bei Thränensackleiden s. d. — 
bei Druckerhöhung 452. 

Massenuntersuchungen, 576. — 8. 8. 
Schule, Her. 

Matrose s. Marine. 

Mauchart, Burkard David 336. 

Maxilla s. Oberkiefer. 

Medicamente, Literatur 690. — thera- 
peutisches Taschenbuch für Augenärzte 
686; s. a. Anaesthetica, Alaun, Amidin, 
Auesin, Airol, Arsen, Argentamin, Calo- 
mel, Carbolsäure, Cocsin, Cheledonium, 
Chinosol, Eucain, Eserin, Eupbthalmin. 
Formaldehyd, Galliein, Gajacol, Holocain, 
Ichthyol, Jod, Itrol, Kreolin, Methylen- 
blau, Mydriatica, Nebennierenextract, 
Nux vomica, Pikrinsäure, Pilocarpin, 
Pyrozon, Sauerstoff, Scopolamin, Sozo- 
jodol, Tropacocain, Wasserstoffsuper- 
oxyd. 

Medulla oblongata, Tumor der — 544. 

Meibom’sche Drüsen, Colloidperlen 
der — 47*. 94. — Pathologie 
47*, 73*. 

Melancholie nach graduirter Tenotomie 
381. 

Melanosarcom des Ciliarkörpers 441. 
461. 636. — der Conjunctiva 445. — 
der Iris 461. 463. 

Melanose, hypertrophische der Conjunc- 
tiva 221. 368, 

Membrana limitans externa 508. 

Membrana palpebrales perseverans 
574. 

eens pupillaris s. Pupillarmem- 

ran. 

Meningitis, Sehnervenatrophie durch — 
nach Thyphus 377. — Pseudugliom nach 
— 436. — ophthalmoplegische 517. — 
cerebrospinalis nach Panophthalmitis u. 
Exenteratio 531. — Pneumococcen- — 
nach Enucleation u. orbitalen Operationen 
102. 

Meningocele der Orbita (7) 436. 

Meningoéncephalocele der Urbita 245. 
349. 


EE ees 


Sachregister. 


Menstruation, intraoculare Blutungen 
während der — 539. 

Metali, Enfernung von —-Splitter aus 
dem Auge 720. — s. a. Magnet, Eisen, 
Kupfer. 

Metastatische Ophthalmie, gutartige 
279. — nicht bakteriellen Ursprungs 252. 
— im Puerperium 174. 545. — s. Orbital- 
sarcom 437. — Abscesse in beiden Oc- 
cipitallappen, Erblindung 626. 652. 723. 
— bei Sepsis 725. — bei Pneumonie 528. 


— Netzhautablösung 682. — Carcinom 
s. d. — Chorioiditis, Septicimie, Tod 
533. — 123. 


Methylenblau gegen Carcinum 368. 
Mikrocephalus u. Exophthalmus 435. 
Mikrophthalmus congenitus 377. 
416. 419. 572 (bei Frühgeburt). — mit 
Cysten in der Netzhaut 435. — mit 
Lidcysten 452. — Anatomie und Patho- 
genese des — unilateralis 688. 
Mikropie 59. 
Mikroskopische Befunde s. Anatomie. 
Milsbrand am Lid 580. 
Miotica, Sterilisirung 443. 
Missbildung s. Angeboren. 
Missernten, Einwirkung von — auf 
Augenerkrankungen 456. 681. 
Mitbewegung, des Lides s. d. 
Mittheilungen, klinische 577. 579. 
Molluscum contagivsum aus den Lidern 
643. — u. Conjunctivitis follicularis 705. 
Morbus Basedowii s. B 
Morphin, Einfluss des — auf die Dege- 
neration des Hornhautepithels 428. 
Moskau, die Kliniken von — 836. 
Motorische Anomalien des Auges s, 
Augenmuskeln. 
Mouches volantes, Natur der — 645. 
Moules’ Operation s. Exenteration, Ptusis. 
Mumps der Thränendrüsen 609. 699. 
Muskeln s. Augenmuskeln. 
Mydrissis bei Hysterie 621. 
Mydriatica, Sterilisirung 443. — neues 
s. Euphthalmin. 
Myon, Fibro- — der Orbita 531. 
Myopie, Literatur 695. — Aetivlugie 347. 
636 (Beleuchtung). 697. — Statistik 593 
(Geschlecht). 697. — Heredität u. Ent- 
wickelung der — 436. — myopische 
Familie, mit verzüglicher S 535. — durch 
vermehrte Linsenbrechkraft 60. — vor- 
übergehende, traumatische — 534. — 
Linsen-— im Alter 599. — Mängel bei 
Messung hochgradiger — 63. — Beob- 
aehtungen über hochgradige — 306. — 
medicinischo u. operative Behandlung 
der — 26. 647. — operative Behandlung 
der hochgradigen — 71*. 153. 252. 306. 
510. 589. 636. 683. 695. — optischer 
Werth der Linse bei Operation der — 
s. Linse. — Behandlung der huchgradigen 


— 607. — optische Constanten bei — | 


s. O. — Sehschärfeverbesserung nach —- 





XXII 


Operation 230. — Einwärtsschielen bel 
—, gebessert durch Concavgläser 217. 
— Entwickelung von — bei einem Ein- 


äugigen 695. — subconjunctivale, Sub- 
limatinjectionen gegen progressive — 
455; Kochsalz.njectionen 560. — 8. a. 


Second sight. 

Myotomie intravculare, gegen Glaucom 
545, 

Myxo-Sarcum des Schuerven 417. 718. 


Nachbilder bewegter leucht. Punkte 693. 

Nachruf auf Anagnostakis 158. 348; 
Berlin 310; Burchardt 811; Holwgren 
313; Faravelli 526; Silvestri 526. 

Nachtblindheit, bei Missernten 456. 581. 
— Epidemie von — mit Xerosis conjunc- 
tivae 522. 

Nadelhalter s. Instrumente a. 

Naevus, cavernéser, des Lides, angeboren 
445. — der Conjunctiva 553. 

Naphthalin-Star, Path»genese 642. 

Narben-Ectropium s. d. 

Nase, vasomotorische Augenneurose durch 
Reizung der —(n) - Schleimhaut 571. 
Nasenerkrankungen und Auge 808. 
539. 590 (Urbitalabscess), 702. — und 

Astigma‘ismus 724. 

Nasenhohle, Mudell der — 87. — Glau- 
com durch Polyp der — 379. 702. — 
Strabismus nach Galvanocaustik der — 
848. — Sarcom der Nasopalatalgegend 
430. — 702. 

Nebenhoblen s. Sinus. — Literatur 701. 

Nebennieren-Extract in der Auzenheil- 
kunde 820. 

Neger, Trachom bei — s.d — Binde- 
hautseruse bei — 561. 

Nekrolog s. Nachruf. 

Nephritis s. a. Albuminurie, Retinitis 
albumin., Urämie, Urin. — Ovliquus 
superiur-Lähmung bei — 377. — Diagnose 
der — durch den Augenspiegel 597. 

Nerven, Ursprung einiger Hirn- — 528. 

der Cornea, nach Golgi 533. — des 

Ciliarkörpers 522. — Ciliar- — s. d. — 

der Chorioidea 523. — der Conjunctiva 

672. — der Netzhaut, angebor. Schlänge- 

lung (?) 511. — Krankheiten, Sehstö- 

rungen bei — 343. — ophthalmologische 

Untersuchungen bei — -Krankheiten 620. 

— tropbischer Einfluss der sensiblen — 

532. — Trophoneurose s. d. der 

Thränendrüse s.d. — s. a. Augennerven, 

Augenmuskeln, Ciliarnerven. 


Nervöse Gesichtsstörungen 576. 


Netzhaut s. R.tina. 


Neubildungen s. Geschwiulste. 
Neugeborene, Augenciterung s. Blen- 


norrhoe. — das Auge des — 341. 408. 
— Brechungswerth der Hornhaut und 
Linse des — 693. 


Neuralgie des Trigeminus s. d. 


XXIV 


Neurasthenie, Gesichtsfeld bei — 636. | 


— Asthenopie als Vorb te von — 724. 
Neuritis optica, Literatur 717. — durch 
Zahnirritation 544. — chronische — 564. 
— durch Gicht 608. — im 2. Monat der 
Syphilis 429. — bei Darmfi-ber (Typhus) 
597. 627. — doppelscitige, durch Aneu- 


rysma 722. — nach perforirender Ver- 
letzung 375. — einseitige, bei einer 
Schwangeren 633. — durch Ecchino- 


coccuscyste der Orbita 532. — angeborene 
Pseudo — 718. — sympathica s. Symp. 


Papillitis. — uterinen Ursprunges 724. 
— durch Gehirngeschwulst s. Stauungs- 
apille. — retrobulbaris s. R. — nach 


iphtherie 634. 
EE retinae (s. a. Gliom), 
as — 16. 

Neuroglia im menschlichen Chiasma 527. 

Neuroparalytische Keratitis s. d. 

Neuroretinitis, bei Chlorose 350. 725. 
— Resorption des Exsudats und der 
Blutung bei — mit chronischer Neuritis 
564. — einseitige bei einer Schwangeren 
633. — einzeitige, syphilitische, Anatomie 
718. 

Neurom, Ranken - — der Orbita 591. 

Neurose, Tropho- — s. d. — trauma- 
tische — s. d. — vasomorische — des 
Auges durch Reizung der Nasenschleim- 
haut 571. 

Niederländer, Antheil der — an der 
Entwickelung der Cataractopcration 571. 

Nieren s. Albuminurie, Nephritis, Reti- 
nitis alb., Uramie, Urin. 

Nux vomica bei Insuffivienz d. Augen- 
muskeln 646. 

Nystagmus, rotatorius acutus mit Störung 
der conjugirten Seitwärtsbewegung 544. 
— bei hereditärer Ataxie 544. — ange- 
borener — 556. — beim Spasmus nutans 
666. 


Oberkiefer, Osteom des — 567. 

Obliqu(u)s superior, Lélimung bei Nephri- 
tis 377. — Thatigkeit der Mm. — 1 bei 
obliquem As 553. — Caput obstipum bei 
Lähmung des — superior 570. — Läh- 
mung des — inferior 590. 

Oblongata s. Medulla obl. 

Occipitallappen, als Sitz von Gehirn- 
lasionen 459. — metastatische Abscesse 
in beiden —, Erblindung 626. 62. 

Oculistischer Unterricht, Hülfsmittel 


218. 
Oculo-spinales Centrum 572. 
Oculomotorius — Literatur 700. — 


Lähmung 174 (nucleare). — recidivirende 
— Lähmung 371. 601. 604 (periodisch). 
— Lähmung durch Orbitalverletzung 
652. — Lähmung mit Gesichtsfeldein- 
engung 380. — bds. unvollständige Läh- 
mung, Heilung 547. — Localisatiou im 


Sachregister. 


Kerngebiet des — 316. 606. — experi- 
mentelle Studien zur Kenntniss der vom 
— versorgten Muskeln 410. — Verbin- 
bindung des -Kernes mit dem Grosshirn 
bei Vögeln 606. 

Oedem, solides Bindehaut- 437. — bei 
Basedow’scher Krankheit s. d. — essen- 
tielles Lid — 697. 

Oesophagus, Pupillenungleichheit bei — 
Carcin»m 656. 

Ohr, Beziehungen zwischen Auge u. — 
276. 724. 

Operationen s. Augen-. — s. a. Instru- 
mente a). 

Ophthalmia — photoélectrica 454. 561. 
577. 721. — nodosa s. Raupen. — me- 
tastatische s. M. — sympathifche s. S. 
tropische 123. — purulente s. Blennorrhoe. 
— 8.2. Conj ınctivitis epidem. u. dgl. 

Ophthalmochromoskopie 519. 

Ophthalmologie s. Augenheilkunde. — 
Hausarzt u — 643. 

Ophthalmologische Mittheilungen 553. 
582. 586. 624. — s. a. Mittheilungen, 
Casuistik. — Untersuchungsmethoden 
bai Nervenkrankheiten 620. — Symptome 
s. Augensymptoine. 

Ophthalmomalacie 350. 

Ophthalmometer, Werth des — 376. 
538. 559. — s. a. Instrumente b). 

Ophthalmometrie, Grenzen der — 549. 
— der Leichenaugen 693. 

Ophthalmoplegie, asthenische — 60). 
angeborene, hereditäre 602. — s.a Augen- 
muskellähmung. — 8. a. Meningitis. 

Ophthalmoskop s. Instrumente b), 

Opthalmoskopie, Atlas der — s. d. — 
Auto- 803. — Befunde 431. — Vor- 
lesungen über — 595. 

Ophthalmospectroskopie 519. 

Opticus, Atrophie des — Literatur 
717. — durch Intoxication — 8. d. — 
primäre, Allgemeinbefund 724. — nach 
Abdominaltyphus 377, — über vererbte 
— 578. 604. 718. — bei hereditarer 
Lues 221. — mit Endarteritis der Netz- 
hautgefasse 572. — einseitige, nach ter- 
tiärer orbitaler Periostitis u. Cellutitis 
547. — nach Schädelverletzungen 434. 
438. — durch Castration u. Ovariotomie 
557. — partielle, durch Alteration der 
Lymphgefisse 369. — partielle nach 
Jodufurmbehandlung einer Hautverbren- 
nung 516. 639. — nach sexuellen Ex- 
cessen 718. — bei Tabes 320. 577. 604. 
— Ichthyol bei — 457. — Amylnitrit 
bei — 561. 

Opticus, Literatur 717. — atrophische 
Folgezustände am — 659. — Blutung 
in die — -Scheide 431. 544. — -Cvlobom 
219 (bds.). 416. 419. 426 (— -Scheide). 
509 (Anatomie). 718. — centrale —-Endi- 
gung bei den Teleostiern 677. — Er- 
krankungen des — 177; durch Gicht 


Sachregister. 


608. — -Fasernkreuzung s. Chiasma. — 
-Fascrnverlauf 320. 604. — Fasern. Ana- 
tomie 508. — Lage der papillo-macularen 
Fasern 692. — elastische Fasern im — 
408. 532. 668. — Fehlen der Lamina 
cribrosa im — 419. —- Myxosarcom des 
— 417. 718. — endotheliales Sarcom 
420. — retrobulbäre Zerrung 382. — 
Verletzung 580. 662. — Casuistik der 
— -Verletzungen 580. — Zerrcissung 
durch Contusio bulbi 208. — Grund- 
erregungen des — 471. — 8. a. Papille. 

Optik, physiologische s. Physiologie. — 
und Biomechanik 315. 

Optische Constanten des Auges, Berech- 
nung 153. 305. 316. 528. 693. 694. — 
Täuschung 576. — s. a. Dioptrik. 

Optometrie 376. 588. 549. 559. 

Optotypen s. Instrumente b). 

Orbita, Literatur 701. — Abscess s. u. 
Phlegmone. — Actinomycose der — 564. 
— Angioma fibrosum 506. — Angio- 


sarcom myxomatodes der — 445. — 
Andenoangiom der — 529. — Chlorom 
der — 878. — Cavernom der — 636 
(traumatisch). — Cyste der —, nach 


Krönlein entfernt 507. — Cyste der —, 
angeborene 61. 416. 419. — Cysten am 
Eingang der — 161*. — Cyste (Dacryops) 
431. 439. — Dermoidcyste der — 286. 
— Echinococcus der — 461. 532. 581. 
— Exostose 451. 654. 679 (doppelseitig). 
— Fettschwund der — 877. — Fibro- 
myom der — 531. — Fremdkörper in 
der — 424 (Schrot). 434. 662. — Glas 
in der — 566. — Holz in der — 460. 
580. 662. — Nadel in der — 612. — 
(seschwulst, durch Judkali geheilt 375; 
Hauttransplantation gegen maligne — 
381, maligne, operirt, Recidiv, Spontan- 
heilung 536, maligne 538. 634. 
Rankenneurom der — 591. — Hämatom 


der — bei Hämophilie 251; trauma- 
tisches, Electrolyse 574. — Erweiterung 
der — durch Jaminaria 517; durch 


Bleidraht 440. — operative Erweiterung 
451. — Meningoencephalocele der — 245. 
349. — pulsirender Tumor (Meningo- 
cele?) 436. — Periostitis der — 538. 
— Phlegmone der — 429 (2 wöchent!. 
Kind). 547 (tertiäre). 590 (scarlatinöse 
Rhinitis). 634 (postdiphtheritische). 645. 
708 (chronische). — Stirnlhöhlenempyem 
ınit Durchbruch in die — 455. — Em- 
pyem des Sinus maxillaris mit Com- 
plication der — 517. — Ethmoidal- 
abscess mit Durchbruch der — 653. — 
Sarcom der — 246. 437 (recidivfrei). 
437 (metastat.). 439 (recid.). 703. — 
Tuberculose des Randes der — 702. — 


Verletzungen der — 612. 662. 701. 720. 


722 (Hemiplegie nach —). 
Orient, Glaucom im — 252. 349. 
Orientirung, iiber — 576. 


| 


XXV 


Bulbus 529. der 


Ossification im 
Linsenkapsel 602. 

Osteom s. Exostose. 

Ovariotomie, Upticusatrophie durch — 
557. 

Oxycyanat s. Quecksilber. 


Palpebrae s. Lid. 

Panus, Sozojodol gegen — 404. 

Panophthalmitis bei Morbus Basedo- 
wii 450. — lAtologie 714. — Meningitis 
cerebrospina is nach Exenteratio bei — 
531. — Enucleation bei florider 546. — 
nach Catheterisation 547. — unbekannten 
Ursprungs bei einem neunmonatlichen 
Kind 590. 

Papagei, Actinomysose des Auges und 
der Orbita bei einem — 564. 

Papille, angeborene Sichel nach aussen 
unten von der — 827.* — entoptisches 
Sehen der — 458. — blauweisse Mem 
bran vor der — 572. — s. a. Opticus. 

Papillitis s. Stuugspapillo. s. a. Neu- 
ritis optica. 

Papillom der Conjunctiva 50. 378. 514. 
der Caruncala Macrymalis 648. 

Papillo maculare Fasern 692. 

Papilloretinitis s. Neuroretinitis. 

Paralyse, progressie, Augenstörungen 
bei 459. 

Parareticuläre Zellen s, Retina. 

Parasiten — Literatur 720. — s. Anchy- 
lostoma, Botryomycose, Cysticercus, 
Echinococcus, Filaria loa. Pedieuli. Pilze. 

Pathogenese, der Lidcolobome s. Lid. 

Pathologie s. Anotomie. — Literatur 
687. 692. 

Pediculi, capitis an Cilien u. Brauen 
347. 

Pemphigus conjunctivae 563. 707. 

Perimeter s. Instrumente b. 

Perimetrie 646. 

Periodische Augenentziindung 631. 

Periostitis orbitae 538. 547 (tertiäre). 

Periskopische Gläser s. Instrumente b.) 

Peritheliom des Lides bei Xeroderma 
pichmentozum 697. 

Petroleum, rohes, gegen Diphtherie 370. 

Pferde, binoculares Sehen der — 287. 
658. — Purkinje-Sanson’sche Bilder im 
— Auve 668, 

Phlebitis s. Thrombose. 

Phlegmone der Orbita — s. d. 

Phlyctinen, Atilogie der — 415. 

Phosphor-Vergiftung, Netzhautveran- 
derungen bei — 667. 

Photismen, Geschmacks — 346. 693. 

Photometer, Spectral — 587. 

Photophobie s. Licht-Scheu. 

Phthisis bulbi,intraoculare Geschwiilste, 
combiniert mit — 415. — durch Fremd- 
kérper 425. 

| Physik, Vorlesungen über — 86. 


XXV1 


Physiologie — 585. 587, 588. 638. — 
Literatur 692. — Lehrbuch der — 87. 
— physiol. Optik 57, 564. 576. 663. — 
— Zöllner’sche u. Loeb’s:he Täuschung. 
693. 694. — der Pupillenweite 60. — 
physiol. Ursachen der Emmetropic 559. 
560. — der Retina s. d. — die ver- 
schobene 'Schachbrettfigur 694. — s. a. 
Psychophysik. 

Physiologisches Doppeltsehen 220. 

Pigment — Geschwulst, doppelseitige 
desiliarkörpers 440.547.C Lagerzwischen 
Netz- u. Aderhaut 377. — Streifen in 
der Retina s. d. — Sarcom s. Melano. 
— abnorme-ation der Retina 719. Un- 
regelmässigkeit des — Epithels als Ur- 
sache von Asthenopie 448. 627. 

Pikrinsäure bei Hornhautverbrennungen 
708. 

Pilocarpin — gegen Glaucom 184. 345. 
— subcutan, bei Augenerkrankungen 
535. 714. 

Pilze, Faden — im Glaskörper nach 
Messerstich 416. 

Pincette s. Instrumente a.) 

Pinguecula, über — 512. 

Plasmodien bei Trachom e d. 


Transplantatiou. Klepharo-. Berato-. 

Plica semilunaris der anthropomorphen 
Aften 674. 

Pneumobacillen u. -Coccen s. Ba- 
cillen. — Meningitis s. d. 

Pheumonie, endogene Augeninfection 
bei — 523. — Glancom bei — 576. 

Pocken s. Variola. 

Polyarthritis — bei Blennorrhoea neonat. 
84. adultorum 183. 

Präparate s. Anatomie. 

Presbyopie, Sehstörungen beimSchiessen 
durch 95. 129.* — Brillenbestimmung 
bei — 517. 

Primiraffect s. Syphilis. 

Prismen — Gebrauch 381. — Uebung 
mit — beim Schielen 636. — zur Ent- 
larvung von Simulation 519. 687. 

Probierbrille s. Instrumente b.) 

Projections Irrthiimer beim Strabismus 
620. 

Prostata s. Catheterisation. 

Prothese s. Auge, kiinstliches. 

Pseudo — Gliome s. d. — Glaucom 716. 
Neuritis, angeborene, 718. Ge- 
schwülste, Differentialdiagnose intrao- 
cularer — 282. — Geschwulst, intrao- 
eularer, nach Catarectextraction 363.* 
— nach Verletzung 719. — besondere 
Art von — Tumoren 414. 

Psychophysik der 
ungen 464. 

Psychose s. Geistesstörung. 

Pterygium — über das — 585. — Messer 
zur— Exstirpation 668. — Thiersch’sche 
Hautläppehen bei — Operation 249. 543. | 


Gesichtsempfind- 


Plastik — des Lidrandes 39.* 187. s. a. 


Sachregister. 


Ptosis — congenita 453. 605. bds. durch 
Trauma 29. — durch Hysterie s. d. — 
durch intracranielles Lipom 605. — 
bds., unbekannten Ursprungs, geheilt 
29. — alternierende 246. — functionelle 
627. 683. )peration 29. 174. 246. 
251. 412. 437 (Mules). 452. 697. trau- 
matische —, Vorlagerung der J.evator- 
sehne 654. — s8. a. Cevator. — Heilung 
langjahriger — durch Correction des 
As544. — Mitbewegung eines ptotischen 
Ludes s. Lid. 

Puerperium — Amblyopie u, Amaurose 
622. — Hemianopsie bei puerperaler 
Amaurose 622. — Embolie der Central- 
arterie nach normalem — 52. — meta- 
statische Ophthalmie im 174. 

Pulsirender — Orbitaltumor s. d. 

Pulver-Körner im Auge 634. 

Pupillenmembran, seltener Fall von 
81. 718. — 377. Durchschneidung einer 
nach ungiinstiger Cataractoperation 562. 

Pupillarreflex in diagnostischer Be- 
ziehung 96. während der Chloro- 
formnarcose 687. — Fehlen des — bei 
erhaltener Lichtempfindung 382. 658. 
perverser 602. — hemiopischer s. d. — 
verzögerter — bei Erb’scher Krankheit 
677. — s. a. Pupillenstarre. 

Pupille(n) — Ungleichheit bei Oeso- 
phaguscarcinom 656. — Fremdkörper 
in der — 436. — Ectopie der — 664. 
semiotische Bedeutung der — Störungen 
419. — Pathologie der Weite u. der 
centripetalen Fasern 689. — Reaction 
a, Pupillarreflexe. — Starre, rétlecto- 
rische 221 (heredit Lues). 545 u. 713. 
(einseitige, bei Tabes). — Verlagerung. 
besondere 713. Verengerung bei 
Geisteskranken 657. — Verschluss der 
— durch totale vordere Verwachsung, 
Jridotomie 239. Weite physiolo- 
gische 60. 

Parkinje’sche Phanomen im Centrum 
der Netzhaut 638. — Sanson’sche Bilder 
im Pterdeauge 668. 

Purpura, Augenverinderungen bei — 
647. 

Pustula maligna s. Milzbrand. 

Pyramidalstar s. Cataracta p. 

Pyrozon bei Conjunctivitis 570. 


Quecksilber, gelbe Salbe 690. — Hy- 
drarg. oxveyanat. bei Blennorrho& 183. 
635. — bei Thränensackleiden 635. — 
s. a. Intravenös. Subconjunctival. 

Quetschung s. Verletzung. 


Radfahren und Auge 634. 684. 
Radiographie s. Rontyen-. 
Rankenneurom der (rbita 591. 
Raum-Walhrnehmung bei alternirendem 
Strabismus 673. Zustandekommen 


Sachregister. XXVII 


von — Vorstellungen 698. — Contrast- 
erscheinungen im Gebiet der — Em- 
pfindungen 694. 

Raupenhaare, Augenentziindung durch 
— 249. 557. 610. 721. 

Rectus internus s. Int. — superior, Läh- 
mung, gebessert durch passive Bewegung 
558. — Riicklagerung des — wegen 
Leucoms 719. 

Recurrens, Cyclitis beim Affen durch — 
111.* 460. 584. — Iridocyclitis nach — 
460. 

Retraction Literatur 695. — neue Be- 
stimmungsmethode der — 257.* — Be- 
stimmung 517. 576 (objective). 636. 696 
(Skiaskop). — der Cornea, photogra- 
phisch - ophthalmometrische Unter- 
suchung 284. — und Hornhautkrüm- 
mungsradius 538. — der Cornea und 
Linse des Neugeborenen 693. — Ver- 
lust bei Linsenentfernung s. Linse, op- 
tischer Werth. — besonderer Fall von 
— Anomalie 655. — subjective Wahr- 
nehmungen bei — Anomalien 308. — 
Melancholie durch — Anomalie, geheilt 
655. — schwache Linsen bei geringen 
— Fehlern 380. — Aenderung bei Dia- 
betes s.d.— Refractometer 692. — und 


Accomodationsbreite 516. — Anomalie 
der —, uncorrigirte, als Ursache von 
Augenerkrankung 539. — Anomalie, 


Wirkung uncorrigirter — 540. — s. a. 
Emmetropie. Myopie. Hypermetropie. 
Astigmatismus. 

Resorption aus dem Glaskörper s. d. 

Retentions-Cyste s. d. 

Retina, Ablösung der — 431. — 
Literatur 717. — besondere 564. 572. 
717. — mit Glaucom, Neubildung vor- 
täuschend 719. — Präparate 432 (Cysten- 
bildung). — bei traumatischer Chori- 
oidalruptur 720. — beim Hunde 719. 
— durch Erschütterung 378. — bei 
Retimitis albuminurica 460. — als Me- 
tastase 682. — Electrolyse bei — 382. 
— Verlauf der spontanen — 514. — 
operative Behandlung nach Deutsch- 
mapn (Glaskérpertransplantation) 318. 
518. 677. 718. — subconjunctivale Koch- 


salzinjection gegen — 489. 531. — 
Theorie und Behandlung 718. — Spon- 
tanheilung einer — durch Schussver- 
letzung 430. 438. — durch Flinten- 


schuss 440. — Abhebung einer Netz- 
hautvene ohne — 548. 


Retina — Literatur 717. — Anatomie 
508. — Arteria centralis s.d. — Angio- 
sarcom der — 451. — Blutung 250 


(bei Leucämie). 3850. 373 (bei eyclischer 
Albuminurie). 431. 544. 608 (Gicht). 626 
(bei Venenerkrankung). 633 (Prognose 
quoad vitam). 716 (nach Glaucom- 
operation). — Blutversorgung 352. — 
functionelle Verschiedenheit des — Cen- 


trums und der Nachbartheile 58. 694. 
— Augenmaass der seitlichen -Theile 
588. — Purkinje’sches Phänomen im 
Centrum der — 638. — Commotio re- 
tinae 97.* 219. 441. — Degeneration 
durch Eisensplitter 181. — durch 
Kupfer 518. — Embolie der Central- 
arterie s. d. — Energieumsatz in der 
— 587. — Erkrankungen der — 117. 
— blauweisse Membran vor der — 
572. — Wirkung von farbigen Licht 
auf die — 694. — Farbenempfindung 
in verschiedenen Netzhautlagen 694. — 
Gefässe s. d. — Gliom s. d. — gefäss- 
ähnliche Pigmentstreifen in der — 440. 
537. — angeborene Schlängelung der 
— Nerven (?) 511. — Hyperästhesie der 
— 610. — Zwillingsganglienzellen in 
der — 508. 600. — Neuroépitheliom 
s. d. — Sarcom der Chorioidea und — 
570. — Partialabhebung der oberen — 
Vene 548. — intermittirende Reinigung 
der — 694. — Ruptur der Temporal- 
vene der — 542. — Qedem s. ob. Com- 
motio. — vorübergehende Beschädigung 
der — durch Quetschung 441. — Func- 
tion der parareticulären oder amakrinen 
Zellen in der — 413. — Antagonismus 
der Netzhautprocesse 468. — abnorme 
Pigmentation der — 719. — Pigment- 
lager zwischen Chorioidea und — 377. 
— Anomalien des Pigmentepithels der 
— und Astenopie 448. 627. — eigen- 
thümliche Veränderung der — 602. — 
Veränderungen der — bei der Geburt 
572. — Veränderungen der — bei Phos- 
»horvergiftung 667. — s. a. Masula. 
Stäbchen. Zapfen. 


Retinitis — Literatur 717. — albuminu- 


rica (s. a. Albuminurie) 206. 681 (Ge- 
fässerkrankung); 437 (infantile); 460 
(Netz- und Aderhautablösg.); 536 (früh- 
zeitige, bei acuter Nephritie); 681 (Ana- 
tomie); 723 (Lebensdauer(; 607 u. 631 
(einseitige ?); 633 (gravidarum, ein- 
seitige); 642 (Heilung) 722. 723. — cir- 
cinta Fuchs 221. 453. 507 (Anatomie). 
577. — centralis durch Augenanstren- 
gung 455. — gummöse — als Vorbote 
von Hirnsyphilis 530. — durch Gicht 
608. — hämorrhagicum mit folgendem 
Glaucom 305. 552 (Anatomie). — leu- 
cämica 577. — pigmentosa 116 (mit 
Glaucom). 256 (bei den Boeren). 449 
und 551 (ohne charakterist. Pigment). 


489. 610 (Kochsalzinjectionen bei —). 


— proliferans 453. 462. 463. 564 (Ana- 
tomie) 717. 719. — punctata albescens 
433. — durch Schneeblendung 586. — 
septica 279. — striata 460. — trauma- 
tica (s. a. Commotio retinae) 345. — 
s. a. Chorio-, Neuro-(Papillo-). 


Retinoskopie s. Skiaskopie. 
Retrobulbäre Sehnervenzerrung und 


XXVIII 


-Quetschung s. Opticus. — Neuritis 431. 
438. 577 (acuta). 

Rheumatismus, als Ursache von Glau- 
com 549. — von Keratitis parenchy- 
matosa 623. — s. a. Polyarthritis. 

Rhinitis s. Nasenerkrankung. 

Riesenwuchs s. Acromegalie. 

Ring-Scrotom s. d. 

Röntgen-Strahlen in der Augenheil- 
21. 222. 424. 425. 437 (Bleikugeln). 440 
und 554 (besondere Apparate). 442. 452. 
623 (Schrot). 650. 688. 720. — Ent- 
deckung von Eisen im Auge durch — 
382. 439. 452. — bei einigen Formen 
von Blindheit 64. 566. — Sichtbarkeit 
der — 216. 871. 425. — Wirkung auf 
Haut und Auge 234.* 267.* 886.* 454. 
650. — Durchgängigkeit der Augen, 
theile für 425. 668. — Einfluss der — 
auf die Regeneration des Sehpurpurs 
524. 

Rollbewegung des Auges bei Kopf- 
bewegung 575. 

Rollpincette s. Instrumente. 

Rom, infectiöse Augenkrankheiten in — 
684. 

Rothsehen s. Erythropsie. 

Ruptur der Chorioidea s. d. — der Iris 
s. d. — der Sclera s. d. — der Vena 
temporalis retinae 542. 

Russische Augenanstalten 579. 


Sarcom in atrophischen Augen 463. — 
der Chorioidea 304 (carcinomatosuin s. 
alveolare melanoticum). 435. 542 (nach 
aussen durchgewuchet). 543. 570 (und 
Retina). 573. 609 (Endotheliom), Tod). 
713. 714, — des Ciliarkörpers 440. 636. 
— der Iris 308. 409. 432. 443. 458. 554. 
112. —, ringförmiges der Iris und des 
Ciliarkörpers 451. — des Lides 420. — 
der Orbita 246. 437. 439. 703. — des 
Opticus 420. — des Thranensackes 525. 
— der Thränendrüse 548. — der Uvea 
125. 636. 713. — der Dura mater 450. 


— Spindelzellen- — im Exenterations- 
stumpf 417. — s. a. Leukvo-, Myxo-, 
Alveolar-, Melano-, Angio-, Adeno-, 
Fibro- —. 


Sauerstoff gegen Uleus corneae 730. 

Schachbrettfigur, die verschobene — 
694. 

Schädel, -Typhus und Trachom 535. — 
Verletzung, Erblindung 536. 580. 

Schädelfractur, Augensymptome bei — 
(Schläfenbein) 632. — progressive Ge- 
hirnnervenlähmung bei basaler — 351. 
— Erblindung nach — 434. 438. 580. 
— Augenveränderung nach Basis- — 
Dir, 

Scheibe, Schattirung auf der rotirenden 
— 585. 

Scheinbewegung 576. 


Sachregister. 


Scheingeschwulst s. Pseudo- —. 
Schichtstar s. Catar. zonularis. 
Schiefhals s. Caput obstipum. 
Schielen, Aetiologie 252. — Literatur 
700. — Casuistik 701. — Operation 348 
Vorlagerung). 537 (Indication). 682 (cap- 
sulo-musculäre). — graduirte Tenotomie 
bei Heterophorie 381. — Heterophorie 
556. — bei Hysterie s. d. — eigenthüm- 
liche Form von Einwärts- — bei Myopie 
217. — concomitirendes —, accessorische 
Ab- u. Adductoren 541. — convergiren- 
des, arteficielles — 568. — Str. conver- 
gens latens bei Accommodationsparese 
572 — nach Galvanocaustik der Nasen- 
muschel 348. — Proiectionsirrthümer 
beim — 520. — Erfahrungon u. Studien 
über — 509. 609. — Messung des — 
591. — Theorie des — 287. 869. 513. 
627. 641. 701- — Behandlung 609. 627. 
636. — das Sehen der Schielenden 19. 


512. — Gesichtsfeld der Schielenden 
411. — stereoskopische Bilder gegen — 
619. — Raumwahrnehmung bei alter- 
nirendem 673. — Prismen bei — s. d. 


— s. auch Hyperphorie. 
Schielwinkel, Messung des — 416. 
Schiessbrille für Presbyopen 95. 129*. 
Schilddrüse s. Basedow. 
Schläfenbein, Verletzung des —, Augen- 

symptome 632. 

EEN in der Siebbeingegend 

8 


Schnee-Blendung, Augenerkrankung 5886. 

Schreiner’soher Versuch 693. 

Schriftproben s. Instrumente b) Sehpr. 

Schrot-Schussverletzung mit gutem Aus- 
gange 444. — Casuistik 620. — -Korn 
in der Orbita, Röntgenstrahlen 424. 

Schuleck’s Jubilaum 94. 

Schule(n), Astirmatismus u. — 636. 656. 
— Kinderuntersucnungen 447. 448. 652. 
— Augen in Armen- — 637. — Gesund- 
heitsptlege der Augen in — 185. 628. 
686. — Augenärzte 540. — Verhütungs- 
maassregelIn des Trachoms in — 591. 
— Zimmer-Beleuchtnng 595. 686. 

Schuss-Verletzung, s. d. — 8. a. .Schrot. 

Schutzbrillen s. Instrumente b). 

Schwämme, Einlegen von —n nach der 
Enucleation 515. — Press- — s. Lami- 
naria. 

Schwangerschaft, Urämie bei —, vor- 
ühergehende Erblindung 557. — Am- 
blyopie u. Amaurose in der — 622. 

Schweiz, Trachom in der — 8. d. 

Schwellungscatarrh s. Conjunctivitis. 

Schwitzapparat bei Chuorividitis 635. 
653. 

Scirrhus s. Carcinom. 

Sclera, elastische Fasern in der — 663. 
— subconjunctivale Ruptur der —, 
sympath. Ophthalmie 374. 622. — Rup- 
tur der — mit Verfarbunz der Con- 


Sachregister. 


junctiva 347. — Zerreissung der —, 
Linsenluxation 683. — Heilungsvor- 
gänge bei Wunden der — 182. — seröse 
Cyste der — 250, — Fibrosarcom der 
— 571. — sulzige Infiltration der — 
278. — angeborene Veränderung 345. 
— Staphylom der — als Ursache von 
Astigmatismus 374. — Tuberculose der 
— 637. — Literatur 709. 

Scleritis, Electrolyse bei — 709. 

Sclero-corneal-Grenze s. Limbus. 

Sclero-Iridectomie 712. 

Sclerose, Augenveränderungen bei der 
disseminirten Herd- — 598. 621 (Frih- 
diagnose).657.— Augenmuskelstörungen 
bei multipler — 657. 

Sclerosirende Keratitis s. d. 

Sclerotomie, neues Instrument zur — 
846. 

Scopolamin-Vergiftung 184. 378. 691. 
— 561. 

Scorbut, Augenerkrankungen bei —- 
Epidemie 456. 637. 647. 

Scotom(e), anatomische Grundlage des 
—s 412. — in diagnostischer Beziehung 
96. — durch Ueberanstrengung 454. 

Scotometer 515. 

Scrophulose, Augenerkrankungen durch 
— u. hereditäre Syphilis 3858. — Jod- 
injectionen bei Augenkrankheiten durch 
— 678. — Augenentzündungen durch 
— 414. 

Second sight, Ursache 599. 

Secretion des Kammerwassers s. Vorder- 
kammer. 

Seelenblindheit 651. 

Seeleute s, Marine. 

Sehapparat, der centrale — in diagno- 
stischer Beziehung 96. — Functions- 
prüfungen u. -Störungen des — s. F. 

Sehcentrum 652. 

Sehen, binoculares, simultanes u. alter- 
nirendes 515. — -Lernen Blindgeborener 
695. — der Schielenden 19. — der 
Ametropen 308. 

Sehhügel, Anatomie des — 59. — 
Tumor des — 725. 

Sehleistung, Tafeln zur Bestimmung 
der — 336. 639. 

Sehnerv(en) s. Opticus. — Kopf s. Pa- 
pille. — -Kreuzung s. Chiasma. 

Sehorgan s. Auge. 

Sehpropen s. Instrumente b). 

Sehprüfung 210. — der Eisenbahnbe- 
dieusteten s. d. 

Sehpurpur, Einfluss der Röntgenstrahlen 


auf die Regeneration des — 524. — 
_ophthalmoskopische Erkennbarkeit des 
— 692. 


Sehschärfe, Einfluss des Alters auf die 
— 582. — der Beleuchtung auf die — 
s. d. — der Eisenbahnbediensteten s. d. 
— Abhängigkeit der — von der Be- 
leuchtungsintensität 694. — bei ver- 


XX1X 


schiedenen Refractionsgraden 595. — 
u. Berufswahl 595. — zufällige Ver- 
besserung der — durch Verletzung 720. 


— Verbesserung der — nach Myopie- 
operation s. d. — u. Accommodations- 
breite 516. — Messung der centralen 


— auf physiolog. Grundlage 507. 514. 
scharfe, unter besonderen Umständen 
568. — der Verbrecher 307. — Tafeln 
zur Bestimmung der — s. Instrum. b) 
— u. Kindergarten 687. 

Sehstörungen, Diagnostik der — 122, 
— bei Zwerg- u. Riesenwuchs 351. — 
— durch Ueberanstrengung 454. 555. 
durch Unfallbeschädigungen a, d. — 
beim Schliessen 95. 129*. — s.a. Am- 
blyopie, Erblindung. 

Seidenknäuel, Einlegen von — nach 
der Enucleation 369. 

Septische Allgemeinerkrankngn., Augen- 
veranderungen bei — 279. — Retinitis 
s. d. — Chorioiditis 533. 545 (Puerpe- 
rium). — s. a. metastatische. 

Serum-Injection gegen toxische Amblyo- 
pie 848. 566. — s. a. Diphtherie. — 
-Therapie bei Thränensackphlegmone 
516. — bei inficirten Cataractwunden 566. 

Sexual rgane s. Geschlechtsorgane. 

Sichel, angeborene, nach unten aussen 
327*. 

Siderosis bulbi, Anatomie 688. 

Siebbein, Schleimcyste der — -Gegend 
165. — -Zellen s. Sinus. 

Silber, Jod-— gegen Trachom 650. — 
s. auch Itrol. 

Silvestri, Nachruf auf — 527. 

Simulation, Diagnostik der — 128. — 
Dis- — von Augenleiden 339. — Ent- 
larvung von — 519. 608. 

Simultaner Contrast 471. 

Sinnesempfindungen, Localisation der 
— 31. 

Sinus, Literatur 702. — cavernosus, Ver- 
schluss durch Neubildung 438.-- Throm- 
bose 435. — beiders. Verschluss durch 
Keilbeintumor (?) 605. — cystische Er- 
weiterung des — frontalis 161%. — 
maxillaris, mit orbitaler Complication 
517. — ethmoidalis, Schleimcyste der 
— -Gegend 165; Augensymptome bei 
Erkrankungen des — 379; Orbitalabscess 
durch Empyem des — 653. — frontalis, 
Empyem des — 674; mit Durchbruch 
in die Orbita 454; Eröffnung nach 
Czerny 463; Diagnose u. Behandlung 
der Affection des — 612; acute Ent- 
zündung 672. — sphenoidalis, Empyem 
des —, Exophthalmus u. Divergenz, 
Exitus 539. — Modelle 87. 

Skiaskop s. Instrumente b). 

Skiaskopie 448. 573.668.696. — Auto-— 
535. — Theorie 583. 

Skioptikon s. Instrumente b). 

Soldat s. Armee. 


XX 


Sonden s. Thränenkanal. 

Sonnen-Licht, Wirkung auf’s Auge 218. 
— Blendung 610. 

Sozojodol in der Augenheilkunde 401. 
581. 584. 645. 

Spannung s. Druck. 

Spasmus nutans 666. 

Spectral-Photometer 587. 

Sphincterectomie 516. 713. 

Sphincterolysis anterior 126. 

Spindelstar 419. 

Spirochäten, Cyclitis beim Affen nach 
— -Einimpfung 111*, 

Sportsbrillen 651. 

Stäbchen der Netzhaut, Function 58. 
162. 472. 680. — -Faser 508. 

Stahl im Auge 441. — s. a. Eisen. Magnet. 

Staphylom der Cornea, angeboren 853°. 
— der Sclera s. d. — mikroskopische 
Untersuchung eines Hornhaut- — 565. 
— Mules’ Operation bei totalem — der 
Cornea 634. — sympathische Cyelitis 
nach Spaltung eines — 635. 

Star s. Cataract. 

Statistik 686. — von Augenerkrankungen 
82. 87. 118. 169%. 524. 581. 584. 625. 
— Blinden- — s. d. — Trachom- — s. d. 
— von Cataractoperationen s. d. — 
Myopie-— s. d. — s. a. Berichte. 

Stauungspapille, Pathogenese und Be- 
deutung 152. 314. 577. — Pathogenese 
u. Actiologie 406. 509. 603. — chirur- 
gische Behandlung der — 372. 532 
(Craniectomie). 

Stereoskopische Bilder 619. — Farben- 
fusion 870. 

Sterilisirung des Conjunctivalsackes s. d. 
— der Instrumente u. Tropfwasser"443. 
— s, a. Anti-, Asepsis. 

Stirnhöhle s. Sinus frontalis. 

Stirnlappen -Geschwülste 681. — 8. a. 
Blepharoplastik. 

Strabismus s. Schielen. 

Strahlengang in der Linse s. Instru- 
mente b). 

Streifentriibungen der Hornhaut 29. 
183. 

Streptokokken — Conjunctivitis 348. — 
Diphtherie der Conjunctiva palpebrarum 
418. — Anti- — -Serum 516. 566. 688, 

Subconjunctivale(s), Lipom 427. — 


Linsenluxation s.d. — Coeaininjectionen | 


308. — Kochsalzinjeetionen 380. 489. 
531. 560. 597. 610, 634. 635. — Subli- 
matinjectionen 524. 668. 684 689; gegen 
Myopie progressiva 455. 560; bei In- 
fection nach Staroperation 710; gegen 
innere ele E 456; hei lrido- 
ehorioiditis 532. 713 (sympath.) — In- 
jeetionen von (necksilbereyanür 690. 
— Wasserstoffsuperoxyd-Injectionen 677. 
— Kaliumpermanganatinjectionen gegen 
Trachom 520. — Bulbusruptur, Sym- 
phatische Ophthalmie s. d. 








| 


Sachregister. 


Subcutan, Jod — gegen Keratitis par- 
enchymatosa 530. 680. — Pilocarpin — 
535. — Calomel — bei nichtsyphili- 
tischen Augenkrankheiten 683. 

Sublimat s. Subconjunctival. Intravenös. 

Südafrika s. Afrika. 

Suggestion im wachen Zustande bei 
Hysterie 534, 

Sumpffieber s. Malaria. 

Suprarenale, Extractum — s. Neben- 
nieren. 

Symplepharon nach Kalkverbrennung 
636. 


Sympathicus, Resection des Hals- — 
gegen Morbus Basedowii 251. 608. 654. 
— s8. a. Ganglion. 

Sympathische Ophthalmie, Literatur 
716. — Amblyopie, sympathische 281. 
659. — Glaucom, symp. 682. — Unter- 
suchungen über — 581. — Chorioretin. 
symp. 413. — scharfes Sehvermögen 
nach — 563. — Keratitis parenchyma- 
tosa symp. 370. — Papillitis durch Enu- 
cleation geheilt 573. — 4 Wochen nach 
der Enucleation 251. — 12 Tage nach 
der Enucleation, Heiiung 660. — nach 
erfolgter Staroperation 655. — richtige 
Operation gegen — 598. — nach Sta- 
phylomspaltung 635. — bei Mules’ Ope- 
ration 433. 439. — seltener Fall 136. 
374 (4 Wochen nach der Enucleation). 
553 (18 Jahre nach der Verletzung). 
562 u. 563 (viele Jahre nach Zünd- 
hütchenverletzung). 802 (20 Jahre nach 
der Verletzung). 716 (2 Tage nach der 
Verletzung). — u. Galvanocaustik 839. 
— Heilung 565. 579. — nach subcon- 
junctivaler Bulbusruptur 374. 662. — 
diagnostische Verwerthbarkeit des Tu- 
berkels bei — 416. — Reizung nach 
perforirender Verletzung 437. 563. 

Synchisis scintillans 377. — einseitig 
715. 

Synechien, Loslésung hinterer — 457. 
— Trennung vorderer — s. Sphinctero- 
Iysis. — totala vordere, Iridotomie 239. 

Syphilis der Conjunctiva 248. — Am- 
blyopie durch — 558. — Augenerkran- 
kungen in der Frühperiode der — 661. 
— hereditäre, angeborene Keratitis bei 
— 64. — hereditäre u. Scrophulose 368. 
— hereditaria tarda 725. — hereditäre 
Augen- — in 2. Generation 192. 
Augenstörungen bei hereditärer — 221. 
252. 432 (Macula). 723. Keratitis 
parenchymatosa, Chorio-Retinitis durch 
— s. d. — Iritis s. — s. d. — Nceuritis 
optica im 2. Monat der — 429, — Neuro- 
retinitis, einseitige dureh —, Anatomie 
718. — Keratitis parenchymatosa durch 

s. d. — Kryptophthalmus cicatri- 

cosus durch — 13. — des Gehirns mit 

Augenstörungen 250. — gummöse Reti- 

nitis als Vorbote von Hirn- — 530. — 


Sachregister. 


Gumma, zwischen Chiasma u. Orbita | 
380; des Ciliarkörpers 521; der Iris 673. | 


— Primäraffet am Canthus internus 
436; am Oberlid 616; an der Conjunctiva 
617; an der Karunkel 617. — syphilit. 
Veränderungen am Auge 412. 616. 723. 
— tertiäre Periostitis orbitae 547. — 
des Lides, diagnostische Verwerthbar- 
keit des Tuberkels bei — 416. — der 
Lider 697. — intravenöse Quecksilber- 
injectionen bei Augen- — s. Intravenöse. 


Tabak- Amblyopie, Sehnervenpräpa- 
rate bei 453: 632. — bei einer Frau 
632. — 645. 

Tabes dorsalis, Augensymptome bei — 
125. — Dissociation des binocularen 


Sehens bei — 308. — Pupillenstarro 
bei — s. Pupille. — Opticusatrophie 
bei — s. d. — s. a. Ataxie. 

Tätowirung. Technik der — 347, 708. 
— zur Verbesserung der Sehschärfe 371. 
708. 

` Tarsale, Form des Friihjahrscatarrhs 550. 

Tarsitis necroticans 73*. 

Tarsoconjunktivitis 515. 

Tarsoraphie 680. 

Tarsus, Carcinam des — 125. — Ab- 
lösung der Bindehaut des Oberlides vom 
624, 

Teleostier, centrale Opticusendigung der 
— 677. 

Tenotomie s. schielen. 

Tetanie, juvenaler Totalstar nach — 
287. 351. 596. — Augenmuskelkrimpfe 
bei — 589. 606. 640. 

Thalamus opticus s. Sehhügel. 

Therapie s. Augenheilkunde. — s. a. 
Medicamente. — 687. 

Thier, sonderbare Augen bei verschie- 
denen — en 628. 

Thiersch’sche Läppchen s. Transplant. 

Thomsen’sche Krankheit, Augenmuskel- 
krampfe bei — 606. 

Thränen, — Blepharitis durch latentes 
— Leiden 518. — stärkeres bei Tumor 
der Oblongata 544. — Exstirpation der 
Drüse wegen — Traufelns 594. — Fistel 
mit Jod geheilt 600. — Literatur 699. 

Thränendrüse, Innervation der — 87. 
419. 590. 637. 693. — symmetrische Er- 
krankung der — u. der Mundspeichel- 
drüse 699. — akute Entzündung der 
— 251. 350. — Mumps der — 609. — 
Exstirpation der — wegen Thränen- 
träufelns 594. 699. — Geschwulst der 
palpebralen — 378. — Adenocarcinom 
der palpebralen — 378. — Adenosar- 
com der — 533. — seirrhotisches Car- 
cinom der 374. — Sarcom der — 548. 
— Retentionscyste der — 431. 439: — 
Tuberculose der — 534. 590. 699. — 
Literatur 699. 


— 


XXXI 


Thrinenkanal, angeborene Anomalie 
123. 251. 431. — Catheterismus des — 
308. — Verweilsonden aus Blei bei — 
Verengerung 458. — Dauersonden bei 
— Verengerung 622. 699. — Hohl- 
sonden 680. — Therapie bei vollständi- 
gem Verschluss des — 247. — Bildurg 
eines neuen — 562. — Fremdkörper im 
— 699. — Literatur 699. 

Thränenpunkte, angeborener Ver- 
schlussder431. angeborener Mangel 433. 

Thränensack, — Operation bei chroni- 
schen — Leiden 569. — Exstirpation 
79° u. 656 (Technik). 456. — Massage 
bei — Leiden 218, 346. 650. — Fistel, 
alte, Behandlung 370. — Serumthera- 
= bei — Phlegmone 516. — Sonden- 
ehandlung s. Thränenkanal. — Wasser- 
stoffsuperoxyd 677, — Oxycyanat bei 
— Leiden 685. — Jod bei chronischer 
— Entzündung 528. — Entzündung durch 
Oberkieferosteom 567. — Sarcom des 
— 525. — congenitale — Entzündung 
651. — Literatur 699. 

Thränenschlaucherkrankungen, 
über 217. — Sozojodol bei — 405. — 
neue Generation bei — 562. — Lite- 
ratur 699. 

Thränenstein 207. 

Trombose, doppelseitige, marantische 
279. — des Sinus s. d. — der Vena 
temporalis inferior, Veränderungen bei 
441. der Centralvene, Glaucoma 
häm. 530. — Thrombo-Phlebitis der 
Centralgefässe der Retina 664. 719. — 
der Maculararterien 547. 

Tic convulsif, Augenmuskelkrimpfe bei 
— 606. 

Tiefenwahrnehmung, iiber die — 571. 

Tonometrie s. Druck. 

Topische Diagnotik s. d. 

Topographie desemmetropischen Augen- 
hintergrundes 688. 

Torticollis bei Höhenablenkung eines 
Auges 513. 

Trachom — Literatur 704. — Anatomie 
u. Histologie 93. 548. 321*. 665. — 
Bacteriologie des — 542. Plasmo- 
dien bei — 591. — durch verschie- 
dene Schädelbildung verursacht 535. 
— Verhütungsmassregeln in Schulen 
591. — Hygiene des — u. Einfluss der 
Höhenlage u. des Climas 446- 555. 615. 
Verbreitung u. Bekämpfung 475. 616. 
— Verbreitung im Kindesalter 461. — 
bei einzelnen Rassen 555. 615. — Ur- 
sache (Trachomkörper) u. Behandlung 
33*, 128, — Veränderungen des Con- 
junctivalepithels bei — 33.* 200.* — 
Behandlung der Lidverkriimmung nach 
— 446. — medicamentöse Behandlung 
446. 149. (Formaldehyd); 225.” 614. 641. 
#30. 682 (Jod); 403. 581. 504 (Sozo- 
jodol); 443 (Jequirity); 520 (mangan- 


XXXII 


* saures Kali);630(Acrod);650 (Jodsilber); 
677 (Wasserstoffsuperoxyd), 704 (Ua- 
jacol), — chirurgische Behandlung 444. 


446. 479. 588 (u. mechanische). 599. 


676. — Gummi-Instrumente bei — Be- 


handlung 585. — Electrolyse gegen — | 


534, — u. Gasbeleuchtung 381. — Ge- 
schichte des — 155. 484. — Geographie 
— 155. 615. — in der ungarischen Ar- 
mee 577. — in Ungarn 154. — in Süd- 
afrika 256. — Statistik 189 (Japan) 524, 
(Venedig). 581. 582. 584. 587. 599. 669. 
706, — in Frankfurt a. M. u. Umgebung. 
290.* — in Cisleithanien 314. — in der 
Schweiz 309. — in Südealifornien 445. 
— in Ost- u. Westpreussen 475. 616. 
Gefahren von Hornhautwunden bei — 
705. — Trichiasis, Entropium, Pannus, 
durch — s. d. 

Transplantation des Cilienbodens 39.* 
187. 222. — von Lippenschleimbaut 299 
(in den Lidrand). 368. —  stielloser 

. Lappen 380. — gegen bösartige Orbital- 

eschwülste 381. — nach Thiersch bei 
terygium 249. 543. — bei Narben- 
ectropium 697. — s. a. Plastik, Lle- 
pharoplastik. 

Traum, Gesichtsbilder im — 695. 

Trauma s. Verletzungen. 

Traumatische Neurose, hystcrische 
Augensymptome durch — 608. 65l 675. 
— Gesichtsfeld bei — 636. 

Trepanation u. Stauungspapille s. d., 
Operation. 

Trichiasis-Operation 299. 578. 697. — 
Galvanokaustik bei — 617. 642. 682. 
— Marginoplastik bei — 683. — s. a. 
Blepharoplastik, Entropion. 

Trigeminus-Lähmung, traumatische 351. 
— Keratitis neuroparalytica s. d. — Ur- 
sprungszullen der absteigenden — Wurzel 
528. — Neuralgie durch Sonnenblen- 
dung 610. 

Trochlearis s. a. Obliquus superior. 

Tropacccain, Wirkung des — 185. 

Tropfglas s. Instrumente a). — Sterili- 
sirung 443. 

Tropfwasser, Sterilisirung 443. 

Trophische(r) Einfluss sensibler Nerven 
532. — Affection des Auges nach Trige- 
minusparalyse s. Keratitis neuroparalyt. 

Trophoneurose des Auges nach Herpes 
zoster 287. 

Tropische Augenerkrankung 123. 

Tropometer, Untersuchungen mit dem 


— 695. 
Triibung der Cornea s. d. — des Glas- 
körpers s. d. — intraoculare, Locali- 


sation 690. 

Tuberculose des Auges 418. 508 (Glau- 
com durch —). 714. — der Adcrhaut 
146. — der Conjunctiva 220. 435. 637. 
679. 704 (primär). — der Cornea 502. 
648:?). — der Iris 247. 435. 513. 713. 





Sachregister. 


— desCilarkérpers 513 (Bacillenfarbuny). 
712, 713. — der Sclera 637. — -säure- 
resistente Bacillen bei — ähnlicher 
Augenerkrankang 181.* — der Thranen- 
driise 534, 590. 699. — des Orbital- 
randes 702. — Lupus s. d. — Keratitis 
parenchymatosa darch — s. d. 

Tuberkel, diagnostische Verwerthbark:it 
des — 416. 

Typhus abdominalis, Selinervenatro; hie 
nach — 377. — Neuritis optica bei — 
597. 627. — Augencomplicationen bei 
— 607. 630. — recurrens s. R. 


Uebergangsfalte, Cysten der — 345. 

Ueberschlige s. Umschläge. 

Uebersichtigkeit s. Hypermetropie. 

Ulcus corneae — Aetiolugie 539. — 
Aderhautblutung bei — 193.* — and 
colloide Degeneration 675. — infectidses 
371. — durch Malaria, operativ geheilt 
371. — Conjunctivallappen bei torpidem 
— 870. — bei Facialislahmung 434. — 
Formaldehyd bei — 602. — Sozojudul 
gegen — 405. — Jodoform gegen — 
602. — Carbolsiure bei — 643. — 
Sauerstoff gegen — 708. — Galvan» 
caustik bei — 628. ~- bei Caisson- 
arbeitern s. d. — hydraulische Curet- 
tage bei — 558. — rodens (Präparat) 
570. — serpens, Pathologie und The- 
rapie 662. 508. 

Umschläge, Einfluss antiseptischer — 
220. — Brei- 370. 

Unfallbeschidigung(en), Augenbefund 
bei — 350. — Berechnung der Erwerls- 
fähigkeit 32. 336 (Leitfaden). 589. 613. 
649. 

Unfallversicherung und 
Heilverfahren 687. 
Ungarn, Trachom in — s.d. 
Unterkiefer, Mitbewegung des Lides bei 

Bewegungen des — s. Led. 
Untersuchung, Massen- -- en 576. 
Urämie, Hemianopie bei — 224. — vor- 

übergehende Erblindung durch — 557. 
Urethra, gutartige Conjunctivitis bei 

Affectionen der — 705. 
Urin-Untersuchung bei Asthenopie 601. 

— bei Cataract 616. 

Uterus, Neuritis optica uterinen Ursprungs 

124. 

Uvea, Sarcom der — 125. 636. 713. 
Uveitis, Secundarglaucom nach — s. Gl. 


operatives 


Vaccine-Erkrankung des Auges 576. 

Varicen der vena ophthalmica 246. 

Vasomotorische Augenneurose durch 
Reizung der Nasenschleimhaut 571. 

Velociped s. Radfahren. 

Venen s. Gefässe-Thrombose. 

Verbrecher, Auge und Sehschärfe der 
— 307. 657. 


Sachregister. 


Verbrennung der Haut s. Jodoform. — 
im inneren Lidwinkel 633. — Kalk- s. d. 
— der Conjunctiva 704. — der Cornea, 
Pikrinsäure gegen — 708. 

Vereine s. Gesellschaften. 

Verknöcherung s. Ossification. 

Verletzungen, Literatur 720. — Ciliar- 
körpersarcom nach 636. der 
Cornea, Glaucom nach — 408. — der 
Cornea, Heilung der — 435. — Con- 
junctivnaht bei — 515. — Erblindung 
durch —, Heilung 720, Glaucom 
durch — 442. — des Glaskörpers s. d. 
— Pilze im Glaskörper nach — s. d. 
— Psychosen nach Augen- 619. — der 
Iris s. d.; s. a. Iridodialyse. — perfori- 
rende, Neuritis optica nach — 375. — 
Casuistik, Prognose, Behandlung 120. 
121 (Naht). — des Opticus s.d. — der 
Orbita s. d. — zufällige Verbesserung 
der Sehschärfe durch — 720. — vor- 
übergehende Beschädigung der Retina 
und Chorioidea durch Quetschung 440. 
— durch stumpfe Gewalt s. Contusio. 
— Kuhhornstoss 347. — Netzhautab- 
lösung mit Glaucom nach — Neubildung 
vortäuschend 719. Schuss- 721; 
Netzhautablösung durch — 430. 440 
(u. Aderhant-). 636; Röntgenstrahlen bei 

424. 437. 628; mit Schrot 444; 
Oculomotoriuslahmung, Sehnervenatro- 
pare und Aderhautzerreissung durch 

aumen- 636. — s. a. Contusion, Cata- 
racta traumatica, Fremdkörper, Magnet- 
operation, Ruptur, Schädelfractur, Un- 
fallsbeschädigung, Verbrennung. 

Vögel, Verbindung des Oculomotorius 
kerns der — mit dem Grosshirn 606. 

Vorderkammer, Ausspülungen der — 
nach On 510. 710. Fett- 
ansammlung in der — 416. 709. — 
Humor aqueus nach Entleerung der 
— 60. — Filtration und Secretion des 
— Wassers 179. 579. — Bedeutung des 
— Wassers bei endogener Irisinfection 
244. — Offenbleiben der — nach Cata- 
ractoperation s. d. — s. a. Humor 

ueus. 

Vorderkapsel s. Linsenkapsel. 

Vorlagerung s. Schielen, Operation. 


ea GE aaa a aaa aamaaamaaamaaamauausIs— 





XXXIII 


Wachsthum des menschlichen Auges 
341. , 

Wärme s. Hitze. 

Wärmedose bei Iritis 635. 

Wasserstofisuperoxyd in der Augen- 
heilkunde 677. — s. a. Pyrozon. 

Weinen, einseitiges s. Facialis. 

Wochenbett s. Puerperium, 

Würmer s. Parasiten. 

Wundbehandlung, offene 138.* 329.* 

Wunden s. Verletzungen. 


X-Strahlen s. Röntgen-. 

Xanthelasma, Electrolyse gegen — 547. 

Xeroderma pigmentosum, Lid- Peri- 
theliom bei — 697. 

Xerose der Conjunctiva, infantile 277. — 
der Conjunctiva und cornea 456. — der 
Conjunctiva bei einer Hemeralopie-Epi- 
demie 522. — des Hornhautepithels 707. 
— der Conjunctiva bei Negern 563. 


Zahn, Beziehungen der Krankheiten im 
Kindesalter zu den — Krankheiten 177. 
— Hutchinson’sche Zähne s. H. — Ke- 
ratitis parenchymatosabei — Leiden 370. 
— retrobulbäre Neuritis bei — Leiden 
439. — Neuritis optica bei — Irritation 
544. 

Zapfen der Netzhaut, Function 58. 192. 
470. 630. — Faser 508. 

Zeit, Gesetz der — in der Farbenempfin- 
dung 530. 

Zimmt,Ceylon — bei maligner Geschwulst 
536. 

Ziege, Augenmissbildung bei einer — 
682. 


Zonula Zinnii, Colombom der — 416. 419. 

Zoster s. Herpes. 

Zuckerausscheidung s. Diabetes. 

Zündhütchen-Stück, 18 Jahre reizlos im 
Auge 553. — viele Jahre reizlos im 
Auge, dann symp. Entzdg. 563. — Ver- 
letzung 721. 

Zwergwuchs, Selistirungen bei — 351. 

Zwillingsganglienzellen in der Retina 
508. 600. 


il 


Autorenregister, 


* Originalartikel. 


Abadie 184. 319. 349. 383. 422. 601. 
Abelsdorff 692. 
Accordino 677. 
Achenbach 623. 
Adams 704. 
Adamück 177. 513. 
Addario 532. 676. 7 
Adjemian 697. 
Adler 622. 
Agababow 584. 
Ahlström 79.* 656. 699. 

Aiken 450. 

Albertotti 521. 522. 668. 
Alessandro 668. 

Alfieri 529. 533. 673. 

Allemann 453. 

Allport 447. 550. 

Alt 376. 377. 378. 379. 536. 699. 
d’Ambigne 720. 

Ames 560. 

Amman 247. 347. 507. 623. 
Andogsky 220. 

Ange 687. 

Angelucci 372. 531. 532. 533. 639. 
Anyrieras 370. 


13. 


Antonelli 308. 343. 870. 425. 710. 720. 


Ard 565. 

Ardin-Delteil 615. 
Armaignae 341. 519. 
Aschheim 247. 

Astheim 695. 

d’Aubigne 652. 
Aubineau 623. 

Augicras 370. 567. 656. 
Aurand 621. 


Axenfeld 224. 414. 416. 662. 692. 709. 


Ayres 377. 378. 379. 445. 


Bans, K. 412. 416. 

Babcock 690. 

Bach 220. 344. 410. 416. 419. 507. 
Bäck 514. 

Bajardi 682. 

Baker, A. R. 445. 448. 

Baker, W. H. 381. 

Battaban 188. 275. 


Bane 538. 
Baquis 520. 621. 52 
Barabaschew 580. 
Barck 558. 
Barius 693. 
Barnes 655. 713. 
Basso 522. 719. 
Bates 687. 
Batten 374. 432. 435. 436. 437. 714. 
Bauby 517. 

Baudonin 718. 

Baudry 519. 687. 

Bauer, H. 60. 

Baumont 341. 

Bautod 337. 

Baxter 699. 

Beard 377. 380. 559. 697. 
Becker, E. 661. 

Beduschi 523. 

Béla 579. 

Bellarminoff 722. 

Belli 527. 

Bellows 380. 

Benedikt 315. 

Bennett 543. 

Benoit 244. 

Bentejac 371. 704. 

Berardinis 681. 707. 

Berenstein 84. 

Berlin, E. 305. 

Berlin, R. 217. 

Bernheimer 191. 316. 410. 606. 
Berry 609. 627. 

Best 609. 

Betti 682. 

Betz, O. 87. 

Bickerton 341. 434. 436. 630. 
Bidwell 598, 

Bielikowski 581. 584. 586. 
Bjelilowski 645. 

Bielschowsky 411. 416. 

Bietti 522. 523. 526. 530. 532. 682. 
Bihler 696. 

Bistis 174. 251. 

Bitzos 252. 308, 


9 
od 


Black 655. 


Autorenregister. XXXV 


Blaskovics, v. 125. 185. 577. 595. 631. 
Blessig 454. 589. 

Bloch, E. 64. 

Block 570. 576. 

Bloebaum 617. 642. 

Blume 336. 

Bocci 522. 531. 693. 

Bock, E. 64. 272. 

Boschi 531. 668. 

Bode 693, 

de Bono 527. 529. 530. 531. 534. 
Borbrik 613. 

Bordier 516. 

Bossalino 673. 

Boström 709. 

Boucheron 424. 516. 688. 
Bourgeois 369. 421. 518. 697. 
Bousignorio 720. 

Bouvin 570. 

Brabant, Lebrun de 246. 837. 
Braehmer 836. 337. 591. 
Brailey 437. 

Braine-Hartnell 597. 627. 
Bramwell 722. 

Brandenburg 704. 

Brixa 327.* 847. 382. 658. 
Brodzki 850. 

van der Brugh 574. 

Bruner 551. 

Bruns, H. D. 376. 562. 
Bruns, L. 603. 

Bryant 704. 

Bull, G. J. 308. 376. 559. 607. 
Bull, Ch. 8t. 607. 608. 630. 
Bullar 436. 

Bullard 538. 555. 655. 

Buller 586. 537. 

Bullot 124. 247. 428. 

Bulson 380. 602. 

Bunzel 351. 

Burchardt 33.* 128. 

Burnett 156. 378. 446. 450. 555. 609. 
Burnham 535. 540. 

Burr 544. 

Burzew 641. 

Businelli 675. 


Cabannes 282. 716. 
Calhoun 540. 

Campos 687. 

Cant 487. 

Cappellini 533. 
Carapanayolis 848. 
Cargill 436. 

Carhart 652. 

Carpenter. J.T. jr. 446. 
Chalupecky 234.* 267.* 386.* 
Chavez 690. 

Cheney 704. 
Chevallerau 426. 656. 
Cheatom 4438. 639. 712. 
Chiapella 401. 

Chibret 155. 615. 710. 
Chisohn 566. 


Chwalynski 455. 

Cicardi 527. 

Claiborne 545. 

Clark, C. F. 448. 

Clarke 432. 435. 437. 442. 561. 717. 
Clavellier 382. . 
Clement 337. 

Clemesha 638. 

Cobb 702. 

Coggi 668. 

Cohn, H. 87. 336. 639. 644. 
Cohnstein 509. 

Coillie, von 340. 

Colburn 556. 

Coleman 545. 
Collica-Accordino 677. 
Collins 481. 435. 692. 708. 722. 
Conétoux 308. 

Connor 447. 

Cook 545. 

Coover 543. 713. 

Coppez 121. 246. 284. 349. 373. 429. 
Cosse 519. 

Costa 675. 

Cowgill 720. 

Cowl 216. 

Crainiceanu 577. 

Cramer 612. 

Cresi 676. 

Critehett 439. 660. 

Crocini 529. 


| Croskey 646. 


Cross 433. 439. 

Crzellitzer 180. 

Csapodi 576. 

Csatäry, von 337. 

Culbertson 377. 878. 380. 557. 562. 
Culver 452. 690. 

Curtis 517. 

Czaplewski 665. 

Czermak 284. 715. 


Dahlfeld 688. 
Dalen 688. 
Dallwig 513. 
Damianös 664. 
Darier 282. 412. 550. 697. 
Davicion 651. 

Davis 539. 

Dayton 557. 
Debagori-Mokriewiz 585. 
Debono 3. Bono. 
Deghilage 338. 

Delbés 710. 

Demicheri 250. 252. 
Denig 219. 

Dennet 564. 

Denti 669. 

Derby 633. 

Despagnet 423. 
Deutschmann 417. 
Dexler 658. 

Dey] 336. 

Dianoux 251. 


XXXVI 


Dimmer 218. 316. 695. 
Distler 218. 
Dobesynski 616. 

Dodd 431. 

Döhne 419. 

Döring 350. 

Dolganoff 182. 690. 722. 
Dominique 369. 705. 
Donaldson 374. 

Dor 371. 

Dor fils 371. 

Dorbritz 590. 

Doyne 431. 433. 
Dronsart 594. 

Drexler 287. 658. 
Dreyer-Dufer 517. 591. 
Driver 558. 713. 
Duane 544. 546. 695. 
Dubarry 697. 710. 

du Bois-Reymond, E. 244. 
Duclos 250. 720. 
Dunn 543. 548. 598. 


Duyse, van 123. 245. 246. 251. 308. 349. 


426. 650. 


Ebner 618. 635. 
Edsall 539. 
Einthoven 693. 
Eliasberg 349. 

Ellet 552. 714. 

Ellis 445. 645. 
Elschnig 32. 63. 248. 692. 705. 
Elze 591. 

Emerson 722. 
Emmert 310. 

Endre 282. 
Epinatzew 582. 
Erismann 595. 

Erwin 6%. 
Eulenburg 624. 

Eve 431. 

Eversbusch 637. 688. 


Ewetzky 111.* 127. 460. 461. 463. 584. 635. 


Ewing 708. 
Ewmeniew 456. 
Eyre 435. 536. 551. 


Faber 573. 576. 722. 

Fage 251. 420. 712. 

Farlane 655. 

Fedorow 92. 

Fehleisen 612. 

Fehr 705. 

Ferguson 690. 

Fernandez Santos 157. 308. 520. 567. 
Ferrara 677. 

Ferri 523. 

Feuer 154. 157. 815. 577. 697. 
Fick, E. 247. 

Fijnvandraat 576. 

Fischer (Dortmund) 173. 207. 
Fischer, J. H. 541. 

Fischer E. C. 541. 

Flechsig 32. 599. 


Autorenregister. 


Fordyce 699. 

Forster, von 419. 
Fortunati 668. 

Foster 442. 

Fournier 221. 

Foucher 156. 
Fournier 723. 

Fowler 561. 

Fox 445. 

Franke, E. 279. 
French 565. 

Frenkel, H. 616. 621. 
Freudenthal 624. 
Fridenberg 453. 565. 628 
Friedenwald 631. 653. 
Friedmann 688. 
Frisco 684. 

Fröhlich, C. 347. 510. 
Fromaget 516. 690. 
Frost 434. 

Fryer 379. 556. 690. 
Fuchs, E. 181. 
Fuchs, Rob. 616. 
Fürst 643. 

Fukala 63. 153. 280. 512. 
Fumagalli 673. 

Fusari 677. 


Gad 587. 

Galezowski 222. 318. 368. 369. 370. 519. 717. 
Gallemaerts 430. 589. 
Gallenga 669. 

Galloway 597. 

Gallozzi 679. 

Gallus 662. 

Gama Pinto, da 250. 553. 598. 
Gardette 705. 

Garnier 585. 

Gasparrini 521. 527. 682. 714. 
Gatewood 839. 

Gatti 372. 520. 524. 

Gaudenzi 520. 673. 

Gaudibert 807. 

Gayet 275. 712. 

Geirsvold 643. 

Gelpke 180. 696. 

van Genderen Stort 570. 
Germaix 369. 

Gessner 616. 

Giacomini 674. 

Gielen 705. 

Gifford 221. 444. 607. 705. 
Ginsberg 131.* 358.* 705. 714. 
Gloor 511. 

Goring 624. 625. 

Gorlitz 509. 714. 

Goh 279. 

Goldsmith 720. 

Goldzieher 114. 116, 221. 287. 579. 697. 
Golowin 460. 461. 463. 
Gosetti 524. 677. 

Gottschalk 720. 


: Gould 449. 542. 551. 


Gourzein 602. 


Autorenregister. 


Gouvea, de 723. 

Gradenigo 672. 

Gradle 281. 448. 547. 601. 627. 
Graefe, A. 624. 

Graefe, Alfr. 19. 512. 
Grand 717. 

Gravagna 617. 

Graves 602. 

Grawehr 5986. 

Grawitz 223. 665. . 

Greeff 244. 508. 600. 
Green 434. 454. 539. 708. 
Griffith 431. 483. 435. 720. 
Groceo 677. 

Groenouw 3832. 589. 
Grolmann, v. 613. 649. 
Gros 716. 

Grossmann 614. 


Grósz, v. 125. 152. 283. 314. 339. 577. 595. 


Gruber, R. 351. 507. 716. 
Gruening 563. 
Grützner 191. 625. 
Grunert 220. 705. 
Grussendorf 728. 
Guilband 717. 
Guillery 507. 588. 
Guiot 710. 715. 
Gullstrand 284. 590. 
Gunn, 431. 438. 
Gutmann 692. 
Gygax 686. 

Gyres 690. 


Haab 244. 345. 413. 414. 635 
Haas, de 574. 

Hähnle 723. 

Hahn, W. 658. 

Haitz 716. 

Hale 345. 

Hallervorden 249. 
Hallidie 688. 

Halm 352. 

Hamilton 638. 

Hanke 697. 

Hansel] 377. 441. 442. 607. 714. 
Hansen 721. 

Haring 277. 

Harlan, 440. 451. 452. 567. 655. 688. 
Hartnell 597. 627. 
Hartridge 437. 
Hauptmann 351. 

Hawkes 691. 

Heine, L. 407. 663. 693. 
Heinersdorff 626. 652. 
Heinrich 60. 

Heisig 559. 560. 

Héla 185. 

Helfreich 613. 

Hell 87. 

Hellgren 588. 

Helmbold 346. 691. 
Helmholtz, von 57. 86. 
Hemmi 715. 

Hennicke 712. 


XXXVII 


Hénoque 519. 

Herbert 436. 

Hersing 244. 

Hertel 688. 

Hess 61. 62. 281. 408. 693. 

Henetis 705. 

Heymann 686. 

Heymans 698. 

Hidaka 710. 

Higgins 431. 

Higier 718. 

Hilbert 53. 335. 346. 587. 589. 

Hilgartner 566. 588. 

Hillemanns 570. 

Hinshelwood 537. 642. 

Hippel, A. von 589. 

Hippel, E. von 181. 408. 415. 

Hirsch, C. 288. 362. 645. 665. 

Hirsch, L. 347. 709. 

Hirschberg 65.* 155. 206. 211. 215. 272. 
475. 492. 

Hirschfeld 248. 

Hitschmann 319. 

Hitzig, E. 608. 646. 651. 656. 

Hjort 138.* 329.* 

Hoche 509. 

Hoeben 572. 

Hoffmann, F. 345. 716. 

Holmo 699. 

Holthouse 714. 

Hoor 705. 

Hormann 699. 

Horstmann 514. 

Hosch 87. 219. 

Hotz, F. C. 446. 543. 

Hotz, J. C. 249. 

Hovorka, v. Zederas 319. 

Howe 442. 450. 451. 556. 686. 

Howson 607. 

Hubbell 454. 698. 

Hübner 512. 

Hunter 564. 

Hytier 702. 


Jaboulay 654. 

Jackson 440. 441. 442. 448. 451. 535. 607. 
608. 634. 647. 654. 714. 

Jacobsohn 603. 654. 

Jaenner 286. 

Jaerisch 590. 

Jankelewitsch 699. 

Jehine-Prume 723. 

Jelgersma 606. 

Jenkel 716. 

Jennings 379. 448. 

Jess 686. 

Jessop 431. 435. 

Imre, v. 185. 576. 

Ingoni 525. 

Inouye, Tat. 147. 

Joeqs 419. 

Joelsohn 583. 

John 712. 


, Johnson 451. 508. 


XXXVIII 


Jones, Macnaughton 431. 
Jonnesco 251. 

Jonnesen 608. 

Isbruch 720 

Ischreyt 200. 510. 
Israelson 299. 

Issekutz, v. 124. 125. 576. 
Juda 571. 572. 

Juler 481. 718. 
Jutrzenska 818. 718. 
Iwanow 579. 686. 
Iwanowski 580. 


Kalt 420. 

Kamocki 157. 

Karplus 600. 
Kastalskaia 714. 
Kastälsky 512. 

Katz 582. 585. 688. 
Kallogg 547. 560. 
Kempner 29, 

Keyser 694. 

Kiernan 646. 

Kirilow 582. 
Kirkendall 723. 
Klamann 614. 

Klapp 590. 
Kljatschkin 604. 
Klingelhöffer 183. 507. 
Klingmann 642. 
Kluger 590. 712. 
Knaggs 430. 438. 
Knapp, G. 557. 
Knapp, H. 444. 
Kocsis 577. 

Koenig, Arthur 587. 694. 695. 
König (Paris) 594. 
Koenigshoefer 217. 
Koenigstein 320. 
Kohan 458. 585. 
Kojewnikoff 620. 
Koller 723. 

Kollock 543. 561. 
Koslowski 587. 
Kostalskaja 463. 
Koster 59. 568. 571. 575. 694. 695. 
Kraiski 456. 586. 649. 
Krautschneider 347. 
Kressensky 650. 
Kries, von 58. 192. 694. 
Krjukow 462. 
Krückmann 182. 406. 
Krückow 86. 
Krüdener, v. 458. 
Kümmel 699. 


Kunn 287. 317. 320. 348. 369. 589. 606. 


640. 641. 657. 
Kuthe 55. 
Kyle 381. 562. 


Laarenty 583. 

Lacompte 429. 649. e? 
Laffrag 690. 

Lagrange 252. 517. 519. 


a ee a 


Autorenregister. 


Landolt 251. 252. 348. 686. 
Lang 433. 436. 

Lange 714. 

Lange, de 576. 

Langie 871. 708. 

Lans 576. 

Lapersonne 517. 702. 
Laquer 724. 

Laqueur 681. 708. 
Laurens 723. 

Lauventy 636. 

Lautenbach 447. 724. 
Lawford 724. 

Laws 487. 534. 

Lawson 481. 436. 437. 542. 724. 
Leber 280. 409. 415. 416. 
Lechner, C. 8. 183. 248. 
Ledbetter 560. 

Lee 586. 

Lefrangois 720. 

Lehmann 622. 

Leitner 186. 577. 578. 579. 
Leloutre 708. 

Lembeck 687, 

Lews, A. 15. 

Leplat 429. 

Lesshaft 346. 

Levy 651. 

Levi-Dorn 216. 

Levinsohn 720. 

Lewis, Gr. 519. 542. 546. 553. 686. 
Lewis, F. P. 539. 
Lewkowitsch 21. 253. 
Liebrecht 220. 

Linde 81. 97.* 

Lipps 694. 

Lodato 528. 530. 531. 534. 
Loeb 694. 

Locherer 576. 

Low 318. 

Lowenstamm 641. 
Lohnstein 247. 346. 694. 
Loktew 718. 

Lor 122. 429. 

Lorewzo 524. 

Love 443. 444. 

Lubowski 508. 714. 
Lucciola 668, 

Liibbers 593. 

Lugaro 528. 

Luksch 288, 600. 

Lunn 434. 

Luwz 651. 


Machek 39.* 222, 
Mackenzie, H. 605. 
Mac Lehose 535. 
Magnani 668. 675. 
Magnus 336. 
Maklakow 461. 584. 
Manca 534. 
Mandonnet 708. 
Mannhardt 279. 
Mantey 590. 


Autorenregiater. 


Manz 512. 

Marchetti 528. 675. 

Marchi 668. 

Marie 605. 

Mark 578. 

Markw 585. 

Marlow 544. 547. 

Marple 565. 701. 

Marshall 432. 434. 435. 437. 540. 541. 542. 
549. 713. 

Martin, W. A. 545. 708. 

Masselon 516. 

Maude 410. 647. 

Mayency 490. 

Maynard 120. 631. 

Mayweg 409. 490. 

Mazet 368. 370. 600. 

Mazza 682. 

Mc Farlane 655. 

Meade-King 598. 

Meany 598. 

Mellinger 489. 610. 

Merg! 579. 645. 

Merz 384. 

Meyer (Breslau) 417. 

Meyer, O. 662. 

Michel (Paris) 341. 

Milburg 628. 

Miller 708. 

Millikin 716. 

Mingazzini 601. 

Minor 724. 

Mirovitch 634. 

Mirto 532. 

Mitchell 539. 716. 

Mitvalsky 47.* 73.* 349, 515. 637. 

Moauro 678. 679. 

Moeli 659. 

Moglie 681. 

Mohr 287. 

Moll, Alfr. 82. 95. 118. 

Moll, van 574. 576. 

le Mond 558. 

Monoyer 517. 

Mooren 26. 

Mopurgo 657. 

Morabito 679. 

Morax 151. 249. 660. 

Moritz, W. E. 724. 

Morton 437. 

Moulton 448. 602. 

Moyart 245. 246. 349. 

Müller, E. 620. 

Müller, J. J. 721. 

Müller, G. L. 464. 694. 

Mündler 691. 

Münsterberg 694. 

Mulder 569. 573. 574. 575. 576. 

Munk 87. 

Murdoch 454. 

Murray 724. 

Murri 681. 

Musser 646. 

Mutermilch 348. 


— nn 
— EE EE 
m 


XXXIX 


Nagel 621. 657. 

Natanson 249. 460. 515. 610. 615. 
Neese 304. 506. 

Nesnamoff 179. 225.* 579. 641. 
Nesse 304. 506. 

Nettleship 449. 

Neulen 590. 

Neumann, G. 350. 
Neumann, H. 177. 
Neuschuler 519. 

Neustätter 417. 

Nicati 517. 

Nicodemi 532. 

Nicolai 570. 571. 576. 694. 
Nieden 724. 

Nieser 343. 

Nikolinkin 581. 

Nitschmann 605. 

Norris 451. 713, 

Northrap 566. 688. 
Nottbeck 718. 

Noyes 449. 563. 656. 
Noyon 569. 

Nuel 281. 340. 426. 659. 


Obersteiner 96. 

Obici 681. 

Oeller 150. 

Ohlemann 183. 335. 630. 

Oliver 440, 441. 452. 453. 454. 542. 544. 
554. 620. 632. 633. 647. 654. 

Onisi 191. 706. 

Orr 638. 

Ostmann 276. 

Ostwalt 373. 510. 694. 

Otto 306. 

Ovio 528. 533. 534. 694. 


Pacetti 623. 683. 

Panas 252. 317. 348. 

Pansier 184. 515. 

Parinaud 515. 

Parisotti 684. 

Passera 671. 

Péan 517. 

Peltesohn 112. 

Pensa 672. 

Pergens 122. 
694. 716. 

Perrine 441. 

Pes 672. 694. 

Petella 668. 

Peter 223. 274. 

Peters 189. 249. 321.* 

Pfeitfer 724. 

Pflüger 210. 615. 

Pflugk, v. 619. 

Pianetta 681. 

Pick, Fr. 224. 

Pick, L. 248. 

Pieunow 455. 

Pinkus 192. 

Pleasonts 558. 

Pohrt 688. 


182. 340. 345. 427. 506. 


XL 


Polano 714. 

Pooley 379. 546. 
Popow 457. 

Posey 443. 646. 
Potienko 582. 

Pratt 630. 645. 
Prawossud 459. 
Prentice 724. 

Preyer 694. 

Prichard 545. 
Procopovici 219. 
Proskauer, Th. 149. 
Prume 536. 554. 713. 
Pacch 370. 699. 
Pukalow 642. 
Purtscher 193.* 198.* 313. 
Puybernau 699. 
Pylkow 614. 641. 


Querenghi 523. 683. 703. 724. 


Radswitzki 460. 463. 586. 642. 
Ramsay 724. 

Randall 708. 

Randnitz 666. 

Randolph 443. 453. 599. 609. 643. 
Rauschenbacher 490. 611. 
Reber 447. 547. 

Reche 514. 

Reddingins 576. 694. 
Redingius 513. 569. 

Reid 549. 

Reik 553. 

Reiss 617. 

Reuss, von 314, 

Reyling 558. 

Reynolds 380. 444. 
Ribbing 89. 

Ricchi 337. 

Richey 453. 549. 

Ridley 437. 

Riemer 590. 

Rijnkeck, van 572. 715. 
Ring, G. O. 445. 

kioselli 679. 680. 684. 


Risley 378. 440. 445. 452. 538. 551. 


Ritter 692. 

ltobertson 433. 
Rochon-Duvigneaud 282. 

Rodman 628. 

Rogman 121, 246. 250. 427. 709. 
Rohmer 515. 

Rolston 435. 

Romano 529. 

Roncaldier 337. 

Roosa 599. 724. 

Roselli G79. 680. 684. 

Roth 128. 346. 

Rouveyroles 307. 687. 

Roy 561. 

Rudin 582. 

Kumschewitsch 28. 347. 510. 514. 
Rutten 124. 251. 430. 


— Oe, a E EE EE 


Autorenregister. 


Sabrages 282. 

Sachs, Th. 30, 

Sachsalber 591. 703. 

Sulomonsohn 571. 

Sänger 659. 

Salva 308. 703. 

Salvioni 668. 

Salzer 643. 

Salzmann 548. 

Samuel-Davicion 651. 

Sandford 708. 711. 

Santos, Fernandez s. F. 

Sattler, H. 408. 415. 663. 

Sattler, R. 451. 452. 

Sauvineau 221. 723. 

Savarese 682. 

Sawicz 459. 462. 463. 

Sbordone 683. 

Scalinci 718. 

Scellingo 679. 

Schaffer 578. 

Schallehn 614. 639. 

Schanz 264.* 666. 

Schefels 626. 

Schenk 694. 

Schevensteen 308. 

Schimakowsky 703. 

Schimmelpfennig 277. 

Schirmer 29. 413. 634. 689. 

Schlagenhauer 320. 604. 

Schleich 218. 336. 

Schlesinger 605. 

Schlodtmann 278. 711. 

Schlosser 247. 618. 

Schlub 508. 

Schmey 707. 

Schmidt, H. 183. 689. 694. 

Schmidt, W. 725. 

Schmidt Rimpler 129.* 

Schmitz 708. 

Schnabel 701. 

Schneidemann 607. 

Schon 1.* 315. 

Scholtz, v. 126. 577, 578. 

Schoonheid 571. 

Schreiber 687. 

Schreiner 725. 

Schuleck 94. 184. 

Schwabe, G. 349. 

Schwalbe 687. 

Schwarz, E. 186. 

Schwarz, O. 32. 107.* 701. 

Schweigger, C. 214. 511. 

Schweigger, R. 350. 

Schweinitz, G. E. de 382. 439. 440. 441. 
442. 443. 452. 537. 603. 607. 631. 632. 
633. 634. 646. 653. 715. 

Scott, K. 547. 548. 

Seabrock 564. 

Seggel 696. 

Senn 614. 

Sgrosso 250. 683. 

Sharkey 652. 

Shaw 375. 


Autorenregister. 


Sherman 638. 

Shoemaker 440. 

Shumway 565. 

Siethoff ten 576. 694. 725. 
Siklössy jun., von 578. 
Silberkuhl 60. 

Silcock 707. 

Silex 191. 219. 315. 595. 596. 621. 622. 
Silvestri 525. 682. 683. 
Simi 682. 

Simonton 447. 

Sisson 709. 

Sınith, F. J. 433. 

Smith, Pr. 374. 432. 434. 534. 
Snell 375. 434. 488. 439. 534. 712. 
Snellen 338. 569. 570. 573. 694. 
Snellen jun. 570. 

Söhngen 574. 694. 
Somogyi 576. 

Sourdille 516. 

Spalding 450. 718. 
Spalitta 528. 

Spicer 435. 437. 709. 713. 
Stälin 661. 

Standish 375. 451. 

Steele 610. 

Steffan 290.” 509. 725. 
Steiger 513. 636. 

Steiner, F. 286. 605. 
Steiner, L. 161.* 572. 
Steinhaus 667. 

Steinheim 353.* 
Stephenson 436. 687. 
Stern, E. 29. 

Stevens 535. 629. 694. 
Stiel 146. 418. 

Stilling, J. 86. 

Stirling 543. 546. 550. 
Stitchew 687. 

Stoker 708. 

Stölting 305. 414. 

Stoewer 239. 345. 

Story 187. 

Straub 8.* 571. 572. 576. 


Strzeminski 192. 222. 253. 371. 701. 725. 


Stuelp 50. 52. 

Stutzer 619. 

Siisskind 700. 

Suker 558. 

Sulzer 151. 156. 250. 251. 660. 716. 
Sureau 370. 
Sutherland 437. 
Swanzy 435. 689. 
Sweet 440. 442. 452. 
Swoboda 64. 

Szili 315. 653. 
Szuman 619. 
Szymanowski 455. 456. 583. 


718. 


Täuber 30. 54. 
Tagliaferri 680. 
Talko 221. 368. 
Tarducei 526. 
Tausig 630. 


XLI 


Taylor 444. 

Teljatnik 599, 

Terrion 516. 715. 

Terson 244. 420. 516. 639. 709. 
Thalwitzer 590. 

Theobald 454. 544. 555. 
Thomas, C. H. 447. 

Thomas, J. 716. 719. 
Thompson, A. H. 375. 435. 648. 
Thomson, A. G. 440. 452. 
Thomson, E. 616. 638. 
Thomson, W. 689. 725. 
Thorington 696. 

Tiffany 381. 602. 

Tikanadze 585. 

Tiling 454. 

Titta 569. 

Todd 380. 

Tornabene 530. 

Tornatola 520. 668. 

T.aczemski, de 660. 

Trantas 252. 725. 

Treutler 346. 644. 

Tribondeau 87. 

Tricomi 684. 

Trinchera 681. 

Trombetta 673. 674. 678. 
Trousseau 253, 369. 515. 

Truc 307. 515. 516. 518. 687. 713. 
Trzebisky 286. 


Ueberhorst 695. 
Uhthoff 351. 695. 709. 
Ulrich 512. 695. 

Ulry 716. 

Upson 544. 


Vacher 696. 

Valenti 680. 

Valk 538. 692. 

Valois 371. 709. 716. 
Valude 250. 251. 348. 637. 709. 
Vamossy, von 617. 
Vanderstraeten 123. 

Varese 532. 

Vas 125. 

Vassilenko 650. 
Vastarini-Cresi 676. 

Veasey 443. 554. 725. 
Velhagen 363.* 604, 
Venneman 123. 156. 426. 716. 
Vertiz 612. 

Vian 370. 371. 

Vincentiis, de 675. 676. 684. 
Viollet 348. 

Visser 257.* 572. 576. 

Vold 695. 

Vollaro 680. 681. 

Vossius 412. 610. 644. 662. 
Vysin 602. 


Wadsworth 648. 
Wagenmann 278, 413. 719. 725. 
Waldhauer 699. 


XLII 


Walker 608. 714. 
Wallach 725. 
Walser 279. 

Walter, B. 689. 
Walter, E. 707. 
Walter, O. 506. 643. 
Walter, Will. 553. 559. 719. 
Walther, C. H. 433. 
Warrington 375. 
Washington 441. 
Weber, A. 725. 
Wechtler 347. 


Wecker, de 183. 348. 516. 566. 594. 713. 
Weeks 442. 446. 451. 453. 564. 690. 719. 


Weinland 347. 

Weil 216. 

Weill 513. 

Weir jun. 628. 

Weiss, Jul. 653. 

Weiss, L. 183. 341. 411. 417. 
Welland 690. 

Werndly 572. 

Wernicke, Otto 13. 169.* 
Werter 581. 

Wescott 549. 709. 

Wessely 303. 

Westhoff 570. 571. 
Wettendorfer 287. 351. 596. 
White, J. A. 445. 

Widmark 89. 593. 692. 695. 
Wiegmann 346. 

Wiggin 699. 

Wilbrand 661. 

Wilder 450. 452. 545. 718. 


Autorenregister. 


Wilkinson 557. 

Willets 555. 645. 
Williams 454. 
Winselmann 248. 
Winslow 567. 
Wintersteiner 16. 
Wodsworth 453. 
Wolffberg 687. 690. 
Wolfsohn 590. 

Wolkow 457. 458. 
Wolkowitsch 641. 
Wood, Ch. A. 445. 687. 
Woods, Hl. 543. 599. 
Woodson 602. 

Worell 721. 
Woskresenki 637. 
Wray 436. 

Wright 601. 
Würdemann 446. 550. 655. 664. 719. 


Zander 604. 

Zappula 530. 

Zehender 29. 

Zehnder 489. 597. 

Zentmayer 719. 

Ziegler, L. C. 446. 692. 

Zimmermann, C. 468. 

Zimmermann, M. W. 440. 547. 60%. 

Zimmermann, W. 218. 345. 346. 709. 719. 
725. 

Zirm 208. 243. 

Zoth 210. 613. 

Zummo 529. 


| Zwingmann 458. 








um’ Centgal bl 


für praktische 7 
JAN 31 1899 





Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckxz in München, Dr. BrRrarR in Paris, Prof. 
Dr. BIiRNBACHER in Graz, Dr. Bramey in London, Prof. Dr. DH. Con in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. vu Bom-ReyuonD in Berlin, Dr. DAuREnsTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Euuerr in Bern, 
Dr. GinsBErG in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıznzr in Budapest, Dr. Gorpon NoRRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issısomis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krtcxow in Moskau, Dr. Kurue in Berlin, Dr. Lanpavu in Coblenz, Prof. Dr. 
Maonts in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAymagp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Mong in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELresoun in Hamburg, Doc. Dr. PzscakL in Turin, 
Dr. Purtscuer in Klagenfurt, Dr. M. ReıcH in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. Scneu&L in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spero in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


dauuar. Kinundzwanzigster Jahrgang. 1897. 





Inhalt: Originalmittheilungen. I. Ueber Brechungsverlust bei Linsenenifernung. 
Von Prof. Dr. Schoen in Leipzig. — II. Ueber Lähmung der Divergenz. Von Prof. 
M. Straub in Amsterdam. 

Klinische Beobachtungen. I. Kryptophthalmus cicatricosus, von Dr. Otto Wer- 
nicke, Augenarzt in Buenos Aires. — II Ein Fall von Contusionscataract. Von 
Dr. med A. Lenz, Sesswegen (Livland). 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Das Neuroöpithelioma retinae. Bine ana- 
tomische und klinische Studie von Dr. Hugo Wintersteiner in Wien. — 2) Das 
Sehen der Schielenden. Eine ophthalmologisch-psychologische Studie von Alfred 
Graefe. — 3) Röntgen-Strahlen in der Augenheilkunde, von Dr. H. Lewkowitsch, 
Augenarzt in London. — 4) Die medicinische und operative Behandlung kurzsichtiger 
Störungen, von Prof. Dr. Albert Mooren, Geh. Med.-Rath. 

Journal-Uebersicht. I. Zehender’s klinische Monatsblätter für gene une 
1897. Januar. — II. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 3 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—4. 





I. Der Brechungsverlust bei Linsenentfernung.' 
Von Prof. Dr. Schoen in Leipzig. 


Die Verschiedenheit des Brechungsverlustes wird immer noch von 
mancher Seite als etwas Auffälliges betrachtet. 


ı Der vorliegende Aufsatz giebt eine leichter verständliche Darstellung des vom 
Verf. schon früher behandelten Themas, s. Arch. f. Augenh. XXVII. S. 268 und Arch. 


d’Ophtalm. 1896. 
1 


ee, ee 


os 


Es sei gegeben (obere Hälfte der Fig. 1) ein System mit den Haupt- 
ebenen 7, und Z, und der Vereinigungsweite //,F, d. h. zwischen J7, 
und //, der Axe parallele Strahlen kommen in F zur Vereinigung, be- 
ziehendlich von # ausgehende Strablen sind zwischen //, und //, der Axe 
parallel. 

Vermindern wir die in //, wirkende Brechkraft auf die Hälfte, so wird 
H,F? die Vereinigungsweite und von F! ausgehende Strahlen werden bei 
H, der Axe parallel. 

Lassen wir jedoch (untere Hälfte der Figur) gleichzeitig das System 
mit //, nach //,° vorrücken um das Stück H, 14? = P F°, so wird A" 
der Punkt, von welchem die Strahlen ausgehen, welche bei H, der Axe 


A A 


AU ~ F u 
A A SÉ 


il? 
Fig. 1. 


parallel werden. Der Vereinigungspunkt verschiebt sich von A nur bs A", 
nicht bis AT. wie dem Brechkraftverluste entsprochen hätte; ein Theil des 
letzteren wird durch das Vorrücken der Hauptebene verdeckt. 

Im menschlichen Auge bewirkt die Entfernung der Liuse suwuhl Brech- 
kraftverlust als auch Verschiebung der Hauptebene. 


Der Verlust an Brechkraft allein. 


Den dioptrischen Werth W der Linse findet man, indem man die 
reciproken Werthe der Brennweiten des Vollauges und des aphakischen 
Auges von einander abzieht und mit 1000 multiplicirt: 


r 1 1 
W = (1b, — dl 1000 = e ei +] x 1000 


1 1 
= = = ae x 1000 = 64,5. — 43,3 = 21,2 L.-D. 


Wählt man die hinteren Drennweiten, so muss man mit 1000n = 1338 
multipliciren, wenn man den Werth in Luftdioptrien ausgedrückt er- 
halten will: 

e 1 1 
W = (P,'— ®,) x 10002 = es = zn) x 10002 
= (48,3 — 32,3) x 1,338 = 16,0 x 1,338 = 21,2L.-D. 


Aber 21,2 Luftdioptrien beträgt der Brechkraftverlust des emmetro- 
pischen Auges, dem Anschein nach wenigstens, nicht! Warum? 


-a me 


ee ae 


Die Wirkung des Vorrückens der zweiten Hauptebene allein. 


Man hat (Fig. 2) zwei Systeme, das obere stärker und untere schwächer, 
welche beide zwischen ihren Hauptebenen der Axe parallele Strahlen in 
demselben Punkte zur Vereinigung bringen. - Die Vereinigungsweite des 





Fig. 2. 


ersteren ist /7,F, die aufgewandte Brechkraft = Hpi die Vereinigungs- 


weite des letzteren = H,°F, die aufgewandte Brechkraft = 5, jz» Diese 


beiden Brechkrafte machen die von F ausgehenden Strahlen in Æ, und #,° 
der Axe parallel, wenn das schwächere, um ein Stück H, H,? = u weiter 
von / entfernt ist. 

Den Unterschied der Brechkräfte finden wir durch Subtraction: 


1 1 
U= H, rT HF 
oder, wenn wir H,° F, d. h. die Augenaxe, mit « bezeichnen: 
De a 
a— u a a (a — u) 





Wünscht man den Werth in Luftdioptrien, so hat man mit 10007 zu 
multipliciren und bekommt: 


1000 1000 
t — oder U= — =— x 1000n. 
a—u a a(a— u) 


ex 





Im emmetropischen Auge ist //,/ = a — u = 22,8 — 2,1 = 20,7 und die 
entsprechende Brechkraft = Se x 1000x = 64,5 L.-D. 
11? F = a = 22,8 und die entsprechende Brechkraft = 
= 58,7 L.-D. 
Wir erhalten: 


10002 10002 S 
U= ur ~ open = 645 — 58,7 = 5,8 L-D, 


1 


29.8 x 1000 





oder nach der anderen Forme): 


2,1 x 1338 
U = 22,5 X 20,7 — 5,8 L.-D. 


en de 


Das um 5,8 L.-D. schwächere System leistet, ferner liegend, das Gleiche, 
wie das nähere stärkere. 


Der offenbare Verlust. 


Das Vorrücken der Hauptebene hebt einen Theil des Brechungsverlustes 
wieder auf. 

Der offenbare Verlust beträgt somit: 

V=W-U=0)— ®, ——*~. x 1000n. 

a(a — u) 

Für das emmetropische Auge ist / = 21,2 — 5,8= 15,4 L.-D,. Dieser 

Betrag muss nun an der vorderen Hauptebene, welche im aphakischen 

Auge mit der hinteren zusammenfällt, bei Z,° zu Tage treten. Er ent- 

spricht einem 15mm vor der Hornhaut befindlichen Glase von 11,6 L.-D. 


Weshalb ist der offenbare Verlust im myopischen Auge nicht 





derselbe? 
Die allgemeine Formel lautet: 
V/=W-U 
u 
Vy = (D? = Dp, = a(a—u) x 10007 

oder nach Einsetzung der Werthe: 

2,1 x 1338 

y = 21,2 — a(a — 2,1) ` 


In myopischen Augen ist der Werth von a ein verschiedener. Der 
Werth von U vermindert sich augenscheinlich mit dem Anwachsen von a, 
d. h. mit der Verlängerung der Axe. Mit der Verminderung von U wächst 
wiederum der offenbare Verlust 7. Je höher der Grad der Myopie ist, 
desto mehr nähert sich der offenbare Verlust / dem eigentlichen Linsen- 
werth W. Der offenbare Verlust des emmetropischen Auges, welchen man 
sich gewöhnt hat, gewissermaassen als den „normalen“ zu betrachten, weicht 
vie] mehr vom dioptrischen Linsenwerth ab, als derjenige myopischer Augen. 

Beifolgende Tabelle enthält die Werthe von 9 Augen mit, um je 1mm 
verschiedenen Axenlängen, sowohl für die Hornhaut als den Ort der Brille, 
15mm davor berechnet. Die zwischenliegenden Werthe lassen sich durch 
Interpolation ohne erheblichen Fehler finden. 

Der Unterschied in der Verminderung U des Verlustes zwischen emme- 
tropischem Auge und dem myopischen von 30,91 Axenlänge beträgt nicht 
weniger als 2,7 L.-D. (O. d. H.). Um ebensoviel höher ist in diesem myo- 
pischen Auge der offenbare Verlust. | 

Der wirkliche Verlust des myopischen Auges, obgleich höher als der 
des emmetropischen, erreicht meistens nicht die rechnungsmässige Höhe! 
Warum? 


(atdosyomsedds yy moqgnepeq 9934044 Oatau2g19A 


| | 





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ie Eee 


Die Wirkung anomaler Linsenlage. 


a) Aenderung der Werthe di, Brechkraft des Vollauges, 
und u, Lage der hinteren Hauptebene darin: 











I Linsenlage 
rückwärts verschoben um 
| 














normal 1 mm | 2mm | 3 mm 
Entfernung zwischen H | 
“und Hornhaut . . u | 2,1 mm 2,38 mm 2,63 mm 2,86 mm 
Hintere Brennweite . F,! | 20,69 „ | 20,97 ,, 21,25 ,, 21,54 ,, 
Daraus berechnet sich @,' 48,3G.-D.' 47,7 G.-D.'' 47,0 G.-D."; 46,41 G.-D.! 
und. .. . . . @,' ) 645L-D. | 68,8 L.-D. 62,97 L.-D. | 62,10 L.-D. 
hiervon . . . . @, | 433 , 488 „ 433 ,, 433 ,, 
giebt . . . ..W |) 212, | 205 „ 19,6 ,, 188 „ 


t. 1 t 


b) Aenderung des dioptrischen Linsenwerthes: 

Subtraction des aphakischen Systems von dem des Vollauges giebt den 
jedesmaligen Linsenwerth JI. welcher sich mit der Linsenlage im Vollauge 
ändert. 

c) Aenderung der Refraction: 

Die Lage des Fernpunktes oder die Refraction findet man mittelst 


der Formeln: 
n 
P! = np +g’ G=P'- ng; p= D,- eg 
Für das Auge mit der Axe a = 30,91 erhält man z. B. folgende Refrac- 
tionen: bei um lmm rückwärts verschobener Linse: 
1,328 x 1000 
fe EE e 
qg! = 63,8 — 30,91 238 = 16,9 L.-D., 
und bei 2mm verschobener Linse: 
1,338 x 1000 
‚t= 62,97— - - — _—— = D., u. s. w. 
q 1 = 62,97 0.91 268 15,7 L.-D., u. s. w 
statt 18,1 L.-D. bei normaler Linsenlage. 
Dasselbe Vollauge von 30,91 mm Länge kann daher je nach der Tiefe 
der vorderen Kanımer alle Myopiegrade angeben zwischen 14,4 bis 18,1 D., 
also zu seiner Ausgleichung 15mm vor der Hornhaut alle Gläser verlangen 
zwischen 19,6 bis 26 L.-D. Vorrücken der Linse vermindert die manifeste 
Myopie. 
d) Aenderung des offenbaren Verlustes: 
Den offenbaren Verlust findet man durch Einsetzen der Werthe fiir 
dn, a und a in die Formel: 


"= (Di? = D, — ms u) X 1000n. 


! G.-D. = Glaskörper-Dioptrie; » x G.-D. = L.-D. 


sea M r 


Der offenbare Verlust kann bei einem Auge von 80,91 Axenlänge zwischen 
18,1 und 14,4 L.-D. (O. d. H.) schwanken je nach der vorherigen Lage der 
Linse im Vollauge. 

Um genaue Werthe zu erzielen und um einen richtigen Begriff von 
der Gesetzmässigkeit aller Vorgänge zu bekommen, empfiehlt es sich, im 
Einzelfalle sowohl die vor der Aphakie ermittelte Myopie als die spätere 
Hypermetropie für den Ort der Hornhaut zu berechnen. Dies hindert nicht, 
die praktischen Ergebnisse an den Zahlen für den Ort der Brille 15mm 
vor der Hornhaut zu erläutern. 

Man kann ohne wesentlichen Fehler am Ort der Hornhaut für jeden Milli- 
meter Axenverlängerung 3D. Myopie rechnen, für jeden Millimeter Linsen- 
verschiebung rückwärts aber eine Verminderung der manifesten Myopie unı 
1,5 bis 2,5, durchschnittlich 1,9 D. oder eine latente Myopie dieses Betrages. 

Findet man z. B. in der Aphakie 3 D. Hypermetropie (zweitunterste 
und drittletzte Reihe der Tabelle), so kann die Myopie vorher (s. die Reihen 
darüber) 19,2, 16,6, 14,5 und 12,9 D. betragen haben, die zwischenliegenden 
Grade selhstseistindlich eingeschlossen. 

Eine vorherige Myopie von 9,5 D. kann eine nachherige Hypermetropie 
von 7,6 bis 6,0 D., eine Myopie von 19,2 D. eine Hypermetropie von 3,0 
bis 1,5 D. se hei 

Ein Auge von 28,8mm Axenlänge kann eine Myopie von 19,2, 16,6, 
14,5 oder 12,9 D. anzeigen. Die Linsenlage hat somit einen sehr bedeuten- 
den Einfluss auf den offenbaren Myopiegrad. Eine genaue Vorhersage des 
in der Aphakie zu erwartenden Hypermetropiegrades wird nur möglich, 
wenn die Tiefe der vorderen Kammer berücksichtigt wird. 

Hat man z.B. Myopie 19,2 D. Ort der Brille vor der Aphakie, so 
bedeutet dies: 











— — 

5 | Hypermetro ie 

| Axenlänge der n der Aphakie 
Bei normaler Linsenlage. . . . in EN | 28,8 mın , 3,0 
» 1mm rückwärts verschobener EE vr 298 ,, Ä 1,5 
bp in e ‘ i | 30,91 ,, | 0,0 


Mein letzter Fall hatte Myopie 13 D. und tiefe vordere Kammer. 
Dieser Werth kommt fünf Mal in der Tabelle vor: 








u KEE GE | Axenlings | Hypermetropie 
1. zwischen 12,7 und 15,9 normal | 27 mm 5,5 
2, gë 10,4 ,, 13,6 1 mm verschoben 276 „ 5.0 
3. „o m7 „ 136 1,3 ,, O NB, 4,5 
4. u IT; 14,5 En 3 23,5, 3,5 


5. bei 129. ..0.%. 3. a 28,8 .. 3,0 


ea Oe ae 


Die Aphakie ergab Hypermetropie 3,7 D., also nahezu die vierte der 
aufgeführten Möglichkeiten. 

Ein anderes Auge mit Myopie = 20 D. konnte 29 —30,91 mm lang 
sein. Die nachherige Hypermetropie von 2 D. wies auf 29,5 mm. 

Genaue Messungen der Kammertiefe habe ich früher nicht gemacht, 
weil sie eigentlich unnöthig aufgewandte Mühe sind, denn es kommt wenig 
darauf an, ganz genau zu wissen, wie die Refraction in der Aphakie sein 
wird, und weil die dioptrische Wirkung der Linsenlage so selbstverstandlich 
ist, dass sie einer Bestatigung durch Beobachtung gar nicht bedarf. 

Die verschiedenen Hypothesen, welche zur Erklarung der Verschieden- 
heit des Brechungsverlustes eine besondere Brechkraft, besondere Kern- 
dichtigkeit, besondere Krümmungsverhältnisse der myopischen Linse an- 
nehmen, oder gar behaupten, die Myopie hinge nicht vom Langbau ab, 
sind zwar ebenso unnöthig wie unrichtig, da sie aber immer wieder vor- 
getragen werden, habe ich mit genauen Messungen der Kammertiefe be- 
gonnen. Zur Operation ist ein so untersuchter Fall noch nicht gekommen. 

Als vorlaufiges Ergebniss der Messungen der Kammer kann ich mit- 
theilen, dass die Tiefe der vorderen Kammer im umgekehrten Verhältniss 
zur Ausdehnung des Staphyloms oder Conus steht. Fehlt das Staphylom 
völlig, so liegt das Linsensystem ganz besonders weit zurück. 


I. Ueber Lähmung der Divergenz. 


Von Prof. M. Straub in Amsterdam. 


Die Divergenz-Innervation findet statt, wenn die Augenaxen aus der 
convergenten Stellung in die parallele Stellung zurückgeführt werden sollen. 
In dieser Function bilden die Musculi abducentes zusammen ein System, 
das antagonistisch ist zu dem System der die Convergenz bewirkenden 
inneren geraden Augenmuskeln. Für die Seitenwendung der Augen bilden 
dagegen je ein innerer gerader und ein M. abducens ein System. 

In den jetzt zu beschreibenden Fällen waren die Mm. abducentes nicht 
im Stande, in genügendem Maasse die Divergenz zu bewirken, während ihr 
Vermögen, die Augen seitlich zu drehen, nicht oder wenig behindert war. 
Obgleich PArınAauD die Divergenzlähmung schon 1883 und 1886 ausführ- 
licher beschrieben hat!, ist sie wenig beachtet worden. Schon deshalb ist 
die Mittheilung meiner Fälle vielleicht nicht ganz überflüssig. Der haupt- 
sächliche Grund dieser Mittheilung ist jedoch darin zu finden, dass ich in 
meinen Fällen einem Symptom begegnet bin, das von PARınauD nicht 


e — —— 





! Paralysie des mouvements associes des yeux. Archives de Neurologie. 1883. 
Paralysis of the movement of convergence of the eyes. Drain. XXXV. 1886. 


u, 60, 2 


genannt worden ist und, da sich dafür eine einfache physiologische Erklärung 
geben lässt, wahrscheinlich als ein ziemlich constantes Symptom sich heraus- 
stellen wird. 

Fall I. Ein übrigens gesunder Mann, 53 Jahre alt, fängt Anfang 
September 1895 an, über Ermüdung beim Sehen und Doppelbilder zu 
klagen. Die vorläufige Untersuchung der Augenbewegungen weist den Sitz 
der präsumirten Muskellähmung nicht nach. Der Kranke folgt in allen Rich- 
tungen mit beiden Augen dem Finger des Untersuchenden. Nur scheint 
es, dass ein Auge eine leicht convergente Stellung einnimmt, wenn das 
andere fixirt. Das weist hin auf Abducensparalyse. Wenn aber der M. ab- 
ducens abnormal ist, müssen beide eine leichte Störung der Innervation 
erfahren haben, denn die Bewegungen der Augen sind beiderseits in gleichem 
Maasse ausgiebig. 

Es erübrigt die Stellung der Doppelbilder zu untersuchen. 


R. A.: Refraction AsH 1,5 D. S nach Corr. !/,. 
L. A o n H 15D. p » p Yy 


Eine Kerzenflamme in 4m Abstand wird in gleichnamigen, horizontal 
gestellten Doppelbildern gesehen, die !/,m von einander entfernt sind. Ks 
besteht also eine zu starke Convergenz. Geht diese aus Abducenslähmung 
hervor? Das wird sich zeigen, wenn der Kranke gebeten wird, der nach 
rechts und links bewegten Kerze mit dem Blicke zu folgen. Das Auge, 
welches zu der seitlichen Bewegung des M. rectus internus benutzt wird, 
könnte der Bewegung der Kerze leicht folgen, das andere, welches den 
M. abducens benutzt, müsste zurückbleiben und in Folge dessen müsste der 
Abstand der Doppelbilder zunehmen. Und zwar um so mehr, je weiter 
die Kerze seitwärts rückt. Wären beide Abducenten paretisch, dann wäre 
diese Erscheinung bei dem Blicke nach rechts und links zu erwarten. In 
dem vorliegenden Falle geschieht aber das Gegentheil. 

Der Abstand der Doppelbilder wird um so geringer, je weiter die Kerze 
seitlich verschoben wird, und endlich verschmelzen sie. Am grössten ist 
ihre Entfernung, wenn die Kerze in der Medianlinie gehalten wird. 

Doch nicht in der ganzen Medianlinie. Bringt man die Kerze dichter 
an den Kranken heran, dann rücken die Doppelbilder auf einander zu und 
in !/, bis !/, m Abstand fallen sie zusammen. Tritt man mit der Kerze noch 
etwas näher heran und bewegt sie dann langsam wieder rückwärts, dann 
kann der Kranke die Bilder noch in Im Entfernung vun den Augen zu- 
sammen halten. 

Dieser Versuch ist entscheidend. Es fehlt dem Kranken an Divergenz- 
Vermögen. 

Störungen in andern Nerven sind bei dem Krauken nicht beobachtet 
worden. Es ist sehr zweifelhaft geblieben, ob Judkalium einen günstigen 
Einfluss gehabt hat. Nur soviel steht fest, dass nach 2 Monaten die 


10 - - 


Erscheinungen an Intensität abzunehmen begannen und dass nach 3!/, Monat 
nur eine minimale Störung der binoculären Innervation noch nachzu- 
weisen war. 

Sofort habe ich einen Einwurf zurückzuweisen. Hätte man nicht er- 
warten sollen, dass bei dem seitlich gewendeten Blick die Doppelbilder 
wenigstens in derselben Entfernung geblieben wären? Sind doch bei dem 
seitlichen Blicke Seitenwendung und Convergenz-Divergenz superponirt. 
Wollen wir an der Diagnose festhalten, dann muss erklärt werden, warum 
beim seitlichen Blicke die Doppelbilder verschmelzen. Dies ist nicht so schwer, 
als es scheint. Es ist nämlich durch sorgfältige Bestimmungen zweifellos 
festgestellt!, dass beim Seitwärtssehen die Convergenz viel schwerer ist, als 
beim Geradeaussehen. Damit ist zugleich gesagt, dass bei seitlich gerichteten 
Augenaxen die Divergenz erleichtert wird! Es ist nicht schwer einzusehen, 
warum das der Fall ist. Beim Fixiren eines seitlich gestellten Gegenstandes 
werden beide Abducenten stärker angespannt, der eine, weil er stärker 
innervirt wird, der andere, weil er durch die Verschiebung seiner vorderen 
Insertion gedehnt wird. 

Die Richtigkeit der Diagnose wird also nicht durch die Thatsache er- 
schüttert, dass bei seitlich gerichtetem Blicke die Divergenzparese nicht zum 
Ausdruck kommt. 

Im Gegentheil, da ich dieselbe Erscheinung auch bei meinen beiden 
anderen Fällen angetroffen habe, glaube ich die Annäherung der Doppel- 
bilder beim seitlichen Blicke als ein Symptom der Divergenzparese ansehen 
zu dürfen. 

Handelt es sich um Parese oder Paralyse der Divergenz? Die Gründe, 
welche einer theilweisen Lähmung das Wort reden, brauche ich nicht her- 
vorzubeben. Die Möglichkeit ist aber nicht ausgeschlossen, dass ein Theil 
der Divergenz ohne die Hülfe eines Divergenzcentrums zu Stande kommt. 
Das Gleichgewicht der Augenmuskeln, wenn sie nur unter gleichmässiger, 
doppelseitiger, lateraler Innervation verkehren, könnte die convergent ge- 
stellten Augen nach der Ausgangsstellung zurückführen. Die Spannung 
der Abducenten beim seitlichen Blicke, welche schun hervorgehoben wurde, 
könnte beim seitlichen Sehen die Einwirkung eines besonderen Divergenz- 
centrums überflüssig machen. Brerry? in Edinburgh hat sogar die Meinung 
geäussert und vertheidigt, dass die Annahme einer eigenen Divergenz- 
Innervation gänzlich überflüssig sei, und dass aus der Convergenz- und 
der lateralen Innervation allein alle Erscheinungen der Augenbewegungen 
zu erklären seien. Ich vermuthe, dass die Neurologen geren diese Auf- 
fassung Einspruch erheben werden und auch im Gehirn einen Antagonisten 


! Dr. G. von Evssenstein, Over accommodatie cn convergentie by zydelingschen 
blik. Diss. Utrecht 1891 in Verslagen van het Gasthuis voor Ooglyders. 
? The innervation of the oculomotor muscles. Ophthalmic Review. 1893. 


fon W ee 


zum Convergenzcentrum postuliren werden. Sogar, wenn es wahr sein sollte, 
dass man mit der lateralen und Convergenz-Innervation auskommen kann, 
geht daraus noch nicht hervor, dass thatsächlich der Seh-Apparat damit 
auskommt. Herrscht doch in allen unseren Muskel-Innervationen ein schein- 
barer Luxus. Die Fälle, welche diesen Mittheilungen zu Grunde liegen, 
können dazu dienen, die Existenz einer besonderen Divergenz-Innervation 
zu vertheidigen, noch mehr ein Fall, welchen ich vor Kurzem publizirt 
habe!, wo beiderseitig die laterale Innervation fehlt, Convergenz und Di- 
vergenz dagegen erhalten sind. 

Ich erachte es aber nicht für unwahrscheinlich, dass Dr. BERry’s Ge- 
dankengang einen Theil der Wahrheit enthält und also bei vollständiger 
Paralyse der selbstständigen Divergenz-Innervation noch einige Divergenz 
in anderer Weise möglich bleibt. Es kann also, wenn diese Annahme 
richtig ist, in meinen Fällen doch Paralyse der Divergenz-Innervation 
- vorhanden sein. Ä 

Fall II. Frau v. N., 29 Jahre, beiderseits S = '/,, Refraction H 1 D, 
war immer gesund, sieht jetzt seit 3 Monaten doppelt. 

Die Bewegungen der Augen nach rechts, links, oben und unten sind 
vollkommen ungestört; es fällt eine kraftige Convergenz-Innervation auf. 
Wenn die Kranke nach weit entfernten Gegenständen blickt, fixirt sie mit 
einem Auge und lässt das andere leicht convergiren. 

In 1,5m Entfernung sieht sie in der Medianlinie eine Kerzenflamme 
in 1/,m entfernten Doppelbildern. Bewegt man die Kerze in einem Kreis- 
bogen von 1!/,m Radius um die Kranke herum, dann sieht sie bei 30° 
nach rechts oder links gerichtetem Blicke die Doppelbilder nur in !/,m 
Entfernung; noch weiter nach rechts und links wird einfach gesehen. 

Bringt man die Kerze in der Medianlinie an die Augen heran, dann 
wird der Abstand der Doppelbilder allmählich geringer, bis sie in 36cm 
verschmelzen. 

Die linke Pupille ist um ein Geringes kleiner als die rechte. Die 
Accommodation ist beiderseits gleich und dem Alter gemäss. Die Kranke 
konnte nur einmal untersucht werden. 

Fall III. Ein 20Ojähriges Mädchen, hat S= !/, und leichte H beider- 
seits. „Stauungspapillen“ von 5D Höhe. Links Trigeminus-, Facialis- und 
Acusticus-Paralyse. Zwangsbewegung nach rechts. Die linke Lidspalte ist 
erweitert, das linke Auge‘ etwas nach vorn gerückt. Die neurologische 
Diagnose (Prof. C. WINKLER) heisst Geschwulst in der mittleren Schädelgrube. 

Die Augenbewegungen werden in allen Richtungen im normalen Maass- 
stabe ausgeführt. Doch deutet Nystagmus bei excessiver Bewegung nach 
rechts und links an, dass die laterale Innervation nicht intact ist. In 3m 
wird eine Kerzenflamme in der Medianlinie in gleichnamigen Doppelbildern 


1 Nederl. Tijdschrift voor Geneeskunde. 1896. DI. IL 


an |) ee 


gesehen, welche horizontal 12°, vertical 2° Entfernung zeigen. Bewegt man 
die Kerze auf die Kranke zu, dann wird der Abstand der Doppelbilder all- 
mählich geringer; sie fallen bei einem Abstand von 30cm zusammen. Man 
kann dann die Kerze einige Centimeter weiter entfernen mit Erhaltung 
des Einfachsehens. Der Nahepunkt der Convergenz ist nicht zu bestimmen; 
die unmittelbar vor die Nase gehaltene Kerze wird noch einfach gesehen. 

Geht man mit der Kerze in einem Kreise von 2m Radius um die 
Kranke herum, um das Verhalten der Doppelbilder bei seitlichem Blicke 
zu untersuchen, dann erhält man ein inconstantes Resultat. Bald bleiben 
die Doppelbilder beim seitlichen Blicke im gleichen Abstande, bald nähern 
sie sich einander, bald wird nur ein Bild projieirt mit Unterdrückung des 
andern. 

Wenn man aber den Versuch wiederholt in einer Entfernung von 35 
oder 40cm, dann werden constante und den früher mitgetheilten Fällen 
sich anschliessende Aussagen erreicht: Geradeaus werden Doppelbilder ge- 
sehen, deren Abstand bei seitlichem Blicke geringer wird und die bei stark 
seitlich gerichtetem Blicke verschmelzen. 

ParinaupD hat gesagt (1886), dass die Paralyse der Divergenz haupt- 
sichlich durch den Charakter der Diplopie erkannt werden müsse: gleich- 
namige Doppelbilder in allen Richtungen des Sehens, die erst bei einem 
gewissen Abstande zu Tage treten. 

Nach meinen Fällen zu urtheilen glaube ich als Symptom die Ver- 
schmelzung der Doppelbilder beim seitlichen Blicke hinzufügen zu können. 

Die bekannten Symptome der Divergenzparalyse sind also folgende: 

1. Obgleich der Kranke über Doppelbilder klagt, finden wir die seit- 
liche Bewegung der Augen ungestört. Nur kann es auffallen, dass die 
Convergenz besonders kräftig geschieht. 

2. Beim Blick in die Ferne wird mit einem Auge fixirt und das andere 
nach innen abgelenkt. 

Um die Stellung der Augen bei geradeaus gerichtetem Blicke in die 
Ferne genau untersuchen zu können, stelle ich mich gerade vor den Kranken, 
halte vor meine Stirn ein Spiegelchen, welches ungefähr die Länge und 
Breite der Stirn hat, und drehe das Spiegelchen um eine horizontale Axe 
so, dass ein weit entfernter Gegenstand, in meiner Poliklinik eine Wind- 
fahne, welche sich hinter dem Kranken befindet, dem Kranken sichtbar 
wird. Während dieser die Windfahne fixırt, mache ich die gewöhnlichen 
Schielproben und beobachte in 20 cm Entfernung die Einstellung der Augen.! 

3. In einem gewissen Abstande sieht der Kranke eine in der Median- 
linie gehaltene Kerzenflamme in gleichnamigen Doppelbildern. Bringt man 
die Kerze dichter an die Augen des Kranken heran, dann nimmt der 


ee EE nn te 


1 SrrauB, An instrument for the determination of the position of rest. Ophth. 
Review. XI. 1392. 


— JS - 


Abstand der Doppelbilder ab und endlich, im Fernpunkt der Convergenz, 
verschmelzen sie. 

Bestimmt man den Fernpunkt der Convergenz in umgekehrter Rich- 
tung, von einer Stelle, wo noch binocular gesehen wird, ausgehend, dann 
wird er etwas weiter von den Augen entfernt gefunden. 

4. Wird die Kerze in einem Kreisbugen, dessen Mittelpunkt der Kranke 
ist, rechts und links von der Medianlinie bewegt, dann treten die Doppel- 
bilder um so näher zusammen, je weiter man die Kerze von der Median- 
linie entfernt. Am schärfsten prägt sich die Erscheinung aus, wenn man 
den Radius des Kreisbogens nur wenig grösser nimmt als den Abstand 
des Convergenz-Fernpunktes in der Medianlinie. Dann verschmelzen die 
Doppelbilder bei einer gewissen seitlichen Ablenkung des Blickes, dessen 
Winkel man genau bestimmen kann. 

In seiner letzten Arbeit! über die associirten Augenbewegungen be- 
schreibt ParınauD zwei Fälle, wo Convergenz und Divergenz beide auf- 
gehoben und die Augen in leicht cunvergenter Stellung fixirt waren. In 
beiden Fällen wurde die Diagnose Hysterie gemacht und der eigenthüm- 
liche Innervationsfehler der Augen als Contractur der Convergenz bezeichnet. 
Aus der Einleitung zu dieser Arbeit ergiebt sich, dass Parmnaup diese 
Fälle seinen Fällen von Paralyse der Divergenz als gleichartig zur Seite 
stellt, und er will, wie mir scheint, den Namen Divergenzlähmung jetzt 
durch den Namen Contractur der Convergenz ersetzen. Der Zustand der 
hysterischen Mädchen unterscheidet sich aber schon dadurch von dem 
meiner Kranken, dass sie keine Convergenzbreite hatten, meine Kranken 
aber einen sehr dicht an die Augen gerückten Nahepunkt der Convergenz 
besassen und also die Verschiebung der Convergenzhreite darbuten, welche 
man bei Lähmung der Divergenz erwarten muss. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Kryptophthalmus cicatricosus. 


Von Dr. Otto Wernicke, Augenarzt in Buenos Aires. 


Syphilitische Geschwüre bringen bei ihrer Verheilung gewöhnlich Ectropium 
hervor; ein Verschluss der Augenhöhle durch Narbengewebe ist meines Wissens 
noch nicht beubachtet worden; wenigstens finde ich in der mir zugänglichen 
Bibliographie keinen solchen Fall. Deshalb erscheint mir die Veröffentlichung 
der nachfolgenden Beobachtung von einigem Interesse. 

B. H., Packträger, 45 Jahre alt, aus Frankreich (Pyrenäen) gebürtig, z. 2. 
Insasse des Bettlerspitales zu Buenos Aires. H. litt im Jahre 1880 an Tripper 


1 Paralysie et contracture de la convergence. Société d’ophtalmologie de Paris. 
December 1889. 


und Schwellung der Leistendrüsen, heilte jedoch in kurzer Zeit; niemals hat er 
an sich Symptome secundärer Lues bemerkt. Im Jahre 1889 erschienen zum 
ersten Male Geschwüre an verschiedenen Theilen des Körpers, aber hauptsäch- 
lich im Gesicht; doch heilten sie bald, wie es scheint, durch Behandlung mit 
Jodkali. Im Jahre 1892 erschienen die Geschwüre abermals, dieses Mal haupt- 
sächlich um das rechte Auge herum, so dass dieses bald das Centrum einer 
geschwürigen Fläche bildete. In kurzer Zeit entzündete sich das Auge mit 
starken Schmerzen, welche nach einigen Tagen, nach Durchbruch der Hornhaut, 
nachliessen, jedoch war die Sehkraft völlig verloren. Einige Tage darauf begab 
sich Pat., der bis dahin fern von ärztlicher Behandlung gewesen war, in ein 
Hospital, wo man ihm die Wundfläche reinigte und einen Verband anlegte. So 
heilte Pat. in kurzer Zeit, ohne uns über die sonstige Behandlung Auskunft 
geben zu können. Als er das Hospital verliess, war das rechte Auge gänzlich 
verschlossen und in demselben Zustande wie heutigen Tages. 

Das linke Auge, welches schon seit längerer Zeit Sitz eines Ectropiums 
war, verlor Pat. im Anfang vorigen Jahres durch Ulcus corneae. Deshalb gänz- 
lich arbeitsunfähig, wurde er nach einiger Zeit im Bettlerspitale untergebracht, 
wo ich ihn im Mai dieses Jahres zum ersten Male sah. 


B. H. zeigt Symptome von Lues an fast sämmtlichen Stellen des Körpers: 
grosse Narben in Kopfhaut und Gesicht, eingesunkene Nase, theilweise Zer- 
störung des rechten Nasenflügels, auszedehnte Narben im Pharynx, specifische 
Ulcerationen an den Ellbogen und Knöcheln, grosse Verdickungen an beiden 
Tibien etc. Ich will mich jedoch nur bei der Beschreibung der rechten Augen- 
gegend aufhalten. 

In der rechten Augengegend sieht man die narbige Haut der Stirne sich 
über die Augenhöhle hinweg mit der Haut der Wange, Schläfe und Nase fort- 
setzen und so die ganze Augenhöhle verschliessen. Von Brauen, Lidrändern, 
Cilien etc. ist keine Spur zu bemerken. In der Mitte dieser Verschlussmembran 
ist die Haut sehr dünn und zeigt hier ein längsovales, kleines, bläuliches Fleck- 
chen, das nichts Anderes ist als die Verlöthung der Haut mit dem Prolaps der 
Iris, wie man durch Befühlen leicht erkennen kann. Der wenig verkleinerte 
und nicht druckempfindliche Bulbus ist deutlich zu fühlen. Dieses bläuliche 
Fleckchen bildet das Centrum eines narbigen Sternes, dessen Strahlen sich nach 
Stirn, Nase und Wange erstrecken. Zu beiden Seiten dieses Fleckes und ein 
wenig nach unten, befindet sich je eine kleine Oetfuung, ungefähr in 1cm Ent- 
fernung von einander. Es war mir nicht möglich, mit einer feinen Sonde in 
diese Oeffnungen einzudringen. Es entweicht aus ihnen dann und wann ein 
Tropfen klarer Flüssigkeit. Oefters verstopfen sich diese Fistelöffnungen; dann 
schwillt die Augengegend etwas an, wird leicht schmerzhaft; nach ein oder zwei 
Tagen eröffnen sie sich spontan und lassen eine grössere Quantität klarer Flüssig- 
keit abfliessen; in kurzer Zeit hat dann die Augengegend ıhr normales Aussehen 
wieder erlangt. Diese temporäre Retention der Tlıränen beweist uns, dass 
wenigstens ein Theil des Bindehautsackes erhalten ist. 

Bei den Bewegungen des linken Auges sieht man das rechte sich unter 
der Haut mitbewegen. Beim Blick nach oben und unten wird die Haut etwas 
verzogen; beim Blick nach rechts und links ist dies weniger ausgesprochen, 
nur bemerkt man eine undulatorische Bewegung der Haut über dem Globus. 
Die Verwachsung scheint also etwas lax zu sein. 

Das lınke Auge bietet nichts Aussergewöhnliches: Ectropium des oberen 
Lides, Staphyloma corneae. V = Lichtschein. — 


15 => 


Dieser gänzliche Verschluss der Augenhöhle, für welchen ich die Bezeich- 
nung Kryptophthalmus cicatricosus vorschlage, muss wohl der falschen Behand- 
lung zugeschrieben werden. Das Auflegen eines Verbandes auf ein Auge mit 
Irisprolaps und Ulcerationen auf beiden Lidern musste eine Verwachsung hervor- 
rufen; diese erlangte bald genug hinreichende Widerstandskraft, um sich dem 
Zuge der um das Auge sich bildenden Narben zu widersetzen. So wurde die 
Verwachsung zwischen Iris und Haut das Centrum des oben erwähnten narbigen 
Sternes, und anstatt des gewöhnlichen Bildes (das des ungenügend bedeckten 
Auges) erhalten wir das Gegentheil. 


II. Ein Fall von Contusionscataract. 
Von Dr. med. A. Lenz, Sesswegen (Livland). 


Den 16. Juli 1896 consultirte mich der Bauer Ludwig L. 

Anamnese: Den 17. Februar Schlag mit der Peitsche in’s rechte Auge. 
Gleich danach ist das rechte Auge roth und schmerzhaft. Seit dem Unfall all- 
mäbliche Abnahme der Sehschärfe. Von einem Arzt verordnete Tropfen (ver- 
muthlich Atropin) hat er bis vor Kurzem gebraucht. 

Status praesens: An den Lidern keine Narbe, das Auge reizlos. Auf 
der durchweg klaren Hornhaut spiegelt sich das Fensterkreuz scharf und un- 
gebrochen. In der vorderen Kammer nichts Abnormes. Die Iris zeigt keine 
Niveaudifferenzen, nasenwärts eine 3—4mm lange Iridodialyse. Die Pupille 
etwas weiter als links, starr. Entsprechend der inneren Hälfte der Pupille eine 
graue, dicht unter der vorderen Kapsel liegende Trübung, die sich nach innen 
noch weiter unter die Iris erstreckt. Ausser dieser Kapseltrübung erweist sich 
die ganze übrige Linse schleierartig getrübt. Durch die Iridodialyse rother 
Hintergrundsreflex. V = Finger in 1m, sichere Projection, T normal. Nach 
Atropin maximale Mydriase, der Iridodialyse entsprechend nierenförmig. Von 
der sich nach innen unter die Iris erstreckenden Kapseltrübung, die ungefähr 
2!/,mm hoch ist, noch kein Ende zu sehen. Bei starker Lupenvergrösserung 
zeigt sich Folgendes: In senkrechter Richtung durchzieht die Kapseltrübung ein 
ca. 2 mm langer, gerader grauer Strich, an eine lineäre Narbe erinnernd. Im 
Bereich der Kapseltrübung umgeben diesen Strich leicht geschlängelte, con- 
centrisch verlaufende trübe Linien, -die ungefähr an die Streifen der trauma- 
tischen Streifenkeratitis erinnern. Der Strich würde bei normal enger Pupille 
hinter der Iris liegen, entsprechend der Grenze zwischen mittlerem und pupillarem 
Dritttheil der inneren Hälfte. 

Der vorliegende Fall — eine nach Trauma schnell sich entwickelnde Cata- 
ract bei intacter Hornhaut — lässt wohl nur eine Deutung zu: das geknotete 
Ende der Peitsche traf, tangential schwingend, das obere Lid, stülpte durch 
dieses hindurch die Hornhaut ein. Das Kammerwasser weicht nach der Peri- 
pherie aus und erweitert den kreisförmigen Ansatz des Iris-Linsendiaphragmas. 
Die Iris sucht zu folgen, es gelingt ihr überall, nur an der Stelle nicht, wo 
die eingestülpte Hornhaut den medialen Pupillarrand gegen die Linse presst — 
hier wird die Iris fixirt, und die Ueberdehnung führt zur Iridodialyse. Aber 
die Kraft der Peitsche ist noch nicht erschöpft; die Linse wird momentan in 
sagittaler Richtung cumprimirt und der gesteigerte intracapsuläre Druck sprengt 
die Kapsel. Die isolirte Fractur der inneren Glastafel des Schädelgewölbes und 
die Art ihres Zustandekommens ist bekannt — es ist denkbar, dass die oben 


sën BE, Es 


erwähnten concentrisch verlaufenden trüben Linien dieselbe Entstehungsgeschichte 
haben: Spaltbildungen im Kapselepithel in Folge von Ueberdehnung dieser Schicht 
mit nachfolgender Ansammlung von Lymphe in diesen Spalten. Der Kapselriss 
hat sich nachher geschlossen, die Cataract aber blieb progredient. 

Die Frage der Contusionscataract ist noch nicht einheitlich beantwortet. 
Schmidt-Rimpler! zieht eine Parallele zwischen Contusionscataract und der 
künstlichen Reifung nach Förster. Panas? glaubt, dass es in Folge der Com- 
motion zu intraocularen Störungen kommt und die Cataract die Folge dieser 
Störungen ist. Fuchs will die Contusionscataract denjenigen Starformen an- 
reihen, die Stein durch Töne hervorbrachte, erwähnt aber auch als Ursache 
Berstung der Kapsel.? Barsanti* endlich schiebt die Cataractentwickelung 
einer durch das Trauma veranlassten chemischen Alteration des Humor aqueus 
in die Schuhe. Es ist möglich, dass mancher scheinbar uncomplicirten Con- 
tusionscataract eine Berstung der Kapsel zu Grunde liegt. Lawford°® fand in 
zwei Fällen von Contusionscataract erst bei der Section der enucleirten Augen 
einen Riss in der hinteren Linsenkapsel. An solchen Fallen scheitert leicht 
unsere Untersuchungstechnik, und das Causalitätsbedürfniss drängt zu anderen 
Erklärungen. Auch in meinem Fall habe ich die Ueberzeugung, dass der linear 
verheilte Kapselriss leicht hätte übersehen werden können. 

Meiner Darstellung des Mechanismus der Iridodialyse liegen die Ausein- 
andersetzungen Schirmer’s® zu Grunde. Dass aber nach seiner Ansicht der 
Kapselriss durch Dehnung des Insertionsriuges zu Stande kommen soll, dass es 
also im wahren Sinne des Wortes ein Riss ist, erscheint mir discutabel. Ich 
nehme an, dass Zonula und Linsenkapsel eine zusammenhängende Membran 
bilden. Der eine Theil dieser Membran, die Zonula, liegt zwischen zwei flüssigen 
Medien, der andere, die Linsenkapsel, adhärirt innig einem relativ festen Körper. 
Erweitert sich nun der Insertionsring, so wird wohl eher die Zonula durch 
Ueberdehnung einen Riss erleiden, als die durch starke Reibung zur Ueber- 
dehnung unfähige Linsenkapsel. 

Ungezwungener erscheint die Annahme, dass der Kapselinhalt, durch das 
Trauma unter höheren Druck gestellt, die Kapsel sprengt. - Da die hintere 
Kapsel zarter ist, sollte man a priori annehmen, dass sie auch häufiger platzt, 
als die vordere. In den Lawford’schen Fällen traf das zu. Im Uebrigen 
glaube ich nicht, dass diese Frage je wird entschieden werden können, denn 
die Berstungen ‘der hinteren Kapsel werden immer leichter übersehen werden, 
als die der vorderen. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Das Neuroöpithelioma retinae. Eine anatomische und klinische Studie 
von Dr. Hugo Wintersteiner, Assistenten an der ersten Augenklinik in 
Wien. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1897. 

Wintersteiner greift in seiner das Gebiet erschöpfenden Monographie 
auf Hirschberg’s nunmehr vor einem Vierteljahrhundert erschienene Arbeit 
über den „Markschwamm der Netzhaut“ zurück, in der „das Krankheitsbild in 


! Lehrbuch der Augenheilkunde. 3 Traité des maladies des yeux. 
3 Lehrbuch der Augenheilkunde. 4 C.-Bl. f. Augenh. 1892. S. 469. 
6 C.-Bl. f. Augenh. 1887. 8. 462. e€ D. med. Wochenschr. 1890. S. 457. 


s= AG 


musterhafter Weise skizzirt sei, so dass die späteren Arbeiten nur unwesentliche 
Modificationen oder Ergänzungen bringen . konnten“. „Auch der anatomische 
Befund wurde damals zuerst in eingehender und zusammenfassender Weise ge- 
schildert.“ Seit dieser Zeit haben jedoch die anatomischen Untersuchungs- 
methoden bedeutende Fortschritte gemacht und mit Berücksichtigung dieser ein 
möglichst vollständiges Bild der anatomischen Veränderungen des Auges durch 
die primären Geschwäülste er Netzhaut zu bringen, ist das gelungene Ziel 
des Verf.’s. 


Histologische Durchprifung von 32 Augäpfeln brachten W. zu der ‚Ansicht, 
dass der lappig dendritische (tubulöse) Bau, welcher durch eine perivasculäre 
Ansammlung gut färbbarer Zellen mit frühzeitig auftretender Nekrose der da- 
zwischen liegenden Geschwulstpartien bedingt wird, für die primären Netzhaut- 
geschwülste charakteristisch ist. 


Häufig findet sich ein Uebergang der intensiv gefärbten Zellen des peri- 
‚vasculären Geschwulstmantels in die nekrotische, schlecht sich färbende Zone. ` 
Wo statt dessen eine scharfe Grenze zwischen beiden Partien sich zeigt, erklärt 
W. das damit, dass junge Geschwulstzüge in alte abgestorbene Tumormassen 
hineinwuchern. Die Hauptmasse des Tumors besteht ‚aus kleinen polymorphen 
Zellen. Von daneben auftretenden Formen legt W. grosses Gewicht auf das 
Vorkommen von rosettenartigen Gebilden, die er als Aggregate von Stäbchen, 
vielleicht auch Zapfen, auffasst. 


Ein weiterer Abschnitt ist der regressiven Metamorphose gewidmet. Das 
frühzeitige Auftreten derselben und ihr rasches Fortschreiten erklärt sich .durch 
den Mangel eines ernährenden Capillarsystems in der Geschwulst. Ausgenommen 
sind nur einzelne atypische Stellen. Dieser Mangel nimmt der Neubildung den 
Charakter einer Gefässgeschwulst, als welche sie besonders bei früher häufiger 
geübten Untersuchungsmethoden imponirte. Auch die Gefässe des Tumors ent. 
arten leicht und dies ist mit ein Grund dér häufig darin auftretenden Blutungen. 

Ihren Ursprung nimmt die Neubildung überwiegend vom hinteren Bulbus--. 
abschnitte und den unteren Partien aus einer der verschiedenen Netzhaut- 
schichten, ohne besondere Bevorzugung einer einzelnen. Die Entwicklung geht 


entweder nach dem subretinalen Raum vor sich — N. exophytum —, oder sie 
stellt sich als ausgedehnte flächenhafte Verdickung der Netzhaut dar — N. dif- 
fasum —, oder die Wucherung wächst nur nach dem Glaskörper — N. endo- 


phytum —. Im folgenden Abschnitt bespricht der Verf. die Ausbreitung der 
_ Geschwulst auf die Nachbarorgane der Netzhaut. Dabei erwähnt er einen auf- 
fallenden Befund, den man in allen etwas vorgeschritteneren Fällen antrifft. 
Ein zartes Häutchen, aus der Gegend der Ora serrata abgehend, liegt quer vor 
dem Netzhauttrichter und kann leicht bei der Untersuchung mit dem Augen- 
spiegel für die abgelöste Netzhaut oder die Oberfläche der Geschwulst gehalten 
werden. Die Membran, welche aus -zartem Bindegewebe mit eingesprengten 
Leucocyten, auch wohl kleinen Nestern von Geschwulstzellen, besteht, ist durch 
den Mangel an Gefässen charakterisirt. Von anderen Veränderungen tritt beim 
Ciliarkörper zeitig Atrophie ein, später. wird er auch von der Neubildung selbst 
ergriffen. Gegenüber früheren Beobachtungen findet W., dass die Linse selten 
unverändert bleibt. Der Sehnerv nimmt hauptsächlich an der neoplastischen 
Zellenneubildung Theil, daneben finden sich häufig Veränderungen durch intra- 
oculare Drucksteigerung und einfach atrophische Vorgänge. 
Im klinischen. Theil stützt W. seine Berechnungen auf ein Material von 
fast 500 Fällen, um möglichst grosse Sicherheit zu erzielen. 
2 


— 4g — 


Danach ist daa Neurccpizhelim eine seitene Aczenerkrankung; 0,04°;, 
aer Acvenkranken Je ien daran. Es ist aussLiiessiich eine Krankheit des 
fréLen Jugenda.ters, wie das Hirsebkberg zuerst präcisirte Verf. geht so weit 
anzuneLmen, dass das N. retinae stets angeb-ren ist und seine Anilage zunachst 
fo gering sein kann, dasa sie sich der Bevbachtung bei ihrer langsamen Ent- 
wicklung lange entzieht. Ueber die Häufigkeit des Befaienseins des Gesehlechtes 
gehen die Ansichten auseinander. In W.s Material fand es sich unerheblich 
Latfiger bei Knaben, als bei Maichen. Ferner war das linke Auge öfter er- 
yriffen, ala das rechte. Sebr hachz waren beije Augen befallen, wobei die 
Erkrankung des zweiten Auges stets als eine selbstständige aufzufassen war. 

Den Veriauf der Neubildung in ihren drei Stadien behandelt der folgende 
Theil der Schrift. Die Dauer der Krankheit wird aus 40 spontan abgelaufenen 
Fällen auf etwa 1'., Jahre im Mittel berechnet, wubei die einzelnen Stadien 
verschieden lang sein können. 

Im nächsten Abschnitte werden die Schwierigkeiten, die sich auch heute 
noch zuweilen der Diagnose des Markschwamms entgegenstellen, besprochen. 
So kann Tribong der brechenden Medien den Tumor verhüllen oder eine Unter- 
scheidung des „Glioms“ im zweiten Stadium von infantilem Glaucom unmöglich 
machen. In Ausnahmefällen ist selbst einfache Netzhautablosung schwer aus- 
zuschliessen, die Schwierigkeiten wachsen, wenn Leucosarcom, Aderhauttuberkel 
berangezsgen werden. Besonders häufig ist eine Verwechslung mit entzündlichen 
chronischen Erkrankungen des Uvealtractus.. Farbe, Aussehen der Bildungen, 
Spannungsverhältniss sind dann manchmal keine genügenden Unterscheidunvs- 
mittel. i 

Sich selbst überlassen führt das Neuroepithelioma unvermeidlich zum Tode. 
Das einzig rettende Mittel ist eine möglichst frühzeitige Operation. Hält man 
das Ausbleiben eines Recidivs durch ein Jahr als Zeichen definitiver Heilung, 
54 berechnet W. 16,3°/, Heilungen, verlangt mau eine Beobachtungszeit von 
2 Jahren, dann sinkt der von ihm gefundene Procentsatz für sein Material auf 
13,7°,,. Demnach ist die Zahl der Heilungen seit den letzten 25 Jahren auf 
mehr als das Doppelte gestiegen (6',,"., Hirschberg).! Dies ist wohl der 
gebesserten Diagnosen- und Indications-Stellung zu danken. Allerdings bleibt 
die Voraussage unsicher, wenn man in Betracht zieht, dass selbstständige Er- 
krankungen des zweiten Auges noch 4 Jahre nach Exstirpation des ersten beob- 
achtet sind. Die Operation eines Recidivs bleibt fast immer erfolglos. 

Zur Frage, wie lange eine Enucleation des Bulbus genügt und von welchem 
Zeitpunkt ab eine Exenteratio orbitae vorzunehmen ist, äussert sich Verf. dahin, 
dass letztere, soll. ein Recidiv vermieden werden, Platz greifen muss, sobald 
Drucksteigerung sich zeigt. 

Gefühlssache ist es, ob man bei Befallensein beider Augen operiren will, 
doch ist es nach W. Pflicht des Arztes, auf Erhaltung des Lebens auch eines 
blinden Kindes hinzustreben. | 

Bei der folgenden Besprechung der Aetiologie des Neuro£pithelioms vertritt 
Verf. nochmals die Ansicht, dass alle Netzhaut-,Gliome“ angeboren sind. Verf. 
fand nun in einem Falle, wo er das Anfangsstadium beobachten konnte, in der 
inneren Körnerschicht ein isolirtes Knötchen, in welchem in reichlicher Zahl die 
rosettenartigen Gebilde (Stäbchenaggregate) vorhanden waren, wie er sie in vielen 
seiner Fälle gesehen hatte. Darauf stützt Verf. seine Ansicht, dass die Neu- 


' Vgl. aber 25jährigen Jahresbericht. Von 17 operirten Fällen fand ich 8 nach 
1 Jahr gesund. Sie gehörten dem ersten Stadium an, der helle Schein aus der Pupille 
war noch nicht über 10 Wochen beobachtet. 





ss T wate 


bildung der Retina einer Versprengung von Zellkeimen aus der äusseren Schichte 
der Netzhaut in andere Theile dieses Organes ihren Ursprung verdanke. Im 
Weiteren begründet er diese Hypothese und schlägt. auf Grund derselben für 
die Geschwulst, die so aus unverbrauchten Neurvépithelzellen hervorgehe, den 
Namen Neuroépithelioma vor, um dadurch ihre Zugehörigkeit zur -Reihe der 
epithelialen Tumoren zu kennzeichnen. 

Im Anhang ist die genaue Casuistik von 31 eigenen und 497 fremden 
Fallen mitgetheilt. Spiro ` 


2) Das Sehen der Schielenden. Eine ophthalmologisch-psychologische Studie 
von Alfred Graefe. (Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1897.) 


"Graefe, der, als erster Ophthalmologe, dem Widerspruch Nagel’s gegen 
J. Müller's Lehre von der Netzhautidentitét sich angeschlossen und dann 
Nagel’s „Projectionstheorie“ schon im Handbuch von Graefe und Saemisch, 
später in Graefe’s Archiv weiter ausgebaut hatte, giebt im vorliegenden Werk 
eine in der Form knappe, aber sachlich erschöpfende, systematische Darstellung 
zur Begründung seiner Anschauung. 

Das Referat kann nur das Wesentlichste des Gedankenganges wiedergeben. 
Bezüglich vieler Einzelheiten, speciell der Versuche und Beobachtungen, welche 
die entwickelten Sätze begründen und stützen, ist auf das Original zu verweisen. 

I. Das erste Capitel behandelt die physiologischen Vorgänge des Sehens, 
welche bei Localisirung der Gesichtsobjecte bestimmend sind. Die (centripetale) 
„BRichtungslinie des Sehens“ ist in jedem Auge durch die optischen Verhältnisse 
bestimmt: sie ist die Verbindungslinie des Objects mit dem Kreuzungspunkt 
der Richtungsstrahlen, verlängert bis zur Netzhaut. Unter normalen Verhält- 
nissen wird jeder erregte Netzhautpunkt in derselben Richtung nach aussen ver- 
legt (centrifugale Richtungslinie). Daraus folgt aber nicht, dass auch die 
Localisirung des Gesichtsfeldes auch nach der centrifugalen Richtungslinie hin 
stattfindet. Diese Localisationsrichtung ist vielmehr nur abhangig von der 
Thatigkeit des Bewegungsapparates. Bei einer Störung der Relationen zwischen 
Innervation und Muskelleistung kann die Stellung des Auges, die Lage der 
(mit der Richtungslinie hier als identisch zu betrachtenden) Gesichtslinie nicht 
mit der Localisirungsrichtung zusammenfallen. 

II. Welche Störungen des Binocularsehens sind dementsprechend bei Stra- 
bismus zu erwarten? 

Nachdem Gr. kurz -auseinandergesetzt, dass beim Schielen der Stellungs- 
fehler des Auges auf anomaler Verkürzung des Muskels ohne Innervations- 
änderung beruht, weist er darauf hin, dass man bei strabotischer Ablenkung 
dieselbe Störung des Localisirungsprocesses erwarten müsste wie bei paretischer, ` 
oder wenn man ein Auge durch Zug mit der Pincette in eine dem anderen 
incongruente Lage bringt. Es wirde irrige Projection und Diplopie bestehen. 
Das beides nicht nachweisbar ist, liegt daran, dass in der frühen Lebensperiode, 
in der die Entwickelung des Strabismus beginnt, Functionsprifungen nicht 
möglich sind. 

III. Welche Aenderungen des binocularen Sehens treten nun bei Strabis- 
mus thatsächlich in Erscheinang? 

Die Gesichtsfelder beider Augen sind verschoben, ihre Centren liegen neben- 
. einander, nicht mehr aufeinander. Es müssten daher statt eines binocularen 
Sammelbildes die Einzelbilder zur Wahrnehmung gelangen. Dies ist in der 
Regel nicht der Fall. Zur Erklärung stehen sich zwei Ansichten gegenüber, 

2% 


deren wesertlirter Difoererzperit darin ert, dass nach der einen das wahr- 
genwrere Bild ner dem eingeseliten Ange anzenim. rach der anderen da- 
gegen auch das alzeenne ber Wabrrenmorg jenes B:liez mitwirkt. Ein von 
Gr. sL n früier anzerebener Versuch tewe:st non tnrwe.lectig, dass Objecte, 
weite in dem wen der visio diena des Sege beterrschten Theil des 
birzvlaren Gesichtsfe.ies liezen. nur von diesem Azre wakrvenommen werden. 
rer Exr,csi:n-vorganz vertkeiit sich ai» auf beiie Auzen und zwar derart, dass 
die fonetieneve, physioicgiseLe Pravaienz der macc.aren Netzhauterregung des 
Secie.anges gezeniber der excen’rissten des nicht srtieienien Aures sich be- 
ratge Das in sicher Lage beżziucbe Objecte nicht bemerkt werden, ge- 
senient unter Einwirkung psvehisener Vorgarge, bes:niers der Aufmerksamkeit. 
Der Exeiusien-vorgang beschrankt sich acer af deen gen Netzhautrerionen 
beier Aczen, die zufe!ge der sich immer een Schielstellung stets 
SCC än erregt werden: denn wenn vor ein Acze ein Prisma gehalten wird, so 
treten in cer Regel sofort D.ppeibilder auf (..Kerisnäre Exclesion“). Der Grad 
der Setscharfe des Schielauges ist ohne E:ndcss auf den Exclusionsvorgang. 
Die Eatwicketung der Exclusion ist schrittweise za verfolren. Sie steht an- 
fangs noch im Wettstreit mit der binocularen Dipiopie, beherrscht dann ein 
bestimmtes Netzbautzebiet und detnt sich schliesslich weiter aus, manchmal 
über dıe ganze Retina („Absolute Exclusion“). 

IV. Das Einfachsehen Schieienier bert aber nicht allein auf der Ex- 
ecsion, sondern auch auf der Ausbildunz eines necen Identitätsverhältnisses 
der Netzhacte. Diese „NetzkLautincöonertenz“ ist als» eine erworbene, nicht 
praf‘rmirte, sie ist Folge, micht Ursache des Strabismus. Auch dies ist schnitt- 
weise zu verfolgen. Wenn auch seltner als den Wettstreit zwischen Exclusion 
und Dipiepie, hat man doch mehrfach Gelegenheit, den Wettstreit zwischen dem 
aiten und neven .Identitätsverhältniss zu benbachten in jenen Fällen, in denen 
„penrte Schieiende, nach hergestellter binocularer Einstellung doppelt sehen, 
aber nicht angeben knnen, ob die Doppelbilder gleicknamig oder ungleich- 
namig sind. Im Einklang mit den durch Strabismus hervorgerufenen Störungen 
steLen die der Operation folgenden Erscheinungen. Mit Beseitigung der fehler- 
haften Augenstellung sind die Bedingunren für Binocularsehen (das dadurch 
nachgewiesen wird, dass stereoskopische Einzelbilder exact zu einem Sammel- 
biide verschmolzen werden) wiederherzestellt, vorauszesetzt, dass es während 
des Bestehens des Strabismus noch nicht zur Ausbildung eines neuen Identitäts- 
verLältnisses gekommen ist. Anderenfalls bleibt die durch die Operation her- 
vorgerufene Dipl»pie länger bestehen, manchmal sorar sehr hartnäckig. Meist 
aber vollzieht sich die Umwandlung in das normale Identitätsverhältniss. 

V. Die schiefe Kupfhaltung Schielender ist durch das „Bequemlichkeits- 
vefühl“ hervorgerufen. e 

VI. Die strabotische Schwachsichtigkeit ist präexistirend; denn Amblyopie 
kommt auch bei normaler Augenstellung vor, ferner ist der Unterschied der 
SeLscharfe beider Augen oft sehr gering. Die angeblichen Besserungen nach 
der Operation erklären sich durch unrichtige Angaben bei den früheren Unter- 
suchungen. Da wir die Sehproben gerade vor das Gesicht des Untersuchten 
halten, en müsste dieser das Schielauge in die Mitte der Lidspalte bringen. 
Diese Stellung ist ihm aber unbequem. Das Auge’ bleibt daher in der Schiel- 
stellinz, und dadurch kommt die thatsächlich vorhandene Sehschärfe nicht zum 
Ausdruck. Nach der Operation daveren befindet sich das central gerichtete 
Auge in der bequemsten Stellung. Hierauf allein beruht die angebliche Besserung 
der Sehkraft. Dr. Ginsberg. 





— 21 — ` 


3) Röntgen-Strahlen in der Augenheilkunde. Eine neue Methode zur - 
Anwendung der Röntgen-Strahlen in der Augenheilkunde, um Fremdkörper 
im Auge zu entdecken und deren Position genau zu bestimmen, v von Dr. 
H. Lewkowitsch, Augenarzt in London. 


Röntgen-Strahlen sind in jüngster Zeit mit grossem Erfolge von Aerzten 
zu diagnostischen Zwecken angewendet worden, besonders zur Entdeckung von 
Fremdkörpern (Metall und Glas); merkwürdiger Weise haben aber die X-Strahlen 
bisher noch keine nennenswerthe Verwendung iu der Augenheilkunde gefunden. 
Es wäre unzweifelhaft von grosser Bedeutung, wären wir im Stande, die X-Strahlen 
zur Diagnosticirung von Fremdkörpern im Auge dienstbar zu machen, besonders 
in den vielen Fällen, wo der Augenspiegel uns keinen sicheren Aufschluss giebt. 
In diese Kategorie fallen die Fälle: 1. wo der Fremdkörper minimal klein ist, 
2. wenn er in undurchsichtigen Gewebstheilen der Augenhüllen eingebettet ist, 
3. wo ein grosses Blutextravasat vorgelagert und 4. wenn die Hornhaut undurch- 
- sichtig geworden. Fragen wir uns nun, welche Hülfsmittel uns bisher in diesen 
kritischen Fällen zu Gebote stehen? Die Untersuchung mittelst des Magneten, 
besonders in der Form des Sideroskops, wie sie vielfach gebräuchlich, leistet 
uns ohne Zweifel sehr werthvolle Dienste, lässt uns aber in sehr vielen gerade 
jener kritischen Fälle im Stiche. Noch viel weniger aber wird es uns gelingen, 
mittelst des Magneten ganz genau den Sitz des Fremdkörpers zu bestimmen. 
Niemand wird bestreiten, dass die Operationsmethoden von Prof. Hirschberg 
zur Entfernung der Eisensplitter mittelst des Electromagneten einen immensen 
Fortschritt bedeuten; wenn trotz der Vervollkomnung dieser letzteren Operations- 
methode ein relativ grosser Procentsatz der einschlägigen operirten Fälle einen 
nicht den Erwartungen entsprechenden Erfolg im Laufe der Jahre ergeben hat, 
so möchte ich dies zum Theil darauf zurückführen, dass man bei Ausführung 
der Operation bisher keinen absolut sicheren Fingerzeig hatte, um ganz genau 
vorher zu wissen, wo, wie tief und in welcher Richtung einzuschneiden,- um auf 
den Fremdkörper in kürzester Linie zu kommen mit möglichster Schonung der 
umgebenden empfindlichen Gewebstheilee Ueberhaupt ist die Verwendbarkeit 
des Electromagneten nur eine beschränkte; er kommt vollends nicht in Betracht, 
wenn es sich um kleine Glassplitter handelt, die äusserst kritisch für das Auge 

werden können, wenn sie noch dazu so gelagert sind, dass sie sich in keiner 
- Weise durch irgend welche Reflexion vom Augenspiegel uns verrathen. Es 
existiren viele Fälle in der Literatur, wo erst die Enucleation des Auges das 
Vorhandensein eines Glassplitters constatirte. 


Diese Erwägungen veranlassten mich zu Experiwenten, um zu constatiren, 
inwieweit Röntgen-Strahlen sich zu diesem Zwecke von Nutzen erweisen, und 
im Verlaufe dieser Untersuchungen kam ich auf eine Methode, derzufolge man 
die X-Strahlen in der That erfolgreich bei den betreffenden Operationen am 
Auge verwendbar machen kann. Ich habe kein Bedenken, diese Methode bereits 
jetzt zu publiciren, da ich der Ueberzeugung bin, dass ich mit meinen Experi- 
menten bereits weit ausserhalb des theoretischen Stadiums gelangt bin. 


Auf den ersten Augenblick scheint es fast unmöglich, die X-Strahlen für 
das Auge zu verwenden wegen der eigenthūmlichen anatomischen Lage dieses 
Organs, das innerhalb vier knöcherner Wände gelagert ist. Es fragt sich, wie 
und wo die sensitive Platte anzubringen sei zur Aufnahme eines Bildes, das zu 
gleicher Zeit ein klares und möglichst extensives umfangreiches Bild {das sog. 
Skiagramm) darstellen soll. Dieses war das erste Bedenken; doch noch eine 
grosse Anzahl anderer Schwierigkeiten stellten sich mir nachgerade in den Weg, 


— 92 ._ 


als ich Schritt für Schritt experimentell den Gegenstand verfolgte. Der Gang 
der Untersuchung war folgender: Um zunächst eine genügende Transparenz- 
fähigkeit des Auges für X-Strahlen zu constatiren, führte ich eine sehr dünne 
Nadel in ein enucleirtes Schafsauge. Ich erzielte zu gleicher Zeit ein Doppelbild 
der Nadel, indem ich die „Crookes“-Röhre (Crookes-Focus-Tube für 3— 4 zöllige 
Funkenweite) nach der Aufnahmezeit von nur einer Minute um wenige Zoll ver- 
rückte — Auge und sensitive Platte blieben unverrückt —, und hierauf in 
dieser zweiten Stellung die Exposition für noch eine Minute fortsetzte. Diese 
Methode der Doppelbilder fand ich von ungemein grossem Nutzen, wie ich 
später noch auseinandersetzen werde, um genau die Lage des Fremdkörpers zu 
bestimmen, resp. genaue Maasse von dem Skiagramm direct zu entnehmen. Ich 
möchte auch an dieser Stelle erwähnen, dass ich zur Gewinnung von Doppel- 
bildern anfangs zwei „Crookes“ anwandte, die zu gleicher Zeit erleuchtet wurden, 
um die Aufnahmezeit zu verkürzen. Hierbei wurden entweder zwei Rumkorff- 
Inductionsrollen für die beiden Crookes gebraucht, oder die beiden Crookes 
wurden nur von einem Rumkorff gespeist. Diese letzteren Versuche ergaben 
aber nicht so gute Resultate, als wenn ich, wie oben geschildert, eine „zwei- 
zeitige“ Bildaufnahme erzielte durch Verschiebung der einen Crookes-Röhre. 

Zweites Experiment: In eine Metallröhre wurde ein enucleirtes Schafsauge 
derart hineingepresst, dass seine Vorderseite mit der Cornea aus der Oeffnung 
der Röhre herausragte, in gleichem Maasse, als wie durchschnittlich das mensch- 
liche Auge in situ aus der Orbitalhöhle zwischen den beiden Lidwinkeln sichtbar 
hervortritt. Die Metallröhre, die unpassirbar für die X-Strahlen ist, repräsentirt 
in unserem Versuche gleichsam die knöchernen Wände der Augenhöhle Die 
für die Bildaufnahme bestimmte sensitive Glasplatte wird nun in einem Stativ 
befestigt und parallel zur Längsaxe der Metallröhre aufgestellt. Die Glasplatie 
soll hierbei die Röhre tangential berühren und nach vorn in der Richtung der 
Oeffnung der Röhre 1!/,—2 Zoll über das Centrum der Cornea projicirend 
hervortreten. Die Position, in der sich die Platte im Verhältniss zur Röhre 
befindet, nennen wir die „nasale“, in Uebereinstimmung mit den später zu er- 
wähnenden Versuchen am menschlichen Auge, wo die Glasplatte stets im inneren 
Augenwinkel dem Nasenrücken entlang fixirt wird. Der sensitiven Glasplatte 
gegenüber (auf der temporalen Seite der Metallröhre) stellen wir alsdann in 
einer Entfernung von ungefähr 6—7 Zoll Crookes’ Vacuum-Tube auf. Die 
Spiegelebene der Anode wird gegen das enucleirte Schafsauge so gerichtet, dass ' 
das aus der Oeffnung der Metallröhre hervortretende Bulbussegment ein mög- 
lichst umfangreiches „Skiaxramm“ auf der nebenanstehenden Glasplatte entwerfen 
kann. Auf diese Weise, sollte man zunächst denken, könnte höchstens der 
halbe Umfang des Bulbus im Bilde erscheinen, aber eine kleine Ueberlegung 
zeigt uns sofort, dass wir leicht einen viel grösseren Abschnitt des Auges der 
Einwirkung der X-Strahlen exponiren können, und hierdurch es in der Hand 
haben, vun weit mehr als der Hälfte des Auges ein Schattenbild zu erhalten. 
Wir haben uns nur zu diesem Zwecke zu vergerxenwärtigen, wie viel wir dadurch 
gewinnen, wenn wir abwechselnd in zwei verschiedenen extremen Positionen das 
Auge abbilden, wobei das Auge das eine Mal so stark als möglich nach innen 
sieht (gegen die sensitive Platte hin) und für die zweite Bildaufnahme nach 
aussen hin blickt (nach der Crookes-Tube hin). 

Zur genauen Localisirung des Fremikérpers ist ein fixirter Maassstab 
wesentlich von Vortheil, an dem man alle Maasse in verticaler, horizontaler 
und sagittaler Richtung ablesen kann. Fir diesen Zweck construirte ich einen 
kleinen „Indicator“ mit drei Armen entsprechend den drei eben erwähnten Axen. 


— 98 __ 


Der Indicator muss so angebracht sein, dass sein sagittaler Arm nach der Mitte 
der Pupille gerichtet ist, das Cornealcentrum fast berührt und parallel steht zur 
Ebene der sensitiven Glasplatte (wie in den Figuren 1, 2, 3, 4). Anfangs benutzte 
. ich einen Metall-Indicator, 

aber in Anbetracht der starken € 57775 I ae =) 
Funken, die der Indicator auf 
das Auge überspringen lässt (in 
Folge der starken electrischen 
Intensität der Rumkorff-Rolle), 
zog ich späterhin stets einen 
Glas-Indicator vor. Einen fer- 
neren Theil des Hülfsapparates 
bei unseren Versuchen bildete 
der „Nordpol-Indicator‘‘, der in 
den verschiedenen Bildern ala 
ein aufwärts gerichteter Pfeil 
erscheint. Diese Pfeilfigur wird 
.von einem Metallpfeile erzeugt, 
der mit dem Stative fest ver- t 
bunden ist, welches auch die | N se 
Glasplatte fir die Bildaufnahme ™ D a 
hält. Unter Leitung dieses Pfei- ig. 1. Menschliches Auge, einwärts blickend. 
les sind wir im Stande, die sen- Doppel-Bild. 

sitive Glasplatte, die wir zur 

vollständigen Entwicklung des Bildes vorher entfernen müssen, wieder in genau 
dieselbe Lage wie vorher zurückzustellen, was für unsere Messungen, wie später - 
ersichtlich, von grösster Bedeutung. 

Nach all diesen Vorkehrungen inserirte ich das spitze Ende einer Nadel 
von ungefähr 2 mm Länge in den g = 
äusseren oberen Quadranten des | | 
Auges; die Einstichstelle war 9 mm 
vom Limbus corneae entfernt. Nun 
erleuchtete ich die Crookes-Tube 
fir zwei Minuten, verschob aber 
den Crookes nach Ablauf der 
ersten Minute nach voru zu in 
der Sagittalebene parallel zur sen- 
sitiven Glasplatte. Fig. 6 zeigt 
genau das Bild, das ich erhielt. 
Durch die bisherigen Resultate er- 
mathigt, wagte ich mich nun an 
das Experimentum crucis, um zu 
zeigen, dass man dieselben Erfolge 
auch am menschlichen Auge in situ — — — 
erreichen kann. Da mir ein ent- Fig. 2. Menschliches Auge, auswärts blickend. 
sprechender Krankheitsfall nicht Doppel-Bild. 
zur Verfügung stand, experimen- 
tirte ich an meinem eigenen Auge, das ich vorher stark cocainisirt hatte. 
Als Fremdkörper verwandte ich einen jener kleinen (2 mm Durchmesser), sehr 
dünnen runden Metallflitter, wie sie als Besatz in Damenkleidern vielfach 
gebräuchlich. Diese kleinen Metallscheibchen adhäriren für ziemlich lange Zeit 

















— Q4 — 


fest an der Conjunctiva bulbi, selbst wenn das Auge während dessen kleine 
'Seitwärtsbewegungen macht. Allerdings, der Fremdkörper befand sich auf 
diese Weise in meinen Experimenten nicht innerhalb des Bulbus, sondern war 
ausserhalb an der Con- 
junctiva bulbi befestigt, 
aber dieses bedingt absolut 
keinen Einwand gegen die 
volle Beweiskraft meiner 
Versuche. Im Gegentheil 
ist diese Localisation des 
Fremdkörpers geradezu 
noch ein erschwerender Um- 
stand für die Projection 
des Bildes, wobei noch der 
Factor auch in Betracht 
kommt, dass der im Augen- 
körper befindliche Fremd- 
körper fürgewöhnlichunbe- 
weglich fixirt ist, während 
die kleine Metallscheibe 
trotz der äussersten Be- 
mühung, das Auge in ab- 
solut ein und derselben Richtung zu halten, unwillkürlich kleinen Verschie- 
bungen ausgesetzt ist. Noch einen sehr wichtigen Punkt muss ich hier er- 
wähnen. Will man ein einigermaassen umfangreiches Skiagramm erhalten, das 
also einen möglichst grossen Theil des Bulbus in der Projection auf dem Bilde 

zeigt, so muss man das- 
‚ jemige Ende der sensitiven 
Glasplatte, das im inneren 

Augenwinkel zu stehen 

kommt, zu einem Halbkreis 

leicht abrunden. Man kann 
_ alsdann die Glasplatte tiefer 
' in die Orbitalhdhle hinein- 
' schieben zwischen Oes la- 
crymale und dem Bulbus. 
Bevor ich dieses ausfand, 
. musste ich zu meinem 
Leidwesen nur zu oft die 
| Erfahrung machen, dass 
ich nur ein ganz kleines 
Skiagramm erhielt in der 
äussersten Spitze der Glas- 
platte, nicht genügend, um 
den Fremdkörper im Bilde 
erscheinen zu lassen. — 
Unter Anwendung also dieser obigen Vorsichtsmaassregeln erhielt ich Figg. 1 
und 2 und entsprechend Figg. 3 und 7 (letztere beiden Bilder von einem 
enucleirten Schafsauge). — Fig. 1 erhielt ich, während mein (linkes) Auge 
möglichst stark nach innen blickte; die kleine Metallscheibe sass 12mm vom 
äusseren Hornhautrande auf der Conjunctiva bulbi. Fig. 2 stellt das Auge dar, 





Fig. 3. Schafs-Auge, auswärts blickend. Doppel-Bild. 











GE — 


Fig. 4. Menschliches Auge. Einfaches Bild. 


— 2 — 


während dasselbe so weit als möglich nach aussen gerichtet war mit der Metall- 
scheibe 12 mm vom inneren Cornealrande an gerechnet. Der Fremdkörper zeigt 
sich deutlich als Doppelbild in all diesen Figuren. — Fig. 4, die uns nur ein 
einfaches Bild des Fremdkörpers giebt, A d B 
zeigt uns auf den ersten Blick, wie die 

kleine Metallscheibe im oberen Theil des 
Augapfels gelagert, wie tief nach hinten von 
der Mitte der Hornhaut an gerechnet, und 
alle die darauf bezüglichen Maasse können 
längs des sagittalen und verticalen Armes des 
Glas-Indicators direct abgemessen werden. 
Man sollte hiernach die Erzielung eines 
Doppelbildes für überflüssig erachten. Worin 
sich das Doppelbild von Nutzen erweist, 
kommt uns erst recht zum Bewusstsein, wenn 
es sich für ‘uns darum handelt, die Lage 
des Fremdkörpers längs der horizontalen Axe 
zu bestimmen. Man kann nicht bei der Be- 
trachtung von Fig. 4 entscheiden, ob der 
Fremdkörper in der nasalen oder temporalen 
Augenhälfte gelagert ist. Betrachten wir da- 
gegen Figg. 1, 2, 3 und 7, so fällt uns sofort Fig. 5. 

auf die Verschiedenheit der Abstände zwischen 

den Doppelbildern der verticalen Indicator-Arme und denen der Doppelbilder der 
kleinen Scheibchen. Dieses erklärt sich durch die verschiedene bezügliche Stellung 








aa 
Fig. 6. Schafs-Auge. Doppel-Bild. Fig.7. Schafs-Auge, einw. blickend. Doppel-Bild. 
des Indicators und der Scheibchen, resp. die verschiedenen bezüglichen Entfernungen 


dieser beiden Körper von der sensitiven Glasplatte. Ist der Fremdkörper auf der 
temporalen (äusseren) Augenhälfte, so erscheinen die beiden Metallscheibchen 


— 2% — 


weit aus einander gerückt, dagegen die Doppelbilder des verticalen Indicator- 
Armes einander stark genähert (vgl. Figg. 1 u. 7); gerade das Umgekehrte ist 
der Fall, wenn der Fremdkörper in der nasalen Augenhälfte gelagert ist (vgl. 
Figg. 2 u. 3). Die genaue Vermessung dieser erwähnten Abstände unter den 
Doppelbildern führt zu der folgenden geometrischen Betrachtung (vgl. Fig. 5). 
Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass die beiden Crookes-Tuben (A und B), 
der Fremdkörper (o), die Spitze des sagittalen Indicator-Armes (w) und die 
beiden Linien da und fa (es sind dies die respectiven Entfernungen der Doppel- 
bilder unter einander), dass alle die genannten Grössen in einer und derselben 
Ebene liegen. Da wir in unseren Experimenten die Crookes-Tube von A nach B 
parallel zu ab verschoben, so ergiebt sich A oB ~ A boa und ebenso 
A AwB ~ Awa. Je grösser nun wd ausfallt im Vergleich mit ow (was 
wir eben einfach dadurch erreichen, dass wir den Crookes möglichst weit — 
7 Zoll — temporalwärts vom Auge wegrücken), desto mehr annähernd können 
wir den Winkel o BA dem Winkel © B_4 gleich setzen, ebenso annähernd den 
Winkel o4B = Winkel w.1B. Hiernach ergiebt sich A awg ~ A aob, woraus 
folgt ab:u8 = 00:09. Da die Grösse oð uns bekannt, es ist dies die Ent- 
fornung des sagittalen Indicator-Armes von der Glasplatte, können wir aus 
obiger Proportion od, den Abstand des Fremdkörpers von der Glasplatte, leicht 
berechnen. Ich möchte hier erwähnen, dass alle die ungefähren Berechnungen, 
die ich auf Grund dieser Vermessungen ausführte, im Durchschnitte keinen 
` grösseren Fehler ergaben als annähernd 1mm. Abgesehen von dieser ebeu er- 
wähnten Methode kann die zu findende Distanz oð in folgender Weise mit noch 
grösserer Genauigkeit direct gemessen werden: Die sensitive Glasplatte, die man 
zur Entwicklung des Negativs vorher aus dem Stativ herausgenommen, wird in 
ihrer ursprünglichen Lage im Stativ unter Leitung des ,Nordpol-Indicators‘“‘ 
wieder angebracht. Mittelst eines Visirapparates hinter der Glasplatte visiren 
wir jetzt durch die beiden Stellen des Glases, die von den Doppelbildern des . 
Fremdkörpers markirt sind (vgl. Fig. 5), erstens die Crookes-Tube in ihrer 
Stellung. A entlang der Linie Aa, hierauf die Crookes-Tube in ihrer Stellung 
in B entlang der Richtung Bd. Wir bekommen auf diese Weise durch directe 
Messung zwei Winkel, die uns leicht die Ortsbestimmung des Fremdkörpers 
ermöglichen; in der That ist der Fremdkörper im Kreuzungspunkte der beiden 
Linien Aa und BD gelangen. 

Zur Ausführung obiger Versuche bediente ich mich eines nur improvisirten 
Apparates. Ein auf diesen Principien angefertigter und möglichst vervollkumm- 
neter Apparat wird nach meinen Angaben von der Firma Baker & Co. (London 
244 High Holborn) in kürzester Zeit hergestellt werden, und hoffe ich dann 
meine Untersuchungen bezüglich dieses Gegenstandes noch weiter zu verfolgen. 


4) Die medicinische und operative Behandlung kurzsichtiger Störungen, 
von Prof. Dr. Albert Mooren, Geh. Medicinalrath. (Wiesbaden. 1897.) 


s 


Mooren, der auf ein Material von über 150,000 Augenkranken zurückblickt, 
giebt in der vorliegenden Arbeit in anziehender Schilderung seinen reichen Er- 
fahrungen auf dem Gebiete der Behandlung von Kurzsichtigkeit Ausdruck. 

In dem einleitenden Capitel spricht er über das Vorkommen und die 
Feststellung der Myopie. Einen breiten Raum nimmt dann die Besprechung 
des Einflusses accommudativer Störungen auf den Brechungszustand ein; er 
zeigt, wie durch Accommodationskrampt Kurzsichtigkeit zu Stande kommt. 


e, 9] — 


Gewöhnlich erlangt man durch systematische Atropinbehandlung Schwinden der 
Anomalie; erst wenn die Axenverlängerung beim Wachsthum der Kurzsichtigkeit 
in den Vordergrund tritt, bleibt diese Behandlung von geringer Wirkung. Ein 
Kurzsichtiger kann keine scharfe accommodative Einstellung zu Stande bringen, 
ohne gleichzeitig seine inneren Augenmuskeln zur Erzielung der erforderlichen 
Convergenzstellung auf’s äusserste anzustrengen. Dies führt schliesslich zu einer 
Erschöpfung der inneren Augenmuskeln und diese im Schlussglied des fehlor- 
haften Ringes zu neuer accommodativer Ueberanstrengung. Hierbei ist Heilung 
durch corrigirende Gläser und Prismen, eventuell durch Tenotumie anzustreben. 

Die Circulationsstörungen, welche die Anwesenheit eines Accommodations- 
krampfes begleiten, führen die hintere Bulbuswand einer allmählichen Erweichung 
entgegen und bedingen damit als Hauptursache die fortschreitende Verlängerung 
der Augenaxe. Auch die Ausdehnungsfähigkeit der Sclera hat ihre Grenze 
und es tritt garnicht selten eine Rückwirkung in Form einer Erhöhung des 
intraocularen Druckes ein. Besonders schädigend wirkt in dieser Beziehung 
das Tragen einer scharf corrigirenden Fernbrille für die Nähe, 
durch die eine stete starke Accommodation erforderlich wird. 

Häufiger ist die Gefahr der Netzhautablosung. Auch sie ist eine Folge 
entzündlicher Vorgänge, die den Glaskörper, ohne seine Durchsichtigkeit zu 
beeinträchtigen, durch Bildung eines feinen Fibrillenwerks von der Netzhaut 
abziehen. In Consequenz dieser Anschauung spricht sich Verf. für die Deutsch- 
mann schen Glaskörperinjectionen bei Netzhautablösung aus. 

Im folgenden Abschnitte führt Verf. aus, wie er die ersten Versuche zur 
operativen Beseitigung der Kurzsichtigkeit durch Discission anstellte. 1858 
theilte er seine Ergebnisse auf der Ophthalmologen-Versammlung zu Heidelberg 
mit, wo er auf den energischen Widerstand v. Graefe’s und Donders’ stiess. 
Eine trübe Erfahrung, Verschiebung der Linse durch die Discissionsnadel, ver- 
anlassten ihn, Verbesserung der Methode anzustreben. Aenderung der Nadel- 
haltung, Vorausschicken einer Iridectomie, Ersatz der Nadel durch das 
v. Graefe’sche Extractionsmesserchen bezeichnen den Weg, den er nalım, bis 
er in Verbindung von totaler Kapseleröffnung mit nachfolgender, nicht instru- 
menteller Trituration das Ziel einer technisch .gefahrlosen Operation erreicht 
sah, die er „künstliche Staarreifunz“ nennt. 

Von 149 Fällen, die er nach dieser Methode doppelseitig operirte, ging 
nur ein Auge an einer zufälligen Complication zu Grunde. Diese Erfolge ver- 
dankt Verf. auch der strengen Contraindicationsstellung, darunter atheromatische 
Arteriendegeneration, Aderhautblutungen und Aehnliches. 

Der Modus der Operation ist folgender: Unter Cocainanästhesie wird bei 
Mydriasis mit dem möglichst steil in die Linse eingesenkten v. Graefe'schen 
Messerchen die Kapsel in ibrer ganzen Ausdehnung gespalten. Gleichzeitig 
wird die Linse in °/, ihrer Dicke eingesclinitten. Nachdem der Humor aqueus 
beim Herausziehen vollständig abgelaufen ist, findet die Trituration durch 
Reibung mit der Spitze des Zeigrfingers über die geschlossenen Augenlider statt. 
Diese werden mit Jodoform bestreut, ein Verband mit Heftpflaster befestict. 
Pat. erhält am Abend unter Verbandwechsel Atropineinträuflung, bleibt bis zum 
nächsten Morgen zu Bett. Wenige Tage darauf, nachdem sich bei durchfallendem 
Licht die völlige Trübung der Linse ergeben hat, erfolgt die Ausziehung der 
weichen Linse mittelst Lanzenschnitt. Die leichten Trübungen feiner zurück- 
gebliebener Linsenreste überlässt man am besten sich selbst und schreitet zu 
einer Nachstar-Operation erst, wenn auch die leisesten Neizerscheinungen ge- 
schwunden sind. 


— 28 — 


Veranderter Chemismus der Linse oder zu rasche Quellung zwingen zu 
Aenderungen im Gange des Verfahrens. Wenn Linsentheile, die im Moment des 
operativen Eingriffs hinter die Iris treten, beträchtlich sind, liegt die Gefahr 
der Cyclitis selbst mit nachfolgender Drucksteigerung vor, doch brauchte M. 
nur einmal zur Ausführung einer Iridectomie zu schreiten. Bei der relativ spät 
erfolgenden Nachstar-Operation benutzt M. stets das v. Graefe’sche Messerchen 
zu einer Spaltung der’Kapsel in ihrer ganzen Breite, bei besonderen Nachstar- 
formen führt er Iridotomie aus. 


M. öperirt grundsätzlich nur beide Augen und zwar möglichst gleich- 
zeitig, da sonst das kurzsichtig bleibende Auge das operirte zwingt, sich dem 
Gegenstand wie früher zu nähern und so in Zerstreuungskreisen zu sehen. 
Auch macht eine einseitige Operation den erstrebten binocularen Sebact un- 
möglich. 


Schlechtes Sehvermögen ist kein Hinderniss für die Vornahme des Eingriffs, 
auch hochgradige Chorioideal-Atrophie soll es nicht bilden. Gerade im letzten 
Falle bedarf es einer Aenderung des bisherigen Refractionszustandes, um dem 
Zerstörungsprocess Einhalt zu thun. Die Verbesserung der Sehkraft durch die 
Operation ist meist beträchtlich, die Myopie vermindert sich im Durchschnitt 
um 15—16 Dioptrien. Die Wahl des Zeitpunktes für die Entfernung der Linse 
ist individuell verschieden, bei Kindern drängt schon ein geringerer Myopiegrad 
dazu, als bei Erwachsenen. 


Die Operation ist auch bei Keratoconus mit gleichzeitiger Kurzsichtigkeit 
von Vortheil, besonders für des Verf.'s eingreifende Behandlung. Von den 
weniger eingreifenden Verfahren hält er das Hirschberg’sche, die Spitze des 
Hornhautkegels durch Galvanocaustik in ein feines Narbengewebe zu verwandeln, 
für das beste. 


Den nächsten Abschnitt widmet Verf. der Besprechung von Maassregeln, 
die Entstehung der Kurzsichtigkeit und ihrer Complicationen möglichst zu ver- 
hüten. Den Schluss bildet eine Aufstellung der Fille, die er der Operation 
gegen Kurzsichtigkeit unterworfen hat und er endet, nicht ohne der Verdienste 
Fukala’s, die Frage wieder in Fluss gebracht zu haben, zu gedenken. 

Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


I. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkuude. 1897. Januar. 


1) Zur Pathologie des Ectropium sarcomatosum, von K. Rumsche- 
witsch. 


Bei Ectropion des unteren Lides besteht eine Schwellung der Bindehaut, 
welche durch Wucherung des adenoiden Gewebes im Bereiche des orbitalen 
Tarsusrandes und der Uebergangsfalte bedingt ist. Die Erkrankung der Krause’- 
schen Drüsen spielt, widersprechend der Ansicht von Wolfring, keine allzu- 
grosse Rolle bei Entstehung der Ectropien des unteren Lides; weil diese Drüsen 
im unteren lid eine relativ unbedeutende Grösse besitzen, und weil die Wuche- 
rung des adenoiden Gewebes mit der Zelleninfltration um die Ausführungsgänge 
der Drüsen nichts gemein hat. 


— 29 — 


2) Beitrag zur Ptosis-Operation, von Dr. Kempner. 


Es handelt sich um eine periphere Lähmung des Levator palpebrarum 
nach einem Trauma bei einem 25jährigen Manne. Nach Ausführung der von 
Birnbacher angegebenen Operationsmethode der Ptosis wurde der Zustand 
dauernd gebessert. 


3) Doppelseitige Ptosis traumatischen Ursprungs, von Demselben. 


Ein Jahr nach einem Schlag auf den Kopf trat bei einem 28jährigen 
Manne doppelseitige Ptosis auf. Anderweitige Lähmungserscheinungen liessen 
sich nicht constatiren. Jedenfalls beruhte hier die Lähmung auf centraler Basis. 
Durch die Pagenstecher’sche Operation wurde der Zustand gebessert. 


4) Ein Fall von Erblindung und Ptosis beider Augen aus unbekannter 
Ursache mit Ausgang in Heilung, von Demselben. 


Bei einem 16jähr. Lehrling war ziemlich plötzlich Erblindung und Ptosis 
beider Augen eingetreten ohne ophthalmoskopischen Befund. Nach Anwendung 
indifferenter Mittel verschwand die Blindheit sowohl wie die Ptosis im Verlauf 
eines halben Jahres. 


6) Ein seltener Fall von Keratitis parenchymatosa, von E. Stern. 


Eine 18jähr. Person erkrankte an beiderseitiger Keratitis parenchymatosa. 
Symptome von Lues liessen sich nicht nachweisen, doch litt die Patientin nach 
der Revaccination seit 6 Jahren an Uriticaria haemorrhagica. Auf letztere 
Affection führt Verf. die Keratitis zurück, zumal auch im Hornhautparenchym 
vorübergehende Blutungen beobachtet worden waren. 


6) Das sichelförmige Flimmerscotom Listing’s, von W. Zehender. 
Horstmann. 


II. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 3. 


1) Ueber Faltungstriibungen der Hornhaut, von Prof. Otto Schirmer 
in Greifswald. 


Sch.’s Untersuchungen bestätigten, dass, wie zuerst von Hess angegeben 
wurde, die nach Star-Extractionen auftretenden streifigen Trübungen der Horn- 
haut auf Falten beruhen, an deren Bildung sich die Membr. Descem. und die 
tieferen Hornhautlamellen betheiligen. Sonstige Veränderungen fehlen, und der 
Eindruck der Trübung wird durch unregelmässige Lichtbrechung hervorgerufen. 
Die häufig zwischen den Streifen sichtbare diffuse Trübung beruht dagegen auf 
Quellung und Auseinanderweichen der Hornhautlamellen und entwickelt sich nur 
dann, wenn Läsionen des Endothels des M. Descem. stattgefunden haben. (Leber.) 
Verf. sieht als Ursache der Streifenbildung Narbenschrumpfung an. Vor Ver- 
schluss der Wunde treten keine Streifen auf. (Knies.) Entzündung fehlt, daher 
ist die Bezeichnung „Streifenkeratitis“ nicht zutreffend. 

Die bei Ulc. serp. auftretenden Streifentrübunzen lässt Verf. ebenfalls durch 
Faltungen der Descem. entstehen. Bei 18 Kaninchenversuchen traten allerdings 
nur 2mal Trübungen auf, und konnte nur an einem Ause geringe Faltenbildung 
nachgewiesen werden. Die Streifen liegen aber sämmtlich in der Ebene der 
Descem. und können, da sie bei durchfallendem Lichte hell erscheinen, nicht 


— 80 - 


durch wirkliche Trübungen, sondern nur durch Anomalien der Lichtbrechung 
hervorgerufen werden. Ferner giebt es keine präformirten Räume im Hornhaut- 
parenchym, welche der zum Geschwürsrande radiären Anordnung der Streifen 
entsprechen. ’ 

Verf. beschreibt ausserdem eine eigenthümliche Hornhauttribung, welche 
er als felderförmige bezeichnet und ebenfalls auf Faltung der M. Descem. zurück- 
führt. Es handelt sich um eine in den tieferen Schichten der Hornhaut ge- 
legene, nach den Rändern hin weniger dichte Trübung, welche durch gerade 
Linien in verschieden gestaltete Felder eingetheilt wird. Die Trennungslinien 
sind bei seitlicher Beleuchtung dunkel, bei durchfallendem Lichte ziemlich durch- 
sichtig. Die Faltungen der Descem. konnten in zwei Fällen von perforirenden 
Bulbusverletzungen am frischen Präparate und nach Formolhärtung nachgewiesen 
werden. Die Trübung der Hornhaut beruht auf Oedem. Rückbildung ist mög- 
lich und erfolgte in einem Falle derart, dass nach Aufhellung der Hornhaut 
die Streifen noch eine Zeit lang bestehen blieben. 

In einem anfangs glaucomutösen, später phthisisch gewordenen Bulbus, 
welcher in vivo eigenthümliche streifige Hurnhauttrübungen gezeigt hatte, fand 
Verf. als Ursache derselben Falten der Bowman’schen Membran und dadurch 
bedingten unregelmässigen Verlauf der oberflächlichen Hornhautlamellen. 


e be e A E een 


2) Ueber secundär-atrophische Vorgänge in den Ursprungskernen der | 
Augenmuskelnerven, von Dr.. Theod. Sachs, Privatdocent fir Augen- 
heilkunde an der Univ. Innsbruck. 

Untersuchung von drei Fällen. 1. Gliom, Exenteratio, Exitus nach 69 Tagen. 
2. Basale Geschwulst der Dura mater, Compression des rechten Abducens. 9 Mo- 
nate nach dem Auftreten der Abducenslähmung Tod. 3. Ein ätiologisch nicht 
ganz aufgeklärter Fall von Abducenslähmung, welche 3 Jahre bestand; wahr- 
scheinlich periphere Neuritis. In allen drei Fällen fehlten entzündliche Processe 
ränzlich, im dritten bestand zur Zeit der Untersuchung ausgesprochene Atrophie. 

Uebereinstimmend fand sich eine atrophische Kernerkrankung. Die Zellen 
zeigten anfangs Schwund der Fortsätze und wurden durch Anilin dunkler ge- 
färbt, später Verkleinerung des Protoplasmas und Atrophie der intranuclearen 
Nervenfasernetze. Es handelte sich aber nicht um aufsteigende Atrophie, sondern 
nach Läsion einer peripheren Stelle erkrankte zunächst der Kern und von diesem 
aus entwickelte sich die Degeneration „cellulifugal“. 

In Uebereinstimmung mit anderen Forschern fand Verf. den Abducenskern 
gleichseitig, den Trochleariskern gekreuzt und den Ursprung des Oculomotorius 
theilweise gekreuzt. Den oberen lateralen Oculomotoriuskern (Durkschewitsch) 
fand Verf. völlig intact und bezweifelt daher seine Zugehörigkeit zu den Orbital- 
gebilden. (Fortsetzung folgt.) 








Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke’ 
beobachtet. 

2) Von Herrn Dr. E. Täuber, Privatdocent der Chemie an der technischen 
Hochschule zu Berlin, erhielt ich, als Ersatz des Cocain, die 1 proc. Lösung des 
salzsauren p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidin, der Kürze wegen als Amidin 
bezeichnet. !/, bis 1 Minute nach der Einträullung von 2—3 Tropfen war voll- 
ständige Unempfindlichkeit der Augapfelvorderfläche eingetreten, so dass man 


eos OY GC 


Fremdkörper aus der Hornhaut, auch bei sehr empfindlichen Kranken, ohne dass 
sie das Geringste empfanden, herausnehmen konnte. Vie Unempfindlichkeit dauert 
10 Minuten. 12 derartige Versuche wurden gemacht. Das Mittel hat mehrere 
gute Eigenschaften: es kann gekocht werden; verengt öfters die Pupille; 
“wirkt auch bei entzündlicher Röthung der Bindehaut, so dass ein gereizter 
Verletzungsstar bequem ausgezogen werden konnte. H. 





Bibliographie. 


1) Die Localisation der geistigen Vorgänge, insbesondere der 
Sinnesempfindungen des Menschen; Vortrag auf der 68. Naturforscher- 
versammlung in Frankfurt, gehalten von Dr. Paul Flechsig, o. 6. Professor 
an der Universität Leipzig. Fir die Localisation der Hirnfunctionen kann die 
Hirnanatomie zur Grundlage gemacht werden, da die Rindengebiete der Sinne 
scharf abzugrenzen sind. Besonders den Untersuchungen Na, welcher fötale 
Gehirne studirte und die so gewonnenen Ergebnisse mit denen der Türk’schen 
Dezenerationsmethode und der klinischen Forschung verglich, haben wir die 
Kenntniss der genauen Lage der Seh-, Hör-, Riech- und Körperfühlsphäre zu 
verdanken. Diese letztere ist das Rindengebiet, in welchem alle von den hin- 
teren Wurzeln ausgehenden Bahnen endigen und in welchem auch die motorischen 
Regionen liegen. Da ausserdem nahe Beziehungen zur Athmungsmuskulatur 
und zum Gefässapparat bestehen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass diesem 
Centrum beim Bewusstwerden der die Affecte berleitenden körperlichen Vorgänge 
eine wichtige Rolle zufällt.e Die nicht localisirten Triebgefühle, jene dumpfen 
‘Sensationen, die als allgemeine, vage Unruhe wahrgenommen werden, entstehen 
wohl durch directe Reizung des Centralorgans. Die dabei auftretenden Bewe- 
gungen gehen nicht alle von der Rinde aus. Fir diese Bewegungen ist die 
Thatsache von Wichtigkeit, dass in der Oblongata sehr früh Gruppen von Zellen 
sich differenziren, deren Axencylinderturtsätze in Fasern der Vorderseitenstränge 
übergehen und dass diese centrifugalen Leitungen früher Markscheiden besitzen, 
als die centripetalen der hinteren Wurzeln. Für die niederen Hirntheile ist 
also die Autonomie die Primärform der motorischen Thätigkeit, im Gegensatz 
zur Hirorinde, wo die motorischen Bahnen erst nach den sensibeln leitungsfahig 
werden, die Primärform also der Reflex ist. Alle Sinnescentren sind voneinander 
durch „Restgebiete“ getrennt. Diese entwickeln sich später als erstere, sind 
arm an Projectionsfasern, aber es münden sehr zahlreiche „Associationsfasern“ 
aus den benachbarten Sinnescentren in sie ein, wodurch letztere indirect mit- 
einander verbunden werden. Diese „Associationscentren“ haben die Erregungs- 
zustände verschiedener Sinnessphären zu associiren. Diese zunächst durch 
anatomische Befunde gewonnene Anschauung wird durch klinische Thatsachen 
befestigt.- Bei Zerstörung der zwischen Seh-, Hör- und Tastsphäre gelegenen 
„hinteren grossen Associationscentren‘ bestehen Störungen des Gedächtnisses 
und der Association. Dieses Rindengebiet hat demnach wohl die Vorstellungen 
äusserer Objecte zu bilden, zu sammeln, zu verknüpfen u. s. w. In seinen 
Functionskreis fällt das positive Wissen, die phantastische Vorstellungsthätigkeit 
u.8. W, überhaupt „die wesentlichsten Bestandtheile dessen, was die Sprache 
als „Geist“ bezeichnet.“ In das frontale Associationscentrum treten Fasern aus 
allen Theilen der Körperfühlsphäre, so dass dem Stirnhirn Gedächtnisspuren 
aller bewussten körperlichen Erlebnisse sich einprägen können. Mit Zerstörung 
des Stirnhirnes fällt die persönliche Antheilnahme an den Vorgängen fort. 
Dieses Centrum ist: somit wahrscheinlich „in hervorragender Weise an dem 


"E 


Gefühls- und Willensacte vorstellenden, dem aus sich heraus kommend und 
anregend wirkenden Ich betheiligt.‘“ Auch die Elementarstructur der Sinnescentren 
zeigt characteristische Verschiedenheiten. Hochinteressant sind die aus einer 
Verbindung der Centren nach Lage und Ausdehnung sich ergebenden Gesichts- 
punkte. Als wichtigste zeigt sich die Körperfühlsphäre, die grösser als alle 
übrigen zusammen ist und in ihrem Centrum liegt. Sie besitzt die reichlichsten 
Associationssysteme, Fasern aus der gesammten Rinde laufen in ihr zusammen. 
Bei der Bedeutung der Körperfühlsphäre für die auf Eindrücken der hinteren 
Wurzeln sich aufbauende Ichvorstellung wird diese Centralisation des Seelen- 
organs verständlich. „Sie ist die einzige für die geistige Entwickelung absolut 
unentbehrliche Sinnessphäre.“ Da sich beim Fötus als erstes System jene Fasern 
sich entwickeln, welche Eindrücke aus dem eigenen Körper vermitteln, so fällt 
der Körperfühlsphäre von vornherein die „Führung zu, und sie behält sie als 
Hauptträger des Selbstbewusstseins auch durch das ganze Leben hindurch — 
zumal aus ihr auch alle für das „Handeln“ wichtigen motorischen Leitungen 
hervorgehen.“ Dr. Ginsberg. 

2) Die Finetionspranniy des Auges und ihre Verwerthung fir 
die allgemeine Diagnostik, von Dr. Otto Schwarz, Privatdocent in 
Leipzig. Im vorliegenden ersten Theil, welcher die „Grundzüge der Optik des 
Auges“ behandelt, hat Verf. mit Erfolg sich bemüht, unter möglichster Ver- 
meidung von Formeln durch geometrische Entwickelung der optischen Gesetze 
auch für den mathematisch nicht Vorgebildeten — das Buch ist für Studirende 
und praktische Aerzte bestimmt — eine klare Darstellung zu erzielen. Der 
zweite Theil soll die Functionsprüfungen und Störungen, der dritte deren Ver- 
werthung für die Erkennung von Krankheiten des Sehorgans und des übrigen 
Körpers umfassen. . Dr. Ginsberg. 

3) Anleitung zur Berechnung der Erwerbsfähigkeit bei Seh- 
störungen, von Dr. med. Arthur Groenouw, Privatdocent der Augenheilk. 
a. d. kgl. Universität Breslau. Im ersten Theile werden die einfachen und 
zweckmässigen Formeln begründet Die Erwerbsfähigkeit wird dem „erwerblichen 
Sehact“ direct proportional gesetzt. Konkurrenzfähigkeit, Muskelverhältnisse u. a. 
werden in die Formel nicht aufgenommen, für die Anrechnung dieser Umstände 
aber Grundsätze und Grenzwerthe aufgestellt, die sich meist auf tbatsächliche 
Beobachtungen stützen. Der zweite Theil enthält eine durch Beispiele erläuterte 
Anweisung zur Feststellung der Erwerbsfähigkeit im einzelnen Falle. Zwölf 
Tabellen, in denen die in Betracht kommenden Werthe, nach den aufgestellten 
Formeln gewonnen, dargestellt sind, sind als erwünschte Beigabe zu bezeichnen. 

Dr. Ginsberg. 

4) Die Functionsprüfung des Auges, von Dr. Anton Elschnig, 
Privatdocent in Wien. Das Buch soll vorzugsweise dem Studirenden dazu dienen, 
sich in diesem beim ophthalmologischen Unterricht und in den Lehrbüchern nur 
gelegentlich berührten Gebiete zu unterrichten; es wird aber auch dem prak- 
tischen Arzt vielfach von Nutzen sein. Es behandelt nicht nur die Prüfung 
der Refraction, Accommodation, Sehschärfe, des Licht- und Farbensinnes, der 
Gesichtsfelder u. s. w., sondern auch die des Muskelapparates, die Untersuchung 
des Binocularsehens u. s. w. Aus der Optik sind nur die unumgänglich noth- 
wendigen Begriffe und 'Thatsachen dargestellt und geometrisch erläutert. 

Dr. Ginsberg. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 








Verlag von VEIT & Come. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wirtic in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BRRGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr. 
Cy. pu Bom-Rrymonp in Berlin, Dr. DaHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emment in Bern, 
Dr. GineBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLpzigHER in Budapest, Dr. GorDon NORRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstaonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krtcxow in Moskau, Dr. KutTHe in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maynarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vaN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PeLTesonn in Hamburg, Doc. Dr. PzscHeL in Turin, 
Dr. PuRTscHErR in Klagenfurt, Dr. M. Reıcn in Charkow, Dr. Scheer in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. Scowarz in Leipzig, Dr. Srrro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutscheu Reiches. 


1897. 
Inhalt: Originalmittheilungen. I. Ueber die Ursache und die Behandlung der 
Körnerkrankheit des menschlichen Auges. Von Prof. Dr. Burchardt. — Il. Ein neues 
Verfahren zur Transplantation des Cilienbodens, Plastik des Tidrandes. Von Dr. Emanuel 
Machek, Primararzt des Landesspitals in Lemberg. — II]. Beitrag zur Kenntniss der 
Pathologie der Meibom’schen Driisen. Von Doc. Dr. Mitvalsky in Brag. 

Klinische Beobachtungen. 1. Papillom der Bindehaut, von Dr. med. O. Stuelp. — 
II. Embolie eines Astes der Art. central. retinae nach normal verlaufenem Wochenbett, von 
Dr. med. ©. Stuelp. — Ill. Zur Kenntniss der Iritis toxica, von Dr. Richard Hilbert. 

Neue instrumente, Medicamente etc. I. Ueber p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidin, 
cin neues locales Anastheticum, von Dr. E. Tauber. — Il. Versuche mit dem örtlichen 
Betäubungsmittel Hulocain, von Dr. R. Kuthe. 

Neue Bücher. | 

Journal-Uebersicht. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 3. (Schluss.) 

Vermischtes. Nr. 1—4. 

Bibliographie. Nr. 1—5. 














Februar. . Einundzwanzigster Jahrgang. 











I. Ueber die Ursache und die Behandlung der Körner- 
krankheit des menschlichen Auges, 


(Erweiterung eines in der November-Sitzung der Berliner ophthalmologischen 
Gesellschaft gehaltenen Vortrages.) 


Von Professor Dr. Burchardt. 
Am 9. September 1896 habe ich in Schnitten, welche ich mit dem 


Gefrier-Mikrotom durch Korner (Follikel), die mit dem dieselben deckenden 


Epithel von dem unteren Lide des linken Auges eines aus Westpreussen 
3 


u BE ee 


stammenden Mädchens (Clara Cz, geb. 3./l. 1886) entnommen waren, 
gelegt hatte, eigenthümliche Gebilde gefunden, die ich weiter unten näher 
beschreiben werde und die ich für die Ursache der Körnerkrankheit halte. 
Zunächst muss ich erwähnen, dass ich weder früher, noch später je so 
zahlreiche Körner in den Lidern eines Trachomkranken gefunden habe, 
wie bei Clara Cz. Ohne dass eine nennenswerthe Entzündung bestand, 
war die Bindehaut der Lider wie mit Körnern gepflastert. Zum Theil 
bedeckten Körner, die in vorspringenden Falten eingebettet waren, andere 
tiefer gelegene Körner. Die Hornhäute waren dabei ganz frei von Pannus, 
obschon die Krankheit schon seit 2 Jahren bestehen sollte. 


Die Schnitte habe ich in verdünntes Formalin gelegt und zum Theil 
.durch Zusetzen einer geringen Menge Lörruer’scher Methylenblaulösung 
leicht grün gefärbt. Ich fand nun bei Anwendung einer 500fachen Ver- 
grösserung innerhalb des Epithels, welches die Kuppen der Körner bedeckte, 
eine grosse Menge, ja geradezu Heerden von vorwiegend ovalen Körpern, 
die in ungefarbten Praparaten blassrosa aussahen. Dieselben sind scharf 
begrenzt, meistens zwischen !/,, bis 1/,,mm lang und etwa ?/, so breit 
wie lang, kernlos und anscheinend derb, da sich Umhüllungshaut und 
Inhalt nicht unterscheiden lassen. Das Innere der Körper zeigt bisweilen 
eine unregelmässige, wie fein gekritzelt aussehende Zeichnung. Die Körper 
liegen vorwiegend einzeln. Bisweilen habe ich aber auch zwei bis vier 
solcher Körper innerhalb einer gemeinschaftlichen breiten Grenzlinie ein- 
geschlossen gesehen. Dieselben sind in solchen Fällen gegen einander ab- 
geplattet. Die Körper heben sich sehr deutlich von den durchschnittlich 
viel kleineren Kernen der Epithelzellen ab. 


Diese selben Körper habe ich seitdem in allen von mir mikroskopisch 
untersuchten Fällen von gut charakterisirter Körnerkrankheit (Trachom) 
wieder gefunden. Es sind dies im Ganzen 11 Fälle gewesen. Wegen des 
ausnahmslosen Vorkummens dieser Gebilde bei der Körnerkrankheit halte 
ich es für ganz sicher, dass sie mit dieser Krankheit in ursächlichem Zu- 
sammenhange stehen. Allerdings habe ich der Anforderung, die Körper 
weiter zu züchten und durch Impfung von so erzielten Reinculturen die 
Krankheit neu zu erzeugen, nicht erfüllen können. Es würde ein Unrecht 
gewesen sein, ein gesundes Auge mit der Körnerkrankheit anzustecken. 
Ich habe nur den einen Versuch gemacht, Follikelmasse, die ich von den 
Augenlidern von Kranken entnommen hatte, in die äussere Haut derselben 
einzureiben. Denn ich hielt wegen der Aehnlichkeit meiner Trachomkörper 
mit den allerdings durchschnittlich grösseren Molluskumkörpern es für 
möglich, dass auf diese Weise ein an sich harmloses Molluscum contagiosum 
erzeugt werden könnte. Ich hielt mich hierzu auch deswegen für auf- 
gefordert, weil ich früher bei einzelnen Kranken, die an Trachom litten, 
Molluscum contagiosum beobachtet hatte. Meine Impfversuche sind aber 


— 85 — 


ganz negativ ausgefallen. Da sich indessen meine Trachomkörper von allem 
Anderen, was sonst im Bindehautsack des Menschen vorkommt, auf das 
Deutlichste unterscheiden und sich nur, dafür aber auch ausnahmslos, in 
dem Epithel der Trachomfollikel finden, so habe ich nicht den geringsten 
Zweifel, dass die Körper die Ursache des Trachoms sind. 


Da die Trachomkörper verhältnissmässig gross und leicht zu finden 
sind, wenn man sie zu suchen versteht, so muss ich noch erklären, wes- 
halb sie bisher sich der Beobachtung haben entziehen können. Die Er- 
klarung ist im Ganzen einfach. Man hat nach anderen Dingen, nämlich 
Kokken und Bakterien, und überdies am falschen Orte, nämlich theils in 
der Flüssigkeit des Bindehautsackes, theils in dem weichen Inhalt der 
Follikel gesucht. Darüber hat man es unterlassen, das Epithel, welches 
die Follikel deckt, zu durchmustern, obgleich es eigentlich nahe lag, daran 
zu denken, dass die Krankheitserreger durch das Epithel hindurchwandern 
und hier zu fassen sein müssen. Mir ist es im Wesentlichen nicht anders 
ergangen, als anderen Forschern, und es ist weniger planmässige Ueber- 
legung, als ein Zufall gewesen, der mich die Trachomkörper finden liess. 


Ganz bedeutend ist die richtige Erkenntniss der Verhältnisse auch 
dadurch behindert worden, dass in gutem Glauben an die Richtigkeit der 
Befunde früherer sorgfältiger Beobachter die weiche Masse des eigentlichen 
Korns für eine Ansammlung von Rundzellen gehalten worden ist. In der 
That ist die Aehnlichkeit auch gross. Indessen ist es leicht, bei genauerem 
Zusehen sich davon zu überzeugen, dass hier ein Irrthum obwaltet. Die 
vermeintlichen Rundzellen nehmen in verdünntem Formalin unregelmässige, 
bald eingebogene, bald fast eckige Formen an und sind in diesem Zustande 
nur etwa je '/,,, bis !/isomm gross (also kleiner als Rundzellen). Sie 
zeigen nach Formalinbehandlung auch bei Färbung mit Methylenblaulösung 
keinen Kern. Wenn man sie in physiologischer Kochsalzlösung untersucht, 
so erscheinen sie vorwiegend länglich oval. Einzelne sind sogar sehr lang 
gestreckt. Auch bei Untersuchung in physiologischer Kochsalzlösung habe 
ich, allerdings ohne Anwendung von Färbemitteln, Kerne nicht wahr- 
genommen. Schon bei 300facher Vergrösserung erscheint die Oberfläche 
der einzelnen ovalen Gebilde leicht uneben, wie mit feinsten flachen Höckern 
besetzt. Auf dem zwischen 32 und 40° warmen Objecttisch habe ich bei 
stundenlanger Beobachtung keine Eigenbewegung der vermeintlichen Rund- 
zellen wahrgenommen. Wegen der Kleinheit, der längsovalen Form und 
der unebenen Oberfläche dieser Gebilde halte ich diese nicht für Rund- 
zellen (Leucocyten), sondern für Abkömmlinge der ansteckenden Mikro- 
organismen, welche die Ursache des Trachoms sind. 

Wie die Entwickelung dieser Gebilde vor sich geht, darüber kann ich 
für jetzt nur Vermuthungen aussprechen. Offenbar wird bei der Ein- 


wanderung der ansteckenden Keime das Epithel zuerst angegriffen. Dasselbe 
3* 


a "EE, ae 


erleidet, wie die alltägliche Erfahrung lehrt, dabei zunächst gewöhnlich 
keine gröberen Veränderungen. In den Fällen wenigstens, die ohne heftige 
Entzündung verlaufen, bleibt bekanntlich der Glanz und die Glätte der 
Epitheloberfläche erhalten. Ich vermuthe, dass die ansteckenden sehr kleinen 
Keime in mässiger Zahl das Epithel durchwandern, hinter demselben an- 
gelangt sich stark vermehren und vergrössern und so die dem unbewaffneten 
Auge sichtbaren Trachomkörner (Follikel) bilden, welche das Epithel vor- 
beulen und sich zugleich in das Bindegewebe einbetten. 


In den Beschreibungen, welche die Lehrbücher der Augenheilkunde 
über die Anatomie der Follikel bringen, wird die Sache so dargestellt, wie 
wenn der eigentliche Follikel von dem Epithel durch eine bindegewebige 
Schicht gänzlich getrennt ist. Ganz besonders deutlich ist dies von meinem 
verehrten Lehrer Horner in GERHARDT’S Handbuch der Kinderkrankheiten 
(Bd. V. Abth. 2. S. 308) ausgesprochen. Diese Angabe ist aber nicht ganz 
richtig. Bei fast allen Follikeln, die ich in möglichst parallele Schnitte 
zerlegt habe, berührte die eigentliche Follikelmasse in grösserer oder ge- 
ringerer Ausdehnung unmittelbar das Epithel. Mehr seitlich war dann 
allerdings eine Bindegewebsschicht zwischen Epithel und Follikel vorhanden. 
Gerade dies gegenseitige Lagerungsverhältniss ist es, welches mich zu der 
Vermuthung drängt, dass die austeckenden Keime sich zunächst unmittelbar 
hinter dem Epithel zum Follikel vermehren und schliesslich in grosser Zahl, 
soweit sie dazu reif geworden sind, wieder in das Epithel gelangen und 
hier die Heerden von Trachonikörpern bilden, die ich in dem Epithel in 
meinen mikroskopischen Präparaten gefunden habe. Aus den nunmehr 
herangewachsenen Trachonikörpern, welche an Grösse die ovalen Gebilde 
des Fullikels bis um das Vierfache übertreffen, findet dann vermuthlich 
die Auswanderung der ansteckenden Brut in den Bindehautsack hinein statt. 


Ist bei der ersten Ansteckung einer vorher gesunden Bindehaut nur 
eine geringe Zahl von Keimen thätig, so verläuft vermuthlich die Ent- 
wickelung laugsam und ohne erhebliche Entzündung. Es ist mir aber 
wahrscheinlich, dass bei gleichzeitiger Einwanderung einer sehr grossen Zahl 
von ansteckenden Keimen das Bild des acuten entzündlichen Trachonis 
zu Stande kommt. Hier werden durch die allgemeine Schwellung und 
die Blutfülle der Bindehaut die Follikel so verdeckt, dass man sie nur 
äusserst schwer findet. Es kann selbst der Anschein einer Blennorrhve 
entstehen. 


In dem Vorstehenden habe ich mich bemüht, meine thatsächlichen 
Befunde und die auf dieselben sich stützenden Vermuthungen auseinander 
zu halten. Zu grösserer Sicherheit will ich, um nicht missverstanden zu 
werden, noch bemerken, dass die Befunde sich auf die Trachomkörper im 
Epithel, auf die besonderen Eigenthümlichkeiten der ovalen, in den Follikeln 
enthaltenen Gebilde und auf die unmittelbare Berührung des Epithels und 


ols oar wu 


der in ihm enthaltenen Trachomkérper mit dem Follikel beschranken. Die 
ovalen Gebilde des Follikels und die Trachomkörper halte ich für Sporozoén, 
speciell fir Coccidien. 


Für die Behandlung folgt, dass die Follikel und das dieselben un- 
mittelbar bedeckende Epithel der Sitz der ansteckenden Keime der Krank- 
heit sind und dass diese Keime hier vernichtet werden müssen. Diese 
Aufgabe würde in geradezu idealer Weise gelöst werden, wenn wir, wie 
z. B. bei der Krätze, Mittel besässen, welche die ansteckenden Lebewesen 
tödteten, ohne das dieselben beherbergende Gewebe der Bindehaut zu 
schädigen. Vorläufig kann ich noch nicht behaupten, dass solche Mittel 
vurhanden sind, und ich halte es daher zur Zeit noch für nöthig, die 
Follikel und das sie deckende Epithel mit möglichster Schonung des um- 
sebenden Gewebes zu zerstören. Am besten gelingt dies mittelst eines 
sehr dünnen (kaum 0,2 mm dicken) Galvanocauter-Drahtes. Ausschneiden 
der Follikel macht viel umfangreichere Zerstérungen. Verwerflich ist das 
Ausschneiden der Uebergangsfalten. Es ist unbegreiflich, wie dies Ver- 
fahren, welches in ausgedehntem Maasse unnöthiger Weise das gesunde 
(Gewebe mit einem Theile des kranken Gewebes rücksichtslos vernichtet 
und das darum als barbarisch zu bezeichnen ist, sich so lange, wie es 
der Fall gewesen ist, hat in Ansehen erhalten können. Auch das kräf- 
tige Abreiben der Bindehaut der Lider mit Sublimatlösung setzt, wie ich 
an einzelnen auswärts behandelten Fällen gesehen habe, grosse Narben, 
ohne jedoch die Krankheit zu heilen. Denn ich habe ebenso wie bei den 
mit Ausschneiden der Uebergangsfalten behandelten Kranken, so auch bei 
den mit Abreibungen behandelten neben ausgedehnten Narben grosse und 
zahlreiche Follikel gefunden. Gegen die Methode des Ausquetschens der 
Follikel mittelst der Knapp’schen Rollpincette habe ich nur das anzuführen, 
dass hier das mit Trachomkörpern reichlich durchsetzte Epithel und somit 
auch die Ursache des Trachoms grösstentheils erhalten bleibt. 


Ich habe, weil mir aus den angeführten Gründen die andern Behand- 
lungsmethoden nicht geeignet erschienen, das von mir schon seit vielen 
Jahren geübte Ausbrennen der Follikel beibehalten. Dies Ausbrennen 
geschieht, nachdem die Bindehaut gefühllos gemacht ist. Schwierig ist 
mitunter das Auffinden der Follikel, besonders bei acutem entzündlichen 
Trachom und ferner bei denjenigen Fällen, bei denen die Bindehaut in 
Fulge von Narben glatt und eben erscheint, während doch an einzelnen 
Stellen noch grosse Fullikel verborgen liegen. Hier thut focale Belichtung 
viel, um an der durchscheinenden Beschaffenheit solcher Stellen die Follikel 
erkennbar zu machen. Auf Uebung und Erfahrung kommt natürlich auch 
viel an. Der Galvanvcauter leistet oft denselben Dienst, wie die Probe 
beim Exempel. Denn jeder grosse Fullikel lässt beim Einsenken des 
elühenden Platinadrahtes einen weissen käseartigen Brei austreten. Bei 


— 38 


kleinen Follikeln fehlt dies Zeichen. Der Galvanocauter bedingt eine nur 
sehr mässige Reizung. Ich habe in einer Sitzung an den Lidern eines 
„Auges mitunter über 150 Follikel ausgebrannt, und doch habe ich am 
nächsten Tage nie mehr als eine geringe Schwellung der Lider und eine 
mässige Absonderung beobachtet. Die Lidschwellung war spätestens 3 Tage 
nach dem Brennen ganz verschwunden. Das Ausbrennen der Follikel 
gelingt nur ausnahmsweise in einer Sitzung vollständig. Gewöhnlich sind 
vier bis acht Sitzungen erforderlich, die zweckmässig in Zwischenräumen 
von je 10 bis 14 Tagen auf einander folgen. Der Eingangs erwähnten 
lOjährigen Clara Cz. sind so während einer Y9wöchentlichen Behandlung 
im Ganzen 347 Follikel ausgebrannt worden. Wer von mir galvanocaustisch 
geheilte Fälle nicht selbst gesehen hat, wird vielleicht meinen, dass das 
Ausbrennen vieler Follikel eine erhebliche Narbenschrumpfung veranlassen 
müsse. Dass dem nicht so ist, hat die Erfahrung längst erwiesen. Ich 
habe bei einer erwachsenen Kranken (St.), die ich in der Berliner oph- 
thalmologischen Gesellschaft im November 1896 vorgestellt habe, auf der 
Lid-Bindehaut eines Auges über 400 Follikel abgebrannt, ohne dass eine 
Schrumpfung der Bindehaut im Ganzen oder gar eine Behinderung der 
Augenbewegungen eingetreten ware. Ueberhaupt bleiben bei Anwendung 
des Galvanocauters wohl einzelne punktförmige Narben zurück, aber nie 
eine nachweisbare Schrumpfung. 

Die Behandlung in den Zwischenzeiten nach den galvanocaustischen 
Sitzungen habe ich bei meinen Kranken in der Charite früher in der Weise 
geleitet, dass 3mal täglich der Bindehautsack mit einer Lösung von Cuprum 
sulfuricum (1:1000) leicht gespült wurde. Unmittelbar nach der Spülung 
wurde Calomel vapore paratum eingestäubt, später statt des Calomels Thiv- 
form. Je mehr ich mich aber überzeugte, dass die Ursache der Körner- 
krankheit nicht Spaltpilze, sondern Sporozoén sind, fing ich an, Chinolinum 
tannicum und Chininum tannicum einzustäuben. Das erstere Mittel erwies 
sich als unbrauchbar, weil es reizte und durch die Thränen bald aus dem 
Bindehautsack entfernt wurde. Das gerbsaure Chinin hat sich dagegen 
ausgezeichnet bewährt. Es übt eine andauernde Wirkung aus, weil es 
mitunter über 12 Stunden auf der unteren Uebergangsfalte sich in einer 
geringen Menge erhält. Ich habe jetzt die Spülungen mit Kupferwasser 
ganz eingestellt. Bei einem Kranken aus meiner Privatpraxis habe ich 
zufällig die Beobachtung gemacht, dass unter dem eine Woche lang fort- 
gesetzten ausschliesslichen Gebrauch der Chinin-Einstäubungen die Füollikel 
eines Lides, bei dem ich aus äusseren Gründen die Galvanocaustik bei der 
ersten Sitzung nicht hatte anwenden können, sich sehr bedeutend verkleinert 
hatten. Da mit der Augenkranken-Abtheilung der Charité weder Klinik, 
noch Poliklinik verbunden ist, so ist die Zahl der neu zugehenden Fälle 
von Körnerkrankheit sehr gering, und ich bin daher wegen der Kleinheit 
des mir zur Verfügung stehenden Beobachtungsmaterials noch nicht in der 


Lage gewesen, zu versuchen, ob die Einstäubungen mit Chininum tannicum 
die Anwendung des Galvanocauters unnöthig zu machen im Stande sind. 
Jedenfalls werde ich über die Ergebnisse meiner Versuche später weiter 
berichten, namentlich auch über den Einfluss, den das Mittel auf frisch 
entstandenen trachomatösen Pannus der Hornhaut ausübt. 


If. Ein neues Verfahren zur Transplantation des Cilien- 
bodens, Plastik des Lidrandes. 


Von Dr. Emanuel Machek, Primararzt des Landesspitals in Lemberg. 


Die im Nachfolgenden beschriebene Art der Transplantation des Haar- 
zwiebelbodens ist geeignet, in allen Fallen von Trichiasis und Distichiasis, 
welche durch Abrundung der inneren Lidkante entstanden, die einwarts 
gewendeten Wimpern bleibend und ohne Entstellung so zu stellen, dass sie 
eine Richtung einnehmen wie im normalen Auge. Das Verfahren verhütet 
gründlich jeden Rückfall und hat einige bedeutende Vortheile vor allen 
bisher geübten Methoden. Die Operation selbst bedarf wohl einiger Uebung, 
muss genau in der Ausführung und Dosirung der Lappen sein, doch be- 
reitet der ganze Vorgang keine besonderen Schwierigkeiten. 

Das Princip der Operation beruht darauf, dass eine umschnittene Haut- 
insel, welche jedoch mit ihrer Basis am Grundgewebe des Lides haftet, so 
verschoben wird, dass dieselbe zwischen der inneren Lidkante und dem 
Haarzwiebelboden zu stehen kommt und einen mehr oder weniger breiten 
Lidrand bildet. Um das zu ermöglichen, wird der Haarzwiebelboden in 
einer Strecke brückenartig vom Lide abgehoben und die Hautinsel unter 
der Brücke gegen den Lidrand geschoben. Einige Nähte fixiren so die 
verschobenen Hautpartien. | 

Was die Vortheile anbelangt, auf die wir noch zurickkoummen, so sei 
nur vor der Hand bemerkt, dass die Operation keinen Substanzverlust setzt 
und hiermit keine Verkürzung des Lides erfolgt. Da ferner die Trans- 
plantation nur auf Verschiebung und Versetzung von Hauttheilen beruht, 
so entfällt die Gefahr der Vereiterung, der Nekrotisirung, der ungenügenden 
oder partiellen Anheilung, wodurch die Sicherheit, mit der wir vorgehen, 
steigt. Es kennt nämlich ein jeder Operateur aus Erfahrung die Unsicher- 
heit derjenigen Methoden, welche zur Deckung von wundgemachten Stellen 
stiellose Lappen heranziehen, und wie tückisch die Zufälle sind, denen man 
dabei ausgesetzt ist. Ferner ist bei unserem Verfahren die Nachbehandlung 
kurz, ein binoculärer Verband und Bettruhe überflüssig, das Aussehen 
nach erfolgter Heilung tadellos und ein jeder Rückfall unmöglich, da 
ein Hautstück, dessen Breite und Länge der Operateur bestimmt, zwischen 
den Cilienboden und die innere Lidkante zu stehen kommt. 


_. 40 —— 


Den Gedanken, die Trichiasis auf diese Weise zu operiren, gab mir 
die Erkenntniss folgender Thatsachen: Die Ursache der falschen Richtung 
der Cilien, als Endausgang von trachomatösen Infiltrationen und Wuche- 
rungen, ist die narbige Schrumpfung der Bindehaut und des Knorpels. 
Die unmittelbare Ursache jedoch ist die Abrundung und der Schwund der 
inneren Lidkante, welche durch den Schrumpfungsprocess der Bindehaut 
bedingt sind. In Folge dessen fehlt ein streng begrenzter, horizontal ge- 
legener Lidrand. Derselbe neigt sich gegen das Auge oder verschwindet 
gänzlich. Der Mangel des Lidrandes ist die Ursache der falschen und 
schädlichen Richtung der Cilien. Würde es gelingen, einen der Norm 
entsprechenden Lidrand herzustellen mit einer scharfen inneren Lidkante, 
so wäre die Trichiasis behoben. Unser Verfahren ermöglicht, was wir 
brauchen: die Bildung eines neuen, beliebig breiten Lidrandes durch die 
Transplantation einer Hautinsel, und daher kann diese Operation mit Recht 
eiue Plastik des Lidrandes genannt werden. Wie schön, rein und 
dauernd sich so ein Lidrand bilden kann, hat mich der Erfolg meiner 
Operation gelehrt. 


Vorgang der Operation. 


Der Einfachheit wegen folgt die Beschreibung der Operation bei totaler 
Trichiasis des oberen Lides.. Man kann jedoch das Verfahren ebenso gut 
bei ausgebildeter, wie bei partieller Trichiasis und Distichiasis des oberen 
und unteren Lides verwenden. 

1. Intermarginalschnitt. Mit einem nach der Fläche gekrümmten 
Lanzenmesser wird knapp vor den Mündungen der Meısom’schen Drüsen 
in den intermarginalen Saum eingestochen und der Schnitt 3—5 mm tief 
so geführt, dass das Lid in eine vordere und hintere Platte gespalten wird. 
Die vordere bildet die Haut, Muskelfasern und der Cilienboden, die hintere 
der Tarsus, die MeıBom’schen 
Drüsen und die Bindehaut. Dieser 
Schnitt wurde bekanntlich schon 
von Paur von Aegina beschrieben. 

2. Unterer Lidhautschnitt 
(Fig. 1 adòb). 4 bis 5mm vom Lid- 
rande entfernt wird die Haut über 
der Hornplatte parallel zu dem- 
selben durchgeschnitten und zwar 

Fig. 1. von einem Winkel gegen den an- 
adb unterer Lidhautschnitt. acb oberer Lid- deren so weit und etwas darüber, 
hautschnitt. cd Lappenhöhe der Hautinse. als Wimpern von abnormer Rich- 

tung vorhanden sind. 

3. Oberer Lidhautschnitt (Fig. 1 acd) ist ein flacher Bogenschnitt, 
dessen Sehne die erste (untere) Hautwunde bildet. Dessen Lappenhöhe 





= a en 


(Fig. 1 cd) kann nach Bedarf 3—4mm und mehr betragen. Die beiden 
Hautschnitte begrenzen eine verschiebbare Hautinsel. 


4. Bildung der Cilienbodenbrücke: Die Lanze wird in der Mitte des 
Intermarginalschnittes von unten nach oben so eingestochen, dass die Spitze 
im unteren Hautschnitte zum Vorschein kommt; durch Verschiebung der 
Lanze nach beiden Seiten wird der Cilienboden vom Knorpel abgetrennt, 
und zwar so, dass er an beiden Seiten mit dem Augenlide in Verbindung 
bleibt, indem er eine Brücke bildet. Unter derselben muss die Hautinsel 
so (nach unten gegen den Lidrand) verschoben werden, dass dieselbe zwischen 
dem Cilienboden und der inneren Kante des Lides zu stehen kommt. Die 
Verschiebung erfolgt während der Anlegung der Nähte. 


5. Die Nähte: Ein Assistent hebt mittelst eines Schielhakens die 
Wimpernbrücke und zieht dieselbe nach oben. Der (Operateur fasst mit 
der Pincette, welche unter der Brücke gegen den unteren Rand der Haut- 
insel geschoben wird, den mittleren Theil der letzteren und vereint den- 
selben mittelst einer Naht mit der Mitte der inneren Lidkante (Fig. 2, 7). 


Die zweite Naht: Die Mitte des oberen Cilienbrückenrandes wird mit 
der Mitte der oberen Wundlefze des Bogenschnittes vereint (Fig. 2, 2). 
Nun muss die Hautinsel gehörig 
adaptirt werden, und deren un- 
terer Rand wird mitte;st weiteren 
zwei Nähten an die Lidkante 
fixirt. Zuletzt wird die Cilien- 
brücke mittelst Nähten (im Gan- 
zen drei) mit der oberen Wund- 
lefze des Bogenschnittes vereinigt. 
Der untere Rand der Cilienbrücke 
und der obere Rand der Haut- 
insel adaptiren sich ohne Naht. Fig. 2. 


. Durch diese Nahte lagern kk innere Lidkante. bb Wimpernbriicke. A Haut- 
sich die verschobenen Partien der insel (verschoben). 1 erste Naht. 2 zweite Naht. 


Lidhaut so an, dass zwischen der 
inneren Lidkante AA (Fig. 2) und der Wimpernbriicke 54, die verschobene 
(transplantirte) Hautinsel zu stehen kommt. Diese Hautinsel bildet nach 
Vernarbung der Wunden einen breiten Intermarginalsaum. Da sich die- 
selbe später contrahirt, so verschwindet die Entstellung, welche auf Fig. 2, 
welche die Lagerung der Lappen unmittelbar nach der Operation vorstellt, 
noch zu sehen ist, ferner bildet sich auch in denjenigen Fällen, in welchen 
ein vollkommener Schwund der inneren Lidkante zur Entstehung der Tri- 
chiasis beigetragen hat, an der Grenze der Bindehaut und der verschobenen 
Hautpartie eine scharfe innere Lidkante. 

Die Operation machen wir in der Regel ohne Narcose, welche nur bei 





_— 42 — 


sehr empfindlichen Individuen angezeigt ist. Cocaln-Einträuflungen, eventuell 
eine schwache subcutane Cocafin-Injection reicht aus. Sind die Schnitte 1—4 
ausgeführt, muss eine kurze Pause gemacht werden, damit die Blutung 
sich stillt, welche sonst in der Ausführung der ersten Naht hinderlich ist. 
Bei einiger Uebung dauert die Operation sammt dem Anlegen der Nähte 
10—15 Minuten. Ein leichter monoculärer Verband; die Fäden können 
am dritten, höchstens am vierten Tage entfernt werden. 


Vortheile der Operation. 


Vor allem ist hervorzuheben, dass bei dieser Operation nichts von der 
Substanz des Lides und der Lidhaut verloren geht, ein Vortheil, welcher 
in vielen Fällen, wo bereits durch Schrumpfung des Bindehautgewebes und 
Verbildung des Knorpels eine krankhafte Verkürzung des Lides erfolgte, 
zu beachten ist. 

Die nach dem Lidrande verschobene Lidhautinsel giebt in Folge ihrer 
Adhärenz mit dem Lidknorpel die vollste Sicherheit, dass dieselbe nicht 
abstirbt, die Nähte gut verträgt und nachher ein frisches, gesundes und 
saftiges Aussehen behält. Die Erfahrung hat mich gelehrt, wie gross der 
Unterschied zwischen einem stiellosen Hautlappen und einer verschobenen 
Hautinsel, welche mit ihrer Basis am Lide haftet, ist. In keinem Falle 
sah ich, dass die Hautinsel nicht per primam, ganz tadellos mit den 
Nachbartheilen verheilt ware. Zwar heilen auch stiellose transplantirte 
Hautlappen, wenn dieselben nicht zu gross sind und gut adaptırt werden, 
in der Regel an. Solche angeheilte Lappen schrumpfen aber viel aus- 
giebiger, sind dann blässer, glänzender und dünner als verschobene Haut- 
inseln. Es scheint, dass durch die Zeit, bevor eine rechte Anheilung erfolgt, 
die Ernährung des stiellosen Lappens hochgradig leidet, was nicht ohne 
Folgen ist für das spätere Aussehen desselben. Viel weniger leidet trophisch 
der verschobene, obgleich umschnittene Hauttheil. Es sind wohl nicht viele 
Gefiisse, welche vom Unterhautzellgewebe auf die Haut übergehen, doch 
reichen dieselben aus, um der bluthungrigen umschnittenen Hautinsel das 
nöthige Ernährungsmaterial zu liefern. Bei der Dosirung der Grösse und 
der Breite des Lappens muss der Umstand in Rechnung gezogen werden, 
dass die Schrumpfung der Hautinsel wohl etwas bedeutender ist, als die 
Schrumpfung gestielter, doch viel geringer, als die Schrumpfung traus- 
plantirter stielloser Haut und Schleimhautlappen. 

Von grossem Werthe ist die Sicherheit, mit der man vorgeht. Die 
verschobene Hautinsel sitzt am Lide fest, verkriimmt sich nicht, rollt nicht 
zusammen. Sind die Nahte, welche gut vertragen werden, angelegt, so 
reicht, da keine Gefahr der Verschiebung der Hautlappen vorhanden ist, 
ein leichter Verband, auf das operirte Auge angelegt, aus. In Folge dessen 
kann die Operation ambulatorisch ausgeführt werden, was ich mit bestem 


==, 4 


Erfolg gethan. Nach 48 Stunden ist auch der leichte Verband überflüssig. 
Operirt man nach JÄsoHE-ARLT und legt auf die Wunde des intermargi- 
nalen Saumes das aus der Lidhaut excidirte Stück, oder einen Schleim- 
hautlappen, so müssen, falls die Einpflanzung gelingen soll, beide Augen 
verbunden werden, ohne dass die Sicherheit gegeben wäre, dass das an- 
gelegte Stück sich verschoben oder verkrümmt hat. Der Verband darf ` 
nicht verschoben werden, derselbe muss länger liegen bleiben, der Patient 
muss sich ruhig und geduldig verhalten, was bei unserem Verfahren über- 
flüssig ist. 


Die nach dem Lidrande verschobene Lidhautinsel hat in Folge ihrer 
Adhärenz mit dem Lidknorpel die Tendenz, die Conjunctiva des Lides, mit 
welcher dieselbe am Lidrande durch Nähte befestigt wird und später ver- 
heilt, hinaufzuziehen, bezw. zu evertiren. Es bildet sich in Folge dessen 
eine deutliche scharfe hintere Lidkante. Die nach dem Lidrande verschobene 
Hautinsel bildet einen breiten Intermarginalsaum. Derselbe bildet sich so 
deutlich und reichlich, dass eine Einschneidung oder Auswärtsspannung 
‘des Knorpels, sowie jede anderweitige operative Krümmung, ferner die Ex- 
cision eines keilföürmigen oder anders gestalteten Theils des Knorpels über- 
flüssig ist. 


Bekanntlich berühren und reizen die feinen und kurzen Wollhaare, 
Lanugo, der transplantirten stiellosen Lappen das Auge recht oft und ver- 
eiteln nicht selten den Erfolg der Operation. Diesbezüglich hat unser Ver- 
fahren auch einen Vortheil. Die Richtung der Haare steht bekanntlich 
nicht senkrecht auf der Hautoberfläche; es stehen die Haarbälge überhaupt 
schief gegen die Cutis und dementsprechend haben die Haare eine gegen 
die Ebene der Haut schiefe Richtung. Seit EscHRicHT spricht man daher 
von einem Haarstrom (MüLLer’s Archiv 1837). Nun ist der Lanugostrom 
der Lidhaut so gerichtet, dass die Wollhaare von der Lidspalte abgewendet 
sind. Verschieben wir nun eine Hautinsel gegen den Lidrand, so wachsen 
die Haare immer vom und niemals zum Auge. Es kann von Nutzen sein, 
wenn ich an dieser Stelle darauf aufmerksam mache, dass bei Transplan- 
tirungen freier Hautstücke auf den Lidrand oder den Intermarginalsaum 
immer darauf zu achten ist, dass der Haarstrom vom Auge gerichtet ist, 
um so mehr, als ich öfter beobachtet habe, dass die feinsten Lanugohärchen 
der transplantirten Hautstücke, durch die Versetzung in neue Verbältnisse 
und Nachbarschaften, wahrscheinlich durch eine bessere Ernährung der 
Haarzwiebel, eine Anregung zum Wachsthum erhalten und viel dicker 
und länger werden. Diese stärker werdenden Lanugohaare reizen das Auge. 
Da bei unserm Verfahren die transplantirte Hautpartie nur den Inter- 
marginalsaum bildet, so müssten diese stärkeren Lanugohaare vom Auge 
wachsen. Es ist jedoch fraglich, ob die Haare der verschobenen Lappen 
stärker sich entwickeln. Bis jetzt habe ich das nicht beobachtet. 


ët, dé ` te 


Wird die Operation so ausgeführt, wie oben beschrieben, so wirkt die- 
selbe am meisten in der Mitte. Doch kann man durch die ungleiche Breite 
des Lappens, welcher die Hautinsel bildet, die Wirkung beliebig dosiren 
und die Hauptwirkung nach der Seite verschieben. Eben bei partieller 
Trichiasis und Distichiasis ist dieses Verfahren jedem anderen vorzuziehen. 
Hier ist schon nach einigen Tagen, bei totaler Trichiasis nach einigen 
Wochen, nichts vom früheren Leiden, nichts von der Operation zu sehen; 
die Hautnarbe ist nur für den Sachverständigen sichtbar; die Richtung 
der Cilien ist normal, der Intermarginalsaum deutlich. Höchstens ist auf 
derjenigen Stelle des Saumes, welcher durch Transplantation entstand, etwas 
von dem Secret der Talgdrüsen zu sehen. Ist die Operation gehörig aus- 
geführt, die Breite der Hautinsel gut bemessen, so ist das Aussehen wirk- 
lich tadellos und jeder Rückfall unmöglich, da zwischen den Cilienboden 
und die innere Kante des Lidrandes eine Partie von gesundem Gewebe 
versetzt wurde, welche die Cilien vom Auge dräugt. 

Wurden bei der Führung des Intermarginalschnittes und der Ablösung 
der Cilienbrücke vom Grundgewebe, also der Unterminirung des Cilien- 
bodens, die Wurzeln der Cilien geschont, was in der Regel durchführbar 
ist, so bleiben die Cilien erhalten und wachsen in der Zukunft ganz normal. 
Wir haben nicht bemerkt, dass dieselben später ausgefallen wären, doch 
soll die Länge der Cilienbrücke nicht das Nothwendigste überschreiten, worauf 
wir noch zu sprechen kommen. 


Modificationen der Operation. 


Wir haben oben der Einfachheit wegen die typische Operation am 
oberen Lide beschrieben. Von diesem Typus muss jedoch je nach den Ver- 
hältnissen des gegebenen Falles Abgang genommen und der Vorgang modi- 
ficirt werden. Zuerst ist hervorzuheben, dass die Länge der Brücke nicht 
die Länge der Hautinsel haben muss, sondern kürzer sein soll, was ins- 
besondere bei totaler Trichiasis von Belang ist. Es handelt sich nämlich 
darum, dass der Cilienboden nicht auf einer allzu grossen Strecke vom 
Knorpel und sonstigen Gewebe des Lides abgetrennt werde. Obwohl der- 
selbe ohne ungünstige Folgen ganz gut die brückenartige Ablösung verträgt, 
so sull doch die bei der Operation gesetzte Läsion nicht das Nothwendigste 
übersteigen. Nun lässt sich die Hautinsel auch durch eine kürzere Oeffnung, 
als ihre Länge beträgt, nach dem Lidrande hinziehen. Um die Durch- 
schiebung unter einer kürzeren Brücke zu ermöglichen, können die beiden 
zugespitzten Enden der Hautinsel mit der Scheere unterminirt werden, 
su dass nur °;, derselben, und zwar in den mittleren Partien, an der Basis 
festsitzen. Durch Nähte werden die gleichsam freien Enden der Insel nach 
den Winkeln des Intermarginalschnittes gezogen, und dieselben müssen so 
weit reichen, als es Cilien falscher Richtung giebt. 


ve ZB. ech 


Bei partieller Trichiasis sind die Hautschnitte viel kürzer. Es reicht bei 
einer Länge der Hautinsel von 12—15 mm eine Lappenhöhe von 3—4 mm 
aus. Die Umschneidung der kleineren Hautinsel muss insbesondere bei 
starker Anspannung des Lides auf der Hornplatte geschehen, was der 
Operateur mit zwei Fingern der linken Hand ausführt, wodurch auch die 
Blutung für die Zeit des Schnittes sistirt wird. Sonst ist die regelrechte 
Umschneidung von kleinen Hautinseln durch die Verschiebbarkeit der Haut 
erschwert. 

In der Regel ist die Trichiasis in der Mitte des Lides am stärksten 
entwickelt und dementsprechend soll die Breite der Hautinsel (Lappenhöhe) 
daselbst am grössten sein. Trifft es sich, dass die Verhältnisse anders vor- 
liegen und der grösste Effect nicht in der Mitte, sondern seitlich erwünscht 
ist, so wird der obere Bogenschnitt so geführt, dass die grösste Lappenliöhe 
der Hautinsel seitlich zu liegen kommt. 

Unser Verfahren so ausgeführt, wie wir es oben beschrieben, ist nur 
bei Trichiasis und Distichiasis ohne Complication angezeigt. Sollte ausser- 
dem auch ein mehr oder weniger entwickeltes Entropium vorliegen, so muss 
dasselbe entweder früher durch eine entsprechende Operation behoben oder 
unser Verfahren so modificirt werden, dass gleichzeitig ausser der Bildung 
der Hautinsel auch die Haut des Lides verktirzt werde. Das habe ich auf 
diese Weise durchgefiihrt, dass am oberen Lide oberhalb, am unteren unter- 
halb der Hautinsel, ein Segment Haut wie bei der JAscHE-ARLT’schen 
Transplantation entfernt wird. In diesem Falle könnte auch eine Naht 
zwischen der Cilienbrücke und der verschobenen Hautinsel nothwendig sein, 
welche wir sonst nicht anlegen. Das Verfahren hat daher bei Trichiasis und 
Distichiasis, ferner bei jenen Fällen von Entropium, welche nur als weiter 
vorgeschrittene Trichiasis zu betrachten sind, Verwendung zu finden. 


Ueble Zufälle. 


Um üble Zufälle zu vermeiden und den Erfolg zu sichern, ist ins- 
besondere auf Folgendes zu achten: 1. Es dürfen keine Haarzwiebeln auf 
dem hinteren Blatte des durch den Intermarginalschnitt gespaltenen Lides 
stehen bleiben; die vordere muss alle Cilienwurzeln enthalten. Verblieb 
eine, so muss dieselbe allsogleich excidirt werden. 2. Bei der Bildung der 
Cilienbriicke muss das Lanzenmesser vorsichtig nach den Seiten geschoben 
werden, sonst kann die Brücke durchgeschnitten werden, was partielle 
Nekrose derselben zur Folge haben kann. Dabei müssen auch die Cilien- 
wurzeln geschont werden. Die Strecke des unterminirten Cilienbodens (die 
Länge der Brücke) soll nicht das Nothwendigste überschreiten. 3. Die 
Dosirung der Breite der Hautinsel muss richtig sein. Ausgiebiger breit 
soll die zu transplantirende Hautpartie dort ausfallen, wo die Cilien am 
stärksten gegen das Auge gerichtet sind; iu Folge dessen wird die Wimpern- 


— 46 


brücke daselbst stärker nach oben versetzt und der kinstliche Intermarginal- 
saum wird breiter. 4. Der untere Lidhautschnitt muss so geführt werden, 
dass auf der Hautinsel keine Wimpern bleiben. Da der untere Rand der- 
selben mit der inneren Lidkante verwachsen soll, so wachsen dann diese 
\Vimpern wieder in’s Auge. Bekanntlich sind besonders bei dunkelhaarigen 
Personen öfter die Cilien reichlich, wachsen nicht in einer oder zwei Reihen 
aus dem äusseren Lidrand, sondern ihre Insertionen greifen mehr auf die 
äussere Haut, so dass dieselben auch eine Strecke weit (2—3 mm) auf der 
Lidhaut zerstreut vorkommen, obgleich die vom Rande entfernteren kleiner 
sind. Eine solche kleine zurückgelassene Cilie müsste nachher excidirt 
werden. 5. Mit Nähten ist nicht zu sparen. 6. Ist Blepharoadenitis ulcerosa 
vorhanden, so soll dieselbe vor der Operation behoben werden, da Geschwüre 
auf der Cilienbrücke langsamer heilen. In diesen Fällen sind die Cilien 
zu epiliren, bis Heilung der Ulcerationen eintritt; nachher wird operirt. 


Casuistische Bemerkungen. 


Im Verlaufe von 4 Monaten habe ich mein Verfahren in 29 Fällen 
angewendet, und zwar 27mal in der mir unterstehenden Augenabtheilung 
des allgemeinen Krankenhauses im Lemberg und 2mal in meiner Privat- 
praxis. Die grosse Zahl dieser in einer verhältnissmässig kurzen Zeit aus- 
geführten Operationen erklärt der Umstand, dass Galizien ein trachomreiches 
Land ist und die Trichiasis in der Regel eine Folgekrankheit der Conjunc- 
tivitis granulosa ist. Ueberdies muss hervorgehoben werden, dass es hier 
zu Lande viele sehr vernachlässigte Fälle von Trachum giebt, eine Folge von 
ungenügenden sanitären Einrichtungen, von Aerztemangel auf dem Lande, 
ferner in Folge von Armuth und Rathlosigkeit der Bevölkerung, welche 
ärztlichen Rath erst in denjenigen Stadien dieser Krankheit aufsucht, in 
welchen die Kranken bereits absolut erwerbsunfähig sind. Diese Bemer- 
kungen reichen aus, um die Wichtigkeit unseres operativen Eingriffs, welcher 
eine sichere Heilung in kurzer Zeit ermöglicht, zu demonstriren. Die Zahl 
der Behandlungstage dieser Patienten war sehr geriug, dieselben waren 
gar nicht bettlägerig. Zweimal wurde die Operation ambulatorisch gemacht. 
Früher, als wir solche Kranke nach JAscHE-ARLT mit Einlegung von stiel- 
losen Hautlappen in den Intermarginalschnitt operirten, mussten dieselben 
mehrere Tage mit zugebundenen Augen im Bette liegen. 

Die Operation wurde 19mal am oberen Lide, 10mal am unteren aus- 
geführt. Bei Trichiasis totalis 10mal, bei partialis 19mal. Um am unteren 
Lide das Entropium zu beheben, wurde 5mal die SreLLWwAaG’sche Kanto- 
plastik vorausgeschickt. In zwei Fallen wurde ausser der Transplantation 
des Haarzwiebelbodens und der Plastik des Lidrandes, noch ein Hautstūck 
oberhalb der Hautinsel excidirt. Niemals wurde Eiterung beobachtet. Das 
Resultat der Fälle war ausnahmslos tadellos. 


ast AT m 


Die Länge der Hautinsel und dementsprechend die Länge des Inter- 
marginalschnittes und der Hautschnitte war 10—25 mm. Die Lappenhöhe 
der Hautinsel 3—6mm. Die letztere schrumpft etwas nach der Um- 
schneidung. Nach einigen Wochen um etwas mehr als !/,. Durch die 
Schrumpfung der Hautinsel bildet sich eine scharfe innere Lidkante. Die 
Schrumpfung beeinflusst überhaupt günstig den Erfolg. Die transplantirte 
Haut, welche den Lidrand bildet, ist anfangs mit Epithelien und Fett 
bedeckt, welche einen weissen Schaum bilden. Später verliert sich derselbe. 
In keinem Fall berührte die transplantirte Hautinsel das Auge. 

Die Länge der Cilienbrücke hatte 10—15mm. Durch eine 15 mm 
lange Unterminirung kann ohne Schwierigkeiten eine Hautinsel von 25mm 
Länge durchgeschoben werden, wenn die Enden derselben mit der Scheere 
vom Grundgewebe etwa in der Länge von 2—4mm abgetrennt werden. 

Nachdem die Bemessung der Grösse. der Hautinsel, der Breite und 
Länge der Cilienbrücke, eine diesbezügliche Erfahrung voraussetzt und 
schwieriger bei totaler Trichiasis ist, so erlaube ich mir zu empfehlen, die 
erste Operation bei partieller Trichiasis auszuführen. 


III. Beitrag zur Kenntniss der Pathologie der 
Meibom’schen Drüsen. 
Von Doc. Dr. Mitvalsky in Prag. 


I. Ueber Colloidperlen der Mrısom’schen Drüsen und deren 
Ausscheidung durch die Tarsalbindehaut. 


Schon längst ist es mir bei makroskopischer Untersuchung einiger 
exstirpirter Chalazien, speciell nach Zerquetschung des exstirpirten Granu- 
lationsgewebes zwischen den Fingerkuppen, aufgefallen, dass sich zuweilen 
in demselben eın meistens regelmässig kugeliges, mattglänzendes, weissbläu- 
liches, etwa stecknadelkopfgrosses oder auch grüsseres Gebilde birgt, von 
ganz glatter Oberfläche, knorpelig harter Consistenz, colloider Structur, einer 
kleinen matten Glasperle nicht unähnlich. — Ich habe mir vorgenommen, 
eine Zeit lang in dem exstirpirten Chalaziengewebe nach diesen kleinen 
perlartigen Gebilden zu fahnden, ohne jedoch an einer Serie von 50 Fällen 
eine Spur von deren Vorkommen vorgefunden zu haben. 

Ich habe geglaubt, in diesen Gebilden, die wohl sichtlich ein Product 
der Meızonm’schen Drüsen sind, eine allerdings nicht uninteressante, seltene 
Complication der Chalazia kennen gelernt zu haben, sollte jedoch weiter 
belehrt werden, dass diese winzigen perlartigen Gebilde berufen sind, auch 
klinisch — wenn auch sehr selten — eine nicht uninteressante Rolle zu 
spielen. 


— 48 — 


Die- zwei Beobachtungen, die ich im Folgenden mittheile, sollen die 
klinische Wichtigkeit der erwähnten winzigen Gebilde des Näheren be- 
leuchten: 

I. Beobachtung. — Ein 30jähriger Mann klagt seit mehreren Tagen 
über schmerzliches Kratzen im rechten Auge. — Nach Eversion des unteren 
Augenlides finde ich entsprechend der Lidmitte, etwa 1,5 mm vom Lidrande 
entfernt, eine mehr als stecknadelkopfgrosse Erhabenheit, über deren grösster 
Convexität der Bindehautüberzug einen Defect aufweist. Die übrige, die 
kleine Erhabenheit bedeckende und die an dieselbe direct angrenzende 
Bindehaut ist diffus kirschroth gefärbt, entzündet, die übrige Bindehaut 
gereizt. — In dem kleinen Bindehautdefecte kommt eine graue, matt- 
glänzende Masse zum Vorschein, die unter der defectuösen Bindehaut ganz 
nackt in einer Tarsusnische eingebettet erscheint, hart ist und mittelst eines 
Fingernagels aus ihrer Nische leicht herausgeholt werden kann, wobei die 
Ränder des kleinen Bindehautdefectes bluten. Von einem Granulations- 
gewebe rings um das fremdartige Gebilde gar keine Spur. 

Das herausgefirderte Gebilde ist mattglänzend, von graubläulichen 
Farbenton, knorpelartig hart, oval; dort, wo es mit Bulbus in Berührung 
war, ist es etwas abgeschliffen. 

Ich bettete das kleine anatomische Object in Celloidin ein, wo es 
zu Boden sank, und zerlegte es in Schnitte. Es erwies sich als vollständig 
structurlos, ohne auch nur Spuren von an seiner Oberfläche haftenden Zellen 
aufzuweisen. Verschiedene Farben tingiren wohl diffus sein Gewebe, aber 
unsere sonst gebräuchlichen Entfärbungsmittel entfärben es wieder, gleich 
dem Celloidin. 

Die Beschwerden des Mannes waren mit der Entfernung des kleinen 
perlartigen Gebildes verschwunden. Ä 

IT. Beobachtung. — Ein 4Vjähriger Oekonom klagt über schmerzhaften 
Druck im rechten Auge. Nach der Eversion des Oberlides ist, etwa in der 
Mitte der äusseren 'larsushälfte, ein mehr als stecknadelkopfgrosser Hügel 
zu sehen, der in seiner Peripherie von der diffus rothen, entzündeten Binde- 
haut bedeckt ist, die aber über dem grössten Theil seiner Convexität fehlt. 
wobei sich durch ihren Defect ein graubläuliches, hartes Gebilde nach aussen 
hervorwölbt. Eine Nadel hebt das fragliche Gebilde leicht aus seiner Tarsus- 
nische. Es ist kugelrund, glatt, mattglänzend, an der convexen, von der 
Bindehaut unbedeckt gewesenen Partie, durch Abschleifung facettirt. Sonst 
ist das Gebilde ebenso beschaffen, wie dasjenige des ersten Falles. Von 
einem Granulationsgewebe rings um die leere Tarsusnische gar keine Spur. 

Bei genauerer Betrachtung der Unterlidschleimhaut finden wir zwei 
kleinstecknadelkopfgrosse, kugelsegmentartige Hervurwölbungen der Tarsal- 
bindehaut in der Entfernung von 2—3 mm von der hinteren Lidlefze vor, 
und nach Einschnitt der Bindehaut über einer von diesen Hervorragungen 
schälen wir abermals eine winzige perlartige Formation des Tarsus heraus. 


eos ‚Ag, Zei 


Epikrise. 


Die von uns mitgetheilten zwei Falle lassen in Bezug auf ihre Deutung 
nichts zu wünschen übrig. 

In dem Geäste der MEısom’schen Drüsen kommt es zur Bildung von 
ganz isolirten, kugelförmigen oder ovalen Gebilden, die zur Grösse eines 
Stecknadelkopfes anwachsen. Sie distendiren die betreffenden Räume der 
MeEıBoM’schen Drüsen, drängen das Tarsusgewebe auseinander und wölben 
sich langsam unter der Tarsalbindehaut hervor. Bei einer bestimmten 
Grösse der Formationen wird die gedehnte Bindehaut usurirt und an der 
grössten Convexität der Erhebung ist ein Bindehautdefect zu constatiren, 
so dass daselbst das fremdartige Gebilde ganz nackt vorliegt. Von diesem 
Stadium an verursacht der Zustand ihrem Eigenthümer Beschwerden, die 
speciell in schmerzhaftem Druck im Auge und im Thränen des Auges sich 
kundgeben. 

Ob die Bindehautusur durch das Gleiten der kleinen Erhebung an 
dem Bulbus beim Lidschlage verursacht wird, oder aber ob derselben ein 
Distentionsbersten der Räume der MEIBOM’ schen Drüse vorausgeht, ist wohl 
nebensächlich. 

Das fremdartige Gebilde wird nun nach genügend weiter Bindehaut- 
usur entweder spontan ausgeschieden, oder aber vom Arzte entfernt. Der 
kleine Bindehautdefect blutet unbedeutend und führt zu einer im Tarsus 
ausgegrabenen Nische, deren Wände nicht bluten, also sichtlich einer disten- 
dirten Partie der Mersom’schen Drüsen entsprechen. Mit dem Ausscheiden 
des perlartigen Gebildes durch den Bindehautdefect ist der klinische Ver- 
lauf des Zustandes zu Ende geführt und die Beschwerden verscheucht. — 
Symptome einer chronischen granulirenden Entzündung der MeıBom’schen 
Drüsen waren in beiden unseren Fällen nicht vorhanden. 

Ueber die Localisation des pathologischen Productes im Tarsus können 
wir erwähnen, dass derselbe dem freien Lidrande immer näher ist, als dem 
fornicalen Tarsusrande. 

Das herausgeförderte pathologische Product präsentirt sich in der Form 
einer etwa stecknadelkopfgrossen, regelmässig kugeligen oder ovalären Bil- 
dung von grauem bis graubläulichem Farbenton; seine Oberfläche ist matt- 
glänzend, ganz glatt, die Consistenz ist knorpelartig hart. Die convexe, in 
den Bindehautsack sich hervorwölbende Oberfläche des Gebildes kann sich 
abgeschliffen präsentiren. Die Aehnlichkeit der Formation mit einer Dan 
miniaturen Glasperle ist in die Augen springend. 

Das Gebilde sinkt im Wasser, Aether, Alkohol, ja auch in dicker 
Celloidinlösung zu Boden, 

Die Spärlichkeit des anatomischen Materiales hatte es uns nicht erlaubt, 
über das nähere Verhalten des Gebildes gegen verschiedenartige chemische 


Reagentien Untersuchungen anzustellen. \Wir können nur soviel erwähnen, 


— 50 — 


dass das Gebilde sich weder in Alkohol, noch in Aether auflöst und auch 
nicht schrumpft. Den Farbstoffen gegenüber verhält es sich ganz analog wie 
das Celloidin. Mikroskopisch präsentirt es sich an Schnittpräparaten ganz 
amorph, den colloiden Körpern analog, und wir konnten weder im Innern 
des Gebildes, noch an dessen Oberfläche Zellen oder Kernreste vorfinden. 

In Celloidin eingebettet präsentirt es sich als ein helles, reines Bläschen. 

Den eben erwähnten Eigenschaften des Gebildes zu Folge kann es sich 
nur um eine den colloiden Massen im Sinne von v. RECKLINGSHAUSEN 
analoge Bildung handeln, deren äussere Erscheinung die Benennung „Colloid- 
perle“ zu rechtfertigen vermag. 

Was das Muttergewebe unseres Gebildes betrifft, so handelt es sich 
zweifelsohne um ein Product der MeıBom’schen Drüsen, und man könnte 
nur die Frage stellen, ob es ein Product der Drüsenacini, oder aber das- 
jenige der Ausführungsgänge ist. Die Localisation der perlartigen Gebilde 
nicht weit vom freien Lidrande_scheint-für die grösseren Ausführungsgänge 
als Ursprungsstätte der pefälbgischeit FOyMetion zu sprechen, während 
die Form derselben selbs eher für einen ActıyA zu sprechen scheint. 

Die auch in der Allgemein l Jk ug auf die Collotdmassen ooch 
nicht definitiv gelöste FRage, ob es St | g um fin Ausscheidungsproduct 
des Epithels oder aber um eip Degenerationsprodt%t desselben handelt, muss 
wohl unterdessen bei unser FoaBnptignef Suspenso gelassen werden. 

Wohl muss aber festgehalten werden, dass unsere Colloidperlen in der 
Pathologie der Liderkrankungen eine entweder ganz selbstständige 
Rolle zu spielen berufen sind, wie das unsere zwei hier mitgetheilten 
Fälle genügend beweisen, oder aber, dass sie als seltene Compli- 
cationen bei der Chalazionbildung vorgefunden werden. Ob sie 
in dem letzteren Falle bei der Chalazionbildung eine ätiologische Rolle mit- 
spielen, lässt sich an dem bis jetzt mangelhaften Untersuchungsmaterial 
nicht bestimmen; aprioristisch könnte man allerdings annehmen, dass eine 
Verlegung eines der grösseren Ausführungsgänge der MrEıBom’schen Drüse 
zur Chalazionbildung Veranlassung geben könnte. (Schluss folgt.) 








Klinische Beobachtungen. 


I. Papillom der Bindehaut. 
Von Dr. med. O. Stuelp, Augenarzt in Mülheim a. d. Ruhr. 


Im Gegensatz zu den häufiger beschriebenen Polypen und polypenähnlichen 
Tumoren der Bindehaut, unter denen weiche und harte Fibrome, Adenome, 
Angiome und ähnliche Geschwulstformen ohne Wahl und ohne strenge patho- 
logisch-anatomische Eintheilung zusammengefasst wurden, (vergl. auch: Kro- 
schinki, Deutschmann’s Beitr. z. Augenheilk. XIV, 1894 und Ischreyt, Arch. 
f. Augenheilk. XXXII, 1896, S. 57), gehört das echte Papillom der Bindehaut 





ne 51 e 


zu den seltenen Geschwülsten, wie dies auch neuerdings Treacher Collins 
(The Roy. Lond. Ophth. Hosp. Rep. XIV, I cit. aus dem Centralblatt f. A. 1896, 
März, S.80) angiebt. (Vergl. auch Centralblatt f. A. 1884. S.200, Hirschberg 
und Birnbacher, mit Abbild.) 

Deshalb dürfte auch vielleicht folgender Fall von echtem Papillom der 
Conjunctiva zur Veröffentlichung geeignet sein: 

Ein 47 jähriger, sonst gesunder Mann bemerkt seit ca. !/, Jahre im innern 
Winkel des rechten Auges einige kleine Geschwülstchen, welche an Grösse und 
Zahl langsam zunehmen. 





Am Unterlide, gerade auf der Lidkante ca. 2mm nasalwärts vom Thränen- 
punkte, sitzt an einem kurzen breiten Stiel eine circa erbsengrosse grauröthliche, 
weiche, brombeerartige Geschwulst, welche von normalem Epithel überkleidet ist 
und nirgend Excoriationen aufweist. 

Genau an der entsprechenden Stelle des 
Oberlides befindet sich ein zweiter gleichartiger, 
pur ein wenig grösserer Tumor. Zehn bis zwölf 
kleine Wärzchen von Stecknadelkopf- bis Hanf- 
korngrösse sitzen auf der Carunkel und in deren 
Umgebung auf der Bindehaut des Augapfels. 

Ausser leichter Injection der Conj. im innern 
Augenwinkel keinerlei Reizerscheinungen. 

Therapie: Excision der beiden grösseren Ge- 
schwülstchen mit der Scheere und galvanocausti- 
sche Zerstörung der übrigen. — Glatte Heilung. — 
Nach 5 Monaten kein Recidiv. 

Die Diagnose Papillom der Bindehaut, welche 
schon durch das Aussehen und das multiple Auftreten der Geschwülstchen ge- 
geben war, wurde durch die mikroskopische Untersuchung nach Härtung in 
Müller’scher Flüssigkeit und Färbung mit Pikrocarmin bestätigt. 

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— 52 —— 


II. Embolie eines Astes der Art. central. retinae nach normal 
verlaufenem Wochenbett. 


Von Dr. med. O. Stuelp, Augenarzt in Mülheim a. d. Ruhr. 


Die Entstehung einer Embolie der Retinalarterien nach einem völlig nor- 
malen Wochenbette bei sonst gesundem Organismus scheint sehr selten zu sein; 
denn es ist mir nicht gelungen, in der mir zugänglichen Literatur einen solchen 
Fall aufzufinden: Leber giebt bei der Besprechung der Ursachen der Embolie 
der Art. centr. ret. nur an: „oder die Erblindung fiel in die Zeit der Graridität“ 
(Graefe-Sämisch, Handb. Bd. V, S. 545). Michel sagt: „Auch kann der 
Embolus abgelösten Thromben der Körpervenen entstammen. So wäre für die 
Fälle von Schwangerschaft und Abort, in welchen das Bild der Embolie plötz- 
lich auftritt, solches möglich — wenn eine Thrombosirung von Uterin- oder 
Schenkelvenen stattgefunden hat“ (Lehrb. II. Aufl. S. 440); und Walter be- 
schreibt einen Fall von Embolie der Art. centr. ret. bei Phlegmasia alba doleus 
am vierten Tage des Wochenbettes. (Jahresb. f. A. 1881. S. 290; cit. aus 
Knies, Beziehungen etc.) 

Eine Thrombose der Schenkelvenen hatte im vorliegenden Falle aber nicht 
stattgefunden; das Wochenbett war im Gegentheil ganz normal, ohne jegliche 
Complication verlaufen. 

Eine Thrombosirung der Uterinvenen ist ja normaler Weise mit der Rück- 
bildung der weiblichen Genitalien nach der Ausstossung der Placenta verbunden. 
Diese Thromben scheinen aber wenig Neigung zum Zerfall zu haben, sonst 
müssten Embolien nach Wochenbetten doch häufiger vorkommen. 

Von den allgemein bekannten Ursachen für eine Embolie (Endocarditis, 
Atberom, Aneurysma etc.) war bei der 24jährigen, blühend aussebenden Zweit- 
gebärenden nichts zu entdecken; es bleibt in diesem Falle also nichts Anderes 
übrig als anzunehmen, dass aus einer obliterirten Vene des sich rückbildenden 
Uterus ein Pfropf abgebröckelt ist und sein Endziel in dem Ast der Central- 
arterie gefunden hat, obgleich zur Zeit der Embolie der Uterus schon hätte 
völlig zurückgebildet sein müssen. 

Denn die Pat. erblindete 8 Wochen nach der Geburt plötzlich am 28./X1. 
1895, als sie Abends ruhig am Tische sass, auf dem linken Auge. 

Als ich die Kranke 3 Tage später sah, war das Auge äusserlich normal, 
Pupillenbewegung in jeder Beziehung ungestört. S = Fingerzählen in der näch- 
sten Nähe, jedoch nur in der oberen Hälfte des Gesichtsfelde. T — 2. 

Die Augenspiegeluntersuchung lieferte das Bild einer Embolie der Art. 
temp. super. retinae. Während die Venen etwas blutüberfüllt und geschlangelt, 
die Arterien im Uebrigen normal waren, zeigten sich die beiden Zweige der 
Art. temp. sup. von der Theilungsstelle an fadenförmig verdünnt; dagegen war 
die Arterie selbst dicht über dieser Theilungsstelle in der Grösse eines Hanf- 
kornes sackförmig erweitert. 

Innerhalb dieses Gefässgebietes und etwas darüber hinaus, temporalwärts 
sich bis um die Macula lutea herum erstreckend, zeigte sich eine dichte, milchig- 
weisse Trübung der Netzhaut, in der sich die Fovea centralis als der bekannte 
kirschrotbe Fleck hervorhob. Blutungen, wie sie sonst wohl bei dieser Er- 
krankung in der Netzhaut gefunden werden, waren nicht sichtbar. 

Therapie: Massage. Jodkali. 

Nach 6 Tagen: Netzhauttrübung zurückgegangen; Fundus normal bis auf 
die fadendünnen Aeste der Art. temp. sup. Gesichtsfeld: Oben 50°, oben-innen 


m DS Es 


60°, innen 60°. Unten-innen 15°, unten 8°, unten-aussen 10°, aussen 80°, 
oben-aussen 65°. S = Finger in 4m in der oberen Hälfte des Gesichtsfeldes. 

20./XII. S = °/,,; deutliche Abblassung der Opticusscheibe im obern äussern 
Quadranten. Gesichtsfeld nach unten-aussen bis auf 60° erweitert. T + 0. 

6./XII. 1896, also nach einem Jahre, S = °/,,. Gesichtsfeld normal bis 
auf einen ausfallenden Sector nach unten zwischen 210 und 315 in dem 
Nieden’schen Schema. Atrophie des Opticus noch auf den obern äussern 
Quadranten beschränkt, so dass zu hoffen ist, dass sich dieser Rest des Seh- 
vermögens erbalten wird. 


III. Zur Kenntniss der Iritis toxica. 
Von Dr. Richard Hilbert. 


Fälle von Iritis in Folge chemischer Einwirkung auf das Auge sind be- 
kannt. Stellwag v. Carion spricht sich fiber diese Sache in folgender Weise 
aus: ,,Als chemische Schadlichkeiten sind aufzufassen: die Einwirkung scharfer, 
ätzender Stoffe auf das Auge, namentlich unzweckmässige Anwendung reizender 
Salben, Augenwässer, Aetzmittel u. s. w.“ (Lehrbuch der praktischen Augen- 
heilkunde, Wien 1870, S. 281.) De Lapersonne (Etiology of Iritis. Med. Rec. 
29. Oct. 1892) geht sogar so weit, dass er die Iritis stets als Product eines 
infectiösen Processes ansieht, sei es, dass dieser in Folge directer Einwirkung 
der Mikroorganismen, sei es in Folge des Reizes ihrer giftigen Stoffwechsel- 
producte auftritt. Er exemplificirt dabei auf Syphilis, Gonorrhoe, Blennorhoe, 
Diabetes, Nephritis u. s. w. 

Man kann nun diese Ansicht für richtig oder unrichtig halten, sicher aber 
giebt es Fälle von Iritis, die zuweilen von Aerzten beobachtet, ätiologische 
Momente darbieten, an die früher Niemand gedacht hatte: die Natur übertrifft 
eben stets auch die kühnste Phantasie (vgl. Weiss, Ein Fall von schwerer 
Regenbogenhaut-Entzündung, hervorgerufen durch in das Augeninnere einge- 
drungene Raupenhaare. Archiv f. Augenheilkunde XX. 3. S. 341). 

So habe ich im vorigen Sommer einen Fall von Iritis serosa behandelt, 
wie er wahrscheinlich noch niemals beobachtet oder beschrieben worden ist. 

Am 16. Juni vorigen Jahres consultirte mich die 36jahr. Besitzersfrau K. 
aus Martinsdorf, Kr. Sensberg, wegen einer plötzlich aufgetretenen heftigen Ent- 
zündung ihres linken Auges. Sie gab Folgendes an: Vor 2 Tagen erhielt sie 
von einer alten und klugen Frau eine Pflanze, mit deren Milchsaft sie die auf 
ihrem linken oberen Augenlide befindlichen Warzen bestreichen sollte, um letztere 
zum Verschwinden zu bringen. Sie that dieses auch; dabei gerieth aber etwas 
von dem weissen Saft in’s Auge, wonach sofort heftiger Schmerz, Lichtscheu, 
Thränenfluss und nach einigen Stunden Herabsetzung der Sehschärfe auftrat. 

Die mitgebrachte Pflanze erwies sich als Tithymalus Cyparissias Scop., 
einer in ganz Deutschland vorkommenden, zur Familie der Euphorbiaceen ge- 
hörigen Pflanze. 

Der Befund am Auge war der folgende: Lider etwas geschwollen, Con- 
junctiva palpebr. und bulbi injicirt, massige schleimige Secretion. Um die Horn- 
haut Ciliarinjection. Hornhaut selbst spiegelnd; auf der Descemet’schen Membran 
bemerkt man bei seitlicher Beleuchtung zahlreiche punktförmige Trübungen, 
ebenso auf der vorderen Linsenkapsel (vgl. Burchard, Bericht über die erste 
Sitzung der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft vom 20. April 1893). 
Kammerwasser leicht getrübt, geringes Hypopyon; die hellblaue Iris zeigt einen 


— 54 -- 


(o, en Stich in’s Grünliche. Die Pupille ist eng und reagirt nicht auf Licht- 
ania... S = "jas Em. Die Herabsetzung der Sehschürfe ist entsprechend den 
Te,a.nzen; Augenhintergrund normal. Kein Fieber. 

k= wurde Aufenthalt im verdunkelten Zimmer, Umschläge mit lauwarmer 
ce FE Run und Atropin verordnet. Innerlich einige Calomelpulver. 

Nach 8 Tagen obiger Behandlung war die Pupille ad maximum erweitert, 
‘2 Kammerwasser klar, das Hypopyon verschwunden. Die Beschläge auf der 
brercernet'schen Membran und auf der vorderen Linsenkapsel sind erheblich ver- 
r..zert. Conjunctivalinjection und Schleimfluss hatten bedeutend abgenommen, 
(..ıarınjection nur noch angedeutet. Nach einer weiteren Woche war das Auge 
i..vandig reizlos geworden, die Iris war wieder blau, die oben beschriebenen 
K.eierschläge gänzlich resorbirt und die S= 1 geworden: Also vollständige und 
x.''s,iend schnelle Heilung ohne jeden Defect! 

Der oben beschriebene Fall beweist mithin, dass eine äusserst geringe 
Menge jenes scharfen Pflanzensaftes in den Bindehautsack eines völlig normalen 
und reizlosen Auges gebracht, verhältnissmässig schwere und in die Tiefe 
srinzcende entzündliche Veränderungen im Innern des Augapfels hervorzuruten 
vermag. Also nicht nur längere Zeit hindurch fortgesetzte Reizungen der Binde- 
haute sind im Stande, schliesslich die Iris (bei unverletzter Hornhaut) in Mit- 
leidenschaft zu ziehen, sondern es ist dieses auch möglich in Folge eines einzigen, 
acut einwirkenden Reizes, der die äusseren Umhüllungen des Augapfels trifft, 
wenn nur die chemische Einwirkung des betreffenden Stoffes eine genürend 
»tarke ist. Welcher, der im Milchsaft von Tithymalus Cyparissias vorhandenen 
chemischen Körper, eine so intensive Wirkung ausübt, entzieht sich zur Zeit 
selbstverstandlich jeder Beurtheilung. (Von Tithymalus Lathyris Scop. wird das 
Ol. Lathyridis der Pharmac. gallica gewonnen, das als Drasticum und Bandwurm- 
mittel gebraucht wird. Von dieser Pflanze sagt Artus [Handatlas sämmtlicher 
medicinisch-pharmaceutischer Gewächse, Jena 1876, Bd.11. S.54%]: „Die Blätter 
wie der Saft der Pilanze sind ungemein scharf, wirken auf der Haut ätzend 
und blasenziehend und dienen daher zur Vertreibung von Warzen, gegen Zahn- 
schmerz bei cariösen Zähnen u. 8. w.“) 


Neue Instrumente, Medicamente etc. 


I. Ueber p-Diithoxyithenyldiphenylamidin, ein neues locales 
Anästheticum. 


Von Dr. E. Täuber, 
Privatdocent für Chemie an der technischen Hochschule zu Berlin. 


Iın vorigen Heft dieser Zeitschrift (S. 30 f.) wurde von Herrn Geheimrath 
J. Hirschberg eine kurze Mittheilung über die Anwendung von salzsaurem 
p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidin als Ersatz für Cocain in der Augenheilkunde 
gemacht. 

Die genannte Verbindung ist ein Abkimmling des p-Phenetidins und ist 
eben aus diesem Grunde von mir hergestellt und zur physiologischen Unter- 
suchung weiter gegeben worden; denn es haben sich ja bereits verschiedene 
Derivate des p-Phenetidins, wie z. B. das Phenacetin, das Lactophenin, als 
therapeutisch werthvolle Substanzen erwiesen. Die von Herrn Dr. R. Heinz 
s. Z. in Jena ausgeführte Untersuchung des Präparates ergab dessen kräftig 


sët, Zb e 


local anästhesirende Wirkung, gepaart mit starker Giftigkeit, welch letztere 
es gerathen erscheinen lässt, von anderweitiger Anwendung des Amidins als in 
der Augenheilkunde so lange Abstand zu nehmen, bis vorsichtig ausgeführte 
Versuche die Ungefährlichkeit des Gebrauchs in bestimmten anderen Fällen 
ergeben haben. 

Das p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidin steht zu dem Phenacetin, oder, wie 
dessen wissenschaftlicher Name lautet, Acet-p-Phenetidin, in nahen Beziehungen; 
es ist entstanden zu denken durch Vereinigung eines Moleküls Phenacetin mit 
einem Molekül p-Phenetidin unter Wasseraustritt nach der Gleichung: 

a OCH, Dë e Sie E 0.C,H, eg 
Ne mN O Neg En 

CH, CH, 

In der That lässt es sich aus den beiden genannten Verbindungen unter 
Zusatz wasserentziehender Mittel herstellen. 

Die neue Verbindung, die zu der längst bekannten Körperklasse der 
Aethenylamidine gehört, ist eine kräftige Base, die in kaltem Wasser unlöslich, 
in Alkohol und Aether dagegen leicht löslich ist und den Schmelzpunkt 121° 
besitz. Die schön krystallisirenden Salze sind im Allgemeinen schwer löslich 
in kaltem, leicht in heissem Wasser; ihre wässrigen Lösungen reagiren völlig 
neutral und erleiden auch bei längerem Kochen keine Veränderung. Da indessen 
die gewöhnlichen Glasgefässe, wie sie in den Laboratorien und Apotheken ver- 
wendet werden, häufig kleine Mengen Alkali an siedendes Wasser abgeben, so 
kommt es bisweilen vor, dass die zum Zwecke des Sterilisirens gekochten 
Lösungen des Amidins entweder bereits in der Wärme oder namentlich beim 
Erkalten ein wenig trübe werden, weil das in das Wasser übergegangene Alkali 
eine geringe Menge Amidinbase frei macht. Aber gerade die Unlöslichkeit dieser 
Base in Wasser leistet Gewähr dafür, dass die Lösungen ihrer Salze, auch bei 
Benutzung schlechten Glases, völlig neutral bleiben. Die geringe Menge frei 
gemachter Base setzt sich in den Gefüssen bald zu Boden und dürfte übrigens 
wegen ihrer lockeren Beschaffenheit und ihrer Unlöslichkeit überhaupt nicht 
störend sein. Eine Filtration beseitigt natürlich die Ausscheidung, deren Ent- 
stehung sicher vermieden wird, wenn man die Lösung nicht in Glas-, sondern 
in Porzellangefässen kocht. 

Die Lösungen des salzsauren p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidins 
erwiesen sich im Uebrigen als sehr haltbar. Eine Iproc. Lösung des Salzes 
war, nachdem sie über 2 Monate lang im offenen Gefäss gestanden hatte, noch 
vollkommen klar. Die kalt gesättigte, wässrige Lösung enthält nicht ganz 21/,°,, 
des salzsauren Amidins. 

Die Verbindung wird unter dem Namen „Holocain“ von den Farbwerken 
vorm. Meister, Lucius & Brüning in Höchst a. Main in den Handel ge- 
bracht werden. 


II. Versuche mit dem örtlichen Betäubungsmittel Holocain. 
Von Dr. R. Kuthe, Oberarzt an Geheimrath Hirschberg’s Augenklinik. 


Die Versuche mit dem neuen örtlichen Betäubungsmittel (1°/,iger Lösung 
des salzsauren p-Diäthoxyäthenyldiphenylamidin, neuerdings Holocain genannt), 
über welches Geheimrath Hirschberg im Januarheft des Centralblattes für 
Augenheilkunde kurz berichtet hat, sind im Monat Februar in unserer Augen- 


— 956 


heilanstalt weiter fortgesetzt worden, da Herr Dr. Tauber uns regelmaasig 
zwei Mal wöchentlich mit einem frischen Fläschchen der Lösung versorgte, die 
wir jedes Mal erst in unserem Medicamentenofen dem strömenden Dampf 
ca. !/, Stunde unterwarfen. 

Im Ganzen wurden 45 Augen mit dem Mittel behandelt. In der weitaus 
grössien Anzahl der Fälle war ein Fremdkörper aus der Hornhaut zu ent- 
fernen, was ausnahmslos ohne die geringste Empfindlichkeit ertragen wurde. 
Schon 15 Secunden nach einer einmaligen Einträuflung von 2—3 Tropfen 
über die ganze Vorderfläche des Augapfels hin pflegte die Unempfindlichkeit 
der Augapfeloberfläche eine vollständige zu sein und mindestens 10 Minuten lang 
anzuhalten. In 4 Fällen wurde die Berührung des spitz zusammengedrehten 
Wattebäuschchens auf der Hornhaut und Bindehaut erst nach 15 Minuten „ganz 
schwach“ empfunden, in einem Falle erst nach 18 Minuten. Danach erfolgte die 
Rückkehr zur normalen Empfindlichkeit allmählich im Laufe von 2—3 Minuten. 

Das Einträufeln selbst war immer mit leisem Brennen verbunden, welches 
aber sofort nachliess und jedenfalls nicht unangenehmer empfunden wurde als 
die Einträuflung von Cocain. Nachfolgende Empfindung von Trockenheit unà 
Kälte der Hornhaut und Bindehaut hat mir kein Kranker angegeben. Auch 
fehlten während des ganzen Verlaufe der örtlichen Betäubung die äusseren An- 
zeichen von einer Vertrocknung der Hornhautdeckzellen, welche ja bei dauerndem 
Offenstehen des cocainisirten Auges öfters aufzutreten pflegt. Besonders auf- 
fallend war dies bei der Färbung eines grossen, mit der Regenbogenhaut 
‚ verwachsenen Weisstlecks in der Mitte der Hornhaut bei einem jungen Mädchen, 
wo die Operation von Geheimrath Hirschberg unter Holocain - Einträuflung 
gemacht wurde. Trotz reichlicher und wiederholter Berieselung der Hornhaut 
während der doch immerhin etwas länger dauernden Operation zeigte sich nach 
Beendigung derselben das Epithel der Randzone der Hornhaut vollkommen 
glatt und spiegelnd. Wenn man in Erwägung zieht, dass gerade diesem 
Randzonen-Epithel die Aufgabe zufällt, über den gefärbten Theil der Hornhaut 
hinüberzuwachsen und später deu Fleck mit neuem spiegelnden Epithel zu be- 
kleiden, so wird die möglichst geringe Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit 
des Randzonen-Epithels als ganz besonders wichtig für die Erhaltung des Hurn- 
haut-Gewäldes erscheinen. 

Einen Einfluss des Mittels auf die Pupillenweite habe ich bei regel- 
mässiger Messung vor und nach der Einträuflung nicht feststellen können. 
Wohl fand ich bei vielen Fällen die bekannte, durch den Reiz von der Horn- 
haut her bewirkte Pupillen-Verengerung, doch war dieselbe regelmässig schon 
vor der Einträuflung vorhanden und wurde während der Dauer der örtlichen 
Betäubung weder stärker noch schwächer. Ebensowenig zeigte sich die Reaction 
der Pupillen und die Accommodationsfähigkeit des Auges in irgend einer Weise 
beeintlusst. 

Natürlich war die Häufigkeit des reflectorischen Lidschlages etwas ver- 
mindert, ohne jedoch die unangenehme Zugabe des Cocain, die oberflächliche 
Austrocknung der Hornhaut, im Gefolge zu haben. Von anderen Einwirkungen 
des Cocain auf’s Auge, welche als Folge von Sympathicusreizung aufgefasst 
werden, wie stärkeres Klaffen der Lidspalte, einer gewissen Blutleere und daher 
Blässe der Bindehaut, geringem Vorrücken des Augapfels — habe ich bei der 
Anwendung des Holocain nichts beobachtet. Auch die Spannung des Augapfels 
schien mir nach der Einträuflung gegen vorher nicht verändert zu sein. 

Von grosser praktischer Wichtigkeit ist die Frage: ist uns im Holocain 
ein örtliches Betäubungsmittel gegeben, welches auch dann noch vollkommene 


u ABT. oe 


Wirkung erzielt, wenn Cocain versagt oder nur unvollständig wirkt, nämlich 
bei erheblicher Röthung und Schwellung der Augapfelbindehaut? 
Um einen solchen Fall handelte es sich bei einem sehr schweren Hornhaut- 
abscess mit starkem Eiterabsatz in der Vorderkammer; doch war die Schwellung, 
besonders vor dem zweiten Eingriff, immerhin nicht so erheblich, wie man bei 
der Schwere der Infection hätte erwarten sollen. An diesem Auge wurde zwei- 
mal mit drei Tagen Zwischenraum die Operation zur Antisepsie vorgenommen, 
das erste Mal nur die Hornhaut mit der Lanze eröffnet, um den Eiter heraus 
zu lassen; das zweite Mal, da der Eiter sich wieder gebildet batte und das 
Geschwür vorgeschritten war: a) der Hornhautabscess ausgebrannt, b) die 
Vorderkammer durch einen Lauzenschnitt eröffnet und .der Eiter abgelassen und 
c) mit sterilisirter physiologischer Kochsalzlösung reichlich die Vorderkammer 
vermittelst der Meyer’schen Spritze ausgespült. Beide Male operirte Geheim- 
rath Hirschberg unter Anwendung von Holocain-Einträuflung. Das erste Mal 
schien das Mittel nicht sonderlich zu wirken; doch war der Mann im höchsten 
Grade aufgeregt. Das zweite Mal, als er innerlich beruhigt war und sich nicht 
mehr vor dem Brennen und Schneiden fürchtete, that das Holocain vollkommen 
seine Schuldigkeit. 

Eine unangenehme Nebenwirkung des neuen Mittels habe ich in keinem 
Falle beobachtet. Allerdings soll dasselbe nicht ungiftig sein, so dass es zu 
Einspritzungen unter die Lidhaut und die Bindehaut des Augapfels zunächst 
nicht empfohlen werden kann, bis darüber weitere Erfabrungen vorliegen. 

lch habe bezüglich der Giftigkeit des Holocain zwei Versuche an Kaninchen 
gemacht, denen ich die 1 procentige Lésung in das Unterhautzellgewebe einspritzte. 
Das eine, welches ein Gewicht von 3!/, Pfund hatte, erhielt 4 Pravaz’sche 
Spritzen, also 4 Centigramm Holocain, und verendete nach !/, Stunde unter 
tonischen Krämpfen. Das andere, welches nur 2!/, Pfund wog, bekam 2 Spritzen, 
also 2 Centigramm Holocain, und erholte sich wieder vollkommen, nachdem es 
eine gute halbe Stunde lang tonische Krämpfe, Reitbahnbewegungen und andere 
schwere Störungen gezeigt hatte. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


Handbuch der physiologischen Optik, von H. von Helmholtz. Zweite 
umgearbeitete Auflage. Hamburg und Leipzig, Leopold Voss. 

Mit der 13.—17. Lieferung liegt der lang ersehnte Schluss dieses Werkes 
vor, der Bibel des Augenarztes, ohne Gleichen in der Literatur aller Völker. 
Wenngleich durch den vorzeitigen Tod des berühmten Verfassers den letzten 
Lieferungen nicht so, wie den ersten, neue Zusätze zu dem ursprünglichen Text 
hinzugefügt werden konnten, so hat doch der ausgezeichnete Mitherausgeber, 
Herr Prof. A. König, der Wissenschaft einen doppelten, unschätzbaren Dienst 
erwiesen, erstlich durch den Neudruck des aus dem Buchhandel verschwundenen 
Werkes, zweitens durch Hinzufügung einer Literatur-Uebersicht der physiologischen 
Optik, wie sie in gleicher Vollständigkeit noch niemals geschrieben worden ist. 


ze So a 


Journal- Uebersicht. 


v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 3. (Schluss.) 
3) Ueber die functionellen Verschiedenheiten des Netzhautcentrums 
und der Nachbartheile, von Prof. v. Kries. 

Verf. halt seine von Koster (v. Graefe’s Archiv XLI. 4) beanstandeten 
Anschauungen aufrecht und stitzt dieselben durch neue Versuche. Er nimmt 
an, dass das Netzhautcentrum (Zapfen) einen farbentiichtigen Apparat darstellt, 
die Peripherie (Stäbchen) dagegen farbenblind ist, andrerseits aber eine hoch- 
gradige Adaptationsfähigkeit neben einer sehr geringen Empfindlichkeit gegen 
langwelliges (rothes) Licht besitzt. Daher kommt es, dass bei dem sog. Pur- 
kinje’schen Phanomen bei guter Dunkeladaptation das Blau viel heller erscheint 
als das Roth, während dem hell-adaptirten Auge beide Farben gleich hell er- 
schienen. 

Bei vollkommener Dunkeladaptation verschwinden kleine lichtschwache 
(Gegenstände, welche von der Netzhautperipherie wahrgenommen werden können, 
bei directer Fixation. Für die Fovea fehlt das Purkinje’sche Phänomen, der 
Nachweis des Fehlens gelingt aber nur bei scharfer directer Fixation und bei 
Benutzung genügend kleiner Objecte. 

Bekanntlich erscheint dem Dichromaten ein bestimmtes homogenes Licht 
farblos, und kann man aus Roth und Blau eine Mischung herstellen, welche 
diesem homogenen Lichte ganz gleich erscheint. Ist diese Gleichheit bei heller 
Beleuchtung vorhanden, so verschwindet sie bei stark verminderter Lichtintensitat 
nach eingetretener Dunkeladaptation, und zwar wird das homogene Licht heller 
gesehen. Verf. schliesst daraus auf die Existenz zweier Apparate, von denen 
der eine bei starker Beleuchtung — Helladaptation —, der andere bei geringer 
Beleuchtung — Dunkeladaptation — in Function tritt. Dieser Doppelapparat 
darf auch bei Trichromaten vorausgesetzt werden. 

Die Ausdehnung des centralen stäbehenfreien Netzhautbezirks wurde dadurch 
zu messen versucht, dass man die Grenzen bestimmte, innerhalb deren das 
Purkinje’sche Phänomen, d. h. das Ueberwiegen der Blauhelligkeit, bemerkbar 
wurde, bezw. nicht beobachtet werden konnte. Ein noch besseres Verfahren ist 
die Beobachtung der Dichromaten, für die es leichter ist, ein Ungleichwerden 
der central gleichen Felder zu constatiren, als für Trichromaten die Bestimmung 
der Helligkeitsditferenz zwischen Blau und Roth. Die gefundenen Werthe be- 
trugen bei Projection auf eine 1m entfernte Tafel 30—40 mm.! Etwas höhere 
Werthe lieferte eine andere Versuchsanordnung, dem die Erscheinung der sog. 
„recurrent vision“ zu Grunde lag. Wird die Netzhaut unter gewissen Be- 
dingungen kurz belichtet, so entstehen zwei Lichtempfindungen, welche, wenn 
man ein kleines Lichtbild im Kreise herumlaufen lässt, einander in gewissem 
Abstande folgen. v. Kries fand seine Vermuthung, dass das secundäre Bild 
auf Erregung der Stäbchen beruht, dadurch bestätigt, dass es bei homogenem 
rothen Lichte (cf. oben) gar nicht gesehen wurde, und dass es be: Dunkel- 
adaptation im Bereiche eines kleinen centralen Bezirkes fehlt, dessen Ausdehnung 
bestimmt werden konnte Fällt das Lichtbild aaf die Fovea, so entsteht nur 
eine Lichtempfindung, und man misst, wie weit man sich von dem Fixirpunkt 
entfernen darf, bis die Doppelempfindung auftritt. 

Diese Messungen ergaben eine gewisse Uebereinstimmung mit den anatomisch 
gefundenen Werthen. 


1 0,03 = tang. 1°50'; 0,04 = tang. 2° 20’. H. 


__ 59 - 


4) Zur Kenntniss der Mikropie und Makropie, von Prof. Dr. W. Koster 
Gzn. in Leiden. (Aus dem Laboratorium von Herrn Prof. Sattler in Leipzig.) 

Aus der grösseren Reihe von Versuchen seien folgende kurz beschrieben. 

Befinden sich auf den Armen des Hering'schen Haploskops zwei ähnliche 
Gegenstände in gleichen Abstando von den Augen, und bilden die Arme mit 
der Basallinie einen Winkel, der gleich ist der Hälfte desjenigen Convergenz- 
winkels, welcher für die Einstellung auf einen in gleichem Abstande in der 
Medianlinie befindlichen Gegenstand erforderlich ist, so ändert sich die Grösse 
des Objects nicht. Muss beı Annäherung der Arme stärker convergirt werden, 
als der Accommodation entspricht, so tritt Mikropie, und umgekehrt bei einer 
im Verhältnisse zu der aufgewandten Accommodation geringeren Convergenz 
Makropie auf. Im ersteren Falle scheint das Object näher, im letzteren ent- 
fernter zu stehen. Bei geeigneter Aufstellung eines Maassstabes kann man sich 
überzeugen, dass bei verschiedenen Convergenzgraden das Object immer einen 
gleich grossen Theil des Maassstabes deckt. Mikropie und Makropie sind dem- 
nach subjective Erscheinungen. Werden bei der Stellung der Haploskop-Arme 
die Grenzen der relativen Accommodationsbreiten überschritten, so erscheinen zwei 
Bilder in ihrer wahren Grösse. Bei Makropie erscheinen die Objecte dunkler, 
bei Mikropie heller. 

Führt man ein Object bei gleicher Distanz von dem gleichseitigen Auge 
in die Peripherie des Blickfeldes, bis es nach Ueberschreitung der Grenze der 
binocularen Einstellung in gekreuzten Doppelbildern gesehen wird, so erscheint 
das Bild des näherstehenden Auges grösser und dunkler, das Bild des ent- 
fernteren Auges kleiner und heller. 

Wird monocular ein Object fixirt, welches näher steht, als das punct. 
proxim., so tritt geringe Mikropie auf. Bei diesem Versuche nimmt das ver- 
deckte Auge eine relativ zu starke Convergenzstellung ein. Bei Ermūdung der 
Convergenz tritt leichte Mikropie auf. 

Verf. betont eine bei diesem Versuche gemachte auffallende Beobachtung. 
Wenn er durch Vorsetzen von Prismen längere Zeit eine Convergenzstellung 
unterhielt, so trat nicht Insufficienz der Interni ein, sondern Strabism. converg. 
(7°. Doppelbilder), der mehrere Stunden anhielt. 

Ebenso wurde die vielfach untersuchte Mikropie bei Accommodationsparese 
am Haploskop nachuntersucht und bestimmt, dass bei Mikropie die Grösse der 
Netzhautbilder sich nicht ändert. 

Trotzdem ist aber bei den meisten Erwachsenen die Vorstellung von der 
Grösse der Objecte nicht ganz unabhängig von der Grösse der Netzhautbilder, 
deren Einfluss sich unbewusst geltend macht. Als zweiter Factor wirkt unsere 
Vorstellung von der Distanz des Objects. Unser Urtheil wird wesentlich durch 
Erfahrung entwickelt. 

Bei sehr grossen Entfernungen (Sonne, Mond) wird der Zusammenhang 
zwischen dem Urtheil über Grösse und Abstand sehr locker. Der am Horizonte 
stehende Mond müsste uns, wenn scheinbare Grösse und scheinbarer Abstand 
mit der wirklichen Grösse des Netzhautbildes in Harmonie wären, etwa 25 mal 
grösser oder etwa 25 mal näher erscheinen. 

Donders wies zuerst nach, dass der Innervationsimpuls der Muskeln, 
deren Thätigkeit für die Einstellung der Augen auf einen bestimmten Punkt 
erforderlich ist, zu unserem Bewusstsein kommt und für unsere Vorstellung von 
der Entfernung eines Objects von Bedeutung ist. Er bezeichnet diese Innervation 
daher als Entfernungsinnervation. Bei monocularem Sehen kommt zunächst die 
Accommodationsanstrengung in Betracht, doch mag, da bei normaler Muskel- 


— 60 — 


function das verdeckte Auge sich auch einstellt, der Convergenzimpuls mit im 
Spiele sein. Unser Urtheil wird aber bei monocularem Sehen, da die Controle 
des zweiten Auges fehlt, ungenauer. Ausser der Entfernungsinnervation sind 
die Parallaxe durch Kopfbewegung, die Helligkeit der Objecte u. A. von Einfluss 
auf unsere Beurtheilung des Abstandes eines Objects. Die Entfernungsinner- 
vation erklart die Mikropie und Makropie bei Aenderung der Convergenz. Der 
starkere Convergenzimpuls erweckt die Vorstellung eines geringeren Abstandes 
und umgekehrt der relativ schwichere Convergenzimpuls die Vorstellung eines 
grösseren Abstandes. Gleiche Verhältnisse bestehen bei der Mikropie durch 
Ermüdung der Convergenz. Fir denselben Effect brauchen wir einen stärkeren 
Impuls; wir werden uns aber nur des Impulses bewusst, erhalten die Vorstellung 
eines geringeren Abstandes des Objects und in Folge dessen den Eindruck der 
Verkleinerung. Dieselbe Täuschung über den Abstand erfolgt bei Accommo- 
dationsparese. Der Abstand erscheint durch den aufzubietenden starken Accommo- 
dationsimpuls kleiner, und daraus folgt Mikropie. 


6) Untersuchungen über die physiologische Pupillenweite, von Dr. 
W.Silberkuhl, elıemal. Assistenzarzt der Univ.-Augenklinik in Greifswald. 
Die Pupillenweite ist nicht allein von der absoluten Beleuchtungsstärke, 
sondern ganz wesentlich von dem Adaptationszustande des Auges abhängig. 
Wird maximale Adaptation abgewartet, so bleibt die Pupille bei einer zwischen 
100 und 1100 Mk. schwankenden Helligkeit gleich weit. Unterhalb und ober- 
halb dieser Grenzen tritt Erweiterung bezw. Verengerung ein. Die durchschnitt- 
liche Grösse des Durchmessers beträgt im 15.—20. Lebensjahre reichlich 4 mm, 
im 20.—50. Lebensjahre 3,1—3,6, über 50 Jahre ca. 3mm. Die Refraction 
und wahrscheinlich auch die Pigmentirung haben keinen Einfluss. Wird ein 
Auge verdeckt, so erweitert sich die Pupille des Partners um !/,—°/, mm. 


6) Zur Kenntniss der Myopie, von Dr. W. Heinrich. (Aus dem physiol. 
Institute in Wien.) 

Beobachtet man das von der vorderen Linsenfläche entworfene Spiezelbild 
einer Flamme, so zeigt sich, dass die Helligkeit des Bildes bei gleicher Flamme 
schwankt. Die Beobachtungen wurden mit Hülfe eines Fernrohrs angestellt und 
ergaben, dass die Helligkeit des Bildes mit zunehmender Myopie wächst. Die 
Helligkeit der Bilder ist abhängig von der Differenz des Brechungsindex von 
Kammerwasser und Linse und steigt mit wachsender Differenz. Der Brechungs- 
index des Kammerwassers ist bekanntlich sehr constant, man muss daher auf 
eine Zunahme der Brechkraft der Linse schliessen und annehmen, dass in den 
untersuchten Fällen diese Zunahme die Myopie mit verursacht hat. 





7) Ueber die Ursache der veränderten Zusammensetzung des Humor 
aqueus nach Entleerung der vorderen Augenkammer, von Dr. H. 
Bauer aus Frankfurt a. M. (Aus dem Laboratorium der Universitäts-Augen- 
klinik zu Heidelberg.) 

Greef fand nach Entleerung des Kammerwassers blasenförmige Abhebungen 
des Epithels der Ciliarfortsätze und sprach die Ansicht aus, dass, während das 
normale Epithel den Uebertritt von Fibrin und grösseren Eiweissmengen ver- 
hindere, diese Epithelveränderung den hemmenden Einfluss aufhebe, so dass 
der Uebertritt der beiden Substanzen möglich sei. Eine Reihe von Versuchen 
zeigte, dass diese Anschauung nicht haltbar ist. Die von Greef zuerst be- 
schriebenen Epithelabhebungen werden constant gefunden und bestätigen die 


as BE 


alte Lehre, dass das Kammerwasser von den Ciliarfortsätzen abgesondert wird, 

sie verursachen aber die veränderte chemische Zusammensetzung des Kammer- 

wassers nicht. 

10 Minuten nach der Punction gerinnt der abgelassene Humor aqueus 
spontan in seiner ganzen Masse, wahrend zu dieser Zeit die Blaschenbildung 
erst beginnt. Nach 4 Stunden hört jede Gerinnung auf, obgleich noch zahl- 
reiche Abhebungen vorhanden sind. Die Ausscheidung von Fibrin hört viel 
früher auf, als die von Eiweiss. Lässt man das Kammerwasser sehr langsam 
absickern, so verringert sich die Zahl der Abhebungen wesentlich, dagegen 
nimmt die Menge des ausgeschiedenen Fibrins und Eiweisses nicht ab, sondern 
zeigt eher höhere Werthe. 

Alles spricht dafür, dass unter veränderten Druckverhältnissen 
Fibrin und Eiweiss auch das unveränderte Epithel der Ciliarfortsätze passiren. 
Sammelt man das durch eine enge Canüle tropfenweise absickernde Kammer- 
wasser, so ist dasselbe sehr bald eiweissreicher, als das durch Aspiration rasch 
entleerte Kammerwasser des anderen Auges. Schon während des Absickerns 
muss demnach eine Eiweissabsonderung stattgefunden haben. 

8) Pathologisch-anatomische Studien über einige seltene angeborene 
Missbildungen des Auges (Orbitalcyste, Linsencolobom und Schicht- 
star, Lenticonus), von Prof. C. Hess, I. Assist. an der Universitats-Augen- 
klinik in Leipzig. 

1. Bei einem neu untersuchten Falle stand das Lumen der Cyste durch 
einen feinen kurzen Canal mit dem Bulbusinnern in Verbindung. Von dem Seh- 
nervenkopfe aus, welcher sich nahe dem Verbindungscanale ansetzte, breitete 
sich Netzhaut in den Bulbus und in die Cyste hinein aus. Die Netznaut war 
in der Cyste abgelést und normal — nicht pervers gelagert. Die Chorioidea 
erstreckte sich durch den Verbindungscanal nur eine kurze Strecke in die Cyste 
hinein, der grösste Theil der Cystenwandung war frei von Chorioidea. Die 
innere Auskleidung der Cyste bestand grösstentheils aus einem mächtigen zellen- 
reichen, Bindegewebe ähnlichen Gewebe, von dem nachgewiesen werden konnte, 
dass es direct aus dem Pigmentepithel der Netzhaut hervorgegangen war. Die 
Auskleidung der Cyste stammte demnach vom äusseren Blatte der secundären 
Augenblase Diese war in normaler Weise eingestülpt, aber im hinteren Ab- 
schnitte nicht zu einem vollständigen Verschlusse gelangt. 

2. Ein Fall von Schichtstar, welcher nach der Anamnese erst nach dem 
20. Lebensjahre entstanden war. Die anatomische Untersuchung sprach aber 
entschieden für die intrauterine Entstehung. Wahrscheinlich war die Trübung 
anfangs äusserst zart gewesen und erst später dichter geworden. (Becker.) 

Dieselbe Linse zeigte innen eine 1!/, mm tiefe Einkerbung (Linsencolobom), 
welche Verf. in Rücksicht auf die relativ bedeutende Tiefe der Einkerbung 
nicht auf mangelhafte Spannung der Zonula zu beziehen geneigt ist. Er nimmt 
an, dass die Einkerbung durch einzelne der um den Aequator herumziehenden 
Gefässe der embryonalen gefässhaltigen Linsenkapsel verursacht werde. 

3. Zwei Fälle von Lenticonus posterior, von denen der eine in einem 
Schweinsauge, der andere in einem Kaninchenauge beobachtet wurde. Im ersten 
Falle war die Linse bei einem äquatorialen Durchmesser von 8mm 7,5 mm dick. 
An die vordere normale Hälfte setzte sich nach hinten hin eine halbkugelige 
Masse, über welcher die Kapsel stark verdünnt und grösstentheils mit spindel- 
formigen Zellen belegt war. Im hinteren Abschnitte waren die Fasern verbogen, 
verworfen und z. Th. zerfallen. Ein Linsenkern fehlte. 


Ganz ähnliche Verhältnisse fanden sich in dem Kaninchenauge, hier war 
die verdinnte Kapsel stellenweise unterbrochen. 

Bei demselben Kaninchen zeigte das andere Auge eine in der Nähe des 
hinteren Pols gelegene Linsentrübung (Kernstar), welche von gesunder Liinsen- 
substanz umgeben war. 


8) Ueber die angeblichen Beweise für das Vorkommen ungleicher 
Accommodation, von Prof. C. Hess, I. Assist. an der Universitäts-Augen- 
klinik in Leipzig. 

Fick übersieht, dass die Fähigkeit, eine bestimmte Schrift zu lesen, nicht 
genaue Einstellung voraussetzt, sondern dass bis zu einem gewissen Grade in 
Zerstreuungskreisen gesehen werden kann. Ferner liefert die Skiaskopie, deren 
Fick sich bediente, nicht immer genaue Resultate, und die Fehler sind erheblich, 
wenn nicht die Macula, sondern eine periphere Partie eingestellt wird. 

Ungleiche Accommodation ist bisher auch von Fick nicht nachgewiesen 
worden. Scheer. 


Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 

2) Der aufmerksame Leser des Centralblattes (1896, S. 384, Nr. 5) wird 
leicht den Druckfehler (Januarheft, S. 19, Z. 9) verbessern: es soll heissen 
eine ophthalmologisch-physiologische Studie. 

3) In seiner interessanten Arbeit über Discission (Wiener klin. Wochenschr. 
1896, Nr. 53) hat Herr College Elschnig den folgenden Satz gesperrt gedruckt: 

„Alle (uncomplicirte) Stare älterer Individuen jenseits des 50. Lebensjahres 
lassen sich, wie dies auf der Klinik meines verehrten Lehrers, Prof. Schnabel, 
in einer genügend grossen Zahl von Fällen beobachtet wurde, leicht und ohne 
Reste zu hinterlassen, aus dem Auge entfernen, gleichgültig, ob nun die Linse 
einen deutlich sichtbaren, getrübten Kern besitzt oder nicht, ob die Corticalis 
fast unverändert oder dichter streifig getrübt ist.“ 

Am Schluss der Arbeit steht ein Literatur-Nachweis von 26 Nummern. 
Aber diejenige Nummer fehlt, die genau den gleichen Satz enthält: 

„Die menschliche Linse hat einen harten Kern gegen das 40. Jahr; und 
hart ist jeder Star, wenigstens im Kern, jenseits des 40. Jahres. Wird ein 
geräumiger Schnitt in der Hornhaut angelegt, und die Linsenkapsel ordentlich 
gespalten; so tritt bei sanftem Druck auf den Augapfel der Star aus, gleich- 
gültig, ob er halbreif, ganzreif oder überreif ist. Man schliesst das Auge für 
eine Minute und entfernt durch sanftes Reiben die Reste. Dieselben treten aus, 
ob sie getrübt oder noch klar sind. Die Sehkraft der unreif operirten Stare 
ist i. A. ganz ebenso gut wie die der reifen, die Operationserfolge natürlich 
die nämlichen; die Zahl der Nachoperationen dieselbe. 

Ich behandle seit einer Reihe von Jahren diese Frage rein praktisch. 
Ich operire bei Leuten jenseits der fünfziger Jahre, sowie das Sehen durch den 
harten Altersstar ganz erheblich beschränkt ist, so dass der Kranke keine 
rechte Freude mehr am Leben hat, bezw. erwerbsunfähig geworden; und der 
Arzt erwarten darf, durch Herausnahme der trüben Linse das Sehen ganz wesent- 
lich zu bessern: gleichgültig, ob noch ein geringerer oder grösserer Theil der 
Linse ungetrübt ist.“ 


— 63 e 


J. Hirschberg, im Centralblatt f. A. 1890, S. 210—212; vgl. Hirsch- 
berg, in Eulenburg's Realencyclopädie II, B. 14, S. 707, 1888. Vgl. ferner 
Hirschberg, Centralblatt 1892, S. 396: 

„Ich operire bei dem harten Altersstar, d.h. bei Leuten jenseits des 
50. Lebensjahres, sowie die Sehkraft durch die Linsentrübung erheblich be- 
schränkt ist.... Bannflüche der Gegner, auch aus neuester Zeit, machen keinen 
Eindruck. Auf solchen Gebieten entscheidet nur die Erfahrung.“ Ebendaselbst 
habe die Seh-Erfolge von 35 unreifen Altersstaren (unter 200 aufeinander 
folgenden Kernstar-Ausziehungen) genauer verzeichnet. 

Das Centralblatt für Augenheilkunde sollte bei jedem Literatur-Nachweis 
berücksichtigt werden. Auch ist die Sache bekannt und wird auch regelmässig 
eitirt. (Vgl. Widmark, Jahresbericht f. 1895, S. 518.) 

Ich vermisse auch in College Czermak’s Literatur-Nachweis noch: 

A. Graefe, A. f. O. XXX, 4, S 225 flg., 1884, 

Schweigger, Centralbl. f. A. 1890 (Sitzungsber. der Berliner med. Ges. 
vom 2. Juli 1890). 


4) Berichtigung: 
Im Januarheft S. 6 Z. 7 v.u. lies: Rückwärtsverschiebung der Linse 
statt: Vorrücken der Linse. — S.7 2.10 v. o. lies: am Ort der Brille 


15mm vor der Hornhaut statt: am Ort der Hornhaut. 





Bibliographie. 


1) Ueber einige Mängel bei Bestimmung hoher Myopiegrade 
und deren Beseitigung, von Dr. V. Fukala in Wien. (Wiener med. Presse. 
1896. Nr. 51 u. 52.) Der Fernpunkt ist von dem Hornhautscheitel zu messen. 
Bei höheren Graden von Myopie ist die Refraction durch Angabe der Corrections- 
linse (oder deren Brennweite f) und deren Abstand (d) vom Hornhautscheitel 
zu bestimmen. Will man daraus die Lage des Fernpunktes berechnen, so ge- 
schieht dies nach der Formel r = d — f; man kann aber auch bei verschiedener 
d die geänderte Glasnummer berechnen. Das Glas soll in einer Distanz von 
10mm (d= 10mm) gehalten werden. Von 8 D angefangen ist d stets in 
Rechnung zu bringen. Allen Berechnungen ist das Helmholtz’sche schematische 
Auge zu Grunde zu legen. Schenkl. 

2) Ueber die Discission, von Doc. Dr. Anton Elschnig in Wien. 
(Wiener klin. Wochenschrift. 1896. Nr. 53.) E. befürwortet die Vornahme der 
Discission mit dem Messer anstatt mit der Nadel; er bedient sich dabei eines 
von Schnabel angegebenen Instruments in der Form des Graefe’schen Messers, 
welches aber nur in einer Ausdehnung von ca. 8 mm an beiden Seiten geschliffen 
ist. Das Messer wird lateralwärts in der Gegend des horizontalen Durchmessers 
in das Scleralband eingestochen, parallel der Irisebene fortgeführt, und in der 
Mitte der Pupille angelangt so gestellt, dass durch Senken des Heftes die 
Kapsel von der Gegend des unteren Pupillarrandes aus gespalten wird. Für 
Discission sebr dichter Nachstare empfiehlt E. folgenden Vorgang: Das Messer 
wird in der Cornea nahe dem oberen Rande mit der Schneide senkrecht zur 
Tangente des oberen Cornealrandes durch die Cornea bis zum unteren Pupillar- 
rande vorgeführt, in die Kapsel eingestochen und dann so aufgestellt, dass die 
Moesserschneide die Kapsel in ihrer ganzen Ausdehnung in verticaler Richtung 
durchtrennt. Was die Discission als Methode zur Reifung unvollständiger Alters- 
stare anbelangt, so wurden behufs Prüfung der Methode an Schnabel's Klinik 
10 Kranke an je einem, 5 Kranke an beiden Augen der Discission unterzogen. 


e Bi ee 


Das Verhalten der einzelnen Linsen nach der Operation war ein äusserst ver- 
schiedenes, ohne dass das Alter, die Beschaffenheit der Linse und der Irisgefasse 
irgend welche Anhaltspunkte für die Erklärung der Erscheinung gegeben hätten. 
Immer traten mehr oder weniger heftige Reizerscheinungen ein, wenn durch die 
Discission merkbare Veränderungen an der Linsensubstanz erzeugt wurden. Die 
nachfolgende Extraction war in allen diesen Fällen für den Operateur schwieriger, 
für den Patienten schmerzhafter. E. verwirft die Discission als Reifungsoperation 
fir Altersstare und halt eine solche auch nicht fir nothwendig, da alle Stare 
alterer Individuen, gleichgiltig wie sich Kern und Rinde verhalten, leicht ohne 
Reste zurückzulassen aus dem Auge entfernt werden können. Sobald ein Star- 
kranker nicht mehr seiner gewohnten Beschäftigung nachzugehen vermag, kann 
zur Operation geschritten werden. Schenkl. 
3) Einen Fall von Lues hereditaria mit angeborener Keratitis 
parenchymatosa und Iridocyclitis fibrinosa bespricht Dr. N. Swoboda 
in der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 18. December 1896. 
(Wiener klin. Wochenschrift. 1896. Nr. 52.) Bei einem 14 Tage alten Find- 
ling, dessen Mutter keine Zeichen von Lues zeigt, dessen Vater gesund sein 
soll, fand sich das linke Auge normal, am rechten Auge eine parenchymatöse 
Keratitis mit fibrinöser Iridocyclitis. Aus der starken Exsudation und dem 
wechselnden Bilde, welches der Process in der Zeit der Beobachtung darbot, 
liess sich schliessen, dass ınan es mit einem floriden Processe zu thun habe, 
der höchstens in die letzten Tage des Fötallebens zurückreicht. Die Affection 
der Cornea musste dem Aussehen nach als eine secundäre Erkrankung auf- 
gefasst werden. Auffallend war es, dass trotz deutlich bestehender Abflachung 
der Cornea eine Erweichung des Bulbus nicht eingetreten war. Das Kind bot 
nebenbei Epiphysenlösung und Pseudoparalyse der Arme dar. Schenkl. 
4) Vorschlag zur Verwendung von X-(Röntgen-)Strahlen bei 
einigen Formen von Blindheit, von Dr. Emil Bock, Primararzt in Lai- 
bach. (Wiener med. Wochenschrift. 1896. Nr. 52.) DB. glaubt, dass sich bei 
Fällen von Blindheit in Folge von Hornhautnarben die X-Strahlen zum Zwecke 
verwenden liessen, um Bilder auf der noch gesunden Netzhaut zu erzeugen. 
Prof. Eder in Wien, an den er sich wendete, um über die technische Seite 
der Idee mies Klare zu kommen, erklärte es als durchführbar, X-Strahlen in 
grösserem Lichtbüschel herzustellen, und so dem Blinden mit gesunder Netzhaut 
sichtbar zu machen. Zu diesem Zwecke müssten z. B. Schriftzige auf Papier 
in undurchlässigem Material hergestellt werden. Es müsste daher in erster Reihe 
an Lithographie mit fettem Firniss, auf welchen man Metallstaub streut, Bronce, 
welche kein Aluminium und nur wenig Zinn, sondern mehr Schwermetalle ent- 
hält etc., gedacht werden. Schenkl. 
5) Ueber die Verwendung von Röntgen-Strahlen bei einigen 
Formen von Blindheit, von Dr. E. Bloch in Wien. (Wiener med. Wochen- 
schrift. 1896. Nr. 53.) Mit Bezug auf den Vorschlag Bock’s bemerkt B., dass 
um derartige Licht- und Schattenbilder einem durch Trübungen der dioptrischen 
Medien erblindeten Auge, das noch über einen gesunden lichtempfindenden 
Apparat verfügt, wahrnehmbar machen zu können, man die bei Durchleuch- 
tungsversuchen mit Röntgen-Strahlen nothwendige fluorescirende Substanz hinter 
den Sitz der Trübung, somit hinter die Cornea resp. Linse oder Glaskörper, 
und vor die Retina, d.h. in's Augeninnere selbst bringen müsste, eine Bedingung, 
die sich nicht erfüllen lässt. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Veit & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzcer & Wittic in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prot. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. Bkrarr in Paris, Prof. 
Dr. Brenpacuex in Graz, Dr. Braitey in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pu Bow-Rxymonp in Berlin, Dr. DanRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emuxrt in Bern, 
Dr. Grxssrre in Berlin, Prof. Dr. GoLpzmHER in Budapest, Dr. Gorpon NoRRIE in Kopen- 
bagen, Prof. Dr. Horsrmann in Berlin, Dr. Issıaonis in Sınyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr.Krückow in Moskau, Dr. Kurtux in Berlin, Dr. Laxpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Magnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MayNnagp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vax MILLINGEN in Constantinopel, Dr. Mor in Berlin, Prof. Dr. J. Munx« in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PxstLrzsoun in Hamburg, Doc. Dr. Pxsch£L in Turin, 
Dr. Purtscuger in Klagenfurt, Dr. M. Reıcn in Charkow, Dr. ScHe=r in Oldenburg, Prof. 
Dr. Scaenkı in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 




















: 
189. 
Inhalt: Originalmittheilungen. I. Ueber die Verminderung der Kurzsichtigkeit 
durch Beseitigung der Krystall-Linse. Von L Hirschberg. — LL Beitrag zur Kenntniss 
der Pathologie der Meibom’schen Drüsen. Von Doc. Dr. Mitvalsky in Prag. (Schluss.) — 
UL Zur Technik der Thränensack-Exstirpation. Von Dr. med. Gustaf Ahlström in 
Gothenburg (Schweden). 

Klinische Beobachtungen. I. Ein seltener Fall von Pupillarmembran, mitgetheilt 
von Dr. Max Linde. — II. Die in den Jahren 1890—95 am Calcutta Ophthalmic 
Hospital (Brigade Surg. Lt. Col. R.C. Sanders) behandelten auıbulanten Fälle. Aus 
dem Englischen von Dr. Moll. — III. Conjunctivitis blennorrhoica neonatorum com- 
plicirt mit maultipler Arthritis, von Dr. med. M. Berenstein in Lodz. 

Neue Instrumente, Medicamente etc. Zur Wirkung des Holovains, von Dr. med. R. Heinz. 

Neue Bücher. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Du röle du faciale dans la sécretion lacrymale, 
von Dr. Tribondeau. — 2) Jahresbericht für 1895 über die Augenklinik des Serafimer- 
lazareths, von Prof. J. Widmark. — 2) Zur Anatomie der Follikularentziindung der Binde- 
haut im Zusammenhang mit ihrem physiologischen Bau, von Dr. Tichou Fedorow. 

Vermischtes. Nr. 1—4. 

Bibliographie. 





März. Einundzwanzigster Jahrgang. 














I. Ueber die Verminderung der kurzsichtigkeit durch 
Beseitigung der Kıystall-Linse. 
Von J. Hirschberg. 
(Nach einem in der Februar-Sitzung 1897 der Berliner ophth. Ges. gehaltenen Vortrasr.) 
Wenn man einem Auge mit Kurzsichtigkeit von 24 D die Linse be- 
seitigt und danach eine Kurzsichtigkeit von 1,5 D gefunden hat; so beträgt 
5 


da BB. ees 


der Unterschied zwischen dem ersten oder urspriinglichen Brechzustand 
und dem zweiten oder nachfolgenden 
U = R — R, = 24 — 1,5 = 22,5 D. 

Es war ein seltsamer Irrthum vieler Fachgenossen, die Grosse U fir 
eine Constante zu halten. 

Die Grösse U ist ihrer Natur nach nothwendig eine verander- 
liche und wächst an mit der Dioptrien-Zahl des ursprünglichen Brech- 
zustandes (7,) in gesetzmässiger Weise, selbst wenn wir der Einfachheit 
halber annehmen würden, dass alle operirten stark kurzsichtigen Augen 
genau dieselben brechenden Theile besitzen, wie das mittlere Emmetropen- 
Auge; dass also die Zunahme der Kurzsichtigkeit lediglich und ganz allein 
durch Achsen-Verlängerung bedingt werde. 

Unter dieser Voraussetzung erwächst dem linsenhaltigen Auge durch 
Zunahme der Sehachse um 1 mm immer ein My.-Zuwachs von 3 D,' dem 
linsenlosen aber nur ein solcher von etwa 1,5 Dioptrien.? 








! Vgl. m. Einführung in die Augenheilkunde J, 8S. 125. Sei AB, (Fig. 1) die Sehachse 
des schematisch reducirten Eınmetropen-Auges. Dasselbe ist für parallele Strahlen- 
bündel eingerichtet und hat eine vordere Brennweite von 15, eine hintere von 20 mm. 
von A aus gerechnet. Steht der Gegenstand A C in endlicher Entfernung (AR, = q,! 
vor RB, dem vorderen Brennpunkt des reducirten Auges; so entwirft der brechende 
Apparat des letzteren ein Bild ac, das um B,a = q} hinter dem hinteren Brenn- 
punkte B, des Auges belegen ist. Fällt ac in die Netzhaut, so haben wir ein knrz- 
sichtiges Auge, dessen Sehachse Aa um B, a = g. länger ist, als Æ B,. die Schachse des 
emmetropischen redacirten Auges. 





Fig. 1. 


Pı p = Fi F, = 15 x 20 = 300. 
300 : . 
— —, Setzt man q, = 1 mm, so wird 
Fa 
Tı = 300. 
Für jede Verlängerung der Sehachse um 1 mm erwächst dem betrotfenen Auge 


eine Kurzsichtigkeit von etwa '/,,° oder 3 D. 


Pı 


: : 300 
Setzen wir g, = — Imm, so wird q} = - = 300. 


Für jede Verkürzung der Sehachse um 1 mm erwächst dem betroffenen Auge eine 
Uebersichtigkeit von 3 Dioptrien. 

? Vgl. meine Ophthalmoscopie, Evnensurg’s Realencycl., I. Aufl. § 17. 

Das der Krystall-Linse beraubte Normal-Auge hat eine vordere Brennweite 
F, = 23 mm, eine hintere 7, = 30,8 mm; es sind dies die Brennweiten der Hornhaut- 
Krümmungsfläche. Hier ist also 

F, F, = 23 x 30,8 = 708. 
In dem der Krystall-Linse beranbten Normal-Auge ist die Constante F, F, über 


Wenn die Sehachse um eine bestimmte Anzahl von Millimetern, z. B. 
um 5, verlangert ist; so bedingt dies im linsenhaltigen Auge eine Kurz- 
sichtigkeit von 5 x 3 = 15 Dioptrien; im linsenlosen aber (gegenüber dem 
Auge normaler Länge) nur eine Vermehrung der Brechkraft um 5 x 1,5 
= 7,5 Dioptrien. Je grösser also die ursprüngliche Kurzsich- 
tigkeit, desto grösser der Verlustan Wirksamkeit der Sehachsen- 
verlängerung im linsenlos gewordenen Auge, desto grösser also 
der Unterschied U. Es ist ebenso, wie wenn man heimisches Geld in 
fremdes umwechselt: je grösser die umgewechselte Summe, desto grösser 
der Verlust. 


Wir wollen dem mittleren Emmetropen-Auge eine Sehachsenlänge von 
rund 24 mm (statt genau 23,8) zusprechen; durch Beseitigung seiner Linse 
erlangt es eine Uebersichtigkeit von 10 D, wenn wir das Brillenglas im 
vorderen Brennpunkt des Hornhautsystems, d.h. 3 x 7,75 = 23,25 mm vor 
der Hornhaut, anbringen.! 


Wird das emmetropische Normal-Auge um 1 mm verlängert, also auf 
25 mm Sehachsen-Länge gebracht; so hat es eine Kurzsichtigkeit von 3 D 
gewonnen. Beseitigt man diesem Auge die Linse, so bat es H = 10 — 1,5 D 
= 8,5 D, da im linsenlosen Auge die Sehachsen-Verlangerung von 1 mm nur 
eine Brechkraft-Zunahme (H-Abnahme) von 1,5 D bewirkt. 


noch einmal so gross, als in dem schematisch reducirten Normal-Auge gefunden 
wurde. Für das der Krystall-Linse beraubte Normal-Auge wird also 


Pı Pe = 7108. Setzen wir 9 — 1 mm, so wird 
1000 _ 


pı = — 708 (mm). 05 = 14. 


Der Hypermetropie-Zuwachs von 1,4 D (also ungefähr von 1,5 D) entspricht der 
Verkürzung der Sehaxe um 1 mm. 

Setzen wir 9, = —T, so folgt g, = — 101 mm. 

In dem der Krystall-Linse beraubten Normal-Auge liegt die Netzhaut 7 mm vor 
B,., lem hinteren Brennpunkte der Hornhaut. Dieses Auge wird also durch ein im 
vorderen Brennpunkte der Hornhaut (23 mm vor derselben) stehendes Sammelglas von 
100 mm Brennweite für parallele Strahlenbündel eingerichtet. Steht das Brillenglas 
aber an der gewöhnlichen Stelle (etwa 10 mm vor der Hornhaut), so muss seine Brenn- 
weite 101 — 13 = 87 mm betragen, also 3'/, Zoll oder 11.5 Dioptrien. (Einführung I, 
S. 135.) 

1 Natürlich. in Wirklichkeit steht das Brillenglas etwa 10 mm vor der Hornhaut 
und hat darum eine Brennweite von 100 — 13 = 87 mm, oder eine Brechkraft von 
11,5 Dioptrien. 

Aber für die schwachen Brillengläser, die nach Beseitigung der übermässigen 
Kurzsichtigkeit für die Fernsicht nöthig werden, wie + 2 D oder — 3 D, kommt ein 
Brennweiten-Unterschied von 13 mm nicht in Betracht. 

(13: 500 = 21/, %,. 13: 300 = 41/3 Jo! Grössere Genauigkeit als bis anf 5°, braucht 
man auf diesem Gebiet nicht anzustreben. Vgl. Einfiihrung I, S. 98.) 


ae 


eg, dE a 


Wir gewinnen also, nach meiner Art einfach! und annähernd zu 
rechnen, die folgende Uebersichts-Tafel: 














Sehachsen- Brechzustand des | Brechzustand des | Unterschied 
Länge, linsenbaltigen Auges, linsenlosen Auges, | zwischen JE, und &,, 

S. RK. R U. 

24 | E | H10 D | 10 D 
25 | M 3D H 85D 11,5 D 
26 | M 6D | H7 D 13 D 
27 | M 9D H 5,5D 14.5 D 
28 M 12D H 4 D 16 D 
29 | M 15 D H 25D 17,5 D 
30 M 18 D H 10D 19 D 
31 M 21D fast E 21 D 
32 M 24D M 1,5D 22,5 D 
33 M27D M3 D au D 
34 M 30 D M 


4,5 D | 25,5 D 


| 


Man erkennt das einfache Gesetz, das schon aus dem Vordersatz folgte: 
U, = ( 10 + 23 ) D; 


d.h. für ein Auge mit My. von zDioptrien wird der durch Beseitigung der 
Krystall-Linse erzielte Unterschied gleich der Summe aus dem Unterschied 
für das normale Emmetropen-Auge (U, = 10 D) und aus der Hälfte der 
ursprünglichen Dioptrien-Zahl der Kurzsichtigkeit des Falles. 


Beispiel: Für M 20D wird U,=10+ 5 =20 D. Ein Auge mit 


M = 20 D wird durch Beseitigung der Krystall-Linse nahezu emmetropisch. 

Noch wichtiger ist es, vorher im Kopf Æ, zu berechnen, d. h. den 
zweiten Brechzustand, der nach Beseitigung der Linse zurūckbleibt. Man 
findet A.) für ein Auge mit M von z D, indem man von dem A, des emme- 
tropischen Normal-Auges (d. h. von H 10 D) die halbe Dioptrien-Zahl der 


Kurzsichtigkeit des operirten Auges Ge abzieht. 


Mz 
Rye) = (+10— “)* )D. 
Beispiel: Für M 20 D wird R, = +10- ®? =0= £. 
Diese annähernde Berechnung stimmmt genügend mit der 
Erfahrung überein. 


! Und umständlich und verzwickt zu rechnen, lasse ieh mich von Niemand 
zwiugen. Die Mathematik ist zur Vereinfachung der Darstellung erfunden. Die so- 
genannten Gesetze unmathematischer Köpfe beseitigt man amı einfachsten, indem man 
sie unbeachtet lässt. 


Meine acht Operationen zur Verringerung der Kurzsichtigkeit ergaben 
mir die folgenden Zahlen: 





































Na? Lebensalter, R, R, Sehkraft 
Jahre 'vor der Operation'nach 4. Operation 

1 1 M15 D H2 D Ye d 

2 8 M 16 D H3 D TA 1, 

3 18 M 16 D H2 D | 1, 5, bis SL 

4 22 M 18 D | fast E | ‘eg IL (alte Horn- 
| hautflecke) 

5 28 M20D | fast E H. d 

6 29 M20D | fastE ` tia 1), 2) 

1 20 van (Maan | Y 5, bis 5, 

s | 39 ; M2D | M8 D "he S bis 2], 


Die Uebereinstimmung der Beobachtung mit der Berechnung ist so 
gross, dass ınan der Tieflage oder Besonderheit (z. B. mehr kugeligen Be- 
schaffenheit) der Linse, ja der Besonderheit des ganzen brechenden Appa- 
rates, gegenüber der Sehachsen-Verlängerung des so hochgradig kurzsichtigen 
Auges, nur geringen Wertb beimessen kann. Doch bin ich weit entfernt, 
die Wirkung der Tieflage der Linse, wie sie College Schön berechnet: hat, 
wenn sie vorkommt, in Zweifel zu ziehen. Ebenso müssen starke Ab- 
weichungen des Hornhaut-Krümmungshalbmessers von dem Mittelwerthe 
(7,7 mm) sich geltend machen. 

Als praktisches Ergebniss kann man das folgende merken: 

Kurzsichtigkeit von 18 bis 20 D wird durch Beseitigung der Linse 
nahezu in Emmetropie übergeführt. Bei Kurzsichtigkeit von 15—16 D 
hat man später leichte Uebersichtigkeit, etwa von 2D, zu erwarten.” Bei 
‘Kurzsichtigkeit von 23—25 D bleibt hingegen mässige Kurzsichtigkeit (von 
etwa 2—3 D) zurück; bei Kurzsichtigkeit von 30 D bleibt eine mittlere 
Kurzsichtigkeit von etwa 5 D zurück. 

Dies genügt vollkommen. Vollständigste Genauigkeit lässt sich ja 
auch bei der Gläserprobe überhaupt nicht erzielen, zumal diese Kranken 
nach der Natur ihrer Augen nicht ganz normale Sehkraft besitzen und bei 
vielfach wiederholter Prüfung keineswegs immer genau dieselben Angaben 


! Sie sind nach dem Grade der Kurzsichtigkeit, nicht nach der zeitlichen Auf- 
einanderfolge geordnet. 

? Später Netzhaut-Ablösung. 

® Kurzsichtigkeit von 10 D soll man nicht operiren, einmal weil hier Gläser von 
6 (allenfalls 8) D noch Einiges leisten, sodann weil die zurückbleibende Uebersichtigkeit 
(von 5D) zu stark ist. Wer es doch gethan, hat es wieder aufgegeben. Herr College 
Coun will in Zukunft alle Fälle von Kurzsichtigkeit, die stärker als 10 D sind, operativ 
behandeln. Ich glaube, er wird diese weite Indication wieder einschränken. (Vgl. 
30 Jahre augenärztlicher und akademischer Lehrthätigkeit von Prof. H. Comn, Breslau 
1897, S. 31.) 


— 70 — 


machen, weder vor noch nach der Operation, und namentlich nicht in 
der ersten Zeit nach Heilung der Operation. 

Ich hätte meine einfache Rechnung gewiss für mich behalten, wenn 
nicht in der Literatur immer noch bedeutende Unklarheit herrschte, so 
dass man-sogar von einem Mittelwerth! der Grösse U spricht, den es 
gar nicht giebt und nicht geben kann; und wenn nicht die grindlicheren 
Erörterungen des Herrn Collegen Schön im Januarheft dieses Centralblattes 
bei einer sehr grossen Zahl von Fachgenossen leider unberücksichtigt blieben. 

Die oben gewählte Darstellung prägt sich leicht dem Gedächtniss ein 
und kann sogar in die Lehrbücher aufgenommen werden. Uebrigens will 
ich noch ausdrücklich hervorheben, dass eine Rechnung, die fast so selbst- 
verständlich ist, wie das Einmaleins, denjenigen Fachgenossen, die rechnen 
können, längst geläufig gewesen. Ich nenne nur Herrn Dr. OsTWALT, 
der fast die gleiche Formel veröffentlicht hat,? und Herrn Dr. EPERON, 
welcher in einer ausgezeichneten Arbeit (Arch. d’opht. 1895, S. 750—763) 
die genügende Uebereinstimmung der von ihm berechneten und der bisher 
beobachteten Zahlen nachgewiesen und mit Recht der Sehachsen-Verlängerung 
die Hauptrolle in der Erzeugung der starken Kurzsichtigkeit zuertheilt hat. 
Nur zur Kopfrechnung ist seine Furmel nicht so ganz bequem. 


Im Anschluss an meine Rechnung wird man vielleicht einige klinische 
Beobachtungen über die operative Beseitigung der Kurzsichtigkeit von mir 
erwarten, vor allem eine Rechtfertigung der Thatsache, dass ich bisher erst 
acht* Operationen der Art ausgeführt, während ich bei meiner Krankenzahl 
mit Leichtigkeit 80 oder 100 hätte ausführen können. 





! Beschränkt man die Frage auf die praktischen Grenzen der wirklichen Opera- 
tionen zwischen My 15 und My 30 D, so würde ja allerdings ein Mittelwerth U, von 
21 D sich ergeben: die Abweichungen (+ 4 U) würden aber 4D oder bis zu 
+ 25°, des in Betracht kommenden Mittelwerthes betragen. 

"GDL f. A. 1895, S. 388: „Annähernd lässt sich die Refraction des myopischen 
Auges für den Fall der Apbakie vorhersagen, indem man die Dioptrienzahl des Correc- 
tionsglases des kurzsichtigen Auges durch 2 dividirt und den erhaltenen Werth von 
11 D Hyp., d. h. von der Refraction des aphakisch gemachten Emmetropen-Auges, abzieht.“ 


R 8 . eg ` «4 
3 _' ist ds, die Sehachsenverlangcrung; 24 + A ist s, die Sehachsenlänge des 
3 gerung 3 


kurzsichtigen Auges; SE bedeutet die Zahl von Dioptricn, die dieses Auge nach 


Entfernung der Linse brauchen würde, um zur E corrigirt zu werden; De = 32,5 D 


ist die Zahl von Dioptrien, über die es, wegen der Hornhaut-Brechung, wirklich verfügt. 
4 Bezw. zehn. Zwei Fälle sind noch in Behandlung. 
® Auch einige andre Fachgenossen sind nuch sehr zurückhaltend. Prof. Panas 
(Arch. d’opht., Febr. 1897) spricht von zwei Operationen an einem Fall. Auch Prof. 
Fucas findet nur wenig Fälle zur Operation geeignet, 


st “TY. * es 


Nun, ich gehöre nicht zu denen, die, wie Herr College Conn, der Ueber- 
zeugung sind, dass zu den grossen Wohlthätern der Augen der Menschheit, 
zu HELMHOLTZ, ZU ALBRECHT VON GRAEFE, ebenbirtig VINCENZ FUKALA 
sich gesellt. Solche Uebertreibungen schaden dem guten Kern der 
Sache, den ich völlig anerkenne, den thatsächlichen Verdiensten 
Fukaua’s, die ich hochschätze. Ich vermag nicht, mit mehreren aus- 
gezeichneten Fachgenossen, die Operation der Kurzsichtigkeit fast über 
die des grauen und des grünen Stares zu setzen. Durch die letztgenannten 
beiden Operationen wird wenigstens in meiner Thätigkeit mehr geleistet, 
als durch die Operation gegen Kurzsichtigkeit. 


Mir war auch die Sache nicht so neu; denn, ganz abgesehen von 
den Erwähnungen in der Literatur, hatte ich schon lange vorher thatsäch- 
lich operirte Fälle gesehen, die übrigens keineswegs immer sehr beglückend 
für die Kranken ausgelaufen waren. Mir waren dann später, als FUKALA 
in höchst verdienstvoller Weise das Misstrauen gegen die Operation nieder- 
gekämpft, die Ergebnisse zu schlecht. 


Die Ergebnisse der Operation sehender Augen an jugendlichen Indi- 
viduen waren schlechter, als die der Operation star-blinder Augen bei 
Greisen. Mehrere Infectionen wurden veröffentlicht. Wie viele 
verschwiegen sind, entzieht sich der Beurtheilung. Doch sind sie den 
besten Operateuren vorgekommen. Der Ausspruch des Herrn Kollegen 
Conan, dass Vereiterung des Auges dabei ganz ausgeschlossen sei, ist ganz ge- 
wiss unrichtig. Aber gerade diese Gefahr fürchte ich selber am wenigsten. 
Ich habe über 200 Schichtstare operirt, wo das Verfahren ja das gleiche 
ist wie bei der Operation gegen Kurzsichtigkeit, und niemals dabei ein 
Auge verloren, überhaupt nie eine Wundinfection dabei erlebt, auch nicht 
in früheren Zeiten, als unsre Wundbehandlung leider noch recht mangel- 
haft gewesen. 


Schlimmer ist für mich die Gefahr nachträglicher Netzhautablösung. 
Ein so vorzüglicher und vorsichtiger Operateur, wie SATTLER, fand sie in 
4 von 65 Fällen, das sind fast 7°/,. Und dies ist nur eine untere Grenze, 
da unsre Beobachtungsdauer noch so kurz ist. Ich weiss auch, dass andre 
vorziigliche Operateure die Netzhautablésung in 10°/, ihrer Operationen 
beobachten. Das ist die Verlust-Ziffer des Lappenschnitts an der Wende 
unsres Jahrhunderts gewesen! 


Ich habe zahlreiche höchst kurzsichtige Augen am Star operirt (mit- 
unter bei nur geringer Trübung, hauptsächlich der hinteren Scheitel-Gegend, 
wobei ja die Gebrauchsfähigkeit des Auges aufgehoben ist,) und niemals 
eine Netzhautablösung danach gesehen. Darum hängt, nach meiner An- 
sicht, die Netzhautablösung von der unrichtigen Operations-Methode 
ab, die man gegen Kurzsichtigkeit anwendet, hauptsächlich vun den zahl- 
reichen Discissionen bis in den Glaskörper hinein. Denn die 


— R2 — 


Meinung, dass die Netzhaut-Ablösung nach der Operation gegen Kurzsichtig- 
keit in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Operation 
stehe, oder dass gar in einigen wegen Kurzsichtigkeit operirten Augen trotz 
der Operation Netzhaut-Ablösung eingetreten sei, ist zu wenig wissenschaft- 
lich und praktisch, um ernsthaft erörtert zu werden. Was so im An- 
schluss an unsre Operationen eintritt, müssen wir als Folge derselben 
betrachten: nur dann können wir es vermeiden lernen. 

Ich habe zur Operation bisher nur solche Fälle ausgewählt, die einer- 
seits ohne Operation völlig hilflos waren, z. B. Kinder, die nicht allein 
zur Schule zu gehen im Stande waren, eine Lelrerin, die nicht ihr Brot 
verdienen konnte, einen Arzt, der seimen Beruf nicht auszufüllen vermochte, 
Menschen, die wegen der tbertriebenen Kurzsichtigkeit keinen Genuss vom 
Leben hatten; und die andrerseits mir die Bürgschaft boten, dass ich in 
sie bis zur Ausheilung vullständig unter Obhut haben konnte. Ambulante 
Behandlung scheint mir verwerflich, auch wenn der Versuch in einigen 
Fällen nicht misslungen ist. 

Auch das begeisterte Entzücken Iyrischer Kranken über die gelungene 
Heilung, das ja auch mir mündlich wie schriftlich dargebracht worden, hat 
meine Sorge für die folgenden Fälle nicht zu vermindern vermocht. Ich 
bin erst jetzt zu einer etwas reichlicheren Anwendung der Operation 
gegen Kurzsichtigkeit entschlossen, nachdem ich das Verfahren verein- 
facht und dadurch, wie ich glaube, verbessert habe. 

Immer suche ich die runde Pupille zu erhalten und bei Kindern 
mit einer, bei Erwachsenen mit zwei Operationen auszukommen. 
Bei Kindern mache ich nach Erweiterung der Pupille eine mittlere 
Einschneidung der Kapsel und der oberflächlichen Linsenschichten. 
Unter mässiger Anwendung von Atropin tritt binnen 2—3 Monaten 
völlige Auflösung der Linse ein. Vom Schichtstar her war mir dieses 
Verfahren geläufig. Eine zu kleine Discission macht eher Reizung, ohne 
zu völliger Auflösung zu führen. Tritt aber trotzlem stärkere Quellung 
und Drucksteigerung ein, so muss natürlich die Linsenmasse durch einen 
Lanzenschnitt entfernt werden. 

Bei Erwachsenen mache ich eine Discission! und 4—5 Tage danach, 
ehe es zur Drucksteigerung gekommen, einen Hornhautlappenschnitt, aus 
dem die Linse bequem und vollständig austritt. 

Macht man bei Erwachsenen nur den gemeinhin vorgeschriebenen 
Laanzenschnitt, so bleiben leicht stärkere Linsenreste zurück; zerschneidet 
man dieselben, so kann es zu neuer Quellung und höchst lästiger Druck- 
steigerung kummen, die fortgesetzten Gebrauch vun Physostigmin, ja selbst 


! Man kann bei Erwachsenen auch olıne Discission den Lappenschnitt machen. 
Das habe ich an Weser’s Kranken geschen. Das ist mir auch vom Schichtstar ber 
geläufig. 


— 3 — 


die Iridectomie erheischt!: denn das erneute Herauslassen der Linsenreste 
würde jetzt, wo schon eine Discission bis in den Glaskérper gemacht war, 
die Gefahr des Glaskörpervorfalls bedingen, der bei diesen Augen durchaus 
vermieden werden muss. Ich selber habe bei meinen Operationen gegen 
Kurzsichtigkeit Glaskörper nicht zu sehen bekommen, aber doch einmal leider 
nachträgliche Netzhaut-Ablösung erlebt, in einem Falle, wo eben vier Opera- 
tionen zu machen waren. Ich habe auch durch genauere Untersuchung 
einiger von Andern operirten Kranken mich überzeugt, dass Netzhaut- 
Ablösung nicht blos, wie bekannt, durch Glaskörper-Vorfall, sondern auch 
durch zu zahlreich gehäufte Discissionen in den Grlaskörper hinein er- 
folgen kann. 


II. Beitrag zur Kenntniss der Pathologie der 
Meibom’schen Driisen. 
Von Doc. Dr. Mitvalsky in Prag.- 
(Schluss. ) 


II. Ueber Tarsitis necroticans. 


Den durch Eiterung in den Mrrsom’schen Driisen und deren directer 
Umgebung bedingten circumscripten Abscessbildungen, Hordeola interna 
seu Meibomiana genannt, stehen zur Seite Fälle, wo die acute Ent- 
zündung in den MreıBom’schen Drüsen und deren Umgebung 
sich zu einer mehr oder weniger ausgedehnten Nekrose des be- 
nachbarten Tarsusgewebes steigert und zur Ausscheidung des 
vom übrigen Tarsus durch Eiterproduction abgesonderten, mehr 
oder weniger festen Tarsussequesters durch einen Conjunctival- 
defect führt. Wohl bewirkt ja schon auch ein grösseres Hordeolum eine 
circumscripte Auflösung des die betreffende Partie der eitrig entzündeten 
Drüse direct umgebenden Tarsus, und wir finden nach der eventuellen 
Eiterentleerung eine circumscripte Höhle im Tarsusgewebe; bei dem von 
uns hier des Näheren zu schildernden Krankheitsbilde wird jedoch ein mehr 
oder weniger umfangreiches Stück von Tarsusgewebe, welches als solches 
makroskopisch oder nur mikroskopisch ganz gut zu erkennen ist, je nach- 





! Dasselbe hat auch MooreEn beobachtet. (Die medicinische und operative Be- 
handlung der Kurzsichtisskeits-Störungen, 1894, S. 75.) — Ebenso ScuuEicH. Vergl. 
B. Kayser, Ueber die operative Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit: Bei 
einer 25jähr. wurde nach der Myopie-Operation durch Glaucom S von Y, vermindert 
anf "o Dass die Operation „absolut gefahrlos“ sei (Vossıus), ist nicht 
richtig. Es sind Schädigungen der Sehkraft vorgekommen durch Infection, Netz- 
hautablösung, Drucksteigerung, Netzhautblutung. 


— T4 z 


dem es vom Eiter mehr oder weniger erweicht erscheint, sequesterartig 
abgestossen. , 

Ich will hier einige typische Fälle dieser Erkrankung des Naheren 
mittheilen: 

L Fall. — Ein 19jähriger Bursche kam zu mir Ende Januar 1893 
mit der Angabe, dass bei ihm seit 3 Tagen stechende Schmerzen im rechten 
Auge und Anschwellen des Auges bestehen. 

Aeusserlich sieht man acutes entzündliches Oedem der Haut des Ober- 
lides, wie bei einer circumscripten phlegmunösen Entzündung des Unter- 
hautzellgewebes; das Lid ist ptotisch. Nach der sehr schmerzhaften Eversion 
finden wir die Tarsalbindehaut in toto acut entzündet, den Tarsus darunter 
verdickt. Im inneren Drittel desselben sehen wir phlegmonös-nekrotische 
Veränderungen, die oberhall» der hinteren Lidlefze anfangen und hinauf 
zum Fornix und etwas nach aussen sich hinziehen. Unweit vom Lidrande 
sehen wir nämlich die verdünnte Bindehaut durch eiterähnliche Massen 
emporgehuben, etwa 2mm oberhalb des Lidrandes ist ein mehr als hanf- 
kurngrosser, die ganze Bindehautdicke einnehmender acuter Bindehautdefect 
zu sehen, wodurch nekrotische, eiterdurchtränkte, schmutzig weisse Tarsus- 
massen in den Bindehautsack hineinragen. Eine Partie dieser Massen kann 
bei angewendetem leisen Druck leicht entfernt werden, während das Gros 
des nekrotischen Gewebes noch überall fest anhaftet und auch einer Pincette 
Resistenz bietet. Gegen den oberen Tarsusrand zu ist über den nekrotischen 
Tarsusmassen noch die Bindehaut erhalten. 

Am folgenden Tage aber ist bereits iu der ganzen Tarsushöhe die 
Bindehaut über den nekrotischen Massen abgestorben und wir finden einen 
in der Nähe des Lidrandes anfangenden und in der Fornixgegend endigenden, 
sinuösen Bindehautdefect, durch den meistens noch zusammenhängende 
nekrotische Tarsusmassen in den Bindehautsack hineinragen. Die eiterdurch- 
tränkten Massen lassen sich nun leicht mit einer Pincette aus ihrem Lager 
herausheben und lassen einen die ganze Tarsushöhe und Tarsusdicke ein- 
nehmenden blutenden, sinudsen Defect zum Vorschein kommen, wodurch 
das innere Tarsusviertel von der übrigen Tarsusplatte vollständig getrennt 
wird. Der Defect heilt durch eine entsprechende, etwas eingezogene Narbe 
in wenigen Tagen. 

Die in toto extrahirten nekrotischen Tarsusmassen sind etwa 6—7 mm 
lang, etwa 2 mm breit, eiterdurchtränkt, aber doch härtlich anzufühlen. Ich 
cunservirte dieselben in Alkohol und zerlegte sie dann in mikroskopische 
Längsschnitte behufs bistologischer und bacteriologischer Untersuchung, wo- 
bei dieselben «den folgenden Befund an den Tag gelegt haben: 

Bei der histologischen Untersuchung mit schwachen Systemen (Zeiss, 
Obj. 16mm) finden wir das Bild eines geschwollenen, eitrig entzündeten 
und zerfallenden Tarsus vor. Das dem Lidrande nahe Ende desselben ist 
plump, breit, abgerundet, währenddem das in die Fascia tarsourbitalis über- 


Ze. "FB: ae 


gehende Ende sich schmächtiger und schmäler gestaltet. Im Ganzen prä- 
valirt überall die eitrige Infiltration mit gut erhaltenen oder zerfallenden 
Eiterzellen; gegen das obere Tarsusende zu nimmt aber die Zahl der Fiter- 
zellen beträchtlich ab, während daselbst die fibrilläre Structur der fibrösen 
Fascie mehr in den Vordergrund tritt. In den unteren zwei Dritteln der 
mikroskopischen Piece sind verschieden grosse, runde, ovale oder auch 
anders gestaltete sinuöse Räume zu sehen, mit deren Form und Gruppirung 
man sich nicht lange zu beschäftigen braucht, um zu erkennen, dass es sich 
um nun leere Räume der Acini und der Ausführungsgänge der MEıBoM’- 
schen Drüsen handelt (s. Fig.). Die Räume sind meistens leer, stellenweise 
nur findet man darin ein eitrig 
zerfallenes, nekrotisirendes Exsu- 
dat nebst vermuthlichen Mikroben- 
massen enthalten. Selten kommt 
es nur vor, dass darin noch als 
sulche kenntliche Reste der Mer- 
BoM’schen Drüsenzellen enthalten 
seien (Fig. a). Die fibrösen Wände 
dieser Räume sind von dem eitri- 
gen Process in verschiedenem 
Grade arrodirt. 

Bei genauer Orientirung über 
die ganze Fläche des Präparates 
belehren wir uns darüber, dass 
in den unteren zwei Tarsusdritt- 
theilen die Peripherie des Se- 
questers bei weitem reichlichere 
Lagen von Eiterzellen aufweist, 
als dessen mittlere Schicht, die den fibrillären Charakter der Tarsusstructur 
prävalirend zum Vorschein kommen lässt. 

Mit stärkeren Systemen (Zrıss, Obj. 4mm) erkennen wir auch in der 
eiterzellenreichen Zone der Sequesterperipherie eine feine fibroradiäre Structur 
(Fig. 5), zwischen deren dichten Fäserchen : dichtgedrängte Zellengruppen 
eingeschaltet sind, deren Gros sichtlich durch Vervielfältigung loco entstanden 
sind und ein typisches Bild einer productiv-eitrigen Entzündung eines fibrösen 
Knorpels darstellen; die Kerne dieser Zellen sind klein, aber gleichmässig 
gross. Dazwischen sind jedoch auch zahlreiche sich zerbröckelnde, und ab- 
gestorbene, nur nach ihrem Detritus erkennbare Eiterzellen vorhanden. 

Die centralen Partien des Tarsussequesters sind schlecht gefärbt, meist 
abgestorben und von reichlichem eitrigen Detritus durchsetzt. Die in die 
Fascia tarsoorbitalis sich furtsetzenden oberen Sequesterpartien sind diffus 
gefärbt und weisen in ihren interfibrillären Räumen nur 'spärliche Eiter- 
zellen auf. 





Sug, URE nek 


Die Raume der Acini und der Ausfihrungsgiinge der Mrrom’schen 
Driisen sind meist leer, theilweise nur von mit Mikroben strotzendem eitrigen 
Detritus ausgefüllt, in dem man stellenweise noch die Ueberreste der Mkı- 
Bom’schen Drisenzellen mehr oder weniger deutlich zu erkennen vermag 
(Fig. a). Die Kerne der Drüsenzellen sind meistens unkenntlich, höchstens 
nur an ihren quasi mumificirten Contouren erkennbar; die seltenen noch 
färbbaren Zellenkerne zeigen eine äusserst blasse Färbung und legen an 
den Tag unregelmässige, geschrumpfte Formen. An den betreffenden Acinis 
bemerkt man, dass die Drüsenzellen dem nekrotischen Zerfall direct, das 
heisst ohne vorher das Stadium der Pullulation und Bildung von massen- 
haften Eiterzellen durchzumachen, verfallen. Ganz gut erhaltene Acini findet 
man aber nirgends. 

Die Wände der früheren Drüsenräume sind meistens von Detritus- 
massen, vermischt mit ungeheurer Menge von Mikroben, austapeziert (Fig. c), 
und die Mikrobenhaufen drängen sich durch dieselben überall hin in die 
Umgebung, wo sie in grossen Massen gedeihen. Auch zwischen den fibrösen 
Lagen des oberen Tarsusdrittels findet man beträchtliche Mikrobenschichten. 

Schon mit den stärkeren Trockensystemen (von Zeiss), noch besser aber 
mit den Immersionssystemen, überzeugen wir uns bezüglich der Diagnose 
der Mikrobenspecies, dass wir es mit der Gattung des Staphylococcus pyo- 
genes zu thun haben, von dem Durchmesser 0,3 bis 0,4. Die grössten 
Mengen desselben kommen in den Räumen der Mersom’schen Drüsen und 
in dem an dieselben angrenzenden Tarsusgewebe vor. 

Il. Fall. — Ein 18jähriges Mädchen kommt zu mir mit der Klage, 
dass ihr das rechte Auge seit mehr als 2 Tagen erheblich schmerzt und 
entzündet ist. 

Das rechte Oberlid war angeschwollen, seine Haut ödematös und ge- 
röthet. Nach der Eversion desselben sieht man die Tarsusbindehaut acut 
entzündet, genau in ihrer Mitte dann zwei hanfkorngrosse, weissgebliche 
Stellen, über denen die Bindehaut entsprechend grosse Defecte aufweist. 
Die beiden weissgelblichen Nester stossen beinahe an einander, sind über- 
einander situirt, und die zwischen denselben übrig gebliebene rothe Binde- 
hautbrücke ist äusserst dünn, abgehoben und lässt sich sehr leicht zerreissen, 
worauf es erst ersichtlich wird, dass wir es am Grunde des sinuösen, acuten 
Bindehautdefectes mit einer partiellen Tarsusnekrose zu thun haben. Das 
nekrotische Tarsusstück ist knorpelhart, lässt sich leicht mit einer kleinen 
Pincette fassen und aus seiner Nische herausheben. Es präsentirt sich 
dann als ein harter, solider, walzenförmiger Körper von 5—6 mm Länge, 
1—1,5 mm Breite, der nur sehr wenig von Eiter durchtränkt zu sein scheint. 

Das untere Ende des Tarsussequesters war etwa 3mın vom freien Lid- 
rande entfernt; das obere Ende reichte beinahe bis zum oberen Tarsusrande. 
Die Ausführungsgänge der MxıBom’schen Drüsen schienen keine Verände- 
rungen aufzuweisen. Heilung in einigen Tagen mit eingezugener Narbe. 


zu, Mn ce 


Der Tarsussequester wurde in Alkohol conservirt und dann in Längs- 
schnitte behufs mikroskopischer und bacteriologischer Untersuchung zerlegt. 

Wir finden das Bild eines eitrig-nekrotisch entzündeten fibrösen Knor- 
pels. Wir sehen die Gewebsfibrillen des Knorpels auseinander gedrängt 
und dazwischen die fixen Gewebs- oder Knorpelzellen zu grösseren Zellen- 
conglomeraten proliferirt; dazwischen dann reiche Eiterzellen und deren 
Zerfallsproducte. Das System der Mersom’schen Drüsen wurde in unseren 
Präparaten nicht so günstig in Schnitten getroffen, wie es in der ersten 
Beobachtung der Fall war, immerhin finden wir aber vereinzelte Acini- 
querschnitte, die meistens leer, theilweise mit Eiterzellendetritus und Mi- 
krobenschichten erfüllt sich vorzeigen. Aeusserst selten nur sind Acini 
vorzufinden, wo die Drüsenzellen, als solche, noch zu erkennen sind; die 
Kerne der Drüsenzellen sind sehr schlecht gefärbt, die Zellen mehr nur an 
ihrer Aneinanderfügung als solche zu erkennen. Auch hier findet man eine 
periphere, an Eiterzellen und proliferirenden Knorpelzellen reiche Zone vor, 
währenddem die mittleren Sequesterpartien wieder mehr fibröse Beschaffen- 
heit vorzeigen. 

Die Mikroben sind in dem Sequester mehr diffus zerstreut und kommen 
nicht in so excessiver Exuberation vor, wie es bei unserer ersten Beobachtung 
der Fall war. — Mit starken Systemen erkennt man in denselben leicht 
pyogene Staphylokokken von 0,3—0,4 u Grössendurchmesser. 

UI. Fall. — Ein 24 Jahre altes Fräulein hat seit 5 Tagen das rechte 
Auge entzündet und leidet dabei an bedeutenden Schmerzen. 

Das rechte Oberlid hängt ptotisch herab, die Lidhaut ist stark ödematös, 
sehr roth. Einige der Mündungen der MrıBom’schen Drüsen der Lidrand- 
mitte verklebt, eitrig durchschimmernd. 

Nach der sehr schmerzhaften Eversivn sieht man in der Tarsalbinde- 
haut, 2mm oberhalb des freien Lidrandes, ein acutes, mehr als hanfkorr- 
grosses Geschwür, durch welches zusammenhängende, nekrotische, schmutzig- 
weisse Tarsusmassen hervorragen, die sich durch Druck von den normalen 
Tarsuspartien in continuo losmachen und einen bis zur Muskelschicht des 
Lides reichenden Defect hinterlassen. 

In wenigen Tagen kommt die Dame mit analoger Affection im inneren 
Drittel desselben Tarsus, die aber gegenwärtig die ganze Tarsushöhe ein- 
nimmt. Der Bindehautdefect nimmt ebenfalls beinahe die ganze Tarsushohe 
ein und der durch denselben nach aussen beförderte Tarsussequester ist 
weissgelblich, von Eiter aufgeweicht, aber continuirlich; er ist 6mm lang, 
1,5 mm breit. Heilung in einigen Tagen durch Narbe. 

Bei der histologischen Untersuchung der gehärteten Piecen fanden wir 
einen ganz analogen Befund wie in den zwei vorigen Fällen. Die peripheren 
Partien der nekrotischen Masse zeigen wieder das Bild einer typischen eitrig- 
productiven Entzündung eines fibrösen Knorpels, und in der Peripherie des 
Sequesters sind die Gruppen der neuformirten Zellen wieder von palissaden- 


eg, ` DEE: ëss 


artig geordneten feinen Fibrillen durchwirkt, währenddem die mittleren 
Sequesterschichten abgestorbenes fibröses Gewebe, durchdrungen von Eiter- 
körperchen, Zellendetritus und Mikroorganismen vorzeigen. In den ver- 
schiedenartig gestalteten Räumen der MrıBom’schen Drüsen zahlreicher 
Detritus und Mikroben. 

Die Mikroben stellen sich wieder dar als pyogene Staphylokokken. 


Epikrise. 

Aus dem klinisch und anatomisch des Näheren geschilderten Krank- 
heitshilde ist es zu ersehen, dass wir es hier mit einem Processe zu thun 
haben, dessen Genesis derjenigen eines Hordeolum internum ganz analog 
ist. In beiden Processen handelt es sich um acute Entzündungen zuerst 
der Mrıpom’schen Drüsen, verursacht durch die in denselben vor sich 
gehenden chemischen oder bacteriologischen Processe, und um die Ent- 
zündung des den Krankheitsherd direct umgebenden Tarsus. Nun endigt 
der pathologische Process in einem Hordeolumfalle mit der Bildung eines 
circumscripten Abscesses, der eine Partie der Wande der Mrrpom’schen 
Drüsen und des benachbarten Tarsus vernichtet, wahrend es in einem den 
eben mitgetheilten Fällen analogen Falle zu einer turbulent vor sich gehenden 
Nekrose einer ausgedehnteren Tarsuspartie kommt, die im Laufe einiger 
Tage auf dem Wege der demarkirenden Eiterung von dem benachbarten 
gesunden Tarsus getrennt und durch die inzwischen vereiterte Conjunctival- 
decke ausgeschieden wird. 

Aprioristisch schon ist es wahrscheinlich, dass die Ausdehnung der 
Tarsusnekrose von dem Verlauf der Mrersom’schen Drüsen influencirt wird, 
und unsere Erfabrungen belehren uns auch in der That, dass die Tarsus- 
sequester im Grossen und Ganzen einen den MrıBom’schen Drüsen parallelen 
Verlauf einnehmen. 

Die Ausdehnung der Tarsusnekrose varürt. Manchmal handelt es sich 
nur um kleine Tarsusstiickchen, die auf dem Wege der Nekrose eliminirt 
werden; ein anderes Mal werden jedoch Tarsusstücke aus der ganzen Tarsus- 
hohe, vom Lidrande bis zum fornicalen Ende des Tarsus eliminirt. Die 
Breite der Sequester scheint zwei Meıgom’sche Drüsen nicht zu überschreiten. 

Die Consistenz der Sequester ist nicht gleich und hängt hauptsächlich 
von der Dauer des Processes ab. Die in kurzer Zeit ausgeschiedenen Se- 
quester sind hart, knorpelartig, wogegen die längere Zeit haften gebliebenen 
Sequester einer Erweichung und einer partiellen Auflösung verfallen. Bei 
ausgedehnteren Tarsusnekrosen sind es meistens erhaltene Bindehautbrücken. 
die deren Elimination erschweren. 

Was den Bindehautdefeet anbelangt, so resultirt derselbe meistens aus 
eitriger Auflösung der benachbarten Tarsalbindehaut. Ueber der ganzen 
Ausdehnung des Sequesters finden wir die Bindehaut nur in den letzten 
Stadien der Erkrankung defect; meistens finden wir zuerst mehrere, kleinere 


= J en 


sinuöse Bindehautdefecte, die entlang des Sequesters vorzufinden sind und 
erst später zusammenfliessen. 

Die Zartheit der Tarsalbindehaut macht es wohl begreiflich, dass ein 
Tarsussequester nie Gelegenheit findet, sich subcutan auszuscheiden. 

Was die Pathogenese des Processes anbelangt, so handelt es sich um 
die Folgen der localen Wirkung der in die Meısom’schen Drüsen gelangten 
pyogenen Staphylokokken, ebenso wie es in den meisten Fällen der Hordeolen 
der Fall sein dürfte, nur führen dieselben bei einfachen Hordeolis nur zu 
einer circumscripten Abscessbildung, während sie hier zur Abtödtung einer 
Tarsuspartie führen. Es scheint also in Bezug auf die Pathogenese beider 
Processe nur ein Intensitätsunterschied in der Mikrobenwirkung vorzuliegen. 

Die anatomische Untersuchung des Sequesters zeigt uns absterbendes 
und abgestorbenes Tarsusgewebe sammt den darin enthaltenen Resten der 
Mersom’schen Driisen und den Mikroben. 


Bei der Einräumung eines Platzes unserer Erkrankung kommen wir 
in Collision mit dem alterthümlichen Namen „Hordeolum“. Denn den 
Namen eines „Hordeolum necroticans“ werden wir doch für die von uns 
beschriebenen Fälle nicht reservirt wissen wollen, und doch handelt es sich 
in den beiden Processen um analoge Pathogenesis. Die von uns in diesem 
Aufsatz beschriebene Erkrankung ist eine Tarsitis necroticans, ebenso 
wie ein Hordeolum eine Tarsitis abscedens ist. Da wir keine abscedirende 
und nekrotisirende Entzündung des ganzen Tarsus kennen, so ist es wohl 
überflüssig, das Epitheton der Tarsitis „circumscripta“ hinzuzufügen. Mit 
demselben Rechte wäre anstatt des Namens „Chalazeon“ die Benennung 
„lTarsitis chronica granulans“ anzuwenden. 


IH. Zur Technik der Thränensack-Exstirpation. 
Von Dr. med. Gustaf Ahlström in Gothenburg (Schweden). 


Die Gefahr, von der das Auge durch die chronischen Dacryocystiten 
stets bedroht wird, liesse sich wohl am sichersten durch die Exstirpation 
des Thränensackes beseitigen. Diese Operation ist doch zuweilen sowohl 
langsam wie 'mühsam, und immer mit verhältnissmässig starker Blutung, 
die fleissige Assistenz fordert, verbunden, ein Verhältniss, welches vielleicht 
dazu beigetragen hat, dass diese Operation kaum zu ihrem vollen Rechte 
gekommen ist. Ich will in dem Foigenden ein Verfahren beschreiben, das 
ich in der letzten Zeit angewendet und welches sich als besonders befrie- 
digend bewährt hat, da sich bei diesem die genannten Beschwerden nicht 
in so hohem Grade geltend machen. 


— 80 — 


Ich bediene mich zu diesem Zwecke eines kleinen hammerähnlichen 
Instruments aus vernickeltem Metalle, welches auf nebenstehender Zeichnung 
in natürlicher Grösse abgebildet ist; sein ovaler Kopf ist 8mm lang und 
4mm dick. Bei der Anwendung verfahre ich folgendermaassen: Nachdem 
der Hautschnitt wie gewöhnlich gelegt ist, und die Wundrander 
gut auseinandergezogen sind, was am besten mit MULLER’s 
Speculum geschieht, mache ich durch die vordere Wand des 
Thränensacks einen 4—-5mm langen verticalen Schnitt; durch 
diesen führe ich den Kopf des Hammers hinein, erst den einen, 

| dann den anderen Pol desselben, wodurch er der Lange nach 
| im Sacke zu liegen kommt und grösstentheils seine Cavität aus- 
a füllt. Nachher versuche ich den Sack rund um den Hammer so 
genau wie möglich zu Diren: dies geht am leichtesten mit zwei 
Fixationspincetten, die eine oberhalb, die andere unterhalb des Griffes, 
welche in horizontaler Richtung die Oeffnung verschliessen; während des 
weiteren Verlaufs der Operation ruht die eine auf der Stirn, die andere 
längs der Nase; dieselbe Wirkung, wie die Pincetten, können auch ein 
paar Suturen bezwecken, die mittelst kleiner, scharf gebogener Nadeln an 
obengenannte Stellen gelegt werden, eine Verfahrungsweise, die jedoch zeit- 
raubender ist. Man muss vermeiden, die Incision am Sacke dem Knochen 
zu nahe zu legen, weil es dann später schwerer ist, den nach innen be- 
legenen Theil des Sackes zu fassen. 

Der Thranensack mit dem Hammer bilden nun zusammen ein Ganzes, 
welches sich nach jeder Richtung hin mit dem Griffe rotiren lässt; hier- 
durch wird die Ausführung der Operation selbst, das Ausschälen des Thränen- 
sackes, im höchsten Grade erleichtert; dies geht nun auf gewöhnliche Weise, 
mit Messer und Scheere vor sich, duch bedeutend leichter als sonst, un- 
geführ so wie die Exarticulation eines Röhrenknochens aus seiner Gelenk- 
pfanne, denn wenn man auch zufolge der Blutung das Operationsgebiet 
nicht binreichend überblicken kann, so fühlt man doch mit dem Messer, 
wo man schneidet, und hält man dann die Messerschneide nur etwas von 
der festen Unterlage weg, so braucht man nicht zu befürchten, den Sack 
zu perforiren, auch nicht wenn die Wand sehr dünn ist, Nachdem man 
den Sack innen und aussen fieipräparirt hat, so schneidet man ihn nach 
oben und unten hin so weit wie möglich ab, und legt die Suturen an wie 
gewöhnlich. 

Von dem Instrument (verfertigt beim Instrumentenmacher C. WERNER 
in Stockholm) habe ich auch noch eine andere Grösse mit einem 1U mm 
langen und 5mm dicken Kopfe, anzuwenden bei Fällen von Ectasie des 
Sackes; weitere Ungleichheiten in der Grösse des Sackes kann man leicht 
dadurch ausgleichen, dass man mit den Pincetten in grösserer oder ge- 
ringerer Entfernung von der gemachten Incision in die vordere Wand fasst. 





ciel WN oie 


Klinische Beobachtungen. 


Aus der Augenheilanstalt des Herrn Geh.-Rath Prof. Hirschberg. 


I. Ein seltener Fall von Pupillarmembran. 
Mitgetheilt von Dr. Max Linde. 


Unter den Entwicklungsstérungen des Auges sind die Missbildungen der 
Pupille wegen ihrer Verschiedenartigkeit besonders auffallend. Am häufigsten 
werden die als Membrana pupillaris perseverans in den Lehrbüchern beschrie- 
benen, faden- und netzförmigen, die Pupille überspannenden Reste der fötalen 
Membran gefunden, welche einst dazu diente, die Linse einzuschliessen und zu 
ernähren. Auch das Colobom der Iris mit seinen verschiedenen Formen und 
die von Prof. Hirschberg treffend als „Schürze“ bezeichnete Ausstülpung des 
hinteren Pigmentblattes der Iris sind nicht allzu selten. Eine ungewöhnliche Form 
von Membrana pupillaris perseverans möchten wir als ,,Halskrause“ oder ,,Kragen- 
form“ bezeichnen. Ein solcher Fall wurde vor Kurzem in der Poliklinik des 
Herrn Geh.-Ratlı Hirschberg beobachtet. 

Die 49jährige Bertha S. hat in der Jugend gut gesehen, bekam aber im 
Jahre 1869 einen Eiterfluss auf beiden Augen. Als Folge blieb links eine 
Trübung zurück, welche die S be- 
einträchtigte. In Folge dessen nahm 
A. v. Graefe in demselben Jahre 
eine Operation zur Verbesserung 
der S vor. Seitdem sieht sie rechts 
leidlich, links weniger gut. 






Lé 


Mr 








20 l 


WIRE A > 
= bh ° = 





Der Status lautet: L: Leucoma adhirens, etwas nach unten. Kapsel- 
tribungen. Nach oben grosse optische Iridectomie. 

S: Handbewegungen in nächster Nähe. 

O: Ein grosser atrophischer Herd nach unten, die Papille einschliessend, 
nach Art eines Coloboms der Chorioidea. Ganz unten ist wieder eine Zone 
normalen Augengrundes. (Vergleiche Figur links.) 

G.F.: entsprechender Defect. 


6 
Digitized by Google 


— 82 — 


Interessanter ist der Befund des r. Auges. Hier fållt sofort auf, dass der 
Pupillarrand ein feines, durchsichtiges, graues, schleierartiges Gebilde tragt nach 
Art einer Spitzenhalskrause, wie die Damen sie um den Hals tragen. Die zarten 
Ränder sind stellenweise mit einigen Pigmentpünktchen besetzt und ragen frei 
in die Vorderkammer hinein. Die Folge ist, dass bei der Reaction der Pupille 
eine wellenfürmige Bewegung des Bandes entsteht, etwa ähnlich derjenigen der 
Medusen, wenn durch die Bewegung der Thiere der zarte Saum in schöne 
Schwingungen versetzt wird. 

Auf der Oberfläche der Iris finden sich zahlreiche punktförmige Pigment- 
klümpchen. (Vergleiche Figur rechts.) 

Es besteht Myopie. SR — 14 D = 5/,,. Sn 1?/,in 3”. G.F. und Ophth. normal. 

Ob der atrophische Herd des linken Auges als Colobom zu deuten ist, steht 
dahin. Es fehlen zwar die charakteristischen Ausbuchtungen; doch spricht die 
Entwicklungshemmung am rechten Auge dafür, dass links ein partielles Colobom 
der Chorioidea besteht. 


II. Die in den Jahren 1890—95 am Calcutta Ophthalmic Hospital 
(Brigade Surg. Lt. Col. R. C. Sanders) behandelten ambulanten Fille. 


Aus dem Englischen von Dr. Moll. 


Conj. simpl.. 2 2 nn nn een. 6486 
Conj. catarrh. . . 2 2 2 2 202020. 4326 
— pustulosa . 2 2 . . LO18 
— purulleuta . 2 2 2 . 2... . «1455 
— gonorrhoica . . HO 


Krankheiten | — exanth . 2. 20 a a a a ‘ʻ 25 
der — chron. (trach) . . 2. 2 2 02020.2..6936 
Cunjunctiva | Blennorrh. neonat. . . . . . . . . ~~» 6654 
subconj. Oedem . . . . . aa. 82 
Pinguecula . . . ..... 2. 41 
Pterygium . . . . .. . hehe 86 
mp, u: ne vater a ee A 4 
„metallische Flecke“ . . . 2. 2 1. 20 
= 21835 
Keratitis 200. 678 
Kerat. diffusa . . . . ... . . . ©) © $89 
Krankheiten | Kerat. suppurat. 2... 0... ‘e 168 
der Ulcus eupnm,, e, 6536 
Cornea Macul. com. . ....... =. +. 3293 
Keratoconus . . .. .. .. 2. 29 
Siapbhel eonm. e, 391 
8 11433 
Krankheiten ( Scleritiss `, m nn 9 
der Sclera \ Staphyl. scler. . 2 200 nn 11 
~ 20 
Iritis . o a‘ a A 2553 
Krankheiten | — rheumat. . . . . . .. 2 2. 1 
der — traumat. ........ 6%. 32 
Iris Reste von Iritis . . 2.22.2 n” n. 160 
Missbildungen . . 2 2 2 on 2 2 2. 21 


Krankheiten 
der 
Choroidea 
und 
Retina 


Krankheiten 
d. Corp. vitr. 


Krankheiten 
der 
Linse 
und 
ihrer Kapsel 


Allgemeine 
Affectionen 
des Auges 


Refractions- 
Anomalien 
etc. 


Krankheiten 
des Thranen- 
Apparates 


Krankheiten 
der 
Lider 


Krankheiten 
der Orbita 
etc. 


| 


| 











Chorioiditis . 
Retinitis . 
Amaurosis 
Amblyopia 


Mouches volantes . 
Ablat. retinae . 


Synchysis 


Opacitates 


Catar. senil. 
— mollis 

— zonularis 
— congenita 


— traumatica . 


— capsularis 


Glaucom . 


Zerstörung durch Verletzung 
Missbildungen . 


Myopia . 
Hypermetrop. 
Astigmat. 


Farbenblindheit 


Nyctalopie 


Entzündung 
Hordeolum . 


Absc. der Meibom’ schen Diis 


Einstülpung 
Ausstülpung 
Trichiasis 


Tarsalaffectionen 
Blepharospasmus 


Cyste . . 
Symblepharon 


Abscess in der Orbita 


Strabismus . 


Protrusio bulbi 


Tumor 


Affection dar Obannon 


83 


Strictur der Thränencanāle . 
Abscess, bezw. Fistel . ; 
Krankheiten der Thränendrüso 


401 
2606 
1158 

137 

55 


75 


. 234 


5959 
545 


4358 


309 


2094 


567 


1758 


Contusion . . 2 . . . se. es ʻa. >. 173 

— mit Scleralruptur ....... 7 

— — Luxatio lentis . ..... . 83 

— — Hämophthalm. ...... . 57 

Corp. al in Conj. et Cornea . . . . . 1430 

— in der Augenhohle . . .... . 3 

Ver- Wunde der Lider ee ee ee a ee A 17 
letzungen. |) — der Conj. . . . . ...... 79 
— — Sclera. ........~. 1 

— — Cornea. ........ . £1384 

ates DMSO 4 4-5 re o o 43 

— — Tris 4. te, Se. dh Ay ce et ese He 29 

Verätzungen . . ww wee es 34 
Verbrennungen. . . 2 . . . . se 57 

2147 

Iritis sypbil. . Mt ee aa - 2009 

Ver- Carcinom . . be, ee See ake ee 10 
schiedenes. | Tuberkul. Exsudat . . . 2 2 200. 1 
Orbitalaneurysma se WE. oh ge TR. ée 1 


Summa 55782 
(Schluss folgt.) 


III. Conjunctivitis blennorrhoica neonatorum complicirt mit multipler 
Arthritis. 


Von Dr. med. M. Berenstein in Todz. 


Es handelte sich um das erste Kind einer an Vaginalfluss leidenden un- 
verheiratheten 19 jährigen. Das Kind — ausgetragen und kräftig entwickelt — 
war bis zum 5. Tage vollständig gesund, da wurde zuerst das rechte und am 
7. Tage auch das linke von typischer Blennorrhoea neunatorum ergriffen. Im 
reichlich sesernirten Eiter wurden zahlreiche Neisser’sche Kokken nachgewiesen. 
Am 5. Tage nach der Erkrankung des rechten Auges bemerkte die Mutter eine 
Schwellung des rechten Handgelenks, und 2 Tage später wurde auch das Knie- 
gelenk derselben Seite ergriffen. Fieberhafter Zustand. Die Gelenke waren 
roth, fühlten sich heiss an; bei jedesmaliger Berührung der letzteren schrie das 
Kind laut. Das Kniegelenk befand sich in tlectirter Stellung; Fluctuation habe 
ich nicht fühlen können. Eine Probepunetion mit Pravaz’scher Spritze wurde 
mir leider seitens der Mutter verweigert, so dass ich über die Zusammensetzung 
der Gelenktlüssigkeit keine weitere Aufklärung zu geben vermag. Die Herztöne 
rein. Die Blennorrhoea heilte am Ende der 4. Woche der Erkrankung ohne 
Complicationen seitens der Cornea und Iris. Die Schwellung der Gelenke dauerte 
noch etwas länger, verschwand aber ebenso spurlos. Therapeutisch kamen zur 
Anwendung Jodpinselungen und warme Bäder. 

In diesem Falle haben wir es also mit einer sehr seltenen Complication der 
Blennorrhoea neonatorum zu thun, die auf metastatischem Wege entstanden war. 


t — oo een 


— 85 — 


Neue Instrumente, Medicamente etc. 


Zur Wirkung des Holocains. 
Von Dr. med. R. Heinz. 


Ueber die chemischen Eigenschaften des Holocain’s (p-Diäthoxyäthenyl- 
diphenylamidin’s) hat im Februarheft dieses Centralbl. Herr Dr. E. Täuber 
berichtet. Die pharmakologische Untersuchung dieses Körpers wurde von mir 
durchgeführt, und hat Folgendes ergeben: 

Locale Wirkung. 1-—-5 proc. Lösungen von Holocain, in’s Auge ge- 
bracht, erzeugen eine geringe, bald vorübergehende Röthung der Conjunctiva, 
sowie eine schwach brennend-drückende Empfindung, ganz ähnlich — und 
keinesfalls stärker — wie das Cocain. Nach wenigen (1—3) Minuten tritt 
dann völlige Anästhesie der Cornea wie Conjunctiva ein. Diese Anästhesie be- 
ruht auf directer Lähmung der sensiblen Nervenendigungen, nicht etwa auf 
durch Gefässverengerung erzeugter Ischämie, wie Versuche am entbluteten Reflex- 
frosch ergaben. Die anästhesirende Wirkung ist zum mindesten der des Cocains 
gleich, derjenigen des Eucains sicher überlegen. Die geringste Concentration, 
die bei einmaliger Instillation noch vollständige Anästhesie des Auges erzeugt, 
beträgt bei Holocain wie Cocain 0,2°/,, bei Eucain 0,5°/,. — Von der Wirkung 
des Cocains unterscheidet sich die Holocainwirkung durch Folgendes: Holocain 
erweitert nicht, wie Cocain die Pupille; Holocain ruft keine Verengerung der 
Gefässe hervor; Holocain steigert nicht den intraocularen Druck, scheint ihn 
im Gegentheil herabzusetzen. 

Für einzellige Lebewesen erweist sich das Holocain als Protoplasmagift. 
Es hemmt in 1 proc. Lösung die amöboide Bewegung der Rhizopoden und sistirt die 
Flimmerbewegung der Infusorien, wie der Wimperzellen der Schlundschleimhaut 
des Frosches. Sprosspilze wie Bacterien werden bereits durch !/,, proc. Lösung 
im Wachsthum gehemmt; 1 proc. Lösung verhindert Fäulniss und Gährung voll- 
ständig. Wenn daher Amidinlösungen sich trüben; so beruht dies nicht auf 
Verunreinigung und Bacterienwachsthum, es wird vielmehr beim Eingiessen der 
erwärmten, bezw. gekochten lösung in die Glasgefässe aus dem Glase durch 
das siedende Wasser etwas Alkali gelöst, das eine entsprechende Menge Amidin- 
base freimacht. Solche Lösungen sind durchaus nicht verdorben; durch Filtriren 
erhält man wieder eine sofort benutzbare klare Lösung. — Die Holocainlösung 
kann gekocht werden, ohne an Wirksamkeit zu verlieren. Uebrigens ist das 
Kochen behufs Sterilisirens unnöthig, da eine 1 proc. Lösung ja direct bacteri- 
cid wirkt. 

Resorptive Wirkung. Durch seine resorptiven Wirkungon erweist sich 
das Holocain als heftiges Krampfgift — ganz analog dem Strychnin. Beim 
Kaltblüter kommt hierzu noch eine curareartige Wirkung auf die motorischen 
Nervenenden, die — namentlich bei grossen Dosen — die krampfinachende 
Wirkung ganz verdecken kann. Bei kleinen Dosen zeigt sich die gesteigerte 
Reflexerregbarkeit namentlich deutlich an, durch Unterbindung der zuführenden 
Gefässe der vor der peripheren Wirkung des Giftes geschützten Extremitäten. 
Die Dosis letalis für den Frosch beträgt 2—3 mg. 

Beim Warmblüter zeigt sich die Krampfwirkung rein. Die wirksame Dosis 
beträgt für die Maus 1 mg, für das Kaninchen 10 mg. Die Krämpfe beginnen 
5—10 Minuten nach der subcutanen Injection mit Trismus und klonischen 
Zuckungen der Nacken- und Obrmusculatur, verbreiten sich dann rasch_über 


— 86 — 


den ganzen Körper; das Thier zeigt dann heftigsten Strecktetanus, auch Opistho- 
tonus; es wird selten vom Boden in die Höhe geschleudert, liegt dann er- 
schlafft mit ausgestreckten Extremitäten platt da, bis ein neuer Krampfantall 
beginnt. Der Tod erfolgt theils in Krampfanfall, durch Behinderung der 
Athmung in Folge des Tetanus der Athemmuskeln, — durch künstliche Athmung 
kann man zuweilen das Thier am Leben erhalten —; theils nach einer Reihe 
von Krampfanfällen im Zustand höchster Erschlaffung durch Sistiren der Athmung 
und des Herzschlages. 

Vergleichende Versuche mit Cocain und Eucain ergaben, dass die niederste 
toxische Dosis für Cocain 0,05 g, für Eucain 0,075 g, für Holocain 0,01 g be 
trägt. Das Holocain ist demnach ein stark giftiger Körper. Dies hindert aber 
nicht seine Anwendbarkeit in der Augenheilkunde. Da schon 1 proc. Lösung 
zur völligen Anästhesirung des Auges hinreicht, sind die eingebrachten Mengen 
sehr gering; vielfache Versuche mit 5 proc. Lösung, sowie Einstäuben des festen 
Holocin haben zudem nie eine Andeutung einer Intoxication zur Folge gehabt. 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


1. Vorlesungen über theoretische Physik von H. v. Helmholtz. Band V. 
Vorlesungen über die electromagnetische Theorie des Lichts, herausgegeben von 
Arthur König und Carl Runge. Mit 54 Figuren im Text. Hamburg und 
Leipzig, Leop. Voss, 1897, 370 S. Ein höchst interessantes Werk. Die im 
Wintersemester 1892/93 gehaltenen Vorlesungen sind wortgetreu stenographirt 
und das Stenogramm noch von Helmholtz selber grösstentheils ($ 1—52) 
durchgesehen. 

Dass die alte Emissionstheorie des Lichts unhaltbar ist, haben wir alle 
in der Schule gelernt. Dass aber auch bei der strengen Durchführung der 
Undulationstheorie Schwierigkeiten sich ergeben, ist weniger bekannt und auch 
nicht so einfach. Diese Schwierigkeiten haben die Physiker zu der neuen 
electromagnetischen Theorie des Lichtes geführt, die in dem vorliegenden Werk 
mathematisch genau abgehandelt wird. 

Der 5. Abschnitt des Werkes enthält die geometrische Optik in einer zwar 
strengen, aber doch verhältnissmässig einfachen Form, so dass die Aerzte, welche 
die Anfangsgründe der Differential- und Integral-Rechnung erlernt haben, daran 
sich erfreuen können. 

2. Schriftproben für Russland hat Prof. Krückow herausgegeben (Mos- 
kau 1897). 

Die Proben sind russisch, grusisch, armenisch, tatarisch (arabisch), hebräisch. 

3. Grundzüge der Augenheilkunde von Dr. J. Stilling, Prof. a. d. Univ. 
Strassburg. Mit einer Farbentafel und 118 Figuren in Holzschnitt. Wien und 
Leipzig, Urban und Schwarzenberg, 1897, 368 S. 

Das Buch enthält sehr gründliche Darstellungen der anatomischen und 
physiologischen Grundlagen. Man findet auch die eignen Studien des geist- 
reichen Vfs. über die Entwicklung der Kurzsichtigkeit, über die Farbenblind- 
heit, über Perimetrie, über die antiseptischen Eigenschaften des Methylviolett, 
über Behandlung der Thränenschlauchverengerungen und über vieles andere. 
Der Verf. weicht vielfach von den allgemein verbreiteten Ansichten ab und hat 
den Muth der eignen Meinung. Das Buch ist Gereifteren mehr zu empfehlen, 
als Anfängern. 


— 37 — 


4. Grundriss der Augenheilkunde von Dr. F. Hosch, a. o. Prof. a. d. Univ. 
zu Basel. Mit 82 Holzschnitten. Wien und Leipzig, Urban u. Schwarzen- 
berg, 1897, 504 S. 

Das Buch will das Wissenswerthe und Sichergestellte lehren und zwar in 
leicht fasslicher Weise, ist in erster Linie für den Studenten bestimmt und 
verdient die wärmste Empfehlung. 


5. Physiologie des Menschen und der Saugethiere. Lehrbuch fir Studirende 
und Aerzte von Prof. Dr. Immanuel Munk, Abth.-Vorsteher am physiolog. 
Institut zu Berlin. 9. Aufl. Mit 120 Holzschnitten. Berlin 1897, 633 S. 

Auf S. 529—580 dieses vorzüglichen Lehrbuches ist der Gesichtssinn 
kurz und klar abgehandelt. 

6. Der praktische Arzt als Augenarzt. Kurzes Handbuch für praktische 
Aerzte und Studirende, von Dr. med. J. Hell in Ulm. Ravensburg, O. Maier 
1897, 8°, 117 S. 

Das Büchlein will nur das bringen, was der praktische Arzt wissen und 
können muss, und genau anzeigen, wo und wann die Pflicht eintritt, den Kranken 
einem Augenarzt zuzuweisen. Jedenfalls ist es anspruchsloser, als die kleinen 
Büchlein, welche die gesammte Augenheilkunde abhandeln — wollen. Noch 
lehrreicher ist für den praktischen Arzt ein Ferien-Curs. 

7. Recht empfehlenswerth für den Augenarzt, auch für den, welcher nicht 
Ohrenkrankheiten mit behandelt, sind die Gypsmudelle der Nasenhöhle und ihrer 
Nebenräume von Dr. med. Odo Betz in Heilbronn, zu beziehen von Dr. J. 
Determann, Buchhandl. in Heilbronn. 

8. Dreissig Jahre augenärztlicher und akademischer Lehrthätigkeit, Rückblicke 
von Hermann Cohn, Phil. u. med. Dr., a. o. Prof. d. Augenheilk. a. d Kgl. 
Universität zu Breslau. Br. 1897, 67 S. 

Den zahlreichen Verehrern des Vf.’s sehr interessant und jedem Fach- 
genossen werthvoll erstlich durch eine genaue Statistik von 58 000 Augenkranken 
und zweitens durch eine genaue Liste sämmtlicher (196) Arbeiten H. Cohn’s. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Du röle du faciale dans la sécretion lacrymale, von Dr. Tribondeau. 
(Journal de Médecine de Bordeaux. 1895. Nr. 44.) 


Es ist seit lange bewiesen, dass der Nervus lacrymalis der Absonderungs- 
nerv der Thränendrüse ist. Die Versuche verschiedener Autoren (Herzenstein, 
Demtschenko, Magendie und Tepliaschin) haben dies übereinstimmend 
ergeben und konnten vom Autor bestätigt werden. Aber der Nervus lacrymalis 
ist ein gemischter Nerv, der die grössere Partie seiner Fasern vom Trigeminus 
erhält, in den aber auch Anastomosen eingehen, zumeist vom Ramus palpebro- 
lacrymalis (R. temporalis des N. orbitalis). Welche von beiden Portionen der 
Nerven steht nun der Thränenabsonderung vor, und aus welchem Nervenstamm 
bezieht der R. temporalis seine secretorischen Fasern? 

Goldzieher hat beobachtet, dass bei Kranken mit vollständiger Facialis- 
lahmung, wo der krankhafte Herd oberhalb oder im Niveau des Ganglion geniculi 
sitzt (was sich durch eine Lähmnng des Gaumensegels verräth), beständig ein 
Versiegen der Thränendrüsensecretion stattfindet. Er hat daraus geschlossen, 
dass die secretorischen Fasern der Drüso aus dem Facialis stammen und im 


— 88 — 


N. petrosus superficialis major vom Gangl. sphenopalatinum zum N. temporo- 
malaris und von da zum N. lacrymalis sich begeben. 

Es ist nun die Aufgabe des Experimentators, die Theorie Guldzieber’s 
auf ihre Genauigkeit zu prifen, um so eher, als ihr durch Tepliaschin ent- 
schieden. widersprochen wurde (Arch. d’Ophthalm. 1894), der zu folgenden Ver- 
suchsergebnissen kommt: Wie gross auch immer die Dauer der Reizung des 
Facialis war, sie hat niemals eine sichtbare Vermehrung der ‘Thranensecretiun 
ergeben, was im Gegentheile durch Reizung des Trigeminus stattfand. 

Aber die Experimente Tepliaschin’s fordern in mannigfacher Weise die - 
Kritik heraus. Er gesteht selbst, wie schwierig bei dem Hunde die Blossleguny 
der in Betracht kommenden Nervenwurzeln ist, und wie sehr die mächtige 
Blutung eine isolirte Reizung der Nerven verhindert, und dass man zu sehr 
starken Reizquellen seine Zuflucht nehmen muss, um überhaupt Thränensecretion 
zu erhalten. Dass hier also leicht ein Ueberspringen des Reizes von einem 
Nerven auf den andern stattfinden muss, ist klar, und darum beweisen die 
Experimente Tepliaschin’s nichts gegen wohlfundirte klinische Thatsachen. 

Tribondeau hat sich nun der Mühe unterzogen, durch exacte Versuche 
die Theorie Goldzieher’s zu prüfen, und hat einen vollen Erfolg erzielt. Er 
beschreibt seine Methode der isolirten Facialisreizung unter dem Namen „Pro- 
cédé de la fenêtre ronde“ in folgender Weise: 

Man wähle einen Hund von mittlerer Grösse, mit langem Halse, was die 
Operation sehr erleichtert. Man macht hinter der Ohrmuschel einen langen 
senkrechten Einschnitt, die Gefässe immer sorgfältig unterbindend, bis man zur 
Knochenleiste kommt, wo die Linea occipitalis superior und die Linea temporalis 
sich treffen. Unter dieser letzteren, hinter dem äusseren Gehörgang, ist eine 
Knochenwand, die mit dem Holılmeissel aufgestemmt werden muss. Hiermit ist 
das Mittelohr eröffnet, zu dem der Zugang noch durch Excision des knorpeligen 
äusseren Gehörganges erweitert werden kann. Man sieht dann die Paukenhöhle, 
in deren oberem Theil einen durch eine Membran verschlossenen Knochenkegel, 
die Membrana fenestrae rotundae. Hier wird ein bohrerartiges Instrument ein- 
geführt, man ist nun in der Schnecke, was sich durch Auftreten von Nystagmus 
manifestirt. Man dringt nun weiter vor, perforirt die innere Knochenwand, 
Liquor cerebrospinalis strömt aus; einige Drehiungen des Instrumentes zerstören 
vollständig den Facialis. — Der unmittelbare Erfolg der Operation zeigt sich 
durch eine vollständige Facialislösung an, bei gutem Erhaltensein der Haut- 
sensibilität. In der ersten Zeit schien die Thränensecretion vermehrt zu sein, 
was aber nur dem durch den Lagophthalmus bedingten Mangel in der Thränen- 
ableitung zuzuschreiben war; aber schon 3 Wochen nach der Facialisdurch- 
schneidung war der Bindehautsack der operirten Seite viel weniger thränenhaltig, 
als die gesunde Seite, und bei Reizung der Conjunctiva mittelst des 
faradischen Stromes zeigte sich deutlich das Versiegtsein der Se- 
cretion auf der operirten Seite, im Gegensatz zur andern. 

Auch zeigte die histologische Untersuchung eines Nervus lacrymalis bei 
einem Hunde, dessen Facialis dergestalt durchschnitten war, deutlich den Zustand 
der Degeneration einer grossen Anzahl von Fasern. 

Es ist also der Beweis erbracht, dass der Facialis der einzige Weg ist, auf 
dem die Secretionsfasern in die Thränendrüse gelangen, womit die Theorie 
Goldzieher's die nötlıige experimentelle Basis erlangt hat. 


— 89 — 


2) Jahresbericht für 1895 über die Augenklinik des Serafimerlazareths, 
von Prof. J. Widmark. Stockholm 1896. (Deutsches Referat, am Schlusse 
des Berichtes.) 


1. Probirbrille fair Refractions- und Sehschärfebestimmungen, 
von Dr. S. G. L. Ribbing. 


Von verstellbaren Brillengestellen giebt es bekanntlich sehr verschiedene 
Constructionen. 


Die unten beschriebenen und abgebildeten sind das Ergebniss meiner Ver- 
suche, mit welchen ich schon zu der Zeit begann, als ich noch Assistenzarzt 
am Serafimerlazareth war. 


Die Fig. 1 dürfte eine Beschreibung ihres Aussehens im Allgemeinen un- 
nöthig machen; hier sei mir nur gestattet, einige Details anzudeuten. 


Die Gläser ruhen gegen einen glatten Ring von einem etwas kleineren 
Diameter, als dem der Gläser, und werden von drei Klammern lose gefasst. 
Dadurch ist der allergrösste Theil ihrer Peripherie frei und für die Finger 
leicht erreichbar, so dass die Gläser bequem vom Arzte, ja auch vom Patienten 
gedreht werden können. Die vorderen und hinteren Gläser sind nur durch die 
Breite der Platte (kaum 1 mm) getrennt. Ausser dem optischen Vortheil, der 
hierdurch gewonnen wird, können, wenn nötliig (wie bei der Prüfung mit zwei 
cylindrischen Gläsern), die Gläser also auch gleichzeitig wit einem über beide 
gelegten Finger gedreht werden. Die vorderen und hinteren Fächer sind gleich 
gross gemacht und können also nach Belieben zu sphärischen oder cylindrischen 
Gläsern angewendet werden. 


Die astigmatische Winkelskala wird, wenn Gläser in das vordere Fach eiu- 
gesetzt worden, mitten durch dasselbe abgelesen. Ein Fehler bei Ablesung der 
Skala kann dabei nicht entstehen, da (abgesehen von der unmittelbaren Nähe 
des Glases zur Skala) ein sphärisches Glas auf die Skalastriche nur in deren 
eigener Längenrichtung verschiebend wirkt, und ein cylindrisches Glas ist ohne 
verschiebenden Einfluss, da seine Axe in demselben Plane liegt, wie gerade der 
abzulesende Skalenstrich. 


Um nach Untersuchung des einen Auges und dabei erfolgter Einsetzung 
von Gläsern in das vordere wie das hintere Fach bei Uebergang zum anderen 
Auge keines der eingesetzten Gläser herausnehmen zu brauchen, schiebt man 
vor dem hinteren Glase eine dünne Metallscheibe, Blindscheibe, ein, welche den 
Prifungsgestellen beigegeben wird. 


Die Ringe sind durch Querstücke mit einander verbunden, die von einer 
Schraube zusammengehalten werden, welche auch die Nasenstütze fixirt. 

Bei Centrirung der Prüfungsgestelle wird die Schraube etwas geluckert, 
nach der Einstellung aber wieder angedreht, wodurch diese sicher fixirt wird. 
Die Centrirung in horizontaler Richtung geschieht, indem die Querstücke sich 
in Scheiden einander nähern, und wird dieselbe stets bimanuell besorgt, indem 
die Daumen auf die Aussprünge a und b gesetzt und die Zeigefinger als Gegen- 
stütze auf die Aussprünge e und d (Fig. 1) angewendet werden. Dieselbe kann 
auch mit einer Hand gemacht werden und zwar so, dass man den einen der 
lateralen Aussprünge (e oder d) mit einem der medialen, gleichviel welchem, 
alternirend zusammendrickt. 

Die Centrirung in verticaler Kichtung geschieht dadurch, dass die grosse 
Schraube mit einem Finger auf- und abwärts geführt und der obere oder der 
untere Aussprung der Nasenstütze (f) als Gegenstütze angewendet wird, zuiolge 


— 90 — 


dessen die Nasenstütze die ganze Zeit auf dem Nasenrücken ruht und die Ein- 
stellung also den Patienten gar nicht genirt. 

Eine Skala auf dem einen Querstücke giebt die Entfernung zwischen den 
Centren der Ringe an, und eine andere Skala auf der Nasenstütze die Ent- 





Fig. 1. 


fernung von deren unterem Ende bis zu der Linie, welche diese Centren ver- 
bindet. Ein kleiner zweiarmiger Hebel, welcher auf der Rückseite des Prüfungs- 
gestelles mit seinem festen Punkte in der Axe der grossen Schraube angebracht 
ist und mit seinen beiden Enden den Bewegungen eines jeden Querstückes folgt, 
nöthigt die Nasenstütze, sich stets in der Mitte zwischen 
den beiden Ringen zu halten (Fig. 2). 

Damit die Prüfungsgestelle nicht, wie dies so oft 
mit anderen Gestellen geschieht, auf die Nase hinab- 
gleiten und auch bei den Ohren nicht zu hart drücken, 
sind die Bügel nicht nur so lang gemacht worden, dass 
sie den Hinterkopf zum Theil umspannen, sondern auch 

Fig. 2. breit. Dieselben sind aus gehammertem, vernickeltem 

Neusilber gefertigt und elastisch gemacht worden, jedoch 

nicht in höherem Grade, als dass ihre Form unter streichenden Bewegungen 

etwas modificirt werden kann. Der Preis für die Gestelle ist 35 Mark. Die- 
selben sind von dem Instrumentenmacher A. Stille in Stockholm zu beziehen. 

Um bei Ausführung von solchen Gestellen nicht auch Gläser beipacken zu 
müssen, habe ich Prüfungsgestelle construirt, welche, sonst gleich den beschrie- 
benen, einen besonderen kleinen Mechanismus haben, mit Hülfe dessen sie leicht 
und schnell für Gläser von verschiedenen Grössen, 35—39 mm Durchmesser, 
anzupassen sind. Eine solche Einstellung wird natürlich 
für den zu benutzenden Brillensatz nur einmal gemacht; 
hat man mehrere Sorten Sätze, so kann man in einer 
Minute die Gestelle nach der Grösse der Gläser mit der 
Hand ändern. Ich habe diese Gestelle Universal- Prü- 
fungsgestelle genannt. Dieselben stellen sich 10 Mark 
theurer als die einfachen. Fig. 3 zeigt deren Construc- 
tion. Bei Lockerung der Schraube a, welche als untere, 
vordere Klammer dient, können die beiden unteren Klam- 
mern nach Belieben auf und ab geschoben werden, und 
gleichzeitig bewegen sich die Seitenklammern nach oder von den Centren der 
Ringe. Hierdurch wird die Centrirung der Gläser im Verhältniss zur astigma- 
tischen Winkelachsenskala niemals verrückt... 





Fig. 3. 


— 9) — 


2. Ueber die operative Behandlung unreifer und partieller 
Stare, von J. Widmark. 

Wenn es auch im Allgemeinen behauptet werden kann, dass ein reifer Star 
die besten Aussichten einer erfolgreichen Extraction gibt, so stösst jedoch der- 
jenige Arzt, welcher nur reife Stare operiren wollte, auf grosse Schwierigkeiten. 
Viele Stare reifen sehr langsam. Andere verursachen sehr früh eine bedeutende 
Herabsetzung der Sehschärfe, indem sie sich längs des Axis antero-posterior der 
Linse entwickeln. Für den Patient ist es darum oft sehr wünschenswerth, schon 
bevor der Star reif ist, operirt zu werden. 

Verf. bespricht die verschiedenen Methoden für die Behandlung unreifer 
und partieller Stare, in erster Linie die künstliche Reifung. Von den 
Operationen, welche man zu diesem Zweck angewandt hat, ist am Serafimer- 
lazarethe die Discission niemals gegen den eigentlichen Altersstar, sondern 
nur bei Individuen unter 40 Jahren ausgeführt worden. 

Die präparatorische Iridectomie dagegen wurde geprüft, sobald sie 
von Mooren veröffentlicht worden war. Während der Jahre 1862—63 wurde 
die Operation 10 mal ausgeführt, aber der Erfolg war nicht günstig. Einmal 
führte die nachfolgende Extraction zu Iriduchoroiditis, einmal zu Panophthalmie. 
Die präparatorische Iridectomie ist nachher ausnahmsweise angewandt worden 
und zwar, um die Aussicht auf einen guten Erfolg der Extraction zu erhöhen. 
Das Resultat ist im Allgemeinen gut gewesen, aber einmal folgte Suppuration 
der Hornhaut. Dieser Fall ist unter 400 Iridectomien der einzige, wo Suppu- 
ration während der letzten 12 Jahre eingetreten ist. Während der letzten 
6—7 Jahre hat Verf. die präparatorische Iridectomie nur bei Cataracta accreta 
und bei mit Glaucom complicirten Cataracten, nicht aber bei gewöhnlichem Star 
angewandt. 

Cortextritur machte Verf. 1884—88 in seiner Privatpraxis 10 mal, ge- 
wöhnlich mit gutem Erfolg. Einmal trat Cyclitis, ein anderes Mal Iritis auf, 
jedoch obne auf das Endresultat schädlich einzuwirken. Am Serafimerlazareth 
ist Förster’s Operation 16 mal ausgeführt. In 14 war die maturirende Wir- 
kung auffällig. In zwei von diesen kam noch eine heftige Reizung hinzu, in 
dem einen Falle gelinde und bald übergehend, in dem anderen dagegen in 
Form einer heftigen Cyclitis. Hier musste nachher eine Iridectomie gemacht 
werden. In drei Fällen wurde eine secundäre Discission nothwendig. 

Die von Mc. Keown und Wicherkiewicz empfohlenen intraocularen 
Injectionen wurden von Verf. in 15 Fällen versucht. In sechs Fällen musste 
nachher Discission gemacht werden, in zwei lIridectomie. Der eine von den 
letztgenannten bekam nur Fingerzäblung auf 2 Fuss. 

Seit 1892 ist der Verf. den Indicationen von Schweigger und Hirsch- 
berg: unreife Stare bei Individuen über 55—60 Jahre direct zu operiren, 
gefolgt; bei Kranken zwischen 40 und 55 hat er Cortextritur gemacht, bei 
solchen unter 40 Jahren präparatorische Discission. Kr (elt ene Statistik 
100 unreifer und partieller Stare mit, welche er nach diesen Indicationen 
operirt hat. 

Unter den 100 Staren waren 21 infantile und juvenile. Das Resultat bei 
diesen war gut. In einem Falle freilich kam Iridocyclitis hinzu, jedoch ohne 
das Auge ernsthaft zu beschädigen, S. 0,15. Das Resultat der 79 unreifen 
Alterstare war folgendes. Bei 68 wurde die Sehschärfe 0,1 und darüber. In 
fünf wurde die Sehschärfe weniger als 0,1 wesen Umständen, die der Operation 
nicht zugeschrieben werden konnten, wie senile oder myopische Veränderungen 
in der Macula oder Hornhauttrübungen. In einem Falle blieb ein mässiger 


— 92 _ 


Nachstar (S. = °/,,) zurück; der Patient wollte aber keine Discission erlauben, 
weil das andere Auge friher mit unglücklichem Erfolge operirt worden war. 
In zwei Fallen fanden sich im Pupillargebiete lockere, in Resorption befindliche 
Starreste, als der Pat. mit reizlosem Auge die Klinik verliess; S. 9/,,. In einem 
Falle schien die Sehschärfe gut zu sein, konnte aber nicht näher bestimmt 
werden. In einem Falle wurde die Sehschärfe zur Folge einer Cocain-Trübung 
nur ZZ Ein Auge ging durch Panophthalmie gänzlich verloren. Das Re- 
sultat wurde also in 89°/, gut, in 9°/, verhältnissmässig gut, in 1°/, weniger 
gut und in 1°/, schlecht. 

In dem Falle, wo Panophthalmie eintrat, verlief die Operation ohne Com- 
plicationen; keine Starreste; das Auge reizlos die ersten 24 Stunden. Erst am 
dritten Tage traten Symptome von Suppuration auf. 

Unter den gleichzeitig ausgeführten 125 Extractionen reifer Stare findet 
sich ein „balber Verlust“ (Iridocyclit. und Pupillarmembran) vor. Die Sehschärfe 
war sonst bei den reifen und unreifen Staren etwa dieselbe. Bei diesen musste 
doch eine secundäre Discission öfter vorgenommen werden als bei jenen (resp. 
23,5°/, und 17°/,). 

Verf. theilt schliesslich sechs Falle von Cataracta senilis incipiens, welche 
er extrahirt hat, mit. Nr. 1) 69 Jahre. Trübung am vorderen Pol, S. Via 
Iridectomie nach unten; S. nur °/,,. Nach 2 Monaten keine Progression. Ex- 
traction; S. 0,3. Jager 3. Nr. 2) 61 Jahre. Tribung am vorderen und hinteren 
Pol; S. t/o Combinirte Extraction nach oben. S. 0,4. Jäger 1. Nr. 3. 
50 Jahre; kurzsichtig 12 D. Veränderungen in der Macula; Linsenkern braun- 
gelb, Trübung vorwiegend im hinteren Cortex. Finger auf 2!/, Meter. Com- 
binirte Extraction, Emmetropie S. 0,15. Jäger 8 Fall 4 und 5. 70 Jahre, 
M. 9,00; Veränderungen in der Macula; sternförmige Trübung des hinteren 
Cortex; linkes Auge S. ?/,,; rechtes Auge *~*/,,. Combinirte Extraction; 
Emmetropie S. 0,2, Jäger 3. Fall 6. 71 Jahre, sektorfürmige Trübungen des 
hinteren Cortex, grosser, gelber Kern. Finger auf 4—6 Meter. Einfache Ex- 
traction, S. 3/,,; Nachstar, Discission, S. 0,4. Jager 1. 

Verf. operirt unreife Stare, wenn sie sehr langsam progrediren und die 
Sehscharfe unter 0,1 gesunken ist. Die Prognose ist bei unreifen Staren, wegen 
der öfter erscheinenden Nothwendigkeit einer secundären Operation, etwas 
weniger günstig als bei den reifen. 


3) Zur Anatomie der Follikularentzündung der Bindehaut im Zu- 
sammenhang mit ihrem physiologischen Bau, von Dr. Tichou 
Fedorow, Ordinator an der Moskauer Universitätsklinik. (Moskau 1896, 
mit 2 Tafeln, 23 Abbildungen, 120 Seiten [russisch].) 

Die Schlussfolgerungen der Arbeit sind die folgenden: 

1. Die Bindehaut der Embrya enthält kein Adenoidsrewebe und keine 
Lymphtollikel. Die Ansammlungen von Zellen, die man in der Bindehaut findet, 
können als Ausgangspunkt für die Entwickelung der Follikel dienen, die man 
bei Erwachsenen findet. 

2. Die Bindehaut der Erwachsenen enthält ausser einer diffusen und herd- 
förmigen Infiltration mit Lymphzellen auch Lymphfollikel. Ihr histologischer 
Bau und die Beschaffenheit der Zellen spricht für ihreu histologischen Charakter. 

3. Ein nermaler Follikel entsteht aus einer Ansammlung von Conjunctival- 
zellen, indem er die Stadien der Retoblasten des Reticulum und der weiteren 
Entwickelung durchmacht. 


— 93 — 


4. Die normale Bindehaut des Menschen enthält ausser den tubulösen und 
acinotubulösen Drüsen auch die Manz’schen Drüsen. 

5. Die Becherzellen der normalen Bindehaut finden sich in den oberfläch- 
lichen Schichten und in den Falten des Epithels. Das Conjunctivalepithel der 
Neugeborenen enthält Becherzellen. Ihre Entwickelung und Functionen sind 
wohl identisch mit denen des Darmcanals. — Nuöl’s Canäle der tiefliegenden 
Becherzellen gehören zu den pathologischen Bildungen. 

6. Zur Erklärung der Anatomie der Conjunctivitis follicularis ist es noth- 
wendig, die Lymphfollikel von den Ansammlungen der Lymphzellen streng zu 
unterscheiden. — Viele Autoren thun es nicht. 

7. Die vermuthliche Entstehung der Trachomfollikel aus den Leucocyten 
bei der entzündlichen Infiltration der Conjunctiva stützt sich nicht auf sichere 
Beobachtungen: übrigens widerspricht diese Meinung der Anschauung über die 
aus den Gefässen emigrirten Leucocyten. 

8. Die Identificirung der Trachomkörner mit einem Granulom ist auf 
keine anatomische Basis gestützt. — Diese Meinung wird auch durch bac- 
teriologische Untersuchungen nicht begründet und stützt sich nur auf klinische 
Beobachtung. 

9. Die Variationen, die man bei einer Follikularentzündung beobachtet, ge- 
statten es alle die Formen in zwei Gruppen zu theilen: Entzündungen mit Bil- 
dung falscher Follikel und solche mit Bildung wirklicher Follike. — Zur 
ersten Gruppe kann man rechnen Folliculosis beim Accommodationskrampf; 
bei Asthenopie, Atropincatarrh und einige Formen von subac. Conjunctivitis. — 
Die zweite Gruppe bildet der eigentliche Follicularcatarrh und das Trachom. 

10. Da man in der Bindehaut Narben auch nach einem Follicularcatarrh 
findet, kann daher ihre Anwesenheit nicht als ein Unterscheidungsmerkmal 
zwischen Trachom und Follicularcatarrh gelten. 

11. Der Ausdruck Folliculosis conjunctivae bezeichnet den völlig normalen 
Zustand der Bindehaut, wenn sich in ihr physiologisch Follikel finden. 

12. Der Bau eines Trachomfollikels ist identisch mit dem eines Lymph- 
follikels. 

13. Das Verschwinden der Trachomkörner wird bewirkt durch die Er- 
weichung derselben und ihre Aufsaugung. | 

14. Die Erweichung eines Trachomkornes ist die anämische Nekrose seiner 
Zellen. — Die erfolgende Vernarbung der Bindehaut hat keine unmittel- 
bare Beziehung zu den Trachomfollikeln, obgleich sie ein Resultat der Reizung 
ist, die die Neubildung derselben begleitet. Der Verlauf des Trachums wie die 
Entstehung und das Verschwinden der Lymphfollikel in der Conjunctiva wird 
nicht selten von einer acuten kintzündung begleitet, wenn die entzündlichen 
Erscheinungen in den Vordergrund treten. 

15. Das Verschwinden der Trachomfollikel ist eins von solchen Entzün- 
dungscomplicationen. 

16. Vom anatomischen Standpunkte aus ist der trachomatöse Process die 
Entstebungsursache der Lymphfollikel in der Bindehaut, die schliesslich ihre 
narbige Degeneration verursachen, 

17. Die Veränderungen in den oberflächlichen Epithelschichten der tracho- 
miatösen Bindehaut stehen im engen Zusammenhange mit der Entwickelung der 
Follikel im subepithelialen Gewebe und bestehen hauptsächlich in der Zerstörung 
der Epithelzellen durch die eindringenden Leucocyten. In diesem Sinne dient 
der Zustand des Conjunctivalepithels als ein wichtiges Maass für die Stärke des 


— 94 — 


trachomatisen Processes ebenso wie fair die Entwickelung der Follikel in der 
Bindehaut. 

18. Die Ersetzung des mucösen Epithels der Bindehaut durch Epidermis 
ist die Entstehungsursache desselhen auf der narbigen Bindehaut. Seine Ent- 
stehung ist der Beweis der endgültigen Vernichtung der Bindehaut. 





Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 


2) „Schulek’s 25jähriges Professoren-Jubiläum. Die früheren und 
gegenwärtigen Schüler Prof. Schulek's feierten am 14. Februar |. J. die 25. 
Jahreswende seiner Ernennung zum o. 6. Universitats-Professor. Die Feier fand 
im Hörsaale der Universitäts-Augenklinik in der Gegenwart des Staatssecretärs, 
als Vertreter der Kön. ung. Regierung, des Universitäts-Senates, vieler Hörer 
und Aerzte, zahlreicher Notabilitäten des öffentlichen Lebens statt. In vielen 
glänzenden Reden wurden Schulek’s Verdienste um die Wissenschaft, das 
Lehrwesen, die Humanität hervorgehoben und dem Gefeierten sodann von seinen 
Schülern die Jubiläums-Nummer der „Szemäszet“ überreicht, deren Inhalt 10 
Original-Mittheilungen seiner Schüler umfasst. — Unter allgemeinen Beifall 
sprach Prof. Schulek in gross angelegter Rede seinen Dank aus. Abends 
fand die Feierlichkeit in einem zahlreich besuchten Bankett ihr Ende. Viele 
wissenschaftliche Vereine und Persönlichkeiten des In- und Auslandes beteiligten 
sich mit Briefen und Telegrammen an der Feier.“ (Aus dem „Orvosi Hetilap“ 
Nr. 8. Budapest, 21. Febr. 1897.) — Der Herausgeber des Centralblatts hätte 
schon früber auf die Jubelfeier aufmerksam gemacht, wenn nicht die ihm vorber 
zugesandten Schriftstücke — magyarisch gewesen wären. Der Herausgeber 
kaun die üblichen Sprachen lesen; lehnt es aber ab, magyarisch zu studiren. 
So gern er bereit ist, dem Vaterlandsgefübl jedes Fachgenossen Rechnung zu 
tragen, so muss er doch darauf hinweisen, dass für die Weltliteratur nur Ver- 
öffentlichungen in deutscher, englischer, französischer, italienischer Sprache in 
Betracht kommen. 


3) College Mitvalsky’s Colloidperlen (vgl. Februarheft S. 50) aus 
den Meibom’schen Drüsen sind wohl jedem Beobachter bekannt. Weniger 
bekannt ist die ehrwürdige Stellung dieser kleinen Gebilde in der Geschichte 
der Heilkunde. Vgl. mein Büchlein Aegypten (1890, S. 42): Ueber die Augen- 
heilkunde der alten Aegypter (Papyrus Ebers, 1500 v. Chr.). 


„9. Folgt die Verkalkung in den Meibom’schen Drüsen. (Stein in den 
Augen, uhet m mrtö.) Der erfahrene Arzt kann gelegentlich ein hartes Korn, 
das weisslich und halbdurchscheinend ist, aus einer Meibom’schen Drüse ent- 
fernen, häufiger durch Anritzen (der Bindehaut). Das Fremdartige, Steinige der 
(kleinen) Bildung musste schon den ältesten Beobachtern auffallen, auch wenn 
es nicht gerade zu häufig vorkam. Mir scheint, dass hiervon der Name Hagel- 
korn hergenommen ist, während man ihn später auf das gewöhnliche Pro- 
duct derselben Drüsen übertragen hat, das weich ist und nichts vom Hagelkorn 
besitzt. (Def. med. Galen, XIX, 437: yodasn Gurt xeyyoadys ovorgogi xata to 
Bligugor xai AcSiacts sti ro avro.) H. 





— 95 — 


4) Ein optisches Hilfsmittel für alterssichtige Büchsenschützen. 
Von Dr. Alfred Moll in Berlin. 


Wenn an den Augenarzt die Bitte gerichtet wird, eine Schiessbrille zu 
verschreiben, so handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle darum, einem Kurz- 
sichtigen ein voll corrigirendes Glas auszusuchen, mit dem er das Object auf 
grosse Entfernungen noch hinlänglich scharf sieht. Diesem Wunsche kann, 
vorausgesetzt, dass die nöthige Sehschärfe überhaupt vorhanden ist, mit Leich- 
tigkeit willfahrt werden, und der betr. Schütze wird bis zu einem gewissen 
Alter die Brille mit Vortheil benutzen und seine Büchse mehr oder weniger 
gut führen. Kommt er in das Alter der abnehmenden Accommodation, so hört 
die Fähigkeit mit der Büchse zu schiessen allmählich auf, mit anderen Worten, 
er kann das Visir und Korn nicht mehr „zusammenbringen“ und muss sich 
darauf beschränken, die Schrotflinte, welche bekanntlich lediglich mit einem 
Korn versehen ist, zu benutzen. 

Relativ früher hört man diese Klagen von Emmetropen und vollends Hyper- 
metropen, die anfangen, weitsichtig zu werden. Der Augenarzt wird, wie in 
der Natur der Sache liest, manchmal nicht das volle Verständiss für die Klagen 
seines Patienten haben und eine Brille verschreiben, mit der der Client nicht 
viel anfangen kann. 

Und in der That ist es praktisch und theoretisch mangels der nötigen 
Accommodation unmöglich, von einem gewissen Alter an die feine Kimme des 
ziemlich dicht am Ange befindlichen Visirs mit dem Korn auszufüllen und 
auf das Object zu richten, was bekanntlich allein einen sicheren Kugelschuss 
gewährleistet. 

In solchen Fällen hört man wohl, dass sich der betr. Jäger das Visir 
um ein Stück hat herausrücken, es dem Korn hat näher bringen und vom Auge 
entfernen lassen. Er schiesst dann einige Zeit auf diese Weise, und dann stellt 
sich der alte Zustand wieder ein, der durch das eben genannte einfache Hilfs- 
mittel nicht mehr beseitigt werden kann, wenn anders man bei unseren, au 
sich schon kurzen Büchsen nicht auf das Charaktaristische ihrer Visirung, näm- 
lich zwei räumlich in einem Mindestabstande von einander entfernte Punkte 
(Visir und Korn) mit einem dritten (Object) in einer geraden Linie zu 
vereinigen, verzichten will. 

Somit wäre also das Schiessen mit der Büchse im vorgeschrittenen Alter, 
falls Brillen erschöpft und die Lage des Visirs nicht weiter geändert werden 
kann, unmöglich. 

Nun giebt es ein sehr einfaches Mittel, diese Möglichkeit wieder herzu- 
stellen und zwar dadurch, dass das Visir überhaupt fortfällt und dafür dicht 
vor dem zielenden Auge auf dem Kolbenhals ein Diopter angebracht wird. 
Letzteres besteht in einer kleinen, senkrecht stehenden metallenen Scheibe mit 
einem mehr oder weniger feinen, central gelegenen Loch, resp. nach dem Vor- 
gang des Amerikaners Lymann, aus einem Ring. — Der Schütze hat nichts 
zu thun, als das Korn in die Mitte der Oeffnung zu bringen und auf das Object 
zu richten. Alterssichtige können das ohne weiteres deshalb, weil sich ihnen 
dicht vor ihrer Papille ein ziemlich gross erscheinendes Diaphragma darbietet, 
in welches selbst bei nur mässigem Augenmaass das relativ entfernte Korn mit 
Leichtigkeit im Centrum eingefügt werden kann. Es ist dies, wie sofort klar 
wird, ganz etwas anderes und bedeutend einfacher als das Korn in die immer- 
hin sehr feine und scharfe Kimme des bisher gebrauchten Visirs zu bringen, 
ein Gedanke, den auch Lymann bei der Empfehlung seiner Visirung ausspricht. 


— 96 -- 


Ich selbst habe mich von der vorzüglichen Leistung des in Rede stehenden 
Princips überzeugt, und bewährte Fachmänner rühmen dasselbe besonders beim 
Kugelschuss auf flüchtiges Wild aus schiesstechnischen Gründen, die auszuführen 
hier zu weitläufig sein würde. 

Ich bin überzeugt, dass dem einen oder anderen Presbyopen, der auf die 
„hohe Jagd“ oder den Scheibenstand nicht verzichten will, mit einem dies- 
bezüglichen Rath ein Gefallen erwiesen werden kann. — 





Bibliographie. 


Der centrale Sehapparat in diagnostischer Beziehung, von 
Prof. Dr. H. Obersteiner in Wien. (Wiener med. Presse. 1897. Nr. 6 und 
Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 5.) Ein zerstörter Sehnerv ruft Erblin- 
dung am selben Auge hervor; Pupillenreaction erfolgt höchstens consensuell, bei 
Beleuchtung des gesunden Auges. Partielle Zerstörungen des Sehnervs erzeugen 
Scotome. Solche centrale Scotome finden sich bei Alcohol-, Nicotin-, Blei-, 
Jodoformvergiftungen. Bei der tabischen Opticusatrophie kommt es zu un- 
regelmässiger Gesichtsfeldeinengung, aber nicht zu Scotomen. Eine mediale Zer- 
störung des Chiasma erzeugt bitemporale Hemiopie (Erblindung beider nasalen 
Retinalhalften). Eine binasale Hemiopie entstände dann, wenn z. B. in jedem 
Chiasmaaussenwinkel eine Schädigung Platz gegriffen hätte, oder wenn ein in 
der Nähe der hinteren Commissur des Chiasma sitzender Tumor, die hier 
nahe aneinander verlaufenden ungekreuzten Bündel jeder Seite comprimirte. 
Bei Zerstörung eines Tractus entsteht homonyme Hemiopie. Dabei wird auch 
der Hirnschenkel getroffen und die Diagnose bezüglich der Localisation durch 
die zu Tage tretenden Symptome wesentlich erleichtert; da der Tractus auch 
Fasern für die Pupillarbewegung führt, so kann auch Pupillenstarre vorkommen. 
Kine Erkrankung des Seh- oder des Vierhügels braucht keine Erblindung her- 
vorzurufen, dagegen folgt einer Zerstörung der äusseren Kniehöcker stets Er- 
blindung. Die Erkrankung der Gratiolet’schen Sehstrahlung macht dieselben 
Symptome wie die des Rindenfeldes. Bilaterale Hemiopie, wie sie durch beider- 
seitige Erkrankungen des Hinterhautlappens entsteht, bedingt in deu seltensten 
Fällen totale Amaurose; meist bleibt ein ganz kleines Gesichtsfeld um die 
Macula erhalten. Als Grund führt man die günstigeren Circulationsverhältnisse 
des Rindenfeldes für die Macula und den Umstand an, dass beide Hemi- 
sphären Fasern zum gelben Fleck senden, so dass, wenn nur ein Stückchen an 
der einen Hemisphäre frei bliebe, die Macula versorgt werden könnte. Endlich 
wird hervorgehoben, dass die Fasern der Macula auf einen so ausgedehnten 
Theil der Sehsphäre projieirt seien, dass bei beträchtlichen Zerstörungen der- 
selben noch einzelne Partien für die Macula erhalten sein könnten. Der Ver- 
lust des Orientirungsvermögen bei Erkrankungen der Sehsphäre wird walır- 
scheinlich durch Zerstörung der vielen Associationsbahnen, die nach vorn ver- 
laufen, bedingt. Die wichtigsten sind die zum Sprachencentrum gehenden, die 
bei ihrer Erkrankung Alexie, Dyslexie etc. bedingen. Schenkl. 








Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 8 





l Verlag von VEIT & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırria in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BrRaER in Paris, Prof. 
Dr. BienpacHer in Graz, Dr. Beaıter in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bom-Rezyuonxo in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emmerrt in Bern, 
Dr. Gmssere in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıznx& in Budapest, Dr. GorDon NOoRRIE in Kopen- 
bagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıgonis in Smyrna, Prof. H. Kwapp in New 
York, Prof. Dr. Kröckow in Moskau, Dr. Kurue in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maenvus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maymwarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MiILumers in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Mung in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PeLTEsomN in Hamburg, Doc. Dr. PescueL in Turin, 
Dr. Porrscuer in Klagenfurt, Dr. M, Raıch in Charkow, Dr. ScHerEr in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig,’ Dr. Spro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 
1897. 
Inhalt: Originalmittheilungen. I. Ueber Contusion des Bulbus mit besonderer 
Berücksichtigung der Commotio retinae. Von Dr. Max Linde, Volontär-Arzt. — II. Ueber 
willkürliche einseitige Augenbewegungen. Von Dr. 0. Schwarz. — Jil. Cyclitis beim 
Affen nach Einimpfung von Spirochaeten. Von Prof. Th. Ewetzky. 
Klinische Beobachtungen. I. Zwei Fälle angeborener Missbildung am Auge, von 
Dr. Peltesohn in Hamburg. — II. Beiderseitige angeborene Aniridia, verbunden mit 
Ectopia lentis und Glaucoma, von Prof. Dr. W. Goldzicher in Budapest. — ILI. Ein 
Fall von Retinitis pigmentosa mit Glaucoma, von Prof. Dr. W. Goldzieher in Budapest. 
— IV. Die in den Jahren 1890—95 am Calcutta Ophthalmic Hospital (Brigade Surg. 
Lt. Col. R. C. Sanders) behandelten ambulanten Fälle. Aus dem Englischen von 
Dr. Moll. (Schluss.) 
Gesellschaftsberichte. Société belge d’ophtalmologie in Brüssel. 
Journal-Uebersicht. Orvosi Hetilap „Szemeszet“. 1896. Nr. 1—3. 


Vermischtes. Nr. 1—2. 
Bibliographie. 



































April. | Einundzwanzigster Jahrgang. 























Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt. 
I. Ueber Contusion des Bulbus 


mit besonderer Berücksichtigung der Commotio retinae. 
Von Dr. Max Linde, Volontär-Arzt. 


Die Commotio retinae ist zuerst von BERLIN! in erschöpfender 
Weise als eine Krankheit sui generis dargestellt worden. Während früher 
unter diesem Namen alle möglichen Krankheiten aufgeführt wurden, stellte 


1 Klin. Monatsbl. f. Augenbeilk. 1873. Bd. XI. 





- 98 


BERLIN als wesentliches Zeichen eine grauweisse, von ihm zuerst genau 
beschriebene Verfärbung der Retina fest, welche er experimentell an Kanin- 
chen erzeugen konnte, und die er als Oedema retinae deutete. Er 
fand häufig eine Beschränkung des centralen Sehens. Und da er für diese 
Abnahme der Sehkraft nicht immer adäquate Veränderungen der Netzhaut 
finden konnte, so nahm er an, dass sie durch andere Factoren zu Stande 
komme, und machte aus theoretischen Erwägungen einen irregulären Astig- 
matismus, welcher durch das Trauma bedingt sei, hierfür verantwortlich. 
Für den Astigmatismus sprach eine gegen Atropin resistente Pupille und 
Blutungen in den Ciliarkörper, die Des an Kaninchenaugen fand. 
Anatomisch stellte er unter der ödematösen Netzhaut meistens Chorioideal- 
blutungen fest. Beru schlug deshalb vor, den Namen Commotio retinae 
fallen zu lassen und von einer Amblyopia traumatica zu sprechen, 
womit aber auch nicht viel gesagt ist. 

Nach BerLın haben andere verdienstvolle Arbeiten unsere Kenntnisse 
von der Commotio retinae erweitert und ergänzt. Prof. HIRSCHBERG ver- 
öffentlichte 1875? einen charakteristischen Fall und zeigte, dass die zuweilen 
nach Contusion des Bulbus auftretende Erblindung, die mehrere Minuten 
anhalten kann, auf einer Ischämie der Gefässe beruhe Im Uebrigen 
bestätigte er BEeruın’s Befunde. Er betont die Prüfung auch der excen- 
trischen Sehschärfe und die zackige Begrenzung der Albedo. 

Im Jahre 1887 veröffentlichte Ostwar? acht weitere Fälle aus Prof. 
HirscHgerg’s Klinik. Es fanden sich neben der von BERLIN constatirten 
Albedo des Netzhautgrundes regelmässig periphere Gesichtsfeldseotome. Ost- 
WALT schloss daraus, dass dieselben stets vorkommen. Dagegen fand er das 
centrale Sehen intact. Noch wichtiger ist, dass HIRSCHBERG zuerst darauf 
aufmerksam machte, dass die weissliche Trūbung dem Verlaufe der Gefässe 
folgt; er schloss daraus auf eine durch die Contusion bewirkte Alteration 
der Gefasswiinde. Es sei deshalb die am meisten nach innen liegende 
gefåsshaltige Nervenfaserschicht ödematös, während die nach aussen liegende 
Schicht der Stäbchen und Zapfen unversehrt darüber liege. Zwei weitere Fälle 
aus HırscHBere’s Klinik hat OstwauTt Centralbl. 1887 S. 72 mitgetheilt. 

Ein höchst merkwürdiser Fall von Commotio retinae wurde 1885 in 
Prof. HırscuBEre’s Augenklinik beobachtet.’ Bei einem jungen Mädchen 
wurde !;, Jahr nach dem Trauma eine atrophische Verfärbung des Seh- 
nerven mit normalen Functionen des Auges gefunden. 

Weitere vier Fälle wurden 1891 von Maxrockı* veröffentlicht. Er 
wies darauf hin, dass eigentlich kein Symptom constant sei, und dass 
sogar die Albedo fehlen könne. Die Sehstörung hängt nach ihm ab von 

ı Berliner klin. Wochenschr. 1875. Nr. 22. 

? Centralbl, f. Augenheilk. XI. S. 33. 


® Beschrieben von R. Ancxg, Centralbl. f. Augenheilk. IX. S. 813. 
4 Zur Symptomatologie der Commotio retinae. Arch. f. Augenh. Bd. XXIV. Heft 3. 


— 99 — 


Circulationsstörungen im Sehnervenkopf, welche durch das Trauma bedingt 
sind. Er hält die Netzhauttrübung nicht fiir Oedem, sondern fir moleculare 
Veränderungen der feinsten Verzweigungen der Nervenfaserschicht. 

Nach den über Commotio retinae vorhandenen Publicationen sollte 
man meinen, es handle sich um eine seltene oder doch nicht häufige Krank- 
heit.! Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Commotio ist vielmehr unter 
der arbeitenden Bevölkerung der Gross- und Industriestadt eine häufige 
Krankheit und wird auch in anderen Ständen oft beobachtet. Der Grund, 
warum sie im Verhältniss zu ihrem häufigen Vorkommen bislang nicht 
gewürdigt ist, liegt erstens in der geringen functionellen Störung, welche 
die Kranken nicht immer gleich zum Augenarzt treibt, zweitens in den 
ausserordentlich wechselnden klinischen Symptomen, die eine genaue Ab- 
grenzung des Begriffs der Commotio retinae erschweren; und drittens darin, 
dass nicht alle Fälle möglichst frisch mit dem Augenspiegel untersucht 
werden. Denn, wie wir unten sehen werden, giebt es eine Commotio 
-< retinae evanida, die in einer halben Stunde verschwunden sein kann. 

Suchen wir zunächst das Krankheitsbild zu begrenzen, so erscheint es 
unrichtig, bei den Erschütterungen und Verfärbungen der Netzhaut stehen 
zu bleiben, da diese fast nie das alleinige Symptom sind. Wie Professor 
HırscHBERG (l. c.) schon dargelegt hat, ist die Commotio retinae kein 
klinischer Begriff. Noch mehr scheint mir „Albedo retinae“ ein Ver- 
legenheitsausdruck zu sein, da hier nur eine in die Augen fallende Unregel- 
mässigkeit der Netzhaut angedeutet wird, ohne das Wesentliche zu treffen. 
Besser ist schon Oedema retinae, wie BERLIN will; aber auch hier wird 
die Netzhaut-Erkrankung allein für den Symptomencomplex herangezogen. 

Ich gehe weiter und nenne die Krankheit einfach Contusio bulbi; je 
nachdem die verschiedenen Abtheilungen des Sehorgans betroffen sind, kann 
man die Erschütterung der Cournea, des Ciliarkörpers, der Retina, des Seh- 
nerven u. s. w. als die wesentlich betroffenen Theile diesem Sammelbegriff 
einreihen. 

Bevor ich nun das Krankheitsbild durch Fälle aus dem reichen Mate- 
riale von Prof. HıscHhBirG’s Augenheilanstalt illustrire, gebe ich ein Bild 
des Krankheitsverlaufes, wobei ich bemerke, dass die Gesammtheit der zu 
schildernden Erscheinungen gewöhnlich nicht bei jedem Fall beobachtet wird. 

Sehen wir von der Contusion der Conjunctiva mit den häufig beob- 
achteten Blutsugillationen ab, so finden wir zunächst am erschütterten Auge 
eine beträchtliche pericorneale Injection der tieferen Gefässe. Dies 
deutet auf Blutstauung besonders im Strahleukörper. Sie ist dadurch zu 
erklären, dass nach dem ersten Effect der von Prof. HirscHBERG beschrie- 
benen Ischämie das Gegentheil erfolgt, nämlich eine Erweiterung der Ge- 
fasse und damit Stauung des Blutes. 


1 HrescuBercG hat im C.-Bl. 1887, 3.34, Note, bereits auf die Häufigkeit. hingewiesen. 
7 ™ 


— 100 -- 


Die Commotio corneae deutet sich, wenn sie frisch ist, nur durch 
eine Stichelung des Epithels aus. Sehr bald stellt sich eine mehr chagri- 
nirte Trübung des Epithels ein, welche die Sehschärfe beeinträchtigt. Nicht 
selten findet man aber auch deutliche Trübung des Parenchyms. Hier 
scheinen es die Lymphbahnen des Parenchyms zu sein, welche die Träger 
eines trüben Fluidums sind. Man sieht nämlich zuweilen mit der Lupe 
feine Streifen, die ampullenföormige Anschwellungen zeigen und offenbar 
gestaute und mit Serum angefüllte Lymphwege bedeuten. Diese Hornhaut- 
trübung schwindet je nach der Schwere des Falles in einigen Tagen. 


Die Commotio uveae, die sich schon durch die pericorneale Injection 
bemerkbar macht, fehlt selten ganz. Die Iris scheint hyperämisch. Die 
Pupille ist oft verzogen, excentrisch oder oval. Die Pupillarreaction ist 
träge, zuweilen auch aufgehoben, — in diesem Fall besteht Krampf des 
Sphincter iridis. Die Pupille reagirt auf Atropin träge, oft erst nach langer 
Zeit. Nicht selten reagirt die Pupille auf Atropin nur auf einer Hälfte. 
Die Aderhaut ist gegen Compression des Bulbus sehr empfindlich und reisst 
leicht. So finden wir als nicht seltene Complication der Contusio bulbi 
Aderhautblutungen und Risse; — BERLIN fand sie experimentell stets. 


Bei der Linse hatte BERLIN, wie schon erwähnt, einen traumatischen 
Astigmatismus beim erschütterten Auge angenommen. Dass diese Ver- 
muthung zuweilen den Thatsachen entspricht, konnte ich in einem der 
unten veröffentlichten Fälle, welcher einen vorübergehenden Astigmatismus 
zeigte, bestätigen. Berun hatte als Grund des Astigmatismus Blutungen 
in den Ciliarkörper angeführt. Es ist wohl einfacher, die bei der Contusion 
des Bulbus in dieser Gegend bewirkte Abflachung der Kugeloberfläche und 
dadurch hervorgerufene Zerrung der Zonula als das ursächliche Moment 
zu beschuldigen. Stärkere Grade der Contusion führen auf diesem Wege 
zur theilweisen Zerreissung der Zonula und somit zur Subluxatio lentis. 


Der Glaskörper zeigt häufig Blutungen, die wohl meistens vom 
Strahlenkörper ausgehen und als bläuliche Massen mit dem Augenspiegel 
wahrgenommen werden. 

Der Sehnerv ist bei einer ernsthaften Erschütterung nicht unbe- 
theiligt. Dafür spricht der von Ancke (l. c.) beschriebene Fall mit Ueber- 
gang in helle Verfürbung. Sehr oft werden feine streifige Blutungen auf und 
in der nächsten Umgebung des Sehnervenkopfes beobachtet. Die feineren 
Veränderungen der Nervensubstanz sind natürlich der Untersuchung mit dem 
Augenspiegel nicht zugänglich. Auch muss mit der Möglichkeit gerechnet 
werden, dass hinter dem Auge im Stamme des Opticus durch die Contusion 
irgend eine grüssere Störung, z. B. partielle Ruptur, Apoplexie oder dergl. 
eingetreten ist, worauf schon A. VON GRAFFE aufmerksam gemacht hat. 

Am auffallendsten sind die Veränderungen, die durch die Erschütterung 
der Retina entstehen. Um sie zu begreifen, müssen wir uns zunächst 


101 - 


klar machen, dass kein Grund vorliegt, anzunehmen, dass die durch Con- 
tusion der Retina entstandenen Veränderungen anderer Art sind, als sonst 
an zarten Organen des übrigen Körpers. Die Folge der Quetschung ist 
hier, wie überall, nach Ablauf der zunachst durch die Pression und Gefass- 
krampf gesetzten Ischämie, eine Schwellung. Die Blutcirculation wird ver- 
langsamt; es tritt eine seröse Flüssigkeit durch die durchlässig gewordenen 
Gefässe hindurch. Ist die Läsion eine schwere, so treten weisse Blut- 
körperchen durch die Gefässwände, und aus dem Oedem entwickelt sich 
das Bild der Entzündung. 

Dieselben Verhältnisse ergeben sich bei der Quetschung der Retina, 
— denn um eine Quetschung dieses zarten Organs handelt es sich bei 
der Contusion des Bulbus, nicht aber nur um eine Erschütterung —. Wir 
erkennen mit dem Augenspiegel eine mehr oder minder scharf abgegrenzte, 
oft fleckige Trübung von weisslicher, grauer oder silberglänzender Farbe, 
welche kurze Zeit nach der Verletzung auftritt und wesentlich dem Verlaufe 
der Gefässe folgt. Oft erkennt man an letzteren weisse, scharf begrenzte 
Einscheidungen, wodurch hin und wieder ein netzartiges Bild entsteht. Die 
Retina ist hierbei nicht wesentlich verdickt; wenigstens ist durch Messung 
mit dem Augenspiegel die vielleicht mikroskopisch vorhandene Quellung 
nicht nachweisbar. Dass, wie BErLın will, die graue Farbe nur da auftritt, 
wo eine Aderhautblutung darunter sich befindet, ist nicht anzunehmen, da 
die Trübung viel schneller schwindet, als wie sich das Blut resorbiren 
könnte. Es handelt sich sicherlich um ein echtes Oedem der gefässführenden 
Nervenfaserschicht. l 

Das Netzhautödem findet sich hauptsächlich an zwei Stellen, nämlich 
an der des Coups und des Contrecoups, was in unsrer Anstalt schon seit 
vielen Jahren beobachtet wird. 

Es ist einleuchtend, dass die Gesetze, welche für die Contrewirkung 
am harten, wenig elastischen Schädel bestehen, für den elastischen Bulbus 
nicht gelten können. Am Schädel findet sich eine besonders deutliche 
Contrewirkung bei Körpern, die mit grosser Geschwindigkeit und Kraft 
aufschlagen. Beim Bulbus wird dagegen der Stoss durch den flüssigen 
Inhalt zur gegenüberliegenden Seite fortgeleitet. Der Glaskörper ist es 
also, welcher bei der Netzhautquetschung die Pressivn ausübt. Ausserdem 
bedarf der Bulbus einer gewissen Zeit, sich zu defurmiren; und er wird 
sich besser deformiren, je elastischer der anprallende Fremdkörper ist. Dem 
entsprechend fand ich besonders ausgesprochene Contrewirkung beim Anprall 
von Pfropfen, Bällen, während die oft kantigen unelastischen Eisenstücke, 
die beim Hämmern dem Arbeiter gegen den Bulbus fliegen, mehr locale 
Wirkung ausübten. 

Hier einige Fälle, welche das Gesagte illustriren. 

1) Einem jungen l5jährigen Schüler fliegt am 29. Januar 1897 ein 
Schneeball von vorne gegen das linke Auge. Er begiebt sich sofort in 


102 — 


Prof. HırscHBEerg’s Augenheilanstalt.e. Er war kurze Zeit vorher daselbst 
aus andern Gründen untersucht worden. 

Die Sehschärfe war vorher beiderseits = 1. 

Jetzt sieht er r. gut; l. ist die Sehschärfe auf '!/, gesunken. Acc. gut. 

Das Corneal-Epithel ist gestichelt, körnig. Es besteht ciliare Injection der 
Gefässe. Die Pupille ist eng, reagirt träge. Atropin wirkt prompt erweiternd. 

Ophthalmoskopisch zeigt sich genau im Centrum eine flaschenförmige, 
bläulichweisse Färbung, zur Papille hinziehend und dieselbe einschliessend. 
Auf der weissen Trübung hebt sich die bräunliche Macula scharf ab. 
Eclatante Contrecoupwirkung. (Fig. 1.) 





Das G.F. zeigt keine periphere Einengung, auch nicht für Farben. 
Dagegen ist ein deutliches centrales Scotom von querovaler Form nach- 
weisbar. 

24 Stunden später: Die Trübung nicht mehr scharf begrenzt. S = 5/, 
Cornea trübe. 

3 Tage später: Netzhaut völlig normal. S= 1, G.F. normal. 

Ebenfalls Contrecoup zeigt folgender Fall. 

2) Frl. A. T., welche den Hausschlüssel vergessen hatte, wurde derselbe, 
während sie auf der Strasse stand, aus dem Fenster von der Mutter nach- 
geworfen. Der Schlüssel traf sie von oben aussen am rechten Auge. 

Status: Subconjunctivale Blutung, S = 1. 

O: Starke silberweisse Commotio retinae besonders am Orte der 
stärksten Pressung (innen unten); gegenüber wenig. 

G.F. entsprechend nach aussen eingeengt (bis 35°). 

Am Tage später: nur noch leichte Trübung. 

3 Tage später: O und G.F. normal. 

Schon diese beiden Fälle zeigen, dass sowohl centrale wie periphere 
Scotome vorkommen. 


— 108 


Das G.F. kann aber auch völlig normal sein, wie folgender Fall zeigt: 

3) Dem M. R., 23 Jahre, ist gestern ein Champagnerpfropf gegen das 
L Auge geflogen. 

Status: Hornhaut chagrinirt, Pupille excentrisch, nach unten verzogen. 
Im Centrum der Netzhaut eine zarte blauweissliche Verfärbung. G.F. normal. 
Visus = 1. 

Der folgende Fall zeigt neben Contrecoup Sphincterkrampf mit Resistenz 
gegen Atropin und vorübergehenden Astigmatismus. 

4) C. U., 28 Jahre. Vor 18 Stunden traf ein Champagnerpfropf von 
unten das l. Auge. 





Status: l. Pericorneal-Injection, die Pupille ist queroval, reagirt träge. 

SR=1, L='/,. Acc. gut. 

Cornea zeigt Stichelung des Epithels, ist sonst klar. 

Die Pupille bleibt trotz Atropin-Einträufelung eng. Erst nach wieder- 
holter Instillation erweitert sie sich. | 

O: Um die Papille zur Macula ziehend weissgelbliches Netzhautödem, 
von dem sich die feinsten Gefässe mit grösster Deutlichkeit wie ein dunkles 
Netzwerk abheben. Desgleichen umfangreiches Oedem peripher oben, zackig 
begrenzt mit weisslichen Inseln, übergreifend auf die normale Netzhaut, 
hauptsächlich im Verlaufe der Gefässe. (Fig. 2.) 


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— 104 — 


G.F. auch bei genauester Prüfung normal. 

48 Stunden später: Noch leichte pericorneale Injection. Cornea an 
getrübt, auch in den tieferen Schichten feine punktförmige Trübungen. 
Pupille noch quer verzogen. Ophthalmoskopisch alles fort. 

S heute nur !/,. 

Veranlasst durch Beruın’s Publication versuchte ich Cylindergläser 
und fand As, Axe senkrecht. S mit + 0,75 cyl. fast 1. 

Nach 5 Tagen war die Pupille rund. Der As war geschwunden. S = 1. 


Coup und Contrecoup mit Blutungen bei völlig normaler Function zeigt 
folgender Fall. 

5) P.M., 20 Jahre, kommt, nachdem ihm vor wenigen Stunden das Ende 
eines 15mm starken aufgerollten Drahtes gegen das l. Auge gefedert ist. 

Status: 1. Grosse Wunde der Conj. bulbi und sclerae innen, nahe 
der Carunkel. 

2. Sphincterriss. 

3. Traumatisches Netzhautödem entsprechend Coup und Contrecoup, 
von den Gefässen ausgehend, die mit starkem Reflexstreifen eingescheidet 
sind, namentlich oben aussen. Die Papille ist verschwommen durch circular 
sie umgebende Netzhauttrübung. Um und auf der Papille feine Blutungen. 

S= 1, G.F. normal. 


Folgender Fall zeigt besonders deutlich die Beziehung zwischen den 
Gefåssen und dem Netzhautödem. 

6) C. S., 24 Jahre, wollte einen Treibriemen auflegen; derselbe glitt 
ab und traf das r. Auge. 

Die Sehkraft war vorübergehend herabgesetzt. 

Nach 5 Stunden: S=1. O: nach aussen, scharf begrenzte hellblaue 
Stelle der Netzhaut, auf welcher die Gefässe sich dunkel abheben. Jedes 
einzelne Gefäss ist jedoch von einem silberglänzenden helleren Begleit- 
streifen umgeben. An der Grenze des Oedems kleine Inseln rothen Augen- 
grundes. Ganz peripher wieder normaler Augengrund. (Fig. 3.) 

G.F. entsprechend nach innen eingeschränkt. 

Nach 3 Tagen: alles normal. 


Folgender Fall einer Verletzung mit einem unelastischen Gegenstand 
zeigt keine Contrewirkung. 


1T) R. P., 14 Jahre, wird mit einem Spatenstiel von oben gegen das 
r. Auge gestossen. 

Status: R Vulnus palp. sup. 

O: traumatisches Netzhautödem peripher, z. Th. inselförmig, im Ver- 
laufe der Gefässe. An der Stelle des Contrecoups keine Veränderung. S= 1. 
G.F. peripher um ca. 20° eingeengt. 

48 Stunden später: alles fort; G.F. normal. 


— 105 — 


Wie schnell ein traumatisches Netzhautödem schwinden kann, zeigt 
der folgende Fall. 

8) J. A., 22 Jahre, stiess r. auf einen Besenstiel. Die Sehkraft war 
sofort fast fort, kam dann wieder; jedoch Schleier. 

Status: S=®/,. 0O: Im Beginn der Untersuchung central: Netzhaut- 
ödem, desgl. peripher unten. Nach 1!/, Stunde nur noch unten aussen. 
Central zeigt sich dagegen nur ein feiner Aderhautriss, quer unter der 
Macula fortziehend. G.F. kleines centrales Scotom von 5°. 





Als Gegenstück führe ich einen Fall an, bei welchem sich noch nach 
6 Wochen die Reste des Oedems zeigten: 


9) Dem 44 Jahre alten C. S. ist in Folge eines Rohrbruches ein kalter 
Wasserstrahl mit grosser Kraft gegen beide Augen gespritzt. 


Status nach 6 Tagen: Pupille r. queroval, 1. normal. 

Ferner r.: 1. Bindehautblutung, 2. Reste von Glaskörperblutungen, 
schwankend. 3. Verbreitete Netzhauttrübung und eine ganz flache Blutung 
nasenwärts von der Papille. 

L. o. normal. S bds. 1°/,,—1/5,. 

11 Tage nach der Verletzung: Blut aus der Netzhaut fort. Netzhaut 
aber noch ödematös. Pupille rund. S R 15/5 L 15/2 G.F. normal. 


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— 106 --- 


12 Tage post contusionem: Immer noch deutliche Trübung des r. Seh- 
nervs und der angrenzenden Netzhauttheile mit Kaliberschwankungen der 
Gefässe. T. n. Pupille rund. 

Nach 38 Tagen: Immer noch Reste geringer Netzhaut- 
tribung. S = 15/,,, G.F. normal. 

Es entwickelt sich in Folge dieses Unfalles später eine Hysteria trau- 
matica. | 

Bei diesem schweren Falle mag BerLm’s Annahme, dass es sich um 
tiefer liegende Risse und Blutungen in die Aderbant und den Stamm des 
Sehnerven handelt, zutreffen. Bei den leichteren Fällen wird jedoch der 
Augenspiegel und die klinische Untersuchung sowie das genaue Studium 
des Verlaufes der Krankheit mehr leisten, wie die pathologische Anatomie, 
da es klar ist, dass bei der Härtung des Bulbus in Alkohol etc. und dem 
Einbetten in Celloidin so zarte Veränderungen, wie das traumatische Netz- 
hautödem, zerstört werden. 

Da es zu weit führen würde, noch mehr einzelne Krankengeschichten 
aufzuführen, so gebe ich zum Schluss eine tabellarische Uebersicht über 
17 weitere Fälle von traumatischem Netzhautédem aus Prof. Hmscx- 
BERG’s Augenheilanstalt, wobei ich ausdriicklich bemerke, dass ich das 
Material der letzten 6 Jahre nicht völlig erschöpft habe, da ich nur die 
ausführlicher eingetragenen und eclatanten Fälle in Betracht zog. 





ES S — DL m EE a aer 























I . 
S Sitz des 2 Coup 
Nr. | 2 Art der Verletzung |traumat.Netz- SS Ss a oder eee 
< | hautödems n 2 Contrecoup catıonen 











| 


1 22 | r. Faustschlag von oben unten peripher 20° 1 | Contrecoup — 
t 





| eingeengt | 
2!24| 1. Eisenstück aus der | nasalwärts | normal | 1 Coup, ganz — 
Zange getlogen, innen | | geringer 
| | | Contrecoup 
3 19:1. Stück Holz, voninnen | innen unten normal ı 1 Coup | — 


+ 


4231. Stockschlag von oben | oben innen peripher20° 1a | Coup und _ 
| | unten aussen | eingeengt | Contrecoup | 

l 

| 

| 





5: 19!r. glübendes Stahlstück | aussen unten | normal 
i von innen | | 


{ 
6 30; 1. Stiick Holz, von | aussen eingeengt '/;, fraglich 
| unten aufgestossen | | | 
| 


1 Contrecoup' — 


4 
' 
| 
| 
| 
| 


. 


| | 
7 16|r. Stück Blech von vorn central | centrales | ? | Contrecoup — 
| Scotom | 
8 15) 1.Stoss mitderSchaukel central und | normal | ? .Contrecoup — 
| von vorn tem poralwarts | | 
9'24 r. Stück Holz, | unten | normal | SC P | — 
Ä Richtung ? | | | | 
10 26|r. Platzen des Wasser- central | ? | o -Contrecoup _ 
| standsrohres | Ä | 
| 
| 





l. Pfropfen von unten | oben 08 Contrecoup| Hyphama 


11/14 


— 107 — 



































n Sitz des , dë Cou 

Nr.| 2 | Art der Verletzung traumat. Netz- un A5 widen ee 
n A ai hautédems S E Q Contrecoup SES 
12 | d L Ee vom e? central TI ? ue | ' Contrecoup streifige 

| Lehrer von vorn | Netzhaut- 

| | | blutung 
18 | 16, 1. Stück Eisen beim | rings herum, normal 1| Coup und | — 

Hauen dem Aequator | SE | 
| entsprechend | 


14 | 45! 1. Fall gegen Tisch- | rings herum peripher | '/,9); Coup und | | Aderhaut- 











i mern von unten innen 


t 


ı kante, Richtung von eingeengt | Contreeoup, riss unten 
a unten aussen | u. centrales 
| | Scotom | 
15'29 ‚r. Fall von der Leiter, aussen unten um 10° | '/, | Contrecoup — 
| | Stoss von innen | eingeengt | 
16 | 23 1. Grosses Eisenstück unten innen : ? oo. Coup — 
| von unten innen | | 
17 ' 26 |1. Eisenstück beim nen unten innen normal 1 Coup — 





i 
Herrn Geh.-Rath Prof. HIRSCHBERG spreche ich für die freundliche 
Ueberlassung des Materials meinen verbindlichen Dank aus. 


If. Ueber willkiirliche einseitige Augenbewegungen, 
Von Dr. 0. Schwarz. 


Auf der letzten Heidelberger Versammlung hat, wie ich aus: dem Be- 
richt (S. 313) ersehe, Herr KÖNIGSHÖFER einen Patienten vorgestellt, der 
ursprünglich mit dem linken Auge stark auswärts geschielt hatte und nach 
beiderseitiger Rücklagerung und Convergenzübungen das linke Auge bei 
Primärstellung des rechten willkürlich einwärts und auswärts bewegen 
konnte. Mit der Einwärtsbewegung war, wie die Prüfung des rechten 
Auges ergab, eine starke Accommodation verbunden, diese war aber nicht 
die Ursache der isolirten Bewegungen des linken Auges, da die Bewegungen 
nach Atropineinträuflung noch viel prompter ausgeführt wurden. Könıss- 
HÖFER sah deshalb von einer Erklärung der Erscheinung vorläufig ab. 

Binocularsehende können einseitige Ein- und Auswärtsbewegungen 
leicht erlernen; für solche Leser, die dieselben nicht schon ausführen 
können, möge zunächst eine kurze Anleitung dazu folgen; die daran sich 
knüpfenden Betrachtungen werden dann zu einer Erklärung des Könıss- 
HÖFER’schen Falles führen. Ich benütze solche einseitige Bewegungen oft 
in der Vorlesung, um die verschiedenen Störungen der horizontalen Augen- 
bewegungen (auch Lähmungen) im Zusammenhang anschaulich zu machen. 


— 108 — 


Um z. B. willkürlich das linke Auge allein einwärts zu wenden, fixiert 
man irgend ein Objekt (am bequemsten eines, das sich stark von der Um- 
gebung abhebt), macht nun eine willkürliche Convergenz-(Accommodations-) 
bewegung, wie wenn man einen näheren, in der Luft gelegenen Punkt 
fixiren wollte, so dass gleichnamige Doppelbilder auftreten, und verbindet 
mit dieser Bewegung eine binoculare Rechtswendung, indem man stets mit 
dem rechten Auge das rechtsseitige Bild weiter fixirt. Das Object wird 
dabei undeutlicher in dem Maasse, als sich mit der Convergenz zugleich 
die Accommodation steigert. Das mit dem rechten Auge fortwährend fixirte 
Bild macht dabei eine Scheinbewegung nach rechts, und man glaubt sub- 
jectiv auch mit dem rechten Auge eine willkürliche Rechtswendung zu 
machen, entsprechend der Rechtswendung der „binocularen Blicklinie“ 
(HerınG), wie es beistehende Zeichnung andeutet. 

L und A sind die Drehpunkte des linken und rechten Auges, £ der 
ursprüngliche Fixirpunkt, B der Convergenzpunkt (Schnittpunkt beider Blick- 
linien) bei Einwärtswendung des linken 
Auges, CA und CB die binoculare Blick- 
linie bei der ersten und zweiten Stellung. 
In Wirklichkeit macht man also eine 
Convergenzbewegung, mit der zugleich 
eine die Einwärtswendung des rechten 
Auges gerade wieder ausgleichende asso- 
zirte Rechtswendung verbunden wird. 
Die von jedem Auge gesehenen Gegen- 
stände werden so im gemeinschaftlichen 
Gesichtsfelde localisirt, wie wenn beide 
Augen in einem in der Mitte gelegenen 
„Doppelauge“ (HErına) oder „Cyclopen- 
auge“ (v. HELMHOLTZ) vereinigt und 
beide Blicklinien in einer ,,binocularen 
Blicklinie“, der Blicklinie des Cyclopen- 
auges, verschmolzen wären. Das vom 
rechten Auge fixirte Object (Halbbild) macht daher eine der Drehung der 
binocularen Blicklinie (um den Winkel AC.B) entsprechende Scheinbewegung 
nach rechts, es liegt scheinbar in der Richtung CA, (der scheinbare 
Tiefenabstand ist hierbei nicht eindeutig bestimmt); das vom linken 
Augen gesehene Halbbild liegt scheinbar um den Drehungswinkel 4B 
des linken Auges nach links von der binocularen Blicklinie CB; da der 
Winkel A LP unter den wirklich vorkommenden Verhältnissen stets grösser 
ist als der Winkel ACB, so muss das Bild des linken Auges gegen die 
wirkliche Lage des Objects ein wenig nach links verschoben, also in der 
Richtung CA,, erscheinen («ACB=3ALB), was auch in der That 
der Fall ist. (Die Parallaxe zwischen der scheinbaren Lage des Objects 


AL 





‘i 
\ 
t 

i 
t 





109 — 


bei directem und bei indirectem Sehen! können wir hier unberück- 
sichtigt lassen; die scheinbare Verschiebung des indirect gesehenen Objectes 
wird durch diese Parallaxe noch etwas gesteigert, was aber nur bei sehr 
nahen Objecten wesentlich in Betracht kommt.) 

Die Scheinbewegung des fixirten Gegenstandes tritt auch ein, wenn 
die Convergenzbewegung mit verdecktem oder geschlossenem zweiten 
Auge ausgeführt wird;? die Scheinbewegung ist dann für mich viel geringer 
bei fixirendem rechtem, als bei fixirendem linkem Auge. Dasselbe haben 
schon Hrrına®? und v. HELMHOLTZ*? gefunden, v. HELMHOLTZ nimmt an, 
dass bei Leuten, die gewohnt sind, beim Mikroscopiren u. dgl. ein Auge 
vorzugsweise zu gebrauchen, die scheinbare Richtung sich der wahren 
Richtung der Gesichtslinie des bevorzugten Auges annähert. Diese An- 
näherung an die wahre Richtung der Gesichtslinie des fixierenden Auges 
findet aber nur bei monocularem Gebrauch dieses Auges statt; wenn 
man den Versuch zuerst bei offenem linkem Auge ausführt und dann plötz- 
lich das linke Auge schliesst, so nimmt die Scheinverschiebung des mit 
dem rechten Auge fixirten Objectes plötzlich ganz bedeutend ab; öffnet 
man dann wieder das linke Auge, so nimmt die Scheinverschiebung des 
rechten Bildes allmählich wieder bis zum früheren Grade zu, diese Zu- 
nahme erfolgt lange nicht so rasch, als vorher die Abnahme. (Diese Zu- 
und Abnahme der Scheinverschiebung ist nicht etwa durch Zu- und Ab- 
nahme der Convergenz bedingt, denn die Erscheinung tritt bei ganz gleich 
bleibender Convergenz auf, was durch den unveränderten Abstand der 
Doppelbilder controlirt werden kann, das vom linken Auge indirect gesehene 
Bild macht bei Wiederöffnung des linken Auges die Verschiebungsänderung 
mit.) Die scheinbare Lage der Gesichtslinie eines und desselben Auges 
kann also beim zweiäugigen und beim einäugigen Sehen verschieden 
sein, indem sie beim zweiäugigen Sehen mit der scheinbaren Lage der 
Gesichtslinie des andern Auges zusammenfällt (in der „binocularen Blick- 
linie“), beim einäugigen Sehen dagegen sich der wahren Lage an- 
nähert. Es ergiebt sich also die interessante Thatsache, dass bei gleich- 
bleibender Stellung (und Accommudation) beider Augen ein und 
dasselbe maculare Netzhautbild auf zwei verschiedene Rich- 
tungen im Raum bezogen werden kann, je nachdem das Auge für sich 
allein oder mit dem andern zusammen sieht. Von dem Associations- 
complex,’ den die cerebrale Verknüpfung der Netzhauteindrücke beider 
Augen miteinander und mit der Augenstellung (Innervationsempfin- 
dung) darstellt, kann sich also unter gewissen Bedingungen ein Theil- 


' vy. HELMHOLTZ, Physiol. Optik, 2. Aufl., S. 729. 

* Herıng, Die Lehre vom binocularen Sehen, Leipzig 1868, 8. 12. 
3 A. a. O. S. 13. . 

* Physiol. Optik, 8. 752. 


-— 110 


complex abgrenzen, der aus der Verknüpfung der Netzbauteindrücke nur 
eines Auges mit der Augenstellung besteht, aber für die Localisation der: 
Eindrücke dieses Auges eine andere räumliche Bedeutung hat, als jener 
Gesammtcomplex. | 

Ebenso leicht wie eine Einwärtsbewegung wird auch eine Auswärts- 
bewegung mit dem einen Auge ausgeführt, indem man von einem nahe 
gelegenen Gegenstand aus eine Ferneinstellung macht unter fortwährender 
Fixation des einen gek'reuzten Scheinbildes, das hierbei ebenfalls eine der 
Drehung der binooularen Blicklinie entsprechende Scheinbewegung macht. 


Wie Herr Könısshörer mir brieflich mitzutheilen die Güte hatte, 
führte sein Patient die Einzelbewegungen mit dem linken Auge aus, ohne 
mit dem rechten einen Gegenstand zu fixiren. Es ist wohl anzunehmen, 
dass er als für gewöhnlich monocular Sehender die Blicklinie seines 
rechten Auges stets richtig localisirte, sie also nicht wie der binocular 
Sehende in die „binoculare Blicklinie“ verlegte, und nun durch die ver. 
ordneten Convergenzübungen gelernt hatte, sozusagen an seiner rechten 
Blicklinie entlang zu convergiren, was eben nur für das linke Auge eine 
wirkliche Einwärtsbewegung erforderte. Der centrale Impuls war wohl auch 
hier, wie beim binocular Sehenden, aus einem Convergenz- und einem 
binocularen Rechtswendungsimpuls zusammengesetzt, aber ohne eine Täusch- 
ung über die Lage der rechten Blicklinie zu bewirken. Die Convergenz- 
bewegungen des Patienten entsprechen dem von Hı:rıng und HFLMHOLTZ 
beschriebenen Versuch mit dem geschlossenen linken Auge, nur dass 
bei ihm die Täuschung über die Lage der rechten Blicklinie auch bei . 
offenem linkem Auge vollständig wegfällt.e Dass der Patient das 
linke Auge auch in absolute Divergenzstellung bringen konnte, liest 
ohne Zweifel daran, dass bei ihm die physiologische Ruhestellung eine 
Divergenzstellung ist. Wenn er die einseitigen Bewegungen ausführt, ohne 
einen bestimmten Punkt zu fixiren, so hat er doch im Gesichtsfeld des 
allein sehtüchigen rechten Auges genügende Anhaltspunkte, um die Rich- 
tung seiner Blicklinie festzuhalten, und es ist verständlich, dass ihm dies 
noch leichter gelang, wenn nach Atropineinträuflung die Deutlichkeit der 
im Gesichtsfeld wahrgenommenen Gegenstände nicht mehr durch Accommo- 
dationsänderungen gestört wurde. 

Nach einiger Uebung gelang es mir ebenfalls, ohne bestimmte .Fixation 
einseitige Counvergenz- uud (relative) Divergenzbewegungen auszuführen, 
indem ich mir die wirkliche Lage der rechten Blicklinie möglichst genau 
vurstellte und mich nun auf einen beliebigen näheren oder ferneren Punkt 
dieser gedachten Linie binocular einstellte. Ganz minimale Bewegungen 
des rechten Auges konnte ich dabei allerdings nicht immer vermeiden. 

Es fiel mir bei meinen Versuchen auf, dass es nicht sehr schwer 
ist, einen bestimmten Convergenzerad einige Zeit willkürlich aufrecht zu 


— 111 — 


erhalten und dabei auch assozürte Blickwendungen auszuführen, ohne den 
Convergenzgrad zu ändern. Dieser Umstand dürfte das Verständniss man- 
cher hysterischer Augenmuskelstörungen erleichtern; es fällt mir nicht 
schwer, die verschiedenen Formen von hysterischen Convergenz- und Diver- 
genzstörungen nachzuahmen, (Literatur über solche siehe bei Nonne und 
BESELIN, „Ueber Contractur- und Lähmungszustände der exterioren und 
interioren Augenmuskeln bei Hysterie“, wo auch verschiedene interessante 
Fälle angeführt sind, sowie in der Dissertation von MUTSCHLER, „Ueber einen 
Fall von hysterischer Amblyopie mit centralem Skotom und Convergenz- 
krampf“!), und ich stimme im Allgemeinen der Ansicht MAUTHNERS bei, 
dass die Häufigkeit der hysterischen Augenmuskelstörungen direct propor- 
tional sei der Möglichkeit, die betreffenden Zustände willkürlich hervor- 
zurufen. Jedoch sind nicht alle Fälle von hysterischen Störungeu der 
Augenbewegungen als directe Vorstellungswirkungen anzusehen. 


Ti. Cychtis beim Affen nach Einimpfung von 
Spirochaeten. 
Von Prof. Th. Ewetzky. 


In der mir zugänglichen Literatur fand ich keinen Hinweis auf die 
Möglichkeit einer Augenaffection bei Thieren, welche am Rückfallstyphus er- 
krankt waren, weshalb beifolgende Beobachtung von Interesse sein könnte. — 

Priv.-Doc. Dr. H. HaprirscHEWSKY: inoculirte am 14. März 1896 
einem Affen (Macacus nemestrinus) einige Tropfen Blutes, welches Spiro- ` 
chaeten enthielt und einem mit dieser Typhusform behafteten Individuum 
entnommen war. Am 16. zeigten sich im Blute des Thieres Spirillen und 
die Temperatur stieg am 18. bis auf 40,1 an. In der Nacht vom 18. auf 
den 19. trat die Krisis ein und die Spirochaeten verschwanden. Das Auge 
erkrankte am 2. oder 3. April. Ich hatte Gelegenheit, den Affen am 
10., d. h. eine Woche nach dem Beginn der Erkrankung zu untersuchen. 

Status praesens. — Das Thier halt das kranke linke Auge halb 
geöffnet. Mässige pericorneale Injection, die Hornhaut völlig durchsichtig. 
In der vorderen Kammer ist ein halbdurchsichtiges Exsudat erkennbar, 
welches der hinteren Fläche der Hornhaut anliegt. Es nimmt die untere 
Hälfte der Kammer ein, hat die Form eines Dreiecks, dessen Spitze mit 
dem unteren Rande der Pupille zusammenfällt, während die Basis auf 
ihrem Grunde ruht. Stellenweise sieht man in demselben zerstreute, punkt- 
formige Präcipitate von einer mehr gesättigten Farbe mit bräunlichem 


1 Einige Exemplare dieser Dissertation stehen Fachgenossen, die sich dafür 
interessiren sollten, zur Verfügung. S. 


— 112 — 


Colorit. Veränderungen der Iris sind nicht erkennbar. Hintere Synechien 
fehlen. Die Pupille ist etwas erweitert, reagirt auf Licht. Der Augengrund 
konnte nicht besichtigt werden (das Thier verhielt sich unruhig). Es wurde 
Atropin mit Cocaln verordnet. 

Am folgenden Tage nahm die pericorneale Injection zusehends ab, das 
Exsudat in der Vorderkammer wurde resorbirt, es blieb nur eine ziemlich 
grosse Ablagerung von bräunlicher Farbe auf der Hinterfläche der Horn- 
haut in der Nähe der Spitze des Exsudats zurück. Am 13. war das Auge 
gesund. Das rechte Auge blieb die ganze Zeit normal. 

Im gegebenen Falle haben wir die seröse Form der Cyclitis beobachtet, 
welche von dem gewöhnlichen Bilde beim Menschen sich durch gering- 
gradige Präcipitate au der hinteren Fläche der Cornea und die Anwesenheit 
eines halbdurchsichtigen, kaum merklichen Exsudates unterschied, welches 
das Dreieck einnahm, wo gewöhnlich die Präcipitate sich ablagern. Die 
Cyclitis begann 2 Wochen nach Ablauf der Krankheit (beim Affen verläuft 
der durch Impfung erzeugte Typhus gewöhnlich ohne Nachschübe), dauerte 
10 Tage und lief gut ab. Interessant ist das Zusammenfallen der Haupt- 
züge des klinischen Bildes dieser Cyelitis mit der analogen Erkrankung. 
welche beim epidemisch auftretenden Typhus recurrens nicht selten beim 
Menschen beobachtet wird. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Zwei Fälle angeborener Missbildung am Auge. 


Von Dr. Peltesohn, Augenarzt in Hamburg. 


1 Congenitaler partieller Irisdefect. 


Der 52 jihrige Arbeiter A. H. aus Ottensen bietet bei Gelegenheit einer 
Rrillenuntersuchung folgenden zufilligen Befund dar: An der Iris des linken, 
sonst durchaus normalen Auges zeigt sich nach aussen und unten, dicht 
neben dem vertikalen Meridian beginnend und den entsprechenden Quadranten 
nur bis zur halben Höhe ausfüllend, in dem ciliaren Theile eine dunkle, halb- 
kreistormige Stelle, die auf den ersten Blick als eine Iridodialysis imponiren 
kannte. Es zeist sieh jedoch beim Versuche, sie zu durchleuchten, dass an 
der defecten Stelle Lichtstrahlen nicht in das Innere des Auges gelangen. Bei 
genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass der Detect ledirlich das Stroma 
der vorderen Irissehicht betrifft, wahrend das hintere Pirmentblatt erhalten ist 
und sich als bracmich schwarze, homegene Schicht dem Auge präsentirt. Das 
Irisstroms setzt sich in einem scharfen, halbkreisförmieen. nach dem Pupillen- 
ris hin convexen Rande weren den Defeet ab: unmittelbar daneben zieht das 
bach gefaserte Irsxebaik radiar nach der Peripherie und circulär zur Pupille. 
Naor en wvdsetes Bündel aus dem Imsstroma beet sich über den scharfen 
Band hiuwox nach vorn zur Comea, in der Art etwa, wie Fasern einer Pupil- 
Aë ban such über den Puptienrand Dinwer an die vordere Linsenkapsel 


113 


ansetzen. Die Cornea ist im Bereiche des Defects lings des Limbus ganz leicht. 
grauweiss getribt und zeigt zwei feine, radiär verlaufonde sklerotische Streifen. 

Dieser eigenthimliche Befund, für welchen ich m der mir zugänglichen 
Literatur kein Analogon finden konnte, macht im 


ersten Augenblick den Eindruck, als müsste er NH My 

auf ein Trauma zurückgeführt werden. Die durch- AX D SA 
aus zuverlässigen Angaben des Pat. lassen es AŠ Ee = 
aber, ganz abgesehen von der scharfen Begrenzung /_- x NZZ 
des Defects, unzweifelhaft erscheinen, dass man | Se us 


es hier mit einer congenitalen Erscheinung zu |--A% 
than hat, die nach den gewöhnlichen Erklärungen \ 
der Colobome und Pseudocolobome der Iris nicht 
zu deuten ist und im besonderen in keine Be- 
ziebung zur fötalen Augenspalte gebracht werden 
kann. Bei ihrer Entwicklung besteht die Iris 
aus drei heterogenen Schichten, von denen die äussere aus den Kopfplatten, 
die mittlere aus dem äusseren und die innere aus dem inneren Blatte der 
secundären Augenblase stammt. Diese Lagen verwachsen zuerst neben dem 
Pupillenrande, dann schreitet der Process weiter gegen die Peripherie hin. 
Kommt nun an einer Stelle diese Verwachsung nicht zu Stande, so kann es 
leicht zur Rarefaction des Gewebes daselbst kommen. Als Resultat eines solchen 
Vorgangs sieht man dann an dieser Stelle ein Fehlen der Bindegewebsschicht 
oder einen vollständigen Defect.” Natürlich kann sich dieser Vorgang an jeder 
beliebigen Stelle der Iris abspielen und hat nichts mit der Lage der fötalen 
Augenspalte zu thun. Auf diese Weise dürfte auch der obige Befund zu er- 
klären sein. 





2. Beiderseitige congenitale hereditäre (familiäre) Ectopia lentis. 


Der 39 jährige Gärtner B. aus Altona consultirte mich wegen hochgradiger 
Kurzsichtigkeit und fliegenden Mücken. Er gab bei der Gelegenheit an, dass 
bei ihm bereits in seinem 7. Lebensjahr eine Linsenverlagerung constatirt worden 
sei. Genau derselbe Befund sei bei seiner Mutter, bei deren Schwester und 
einer nicht von der letzteren stammenden Cousine erhoben worden.! Es handelt 
sich hier um einen klassischen Fall von Linsenectopie, die aber ausnahmsweise 
nicht symmetrisch auf beiden Augen, sondern rechts nach oben-aussen und 
vorn, links nach oben-innen und vorn gerichtet ist, also eine parallele Ver- 
schiebung zeigt. Die Iris ist dementsprechend auf beiden Augen im rechten 
oberen Quadranten buckelförmig prominent, die Vorderkammer daselbst seicht, 
während sie nach links unten bedeutend vertieft erscheint, und die Iris schlot- 
ternde Bewegungen macht. Bei nicht künstlich erweiterter Pupille sieht man 
den freien Linsenrand auf dem rechten Auge gar nicht, auf dem linken eben 
am Pupillenrande vorbeistreichen; bei mittlerer Mydriasis — die Pupille lässt 
sich durch Mydriatica nur sehr langsam beeinflussen — erkennt ınan beider- 
seits deutlich, wie der schwarze, scharf contourirte Linsenrand schräg von rechts 
unten nach links oben aufsteigt und etwas nach hinten gewandt ist. Die Linse 
scheint in dieser Lage ziemlich fixirt zu sein, denn auch bei Rückenlage des 
Pat. ist ein Tiefersinken der unteren Linsenpartie nicht festzustellen. Pat. ist, 


1! Anmerk. bei der Correctur: Nachträglich habe ich die Anomalie auch bci deim 
6jährigen Töchterchen des Pat. constatirt. Hier ist die Ectopie auf beiden Augen 
symmetrisch, 

8 


— 114 — 


soweit er durch die Linse hindurchblickt excessiv myopisch, in der aphakischen 
Partie schwach hypermetropisch. Während er das rechte Auge wie ein stark 
kurzsichtiges gebraucht, versteht er links durch geeignetes Zukneifen der Lider 
die Pupille bis auf den aphakischen Theil zu verdecken und sich so far die 
Ferne einzurichten. Nach den Angaben des Pat. hat er bisher keinerlei Aen- 
derung in seiner Refraction bemerken können. Es ist deshalb anzunehmen, 
dass die Lageanomalie der Linse in den 39 Jahren seines Lebens keine wesent- 
lichen Aenderungen erfahren hat. Dennoch beweist der Umstand, dass Pat. 
seit Kurzem über fliegende Mücken klagt, als deren Grundlage sich bei der 
Augenspiegeluntersuchung leicht bewegliche Glaskörpertrübungen erweisen, dass 
die Ectopie, wenn sie auch so viele Jahre hindurch symptomenlos bestanden 
hat, ‚nicht gleichgültig für den Fortbestand des Sehvermögens ist. Bezeichnend 
ist dabei, dass nur das linke Auge, welches ständigen Accomodationsanstrengungen 
unterworfen wird, die Glaskörpertrübungen zeigt, während das rechte accomo- 
dationsfreie, myopische Auge bisher intact geblieben ist. 

Es liegt, zumal jetzt in der Aera der Fukala’schen Linsenextractionen, 
der Gedanke nahe, in diesem Falle, um zugleich eine therapeutische Indikation 
zu erfüllen und dem Pat. ein bequemeres Sehen zu ermöglichen, die Extraction 
der ectopischen Linse vorzunehmen. Immerhin dürften die Schwierigkeiten und 
die Gefahren dieser Extraction einer dislocirten, beweglichen Linse schwer genug 
ins Gewicht fallen, um bis auf Weiteres von dieser Operation abzustehen. Sollte 
sie sich einmal aus dringenderen Indicationen rechtfertigen und zu einem glück- 
lichen Erfolge führen, so werde ich nicht verfehlen, über dieses Unicum unter 
den Fällen operativer Beseitigung der Myopie eingehend zu berichten. 


— m lo mm 


II. EE angeborene Aniridia, verbunden mit Ectopia lentis 
und Glaucoma. 


Von Professor Dr. W. Goldzieher in Budapest. 


Auf meiner Abtheilung im Ofner Allgemeinen Krankenhause befindet sich 
seit einigen Wochen ein Kranker mit dem im Titel gekennzeichneten Zustande, 
dessen nähere Beschreibung einiges Interesse darbieten dürfte. Es handelt 
sich um einen l4jährigen, sonst gesunden, kräftig gebauten und wohlgebildeten 
Bauernknaben, aus gesunder Familie, in der angeblich noch kein Fall einer 
angeborenen Augenkrankheit vorgekommen sein soll. Der Knabe hat nach der 
Versicherung seiner Mutter trotz seiner seit jeher schwachen und auffallenden 
Augen die Schule besucht, und Lesen und Schreiben erlernt. Erst seit einem 
Jahre sei er vollständig blind. 

Der Knabe bietet thatsächlich einen sehr merkwürdigen und selbst für 
Augenärzte ungewöhnlichen Anblick. Die Augäpfel sind gross, etwas prominent; 
dem Fenster oder einer starken Lichtquelle gegenüber sestellt, leuchten sie 
hellroth auf und lassen die Gefässe des Augenhintergrundes scharf erkennen. 
Auf beiden Augen ist nahezu derselbe Befund: Die Hornhaut klar, ohne Spur 
einer Trübung; weder bei auffallendem, noch in durchfallendem Licht lässt sich 
eine Spur Iris erkennen; dagegen wird schon bei günstiger Beleuchtung mit 
freiem Auge eine Dislocation der Linse nach oben festgestellt, indem der untere 
Linsenrand nach oben gerückt erscheint, am rechten Auge mehr als am linken. 
Dabei sind die Linsen offenbar auch nach vorne gerückt, ja es scheint, dass 
sie der hinteren Hornhautfläche selır nahe stehen, sie vielleicht berühren. Beider- 


— 15 — 


seits hinterer Polarstar. Im Glaskörper schwimmen einige sehr durchscheinende 
Membranen und Flocken. Der Augenbhintergrund zeigt nirgends umschriebene 
Pigmentheerde, dagegen ist streckenweiser Schwund des Pigmentepithels vor- 
handen, so dass die Aderhautgefässe wie bei albinotischen Individuen mit aller 
Schärfe zu sehen sind. An beiden Papillen ist tiefste, steilwandige, glauco- 
watöse Excavation vorhanden; die Augäpfel sind marmorhart, die Conjunctiva 
zeigt zahlreiche ausgedehnte und geschlängelte Gefässe ohne Spur eines Reiz- 
zustandes. Kein Nystagmus; Schmerzen sind weder während des Spitalaufent- 
haltes, noch jemals früher vorgekommen. — Die Refraction ist beiderseits 
höchstgradig myopisch. | 

In unserem Falle hat sich also zu angeborenem, vollkommenen Mangel 
der Iris Vorfall der Linse und Glaucoma simplex gesellt, ein Zusammentreffen, 
das in der Pathologie der Aniridie (Irideremie) nicht zu den häufigen gehört. 
In der Inauguraldissertation von Paul Tokuss (Iriderem. totalis congenita, 
Oels 1888) wo 65 Fälle zusammengestellt sind, werden nur 4 Fälle verzeichnet, 
an denen Excavation der Pupille bemerkt wurde, von denen einer (Fall 
Kleins) wie mir scheint nicht ganz beweisend nicht für ein Glaucom gehalten, 
die Excavation vielmehr für eine angeborene Missbildung angesehen wurde. 
Ausserdem wird noch der Fall Armagnac’s verzeichnet, wo mehrere glauco- 
matöse Anfälle vorkamen, denen durch Anwendung von Eserin erfolgreich be- 
gegnet wurde. Seither sind freilich mehrere Fälle hinzugekommen: so der sehr 
lehrreiche Fall Hirschbergs (Cbl. f. pr. A. 1888, S.13), der vom 4. Lebens- 
monat bis zum 10. Jahr beobachtet werden konnte, und wo festgestellt wurde, 
dass der hintere Polarstar, die Luxation der Linse, Nystagmus, Kurzsichtigkeit 
und Glaucom sich erst später nach und nach entwickelt hatten, und durch Eserin- 
einträuflungen vorläufig Besserung erzielt werden konnte. Ueber diesen Fall fehlen 
leider spätere Berichte. Die Besserung dürfte keine andauernde geblieben 
sein, denn in einem ganz ähnlichen Falle, den ich beobachten konnte und 
dessen ich in meinem Artikel „Aniridie“ in Eulenburg's Realencyclopaedie, 
1II. Aufi., Erwähnung that, war trotz der Einträufelung von Mioticis, sowie 
nachträglicher Sclerotomie, das Sehvermögen nicht zu retten. 

Das Vorkommen von Glaucom in einem irislosen Auge erscheint sicher- 
lich auf den ersten Blick paradox, da wir doch ein Stück Iris herausschneiden, 
um Glaucom zu heilen. Doch sind heutzutage wohl die meisten Augenärzte 
darüber einig, dass nicht die Entfernung eines noch so grossen Irisstückes das 
Glaucom heilt, sondern die ausgiebige Lösung der Iriswurzelverlöthung im 
Kammerwinkel, verbunden vielleicht mit der Anlegung einer mit dem Fon- 
tana’schen Raume communicirenden „Filtrationsnarbe“. Es kann demnach auch 
im irislosen Auge nach den jetzt gangbaren Theorien Glaucom entstehen, wenn 
Bedingungen vorhanden sind, die zum Verschlusse des Fontana’schen Raumes 
führen. Bei dieser Gelegenheit möge nun vor allem erwähnt werden, dass 
Treacher-Collins in einem Falle von angeborener scheinbar vollkommener 
Aniridie, der zur mikroskopischen Untersuchung gelangte, ein durch die klinische 
Untersuchung nicht wahrnehmbar gewesenes Iriswurzel-Rudiment nachweisen 
konnte, so dass also die anatumische Grundlage für einen glaucomatösen Zustand 
im irislosen Auge auch nach der Kniess’schen Theorie möglich ist. Jedenfalls 
hat in unserem, wie in allen ähnlichen Fällen der Vorfall der Linse zur Aus- 
bildung der Drucksteigerung beigetragen, da doch wie der Augenschein lehrt, 
der grösste 'Theil des Linsenrandes sich gegen die Hornhaut- Lederhautgrenze 
stemmte, und somit die Bedingung zur Lymphstauung gegeben ist. Wenn auch 
der untere Theil der Hornhautgrenze (wegen der Verschiebung der Linse nach 

8* 


— 16 — 


oben) frei war, so spricht dies nicht gegen die Möglichkeit obiger Annahme, 
da der nicht verlegte, kleinere Antheil der Lymphausführungswege mit der 
Zeit insufficient werden konnte. Schützt doch selbst die gelungenste und sogar 
wiederholte Iridectomie nicht vor Glaucomrecidiven, und ist der Nutzen des 
Iridectomie in Fällen von Glaucoma simplex so oft ein zweifelhafter. 

Die Frage nach der Genesis der Drucksteigerung in Fällen von Irideremie 
mit Linsenvorfall erscheint mir durchaus nicht als ein uunützes Theoretisiren, 
da aus der Beantwortung derselben in unserem Sinne die Regeln für unser 
tberapeutisches Handeln abzuleiten sind. Sollen wir in einem solchem Falle 
die Hände in den Schooss legen, uns mit der Einträufelung von Mioticis, ut 
aliquid fieri videatur, begnügen und die sichere Erblindung erwarten? Wenn 
wir der Ansicht sind, dass der Linsenvorfall die Drucksteigerung vermittelt, 
so ist uns die Richtschnur für den Eingriff gegeben: da es sich in der Regel 
um ein beiderseitiges Uebel handelt, so kann wenigstens an einem Auge die 
Discission der Linse behufs späterer Entleerung versucht werden. Bei schon 
vorhandener Drucksteigerung müsste allerdings dem durch die Linsenquellung 
bedingten zu stürmischen Ansteigen des Binnendruckes durch eine Scleral- 
punktion begegnet werden. Da wir es mit einer Krankheit zu thun haben, 
deren Prognose zu den traurigsten gehört, so erscheint mir jeder Versuch, der 
nur im Entferntesten die Aussicht bietet, einen Theil des Sehvermögens erhalten 
zu können, durchaus gestattet. 

Zum Schlusse will ich noch hervorheben, dass, was die Genese der Aniridie 
betrifft, mein Fall eher für die Theorie Manz, als die Rindfleisch’s spricht. 
Diese Theorien könnte man als die embryologische und die pathologische 
einander gegenüber stellen, insofern Manz die Ursache des Uebels in ver- 
späteter Lösung des Linsenkörpers von der Hormhaut und dadurch bewirkter 
ausbleibender oder mangelhafter Ausbildung der relativ spät vorwachsenden Iris 
sucht, während Rindfleisch geschwürige und perforative Processe der Horn- 
haut während des intrauterinen Lebens anschuldigt. In unserem Falle war die 
Hornhaut normal und keine Trübung als Spur irgend eines vorhergegangenen 
Geschwärprocesses zu sehen. 


III. Hin Fall von Retinitis pigmentosa mit Glaucoma. 
Von Professor Dr. W. Goldzieher in Budapest. 


Die 30jährige R. K. aus Papa in Ungarn wurde am 11. December v. J. 
auf meine Abtheilung gebracht. Sie hat bis vor ungefähr einem Jahre sich 
trotz „angeborener“ Augenschwäche noch als Näherin ernährt; seit dieser Zeit 
leidet sie an Kopfschmerzen und ihr Sehen verschlimmerte sich derart, dass 
sie heute nicht mehr allein gehen kann. Ihre sie begleitende Schwester, eine 
sehr intelligente Geburtshelferin, giebt an, dass die Kranke von gesunden mit 
einander nicht blutverwandten Eltern stammt, aus deren Ehe acht Kinder 
stammen, von denen sechs (vier Brüder und zwei Schwestern) an Nachtblind- 
heit leiden und zum Theil bereits so schlecht sehen, dass sie ihren Beruf 
nicht mehr zu versehen im Stande seien. Einen dieser Brüder habe ich auch 
seither untersuchen können und typische Retinitis pigmentosa mit erheblicher 
Gesichtsfeldbeschränkung, Hemeralopie bei sonst guter Sehschärfe, sowie Schwer- 
hörigkeit festgestellt. 

Die Kranke ist eine kräftig gebaute Person, schwerhörig bei negativem 
Befund des Gehörorganes, so dass an ein Labyrinthleiden gedacht werden muss. 


— 17 — 


Das Sehvermögen ist rechterseits = 0, linkerseits werden etwas excentrisch nach 
aussen noch in einem Meter Finger gezählt, doch gelingen die Sehprüfungen 
nicht immer, da die Kranke offenbar ein sehr kleines Gesichtsfeld hat, und erst 
mühsam suchen und einstellen muss, bis sie den vorgehaltenen Gegenstand 
walrnimmt. Die Augäpfel sind gross, etwas prominent, das Weisse des Auges 
mit zahlreichen, namentlich in der Nähe der Hornhaut ausgedehnten und 
geschlängelten Gefässen versehen. Die Hornhäute sind vollkommen normal, die 
Pupillen nahezu ad Maximum ausgedehnt, etwas unregelmässig und starr. In 
den hinteren Schichten der sonst durchsichtigen Linse ist ein prächtiger Befund 
zu sehen: eine wie aus dem feinsten Strickwerk gewebte, wie ein Spinngewebe 
ausgespannte sternförmige Figur, deren Strahlen sich in Gestalt feinster Fäden 
in der Gegend des Linsenaequators verlieren (Cataracta stellata posterior). Dieser 
Befund in der Linse ist auf beiden Augen nahezu gleich, ebenso ist beiderseits 
der Glaskörper verfiüssigt, wie man dies auf den zahlreichen, zarten, herum- 
schwimmenden Flocken erschliessen kann. Trotzdem lässt sich der Augen- 
hintergrund bis in alle Einzelheiten sehr genau studiren. Es fällt vorerst die 
tiefe Excavation der Papillen von’ ausgesprochenem glaucomatösen Charakter 
aaf, mit an den steilen temporalen Rand gedrängten Gefässen, die faden- 
dünn sind und in die Peripherie nicht mehr verfolgt werden können. Die 
Pigmeptirung des Augenhintergrundes ist unregelmässig, an einigen Stellen ist 
Atrophie des Pigmentepitliels vorhanden, in der Peripherie jedoch sind einige 
wenige, jedoch ganz typische sternförmige Pigmentfiguren zu sehen. (Was die 
spärliche Zahl der typischen Pigmentflecke anbelangt, so mag es nicht über- 
flüssig sein, wenn ich anführe, dass bei dem oben erwähnten Bruder der 
Patientin die verästelten Pigmentfiguren ebenfalls sehr gering op Zahl aber 
unverkennbar sind, da sie fast ohne Ausnahme längs der fadendünnen Retinal- 
gofässe als Pigmenteinscheidung auftreten, von der einige verästelte Seitenzweige 
ausgehen.) 

Die Tension beider Augen ist entschieden erhöht, die Kranke leidet an 
Kopfschmerzen, die bald von einem, bald vom anderen Auge ausgehen. 


Es handelte sich demnach um ein beiderseitiges Glaucom, das sich an 
mit typischer Pigmentdegeneration behafteten Augen eingestellt hatte; ein 
Zusammentreffen, das zu den höchsten Seltenheiten in der Pathologie des 
Auges gehört. 

Nachdem ich die Kranke durch einige Tage einer Eserincur unterworfen 
hatte, machte ich linkerseits am 17. December eine auxgiebige Iridectomie mit 
ziemlich peripherem Einschnitt. Die Operation war höchst erschwert dadurch, 
dass das Auge während des Eingriffes in Raddrehungen fortwährend zuckte, 
gelang aber dennoch nach Wunsch. 

Der Erfolg der Operation bestand zunächst darin, dass der Binnendruck 
des Auges sich erheblich ermässigte, ja eine Zeitlang unter das Normale sank. 
Auch die Schmerzen dieser Seite hörten auf, das Sehvermögen hat sich 
mindestens nicht verschlechtert. Rechterseits wird seither fortdauernd Eserin 
eingeträufelt, da die Operation wegen der bereits eingetretenen völligen Blind- 
heit aussichtslos ist. Ä 

Die Kranke wurde am 2. Februar d. J. mit Eserin entlassen; nach seither 
eingelaufenen Berichten sull sogar der Zustand sich etwas gebessert haben. 

Wie bereits oben bemerkt, ist in der augenärztlichen Literatur von dem 
Zusammentreffen der Retinitis pigmentosa mit Glaucom bisher wenig die Rede 
gewesen. Ich finde auch nur einen Fall Bellarminoff's genau beschrieben 


Gë. "IR en 


(A. f. Augenh., 27. Bd., S. 53), woselbst auch zweier anderer Fälle Mandel- 
stamm's Erwähnung gethan ist. Bei dem vollständigen Mangel pathologisch- 
anatomischer Daten ware es verfriht, sich in Erörterungen über den Grund 
dieses Zusammentreffens, oder gar über eine etwaige Immunität mit typischer 
Pigmentdegeneration behafteter Augen gegen Glaucom zu ergehen, weshalb ich 
mich begnüge, den Fall einfach zur Kenntniss der Fachgenossen zu bringen. 


IV. Die in den Jahren 1890—95 am Calcutta Ophthalmic Hospital 
ret Surg. Lt. Col. R. C. Sanders) behandelten ambulanten Fälle. 


Aus dem Englischen von Dr. Moll. 


(Schluss.) 
Operationen. 
Ligatur einer Conjunctivalwarze . . ....... =... =. .° 10 
-Schlitzen der Thranencandle . . .. .... 2.2.2... .~ 48 
Extraction der harten Cataract. . . . ln. 1878 
— dislocirter Linse . . . AN 
Auflösung der Linse. . . . «ww we ee 5 
Iridectomie . . . Be te. ee en en ee. ae ae | 
Discission der Kapsel it SLs ole nts ab ARE Be. oR. ot. as a>. le ee 27 
Nadeloperation. e, 9 
Pupillenbildung . . . . . 2... eee ee ee 35 
Enucleatio bulbi . e, 58 
Staphylom-Operation . `. . BM wide A ok ey es eS Ge A 48 
Tatowierungen von Hornhautflecken ye, er EEE le ebe 9 
Operation des Pterygium . ...... 2.2... 2. 88% 90 
— — Thranenfistel . . 2. . 2. 2. 1. 1. 1. 1 ew ee ee 31 
Exstirpation eines Lid-Tumors . ..... . .. . 2... 2 
Heilung der Thranencanalstrictur. . . . . ..... 2.2. ~. 46 
Operation des Thriinensackabcesses . . ......¢. 2. 4. 4 47 
Operation der Trichiasis . . . . . . wwe ee et 4 
— des Strabismus. . se ee oh ee 2 
Extraction von Fremdkörpern a aus ‘der Vorderkammer ss es fle ee dei 
Punktion des Bulbus ....... . . 6.6. 6. . 4. 8 4 60 
Operation der Einstfilpung . . . . . .. 6. a 2 
Paracentese der Vorderkammer. . ..... .. 2.0.28 © 8 
Operation des Hypopyon. . . . . 2... ww ee ee 85 


Procentualisches Verhalten der verschiedenen Krankheiten 
bei 55782 überhaupt behandelten Fällen. 


1. Conjunctiva: 


Gesammtziffer. . . . . » 21835 =39,13%, 

chron. Conj. (Trachom) . . . 6936 =12,43 ,, 

Pterygium . . Se << 586 = 1,05 ,, 
2. Cornea: 

Gesammtziffer . . . . . . 11433 =20,48°/, 


Keratitis diffusa. . . .¥. . 339 = 0,6 ,„ 
Staphylom. ....... SO) = 07 5 


— 119 -— 


3. Sklera: | 
Gesammtziffer . . . . . . °20 = 0,03 °, 
Staphylom ....... 11 = 0,019 ,, 
4. Iris: 
Gesammizifer . .. . . . 8426 = 6,21 °/, 
Iritis syphilitica . . . . . 659 = 1,19 ,, 
Iritis rheumatica . . . wt; 1 
5. Chorioidea und Retina: 
Gesammtziffer . . . . . . 4358 = 78 h 
Chorioiditis . . . . . . . 401 = 0,71 ` 
Retinitis . . . . . . . . 2606 = 4,67 ,, 
6. Linse und Kapsel: 
Gesammtziffer . . . . . . 6677 =13,16 °/, 
Kermstar . . .... . . 5959 =10,66 ,, 
weicher Star. . . . . . . 545 = 0,97 ,,- 
Schichtstar . ...... 9 
Cataract. cong. . . . . 11 
7. Glaucom . . 2.2 200.54 = 0,97 9%, 
8. Refractionsanomalien etc.: 
Gesammizifer . . . . . . 2094 = 3,75 °%, 
Myopie ...... . . 1275 = 2,28 ,, 
Hypermetropie ..... . 478 = 0,85 ,, 
Astigmatismus . . . . . . 276 = 0,49 ,, 
Farbenblindheit . .... . 6 
Nyctalopie ....... 59 = 0,10 „ 
9. Thränenapparat: 
Gesammtziffer . ... . . 567 = 1,01 °/, 
Stricturen. . . . .. . . 279 = 0,49 , 
Fisteln. . . . . . . . . 260 = 0,46 „ 
Krankheiten der Drüse . . . 28 = 0,05 „ 
10. Lider: 
Gesammtziffer . . . . . . 1758 = 3,15 %, 
Einstilpong . . . . . . . 4125 = 022 „ 
Ausstilpung . . . 41 = 0,07 „ 
Trichiasis. . ... .. . 504 = 0,90 ,, 
11. Strabismus . . ....... 86 = 0,15 ,, 
Bemerkungen. 


Die vielen Falle von Pterygium sind wahrscheinlich die Folge des Landes- 
brauches, sich zum Zwecke der Erwärmung oder des Kochens über rauchende 
Feuer zu setzen, und über ganz Indien verbreitet. 

Die geringe Anzahl von Staphylom und Strabismus hat ihre Ursache in 
der Abneigung des Eingeborenen gegen jede Operation, von der er mehr eine 
Verstimmelung als eine Verbesserung oder Wiederherstellung seiner Sehkraft 
‚erwartet. Cosmetische Rücksichten leiten ihn nicht. 

Der einzige beobachtete Fall von rheumatischer Iritis bestätigt die all- 
gemeine Ansicht, dass acuter Rheumatismus unter den Eingeborenen von Indien 


— 120 


selten ist, deren Mehrheit von Vegetabilien lebt. Diejenigen, welche Fleisch 
essen, thun es mehr mässig, in den unteren Schichten mit Rücksicht auf die 
Kosten. 

Netzhautablösung scheint nicht häufig vorzukommen, wahrscheinlich weil 
Kurzsichtigkeit selten einen hohen Grad erreicht. 

Cataract ist in diesem Bericht häufig vertreten, ebenso wie in denen aller 
anderen Indischen Hospitäler. Der Grund hierfür ist z. Th. in dem grossen 
Ruf der behandelnden Aerzte, welcher die Patienten aus weiter Ferne luckt, 
zu suchen. 

Der Schichtstar ist in Bengalen selten, nicht minder Rhachitis. Ich habe 
in Indien während eines Zeitraumes von 8 Jahren noch nicht einen Fall von 
Schichtstar und nur 1 oder 2 Fälle von Rhachitis gesehen. 

Dr. Griffiths, ein in Cherrapoonjee in Assam, dem regenreichsten Ort 
der Welt practicirenden Missionar, theilte mir während seines Aufenthaltes in 
Calcutta im Jahre 1895 mit, dass er in seinem Hospitale nicht selten Fälle 
von Rhachitis gesehen habe. Ich bat ihn auf Schichtstare zu fahnden und 
mir Nachricht zu geben. Jüngst schrieb er, er habe im Jahre 1895 unter 
4920 Fällen seiner Praxis 7mal Rhachitis gesehen. Fälle von Schichtstar 
seien ihm nicht vorgekommen, aber, fügt er hinzu, Cataracte jeder Art seien 
überhaupt selten unter den Khassias, den Bewohnern von Cherrapoonjee. 

Was das Glaucom anbelangt, so sind nicht wenige Fälle die Folge des 
Starstichs, wie ibn herumziehende Pfuscher ausführen. (Vergl. Hirschberg, 
Centralbl. f. p. Augenheilkunde Februar 1894 ‚Ueber den Starstich bei den 
Hindu“. Englisch von mir übersetzt ir Indian Med. Gazette 1894, June.) 

Refractionsanomalien sind nicht sehr zahlreich. Myopie wurde dreimal so 
häufig beobachtet wie Hypermetropie. Das lässt vermuthen, dass die Myopie 
in Bengalen, wo die Civilisation am schnellsten vorgeschritten ist, im Wachsen 
begriffen ist. Jedoch kann das bis jetzt mit Sicherheit noch nicht ausgesprochen 
werden. ; 

Es ist unmöglich, ein genaues Zahlenverhältniss anzugeben, in welchem 
Verhältniss sich die angeführten Krankheiten auf die verschiedenen Rassen ver- 
theilen. Doch lässt die folgende Tabelle, welche die an einem Ohrenleiden an 
derselben Anstalt behandelten Fälle mit anführt, eine annähernde Schätzung zu. 


Die in den Jahren 1890—95 behandelten Ohren- und Augenleiden: 





Rasse ! Männlich | Weiblich | Kind Summa 
Europäer . . . . q 1909 | 1070 491 | 8470 
Eurasier. . . . . | 2386 | 1642 | 1451 | 5429 
Muselmänner . . . | 11631 ° 1852 — 3357 16840 
Hindu . . . . . , 29741 1547 5491 42779 
Andere Rassen . . 2202 718 5 446 | 3866 


Insgesammt: 71884 


Surg. Capt. F. P. Maynard, Calcutta. 


— 121 — 


Gesellschaftsberichte. 


Sociéte belge d’ophtalmologie in Briissel. 


Erste Sitzung am 20. December 1896. 


In der Eröffnungsrede gab der Vorsitzende J. Coppez einen kurzen Ueber- 
blick derjenigen Belgier, welche sich in der Augenheilkunde ein besonderes 
Verdienst erworben haben; er hob die Entdeckung des Sitzes der Cataract von 
Brisseau, sowie die Grindung der Annales d’Oculistique durch Conter 
besonders hervor. In Brüssel fand die erste Sitzung eines internationalen Oph- 
tlıalmologen-Congresses statt, woselbst v. Graefe die Iridectomie gegen Glaucom 
bekannt machte. Dann schritt man zu den Vorträgen. 


1. H. Coppez (Brüssel) sprach „Ueber die Classification der infectiösen 
Conjunctiviten“. Zwei Richtungen können angenommen werden: die ältere, welche 
die anatomische Beschaffenheit und das symptomatische Bild zum Leitfaden hat; 
die neuere, welche speciell die bacteriologische Aetiologie berücksichtigt. Von 
mehreren Beobachtern sind bei verschiedenen catarrhalen Conjunctiviten Gono- 
kokken, Weeks’ Bacillen, Pneumo-, Staphylo-, Streptokokken, Klebs-Löffler’- 
sche Bacillen vorgefunden. Bei der Conjunctivitis blennorrhoica fand man Gono-, 
Pneumo-, Staphylo- und Streptokokken; bei der granulären Bindehautentzändung 
Gono- und Pneumokokken. Bei der phlyctaenulären Bindehautentzändung wurden 
Pneumo- und Streptokokken, bei der pseudo-membranösen Form Gono-, Pneumo-, 
Staphylo- und Streptokokken, sowie der Klebs-Löffler'sche und der Weeks’- 
sche Bacillus begegnet. 

Die alte Classification hat den Vortheil, dass die Krankheit leicht zu 
benennen ist und dass die seltenen Formen von den gewöhnlicheren abgeschieden 
werden; übrigens, mit Ausnahme der Serumtherapie, ist die Behandlung vor- 
wiegend symptomatisch. 

Die ätiologische Classification hat den Vortheil, die Ursache des Uebels 
anzudeuten, wodurch die Prophylaxe erleichtert wird; dann ist die Prognose 
rationeller anzugeben und kann die Serumtherapie angewendet werden. Als 
Nachtheile giebt Vortr. an, dass alle Fälle bacteriologisch untersucht werden 
müssen, was längere Zeit in Anspruch nehmen kann als die Heilung selber; 
dann werden seltene und häufige Formen zusammengeworfen, und man hat 
Mühe mit den Mischinfectionen. Vortr. möchte daher die alte Classification 
beibehalten. 

Tacke (Brüssel) wünscht eine gonorrhoische (nur durch Gonokokken hervor- 
gebracht) und eine blennorrhoische Conjunctivitis (von anderen Mikroben her- 
rührend) zu unterscheiden, da sich die Prognose wesentlich verschieden stellt. 


2. Rogman (Gent) brachte einen „Beitrag zur Kenntniss der epibulbären 
‘Cysten“. Die Cyste war congenital und zeigte sich am linken Auge, am inneren 
unteren Quadranten, hart an der Cornea als kleeblattförmiges Gebilde. Bulbus 
und Fundus waren normal; bei der Punction erhielt man eine klare Flüssigkeit, 
ohne dass eine Communication mit der vorderen Kammer bestand. Die Cyste 
wurde abgetragen; bei der Untersuchung war innen kein Epithel vorhanden, 
und die Struktur war diejenige der Sclera. Sie gehört demnach zu den seltenen 
Intrascleralcysten, wovon Redner eine Zusammenstellung der bekannten Fälle giebt. 

Van Duyse (Gent) sah bei einem 13jährigen Mädchen eine seröse Cyste, 
‚welche ähnlich aussah, und seit zwei Jahren durch Trauma entstanden war. Die 


— 12 — 


Cyste nahm bis ein Drittel der Hornhaut ein, wo sie die Substantia propria 
mitten auseinander getrieben hatte; sie ging weit auf die Sclera über. Er fragt, 
ob der Fall Rogman’s nicht von einem Trauma während der Geburt her- 
rühren dürfte. 


Nuäl (Lüttich) meinte, ob es sich nicht um ein Hygroma der Bursa prae- 
tendinea des Musculus rectus internus handeln könnte, wie er einmal eine 
Fall sah. i 


Rogman erwiderte, dass die Cyste dazu zu weit von der Bursa entfernt 
war und mit dieser in keinem Zusammenhang stand. 


3. Pergens (Brüssel) sprach „Ueber die Wahl der farbigen Brillengläser“. 
Da es sich darum handelt, dem Auge einen Theil des Lichtes zu entziehen, so 
soll man den schädlicheren Theil des Lichtes entfernen. Nach seinen Unter- 
suchungen zeigt er die Curven vor, welche er erhielt bei Beleuchtung durch 
verschiedene Spektraltheile; diese Curven betreffen die Pigmentwanderung, den 
Verbrauch des Nucleins, die Zusammenziehung der Stäbchen und Zapfen. Rothes 
Licht verbraucht am meisten Nuclein und ist daher dem Auge am schädlichsten; 
gelb-grünes Licht hat den höchsten Nucleingehalt, aber die Zusammenziehung 
der Stäbchen und Zapfen ist hier stark ausgesprochen. Blaues Licht hat etwas 
mehr Nuclein verbraucht, aber die Stäbchen und Zapfen sind am wenigsten 
zusammengezogen, und das schützende und ernährende Pigmentepithel ist hier 
am stärksten herabgewandert. Vortr. will daher die blaue Farbe als Ruhefarbe 
für die Retina wählen, und erinnert daran, dass bei den perimetrischen Messungen 
das Blau am ersten erkannt wird, und bei den meisten Sehnervenleiden am 
letzten schwindet, was wohl auf den geringen Reiz hindeutet, wodurch diese 
Farbe hervorgerufen wird. 


Vortr. zeigt dann, dass die Rauchgläser das Licht nicht gleichmässig 
schwächen, sondern in letzterer Linie das Roth noch durchlassen. Sogar ohne 
Spektroskop bemerkt man das schon, wenn man die zwei dunkelsten Rauchgläser 
der Societ6 des lunetiers (Paris) übereinander setzt, wodurch eine lebhaft rothe 
Farbe hervorgerufen wird. Auch die blauen Gläser des Handels lassen viel 
Roth durch; stellt man die drei dunkelsten blauen Glasplatten nebeneinander, 
so ist ein schönes Purpur zu sehen. Durch Uebereinanderstellen eines dunkel- 
blau-grünen und eines dunkelblauen Glases erhält man ein reines Blau, das 
auch aus einer Platte angefertigt werden kann, und welches den gestellten 
Wünschen entspricht. 


4. Lor (Brüssel) theilte „Einige Fälle von pseudo-membranöser Conjunc- 
tivitis“ mit. Bei einem 2jährigen Jungen war die Prognose schlecht; die In- 
fection war durch Gonokokken bedingt; er genas innerhalb 3 Wochen vollständig. 
Bei einem Neugeborenen war Ophthalmia neonatorum mit Gonokokken vorhanden; 
ein Auge wurde mit Höllenstein behandelt; tags darauf Infiltration der Con- 
junctiva an beiden Augen, stärker an dem nicht mit Lapis behandelten Auge. 
Genesung mit gesunder Cornea, beiderseits, nach 12 Tagen. 


Dann sah er noch drei Fälle, durch Staphylokokken hervorgerufen, welche 
mit peripheren Hornhauttrübungen emhergingen, welche jedoch der Sehschärfe 
nicht schaden. Vortr. will bei der pseudo-membranisen Ophthalmie Alles um- 
sehen, was die Ernährung der Conjunctiva erschwert (Kälte, Cauterisation, 
Scarification, Sublimat), und nur warme Waschungen mit schwachen Antisepticis 
(Borsäure. Formol !/spon) anwenden. Nur wenn jedes Infiltrat verschwunden 
ist, kann man Hüllenstein erst in 1,öpruc., dann in 3proc. Lösung gebrauchen. 


- 123 — 


5. Vanderstraeten (Brüssel) sprach auch „Ueber pseudo-membranöse 
Conjunctivitis“. Er sah vier Fille, wovon zwei durch Streptokokken bedingt 
waren; hiervon ging ein Fall in Heilung und ein Fall in Verlust des Auges 
über. Ein Fall war durch Staphylokokken hervorgerufen und endete mit Verlust 
des Sehvermögens; der vierte ist nicht bacteriologisch bestimmt. 

Bei dem ersten Streptokukkenfalle ging die rechte Curnea eines Sjährigen 
Knaben innerhalb 3 Tagen zu Grunde; die Pseudomembranen bildeten sich noch 
24, Monat weiter. Das Kind bekam, bevor das bacterivlogische Ergebniss be- 
kannt war, bei durchsichtiger Hornhaut, zwei Antidiphtherieserum-Einspritzungen. 
Zwölf Stunden nach der ersten Injection trat Cornealtrübung und später Nekrose 
ein. Am 13. Tage nach dieser Einspritzung traten Gelenkschmerzen und Ery- 
theme auf. Die Temperatur ging über 38° und stieg am dritten Tage auf 
39,3°. Vortr. warnt vor Seruminjectionen und will diese nur anwenden, wenn 
der T,öffler’sche Bacillus erkannt ist. Die Hornhaut soll nicht durch Ulce- 
ration, durch Bacterien hervorgerufen, sondern durch Nekrose wegen schlechter 
Zufuhr der Nährstoffe zu Grunde gehen. 

Vortr. nimmt croupöse und diphtheritische Formen als ein Krankheits- 
process zusammen, und schlägt vor, den Namen Diphtherie einfach aus der 
Heilkunde zu streichen. 

Van den Bergh (Brissel) will den Namen Diphtherie fir die Formen, 
durch LOffler’s Bacillus bedingt, beibehalten wissen, da man für die anderen 
Bacterien von diphtheroiden Formen redet. Höllenstein soll bei allen diesen 
‘Formen umgangen werden. | 

Coppez meint, dass im obigen Falle nicht das Serum, sondern die Strepto- 
kokken die Schuld vom Fieber mit dem Erytheme tragen. Er sah zwei Fälle 
von Streptokokken-Infection mit letalem Ende. Die Nekrose der Cornea ist nach 
ihm dem Vorhandensein der Toxine zuzuschreiben, nicht der schlechten Er- 
nährung der Hornhaut. 

Vennemann (Löwen) und Rogman sahen nur leichtere Fälle, welche 
sämmtlich in Genesung ausgingen. 

Lebrun de Brabant (Brüssel) sah sechs Fälle pseudo-membranöser Con- 
junctivitis, wovon zwei durch Löffler’s Bacillen, die anderen durch Strepto- 
und Staphylokokken bedingt waren. Er reinigt den Conjunctivalsack häufig 
durch Waschungen mit Sublimat 3/,,,,, oder Hdllenstein '/,,,; dann träufelt er 
4proc. Jodnatrium ein, wonach gleich 2proc. Höllenstein folgt. Es bildet sich 
Jodsilber statu nascente, welches sich überall einkrustet und allmählich von 
der Conjunctivalflüssigkeit in Chlorsilber übergeführt wird. Sämmtliche Fälle 
heilten vollkommen. 


6. Van Duyse (Gent) und Rutten (Namur) theilten einen interessanten 
Fall einer „angeborenen Anomalie des 'Thränencanals‘“ mit. Ohne Abbildung ist 
ein Referat darüber schwer zu geben. Es war doppelte Hasenscharte, Colobom 
der beiden linken Augenlider mit Beweglichkeitsbeschränkung des Bulbus; der 
Thränencanal ging vom Colobom des unteren Lides bis zur linken Hälfte der 
Oberlippe; ausserdem verband ein fibröser Strang diese beiden Theile. 


7. Venneman (Löwen) sprach „Ueber eine tropische Ophthalmie“ oder 
Congo-Augenkrankheit. Es handelt sich um diffuse Chorio-retinitis, meistens 
einseitig, oft das eine Auge nach dem andern befallend.. Man bemerkt eine 
Trüäbung des Glaskörpers, welche nicht immer dem Grad der Verschlechterung 
des Sehvermögens entspricht; es scheinen dann retrobulbäre Processe vorhanden 
zu sein; der vordere Abschnitt des Bulbus ist nicht ergriffen. Nachrichten aus 


— 124 — 


dem Congo zu Folge kommt die Krankheit nicht nur bei den Weissen, sondern 
häufig bei den Negern vor. Einige werden auf der Rückreise befallen. Heilung 
tritt spontan innerhalb einer Woche ein. Syphilis und Malaria waren aus- 
geschlossen. 

Pergens sah einen 27jährigen Congo-Reisenden, wo die Krankheit auf 
der Heimreise am rechten Auge ausgebrochen war. Auch der vordere Bulbus- 
abschnitt war stark ergriffen und es waren periorbitale Schmerzen vorbanden. 
Es machte den Eindruck einer rheumatischen Ophthalmie. Patient wurde mit 
Salipyrin, warmen Umschlägen, Atropin, später Eserin behandelt, Heilung erfolgte 
erst nach 7 Wochen. Syphilis war nicht vorhanden; der Betreffende hatte an 
Hämaturie gelitten. 

Tacke salı drei Congo-Fälle; bei allen war der vordere Bulbusabschnitt 
mitergriffen; die Heilung forderte bis über 3 Monate. 

Vanderstraeten, Rutten, van Duyse sahen ähnliche Fälle, wie 
Venneman angab. 

De Lantsheere (Brüssel) sah einen Congo-Fall, wo nur Verschlechterung 
der Sehschärfe vorhanden war, ohne ophthalmoskopische Veränderung und ohne 
dass eine Allgemeinerkrankung vorlag. 


Demonstrationen: 


1. Rutten zeigte einen Fall von „linksseitiger Hemiatrophia facialis“. Die 
Lider können mit Anstrengung geschlossen werden; während des Schlafes bleiben 
sie (links) offen. Bulbus und Fundus normal. Kein Thränenfluss; eine leichte 
Parese des äusseren Oculomotoriusgebietes. 

2. Bullot (Brüssel) stellte einen Hund vor, welcher „durch Aethylen- 
chlorid betäubt“ worden war. Die beiden Hornhäute sind weiss und geschwollen. 
Die Trübung entsteht tags nach der Anästhesie; das Endothel der Lamina 
Descemeti ist theilweise nekrosirt; das Kammerwasser dringt in die Hornhaut. 
Macht man nach der Betäubung eine Paracentese der Hornhaut, oo tritt die 
Trübung nicht ein, da das in dem Humor aqueus enthaltene Aethylenchlorid 
mit ausfliesst. Eine neue Inhalation von Aethylenchlorid lässt die Trübung ver- 
mindern, durch Osmose von der vorderen Kammer aus, wodurch das Wasser 
theilweise aus der Hornhaut zurickgeht. Pergens. 


Journal- Uebersicht. 


Orvosi Hetilap ,,Szemészet“. 1896. Nr. 1. 
1) Echinococcus retrobulbaris, von Dr. László v. Issekutz. 

Verf. berichtet über einen Fall von Echinococcus retrobulbaris bei einem 
12jährigen Knaben. Die Krankheit datirt seit 1!/, Jahren und betraf das 
rechte Auge. Das obere Lid und die untere Uebergangsfalte sind sehr stark ge- 
. schwollen; der Augapfel nach unten-aussen stark vorgetrieben. Oben-aussen am 
Orbitalrand befindet sich unter der Conjunctiva ein glattes, weiches, fluctuirendes 
Gebilde Pupille weit; Tension vermehrt. Bei dem Versuche, den Bulbus zu 
reponiren, stösst man auf weiche Resistenz. Stauungspapille; S = Handbewe- 
gung. — Die Probepunction weist durchsichtige Flüssigkeit als Inhalt nach. 
Der extirpirte Tumor (Dr. Vas) prasentirt sich als Echinococcus-Cyste. — 
3 Wochen nach der Operation ist das Auge äusserlich normal, S=°/,,. Pa- 
pille entfärbt, Rectus ext. geschwächt. 


- 125 ` 


2) Blepharospasmus idiopathicus operält esete, von Dr. L4szlé v. Isse- 
kutz. (Ein operirter Fall von Blepharospasmus idiopatbicus.) 

Issekutz resecirte den N. facialis in einem Falle von sehr schwerem 
Blepharospasmus idiopathicus nach den Angaben Prof. Schulek’s. Das Leiden 
bestand seit 4 Jahren, die Krämpfe traten in Zwischenräumen von 10 bis 
15 Minuten auf und dauerten bisweilen auch eine !/, Stunde. Nach der Re- 
section auf der rechten Seite sistirte der Krampf auf dem rechten Auge. Die 
8 Tage später auch auf der linken Seite vollführte Resection heilte die Krank- 
heit vollständig. Seit mehr als 1 Jahr kein Recidiv. 


3) Az uvea sarcomajäröol 28 exet alapjan, von Dr. Emil v. Grósz 
(Ueber das Sarcom der Uvea auf Grund von 29 Fällen). 
Fortsetzung und Schluss des Artikels: 1895, Szemöszet Nr. 4. — Den 
Auszug siehe: Centralblat f. prakt. Augenheilk. 1895, December, S. 364. 
4) Elephantiasis palpebrarum, von Dr. Emil v. Grösz. 
Auszug, s. Centralblatt f. prakt. Augenheilk. 1896, Mai, S. 150. 
5) Cysticercus subconjunctivalis bulbi, von Dr. Sandor Vas. 
V. beobachtete unter der Conjunctiva bulbi, unweit von der linken Cornea 
eine erbsengrosse, bewegliche, unempfindliche Blase, die nach der Entfernung 
sich als Cysticercus erwies. Heilung in 24 Stunden. 





6) Carcinoma tarsi, von Dr. Emil v. Grosz. 
Auszug, 8. Centralblatt f. prakt. Augenheilk. 1896, Juli, S. 217. 


Nr. 2 u. 3. 

7) A tabes dorsalis tünetci a szemen, von Dr. Emil v. Grosz. (Augen- 
Symptome bei Tabes dorsalis.) 

Auszug, s. Centralblatt f. prakt. Augenheilk. 1896, Juni, S. 181. 

8) A szemteke egész tartalmának clóesése intraocularis vérzés követ- 
keztében, von Dr. Fridolin v. Blaskovies. (Vorfall des ganzen Bulbus- 
Inhaltes nach intraocularer Blutung.) 

Der mitgetheilte Fall bezieht sich auf eine seit 10 Jahren an Glaucom 
erblindete Frau, bei der 1 Tag vor der Aufnahme eine, mit heftigen Schmerzen 
verbundene, starke Blutung aus dem linken Auge erfolgt war. — Auf dem Scheitel 
der Cornea sitzt ein schwarzer Tumor von Form eines Pilzes und Grösse einer 
kleinen Nuss. T + 1. Keine Lichtempfindung. Enucleation. — Die histo- 
logische Untersuchung erwies, dass sich vor der 6—7 mm grossen Pertorations- 
öffnung der Cornea der ganze Bulbusinhalt befindet, und zwar aussen die um- 
gestülpte, degenerirte Kotına, dann die oedematöse Chorioidea, mit zahlreichen 
Blutungen; an der Basis befinden sich die Iris und Corpus ciliare. Der Vor- 
fall hängt nur mit einem dünnen Faden mit der Insertionsstelle des Corpus 
ciliare an der Sclera zusammen. Aus dem mit Blutcoagulum erfüllten Aug- 
apfel fehlt der ganze Bulousinhalt. Der atrophische Sehnerv ist glaucomatös 
excavirt. B. nimmt durch spontane Perforation hervorgerufene retrochorioidale 
Blutung an, die zugleich aus mehreren Gefässen erfolgte, und zunächst nach 
Entleerung der Linse und des Glaskörpers Retina und Chorioidea umstülpte 
und sodann durch die Pupille und Perforationsöffnung nach aussen trieb. An 
letzter Stelle verliessen Corpus ciliare und Iris die Augenhüllen. 


— 126 — . 


9) A sphincterolysis anterior-ról 47 újabb eset alapján, von Dr. Kornél 
v. Scholtz. (Ueber Sphincterolysis anterior auf Grund von 47 neueren 
Fällen.) 


Verf. ergänzt die durch Prof. Schulek vor 4 Jahren mitgetheilten Fälle 
von Sphinterolysis anterior. In den tabellarisch mitgetheilten 47 Fällen und 
in den durch Prof. Schulek veröffentlichten 29 Fällen war vollkommener Er- 
folg in 36, kein Erfolg in 5 Fällen, in den übrigen Fällen waren bloss der 
eine Colobomschenkel vollkommen frei geworden. Verlust nach der Operation: 0. 
Sch. kommt, die Prognose der Operation betreffend, zu folgenden Schlüssen: 
1. Die besten Resultate geben die bei alten Cicatrices adhaerentes vollführten 
Operationen, während 2., bei vor Kurzem entstandenen Iriseinheilungen die wenigst 
befriedigenden Ergebnisse sind. 3. Nicht absolute secundäre Glaucome werden 
geheilt, auch wenn nur der eine Colobomschenkel frei würde; dagegen ist der 
Erfolg bei absolutem Glaucom, auch bei freigewordenen Colobomschenkel, frag- 
lich. 4. Bestehende Reizungen stören den Erfolg nicht, wenn nur die Narbe 
lang bestanden hat. 


Vermischtes. 


1) Zur Pathogenese des angeborenen Augenlidcolobomes. 
Offener Brief an Herrn Prof. Dr. W. Goldzieher in Budapest. 


Sehr geehrter Herr College! 


In einem recht interessanten Aufsatz! über den Fall eines doppelseitigen 
angeborenen Lidculobomes behaupten Sıe vollkommen richtig, „dass es Fälle von 
Lidevlobomen gibt, auf welche keine einzige der von verschiedenen Autoren 
aufgestellten zahlreichen Theorien so recht passt.“ Gewiss haben Sie dabei 
die sogenannten reinen Fälle im Auge gehabt, bei welchen das Auge mit 
dem unteren Lide und das Gesicht durchaus wohlgebildet sind. Für solche 
Fälle glauben Sie annehmen zu müssen, „der Descensus palpebrae superioris, 
d. h. die Bildung der vom oberen Orbitalrande sich herabsenkenden Hautdupli- 
catur, finde nicht gleichmässig, in einem ‘Tempo von oben nach unten statt, 
sondern von den Seiten her, yewissermaassen in einer geschweiften Linie.* 
Diesen Vorgang in der Entwickelung der Lider, den Sie als eine bloss wahr- 
scheinliche Hyputhese aufstellen, habe ich schon vor Jahren durch meine Unter- 
suchungen streng bewiesen und zur Erklärung des anyeborenen Lidcolubomes 
bereits angewandt. Desshalb bin ich nicht mit Ihnen einverstanden, wenn Sie 
weiter fortfahren: „aber ob die vom Orbitalbogen herniedersteigende Hautfalte 
nicht in einer bestimmten Epoche ihres Wachsthums in einer gegen den kinf- 
tigen Lidrand zur concav geschweiften Falte wachse, kann heut zu Tage nuch 
mit Bestimmtheit kaum Jemand bestreiten noch behaupten.“ Dies zu behaupten, 
habe ich das volle Recht, wie es sich gleich zeigen wird. 

Bei Kalbsembrya von 20—22 mm Länge stellt das Auge einen steilen Hügel 
dar, der zum grössten Theile frei liegt. Das relativ raschere Wachsthum und 
die Ausbildung der Kopfplatten führt später zur Bildung einer ringförmig den 
Bulbus umgebenden Rinne, von deren Rändern die Augenlider entstehen. Am 
oberen und unteren Rande der Lidrinne erhebt sich das Mesoderm in Form von 


ı Centralblatt f. praktische Augenheilkunde, Nr. 12, 1896. 


— 127 — 


Hautfalten, die bei Embrya von 4,7 cm Länge kaum den Rand der Cornea 
überschreiten. Ungefähr zu dieser Zeit beginnt die Verwachsung der Lidspalte. 
Die Verwachsung schreitet ziemlich gleichmässig von den beiden Commissuren 
zum Centrum vor. Bemerkenswerth ist, dass an denjenigen Stellen, wo die 
Lider noch nicht verwachsen sind, dieselben stark auseinander weichen, indem 
ihre nicht verwachsenen Ränder steile Bögen beschreiben. Am oberen Lide ist 
der ausgeschweifte Verlauf des Lidrandes besonders prägnant ausgesprochen. Es 
macht im Ganzen den Eindruck, als ob die zur Zeit der Verwachsung der Lid- 
spalte noch sehr kurzen Lider durch die allmählich von den Commissuren aus 
sich bildende Epithelialnaht gewaltsam gegeneinander gezogen und gedehnt 
werden, um den vorderen Abschnitt des Bulbus zu bedecken. Im weiteren 
Verlaufe scheint der Rand des unteren Lides beinahe geradlinig zu verlaufen, 
während der des oberen noch längere Zeit ausgebuchtet bleibt; erst am Ende 
des Processes wird er dicht an das untere Lid angezogen. Wer Vorgang des 
Lidspaltenschlusses spielt also eine wichtige Rolle in der Entwickelung der Lider; 
ihm verdanken ja zum grössten Theile sowohl die Lider als Commissuren ihre 
Form, welche dieselben auch definitiv beibehalten. 

Es lag nun nah, die aufgefundenen Thatsachen zur Erklärung des frag- 
lichen Formfehlers heranzuziehen. Werfen wir nämlich einen Blick auf die 
Fig. 4c, denken wir uns, die Verwachsung der Lider mache von da an keine 
Fortschritte, so werden an den Lidrändern, eine weitere normale Entwickelung 
vorausgesetzt, Ausbuchtungen zurückbleiben, und wir würden also in diesem 
Falle ein Colobom an beiden Lidern entstehen sehen. Bei der Hemmung der 
Verwachsung in einem fortgeschrittenen Stadium und unter der obigen Bedingung 
würde das Colobom sich nur am oberen Lide ausbilden können; denn es gleicht 
sich, wie wir schon gesehen haben, die Ausbuchtung am unteren Lide früher 
aus, als am oberen (Fig. 4d). Das Colobom ist also keine Spaltbildung; es 
kommt nur durch Störung in dem regelmässigen Prucesse der Verwachsung der 
Lidspalte zu Stande, wobei die Lidränder, gewöhnlich in der Mitte, nicht ver- 
einigt werden und in ihrer ursprünglichen Lage verharren. 

Dies ist in kurzen Worten das Ergebniss meiner Untersuchung über diesen 
Gegenstand, über Einzelheiten verweise ich auf die Originalabliandlung.! 

Damals war ich geneigt, für die Lidcolobome insgesammt einen einheitlichen 
und zwar den eben von mir auseinandergesetzten Entstehungsmodus anzunehmen, 
jetzt aber, nachdem die Casuistik dieser Liddefecte so wesentlich bereichert 
wurde, denke ich, dass cowplicirte, atypische Fälle durch andere später auf- 
getauchte Hypothesen erklärt werden können. 

Es freut mich, dass Sie auf Grund klinischer Erfahrung zu der Ansicht 
gelangt sind, die ich schon viel früher auf Grund embryologischer Studien aus- 
gesprochen hatte. Immerhin bleibt es eine traurige Thatsache, dass die Resultate 
meiner Arbeit allen Fachgenossen, welche über die Pathogenese des Lidcoloboms 
schrieben, während dieser langen Reihe von Jahren vollkommen unbekannt 
blieben, obgleich dieselben in einem leicht zugänglichen Archiv veröffentlicht 
wurden. 

In der That, habent sua fata libelli! 


Mit collegialem Gruss 


Th. Ewetzky. 
Moskau, d 15./lI. 97. 


— 


! Arch, f. Augenheilkunde. Bd. VIIL 1879. 





128 - 


2) Zurücknahme der im Februar-Heft über die Ursache der 
kKörnerkrankheit gemachten Mittheilung. 


Von Professor Dr. Burchardt. 


In Präparaten, die von verschiedenen mit Trachom nicht verbundenen 
Bindehauterkrankungen entnommen waren, habe ich in jüngster Zeit die von 
wir als Trachomkörper bezeichneten, im Epithel enthaltenen Gebilde zum Theil 
in grosser Zahl gesehen. Ich bin hierdurch zu der Ueberzeugung gelangt, dass 
diese Gebilde zu der Körnerkrankheit in ursächlicher Beziehung nicht stehen 
können und daher den Namen Trachomkörper nicht verdienen. 

Indem ich also anerkenne, dass ich in Bezug auf die Ursache des Trachoms 
geirrt habe, halte ich andererseits aufrecht, dass die Follikelmasse oft dem 
Epithel unmittelbar anliegt, und dass die Behandlung des Trachoms mittelst 
galvanokaustischer Zerstörung der einzelnen Follıkel den anderen Behandlungs- 
methoden überlegen ist. 


Bibliographie. 


Zur Diagnostik der Sehstörungen mit besonderer Berücksich- 
tigung der Simulationsfrage, von Stabsarzt Dr. Roth in Potsdam. (Der 
Militärarzt. Nr. 1 u. 2. Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr.3.) Astigmatismus 
ist bekanntlich der häufigste Grund jener Sehschwäche, bei der früher die Diagnose 
Amblyopie ohne Befund gestellt wurde. Unter 1900 Militärpflichtigen fanden sich 
7°/, Astigmatiker mit As > 1 D. R. empfiehlt den Militärärzten zur Fest- 
stellung der Refraction die Schattenprobe, zu deren Durchführung jeder beliebige 
Planspiegel nebst einigen Counvexlinsen ausreicht. Ueber manche Fälle von 
Sehschwäche giebt schun das Placido’sche Keratoscop Aufklärung. Astig- 
ımatismen von 1,5 Dioptrien und mehr lassen sich damit erkennen. Zur Uebung 
mit diesem Apparate empfiehlt er normale Augen durch Cylinderlinsen ın astig- 
matische zu verwandeln. Durch diese Versuche wird auch ein Mittel zur un- 
gefähren Messung des As an die Hand gegeben, indem man die auf der astig- 
matischen Hornhut entstehenden Ellipsen durch Cylindergläser in runde Ringe 
verwandelt; der wirklich vorhandene Astigmatismus ist dann doppelt so stark, 
wie das Cylinderglas. Ist man nicht sicher, ob die kreatoscopischen Ringe 
elliptisch oder rund sind, so genügt die Anwendung eines schwachen Cylinders, 
den man während des Kreatoscopirens dreht. Besteht schwacher As, so giebt 
es eine Stellung des Glases, welche die schwach angedeuteten Ellipsen rund 
macht, eine andere, welche dieselben verstärkt. R. hat zu diesen Zwecken, 
Cylindergläser mit Handhaben versehen, an welchen die Gläser drehbar sind. 
Bei Correction des As verordne man Gläser, die etwa 20°/, schwächer sind, 
als die best corrigirenden. Ist kein As vorhanden, so hat man bei Amblyopien 
obne Befund Gesichtsfeld zu prüfen und sicherzustellen, ob nicht centrale 
Farbenscotome vorhanden sind. Zur Entlarvung von Simulanten empfieblt R. 
folgendes Verfahren: Im halbdunkeln Zimmer werden 2 brennende Kerzen über- 
einander gehalten, nachdem der zu Untersuchende 2 Flammen constatirt hat, 
tritt der Arzt vor ihn und setzt ihm ein Prisma vor ein Auge. In dieser Zeit 
wird unvermerkt eine Flamme ausgeblasen. Der Simulant wird sich dadurch 
verrathen, dass er auch jetzt noch 2 Flammen zu sehen, angiebt. Schenkl. 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Verr & Comper. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wirtia in Leipzig. 


Centralblatt . 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancre in München, Dr. Bercer in Paris, Prof. 
Dr. BiRnBA0HER in Graz, Dr. Bramey in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pv Bom-Reyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. ExmerT in Bern, 
Dr. GmsBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZI®HER in Budapest, Dr. Gorpon Norr in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstaoxis in Smyrna, Prof. H. Kuarp in New 
York, Prof. Dr. Krücrow in Moskau, Dr. Kurne in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Macnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAymarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Godrlits, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munx in Berlin, 
Dr. NzUBURGER in Nürnberg, Dr. PreLTEsSomN in Hamburg, Doc. Dr. PescueL in Turin, 
Dr. Porrscugr in Klagenfurt, Dr. M, Regicn in Charkow, Dr. Scueerr in Oldenburg, Prof. 
Dr. Scuzwkı in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıno in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 











Mai. Einundzwanzigster Jahrgang. 1897. 


Inhalt: Originalmittheilungen. I. Sehstörungen beim Schiessen. Von H. Schmidt- 
Rimpier. — II. Ueber der Tuberculose ähnliche Augen-Erkrankungen mit säure-resistenten 
Bacillen. Von Dr. Ginsberg. — III. Offene Wundbehandlung bei Augenoperationen. 
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Stiel. — II. Ueber einen Fall von a ee durch stumpfe Gewalt und ins- 
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Theodor Proskauer. 

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Angabe einer leichtfasslichen Methode zur schnellen Berechnung der Achsenlänge, 
optischer Constanten des Auges, von Dr. Fukala in Wien. — 2) Die Verbreitung des 
Trachoms in Ungarn und das behördliche Vorgehen gegen dasselbe, von Prof. Dr. 
N. Fener, Landes-Sanitätsinspector in Budapest. — 3) Etude de Geographie ophtal- 
mologique sur le trachome, par le Dr. Chibret de Clermont-Ferrand. 

Vermischtes. Nr. 1—5. 








I. Sehstörungen beim Schiessen. 
Von H. Schmidt-Rimpler. 


Die Frage der Correction des Seh-Apparates beim Schiessen ist bisher 
von den Ophthalmologen literarisch wenig behandelt worden. Der Aufsatz 
von Moru: „Ein optisches Hülfsmittel für alterssichtige Büchsenschützen“ 
hat daher gewiss Manchem in dankenswerther Weise Neues geboten; mich 

19 


— 130 — 


hat er ganz besonders interessirt, da ich die Sehstörungen, die beim Schiessen 
hervortreten, in meinen „Bemerkungen zu wirklicher und simulirter Seh- 
schwäche und Gesichtsfeldeinengung“! ebenfalls besprochen habe. Die Vor- 
theile des Diopter für den Presbyopen sind darin von mir auch anerkannt; 
ich meine jedoch, dass das Visir meist gar nicht fortzufallen braucht.” Da 
die Randstrahlen durch die kleine Oeffnung ausgeschlossen sind, so wird 
auch das Visir und die Kimme derselben scharf gesehen; letztere um so 
eher, da das durch dieselbe einfallende Licht sie stark beleuchtet. Einen 
Mangel aber hat das Diopter: es fallen bestimmte Partien des Gesichts- 
feldes, die durch die Scheibe, in der die zum Durchsehen bestimmte kleine 
Oefinung sich befindet, gedeckt sind, bei seiner Anwendung ganz aus. Je 
weiter die Oeffnung sich vom Auge befindet, um so kleiner ist das um den 
Fixationspunkt liegende Gesichtsfeld.e Wie an oben angeführter Stelle mut. 
getheilt, erhielt ich bei einer Diopterscheibe von 32mm Durchmesser und 
l mm Oeffnung und möglichstem Anlegen meines Auges an dieselbe beim 
Zielen, im horizontalen Meridian des Gesichtsfeldes temporal einen Ausfall 
vom 60. bis zum 10. Grad (peripher sieht man neben der Scheibe vorbei), 
nasal vom 52. bis zum 10. Grad; es giebt dies also um den Fixationspunkt 
nur ein Gesichtsfeld von 10 Grad Ausdehnung. Steht das Diopter circa 
10cm vom Auge entfernt, so liegt das ausfallende Gesichtsfeld temporal- 
und nasalwärts zwischen dem 15. und 30. Grad; der Umfang des centralen 
Sehens ist mithin ausserordentlich klein. 

Es ist übrigens auffallend, mit wie mangelhaftem Sehen oft gut ge- 
schossen wird. So ist es nicht selten, dass Star-Operirte gute Schützen 
sind. Abgesehen von der grossen Zerstreuungsweise der Schrotkörner, ist 
auch beim Kugel-Schuss gewöhnlich das Ziel-Object verhältnissmässig gross. 
Selbst für die maximalen Anforderungen an Schiessleistungen, die den 
Soldaten gestellt werden, genügt zum Erkennen und Zielen auf die Sections- 
. scheibe für 600 Meter — Nachmittags 6 Uhr im August geprüft, wo die 

Sunne sich schon sehr dem Horizonte näherte und die Scheibe nicht direct 
beleuchtete — eine Sehschärfe von noch nicht ganz ?/ Auf der Scheibe 
sind 5 Soldaten gemalt: bei voller Sehscharfe sah man noch die Köpfe 
als weisse Rundungen, ohne sie jedoch scharf von einander trennen und 
zählen zu können, bei S< !/, sah man sie als weisse Linien. Auch auf 
der Strichscheibe, die in 600 m zu beschiessen ist, erkannte man bei 
S<!/, noch Andeutungen von dem schwarzen Strich und Spiegel auf dem 
weissen Grunde, die immerhin genügten, um gut darauf zielen zu können. 

Da demnach eine gewisse Herabsetzung der Sehschärfe für die Ferne 
nicht allzu viel schadet, es aber zum Zielen auf scharfes Sehen des Kornes 
und des Visires — letzteres durch den Lichteinfall in der Kimme leichter 


1 Festschrift zur 100jähr. Stiftungsfeier des medicinisch-chirurgischen Friedrich- 


Wilhelm-Institutes. Berlin 1895. 
? Ist mir von einem hervorragenden Jäger bestätigt worden. H. 


— 131 — 


erkennbar — besonders ankommt, so ist es verständlich, dass Presbyopen 
mit schwächeren und für den in Rede stehenden Zweck besonders aus- 
gesuchten Convexgläsern, selbst wenn dieselben für die Ferne übercorrigiren, 
doch ganz gut schiessen. Das Nachvornrücken des Visirs findet schliess- 
lich in der zu grossen Annäherung an das Korn seine Grenze, da eben 
dann auch die richtige Einstellung des Laufes aufhört und das Verhältniss 
sich nicht besonders von dem unterscheidet, wo das Visir überhaupt fehlt. 

Auch für jugendliche Hyperopen und Kurzsichtige gilt das Princip, 
lieber für die Ferne etwas schlechteres Sehen bestehen zu lassen, wenn 
nur Visir und Korn gut erkannt werden. Dies kommt am häufigsten zur 
Geltung bei Myopen, die nicht an das Tragen von Concavgläsern gewöhnt 
sind, und bei latenter Hyperopie. Bisweilen zeigen sich eigenartige Ac- 
commodationsstérungen. So kommen Soldaten — besonders Einjährige — 
öfter mit der Klage, dass sie die Schiessanforderungen nicht erfüllen 
könnten, weil ihnen beim "Zielen plötzlich das Visir ganz undeutlich würde, 
oder in anderen Fallen, dass das Ziel selbst plötzlich verschwinde. In 
ersterem Falle handelt es sich in der Regel um Hyperopen, die auf längere 
Zeit die erforderliche Accommodationsanstrengung nicht aushalten, in dem 
anderen um Accommodationskrampf. Die Aufregung, die bei dem Be- 
streben, möglichst gut zu schiessen, entsteht, spielt gewöhnlich dabei eine 
Rolle; meist verschwinden die Beschwerden bei einiger Uebung von selbst. 
Sonst würde die entsprechende Therapie mit Convexgläsern, Atropini- 
sirung etc. eintreten müssen. 


II. Ueber der Tuberculose ähnliche Augen-Erkrankungen 


mit säure-resistenten Bacillen. 
Von Dr. Ginsberg. 


Es ist bekanntlich oft ausserordentlich schwierig, auf anatomischem 
Wege die Tuberculose absolut sicher zu diagnosticiren, da die meisten 
maassgebenden Autoren jetzt auf dem Standpunkt stehen, dass sie die ein- 
zelnen, früher als charakteristisch betrachteten histologischen Eigentümlich- 
keiten nicht mehr als ausschliesslich der Tuberculuse zukommend ansehen. 
Wohl nur BAUMGARTEN vertritt, soviel mir bekannt ist, die entgegengesetzte 
Meinung; er sagt, dass LaAnGHans’sche Riesenzellen, besonders in der For- 
mation des WAGNER-SCHÜPPEL’schen Tuberkelknötchens, beim Menschen 
ausschliesslich bei Tuberculose und nur bei solchen syphilitisch gummösen 
Producten vorkommen, bei denen fast stets anderweitige unzweifelhafte 
Zeichen bestehender oder überstandener tuberculösen Infection sich nach- 
weisen lassen.! — Wo aber nicht alle diese Eigentümlichkeiten zusammen 


1 Virncuow’s Archiv Bd. XCVII. 
dh 


— 132 — 


vorkommen, ist auf Grund des histologischen Verhaltens allein oft ein sicheres 
Urtheil nicht abzugeben. Der Name „Tuberculose“ ist uns eine Vocabel 
geworden, bei welcher der ursprüngliche Sinn nicht mehr in den Vorder- 
grund tritt, da wir die Diagnose nicht mehr anatomisch, sondern ätiologisch 
zu fassen suchen, nachdem wir einen so wesentlichen ätiologischen Factor 
wie Kocn’s Bacillus kennen gelernt haben. Wo wir diesen nachweisen 
können, nehmen wir als sicher „Tuberculose“ an, ganz ohne Rücksicht 
darauf, ob typische Knötchen da sind oder nicht. Am frischen Material 
ist der Nachweis durch die Impfung gewöhnlich leicht zu erbringen. Er- 
laubt das der Zustand des Präparates nicht mehr, so sind wir darauf an- 
gewiesen, in den Schnitten die Bacillen durch die Farbung zur Darstellung 
zu bringen. Da es sich meist nur um die Unterscheidung zwischen Tuber- 
culose und Syphilis handelt, so haben wir in dem positiven Ausfall der 
Schnittfarbung ein sicheres Moment fiir Erkennung der ersteren. Denn 
die Fähigkeit, Farbstoffe bei nachheriger Behandlung mit Mineralsäuren 
festzuhalten, haben, soweit bisher bekannt war, ausser den Tuberkelbacillen 
nur Smega- und Leprabacillen. Selbstverständlich ist auch das morpho- 
logische Verhalten sorgfältig zu berücksichtigen. i 

Durch die Giite des Herrn Geh.-Rath Hırscagere bin ich in der Lage, 
über zwei Fälle zu berichten, die klinisch nicht als Tuberculose 
anzusehen waren, bei denen aber die anatomische Untersuchung 
der Tuberculose ähnliche Verhältnisse ergab und bei denen sich 
von den Tuberkelbacillen morphologisch verschiedene Bacillen 
fanden, welche die Säureresistenz, welche bisher nur den er- 
wähnten Mikroorganismen zugesprochen wurde, ebenfalls be- 
sassen.! 


Fall I. Herr J. S., 26jähr, kam am 15./V. 1894 mit der Klage in 
die Poliklinik, er sei auf dem linken Auge vor 1!/, Jahren unter schmerz- 
hafter, beim Militair entstandener Entzündung erblindet; er fürchte jetzt 
auch das rechte Auge zu verlieren, da er hier Flocken sehe. Lungenleiden 
und Lues wird in Abrede gestellt; doch fand sich auf der rechten Seite 
verschärftes Exspirium und bei normalem Percussionsschall knackende Ge- 
räusche beiderseits. Besonders rechts bestand Spitzenkatarrh. 

Auf dem linken Auge war wegen starker, membraniser Glaskorper- 
flocken ein Bild des Hintergrundes nicht zu erhalten, die Pupille war rund. 
S = Finger: ca. 2. Gesichtsfeld oben, aussen und unten eingeschränkt 
(auf dem HırscHBEre’schen Schema von oben aussen herum gezählt: 
30°, 40°, 40°, 40°, 45°, 45°, 50°, 55°, 60°, 70°, 60°, 55°). Rechts: O. n. 
S = xxx +0,75, Sn 1!/,:8”; Gesichtsfeld normal. Urin normal. Am 
16./VI. 1894 hatte sich der Befund geändert. Die Pupille war unten an 





! Da die Augen in MULLER’scher Fliissigkeit gehartet waren, ist die Anwendung 
des Gram’schen Verfahrens leider nicht möglich gewesen. 


-- 1383 — 


der Linsenkapsel breit adharent; auf letzterer lagen drei Punkte. Im Glas- 
körper sah man oben einige Balken, ganz unten einen stahlgrauen, gefäss- 
losen Buckel. S = Finger: 4’. Die Gesichtsfeldeinengung hatte zugenommen 
(30°, 25°, 30°; 45°, 40°, 30°; 20°, 30°, 40°; 40°, 35°, 30°). — Die Seh- 
kraft nahm immer mehr ab. Am 19./I. 1895 war das Auge mässig ge- 
röthet, schmerzfrei, die Pupille länglich verzogen und ganz unregelmässig. 
In den tiefen Hornhautschichten grobe Punkte. Iris stark hyperämisch und 
gewuchert, hier und da auch atrophisch, doch sind in den Krypten tuberkel- 
ähnliche Bildungen nicht zu sehen. S= 5. Rechts: S= °/, + 1,0, G.F.n. 
Sn 1)/,. — Am 27./Il. 1895 ist folgender Befund notirt: Pupille länglich, 
Iris besonders im kleinen Kreise blutreich, schwammig. Sehr viele feine 
Zacken und Spitzen. Nach dem Centrum zu ist die Regenbogenhaut vor- 
gewolbt. Pupille grau, Linse gequollen und getrübt, Vorderkammer flach. 
Auf der Hornhauthinterfläche ein Haufen grober Punkte. Kein Schmerz, 
mässige Reizung, Spannung vielleicht etwas herabgesetzt. Kein Lichtschein. 
Rechts: + 0,75 S5/,—°/,, Sn 11/,:9”. — Am 28./II. 1895 wurde das Auge 
enuclefrt. 

Der gehärtete, aufgeschnittene Bulbus zeigt trichterförmige Netzhaut- 
ablisung. Der ganze Innenraum ist von geronnener Masse ausgefüllt. 
Mikroskopisch ist der untersuchte Theil der Cornea normal; leider ist mir 
ein Stückchen derselben verloren gegangen, vermuthlich gerade das, in 
welchem die Punkte sassen. Die Iris ist im Ganzen sehr zellenreich und 
zeigt an verschiedenen Stellen umschriebene rundliche oder längliche An- 
häufungen von Rundzellen, besonders am Pupillarrand. Die Lymphome 
verursachen die Anschwellung. Hinten ist die Regenbogenhaut mit einer 
die Linsenvorderlläche überziehenden und das Pupillargebiet ausfüllenden 
Schwarte verwachsen. Ciliarkörper etwas atrophisch. Linse cataractös. 
Kapselepithel meist zu Grunde gegangen; wo erhalten, meist abgeplattet. 
Auch auf der hinteren Linsenfläche findet man zwischen dieser und der 
Kapsel einzelne platte Zellen. Die Aderhaut bietet ausser starker Gefäss- 
füllung nichts besonderes dar. Selera normal. Die durch homogenes Ex- 
sudat abgehobene Retina erweist sich bedeutend verändert. Ihrer Innen- 
fläche ist eine ziemlich dicke Schicht von Granulationssewebe aufgelagert, 
welches an manchen Stellen sogar continuirlich in sie übergeht. Die inneren 
Schichten bis zur inneren molecularen sind reichlich mit Granulationszellen 
durchsetzt, während die specifischen Elemente geschwunden sind. In der 
inneren Körnerschicht liegen die Kerne unregelmässig und bei weitem nicht 
so dicht, wie unter normalen Verhältnissen, in der äusseren finden sich 
zahlreiche helle Bläschen oder Tröpfchen. Stäbchen und Zapfen sind ziem- 
lich gut erhalten. Die äusseren Schichten, von der inneren Körnerschicht 
an, sind mit rundlichen und länglichen Hohlräumen durchsetzt. Diese sind 
zum Theil mit homogener Masse erfüllt, die die Farbe in gleicher Weise 
annimmt wie das Exsudat, zum Theil erscheinen sie ganz farblos und etwas 


— 134 — 


glänzend. Celloidin ist in diese Hohlraume nicht eingedrungen, da es bei 
Hamatoxylinfarbung leicht bläulich geworden ist, wahrend der Inhalt der 
Spalten, wie erwähnt, theils tiefer blau, ebenso wie das Exsudat, theils gar 
nicht gefärbt ist. — In der Granulationsschicht, welche die inneren Schichten 
grösstentheils ersetzt hat, finden sich rundliche Riesenzellen mit wand- 
ständigen Kernen und, besonders an der Grenze gegen die innere mole- 
culare Schicht, zahlreiche Lymphome, bald um Gefässe herum, bald ohne 
Beziehung zu solchen. Nach vorn hin nimmt die Granulationsschicht an 
Dicke zu und geht allmählich in ein fibrinreiches Exsudat mit vielen Ge- 
fässsprossen über, welches den vordersten Theil des Glaskörperraumes ein- 
nimmt, dessen Rest, ebenso wie der Raum zwischen Aderhaut und Retina, 
von fibrinloser, homogen geronnener Masse ausgefüllt wird. Nach vorn setzt 
sich der organisirte Theil des Exsudats in die die Linsenoberfläche über- 
ziehende Schwarte fort. 


An einer Stelle dicht vor dem Ciliarkörper ist die Retina vollständig 
in die Granulationsmasse aufgegangen, und hier finden sich ausser Zügen 
schwieligen Bindegewebes vollkommen gefässlose, grosse, necrobiotische Stellen, 
an deren Rändern noch Rundzellen undeutlich erkennbar sind, während die 
Hauptmasse feinkörnig aussieht. Im Centrum dieser Herde, die zu mehreren 
dicht aneinander liegen, finden sich einige Riesenzellen von zackiger Form 
mit langen Fortsätzen. Die ganze Stelle erinnert an das Bild eines con- 
glomerirten Tuberkels. 


“ Der Opticus ist etwas atrophisch, die Bindegewebsbündel etwas ver- 
breitert. 


In der Iris und in der Netzhaut finden sich massenhaft Bacillen, welche 
nach dem Verfahren von ZIEHL sowohl wie von GABBET intensiv roth ge- 
färbt werden. In der Iris liegen sie intracellular; es sind hier starre, gerade, 
gleichmässig dicke Stäbchen, etwas stärker als Tuberkelbacillen und wenig 
länger. In der Netzhaut nehmen sie die inneren Lagen bis zur inneren 
molecularen Schicht hin ein. Hier finden sich aber ausser den feinen 
Stäbchen, wie sie in der Iris ausschliesslich vorkommen, auch noch auf- 
fallende, viel dickere und längere Formen, die meist helle und dunkle 
Stellen im Innern erkennen lassen. Ausserdem färben sich bei den ge- 
genannten Methoden in beiden erkrankten Häuten feine rundliche oder 
eckige Körnchen. Ob man es bei diesen und bei den dicken Gebilden mit 
Degenerationsformen der schlanken Bacillen zu thun hat, oder welche Be- 
deutung ihnen sonst zukommt, muss ich vollständig dahingestellt sein lassen. 
Es ist wohl überflüssig, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich nicht 
etwa um Farbstoffniederschläge handelt, da die erwähnten Dinge sich nur 
in der Iris und in den inneren Netzhautschichten finden. 


Fall II. Fräulein V. K., 21jähr., stellte sich 1890 zum ersten Mal 
in der Poliklinik vor. Sie hatte als Kind Masern gehabt und danach oft 


— 135 — 


an den Augen gelitten; der jetzige Zustand sollte seit etwa einem Jahre 
bestehen. Es fand sich auf dem rechten Auge oberflächliche diffuse Keratitis 
mit Resten von Iritis. Im unteren Theil der Hornhaut befand sich eine 
grosse vascularisirte Trübung. Occlusio pupillae machte die Durchleuchtung 
unmöglich. Die Spannung war erhöht. S = Finger : 1!/, Meter. Links: 
O. n. S= !ölxx, Sn 1!/,:4” bis 22”. Unten aussen Hornhautfleck. — Am 
JL 1895 war die ganze Hornhaut getrübt und vascularisirt, das Auge 
injicirt, die Vorderkammer fast aufgehoben, die Spannung herabgesetzt. 
S = unsicherer Lichtschein, ohne Projection. Kein Schmerz. — Die Reizung 
ging zurück, wurde aber bald wieder stärker. Am 10./V. 1895 wurde 
pericorneale Injection constatirt, der Bulbus war phthisisch und schmerzhaft 
und wurde deshalb enucleirt. 


Der Augapfel ist vierkantig, die Corneoscleralbucht verstrichen. Die 
Hornhaut erscheint auf mehr als das Doppelte verdickt, der Rest der Vorder- 
kammer durch ein weiches Gewebe ausgefüllt. Die Netzhaut ist strecken- 
weise durch eine dünne Schicht geronnener Masse von der Chorioidea, 
letztere selbst durch gleiche, im Suprachorividalraum liegende Substanz von 
der Sclera leicht abgehoben. Vom Ciliarkörper sind nur spärliche Reste zu 
erkennen. Linse cataractös. Der Glaskörperraum ist ebenfalls von homogen 
geronnener Materie ausgefüllt. 


Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass die Verdickung der 
Hornhaut nur eine scheinbare war. Es lag ihr vielmehr innen eine dicke 
Schicht Bindegewebe von der Cornea sehr ähnlichem Bau an; nur verliefen 
die Lamellen nicht ganz so regelmässig. Die Grenze bildet die etwas wellig 
verlaufende Descemer’sche Membran, die hier und da durchbrochen war, 
während sie an den Rändern fehlte. In der Cornea fanden sich oberfläch- 
liche und tiefe, meist strotzend mit Blut gefüllte Gefässe, deren Wand 
dichte Rundzelleninfiltration aufwies. Ferner waren die Saftlücken deutlich 
erweitert (kein Kunstproduct!. Das lamelläre Bindegewebe ging nach 
hinten in ein spärlich vascularisirtes, massenhaft Riesenzellen enthaltendes 
Granulationsgewebe über, welches den Rest der Vorderkammer ausfüllte 
und seitlich die ganze Ciliarkörpergegend einnahm. Dieses Gewebe verlor 

sich nach hinten zu allmählich in das den Bulbusraum füllende homogen 
_ geronnene Exsudat, welches in den vorderen Theilen, an der Grenze gegen 
das Granulationsgewebe und an der hinteren Linsenfläche in Organisation 
begriffen war. Peripher, besonders vorn war das Exsudat von langen Fäden 
durchzogen, denen rothe Blutkörperchen und Rundzellen anhafteten. — 
Von der Iris waren nur Stücke des Pigmentblattes erhalten, vom Ciliar- 
körper ebenfalls nur spärliche Reste in Gestalt dicker Bindegewebsmaschen, _ 
in denen Bündel glatter Muskelfasern verliefen; hier und da deutete auch 
noch Pigment die Lage der Ciliarfortsätze an. Diese waren nur an wenigen 
Stellen in ihrer Form erhalten, haben aber auch hier das Epithel grössten- 


— 136 — 


theils verloren. — Die cataractöse Linse war etwas unregelmässig ge- 
schrumpft, so dass die ihr überall anliegende Kapsel im Schnitt buchtig 
erschien. Vorn lag unter der Kapsel eine pyramidalstarähnliche Masse, 
bestehend aus faserigem Gewebe mit sehr spärlichen, schmalen Kernen. Das 
Kapselepithel war bis auf geringe Reste zu Grunde gegangen, nur ab und 
zu fanden sich schmale Kerne, die der Innenfläche der Kapsel anlagen. — 
Die Retina ist grösstentheils durch homogen geronnenes Exsudat, in welchem 
vereinzelte grosse, blasige, pigmenthaltige Zellen liegen, flach abgehoben, 
auf der Innenfläche stellenweise gefaltet. Frisches Blut liegt darauf. Nerven- 
fasern und Ganglienzellen sind sehr spärlich vorhanden, die Gefässe dick- 
wandig, alle anderen Schichten, auch Stābchen und Zapfen, gut erhalten. 
In der Gegend des vorderen Endes ist die Netzhaut faltig abgelöst, zeigt 
erweiterte perivasculäre Lymphräume, ferner die bekannten, mit feinkörnigem 
Material gefüllten Cystenbildungen, und geht allmählich in das den Uiliar- 
körper grösstentheils ersetzende Granulationsgewebe über. — In der Ader- 
haut sind alle Gefässe, auch die Capillaren, strotzend mit Blut gefüllt, sonst 
lässt sich in ihr nichts Pathologisches nachweisen. Nur vorn in der Gegend 
der Ora serrata befinden sich umschriebene Rundzellenherde. Im Supra- 
chorividalraum liegt stellenweise ebenfalls das mehrfach erwähnte Exsudat, 
woduich auch die Chorioidea leicht abgehoben wird. Vorn ist es in solcher 
Masse vorhanden, dass die Maschen des Suprachorioidalraums sehr weit 
auseinander gedrängt sind, und die Abhebung beträchtlich wird. — Die 
Sclera ist bis auf den vordersten Theil normal. In diesem aber sind Ge- 
fasse und Nerven von Rundzellenanhäufungen eingescheidet, und es findet 
sich ein der Innenfläche aufsitzendes, in den Suprachorioidalraum vorspringen- 
des Infiltrat. —- Der Opticus ist atrophisch. 


Das Granulationsgewebe ist, wie schon erwähnt, spärlich vascularisirt, 
an den Gefiissen lässt sich etwas Pathologisches nicht erkennen. Degenerative 
Prozesse (Verkisung, Verschleimung etc.) fehlen, die Granulationszellen 
sind stellenweise dichter angehäuft, so dass Iymphomähnliche Bildungen 
erscheinen. Die massenhaften Riesenzellen liegen meist in Haufen bei- 
sammen. Ihre Gestalt ist am häufigsten rundlich, doch fanden sich auch 
eckige Formen mit Fortsätzen. Fast stets liegen die Kerne am Rande. 
Der Zellenleib ist feinkörnig. Als ich Bacillen nachzuweisen suchte, zeigte 
sich, dass fast sämmtliche Riesenzellen an ihrer Peripherie Haufen kleiner 
Klümpchen enthalten, die sich mit Carbolfuchsin intensiv roth färbten und 
die Farbe bei energischer Behandlung mit starker Schwefel- oder Salpeter- 
säure nicht abgehen. Da am gehärteten Präparat ja leider Reactionen 
kaum Aufschlüsse geben, versuchte ich durch Färbungen die Natur der 
Klümpchen näher zu bestimmen. Gewisse eiweissartige Stoffe, z. B. die 
Myelintropfen cataractöser Linsen, färben sich mit Russkr’s Methode 
Fuchsin und Jodgriin) blauruth (die sclerosirten Fasern blaugrün). Bei 


— 13% — 


Anwendung des Dreifarbengemisches, welches ich in der von Rosın ange- 
gebenen Modification benutzte, blieben die Klümpchen farblos und hoben 
sich durch ihr bei durchfallendem Licht weisses, etwas glänzendes Aus- 
sehen von dem übrigen Zellenleib, der eine hellgelbe Farbe angenommen 
hatte, scharf ab. Dabei zeigte sich ferner, dass sich fast an sämmtlichen 
Riesenzellen eine feine faserige Membran nachweisen liess, welche durch 
das Fuchsin der Mischung stark und distinct roth gefärbt wurde. An 
Riesenzellen aus tuberculöser Lunge, die ich zur Controlle ebenso behandelte, 
fand sich eine solche Hülle nicht; der Zellenleib wurde nicht gelb, sondern 
hellroth. Möglicherweise besteht im vorliegenden Falle eine Beziehung. der 
Riesenzellen zu obliterirten Gefässen, wie das für Riesenzellen in syphili- 
tischen Granulationsgeschwülsten der Nase von Manasse! nachgewiesen 
werden konnte; doch habe ich als Uebergänge zu deutende Bilder nicht 
gefunden und kann somit nichts Bestimmtes darüber aussagen. Uebrigens 
gab der Zellinhalt keine Eisenreaction. 


Nicht in den Riesenzellen, wohl aber in meist etwas grossen Zellen 
des Granulationsgewebes finden sich nun reichlich Bacillen von starrem 
Aussehen und gestreckter Form, etwas dicker als Tuberkelbacillen und 
meist ungefähr ebenso lang wie diese. Die Dicke ist constant, die Länge 
wechselt etwas, so dass auch die doppelte Dimension in dieser Richtung 

vorkommt; ob dann mehrere Individuen aneinander gelagert sind, konnte 
ich nicht erkennen. Diese Bacillen liegen meist zu mehreren in einer 
Zelle Sie färben sich leicht mit Carbolfuchsin, sowohl in der Wärme 
(ca. 5 Minuten), als auch in der Kälte (ca. 1 Stunde)? und behalten den 
Farbstoff selbst bei energischer Einwirkung von 30 proc. Salpetersäure und 
Methylenblauschwefelsäure (bis zu ?/, Stunde). Lücken oder Anschwellungen 
des Bacterienleibes lassen sich nicht erkennen. 


In klinischer und anatomischer Beziehung sind beide Fälle höchst 
bemerkenswerth. Der erste Fall imponirte als etwas Besonderes und hatte 
auch einige Aehnlichkeit mit chronischer Bulbustuberenlose; dafür konnte 
wohl auch der Spitzencatarrh angeführt werden, während für Lues kein 
Anhaltspunkt vorlag. Doch fanden sich, obwohl sorgfültig danach gesucht 
wurde, keine Knötchen in den Iriskrypten. Anatomisch spricht für Tuber- 
culose höchstens die von regressiv verändertem Material eingenommene 
Stelle im Granulationsgewebe vorn am Ciliarkörper; doch besteht eben auch 
hier nur eine gewisse Aehnlichkeit. Das isolirte Ereriffensein von Iris 
und Retina bei Freibleiben der Aderhaut ist höchst auffallend. Auch für 
Lues spricht nichts mit Bestimmtheit, specifische Gefässveränderungen 
fehlen. 


ı Vırcanow’s Archiv Bd. CXLVII. 
? Kürzere Färbung in der Kälte und längere Einwirkung der Säure habe ich 
nicht versucht. 


.— 138 — 


Der zweite Fall bot sich der Beobahtung so dar, dass an etwas Be- 
sonderes gar nicht gedacht werden konnte. Es ist der typische Verlauf 
einer Keratoiritis, die zu Secundärglaucom mit Ausgang in schmerzhafte 
Phthisis bulbi führt. Das Granulationsgewebe mit den von einer feinen 
Membran umkleideten Riesenzellen erinnert eher an Lues als an Tubercu- 
lose; doch fehlt hier jede Spur von regressiver Veränderung, und die Gefässe 
sind ganz normal, höchstens im Bereich der entzündeten Partien von 
Rundzellen eingescheidet. 

Die schlanken Bacillen sind in beiden Fällen dem Aussehen nach die 
gleichen. Es sind keine Tuberkelbacillen, denn sie sind etwas dicker und 
ausnahmslos gerade, während letztere eine meist leicht gekrümmte Form 
haben und ein mehr zierliches Aussehen darbieten. Hr. Prof. Dönrrz und 
Hr. Privatdocent Dr. GinrHER hatten die Gite, ersterer die Präparate von 
Fall I, letzterer auch die von Fall II durchzusehen;! beide Herren be- 
stätigten meine Anschauung, dass die Bacillen an keine der bekannten 
Arten erinnern, dass es aber bestimmt nicht Tuberkelbacillen sind. — Aus- 
drücklich betonen will ich, dass die Stäbchen mit den Lust@ARTEN’schen 
Bacillen gar keine Aehnlichkeit haben. Dass ihnen aber überhaupt eine 
wesentliche Bedeutung zukommt, glaube ich daraus schliessen zu dürfen, 
dass sie nur in den erkrankten Theilen, in Iris und Retina bei Fall I, in 
dem die Iris ersetzenden Granulationsgewebe bei Fall II, vorkommen. 


IH. Offene Wundbehandlung bei Augenoperationen. 
(141 Fälle der Reihe nach, alle mit günstiger Wundheilung.) 
Von Professor Dr. Johan Hjort, Christiania. 


Eine der erfreulichsten Erfahrungen, die wir in der jüngsten Zeit in 
der praktischen Medicin gewonnen haben, ist diejenige, dass es mehr und 
mehr offenbar geworden ist, dass der lebende Organismus befähigt ist, bis 
zu einem gewissen Grade sich gegen infectiöse Einwirkungen zu wehren, 
und dass somit in der chirurgischen Behandlung die antiseptische zum 
grossen Theil durch die aseptische ersetzt werden konnte. 

In Betreff der Augen hat man ja immer die Bedeutung der Thränen- 
flüssigkeit, der Thränenleitung und der Bewegung der Augenlider als Schutz- 
mittel erkannt, aber erst in der letzten Zeit gewusst, dass es sich hier 
um Transport gefährlicher Mikroorganismen handelte. In der letzten Zeit 
hat man zudem gemeint, experimentell nachweisen zu’ können, dass die 
Thränenflüssigkeit in der That eine chemisch wirkende antiseptische Fähigkeit 


! Ich benutze gern die Gelegenheit, den beiden Herren für ihre Liebenswürdigkeit 
auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 


— 139 — 


besitzt, welche man sogar als baktericide bezeichnet hat, sowie man experi- 
mentell gezeigt hat, wie das Blinzeln Massen von Bakterien mit dem Thränen- 
strome durch die normalen Thränenwege entführt. 


Auf der anderen Seite ist es eine alte Erfahrung, dass Zuschliessung 
der Augen durch Verbände von vielen Augen sehr schlecht vertragen wird, 
indem sie sich röthen und bald Schleim und Eiter absondern. 


Es liegt uns ja jetzt nahe zu verstehen, dass die Schädlichkeit der 
Occlusion darauf beruht, dass sie die physiologische Augentoilette hindert. 


Diese Betrachtungen haben mich dahin geleitet zu wünschen, dass 
die Occlussionsverbande nach Augenoperationen entfernt werden konnten, 
und nachdem ich während eines Jahres versuchsweise den Verband auf die 
ersten 24 Stunden beschränkt hatte, habe ich seit 14. October 1896 in 
keinem Falle nach der Operation irgend einen Verband angelegt, habe 
auch niemals Gelegenheit gehabt, dies zu bereuen. 


Bis jetzt hat man geglaubt, dass man das Zuschliesen des Auges nach 
der Operation nicht entbehren könnte. Davırn wendete zunächst ein 
Pflaster, danach Charpie und Binde an. Beers klebte die Lider mittelst 
Streifen englischen Pflasters zusammen, worüber Flecke von doppelter Lein- 
wand von der Stirn herab hängen. 

Doch sagt BEER! selbst: „Die Natur allein heilt einfache mit einem 
scharfen Messer geschnittene Wunden ohne Beihilfe des Wundarztes am 
sichersten und geschwindesten. Wirklich hängt die gute und unkennt- 
liche Vereinigung der Wundlefzen in den meisten Fällen bloss von dem 
wenigstens in den ersten 24 Stunden ruhigen Verhalten des Kranken ab.“ 

Dieser Verband mittelst englichen Heftpflasters nach den Katarakts- 
extractionen war sicherlich überall gemein, — so auch bei uns in meiner 
Studienzeit, bis ARLT seinen Charpievrerband einführte 1858, und ungefähr 
zu derselben Zeit v. GRAEFE seine Verbandmethode veröffentlichte. 

Es war die allgemeine chirurgische Vorstellung, dass Ruhe, auch 
um Entzündung nach Operationen vorzubauen, das vortrefflichste anti- 
pblogisticum wäre, welche die Indication des Occlusionsverbandes bildete. 
ARLT, wohl unbestritten der Meister seiner Zeit als Augenoperateur, 
schreibt 1874: „Der Zweck des Verbandes ist nicht einen Druck zu üben, 
sondern dessen Bewegungen zu beschränken, namentlich den Lidschlag 
möglichst zu hemmen, und überdies eine gleichmässige Temperirung des 
Lichtes zu erzielen.“ 

Später ist diese Verbandmethode die herrschende gewesen. Zwar haben 
einige Amerikaner versucht die Pflastermethode wieder einzuführen. So 
berichtet JuLıan CHısoLm in 1886, dass er das einfache Hausenblasen- 
pflaster verwende, und nennt das die nationale Methode. Gleichzeitig will 


1 Citirt von ARLT, GRAEFE und Samiscu, Bd. 3, S. 279. 


— 140 — 


AGNEW die Priorität für sich behaupten, weil er diese Behandlung seit 
1869 verwendet habe. 

Das Zukleben der Lider nach Operationen mittelst englischen Heft- 
pflasters kann weder als offene Wundbehandlung bezeichnet werden, ob- 
wohl es nicht die Lider in demselben Grade immobilisirt und die Augen- 
spalte zuschliesst als der Monoculus resp. Binoculus, — noch kann es als 
aseptisch angesehen werden. Ich erinnere mich sehr wohl, wie Massen 
von Mucopus an den Heftpflasterstreifen anklebten, wenn man sie von den 
Lidern abriss. | 

Das abermalige Einführen des Pflasterverbandes schien in Europa ge- 
ringe Zustimmung zu finden, und eben zu der Zeit, als die CaısoLa'sche 
Mittheilung erschien, war man damit beschäftigt den in der allgemeinen 
chirurgischen Praxis verwendeten Dauerverband auch in die Augentherapie 
einzuführen. (HIRSCHBERG, SATTLER, \WICHERKIEWIOZ), 

Im Jahre 1880 theilte WıcHERKIEwIıcz! mit, dass er unmittelbar 
nach den Staroperationen verordnete, was er als primär offene Wund- 
behandlung bezeichnete, Eiscompressen auf’s Auge zu legen, jedoch nur 
während einer halben oder ganzen Stunde. Im Jahre 1886 berichtete er 
selbst, dass er diese Behandlung wieder verlassen und zum Dauerverband 
mit Appreturbinden übergegangen ist. 

Fin anderes gewichtiges Moment von antiseptischer Bedeutung ist der 
Einfluss des Kammerwassers bei den Operationen, in denen der Bulbus 
geöffnet wird. Wir haben immer die Beobachtung gemacht, dass in den 
nicht gar seltenen Fällen, in denen es mehrere Tage dauert, bis die Wunde 
sich schliesst und das Kammerwasser sich wieder ansammelt, der Verlauf 
sich besonders reactionslus zeigt, namentlich wenn die BRegenbogenhaut 
nicht verstümmelt worden ist. (Extraction ohne Iridectomie.) Auch andere 
Operateure haben Jies bemerkt, so z. B. Horner auf dem Kongress zu 
London 1881. Diese Wirkung ist zwar wesentlich mechanisch, dadurch 
dass das Ausströümen des Wassers die Eindrängung der Mikroben ın’s 
Augeninnere verhindert. Ein merkwürdiges Beispiel dieser Art verdient 
nutirt zu werden: 

Ein 38jahr. Madchen wurde am 16./IX. 1895 wegen Katarakt operirt 
ohne Iridectumie. Der Verlauf war reactionslos, und es verliefen mehrere 
Wochen, in welchen die Vorderkammer sich ganz leer zeigte, so dass sowohl 
die Patientin als ich nahe daran waren, die Geduld zu verlieren. Die Pat. 
ging umher, und ihr Auge war die ganze Zeit ungefähr ebenso blass als 
unmittelbar nach der Operation. Wenn ich des Morgens das Auge besichtigte, 
indem sie den Blick ein wenig senkte, drang ein Strom wasserklarer 
Flüssigkeit von der Breite der Wunde herab, die Hornhaut entlang. Die 
ganze Wunde war somit offen, und hatte ein Aussehen, als ob ein glänzendes 








! Centralbl. f. Augenh. 1886, S. 353. 


— 141 — 


Haar bogenformig der Kammer anlag, die Wundlefzen ganz klar. Ein 
solches Auge hat eine auffallende Aehnlichkeit mit einem Glasauge, bei 
der vorgewölbten Iris, der schwarzen und unbeweglichen Pupille. Da die 
Pupille central und rund war — Iris nicht verletzt, war es unmöglich, das 
Irisgewebe oder Kapselzipfel die Wunde offen hielten; ich dachte mir daher, 
dass ein kleiner Zipfel der Descemet’schen Haut zwischen die Wundlefzen 
hinein getrieben sein müsste. Dies fand ich um so mehr wahrscheinlich, 
als ich mich erinnerte, dass beim Ausstechen des Messers die Wunde ein 
wenig unregelmässig geworden war. Ich fing daher an, tägliche Sondirun- 
gen mit einer feinen Knopfsonde anzuwenden. Am 15./X. (29. Tage) wird 
notirt: „Andeutung von Vorderkammer“; jetzt nehmen die Wundlefzen eine 
grauliche Färbung an, und die Wunde heilte in wenigen Tagen. 


Noch eine Massregel, welche den Vorbereitungen zugehört zu den 
Operationen, bei denen man die Augenkapsel öffnet, auf die ich grosses 
Gewicht lege, und welche ich in der beregten Periode nach dem Beispiel 
des Herrn Dr. ScHıörz verwendet habe, ist die Epilation der Wimpern 
an beiden Lidern. Wenn diese kleine Operation mit gehöriger Vorsicht, 
am besten ein oder ein paar Wimpern auf einmal und in mehreren Wieder- 
holungen vorgenommen wird, schmerzt es nicht besonders, wenn der Lid- 
rand gesund ist. Am andern Tage sind die Lidränder im Allgemeinen 
ganz blass ohne Zeichen von Reizung. 


Den meisten Angaben nach sind die Wimpern besonders geeignet, 
Mikroben anzusammeln, sowie es sehr schwer ist dieselben zu desinficiren, 
ohne die Schleimhaut zu irritiren. Es ist dem Patienten sehr angenehm, 
dass das Blinzeln nicht gestört ist, dass er gleich das Auge Öffnen kann, 
sobald er des Morgens erwacht, sowie es dem Operateur viel leichter ist in 
schonender Weise das Auge zu reinigen. Hat man den Binoculus angelegt, 
wird es sich leicht beim Abnehmen des Verbandes am anderen Morgen 
ereignen, dass das nicht operirte (und nicht epilirte) Auge zugeklebt ist, 
während das operirte sich mit Leichtigkeit spontan eröffnet. 


Günstig, um einer Infection vorzubeugen scheint es mir auch, wenn 
man es unterlassen kann, die Iris zu verletzen. Es ist sowohl meine Er- 
fahrung wie die meines Assistenten, dass die Extraktion ohne Iri- 
dectomie von mehr reaktionslosem Verlauf begleitet ist. Es ist ja auch 
im Voraus einleuchtend, dass es sich so verhalte. 


Nichtsdestoweniger wende ich die Extraktion ohne Iridectomie nicht 
als einzige oder hauptsächliche Methode an, in Betracht der Pupillentoilette 
und des functionellen Endresultates. Ich wähle die Fälle für diesen 
Operationsmodus, wobei ich besonders die Beweweglichkeit der Pupille in 
Betracht ziehe, sowie die Wahrscheinlichkeit einer günstigen Pupillen- 
toilette und ruhigen Verhaltens des Patienten. Im Ganzen betrachte ich 
ein ruhiges Verhalten von Seiten des Patienten innerhalb der ersten 


— 142 — 


paar Tage als sehr vortheilhaft und würde mich nicht versucht fühlen, 
diese Operationen ambulatorisch zu üben. 


Obenstehende Betrachtungen und die gemachten Erfahrungen haben 
mich zu der Meinung geführt, dass wir die Augen durch unsere gekochten 
Instrumente nicht inficiren, dass auch keine Infection von der Luft aus 
stattfindet, insofern dass die Thränenwege normal sind, und der Thränen- 


leitungsmechanismus sich in Ordnung befindet. Infection geschieht meines ` 


Erachtens immer aus Depots in der Umgebung des Augapfels, den Cilien 
oder angrenzenden unreinen Schleimhäute; oder hämotogen. Daher sehen 
wir auch bei Kindern mit den reinen Schleimhäuten den günstigsten Ver- 
lauf. Eine Einimpfung in die Schleimhaut von aussen z. B. von unreinen 
Händen halte ich auch für selten, und weniger gefährlich bei normaler 
Thränenleitung. 


Als ein Zeichen davon, dass man auch in ungünstigen Fällen Ver- 
trauen auf die offene Wundbehandlung bei Augenoperationen haben kann, 
will ich nachstehende zwei Beispiele anführen: 


Ein Mann S. H., 57 Jahre alt, mit ungewöhnlich rigiden Arterien und 
senilem Aussehen, kam am 8./XI. 1896 in die Klinik mit Glaucoma inflamm. 
subacutum am rechten Auge. Am 9.'XI. 1896 wurde Iridectomie nach 
oben gemacht. Er war nicht epilirt worden. Chloroformnarkose wurde zu 
Hülfe genommen, weil sowohl die Irisexeision als die nachträgliche Fluxion 
beim entzündlichen Glaucom im allgemeinen sehr schmerzhaft ist. Als er 
unmittelbar nach der Iridectomie aus der Narkose erwachte, war er sehr 
unruhig und verwirrt. Kurz nachher zeigte sich ein reichlicher Strom 
von hellrothem Blute, aus dem Inneren des Auges über die Hornhaut und 
Wange herabfliessend. Pat. wurde zu Bett gebracht, eine leichte Eis- 
compresse an die Lidern gelegt, kein Verband. Er war am anderen Tage 
und später ohne Schmerzen, ein grosser Bluthügel lag unter dem oberen 
Lide, die ganze Cornea deckend. Dieser Hügel wurde täglich kleiner, 
trockner und heller, und als die Cornea wieder sichtbar wurde, war sie 
sowie die Iris absolut klar. Da das Sehvermögen verloren gegangen war, 
wurde Enucleation vorgeschlagen; aber abgelehnt, weil er keine Beschwerden 
weder in dem operirten noch in dem gesunden Auge fühlte. Nach vier 
Wochen war die Wunde geheilt, das Auge noch ein wenig geröthet, und 
er verlies die Klinik. Schon am 27./XII 1895 kehrte er zurück und be- 
klagte sich, dass das Sehvermögen am linken Auge in den letzten acht 
Tagen abgenommen hatte. Das Auge kaum geröthet, mit — 0,50 V. °,.. 
Einige Tage nachher einzelne punktförmige Flecke an der Hinterseite der 
Hornhaut und ein paar feine Synechien, unten in der Pupille, Glaskörper 
leicht verdunkelt, Sehschärfe abgenommen. Ich versuchte ihn zur Enuc- 
leation des rechten Auges zu überreden, er fürchtete sich aber so vor der 
Narcose, dass er sich nicht dazu bequemen konnte. Bei vorsichtigem 


— 148 — 


Gebrauch von Cocain (2°/,) wahrend einiger Tage besserte sich das Sehver- 
mögen, war Mitte Februar °/,, das Auge fast die ganze Zeit blass, Augen- 
grund deutlich zu sehen. Rechtes Auge fortwahrend schmerzlos, bei leichter 
Phthisis anterior etwas weicher als normal, unempfindlich. Pat. ist die 
ganze Zeit umhergegangen, als Rechnungsbote. 


Dieser Fall muss ja als eine sympathische Iridocyclitis, aber von ge- 
ringer Heftigkeit aufgefasst werden; er ist wenigstens vorlaufig gut davon 
gekommen, und die offene Wundbehandlung scheint nicht weniger vor- 
theilhaft als anderweitige Behandlung gewirkt zu haben, wenn Enucleation 
nicht zugegeben wurde. 

Der andere Fall, eine 66jährige Frau, kam am 29. IK. 1896 in die 
Klinik mit reifer Katarakt an beiden Augen. Sie hatte Ozaena, Thränen- 
sack-Eiterfluss und Erweiterung an der linken Seite. Der obere Canal 
wurde gespalten an beiden Seiten, wonach eine starke Verengung des 
linken Ductus gefunden wurde 9./X. Extr. cat. ohne Iridectomie am 
„ rechten Auge. Verband in 24 Stunden. Normaler Verlauf, verlies die 
Klinik am 26./X., kam aber schon am 13./XI. zurück. Eines Tages ge- 
schah nämlich das Unglück, dass sie das operirte Auge gegen eine offen- 
stehende ‚Schrankthür im Finstern anstiess, wodurch das Auge platzte und 
jetzt war nun Panophthalmie eingetreten. Als diese wieder im Rückgang 
sich befand, wurde Ductus naso-lacrym. an der linken Seite mittelst Cocain- 
injectionen und Sondirung durch einige Wochen behandelt, wonach der 
schleimige Thränensackinhalt klarer wurde und das Thränenträufeln abnahm. 
Als wieder die Sondirung in einigen Tagen ausgesetzt und dadurch die 
Schleimhaut blass geworden war, als ich ferner ein grosses Vertrauen an 
die offene Wundbehandlung erworben hatte, gab ich ihrer eindringenden 
Bitte nach und machte am 21./1. 1897 Extr. cat. ohne Iridect. am linken 
Auge. Am anderen Tage dichte vertical@ Streifen im Hornhautrande, 
sonst normaler Verlauf. Fortwährend gehemmte Thränenleitung. 


Ich sehe diesen Fall als eine gute Probe der Wirksamkeit der offenen 
Wundbehandlung an, weil ich immer solche Fälle von Ozaena und ge- 
hinderter Thränenleitung als sehr gefährlich angesehen habe, und ich hege 
die Ueberzeugung, dass wenn in diesem Falle keine Epilation vorgenommen 
wäre, wenn Iridectomie gemacht und Occlusionsverband, geschweige Dauer- 
verband angelegt worden wäre, dann wäre auch der Ausgang misslich 
gewesen. 

Bei der Operation wird keine Antiseptik verwendet, wenn man 
nicht dazu rechnet dass die zweiprocentige Cocainlösung mit Sublimat 
(1:10,000) wie alle unsere‘ Alcaloidlösungen zubereitet ist, und dass das 
Auge vor und nach der Extraction mittelst Borsäurelösung (2°/,) aus einer 
Undine irrigirt wird. Nach der Operation steht der Patient vom Operations- 
bette auf und geht, geführt von einem Gehülfen an jeder Seite, in das 


— 144 — 


Schlafzimmer. Dies ist abgeblendet, doch nicht mehr, als dass man darin 
lesen kann. 


Statistik. Im Zeitraum vom 21./X. 1895 bis 21./II. 1897 sind in 
meiner Abtheilung 186 Augenoperationen vorgenommen. Wenn davon 
Enucleationen und Keratotomien bei Hypopvonkeratitis abgezogen werden, 
welche mit feuchter Antiseptek (Borsäurelösung und Guttaperchapapier) be- 
handelt werden, zusammen 45, bleiben 141 Fälle übrig, in denen 
offene Wundbehandlung verwendet wurde, darunter 112 Fälle mit 
Eröffnung des Augapfels — (Extractionen, Iridectomien, Discissionen, Sclero- 
tomien). Die Keratotomien bei inficirtem Augapfel sind nicht mitgerechnet 
aus naheliegenden Gründen. 


Diese 112 Fälle von eröffnetem Bulbus können in zwei Serien getheilt 
werden, indem ich während des ersten Jahres — vom 21./X. 1895 bis 
14./X. 1896 — Occlusion in den ersten 24 Stunden verwendete (13 Fälle), 
wogegen vom 14./X. 1896 bis 21./II, 1897 kein Verband angelegt wurde 
(39 Fälle. In allen 141 Fällen günstige Wundheilung. 


Von Cataractextractionen wurden gemacht: 





in der ersten Periode: in der zweiten Periode: 
ohne Iridectomie . . 17 ohne Iridecomie . . 10 
mit Iridectomie . . 17. mit Iridectomie .. 8 
34 18 
| 52 


Irisprolaps bei Extraction ohne Iridectomie kam viermal (in 24 Fällen) 
vor, davon zweimal bei demselben: Patienten, zwei Fälle in jeder Periode. 
Bei dem ersten geschah der Vorfall am Abend nach der Operation unter 
den Manipulationen des Verbandwechsels. Patient machte einen unwill- 
kürlichen Ruck, vernahm einen Schmerz im Auge, und ein kleiner Vorfall 
zeigte sichł, welcher nach dem Rathe SCHWEIGGERS ungestört gelassen 
wurde, und die Heilung nicht hinderte. Bei dem übrigen dreien wurde 
Iridectomie gemacht. Die Vorfälle waren alle am ersten Tage entstanden 
— bei einer der Patientinnen während des Abführens —. Sie gingen ins 
Operationszimmer, wurden cocainisirt, der Prolaps von den Wundlefzen 
mittelst einer kleinen Sonde gelöst, eine kleine Irisexeision gemacht, die 
Ecken reponirt, wonach Patient wieder nach dem Bette zurückging. 


Prolaps des Glaskörpers ist in der beschriebenen Periode nicht 
vorgekommen, es ist aber wahrscheinlich, dass auch in diesen Fällen 
die offene Wundbehandlung, von dem neugebildeten Kammerwasser unter- 


! Diese Beobachtung trug dazu bei, dass wir den Verband um so dreister bei 
Seite liessen. Das Säubern des Auges geschieht viel schonender bei offener Wund- 
behandlung. 


145 -— 


stützt, die günstigste Nachbehandlung sein wird, nachdem der Prolaps 
beseitigt ist. 

Entropium des unteren Lides, das bei alten Leuten eine nicht 
gar seltene und recht störende Complication bei der Occlussionshbehandlung 
bildet, ist auch nicht vorgekommen. 

Im Anfang legte ich den Patienten die Frage vor, ob sie sich mehr 
ruhig fühlen würden beim Verbinden des Auges über Nacht, es wurde 
aber nur ein paar mal versucht (feuchter Verband), indem fast alle die 
alten Kranken erklären, dass sie nicht tief schlafen, dass das Bewusstsein 
von ihrem Zustande eher erwachen würde, als die Hand das Auge erreichen - 
könnte. Es ist auch wahrscheinlich, dass das Zubinden der Augen eher 
Jucken und reflectorische Handbewegung auslösen würde. 


. Von Nachoperationen (Discissionen) sind nicht viele gemacht, weil 
unsere Kranken sich zufrieden fühlen, wenn sie brauchbares Lesevermögen 
erhalten haben, und im Allgemeinen mit der Heimkehr eilen. Im übrigen 
haben wir dabei keine Störung erfahren. Ich führe ein SchwEiGGER’sches 
Diseissionsmesser schräg durch die Cornea, und da meistens kein Kammer- 
wasser geschweige Glaskörper entrinnt, so folgt auch meistens geringe 
Reaction diesem Eingriffe. . 

Schliesslich möchte ich noch hinzufügen, dass meine Assistenten, welche 
die Kranken zu verschiedenen Zeiten des Tages sehen, die grösste Zuver- 
sicht zur offenen Wundbehandlung gewonnen haben. Mein erster Assistent, 
Dr. Borcusrevin& rühmt in hohem Grade die Aenderung, welche in der 
‘Abtheilung eingetreten ist, und die Diaconisse, welche durch eine Reihe 
von Jahren unsere Augenoperirten gepflegt hat, eine erfahrene und intelli- 
gente Krankenpflegerin, kann nicht genug «die Verbesserung loben, welche 
stattgefunden hat, besonders für die Kranken, welche früher, wenn sie mit 
zugebundenen Augen da lagen, sich ängstlich und unmuthig fühlten, eine 
Unruhe, welche sich zuweilen bis förmliches Delirium steigern konnte, 
während sie jetzt alle zufrieden und ruhig sind, und meistens keine Un- 
annehmlichkeit im operirten Auge spüren, wenigstens nur vorübergehend 
am ersten Tage. 

Auf der anderen Seite ist das nothige Gouber der operirten Augen, 
wie gesagt so viel schonender geworden, sowohl für die Kranken als für 
den behandelnden Arzt oder Pflegerin. 

Ich empfehle somit die offene Wundbehandlung bei Augenoperationen 
den Herren Kollegen, hoffe, dass sie damit ein Versuch machen wollen, 
und bin überzeugt, dass sie die Vorzüge «derselben im Vergleich mit der 
Occlusionsbehandlung anerkennen werden. 


10 


— 146 — 


Klinische Beobachtungen. 


I. Beitrag zur Tuberculose des Auges. 
Von Dr. Andr. Stiel. 


Prof. Michel in Würzburg und seine Schüler haben uns gezeigt, dass die 
Tuberculose des Auges ziemlich häufig ist, dass sie alle Theile desselben be- 
fällt, sie haben uns den klinischen Charakter darzustellen gewusst und für eine 
rationelle Therapie die Wege geebnet. Viele Autoren haben die Untersuchungen 
und Funde der Würzburger Schule bestätigt (u. A. Prof. Fuchs, Knies, 
Manz), manche aber stehen noch auf dem alten Standpunkt von der Selten- 
"heit tuberkulöser Affectionen des Auges. 

Speciell die Tuberculose der Aderhaut findet nicht überall die richtige 
Deutung, und das mag daran liegen, dass die Taberculose der Aderhaut sehr 
oft nichts Specifisches an sich hat, und dass sie nur bei Berücksichtigung 
des Allgemeinzustandes als solche erkennbar ist. Ein Fall von beiderseitiger 
Tuberculose der Aderhaut ist jetzt bereits eine Reihe von Jahren in meiner 
Beobachtung und bietet derselbe so viele interessante Momente, dass ich die 
Veröffentlichung desselben für gerechtfertigt halte. 

Es handelt sich um einen jungen Mann von 27 Jahren, der in der Jugend 
an Scrophulose gelitten hatte. Hereditäre Belastung ist insofern vorhanden, als 
eine Tante und ein Omkel an Tuberkulose starben. Der Vater starb an Apo- 
plexie, die Mutter lebt und ist gesund. Von den Geschwistern haben mehrere 
in der Jugend an Drüsen gelitten. Patient unterzog sich vor ca. 8 Jahreu 
einer Operation, welche in der Exstirpation von: wahrscheinlich tuberculösen 
Lymphdrisen der rechten Präauricular- und Submaxillargegend bestand. Nicht 
lange hernach suchte Pat. Hülfe in einer Augenklinik wegen Sehstörungen. Man 
stellte Iridochorioiditis chronica ‚beiderseits fest. Die Therapie bestand in Schwitz- 
kuren (Pilocarpin), Quecksilbereinreibungen, Aufenthalt im Dunkelzimmer, Blut- 
entziehungen, Iridectomie links. Trotz alledem keine vollständige Heilung. Die 
Sehschürfe nahm ab, Mückensehen machte sich störend bemerkbar und veran- 
lasste den Patienten, von einer Autorität zur anderen zu gehen. Objektiv liessen 
sich zahlreiche -Glaskörpertrübungen eonstatiren, ferner hintere Synechien, atro- 
phische und pigmentirte Heerde in der Netzhaut. Tuberkelknötchen waren 
nicht nachzuweisen, Allgemeinerscheinungen fehlten. Ab und zu kam es zu 
acuteren Nachschüben, so trat besonders einmal eine Scleritis bezw. Episcleritis 
auf mit heftigen Ciliarschmerzen (Cyclitis!), ein anderes Mal traten mehr Rei- 
zungen der Netzhaut (Photopsien, Metamorphopsien) in den. Vordergrund. Die 
centrale Sehschärfe sowohl wie die periphere nahm allmählich bedeutend ab, es 
stellten sich centrale Scotome ein, eine geringe Myopie, die anfänglich bestand, 
nahm etwas zu (2—3 D). Die Behandlung, welche zeitweise natürlich unter- 
brochen wurde, bestand abwechselnd immer wieder in Blutentziehungen, Schwitz- 
kuren (Pilocarpin), Quecksilbereinreibungen, Jodkali, subconjunctivalen Injectionen 
(Sublimat, Kochsalz, Jod), Arsenik, Dampfbädern, Augendiät. Eine wesentliche 
Beeintlussung des Leidens liess sich bei keinem Mittel mit Sicherheit feststellen. 
Was mich nun bewog, bei dem Patienten, den ich des öfteren zu untersuchen 
und zu behandeln Gelegenheit hatte, Tuberkulose mit Sicherheit anzunehmen 
— Syphilis konnte ebenso wie ein anderes Allgemeinleiden ausgeschlossen 
werden —, das war das Auftreten einer Fistula ani in der letzten Zeit. Die- 
selbe besteht auch heute noch und muss unbedingt als tuberkulös angesprochen 


-— 147 


werden. Patient ist seiner Zeit wegen Lymphdräsentuberculose mit Erfolg 
operirt worden, denn ein lokales Recidiv entwickelte sich nicht. Aber jeden- 
falls beherbergte der Körper noch an irgend einer für die Untersuchung un- 
zugänglichen Stelle einen tuberkulösen Heerd, der wahrscheinlich das Augen- 
leiden inducirte und erst nach einer Reihe von Jahren zu der Analfistel Ver- 
anlassung gab. 

Der Fall lehrt, dass die Tuberkulose des Uvealtractus als Irido-chorioi- 
ditis, Irido-cyelitis, Chorioiditis chronica serosa oder plastica ohne specifische 
Erscheinungen auftreten kann, dass die Tuberculose des Uvealtractus bezw. 
der Aderhaut allen therapeutischen Maassnahmen trotzt — mitunter sogar 
scheint eine eingreifende Therapie die Sache zu verschlimmern — und dass wir 
bei der Diagnose auf das Allgemeinbefinden angewiesen sind. Sichere Zeichen 
von Tuberkulose im Körper sind hinsichtlich des Augenleidens wohl zu berück- 
sichtigen und müssen ein Wegweiser für unser therapeutisches Handeln sein. 
Wenn es möglich wäre, müssten alle diese Fälle von Tuberculose gerade so 
behandelt werden, wie die Lungentuberculösen in den Sanatorien, höchstens 
könnte man lokal’eine mässig ableitende, in jedem Fall aber schonende Behand- 
lung versuchen. Wenn es sich um chirurgische Tuberculose handelt, dann ist 
jedenfalls die Entfernung alles Krankhaften anzurathen, oder aber nach den 
geltenden chirurgischen Grundsätzen vorzugehen. Zu hüten hat man sich vor 
dem „zu viel“ und stets zu beherzigen den obersten Grundsatz „nil nocere“. 


Aus der Leipziger Augenklinik des Herrn Geh.-Rath Sattler. 


II. Ueber einen Fall von Augenverletzung durch stumpfe Gewalt 
und insbesondere über Linsenkapsel-Abhebung. 


Von Tatzushichiro Inouye. 


Pat. ist ein Maurer S. E, 18 Jahre alt. Am 22./VIII. 1896 traf ihn der 
Schneller einer Kette an das rechte Auge, und zwar in der Richtung von oben 
aussen. Nach seiner Angabe entstand ein Riss am oberen Lid, der von einem 
Arzt genäht wurde. Die ärztliche Behandlung bestand angeblich in Reinigung, 
Atropin-Einträufelung und Anlegen eines Verbandes. 

Am 1./IX. 1896 erschien er zum ersten Male in der Klinik. Es zeigt 
sich am oberen Lid eine schmale Narbe, welche 
von oben innen nach unten aussen gerichtet 
ist. Die Cornea ist intact. Die Iris schlottert 
am oberen äusseren Theil. Auf der Linsen- 
kapsel zeigen sich schmutzig braune kleine Be- 
schlige. Die Iris ist oben aussen abgerissen 
und als ca. 2mm breites Band brückenartig 
ausgespannt. Unten befindet sich ein colobom- 
artiger Defect, dessen Schenkel ziemlich steil 
abfallen. Vor der Verletzung soll das rechte 
Auge ebenso ausgesehen haben, wie das linke. 

In diesem Irisdefect ist der Linsenrand 
sichtbar. Die vordere Kapsel der Linse ist 
gefaltet (s. Fig.). Die Linse schlottert in geringem Maasse und zeigt einige 
graus sternförmige Trübungen in der vorderen Corticalis. 





10* 


— 148 —- 


Der Augenhintergrund erscheint nur oben aussen roth, wo die Iris losgelöst 
ist, im Pupillar- und Colobomgebiet erscheint er verschleiert. 

V. rechts = Finger in 1!/,m, Gesichtsfeld intact, Tonus etwas höher. 
V. links = °/,, ohne Correction Jäger Nr. 1 in ca. 9 cm. 

Am 24./IX. ist bereits der ganze Augenhintergrund sichtbar. Wenn man 
mit einem schwach reflectirenden Spiegel (ich benutze immer Convexspiegel mit 
20cm Focaldistanz) untersucht, so bemerkt man, wie der Linsenrand zickzack- 
förmig durch das Gebiet des Iriscoloboms zu verfolgen ist. Ciliarfortsätze und 
Zonula Zinnii sind nicht wahrzunehmen. 

In der vorderen Linsenkapsel bestehen deutliche Falten, welche von innen 
oben nach aussen unten verlaufen (vgl. die beistehende Zeichnung, welche an 
` demselben Tage entworfen ist), und die Linsenkapsel sieht jetzt ganz durch- 
sichtig aus. Im Linsenkern sind zahlreiche punktförmige Trübungen vorhanden, 
auch im Glaskörper sind kleine Trübungen (beweglich) auffindbar. 

Bei der ophthalmoskopischen Untersuchung zeigt sich im Augenhintergrunde 
ein hellweisslicher, zur Papille concentrisch gelagerter Streifen. Derselbe liegt 
in nächster Nähe des Sehnervenkopfes, denselben unten nasalwärts theilweise 
umkreisend. Ueber diesen Streifen zieben sich die Netzhautgefässe hin, indem 
sie mit einer eigenthümlichen Biegung über ihn hinweglaufen. Dieser Streifen 
ist: von feinem Pigment umrandet und an seinem inneren Ende ganz besonders 
stark pigmentirt. Weitere Veränderungen fehlen am Augenhintergrund. V.r. = 
Finger 2 m. 

Ich möchte von dem oben erwähnten zickzackförmigen Linsenrand behaupten, 
dass derselbe traumatischen Ursprungs ist. Wenn die Linsenkapsel nicht mehr 
in: normalem Verhältniss zur Linsensubstanz steht, sondern von dieser durch 
eine dazwischen liegende Schicht wässerigen Inhalts getrennt ist, so erscheint 
sie faltig, wie schon von Topolanski! beschrieben wurde. Wahrscheinlich ist 
die in unserem Falle gesehene eigenthümliche Form des Linsenrandes eine Folge 
der Abhebung der Linsenkapsel, welche einerseits auf Schrumpfung des Linsen- 
kerns, andererseits auf die Lockerung der Zonula Zinnii zurückzuführen ist. 

Was die Entstehung des Iriscoloboms unten anbelangt, so ist es sehr 
wahrscheinlich, dass die Iris nach hinten umgeklappt wurde (sog. Iris-Einsenkung), 
d. h. zwischen Linse und Ciliarkörper hindurch gegen den Glaskörper zu hinein- 
vebugen ist und sich auf die Oberfläche des Ciliarkörpers gelegt hat (Ammon’). 
Letzteres kommt ja allerdings nicht allzu häufig vor, doch ist es besonders bei 
‚Sphincterrissen mehrfach beobachtet worden; wahrscheinlich würde ein derartiges 
Umklappen noch leichter vorkommen, wenn Spincterrisse mit lridodialyse zu- 
sammentreffen würden, dann wird es an der dem Risse gegenüber liegenden 
Seite vorkommen, da die Iris in dieser Gegend an Spannung eingebüsst hat. 
Es lässt sich auch denken, dass ‘das untere Colobom eine Folge des Schlages 
ist, weil die Form des Coloboms genau zu der Richtung des Schlages stimmt. 

An diesem Falle hat mich besonders die Richtung der Falten auf der 
vorderen Linsenkapsel interessirt, welche alle senkrecht zur Stossrichtung, d. h. 
von oben innen nach unten aussen liegen. Die Ursache hierfür ist wohl darin 
zu suchen, dass die Linsenkapsel an diesem Theil von der unverletzten Zonula 
Zinnii in engem Zusaminenhange mit der Faltenbildung an der Linsenkapsel 
steht. Dann ist auch leicht zu begreifen, warum bei den so häufig vorkommenden 
Cataracten die Falten so selten zu finden sind, was ich bis jetzt durch die 


' Graefe’s Archiv f. Ophth. Bd. 41. JIT. S. 198, 
? Graefe’s Archiv f. Ophth. Bd. 1. IL. 8. 1355, 


` — 149 -- 

Praxis bestätigt gefunden habe (die Untersuchungen wurden stets mit der 
Zehender-Westien’schen Binvocularlupe gemacht), im Gegensatz zu der Ansicht 
einiger Autoren (Topolanski etc.), die das Vorkummen der Falten bei Cataracta 
senilis als ziemlich häufig hinstellen. Wie Sattler sagt, finden sich solche 
Faltenbildungen regelmässig, wenn eine Kapseltrübung gleichzeitig vorhanden 
ist, also bei Cat. capsul. lent., die jedoch nur einen kleinen Bruchtheil der Fälle 
von Altersstar bildet. 

Die Veränderungen des Augenhintergrundes sind ganz typisch für Chorioi- 
dealriss und bedürfen keiner weiteren Erläuterung. 


Neue Instrumente, Medicamente etc. 


Zur Behandlung des Trachoms. 


Von Dr. Theodor Proskauer. 


Eine, gutbegründete Kegel der Heilkunde verlangt, dass man nicht zu 
schnell allgemeine Schlüsse ziehen. soll, wenn ein Mittel in einigen Fällen Erfolg 
‘gehabt hat. Diese Regel erleidet aber eine gewisse Einschränkung, wenn es 
sich um Erkrankungen äusserlich sichtbarer Theile handelt. Sieht man mit 
Augen, wie sich Schritt für Schritt Veränderungen heben, die erfahrungsgemäss 
in so überaus kurzer Zeit nie und nimmer verschwinden; so ist der heilende 
Einfluss des angewendeten Mittels erwiesen, auch wenn sich die Beobachtungen 
nur auf wenige Fälle beschränken. Das Causalitätsverhältniss liegt hier viel 
klarer zu Tage, als bei Erkrankungen innerer Organe; und eine Verallgemeinerung 
ist hier bei der Einfachheit der Verhältnisse viel eher gestattet. Es mag mir 
deshalb erlaubt sein, auf ein Behandlungsverfahren des Trachoms hinzuweisen, 
das ich eben nur in vereinzelten Fällen anzuwenden Gelegenheit gehabt habe. 
Dasselbe hat schnell ohne stärkere Reaction zu einer Beseitigung der krank- 
haften Neubildungen der Schleimhaut geführt, olıne tiefe Narben zu setzen. Es 
hat freilich den Fehler, dass das Medicament einen heftigen, brennenden Schmerz 
verursacht, der aber nur etwa eine Minute dauert. Er ist am geringsten, wenn ` 
die Bindehaut stark verändert ist, am grössten, wenn nur einzelne Follikel auf 
ihr stehen. Dieser Schmerz wird nur wenig gelindert, wenn man die kranken 
Theile vorher mit einer starken (8 proc.) Kucain- oder besser Cocainlösung be- 
streicht. Einige Minuten nach dieser Procedur, die sich wegen der unzureichenden 
Wirkung vielleicht ganz erübrigt, wird eine 1proc. Formaldehydlésung ganz 
leicht und rasch über die erkrankte Schleimhaut gepinselt. Es tritt sofort der 
schon erwähnte Schmerz ein, der aber nach 1 Minute regelmässig schwindet; 
das Auge ist stärker injicirt und thränt. Nach 5 bis 10 Minuten kann der 
“ Kranke das Auge wieder öffnen und seiner Wege gehen. Am nächsten Tage 
zeigt sich nur wenig Secret. Eine nennenswertbe Schwellung des Lides tritt 
nicht ein; im Gegentheil schwindet überraschend schnell eine solche, wenn sie 
vorher vorhanden war. Nur wenn man den Pinsel zu lange mit den erkrankten 
Theilen in Berührung gelassen oder zu stark aufgedriickt hat, kommt es zu 
einer stärkeren Reaction, und man muss das Auge einige Tage in Ruhe lassen. ° 
Hat man aber diesen Uebereffect vermieden, so kann man täglich eine solche 
Pinselung vornehmen. Schon in der ersten Woche sieht man die Fullikel und 
Papillen kleiner werden. Am’ schnellsten schwinden die charakteristischen grauen 
Körner, weniger rasch die Papillen; und am langsamsten werden die festeren, 


--. 1590 — 


den Follikeln des Follikularcatarrhs gleichenden Körner beeinflusst. Diese Neu- 
bildungen schrumpfen in sich zusammen; ein Zellschorf ist nirgends zu beob- 
achten. Ich habe im Verlauf von etwas mehr als 2 Wochen die Bindehaut 
glatt werden sehen, und ein bexinnender Pannus wurde in seinem Fortschreiten 


` aufgehalten. Mit dem Glattwerden der Schleimhaut ist natürlich noch keine 


vollkommene Heilung eingetreten. Es ist bekannt, dass die Körner noch in die 
tieferen Theile der Bindehaut hineinziehen, und dass selbst eine von Follikeln 
und Papillen freie und sogar eine nicht einmal mehr rein hypertrophische 
Schleimhaut noch nach Jahren Exacerbationen machen kann. Eine längere 
Beobachtung wird darüber Gewissheit geben, ob es sich empfiehlt, noch die 
glatte Bindehaut in der geschilderten Weise, aber mit einer schwächeren Lösung, 
oder mit Kupfer weiter zu behandelu. Soviel ist aber sicher, dass dieses Ver- 
fahren die Behandlungsdauer beträchtlich abkürzt, dass man den Kranken 
ambulant behandeln kann, .ja dass er seinem Beruf in dieser Zeit nachgehen 
kann, und dass man keine Narben erzeugt, die später Retractionen der Lider 
bedingen. 


e be 


Unser Biichertisch. | 


Neue Bücher. 


Atlas der Ophthalmoskopie, von Dr.J.Oeller, Kgl. Hofrath, Privatdoc. 
an der Universitit Minchen. Dritte Lieferung, 15 Tafeln mit Text (deutsch 
und englisch). Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1897. 


A. Taf. IV. Excavatio physiologieca. Arteria opticociliaris. Während der 
letztgenannte Name für gewöhnlich eine. Arterie bezeichnet, die aus der Ader- 
haut in die Netzhaut emportaucht (oder vielmehr emporzutauchen scheint, 
denn gewöhnlich kommt der Ast aus der Centralarterie, aber aus einer tieferen, 
hinteren Partie her); so ist hier ein Ast abgebildet, der sichtbar aus der Central- 
arterie hervorgeht und in die Aderhaut unterzutauchen scheint. 

B. Taf. I. Neuritis optica mit zarten, hellen, punktförmigen Herden um 


den gelben Fleck. B. Taf. VIII. Atroph. n. opt., endart. r. t. i. (cerebrale Lues). 


C. Taf. II. (Im Text Abschnitt I, Z. 16 lies 1897 statt 1890). Neuroret. 
album. C. Taf. VII. Fundus leucaemicus. C. Taf. XV. Atroph. n. opt. Oblit 
vasor. ret. (nach Erysipel). C. T. XV. Aneurysmata miliaria art. ret, Ausgang 
in Ret. prolif. C. T. XXV. Ret. pigm. D. IV. Chorioret., atroph. n. opt. D. XI. 
Staph. post. annulare, Chor. centr. D. XV. Scleros. vasor. chor., atr. n. opt. [Die 
Sclerose der Aderhautgefässe ist auch nach meinen Beobachtungen weit häufiger 
und wichtiger, als die meisten Lehrbücher ahnen lassen.] D XVII. Tumor 
chorioid. [Zweifelhafter Fall. Ich hätte die Enucleation nicht angerathen. Ich 
sah solche Bildungen schrumpfen und schliesslich nach vielen Jahren in reizlose 
Netzhautablösung übergehen.] D. XIX. Rupt. chor. D. XX. Dialysis et rupt. ` 
chor. [Dialysis soll Einriss, oder unvollkommener Riss bedeuten, ein schlechter 
Name.] ÈE. II. Colob. chor. 

Der Atlas stellt ein Meisterwerk ersten Ranges dar, wie es nur erzielt 
werden kann, wenn ein vorzüglicher ärztlicher Beobachter gleichzeitig ein durch- 
sebildeter Kunstinaler ist: was ja leider sehr selten vereinigt vorkommt. Nur 
Ed. v. Jäger’s grosse 'Tafeln halten den Vergleich mit denen Oeller’s aus, 
aber die Wiedergabe der letzteren ist vollkommener, entsprechend den Fort- 
schritten, welche die Technik in den letzten 40 Jahren gemacht hat. H. 


=. r 


Gesellschaftsberichte. 


1) Société d’ophtalmologie de Paris. Séance du 5 janvier 1897. 


La conjonctivite subaigué. — Etude clinique et bactériologique, 
par M. Morax. 


Ich wähle den Namen ,,subacute Conjunctivitis’, um eine eigne Art von 
_ catarrhalischer Bindehautentzündung zu bezeichnen, die durch einen besondern 
Mikroorganismus bedingt ist und in Wirklichkeit eine specifische, übertragbare 
Krankheit darstellt. Klinisch zeichnet sich die subacute Conjunctivitis aus durch 
ihre Gutartigkeit, ihre lange Dauer, das doppelseitige Auftreten und die rasche 
Heilung unter dem Einfluss der Behandlung. Sie kann sich in jedem Lebens- 
alter entwickeln, wird jedoch am häufigsten beim Erwachsenen und beim Greis 
angetroffen. Das erste Symptom besteht in einer Verklebung der Lidspalte beim 
Erwachen und in einer schleimig-eitrigen, mehr oder weniger reichlichen Ab- 
sonderung an den Lidrändern und’ im innern Winkel. Zunächst auf ein Auge 
beschränkt, ergreift sie bald, d. h. meist 2 bis 3 Tage später, auch das andere. 
Die subjectiven Störungen sind nicht .gross und bestehen meist nur in etwas 
Jucken und Beissen an den Lidrändern, in ein wenig Lichtscheu und Be- 
schwerden während der Arbeit bei künstlichem Licht. Manchmal wird auch 
über Thränenträufeln geklagt. Eigentliche Schmerzen bestehen nicht. Objectiv 
sieht man nur eine leichte Injection der Bindehaut und eine besonders in der 
Nähe der Winkel ausgeprägte erythematöse Röthung der Lidränder. Die sub- 
acute Conjunctivitis kann Wochen und Monate lang unverändert bestehen bleiben, 
bis eine geeignete Behandlung in einigen Tagen die Heilung herbeiführt. In 
der Mehrzahl der Fälle kommt man im Verlauf einer Woche mit Zinc. sulf. 1:40 
zu diesem Ziele. — Betrachtet man das mit einer basischen Anilinfarbe gefärbte 
Bindehautsecret unter dem Mikroskop, so sieht man neben abgestossenen Epi- 
thelien und in der Theilung begriffenen Leukocyten einen ziemlich grossen Diplo- 
bacillus mit abgerundeten Enden in zahlreichen Exemplaren, der sich nach der 
Methode von Gram nicht färbt. Er lässt sich leicht isoliren auf den gewöhn- ` 
lichen Nährböden, wenn man diesen menschliches oder thierisches Blutserum 
zusetzt, welches, wenn cvagulirt, durch ihn verflüssigt wird. Auf peptonisirter 
Gelatine oder Bouillon ohne Serum entwickelt er sich nicht. Er entwickelt und 
hält sich nur bei einer Temperatur von 30—38° Im Brutschrank lässt er 
sich Monate lang sv erhalten. Auf die Bindehaut von Thieren übergeimpft, 
erregt er keinerlei entzündliche Reaction, während die Inoculation auf die mensch- 
liche Conjunctiva nach einem Incubationsstadium von 8 Tagen immer ein posi- 
tives Resultat ergiebt. In dem Secret der experimentell erzeugten Bindehaut- 
entzündung findet man wieder den geschilderten Diplobacillus, der sich übrigens 
auf der gesunden Bindehaut, wie wiederholte Untersuchungen bewiesen, ‘nicht 
vorfindet. 


Glaucome fondroyant et abolition persistante de la circulation 
rétinienne. — Considérations sur le role de la circulation intra- 
oculaire dans la pathogénie du glaucome, par M. Sulzer (de Geneve). 

1) Das Glaucom lässt sich nach den Grundursachen eintheilen in circu- 
latorisches, vasculäres und nervöses Glaucom. 2) Allen Formen ist gemeinsam 
die Gefässdegeneration, die primär auftritt bei der zweiten Form, die secundär 
ist bei den beiden andern. Secundär kommt sie 2u Stande durch eine Circu- 
lationsstörung in den Arterien und diese wiederum ist bei der ersten Form 


ee, 15% >> 


bedingt durch das Missverhältniss zwischen intraocularem Druck und intra- 
arteriellem Blutdruck und bei der dritten Form durch directen Nerveneintluss. 
3) Die circulatorischen, degenerativen und nervösen Störungen hängen gegen- 
seitig von einander ab, so dass sie einander erzeugen und verstärken. So kommt 
es, dass es kein Glaucom giebt, das ausschliesslich eirculatorisch oder nervös 
wäre, nur herrscht immer eine der geschilderten Ursachen vor. 4) Die Circu- 
lationsstörung spielt die Hauptrolle bei der Entstehung des Glaucoms. 5) Die 
glaucomatöse Excavation ist nicht- einfach die mechanische Folge der Hypertonie. 
Sie ist vielmehr in erster Linie bedingt durch eine Degeneration der mark- 
haltigen Nervenfasern der Papille in Folge ungenigender arterieller Circulation. 
In zweiter Linie wirkt dann auch der erhöhte intraoculare Druck auf die nun 
weniger widerstandsfähige Papille. 6) Vom therapeutischen Standpunkt aus ist 
es wesentlich, sich über die jedeswmalige Grundursache des Glaucoms klar zu 
werden und über den Zustand der intravcularen Circulation. Ancke. 


2) Königl. Aerzte-Verein in Budapest. (Orvosi Hetilap. 1897. Nr. 7.) 


Pathogenese und Bedeutung der im Gefolge von Hirntumoren 
auftretenden Papillitis, von Emil v. Grósz. 

Die diagnostische Wichtigkeit der Stauungspapille als allgemeines Symptom 
der Hirntumoren ist eine wohlbekannte Thatsache und kann Vortragender die 
Ansicht derer, die das Vorkommen derselben auf 95°/, und noch höher ver- 
anschlagen, nur bestätigen; denn nur selten finden wir eine Hirngeschwulst, 
welche während ihres ganzen Verlaufes den Sehnerv nicht in Mitleidenschaft 
zoge. Um so dunkler ist der Zusammenhang beider Affectionen, und duch ist 
nur von einer Klärung der Pathogenese zu huflen, dass die Papillitis auch über 
den Sitz und die Art des Tumors nühere Aufschlüsse gebe Die Lösung dieser 
Frage ist umsomehr zeitgeimnäss, als wir seit der Entwicklung der Hirn-Chirurgie 
nicht nur wissen, dass durch die Entfernung der Hirntumoren die Papillitis 
heilen könne, sondern die Erfahrung Horsly’s, dass die einfache Eröffnung 
der Schädelkapsel das Verschwinden der Stauungspapille bewirken könne, Be- 
stätigung fand. 

Vortragender erörtert zunächst die bisherigen Erklärungen der Papillitis. 
Türck und Graefe leiteten dieselbe von dem auf den Sinus cavernosus aus- 
geübten Druck ab; Schmidt-Rimpler und Manz sehen in der Strangulation 
des Sehnervenkopfes die Ursache, welche durch das Eindringen von Liquor 
cerebrospinalis auf dem schon durch Schwalbe beschriebenen Wege in die 
Sehnervenscheiden zu Stande käme (Hydrops vaginae nervi optici); Parinaud 
hält das Hirnödem für die Ursache der Affeetivn, welches durch den Hydro- 
cephalus internus auch den Opticus afficire; Jackson, Brown Sequard und 
Benedict helfen sich mit der bequemen Retlexwirkung; Leber und Deutsch- 
mann supponiren entsprechend unseren gegenwärtigen Begriffen über die Ent- 
zündung einen irritirenden Einfluss und erklären die Papillitis aus einer descen- 
direnden Neuritis und Perineuritis. Gowers und Kniess trachten dio ver- 
schiedenen Erklärungen in Einklang zu bringen, aber weder ihnen, noch den 
neueren anatomischen Untersuchungen von Rochou-Duvigneaud, Elschnig 
und Uthoff, noch den Thierexperimenten von Schulten und Adamkievicz 
ist es gelungen, die Frage zu klären. Um dies zu erreichen, führte Vortragender 
histologische Untersuchungen durch und untersuchte bis jetzt die Sehorgane 
dreier, an Hirntumoren verstorbenen Individuen. Zwei stammen von der Klinik 
des Prof. Karl v. Kétly, ein Fall von jener des Prof. v. Korányi; die 





— 153 — 


Augen wurden zur Untersuchung von dem Herrn Prof. Genersich und Pertik 
überlassen, und die bezüglichen Arbeiten im Laboratorium der Budapester 
Augenklinik durchgeführt. | 

Vortragender fand im ersten Falle ein reines Oedem und eine Strangulatiun 
eines Centralgefässes, im zweiten Falle traten die entzündlichen Erscheinungen 
in den Vordergrund, und im dritten liess sich eine hochgradige Perineuritis, 
Neuritis interstitialis und secundäre Sehnervenatrophie nachweisen. 

Auf Grund dieses Resultates, sowie auf Grund der in der Literatur be- 
schriebenen anatwmischen Untersuchungen und Thierexperimente gewann Vor- 
tragender die Ueberzeugung, dass man die im Verlaufe von .Hirntumoren auf- 
tretenden Papillitiden in zwei Gruppen scheiden müsse: die eine Form entsteht 
durch Stauung, die andere durch Entzündung. Dieser Unterschied fiel schon 
Graefe auf, er leitete jedoch erstere von den Hirntumoren, letztere von der 
Hirnhautentzündung ab. Die sich widersprechenden anatomischen Befunde be- 
wogen den grössten Theil der Augenärzte, diese Unterscheidung fallen zu lassen. 

Im Sinne dieser dualistischen Erklärung der Pathogenese der Papillitis 
würden die eigentlichen Tumoren die Stauungsform, der Tuberkel und das 
Gumma die entzündliche Form bedingen. Das Bild des Augenhintergrundes 
unterscheidet sich wahrnehmlich nur im Anfang, insofern im ersteren Falle die 
sich vorwölbende Papille durclischeinend ist und die Venen auffallend erweitert 
sind, im letzteren aber die Venen von einer Exsudatschichte bedeckt sind und 
der entzündliche Process auch auf die Netzhaut übergreift. Das Schvermögen 
ändert sich bei der ersten Form gar nicht oder nur wenig, bei der zweiten 
geht dasselbe alsbald zu Grunde. In den späteren Stadien schwinden jedoch 
diese Unterschiede. 

Die Beurtheilung der Localisation ist auf Grund der Papillitis zur Zeit 
mit Sicherheit nicht möglich, Vortragender weist nur darauf hin, dass Klein- 
hirntumoren vermége des vom Tentorium cerebelli geleisteten Widerstandes, der 
Communication der Hirnventrikel und Behinderung der Blutcirculation sehr 
zeitlich eine Stauungspapille hervorrufen. 

Schliesslich tritt Vortragender für die Berechtigung der palliativen Trepa- 
nation bei der Papillitis ein, und zwar auf Grund des heutigen Standpunktes 
der Chirurgie. Die Fälle von Horsley, Hahn, Albertoni und Brigatti, 
Tilling, Seydel und Taylor beweisen genügend, dass die Papillitis dauernd 
‘auch in dem Falle zu heilen sei, wenn der Hirntumor nicht entfernbar, ja sogar 
nicht auffindbar war. Dabei ist die pallıative Trepanation durchaus nicht 
schädlich, ist sogar für eine spätere curative Trepanation von Nutzen. 

Das bisher erreichte Resultat ist dem vereinigten Wirken der Neurologen, 
Chirurgen und Ophthalmolvosen zu verdanken, und wollen wir von demselben 
noch weitere, grössere Erfolge hoffen! 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Heilung höchstgradiger Kurzsichtigkeit nebst Angabe einer leicht- 
fasslichen Methode zur schnellen Berechnung der Achsenlänge, 
optischer Constanten des Auges und Bildgrösse, von Dr. Fukala 
in Wien. (Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1846.) 

Fukala begründet im ersten Theile seines Buches die Bedeutung der 

Operation stärkster Myopie durch Zusammenstellung der Beschwerden höchst- 

gradig Kurzsichtiger und der Ergebnisse einer grossen Zahl bisher ausgeführter 


— 154 — 

Operationen. Genügend corrigirende Gläser werden nicht vertragen, weil die 
kleineren Netzhautbilder den Patienten das Gefühl geben, die Gegenstände in 
einer grösseren Entfernung zu sehen, als es der Wirklichkeit entspricht, wodurch 
das Gefühl der richtigen Projection verloren geht. | 

Fukala setzt für das Alter, bis zu dem die Operation zulässig ist, keine 
scharfe Grenze; Bedingung ist, dass die Sehschärfe mindestens !/,, beträgt. 
Complicationen seitens der Chorioides sind eine Gegenanzeige, wenn sie einen 
höheren Grad erreichen. Verf. spricht sich für Operation an beiden Augen aus. 
Sein Verfabren besteht in Zerstückelung der Linse mit einem schmalen Graefe’- 
‘schen Messerchen, der die Extraction nach Eintritt von Reizungserscheinungen 
folgt. Das operirte Auge zeigt meist eine erhebliche Besserung des Sehver- 
mögens und oft Stillstand im Fortschreiten der Kurzsichtigkeit. Krankhaft 
disponirte Augen machen davon eine Ausnahme. Auch das Vorkommen von 
Netzhautablösung nach der Operation führt Verf. auf solche Prädisposition zurück; 
der Eingriff sei dafür nicht verantwortlich zu machen, die Ablösung „würde 
gewiss auch ohne die Operation eingetreten sein“.(?) 

Im zweiten Theile des Buches ist der Versuch gemacht, für die Berechnung 
der optischen Grössen des Auges eine Anweisung zu geben. Spiro. 


2) Die Verbreitung des Trachoms in Ungarn und das behördliche 
Vorgehen gegen dasselbe, vun Prof. Dr. N. Feuer, Landes-Sanitäts- 
inspector in Budapest. (Stuttgart, Ferdinand Enke, 1897.) 


In Ungarn ist, meist auf Feuer’s Veranlassung, ein „Trachomdienst‘ organi- 
sirt, der es ermöglichen soll, jeden Trachomfall festzustellen und seine Behand- 
lung zu sichern. Zu diesem Zwecke sind zunächst Anordnungen getroffen, die 
für das ganze Land Geltung haben. Sie bestehen hauptsächlich in regelmässiger 
Untersuchung von Schulen, von Fabrikpersonal, aller-aus dem activen Dienst 
heimkehrenden Soldaten, aller den Ort verlassenden oder zuziehenden Arbeiter. 
Die so ermittelten Kranken werden sofort in ambulatorische, eventuell Kranken- 
hausbehandlung gebracht. Schärfer sind die Maassnahmen für bereits inficirte 
Gegenden. Taucht in einer Gegend der Verdacht auf Trachom auf, so wird 
zunächst eine „orientirende“ Untersuchung vorgenommen, bei der von jeder 
Familie des Ortes mehrere Mitglieder vorgeführt werden. Ergiebt sich hierbei 
in drei bis vier Familien Trachom, so wird die gesammte Bevölkerurg unter- 
sucht. Diese „allgemeine“ Untersuchung findet in Trachomgegenden jedes Jahr 
von Neuem statt, die Fehlenden werden später untersucht. 

Für ärztliche allgemein freie Behandlung sorgt die Regierung; nöthigen 
Falls durch Anstellung besonderer „Trachomärzte“. 

Im Bericht belegt Verf. die grosse Betheiligung des Heeres an der Ver- 
breitung des Trachom mit Zahlen, wobei Ungarn besonders durch galizische 
Truppen inficirt erscheint. Rasse, Bodenbeschaffenheit, Höhenlage bedingen nach 
des Vert e Erfahrungen keinen Unterschied in der Empfänglichkeit. 

Es folgen statistische Daten für 1895. Doch weist Feuer darauf hin, 
dass die „allgemeine Untersuchung“ nur unvollständig durchzuführen ist, zumal 
in grösseren Gemeinden, wo die Untersuchung überhaupt nicht obligat ist. Es 
sind nur Gemeinden angeführt, in denen mehr als 5 Trachomkranke sich befanden. 

Es ergiebt sich, dass von einer in Einzelziffern aufgeführten Bevölkerung 
von 3,086,390 Einwohnern 27,921 trachomkrank, 7713 trachomverdächtig 
waren. Spire. 


——— nn nn 





- - 155 

3) Etude de Géographie ophtalmologique sur le trachome. Rapport 
à la Société Franyaise d’Ophtalmologie par le Docteur Chibret de Clermont- 
Ferrand. Paris, G. Steinheil éditeur, 1896. 


Chibret, von der ,,Société Francaise d’Ophtalmologie* beauftragt, eine - 
Sammelforschung über die geographische Verbreitung der Augenkrankheiten in 
Gang zu bringen, erstattet seinen Bericht über den Verlauf der Forschung und 
ihre Ergebnisse. 

Er glaubte das Gebiet auf das Studium des Trachom beschränken zu 
müssen und legte seinen Mitarbeitern drei Fragen zur Beantwortung vor: 
1. nach der Ursache der Krankheit, 2. nach der Disposition (Rasse, Beschäf- 
tigung, Ernährung, körperliche Veranlagung), 3. nach den meteorulögischen 
Bedingungen. 

Zunächst versicherte er sich der Mithülfe zweier Autoritäten auf dem 
Gebiet der Geographie der Augenleiden, Prof. Hirschberg’s in Berlin und 
des Dr. Swan M. Burnett in Washington. Von den 17 ihm officiell zu- 
getheilten Mitarbeitern antworteten nur zwei, die meisten Arbeiten wurden 
Chibret freiwillig auf seine Bitte gesandt. Chibret fasst die Ergebnisse 
dahin zusammen, dass als Ursache des Trachom die meisten Beobachter ein 
Bacterium annehmen. Dementsprechend wird die Uebertragbarkeit allgemein 
zugegeben, ebenso allgemein die Conj. follieularis vom Trachom unterschieden. 
Des Berichterstatters persönliche Ansicht geht dahin, den Frühjahrscatarrh 
als abgeschwächte Formen des Trachom aufzufassen, und er verteidigt dies 
gegen Samelsohn. 

Zur Frage der Disposition resumirt Chibret, dass die Rasse bestimmt 
Immunitat gegeniber der Kérnerkrankheit verleihen kann. Die Neger besässen 
solche Immunität, gegentheilige Beobachtungen seien an unreinen Negerstämmen 
gemacht worden. Ebenso relativ immun seien die Celten(?) des Broca’schen 
‘ Typus, absolut immun die Indianer in Canada(?), dagegen sehr empfänglich die 
gelbe Rasse. 

Die Uebertragungsfähigkeit schwächt sich ab in dem Maasse, wie die 
Empfanglichkeit der Völker abnimmt. Höhenlage und geographische Breite 
zeigen wichtigen Einfluss. Zweifelhaft blieb in den Berichten der Einfluss der 
Beschäftigung, wenig eingegangen wurde auf den der Ernährung und körper- 
leben Anlage, doch ungenügende Nahrung und Iymphatische Veranlagung als 
prädisponirende oder erschwerende Umstände allgemein hingestellt. 

Die meteorolorischen Verhältnisse spielen eine untergeordnete Rolle Das 
Höhen- und Seeklima setzen die Empfänglichkeit herab, u, Trockenheit 
erhöhen sie im allgemeinen. 

Es folgen nun die Einzelberichte, denen vorausgeht: 


Geschichtliche Einleitung zur SE des Trachum, vun 
J. Hirschberg. 


Im Anschluss an den Versuch die geographische Vertheilung des Trachum, 
dieser wichtigsten Volkskrankheit von allen Augenleiden, auf dem Erdball 
kennen zu lernen, giebt Verf. ein Bild des Zustandes in früherer, geschicht- 
licher Zeit. 

Im alten Culturland Aegypten hat man schon vor mehr als 3400 Jahren, 
wie der Papyrus Ebers beweist, der Augenheilkunde besondere Beachtung 
gewidmet, wohl auch die Körnerkranklieit gekannt und behandelt. Doch kein 
Beweis ist erbracht, dass damals eine ungewöhnliche Verbreitung der Krankheit 
bestanden, erst 1580 stellte Prusper Alpinus den Zustand der Augen im 


— 156 -— 


Lande als so trostlos fest, wie er heute ist. Verheerende Krankheiten (Pest 
des Justinian 532 n. Chr.), Niedergang der Cultur und damit besonders der 
Wasserbaukunst änderten das Land und verkehrten seinen guten gesundheitlichen 
Ruf in das Gegentheil. 

An der Hand von Quellencitaten weist Verfasser ferner nach, dass bei 
den alten Griechen und Römern das Trachom eine gewöhnliche, gut gekannte 
Krankheit war, stärker verbreitet, als man bisher unterschätzend annahm, so 
dass man. eine fast gleichmässige Vertheilung der Erkrankung in den alten 
Culturländern folgern kann. 

Den folgenden eigentlichen Berichten haftet mit wenigen Ausnahmen ein 
von Chibret gebührend gewürdigter Mangel an, es ist die häufige Verwendung 
allgemeiner Ausdrücke statt übersichtlicher Zahlen. 


Distribution du trachome par race et par pays dans les Etats- 
Unis d'Amérique, par Swan M. Burnett, M. D. Ph. D. Washington, D. G. 


Burnett, in seinem Sammelbericht von 13 Collegen aus verschiedenen 
Thelen des Landes unterstützt, hebt die Immunität der Schwarzen gegenüber 
.dem Trachon hervor. Er selbst sah in Washington, dessen Bevölkerung ' zu 
einem Drittel aus Neyern besteht, unter 10000 Augenkranken in 15 Jahren 
nur 6 Neger an Traclıom erkrankt. White (Richmond) bei einer „grossen“ 
Negerbevölkerung unter 11000 Augenkranken 1mal Trachon bei einem Neger. 
Savage (Nashville) unter einer Bevölkerung von 30°/, Negern niemals ein 
Fall von Trachom bei einem solchen, während es bei den Weissen allgemein 
"ist. U.s.m. Dies alles, obwohl die Neger unter selır schlechten bygienischen 
Bedingungen leben. Die Indianer: sind häufig ergriffen. 

Die Höhenlage zeigt keinen Kinfluss, Trachom wurde 5000, selbst 10000 Fuss 
über dem Meeresspiegel beubachtet. Ebensowenig ergab die geographische Breite 
Verschiedenheiten. 


Le trachome au Canada, par Foucher (Montréal). 


Foucher beobachtete unter 13865 Augenkranken 499 Falle von Trachom 
(Montreal). Er hält die Krankheit für verwandt der Tuberkulose und betont 
die völlige Immunität der Indianer Canadas im Gegensatz zu frūheren Beob- 
achtungen Burnetts über die Häuligkeit des Trachon bei den Indianern des 
Südens. Die russischen Mennoniten in Manitoba, die unter sehr schlechten 
Bedingungen leben, sind stark heimgesucht. Das Seeklima schützt gegen das 
Trachom. 

Le trachome en Suisse, par le Dr. Sulzer (de Genéve). 

Die Schweiz ist immun gouen Trachom. [Bei der Verschiedenheit des 


Klimas, der Rassen verdankt sie dies wohl der Höhenlage. Schweizer nelımen 
im Auslande 'Trachum an, doch heilt dies, sobald sie zurückkehren. 


Le trachome en Belgique, par le Professeur Venneman (de Louvain). 


Venneman hält das Trachom far die besondere Art der Reaction der 
Conjunetiva gegen Entzündungserreger bei Iymphatischen Individuen, wie sie in 
Belgien häufig sind. 

Verschiedenheit der Rasse ergiebt keine verschiedene Empfänglichkeit. 
Beschäftigung, bei der vegetabilischer oder animaler Staub hervorgerufen wird, 
setzt die Widerstandsfähigkeit lıerab, dagegen sind die Bergleute, die in Mineral- 
staub arbeiten, besser geschützt. 

Im allgemeinen üben die hygienischen Lebensbedingungen grossen Einfluss. 


Le trachome en Hongrie, par le Dr. Feuer (de Buda-Pesth). 


Es giebt in Ungarn 30000 Trachomkranke, die Mehrzahl unter der Land- ` 
bevölkerung. Rasse, Bodenbeschaffenheit ergeben keine Unterschiede. Ungünstige 
Lebensweise zeigt keinen Einfluss, die Zigeuner sind trotz derselben fast immun, 
wohl weil sie sich isolirt halten und den Gebrauch des Handtuches, das so oft 
Uebertragungsmittel ist, nicht kennen. 


Le trachome & Varsovie et dans le Royaume de Pologne, par le 
Dr. Kamocki, médicin à l'Institut ophtalmique de Varsovie. 


Kamocki beobachtete unter 29327 Augenkranken in 5 auf dinander 
folgenden Jabren 3592 Fälle von Trachom (12,24°/,) und 630 Fälle von 
Follicularcatarrh (2,14°/,). Das flache Land zeigte stärkere Betheiligung; 
besonders stark ist die jüdische Bevölkerung ergriffen! (14,16°;,, gegen 11,71°/,). 

Grosse Zahlenreihen liefert der officielle Sanitätsbericht der russischen 
Armee für 1892. 

Die Totalziffer der Trachomkranken betrug 58369 oder 66,9°/,, des ganzen 
Bestandes, davon entfallen auf den Heeresbezirk Warschau allein 12877 oder 
71,6°/,, des Bestandes. Im Sommerlager wurden 9200 Mann untersucht, davon 
waren 15,1°/, Trachomkrank und zwar 19,4"/, der alten, 6°/, der neuen Soldaten, 
Ziffern, die die Wichtigkeit der Verbreitung der Krankheit Bozen das Heer kenn- 
zeichnen. 

Im einzelnen hatten 16 Regimenter und Bataillone mehr als 20°/, Augen- 
kranke (Brest-Litowsk 33,6 “ios 39 zwischen 20 und 10°/, und nur 13 weniger 
als 10°/). 


Le trachome ä l’ile de Cuba, par le Dr. Santos Fernandez (de la 
Habana). 

Santos. Fernandez beobachtete in 21 Jahren meter 30000 Augenkranken 
876 Trachomkranke m Cuba. Er schliesst, abgesehen von der relativen Immunitat 
der Neger, dass Abschwachung und Verminderung der Krankheit den guten 
klimatischen Verhältnissen der Insel zu danken seien. 


Discussion. 


M. de Gouvea wendet sich gegen die behauptete Immunität der 
Neger. In Südamerika träte bei der gleichen Negerrasse wie in Nordamerika 
die Betheiligung der Schwarzen am Trachom in den Vordergrund. 

M. Abadie, M. Pechdo, M. Galezowski bestreiten ebenfalls, dass die 
Rasse Immunität verleihe und weisen auf die Wichtigkeit des Contagiums und 
schlechter Lebensbedingungen hin. 

M. Truc hält das Kistenklima nicht für einflussreich. 

M. Sulzer giebt Zahlen aus den letzten 4 Jahren in der Schweiz. 
Unter 3200 Kranken litten 15 an Trachom, alle diese stammten aus dem 
Auslande. 

M. Chibret erklärt im Schlusswort nur von relativer Immunität der 
Neger, die Amal weniger von Trachom befallen würden, als die Weissen, 
gesprochen zu haben. Bei gleich günstigen Bedingungen wie in Nordamerika 
würde sich das auch in Südamerika zeigen. Er wendet sich abschliessend 
gegen die anderen Einwände. Oo Spiro. 








Sr 


1 Sie consultirt mehr' H. 


Vermischtes. 


1) Andreas Anagnostakis, 
geb. 1826 auf Kreta, gest. 1897 zu Athen. 


In einem Gebirgsdorf Kretas wurde A. Anagnostakis im Jahre 1826 
geboren, musste aber früh mit den Seinigen, die einer durch Kühnheit und 
Freiheitssinn ausgezeichneten Sphakiotenfamilie angehörten, vor.den Türken und 
den Schaaren Mehemet Ali's nach Syra flüchten, das auch heute noch, nächst 
Athen, den zweiten Bildungsmittelpunkt von Griechenland darstellt. Hier be- 
suchte A. das Gymnasium, dann sudirte er Heilkunde zu Athen und wirkte 
zunächst als Landarzt. Wegen seiner grossen Begabung wurde er 1851 auf 
Kosten der Königin Amalie nach Paris und Berlin gesandt und arbeitete, dort 
unter Desmarres und Sichel, bier unter A. v. Graefe. 

Mit gleicher Vollendung beherrschte er die französische und die deutsche 

Sprache wie das klassische Griechisch. Im Jahre 1854 wurde er Vorsteher 
der Augenklinik zu Athen, 1856 Professor der Augenheilkunde und entfaltete 
als Lehrer und Augenarzt eine segensreiche Wirksamkeit; ja er ist einer der 
Hauptbegrinder der neueren hellenischen Bildung auf dem Gebiet der Heilkunde 
und Naturwissenschaft geworden, nicht bloss Rector der Universität, Vorsteher 
der ärztlichen und gelehrten Gesellschaften, sondern auch Präsident der Akademie, 
die allerdings ja ein herrliches, altklassisches Marmorhaus (von einem Wiener 
Baumeister errichtet), aber — noch keine Akademiker besitzt. Entsprechend 
seinen Idealen eines grossgriechischen Reiches erstreckte er seine Praxis bis auf 
die griechischen Colonien in Byzanz und in Alexandrien. Leider musste er, 
nach der unerquicklichen ‚Politik des heutigen Hellas, bei dem Sturz seines 
Freundes Trikupis, die Augenklinik an einen Candidaten der Gegenpartei 
abgeben. . 
Seine hauptsächlichsten Schriften sind die folgenden: 1) Essai sur l’explu- 
ration de la rétine sur le vivant au moyen d'un nouvel opbtalmuscope?, Paris 
1854. 2) Remarques pratiques sur le traitement chirurgical de l’entropium 
et du trichiasis, 1857. 3) De Vophthalmologie en Grèce et en Evypte, 
Bruxelles 1858. 4) Mélanges ophthalmologiques, Athènes 1861. 5) Contri- 
butions à l'histoire de la chirurgie oculaire chez les anciens, 1872. 6) Encore 
deux mots sur extraction de la cataracte chez les anciens, 1878. 7) Hegi 
tor optaiuzov nadar, 1871. 8) Mekérat nepi tie ontis tæv agyaior, 1878. 
9) Hegi thg nvevuatixys ngooðov rov Ekkyrıxov Zërong, 1875. 10) Die anti- 
septische Methode bei den Alten, Athen 1889. 

Anagnostakes war ein prachtvoller, liebenswürdiger Mensch. Seit 1867, 
wo er, um A. v. Graefe’s Star-Schnitt bei dem Meister zu studiren, wieder 
nach Berlin gekommen war, verband uns Gastfreundschaft, die er in echt 
hellenischer Weise 1886 wie 1890, als ich ihn in Athen besuchte, mir zu 
Theil werden liess. 

Ich kann nicht schliessen, ohne ihm und den Seinen das folgende Distichun 
zu widmen: 

Takıvyov ur owe Fevers Sunduzoe nAdes 
Kier xa Ionvet poipay Exov Gavarov. Hirschberg. 


’ Der Name Ophthalmoskop ist dem deutschen Augenspiegel in Frankreich von 
einem Griechen gegebeu worden. Ophthalmoskopie hiess die Untersuchung des Auges 
schon bei Hiinly I, 16. (1817.) 


— 159 -- 


2) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. | 


3) 69. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
in Braunschweig am 20.—25. September 1897. `’ 


Braunschweig, im März 1897. 


Die unterzeichneten Mitglieder des Vorstandes der Abtheilung für Augen- 
heilkunde beehren sich, die Herren Fachgenossen zu der vom 20.— 25. September 
hier stattfindenden Jahresversammlung ergebenst einzuladen. Wir bitten, Vor- 
träge und Demonstrationen spätestens bis Mitte Mai bei einem der Unterzeich- 
neten anmelden zu wollen. Der Einführende: Dr. med. Eugen Ferge, Augenarzt, 
Wilhelmi-Thorpromenade 6. Der Schriftführer: Dr. med. Otto Lange, Augen- 
arzt am Herzogl. Krankenhause, Petri-Thorpromenade 30 part. | 

Im Anschluss an die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
wird in Braunschweig eine Ausstellung von wissenschaftlichen Objecten 
und Apparaten stattfinden. 


4) Bruxelles, Secrétariat général: rue de lassociation no. 56. 


La 2° conférence internationale, concernant les services sanitaires et l’hygiene 
des chemins de fer et de la navigation, se réunira & Bruxelles, au mois de 
septembre prochain. , 


5) XII Congrès International de Médecine. 
Section d’Opbtalmologie. 


Moscou, 19—26 août 1897. 


Monsieur et cher Confrère! 


Le Comité d'organisation de la Section d’Ophtalmologie au XII Congrés 
International de Médecine á Moscou est heureux de vous faire savoir, qu’ a la 
date du 25 Mars 1897 les communications et rapports suivants sont déjà, 
assurés à la section: 


I. Questions proposées par le Comité (thèmes de programme): 


- 1. Prof. von Hippel} (Halle a.S.): „Ueber die operative Behandlung der 
hochgradigen Myopie“. 2. Dr. Fukala (Wien): „Der gegenwärtige Stand 
der Myopie-Öperationen“. 3. Prof. Uhthoff (Breslau): Ueber die Bakterio- 
logie der Hornhaut- und Bindehautentzündungen. 4. Prof. Reymond (Turin): 
„Valeur thérapeutique des injections sousconjonctivales“ 5. Prof. Hirschberg 
(Berlin): „Die Bekämpfung der Volkskrankheit Trachoma“. 6. Prof. Kuhnt 
(Königsberg): „Zur Therapie des 'Trachoms“. 7. Prof. Knapp (New-York): 
„La nature et le traitement mécanique de la conjonctivite granuleuse“. 8. Prof. 
Rählmann (Juriew-Dorpat): „Ucber den Heilwerth der ‘verschiedenen Be- 
handlungs-Methoden bei Trachom“. 9. Priv.-Doc. Niesnamoff (Charkow): 
„Principien der gegenwärtigen chirurgischen und therapeutischen Behandlung 
des Trachoms“. 


Il. Communications annoncées sur d'autres thèmes: 


1. Dr. Nieden (Bochum): ,, Ueber den Eintluss der Anchylostomiasis auf 
das Auge“ (mit Demonstration). 2. Dc. Javal (Paris): ,,La prescription des 
verres doit tenir compte des variations soit favorables, sait défavorables, que 


— 160 — 


peut subir la réfraction sous l'influence des verres correcteurs“. 3. Dr. de 
Wecker (Paris): „Guerison artificielle et spontanée du decollement de la 
retine“. 4. Prof. Reymond (Turin): ,,Les erreurs de projection du champ 
visuel dans le strabisme et leur correction éducative“. 5. Prof. Magnus 
(Breslau): „Die Entwickelung der verschiedenen Starformen“. 6. Prof. Stilling 
(Strassburg i.E.): „Ueber die Faserkreuzung im Chiusma“ (mit Demonstration). 
7. Dr. Meyer (Paris): „Asepsie et antisepsie dans la pratique ophtalmologique‘“. 
8. Dr. Parinaud (Paris): „La vision binoculaire“.. 9. Prof. Pagenstecher 
(Wiesbaden): „Ueber die Behandlung der Asthenopie“. 10. Dr. Fukala (Wien): 
Thema vorbehalten. 11. Dr. Chibret (Clermont - Ferrand): „La ponction 
sclero-cyclo-irienne dans le traitement chirurgical de glaucome“. 12. Dr. Gale- 
zowsky (Paris): „Glaucome et syphilis oculaires“. 13. Prof. Nuel (Liege): 
„L’amblyopie toxique n'est pas primitivement une névrite interstitielle du nerf 
optique, mais une maladie de la macula lutea“. 14. Prof. Knapp (New-York): 
„Considerations sur les opérations de cataracte basées sur une statistique eten- 
due d'observations nouvelles et inedites“. 15. Prof. Schmidt-Rimpler 
(Göttingen): „Zur Entstehung der Netzhaut- Ablösungen“. 16. Prof. Ange- 
lucci (Palerme): „Le role de la III. paire dans les mouvements - pupillaires‘“. 
17. Prof. Angelucci (Palerme): ,,la peinture des peintres daltoniens“. 18. Prof. 
Kuhnt (Königsberg): „Ein Beitrag zur Anatomie der menschlichen Orbita“. 
19. Prof. Kuhnt (Königsberg): „Beziehungen zwischen den Erkrankungen der 
Nebenhöhlen der Nase und dem Sehorgan“. 20. Prof. Hirschmann (Char- 
kow): „Ueber Abhängigkeit .einiger pathologischer Processe im Auge von der 
Störungen vasomotorischer Nerven“, 21. Prof. L. Bellarminoff (St.- Peters- 
bourg): „Sur le tatouage de la cornée“. 22. Prof. L. Bellarminoff (St.- 
Pétersbourg): „Organisation des mesures prises en Russie contre la cécité et 
les affections oculaires par la „Société Marie au profit des aveugles“. 23. Dr. 
Wagner (Odessa): „Statistik und operative Heilung des Glaucoms“. 24. Prof. 
Th. Ewetzk y (Moscou): „Zur Pathologie der Retinitis albuminurica“. 25. Priv.- 
Doc. S. Golovine (Moscou): „Recherches sur le poids spécifique de l'humeur 
aqueuse“. 26. Priv.-Doc. S. Golovine (Moscou): „Traitement chirurgical des 
affections du sinus frontal. 27. Dr. Noischevsky (Dvinsk): ,,L’ataxie optique 
et polyopie monvculaire“. 28. Priv.-Doc. Mitvalsky (Prag): „Zur Pathologie 
der Thriinenwege“ (en russe, le résumé en allemand). 29. Derselbe: „Sur 
une inflammation tarso-conjonctivale“. 30. Prof. von Michel (Würzburg): 
„Pathologisch-anatomische Veränderungen der Netzhaut“. 31. Mile. Katherine 
Kostalsky M. D. (Moscou): „Ueber hyaline Kugeln bei Trachom“. 32. Dr. Nor- 
man-Hansen (Copenhagen): „Etudes sur la contusion de l'oeil“. °33. Prof. 
Pflüger (Bern): „Ueber Verhütung des Prolapsus iridis bei der Extractio 
simplex des Altersstares“. | 

Le Comité prie instamment M. M. les rapporteurs de bien vouloir adresser 
à M. le Prof. A. Krukow (Moscou, Clinique Ophtalmologique), aussitot qu’ il 
leur sera possible et pas plus tard que le LI juin 1897, les résumés 
succinets de leurs communications, afin que la publication de ces résu- 
wés puisse avoir lieu à temps. 

Les gérants: Prof. A. Krukow. Prof. Th. Ewetzky. 
Le Secrétaire: Priv.-Doc. S. Golowine. 


= 


- Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


l Verlag von Veit & Come. in Leipzig. — Druck von Merzcer & Wirtic in Leipzig. 


Centralblatt ` 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE 


| _ Herausgegeben von ` 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Auckz in München, Dr. BreaeErR in Paris, Prof. 
Dr. BiewpacHer in Graz, Dr. BraıtLer in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. ou Bom-Reyuono in Berlin, Dr. DaurenstAeor in Herford, Doc. Dr. E. Emmert in Bern, 
Dr. Gıussxea in Berlin, Prof. Dr. GuLD&TEHER in Budapest, Dr. Gorpon Norre in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Honstmaun in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. Kuapp in New 
York, Prof. Dr. Krücrow in Moskau, Dr. Kurue in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maanus in Breslau, Surg. Capt. F..P. Maynarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in (Görlitz, 
Dr. vam Miiincen in Constantinopel, Dr. Motu in Berlin, Prof. Dr. J. Mong in Berlin, 
Dr. Neusurcss in Nürnberg, Dr. Pettxsonx in Hamburg, Doc. Dr. PzscHeL in Turin, 
Dr. Purtecugr in Klagenfurt, Dr. M. Rzıca in Charkow, Dr. Scuzer in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScuzngL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıeo in Berlin, Dr. StıeL in Köln, 


' Monatlich ein Heft. Preis. des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlnngen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


Juni. Rinundzwanzigster Jahrgang. 1897. 
EEE u u SE EEE I E EEE EEE EEE EEE EEE EEE EEE E E E REIT ERE 

Inhalt: Originalmittheilungen. I. Zwei Fälle cystischer Erweiterung von Knochen- 
höhlen am Eingange der Orbita. Von.Dr.L. Steiner in Soerabaya (Java). — II. Ueber 
Blindheit und Augenkrankheiten in Argentinien. Von Dr. Otto Wernicke, Augenarzt in 
Buenos Aires. oo , 

Klinische Beobachtungen. I. Glaskörperblutung bei jagendlichen Individuen, Gefäss- 
veränderungen, von Dr. Fischer in Dortmund. — II. Metastatische Ophthalmie, von 
Demselben. — III. Stirnlappen, von Demselben. — IV. Nucleare Oculomotoriuslähmung, 
Panas’sche Ptosis-Operation, von Dr. J. Bistis in Constantinopel. _ 

Neue Bücher. BE 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Ueber die Beziehungen der Krankheiten des 
Kindesalters za den Zahnkrankheiten, von H. Neumann. 

Journal-Uebersicht. I. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 4. — 
II. Zehendors’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1897. Februar-März. — 
II. La clinique ophtalmologique. 1897. Nr.1. — IV. Orvosi Hetilap „Szemeszet“, 
1896. Nr. 4—6. N 

Vermischtes. Nr. 1—5. (Congress in Moskau.) 

Bibliographie. Nr. 1—6. 





I. Zwei Fälle cystischer Erweiterung von Knochenhohlen 
am Eingange der Orbita. 
Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 
L Cystische Erweiterung der Stirnhöhle. 


Im Mai 1894 bat der Javane S., ein älterer Mann, um meine Hülfe 
wegen einer grossen Geschwulst oberhalb des rechten Auges, die in den 


letzten 3 Jahren langsam und ohne Schmerzen gewachsen war und nach 
11 ` 


— 162 — 


und nach das Auge ganz verdeckt hatte. Beschwerden von Seiten der Nase 
hatten angeblich nicht bestanden. Die Schleimabscheidung derselben war 
immer normal und die Athmung durch das rechte Nasenloch stets frei 
gewesen. Das Auge hatte nie gethrant. Von einem etwa stattgefundenen 
Trauma wusste der Pat. nichts. An Kopfschmerzen hatte er nicht gelitten. 

Ich fand Folgendes: Ueber dem rechten Auge. eine regelmässig hałb- 
kugelige Geschwulst, die etwas oberhalb der Mitte der Stirn beginnt, 
unten sich in dem Oberlide, das fast ganz in derselben aufgegangen ist, 
verliert und das Auge verdeckt, so dass dasselbe vom Pat. nicht geöffnet 
werden kann. Nach innen über- 
. ragt sie die Mitte der Stim um 

etwa lcm, aussen endet sie 3 cm 
einWwarts vom äusseren Orbital- 
rande. An der Basis mist ihr 
Durchmesser überall 6 cm. Die 
` Kuppe überragt um etwa 3 cm die 
entsprechende Stelle der anderen 
Schädelhälfte. Die Geschwulst ent- 
stellt das ganze Gesicht in sehr auf- 
fallender Weise. (Die beigegebene 
Photographie, Fig. 1, ist nach einem 
Gypsabgusse angefertigt worden.) 
Die Oberfläche derselben ist regel- 
mässig rund, die Consistenz überall 
gleich, prall elastisch, ohne Fluc- 
tuation. Die Haut lässt sich überall 
über dem Tumor verschieben. Am 
Rande desselben fühlt man das 
Stirnbein,. das sich scharf von ihm 
absetzt. Der untersuchende Finger 
kann aber nirgends zwischen dem 
Knochen und der Geschwulst ein- 
dringen. Zwischen dem Augapfel 
und der Geschwulst ist kein Knochen zu fühlen. Hebt man das obere Augenlid 
in die Höhe, so sieht man das Auge und die Bindehaut, welche, abgesehen 
von einer leichten Conjunctivitis und einem beginnenden Pterygium, nichts 
Besonderes zeigen. Die Augenbewegungen und die Sehscharfe sind erhalten. 
Das Auge tbränt nicht. In der Nase finde ich keine Abweichungen. Die 
Atmung durch dieselbe ist frei. 

Es wurde die Diagnose auf eine cystische Erweiterung der Stirnhöhle 
gestellt und zur Sicherung derselben eine Punction mit dem Apparate von 
Poraım vorgenommen. Es entleerten sich 150g chokoladefarbigen, zahen 
Schleimes. Danach sank die Haut unter die Oberfläche des Schädels ein, 





Fig. 1. Cystische Erweiterung der Stirnhöhle. 


— 163 — 


und man konnte an Stelle der friheren Geschwalst eine SE kugelige 
Delle abtasten. 

Nachdem die Cyste sich wieder gefüllt hatte, wurde sie am folgenden 
1. Juni operirt. Die Haut wurde durch einen horizontalen, leicht nach 
oben convexen Schnitt in der Augenbraue getrennt von der vorderen Cysten- 
wand, an welcher sie überall ziemlich fest haftete, abpräparirt und nun die 
Cyste gespalten. Es entleerte sich dieselbe braune schleimige Flüssigkeit, 
wie früher bei der Punction. Man konnte jetzt Folgendes feststellen. Ueber 
der Orbita eine kugelige Depression des Stirnbeines, deren Durchmesser 
am Eingang circa Acm, deren Tiefe 3—5 cm beträgt. Den Uebergang in 
das Stirnbein bildet überall ein scharfer Knochenrand. Der obere Orbital- 
rand endet aussen an der Cyste mit einer vorspringenden Ecke. Im Dache 
der Orbita ist vorn innen ein grosser Knochendefect, durch welchen sie 
mit der Cystenhöhle breit zusammenhängt, so dass man von dieser aus 
den Inhalt der Augenhöhle, namentlich. den vorderen Theil des Augapfels, 
bis über dessen Mitte hinaus, bequem abtasten kann. Am Rande des 
Defectes ist der erhaltene Theil des Orbitaldaches als scharfer Rand durch 
die Weichtheile hindurch fühlbar. Die Cyste ist von einer glänzenden 
röthlich-weissen Membran ausgekleidet, welche überall fest am Knochen 
haftet und mit dem Periost. eine Haut zu bilden scheint. Entzündliche 
Erscheinungen sind an derselben nirgends zu sehen. Der Boden der Höhle 
ist kugelig, durch seichte Dellen unregelmässig gebuchtet. Die scharfen 
Ecken und Winkel des normalen Stirnsinus sind überall abgerundet und 
verschwunden und von dem Ausführungsgang ist keine Spur zu entdecken; 
Die tiefste Stelle befindet sich etwa 1cm oberhalb des Orbitaldaches. Oben 
innen dringt eine tiefere Bucht unter den Knochenrand bis über die Mittel- 
linie hinaus, in die andere Hälfte der Stirn. Innen, etwas nach unten, 
ist in der Tiefe der Höhle ein ovales Loch von 8—10 mm Durchmesser, 
aus welchem dieselbe schleimige Masse fliesst, die die Cyste füllte. . Die 
eingeführte Sonde stösst überall auf ene harte glatte Wand ünd scheint 
sich in einem stark haselnussgrossen Divertikel der Hauptcyste zu be- 
finden. Der Knochen reicht nicht bis an den Rand des Loches, welches 
beide verbindet. Dieser wird von einem scharf gespannten Saum der 
membranésen Cystenwand gebildet.. Es gelingt nicht, mit der Sonde 
unter mässigem Kraftaufwand von dem Divertikel.aus in die Nase a: 
zustossen, p 
© Es wurde: nun ein ziemlich dicker Troikart in der inneren antere 
Knochenwand yor der Oeffnung des Divertikels bis in die Nase gewaltsam 
durchgestossen und .so eine neue Communication zwischen Stirn- und Nasen- 
hohle gebildet.. Weiter resecirte ich die vordere häutige Wand der Cyste 
mit. Erhaltung. der sie bedeckenden Haut, . machte unterhalb des Haut- 
schnittes eine knopflochähnliche Oeffuung in der. Augenbraue, um den, 


Abfluss der Wundflüssigkeit zu versichern, nähte den ganzen Hautschnitt 
11" 


wa TOA - 


und legte einen Druckverband an, der die Wundflache unter der Haut an 
den Boden der Cyste andrückte. 

- In den ersten Tagen schwollen die Wände des Sinus etwas an und 
wurden leicht druckempfindlich. Aus dem Knopfloch entleerte sich ziemlich 
viel blutig schleimige Flüssigkeit. Die genähte Wunde heilte per primam 
intentionem. Das Allgemeinbefinden des Pat. blieb ungestört und fieberlos. 
Anfang Juli notirte ich: An Stelle der früheren Geschwulst ist die Haut 
stark  gerunzelt und leicht eingezogen. Die Weichtheile sind hier noch 
‘etwas geschwollen, was die Depression des Knochens dem Auge verdeckt 
. und auch bei der Palpation weniger deutlich macht. Aus dem Knopfloch 
entleert sich bei Druck ein Tröpfchen weisslichen Schleims. Das Lid kann 
von dem Pat. gehoben und das Auge gut geöffnet werden. Der Bulbus 
ist nicht disloeirt. Seine Bewegungen und Sehschärfe sind normal. Nach 
dieser Zeit hat sich der Pat. nicht mehr vorgestellt. 

Die Operation bestätigte also, dass es sich um eine cystische Er- 
weiterung der Stirnhöhle handelte, welche erst die Knochenwand dieser 
Höhle theilweise auf Kosten der Schädelhöhle zu einer grossen Kugel aus- 
gedehnt und nachher die vordere und untere Wand zum Verschwinden 
gebracht hatte. Es entwickelte sich die Cyste in einer für das Indi- 
viduum günstigen Richtung, indem sie sich nach ‘vorne ausbreitete und’ 
den Bulbus und die übrigen Organe der Augenhöhle bloss verdeckte, ohne 
sie weiter zu schädigen. Offenbar hatte die Perforation des Knochens in 
der vorderen Wand oder in den vordersten Theilen der unteren Wand 
stattgefunden. Dass dem nicht immer so ist, dass vielmehr die Cyste 
‚meistens weiter hinten in die Augenhöhle dringt, den Bulbus dislocirt und 
durch Druck von aussen dessen Refraction verändert, den Sehnerven zerrt 
und die Augenmuskeln in ihrer Function stört, ist aus der Literatur er- 
sichtlich (KunnTt, Entzündliche Erkrankungen der Stirnhöhle, S. 104—106). 
Ja, nach Panas (Traité des maladies des yeux, Tome II, S. 477) ware das 
Auftreten dieser Störungen die Regel: „L’exophtalmie est constante et 
s’accompagne de strahisme mécanique avec diplopie verticale“. 

Die Ursache der Affection bleibt unaufgeklart. Traumen und chronische 
Nasenleiden, welche ja die häufigsten Ursachen der Erkrankungen der Stirn- 
höhlen sind, werden von dem Pat. in Abrede gestellt. Allein ich darf 
hier nicht verschweigen, dass die anamnestischen Angaben der Javanen 
äusserst unzuverlässig sind. Nur Wenige wissen, wie alt sie sind. 

Es scheint, dass bei unserem Pat. von jeher eine der Siebbeinzellen 
von der Nasenhöhle abgeschlossen war und in-die Stirnhöhle einmündete. 
Nur so lässt sich das vorhandene Divertikel erklären. Denn wenn. die 
Cummunication zwischen der Stirnhöhle und der Siebbeinzelle erst nach- 
träglich, etwa in Folge der Ausdehnung der ersteren aufgetreten wäre, so 
hätte ja dadurch eine Entleerung des Stirnbeininhaltes in die Nase und 
so eine Naturheilung eintreten müssen. 


— 165 — 


II. Schleimcyste der Gegend des Siebbeins. . _ 
Dem vorigen Falle ist der. folgende sehr ähnlich, nur hat in diesem 
.die Cyste ihren Ausgang genommen von einer Stelle, wo dergleichen Bil- 
dungen zu den grossen Seltenheiten gehören, und eine Ausdehnung erreicht, . 
wie sie in civilisirten Ländern, wo die Leute früher zum Arzte gehen, wohl 
kaum zur Beobachtung kommen dürfte. | 

Der Pat., ein Javane von reiferem Alter, stellte sich mir Ende Februar 
1896 vor wegen einer grossen Geschwulst, die sein rechtes Auge ganz ver- 
deckte. Dieselbe ist, wie mit Bestimmtheit versichert wird, in der Jugend 
nicht vorhanden gewesen und erst in den letzten Jahren ohne Schmerzen 
langsam gewachsen. Ueber die Ursache des Leidens weiss der Pat. nichts 
auszusagen. Von einer Verletzung ist ihm nichts bekannt. An Nasen- 
affectionen hat er, abgesehen von leichtem Schnupfen, nie gelitten. 

Ich fand: An Stelle des rechten Auges eine beinahe mannsfaustgrosse, 
runde Geschwulst, die von der Mitte der Nase bis über das Jochbein 
hinaus und von der Augenbraue bis nahe am Nasenloch die ganze rechte 
Hälfte des Gesichtes deckt (siehe Fig. 2 u. 3), Ihr Querdurchmesser beträgt 
überall 8cm. Ihre Höhe über der Nasenwurzel 7cm. Die Augenlidspalte 
ist auf den oberen äusseren Rand der Geschwulst verdrängt. Das obere 
und das untere Lid sind stark gefaltet und verkürzt, die Haut und Schleim- 
haut des inneren Augenwinkels dagegen zu einer vertical stehenden Wand 
ausgedehnt und nach aussen zwischen die Lider vorgedrängt, so dass sie 
mit den beiden Lidern eine dreieckige Oefinung umgrenzen. Die beiden 
Thränenpunkte sind je am oberen und unteren Ende dieser inneren Vertical- 
wand deutlich erkennbar, es gelingt nicht, mit einer Anzr’schen Canüle- 
Wasser durch dieselben in die Nase zu spritzen. Die Geschwulst ist regel- 
mässig rund und hat überall dieselbe prall-elastische Consistenz. Pulsation 
ist nicht vorhanden. Durch längeren und starken Druck wird weder die 
Gestalt noch die Consistenz verändert und dabei treten keinerlei Erschei- 
nungen von Seiten des centralen Nervensystems auf.: Auf der Kuppe haftet 
die Haut an der Geschwulst; tiber den seitlichen Theilen dagegen kann 
.man sie leicht verschieben. Oeffnet man die Lider und drückt man die 
Geschwulst etwas nach innen, so sieht man das Auge, welches anscheinend 
intact, bloss nach oben und aussen verschoben ist. , Der in den Bindehaut- 
sack eingeführte Finger kanu die Geschwulst eine ganze Strecke von hinten 
abtasten. Nur in der Gegend des inneren vorderen Theiles der Orbita 
und der Nasenwurzel ist dieselbe fest am Knochen adhärent. Von hier 
scheint sie ausgegangen zu sein. 

Der Pat. ist übrigens gesund. Namentlich sind keinerlei Andeutungen 
von einer Missbildung vorhanden. Links ist die Bindehaut trachomatös. 
Ich hielt die Geschwulst für eine Cyste, die von der Gegend des Orbital- 
eingangs und der Nasenwurzel ausgegangen war. Von welchem Organe 


— 166 — 


dieselbe stammte, blieb jedoch unsicher. Um dies womöglich zu entscheiden, 
. machte ich am 1. März unter den nöthigen Vorsichtsmaassregeln eine 
Punction mit dem Apparate von Poram und entleerte ungefähr 200 g- 
einer dicken, zähschleimigen, braunen Flüssigkeit. Auf das Allgemein-. 
befinden des Pat. hatte diese Entleerung keinen Einfluss, namentlich blieben 
der Puls und das Bewusstsein unverändert. Nach derselben war die Ge- 
schwulst verschwunden und an ihrer Stelle eine von der stark gerunzelten 








Fig. 2. Schleimcyste der Gegend des Siebbeins. 


Haut grösstentheils verdeckte Delle getreten. Durch die dünne Haut hin-. 
durch war jetzt der Knochen leicht abzutasten, und ich fand nun in der 
inneren oberen vorderen Orbitalwand eine tiefe, beinahe wallnussgrosse, 
kugelige Höhle, mit glatter, knöcherner Wand, die mit der entleerten Cyste 
weit communicirt. Diese Communicationsöffnung befindet sich fast ganz 
in der Orbitalwand und zu einem kleinen Theile auf der Nasenwurzel. 
Der Durchmesser der Oeffnung ist etwas kleiner als der der Knochenhöble 
an ihrer weitesten Stelle. Die ganze Cyste hatte also die Form einer Sand- 
uhr mit einer kleineren knöchernen und einer grossen, von Weichtheilen 
umgebenen Hälfte und mit einer Einschnürung am Eingange der Knochen- 
höhle. Spuren einer festen Geschwulst sind nirgends zu fühlen. 


— 167 — 


Bei der mikroskopischen Untersuchung des entfernten Schleimes fand 
ich viele Cholestearinkrystalle, die im Glas einen dicken Bodensatz bildeten 
neben vereinzelten rothen Blutkörperchen und namentlich zahlreiche Rund- 
zellen von sehr ungleicher Grösse. Die kleinsten unter ihnen waren nach 
Form und Grösse weissen Blutkörperchen ganz ähnlich. Die meisten aber 
waren viel grösser und hatten 10-, ja bis 15mal den Durchmesser eines 
weissen Blutkörperchens, fast alle waren von einer grobgranulirten gelb- 
braunen Masse erfüllt, zwischen welcher man stellenweise rothe Blut- 
körperchen erkannte. Vereinzelt sah man helle runde Scheiben, die aus 
einer deutlichen Membran und einer hyalinen Grundmasse mit nur wenigen 


AB eh ar aa Renmei e i SZ a 
La: A b ` H £ | 





Fig. 3. Schleimcyste der Gegend des Siebbeins. 


Körnern bestanden. Vielfach traf man rundliche Schollen von grobgranu- 
lirtem braunen Detritus, die offenbar von geplatzten Rundzellen herrührten. 
Am 3. März notirte ich: Die collabirte Cyste ist auf Druck leicht 
empfindlich, die Wände derselben gesohwollen und verdickt. Die Lider 
haben ihre normale Form und Stellung wieder angenommen, und das Auge 
kann vom Pat. geöffnet werden und sieht gut. Seine Bewegungen sind 
frei, doch sitzt der rechte Bulbus mehr temporalwärts als der linke und 
ist der innere Augenwinkel noch stark verbreitet und seine Schleimhaut 
verdickt. Auch jetzt gelingt es nicht, von den Thränenpunkten aus Wasser 
in die Nase zu spritzen. — Das Allgemeinbefinden des Pat. war in den 
letzten 2 Tagen gut. Fieber ist keines vorhanden gewesen. Pat. wird 
entlassen mit der Weisung, wenn sich die Geschwulst wieder gebildet 
haben wird, zurückzukommen. | 


. — 168 — 

7. April: Pat. kommt wegen einer Keratitis des linken Auges und 
bleibt .einige Tage unter Beobachtung. An Stelle der früheren Cyste wölbt 
sich wieder eine kleine rundliche, fluctuirende Gesehwulst unter der 
runzeligen Haut vor. Pat. wird aber durch dieselbe nicht incommodirt. 
Die Augenspalte kann geöffnet werden, und das Sehen ist nicht behindert. 
Nur ist der rechte Bulbus wieder mehr nach aussen gedrängt. Der Ab- 
stand zwischen der Mitte der Nasenwurzel und der Mitte der Pupille beträgt 
rechts 41/, bis 5cm, links 3cm. Auf Wunsch des Pat. wird er entlassen 
und die geplänte Abtragüung des Sackes auf später verschoben. Leider hat 
er sich seither nicht mehr vorgestellt, und weiss ich nicht, was aus ihm 
geworden ist, so dass die Beobachtung eine unvollständige geblieben ist, 
und ich die Auskunft, die die breite Eröffnung der Cyste und die Unter- 
suchung ihres Inneren vielleicht hätte geben können, schuldig bleiben muss. 

In diesem Falle ist es nicht so leicht wie im vorigen zu entscheiden, 
woraus die Cyste entstanden ist. Nach ihrer topographischen Lage war an 
eine Meningocele zu denken; für diese ist ja die Gegend der Nasenwurzel 
eine Lieblingsstatte. Allein, abgesehen von dem Fehlen anderer Miss- 
bildungen und der normalen geistigen und körperlichen Entwickelung des 
Kranken, sprechen namentlich zwei Dinge mit Entschiedenheit gegen diese 
Auffassung: das Entstehen der Geschwulst im späteren Lebensalter und 
der Inhalt der Cyste. In einer Meningocele ware ein der Cerebrospinal- 
_ flüssigkeit ähnliches Serum zu erwarten und nicht ein dicker, offenbar von 
einer Mucosa gelieferter Schleim, wie wir ihn gefunden haben. In zweiter 
Linie kam eine von den Weichtheilen am Eingange der Orbita, z. B. von 
einem abgeschnürten Theile des Thränensackes stammende Cyste in Frage. 
Gegen dieselbe spricht die Sanduhrform der Cyste und die Tiefe, bis zu 
welcher sie in den Knochen eingedrungen ist, denn eine von den Weich- 
theilen ausgegangene Geschwulst hätte sich, dem geringen Widerstande 
folgend, mit Vorliebe nach der Haut hin entwickelt und in den Knochen 
höchstens eine seichte Delle gedrückt. Jedenfalls wäre dann die Einschnürung 
am Eingange der Knochenhöhle nicht wohl zu erklären. Nach Ausschaltung 
dieser zwei Möglichkeiten müssen wir den Ursprung der Cyste in der Ab- 
schnürung und nachherigen Ausdehnung einer der Knochenzellen, welche 
die Orbita umgeben, suchen, und die topographische Lage der Geschwulst 
weist die Siebbeinzellen als ihren Ausgangspunkt an. Nach Panas (Traite 
des maladies des yeux, tome second, p. 488) sind von den Siebbeinzellen 
ausgegangene Mucocelen bereits in sechs oder sieben Fallen beobachtet 
worden und aller Wahrscheinlichkeit nach reiht sich der unserige denselben 
an. Allerdings reicht der knöcherne Theil der Cyste weiter nach vorne, 
als dies bei den Siebbeinzellen gewöhnlich der Fall ist. Dies lässt sich 
jedoch unschwer erklären aus der Vergrösserung und allseitigen Aus- 
dehnung, welche die erkrankte Zelle, nachdem sie sich zu einer Cyste 
umgewandelt hatte, offenbar erfahren hat. Immerbin dürfen wir hier nicht 


— 169 -- 


ausser Acht lassen, dass in dem Bau und den gegenseitigen Beziehungen 
der Knochenzellen dieser Gegend mannigfaltige Varitäten vorkommen. Ein 
Beispiel davon fanden wir ja in dem soeben beschriebenen Falle von Mucocele 
der Stirnhöhle, wo ein Divertikel der Cyste wahrscheinlich eine seit jeher 
von ‘der Nase abgeschlossene und in die Stirnhöhle mündende Siebbeinzelle 
darstellte. Manchmal communiciren die beiden Stirnhöhlen und haben 
bloss einen Ausführungsgang in die eine Nasenhöhle. Nicht selten ist eine 
Stirnhöhle durch Septen in mehrere Höhlen getheilt. Es wäre denkbar, 
dass bei vorhandener Communication zwischen dem oberen Theile der beiden 
Stirnhöhlen und bei Abschluss des untersten Theiles der rechten Stirnhöhle 
von dem Reste derselben, die cystische Erweiterung dieses untersten Theiles 
einen dem unserigen ähnlichen Tumor erzeugen könnte. 


—.n nn ur nn. 


I. Ueber Blindheit und Augenkrankheiten 
in Argentinien.. 


Von Dr. Otto Wernicke, Augenarzt in Buenos Aires. 


Nach dem Census vom Jahre 1869 hatte Argentinien bei einer Ein- 
wohnerzahl von 1,743,199 Personen 20,21 Blinde auf je 10,000. Es ge- 
hörte also damals zu den am meisten von Blindheit heimgesuchten Ländern. 
Nach der von Mayr im Jahre 1837 veröffentlichten Tabelle (reproducirt in 
CoHn, Art. Blindenstatistik, in EuLENBuRG’s Real-Encyclopädie) wiesen 
nur Finnland und Westindien eine grössere Blindenzahl auf. Vom Jahre 
1869 bis zum Jahre 1895 hat keine allgemeine Volkszählung stattgefunden; 
nur in einzelnen vorgeschritteneren Provinzen haben statistische Erhebungen 
stattgefunden. Die Resultate des Census von 1895 sind noch nicht der 
Oeffentlichkeit übergeben (mit Ausnahme einiger Resultate, die uns hier 
nicht interessiren), und wird wahrscheinlich auch noch eine geraume Zeit 
verstreichen, bis dies geschieht. Doch reichen die provinzialen Zählungen 
in neuerer Zeit, verglichen mit dem nationalen Census von 1869 aus, um 
zu versichern, dass die Blindheit in unserem Lande in stetem und rapidem 
Fallen begriffen ist und in nicht zu langer Zeit unsere Blindenzahl ebenso 
niedrig sein wird, wie die der Vereinigten Staaten von Nordamerika. 
Freilich werden wir Aerzte nur wenig Verdienste bei dieser Verbesserung 
haben, da dieser günstige Umschwung grösstentheils durch die massenhafte 
Einwanderung hervorgebracht wird. Wenn auch der Mangel an Aerzten 
schon lange nicht mehr fühlbar ist, als früher; so kann sich ihr Einfluss 
— mit Ausnahme der grossen Städte — in Folge der geringen Dichtigkeit 
der Bevölkerung und der riesigen Ausdehnung des Landes doch nur sehr 
wenig geltend machen. 


— 10 — 


Das Verhältniss der Blinden (auf 10,000) war im Jahre 1869 in den 
14 Provinzen unseres Landes folgendes: 


I. U. 
Buenos Aires 12,5 Cordoba 21,3 Rioja ` 41,0 
Santa Fé 13,6 San Luis 28,7 Catamarca 32,4 
Entrerios 15,8 | Santiago 23,6 Tucuman 25,6 
Corrientes 16,1 Mendoza 19,4 Salta 37,9 
| San Juan 22,5 Jujuy 55.9 


| Wie man sieht, ist in der ersten Reihe die Blindenzahl bedeutend 
niedriger als in der zweiten. Ein Blick auf eine Karte Argentiniens sagt 
uns auch sogleich warum. Die unter I aufgeführten Provinzen liegen an 
den Ufern des Flusses Parana, der die grösste natürliche Verkehrsstrasse 
unseres Landes darstellt, während die unter II angeführten Provinzen einer 
solchen Verkehrsader entbehren und zu jener Zeit (1869) nur äusserst 
dürftige Verkehrsmittel besassen. Die Einwanderung beschränkte sich in 
Folge dessen fast ausschliesslich auf die unter I genannten Provinzen. 

Meiner Ansicht nach liegt der Grund dieser schaudererregenden Blinden- 
frequenz, wie wir sie in einigen Provinzen des Inneren finden, hauptsäch- 
lich in der schlechten Qualität des Menschenmaterials. Wenn man auch 
optimistisch 20 °;, der Blinden als unoperirte Stare betrachten wollte, 
bliebe die Zahl der Blinden in einigen Provinzen, speciell in Jujuy, immer 
noch enorm hoch. Trachum, die häufigste Ursache massenhafter Blindheit, 
existirt zwar im Lande, doch lange nicht in dem Grade, um eine solche 
Masse von Erblindungen zu erklären. Ausserdem sind gerade die am 
meisten heimgesuchten Provinzen (Rioja, Catamarca, Salta, Jujuy) Gebirgs- 
länder, in denen erfahrungsgemäss Trachom sich selten entwickelt. 

Wir müssen also nach einem anderen Grunde suchen. Werfen wir 
einen Blick auf die folgende Tabelle, die uns die Zahl (auf 10,000) der 
Verrückten, Taubstummen und Cretins in denselben acht Provinzen 
zeigt (1869): 


Provinz Taubstumine Verrückte Cretins 


Cordoba 29,7 26,9 17,7 
San Luis 50,4 46,5 32,0 
Santiago 16,6 11,5 8,0 
Mendoza 132,0 50,4 50,7 
San Juan 34,8 17,5 23,0 
Rioja 69,1 53,7 32,0 
Catamarca 35,3 16,1 30,8 
Tucuman 49,1 22,6 36,9 
Salta 8,8 51,6 12,5 


Jujuy 12.6 49,2 98,9 


— 171 — 


Aus den vorstehenden Ziffern ist ersichtlich, dass ausser der Blindheit 
auch die anderen haufigeren Gebrechen eine grosse Frequenz in denselben 
Provinzen des Inneren erreichten. Es ist natürlich die. grosse Frequenz 
aller dieser Gebrechen auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen, und 
diese Ursache kann nur die Entartung der Rasse sein, welche ja, wie die 
Zahlen der Tabelle zeigen, zweifellos und in hohem Grade existirt. 

Diese Entartung findet in der Geschichte des Landes leicht ihre Er- 
klärung. Unsere ersten Niederlassungen wurden von spanischen Abenteurern, 
ausgedienten oder kriegsuntauglichen Soldaten etc. gegründet. Die mit- 
gebrachten europäischen Frauen (von mindestens zweifelhafter Qualität) 
waren unzureichend, und wurde dem Mangel durch Indianerinnen abgeholfen. 
Wenn auch einige unserer Indianerstämme von jener Zeit aus kräftigen 
und gesunden Individuen bestanden, war dies doch nicht mit der Mehrzahl 
derselben der Fall; ausserdem ist in keinem Theile der Welt durch die 
Mischung so verschiedener Rassen ein Menschenschlag hervorgegangen, 
der höheren Ansprüchen irgendwie genügen könnte. Deshalb konnten auch 
die später importirten Schwarzen nichts zur Besserung beitragen; ihre Zahl 
ist übrigens in Argentinien nie sehr bedeutend gewesen. 

Diese Entartung konnte nur bekämpft werden durch die Zufuhr von 
gesunden Einwohnern. Nach dem Sturze der spanischen Herrschaft (1810) 
fand diese Zufuhr in grösserem Maasstabe statt, blieb aber lange Zeit auf 
die. leichter zugänglichen Provinzen beschränkt, ein Umstand, der zum 
Verständniss unserer ersten Tabelle beiträgt. Die grosse Entwicklung der 
Eisenbahnen und die starke Zunahme der Einwanderung, die seit 1869 
stattgefunden, hat neues Menschenmaterial bis in die entferntesten Ge- 
genden des Landes gebracht und muss so zweifellos die hohen Zahlen der 
Gebrechen in der Bevölkerung herabgedrückt haben. | 

So finden wir z. B. im Jahre 1858 in der Provinz Santa Fé 18,6 
Blinde auf 10,000. Die Einwohner bestanden damals aus 36,957 Ein- 
geborenen und 4304 Fremden. Im Jahre 1869 ist das Blindenverhältniss 
auf 13,6 herabgesunken bei 75,178 Eingeborenen und 13,939 Fremden. 
Im Jahre 1887 finden wir in Santa Fé 136,117 Eingeborene und 84,215 - 
Fremde. Die Zahl der Blinden auf je 10,000 Einwohner ist auf 6,9 ge- 
fallen. Im Zeitraum von nicht ganz 30 Jahren hat sich also die Blinden- 
zahl um ?/, verkleinert. 

Aehnliche Verhältnisse finden wir in der Provinz Buenos Aires. Vom 
Jahre 1869 bis zum Jahre 1881 sank die Blindenzahl von 12,5 auf 7,10 
auf 10,000. Ich füge hier nicht die genaueren Zahlen der Fremden etc. 
hinzu, da durch die im Jahre 1880 erfolgte Abtrennung der Stadt Buenos 
Aires, welche Bundeshauptstadt EE die Rechnungen etwas complizirt 
werden. 

Die Stadt Buenos Aires zeigte im Jahre 1869 10,15 Blinde auf je 
10,000 Einwohner bei einer Gesammtbevölkerung von 187,126 Personen 


— 172 — 


(50,6 °/, Eingeborene und 49,4 °/, Fremde). Im Jahre 1887 war das 
Verhältniss 5,21 bei einer Einwohnerzahl von 483,375 (47,2 °/, Eingeborene 
und 52,8 °/, Fremde). Es kamen damals auf je 10,000 Eingeborene 6,93 
blinde Argentiner. _ 

5,21 auf 10,000 ist eine sehr günstige Blindenzahl, umsomehr, wenn 
man bedenkt, dass in Buenos Aires das einzigste Asyl des Landes für 
Blinde sich befindet und dass ausserdem häufig Blinde aus dem Auslande 
importirt werden, — trotz aller Verbote, — um das lucrative Geschäft des 
Bettelns zu betreiben. 

Argentinien hat jetzt mehr als vier Millionen Einwohner gegen nicht 
ganz zwei Millionen im Jahre 1869. In allen Theilen des Landes, wo 
Zählungen stattgefunden haben, ist die Blindenzahl stark gefallen. Ich 
glaube deshalb nicht fehlzugehen in der Behauptung, dass wir nicht länger 
mit Finnland und Westindien auf einer Stufe stehen, sondern dass unsere 
Blindenzahl im Verhältniss nicht grösser ist, als die der meisten Nationen 
Europas, d. h. dass sie niedriger ist als 10 auf 10,000. 

Was die Augenkrankheiten in Argentinien anbetrifft, müssen wir in 
erster Linie das Trachom erwähnen, welches sich über die ganze Republik 
verbreitet vorfindet, ohne dass es mir möglich wäre. zu versichern, welche 
Theile des Landes davon am meisten heimgesucht werden.‘ Wenn wir 
auch mehr Fälle von Trachom zu sehen bekommen, als angenehm ist; so 
kann man doch nicht sagen, dass das Trachom in Argentinien stark wüthete. 

Jedenfalls hat gute Gelegenheit zur Importation dieser Plage nicht 
gefehlt. Als nach dem Sturze Napoleons I. so mancher Haudegen ohne 
Arbeit blieb, richteten sich viele derselben nach Südamerika, welches da- 
mals das verhasste spanische Joch abschüttelte, und wo man mit offenen 
Armen jeden Mitkämpfer aufnahm. Spanien seinerseits sandte alle Truppen, 
die nach 1816 entbehrlich wurden, nach Südamerika, um den Aufstand 
zu unterdrücken. So wird die Durchseuchung unseres Continentes nur 
wenige Jahre der Europas gefolgt sein. 

Die Syphilis richtet hier zu Lande ziemlich starke Verheerungen an, 
theilweise in Folge der schlechten Reglementation der Prostitution, theils 
wegen des indolenten Charakters eines grossen Theiles der Bevölkerung, 
der sich fast jeder methodischen Behandlung entzieht. 

Unter den 71 Blinden des Asyls, welche ich im Mai 1896 untersuchte. 
waren 13 erblindet in Folge von Atrophia nervi optici, 3 in Folge von 
Glaucoma simplex, 9 in Folge von Glaucoma acutum oder chronicum; von 
diesen 9 waren nur 83 irideetomirt; 11mal war Trauma Ursache der 
Blindheit, 3 mal Verletzung eines Auges und Ophthalmia sympathica des 
zweiten; 8 Augen waren in Folge von Staroperationen verloren; 4 mal war 
doppelseitige Blindheit vorhanden wegen Ophthalmia neonatorum und 2 mal 
wegen Blattern. 


— 173 — 


Zum Schluss sei noch die grosse Haufigkeit des Echinococcus bemerkt. 
Bei jedem Tumor, bei jeder Dampfung missen wir an Hydatiden-Cysten 
denken, und ist der Befund von Cysten im Gehirne, Lunge, Niere, Milz 
und speciell Leber hier sehr häufig. Die relativ grosse Frequenz des 
Echinococcus der Orbita ist daher nicht zu verwundern. Die bisher be- 
obachteten Falle bieten jedoch in allem den classischen Symptomencomplex 
und anatomischen Befund. 


‘Klinische Beobachtungen. 


I. Glaskörperblutung bei jugendlichen Individuen. Goefässverände- 
rungen. — II. Metastatische Ophthalmie. — III. Stirnlappen. 


Von Dr. Fischer in Dortmund. 


I. Die Figur stellt eine Vene dar ‘aus der Netzhaut eines von spontaner 
Glaskörperblutung betroffenen Auges bei einem 24jähr. sonst gesunden Manne. 

Die Stelle a ist nicht pathologisch, sondern eine Theilung des Einzelrohres 
in zwei, welche sich alsbald wieder zu einem einzigen vereinen. 


d. 





Die Stellen 55 sind dunkler geröthete Punkte im Verlaufe der sonst gleich- 
mässig roth aussehenden Vene und scheinen die weniger ausgebildeten Stadien 
dessen zu sein, was wir in ce sehen: wirkliche Ausbuchtungen des Gefässrohres, 
welche ebenfalls durch dunklere Röthung auffallen. 


a HE > 


dd sind die schon öfter beschriebenen Ausdehnungen und Schlangelungen 
der sonst go feinen, kaum sichtbaren Venen-Endigungen mit Exsudaten und 
Blutungen im Bereich der von ihnen durchflossenen Netzhautpartieen. Aelın- 
liche Fälle sind beschrieben in diesem Centralblatt 1896 im Februarhefte von 
Dr. Friedeuwald in Baltimore, im Novemberhefte von Dr. Simon in Berlin. 


II. Unter den von Axenfeld zusammengestellten 64 Fallen von eitriger 
metastatischer Embolie im Anschluss an das Puerperium ist nur ein Fall 
(Hirschberg’s) von doppelseitiger Augenerkrankung erwähnt, in welchem 
Patientin mit dem Leben davon kann. Januszkiewicz beschreibt aus 
Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt einen zweiten Fall (Centralbl. f. pr. A. 
1896. S. 207). Ich bin in der Lage, einen dritten beizubringen. 

Eine 38jährige Frau hat sechs gesunde Kinder. Sie gebiert das siebente, 
eine Todtgeburt. Die Placenta wird manuell gelöst. Beide Augen vereitern 
total. Jetzt nach einem Jahre liegen sie geschrumpft tief in den Augenhöblen. 
Patientin ist sonst absolut gesund und wieder gravida. 

Bei der ersten Consultation stellte ich die Prognose dar als pessima quoad 
visum et quoad vitam. 

Die Prognose quoad visum bestätigte sich leider; die quoad vitam, wie 
man sieht, war falsch. 


Ill. Zum Ersatz der durch Verbrennung verloren gegangenen Haut des oberen 
Lides hatte ich einen Lappen aus der Stirn genommen und den Defect der 
Stirn mit Epidermisläppchen aus dem Oberarm gedeckt. Alles heilte auch ganz 
gut bis auf eine kleine Stelle der Stirn, auf welcher dichtere Granulationen auf- 
geschossen waren. Unter und zwischen diesen entwickelte sich ein Aneurysma 
von Erbsengrösse aus dem nach der Stirn ziehenden Aste der 
Arteria temporalis, welcher bei der Plastik durchschnitten und unterbunden 
worden war. In der 6. Woche platzte Nachts das Aneurysma und brachte dem 
Patienten eine erschöpfende Blutung, welche provisorisch durch Umstechung 
der Temporalis beendet wurde. Des andern Tages wurde das Aneurysma excidırt 
nnd wegen der auch dabei auftretenden starken Blutung das umgebende Gewebe 
in Dreiecksform umstochen, jeder Faden fest geknotet, worauf die Blutung stand. 
Das Endresultat war ein sehr gutes, sowohl was den Ersatz des Lides, als 
was die Vernarbung der Stirn anbetrifft. | 


IV. Nucleare Oculomotoriuslihmung, Panas’sche Ptosis-Operation. 
Von Dr, J. Bistis in Constantinopel. 


K. A., 45 Jahre alt, trat in unsere Augenabtheilung des Krankenhauses 
Gérémia mit folgendem Stat. praes. R. Auge: vollständige Ptosis, beim Empor- 
ziehen des gelähmten Lides mit dem Finger sieht man den Bulbus in starker 
Abduction und wenig nach unten abgelenkt — Wirkung des intact gebliebenen 
Musc. abducens und Obliq. superior —, Exophthalmus geringen Grades. Die 
Binnenmuskeln, Sphincter pupillae und Musc. ciliaris sind von der Lähmung 
verschont. Das Auge ist nach der Richtung der paralytischen Muskeln ganz 
unbeweglich.. Fundus ist normal. Anderweitige Lähmungserscheinungen liessen 
sich nicht constatiren. Pat. ist etwas herabgekommen. Allgemeine Arterio- 
sclerose leichten Grades ist zu constatiren. Der Urin ist physiologisch; an Lues 
soll Pat. nicht gelitten haben, Symptome derselben liessen sich nicht nachweisen. 
- Die Lähmung ist schleichend eingetreten, zuerst sah Pat. doppelt, und nachher 
trat die Ptosis ein. Die Krankheit besteht seit 2!/, Jahren. 





— 15 — 


Aus dieser Symptomenreihe können wir auf eine Läsion centraler Natur, 
und zwar des hinteren Theiles des Oculomotoriuskernes schliessen. Wir wissen, 
dass dieser grosse Kern aus einer Anzahl von Theilkernen besteht, deren jeder 
einem der Muskeln entspricht, welche von dem dritten Nervenpaare innervirt 
werden. Die Kerne, welche für die Accommodation und die Pupille bestimmt 
sind, liegen im vordersten Theile des gesammten Kernes, und diese werden um 
so weniger von einer Störung in der Blutcirculation ergriffen, als sie das Blut 
von der Art. communicans anterior beziehen, während die weiter nach hinten 
liegenden Nervenkerne dem Gebiete der Art. communicans posterior angehören. 





Vor der Operation. 


Nehmen wir nun im Bereiche des hinteren Abschnittes des Gesammtkernes eine 
Blutung an, was wir für uuseren Fall für wahrscheinlich halten; dann haben 
wir vor uns das bei der Kranken beobachtete klinische Bild, bei welchem alle 
vom dritten Paare innervirten Muskeln gelähmt sind mit Ausnahme der für den 
Sphincter pupillae und Musc. ciliaris abgehenden Nervenfasern. 

Bei Hinaufziehen des Lides hat Pat. Doppeltsehen, die Doppelbilder stehen 
weit auseinander, das dem kranken Auge angehörende und durch die periphersten 
Theile seiner Retina gesehene Bild wird sehr undeutlich gesehen, deshalb wird 
Pat. durch das Doppeltsehei nicht gestört, weshalb beschlossen wurde, dem 
Wunsche der Kranken nachzukommen und die Ptosis zu operiren. 

Wir wendeten das Panas’sche Verfahren an, welches bekanntlich in der 
Verbindung des Lides mit dem Musc. frontalis besteht, dessen Wirkung die des 


— 116 — 


gelähmten Levator palpebrae ersetzt. Wir bildeten einen Lappen aus der Lid- 
haut, gleichzeitig machten wir eine freie Brücke an der Braue, unter welche 
der umschnittene Lappen des Lides geschoben und durch Fäden mit der oberen 
Wundlippe fixirt wurde. Es entstand beim Zusammenziehen der Fäden ein 
Ectropium, welches durch Anlegen von Suturen durch die Fascia tarso-orbitalis 
aufgehoben wurde. Beistehende Figuren zeigen den Fall vor und nach. der 
Operation. Die Lidöffnung betrug 34 Tage nach der Operation in ihrem verti- 
calen Durchmesser 6 mm, beim leichten Runzeln der Stirn erweitert sie sich 
über 9mm. Wir haben versucht, durch Tenotomie des Externus und Vorlagerung 





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Nach der Operation. 


des Internus eine Verbesserung des Strabismus divergens herbeizuführen, da 
aber die Lähmung des inneren geraden Muskels eine vollkommene war, 80 ist 
der Erfolg ein unbedeutender gewesen. 

Ks ist nun mit dem Panas’schen Verfahren ein sehr gutes Resultat enol 
worden, und wir halten dasselbe als das beste von ähnlichen Verfahren. Herrn 
Prof. Fuchs hat dasselbe die besten Resultate geliefert. 

Herr Panas hält sein Verfahren für noch wirkungsvoller bei der an- 
geborenen Ptosis der kleinen Kinder, und hat es in der Weise modificirt, dass 
er nach dem Fixiren des Lappens an der Stirn beiderseits von demselben eine 
Hautfalte ausschneidet und durch Nähte die Wundränder vereinigt. Diese 
Modification ist für das Aussehen und das Rollen der lateralen Theile des 
Lides von Bedeutung. | 


Iti 


Unser Büchertisch. 


, Neue Bücher. 


*Erkrankungen des lichtempfindenden Apparates des Auges, von 
Prof. E. W. Adamiuck. 2 Bände. Kasan 1897. (Russisch.) 

I. Bd.: Anatomo-physiologischer Theil und die Erkrankungen der Netzhaut. 
(18 Capitel, 889 Seiten mit 27 farbigen Tafeln.) — II. Bd.: Erkrankungen des 
Sehnerven und Functionsstérungen des Sehapparates. (7 Capitel, 523 Seiten 
mit 4 farbigen Tafeln.) 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Ueber die Beziehungen der Krankheiten des Kindesalters gu den 
Zahnkrankheiten, von H. Neumann. (Sammlung klinischer Vorträge, 
begründet von R. v. Volkmann. 1897. Heft Nr. 172.) 


Gestätzt auf ein grosses Material behandelt Neumann eingehend die Be- 
ziehungen, welche bestimmt charakterisirte Krankheiten des Kindesalters auf die 
Bildung und Haltbarkeit der Zähne haben. Die Untersuchung von 1275 Zähnen 
von 111 Kinderleichen ergab Werthe für die Schwankungsbreite in der Ent- 
wicklung der einzelnen Zähne, die zeigten, wie weit die Zähne während der 
Entwicklung Störungen erleiden. 

Vor dem Durchbruch entsteben zunächst die Erosionen und zwar mit der 
‚Verknöcherung der Zähne. Die Entwicklungsanomalie zeigt sich als Unebenheit 
in der Oberfläche des Zahnes, an welchem punkt-, flächen- und strichförmige Ver- 
tiefungen meist in horizontaler Richtung angeordnet sind. Die Erosionen finden 
sich in der Regel an den entsprechenden Zähnen beider Kieferhälften, und zwar 
in symmetrischer Anordnung und gleicher Höhe. Sie befallen gleichzeitig ver- 
schiedene Zalınsorten und sitzen an ihnen in wechselnder Entfernung von der 
Schneide-, bezw. Kaufläche. Anatomisch sind sie Schmelzdefecte, auch Defecte 
im Zahnbein, die durch ungleichmässige Verkalkung verursacht sind. Die Erosion 
kann schon intrauterin erworben werden, in der Regel setzt sie jedoch in der 
ersten Hälfte des ersten Lebensjahres an den bleibenden Zähnen ein. Zum Still- 
stand kommt der Process in mehr als der Hälfte der Fälle zwischen 6. und 
12. Lebensmonate, sonst meist innerhalb des 2. Jahres. 

Wie allgemein zugestanden ist, ist die Erosion der Ausdruck einer all- 
gemeinen Ernährungsstörung. Verf. leitet aus seinen Untersuchungen am Leichen- 
material und seinen klinischen Beobachtungen her, dass sie eine Begleiterschei- 
nung der Rachitis, insbesondere der Kiefer-Rachitis ist. 

Häufig zusammengeworfen wurde mit diesen Erosionen, aber scharf davon 
zu scheiden ist die hereditär syphilitische Missbildung der Zähne. 

Die „Hutchinson’schen Zähne“ sind in ihrer Krone im Ganzen, nicht 
nur an der Schneidefläche missbildet. Dies gilt für alle Schneidezähne, die 
Eck- und die ersten Backzähne. So hebt sich beim Eckzahn oft in eigenthüm- 
licher Weise eine mittlere Spitze an der Krone ab. Die unteren und die oberen 
äusseren Schneidezähne sind kleiner und schmäler, als normal. Die am meisten 
charakteristische Veränderung zeigt sich an den oberen mittleren Schneide- 
zähnen. Während der normale Schneidezahn entwicklungsgeschichtlich aus drei 
nebeneinander stehenden Primitivzähnen verschmolzen erscheint, scheint hierbei 
der mittlere Primitivzahn fortzefallen zu sein. Es zieht daher parallel der 

12 


— 1738 — 


Seitenfliiche in der Mitte der Vorderfläche eine schwach muldenfürmige Vertiefung 
vom Zahnfleisch aus bis zur Schneide, welche, auf die Schneidefläche überzehend, 
in deren Mitte eine seichte Vertiefung erzeugt. Gleichzeitig convergiren die Seiten 
des Zahnes nach der Schneide oder seine Ecken sind ungewöhnlich abgerundet. 

Auch finden sich häufig Stellungsanomalien. 

Die Neigung zur Missbildung kann sich mehr auf den distalen Theil der 
Zahnkrone concentriren, dann kann die Ausbuchtung in der Mitte der Schneide- 
fläche viel stärker ,,halbmondférmig werden. Sehr häufig findet sich zugleich 
auf der Vorderfläche eine seichte Vertiefung, die sich der Ausbuchtung unmittelbar 
anschliesst oder in einiger Entfernung davon parallel mit ihr auf der Vorder- 
fläche verläuft. Andererseits kann die Neigung zur muldenförmigen Vertiefung in 
der Zahnmitte so weit zurücktreten, dass nur noch unmittelbar an der Schneide 
` auf der Mitte der Vorderfläche ein seichtes Grübchen angelegt ist. Solche 
Grübchen sind meist nur in Verbindung mit anderen Andeutungen der Miss- 
bildung als charakteristisch verwerthbar. 

Die Ausbuchtungen an der Schneidefläche und die Grübchen nahe derselben 
verschwinden allmählich durch rascheres Abkauen, so dass die betroffenen Zähne 
dann kürzer erscheinen, als die Nachbarn. 

Die Grübchen sind zarter als die Erosionen, mit denen sie oft verwechselt 
werden, es handelt sich dabei nur um eine einzelne mediane Delle, während die 
rachitischen Näpfchen meist mehrfach nebeneinander liegen. 

Auch kommen Combinationen beider Abnormitäten gar nicht selten vor. 

‘Sehr selten ist die Missbildung an den Milchzähnen, an den bleibenden 
Zähnen entsteht sie vor der Dentinbildung SES der 24. Fötalwoche und 
dem 3. bis 5. Lebensmonate. 

Hutchinson gab an, dass er die Deformität regelmässig mit Keratitis 
parenchymatosa vergesellschaftet sah, Hirschberg fand sie nur in mehr als 
12°/, der Fälle dieser Erkrankung.! 

Als dritte Form der vor dem Durchbruch entstandenen Zahndefecte ist 
kurz erwähnt, dass in seltenen Fällen die Milchzähne mit Schmelzmangel und 
ungenügender Dentinbildung durchbrechen. Es handelt sich dabei um sehr 
elende Kinder. | 

Von den nach dem Durchbruch entstehenden Zahn-Erkrankungen beschrankt 
sich Verf. darauf, die Caries der Frontzahne zu besprechen mit Ausserachtlassung 
der gewöhnlichen höhlenförmigen Caries, wie sie meist die Backzahne befillt. 

In Betracht kommt zunächst eine Caries der Milchzahne, die von den 
Schneideflächen beginnend allmählich den ganzen Zahn zerstört. Die Caries ist 
flächenhaft, ihre proximale Begrenzung bleibt convex. Von der Mitte der 
Schneidefläche beginnt eine Abbröckelung, die zu einer stetig zunehmenden halb- 
mondförmigen Ausbuchtung führt; die äusseren Theile der Krone erhalten sich 
am längsten. 
` Die Erkrankung ergreift zunächst die unteren Schneidezähne, und zwar 
stärker die äusseren, später die oberen Schneidezähne, von diesen am stärksten 
die inneren. 

Diese Form der Caries steht häufig in Beziehung zu ererbter Syphilis. 

Eine zweite Form ist die circulare Verfarbung und Caries der Milchzahne. 

Scharf am Zahnfleisch beginnend und ohne scharfe Grenze distal sich fort- 
setzend entsteht eine bräunliche oder hellgrüne Verfärbung, der Schmelzcaries 
SE und zwar beides circular und fast immer gleichmässig an beiden Kiefer- 


! Aber öfters noch später, nach Ablauf der Bert H. 


— 19 — 


hälften. Am frühesten werden von dieser „Halscaries“ die oberen Frontzähne, 
nur selten die unteren ergriffen. 

Als Ursache ist wahrscheinlich Tuberculose anzusprechen. 

Eine dritte Form bildet ein festsitzender Zahnbelag an den bleiben, 
den Zahnen. 

Dieser Belag liegt nicht dem Zahn auf, sondern sitzt in dem Schmelzober- 
häutchen selbst, ist von brauner oder grüner Farbe. Vorwiegend werden die 
oberen Frontzähne befallen, häufig auch die Bikuspidaten und Molaren, selten 
die unteren Zähne. 

Auch hier ist Tuberculose mit Wahrscheinlichkeit als Ursache anzusehen. 

Tabellen über die Zahnentwicklung und Photograpbien der besprochenen 
Zahnabnormitäten bilden den Abschluss der Abhandlung. i Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


I, A.v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 4. 

1) Ueber die quantitativen Verhältnisse der Filtration und Secrefion 
des Kammerwassers; von Dr. E. Nesnamoff, Privatdocenten der Augen- 
heilkunde an der Universität Charkow. 

Verf. stellte seine Untersuchungen mit einem neuen, von Prof. Leber con- 
strairten Apparate an, welcher eine rasche und genaue Messung der in das 
Auge einfliessenden Flüssigkeitsmenge gestattet und so gearbeitet ist, dass die 
Druckhöhe leicht verändert und erforderlichen Falls auch der Augendruck be- ` 
stimmt werden kann. 

Bei frischen todten Augen fliesst zunächst eine beträchtliche Menge Flüssig- 
keit in die vordere Kammer, bis der Bulbus seine normale Spannung wieder- 
gewonnen hat. Ist dieser Zustand erreicht, so erfolgt der weitere Zufluss ganz 
gleichmässig und proportional der angewandten Druckhöhe. Die zufliessende 
Menge betrug bei 25mm Hg-Druck licmm, bei 50mm Hg-Druck 22, bei 
75mm Hg-Druck 33cmm in der Minute. 

Bei sonst gleichen Verhältnissen hängt die Filtrationsmenge von der Grösse 
der filtrirenden Fläche ab. Bei Augen verschiedener Grösse wächst die Fil- 
trationsmenge nicht proportional der Grösse des Irisumfanges, sondern rascher, 
weil die filtrirende Fläche im Kammerwinkel bei grösseren Augen relativ breiter 
ist, als bei kleineren Augen. 

Die bei früheren Versuchen beobachtete Abnahme der Filtration beruht 
nicht, wie man annehmen darf, auf Quellung der Gewebe, sondern auf Ver- 
stopfung der Poren durch körnige Substanzen, welche in der benutzten Flüssig- 
keit vorhanden waren. Wird die physiologische Kochsalzlösung mehrmals filtrirt, 
so bleibt die Filtrationsmenge constant. Bei wenig frischen Augen kann die 
Filtrationsmenge dadurch eine Abnahme erfahren, dass durch einen cadaverösen 
Process Pigment aus der Uvea ausgeschwemmt wird und in die benutzte Flüssig- 
keit eintritt. 

Wurde die vordere Hälfte des Bulbus mit Ausnahme der Hornhaut mit 
Collodium bestrichen, so hörte der Zufluss aus dem Apparate rasch ganz auf. 
Andrerseits hatte die Unterbindung des Opticus und der Venae vorticosae sowie 
-Collodium-Umhüllung der hinteren Bulbushälfte kaum einen Einfluss auf die 
Filtrationsmenge. Die Abführung des Kammerwassers geschieht daher aus- 
schliesslich durch die vorderen Ciliarvenen., | 


12° 


180 — 


An frischen menschlichen Leichenaugen wurden .dieselben Verhältnisse ge- 
funden. Lebende Thieraugen zeigten annähernd dasselbe Verhalten wie todte 
Augen des betreffenden Thieres. 

Das Kammerwasser wird durch Filtration aus den Gefässen des Ciliarkörpers 
abgesondert. Die Menge entspricht der Differenz zwischen intraocularem Druck 
und dem Druck in den Gefässen. Die Druckhöhen verhalten sich etwa wie 1:2. 


2) Die Tscherning’sche Accommodationstheorie, eine zusammen: 
fassende Darstellung nach den Tscherning’schen Arbeiten und 
nach eigenen Versuchen, von Dr. Arthur Crzellitzer aus Breslau, 
s. Z. Laboratoire d’ophtalmologie de la Sorbonne, Paris. 

Verf. tritt für die Tscherning’sche Accommodationstheorie ein. Die Fer- 
suche lassen sich in kurzen Worten nicht beschreiben und würden ohne Zeich- 
nungen nicht verständlich sein. Ref. muss daher auf das Original verweisen. 

Resultat: Die centralen Partien der Linse sind bei der Accommodati"n 
stärker gewölbt als die peripheren. Wird die Zonula gespannt, so tritt nicht 
Abflachung der ganzen Linse ein, sondern es erleidet nur die Peripherie eine 
Abflachung, während die Krümmung der Mitte zunimmt, die Gestalt der Linse 
nähert sich einem Hyperboloid. Daher ist es wahrscheinlich, dass bei der 
Accommodation die Zonula nicht, wie Helmholtz lehrte, entspannt wird, sondern 
im Gegentheil stärker gespannt ist und einen Zug auf die Linse ausübt. 


3) Der acute epidemische Schwellungscatarrh und sein Erreger (Be- 
cillus septatus). Eine klinische und bakteriologische Untersuchung von 
Dr. Th. Gelpke, Augenarzt in Karlsruhe. 

Verf. beobachtete in einem in der Nähe von Karlsruhe gelegenen Dorfe 
eine heftige Epidemie von typischem Schwellungscatarrh mit und ohne Follikel- 
bildung. Später erkrankten alle 12 Kinder der Kinderstation der Augen. 
abtheilung. Die Infection erfolgte durch ein Kind, bei welchem die Secretion 
schon ganz nachgelassen hatte, und welches dringend der Aufnahme bedurfte, 
weil Durchbruch eines Hornhautgeschwürs drohte. 

Vor Beginn der bakteriologischen Untersuchung untersuchte Verf. 30 Pat, 
welche mit inneren Augenleiden in die Sprechstunde kamen, 30 Bekannte — 
Aerzte, Studenten etc. — und endlich 30 Damen aus den höheren Ständen. 
Keimgehalt fand sich bei Gruppe I in 36,7°/,, bei Gruppe II in 16,7°;, der 
durch Impfung gewonnenen Culturen, die Bindehäute der 30 Damen waren 
alle steril. 

Verf. züchtete aus dem Secret des Schwellungscatarrhs einen bisher noch 
nicht beschriebenen Bacillus, den er Bacillus septatus! nennt, weil sich bei 
demselben als besonders charakteristisches Merkmal eine mittlere helle Zone, 
d.h. eine Lücke im Plasma findet. Der Bacillus ist etwa 1 u lang, 0,25—0,3 - 
breit und erscheint je nach seinem Alter und nach der Art des Nährbodens 
bald zarter und länger, bald dicker und kürzer. Er ist ausgesprochen aërob 
und gedeiht auf leicht alkalischen und feuchten Nährböden am üppigsten. 
Färbung gelingt mit gewöhnlichen Anilinfarben wie auch nach Gram. Im In- 
volutionsstadium nimmt der Bacillus durch knolliges Anschwellen beider Enden 
Hantelform oder durch Anschwellen eines Endes Keulenform an. Die Fort- 
pflanzung geschieht durch Theilung, Sporenbildung besteht nicht. 





ı Wieder ein Wort, das fiir den Kenner der Sprache unverständlich ist. Saeptatus 
(s“pt.), bei Martian. Capella (aus Maraura bi Carthago, im 5. Jahrh. n. Chr.), bedeutet 
„mit einem Giehege umgeben“. 


— 181 — 


Impfungen in die Conjunctiva erzeugen bei Kaninchen keinen Schwellungs- 
eatarrb, beim Einführen in das Hornhautgewebe entwickelt sich eine umschriebene 
Infiltration von nicht bedrohlichem Charakter. Von 7 Menschen!, welche der 
Impfung in die Bindehaut unterzogen wurden, erkrankten 4 nach 
1—2tägiger Incubationszeit an mässig heftigem, im Uebrigen aber 
ausgeprägtem Schwellungscatarrh, aus dessen Secret wiederum die eigen- 
thümlichen Bacillen gezüchtet werden konnten. Dass die 3 geimpften Individuen 
nicht erkrankten, liegt vielleicht daran, dass sie anscheinend ganz normale Binde- 
häute besassen, während die 4 reagirenden Bindehäute ausgesprochenen Catarrh 
zeigt. Vielleicht spielt auch die persönliche Disposition eine Rolle. 

Dass der Bacillus septatus eine virulente Form des sog. Xerosebacillus 
darstellt, erscheint dem Verf. sehr zweifelhaft. Höchst wahrscheinlich handelt 
es sich um einen bisher noch nicht beobachteten Bacillus, dem eine. Sonder- 
stellung zukommt. 

4) Ueber Netzhaut-Degeneration durch Eisensplitter nebst Bemer- 
kungen über Magnet-Extraction, von Dr. Eugen v. Hippel, Privat- 
docenten und I. Assistenten an der Universitäts-Augenklinik zu Heidelberg. 


Verf. giebt die Krankengeschichte und anatomische Beschreibung eines 
Falles, in welchem ein aseptischer in den Bulbus eingedrungener Eisensplitter 
auf chemischem Wege eine zur Erblindung führende Entartung der Netzhaut 
verursachte. Dieselbe war in ein kernreiches Bindegewebe umgewandelt und 
zeigte multiple mikroskopisch feine Abhebungen. Das Stützgewebe war erheb- 
lich gewuchert, die Körnerschichten schwach angedeutet. Pigmentepithel z. ‘Th. 
fel:leud, in der Netzhaut ziemlich viel Pigment. Opticus atrophisch (secundär). 

Ob diese Entartung in einer Anzalıl früher veröffentlichter Beobachtungen 
vorgelegen hat, ist mangels genauerer Angaben aus der Analyse einer grösseren 
Anzahl von Fällen nicht ersichtlich. Möglicher Weise wird ein eingekapselter 
Fremdkörper nicht zur Degeneration führen, und bei ausbleibender Einkapselung 
die Degeneration leichter eintreten, doch ist ein solcher Zusammenhang vorläufig 
mit Gewissheit nicht zu erweisen. Betont werden muss, dass nach Leber und 
v. Hippel eine derbere Bindegewebskapsel sich höchst wahrscheinlich nur dann 
bildet, wenn in Folge septischer Keime eine stärkere Entzündung um den Fremd- 
körper entstanden war. 

Hemeralopie scheint ein Frühsymptom der Netzhaut-Degeneration zu sein. 

Die Grösse des eingedrungenen Splitters hat auf das Ausbleiben oder Aui- 
treten der Degeneration keinen Einfluss. 

Ueber die Frage, ob man bei Anwesenheit eine3 Eisensplitters in einem 
reizlosen Bulbus operiren soll, lässt sich nach den bisherigen Erfahrungen eine 
Regel nicht aufstellen. 

Die Haab’'sche Methode ergänzt das Hirschberg'sche Verfahren, vermag _ 
dasselbe aber keineswegs zu verdrängen. 





5) Ueber Erythropsie, von Prof. Dr. Ernst Fuchs in Wien. 


Man hat die Erythropsie einerseits als gleichgetärbtes Nachbild des rothen 
Tazeslichts oder des violetten Schneelichts und andrerseits als complementär 
gefärbtes Nachbild des einwirkenden Tageslichits angesehen. Beide Erklärungen 
sind nicht haltbar. Die Erythropsie tritt nur nach läugerer Einwirkung blen- 
denden Lichtes auf und ist unabhängig von eiwaiger farbiger Beimischung zu 


1 Vgl. den Heidelberger Bericht, im Supplementheft fiir 1896. H. 


— 182 — 


diesem Lichte. Verf. fasst sie daher nicht als eigentliches Nachbild, sondern 
als Blendungsbild auf. Er ist geneigt, die Erythropsie als ein dioptrisches 
Phänomen, durch Sichtbarwerden des Sehpurpurs zu erklären. Diese Erklärung 
kann nur für die bei geöffneten Augen auftretende Erythropsie zutreffend sein, 
während die im dunklen Gesichtsfeld sich zeigenden Blendungsbilder auf Rei- 
zungs- und Ermüdungszustände der Netzhaut bezogen werden müssen. 

. Die zahlreichen Versuche und die eingelienden Erörterungen über die 
Momente, welche für und gegen die vom Verf. aufgestellte Theorie sprechen, 
können in einem kurzen Referate nicht wiedergegeben werden. 





6) Experimentelle Untersuchungen über die Heilungsvorgänge von 
Lederhautwunden, von Dr. Emil Krückmann, Privatdocenten und 
Assistenten zu Leipzig. (Aus der Universitäts-Augenklinik zu Leipzig.) 


Am ersten Tage beobachtet man im Wesentlichen entzündliche Vorgänge: 
Exsudation mit Auflockerung des Gewebes, Leukocyten-Infiltration uud Fibrin- 
bildung. Die entzündlichen Erscheinungen nehmen im Laufe des zweiten Tages 
ab und machen degenerativen Veränderungen Platz. Die abgestossenen Gewebs- 
bestandtheile und die fibrindsen Entziindungsproducte werden durch die Leuko- 
cyten weggeschafft. Die Wundränder glätten sich. Am dritten Tage sieht man 
nor noch in der Retina Gewebsuntergang, im Uebrigen haben junge Granulations- 
zellen Pigment und verschiedenartige Gewebstrimmer in sich aufgenommen. In 
der Retina gehen die Ganglienzellen unter, während die Müller'schen Stützfasern 
zunehmen. Die Aderhaut, und zwar besonders die Gefässschicht derselben, liefert 
zahlreiche Bildungszellen, welche der Wunde zustreben und inmitten derselben 
mit dem von der Episclera massenhaft producirten Keimgewebe zusammentreffen. 
Die Lederhaut betheiligt sich nicht an der Bildung des im Wundcanal befind- 
lichen Granulationsgewebes, doch zeigt das Scleralgewebe in der Mitte der Wunde 
Zelltheilungsfiguren. Dünnwandige neugebildete Gefässe treten auf, welche vor- 
wiegend aus der Choriocapillaris und der Episclera stammen. Im Ciliarkörper 
findet man Atrophie der Muskelfasern und Hypertrophie der bindegewebigen 
Septa. Vom Beginn der zweiten Woche an werden die Zellen des in der Wunde 
liegenden Keimgewebes spindelig. Sie lagern sich in Reihen, haben aber erst 
gegen Ende des zweiten Monats einen ausgesprochen fibrillären Charakter. Das 
neugebildete Gewebe zeichnet sich noch längere Zeit durch Kernreichthum aus. 
Die Gefässschlingen verschwinden. Das intrasclerale Gewebe hat grosse Aehn- 
- lichkeit mit dem Scleralgewebe, unterscheidet sich aber wesentlich dadurch, dass es 
keine Saftlücken besitzt. Es wird besser Ersatzgewebe als Narbengewebe genannt. 

Die Wundränder der Netzhaut bleiben stets klaffend.. Die Adventitia der 
grösseren Netzhautgefässe betheiligt sich ziemlich lebhaft an dem oben be- 
schriebenen Wucherungsprocesse, die nervösen Elemente der Netzhaut zeigen 
starken Schwund. Proliferation der Ganglienzellen, welche von einigen Autoren 
beschrieben wurden, konnte Verf. nicht beobachten. Scheer. 


ll. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1897. Februar. 
1) Ueber farbige und farblose Augengläser, von Ed. Pergens. 


2) Ueber die Wirkung des Eucains auf das Auge, von W. N. Dolganoft. 


Verf. machte Versuche über die Wirkung des salzsauren Eucains auf gesunde 
Augen. Er gebrauchte eine 1proc. Lösung und brachte 3 Tropfen derselben 


— 183 — 


in den Conjunctivalsack. Er fand, dass volle Anästhesie 1,5—2 Minuten nach 
Anwendung des Mittels eintrat und 5—13 Minuten dauerte. Zuerst wurde die 
Cornea gefühllos, dann die Conjunctiva bulbi und zuletzt die Schleimhaut der 
Lider. Das Einträufeln selbst war sehr schmerzhaft. In den meisten 
Fällen hatte das Mittel keinen Einfluss auf die Pupille, zuweilen, obwohl selten, 
erweiterte sie sich um 0,5 mm; ebenso hatte es keine Wirkung auf die Accommo- 
dation. Nach allen Beobachtungen besitzt das Eucaln keine Vorzüge vor 
dem Cocain und wird kaum jemals dieses letztere ersetzen, zumal die Einträuflung 
desselben heftige Schmerzen verursacht, was bei Cocain nicht der Fall ist. 


3) Zur Behandlung der Blennorrhoea neonatorum, von Dr. Ohlemann. 

O. empfiehlt bei Blennorrhoea neonatorum die Ausspülung des Bindebaut- 
sackes mit einer Oxycyanat-Lösung vermittelst eines eigens dazu construirten 
une 


März. 
1) Ueber Arthritis nach Conjunctivitis blennorrhoica, von L. Weiss 
und W. Klingelhöffer. 

Einem 35jähr. Heilgehülfen, welcher früher stets gesund gewesen sein will, 
nie an Tripper oder Rheumatismus gelitten hatte, gerieth, als er einem Tripper- 
kranken eine Einspritzung machte, etwas Trippersecret in das rechte Auge. Es 
trat in Folge dessen hier eine Conjunctivitis blennorrhoica auf, die nach etwa. 
3—4 Wochen unter geeigneter Behandlung vollständig geheilt war. Einige 
Tage später trat eine Schwellung des rechten Kniegelenks ein, die nach 8 Tagen 
zurückging. Ungefähr 14 Tage später erkrankte das rechte obere Sprunggelenk. 
Auch diese Erkrankung dauerte 8 Tage. In diesem Falle war eine Punction 
des Gelenkes nicht angezeigt, so dass der Gonokokkennachweis im Gelenk- 
exsudat nicht erbracht werden konnte. 


2) Ein Fall von angeborener einseitiger Abductionsfähigkeit des 
Auges, von C. S. Lechner. 

Es handelt sich um eine angeborene linksseitige Abducenslähmung bei 
einem 15jahr. Menschen; ausserdem bestand auf diesem Auge eine latente In- 
sufficienz der Convergenz bei Bewegungen desselben nach der rechten Seite hin. 
Nach der Ansicht von L. handelt es sich um eine angeborene Atrophie des 
Muskels, bei der alles Muskelgewebe durch elastische Bindegewebsfasern ersetzt 
ist. Die Insufficienz der Convergenz ist darauf zurückzuführen,  Jass der elastische 
Bindegewebsstrang schwieriger dehnbar ist, als norınales Muskelgewebe. 


3) Ein Doppelspatel für Lid-Operationen, von H. Schmidt. 
Horstmann. 





III. La clinique ophtalmologique. 1897. Nr. 1. 
1) Le plissement cornéen et sa valeur clinique, par L. de Wecker. 


Feine Streifung der Hornhaut in Folge von Faltchenbildung in der Membr. 
Descem. kommt vor: erstens nach Traumen, zweitens bei tieferen Hornhaut- 
geschwüren und drittens in Folge von Zug auf die Descem. Den ersten Fall 
sehen wir am häufigsten nach Star-Operationen, und es entsteht dann eine sog. 
Keratitis striata. Wie die Fältelung in solchen Fällen zu Stande kommt, ist 
zur Zeit noch nicht völlig klar. Nach einer vollkommen normalen Operation 


- 184 


kommt sie nicht vor. Die Faltelung ist um so bedeutungsloser, je weniger 
ausgeprägt sie auftritt, je weiter die Falten vom Hornhautcentrum entfernt 
bleiben und je geringer das Jie Fältelung begleitende Oedem ist. Auf jeden 
Fall ist die Diagnose der Fältelung nicht gleichgültig, da sie eine schlechteie 
Prognose für Jen Verlauf der Heilung ergiebt und uns zu grösserer Vorsicht 
malınt. Auch tritt durch die Fältelung eine Verbreiterung der Narbe ein, die 
sogar bis zur Verdeckung der Pupille führen kann. Schinner hat eine Abart 
der Fältelung beschrieben, wobei die verschiedenen Falten in verschiedenen 
Richtungen verlaufen, so dass ein Netz oder Felder entstehen. Sie kommt bei 
schweren Traumen mit pericornealer Scleralruptur, thermischen und chemischen 
Yerbrennunsen vor und giebt eine sehr schlechte Prognose, insofern sie tiefe 
Ernährungsstörungen verräth. Ist die Fältelung bedingt durch das Vorhanden- 
sein tiefgehender Geschwüre, so sieht man sie immer in Form feiner Streifen 
vom Geschwürsrand aus nach der Peripherie der Cornea gehen. Man findet die 
Fältelung constant, wenn das Geschwür so tief greift, dass die Descem. in Form 
der Keratocele vorgetrieben ist. Prognostisch hat die Fältelung in solchen Fällen 
grosse Bedeutung, insofern sie die drohende Perforation anzeigt wnd uns bei 
Zeiten zu Gegenmaassregeln veranlasst, die wir ohne die Erkenntniss der Fal- 
telung vielleicht versäumt hätten, da man sich ja bekanntlich bei Vorgetrieben- 
sein des Geschwürsgrundes über die Tiefendimension des Ulcus täuschen kann. — 
Die dritte Form der Fältelung ist bedingt durch Zug auf die Descem. von hinten 
her und kommt vor bei Netzhautabläsung. Man darf diese Falten der Descem. 
nicht verwechseln mit denen der Epithelschicht, wie sie entstehen in Folge von 
Druckverbänden und wieder vergehen, sobald die Druckwirkung aufhört. Die 
wirkliche tiefsitzende Fältelung ergreift nur die centralen Theile der Hornhaut 
in Form von Streifen, die die Form eines Y oder W haben. Diese Falten- 
bildung entsteht einige Wochen nach dem Auftreten der Netzhautablösung, be- 
sonders bei starker Hypotonie. Es handelt sich dabei um ein prognostisch 
schlimmes Symptom, insofern es eine progressive active Retraction des Glas- 
körpers zur Voraussetzung lat, gegen die unsere Therapie machtlos ist. 


2) Nature et traitement du goitre exophtalmique, par le Dr. Ch. Abadie. 


3) Trois cas d’intoxication par la scopolamine, par le Dr. Pansier 
(d'Avignon). 


Es folgen Sitzungsberichte. und Referate. Ancke. 


IV. Orvosi Hetilap „Szemeszet“. 1596. Nr. 4. 


10) A glaucoma gyogyitata Pilocarpin csepperrel, von Prof. Vilmus 
Schulek. (Die Heilung des Glaucoms durch Pilocarpin-Tropfen.) Fort- 
setzung und Schluss in „Szemeszet“ Nr. 5 u. 6. 

Auf Grund von 9 durch Jahre hindurch genau beobachteten und ausführ- 
lich mitzetheilten Fällen von primären Glaucom in denen sich dag Pilocarpin 
gut bewährte, sucht Prof. Sch. neue Beweise für die durch H. Cohn gesteliten 
Indicationen. Verf. giebt zwar aus praktischen Rücksichten die Berechtigung 
der Ansichten Prof. Schweigger’s zu, doch hält er im Allgemeinen dafür, 
dass man das Glaucom im Anfangsstadium durch Miotica unterdrücken und 
die Iridectomie — welche an und :ür sich ein eingreifendes und die Sehkratt 


-— 185 - 


herabsetzendes Verfahren ist — verschieben, ja sogar in einzelnen Fällen weg- 
lassen könne. In zweien seiner Fälle wurde sogar das Glaucom durch Pilo- 
carpin vollkommen geheilt, so dass durch 4 resp. 9 Jahre gar kein Mioticum 
gebraucht werden musste. Prof. Sch. behauptet, dass jedes Glaucom praeventiv 
geheilt werden soll; die Iridectomie ist nur dann an ihrem Platz, wenn die 
Miotica in Stiche lassen. Es ist aber. bei einem Verschieben der Iridectomie 
stetige ärztliche Aufsicht nöthig. Es bleibt daher die Iridectomie in über- 
wiegender Zahl der Fälle in ihrem vollem Rechte. Verf. hält für bewiesen, 
dass durch den Gebrauch von Mioticis sich der Zeitpunkt der Iridectomie nach 
Gutdünken bestimmen lasse, um sonach günstigere Bedingungen für die Operation 
zu erlangen. Das Pilocarpin kann die Diasposition des Glaucoms schwächen, 
sogar in einzelnen Fällen vollkommen beheben. 


11) A gennyes iridochorioiditis meggyogyuläsa, von Dr. Jözsef v. Imre. 

(Heilung der eitrigen Iridochorioiditis.) 

Verf. legt auf Grund einiger in der Literatur bekannten Fälle und eines 
selbst beobachteten Falles von geheilter Iridochorioiditis suppurativa dar, dass 
man diese — trotzdem sie das Bild eines solchen Processes gaben, nicht als 
wahre eitrige Entzündungen betrachten könne. J. empfiehlt eine Unterscheidung 
auch in der Benennung und zwar Panophtalmitis sicca! und suppuratio Bulbi. 


12) A budapesti egyctemi szemklinikän vegzett legutölto 300 Graefe- 
extractio eredménge, von Dr. Fridolin v. Blaskovics. (Ergebniss 
der letzten 300, auf der Universitäts-Augenklinik zu Budapest vullführten 
Graefe’schen Extractionen.) 


B. berichtet über 300 Graefe-Extractionen uncomplicirter Stare: Glas- 
körpervorfall war in 5°/,, Wundsprengung in 9,6°/,, leichte Iritis in 2°/,, viel 
Starreste in 2°/, der Fälle. Iridochorividitis suppur. und eitrige Keratitis kamen 
nicht vor. Erfolg: .C.e=1—'/,,):86°/, I. Cl. (v = "0:09:14 lo 
Verlust = 0. 

13) Az ifjuság szemeinek védelméröl, von Dr. Pal Héla. (Ueber den 

Schutz der Augen der Jugend.) 


Vortrag in der Section für Schulhygiene des II. allgemeinen Landescon- 
gresses für Lehrwesen zu Budapest. B. stellte folgenden Antrag: Die Augen 
der Schulkinder sind auf Refraction und Sehscharfe zu prifen: 1. Zu Beginn, 
2. Zu Ende des Schuljahres; 3. Nach Beendigung der Elementar- und Bürger- 
schulen werden die Eltern von dem Selıvermögen ihrer Kinder verständist, und 
jene. Berufsarten vorgeschlagen, die sie mit Rücksicht auf ihr Sehvermögeu 
wählen können, 4. Die Untersuchungen werden durch einen Augenarzt vollführt. 


Nr. 5 u. 6. 
14) A tropacocain erteke a szemorvosi gyakorlatban, von Dr. Fridolin 
v.Blaskovics. (Der Werth des Tropacvcains in der augenärztlichen Praxis.) 


Vergleichende Versuche zwischen Cocain und Tropacocain ergaben, dass 
bei beiden der reflectorische Lidschlag ausbleibt, !/, Minute nach dem Einträufein 
eines Tropfens einer 5 proc. Lösung. Nach 1'/, Minuten vollkommene Anästhesie 





! Panophthalmia sieca (spec fica) nach Hirschberg bedeutet etwas ganz anılres; 
der Name ist besetzt. (Vyl. Wörterbuch d. Augenheilk. 8. 75.) 


—- 186 


der Cornea und Conjunctiva bei beiden Mitteln, deren Dauer bei Cocain 7 ?.., 
bei Tropacocain 2!/, Minuten war. Der reflectorische Lidschlag kehrte bei 
dem ersten in 15, bei letzterem in 12 Minuten zurück. Verf. fand bei Tropa- 
cocain keine anästhetische Wirkung auf die Iris bei Operationen. Dass durch 
das Tropacocain die Pupille nur wenig erweitert wird, kann kaum als Vortheil 
ausgeführt werden. Nicht zu leugnen ist der Nutzen, dass das Trupacocain 
antiseptisch ist, und keiner Trübung unterliegt. Tropacocain kann nur als 
Ersatzmittel für das Cocain betrachtet werden. 


15) Sympathids gyuladás ritka esete, von Dr. Ernő Schwarcz. (Seltener 

Fall von sympathischer Ophthalmie.) Klinische Mittheilung. 

Sch. berichtet über einen Fall, bei dem Cicatrix sclerae, Aniridie und Aphakie 
nach einem schweren Trauma am rechten Auge, und sympathische Ophthalmie 
am linken Auge zu finden war. Das linke Auge ging völlig zu Grunde, 
und musste wegen Schmerzen enucleirt werden, während der Erreger der sym- 
pathischen Ophthalmie mit einem v = °/,, (mit + 10,0 D) davonkam. 


16) Cataracta traumatica partialis egyesete, von Dr. Vilmos Leitner. 
(Ein Fall von Cataracta traumatica partialis.) Klinische Mittheilung. 
L. berichtet über einen Fall von partieller Cataracta nach einer Schuss- 
verletzung, welche durch 3 Jahre keine Fortschritte machte; sogar die Seh- 
schärfe von °/,, auf annähernd °/, sich besserte. 


Vermischtes. 


1) XII Congrés International de Médecine. Comité exécutif. 
Moscou du 19 au 26 aoùt 1897. 


Prof. v. Hippel hat seinen angekündigten Vortrag zurückgezogen. 

Es sind inzwischen folgende Vorträge eingelaufen: 42. Dr. Schanz (Dresden): 
„Ueber angeborene Colobome der Lider“. 43. Prof. Dianoux (Nantes): „L'iri- 
dectomie péripherique partielle pour le traitement du glaucome chronique“. 
44. Prof. Baudry (Lille): Démonstration d'un procédé facile et certain de pro- 
voquer la diplopie monoculaire & l’aide du prisme simple. — Son application 
a la recherche de la simulation de l'amaurose unilatérale. 45. Dr. Lavagna 
(Monaco): „Sur l'emploi du Bromhydrate d’arecoline comme miotique et comme 
antiglaucomateux“. 46. Derselbe: „Sur le massage vibratoire dans les paralysies 
péripheriques des muscles oculomoteurs’. 47. Dr. Darier (Paris): „De la 
thérapeutique oculaire locale par les injections sousconjonctivales“. 48. Derselbe: 
„Traitement chirurgical du trachome“. 49. Dr. Santos Fernandez (Havanna): 
„Diagnostic differentiel des troubles produits par le paludisme et la quinine“. 
50. Dr. Hinshelwood (Glasgow): Thème réservé. 51. Dr. Vignes (Paris): 
„De la valeur comparative des divers traitements proposés contre l'asthenopie 
musculaire“, 52. Derselbe: „De l'emploi de l'iode dans les affections du tractus 
uveal“. 53. Prof. Fuchs (Wien): ,,Concremente in der Bindehaut“ 54. Dr. 
Germann (St. Pétersbourg): ,,Zur Symptomatologie, Prognose und Therapie von 
Augenerkrankungen, veranlasst durch Empyeme der Nebenhöhlen der Nase“. 
55. Dr. Gagarin (St. Petersbourg): „Resultate operativer Behandlung höchst- 
gradiger Kurzsichtigkeit“. 56. Prof. Angelucci (Palerme): „Ueber subcon- 
Junctivale Injectionen“. 57. Derselbe: „Zur Behandlung des Trachoms“. 58. Dr. 
Dolganoff (St. Pétersbourg): „De la cécité incurable en Russie“. 59. Dr. Peters 
(Bonn): „Zur pathologischen Histologie der Conjunctiva, speciell des Trachoms“. 


- 187 — 


60. Dr. Blessig (St. Pétersbourg): Demonstration 1. von in Gelatine einge- 
schlossenen Augenpräparaten und 2. von aus dem Auge entfernten Fremd- 
körpern. 61. Dr. Sneguireff (Moscou): „Ueber die therapeutische Bedeutung 
der Vibrationsmassage bei verschiedenen Augenerkrankungen“. 62. Dr. Ku- 
dravzew (Cherson): „Hemeralopia epidemica unter angekommenen landwirth- 
schaftlichen Arbeitern“, 63. Prof. Deyl (Prag): „Ueber eine neue Erklärung 
der Stauungspapille“. 64. Derselbe: „Anatomische Erklärung des sogenannten 
maculären Colobomes“. 65. Dr. Casey Wood (Chicago): „Experiments to 
determine the comparative cyclopegic value of Homatropin plus Cocain discs 
and solutions of Scopolamin, Atropin and Duboisin“. 66. Dr. Gaudenzi (Turin): 
„Sur la perception binoculaire du relief“. 67. Dr. Guibert (La Roche-sur-Son): 
„Hydrophtalmie congénitale héréditaire“. 68. Dr. Matcovic (Zagrab): „Ueber 
die Operationen bei Trichiasis und Entropium“. 69. Derselbe: ,,Contagion et 
therapie du trachome“. 70. Dr. Chavex (Méxique): ,,Valeur thérapeutique 
des injections sous-conjonctivales dans le trachome“. 


2) March 24, 1897. 
Dear Sir! 


I have read with much interest the description of the Neues Verfahren 
zur Transplantation des Cilienbodens by Dr. Machek in your February number, 
and I cannot make out that the operation there described differs in any essentiel 
from that which was described by Dianoux in the Annales d’Oculistique in 
September’ 1882, an account of which has been published by myself in the 
Ophthalmic Review in 1883. The operation is no doubt avery good one 
of its kind, but I have found that the hairs do after a time very frequently cause 
considerable irritation of the cornea, and it is my experience that a small 
fistulous opening always remains where the skin flap passes under the ciliary 
flap at its two extremities. The submerged epithelium of the skin here produces 
a collection of cellular debris which also irritates the eyeball. 

For the last 12 years I have abandoned the above operation, and have always 
transplanted flaps of buccal mucous membrane. The operation I perform has 
been d@scribed in the Ophthalmic Review in 1885, and also in the Klinische 
Monatsblätter für Augenheilkunde in 1894. 

I remain 
yours faithfully 
Wm. B. Story. 


Zusatz des Herausgebers. Brücken-Lappen bei Lidoperationen haben 
schon angewendet Hock (Centralbl. f. pr. A. 1879, S.69) und Businelli 
(ebendaselbst 1880, S. 121). Gayet’s Verfahren, von Dianoux beschrieben, 
ist im Centralbl. f. pr. Augenh. 1882, S. 433, referirt. 


3) In den im Februar 1897 erschienenen Nummern der in Krakau redi- 
girten Wochenschrift „Przeglad lekarski“ beschreibt Herr Dr. Machek, Primar- 
arzt in Lemberg, ein „neues Verfahren zur Transplantation des Cilienbodens“, 
welches von ihm auch im Februar-Heft Ihres hochgeschätzten „Centralblattes“ 
ausführlich mitgetbeilt wird. 

Eine auf ganz gleichen Grundsätzen beruhende Methode habe ich in 
den letzten Jahren einige Male mit recht gutem Erfolge ausgeführt. Die 
Kenntniss dieses von mir geübten Verfabrens gewann ich aus dem allgemein 
bekannten Lehrbuche der Augenheilkunde von Prof. H. Schmidt-Rimpler, 
6. Auflage, 1894. — Auf S. 613 ist dort Folgendes zu lesen: „Noch in anderer 
Weise ist die Verschiebung der schiefstehenden Cilien versucht worden, indem 


133 — 


man nach Ausfihrung des Intermarginalschnittes, etwa 3mm vom Lidrande 
entfernt, einen diesem parallel laufenden Schnitt durch die Haut legte. Ober- 
halb dieses Schnittes (oberes Lid), etwa 2—3 mm entfernt, wird ein zweiter, 
ihm parallel laufender Schnitt in gleicher Weise geführt, der nasal- und tem- 
poralwarts ihn etwas überragt. Der so entstandene bandförmige Hautlappen 
wird von seiner Unterlage gelöst und unter die Cilien tragende Brücke in den 
intermarginalen Raum gezogen und dort mit Nähten befestigt; letzteres geschielt 
darauf auch mit dem nach oben gerückten, die Cilien tragenden Lappen (Watsen, 
Gayet u. A.). Ich halte es für vortheilhafter um ein Absterben zu vermeiden, 
den bandförmigen Hautlappen über die nach oben gezogene Cilien tragende 
Brücke in den Intermarginalraum zu schieben und dort nöthigenfalls mit einer 
durch den Tarsus gelegten Naht, welche ihn schlingenartig umfasst, festzuhalten. 
Hiermit habe ich sehr gute Resultate erzielt; die Stellen, an denen innen und 
aussen die Hautbrücke über dem naclı oben gerückten Cilienboden liegt, ver- 
dünnt sich sehr bald.“ 

Das Wesentliche der von Herrn Dr. Machek angegebenen Operation ist 
demnach die Vertauschung der Lappen; dieses Princip ist aber, wie man aus 
obigem Citate ersehen kann, schon von Schmidt-Rimpler u. A. aufgestellt 
und festgehalten worden. Die von Herrn Dr. Machek vorgeschlagene Ab- 
änderung besteht darin, dass er den dritten Schnitt mit dem zweiten vereinigt, 
wie es v. Arlt vor mehreren Decennien bei seiner Modification des Verfahrens vun 
Jaesche that, ferner dass Herr Dr. Machek den Hautlappen nicht unterminirt. 

Unter den dargelegten Umständen kann daher nur von einer Modification 
eines bereits bekannten Verfahrens gesprochen werden, was ich gern zugeben will. 


Dr. Theodor Baltaban, Augenarzt in Lemberg. 


4) In den „Comptes rendus hebdomad. des séances de l'académie des sciences 
à Paris“ (tome CXXIII, Nv. 26) veröffentlicht Ranvier eine vorläufige Mit- 
theilung unter dem Titel: „Une théorie nouvelle sur la cicatrisation et le role 
de l'épithéliome antérieur de la cornée dans la guérison des plaies de cete 
membrane“. Da ich mich friher sehr eingehend mit diesem Gegenstand be- 
schiftigt habe, so war ich sehr gespannt darauf, eine neue Theorie über das 
Verhalten des Hornhaut-Epithels bei der Regeneration kennen zu lernen, ınnsste 
aber zu meiner Verwunderung erfahren, dass diese Theorie von Ranvier einen 
Anspruch auf Neuheit aus dem Grunde nicht erheben darf, weil darin dieselben 
Ansichten ausgesprochen werden, die ich bereits im Jahre 1885 in meiner 
Dissertation (Bonn, Georgi) niedergelegt habe. 

Diese unter der Leitung meines verehrten Lehrers Nussbaum entstandene 
Arbeit fiel in eine Zeit, wo man eifrig damit beschäftigt war, die indirecte 
Kerntheilung ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach aufzuklären; und man 
war damals geneigt, anzunehmen, dass auch bei der Regeneration lediglich die 
Mitose, d. h. eine Zellvermehrung, wirksam sei. Durch meine Versuche an der 
Cornea des Frosches konnte ich jedoch die schon vorher von Nussbaum ge- 
äusserte Vermuthung bestätigen, dass hierbei noch andere Factoren in Betracht 
kämen, und ich konnte den Nachweis liefern, dass ein Defect im Corneal- 
epithel in der Weise gedeckt wird, dass vor der Zellneubildung durch indirecte 
Theilung eine active Wanderung der präexistirenden Epithelien in den Defect 
hinein stattfindet. Erst nach dem Aufhören dieser activen Bewegungsvorränre 
und nach der mehr oder weniger vollständigen provisorischen Deckung des 
Defectes treten dann die Erscheinungen der indirecten Kerntheilung behufs 
Wiederersatz der verloren gegangenen Elemente auf. Ganz ähnliche Vorgänge 


2.189; => 


konnte ich! später bei der Regeneration des Ends»thels der Descemet'schen 
Membran feststellen. 

Diese Ergebnisse sind, wie das von einer Dissertation nicht anders zu 
erwarten war, einem grösseren Leserkreise nicht bekannt geworden, und so 
sind sie auch Ranvier augenscheinlich entgangen. Wenigstens findet sich in 
der genannten Mittheilung nicht der geringste Hinweis auf meine Arbeit, die, 
wie auf den ersten Blick einleuchtet, alle wesentlichen Punkte enthält, die 
Ranvier veranlassten, eine „neue Theorie‘ aufzustellen. Indem ich mich mit 
diesem kurzen Hinweis begnüge, kann ich nur meiner Freude darüber Ausdruck 
verleihen, dass ein so bewährter Forscher, wie Ranvier, die Ergebnisse meiner 
Arbeit auf's Neue bestätigt. Die Rolle, welche die indirecte Kerntheilung bei 
der Regeneration des Hornhautepithels spielt, wird von ihm in der gleichen 
Weise aufgefasst, im Gegensatz zu Ribbert,? der die Bekleidung des Defect- 
erundes mit Epithel Hand in Hand gehen lässt mit den karyokinetischen Pro- 
cessen der umgebenden Epithelien, und die von mir gefundenen Thatsachen, 
die er im Uebrigen vollkommen bestätigt, nur für kleinere Defecte gelten lässt. 
Ranvier verleiht somit eine neue Stütze meinen Anschauungen, die darin 
gipfeln, dass bei der Regeneration des Epithels der Cornea zunächst die prä- 
existirenden Elemente die provisorische Deckung des Defectes zu decken bestrebt 
sind, während der Ersatz der verloren gegangenen Elemente durch Zellneubildung 
auf dem Wege der indirecten Kerntheilung erst später erfolgt, und es erscheint 
vollkommen einleuchtend, dass bei grösseren Defecten die active Wanderung der 
Epithelzellen die Regeneration nur in soweit besorgen kann, als ihr Zusammen- 
hang mit den restirenden Epithelien nicht verloren geht. Erst wenn die Zellen 
aufgehört haben, sich zu bewegen, fangen sie an, sich wieder zu vermehren 
und diese Bewegung scheint aufzuhören, wenn ein kleiner Defect gänzlich oder 
ein grösserer so weit gedeckt ist, als es die Anzahl der verfügbaren restirenden 


Elemente erlaubt. Dr. Albert Peters, 
Privatdocent der Augenheilkunde in Bonn. 


5) Einige statistische Bemerkungen über 2641 Fälle von Trachom. 


Das Folgende ist der Auszug eines Berichtes, welchen ich von den Augen- 
kranken an der akademischen Augenklinik zu Okayama im Jahre 1895 (Gankwa 
Dsassi — eine japanische Zeitschrift für Augenheilkunde — Bd. II. p. 102—118) 
gegeben habe. Damals habe ich in einem Zeitraume von 4 Jahren, 1891 —94, 
2641 Fälle von Trachom auf 10,357 Augenkranken beobachtet. 

Wenn ich nun diese Fälle von Trachom in Rücksicht auf Alter und 
Geschlecht und in Bezug auf die Complication (Pannus corneae) vertheile, so 
erhalte ich folgende zwei Tabellen: 





























Tabelle I. 
Alter „412,3139 Zä S 
E A2, AG 
anni | 46 TT 76 221 187 233 138 16 35 1529 
Weiblich | 62° 82'137 188 100 > 20 "1112 
Summa 109.159 213.404 287 328 55.2641 


! Archiv f. mikroskopische Anatomie, Bd. 33. 
2? Vgl. die Sitzungsberichte der niederrhein. Gesellschaft fiir Natur- und Heilkund- 
1889 und die Arbeit seines Schülers Somya (Inaug.-Diss. Bonn 1589). 


— 190 —- 
Tabelle II. 


Alter: 0—10 | 11—20 | 21—30 | 31—40 | 41—50 (51—60 | 61—70 71—80 | 81—90 


Fälle von | | | | | l | 
Conj tr. | 267 617 ' 615 i 462 314 189 108 13 1 


Fälle von | | | | 
Pann. tr. | 15 99 | 152 147 184 82 36 | 4 1 


Pann. zu C. |15,6 Jy) 16% 24,7% 31,8% | 42,7%, 43,4%, | 33,8% | 80,8 °% 100°, 









Ich erlaube mir einige statistische Bemerkungen den Tabellen zuzufügen. 
1. 25,5°/, der gesammten Augenkranken leidet an Trachom. 


2. Das Trachom kommt in jedem Lebensalter vor. Am häufigsten scheint 
es beobachtet zu werden bei den Personen vom 15. an bis zum 30. Jahre, 
dagegen am seltensten bei den Kindern unter 2 Jahren. Ich habe 108 Fälle 
von Trachom bei den Kindern unter 5 Jahren beobachtet, worunter nur 18 Fälle 
noch nicht 2 Jahre alt gewesen sind. 


3. Im Allgemeinen leiden die männlichen Personen (58°/,) etwas öfter, 
als die weiblichen (42°/,). Aber, genauer nach dem Alter betrachtet, sind die 
Mädchen unter 15 Jahren reicher an Fällen von Trachom, als die Knaben 
desselben Alters. Ueber das 15. Jahr hinauf bis zum 50. Jahre sind die männ- 
lichen Trachomkranken zahlreicher, als die weiblichen. Nach dem 50. Jahre 
scheint dieses Verhältniss ziemlich labil zu sein. 


Diesen Unterschied zwischen drei Lebensaltern versteht man nicht schwer, 
= wenn man in Betracht zieht, was die Hauptrolle dabei im ätiologischen Momente 
spielen mag. Man findet nämlich bei den Knaben und Mädchen fast gleiche 
Lebensweise, aber eine merkliche Verschiedenheit in Körperstärke Die Mädchen 
sind ja von schwächerer Anlage, als die Knaben. So sehen wir im jüngeren 
Lebensalter die Mädchen öfter an ‘Trachom leiden, als die Knaben. Dagegen 
im reiferen Lebensalter sind die Männer, welche sich viel öfter, als die Frauen, 
den äusserlichen Schädlichkeiten aussetzen, was die Ueberzahl der männlichen 
Trachomkranken hervorbringen muss. Endlich im hohen Lebensalter finden wir 
keinen wesentlichen ätiologischen Unterschied zwischen den männlichen und 
weiblichen Personen in Bezug auf Lebensweise und Körperstärke mehr, so dass 
wir die Mehrzahl bald bei diesen, bald bei jenen antreffen. 

4. 25,4°/, der gesammten Fälle von Trachom leidet an Pannus trachomat. 

5. Die Zahl der Fälle von pannöser Complication nimmt mit 
dem Alter stetig zu, bis man eine plötzliche Abnahme nach dem 60. Lebens- 
jahre wahrnimmt. Nach dem 70. Jahre ist die Zahl der Fälle von Trachom 
überbaupt so gering, dass ich mich gezwungen fühle, die Sache mit Still- 
schweigen zu übergehen. 

Das rapide Abnehmen nach dem 60. Jahre scheint eine Ausnahme von der 
Regel zu sein. Diesen Umstand möchte ich aber einerseits dadurch erklären, 
dass die Zahl derjenigen Fälle von veraltetem Trachom, welche endlich ihre 
Augenkrankheit als eine unheilbare erkannt haben und daher nicht mehr zum 
Arzte gehen wollten, oder welche an irgend einer Krankheit gestorben sind, in 
dieser Lebensperiode schon sehr zugenommen hat, und andererseits dadurch, 
dass die hochbejahrten Leute sich öfter wegen des frischen Trachoms Kaths 
beim Augenarzte erholen, als wegen des veralteten. 

Die pannöse Hornhautaffection ist eine Complication des Trachoms, welche 
sehr spät aufzutreten pflegt. Ich für meinen Theil babe noch nie gesehen, dass 


— 191 --- 


die Hornhaut wegen der ganz frischen Conjunctivitis trachomatosa an Pannus 
trachomatosus litte. Zu dieser Complication kommt das Trachom erst nach 
3 bis 4 bis 5 Jahren oder noch mehr. So möchte ich auch aussprechen, dass 
die Leute nicht hauptsächlich deshalb, je älter sie sind, desto öfter an Pannus 
trachomatosus litten, weil die Hornhaut der älteren Leute an Resistenz abge- 
nommen hätte, sondern vielmehr deshalb, weil die älteren Leute eben die länger 
an Trachom leidenden wären. 

6. Kinder unter 5 Jahren leiden an Pannus trachomatosus so gut wie nie. 
Auf meinen 108 Fällen von Trachom unter 5 Jahren habe ich diese Com- 
plication nur ein einziges Mal beobachtet. 


Dr. Y. Onisi, Augenarzt in Tokio (Japan). 


Bibliographie. 


1) Kritische Bemerkungen über die Anatomie des Chiasma 
opticum, von Prof. P. Grützner. (Deutsche med. W. 1897. Nr.1 u.2.) Verf. 
wendet sich gegen Kölliker’s Mittheilung auf dem letzten Anatomen-Congresse, 
dass auf Grund neuer anatomischer Untersuchungen eine vollständige Kreuzung 
der Sehnerven beim Menschen angenommen werden müsse. Verf. gewann die 
Ueberzeugung, dass die üblichen anatomischen Untersuchungsmethoden nicht zur 
Lösung der Frage benutzt werden können, da dieselben weder gekreuzte noch 
ungekreuzte Fasern unmittelbar zur Anschauung bringen, sondern die einen wie 
die anderen nur mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit erschliessen lassen. 
Demgegenüber gewinnt der Weg des Experiments an Bedeutung. Wenn Michel 
und Kölliker behaupten, dass der gleichseitige Tractus eines erkrankten Opticus 
keine entarteten Fasern aufweise, so lässt sich entgegnen, dass unter der Fülle 
schwarz gefärbter Fasern sich die entarteten dem Blick entziehen könuen. Auch 
stehen dem zahlreiche Angaben entgegen, dass die Entartung eines Opticus sich 
in der Regel in beide Tractus fortsetzt. Nach Grützner spricht die anatomische 
Untersuchung eher für als gegen die Halbkreuzung, und ebenso sprechen alle 
physiologischen und pathologischen Erfahrungen am ungezwungensten für dieselbe. 

Spiro. 

2) Die Sehnervenkreuzung beim Menschen, von Dr. St. Bern- 
heimer, Privatdocent in Wien. Gegenüber Kölliker, der erklärt, dass man 
an den Schnitten der unteren, ventralen Hälfte des Chiasma den Gesammtein- 
druck einer vollständigen bogenförmigen Kreuzung der mit Mark verselienen 
Fasertheile erhält, erklärt Verf, dass man an lückenlosen Serienschnitten der 
oberen dorsalen Chiasmahälfte deutlich ungekreuzte Fasertheile sehen kann. Im 
Anschluss daran veröffentlicht Verf. einen neuen Fall von rechtsseitiger Seh- 
nervenatrophio, bei welchem in allen Schnitten der oberen dorsalen Chiasma- 
hälfte der rechte gleichseitige Tractus vollkommen und theilweise atrophische 
Fasern in seiner ganzen Länge in überwiegend grosser Menge zeigte. Spiro. 


Lë 


3) Ueber Eucain B in der praktischen Augenheilkunde, von 
Dr. P. Silex, Privatdocenten. (Deutsche med. Wochenschr. 1897. Nr. 6.) Das 
Eucain B (salzsaures Salz des Benzoylvinyldiacetonalkamins) leistet im Gegensatz 
zum Eucain A in der Anästhesirung der Cornea das Gleiche, wie das Cocain. 
Es beeinflusst den Müller’'schen Muskel und die Pupillenweite nicht. Die Ge- 
fässe fand Verf. entweder unverändert, oder erweitert; Hypotonie beobachtete 
er nicht. | Spiro. 


— 192 -- 


4) Aus der wissenschaftlichen Vereinigung Posener Aerzte. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1897. Nr. 12.) Herr Pinkus stellt einen Fa!! 
vun Durchblutung der Hornhaut vor. Pat. erlitt durch Schlag mit einem 
Bierseidel eine Quetschung des linken Auges ohne Berstung der festen Augen- 
hüllen. Es entstand blutige Suflusion der Conjunctiva und Bluterguss in die 
vordere Kammer. Drei Tage nach der Verletzung färbte sich die sonst intacte 
Hornhaut gleichmässig dunkelroth. Später wurde die Verfärbung grünlich und 
es begann zunächst am Rande, später in der Mitte Aufhellung, so dass jetzt 
noch eine ringförmige Zone übrig ist. Der Fall schliesst sich den seltenen 
Fällen von Durchblutung der Cornea an, die Hirschberg kürzlich zusammen- 
stellte. Schlechtes Sehvermögen und mangelhafte Projection weisen auf Ver- 
änderungen in der Tiefe des Auges hin. Doch ist auf Grund der Erfahrunz 
Besserung möglich. Spiro. 


5) Hereditäre Augen-Lues in zweiter Generation, von Strze- 
minski (Wilna). (Aus Gazeta lek. 1896. Nr.49 ref. in der Therap. Wochenschr. 
1897. Nr. 1.) Der 12jähr. Sohn und die 9jähr. Tochter eines Mannes, der im 
16. Lebensjahr Keratit. diff. e lue congen. überstanden hatte und dessen Fran 
gesund ist, erkrankten an Keratitis diffusa bezw. Hyalitis, die als typisch hereditär 
luetisch erschienen und durch Hg beseitigt wurden. Da der Vater hereditär 
luetisch war und Lues nicht acquirirte, die Mutter aber gesund war, so glaubt 
Verf. diese Fälle als hereditäre Augenlues in zweiter Generation ansehen zu 
dürfen. Ancke. 


6) Ueber die Function der Netzhautstäbchen, von J. v. Kries. 
(Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinn. IX. 2. S. 81.) Auf Grund einer Reite 
physiologischer Thatsachen stellt Verfasser die Ansicht auf, dass die Netz- 
hautstäbchen einen farbenblinden, aber hochgradig adaptionsfähigen 
Endapparat darstellen, der vorwiegend durch mittel- und kurzwelliges 
Licht erregbar ist, so zwar, dass im prismatischen Spektrum das Wirkungs- 
maximum im Grün liegt, während das rothe Ende nahezu oder ganz unwirksam 
ist. Der Zapfenapparat stellt einen farbentüchtigen Apparat dar, der 
bezüglich seiner Function auf eine etwas grössere Lichtstärke angewiesen 
ist und in seinen Empfindungseffecten sehr hohe Werthe erroichen kann. Dhese 
Vorstellung stimmt mit der von Max Schultze schon 1866 hauptsächlich auf 
Grund vergleichend anatomischer Thatsachen ausgesprochenen Ansicht überein, 
dass die Stäbchen der farblosen Lichtempfindung dienten. Verfasser zeist, 
dass die von ihm entwickelte Theorie 1. für das Purkinje’sche Phänomen 
(ungleiche Helligkeitsänderung zweier Farben bei Aenderung der Beleuchtung) 
und die Erscheinung des sog. lichtschwachen Spektrum (dessen Farbloswerden 
mit Verschiebung der Hellirkeitsvertheilung), 2. für die von A. König un! 
seinen Mitarbeitern beobachteten Abweichungen vom Newton’schen Farben- 
mischungsgesetz eine einfache Erklärung bietet; dass sie 3. die Erscheinunzen 
der totalen Farbenblindheit und 4. das sog. Purkinje’sche Nachbild (farbloser 
Nachbildstreif hinter dem positiven Nachbild eines bewegten farbig leuchtenden 
Körpers) unsrem Verständniss näher rückt. Schwarz. 


` Go Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Drack von Merzcer & Wirttic in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BrRGER in Paris, Prof. 
Dr. BienBacHerR in Graz, Dr. BaaıLer in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bomw-Rxyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Euuerr in Bern, 
Dr. GinsBere in Berlin, Prof. Dr. GoLDzIEHER in Budapest, Dr. GorDoN NoRRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaoxıs in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. Kurae in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Meng in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAynarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vam MirLLımaezn in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Mon in Berlin, 
Dr. NEuBURGEB in Niirnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PsscHkL in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Reicu in Charkow, Dr. Scorer in Oldenburg, Prof. 
Dr. Scuzu&ı in Prag, Doc. Dr. Scauwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. StıeL in Köln, 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 











Juli. Einundzwanzigster Jahrgang. 1897. 








Inhalt: Originaimittheilungen. I. Aderhautblutung nach Altersstar- Ausziehung. 
Aderhautblutung nach Geschwürsbildung. Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. — II. An- 
eborener grauer Star als Familienübel. Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. — IIl. [Aus 
den klinischen Laboratorium des Herrn Prof. E.Raehlmann.] Ueber Veränderungen 
des Conjunctival-Epithels bei 'Irachom. Entgegnung an Prof. Dr. Burchardt. Von 
Dr. G. Ischreyt, I. Assistenten an der Univ.-Augenklinik zu Dorpat. 

Klinische Beobachtungen. I. Eigenthiimliche Entartung sämmtlicher Netzhaut- 
Blutadern, von J. Hirschberg. — II. Ein Thranenstein, von Dr. Fischer in Dort- 
mund. — IIs. Ein Fall von Contusio bulbi mit Zerreissung des Sehuerven, von 
Dr. Eduard Zirm in Olmiitz. 

Neue Bilcher. ; 

Geselischaftsberichte. 1) Berliner medicinische Gesellschaft. — 2) Berliner Phy- 
Biologische Gesellschaft. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Festschrift des Stuttgarter ärztlichen Vereins 
zur Feier seines 2öjährigen Besteliens am 6. Marz 1597. 

Journal-Uebersicht. I. Archiv für Augenheilkunde Bd. XXXIV. Heft 1. 2. — 
If. Recueil d’ophtalmologie. 1897. Januar. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 
Bibliographie. Nr. 1—3. 





I. Aderhautblutung nach Altersstar-Ausziehung. 
Aderhautblutung nach Geschwirsbildung. 
Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. 


P. S., 64 Jahr, Tagelöhner, gelangte am 7./I. 1897 zur Aufnahme 


wegen beiderseits bestehenden Altersstares. Da der Kranke au chronischer 
13 


— 194 


Bindehautentzindung litt, die links zu erheblicher Auswärtswendung des 
Unterlides geführt hatte, so verzögerte sich ein operativer Eingriff bis 25.;1. 

Die Anamnese hatte ergeben, dass der Kranke immer gut in Ferne 
und Nähe gesehen hatte; den ersten Beginn der Sehstörung rechts will er 
schon vor 15 Jahren bemerkt haben; links vor 1!/, Jahren. 

Rechts harter brauner Star; links Starbildung gleichfalls verhältniss- 
mässig weit vorgeschritten. Rechts vollkommen normale Lichtempfindung, 
links Finger: 2'/, m 

Im übrigen geistig und körperlich normale Verhältnisse bis auf mässig 
entwickelte Arteriosclerose. 

Star-Operation rechts nach modificirter v. GRAEFE’scher Methode 9 Uhr 
Morgens; Verlauf tadellos; Linse vollständig aus der Kapsel entfernt, gutes 
Colobom, keine irgendwie erhebliche Blutung, Einsinken der Hornhaut (alsı 
sicher keine Druckerhöhung)). 

Um !/,4 Uhr Nachmittags Durchschlagen von Blut durch den Ver- 
band. Nach dessen Entfernung rieselt beständig etwas Blut über die 
Hornhaut; aus der Wunde drängt sich ein etwa 7 mm hoher dunkler 
Wulst sich vorbauchender Aderhaut, ohne dass Glaskörper in die Wunde 
getreten wären, soweit sich dies überhaupt behaupten lässt; wenigstens war 
nichts von Glaskörper gesehen worden. 

Morphin 0,02 an der rechten Schläfe eingespritzt. Fester Verband 
nach Borsäure, Jodoform. 

Als Veranlassung gab der Kranke an, er habe sich — gegen das Verbut 
— - geschnäuzt und sofort einen heftigen Stich im Auge verspürt. 

1/9 Uhr Abends Verband neuerlich durchtränkt. Einspritzung ven 
0,1 Ergotin. 

11 Uhr Nachts Verband wieder blutig durchtränkt, von neuem ge- 
wechselt. 

2 Uhr Nachts Verband noch äusserlich rein. 

1/,9 Uhr Morgens blutige Durchtränkung. Blutung steht indess. Keine 
Schmerzen. Wulst erscheint eher etwas flacher. Verband; grösste Ruhe. 
Der Kranke benimmt sich musterhaft, zeigt übrigens nie die geringste Auf- 
regung. 

28./I. Keine stärkere Blutung; doch trägt der Verband stets reich- 
liche an. 

1./II. Versuchsweise Lapis 1°;,; Atropin. 

2. II. Lapis nicht gut "vertragen, daher nur Borsäure, Atropin, 
Jodoform. = 

9./II. Vorfall etwas kleiner, von einer faserstoffartigen Schicht über- 
zogen; Hornhaut trübt sich im obersten Theile leicht. Kammer tief, Iris 
grünlich verfärbt, Pupille trotz Atropin täglich enger und höher rückend. 

15. I. Wulst verkleinert sich langsam; immer noch blutig wässerize 
Verunreinigung des Verbandes. 


— 195 — 


19./II. Wulst beinahe verschwunden. Regenbogenhaut stark verfarbt, 
Pupille im Begriffe sich zu verschliessen. Augapfel weich, doch weder 
druckempfindlich, noch sonst schmerzhaft. Keine Lichtempfindung. Auge frei. 

1./III. Augapfel verfällt schmerzlosem Schwunde. An Stelle des 
Wulstes jetzt beginnende Einziehung. 

24./III. Schwund ziemlich hochgradig; sonst keinerlei Beschwerden. 
Der Kranke erbittet seine Entlassung. | 

Wie aus der Krankengeschichte ersichtlich, nimmt der Fall eine Mittel- 
stellung ein hinsichtlich des Entwickelungsgrades zwischen den schlimmsten 
Fallen, wo es zur Austreibung des gesammten Augeninhaltes kommt und 
sofortige Entfernung des Augapfels als einziges Rettungsmittel erscheinen 
kann, einerseits, und jenen selteneren anderen, wo ein nennenswerther Vor- 
fall des Augeninhaltes nicht stattfindet, hingegen mitunter später der Augen- 
spiegel umschriebene Aderhautabhebung in Geschwulstform erkennen lässt, 
andererseits, Beobachtungen, wie sie von Knapp, DEVEREUX MARSHALL, 
GROENOUW, Maanı, ARMAIGNAC, DUFOUR, TERSoN sen. u. A. gemacht 
werden konnten. ` 

Aber auch diese letzteren Fälle sind schlimm genug; denn nur Maenr’s 
und ArmaiGcnac’s Fälle ausgenommen — endeten alle mit totalem Verluste 
des Sehvermögens. 

Für unseren Fall trifft weder der Bestand von Myopie (Da Gama 
Pixto und BECKER) zu, noch das Auftreten von Erbrechen; ebensowenig 
hatte Glaskörperverlust stattgefunden oder war die Linse sammt Kapsel 
entfernt worden (v. WECKER). Auch die nur mässig entwickelte Arterio- 
sclerose allein möchte ieh nicht als Ursache anschuldigen. 

Ich bin vielmehr überzeugt, dass die plötzliche Erhöhung des Blut- 
druckes beim Acte des Schnäuzens das nächstveranlassende Moment für 
den Ausbruch der Blutung bildete, in Uebereinstimmung mit TErson jun., 
welcher in einer andauernd oder aber plötzlich erhöhten Spannung des 
Biutdruckes die Veranlassung solcher Blutungen erblickt. 

Ob die Anschauung von ARMAIGNAC und von CABANNES berechtigt 
ist, dass es eine Hémorrhagie artérieure und posterieure gebe, deren erstere 
gutartigeren Charakters sei, wogegen letztere sich leichter zu einer H&mor- 
rhagie expulsive gestalte, möchten wir bezweifeln, glauben vielmehr, dass der 
Grad und die Dauer der Blutdruckserhöhung die hauptsächlich entscheidende 
Rolle spielen, ob die Blutung sich partiell beschränke oder zu einer den 
Augeninhalt austreibenden anwachse. Terson’s sen. Operirter beobachtete 
äusserste Ruhe, ebenso der unsere. Durour, der im Ganzen schon vier 
solcher Blutungen erlebte, sah nur in einem dieselbe partiell bleiben, wo 
er eine Morphin-Einspritzung gemacht hatte, und meint, dass vielleicht diese 
das Expulsivwerden der Blutung verhindert haben könnte. 

Terson’s Bedenken wegen der Erbrechen erregenden Wirkung des 
Morphins möchte ich in ohnedies so verzweifelten Fällen nicht theilen, 

| 13* 


— 196 


‚stimme ihm aber darin bei, dass in solchen Fällen nur im Nothfalle der 
Augapfel zu entfernen sei, da, wie er sich richtig ausdrückt, diese Kranken 
uns aufsuchen, damit wir ihnen die tribe Linse, nicht aber den Augapfel 
entfernen. Selbstredend soll damit nicht eine etwa später noch rathsam 
erscheinende Enucleation ausgeschlossen sein. 


V. T., 47 Jahr, Knecht aus Krumpendorf, wurde am 2./IX. 1888 auf- 
genommen wegen starker Blutung aus dem rechten Auge seit drei Stunden. 

Pat. giebt an, dass er immer schwachsichtig gewesen sei und seit 
dem 20. Jahre an Nachtnebel leide; ebenso seine drei Brüder; seine vier 
Schwestern hätten gesunde Augen. Vater und Mutter ebenso; letztere war 
einzige Tochter, hatte aber drei Brüder, die alle nachtblind waren. 

Vor Jahresfrist litt er durch drei Monate an „Mal“ (im Volksmunde 
für: Hornhautgeschwür); das Auge heilte aus mit Hinterlassung eines weissen 
Fleckes, und das Sehvermögen des Auges hatte sich sehr erheblich ver- 
schlechtert. 

Seit 8 Tagen habe er an sehr heftigen Schmerzen der. rechten Kopt- 
hälfte gelitten. | 

Heute Mittags habe er eben ein Pferd zur Tränke geführt; da ver- 
spürte er auf einmal im Auge einen furchtbaren Druck, ein Stechen und 
Brennen, und es entleerte sich viel Blut aus demselben; endlich stand die 
Blutung auf Kälte-Anwendung leidlich. 

Status (3 Stunden später): L. Auge: Iris- und Linsenschlotteru; 
unregelmässige, ziemlich weite Pupille. Grosser hinterer Polarstar. Beti- 
nitis pigmentosa. S Handbewegungen: 1,3 m. 

R. Auge: Nach Entfernung eines blutgetrankten groben Leinenlappens 
gewahrt man eine kleinkastaniengrosse (plötzlich entstandene!), an ihrer 
Basis eingeschnürte, dunkelschwarzrothe, stellenweise noch von frischem 
Blute triefende, aus der Lidspalte hervorragende Geschwulst. Ihre Um- 
hüllungsmembran ist glatt und zeigt nur am Halse der Geschwulst (nach 
uben, wo allein derselbe frei übersehen werden kann) eine etwa 3-4 mm 
breite, fein gefältete Zune, welche an die Randpartie des Kopfes einer 
Mikrometerschraube erinnert; es sind die Ciliarfortsätze. Von der Hornhaut 
steht rings noch ein 2—3 mm breiter Saum, durch dessen periphere Par- 
tien man die angepresste Iris wahrnehmen kann, wogegen die centralwärts 
gelegenen Randtheile eitrige Infiltrativn zeigen. Keine Lichtempfindung. 

Diagnose: Blutung aus den hinteren Aderhauttheilen bei Secundär- 
glaucom und Geschwürsbildung in alter Hornhautnarbe mit Austreibung 
der Linse und des Glaskörpers, sowie Vortreibung der Netz- und Aderhaut 
durch den geplatzten Geschwürsgrund. 

3./IX. Entfernung des Augapfels in Narkose ohne irgendwelchen 
Zufall. 


— 197 — 


Die mikroskopische Untersuchung des Präparates ergab, abgesehen von 
hochgradiger Entartung der beiden inneren Augenmembranen, dieselben 
erfüllt von einem grossen Blutgerinnsel. | 

In den unteren Partien fand sich die dem Bulbusinneren zugewendete 
Fläche des Strahlenkörpers der hinteren Regenbogenhautoberfläche dicht 
angepresst, und ebenso ihre Vorderfläche des DEscEMET’schen Membran. 





Von oben gesehen.  Sagittalschnitt. 


Haemorrhagia chorioideae. 


Länge vom hinteren Pol zum Tumor 25,5 mm. Vom oberen Tumorrand (Cornea) bis 
zu seiner Spitze 26,5 mın. Länge von oben nach der Spitze 23mm. Dicke von vorn 
nach hinten 15 mm. Grésster Querdurchmesser 20 mm. 


Nach, oben — wo ja schon makroskopisch Ciliarfortsatze vor der Durch, 
bruchsöffnung der Hornhaut frei zu Tage liegend gesehen worden waren 
— war der Zerstérungsmechanismus viel weiter vorgeschritten. Strahlen- 
körper und Iriswurzel waren von der Gegend des ScHLEMm’schen Canales 
vollkommen losgerissen und der Ciliarkörper bereits so stark nach vorne 
getrieben worden, dass die Regenbogenhautvorderfläche ihres Endothelüber- 
zuges beraubt, dem bluterfüllten Lederhaut-Hohlraume zugekehrt war, wo- 
gegen ihre Hinterfläche der Descemetis gegenüber lag — nur durch etwas 
Blut von ihr getrennt. 

Die Hornhautstümpfe zeigten massenhafte Infiltration. 

Wir hatten es also hier mit einer Aderhautblutung verderblichster 
Form zu thun, welche in ihrer Art vollkommen an die gefürchteten Ader- 
hautblutungen nach Star-Operation erinnert; nur finden. wir als unmittel- 
bare Veranlassung hier spontanen Durchbruch eines Geschwüres an Stelle 
operativer Eröffnung der Augenhüllen. | 

Jedenfalls werden wir aber nicht irren, wenn wir dem wohl unzweifel- 
haft bestanden habenden Secundärglaucom eine besonders begünstigende 
Rolle zutheilen, einerseits wegen der secundären Gefässveränderungen 
andererseits wegen der hier besonders erheblichen Druckdifferenz vor und 
nach Eröffnung der Augenkapsel. 


— 198 — 


II. Angeborener grauer Star als Familienübel. 
Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. 


Am GIL 1882 erschien in meiner Ordinationsstunde eine äusserst 
blühende, robuste Frau mit ihrem damals 2 Monate alten Kinde F. S 
aus Hüttenberg. Schon seit der Geburt des Kindes schiene ihr der Stern 
nicht ganz in Ordnung. 


Auf meine schonende Mittheilung, dass es sich um Totalstar handele, 
der aber ganz gut durch Operation beseitigt werden könne, brach sie in 
höchste Erregung aus und erklärte, weder sie, noch ihr Mann würden je 
in eine Operation einwilligen. 

Auf mein Befremden klärte sie mich über den Sachverhalt auf, wie 
folgt: Sie wie auch ihr Mann seien vollkommen gesunde Eheleute. F. sei 
ihr siebentes Kind. Die beiden Erstgeborenen — Knaben — seien gleich- 
falls gesund und hätten gute Augen; doch der Drittgeborene sei auch 
starbehaftet geboren worden. Derselbe sei im Alter von Uli, Jahren 
von einem (nicht mehr lebenden) Wiener Collegen beiderseits operirt worden 
— leider mit unglücklichem Ausgang; der nun siebenjährige Knabe befinde 
sich im Grazer Blinden-Institute; unter solchen Umständen könne sie sich 
niemals mehr zu einer Operation eines zweiten Kindes verstehen. 


Auf dieses dritte Kind seien noch zwei Knaben und ein Mädchen 
gefolgt mit guten Augen; doch starb das erste — eine Frühgeburt — noch 
im zarten Kindesalter, das zweite an Diphtheritis, das dritte an einem 
„Bauchleiden“. 


Nunmehr folgte das siebente Kind F., als zweites mit grauem Star 
behaftet. 


Am 27./VI. 1887 brachte mir die inzwischen ruhiger gewordene und 
durch andere Operirte ermuthigte Mutter das Kind dennoch behufs Vor- 
nahme der Operation. 


F. unterschied sich wesentlich in seinem ganzen Auftreten von anderen 
— sehenden — Kindern. Er war sehr erregbar, soll aber nie an Krämpfen 
gelitten haben. Abgesehen vom bekannten Fingerspiel blind geborener oder 
früh blind gewordener Kinder vor den Augen fiel er auf durch eigenthüm- 
lich wiegende, tanzartige Bewegungen, wobei er die Zipfel seiner Schürze 
— an eine Ballet-Tänzerin erinnernd — graziös in den Händen hielt. 


Im Uebrigen war er wenig nahbar, lieber mit sich selbst beschäftigt. 
Gegen ihm missliebige gesellige Annäherungsversuche vertheidigte er sich 
mitunter durch Kratzen und Beissen. Seine Psyche war unleugbar sehr 
weit verschieden von jener anderer Kinder. 


— 199 ~ 


11./VII. Links:”Linear-Extraction nach aussen und unten in Narkose 
mit glattestem Verlauf. Peripher bleiben etwas Linsenreste; central prächtig 
schwarze Pupille. 


16./VII. Dieselbe Operation rechts; doch wurde wegen starker Pu- 
pillen-Verengerung Iridectomie nöthig. Star nahezu vollständig entfernt. 


Beiderseits reizlose Heilung mit bestem optischem Erfolge. Das 
Sehenlernen ging nur sehr langsam von statten. Anfangs begegnete man 
sogar einem gewissen Widerwillen des Kindes gegen alle Sehversuche; in 
den letzten Tagen vor seiner am 26./VII. erfolgten Entlassung begann der 
kleine Patient aber dennoch das Sehen einigermaassen zu verwerthen. 


Späteren Nachrichten zufolge blieb F. eigenthümlich in seinem Wesen. 


Jüngste Berichte, welche ich der Güte des Hrn. Collegen STEINLECHNER 
verdanke, melden, dass er ein ganz brauchbares Sehvermögen erlangt habe; 
er gehe zwar immer mit ängstlich vorgestreckten Händen, führe sich aber 
- allein ganz gut, sei auch im Stande, ihm bezeichnete Gegenstände zu 
holen o. a, e: einen Unterricht habe er nicht genossen, hauptsächlich wegen 
seiner eigenthümlichen, unglücklichen psychischen Veranlagung; er sei 
widerspenstig, störrisch, zornig und vielleicht auch „tückisch“. 


Im Uebrigen leide er an hochgradiger Skrophulose, so dass eine Heilung 
kaum abzusehen sei. 


Diesen Daten vun ärztlicher Seite habe ich noch nachzutragen, dass 
F.'s Mutter noch weitere vier Kinder geboren hat und zwar als letztes — 
elftes — ein drittes starblindes Kind, welches aber im zarten Alter 
starb. Bald folgte auch Frau S. selbst im Tode nach und zwar auf einer 
gynākologischen Abtheilung. Auch Ris Vater starb früh. 


Von ihm konnte ich nur erfahren, dass er einmal an einem leichten 
Hautausschlag gelitten habe. 


Wir finden hier also unter elf Kindern eines Ehepaares drei mit 
angeborenem Total-Star; es waren das vierte, siebente und elfte Kind. 
An Krämpfen hatte keines gelitten; beide Eltern hatten gute 
Augen. 


Berichtet auch unsere grosse Literatur mehrfach über hereditäres Vor- 
kommen von Star-Bildung — so in letzterer Zeit HırschBErG über erb- 
liches Vorkommen von Schicht-Star, so sind diese Fälle im Verhältniss zum 
ungeheueren Gesammtmateriale dennoch ziemlich spärliche, daher einer 
Verzeichnung nicht unwerth. 


— 200 — 


[Aus dem klinischen Laboratorium des Herrn Prof. E. Raehlmann.] 


U I. Ueber Veränderungen des Conjunctival-Epithels 
‚bei Trachom. 
Entgegnung an Herrn Prof. Dr. Burchardt. 
Von Dr. G. Ischreyt, I. Assistenten an der Univ.-Augenklinik zu Dorpat. 


'Das Februarheft des Centralblattes und die achte Nummer der Ber- 
liner Klinischen Wochenschrift (vom 22. Februar 1897) enthielten zwei Mit- 
theilungen von Prof. BURCHARDT, in denen die Entdeckung eines Trachom 
erregenden Parasiten bekannt gegeben wurde. Das diesen Untersuchungen 
zu Grunde liegende Krankenmaterial bestand aus 11 Fällen „gut charak- 
terisirter Körnerkrankheit“. Ausnahmslos fand BurCHARDT in dem Con- 
junctivalepithel dieser Kranken gewisse Körper und beschrieb sie folgender- 
maasser: „Ich fand nun bei Anwendung einer 500fachen Vergrösserung 
innerhalb des Epithels, welches die Kuppen der Körner bedeckte, eine 
grosse Menge, ja geradezu Heerden von vorwiegend ovalen Körpern, die 
in ungefärbten Präparaten blassrosa aussahen. Dieselben sind scharf be- 
grenzt, meistens zwischen !/,, bis !/,, mm lang und etwa ?/, so breit wie 
lang, kernivs und anscheinend derb, da sich Umhüllungshaut und Inhalt 
nicht unterscheiden lassen. Das Innere der Körper zeigt bisweilen eine 
unregelmässige, wie fein gekritzelt aussehende Zeichnung. Die Körper 
liegen vorwiegend einzeln. Bisweilen habe ich aber auch zwei bis vier 
solcher Körper innerhalb einer gemeinschaftlichen breiten Grenzlinie einge- 
schlossen gesehen. Dieselben sind in solchen Fällen gegen einander abh- 
geplattet. Die Körper heben sich sehr deutlich von den durchschnittlich 
viel kleineren Kernen der Epithelzellen ab“... .... „Da sich indessen 
meine Trachöomkörper von allem Anderen, was sonst im Bindehautsack des 
Menschen vorkommt, auf das Deutlichste unterscheiden und sich nur, da- 
für aber auch ausnahmslos, in dem Epithel der Trachomfollikel finden, so 
habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass die Körper die Ursache des 
Trachoms sind“. Weiter hiclt BurcHarpt die Elemente des Follikel- 
inhaltes nicht für Rundzellen, sondern für „Abkömmlinge der ansteckenden 
Mikroorganismen“; die vorwiegend ovale Form dieser Gebilde, ilıre geringe 
Grösse und das Fehlen eines Kernes bewegen ihn zu dieser Annahme. 
Den Zusammenhang zwischen diesen Follikelkörpern und den bis vier Mal 
so grossen Körpern des Epithels stellte BURCHARDT folgendermaassen her: 
die „ansteckenden, sehr kleinen Keime“ durchwanderten das Epithel und 
kämen unmittelbar hinter demselben zur Entwickelung und Vermehrung, 
deren Resultat der Follikel sei. Von hier gelangten die Parasiten wieder 
in’s Epithel und wüchsen hier zu den „Trachomkörpern“ aus, die ihrer- 
seits „die Auswanderung der ansteckenden Brut in den Bindehautsack* 


—- 201 — 


vermittelten. Ihrer Natur nach seien die ovalen Gebilde der Follikel und 
die „Trachomkörper“ Sporozoën, speciell Coccidien; sie könnten den Körperu 
bei Molluscum contagiosum verglichen werden. Weitere Untersuchungen 
zeigten indess BURCHARDT, dass die von ihm im Epithel gefundenen Körper 
ausser bei Trachom auch bei anderen Bindehauterkrankungen zu finden 
seien, und bewogen ihn, seine Behauptung von ihrer ätiologischen Be- 
deutung für das erstere zurückzunehmen.! Das ist nicht geschehen in 
Betreff der übrigen Behauptungen, so dass daraus gefolgert werden muss, 
_Borcuarpt habe seine Meinung in diesen Punkten nicht geändert und 
halte unter Anderem noch sowohl an der parasitaren Natur des Follikel- 
inhaltes als an den Beziehungen zwischen Trachom und Molluscum conta- 
giosum fest. 


Es ist nicht ohne Interesse, dass RipLEy? im Jahre 1895 bereits 
gleiche Gebilde wie BußcHARDT beschrieben und darüber ganz dieselben 
Vermuthungen geäussert hat. Er schildert nämlich ausser echten Becher- 
zellen ovoide, in den tiefen Epithelschichten liegende Körper, die bisher 
mit Becherzellen verwechselt worden seien, aber seiner Ansicht nach als 
Protuzoen erklärt werden müssten. Sie glichen den ovalen Körpern, wie 
sie bei Molluscum contagiosum gefunden würden. Nach RIDLEY ist wahr- 
scheinlich das Epithel der Sitz des Krankheitserregers und die Therapie 
hātte demnach eine Zerstörung des inficirten Gewebes anzustreben. 


BURCHARDT schien die Arbeit RIıDLEY’s entgangen zu sein oder er 
identificirte seine eigenen Befunde nicht mit denen RınuLey’s, jedenfalls 
erwähnte er dessen Arbeit nicht. Den Umstand, dass seine verhältniss- 
mässig grossen und leicht zu findenden Körper bisher nicht bemerkt wor- 
den seien, schrieb er vielmehr einer flüchtigen Untersuchung des Epithels 
von Seiten der bisherigen Forscher zu. Diese Behauptung setzt einiger- 
maassen in Erstaunen, wenn man bei der Durchsicht der neueren Literatur 
über diesen Gegenstand mehr als eine Arbeit findet, in der dem Epithel 
oft eine fast ungetheilte Aufmerksamkeit zugewandt worden ist. Ohne 
auch nur einen annähernd erschöpfenden Literaturauszug geben zu wollen, 
führe ich in Folgendem einige Citate aus neueren Arbeiten an, die zu- 
gleich auf die ungeheuere Mannigfaltigkeit der Zellformen und ihrer Um- 
wandlungsprodukte hinweisen sollen. 


So beschreibt MUTERMILCH ? eigenthümliche Umwandlungen der Epithel- 
zellen; er sagt: „Dans ces conditions l’Epithelium régénéré prend un aspect 
trés original. Les cellules, situées dans les couches plus profondes, present- 


1 Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1897. Aprilheft S. 128. 

7M. Riptey, Some points in the histology of Trachoma. Trans. ophth. Suc. of ` 
the United Kingdom. XIV. S. 24, ref. Arch. f. Augenheilk. 1895. Heft 4. 8. 207 und 
Rev. gen. d’Opht. XIV. 1895. 8. 113. 

8 MUTERMILCH, De la nature du trachome. Ann. d’Ocul. CIX. 1393. 8. 21. 


— 202 — 


ent des figures diverses: ovales ou fusiformes, le plus souvent triangu- 
laires..... f 

VENNEMAN! beschreibt Hyalinkugeln-enthaltende Zellen, die eine Aehn- 
lichkeit mit den beim Phakosklerom gefundenen haben sollen: „Ici, les 
boules hyalines se trouvent dans les cellules libres infiltrant le tissu con- 
jonctif du derme de la muqueuse conjonctivale, plus rarement dans les 
cellules migratices ayant envahi lépithélium épaissi par l’inflammation .... 
Quelquefois elles sont grandes, mais solitaires occupant tout le protoplasme 
d'un cellule ronde, petits ou de taille moyenne avec un noyau aplati . 
refoulé vers la périphérie“. 

VILLARD ? hat bei lange bestehendem Trachom Veranderungen der 
Epithelzellen gefunden, die er folgendermaassen schildert: „J’ai vu que la 
plupart de ces noyaux son l’objet d’une atrophie qui commence dans la 
couche moyenne des cellules polygonales pour se terminer assez vite avant 
d’arriver aux couches les plus superficielles. On voit, en effet, les noyaux 
se décolorer d’abord, puis avoir des contours de moins en moins nets, et 
finalement disparaitre en se confondant avec le corps de la cellule qui se 
présente alors comme une masse homogéne uniformément colorée en rose 
par l’&osine, et dans laquelle on ne distingue plus aucune trace de noyau“. 

Aehnliche Veränderungen der Epithelzellen beschreibt Froporow.® 
Auf die schleimige, hyaline und Fett-Metamorphose innerhalb des Epithels, 
wie sie von vielen Forschern beschrieben ist, mag hier nur hingedeutet 
werden. 

Bei der Ausführlichkeit dieser Schilderungen, scheint mir ein Ueber- 
sehen der RıpLex’schen und BuzcHAarpT’schen Körper von Seiten der 
nach BUBCHARDT in falschen Voraussetzungen befangenen Autoren nicht 
wohl annehmbar; die sorgfältigen Beschreibungen sprechen vielmehr dafür, 
dass die ovoiden Gebilde diesen Forschern wohl bekannt waren, aber von 
ihnen anders gedeutet worden sind. 

Die Parasitennatur solcher Körper und ihre ätiologische Bedeutung 
für das Trachom hätte erst nach positiv ausgefallenen Züchtungs- und Impf- 
versuchen als bewiesen gelten können. Da BuRCHARDT solche positive 
Resultate nicht gehabt, da er ferner in Conjunctivalsecrete keinerlei speci- 
fische Trachomkeime nachgewiesen hatte, obwohl dieselben, wenn überhaupt 
so jedenfalls auch dort gefunden werden müssten, wäre von jenen „Trachom- 
körpern“ zum wenigsten eine derartige Charakteristik des Aussehens und 
Beständigkeit des Vorkommens zu erwarten gewesen, dass die Deutung als 


! VENNEMAN, Ics boules hyalines ou „colorables“ dans les tissus de la conjonctive 
enflammee. Arch. d’Opht. 1892. S. 501. 

? VILLARD, Anatomie pathol. de la conjonctivite granuleuse. Paris 1896. S. 107. 

* Feoporow, Zur Anatomie des follikulären Catarrhes der Conjunctiva im Zu- 
sammenhang mit dem normalen Bau derselben. Inaug.-Diss.. Moskau 1896. S. 98. 
Russisch. 


— 208 — 


Trachomerreger hierdurch einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit er- 
halten hätte. Vor allem hätte aber auch jede Möglichkeit einer Verwech- 
selung mit einer der vielen Degenerationsformen der Zellen ausgeschlossen 
werden müssen. Das traf nun gegenüber den in der Literatur vorhandenen 
Beschreibungen von Epithelveränderungen entschieden nicht zu; eine Reihe 
eigener Untersuchungen hatte den Zweck, zu prüfen, ob eine solche Con- 
stanz des Auftretens und Charakteristik der Form irgend welchen Gebilden 
in der trachomatösen Schleimhaut zukämen, um ihnen vom rein histo- 
logischen: Standpunkte wenn auch nicht gerade die Rolle von Trachom- 
erregern, so doch die Bedeutung besonderer bisher nicht gekannter Gebilde 
zusprechen zu dürfen. 

Neben älteren Präparaten kamen frisch exeidirte Follikel führende 
Schleimhautstückchen der Conjunctiva palperarum, der Conj. bulbi und 
pannoses Hornhautgewebe zur Untersuchung. Meist wurden die in For- 
malinlösung fixirten Stückchen getheilt und die eine Hälfte derselben mit 
dem Gefriermikrotom geschnitten, die andere in Paraffin eingebettet und 
zu Serien verwandt. Die Färbungen wurden hauptsächlich mit Methylen- 
blau, Carmin und Haematoxylin ausgeführt, einzelne Schnitte mit Osmium- 
säure und Jodjodkali behandelt. Untersucht wurde in Glycerinwasser und 
Canadabalsam. Als Paradigma sei die Beschreibung von Schnitten durch 
follikelführende Conjunctiva bulbi gewählt; wegen der einfacheren histo- 
logischen Verhältnisse und der grösseren Reinheit des trachomatösen 
Krankheitsbildes in der Conj. bulbi, schien eine genauere Untersuchung 
solcher Präparate besonders angezeigt. Schnitte, die genau nach BURCHARDT’ S 
Vorschrift mit dem Gefriermikrotom geschnitten, in verdünnter Methylen- 
blaulösung gefärbt und in Glycerin eingebettet werden, zeigten folgendes 
Bild: 

Im bläulichgrünen Grundton des Gewebes lässt sich das Epithel leicht 
erkennen und an ihm drei übereinanderlagernde Schichten: eine tiefe, mit 
Rundzellen stark durchsetzte, eine mittlere, an der die Grenzen polyedrischer 
Zellen und deren Kerne meist deutlich nachweisbar sind, und eine ober- 
flächliche Schicht sich deckender Plattenzellen. -Die Umrisse dieser letzte- 
ren sind wenig deutlich, dagegen sieht man sonst durchweg stark licht- 
brechende Conturen nicht nur an den übrigen Zellen des Epithels, sondern 
auch an den Rundzellen und Bindegewebefasern des subepithelialen Gewebes. 
Ganz besonders deutlich treten aber in Folge desselben Umstandes gewisse 
Zellen hervor, die näher zu beschreiben sind. Die mittlere Schicht des 
Epithels zeigt nämlich an manchen Stellen starke Degeneration schleimiger 
oder hyaliner Art. Die von derselben ergriffenen Zellen sind ungemein 
stark lichtbrechend, scheinen im (Ganzen oft vergrössert und zeigen eine 
opake Beschaffenheit und eine etwas grauere Färbung als ihre Umgebung. 
Während viele dieser Zellen einen mehr oder weniger deutlichen, aber oft 
stark zur Seite gedrängten Kern aufweisen, trifft man besonders an der 


— 204 — 


Grenze zwischen der Schicht der polyedrischen Zellen uud dem Platten- 
epithel andere, die sich als meist länglichovoid geformte, aber oft unregel- 
mässige, kernlose Körper darstellen. In solchen Fällen ist der Nachweis 
der ehemaligen Zellnatur derselben nur aus dem Vergleich der einzelnen 
Uebergangsformen möglich. Ganz besonders hilft uns dabei der Vergleich 
der Methylenblauschnitte mit solchen, die in Haematoxylin oder Carmin 
gefärbt wurden. Hier schwindet nämlich jeglicher Zweifel für viele dieser 
Gebilde, deren Natur dort nicht klar ersichtlich war. Zuweilen sieht man 
zwei Kerne in einer Zelle liegen. Sie sind dann uft gegeneinander abge- 
plattet und können von einem nur ganz schmalen Protoplasmasaum um- 
geben sein. In anderen Fällen ist der ganze Inhalt der Zelle zu einer 
feingranulirten grauen Masse zerfallen, die bis an die stark lichtbrechende 
Zellgrenze reicht; sie kann aber auch einen ganz schmalen Saum frei- 
lassen und dann machte es mir den Eindruck, als wenn es sich um eine 
doppeltconturirte Umhüllungsmembran handelte. Derartige Bilder sah ich 
an ungefärbten Schnitten. Auch in dem oberflächlichen Plattenepithel 
sieht man zuweilen gequollene Zellen. Sie übertreffen die gewöhnlichen 
Stratumzellen um das Vielfache an Grösse, wobei die Volumszunahme bei 
sonst gleicher Länge auf Kosten des Querdurchmessers geht. Der Kern, 
der dort lang und schmal ist, zeigt hier eine mehr rundliche Form; den 
Zellinhalt bildet eine krümelig graue Masse; in manchen Fällen sind zwei 
gegeneinander abgeplattete Kerne zu sehen. Die Epitheloberfläche ist an 
solchen Stellen in Form einer starken Stratumlamelle convex vorgewölbt. 
Uebergangsformen vermitteln auch hier die Deutung. Eine charakteristische 


Anhäufung der degenerirten Zellen über den Follikeln, wie sie BURCHARDT | 


von den „Irachomkörpern“ behauptete, haben wir nicht nachweisen können, 
ebensowenig nahmen wir an irgendwelchen Gebilden innerhalb ungefärbter 
Schnitte eine ausgesprochene rosa Färbung wahr. 

Wenn ich auch auf Grund unserer Untersuchungen der Ansicht bin, 
dass BURCHARDT als Coceidien aufgefasst hatte, was in anderer Weise ge- 
deutet werden muss, vermag ich selbstverständlich nicht mit Sicherheit die 
Art der Verwechselung näher anzugeben. Allerdings ist mir eine merk- 
würdige Uebereinstimmung in den Grössenverhältnissen zwischen den beiden 
Formen der von BURCHARDT beschriebenen Körper einerseits und gewissen 
Zellformen andererseits aufgefallen, so dass ich noch später darauf zurück- 
kommen will. 

In Bezug auf die Follikel behauptete BuRcHARDT, sie berührten fast 
immer (in der Zurücknahme steht statt dessen „oft“) mit ihrer Masse das 
darüberlagernde Epithel und verwerthete diesen Umstend für seine Hypo- 
thesen von der Ausbreitung der „Trachomcvceidien“ Ein derartiges Ver- 
hältniss ist indessen durchaus’ nicht für den Trachonifollikel charakteristisch, 
ist vielmehr meist nur der Ausdruck für die Höhe der Infiltration 
überhaupt. | 





205 —- 


Als Gründe gegen die Rundzellennatur der Follikelelemente führte 
BURCHARDT ihre Kernlosigkeit, ihre unregelmässige Form und ihre geringe 
Grösse an. Was die beiden ersten Punkte betrifft, ist dagegen anzuführen, 
dass im Follikel noch ausgesprochenere regressive Metamorphosen stattzu- 
finden pflegen, als im Epithel und diese den Zellcharakter oft genug ver- 
wischen. Dementsprechend fanden sich auch in unseren Präparaten von 
ausgequetschtem Follikelinhalt die mannigfaltigsten Formen zu Grunde ge- 
eangener Zellen; fremde, bisher nicht bekannte, histologische Bestandtheile 
haben wir nicht auffinden können. 

Die jetzt wohl fast allgemein gültige Ansicht! über die Zusammen- 
setzung des Follikels unterscheidet zwei Hauptformen von Zellen, kleinere 
mit stärker sich färbenden Kernen in der Peripherie, grössere mit blassen 
Kernen im Centrum. VıLLarnD? giebt für die kleineren eine Kerngrösse 
von 4 bis Tu an, für die grösseren eine solche von 7 bis 124 und ich 
kann diese Zahlen nur bestätigen. Die Zellen selbst sind dementsprechend 
grösser; ihr Durchmesser schwankt meist zwischen 5 und 13, wobei je- 
doch auch Ausnahmen nach beiden Seiten vorkommen. Lanpoıs3 giebt in 
seinem Lehrbuche für Leukocyten die Werthe 2 bis 13 an. Zu gleichen 
Resultaten führen Messungen an unbestrittenen Leukocyten im Darmgewebe 
und blennorhoischen Sekrete. Wenn nun BuURCHARDT bei seinen Follikel- 
körpern einen Durchmesser vun !/,,, bis !/\. mm oder 5,5 bis 7,1 u ge- 
funden hat, stimmt seine Angabe recht gut mit den oben angeführten 
überein und er kann nicht wohl eine geringere Grösse seiner Körper als 
Beweis dafür beibringen, dass sie nicht Leukocyten seien. 
| Was nun ferner die Körper des Epithels angeht, soll deren Grösse 
1/,, bis }/ p mm oder 14,3 bis 25u betragen. Ich bestimmte für die ver- 
schleimten Zellen des Epithels von dem Aussehen der oben geschilderten 
ovoiden Körper eine Länge von 10,5 bis 26 u; VıLLarn* giebt für die 
Beckenzellen des Epithels eine Grüsse von 16 u an. Diese auffallende 
Uebereinstimmung in den Grössenverhältnissen, sowie der anfangs über- 
raschende Anblick der nach BURCHARDT's Angaben behandelten Präparate 
machen es mir in hohem Grade wahrscheinlich, dass die von ihm be- 
schriebenen Körper weiter nichts als regressiv veränderte, um nicht zu 
sagen verschleimte, Epithelzellen sind. Die Thatsache, dass BURCHARDT 
dieselben Körper neuerdings auch noch bei anderen Conjunctivalerkrankun- 
gen gefunden hat, wäre nur eine weitere Stütze dieser Ansicht. 

Um die parasitäre Natur der „Trachomkörper“ weiter Zu verfolgen, 
hatte Bourcnarpt endlich noch Impfversuche mit Follikelinhalt in die 


1 Vgl. Raeuımann, Patliwlog.-anat. Untersuch. über die follicul. Entziindung ete. 
Arch. f. Ophth. XXIX. 2. 8.35. Vırrarp, l.c. 8. 113. FEoporow, 1. c., n. A. 

? VILLARD, 1. c, 8. 113. 

3 Lanvois, Lehrb. d. Physiol. 1889. S. 31. 

* VILLARD, l. e. S. 86. 


206 - -- 


Haut unternommen und zwar mit negativem Erfolge. Er wurde zu diesen 
Experimenten durch die angebliche Aehnlichkeit der von ihm beschriebe- 
nen Körper mit den Körpern des Molluscum contagiosum verleitet, sowie 
durch die Thatsache, dass er „früher bei einzelnen Kranken, die an Trachom 
litten, Molluscum contagiosum beobachtet hatte“. Es ist zu bedauern, dass 
BURCHARDT keine statistischen Daten über die Häufigkeit dieses Zu- 
sammentreffens giebt, denn nur so liesse sich die Berechtigung jener Expe- 
rimente anerkennen. Wir haben an der hiesigen Klinik, in einer aner- 
kannt trachomreichen Gegend, nie eine Beobachtung gemacht, die auch 
nur den leisesten Gedanken an einen derartigen Zusammenhang hätte auf- 
kommen lassen. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Eigenthümliche Entartung sämmtlicher Netzhaut-Blutadern. 
Von J. Hirschberg. 


Am 13. Juni 1896 kam zu mir der 40jähr. H.C., der vor !/, Jahr von 
brandiger Zellgewebsentzündung der linken Fusssohle befallen worden und dabei 
3°/, Zucker und 1,8°/,, Eiweiss im Harn gezeigt hatte. Nach der Operation 
war der Zucker bald geschwunden. Jetzt ist der Kranke eben aus Carlsbad 
zurück, mit 0°/, Zucker und 0,8°/,, Eiweiss und fühlt sich körperlich ganz 
munter. Ich finde im Harn äusserst zahlreiche, lange und blasse Cylinder mit 
Körnchen und Kernen. 

Die Sehkraft nimmt stetig ab seit Februar 1896. 

S bds. Finger in 15 Fuss, Sn X in 5”, G.F. n. 

Der Augenspiegel zeigt bds. das Bild der stärksten albüminurischen Netz- 
hautentzündung: starke Trübung des Sehnerveneintritts und der umgebenden 
Netzhaut, Blutungen, helle Flecke, mächtige Herdgruppen in der Mitte, Sclerose 
der Schlagadern, weissliche Wandverdickung an den Blutadern. Besonders auf- 
fällig ist die Veränderung der rechten oberen Schläfen-Blutader. Dieselbe hat 
den Reflexstreifen verloren und ist zu beiden Seiten eingesäumt (und zum Theil 
überlagert) von einer ganz dichtgedrängten Pallisaden-Reihe weisser Streifen, 
die senkrecht gegen die Längsachse des Gefässrohres stehen: ein ganz eigen- 
artiges und nach meinen Erfahrungen äusserst seltenes Augenspiegelbild. 

Dem Kranken wurde eine richtige Lebensweise und der innerliche Gebrauch 
von Jodkali verordnet. Er ging in ein Krankenhaus, wo ihm das gleiche Mittel 
gegeben wurde, und ‚kehrte zu mir zurück am 8./IV. 1897, mit sehr viel Eiweiss 
(8°/,,) im Harn und starker Sehstörung. (Rechts Finger in 12 Fuss, +6 
Sn XII in 5°; links 2*/,,, + 6° Sn V in 5”, G.F. gut, aber bds. Dunkelfleck 
in der Mitte von 5—12° Ausdehnung.) 

Rechts ist Uebergang der albuminurischen Netzhaut-Entzindung in Ent- 
artung nachzuweisen: der Sehnerveneintritt ist nicht mehr abzugrenzen, weil 
er von Blutflecken überlagert ist, die auch in den Glaskörper vordringen und 
übergehen in bläuliche Massen mit neugebildeten Blutgefässen; in der Netzhaut- 
mitte sitzt eine grosse helle, unregelmässige Trübung; die sichtbaren Blutadern 
der Netzhaut zeigen helle Wandverdickung längs des ganzen Verlaufes, hier 
und da mit kopfförmiger Verdickung, in der ein glitzerndes Pünktchen (wohl 


et ai 


Hyalin) eingelagert ist. Auch links ist in der Netzhautmitte die mächtige un- 
regelmässige Trübung nachweisbar, auf der einzelne Blutflecke, auch am unteren 
Rande ein kleiner schwärzlicher Streif sitzt. Nach oben wie nach unten und 
aussen von dieser Trübung erscheinen Gruppen von hellen Herden und von 
Blutpunkten. Der Sehnerveneintritt ist noch einigermaassen abgegrenzt. Alle 
Blutadern zeigen röhrenförmige, helle, unregelmässige Scheiden, 
wie wenn eine dauernd berieselte Metallröhre zeitweise dem Frost ausgesetzt 





wurde: der Ueberzug ist hier dicker, dort dünner, scheint stellenweise nur ein- 
seitige Wand-Auflagerung zu sein, mit kurzen, warzigen Auswüchsen; hier und 
da auch mit Scheidenblutung an der entgegengesetzten Seite des Rohres. Keine 
von den sichtbaren Schlagadern der Netzhaut zeigt diese Veränderung. 

Als der Kranke nach 2 Monaten (Anfang Juni 1897) wiederkehrte, be- 
nutzte ich die Gelegenheit, eine Zeichnung des linken Augengrundes anfertigen 
zu lassen, für die ich Herrn Collegen Fehr zu Dank verpflichtet bin. Bei der 
grossen Unruhe und Aufregung des Kranken war die Anfertigung des Augen- 
grundbildes mit grossen Schwierigkeiten verbunden und giebt auch nur ein 
schwaches Abbild des wirklichen Zustandes. 


II. Ein Thränenstein. 
Von Dr. Fischer in Dortmund. 


Bei einem älteren Landwirth entfernte ich aus dem unteren Thränenröhrchen 
des linken Auges einen Thränenstein. 

Derselbe war hart, dabei grösser, als eine Erbse, und von rauher, warziger 
Oberfläche. Es fanden sich darin keine zelligen Bestandtheile, keine Pilz- 
elemente, sondern ausschliesslich phosphorsaure Ammoniakmagnesia. 


- 208 -- 


Die mikroskopische Untersuchung wurde von Herrn Dr. Fabry, hier, vor- 
genommen, welcher durch langjährige Thätigkeit mit bakteriologischen Unter- 
suchungen sehr vertraut ist. Die chemische Untersuchung machte Herr Gerichts- 
chemiker Dr. Kaysser, hier. 


.Beiden Herren bin ich für ihre Freundlichkeit zu Dank verpflichtet. 


Kalk war also in diesem Falle nicht dabei, jedoch ist seine Anwesenheit 
in Thränensteinen schon öfter festgestellt worden, so z. B. in dem Falle von 
Kipp (referirt im Centralbl. f. pr. A. 1883, S. 500), wo sich kohlensaurer und 
phosphorsaurer Kalk und Magnesia zusammen vorfanden. 


Es ist das ja auch kein Wunder, da nach der Analyse von Frerichs in 
100 Theilen Thränen enthalten sind: 


Chlornatrium, 
phosphorsaure Alkalien, 
0,72 Theile phosphorsaureErden (Kalk und Magnesia), 
Schleim und Fett. 


Aehnlich ist ja auch der Speichel zusammengesetzt, so dass Hermann 
in seiner Physiologie die Thränen sogar als einen ausserordentlich wasserigen 
Speichel bezeichnet, und ähnliche anorganische Concremente findet man deshalb 
auch in den Gängen der Speicheldrüsen. 


Ja sogar zu Blasensteinen geben Carbonate und Phosphate bekanntlich in 
seltneren Fällen Gelegenheit, meistens sind es dort freilich die Urate und 
Oxalate, welche Concretionen bilden. 

Gelegentlich scheiden sich diese Niederschläge um einen organischen Kern 
oder um einen Fremdkörper ab; in dem hier beschriebenen Steine konnte ich 
trotz genauesten Suchens weder eine Cilie, noch eine Granune von Getreide, noch 
sonst etwas finden. 

Ebenso waren, wie schon oben erwähnt, keine Leptothrix- oder Streptothrix- 
Massen in diesem Steine, ein Befund, welcher sonst so häufig beschrieben ist, 
seit v. Graefe 1854 und 1855 darauf aufmerksam machte. 

Was die Grösse des Steines, die drusige Obertliiche und das Fehlen der 
Pilzmassen anbetrifft, sieht also mein Fall am meisten dem von Pagenstecher 
ähnlich, welcher in Knapp's Archiv II, 2, S. 49—52, 1872 beschrieben 
worden ist. 


III. Ein Fall von Contusio bulbi mit Zerreissung des Sehnerven. 


Von Dr. Eduard Zirm in Olmütz. 
Der 11jährige Schulknabe Albert Ch. aus Prerau wurde am 25. April 1894 


von einem andern Knaben mit einem Nagel me rechte Auge gestossen. Er 


verlor sofort das Sehvermögen auf diesem Auge. 


Der Befund am nächsten Tage, an welchem ich den Verletzten in die 
Augenabtheilung aufnahm, war folgender: 


Kräftiger, sonst gesunder Knabe ohne merkliche Störung des Allgemein- 
befindens. Das rechte obere Lid Ödematös; über dem innern Lidwinkel etwas 
unterhalb des Orbitalrandes befindet sich eine kleine, wie gerissen aussehende 
Wunde in der Lidhaut, deren Tiefe, mit der Sonde gemessen, höchstens 2mm 


— 209 — 


betragt, welche somit bloss die Haut durchsetzt. Der Augapfel ist frei be- 
weglich, ein wenig protrudirt, ohne Injection; nur der innere obere Quadrant 
zeigt Röthung und eine rissartige Durchtrennung der Conjunctva bulbi, welche 
sich als eine schmale, zum Hornhautrande in einer Entfernung von 3—4 mm 
parallel verlaufende seichte Rinne in der länge von etwa 2 cm darstellt. 
Die Sclera ist intact, ebenso die Cornea. Pupille etwas erweitert, rund, re- 
actionslos. Medien klar. Papille verschleiert, besonders temporalwärts, und 
auffallend blass. Die Gefässe derselben, Arterien sowie Venen, nament- 
lich die ersteren, sehr dünn. Bei einem leichten Drucke mit dem- 
Finger auf den Augapfel verblasst der Sehnerv vollständig, die 
Wurzelstücke der Gefässe werden blutleer, füllen sich jedoch sofort 
wieder beim Nachlassen des Druckes. 

Die Netzhaut zeigt in der Gegend der Macula lutea in einer Ausdehnung 
von mindestens 6 Papillenbreiten eine milchweisse, leicht in’s Grünliche 
schimmernde Färbung, welche nach allen Seiten allmählich sich abtönt, so dass 
an der weitern Peripherie der Fundus die normale Farbe hat. Auch zwischen 
dieser Trübung und der Papille befindet sich eine schmale Zone, welche noch 
etwas röthlich schimmert. Die Tension ist wenig, aber sicher vermindert. 
Es besteht vollständige Amaurose. 

Der Kranke wird mittelst Bisüberschlägen, Druckverband, leichter Bulbus- 
massage bebandelt. Bettruhe. 

28. April: Das ophthalmoskopische Bild ist nur insoweit verändert, dass 
zwei kleine punktförmige Hämorrhagien in der Maculagegend aufgetreten sind. 

Am 5. Mai wird der Kranke entlassen. 

Am 10. Mai stellt er sich wieder vor. Die Papille ist deutlich blässer, 
in Atrophie übergehend. Die Netzhauttrübung hat sich deutlich von der 
Peripherie gegen ihr Centrum, die Macula lutea, vermindert. Nur in letzterer 
ist sie noch von grauweisser Farbe. Die Netzhaut sieht jetzt bier wie gefältelt 
aus. Die Hämorrhagien sind etwas grösser geworden. Die an den Gefässen 
der Pforte beobachtete Erscheinung bei Druck auf den Bulbus besteht noch 
unverändert fort. Amaurosis totalis. 

14. Mai: Papille neuerdings blässer. Die Netzbauttrübung geringer, mehr 
grau. In derselben treten hellere Streifen in grosser Zahl hervor, den bekannten 
Reflexstreifen ähnlich, vielleicht als Ausdruck der Schrumpfung. 

1. Juni: Lider und Augapfel äusserlich vollkommen normal. Tension normal. 
Amaurose. Papille scharf begrenzt, kreideweiss. Gefässe dünn, noch ebenso 
leicht comprimirbar, wie zuvor. Netzhaut normal aussehend, bis auf die nächste 
Umgebung des gelben Fleckes, wo eine zarte Trübung und Fältelung noch 
bemerkbar ist. — | 

Es handelte sich demnach um eine Augapfelverletzung, welche durch einen 
Stoss mit einem stumpfen Nagel gegen das obere Lid zu Stande gekommen war. 
Hierbei wurde nur die Haut des Lides durchstossen, die Augapfelbindehaut riss 
an der Stelle der Gewalteinwirkung ein. Sonstige Continuitätstrennungen 
waren weder an der Bulbuskapsel, noch im Augeninnern aufge- 
treten. Dafür hat die durch die Gewaltwirkung erzeugte plötzliche Zerrung 
des ganzen Bulbus nach unten und aussen, wie aus den klinischen Symptomen 
gefolgert werden muss, einen Riss im Sehnerven herbeigeführt, und zwar 
in demjenigen Theile desselben, welcher nahe dem Bulbus gelegen, bereits die 
Centralarterie einschliesst. Dadurch wird die fadenförmige Dünnheit der Wurzel- 
stücke der Retinalgefässe, sowie der minimale Blutdruck in denselben erklärt, 
welcher es möglich machte, dass beim geringsten Fingerdrucke auf den Bulbus 

14 


— 210 — 


die Blutsäule aus den Gefässen an der Papillenscheibe vollständig verschwand. 
(ass dieses Phänomen auch bei der letzten Beobachtung, 5 Wochen nach der 
Verletzung noch bestand, beweist, dass die Continuität der Centralgefässe 
dauernd unterbrochen geblieben ist. Mit der Annahme einer Opticusruptur 
stimmt auch die leichte Protrusion überein, welche anfangs bestanden hatte. 
Die umfangreiche Netzhauttrübung muss an zwei Ursachen geknüpft werden. 
Einmal wie bei Embolie der Centralarterie an die Unterbindung des ernährenden 
Blutstroms, andrerseits an die molekulare Zerstörung der Netzhautschichten, 
insbesondere der Nervenfaserschicht, welche als Folge der unvermeidlichen 
Quetschung derselben durch die Compression des Augapfels angenommen werden 
muss. Dass an dieselbe Oedem der Retina sich angeschlossen hat als eigent- 
liche Ursache der ophthalmoskopischen opaken Trübung, ist sehr wahrscheinlich, 
namentlich scheint die sehr auffallend gewesene Faltenbildung für ein wirkliches 
Oedem zu sprechen. 

Es bleibt immerhin bemerkenswerth, dass bei einer so heftigen Gewalt- 
wirkung, welche ein Sehnervenriss voraussetzen lässt, keine Continuitätstrennung 
der Augenhäute zu Stande kam. Eine Erklärung liesse sich vielleicht darin 
finden, dass wie bei dem ähnlichen von Pagenstecher veröffentlichten Falle, 
die Stosswirkung von oben her stattfand, so dass der Bulbus Gelegenheit 
hatte, nach unten und aussen auszuweichen, was bei einem mehr von vorn 
wirkenden stumpfen Trauma unmöglich ist. Andrerseits führte eben das Aus- 
weichen des Augapfels die Ruptur des in Anspannung gebrachten Sehnerven 
hervor. Die anfangs vorhandene, wenn auch geringe Tensionsverminderung 
findet in der Verringerung der Blutzufuhr in's Augeninnere eine Erklärung. 
Leider bin ich nicht in der Lage gewesen, mir eine Abbildung des ausser- 
ordentlich imposanten Augenspiegelbildes zu verschaffen. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Sehproben und Sehprüfung. Optotypi Pflüger, von Prof. Dr. 
Pflüger in Bern. Zweite Auflage. Basel und Leipzig, Verlag Sallmann, 1896. 

Pflüger's Typen sind mit gleichmässigen Abstufungen nach dem Decimal- 
system eingerichtet und für eine Entfernung von 10 m berechnet, für kleinere 
leicht verwendbar. Pflüger führt zum ersten Mal den Versuch durch, Seh- 
proben auch für die Prüfung der Sehschärfe in der Nähe einzurichten, so dass 
diese (uncorrigirt) bei hüherer Myopie geprüft werden kann. Erreicht ist dies 
durch zehnfache photographische Verkleinerung der grossen Tafel. Die Tafeln 
sind mit Rücksicht auf eventuelle Verwendung als Photometer hergestellt; als 
Grundform der Probeobjecte sind dreizackige Haken gewählt, die dem Buch- 
staben E entsprechen. Spiro. 


2. Die Wirkungen der Augenmuskeln und die Erscheinungen 
bei Lähmungen derselben. Bewegliches Schema zur Ableitung der Lagen 
der Doppelbilder für den Unterricht und das Selbststudium zusammengestellt 
von Dr. Oskar Zoth. Leipzig und Wien, F. Deuticke, 1897. 

Verf. stellt das Wissenswerthe über die Bewegungen der Augen und die 
Entstehung von Doppelbildern zusammen. In zwei Ausschnitten werden beweg- 


— 211 — 


liche „Abschnitte des hinteren Netzhautpols“ auf der einen Seite entsprechend 
dem gestörten Zusammenspiel der Augenmuskeln verschoben, die Lage der Bilder 
eines äusseren Objects durch Kartenstäbchen darauf fixirt und dann auf einem 
gemeinsamen „Gesichtsfeld‘‘ dargestellt. Spiro. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Berliner medicinische Gesellschaft. Sitzung vom 26. Mai 1897. 


1. Discussion über den Vortrag des Herrn Greeff: Ueber Gliome und 
Pseudogliome der Retina. (Vgl. Suppl.-Heft f. 1896, Bericht des Heidel- 
berger Ophth.-Congresses.) 

Hr. Hirschberg: Den interessanten Erörterungen des Herrn Vortragenden, 
mit dessen Ansichten ich im Wesentlichen übereinstimme, möchte ich einige 
Bemerkungen hinzufügen, zumal meines Wissens im Schoosse unsrer Gesell- 
schaft vorher erst zweimal Erörterungen über Gliom und Pseudogliom statt- 
gefunden haben: einmal im Jahre 1869, als ich einen Vortrag hielt über den 
Markschwamm der Netzhaut ! und ferner im Jahre 1874, wo im Anschluss an 
den Vortrag des Collegen Landsberg die Verwechslungen der entzündlichen 
Neubildungen mit dem Markschwamm von mir erörtert wurden. ? 

Der Gegenstand verdient wohl bei uns besprochen zu werden, weil die 
Lehre vom Gliom der Netzhaut wesentlich von Mitgliedern unsrer Gesell- 
schaft ausgebildet ist: von Bernhard von Langenbeck, der schon 1836, 
also vor der Entdeckung der Zelle, mit Hülfe des Mikroskops die Ueberein- 
stimmung der histologischen Elemente des Netzhautmarkschwamms mit solchen 
der normalen Netzhaut nachgewiesen hat; von unsrem Vorsitzenden Rudolf 
Virchow, von dem Name, anatomische Definition nnd Beschreibung des Netz- 
hautgliom herrührt; von Albrecht von Graefe, von Schweigger und mir 
selber, denen in den letzten Jahren College Greeff sich angeschlossen hat. 

Freilich der praktische Arzt kann schon etliche Jahre prakticiren, ehe 
er überhaupt einen Fall von bösartiger Augengeschwulst zu sehen bekommt; 
aber bei uns Augenärzten sind Augengeschwülste nicht gar so selten, da etwa 
1 Fall auf 1000, allenfalls auf 2000 Augenkranke kommt, und stellen 
bedeutungsvolle Erkrankungen dar, die nicht nur ein so wichtiges Organ wie 
das Auge zerstören, sondern sogar das Leben ernstlich bedrohen, so dass bei 
frübzeitiger Erkenntniss lebensrettende Augenoperationen in Betracht 
kommen. 

Noch dazu sind diese Krankheitsformen berufen gewesen, auf dunkle 
Gebiete der allgemeinen Krankheitslehre Licht zu werfen. Während unser Herr 
Vorsitzender 1864 in seiner bahnbrechenden Geschwulstlehre den Ausspruch 
that, dass die klinische Beobachtung des Gesammtverlaufes, des „Constitutio- 
nalismus“ der einzelnen wissenschaftluch abgegrenzten Geschwulstformen, ein 
Gebiet darstelle, auf dem eigentlich noch alles zu machen sei, haben bereits 
1868 Albrecht von Graefe, H. Knapp und ich selber die Krankheitsbilder 
und den klinischen Gesammtverlauf der bösartigen Augengeschwülste genauer 
gezeichnet, als dies bis dahin bei vielen Neubildungen andrer Körpertheile 


! Verhandl. d. Berl. med. Ges., II. Band (1869—71), II. Abth., S. 34. 
? Verhandl. d. Berl. med. Ges., VI. Band (1874—1875), 1. Abth., S. 33. 


14* 


— 212 — 


möglich gewesen und brauchbare Beispiele für einige Hauptsätze der allgemeinen 
Geschwulstlehre geliefert. 

Wie gesagt, den Begriff und die Beschreibung des Netzhautgliom ver- 
danken wir unsrem Herrn Vorsitzendeu, wahrend allerdings der Markschwamm 
der Netzhaut bereits seit Wardrops’s Sonderschrift vom Jahre 1809 bekannt 
gewesen. Die Scheidung des Gliom in eine nach aussen von der Netzhaut, 
also nach hinten wuchernde Form, und in eine nach innen, also nach vorn 
wuchernde, oder, wie ich damals sagte, in Glioma exophytum und Glioma 
endopbytum habe ich 1869 in meiner Sonderschrift aufgestellt und auch von 
vornherein gefordert, die entzündlichen Veränderungen von den gliösen 
zu trennen, zwischen denen nicht bloss früher, z. B. in der berühmten 
Dissertation von Cannstatt aus dem Jahre 1830, die schlimmsten Verwechs- 
lungen ! ganz regelmässig vorgekommen waren, sondern auch noch in der 
neueren Zeit einige, wenn auch weniger schlimme und nicht so häufige. 

Mehrfach erhielt ich damals einen ausgeschälten Augapfel mit der Diagnose 
Glioma zugesendet, während ich bei der anatomischen Untersuchung Netzhaut- 
ablösung in Folge von hämorrhagischer Aderhautentzünduug vorfand. Zur 
kurzen Bezeichnung dieser Fälle schuf ich, in Anlehnung an Sichel’s Pseud- 
encephaloid *, 1872 den Namen Pseudoglioma°, der leider bis heute sich 
erhalten hat. 

Denn mit unsrem Herrn Vorsitzenden verabscheue ich die falchen Krank- 
heiten und ihre Namen; wir sind aber auf bestem Wege, als Seitenstück zu 
der „echten Pseudoleukämie“ auch noch ein „echtes Pseudogliom“ zu bekommen 
und dies von den unechten zu unterscheiden. 

Uebrigens bemerke ich, dass ich die von dem Hern Vortragenden be- 
schriebene Verwechslungskrankheit seit mehr als 2 Jahrzehnten wohl kenne; 
College Ginsberg hat auch neuerdings (1894) einen Fall aus meiner Praxis 


im Centralbl. f. A. genau beschrieben. e 
Zur Diagnose genügt hier, wie gewöhnlich in der Heilkunde, nicht ein 
Zeichen, — das kann triigen, — sondern die Zusammenfassung des ganzen 


Krankheitsbildes. Wie ich schon 1869 und 1874 angedeutet, ist es 1. der 
messinggelbe oder mehr grünlich-gelbe Schimmer aus der Pupille*, 2. das 
Fehlen des hirnmarkähnlichen Geschwulstgewebes mit den weissen Fett- und 
und Kalkpünktchen in den vorgeschobenen Netzhautbuckeln, 3. das Fehlen 


! Nur von diesen sagte ich 1869 (Markschwamm der Netzhaut, S. 234): Heut- 
zutage dürften derartige Verwechslungen nicht mehr vorkommen. — Diese Stelle 
ist von Greeff wie von Wintersteiner missverstanden worden. Dass in einigen 
seltnen Fällen die Diagnose zweifelhaft bleibt, habe ich bereits damals (S. 230) aus- 
gesprochen und später, auf Grund grösserer Erfahrung, genauer ausgeführt. 

è? Sichel hat allerdings mit Pseudencephaloid nur eine besondere Form des 
Encephaloid (Netzhaut-Markschwamm) bezeichnen wollen, vielleicht das Glioma endo- 
phytum. Vgl. seine Iconographie ophthalmologique, Paris 1852—1859, S. 582: J’apelle 
pseudencéphaloide de la rétine une maladie toute semblable à Pencéphalvide retinien, 
dont elle differe peu par ses symptomes pathognomoniqnes, son diagnostic différentiel 
n’est pas encore etabli une manière nette. 

3 Hirschberg, Klinische Beobachtungen aus der Augenheilanstalt, «ie im De- 
cember 1872 abgeschlossen, mit der Jahreszahl 1874 in Wien erschienen sind, S. 11. — 
in Nagel’s Jahresbericht taucht der Nawe Pseudoglivm zuerst 1877 auf (V1. Jahrgang 
f. 1575), im Anschluss an den Fall von Hutchinson, Ophth. Hosp. Rep. VIII. 227. 

* Beim Markschwamm der Netzhaut ist der Schimmer aus der Pupille elänzend 
weiss, gelbweiss oder allenfalls réthlich-gelb; mattweiss oder grauweiss bei meta- 
statischer Aderhautentzündung nach Meningitis; gelb bei Glaskörpervereiterung, z. B. 
nach Eindringen eines Fremdkörpers; bläulich bei Ausschwitzung in den Glaskörper, 
z. B. in Folge von Lues congenita. 


— 213 — 


deutlich neugebildeter Blutgefässe, und endlich 4. die Entwicklungsgeschichte 
der Krankheit, der akute Beginn, welche die wichtigsten Anhaltspunkte für ein 
entzündliches Leiden und gegen Markschwamm abgeben. 

Wenn nun unter 24 wegen der Diagnose Netzhautgliom 1888—1892 von 
den Chirurgen zu Moorfields in London enucleirten Augäpfeln 7 mal die Diagnose 
nachträglich durch die anatomische Untersuchung als falsch erwiesen wurde, 
und wenn ferner Haab in Otto Becker as Sammlung unter 20 Augäpfeln, die 
von Verschiedenen wegen Gliom enucleirt worden, 5 mal diese Diagnose falsch 
gefunden; so scheinen mir diese Verhältnisszahlen von 7:24 oder von 5:30 
etwas zu gross zu sein. Aber ich gestehe zu, dass auch noch heutzutage sogar 
der Erfahrene gelegentlich in seiner Diagnose schwanken kann. Längeres Zu- 
warten ist gefährlich, wenn es sich wirklich um bösartige Geschwulst handelt. 
Von der Probepunction, die ich selber bereits 1868! far Binnengeschwilste 
des Augapfels angegeben, machte ich nur sparsamen Gebrauch, weil man 
dadurch die histologische Reinheit der Ausrotiung preisgiebt, wie die Erfahrung 
gelehrt hat.? 

So wird man denn von zwei Uebeln, Tod des Kranken und Verlust 
eines blinden, entarteten Augapfels, das letztere als das bei Weitem kleinere 
wählen müssen.? 

Denn bei dem echten Markschwamm der Netzhaut ist die frih- 
zeitige Entfernung des Augapfels eine lebensrettende That. 

Schon 1869 hatte ich gezeigt, dass, wenn der helle Schein aus der Pupille 
erst seit einige Wochen besteht, und wenn dann nach der Ausschälung des 
Augapfels die Neubildung auf die Netzhaut beschränkt gefunden wird, die 
Kinder dauernd gerettet sind. Ausnahmsweise kann allerdings auch einmal 
nach längerem Bestand der Erkrankung und bei beginnender Ausbreitung auf 
Aderhaut und Selınerv noch Heilung durch Operation erzielt werden, aber doch 
nur ausnahmsweise. Damals konnte ich aus den 77 Fällen der Literatur und 
meinen eigenen Beobachtungen in von Graefe’s Augenklinik nur 5 Fälle oder 
61/,°/, dauernder Heilung auffinden. Seit dieser Zeit hat die Diagnose der 
früheren Stadien sich vertieft und verbreitet. In der neuesten Sonderschrift 
über diesen Gegenstand, aus diesem Jahre, von Wintersteiner in Wien, 
sind von nahezu 500 Fällen der Literatur bereits 81 Fälle dauernder Heilung 
mitgetheilt, das sind 16°/,. Ich bemerke, dass ich den einen Ausnahmefall 
wo 4 Jahre nach der Ausrottung des einen Augapfels wegen Gliom der Netz- 
haut dieselbe Krankheit in dem anderen Auge erschien und das Kind hinweg- 
raffte, wohl kenne und berücksichtige Aber ein Fall auf 500 ändert die 
Gesammtauffassung nicht, zumal die Erkrankung des zweiten Auges an Gliom 
stets als eine selbstständige anzusehen ist. Meine eignen Erfahrungen sind 
übrigens verbältnissmässig noch günstiger, als die Zusammenstellungen von 
College Wintersteiner. Ich verweise auf die Inauguraldissertation von Dr. 
Bruno Wolff aus dem Jahre 1893 und auf meinen 25 jährigen Bericht. 
17 Fälle von Netzhautgliom, die ich bis 1893 operirt hatte, zerfallen in zwei 
Gruppen. In der ersten Gruppe von zehn Fällen zeigte die anatomische Unter- 


! Vgl. Zehender’s Monatsbl. 1868 und Centralbl. f. pr. A. 1896, S. 268. 

? Discussion der Heidelberger Ophth. Gesellsch. 1896, Hirschberg, Leber. 
(Bericht S. 120.) 

* Wintersteiner, Das Neuroepitheliom der Netzhaut, S. 185: „Lieber zehn 
blinde Augen zuviel enucleiren, als ein Mal durch Unterlassung der rechtzeitigen 
Operation das Kind dem grauenhaften Geschwulsttode überantworten!“ Diesen Stand- 
punkt vertreten übrigens die besseren Lehrbücher schon seit Jahren. 


— 214 — 


suchung des entfernten Augapfels, dass die Neubildung nicht die Netzhaut 
überschritten hatte. In keinem dieser Fälle konnte ein Rückfall oder übler 
Ausgang nachgewiesen werden; drei von ihnen vermochte ich allerdings nicht 
lange genug zu beobachten: aber die anderen sieben über mehrere, selbst 5, 8, 
12 Jahre. Ganz anders gestaltet sich die Sache in der zweiten Gruppe jener 
sieben Fälle, die erst zur Operation gelangten, als die Neubildung bereits die 
Netzhaut überschritten hatte: ein Full konnte nicht lange genug beobachtet 
werden; aber die anderen 6 ergaben alle leider einen ungünstigen Ausgang. 

Somit ist der Netzhautmarkschwamm ein treffliches Beispiel zu dem 
Virchow'schen Satz, dass bösartige Geschwülste im Beginn ein streng ört- 
liches Leiden darstellen, das, rein ausgerottet, nicht wiederkehrt. 

Ich . besinne mich auf einen recht traurigen Fall, das einzige Kind einer 
Familie, wo mein Rath der Operation nicht angenommen wurde, weil ein Fach- 
genosse, der nach mir gefragt wurde, gegen die Diagnose Markschwamm sıch 
aussprach, und das Kind elendiglich zu Grunde ging, obwohl einige Monate 
später, als die Diagnose handgreiflich ENDEN, der Augapfel noch 
nachträglich entfernt worden war. 

Doch bin ich keineswegs gleichgültig gegen die Erhaltung eines, wenn 
auch erblindeten und entarteten Augapfels, falls dieselbe möglich ist. Zu 
meinen dankbarsten Clienten gehörte eine andere Mutter, der ich, wieder bei 
dem einzigen Kinde, einem Mädchen, von der dringend angerathenen Entfernung 
eines Augapfels abrieth und von der Richtigkeit meiner Diagnose auf meta- 
statische Augenentzündung durch jahrelange fortgesetzte Weiterbeuvbachtung 
mich vollständig überzeugt babe. 

Hr. Schweigger! meint, die Bezeichnung Pseudogliom sollte für solche 
Fälle gewählt werden, wo diejenigen Anzeichen vorhanden sind, die man als 
charakteristisch ansieht... Nun kommt allerdings der charakteristisch Befund 
vor, auch ohne dass Gliom vorliegt. In solchen Fällen kann es sich noch um 
Netzhautablösung handeln. Da das Auge ohnedies verloren ist, kann man die 
Enucleation vornehmen. 

Vortr. hat Fälle gesehen, wo trotz frühzeitiger Enucleation relativ bald 
schon das andere Auge von Gliom betroffen wurde; auch in Bezug auf andere 
Geschwülste wird die Lebensrettung durch frühzeitige Exstirpation übertrieben. 
Die Diagnose der Gliome ist mitunter sehr schwer; man sieht die Geschwülste, 
kann aber einen Ueberblick über ihre Natur nicht gewinnen. 

In einzelnen Fällen hat Vortr. die Punction ausgeführt, dann etwas aus- 
gelöffelt und, falls sich Sarcom ergab, sofort enucleirt. Nachtheile sind aus der 
Punction nicht entstanden. Im vorigen Jahre erlebte Vortr. den Fall, dass 
wegen einer im Cililiarkörper wahrzunehmenden Geschwulst das Auge bereits 
zur Enucleation bestimmt war, die Probepunction jedoch eine grosse Menge 
Flüssigkeit ergab, das Auge collabirte und einige Tage danach war die normale 
Form wieder hergestellt, die nach einem halben Jahre später gut erhalten war; 
allerdings war das Auge erblindet; die Enucleation war aber überflüssig gewesen. 
Ist noch brauchbares Scehvermögen zu constatiren, so sei die Enucleation nicht 
gerechtfertigt; man könne den Geschwülsten nie ansehen, ob sie primär sind 
oder ob es sich nicht bereits um Metastasen handelt Im Allgemeinen werde 
mit der Enucleation Missbrauch getrieben. Einen Fall, in dem eine intraoculare 
Geschwulst nachweisbar und das Sehvermögen noch gut ist, solle man erst 
einige Zeit beobachten, jedenfalls aber mit der Enucleation noch zurückhalten. 


1 Nach dem Referat der Deutschen med. Ztg. XVIII, Nr. 45, Dr. Pagel. 


2. Discussion über den Vortrag des Herrn Dr. Katz über Diphtherie. 


Hr. Hirschberg: Die interessanten Mittheilungen des Herrn Vortragenden 
geben mir Veranlassung zu einer kurzen Bemerkung über die nach Diphtherie 
im Gebiet des Sehorgans vorkommenden Lähmungen, welche bekanntermaassen 
hauptsächlich den die Accommodation beherrschenden Ast des Augenbewegungs- 
nerven betreffen. Die Erkraukung wird gemeinhin als post-diphtherische 
Accomodationslähmung bezeichnet und ist durchaus nicht selten: 250 Fälle 
sind aus meinen Krankentagebüchern über 12 Jahre von zwei meiner Assistenten" 
zusammengestellt worden. 

Wir haben diese Lähmung stets als eine nucleäre aufgefasst. Stets 
werden beide Augen befallen”. Nie ist die Pupille mit gelähmt’. Stets erfolgt 
die Accomodationslähmung, d.h. die Unfähigkeit, feine Druckschrift ohne 
Sammelglas zu lesen, nach Heilung der Diphtherie, etwa 2 bis 8 (im Mittel 4) 
Wochen nach dem Beginn der letzteren; dauert einige (etwa 4) Wochen und 
heilt jedes Mal von selber. Deshalb verordne ich ausser guter Pflege, 
Schonung, Ruhebrille nichts weiter als höchstens Jodeisensyrup und halte alle 
stärkeren Heilmittel für überflüssig und fehlerhaft. Ich habe noch nie einen 
ungeheilten Fall gesehen, — wenn ich absehe von den seltenen Fällen, welche 
durch Hinzutreten von Athmungslähmung leider tödlich endigen. 

Im Ganzen ist die post-diphtherische Accommodationslähmung doch eine recht 
typische Erkrankung. 

Allerdings steht der Grad der Accommodationslähmung nicht im graden 
Verhältniss zur Schwere der ursächlichen Diphtherie. Wenigstens folgt ge- 
legentlich starke Accommodationsläbmung auf leichte Halserkrankung. 

Meist ist die Accommodationslähmung begleitet von Lähmung des weichen 
Gaumens und des Schlundes, gelegentlich auch vom Fehlen der Kniezuckung 
und von Erscheinungen leichter Ataxie. Lähmung der beiden äusseren Augen- 
muskeln (Abducenten) wurde in 10°/, aller Fälle (also an etwa 25 Kranken) 
nachgewiesen, ausserdem noch 4 Mal einseitige leichte Abducenslähmung. Oculo- 
motoriuslahmung, welche die äusseren Augenmuskeln betraf, kam in den 
250 Fällen nur 2 Mal vor, einmal als einseitiger Lidfall (Ptosis), einmal als 
doppelseitige Lähmung fast aller äusseren Augenmuskeln, auch der von den 
Abducenten versorgten. (Augenlähme, Ophthalmoplegia externa). Der letzt- 
genannte Fall, den ich gemeinschaftlich mit meinem Freund Mendel beobachtete, 
endigte tödtlich; Mendel fand Blutungen in den Nervenkernen und entzünd- 
liche Veränderungen in den Wurzeln des Oculomot., Abduc., Vagus und Hypo- 
glossus. 

Der Sehnerv war in keinem der 250 Falle mitbetheiligt. Wenn 
eine scheinbare Trübung des Sehnerveneintritts vorlag, war dies stets eine 
physiologische, wie sie bei den übersichtigen Kindern vorkommt; wenn die Seh- 
schärfe ‚nicht vollkommen war, lag Astigmatismus vor, der durch Cylindergläser, 
meist in befriedigender Weise, ausgeglichen werden konnte?) Von den letzten 


1 Vgl. B. Remak, Centralbl. f. pr. A. 1886, Juniheft, und A. Moll, ibid. 1896, 
Januarhett. 

3 Eine wirkliche Ausnahme kam nicht vor, nur eine scheinbare, wo rechts Ueber-, 
links Kurzsichtigkeit bestand, links also Sehstörung für die Nähe fehlte. 

® Unter 150 Fällen war 4mal die Pupille weit und träge reagirend, aber nicht 
gelähmt. 

4 Niemals wurde in einem solchen Falle Einengung des Gesichtsfeldes, Dunkel- 
Heck (Scotoma), Vergrösserung des blinden Fleckes nachgewiesen, was doch bei wirk- 
licher Entzündung des Sehnervenkopfes zu erwarten war. 


— 216 — 


150 Fallen wiesen 140 eine manifeste Uebersichtigkeit auf, was sich einerseits 
aus dem überwiegend übersichtigen Bau des Kınderauges erklärt, andererseits 
aus der Thatsache, dass die stärker übersichtigen Kinder durch die Accommo- 
dationslähmung mehr gestört werden. Kinder mit deutlicher Kurzsichtigkeit 
(von etwa 3D und darüber, d.h. mit einem Fernpunktsabstand von 13 Zoll 
oder 30cm und noch weniger) kommen niemals wegen postdiphtheritischer 
Accommodationslähmung, obwohl sie doch durch ihre Kurzsichtigkeit gegen die 
Diphtherie nicht gefeit sind, da sie selbst bei vollständiger Accommodations- 
lähmung immer noch gewöhnliche Druckschrift bequem zu lesen im Stande sind, 
somit keine Beschwerden fühlen und nicht merken, dass eine neue Krankheit 
naclı der Halsdiphtherie sie befallen hat. 


2) Berliner Physiologische Gesellschaft. (Voss. Ztg. Mai 1897.) 


In der letzten Sitzung berichteten Dr. Cowl und Dr. Levy-Dorn über 
interessante Versuche zur Frage von der Sichtbarkeit der Rintgen-Strahlen. 
Der Entdecker der X-Strahlen gab an, dass man durch die neue Art von Strahlen 
einen Lichteindruck nicht empfange. Dieser bestimmten Angabe gegenüber erregte 
es berechtigtes Aufsehen, als im vorigen Jahre Brandes und Dorn mittheilten, 
dass bei Beobachtung gewisser Vorsichtsmaassregeln jeder normalsichtige Mensch 
eine Empfindung im Auge durch Annäherung dieses an eine Hittorf’sche Röhre 
erhalten könne. Brandes beschrieb noch genauer, welche Form der so hervor- 
gerufene Lichtschein hat. Cowl und Levy-Dorn haben die Brandes’ und 
Dorn’schen Versuche nachgeprüft. Sie sind dabei zu dem Ergebnisse gekommen, 
dass die ursprüngliche Röntgen’sche Ansicht von der Unsichtbarkeit der 
X-Strahlen zu Recht besteht. Sie stellten fest, dass die Röntgen-Strahlen einen 
Reiz auf den Sehnerv nicht auszuüben vermögen. Nur scheinbar ist die Licht- 
empfindung durch Röntgen-Strahlen bei den einschlägigen Versuchen verursacht; 
es lassen sich nämlich nur sehr schwer alle Fehlerquellen bei den Versuchen 
ausschalten. Die Erscheinungen, die Brandes und Dorn beschreiben, gehören 
nach Cowl und Levy-Dorn wahrscheinlich in das Gebiet der subjectiven Licht- 
empfindungen, die sehr leicht auftreten, wenn das Gesichtsfeld vollständig ver- 
dunkelt ist, auch ohne dass Lichtreize den Sehnerv treffen. Es verdienen des- 
halb auch die Nachrichten, dass bei gewissen Formen von Blindheit durch die 
Anwendung von Röntgen-Strahlen Besserung erzielt wurde, keinen Glauben. In 
der Besprechung verwies Prof. Arthur König auf die Schwierigkeit solcher 
Untersuchungen. Insbesondere ist es dabei schwer, Schlüsse auszuschalten, die 
durch andere Sinneseindrücke auf das vermeintliche Sehen gezogen werden. 
Prof. Hermann Munk erörterte Wesen und Umfang der subjectiven Gesichts- 
erscheinungen. | 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Festschrift des Stuttgarter ärztlichen Vereins zur Feier seines 
25jährigen Bestehens am 6. März 1897. (Stuttgart, E. Schweizer- 
barth, 1897.) 

Hysterische Sehstörungen im Kindesalter, von Dr. Max Weil. 


Im Anschluss an 2 Fälle von hysterischer Sehstörung bei Kindern spricht 
Verf. eingehend über Hysterie im Kindesalter. 


u 


— 217 — 


Im ersten Falle handelte es sich um beiderseitige hysterische Blindheit. 
Durch Suggestion wurde diese beseitigt. Zunächst blieb rechtsseitige Hemianopsie 
zurück, die mit der Sehstörung des rechten Auges verschwand. 

Im zweiten Falle handelte es sich um eine beträchtliche Gesichtsfeld- 
einengung des linken Auges, die durch Suggestion zur Blindheit geführt batte 
und dann durch Suggestion geheilt wurde. 

Im ersten Falle war starke Hypermetropie, im zweiten Strabismus vorhanden, 


Ueber eine eigenthümliche Form von Strabismus convergens 
bei Myopie und deren Behandlung durch Concavgläser, von Prof. Dr. 
R. Berlin in Rostock. 


Verf. beobachtete 6 Fälle von Strab. converg. bei mittlerer Myopie, die von 
dem Gräfe’schen Typus erheblich abweichen. 

Charakteristisch war, dass der Seitenabstand der Doppelbilder mit der Ent- 
fernung des Objektes sich nicht vergrösserte, vielmehr verkleinerte sich dabei 
der Schielwinkel. Auch fehlte das Uebergewicht der Interni. 

Verf. fasst die Fälle nicht als Augenmuskelaffectionen auf, glaubt vielmehr, 
dass bei diesen Patienten, die bei Nahearbeit keine oder nur vorübergehend 
Concavgläser trugen, ausser der Convergenz auch Accommodationskrampf auftritt. 
Dadurch entsteht eine Vergrösserung der Bilder mit Vergrösserung ihrer Diffe- 
renzen zumal bei geringer Anisometropie und ungleichom Astigmatismus. Ein 
gleichzeitig entstehender Farbenunterschied vermehrt die Schwierigkeiten in der 
Verschmelzung der beiden Netzhautbilder, so dass die Pat. vorziehen, sie zu 
separiren. Um dies durch Divergenz zu ermöglichen, würde eine rasche starke 
Abduction nöthig sein, die kaum möglich, während das Convergenzgebiet grösser 
und eingeübter ist, so dass Str. converg. eintritt. 

Concavgläser machen die Netzhautbilder ähnlich und beseitigen mit der 
Schwierigkeit, sie zu verschmelzen, die Doppelbilder. 


Thränenschlaucherkrankungen. Eine klinisch-kritische Studie 
von Sanitätsrath Dr. O. Königshöfer, Docent f. vergleichende Augenheilkunde 
an der k. thierärztl. Hochschule. 


Auf Grund von Kuhnt’s pathologisch-anatomischen Untersuchungen, die 
ergaben, dass die Schleimhaut des Thranen abfihrenden Apparates mit Ausnalme 
der eigentlichen Thränenröhrchen absolut den Aufbau der Schleimhaut der 
Regio respiratoria der Nase zeigt, verlangt Verf. einen gezenüber der bisherigen 
Vernachlässigung richtigen Aufbau von Pathologie und Therapie der Thränen- 
schlaucherkrankungen. 

Als Sammelnamen für die entzündlichen Erkrankungen schlägt er — 
Dacryocystitis vor und theilt ein in 1) reine Schleimhauterkrankungen, 2) Er- 
krankungen mit Betheiligung der Umgebung. 

In der ersten Gruppe ist die Dacryocystitis acuta charakterisirt durch 
nicht verdrückbare, nicht fluktuirende Schwellung der Thränensackgegend und 
begleitet von acuten entzündlichen Erscheinungen im inneren Augenwinkel. 

Die D. chronica simplex zeigt ähnliche entzündliche Erscheinungen und 
meist Fluctuation. Auf Druck entleert sich im Anfang wenig klares schleimiges 
später dickflüssiges graues Secret. 

Von dieser Form scharf zu scheiden ist die D. chron. atrophicans, charak- 
terisirt durch stets zunehmende Ausdehnung des Thränensackes mit kolossaler 
Verdünnung der Wandungen ohne subjective Beschwerden. 

Die D. blenorrhoica ist ein Exacerbationsstadium der D. chron. simplex. 
Endlich ist die D. neonatorum nach des Verf. Anschauung nur eine vorüber- 


— 218 — 


gehende Verlegung des Thränenschlauches durch Schleim oder einen fötalen 
Epithelverschluss. 

Zur zweiten Gruppe gehören Periostitis, Caries, Lupus und tuberkulöses 
Geschwür des Thränennasenkanals, ferner die Peridakryocystitis phlegmonosa, 
als phlegmonöse Entzündung der Umgebung des Thränensacks. 

Als obersten Grundsatz der Therapie stellt Verf. auf, dass die Sunde nur 
in Ausnahmefällen angewendet werde; vor Allem muss eine energische Behand- 
lung des Allgemeinleidens und des fast stets vorliegenden Nasenleidens Platz 
greifen. Er empfiehlt Massage der Thränensackgegend, Einträuflung einer ad- 
stringirenden Lösung, die mechanisch in den Thränensack eingesaugt wird, und 
feuchtwarme Umschläge. Bei eitrigem Secret Einspritzung von Sublimat 1:5000 
oder Formol 1:1500 in den Thränensack, in späteren Stadien vorsichtigen 
Gebrauch der Sonde In Ausnahmefällen wird Auskratzung des Thränensacks 
nothwendig, bei D. chron. atrophicans ist sie häufig frühzeitig angebracht. 


Zum Wesen des Frühjahrskatarrhs (Sämisch), von Prof. Dr. G. 
Schleich in Tübingen. 

Nach eingehender Schilderung des Befundes beim Frühjahrskatarrh betont 
Verf., dass in 10 Fällen, die er zuletzt beobachtete, zugleich Polyadenitis uni- 
versalis bestand, wie dies Michel hervorhebt. Dies auffällige Zusammentreffen 
mit einer allgemeinen Ernährungsstörung kann kein zufälliges sein, es regt an 
in dieser Beziehung weitere Untersuchungen vorzunehmen. Allgemeinbehandlung 
bestehend aus Versuchen mit Arsenik, kräftigender Diät, Darreichung von Eisen- 
präparaten (Syr. ferri jod.) hatte günstire Einwirkung. 


Beiträge zur Operation des grauen Stares, von Dr. Distler. 

Besprechung von den Maassnahmen des Verf. vor, während und nach der 
Operation. 

Beitrag zur Kenntniss der durch intensives Licht hervor- 
gerufenen Veränderungen des Sehorganes, von Dr. W. Zimmermann. 


Verf. beobachtete 2 Fälle, in denen durch Einwirkung intensiven Sonnen- 
lichtes, einen Fall, in dem durch elektrisches Bogenlicht heftige Reizerscheinungen 
des Auges mit Trübungen der Cornea auftreten, die am leichtesten bei der 
Ophthalmia electrica zurückgingen. 

Er ist der Ansicht Widmacks, dass ebenso wie Insolation auch lange 
Einwirkung elektrischen Bogenlichtes durch dessen Reichthum an ultravioletten 
Strahlen reizend auf die Kerne der Epithelzellen und fixen Zellen der Hornbaut 
wirken und zur Nekrose derselben führen kann. 

Am schwächsten von den Geweben des Auges reagirt die Netzhaut auf die 
Lichteinwirkung; Linse und Glaskörper werden gar nicht betroffen. Spiro. 


Journal- Uebersicht. 


l. Archiv für Augenheilkur.de. Bd. XXXIV. Heft 1. 
1) Ueber einige Hülfsmittel für den oculistischen Unterricht, von 
Prof. F. Dimmer in Innsbruck. 
Verf. beschreibt ein Skioptikon, einen Apparat zur Demonstration des 
Strahlenganges in der Linse und eine Vorrichtung zur Demonstration von Ge- 
sichtsfeldern, die sich ihm zu Anschauungszwecken beim Unterricht bewährt haben. 


— 219 — 


2) Ueber progressive Levatorlähmung, von Dr. P. Silex, Privatdocent und 
I. Assistent an der Univ.-Augenklinik zu Berlin. 


Verf. berichtet über isolirte progressive Levatorlähmung, die er bei zwei 
alten Frauen beobachtete. 

Die anatomische Untersuchung einiger excidirten Muskelstückchen ergab 
ein Bild, das sich völlig mit dem Befunde bei Dystrophia muscul. progressiva 
deckte. Ein Fall von Ptosis congenita ergab im Gegensatz hierzu völlige binde- 
gewebige Degeneration der Muskelfasern. 


3) Ueber angeborene beiderseitige Abducens- und Facialislihmung, 
von Dr. Eudoxius Procopovici, k. u. k. Fregattenarzt. (Aus der Univ.- 
Augenklinik des Herrn Prof. Dr. E. Fuchs in Wien.) 


Verf. fügt den fünf bisher veröffentlichten Beobachtungen einen neuen Fall 
an, in welchem links vollständige, rechts unvollständige Facialislähmung und 
complete Lähmung der Abducenten an beiden Augen sich fand. 

Die Lähmung war wie in den übrigen Fällen als angeboren zu betrachten. 


4) Ist die Weissfärbung der Netzhaut in Folge stumpfer Gewalt in 
der That als ein acutes Oedem in Folge Bluterguss zwischen 
Aderhaut und Lederhaut im Sinne Berlin’s aufzufassen? Experi- 
mentelle Studie von Rudolph Denig, Assistent der Univ.-Augenklinik in 
Würzburg. 


Denig kommt zu einer Verneinung dieser Frage. Während Berlin in 
seinen Präparaten stets subchorioideale Blutungen fand und diese als Ursache 
der Weissfärbung der Netzhaut hinstellt, verfügt Denig über eine Reihe von 
Fällen am Kaninchenauge, in denen von solchen Blutungen nichts nachzuweisen 
war. Er schliesst daraus, dass diese Blutungen nicht die Ursache der 'Trübung, 
sondern nur zufällige Nebenbefunde sind. 

Dass Berlin ausnahmslos Blutungen fand, erklärt Verf. als Ergebniss von 
Anwendung starker Gewalt; bei schwächerer Gewalt sah er wohl die Trübung 
prompt eintreten, die Blutungen aber blieben aus. 

Anatomisch fand Verf. stets buckelförmige Hervorwölbung der Netzhaut, 
welche in der Nervenfasersicht liegen und der Netzhaut aufzusitzen scheinen. 
.Zur Erklärung dieser Erscheinung nimmt Verf. an, dass die dem Schlage gegen- 
über liegende Stelle der Netzhaut stark gedehnt wird, event. bis zum Zerreissen 
der Limitans und Flüssigkeit aus dem Glaskörper in die Nervenfaserschicht 
eindringt. Starke Reflexion des Lichtes an den betroffenen Stellen ruft ophthal- 
moskopisch das Bild der Weissfärbung hervor. 

Eine zweite Veränderung sind kugelartige oder unregelmässig begrenzte 
Gebilde, die zwischen die Stäbchen- und Zapfenschicht eingepresst scheinen. 
Verf. hält sie für ein 'Transsudat aus den Aderhautgefässen, die mit den Netz- 
hautgefässen durch den Schlag eine vorübergehende Lähmung erfahren. 


5) Colobom beider Sehnerven ohne Spaltbildung im Uvealtractus, 
von Prof. Dr. F. Hosch in Basel. 


Verf.’s Fall zeigte auf beiden Augen das Bild einer vergrösserten, stark 
excavirten Papille, die ringsumher von einem breiten Scleralring umgeben war. 


— 220 — 


Die Gefässe kamen schon getrennt, zum Theil mit hakenförmiger Krümmung 
zum Vorschein. 

Im Anschluss hieran erörtert Verf. die Frage der entzündlichen Genese 
der Colobome im Gegensatz zur embryonalen Theorie, ohne der Lösung näher 
zu treten. 


Heft 2. 
6) Bakteriologische Untersuchungen über den Einfluss antiseptischer 
Ueberschlige auf den Keimgehalt des Lidrandes und Bindehaut- 
sackes, von Dr. L. Bach, Privatdoc. (Aus der Univ.-Augenkl. Würzburg.) 


Eine neue Reihe von Versuchen bestätigt die früheren Resultate Bach's 
von dem geringen Werthe antiseptischer Umschläge. 


7) Ueber physiologisches und hysterisches Doppeltsehen, von Dr. Lieb- 
recht, Hamburg. 

Verf. ist durch Untersuchung von 50 Personen, von denen nur 6 negative 
Resultate gaben, zu dem Schlusse gekommen, dass bei fast allen Menschen bei 
der Drehung des Auges nach den verschiedenen Richtungen, ıneist bei excessiver 
Blickrichtung Doppeltsehen auftritt. Dagegen lässt es sich nie beim Blick 
geradeaus erzeugen, auch tritt es nie spontan auf. Die Doppelbilder sind fast 
stets gleichnamig. Sie beruhen auf Störungen der associirten Bewegungen, die 
in der verschiedenen Excursionsfähigkeit beider Augen begründet sind. 

Das hysterische Doppeltsehen führt zu spontanem Doppeltsehen, nur zeit- 
weilig mit geringer Belästigung des Kranken. Die Doppelbilder sind auch beim 
Blick geradeaus vorhanden, gekreuzt oder gleichnamig, stimmen nicht mit denen 
bei einer Lähmung überein und sind in ihrem Verhalten nicht constant. 

Hier ist das Doppeltsehen aufzufassen als eine Affection des Centrums für 
die willkürlichen associirten Bewegungen, also einer Region der Grosshirnrinde. 
8) Zur Frage über die Ganglienzellen der Iris, von Dr. N. Andogsky, 

Assistent an der Augenklinik des Prof. Bellarminoff zu St. Petersburg. 

(Aus dem Laboratorium der Univ.-Augenklinik Berlin.) 


Verf. fasst seine Resultate dahin zusammen: In der Iris selbst fehlen die 
Ganglienzellen. Was bisher als solche beschrieben ist, ist verwechselt mit den 
dreieckigen Kernen der Nervenfasern oder den verzweigten Stromazellen der Iris. 

Gangliöse Gebilde sind mit Sicherheit nur im oberflächlichen Nervennetze 
der Ciliarfortsätze festzustellen. Letztere fasst Verf. als zu den Ciliarfortsätzen 
gehörig auf, sie dienen als Regulationscentren der Gefässe und damit der 
Kammerwassersecretion. 





9) Beitrag zur Tuberculose der Bindehaut, von Dr. C. Grunert, I. Assist. 
(Aus der Univ.-Augenklinik Tübingen.) 


In der Literatur sind nur drei Fälle von Conjunctivaltuberculose im Gefolge 
von Lungentuberculose angeführt; Verf. reiht einen neuen an. 

Diese Fälle sind als auf ektogener Infection beruhend anzusehen und passen 
nicht in die bisherige Eintheilung in Jocaltuberceulose mit primärer Ansiedlung 
des Infectionsstoffes im Auge und metastatische Augentuberculose. Ein klinisches 
charakteristisches Bild fir Conjunctivaltuberculose überhaupt lässt sich nicht 
aufstellen. In Verf.’s Fall erschienen die Veränderungen denen bei Trachom 
ähnlich. 


— 221 — 


In den excidirten Stücken konnten typische Epitheloidtuberkel mit Riesen- 
zellen und Verkäsung und Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. 

Als Therapie ist das Radicalverfabren der Totalexstirpation des Tarsus 
sammt Conjunctiva am Platze. 





10) Die Hutchinson’sche Veränderung des Augenhintergrundes (Reti- 
nitis circinata Fuchs), von Prof. Dr. W. Goldzieher in Budapest. 


Verf. sucht in eingehender Auseinandersetzung den Beweis zu führen, dass 
er bereits vor Fuchs als „Hutehinson'sche Veränderung des Augenhintergrundes“ 
das gleiche Krankheitsbild beschrieben hat, welches Fuchs Retinitis circinata 
benannte. 

Seine Anschauungen über das Leiden gehen dahin, dass es sich nicht um 
eine Entzündung, sondern eine Degeneration der Netzhaut handelt. Diese drückt 
sich aus in einer Anhäufung weisser, nie von Pigmentsäumen eingefasster Flecke 
und Stippchen, die sich um die ursprünglich intacte Fovea centralis lagern. 
Entzündliche Erscheinungen an der Papille fehlen, die brechenden Medien sind 
durchsichtig. Die Netzhautgefässe sind krank, deshalb finden sich häufig 
Blutungen. ' 

Das Krankheitsbild erinnert lebhaft an die von Hirschberg beschriebene 
Degeneration der Netzbautmitte bei Diabetes. 

Das Uebel ist ein chronisches wit meist ungünstigem Ausgange. Im Ver- 
lauf wird die Netzhautmitte häufig völlig atrophisch. Frühzeitig treten schwere 
Sehstörungen auf, bedingt durch centrales Scotom. 

Die Krankheit ist mit Arteriosclerose vergesellschaftet und beruht wahr- 
scheinlich auf disseminirter weisser Erweichung der Retinalsubstanz. 

Ein klärender Sectionsbefund fehlt noch. 


11) Der Fränkel’sche Diplococcus als häufiger Erreger des acuten 
- Bindehautcatarrhs, von H Gifford, M. D., Omaha, Nebraska, Amerika. 


Fast stets hat Verf. den Diplococcus Frankel als Erreger des acuten Binde- 
hautcatarrhs in Omaha und Umgegend nachweisen können. Diese Pneumokokken- 
conjunctivitis beobachtete er im Gegensatz zu andern Untersuchern nicht aus- 
schliesslich bei Kindern. Die Uebertragung auf Menschen ist ihm gelungen, 
sie setzt individuelle Disposition voraus. Als Heilmittel bewährte sich Zink- 
chloridlösung. Spiro. 


II. Recueil d@’ophtalmologie. 1897. Januar. 


1) Troubles oculaires d’origine hérédo-syphilitique, par Fournier et 
Sauvineau. 


Es handelt sich um ein 18jähr. Mädchen mit hereditärer Lues. Abducens- 
lähmung des linken Auges und reflectorische Pupillenstarre. Genuine Sehnerven- 
atrophie mit Chorioretinitis specifica mit colossalen Pigmenthaufen um die 
Papille. Völlige Amaurose dieses Auges. 


2) Mélanose hypertrophique de la conjonctive des deux paupières, 
par Talko. 


— 222 


Februar. 
1) Complications oculaire des maladies du foie, par Strzeminski. 


Mittheilung von drei Fallen von Augenaffection bei Leberleiden: 

1. Lebercirrhose bei einem Potator, keine Lues; concentrische Einschränkung 
des Gesichtsfeldes, Erweiterung der Netzhautvenen, Verschmälerung der Arterien. 
Einige kleine Blutungen. 

2. Catarrhalischer Icterus; Oedem der Papille und Hemeralopie. 

3. Lebercirrhose; Blutung in die Vorderkammer. 


2) Des rayons Roentgen en ophtalmologie et de leur emploi pour 
la découverte des corps étrangers dans oeil, par Galezowski. 


Behandelt die Vortheile, die aus einer sicheren Röntgen- Aufnahme erwachsen 
würden, wenn sich Fremdkörper aus Blei und Kupfer, die mit dem Spiegel nicht 
zu sehen sind und auf das Sideroskop nicht reagiren, im Auge befinden. 

Moll. 





Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 


2) Auf die Schreiben der Herren Wm B. Story und Dr. Batllaban möchte 
ich Folgendes erwidern. Mein Verfahren unterscheidet sich wesentlich von dem, 
welches Dianoux 1882 in den Annales d’oculistique beschrieben. Dianoux 
verschiebt in den Intermarginalschnitt einen nicht abgelösten Hautstreifen, 
welcher mit beiden Enden mit der Lidhaut in Verbindung verbleibt. Der 
Hautstreifen wird unter der Cilienbodenbrücke nach dem Lidrand gezogen, so 
dass Cilienbodenbrücke und Hautstreifen sich an zwei Stellen kreuzen. Mit 
Recht schreibt Wm. B. Story, dass an der Kreuzungsstelle Fistelöffnungen 
entstehen. Aus eigener Erfahrung kann ich noch mittheilen, dass dort, wo bei 
dem Verfahren Dianoux’ die Cilienbrücke wegen der Kreuzung nicht per pri- 
mam anheilen kann, die Cilien erkranken und ausfallen. Bei meinem Verfahren 
kommt in den Intermarginalschnitt eine rundum umschnittene Hautinsel, 
welche nur mittelst des Unterhautzellgewebes mit dem Lid in Verbindung ver- 
bleibt. In Folge (essen giebt es keine Kreuzung und die Cilienbrücke heilt 
ınit ihrer ganzen Basis per primam an. 


Dr. Battaban führt wieder eine Stelle aus dem sehr geschätzten Hand- 
buche Schmidt-Rimpler’s an. Die dort beschriebenen Operationen sind 
Zweibrückenoperationen; die untere ist die Cilienbodenbrücke, die obere die 
Hautbrücke, welche in den Intormarginalschnitt gezogen wird. Beide Brücken 
sind von ihrer Unterlage abgelöst und kreuzen sich. Nun steht gleich im 
zweiten Absatz meiner Arbeit: „Das Princip meiner Operation beruht darauf, 
dass eine umschnittene Hautinsel, welche jedoch mit ihrer Basis am Grund- 
gewebe des Lides haftet, so verschoben wird, dass dieselbe zwischen der inneren 
Lidkante und dem Haarzwiebelboden zu stehen kommt und einen mehr oder 
weniger breiten Lidrand bildet.“ Schon diese Stelle erklärt den Unterschied, 
welcher zwischen meiner und den Zweibrückenoperationen, von denen Schmidt.- 
Rimpler spricht, vorhanden ist. Dr. E. Machek. 


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3) Ein Vorschlag zur einheitlichen Bezeichnung der 
Achsenstellung cylindrischer Gläser. 


Wohl die Mehrzahl der Augenärzte pflegt bei der Bezeichnung der Achsen- 
stellung von Cylindergläsern sich auf eine Kreisskala zu beziehen, deren hori- 
zontaler Meridian auf beiden Seiten mit 0°, deren verticaler Meridian mit 90° 
bezeichnet ist. Andere wieder bezeichnen gerade umgekehrt den verticalen 
Meridian mit 0°. In beiden Fällen ist die Bezeichnung des Winkelgrades im 
nasalen und temporalen Quadranten die gleiche, so dass man gezwungen ist, 
ausser der ersteren stets auch noch die Seite anzugeben, auf welcher das obere 
Ende der Achse zu liegen kommt. 

Dass hierdurch leicht zu Missverständnissen Anlass geboten wird, liegt auf 
der Hand, und die meisten Augenärzte helfen sich so, dass sie ihren Brillen- 
verordnungen ein gedrucktes Schema der Skala beifügen, in welches sie die 
Achsenstellung einzeichnen. 

Eine einheitliche und zugleich vereinfachte Bezeichnung wäre daher am 
Platze. 

Unser Vorschlag geht nun dahin, die Winkelmessung vom nasalen Ende 
des horizontalen Meridians mit 0° auf beiden Augen beginnen zu lassen, die 
Bezeichnung jedoch nicht nur bis 90°, sondern über den verticalen Meridian 
hinaus bis 180° (temporales Ende des horizontalen Meridians) fortzuführen, wie 
aus beistehender Zeichnung ersichtlich. 


90° 90° 
LA 0° IN 


Hierdurch ist eine Bezeichnung der Seite (ob nasal oder temporal) über- 
flüssig geworden. Der Beginn der Skala ist deshalb auf beiden Augen sym- 
metrisch (nasal) gelest, weil die Achsenstellung bei schiefer Achse auf beiden 
Augen nicht homonym, sondern ebenfalls symmetrisch zu sein pflegt, man mithin 
bei obiger Anordnung häufig für beide Augen mit einer Bezeichnung auskomnt. 

Dr. Peter. 





Bibliographie. 


1) Die naturwissenschaftliche Grundlage der modernen Ent- 
zindungstheorie, von Prof. Dr. P. Grawitz in Greifswald. (Wiener med. 
Wochenschrift 1897. Nr. 4 u. 5.) Zur Erklärung der Kernvermehrung genügt 
weder das Schema der Kern- und Zellentheilung, noch die Hypothese einer 
Zelleneinwanderung; es muss noch ein dritter Modus vorliegen, nach welchem 
im zellenarmen, derben Bindegewebe das Auftreten protoplasmatischer kern- 
haltiger Elemente zu Stande käme. G. hat sichergestellt, dass weder die Ent- 
nahme einer Hornhaut mehrere Tage nach dem Tode des Thieres, noch die 
Erwärmung auf 50° während einer Viertelstunde, noch endlich das Eintrocknen 
den Tod der Gewebe in dem Sinne herbeiführt, dass auch unter geeigneten 
Bedingungen keine Lebensäüusserungen mehr von dem Gewebe zu erwarten 
waren. Noch 8—12 Tage nach dem Tode des Versuchthieres gelang es ihm, 


— 24 — 


in dessen Hornhaut nach eintägigem Lymphbade im Lymphsacke des Frosches, 
dieselben vergoldbaren Wanderzellen zu constatiren, wie in der frisch trans- 
plantirten Cornea. Wenn nach kurzer Erwärmung der Cornea auf 50° durch 
Aetzung Kernvermehrung zu erzielen war, so hält er diesen Umstand keines- 
wegs für eine Stütze der Hypothese der Zelleneinwanderung, da solche Horn- 
haute zwar anscheinend todt, thatsächlich aber noch erholungsfäbig sind. Er 
ist der Ansicht, dass die Hypothese einer Zelleneinwanderung in todtes Hom- 
hautgewebe auf irrthümlicher biologischer Voraussetzung beruht. Alle die 
Wanderzellen die in einer transplantirten erholungsfähigen Hornhaut vorkommen, 
sind aus dem lebenden Gewebe selbst entstanden, denn ihre Entstehung ist 
eng geknüpft an die Erhaltung der Vitalität. Wanderzellen können sowohl 
aus Hornhautkérperchen als auch aus Theilen derselben hervorgehen. Wenn 
aus der Beobachtung, dass auf elektrische Reizung des Bindegewebes nur die 
Zellen reagirten, der Schluss gezogen wurde, dass die nicht erregbare Grund- 
substanz todt sein müsse, so stützt sich diese Beweisführung auf die Annahme, 
dass Erregbarkeit ein untrügliches Merkmal der lebenden Materie gegenüber 
der todten sei, eine Anschauung, die G. nicht theilt. Gegen den Grundsatz der 
Cellularpathologie, dass die als Lebenseinheit allgemein anerkannte Zelle auch 
die letzte lebende Einheit sein müsse, hebt G. den schon von Pflüger aut- 
gestellten Satz hervor, dass die Ur-Elemente, welche die Zellen zusammen- 
setzen, sich ebenso vergrössern und vermehren können wie die Zelle selbst. 
Schenkl. 
2) Ueber die chronische Diplobacillenconjunctivitis, von Dr. 
Th. Axenfeld, Privatdocent in Breslau. (Centralbl. f. Bacteriologie, Parasiten- 
kunde u. Infectionskrankeiten. XXI. Band. 1879.) Durch Uebertragung auf 
gesunde Conjunctiva bei Menschen konnte sich Verf. von der Contagiosität und 
ätiologischen Bedeutung eines Diplobacillus überzeugen, der unter dem klinischen 
Bilde einer Blepharoconjunctiva mit besonderem Hervortreten der Entzündungs- 
erscheinungen im inneren Lidwinkel eine chronisch verlaufende Erkrankung bei 
Erwachsenen erzeugt. Im Aussehen gleichen die Bacillen etwas den Fried- 
lander’schen Pneumobacillen. Sie entfärben sich nach Gram und Weigert 
und gedeihen am besten auf Nährböden, denen menschliche Körperflüssigkeit 
beigemengt ist und zwar nur bei Bruttemperatur. Verf. hält den Bacillus für 
einen häufigen Conjunctivitiserreger. Spiro. 
3) Ueber Hemianopsie bei Urämie, von Dr. Friedel Pick. (Ref. 
aus D. Arch. f. klin. Med. 56, 1 u. 2: D. Medicinal-Ztg. 1897. Nr. 14.) 
Graefe machte bereits geltend, dass die meist erhaltene Reaction der Pupillen 
auf Licht bei urämischer Amaurose auf den Sitz der Läsion zwischen den Seh- 
hügeln und dem Sehcentrum hinweist. Dann besteht die Möglichkeit, dass die 
schädigende Einwirkung die Sehcentren beider Hemisphären in ungleicher Weise 
beeinflusst und so manchmal eine Hemianopsie zu Stande kommt. 4 solcher Fälle 
kann Verf. mittheilen. Dass Hemianopsie im Anschluss an eine urämische 
Amaurose nicht häufiger beobachtet wird, liegt vielleicht daran, dass letztere 
meist bei Kindern und Schwangeren auftritt und sich bei diesen Pat. die Auf- 
merksamkeit mehr auf andere Symptome richtet. Als schädigende Einwirkung 
kann man eine urämische Intoxication der Sehbahnen ansehen, die verschieden 
stark auf beide Hemisphären wirkt und bei längerer Dauer vielleicht zu Er- 
weichung der Gehirnsubstanz führt. Spiro. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 





Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzcer & Wittia in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. Brkaer in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doe. Dr. 
CL. pv Bom-Reymonp in Berlin, Dr. DaHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emmxrt in Bern, 
Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest, Dr. GorDoN Norrie in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. Kutne in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Macnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maynard in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vam MILLINGEN i Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Monx in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Niirnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PrscHeL in Turin, 
Dr. Purrscuer in Klagenfurt, Dr. M. Reıcn in Charkow, Dr. Scheer in Oldenburg, Prof. 
Dr. SCHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


August. 1897. 


Inhalt: Originalmittheilungen. I. Zur Behandlung des 'Trachoms mit Jodlösungen. 
Von Dr. E. A, Nesnamoft, Privatdoc. an der Univ. Charkow. — Il. Ueber die Wirkung 
der Roéntyenstrahlen auf das Auge und die Haut. Vorläufige Mittheilung von Dr. 
H. Chalupecký, em. Assistent an der böhm. ocul. Klinik des Prof. Dr. Schöbl. 

Klinische Beobachtungen. Iridotomie bei Verschluss der Pupille durch totale Ver- 
wachsung mit einer Hornhautnarbe, von Dr. Stoewer in Bochum. 

Neue Instrumente, Medicamente etc. Discissionsmesser, von Dr. Eduard Zirm 
in Olmütz. 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. Société belge d’ophtalmologie, in Brüssel. 

Journal-Vebersicht. I. Zehender’s klinische Monatsblatter für Augenheilkunde. 
1397. April-Juni. — If. Annales d’oculistique. 1897. Januar-März. — ILL. Archives 
d’uphtalmologie. 1897. Januar-Februar. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 





August. Finundzwanzigster Jahrgang. f 














I. Zur Behandlung des Trachoms mit Jodlösungen. 
Von Dr. E. A. Nesnamoff, Privatdoc. an der Univ. Charkow. 


Im Jahre 1895 veröffentlichte ich in der medicinischen Zeitschrift 
„Wratsch“ Nr. 47! die Methode zur Behandlung des Trachoms und einiger 
anderen Augenerkrankungen, mit Lösungen von Jod in weissem Vaselinol, 
Glycerin und Aether, wobei ich ungefähr die Stärke der Lösung, die die 
besten Resultate bei Behandlung des Trachoms ergab, angeben konnte. Die 


ı E, A. Nesnamorr, Jod bei Trachom. Wratsch 1895. Nr. 47. 
15 


— 226 — 


weiteren Beobachtungen über die Wirkung des Jods bei Trachom stellte 
ich in der Klinik von Hrn. Prof. Leser in Heidelberg und in der Uni- 
versitätsklinik zu Charkow an. Auf meine Veranlassung fing Herr Prof. 
LEBER an, die Jodlösung in weissem Vaselinöl bei frischen Formen des 
Trachoms, die noch in keiner Behandlung waren, anzuwenden. Zu diesem 
Zwecke wurden die Kranken in die Klinik aufgenommen und hier einer 
systematischen Behandlung ausschliesslich mit Jod, zuerst in schwächeren 
und dann immer stärkeren Lösungen unterzogen. In der kurzen Zeit von 
2—8 Wochen erhielt man Resultate, die man wirklich vorzüglich nennen 
könnte: die Kranken mit dem ausgesprochensten foliculären Trachom der 
beiden Lider wurden als vollständig geheilt aus der Klinik entlassen. 

Um sich ein klares Bild über die Vorzüge des Jods im Vergleiche 
mit anderen therapeutischen und chirurgischen Mitteln, die bis jetzt ın 
Anwendung. gebracht wurden, zu verschaffen, unternahm ich eine ganze 
Reihe von Beobachtungen an der Universitätsaugenheilanstalt zu Charkow 
über die Behandlung von ungefähr gleich ausgesprochenen Fällen von 
Trachom mit verschiedenen Mitteln. Die Ergebnisse meiner Beob- 
achtungen beabsichtige ich, auf dem nächsten internationalen medicini- 
schen Congress mitzutheilen. Hier will ich nur die zahlreichen mündlichen 
und schriftlichen Fragen meiner Herren Collegen beantworten, in welchen 
Fällen des Trachoms die eine oder die andere Jodlösung anzuwenden sei; 
ausserdem möchte ich hier eine Erklärung geben, warum manche, die sich 
des Jods bei Trachombehandlung bedienten, vorzügliche Resultate erhielten, 
während andere dagegen die Wirkung des Jods in Frage stellen und sich 
lieber den früheren Behandlungsmethoden des Trachoms wieder zuwenden. 

In der Militarmedicinischen Zeitschrift tir dieses Jahr! erschien ein 
Aufsatz von Hrn. Dr. JAKOWLEFF, aus dem zu ersehen ist, dass der Ver- 
fasser sich zur Aufgabe stellte, das von mir vorgeschlagene Mittel sorgfältig 
zu prüfen. Im Anfang seines Aufsatzes erwähnt Hr. Dr. JAKOWLEFF, 
dass der Oberarzt am städtischen Krankenhause, Dr. SAWOITSCHINSKI, in 
einer der Sitzungen der medicinischen Gesellschaft zu Witebsk, über sechzehn 
Kranke berichtete, welche, mit verschiedenen Formen des Trachoms be- 
haftet, mit einer Lösung von Jod in Vaselinöl poliklinisch behandelt wurden 
und dass dabei alle Fälle ohne Ausnahme unter dieser Behandlung zurück- 
gingen; die Resultate konnte man als glänzend bezeichnen: die trachoma- 
tösen Follikel wurden schnell resorbirt, ausserdem wurden die alten tracho- 
matösen Narben weich und resorptionsfähig. 

Gestützt auf diese Mittheilung, wählte Hr. Dr. JAKOWLEFF für seine 
Beobachtungen aus seinem Regiment 144 Gemeine, darunter waren 77 Mann 
mit stark ausgesprochener Form des Trachoms, 49 Mann hatten es mitt- 
leren Grades und 18 Mann mit ganz schwacher Form. Die Behandlung 





I A. JAKOWLEFF, Die Behandlung des Trachoms mit Jod. Militärmedicinische 
Zeitschrift 1897. Januar. S. 108—114. 


— 27 —- 


geschah auf die von mir angegebene Weise, d. h. die trachomatös affieirte 
Schleimhaut wurde je nach dem Grad und Charakter des trachomatösen 
Processes mit einem kleinen Wattebäuschchen, das vorher in eine ein- 
procentige, dann in eine stärkere Lösung von Jod in weissem Vaselinöl 
eingetaucht war, bestrichen. Die Beobachtungen JAKOWLEFF’s dauerten 
circa vier Monate, und trotzdem die Kranken nicht täglich zur Behandlung 
erschienen, war unter allen Kranken kein einziger Fall, wo das Mittel seine 
segensreiche Wirkung auf den Verlauf der Krankheit nicht gezeigt hätte. 
Von 144 Mann sind im Laufe dieser kurzen Zeit bei 50 Mann die Granu- 
lationen vollständig verschwunden und von dem Trachom war keine Spur 
mehr nachzuweisen. Bei allen übrigen veränderte sich, nach Angaben von 
Dr. JAKOWLEFF, das Krankheitsbild zum Besseren fast um das Doppelte. 
Eine vollständige Heilung im Laufe dieser Zeit konnte, nach Dr. Ja- 
KOWLEFF’S Meinung, nur dadurch nicht erreicht werden, weil manche 
Kranke mit stark ausgesprochenem Trachom sich erst vor kurzem in Be- 
handlung begeben hatten; andere aber waren verreist oder erschienen un- 
regelmässig zur Behandlung. 

Auf Grund seiner Beobachtungen über die Wirkung des Jods bei 
Trachom kommt JAKOWLEFF zu folgendem Schluss. 

l. Durch andauernde Anwendung einer Lösung von Jod in weissem 
Vaselinöl kann jede Form des Trachoms geheilt werden. 

2. Indem diese Lösung das Trachom günstig beeinflusst, heilt sie auch 
den Pannus trachomatosus. 

3. Stärkere Lösungen wirken energischer, rufen mitunter eine Reizung 
hervor, weshalb man mit solchen Lösungen nicht täglich streichen kann. 

4. Die trachomatösen Narben werden unter der Einwirkung dieses 
Mittels so verändert, dass sie auf die Hornhaut keine Reizung, resp. keine 
Entzündung mehr hervorrufen; hier findet wahrscheinlich eine Regeneration 
der Bindehaut statt, weil die früher von Narben überzogene Oberfläche 
glatt und glänzend wird, feine Gefässe bekommt; kurz, sie macht den Ein- 
druck einer normalen Conjunctiva. 

5. Dieses Mittel wirkt vorzüglich, nicht nur beim Trachom, sondern 
bei allen Bindehauterkrankungen mit ausgebreiteter papillärer. Wucherung. 

Somit zeigen die von LEBER, SAWOITSCHINSKI, JAKOWLEFF und mir 
gemachten Beobachtungen, dass das Jod nicht zu der Kategorie von pharma- 
zeutischen Mitteln gehört, welche vorgeschlagen, probirt und bald verlassen 
werden, entweder weil sie nichts werth sind, oder weil sie den übrigen 
palliativen Mitteln ebenbürtig sind. Die schnell eintretende Heilung des 
Trachoms, wenn das Stadium der Narbenbildung noch nicht eingetreten ist, 
und eine bedeutende Verbesserung in den schlimmsten Fallen zeigen zur 
Genüge, dass man dem Jod bei Behandlung des Trachoms eine besondere 
Aufmerksamkeit schenken sollte, dass eine allgemeine Bearbeitung dieser 


Frage wünschenswerth ist und eine möglichst grössere Anzahl von genauen 
15* 


—. 228 — 


Beobachtungen, welche uns die Vorzüge des Jods über alle übrigen anti- 
trachumatésen Maassregeln erklären könnten. 

Der Umstand, dass manche Herren Collegen, die das Jod bei Trachom 
anwendeten, nicht ganz befriedigende oder sogar negative Resultate be- 
kommen haben sollten, kann darin eine Erklärung finden, dass 1. die Jod- 
lösungen nicht richtig angewandt wurden, 2. in der Angst, dem Kranken 
mit einem noch nicht genügend erprobten Mittel zu schaden, und 3. in 
zu übereilten Schlussfolgerungen über ein nur kurze Zeit angewandtes 
Mittel. So bekam ich von einigen meiner Herren Collegen zu hören, dass 
die Kranken bei Anwendung schon einer /,proc. Lösung von Jod im 
weissen Vaselinöl über ein längere Zeit anhaltendes Brennen in den Augen 
klagten, dass das Brennen viel intensiver sei, als nach Aetzung mit dem 
Blaustift und dass sie es deshalb für unbequem hielten, das Jod in der 
Privatpraxis anzuwenden. 

Manche dagegen liessen die Form, den Charakter und die Cumplica- 
tionen des Trachoms unberücksichtigt und beschränkten sich auf das 
schablonenmässig Eintröpfeln von Tropfen aus den schwächsten von mir 
empfohlenen Jodlösungen, ohne dabei in Betracht zu ziehen, was für ein 
Theil der betreffenden Lösung im Conjunctivalsack wirklich bleibt und zur 
Wirkung kommt. Und wiederum manche stellten zu grosse Forderungen 
an das Jod und verlangten eine vollständige Heilung, binnen 2—3 Wochen, 
der ganz veralteten papillären Furmen des Trachoms. 

Diese Thatsachen veranlassen mich, etwas genauere Angaben zu 
machen, umsomehr, als ich, gestützt auf eine Beobachtung von Hunderten 
von Kranken, jetzt in der Lage bin zu folgern, welche Lösungen von Jod 
bei der einen oder der anderen Form des Trachoms am besten wirk- 
sam sind. 

In meiner vorläufigen Mittheilung wies ich auf die Zweckmässigkeit 
der Jodanwendung beim Trachom hin. Das Jod beeinflusst vorzüglich die 
Resorption von Iymphoiden Elementen, was uns die tagtägliche Erfahrung 
bei der Behandlung der folliculären Watarrhe der Rachenschleimhaut und 
der hyperplastischen Processe in den Lymphdrüsen lehrt. Ausserdem zeigt 
das Jod eine starke antiseptische Wirkung; so tödten z. B. schon schwache 
Lösungen (1:500) die widerstandsfahigsten Sporen des Milzbrandbacillus. 

Die Anwendung des Jod, in Form Tinctura Jodi, die 90 Proc. reinen 
Alkohol enthält, ist bei Conjunctivalerkrankungen gefahrlich, weil die be- 
nachbarte Hurnhaut leicht durch Verätzung darunter leiden könnte. Aether, 
das beste Lösungsmittel von Jod, ist wegen seiner Flüchtigkeit schlecht 
anwendbar. Die besten Lösungsmittel von Jod, mit welchen dasselbe 
keine Verbindung eingeht und wo es seine chemischen Eigenschaften bei- 
behält, sind das Glycerin und das weisse Vaselinöl. Das letztere durch- 
dringt gut die Gewebe und ruft keine Reizung hervor. Das Jod lässt sich 
in Glycerin, sowie in weissem Vaselinöl, bis zu 11/, Proc. auflösen. Um 


— 299 — 


die Lösbarkeit des Jodes noch zu steigern, muss man zum Glycerin etwas 
Spiritus, und zum Vaselinöl eine entsprechende Menge von Aether hinzu- 
fügen. Da das Jod, Aether und Spiritus flüchtig sind, so soll man dieselbe 
Lösung nicht mehr als eine Woche gebrauchen, die Lösungen sollen in 
dunklen Gefässen und fest verstopft aufbewahrt werden. 

Bei der Auswahl einer Lösung von bestimmter Stärke in weissem 
Vaselinöl oder in Glycerin muss man sich vor allem an das klinische Bild 
des betreffenden Falles des Trachums und das Stadium der Erkrankung 
halten, dabei darf auch die Empfindlichkeit der Conjunctiva bei ver- 
schiedenen Kranken nicht ausser Acht gelassen werden. Ebenso muss man 
immer an das pathologisch-anatomische Bild eines jeden Falles denken, um 
zu wissen, in welchen Fällen irgend welche Resultate zu erwarten wären. 

Das Wesen des Trachoms besteht, wie bekannt, in einer Iymphoiden 
Durchtränkung des adenoiden Gewebes der Bindehaut, mit Bildung von 
Follikeln, welche netzartig gebaut sind und grösstentheils eine ausgesprochene 
Kapsel besitzen. Im Laufe der Zeit wird der Inhalt des Follikels nekrotisch, 
zerfällt, resorbirt sich, ohne Narben zu hinterlassen. Die Narbenbildung 
ist das Resultat jener Reize, welche die Neubildung der Follikel in der 
Bindehaut begleiten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass es die Mikrobien 
sind, die die causa movens zur Bildung solcher pathologisch-anatomischen 
Veränderungen der Bindehaut beim echten Trachom bilden. Die Mikro- 
organismen, welche auf einen günstigen Nährboden gelangt sind, ent- 
wickeln sich sehr gut und rufen in einigen Fällen eine rasche Entwickelung 
von Lymphfollikeln, die das Gewebe durchtränken, hervor, in anderen 
Fällen findet eine langsame, aber stete Entwickelung derselben Follikel 
mit Hyperplasie der Papillen und Destruction der Epithelien durch ein- 
wandernde Leucocyten statt. Eine ahnliche Wucherung von Lymphfollikeln, 
begleitet mit Gefässneubildung, beobachtet man auch in der subepithelialen 
Schicht der Hornhaut bei der Entwickelung des Pannus. Ganz analoge 
Erscheinungen auf der Conjunctiva werden auch bei dem sogenannten 
folliculären Katarrh beobachtet, der wahrscheinlich durch dieselben Erreger 
hervorgerufen wird und nur das Anfangsstadium des Trachums darstellt. 
Die pathologisch-anatumischen Veränderungen, die bei der Folliculosis cun- 
junctivae beobachtet werden, repräsentiren sich hauptsächlich in einer An- 
häufung von Iymphoiden Elementen, in Form von einzelnen Haufen, auf 
der Oberfläche der Bindehaut, wobei das übrige Gewebe derselben ganz 
intact bleibt. Diese Veränderungen rufen keine Narbenbildung hervor und 
können spurlos verschwinden. 

Es ist aber nicht immer leicht eine Folliculosis, durch Atropin hervor- 
gerufen oder bei Accommodationsspasmus, dann bei uncorrigirter Hyper- 
metropie, vom Anfangstadium des Trachuns klinisch zu trennen. Infolge- 
dessen darf man nie solche Krankheitsprocesse der Bindehaut unbehandelt 
lassen, im Gegentheil, auch hier ist dasseibe Ziel wie beim Trachom zu 


— 230 — 


verfolgen, d. h. die Resorption der neugebildeten pathologischen Producte 
nach Möglichkeit zu unterstützen. — Die Anwendung des Jods bei Folli- 
culosis, die 6fters mit einer Bildung von Kérnern auf der Oberflache der 
Uebergangsfalte einhergeht, giebt immer vorzügliche Resultate: in zwei, 
maximum drei Wochen, verschwinden sämmtliche Follikel und die Con- 
junctiva bekommt ihr normales Aussehen. Ist die Schleimhaut feucht, aufge- 
lockert, mit einer grösseren oder geringeren Schleimhautabsonderung begleitet, 
so ist es am besten mit einer !/,proc. Jodlösung in Glycerin anzufangen; 
denn das Glycerin vermischt sich leicht mit dem die Bindehaut in dünner 
Schicht bedeckenden Schleim, wodurch das Jod einen unbehinderten Zutritt 
zu den Gewebselementen bekommt. Ist die Bindehaut auf diese Weise 
zwei- oder dreimal bestrichen, so wird sie trocken und das Auge reagirt 
nicht so stark auf die reizende Wirkung des Jods. Nachher pflege ich 
eine einprocentige Lösung von Jod in weissem Vaselinöl anzuwenden, 
bevor ich aber das Jod anwende, trockne ich gewöhnlich die Bindehaut 
mit einem hygroskopischen Wattebäuschchen ab. Nur in den hartnäckigeren 
Fallen von Folliculosis ist man gezwungen, eine 1!/,proc. Jodlösung anzu- 
wenden, in den meisten Fällen aber tritt eine rasche Besserung, resp. 
Heilung, bei Anwendung von viel schwächeren Lösungen ein. 


Auf dieselbe Weise behandle ich auch die klar ausgesprochenen Formen 
von folliculärem Trachom. Hat das Trachom schon das obere Lid afficirt, 
so wende ich dasselbe um, und indem ich damit die Hornhaut schütze, 
streiche ich zwei- bis dreimal die Bindehaut sorgfältig ein, wozu ich ein 
mit Jodlösung imprägnirtes Wattebäuschchen gebrauche. Ist das Auge 
sehr reizbar, wenn schon bei dem Umwenden der Lider ein profuses 
Thränenlaufen entsteht, so ist es nothwendig, die Bindehaut möglichst 
sorgfältig vorher abzutrocknen. Nach dem Bestreichen ist es am zweck- 
mässigsten, die Lider noch einige Augenblicke umgewendet zu halten, bis 
die gelbe oder bräunliche Jodverfärbung der Bindebaut verschwunden ist, 
damit das noch nicht resorbirte Jod mit der Oberfläche der intacten Horn- 
haut ın keine Berührung käme und sich mit den Thränen nicht verbinden 
könnte, da die Anwesenheit von Kochsalz in der Thränenflüssigkeit die 
Wirkung des reinen Jods vernichtet, indem sich Jodnatrium bildet. Be- 
streichungen dieser Art müssen tagtäglich, wenn möglich sogar zweimal 
des Tags vorgenommen werden. Verträgt der Patient eine einprocentige 
Lösung gut und klagt über keine Beschwerden, so muss man die Starke 
der Lösung allmählich bis zu einer drei- und vierprocentigen Lösung nach 
folgendem Schema steigern. 


R Jodi puri 2,0—3,0, 
ol. vaselini albi 100,0, 
Aetheris sulfur. q. s. 
ad solutionum completam. 


— 231 — 


Ist das chronische, trockene Trachom mit einem Katarrh complicirt, 
so bildet derselbe keine Contraindication zur weiteren Anwendung von Jod. 
Durch Jod werden mitunter ähnliche Complicationen hervorgerufen, aber 
hier müsseu sie als eine energische Reaction seitens der Bindehaut ange- 
sehen werden; denn dadurch wird die schnellste Resorption der neu- 
gebildeten Follikel und die diffuse Durchtränkung des adenoiden Gewebes 
günstig beeinflusst. In dem Maasse, als die Follikel beginnen zu zerfallen 
und resorbirt zu werden, wird die Bindehaut immer glatter und glänzender, 
es tritt das Stadium des sogenannten (sulzigen) Trachoms von STELLWaG 
ein. Hier haben wir grösstentheils mit einer diffusen Durchtränkung der 
Conjunctiva zu thun, welche in diesem Stadium zur Narbenbildung sehr 
geneigt ist, weshalb man jetzt energisch eine zwei- bis dreiprocentige Jod- 
lösung anwenden soll, bis die Conjunctiva dünn, durchsichtig wird, und 
die Gefässe deutlich hindurchschimmern. Sobald die Conjunctiva ihre 
normale Beschaffenheit bekommt, muss man die Stärke der anzuwendenden 
Lösung etwas vermindern; die weitere Bestreichung mit Jod kann dem 
Kranken selbst oder jemandem von seiner Umgebung überlassen werden. 

Indem man frische folliculäre Formen des Trachoms auf diese Weise 
behandelt, kann man, ohne irgend welche Narbenbildung, auf eine voll- 
ständige restitutio ad integrum der Bindehaut rechnen, welch’ letztere ge- 
wöhnlich in der Periode von drei Wochen bis drei Monaten eintritt, was 
natürlich von dem Grad der Erkrankung abhängig ist. 

In den Fällen von papillärem Trachom mit bedeutender Epithel- 
anschichtung, Papillenwucherung und Gefässaffection, wo die Bindehaut mit 
warzigen Granulationen bedeckt ist, wo die Tarsi deutlich verdickt sind — 
in solchen Fällen ist die Prognosis weniger günstig, nicht nur in Bezug 
auf eine völlige restitutio ad integrum, sondern auch im Sinne einer 
rascheren Heilung. Trotzdem bekommt man auch in solchen Fällen durch 
Anwendung einer zwei- bis dreiprocentigen Jodlösung ziemlich befriedigende 
Resultate. Schon nach kurzer Zeit ist eine deutliche Schrumpfung und 
Volumenabnahme der einzelnen Papillen zu constatiren, wobei die Oberfläche 
der Bindehaut einen gleichmässigeren sammetartigen Charakter bekommt. 
Bei solchen Fällen des Trachoms treffen wir oft eine Bildung von Pannus 
und einzelne Geschwüre auf der Hornhaut an. Die letzteren verhindern 
eine energische Jodanwendung durchaus nicht, im Gegentheil, unter einer 
solchen Behandlung verschwindet der Pannus ziemlich rasch, die Geschwüre 
reinigen sich, die oberflächlichsten Trübungen hellen sich bedeutend auf 
und werden weniger merklich, wobei die Sehschärfe bedeutend zunimmt. 
Natürlich, bei grösseren Hornhautgeschwüren oder bei Entzündungs- 
erscheinungen seitens der Iris, ist auch Atropin anzuwenden. Bei Pannus 
crassus, der die ganze Hornhaut vollständigt bedeckt, bewirkte eine vor- 
sichtige Anwendung von Jod auf die Hornhaut selbst eine viel raschere 
Aufhellung derselben. 


sie, DU cs 


Bei papillaren Formen des Trachoms mit beginnender Narbenbildung 
ist es natürlich unmöglich, eine vollständige Wiederherstellung der Binde- 
haut zur Norm zu erwarten; trotzdem muss man immer danach streben, 
dass die vom Narbenprocess noch verschonte Bindehaut von den Elementen, 
welche die Narbenbildung bedingen, befreit wird, was man erfahrungs- 
gemäss weder durch Herausdrücken, Scarification, noch andauernde An- 
wendung von Höllenstein oder Blaustift erreichen kann. Ein dauernde 
Anwendung einer zwei- bis dreiprocentigen Jodlösung im Laufe von drei 
bis vier Monaten giebt ganz gute Resultate. In einer ganzen Reihe von 
Fällen schweren papillären Trachoms hatte ich Gelegenheit, eine ganz 
glatte Conjunctiva mit kaum sichtbaren feinen Narben zu beobachten, 
welche die Tarsi ganz intact lassen und keine Reibung auf der Hornhaut 
hervorrufen. 

Relativ gute Resultate bekommt man auch in dem Stadiun des 
Trachoms, wo die ganze Conjunctiva narbig degenerirt ist und man nur 
hier und da einzelne normale Inselchen sieht, die stark über die Oberfläche 
der Bindehaut prominiren und durch beständiges Reiben an der Horuhaut 
zur Bildung von Pannus und Geschwüren führen. Obwohl auf eine voll- 
ständige Heilung solcher Fälle schwer zu rechnen ist, so bringt auch hier 
das Jod im Vaselinöl eine ausserordentliche Erleichterung. Als Beispiel 
möchte ich hier folgenden Fall anführen. 

Herr Dr. K. litt mehrere Jahre hindurch an beständigen Exacerba- 
tionen des Pannus und tiefen Infiltraten im oberen Drittel der Homhaut 
des linken Auges, was ihn sehr in seinem Berufe störte; nach Anwendung 
aller möglichen Mittel, wandte er sich schliesslich vor ungefähr anderthalb 
Jahren an mich. Ich fand bei ihm eine narbig degenerirte Schleimhaut 
beider Lider, frische, oberflächliche Maculae auf der Hornhaut und Ueber- 
reste des erst vor kurzem exacerbirten Pannus. Da die Schmerzempfindung 
beim Kranken sehr gesteigert war, so empfahl ich ihm, beide Lider mit 
einer lj, proc. Lösung von Jod in Vaselinöl zu bestreichen. In kurzer Zeit 
verspürte der Kranke eine bedeutende Erleichterung und konnte nach Hause 
reisen, wo er auf meinen Rath, das Jod noch einige Monate gebrauchte. 
Unter einer solchen Behandlung fühlte sich der Kranke, nach seinen eigenen 
Worten, vorzüglich: weder der Pannus, noch die Geschwir recidivirten 
mehr. Vor ungefähr zwei Monaten konnte ich seine Augen wieder unter- 
suchen, wobei ich eine entschiedene Besserung constatiren konnte: die 
Narben sind jetzt glatt, weicher und zarter, die Sehschärfe ist bedeutend 
gestiegen. 

In analogen Fällen empfehle ich mehrere Monate hindurch eine 
1), proc. Jodlésung in Vaselinöl anzuwenden, oder, wenn der Kranke nicht 
im Stande ist, sich selbst die Lider umzuwenden, verordne man Tropfen 
aus einer lproc. Lösung. Nach Angabe einiger Herren Collegen erleichtern 
schwache Jodlösungen in Vaselinöl den trachomatösen Xerophtalmus. Es 


— 233 — 


ist schwer zu sagen, was hier auf Kosten des Jods geschieht und was dem 
Vaselinöl zuzuschreiben ist. 

Ist das Trachum im Stadium der Entzündung, wo die Conjunctiva 
stark geschwollen und Öödematös ist, wo eine bedeutende Hyperämie und 
Thränenabsonderung besteht, so ist in solchen Fällen das Jod zu vermeiden. 
Sobald aber die Entzündungserscheinungen sich vermindert haben, die 
Follikel deutlich auf der Oberfläche der Conjunctiva sichtbar sind, so kann 
man allmählich zuerst schwächere und dann immer stärkere Lösungen 
anwenden. Es ist hier zu betonen, dass Fälle, die acut beginnen, viel 
schneller unter der Behandlung zurückgehen, als die mit chronischem 
Verlauf. Ä 
Hier möchte ich noch erwähnen, dass ich bei Anwendung von 4—5 proc. 
Lösungen von Jod in Vaselinöl, niemals weder unangenehme Complicationen 
beobachtete, noch Klagen seitens des Kranken zu hören bekam; infolge- 
dessen halte ich es für möglich und ungefährlich, den Kranken eine 1—2proc. 
Judlösung nach Hause zu geben, wo sie sich selber die Augen bestreichen 
können, falls es ihnen nicht möglich ist, den Arzt längere Zeit hindurch zu 
brauchen. Das Einträufeln von Jodlösungen in Vaselinöl ist sehr unzweck- 
mässig, denn der Fetttropfen kommt in den mit Thränen befeuchteten 
Bindehautsack nicht zur Wirkung: er gleitet über die Oberfläche der 
Schleimhaut, ohne irgend welche Veränderungen hervorzurufen. . Dieses 
Verfahren ist nur in solchen Fällen anzuwenden, wo es wünschenswerth 
ist, die Wirkung des Mittels hauptsächlich gegen die Veränderungen auf 
der Hornhaut zu richten. Bei oberflächlichen Trübungen der Hornhaut, 
nach einem abgelaufenen Trachom oder nach einer Keratitis parenchymatosa 
ist das Hineinbringen von einigen Tropfen einer 1proc. Lösung von Jod 
in Vaselinöl von vorzüglichem Erfolg begleitet, wo man aber stärkere Lö- 
sungen anwenden will, wie z. B. bei Pannus crassus, der nur einen Theil 
der Hornhaut einnimmt, ist das Bestreichen mit einem Wattebäuschchen 
vorzuziehen. 

Zum Schluss will ich nicht unerwihnt lassen, dass das Jod im Vaselinöl 
eines der besten Mittel bei der eitrigen Entzündung des Thränensackes ist. _ 
Nach drei bis vier Einspritzungen durch den aufgeschlitzten Thränencanal 
direct in den Thränensack, ändert die Absonderung rasch ihre eitrige 
Beschaffenheit, wird bald schleimig, um im Laufe der Zeit dann ganz auf- 
zuhören. Hier ist ebenfalls auf dieselbe Weise zu verfahren wie beim 
Trachom, d.h. von schwächeren Lösungen angefangen, immer zu stärkeren 
zu greifen. 


— 234 —. 


IH. Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das 


Auge und die Haut. 


Vorläufige Mittheilung von Dr. H. Chalupecky, 
em. Assistent an der böhm. ocul. Klinik des Prof. Dr. Schöbl. 


Bald nachdem die Entdeckung der räthselhaften Röntgenstrahlen in 
den praktischen Gebrauch übergegangen war, erschienen in den Tagesblättern 
Nachrichten über verschiedene Misserfolge; hauptsächlich wurden ziemlich 
tiefe und schlecht heilende Wunden der Haut beschrieben, welche sich 
angeblich nach langem Exponiren bildeten. Die Bestätigung erfolgte dann 
auch in Fachzeitschriften; so beschrieb Destor im Jahre 1896 im „Lyon 
medical“ Geschwüre der Haut als Folge der längeren Einwirkung der 
Röntgenstrablen. Diese Geschwüre bilden sich angeblich erst längere Zeit 
nach dem Versuche, sind dann bartnäckig und führen zu pigmentösen 
Narben. Den ganzen Process begleiten anästhetische und hyperanästhische 
Herde in der Haut, nach welchen DesToT schliesst, dass es sich um 
neurotrophische Veränderungen handelt. Von Franzosen beobachtete noch 
SOREL zwei Geschwüre nach langer Exposition. — Ueber eine ganze Reihe 
von Beobachtungen (über 400 Fälle) spricht Forster (Deutsche med. 
Wochenschrift) und kam zu folgenden Resultaten. Eine kurze, beiläufig 
eine halbe Stunde dauernde Exposition der Hand für die Röntgenstrahlen 
schadet z. B. nicht; die unangenehmen Folgen erscheinen erst bei längerer 
und wiederholter Exposition. Es handelt sich daher um eine gewisse 
Kumulation. Uebrigens ist die Wirkung auf die Haut eine individuelle, 
beiläufig so, wie bei den Sonnenstrahlen. 

Eine Erwähnung über die Wirkung des Sonnenlichtes ist in der Arbeit 
von BowLEr (ref. Monatshefte f. prakt. Dermatologie, Nr. 6) angeführt, zu 
der wir noch zurückkommen. Ein besonderes Gewicht legt BowLer auf 
die Pigmentation der Haut nach langen Märschen auf Schneefeldern. Eine 
ähnliche Färbung der Haut, der eine Blasenbildung folgte, beschreibt 
Fucus (Ref. Jahrbuch der Naturwissenschaften, XII. Jahrgang). — Eine 
andere Erscheinung seitens der Haut nach der Einwirkung der Röntgen- 
strahlen besteht im Ausfallen der Haare, wie FORSTER, LEHRWALD, DESTOT, 
MARKUSE u. A. erwähnen. Aehnlich beschrieb diesen Verlauf FREUND 
(Wiener medicin. Wochenschrift). Durch die erwähnten Arbeiten aufmerk- 
sam gemacht, versuchte er die Röntgenstrahlen als Heilungsmittel anzu- 
wenden bei einem jährigen Mädchen, die mit einem über Rücken und 
Hals verbreiteten haartragenden Naevus behaftet war. Er setzte die Patientin 
der Wirkung der Röntgenstrahlen aus, und zwar täglich 2 Stunden lang; 
nach den ersten 10 Tagen beobachtete er keine Veränderungen, dann aber 
begannen die Haare auszufallen, und an den kahlen Stellen entwickelte sich 
eine mässige Nässe, welche nach Applieirung von Ichthyolsalbe verschwand. 


-- 235 — 


Hier war also die Kumulation der Wirkung der Röntgenstrahlen klar 
demonstrirt. Dass es sich nur um die Wirkung dieser und nicht vielleicht 
des ganzen elektrischen Stromes handelte, bewies FREUND durch einfache 
Ableitung der elektrischen Funken in Wasser. Einen ähnlichen Fall be- 
obachtete angeblich auch CROCKER. 

Diese Berichte, sowie bestätigende mündliche Mittheilungen meines 
Collegen Assist. Boxovsky, der ähnliche Hautaffection auf der Hand, ent- 
standen durch langes Experimentiren mit Röntgenstrablen, beobachtet hat, 
erinnerten mich lebhaft an die bereits vor 10 Jahren gemachten Versuche 
des schwedischen Oculisten WınpMmArk (Beiträge zur Ophthalmologie von 
Dr. J. Wınpmark. Leipzig, 1891). Diese bezogen sich freilich nicht auf 
Röntgenstrahlen; der Autor versuchte die Wirkung des Sonnen- und elek- 
trischen Lichtes auf die Haut und das Auge, und zwar richtete er seine 
Aufmerksamkeit auf die einzelnen Strahlen des in ein Spektrum zertheilten 
Lichtes. An dieser Stelle können wir uns über das Werk nicht weiter 
verbreiten und beschränken uns nur auf das Constatiren der Resultate. 
Der I. Theil befasst sich mit dem Einflusse des Lichtes auf die vorderen 
Augenmedien. Ein starkes Licht verursacht einen Centralskotom, Atrophie 
der Netzhaut und der Chorioidea.. Nach Einschlagen des Blitzes in der 
Nähe des Auges folgt oft eine starke Reizung der Bindehaut und der Iris, 
später bildet sich manchmal sogar Linsentrübung. Bei Schneeblindheit 
beobachtet man eine ähnliche Reizung verbunden mit Hornhautentzündung, 
welche auch in Geschwüre ausartet. Bei starker Wirkung des elektrischen 
Lichtes entsteht Entzündung der Bindehaut und Hyperämie der Iris (die 
sogenannte Ophthalmia electrica). Dem Autor hat es sich um die Con- 
statirung gehandelt, ob das ganze Licht diese Veränderungen hervorruft, 
oder ob nur die Strahlen gewisser Lichtquellen diese Eigenschaften besitzen; 
und da hat er gefunden, dass weder die leuchtenden Strahlen, noch die 
ultrarothen von grosser Bedeutung sind, dagegen die ultravioletten durch eine 
Berg-Krystallplatte, welche sie bekanntlich sehr stark durchscheinen lässt, 
auf das Auge eines Kaninchens concentrirt, Chemose der Bindehaut, das 
Abschälen des Epithels der Hornhaut und die Reizung der Iris, alles 2 bis 
3 Tage andauernd, zur Folge haben. — Weil das elektrische Licht letzt- 
genannte Strahlen am meisten besitzt, sind die Augenentzündungen der- 
jenigen Leute leicht zu begreifen, die dem starken elektrischen Lichte oft 
ausgesetzt sind, und keine Schutzgläser benützen.! Die Beseitigung der 
schädlichen Wirkung der ultravioletten Strahlen durch den Gebrauch der 
Schutzgläser erklärt die Undurchdringlichkeit des Glases für die ultra- 
violetten Strahlen. 


’ Einen ähnlichen Fall, beobachtet auf der Klinik des Prof. SchögL, beschrieb 
Dr. Mirvaıskf in „Casopis lékařů českých“ im Jahre 1889: Ein Theaterarbeiter, bei 
der electrischen Beleuchtung beschäftigt, erkrankte zweimal durch das Nichtbenützen 
_ der grauen Gläser an starker Conjunctivitis, Reizung der Iris und Defecten der Hornhaut. 


— 236 -— 


Nach dem elektrischen Licht konımt, was Reichthum an ultravioletten 
Strahlen anbelangt, zuerst der Blitz an die Reihe. Das Sonnenlicht hat 
deren viel weniger, aber auf hohen Bergen, bei niedriger Temperatur, 
bauptsächlich also in arktischen Gegenden zeigt es deren wieder mehr; 
dazu tritt deren leichter Abprall durch kleine, staubförmige Körperchen — 
den Schnee. — Durch diese Thatsachen erklärt man sich die Schneeblindheit, 
von den Reisenden wiederholt beschrieben, bestehend in starker Reizung 
der Bindehaut, der Iris und in Erosionen der Hornhaut. 


Was die Wirkung der ultravivletten Strahlen auf einzelne Augenmedien 
anbelangt, beweist Wipmark, dass deren die Linse am meisten absorbirt, 
obgleich sie dadurch nur ausnahmsweise (bei Blitzschlag) leidet. 


Der II. Artikel Wipmark’s ist der Wirkung des Lichtes auf die Haut 
gewidmet. Es wurde beobachtet, dass der Reflex des Sonnenlichtes von 
Schneefeldern sogenanntes Erythema solare verursacht, bestehend anfangs 
aus Röthung der Haut, dann Anschwellung und endlich Abschälung. 
Aehnliche Veränderungen treten wiederholt bei Leuten auf, die gezwungen 
sind mit elektrischem Licht zu arbeiten (coup de soleil électrique). Nach Blitz- 
schlag wird das sogenannte Versengen beobachtet: Blasen und Abschalung 
des Epithel. Durch Versuche bestätigte WipmMark, dass wieder nur 
ultraviolette Strahlen nach Beseitigung aller anderen der Hauptfaktor in 
diesen Fällen sind.! 

Die dritte und letzte Abhandlung (in diesem Fache) des Autors bringt 
die Erwägungen über die Durchlässigkeit der Augenmedien für ultraviolette 
Strahlen. Schon früher wurde über die Cataracte nach dem Blitzschlag 
gesprochen, welche gewöhnlich zu den sogenannten traumatischen Formen 
gezählt wird. WIDMARK hat mit seinen Experimenten bewiesen, dass auch 
hier die chemischen ultravioletten Strahlen wirken. Doch ist der Einfluss 
gegen jenen auf die Bindehaut, Hornhaut, Iris und die Haut ein nur be- 
schränkter, trotzdem die Linse eben die Strahlen sehr stark absorbirt. — 
Wodurch also sind sie ihr bloss in so geringem Maasse schädlich? Und 
da stellt der Autor die Hypothese auf, dass die Linse die chemische Energie 
der ultravivletten Strahlen in eine lichtspendende verwandelt. Denn schon 
früher wurde beobachtet, dass sie, von diesen Strahlen berührt, fluoreseirt. 
Fin ähnliches Fluoresciren sehen wir unter denselben Verhältnissen auf der 
Netzhaut, und dadurch vielleicht wieder, in Verbindung mit der Absorption 
der ultravioletten Strahlen durch die Augenmedien, könnten wir erklären, 


! In die ambulatorische Behandlung der Klinik des Prof. Schögr kam oam (ol), 
1897 ein Maschinist, beschäftigt in einer Bogenlampenfabrik; den dritten Tag bereits 
fühlte er ein Brennen in den Augen und auf der benachbarten Haut. Constatirt wurde 
ein Erytliem und eine leichte Anschwellung der Augenlider, der Stirnhaut der rechten 
Seite. Auf der linken Seite war nur ein Theil der Lider behaftet. Die Bindehaut des 
rechten Auges war gereizt, des linken normal. 


— 237 — 


dass die Strahlen die Netzhaut so wenig reizen; dieselben sind nämlich 
unter normalen Verhältnissen unsichtbar. 

Bis hierher gelangte WIDMARK. — Soweit ich erforschen konnte, 
wiederholte nur ein einziger seine Versuche. Dieser war OGnErF (Pflügers 
Archiv Bd. 63) und zwar versetzte er Frösche, Tauben und Kaninchen in 
dieselbe Situation, in welcher ein Arbeiter sich befindet, d. h. er exponirte 
sie von !/, bis 2 m Entfernung einem starken elektrischen Licht, und fand, 
dass diesen Versuch Kaninchen am schlechtesten vertragen: so entstand 
Conjunctivitis mucopurulenta, auf der Hornhaut bildeten sich Geschwüre, 
bis zuweilen die Thiere verendeten. Die mikroskopische Untersuchung ergab 
hauptsächlich Veränderungen im Kern der Zellen, von der Karyokinese bis 
zu der Nekrose derselben. ` Linse und Glaskörper blieben unverändert. 

Ich glaube, dass nach Allem die Analogie der Wirkung zwischen 
ultravivletten Strahlen und Röntgenstrahlen genügend erwiesen ist. In der 
schon citirten Arbeit BowLEr’s wurde auf diesen Umstand auch hingewiesen, 
und das Bräunen der Haut nach der Schneeblindheit wurde als eine natür- 
liche Wafle gegen den schädlichen Einfluss der ultravioletten Strahlen an- 
geführt; als Folge der Exposition der Röntgenstrahlen wurden ähnliche 
Pigmentationen beschrieben (DESPAIGNES, DESTUT, Fucas). 

Die Analogie wird begreiflich, wenn wir die Eigenschaften der ultra- 
violetten Strahlen und der Röntgenstrahlen näher untersuchen; beide haben 
sehr kurze Lichtwellen: ultraviolette Strahlen 100 au (1 um = mn sch 
Rontgenstrahlen sogar our 14 un (ou): beide zeichnen sich durch grossen 
chemischen Einfluss aus; beide fluoresciren unter gewissen Bedingungen, 
und beide werden von einzelnen Medien bis zu einem gewissen Grad ab- 
sorbirt, ultraviolette Strahlen stärker als Röntgenstrahlen. Sie sind natür- 
lich untereinander durch gewisse wichtige Eigenschaften verschieden: 
ultraviolette Strahlen reflectiren von glatten Gegenständen normal, Röntgen- 
strahlen unregelmässig, diffus; ultraviolette Strahlen brechen sich beim Eintritt 
in dichtere Medien, Röntgenstrahlen weisen diese Brechung nicht auf; ähnlich 
verhält es sich mit der Polarisation (Jahrb. d. Naturw. Lei Endlich ist 
Bergkrystall fiir ultraviolette Strahlen sehr leicht durchdringlich, dagegen 
fiir Rontgenstrahlen gar nicht, ultraviolette Strahlen werden durch schwarzes 
Papier zurtickgehalten, Rontgenstrahlen nicht. 

So war der Stand der Sache, als ich anfangs Mai d. J., mit der 
gūtigen Erlaubniss der Herrn Prof. Srrougan, dem ich hiermit meinen 
ergebensten Dank ausspreche, im physikalischen Institute der bohmischen 
Universität zu experimentiren begann. Als Object benutzte ich ein Kanin- 
chen, welches, wie aus dem Früheren bereits bekannt ist, gegen die ver- 
schiedenen Einflüsse der ultravioletten Strahlen sehr empfindlich ist. Ich 
war von dem Gedanken durchdrungen, dass Strahlen, welche so mächtig auf 
die Haut wirken wie Röntgenstrahlen, nicht ohne Einfluss auf die zarten 
Organe des Auges bleiben können; die Analogie mit ultravioletten Strahlen 


-— 238 — 


hat diese Meinung nur bestatigt. Im Fortschreiten der Arbeit ging ich 
von folgenden Punkten aus, die ich so weit als möglich erklären wollte: 

1. Wenn die Linse Röntgenstrahlen ähnlich wie ultraviolette Strahlen 
absorbirt, daher für sie undurchdringlich ist, so wird sie vielleicht bei Ein- 
wirkung von Röntgenstrahlen eine gewisse Fluorescenz zeigen, ähnlich wie 
bei ultravioletten Strahlen. 

2. Ist die Linse für Röntgenstrahlen undurchdringlich, dann muss sie 
beim Photographiren mit denselben einen Schatten hinterlassen (wie z. B. 
der Knochen). 

3. Wollte ich sicherstellen, wie weit die Hornhaut und andere Theile 
des Auges fluoresciren; unter dem Einfluss von ultravioletten Strahlen 
fluoresciren nämlich: die Hornhaut wenig, die Bindehaut und Iris beinahe 
gar nicht, die Linse und Netzhaut dagegen sehr stark. 

4. Das eigentliche Ziel des Experimentirens war aber nur das Sicher- 
stellen der Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Auge, — denn darüber 
wurde noch nicht systematisch geforscht. 

Im Verlauf meiner Arbeit wurde ich durch Herrn Prof. STROUHAL 
auf eine Abhandlung in den Annalen der Physik und Chemie, 1897, Nr. 3,, 
von G. BRANDES und E. Dorn: „Ueber die Sichtbarkeit der Röntgenstrahlen“ 
aufmerksam gemacht. In dieser gediegenen und interessanten Arbeit fand 
ich einige der vorhergeschickten 4 Punkte bereits gelöst, theils mit meinen 
Resultaten gänzlich übereinstimmend, theils aber nicht. — Die Autoren 
prüften zuerst die menschliche Linse auf ihre Durchdringlichkeit für 
Röntgenstrahlen, und zwar so, dass sie unter allen denkbaren Cautelen: 
verfinstertes Zimmer u. s. w. das aphakische Auge eines (wegen starker 
Myopie operirten) Mädchens den Strahlen einer Röntgenlampe aussetzten, 
— und faktisch empfand die Untersuchte das Gefühl von Licht. Aber als 
sie, BRANDES und Dory, selbst unter denselben Bedingungen ihre normalen 
Augen auf die Röntgenlampe richteten, — hatten sie dasselbe Lichtgefühl! 
Und zwar: fielen die Röntgenstrahlen in der Richtung der Augenaxe, er- 
schien den Untersuchenden ein lichter Kreis an der Peripherie des Gesichts- 
feldes, und zwar auf der Temporalseite breiter. — Wurde eine Bleiplatte, 
den Röntgenstrahlen bekanntlich undurchdringlich, vor den Augen von oben 
nach unten herumgerückt, entstand das Lichtgefühl unten — und umge- 
kehrt. Wurde dieselbe vor das Auge mit einer 2 mm grossen Oeffnung 
direct vor die Pupille gestellt, so dass die Strahlen nur durch diese ein- 
dringen konnten, entstand kein Lichtgefühl. Wurde die Oeffuung erweitert 
(auf 4 mm), entwickelte sich Licht. Ebenfalls entstand kein Lichtgefühl 
im Centrum, wenn in der Mitte von Aluminiumscheiben, die in einer 
Brilleneinfassung befestigt waren, kleine Bleiplatten angebracht waren 
(Aluminium ist für Röntgenstrahlen sehr leicht durchdringlich, Blei dageren 
nicht). — Weiter wurden photographische Aufuahmen mit Röntgenstrahlen 
von den ganzen Augen eines Schweines gemacht; ein Schatten der Linse 





— 239 — 


erschien nicht auf der Platte, offenbar halt also die Linse die Strahlen 
nicht zurück; mehr werden sie von dem Glaskörper absorbirt, weniger 
jedoch von der Hornhaut und den anderen Membranen des Auges. 

Was die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Netzhaut anbelangt, 
beweisen die Versuche, dass die Strahlen das Auge ungebrochen durch- 
dringen; das Lichtgefühl kann man nun entweder durch das Fluoresciren der 
Linse oder der anderen Augenmedien erklären, welches dann die Netzhaut 
reizt, oder ist dieselbe direct gereizt, — vielleicht selbst fluorescirend, wie 
bei ultravioletten Strahlen. Das Reizen durch Fluoreseiren der vorderen 
Augenpartien halten die Autoren für ausgeschlossen, denn wurde die Blei- 
platte von der Schläfengegend vor das Auge gerückt, so entstand bei der 
Stellung der Platte, bei welcher der Ciliarkörper und die Linse von den 
Strahlen noch berührt werden mussten, kein Lichtgefühl. Dass die Linse 
Röntgenstrahlen durchlässt folgern die Autoren daraus, dass wenn vor das 
Auge eine Platte mit einer Oefinung die grösser als 2 mm ist (4 mm), 
gestellt wird, ein Lichtgefühl entstand, obgleich die Strahlen jedenfalls die 
Linse durchdringen mussten, da diese 8 mm im Durchmesser besitzt. End- 
lich wurde noch direct (wieder im verfinstertem Zimmer, bei verdeckter 
Röntgenlampe u. s. w.) geforscht, ob es möglich wäre, die Spuren der 
Fluorescenz der einzelnen Augentheile, mit Röntgenstrahlen beleuchtet, zu 
beweisen: das Resultat war gänzlich negativ. — Ein ähnliches Resultat er- 
gab sich, wenn man den Röntgenstrahlen den Sehpurpur exponirt (von den 
Augen von Fröschen und Rindern), — die Veränderungen konnten nicht 
erwiesen werden (wie bereits Fuchs und KrEıDL constatirt haben). 

Nach diesen Berichten wäre die Frage von der Durchdringlichkeit der 
Linse für Röntgenstrahlen positiv gelöst, es wäre daher um eine Analogie 
mit ultravioletten Strahlen weniger; wir werden uns aber später überzeugen, 
dass diese Schlussfolgerungen nicht ganz unanfechtbar sind. 

(Schluss folgt.) 


Klinische Beobachtungen. 


Iridotomie bei Verschluss der Pupille durch totale Verwachsung 
mit einer Hornhautnarbe. 


Von Dr. Stoewer in Bochum. 


Während fiber die operative Behandlung des durch plastische Iridocyclitis 
— besonders nach Cataract-Extraction — entstandenen Pupillarverschlusses seit 
dem Graefe’schen Vorschlag der Iridotomie eine reiche Literatur entstanden 
ist, findet man wenig über die Fälle, in denen die Pupille durch Ver- 
wachsung des ganzen Sphincterrandes mit einer Hornhautnarbe zum Verschluss 
gelangt ist. 

Es mag dies darin seinen Grund haben, dass derartige Augen in Folge 
der pathologischen Veränderung des ernährenden Flüssigkeitsstromes meist über- 


-- 240 — 


haupt functionell zu Grunde gehen, und eine auf Hebung der specifischen 
Function des Auges gerichtete Operation daher unnöthig erscheint. 


Dass aber ausnahmsweise eine wesentliche Beeinträchtigung in der Er- 
nährung der wichtigen Theile des Augapfels trotz eines derartigen Pupillar- 
verschlusses auch längere Jahre ausbleiben kann, das lehrte mich folgender Fall: 


Anfang Februar 1896 wurde in meine Sprechstunde der 15jährige Ludw. L. 
von seiner Mutter geführt mit der Angabe, dass der Knabe seit 7 Jahren auf 
beiden Augen erblindet sei. Als Ursache der Erblindung wurden Hornhaut- 
geschwüre angegeben, derentwegen I, monatelang in einem Krankenhause in 
Behandlung gewesen sei. 


Die Untersuchung der Augen des für sein Alter kräftig entwickelten und 
sonst gesunden Knaben ergab Folgendes: 

Rechtes Auge: Lidbindehaut mässig geröthet. Gefässe der Bindehaut des 
Apfels etwas stärker wie in der Norm gefüllt. Das obere Drittel der Hom- 
hautperipherie in einer Breite von ca. 3 mm weisslich undurchsichtig, aber 
glänzend und glatt. Die übrige Hornhaut glänzend und klar durchsichtig. 

Vordere Kammer flach. Die etwas atrophische grünliche Iris zieht straf 
von ihrem unteren und seitlichen Ciliar-Ansatz in die weisse Narbe im oberen 
Hornhautgebiet. Von Pupille nirgends etwas zu sehen. 

= Localisation auch fir niedrigste Flamme gut. 

Tonus etwas herabgesetzt. 

Auf dem linken Auge waren fast identische Verhältnisse vorhanden. Nur 
die Narbe der oberen Hornhautpartie ein weniy schmaler. 

Nach energischer Atropinisirung war — auch bei genauster Lupen- 
betrachtung — beiderseits keine Aenderung in dem Verhalten der Iris zur 
Hornhautnarbe wahrzunehmen, 

Es handelte sich demnach um Leucome, mit denen der Pupillarrand der 
Iris in toto verwachsen war. 

Da die Oberfläche der Leucome durchaus der normalen Wölbung der Horn- 
häute entsprach, so ist es — bez. der Entstehung des jetzigen Befundes — 
wahrscheinlich, dass bei dem früher offenbar vorbandenen ulcerirenden Hornhaut- 
process nach der Perforation die prolabirten oberen Iristheile abgetragen wurden. 
Dann aber dürfte due Hornhautulceration weiter fortgeschritten und schliesslich 
der ganze noch vorhandene Pupillarrand in die Perforationsstelle und später in 
die Narbe einbezogen sein. 

Der Augenhintergrund musste nach dem Resultat der Functionsprüfung 
für normal gehalten werden. 

Nicht zu entscheiden war die Frage, ob die vielleicht getrübte Linse im 
Auge vorhanden sei oder nicht. Nach Ausdehnung und Art des Leucoma 
adhaerens war beides möglich. Die Tiefenverhältnisse der vorderen Kammer 
aber waren für die Diagnose nicht verwerthbar, weil die Iris als Vorhang 
zwischen oberem Hormhautdrittel und unterem und seitlichem Ciliaransatz fest- 
gehalten wurde. 


Der Fall erweckte zunächst Interesse dadurch, dass bei völligem Verschluss 


der Pupille sich 7 Jahre lang Lichtsinn und Localisation normal erhalten 
hatten. Freilich musste die Frage entstehen, ob nicht doch irgendwo eine 
Communication zwischen vorderer und hinterer Kammer bestand, entweder durch 
das atrophische Irisgewebe oder durch eine kleine nicht verwachsene Stelle am 
Sphincter. Nachweisen liess sich derartiges aber auch bei genauster Lupen- 
untersuchung nicht. 


— 241 — 


Das grössere practische Interesse bot die Möglichkeit eines therapeutischen 
Eingriffes. 

Es musste versucht werden, fir das einfallende Licht eine Oeffnung in der 
Jris herzustellen. Im günstigen Falle konnte dies genügen; im ungünstigen 
konnte die getrübte Linse dem Licht weitere Hindernisse in den Weg legen. 

Als Operationsverfahren war die gewöhnliche Iridectomie selbstverständlich 


ausgeschlossen. 
Die einfache Iridotomie — quere Durchschneidung der Iris mit Schmal- 
oder Sichelmesser — schien auch unthunlich. Im Falle des Vorhandenseins 


der Linse hätte sich bei diesem Eingriff eine Verletzung der Linsenkapsel kaum 
vermeiden lassen, und die hinter der Iris dann erfolgende Linsenquellung wäre 
leicht deletär für das Auge geworden. 

. Es wurde daher am 11. Februar 1896 — in Narkose, um einen event. 
Glaskörperprolaps so gering wie möglich zu machen — mit dem Gräfe’schen 
Schmalmesser ein Schnitt unten an der Cormeo-Scleralgrenze des rechten Auges 
angelegt, der zwar flach, aber doch sogleich die Irisperipherie mit durchtrennte 
und ca. !/, der Hornhautperipherie betraf. Glaskörperprolaps trat nicht ein, 
doch liess sich auch nichts von getrübter oder ungetrübter Linsensubstanz er- 
kennen. Dann Excision eines Dreiecks aus der Iris mit der Wecker’schen 
Scheere. Es entstand eine 3—4 mm lange, bei der vorhandenen Tages- 
beleuchtung schwarze Lücke in der Iris. Die Wundränder lagen gut. 

Binoculus. Bettruhe. 

Die Heilung der Wunde ging in den ersten Tagen gut von statten; aber 
bei der ersten genauen seitlichen Beleuchtung erschien ein grauer Reflex in der 
neu gebildeten Pupille. Rother Augenhintergrund liess sich bei Durchleuchtung 
nicht erhalten. Leichte graue Trübuug der unteren Hornhautperipherie war 
am 3. Tage erkennbar. ai EREEEE wurde an diesem Tage in 30 cm Ent- 
fernung richtig angegeben. 

Allmählich nahm die Trübung im unteren Hornhautbereich zu und die Jris- 
lücke wurde durch neu gebildete graue Massen verlegt. Die Injection des 
Bulbus blieb dabei mässig. Schmerzen auf Druck traten nicht ein. 

Nach 3 Wochen war die Pupille wieder vollständig verschlossen, die 
Operation also als erfolglos anzusehen. 

Trotzdem wurde am 13. März 1896 ein ähnlicher Eingriff am linken Auge 
des Pat. vorgenommen. 

Die Ueberlegungen über die Art der Operation mussten im Allgemeinen 
dieselben bleiben, wie am 11. Februar. Nur glaubte ich den ersten Schnitt 
etwas ausgiebiger machen zu müssen, um, wenn nöthig, die Extraction der 
durchsichtigen oder getrübten Linse sofort vornehmen zu können. Ferner schien 
es zweckmässiger, die Spitze des Schmalmessers sofort tiefer in den Glaskörper 
zu führen, um sicher etwa vorhandene Schwarten zu durchtrennen. War es 
doch in hohem Grade wahrscheinlich, dass in der Tiefe stehengebliebene Binde- 
gewebsmassen die Grundlage für die Neubildung des Pupillarexsudats nach der 
Operation des rechten Auges und damit für das Misslingen der ganzen Operation 
gebildet hatten. 

Demgemäss wurde nun der erste Schnitt geführt und unten TL der 
Hornhautperipherie von der Sclera und der Iris von ihrem Ciliaransatz ab- 
getrennt. Mässige Menge klaren Glaskörpers entleerte sich. Nun wurde mit 
scharfen Scheerenschnitten ein möglichst grosses Stück aus der Iris excidirt, 
so dass eine quadratische Oeffnung von 4—5 mm Seitenlängen entstand. Auch 
hierbei ging etwas Glaskörper verloren. Abtragung des vorliegenden Glaskörpers 

16 


— 2 — 


mit einem Scheerenschlag. Trotzdem ziemlich starkes Klaffen der Wundrander. 
Pupille auch bei: seitlicher Beleuchtung schwarz. Binoculus. Bettruhe. 

Das excidirte Irisstück war ‚nicht wesentlich verdickt. 

Beim Verbandwechsel nach 2 Tagen: Ziemlich starke episclerale Injection. 
Wunde geschlossen. 7 

Mässiger Bluterguss in der vorderen Kammer. 

Die Heilung verlief dann im Allgemeinen weiter giinstig. Als pathologisch 
war zu bemerken: Leichte graue Trübung des Wundrandes der Hornhaut und 
bräunlicher Schleier in der neuen Pupille als Residuum des Hyphäma. 

Am 27. März, dem Tage der Entlassung des Kranken aus der Klinik, wurde 
notirt: Leichte episclerale Injection. Unterer Hornhautrand ca. 1mm breit grau 
getrübt aber glänzend. Vordere Kammer flach. In der viereckigen Pupille 
ein bräunliches Häutchen. Ophthalmoskopisch rothes Licht, aber keine Einzel- 
heiten des Augenhintergrundes zu erkennen. Tonus wie vor der Operation 
etwas herabgesetzt. 

Farbensinn, Gesichisfeld normal. Handbewegung ca. 1 m Entfernung 
präcise wahrgenommen, aber kein Formsinn. 

Während der nächsten Wochen schritt die Hornhauttrübung noch etwas 
central fort, blieb dann aber unverändert. 

Am 3. Juni war die Injection des Auges wie vor der Operation. Der 
untere Hormhautrand ca. 1,5 mm breit grau undurchsichtig, ca. 1 mm ober- 
balb ganz geringe wolkige Trübung. Die oberen ?’, der künstlichen Pupille 
bei gewöhnlicher wie seitlicher Beleuchtung gut zu erkennen. Die Einzelheiten 
der Pupille, des Augenhintergrundes, der Functionen wie am 27. März. 

Es wurde nun, um die optischen Verhältnisse so günstig wie möglich zu 
gestalten, die Discissivn der Pupillarmembran mit einer Nadel vorgenommen. 
Der Eingriff wurde sehr gut vertragen. Am 7. Juni zeigte sich bei seitlicher 
Beleuchtung die Pupille oben absolut schwarz. Ophtlialmoskopisch liess sich 
zum ersten Male die Papille erkennen. Diese wie der übrige wahrnehmbare 
Augenhintergrund normal. 

Aber trotzdem fehlte der Formsinn weiter. 

Bei dem normalen Resultat der ophthalmoskopischen Untersuchung und 
der Erhaltung von Farbensinn und Gesichtsfeld konnte indess die Prognose für 
den weiteren Verlauf günstig gestellt werden. 

Es musste angenommen werden, dass entweder das Sehcentrum während 
der 7jährigen Blindheit die Erinnerung an die früheren Gesichtseindrücke ver- 
loren hatte oder aber — selbst wenn die Erinnerungsbilder im Gehirn noch 
hafteten — dass die jetzigen Bilder wegen der so sehr viel ungänstigeren 
optischen Verhältnisse in zu veränderter Gestalt dem Centralorgan übermittelt 
wurden, um mit den alten Eindrücken identificirt zu werden. Wie man sich 
aber den intimeren Vorgang auch denken mochte, praktisch handelte es sich 
darum, den Patienten das Sehen wieder erlernen zu lassen. 

Optisch wurden die Bedingungen dazu durch Verwendung eines Convex- 
glases von 8 D. noch gebessert. 

Es gelang dann wirklich ganz allmählich den Formsinn zu wecken. 

Noch im Laufe des vergangenen Sommers wurden gröbere Gegenstände 
wie ein Buch, Stock und Aehnliches nach häufiger Identificirung mittelst des 
Tastsinns durch das Auge allein mit Sicherheit in nächster Nähe erkannt. Im 
Herbst 1896 wurde die Fingerzahl in ca. 30 cm Entfernung wahrgenommen 
und jetzt, Anfang Mai 1897 ist das Erkennungsvermören soweit gestiegen, dass 
die Zahl der Finger in 1,5 m pracise, wenn auch etwas langsam, genannt wird. 


— 243 -- 


Der äussere Zustand des Auges, die künstliche Pupille, der Augenhinter- 
grund sind seit Mitte Juni vorigen Jahres — also fast ein Jahr hindurch — 
unverändert geblieben. Es dürfte daher die Hoffnung berechtigt sein, dass die 
Pupille sich auch in Zukunft ihrem Zweck entsprechend halten wird. 

Die Sehscharfe wird wahrscheinlich noch wesentlich steigen; wie weit, das 
lasst sich freilich schwer sagen. Ich glaube aber, dass der Patient, der schon 
jetzt sich in seinen gewohnten Verhältnissen selbständig bewegen kann und 
z. B. sich aus seinem benachbarten Heimathsdorf allein in meine Wohnung findet, 
so weit kommt, dass er auch in fremder Umgebung sich allein orientiren kann 
und zu grober Arbeit fähig wird. 

Das rechte Auge ist allmählich etwas geschrumpft. Dem rectus inferior 
entsprechend zeigt sich eine leichte Furche der Sclera. Der Tonus ist — 1 bis 2. 
Noch ist Localisation für mittlere Flamme vorhanden. Es scheint aber, als ob 
die durch den erfolglosen operativen Eingriff wieder angefachten entzündlichen 
Processe schliesslich zur völligen Phthisis bulbi führen werden. 


Neue Instrumente, Medicamente ete. 


Discissionsmesser. 
Von Dr. Eduard Zirm in Olmitz. 


Zur Discission der Linsenkapsel und des Nachstars möchte ich das seit 
einiger Zeit von mir verwendete Messerchen empfehlen, welches mir die Vor- 
theile der Nadel und des jetzt häufig zu Discissionen verwendeten Starmessers 
zu vereinigen scheint.! Dasselbe ist auch aus der Vereinigung dieser beiden 
Instrumente entstanden, indem es von der Nadel nach Rosas den drehrunden 
dünnen, gegen den Griff allmählich sich verstärkenden Schaft, von dem Graefe'- 
schen Messer die Spitze mit einem 3!/,mm langen ‘heil der Schneide hat. 


an 


Durch letztere entsteht eine gleichbeschaffene lineare Wunde der Hornhaut, wie 
bei Verwendung des Starmessers zur Discission; der konische Schaft ermöglicht 
eine grössere Excursionsfähigkeit, insbesondere Drehbarkeit des Instruments. 
Dabei leistet die genügend lange Schneide dasselbe, wie das ganze Starmesser, 
dessen Verwendung vor Allem den Nachtheil einer geringeren Bewegungsfreiheit 
hat. Eine Zerrung der zu durchschneidenden Membran und der Iris lässt sich 
hierbei ebenso gut vermeiden, wie beim Starmesser, ebenso Glaskörpervorfall in 
die spaltförmige, sich sofort wieder schliessende Wunde, 

Als Einstich empfiehlt sich der Hornhautrand mit parallel zur Iris ge- 
haltener Fläche des Messers. Von dieser peripheren Einstichstelle als Hypo- 
mochlion aus ergiebt sich die grösste Bewegungsfreiheit. Ich wählte sowohl 
zur Discission der Linse (auch bei der Myopie-Operation), als auch des Nach- 
stars gewöhnlich die Stelle, wo der horizontale Meridian den äussern Limbus 
berührt. Auch wenn das Messerchen im Auge gedreht wurde, führte ich es 
immer in derselben wieder aus, wie beim Einstiche (kurz, nach Art des Graefe’- 
schen Messers beim Lappenschnitt). Gewöhnlich floss nur ein geringer Theil 
Kammerwassers ab, Glaskörper fiel mir bisher niemals in die Wunde vor. 


a Erhältlich bei Instrumentenmacher Thürrigl, Wien IX, Schwarzspanierstr. 15. 
ar 16 * 


- 244 -— 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Hermann von Helmholtz. (Gedächtnissrede von Emil du Bois- 
Reymond. Leipzig, Veit & Comp., 1897. 


2. Der Bau und das ophthalmoskopische Aussehen der Cho- 
rioidea, von Dr. R. Greeff, Privatdocent an der Univ. Berlin. 1 Tafel in 
Folio und 2 Tafeln in Octav mit Text. (Augenärztliche Unterrichts-Tafeln von 
Prof. Hugo Magnus. XII.) Breslau, J. H. Kern, 1897. 

Der schematische Durchschnitt durch die Aderhaut ist fir den Unterricht 
recht bequem, die drei Hintergrundsbilder bilden ein werthvolles Seitenstick zu 
der berühmten Tafel aus Jäger’s kleinem Atlas. 


3. Compendium der Augenheilkunde. Ein Vademecum für Studirende 
und Aerzte von Dr. Friedrich Hersing, kaiserl. Sanitätsrath, Augenarzt am 
Bürgerspital zu Mülhausen i. E. Achte Auflage mit 84 in den Text gedruckten 
Holzschnitten. Stuttgart, F. Enke, 1897. 

Fuchs, Schmidt-Rimpler und Schweigger haben es bisher nur bis 
zur sechsten Auflage gebracht. Das Büchlein von Hersing ist trotz seines 
geringen Umfanges von 300 Seiten recht vollständig und den Anfängern zu 
empfehlen. 


4. Maladies de l'oeil (Extrait du Traité de Chirurgie, T. V), par 
le Docteur Albert Terson, Chef de Clinique opht. à la faculté d. M. de Paris 
(Hotel-Dieu). 327 Seiten. Paris, Bailliöre, 1897. 

Kin interessantes Werk mit vielen Abbildungen; es betrachtet die Augen- 
leiden hauptsächlich vom chirurgischen Standpunkt und hat darum den Refrac- 
tionsstörungen und Augengrunds-Veränderungen nur geringen Raum zugemessen. 
Sehr gründlich ist die Star-Operation abgehandelt. 


5. Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthal- 
moskopischen Diagnostik. Mit 138 farbigen und 7 schwarzen Abbildungen 
von Prof. Dr. O. Haab in Zürich. Zweite, stark vermehrte Auflage. München, 
J. F. Lehmann, 1897. 

Wegen seiner Billigkeit und Vollständigkeit den Studenten und 
Aerzten am meisten von allen ophthalmoskopischen Atlanten zu empfehlen. 
Die neue Auflage enthält auch brauchbare anatomische Abbildungen. H. 


Gesellschaftsberichte. 


Societe belge d’ophtalmologie in Brüssel. 
Zweite Sitzung am 24. April 1897. 


1. Benoit (Lüttich) hielt einen Vortrag „Ueber die Bedeutung des Kammer- 
wassers bei endogenen Infectionen der Iris“. Nicht die Iris sondert das Kammer- 
wasser ab, sondern das Epithel des Ciliarkörpers im Sinne Nicati’s. Die Iris 
absorbirt das Kammerwasser durch die von Fuchs beschriebenen Krypten. Bei 
Syphilis, Tuberculose, Rheumatismus etc. gehen die Toxine und eventuell Mikro- 
organismen durch die Gefässe des Ciliarkörpers in das Kammerwasser und kommen 
durch die Krypteu zum Irisgewebe. Man sieht auch die syphilitischen und die 


— 245 — 


tuberculösen Knötchen gerade an den Stellen, wo sich die Krypten befinden, 
d.h. hart am Pupillarrande oder an der äusseren Iris-Peripherie. So erklärt 
sich auch durch Verengerung der Krypten die günstige Wirkung der Mydriatica 
bei Regenbogenhaut-Entzüudungen. Vortr. hat Präparate ausgestellt, wo man 
Eiterzellen in einer Krypte gelagert sieht, ohne dass die Iris entzündet ist; 
die Eiterkörperchen können daher nicht von ihr herstammen. Ausserdem beob- 
achtete er, dass die Resorption von Eiter oder Blut viel schneller geschehe in 
Augen mit ganzer Iris, als in solchen, wo durch Iridectomie ein Colobom ent- 
standen war. 

Venneman (Löwen) hat bei Panophthalmitis und Glaucoma haemorrha- 
gicum enucleirt und in den Augen keine Krypten auffinden können; er glaubt 
nicht an deren Vorhandensein in der Iris. Er präparirte mittelst Argent. nitr. 

Pergens (Brüssel) hat die Iriskrypten häufig gesehen, und in einem 
Buphthalmusfalle diese sogar bedeutend vergrössert gefunden; es sah aus, als 
ob sie Lymphgefässen begegneten, welche zum Ciliarkörper zogen. Eines der 
von Benoit ausgestellten Präparate geht gerade durch efne Krypte. 

Nuël (Lüttich) bemerkt, dass Argentum nitricum nicht das richtige Mittel 
sei, um die Krypten zu erkennen; bei Panophthalmitis können möglicher Weise 
die Krypten geschlossen bleiben. Wenn abnorme Druckverhältnisse vorliegen, 
kann sich die Sache, mit Hinsicht auf die Function der Krypten, auch wohl 
anders gestalten, als unter gewöhnlichen Verhältnissen. 

J. Coppez (Brüssel) ist der Meinung, dass die Krypten Kunstproducte' 
seien, von der Präparation herrührend; er gesteht jedoch, dass bei traumatischer 
Aniridie die Blutresorption äusserst langsam vorgehe. 


2. van Duyse (Gent) und Moyart (Celles) sprachen über „Meningo- 
encephalocele der Orbita“ mit Vorstellung des betreffenden kleinen Kindes. Als 
dasselbe 6 Wochen alt war, wurde es zum Arzte geführt; die Geburt war schwer 
gewesen und mit Anwendung der Zange geschehen. Am linken Auge, oben- 
innen, war die Geschwulst, hart, nicht fluctuirend, nicht zusammendrickbar. 
Man dachte an Hämatom, jedoch war keine Ecchymose der Augenlider oder 
der Bindehaut vorhanden gewesen; eine Dermoidcyste von der Grösse bei solchem 
kleinen Kinde war nicht walırscheinlich; ein Angiom war wegen der Abwesenheit 
von Geräuschen und der Unmöglichkeit, durch Druck eine Verkleinerung der 
Geschwulst hervorzubringen, ebenfalls auszuschliessen. Als das Kind 12 Wochen 
alt war, entstand Chemosis, Hornhauttrübung, und man dachte an congenitales 
Sarcoma. Bei der Operation zeigten sich zwei Geschwülste: die eine, oliven- 
gross, wurde exstirpirt; man erkannte bei der Incision, dass eine wie Cerebro- 
spinalflissigkeit aussehende Masse ausfloss. Die mikroskopische Untersuchung 
gab aussen eine fibröse Schicht (Dura mater), dann eine Gefassschicht (Arach- 
noidea), endlich eine cerebroide mit Ependym-, Nerven- und Neurogliazellen. 
Der zweite Tumor war erbsengross; bei der Punction kamen jedoch 4—5 ccm 
Flissigkeit heraus, so dass es sicher ist, dass dieser Tumor mit der Cerebral- 
höhle in Verbindung steht, was mit dem ersten Tumor nicht der Fall war. Der 
erbsengrosse Tumor wurde daher nicht operirt; seit 3 Monaten vergrössert er sich. 

Venneman würde den Fall sicher operiren und allenfalls eine Sacro- 
Lumbarpunction ausführen, damit der 'Tumor eventuell zusammenfallen möchte. 

J. Coppez findet, dass die Diagnose van Duyse’s nicht richtig sei; bei 
Compression des Tumors sollte man, wenn dieser mit der Hirnflüssigkeit in 
Verbindung stände, doch Convulsionen auslösen, was nicht geschieht; nach ihm 


1 Mit der Lupe sicht man sie sehr deutlich in der lebenden Iris. H. 





— 246 — 


handelt es sich um Cysten des Opticus, welche nach vier, fünf Operationen 
doch wieder recidiviren. 

van Duyse erwidert, dass hier nichts recidivirte, sondern nur das stehen- 
gelassene Noli me tangere weitergewachsen ist; der histologische Befund 
sichere die Diagnose übrigens vollkommen. 

Pergons, in Hinsicht auf eine Operation, fragt, wie van Duyse die 
Prognose stellen wirde bei Nicht-Intervention. 

van Duyse glaubt, dass der Tumor wachsen, durchbrechen und Exitus 
eintreten wird. 

J. Coppez wird dann um so mehr zur Operation neigen. 


3. Moyart und van Duyse stellten noch eine junge Frau vor mit Varicen 
der Venae ophthalmicae des linken Auges. Das betreffende Auge ist etwas 
hervorgetrieben; biegt sie den Kopf nur eine halbe Minute nach unten, so ist 
die Hervortreibung viel stärker, es ist dann Ptosis des oberen Lides und Parese 
der äusseren Augenmuskeln vorhanden. Ausserdem ist das Auge auf einige 
Secunden erblindet, ohne dass ophthalmoskopisch etwas zu bemerken ist. In 
ganz kurzer Zeit kehrt Alles wieder in den vorigen Zustand zurück. Es sind 
keine subjectiven oder objectiven Geräusche zu bemerken. Durch Compression 
der Jugularvenen entstehen ähnliche Zustände, wie soeben beschrieben. 


4. Rogman (Gent) stellte einen „Mann mit Linsencolobom“ vor. Der Pat. 
hat am linken Auge oben ein geradliniges Coloboma ohne Zonularfasern; nach 
oben-aussen sind die Fasern zu sehen; die Linse hat dort an ihren Ansätzen 
mehrere Hervorragungen. Ausserdem ist Cataracta zonularis vorhanden, sowie 
Linsenectopie; auch die Iris ist subnormal entwickelt. V ®/,,, liest Sn 0,8 in 
30cm. Früher hatte Pat. am rechten Auge die Linse in den Glaskörper luxirt 
bekommen durch ein mässiges 'Trauma; wahrscheinlich war dort auch die An- 
heftung der Linse nicht normal. 


5. J. Coppez (Brüssel) zeigte ein junges Mädchen, bei welchem eine 
„Ptosis-Operation nach Gillet de Grandmont“ vorgenommen war; zu gleicher 
Zeit wurde ein Strabismus convergens des betroffenen linken Auges operirt. Das 
Resultat war sehr zufriedenstellend. 

Venneman glaubt, dass das Resultat wesentlich der Tenotomie zuzuschreiben 
ist; wenn nur die Ptosis operirt wird, kommen in ähnlichen Fällen leicht Recidive 
zu Stande, da das schielende Auge häufig geschlossen wird, um die Doppelbilder 
zu unterdrücken. 


G. Lebrun de Brabant (Brüssel) theilt einen Fall von „alternirender 
Ptosis“ mit. Es handelt sich um ein junges Mädchen, welches beiderseits voll- 
kommen normale Augen besitzt, in jeder Hinsicht; nur können nicht die beiden 
Oberlider vieichzeitig geöffnet werden; wohl jedes für sich, ohne dass ein Vorzug 
seitens des Mädchens für das eine oder das andere Auge zu bemerken ist. Der 
Zustand ist angeboren; trotz aller Uebungen ist der Zustand stationär geblieben. 
Die Mutter leidet an beiderseitiger Opticusatrophie. 

J. Coppez glaubt, dass der Zustand ähnlich sei demjenigen gewisser Schie- 
lenden, wo nur das eine Auge dem Finger folgt, während das andere unbeweg- 
lich bleibt. 

Pergens ist der Ansicht, dass nur ein angeborener Fehler im Associations- 
bewegungscentrum den seltenen Zustand zu erklären vermag. 

7. H. Coppez (Brüssel) zeigte dann einen Fall von „orbitalem Sarcom“ 
bei einem 19jähr. Mädchen. Der Tumor war vor 26 Monaten bemerkt; nach 
Angabe der Pat. war der Tumor entstanden nach einem Schlage in dem oberen 


— 247 — 
äusseren Bezirke des linken Auges; dio Orbita wurde ausgeleert. Das Sarcom 
war kleinzellig; gleich folgte ein Recidiv. Jetzt ist der ‘Tumor zweifaustgross. 
Pat. sieht blühend aus; vor 6 Monaten entstand rechts Papillitis optica, welche, 
während hinter dem Ohre Collodium cantharıdatum gepinselt wurde, zurückging. 


8. Bullot (Brüssel) zeigte eine sehr schöne Folge von ihm dargestellter 
Injectionspräparate, Retina, Iris etc. des Menschen und verschiedener Thiere 
betreffend. 

Mehrere Vorträge konnten wegen der vorgerückten Zeit nicht abgehalten 
werden. Pergens. 


Journal-Uebersicht. 


I. Zehender’s klinische Monatsblatter fir Augenheilkunde. 1897. April. 


1) Kritische Bemerkungen zu den hyperbolischen Gläsern, von Th. 
Lohnstein. 
Verf. weist nach, dass eine hyperboloidisch gestaltete Horhhaut auch nicht 
annähernd durch hyperbolisch geschliffene Gläser corrigirt wird. 


2) Ueber einen Fall von erworbenem Hornhaut- -Astigmatismus von 

32 D, von H. Aschheim. 

Auf dem rechten Auge einer 25jähr. Patientin fand sich, abgesehen von 
einigen zarten Hornhautflecken im horizontalen Meridian, aussen und innen am 
Sclerallimbus eine stark cystoide, adhärente Hornhautnarbe, die mit der Iris in 
ausgedehnter Verbindung stand, so dass die Pupille zu einem queren Spalt ver- 
zogen war. In Folge dessen war die Hornhaut im horizontalen Meridian ab- 
geflacht und hatte das Aussehen eines Convexcylinders. Vermittelst des Javal’- 
schen Ophtlalmometers liess sich nachweisen, dass der Brechungsgrad im 
horizontalen Meridian 19 D, im verticalen. 61 D betrug, also ein et 
Astigmatismus von 32 D bestand. 


3) Holocain, sin neues Anaestheticum, von R. Heinz und C. Schlösser. 


Holocain ist’ das von N. Täuber dargestellte salzsaure p-Diäthoxyäthenyl- 
diphenylamidin. Dasselbe in’einer 0,5—0,8 '/, Lösung in das Auge eingeträufelt 
genügt zur Hervorrufung einer vollkommenen Anästhesie. Das Mittel ruft 
meistens eine mässig brennende Entzündung hervor, welche aber nach 30 bis 
40 Secunden aufhört; mit dem Aufhören dieser Empfindung beginnt dio Analgesie 
bezw. die Anästhesie. Dieselbe dauert bei 0,5°/, Lösung 5—8 Minuten, bei 
1°/, Lösung mindestens 10 Minuten. Gegenüber dem Cocain hat dus Holocain 
den Vorzug, dass es antiseptische Eigenschaften hat, dass die Wirkung rascher 
ist und dadurch verringerte Gefahr einer Cornealläsion besteht, und dass es 
von jeder Nachwirkung frei ist. 





4) Hydrodiaskop und Contactglas, von E. Fick. 


6) Erwiderung hierauf, von Th. Lohnstein. 


Mai. 
1) Zur Iristuberculose, von E. Ammann. 
Verf. berichtet über zwei Fälle von Iristubereulose. Der erste Fall betraf 
einen 13jähr. Knaben. An der Iris des linken Auges fanden sich unter dem 


— 248 — 


oberen temporalen Cornealrande zwei flache, grauliche Knötchen. In dem an- 
grenzenden Theil der Sclera macht sich eine flache röthliche Hervorwölbung 
bemerkbar. Ausserdem bestehen reichliche hintere Synechien und diffuse Glas- 
körpertrübungen. Subconjunctivale Injectionen von Jodoformvaselin, sowie Jodo- 
formeiuführung in die vordere Kammer hatten keinen wesentlichen Erfolg. Da 
die Sclera an der oben genannten Stelle sich noch mehr hervorwölbte, wurde 
zur Enucleation geschritten. An der Stelle der Hervorwölbung fand sich ein 
weisslich gefarbter Tumor von tubercnlésem Charakter, der die Gegend des 
Corpus ciliare und der angrenzenden Iris und Chorioidea einnahm. — Einem 
56 Jahre alten Manne musste wegen Fungus tuberculosus das rechte Bein über 
dem Kniegelenk amputirt werden. Nach 3 Wochen entzündete sich das rechte 
Auge. In der vorderen Kammer fand sich ein fibrinös -eitriges Exsudat, das 
nach oben höckerig begrenzt war. Dasselbe vermehrte sich mit der Zeit so, 
dass es die ganze vordere Kammer einnahm. In der unebenen getrübten Cornea 
entwickelte sich ringsum ein schmaler Randpannus. Oberhalb der Cornea waren 
über deın Rande zwei neue gelbe Knötchen entstanden. Der Bulbus wurde nun 
enucleirt. Es handelte sich auch hier um einen Fall von Iristuberculose. 
Durch Impfungen von dem Exsudat der Vorderkammer beim Kaninchen und 
Meerschweinchen konnte ebenfalls der tuberculöse Charakter der Affection nach- 
gewiesen werden. 


2) Zur Histologie des Trachoms, von L. Pick II. 
3) Ueber Holocain, von Dr. Winselmann. 

Verf. berichtet über eine doppelseitige Tenotomie, wo in das rechte Auge 
eine 1°/, Holocainlösung und in das linke Auge eine 3°/, Cocainlösung ein- 
geträufelt wurde. An dem rechten Auge war die Blutung, sowie der Schmerz 
geringer. Bei Holocain blieb die Weite der Pupille unverändert und die 
Accommodation unbeeinflusst; auch die nach Cocaingebrauch häufige Austrock- 
nung der Hornhautoberfläche und Abschilferung des Epithels wurde nie beobachtet. 


4) „Holocain“, ein neues Anaestheticum, von Dr. Hirschfeld. 





5) Syphilitische Infiltration der Conjunctiva bulbi, von Dr. Elschnig. 

Verf. beobachtete am linken Auge eines 29jährigen Menschen eine sulzige 
Infiltration der Conjunctiva bulbi in ihrer ganzen Ausdehnung, dieselbe war 
gleichmässig gelbroth gefärbt, überragte am Limbus conjunctivae corneae wall- 
artig die Cornea und war normal scharf gegen diese abgegrenzt. Die infiltrirte 
Bindehaut besass eine völlig glatte Oberfläche, war glänzend und gespannt, auf der 
Sclera kaum verschieblich und undurchsichtig. Die Cornea war völlig intact. Nach 
einer Functionscur bildete sich die sulzige Infiltration der Bindehaut schnell zurück. 


6) Ein Fall von acuter einseitiger reiner Cyclitis, von CS Lechner 

An einem mit einer Macula corneae behafteten Auge trat eine intensive 
pericorneale Injection auf, die kreisrunde Iris reagirte prompt, auf der ganzen 
hinteren Hornhautfläche verbreitet finden sich deutliche Niederschläge von 
intensiv weisser Farbe; sonst waren keine Abnormitäten an dem Auge vor- 
handen. Die Behandlung bestand in Atropineinträufelung und Natron salicyl. 
innerlich. Nach 6—7 Wochen war das Auge wieder vollständig in Ordnung. 
Es handelte sich um einen Fall von acuter Cyclitis, der weder mit Iritis, noch 
Chorioiditis verbunden war. 


— 249 — 


Juni. 
1) Ueber die Verwendung Thiersch’scher Hautläppchen bei der 
Pterygium-Operation, von J. C. Hotz. 

Verf. präparirt den cornealen Theil des Pterygium sorgfältig und glatt bis 
zum Hornhautrand ab; sodann durchschneidet er die straffen Bindegewebsfasern, 
welche die Conjunctivalfalten des Pterygiums an der Sclera festhalten, sub- 
conjunctival durch flache Messerzüge. Die Conjunctiva zieht sich darnach vom 
Hornhautrand zurück und die Sclera liegt auf eine grössere Strecke bloss. 
Alsdann bedeckt er nicht die ganze Wunde, sondern nur einen kleinen ‘Theil 
derselben, nahe dem Hornhautrande, mit einem Hautläppchen, welches der Maut 
hinter dem Ohr entnommen wird. 


2) Die Continuität des Gesichtsfeldes, von Dr. Hallervorden. 





3) Ueber die chronische Diplobacillen-Conjunctivitis, von A. Peters. 


Verf. bespricht die früher von Morax und später von Axenfeld nach- 
gewiesene Diplobacillen-Conjunctivitis. Er hat 120 Fälle beobachtet und konnte 
die Mikroorganismen nachweisen. Dieselben finden sich stets in reichlicher Menge 
in dem Secrete, welches sich in den Lidwinkeln anhäuft. Sie liegen frei, zu- 
weilen zu grossen Klumpen angehäuft, öfters besonders reichlich mit Epithelien 
zusammen. Sie entfärben sich nach Gram, haben keine Kapsel und liegen fast 
stets zu zweien in der Längsrichtung an einander, am nächsten stehen sie der 
Gruppe der Friedlander’schen Pneumobacillen. Die Erkrankung tritt fast 
ausnahmslos doppelseitig auf. Der Beginn ist ein ganz milder, die Augenlider 
sind Morgens verklebt, tagsüber besteht leichtes Brennen, in den Lidwinkelu 
treten graue Secretballen auf und Flocken im Conjunctivalsack. Die Lidränder 
können leicht ödematös werden, es besteht eine ausgesprochene Hyperämie der 
Haut an den Commissuren; die Conjunctiva ist in der Nähe dieser Stellen, 
besonders in der Carunkelgegend, lebhaft geröthet, während die Tarsalschleim- 
kaut nur in mässigem Grade injicirt erscheint und die Conjunctiva bulbi fast 
nie erheblich betbeiligt ist. Die Erkrankung befällt Kinder wie Erwachsene. 
4) Bindehaut- und Hornhautentzündung in Folge von Verletzung des 

Auges durch eine behaarte Raupe, von A. Natanson. 

Bei einem 20jähr. Fräulein, dem eine behaarte Raupe in das rechte Auge 
geworfen worden war, trat Schwellung der Lider, Lichtscheu, Schwellung der 
_Conjunctiva palpebrarum, Hyperämie der Conjunctiva bulbi, pericorneale Injection 
und ein oberflächlicher Substanzverlust der Cornea auf. Allmählich zeigte die 
Cornea eine zarte Trübung, und es zeigten sich vorübergehend stecknadelkopf- 
grosse Bläschen. Später traten auch Knötchen von Mohnkorngrösse und röthlich 
gelber Farbe auf der Conjunctiva unter Schmerzen auf, die nach 4 —5 wöchent- 
lichem Bestande verschwanden. Auch die Hornhaut hellte sich langsam auf, 
und nach 6—8 Wochen war das Auge vollständig klar und reizlos. Raupen- 
haare waren niemals gefunden worden. Horstmann. 


II. Annales d’oculistique. 1897. Januar. 


1) La conjonctivite subaigue, par Morax. 

Neben den bekannten infectiösen und bakterivlogisch bereits sichergestellten 
Conjunctivitiden stellt Verf. ein neues Krankheitsbild auf. Vom klinischen Stand- 
punkt aus betrachtet verläuft dio sogenannte ,,subacute Conjunctivitis’ stets 


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2, Le berets egw e dE A FTZ esque ur Valrie 


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4, Bur les effets de la galtacccausie et de Virccerie exterme dazs 
le kevaverite, ger Ber eka 





5, Hetuorrhagie réetinienre au cours de la leacsmie, pur Di:..ı 


F-ur-ar. 
by Giaucome tradroyant et abolition persistarte de ka circulation 
ramienne. Considerations sur le ròle de la circulation intra- 
culaire dans la pathogénie du glaucome, gar Ic.zer. 

Lie (ert 7 e BT anria Erkrackiunzen kath im asl wiscter Bezerung 
n dro Aren einget werden: das Cifeasiernsle. vasclare cad nervice 
Giauen. A. are Aren aind mit einander durch dasseiw Charakternisticum 
ie Otlaehegenerauon, verwandt. Ist dieselbe das pnwäre in cer zweiten Kiase, 
kr Gre bent mie »seundäar in den beiden anden. Und zwar kommt sie beim 
„„ireslstbrirenen Glaucom zu Stande durch die Gieicbgewichtsstrenz zwischen 
intrawularem und arterjejlem Druck, beim „nervisen Glaucsm“ durch directen 
Borveneintiunn. 

Dne eireulatsriechen, devenerativen und secret»rischen Störungen hänzen 
wahrscheinlich von einander ab, rufen einander hervor und verstärken sich 
Keyenmitiy. Nur in diesem Sinne will die oben erwähnte Eintheilung die 
yelegentlich hervorstechende Ursache des glaucumatosen Processes andeuten. 
Üebrigens scheint die circulatorische Storung die Hauptrolle bei der Entwicke- 
lung des Leidens zu spielen. 

Was die glaucomatose Excavation anbelangt, so ist diese nicht die Folre 
des Usberdruckes, sondern sie wird hervorgerufen durch eine Degeneration der 
märkhaltigen Fasern in der Papille. 
2) A propos d’un cus de syphilis cerébrale avec complications ocu- 

lairos, par Demicheri. 





3) Kynte sercux de la sclörotique, par Rogman. 

Der am inneren unteren Rand der Cornea sitzende Tumor hatte eine Breite 
von 6- 8mm und schien congenital zu sein. Die Cyste communicirte nicht 
mit, der Vordorkammer, und ihre Wand bot. in mikroskopischen Bildern die 
Structur dor Sclera dar. 


— 251 — 


4) Du role de la cornée dans la production des différences existant 
entre l'astigmatisme cornéen mesuré & |’aide de l’ophtalmometre 
et l’astigmatisme total, par Sulzer. 


Marz. 
1) La résection totale et bilatérale du sympathique cervical. (Traite- 
ment du goitre exophtalmique.) Par Jonnesco. 

Verf. bespricht an der Hand von sechs Krankheitsgeschichten den Verlauf 
der Operation, ihre Indicationen und Resultate, und kommt zu folgenden Schluss- 
folgerungen: 

Die Resection des Halssympathicus kann selbst doppelseitig vorgenommen 
werden, ohne dass man üble Folgen zu erwarten hätte. Die an sich nicht leichte 
Operation ist in Fällen von Basedow’scher Krankheit indicirt und kann eventuell 
noch mit der Unterbindung der Schilddrüsenarterien combinirt werden, 


2) A propos d’un cas de dacryoadénite aigue, par Dianoux. 


8) Epithélioma du limbe scléro-cornéen; ptérygium, par Bistis. 

Es handelt sich um einen scheinbar vom Kopf eines Pterygiums ausgehenden 
Tamor von 5mm Durchmesser, von fester Consistenz und grauer Farbe, welcher 
der Hornhaut aufsass. Bei der Operation zeigte sich, dass er leicht von seiner 
übrigens durchsichtigen Unterlage zu trennen war. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab ein vom Limbus ausgehendes Epitheliom; das Pterygium selbst 
zeigte keine Infiltration. 





4) Ophtalmie sympathique apparue un mois apròs l’enucleation d'un 
-  o6oil blesse, par Fage. 

Fünf Tage nach der mittelst eines Taschenmessers erfolgten Stichverletzung 
des Auges wurde die Enucleation vorgenommen. Der durchgeschnittene Bulbus 
bot das Bild der inneren Vereiterung dar, der Sehnerv erschien gesund. Un- 
gefähr 4 Wochen nach der Enucleation erkrankte das andere Auge an Irido- 
chorioiditis, welche „mangels jeder andern Aetiologie als sympathische aufzufassen 
war“. Unter geeigneter Behandlung besserte sich der Zustand nach einigen 
Exacerbationen, so dass Pat. mit S= ?/, entlassen werden konnte. 


5) Hématome orbito-palpébral 4 répétition chez une hémophile, par 
Valude. Moll. 


IHI. Archives d’ophtalmologie. 1897. Januar. 


1) Une modification de l’opération de ptosis, par Landolt. 

Die Modification besteht in einer secundéren Fältelung des Hautlappens 
des Oberlides durch einige besondere Nähte. Einzelheiten sind aus den dem 
Original beigefügten Figuren ersichtlich. 


2) Colobome double des paupieres, bride oculo-palpébrale et ano- 
malies iriennes du coté gauche. Anomalie non decrite du canal 
lacrymal et fente oblique incompléte de la face du méme cote, 
par van Duyse et Rutten. 


— 252 — 


3) Syphilis héréditaire tardive, par Trantas. 

Ein 20jabriger mit Keratitis diffusa e lue congenita des einen Auges, bot 
auf dem anderen, äusserlich ganz gesunden eine typische Chorio-retinitis specifica 
mit Periphlebitis dar, die, ohne subjective Erscheinungen zu machen, verlaufen war.! 
Verf. hebt den Werth der Spiegeluntersuchung in Fällen von Kerat. diff. hervor. 


3) Le glaucome primitif en orient, par Bitzos. 





4) Anneaux d’interference du cristallin cataracté, par Demicheri. 

Verf. hat beobachtet, dass in gewissen Fallen beginnender Cataract das 
katoptrische Bild einer concentrirten Lichtquelle in der Linse farbig erscheint. 
Da die normale Linse das Licht nicht zerlegt, so ist das fragliche Phänomen 
auf pathologische Veränderungen des Krystallkörpers zu beziehen. Bei An- 
stellung des Versuches erscheint das Centrum des Bildes dunkelblau, dann folgen 
grüne, gelbe und rothe Ringe, welche durch Interferenz zu Stande kommen. 
Um ihr Auftreten zu erklären, muss man Veränderungen der oberflächlichen 
Linsenschichten annehmen, die gelegentlich so fein sein können, dass man sie 
mit dem Augenspiegel noch nicht nachweisen kann. 


Februar. 
1) Du traitement chirurgical de la myopie, par Panas. 

Nach einer historischen Uebersicht der in Rede stehenden Operation, 
welch erstere im Jahre 1776 beginnt und sich an den Namen des Abbé Des- 
monceaux anschliesst, und Mittheilung eines eigenen neuen Falles kommt 
Verf. zu den Regeln, die man aus ca. 500 bekannt gewordenen Operations- 
geschichten ziehen kann. Nach ihm ist die Beseitigung der Linse in allen 
Fällen von hochgradiger Myopie (von 16 D beginnend) gerechtfertigt unter der 
Bedingung, dass die Sehschärfe eine genügende ist, maculare Veränderungen 
und solche des Glaskörpers fehlen und keine Amblyopie durch Schielen u. s. w. 
besteht. Je jünger das Individuum und je höher die Myopie, desto gerecht- 
fertigter erscheint die Operation, da die Erfahrung lehrt, dass in späterer Zeit 
oft Glaskörperverflüssigung, Blutung in die Maculagegend, Chorioiditis dissemi- 
nata, Cortical-Star und Netzhautablösung droht. 

Was die Misserfolge der Operation anbelangt, so glaubt Verf., dass die 
Zahl derselben eine grössere ist, als aus den veröffentlichten Statistiken hervor- 
geht. — Und zwar tritt der Verlust des Auges durch Netzhautablösung u. s. w. 
gelegentlich erst ziemlich spät ein, nachdem der Kranke bereits als geheilt ent- 
lassen ist und als solcher in der Statistik geführt wird. Nichtsdestoweniger 
wird sich die Zahl der Misserfolge durch strenge Asepsis und Indicationsstellung 
noch weiter herabdrücken lassen. 


2) De l’etiologie du strabisme, par Landolt. 





3) Contribution à l’ötude des ophtalmies metastatiques d'origine non 
microbienne, par Lagrange. 

Es handelt sich um eine Chlorioretinitis excudativa bei einem kleinen 
Kinde. Die bacteriologische Untersuchung war völlig negativ. Das Krankheits- 
bild stimmt mit der von Roth sogen. septischen Retinitis überein, bei der das 
Exsudat durch ein in der Blutbahn kreisendes Toxin hervorgerufen wird. 





ee ee E ee, EE TTT a 


e: ZE em. Cu. 


— 253 — 


4) Traitement de l’hemorrhagie aprés extraction de cataructe par la 
suture scléro-cornéenne, par Trousseau. 
Verf. hat in einem Falle von abundanter, 15 Minuten nach der Extraction 
auftretender Blutung die sclerocorneale Naht angelegt mit dem Erfolge, dass die 
Blutung stand, das Auge nicht enucleirt zu werden brauchte und seine Form behielt. 


5) Troubles oculaires dans l’acromégalie, par Streminski. Moll. 


Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 


2) Feuilletonistische Skizze über Augenkrankheiten 
in Süd-Afrika, 


von Dr. H. Lewkowitsch, Augenarzt in London. 


Das Gros der Augenerkrankungen in Süd-Afrika — ich meine hier haupt- 
sächlich die östlichen Provinzen der Cape Colony und Transvaal, wo ich 
während der letzten 14 Jahre praktizirte, — bieten auf den ersten Blick im 
Allgemeinen nichts pathognomonisch Merkwürdiges dar. Ich begegnete dort 
keinerlei Erkrankungsform, die ich nicht auch anderwärts in Europa gesehen, 
und ich konnte auch nicht constatiren, dass die Augenerkrankungen besonders 
modificirt in ihrem Verlauf auftreten, wie dies wohl nebenbei gesagt für das 
dort sehr variirende klinische Bild des Typhus in der Regel gilt und ebenfalls 
in Bezug auf die Pneumonie sehr häufig zutrifft. Im Allgemeinen kann man 
auch nicht behaupten, dass bestimmte Augenkrankheiten vor Anderen an Häufig- 
keit besonders vorherrschen. Und doch ist unter gewissen Gesichtspunkten, 
die ich hier gesondert in's Auge fassen will, die Beobachtung für den Augen- 
arzt recht instruktiv. In erster Linie liegt wohl zunächst grade in dem Nega- 
tiven meiner obigen Erfahrungen an und fiir sich manches Interessante. Es 
ist doch frappant zu sehen, dass unter klimatischen und terrestrischen Verhält- 
nissen, so grundverschieden von denen in Mittel- und Nord-Europa, dass speciell 
bei der so grundverschiedenen Beleuchtung der südafrikanischen Landschaft, 
über der ein ewig heiterer Himmel voll des intensivsten Sonnenscheins gebreitet, 
— dass unter all’ diesen Verhältnissen das Sehorgan nicht mehr afficirt ist, 
als es thatsächlich der Fall. Eine andere Beobachtung reiht sich hier passend 
an, die nicht minder bemerkenswerth ist. Aus den vielen Beschreibungen, die 
in letzter Zeit über Johannesburg in den öffentlichen Blättern zu lesen waren, 
dürften wohl den Meisten die übelberüchtigten Staubstürme bekannt sein, wie 
sie in Johannesburg mit besonderer Heftigkeit während der Wintermonate (das- 
selbe gilt auch für Kimberley) wüthen. Man muss selbst solche „Staubtage“ 
mit erlebt haben, um sie richtig würdigen zu können. Wagt man sich nur 
für wenige Minuten ins Freie hinaus, so hat man Mund, Nase und Ohren voll 
von dem dicken gelben Staube, und man kann faktisch aus den Augen nicht 
sehen, da sie vollständig von einer dicken Staubkruste verklebt sind. Man sollte 
nun vermuthen, dass solches starke Staubwehen eine Unmasse schwerer Con- 
junctivides im Gefolge habe und unter gleichzeitiger Berücksichtigung der noch 
sehr mangelhaften sanitären Verhältnisse von Johannesburg, sollte man sich zu 
der Voraussage für berechtigt halten, dass zu solchen Zeiten besonders infek- 
tiöse Augenentzündungen epidemisch auftreten müssten. Doch nichts dergleichen 


— 254 —- 


ist der Fall. Man reibt und wäscht sich so gut es geht den Sand aus den 
Augen, und damit ist Alles für gewöhnlich erledigt; nur sehr selten liegt des- 
wegen eine Veranlassung vor, um den Arzt zu consultiren. Sollte es wahr- 
scheinlich sein, anzunehmen, dass der Staub durch die Sonnenhitze genügend 
sterilisirt oder im Ganzen relativ frei von für das Auge entzündungserregenden 
Keimen sei? — 

Nun möchte ich zu einigen anderen Punkten übergehen, von denen aus 
wir zu mehr positiven und thatsächlichen Endresultaten gelangen. Hierbei aber 
muss ich dieses vorausschicken. In meinen folgenden Betrachtungen abstrahire 
ich mehr oder weniger von den städtischen Bevölkerungen Süd-Afrikas, wie ich 
sie 2. B. vorwiegend in den letzten 7 Jahren meiner praktischen Thätigkeit in 
Johannesburg zu beobachten Gelegenheit hatte. Für diese Stadt-Bevölkerung, 
die zum allergrössten Theil aus den in den letzten Decennien zugewanderten 
Europäern besteht, gilt im Grossen und Ganzen dasselbe, was man als Augen- 
arzt an der Hand der Bevölkerung unserer europäischen Grossstädte zu erfahren 
Gelegenheit hat; also nichts für Süd-Afrika speciell Charakteristisches. Eine 
weitere Einschränkung für meine Beobachtungen liegt darin, dass, wie ich hier 
offen gestehen will, die farbige Bevölkerung nur zu sehr geringem Theil in den 
Kreis meiner Betrachtung ziehen konnte. Die entschuldigende Erklärung hierfür 
liegt darin, dass der von der Cultur noch ganz unbeleckte Farbige (insbesondere 
Kaffer und Hottentote) nur sehr selten den weissen Arzt konsultirt, und am 
allerwenigsten wegen einer solchen „Kleinigkeit“ wie das Auge. Es sind also 
nur casuelle Beobachtungen, die ich gelegentlich an den farbigen Eingeborenen 
machte, auf die ich aber im Folgenden deshalb besonders zurückkomme, weil 
zufällig (?) fast alle die betreffende Fälle 'Trachome waren, — ein gegenwärtig 
viel umstrittenes Gebiet unter den Ophthalmologen. Das ergiebigste Feld der 
Beobachtung eröffnete sich mir aber dafür im Kreise einer ausgedehnten Clientel 
unter der Landbevölkerung der Boeren in der Cape Colony, sowohl als in Trans- 
vaal, und ich habe Grund, anzunehmen, wie ich im Folgenden auseinander- 
setzen will, dass meine Erfahrungen nach dieser Richtung hin besonders in- 
struktiv und vielleicht darum werthvoll erscheinen dürften. Im Gegensatze 
nämlich zu den frisch zugewanderten Weissen zählen die Boeren, die schon 
über 200 Jahre am Cap ansässig, melır zu den Ureinwohnern des Landes, und 
aus diesem Grunde sollte man ziemlich wahrscheinlich bei Anstellung noso- 
logischer Studien an ihnen als einem Paradigma, so zu sagen, die Spuren dafür 
besonders ausgeprägt finden können, worin sich etwa die specifische Einwirkung 
der hygenischen und pathogenen Faktoren von Land und Klima ausdrückt. 
Dazu kommt nun aber noch ein zweites, ganz besonderes Moment. Die Boeren, 
ein in der Civilisation etwas antiquirtes (ursprünglich) Hirten- und Nomaden- 
volk, haben in ihrer Weltabgeschiedenheit gewisse Charakterzüge in ihren Sitten 
und ihrer Lebensweise in solchem Grade prominent einseitig entwickelt und 
diese im Laufe der Zeit so sehr präservirt, dass ein gewisser eigner Typus 
um nicht zu sagen, neue Rasse aus ihnen mit der Zeit sich gebildet hat, der sie 
als ein zum Theil fremdartiges Element der übrigen weissen Bevölkerung Süd- 
Afrikas gegenüberstellt.e. Auf diese Züge im Einzelnen (so weit als hier von 
Belang) hinzuweisen, werde ich im Folgenden wiederholentlich Gelegenheit haben, 
hier hebe ich diese Thatsache zunächst in ihrer Allgemeinheit hervor, weil 
wir von diesem Gesichtspunkte aus das Prävaliren gewisser Krankheitsformen 
und das fast gänzliche Fehlen anderer leichter erklärlich finden. Der Typus 
der Krankheitsformen hat aber durch die eigenartigen socialen Verhältnisse sein 
eigenartiges charakteristisches Lukalkolorıt erhalten. — 


— 255 — 


Nach diesen einleitenden Bemerkungen will ich nun auf die Detail-Forschung 
einzeln eingehen. Bezüglich des Trachoms, das uns hier in erster Linie in- 
teressiren dürfte, habe ich im Laufe einer vieljährigen Praxis unter den Boeren 
den Eindruck gewonnen, dass diese Form der Augenentzündung beinahe vor 
allen Anderen an Häufigkeit vorherrscht. Fast die Hälfte meiner Augenpatienten. 
waren Trachomatöse. Bei den jüngeren Patienten präsentirte sich das Trachom 
in einem mehr oder weniger leichten Anfangsstadium, bei älteren Personen aber, 
die grösstentheils ohne ärztliche Behandlung gewesen, in der bösartigsten und 
hartnäckigsten Erscheinungsform in Begleitung schwerer Keratitis und Iritis 
mit dem Ausgang in Synechien, Leucom, Symblepharon etc. Verhältnissmässig 
häufig sieht man auch durch Trachom vollständig atrophisch gewordene Augen, — 
kein Wunder, da der hochgradig abergläubisch angelegte Boer gewöhnlich erst 
lange selbst am Auge „herumdoktort“ mit seinen unzähligen Geheim-Mitteln 
und homöopathischen Wunderkuren, unter Zuratheziehung eines der vielen herum- 
ziehenden Quacks, denen er in seiner Leichtgläubigkeit nur zu oft zum Opfer 
fällt. Erst in letzter Linie wird der Arzt hinzugezogen — und dazu kommt 
noch, dass specialistisch vorgebildete Collegen bis vor Kurzem nur in der Minder- 
heit hier vertreten waren. Unter meiner Beobachtung kamen zahlreiche Trachom- 
fälle während meiner Praxis im Distrikte Middelburg, in der Cape Colony und 
in den letzten 7 Jahren am Witwatersrand in Johannesburg, beides Gegenden, 
in denen das südafrikanische Gebirgsplateau zu einer Höhe von ungefähr 
6000 Fuss fiber dem Meeresspiegel ansteigt. Ebenso häufig präsentirten 
sich mir aber auch Trachomatöse, die von den tiefgelegenen Küstendistrikten wie 
Port-Elizabeth, East-London, Natal herkamen. Beweis genug, dass die Höhen- 
lage kein bestimmender Factor in der Verbreitung des Trachom ist. — Sollte 
es nur ein Spiel des Zufalls sein, dass von den Augenkranken unter den farbigen 
Eingeborenen (Kaffern, Hottentotten), die ich gesehen, der bei weitem grösste 
Theil Trachomatöse waren? Wenn auch nicht in der Lage, mit statistischen 
Tabellen den Beweis zu erbringen, so bin ich dessen sicher, die Zahl dieser 
Trachomfälle ist eine solche überwiegende gewesen, um mich davon zu über- 
zeugen, dass keine besondere Rassendisposition in Bezug auf das Trachom exi- 
stirt. Es ist dies für mich um so interessanter,- zu constatiren, da die Be- 
merkung von Swan Burnett dem gegenüber steht, dass die Farbigen in den 
Vereinigten Staaten nur selten von Trachom ergriffen werden. Wenn" Senn 
Burnett, wie anzunehmen, unter den Farbigen die Neger meint, so wäre dies 
um so auffallender, da die Neger Nord-Amerikas bekanntlich Abkömmlinge 
afrikanischer Kaffern sind. Die Neger müssten somit diese relative Immunität 
dem Trachom gegenüber erst in ihrem neuen Heimathslande im Laufe der Zeit 
acquirirt haben. — Im Gegensatze zu den Verhältnissen in Amerika ist die 
sociale Stellung der Farbigen in Süd-Afrika eine solche, dass jeder nähere Ver- 
kehr zwischen Weissen und Farbigen ausgeschlossen, und aus diesem Grunde 
ist auch die Annahme mehr als unwahrscheinlich, dass die Farbigen durch 
directe Ansteckung von den Europäern trachomatös geworden. Für die An- 
hänger der Ansicht, dass die hauptsächlichste Verbreitung des Trachom-Con- 
tagium durch den gemeinsamen Gebrauch derselben Waschschüssel und Hand- 
tücher geschieht, möchte ich hervorheben, dass die Kaffern meistentheils den 
Gebrauch dieser „Luxusartikel“ in ihrem sehr primitiven Hausstande kaum kennen. 

Nächst dem Trachom sind es die dort sehr häufigen Fälle von Blennorrhöe 
der Neugeborenen, an denen wir so recht die traurigen Folgen der Vernach- 
lässigung im allzulangen Hinausschieben einer sachgemissen ärztlichen Behand- 
lung verfolgen können. Unter mehr als 3/, der erblindeten Augen ergab die 


— 256 — 


Anamnese: Verlust des Auges in den ersten lebenswochen. Es ist dies keines- 
wegs überraschend; denn richtig geschulte Hebammen, die über die Gefährlich- 
keit der Blennorrhöe belehrt sein sollten, giebt es hier auf dem Lande nicht, 
noch weniger existirt eine darauf bezügliche Anzeigepflicht, wie sie doch auch 
erst kürzlich in Deutschland (eingeführt? oder) angeregt worden ist. — 

Bezüglich der Ophthalmien im Gefolge anderer fieberhafter Allgemein- 
Erkrankungen hatte ich Gelegenheit zu folgender interessanten Beobachtung. 
Im Jahre 1884 grassirten die Masern recht arg in den südlichen Küsten- Pro- 
vinzen, wie dies öfters besonders in Capetown der Fall, während im Binnenlande 
die Boeren-Bevölkerung (vielleicht in Folge ihrer isolirten Lebensweise auf 
den vom Verkehr abseits gelegenen Farmen) bis dahin ganz immun gegen 
Masern zu sein schienen. Wie mir mehrfach authentisch versichert wurde, sollen 
über mehr als 50 Jahren keine Masernfälle unter den Boeren beobachtet worden 
sein. Die genannte Epidemie verbreitete sich ungeheuer rasch über die ganze 
Cape Colony, dann hinauf durch den Orange-Freistaat über den Transvaal, sie 
ergriff Jung und Alt, wobei ich wiederholentlich beobachten konnte, dass die 
Patienten innerhalb des kurzen Zeitraumes von 2—3 Monaten zwei bis drei 
Rückfälle hatten (jedes Mal mit dem charakteristischen Masernausschlage). Mit 
besonderer Heftigkeit wütheten die Masern unter den älteren Personen, von 
denen ein verhältnissmässig grosser Prozentsatz an einer interkurrenten Pneu- 
monie rasch dabinstarb. Unter den jüngeren Generationen traten die Masern 
quoad vitam im Ganzen wohl etwas milder auf, doch machte sich bei diesen 
jüngeren Patienten als Complication ausser der katarrhalischen Affection der 
Respirations-Organe, eine sehr schwere Ophthalmie geltend. Schon in den ersten 
Tagen der Erkrankung bestand eine bösartige Keratitis exulcerans, die nur zu 
häufig jeder Behandlung trotzte und zur Perforation der cornea führte oder zn 
heftiger Iridochorioiditis mit definitivem Verlust des Sehvermögens. — 

Als Analogen zu dieser Masern-Epidemie steht mir eine bösartige Diph- 
theritis- Epidemie lebhaft in Erinnerung, die im Jahre 85 in ganz Süd-Afrika 
(mit 60—80°/, Sterblichkeit) hauste.e. Auch hier war bei den Nach-Erkran- 
kungen das Auge am meisten betheiligt; die gewöhnliche Complication war die 
charakteristische Augenmuskellähmung. 

Verhältnissmässig auffallend häufig sieht man unter den Boeren Cataracta 
congenita und Retinitis pigmentosa, was seine natürliche Begründung darin findet, 
dass Verwandtschafts- Ehen unter den Boeren beinahe mehr die Regel als die 
Ausnahme. Dagegen sah ich keinen einzigen Fall deletärer Myopie (deren Vor- 
kommen nach Stilling durch Verwandtschafts-Ehen besonders begünstigt sein 
soll), wie denn überhaupt hochgradige Myopie ein Ding grösster Seltenheit 
unter den Boeren. — In Uebereinstimmung mit der Beobachtung, dass Rhachitis 
und Scrophulose nur sehr selten unter den Boeren zu sehen ist, — (wohl bedingt 
durch die fast opulenten Ernährungs- Verhältnisse, sehr reichliche Milch- und 
Fleischkost) — ist es auch sehr gut verständlich, dass die scrophulösen Augen- 
entzündungen, wie Keratitis, Phlyctänulosa, Blepharitis cilians ete. sehr rar sind. 

Zum Schlusse möchte ich hier noch eine Bemerkung einschalten, die den 
Fabrikanten künstlicher Glasaugen gilt, denen es zu entgehen scheint, dass in 
tropischen Ländern in Folge des starken Sonnenlichtes die Pupillen für gewöhnlich 
ein gut Theil enger sind als im Norden. Fast stets fallen aus diesem Grunde die 
bestellten Glasaugen (besonders deutschen Fabrikates) nicht nach Wunsch aus. 











Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von VEIT ‘& Come. in Leipzig. — Druck von Merzcer & Wirrie i in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERrGgEr in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. Du Bomw-Reyuono in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmueRrt in Bern, 
Dr. GIxsBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest, Dr. Gorpon Norrre in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. KrUckow in Moskau, Dr, Kurue in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maenvs in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vaN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. MuxNx in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PescHeL in Turin, 
Dr. Purtscuer in Klagenfurt, Dr. M. Reich in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHRNKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Srıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 








Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


September. Binundzwanzigster Jahrgang. 1897. 








Inhalt: Originalmittheilungen. I. Eine neue objective Refractionsbestimmung des 
Auges. Von Dr. S. Visser, Arzt in Bandar, Niederl. Ostindien. — II. Eine Familie mit 
juveniler Cataract. Von Dr. med. Fritz Schanz in Dresden. — III. Ueber die Wirkung 
der Röntgenstrahlen auf das Auge und die Haut. Vorläufige Mittheilung von Dr. 
H. Chalupecký, em. Assistent an der böhm. ocul. Klinik des Prof. Dr. Schöbl. (Schluss.) 

Klinische Beobachtungen. I. Angeborener grauer Star als Familienübel, von 
J. Hirschberg. — II. Ein Fall von schädlicher Wirkung des Holocain, mitgetheilt 
von Dr. Emil Bock, Primararzt in Laibach. — UI. Beseitigung glaucomatöser Pro- 
dromalerscheinungen durch Convexgläser, von Dr. M. Peter in Bremerhaven. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Renversement temporaire de la cornée 

pour opérer à ciel ouvert sur Piris et la capsule de cristallin, par le Prof. Gayet 
(Lyon). — 2) Beiderseitige Hemianopsie mit Erhaltung eines kleinen centralen Gesichts- 
feldes, von Dr. Theodur Batiaban, Augenarzt in Lemberg. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIII 1. — 
II. Archives d’ophtalmologie. 1897. März. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—14. 








I. Eine neue objective Refractionsbestimmung des Auges. 
Von Dr. S. Visser, Arzt in Bandar, Niederl. Ostindien. 


Die gebräuchlichen Methoden sind dreierlei: die Refractionsbestimmung 
im aufrechten Bilde, die im umgekehrten Bilde und diejenige mittelst der 
Schattenprobe. 

Die Methode Scamipt-RımpLer’s (im umgekehrten Bilde) ist theore- 


tisch richtig — jedoch das dabei erforderliche Messen ist schwer. 
17 


— 258 


Die Schattenprobe ist einfach und mit Nutzen zu verwenden, be- 
sonders bei nicht hohen Graden von Ametropie. Das Wechseln der Brillen- 
gläser ist jedoch sehr umständlich; und man weiss nicht genau, an welcher 
Stelle des Augenhintergrundes man die Refraction bestimmt, so dass diese 
Methode zur Bestimmung von Niveaudifferenzen ganz in Stich lässt. 

Hieraus folgt, dass die Augenheilkunde einer besseren und genaueren 
objectiven Refractionsbestimmung bedarf. 

Weiss man, wie die Lichtstrahlen, welche von einem Gegenstand aus- 
gehen, ins Auge hereindringen, indem man ein Bild jenes Gegenstandes 
scharf unterscheidet auf der Netzhaut; so kann man von einer Maass- 
angabe, welche die Richtung der Strahlen angiebt, ablesen, wie die Re- 
fraction des Auges ist. 

Auf dieses Princip stiitzt sich meine Methode. 

Um die Schärfe des Netzhautbildes zu beurtheilen, ophthalmoskopire 
man im aufrechten Bilde mit einem Planspiegel, mit oder ohne 
concave Linse hinter der Oeffnung, nach Belieben des Untersuchers. 

Zur Herstellung von divergirenden, convergirenden oder parallelen 
Lichtstrahlenbündeln gebrauche man eine getüpfelte Sternform, vor eine 
Flamme gestellt, diesseits oder jenseits oder in der Brennebene einer con- 
vexen Linse. 

Zu diesem Zwecke habe ich einen einfachen Apparat construirt. Wer 
ihn selbst verfertigen will, nehme z. B. ein Brett a, Länge 40 cm, Breite 
171/, cm, Dicke 13/, cm und ein zweites 5, Länge 27 cm, Breite I7!;, cm, 
Dicke 3°/, cm. Später wird 5 in senkrechter Richtung gegen das eine 
Ende des Plänkchens a festgeschraubt. 

Zuvor soll in b eine runde Oeffnung von einem Durchmesser von 
2,9 cm gebohrt werden und an der Innenseite ein seichter Ring, 1 em 
breit und !;, cm tief, um die runde Oefinung ausgeschnitten werden, so dass 
vor der runden Oeffnung und ruhend auf dem ringförmigen Ausschnitt ein 
convexes Brillenglas + 7 D. gestellt werden kann. 

Um das Brillenglas zu befestigen, wird darauf ein rundes Stück 
Carton mit einer centralen Oeffnung von 1,4 cm gelegt — und Glas und 
Carton weiter festgehalten durch 4 kleine Stückchen Weissblech. Das 
Brillenglas kann dadurch leicht herausgenommen werden zum Reine- 
machen. Der Carton ist zugleich Diaphragma. 

An der Aussenseite von 5 wird ein rechteckig gebogenes Stück Kupfer- 
draht (1°/, mm dick) befestigt. Das kurze Bein des Kupferdrahtes ist 
3!/, cm lang, das lange Bein 91/, cm. Das erste hat ein o-förmig ge- 
bogenes Ende, womit es durch ein Nägelchen drehbar befestigt wird, auf 
1°/, em Entfernung unter der runden Ovfinung in b. 

Zwei Nägelchen a. Zi, em links und rechts vom ersten Nagel ent- 
fernt, stützen den Kupferdraht. 


—— 259 = 


Das Ende des langen Beines ist auch gebogen, um es ein wenig 
breiter zu machen und es dadurch besser brauchen zu können als Wangen- 
stütze unter das zu untersuchende Auge. 


Das Plänkchen a wird versehen mit 1 cm breiten hölzernen Lättchen, 
40 cm Länge und 10,2 cm von einander entfernt. Sie dienen als Schienen 
für die dazwischen gestellte Lampe. 

Jetzt wird das Ende von 5 auf eines der Enden von a festgeschraubt, 
so dass die Mitte der Linse sich 15 cm (d. i. auch die Höhe der Mitte der 
nachher zu schildernden Flamme) oberhalb der oberen Seite von a be- 
findet, und dass eine Linie y, von der Mitte senkrecht auf der Grenzlinie 





gt ao ae Be E 
TI 10, o P T O 





durch a und 5 gezogen, senkrecht steht auf dem Ende der Linie v, welche 
die obere Fläche von a in zwei gleiche, 40 cm lange Theile theilt. Die 
hölzernen Schienen befinden sich dann in gleicher Entfernung von n, 
10,2 cm von einander entfernt. 


Für das Verfertigen der Sternform mit der dahintergestellten Flamme 
nimmt man ein gewöhnliches viereckiges Cigarrenkistchen und brennt in 
einer der langen Seiten eine viereckige Oefinung von 1 cm 
Länge und Breite, die Mitte der Oefinung 15 cm oberhalb 
der oberen Seite von a. Vor der Oeffnung befestigt man mit 
Siegellack ein mikroskopisches Deckgläschen, worauf mit 
schwarzer Farbe eine Sternform (Dicke der sStippen etwa 
!', mm Durchmesser) getüpfelt ist (s. Figur) und vor das Gläschen ein 
Diaphragma von Stanniol mit einer viereckigen Oeffnung, 7 mm lang und breit. 

Im Kistchen stellt man eine kleine, schwache Lampe auf, versehen 


mit einem Flachbrenner; der Docht 15 mm breit, 2,5 mm dick. Zum 
17° 


| 
oi hee | 





— 260 — 


Passiren des Lampenglases soll das obere Brettchen des Kistchens ent- 
fernt werden. 

Der stehende Deckel des Kistchens wird geschlossen während der Re 
fractionsbestimmung, so dass nur durch die Oeffnung des Diaphragmas das 
Licht der Flamme durchgelassen wird und ein horizontales Lichtbündel 
sich in das dunkle Gemach verbreitet. 

Das Kistehen mit Lampe und Sternform kann leicht und genau 
zwischen den glatten Seiten der hölzernen Schienen verschoben werden, 
wobei die Sternfigur auf verschiedene Entfernungen vom Brennpunkt der 
Linse gestellt wird. 

Das Ganze steht auf einem Tischchen, so dass die Linse sich in Höhe 
von 120 cm oberhalb des Bodens befindet, d. i. die Höhe eines mittelmässig 
grossen Mannes, der auf einem Stuhl sitzt. Steht das zu untersuchende 
Auge ein wenig zu hoch oder zu niedrig, so ist das leicht zu ändern durch 
weniger oder mehr Strecken des Rückens. 


Der beschriebene Apparat mit dem Planspiegel ist zu betrachten als 
ein Optometer, mit diesem Unterschied, dass nicht der Untersuchte das 
Netzhautbild sehen soll und die Schärfe bestimmen, sondern der Unter- 
sucher mit dem Planspiegel im aufrechten Bilde. 

Auch hierbei gilt die Formel 21, = ff), ! = die Entfernung des Gegen- 
standes vom ersten Brennpunkt; 7, die Entfernung des Bildes vom zweiten 
Brennpunkt; f und f, = erste und zweite Brennweite. f und f, sind 
gleich, weil die Linse an beiden Flächen von einem gleichbrechenden Medium 


(Luft) begrenzt ist; also 72, = f?, oder, = = Die Entfernung des Bildes 
von der Linse ist also u LE 

Also soll das zu untersuchende Auge 14,5 cm bei Anwendung der 
Linse von 7 D. von dieser entfernt sein. Und weil man einen Planspiegel 
als Reflector gebraucht, soll das Lichtbiindel von der Linse zum Auge 
einen Weg von 14,5 cm zurücklegen, weshalb die Länge des Kupferdrahtes 
3,5 + 9,5 = 13cm ist, was (mit 11/, cm Entfernung von der Linse zur 
Aussenseite des Plänkchens b) 14,5 cm giebt. 

Für den Gebrauch des Apparates soll man eine Maasstheilung an- 
fertigen. Diese wird angebracht auf der Linie x des Plänkchens a. Be- 
findet sich die Sternfigur z. B. auf Brennweite von der Linse, so sendet 
die Linse parallele Lichtstrahlen von den erleuchteten Punkten der Sterne. 
Man zeichne dann eine Linie zur Stelle, wo die Vorderseite des Kistchens 
die Linie x schneidet. 

Es ist nothwendig, die Maasstheilung empirisch zu bestimmen, weil 
die Linse nicht immer das Licht so stark bricht, wie die Nummer angiebt. 


— 261 — 


Die Linse ist z. B. nicht 7 D., sondern nur 6,9 D. stark; jede 2,1 cm 
Entfernung von dem o-Punkt gilt für 1 Dioptrie Convergenz oder Divergenz. 


Man (elt dann de Linie x vom o-Punkte ab in Theile von 2,1 cm 
und zieht entlang der Vorderseite des Kistchens Linien durch jene Punkte 
und merkt sie mit 1, 2, 3, 4 u.s. w. an. 


Steht die Sternfigur auf 4 jenseits o, so convergirt das Strahlenbündel 


f’ (14,5)? 
4 D., auf eine Entfernung el Saat 14,5 = 39,5 cm von der 


Linse. Auf 4 gestellt diesseits 0, so divergiren die Lichtstrahlen 4 D. u. s. w. 

Je stärker die Di- oder Convergenz der Strahlen, desto mehr nöthig 
ist es, dass f genau 14,5 cm genommen wird und dass also der Plan- 
spiegel 9,5 cm vom Auge entfernt gehalten werden soll. 


Die Lichtstärke des Hintergrundes des Sternbildes ist am grössten, 
wenn die Flamme eingestellt ist für den Schirm. Diese Flamme ist ein 
paar Centimeter weiter entfernt vom Deckgläschen mit der Sternfigur. 
Jedoch nach der Lichtstärke urtheilt man nicht, sondern nach der Deut- 
lichkeit, womit die Stippchen einzeln gesehen werden. Man kann ja 
jedes Stippchen betrachten als einen undurchscheinenden Gegenstand im 
Schatten eines erleuchteten Hintergrundes. 





Die Bestimmung der Refraction. 


Pat. setzt sich auf einen Stuhl, bei Untersuchung des rechten Auges 
das Plänkchen 5 an der rechten Seite seines Kopfes, das umgebogene 
Kupferdrahtende unter die Mitte des Auges auf den Orbitalrand als 
Wangenstütze, so dass die Mitte des Auges sich 9,5 cm von der Aussen- 
seite von 5 und 3!/, cm vor der Mitte des horizontalen Strahlenbündels 
befindet. Er sieht in die Ferne und wendet das zu untersuchende Auge 
ein wenig zur Nasenseite. 


Der Untersucher setzt sich gerade vor ihn, gebraucht den Plan- 
spiegel Lanpout’s und dreht eine concave Linse (1, 2,3, 4 u.s. w. D.) 
hinter die Fixiröffnung des Spiegels, um so stark accommodiren zu können, 
dass er den Fundus oculi scharf sieht. Er stellt den Planspiegel so, dass 
das reflectirte horizontale Lichtbündel auf die Cornea fällt. Dabei ist der 
Spiegel 3!/, cm vom Auge entfernt, denn hält er den Spiegel weiter zurück 
oder dichter an, so fällt ein Theil des Lichtbündels ins Auge und der 
Untersucher sieht nur einen Theil der Sternform auf der Retina oder das 
Auge bleibt ganz dunkel. 

Der Untersucher wirft das volle Licht mit dem Spiegel ins Auge und 
sieht zuvor, ob er den Reflex der erleuchteten Netzhautgefässe scharf unter- 
scheidet, um sicher zu sein, dass er sein Auge scharf eingestellt hat auf 
die Retina. 


- 262 — 


Er orientirt sich in gleicher Zeit, so dass er etwa weiss, von welchem 
Netzhauttheil die Refraction bestimmt wird. 


Darauf schiebt er mit der linken Hand das Kistchen zwischen den 
Schienen in Richtung des o-Punktes, indem er mit seinem rechten Auge 
die Blutgefässe des zu untersuchenden Auges fixirt. Er sieht dann zu- 
gleich, wie erst die Sternfigur unbestimmt erscheint, dann stets deutlicher 
wird und endlich scharf und in einzelnen Punkten sich schön abbildet 
auf der Retina. 


Den Untersuchten fordert man auf, zur Erschlaffung der Accommo- 
dation möglichst in die Ferne zu blicken, an andere Dinge zu denken u. s. w. 


Darauf liest der Untersucher von der Maasstheilung, welche Refraction 
das untersuchte Auge gezeigt hat. 


Für die Refractionsbestimmung des linken Auges wird der Stuhl an 
die andere Seite des Tischchens gestellt und der Apparat 360° umgedreht. 
Pat. hat jetzt die Planke 5 an der linken Seite des Kopfes. Der Kupfer- 
draht wird 180° gedreht, so dass Pat. das umgebogene Ende unter das 
linke Auge stellen kann. Der Untersucher setzt sich gerade vor das linke 
Auge des Patienten und führt den Augenspiegel mit der linken Hand. 
Er sieht mit dem linken Auge (das andere ist auch geöffnet) und ver- 
schiebt das Kistchen mit seiner rechten Hand. 


Bemerkungen. 


Zur Stütze der Hand, welche den Augenspiegel führt, thut man gut, 
den Apparat 9,5 cm vom Tischrand zurückzuschieben, so dass die Hand 
mit der ulnaren Seite sich auf jenen Rand stützen kann, wobei der Augen- 
spiegel leicht ganz still zu halten ist. 


Gleichwie bei der Methode Scamivr-RımpLee’s sieht Pat. gern das 
Netzhautbild an und wird seine Accommodation dabei anspannen. Darum 
heisst man Pat. ausdrücklich in die Ferne zu blicken u. s. w., und man 
stellt das Kistchen beim Anfang des Untersuchens so weit, dass das Stern- 
bild noch nicht vom Untersuchten gesehen werden kann. Pat. hat alsdann 
keine Veranlassung zu accommodiren und erschlafft seine Accommodation 
vollkommen. Schiebt man darauf das Kistchen schnell zum o-Punkt, so 
sieht der Untersucher das Netzhautbildchen schon scharf, ehe Pat. auf- 
merksam wird, um zu accommodiren. Wird das Kistchen weitergeschoben, 
indem das Bild schon scharf war, so fangt Pat. meist an zu accommodiren. 
Darum ist es gut, nach der ersten Bestimmung das Kistchen zurückzu- 
schieben und noch einmal die Refraction zu bestimmen. Findet man jedes 
Mal dieselbe Refraction, so ist die Bestimmung gut gewesen. Bei Dif- 
ferenzen heisst man den Pat. noch einmal in die Ferne zu blicken und 
untersucht aufs Neue. 


—- 263 — 


Betrachtet der Untersucher das Sternbild auf einer Stelle der Retina, 
so kann er die Refraction der übrigen Stellen leicht bestimmen, indem er 
dem Pat. aufgiebt, nach rechts, links, unten und oben zu blicken. 

Das Sternbild ist sehr klein, kleiner noch als die Papilla optica. Darum 
ist diese Methode besonders gut um Niveaudifferenzen zu bestimmen. _ 

Die Bestimmung selbst ist nicht schwer, und die kleine Menge Licht, 
welche Pat. ins Auge hereinbringt, blendet ihn gar nicht. 

Die Dauer des Untersuchens währt nur ein paar Minuten. 

Obgleich erwünscht, ist Lähmung der Accommodation meist unnöthig. 

Der Untersucher darf accomniodiren, soviel wie ihm beliebt. Bei 
höheren Graden von Myopie oder Hypermyopie soll er eine stärkere Linse 
hinter den Planspiegel stellen, so dass er die Lichtreflexe der Retinagefässe 
scharf unterscheidet. 

Mit meinem Apparat kann man Refractionsdifferenzen bestimmen bis 
zu 6,5 D. Myopie und zu 11 D. Hypermetropie. Ist die Ametropie noch 
höher, so stellt man ein concaves oder convexes Brillenglas von z. B. 6 D. 
oder stärker nach Bedarf vor das Auge des Pat. und macht dann die 
Bestimmung. Die Refraction ist dann etwa 6 oder mehr D. grösser als 
die Maasstheilung angiebt. Dass hierbei auch die Entfernung von der 
Brille zum Auge in Rechnung gezogen werden soll, ist natürlich. Auch 
die Entfernung von der Brille zur Linse des Apparates wird kleiner. 
Darum stellt Pat. in diesem Fall einen Finger zwischen Kupferdrahtende 
und Orbitalrand, so dass das Kupferdrahtende dann etwa gleich weit von 
der Wange entfernt ist als die Brille vom Auge. 

Anstatt des biegsamen Kupferdrahtes nimmt man besser eine niclhıt 
beugsame Wangenstütze von Eisen. 

Die Richtung des Lichtbündels soll etwa senkrecht stehen auf der 
Linie, welche das Auge des Untersuchten und jenes des Untersuchers 
verbindet. 

Die getüpfelte Sternfigur auf dem Deckgläschen befriedigte mich unter 
anderen Figuren am besten. Werden die Stinpchen einzeln unterschieden, 
auch wenn die Erleuchtung weniger stark scheint, so kann man gewiss 
sein, dass die Lichtstrahlen auf die Retina convergiren. Bei einer Differenz 
von !/, D. werden die Stippchen nicht mebr scharf einzeln unterschieden, 
sondern undeutlich und verschleiert. 

Bei regelmässigem Astigmatismus sollen einige der Sternradien ver- 
schleiert aussehen. 

Bei sehr nervösen Patienten und solchen, welche immer die Sternfigur 
ins Auge fixiren, soll man die Accommodation lähmen, aber dann be- 
stimmt man auch leicht und mit grösster Sicherheit die Re- 
fraction des nicht accommodirenden Auges ohne Abhängigkeit 
von seiner eigenen Refraction und nach Belieben mit voller An- 
spannung seiner eigenen Accommodation. 


— 264 -.- 


Und die Leichtigkeit und Sicherheit fehlt bei der Methode SCHMIDT- 
RiMPLER’s, mit der meine Methode übrigens viel Aehnlichkeit hat. 

Zusatz des Herausgebers. Die aus Asien eingesendete Arbeit ist 
gedruckt, weil der selbstverfertigte Apparat sinnreich und interessant er- 
scheint. Das Verfahren ist aber in Europa bekannt, von Coccıus an- 
gegeben (vgl. Heidelberger Congress f. 1875), von BURCHARDT etwas ver- 
ändert (vgl. Centralbl. f. pr. Augenh. Dec. 1883). Der Gegenstand ist 
auch in meiner Ophthalmoskopie (EuLENnBuRG’s Real-Encykl. II. Aufl.) 
ausführlich abgehandelt. 


II. Eine Familie mit juveniler Cataract. 


Von Dr. med. Fritz Sehanz in Dresden. 


Im Juliheft dieses Centralblattes veröffentlicht Dr. PurrscHER einen 
Bericht über eine Familie, in der 3 Kinder einer Mutter mit angeborenem 
Total-Star behaftet waren. Dies veranlasst mich über eine Familie zu be- 
richten, wo alle 3 Kinder einer jetzt noch lebenden gesunden Mutter um 
das 20. Jahr herum auf beiden Augen an Total-Star, der sich in wenig 
Monaten entwickelte, erblindeten. 

Der Vater dieser drei Patienten ist im Alter von 40 Jahren nach 
längerem Krankenlager an einer Lungenkrankheit gestorben; die Mutter 
lebt und ist gesund, hat vor Allem gute Augen. Der Vater hingegen soll 
in den letzten Jahren seines Lebens schlechte Augen bekommen haben, 
doch soll er bis zu seinem letzten Krankenlager noch soviel gesehen haben, 
dass er arbeiten konnte. Während seines Krankenlagers wurden die Augen 
sehr schlecht, und es war ihm auch gesagt worden, dass ihm später eine 
Augenoperation bevurstehen würde. Dieses Ehepaar hatte 6 Kinder. Das 
eine Mädchen starb im Alter von sieben Jahren in Folge eines Sturzes, 
ein anderes im Alter von 13 Jahren, eine Todesursache wissen die Brüder 
nicht anzugeben. Ein drittes Kind starb im Alter von zwei Jahren, es 
soll Ausschläge an Hals und Geschwüre am Arme gehabt haben, die sich 
im Anschluss an das Impfen entwickelt hätten. Die gestorbenen Kinder 
sind das erste, dritte und sechste. 

Der älteste lebende Bruder, Julius P., Schuhmacher, 31 Jahre alt, 
ist in der Jugend einmal überfahren worden. Der Wagen ging über den 
Leib, Patient war 14 Tage verhindert die Schule zu besuchen, eine andere 
Krankheit ist ihm nicht erinnerlich, vor Allem hat er nie an Krämpfen 
gelitten. Er hat früher ausgezeichnet gesehen und war zum Militär aus- 
gehoben, und nur als Ueberzähliger kam er nicht zur Einziehung. In 
seinem 26. Jahre merkte er, als er wieder einmal schiessen wollte, dass 
er mit dem rechten Auge verschleiert sah. Es veranlasste ihn dies einen 


— 265 — 


Augenarzt zu fragen, der ihm sagte, dass er sich wohl einmal werde einer 
Operation unterziehen müssen. In dem nächsten halben Jahre nahm die 
Trübung so zu, dass sich das Auge vollständig verdunkelte. Patient liess 
sich das Auge operiren. 

Damals schon sollen sich auf dem linken Auge auch leichte Störungen 
entwickelt haben, doch hat er nach der Operation, obschon er eine Star- 
brille besass, mit der er gut sehen konnte, noch ein halbes Jahr lang mit 
linkem Auge gearbeitet. In dieser Zeit aber war die Trübung soweit vor- 
geschritten, dass er dieses Auge nicht mehr zur Arbeit verwenden konnte, 
und zur Starbrille greifen musste. Als Patient in meine Behandlung kam, 
war dieses Auge seit zwei Jahren vollständig verdunkelt. 

Der jüngste noch lebende Bruder ist jetzt 23 Jahr alt, von Beruf 
Schneider, war in der Jugend nie krank, und hatte immer ganz besonders 
gute Augen. In der Fortbildungsschule ist er darauf geprüft worden, und 
hatte er das beste Sehvermögen von allen seinen Mitschülern, er war bei 
der militärischen Musterung wegen allgemeiner Körperschwäche um ein 
Jahr zurückgestellt worden. Im Laufe dieses Jahres merkte er, dass sein 
rechtes Auge schlechter wurde, und er kam desshalb im September des- 
selben Jahres in meine Sprechstunde mit der bestimmten Angabe, dass 
sich das rechte Auge seit acht Tagen etwas getrübt habe. Bei der Unter- 
suchung fanden sich zarte Trübungen in der Linse innerhalb des Pupillar- 
gebiets. Das andere Auge war vollständig klar. Dem Patienten wurde 
anfangs gesagt, dass diese Trübungen mit Wahrscheinlichkeit schon älteren 
Datums seien, und er sie nur jetzt erst deutlich empfunden habe. Dies sei 
umso wahrscheinlicher, als auch sein Bruder, den ich damals noch nicht 
kannte, nach seinen Angaben an angeborenem Star litt. 

In dieser Auffassung sollte ich aber bald anders belehrt werden, da 
diese Trübungen in wenig Wochen rasch zunahmen und die nunmehr ge- 
nauere Erhebung der Anamnese über seinen Bruder mich bald belehrte, 
dass es sich auch dort nicht um einen angeborenen Star gehandelt habe. 
Innerhalb zweier Monate war bei meinem Patienten die ganze Linse in 
eine gleichmässig graue Masse verwandelt. In diesem Stadium wurde zur 
Operation geschritten, die ausserordentlich leicht war, da die ganze Linse 
aus einem grauen Brei bestand. In der Zeit meiner Beobachtung begann 
aber auch die Linse des anderen Auges sich rasch zu trüben, und in wenig 
Wochen nach der Operation des ersten Auges konnte auch das zweite 
operirt werden. Patient behielt vollständig runde Pupillen, erreichte mit 
entsprechenden Gläsern volle Sehschärfe, er arbeitet wieder als Schneider 
und kann dasselbe leisten, wie seine Mitarbeiter. 

Nachdem ich diesen Patienten operirt, kam auch der ältere Bruder, 
dessen Krankengeschichte ich oben gegeben, in meine Behandlung, um sich 
sein zweites Auge operiren zu lassen. Es zeigte sich bei ihm genau die- 
selbe Starform, wie bei seinem Bruder. 


— 266 


Der dritte Bruder, Josef, 26 Jahre alt, soll im Anschluss an das 
Impfen Drüsen am Hals und Verschwärungen an den Fusszehen gehabt 
haben. Im Alter von vier Jahren war er schon augenleidend. Er hat 
damals längere Zeit die Augen verbunden gehabt. Nach dieser Erkrankung 
hat er wieder ganz leidlich gesehen, und in der Schule die erste Klasse 
erreicht, obgleich er während der Schulzeit sehr oft krank war und immer 
an Drüsen und dergl. litt. Als er die Schule absolvirt, hat er zu Hause 
bis zu seinem achtzehnten Jahre die Wirthschaft der Eltern geführt. Dann 
ist er in kurzer Zeit, ohne dass äusserlich eine Entzündung wahrnehmbar 
war, vollständig erblindet. 

Der eine Bruder hat, nachdem er operirt war, seine Heimath wieder 
einmal aufgesucht, und ich hatte ihn gebeten, die Augen dieses dritten 
Bruders sich einmal genauer anzusehen. Er berichtet mir, dass bei seinem 
Bruder genau so, wie es bei ihm war, die Pupille in einen grauen, runden 
Fleck verwandelt wäre, und dass er nur noch Tag und Nacht und die 
Fenster im Zimmer erkennen könnte. Nach diesen Angaben ist es im 
höchsten Grade wahrscheinlich, dass dieser Bruder, der früher viel an scro- 
phulöser Augenentzündung gelitten, in seinem achtzehnten Jahre ohne 
äusserlich merkbare Entzündung auf dieselbe Weise wie seine Brüder an 
Star erblindet ist. 

Gehört es schon zu den grossen Seltenheiten, dass um das zwanzigste 
Jahr Jemand ohne nachweisbare Ursachen auf beiden Seiten an Star er- 
blindet, so gehört es sicher zu den grössten Seltenheiten, dass alle drei 
Glieder einer Familie, welche dieses Alter erreichen, an einer Starform er- 
blinden, welche in wenigen Monaten zur vollständigen Trübung der Linse 
führt. 

Bei den beiden von mir operirten Patienten konnte, trotz vielfacher 
Untersuchungen, weder Zucker noch Eiweiss im Urin, noch irgend ein an- 
deres Allgemeinleiden aufgefunden werden, welches mit dem Starleiden in 
Beziehung gebracht werden könnte. Auch im Augeninnern lässt sich jetzt, 
wo das Auge leicht zu spiegeln, keine Veränderung nachweisen, die für 
Entstehung des Stars verantwortlich gemacht werden könnte. Da die Brü- 
der zur Zeit der Entwickelung des Stars räumlich weit getrennt lebten, so 
ist auch ausgeschlossen, dass durch irgend eine gemeinsame Schädigung, 
wie beispielsweise durch Naphtalin die Störung erzeugt ist, und wir müssen 
annehmen, dass eine angeborene Disposition zu einer frühzeitigen Starbil- 
dung in der Familie vorhanden war, zumal schon der Vater, der im vier- 
zigsten Jahr verstarb, augenscheinlich mehrere Jahre — also auch an vor- 
zeitigem Star litt. 


— 267 


IH. Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das 
Auge und die Haut. 


Vorläufige Mittheilung von Dr. H. Chalupecký, 
em. Assistent an der böhm. ocul. Klinik des Prof. Dr. Schöbl. 


(Schluss.) 


Der 4. Punkt — die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Auge 
überhaupt — gelang uns ziemlich aufzuklären; freilich wurden die Versuche 
bis jetzt nur an einem Thier gemacht und es wird nothwendig sein, sie zu 
wiederholen und vielleicht auch zu modificiren. Das Experimentiren war 
einfach: Das Versuchsthier, ein kleines, röthliches Kaninchen, wurde in 
einen Blechkasten gesetzt, und zwar so, dass nur der Kopf herausragte, 
ohne dem Thier einen Druck oder andere Unannehmlichkeit zu verursachen, 
so dass es bis 2 stündige Sitzungen ruhig aushielt. Die Röntgen’sche Fokus- 
lanıpe wurde neben der rechten Gesichtshälfte des Thieres in einer Ent- 
fernung von 6 bis 1U cm aufgestellt, so dass die elektrische Entladung 
zwischen beiden abgeschlossen war; gleich im Anfang will ich bemerken, 
dass die Temperatur in der Nähe der Lampe gar nicht erhöht war, und 
dass erst nach 2stündiger Arbeit sich das Glas ganz -mässig erwärmte. 
Der Strom wurde aus einer aus 10 Elementen bestehenden Batterie geführt, 
seine Kraft schwankte zwischen 12 bis 16 Amperes und selbst etwas 
darüber; auf dem benützten’ Rumkorff waren 20 km Draht aufgerollt, die 
elektrischen Funken übersprangen mehr als 20 cm. Die Wirkung der 
Lampe war mit einem Schirm, imprägnirt mit Baryumplatincyanür, er- 
probt: Knochen einer Hand und selbst der Schädel des durchleuchteten 
Kopfes unseres Versuchskaninchens waren deutlich zu unterscheiden. Die 
Exposition dauerte °/, bis 2 Stunden, manchmal täglich, oder auch jeden 
2. Tag. Mit dem Versuche wurde am 5. Mai d. J. begonnen und bis zum 
14. Mai war nur eine leichte Verengerung der Pupille eingetreten, und hie 
und da eine wässerige Secretion der Bindehaut. Denselben Tag, und noch 
deutlicher in den folgenden Tagen trat nach einer im ganzen 13 stündigen 
Exposition eine besondere Nässe der Haut auf, ausgehend vom rechten 
Mundwinkel bis zum Nasenloch, sich undeutlicher bis zum rechten Augen- 
winkel ausbreitend. Zu gleicher Zeit entwickelten sich Anzeichen einer 
rechtsseitigen Entzündung der Bindehaut des Bulbus, Hyperämie und An- 
schwellen der Bindehaut der Augenlider, verbunden mit Verengung der 
Pupille. Da diese Verengung andauerte und die Besorgniss vorlag, dass 
die Strahlen vielleicht ungenügend in das Innere des Auges eindringen, 
wurde eine 1 procent. Atropinlösung eingetropft, nach welcher die Pupille 
sich wieder mässig erweiterte, ohne aber dass eine richtige Mydriase ein- 
getreten wäre. Den 20./V. grössere Secretion, die Augenlider verklebt, die 
Ränder derselben geröthet und angeschwollen, an der Hornhaut kleben 


, 268 — 


einzelne Flocken des Secretes; die Pupille ist trotz des Atropins verengt 
und in senkrechter Richtung verlängert. 

Die Haut der Augenlider ist auf einen !/,cm rings um die ganze 
Augenspalte vollkommen haarlos, bei dem inneren Augenwinkel ist die 
kahle Stelle 1 cm gross, auf der Oberlippe sind Haare fest verklebt und 
lassen sich leicht büschelweise ausreissen, ohne dem Thiere im Geringsten 
wehe zu thun; die Haut nässt an diesen Stellen. Am Auge ist derselbe 
Befund, nur besteht eine grössere Lichtscheu und ein krankhaftes Schliessen 
der Augenspalte. Aus diesem Grunde wurde beim Experimentiren ein 
Federelevateur benützt. — In den folgenden Tagen wird das Ausfallen der 
Haare immer stärker, deren Ausreissen in ganzen Büscheln geht sehr leicht, 
die Entzündung der Bindehaut dauert fort. — Am 29./V. haben sich die 
kahlen Stellen über die ganze rechte Gesichtsseite, und zwar regelmässig 
vom Mund angefangen, über das Auge bis zum Ohr erweitert, scharf, 
beinahe durch einen geraden Strich am Schädel und an der untern Kinn- 
lade begrenzt; die Haut ist mit einer dünnen, leicht abschälbaren Kruste 
bedeckt, unter derselben ein geringes Bluten. Die Augenlider sind stark 
geschwollen und verklebt, und beim gewaltsamen Oeffnen derselben entquillt 
ihnen eine grosse Menge flüssigen, muco-purulenten Sekretes. Die Binde- 
haut ist chemotisch, die Hornhaut ein wenig matt, die Pupille verengt, das 
Bild des inneren Auges ist normal. Den 31./V. ist das Secret rahm- 
artig, die Oberfläche der Hornhaut uneben, wie gestichelt, und diffus, am 
stärksten im oberen äusseren Quadrant, getrübt. Die Pupille ist verengt, 
das Bild des Hintergrundes undeutlich. Das Ausfallen der Haare schreitet 
fort, so dass die ganze Hälfte des Kopfes bereits kahl ist. — In den folgen- 
den Sitzungen entstand eine vollkommene Trübung der Hornhaut bis in 
ihre tiefsten Schichten, von so mattweissgrauer Färbung, das von einem 
Durchleuchten keine Rede mehr sein konnte. Die Menge des aus dem 
Auge fliessenden Secretes verminderte sich, dagegen sind die fibrinösen 
Pseudomembranen stets reichlich, und haften stark an der Bindehaut; die 
ganze Augenspalte, wie von den Winkeln als auch von der Uebergangsfalte, 
verkleinert sich langsam, aber deutlich — es bildet sich Symblepharon. — 
Das ganze Bild hat eine auffallende Achnlichkeit mit einem starken Ver- 
branntsein der Binde- und Hornhaut, nach Gutdünken des Herrn Prof. 
ScHößL, der das Thier gütigst untersuchte, am auffallendsten mit den Ver- 
änderungen nach einer Aetzung mit stark expansirten Ammoniakdämpfen 
(welche er Gelegenheit hatte, im Laboratorium eines Chemikers zu be- 
obachten). 

Im Ganzen war bis Jetzt eine 24stündige Exposition in 18 Sitzungen. 
Während der ganzen Zeit und auch jetzt ist das linke Auge und auch 
die Haut der linken Gesichtshälfte vollkommen normal. In den letzten 
Tagen (geschrieben am 16. Juni) wurde beobachtet, dass die Nässe und das 
Ausfallen der Haare auf den Schädel und Hals fortschreitet; die Krusten 


— 269 -. 


auf der kahlen Haut sind jetzt dicker als anfangs, schälen sich schwer ab 
und hinterlassen die Haut mässig blutend. Der Bindehautsack des rechten 
Auges füllt sich fortwährend mit einem an plastischen Elementen reichen 
Secret, die Augenspalte wird immer kleiner, die Hornhaut ist vollkommen 
grauweis getrübt. Das Gesammtbefinden des Thieres ist gut. 


Durch unser Experiment, bisher freilich mit sehr beschränktem Ma- 
terial, wurde Punkt 4 unserer Arbeit erklärt, und bewiesen, dass die 
Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Auge eine sehr heftige 
und verderbliche ist; sie greift hauptsächlich die vorderen Partien des 
Auges, Binde- und Hornhaut an, weniger die Iris. Ueber den Stand der 
hinteren Hälfte des Bulbus wird uns erst die mikroskopische Untersuchung 
belehren. Im Ganzen ähnelt die Wirkung am meisten der Aetzung mit 
chemischen Reizmitteln, was sich mit jener Beobachtung deckt, welche den 
Röntgenstrahlen eine grosse chemische Kraft vindicirt. 

Zu gleicher Zeit trachtete ich als Nebenversuch die anderen Programm- 
punkte, welche bereits in der Arbeit von BranpEs-Dorn durchstudirt waren, 
zu erklären. Und da bemerke ich gleich im vorhinein, dass ich das 
Fluoresciren der Linse oder Hornhaut ebensowenig als die genannten 
Autoren beweisen konnte, trotzdem ich behufs Controle einige Herren auf- 
gefordert habe, die mit mir zugleich bei völliger Finsterniss und bei durch 
eine Metallplatte verdeckten Röntgenlampe, die exstirpirte Linse und Horn- 
haut, von Röntgenstrahlen beleuchtet, untersucht haben. — Anders verhält 
es sich mit dem zweiten Theil der Experimente, das heisst der Ansicht von 
der Durchdringlichkeit der Linse für Röntgenstrahlen. 

Gegen die Behauptung Darex und pe Rocmas, dass die Röntgen- 
strahlen deshalb unsichtbar sind, weil sie von allen Medien die Linse am 
meisten absorbirt, führen Branpres und Dorn folgende Beobachtungen an: 


1) Das aphakische Mädchen hatte beim Experimentiren mit Röntgen- 
strahlen ein Lichtgefühl; doch die normalen Beobachter empfanden es gleich- 
falls. Bloss einer von ihnen, auch auf einem Auge aphakisch, hatte auf 
demselben Auge das Lichtgefühl intensiver. Das spricht eher für eine, 
wenigstens theilweise, Undurchdringlichkeit der Linse; übrigens handelt es 
sich hier um schwer zu controlirende subjektive Daten. Wir wissen aus 
der Analogie der ultravioletten Strahlen weiter, dass auch diese durch das 
normale Auge — nach Verdecken des übrigen Spektrums — als eine 
schwache Lavendelfarbe percipirt werden, trotzdem sie die Linse absorbirt; 
ein aphakisches Individuum, wie WıDMmARk anführt (l. c. Artikel III) gab 
die Grenzen der Lavendelfarbe undeutlich an, manchmal näher, oder auch 
weiter vom Ende des Spectrums. Wieder eine subjective Angabe. 

2) Das Lichtgefühl bei Röntgenstrahlen erschien bei allen auf der 
Peripherie des Gesichtsfeldes — ist dies nicht vielleicht gerade durch die 
Undurchdringlichkeit der centralen, also der mächtigsten Partien der Linse 


270 


begründet? Auch entstand kein Lichtgefihl, wenn vor das Auge eine 
Bleiplatte mit einer kleinen Oeffnung (2mm) in der Mitte gestellt wurde: 
hier fielen die Röntgenstrahlen gerade wieder auf das Centrum der Linse; 
wurde die Oeffnung erweitert (auf 4mm), so dass die Strahlen durch peri- 
phere Theile der Linse durchdringen konnten, so entstand erst dann das 
Lichtgefühl. 

3) Photographische Aufnahmen mittelst Röntgenstrahlen machten wir 
ebenfalls, und zwar so, dass auf eine in schwarzes Papier sorgfältig ein- 
gehüllte Platte die Linse, der ganze Bulbus und endlich die abgeschnittene 
Hornhaut (aus dem ganz frischen Auge eines Schweines) gelegt wurden; 
und da stellte es sich heraus, dass der Schatten der Linse beinahe ebenso 
intensiv war als der des ganzen Auges, der Schatten der Hornhaut dagegen 
bedeutend schwächer. (Auf kurz — 7 Minuten — exponirten Platten bei- 
nahe unsichtbar.) 

Aus diesen Resultaten schliesse ich, dass man berechtigt ist, anzu- 
nehmen, die Linse absorbire Röntgenstrahlen bis zu einem ge- 
wissen Maasse; vielleicht ebensoviel, oder etwas weniger als der Glas- 
körper, aus welchem Grunde es auch nicht gelang, ihren Schatten von dem 
des Glaskörpers zu unterscheiden. Natürlich darf man die Linse auch nicht 
als ganz undurchdringlich betrachten, — der Schatten eines Geldstückes 
z. B. ist weit intensiver. — Ob die Röntgenstrahlen in anderen Augen- 
medien, Horn- und Bindehaut ausgeschlossen, Veränderungen verursachen, 
kann zur Zeit noch nicht konstatirt werden. 


Wir gelangten also vorläufig zu folgenden Resultaten: 


I. Zu den verwandten Eigenschaften zwischen Röntgen- 
strahlen und Ultraviolettstrahlen ist eine neue und sehr wich- 
tige anzuführen, und zwar die Reizung der vorderen Augen- 
medien. 


II. Rontgenstrahlen sind nicht so harmlos, wie von einigen Seiten 
(SABRAZES, RIVIERE) behauptet wurde; im Gegentheil ihre Wirkung wie 
auf das Auge, als auch auf die Haut ist eine sehr intensive und 
schädliche. Die Folgen erscheinen nicht gleich, sind aber dann um so 
langwieriger, die Cumulation ist also nicht zu leugnen. 


Ill. Réntgenstrahlen werden von den Augenmedien absor- 
birt, und zwar wie von Linse und Glaskörper, so auch in etwas 
geringerem Maasse von der Hornhaut. 

IV. Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die hinteren Partien des 
Auges ist noch nicht bekannt. 

V. Die Fluorescens, welche WıpMARK bei Ultraviolettstrahlen für 
einen gewissen Schutz für das Gewebe gegen den vernichtenden Einfluss 
der Strahlen angesehen, wurde bei Röntgenstrahlen nicht beob- 
achtet. 


271 


VI. Die Wirkung der Röntgenstrahlen ist nach allem che- 
mischer Natur, und sekundär vielleicht trophoneurotisch. 

Zum Schlusse möge mir gestattet sein, meinen wiederholten Dank dem 
Herrn Prof. STROUHZAL für seine liebenswürdige Mitwirkung, sowie seinem 
Assistenten Herrn VYKRUTA, auszusprechen. Zuletzt noch meinen Dank 
dem Freund WILHELM ScHöBL für seine Betheiligung an photogra- 
phischen Arbeiten. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Angeborener grauer Star als Familieniibel. 


Unter obigem Titel hat Herr College O. Purtscher eine interessante Mit- 
theilung im Juliheft des Centralbl. f. pr. A. veröffentlicht: das vierte, siebente 
und elfte Kind gesunder Eltern zeigten angeborenen Voll-Star, das vierte war 
in Wien unglücklich, das siebente von Purtscher glücklich operirt, das elfte 
starb früh. 

Auch ich habe ähnliche Beobachtungen gemacht, jedoch im Ganzen nur 
selten. 


1. Am 15./VI. 1874 gelangte bei mir zur Aufnahme die 4monatliche 
Lina L. aus Berlin mit angeborenem Vollstar beider Augen nebst zarter Kapsel- 
trübung hinter dem vorderen Scheitel. Das Kind folgt nicht dem Licht. Trotz- 
dem scheint keine ernste Complication vorzuliegen. Beide Eltern gesund. 

Discission erst auf dem rechten, dann auf dem linken Auge. 

Ehe die Resorption vollendet war, starb das Kind an Dysenterie am 
13./VI1l. 1879. — Das danach geborene Kind wurde mir schon im Alter von 
8 Tagen vorgestellt und zeigte beiderseits Vollstar, und zwar Milchstar. Merk- 
würdig ausgiebige Erweiterung der Pupille durch Atropin-Einträufelung bei 
einem So jungen Kinde. 9 Wochen alt, wurde es zur Operation gebracht. Jetzt 
ist nach Atropin-Einträufelung schon der Beginn der spontanen Aufsaugung 
sichtbar: auf dem linken Auge schläfen-, auf dem rechten nasenwärts erscheint 
ein dunkler Halbmond zwischen Pupillarrand und trüber Linsenmasse, der zwar 
weisse Punkte und Striche bei seitlicher Beleuchtung zeigt, aber mit dem Augen- 
spiegel durchleuchtbar erscheint. 

Diseission auf jedem Auge (November 1876 und März 1877) führt zu 
dem erwünschten Ziele guter Sehkraft.e. Aber, wenn ich mich recht besinne, 
ist auch dieses Kind in zartem Lebensalter gestorben. 

Natürlich ist es nicht bloss der Vollstar, der angeboren bei mehreren 
Mitgliedern derselben Familie beobachtet wird. 


2. Am 3./V. 1897 gelangte die Gmonatliche Erna R. zur Aufnahme. Die 
Eltern sind blutsverwandt (Cousin und Cousine), haben aber gesunde Augen. 
Ihre beiden Kinder kamen zur Welt mit zu kleinen Augen, die Linsentrübung 
zeigten. 

Das erste Kind, Curt R., wurde im Alter von 6 Monaten in einer andern 
Anstalt beiderseits operirt und zeigt jetzt, 1';, Jahr alt, beiderseits Schrumpfung 
des Auges (nach Vereiterung). 

8./VI. 1897 ist das Kind, nach Angabe der Eltern, an Diphtherie ver- 
storben. 


se DI = 


Erna R. zeigt beiderseits eine Hormhautbreite von nur 8mm!, sowie eine 
Linsentrübung innerbalb der nicht durch Atropin zu erweiternden Pupille Wegen 
der zu engen Lidspalte kann nicht nach oben, sondern nur nasenwärts die 
Pupillenbildung verrichtet werden. Rechts 4./V. 1897; links 15./V. 1897: 
beide Mal regelmässig, unter Chloroform-Betäubung. (Das erste Mal wurde 
2g, das zweite Mal 1'/,g Chloroform verbraucht.) Die Peripherie der Linse 
ist durchsichtig, die Colobome zierlich, die Sehkraft gut. (Ganz genau lässt 
sich die Form der umschriebenen Linsentrübung noch nicht feststellen.) 

3. Ueber Schichtstar bei den beiden Kindern einer Familie, bei der 
Mutter und bei deren Mutter habe ich bereits im Centralbl. f. pr. A. 1893, 
S. 227 berichtet. 

4. Anders ist der Fall, dass nicht die Linsentrübung, sondern die Anlage 
dazu mehreren Mitgliedern derselben Familie angeboren wird. Von den vier 
Kindern eines im 30. Jahr starblind gewordenen Mannes wurden drei in dem 
frühen Alter von 28 Jahren gleichfalls starblind. Alle sind gesund und kräftig, 
alle sind erfolgreich operirt worden, von drei verschiedenen Aerzten. Vgl. meine 
Mittheilung in der Deutschen Z. f. pr. M. 1874, woselbst ich die ähnliche Beob- 
achtung von Mackenzie (Traité etc. IV Edit. II. 360) und von Arlt (Lebr- 
buch II. 291) angeführt habe. Hierher gehört auch die Mittheilung von Schanz 
(S. 264). 

5. Endlich kommt der Fall vor, dass in einer noch dazu langlebigen Familie 
alle Geschwister etwa im Alter von 70 bis 80 Jahren starblind werden. 


J. Hirschberg. 


II. Ein Fall von schädlicher Wirkung des Holocain. 
Mitgetheilt von Dr. Emil Bock, Primararzt in Laibach. 


Nach 17 Fällen, in welchen ich Holocain zur Aufhebung der Empfindlich- 
keit des Augapfels verwendet hatte (bei Entfernung von Fremdkörpern der 
Hornhaut, Ausschneidung der Regenbogenhaut, Zerschneidung des Stares und 
Ausziehung des Stares), ohne eine üble Wirkung zu beobachten, zeigte das 
genannte Mittel beim 18. Fall eine sehr unangenehme Nebenwirkung. Ich be- 
nutzte immer eine 1proc. Lösung von Holocain, verbrauchte aber zur Erzeugung 
vollkommener Empfindungslosigkeit im Gegensatz zu den bisher vorliegenden 
Mittheilungen bis zu 5g dieser Lösung, wovon freilich ein Theil durch das 
Kneifen der Kranken wieder herausgepresst wurde. 

Der Fall, welchen ich hiermit zu veröffentlichen mir erlaube, ist folgender: 

A. M., 71 Jahre alt, Bäuerin, wurde am 6. Mai 1897 in’s Spital auf- 
genommen. Sie ist gut genährt, rüstig. Die Bindehaut der Lider beider Augen 
gleichmässig gerüthet, sammetartig, in geringem Maasse verdickt, Absonderung 
reichlich, schmierig, rahmartig. Die Bindehaut der Augäpfel blass, schlaff. 
Am rechten Auge ein nasenseitiges, fleischiges, kleines Flügelfell und hintere 
Synechien. Beiderseits nach oben zarte Greisentrübung der Hornhaut und un- 
reifer Altersstar, normale Spannung, gute Lichtempfindung. In beiden Thränen- 
säcken nichts Krankhaftes nachweisbar. 


I Angeborene Kleinheit des Auges ist eine wichtige, nicht allzu seltene Com- 
plication des angeborenen Stars. Ist der letztere geschrumpft zu einem härteren, 
dicken Häutchen und mit dem Pupillenrand verwachsen; so liefert die Zerschneidung 
des Häutchens mitsammt des Sphincter (mittelst der kleinen Scheere) einen sehr 
guten Erfolg. 


2713 --— 


Ich pinselte mit 2proc. Lösung von Höllenstein, worauf die Absonderung 
dünnflässiger wurde; dann wurde durch einige Tage Bismuthum subgallicum 
eingestäubt, worauf sich die Absonderung wesentlich verminderte. Am 18. Mai 
machte ich beiderseits Iridectomie nach oben nach vorangegangener Einträufelung 
von Cocain. Nach der Operation legte ich keinen Verband an aus Sorge vor 
Steigerung der Absonderung, sondern nur das Schutzgitter aus Draht. Der 
Verlauf war bis zum 26. Mai ein normaler, an welchem Tage ohne Grund die 
Absonderung wieder eine viel reichlichere war, die Lider des rechten Auges 
waren in geringem Grade geschwollen, die junge Narbe in der Hornhaut dieses 
Auges ist grau, breit, am Rande der Hornhaut bemerkt man zahlreiche grau- 
belegte, kleine, oberflächliche Gewebsverluste. Die Kranke klagt über Schmerzen 
im rechten Auge. Auf Anwendung von Höllenstein und Scopolamin war am 
30. Mai die Absonderung wie früher, die Hornhautgeschwüre waren gereinigt, 
und am 10. Juni war der Zustand wie am 18. Mai. Trotzdem die Bindehaut 
beider Augen immer behandelt wurde, so veränderte sie sich in ihrem gerötheten, 
schlaffen und sammetartigen Aussehen nicht, nur die Absonderung konnte inner- 
halb günstigerer Grenzen erhalten werden, so dass ich am 30. Juni zur Star- 
ausziehung am linken Auge schreiten wollte, wo mittlerweile die perlmutter- 
slänzende Rindenschicht eine gleichmässige graue Farbe angenommen hatte. 
Es wurde Holocain eingeträufelt in derselben Weise und mit demselben Erfolge, 
wie in den früheren Fällen. Die Spannung des Auges war normal, die Pupille 
wie vor der Einträufelung. Dagegen war die Bindehaut des Augapfels stark 
geröthet, unverschiebbar, trocken, matt, in ihrer unteren Hälfte mehrfach ge- 
faltet, die Richtung der Falten war eine unregelmässige, die Oberfläche war 
hellgrau, das Gewebe sah aus wie ein kurze Zeit in starkem Weingeist gelegenes. 
Auf den Kämmen der Falten hatte die Bindehaut geradezu asbestartiges Aus- 
sehen. Die Hornhaut gestichelt, rauchig tribe, am Kande eine ringférmig ge- ` 
schlossene, ganz schmale dichte graue Traibung. Bindehaut der Lider unver- 
ändert. Absonderung Null. Die Kranke klagt über starken Schmerz. Ich 
operirte natürlich nicht und legte einen Schutzverband an. Eine halbe Stunde 
später fand ich: Bindehaut der Lider wie früher, die untere Uebergangsfalte 
feucht. Bindehaut des Augapfels noch unverändert, Hornhaut aber schon glän- 
zend, die Trübung derselben viel geringer bis auf die gleichgebliebene rand- 
ständige. Verband. 

Am 1. Juli: die Bindehaut des Augapfels stark geröthet, feucht, den Falten 
des Vortages entsprechend sieht man schmutzig graugelbe Streifen in der Ebene 
der übrigen Bindehaut. Streift man hier mit Gaze darüber, so erweisen sich 
jene als oberflächliche, mit Gewebstrümmern und Schleim bedeckte Gewebsverluste. 
Die Hornhaut ist glänzend, durchsichtig, am Rande derselben zahlreiche ober- 
flächliche Geschwürchen. Absonderung nicht wesentlich vermehrt. Die Kranke 
klagt über heftige Schmerzen. Weglassen des Verbandes, Scopolamin, Jodoform. 

3. Juli: Zustand unverändert. Geringe Schwellung des Oberlides. 

6. Juli: Die Menge der Absonderung wird grösser. Pinseln mit 1 proc. 
Lösung von Höllenstein. 

10. Juli: Zustand wie am 18. Mai, aber die Absonderung noch reichlich 
eitrig-schleimig. 

Ueber den weiteren Verlauf kann ich nicht berichten, weil die Kranke 
wegen eines Todesfalles in der Familie das Spital verlassen musste. 

Die oben beschriebenen Veränderungen am Augapfel nach der Einträufelung 
von Holocain spielten sich unter dem Bilde der oberflächlichen Vertrocknung 
mit nachträglicher rascher Abstossung und Geschwürsbildung ab. Die Ein- 

18 


zs D eee 


wirkung erstreckte sich aber in den ersten Stunden auch in die Tiefe des 
Gewebes der Bindehaut des Augapfels, denn diese wurde nicht nur trocken, 
sondern auch in starre Falten gelegt, unverschiebbar. Die Saftigkeit des Ge- 
webes stellte sich wieder bald her, die vertrocknete Oberfläche aber stiess sich 
ab, und es kam zur Bildung von oberflächlichen Gewebsverlusten, deren Heilung 
eine Woche beanspruchten; dagegen wurde die Bindehaut viel schlaffer als 
früher und die Absonderung wurde reichlicher. Man muss aber berücksichtigen, 
dass in dem vorliegenden Falle, wo Holocain auf die Epithelien der Bindehaut 
und Hornhaut so verderblich einwirkte, dieselben durch die lange Bindehaut- 
erkrankung schon sehr hergenommen waren. Der beschriebene Fall deutet darauf 
hin, dass die Wirkung des Holvcain wohl auf einer Beeinflussung des Zell. 
leibes der Epithelien beruht. 


III. Beseitigung glaucomatöser Prodromalerscheinungen durch 
Convexgläser. 


Von Dr. M. Peter in Bremerhaven. 


Am 17. April d. J. kam ein 52jähriger, sonst völlig gesunder Mann in meine 
Sprechstunde mit Klagen über periodische Obscurationen des linken Auges. In 
Zwischenräumen von einigen Wochen, in der letzten Zeit noch öfters, stellten 
sich dumpfe Schmerzen über dem linken Auge, Verdunkelung des Gesichtsfeldes, 
Nebel- und Regenbogenfarbensehen ein, welche von einer leichten Röthung und 
Druckempfindlichkeit dieses Auges begleitet waren, auch das rechte Auge pflegte 
dann „empfindlicher‘‘ als sonst zu sein. Die Anfälle, welche bereits seit etwa 
einem Jahre bestanden, dauerten stets mehrere Stunden bis zu zwei Tagen, 
in der anfallsfreien Zeit waren keinerlei Beschwerden oder Sehstörungen vor- 
handen, welche auch zur Zeit der Consultation fehlten. Eine Brille hatte der- 
selbe nie getragen. 

Die Untersuchung ergab beiderseits abnorm flache Vorderkammern, Pupillen 
von normaler Weite, keine Ciliarinjection, harte Bulbi, jedoch ohne ausgesprochene 
Drucksteigerung. Beide Augen zeigten centrale Hornhautflecke, der Augenhinter- 
grund war bis auf einige spärliche alte chorioiditische Pigmentflecke in der 
unteren Aequatorgegend des linken Auges durchaus normal, keine Spur von 
Sehnervenexcavation; freies Gesichtsfeld, die Sehschärfe ohne Gläser beiderseits 
= ĉj R, + 4,0 D, S = Dis L, + 4,5D,8 =°!,,. Beiderseits + 6,0D Jäger 
Nr. IV in 15— 45cm fliessend. 

Die Herabsetzung der Sehschärfe erklärte sich hinreichend aus dem Sitze 
und dem Sattigungsgrade der Hornhautflecken. 

Die Ordination bestand in Folgendem: R + 4,0, L+ 4,5 zum standigen 
Tragen, ferner beiderseits + 6,0 für die Naharbeit. 

Ausserdem wurde dem Patienten, der sich — er ist Friseur auf einem 
Schnelldampfer — nur alle 4 Wochen vorstellen konnte, eine 2°/, Pilocarpin- 
lösung verordnet, welche er in das von einem etwaigen neuen Anfall betroffene 
Auge einträufeln sollte. Alle 4 Wochen sollte er sich wieder zeigen. 

Dieser Einträufelungen hat es jedoch nicht bedurft, da die Anfälle seit 
dem Gebrauche der Gläser — also seit !/, Jahre — völlig ver- 
schwunden sind. — 

Wir haben es hier mit einem Falle zu thun, der die Abhängigkeit glau- 
comatöser Erscheinungen von Accomınodations-Ueberanstrengungen zur Evidenz 


— 275 — 


erweist, denn einmal zeigte das stärker übersichtige Auge auch die heftigeren 
Anfälle, sodann wurden die letzteren trotz jahrelangen Bestehens ledig- 
lich durch den Gebrauch der passenden Convexbrille dauernd ab- 
geschnitten. Sicher würden die Anfälle, welche bisher über das Stadium 
prodromorum noch nicht hinausgegangen waren, in Bälde das Krankheitsbild 
des Glaucoma evolutum geboten haben, da dieselben in der letzten Zeit vor der 
ersten Consultation an Intensität und Häufigkeit erheblich zugenommen hatten. 
Ferner lehrt auch dieser Fall, dass der rechtzeitigen Verordnung passender 
Convexgläser zuweilen ein hoher prophylaktischer Werth — zur Verhütung des 
Glaucoms — innewohnt. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Renversement temporaire de la cornée pour opérer à ciel ouvert 
sur liris et la capsule de cristalin (1), par le prof. Gayet (Lyon). 
(La clinique ophtalmologique. 1897. 10 Juillet.) 


Bei Operationen am Boden der vorderen Kammer lag es nahe, einen Horn- 
hautlappen za heben, um auf dem sonst von ihm bedeckten Gebiete frei arbeiten 
zu können, doch scheute man davor zurück, da man Vorfall des Augeninhalts 
durch die klaffende Oeffnung und Schädigung der Hornhaut fürchtete. 

Verf. stellte Versuche an, die ihm die Grundlosigkeit dieser Furcht be- 
wiesen. 

Er construirte zu diesem Zwecke eine Pincette, deren ungerieftes Fass-Stück 
im ganzen der Form der Cornea angepasst wurde und an den Ecken mit 2 
kleinen Spitzen die gefasste Hornhaut fixirtee Mit dieser bog er bei 40 Pat. 
zuerst unter allgemeiner, später unter örtlicher (Cocain-)Betäubung die Hornhaut 
zurück. Auf 15 Operationen kam 1 Glaskörpervorfall, wenig genug gegenüber 
der Schwierigkeit der dabei ausgeführten Operationen, dabei entstand weder so- 
‘gleich noch später eine Schädigung des Auges. Der Lappen legte sich stets 
gut an, vernarbte regelmässig nur Astigmatismus verursachend; die Biegungs- 
stelle blieb stets ungeschadigt. 

Ueber die Grösse des Lappens, den man umklappen darf, stellt Verf. Ver- 
suche an, er glaubt, dass der Lappen ungestraft ?/, der Cornea enthalten darf. 

Der Vortheil des Vorgehens würde in sicherer Ausführung sonst sehr 
erschwerter Operationen in schwierigen Fällen bestehen. 

(Das von Verf. hier eingehend geschilderte Verfahren, durch Hebung eines 
Hornhautlappens das Operationsfeld übersichtlich zu machen, hat übrigens J. 
Jacobsohn zur Ausführung seiner „Extraction mit der Kapsel“ schon 1889 
im Maiheft des Centralbl. f. prakt. Augenheilk. S. 132 angegeben; nur dass 
J. Jacobsohn nicht so ausgiebig vorging und eiue Pincette zum Umklappen 
der Hornhaut nicht anwandte.) Spiro. 


2) Beiderseitige Hemianopsie mit Erhaltung eines kleinen centralen 
Gesichtsfeldes, von Dr. Theodor Battaban, Augenarzt in Lemberg. 


Verf. beobachtete eine 45jähr. Dame, die plötzlich unter leichten cerebralen 
Erscheinungen völlig erblindete, nachdem sie ein Jahr vorher von einer rechts- 
seitigen Hemianopsie mit geringen ÖOrientirungsstörungen befallen war. Die 
Heinianopsie war bestehen geblieben, während das Orientirungsvermögen zurück- 

18° 


— 276 — 


gekehrt war. Bei der frischen Erblindung fand Verf. die Pupillenreaction und den 
ophthalmoskopischen Befund normal. Nach einigen Tagen stellte sich etwas 
Sehvermögen in einem sehr kleinen centralen Gesichtsfelde wieder ein und wuchs 
nach 6 Wochen bis auf !/,. 

Die Farbenempfindung blieb hochgradig berabgesetzt, es bestanden Störungen 
des Orientirungsvermögens und in der sensoriellen Sphäre, die durch den Befund 
am Sehorgane nicht genügend erklärt wurden. 

Bis zu dem Tode der Dame, der nach 3 Jahren erfolgte, traten wesent- 
liche Veränderungen nicht weiter ein. Die Todesursache blieb unbekannt, eine 
Section konnte aus äusseren Gründen nicht erfolgen. 

Im Anschluss daran stellt Verf. die bisher ausser seinem veröffentlichten 
13 Fälle zusammen, in denen bei doppelseitiger Hemianopsie ein centrales Ge- 
sichtsfeld erhalten blieb, oder sich wieder herstellte. 

Zur Aufklärung dieser interessanten Fälle macht Verf. eine Reihe theore- 
tischer Erörterungen. Er spricht über unsere Kenntniss des Verlaufes der Seh- 
bahnen und der corticalen Sehcentren, schliesst daran die Localisationsversuche 
der Ursache der Hemianopsien. 

Eingehend werden die Theorien zur Erklärung des Erhaltenbleibens eines 
„überschüssigen Gesichtsfeldes‘ bei einseitigen und doppelseitigen Hemianopsien 
erörtert. 

Solange die Abgrenzung der Sehcentren selbst nicht genau bekannt ist, 
ist die Frage durch pathologisch-anatomische Untersuchungen nicht zu lösen. 
Klinisch wird durch einige Fälle, in denen zunächst völlige Blindheit herrschte 
und sich allmählich centrales Sehen herstellte, die Annahme Försters von der 
besseren Blutversorgung der dem schärfsten Sehen entsprechenden Rinden- 
partien unterstützt. Auch anatomische Untersuchungen sprechen dafür, da nach- 
gewiesen ist, dass die Arterien der Hirnrinde keine Endarterien sind, sondern 
durch Anastomosen einen Collateralkreislauf ermöglichen. 

Sehr erwünscht wäre es, durch neue klinische Untersuchungen mehr Klar- 
heit in das schwierige Gebiet zu bringen. Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIII. 1. 


l1) Ueber die Beziehungen zwischen Auge und Ohr, von Prof. Ost- 
mann in Marburg. 


Das Auge wird viel häufiger vom Ohr, als das Ohr vom Auge beeinflusst. 
Bei schwerer eitriger Mittelohrentzündung beobachtet man am Auge irradiirende 
Schmerzen, 'Thränen, Lichtscheu. In einem Falle von hartnäckigem Gesichts- 
schmerz fand Moos, dass der entzündliche Process durch die Felsenbeinpyramide 
bis an das Ganglion Gasseri fortgeleitet war. Verf. hat Aehnliches beobachtet. 
Hierher gehört auch ein Fall von Blepharospasmus, welcher bei Anwesenheit 
eines Fremdkörpers im Ohre auftrat und nach Cocaineinträufelung in den Ge- 
hörgang schwand. Bekannt ist, dass durch Reizung der häutigen Bogengänge 
nystagmusartige Augenbewegungen hervorgerufen werden können. Dem ent- 
sprechend hat man bei verschiedenartigen krankhaften Processen des Labyrinths 
Nystagmus und Intentionszittern beobachtet und zwar stets doppelseitig. Vom 
Mittelohr aus ist Nystagmus experimentell noch nicht hervorgerufen worden. 


— 27 — 


Fälle, bei denen eine derartige Reflexwirkung gesehen wurde, müssen vielleicht 
durch Annahme abnormer Verbindungen zwischen Mittelohrnerven und Labyrinth 
oder Schädelhöhle erklärt werden. 

Pupillenveränderungen und Lähmungen der Augenmuskeln können nicht, 
wie behauptet worden ist, reflecttorisch vom Mittelohr aus erzeugt werden, 
sondern weisen auf eine die Mittelohrerkrankung complicirende Affection des 
Labyrinths bezw. Gehirns hin, von dem aus auf verschiedene Weise Nystagmus 
hervorgerufen werden kann. 

Auf die Thatsachen, dass beim Hören von Tönen Lichtwahrnehmungen 
auftreten können und umgekehrt, sowie dass gleichzeitige Gehör- und Gesichts- 
empfindungen die Qualität derselben wechselweise zu beeinflussen im Stande 
sind, sei hier nur kurz hingewiesen. Mancherlei reflectorische Erscheinungen 
im Gebiete des N. facial. erklären sich leicht dadurch, dass dieser Nerv sowohl 
den M. staped. als auch den M. orbic. pulp. innervirt. 

Dass, wie behauptet worden ist, Erkrankungen des Mittelohrs und Proc. 
wast. Veränderungen am Augenhintergrunde hervorrufen können, lässt Verf. 
nicht gelten, sondern nimmt in solchen Fällen stets eine intracranielle Compli- 
cation an, deren feinere Diagnose bei unseren jetzigen Kenntnissen meistens 
nicht möglich ist. Schwellung des Lides scheint mit Bestimmtheit für Thrombos. 
sin. cavernos. zu sprechen. 


2) Beitrag zur Kenntniss der pathologischen Anatomie des Pyramidal- 
stars mit Hornhautadhärenz, von Dr. Wilh. Haring. (Aus der Univers.- 
Augenklinik zu Jena.) 

Verf. beschreibt ein Auge mit Pyramidalstar, dessen Entstehung mit 
Sicherheit auf ein perforirtes Hornhautgeschwür zurückgeführt werden konnte. 
Der zwischen Linse und Hornhaut verlaufende Verbindungsgtrang zerfällt in 
einen der Linse und einen der Hornhaut angehörenden Theil. Ersterer ist ein 
kegelförmiges Gebilde, welches im Innern aus Kapselstarwucherungen besteht 
und von verdünnter, epithelfreier Linsenkapsel überzogen wird. An diese Pro- 
minenz schliesst sich nach vorne der von der Hornhaut ausgehende Theil. 
Derselbe besteht aus einem gefässhaltigen Bindegewebsstrange, welcher von einer 
dicken Schicht glashäutiger Substanz eingeschlossen wird. Die Glashaut erstreckt 
sich bis auf die vordere Linsenkapsel und darf als das Ausscheidungsproduct 
des gewucherten Endothels der Membr. Descem. angesehen werden. 





3) Ueber einen Fall von infantiler Conjunctivalxerose mit Kerato- 
malacie, von Dr. W. Schimmelpfennig. (Aus der Univers.-Augenklinik 
zu Jena.) 

18 Monate altes, decrepides Kind, welches an Pneumonie starb. Beider- 
seits Xerosis conjunctivae, links zarte Trübung der unteren Hornlauthälfte, 
rechts perforirtes Hornhautgeschwür. Starke Verdickung des Bindehautepithels, 
die obersten Schichten zum Theil verfettet und nekrotisch, die tieferen Schichten 
verbreitert. Die Nekrose erstreckte sich an einzelnen Stellen bis in die Grunde 
substanz. Das Hornhautepithel war nahe dem Limbus in den oberflächlichen 
und tiefsten Schichten nekrotisch, dagegen zeigten die mittleren Schichten noch 
farbbare Kerne. Mikroorganismen fanden sich in grosser Zahl und zwar vor- 
wiegend Kokken, Stäbcben nur in verschwindend kleiner Menge. Die Gefāsse 
waren ganz frei von Mikroorganismen. Verf. nimmt eine ectogene In- 
fection an. Das Krankheitsbild unterschied sich klinisch kaum von dem der 
Xerosis Erwachsener. 


sie, DIE — 


4) Ueber sulzige Infiltration der Conjunctiva und Sklera, von 
Dr. Walter Schlodtmann. (Aus der Augenklinik des Herrn Prof. 
E. Fuchs in Wien.) 


Drei Falle, bei denen sich die krankhaften Veranderungen im Wesentlichen 
dadurch von der typischen Skleritis und Episkleritis unterscheiden, dass die 
eigenartige sulzige Infiltration des succulenten Gewebes sich vorwiegend am 
Hornhautrande localisirte und von hier aus nach beiden Seiten hin ausbreitete. 
Die Hornhaut war zum Theil überlagert, und während die Infiltration hier mit 
scharfem Rande aufhörte, flachte sie sich nach der Sklera zu allmählich ab. 
Im weiteren Verlaufe breitete sich die Infiltration im Hornhautgewebe mehr 
und mehr aus. : 

Aus der anatomischen Untersuchung sei besonders hervorgehoben, dass in 
den erkrankten Partien eine starke Vermehrung der Lymphgefasse stattzefunden 
hatte, deren Massigkeit und Anordnung stellenweise cavernöses Gewebe vor- 
tauschte. Ferner bestand eine kolossale, sich ringfirmig um die Hornhaut 
herumziehende leukocytöse Infiltration, welche sich bis zum Corp. cil. und zur 
Suprachorividea in die Tiefe erstreckte und eigenartige, plexiform zusammen- 
hängende nekrotische Herde einschloss. Sehr zahlreiche Riesenzellen. Degene- 
ration der inneren Gebilde des Bulbus. 

Verf. neigt zu der Annahme, dass die entziindlichen Processe von der 
Chorioidea ihren Ausgang nehmen und auf Mikroorganismen zurückzuführen 
sind. Aetiologie im übrigen nicht aufgeklärt. 


5) Einiges über Augenerkrankungen bei Gicht, von Prof. Dr. A. Wagen- 
mann in Jena. 


Bei einer 43 Jahr alten Frau trat leichte Episcleritis auf, zu der sich 
eine erhebliche Sehstörung — F.Z: im — gesellte. Verf. fand am unteren 
Papillarrande eine umschriebene kegelférmige Ablösung der Netzhaut, wie bei. 
Aderhauttumor. Wenige Tage später begann eine heftige Iridocyclitis und Ver- 
schlimmerung der Skleritis, auf der Sclera eine sehr harte Prominenz. Zu- 
gleich zeigten sich harte, subcutane Knoten an verschiedenen Körperstellen. 
Natr. salicyl. Salzbrunner Wasser und Diät führten Besserung herbei. S hob 
sich bis auf °/,,, die entsprechend der Netzhautablösung bestehende Gesichts- 
feldbeschränkung wurde kleiner. Verf. zweifelt nicht daran, dass sich hinter 
der abgelösten Netzhaut und auf der Sclera feste Concremente befanden. 

Episcleritis, scleros. Hornhautentzündung, Episcleritis period. fugax können 
auf Gicht beruhen und durch Behandlung der letzteren günstig beeinflusst 
werden. Durch Vermittelung gichtischer Gefässatheromatose besteht unter Um- 
ständen ein indirecter Zusammenhang zwischen Gicht und Glaskörperblutungen 
(Solut. retin.), sowie Retinitis haemorrhagica. 

Das Glaucom kann nicht, wie von älteren Autoren geschehen ist, als 
Ophthalmia arthritica bezeichnet werden. Ohne Zweifel beruht aber Glaucom 
häufiger auf Gicht. Besonders bedeutungsvoll erscheint folgende Beobachtung: 
Eine Dame erkrankte links an Glauc. subacut. und wird — nicht von Verf. — 
iridectomirt. Das Auge erblindet fast vollständig. Einige Monate später kommt 
Pat. mit ausgesprochenem Glauc. imminens o. d. zu Verf. Anamnestisch wird 
seit Jahren bestehende Gicht sicher festgestellt. Diät, Trinken von Obersalz- 
brunner und Wildunger, Pilcarpininjectionen brachten Heilung ohne Iridectomie. 


— 279 —- 


6) Weitere Untersuchungen über Asepsie und Antisepsis in der Augen- 
chirurgie, von Dr. E. Franke in Hamburg. 


Die physiologische Kochsalzlösung hat keine baktericiden Eigenschaften und 
vermag, um möglichst vollständige Keimfreiheit des Bindehautsacks herbei- 
zuführen, die Sublimatlösung nicht zu ersetzen. Auch wenn die Zahl der vor- 
handenen Kokken sehr gering ist, hat die Kochsalzlösung, wie Verf. durch 
Versuche nachwies, auf das Wachsthum der Kokken keinen Einfluss. -Verf. 
empfiehlt, vor der Operation der mechanischen Reinigung des Bindehautsacks 
eine Bespülung mit antiseptischer Lösung folgen zu lassen und auch während 
der Operation das Auge schonend mit antiseptischer Lösung zu berieseln. 


7) Das Colobom der Aderhaut und seine Folgen, von Dr. Fr. Mann- 
hardt, Oberarzt der Augenabtheilung des Allgemeinen Krankenhauses zu 
Hamburg. 

Bei der Fülle des anatomischen Details für ein kurzes Referat nicht 
geeignet. [Im Suppl.-Heft 1896 8.596 sind Mannhardt’s Befunde mitgetheilt.] 


8) Beiträge zur Kenntniss der Augenveränderungen bei septischen 
Allgemeinerkrankungen, sog. Retinitis septica, gutartige metastatische 
Entzündung, doppelseitige marantische Thrombose, von Dr. Kenjuro Goh, 
pract. Arzt aus Kijoto in Japan. 

‘ Drei eingehend untersuchte Fälle, deren kritische Besprechung unter Be- 
rücksichtigung früherer Arbeiten zu folgendem Resultat führt: Die Retinitis 
septica (Roth) verläuft ohne entzündliche Erscheinungen. Die Netzhautblutungen 
erfolgen durch Diapedesis aus den wahrscheinlich durch toxische Einflüsse er- 
krankten Gefässen. Sehr viel seltener sind die Blutungen Folge von maran- 
tischen Thrombosen der Netzhaut- und Aderhautvenen. Vermuthlich können 
derartige Thromben durch die gesetzten Circulationsstörungen zu entzündlichen 
Processen führen. Sind septische Mikroorganismen in’s Auge geschwemmt, so 
entwickelt sich stets eine Entzündung, häufig eitriger Art. Die in metasta- 
tischen Herden gefundenen Pneumokokken müssen unter Umständen von ge- 
ringer Virulenz sein, denn die durch sie bervorgerufene Entzündung ist manch- 
mal unbedeutend. Es ist beobachtet, dass die Pneumokokken nach einiger Zeit 
in den Herden nicht mehr nachweisbar sind. In einem Falle fand Verf., was 
bisher noch nicht beschrieben worden ist, eine lockere, diffuse, zellige Infiltra- 
tion der Chorioidea, wahrscheinlich als Folgezustand einer ausgesprochenen 
Stase in den Gefässen und deren Lymphscheiden. 

Eitrige Processe, zumal einseitige, werden niemals durch circulirende Toxine 
verursacht. Ob die Toxine allein, ohne die Anwesenheit von Mikroorganismen, 
schwerere, zur Erblindung führende Degeneration des Auges bewirken können, 
ist bisher nicht nachgewiesen. 

Bei fieberhaften Erkrankungen, deren Diagnose nicht sichergestellt ist, 
deutet das Auftreten von Blutungen und weissen Flecken in der Retina eher 
auf Sepsis, als auf Meningitis, Miliartuberculose, Typhus hin. 





9) Vorläufige Mittheilung über Versuche experimenteller Erzeugung 
von Lidemphysem am Cadaver, von Dr. B. Walser (t), seiner Zeit 
Demonstrator an der Augenklinik des Hrn. Prof. Fuchs in Wien. 


Fuchs vermuthet, dass in denjenigen Fällen, in denen nach Contusionen 
des Auges bei scheinbar intacten Orbitalwandungen Lidemphysem auftritt, eine 


— 280 


indirecte Fractur der Lamina papyracea des Siebbeins dadurch erfolgt, dass die 
dünne Knochenschale nachgiebt, wenn durch Zurückdrängen des Bulbus der 
Druck in der Orbita erhöht wird. Verf. suchte diese Frage experimentell zu 
lösen. Die Versuche sind nicht zum Abschlusse gelangt, ergaben aber un- 
zweifelhaft, dass man durch Schlag auf den Bulbus Fractur der Lamina papy- 
racea und Periostrisse hervorrufen kann. 

10) Zur Verbesserung der Sehschärfe nach Myopieoperationen, von 

Dr. V. Fukala in Wien. 

Im corrigirten aphakischen Auge sind die Netzhautbilder grösser als im 
corrigirten myopischen Auge. Die Netzhautbilder unserer Probebuchstaben sind 
nicht Linien, sondern Flächen. Für das Verhältniss zwischen Sehschärfe und 
Grösse des Netzhautbildes ist die flächenhafte Ausdehnung der letzteren be- 
stimmend. Eine einfache Rechnung ergiebt, dass, wenn man die Flächenaus- 
dehnung berücksichtigt und statt der linearen die quadratischen Werthe setzt, 
die Netzhautbilder durch Concavgläser relativ noch mehr verkleinert, durch Con- 
vexgläser relativ noch mehr vergrüssert werden. 

Die Lichtstärke der Bilder ist, wenn man die quadratischen Werthe in 
Rechnung zieht, bei aphakischen Augen eher etwas geringer, dafür fällt aber, 
worauf schon Schanz hinweis, beim aphakischen Auge die Abschwächung der 
Lichtstärke durch Brechung und Reflexion fort. Ist nach der Operation kein 
Correctionsglas erforderlich, so hat man eine brechende Fläche statt 5. End- 
lich aber erlangt die Netzhaut mit der Zeit durch Uebung im Fernsehen eine 
erhöhte Leistungsfähigkeit. 


11) Bemerkungen über die Sehschärfe hochgradig myopischer Augen 
vor und nach operativer Beseitigung der Linse, von Prof. Th. Leber 
in Heidelberg. 

Verbesserung der Sehschärfe nach Myopie-Operationen wird entweder durch 
Vergrösserung der Netzhautbilder bedingt sein oder durch eine Verbesserung 
des Distinctionsvermögens des Auges. Diese letztere könnte auf besserer Functio- 
nirung der Netzhaut oder auf grüsserer Schärfe der Netzhautbilder berulien. 

Man kann bei einem Auge zwischen wirklicher und corrigirter Seh- 
schärfe unterscheiden. Bei einem myopischen Auge z. B., welches in einer ge- 
wissen Entfernung ohne Glas deutlich sieht, ist eine Prūfung im Fernpunkts- 
abstande ohne Correction möglich. Unter diesen Verhältnissen ist die Grüsse 
der Netzhautbilder nur abhängig von der Brechkraft und der Axenlänge des 
Auges. Wird ein Concavglas vorgesetzt, so erleiden die Netzhautbilder eine 

erkleinerung, die, wenn auch bei mittlerer Myopie nicht bedeutend, doch bei 
höheren Graden erheblich in die Wagschale fällt. Starke Annäherung der 

Concavgläser an’s Auge schwächt die verkleinernde Wirkung derselben ab. 

Ist bei einem hochgradig kurzsichtigen Auge die Sehschärfe mit Concav- 
gläsern geprüft worden, welche in einem gewissen Abstande vom Auge gehalten 
wurden, so resultirt demnach ein zu geringer Werth, welcher nicht ohne Weiteres 
mit dem Werthe verglichen werden darf, welcher später bei dem durch Operation 
aphakisch gewordenen Auge gefunden wird. Ist das aphakische Auge emme- 
tropisch, so erhalten wir die wirkliche, ist es hypermetropisch und corrigirt, 
eine durch Convexgläser vergrösserte Sehschärfe. 

Verbesserung der Sehschärfe und Verbesserung des Distinctionsvermögens 
müssen aus einander gehalten werden. Eine Verbesserung des Distinctionsver- 
mögens wird auch die Selischärfe erhöhen, eine Verbesserung der Sehschärfe 


— 281 


bewirkt aber nicht, dass das Distinetionsvermögen zugenommen hat. Praktisch 
ist es allerdings von Bedeutung, wenn ein durch Operation aphakisch gemachtes 
` Auge seine bisher durch Concavgläser reducirte Sehschärfe nun in ihrer wirk- 
lichen Grösse verwerthen kann. Die Sehleistung ist erhöht. 

Durch Rechnung ermittelt Verf. die Bildgrösse bei corrigirten und nicht 
corrigirten myopischen Augen vor und nach der Operation. 

Dass durch Uebung des Auges noch nachträglich eine Verbesserung der 
Sehschärfe eintritt, hält Verf. nicht für wahrscheinlich. 

Die von Schanz ausgesprochene und von Fukala acceptirte Ansicht, dass 
bei den aphakisch gewordenen, myopischen Augen die Lichtstärke der Netzhaut- 
bilder zunimmt, weist Verf. als nicht stichhaltig zurück. Auch der von Schanz 
betonten Ausschaltung eines Theiles des brechenden Apparates vermag Verf. 
keine Bedeutung beizumessen. 

Verf. kommt zu dem Resultat, dass die nach Myopie-Operationen auftretende 
Verbesserung der Sehschärfe, soweit sie nicht durch Vergrösserung der Netz- 
hautbilder erklärt werden kann, nicht auf einer Verbesserung der optischen 
Verhältnisse beruht, sondern einem bisher nicht näher festgestellten Einflusse 
auf die Retina zugeschrieben werden muss. 

Der schon früher gemachte und von Fukala wiederholte Vorschlag, die 
Sehschärfe nicht nach der linearen, sondern nach der Flächenausdehnung der 
Netzhautbilder zu messen, ist praktisch unbequem und theoretisch anfechtbar. 
Die Bestimmung der Sehschärfe geht im Grunde darauf hinaus, den kleinsten 
Abstand zu messen, bei welchem zwei Punkte noch gesondert gesehen werden. 
Es handelt sich also um ein lineares Maass. Punkte im mathematischen Sinne 
können wir allerdings nicht sehen, wir sehen thatsächlich Flächen von minimaler 
Ausdehnung. Darauf kommt es aber nicht an, denn wir messen nicht die Punkte 
selbst, sondern den Abstand zweier Punkte. 


12) Zur Correction des Astigmatismus durch ungleichmässige An- 
spannung des Ciliarmuskels, von Dr. H. Gradle in Chicago, U.S. A. 


13) Ueber das Vorkommen partieller Ciliarmuskelcontraction, von 

Prof. C. Hess in Marburg. 

Gradle glaubt aus den Beobachtungen, welche er bei zwei mitgetheilten 
Fallen von Astigmatismus machte, auf partielle Ciliarmuskelcontractionen schliessen 
zu dürfen. Verf. hält die Fälle für ungeeignet und die Schlussfolgerungen für 
unbegründet. In beiden Fällen war S stark herabgesetzt, in Fall I bestand 
Nystagmus, in Fall II Lähmung des Leva pulp. und Rec. sup. und inf. 

Scheer. 


II. Archives d’ophtalmologie. 1897. März. 


1) De l’amblyopie sympathique, par Nuel. 

Verf. theilt 16 Krankheitsgeschichten von sympatischer Ophthalmie mit, die 
er unter 10,000 Fallen beobachtet hat. Soweit der Beginn der Krankheit fest- 
zustellen war, tritt diese 6 Monate bis 2 Jahre nach der Verletzung des ersten 
Auges auf. Sie beginnt mit kurzen Verdunkelungen ohne ophthalmoskopischen 
Befund. Allmählich sinkt die Sehschärfe und das Gesichtsfeld engt sich con- 
centrisch ein. Sehr viel später erst zeigt die Spiegeluntersuchung eine temporal 
abgeblasste Papille, gelegentlich überfüllte Venen resp. Periphlebitis. Zu dieser ` 
Zeit ist die Pupille weiter und reagirt träge. Die Prognose des Leidens ist 


— 282 — 


eine günstige. Die Therapie besteht in völliger Schonung des Auges und wieder- 
holten Inunctionscuren. Die Enucleation des primär verletzten Auges ist vor- 
zunehmen, falls dieses für das Sehen doch verloren und auch nur im mindesten 
schmerzhaft resp. gereizt ist. 





2) Contribution & l’ötude clinique et anatomopathologique des oph- 
talmoplégies nucléaires et du syndrome cérébelleux dans deux 
cas de tumeur de la prorubérance et du cervelet suivis d’autopsie, 
par Sabrages et Cabannes. 

3) Contribution au diagnostic differentiel entre les vraies et les 
fausses tumeurs intra-oculaires, par Darier et Rochon-Duvigneaud. 

Die Verff. besprechen an der Hand eines Falles von perforirendem intra- 

ocularen Fungus die klinische und anatomische Differentialdiagnose zwischen 
Sarcom und Infectionsgeschwülsten in diesem Stadium. Das Sarcom geht von 
der Chorioidea oder ihren Teilen aus. Erstere ist bis auf den Sitz des Tumors 
gesund und zeigt keine Hyperplasie. Es besteht absolutes Glaucom mit Atrophie 
der Iris und Netzhautablésung. Im Gegensatz hierzu hat eine Infections- 
geschwulst keine Drucksteigerung im Gefolge, vielmehr wird der Bulbus all- 
mählich weicher. Niemals ist der Sitz der Neubildung ein circumscripter, 
sondern ihr Characteristicum ist gerade in ihrer diffusen Ausbreitung mit all- 
gemeiner Entzündung der Gewebe zu suchen. Moll. 


Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 


2) Vergangenheit und Gegenwart der königl. ungar. Universitäts- 
Augenklinik in Budapest! 


An der königl. ungar. Universität zu Budapest wurde die Augenheilkunde 
schon im vorigen Jahrhundert als Specialgegenstand vorgetragen. An der in 
Nagy Szombat im Jahre 1770 creirten medicinischen Facultät lehrte Josef 
Plenck ausser Chirurgie und Geburtshilfe auch Augenheilkunde. 

Plenck, geb. zu Wien 1738, Verfasser zahlreicher Lehrbücher, auch eines 
der Augenheilkunde (de morb. oc. 1777, deutsch 1788), wurde am 2. November 
1783 an die k. k. Josefs-Akademie nach Wien berufen. Seine Lehrkanzel erbielt 
Georg Stahly, aus einer von Donau-Eschingen nach Ungarn eingewanderten 
Familie, der ausser Augenheilkunde Chirurgie und Geburtshilfe vorzutragen hatte. 

Stahly wurde im Jahre 1802 zum Landes-Augenarzt ernannt, starb jedoch 
am 26. October 1802. Während seiner Lehramtsthätigkeit wurde 1801 die 
erste Augenklinik in’s Leben gerufen mit zwei Zimmern und sechs 
Betten. 

Zu Stahly’s Zeiten wirkte auch Le Febure aus Frankreich, wohl als 
Privatdocent der Augenheilkunde. 

Nach dem Tode Stahly’s wurden die drei Fächer getrennt. Für die 
Augenheilkunde wurde eine ausserordentliche Lehrkanzel geschaffen und dieselbe 
mit dem Amte des Landes-Augenarztes vereinigt. 





1 Aus dem Werke ,,Emlekkényv ete.“ von Dr. Hégyes Endre. (Aus Anlass des 
Milleniums, enthält die ganze Geschichte der medicinischen Facultät.) Budapest 1896. 


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| 


— 283 -— 


Diese Function wurde Alexius Agoston!, dem bisherigen Assistenten 
der Chirurgie und Augenheilkunde, übertragen. Aber schon im folgenden Jahr 
trug Agoston auch die Geburtshilfe vor. Während seiner Professur erschien 
die neue „Ratio educationis publicae“ (1806), welche die Augenheilkunde in 
den dritten Jahrgang des 5 Jahre dauernden medicinischen Lehrcurses verlegte. 
Gleichfalls zu seiner Zeit erhielt die Lebrkanzel einen eigenen Assistenten 
(1808/9). 

Sein Nachfolger war Ignatz Stahly (der Sohn von Georg Stahly) 
(1810/11 bis 1815/16), der ausser Augenheilkunde auch Anatomie vortrug. 

Laut Rigorosenordnung von 1813 konnte sich der um das Diplom eines 
Augenarztes bewerben, der diplomirter Arzt und Chirurg war und vom Professor 
der Augenheilkunde ein Zeugniss erster Classe erhalten hatte. 

1816/17 wurde Theophil Johann Fabini, geb. in Erdély (Siebenbürgen), 
promovirt 1816 zu Wien mit der Dissert. de amaurosi, zum ord. öffentl. Professor 
der Augenheilkunde ernannt, der sich bis zu seinem am 30. November 1847 
erfolgten Tode ausschliesslich mit den Vorlesungen aus der Augenheilkunde 
beschäftigte und auch eine Doctrina de morbis oculorum, in usum auditorum 
(Pest und Wien 1823, ungarisch 1837, italienisch 1831) herausgab.” Auch die 
Stellung des Landes-Augenarztes wurde von der Professur abgetrennt. 

Seinen Nachfolger Gaspár Lippay? ernannte man wegen der ausge- 
brochenen Revolution erst 1849/50. Unter Lippay wurde die Zahl der Betten 
an der Klinik von 24 auf 40 erhöht. 

Nach der im Jahre 1873/74 erfolgten Pensionirung Lippay’s wurde 
Wilh. Schulek, geb. zu Budapest 1843, Assistent an von Aris Augen, 
klinik zu Wien 1867—1872, damaliger ordentlicher Professor an der Klausen- 
burger Universität, an die Lehrkanzel in Budapest berufen. 

Laut Regulativ vom Jahre 1875/76 ist das Hören der Augenheilkunde 
durch ein Semester, wöchentlich 10 Stunden, obligat und ist Prüfungsgegenstand 
des zweiten Rigorosums. 

1884 wurde die Klinik aus dem in der Ujviläg-Gasse befindlichen Gebäude 
in die in der Üllöerstrasse befindlichen, auf 60 Betten eingerichteten Localitäten 
verlegt. 

1881 erhielt die Lehrkanzel einen zweiten Assistenten, überdies drei be- 
soldete, vier bis sechs unbesoldete Assistenzärzte. 

Als Prof. Wilhelm Schulek die Leitung der Augenklinik im Jahre 1874 
übernahm, zählte das Ambulatorium 509 neue Kranke im Jahr, und auf der 
Abtheilung wurden 121 Kranke verpflegt. Nach 20 Jahren, in 1895, zählte 
das Ambulatorium 8160 neue Kranke, und 900 wurden auf der Abtheilung 
verpflegt und 1015 grössere Augen-Operationen ausgeführt. 

Die Bibliothek hat einen Fonds von 10,000 Gulden. 

Die Zahl der eingeschriebenen Hörer war im ersten Semester 1894/95 
162, im zweiten 120. 

Das Hilfspersonal besteht aus einem Adjuncten, zwei Assistenten, acht 
Assistenzärzten. 

Unter solchen Verhältnissen finden die Mediciner zu ihrer Ausbildung in 
der Augenheilkunde reichlich Gelegenheit. Emil v. Grósz. 


' Von dem Hirsch’s biographisches Lexikon auch nicht ein Wörtchen meldet. 
2 Bekannt ist seine Statistik des Stars nach dem J.cbensalter. 
3 Auch von ihm weiss Hirsch kein Wort zu melden. 


— 284 — 


Bibliographie. 


1) Des conjonctivites pseudo-membraneuses. Histoires, formes 
cliniques, traitement par Dr. H. Coppez. (Bruxelles, Henri Lamertin, 1897.) 
Der Erste, der auf die Pseudomembranen der Conjunctiva aufmerksam machte, 
war Béclard im Jahre 1821. Ihr Zusammenhang mit den Membranen des 
Halses wurde 1847 von Guersant nachgewiesen. Was die Aetiologie anlangt, 
so kann die gleiche Art von Conjunctivitis von verschiedenen Mikroorganismen 
abhängen, ebenso wie der gleiche Mikroorganismus verschiedene Arten von Con- 
junctivitis im Gefolge haben kann. Im Allgemeinen gilt eine Conjunctivitis als 
um so schwerer, je tiefer die Hornhautläsionen sind, die sie im Gefolge hat. 
ein Effect, der im einzelnen Falle von den von den Mikrobien producirten Toxinen 
abhängig ist. Letztere durchsetzen die Hornhaut und stören ihre Ernährung. 
So existirt eine „forme fruste‘“ von Conjunctivitis diphtherica. Wenn das eine 
Auge von diphtherischer pseudomembranéser Conjunctivitis befallen ist, findet 
man jm andern fast stets den Löffler'schen Bacillus. — Das Heilserum soll in 
den in Rede stehenden Fällen stets angewendet werden, und zwar empfiehlt 
sich seine locale Injection unter die Conjunctiva und in das Lid. Moll. 

2) Photographisch-ophthalmometrische und klinische Unter- 
suchungen über die Hornhautrefraction, von Allvar Gullstrand. 
(Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Bandes 28. Nr. 7. Stock- 
holm 1896.) Um genaue Zahlen über die Refraction der Hornhaut in ihren 
einzelnen Meridianen zu erhalten, phutographirte Verf. unter sehr erheblichen 
Schwierigkeiten, betreffend Fixation und Beleuchtung, das Spiegelbild, welches 
eine Art Keratoskop auf der Hornhaut entwarf. Die Genauigkeit der möglichen 
Beobachtung und Berechnung hat ihre Grenze in der ungleichmässigen Ver- 
teilung der Thränenflüssigkeit auf der Oberfläche der Cornea. Es ergab sich, 
dass man eine centrale optische Zone und eine Randzone unterscheiden kann. 
Die optische Zone nähert sich der sphärischen in ihrer Form. Sie kann sowohl 
im borizontalen wie im verticalen Meridian decentrirt sein, braucht in ihrer 
Ausdehnung nicht rund zu sein, kann eine querovale Kuppel bilden. In der 
Randzone findet rapid zunehmende Abtlachung statt, diese setzt früher ein und 
ist stärker im verticalen als im horizontalen Meridian. Die optische Zone ist 
mit sphärischer Aberration behaftet. Der durch die Lichtbrechung in der Horn- 
haut entstehende Astigmatismus kann sowohl dem Grade nach, als auch in 
Bezug auf die Richtung der Hautmeridiane durch Veränderung der Pupillen- 
grösse beeinflusst werden, wenn die Hornhaut ausgesprochene Asymmetrie auf- 
weist. Eine Steigerung der normaler Weise vorhandenen Asymmetrie (Decen- 
tration) der Hornhaut kommt, wie Verf. an klinischen Beispielen zeigt, in Fällen 
von Asthenopie und Myopie vor. Sie ist dabei als pathologisch anzusehen und 
stellt eine besondere Refractionsanomalie dar. Die schwierigen optischen Ver- 
hältnisse dabei, die Art der Beeinflussung von vorhandenem Astigmatismus und 
wie dieser dann zu corrigiren ist, erläutert Verf. am Ende der Abhandlung. 

Spiro. 

3) Einiges zur Lehre von der Entstehung und dem Verlaufe des 
prodromalen und acuten Glaucomanfalles, von Prof. W. Czermak in 
Prag. (Prager med. Wochenschrift. 1897. Nr. 1—5.) Erkrankt ein Auge an 
einem irritativen Primärglaucom, so findet man gewöhnlich an dem anderen 
noch völlig gesundem Auge die Kammer flacher als an dem erkrankten Auge. 
Diese starke, nebenbei ganz gleichmässige Abflachung der Kammer ist nach Verf. 
das was die Disposition eines solchen Auges zum Glaucom begründet. Sie ist 


— 28 — 


nur ein Excess der physiologischen Abflachung der Kammer solcher meist 
hyperopischen Augen im Alter und hat ihre Ursachen zum Theil in der fort- 
schreitenden Volumszunahme der Linse und vielleicht auch der Ciliarfortsätze, 
und zum Theil und vermuthlich hauptsächlich in einer Verminderung der 
Menge des Kammerwassers, die wieder in einer Verminderung der Absonderung 
durch die Ciliarfortsätze begründet ist. Der Grund dieser Verminderung des 
Kummerwassers liegt endlich in vorgeschrittener seniler Veränderung im Gewebe 
der absondernden Organe, die durch Atherom, Endarteriitis noch erhöht sein 
kann. Besteht eine starke Abflachung der Kammer, dann muss eine stärkere 
Zusammenzichung der Iris gegen die Peripherie durch die Zusammenschoppung 
des verdickten gefalteten Iristheiles geren den Rand der Descemeti eine Er- 
schwerung des Abflusses des Kammerwassers in die Kammerbucht bewirken 
wonach der Irisrandtheil an’s Trabeculum corneosclerale vom Kammerwasser 
der hinteren Kammer angepresst wird. Der Abfluss ist gehemmt, der Druck 
im Auge steigt an, und es kommt zu den Symptomen des krankhaften erhöhten 
Binnendruckes. Der rasch zunehmende Druck erzeugt Reizzustände der sensi- 
tiven Nerven des Auges (gradatim zunehmende Schmerzen) und reflectorisch 
active arterielle Hyperämie in den betreffenden Gewebstheilen; ausserdem eine 
kräftige Innervation des Kreismuskels. Von der in diesem Muskel eintretenden 
krampfhaften Spannung und von seiner Kraft hängt es ab, wie weit sich alle 
die Reactions- und Folgeerscheinungen der Drucksteigerung entwickeln können. 
Bei einer gewissen Druckhöhe mnss aber auch eine Störung der Circulation 
durch stetig zunehmende Compression der Venen an ihrer Eintrittsstelle in die 
Sclera, wo der Druck in ihnen am niedersten ist, eintreten; es entwickelt sich 
eine wachsende Verengerung der grossen Venenstimme der Aderhaut, es kommt 
zu hochgradiger Stauung in den Venen und Capillaren und durch die Druck- 
erhöhung in dem Capillarsystem zur Steigerung der Transudation. Auf diese 
Weise entwickelt sich endlich eine Blutüberfüllung die äusserlich das Bild einer 
heftigen Entzündung durch die collateralen Erscheinungen an den oberfläch- 
lichen Gefüssen hervorrufen muss, der acute Glaucomanfall. Der mikroskopische 
Befund an den Gefässen zeigt aber, dass es sich nicht um Entzündung, sondern 
um Stauung handelte Das Transudat ist eiweissarm, und es kommt auch in 
der Regei nicht zur Ablagerung fibrinöser Massen. Der Reizzustand in den 
Ciliarnerven unterhält reflectorisch einen Reizzustand im Sphincter pup., der 
sich in einer tonischen Contractur dieses Muskels äussert. In dieser Contractur 
des Sphincters liegt ein Mittel zur Selbstausgleichung der Störung. Es ge- 
lingt dem Muskel ‚gewöhnlich die Iris an einer oder der anderen Stelle mehr 
zu strecken, und so tritt die bisher unaufgeklärte verzogene Form der Pupille im 
acuten Anfall bervor. Endlich gelingt es dem Sphincter, die Iris vom Rande 
der Descemeti irgendwo loszuziehen, das Kammerwasser dringt unter hohem 
Drucke in die Kammerbucht und den Schlemm’schen Canal, der Druck in 
der Kammer sinkt. “Nach und nach wird der Randtheil der Iris immer mehr 
von Trabeculum cornevsclerale abgelist, die Pupille verengt sich weiter, der 
Druck sinkt immer mehr, der acute Anfall klingt ab. Der Unterschied der 
Bedingungen zur Entstehung des acuten Anfalles einerseits und des prodromalen 
andererseits ist nicht in einer Verschiedenheit der Sperre, sondern in einer ge- 
ringeren Leistungsfähigkeit des Muskels zu suchen; ein rigider Muskel wird 
seine Aufgabe viel später lösen, der Zustand der Sperre wird viel länger 
andauern, und wird zu Gewebsveränderungen, festen Verklebungen, atrophischen 
Vorgängen führen, die es mit sich bringen, dass das Auge nach der Lösung 
des Anfalles nicht mehr zur Norm zurückkehrt. Nach mehreren Anfällen 


— 286 — 


gelingt es dem geschwächten Sphincter nicht mehr, die Sperre zu lösen, der 
Zustand der Sperre ist stabilisirt, das Glaucom geht in ein chronisches über. 
Durch Einträuflung eines Mioticums kann der Krampf des Sphincters aufs 
höchste gesteigert und ein Anfall in relativ kurzer Zeit und viel vollständiger 
als spontan gelöst werden; ein Unterschied zwischen der Wirkung des Mioti- 
cums und dem Vorgange der Selbstlösung des Anfalles besteht nicht. So wie 
letzterer nur eine beschränkte Dauer hat, ebenso verhält es sich auch mit den 
Mioticis; sie heilen die Erkrankung nicht und hindern den Uebergang in's 
chronische Glaucom nicht. Verf. glaubt, dass die entwickelte Hypothese ganz 
gut die Wirkung der Miotica beim Anfall und der Mydriatica an disponirten 
und schon erkrankten Augen erklärt. Diese Stoffe arbeiten in disponirten und 
Glaucomaugen mit denselben Mitteln wie im gesunden; Mydriatica werden bei 
disponirten Augen Sperre hervorrufen und die Lähmung des Sphincters wird 
die rasche Lösung, die der sonst kräftige Muskel zu Stande brächte, verhindern. 
Bei acutem Glaucom werden sie durch Sphincterlähmung den Anfall verlängern 
und damit meist die Möglichkeit der Spontanlösung vernichten. Eserin muss 
durch den Sphincterkrampf, sowohl Prodromalanfälle als acute Anfälle günstig 
beeinflussen; es kann aber nur dort wirken, wo die Pupille darauf noch reagirt, 
wo der Sphincter noch seine Thätigkeit entfalten kann. Die Iridectomie ist 
im Sinne der Hypothese in der Weise wirksam, dass sie die Iris an einer 
breiten Stelle von dem Trabeculum corneosclerale ablöst und die Wiederanlegung 
des abgelösten Abschnittes dadurch verbindert, dass die Iris bis an die Wurzel 
abgetragen wird. Sie wird unwirksam bei fehlerhafter Ausführung, und dann, 
wenn die Ablösung der Iris wegen fester Anlöthung nicht mehr oder unzu- 
reichend gelingt. Auf dieselbe Weise wie die Iridectomie wird auch die Sclero- 
tomie wirken, wenn dabei die Kawmmerbucht eröffnet wird; dasselbe gilt von 
der Iridosclerotomie, von der Verbindung der Sclerotomie und Iridodialysis ete. 
Alle die genannten Operationen können auch, wenn die Eröffpung der natür- 
lichen Abilusswege nicht erfolgt ist, dadurch wirksam werden, dass eine Fil- 
trationsnarbe oder eine cystoide Narbe zur Bildung kommt, wo dann das Kam- 
merwasser in’s subconjunctivale Gewebe absickert und durch die Lymphgefässe 
abgeführt wird. Schenkl. 
4) Die Besonderheit im Bilde der Basedow’schen Krankheit bei 
Kindern, von Dr. Ferdinand Steiner in Wien. (Wiener med. Blatter. 1897. 
Nr. 6.) Der Exophthalmus fehlt wie bei Erwachsenen in !/,—1/, der Falle 
ist aber, wenn vorhanden, in der Regel weniger stark ausgeprägt und manchmal 
nur als stierer Blick gekennzeichnet; Graefe’sche und Stellwag'sche Symptome 
sind bei Kindern sehr selten und kommen nie combinirt vor. Das Möbius’sche 
Symptom scheint überhaupt nicht vorzukommen. Augenmuskellähmungen treten 
zu einem Baseduw der Kinder nie hinzu; der Augenspiegelbefund ist stets ein 
negativer, Tremor der Augenlider, Nystagmus fehlen. Selten ist übermässige 
Thränensecretion, ebenso selten sind Cornealgeschwüre und Vereiterungen. 
Schenkl. 
5) Amblyopie und Amaurose, von Dr. J. Jänner, Augenarzt in Wien. 
(Allgem. Wiener med. Zeitung. 1897. Nr. 6—12.) Zusammenstellung der bisher 
publicirten Fälle von Intoxicationsamblyopien. Schenkl. 
6) Zur Casuistik seltener Localisationen von Dermoidcysten, 
von Prof. R. Trzebisky in Krakau. (Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr. 10.) 
Haselnussgrosses, glattes Dermoid der Orbita bei einem 4jährigen Mädchen, 
welches den Bulbus nach unten innen verdrängte, mässigen Exoplthalmus er- 
zeugte und dem äusseren oberen Orbitalrande anlag. Bei der operativen Ent- 


— 287 — 


fernung zeigte sich der Tumor mit dem Jochbein und grossem Keilbeinfligel 
fest verwachsen und blieb eine bohnengrosse rundliche Oeffnung im dusseren 
Orbitalrande zurück, durch die die Sonde nach der Schläfengrube und nach 
aussen unten auf etwa 3 cm vordrang; die histologische Untersuchung der 
stellenweise kaum 1 mm dicken Cystenwand ergab das typische Bild einer 
Dermoidcyste mit spärlichen Haarfollikeln. Schenkl. 
7) Einen Fall von Trophoneurosis oculi nach Herpes zoster be- 
spricht Prof. Dr. Goldzieher in der k. Gesellschaft der Aerzte in Budapest. 
(Sitzung vom 5. December 1896. Wiener med. Presse. 1897. Nr. 8.) Nach 
Abheilung eines Herpes zoster der rechten oberen Gesichtshälfte blieb Anästhesie 
zurück und entwickelte sich eine eigenthümliche Augenaffection, deren Bild sich 
aus Injection, fleckiger, parenchymatöser Trübung der Cormea, Irishyperämie, 
Pupillenenge zusammensetzte. Synechien waren nicht vorhanden; die Pupille er- 
weiterte sich auf Atropin, blieb aber elliptisch gestaltet; die brechenden Medien 
trübten sich; T. — 2, Visus entsprechend schlecht. Schenkl. 
8) Ein Beitrag zur Aetiologie des juvenalen Totalstares, von 
Dr. F. Wettendorfer, Operationszögling. (Wiener med. Wochenschr. 1897. 
Nr. 11 u. 12.) (Aus der k. k. Universitäts- Augenklinik in Graz.) Bei einem 
20 jährigen, bisher vollkommen gesunden Individuum entwickelte sich im An- 
schlusse an eine idiopathische Tetanie schwerster Art eine corticale Cataract- 
bildung beider Augen; andere Momente, welche für die Aetiologie der Cataracta 
verantwortlich gemacht werden könnten, fehlten. Sehstörungen traten mit den 
ersten Symptomen der Tetanie auf. Verf. denkt an Betheiligung des Accommo- 
dationsmuskels an den allgemeinen Krämpfen und an die Möglichkeit, dass 
Spasmen der Accommodation Veranlassung zur Cataractbildung geben können. 
Schenkl. 
9) Ueber den binocularen Sehact der Pferde spricht H. Drexler 
in der Sitzung am 26. Januar 1897 des Physiologischen Clubs in Wien. (Wiener 
klin. Wochenschr. 1897. Nr. 9.) Vortr. demonstrirt Präparate, die nach ein- 
seitiger Enucleation des Bulbus vom Pferde aus dem Chiasma und den beiden 
Tractus in der Absicht hergestellt wurden, die Frage des binocularen Sehens 
dieses Thieres klarzulegen. Den Präparaten liess sich entnehmen, dass beim 
Pferde eine partielle Kreuzung der Sehnervenfasern besteht, da der Tractus der 
operirten Seite ziemlich viele total degenerirte Fasern enthält. Die ungekreuzten 
Fasern sind zahlreich; sie verlaufen nicht zu einem Bündel consolidirt, sondern 
liegen an der Peripherie zerstreut und sind nur an einer Stelle basal und medial 
von der Tractusmitte etwas gehäufter; im Chiasma verlaufen sie in den cerebral- 
wärts liegenden Schichten. Der Bestand einer Partialkreuzung wäre somit er- 
wiesen und da die Partialkreuzung als Ausdruck für das binoculare Sehen hin- 
gestellt werden muss, so glaubt Vortr. dadurch den Beweis erbracht zu haben, 
dass das Pferd thatsächlich binocular zu sehen im Stande ist, wofür auch eine 
Anzahl klinischer Beobachtungen zu sprechen scheinen. Schenkl. 
10) Zur Theorie des Schielens, Vortrag, gehalten von Dr. Karl Kunn 
in der Sitzung vom 10. März 1897 des Wiener med. Clubs. (Ibid. Nr. 12.) 
Das Schielen entwickelte sich auf Grundlage angeborener oder frühzeitig er- 
‘worbener abnormer mechanischer Verhältnisse, ist daher eine in den allerersten 
Lebensjahren zur Entfaltung gelangende Anomalie. Die optischen Verhältnisse 
spielen dabei nur eine secundäre Rolle. Schenkl. 
11) Ein Fall von Blepharoplastik, von Dr. M. Mohr, Augenarzt in 
Budapest. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 9.) Das Verfahren, welches 
Verf. in Anwendung brachte, ist von Siklossy angegeben und eignet sich 


— 288 — 


namentlich zur Beseitigung narbiger Ectropien; es besteht darin, dass die Gegend 
zwischen Nasenwänden und innerem Augenwinkel durch einen Schnitt halbirt 
wird, welcher etwas höher als der Cantlıus int. beginnt und bogenförmig am 
Gesichte bis unter das Jochbein geführt wird; hierauf wird die Haut bis zur 
Lidkante lospräparirt, der Lappen soweit hinauf und medial verschoben, bis das 
Ectropium behoben erscheint und der so verschobene Lappen nun an die untere 
Wundlippe fixirt. Ein Hautüberschuss am unteren Theile der Wunde kann 
durch nachträgliche Excision beseitigt werden. Schenkl. 
12) Ueber einen Fall von Keratitis neuroparalytica, von Secundär- 
arzt Dr. L. Luksch. (Aus der Klinik und Abtheilung für Augenkranke in 
Graz.) (Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr. 7.) Neuroparalytische Keratitis 
mit Substanzverlust bei einer 42jährigen verheiratheten Person, die 2 Monate 
vorher an totaler Oculomotoriusparalyse desselben Auges (linkes Auge) litt; das 
rechte Auge blieb normal; Erscheinungen von Seite der übrigen Hirnnerven 
waren nicht vorhanden. Die Patientin war stets gesund gewesen und zeigte 
keine Zeichen von Lues und Tuberculose. Die Diagnose wurde auf eine Neu- 
bildung in der Nähe des Ganglion Gasseri gestellt. Unter anhaltenden Kopf- 
schmerzen, Erbrechen erlag Patientin einem epileptiformen Anfall. Die Section 
wurde nicht gemacht. Schenkl. 
13) Jahresbericht des Directoriums des von der böhmischen 
Sparkasse gegründeten Blindenversorgungshauses Francisco-Jose- 
phinum in Smichov bei Prag für das Jahr 1896. Stand der Pfleglinge 
113 (45 Männer und 68 Frauen). Die ursächlichen Momente der Erblindung 
der Verpflegten ergaben: Angeborene Blindheit 7, Augenentzündung der Neu- 
geborenen 16, Trachom 6, Blattern 7, Grauer Star 8, Glaucom 11, Krankheiten 
der Cornea und Iris 17, Krankheiten der Chorioidea und Retina 10, Krankheiten 
des N. opt. (Atrophia n. opt.) 20, Verletzungen der Augen 11. Schenkl. 
14) Cysticercus subretinalis, Extraction, Heilung, von Dr. 
C. Hirsch, Assistent. (Aus der k. k. deutschen Universitäts-Augenklinik in 
Prag; Prof. Czermak). (Prager med. Wochenschrift. 1897. Nr. 19—20.) 
35jährige Frau, die seit 2 Monaten über Sehstörungen am linken Auge klagte. 
Ungefähr 6 Papillendurchmesser vom Papillenrande nach aussen oben entfernt, 
fand sich eine umschriebene blasige Abhebung der Retina von grünlich schillern- 
der Farbe, die in einer dellenförmigen Vertiefung ihrer Oberfläche eine hellweisse, 
glänzende Partie zeigte, an welcher zu Zeiten Bewegungen gesehen wurden; 
Tn; S °/,,; Gesichtsfeld leicht von aussen her eingeengt. Patientin leidet an 
Taenia. Durch einen 12 mm langen Schnitt knapp am lateralen Rande des R. 
sup., und zwar vom Aequator bulbi nach rückwärts verlaufend, wurde die 
Bulbuskapsel eröffnet, die Blase extrahirt und die Scleral- und Conjunctival- 
wunde durch Nähte geschlossen. In Folge starken Glaskörperverlustes war der 
Bulbus collabirt. Der Verlauf gestaltete sich vollkommen reactionslos, der 
Bulbus nahm wieder seine normale Form und Spannung an, die Patientin be- 
hielt Lichtempfindung. In Folge Verwachsung des R. sup. mit der stark ge- 
schrumpften operativen Narbe kam es zu Strabismus sursum vergens. — Im 
Anschlusse an diesen Fall berichtet Verf. über einen 2. Fall von Cysticercus des 
Auges, den er bei einem 12jährigen Mädchen beobachtete. Der Cysticercus 
sass subconjunctival im temporalen Antheile der Augapfelbindehaut und wurde 
nach Durchtrennung der Bindehaut ohne Schwierigkeit entfernt. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Veit & Come. in Leipzig. — Druck von METZGER & Wırrie in Leipzig. 


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AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prot. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BrraxrR in Paris, Prof. 
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Dr. Scuen&L in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spero in Berlin, Dr. STEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


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October. Kinundzwanzigster Jahrgang. 1897. 


Rudolf Berlin 


geb. am 2. Mai 1833 zu Friedland in Mecklenburg, 
gest. am 12. September 1897 zu Linthal in der Schweiz. 


Max Burchardt 


geb. am 15. Januar 1831 zu Naugard in Pommern, 
gest. am 26. September 1897 zu Berlin. 





Inhalt: Originalmittheilung. Erfahrungen iiber die Kérnerkrankheit in Frank- 
fart a. M. und Umgebung in dem 36jährigen Zeitraum 1861 bis 1897. Von Dr. Ph. Steffan. 

Neue instrumente, Medicamente etc. I. Zur Transplantation von Lippenschleimhaut 
in den Lidrand bei Trichiasis und Entropion, von Dr. Israelson in Smolensk. — 
Ll. Augenspiegeln an sich selbst (Auto-Ophthalinoskopie), von Karl Wessely, Cand. med. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIIT. 2. — 
Il. Annales d’oculistique. 1897. April-Mai. — III. Archives d’ophtalmologie. 1897. April. 

Vermischtes. Nr. 1—7. 

Bibliographie. Nr. 1—20. 


19 


— 290 — 


Erfahrungen tber die Kornerkrankheit 
in Frankfurt a. M. und Umgebung in dem 36 jährigen 
Zeitraum 1861 bis 1897. 


Von Dr. Ph. Steffan. 


Zur Abfassung der vorliegenden kleinen Arbeit veranlasste mich der 
Wunsch, die auf Frankfurt a. M. bezüglichen Angaben HirscHBErG's in 
seiner verdienstvollen Arbeit „Ueber die geographische Verbreitung der 
Körnerkrankheit“ (Deutsche med, Wochenschrift, 1897, Nr. 27 flg.), soweit 
ich selbst darüber Aufschluss geben kann, des Genaueren auszuführen, 
und dies um so mehr, als gerade an diese Krankheit sich die Erinnerung 
an meine erste praktische Thätigkeit in meiner Vaterstadt anknüpft. Die 
Tabelle I soll einen grundlegenden Ueberblick über die 30 Jahre 1862 bis 
1892 geben. 

Kaum hatte ich im Beginne des Jahres 1862 meine Klinik für un- 
bemittelte Augenkranke in dem südlich des Maines gelegenen Theile Frank- 
furts (Sachsenhausen) eröffnet, als sich aus den dortigen Schulen (Klein- 
kinder- und Dreikönigsschule) eine Reihe von Kindern vorstellte, die zum 
Theil in auffallend hohem Maasse auf ihrer Bindebaut die Bildung von 
„Körnern“ zeigte. Lehrern und Eltern waren die „sonderbaren Dinger“ 
aufgefallen, und so waren die Kinder zu mir gebracht worden. Auch in 
anderen Frankfurter Schulen (Rosenberger Einigung, Allerheiligenschule und 
anderen, auch im Waisenhause) wurden dieselben Befunde gemacht, doch 
nicht so stark, wie in Sachsenhausen. Von den 221 mit Kornerkrankheit 
behafteten Patienten in meinem ersten Kliniksjahre (1. April 1862 bis 
31. März 1863, vgl. die Tabelle I) kommen 149 (67,42°/,) auf das Alter des 
Schulbesuches, d.h. inclusive 14. Lebensjahr, und 72 (32,58°/,) auf das 
Alter vom 15. Lebensjahre an aufwärts. Obwohl die Ausbildung der Körner 
oft eine so hochgradige war, dass die Rückseite der Lider vollkommen davon 
bedeckt war, zeigte sich doch meist nur eine geringe Schleimsecretion, oder 
dieselbe fehlte ganz; man sah den Kiudern von aussen nicht viel an, auch 
waren sie wenig belästigt. Die Ansteckungsfähigkeit war sicherlich nur 
gering; denn in den Familien der Kinder, obwohl in den betreffenden 
Kreisen eine scharfe Trennung von Waschgeräthen und Handtuch sicherlich 
nicht stattfand, kam nur in wenigen Fällen eine weitere Ausbreitung der 
Krankheit zur Beobachtung. Der Verlauf der Krankheit war meist ein 
gutartiger; deun abgesehen von einigen Conjunctivalnarben blieb unter den 
von mir behandelten Kindern kein weiterer Schaden übrig. Die grosse 
Ausbreitung der betreffenden Körnerkrankheit unter den Schulkindern kunnte 
somit auch nicht anf gegenseitiger Ansteckung beruhen, sondern musste 
auf die äussere Einwirkung einer Schällichkeit zurückgeführt werden, die 


— 291 — 








Tabelle I. 

Klinik | Ge- | 
D hatte oa | Zabl | D itia all | Davon hatten 
avon i n | der || Con gran, =. Ä aller | Conj. gran. = °% 


























` A] | Pat. | 

1862—63! 502 | 30=5,98% 5°! 625 221=35,360), A 1127| 251 = 22,279, 5 
1863—64 | 623 | 28 83,69 || 602 |148 24,58 || 1225| 171 13,96 E 
1864—65 | 950 | 85 3,68 $! | 812 | 142 17,49 $1] 1762! 177 10,04 $1 
1865—66 ' 1149 | 26 2,26 |X | 958 | 162 17,00 |*|| 2102| 188 8,94 5 
1866—67 | 1170 | 25 2,14 Të aal 1847 ’2 | 2120; 172 au 78 
1867—68 | 1429 | 38 2,66 yz" 1085 | 171 15,76 )%|| 2514] 209 8,31 13° 
1868—69 | 1281 | 87 2,89 | .1573 | 172 10,98 |= | 2854| 209 7,82 Be 
1869—70 1788 | 36 2,01 fA) 1322) 181 9,91 d 83110|167 587 d 
1870—71 1800 | 27 1,50 |. | 1491 | 155 10,89 |F | 3291] 182 5,53 Li 
1871—72 | 2097 | 26 1,24 72 1918 | 169 8,81 Is 4015| 195 4,86 /% 
1872—73 || 2438 | 40 1,64 15°) 1829 | 184 10,06 z 4267| 224 5,21 e 
1878—74 ' 2536 | 46 1,81 |© | 2174 | 206 9,47 | 4710| 252 5,35 |$ 
1874—75 | 2678 | 49 1,83 Al 2177 | 182 3,36 1) 4855| 281 4,76 d 
1875—76 |, 2708 | 51 1,88 |. | 2170 | 184 8,48 |. 4878| 235 4,82 |J 
1876—77 | 2688 | 38 1,43 /% | 2208 | 164 7,48 gd 4871| 202 4,15 JS 
1877—78 | 2597 | 87 1,42 )s°) 2283 | 148 6,68 15° 4830| 185 3,88 13° 
1878—79 | 2474 | 40 1,62 S) 2131 | 152 7,18 ei 4605| 192 4,17 LS 
1879—80 ' 2438 | 19 0,78 $J | 2349 | 134 Son Al 4787| 153 3,20 gd 
1880—81 > 29 1,19 d 2524 | 184 5,31 || 4958| 163 3,29 |T 
1881—82 | 2553 | 35 1,87 Is p 8021 |128 4,07 d 5574| 158 2,83 Is 
1882—83 | asso 27 un ve 3077 | 156 5,07 ei, 5537| 188 3,30 5° 
1883—84 2597| 15 0,58 Š | 3357 | 144 4,29 IS, 5954| 159 267 |F 
1884—85 2559 | 25 0,98 fi! |3304 | 122 3,69 H 5863| 147 2,51 d 
— 2644 | 7 0,26 313809 124 368 léi 6013/131 218 |. 
1886—87 | 2407 0,39 Sr 8219 | 115 3,57 7%, 5626/1283 219 7% 
1887—88 | 2510 0,24 13° 3178 | 100 3,15 E 5688| 106 1,86 ys 
1888—89 | 2390 025 |S 3157| 90 295 13 5547| 96 1,73 |2 
1839—90 2392 | 10 0,42 Gi 3400 | 85 2,50 AY 5792| 95 1,64 pa 
1890—91 | 2215 | 15 0,68 LI 3435 | 113 3,29 el 5650| 128 2,26 |. 
1891—92 2266 | 6 0.26 7%. 3479/1038 2,96 721) 5745| 109 1,90 72 
1862—92? 63035 | 512=1,29% 66830 4381= 6,55% 129565 :5193= 4,007), 


1 Im Zeitraum vom 1./IV. 1861 bis 1./IV. 1362 fanden sich unter 116 Privat- 
Augenkranken 6 Patienten mit Conj. granulosa = 5,17°,,; 2 hatten Conjunctivalver- 
narbung und von diesen beiden einer ausserdem auf dem einen Auge ein Ulcus corneae. 

2 Im Zeitraum der Jahre 1892—97 (nur noch Privatpraxis) betrug der Procentsatz 
der Granulosen ca. 0,28 %.. 

19* 


— 292 


an die betreffenden Schullocalitäten und ganzen Schulverhältnisse gebunden 
war und alle Kinder gleichmässig betraf. Es hat sich in der Mehrzahl 
der Fälle offenbar nicht um eine echte Conj. granulosa (trachomatosa) ge- 
handelt, sondern um eine hochgradige Con). follicularis; dabei liefen aber 
auch Fälle echter Conj. granulosa unter, oder Fälle von Con). follicularıs 
combinirten sich mit einer Conj. granulosa, deren letzter Ausgangspunkt 
aber nicht die Schule, sondern das Haus bildete, soweit dort die weiter 
unten zu beschreibenden Brutstätten der echten Conj. granulosa vorhanden 
waren. Wenn die pathologische Anatomie bis heute noch keine strenge 
Unterscheidung zwischen Con). follicularis und Conj. granulosa machen kann 
(vgl. RAHLMANN, V. GRAEFE’s Archiv Bd. XXIX. 2, 1883, S. 155), so muss 
gleichwohl der praktische Augenarzt zwischen beiden Krankheitsformen 
unterscheiden; denn die Conj. follicularis ist eine ungefahrliche Krankheit, 
die Conj. granulosa aber nicht (vgl. GRAEFE u. SämıscH, Bd. IV). Damals 
liess sich aber in der That nur schwer eine scharfe Grenze zwischen Con). 
follicularis und Conj. granulosa ziehen. Jedenfalls sind aber meine Procent- 
zahlen betreffs Vorkommen der Conj. granulosa in den ersten Jahren meiner 
Frankfurter Thätigkeit (vgl. Tabelle I) zu hoch und Fälle von hochgradiger 
Conj. follieularis mit unterlaufen. — Welches waren nun die Schädlichkeiten 
der damaligen Schulverhältnisse? Es kann keinem Zweifel unterliegen, 
dass der tägliche Aufenthalt in einer unreinen, mit Staub, reizenden Fremd- 
körpern und unsauberen Ausdünstungen erfüllten Luft reizend auf die 
Bindehaut zumal bei Kindern, deren Schleimhäute noch nicht die Wider- 
standsfähigkeit der Erwachsenen haben, wirken muss und allmählich die 
Entstehung von Follikeln herbeiführen kann, und in solchen Verhältnissen 
befanden sich damals die Schulen, aus denen die zahlreichen Fälle schwerer 
Conj. follicularis stammten. Ein Gang durch die Räume der Sachsenhäuser 
Dreikönigsschule vor den Sommerferien 1862 — die Schule wurde von 800 
auf 10 Klassen vertheilten Schulkindern besucht — ergab, wie damals 
gemachte, mir zur Zeit im Original vorliegende Notizen berichten, Folgendes: 
„Beim Eintritt in eine der Klassen fallen vor Allem die mit Schmutz be- 
deckten, an einzelnen Stellen verfallenen Wände auf; diese, zu unterst aus 
einer Lehmschicht bestehend, über welche ein Kalkanstrich, mit verschie- 
denen Farben besprenkelt, weggeht, senden ganz besonders von jenen 
baufälligen Stellen aus eine feine, durch ihren Kalkgehalt ätzende Staub- 
masse aus, die, mit der Zimmerluft auf’s Innigste vermischt, in die feinsten 
Ritzen und Fugen sich einsetzt, alle Geräthschaften, wie Tische und Bänke, 
mit einer dünnen Schicht bedeckt, und besonders durch das Stossen der 
zerstörungslustigen Jugend an jene Stellen stets frisch erzeugt, allen Ren, 
lichkeitsversuchen widersteht. Werfen wir im Vorübergehen einen Blick 
auf die Schulfenster, so möchte wohl Niemand auf den Gedanken kommen, 
dass die Fensterrahmen einmal weiss angestrichen waren; der Schmutz 
hat dieselben grau und schwarz gefärbt. Besonders fallen hier und an 


— 293 — 


den Wanden in dem Schmutz zahlreiche dunkle Flecken auf, die sich bei 
der mikroskopischen Untersuchung als Pilzbildungen herausstellen. Dazu 
gesellen sich in den Ecken und Winkeln, sowie zwischen den Fugen der 
Fenster, zahlreiche Spinnengewebe.“ 

In solchen, mit scharfem Staube erfüllten, oft noch dazu schlecht be- 
leuchteten Schulräumen sassen damals die Kinder, 80—90 pro Klasse, bis 
zu 6 Stunden täglich, eingepfercht zwischen eng aneinander geschobenen, 


o 
Cussel 


Marburg 
o Giessen 
Cb wy 
o o 
then ` 
Coblens 


o 
Darmstadt 
Gr. Hessen 


{ Starkenbury) 





z 
= 
S, 

m 
m 


GE a e qs 
Ge 


noch ganz unpassenden Schultischen. In welchem Dunste mögen damals 
Schüler und Lehrer gesessen haben, wenn die Kinder, nicht alle an strenge 
Reinlichkeit gewöhnt, vom Regen durchnässt oder im Sommer schwitzend, in 
der Schule ankamen? Wer unsere heutigen Schulpaläste in Frankfurt sieht, 
hat keine Ahnung mehr von den damaligen Schulverhältnissen und ihren die 
Gesundheit schädigenden Folgen. Der Fortschritt der heutigen Schulhygiene 
hat ein für alle Mal die Entstehung solcher Schulepidemien von schwerer 
Conj. follicularis, wie wir sie damals sahen, zur Unmöglichkeit gemacht. 





294 


Tabelle IL. 











Heimnthsverbältniäne 


— r a i ae ee ef, = 





Privat-Patienten 














Klivik- Patienten | 

| 1862-12 1872—82 | 1882-92 1862— 92 | 1862—92! 
Frankfart a. M. . .. . . . . . || 2763= 25,03%, | 5349= 28,44%, | 9408 = 28,51%, | 17515 = 26 SE ers 63,16%, 
Grossherzogthum Hessen?. . . . . | 8285 29,76 6645 29,12 7352 22,30 | 17282 25,85 6799 9,20 
Kurhessen? . . 2 2. 1 1 | 1689 15,30 | 4818 18,93 6379 19,35 | 12886 18,53 6221 9,87 
Nassau... aa 1528 13,84 2991 13,11 4637 14,06 9156 13,70 2151 8,41 
Hessen-Homburg . . . . . . . . | 185 1,22 5302,82 395 1,20 1060 1,58 | 1425 2,26 
Bayem `. ooa f 468 419 1022 4,48 1760 5,34 3245 4,86 || 1337 2,12 
Baden. . . . ~~... . ss. | 101 0,91 220 0,96 471 1,43 792 1,19 366 0,58 
Württemberg . . . 2: 2.2.20. 109 oan 237 1,04 427 Lë | T33 116 || 284 0,45 
Uebriges Deutschland . . . . . . | 498 4,51 1034 4,53 1636 4,96 3168 4,74 1364 2,16 
Ausland . 2 2222. | 213 1,93 890 171 484 1,47 1087 Lë 1995 ug 
Unbekannt: woher? . . . . . . . | 255 231 80 0,35 31 0,09 | 8366 0,55 j 2283 3,62 





SS 
` 


| 11039 = 100,00%, | 22818 = 100,00 %/, | 32975 = 100,00% | 66880 = 100,00 °/, |, 68035 = 100,00 ", 


! In den drei Jahrzehnten 1862—72, 1872—82, 1882—92 zeigen die Procentzahlen der Privatpraxis kaum merkliche Differenzen. 

? Die Eröffnung der Marburger ophthalmologischen Klinik 1871 hat keinen Einfluss auf den Zufluss von Patienten aus Kurhesscn 
geübt; dagegen scheint dies in Folge Eröffnung der ophthalmologischen Klinik in Giessen 1877 der Fall gewesen zu sein. Das ist auch ganz 
natürlich, da Giessen ja näher an Frankfurt liegt, wie Marburg. 


— 295 — 


Wenn mir hier in Frankfurt im Zeitraum der Jahre 1862 bis 1892 
über 5000 mit Conj. granulosa behaftete Patienten durch die Hände ge- 
gangen sind (vgl. Tabelle I), so spielt dabei die Stadt Frankfurt a. M. selbst 
die geringste Rolle; denn die hier ansässige Bevölkerung selbst hat die 
geringste Zahl granulös Erkrankter geliefert. Frankfurt a. M. ist ein Central- 
verkehrspunkt für einen weiten Kreis seiner Umgebung; es liegt mitten 
zwischen Nassau, Grossherzogthum Hessen (Provinz Oberhessen im Norden, 
Provinz Starkenburg im Süden) und Kurhessen, welches einen südlichen 
Ausläufer bis an die Grenzen Frankfurts heranschickt (vgl. die Fig. S. 293). 


Dazu kommt, dass im Anfang der sechziger Jahre ausser in Frankfurt 
augenärztliche Hilfe nur noch in Wiesbaden, Mainz und Darmstadt zu 
finden war.! Nördlich der Mainlinie in Hessen-Homburg, Oberhessen, Kur- 
hessen bis nach Cassel hin, ja auch nach bayrischer Seite war weithin keine 
augenärztliche Hilfe zu finden. Für diese weite Umgebung bildete damals 
Frankfurt auch den Centralpunkt fir die Hilfe suchenden Augenkranken. 
Ein Blick auf die Heimathsverhältnisse meiner unbemittelten klinischen 
und wohlhabenderen Privatpatienten (Tabelle II) lehrt, dass das Material 
meiner Klinik nur zu 26°/,, meiner Privatpraxis dagegen zu 63°/, aus 
Frankfurt selbst stammt, dass ferner mein klinisches Material aus dem 
Grossherzogthum Hessen gerade so gross war, wie das aus Frankfurt selbst 
(26°/,), woran sich dann Kurhessen mit 18?/,°/,, Nassau mit nahe 14°/, 
reiht, während die entsprechenden Zahlen meiner Privatpraxis 9°/, aus 
Grossherzogthum Hessen, ca. 10°/, aus Kurhessen und ca. 31/,°/, aus Nassau 
lauten. Wie sehr die Conj. granulosa bei der ärmeren Bevölkerung über- 
wiegt, ist aus Tabelle I klar zu ersehen; sie ūberwiegt hier aber nicht nur 
an Zahl, sondern auch an Schwere der Erkrankung selbst. 


Von den 5193 Granulösen zeigten zur Zeit ihrer ersten Vorstellung 
2670 = 51,41°/, noch keine weiteren pathologischen Fulgezustände an Binde- 
haut und Augapfel, gegen 2523 = 48,59°/,, die solche bereits zeigten. 
Während 3393 = 65,34°/, noch keine Narben in der Bindehaut vorwiesen, 
war dies in den anderen 1800 Fällen = 34,66°/, der Fall. Von den 
1800 Fällen mit Bindehautnarben ergaben 1445 (= 80,28°/,) — gegen 
355 Fälle oder 19,72°/,, in denen sich der Augapfel selbst intact erwies — 
noch weitere pathologische Zustände amı Augapfel selbst; letzteres war bei 
den 3393 Fällen ohne Bindehautnarben nur 723mal der Fall, d. h. 21,31°/, 
gegen 2670 oder 78,69°,, ohne alle weiteren pathologischen Befunde. Die 
1445 Granulösen mit Bindehautnarben und die 723 Granulösen ohne Binde- 
hautnarben zeigten die folgenden Folgezustände: 


1! Eröffnung der sog. Frankfurter Augenheilanstalt 1845; dieselbe kam jedoch erst 
im Jahre 1870 durch den Eintritt des Collegen KRUGER unter eine strengere augen- 
ärztliche Leitung. — Eröffnung der Wiesbadener Augenheilanstalt 1856, der Marburger 
ophthalmologischen Klinik 1871, der Giessener im Januar 1877. 


— 296 —- 








Zusammen: p 
Mit Ohne 
| Bindehautnarben weie mo, 


6771= 46,85%, | 491 = 67,91%), 1168 = 22,40%, 
177 1225 |130 1798 | 307 5,91 









Oberflichliche Hornhautprocesse 

incl. Pannus . ZE 
Ulcera corneae. ; : 
Maculae et Leucomata corneae . 


o Gi 58 802 , 155 2,96 
Leucoma corneae adhaerens . 40 2,77 41 5,67 | 81 1.56 
Staphyloma corneae . : 8? 0,55 33 0,41 11 0,21 
Trichiasis incl. Entropium . . | 435 30,10 0 0 435 8,38 
Atrophia bulbi . . i 114 0% 0 0 ı 1 0,21 


Zu den letzteren 2168 = 41,75°/, aller 5193 Granulösen kommen 
noch 355 = 6,84°/, mit einfachen Conjunctivalnarben ohne weitere Folge- 
zustande, macht zusammen 2523 = 48,59°/, Granulöse mit Folgen, gegen 
2670 = 51,41°/, ohne alle solche (vgl. oben). Aus den letzten 19 Jahren 
(1873—1892) steht mir aus 17 derselben, d. h. 1873—1888, ferner 1839 
bis 1890 und 1891—1892 eine vergleichende Statistik der Granulusafälle 
und deren Folgen in Privat- und Armenpraxis zur Verfügung (vgl. Tab. II). 


Tabelle II. 
Vergleichende Uebersicht der Gem le in der Privatpraxis und Klinik. 





448 Granulosa- | 2376 Granulosa- ' M 
falle (Privat) falle (Klinik) = fille. osa- 


— — —. 














Oberflächliche Hornhautprocesse | | 
incl Pannus. ...... 49 = 10,94%), | 660 = 27,78%, , 709 = 25,11%% 
Ulcera corneae e 3 18 4,02 161 6,78 | 179 6,34 
Maculae et Leucomata corneae . | 11 2,45 104 4,38 | 115 4,07 
Leucoma corneae adhaerens . . ! 9 2,01 31 1,30 | 40 1,42 
| 
| 


Staphyloma corneae . g 0 0,00 35 0,18 | 3 0,11 
Einfache Conjunctivalnarben . 26 5,80 203 8,54 229 8,11 


Conjunctivalvernarbung und con- | 
secut. Trichiasis incl. Entropium 18 4,02 326 13,72 | 844 12,18 


Conjunctivalvernarbung u. Atro- 


| 


phia bulbi on 0,45 97 038 | 11 0.89 


| 133 = 29,69%, 1497 = 63,00%, 1630 = 51,72°,, 


Keine weiteren Folgen zeigten . || 815 7031 879 8700 |I1194 42,28 


|| 448 =100,00%, | 2376 =100,00%, || 2824 = 100,00° , 


1 In einem Falle Panophthalmitis purulenta der andern Seite. 

2 Smal einseitig mit Erblindung, 1mal Leucoma corneae andererseits und 1mal 
Macula corneae andererseits. 

3 1mal Leucoma corneae adhaerens andererseits. 

* 6mal einseitig und 5mal doppelseitig. — Einseitige Erblindung kam 10mal zur 
Beobachtung (1mal Pancophth. purul, 3mal Staphyloma corn. tot. und 6mal Atrophia 
bulbi), doppelseitige 5mal durch Atrophia bulbi. 

® Einseitig mit Erblindung. *Einseitig. 7 5mal doppelseitig und 4 mal einseitig. 





— 297 — 


Daraus ergiebt sich auf das Klarste die weit intensivere Erkrankung auf 
Seiten der unbemittelten klinischen Patienten gegeniiber der der Privat- 
patienten. — Im Bereiche des Frankfurter Gebietes selbst kamen, voraus- 
gesetzt dass die Granulosa hier ebenso verbreitet sei, wie in der weiteren 
Umgebung, was aber in der That nicht zutrifft, auf 100 Patienten die 
folgenden Granulosafalle: 


Privat | Klinik | Zusammen 
1862—67 I 112%, 288% 600, 
1867—72 i 0,65 16 | 2,11 
1872—17 i 0,54 1,15 1,69 
1877—82 | 0,40 0,76 1.16 
1882—87 | 0,20 0,53 | 0,73 
1887—92 ou 0,39 | 0,50 

| 8,02 % | 717%, | 10,19 °/, 


Nach dem HırsonBErg’schen Schema, d.h. trachomfrei (0) = 1—2°/,, 
(oder 0,1—0,2°/,), leicht behaftet (I) = 10—15°/,, (oder 1—1,5°/,), mittlere 
Verbreitung (II) = 50°/,, (oder 5°/,), starke Verbreitung (III) = 100—200°/,, 
(oder 10—20°/,), war also im Jahre 1862 die Verbreitung der Granulosa 
in Frankfurt selbst = 1,12°/, (leicht behaftet I), und in der Umgebung 
— 2,88°/, (mittlere Verbreitung II), dagegen im Jahre 1892 in Frankfurt 
selbst = 0,11°/, (trachomfrei 0), und in der Umgebung = 0,39°/, (leicht 
behaftet I). Seit 1892 sehe ich in meiner Privatpraxis (Frankfurt incl. 
Umgebung) ca. 0,3°/, Granulése.! Von zwei schweren Fällen des letzten 
Jahres stammt der eine ursprünglich aus Russland, der andere aus Italien. 

Hauptträger der Granulosa in der Umgebung Frankfurts bildeten die 
Tagelöhner und Handwerker, die zu Tausenden in Frankfurt ihren Erwerb 
suchen, und deren Familien. Da es für viele dieser Arbeiter zu mühselig 
war, alle Abend nach Hause zu gehen und Morgens wieder zur Stadt zurück- 
zukehren, so übernachteten dieselben während der Woche in gemeinsamen 
Schlafstellen in der Stadt (sog. Schläferherbergen); erst am Sonnabend Abend 
gingen sie in ihre Heimath, um am Montag früh wieder zur Stadt zurück- 
zukehren. Viele Stadtbewohner der unbemittelten Klasse suchten sich ihre 
eigene Logismiethe dadurch zu erleichtern, dass sie gegen Vergütung Schlafer 
bei sich aufnahmen. Diese raumbeengten, resp. überfüllten Schläferherbergen 
mit unreiner Luft und ungenügendem Lichte, dazu meist in engen, dunklen 
Nebengassen der inneren Stadt gelegen, waren seiner Zeit bei uns die Brut- 
stätten der Granulosa. Hatte einer der Schlifer Granulusa, so ging die 
Krankheit in Folge des gemeinsamen Gebrauches von Waschwasser und 
Handtuch — oft lagen auch zwei Schläfer in einem gemeinsamen Bette 
zusammen, das kostete ja dann nur die Hälfte des Schlafgeldes — bald 


1 Blenn. neonat. gar nur noch 0,18%). 


— 298 — 


auf andere Schlafgenossen über, und diese brachten dann am Sonnabend 
die Krankheit ihrer Familie mit nach Hause. 

Die hochwichtige Folgerung, die aus Tabelle I hervorgeht, 
ist die stetige Abnahme der Conj. granulosa in unserer Gegend. 
Die Ursache dieser Abnahme kann in zweierlei Richtung gesucht werden; 
einmal kann das Vorhandensein einer leicht zu erreichenden sachgemässen 
augenärztlichen Behandlung vermindernd auf die Krankheit eingewirkt 
haben, andererseits kann eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse 
und das Eindringen hygienischer Grundsätze in das grosse Publikum der 
Krankheit den Boden entzogen haben. Einen an Trachom leidenden Arbeiter 
gründlich zu heilen, ist kaum möglich; ihn Monate oder gar Jahre lang 
bis zur völligen Heilung in einer Anstalt zu halten, geht nicht an, denn 
wovon sollte seine Familie während dieser Zeit leben? Ein solcher Patient 
kommt nur so lange zur Behandlung, als ihn sein Augenleiden dazu zwingt; 
fühlt er sich gebessert, so entzieht er sich der weiteren Behandlung, bis 
ein Rückfall ihn wieder zum Augenarzte treibt; und während der ärztlichen 
Behandlung muss womöglich fortgearbeitet und in den ungesunden Schlaf- 
räumen weiter Unterkunft gesucht werden. Meine Granulosa-Stammkunden 
sind wohl nur zum geringeren Theil gründlich ausgeheilt worden, wenn 
auch die zeitweise sachgemässe Behandlung verhütet hat, dass ihr Augen- 
leiden den schlimmsten Ausgang genommen hat; sie sind so wenigstens 
arbeits- und erwerbsfähig geblieben. Ein grüsserer Theil von ihnen ist 
wohl mit der Zeit allmählich abgestorben; dagegen ist ein neuer Zuwachs 
an Erkrankungen immer geringer geworden, weil sich die hygienischen 
Verhältnisse besserten, bezw. die Ansteckungsgelegenheiten gegen früher 
immer mehr verschwanden. Die alten schlimmen Schlafstellen erfuhren 
mannigfache Verbesserungen. Die von der 7. Versammlung des deutschen 
Vereins für öffentliche Gesundheitspflege zu Stuttgart im September 1819 
aufgestellten sieben Thesen, betr. Anforderungen der Hygiene an Kost- 
und Logirhäuser (vgl. Deutsche Vierteljahrsschrift f. öffentliche Gesundheits- 
pflege, Bd. XII, 8. 99 u. 100), haben allmählich in polizeilichen Verord- 
nungen ihren praktischen Ausdruck gefunden. Die für uns Augenärzte 
wichtigste These 5 lautet: „Jedem Quartiernehmer ist mindestens ein Stroh- 
sack und eine starke wollene Decke mit zwei reinen Betttüchern, sowie 
das nöthige Waschgeräth, Waschwasser und wöchentlich ein Handtuch zu 
liefern. Grössere gemeinsame Waschapparate sind nicht zu- 
lässig.“ Bereits im Jahre 1850 verlangte unsere Polizeibehörde für jeden 
Schläfer eigene Waschschüssel und Handtuch (vgl. WILBRAND, Schläfer- 
herbergen. Frankfurt a. M. in seinen hygienischen Verhältnissen und Ein- 
richtungen, Festschrift zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums des Herrn 
Geh. San.-Rath Dr. G. VARBENTRAPP. Frankfurt a M. 1881, S.75). Die 
letzte Polizeiverordnung, betr. das Schlafstellenwesen, vom 30. Juli 1892 
bestimmt genau Bodenfläche (3qm) und Luftraum (10 cbm) pro Schläfer 


— 299 — 


und die übrige Einrichtung der Schlafräume (z. B. für jeden Schläfer eine 
eigene Lagerstätte, für je zwei! Schlafgäste mindestens ein Waschzeug und 
für jeden Schlafgast ein Handtuch, Sorge für Reinlichkeit der Bettüberzüge 
und Betttücher, für Reinhalten der Schlafräume überhaupt u.s.f.). Alle 
diese Vorschriften können indess die in den dunklen Theilen der Stadt ge- 
legenen Schlafstellen noch zu keinen hygienisch vollkommen musterhaften 
Aufenthaltsräumen machen. Ein anderer Umstand hat vielmehr noch weit 
besser gewirkt und einen grossen Theil der alten Schlafstellen ganz über- 
flüssig gemacht; es ist dies ein sehr reger Localbahnverkehr. Seitdem die 
in der Umgebung Frankfurts wohnenden Arbeiter Morgens und Abends in 
billigen Arbeiterzügen zur Stadt hinfahren und wieder in ihren Heimaths- 
ort zurückkehren können, brauchen sie nicht mehr in der Stadt in den 
hygienisch niemals ganz vollkommen einzurichtenden Schlafstellen zu über- 
nachten. Damit ist ein wichtiges hygienisches Ziel erreicht, und die ge- 
nannten Arbeiterzüge erfüllen indirect einen hochwichtigen sanitären Zweck. 
Meiner Ueberzeugung nach ist als Ursache bei der erfreulichen Abnahme 
der Granulosa in unserer Gegend in erster Reihe die Hygiene zu nennen; 
die augenärztliche Kunst und Belehrung des Publikums nimmt erst die 
zweite Stelle ein. 

Möge das, was die hiesigen Verhältnisse lehren, anderwärts Nach- 
abmung finden, damit die Conj. granulosa, diese Landplage der unbemittel- 
teren Arbeiterbevölkerung, allmählich ganz verschwinde! 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


I. Zur Transplantation von Lippenschleimhaut in den Lidrand 
bei Trichiasis und Entropion. 


Von Dr. Israelson in Smolensk. 


Ehe ich auf die Beschreibung der beiden Instrumente eingehe, welche ich 
mir behufs Erleichterung und exacterer Ausführung der Schleimhauttransplan- 
tation construiren liess, möchte ich in Kürze die Art und Weise, wie ich die 
Operation übe, darlegen. Nach gehöriger Ausschwemmung des Conjunctival- 
sackes und Reinigung des Operationsgebietes bringe ich unter das zu operirende 
Augenlid eine Jäger’sche Platte, deren freies Ende dem Assistenten übergeben 
wird. Während dieser nun die Platte auf dem Jochbogen stützt und somit das 
Lid vom Bulbus abhebt, legt der Operateur die Fingerspitzen der drei mittleren 
Finger der linken Hand auf’s Augenlid und zwar dicht an den Rand desselben, 
und indem er mit ihnen die Lidhaut spannt, ectropionirt er den Lidrand. In 
den letzteren sticht er nun ein kleines spitzes Scalpell, und zwar in den linken 
Lidrand am äussern und in den rechten am innern Augenwinkel ein und führt 
den Schnitt möglichst in einem Zuge durch den ganzen Lidrand, in einer Tiefe 


! Das stimmt leider nicht ganz mit obiger These 5. 


-— 800 — 


von etwa 5—6 mm, wobei er sich an der grauen Linie hält, welche sich zwischen 
den Cilien und den Ausführungsgängen der Meibom’schen Drüsen befindet, 
aus denen sich bei Druck auf den Lidrand gegen die Platte eine Reihe weisser 
Talgpfropfe entleeren; wenn er sich hieran hält, so geräth er mit dem Scalpell 
dicht über den Knorpel. Benutzt man ein zweischneidiges Scalpell, so kann 
man dasselbe in die Mitte des Lidrandes einstossen und den Schnitt beiderseits 
verlängern. Von den Endpunkten nun dieses intermarginalen Schnittes führt 
man noch je einen 3—4 mm langen Schnitt nach oben aussen, wodurch der 
später zu implantirende Schleimhautlappen auch den Winkeln des Wundspaltes 
glatt anliegt. Wenn wir nun nach regelrecht ausgeführtem Intermarginalschnitt 
die obere Wundlippe emporheben, so präsentirt sich uns der Knorpel, dessen 
gekrimmte glatie Oberfläche noch deutlicher hervortritt, wenn wir durch einize 
oberflachliche Verticalincisionen das über demselben noch befindliche Zeillgewebe 
beseitigen. Ist der Knorpel sehr verdickt und gekrümmt, so tragen wir von 
demselben eine mehr oder weniger dicke Platte ab, wobei wir noch etwaige 
zufällig zurückgebliebene Haarzwiebeln mit entfernen. Alles dieses geschieht 
bei vollkommener Blutleere, welche durch den Druck der Fingerkuppen auf den 
Lidrand gegen die vom Assistenten fixirte Platte bewirkt wird; Prof. Kuhnt 
hat zu diesem Zwecke, wie ich zufällig erfahren, eine besondere Pincette an- 
gegeben. 

Nun legt man auf die Lidwunde einen Wattetampon und schreitet zum 
zweiten Act der Operation, d. h. zur Ausschneidung des Schleimhautlappens aus 
der Lippe und dessen Implantation in den Lidwundspalt. Zu diesem Zwecke 
habe ich mir zwei Instrumente construiren lassen, eine Pincette zur Fixation 
der Lippen und ein stellbares Doppelmesser. In diese Pincette, welche genau 
wie die Pean’sche Pincette geschlossen wird, wird die Unterlippe und ein Theil 
der Wange eingeklemmt, ohne dem Patienten Schmerzen zu bereiten, und mit 
dem Doppelmesser wird innerhalb des Pincettenfensters ein Schleimhautlappen 
von der gewünschten Länge und Breite ausgeschnitten. Früher benutzte ich 
zu diesem Zwecke die Knapp ’sche Lidpincette und ein einfaches Scalpell, doch 
glitt das Knapp’sche Instrument häufig von der Lippe ab und war ausserdem 
das Manipuliren mit der Schraube beim Fixiren und Abnehmen der Pincette 
sehr störend; andererseits hinderte der horizontal vorstehende Pincettengriff beim 
Operiren und war die Platte der Pincette nicht breit genug, um einen genügend 
breiten Lappen auszuschneiden, so dass die Pincette jedesmal abgenommen und 
seitlich verschoben werden musste. Alle diese Mängel sind durch meine Pincette 
beseitigt, da das Zangenmaul aus zwei gleich grossen gefensterten und an ihren 
untern Flächen gerieften länglichen Vierecken besteht, mithin nicht abgleiten 
kann, ferner die Lippe ohne jegliche Schraube, genau wie ein Blutgefäss mit 
dem Pean, eingeklemmt wird; die Schleimhaut endlich nicht so gedehnt wird, 
so dass der Lappen, nachdem er ausgeschnitten worden, sich nur um ein Ge- 
ringes verkürzt, während bei Fixation der Lippe mit den Fingern, so wie ich 
das auch gemacht, die Schleimhaut derartig gedehnt wird, dass nach Aus- 
schneidung des Lappens derselbe sich dank seiner Elasticität um fast die Hälfte 
verkürzt und verschmälert. 

Ausserdem ermöglicht die Pincette das Operiren bei totaler Blutleere und 
gestattet das Anlegen einer sauberen fortlaufenden Naht, ohne vom herab- 
fliessenden Blute hierbei gestört zu werden. 

Die Branchen des Instrumentes sind im rechten Winkel zum Zangenmaule 
abgebogen und hängen somit am Kinn herab, so dass sie weder das Operations- 
gebiet verdecken, noch beim Operiren und Nähen hinderlich sind. Endlich ist 


— 3801 — 


das Maul der Pincette so breit, dass es vollstandig fir die Bildung eines Lappens 
von der Breite des Lidrandes ausreicht. Hat man zwei Augen zu operiren, 
so wird die Pincette nach einander in beide Mundwinkel eingesetzt, so dass 
jederseits ein Lappen gewonnen wird. Was das Doppelmesser anlangt, so ist 
ein solches zu demselben Zwecke schon angegeben, doch ist mein Messer ver- 
stellbar, was wesentlich ist, da der Lappen breiter oder schmäler zu nehmen 
ist, je nach der Krümmung der Lider, der pathologischen Verdickung des Lid- 
randes und der Anzahl der unregelmässig wachsenden Cilienreihen. Mit einem 
einfachen Scalpell lässt sich nie ein so gleichmässiger Tappen ausschneiden, 
welcher Umstand aber von Wichtigkeit ist für die gute Einheilung desselben 
in den intermarginalen Spalt. 

Nachdem ich mir nun mit Hilfe dieser beiden Instrumente in der beschrie- 
benen Weise den Lappen von der gewünschten Länge und Breite umschnitten, 





löse ich denselben von seiner Unterlage mit Hilfe der Couper’schen Scheere 
ab, lege ihn auf den Zeigefinger der linken Hand und entferne die noch daran- 
hängenden Drüschen und Fetträubchen, so dass der Lappen gleichmässig dick 
wird; er darf nicht zu dünn genommen werden, da er, falls er ausschliesslich 
aus der Epithellage besteht, keine hinreichende Stütze für den Lidrand bildet. 
Auch muss man ihn 1—2 mm breiter als erforderlich ausschneiden, da er sich 
in Folge seiner Elasticität stets um ein Geringes verkürzt und verschmälert. 
In der ersten Zeit schnitt ich ca. 1cm breite Lappen aus, die auch etwas länger 
als der Lidrand waren, doch klagten die Patienten über eine beständige Schwere 
in den Lidern, so dass ich jetzt nur Lappen von 5—6mm Breite nehme und 
keine schlechten Resultate erzielte. Den so erhaltenen Lappen bringt man in 
eine Schale mit 1°/, Chlornatrium- oder 2°/, Borlösung und überträgt ihn, 
nachdem man vorher die Lippenwunde vereinigt, in den sorgfältigst von Blut- 
gerinnseln gereinigten intermarginalen Wundspalt derartig, dass die Ränder des 


— 302 --— 


Lappens möglichst die Ränder des Wundspaltes berühren. Hierauf wird ein 
doppelt zusammengelegtes sterilisirtes und der Länge des Lides entsprechendes 
Stückchen feuchter Gaze unter das Lid gebracht und der überstehende Theil 
derselben auf das Lid hinübergeschlagen, so dass der Lappen von der Gaze 
bedeckt und mittelst derselben fixirt wird. Dann wird noch eine Schicht 
sterilisirter feuchter Watte darauf gelegt und ein leichter, 10—15 Minuten 
andauernder Druck auf’s Lid ausgeübt, theils um die Blutung zu stillen, theils 
um den Lappen in seiner Lage zu fixiren, da schon 15 Minuten zur ober- 
flächlichen Verklebung desselben mit seiner Unterlage hinreichen und hierdurch 
einer Verschiebung des Lappens vorgebeugt wird. Damit der feuchte Verband 
nicht trocken wird und nicht mit dem Lappen verklebt, wird er mit einem 
undurchlässigen Stoff bedeckt, um zu verhüten, dass beim Verbandwechsel der 
noch schwach an seiner Unterlage haftende Lappen nicht mit abgelöst wird. 
Ich babe in keinem meiner Fälle den Lappen in die Lidwunde eingenäht, weil 
ich befürchtete, dass zu viel Nähte anzulegen wären, damit der Lappen sich 
nicht verziehe und seine Ernährung in Folge dessen leiden dürfte. Prof. Kuhnt 
hat in letzterer Zeit kleine Klemmen angegeben, welche Schleimhaut an Haut 
fixiren und auf diese Weise ein präcises Annähen des Lappens mit wenigen 
Nähten ermöglichen, ohne dass er sich nachher verzieht. 

Der erste Verbandwechsel geschieht nach 2—3 Tagen, wobei der Verband 
äusserst behutsam entfernt‘ und durch ein mit Borvaseline bestrichenes Gaze- 
stückchen, welches alle 2 Tage erneuert werden muss, ersetzt wird. Am 8. 
bezw. 9. Tage wird der Verband ganz weggelassen und der Lidrand stets ein- 
gefettet erhalten, um den zarten Lappen vor Eintrocknung und Maceration durch 
T'hränen zu schützen. In der ersten Zeit sticht der Lappen von seiner Um- 
gebung durch seine Röthe ab und ist stets mit Schuppen bedeckt, da sein 
Epithel sich fortwährend abstösst, ja in ganzen Platten abziehen lässt. All- 
mählich wird der Lappen blasser, nimmt den Charakter der Epidermis an und 
gewinnt den Farbenton seiner Umgebung, so dass etwa nach einem halben 
Jahre jede Farbendifferenz ausgeglichen ist. Wer sich über die feineren Details 
dieser Metamorphose instruiren will, den verweise ich auf die classische Arbeit 
„Ueber Schleimhauttransplantationen“ von Lapieschko, seiner Zeit Assistent 
des Prof. Chodin in Kiew. 

Es erübrigt mir noch zum Schlusse darauf hinzuweisen, dass die beschriebene 
Operationsmethode, was Effect und Recidivlosigkeit anlangt, sich weitaus besser 
als die vielen anderen, bis vor 3 Jahren von mir geübten Methoden bewährt 
hat. Von acht Patienten, welche ich nach 1—2 Jahren wiederzusehen Gelegen- 
heit gehabt, zeigten nur zwei in den Lidwinkelu ein bis zwei Härchen, welche 
ich durch Electrolyse beseitigte. Die pannösen Hornhäute hatten sich bei An- 
wendung der Massage mit Pagenstecher’scher Salbe in den meisten Fällen 
auffallend gut aufgehellt.e. Wenn ich meine, wenn auch noch etwas bescheidenen 
Erfahrungen — ich habe bisher 42 Fälle nach dieser Methode operirt — zu 
Rathe ziehe, so kann ich sowohl den Specialcollegen, als auch den Landärzten 
nur dringend rathen, sich dieser nicht allzu schmerzhaften — ich operire stets 
ohne Narkose — und sowohl funetionell als auch kosmetisch die besten Resultate 
aufweisenden Methode in allen Fällen von Trichiasis zu bedienen. Die von mir 
angegebenen zwei Instrumente sind erhältlich bei Windler in Berlin und bei 
Schwabe in Moskau. 


—- 303 — 


II. Augenspiegeln an sich selbst (Auto-Ophthalmoskopie). 
Von Karl Wessely, Cand. med. 


Eine Methode zur Betrachtung des eigenen Augenhintergrundes ist, wie 
bekannt, zuerst von Coccius angegeben worden. Derselbe machte jedem Auge 
den eigenen Hintergrund sichtbar, indem er die Pupille desselben zur Hälfte 
durch einen vorgehaltenen Planspiegel deckte und diesen so zugleich zur Be- 
leuchtung und Betrachtung des Augenlintergrundes benutzte. Später gab 
Proskauer ein Verfahren an, bei welchem das rechte Auge den Hintergrund 
des durch eine vorgesetzte Convexlinse myopisch gemachten linken in einem 
im Fernpunkte desselben befindlichen Spiegel betrachtet, und umgekehrt. Ver- 
schiedene Stellen des Augenhintergrundes werden dabei durch vorgesetzte Prismen 
von verschieden brechendem Winkel eingestellt. 

Ohne dass ich von diesem Verfahren Kenntniss hatte, bin ich zu einem 
im Prinzipe ähnlichen gelangt, das aber wegen seiner leichteren Ausführbarkeit 
und grösseren Uebersichtlichkeit des Bildes hier vielleicht kurz beschrieben 
werden darf. 

Man bedarf dazu ausser des Augenspiegels keines weiteren Apparates, als 
eines einfachen Winkelspiegels, der sich jederzeit leicht aus zwei beliebigen 





Fig. 1. Fig. 2. 


Spiegeln improvisiren lasst. Ein solcher Spiegel liefert von einem im Winkel- 
raume befindlichen Gegenstande ausser den zwei einmal reflectirten, noch doppelt 
reflectirte Bilder, und zwar innerhalb der Winkelgrössen von 120—90° eins, 
innerhalb der Winkelgrössen von 90—72° zwei. Zur Beobachtung dienen nur 
die doppelt reflectirten Bilder des in den Winkelraum gebrachten Kopfes, und 
zwar hat das rechte Auge das Spiegelbild des linken zu betrachten, und um- 
gekehrt. Hierdurch, und da der Kopf dem Spiegel nicht viel näher als in 


— 304 — 


Leseweite gebracht werden darf, beschranken sich die brauchbaren Bilder auf 
eine Spiegelstellung im Winkel von etwa 95—75°. Stellt man nun eine Kerze 
neben dem Spiegel, und zwar am besten so auf, dass das zu betrachtende Auge, 
z. B. das linke, beschattet, das betrachtende rechte belichtet ist, und halt ver 
letzteres den Augenspiegel so, dass das Licht von den Spiegeln reflectirt in 
die Pupille des linken fällt, so sieht man diese im Spiegelbilde aufleuchten, 
sobald man sich zwingt, sie nur mit dem rechten Auge zu fixiren. Bringt man 
dann eine Convexlinse vor das linke Auge, so ist leicht ersichtlich, dass das 
rechte Auge den Hintergrund des linken im Spiegelbilde zu sehen 
bekommt, genau in der Deutlichkeit und in gleichem Umfange, wie 
man sonst den einer fremden Person im umgekehrten Bilde zu 
erblicken gewohnt ist. Verschiedener Brechungszustand der Augen kann 
dabei naturgemäss der Beobachtung keinen Eintrag thun. 

Ferner ist leicht einzusehen, dass durch Veränderung des Winkels der 
Spiegel in den oben angegebenen Grenzen jeder beliebige Punkt des Augen- 
hintergrundes in den Mittelpunkt des ophthalmoskopischen Bildes gebracht werden 
kann, und zwar nach folgender einfachen Ueberlegung. Für Winkelspiegel gilt 
das Gesetz, dass der einfallende Strahl mit dem zweimal reflectirten einen Winkel 
einschliesst, der doppelt so gross ist, als der Winkel des Spiegels kleiner als 
90° ist. Da nun, sobald man nur mit einem Auge bei geöffnetem andern fixirt, 
sich die Achsen beider Augen parallel stellen, so ergiebt sich, wenn man z. B. 
den Sehnervenkopf in’s Centrum des Bildes bringen will, für den Winkel des 
Spiegels die Grösse 90 — 6, d.h. 84°; denn der Winkel, den der vom Seb- 
nervenkopfe durch den Knotenpunkt des Auges geheude Strahl mit der Augen- 
achse einschliesst, beträgt annähernd 12°. Ebenso kann man durch Drehung 
des einen Spiegels um seine Horizontalachse beliebige nach oben oder unten 
liegende Punkte des Hintergrundes einstellen. Schliesslich ist noch zu erwähnen, 
dass man zur Betrachtung des linken Auges in den meisten Fällen das im 
rechterhand stehenden Spiegel entworfene Bild desselben benutzen muss, nur 
um sehr weit schläfenwärts liegende Punkte in den Mittelpunkt des Bildes zu 
bringen, das im linkerhand stebenden. 

Für Betrachtung des Hintergrundes des rechten Auges erfährt alles dies 
die sinngemässe Umkehrung. 

Fig. 1 erläutert die Anordnung des Versuches. 

Fig. 2 giebt das Bild des Augenhintergrundes, soweit ich ihn mir durch 
dies Verfahren leicht und deutlich habe zu Gesicht bringen können. 


Journal- Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLII. 2. 

1) Sarcoma chorioideae carcinomatosum s. alveolare melanoticum, 

von Dr. Ernst Neese in Kiew. 

31jähriger Mann. Klinische Diagnose: Phthisis bulbi dolorosa post Irido- 
Chorioidit. Enucleation. Bei der Section fand sich in dem Bulbus ein Tumor, 
welcher von dem hinteren Abschnitte der Chorioidea ausging und hier fest mit 
der Sclera verwachsen war. Die Geschwulst erstreckte sich nach vorne und 
füllte, an Dicke zunehmend, zunächst den unteren Bulbusraum aus, um dann 
nach vorne in geringerer Dicke besonders die mediale Bulbushälfte einzunehmen. 
Zonula und hinterer Linsenpol wurden nicht erreicht, die Netzhaut war fast 








— 305 -- 


überall mit dem Tumor verwachsen. Derzelbe zeigte ausgesprochen alveolären 
Bau, so dass die Frage, ob es sich um ein Carcinom handele, nahe lag. Bei 
genauerer Betrachtung konnte in den grösseren Zellnestern ein feines binde- 
gewebiges Netzwerk nachgewiesen werden, welches besonders an ausgepinselten 
Schnitten deutlicher zu Tage trat. Zum Theil fand sich in jeder Masche nur 
eine Zelle, zum Theil aber Gruppen von flachen epithelartigen Zellen, ganz wie 
beim Carcinom. An anderen Stellen lagen die Zellen in Schlauchform an- 
geordnet, während wiederum besonders in den tieferen Schichten der fibrilläre 
Charakter unverkennbar war. 

Verf. ist geneigt, die Geschwulst vom histogenetischen Standpunkte aus 
für ein Sarcom zu erklären. Für die Annahme einer Metastase lagen keine 
Anhaltspunkte vor. Diese Geschwülste sind sehr bösartig. 

Prof. Leber konnte in verschiedenen Theilen der Geschwulst sowie in der 
Retina und in den Pigmentzellen der Sclera Eisen — aus Blutungen stammend — 
nachweisen. Das Pigmentepithel zeigte, soweit es mit der Chorioidea in Ver- 
bindung war, keine, dagegen da, wo die veränderten Zellen des Pigmentepithels 
neben zahlreichen rothen Blutkörperchen in subretinalem Exsudate lagen, starke 
Reaction. 


2) Ueber eine Bestimmung des Totalbrechungsindex der Linse am 
lebenden Auge, von Dr. E. Berlin in Palermo. 


Verf. suchte durch Ophthalmometrie den Totalbrechungsindex der leDenden 
Linse dadurch zu finden, dass er in weissem und farbigem Lichte den Ort der 
hinteren Linsenfläche und ihres Reflexbildes bestimmte. Auf diesem Wege liessen 
sich die optischen Constanten am Auge ohne Hilfe schematischer Werthe be- 
rechnen. Es ergab sich eine ziemlich genaue Uebereinstimmung mit früheren 
Berechnungen anderer Autoren, besonders Listing und Helmholtz. 


3) Ueber Retinitis haemorrhagica mit nachfolgendem Glaucom, von 
Dr. Stölting, Augenarzt in Hannover. 


65 jährige Frau. Retinitis haemorrhagica; nach kaum 4 Wochen Glaucom- 
anfall. Auf Eserin wechselnder Zustand, 14 Tage später Iridectomie. Danach 
anfangs Besserung, dann Verschlechterung, Steigerung der Beschwerden; 3 Monate 
nach der ersten Vorstellung Enucleation des erblindeten Auges. 

Im Opticusstumpf war die Art. centr. erweitert, die Ven. centr. verengt, 
nichts von Embolie oder Thrombose. In der Netzhaut zeigten die Gefässe ver- 
dickte Wandungen. Die Verdickung beruhte vorzugsweise auf Quellung der 
Media, doch betheiligte sich auch das Endothel und die Adventitia an dem 
Process. Das Lumen der Gefässe war zum Theil auf einen feinen Spalt reducirt 
oder ganz geschwunden. Die Verstopfung wurde durch Kerne, Abköminlinge 
des Endothels, bewirkt. Die Venenwandungen waren vielfach zusammengefallen, 
so dass sie nicht selten die Gefässlücken der Nervenfaserschicht nicht ausfüllten. 
Wagenmann hat die freien Räume um die Blutadern als Lymphspalten be- 
schrieben. Blutungen in allen Stadien, in der Netzhaut, subretinal und selbst 
subchorioideal, die Limitans interna war nicht durchbrochen. Neben den Blu- 
tungen sah Verf. eiweiss- und fibrinreiche Exsudate in der Netzhaut und zwischen 
dieser und der Aderlıaut. Die Stäbchen- und Zapfenschicht zeigte büschelfürmige 
Abhebungen und Vacuolenbildung. Randständige Excavation der Papille Die 
Chorioidea war nicht entzündet, eher atrophisch, Gefässe im Gegensatz zu denen 
der Netzhaut normal. 

20 








— 306 — 


Die Linse war vorgetrieben, die Iris grösstentheils mit der vorderen Linsen- 
kapsel verwachsen. Trotz der engen vorderen Kammer bestand keine Ver- 
wachsung in der Kammerbucht. 

Eine Erklärung der krankhaften Erscheinungen kann vorläufig nicht ge- 
geben werden, man kommt über Vermuthungen nicht hinaus. 

4) Beobachtungen über hochgradige Kurzsichtigkeit und ihre operg- 
tive Behandlung, von Dr. Franz Otto, Stabsarzt im 9. Kgl. sächs. Inf.- 
Reg. Nr. 133 in Zwickau. (Aus der Universitäts-Augenklinik zu Leipzig.) 

Sehen wir hier von anderen Einzelheiten der ausführlich behandelten Ge- 
schichte der Myopie-Operation ab, so verdient doch hervorgehoben zu werden, 
dass Ad. Weber bereits im Jahre 1854 in Heidelberg über die Linsen-Enntfernung 
bei hochgradiger Kurzsichtigkeit einen Vortrag hielt, aber auf energischen Wider- 
spruch seitens von Graefe’s stiess. Das Verfahren gerieth in Vergessenheit, 
nachdem es bekanntlich auch von Donders scharf verurtheilt worden war. 
Es ist Fukala’s Verdienst, dasselbe gewisserinaassen wieder entdeckt und auf 
Grund beachtenswerther eigener Erfahrungen von Neuem zur Discussion gestellt 
zu haben. Weiter reicht Fukala’s Verdienst nicht. 

Bei der Besprechung der Untersuchungsmethoden hochgradig kurzsichtiger 
Augen betont Verf. unter Hinweis auf die bekannten Ungenauigkeiten der 
Prüfung mit Gläsern und der objectiven Untersuchungsmethoden die Vorzüge 
der ftrecten Bestimmung der Fernpunktslage. Er hat für diese Bestimmung 
einen eigenen Apparat construirt, welcher in der Leipziger Klinik gebraucht 
wird und sich gut bewährt. Der Apparat kann auch bei der Anwendung des 
Schweigger’schen electrischen Augenspiegels benutzt werden und macht durch 
seine Einrichtung den sonst unentbehrlichen Assistenten überflüssig. 

Ueber die Einzelheiten des Befundes, der Operation, des Heilungsverlaufs 
und des Resultats von 85 Fällen wird eingehend berichtet. In einem kurzen 
Hinweis auf 9 weitere, nach Abschluss der Arbeit operirte Fälle wird hervor- 
gehoben, dass bei zwei Patienten von 48 und 51 Jahren die der Discission 
folgende Linsenquellung ohne üble Zufälle verlief. 

Dass die Operation, wie geschehen ist, als Prophylacticum gegen Solut. 
retin. angesehen werden kann, stellt Verf. in Abrede, andrerseits hält er es 
aber auch nicht für erwiesen, dass sie, zumal wenn bei der Ausführung Glas- 
körperprolaps vermieden wird, die Entstehung der Solut. retin. begünstigt. Man 
hüte sich auch hier vor dem „post hoc ergo propter hoc“. Statistische Berech- 
nungen führen zu dem Resultat, dass Solut. retin. bei operirten Augen nicht 
häufiger vorkommt (etwa 4°/,), als bei nicht operirten Augen, und dieses Ver- 
hältniss darf noch eher zu Gunsten der Operation gedeutet werden, weil unter 
den operirten Augen sich relativ höhere Grade von Myopie vertreten finden. (?) 

Der besonders von Donders betonte Ausfall der Accommodation ist bei 
aphakisch gewordenen, hochgradig myopischen Augen nicht von Bedeutung. Die 
Zerstreuungskreise sind an sich nicht so störend, wie bei früher emmetropischen 
Augen, und ausserdem ist der Myop in Folge der Uebung sehr geschickt im 
Verarbeiten von Zerstreuungskreisen. Ein in Leipzig Operirter las ohne Cor- 
rection Jäger 6 in 21—38cm, eine Dame mit + 6,0 Jiger 6 in 20— 44cm. 

Vielleicht wirkt die Operation hemmend auf die progressive Myopie, jeden- 
falls werden die als besonders schädlich geltenden Einflüsse, die Accommodation 
und die starke Convergenz, durch die Operation aufgehoben bezw. vermindert. 
Verf. konnte in keinem Falle nach der Operation späterhin eine nennenswerthe 
Zunahme der Refraction nachweisen, in einigen Fällen sogar eine Abnahme, 





~~ 807 


doch waren die Differenzen so gering, dass sie in den Bereich der Beobachtungs- 
fehler fallen. 

Dass die Operation die Entstehung von intraocularen Blutungen begünstigt, 
ist mindestens zweifelhaft. Man ist nicht berechtigt, eine auch in nicht operirten 
Augen häufiger vorkommende Störung ohne Weiteres der Operation zuzuschieben. 

Die Gefahren der Operation sind heute von geringem Belang und werden 
sich noch mehr vermindern, wenn man bei jugendlichen Individuen nur die 
Discission verrichtet. Dass bei erheblichen Veränderungen am Augenhinter- 
grunde der Erfolg der Operation relativ gering ausfällt, liegt auf der Hand, 
aber auch in solchen Fällen kann das Orientirungsvermögen sich bedeutend heben. 

Das in Leipzig übliche Verfahren besteht in ausgiebiger Discission und 
nachfolgender Linear-Extraction mit der Lanze. Stärkere Linsenquellung erfordert 
Atropin und als Radicalmittel die sofortige Extraction. Glaskörperprolaps ist 
möglichst zu vermeiden, lieber überlasse man etwa zurückbleibende Linsenmassen 
der Spontanresorption. Die Iridectomie sollte umgangen werden, sie ist niemals 
geboten und wirkt kosmetisch wie optisch ungünstig. Bei hochgradigen Myopen 
scheint ein eigentlicher Sclerosirungsprocess der Linse auszubleiben, so dass das 
geschilderte operative Verfahren auch in höherem Lebensalter ausführbar ist. 
Unter besonderen Umständen mag man die periphere Linear-Extraction nach 
vorausgeschickter Iridectomie, wie Sattler es sehr vereinzelt thut, vorziehen. 
Bei jugendlichen Individuen dürfte es genügen, wenn man nur discindirt und 
die Resorption abwartet. 

Der optische Werth der extrahirten Linse entspricht nicht dem bei der 
üblichen Refractionsbestimmung gefundenen corrigirenden Concavglase, sondern 
ist wesentlich höher. Irrthümlicherweise hat man angenommen, dass die Linsen 
hochgradig myopischer Augen erhöhte Brechkrait besitzen. Die Brechkraft der 
Linse ist nicht cunstant, sondern schwankt bei Augen jeder Refraction innerhalb 
einer gewissen physiologischen Breite. Nach Donders bewegen sich die zur 
Correction der Aphakie emmetropischer Augen erforderlichen Gläser zwischen 
12,3 und 10,5 D, 13,5mm vor dem Auge gehalten. Nehmen wir an, dass 
der Knotenpunkt 7,5 mm hinter der Cornea liegt, so würden diese Zahlen den 
optischen Werth der in situ befindlichen Linse = 16,75 — 13,6 D ergeben. 
Verf. fand durch Rechnung, dass die Brechkraft der Linsen hochgradig myopischer 
Augen im Durchschnitt nicht grösser ist. Diejenizen Autoren, welche die Brech- 
kraft nach der Differenz der vor und nach der Operation erforderlichen corri- 
girenden Glaser bestimmten, mussten zu falschen Resultaten kommen, weil sie 
den Abstand der Gläser vom Auge nicht berücksichtigten. (?) 

Im Allgemeinen eignen sich zur Operation Myopen, welche ein Glas von 
über 14 D tragen müssten. Ausnahmen mögen gestattet sein, doch dürften Augen 
unter 10 D kaum zur Operation kommen. Die Ausdehnung, welche Mooren 
der Myopie-Operation gegeben hat, kann nicht gebilligt werden. Scheer. 


II. Annales d’oculistique. 1897. April. 

1) Contribution a l’etude de l’oeil et de la vision chez les criminels, 
par Truc, Gaudibert et Rouveyroles. (Examen oculaire et visuel de 
362 jeunes détenus de la colonie pénitentiaire d’Aniane.) 

Die Untersuchungen ergaben nicht das geringste Charakteristicum, das fir 
die criminalistische Anthropologie verwendet werden könnte. Einzig und allein 
fiel die häufige äussere bezw. untere Sichel am Sehnerven auf, ohne dass natür- 
lich hieraus irgend ein Schluss gezogen würde. 


20* 


— 808 — 


2) Le champ visuel périphérique dans lamblyopie toxique, par Salva. 
Verf. ist der Ansicht, dass in gewissen Fallen von toxischer Amblyopie 
nicht nur das maculare Bündel des Sehnerven, sondern auch seine peripheren 
Fasern durch chronisch interstitielle Entzündung zu Grunde gehen, falls eine 
entsprechende Behandlung zu spät eingreift. Ganz besonders disponirt zur peri- 
pheren Erkrankung ist der Sehnerv alter Leute, um die es sich in den mit- 
getheilten Fällen auch handelt. 
3) Les injections sous-conjonctivales de cocaine en oculistigque Op6- 
ratoire, par Santos Fernandez. 
Subconjunctivale Cocain-Injectionen in der Dosis von 0,02 bis 0,04 machen 
in der grossen Mehrzahl der Fälle die Enucleation, Strabotomie und Vorlagerung 
schmerzlos. Sicher wird dies erreicht durch eine Dosis von 0,05 bis 0,1. 


4) L’origine nasale des affections oculaires et le cathétérisme des 
voies lacrymales, par Conétoux. 


5) Cataractes primitives et secondaires spontanément guéries, par 
Bitzos. 

Der 60jährige Kranke, dessen Sehvermögen seit einigen Jahren allmählich 
gesunken war, hat jetzt mit + 101) volle S des rechten Auges. Das Pupillar- 
«ebiet ist im unteren Theil von einer grauen Sichel eingenommen. Die S des 
Jinken Auges, dessen Pupille ebenfalls eine freie T,ücke zeigt, hebt sich auch 
langsam. Es handelt sich also um die spontane Resorption eines weichen 
Stares bezw. seines Nachstares. 


Es folgen Sitzungsberichte. 


Mai. 
Sitzungsberichte. Moll. 


III. Archives d’ophtalmologie. 1897. April. 


1) Leucosarcome de liris, par van Duyse et van Schevensteen. 
Den sieben bisher in der Literatur bekannten Fällen von Leucosarcom der 
Iris fügen Verff. den achten hinzu. Mikroskupische Einzelheiten siehe im Original. 


2) La dissociation de la vision binoculaire chez quelques tabiques 
et quelques hystériques, a propos d'un cas d’amaurose monocu- 
laire hysterique, par Antonelli. 


3) Les effets visuels des defauts de refraction, par Georges J. Bull. 

Verf. hat, um die subjectiven Wahrnehmungen der Ametropen den Probe- 
buchstaben gegenüber nachzuahmen, eine Serie von photographischen Aufnahmen 
der Snellen’schen Tafeln lateinischer Schrift gemacht, indem er die phuto- 
vraphische Linse wit den verschiedensten sphärischen und cylindrischen Gläsern 
combinirte. In ähnlicher Weise hat er die Zerstreuungsbilder, in denen punkt- 
formige Tachtquellen erscheinen, zeichnen lassen und sehr anschauliche Repro- 
ductionen erhalten, welche die monoculiire Polyopie Ametroper illustriren. Moll. 


— 309 — 


Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 Augenkranke 
beobachtet. 


2) Der XII. internationale medicinische Congress zu Moskau 
(19.— 26. August 1897) kann als ein grosser Erfolg und als ein Markstein in 
der Culturgeschichte der Menschheit bezeichnet werden. Die russische Regierung, 
die städtischen und anderen Behörden wetteiferten mit den russischen Aerzten in 
Liebenswärdigkeit, Fürsorge, Gastfreundschaft. Die ophthalmologische Section 
war gut besucht, namentlich aus Deutschland, Oesterreich, Russland, weniger 
aus Frankreich, Italien, den Vereinigten Staaten und England. Von den vier 
Referaten wurden drei (Bacteriologie des Auges, Trachom, Myopie-Operation) 
in deutscher Sprache gehalten. Die russischen Aerzte waren so liebenswürdig, 
ım Interesse der Gäste auf den Gebrauch ihrer Muttersprache zu verzichten. 
Für diese und alle anderen Freundlichkeiten sei ihnen auch hier der wärmste 
Dank ausgesprochen. Die Verhandlungen der augenärztlichen Section werden 
in Leipzig schleunigst gedruckt; nach dem Erscheinen des officiellen Berichts 
wird auch das Centralblatt seinen Lesern von den Verhandlungen Kunde geben. 


3) Bern, 28. Juli 1897. 


... mögen Sie mir die Mittheilung gestatten, dass meine Erfahrungen 
beztiglich in die Schweiz gekommener oder dahin gesandter Trachomkranker 
zwar nicht ungünstige, aber auch nicht günstige sind. 

In Trachomgegenden Behandelte, welche, ungebessert oder gebessert oder 
als geheilt entlassen, in die Schweiz kommen, werden in unserem trachomfreien 
Lande weder gebessert, noch geheilt, noch sind dieselben vor Recidiven daselbst 
geschützt. 

Ueber fünf meiner sieben Fälle von 30,000 Augenkranken kann ich Fol- 
gendes berichten: 

Zwei Holländer, welche in Holland während längerer Zeit augenärztlich 
behandelt und kaum gebessert worden waren, wurden mir zugewiesen mit dem 
Wunsche, dieselben möchten in unserer trachomfreien Schweiz Heilung finden. 

Auf meinen Rath hin machten diese Beiden einen dreimonatlichen Aufent- 
halt auf dem für Tuberculöse sehr günstig gelesenen Beatenberg (1148 m ü. M). 
Ich sah dieselben alle paar Wochen. Nach 3 Monaten war ihr Zustand nicht 
schlimmer, aber nicht besser geworden, als bei ihrer Ankunft. 

Ein Herr aus Berlin, der an ziemlich hochgradigem Trachom gelitten hatte 
und von seinem Arzt als geheilt entlassen worden war, hielt sich daraufhin 
etwa 2 Jahre in dem hochgelegenen, sehr keimfreien, den Phthisikern wohl- 
bekannten Davos (1560 m ü. M.) auf und nachher noch einige Zeit in Inter- 
laken (560m ü. M.). 

Gegen Ende seines Aufenthaltes stellten sich deutliche Erscheinungen eines 
Trachomrecidivs ein. 

Eine Dame aus Havre, welche in geringerem Grade an Trachom litt, fing 
nach einem sechswöchentlichen Aufenthalte in der ziemlich hoch gelegenen Lenk 
(1075m ü. M.) an, von ihrem Trachom stärker belästigt zu sein. 

Ein Armenier, welchen ich erst seit Absendung meiner Karte an Sie 
(16. April d. J.) gesehen habe, und welcher im Kaukasus von einem Augenarzte 
behandelt und geheilt worden war und längere Zeit nichts mehr fühlte, zeigt 


> 810 -- 


einen neuen Ausbruch seines Leidens während seines Aufenthaltes in Freiburg 
(592m ü. M.) in der Schweiz. . 

Auf Grund meiner Beobachtungen fasse ich meine Erfahrungen über 
Trachomkranke in der Schweiz kurz in Folgendem zusammen: 

Wer Trachom nicht hat, bekommt es nicht in der Schweiz (aus- 
genommen durch Uebertragung von Ausländern); wer es aber mitbringt, 
wird nicht geheilt und ist vor Verschlimmerung und Recidiven 
daselbst nicht sichergestellt. Emmert. 


4) Rudolf Berlin f. 


Durch den Tod Rudolf Berlin’s hat die Augenheilkunde und unser Vater- 
land einen schweren Verlust erlitten. Ein selbständiger Denker und Forscher, 
der sich seinen eignen Weg gebahnt, ein liebenswürdiger Fachgenosse, ein hervor- 
ragender Augenarzt, ein selbstloser Menschenfreund ist heimgegangen. 

Geboren 1833 zu Friedland in Mecklenburg, machte Rudolf Berlin seine 
ärztlichen Studien in Göttingen, Würzburg, Erlangen und Berlin; er verstand 
das fröhliche Leben des Corpsstudenten mit gründlicher, gediegener Arbeit zu 
vereinigen. 1858 promovirte er in Erlangen mit einer Studie zur Structurlehre 
der Grosshirnwindungen. Seine praktische Ausbildung als Augenarzt erwarb er 
sich in der Privat-Augenheilanstalt von Arnold Pagenstecher zu Wiesbaden. 
Hierauf war er einige Zeit Assistent an der 'Tübinger chirurgischen Universitäts- 
Klinik unter Victor von Bruns. 1861 liess er sich in Stuttgart nieder und 
gründete eine Privat-Augenheilanstal. Zum Lehren kam er verhaltnissmassig 
erst spät; 1875 wurde er, mit dem Titel eines Professors, Docent für ver- 
gleichende Augenheilkunde an der thierärztlichen Hochschule in Stuttgart. Als 
1890 Zehender zu Rostock, der Nestor deutscher Augenheilkunde, in den 
wohlverdienten Ruhestand trat, wurde Rudolf Berlin sein Nachfolger. Mit 
Freuden folgte er dem Ruf in das geliebte Heimathländchen, dessen gemüthliche 
Sprechweise er nie verleugnet; mit Eifer unterzog er sich den Mühen der Eın- 
richtung einer neuen Augenklinik und des Universitäts-Unterrichts: aber nur 
wenige Jahre sollte er sich des neuen Amtes freuen, da ein altes Gichtleiden 
sich mebr und mehr geltend machte. So ist er denn am 12. September 1897 
zu Linthal in der Schweiz, wo er sich zur Kur aufhielt, verstorben. 

Rudolf Berlin hat die Augenheilkunde durch erfolgreiche Experimente 
bereichert und wichtige Krankheitszustände neu und selbständig beschrieben. 
Erwähnt seien die folgenden Arbeiten: 

1. Ueber Iridodesis, Arch. f. Ophth. VI, 2, S. 73—96. 2. Ueber den Gang 
der in den Glaskörperraum eingedrungenen fremden Körper, ibid. XIII, 2, 
S.275—308. 3. Ueber fremde Körper im Glaskorper, ibid. XIV, 2, S. 275—332. 
4. Zur Physiologie der Handschrift, ibid. XXVIII, 2, S. 259— 282. 5. Ueber 
die Anwendung feuchter Wärme bei Diphth. conj., Klin. Monatsbl. f. A. II, S. 259. 
6. Netzhautablösung durch Orbitalabscess, ibid. IV, S. 77. 7. Extraction eines 
Fremdkörpers aus der (tegend des hinteren Poles, ibid. IV, S. 81. 8. Ueber 
Exstirpation des Thranensacks, ibid. VJ, 8. 355. 9. Diagnose der latenten H., 
ibid. VI, S. 420 und VII, 8.1. 10. Ueber den Einfluss starker Convexgläser 
auf das excentrische Sehen, ibid. VII, S.361. 11. Ueber eine Prismenvorrichtung 
zur Messung der seitlichen Abweichung bei Insufficienz, ibid. IX, S. 34. 12. Zur 
sog. Commotio retinae, ibid. XI, S. 42. 13. Zur Sehnervendurchschneidung, 
ibid. XI, 8. 278. 14. Entropium-Operation, ibid. XII, S. 392. 15. Trauma- 
tischer Accommodationskrampf, ibid. XII, S. 461. 16. Amaurotisches Katzen- 
auge beim Pferde, Enucleation, ıbid. XIV, S. 197. 17. Netzhautablösung beim 


wees BU <= 


Pferde, ibid. XV, S.4. 18. Ueber traumatischen Linsenastigmatismus, ibid. 
XV, 8.174. 19. Zur Pathologie und Anatomie der Thranendrise, ibid. XVI, S. 2. 
20. Thrombose der Hirn-Sinus, ibid. XVI, S. 167. 21. Ueber Sehstérung nach 
Verletzung des Schädels durch stumpfe Gewalt, ibid. XVII, S.9. 22. Ver- 
letzung der Sehnerven bei Fractur des Can. opt., ibid. XIX, S. 81. 23. Rechts- 
schiefe Schrift und Körperhaltung, ibid. XX, S. 75. 24. Ueber linkshändige 
Handschriften, ibid. XXI, S. 7. 25. Ueber Tiefenwahrnehmung bei Thieren, 
ibid. XXI, S. 181. 26. Star-Operation an Thieren, ibid. XXV, S. 113. 

Ausserdem verfasste Berlin noch Sonderschriften über Dyslexie, über den 
Einfluss des Schreibens auf Augen und Körperhaltung der Schulkinder, und 
bearbeitete einen Theil der Orbitalkrankheiten für das grosse Handbuch von 
Graefe-Sämisch. Zusammen mit Eversbusch gründete er die Zeitschrift 
für vergleichende Augenheilkunde und hat sich auch auf diesem Gebiete bleibende 
Verdienste erworben. Mustergültig ist seine Abbildung des Augenhintergrundes 
vom Pferde. 

Alle, die das Glück hatten, ihm näher zu treten, namentlich auch die 
älteren Besucher der Heidelberger Versammlungen, werden dem Verewigten 
dauernd ein ehrendes Angedenken bewahren. 


5) Max Burchardt, 


am 15. Januar 1831 zu Naugard in Pommern geboren, auf den Gymnasien zu 
Guben und Schulpforta vorgebildet, trat 1851 in das militärärztliche Friedrich- 
Wilbelms-Institut zu Berlin (die jetzige Kaiser-Wilhelms-Akademie) ein und voll- 
endete daselbst seine Studien unter Johannes Müller, Schlemm, Schönlein, 
Remak, Wolff, Caspar, Langenbeck, Jangken, Albr. v. Graefe, Baren- 
sprung, Schöller. 1855 erwarb er mit einer Studie über die Bauchwassersucht 
den Doctorgrad, 1857 legte er die Staatsprüfung ab. In den folgenden Jahren 
war er in verschiedenen Garnisonen als Truppenarzt beschäftigt, bis er als Stabs- 
arzt an die Charité nach Berlin zurückversetzt wurde. 1864 habilitirte er sich 
als Privatdocent an der Universität zu Berlin und wirkte hierselbst bis 1866; 
darauf wurde er, nachdem er den Feldzug in Böhmen mitgemacht, als Militär-Arzt 
nach Königsberg i. Pr. versetzt, woselbst er sich von Neuem habilitirte. Seine 
Lehrthätigkeit erlitt eine zweite Unterbrechung durch den deutsch-französischen 
Krieg. 1874 wurde er nach Berlin zurückversetzt, woselbst er zuerst als Ober- 
stabsarzt und Chefarzt und erster Garnisonarzt des I. Garnisonlazarethes wirkte; 
1896 schied er aus dem Sanitätsdienst mit dem Range eines Generalarztes. 

Entscheidend war für Burchardt, dass, als die 1870 für A. v. Graefe 
in der Charit6 begründete Universitäts-Augenklinik 1881 in ihr eignes Heim in 
der Ziegelstrasse unter Schweigger übersiedelte, Burchardt zum dirigirenden 
Arzt der Augenabtheilung an der königlichen Charite berufen wurde. Leider, 
zum Schaden des Unterrichts, hatte die Facultät diese günstige Gelegenheit, 
eine zweite Augenklinik zu begründen, wofür Langenbeck, v. Bardeleben, 
E. du Bois-Reymond und Andere warm eingetreten, nicht benutzt. Burchardt 
wirkte als dirigirender Arzt der Augenabtheilung olıne Lehrauftrag. 1890 erhielt 
er den Professor-Titel. 

1895 leitete er nach dem Rücktritt von Georg Lewin zeitweilig dessen 
Klinik bis zur Berufung von Prof. Lesser. Die Berliner Ophthalmologen-Gesell- 
schaft hat er begründet und als erster Vorsitzender bis zu seinem Tode geleitet. 
Er erlag einer Lungenentzündung. 

Max Burchardt war ein vielseitiger Gelehrter. Er bat zwei Gebiete 
studirt und gelehrt, Hautkrankheiten und Augenleiden. 


— 812 —- 


1863, nacb der Erkrankung Baérensprung’s, leitete er die Klinik fir 
Hautkrankheiten und Syphilis bis zur Berufung G. Lewin’s. Ich besinne mich 
noch auf die Antrittvorlesung, die Birensprung’s Verdienste schilderte. Aus 
diesem Gebiet sind seine Arbeiten über eine bei Chloasma vorkommende Pilz- 
krankheit (1859), über Soor und seinen Pilz (1863), über die Behandlung der 
Krätze mit Perubalsam u. s. w., über Schutzpocken-Impfung, über venerische 
Erkrankungen beim Manne. Auch erfand er ein Doppelplessimeter, ‚einen Spray- 
Apparat zur Behandlung von Lungenleiden“. 

Weit zahlreicher sind seine Veröffentlichungen zur Augenheilkunde. Hier 
sind hervorzuheben: 1. Internationale Sehproben (1869 I. Aufl, 1893 IV. Aufl.). 
2. Ein neues Verfahren zur Bestimmung der Refraction im aufrechten Bilde, 
Centralbl. f. pr. Augenlieilk. 1883. Ich lasse eine Liste der anderen Veröffent- 
lichungen folgen: 

3. Ueber den Einfluss, den Sehschwäche und Kurzsichtigkeit auf die Militär- 
Diensttauglichkeit haben, Deutsche militärärztl. Ztschr. 1873. 4. Ueber hohe 
Grade von Sehschärfe, ibid. 1873, Heft 11 u. 12. 5. Die objective Bestimmung 
der Sehweite, ibid. 1874, Heft 3. 6. Zur Behandlung des Keuchhustens, Deutsche 
Klinik. 1874, Heft 41. 7. Eine Modification des Lister’schen Verbandes, 
Congress der Deutschen Gesellschaft f. Chirurgie 1876. 8. Ueber Bestimmung 
der Sehweite durch Linsen, die sich im Brennpunktsabstande vor dem Auge 
befinden, Deutsche med. Wochenschr. 1877, Nr.13 u.21. 9. Ueber Bestimmung 
der Sehweite durch Linsen u. s. w., ibid. 1877, Nr. 45. 10. Ueber die Ver- 
hütung der Kurzsichtigkeit, ibid. 1878, Nr. 1. 11. Ein Spray-Apparat zur 
Behandlung von Erkrankungen der Nasenrachenwände und der Athmungsorgane, 
ibid. 1878, Nr. 49. 12. Schwere, durch Peitschenwürmer bedingte Erkrankung, 
ibid. 1880, Nr. 48. 13. Ueber den Einfluss, den römische und russische Bäder, 
sowie örtlich begrenzte Bäder in heisser Luft auf die Körperwärme haben, ibid. 
1881, Nr. 18. 14. Beitrag zur Lehre von den Ursachen der Kurzsichtigkeit, 
ibid. 1881, Nr. 44. 15. Internationale Sehproben. 1883. 16. Ein neuer Be- 
fractions-Augenspiegel, Centralbl. f. pr. Augenh. 1883, Septemberheft. 17. Kin 
neues Verfahren zur Bestimmung der Refraction des Auges im aufrechten Bilde, 
ibid. 1883, Decemborheft. 18. Ein Fall von Dermoid der Bindehaut des Auges, 
ibid. 1884, Marzheft. 19. Beitrag zur Anatomie des Chalazion, ibid. 1884, 
Augustheft. 20. Ueber die Behandlung des Ekzems, Monatsheft fir praktische 
Dermatologie, IV. Bd., 1885, Nr. 2. 21. Ueber den Coccus, welcher die Ursache 
der Keratitis phlyktaenulosa ist, Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1887, Februarheft. 
22. Zur Behandlung der Tripperentzindung der Bindehaut, ibid. 1888, Maiheft. 
23. Ueber die galvanokaustische Heilung der follicularen Bindehaut-Entzindung, 
Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1889, Heft 4. 24. Ueber die gonorrhoische 
Bindehaut-Entzündung, ibid. 1889/90. 25. Keratitis phlyktaenulosa, Berliner 
klin. Wochenschr. 1890, Nr. 42. 26. Vorstellung eines Falles von paradoxer 
Pupillenreaction, ibid. 1890, Nr.2. 27. Ueber eine Fehlerquelle bei der Diagnose 
der sogenannten paradoxen Pupillenreaction, ibid. 1890, Nr. 24. 28. Praktische 
Diagnostik der Simulationen von Gefühlslähmung, von Schwerhörigkeit und von 
Schwachsichtigkeit. Dritte Auflage, 1891. 29. Demonstration des Randschlingen- 
gefiisssystems der Hornhaut beim Lebenden, Berliner klin. Wochenschr. 1892, 
Nr. 45. 30. Die Behandlung des Tripper-Augenflusses, Centralbl. f. pr. Augenh. 
1893, Novemberheft. 31. Die in der Augenkranken-Abtheilung der Charite 
7. 7. gebräuchlichen Verbände, ibid. 1893, Septemberheft. 32. Splitterextraction, 
Berliner klin. Wochenschr. 1893, Nr. 24. 33. Ueber das Ekzem der Bindehaut 
und Hornhaut des Auges, Dermatologische Ztschr. 1894. 34. Ueber Skiaskopie 


— 3818 — 


und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit, Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1895. 
35. Ueber den Nachweis vorgetäuschter Schwachsichtigkeit, Aerztl. Sachverst.- 
Zeitung, 1896, Marzheft. 36. Ueber hereditär-luetische Hornhaut-Entzändung, 
Berliner klin. Wochenschr. 1896, Nr. 10. 37. Vorstellung von Glaucomfällen, 
ibid. 1896, Nr. 22. 38. Ueber Entfernung von Fremdkörpern aus der Horn- 
haut, Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1896, aus der Berliner ophthalmologischen 
Gesellschaft. 39. Zur Behandlung der Stauungspapille, ibid. 40. Ueber Tri- 
chiasis-Operation, ibid. 41. Ueber die Körnerkrankheit der Lid-Bindehaut, 
Berliner klin. Wochenschr. 1897, Nr. 8. 42. Ueber die Ursache und die Be- 
handlung der Körnerkrankheit des menschlichen Auges, Centralbl. f. pr. Augenh. 
1897, Februarheft. 43. Ueber Pigment-Ansammlung in der tellerförmigen Grube, 
Charité-Annalen. 44. Ueber Conjunctivitis diphtherica, ibid. 45. Exenteration 
eines Auges, Herabsetzung der Sehschärfe des anderen Auges, ibid. XIX. Jahrg. 
46. Tiefliegende Hornhaut-Infiltration als Ursache von Regenbogenhaut-Entzün- 
dung, ibid. 47. Einheilung eines Steinsplitters in die Netzhaut, "bd 48. Netz, 
hautablösung und acutes Glaucom in Folge von Aderhautsarcom, ibid. 49. Ueber 
Tripper-Entzündung der Bindehaut und Folgen, ibid. XXI. Jahrg. 50. Beitrag 
zur Behandlung der Trichiasis, ibid. 51. Jahresbericht über die Wirkung der 
Schieloperation auf die Amblyopie, ibid. 52. Ueber concentrische Gesichtsfeld- 
Kinengung, ibid. 53. Ueber Cocain-Vergiftung, ibid. 54. Ueber Schichtstar, 
ibid. 55. Ueber Iridectomie und Bildung einer Brückenpupille, ibid. 56. Ueber 
die Ausführung der Iridectomie unter besonders schwierigen Umständen, ibid. 
57. Schwachsichtigkeit in Folge von Nichtgebrauch des Auges, ibid. 58. Ent- 
zündung der Hornhaut und Regenbogenhaut durch Verletzung des Unterhöhlen- 
nerven, ibid. 59. Das Randschlingennetz der Hornhaut beim Lebenden sichtbar, 
ibid. 60. Jahresberichte über acute Exantheme im Virchow-Hirsch’schen 
Jahresbericht von 1875 bis 1890 (15 Jahre). 


Max Burchardt war ein idealer, selbstloser Charakter. Wenn er nach 
schwerer Berufsarbeit sein abendliches Studium vollendet hatte, um sich der 
wohlverdienten Ruhe hinzugeben, stand er Nachts dem Aermsten in allen Krank- 
heitsnöthen willig zur Verfügung: der ganze Stadtbezirk erwies ihm dafür die 
höchste Verehrung. Den Berliner Aerzten und namentlich den Augenärzten 
erwies er den grossen Dienst, die so ansteckenden und verantwortlichen Fälle 
der gonorrhoischen Augenentzündung aus der ganzen Stadt auf seine Abtheilung 
zu nehmen, woselbst er sie mit der grössten Sorgfalt und Meisterschaft behandelte. 
Max Burchardt war der Gründer der Berliner Ophthalmvlogen-Gesellschaft 
und bis zu seinem Tode ihr erster Vorsitzender, wodurch er sich um die jüngeren 
Fachgenossen unschätzbare Verdienste erworben hat. Friede seiner Asche. 


6) Frithiof Holmgren, Professor der Plıysiologie zu Upsala, 1836 ge- 
boren, der berühmte Verfasser der Sonderschrift über Farbenblindheit, ist im 
September 1897 verstorben. 


7) Berichtigung. 

Irrthümlicherweise sind in meiner Mittheilung über Aderhautblutung im 
Juli-Hefte dieses Centralblattes auf S. 195 (Mitte) unter den Fällen mit Er- 
haltung des Sehvermögens die beiden Groenouw’s nicht erwähnt, was hiermit 
richtiggestellt wird. 


Klagenfurt, Juli 1897. Dr. Purtscher. 


-— $14 —~ 


Bibliographie. 


1) Statistik des Trachoms in Cisleithanien, von Prof. Dr. A. 
v. Reuss in Wien. (VIII. internationaler Congress für Hygiene und Derno- 
graphie in Budapest 1897.) Verf. hat über die Verbreitung des Trachoms in 
Cisleithanien genaue Erhebungen gepflogen und kommt zu folgenden Schlässen: 
Die gebirgigen Gegenden, vor Allem die Alpenlander sind arm an Trachom, 
was seinen Grund in der geringen Dichtigkeit der Bovdlkernng, in der 
Schwierigkeit der Communicationen, in der relativen Seltenheit von Fabriken 
und anderen industriellen Unternehmungen hat. Wo Trachom auch im Gebirge 
vorkommt, ist es von Arbeitern eingeschleppt. Wenn im Süden die Slaven, im 
Norden die Juden häufiger an Trachom leiden; so sind daran die socialen Ver- 
haltnisse, die Armuth, Unreinlichkeit, die schlechten Wohnungsverhältnisse 
Schuld. Von grösster Wichtigkeit für die Verbreitung des Trachoms ist das 
Militär. Alle in den französischen Kriegen (Anfangs dieses Jahrhunderts) en- 
gagirten Armeen hatten unter Trachom zu leiden und verschleppten dasselbe in 
ihre Heimath; nachgewiesen ist dies für die Klagenfurter Epidemien; in späterer 
Zeit war Oesterreich stets diesbezüglich durch die österreichischen Besatzungen 
der Bundesfestungen Mainz und Rastatt bedroht. Für gewisse Gegenden sind 
die Zuzüge von Belang, welche in bestimmten Jahreszeiten durch Erdarbeiter, 
Bauarbeiter, Feldarbeiter erfolgen. Betrachtet man von Südost ausgehend, die 
Karte von Cisleithanien, so ergiebt sich, dass das Trachom sich in Wälschtirol 
von Italien her ins Land schiebt. Für die an Trachom reichen Länder: Istrien, 
Dalmatien, Görzer und 'Triestiner Gebiet mögen Italien und die östlichen Hinter- 
länder den Mutterboden abgeben. Von daher und von dem benachbarten Ungarn 
dringt das Trachom nach Krain und nach Steiermark. Der nördliche und west- 
liche Theil von Steiermark, ein grosser Theil von Kärnthen, das ganze deutsche 
Tirol und Vorarlberg, Salzburg, sowie Oberösterreich sind nur in minimaler 
Weise von Trachom heimgesucht. Niederösterreich (Wien abgerechnet) ist 
ebenfalls trachomarm. Böhmen (vielleicht auch Mähren) nimmt eine Mittel- 
stellung ein; das westliche Schlesien ist fast trachomfrei, das östliche bildet zum 
Theil mit Galizien und der Bukowina den eigentlichen Sitz des Trachoms in 
Cisleithanien. Verf. hat für die einzelnen Länder folgende Zahlen eruirt: 
Wälschtirol 4,0°/,, Nordtirol 0,4, Salzburg 0,7, Oberösterreich 1,5, Kärnthen 1,16, 
Steiermark 2,95, Krain 6,67, Küstenland und Dalmatien 8,44, Niederösterreich 
uud Wien 3,59, Böhmen 4, Mähren ?, west]. Schlesien unter 1, östl. Schlesien 4, 
westl. Galizien 11, östl. Galizien über 11°/, der Augenkranken. Schenkl. 

2) Pathogenese und Bedeutung der im Gefolge der Gehirn- 
geschwülste auftretenden Papillitis, von Dr. Gross. (Sitzung der k. 
Gesellschaft der Aerzte in Budapest am 13. Februar 1897. — Wiener med. 
Presse. 1897. Nr. 13.) Die in Gefolge von Hirntumoren auftretenden Papil- 
litiden scheidet Verf. in 2 Gruppen: in solche, die durch Stauung, und solche, 
die durch Entzündung entstehen. Erstere werden durch echte Geschwulst, 
letztere durch Tuberkel und Gumma bedingt. Das Augenspiegelbild der beiden 
Formen unterscheidet sich namentlich im Beginne der Affection. Das Sehver- 
mögen ändert sich bei der Stauungsform gar nicht oder nur wenig, bei der 
entzündlichen Form geht dasselbe bald zu Grunde. Die Localisation des patho- 
logischen Processes ist zur Zeit noch unsicher. Kleinhirntumoren bedingen vermöge 
des vom Tentorium cerebelli geleisteten Widerstands der Communication der Hirn- 
ventrikel und wegen der Behinderung der Bluteirculation die Papillitis schon in 
einem relativ frühen Stadium. Palliative Trepanation ist indicirt. Schenkl. 


= 815 —- 


3) Die neuen Bestimmungen betreffend Untersuchung des 
Sehvermögens der Eisenbahnbediensteten bei den preussischen 
Staatsbahnen, von Privatdocent Dr. P. Silex, 1. Assistent der Universitäts- 
augenklinik in Berlin. (Wiener med. Wochenschrift. 1897. Nr. 16 u. 17.) Seit 
1. April 1897 besitzen die preussischen Bahnärzte ein Reglement, das ihnen 
die für die einzelnen Berufsarten der Bahnbediensteten nothwendigen Sehschärfen- 
grade angiebt, den Gebrauch der Snellen’schen Tafeln befürwortet, Aufklä- 
rungen über erforderliche Sehschärfengrade bei den Wiederholungsprüfungen und 
das Brillentragen giebt und es in manchen Fällen ermöglicht, durch den Hinweis 
auf die Bestimmungen dem Eintretenden schon frühzeitig zu sagen, dass er 
zwar angenommen werden würde, dass er aber diese oder jene Stellung wegen 
seiner Augenschwäche niemals erreichen könne. Um auch österreichische 
Hygieniker und Aerzte mit dem Erlasse bekannt zu machen, theilt Verf. den- 
selben in extenso mit.! Schenkl. 

4) Entfernung von Eisensplittern aus dem Auge mittelst des 
Electromagneten, von Dr. Szili. (Sitzung der k. Gesellschaft der Aerzte 
ın Budapest am 13. Februar 1897. — Wiener med. Presse. 1897. Nr. 18.) 
Ueber 2 Fälle, bei welchen die Entfernung eines Eisensplitters aus dem Augen- 
innern mit günstigem Erfolge gelang, berichtet S. In einem Falle musste 
wegen Leucoma adhaerens und Cataracta der Entfernung des Fremdkörpers eine © 
Iridectomie und Extraction der Linse vorangeschickt werden. Im 2. Falle war 
das Resultat insufern ein glänzendos, als nach der Entfernung des Fremdkörpers 
S ®/, erreicht wurde. Schenkl. 

5) Ueber Distichiasis-Operation, von Prof. N. Feuer. (Wiener 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 14. Bericht über die ungarischen Gesellschaften 
der Aerzte.) In der Demonstrationssitzung der Spitalsärzte am 4. November 
1896 demonstirte Verf. drei Fälle, bei denen er die Distichiasis-Operation am 
unteren Augenlide vorgenommen hat. Nach dem intermarginalen Schnitte und 
Untergrabung der vorderen Platte wird die Wimpernlage herabgezogen und 
6mm weit von der Lidkante durch Nähte fixirt. Jeder Faden hat zwei Nadeln, 
welche in der Entfernung von 2—3 mm in die Conjunctiva nach einwärts und 
dann durch die herabgezogenen Wimpernanlage nach auswärts gestochen werden; 
hierauf werden die Fäden durchgezogen und geknüpft. Zurückgebliebene Stellen 
des Haarzwiebelbodens werden mit dem Thermokauter beseitigt. Auf die Wunde 
wird eine Stanniolplatte gelegt. Schenkl. 

6) Ueber Star nach Krämpfen, von Prof. Dr. W. Schön in Leipzig. 
(Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr. 17.) In Bezug auf die Arbeit Wetten- 
dorfer’s, ein Beitrag zur Aetiologie des juvenalen Totalstares, hebt Verf. her- 
vor, dass auch er die Cataracta spastica, besonders den Schichtstar und Ergo- 
tinstar auf Krampf des Accommodationsmuskels zurückgeführt habe; auch habe 
er. durch anatomische Untersuchungen starkranker Augen, bei denen accommo- 
dative Excavation bestand, den Nachweis geliefert, dass die Startrübungen aus 
entarteten Epithelien bestehen und dass die Vertheilung der trüben Streifen 
von der Anordnung der Zonulafasern abhängt. Krwiderung auf vorstehende 
Bemerkungen von Dr. F. Wettendorfer in Graz (Wiener med. Wochenschr. 
1897. Nr. 17.) Schenkl. 

7) Optik und Biomechanik in der Augenheilkunde, von Prof. 
Dr. M. Benedikt in Wien. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 13.) Verf. 


! Gelegentlich finde ich doppelseitig fortschreitenden Sehnervenschwund, doppel- 
seitigen Schichtstar u. dgl. bei Lucomotivführern. H, 


— 316 — 


glaubt, dass der Widerspruch(?), auf den Fukala in seiner eigenen Arbeit: 
„Heilung der Kurzsichtigkeit etc.“ zwischen der optisch berechneten und der 
wirklich néthigen Correction am entlinsten Auge gestossen ist, sich leicht auf 
biomechanischem Wege aufklären lässt. Die Herausnahme der Linse ist nicht 
eine einfache optische Ausschaltung; die thierische Linse ist nicht einfach eine 
physikalische und ihre Entfernung muss tiefe Veränderungen in den biomecha- 
nischen Verhältnissen des Gesammtauges hervorrufen. Nach Verte Meinung 
muss es, da durch die Entlinsung die inneren Einstellungs-Muskelfasern lahm- 
gelegt werden, ein Leistungsreiz für die Elasticität der anderen Gewebe aus- 
fallt und ihre Elasticität abnehmen muss, beim Drucke der äusseren Augen- 
muskeln zur Verlängerung der Augenaxe kommen. Während bisher allgemein 
angenommen wurde, dass die Augenaxe unverändert bleibt, obwobl excessive 
Formen der Verlängerung beobachtet wurden. Von anderen biomechanischen 
Aenderungen im entlinsten Auge, die noch nicht genügend erforscht sind, er- 
wähnt Verf. noch: die Art der Ausfüllung des Raumes, den die Linse einnahm, 
die Störung der Ernährungsverhältnisse und des Stoffwechsels ber Gebilde des 
Auges, die Veränderung in der Gestaltung des Auges, die Aenderung der Horn- 
` hautkrümmuneg etc. Schenk]. 
8) Einen beiderseitigen Exophthalmus mit relativer, temporärer 
Hemianopie demonstrirt Professor Dimmer in der Sitzung der wissenschaft- 
lichen Aerztegesellschaft in Innsbruck am 20. Januar 1897. (Wiener klin. 
Wochenschr. 1897. Nr. 17.) Der Fall betrifft einen 39jährigen Mann, bei 
dem ein Neoplasma oder eine chronische Entzündung in der Gegend des 
Chiasma’s durch Circulationsstörung im Sinus cavernosus, Exophthalmus und 
venöse Stauung in der Retina, durch Druck auf das Chiasma Sehstörungen er- 
zeugte. Gleichzeitig erwähnt Vortr. eines auf seiner Klinik befindlichen Mädchens, 
bei welchem am rechten Auge eine Sehnervenatrophie, am linken Auge temporale 
Hemianopie mit Einengung der nasalen Gesichtshäfte nachgewiesen wurde. Rechts 
besteht nebenbei Anosmie. Die Diagnose wurde auf eine Neubildung, die an der 
Basis, von rechts her sich ausbreitend, das Chiasma durchsetzt und so nur das 
linke ungekreuzte Bündel theilweise verschont hat, gestellt. Schenkl. 
9) Experimentelle Untersuchungen zur Localisation im Kern- 
rebiete des Oculomotorius, Vortrag, gehalten in der Sitzung der k. k. 
Gesellschaft der Aerzte in Wien am 26. März 1897 von Doc. B. Bernheimer. 
(Wiener klin. Wochenschr. 1897. Nr. 13.) Verf. hat die Versucho nach Nissl’s 
Methode nun auch an Affen vorgenommen. Vorerst wurden bei diesen Thieren 
simmtliche vom Oculomotorius versorgten äusseren Augenmuskeln exstirpirt und 
nach 10 Tagen die Vierhigelgegend untersucht. Die Degeneration war sowohl 
im gleichseitigen, wie auch im gekreuzten Seitenhauptkerne kenntlich; im distalen 
Theile mehr; ganz nach vorn waren die Verinderungen im gekreuzten und un- 
wekreuzten Kerne gleich gross. Die Centren für die äusseren vom Oculomotorius 
versorgten Centren befinden sich im distalen mittleren Theil der Seitenhaupt- 
kerne und in den Centralzellen, und zwar im distalen Drittel zumeist im Haupt- 
kerne, im mittleren Drittel ziemlich gleichmässig in beiden vertheilt. Die 
vordersten Seitenhauptkerne, die geringen kleinzelligen Mediankerne und der 
grosszellige Mediankern blieben intact und müssen somit als Centrum für Lid- 
heber, Iris und Ciliarmuskel betrachtet werden. Zur Controle wurde bei zwei 
Affen die Exenteration des rechten Auges vorgenommen; die äusseren Augen- 
muskeln wurden intact erhalten. Nach 10—12 Tagen wurde auch in diesen 
Fallen das Oculomotoriuscentrum untersucht. Die Seitenhauptkerne erwiesen 
sich im distalsten und mittleren Drittel vollkommen intact. Auch die restirenden 


— 317 — 


Theile der Seitenhauptkerne waren unverändert. Dagegen fanden sich im klein- 
zelligen Mediankern derselben Seite alle Ganglienzellen unverändert; bei manchen 
waren Kern und Kernkörperchen der Zelle ganz verschwunden; der kleinzellige 
Mediankern der anderen, dem nicht operirten Auge entsprechenden Seite war 
intact. Im grosszelligen unpaarigen Mediankern fanden sich fast in gleicher 
Anzahl degenerirte und normale Ganglienzellen. Die um und in der Medianlinie 
befindlichen Nebenkerne, der paarige kleinzellige Mediankern und der grosszellige 
Mediankern sind somit wahre Oculomotoriuskerne und ganz speciell als Centren 
der vom Oculomotorius versorgten Binnenmuskeln des Auges aufzufassen. Der 
kleinzellige Mediankern der rechten Seite gehört dem rechten Auge an. Der 
grosszellige Mediankern versorgte beide Augen. Bei diesen Versuchen suchte 
B. auch die Frage zu lösen, ob dem Ganglion ciliare für die Innervation des 
des Irismuskels die Rolle eines peripheren Centrums zukomme. Am exenterirten 
Affen fanden sich auch alle Zellen des Ganglions in charakteristischer Weise 
degenerirt. Wurde bei Controlversuchen nur die Cornea bis auf die Membrana 
Descemeti galvanokaustisch zerstört, so fanden sich neben gut erhaltenen Zellen 
auch zahlreiche degenerirte, und zwar in derselben Weise degenerirte, wie nach 
Zerstörung aller Ciliarnerven. Die erhaltenen und degenerirten Zellen waren 
unter einander vermengt. Das Ganglion ciliare ist somit thatsächlich ein sen- 
sorisches Ganglion und die von ihm abgehenden Ciliarnerven sind sensorische 
Nerven, welche die Cornea, die Binnenmuskeln und die Augenhäute überhaupt 
versorgen. Die Rolle eines peripheren Centrums des Sphincter pupillae kann 
dem Ganglion nicht zugeschrieben werden. Schenkl. 
10) Ueber Augenmuskelstörungen bei Hysterie, von Dr. C. Kunn, 
Augenarzt in Wien. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 22 u. 23.) Ueber vier 
Fälle von Augenmuskelstérungen hysterischen Ursprungs berichtet Verf. Bei 
einer Hysterischen mit schweren Symptomen waren beiderseitige Ptosis und 
Facialparalyse mit den Charakteren der hysterischen Lähmung vorhanden. Die 
Bewegungsstörungen an den Augen boten das Bild dar, welches Verf. als 
Dissociation früher associirt gewesener Augenbewegungen beschrieben hat; ein 
Herumirren der Augen eines unabhängig von dem anderen, wie im Schlafe, in 
der Narcose u. s. w. Verf. glaubt, dass auch diesen, auf hysterischer Basis sich 
entwickelnden Störungen eine mangelhafte Function der Hirnrinde zu Grunde 
liege. Convergenzkrämpfe waren nur wenig ausgesprochen; dagegen konnte das 
Auftreten von Nystagmus, dessen hysterischer Natur durch suggestive Heilung 
erwiesen wurde, constatirt werden. Bei den übrigen Fällen waren Krämpfe der 
Augenmuskeln vorhanden. Bei dem ersten Falle handelte es sich um Krämpfe, 
die bei Fixation eines nahen Objectes auftraten. Den Beginn machten Krampf- 
anfalle in den Lidern, die von Nystagmus und Convergenzkrimpfen begleitet 
waren. Ein Beweglichkeitsdefect der Augen während der Anfälle war nicht zu 
constatiren. Im zweiten Falle waren echte Convergenzkrämpfe vorhanden; der 
Krampf der R. mediales machte die Bewegung der Bulbi nach einer anderen 
Seite unmöglich. Wie gewöhnlich betheiligte sich die interiore Musculatur an 
den Krämpfen. Die Lidmusculatur war frei geblieben. Der dritte Fall endlich 
zeigte eine Combination von Convergenzkrampf mit clonischen Krämpfen in der 
Lidmusculatur. Während des Anfalles bestand Röthung der Conjunctiva und 
Thränen der Augen. Schenkl. 
11) Ueber den Einfluss der Autoinfection bei den Augenkrank- 
heiten, von Prof. Panas in Paris. (Wiener med. Blätter. 1897. Nr. 21—24.) 
Besprechung aller bisher sicher gestellten und beobachteten Formen von Infection 
der Augen und seiner Adnexe auf dem Weve der Circulation. Schenkl. 


= BB. a 


12) Ueber die operative Behandlung der Netzhautablösung nach 
Deutschmann, mitgetheilt von Dr. Jutrzenka, Operationszégling. (Wiener 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 20.) (Aus der k. k. Augenklinik in Graz.) Es 
wurden 10 Fälle von Netzhautablösung in der von Deutschmann angegebenen 
Weise operirt; in einem Falle wurde die Kaninchenglaskörperinjection, in allen 
übrigen Fällen die einmalige, zumeist aber die wiederholte Netzhautglaskörper- 
durchschneidung vorgenommen. Die Kaninchenglaskörperinjection ergab ein un- 
günstiges Resultat — es entwickelte sich totale Netzhautablösung mit 
Amaurosis. Aber auch die einfache Netzhautglaskörperdurchschneidung ergab 
für sichere und dauernde Erfolge keine genügende Gewähr. Schenkl. 

13) Ueber das Auftreten von Oedemen bei Morbus Basedowii, 
von Dr. J. Löw, Aspiranten. (Wiener med. Presse. 1897. Nr. 23.) (Aus der 
4. med. Abtheilung der k. k. Krankenanstalt in Wien [Doc. Dr. R. v. Limbeck].) 
Zwei Fälle von Morb. Bas., bei denen es zur Entwickelung von eigenthümlicher 
Anschwellung der unteren Extremitäten kam; in einem Falle blieb das Dorsum 
pedis ganz frei; im zweiten Falle war es nur in ganz geringem Grade ergriffen. 
Die Behandlung mit Jodothyrin liess im Stiche. Verf. fasst die Oedeme in den 
beiden Fällen nicht als Myxödeme auf, sondern bringt sie in Parallele mit 
anderen, bei Basedowkranken beobachteten sogenannten trophischen Veränderungen. 

Schenk}. 

14) Ueber das atypische Glaucom, von Dr. X. Galezowski, Professor 
der Augenheilkunde in Paris. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 21, 22 u. 23.) 
Die Reihe der atypischen Glaucome beginnt Verf. mit dem falschen oder Pseudo- 
Glaucom, unter welcher Bezeichnung er eine Reihe lacrymaler Sehstérungen ver- 
steht; findet sich in solchen Fällen eine physiologische excavirte Papille, so 
kann es leicht (?) geschehen, dass die Fehldiagnose Glaucom gestellt wird, und 
dass dieselbe noch durch aus anderen Gründen hinzutretenden Symptomen, als 
Herabsetzung der Sehschärfe, Periodicität der Sehstörungen, accommodative 
Asthenopie, Photophobie u. s. w., eine Stütze findet. Als ein für die Diagnose 
ausschlaggebendes Symptom bezeichnet Verf. die Gesichtsfeldeinschränkung nach 
innen oder oben innen. Er hält dies für das charakteristische Symptom der 
Krankheit, und für ein von Anfang an bestehendes, das schon die latente pro- 
gressive Störung in der Lymphcirculation begleitet. Seiner Meinung nach be- 
ginnt bei Glaucom schon lange Zeit vor Beginn der übrigen Symptome eine 
Störung in der Ernährung, in der Gefäss- und Lymphcirculation des Opticus. 
Sie wird absolut nicht durch den intraocularen Druck verschuldet, denn dieser 
ist nicht von Anbeginn vermehrt; die Excavation des Opticus ist nur ein Er- 
gebniss der Retraction der Lamina cribrosa, und diese wieder eine Folge nutritiver 
Störungen. Ist die Lamina cribrosa hart und resistent, so schnürt sie die 
Nervenfasern der Papille ein und hewirkt dann aber nicht Excavation, sondern 
Atrophie, die am stärksten am Rande der äusseren Hälfte, als der vom Ciliar- 
kreis und Schlemm’schen Canal viel weiter entfernten, ausgesprochen ist. Zu 
den atypischen Formen zählt Verf. weiter das plastische Glaucom, wie es durch 
seröse Iritiden bedingt wird, mit hinteren Synechien einhergeht und mit der Zeit 
deutliche glaucomatöse Symptome darbietet. Die venöse Stauung beginnt in 
diesen Fällen pericorneal und dehnt sich allmählich auf den Circulus ciliaris 
aus. Der Opticus zeigt häufig gar keine Veränderung. Das zur Entwicklung 
gelangte Glaucom ist zwar ein echtes, aber ein Glaucom, dessen Beginn und 
Weiterentwicklung vollständig unregelmässig sind. Das bei Syphilitikern in 
Gesellschaft von Gicht auftretende Glaucom bezeichnet Verf. auch als atypisches. 
Die glaucomatösen Anfälle entwickeln sich hier unter dem Einfluss accidenteller 


— 319 — 


Ursachen: Trauma, Cataract-Operation, Atropinbehandlung einer Iritis u. s. w. 
Die Drucksteigerung wird durch Verlegung der Lymphwege in Folge Zurück- 
weichens der Iris gegen den grossen Iridocornealwinkel bedingt. Das Glaucom 
wird in solchen Fällen nicht durch das syphilitische Gift, sondern durch das 
gesetzte Exsudat hervorgerufen. Als atypisches Glaucom fasst Verf. ferner auch 
jene Formen von sympathischer Ophthalmie auf, die unter dem Bilde eines 
sog. Iymphatischen Glaucoms verlaufen. Ebenso zählt er zu diesen die nach 
Operatiouen auftretenden glaucomatösen Erkrankungen. Die Narben, welche 
sich bei einem prolongirten Heilungsverlaufe bilden, können bis zu einem ge- 
wissen Grade venöse Stasen, und Obliterationen oder Verengerungen der Canäle 
und Lymphgefässe hervorrufen und so bei längerem Bestande dieser Verhältnisse 
glaucomatöse Verhältnisse mit sich bringen. Das ebenfalls hierher gehörige 
Atropinglaucom entsteht, wenn bei einem zu Glaucom disponirten Auge, durch 
länger fortgesetzte Atrupinisirung, die Vasomotoren sehr lange Zeit anästhetisch 
und paralytisch werden. Es entwickelt sich dann eine Störung des Gleich- 
gewichts zwischen Secretion und Absorption, und führt endlich zu venösen 
Stasen, Circulationsstörung und den übrigen bei Glaucom beobachteten Störungen. 
In gleicher Weise, wie alle Mydriatica, gefährdet auch das Cocain das glauco- 
matöse Auge. Auch das myopische Glaucom verläuft als ein atypisches und 
weist ganz eigenthümliche Charaktere auf. Dasselbe geht mit Chorioidal-Atro- 
phien, Chorioidalblutungen, Glaskörpertrübungen einher. Die Glaucomerschei- 
nungen myopischer Augen folgen keiner Regel und geben nichts Charakteristisches. 
Im myopischen Auge treffen zwei wohl zu unterscheidende Umstände zusammen, 
die zur Entwicklung eines Glaucoms führen. Einerseits besteht hier eine Lymph- 
circulations-Störung, anderseits läuft eine progressive Scleritis oder Sclerochorioi- 
ditis ab, die sich über die ganze vordere Bulbushälfte erstreckt, die Widerstands- 
kraft der Gewebe herabsetzt und so der Ausdehnung des Augapfels Vorschub 
leistet. Die Excavation ist beim myopischen Glaucom nicht Folge des ge- 
steigerten Druckes, sondern einer Austrocknung und Retraction der Lamina 
cribrosa. Zu den atypischen Glaucomen rechnet Verf. endlich eine Varietät des 
Glaucons, die er als glaucomatöse Atrophie des Nervus opticus beschrieben hat. 
Die Papille ist nicht excavirt, ihr Gewebe ist resistent und zieht sich nur schwer 
zurück, aber Lymphcirculations-Störungen sind vorhanden, die die bekannten, 
dem Glaucom zukommenden Functionsstörungen erzeugen. Schenkl. 
15) Das Wesen des Glaucoms. Erklärung der Heilwirkung der Iridec- 
tomie von Dr. Ch. Abadie in Paris. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 30.) 
Nach Verf. ist das Glaucom nur eine Folge der Reizung der Vasodilatatoren 
des Auges; da die Vasodilatatoren denselben Ursprung und Verlauf wie die 
Erweiterer der Pupille haben, so lässt sich dadurch auch die Erweiterung der 
Pupille beim Glaucom erklären. Wesentlich wird diese Theorie durch die 
Wirkung der Mydriatica und Miotica gestützt. Bei der Iridectomie ist nicht 
die Ausschneidung der Iris selbst das Entscheidende, sondern die Entfernung 
eines Theiles der Ganglienzellen, welche sie enthält. Schenkl. 
16) Franklinische Ohren- und Augenelektrode, von Dr.O.Hovorka 
Edler von Zderas. (Wiener med. Presse. 1897. Nr. 28.) Der hauptsäch- 
lichste Vortheil der vom Verf. construirten Franklinischen Augenelektrode liegt in 
der minutiösen Dosirbarkeit des Franklinischen Stromes. Was die Beschreibung 
der einzelnen Theile des Apparates anbelangt, muss auf das Original verwiesen 
werden. Schenkl. 
17) Einen Fall von Acromegalie mit eigenthümlichem Augen- 
befunde demonstrirt Dr. Hitschmann in der Sitzung des Wiener medicinischen 


— 320 -- 


Clubs am 16. Juni 1897. (Wiener med. Blatter. 1897. Nr. 26.) Bei einer 
seit 3 Jahren an Acromegalie leidenden A5jährigen Patientin besteht am rechten 
Auge Glaucom und totale Amaurose, am linken descendirende Atrophie. Der 
Druck ist in beiden Augen erhöht. Keine luetisch hereditäre Belastung. Vor 
10 Jahren überstand Patientin eine Iridochorioiditis des Jinken Auges, die aus- 
heilte; vor 3 Jahren stellte sich plötzlich unter Kopfschmerzen und Erbrechen 
Hemianopsie ein, worauf das Sehvermögen gänzlich schwand.. Nur am linken 
Auge stellte sich das Sehvermögen wieder her, schwindet jedoch stetig. Hitsch- 
mann glaubt, dass das Glaucom zur Acromegalie nicht in Beziehung stehe. 
Schenkl. 
18) Die Anwendung des Extractum haemostaticum suprarenale 
bespricht Doc. Dr. Königstein in der Sitzung des Wiener medicinischen Clubs 
am 16. Juni 1897. (Wiener med. Blätter. 1897. Nr. 26.) Königstein hat 
mit dem Extr. suprarenale an sich selbst und an anderen Personen Versuche 
angestellt; 20—36 Secunden nach der Einträufelung einer 10°/, Lösung trat 
Lidspalten-Erweiterung und Anämisirung der Conjunctiva ein, während die 
Sensibilität der Bindehaut und Cornea erhalten blieb. Bei wiederholter Ein- 
träufelung kam es auch zur Erweiterung der Pupille ohne Störung der Beflex- 
thätigkeit. Bei entzündlichen Processen am Auge rief die Instillation des 
Extractum vollständige Anämisirung hervor, die sich jedoch auf die Conjunctival- 
gefässe beschränkte. An der Retina wurden keine Veränderungen bemerkt, 
auch scheint das Extract nicht in die. vordere Kammer zu diffundiren. Bei 
entzündeter Conjunctiva lässt sich das Extract in Verbindung mit Cocain ver- 
wenden. Eine hämostatische Wirkung besitzt es nur insoweit, als es die 
Blutung vermindert. Schenkl. 
19) Anatomische Beiträge zum Faserverlauf in den Sehnerven- 
bahnen und Beitrag zur tabischen Sehnervenatrophie, von Dr. Schla- 
genhauer. (Arbeiten aus "dem Institut für Anatomie und Physiologie des 
Centralnervensystems an der Wiener Universität. 5. Heft. — Wiener med. Presse. 
1897. Nr. 28.) An einem Gehirnpräparat mit totaler Atrophie beider Nervi 
optici, des Chiasma und beider Tractus n. optici war ein rechtsseitig ungekreuzt 
und isolirt laufendes, nicht atrophisches Opticusbändel erhalten.. Auf Grund 
dieses Falles und zwei anderer ähnlicher Fälle (Fuchs, Gauser) kommt Verf. 
zum Ergebniss, dass dieses ungekreuzt verlaufende Bündel der Verlaufsrichtung 
des Fasciculus non cruciatus entspricht, aber nur jenen Theil desselben vorstellt, 
welcher die unteren lateralen Theile der Retina versorgt. Die Frage der totalen 
und theilweisen Selinervenkreuzung beim Menschen ist somit zu Gunsten der 
letzteren entschieden. Denselben Fall betreffend kommt Verf. nebenbei zu dem 
Schlusse, dass die tabische Sehnervenatrophie möglicherweise auf eine Druck- 
atrophie am Foramen opticum zu beziehen sei. Schenkl. 
20) Ueber Augenmuskelkrämpfe bei Athetose, von Kunn. (Aus 
der I. medic. Universitätsklinik zu Wien.) (Deutsche med. Wochenschr. 1897. 
Nr. 24.) Es handelt sich um wahre Krämpfe der exterioren Muskeln der 
Augen, welch erstere in langsamen tonischen Zusammenziehungen bestehen. 
Ihr Beginn und Verlauf sind im Original sehr genau beschrieben. Verf. kummt 
nach Mittheilüng eines von Nothnagel beschriebenen ähnlichen Falles zu der 
Ansicht, dass Aurenmuskelkrämpfe im Gegensatz zu Mauthner's Meinung 
sehr wohl für die Diagnostik von Hirnleiden verwendet werden können. Moll. 


—— MM 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 





Verlag von Veit & Come. in Leipzig. — Druck von Merzaer & Wirtia in Leipzig. 


Centralblatt 


fiir praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


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Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
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Cr. pu Bom-Reyuon in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmmerRTt in Bern, 
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York, Prof. Dr. Kattcxow in Moskau, Dr. KuTae in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Mıcnus inu Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlits, 
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Dr. SCHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. STÆL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


November. Binundzwanzigster Jahrgang. 1897. 





Inhalt: Originalmittheilungen. I. Beiträge zur pathologischen Histologie der Con- 
junctiva. Von Privatdocent Dr. A. Peters in Bonn. — II. Angeborene Sichel nach 
unten aussen von der Papille. Mitgetheilt von Dr. Brixa. — III. Weitere Erfahrungen 
über offene Wundbehandlung bei Augenleiden. Von Prof. Dr. Johan Hjort in Christiania. 

Neue Bücher. 

Gesellschaftsberichte. Zweite internationale Conferenz über Eisenbahn- und Schiffs- 
hygiene in Brüssel vom 5. bis 9. September 1897. (Ophthalmologisches.) 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber das Wachsthum des menschlichen 
Auges und über die Veränderung der Muskel-Insertionen am wachsenden Auge, von 
Dr. Leopold Weiss. — 2) Die Amblyopie transitoire, von Dr. Albert Antonelli. — 
8) Antisepsis und Asepsis in ihrer Bedeutung für das Auge, von Dr. Ludwig Bach. 

Journal -Uebersicht. I. Zchender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 
1897. Juli-September. — II. Beiträge zur Augenheilkunde. 1897. Heft XXVI. — 
II. Annales d’oculistique. 1897. Juni. — IV. Archives d’ophtalmologie. 1897. Mai-Juni. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—11. 








I. Beiträge zur pathologischen Histologie 


der Conjunctiva. 
Von Privatdocent Dr. A. Peters in Bonn. 
(Nach einem auf dem XII. internat. med. Congress in Moskau gehaltenen Vortrage.) 
M. H.! Ich möchte mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit auf einige 
histologische Veränderungen der Conjunctiva zu lenken, die ein Jeder von 
Ihnen schon gesehen hat, wenn er Schnitte von trachomatösen Bindehäuten 


durchmusterte, die aber meines Erachtens eine andere Deutung beanspruchen 
21 


— 3822 — 


müssen, als ihnen bisher zu Theil geworden ist. Es sind stark gefärbte 
Körper von verschiedenartiger Gestalt, die stellenweise im Epithel in grosser 
Menge vorkommen, aber auch das adenoide Gewebe, oft in ganz charakte- 
ristischer Weise, durchsetzen. Es sind spindel- oder birnenförmige, mitunter 
mehr cylindrisch geformte oder auch rundliche Gebilde, die meistens 
gestreckt verlaufend, besonders aber im Epithel sich den Zellinterstitien an- 
passen und dadurch hufeisenförmig gebogen oder auch winklig abgeknickt er- 
scheinen können. An einzelnen Stellen des perifolliculären Gewebes, seltener 
im Epithel, sind die gestreckten Körper dieser Art mitunter zu erstaunlichen 
Mengen angehäuft und dann meistens ziemlich parallel gestellt; ihre Grösse 
ist wechselnd, besonders aus dem Grunde, weil viele vom Schnitt schräg oder 
senkrecht zur Längsachse getroffen sind. Da sie besonders häufig in der 
Nachbarschaft des Epithels und auch in diesem selbst vorkommen, so hat 
man sie bisher, wenigstens dort, wo sie weniger zahlreich sind, als an den 
oben erwähnten Stellen, für Leukocyten gehalten, die sich durch das Epithel 
einen Weg nach aussen bahnen und dadurch die verschiedensten Formen 
annehmen. Das genauere Studium dieser Verhältnisse hat mir nun Resultate 
ergeben, die mir mit der Annahme im Widerspruch zu stehen scheinen, 
dass es sich bei diesen Dingen immer um Leukocyten handelt. 

Es war mir von vornherein unwahrscheinlich, dass diese in so un- 
geheuren Mengen stellenweise auftretenden spindelförmigen Körper activ 
wandernde Zellen sein sollten, weil gerade diese Präparate von solchen 
Schleimhäuten herstammten, bei denen weder Reizung noch Secretion im 
Stadium eines spontan ablaufenden Trachoms vorhanden war, und ich habe 
auch weiterhin die Beobachtung machen können, dass zwischen dem Grade 
der Reizung der Schleimhaut und der Menge des von ihr gelieferten Secretes 
keinerlei Proportionalität besteht mit der Menge jener Gebilde. 

An Schnitten färben sich die Körper mit allen gebräuchlichen Kern- 
farbemitteln und sind daher an jedem Präparat deutlich zu sehen. Dort, 
wo sie, wie oben erwähnt, besonders reichlich im perifollieulären Gewebe 
auftreten und anscheinend durch den wachsenden Follikel an dessen Rande 
zusammengedrängt werden, könnte man sie für ein Derivat des Binde- 
gewebes halten, jeduch muss diese Ansicht sofort fallen gelassen werden 
mit Rücksicht auf die Thatsache, dass diese massenhafte Anhäufung der 
Gebilde zu verfolgen ist bis in die obersten Schichten des Epithels, so dass 
es den Eindruck macht, als ob die Epithelzellen in ein Geflecht dieser 
langausgezogenen Körper eingebettet wären. Am deutlichsten gelang mir 
die Darstellung dieser Verhältnisse mit Hilfe der van GıEsox’schen Methude, 
welche das Bindegewebe sehr distincet gefärbt hervortreten lässt, während 
die in Rede stehenden Körper die Farbe der Epithelzellkerne annehmen. 

Es handelt sich auch nicht etwa um besondere Zellen mit Kern und 


1 Berliner klin. Wochenschr. 1892. Nr. 49. 


— 323 — 


den schmalsten Saum von Protoplasma um den Kern herum hervortreten 
lasst, liefert leicht den Nachweis, dass schon allein die Formverschieden- 
heiten zwischen den einkernigen Leukocyten und unseren Gebilden hin- 
reichend grosse sind, um eine Verwechslung auszuschliessen, indem nirgendwo 
auch nur annähernd Leukocyten in dieser Form, weder im Epithel noch 
im adenoiden Gewebe anzutreffen sind. 


Es ist somit eine Substanz, welche ebenso chromatophil ist, wie die 
Zellkerne, aber an sich homogen erscheint. 


Wie verhält es sich nun mit dem Nachweis dieser Dinge im frischen 
Präparate? Schon lange war mir aufgefallen, dass ein Hauptbestandtheil 
des Trachomgewebes, ein Gewirre feiner Fasern, mit ihnen in Verbindung 
steht, die schon von vielen Autoren beschrieben, aber ihrer Natur nach 
noch gänzlich unbekannt sind. Die Darstellung gelingt auf die einfachste 
Weise durch Abschaben der körnerhaltigen Schleimhaut vermittelst des 
von mir! früher zu therapeutischen Zwecken angegebenen Instrumentes und 
Ausbreitung auf einem gut entfetteten Objectträger in physiologischer Koch- 
salzlösung. Stellt man nun einen Follikel ein (mit Immersionssystemen), 
der sofort an dem Auftreten von Capillaren und der im vorigen Jahre 
von LEBER beschriebenen Körperchenzellen kenntlich ist, und übt nun auf 
das Deckglas einen leichten Druck aus, so gelingt es, zwischen den zelligen 
Elementen des Follikels feine, geradlinige, schwach lichtbrechende Fäden 
zu sehen, welche sich bis in das übrige Gewebe, vor allem bis in die 
Epithelzellenhaufen verfolgen lassen. Durch Verstärkung des Druckes ge- 
lingt es sehr oft, das Fadengewirre zu isoliren, welches durch Zusatz von 
70°;, Alkohol deutlicher sichtbar zu machen ist. Eine dichotomische Thei- 
lung ist nirgends nachweisbar, wohl aber gelingt es leicht, bevor man die 
zelligen Elemente herausgequetscht hat, an vielen Stellen den Nachweis 
zu führen, dass die Fäden an ihren Enden rundliche oder birnenförmige Ver- 
dickungen zeigen, welche ganz homogen sind und deshalb mit den übrigen, 
zelligen Gebilden nicht zu verwechseln sind. Auch sieht man stellenweise 
Anhäufungen dieser Gebilde, die dann zweifellos von dem Fadengewirre 
losgerissen sind. Am deutlichsten ist jedoch am frischen Präparate dieser 
Zusammenhang bisweilen an einzelnen Stellen, wo die Form und die An- 
häufung so charakteristisch ist, dass man sofort an die oben erwähnten 
Verhältnisse bei gefärbten Präparaten erinnert wird. Im Grossen und 
Ganzen ist die Untersuchung frischer Präparate mühsam und zeitraubend, 
und es ist daher von grossem Wertlhe, dass die uns interessirende Substanz 
auch im frischen Zustande eine überaus grosse Neigung hat, sich z. B. mit 
Methylenblau zu färben. Fügt man den Farbstoff den frisch abgeschabten 
Massen hinzu, und hebt dann das Deckglas mit einer Nadel wiederholt auf, 
so färben sich die Randpartien sehr intensiv; besonders die hier lagernden 


1 Therapeut. Monatshefte. 1895. September. 
217 


— 324 — 


Epithelien sind dann durch ihre Kerne deutlich erkennbar, und zwischen 
den Zellen lagern sich nun Gebilde, die birnenförmig oder kolbig stets das 
Ende eines mehr oder weniger langen dünnen, meist gewundenen Fadens 
darstellen. Auch hier ist Gestalt, Lagerung und Menge so charakteristisch, 
wie am gehärteten Präparat, und es genügt ein Blick, um die Identität 
festzustellen. Je mehr man nun durch Druck auf das Deckglas die Fäden 
isolirt, um so mehr werden die Verdickungen der Faserenden abgerissen 
und entweichen mit den Zellmassen in radiärer Richtung, bis schliesslich 
ein intensiv gefärbtes Fasergewirr übrig bleibt. 

Wer in dieser Weise verfahrt, wird sofort den Gedanken aufgeben, 

dass die im gehärteten Präparat sichtbaren Gebilde Leukocyten sein können. 
Die homogene Beschaffenheit, der deutliche Zusammenhang mit den Fäden, 
die Lagerung zwischen den Epithelzellen im frischen Präparat schliessen 
das sofort aus, um so mehr, als man reichlich Gelegenheit hat, Leukocyten 
in allen Variationen zu studiren. Ist z.B. eine Mastzelle sehr lang gestreckt, 
so ist sie immer noch an dem deutlichen Kern erkennbar. 
Man könnte nun einwenden, dass es sich um Kunstprodukte handelte, 
die durch die Manipulation des Abschabens entstanden wären, etwa durch 
Zertrimmerung chromatophiler Elemente. Dem gegenüber möchte ich 
hervorheben, dass es sehr häufig gelingt, ganze Strecken des Epithels 
unversehrt zu Gesicht zu bekommen; weder die Zellen als solche haben 
gelitten, noch ist ihr Zusammenhang gelockert, und wenn nun zwischen 
ihnen die charakteristischen Gebilde ebenso eingelagert sind, wie an ge- 
härteten Präparaten, nur mit dem Unterschied, dass sie stets in einen 
Faden auslaufen, so spricht eben nichts für obige Annahme, weiterhin 
aber noch dagegen, dass es überhaupt ausserordentlich schwer ist, durch 
Zerdrücken die einzelnen zelligen Elemente zu zertrümmern. 

Bevor ich nun die Frage nach der Natur dieser Gebilde erörtere, 
muss ich zunächst darauf hinweisen, dass es sich hierbei keineswegs um 
ein specifisches Product des granulösen Processes handelt. Ich habe die 
Untersuchung des davon herstammenden Materiales nur als Beispiel ge- 
nommen, weil man hierbei in der Lage ist, die in Rede stehenden Gebilde 
sicher anzutreffen. Sie finden sich aber auch bei allen chronischen Binde- 
hauterkrankungen, gerade wie die Becherzellen, die ich nach wie vor als 
pathologisch veränderte Epithelien ansche. Die Häufigkeit des Vorkommens 
berechtigt nicht zu der Annahme, dass jene Gebilde etwa normale Bestand- 
theile des Gewebes sind; ich habe sie in einzelnen Fällen von leichten 
Catarrhen oder Blennorrhöen nicht auffinden können; auch ist ibre Menge 
an einzelnen Stellen eine zu grosse, als dass man an normale Bestandtheile 
der Schleimhaut denken könnte. 

Es ist mir am wahrscheinlichsten, dass es sich bei dieser Fadensubstanz 
mit ihren Endverdickungen um eine Art Gerinnung in den Zellinterstitien 
handelt, wobei allerdings auffallen muss, dass die Fäden in Kolben endigen. 


— $825 — 


Welche Substanz in chemischer Beziehung vorliegt, bedarf noch genauerer 
Prüfung; hier sei nur soviel erwahnt, dass die WEIGERT’sche Fibrinfarbung 
ebenso wie die Triacidfärbung versagt; die Fäden sind in Säuren und 
Alkalien unlöslich; die kolbigen Enden scheinen weniger resistent zu sein. 

Mit der electiven Färbung der Fäden und Kolben im frischen Prä- 
parate z. B. mit Methylenblau steht nun die Thatsache in auffallendem 
Widerspruch, dass am gehärteten Präparate wohl die kolbigen Enden, nie- 
mals aber die Fäden selbst zur Darstellung gelangen, weshalb man eben 
die Endigungen stets als isolirte Gebilde und daher auch als Leukocyten 
angesehen hat. Die einzige Methode, die mir einigermaassen brauchbare 
Bilder lieferte, war, wie schon erwähnt, die van GiEson’sche. 

Es ist begreiflich, dass das Verhalten der Fadensubstanz zu Kalilauge, 
die verschiedene Färbbarkeit der Fäden und Kolben, das Aussehen der 
frischen Massen den Gedanken nahelegen mussten, es könne sich um Pilze 
handeln. Ich habe nicht versäumt, daraufhin zu untersuchen, und muss 
nach Jahre langer vergeblicher Arbeit, nach Benutzung der verschiedensten 
Nährböden und Züchtungsmethoden vorläufig an der Annahme eines eigen- 
thümlichen Gerinnungsproductes festhalten. | 

Es ist nun weiterhin die Frage von Interesse, was aus diesen Dingen 
durch den Vernarbungsprocess beim Trachom wird. Da die Untersuchung 
frischen Materiales hierüber keinen Aufschluss geben kann und die Faden- 
substanz am gehärteten Präparate nicht zur deutlichen Darstellung zu 
bringen ist, so ist darüber Genaueres nicht zu sagen, und ich möchte nur 
betonen, dass man an Schnitten durch narbig veränderte Schleimhäute 
stellenweise Gebilde sieht, die dicht gehäuft und homogen sind und an 
jene Endigungen erinnern, und dass in dem zu Plattenepithel umgewan- 
delten Cylinderepithel, welches sich bei der van Girson’schen Methode 
schon durch eine veränderte Färbung auszeichnet, die Einlagerungen voll- 
ständig zu fehlen scheinen. 

Ich muss es also auf Grund meiner zahlreichen Untersuchungen in Ab- 
rede stellen, dass viele jener bisher meistens als Leukocyten angesprochenen 
Elemente überhaupt Körperzellen sind. Sie gehören zu dem Fasernetz, 
über dessen Natur wir noch nichts Sicheres wissen. 

Ich habe weiterhin andere follikelhaltige Schleimhäute untersucht, 
und beispielsweise in dem Blinddarm des Kaninchens und im Magen des 
Menschen ähnliche Dinge nicht auffinden können. 

Eine zweite Art von Körpern, welche ebenfalls keine normalen Bestand- 
theile der Schleimhaut zu sein scheinen und auch bei allen chronischen 
Bindehautentzündungen auftreten, stellen Kugeln dar, welche schon beim 
Trachom von verschiedenen Seiten beschrieben und meistens als hyaline Ge- 
bilde angesehen worden sind. Was zunächst die Untersuchung des frischen 
Materiales angeht, so sieht man besonders häufig bei chronischen Catarrhen 
Kugeln von wechselnder Grösse, deren Glanz, Farbe und Grösse sehr an 


— 326 — 


Sporen von Sprosspilzen erinnert. Daraufhin gerichtete Untersuchungen 
haben mir aber niemals Resultate ergeben, indem ich weder durch Züchtung 
die gleichen Gebilde erzielen konnte, noch auch jemals Veränderungen ge 
sehen habe, die als Sprossung gedeutet werden konnten. 

Setzt man dem frischen Materiale nun z. B. Triacidlösung zu, so sieht 
man diese Kugeln, welche von wechselnder Grösse sind, eine schwach röth- 
liche Färbung annehmen, während die Zellen grün gefärbt werden. Ganz 
dasselbe habe ich an Schnittpräparaten feststellen können, nur mit dem 
Unterschiede, dass hierbei roth gefärbte Kugeln selten, jedenfalls weit 
weniger häufig anzutreffen sind, als man es nach der Untersuchung frischen 
Materiales erwarten sollte, und so glaube ich darauf hinweisen zu dürfen, dass 
wir es hier wahrscheinlich mit ähnlichen Dingen zu thun haben, wie sie schon 
bei anderen Erkrankungen von den verschiedensten Autoren beschrieben und 
ganz verschieden gedeutet worden sind. Es sind die sog. Russeuu’schen 
Fuchsinkörper, über welche schon eine stattliche Literatur vorliegt, die zum 
Theil zusammengestellt ist in dem Bericht von LuBArsch und OSTERTAG! 
über die Ergebnisse der pathologischen Anatomie und Physiologie. Man 
ersieht daraus, dass es sich um ganz weit verbreitete Gebilde handelt, 
welche vielleicht eine Zwischenstufe der Fettmetamorphose darstellen und 
wohl nur ganz allgemein als Zeichen reger Gewebsthätigkeit anzusehen sind. 
So viel ist sicher, dass sie fir das Trachom absolut nicht specifisch sind, 
sondern auch bei anderen Conjunctivalerkrankungen vorkommen. 

Es muss aber hervorgehoben werden, dass ich bisher nur frei im 
Gewebe liegende Kugeln auf die oben angegebene Weise färben kunnte, 
während im frischen Zustande ganz ähnlich aussehende Körper bei Triacid- 
färbung nicht roth gefärbt werden. Es sind das die Zelleinschlüsse im 
Inhalt der Trachomfollikel, die in den von LEBER so genannten „Körperchen- 
zellen“ enthalten sind. Sie sind ebenfalls von wechselnder Grösse und 
sehen den frei liegenden Kugeln sehr ähnlich. Es hat den Anschein, als 
ob die Zelleinschlüsse aus derselben Substanz, nur in eingedickter, com- 
pacter Form, beständen — es deutet darauf besonders die öfters wahrzu- 
nehmende Formveränderung zu mehr eckigen Gebilden hin — und wenn 
diese Annahme richtig ist, dann braucht man in dem negativen Ausfall 
der Triacidfärbung und anderer Methoden keinen Beweis gegen ihre Zu- 
sammengehörigkeit zu erblicken. Wer die Literatur über die RUssELL’schen 
Körperchen durchmustert, findet öfters die Angabe?, dass alle Farbemethoden 
keine constanten Resultate ergeben, so dass auch bei unseren in Rede 
stehenden Gebilden aus dem Versagen der einen oder anderen Farben- 
reaction ein principieller Unterschied nicht hergeleitet werden darf. 

Wenn man nun weiterhin die Thatsache auch beim Trachom bestätigt 
findet, dass mit einer Vermehrung dieser Kugeln auch eine solche der 





! Wiesbaden 1895. II. Abtheilung. 
2 7.B. bei KLıen, Zıester’s Beiträge zur pathologischen Anatomie, Bd. XI. 


— 327 — 


Mastzellen Hand in Hand geht, so wird man auch bei den Bindehaut- 
erkrankungen mit der Möglichkeit zu rechnen haben, die schon bei anderen 
Erkrankungen z. B. von Kuren betont wurde, dass auch die Mastzellen- 
körner mit den freien und intracellulären Kugeln verwandt sind und auch 
hierbei der meist basophile Charakter der Mastzellengranula nicht ent- 
scheidend sein kann, um tiefgreifende Unterschiede zu construiren. Es 
bleibt dann noch zu entscheiden, ob die Mastzellengranula zu Kugeln auf- 
quellen und damit ihre Färbbarkeit ändern, oder ob die frei liegenden 
Kugeln, die vielleicht als Abscheidungsproducte der Epithelien zu gelten 
haben, nun von Lymphzellen aufgenommen, in die Lymphbahnen geschleppt 
und allmählich eine Volumenreduction und damit eine Aenderung des 
tinctoriellen Verhaltens erfahren. Da man besonders am frischen Präparate 
alle Uebergange finden kann, so scheint mir die letztere Annahme einige 
Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. 


[Aus der Innsbrucker Augenklinik.) 


II. Angeborene Sichel nach unten aussen von der Papille. 
Mitgetheilt von Dr. Brixa, klin. Assistenten. 


CA. 21 Jahre alt, kam auf die Klinik wegen eitriger Iridocyclitis 
des linken Auges, die durch Anfliegen eines Holzstückes an dasselbe ent- 
standen war und später die Enucleation desselben nothwendig machte. 

Am rechten Auge fand sich folgender seltener Zustand (s. Fig.): 

Die Papille wird unten und unten aussen von einer weissen Stelle, 
die ungefähr !/, Papillen-Durchmesser breit ist und eine dunkle Marmorirung 
zeigt, eingesäumt. Die Begrenzung der Papille ist dort, wo sie in diese 
marmorirte Stelle übergeht, sehr undeutlich. Eine nach unten innen 
gehende Vene hat unmittelbar nach ihrem Austritt aus dem Gefässtrichter 
ein schattenhaftes Aussehen, indem sie offenbar an dieser Stelle in der 
Tiefe liegt. Unmittelbar über der daselbst sehr deutlichen schwarzen Be- 
grenzung des Pigmentepithels verschwindet sie eine kurze Strecke ganz, 
kommt dann knapp jenseits jener Begrenzung wieder zum Vorschein, be- 
schreibt, immer undeutlich begrenzt in der Tiefe verlaufend, einen nach 
innen unten convexen Bogen, steigt weiterhin wieder etwas aufwärts und 
gelangt so wieder in den Bereich der hellen Sichel. Hier kommt sie un- 
mittelbar nach oben vom Rande des Pigmentepithels mit einer scharfen 
hakenfórmigen Biegung an die Oberfläche und verläuft nun, immer deutlich 
und scharf begrenzt, als Vena temporalis inferior nach abwärts. 

Die Arterie, die nach unten und aussen zieht, verläuft zunächst in 
der marmorirten Stelle vollkommen scharf sichtbar, tritt aber, bevor sie 
den Rand des Pigmentepithels erreicht, ebenfalls undeutlich werdend in 


— 3828 — 


die Tiefe, verschwindet gerade an der Stelle, wo die Vene mit scharfem 
Haken oberflächlich wird, ganz, kommt aber gleich wieder unmittelbar nach 
aussen von diesem Haken, einen sanften Bogen bildend, scharf zum Vor- 
schein und verläuft nun nach aussen und unten. Fundus im Uebrigen 
normal. 

Sehschärfe ®/,., — TD ©? 

In der Nähe wird Jäger Nr. 1 gelesen. 





Dieser Fall ist ganz analog einem von angeborener Sichel nach innen 
unten, den SALZMANN anatomisch untersuchte, in v. GRAEFE’s Archiv fir 
Ophthalmologie! veröffentlichte, und SALZMAnN giebt auch zugleich eine 
Erklärung für das Zustandekommen der innerhalb der Sichel gefundenen 
‚Veränderungen. 

Es handelte sich um ein 9jähriges Mädchen, bei dem sich ein Myxo- 
sarcom des linken Sehnerven vorfand. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab einen Mangel der innersten Schichten der Chorioidea und des Pigment 
epithels an der inneren unteren Seite der Papille in Form einer Sichel. 
Daselbst fand sich aber eine doppelte Lage Netzhaut. Dieselbe bildete eine 
Falte, deren äusseres Blatt am Rande des Pigmentepithels begann, während 
die Umbiegungsstelle in das innere Blatt dem Rande der Papille anlag, 
so dass jene Stelle, an der die Chorioidea defect war, von dieser Netz- 
hautfalte bedeckt wurde. Die Schichten des inneren Blattes zeigten eine 
normale, die des äusseren eine umgekehrte Aufeinanderfolge, so dass das 


' Bd. XXXIV, 1894, unter dem Titel: „Zur Anatomie der angeborenen Sichel 
nach innen unten“, 


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— 329 — 


Sehepithel dieses Blattes gegen das Innere des Bulbus sah. Das innere 
Blatt war ferner überall fast vollkommen ausgebildet, während das äussere 
Blatt grösstentheils auf einer rudimentären Entwickelungsstufe stehen ge- 
blieben war. Das innere Blatt der Falte stand in normaler Verbindung 
mit den Sehnervenfasern. 

SALZMANN erklärt sich diese Faltenbildung damit, dass in Folge ver- 
zögerten Verschlusses der fötalen Augenspalte an ihrem oberen Ende gleich- 
sam durch compensatorisches übermässiges Wachsthum des inneren Blattes 
der secundären Augenblase der Defect geschlossen wurde. Dass sich dabei 
nicht alle Schichten der Netzhaut vollkommen entwickelten, darf nicht 
Wunder nehmen. Diese Faltenbildung wäre also gewissermaassen als ein 
Heilungsvorgang aufzufassen. 

Bei der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien, 
1894, berichtete SaLzmann über mehrere ophthalmoskopisch untersuchte 
Fälle von Sichel nach unten, wo eine oflenbar aus Netzhaut bestehende 
Falte einen Theil der Sichelperipherie deckte, was aus dem eigenthümlichen 
Verlauf der Netzhautgefässe daselbst erkennbar war, die sich ganz ähnlich 
verhielten, wie in unserem Falle, Es handelte sich also wahrscheinlich 
um dieselbe Umkrämpung der Netzhautanlage, wie in dem anatomisch 
untersuchten Falle. 

Bei derselben Gelegenheit schloss sich Bart im Allgemeinen der An- 
sicht SALZMANN’s an und demonstrirte auch Augenspiegelbilder, die durch 
das Bild der starken Einknickung und Schlingenbildung der Netzhaut- 
gefässe das Vorhandensein der Netzhautduplicatur nachwiesen. 

Ebenso berichten Haas in v. GRAEFE’S Archiv Bd. XXIV, BECKER, 
ibid. Bd. XXXIV, und WINTERSTEINER bei oben erwähnter Versammlung 
über solche Netzhautfalten. 


IH. Weitere Erfahrungen über offene Wundbehandlung 


bei Augenleiden. 
Von Prof. Dr. Johan Hjort in Christiania. 


Ich hatte gedacht, über die fortgesetzten Erfahrungen betreffend die 
offene Wundbehandlung zu berichten, sobald ich das erste Hundert Star- 
extractionen erreicht hatte. Ein Artikel in der neuen Wochenschrift für 
Therapie und Hygiene des Auges von deren Herausgeber Dr. WOLFFBERG, 
betitelt: „Ueber Hsorr’s offene Wundbehandlung am Auge“, nöthigt mich 
schon jetzt die Feder zu ergreifen, indem ich der von ihm vorgeschlagenen 
Modification der offenen Wundbehandlung durch Application des von ihm 
ersonnenen „Schutzpapiers“ nicht beitreten kann, einem Verfahren, das ich 
nicht als offene Wundbehandlung ansche; es scheint somit, dass wir über 
die Principien derselben nicht einverstanden sind. 


— 330 — 


Ich habe im Maihefte dieses Centralblattes hervorgehoben: 


1. Dass die bei wachem Zustande stetig vor sich gehende 
Sauberung des Auges mittelst des Thranenstromes und Be- 
wegungen der Lider, was ich als „die physiologische Augen- 
toilette“ bezeichnet habe, die einzige effective Antiseptik ist, 
das einzig Nöthige bleibt, insofern der Thränenleitungsmecha- 
nismus in Ordnung ist und keine offenbare Complication von 
der Schleimhaut und Ductus nasolacrymalis vorliegt. 


2. Dass alles, was mechanisch den Thränenleitungsmecha- 
nismus hindert oder das Gedeihen der Mikroorganismen in der 
Schleimhaut fördert, schädlich ist. In dieser Beziehung wirkt der 
Occlusionsverband sowohl mechanisch als durch die Wärme ungünstig. In 
gleicher Weise muss meiner Meinung nach alles vermieden werden, was 
das Auge hyperämisch und die Schleimhaut succulent machen kann, warum 
ich auch keine irritirenden Antiseptica verwende. 


3. Epilation der Wimpern, ob sie auch in einzelnen Fällen ent- 
behrlich wäre, darf nicht unterlassen werden, weil diese Maass- 
regel eine Quelle zur Infection eliminirt, die Säuberung des Auges 
erleichtert und fördert, sowie dass sie, weil das Zusammenkleben der Lider 
dadurch behindert wird, in hohem Grade dem Kranken und dem Pfleger 
angenehm ist. 

Ich bin überhaupt der Meinung, dass an den Kranken so wenig wie 
möglich gefingert werden soll, und speciell gilt dies von den Augenkranken. 
Jede unnöthige Betastung ist zu vermeiden, und viele von unseren Kranken 
haben die Klinik verlassen mit centraler, runder, schwarzer und beweg- 
licher Pupille, ohne dass ich nach der Operation das obere Augenlid berührt 
oder eine einzige Einträufelung vorgenommen habe. Man kann bei Ope- 
ration ohne Iridectomie die ganze Pupille zu sehen bekommen, ohne den 
Kranken zu berühren, und wenn der sichtbare Theil der Cornea und das 
Irisgewebe absolut klar ist, hat es keinen Zweck, die Wundregion zu in- 
spieiren. Eine unvorbereitete Betastung des oberen Lides kann leicht eine 
Reflexcontraction der äusseren Augenmuskeln auslösen, wodurch ein Iris- 
prolaps sich einstellt. 

Wenn ein wenig Schleimabsonderung nach der Operation vorkommt, 
sehen wir constant des Morgens eine kleine braungelbe Kruste an der 
Haut dicht unter der Incisura semilunaris des Canthus internus liegen, 
indem diese und Caruncula laerymalis eine schiefe Ebene bilden, entlang 
welcher der Schleim während der Nacht herunterrinnt und trocknet. Diese 
Kruste ist dann leicht zu entfernen, ohne den Bulbus zu berühren. 


4. Endlich hat die praktische Erfahrung in erfreulicher 
Weise die Richtigkeit der obigen Erwägungen dargethan. 


— 331 — 


Dr. WoLFFBERG bemerkt, dass „die unter der Watte sich entwickelnde 
Wärme den etwa vorhandenen Kokken direct zu gute kommt“, was natür- 
lich ihnen vortheilhaft, dem Auge aber ungünstig ist, und doch wendet er 
ein „Schutzpapier“ an, das hermetisch schliesst, so dass das Auge sich in 
continuirlichem Dampfbade befinden muss. 

Dr. WoLFFBERG hat weiter die Beobachtung gemacht, dass das Kammer- 
wasser sich in wenig Minuten nach der Operation ansammelt, was ich auch 
öfters gesehen habe. Ich pflege daher in der letzten Zeit die Patienten 
bis eine halbe Stunde im Operationsbette liegen zu lassen, damit dies ein- 
treten kann und das Zukleben der Wunde möglicherweise einem Irisvorfall 
vorbeugen möchte. 

Dr. WOoLFFBERG findet es fraglich, „ob das Auge nicht unter dem 
Verbande weniger zur Thränensecretion neigt und schneller zur Vernarbung 
kommt“. Dazu möchte ich bemerken, dass die Thränen als solche keines- 
wegs schädlich wirken, der Vernarbung auch nicht hinderlich sind, und 
Dr. WoLFFBERG macht selbst darauf aufmerksam, dass eine drückende 
Binde leichter der richtigen Adaptation der Wundlefzen entgegen wirken 
wird, als der freie, offene Zustand. Ferner sagt er: „Es hat mir den Ein- 
druck gemacht, als wenn etwa vom dritten Tage an bei freiem Auge sich 
stets reichlicher mucöses Secret besonders am inneren Winkel sammelt, 
als bei verbundenem.“ Ja, das ist eben die Wirkung der Lidbewegungen, 
den Schleim nach dem inneren Augenwinkel zu schieben, und dieser Vor- 
gang ist, wie oben erwähnt, eben vortheilhaft. 

Dr. WoLFFBERG will durch sein Schutzpapier das Auge gegen Licht 
und zufällige fremde Körper schützen; viele von den Operirten aber, die 
mit offener Wundbehandlung gepflegt werden, sind überhaupt gar nicht 
von Lichtscheu geplagt, und dagegen haben wir jedenfalls Mittel, die mehr 
schonend wirken, als das angeklebte Papier, welches eben geeignet sein 
wird, das Auge empfindlich zu machen. Zwei alte Frauen wurden vor 
10 Tagen (10./X.) operirt. Sie waren beide früher an einem Auge operirt, 
das erste Mal mit Iridectomie, nachher Binoculus, das letzte Mal ohne 
Iridectomie und mit offener Wundbehandlung. Sie können nicht hoch 
genug das letzte Verfahren lobpreisen im Vergleich mit dem ersten. Die 
eine Patientin ist schon ein paar Tage in freier Luft herumgegangen ohne 
Schutzbrille und ohne Spur von Lichtscheu zu zeigen. Gegen zufällige 
Fremdkörper braucht das operirte Auge nicht andere Schutzmittel, als 
andere sehende Augen. 

Ferner meint Dr. WoLFFBERG, dass der Patient sich unter seinem 
Schutzpapier sicherer fühlen wird. Im Anfang der Anwendung des neuen 
Verfahrens legten wir Abends den kranken die Frage vor, ob sie sich 
über Nacht ruhiger fühlen würden bei Anlegung eines Verbandes. Wir 
gaben aber bald diese Maassregel auf, da mehrere vun den Kranken er- 
klarten, dass ihr Schlaf so leicht sei, dass sie vollständig erwachen würden, 


— 332 — 


bevor die Hand das Auge erreichen könnte. Es ist ja auch ebenso wahr- 
scheinlich, dass die Binde z.B. bei Jucken hervorzurufen eine reflectorische 
Handbewegung auslösen könnte. Jedenfalls haben wir kein Unheil vom 
Fortlassen der Binde gesehen. 

Es kommt noch eine andere günstige Wirkung der offenen Wund- 
behandlung hinzu, welche in hohem Grade die Aufmerksamkeit verdient, 
nämlich der wohlthuende Einfluss auf die Kranken, während die Occlusion 
öfter sehr geeignet ist zu deprimiren. 

Dr. BoRTHEN, Augenarzt in Bergen, welcher später die offene Wund- 
behandlung mit bestem Erfolg prakticirt hat, schreibt mir, dass er im 
letzten Juli eine Bauersfrau an beiden Augen in einer Sitzung wegen 
Cataract operirte. Nachher Binoculus. Zwei Stunden später wurde er 
gerufen, die Patientin hatte die Binde weggerissen und ging im Zimmer 
umher. Verschiedene Versuche, den Verband wieder anzulegen, scheiterten, 
sie wurde im höchsten Grade unruhig, wollte die Fensterscheiben zer- 
schlagen u.s. w. Am dritten Tage reiste sie im Gefolge ihres Sohnes nach 
Hause, mit Dampfer etwa eine Tagereise, nach Gudvangen in der Nähe 
des berühmten Hotels Stalheim, mit offenen Hornhautwunden und leeren 
Vorderkammern. Einige Wochen später bekam Dr. BorrtHEn die Nach- 
richt, dass sie keine Schmerzen gehabt hätte und sehend umher ginge. 
Die Frau hat aber ihren Thränenleitungsmechanismus in Ordnung gehabt! 

Aehnliche psychische Alterationen baben wir auch öfters bemerkt. 
Die, wie es den alten Invaliden vorkommt, brutale Blendung sehender 
Augen wirkt auf die Psyche einzelner der alten Starkranken derart ein, 
dass sie, wie im erwähnten Falle, bis zur Tobsucht getrieben werden. 

Dr. WOLFFBERG empfiehlt von Anfang an sein Schutzpapier, vom 
3. oder 4. Tage Verband, später, etwa vom 10, Tage ab, wieder die An- 
legung des Schutzpapiers. Zu dieser Zeit ist aber ein grosser Theil unserer 
Kranken schon fortgegangen oder dem Fortzehen nahe. Ein Mann ver, 
langte 5 Tage nach der Operation ausgeschrieben zu werden, weil sein Geld 
verbraucht war und er sich als geheilt ansah. Er war es auch, die Wunde 
glatt geheilt, das Auge reizlos, und er ging fort. Denselben schnellen und 
reizlosen Verlauf habe ich in diesen Tagen bei einem anderen Kranken erlebt. 

Eine Reihe bakterivlogischer Untersuchungen vor und nach der Ope 
ration, welche Dr. GEIRsvoLpD die Güte hatte vorzunehmen, zeigte, dass 
man niemals die Schleimhaut ganz steril, sondern immer Mikroben ver- 
schiedener Art und Virulenz enthaltend findet, was eben die Effectivität 
der offenen Wundbehandlung bestätigt. In einzelnen Fällen kommt eine 
Conjunctivalreizung vor, theils als Oedem der Conjunctiva, theils als ver- 
mehrte Schleimabsonderung, welche die Nachbehandlung etwas verlängern 
kann, auf die Wundheilung der Cornea aber nicht einwirkt; man Kann 
dies in vielen Fällen beobachten, wo Cornea und Irisgewebe absolut klar 
bleiben und Sehvermögen ungestört sich findet. 


— 333 — 


In meinem ersten Berichte (Maiheft) hatten wir keinen Glaskörper- 
verlust zu verzeichnen. Seitdem ist dies aber dreimal in complicirten 
Fällen (in einem Falle kam die Linse in der ganzen, verdickten Kapsel 
heraus) vorgekommen, was aber in keinem Falle der Wundheilung nach- 
theilig gewesen ist. 

Einmal in der letzten Serie kam Irisprolaps vor unter 23 Extrac- 
tionen ohne Iridectomie. Der Mann hatte sich auf der langen Reise erkältet, 
und wahrscheinlich ist ein Hustenanfall Ursache des Vorfalles gewesen. 
Am anderen Tage ging der alte Patient vom Bette in’s Operationszimmer, 
der Vorfall wurde gekappt und nachher folgte glatte Heilung. 

Ich verfüge jetzt — bis 22. October — über 80 Fälle, complicirte 
und uncomplicirte, die alle mittelst offener Wundbehandlung gepflegt sind, 
nämlich ausser den im vorigen Berichte erwähnten 52 noch 28, und zwar: 

Extractionen ohne Iridectomie 23, 
Extractionen mit Iridectomie 5. 

Während in der ersten Serie (52) alle anstandslos geheilt sind, haben 
wir unter den letzten 28 drei Fälle zu verzeichnen, in denen Unregel- 
mässigkeiten während der Wundheilung vorkamen und welche etwas näher 
erörtert werden müssen. 

1. Der erste Fall, K. K., ein 71jahriger, sehr decrepider Mann mit 
einem ankylotischen Kniegelenke, wurde ohne Iridectomie operirt. Ope- 
ration correct. Wahrend den ersten 3 Tagen alles wohl, Cornea und Iris 
klar, Sehvermögen gut. Am 4. Tage erkrankte er an doppelseitiger Pneu- 
monie und klagte zudem über Abnahme des Sehvermögens; Cornea leicht 
angehaucht, die Iris zeigte sich diffus infiltrirt, und es entwickelte sich 
eine Panophthalmitis in optima forma. Er war sehr herunter, so dass wir 
glaubten quoad vitam schlecht prognostieciren zu müssen. Er erholte sich 
aber wieder, das Auge wurde natürlich phthisisch. 

Dieser Fall hat ja gar nichts mit der Wundbehandlung zu thun, er 
konnte auch bei keiner Behandlung vermieden werden. Solche Fälle von 
Autoinfection, die im Puerperium wohl bekannt sind, kommen sonst glück- 
licherweise selten vor. 

Sonderbarerweise hatten wir in der nächsten Zeit Gelegenheit, zwei 
ähnliche Fälle zu beobachten. Ein Mädchen von mittlerem Alter stellte sich 
in der Poliklinik ein. Zwei Tage vorher hatte sie, angeblich nach einigen 
Tagen Unwohlsein, einen Stoss mit einer Flasche am rechten oberen Augen- 
lide bekommen, es waren aber keine Contusionssymptome und keine Spur 
von Verwundung vorhanden. Irisgewebe leicht unklar und Sehvermögen 
abgenommen. Sie war auch sonst krank, und wurde in die Klinik auf- 
genommen. Es zeigte sich, dass die eine Lunge infiltrirt war, sowie die 
Temperatur etwas erhöht. Aus der im Anfang ziemlich schleichenden Ent- 
zündung des Uvealtractus entwickelte sich eine vollständige Panophthalmitis 
mit Perforation und Phthisis bulbi. | 


— 334 — 


Nicht lange nachher wurde ein Mann mit Cataract aufgenommen, der 
früher anderswo auf dem einen Auge mit bestem Erfolg operirt war. 
Zehn Tage nach seiner Rückkehr zur Heimath auf dem Lande erkrankte 
er an Pneumonie, wonach das operirte Auge durch spontane Suppuration 
zu Grunde ging. Die Operation am anderen Auge gelang ohne Störung. ! 


2. Der zweite Fall, ein Mann A. K., 84 Jahre alt, war vor 3 Jahren 
von mir mit Glück am linken Auge operirt. Am rechten Epiphora, Eversio 
punct. lacr. inf., Hypertrophia conj. palp. infer. inf. Zufällig war vor der 
Operation ein Tropfen Atropin in’s Auge geträufelt, es wurde ohne Iridec- 
tomie extrahirt und danach ein Tropfen !/,°/, Eserin und 2°/, Morphin 
- instillirt, um Prolaps vorzubeugen, was ich seitdem nicht wiederholt habe. 
Es kam bald ein wenig Irritation zu Stande mit Verlöthungen des Pupillar- 
randes und eine schleichende Iritis. Im Laufe von 4 Wochen klärte sich 
die ganze Cornea bis zum Wundrande vollständig, ebenso das Irisgewebe. 
Es war aber Occlusio pupillae da, Lichtsinn und Projection leidlich gut, 
so dass er durch eine Iridotomie eventuell wieder etwas Sehvermögen er- 
langen könnte. 


3. Der dritte Fall, ein 72 Jahre alter Mann, ist noch in Behand- 
lung. Er ist sehr schwach und kam aus einer anderen Hospitalabtheilung, 
wo er längere Zeit wegen Herzleiden behandelt wurde. Das linke Auge 
blind. Am 8. October Operation am rechten mit Iridectomie, weil die Linse 
ungemein geschwollen war. Am anderen Nachmittag ein Schmerzanfall, 
wahrscheinlich durch Spannungserhöhung; am nächsten Morgen waren die 
Schmerzen vorüber, Camera anterior spontan entleert, Cornea und Iris klar. 
Zwei Tage später etwas Ciliarinjection und Chemosis, Cornea leicht ange- 
haucht, Iris nicht ganz klar. Kein Hypopyon. Der Mann hat am ersten 
Tage Stunden in einem Lehnsessel zugebracht, bekam aber trotzdem eine 
hypostatische Pneumonie, ist sehr schlaflos und mitgenommen, nichtsdesto- 
weniger ist Cornea und Irisgewebe in den letzten Tagen so gut wie voll- 
ständig aufgeklärt, in der Pupille eine trübe Membran, so dass er kaum 
Finger in nächster Nähe zählen kann. Doch nimmt das Sehvermögen 
täglich zu, sowie die Kräfte sich bessern. Es sind heute — am 22. Oct. — 
10 Tage seit dem Anfange des Irritationszustandes. 


Somit kommt auf 80 Fälle ein Verlust durch endogene (hämatogene) 
Infection, also unabhängig von der Wundbehandlung, und zwei Fälle, die 
als Wundinfeetion angesehen werden müssen, welche, wie ich sagen möchte, 
trotz offener Wundbehandlung eingetreten ist, insoweit aber glücklich ver- 
lief, als nur das vordere Bulbussegment angegriffen wurde, Cornea und 
Irisgewebe sich wieder klärten, und eine relative Heilung eintrat, so dass 


t Vgl. u. A. Discussion in Société francaise d’opht. 1897, Seance du 3 Mai, ein- 
geleitet von Panas. — Despacnet, Deux cas diridochoroidite suppurative par aut 
infection. Recueil d’opht. Sept. 1896. p. 523. 


— 335 — 


die Augen eventuell durch eine Nachoperation etwas Sehvermögen er- 
langen können. | 

Da es, wie erwähnt, notorisch ist, dass die Conjunctivalschleimhaut 
immer Mikroben verschiedener Art und Virulenz enthält, und wenn man 
weiter allen Starblinden Hilfe bringen will, nicht nur gewählte Fälle 
operiren darf, kann es nicht wundern, dass ab und zu ein Fall vorkommt, 
in welchem die Virulenz der Mikroben auf die Wundheilung compromittirend 
einwirkt. Besonders wird dies geschehen können, wenn, wie im zweiten 
Falle, der Thränenleitungsmechanismus schlecht functionirt. Die drei Falle 
erinnern auch an die Wichtigkeit dessen, dass die zu operirenden Kranken 
in leidlich guter Condition sich befinden. 


Ich möchte noch bei dieser Gelegenheit die Aufmerksamkeit hinlenken 
auf den besonderen Vortheil der offenen Wundbehandlung bei Schiel- 
operationen (Vorlagerungen). Dass der Occlusionsverband in diesen 
Fallen bei unreiner Schleimhaut Gefahr bringen kann, habe ich gesehen, 
und dass er dazu beizutragen im Stande ware, das neue Anheften des 
gelösten Muskels zu sichern, daran glaube ich nicht. Das hängt meiner 
Meinung nach einzig von der Operationstechnik ab, die in der Art ein- 
gerichtet sein muss, dass die Nähte nicht nachgeben. 


Schliesslich kann ich nicht umhin hinzuzufügen, dass seit der Ein- 
führung der offenen Wundbehandlung (2 Jahre hindurch) mein ganzes 
Dasein als Operateur, sowie das meiner Kranken, trotz überfüllter Räume, 
derart verbessert worden ist, dass es mit dem Uebergange von der vor- 
antiseptischen Zeit zur Gegenwart in einer chirurgischen Klinik verglichen 
werden kann. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Die Pathologie des Farbensinns. Eine klinische Studie von 
Dr. Richard Hilbert in Sensburg (Ostpreussen). Halle a.S., 1897, K. Marhold. 
(Zwanglose Abhandl. z. Augenheilk. von Prof. Dr. A. Vossius, II, 1.) 


2. Die Farbenblindheit und ihre Diagnose. Zum Gebrauche fir 
Aerzte und Behörden von Dr. M. Ohlemann, Augenarzt in Minden. Braun- 
schweig, J. Meyer, 1897. 18 Seiten. — Enthält die Entwickelung der Unter- 
suchungsmethoden beim abnormen! Farbensinn in den einzelnen Ländern und 
eine Tafel mit dem Spectrum des Farbengesunden, des Rothblinden, des Grün- 
blinden, des ‘Total-Farbenblinden. Brevity is the soul of wit. 


1 Die Aerzte verwechseln noch immer abnormis (lat.; Hor. Sat. 2, 2, 3), von 
der Regel abweichend, und a@»muniog (gr.), uneben, irregular (bei Grammat.), krank- 
haft. (In letzterem Sinne bei späteren Aerzten, z. B. Niketas.) Man kann also 
„deutsch“ schreiben: 1. abnorm, 2. anomal; aber nicht anormal. Vgl. das Fremd- 
wörterbuch von Sanders. 


— 336 — 


3. Leitfaden für Begutachtung und Berechnung der Unfalls- 
Entschädigungen der Augen, von Dr. H. Magnus, a. o. Prof. der Augen- 
heilkunde in Breslau. Mit 3 Tafeln. Zweite umgearbeitete Auflage. Breslau, 
J. H. Kern’s Verlag, 1897. 180 Seiten. (Vgl. Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1895, 
S. 53, 92, 121 fig., Bericht über die erste Auflage.) 


4. Pathologiská anatomie Oka, a jeho pomocných üstrosü. 
Napsal Prof. Dr. Jan Deyl. Prag 1897. 130 Seiten. — Es steht wohl zu 
hoffen, dass diese pathologische Anatomie des Auges in’s Deutsche übertragen 
und somit einer grösseren Zahl von Fachgenossen zugänglich gemacht werden wird. 


5. Les cliniques de l’Université imperiale de Moscou. Ouvrage 
accompagné de 33 plans. Moscou 1897. 234 Seiten. — Was wir staunend in 
Moskau gesehen, lehrt dieses Buch den Andern, dass zur Zeit Moskau die voll- 
endetste klinische Stadt, denn so kann man es nennen, besitzt. Wir haben 
ja in Deutschland, und namentlich auch in Berlin, viele mustergiltige Anstalten; 
aber ein solch” Ganzes giebt es nicht wieder. Grossartige Stiftungen von 
reichen Privatleuten haben wesentlich mit beigetragen. Auf S. 169—174 ist 
die Augenklinik geschildert. In ibrem zur Zeit des Congresses neu aufgelegten 
Fremdenbuch ist der Satz eines französischen Fachgenossen zu lesen, dass diese 
Augenklinik in ihrer Einrichtung sogar der von Paris überlegen ist. 


6. Tafel zur Prüfung der Sehleistung und Sehschärfe der Schul -- 
kinder, Soldaten, Seeleute und Bahnbeamten. Für Schulärzte, Schifis- 
ärzte, Bahnärzte und Lehrer entworfen von Prof. Dr. Hermann Cohn in Breslau. 
Fünfte verbesserte Auflage wit beweglicher Scheibe. Breslau, Priebatsch’s Buch- 
handlung. 


7. Burkard David Mauchart (1696—1751), von Dr. G. Schleich, 
o. Prof. d. Augenheilkunde. Tübingen, H. Laupp jr., 1897. — Mauchart ist 
einer der Begründer der neueren Augenheilkunde Jeder, dem die von ihm 
theils geschriebenen, theils angeregten Dissertationen aus der Sammlung von 
Haller (disput. chir. select. Lausanne 1750, 51, T. V) bekannt sind, wird diese 
gründliche, geschichtliche Abhandlung mit Vergnügen lesen; und die Andern 
mögen angeregt werden, einmal einen Blick in jene leicht zugänglichen Schriften 
Mauchart’s zu werfen, die nech bis heute belehrend und werthvoll geblieben sind. 


Gesellschaftsberichte. 


Zweite internationale Conferenz über Eisenbahn- und Schiffshygiene 
in Brüssel vom 5. bis 9. September 1897. (Ophthalmologisches.) 


1. Braehmer (Berlin) stellt die Frage, „ob der Bahndienst grössere Sicher- 
heit hat, wenn Bahnärzte ernannt werden“, welche Frage einstimmig bejaht 
wird. Eg wird angenommen, dass man die Ernennungen von Bahnärzten kräftig 
unterstützen soll. 


2. Blume (Philipsburg) spricht „Ueber die Fundamentalregeln für die 
Organisation des ärztlichen Bahndienstes“. Unter Anderem findet er, dass in 
den grösseren Centren Specialärzte für Augen-, Ohren- und Kehlkopfkrankheiten 
zugezogen werden sollen. Alle Bahnärzte sollen Pensionsberechtigung haben; 
auch soll der Sanitätsdienst der Riseubahn nicht von den Krankenkassen ab- 
hängig sein. 


a ST 


3. von Csatäry (Budapest) berichtet über die Verhältnisse in Ungarn; 
man hat dort zelın Specialärzte angestellt, worunter einen Augenarzt. Jährlich 
giebt der Staat 440,000 Franken aus für Honorare der Bahnärzte. 

4. Baudot (Paris) spricht über die Verhältnisse in Frankreich. Man 
zieht Specialisten heran; im Allgemeinen haben die Bahnärzte geringe Ein- 
nabmen, jedoch billigere Billets für sich und inre Familie. Die Compagnie 
Paris-Lyon-Méditerranée nimmt für Gratisbehandlung nur solche Beamten an, 
welche 1. keinen Gebalt über 3000 Francs haben, 2. nicht über 2 km von der 
Arbeitsstelle wohnen, 3. nicht mit durch Schlägerei, Trunkenheit entstandenen 
oder mit venerischen Krankheiten behaftet sind. Vortr. will den letzten Artikel 
nicht weiter bestehen lassen. 

5. Roncaldier (Mailand) theilt u. A. mit, dass auf dem italienischen 
Mediterrannetze 908 Bahnärzte sind, wovon 7 Augenärzte. 

6. Ricchi (Florenz) fand auf dem adriatischen Netze 654 Bahnärzte vor, 
worunter 8 Augenärzte. 

7. Clement (Bukarest) erzählt, dass in Rumänien drei Viertel der Honorare 
von der Verwaltung und ein Viertel von den Kassen getragen werden. 

8. Braehmer (Berlin) verlangt, dass die Bahnärzte Bahnbeamte seien, 
mit Pensionsberechtigung, und dass sie alle Vortheile geniessen, wie andere 
Beamte. Man sollte an den Universitäten und an den polytechnischen Schulen 
Specialkurse einrichten, wo Arr,te und Ingenieure über Bahnhygiene unter- 
richtet werden. 

9. Lebrun de Brabant (Brüssel) spricht „Ueber die Untersuchung der 
Augen bei der Annahme von Bahnpersonal“. Nur Augenärzte können diese 
Untersuchungen vornehmen. Man wird speciell ausschliessen müssen, ausser 
den von andern Ländern schon hervorgeliobenen Krankheiten (Daltonismus u. s w.): 
a) Anomalien und Deformationen der Lider (Entropion, Distichiasis, Symble- 
phbaron, Ptosis, Madarosis), b) Eiterungen der Nebenhöhlen (Dacryoblennorrhöen, 
Ozaena, eiternde Nasenpolypen), c) Krankheiten der inneren Theile, welche 
recidiviren (scrophulése Ophthalmien, rheumatische Iritis, Cyclitis u. a.), d) Krank- 
heiten mit progressivem Charakter (Selero-chorioiditis posterior; Chorioiditis 
disseminata, Retinitis pigmentosa, albuminurica, glycosurica; Neuritis und Atrophia 
n. optici u. s. w.), 6) schwer heilbare Erkrankungen (Trachom, Keratoconus, Kerato- 
globus) und solche, welche weiterbestehen, weil die Leute sich nicht gehörig 
pflegen (Blepharitis, Dacryoblennorrhöen), f) constitutionelle Leiden, welche 
schlimme Augenkrankheiten hervorrufen (Syphilis, ausgesprochene Scrophulose, 
Rheumatismus, chronischer Alkoholismus und Nikotinismus), ei Hypermetropie 
von über 4 D, Myopie von über 5 D, Astigmatismus von mehr als 2 D, sowie 
ausgesprochene Differenz in dem Refractionszustande der beiden Augen; ebenso 
Strabismus. Uebrigens sind die meisten Schielenden erblich nervös belastet. 
h) Kurz, alle Krankheiten und Prädispositionen dazu, welche eine häufigere 
Unterbrechung in der Ausübung des Bahndienstes veranlassen. 

Man sollte die Leute gleich bei der ersten Annahme untersuchen, und 
nicht, wie es geschieht, erst bei der definitiven Annahme. Auch sollte man in 
allen Fällen eine Augenspiegeluntersuchung vornehmen. 

Chevallereau (Paris) würde Leute mit mehr als 2 D Hypermetropie 
nicht annehmen; solche mit Myopie jedoch bis — 6 D; keinen Astigmatiker 
von über 1 D. 

10. Ricchi (Florenz) theilt mit, dass in Italien zur Annahme normale 
Sehschärfe für jedes Auge verlangt wird, normaler Farbensinn für Roth und 
Grün, und normales Sehfeld. Das Personal wird von Neuem untersucht 1. wenn 

22 


— 338 — 


es 45 Jahre wird, 2. wenn Kopfwunden oder Contusionen, Gehirnkrankheiten 
vorhanden gewesen sind, oder andere, welche das Sehvermögen beeinträchtigen 
können, 3. wenn es als starker Alkoholverbraucher oder Raucher bekannt ist, 
4. wenn die Vorgesetzten meinen, dass die Sehschärfe gelitten bat. Bei der 
Neuuntersuchung soll jedes Auge V = ‘/,, haben; oder auch das eine DI, 
wenn das andere "/,, hat. Brillen sind nur den Bahnhofvorständen und Unter- 
'vorständen erlaubt, wenn diese Myopie oder myopischen Astigmatismus bis 3 D 
oder 2 D haben, Hypermetropie oder hypermetropischen Astigmatismus, mit 
normaler Farbenerkennung des Roth und des Griin, und normalem Sehfelde. 

Zur Messung der Sebscharfe hat man die Tafeln von Monoyer in 5m 
angenommen, und für Analphabeten (!) eine modificirte Snellen’sche Hakentafel. 
Für die Refraction werden Brillenkasten und Skiaskopie zur Controle angewandt. 
Farbensinn wird nach Holmgren, nach Stilling’s und Pfliger’s Tafeln 
gemessen, sowie mittelst der Chibret’schen Apparate. Unter den Beamten 
fand er 2,03°/, Farbenblinde; die Bahnwärterinnen wiesen nur 0,45°/, auf. 

11. Deghilage (Mons) würde gern den Hirschberg’schen Electro- 
mayneten in allen Staatsdispensarien vorhanden sehen, damit jeder Arzt Stalıl- 
splitter ausziehen könne. 

12. Snellen (Utrecht) hielt einen Vortrag „Ueber quantitative Messung 
des Farbensinnes“. Die beste Methode ist die Donders’sche; man bestimmt 
den Winkel, unter welchem man eine farbige Scheibe auf schwarzem Grunde in 
seiner Farbe richtig erkennt. Man soll Scheiben, nicht Vierecke nehmen, weil 
an den Sehgrenzen die Vierecke sich für unser Auge abrunden. Man sollte 
die Oberfläche der Scheibe, nicht den Durchmesser, als Maass für die Berechnung 
des Farbensinnes nelımen; innerhalb gewisser Grenzen bleibt es sich gleich, ob 
man Scheiben, Vierecke oder Rechtecke sieht; sie sind gleich weit erkennbar, 
wenn sie dieselbe Oberfläche haben. In der Praxis kann man einfach den 
Durchmesser notiren, wenn man bedenkt, dass er jeduch nur als Abkürzung 
genommen wird. Ebenso soll man die Sehschärfe für durchfallendes Licht durch 
farbige Gläser prüfen. Vortr. zeigt eine Laterne mit farbigen Gläsern, mit 
einer Scheibe, welche Diaphragmen von verschiedenem Durchmesser führt. Man 
soll sich nicht begnügen mit den Namen der Farben, sondern sich ähnliche 
Farben vorlegen lassen. 

Flamache (Brüssel) findet die Donders’sche Methode zu schwierig fir 
den praktischen Gebrauch. Auch sind Vierecke und Recktecke weiter sichtbar, 
als Kreise, wenn alles dieselbe Oberfläche hat. Dann giebt er eine Erklärung 
der Farbenblindheit im Sinne Young-Helmholtz. Endlich giebt er ein Mittel 
an, um die Farbenblindheit sicher zu erkennen: er legt ein blaues Kobaltglas 
und ein violettes Manganglas über einander und lässt den zu Untersuchenden 
hindurchblicken. Ein Farbenblinder viebt dann Blau als Farbe an; ein Normal- 
sichtiger nennt dies Violett. 

Pergens (Brüssel) verlangt zur Messung von Sehschärfe und Farbensinn 
eine constante Beleuchtung. Man weiss durch das Purkinje'sche Phänomen, 
dass die Verhältnisse der Leuchtkraft der Farben wechseln bei stärkerer oder 
bei schwächerer Beleuchtung. Auch bei constantem Licht sind Tüpfel von dem- 
selben Durchmesser nicht gleich weit sichtbar. So ist zB. Gelb viel weiter 
sichtbar, als Roth auf der ausgestellten de Wecker'schen Tafel, welche nach 
dem Donders’schen Princip, aber mit Vierecken, angefertigt ist. Um diesem 
Uebelstande zu begegnen, kann man 1. den Durchmesser der Scheiben der ver- 
schiedenen Farben in der Weise verschieden gross machen, dass alle für denselben 
Abstand eben in ihrer Farbe erkannt werden. 2. kann wan den Scheiben Schwarz 


-- 339 — 


beimischen, bis für constantes Licht alle gleich weit richtig benannt werden. 
3. kann man, was für die Praxis weniger brauchbar ist, die Lichtstärke be- 
stimmen, bei welcher jeder Tüpfel erkannt wird. 

Dann sind auch noch für Emmetropen, Hypermetropen und Myopen Unter- 
schiede vorhanden, wie sie durch Wolffberg’s Apparat in weiteren Kreisen 
bekannt wurden. 

Stilling (Strassburg) erkenut die Richtigkeit des Gesagten an; das würde 
aber die Sache wesentlich vertheuern. Dann zeigt er seine bekannten Tafeln 
vor zur Prüfung auf Farbenblindheit und Simulation. 

Snellen entgesnet Hrn. Flamache, dass Rechtecke von gleicher Oberfläche 
wie Vierecke nur länger sichtbar sind, wenn das Auge keine Bewegungen aus- 
führt. - Wenn man ein Quadrat nimmt und ein Rechteck, mit den langen Seiten 
vertical, beide von derselben Oberfläche, dann tritt, wenn eine kleine horizontale 
Seitenbewegung stattfindet, beim Reclıteck ein grösserer (höherer) Netzhaut- 
streifen in Perception, als beim Quadrat. Uebrigens sa:;te Vortr. „innerhalb 
gewisser Grenzen‘; er hatte speciell Quadrate von 6mm Seite und Rechtecke 
von 4 auf 9mm im Sinne. Bei grösseren Dimensionen muss man grössere 
Abstände nehmen; dann kommt die Länge der Luftschicht in Betracht, welche 
gar nicht so durchsichtig ist, als man meinen möchte. 

Lebrun de Brabant hat mit den von Flamache in Anwendung ge- 
zugenen Gläsern gar kein Resultat erhalten. Besonders die flämische Bevölkerung 
(die Nicht-Daltoniker) verwechseln aus Unkenntniss Blau und Violett; ob man 
nun ein einfaches violettes Glas nimmt, oder ein zusammengelegtes Paar, das 
ist ganz einerlei; die Wollproben leisten dasselbe. 

de lLantsheere (Brüssel) hat mit den Gläsern gute Resultate erhalten; 
nur lässt er sich von den Untersuchten ähnliche Farben andeuten. 


Chevallereau (Paris) spricht den Holmgren’schen Wollproben allen 
Werth ab. Man soll speciell Centralscotome nachsuchen, was mit den Woll- 
proben gar nicht gehörig geschehen kann. 

Nuel (Lüttich) bemerkt, dass Niemand daran denkt, Scotome mit diesen 
Proben zu entdecken; sie dienen nur zur Untersuchung auf Daltonismus, und 
da haben sie grossen Werth. 


13. von Grösz (Budapest) sandte einen Abriss „Ueber Dissimulation von 
Augenleiden“. Nur Augenärzte sollen die Augen prüfen. Ein Reglement soll 
angeben die Art und die Häufigkeit der Untersuchungen, die Nothwendigkeit 
von Controluntersuchungen, die Bedingungen zur Annahme, das Minimum der 
Sehschärfe für ältere Beamten, und das Minimum, welches für die verschiedenen 
Beschäftigungen zulässig ist. 


14. Gatewood (Washington) hielt einen Vortrag „Ueber die Gesundheits- 
untersuchungen bei der Marine der Vereinigten Staaten Nordamerikas“. Von 
den 100 Aerzten, welche sich für die Stellen als Marineärzte anbieten, werden 
nach strenger Prüfung nur ungefähr 25 angenommen. Diese werden nach 
New-York gesandt, um sich als Marineärzte weiter auszubilden: Annahme des 
Personals, Messung der Sehschärfe, Daltonismus u. 8. w. 

Jedes Schiff, jede maritime Station hat die Holingren’schen Proben vor- 
.räthig, ein Exemplar des Report of the Comittee of the Royal Society über das 
Sehen von Farben, und Snellen’s Tafeln. Mehrere Stationen besitzen Brillen- 
kasten, ein Ophthalmoskop u. s. w. 

Unter 16,747 Untersnuchten von 1895 96 waren 511, i. e. 3,05°/, Farben- 
blinde; es waren dabei 717 Neger mit 2,25°;, Farbenblinden. 


jue 


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Man verlangt eine Sehschärfe von ?°/,, für jedes Auge. Einige besonders 
begabte Individuen werden mit !°/,, angenommen. Im Ganzen ward ein Drittel 
der sich Anbietenden zurückgewiesen. Die Offiziere, Maschinisten (Engineers) 
und andere graduirte Schiffsbeamten werden bei ihrem Eintritt in Annapolis, 
Maryland, untersucht, im Alter von 15 bis 20 Jahren. Drei Marineärzte unter- 
suchen den Candidaten; es werden ausser den oben angegebenen Fehlern auch 
noch subnormale Farbenperception, ungleiche Association der Augenbewegungen, 
andere Augen- und Ohrenkrankheiten als Ursache für Zurückweisung in Betracht 
genommen. Es wurden 1,78°/, dieser Lehrlinge wegen Fehlern der Farben- 
empfindung nicht angenommen. Während der Studien werden die Uebrigen 
noch 6mal untersucht, und von jeder Untersuchung wird Notiz genommen. Vor 
Abgabe des Diploms muss jedes Auge noch TP, Sehschärfe haben. Vor jeder 
Promotion wird der Candidat von Neuem untersucht. 


15. Pergens (Brüssel) sprach „Ueber die Beleuchtung der Eisenbahnzüge“. 
Des Tages ist die Beleuchtung brillant, Abends um so schlechter. Er hat als 
niederste Helligkeit etwa 3 Hefner-Kerzen, als höchste nur 7,46 Hefner-Kerzen 
gefunden; wohl noch geringere hat er gesehen, hatte aber dann kein Photometer 
bei sich. Eine Beleuchtung, welche für stillstenende Züge genügt, ist unzu- 
reichend für fahrende Züge, weil die Bewegung keine so scharfen Netzhaut- 
bilder entstehen lässt, und weil die weisse Farbe des Papiers viel Licht verliert 
durch diese Erzitterung, welche das Schwarz der Buchstaben mit der Farbe 
des Papiers vermischt. Eine einzige Lichtquelle, wie sie jetzt üblich ist, hat 
mehrere Uebelstände: a) sie ist zu schwach, man neigt den Kopf vornüber, um 
schärfer zu sehen, es entsteht Blutandrang; b) die verschiedenen Sitze werden 
ungleich beleuchtet; c) wenn die Lampe schlecht brennt, ist das ganze Coupe 
belästigt. i 

Nimmt man vier electrische Lampen von 50 Kerzen eine jede, und werden 
diese zwischen je zwei Sitzen in den Wänden angebracht, so ist den genannten 
Uebelständen begegnet. Die Innenbekleidungen der Wargons sollen in hellen 
Farben sein. 

16. van Coillie (Brüssel), zu gleicher Zeit Vorsitzender des Mässirkeits- 
vereins, wünscht, dass den Balınbeamten und der Schiffsbevölkerung der „Gebrauch 
des Alkohols“ verboten werde. Nach Bemerkungen von v. Csatary, Nicholson, 
Braehmer, einigt man sich in dem Wunsch, dass weniger getrunken werde, 
und dass man strenge einschreiten soll gegen betrunkene Beamten. 


17. Nuel (Lüttich) berichtete „Ueber Neuuntersuchungen des Personals“. 
Einmal angenommen, soll das Personal speciell für Augen wieder untersucht 
werden: a) alle Beamten nach 5 Jahren; b) jeder Beamte, welcher eine Augen- 
krankheit überstanden hat; ferner nach jedem stärkeren Trauma, nach jeder 
inneren oder äusseren bedeutenden Erkrankung, Cerebralleiden, Nierenleiden, 
Diabetes, Syphilis u. s. w.; c) nach jedem Eisenbahnunfall alle Beamten, Bahn- 
wärter u. s. w., welche dabei in Betracht kommen können. 

Jeder Beamte ist moralisch verpflichtet, den Behörden jede Augen- und 
Ohrenkrankheit zu melden, suwie jede innere oder äussere Erkrankung, woran 
sie leiden. 

Lebrun de Brabant will nicht alle 5 Jahre, sondern beim Eintritt in 
das 40. Jahr neu untersuchen, da dann Presbytie, nikotinische und alkoholische 
Amblyopie u. A. zum Vorschein kommen. Auch sollen die Beamten, welche 
ihre Leiden verheimlichen, bestraft werden; ihre Vorgesetzten sollen ebenso ver- 
pflichtet werden, die Krankheiten ihrer Untersebenen zu melden. 


— 341 — 


Nuöl ist auch dieser letzteren Ansicht. Er citirt für die Neuuntersuchung 
Ungarn, wo alle 3 Jahre untersucht wird, bis zum 45. Jahre (wegen Alkoho- 
lismus, Syphilis u. 8. w.), und dann alle 5 Jahre nur. 

Lebrun de Brabant findet das Umgekehrte richtiger, weil ausser den schon 
genannten Erkrankungen, Glaucom, Cataract auch häufiger werden mit dem Alter. 

18. Bickerton (Liverpool) spricht „Ueber die Untersuchungen des Seh- 
vermögens bei der englischen Marine“. Die Behörden haben trotz aller 
Aufforderung gar nichts gethan. Wenn es wahr ist, was die Behörde 
(the Board of Trade) sagt, dass sie keine Macht dazu besitzt, so ist es huch 
nothwendig, dass das Gesetz geändert werde. Eine jede Gesellschaft untersucht 
nach Willkür; aus Sparsamkeitsrücksichten geschieht dies von Nicht- 
ärzten. Ju den Provinzen kommt es nur selten vor, dass Zurückgewiesene 
verlangen, in London von einer Centralcommission neuuntersucht zu werden; 
von diesen wurden 40°/, als gut befunden. 

19. Baumont (Bath, England) sprach ‚Ueber die Sehschärfe, welche in 
den verschiedenen Ländern verlangt wird für die Aufnahme in den Bahndienst“. 
In England nimmt man Leute an mit einem Auge, wenn dieses 
auch nur !/, Sehschärfe hat; ein solcher darf Locomotivfihrer sein. Die 
Regierung kümmert sich nicht darum, ausser nach Unglücksfällen. 

Vom Parlament ist keine Verbesserung zu erwarten, da 80 Mit- 
glieder zugleich Directoren von Bahngesellschaften sind.! 

Die Aerzte verlangen normalen Farbensinn und eine Sehschärfe von 1 für 
das eine Auge und wenigstens von !/, für das andere. 

20. Armaignac (Bordeaux) zeigt Zettel vor zur Notirung des Augen- 
befundes beim Bahnpersonal. Die französische Staatsbahn hat diese angenommen; 
jedes Jahr werden die Augen untersucht; drei Augenärzte untersuchen jährlich 
ein jeder 2000 Beamte. 

21. Michel (Paris) sprach „Ueber eine Modification des Campimeters“. 
Es ist eine Glastafel, zwischen Beobachter und Patient. Man kann leicht sehen, 
ob das Auge Bewegungen macht. Als Centrum nimmt er das anatomische 
Centrum, nicht das physiologische. (%) Man kann die Befunde leicht pauschen 
und aufbewahren. Die Tafel hat 0,80 auf 0,60 m. 

Nächste Conferenz in Paris 1900. Pergens. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber das Wachsthum des menschlichen Auges und über die 
Veränderung der Muskel-Insertionen am wachsenden Auge, von 
Dr. Leopold Weiss, Prof. an der Universität Heidelberg. (Anatomische 
Hefte, herausgegeben von Fr. Merkel und R. Bonnet. 1897.) 

Esa wurden Messungen der Bulbi von Neugeborenen, Kindern und von Er- 
wachsenen, deren Refraction bekannt war, vorgenommen. Ueber die Art der 
Messungen ist im Original nachzulesen. Ks wurden bericksichtigt Volumen 
und Gewicht des Bulbus, Durchmesser und Umfang desselben, je nach drei 
Dimensionen, und zuletzt das Verhalten der Muskel-Insertionen. Nach Mit- 
theilung der Befunde früherer Untersucher giebt Verf. seine eigenen Unter- 
suchungsresultate an. Das Gewicht des Auges des Neugeborenen betrug im 


! Es ist sehr bemerkenswerth, dass Engländer so von der Hygiene ihres Vater- 
landes sprechen. 


— 342 — 


Mittel von 14 Fällen 2290 mg, das Volum 2185cmm. Das Gewicht von fünf 
emmetropischen Augen Erwachsener betrug im Mittel 7448 mg, das Volum im 
Mittel 7180. Ks folgen dann Tabellen und Curven über die Zunahme des 
Gewichts (bezw. des Volums) des Auges bis zum ausgewachsenen Zustand. Aus 
diesen geht hervor, dass das Gewicht des Auges bis zum ausgewachsenen Zustand 
uni das 3,252fache und das Volum um das 3,292fache zunimmt. Es wächst 
das Gewicht des Gesammtkörpers etwa uın das 21fache, das des Gehirns nach 
Vierordt um das 3,76fache. Es scheint der genetische Zusammenhang von 
Gehirn und Augen von Bedeutung für das gleichmässige Wachsthum zu sein. 

Was Durchmesser und Umfang betrifft, so wurden beim Neugeborenen im 
Mittel von 14 Fällen gefunden: vertical 15,4, horizontal 16,0, sagittal 16,4. 
Beim Erwachsenen wurden die Durchmesser im Mittel gefunden: vertical 23,70, 
horizontal 24,43, sagittal 23,85. Es war der sagittale Durchmesser bei 3monatl. 
Kindern 18mm, bei 2'/,jähr. 19, bei 4jähr. 21, bei 8jähr. 21, bei 15jähr. 22,3 mm. 

Der Umfang des Auges wurde beim Neugeborenen im Mittel gefunden: 
sagittal 51,2, horizontal 52,96, äquatorial 51,6. Bei dem emmetropischen 
Auge des Erwachsenen wurde im Mittel der Umfang gefunden: sagittal 76,2, 
horizontal 76,85, äquatorial 77,62. 

Was das Verhalten der Muskelinsertionen betrifft, so wurde gemessen: 

1. die Breite der Insertionen, 

2. der Abstand der Mitte der Insertion der Recti vom Hornhautrande, 

3. der betreffende Abstand vom Sehnervenumfang, 

4. der Abstand der beiden Endpunkte der Insertion der Recti vom Horn- 
hautrande. 

Aus den hier gefundenen Messungswerthen wurde die Schrägstellung der 
Insertionen berechnet. Ferner wurde noch das Verhalten der Obliqui eingehender 
untersucht. Es werden zunächst wieder die Resultate früherer Untersucher mit- 
getheilt. Verf. fand beim Neugeborenen im Mittel die Sehnenbreite beim Rect. int. 
7,35, Rect. sup. 6,95, Rect. inf. 6,25, Rect. ext. 5,85. Beim erwachsenen 
Emmetropen betrug die Sehnenbreite im Mittel beim Rect. int. 10,76, Rect. sup. 
10,75, Rect. inf. 10,35, Rect. ext. 9,67. 

Das Wachsthum der Sehnenbreiten in den verschiedenen Lebensabschnitten 
ist in einer Tabelle niedergelegt, desgleichen der Abstand der Mitte der Insertion 
der vier Recti vom Hornhautrand. Letzterer war im Mittel beim Neugeborenen 
bei dem Rect. int. 3,6, Kect. ext. 4,9, Rect. inf. 5,0, Rect. sup. 5,8. Beim 
Erwachsenen im Mittel bei dem Rect. int. 5,85; Rect. ext. 6,75; Rect. inf. 6,85, 
Rect. sup. 8,01. 

Der Abstand der hinteren Insertionslinien der Recti bis zum Sehnerven- 
umfang betrug beim Neugeborenen fir den Rect. int. 10,5, Rect. inf. 11,10, 
Rect. sup. 11,45 und Rect. ext. 13.10. Beim Erwachsenen im Mittel für den 
Rect. int. 16,95, Rect. sup. 18,51, Rect. inf. 18,80, Rect. ext. 20,6. 

Der Schragstellung der Insertionen wurde ebenfalls Aufmerksamkeit ge- 
widmet. Das Verhalten der Insertion der Obliqui wurde besonders berücksichtigt, 
weil den Obliquis eine grosse Bedeutung bei der Entstehung der Myopie zu- 
geschrieben wurde (Stilling). Verf. fand die Richtung der Insertionslinie der 
Obliqui sehr verschieden und bringt dies in Zusammenhang mit der Verschieden- 
heit in der Configuration der Orbita, der Laye der Trochlea und mit der Lage 
des Bulbus in der Orbita. Der sog. myopische Typus der Insertion des Obliq. 
sup. fand sich auch beim nicht myopisehen kindlichen Auge. Auch die Insertion 
des Obliq. inf. bot ein sehr wechselndes Verhalten, so dass sich daraus keine 
Schlüsse für das Wachsthum des Auges ziehen liessen. Stiel. 


— 343 — 


2) Die Amblyopie transitoire.' Beitrag zum Studium der Sehstörungen 
bei den nervösen Krankheiten, von Dr. Albert Antonelli, Prof. agrégé 
d'ophtalmol à l'université de Naples, Membre corr. de la Soc. d’ophtalmol. 
de Paris etc. Autorisirte deutsche Ausgabe, verfasst von Dr. Otto Nieser, 
Augenarzt in Mannheim, ehemal. Assistent der Universitats-Augenklinik zu 
Giessen. (Halle a. S. 1897.) 


Nach einer geschichtlichen Uebersicht schildert Verf. die klinischen Formen 
der flüchtigen Sehstörung: a) Form des Flimmerscotoms, b) Form von sogenannter 
Augen-Migräne, c) hemiopische Form und concentrische Einengung des Gesichts- 
feldes, d) centrale flichtige Amblyopie oder Amaurose. Ausführliche Kranken- 
geschichten nebst Zeichnungen geben ein Bild der geschilderten Zustände. 

Im Folgenden werden die Beziehungen der flüchtigen Sehstörung zu ver- 
sehiedenen Nervenkrankheiten erörtert. 

1. Epileptiforme Begleiterscheinungen: a) Sprachstörungen, b) Schwindel, 
e) Sensibilitätsstörungen, d) Motilitätsstörungen, e) vorübergehendes Irresein. 

2. Beziehungen der flüchtigen Sehstörung zur Neurasthenie. 

3. Beziehungen der tlüchtigen Sehstörung zur Hysterie. 

4. Beziehungen zwischen flüchtiger Sehstörung und Epilepsie. 

5. Zusammenhang zwischen flüchtiger Sehstörung und der Tabes. 

6. Beziehungen zwischen flüchtiger Sehstörung, theilweiser Epilepsie und 
allgemeiner progressiver Paralyse. 

Aus allen diesen Beziehungen scheine hervorzugehen, dass der anatomische 
Sitz für die flächtige Sehstörung in der Hirnrinde zu suchen sei. Es schliesst 
sich an in § 3 die Physiopathologie der flichtigen Sehstérung. 

Verf. vertritt auch die Ansicht, dass das Flimmern corticalen Ursprungs 
sei. Er vergleicht dasselbe mit den Hallucinationen. Die Grundlage aller dieser 
Erscheinungen seien Circulatiunsstörungen, und zwar eine zeitweise Blutleere. 
Hierfür sprechen: 

1. Das plötzliche Erscheinen und Verschwinden der Sehstörungen. 

2. Die Thatsache, dass selbst im Beginn der Ohnmacht (Hirnblutleere) ganz 
dem Flimmerscotom ähnliche Erscheinungen auftreten, d. h. dass die Personen 
grün und blau vor den Augen sehen und selbst Flimmern und Verdunkelung. 
(E. Fuchs.) 

3. Die Thatsache, dass gesenkte Stellung des Kopfes oder Einwirkungen 
von Kühle auf das Gesicht (Dianoux), d. h. die gleichen Mittel, die eine Ohn- 
macht unterbrechen können, auch die Anfälle von flüchtiger Sehstörung nicht 
zum Ausdruck kommen lassen. 

4. Die Krampfzustiinde, die man an anderen Gefässen des Kopfes beob- 
achtet hat, so von der Arteria temporalis, der Carotis, den Gefässen des Augen- 
erundes. Die Beobachtung von Hilbert ist für solches sehr lehrreich. 

5. Die Beziehungen der flüchtigen Sehstörung zu den nervösen Krankheiten 
(Neurasthenie, Hysterie), in denen die vasomotorischen Störungen (vasoconstric- 
torische und vasodilatatorische Erscheinungen) eine grosse Rolle spielen. 

6. Die Thatsache, dass die allgemeine Blutleere sicher im Stande ist, vor- 
übergehende Sehstörungen hervorzurufen, ebenso wie Congestionen, wie man dies 
bei plethorischen Personen unter dem Einfluss von Anstrengung und all’ den 


' Seit 1618, wo Opitz seine Schrift Aristarchus s. de contemptu linguae teuto- 
nicae herausgab, gilt es nicht für geschmackvoll, den "Titel eines deutschen Buches in 
einer fremden Sprache zu geben. noch dazu in einer modernen, die leicht übersetzt 
werden kann. H. 


— 344 — 


Ursachen beobachten kann, die rasch die Blutströmung zum Hirn hemmen. In 
den ausgesprochenen Anämien bei den Herzaffectionen (besonders bei Aorten- 
insufficienz) hat die Verdunkelung des Sehens ausgesprochenermaassen die cere- 
brale Anämie zur Ursache. Diese Verdunkelung kann noch das Symptom einer 
Kopfcongestion sein und einer Hirnhämorrhagie vorhergehen. 

7. Die Flüchtigkeit der Anfälle (z. B. des Flimmerscotoms) bestätigt, dass 
es sich um einen vasomotorischen Krampf handelt. 

Des weiteren wird die Gefässvertheilung in der Hirnrinde und in den 
Meningen mit Rücksicht auf die flüchtige Sehstörung berücksichtigt. 

Die flüchtige Sehstörung kann dauernd werden in Folge von Gefässver- 
änderungen. Zum Zustandekommen der flüchtigen Sehstörung ist eine Disposition 
nöthig, sowie ein auslösendes Moment, wie Zustände von Inanition, des Hungers, 
Störungen von Seiten des Magens oder des Darmes, z. B. Obstipation; geistige 
und körperliche Arbeit; Zustände von acuter Herzschwäche; psychische Erregung; 
Reiz von Nasenpolypen; acute Blendungen der Augen; Nahen der Menses. 

Nach Beleuchtung der Differentialdiagnose und der Prognose geht Verf. 
zur Therapie über, welche in’s Auge fassen muss: 

1. den Allgemeinzustand des Kranken, um der Wiederkehr der Anfälle 
vorzubeugen und ihre Häufigkeit zu vermindern; 

2. die Anfälle selbst, wenn sie intensiv und langdauernd sind, zu hemmen 
oder zu coupiren. 

Das Literaturverzeichniss enthält 101 Nummern. Stiel. 


3) Antisepsis und Asepsis in ihrer Bedeutung für das Auge, von 
Dr. Ludwig Bach, Privatdoc. und I. Assist. an der Univ.-Augenklinik zu 
Würzburg. Halle a. S. 1897. (Sammlung zwangloser Abhandlungen aus 
dem Gebiete der Augenheilkunde, herausgegeben von Prof. Dr. A. Vossius 
in Giessen. Bd. I.) Ä 


Nach langjährigen Erfahrungen lernte Verf. als beste Methode der Vor- 
bereitung zur Star-Operation die folgende kennen: Nicht zu viel am Auge vor 
der Operation machen, nach Möglichkeit jeden Reiz vermeiden, peinlichste Asepsis. 
Verf. schildert das Verfahren, wie es in der Würzburger Augenklinik zur Zeit 
üblich ist. Bei demselben betrug die durchschnittliche Heildauer 10 Tage, und 
bei den im letzten Jahre vorgenommenen 112 Extractionen ereignete sich kein 
Verlust durch Eiterung. 

Experimentelle Untersuchungen lehrten, dass von Antisepticis Hydrarg. 
oxycyanat. 1:50 und 1:100, Jodtrichlorid 1: 1000 bei Hornhaut-Infection am 
sichersten desinficirend wirken. Absolut sicher wirkte das Ferrum candens. 

Verf. verwirft subconjunctivale und intraoculare Sublimat-Injectionen. Er 
spricht das Wort der Anwendung antiseptischer Salben. Sublimatvaselin und 
Argentum nitricum-Vaselin seien am meisten zu empfehlen. 

Als Constituens fir Augensalben rühmt Verf. das reine weisse amerikanische 
Vaselin? (am besten ist die Marke der Chesebrough Manufacturing Co.), da das- 
selbe sehr wenig reizt. 

Folgt Literaturverzeichniss. 


! Seit Jalıren bei uns üblich. H. 


— 345 — 


Journal-Uebersicht. 


I. Zehender’s klinische Monatsblatter fir Augenheilkunde. 1897. Juli. 
1) Traumatische Macula-Erkrankung bewirkt durch den electrischen 
Strom, von QO. Haab. 

Beide Augen eines 34jähr. Maschinisten wurden von einem electrischen 
Strome unbekannter Stärke und Spannung getroffen, das rechte mehr als das 
linke. Dann erholte sich rasch das letztere. Am rechten Auge wurde durch 
die Einwirkung des Stromes nur die Macula und ein kleiner Bezirk oberhalb 
erheblicher geschädigt, so dass die Sehschärfe auf !/, zurückging. Im Verlaufe 
von etwa 2 Monaten schwanden alle Spuren der durch den Unfall gesetzten 
Veränderungen und machten voller Normalität Platz. Aeusserlich hatte das 
Auge nur eine ganz geringe Reizung der Bindehaut gezeigt, mit dem Augen- 
spiegel war eine sehr zarte, milchweisse Trübung, über die ganze Macula- 
gegend ausgebreitet, zu constatiren. In der Maculamitte war die Tribung etwas 
schwächer, so dass der Foveafleck nur schwach röthlich durchschimmerte. Längs 
des oberen Randes der Netzhautgrube fanden sich ziemlich viele weisslich-gelbe 
Fleckchen von unregelmässiger Form. In der Mitte der Fovea waren zwei ganz 
kleine solche Fleckchen, die wie leuchtende Punkte aussahen, vorhanden. An 
den Netzhautgefässen und an der Papille war nichts Abnormes wahrnehmbar. 
Nirgends waren Blutungen zu sehen. Das übrige Auge war, speciell bezüglich 
Linse und Glaskörper, vollständig intact. 


2) Ueber angeborene Veränderungen der Cornea und Sclera eines 
Hundes, von W. Zimmermann. 

Bei einem Leonberger Hunde fand sich, wie Verf. mittheilt, angeboren 
beiderseits die Hornhaut innen-oben von einem 1mm breiten gewucherten Pig- 
mentsaum begrenzt. Die innere obere Partie desselben wurde von einer sichel- 
formigen dunkelpigmentirten Zone umgeben. Am Uebergang derselben in die 
nurmale Hornhaut fand sich eine stecknadelkopfgrosse alte Hornhautnarbe. Links 
im Augenhintergrund dicht an der Papille zeigte sich eine muldenförmige Ver- 
tiefung der Sclera, die Aderbaut fellte an dieser Stelle. Rechts fand sich eine 
ähnliche Veränderung, doch umgab diese die Papille. Die Veränderungen sind 
vermuthlich auf intrauterine entzündliche Processe zurückzuführen. 


3) Cysten der Uebergangsfalte, von Stoewer. 

Bei einem 5jährigen Knaben fand Verf. in der Mitte der linken unteren 
UVebergangsfalte zwei kugelige Erhabenheiten von bläulicher Farbe und elastischer 
Consistenz. Es handelt sich um zwei Cysten, die exstirpirt wurden. Verf. ist 
der Ansicht, dass dieselben aus IL,ymphgefässen entstanden sind. 


4) Ein Fall von Arterienpuls der Arteria retinae centralis, abhängig 
von einem Aneurysma der Aorta ascendens, der Innominata und 
Subclavia, von A. B. Hale. 


5) Favus des Augenlides, von Dr. Pergens. 


August. 
1) Zur Therapie des Glaucoms, von F. W. Hoffmann. 
Verf. berichtet über einen Fall von Glaucom bei einer älteren Dame, bei 
der 10 Jahre lang Tag fiir Tag Miotica gebraucht wurden. Obwohl zwar das 


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ieee, be: artgeeprobenen Formen ist die Inier ze sczıLiliren. 


2) Beitrag zur Therapie der Thranensackleiden, ten W. Zimmermann. 
Veri. botze Geer dre: Fae von Turauensabie.d-a. Dei denen schaf 

Jatre sang eine erfole.sse Beranliing veranszezarst-n war: durch die von 

Konigesofer ansegesene Mi--ave des Thranensa-kes werie eine dacernide 

Heilung erziet. Im Anfang der Therapie wurde der Turanensack einize Mal 

mit Hydrargyrum oxycyanatum ausgesp ist. 

3) Zur Berechnung der Planconvexlinse des Hydrodiaskops, von 
Tb. Lotostein. 

4) Ein Fall von Geschmacksphotismen, vn R. Hilbert. 

Verf. bezeichnet als Geschmacksphotismen eine Art von Duj-peleinpiindungen, 
lei denen gewisse Geschmacksempfinlunren mit bestimmten Farven- oder Licht- 
empfindangen associrt sind. Er theilt einen derartigen Fall mit. 

6) Selbstentbindung der ungetrübten Linse nach Glaucom-Iridectomie, 
von A. Lesshafft. 


6) Lin neues Instrument zur Sclerotomie, von E. Wiegmann. 


7) Ein neuer Sehproben-Beleuchtungsapparat, von A. Roth. 


8) Zur Operation gegen Ectropium des unteren Lides, von Dr. Helmbo!d. 


September. 

1) Ueber Euphthalmin, ein neues Mydriaticum, nebst theoretischen 
Bemerkungen tiber die Wirkung accommodationslihmender Mittel, 
von B. Treutler. 

Das Kuphthalmin stellt das salzsaure Salz des Mandelsäurederivats eines 
labilen n-Methylvinyldiacetionalkamins dar. Die durch Einträufeln desselben 
bedingten subjectiven Beschwerden sind gering und von kurzer Dauer. Es ist 
ein krattiges Mydriaticum und erweitert die Pupille in 5—10 proc. Lösung 
maximal etwa innerhalb derselben Zeit, wie das lproc. Homatropin. Auf alte 
Leute wirkt es nicht so intensiv und weniger rasch ein, als auf junge. Vor 
dem Cocain hat dag Kuphthalmin den Vortheil der intensiveren Wirkung und 
des Intactlassens des Hornhautepithels, dagegen den Nachtheil des etwas späteren 
Kintrittes der Mydriasis. Die Accommodation wird durch Euphthalmin weniger 
beeinflusst, als durch Homatropin. Das Zuriickgehen sowohl der Pupillenerwei- 
terung, als der Accommodationsparese erfolgt bedeutend schneller, als beim 
Homatropin. Unangenehme Nebenerscheinungen auf den Organismus sind nicht 
beobachtet wurden. 


— 347 — 


2) Ein Fall von cavernösem Angiom des oberen Lides, von K. Rum- 
schewitsch. 
Beschreibung eines Falles. 


3) Zur Technik der Tätowirung, von C. Fröhlich. 

Verf. umschneidet mit dem Hippel’schen Trepan einen, je nach der 
Grösse der zu färbenden Partie, Theil des Leucoms, alsdann kratzt er die 
Epithelschichten ab und scarificirt mit einem Graefe’schen Messer die epithel- 
entblössten Flächen. Hierauf reibt er mittelst eines Löffels den dicken Tuschebrei. 





4) Casuistisches aus der Züricher Universitäts-Augenklinik, von E. 
Ammann. 

Bei einem 5 Tage alten Kinde bestand ein eitriger Fluss beider Augen, 
der nach mehrmaliger Einpinselung einer 1proc. Höllensteinlösung zurückging. 
Im Secret fanden sich Gonokokken. Es handelte sich hier um eine abortive 
Form von Blennorrhoea neonatorum. 

Bei einem 6jähr. Mädchen, das an Pediculi capitis litt, fanden sich solche 
auch an den Cilien und Augenbrauen. Horstmann. 

II. Beiträge zur Augenheilkunde. 1897. Heft XXVI. 
1) Zur Aetiologie der Myopie, von Weinland. 





2) Ein Fall von Rupture sclerae mit Verfärbung der Conjunctiva 
durch losgerissene Iris, von Hirsch. (Aus der Univ.-Augenklinik des 
Herrn Hofrath Fuchs.) 

Drei Wochen nach einer durch ein Kuhhorn bedingten Verletzung bot die 
Conjunctiva des betr. Auges ein schwärzliches Aussehen. Die Iris war theil- 
weise abgerissen und zeigte ein Colobom. Ein Stückchen der excidirten Con- 
junctiva zeigte in allen Schichten Pigment in Form von braungrünen Körnchen, 
welche zum Theil diffus, zum Theil in kleinen Häufchen angeordnet waren. 
Das Pigment lag frei im Bindegewebe. Seine Anordnung zu Haufen hatte es 
dem Umstande zu verdanken, dass an der betr. Stelle eine Pigmentzelle der 
Iris zu Grunde gegangen war und das Pigment so frei wurde. Es ist also 
anzunehmen, dass das Stroma der Iris resorbirt worden ist und sich nur das 
Irıspigment erhielt. 


—— EE 


3) Ein Fall von Krystallbildung in der Linse, von Krautschneider. 
(Aus der Innsbrucker Univ.-Augenklinik.) 

Ein 59jähriger bemerkte vor 20 Jahren eine Verschlechterung des rechten 
Auges. Das linke war und ist auch jetzt normal. Das erstere zeigte Reste 
einer Pupillarmembran und in der Linse stark retlectirende irisirende Krystalle. 
Die Linse ist im Uebrigen ungetrübt. Es erscheint wahrscheinlich, dass in 
derselben durch Entwickelungsanomalien Ernährungsstörungren eingeleitet werden, 
die später zur Bildung von Cholestearin führten. 


4) Zur Klinik des Frühjahrscatarrhs, von Wechtler. (Aus der Klinik 
des Herrn Prof. Fuchs.) 


5) Mitbewegung des Oberlides bei Bewegungen des Augapfels, von 
Brixa. (Aus der Innsbrucker Univ.-Augenklinik.) 
Zwei Fälle, in dene seitliche Bewerung oder Senkung des Auges mit einer 
Hebung des Oberlides verbunden ist. 


— 348 — 


6) Casuistische Beiträge zur Lehre von den angeborenen Beweglich- 
keitsdefecten der Augen, von Kunn. (Aus der medic. Klinik des Herm 
Prof. Nothnagel in Wien.) ý Moll. 


UL Annales d’vculistique. 1897. Juni. 
1) Notice biographique sur Anagnostakis, par Carapanayolis. 


2) Notes sur l’opération de la cataracte, par Mutermilch. 

Verf. sieht die Quelle der Infection nach Star-Operation in der durch die 
absatzweise vorgenommene Austreibung der Linse bedingte wiederholte Aspiration 
von Conjunctivalinhalt durch den elastischen Augapfel. Er räth in Folge dessen 
die Linse durch einen einzigen continuirlichen Druck zu entbinden. In der 
grossen Mehrzahl der Fälle wird sich dann das Kammerwasser sehr bald wieder 
ansainmeln und eine Aspiration vermieden werden. Im Uebrigen räth Verf. 
die Star-Operation nur am vorher atropinisirten Auge vorzunehmen. 

3) Du traitement des amblyopies toxiques par les injections de 
serum, par Wecker. 





4) Conjonctivite & streptocoques et kératite pouchée superficielle, 
par Valude. 

5) Strabisme consécutif & une cautérisution de la muqueuse nasale, 
par Viollet. 

Nach galvanvcaustischer Behandlung der unteren Nasenmuschel stellte sich 
bei ziemlich gleicher Refraction und Sehschirfe auf beiden Augen ein Strabismus 
convergens o. d. vun ca. 20° ein, der auf Rechnung des Schrecks und Chuks 
gesetzt wird, dem das an sich nervöse Kind ausgesetzt war. Moll. 


IV. Archives d’ophtalmologie. 1897. Mai. 
1) Le role de l’auto-infection dans les maladies oculaires, par Panas. 


2) Le dosage dans l’operation du strabisme et un procédé d’avance- 
ment musculaire, par Landolt. 

Verf. steht auf dem Standpunkt, dass beim nicht paralytischen Strabismus 
beide Augen einer Behandlung bedürfen. Das Leiden selbst besteht beim 
Strab. convergens in einer Schwäche der Externi, beim Strab. divergens in einer 
solchen der Interni. In Folge dessen zieht Verf., um die Function bezw. mecha- 
nische Wirksamkeit der geschwächten Muskeln zu heben, im Princip ihre Vor- 
lagerung der Tenotomie der Antagonisten vor. Letztere wird also möglichst 
wenig ausgeführt. Im Allgemeinen emptieblt Verf., die Vorlagerung nur eines 
Muskels bei Insufficienz, beider bei leichtem Strabismus zu wachen, und bei 
stärkerem Schielen die Resection der Sehne des vorzulagernden Muskels hinzu- 
zufügen. Nach Beendigung der Operation soll ein binocularer Verband angelegt 
werden. Daneben wird bei Convergenz Mydriasis unterhalten, um die Accommo- 
dation nebst ihren Folgen auszuschalten. Nach Abnalıme des Verbandes werden 
sofort corrigirende Convexgläser getragen. Dagegen wird der Verband bei 
Divergenz möglichst zeitig entfernt und mit methodischen Convergenzübungen 
begonnen. 


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— 849 — 


3) Contribution 4 l’étude historique de la conjonctivite pseudo-mem- 
braneuse, par Coppez. 

Verf. wendet sich gegen die historischen Studien von Sourdille, Valude 
und Nimier und sucht zu beweisen, dass sich zahlreiche Autoren bereits vor 
Bouisson mit Pseudomembranen der Conjunctiva beschäftigt haben. Ferner 
habe die von Bouisson beschriebene Form den schwersten Krankheitscharakter, 
und die von Chassaignac so genannte pseudomembranöse Ophthalmie sei nichts 
Anderes als die gewöhnliche Blennorrhoea neonatorum. 


4) Quelques mots & propos de l’article de M. Bitzos „glaucome pri- 
mitif en orient‘“, par Eliasberg. 
Juni. 

1) Remarques sur la luxation sous-conjonctivale du cristallin, par 

Mitvalsky. 
Mittheilung von 13 Fallen der in Rede stehenden Verletzung und Kritik 
der Pathogenese. 


2) Méningo-encéphalocéle binoculaire de l'orbite avec occlusion du 
sac distal, par van Duyse et Moyart. 








3) Nature du glaucome. Explication de l’action curative de l’iridec- 

tomie, par Abadie. 

` Verf. ist der Ansicht, dass die Vasomotoren des Sympathicus eine Haupt- 
rolle bei der Entwickelung des (entzindlichen) Glaucoms spielen, insofern als 
die Vermehrung des Druckes im Augeninnern abhängt von der stärkeren Füllung 
der Gefässe und daraus sich ergebender Hypersecretion. Unter gewöhnlichen 
Verhältnissen durchläuft der vasomotorische Nervenstrom einen in der mittleren 
Zone der Iris liegenden Nervenplexus. Wird nun durch eine Iridectomie dieser 
Plexus ausgeschaltet, so wird nach Verf. die Wirkung der Vasodilatatoren ve- 
regelt, und die Hypersecretivn hört auf. Dies die Heilwirkung der Iridectomie, 
die nicht eintritt, wenn bei mangelnder Technik nur der Sphincter, oder nur 
die Wurzel ausgeschnitten wird. Moll. 


Vermischtes. 


1) Der Herausgeber bittet freundlichst jeden seiner Leser, auf einer Post- 
karte ihm mitzutheilen, wie viele Fälle von Trachom er auf 1000 GEERT 
beobachtet. 


2) Aus Dr. Gustav Schwabe’s Augenklinik in Leipzig, Bericht über die 
Jahre 1895/96. Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1897. 

„5. Ambulante Ausführung von Augenoperationen. Seit Jahren 
daran gewöhnt, Lidoperationen, Strabotomien, Irideetoinien u.a w. zum grossen 
Theil ambulant auszuführen, habe ich mich seit 2 Jahren, durch besondere 
Verhältnisse der Patienten bewogen, wiederholt dazu entschlossen, auch Cataract- 
Extractionen ambulant vorzunehmen, und zwar mit vorzüglichem Erfolge. 

Die erste derartige Extraction betraf einen schwer syphilitischen Patienten 
(40 ode); 42 Jahre alt, mit luetischem HKxanthem des Gesichts. R. Cat. immat. 
S = ),593 L. Cat. immat. S='/,,. Rechts Iridectomie pramat. 17./1. 1895 
ambul.; SCH 1895 periphere Extraction ambul. (H 10 D. S = °/,,). 


.— 850 — 


Darauf habe ich 1895/96 noch 17 Extractionen (ausserdem 16 Glaucom- 
Operationen, 15 präm. und 11 optische Iridectomien, 41 Discissionen, 14 Spal- 
tungen nach Graefe-Samisch, 3 Staphylom-Operationen nach Critchett etc.) 
ambulant ausgeführt, welche sämmtlich glatt verlaufen sind. 

Nur das operirte Auge wurde verbunden und der Heimweg vom Patienten 
zu Fuss oder Wagen bei heller Tagesbeleuchtung oft mehrere Kilometer weit 
zurückgelegt. Klagen stärkerer Art als bei klinischer Nachbehandlung, kamen 
mir nicht zu Ohren. 

Die meisten ambulant behandelten Extractionen etc. sahen beim ersten 
Verbandwechsel am 4. Tage auffallend reizlos aus, so dass ich den Eindruck 
erhielt, dass die Anpassung der operirten Patienten an die gewohnten Lebens- 
bedingungen und der theilweise Genuss frischer Luft die Heilung schneller und 
natürlicher bewirkte. 

Jedenfalls ist auch der bei ambulanter Behandlung regeren Thätigkeit der 
Thränensecretion, welche als natürliches Desinficienz des Augapfels zu betrachten 
ist, ein kokkenwidriger Einfluss beizumessen.“ 

Der Herausgeber bemerkt ausdrücklich, dass er den genau entgegengesetzten 
Standpunkt vertritt und nicht einmal eine Schieloperation an Herumwandelnden 
verrichtet. 


Bibliographie. 


1) Ein Fall von acuter Dakryoadenitis, von Gustav Döring. 
(Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Die Symptome bestanden in Lidöden, starker 
Vergrösserung der Thränendrüse, Conjunctivalchemose, Verdrängung des Bulbus 
und vor allen Dingen Abscessbildung in der Drüse. Es fanden sich Staphylo- 
kokken (albus et aureus), Ausgang in Heilung. Therapie bestand in Incision 
und feuchtwarmen Umschlägen. Stiel. 

2) Papillo-Retinitis bei Chlorose, von Gottlieb Neumann. (Inaug.- 
Diss. Berlin 1897.) Verf. stellt sechs veröffentlichte Fälle von Stauungspapille 
bei Chlorose zusammen und schliesst zwei neue Beobachtungen aus der Berliner 
Augenklinik (Schweigger) an. Diagnose, Prognose und Therapie werden 
erörtert. Das Zustandekommen der Stauungspapille erklärt Verf. durch eine 
intermeningeale Blutung. (? Ref.) Stiel. 

3) Ueber Netzhautblutungen nach klinischen Beobachtungen, 
von Richard Schweigger. (Inaug.-Diss. Berlin 1897.) Den Untersuchungen 
lag ein Material von 45,000 Patienten aus der Privatpraxis des Geh. Med.-Rath 
Prof. Dr. Schweigger während 25 Jahren zu Grunde, Unter diesen befanden 
sich etwa 450 Fälle mit Netzhautblutungen. Die Arbeit beschäftigt sich mit der 
Beschaffenheit der Blutung, ihrem Sitz, Diagnose, Prognose, berücksichtigt die eine 
Netzhautblutung veranlassenden Allgemeinleiden, wie Diabetes, Nephritis, Herz- 
leiden, Asthma, Intoxicationen u. s. w. Besonders gewürdigt wird das Glaucoma 
haemorrhagicum und auch die Therapie desselben besprochen. Stiel. 

4) Die Ophthalmomalacie, von Johannes Brodzki. (Inaug.-Diss. 
Berlin 1897.) 81. Begriff und Geschichte der Krankheit. $ 2. Aetivlogie. 
Verf. gıobt folgende Definition der Erkrankung: Die Ophthalmomalacie ist eine 
vorübergehende oder permanente Hypotonie des Bulbus, die begleitet ist von 
mannigfachen Lähmungs- oder Reizerscheinungen in der Sphäre des Halssym- 
pathicus und des Trigeminus. § 3. Pathologische Anatomie. § 4. Symptomato- 
logie. § 5. Diagnose. § 6. Prognose. § 7. Therapie. In der Literaturangabe 
fehlt: Hirschberg, Berliner klin. Wochenschr. 1867/68. Stiel. 


—- 851 — 


5) Ein Fall von progressiver traumatischer Lahmung des III. 
bis VII. Hirnnerven, von Hermann Hauptmann. (Inaug.-Diss. Greifswald 
1897.) Durch Hufschlag gegen die linke Wange entstand zunächst Lähmung 
des linken Trigeminus; nach ca. 3 Monaten wird linksseitige Abducenslähmung 
bemerkt, nach weiteren 3 Wochen totale Oculomotorius- und Trochlearislähmung 
links, nach abermals 4 Wochen linksseitige Facialisläımung. Verf. nimmt als 
Ursache Basisfractur an, wofür auch Bewusstlosigkeit und Blutung aus der 
Nase und in die linken Augenlider sprechen. Die allmähliche Ausbreitung der 
Labmungen erklärt er durch Callusbildung. Stiel, 

6) Ein Beitrag zu den Sehstörungen bei Zwergwuchs und 
Riesenwuchs resp. Akromegalie, von Prof. W. Uhthoff. (Berliner klin. 
Wochenschr. 1897. Nr. 22.) Verf. schildert die Krankengeschichte einer 14 jähr. 
Patientin mit hochgradiger Selıstörung unter dein Bilde der vorgeschrittenen 
temporalen Hemianopsie und atrophischer Verfärbung der Papillen mit gleich- 
zeitiger Schilddriisenatrophie und Wachsthumshemmung des Körpers seit dem 
9. Lebensjahr. Polyurie, zeitweise Kopfschmerzen. Als Ursache der Sehstörung 
nimmt Verf. eine Degeneration und Vergrösserung der Hypophysis an. Letztere 
sei abhänging von der Schilddrüsenatrophie. Die Betheiligung der optischen 
Leitungsbahnen bei der Akromegalie geschieht nach Verf. in den bei weitem 
meisten Fällen unter dem Bilde der temporalen Hewianopsie. Auch Bewegungs- 
storungen des Auges (Oculomotoriuslähmung) komme bei Akromegalie durch 
Vergrösserung der Hypophysis vor. Stiel. 

7) Ankyloblepharon filiforme adnatum, von Dr. R. Bunzel, Assist. 
an Prof. Epstein’s Kinderklinik. (Prager med. Wochenschr. 1897. Nr. 37.) 
Neugeborenes Kind mit fadenfirmigem Gebilde zwischen beiden Lidern des 
rechten Auges. Der Faden, der sich beim Oeffnen der Lidspalte stark anspannt, 
erscheint in der Mitte sehr dünn; er hindert das vollständige Oeffnen des Auges. 
An seiner Insertion an der Epidermis der freien Lidkante zeigt er eine leichte 
Verbreiterung. Der abgetragene Faden erwies sich ais aus mehrschichtigem 
Epithel bestehend; die oberflächlichen Schichten zeigten deutlich Zeichen der 
Verhornung. Sehenkl. 

8) Beiträge zur Linsenpathologie, von Dr. R. Gruber, Assistent 
der I. Wiener Augenklinik. (Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr. 31.) Verf. 
macht auf den gleichartigen Befund der postmortal an der Linsenkapsel durch 
Gerinnung entstandenen Bildung und der bei bestimmten Starformen vorkommen- 
den Veränderungen aufmerksam. Er glaubt, dass die Entscheidung, ob diese 
Veränderung pathologisch oder cadaverés sei, mitunter Schwierigkeiten bereiten 
könne. Einen Anhaltspunkt gewährt in dieser Beziehung das Verhalten gegen 
Farbstoffe; cadaveröse Kugeln färben sich mit sauren Farbstoffen viel weniger, 
als die Zerfallsproducte bei Cataractbildung. Bei zwei intra vitam beobachteten 
Augen, die an Cataracta incipiens Jitten, ergab sich bei Untersuchung nach 
dem Tode ein interessanter Befund. Es zeirte sieh, dass die Ursache der 
während des Tebens bevbachteten streifisen Trübung in einem Erguss einer 
eiweisshaltigen Flüssigkeit zu suchen ist, die die einzelnen Linsenfasern abhebt, 
dass die Streifen somit zweifellos extrafibrillären Ursprunges sind. Ueberein- 
stimmend mit den Befunden, die Schirmer u. A. bei Schichtstar constatirten, 
fanden sich grössere Lücken zwischen den Fasern und feine Lücken in den 
Kernpartien. Schenkl. 

9) Zwei weitere Fälle von juvenilem Totalstar bei Tetanie, 
von Dr. F. Wettendoérfer, Operationszégling der k. k. Univ.-Augenkl. in Graz. 
(Wiener med. Wochenschr. 1897. Nr. 36.) Im ersten Falle war die ‘Tetanie 


— 852 — 


mit epileptiformen Anfällen combinirt und waren auch Accommodationskrämpfe 
vorhanden. Im zweiten Falle waren letztere nicht nachweisbar, doch bestanden 
trophische Störungen an den Nägeln. In beiden Fällen waren dichte diffuse 
Corticaltribungen in der Gegend der Linsenpole bemerkbar. Die Cataracta 
zeigte sich rechts vorgeschrittener, als links. Verf. glaubt, dass der oben- 
genannte Befund vielleicht ein häufigerer wäre, wenn in Fällen jugendlicher 
totaler Starbildung, wo andere Ursachen fehlen, stets nach den Cardinalsymptomen 
der Tetanie geforscht würde, welche eine sichere Diagnose auch in anfallsfreien 
Zeiten gestatten. Schenkl. 


10) Ueber Ast-Embolie der Netzhaut (Beitrag zur Lehre der 
Blutversorgung der Netzhaut), von Dr. C. Hirsch, Assistent der k. k. 
deutschen Univ.-Augenkl. in Prag. (Wiener klin. Rundschau. 1897. Nr. 32.) 
Auf Grund einer Reihe von Beobachtungen über Ast-Embolien kommt Verf. zu 
dem Schlusse, dass aus dem Ernährungsgebiete des oberen oder unteren Haupt- 
astes der Netzhautschlagader unter allen Umständen das papillo-maculare Dreieck 
(ein annähernd dreieckiger Raum zwischen Fixationspunkt und blindem Fleck) 
als selbstständiges, von der Ernährungshauptader der ganzen Netzhauthalfte 
unabhängiges Ernährungsgebiet der Netzhaut ausgespart ist. Dieses Dreieck 
bleibt bei embolischen Erblindungen der übrigen Netzhaut auch dann intact, 
wenn keine Arterie mit dem ophthalmoskopischen Charakter der cilio-retlinalen 
Gefässe vorhanden ist. Es wird in der Regel weder von den Zweigen des 
oberen, noch von denen des unteren Hauptastes mit Blut versorgt, vielmehr 
von besonderen, aus dem Stamme der Centralartie kommenden Aestchen. Verf. 
unterscheidet somit drei, ihrer Blutversorgung nach gesonderte Bezirke in der 
Retina: Das Gebiet des oberen Hauptastes, das Gebiet des unteren Hauptastes, 
und das Gebiet der kleinen Arterien im papillo-macularen Netzhautdreieck. Der 
Effect einer isolirten Embolie der Hauptader eines der drei Ernährungsgebiete 
der Netzhaut hat nur zur Folge einen Gesichtsfelddefect und partielle Sehnerven- 
atrophie, aber nicht Einbusse an centraler Sehscharfer. Erblindung des Netz- 
hautcentrums muss stets die Folge sein der Embolie aller drei Ernährungshaupt- 
gefässe oder des Stammes der Centralarterie vor Abgang der Aeste. Schenkl. 


11) Untersuchungen über den histologischen Bau der Ciliar- 
nerven. I. Extraoculärer Theil, von Cand. med. Wilhelm Halm. Aus 
dem J. anatom. Inst. des Prof. Zuckerkandl in Wien. (Wien. klin. Wochenschr. 
1897. Nr. 31.) Verf. untersuchte 20 Orbitae (10 von Menschen, 10 von Hunden) 
und erhielt 6 brauchbare Serien. Er gelangte zu dem Resultate, dass die 
Ciliarnerven (und zwar die Nervi ciliares longae et breves im extraoculären 
Theile ihres Verlaufes) nur markhaltige Fasern von starkem und mittelstarkem 
Caliber nebst sehr feinen Fasern mit sehr dünner Markscheide enthalten. Auch 
an den Zweigen des Oculomotorius, sowie an den Nervi ciliares breves fand er 
feine markbaltige Fasern. Doch fehlte wie an den dünnen Nervi ciliares breves 
die Anordnung in Bündeln an der Peripherie. Es scheint demnach, dass die 
Anordnung der feinen markhaltigen Nervenfasern sich anders gestaltet, als in 
den Ciliares breves. Charakteristisch für die letzteren ist das Auftreten von 
Bündeln feinster Fasern in der Peripherie der stärkeren Nerven. Schenkl. 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


"Verlag von Veit & Come. in Leipzig. — Druck von METZGER & WITTIG in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancks in München, Dr. Bkrask in Paris, Prof. 
Dr. BiknBAcHeR in Graz, Dr. BraıLey in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doe. Dr. 
CL. pv Bom-Reymonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmserT in Bern, 
Dr. Ginssere in Berlin, Prof. Dr. GoLDzIEHER in Budapest, Dr. Gorpon NoBriE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmaun in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krttckow in Moskau, Dr. Kurue in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Magnus in Breslau, Surg. Capt, F. P. MAyNarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munx in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESORN in Hamburg, Doc. Dr. Pescuex in Turin, 
Dr. PurtscHer in Klagenfurt, Dr. M. Reıca in Charkow, Dr. ScnEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. Scaxn&L in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. StıeL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 




















1897. 

Inhalt: Originalmittheilungen. I. Zur Kenntniss der angeborenen Staphylome der 
Hornhaut. Von Sanitätsrath Dr. Steinheim in Bielefeld. — II. Ein Fall von intra- 
cornealer Retentionscyste bei einem Hühnchen. Von Dr. Ginsberg. — III. Ein Fall von 
Scheingeschwulst im Augeninnern nach Cataractextraction. Von Dr. Velhagen, Augen- 
arzt in Chemnitz. 

Journal-Uebersicht. I. Recueil d’ophtalmologie. 1897. März-September. — II. Revue 
generale d’ophtalmologie. 1897. Januar-September. — Ill. The Ophthalmic Review. 
1897. Januar-Juni. — IV. The American Journal of Ophthalmology. 1897. Januar-Juni. 

Vermischtes. 

Bibliographie. Nr. 1—5. 


December., Einundzwanzigster Jahrgang. 














I. Zur Kenntniss der angeborenen Staphylome 
der Hornhaut. 


Von Sanitätsrath Dr. Steinheim in Bielefeld. 


Die Mittheilungen über die angeborenen Staphylome sind in der oph- 
thalmologischen Literatur sehr spärlich, und es möchte fast scheinen, als 
ob die Veröffentlichung beobachteter Fälle als zu wenig Interesse bietend 
angesehen worden sei. Die Lehrbücher erwähnen dieselben entweder gar 
nicht oder doch nur ganz kursorisch, und weder in dem grossen Sammel- 
werke von GRAEFE-SÄMISCH (Manz und SÄMıscH), noch in den Werken von 
ZEHENDER, STELLWAG VON CARION, WECKER, Pitz, Meyrr, MICHEL, 
SCHMIDT-RIMPLER und SCHWEIGGER ist bei Behandlung des Capitels der 

23 


— 304 - - 


Staphylome auch nur die kleinste Notiz über eine Beobachtung erwähnt, 
welche die angeboreue Form der Staphylome betrifft. Selbst Monographien! 
lassen dieselben unerwähnt, und Pırz?, welcher die angeborenen Fehler 
des Auges aus drei verschiedenen Entwickelungsepochen des Auges be- 
handelt, übersieht die angeborenen Staphylome. MAcKENZIE? widmet den 
angeborenen Fehlern des Auges ein besonderes Capitel und erwähnt als 
eine Beobachtung SıcHEL’s ein angeborenes Staphylom der Hornhaut, 
welches !/, Zoll hoch, als Folge einer fötalen Ophthalmie, ferner eine Mit- 
theilung CLoquEr’s bei einem hydrocephalen Fötus und einen dritten von 
V. GRAEFE beobachteten Fall. 

Ausführliche Literaturangaben finden wir erst bei Krückow*, welcher 
als Beitrag zur Pathologie des Fötusauges zwei Fälle angeborener Staphy- 
lome mittheilt und Gelegenheit hatte, dieselben pathologisch-anatomisch zu 
untersuchen. Es sind nur wenige Fälle, welche er heranziehen kann, und 
zwar 1. eine Mittheilung von BEER’ von einem Kinde, das einige Stunden 
nach der Geburt starb und bei welchem am rechten Auge „ein ziemlich 
breiter, dicker, röthlicher Streifen, der einem gewöhnlichen Fiügelfell auf 
das Vollkommenste ähnlich sah“, über der Hornhaut lag. Die Bezeichnung 
eines Staphyloms aber dürfte in diesem Falle kaum anzunehmen sein. Auf 
eine Beobachtung eines angeborenen Staphyloms aus früherer Zeit weist 
ScHön® hin, welche von Ammon der Gesellschaft der Naturforscher und 
Aerzte zu machen die Absicht hatte. SONNENMEYER erwähnt 1840 eine 
Beobachtung SIcHEL’s, nach welcher ein Kind mit einem !/, Zoll hohen, 
undurchsichtigen Hornhautstaphylom zur Welt gekommen sei. CRAMPTON’ 
endlich theilt zwei Fälle von Brüdern, 18 und 3 Jahre alt, mit, welche 
mit undurchsichtigen Hornhäuten an den rechten und Staphylom an den 
linken Augen geboren waren. — Ein wirklich reines Krankheitsbild von 
einem angeborenen Staphylum giebt hierbei zuerst nun Krückow in seiner 
ausführlichen Beschreibung eines angeborenen Staphyloma racemosum mit 
Iriscyste bei einem Kinde, dessen rechtes Auge aber gesund war, und eines 
angeborenen Intercalar- und Hornhautstaphyloms bei einem 11 jahrigen 
Knaben, dessen altester Bruder am rechten Auge eine ausserordentlich 
kleine Hornhaut, enge Vorderkammer, Miosis und links angeborene Trübung 
der Hornhaut hatte mit Nystaemus. Beide Fälle sind pathologisch-anato- 
misch untersucht und zeigen auffullend merkwürdige Veränderungen und 
Verbildungen. Es folgt alsdann in der Literatur TrEıTEL® mit der Be- 
schreibung eines Falles von fast totalem Hornhautstaphylom bei einem 





1 Ep. Cornaz, Les abnormites congenitales des yeux. 

? Lehrbuch der Augenheilkunde. 3 Traité pratique. 

* v. GRAEFE’s Archiv, XXI. 2, S. 213. ® BEER, Das Auge. 
° Handbuch der pathologischen Anatomie des Auges. 

” Medical Gazette 1S40. 

8 v. GRAEFE’s Archiv, Bd. XXII, S. 236. 


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— 855 — 


2 Jahre alten Kinde. Die makro- und mikroskopische Untersuchung ergiebt 
die Charaktere eines wirklichen Staphyloms. Endlich kommt dazu ein Fall 
vun SCHIESS-GEMUsÄus! mit mikroskopischer Untersuchung und einer von 
HirscaBerG und BIRNBACHER.? 

Zu diesen wenigen Fällen nehme ich Veranlassung, zumal duch die 
angeborenen Staphylome zu den klinischen Seltenheiten zu gehören scheinen, 
vier andere hinzuzufügen, welche sich einmal dadurch auszeichnen, dass 
sie beiderseits auftreten, und ferner dadurch, dass sie sämmitlich eine un- 
glückliche, ländliche Familie betreffen. Es ist mir leider nur möglich, die 
nackte Beobachtung zu geben, ohne die gewiss von hohem wissenschaftlichem 
Interesse erscheinende pathologisch-anatomische und mikroskopische Unter- 
suchung hinzuzufügen, da bis dahin keine dringende Veranlassung vorlag, 
eines der staphylomatösen Augen zu enuclefren. 

Die Eheleute A., von welchen der Mann 35 Jahre, die Frau 30 Jahre 
alt ist, die beide gesund sind und den Eindruck kräftiger, robuster Land- 
leute machen, von durchaus ebenmässigem Körperbau, bringen mir am 
9. Februar 1891 ihr erstgeborenes Kind, einen gesunden, kräftigen Knaben 
von 14 Tagen. Weder Vater noch Mutter sind jemals ernstlich krank 
gewesen, leiden weder an scrophulösen, noch sonst an constitutionellen 
Krankheiten, sind nicht mit einander in irgend einem Grade verwandt und 
erinnern sich nicht, in ihrer Verwandtschaft angeborene Blindheit zu kennen. 
Die Mutter insbesondere hat niemals Beschwerden mit Rücksicht auf den 
Genitalapparat gekannt und hat ohne Kunsthilfe ziemlich leicht geboren. 
Bald nach der Geburt haben die Eltern bei ihrem Kinde die Abnormität 
beider Augen beobachtet. Aber es hat niemals an denselben auch nur die 
geringste Schwellung, Absonderung oder Eiterung stattgefunden. Beide 
Augen des Kindes wären ihnen weiss und vorgewölbt erschienen. Bei dem 
weiteren Examen über die eventuellen Ursachen dieses Zustandes wurde 
auch die Frage erörtert, ob es wohl möglich sei, dass die Mutter sich 
während der Schwangerschaft versehen haben könne. Sie besässen nämlich 
ein Pferd, dessen eines Auge blind und den Augen des Kindes sehr ähnlich 
sei; die Mutter beschäftige sich viel mit dem Pferde, und so sei ihnen der 
Gedanke des Versehens, in welchem sie von ihrer Nachbarschaft bestärkt 
seien, gekommen. In Wirklichkeit hat das Pferd nach meinem eigenen 
Augenschein ein Auge mit totalem Leucom der Hornhaut. Beide Augen 
des Kindes zeigen totale grau-weissliche dichte Trübung der Hornhaut, der 
Uebergang der Sclera in die Hornhaut ist nicht begrenzt, Iris ist nicht 
zu sehen, vordere Kammer besteht nicht; Grösse der Augen ist nicht ab- 
weichend. Die Hornhäute erscheinen total sclerusirt, wie in Fällen parenchy- 
matöser Keratitis, beiderseits mit sichtbarem kleinem, dünn überhäufetem 
Durchbruch und Einlagerung der Iris (Myiokepbalon). 





' vy, GRAEFE’s Archiv, Bd. XXX. ® Contralbl. f. pr. Augenh. 1856, S. 225. 
23° 


— 356 — 


Bis zum Frihjahr 1897 sind den Eltern noch vier Kinder geboren, 
welche ich mit Ausnahme des zweiten jedes Mal kurze Zeit nach der Geburt 
gesehen hatte, deren Augen sich zur Zeit nur sehr unwesentlich von ein- 
ander in ihren Zustanden unterscheiden. 

Nachdem ich nun das vierte im 2. Lebensmonat gesehen, habe ich 
jetzt Gelegenheit genommen, dieselben nochmals der Reihe nach zu unter- 
suchen. 

1. Der erste Knabe, jetzt 6 Jahre alt, ist gesund und kräftig; seine 
Augen sind jetzt staphylomatös degenerirt, die früher noch flachen Horn- 
häute zeigen Buckel und blasenförmige Ectasien, und der Zustand charak- 
terisirt sich als totales Narbenstaphylom. Er unterscheidet mit präciser 
Sicherheit Hell und Dunkel auf einige Meter. 

2. Ein Madchen, 5 Jahre alt, ist vollstandig gesund, die Augen sind 
allseitig normal und zeigen an Grösse und Wölbung der Hornhaut keine 
Abnormität. 

3. Ein Mädchen, geboren 26. September 1893. Rechts Staphyloma 
totale, die Grenzen der Hornhaut von der Sclera nicht differenzirt, nach 
innen und aussen je eine helle cystenartige Hervortreibung. Linker Bulbus 
kleiner mit cystenartigen Ectasien. Dies Kind findet mit Sicherheit auf 
den Boden geworfene weisse Stückchen Papier und sucht aus der Ferne 
ein weisses Tuch. 

4. Ein Mädchen, geburen 11. Juni 1894. Beiderseits totales Staphylom ; 
es sind einzelne kleine Perforationsstellen in der undurchsichtigen Horn- 
haut wahrnehmbar. 

5. Ein Knabe, 2 Monate alt. Die Augen sind beiderseits noch nicht 
staphylomatös entartet, sondern zeigen total undurchsichtige weisslich-blaue 
Hornhäute, auf welchen man kleine Durchbruchstellen in Form des so- 
genannten Myiokephalon beobachten kann. Die Bulbi sind klein, ziemlich 
resistent, Sclera und Cornea ohne deutliche Abgrenzung. Sie erscheinen 
mikrophthalmisch. 

Das traurige Geschick der ungliicklichen Eltern, die noch dazu um 
ihre spätere Naclıkommenschaft in tiefer Sorge leben, erweckt das grösste 
Mitleid und Bedauern. — 

Nach der gewissenhaftesten Versicherung der Eltern haben während der 
Schwangerschaft der Frau keine Krankheiten stattgefunden; niemals hat bei 
den Kindern nach der Geburt eine Eiterung, Entzündung oder auch nur eine 
Schwellung der Augen bestanden, und ich selbst habe nirgends die Spuren 
abgelaufener, nach der Geburt bestandener Krankheiten gefunden. Es ist 
deshalb durchaus kein Zweifel, dass ein intrauterin verlaufener Krankheits- 
process entzündlichen und eitrigen Charakters der Hornhaut die Zerstörung 
derselben und die Entwicklung des Staphyloms zur Folge gehabt hat. In 
seinem Archiv für Ophthalmologie Bd. II hat bereits v. GRAEFE darauf 

hingewiesen und gewarnt, alle angeborenen Krankheiten schlechthin als 


— 357 — 


Entwicklungshemmungen zu betrachten, da ein grosser Theil der bekannten 
Augenübel während des Fötallebens vorkomme, und die als Hydrophthalmus 
congenitus, Cornea globosa u.s. w. beschriebenen Krankheiten iu das Bereich 
der Pathologie des Fötus gehören. Auch Manz (GRAEFE-SÄMISCH) in seiner 
Abhandlung über die Missbildungen des Auges giebt mit Entschiedenheit 
als Ursache angeborener Anomalien die Fötalkrankheiten der Augen an 
und stellt sogar für einzelne den traumatischen Ursprung als wahrschein- 
lich hin. Was aber die ätiologischen Momente für die Erkrankungen des 
Fötus nach dieser uns interessirenden Seite hin anbetrifft, so bleiben wir, 
abgesehen von dem beseitigten Standpunkte des Versehens der Schwangeren, 
abgesehen von der hereditären Syphilis, immer noch im Dunkeln. Es ist 
besonders in unsern vier angeführten Fällen jedes ursächliche Moment für 
die Erkrankung der Hornhäute beiderseits, welche wir uns bei den Krank- 
heiten des Kindesalters zu erforschen uns bemühen, unklar, und es giebt 
keine Basis, auf welcher wir die Entwicklung solcher Erkrankungen in so 
frühzeitigen Perioden uns vorstellen können. Wohl mögen wir uns vor- 
stellen, dass eine bereits intrauterin sich entwickelnde Blennorrhöe die 
Ursache der Hornhautzerstörung abgeben könnte, und Fucus theilt einen 
dahin zielenden Fall mit von einem Kinde, welches bei der Geburt bereits 
eine Perforation beider Hornhaute in Folge von Blennorrhöe aufzeigte. In 
unseren Fällen fehlt jedoch jeder Anhaltspunkt für irgend einen derjenigen 
Factoren, welche für eine Erkrankung intrauteriner Natur maassgebend 
sein könnte, und wir stehen angesichts der viermal sich doppelseitig wieder- 
holenden Erkrankung vor einem Räthsel, wenn wir uns nicht etwa zu 
der Annahme einer von Krückow aufgestellten Hyputhese geneigt fühlen, 
welcher, meint, dass es möglich sei, dass die Lidspalten sich früher als 
gewöhnlich öffneten, und der Einfluss der Amniosflüssigkeit, einer nicht 
ganz indifferenten Flüssigkeit, durch Reizung der Hornhaut ihre Entzündung 
herbeifiihrte. 

Wir müssen uns doch bei diesen intrauterin sich entwickelnden Er- 
krankungen der Hornhaut ganz denselben oder doch ähnlichen Krankheits- 
verlauf und Entwicklungsgang zu einem Staphylom vorstellen, wie wir ihn 
so oft unter unsern Augen vor sich gehen sehen. Da finden wir bei einem 
durchgreifenden Substanzverlust der Hornhaut von einiger Flächenaus- 
dehnung nach einem Verschwarungsprocess, oder bei einer nekrotischen 
Zerstörung der Hornhaut, oder bei einem tiefgreifenden Ulcus serpens mit 
Perforation, dass trotz aller Sorgfalt der Entwicklung des Staphyloms nicht 
vorgebeugt werden kann. Wir setzen also immer eine Ulceration der Horn- 
haut voraus, es entsteht Prolapsus iridis und dureh Uebernarbung des 
ståndig gewordenen, blasig ausgedehnten Prolapsus iridis — ein Regen- 
bogenhaut-Hornhautstaphylom. 

Es würde hiernach ein wichtiger Gegenstand der Untersuchung sein, 
die Infectionskeime für den Verschwärungsprocess der Hornliaut in utero 


=. RR. 


aufzufinden und ihre Eingangspforten zu erfurschen. Nach dieser Seite 
hin wäre es deshalb wohl angezeigt, Versuche mit Amniosflüssigkeit an- 
zustellen, um ihren Einfluss und ihre Entzündung erregenden Eigenschaften 
kennen zu lernen.! 


II. Ein Fall von intracornealer Retentionscvste 


be einem Hühnchen. 
Von Dr. Ginsberg. 


Von intracorneal gelegenen Cysten sind bisher nur zwei Arten durch 
anatomische Untersuchung klargestellt worden. Das sind erstens jene, die 
durch Finschmelzung des Gewebes entstehen, aus Abscessen, deren 
Inhalt theilweise resorbirt wird (ALT?), zweitens, die haufigste Art, durch 
mangelhafte Heilung von Wunden entstandene. Die Störung des 
Heilungsvorganges wird bedingt durch Einklemmung anderer Theile (rs 
Linsenkapsel). Als Unterart können hier die Epithel-Implantations-Cysten 
angesehen werden, deren Bildung darauf zurückzuführen ist, dass Binde- 
oder Hornhautepithel (TRrAcHER CoLLıns?) oder Irispigmentepithel (ALT') 
in die Wunde gelangt ist. Nach ALT’ werden merkwürdigerweise Cilien, 
die im Hornhautgewebe stecken, in eine feste Narbe eingeschlossen, führen 
also nicht, wie in der Iris, zur Cystenbildung. 

Die dritte Cystenart, aus präformirten Räumen hervorgegangene 
Retentionscysten, hat für eine anatumische Untersuchung bisher kein 
Material geliefert. 

Daher ist der vorliegende Fall von Interesse, in welchem beide Horn- 
häute bei einem frisch aus dem Ei geschlüpften Hühnchen derart betroffen 
waren, dass die Entstehupg einer sehr grossen Cyste gut zu verfolgen war. 

An dem Thierchen, welches ich Herrn Geheimrath HIRSCHBERG ver- 
danke, war bis auf die beiden Corneae alles vollkommen normal; weder im 
übrigen Auge noch sonst im Körper zeigte sich eine Spur von Erkrankung 
oder mangelhafter Ausbildung. 

Die rechte Hornhaut war etwa erbsengross vorgewölbt, nicht genau 
kugelig, dabei undurchsichtig grau; es wurde also der Anschein eines totalen 
Hornhautstaphyloms erweckt. Nach Aufschneiden des Bulbus zeigte sich, 


1! Während der Correctur dieser Arbeit gelange ich noch in den Besitz einer 
Dissertation von VU. Pincus, welche 1887 aus der Klinik JacoBsoun’s unter der Leitung 
von Vossıus durch die Beschreibung eines neuen Falles sehr interessante mikroskopische 
Untersuchungen liefert und eingehend die Literatur behandelt. St. 

? Compend. d. norm. u. path. Hist. d. Auges. 8. 18. 

3 Ophth. Hosp. Reports. AUT. S. 41. 

* Arch. f. Augenheilk. 1878. 5.317 und Comp. S. 837. 

> Comp. 8.39. 


6 B50 fee 


dass dicht über der Iris, aber durch eine deutliche Spalte von ihr getrennt, 
eine graue, derbe Membran hinzog, die peripher in die vorgewölbte Partie 
überging und die ziemlich ebene Rückwand einer Höhle bildete, deren 
* übrige Begrenzung der vorgewölbte Hornhauttheil, der stark verdünnt war, 
darstellte. Die Höhle war von einigen festen, grauen, feinen Fäden durch- 
zogen, welche, an den Enden etwas verdickt, sich von der vorderen zur 
hinteren Wand ausspannten, besonders in den seitlichen Theilen. 

Die linke Cornea war auch grau und undurchsichtig, aber von nor- 
maler Krümmung. Auf dem Durchschnitt fielen bei Lupenbetrachtung 
einige längliche Spalten auf; sonst war hier nichts besonderes zu constatiren. 

Die genauere Untersuchung ergab nun sehr interessante Verhältnisse: 
Das Gewebe vor der Iris des rechten Auges ist Hornhautsubstanz, hinten 
von normaler DEScEMET’scher Haut mit Epithel überzogen. Die glocken- 
ähnlich aufgestülpte Vorwölbung besteht gleichfalls aus Hornhautsubstanz; 
dieser Theil entbehrt hinten einer continuirlichen zelligen Begrenzung und 
ist vorn mit dem sehr verdünnten Epithel bekleidet. Die Fäden sind 
Brücken von Cornealparenchym, welche continuirlich in die vorderen und 
hinteren Theile übergehen. Iris, Kammerwinkel, Pupille, kurz die ganze 
Vorderkammer ist vollkommen normal. Die Vorwölbung ist also bedingt 
durch eine im Hornhautparenchym entstandene Höhlenbildung, durch 
welche die vorderen Schichten vorgetrieben wurden, während die hinteren 
in ihrer Lage blieben. Dieser Process hat aber stellenweise auch die an- 
grenzende Sclera in zwei Blatter gespalten, so dass nicht nur Cornea, son- 
dern auch Sclera an der Begrenzung der Höhle betheiligt ist, und der 
Kammerwinkel resp. die Iriswurzel nicht überall dem Winkel zwischen der 
horizontalen und der vorgewülbten Wand entspricht, sondern an dem hori- 
zuntalen Theil haftet (Fig. 1). 

Die Höhle entbehrt einer continuirlichen Zellauskleidung. Die Horn- 
hautlamellen sind eng aneinander gepresst, der regelmässige Verlauf gestört. 
Ab und zu ist der Innenfläche des in der normalen Lage gebliebenen 
Stückes geschichtetes, parallelfaseriges Bindegewebe mit reichlichen, läng- 
lichen Kernen aufgelagert, welches auch die Substanzbrücken eine Strecke 
weit überzieht. In dieser Rückwand finden sich viele blutführende Gefässe 
und, dicht neben der Mitte, ein Haufen epithelial gelagerter Zellen, welcher 
radiär in horizontaler Richtung allseitig Fortsätze ausschickt. Diese ganze 
Zellenmasse nimmt nur einen kleinen Bezirk ein. Die Elemente haben schr 
grosse Aehnlichkeit mit Hornhautepithelien; peripher sind sie cubisch bis 
cylindrisch, dann folgen polygonale, in der Mitte platte Formen, die con- 
centrisch geschichtet sind. 

Im Centrum dieser Anhäufung finden sich in vielen Schnitten schlecht 
farbbare Zellen oder auch blasse, nicht färbbare Scheibchen oder Bläschen. 
Am äussersten Rand der Ausläufer sind die Zellen meist undeutlich begrenzt 
farben sich diffus, während der Kern den Farbstoff (Carmin, Hämatoxylin) 


— 360 — 


nicht deutlich annimmt. Hier hort die epitheliale Anordnung auf, es treten 
dazwischen längliche Kerne auf, die in allmählich sich im Hornhautgewebe 
verlierende Züge deutlicher platter Bindegewebszellen überzugehen scheinen. 





Fig. 1. Rechtes Auge. Vergr. ca. 20. 
(Die Umrisse der Figuren wurden mit Asp£’s Apparat gezeichnet.) 


L Linse. AK HK Vorderende des Scleralknochens. GG Gefasse. C Ciliarmuskel. 
Darunter ist im Schnitt beim Präpariren eine Spalte entstanden. B Stiickchen 
einer Hornhautbriicke. El Lücken im Epithel. 


Nirgends besteht auch nur eine Andeutung von Zusammenhang mit dem 
Oberflächenepithel. Eine besondere Reaction des umgebenden Gewebes ist 
nicht ersichtlich. 





Fig. 2. Linkes Auge. Vergr. ca. 20. 


Das Hornhautepithel ist sehr verschmälert und von zahlreichen Hohl- 
räumen und Spalten durchsetzt, die oft auf der Oberfläche ausmünden. 
In den J,ücken liegen manchmal Zellreste, meist sind sie leer. 


— 361 — 


Die linke Cornea (Fig. 2) zeigt, besonders im hinteren Drittel, zahl- 
reiche, meist nachweisbar mit einander communicirende Hohlraume von 
unregelmässig länglicher, meist annähernd spindelförmiger Form. Vielfach 
findet sich in denselben streckenweise ein epithelialer Belag von platten 


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Fig. 3. Einer der grösseren Hohlräume aus dem Schnitt Fig. 2 mit erweiterten 
Saftlücken in der Umgebung. Verg. ca. 300. 


Zellen. Der Wand haften hier und da einkernige Leukocyten an. In der 
ganzen Hornhaut sind vielfach die Saftlücken deutlich erweitert (Fig. 3), der 
Verlauf der Lamellen ein ganz unregelmässiger. Gefässe finden sich hier 
nicht, ebenso wenig epitheliale Zellen oder Anzeichen von Entzündung. 


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Fig. 4. Hornhautepithel vom linken Auge. Vergr. ca. 300. 
M.B. Membr. Bowmani. 


(Die zarten Lücken zwischen den Zellen treten vielfach in der reproducirten Abbildung 
nicht so deutlich hervor, wie im Präparat und in der Originalzeichnung.) 


Das Hornhautepithel zeicht ähnliche Veränderungen wie im rechten 
Auge; da aber der Dickendurchmesser hier wenig verändert ist, so ist hier 
alles viel deutlicher (Fig. 4). Auf der intacten Bowman’schen Membran 
sitzen keulenförmige Zellen, durch deutliche Lücken von einander getrennt. 
Solche kleine Lücken fanden sich vielfach auch zwischen den polygonalen 


— 362 — 


Zellen der mittleren Schichten. Oft sieht man grössere Hohlräume, in 
denen schwach färbbare Epithelien liegen, manchmal sind nur noch ganz 
undeutliche Zellreste vorhanden. Die grössten Lücken (an beiden Enden 
der Fig. 4 sind die Hälften solcher grossen Höhlen dargestellt) sind leer, 
die begrenzende Zellenlage ganz platt. Meist sind die Ausmündungen der 
gewundenen Spalten auf der Oberfläche zu erkennen. 
Die Vorderkammer ist. auch in diesem Auge vollkommen normal. 
Der Vorgang, der zur Entstehung der geschilderten Verhältnisse ge- 
führt hat, dürfte so zu denken sein: Durch behinderten Lymphabfluss ist 
es zum intraparenchymatösen Oedem — Erweiterung der Saftlücken — und 
zum interepithelialen Oedem der Cornea gekommen. Unter fortgesetzter 
Erweiterung der Saftlücken ist das Hornhautgewebe immer mehr ge- 
schwunden, so dass schliesslich die grosse Cyste des rechten Auges resultirte. 


Eine Ursache für den behinderten Lymphabfluss konnte allerdings 
nicht gefunden werden. Die Bulbusgefässe, die Lider, die ganze Umgebung 
des Auges erschien ganz normal, ebenso wie die anderen Theile der Bulbı. 
Die Gefässe und epithelialen Zellhaufen rechts sind als secundär oder als 
Nebenbefund anzusehen, da sie sich in dem früheren Stadium, welches die 
linke Hornhaut darbietet, nicht finden. Ob die Zellen vom Oberflächen- 
epithel abstammen oder von den mesudermalen Zellen der Substantia propria 
resp. der Membr. Descemeti, ist nicht zu entscheiden. Einerseits fehlt 
ein nachweisbarer Zusammenhang mit der Oberfläche; andererseits scheint 
es zwar, als ob die Enden der Ausläufer sich mit bindegewebigen Elementen 
vermischten, duch sind deutliche Uebergänge nicht vorhanden. Epitheliale 
Anordnung von Zellen beweist bekanntlich nichts für ihre Herkunft. Es 
sei hier nur an die interessanten Befunde von DOoREMAAL! nach Ein- 
bringung von Fremdkörpern in die Vorderkammer erinnert. 

Aus erweiterten Saftliicken hervorgegangene cystvide Räume in einer 
menschlichen Cornea hat WINTERSTEINER ? mikroskopisch beobachtet; es 
waren Gliomzellen in die Hornhaut eingedrungen. Was hier die Lymph- 
stauung bewirkt hat, ist nicht mit Sicherheit anzugeben; der Autor selbst 
zählt die verschiedenen Möglichkeiten auf. Die Abbildung (Fig. 5, Taf. V) 
zeigt, dass es sich um dieselben Dinge handelt, wie im linken Auge des 
vorliegenden Falles. 

Ueber die interepithelialen Räume unter normalen Verhältnissen und 
bei Lympbstauung, Oedem, ist durch die schönen Arbeiten von LEBER, >? 
Fuchs * und ArnoLD Kueps® alles Wesentliche bekannt. Die Verhältnisse 
unseres Falles bieten nichts Neues. Nur möchte ich noch bemerken, dass 


Areh. f. Ophth. XIX. 3. Vgl. ReckLinGHausen, Handb. d. allg. Pathol ete. S. 304. 
Arch. f. Augenheilk. XXXII. §.170. 

Arch. f. Ophth. XXIY. 1. * Ibid. XXVII. 3. 

Z1EGLER’S Beitr. z. pathol. Anat. XVII. 


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— 363 —— 


ich, in Uebereinstimmung mit KueBs, die regressive Veränderung der Epi- 
thelien, die sich durch das helle Aussehen u. s. w. kundgiebt (von NUEL 
als Hyalin bezeichnet), für secundär halte; primär ist die Erweiterung der 
Intercellularräume; denn wir finden diese, z. B. in der tiefsten Schicht, 
ohne andere als morphotische, durch den Druck bedingte Veränderungen 
der Zellen. 

Möglicherweise ist der nur klinisch beobachtete Fall von SamMELsoun! 
als Retentionscyste aufzufassen. Dagegen gehören die vier Beobachtungen 
von COwELL ? wohl nicht hierher; zum Theil ist die Beschreibung zu wenig 
ausführlich, als dass man sich ein Urtheil bilden könnte, zum Theil be- 
standen gleichzeitig Blasen in der Haut der Extremitäten. Es handelt sich 
in diesen letzteren Fällen wohl um Exsudationsprocesse. die mit den Vor- 
gängen, welche zur Bildung von Retentionscysten führen, ebensowenig etwas 
zu thun haben, wie die acuten, entzündlichen Blasenbildungen der Cornea. 


II. Ein Fall von Scheingeschwulst im Augeninnern 
nach Cataractextraction. 


Von Dr. Velhagen, Augenarzt in Chemnitz. 


Eigenartige Gebilde, welche im Anschluss an Starextractionen im 
Augeninnern auftreten und eine Geschwulst vortéuschen, sind schon öfter 
be-chrieben worden. Sie gehören jedoch sicherlich zu den seltensten, die 
Heilung störenden Zwischenfällen, und die Veröffentlichung diesbezüglicher 
Beobachtungen ist um so mehr gerechtfertigt, als ein fest umschriebenes 
Krankheitsbild darüber noch nicht gegeben werden konnte und die An- 
sichten der Autoren über die Natur dieser „Scheingeschwülste“ sehr von 
einander abweichen. 

Genauere Krankengeschichten sind in der Literatur niedergelegt über 
T Fälle, und zwar von Knapp, REULING, GROENOUW, HaaB und LINDEMANN. 

Die Kranken waren 3 Manner und 4 Frauen im Alter von 45 bis 
10 Jahren. Die Stare, welche operirt wurden, sind 2mal genannt über- 
reif, Zmal nicht vollständig reif, Imal reif; der sechste Star war eine 
Cutaracta Morgagniana, der letzte endlich betraf ein Auge, welches wegen 
acuten Glaucomanfalles schon iridectomirt worden war. 

Als Operationsmethoden wurden benutzt je 3mal der Limbus- bezw. 
Lappenschnitt und der periphere Linearschnitt, jedesmal mit nachfulgender 
Iridectomie. 

Die Extraction verlief 4mal ohne Glaskörperverlust. Einmal wurde nit 
PAGENSTECHER’Schem Löffel die Linse in unverletzter Kapsel mit geringem, 





' Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., 1872. 
? Ophth. Hosp. Reports. VI. 


— 364 - 


ein anderes Mal mit mehr Glaskörperverlust geholt. Bei LmpEMann’s mit 
Glaucom complicirtem Fall wurde die Linse ohne Glaskörperverlust mit der 
Schlinge geholt, und die zurückgebliebenen Linsenreste durch Streichen mit 
der Lidkante, soweit dies möglich, entfernt. 

Fünfmal war bis zum Auftreten der fraglichen Gebilde im Augeninnern 
der Heilverlauf normal. Bei dem Kwnapp’schen Kranken, der ausserdem 
auf beiden Augen congenital amblyopisch war, traten sehr bald ‚nach der 
Operation Glaskérperblutungen auf. Der Reunine’sche endlich, der 3 Tage 
post extractionem Finger zählen konnte, bekam in Folge einer intercurrenten 
Krankheit Delirien und starb nach 3 Wochen, nachdem er sich häufig den 
Verband gewaltsam abgerissen hatte. 

Die Zeit nach der Operation, um welche von den Beobachtern die 
Scheingeschwülste zuerst bemerkt wurden, schwankte zwischen 2 und 
12 Wochen. 

Dieselben machten immer den Eindruck von soliden Tumoren, welche 
bei der Spiegeluntersuchung bald nur erbsengross erschienen, bald den 
grössten Theil des Bulbusinnern ausfüllten. Ihre Oberfläche sah meist 
gelbrothlich oder marmorirt aus, sie war niemals glatt, sondern knollig 
oder gekerbt. Einmal wurden Netzhautgefasse auf ihr verlaufend gesehen. 

Der Sitz der Tumoren war immer in dem vordersten Abschnitt des 
Augapfels, so dass man sie oft schon bei seitlicher Beleuchtung mit dem 
Cunvexglas sehen konnte. Haas beobachtete in einem Auge zu gleicher 
Zeit ihrer zwei, Knapp sogar drei. Aeusserlich traten meist keine Reiz- 
erscheinungen auf. Ophthalmoskopisch fand GRoEnouw bei seinen zwei 
Kranken alte Choroidalveränderungen, sonst war der Augenhintergrund 
immer normal, soweit er erkannt werden konnte. Dagegen waren stets 
mehr oder weniger zarte Glaskörpertrübungen nachweisbar. Die Tension 
der betrefienden Augäpfel war niemals erhöht, sondern immer herabgesetzt. 

Bei 5 Krauken konnte meist zu Anfang ein schnelles Wachsthum der 
(seschwulst cunstatirt werden, welchem dann eine mehr oder weniger lang- 
same Abnahme nachfulgte Bis zum vollständigen Verschwinden wurden 
2 bis 7 Wochen gebraucht. 

Knapp stellte in seinem Falle die Diagnose auf melanotisches Sarcom, 
und enucleirte den Bulbus. — Der Reuuixg’sche Kranke starb, wie schon 
erwähnt, nach 3 Wochen. Die anderen 5 Bulbi erholten sich vollständig. 
Der Visus, der bei einzelnen durch das Auftreten der Geschwulst über- 
haupt nicht beeinträchtigt war, erreichte bei allen eine genügende Höhe. 
Die (rlaskörpertrübungen verschwanden jedoch niemals vollständig. 

Knapp fand bei der Section des enucleirten Auges, welches zuletzt 
bei starker Verkleinerung eine Teusion von T_s angenommen hatte und 
total amaurotisch geworden war, an Stelle des vermutheten Sarcoms: Ab- 
lösung des Ciliarkorpers und vorderen Abschnittes der Aderhaut von der 
Sclera; ausserdem eine auffalleude Verdickung der letzteren, seiner Meinung 


— 3865 — 


nach die Folge einer plastischen Scleritis, mit der er auch die Choroidal- 
ablösung in Zusammenhang bringt. Der Glaskörper war wässerig. 


REULING constatirte bei normal gebliebenem Glaskörper eine Exsudat- 
schicht zwischen Ader- und Lederhaut im ganzen Umfange, die durch die 
Druckschwankungen im Augeninnern nach der Operation sich gebildet 
haben solle. 

GROENOUW glaubt, dass seine beiden Scheingeschwülste ebenfalls Cho- 
ruidalablösungen gewesen seien. Zum Zustandekommen derselben sei ausser 
der durch die Operation gesetzten Druckschwankung noch eine sonstige 
Erkrankung der Choroidea erforderlich. 


Haar nimmt an, dass es sich in seinen Fallen um Cystenbildungen 
in der Peripherie der Retina gehandelt habe. 


LINDEMANN endlich glaubt, dass durch das Einführen der Schlinge 
zum Zwecke der Hinausbeförderung der Linse Corticalistheilchen in die 
Tiefe gebracht seien. Die Scheingeschwulst in seinem Fall sei deshalb 
nichts anderes als gequollene Linsenmasse Zur Unterstützung dieser 
Ansicht führt er an, dass die Geschwulst während der Periode ihrer Ver- 
kleinerung wie „angenagt“ ausgesehen habe. Er glaubt sich sogar zu 
der Annahme berechtigt, dass die von den anderen Autoren beobachteten 
Scheingeschwilste simmtlich auf Quellung von Linsentheilchen beruhten. 


Die Krankheitsgeschichte des Falles, welcher als achter den soeben 
beschriebenen angereiht werden kann, ist kurz folgende: Der 76jahrige 
Herr X. in Chemnitz ist rechts seit 6 Jahren „blind“, links seit einigen 
Monaten sehschwach. Links besteht Cat. progred., S !/,,, ophth. soweit 
erkennbar normal. Rechts Cataracta Morgagniana in typischer Form: 
milchweisse flüssige Corticalis mit braunrotbem, vollständig beweglichem 
Kern. In der vorderen Jiinsenkapsel einige kleine Trübungen. S = quan- 
titative Lichtempfindung. Sunst nichts Bemerkenswerthes. 


Die am 1.,VIl. 1896 mittelst niedrigem Lappenschnitt, Iridectomie 
nach oben und Verletzung der Linsenkapsel durch das Ovstitom vollzogene 
Extraction verlief ohne jeden Zwischenfall. Das Pupillargebiet kam voil- 
kommen schwarz zum Vorschein, Glaskirper trat nicht aus, die Cornea 
fiel nach erfolgter Entbindung des Stares zusammen. — Die Heilungs- 
periode zug sich dadurch sehr in die Länge, dass die Vorderkammer sich 
erst nach 3 Wochen herstellte, während der Bulbus, abgesehen vun einer 
kleinen circumscripten Injectivn oben, immer reizlos blieb. Nur bestand 
geringe Streifenkeratitis. 

Am 20./VO. war V mit Correction = ?/,,. Ophth. sah man in den 
vurdersten Partien des Glaskörpers einzelne zarte flottirende Trübungen. 
Von der Linsenkapsel war kaum etwas zu sehen, von Cat. secund. keine 
Spur. Der Fundus war deutlich und in allen Theilen normal. Tension = T,. 
Deshalb Entlassung aus der Austalt. 


2.866 — 


26./VII.: Das Auge ist bei fest vernarbter Operationswunde absolut 
reizlos. V beträgt ?/ o das Gesichtsfeld ist für Handbewegungen frei. Aber 
es findet sich bei der Durchleuchtung des Augeninnern nasalwärts eine 
Geschwulst, welche fast bis zur Fixationslinie in den Glaskörper hineinrart. 
Sie nimmt ihren Ursprung von der vordersten Bulbuswandung, so nahe 
nach der Pupillargegend zu, dass man ihre vordere Grenze mit dem Spiegel 
nicht mehr feststellen kann. Bei der Durchleuchtung erscheint ihre Ober- 
fläche gleichmässig schwarz, ausgenommen bei einer gewissen Richtung der 
einfallenden Strahlen, wo das Ganze ein unbestimmt röthliches Aussehen 
annimmt. — Blutgefässe sind auf der Neubildung nicht zu sehen. Man 
kann die vordersten Theile derselben übrigens auch bequem bei seitlicher 
Beleuchtung mit dem Convexglas erkennen. Die Oberfläche hat dann eine 
hellere Färbung und erscheint mit unregelmässigen seichten Einkerbungen 
versehen. 


Der Augenhintergrund zeigt keinerlei pathologische Veränderungen. 
Die Tension ist = T_,. Therapeutisch wird nichts unternommen. 

Am 30./VII. zeigt sich die Hervorragung um die Hälfte verkleinert. 

Am 9./VIIL kann man nur noch bei Beleuchtung der äussersten 
Peripherie des Augeninnern nasal eine kleine Wulstung constatiren. Die 
in dieser Gegend erkennbaren Retinal- und Choroidalpartien sind durchaus 
frei von Pigment- oder anderen entzündlichen Veränderungen. 


Am 15./VIII. ist alles verschwunden. Die anfangs constatirten Glas- 
körpertrübungen sind jedoch noch zu sehen. Die Tension ist = Ta; V mit 
+ 11,0D = */,5; mit + 16,0 D wird kleinste Schrift gelesen. Das Gesichts- 
feld ist frei. 

Nach Jahresfrist ist noch derselbe Status. 

Eine sichere Entscheidung, welcher Natur die soeben beschriebene 
Scheingeschwulst gewesen, hätte natürlich nur die Section des Auges geben 
können. 


Die Erklärungen, welche die anderen Beobachter für ihre Fälle heran- 
ziehen, passen jedenfalls für den vorliegenden nicht. Eine Retinalablösung 
oder Cyste oder eine Choroidalablösung kann ohne weiteres ausgeschlossen 
werden, weil die Netz- und Aderhaut nicht so nahe an die Pupille heran- 
gehen, wie der Tumor sass. Ebenso wenig kann au gequollene Linsenreste 
gedacht werden, da die Corticalis dünnflüssig war und sich bei der Ope- 
ration ohne Glaskorperverlust vollständig entleerte. 

Die beste Erklarung fiir den vorliegenden Fall scheint mir gefunden 
zu werden auf Grund der von R. GrEEF bei Punction des Kammerwassers 
festgestellten Veränderungen am Epithel des Corp. ciliare. Liess derselbe 
beim Kaninchen den Inhalt der vorderen Augenkammer abfliessen, so fand 
er bei den nach verschieden langer Zeit enucleirten Bulbis unter dem 
Epithelüberzug des Strahlenkranzes in seinen vorderen Partien, mitunter 


— 836 — 


inclusive, mitunter exclusive der Basalmembran ziemlich grosse, oft schon 
makroskopisch sichtbare Blasen, deren Inhalt das neue Kammerwasser 
bildete. Die Blasen entstanden theils schon nach 10 Minuten, wurden 
aber auch noch lange Zeit nach Wiederherstellung der Vorderkammer ge- 
funden. Sie platzten nach sehr verschieden langem Bestand, und die 
Heilung trat meist ein durch Wiederanlegen des Epithels. Während also 
bei langsamer Absonderung des Kammerwassers aus den Gefässschlingen 
der Fortsätze das Epithel stark genug ist, es durchsickern zu lassen, schliesst 
GREEF aus seinen Befunden, wird dasselbe abgehoben, sobald die Secretion 
eine stürmischere wird. 


Es ist nun wohl mehr als wahrscheinlich, dass sich derartige Blasen 
auch unter dem Epithel des Corp. ciliare nach Staroperationen bilden, 
besonders wenn die Vorderkammer sehr lange Zeit zur Wiederherstellung 
braucht. 


Die hierauf gegründete Annahme, dass die Scheingeschwulst bei unserem 
Kranken nichts Anderes als eine solche Blase gewesen ist, wird noch unter- 
stützt durch die beiden anderen an dem Auge zugleich beobachteten Ab- 
normitäten, welche auch auf eine Functionsbehinderung des Corp. ciliare 
hinweisen, nämlich die zarten Glaskörpertrübungen und die herabgesetzte 
Spannung des Bulbus. 


Zum Schluss möchte ich der Meinung Ausdruck verleihen, dass auf 
diese Art und Weise auch die meisten der anfangs beschriebenen Fälle 
viel ungezwungener erklärt werden können, als es von den betreffenden 
Beobachter versucht worden ist. 


Literatur: 


1. Knapp, Die intraocularen Geschwülste. Karlsruhe 1868. 

2. Reuring, Ablösung der Choroidea in Folge von Cataractoperation mit Glas- 
körperverlust. Arch. f. Augenheilk. 1869. 

3. Grognouw, Zwei Fälle von Aderhautablösung (scheinbarem Chorvidealtumor) 
nach Cataractoperation mit spontaner Heilung. Arch. f. Augenheilk. 1889. 

4. Haas, Ueber Scheingeschwiilste im Augeninnern. Beitr. z. Augenheilk. Bd. I. 

5. Linpemann, Ein Beitrag zum Kapitel Scheingeschwülste im Augeninnern. 
Beitr. z. Augenheilk. 1892. Bd. IV. 

6. Greer, Befund am Corpus ciliare nach Punction der vorderen Kammer. Arch. 
f, Augenheilk. Bd, XXVIII. 2. 


-— 368 — 


Journal-Uebersicht. 


I. Recueil d’ophtalmologie. 1897. März. 


1) De la scrofule oculaire et de ses relations avec la syphilis héré- 
ditaire, par Dr. Galezowski. 


Verf. ist der Ansicht, dass es eine Augenscrophulose nicht giebt und dass 
all die Augenleiden, die wir scrophulöse nennen, nur Erscheinungsformen tardiver 
hereditärer Lues in der zweiten oder dritten Generation darstellen, und zwar 
in vielen Fallen complicirt durch Tuberculose. Eine scrophulöse Bindehaut- 
und Hornhautentzündung giebt es nach Verte Ansicht überhaupt nicht. Liegt 
hereditäre Lues nicht vor, so sind diese Augenleiden der Ausdruck einer Iym- 
phatischen Constitution (das dürfte, wenn Verf. die Identität von Tuberculose 
und Scrophulose leugnet, dasselbe sein wie Scrophulose!). Verf. sah die besten 
Erfolge bei den „scrophulösen‘“‘ Augenleiden unter localer und allgemeiner Queck- 
silberbehandlung, bezw. bei jenen lymphatischen Formen, die er zu den herpe- 
tischen Erkrankungen rechnet, von antiherpetischer (?) Therapie. 


2) Mélanose hypertrophique de la conjonctive des deux paupiéres; 
blepharoplastie de la paupiére inférieure; remplacement de la 
conjonctive melanique par la muqueuse de la bouche et de ls 
levre et par la peau de la paupiere, par Dr. Joseph Talko. 
(Suite et fin.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


April. 


1) Des accidents oculaires provoqués par l'influenza et par son mi- 
crobe, par Dr. Galezowski. 


2) Epithélioma ancien et étendu de la face (angle externe de l’oeil), 
traité et guéri par des applications de bleu de méthyleéne, par 
Dr. C. Mazet (Marseille). 


Gewisse Hautkrebse des Gesichts zeichnen sich durch ihre relative Gut- 
artigkeit aus, und Verf. räth auf Grund der von ihm gemachten Erfahrungen 
in solchen Fällen, nicht sogleich mit dem Messer vorzugehen, da selbst in alten 
Fällen, wo das Epitheliom eine ziemliche Ausdehnung erreicht hat, noch mit 
unblutigen Mitteln ein voller Erfolg erzielt werden kann, wie ein kürzlich 
beobachteter Fall, den er mittheilt, beweist. Eine Frau von 45 Jahren litt 
schon seit 9 Jahren an einem Jangsam zunehmenden Epitheliom in der Nahe 
des äusseren Augenwinkels. Da die Patientin messerscheu war, wendete Verf. 
nachdem sich andere Medicationen als nutzlos erwiesen hatten, Waschungen mit 
einer Lösung von Methylenblau 1:10 auf gleiche Theile Glycerin und Alkohol 
und daran sich anschliessende Aetzungen mit Chromsäure 1:5 an. Später 
wurden nur die Waschungen mit Methylenblau vorgenommen. Diese Behandlung, 
die im Anfang zweimal die Woche, später seltener vorgenommen wurde, erstreckte 
sich auf 2!/, Monate, nach welcher Zeit an Stelle des Krebses, der übrigens 
nicht sehr in die Tiefe gegriffen und auch die benachbarten Lymphdrüsen nicht 
inficirt hatte, eine glatte, verschiebliche, nur leicht geröthete, sonst aber normal 


— 369 — 


aussehende Hautpartie sich vorfand. Nach weiteren 2 Monaten, zur Zeit der 
Publication des Falles, war keine Veränderung in diesem Befund eingetreten. 


8) De la kératite sclörosante, par Dr. Germaix (Alger). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


Mai, - 
1) Contribution à la théorie du strabisme, par Dr. Charles Kunn, 
médecin oculiste à Vienne. | 


2) Ophtalmie sympathique et galvanocautére, par Dr. A. Trousseau. 

Verf. warnt vor der Anwendung des Galvanocauters, wenn die Gefahr des 
Ausbruches sympathischer Ophthalmie vorhanden ist. In zwei Fällen, die Verf. 
beobachtete, und in einem dritten, seiner Zeit von Kalt mitgetheilten Fall brach 
sympathische Ophthalmie aus kurz nach der Abbrennung von Irisvorfällen mittelst 
des Galvanocauters. Die Causis ist demnach nicht im Stande, eine drohende 
sympathische Erkrankung des zweiten Auges zu verhüten, sondern sie scheint 
vielmehr eine Gelegenheitsursache darzustellen für den Ausbruch der ersten Reiz- 
erscheinungen auf dem sympathisirten Auge. 


3) De la conjonctivite infectieuse d’origine animale, par Dr. Justin 
Dominique (Haiti). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 





~ Jani. 
1) Sur le développement artificiel du moignon apres l’enucleation, 
par Dr. A. Bourgeois. 

Um für das Tragen eines kinstlichen Auges nach der Enucleation dieselben 
günstigen Verhältnisse zu schaffen, wie sie bestehen, wenn unter der Prothese 
sich noch ein phthisischer Stumpf befindet, hat Verf. in zwei Fällen kugel- 
formige Knauel von schwarzem Seidenfaden in die Wundhöhle eingelegt und 
einheilen lassen. Die Enucleation wurde dabei etwas modificirt, indem zunächst 
die geraden Augenmuskel vor der Durchschneidung ihrer Insertion mit Fäden 
fixirt worden. Nach der Entfernung des Bulbus und der nöthigen Blutstillung 
zog der Assistent die Fadenschlingen an, wodurch die Wundhöhle gut zugängig 
gemacht wurde, so dass der Seidenknäuel richtig eingelegt werden konnte. 
Ausserdem brauchte Verf. die Vorsicht, den Sehnerven und die Ciliarnerven 
möglichst entfernt vom Bulbus durchzuschneiden, damit die Enden der Nerven 
nicht etwa durch Contact mit dem Knäuel gereizt würden. Nach Einlegung 
des Knäuels wurde sodann der Bindehautsack darüber mit Suturen geschlossen. 
Mit dem Einlegen der Prothese wurde einen vollen Monat gewartet. Der kus- 
metische Erfolg war in beiden Fällen ausgezeichnet, auch wurde der Fremdkörper 
in der Augenhöhle in den 6 Monaten, die bis zu dieser Veröffentlichung ver- 
strichen, ohne irgendwelche Störung vertragen. 





2) Sur une atrophie particuliére des nerfs optiques provoquée par 
une alteration des vaisseaux lymphatiques, par Dr. Galezowski. 





24 


— 870 —- 


3) L’iritis suite des petites blessures (corps étrangers) do la cornée, 
par Dr. A. Antonelli (Paris). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


Juli. 
1) Examen microscopique des sécrétions conjonctivales au point de 
vue clinique, par Dr. Angiéras (Laval). 


2) De la greffe conjonctivale dans les ulcéres torpides et rebelles 
de la cornée, par Dr. C. Mazet (Marseille). 


3) De la superiorité incontestable des cataplasmes sur les compresses 
en thérapeutique oculaire, par Dr. H. Sureau. 

Verf. empfiehlt auf Grund zahlreicher eigener Erfahrungen bei entzünd- 
lichen Augenleiden, zur Verminderung der Schmerzen und Vermehrung der 
Phagocytose statt der zur Zeit allgemein üblichen Umschläge mit warmen 
Lösungen antiseptischer Mittel die alten, früher überall beliebten Breiumschläge, 
die viel nachhaltiger wirken, da sie die Wärme länger halten. Den Forderungeu 
der modernen Asepsis kann man dabei ausserdem genügen, indem man die 
Cataplasmen steril herstellt, bezw. mit antiseptischen Lösungen mischt. 


4) L’huile brute de pétrole dans le traitement de la diphtérie ocu- 
laire, par Dr. Vian (Toulon). 


Es folgen Sitsungsberichte und Referate. 


August. 
1) Des kératites parenchymateuses sympathiques et réflexes et de 
leur traitement, par Dr. Galezowski. 

Es giebt Fälle von Keratit. diffusa, bei denen Syphilis absolut nicht nach- 
gewiesen werden kann, und Verf. glaubt, dass es sich bei ihnen um die Folgen 
einer Reizung des Trigeminus oder Sympathicus handelt. Die so bedingte diffuse 
Hornhautentzündung tritt in zwei Formen auf, und zwar als sympathische und 
als reflectorische diffuse Keratitis. Die erstere ist ziemlich selten und entsteht 
durch Uebertragung der Reizung eines Auges auf das andere, die andere ist 
häufiger und kommt besonders häufig vor bei Leuten mit cariðsen Zähnen. Die 
sympathische Form gleicht in ihrem klinischen Bild der gewöhnlichen specifischen 
Keratitis und ist oft mit Iritis complicirt, die reflectorische Form weicht von 
ihr insofern ab, als mehr die oberflächlichen Schichten des Hornhautparenchyms 
ergriffen sind und auch das Epithel in Form von Abhebungen sich an dem 
Krankheitsprocess betheiligt. 

2) Fusion stéréoscopique des couleurs au point de vue clinique, 
par Dr. Angiéras (Laval). 


3) Operation des fistules anciennes et de grande dimension du sac 
lacrymal, par Dr. A. Puech (Bordeaux). 


— 31 — 


4) Des solutions concentrées de permanganate de potasse dans le 
traitement de l’ophtalmie purulente chez lo nouveau-né et chez 
Vadulte, par Dr. Vian (Toulon). 


Es folgen Sitsungsberichte und Referate. 


. September. 
1) Cas de paralysie oculomotrice récidivante, par Dr. Streminski (Vilna). 


2) Un cas d’uloère infectioux de la cornée, par Dr. Georges Valois 
(Moulins). 


3) Ulcère rongeant superficiel de la cornée d'origine palustre déter- 
miné par uneo plaie opératoire, par Dr. Henri Bentejac (Marseille). 


4) Du tatouage des taies de la cornée pour corriger la vue, par 
Dr. Adam Langie (Cracovic). 


Es folgen Referate. Ancke. 


II. Revue générale d’ophtalmologie. 1897. Januar. 
Enthält nur Referate. 


Februar. 
1) La sensibilité de l’oeil aux rayons X, par Dor. 

Brandt in Halle hatte, von der Ansicht ausgehend, dass es die Linse 
sei, welche die X-Strahlen so absorbire, dass wir sie nicht sehen können, Ver- 
suche mit einem Mädchen angestellt, welche ein normales und ein aphakisches 
Auge aufwies, und dabei gefunden, dass das Auge ohne Linse die X-Strahlen 
percipirte, während das normale Auge für dieselben blind war. Auch aus Amerika 
sind Nachrichten gekommen, dass Blinde, die noch im Stande waren, hell oder 
dunkel zu unterscheiden, die Röntgen-Strahlen percipirt hätten. Verf. hat nun 
diese Versuche wiederholt. Zunächst wurde der Kopf einer auf beiden Augen 
staroperirten Dame in eine Schachtel, deren Wände für X-Strahlen durchlässig 
waren, gesteckt und mit Röntgen-Strahlen bestrahlt. In einem zweiten Fall 
wurde eine Dame untersucht, die auf einem Auge staroperirt war, während das 
andere Auge reife Cataract aufwies. Immer war das Resultat das gleiche, 
insofern vorgehaltene metallene Gegenstände als solche nicht erkannt, ihr Schatten 
aber bemerkt wurde. Das Gleiche wurde constatirt bei einer Anzahl blinder 
Kinder, die noch hell von dunkel unterscheiden konnten. Uebrigens wurde 
noch experimentell festgestellt, dass eine durchsichtige Linse und eine undurch- 
sichtige (durch Kochen undurchsichtig gemachte) Linse dieselbe fast vollkommene 
Durchlässigkeit für Köntgen-Strahlen zeigten. Dor erklärt die Behauptung von 
Brandt für eine „wissenschaftliche Ente“, der man die Flügel beschneiden müsse. 


3) Une observation de persistance de la vision binoculaire dans un 
cas d’amblyopie monoculaire hystérique, par Dr. Louis Dor fils. 
Verf. beobachtete bei einem hysterischen Mädchen eine monoculäre (links- 

seitige) Amblyopie mit centralem Scotom und Mikropsie, welche bei binvculärem 

Sehen verschwand, wie der Versuch mit dem Stereoskup bewies. Wirkliche 


SAS 


| - $12 —- 
Simulation war sicher auszuschliessen. Als Pat., auf den Widerspruch in ihren 
Angaben aufmerksam gemacht, selbst mit dem Stereoskop Uebungen anstellte, 
verlor sich die Amblyopie auf dem linken Auge, dafür trat eine leichte Amblyopie 
auf dem rechten Auge ein, und was das Auffallendste war, die Pat. verlor die 
Fähigkeit, binoculär zu sehen. Verf. ist der Ansicht, dass es sich hier, wie über- 
haupt bei vielen hysterischen Erscheinungen, um „unbewusste Simulation“ handle. 


Es folgen Referate. 





März. 

1) De l’infiuence de l’innervation et de la circulation sur la résorption 
du sang dans le corps vitre, par Dr. Alfred Gatti, oculiste de la 
Poliambulance de Ferrare. 

Verf. injicirte unter aseptischen Cautelen in den Glaskörper beider Augen 
von 24 Kaninchen dieselbe Quantität Blut ('/,, ccm). Dann machte er auf der 
einen Seite die Unterbindung der Carotis oder die Durchschneidung des Hals- 
sympathicus oder beides gleichzeitig, während auf der andern Seite Circulation 
und Innervation ungestört blieben. Die Kaninchen wurden nun nach einiger 
Zeit getödtet, nie jedoch vor dem 9. Tage, und der klinische Verlauf als auch 
die unmittelbar nach der Tödtung vorgenommene Autopsie liessen deutlich 
erkennen, dass die Veränderungen des injicirten Blutes und des Glaskörpers 
beträchtlicher waren auf der Seite mit gestörter Circulation oder Innervation, 
am beträchtlichsten aber in den Fällen, wo beide Operationen vorgenommen 
worden waren. — Verf. glaubt aus diesen Versuchen den Schluss ziehen zu 
dürfen, dass das Blut- und Nervensystem nicht allein einen Einfluss ausübt, 
wie schon nachgewiesen wurde, auf die Absonderung der intraocularen Flüssig- 
keiten, sondern auch auf die Resorption von Flüssigkeiten im Augeninnern. 
Es bliebe noch übrig, zu prüfen, ob und in welchem Maasse die eventuellen 
physikalisch-chemischen Veränderungen der abgesonderten intraocularen Flüssig- 
keiten, wie sie nach Störung der Circulation und Innervation eintreten, zu den 
hier beobachteten Vorgängen beitragen können. 


Es folgen Referate. 


April. 
Enthält nur Referate. 


Mai. 

1) Le traitement chirurgical et le prognostic de l’oedéme de la pa- 
pille dans les affections centrales circonscrites, par Prof. Arnold 
Angelucci (Palerme). 

Verf. hat in vier Fallen von Stauungspapille, die bedingt war in einem 

Fall durch einen apoplektischen Herd im Grosshirn, in zwei Fallen durch Herde 

im Kleinhirn, und im vierten Fall durch einen Kleinhirntumor, versucht, durch 

operatives Angreifen der Krankheitsursache die Sehstérung zu beheben. In allen 

vier Fallen ging die Stauungspapille nach der Operation, die entweder radical 
war (Exstirpation des Herdes) oder palliativ (Trepanirung), zurück, und die 

Sehkraft hob sich dementsprechend. Diese Besserung hielt sich und nahm noch 

zu in dem radical operirten Fall auf dem einen Auge, wo die Neuritis noch 

nicht zu weit vorgeschritten war, während auf dem anderen Auge die Besserung 
nur vorübergehend war. Nach der palliativen Operation nimmt die Sehkraft 


— 3173 — 


zunächst zu, sinkt aber dann allmählich immer mehr und mehr, 80 dass es 
scheint, dass nur die Radicaloperation die schliessliche Atrophie aufbalten kaun. 
Besteht noch Lichtperception, so kann nach der Operation die Sehkraft sich 
beben bis zur Wahrnehmung von Gegenständen, ist aber auch die Lichtperception 
verloren, so ist ein operativer Eingriff quoad visum aussichtslos. 


2) Des altérations cornéennes dans la diphtérie de l’oeil et du trai- 
tement local par le sérum (étude expérimentale), par Dr. Henri 
Coppez (Bruxelles). 

Verf. ist der Ansicht, dass die Nekrose der Hornhaut bei Bindehaut- 
diphtherie nicht bedingt ist durch die Compression der pericornealen Gefässe, 
er glaubt auch nicht wie Sourdille, dass die Streptokokken und Staphylo- 
kokken, welche neben dem Löffler’schen Bacillus fast immer gefunden werden, 
die Hornbautaffection verschulden, sondern er behauptet auf Grund einschlägiger 
Thierversuche, dass das Toxin der Diphtherie eine schwere Ernährungsstörung 
der Hornhaut erzeuge, die schliesslich zu totaler Nekrose führe Bringt man 
einem Kaninchen ein wenig Toxin in die Hornhaut (indem man entweder in 
die Hornhaut bezw. unter die Bindehaut injicirt, oder nach vorhergegangener 
Läsion dieser Gebilde einfach in den Bindehautsack instillirt), so entsteht binnen 
Kurzem eine diffuse Trübung der ganzen Hornhaut, wie sie der bei Diphtherie 
beobachteten Tuberculose vorauszugehen pflegt. — Bei der Annahme, dass ledig- 
lich das Diphtherietoxin die Nekrose der Hornhaut verschulde, lag der Gedauke 
nahe, zu versuchen, ob durch locale bezw. allgemeine Anwendung des Antitoxins 
dieser fatale Ausgang vermieden werden könne Und in der That, als Verf. 
einem Kaninchen Heilserum unter die Bindebaut spritzte und gleichzeitig die 
Hornhaut cauterisirte, konnte er am nächsten Tag Toxin subconjunctival injiciren, 
ohne dass ein locales Krankheitssymptom auftrat, wenn auch das Thier in Folge 
der ungenügenden Antitoxinmenge im Allgemeinen erkrankte und zu Grunde 
ging. Weiterhin injicirte Verf. reines Toxin unter die Bindehaut von zwei 
Kaninchen mit gleichzeitiger Cauterisation der Hornhaut, und spritzte sodann 
dem einen subconjunctival, dem anderen in der Bauchgegend Heilserum ein. 
Das eine Kaninchen reagirte local gar nicht, das andere bekam eine Bindehaut- 
entzindung mit massiger Hornhautaffection. Und dass wirklich das Heilserum 
als Antitoxin wirkt — nicht bloss als Serum, welches die Gewebe auswäscht 
und das Toxin verdünnt, bewies ein Controlversuch, in welchem statt Heilserum 
nur physiologisches Serum benutzt wurde und bei dem die gefürchtete Horn- 
hauttribung schon am nächsten Tage sich einstellte. 


Es folgen Referate. 


Juni. 
Enthält nur Sitzungsberichte. 


Juli. 
Enthält nur Referate. 
August. 
1) Complications oculaires de la maladie de Pavy. Contribution 
ala pathogenése de cette affection. Par Dr. Ostwald. 
Verf. beobachtete in einem Falle von cyklischer Albuminurie Netzhaut- 
blutungen und in einem zweiten Falle Netzhautentzündung, die von der Wandung 


a.) 


eines grösseren Netzhautgefässes ausging. Er schliesst daraus, dass bei der 
Pathogenese der cyklischen Albuminurie Erkrankungen der Gefässwandungen 
eine hervorragende Rolle spielen, die in vielen Fällen, wenn nicht in allen, der 
Nierenaffection vorausgehen. Die Gefässerkrankung ist eine Folge der fehler- 
haften Ausscheidung (Oxalurie u. s. f.) und die Ursache dafür, dass die Nieren- 
gefässe Eiweiss austreten lassen, besonders unter geeigneten hydrostatischen 
Verhältnissen (aufrechte Körperhaltung). 


Es folgen Referate. 





September. 
Enthält nur Referate. Ancke. 


III. The Ophthalmic Review. 1897. Januar. 


1) Conical astigmatism, and staphylomata of the sclerotic as a cause 
of astigmatism, by Rayner D. Batten. 

Verf. findet, dass viele Fälle von Astigmatismus ursprünglich auf eine 
circumscripte Erweichung oder Staphylombildung der lateralen Scleralpartie 
zurückzuführen sind, bei welchen die Hornhautabflachung erst secundär und 
zwar mit der schwächsten Krümmung in der Richtung nach der erweichten 
Lederhautregion hin erfolgt sei. Bei conischer Verkrümmung der Hornhaut 
könne man immer in der unmittelbaren Nachbarschaft der Cornea ein Scleral- 
staphylom nachweisen. (?) Zwei Fälle von acuter Entwickelung erwähnt Verf. 
Der eine betraf eine Scleraverletzung, der andere die Nachwehen einer circum- 
scripten Episcleritis. 





2) A new method of mounting ophthalmic specimens, by Priestley 
Smith. 

Verf. empfiehlt zur Conservirung von frischen Augenpräparaten, die eventuell 
zur baldigen Demonstration benutzt werden sollen, die 10°/, Formalinlösung, 
und beschreibt ein sehr brauchbares, von den Messrs. Osler in Birmingham an- 
gefertigtes Glasgefäss, in welchem die Präparate leicht suspendirt werden können. 


Es folgen ein Gesellschaftsbericht und Referate. 


Februar. 

1) A case of sympathetic inflammation of the eye following enucles- 

tion for subconjunctival rupture of the sclerotic, by E. Donaldson. 

Der Fall ist bemerkenswerth einmal dadurch, dass ein ohne penetrirende 
Wunde schwer verletzter Bulbus Ausgangspunkt einer sympathischen Ophthalmie 
war, und diese erst am 27. Tage nach der Enucleation, 47 Tage nach dem 
Trauma, einsetzte. Ferner zeichnete sich die sympathische Entzündung durch 
ihren langen, über mehr als 5 Jahre sich erstreckenden Verlauf aus, welcher 
abwechselnd Reiz- und Ruhezustände zeigte. Intercurrent trat eine catarrhalische 
Entzündung hervor, welche in dem kranken Auge ungewöhnlich schwere und 
bedrohliche Erscheinungen hervorrief. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. 


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— 375 — 


März. 

Enthält nur Referate und Gesellschaftsberichte. 

Aus den Referaten: 

On certain apparently organic tumours of the orbit, which dis- 
appear under medical treatment, by S. Snell (Sheffield). (Lancet. 1897. 
Jan. 23.) 

Verf. beschreibt den Krankheitsfall einer 40jähr. Frau, welche die typischen 
Zeichen eines soliden Orbitaltumors darbot, welcher in der äusseren Partie der 
Augenhöhle deutlich fühlbar war und sich über den Bulbus hinweg nach der 
inneren Seite hin erstreckte. Das klinische Bild erinnerte durchaus an ein 
Sarcomgewachs. Auf Jodkali verschwand der Tumor vollständig. Nichtsdesto- 
weniger verwahrt sich Verf. in Uebereinstimmung mit Panas gegen die Auf- 
fassung, als müsse deshalb die Geschwulst durchaus syphilitischen Ursprungs sein. 


April. 
1) Congenital double abducens and right-sided facial paralysis, by 
W. B. Warrington. 

Bei dem 16jähr. Pat. dem ältesten von drei gesunden Kindern, zeigt sich 
neben den beiden Mm. externi der Facialis der rechten Seite, aber nur in seinem 
oberen Aste, gelähmt. Der Orbicularis palpebrarum war, wie die gesammte 
untere Gesichtsmuskulatur, frei geblieben. 


2) A case of loss of conjugate movement of the eyes to either side; 
almost complete recovery, by A. H. Thompson. 

Verf. beschreibt eine acute Lähmung der conjugirten Bewegungen bei einem 
bisher völlig gesunden 55jähr. Manne ohne weitere Störungen des Central- 
nervensystems. Das Convergenzvermögen war intact geblieben. In etwa einem 
Vierteljahr war unter Jodkaligebrauch eine nahezu vollständige Genesung ein- 
getreten. Verf. citirt drei ähnliche Fälle von Wernicke, Bleuler und Millikin, 
von denen namentlich der Letztere einen ganz gleichen beschrieben hat, und 
verlegt den Sitz dieser Läsion in die Region oberhalb der Kerne, an den Punkt, 
wo die Fasern der rechten Hirnhemisphäre mit denen der linken sich auf dem 
Wege zu den Kernen oder Centren in der Brücke kreuzen, also nach Gowers 
in der Gegend der Vierhügel. 


3) Case of optic neuritis after perforating wound of the eyeball, 
by Cecil E. Shaw. 
Verf. sah bei einem S8jahr. Knaben nach einer perforirenden Augapfel- 
verletzung mit Irisvorfall Netzhautablösung und Sehnervenentziindung eintreten, 
welch letztere er auch mikroskopisch nach der Enucleation nachweisen konnte. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. 


Mai. 
1) Diphtheritic conjunctivitis, by Myles Standish. 

Verf. urgirt die Nothwendigkeit einer frihzeitigen bacteriologischen Diagnose 
bei allen rapide fortschreitenden Infiltrationszuständen der Hornhaut, auch ohne 
dass eine nennenswerthe Bindehautentzändung mitspielt. Er hat wiederholt den 
Klebs-Loeffler’schen Bacillus nachweisen können und durch Seruminjectionen 


— 37% — 


dann die drohende Gefahr beseitigt. Er beschreibt erstens einen Fall von 
typischer diphtherischer Conjunctivitis, und zweitens den instructiven Verlauf 
einer äusserst schweren und rapide zunehmenden Hornhautinfiltration bei einem 
27jähr. Dienstmädchen, bei welchem ursprünglich nichts ferner lag, als die Ver- 
muthung einer diphtheritischen Affection. Drei weitere ähnliche Fälle erwähnt 
er, um folgende "Thesen zu rechtfertigen: 1. In allen Fällen purulenter Con- 
junctivitis soll die Diagnose sich nicht auf die klinische Erscheinung, sondern 
auf den bacteriologischen Befund stützen. 2. Die diphtheritische Bindehaut- 
entzündung kann partiell und circumscript auftreten, ohne die ganze Bindehaut 
zu ergreifen. 3. Hornhautgeschwüre mit äusserst rapid fortschreitender Nekrose 
des Gewebes können durch den Diphtheriebacillus erzeugt sein. 4. Die Anti- 
toxintherapie beeinflusst sowohl die Bindehaut- wie die Hornhautaffection in 
günstiger Weise. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. 


/ Juni. 
1) The ophthalmometer as a guide in subjectiv optometry, by George 
J. Bull. 

Der corneale Astigmatismus, wie er allein durch das Ophthalmometer be- 
stimmt wird, steht zu dem „intraocularen‘ Astigmatismus der hinteren Hornhaut- 
fläche, der vorderen und hinteren Linsenfläche in ziemlich constanten Beziehungen. 
Daher gestattet die ophthalmometrische Messung in den meisten Fällen ohne 
Weiteres einen tieferen Rückschluss auf den Gesammtastigmatismus. Verf. hält 
diese Messung für zuverlässiger, als die Skiaskopie und andere objective Methoden. 
Worauf Verf. bei seinem Loblied auf das Javal-Schiötz’sche Instrument be- 
sonderen Werth legt, und was seiner Meinung nach noch nicht genügend ge- 
würdigt wird, ist, dass nicht so sehr der Grad des Astigmatismus, wie namentlich 
die Lage des schwächstbrechenden Meridians bestimmt werden kann. Natürlich 
hält auch er die Ophthalmometrie nur für ein Mittel, die subjective Messung 
zu erleichtern, nicht sie zu ersetzen. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. Peltesohn. 


IV. The American Journal of Ophthalmology. 1897. Januar. 


1) Case of quinine amaurosis; observations extending over 10 years, 
by Henry Dickson Bruns. 

Pat. war ein 3jähr. Kind, als es im Verlaufe eines remittirenden Fiebers 
in Folge Chininverabreichungen per rectum erblindete.e Während der nächsten 
10 Jahre konnte stets dasselbe ophthalmoskopische Bild der blauweissen atro- 
phischen Papille mit schmalen Arterien beobachtet werden. Das Sehvermögen 
aber hob sich sehr bald und hielt sich auf normaler Höhe. Eine ähnliche 
Beobachtung betraf einen 15—16jährigen, wegen gelben Fiebers mit Chinin 
behandelten jungen Mann, der auch bei total atrophisch aussehenden Sehnerven 
eine volle Sehschärfe zeigte. 


2) A case of epithelioma of the dura mater and brain, by Adolf Alt. 
Die klinischen Symptome bei dem 64jihrigen Pat. waren: rechtsseitige 
Facialislähmung, Exophthalmus, Miosis und fortgeschrittene Opticusatrophie. 


u, ze 


Das Epitheliom, dessen mikroskopische Bestandtheile Verf. durch photographische 
Bilder illustrirt, reichte in die Spitze der Orbita durch die Fissura sphenoidalis 
hinein und bildete dort einen kleinerbsengrossen Appendix. Der Opticus war 
total atrophirt. Auch die vorderen Partien des Bulbus zeigten Zeichen chronischer 
Entzündung. 


8) Quinine amblyopie, by S. C. Ayres. 

Schliesst sich vollkommen den Ausführungen des ersten Artikels an. Es 
handelte sich um ein 7jähriges Kind, das in 3 Tagen 104 Gran Chinin er- 
halten hatte. 


4) Illumination of the Javal astigmometer, by L. RB. Culbertson. 


Es folgen Gesellschaftsberichte. 


Februar. 

1) Is there extra-orystalline accommodation? By Chas. H. Beard. 

Verf. betrachtet die Vorgänge am Auge, welche neben der eigentlichen 
Linsenaccommodation, indirect zur Accommodation beitragen oder dieselbe auch 
allein, wie bei der Aphakie, ersetzen. Er meint die Mitarbeit der Lider, die 
Krümmungsveränderungen der Cornea, die Elasticitätsveränderungen der Augen- 
wand unter der Einwirkung der äusseren Muskulatur, das Spiel der Pupille, 
und versteigt sich sogar zu der Vermuthung, dass die Retina selber nicht ganz 
inactiv bei der Accommodation sein mag. 


2) Is there a layer of pigment epithelium cells between the choroid 
and retina? By Adolf Alt. 

Im Gegensatz zu den Untersuchungen G. Lindsay Johnsun’s, welcher in 
Knapp’s Archiv („Observations on the Macula lutea“) die Behauptung auf- 
stellt, dass die sog. Kerne der hexagonalen Zellen von diesen unabhängige 
ephärische Kugelkörperchen seien, welche in einer besonderen gelatinösen Schicht 
liegen, hält Verf. auf Grund seiner Nachprüfungen an der alten Auffassung 
fest, wonach zwischen Ader- und Netzhaut die Pigmentepithelschicht in ihren 
hexagonalen Zellen selbst je einen Kern enthält, der also ein Bestandtheil der- 
selben ist und kein separates Organ darstellt. 


3) Two cases of atrophy of the optic nerves after typhus abdominalis, 
one due to a debilitated condition, the other to meningitis. — 
A case of synchisis scintillans with normal visual acuity. — Lack 
of orbital fat, congenital microphthalmus, persistent pupillary 
membrane and foetal tissue in the vitreous body, by Adolf Alt. 


Marz. 
1) A case of paralysis of the superior oblique in nephritis, by Howard 
F. Hansell, Philadelphia. 

Die isolirte Trochlearislahmung, welche meist auf einen syphilitischen 
Ursprung zurückgeführt wird, wenn nicht Trauma, Rheumatismus, Diabetes, 
Tabes u. s. w. vorliegt, wird bisweilen, wie unter Anderen Knies gezeigt hat, 
auch durch nephritische Veränderungen bedingt. Verf. beschreibt einen solchen 
Fall bei einem 34jährigen Pat., bei welchem vermuthlich durch eine Exsudation 
oder Hämorrhagie in die Trochlearisscheide in Folge Bright’scher Krankheit die 
Lähmung erfolgte. 


— 378 — 


2) Report of two cases of scopolamine poisoning, by L. R. Culbertson, 
Zanesville, Ohio. 

Wenige Tropfen einer !/,°/, Scopolaminlösung in den Bindehautsack ge- 
träufelt, riefen das eine Mal bei einer 28jährigen, das andere Mal bei einer 
34jährigen Dame in kürzester Frist (innerhalb einer Stunde) vorübergehende 
Intoxicationserscheinungen hervor: Trockenheit des Mundes, geröthetes Gesicht, 
50 Pulsschläge in der Minute, Respiration’ 15; keine Hallucinationen. 

3) Detachment of choroid and retina by concussion, by S. D. Bisley, 
Philadelphia. 

Die Erschütterung, welche „vermuthlich“ die Ursache der Netzhaut- und 
Aderhautablösung war, erfolgte auf einer Entenjagd, als eine Flinte sich in 
nächster Nähe der betreffenden Kopfhälfte entlud. 


4) Another case of tumour of the palpebral (accessory) lachrymal 
gland, including some remarks on tumors of the orbital lachrymal 
gland, by Adolf Alt. 

Zu dem im Band X des Journals veröffentlichten seltenen Fall von Adeno- 
carcinom der accessorischen Thränendräse beschreibt jetzt Verf. ein Pendant. 
Auch bier war lediglich, im Gegensatz zu den nicht so sehr seltenen Geschwülsten 
der orbitalen Thränendrüse, nur der palpebrale Theil von einem Adenom er- 
griffen. Es betraf einen 29jährigen Schwarzen, der längere Zeit an einem 
Hornhautgeschwir, aber unabhängig davon, gelitten hatte. Mikroskopisch war 
das Adenom aus tubulären Drüsen dreifacher Struktur zusammengesetzt, erstens 
Resten des normalen Drüsengewebes, zweitens soliden Tubulis ohne centrales 
Lumen, und drittens solchen mit sehr weiter centraler, bisweilen cystenähnlicher 
Aushöhlung. Mikrophotogramme veranschaulichen den Bau der Geschwulst. 

5) A case of chloroma, by Adolf Alt and S.C. Ayres. 

In der ganzen Literatur existiren nur 17 Fälle von Chlorom. Die Verf. 
beschreiben einen weiteren Fall, welcher die Orbita betraf. Nach Ziegler ist 
Chloroma ein Rundzellensarcom, sehr zellenreich, charakterisirt durch eine hell- 
grüne oder schmutzig braungrüne Farbe, welches vom Schädelperiost entspringt. 
Nach Huber und Chiari ist die farbige Substanz in kleinen, innerhalb der 
Zellen vorkommenden Fettkügelchen enthalten. Dieser Beschreibung entsprach 
auch das Präparat der Verff.; nur dass noch die Flüssigkeit, in welcher das 
Präparat suspendirt war, ausser den zahlreichen Fettkügelchen oktoédrische 
Krystalle verschiedener Grösse aus oxalsaurem Kalk enthielt. Pat. war ein 
7jähriger Knabe, der in ganz kurzer Zeit nach dem Auftreten des Exophthalmus 
an einer Blutung aus dem rechten Auge zu Grunde ging, nachdem schon 3 Tage 
vorher das Blut den Charakter der Iymphatischen Leukämie angenommen hatte. 
Es waren aber lediglich die Lymphdrüsen im Nacken vergrössert. 


Es folgen Referate, Auszüge und Gesellschaftsberichte. 


April. 
1) Papilloid growth on the bulbar conjunctiva, by Swan M. Burnett. 
Verf. beschreibt ein kleines, ca. lem im Durchmesser messendes Papillom 
der Augapfelbindehaut im oberen äusseren Quadranten bei einer 10jährigen 
Negerin, wie es ähnlich von Hirschberg, Magnus und Weeks beschrieben 
worden ist. 


— 379 — 


2) Ethmoidal disease. — Its ophthalmological symptoms, by Thos. 
R. Pooley. 

Verf. wendet sich gegen die Behauptungen von Fuchs, dass die Krank- 
heiten des Ethmoidal- und Sphenoidal-Sinus die seltensten aller Affectionen der 
Nasennebenhöhlen darstellen und sich fast immer intra vitam der Diagnose ent- 
ziehen. Er hat sie nicht so selten gesehen und auch mit einiger Sicherheit 
erkannt.! Die häufigste Ursache dieser Erkrankungen ist die Retention des 
Secrets, und die Erscheinungen dieselben, wie bei einer Retentionscyste. Auch 
Exostosen, Osteombildung, fibröse, myxomatöse, polypöse, sarcomatöse, knorpel- 
artige, adenoide und carcinöse Neubildungen sind es, die secundär die Augen- 
höhle beeinflussen. Die Behandlung ist in allen Fallen eine operative, um die 
mechanischen Stauungsverhältnisse zu beseitigen. 


3) A new lamp for skiascopy, by B. E. Fryer. 


4) Acute glaucoma associated with large polypus. Removal of the 
polypus and relief of the glaucomatous symptoms, by S. C. Ayres. 
Die Exstirpation des Nasenpolypen beseitigte bei dem 55jahrigen Pat. die 
glaucomatöse Disposition für mehrere Jahre und half gegen das acute Glaucom 
unmittelbar. 


5) A case of scirrhotic carcinoma of the orbital lachrymal gland, 
by J. Ellis Jennings and Adolf Alt. 


Die 45jähr. Patientin .beobachtete das Wachsthum ihrer Geschwulst, bezw. 


die dadurch bedingte Vortreibung des Bulbus nicht weniger als 12 Jahre lang, 
bevor die Exstirpation wegen der durch sie verursachten Beschwerden noth- 
wendig wurde. Die mikroskopische Untersuchung (Alt) ergab einen „Scirrhus“, 
der von der Thränendrüse ausgegangen war. 


6) Haemorrhagic glaucoma, by Adolf Alt. 

Verf. beschreibt die mikroskopischen Details bei einem Falle von sog. 
hämorrhagischem Glaucom, wo Netzhautblutungen secundär zu einem Glaucom 
geführt hatten. Die vorderen Partien des Bulbus zeigten die typischen Ver- 
änderungen bei Glaucom; daneben war aber auch die Peripherie der Netzhaut 
erheblich verändert und zeigte cystoide Degeneration, vielleicht an Stelle früherer 
Blutungen. Im binteren Abschnitt waren, abgesehen von den Hämorrhagien in 
die Netzhaut und ihren Folgezuständen, am auffallendsten die Maculagegend 
und die Nachbarschaft zu beiden Seiten der Papille verändert. Hier war die 
Netzhaut bedeutend dicker und mit zahllosen, verschieden gestalteten Hohlräumen 
von wechselnder Grösse ausgefüllt, welche theils leer waren, theils feinste fibrinöse 
Fäden und einzelne degenerirte Fettzellen, theils bloss Blutkörperchen enthielten. 
Sie waren durch das Stützgewebe der Retina von einander getrennt und reichten 
von der Nervenfaserschicht bis zur äusseren Körnerschicht. Die Blutgefässe 
zeigten meist Thrombosen und thrombophlebitische Zustände in den grösseren 
Stämmen und eine sehr merkwürdige Pigmentdegeneration der klei- 
neren Gefässwände. Ganze Zonen der letzteren waren in bald frei liegende, 
bald in Zellen eingeschlossene Pigmentkörnchen verwandelt. Die Arterien zeigten 
den Beginn einer Endoarteriitis. 


-—— 380 — 


Mai. 
1) The value of weak lenses in moderate errors of refraction, by 
Albert E. Bulson. 


2) A case of oculomotor paralysis with scotoma of visual field, by 

Geo. E. Bellows. l 

Die temporale Gesichtsfeldeinschränkung auf der Seite des gelähmten Auges 
legte die topographische Diagnose sehr nahe. Es handelte sich bei der 36 jähr. 
Patientin wahrscheinlich um eine gummöse Neubildung zwischen dem Chiasma 
und der Spitze der Orbita, welche zugleich auf den Opticus temporal und den 
Oculomotoriusstamm einen Druck ausübte. Heilung erfolgte prompt bei anti- 
syphilitischer Behandlung. 


3) Astigmatism, by Dudley S. Reynolds. 

Eine statistische Zusammenstellung von 4686 Refractionsmessungen unter 
Homatropingebrauch. Es fanden sich darunter 1404 astigmatische Augen. Einzel- 
heiten bier aufzuführen, würde uns zu weit führen. 


4) A case illustrating the efficacy of subconjunctival injections, by 
Frank C. Todd. | 
Auffallend günstige Wirkung einer Kochsalzinjection bei einer bereits mehrere 

Tage fortschreitenden Hypopyonkeratitis. Ein Fall von Keratoiritis zeigte da- 

gegen gar keine Beeinflussung durch die Einspritzungen. 


5) A case of nocturnal epileptiform convulsions relieved by con- 
trolling a spasm of accommodation. 

Ein 10jähriger Knabe, welcher seit Kurzem allnächtlich an Convulsionen 
epileptischen Charakters litt, zeigte bei der Augenuntersuchung einen deutlichen 
Accommodationskrampf. Nach den ersten Atropineinträufelungen besserte sich 
der Zustand mit einem Schlage und kehrte bis auf Weiteres nicht wieder. 


Juni. 
1) Blepharoplasty, by Chas. H. Beard (Chicago). 

In des Verf.’s Heimath werden die Lidtransplantationen am häufigsten 
wegen Entropium und Trichiasis nach Trachom gemacht. In zweiter Reihe 
kommt das Ectropium in Folge von Verbrennung, Geschwürsbildung und Trauma. 
In letzter Linie erst die Lidbildung nach Geschwulstoperationen. Zur Implan- 
tation in den gespaltenen Lidrand verwendet er nie mehr Hautlappen, sondern 
entnimmt sie stets der Schleimhaut. Von den drei Arten der stiellosen Lappen, 
wie sie von Reverdin bezw. Thiersch und Wolfe angegeben werden, zieht 
er für die Blepharoplastik die Wolfe’schen am meisten vor und schneidet sie 
aus der Innenseite der Oberarmhaut, deren Dicke gerade geeignet sei. Nur, 
wo bei ausgedehnter Zerstörung der Lider grosse Lappen gebildet werden müssen 
und in der Nachbarschaft reichliches Material dazu vorhanden ist, wählt er 
gestielte Lappen. 


2) Ophthalmological testimony in a medico-legal case, by L. R. Cul- 
bertson. 
Behandelt eine Unfallsentschädigung, die nur auf Grund des Augenbefundes 
entschieden werden konnte. 


— 381 — 


8) Some observations upon the irritating effects of the natural gas 
upon trachoma, by John J. Kyle. 

Verf. hat die Beobachtung gemacht, dass in allen Fällen von hartnäckiger 
Bindehautentzündung, die jedweder Behandlung zu trotzen schienen, die Elimi- 
nirung der Gasbeleuchtung in den Wohn- und Schlafräumen in kurzer Zeit eine 
deutliche Besserung zur Folge hatte. Andererseits constatirte er häufig, dass 
sonst gesunde Augen, wenn im Schlafzimmer einige Zeit Gas brannte, am nächsten 
Morgen beim Erwachen geschwollen und geröthet waren, als indirecte Folge der 
localen Irritation der Nase und des Rachens. Sobald electrisches Licht ein- 
geführt wurde, hörten diese Erscheinungen mit einem Schlage auf. Mehrere 
Collegen bestätigten in der Discussion diese Beobachtung. 


4) Skin-grafting for malignancy of the orbit and entropion, by Flavel 
B. Tiffany (Kansas City). 

Verf. kommt nachdrücklich auf die von ihm schon vor 15 Jahren ver- 
öffentlichte und seitdem vielfach wiederholte Beobachtung zurück, dass die 
Implantation von Hautläppchen auf die geschwürige Oberfläche von bösartigen 
Geschwülsten, wie z. B. dem Epitheliom, einen therapeutisch heilsamen Einfluss 
übt. Sein erster Fall, den er seiner Zeit beschrieb, betraf ein Carcinom, dessen 
Wachsthum durch die Excision beider Lider und vollständige Ausräumung der 
Orbita und Ausbrennen ihrer Wunde nicht coupirt werden konnte, bis die Ein- 
pflanzung von Hautlappen aus der Brust auf die granulirenden Wundflaichen 
des Augenhöhlenperiosts den Process langsam zum Stillstand brachte. Der Mann 
lebt heute noch, nach 14 Jahren, in voller Gesundheit. Auch in jedem der 
späteren Fälle erreichte er dadurch eine dauernde Heilung. Verf. stellt sich 
vor, dass die gesunden Zellen über die Krebszellen den Sieg davontragen und 
sie in gutartige verwandeln. Ebenso hat er bei Verbrennungen und Pblegmonen 
der Lider durch verhältnissmässig grosse Lappen (1'/,:2”) gute Erfolge erzielt. 


5) A case of mental depression spparentiy due to a gratuated teno- 
tomy; and the use and limitation of prisms, by W. H. Baker. 


Verf. warnt vor der Polypragmasie der sog. graduirten Tenotomien bei 
Heterophorie.! Während man bei der Abtrennung der Muskelinsertion, wie bei 
der Schieloperation, den Effect sozusagen mit Sicherheit voraussehen kann, habe 
man es bei jenem Verfahren gar nicht in der Hand, wie der Heilungsprocess 
sich vollzieben wird. Bisweilen beliebt es dem Muskel durch Narbenbildung 
statt lockerer, noch fester an den Bulbus sich zu fixiren. Verf. hält die partielle 
Tenotomie für ein Ultimum refugium, wenn alle anderen Methoden erschöpft 
sind. Verf. sah bei einem Studenten, dem wegen dynamischer Convergenz beide 
Interni gelockert worden waren, in Folge der dadurch noch gesteigerten Be- 
schwerden Melancholie entstehen, die erst zur Besserung neigte, als die Augen, 
voll corrigirt, ihre Beschwerden einigermaassen verloren. Peltesohn. 





Vermischtes. 


Axenfeld ist Berlin’s Nachfolger in Rostock geworden, Greef 
Burchardt’s in Berlin. 


1 Es ist Zeit. H. 


— 382 — 


Bibliographie. 


1) A piece of steel in the ciliary body located by means of 
Roentgen’s X-rays, by Prof. G. E. de Schweinitz, Philadelphia. Verf. 
berichtet über einen Fall, bei dem ein Stahlstückchen in der oberen Region des 
Ciliarkérpers festsass. Da der Sitz des Fremdkörpers zunächst nicht genügend 
genau zu bestimmen war, blieben zwei Magnetextractionsversuche resultatlos. 
Erst als der Sitz durch eine Röntgen-Aufnahme sicher festgestellt war, gelang 
es leicht, mit dem Magneten das Stahlstück zu entfernen. Die Sehkraft hob 
sich auf °/,,. Eine Bestimmung des Sitzes mit dem Sideroskop ist offenbar 
nicht versucht worden. Sie würde mit der Sicherheit, dass Eisen im Auge ist, 
wohl auch genügende Anhaltspunkte ergeben haben. Der Fall zeigt, dass, wenn 
der Fremdkörper genügend nach vorn sitzt, eine Röntgen-Aufnahme mit Vortheil 
anzuwenden ist. Spiro. 

2) Ueber Fehlen der Pupillarreaction bei vorhandener Licht- 
empfindung, von Dr. Josef Brixa in Innsbruck. (Wiener klin. Wochenschr. 
1897. Nr. 36.) Ein 30jähr. Mann erlitt bei einer Rauferei eine Verletzung 
des linken Auges. Nach aussen und unten vom inneren Augenwinkel war ein 
Fremdkörper (Nuss eines Pfeifenrohres sammt einem Stücke des Mundstückes) 
in die Orbita gedrungen und hatte Exophthalmus und Stauungspapille hervor- 
gerufen; Lichtempfindung in 30cm. Gleich am Tage nach der Extraction des 
Fremdkörpers und Behebung des Exophthalmus wurden Finger gezählt; trotzdem 
war weder directe noch consensuelle Pupillarreaction vom linken Auge aus zu 
erhalten. Bei einer 13 Monate später vorgenommenen Untersuchung wurde 
Sehnervenatrophie constatirt; eine directe Reaction war nicht zu erzielen; nur 
eine träge consensuelle Reaction war bemerkbar. Verf. glaubt, dass es sich um 
eine beträchtliche Zerrung des Opticus, möglicherweise um eine Fractur der 
Orbitalwandung gehandelt hat, die sich vielleicht bis in den Canalis opticus 
fortsetzte, oder aber ein Hämatem bedingte, das den Sehnerven comprimirte; 
als Folgezustand trat Stauungspapille im Sehnerven ein. Er ist weiter der 
Meinung, dass der Fall sehr für das getrennte Vorkommen von Pupillen- und 
Sehfasern im Opticus, und nebenbei dafür spräche, dass die ersteren nicht bloss 
mit dem Netzhautcentrum in Verbindung stehen. Weiter bietet der Fall das 
Besondere dar, dass die Pupillarfasern sich gegen die Zerrung des Opticus und 
die anderen mit der Verletzung verbundenen Schädlichkeiten weniger wider- 
standsfähig, als die Sehfasern erwiesen. Schenkl. 

3) L’electrolyse dans le décollement de la retine, par Dr. Cla- 
vellier. (Languedoc medico-chirurgical. 1897. Mai.) Verf. theilt vier Fälle 
von Netzhautablösung mit, welche mit ziemlich gutem Erfolg electrolytisch be- 
handelt wurden. Verf. räth, immer nur den positiven Pol zu benutzen, den 
Strom nicht stärker als 5 Milliampere zu nehmen und nicht länger als 60 Se- 
ceunden einwirken zu lassen. Unter Beobachtung dieser Regeln wird man nie 
Schaden anrichten und am cocainisirten Auge keinen Schmerz erregen. Mit 
dem electrolytischen Verfahren sollen andere Behandlungsmethoden Hand in 
Hand gehen (Bettruhe, Schmierkur, Pilocarpin). Die electrolytische Nadel soll 
möglichst in die Mitte der Ablösung eingesenkt werden. Man soll die Procedur, 
gleichviel ob der Erfolg der Operation gut oder schlecht ist, nur einmal wieder- 
holen. Das Verfahren ist auch noch in den Fällen wirksam, die mit Zerreissung 
der Netzhaut einhergehen. Ist die Macula in die Ablösung einbezogen, so hat 
ınan höchstens in ganz frischen Fällen einige Aussicht auf Erfolg. Ueberhaupt 
soll man nur Fälle angreifen, die nicht älter als 2 Monate sind. Ancke. 


— 883 — 


4) Nature du glaucome. Explication de l'action curative de 
l'iridectomie, par Dr. Ch. Abadie. (Progr. méd. 1897. Nr. 22.) Nach 
Verf.’s Ansicht kann das Glaucom, eine Krankheit, die charakterisirt ist durch 
passagere Erscheinungen, nicht bedingt sein durch bleibende anatomische Ver- 
änderungen, wie solche verschiedener Art als Grundursache angenommen wurden. 
Denn den permanenten anatomischen Läsionen müssten permanente Störungen 
entsprechen. Das Kommen und Gehen dieser Störungen beweist, dass bier 
nervöse Einflüsse die Hauptrolle spielen; die neueren Forschungen haben nun 
nachgewiesen, dass nicht der Trigeminus der trophische Nerv des Auges ist, 
sondern der Sympathicus, der zusammen mit dem Trigeminus verläuft und 
schliesslich mit den Ciliarnerven in das Auge tritt. Eine vorübergehende 
Störung in diesen trophischen Fasern erzengt das acute Glaucom und zwar 
dadurch, dass die vaso-dilatatorischen Fasern übermässig gereizt werden. Die 
Erhöhung des intraocularen Druckes resultirt aus der grösseren Füllung der 
Blutgefässe und vielleicht auch aus einer gewissen Hypersecretion der Augen- 
flissigkeit, die secundär eintritt. Nach den Untersuchungen von Franck wissen 
wir aber ferner, dass die vaso-dilatatorischen Fasern des Auges und die pupillen- 
erweiternden Nerven denselben Ursprung und denselben Verlauf haben, und so 
ist es nicht wunderbar, dass das Glaucom mit Pupillenerweiterung einhergeht. 
Ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Annahme, dass das Glaucom durch 
die Erweiterung der Augenblutgefässe bedingt ist, ist das Verhalten der My- 
driatica und Miotica. Die Mydriatica, mit denen wir Glaucom erzeugen können, 
die Miotica, die die Intensität der einzelnen Anfälle zu vermindern vermögen, 
sind gleichzeitig gefässerweiternde, bezw. gefässverengernde Mittel. Die Tbeorie 
Abadie findet auch eine einfache Erklärung der Heilwirkung der Iridectomie. 
Die trophischen Fasern gehen nämlich durch einen Nervenplexus hindurch, der 
in der mittleren Partie der Iris gelagert ist und in dem eine Anzahl Fasern 
des Ciliarnerven endigen. Wirkt ein Reiz auf die Vasodilatatoren, so muss er 
durch diesen Plexus hindurch. Schneidet man den Plexus durch, so kann der 
Reiz nicht bis zu den Nervenendigungen gelangen, und die Wirkung bleibt aus. 
Bei der Iridectomie wirkt also nicht das Herausschneiden eines Stückes der Iris, 
sondern die Durchschneidung der nervösen Gebilde So kommt es, dass die 
Operation wirkungslos bleibt, wenn man nur den Sphincter ausschneidet oder 
den Ciliarrand der Iris, weil man eben dabei den zwischen beiden in der Mitte 
liegenden Plexus nicht trifft, und so kommt es andererseits, dass man voll- 
kommen zum Ziel kommt, wenn man Spincter und Ciliarrand der Iris stehen 
lässt und nur die mittlere Partie excidirt. Die Breite des excidirten Irisstückes 
ist gleichgültig, eine einfache Durchschneidung der Iris in ihrer ganzen Breite 
würde auch genügen. Auch die Lage des Schnittes in der Sclera ist belanglos. 
Der Sclero-cornealschnitt ohne Irisexcision giebt keinen dauernden Erfolg, und 
umgekehrt, selbst wenn man den Schnitt ganz in die Hornhaut verlegt, so hat 
das nichts zu sagen, wenn nur die Jrisexcision richtig ausgeführt worden ist. — 
Das chronische Glaucom ist scheinbar ganz anderer Natur, als das acute. Denn 
hier giebt es kein Intermittiren der Symptome; die Tension nimmt langsam, 
aber stetig zu ohne Reizerscheinungen, und keine Operation giebt ein dauerndes 
Resultat. Und doch besteht dieselbe Grundursache, wie für das acute, so auch 
für das chronische Glaucom, wie wir deutlich ersehen aus dem Verhalten 
chronisch glaucomatöser Augen gegenüber den mydriatischen und miotischen 
Mitteln. Denn auch hier wirken Atropineinträufelungen schädlich, während die 
Miotica, wenn sie systematisch und häufig genug instillirt werden, eine curative 
Wirkung haben. Es handelt sich eben beim chronischen Glaucom um eine 


— 8847—- 


chronische, permanente Vasodilatation. Handelte es sich um organische Ver- 
änderungen, wie Manche annehmen, so wäre die Wirkung jewer Mittel nicht 
verständlich. (?) Dass die Iridectomie beim chronischen Glaucom so selten zum 
Ziele führt, wird begreifliich, wenn man annimmt, dass die Vasodilatation bei 
dieser Form nicht sowohl im vorderen Bulbusabschnitt, als vielmehr in der 
Chorioidea besteht, für welchen Fall natürlich die Excision eines Irisstückes 
wenig helfen kann. Aus diesem Grund stehen wir dem chronischen und simplen 
Glaucom ziemlich machtlos gegenüber, und erreichen noch am meisten mit syste- 
matischer Anwendung der Miotica, d. h. wir erreichen vielleicht die Erhaltung 
des Status quo ante. In den Fällen, die trotz pupillenverengernder Mittel doch 
rasch einen schlechten Verlauf nehmen, sollte man Versuche machen, die vaso- 
dilatatorischen Fasern direct anzugreifen, indem man entweder den Halssympa- 
thicus durchschneidet, wie man das schon gegen Basedow gethan hat, oder indem 
man das Ganglion Gasseri excidirt. Letztere Operation wäre natürlich nur zu 
empfehlen an Stelle der Enucleation bei schmerzhaftem absolutem Glaucom, da 
bei der Excision des Ganglion eine Verletzung der Ciliargefässe und der Art. 
centr. retinae kaum zu vermeiden sein dürfte. Eine andere Metbode, dem chro- 
nischen bezw. einfachen Glaucom beizukommen, ist noch die Anlegung einer 
Filtrationsnarbe. So bekämpft man zwar nicht die Ursache, aber doch wenigstens 
die Folgen des Uebels. Die Sclerotomie leistet zu diesem Zweck übrigens zu 
wenig, man muss eine wirkliche Oeffnung erhalten durch Einlegung eines Catgut- 
fadens oder eines Conjunctivallappens. Ancke. 
5) Untersuchungen über Gallicin, ein neues Präparat der 
Gallussäure, seine antibakteriellen Eigenschaften und seine thera- 
peutische Verwendung in der Ophthalmologie, von Hans Merz, prakt. 
Arzt in Aarau. (Inaug.-Diss. Basel 1897.) Verf. hat das Gallicin, den Methyl- 
äther der Gallussäure, in seiner Wirkung auf Staphylococcas pyogenes aureus 
geprüft und gefunden, dass es eine ausgesprochene antibakterielle Wirkung hat 
bei vollständiger Ungiftigkeit. Sonst geeignete Nährboden wurden durch 1°;, 
Gallicingehalt vollkommen als solche verdorben, und 1°/, wässerige Gallicinlösung 
dünn aufgepinselt auf frische und junge Bakteriensaaten verhinderten die Ent- 
wickelung bezw. Weiterentwickelung der Culturen. Noch intensivere Wirkung 
erreichte Verf. durch Aufstreuen von Gallicin in Substanz. Die Culturen schienen 
dadurch sogar abgetödtet zu werden. Fernerhin brachte Verf. in beide Binde- 
hautsäcke Partikel von Staphylokokken-keinculturen und stäubte sodann auf der 
einen Seite Gallicin ein, während das andere Auge sich selbst überlassen blieb. 
Wenn nun selbst schon nach einer Stunde Thranenflissigkeit aus diesen Augen 
auf geeigneten Nährboden gebracht wurde, so blieb dieser Nährboden steril, 
falls die T'hränen aus dem mit Gallicin behandelten Auge stammten, während 
im anderen Fall zahlreiche Culturen aufgingen. — Verf. berichtet schliesslich 
noch über die Erfolge, die seit dem Jahre 1894 an der Baseler Klinik mit 
Gallicin speciell bei phlyctenulärer Conjunctivitis und Keratitis, ferner bei Kera- 
titis superficialis und endlich bei protrahirten Bindehautcatarrhen erzielt wurden. 
Das Gallicin wurde, wie bisher das Calomel, ein- bis zweimal tāglich mittelst 
Pinsel eingestäubt und erwies sich bei den phlyctenulären Affectionen mindestens 
‘ebenso wirksam wie Calomel, ohne dessen Nachtheile zu haben, während es 
bei Catarrhen secretionsvermindernd sich bewies und in ganz hartnāckigen 
Fállen noch angriff, so dass es direct als ein anticatarrhalisches Mittel zu be- 
zeichnen ist. Ancke. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten, 


Verlag von Veir & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzesr & Wirtie in Leipzig. 


d 


Centralblatt 


ffir praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BRRaGER in Paris, Prof. 
Dr. Brrnpacugr in Graz, Dr. Braiwwry in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pv Bow-Reymonp in Berlin, Dr. DanRensTarpr in Herford, Doc. Dr. E. Eumert in Bern, 
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Smyrna, Prof. H. Kuapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. Korue in 
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD 
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL 
in Berlin, Prof. Dr. J. Munx in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESORN in 
Hamburg, Prof. Pesce, in Frankfurt a. M., Dr. Purrscuer in Klagenfurt, Dr. M. Reicu in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScuEegr in Oldenburg, Prof. Dr. Schen&kL in Prag, Prof. Dr. 
ScHwAaRz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. SrıeL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





Supplement zum Jahrgang 1897. | 


Inhalt: Originaimittheilung. (S. 336—401.) Ueber die Wirkung der Röntgenstrablen. 
Zweite Mittheilung von Dr. H. Chalupecky, em. Assistent der böhm. ocul. Klinik in Prag. 

Neue Instrumente, Medicamente etc. (8. 401--406). Ueber die Behandlung von Augen- 
erkrankungen mit Sozojodol, von Dr. A. R. Chiappella 

Gesellschaftsberichte. (S. 406—463.) 1) Bericht über die 26. Vers. der Ophth. Ges. 
Heidelberg 1897. — 2) Aerztlicher Verein in Hamburg. — 3) Schles. Ges. für Vaterländ. 
Cultur in Breslau. — 4) Allgemeiner Aerztl. Verein in Köln. — 5) Aerztl. Verein in 
Nürnberg. — 6) Physikal.-medic. Gesellsch. zu Würzburg. — 7) Societe d’ophtalm. de 
Paris. — 8) Société beige d’ophtalm. in Brüssel. — 9) Ophthalm. Soc. of the United 
Kingdom. — 10) Transact. of the Ophth. Soc. of the United Kingdom. — 11) College 
of physicians of Philadelphia. — 12) Sect. on Ophthalm., College of Physicians of Phila- 
delphia. — 13) Ophthalm. section of the American Medical Assoc., Philadelphia. — 
14) British Med. Assoc. — 15) Transact. of the Amer. Ophth. Society. — 16) Verein 
St. Petersburger Aerzte. — 17) VI. Congress der russ. Aerzte in Kiew (ophth. Section). 
— 18) Gesellsch. prakt. Aerzte zu Riga. — 19) Moskauer ophthalmologischer Cirkel. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. (S. 464—506.) 1) Zur Psychophysik der Ge- 
sichtsempfindungen, von G. E. Müller. — 2) Ueber die körnige Augenentzündung in 
Ost- und Westpreussen und ihre Bekämpfung, von J. Hirschberg. — 3) Augenheil- 
anstalt in Basel, von Prof. Dr. Karl Mellinger. — 4) Ueber Anwendung uud therap. 
Wirkung subconjunctivaler Kochsalzinjeetionen bei inneren Augenerkrankungen, von 
Joseph Zehender. — 5) Beitrag zur Pathologie und ‘Therapie der Cataracta trau- 
matica, von Carl Rauschenbach. — 6) Aus dem 10. Jahresber. der Augenlıeilanstalt 
des Regierangsbezirks Arnsberg zu Hagen i. W. fiir 1896, von Dr. May weg. — 7) Ueber 
die neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut u. ihre diagn. Bedeutung, von J. Hirschberg. 

Journal-Uebersicht. (S. 506—587.) I. Arch. f. Augenh. — IL. Annales d’ocul. — 
Ill. Arch. d’opht. — IV. Rec. d’opht. — V. kevue gen. d’opht. — VI. Ann. di Ottalm. 
di Quaglino, Guaita e Rampoldi. — VII. Archivio di Ottalm. — VIII. The Ophth. Rev. 
— 1X. The Opht. Rec. — X. The Royal London Ophth. Hosp. Rep. — X1. Annales of 
Ophth. — XL. The Amer. Journ. of Ophth. — XII. New York Kye and Ear Inf. Rep. 
— XIV. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. — XV. Nederlande oogheelkundige 
bijdragen. — XVI. Orvosi Hetilap. — XVII Wjestnik Oftalmologii. 

Bibliographie. (S. 587—655.) Nr. 1—392. S 

Literatur-Uebersicht vom Jahre 1897. (S. 686—725.) 

















— 886 — 


Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen. 
Zweite Mittheilung von Dr. H. Chalupecký, em. Assistent der böhm. ocul. Klinik in Prag. 


In meiner ersten Mittheilung „über die Wirkung der Röntgenstrahlen 
auf das Auge und die Haut“ habe ich vorläufig nur die Resultate des an 
einem einzigen Kaninchen durchgeführten Experimentes aufgezählt. Zur 
Erneuerung mögen die Ergebnisse noch einmal wiederholt werden. 

Zum Leitfaden beim Fortschreiten meiner Arbeit dienten mir die Ana- 
logien zwischen den Röntgen-Strahlen und den ultravioletten Strahlen des 
Spectrums, einer, wie bekannt, ausschliesslich chemischen Wirkung. Die 
pathologische Wirkung (der Ultraviolettenstrahlen) auf das Auge und die 
Haut unterzog WIDMARK einem eingehenden experimentalen Studium, 
und fand, dass sie eine bedeutende Reizung der vorderen Augenpartien 
verursachen, und zwar: Chemose der Bindehaut, oberflächliche Geschwüre 
der Hornhaut, Hyperämie der Iris; auf der Haut entsteht erst eine Röthung, 
dann Blasenbildung und endlich Abschälung der Epidermis. Aehnliche Ver- 
änderungen verursachen: das an Ultraviolettenstrahlen reiche electrische 
Licht und der Blitz, das Sonnenlicht, besonders in der kalten, von hellen 
Schneekrystallen erfüllten Luft arctischer oder hochgelegener Gegenden 
(Schneeblindheit). Schliesslich bewies WIDMARK, dass die Linse von allen 
Theilen des Auges die Ultraviolettenstrahlen am stärksten absorbirt und 
unschädlich macht, obzwar sie doch zuweilen, z. B. bei Blitz durch dieselben 
leidet (Blitz-Star). 

Die Analogie der Röntgenstrahlen mit den Ultraviolettenstrahlen be- 
steht in den ähnlichen Veränderungen, welche sie auf der Haut hervor- 
rufen, d. h. Anschwellung, Abschälung und sogar Geschwüre; die allgemeinen 
Eigenschaften beider Strahlengattungen ähneln sich auch theilweise, obzwar 
einige der früher angeführten Analogien durch neuere Forschungen ange- 
zweifelt erscheinen — so ist trotz der Behauptung Fomm’s die Wellenlänge 
. der Röntgenstrahlen noch nicht festgestellt. 

Ist die Uebereinstimmung der physikalischen Eigenschaften der Ultra- 
violettenstrahlen und der Röntgenstrahlen noch nicht festgestellt, so besteht 
doch eine ganz sichere physiologische oder experimental-pathologische Wir- 
kung, nicht nur die Haut, sondern auch das Auge betreffend. Bei meinem 
ersten Versuch an einem kleinen, röthlichen Kaninchen fand ich, dass sich 
die ersten Symptome in Nässen der Haut, verbunden mit dem Ausfallen 
der Haare offenbarten nach einer im Ganzen 13 Stunden dauernden Ex- 
position (binnen 9 Tagen), und dass fast zu gleicher Zeit die Entzündung 
des den Röntgenstrahlen ausgesetzten Auges eintrat. Diese Entzündung, 
Anfangs rein catarrhalischer Art, steigerte sich ununterbrochen, die Binde- 
haut bedeckte sich mit einem festen, fibrinösen Exsudat, die Hornhaut 
trübte sich in ihren tiefen Schichten bis zu vollkommen grauweisser Färbung, 
ihre Oberflache wurde matt, wie gestichelt. Nach 24stündiger Exposition, 


oe 887 -— 


nach welcher die ganze rechte, der Rontgen-Lampe zugekehrte Gesichts- 
hälfte, das Auge im beschriebenen Zustande, dagegen die linke Hälfte 
des Gesichts sammt dem Auge vollkommen normal erschien, wurde das 
Versuchsthier mittelst Aether getödtet, das rechte Auge sammt den Lidern 
exstirpirt, das linke der Controle wegen enukleirt und beide in MÜLLER’sche 
Lösung gelegt. 


Zu Beginn dieses Jahres wurden die Versuche im Privatlaboratorium 
des Herrn Prof. SchösL fortgesetzt, mit dessen Hilfe, dem Beitrag der 
löbl. böhmischen Akademie für Wissenschaft, Literatur und Kunst, 
und theilweise auch mit eigenen Kosten der Röntgen-Apparat ange- 
schaflt wurde; derselbe war freilich kleiner als jene, die man gewöhnlich 
in Anstalten findet: er bestand aus 10 Bunsen’schen Elementen, RuHM- 
KORFF’schem Apparat, dessen Funkenweite 8—10cm betrug, und kleineren 
Lampen, — erwies sich aber für photographische, als auch andere Arbeiten 
genügend. Das Durchleuchten einer Hand, als auch des Kaninchenkopfes 
war vollkommen gut. Die Wirkung auf das Thier war allerdings geringer 
und langsamer, so dass zur genügenden Cumulation eine längere Zeit 
nöthig war. 

Die Eintheilung des Versuches war dieselbe, wie in meiner ersten 
Mittheilung beschrieben worden; den Einwirkungen des Apparates wurde ein 
starkes, grosses, vollkommen schwarzes Kaninchen ausgesetzt. 
Zum Erscheinen der ersten Symptome an den Augen war eine beiläufig 
30 stündige Exposition, im Zeitraume eines Monates, nöthig, und waren 
dieselben den Veränderungen an meinem ersten Versuchsthier vollkommen 
analog, nämlich: bedeutender Catarrh der Bindehaut mit weisslichem, fest 
klebendem Secret, die Hornhant war besonders in den tiefen Schichten der 
unteren Hälfte grau getrübt. Interessant war dabei, dass die Symptome 
so spät — aber an beiden Augen zugleich! — und beinahe in derselben 
Intensität erschienen. Bei der diffusen Verbreitung der Röntgenstrahlen, 
welche ähnlich dem Nebel die ihnen ausgesetzten Gegenstände einhüllen, ! 
ist die beiderseitige Affection erklärlich. Das ophthalmoskopische Bild zeigte 
während der ganzen Zeit keine Veränderungen, die Augenmedien blieben 


. (die zweite Anomalie der X-Strahlen — im Vergleich zu den Licht- 
strahlen —) .... besteht darin, dass die ersteren an allen Stoffen, ja, wie RÖNTGEN 
in seiner letzten Veröffentlichung in so überzeugender Weise nachgewiesen hat, sogar 
an den Theilchen der Luft eine starke diffuse Reflexion erfabren, so dass man eine 
von Luft umgebene Röntgen-Röhre mit einer in starkem Nebel brennenden Lampe zu 
vergleicben hat. Die Folge dieses Umstandes ist, dass die Strahlung jener Röhre sich 
bei einem frei in der Luft aufgestellten, für sie undurchdringlichen Körper um die 
Ecken desselben fortzupflanzen scheint, ähnlich so, wie das Vorhandensein einer hinter 
einer Häuserecke brennenden Laterne sich bei starkem Nebel um die Ecke herum be- 
merkbar macht. — Fortschritte anf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, Rd. T. Nr. 2, 3. 
WALTER. 

SD? 


388 — 


rein. Dafür waren die Symptome auf der Haut bedeutend weniger auf- 
fallend: auf der rechten, der Köntgen Lampe zugekehrten Kopfseite waren 
die Haare gesträubt, theilweise verklebt, und liessen sich leicht mit einer 
Pinzette entfernen, ohne dass das Thier darauf reagirte; zum Kahlwerden 
kam es nicht mehr, da das Thier in eben dieser Zeit unter Symptomen 
eines gastrointestinalen Catarrhs verendete, wahrscheinlich infolge einer 
Coccidien-Infection, deren zahlreiche Knoten in der Leber gefunden wurden 
(Section von WELLNER). 

Nun folgte ein kleineres Albino-Kaninchen. Bei diesem begannen 
die Haare am 14. Tage, nach 18stündiger Exposition, an der Ohrmuschel 
der den Röntgenstrahlen ausgesetzten Seite auszufallen, die Augenlider der- 
selben Seite waren mit Secret verklebt, die Bindehaut des Bulbus stark 
hyperämisch und angeschwollen, die Pupille. verengt: es entstand starke 
Lichtscheu. Das Ausfallen der Haare schritt vom Ohre zum äusseren Augen- 
winkel fort, die Bindehaut wurde chemotisch, das Secret mehrte sich, die 
Oberflache der Hornhaut verlor nach und nach ihren Glanz; das Augen- 
spiegelbild normal, die Medien durchsichtig. Leider verendete das Thier 
in dieser kritischen Zeit, drei Wochen nach Beginn des Experimentes unter 
denselben Symptomen wie das vorige. 

Da die Infection zu deutlich erwiesen war, wurden Kaninchen aus- 
geschlossen, und als neues Versuchsobjekt ein mittelgrosses, gelb weiss 
geflecktes Meerschweinchen auserwählt; es wurde in ein Kästchen 
gesetzt und so befestigt, dass nur der Kopf sichtbar war. Den 1. und 
2. Tag (4. u. 5. März) bloss einstündige Exposition, dann 2 Tage Pause, 
den 8. März wiederholte, diesmal 1!/,stündige Exposition, aber bei sehr 
schwachem Strom und mattem Schein der Röntgen-Lampe. Gleich darauf wurde, 
äusserer Umstände halber, auf eine unbestimmte Zeit vollkommen mit den 
weiteren Experimenten ausgesetzt, und das Meerschweinchen, scheinbar un- 
verletzt, bis auf weiteres aufgehoben. Aber bald darauf erschienen unerwartete 
Veränderungen, welche gerade diesen, die kürzeste Zeit dauernden Versuch, 
zum interessantesten gestalteten. In 9 Tagen (binnen welcher Zeit das 
Thier keinen krankhaften Symptom zeigte) wurde das rechte Auge, das vor 
einiger Zeit den Röntgenstrahlen ausgesetzt, mit an den Rändern der Lider ange- 
trockneten Secret vollkommen verklebt vorgefunden, und nach dem Reinigen 
derselben erschien die Bindehaut hyperämisch und angeschwollen. Den 
3. Tag bildeten sich oberflächliche Membranen, die Ränder der Augenlider 
waren mit Krusten bedeckt; bei der vorsichtigen Entfernung derselben 
gingen die Haare mit aus, und es erschien ohne jeder Blutung die voll- 
kommen glatte Haut. In den folgenden drei Tagen verschlimmerte sich 
die Entzündung der Bindehaut, das Auge ist geschlossen, beim Oeffnen des- 
selben reagirt das Thier heftig. Die Bindehaut des Bulbus ist chemotisch, 
‚auf der Bindehaut der Augenlider befindet sich eine weisse, fest klebende 
Pseudumembran, die Hornhaut ist klar. Die Haut rund um das Auge ist 


Em 


— 389 — | 


auf einen halben cm vollkommen kahl, die Haare von dem äusseren Augen- 
winkel bis zu der Ohrmuschel lassen sich ungewöhnlich leicht entfernen. 
Die ärgste Entzündung dauerte 6 Tage, dann luckerten sich all- 
mählich die Pseudumembranen, von der Bindehaut verschwand die An- 
schwellung, aber trotzdem Öffnet sich das Auge nur mühsam, und ist be- 
sunders morgens mit Secret verklebt; die Hornhaut ist unverändert klar. 
Das Kahlwerden schritt im weiteren Verlauf fort, bis es die ganze Fläche 
von der Ohrmuschel bis zum äusseren Augenwinkel einnahm, das ganze 
Auge umrahmte, und sich endlich auch um den inneren Augenwinkel bis 
zu 1 cm verbreitete; die Haut zeigt keine entziindungsartigen Veranderungen, 
schalt sich bloss in kleinen, truckenen Schuppen ab, und muss dieselbe nach 
allen Anzeichen stark jucken, da sich das Thier mit sichtlichem Wohlbe- 
hagen das Gesicht mit dem Finger reiben lässt, und sich auch selbst bis 
zum Bluten kratzt. Anfangs April, gerade einen Monat nach der Exposition, 
bleibt die kahle Stelle bereits ständig und erweitert sich nicht mehr, der 
Bindehautecatarrh lässt langsam nach. Das Gesammtbefinden, wie auch das 
Auge und die Haut der anderen Gesichtshälfte, ganz in Ordnung. Etwa 
nach 19 Tagen bedeckte sich die kahle Stelle mit wenigen, leicht zu brechenden 
Haaren, bloss der Rand der Lider bleibt ständig kahl (geschrieben Mitte 
Mai), das Auge ist halbgeschlossen, die Bindehaut klar. Bei der genauen 
Untersuchung konnte das vollkommen normale Augenspiegelbild constatirt 
werden, — inzwischen entstand aber an beiden Augen vordere Polarcatarract 
in Form eines sternartigen Fleckes mit einer halbdurchsichtigen Scheibe 
umgeben, die peripheren Theile der Linse durchsichtig, das Gesammtbe- 
finden gut. — 

Mit diesen neuen Versuchen wurden die Ergebnisse der ersten Mit- 
theilung bestätigt, d. h. erstens: zu den verwandten Eigenschaften zwischen 
Röntgenstrablen und Ultraviolettstrahlen ist eine neue anzuführen, nämlich 
die Reizung der vorderen Augenmedien; weiter: die Wirkung auf 
das Auge und die Haut ist schädlich und erscheint erst nach Cumu- 
lation — diese wurde hauptsächlich beim ersten Fall dieser Mittheilung 
erwiesen, wo die Symptome erst spät, aber dann an beiden Augen beinahe 
zugleich erschienen. Bemerkenswerth ist noch eine gewisse Hinterlist der 
Röntgenstrahlen, ersichtlich durch den Versuch an dem Meerschweinchen, 
wo erst nach längerer Zeit die Wirkung sichtbar wurde; neu ist dies aller- 
dings nicht, und es scheint, dass gerade bei Meerschweinchen cine ganz 
kurze Exposition genügt: im Vortrag von Ouvin-BARTHELEMY-DARIER am 
internationalen Congress zu Moskau erwähnten diese Autoren einen Versuch, 
wo ein Meerschweinchen bloss eine Stunde den Röntgenstrahlen ausgesetzt 
wurde, und erst einen Monat später die Alopecia eintrat (Monatshefte f. pr. 
Dermatologie XXV. 9). 

Ein weiterer Punkt der Resultate meiner ersten Mittheilung: Röntgen- 
strahlen werden von den Angenmedien absorbirt, und zwar wie 





-— 3890 


von Linse und Glaskörper, so auch in etwas geringerem Maasse 
von der Hornhaut bedarf einer deutlicheren Erklarung. 

Wie in jener Mittheilung eingehend besprochen wurde, bemühten sich 
BRANDES und DorN durch Experimente zu beweisen, dass die Linse Röntgen- 
strahlen nicht abhält, sondern vollkommen durchlässt. Dagegen trachtete 
ich, auf Grund meiner Beobachtungen, das Gegentheil zu beweisen, und 
zwar, dass die Linse den grössten Theil der Röntgenstrahlen abhält, gleich 
den Ultraviolettstrahlen. Ich glaube, dass mir der Beweis gelungen, denn eine 
photugraphische Platte, auf die ein Auge, die Linse, und die abgeschnittene 
Hornhaut eines Schweines nebeneinander gelegt wurden, zeigte, den Röntgen- 
strahlen eine !/, Stunde ausgesetzt, den Schatten der Linse beinahe eben 
so stark als den des ganzen Auges, und intensiver als den Schatten der 
Hornhaut. — Nach, oder zugleich mit diesen Deductionen wurden die Be- 
hauptungen von BRANDES-DORN auch von anderen Seiten der Kritik unter- 
zogen, bei welcher sie gleichfalls nicht bestanden. In der Berliner physiologischen 
Gesellschaft referirten CowtL und Levy-Dogn über die Controlle der ge- 
nannten Versuche, und ihr Resultat war dasselbe wie in meiner Arbeit: 
dass es sich nämlich um zu subjective Angaben jenes Lichtgefühls handelt, 
welches sehr oft bei vollkommener Finsterniss entsteht. Von diesen Gefühlen 
sprach Mung, Könısg wies dann auf die zahlreichen Hindernisse bei ähn- 
lichen Versuchen hin (Centralbl. f. pract. Augenheilkunde Juli 1897). Eine 
gründliche Beschreibung der Versuche BRAnnDEs-Dorn befindet sich in 
meiner ersten Mittheilung. 

Von französischen Autoren ist es Dor (ref. Centralbl. f. pract. Augen- 
heilkunde 1897 December), der behauptet, dass er durch Experimente be- 
wiesen hat, dass gleich der durchsichtigen auch die undurchsichtige Linse 
Röntgenstrahlen durchlässt. Trotzdem bestehen wir auf unserer Behauptung, 
und das um so mehr, als ein anderer Autor, ANTONELLI, ähnliche Re- 
sultate erzielte, wie wir: er unterwarf einzelne Theile eines frischen und 
eines in Alkohol gehärteten Auges der Wirkung der Röntgenstrahlen und 
fand, dass die Hornhaut, die Linse, der Glaskörper und der Sehnerv für 
Röntgenstrahlen undurchdringlich sind, und meint, dass der Grad der Un- 
durchdringlichkeit von der Stärke der Schichte des betreffenden Organes 
abhängt. Die Netzhaut wird von Röntgenstrahlen nicht gereizt (Annales 
d’ovculustique XIX. 1). 

Weitere diesbezügliche Arbeiten des Italieners BATELLI kann ich leider 
nur nach kurzen Referaten citiren; BArELLı untersuchte z. B. die physi- 
kalischen Eigenschaften der Röntgenstrahlen gegenüber den einzelnen Augen- 
medien von Menschen und Thieren, und stellte Tabellen auf, deren erste 
die Durchdringlichkeit der Medien im Vergleich zu jener des Glaskörpers 
angiebt, der ihm als Basis diente. Die zweite Tabelle zeigte die Durch- 
dringlichkeit der einzelnen, in gleiche Schichten zerlegten Theile an im 
Vergleiche zu einer gleich starken Schichte Wasser (NAGEL-MICHEL Jahres- 


— 391 —- 


berichte XXVII). In einer anderen Arbeit befasste sich derselbe Autor 
mit der Durchdringlichkeit verschiedener Gewebe des menschlichen Körpers 
überhaupt, und fand, dass sie im verkehrtem Verhältnisse zur Dichte der- 
selben Gewebe steht; die Sehne aber macht davon eine Ausnahme, da sie 
durchdringlicher ist. Weiter behauptet er, dass es bei Flüssigkeiten, nach 
allem zu ertheilen, nicht von der Qualität der aufgelösten Stoffe abhängt, 
und endlich, dass bei der zunehmenden Dicke der Schichten verschiedener 
(sewebe die Durchdringlichkeit abnimmt, aber nicht vollkommen verhältniss- 
mässig, sondern eher langsamer. (Wien. med. Wochenschrift 1896. Nr. 33.) 

Bei uns befasste sich gleich am Anfang des Jahres 1896 Kxuıs mit 
der Durchdringlichkeit verschiedener Körper für Röntgenstrahlen, und fand 
dieselbe sehr relativ. So sind z. B. auch Metalle durchdringlich, aber nur 
in ihren dünnsten Schichten, z. B. Blattgold; in stärkeren Schichten sind 
sie grösstentheils undurchdringlich. Die Durchdringlichkeit scheint dem 
Autor von der Dichte und noch mehr von dem Atomgewichte der Metalle 
abzubangen (Listy chemické XX. 6). Bald darauf publicirten NovAX und 
Suc (dieselbe Zeitschr. Nr. 10) gemeinschaftlich eine sehr interessante Ab- 
handlung über die Absorption der Röntgenstrahlen in verschiedenen Stoffen. 
Sie untersuchten feste Stoffe in pulverisirter Form, ringförmig auf Papier 
mit Wachs angeklebt, Flüssigkeiten ähnlich auf Paraffinpapier befestigt. 
Die Exposition dauerte 25 Minuten, der Strom von 10 Ampéres. Die kurz- 
gefassten Resultate lauten: 1. Organische Stoffe sind für Röntgenstrahlen 
leicht durchdringlich, chlorreiche Stoffe absorbiren stärker, Brom noch mehr, 
Jod am meisten. 2. Schwere Metalle und Nichtmetalle von grossem Atum- 
gewichte sind undurchdringlich, Radicale von kleinerem Atomgewichte lassen 
sich, was Absorptionsvermögen anbelangt, nach ihrem Atumgewichte in eine 
Reihe stellen: Schwefel, dessen Atomgewicht 32 beträgt, absorbirt Röntgen- 
strahlen mehr als Phosphor 31, dieser > Al27 > Mg24 > 612 — Kohlen- 
stoff ebenso viel wie Bor 11. So absorbiren Magnesium und Aluminum 
verhältnissmässig sehr wenig, trotzdem sie Metalle sind. 3. Die Salze leichter 
Metalle absorbiren wenig (Nitrate, kuhlensaure Verbindungen), die Salze 
der Säuren mit schweren Radicalen dagegen mehr (Chloride, Sulfate, phos- 
phursaure Salze). 4. Das Absorptiunsvermögen hängt von dem durchschnitt- 
lichen Atomgewichte der in Betracht kommenden Zusammensetzungen ab 
(Chloride > Sulfate > Nitrate > kohlensaure Verbindungen). 5. Von phos- 
phorsaurem Calcium und Magnesium, vom Calciumfluorid, welche die Substanz 
der Knochen bilden, absorbiert nur Calciumfluorid, so dass man annehmen 
muss, dass dieser Stoff die Knochen für Röntgenstrahlen undurchdringlich 
macht. 

Fügen wir hinzu, dass SEHRwALD (Deutsche med. Wochenschrift 1896. 
Nr. 30) durch Experimente die bedeutende Undurchdringlichkeit von Chlor, 
Brom, Jod und deren Verbindungen erwiesen hat, und daraus schliesst, dass 
der Schatten von den weichen Muskeltheilen rund um die Knochen bei 


=: BD <== 


der Durchleuchtung (ausser durch das in Häniglobin enthaltene Eisen und 
die Alkalimetalle) hauptsächlich durch das beigemengte Chlor bedingt 
ist, — so haben wir vielleicht alles, was von dem Zusammenhange der 
chemischen Verbindungen mit der Durchdringlichkeit für Köntgenstrablen 
bekanut ist, besprochen. — 


Jetzt handelt es sich nur darum, ob man diese Forschungen zum Be- 
weise unserer Ansicht benützen kann: und zwar der wenigstens theilweisen 
Undurchdringlichkeit der Linse, Hornhaut und des Glaskörpers. 


Zum Leitfaden kann hier nur die chemische Verbindung dienen. Nach 
den Arbeiten von MÖRNER in Upsala (Zeitschrift f. physiolog. Chemie XVII) 
ist beinahe die Hälfte der Linsensubstanz in Wasser oder in Salzlösung, 
unauflösbar, und zwar nehmen die unlösbaren Theile von der Peripherie 
nach dem Centrum — dem Linsenkerne — zu. Diese unlösbaren Theile be- 
stehen aus Albumoiden, die anderen, lösbaren, aus Eiweisssubstanzen, zu 
der Gruppe der Globuline gehörig, dem Vitellin ähnlich; ein Theil der- 
selben ist sehr arm an Schwefel (s. g. «krystallin), ein anderer dagegen 
sehr reich (Akrystallin). Die Analyse der wasserfreien Linse ergab die 
mittlere Menge 16-62°/, Stickstoff, 0,91°/, Schwefel. Die Linsenkapsel 
enthält ausser ein wenig Albuminat grösstentheils das sogenannte Membranin, 
welches 14,8°/, Stickstoff und 0,9"/, Schwefel enthält. Die Grundsubstanz der 
Hornhaut besteht aus 37. Collagen und '/, Cornea-Mucoid, welches sich von 
allen bekannten Mucoiden durch besonderen Schwefelgehalt 2,1 °/, auszeichnet. 
Der Glaskörper endlich besitzt wenig Eiweiss und dann Hyalo-Mucoid mit 
1,2°/, Schwefel. 

Wir wollen zwar nicht mit apodiktischer Gewissheit behaupten, glauben 
aber doch, dass dieser bedeutende Gehalt an Schwefel, welcher in der 
Reihe der Radikale mit kleinerem Atomgewichte, was die Absorption der 
Röntgenstrahlen anbelangt, an die erste Stelle gesetzt werden kann, — für 
die Durchdringlichkeit der Gewebe nicht gleichgültig ist, besonders da der 
Schatten weicher Körpertheile auf einer empfindlichen, den Röntgenstrahlen 
ausgesetzten Platte, theilweise von dem im Blute enthaltenen Eisen abge- 
leitet wird: Hämoglobin enthält von diesem Metalle nur 0,42°/, (Landois: 
Physivlogie). 

Der theoretische Schluss unterstützt daher unsere experimentellen Re- 
sultate; wenn wir die Masse der Linse und des Glaskörpers erwägen -und 
mit der dünnen Hornhaut vergleichen, können wir uns die Unterschiede 
auf den durch Röntgenstrahlen hervorgerufenen Schattenbildern erklären, 
und nehmen umso eher die Absorption der Rontgenstrahlen von 
diesen Organen als erwiesen an. 

Gehen wir zu dem folgende Punkte der Ergebnisse meiner ersten 
Arbeit über, nämlich zn der Wirkung der Röntgenstrahlen auf die 
Linse und die hinteren Partien des Auges. 


— 898 — 


Die Erklarung kann nur durch die anatomische Untersuchung gegeben 
werden, welcher das Auge des ersten Kaninchens unterworfen war. Nach 
Härtung in MÜLter’scher Lösung und Alkohol wurde der Bulbus zugleich 
mit den Lidern in sagittale Schnitte zerlegt. Die Linse wurde theilweise 
in situ, theilweise allein geschnitten, gefärbt wurde mit Hamotoxylin und 
Picrocarmin. Gearbeitet wurde im Laboratorium der Herrn Prof. ScHöBL 
unter seiner theilweisen Controlle und freundschaftlicher Mitwirkung des 
Herrn Cand. med. WILHELM SCHÖBL. 

Gleich zu Anfang möge erwähnt werden, dass der mikroskopische Be- 
fund die obgenannte Frage entschieden verneint: auf der Linse wurden keine 
Veranderungen gefunden; die Fasern und deren Eintheilung, ebenso wie 
die Verhaltnisse der Capsel waren vollkommen normal — wie übrigens aus 
dem Verlaufe der Affection zu erwarten war. Bei keinem der den Röntgen- 
strahlen exponirten Kaninchen war eine Trübung der Linse zu constatiren 
(den letzten Fall «das Meerschweinchen mit der entstandenen Polarcataracte, 
will ich vorläufig als zufällig betrachten). 

Ebenso normal waren der Glaskörper, die Aderhaut, Netzhaut, auf 
welcher sich, so weit sie durch das Präpariren nicht verletzt war, die ein- 
zelnen Schichten sehr deutlich ausprägten. Der Glaskörper war allerdings 
etwas zusammengeschrumpft, Ciliarkörper normal, die Regenbogenhaut, bis 
auf eine geringe Erweiterung der Gefässe (die beinahe in der Mitte einen 
Kreis bilden), ebenfalls unverändert. Dafür wurden au den vorderen, den 
Röntgenstrahlen unmittelbar ausgesetzten Augenpartien sehr intensive Ver- 
änderungen constatirt. — Die Verhältnisse der Haut der Augenlider können 
wir nicht näher beschreiben; wir fanden eine starke Infiltration, die Haare 
fehlten ganz. Die detaillirten Wirkungen der Röntgenstrahlen auf die Haut 
müssen Fachmännern zur Beurtheilung überlassen werden und sind im be- 
reits erwähnten Artikel von Oupın-BARTHELEMY-DARIER aufgezeichnet. Diese 
Autoren beschrieben die Verdickung der Epidermis, die Vermehrung des 
Keratohyalin, die Atrophie der Follikel als Reaction in Folge der starken 
Reizung, welche zugleich die diflerenzirten Hautelemente: Haare, Nägel, 
Drüsen, zur Atrophie führt. 

Die Bindehaut der Lider ist in eine scharf abgegrenzte Membran 
verändert, durch das Präpariren theilweise auch abgelöst und bis auf I mm 
— am Rande noch mehr — verdickt, gänzlich ohne sichtbare Structur, 
aus Granulationsgewebe bestehend, welches sich schwer färben lässt und 
reicblichen Detritus enthält. Von Bindehautepithel, Drüsen und ähnlichem 
ist keine Spur vorhanden, nur am Rande des Lides finden wir stellenweise 
in der Mitte der ausgefallenen Wimpern Reste kleiner Drüsen, umgeben 
von kleinzelligem Infiltrate. Dieses Gewebe überschreitet die Uebergangs- 
falte und reicht bis zum Rande der Hornhaut 

Die Hornhaut weist sehr ausgedehnte Veränderungen auf. Ihr 
Pflasterepithel ist stellenweise ganz desquamirt, fehlt vollkommen, stellen- 


— 894 — 


weise sind dessen Zellen zu kleinen Hügeln angehäuft, oder ist dessen Ober- 
fläche und Basis gänzlich uneben; die Einordnung der Zellen ist unregel- 
mässig, die Reihen derselben sind theilweise verschwunden, theilweise unter- 
einandergeworfen, theilweise auseinandergeschoben u. s. w. Die Epithelzellen 
selbst zeigen keine bedeutenden Veränderungen, ihr Kern lässt sich gut 
färben. Die Bowman’sche Membran ist ausgeprägt, hat aber einen un- 
geraden Verlauf. In der eigentlichen Hornhautsubstanz ist starke klein- 
zellige Infiltration auffallend, welche dicht von der Peripherie zum Centrum 
fortschreitet, um den Limbus also am deutlichsten ausgeprägt ist. Diese 
Infiltration verfolgt die in den tiefen Schichten durchlaufenden, neugebildeten 
Blutgefässe, welche weit über den Limbus in die Hornhaut einmünden. 
Die Hornhautlamellen sind nahe am Rande unregelmässig geordnet, wie 
verbogen, und erst im Centrum wieder in normaler Ordnung. Die Kerne 
der fixen Zellen lassen sich gut färben, sind theilweise unregelmässig aus- 
gedehnt, oder wie zusammengeschnürt, — duch konnte eine Vermehrung 
derselben nicht constatiert werden. Die DEscEMET’sche Membran und das 
Endothel sind vollkommen glatt, scharf abgegrenzt, von normaler Dicke. 

Aus dieser Beschreibung ist ersichtlich, dass das mikroskopische Bild 
auffallend an eine tiefe Hornhautentzündung erinnert: die Unebenheit des 
Epithels, davon die rauchige Trübung und die gestichelte Oberfläche, besen- 
artige tiefe Blutgefässe (die ScHöBL so ausführlich beschrieb), längs derselben 
ein Infiltrat in der Peripherie, welches in der Nähe der tiefen Randschlingen 
am zahlreichsten wird. Aehnliche mikroskopische Bilder finden wir in 
der Arbeit von QOaGnerr (Archiv für gesammte Physiologie 63), 
welcher die durch elektrisches Licht hervorgerufenen Veränderungen be- 
schreibt, — bis auf das Theilen der Zellenkerne und die nekrotischen Ver- 
änderungen, welche die beginnenden Geschwüre anzeigen, die OGNE¥F noch 
gesehen hat. So können wir auch hier den Leitfaden unserer Versuche 
verfolgen, nämlich die Analogie der Röntgenstrahlen und der Ultraviolett- 
strahlen! 

Zum 5. Abschnitte meiner ersten Mittheilung, dass die Fluorescenz, 
welche Wipmark bei Ultraviolettstrahlen als eine gewisse Abwehr des Gewebes 
gegen deren schädliche Einwirkung betrachtet, bei den Röntgenstrahlen 
nicht beobachtet wurde, — kann man nichts beifügen, als die lehrreiche 
Erklärung des Phänomens, wie sie KrRIENES liefert (Sammlung zwangloser 
Abhandlungen ll. 2,3): „Die Erscheinung der Fluorescenz ist folgendermaassen 
zu erklären: damit das Auge das äusserste Violett des Spectrums noch als 
solches sieht, muss die Retina in der Secunde 789 Billionenmal von den 
Lichtschwingungen getruffen werden. Alle schneller sich wiederholende 
Schwingungen sind unfähig, das Gefühl „Licht“ zu erzeugen. Fallen nun 
solche nicht sichtbaren Liichtwellen auf die Moleküle gewisser Substanzen, 
z B. auf schwefelsaures Chinin, so zwingen sie diese Moleküle oder ihre 
Atome zu schwingen. Und diese Schwingungen besitzen auffallender Weise 


— 395 — 


eine kleinere Schwingungsdauer als die erregenden unsichtbaren Wellen. In 
Folge dieser Verminderung der Schwingungszahl durch Vermittlung des 
schwefelsauren Chinin, werden die unsichtbaren Strahlen in sichtbare ver- 
wandelt.“ 

Das Endresultat über die chemische oder secundär trophoneu- 
rotische Wirkung der Röntgenstrahlen ist bis jetzt noch nicht 
erklärt. | 

Nach der Bestätigung und näheren Erforschung des schädlichen Ein- 
flusses der Röntgenstrahlen entsteht die Frage, ob man diese Resultate 
auch in der practischen Medicin benutzen kann, oder wie gross ihre 
praktische Wichtigkeit ist — eine Frage, in welcher, wie ich glaube, 
die Forderung des Zweckes und der Fruchtbarkeit beinahe jeder experi- 
mentellen und theoretischen Arbeit gipfelt. In dieser Hinsicht glaube ich 
bejahend antworten zu können. 

Was die schädlichen Wirkungen auf die Haut anbelangt, ist jetzt 
grösstentheils oder überhaupt von den Forschern für kurze Exposition unter 
allen möglichen Cautelen gesorgt; wir sind aber überzeugt, dass, wenn die 
Wirkung der Röntgenstrablen auf Thiere früher gründlich erforscht worden 
wäre, ein ähnlicher Misserfolg, wie ihn ArostoLı erlebte, nicht möglich 
gewesen wäre: nach bloss zweimaligem Röntgenen entstand nämlich auf 
der Haut der Bauchdecke eine ausgedelinte, tiefe Nekrose, die über 1 Jahr 
allen ärztlichen Hilfsmitteln trotzte (Ounın, B.-D. I. c.).. Um nicht miss- 
verstanden zu werden, schicken wir voraus, dass es uns nicht einfällt, den 
Nutzen, den die Röntgenstrahlen den chirurgischen und internen Unter- 
suchungen brachten und noch bringen werden, zu verkennen, noch wollen 
wir die neuesten Lobsprüche über‘ die Wirkung der Röntgenstrahlen auf 
Lupus bestreiten (z. B. ALBERS-SCHÖNBERßG, Fortschritte a. d. Gebiete der 
Röntgenstrahlen ], 2, 3, GocaT 1). ScHirr, Arch. f. Dermatologie u. Syphi- 
lis 42, Heft 1, behauptet, dass es sich nicht um die Wirkung der Röntgen- 
strahlen auf Tuberkelbacillen handelt, sondern um eine Entzündung in den 
tieferen Hautschichten, welche die Mikroben einschrankt. Dagegen führen 
Ovpm, B.-D. I. c., einen Fall an, wo nach der Wirkung der Röntgen- 
strahlen zwar eine Blasenbildung erschien, der Lupus aber unverändert 
blieb! Wir besprechen bis jetzt bloss die zu übereilte Benutzung der 
Kräfte, deren Macht noch nicht gänzlich sichergestellt ist. Hauptsächlich ° 
bedarf die therapeutische Benutzung der Röntgenstrahlen der grössten 
Sorgfalt, und in der Beurtheilung der erzielten Resultate kann man von 
dem alten, guten Sprichwort: respice finem — ausgehen... In meiner 
ersten Mittheilung erwähnte ich ein Mädchen, welches mit einem über 
Hals und Rücken verbreiteten Naevus pigmentosus pilifer behaftet war 
und von Freunp behandelt wurde. Nach längerer Exposition mit Röntgen- 
strahlen begannen die Haare auszufallen, bis die Haut auf dem Nacken 





— 396 — 


und zwischen den Schulterblättern vollkommen kahl wurde, wobei die Ent- 
zündung nur sehr gering war — also im Ganzen ein befriedigendes Re- 
sultat (Wiener med. Wochenschr. 1897. No. 10). Aber dafür in einigen 
Wochen! FxrunD referirt weiter (l. c. No. 19): In einer längeren Zeit 
nach dem Expouniren entstand eine schwere Dermatitis, verbunden mit 
Nekrose der Haut und Störung des Gesammtbefindens, welche erst durch 
längere Behandlung bewältigt werden konnte, — dafür wuchsen in 8 Wochen 
an den kahlen Stellen die Haare vun Neuem. 

Etwas Aehnliches in dem Fall Marcuse (Deutsche med. Wochenschr. 
1896, No. 30): Ein 17jähriger Bursche bekam nach wiederholtem Exponiren 
eine bedeutende Dermatitis und wurde auf einer ganzen Hälfte des Kopfes 
kahl; in einem Vierteljahr wuchsen neue, diehte Haare (Deutsche med. 
Wochenschr., No. 42). 

In anderen Fällen entstanden: Erbrechen und Bauchschmerzen, starkes 
Herzklopfen, Verschliimmerung der Tuberkulose (Oupın, B.-D.); und dabei 
muss hinzugefügt werden, dass das Röntgenen gegen Tuberkulose, Car- 
cinom (sogar des Magens — Derspaicnrs, Lyon medical 1896, No. 51), 
Rheumatismus empfohlen wurde (hier wieder nichts Neues: OGNEFF l. c. 
erwähnt, dass Arbeiter in elektrischen Fabriken ihre rheumatischen Glieder, 
zur Linderung der Schmerzen, den wirksamen Strahlen aussetzen). 

Die interessante Aehnlichkeit zwischen den Wirkungen der Röntgen- 
strahlen und Ultravivlettenstrahlen, das Bräunen der Hauttheile, die 
den Röntgenstrahlen, der Sonne und dem Schnee ausgesetzt waren, halbe ich 
bereits in meiner ersten Mittheilung erwähnt. In der bereits so oft citirten 
Arbeit von Ouvın, B.-D., ist auch diesem Unistande ein Platz eingeräumt 
und auf die Pigmentation nach Sonnenstich, die sich bei verschiedenen 
Menschen verschiedenartig äussert, hingewiesen. LANNELONGUE beobachtete 
das Versengen der Haut bei Kindern, die sich in dem fast ganz schattigen 
Hofe eines Krankenhauses herumtummelten, wo bloss das von der Mauer 
abprallende Licht wirkte; als er dann den Hof mit einem Glasdach be- 
decken liess, verschwanden die Symptome. LAnnELonaue’s Erklärung ist 
allerdings nicht richtig: aus Wıpmark’s Erforschungen geht hervor, dass 
gerade das abprallende Licht (vom Schnee oder der Oberfläche des Wassers) 
reich an Ultraviolettenstrahlen ist und Erytheme der Haut verursacht, und 
dass dagegen diese Strahlen durch Glas zurückgehalten werden. — Die 

® Hautpigmentation kann aber gerade bei Schneeblindheit eine andere grosse 
Bedeutung haben, auf welche BowLER aufmerksam macht (Ref.: Monatsh. 
f. p. Dermatol. XXIV. 6), nämlich den Zweck eines gewissen physiologischen 
Schutzes: das Pigment, von der Cutis in die Epidermis fortschreitend, 
schützt die Nerven und Blutgefässe gegen die schädliche Wirkung der 
Sonnenstrahlen. | 

Könnten wir nicht durch einiges Nachdenken, mit nicht allzu grosser 
Phantasie und — vhne unlogisch zu werden, die ganze Sache quasi um- 


— 397 —- 


` kehren, und meinen, dass jene individuelle Inclination zu Veränderungen 
der Haut nach starkem Sonnen- und elektrischem Licht, oder nach Rönt- 
geniren, die FÖRSTER beobachtet hat (Deutsche med. Wochenschr. 1897. 7.), 
gerade durch Verhältnisse der Hautpigmentation begründet ist? Im glühen- 
den Sonnenlicht tropischer Gegenden ist die Haut bedeutend reicher an 
Pigment, dagegen zeichnen sich die Menschen nach der langen arktischen 
Nacht durch auffallend blasse Gesichtsfarbe aus. Es ist vielleicht bis jetzt 
noch nicht bekannt, ob die Haut eines Negers den Röntgenstrahlen besser 
Widerstand leisten würde, als die Haut des Europäers — aber unser Fall 
mit dem schwarzen Kaninchen (— si licet componere! —), bei welchem 
die Veränderungen an beiden Augen viel bedeutender waren als an der 
Haut (bei Albinokaninchen umgekehrt), spricht wenigstens nicht gegen die 
Denkbarkeit dieser Hypothese. 

Kehren wir aber zu dem reellen und uns näher liegenden Felde der 
practischen Resultate, den Wirkungen der Köntgenstrahlen auf das Ange, 
zurück. Die beobachteten Misserfolge waren eigentlich nur in unseren 
experimentellen Mittheilungen beschrieben; eine einzige Erwähnung, einen 
Gelehrten betreffend, der sich mit Röntgenstrahlen .befasste, finden wir bei 
Oupin, B.-D. l. c.: Derselbe erlitt schwere Hautaffectionen und „es kam 
sogar zu Sehstörungen“, — diese Erwähnung ist nicht klar! Die Ursache 
der Seltenheit der Augen-Affectionen ist einestheils durch ihre beiderseitig 
geschützte Lage und zwar durch die Knocheneinfassung der Augenhöhle, 
anderentheils durch die mächtige Schicht des Schädelinhalts erklärt, welche 
das Durchleuchten. des Auges in dem Maasse erschweren, dass die Ver- 
suche in dieser Richtung so spärlich sind; die eventuelle Entzündung der 
Augenlider würde gleich im Anfang die drohende Gefahr anzeigen und die 
Beendigung der Versuche herbeiführen. 

Bald nach dem Bekanntwerden der Eigenschaften der neuen Strahlen 
befasste ich mich, mit Erlaubniss und Mithilfe des Hrn. Prof. DOMALIP 
im Laboratorium der böhmischen Technik, mit dem KRöntgenen der 
enucleirten Bulbi, welche corpora aliena enthielten — und factisch er- 
schienen auf den photographischen Platten alle jene Fremdkörper, die in 
den Bulbi enthalten waren. Das Durchleuchten des Auges war damals 
unmöglich, ausser wenn der Experimentator sich zu der Verwirklichung 

‚des etwas kühnen, von van Duyse (Arch. d'ophtalmologie XVI) bean- 
tragten Versuches entschlossen hätte, nāmlich dem Menschen in den 
Tenonschen Raum physiologische Lösung einzuspritzen, dadurch Exoph- 
thalmus hervorzurufen und dann bei Einstellung einer kleinen empfind- 
lichen Platte auf der Nase den hervortretenden vorderen Augentheil von 
der Schläfenseite aus zu durchleuchten. Wenig bequem war die weitere 
Art von Cuarc (Centralbl. f. p. Augenh. 1896. S. 451), welcher in der dem 
Auge benachbarten Nasenhohle eine kleine empfindliche Platte anbrachte 
und dann von der Schläfe aus beleuchtete; der ganze Versuch erforderte 


— 398 — 


die Narkose, und Cuarc gedachte, ob es nicht möglich wäre, eine ganz ' 
kleine Platte subconjunotival anzubringen. 

Durch den Fortschritt in der technischen Erzeugung der Rontgen- 
lampen gelang es, das Bild des Auges sammt dem Schatten des Fremd- 
körpers fertigzustellen, ohne ähnliche Experimente zu benutzen, und zwar 
einfach so, dass man an der Schläfenseite des normalen Auges eine empfind- 
liche Platte befestigt und dann die andere Schläfenseite, des verwundeten 
Auges, den Röntgenstrahlen etwa !/, Stunde exponirt (DAHLFELD, Deutsche 
med. Wochenschr. 1897, HARTRIDGE, Annales d’ocul. CXIX. 2). Mit dieser 
Methode erlangen wir freilich im besten Falle nur das Bild des Auges und 
in demselben den etwas intensiveren Schatten des fremden Körpers in 
seiner Grösse und Form, aber Alles in einer Ebene, so dass auch dadurch 
die bestimmte Lage des Splitters nicht angezeigt ist. Dieser Unzulänglich- 
keit wollte Lewkowırscah (Centralbl. f. p. Augenh. 1897, Januar) abhelfen, 
ndem er die Verhältnisse des Schattens und des Fremdkörpers, welches 
sich an der Augapfelbindehaut befand, abmaass, was aber für die Praxis 
nicht genügt. Einen grösseren Erfolg hatten: FRIEDENBERG (Deutsche 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 46) — er befestigte zuerst die Platte an das ver- 
wundete Auge, dessen Lider mit Watte bedeckt waren, und beleuchtete 
eine '/, Stunde lang den Hinterkopf, wodurch er das erste Bild erzielt; 
dann beleuchtete er die eine Schläfe, während an der anderen die Platte 
befestigt war, und durch das Vergleichen der beiden Bilder urtheilte er, 
dass der fremde körper — ein Schrotkorn — sich ausserhalb des Bulbus 
und zwar in der Augenhöhle befand. — BoucHERoN (Ann. d’oculist. CXIX. 1.) 
verfertigte auf dieselbe Weise 2 Bilder, aber zur besseren Orientirung be- 
festigte er auf den Augenbrauen, in der geraden, vom Centrum der Horn- 
haut geführten Linie ein Schrotkorn, ein anderes dann an der Schläfen- 
seite in der vertical das Auge durchlaufenden Ebene, d.i. 12 mm von dem 
Hornhautgipfel. Durch den Schatten der beiden Schrotkörner und des 
fremden Körpers auf beiden Platten kann man dann ziemlich genau die 
Lage des letzteren bestimmen. — Aehnlich half sich später SröckL (Wiener 
klin. Wochenschr. 1898. Nr. 7). 

Durch diese Hilfsmittel sehen wir, dass die Diagnose fremder Körper 
im Auge bestimmter wurde, was z. B. in forenser Hinsicht sehr wichtig 
sein kann; dabei ist, Dank dem Fortschritt der Technik, die Expositions- 
zeit so kurz, dass man bedeutendere Unfälle nicht befürchten muss. Eine 
andere Frage ist es nur, ob sich das Röntgenen für ärztliches Einschreiten 
in diesen Fällen eignet? Hier entstehen bereits Zweifel. Die klinischen 
Symptome des Eindringens eines Fremdkörpers in das Auge und die 
Anamnese genügen grösstentheils zu der Diagnose; zur Extraction kann 
nur dann mit Aussicht auf Erfolg geschritten werden, wenn es sich um 
Eisensplitter handelt, und zwar mittelst des Magnetes. Gerade über diesen 
wichtigen Umstand, die Gattung des Fremdkörpers, können uns die Röntgen- 


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strahlen keine Aufklärung ertheilen. Ausserdem, wie HırschBeEre (Centralbl. 
L p. Augenh. 1898. Januar) betont, muss man die Iixtractiun soluri ver- 
suchen und nicht mit Vorbereitungen zur Exposition die kostbare Zeit ver- 
lieren. — Der practische Werth bleibt hinter dem theoretischen und 
diagnostischen zurück, was diesen aber nicht an seinem Werthe schmälert. 
Man kann aber auf Fortschritt hoffen und vielleicht wird es einmal mög- 
lich sein — so meint Terson (Annal. d’oculist. 1. c.) —, dass Röntgen- 
strahlen die Diagnose bei Orbitaltumoren erleichtern werden, z. B. wie tief 
die Exustosen reichen und inwiefern die Operation Hoffnung auf Erfolg 
giebt: aber bis jetzt ist die Methode noch nicht so vollkommen. — — 

So sind die Resultate unserer Versuche und Urtheile, welche, wie wir 
hoffen, auf solider Basis beruhen; denn zu Voreingenommenheit — ob für 
oder wider — lag kein Grund vor. 


Das bestimmte Pregramm der Arbeit ist erschöpft, aber vielleicht nur 
vorläufig; denn wie immer, wenn sich Jemand in eine Frage hineinlebt, 
zu deren Lösung er gerne ein Kleines beitragen würde, sammelt sich plötz- 
lich das Material und wächst ihm förmlich unter den Händen. So kam 
mir auch gegenwärtig der Gedanke (der mit dieser Sache freilich nur indirect 
zusammenhängend), ob man nicht durch weitere Versuche zur Erklärung 
der Thätigkeit der Linse im biologischen Fortgang des Auges beitragen 
könnte. BENEDIKT (Wiener klin. Rundschau 1897. Nr. 13) trachtete vor un- 
gefähr 1 Jahre, in einem kurzen Artikel die Widersprüche in Fur4ana’s 
Arbeit zu entschuldigen, und zwar die Differenz zwischen der ausgerechneten 
und wirklich nöthigen Correction des Auges, aus welchem wegen bedeuten- 
der Kurzsichtigkeit die Linse operativ entfernt wurde, und wies darauf hin, 
dass man die Exstirpation der Linse nicht als eine einfache Entfernung des 
optischen Systens betrachten kann, denn die thierische Linse bildet quasi 
ein ganzes elastisches Linsensystem für sich, welches, ohne sich zu trüben, 
seine Form und Refraction ändert, und welches weiter durch die Action 
des Ciliarmuskels an dem Druck und der Ernährung des Auges theilnimmt. 
Aus WiDMARK’s und meinen Versuchen geht ein anderes wichtiges Factum 
hervor, nämlich, dass die Linse verschiedene schädliche Strahlen 
— wie Ultraviolettstrahlen so auch Röntgeustrahllen — zurückhält, 
und in ausnahmsweisen, uns allerdings wenig bekannten Fällen durch 
dieses Zurückhalten leidet: wie bei Blitzstar und vielleicht auch bei der 
sogenannten Mondblindheit (One Buru, Ann. d'oculist. CXVI. 1., be- 
schrieb punktformige Linsentribungen bei einem Matrosen, welcher einst 
in tropischer Gegend die ganze Nacht auf dem vom Monde hell beschienenen 
Deck des Schiffes schlief), und vielleicht noch bei der Glasarbeiter- 
cataract (bei jungen Glashüttenarbeitern entsteht oft auf der dem Feuer 
zugekehrten Gesichtsseite Hautpigmentation und Trübung der Linse, was 
zwar grösstentheils der grussen Hitze und der bedeutenden Transpiration 


—- 40 Se 


zugeschrieben wurde, aber nach HirscuBEra, Centralbl. f. p. Augenh. 1898. 
April ist Absorption im Spiel, nach WIDMARK ist es möglich, dass Ultra- 
violettstrahlen, im Spectrum der zur Glaserzeugung benutzten Metalle reichlich 
enthalten, dabei mitwirken). 

Auf eine weitere eigene Erfahrung, die ich bis jetzt noch nicht erklärt 
gefunden, will ich noch hinweisen, im Voraus betonend, dass ich ältere 
und erfahrenere Collegen um ihre freundliche Controle ersuche. Ich kenne 
nämlich aus der Zeit meiner Thätigkeit als klinischer Assistent und auch 
aus meiner Privatpraxis einige Menschen, welche vor einer verhältniss- 
mässig langen Zeit — 15—20 Jahre — wegen Cataract operirt wurden; 
diese Leute — und unter ihnen waren auch intelligente Personen — be- 
klagten sich, dass sie zwar nach der Operation durch die vorgeschriebenen 
Gläser gut sahen und sogar kleinere Buchstaben zu lesen im Stande waren, 
in den letzten Jahren aber sich ihr Sehvermögen bedeutend geschwächt 
hätte. Auch durch die genaueste Untersuchung konnte im Augenhinter- 
grunde und in den Medien keine Veränderung gefunden werden, doch das 
Sehvermögen konnte wirklich durch keine Correction zu seiner gewesenen 
Stufe zurückgeführt werden. Die genannten Fälle kann ich nicht anführen, 
denn ich habe die Kranken zur Zeit der Operation nicht gesehen und ihren 
subjectiven Angaben kann man nicht absoluten Glauben schenken, ich 
glaube aber, dass solchen Fällen nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet 
wird. Vielleicht ist die Entfernung der Linse kein so einfaches Verfahren 
und führt mit der Zeit zu vorläufig unbekannten Veränderungen — etwa 
durch die Störung der Ernährungswege oder die unmittelbare Wirkung der 
verschiedenen schädlichen Strahlen auf den durch die Linse nicht ge- 
schützten Augenhintergrund. . Diese Meinung deckt sich mit jener CHIBRET’S, 
welcher urtheilt, dass aphakische Menschen der lirythropsie eher ausgesetzt 
sind, weil sie durch die wirksamen Strahlen des kalten Spectrumtheiles mehr 
geblendet werden und das Rothsehen das Zeichen der durch Ultraviolett- 
strahlen überanstrengten Netzhaut ist (Panas: Traité des maladies des 
yeux T. I. 760). 

Deshalb würde ich mit der Entfernung der Linse, z. B. bei 
Myopie, sehr vorsichtig sein (obzwar ich in dieser Hinsicht mit keinen 
Erfahrungen auftreten kann), übereinstimmend mit HıRSCHBERG, welcher 
auf dem Moskauer Congress erklärte, dass er Myopie nur in dem Falle 
operirt, wenn der Patient wegen seines Gebrechens arbeitsunfähig ist (Uen- 
tralbl. f. p. Augenh. 197. März), indem er sich, abgesehen von der Infections- 
gefahr des Glaucoms, und der Netzhautablösung bewusst ist, — und 
mit Frönuica (Archiv f. Augenheilk. XXXV. 4), der ebenso nüchtern über 
diese Sache urtheilt und betont, dass die Acten darüber nuch nicht ge 
schlossen sind: „Wenn in Jahrzehnten die Augen der jetzt jugendlichen 
Operirten die ohne Zweifel anfänglich glänzende, functionelle Leistungs- 
faligkeit auch im vorgertickten Alter dauernd beibehalten, dann kann 


— 401 — 


man .... den Werth der operativen Behandlung hochgradiger Kurz- 
sichtigkeit auf die gleiche Stufe mit dem Nutzen der Iridectomie bei 
Glaucom stellen. Vorläufig bleibt aber dieser Platz frei .... bei der 
relativen Neuheit des Verfahrens (sind) noch manche Punkte der Auf- 
klarung sehr bedirftig ....“ Zu diesen „manchen Punkten“ erlaube 
ich mir die erwähnte Wirkung der Ultraviolettstrahlen und 
Röntgenstrahlen beizuzählen, trotzdem die letzteren unter normalen 
Verhältnissen in der Natur nicht vorkommen, und endige mit dem Satze, 
dass hier noch viele undurchforschte und deshalb ungebundene Compo- 
nenten vorhanden sind, deren Resultante sich unserem heutigen Wissen 
entzieht. ; 

Den Erfolg meiner Arbeit danke ich vor Allem meinem gewesenen 
Lehrer und Chef Hrn. Prof. ScHöBL, der löbl. Böhmischen Akademie, 
dann meinem Freunde Cand. med. WILHELM SCHÖöBL, welcher bei Experi- 
menten und mikroskopischen Arbeiten mitwirkte, sowie allen Herren Col- 
legen, die mir in welcher Art immer behilflich waren. — 


—— SS 


Neue Instrumente, Medicamente ete. 


Ueber die Behandlung von Augenerkrankungen mit Sozojodol- 
Präparaten. 


Von Dr. A. R. Chiappella, früher Assistent in der Augenklinik zu Florenz. ` 


Im Folgenden werde ich mir erlauben, meine Erfolge mit Sozojodolpräpa- 
raten an über 100 Kranken mitzutheilen. | 

Ich werde nicht wiederholen, was-schon von Anderen über die Zusammen- 
setzung des Sozojodols (Ac. dijodoparaphenolsulfonicum) und seiner Salze gesagt 
worden ist; von welchen Präparaten ich das Natrium, Zincum, Kalium und 
Hydrargyrum Sozojodol verwandt habe. 

Wie bekannt, ist die Löslichkeit in Wasser bei diesen vier Salzen sehr ver- 
schieden: während das Natrium-Sozojodol sich im Wasser sehr leicht löst, ist 
das Quecksilber-Sozojodol fast unlöslich. Dieses letztere löst sich aber in weit 
stärkerer Concentration in Kochsalzsösung. 

In warmem Wasser kann man weit 'stärkere Concentrationen, als im kalten 
erhalten; und zwar je wärmer das Wasser ist, desto stärker wird die Concen- 
tration; natürlich aber, wenn man solche Lösungen anwenden wollte, sollte man 
sie in einer gewissen Temperatur halten, damit das Salz aus der gesiittigten 
Lésung nicht crystallisirt. Ferner wäre viel schädlicher als nützlich die 
Anwendung eines sehr warmen und natürlich ätzenden Collyrium. Die mit 
kaltem Wasser hergestellten Lösungen sind aber für unseren Zweck ganz hin- 
länglich und nicht zu ätzend.' 

In meinen Versuchen habe ich die folgenden Lösungen angewandt: 

Natrium Sozojodol 3—6 ”/, Lösung, 
Zincum m 1—5 ° » 
26 


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Als Salben: 
Natrium-Kalium Soz. 2,5—5:100 Th. 
deutschen weissen Vaselins. — 
Hydrarg. Soz. 0,5—2 °/.. 
Als Pulver: 
Kalium Soz. pure oder 1:1—1:2 Th. 
Talcum ven. 

Zincum Soz. 1:10 Th. Tale. 

Die ätzende Wirkung aller dieser Verdünnungen ist nicht zu gross und 
ganz erträglich. | : 

Die Wirkung der Sozojodol-Salze ist héchst antiseptisch; und dies unbe- 
schadet der dem (mit Ac. Sozojodol combinirten) Metalle eigenen Wirkung. Ausser- 
dem zeichnen sich diese Präparate noch wegen ihrer Unzersetzbarkeit durch 
Licht, der vollständigen Gerachlosigkeit, des Mangels jeder schädlichen Neben- 
wirkung, der Schmerzlosigkeit ihrer Anwendung aus. Aus diesen Eigenschaften 
kann man deutlich sehen, wie vortheilhaft die Verwendung dieser Präparate für 
die Praxis ist. 

Meinerseits bin ich damit sehr zufrieden die Sozojodol-Salze bei der Be- 
handlung der Augenkrankheiten angenommen zu haben, da ich sehr gute Resul- 
tate damit erzielt. Meinen Versuchen gemäss habe ich immer unmittelbar nach 
den ersten Applicationen constatiren können: eine Secretionsverminderung, welche 
gleichzeitig so modificirt wird, dass sie sofort den eitrigen Charakter verliert, 
um rein catarrhal zu werden; eine schnelle Veränderung der secernirenden oder 
verschwärten Oberfläche, welche sofort ein normales Aussehen annehmen; einen 
zuweilen ganz auffallend raschen Reparationsprocess; kurz, die rasche Heilung 
der Krankheit, oder bei chronischen, hartnäckigen, noch nicht geheilten Fällen, 
wenigstens eine bedeutende Verbesserung. 

Ich will aber nicht damit die Sozojodol-Salze über alle anderen Mittel 
setzen, die wir seit Jahren mit glücklichen Erfolgen anwenden; nur bin ich 
überzeugt, dass wir in diesen Präparaten gute Mittel für die Behandlung vieler 
Augenkrankheiten haben, so dass dieselben verdienen mehr bekannt und ange- 
wandt zu sein. 

Bei der Blepharitis (sei es die Blepharo-adenitis, wie die Bl. 
ulcerosa) habe ich sehr gute Resultate beim Gebrauch der Sozojodol-Salze 
erzielt. Ich behandelte Kranke mit Blepharitis folgendermaassen: Ich reinigte 
zuerst den Lidrand, wie gewöhnlich, von den Krusten und Schuppen u. s. w., 
eröffnete die kleinen Abscesse, wenn vorhanden, riss die erkrankten Augen- 
wimpern weg u.s. w. und nachdem, nach reichlicher Abwaschung mit einer 
4—6°/, Natr. Soz.-Lösung, oder im Falle von Verschwärungen und Abscessen, 
mit 3—5°/, Zin. Soz.-Lösung, wandte ich eine Salbe aus 0,5—2 °/, Quecksilber- 
oder Natriumsozojodol an und massirte einige Minuten lang. 

Besonders mit der ersten Salbe (aus Hydr. Soz.) babe ich in mehreren 
Fällen eine auffallend schnelle Heilung gehabt; in allen Fällen war die Dauer 
der Kur abgekürzt und das Resultat sehr gut. 

Ekzema palpebrarum behandelte ich ebenfalls mit Salbe aus 0,5— 2", 
Hydr.- oder 2,5—5°/, Natr.-Kalium-Soz. 

Alle mit 5—6°/, Natr. Soz.-Lösung behandelten Fälle von Hyperhamie 
der Conjunctiva wurden binnen wenigen Tagen geheilt. 

Conjunctivitis acuta war ebenfalls von 6°, Natr. Soz.-Lösung geheilt, 
welche ich in allen Fällen anwandte, wo geringe Secretion vorbanden war. In 
Fällen von reichlicher Absonderung ersetzte ich Nat, Sos, durch Wun. und zwar 


— 403 — 


in 3—5 °/, Lösungen; diese letztere (5°/,) nur selten. Schwere Fälle mit sehr 
reichlicher Absonderung, Chemosis und Lidoedem wurden binnen 6—8 Tagen 
vollkommen geheilt. 


Dieselben guten Erfolge habe ich bei Conjunctivitis chronica erzielt, 
die ich durch dieselben Mittel behandelte. Gleich nach den ersten Einträufe- 
lungen kann man jedenfalls eine starke Verbesserung beobachten: die Abson- 
derung vermindert und verändert sich, die Lockerung der Bindehaut verschwindet 
allmählich mit der Injection der Gefässe, und zugleich lassen auch die sub- 
jectiven Symptome nach; und wenn man bei chronischen Kranken keine vollstän- 
dige Heilung erzielt (auf dem Lande hat man nicht selten auch mit der Ungeduld 
des Patienten zu thun, der bald ermüdet und die Kur aufgiebt), erreicht man 
gleichwohl eine bedeutende Erleichterung. 


Mehrere Kranke mit epidemischem Catarrh der Conjunctivitis, die ich 
mit 5°/, Zin. Soz.-Lösung und, wenn nöthig, mit Atropin, Holocain u. s. w. 
bebandelt, wurden in einer Periode von weniger als 10 Tagen vollkommen ge- 
heilt. In einem Falle ferner, wo das erste erkrankte Auge das linke und die 
Behandlung sofort unternommen war, konnte ich durch einige Einträufelungen 
am anderen Auge, dessen Conjunctiva bereits anfing sich zu röthen und anormal 
abzusondern, der Krankheit Einhalt thun. 


Conjunctivitis phlyctänulosa habe ich mit guten Erfolgen, ausser 
den gewöhnlichen hygieinischen Verordnungen, den localen anästhetischen Mitteln 
u. 8. w., durch reichliche Einträufelungen von Natr. Soz., und wenn nöthig, von 
Zin. Soz. 3—5°/, und darnach durch Massage mit Salbe aus 0,5—1 °/, Queck- 
silbersoz. behandelt. 


Viele Trachomfälle, und zwar in verschiedenen Formen und Perioden 
der Krankheit, habe ich mit den Sozojodol-Salzen behandelt. 

Durch meine Versuche habe ich die gute Wirkung dieser Mittel feststellen 
können: nur könnte man ihnen vorwerfen, sie wirken zu langsam; wo ist aber 
das Mittel, das bei dem Trachom nicht auf verschiedene Weise wirkt? 

Freilich spricht Dr. Bjelilowsky in seinem Bericht „über Anwendung 
von Sozojodol-Präparaten bei der Behandlung von Augenkrankheiten“ (St. Peters- 
burger med. Wochenschrift, 1897. Nr. 5) von Genesung des Trachoms in 
3 Wochen. 

Dr. Bjelilowsky’s Heilmethode scheint mir aber zu kräftig. 


Er verfährt folgendermaassen: „Nach Ectropionirung der Lider zerreibt er 
unter Cocainanästhesie mit dem Nagel des Zeigefingers oder Daumens der rechten 
Hand (mit der linken fasst er die ectropionirten Lider) alle Körner bis zur 
Blutung und darnach reibt er Zn. Soz, in Pulverform ein; Patient bekommt 
nach Hause 3°/, Borzinkwasser mit Cocain 4°/,, da die Schmerzen noch einige 
Stunden andauern. — Die Häutchen, die sich auf der Schleimhaut der Lider 
bilden, entfernt er am andern Tage vermittelst reichlicher Augendouche aus 
warmem Wasser oder reibt sie mit Wattekügelchen ab, fast ohne Blutung. 
Darauf giebt er den Patienten Tropfen einer 6—7°/, Zin. Soz.-Lösung oder 
2°/, Quecksilbersalz auf 3—4 Tage und auch 2°/, Cocaintropfen, wonach er 
dieselbe Procedur wiederholt und nach 3 Wochen (maximum) ist der Patient 
genesen. Sind aber die Papillen sehr gross, so schneidet er sie vorerst 
ab.“ (L. c.) 

Nun, die Folgen der wiederholten kräftigen Aetzungen pflegen nicht etwas 
anderes zu sein, als die für das Auge gefährlichen Narben der Bindehaut; und 

dies dürfte wohl hier der Fall sein. 
l 26 * 


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-Zwar muss ich gestehen, dass ich auch angefangen hatte, einige Trachom- 
‘ fälle mit Dr. Bjelilowsky’s Heilmethode zu behandeln; ich verliess sie aber 
bald, weil die Abreibung mit Zin. Soz. pulv. sehr heftige, mehrere Stunden an- 
dauernde Schmerzen erregte, starke Reizung und Chemosis der Conjunctiva nach 
sich zog und besonders einen ziemlich tiefen Schorf verursachte, welcher den 
Schaden einer zu raschen narbigen Retraction mich fürchten liess. 

Diesen Erwägungen gemäss verfuhr ich in folgender Weise: 

Vorher nehme ich eine reichliche Injection mit Sublimat-Lösung 1:4000 
vor, und unter Anästhesie vermittelst 1°;, Holocain Chlorid-Lisung! ectropionire 
ich die Lider und zerreibe mit Wattekigelchen die Conjunctiva und die Trachom- 
körner bis zur Blutung: nachdem instillire ich 5°/, Zin. Soz.-Lösung. Alle 
Tage wiederhole ich diese Procedur. 

Wenn es nöthig ist, mache ich statt der Abreibung mit Wattekigelchen 
Scarification, zuweilen Abkratzungen mit dem scharfen Löffel (möglichst selten, 
um die unregelmässisen Narben zu vermeiden), Zermalmung der Körner mit 
Knapp's Pincette. 

Nach Hause verordne ich den Patienten, ausser Auswaschungen mit Sublimat- 
Lösung 1:4000, auch Tropfen von 2—3°/, Zin. Soz.-Lisung. 

Bei Kindern, bei denen diese so oft wiederholte Procedur zu energisch 
sein könnte, wende ich gern die !/,—1°/, Quecksilbersozojodol-Salbe an. Mit 
dieser Procedur habe ich bisher drei völlige Genesungen von Trachomfällen, 
nach einer Behandlung von 40—70 Tagen, erzielt. Bei einem von diesen 
Kranken habe ich die Genesung im Laufe von 40 Tagen, bei einem anderen 
von 30 Tagen nach Beendigung der Kur controliren können. Der dritte Kranke 
ist vor zu wenigen Tagen geheilt, um von einer kontrolirten Genesung sprechen 
zu können. Dagegen giebt es Fälle, wobei die au mit Zin. Soz. sehr 
langsam (obgleich immer wohlthuend) wirkt. 

Sehr gute Resultate habe ich beim Gebrauch dere Salbe aus Hydr. 
Soz. bis 2°/, bei Fallen von Pannus trachomatosus der Hornhaut erzielt. 

In der That, in einem Falle von Pannus mit zahlreichen Hornhauttribungen 
und unregelmassizem Astigmatismus beider Augen, wo V.O.S.= °/,,, und 
V.0.D. = Thun War (in diesem Auge ist noch immer ein Entropion des 
unteren Lides mit beständiger Reibung der Augenwimpern gegen die untere 
Hälfte der Hornhaut vorhaut vorhanden; die Patientin hat noch nicht einge- 
willigt sich der Operation zu unterziehen), war nach 24 Tagen der Behand- 


lung V.0.S. = Daa: NO. D. ss (Zoe Heute ist das Gesicht noch verbessert 
1 


(V.0.S. = 1/2; O.D. = !/,). In einem anderen Falle war V.0.D. = <5. Nach 


bloss sechs Tagen der Kur (den 14. Marz) erkennt schon die Patientin mein 
Gesicht 40 cm entfernt; den 17. März war V.= 1/,,9; den 20. Marz NV. cs Lat 
den 27. März V.=!/,,; den 4. April NV. es Je Und auch in diesem Falle 
hat man mit zahlreichen Hornhautflecken und einem mässigen Grad von Kero- 
toconus zu tbun. Leider hat die Patientin in demselben Monate April wieder 
eine schwere Keratitis bekommen, welche die weitere Authellung der Hornhaut 
vorläufig unterbrochen hat. Heute ist doch V. = !/,,, obgleich die Keratitis 
noch nicht geheilt ist. 

Ich wende keine stärker reizende Hydr. Soz.-Salbe als 2°/, an, weil die 
Application zu schmerzhaft ist und der Kranke leicht der Forsetzung der Be- 


1 Seit mehr als sechs Monaten wende ich zur 'localen Anästhesie salzsaures 
Holocain in 1%, Wasserlösung an. wodureh ich vollständig Coeain ersetzt habe. 
Holveain hat vor dem Cocain mehrere Vortheile. 


405 — 


handlung sich strauben wirde. Fir den Gebrauch zu Hause schreibe ich sie 
gewöhnlich zu !/,—1°/, vor. 

In diesen Concentrationen ruft die Application der Salbe ein mehr oder 
weniger empfindliches Brennen hervor (zwar ist es sehr heftig und ziemlich . 
dauerhaft mit der 2°/, Salbe); ich habe aber nie Intoleranz beobachtet, wofern 
keine schweren entzindlichen Symptome vorhanden waren; in diesem Falle habe 
ich mit günstigem Erfolge eine Salbe aus 2,5—5°/, Natrium-Kalium-Sozojodol 
angewandt, bis die erwähnten Symptome verschwunden waren. 


Bei der Conjunctivitis follicularis erziele ich gute Resultate mit der 
folgenden Behandlung: Eintriufelungen von 2—6 °/, Natrium Soz.-T,ösung, wenn 
die Absonderung gering und katarrhal ist; von 1—3°/, Zin.-Soz.-Lösung in 
Fällen mit reichlicher eitriger EEN Ferner SE mit einer Salbe 
aus 4/,°/, Quecksilbersoz. 

Die Brand-Aetz-Wunden und Wunden der Gage wurden von 
mir durch Auswaschung mit einer 5—6 °/, Natr.-Soz.- oder 2—3 °/, Zin.-Soz.- ` 
Lösung und einer Salbe aus 2,5—5°/, Natr.-Kalium-Soz. in Vaselin behandelt. 
Heilung binnen 5—8 Tagen. | | 

Bei den Krankheiten der Thränenwege habe ich die Sozojodol-Salze 
erprobt und schon nach den ersten Einspritzungen im Thränensack habe ich 
eine bedeutende Verminderung und Veränderung der Absonderung constatiren 
können. 

Ich verwende bei der Dacryocystitis chronica eine 1—2°/, Zin. Sou. 
Lösung, zu Injectionen im Thranensack, entweder durch ein mit Weber's 
Messer gespaltenes 'Thränenkanälchen oder unmittelbar im Sack nach Schnitt 
desselben. 

Als modificirendes Mittel der Absonderung der Thränensackschleimhaut bei 
schweren Fällen von Thränensackgeschwulst .. (wo ich zur Cauterisation 
Zuflucht nehmen sollte) verwandte ich, ausser 5°/, Zin. Soz.-, auch eine = —2', 
Hydr. So2.-Lösung. 

Als austrocknendes und vernarbendes Mittel muss ich das Kalium-Soz. in 
Pulverform sehr empfehlen, wodurch ich übrigens Joduform, unbedingt, auch als 
Streupulver über Nahtlinien, zu meiner Zufriedenheit wegen des günstigen Er- 
folges und zu grosser Freude der Patienten wegen der Geruchlosigkeit des 
Präparates, ersetzt habe. 

Unter den Hornhautkrankheiten habe ich die Sozojodol-Salze in 
mehreren Fällen von Hornhautentzündungen, Geschwüren, Wunden u. 8. w. er- 
probt. Vom Pannus habe ich schon gesprochen. 

Die Epithelsabschabungen behandele ich vermittelst reichlicher Ein- 
träufelungen von 6°/, Natr. Soz.-Lösung und einer 2,5°/, Salbe desselben 
Salzes oder Kal. Soz. 

Die Behandlung von Wunden der Hornhaut erfolgt folgendermaassen: 
Nach Anästhesie, Auswaschung mit einer 6°/, Natr. Soz.- (wenn nöthig, 3 bis 
5°/, Zin.-Soz.-Lösung); Atropin, Eserin u. s. w.; hiernach Massage mit einer 
Salbe aus 5°/, Kulium Soz., oder auch mit diesem Salze in Pulverform. In 
der Regressivperiode Salbe aus !/,/, Quecksilbersozojodol. Mit dieser Procedur 
habe ich immer eine schnelle Heilung und eine möglichst helle Narbe erzielt. 

Bei den Hornhautgeschwüren wende ich Natr.-Zin.-Soz.-Lösungen zum 
Auswaschen, Holocain, Atropin u. s.w., eine Salbe aus 2,5—-5”/, Natrium- 
Kalium-Soz. und bei atonischen Formen aus !/,—1°/, Hydr. Soz. an. Kleng 
nicht zu tiefe Geschwüre waren mit dieser Behandlung binnen 3—4 Tagen 


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vollkommen geheilt. Kalium-Soz. wird bei dieser Krankheit auch von Gold- 
zieher angewandt und sehr empfohlen. Er lässt die folgende Salbe herstellen: 
Kalium Soz. 0,25—0,50 
Atrop. Sulf. 0,05 
Vaselin. amer. alb. 10,0. 
S.: Salbe — 3mal taglich. 
(S. Centralbl. für Augenheilk. 1894. März: „Zur Therapie der Hornhautenzün- 
dungen.“) 

Sehr gute Resultate hat mir Kal.-Soz. auch in Fällen von Hornhaut- 
abscessen gegeben; und hier besonders zeigt es sich dem Jodoform weit 
überlegen, da wir wissen, dass Jodoform in Hornhautabscessen nicht gut zu 
ertragen sei. 

Bei der Keratitis phlyctaenulosa habe ich die folgende locale Be- 
handlung vorgenommen: Auswaschen mit Sublimat-Lösung 1:4000; Holocain, 
Atropin und die ?/,—1°/, Salbe aus Quecksilber-Sozojodol. Wenn begleitender 
Catarrh der Conjunctiva oder Lidschwellung vorhanden, nehme ich auch Ein- 
träufelungen von 3—5 °/, Zin.-Soz.-Lösung vor. 

Auch begleitende Gesichts- und Nasenlöcher-Ekzeme habe ich mit 
günstigem Erfolge vermittelst der Salbe aus 2°/, Hydr. Soz. oder 5°/, Kal. 
Soz.; Rhinitiden entweder mit derselben vermittelst Wattebausches in die Nase 
gebrachten Salben (auch mit einer 10°), Salbe aus Zin.-Soz.)oder mit Ein- 
blasungen von Zin.-Soz. 1:10 Th. Talc. — Kal. Soz. 1:1 bis 1:2 Th. Talc. 
ven. behandelt. 

Bei der Behandlung der Hornhautflecken habe ich die gelbe Präcipitat- 
salbe durch die aus 0,5—1 °/, Hydr. Soz. ersetzt. 

Beide besitzen eine ungefähr identische, auffallende Wirkung bei nicht zu 
sehr alten Flecken, die letztere aber eine schnellere und ich möchte gern sagen 
eine stärkere. 

Zu einem Schlusse aus dem Gesagten kommend, scheint es mir, dass die 
Sozojodol-Präparate eine grössere Verbreitung und eine weitere Anwendung bei 
der Behandlung der Augenerkrankungen verdienen; deshalb würde ich sehr zu- 
frieden sein, wenn dieser kurze Bericht zu weiteren Mittheilungen anregte. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Bericht über die 26. Versammlung der Ophthalmologischen Ge- 
sellschaft. Heidelberg 1897. 
I. Sitzung am 5. August .1897, Vormittags 9 Uhr. 
Begrüssungsrede durch Hess. 
Verkündigung des Graefe-Preises an Th. Axenfeld (Rostock) und E. v. Hippel 
(Heidelberg). 
Vorsitzender: Haab (Zürich). 


1. Zur Pathogenese der Stauungspapille, von E. Krückınann 
(Leipzig). 

Die doppelte anatomische Verbindung der Gehirnflüssigkeit mit dem peri- 
pheren Sehnervenende, die gegeben ist einmal in der directen Fortsetzung der 
Dura in die Sehnervenscheiden, zweitens in der Communication, die zwischen 
dem adventitiellen Saftcanalsystem der die Opticusscheiden duarchbohrenden 
Centralgefässe und den Lymphräumen des Gehirns besteht, machen es verständ- 


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lich, dass bei intracraniellen Processen, bei denen Entzündungsstoffe in der Ge- 
hirnflüssigkeit circuliren, die Papille in Mitleidenschaft gezogen werden kann. 
Diese Entzindungsstoffe werden nach des Vortr. Ansicht durch die Zellen des 
menschlichen Organismus selbst gebildet. Er nemnt sie daher somatogen oder 
autogen. Bei autonomen Tumoren ist das Zustandekommen der Papillitis wahr- 
scheinlich nur auf die directen Wirkungen der regressiven Zellmetamorphosen 
zurückzuführen. Bei Tuberculose und Syphilis kommen 2 Entzündungsarten in 
Betracht: eine primäre, durch den specifischen Erreger direct bedingten und 
eine Secundäre, die erst im Anschluss an Zellzerfall sich bemerkbar macht. 
Eine Aenderung der Wirkung dieser beiden Krankheitssteffe ist mitunter durch 
klinische Beobachtung möglich, da die „somatogenen“ Entzündungsstoffe nur 
wenig zerstörende Eigenschaften haben. Bei Parasiten sind die Stoffwechsel- 
producte des lebenden Thieres selbst zu beschuldigen. 

Von Bedeutung für die Grösse der Functionsprüfung. ist die Art des Ex- 
sudates. Das flüssige ist harmloser als das gerinnende. 

Der vermehrte Hirndruck begünstigt das Zustandekommen der Stauungs- 
papille, da die Stoffe gleichsam in die Papille hineingepresst werden. Allein 
aber kann er nie eine Papillitis bedingen. 

Zum Schluss giebt Vortr. noch eine Deutung der verschiedenen Arten von Papil- 
larschwellung, die nicht auf intracranielle Processe zurückgeführt werden können, 

In der Discussion erklärt sich Leber mit des Vortr. Ansichten einver- 
standen. Er macht den Vorschlag, den Namen Stauungspapille! fallen zu lassen 
und dafür „Schwellungspapille“ oder „Papillarschwellung“ zu setzen. 


2. Accommodative Ortsbestimmungen der Linse, von L. Heine 
(Marburg). 

In Fortsetzung der Arbeiten von Hess demonstrirt Vortr. eine Versuchs- 
anordnung, die es ermöglicht, subjectiv und objectiv accommodative Linsenver- 
schiebungen im Auge zu beobachten. 

Bei maximaler Erschlaffung der Zonula fällt die Linse ihrer Schwere folgend 
ın den Zonularaum und ihr Knotenpunkt wird nach unten verlegt. Ein im 
Nahpunkt aufgestellter feiner Coconfaden muss damit bei der Fixation eine 
Scheinverschiebung gegen entfernt stehende Objecte machen, mit denen er sich 
vorher deckte. Vortr. kommt zu dem Resultat, dass nach accommodat. Spontan- 
entspannung der Zonula die Linse von der Mittellage aus nach jeder Richtung 
lj mm Spielraum hat, bei Eserinaccommodation 1 mm. 

Zum objectiven Nachweis benutzt Vortr. die bei Accommodation messbaren 
Verschiebungen des hinteren Linsenreflexbildes gegen das Cornealbildchen. 
Diese gehen bei verschiedenen Kopfhaltungen stets der Schwere nach vor sich, 
was durch Muskelzug nicht zu erklären ist, wohl aber eine eine Erschlaffung 
der Zonula beweist. 


3. Mikroskopische Fixirung des Accommodationsactes, von 
L. Heine (Marburg). 

Vortr. gelang es, am Taubenauge den Accommodationsact mikroskopisch 
zu fixiren. Während die Muskelfasern im durch Curare gelähmten Auge der 
Scleralwand parallel laufen, bilden sie in dem durch Nicotin in Accommodation 
versetzten mit der Sclera einen nach vorn offenen Winkel, sind breiter und 
ohne Querstreifung. Er vergleicht den Aufbau des Ciliarmuskels wit einer 
Irıisblende, deren Segmente eine Kuppel bilden. Die Präparate sollen beweisen, 


* Aber er ist einer der wenigen, die in den fremden Literaturen Bürgerrecht 
erlangt haben. H. 


— 408 — 


dass bei der Contractur des Ciliarmuskels die’ Ora serata nach vorn gezogen 
werden und die Zonula erschlafft. 


4. Ueber das Auge des Neugeborenen, von E. von Hippel 
(Heidelberg). 

Vortr. bespricht zunächst die cadaveröüsen Erscheinungen und den Ein- 
fluss der üblichen Härtungsmittel Müller’sche Flüssigkeit und Formol auf das 
Auge. Die von Lange beschriebene Netzhautfalte halt er für ein Kunstproduct. 
Die Dicke der Hornhaut ist grossen Schwankungen unterworfen. Die vordere 
Kammer ist tiefer, als gewöhnlich angenommen wird. An ganz frischem Material 
stellte er die Linsenform fest. Durchaus keine Annäherung an Kugelgestalt. 
Die Hinterfläche ist wesentlich gekrümmter als die vordere. In 2 Fällen be- 
trug die Dicke 3,76 nm. Entgegen der Ansicht Schén’s zeigen seine Präparate 
deutlich eine Ora serata sowohl des Pigmentepithels, als der Retina, ebenso 
eine ausgeprägte physiologische Excavation des Sehnerven. Die Fovea ist nicht 
so scharf begrenzt wie beim Erwachsenen, an ihrem Grunde finden sich sämmt- 
liche Netzhautschichten ausser den Nervenfasern. . Die Zapfen sind noch 
kümmerlich entwickelt. 

Die erste Markscheidenbildung am Opticus fand Vortr. erst beim 4 Wochen 
alten Kinde. Die Häufigkeit der Blutungen im Neugeborenenauge konnte er 
bestätigen. Sie mögen häufig die Grundlage für congenitale Amblyopie und 
centr. Colobom abgeben. 

- An der Discussion betheiligen sich Hess, Weiss, Fränkel, Sattler, 
Axenfeld, Krückmann und Bernheimer. 

5. Ueber einige seltnere Glaucomfälle und über die Wirkung 
der Accommodation beim primären Glaucom, von C. Hess (Marburg). 

Vortr. demonstrirt 2 Glaucompräparate. Der erste entstammt einem Falle, 
in dem das Glaucom durch Luxation der Linse in der vorderen Kammer her- 
vorgerufen war. Die Iris findet sich der hinteren Linsenfläche und in der 
Peripherie der hinteren Hornhautfläche dicht angepasst. Die Verlegung des 
Fontana’schen Raumes scheint hier nicht die Ursache, sondern die Folge der 
Drucksteigerung zu sein. Im 2. Fall trat das Glaucom bei einem hämophilen 
Knaben nach geringfügiger Hornhautverletzung auf. Es fand sich im enucleirten 
Bulbus starke Blutung in der vorderen und hinteren Kammer, sowie in dem 
circumlentalen Raum. Die Iris liegt in ziemlicher Ausdebnung der hinteren 
Hornhautfläche an. Die Deutung der Entstehung dieser Anlagerung stösst auf 
Schwierigkeiten. 

Vortr. geht dann auf die Frage ein nach der Bedeutung der Accommodation 
auf die Entstehung des primären Glaucoms. Er beleuchtet die Darlegungen 
und Theorien von Walker, Schön, Snellen über die schädliche Wirkung 
der Accommodation bei Glaucom, und kommt zu der entgegengesetzten Auf- 
fassung, dass die Accommodation, .die dieselben Veränderungen wie das Eserin 
hervorruft, bei beginnendem Glaucom nur günstig wirken kann. 

In der Discussion erwähnt Sattler einen Fall von prodromalem Glaucom, 
in dem durch Lesen die Anfälle coupirt wurden.! 

6. Ueber die elastischen’ Fasern in der Lamina cribrosa und im 
Sehnerven, von H. Sattler (Leipzig). 

An Quer- und Längsschnitten legt Vortr. die Anordnung der elastischen 
Fasern in der Lamina cribrosa, dem Sehnerv und seinen Scheiden klar. Im 
Bau der Lamina cribrosa bilden sie einen dominirenden Bestandtheil. In cir- 


1 Habe ich auch bevbachtet. H. 


— 409 — 


culärem Laufe umkreisen sie das Sehnervenloch und treten in radiärer Richtung 
in die Balken der Lamina cribr. ein. Nach Durchflechtung daselbst gehen sie 
in die Axe des Sehnerven in eine die Centralgefiisse umschliessende Scheide 
über.. Vom hinteren Ende der Lamina cribr. treten sie im Opticus-Stamm be- 
deutend an Zahl zurück und erscheinen im Schnitt in den verschiedensten 
Richtungen getroffen. 


7. Ueber die bandförmige Hornhauttrüäbung, von Th. Leber 
(Heidelberg). 


Klinisch unterscheidet man eine primäre und eine secundäre Form. Die 
erstere, die senile Form, ist allgemein von practischem Interesse. Häufig ist 
die Complication mit Glaucom. Die secundäre tritt mit Vorliebe bei chronischer 
Uveitis auf. Aus den histologischen Untersuchungen des Vortr. von zahlreichen 
Fällen geht hervor, dass es sich bei beiden Formen im Wesentlichen um eine 
Einlagerung von Kalksalzen in die Bowmann'sche Membran handelt, die später 
auf das benachbarte Hornhautparenchym und selbst das Epithel übergreift. Die 
trüben Auflagerungen sind Auswüchse der Bowmann'schen Membran, die sich 
gleichzeitig mit der Kalkeinlaxerung verdickt hat, und stellen korallenartize 
Bildungen von complicirter geschichteter Zusammensetzung dar. Auch an der 
Hinterfläche zeigen sie sich als kleine Vorragungen; sie sind analog den Drusen 
der übrigen hyalinen Membranen. Vermuthlich entstehen die Excrescencen unter 
dem Epithel, das später abzestossen wird. Neben dieser Gewebsneubildung 
kommt es zu einem eigenthümlichen Zerstürungsvorgang, die einhergeht mit 
Proliferation am Bindegewebe in der Umgebung, das Trimmer der verkalkten 
Bowmann'schen Membran einschliesst. 'Traumatische Einflüsse mögen dabei 
tördernd wirken. Ausser diesen finden sich im sclerosirten Bindegewebe noch 
zweierlei andere Gebilde, verkalkte Platten und kolloide Klumpen, deren Her- 
kunft nicht sicher gestellt ist. Die Quelle der Kalkablagerung liegt in der 
Ernährungsflässigkeit, die eine grössere Menge gelöster Kalkverbindungen enthält. 
Im Bereich der lidspalte kommt es in Folge der Verdunstung zu einer erhöhten 
Concentration, worin die Möglichkeit einer Ausscheidung von Kalk an dieser 
Stelle gegeben ist. Als primären Vorgang sieht Vortr. die Kalkablagerung an, 
als directe oder indirecte Folge davon die Neubildung sclervsirender Binde- 
gewebe vor und hinter der Bowmann’'schen Membran. 


An der Discussion betheiligen sich Sattler und Vossius. Letzterer 
hält es für möglich, dass -die Kalkablagerung nicht immer das primäre ist. 


8. Sarcom der Iris, von W. Mayweg (Hagen). 


Vortr. berichtet über einen Fall von Irissarcom bei einem 33Jjährigen 
Manne, das sich aus einer schon vor Jahren beobachteten stecknadelkopfgrossen, 
gelbbraunen Erhöhung entwickelt hatte. Die radicale Operation bestand in 
Iridectomie. 

Ein Recidiv war nicht aufgetreten. 

In histologischer Beziehung handelt es sich um ein zellenreiches, stark 
pigmentirtes Spindelzellensarcom, das seine Entwickelung von der obersten sog. 
vorderen Grenzschicht genommen hatte. 


In der Discussion empfiehlt Krückmann bei Irissarcom die rechtzeitige 
völlige Entfernung des Auges. Haab gelang es, nach doppelter Iridectomie 
ein Irissarcom radical zu entfernen. 


— 410 — 


II. Wissenschaftliche Sitzung. 
Freitag, den 6. August, Vormittags 91/, Uhr. 
Vorsitzender: Hess jun. 


9. Zur Lehre von den Augenmuskelläbhmungen. Eine experimen- 
telle, vergleichend anatomische und klinische Studie. Mit Demonstrationen, von 
L. Bach (Würzburg). 


Vortr. ging bei "seinen Versuchen, die er zur Feststellung der Localisation 
im Augenmuskelkerngebiet an Kaninchen, Katzen und 1 Affen anstellte, in der 
Weise vor, dass er zunächst Augenmuskeln durchschnitt resp. exstirpirte, Iris 
und Ciliarkörper - vollständig entfernte, den ganzen Bulbus oder die Orbita 
excenterirte, dann einige Zeit danach die Thiere tödtete und das Augenmuskel- 
kerngebiet oder das Ganglion ciliare in Schnittserien zerlegte. Schon nach 
wenigen Tagen sind an den den Nerven der durchsclnittenen Muskeln zuge- 
hörigen Ganglienzellen Veränderungen zu erkennen. Vortr. kam zu folgenden 
Resultaten: 

Es findet eine partielle Kreuzung des Oculomotorius und Trochlearis statt 
und zwar liegen die gekreuzten Fasern im Oculomotoriuskern hauptsächlich distal. 

Die Fasern des Abducens verlaufen ungekreuzt. Nach Entfernen des Corp. 
ciliare und der Iris treten im Oculomotoriuskern keine Veränderungen auf, wohl 
aber im Ganglion ciliare, womit bewiesen wird, dass die zum M. sphincter pupillae 
und M. ciliaris gehörigen Nervenfasern allein in Ganglion ciliare ihren Ursprung 
haben. Hier werden auf sie Erregungen vom Oculomotorius übergeleitet. 

Ein Ursprung des Augen-Facialis im Oculomotoriuskern konnte nicht nach- 
gewiesen werden, ebenso wenig Ganglienzellen, die zum M. levator palpebr. sup. 
und M. retractor bulbi gehören. Im Grossen und Ganzen erhellt es, dass 
functionell zusammengehörige Muskeln nahe bei einander liegenden Zellen im 
Kerngebiet entsprechen. Weiterhin untersuchte Vortr. das normale Augen- 
muskelkerngebiet des Menschen, Affen, Kaninchens und der Katze mit der 
Weigert’schen und Golgi’schen Methode. Sie führten zu dem Ergebniss, 
dass im Oculomotoriuskern eine partielle Kreuzung besteht, indem die gekreuzten 
Fasern zu dem distalen Abschnitt des Kerngebietes gehören. Eine scharfe 
: Trennung und Gliederung der einzelnen Ganglienhaufen, auf deren Vorhanden- 
sein die Lehre von den Kernlähmungen basirt, konnte nicht festgestellt werden. 
Eine isolirte Läsion eines Astes wäre dagegen möglich zwischen dem Austritt 
aus dem Kern und der Austrittstelle des N. oculomot. an der Hirnbasis, da sie 
hier eine Strecke weit von einander getrennt verlaufen. Es ist daher kaum 
angänglich, falls eine periphere Ursache sich ausschliessen lässt, isolirte Läh- 
mungen. schlechthin als Kernlähmungen zu bezeichnen und ausgedehnte als 
basale Lähmung. 


10. Experimentelle Studien zur Kenntniss der Innervation der 
inneren und äusseren vom Oculomotorius versorgten Muskeln des 
Auges, von St. Bernheimer (Wien). 


Vortr. experimentirte an 12 Affen und suchte festzustellen, “welche 
Theile des Oculomotoriuskernes den einzelnen vom Oculomotorius innervirten 
Muskeln entsprechen. letztere wurden sammt dem in sie eintretenden Nervenast 
exstirpirt, einige Tage danach das Thier getödtet und das Oculomotorius-Centrum 
in Schnittserien zerlegt und nach Nissl behandelt. Die Centra für die M. recti 
sup. inf. int. und obliqu. inf. befinden sich nur in den Seitenhauptkernen und 
den zugehörigen Lateralzellen und zwar sowohl. im gekreuzten als auch im 


—~- 411 — 


gleichseitigen Seitenhauptkern. Die vordersten Antheile derselben gehören zum 
Levator. Die Nebenkerne dagegen, der paarige kleinzellige und der unpaarige 
grosszellige sind als wahre Oculomotoriuskerne und ganz speciell als Centren 
der vom Oculomotorius versorgten Binnenmuskeln des Auges aufzufassen. Der 
kleinzellige Mediankern der rechten Seite gehört dem rechten Auge, der gross- 
zellige unpaarige versorgt beide Augen. — Auch für jeden einzelnen Muskel 
stellt Vortr. die Grenzen fest. Anatomisch gehen die Zellbaufen in einander 
über. Die um die Mittellinie gruppirten Centren für die Binnenmuskeln sind 
entsprechend der häufig isolirten Lähmung dieser von den sie umgebenden 
Centren der übrigen Augenmuskeln getrennt; nur mit dem Gebiet des Rect. int. 
treten sie im Fühlung, womit das Zusammenwirken von Convergenz, Accommo- 
dation und Pupillenspiel erklarlich wird. Auch von den übrigen Muskeln 
grenzen die gleichsinnig wirkenden aneinander. 


11. Ueber monoculäre Diplopie ohne physikalische Grundlage, 
von A. Bielschowsky (Leipzig). 


Die monoculäre Diplopie war nach der Enucleation des schwer verletzten 
besseren rechten Auges aufgetreten. Das linke, das angeborene Amblyopie zeigte, 
hatte bisher nach einwärts geschielt. Mehrfache Versuche liessen eine physi- 
kalische Grundlage für die Diplopie als ausgeschlossen erscheinen. Sie beruhte 
darauf, dass eine einfache Netzhauterregung gleichzeitig an 2 Stellen im Raume 
localisirt wird. Des Vortr. Erklärung für dieses Phänomen fusst auf Hering’s 
Identitätslehre. Er geht dabei von dem früheren Strabismusconvergenz aus. 


Im Interesse des Einfachsehens hatte sich im Laufe der Jahre eine neue 
Correspondenz der Raumwerthe und damit zugleich der Sehrichtungen gebildet. 
Eine anatomisch minderwerthige Netzhautstelle hatte die Function der Macula 
übernommen und stellte ein Pseudocentrum dar. Nach der Enucleation nun 
kam die Doppelwerthigkeit der Netzhaut durch rasch wechselnde und gleich- 
zeitige Localisation nach verschiedenen Richtungen zum Ausdruck. Beim Fixiren 
eines Gegenstandes wird ihm zunächst das Pseudocentrum gegenüber gestellt, 
jedoch gemäss der bisherigen Localisation derselbe in die Hauptsehrichtung 
verlegt. Da ebendahin auch ein zweiter Gegenstand, der auf der Macula sich 
abbildet, projicirt wird, so muss das auf das Pseudocentrum fallende Bild zu- 
gleich dahin im Raume localisirt werden, wo es nach dem angeborenen Raum- 
werthe hingehört. Dem einen Auge kommen somit gleichsam 2 Sehfelder zu, 
deren eines das neuerworbene gegen das andere so verschoben ist, dass es dem 
fehlenden rechten identisch ist. 


12. Ueber das Verhalten des Gesichtsfeldes bei Schielenden, 
von L. Weiss (Heidelberg). ° 


Vortr. fand bei Schielenden relativ häufig Gesichtsfeldanomalien. Ueber- 
sichtliche Zahlen zeigen die Arten derselben und die Refractionsverhältnisse bei 
den verschiedenen Formen des Strabismus. Seine Befunde sprechen . nicht zu 
Gunsten der Lehre von der Amblyopia durch Nichtgebrauch, da sonst zu erwarten 
wäre, dass die Netzhautstellen, die durch die ständige Ablenkung des Auges am 
wenigsten zum Sehact verwendet werden, eine besonders abgestumpfte Empfind- 
lichkeit oder Gesichtsfeldeinschränkung zeigen, was nicht der Fall ist. Bei der 
Aufnahme des summarischen Gesichtsfeldes durch Vorsetzen von farbigen Gläsern 
zeigt er sich, dass auch bei starker Herabsetzung der centralen Schschärfe des 
Schielauges auf seiner Seite die Gesichtseindrücke des Schielauges dominirten. 


— 412 — 


13. Opération du Ptosis par autiplastie ou greffe musculaire, 
par Darier (Paris). 

Vortr. schlägt zur Operation der completen Ptosis folgendes Verfahren 
vor: Nach vorsichtigem Herausschneiden eines 3 mm breiten ovalen Hautlappens 
aus der Haut des Oberlides parallel dem Lidrand, werden 2 Faserbündel des 
M. Orbicularis losgelöst, so zwar, dass sie an ihrer Basis noch fest haften. 
Es folgt ein Hautschnitt über dem Arcus supercilii und eine Unterminirung 
der Haut des Oberlides, unter der die Fasern des M. orbicul. hervorgezugen 
werden, um dann mit den Wundrändern über den Augenbrauen vernaht zu 
werden. Zum Schluss werden die Orbicularisfasern an der Basis abgelöst und 
mit dem Tarsalknorpel und dem unteren Hand der Lidhautwunde vereinigt. 
Somit wird ein neuer Levator geschaffen. 


An der Discussion betheiligen sich Hering, Schirmer, Wolff, Hess 
Bahr und Schoenemann. 


14. Ueber die anatomische Grundlage des Ringscotoms nebst 
Beiträgen zur Konntniss syphilitischer Veränderungen am Auge, 
von K. Baas (Freiburg i./Br.). 

Vortr. fand bei der anatomischen Untersuchung eines Auges mit specifischer 
Chorio-retinitis, bei der intra vitam ein Ringscotom beobachtet war, in der 
intermediären Zone der Netzhaut zwischen Papille und Peripherie einen breiten 
Gürtel, innerhalb welchen die Elemente der äusseren Schicht vollständig degenerirt 
waren. Die inneren erscheinen unversehrt. Daneben bestand ausgedehnte 
Chorioiditis. 

Weiterliin berichtet Vortr. über die Befunde bei der anatomischen Unter- 
suchung von 5 andern Bulbi mit luetischen Veränderungen. In der Chorioidea 
war die Alteration der Gefässe, besonders der Arterien am meisten charakte- 
ristisch, im Gewebe derselben fanden sich frische Infiltrationen und ältere 
Wucherungsvorgänge, in der Retina demgegenüber ausser der Degeneration der 
äusseren Schichten geringfügige Verwucherungen, im Sehnerv entzündliche In- 
filtration seiner Septen. Vortr. kommt zu der Auffassung, dass die Chorioidea 
bei der luetischen Chorioretinitis stets primär erkrankt, und zwar meist zuerst 
in der blutreichen intermediären Zone. 

Discussion: Leber meint, dass in manchen Fällen von Ringscotom der 
Sitz der Affection in den Sehnerv zu verlegen ist. Es betheiligen sich noch 
an der Discussion Vossius, Weiss, Wagenmann und Sattler. 


15. Ueber den intermittirenden Exophthalmus, von A. Vossius 
(Giessen). 

Im Anschluss an 2 eigene Beobachtungen sammelt Vortr. noch 18 in der 
Literatur beschriebene Fälle von, intermittirendem Exophthalmus. Die stets ein- 
seitige Affection entwickelt sich meist im jugendlichen Alter. Der Exophthalınus 
wird hervorgerufen durch Biicken, forcirte Exspirationen und dergl., auch durch 
Compression der V. jugularis. In einzelnen Fallen sind gleichzeitig varicése 
Affectionen der Unterschenkelvenen beobachtet, in anderen varicése Tumoren in 
Gesichts- und Kopfhaut. 

Als Ursache für den Exophthalmus ist eine varicése Erweiterung in den 
Orbitalvenen anzusehen, wenn auch noch kein sicherer anatomischer Nachweis 
geführt ist. In 11 Fällen bestand unter gewöhnlichen Verhältnissen Ex- 
ophthalmus. 

In der Discussion berichten Neustätter, Axenfeld und Weiss über 
ahnliche Beobachtungen. 


A met, 


— 413 — 


III. Wissenschaftliche Sitzung. 
Sonnabend, den 7. August, Vormittags 9 Uhr. 
Vorsitzender: A. Gullstrand (Upsala). 


16. Ueber die Function der sogenannten „parareticulären“ oder 
amakrinen Zellen in der Retina, von O. Schirmer (Greifswald). 


Die geringe Uebereinstimmung von Sehstörung und Pupillarstörung bei 
Netzhaut- und Sehnervenleiden machen es wahrscheinlich, dass die Leitung zum 
Pupillen- und zum Sehcentrum sich getrennter Bahnen bedienen. Alle Erkran- 
kungen der äusseren Netzhautschichten lassen die Pupillenfasern intact, solche 
der ganzen Netzhaut aber oder der inneren Schichten erzeugen gleichmässig 
Sehstörung und Pupillarstörung. Dieses ist nur verständlich, wenn man den 
Beginn des Reflexbogens für das Pupillarspiel, das keine untergeordnete Function 
der damit betrauten Bahnen vorstellt, in die inneren Schichten verlegt. Hier 
aber liegen die sog. „parareticulären‘“ oder „amakrinen“ Zellen, denen jede 
anatomisch nachweisbare Verbindung mit den Stäbchen und Zapfen fehlt. Die 
Hypothese, diese als die Anfangsglieder des Pupillarreflexbogens anzusehen, ist 
somit berechtigt. 


17. Zur Kenntniss der Circulationsstörungen in den Netzhaut- 
gefässen, von A. Wagenmann (.Jena). 


Vortr. hebt den bisher nicht genügend beachteten Einfluss von localen 
Gefässerkrankungen, besonders arteriosclerotischer Natur auf das Zustande- 
kommen von Circulationsstörungen in der Netzhaut hervor und berichtet über 
2 diesbezügliche anatomisch untersuchte Falle In dem ersten, der unter dem 
Bilde der Retinitis haemorrh. verlief, sieht er beträchtlichen endarteriitischen 
Veränderungen als das primäre an und die Thrombose der kleinen Arterien und 
Venen, die sich bis in die Centralvene fortsetzte, als das secundäre. In dem 
zweiten Fall, bei dem es sich um einseitige transitorische Erblindungen mit 
endlichem Ausgang in bleibende handelte, hält er die Circulationsstörung für 
die Folge localen Gefasskrampfes mit Ausgang in arterielle ‘Thrombose. Der 
den Spasmus auslösende Reiz ist wiederum in den arteriosclerotischen Rand- 
verwucherungen gegeben. 


Vortr. glaubt, dass sich unter den als Embolie aufgefassten sicherlich viele 
Fälle findən, die zu den durch Arteriosclerose hervorgerufenen Thrombose 
gehören. 


In der Discussion bekunden Haab, Gradle und Leber gleiche An- 
sichten wie der Vortr. 


18. Ueber Chorioretinitis sympathica, von O. Haab (Zürich). 


Die erste Beschreibung eines Falles von disseminirter Herderkrankung bei 
sympathischer Augenentzündung gab Hirschberg, eine weitere Mittheilung 
folgte von Caspar. Vortr. beobachtete 4 Fälle derart. 

Aus diesen 6 Fällen ergiebt sich, dass die Herderkrankung sich in dreierlei 
Form äussern kann. 1. als disseminirte, runde, kieine Fleckchen. Sie sind die 
constanteste Begleiterscheinung der sympathischen Ophthalmie; 2. als ver- 
waschene gelblich röthliche Streifen; 3. als eigenthümliche Sprenkelung in der 
Maculagegend. Die sympathische Erkrankung trat in den 6 Fällen 1—3 Monate 
nach der Verletzung auf, 1—5 Monate nach Ausbruch derselben wurden die 
Fleckchen beobachtet, die Maculaerkrankung erheblich später. Die anatomische 


— 414 — 


Untersuchung führte bisher zu keinem befriedigenden Resultat. Die Prognose 
wird durch die disseminirte Herdbildung nicht verschlechtert. 

Das Krankheitsbild spricht für das Vorhandensein von organisirten Ent- 
zündungserregern, deren Aussaat im 2. Auge in der Chorioidea die disseminirten 
Herde producirt. 


19. Eine besondere Art von Scheintumor, von O. Haab (Zärich). 


Vortr. beobachtete 3 Fälle von Scheintumor des Bulbusinnern, die durch 
Einstülpung der Bulbuswand von aussen bedingt war. Die Einstülpung geschah 
durch den Druck an Geschwülsten des Oberkiefers, die in die Orbita einge- 
drungen waren. Im ersten Falle. konnte die Diagnose erst bei der Autopsie 
des Bulbus, der freilich so wie so hätte geopfert werden müssen, gestellt werden, 
die beiden anderen Fälle wurden ophthalmoskopisch richtig erkannt. 

In der folgenden Discussion über die beiden letzten Vorträge sprechen 
Eversbusch, Hippel jun, Leber, Schimmer, Axenfeld, Wagenmann. 


20. Ueber die Erhöhung des intracraniellen und intraocularen 
Druckes, von B. Stölting (Hannover). 


Stölting hebt die Analogie hervor, welche zwischen Gehirn und Auge 
bezüglich ihrer Druckverhältnisse besteht. Er beschuldigt für die Druck- 
steigerung im Auge eine Entzündung der Uvea. Die Gefässe erkranken, damit 
ändert die Lymphe ihre chemische Beschaffenheit, und alterirt ihre Bahnen, 
die unwegsam werden. Die Gefässe erschlaffen allmählich und der Druck in 
ihnen überträgt sich auf Lymphe und Lympbgefässe, so dass jede Circulation 
stocken muss. Es hält es daher für die vornehmste therapeutische Aufgabe, 
beim Glaucom die Circulation im Auge zu erhalten. 


21. Was wissen wir über die Entstehung der phlyctaenulären 
(sog. scrophulären, ekzematösen) Augenentzindungen? von Th. Axen- 
feld (Rostock). 


Beim Zustandekommen der phlyctaenulären Keratoconjunctivitis sind innere 
und äussere Schädlichkeiten von Einfluss. Als erstere kommt in erster Linie 
Scrophulose in Betracht, die Vortr. in einer Statistik von 200 Fällen in 90°/, 
nachweisen konnte. Ihr directer Einfluss ist noch nicht genau zu bestimmen. 
Als die Erkrankung auslösende äusseren Reize sind zu nennen acute und chro- 
‚nische Gesichisekzeme, catarrhalische Entzündungen etc., ferner auch directe und 
indirecte Reizungen eitererregender Bacterien, indirecte, wie bei den eitrigen 
Entzündungen des Lidrandes, directe beim impetiginosen Ekzem, wo es zum 
Uebergang zahlreicher Eitererreger in den Conjunctivalsack kommt. Eine allge- 
meine Ursache aber, wie Burchard, Bach u. A. behaupten, stellen die Staphylo- 
kokken nicht dar. Des Vortr. bacteriologische Untersuchungen, bei denen er 
Verunreinigung der Conjunctiva streng vermied, zeigten die Staphylokokken als 
inconstanten Befund und nur vereinzelt. 

An einen specifischen Erreger glaubt Vortr. nicht, vielmehr ist er der An- 
sicht, dass die Reize sehr verschiedener Art sein können und oft sehr gering 
sind. Ob rein endogen eine Keratoconj. entstehen kann, ist zweifelhaft. — 
Die Bezeichnung Conj. ekzematosa verträgt sich nicht mit der dermatologischen 
Auffassung vom Ekzem. 


Discussion: Leber’s Impfversuche auf intacter Bindehaut blinder Augen 
mit Mikroorganismen, die er aus dem Material von Augen mit Keratocon). 
phlyct. gezüchtet hatte, beweisen, dass diese nicht schlechthin als Erzeuger der 
Krankheit gelten können. 


— 415 — 


Sattler und Haab plädiren für die Benennung Conj. eczematosa, während 
Leber den Vorschlag macht, die alte Bezeichnung noch beizubehalten, da sie 
in Bezug auf die Aetiologie nicht bindet. 


22. Hydrophthalmus congenitus, von E. v. Hippel (Heidelberg). 


Vortr. berichtet über den anatomischen Befund eines Falles von Hydr- 
ophthalmus congenitus. Beiderseits fand sich an der Hinterflache der Horn- 
haut ein grosses Ulcus, ferner Veränderungen an Iris, Corp. ciliare und dem 
Schlemm’schen Plexus. Der Hydrophthalmus ist nach des Vortr. Ansicht ein 
Product einer durch endogene Infection hervorgerufene intrauterine Entzündung 
des vorderen Bulbusabschnittes mit vornehmlicher Localisation der Erreger auf 
der Hinterfläche der Cornea, wo sie ein eitriges Geschwür veranlassten; dieses 
führte secundär zu Jritis, Cyclitis und Drucksteigerung. Substanzverluste der 
Descemet und glashäutige Neubildungen, unter denen jene heilen, fand Vortr. 
noch in andern theils selbst beobachteten, theils der Literatur entnommenen 
Fällen. 


In der Discussiun sprachen Stölting und Wagenmann. 


23. Ueber operative Behandlung der Ectopia lentis congenita, 
von H. Sattler (Leipzig). 


Vortr. operirte mit gutem Erfolge 4 Individuen wegen angeborener Linsen- 
verschiebungen. Eine Frau und 3 Kinder. Sie gehörten 2 Familien an. Bei 
der Frau machte Vortr. die einfache Iridectomie, da hier günstige optische Be- 
dingungen vorlagen; bei den Kindern wurde die Discission gemacht. Sie musste 
mehrere Male wiederholt werden, da wegen des Ausweichens der Linse bei dem 
Einschneiden mit der Nadel eine ausgiebige Kapseleröffnung nicht erreicht werden 
konnte. In einem Fall gelang es, durch Scleronyxis die Linse zu zerstückeln. 


Discussion: Everbusch berichtet über seine Erfahrungen bei der Ope- 
ration der Ectopia lentis. 


24. Ueber die Combination von intraocularen Geschwülsten mit 
Phthisis bulbi, von Th. Leber (Heidelberg). 


Es ist oft schwer zu entscheiden, ob die Phthisis bulbi primär oder secundär 
ist. Nimmt man ersteres an, so besteht wieder die schwer zu beantwortende 
Frage, ob man es mit einem zufälligen Zusammentreffen zu thun hat, oder ob 
die vorausgegangene Erkrankung zur 'Tumorbildung disponirt hat. — Die secun- 
däre Phthisis kann entweder durch ulceröse Hornhautperforation eingeleitet 
werden, oder sie ist die Folge nur hinzutretender Uveitis. Für den Ursprung 
der letzteren, sowie für den häufig dabei beobachteten Stillstand im Wachsthum 
des Innern vermag das anatomische Verhalten eine Erklärung zu geben, das 
Vortr. in mehreren Fällen von Phthisis bulbi bei priexistirendem Tumor con- 
statirte. Er fand, dass der Tumor in einen nekrotischen Sequester verwandelt 
war, in dessen. Umgebung sich eine exquisite reactive Entzündung entwickelt 
hatte. Die Nekrose kann durch mechanische Ursachen, eine Abknickung der 
ernährenden Gefässe, oder durch Mikrobeneinwanderung bedingt sein. Jedenfalls 
ist sie für die Entstehung der secundären Phthisis bulbi und auch die in der 
zuweilen hinzutretenden sympathischen Ophthalmie von Bedeutung. 


25. Ueber die Behandlung der gonorrhoischen Conjunctivitis 
der Erwachsenen mit der von Kalt empfohlenen Methode der Aus- 
spülungen durch schwache Lösungen von Kalium hypermanganicum, 
von Th. Leber (Heidelberg). 


— 46 — 


Vor dem Tuschiren mit Höllenstein hat diese Methode, die Vortr. übrigens 
nur fir dle Tripperblennorrhoe der Erwachsenen empfiehlt, den Vorzug, dass 
man mit der Behandlung sofort beginnen kann, ferner dass sie keine Schmerzen 
verursacht. 2 Patienten wurden damit behandelt. Der erste Fall, der sich sehr 
bedrohlich ausnahm, hatte einen auffallend raschen und günstigen Verlauf, der 
zweite verlief weniger günstig, da bei eingetretener Besserung wegen frühzeitigen 
Auftretens eines Hornhaufgeschwürs die Ausspülungen zu früh vermindert 
werden mussten. Ausgang in ein ziemlich grosses Leucoma promineus. 


26. Ansammlung von Fett im oberen Theil der vorderen Augen- 
kammer, von Th. Leber (Heidelberg). 


_ Die Fetttropfen stammten aus einem alten hämorrhagischen Exsudat, dessen 
Reste noch im unteren Theil der Vorkammer zu sehen waren. In Folge der 
Obliteration des Kammerwinkels und der erschwerten Resorption war es in dieser 
zur fettigen Degeneration und directen Bildung von Fett aus den kiweisskörpern 
gekommen. Die Fetttröpfchen stiegen vermöge ihres geringen specifischen Ge- 
wichtes in der Höhe. Bei veränderter Kopfbaltung änderte die emporgestiegene 
Masse ihren Ort. 


27. Entwickelung von Fadenpilzen im Glaskörper nach Stich- 
verletzung mit dem Messer, von Th. Leber (Heidelberg). 


In dem verdichteten Glaskörper des zur Verhütung sympathischer Oph- 
thalmie enucleirten Auges fanden sich zahlreiche Fadenpilze. Es waren leicht. 
bräunliche, dünne, z. Th. verästelte, gegliederte Fäden, die ein dichtes Geflecht 
bildeten, aber keine Sporen trugen. Die eingetretene Phtisis bulbi muss wohl 
auf eine Cyclitis als Folge der relativ schwachen, entzündungserregenden Wirkung 
der Pilze bezogen werden. 

Auffallend war das Fehlen einer merklichen Exsudation. 


Demonstrationssitzung. Donnerstag, den 5. August, Nachmittags 2!/, Uhr. 
Vorsitzender: Herr Wagenmann. 


1. Bach demonstrirt Abbildungen und Präparate von Orbitalcysten, typi- 
schem und atypischem Iriscolobom, Microphthalmus, typischem und atypischem 
Linsencolobom, Colobom der Zonula Zinnii, Sehnervencolobom, Arteria hyaloidea 
persistens, Lenticonus posterior. 

2. Axenfeld. Demonstration zur diagnostischen Verwerthbarkeit des 
Tuberkels. 

a) bei sympathischer Ophthalmie, 

b) bei Lidsyphilis. : 

Vortr. zeigt mikroskopische Präparate von sympathisirender Uveitis, die 
zahlreiche tuberkelartige Gebilde aufweisen. Trotz der grossen histologischen 
Aehnlichkeit hält er aus verschiedenen Gründen eine Identität mit den echten 
Tuberkeln nicht für wahrscheinlich. 

Das Präparat von Lidsyphilis zeigt, dass die Lues im gummösen Stadium 
sehr tuberkelähnliche Gebilde liefern kann. 

3. Baas demonstrirt Präparate von Jeuein-ähnlichen Krystalldrusen in 
einer cataractösen Linse, 

4. Bielschowsky (Leipzig). Demonstration eines neuen Apparates zur 
Messung des Schielwinkels. 

5. Leber demonstrirt 7 Präparate und Photographbien von bandfürmiger 
Hornhauttrübung. 


— 417 — 


6. Weiss Zur operativen Behandlung des Narbenektropiums,. 

Vortr. stellt 2 Falle von Narbenektropium vor, bei denen er nach aus- 
giebiger Lösung der Knochennarbe und Heben des unteren Lides durch Tarso- 
rbapbie eine Auspolsterung der Haut über der Narbe vorgenommen hatte und 
zwar in dem ersten durch Fettgewebe, in dem zweiten durch Hautstücke, da 
das Fett zu stark einschrumpfte. | 

7. Dr. Neustätter (München). Ein ,,Leiter-Skiaskop“ mit Verwendung 
der Brillenkastengläser und einer Scheibe zur Bestimmung des Astigmatismus- 
meridians, | Fehr. 


2) Biologische Abtheilung des ärstlichen Vereins Hamburg. (Münch. 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 31.) 


Sitzung vom 29. Juni 1897. 


Deutschmann: Bemerkungen über einige Tumoren des Auges. 

Zwei seltene Fälle, deren einen Vortr. selbst während 20 Jahren nur 
A—5mal gesehen hat. 1. Myxosarcom des Sehnerven mit Rundzellen- 
und Spindelzellentypus bei einem 4jährigen Kinde; der Ausgangspunkt ist jeden- 
falls das Bindegewebe entweder der Arachnoidal- oder der Pialscheide oder der 
Opticussepta. Bei der Operation wurde der in einen blaurothen, bleistiftdicken 
Strang verwandelte Opticus zuerst am Foramen opticum durchtrennt, nach vorne 
gewälzt, und da der Tumor, bis an das bulbäre Ende reichend, sich hier erst 
gegen die Bulbuswand absetzte, der Bulbus mit entfernt. Glatte Heilung. Zur 
Zeit kein Recidiv. Makroskopisch ist die Posthornform des Opticus charakte- 
ristisch. Dem Tumor liegt wahrscheinlich eine fötale Anlage zu Grunde. Klinische 
Hauptmomente sind: Langsam wachsender Exophthalmus gerade in der Richtung 
der Augenachse oder meist nach aussen unten; Beweglichkeit des Bulbus bleibt 
lange erhalten; Neuritis optica mit Atrophie; schnell fortschreitende Sehstörung; 
Vorkommen bei Kindern bis zum 10. Jahre, später seltener. Prognose quoad 
vitam relativ gut; Recidive selten. Im vorliegenden Falle war auch das intra- 
cranielle Sehnervenende noch in Geschwulstmassen eingebettet. — 2. Bei einem 
28jährigen Pat. war wegen absoluten schmerzhaften Glaucoms, da die Enucleation 
verweigert wurde, die Exenteratio bulbi gemacht worden; Tumorelemente wurden 
dabei nicht gefunden. Nach 7 Jahren hatte sich ein „neuer Bulbus“ gebildet. 
Enucleation und Exenteratio orbitae. Es hatte sich um den Exenterations- 
stumpf herum, die Bulbusform nachahmend, ein Recidiv gebildet, das sich 
anatomisch als Spindelzellansarcom erwies. Heilung glatt; aber geschrumpfte 
Höhle, die keine Prothese zuliess. Laminaria wirkte sehr gut, so dass eine 
Prothese dauernd getragen werden konnte; da ausserdem Zerrung der Orbital- 
höhle nach oben eingetreten war, bekam Pat. eine Brille mit abwärts brechendem 
Prisma und + 6D, der Vergrösserung wegen vor das künstliche Auge, wodurch 
kosmetisch ein sehr befriedigendes Resultat erreicht wurde. Neuburger. 


3) Medicinische Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterlän- 
dische Cultur in Breslau. (Allgem. med. Central-Ztg. 1897. Nr. 22.) 


Sitzung voın 22. Januar 1897. 

Dr. Meyer, II. Assist.-Arzt der königl. Univers.-Augenklinik: 

1. Lupus der Conjunctiva. Die tuberculös hochgradig belastete Pat. 
hatte seit 10 Jahren Lupus des Gesichtes mit Freibleiben der Lidhaut. Seit 
6 Jahren Augenleiden rechts; deswegen schon vielfach mit Auskratzen, Touchiren, 

27 


— 418 — 


Cauterisiren verschiedentlich behandelt, ohne dauernden Erfolg. Im Unterlid 
ist der Process zum Stillstand gelangt: zahlreiche Narben, Eversion. Oben 
bestehen tiefe ulcerdése Processe, entsprechend den lupésen Erscheinungen anderer 
Schleimhäute; Ptosis, Pannus. Durch breite Abtragung der ulcerösen Massen 
grosse Erleichterung; Verschwinden der Ptosis und Aufklärung der pannösen 
Trübung. Dauererfolg bleibt abzuwarten. Die Uebertragung ist von der Nase 
her durch den Thränencanal erfolgt, da die Lidhaut vollkommen frei ist. 

2. Streptokokkendiphtherie der Conjunctiva palpebrarum. Seit 
4 Wochen links Erkrankung, erst leicht, dann unter leichtem Fieber und 
Schwellung der präauricularen Drüsen schwere diphtherische Erkrankung, die 
zum Verlust des Auges führte. Wiederholte Untersuchung ergab stets nur 
Streptokokken; dementsprechend blieb auch eine Seruminjection ohne Einfluss. 
Rechts unter Occlusivverband Freibleiben von Erkrankung. Neuburger. 


4) Allgemeiner Aerztlicher Verein in Köln. 


Sitzung am 8. Februar 1897. 


Herr Stiel: Ueber Tuberkulose des Auges. 

Redner glaubt, dass die Tuberkulose des Auges meist secundär sei; bei 
scheinbar primärer Infection könne die zuerst erkrankte Körperstelle bereits 
ausreheilt sein. Für die Invasion des Bacillus sei ausser der Blutbahn der 
Lymphstrom zu berücksichtigen; denn nach Hyrt! gehen die Lymphbahnen 
des Auges und der Nase in die Glandula faciales profundae; nun sind aber 
als Eingangspforten für den Tuberkelbacillus Ekzeme, Rhagaden, Geschwüre der 
Nase, sowie hypertrophische Rachen- und Gaumenmandeln und kariöse Zähne 
anzusehen. Von hier aus werden die zugehörigen Lymphdrüsen inficirt, es 
kommt zur Schwellung in den letzteren und ur Stauung in den zuführenden 
Lymphwegen. Dadurch wird das Eindringen von Tuberkelbacillen auch in das 
Augeninnere ermöglicht. 

Discussion. Herr Pincus ist ebenfalls der Ansicht, dass die Tuberkulose 
des Auges kaum jemals eine primäre sei; nur für die Bindehaut sei eine pri- 
mare Erkrankung durch directe Infection von aussen denkbar. 

Herr Hopmann hebt hervor, dass von echt tuberkulösen Processen nur 
gesprochen werden könne, wenn Bacillen, und nicht, wenn nur Rielenzellen in 
den Knötchen nachgewiesen seien; sonst erleide der ganze Begriff der Tuber- 
kulose eine Verschiebung. 

Herr Pincus hebt hervor, dass tuberkulöse Augenerkrankungen in der 
Gegend von Köln sehr selten seien, im Gegensatz zu dem hieran so reichen 
Material der Würzburger Klinik. 

Herr Stiel erwidert, dass die Erkrankung wahrscheinlich unter anderem 
Namen gehe. 

Herr Hopmann: Wenn man die Diagnose durch Ueberimpfung sichern 
wulle, so muss gefordert werden, dass in den Knötchen des geimpften Thieres 
sich Bacillen finden. Denn ganz beliebige Fremdkörper, in feiner Vertheilung 
in die Lymphbahnen injieirt, können tuberkelartige Gebilde mit Riesenzellen er- 
zeugen. Die Rolle solcher Fremdkörper könnten aber sehr leicht einmal die 
abgestossenen, mit überimpften Gewebspartikel übernehmen. Es sei demnach 
allen durch die Knötchenbildung am Versuchsthier die Frage, ob es sich um 
echte Tuberkulose handelt, nicht zu entscheiden. 


— 419 —- 


5) Aerztlicher Verein in Nürnberg. (Münchener med. Wochenschr. 1897. 

Nr. 34.) 

Sitzung vom 18. März 1897. 

Doehne: Ueber die semiotische Bedeutung der Pupillenstö- 
rungen. (Referat.) 

v. Forster berichtet über zwei Fälle von einseitigem Weinen bei 
totaler Facialisparese, welche die Goldzieher'sche Anschauung unter- 
stützen, dass die Thränendrüse nicht vom Trigeminus, sondern vom Facialis 
innervirt wird. Neuburger. 


6) Physikalisch-medicinische Gesellschaft zu Würzburg. (Münchener 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 27.) 
Sitzung vom 16. Juni 1897, 

Bach: Demonstration verschiedener Bildungsanomalien des 
Auges. 

Vortr. demonstrirt Präparate und Zeichnungen von typischem und atypischem 
Irises und Linsencolobom, von Colobom der Zonula Zinnii, des Sehnerven mit 
vollständigem Mangel der Lamina cribrosa, von Art. hyaloidea persistens, Mikroph- 
thalmus, Orbitalcysten, Lenticonus posterior und Spindelstar, und spricht kurz 
über die Entstehung dieser Anomalien. Neuburger. 


7) Société d’ophtalmologie de Paris. 


Sitzung vom December 1896. (Progrés méd. 1897. Nr. 1.) 


Extraction du cristallin dans un cas de tache circonscrite de la 
lentille. 

Jocqs: Bei einem 38jährigen Bureaubeamten, der auf beiden Augen eine 
circumscripte Trübung des Linsencentrums aufwies, während die übrige Linse 
völlig transparent war, und der zwar noch in der Ferne leidlich gut sah, aber 
bei der Arbeit Beschwerden hatte, machte ich zunächst zum Zweck der Reifung 
eine Discission und später die Extraction auf beiden Augen. Auf beiden Augen 
war nach der Operation S = 1. Hätte man in diesem Falle die vollständige 
Trübung der Linse abwarten wollen, so wäre der Patient lange Zeit erwerbs- 
unfähig gewesen, während die unmittelbare chirurgische Hülfe ihn sofort seinem 
Berufe wiedergab. Ueberhaupt halte ich die unmittelbare Extraction für an- 
gezeigt bei circumscripten, stationären Linsentrübungen und bei Pupillarverschluss 
nach Iritis. 

Despagnet: Die Operation hatte in diesem Falle ein glänzendes Resultat; 
aber sie kann auch misslingen, während man mit der Iridectomie immer zum 
Ziele kommt. Die Kernstare brauchen 15 Jahre zu ihrer vollen Entwickelung. 
Die Sehstörungen aber stellen sich schon in früher Zeit ein. Man muss des- 
halb bald operiren, man kann es nicht verantworten, Jemanden so lange warten 
zu lassen, bis das Auge gar nichts mehr sieht. 

Darier: Ich habe in solchen Fällen schon iridectomirt und gleich nachher 
nahm die Linsentrübung rasch zu. Man soll deshalb lieber gleich extrahiren, 
wenigstens, wenn der Patient schon älter als 40 Jahre ist. 

Parent: Die Iridectomie giebt nicht immer gute optische Resultate. Und 
schliesslich muss man doch noch die Extraction machen. Da macht man sie 
doch besser gleich. 

a 


— 420 — 


Koenig: Ich möchte den Vorschlag von Jocqs, bei unvollstandigem Star 
gleich zur Extraction zu schreiten, noch auf mehr Starformen ausdehnen. Was 
macht man mit den Leuten, welche langsam reifende Cataracten aufweisen? Da 
hilft alles Trésten nichts. Damit bringt man die Patienten nicht aus ihrer un- 
glücklichen Situation. Ich möchte aber freilich nicht so weit gehen wie Jocqs, 
dass ich die Iridectomie ganz verwerfe. Handelt es sicb um eine kleine, scharf 
begrenzte Trübung des Kornes, so soll man iridectomiren, ist aber die Corticalis 
in der Nähe des Kernes schon mitbetheiligt, so schreite man gleich zur Ex- 
traction. 

Terson: Man soll bei der Iridectomie bleiben, sie leistet uns grosse Dienste. 

Gorecki: Man nimmt eine grosse Verantwortung auf sich, wenn man die 
Starextraction auf einem noch sehenden Auge macht. 

Jocqs: Mein Patient war vor der Operation völlig aufgeklärt über die 
Eventualitäten, deren er sich durch eine Extraction aussetzte. Aber seine Lage 
war eine so unerträgliche und hinderte ihn so in seinem Beruf, dass er sich 
doch entschloss, sich operiren zu lassen. 

Terson: Traitement de l’ectropion sénile. 

Fage: Sarcome de la paupiere inferieure. 


Sitzung vom 9. März 1897. (Progres méd. 1897. Nr. 13.) 


Sarcome endothelial du nerf optique. 


Kalt: Ein Kind von 5 Jahren wurde mir gebracht mit den Symptomen 
eines rechtsseitigen Orbitaltumors. Der Augapfel war um 6 mm nach vorn, 
aussen und unten verlagert. Der Muskelapparat war intakt. S= 0. Der 
palpirende Finger fühlt eine rundliche Geschwulst nach innen und oben, welche 
sich in die Tiefe der Augenhöhle fortsetzt. Eine Probepunction ergiebt keine 
Flüssigkeit. Nach einigen Tagen entsteht ein Hornhautgeschwir. Trotzdem 
machte ich die Exstirpation des Tumors, der den Sehnerv umschliesst und sich 
bis an das Foram. opt. erstreckte. Nach gründlicher Desinfection des Hornhaut- 
geschwüres brachte ich den Augapfel wieder an seine Stelle und vernähte die 
Lider. Einige Tage später kam es zu einer infectiösen Entzündung iu der 
Orbita und der Patient ging an Meningitis zu Grunde. Im meningealen Ex- 
sudat fanden sich Pneumokokken. Ein zweiter Tumor sass am Chiasma. 

Morax: Ich glaube, dass Kalt trotzdem nicht Unrecht hatte, den Aug- 
apfel erhalten zu wollen, denn es sind eine Reihe von Fällen bekannt, wo ein 
begrenzter Tumor des N. opticus entfernt wurde, ohne dass es nöthig war zu 
enucleiren. Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, die Operation von Krün- 
lein auszuführen, bei welcher die temporale Wand der Orbita resecirt wird, 
wodurch man sich die Augenhöhle in ihrer ganzen Ausdehnung zugängig machen 
kann, aber ich glaube, dass man sie einmal versuchen muss, und dass man die 
Erhaltung des Augapfels nıcht in allen Fällen von Sehnerventumor principiell 
verwerfen soll. 

Jocqs: Ich mache darauf aufmerksam, dass in dem vorliegenden Fall das 
Auge nach aussen unten dislocirt war, entgegen der Ansicht von Graete, der 
behauptet, dass die Vortreibung gerade nach vorn das constanteste Symptom 
der Sehnerventumoren sei. Ich habe schon im Jahre 1887 in meiner Arbeit 
über diese Tumoren unter Berücksichtigung der bisher publicirten Fälle darauf 
hingewiesen, dass die Deviation wie in dem Kalt’schen Falle meist eine seit- 
liche ist. Vielleicht hängt die Deviation ab von der Richtung der Axe der 
Orbita. — Ich glaube, dass der letale Ausgang in den: Falle von Kalt ver- 
mieden worden wäre, wenn man den Augapfel nicht geschont hätte. Bei Seh- 


— 421 — 


nerventumoren setzt sich das Neoplasma oft durch das Foram. opt. hindurch 
fort bis in die Schädelböhle und die breite Fläche des durch die Neubildung 
verdickten, zurückbleibenden Sehnervenstumpfes bietet der Infection günstige 
Verhältnisse. Nur die Entfernung des Bulbus gestattet die hier dringend nöthige 
strenge Antisepsis. 


Parent: Auch ich glaube, dass man den Bulbus entfernen muss, und ich 
ich denke dabei an die Zeit, in der man die Neurotomia optico-ciliaris 
machte. Mehrere Fälle sah ich nach dieser, auch von anderen Ge- 
sichtspunkten aus verwerflichen Operation, tödtlich verlaufen. 
Man muss vor Allem sehen können, was man macht, und dazu ist es nöthig, 
sich sein Operationsfeld möglichst frei zu legen. Der Vortheil, ein blindes Auge 
zu erhalten, wiegt die Sicherheit nicht auf, die uns die Enucleation bietet. 


Darier: Vor 3 Jahren stellte ich hier einen Kranken vor, bei welchem 
ich die Augenhöhle exenterirt hatte wegen Myxosarcoms des Sehnerven. Bis 
heute ist kein Recidiv aufgetreten. 


Vuillemenet: Wenn unser College mit einem abgekapselten Tumor zu 
thun hatte, so war es ganz richtig von ihm, ein Organ, welches nicht erkrankt 
war, zunächst zu schonen. 

Vacher: Ich habe in einem Fall, wie der von Kalt ist, von aussen her 
operirt und den Bulbus geschont. Nach einigen Monaten musste ich ihn jedoch 
nachträglich entfernen, da er weich und schmerzhaft geworden war. Ich mache 
seitdem die Exstirpation des Tumors und die Enucleation lieber in einer Sitzung 
und halte überhaupt die Resection des Sehnerven für eine Operation, 
die in der Mehrzahl der Fälle zu verwerfen ist. 


Vignes: Die Autopsie ergab in dem Kalt’schen Fall die Propagation der 
Geschwulst bis zum Chiasma. Offenbar bestand dafür in vivo kein Symptom, 
sonst hätte Kalt wohl nicht chirurgisch eingegriffen. 


Kalt: Wie Sehnerventumoren sind meist gutartig und die schliesslichen 
Ausgänge der Operation in der Mehrzahl der Fälle keine schlechten. Ich 
konnte die Erkrankung des Chiasma nicht vorhersehen, um so mehr, als es sich 
um ein Kind von 5 Jahren handelte, das keine Auskunit geben konnte und bei 
dem nicht einmal eine Augenspiegeluntersuchung möglich war. Ich hätte aller- 
dings mir nicht die Mühe geben sollen, ein Auge zu erhalten, dessen Hornhaut 
infiltrirt war. Icb habe mehrere Male die Neurotomia optico-ciliaris gemacht 
ohne üble Zufälle, im Uebrigen möchte ich diese Operation auch nicht empfehlen. 
D’une cause de retard de cicatrixation chéz les opérés de cataracte. 

Bourgeois (de Reims): Ich operirte einen Mann am Star, bei welchem 
die vordere Kammer bis zum 10. Tag nach der Operation noch nicht hergestellt 
war. Sonstige Erscheinungen fehlten. Nur ein leichtes Entropium des Unter- 
lides bestand und nahm noch zu unter dem Druck des Verbandes, der wiederum 
nicht weggelassen werden konnte wegen des Offenstehens der vorderen Kammer. 
Offenbar drückte der Wulst des entropionirten Lides hier ähnlich auf die untere 
Hälfte der Hornhaut, wie dies der Finger des Arztes thut, der bei der Ent- 
bindung der Linse die Hornhautwunde klaffen machen will. Am 14. Tag wurde 
das Entropion operirt, am nächsten Tag war die vordere Kammer geschlossen 
und 3 Tage später konnte der Verband wergelassen werden. Es giebt Fälle, 
wo ein Entropion als Grund für das Offenbieiben der Starwunde übersehen werden 
kann, weil sich die Stellungsanomalie erst unter dem Verband entwickelt und 
nach der Abnahme des Verbandes beim Oeffnen des Auges verschwindet. Hat 
man erkannt, dass eine solche Stellungsanomalie an dem Offenbleiben der vorderen 


— 422 — 


Kammer schuld ist, so muss man mit Hilfe eines Fadens, den man in das 
untere Augenlid einlegt, die richtige Stellung erzwingen. 

Vacher: Es giebt verschiedene Gründe für die Verzögerung des Wund- 
verschlusses: das Allgemeinbefinden des Patienten, die Anlegung des Star- 
schnittes und die Anwesenheit von Kapselzipfeln oder von vorgefallener Iris 
zwischen den Wundlippen. Ich will hier nicht reden von der Anwesenheit von 
Kapselzipfeln, die bedingt ist durch Ginen Fehler des Operateurs, durch un- 
genügende Reinigung der Wundlippen. Anders ist es mit den Irishernien. Sie 
bilden sich trotz der gréssten Vorsicht, oft erst mehrere Tage nach der Operation; 
aber man kann ihre Zahl verinindern durch geeignete Schnittanlegung. Ich 
mache Punction und Contrapunction im Limbus ungefähr in der Höhe des 
Centrums des Iris, so dass ich fast die Halfte der Hormhaut ablöse. Vor Be- 
endigung des Schnittes stelle ich aber das Messer auf und mit der Schneide 
nach vorn, so dass das Ende des Schnittes senkrecht zur Hornhaut steht. Ein 
solcher senkrechter Hornhautschnitt heilt rascher und giebt weniger Irisvorfälle. 
Ich babe bei 1300 Extractionen nur 3 bis 4°/, Vorfälle, ein Procentsatz, der 
etwas unter dem gewöhnlichen ist. Es giebt aber auch Fälle, wo nicht ein 
bestimmtes Hinderniss den Kammerverschluss vereitelt, sondern wo in Folge 
allgemeiner Debilität der Heiltrieb vollkommen mangelt. Ich habe einen solchen 
Fall vor Kurzem bei einem sehr hinfälligen Greis beobachtet und erreichte den 
Wundschluss erst, als ich die Wunde leicht ätzte. 

Jocqs: Ich habe einen Fall beobachtet ähnlich dem von Bourgeois. 
Der Pat. litt an spastischem Entropium, und erst als ich das Auge frei liess 
vom Verband, stellte sich die vordere Kammer wieder her. Ich glaube, dass 
in meinem Falle der krampfhafte Druck der Lider beschuldigt werden muss. 

Parent: Alle Schnitte, die senkrecht zur Hornhautoberfläche angelert 
werden, haben gern Einklemmungen der Iris in die Wundwinkel zur Folge und 
können so den Wundverschluss verzögern. Ausserdem habe das Cocain einen 
ungünstigen Einfluss in dieser Beziehung. 


Galezowski: Meist ist bei verzögertem Wundverschluss die Bindehaut 
oder die Iris in die Wunde eingeklemmt. Man soll nach Beendigung der Ex- 
traction darauf achten. 


Vignes: Ich glaube nicht, dass jenes Entropium, welches bei alten Leuten 
durch das Tragen eines Verbandes hervorgerufen wird, schuld ist an dem ver- 
zögerten Wundverschluss. Denn letzterer ist doch sehr selten, ersteres aber 
sehr häufig. Ich glaube vielmehr, dass das Hineinwuchern von Epithel 
in die Wunde den Verschluss verzögert. 

Koenig: Ich glaube nicht, dass die Theorie von Bourgeois richtig ist. 
Das eingerollte untere Augenlid drückt in den Bindehautsack hinein und der 
Druck auf den Bulbus ist gering. Wenn man bei der Extraction die Wunde 
klaffen machen will, genügt es auch nicht, nur auf die untere Hälfte des Bulbus 
zu drücken, man muss auch jenseits des Schnittes einen Gegendruck ausüben. 


Sitzung vom 6. April 1897. (Progres med. 1897. Nr. 17.) 


Des hémorrhagies de fond de l'oeil chez les jeunes sujets 

et les adultes. 

Ch. Abadie: In einer 1886 in den Annal. d’ocul. veröffentlichten Arbeit. 
habe ich schun einmal die Aufmerksamkeit auf profuse Blutungen des Augen- 
innern gelenkt, die ausschliesslich bei jungen Leuten vorkommen. Schon damals 
habe ich diese Blutungen streng getrennt von jenen, die bei älteren Personen 


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beobachtet werden und von Arteriosclerose und Herzfehlern abhängen, und von 
jenen, die im mittleren Lebensalter so häufig vorkommen bei Diabetes, Albu- 
minurie, Malaria u.s. w. Charakteristisch für die Hämorrhagien der jungen 
Leute (ich habe sie sogar einmal bei einem 3jährigen Kind beobachtet) ist, 
dass sie immer anscheinend völlig gesunde Individuen befallen. Die aufmerk- 
samste Allgemeinuntersuchung ergiebt immer negatives Resultat. Nur zwei 
Anhaltspunkte giebt es, die uns über die Natur des Leidens etwas aufklären 
können, nämlich erstens Nasenblutungen, die oft vor oder mit den Augenblutungen 
sich einstellen, und zweitens eine auffallende Verminderung der Zahl der rothen 
Blutkörperchen. Das spricht dafür, dass die Hämorrhagie bedingt ist durch 
eine Veränderung des Blutes, und darnach richtete ich meine Therapie. Die 
in Rede stehenden Blutungen sind profus, füllen den Glaskörper und machen 
bald die Augenspiegeluntersuchung unmöglich. Am besten sieht man noch mit 
electrischem Licht. Schon im Jahre 1886 empfahl ich gegen diese Blutungen 
den innerlichen Gebrauch von Schwefel, Chinin und Eisen. Seitdem hatte ich 
‘oft Gelegenheit, den günstigen Einfluss dieser Medication zu beobachten, und 
andererseits sah ich Fälle, die von Collegen mit Jodkalium, Salicylsiure u. s. w. 
behandelt worden waren ohne den gewünschten Erfolg. — Auch bei älteren 
Leuten, von 25 und 30 Jahren, trifft man Glaskörperblutungen, die den oben : 
beschriebenen ähnlich sind, sich jedoch dadurch wesentlich von ihnen unter- 
scheiden, dass sie im Gefolge von Chorioretinitis auftreten. Die Anwesenheit 
chorioretinaler Herde macht die Unterscheidung von jenen erstgenannten Hämor- 
rhagien leicht. 

Vignes: Abadie nennt mit Recht unter den Ursachen der profusen intra- 
ocularen Blutungen die Aderbautentzindungen. Wenn man sieht, wie häufig 
kleinere Blutungen dabei entstehen, so begreift man, dass die Chorioiditen auch 
Ursache profuser Blutungen sein können. Ohne Zweifel wirkt die Quecksilber- 
behandlung günstig ein auf die Resorption solcher Ergüsse, aber ich ziehe für 
die nicht specifischen Fälle die Injectionen von Jodkalium nach Durante vor. 
Ich habe schon seiner Zeit in der französischen Ophthalmologengesellschaft über 
die ausgezeichneten Erfolge mit dem genannten Mittel bei den Affectionen des 
Uvealtractus berichtet. 

Jocqs: Abadie bezieht die Blutungen auf einen dyskrasischen Zustand 
des Blutes, ich finde aber, dass die angegebenen Heilmittel nur local auf die 
Blutung wirken und sehe nicht ein, wie sich Abadie den Modus der Heilung 
vorstellt und ob er durch seine Behandlung die Zusammensetzung des Blutes 
glaubt ändern zu künnen. 

Abadie: Ich habe nur die beiden genannten Arten von Glaskörperblutungen 
hier geschildert, aber es ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, 
dass es noch andere Arten giebt anderer Natur, die wieder eine andere Behand- 
lung erfordern. 


Deformation globuleuse des corn&es. 


Despagnet: Die Kranke, die ich vorstelle, ist 72 Jahre alt und sieht 
seit 6 Monaten schlecht. Es handelt sich um eine kugelige Ektasie der beiden 
Corneae. Aber es liegt eine Art von Keratoglobus irregularis vor, insofern man 
2mm vom oberen Rand der Hornhaut entfernt eine konische Deformation sieht 
mit leichter Trübung, wie sie bei Keratoconus oft vorkommt. Vertiefung der 
vorderen Kammer, leichte Mydriasis, normale Iris, Hypotonie. An der Papille 
ein Ringstaphylom und an der Macula atrophischer chorio-retinaler Herd. Der 
Fall ist in mancher Hinsicht interessant. Zunächst ist der Keratöoglobus nicht 


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mit Buphthalmus vergesellschaftet, dann besteht Herabsetzung der Tension statt 
Erhöhung, und schliesslich handelt es sich um eine alte Frau, während man 
sonst solche Fälle gewöhnlich bei jungen Leuten beobachtet. 


Chevallereau: Mir fällt besonders der hochgradige, unregelmässige Astig- 
matismus auf. Den Beginn des Leidens muss man vielleicht weiter. zurück- 
datiren. Vielleicht hat die Frau immer schon schlecht gesehen und war mit 
ihrer Sehkraft erst dann nicht mehr zufrieden, als die Läsion an der Macula 
auftrat, die offenbar frisch ist. Die Aetiologie des Falles ist etwas dunkel; 
vielleicht sind die Hornhauttrübungen in den oberen Partien der Hornhäute die 
Reste alter herpetischer Keratitis. 

Despagnet: Die Hornhautflecken sind interstitiell und nicht oberflächlich, 
wie sie nach herpetischer Keratitis sein würden. ÜUebrigens erinnert die Pat. 
sich nicht, je Augenentzündung gehabt zu haben. Auch sind die Trübungen 
ganz so, wie wir sie gewöhnlich bei Keratoconus sehen. 


Séance du 7 décembre 1897. (Progrés médical. 1897. Nr. 52.) 


Radiographies d’un grain de plomb dans l'orbite après blessure 
perforante de l'oeil. 

M. Boucheron: Ich stelle Ihnen hier einen Fall vor, in welchem uns 
die Radiographie Aufschluss gegeben hat über den Sitz eines Fremdkörpers in 
der Augenhéhle. Man muss in solchen Fallen 2 Aufnahmen machen, eine von 
vorn her, die andere von der Seite her. Für die Aufnuhme en face ıst eine 
Exposition von 8 Minuten nothwendig, für die Aufnahme en profil genügen 
6 Minuten. Um den Sitz des Fremdkörpers zu bestimmen, befestigt man mit 
gummirtem Goldschlägerhäutchen ein Schrotkorn auf der Stirn in der Höhe 
der Augenbraue und gerade über der Mitte der Hornhaut und ein anderes 
Schrotkorn in derselben Horizontalebene an der Schläfe, gegenüber der Mitte 
des Bulbus. Mit Hülfe dieser Merkzeichen, die mit auf der Platte erscheinen, 
ist es dann leicht, den Sitz des Fremdkürpers festzustellen. In dem hier vor- 
liegenden Fall befand sich das Schrotkorn nicht mehr im Auge, sondern am 
Boden der Orbita, in der Nähe des foramen opticum. Das Schrotkorn war in 
der Gegend des Iriswinkes zwischen Linse und Bulbuswand eingedrungen und 
in der Gegend der Ora serrata wieder ausgetreten, ohne die Linse zu verletzen 
oder sonstige tiefere Störungen im Glaskörper und der Netzhaut zu veranlassen, 
die heute nuch nachweisbar wären. Dagegen findet man mit dem Augenspiegel 
auf dem verletzten Auge eine entwickelte, weisse Atrophie des Sehnerven (ohne 
Zeichen vorausgegangener Neuritis) und auf dem anderen Auge eine beginnende 
Atrophie. Diese Atrophie ist erst einige Jahre nach der Verletzung entstanden, 
nachdem das verletzte Auge wieder vollkommen gebrauchsfähig geworden war 
und besteht auf dem verletzten Auge seit einem Jahr, auf dem anderen Auge 
seit einigen Monaten. Wir stehen jetzt vor der Frage, ob dieser Sehnerven- 
schwund, der erst einige Jahre nach dem Trauma aufgetreten ist, als eine 
sympathische Affection aufgefasst werden darf, oder ob es sich hier um einen 
selbständigen Process handelt, der mit der Verletzung nichts zu thun bat. 
Das verletzte Auge hat nach dem Trauma wieder annähernd normal functionirt, 
es sind keinerlei entzündliche Reizungen aufgetreten, es fehlen sonstige Er- 
krankungserscheinungen und die Tension ist normal. Ausserdem wissen wir, 
dass Schussverletzungen, wenn keine nachträgliche Infection hinzukommt, meist 
als aseptisch anzusehen sind. Andrerseits weist Patient keinerlei Zeichen einer 
sonstigen Nervenkrankheit auf. Wir sind also nach dem heutigen Stand unserer 


m — ~ 


Kenntnisse - nicht in der Lage ein sicheres Urtheil abzugeben, ob es sich in 
unserm Fall um eine sympathisch bedingte Sehnervervenatrophie handelt. 


L’atrophie développée sur les deux yeux, sur le compte des corps 
étrangers. 


M. Antonelli zeigt Radiographie von verschiedenen Geweben und Segmenten 
des Auges. Diese Gewebe, mit Einschluss der brechenden Medien, lassen alle 
die X-Strahlen nur wenig durch. Bei gleicher Dicke verhält sich dies bezüglich 
der Gewebe der Cornea wie Sclera, die Linse wie der Sehnerv. Hornhaut und 
Linse in ungeträbtem und in getrübtem Zustand geben gleich dichte Schatten. 
Wir können diesen Mangel an Durchgängigkeit für die X-Strahlen ausgleichen 
durch längere Exposition und Vergrösserung des Geissler’schen Röhre; aber 
wenn unser Auge die Röntgen-Strahlen nicht sieht, so liegt das nicht sowohl 
an der mangelnden Durchleuchtbarkeit der Gewebe, als vielmehr an der Un- 
empfindlichkeit der Netzhaut gegenüber den X-Strahlen. Darum besteht auch 
keine Hoffnung, dass man mit Hülfe der Röntgen-Strahlen den Blinden die 
Sehkraft wiedergeben kann. 


M. Despagnet: Wenn man auch mit Hilfe der Radiographie Fremdkörper 
nachweisen kann, so muss sich die Chirurgie doch immer auf die klinischen 
Symptome stützen. Ich kenne einen Kranken, der seit Jahren einen Fremd- 
körper in der Macula sitzen hat und dadurch nicht incommodirt wird. 

M. Tarent: Selbst wenn es sich um sympathische Ophthalmie handelt, 
darf man sich durch den radiographischen Befund in seinem chirurgischen 
Handeln nicht beeinflussen lassen. Man darf ein Auge nicht einzig deshalb 


entfernen, weil es ein Schrotkorn beherbergt. Das sympathisirende Auge hat 


manchmal die bessere Sehkraft.e Die klinische Erfahrung mahnt hier sehr zur 
Vorsicht. Ä 

M. Gorecki musste ein Gutachten abgeben in zwei forensischen Fällen, 
in welchen der Traumatismus Sehnervenschwund hervorgerufen hatte. Man muss 
annehmen, dass in solchen Fällen der Traumatismus als solcher und die Reaction 
des Organismus eine Rolle spielen. 

M. Morax: Es ist unbewiesen, dass sich in Folge sympathischer Ophthalmie 
einfache Atrophie entwickelt. Die Atrophie ist keine entzündliche Krankheit, 
ausser es handelt sich um neuritische Atrophie. 

M. Terson: Es wäre interessant zu wissen, ob sich in solchen Augen nicht 
eigenartige trophische Störungen entwickeln. 

M. Despagnet: M. Golquie (Nimes) hat einen Fall von Schrütschuss- 
verletzung des rechten Auges beschrieben, in welchem 14 Tage nach der Ver- 
letzung dieses Auge schmerzhaft wurde und erblindete, während die Sehkraft 
des linken Auges durch sympathische Reizung auf !;, sank. Durch eine sub- 
copjunctivale Sublimat-Injection schwand die Schmerzhaftigkeit des verletzten 
Auges und die Sehkraft des anderen Auges stieg wieder zur Norm. Man soll 
deshalb sehr vorsichtig sein im Stellen der Prognose. 

M. Terson: Die Radiographie kann uns vielleicht gute Dienste leisten bei 
der Diagnose der knöchernen Tumoren der Orbita. Es ist wichtig zu wissen, 
ob solche Exostosen gestielt sind oder nicht. Panas berichtet von einem Fall, 
den er nicht operativ angegriffen hätte, wenn er gewusst hätte, dass die Exostosen 
gestielt waren. 

M. Pechin: Die Radiographie erlaubt uns eine exacte topographische 
Diagnose, kann uns leiten bei unseren Eingriffen und uns Winke geben betrefis 
der Opportunität derselben. 


— 426 — 


M. Morax möchte belehrt sein über die Dauer der Exposition. Er glaubt 
übrigens nicht an die Möglichkeit einer exacten Diagnose mit Hilfe der 
X-Strahlen. 


Carcinome métastatique de la choroide. 


M. Chevallerau giebt ein Referat über eine Arbeit von Lagrange. Es 
handelt sich um eine Frau mit Brustkrebs, der mehrmals recidivirt war. Die 
Sehstörung trat mit Schmerzen auf. T + 1. Lichtempfindlichkeit erhalten. 
Höckriger Tumor der Iris, die um das Vierfache verdickt erscheint. Linse 
transparent. Glaskörpertrübung, Netzhautablösung. Enucleation wegen grosser 
Schmerzhaftigkeit. In demselben Jahre Metastase an der Wirbelsäule und 
exitus letalis. Der Sitz des Tumors war in der Iris und Chorioidea. Der Iris- 
winkel war mit Geschwulstmasse gefūllt; daher die glaucomatösen Erscheinungen. 
Die Gefässschicht der Clorioidea ist diffus infiltrirt. Die zelligen Elemente sind 
degenerirt. Was die Differential-Diagnose zwischen Carcinom und Sarcom an- 
langt, so ist Folgendes festzustellen: Das Sarcom tritt einseitig auf und sitzt 
am Aequator; das Carcinom tritt doppelseitig auf und sitzt an der Macula. Das 
Sarcom ist begrenzt und wächst langsam. Das Carcinom ist flach und diffus 
und entwickelt sich sehr rasch. Ancke. 


8) Société belge d’ophtalmologie in Briissel. 


Dritte Sitzung am 28. November 1897. 


1. Venneman (Löwen) sprach „Ueber die Iris“ Nach seiner Ansicht 
und seinen Zeichnungen ist dasjenige, was man Krypten nennt, vorn durch ein 
Epithellager geschlossen; dasjenige, was als Lymphräume angesehen wird, be- 
steht nur aus Lücken, welche durch das Auseinanderweichen der Stromazellen 
entstehen. Fuchs selber giebt an, dass die Krypten keine innere Epithel- 
bekleidung besitzen. Schneidet man mit einem scharfen Messer die Iris quer 
durch, so sieht man, dass zwischen den Fortsätzen der sternartigen Zellen der 
Irıs eine homogene Fundamentalsubstanz (Mucin) vorhanden ist. 

2. Nuöl (Lüttich) sprach „Ueber die offenen Lymphbahnen der Vorder- 
fläche der Iris“. Durch eine unterbrochene Reihe von Serienschnitten zeigt er 
das Vorhandensein von Krypten an; wären diese, wie dieses in der letzten 
Sitzung behauptet wurde, Kunstproducte, so müssten allerhand unregelmässige 
Formen vorhanden sein und das Ganze ein zerrissenes Bild darstellen. Das ist 
nun nicht der Fall; alles folgt ganz regelmässig. Die Oeffnungen sind vorn 
nicht durch Epithel verschlossen, dieses begrenzt mehr oder weniger tief die 
Mündungen der Krypten. Diese sind die Oefinungen von Canälen, welche nicht 
das Kammerwasser absondern, sondern dieses absorbiren. 

Bénoit (Lüttich) fragt, wie Venneman die Befunde von Nicati, von 
Leber deutet, welche farbige Körper in die Vorderkammer einspritzten und 
diese in den Lymphcanälen der Iris vorfanden? 

Venneman erwidert, dass diese Beobachter wohl zu starken Druck ge- 
braucht haben, wodurch der epitheliale Verschluss der Krypten gesprengt wurde. 
Fuchs konnte bei einem Drucke von 40 mm Quecksilber kein Eindrinzen 
beobachten. 

3. van Duyse (Gent) hielt einen Vortrag „Ueber das sogenannte Co- 
lobom der Sehnervenscheide.“ Er hat ein Material von 11 damit behafteten 
Augen. Diese Missbildung ist nur eine geringere Stufe der Colobombildung 
des Augapfels. Man bemerkt a) eine scheinbare Vergrösserung der Papilla, 


— 42% — 


weil Chorioidea und Pigment nicht bis an die Papilla reichen; b) eine Ex- 
cavation, mitunter zwei oder drei, während dann die Retina zwischen diesen 
hervorragt; c) die Vertbeilung der Gefässe findet nach vier Typen statt: 
«) einige werden am unteren Rande der Papilla sichtbar, die anderen mehr 
nach oben, jedoch unterhalb des Centrums; 6) alle kommen vom Centrum; 
y) einige kommen vom oberen Rande, andere mehr von unten, jedoch oberhalb 
des Centrums; ô) alle scheinen von der Peripherie zu entspringen. Das oph- 
thalmoskopische Bild lehrt nicht, wie es in Wirklichkeit zugeht. Der Gefass- 
verlauf wird sehr beeinflusst von den Excavationen; dadurch entsteht das eben 
erwähnte verschiedene Ansehen; die Papille kann dadurch sogar schief gelegt 
werden und dem ophthalmoskopirenden Beobachter entzogen werden. Die Ex- 
cavationen können sich auch zu Cysten ausbilden, gewöhnlich ist auch der 
Opticus mehr oder weniger erkrankt. Häufig besteht eine Hydropsie der Ge- 
hirnventrikel mit dem Coloboma (Kundrat); durch diesen Druck kann sich 
die Chorioidealspalte nicht schliessen. Alle Cyclopen, welche Vortr. untersuchte, 
hatten Colobome, zwei sogar Cysten. 

4. Rogman (Gent) las „Ueber subconjunctivale Lipome“. Diese sollen 
häufiger vorkommen als man geglaubt; es wird weniger dafür consultirt, weil 
die Beschwerden gering sind. Man nimmt mehrere Entstehungsweisen für die 
Lipome an: Orbitalfett, Lipodermoide, Teratome. Er hat einige Fälle exstirpirt 
und in Serienschnitte zerlegt. a) Ein Mann, 54 Jahre, links oben aussen, in 
der Mitte der Geschwulst etwas Conjunctivalgewebe, sonst nur Fett, keine Epi- 
thelialgebilde; die Geschwulst stand in Verbindung mit dem Orbitalfette; 
b) ein Kind, einige Monate alt, links aussen ein Lipom, aussehend wie eine 
dritte Palpebra, ebenso kein Epithelialgewebe; c) ein erwachsener Herr, seit 
einigen Wochen erst damit behaftet; dieses kann als eine Art Hernie des Or- 
bitalfettes aufgefasst werden oder als locale Ablagerung, Theilerscheinung einer 
allgemeinen Fettablagerung, denn Patient ist sehr stark geworden und wiegt 
115kg; d) eine Frau, 65 Jahre, Lipom rechts aussen, durch das Ligamentum 
oculo-palpebrale in zwei Theile getrennt, zwischen der Geschwulst und der 
Cornea bildet die Conjunctiva eine Falte. Patientin liess nicht exstirpiren. 

van Duyse bemerkt, dass die am Limbus gelegenen Lipome immer Lipo- 
dermoide sind, das sind die häufigeren; sie stellen Ueberreste von amniotischen 
Verwachsungen dar. Die in der Uebergangsfalte sind selten und enthalten vor- 
wiegend Fettzellen. Der Fall d) von Rogman ist eine Zwischenstufe dieser 
zwei Arten. Dann kommen noch Fälle vor mit papillärem Epithel und ge- 
streiften Muskelfasern, diese stammen von den äusseren Muskeln des Bulbus her. 

Rogman kann für den besprochenen Fall keine amniotische Verwachsung 
annehmen, dann wäre die Conjunctivalfalte nicht vorhanden, or würde eler ene 
Abstammung vom Palpebralfett annehmen. 

5. Pergens (Brüssel) sprach „Ueber heiderseitige Diplopia monocularis“. 
Ein 32jähriger, ohne frühere Syphilis oder sonstige frühere Erkrankung, sieht 
mit jedem Auge doppelt seit fünf Monaten. Vorher sah er sehr gut und war 
„maitre-pointeur“ bei der französischen Artillerie. Viele Excesse in venere und 
Masturbation. Das rechte Auge sieht Sn Dia, Cornealastigmatismus von + 0,75 D 
vertical, Gläser bessern nicht. Links Sn °/,,, Cornealastigmatismus von + 1,25 D 
Vertical, nach Currection Sn °/,, ohne dass das Doppelbild schwindet. Cornea, 
Iris, Linse, Fundus u. s. w. beiderseits normal, ebenso Accommodation, Bewegung, 
Gesichtsfeld (auch für Farben), Lichtsinn und Farbensinn. Jedes Auge liest 
Jaeger Nr. 1—37 cm. Die Doppelbilder sind scharf begrenzt, das untere ist das 
stärkere Bild, beide stehen vertical über einander, auch stenopäische Löcher 


-— 428 — 


lassen beide bestehen. Fir 1m Entfernung sind die oberen Grenzen der beiden 
Bilder fiir das linke Auge um 2mm von einander entfernt, sie weichen aus 
einander mit der Entfernung. Für einen schwarzen Streifen auf weissem Grunde 
ist das zweite Bild von einer Helligkeit, welche ungefähr 90 Schwarz + 270 
Weiss auf der Drehscheibe entspricht. Farbige Streifen geben auch nur eine 
hellere Abstufung derselben Farbe. Rechts sind die Doppelbilder nur um 
3/, mm von einander entfernt in 1m. Binocular werden nur zwei Bilder wahr- 
genommen, mit dem Abstande derjenigen des linken Auges. Durch Prismen, 
Basis nach unten, eutstehen vier Bilder; verschiedene Controlprüfungen wurden 
vorgenommen, ohne dass Patient in Widerspruch gerieth. Er nahm einen Monat 
Bromkali und China, dann waren die Doppelbilderränder in 1m links um 5mm, 
rechts um 2mm von einander abstehend. Accommodation u. 8. w. wie früher. 
Dann nahm er einen Monat Calcium chlorhydro-phosphoricum und Jodkali, nach 
dieser Zeit waren in 1m links die Bilder wieder um 2 mm entfernt, rechts 
kaum eine Haarbreite. Accommodation und das Uebrige wie im Anfang. Jetzt 
besteht links in der Temporal- und Occipitalgegend im Gehirn ein Gefühl von 
Ameisenkriechen. 

Vortr. nimmt ein Gehirnleiden als Ursache an, die Perceptionscentren 
fungiren nicht mehr als ein Ganzes, sondern als zwei Centren, von welchen 
jedes eine Impression empfindet; die Centren fir die Binocularassociation sind 
nicht angegriffen, da mit beiden Augen auch nur zwei Bilder gesehen werden. 
Er stützt seine Ansicht auf das Nichtvorhandensein eines optischen Grundes 
(Cornea, Iris, Linse u. s. w. normal), auf das Nichtbeeinflusstwerden durch 
Gläser und stenopäische Löcher, auf das Vorhandensein der Doppelbilder inner- 
halb des Gebietes des deutlichsten Sehens, dann haben die Abstände um mehr 
als das Doppelte gewechselt, unter denselben oculären Bedingungen, enalich das 
Ameisenkriechen im Kopfe. Patient trägt eine schwarze Brille, welche das 
zweite Bild so sehr schwächt, dass es ihn nicht mehr belästigt. 

6. Bullot (Brüssel) sprach ‚Ueber den Einfluss des Morphins auf die 
Regeneration des Cornealepithels“. Er entfernte bei Kaninchen gleiche Scheiben 
Cornealepithiels, an einigen wurde alle zwei Stunden, alle Stunden, jede halbe 
Stunde 0,02 g Morph. mur. subcutan eingespritzt. Diese zeigten zelın Stunden 
später geringere Regeneration als die, welche nicht eingespritzt waren. Es ist 
bekannt, dass die Zellen rings um den Substanzverlust sich in den ersten 
Stunden vergrössern, über einander gleiten und sich in eine oder zwei Schichten 
innerhaib des Wundsaumes lagern. Nach Klebs ist dieses durch eine Art 
amöboide Bewegung der Epithelialzellen bedingt, nach Ranvier ist es nur ein 
mechanisches Rutschen. Nach der vierten Stunde vermehren sich die Zeilen, 
man bemerkt karyokinetische Figuren, specielil an der Grenze. Dann gehen das 
erwähnte Gleiten und die Zelltheilung zusammen weiter vor, bis überall eine 
oder zwei Zellschichten vorhanden sind, dann geht die Zelltbeilung allein weiter, 
bis die normale Zahl der Schichten wieder ausgebildet ist. Wirkt Morphin auf 
das Gleiten, auf die Zelltheilung, oder auf beides ein? Das Gleiten ist ver- 
langsamt, das stimmt mit der Kleb’schen Auffassung überein. Auch die 
Karyokinese wird verlangsamt, findet während fortresetzter Morphininjectionen 
aber verspätet statt. Rihrt das vom Ausfall des Zellengleitens her? Oder 
gewöhnen sich die Zellen an das Morphin und theilen sich weiter? Bei 
Kaninchen, wo das Gleiten schon stattgefunden hatte und wo viele Zellen in 
Regeneration waren (30 Stunden nach der Verletzung), hatten Injectionen keinen 
Einfluss mehr auf die Zellenvermehrung. Es scheint demnach, dass der Aus- 
fall des Gleitens die Ursache der Verlangsamung des Heilprocesses ist. 


— 429 — 


H. Coppez fragt, ob in der Praxis die Wundheilung nach Cataract u. s. w. 
durch Morphiumeinspritzung wirklich verzögert wird. 

Bullot sagt, dass eine Einspritzung von 0,02g das Rutschen nur um 
zwei Stunden verzögert, was ohne Bedeutung ist. 

Venneman glaubt nicht, dass es der Ausfall der nicht bewiesenen 
amöboiden Bewegungen ist, welcher die Heilung verzögert, vielmehr sind die 
durch Morphin bedingten schlechten Ernährungsverhältnisse Schuld daran. 

7. Lacompte (Gent) stellte einen Fall vor von „willkürlichem Exoph- 
thalmus“.! Ein 14jahr. Junge litt seit sechs Monaten rechts an Exophthalmus. 
Wenn der Kopf vorwärts gebeugt wurde, verschlimmerte sich das Uebel, die 
Lider bildeten dann sogar häufig eine Art Paraphimosis hinter dem vorgetriebenen 
Bulbus. Bewegungen normal, keine Diplopie. V !/,„ Papillitis optica. Sonst 
ist Patient gesund. Vortr. liste den M. rect. ext., ging mit dem Finger ein, 
fand nichts als ein kleinerbsengrosses Knitchen oben innen am Opticus und 
schloss die Wunde Zwei Tage später ging er wieder daran, olıne was zu 
finden. Heilung innerhalb 8 Tage, mit V °/,, welche später auf ję stieg. 
Der Exophthalmus ist nur wenig mehr sichtbar und vermehrt sich durch Con- 
gestion kaum. Nach innen auf der Conjunctiva ist eine erweiterte Vene. Vortr. 
schliesst, indem er hinweist auf die Erweiterung, welche die Venen erleiden 
können, ohne tastbare Spuren zu hinterlassen, auf die Dehnung, welche der 
N. opticus aushalten kann ohne Veränderungen zu untergelien, auf die Genesung 
durch die Tenotomie entstanden. 

8. Coppez (Brüssel) stellt einen Fall vor von ,,Ptosis mit associirten 
Bewegungen“. Es ist ein kleines Mädchen, welches die Lider nur heben kann, 
wenn sie den Unterkiefer seitwärts bewegt. Es ist Association für die M. ptery- 
goidei et die levatores palpebrarum vorhanden. 

Venneman bemerkt, dass die Associationsbewegungen nai jedes Mal 
vorkommen, wenn die Kleine den Kiefer bewegt. 

H.Coppez lässt noch die Augen der Pat. rollen, dann gehen die Lider empor. 

Derselbe zeigt dann einen Fall von „Neuritis optica im zweiten Monate 
der Syphilis“. Er betrifft einen Mann von 26 Jahren, welcher die Neuritis am 
rechten Auge bekam, jetzt (vierter Monat) ist auch das linke angegriffen. 
Rechts normale Sehschärfe, centrales Scotom für Grün. 

9. Leplat (Lüttich) sprach „Ueber Orbitalphlegmone bei einem zwei- 
wöchentlichen Kinde“. Extraction mittelst Forceps, zwei Wochen später links 
die Lider entzūndet, dann Lidabscess, wogegen warme Umschläge gebraucht 
wurden. Bulbus normal, am zweiten Tage der Erkrankung Chemosis und 
fibrinöses Aussehen der Bindehaut, den vierten Tag sah das Lid blau aus, 
durch die Haut und durch zwei graue Flecken der Bindehaut kam Eiter (Sta- 
phylokokken). Acht Tage Eiterung, die Sonde stiess auf die Knochen der 
Innenseite der Augenhihle, diese musste perforirt sein, denn aus der Nase 
sickerte Blut mit Eiter. Thränensack normal, tir kurze Zeit Strabismus su- 
perior und Ectropion cicatricium, welches durch Massage heilte. War Periostitis 
oder Orbitalabscess vorhanden? Vortr. glaubt Letzteres, da der Eiter nur am 
vierten Tage hervorbrach; er ist der Meinung mit Panas, dass Perivstitis-Biter 
riecht, was hier nicht der Fall war. 

10. Lor (Brüssel) stellt ein neunjähriges männliches Kind vor mit 
„Catararta siliquosa congenita mit Ciliarkörper-Verwachsungen“ Wenn das 


ges 


ı Die Benennung ist nicht ganz zutreffend, da durch Anstrengung u. s. w. mit oder 
ohne Willkür der Exophthalmus entstand. Ref. 


— 430 — 


linke Auge mit Atropin behandelt ist, sieht man die weisse Cataracta, etwas 
tiefer als die Iris gelagert, mit Ausnahme von oben aussen. An dioser Stelle 
bedeckt die erweiterte Iris den Rand, lässt aber an allen anderen Stellen einen 
freien Raum als schwarze Sichel sehen. Fundus nicht zu sehen. Innerhalb 
der schwarzen Sichel bemerkt man kleine vorspringende Kegel, welche braun 
sehen, vom Ciliarkörper entspringen und sich an die Linse anheften, sie sind 
strahlig angeordnet und zwischen den grösseren bemerkt man ziemlich regel- 
mässig abwechselnd kleinere ähnliche Bildungen, welche sich mit einem feinen 
Faden an die Cataracta heften. Es sind Ciliarfortsätze, welche verlängert und 
ausgezogen sind. Das Auge litt an Strabismus convergens, es hatte gute Licht- 
perception und wurde durch beiderseitige Internustenotomie richtig gestellt. Die 
Cornea ist kleiner als an der rechten Seite, die Iris erweitert sich weniger 
durch Atropin. Vortr. nimmt eine locale Entzündung während der Schwanger- 
schaft an, keine hereditäre Belastung. 

11. Gallemaerts (Brüssel) stellt einen Fall vor von „Keratitis neuro- 
paralytica nach Exstirpation des Ganglion Gasseri“. Die Frau ist 56 Jahre. 
die Exstirpativn wurde von Dr. Depage vorgenommen wegen colossalen Neur- 
algien, welche danach verschwunden sind. Das Auge und die Wunde blieben 
verbunden; am elften Tage bemerkte man bei der Abnahme des Verbandes 
Trigeminusparalyse mit einem kleinen Ulcus corneae, dieses besserte und ver- 
schlimmerte sich abwechselnd; dann und wann kleine Conjunctivalblutungen. 
Jetzt Ulcus corneae mit Vascularisation der Hornhaut und Iritis. Das Auge 
verträgt keine Berührung mit physiologischer Kochsalzlösung, wohl Waschungen 
mit Bursäurewasser. 

Lor meint, dass gerade der Verband die Ulceration hervorrief. 

Mal erinnert an Snellen’s Experimente bei Keratitis neuroparalytica, an 
Goltz’ Hunde; er glaubt nicht an den Einfluss trophischer Nerven. 

Lor hat einen Fall beobachtet, wo die Palpebralsutur gute Resultate zab, 
der Verband jedoch nicht. 

J. Coppez meint, dass vom Kaninchen nicht direct auf den Menschen ge- 
schlossen werden kann, bei Kaninchen sind die Augen sehlechter geschützt als 
beim Menschen. 


12. Rutten (Namur) stellt einen Fall von „Sarcoma der Nasopalatal- 
gegend“ vor bei einem Manne von 48 Jahren. Die Neubildung hat die Ossa 
nasalia aus einander gedrängt, von den Nasenhöhlen aus sieht man sie sehr 
gut, sie blutet leicht. Pergens. 


9) Ophthalmological Society of the United Kingdom. 
Sitzung vom 28. Januar 1897. (Brit. med. Journ. 1897. Febr. 6.) 


Spontaneous recovery of a retinal detachment. 


Dr. Lawford Knaggs berichtet über den Krankheitsverlauf einer durch 
Schussverletzung entstandenen Netzhautablösung bei einer 21jähr. Frau. Neben 
zwei Aderhautrissen nahe der Macula, entsprechendem Oedem und zahlreichen 
Blutungen zeigt sich eine acute Chorioiditis mit starker Exsudatiun in der 
Gexend der Macula und im Anschluss daran eine Netzhautablösung, die nach 
vorn bis zur Ora serrata zu reichen schien. Bei einer gelegentlichen Unter- 
suchung nach etwa 1!/, Jahren war von der Amotio nichts mehr zu sehen, 
und die wiederangelegte Retina schien normal. Nur das centrale Sehen war 
nicht mehr vorhanden. Vortr. meint, dass von den durch mechanische Ursachen 


— 431 — 


herbeigeführten und durch entzündliche, an Trauma oder organische Erkrankung 
sich anschliessende Exsudation entstandenen Netzhautablösungen eine Heilung 
wohl erwartet werden könne; dagegen die durch chronische Veränderungen im 
myopischen Auge herbeigeführten Fälle der Therapie weniger zugänglich scheinen. 


Retention cyst of the lachrymal gland or „Dacryops“. 


Arnold Lawson beschreibt einen seltenen Fall von echtem Dacryops bei 
einer 19jähr. Dame. Die Geschwulst, welche bei der Exstirpation sich nur an 
ihrer vorderen Fläche mit dem subconjunctivalen Gewebe des Oberlids und am 
äusseren Rande mit der Thränendrüse verwachsen zeigte und leicht ausgelöst 
werden konnte, hatte Form und Grösse eines Taubeneies. Sie stellt eine uni- 
loculäre Cyste dar, deren Wand auffallend wenig zellige Elemente enthielt und 
aus einem sehr zarten, lockeren Gewebe bestand. Der Inhalt der Cyste zeichnet 
sich durch eine grosse Menge verschieden grosser homogener, fibrinhaltiger, trans- 
parenter Gebilde, Leukocyten und rother Blutkörperchen aus, und stellt eine 
klare, Natriumechlorid enthaltende Flüssigkeit dar. 


Demonstrationen: Dr. Macnaughton Jones: Angeborener Verschluss 
des 'T'hränenpünktchen und Fehlen des Canaliculus. — Work Dodd: Hinter- 
grundsbefunde. — Juler: Maculaverinderungen. — J. Griffith: Entwickelungs- 
störung der Linse. — Doyne: Netzhautblutungen. — Treacher Collins: 
Blutung in die Sehnervenscheide. — Jessop: Netzhautablösung. — Higgins: 
Zwei Augen, welche durch spontane Blutungen nach Cataractextraction ver- 
loren gingen. 


Sitzungen vom 11. und 24. März 1897. (Ophtb. Rev. 1897, March.) 


Discussion on retro-ocular neuritis. 


Marcus Gunn eröffnet die Discussion mit einer Schilderung der bekannten 
klinischen Symptome und erklärt sich das frühzeitige Auftreten des centralen 
Scotoms dadurch, dass die Maculafasern im Foramen opticum central im Seh- 
nerven verlaufen, als die functionell thätigsten durch Druck zuerst leiden und 
eine verhältnissmässig grosse Partie im Sehnerv einnehmen. Die Ursachen der 
retrobulbären Neuritis sind entweder locale oder constitutionelle oder durch eine 
Affection des Centralnervensystems wie z. B. die multiple Sclerose bedingt. 


Dr. Buzzard bespricht die letzteren. Hier kämen sowohl die retro- 
bulbären, wie die intraocularen Sehnervenveränderungen vor. Erstere zeigten 
stets das centrale Scotom und periphere Amblyopie, aber nur vorübergehend, 
und brächten keinen fortschreitenden Verfall des Sehvermörrens. Gerade um- 
gekehrt sei es bei den intraocular sichtbaren Neuritiden. Bei der diphtherischen 
Neuritis sei bisweilen eine concentrische Gesichtsfeldeinengung vorhanden. 

Dr. Gowers erwähnt ein Beispiel rheumatischer Neuritis, die er auf eine 
von den Hirnmembranen fortgeleitete Orbitalcellulitis zurückführt. Auch bei 
Gicht komme die retrobulbäre Neuritis häufig vor. 

Dr. Berry stellt folgende Kategorien als Ursachen auf: 1. Hirntumor, 
2. Erkältung (meist einseitig), 3. Intoxication. 

Dr. Hill Griffith sah 27 Fälle, darunter 8 einseitige, im Alter zwischen 
14 bis 57 Jahren. Alle wurden, wenn auch nicht völlig, wiederhergestellt. 

Richardson Cross hat 75 Fülle aus der Literatur zusammengestellt, von 
denen ?/, auf toxische Ursachen zurückzuführen sind. 

W. H. Jessop deutet auf diejenigen Fälle hin, die von einem Zahnreiz 
ausgingen, und jene, wo nach einer Fractur der Orbita im Verlauf eines Monats 


Sehnervenatrophie bemerkt wurde. Die Atrophien bei Tabes und Sclerose, selber 
von einander nicht zu unterscheiden, zeichneten sich vor diesen gleichwohl 
deutlich aus. 

Quarry Silcock erklärt die Prädisposition der axialen Fasern mit ihrem 
weiten Abstande von den Vasa vasorum, wenigstens in der Höhe des Foramen 
opticum. Er bezweifelt dagegen ihre Abhängigkeit von der Lymphströmung 
und: ihre grössere Empfindlichkeit als functionell am meisten active Fasern, wie 
sie Gunn behauptet. Ferner bespricht er Fälle, wo bei irregulären Diabetes 
die verminderte Sehschärfe mehr als das centrale Farbenscotom ausgesprochen 
war und wo nach Abschwächung des gesteigerten arteriellen Drucks das Seh- 
vermögen normal wurde. 

Holmes -Spicer erwähnt Fälle mit stationärem Scptom ohne Besserung, 
wie sie bei Männern jenseits der mittleren Jahre, gewöhnlich bei Paralytikern 
oder Paranoikern beobachtet werden. 

Adams Frost sah in 13 Fällen nach acutem Auftreten der Neuritis die 
Sehschärfe innerhalb 1—3 Tagen schwinden, darunter 5 mal bis auf Lichtschein. 
Nur 3 waren doppelseitig, aber alle besserten sich wieder, 7 sogar vollständig. 


Nettleship hat 120 Fälle zusammengestellt, die er folgendermaassen 
rubricirt: 1. Monoculäre und idiopathische Fälle, die alle wiederliergestellt 
wurden — die kleinere Zahl. 2. Fälle wahrscheinlich syphilitischer Natur, 
im Alter von 16—40 Jahren (38 weibliche, 16 männliche), die ebenfalls alle 
sich besserten. 3. 19 Fälle (8 Männer, 11 Weiber, davon 13 über 40 Jahre 
alt), die nicht besser wurden und anfangs einen bis zu 4 Tagen anhaltenden 
heftigen Schmerz zeigten. 4. 5 Fälle im Alter von 25—35 Jahren mit leichter 
Abblassung der Papille und vollständiger Besserung. 5.- Fälle mit Affectionen 
des Centralnervensystems, meist Tabes oder Sclerose, wo beide Augen in 
längerem Intervall nach einander erkrankten und die Papille schliesslich scle- 
rotisch wurde. Schliesslicb gäbe es Fälle, die mit Zahnaffectionen oder Er- 
krankungen des Sphenoidalsinus zusammenhängen. 


Sitzung vom 6. Mai 1897. (Ophth. Rev. 1897. May.) 


New method of mounting museum specimens. 
Priestley Smith zeigt in 10°/, Formalinlésung gefärbte Präparate. 


Three specimens of detachment of the retina. 


Ernest Clarke demonstrirt drei Präparate von Netzhautablösung, deren 
eines Cystenbildung in der abgelösten Partie zeigte. 


Sarcoma of the iris. 


C. Devereux Marshall demonstrirt Schnoitte von einem aus der Hinter- 
fläche der Iris hervorgewachsenen Sarcom, das klinisch wie gegollene Linsen- 
substanz im Centrum der Pupille sich ausnahm und sich erst bei der Operation 
wegen glaucomatöser Schmerzen in seiner wahren Natur entpuppte. 


Symmetrical disease of the macula. 


Dr. Batten spricht über hereditäre syphilitische symmetrische Verände- 
rungen der Macula bei zwei Brüdern mit allmählich fortschreitender Ver- 
schlechterung der Sehschärfe Eine Schwester der beiden Pat. blieb gesund. 

Jessop erwähnt einen ähnlichen Fall, wo im Alter von 21 Jahren die 


Krankheit mit einem Oedem der Macula begann und Pigmentveränderungen 
folgten. 


lo 


— 433 — 


Obstruction of the cavernous sinous. 


F. Eve und Dr. F. J. Smith berichten über einen Fall von Verschluss des 
Sinus cavernosus durch maligne Neubildung oder Tuberculose. 


Translucency of the cornea after application of the galvanocautery. 
Congenital absence of the puncta lacrymalia. 


Doyne demonstrirt die beiden Fälle. 


Proptosis occurring on stooping or compressing the jugular vein. 


Lang stellt einen Fall von Exophthalmus vor, der nur beim Bücken oder 
bei Compression der Jugularis auftrat. Bisweilen trat sie auch unter Schmerzen 
und Sehstörungen für einige Stunden oder 'Tage spontan auf. Andeutung von 
postneuritischer Atrophie war vorhanden. 

Priestley Smith sah einen durch Trauma entstandenen Enophthalmus 
bei jedesmaligem Vornüberneigen des Pat. sich in einen Exophthalmus ver- 
wandeln, offenbar in Folge einer Varicenbildung der Vena ophthalmica. 

Treacher Collins erwähnt einen ähnlichen Fall, wo beim Bücken das 
Sehen schwand, der Bulbus vorfiel und das Lid herabsank. 


(?) New growth in the yellow spot region. 
C. H. Walther beschreibt eine halbpapillengrosse, etwa ?/, mm prominirende 
Schwellung der Macula, die in der Discussion von Frost und Nettleship als 
Beispiel seniler Chorioiditis angesprochen wird. 


Retinitis punctata albescens. 


John Griffith stellt einen 48jähr. hemeralopischen Kranken vor, dessen 
Maculargegend mit zahlreichen, sehr kleinen, weissen, scharfen Stippchen besäet 
war, ohne dass die Pigmentveränderungen über einen sehr geringen Grad hinaus- 
gingen. Eine Schwester des Pat. zeigte denselben Befund. Der Sehnerv war 
bleich und wachsfarben. Sehschärfe = !/,. Eltern blutsverwandt. 

Treacher Collins erwähnt einen ähnlichen Fall, wo Blutsverwandtschaft, 
Nachtblindheit und Augenbefund dieselbe Rolle spielten. 

Nettleship hält diese Fälle im Gegensatz zu der Retinitis pigmentosa 
für nicht progredient. 


Sitzung vom 10. Juni 1897. (Ophth. Rev. 1897. June.) 


Filaria loa. 


Dr. Argyll Robertson ergänzt die Krankengeschichte seines vor 2 Jahren 
vorgestellten Pat., der inzwischen wieder nach Old-Calabar zurückgekehrt und 
dort sofort wieder von den alten Symptomen befallen war. Es waren allmählich 
alle möglichen Stellen des Körpers Sitz der Filaria, besonders aber die Schädel- 
haut. Das Blut, der Speichel, Nasenschleim und die Excrete wurden vergeblich 
auf Filaria-Embryonen untersucht. Seit der letzten Publication sind zwei ähn- 
licbe Fälle auf dem. Festland beschrieben worden und zwei andere zur Zeit in 
Dr. Manson’s Behandlung. 


Sympathetic opthalmitis. 

Richardson Cross verwirft die Mules’sche Operation (Exentera- 
tion mit Einführung einer Hohlkugel) zu Gunsten der Enucleation, weil sie 
in 13°/, der Operirten sympathische Reizung oder Ophthalmie nicht 
hintanhalten konnte. Eine Zeit lang machten sich die Fälle gut, aber 
früher oder später kämen doch im Allgemeinen die Störungen hinterher. 

28 


— 434 — 


Adams Frost führt die Misserfolge darauf zurück, dass man sich zu spat 
zur Evisceration entschlossen habe oder eine Fistel die Quelle neuer Infection 
gewesen sei. Er hat 12 Fälle 4 Jahre, und andere 8— 9 Jahre lang beobachtet, 
ohne eine nachträgliche Störung zu sehen. 

Auch Bickerton äussert sich zu Gunsten des Mules’schen Verfahrens. 
Er hält die 15°), sympathische Entzündungen nach Enucleation (?) 
dagegen. Hiergegen erklären sich aber Critchett, Dr. Argyll Robertson und 
Nettleship, die nach Enucleation nur sehr selten eine sympathische Entzün- 
dung auftreten sahen. 


Blindness -following blows on the head. 


S. Snell hält einen Vortrag fiber Blindheit nach Schadeltraumen. Gewöhn- 
lich führe man Erblindungen auf Verletzungen, die sich bis in’s Foramen opticum 
erstreckten und im Allgemeinen von vorn her wirken, zurück. Aber auch jede 
anders gelegene Schädelfractur kann zu unmittelbarer Erblindung führen, wie 
einzelne Beispiele des Vortr. zeigen. 

Bickerton erwähnt die mittelbaren Erblindungen, welche erst längere Zeit 
nach dem Schädeltrauma auftreten und für die Entscheidungen bei Unfalls- 
versicherungen von Bedeutung sein können. 

Lindsay studirte diese Verhältnisse bei Thieren, wie dem Leopard, Bären 
und einem Känguruh, bei denen er weisse Opticusatrophie feststellen konnte. 

Nettleship will die Späterblindungen nach Traumen noch als offene Frage 
behandelt wissen. 


The degrees and varieties of colour-blindness. 


Dr. Edridge Green unterscheidet zwei Kategorien von Farbenblinden. 
Solche, die ein verkürztes Spectrum haben, gleichwie es Leute giebt, die gewisse 
sehr hohe und sehr tiefe Töne nicht percipiren, und solche, die alle Farben 
zwar sehen, aber die Differenzirung derselben nicht vollständig beherrschen, in 
Analogie zu dem schlechten musikalischen Gehör. 


Demonstrationen: J. R. Lunn: Bilaterale Facialislähmung mit Taub- 
heit und Hornhautulceration. — Lunn und C. D. Marshall: Fremdkörper in 
der Orbita. 


Sitzung vom 2. Juli 1897. (Brit. med. Journ. 1897. July 10.) 


Spontaneous dislocation of the lens into the anterior chamber. 


Bickerton beschreibt zwei Fälle von Linsendislocation. In dem einen 
war 25 Jahre früher ein Trauma vorangegangen; in dem zweiten folgte die 
Linsenwanderung auf eine präparatorische Iridectomie, die 6 Jahre vorher ge- 
macht worden war, als das andere Auge extrahirt wurde. 


Demonstration of Tscherning’s theory of accommodation. 


Priestley Smith demonstrirt ein Modell zur Verauschaulichung der 
Accommodationsvorgänge im Sinne Tscherning’s, welcher im Anschluss an 
Thomas Young, behauptet, dass bei der Zunahme der Refraction während 
der Accommodation hauptsächlich im Centrum der Pupille die Convexität der 
Linse vermehrt sei, weniger die peripheren Partien, die äussersten überhaupt 
nicht, und dass die Liusenoberfläche von der sphärischen zur hyperbolischen 
Krümmung übergehe. Indem sich der Ciliarmuskel contrahire, nehme die 
Spannung der Zunula zu. Bekanntlich weist Hess gerade das Gegentheil nach, 


indem er am eserinirten Auge zeigt, wie die Linse in der entspannten Zonula 
zu zittern anfängt und seitliche Lageveränderungen nach ihrer Schwere 
durchmacht. 


Microphthalmos with cystic protrusion from the globe. 


Treacher Collins und J. R. Rolston haben 7 Fälle von Mikrophthalmus 
untersucht. Bei allen fand sich übereinstimmend ein Durchwuchern von Netz- 
hautgewebe durch einen Spalt in der Ader- und Lederhaut. Doch war die 
durchgebrochene Partie von verschiedener Grösse bis zu ?/, der ganzen Membran. 
In einzelnen Präparaten zeigten sich Cysten mit flüssigeın Inhalt in den Falten 
der Netzhaut. Meist lag die Spalte nach unten oder hinten am Bulbus. Je 
kleiner und mangelhafter der Bulbus entwickelt war, desto grösser war die 
durchtretende Netzhautmasse. Bei einigen Exemplaren war der Glaskörper sehr 
unvollkommen entwickelt und durch eine Artrfibrösen Gewebes, mit Blutgefässen 
durchsetzt, verdrängt, die sog. atypische Glaskörperentwickelung aus dem 
Mesoblast. Gleich Lapersoune und Mitvalsky fanden sie einmal eine 
beträchtliche Schicht von Hyalinknorpel in der Sclera und theilweise in .der 
Hornhaut. 


Tuberculosis of the conjunctiva. 


J. Eyre hält einen Vortrag über die etwa in 1°/,, aller Fälle vorkommende 
Tuberculose der Bindehaut. Er unterscheidet fünf Gruppen: 1. miliare Ulceration, 
2. subconjunctivale Knotenbildung, 3. üppige papilläre Wucherungen, 4. Lupus, 
5. papillomatöse Tumoren der Lidbindehaut. Er betrachtet die Bindehaut- 
tuberculose als eine directe Inoculation, nicht als Ausdruck einer allgemeinen 
Tuberculose. Das Alter der Pat. schwankt zwischen 10 Monaten und 30 Jahren; 
die meisten Erkrankungen fallen in die Pubertät, bei den Weibern mehr als 
bei den Männern. Gewöhnlich zeigt sich das untere Lid befallen, und die ent- 
sprechenden Drüsen sind infiltrirt. Natärlich ist die möglichst vollständige 
Exstirpation der erkrankten Stelle indicirt. 


Demonstrationen: Jessop: Aderhautsarcom. — Batten: Spontane Glas- 
körperblutung. — J. Griffith: Thrombose des Sinus cavernosus. — Spicer 
und D. Marshall: Jristuberculose. — Thompson: Ungewöhnliche Hornhaut- 
infiltration. 


Sitzung vom 21. October 1897. 


Mr. Swanzy spricht bei Uebernahme des Vorsitzes für die nächstjährige 
Sitzungsperiode über 
Einige congenitale Anomalien des Auges 
wie sie bei früheren Gelegenheiten der Gesellschaft constatirt worden sind, u.A. 
über die congenitalen Beweglichkeitsstörungen, über das Iriscolobom und einen 


Fall von Microcephalus und Exophthalmus. 
Mr. Ernest Clark hält sodann einen Vortrag über 


Experimentelle Untersuchungen über die Vereinigung von Horn- 
hautwunden bei Kaninchen. 

Die Versuche sollen hauptsächlich feststellen, innerhalb welcher Zeit sich 
unter wechselnden Bedingungen die Vorderkammer wieder herstellt. Es geht 
aus ihnen hervor, dass in der Ruhe und bei nach dem oberen Hornhautrande 
hin angelegten Schnitten das Kammerwasser sich am schnellsten ansammelt. 

23” 


— 436 — 


Daher ist bei Operationen, wo man der wieder hergestellten Vorderkammer nach 
Abfluss des Kammerwassers bedarf, das Auge nur für eine halbe Stunde etwa 
zu verbinden (?). Aus denselben Gründen soll ein operirtes Auge für die ersten 
Standen absoluter Ruhe pflegen. 

Mr. Swanzy hätte gewünscht, dass die Versuche noch festgestellt hätten, 
nach welcher Zeit die verklebte Hormhautwunde für infectiöse Organismen im- 
permeabel wird. 


Linsenluxation. Erblindung. Heilung. 


Mr. Bickerton berichtet über einen Fall von congenitaler Linsenectopie, 
bei welchem wiederholt vorübergehende Anfälle von Erblindung auftraten, bis 
eines Tages dieselbe nach Gebrauch von Eserin stationär blieb. Die Linse war 
in die Vorderkammer geglitten und war dort durch die künstlich verengte 
Pupille festgehalten worden. Vortr. zog statt der Extraction es vor, die Pupille 
zu dilatiren und die Linse operativ wieder in ihr ursprüngliches Medium, den 
Glaskörper, zurückzustossen, und erzielte damit eine völlige Besserung, die noch 
drei Jahre später anhielt. 


Demonstrationen: Mr. Frost: Odell und Porter's Instrument zum 
Centriren von Augengläsern. Mr. Lawson: Leucosarcom der Chorioidea. 
Dr. Reyner Batten: 1. Fremdkörper in der Pupille, nach Entfernung einer 
traumatischen Cataract entdeckt. 2. Pulsirender Orbitaltumor (? Meningocele). 
Dr. Bullar: Fall von Mangel der Aderhaut. Mr. Lang: Primärsklerose am 
innern Canthus. 


Sitzung am 11. November 1897. 


Heredität und Entwickelung der Myopie. 


Mr. Wray äussert sich in seinem Vortrage ziemlich skeptisch gegenüber 
der allgemein angenommenen hohen, bis zu 60°,, geschätzten Erblichkeit der 
Kurzsichtigkeit. Er führt die hohen Grade von Myopie ehrer auf einen marasti- 
schen Zustand während der Kindheit zurück und auf Einflüsse, welche bei der 
Einstülpung der mesoblastischen Elemente in die secundäre Augenblase eine 
Rolle spielen. Eine zu mangelhafte Einstülpung müsse für Hypermetropie, eine 
excessive für Myopie verantwortlich gemacht werden. 


Kali hypermanganicum bei Blennorrhoe. 


Mr. Sydney Stephenson sah nach reichlicher Irrigation mit starker 
Lösung von übermangansaurem Kali eine kohlschwarze Färbung der Hornhaut 
eintreten, die einige Tage nach Aussetzen des Mittels verschwand. 


Cataract-Extraction. 


Surgeon-Captain Herbert hat für seine Star-Operation in Indien einer 
starken (1 :2300) Sublimatlösung zur gründlichen Desinfection des Auges und 
seiner Umgebung nicht entrathen können. Erst seitdem er sie principiell ge- 
braucht, hat er keine Eiterungen mehr gehabt. 


Pseudogliom nach Meningitis. 


Mr. Cargill sah bei einem Knaben von 3 Jahren innerhalb 14 Tagen 
nach einer Meningitis eine Chorioretinitis mit nachträglicher Schrumpfung des 
Bulbus eintreten, während das zweite Auge mit einer einfachen Sehnerven- 
atrophie davon kam. Mr. Collins hält diese Fälle nach seinen histologischen 
Untersuchungen eher für Retinitiden als Uvitiden. 


— 437 -- 


Albuminurische Retinitis. 


Dr. Lawson und Dr. Sutherland berichten über einen Fall, der wegen 
des jugendlichen Alters von 12 Jahren bemerkenswerth ist. Die Symptome bei 
der kleinen Patientin unterschieden sich im Uebrigen in nichts von denen Er- 
wachsener. . 

Mr. Nettleship erwähnt zwei ähnliche infantile Fälle und Dr. Breuer 
weist auf eine Publication Bull’s hin, welcher sogar einen 5jährigen Knaben 
anführt. 


Sitzung vom 9. December 1897. 


Bleikugel im Augeninnern. 


Mr. Hartridge beschreibt eine Flintenschussverletzung, bei welcher das 
Projectil durch Röntgendurchleuchtung in der Mitte der Orbita nachgewiesen 
werden konnte und nachher im enucleirten Auge vorgefunden wurde. 


Mules’ Operation bei Ptosis. 


Mr. Cant und Morton stellen Jeder eine Mules’ Verfahren, bei welchem 
ein Silberdraht vom freien Lidrand nach der Augenbrauenhaut geführt wird, 
operirte Ptosis vor; der Erstere eine congenitale, der Letztere eine doppelseitige 
von 2 bezw. 3jährigem Bestand. Morton glüht den Silberdraht erst über 
einer Spiritusflamme aus, um ihn weniger zerbrechlich zu machen. | 


Nicht recidivirendes Orbitalsarcom. 


Mr. Morton hat ein die ganze Orbita in ihrer oberen äusseren Partie 
ausfüllendes Sarcom mit sammt dem übrigen Inhalt der Augenhöhle ausgeräumt 
und mit Chlorzinkpaste nachgeatzt. Nach 14 Monaten war noch kein Zeichen 
eines Recidivs vorhanden. 


Solides Bindehautödem. 


Mr. Holmes Spicer beobachtete bei einer 21jährigen Frau ein auf die 
Augapfelbindehaut des rechten Auges beschränktes Oedem, das seit 3—4 Mo- 
naten bestand und keine andere Ursache haben konnte, als die Verlegung der 
vom Auge fortleitenden I,ymphbahnen durch Eiterung und nachherige Narben- 
bildung der Halslymphdrüsen. Exophthalmus bestand nicht; auch war das 
Sehvermögen intact. Mr. Frost erinnert an zwei ähnliche von Gunn als 
syphilitische Infiltration der Conjunctiva demonstrirte Fälle, bei denen auch die 
präauricularen Drüsen infiltrirt waren. Mr. Silcock hat in einem ähnlichen 
Falle die Conjunctiva incidirt und ein Granulationsgewebe von der Tenon’schen 
Kapsel abkratzen können. 


Demonstrationen. Mr. Marshall: Traumatische Cyclitis. — Mr. 
Marshall und Clarke: Pseudogliome. — Mr. Ridley: Metastatisches Orbital- 
sarcom. — Mr. Laws: Eingekapselter Eisensplitter im Glaskörper. — Dr. Brailey: 
Perforirende Augapfelwunde mit sympathischer Reizung des zweiten Auges. — 
Mr. Batten: Recidivirende membranöse Conjunctivitis. Peltesohn. 


— 438 — 


10) Transactions of the Ophthalmological Seciety of the United 
Kingdom. Vol. XVII. Session 1896—1897. 


Aus dem wiederum in prachtiger Ausstattung, mit zahlreichen colorirten 
Tafeln und Zeichnungen versehenen Buche, welches die Verhandlungen der 
englischen Gesellschaft vom October 1896 bis Juli 1897, enthält, entnehmen 
wir zur Ergänzung unserer laufenden Berichte folgende Einzelheiten: 


A case of spontaneus recovery of a retinal detachment. 


Mr. Lawford Knaggs beschreibt eine traumatisch entstandene und von ` 
selbst heilende Netzhautablösung bei einer 21jährigen Dame. Ein ausgedehntes 
entzündliches Exsudat hatte sich am hinteren Pole im Anschluss an zwei 
. Choriodalrupturen angehäuft und binnen 2 Monaten, während welcher dann die 
active Entzündung uachgelassen hatte, eine deutliche Amotio hervorgerufen. 
Nachdem dasselbe wieder resorbirt worden, legte sich die Netzhaut wieder an: 
im Gegensatz zu einer Ablösung, wo die subretinale Flüssigkeit sozusagen nicht 
activ sich bildet, sondern passiv in den leeren Raum ergossen wird. Von den 
drei Gruppen von Amotio, die man unterscheiden müsse, 1. der traumatischen 
nach Contusion, Schlag oder Hustenstössen, 2. der aus einem entzündlichen 
Erguss resultirenden, sei er traumatischen oder local entzändlichen Ursprungs, 
. und: 3. der chronischen Leiden, wie Myopie, folgenden Netzhautablüsung, sei die 
Prognose nur bei den ersten beiden einigermaassen hoffnungsvoll. 


A series of cases of optic atrophy following injury, chiefly of the 
anterior part, of the head. 


Mr. Simeon Snell berichtet über 18 Fälle traumatischer Opticusatrophie, 
welche hauptsächlich durch Verletzungen des Vorderschädels entstanden waren. 
Er empfehlt bei allen Schädeltraumen das Auge sorgfältiger als bisher zu 
untersuchen, weil dadurch weniger oft Fracturen übersehen werden würden, als 
es thatsachlich der Fall ist. Mr. Bickerton erwähnt eines Radfahrersturzes, 
bei welchem erst nach Monaten die Sehnervenatrophie constatirt wurde, nach- 
dem die Unfallspolice längst, in unzureichender Weise, ausgezahlt worden war. 
Mr. Lindsay Johnson hat bei Thieren, welche einen Schlag vor den Kopf 
erhielt, ähnliche Erfahrungen machen können, so bei einem Leoparden, einem 
Bären und zwei Känguruhs. Es war dabei gleichgültig, an welcher Stelle des 
Schädels das Trauma erfolgte. Die Thiere scheinen in dieser Beziehung empfind- 
licher als der Mensch. 


Discussion on retroocular neuritis. 


Mr. Marcus Gunn eröffnet in grossen Zügen die Discussion über die 
retrobulbäre Neuritis, als deren hervorstechende Erscheinungen er den rapiden 
Verfall der Sehkraft, gewöhnlich auf einem Auge nur, unter gleichzeitigem 
Schmerz und Empfindlichkeit in der Umgebung, der Mangel ophthalmoscopissher 
Veränderungen und eine Tendenz zur Besserung hinstellt. Die Ursachen sieht 
er in einer Orbitalcellulitis, orbitalen Periostitis, in den localen Manifestationen 
allgemeiner Erkrankungen wie Syphilis, Tuberculosis, Rheuma, Gicht und bei 
Erkrankungen des Centralnervensystems, hauptsächlich der multiplen Sclerose. 

Dr. Buzzard spricht hauptsächlich über die relative Häufigkeit partieller 
Sehnervenatrophie bei der multiplen Sclerose und ihre mikroskopischen Er- 
scheinungen. 

Mr. Gunn macht auf diejenigen Fälle aufmerksam, wo die retrooculare 
Neuritis an der Chiasmakreuzung in der Mitte durch die temporäre Hemienopsie, 


— 439 — 


mit Kopfschmerzen gepaart, einen intracraniellen Tumor vortäuscht. Die That- 
sache, dass die Symptome stationär blieben und keinen Fortschritt ad pejus 
zeigten, ermöglichte allein die Diagnose. 

Mr. Jessop macht auf den Zusammenhang mit Zahnerkrankungen und 
Fracturen des Keilbeins aufmerksam, von welch letzteren er drei Fälle mit 
nachfolgender Atrophie gesehen hat. 

Mr. Silcock giebt für die häfigere Erkrankung der centralen Fasern den 
Grund an, dass sie von peripheren Blutgefässen versorgt würden, welche leichter 
unter Circulationsstörungen leiden, während die aussen gelegenen Fasern, in 
deren Zone die Circulation freier sei, weniger gefährdet sind. Die Vorstellung, 
dass die Macularfasern deshalb leichter degeneriren, weil sie am häufigsten in 
Function treten, widerstrebe allen sonstigen physiologischen Erfahrungen. Manche 
Fälle kommen vor bei hobem arteriellen Drucke. Erkältung als Ursache könne 
er bei einem so sehr in der Tiefe verborgenen Organ wie dem Opticus nicht 
gelten lassen. 

Dr. Russel demonstrirt Schnittpräparate von solchen Fällen, die deutlich 
zeigen, dass im Anfange hauptsächlich ein Ueberwuchern des Bindegewebes 
stattfindet. 


A case of orbital cyst, probably a dacryops. 

Mr. Critchett berichtet über den seltenen Fall einer Thränendrüsen- 
Retentionscyste bei einer 19jährigen Dame. Die Grösse der exstirpirten Ge- 
schwulst war die eines Taubeneis, diesem auch in Gestalt und Farbe ähnelnd, 
gegen das Licht gehalten aber blassgelb durchscheinend. In der Literatur hat 
Vortr. nur 5 sicher festgestellte gleiche Fälle finden können. 


Sarcoma of orbit. recurrence after removal, with extension to the 
cranial cavity. 


Mr. Snell demonstrirt das Präparat von einer 48jähr. Pat., welche nach 
gründlichster Ausräumung der gesammten Orbita wegen eines Orbitalsarcoms 
schon nach einem Vierteljahr an einem ausgedehnten Recidiv erkrankt und 
nach Jahresfrist zu Grunde gegangen war. Bei der näheren Untersuchung 
stellt sich der Charakter der Geschwulst als carcinomatös heraus. 


Some cases of sympathetic ophthalmitis. 


Mr. F. R. Cross berichtet über einen schweren Fall von sympathischer 
Ophthalmie nach Mules’ Operation, der sich den beiden vor 10 Jahren mit- 
getheilten Fallen leichterer Art anschliesst und die Einführung der Mules’- 
schen Silberkugel in die Scleralhöhle doch als einen sehr gewagten Ersatz für 
die Enucleation erscheinen lasse. Er würde sie nur für ganz frische Ver- 

letzungen in Anwendung bringen, hätte dann aber immer noch mit der Gefahr 
der Fistelbildung zu rechnen. Ausserdem berichtet Vortr. über einen Fall 
vollständiger Besserung beider Augen bei sympathischer Entzündung, wo bereits 
die Operation des primär verletzten Auges geplant war. Peltesohn. 





11) College of physicians of Philadelphia. Ophthalmological section. 
Sitzung vom 16. Februar 1897. (Ophth. Rev. 1897.) 


Dr. de Schweinitz beschreibt einen Fall, wo er einen zweimal mit dem 
Magneten vergeblich sondirten Stahlsplitter mittelst Röntgen-Strahlen im Ciliar- 
körper nachweisen und dann mit dem Magneten sicher extrahiren konnte. 


— 440 — 


Dr. S. D. Risley berichtet über eine Netzbaut- und Aderhautablösung im 
Anschluss an eine Erschütterung durch Flintenschuss. 

Dr. G. C. Harlan kommt auf seine Methode zurück, das nach einer 
Enucleation narbig contrahirte Orbitalgewebe zur Aufnahme eines künstlichen 
Auges geeignet zu machen. Er gräbt sozusagen mit einem starken Bleidraht 
einen künstlichen Canal rings um die Basis der Orbita und lässt ihn darin 
liegen, bis derselbe durch Narbenbildung überhäutet ist. Nach etwa 6 bis 
8 Wochen wird auf den Drahtring eingeschnitten und in die Ringfurche eine 
Bleiplatte, zuletzt an deren Stelle das künstliche Auge selbst geschoben. 

Dr. P. N. K. Schwenk empfiehlt am Rande der Bleiplatten Löcher zu 
bohren, um Oedem zu verhindern. 

Dr. A. G. Thomson stellt einen Fall vor, der 2 Monate lang einen Fremd- 
körper in der Linse ohne alle Beschwerden mit sich herumgetragen hatte. 
Irgend eine Eingangspforte für das anscheinend aus Holz bestehende Fremd- 
körperstück konnte von Niemand entdeckt werden. 

Dr. Randall hält es für ein Pigmentdepot (!) in der hinteren Partie der 
Linse, wie er es bei einer Anzahl von Kindern schon oft gesehen hat. 

Dr. E. Jackson demonstrirt eine binoculare Lupe. Peltesohn. 


12) Section on Ophthalmology, College of Physicians of Philadelphia. 
Sitzung vom 16. März 1897. Vorsitzender: Dr. W m. F. Norris. 


Dr. Wm. T. Shoemaker berichtet fir Chas. A. Oliver über einen Fall 
von traumatischer subconjunctivaler Linsenluxation, nach innen oben, 
durch Stoss auf eine Thürklinke, mit Iriscolobom. Entfernung der Linse, keine 
Naht. Glatte Heilung mit fester Scleralnarbe und S = *°/,,. In der Pupile 
die Reste der Kapsel eben noch sichtbar. Norris sah in solchen Fällen häufig 
Staphylom entstehen, wenn nicht genäht wurde. 

Dr. M. W. Zimmermann bespricht einen Fall von doppelseitigen pig- 
mentirten Geschwülsten, wahrscheinlich Ciliarkörpercysten. Bei einer 
sonst gesunden 59jährigen erschienen beiderseits unten aussen in der Pupille 
dunkelbraune, glatte, scheinbar der Iris nicht adhärente, dieselbe aber nach 
vorne drängende Geschwülste, zwischen der Iris und der Linse. Sonst ist das 
Auge normal, S= !/,. Während der letzten 4 Jatre haben sich die Umrisse 
etwas verändert, rechts ist die Geschwulst leicht gewachsen, sonst status idem; 
niemals Drucksteigerung. Vortr. hält sie nicht für malign. 

G. E. de Schweinitz macht Mittheilung über gefässähnliche Streifen 
in der Netzhaut. Bei dem Bruder des Pat. hat er die gleiche schon ver- . 
öffentlichte Beobachtung gemacht. Beiderseits waren ausgedehnte verzweigte 
pigmentirte Streifen zu sehen, welche leicht bis zu ihrem Ursprung in Hämor- 
rhagien zu verfolgen waren. Es dürfte sich um ungewöhnliche Metamorphose 
retinaler Hämorrhagien handeln. 

Dr. Edward Jackson schlägt eine Modification des Sehloches bei 
den Augenspiegeln vor zur Vermeidung der Reflexe. Das Glas soll nicht 
durchbohrt, sondern nur der Silberbelag im gewünschten Umfang entfernt, und 
über dieses so entstandene Sehloch an der Rückseite ein dünnes Glasstückchen 
zum Schutz vor Staubverunreinigung gekittet werden. 

Dr. Wm. M. Sweet demonstrirt einen neuen Apparat zur Localisirung 
von Fremdkörpern im Auge mittelst Röntgenstrahlen. Drei Alumi- 
niumstäbe werden durch ein Stirnband horizontal befestigt, je einer aın Canthus 


= 4 > 


externus, internus und in der Mitte des Oberlides, die Röntgenstrahlen erzeugende 
Röhre wird 13” rfickwärts und aufwärts am Scheitelbein angebracht, so dass 
die Strahlen von der äusseren Orbitalwand her eindringend durch das Auge 
hindurchgehen und auf einer möglichst weit in die Orbita hineingeschobenen 
photographischen Platte aufgefangen werden; eine zweite Aufnahme folgt nach 
Drehung der Röhre, so dass sie einen Winkel von 25° mit der Horizontalebene 
bildet. Sodann lässt man von den in gleicher Weise angeordneten drei Indi- 
catoren aus Aluminium Schatten entwerfen auf eine Platte durch eine brennende 
Kerze, entsprechend den bei der Röntgen-Aufnahme erhaltenen Schatten, und 
bringt einen Fremdkörper so hinter der Kerze an, dass sein Schatten gleichfalls 
dem bei der Röntgen-Aufnahme gewonnenen entspricht. Dann wird die Kerze 
bewegt, bis die Indicatoren den gleichen Schatten werfen, wie bei der zweiten 
Röntgen-Aufnahme, und der Fremdkörper dann wiederum in entsprechender 
Stellung eingeschoben. Der Schnittpunkt der beide Mal erhaltenen Fremdkörper- 
Schattenlinien bezeichnet die Stelle des Fremdkörpers im Auge. Kennt man die 
Entfernung der Hornhautmitte von einem bestimmten Punkt des Apparates, so 
kann man auch die Entfernung des Fremdkörpers von demselben und seine 
ungefahre Lage berechnen. 


G. E. de Schweinitz stellt einen auf Ciliarkörpersarcom verdächtigen 
Fall vor, der ein 6'/,jähriges Mädchen betrifft: Cyclitis, Pupillarverschluss, Vor- 
wölbung der oben grau-schwarz, unten grün-blau verfärbten Iris, im Lauf der 
Erkrankung sympathische Reizung des andern Auges. Skiagraphische Aufuahme 
war negativ. 

C. A. Oliver demonstrirt einen auf Fremdkörper verdächtigen Fall von 
Verletzung. Mit dem Augenspiegel konnte das vermuthete Stahlstückchen 
nicht entdeckt werden. Skiagraphische Untersuchungen sollen gemacht werden 
(und sideroskopische? Ref.). 

Derselbe zeigt Aquarellskizzen, von Frl. Washington gemalt, welche die 
Veränderung einer Thrombose der Vena tempor. infer. innerhalb 2 Jahren 
bei einem jungen Manne veranschaulichen. 


Sitzung vom 20. April 1897. Vorsitzender: Dr. Wm. F. Norris. 


E. K. Perrine berichtet über ein Melanosarcom des Ciliarkörpers 
bei einer 61jährigen im Stadium des Secundärglaucoms; der Fall soll das 
äusserst langsame Wachsthum derartiger Geschwülste — Pat. bemerkte Ver- 
schlechterung des Sehens seit 12 Jahren, seit einigen Jahren gänzliche Er- 
blindung — und das späte Auftreten von Secundärglaucom veranschaulichen. 
Die makroskopische Untersuchung nach der Enucleation ergab eine erbsengrosse 
(3—5 mm Durchmesser), dunkelbraune Geschwulst des Ciliarkörpers und der 
Iris. — Dr. H. F. Hansell hält weniger das Wachsthum der Geschwulst, als 
vielmehr nutritive Veranderungen fiir die Ursache des Secundarglaucoins. 


Edward Jackson bespricht drei Fille von vorübergehenden Be- 
schädigungen der Retina und Chorioidea durch Quetschungen des 
Auges, ähnlich einem von ihm schon 1888 veröffentlichten Falle. Das sofort 
herabgesetzte Sehvermögen wurde völlig wiederhergestellt. Die Netzhauttrübungen 
verschwanden in 24 bis 48 Stunden, die Chorioidalflecke dagegen, welche er 
besonders hervorhebt, brauchten dazu 3 bis 7 Tage; sie waren kreisförmig 
angeordnet um den Sehnerveneintritt als Centrum. Nur einmal wurde eine 
Netzhautblutung beobachtet. — G. C. Harlan ist geneigt, im ersten Falle nach 
der Beschreibung kleinste Aderhautrisse anzunehmen. 


» 


— 442 — 


Ed. Jackson berichtet unter Demonstrationen fiber die von Priestley 
angegebene Methode der Conservirung makroskopischer ophthalmo- 
logischer Praparate in ginstigem Sinne. ZE A. von H. F. Hansell, Secretar 
der Section.) Neuburger. 


13) Ophthalmological section of the American Medical Association, 
Philadelphia. (Ophthalmic Record. 1897. Juli.) 


Sitzung vom 3. Juni 1897. 


Der Vorsitzende de Schweinitz spricht nach einleitenden Begrüssungs- 
worten über 


Glaucoma following traumatism, unassociated with dislocation 
of the lens. 


Nach einer Contusion ohne Linsenluxation oder sonstige schwerere Ver- 
letzungen entwickelte sich Glaucom, dessen Erscheinungen durch Eserin gebessert 
wurden. Pat. vernachlässigte die Behandlung und kam erst wieder mit Er- 
blindung; Sehnerv tief ausgehöhlt, T + 1; Entwickelung eines Ciliarstaphyloms. 
Unter Besprechung von ähnlichen, von anderen Autoren angegebenen Fällen 
kommt Vortr. zum Schlusse, dass in diesen Fällen von traumatischem Glaucom, 
abgesehen vom typischen Secundärglaucom, die Veränderungen, dem mikrosko- 
pischen Befund nach zu urtheilen, die gleichen sind wie beim primären gewöhn- 
lichen Glaucom, und strenge Beobachtung derart Verletzter nothwendig ist. 


The Roentgen rays in ophthalmic surgery. 

H. M. Hansell (Philadelphia) berichtet über zweimalige erfolgreiche An- 
wendung von Réntgenstrahlen zur Localisirung von Fremdkörpern im Augen- 
innern; die photographische Platte wird an der einen Seite des Kopfes an- 
gebunden, die Röntgentube vorne nasalwärts vom Auge in 14° Entfernung und 
in einem Winkel von 45°. Er bespricht die bisher erwähnten Fälle von Clark, 
Williams, Thomson, Oliver, de Schweinitz. 

W. M. Sweet (Philadelphia) bespricht seinen Apparat zur Localisirung von 
Fremdkörpern im Auge mittelst Röntgenstrahlen (s. Ref. über Sect. on Ophth., 
Coll. of Phys. Philadelphia). 

Clarke beobachtete Ausfallen, bezw. Weisswerden der nach dem Ausfall 
wieder wachsenden Haare in Folge von Belichtung mit Röntgenstrahlen. 

Stern fand eine Expositionszeit von !/, Minute für genügend. 

Lucien Howe demonstrirt Photograpbien, welche die Durchlässigkeit der 
Augenmedien für die Röntgenstrahlen zeigen sollen; die Linse ist am undurch- 
gängigsten. 


In what cases should we enucleate in injuries of the eye? 
by J. M. Foster (Denver). 
Nichts Neues. 


The electro-magnet of Haab in the removal of steel from the 
interior of the eye. 
Dr. J. E. Weeks (New York) berichtet über drei Fälle, deren dritter un- 
ginstiy verlief (ein Stahlsplitter, 6,5:1mm gross, hatte sich seitlich der Papille 


443 — 


in die Sclera eingebohrt; es musste enucleirt werden), während die ersten zwei, 
bei denen kleinere Stahlsplitter durch den Limbus corneae und die Zonula hin- 
durch ohne Linsenverletzung in den Glaskörper gedrungen waren, sehr gut 
verliefen; nach Erweiterung der Wunde wurden die Splitter durch den Magneten 
ausgezogen; glatte Heilung. Vortr. hält auch eine diagnostische Verwerthung 
des grossen Magneten für möglich, indem bei Vorhandensein von Eisen im Auge 
die Annäherung des Instrumentes Schmerz erzeugen müsste. 

Gifford betont die Schwierigkeit, stets genügende Electricität für das 
Instrument zur Hand zu haben; Splitter konnte er damit nicht entfernen; 
diagnostisch konnte er es manchmal verwerthen. Knapp hält das Instrument 
für sehr werthvoll, weil man nicht in den Glaskörper eingehen müsste. Lippin- 
cott hat fünf Splitter aus verschiedenen Theilen des Auges mit dem Instrument 
entfernt, und es auch zu diagnostischen Zwecken benützt. Ein Nachtheil sei, 
dass es nicht transportabel ist; der Magnet wurde in Thätigkeit versetzt durch 
Verbindung mit dem Strassenelectricitätsnetz. 


Bacteria in the normal conjunctivae and the effect upon them of 
aseptic and antiseptic irrigations. 

Dr. R. L. Randolph (Baltimore) schliesst auf Grund eigener Versuche, 
dass die normale Conjunctiva stets Bacterien enthält, die, für gewöhnlich nicht 
pathogen, es unter Umständen werden können; ferner dass Ausspülungen weder 
mit sterilisirtem Wasser, noch mit Sublimatlösung (1:5000) dieselbe steril 
machen können, und deshalb sowohl, als auch weil sie Schaden stiften können, 
zu unterlassen (?) sind; endlich dass bei Operationen das Hauptgewicht auf Keim- 
freiheit der Hände, Instrumente und Tropfwässer zu legen sei. 


The best methods of sterilizing ophthalmic instruments and 
solutions of miotics and mydriatics. 

Dr. E. A.de Schweinitz (Philadelphia): Formaldehyd ist das beste Des- 
inficienz, für Tropfwässer 1:5000, für Instrumente 1:1000 oder noch besser 
reines Formaldehyd in der Weise, dass die gereinigten und getrockneten In- 
strumente in einen offenen oder geschlossenen Kasten gelegt werden, und neben 
dieselben ein kleines Schälchen von Formaldehyd mit einer Spur Chlorcalcium 
zur Gasentwickelung gestellt wird; die Schärfe wird dadurch nicht beschädigt. 


Primary sarcoma of the iris: a statistical study, with report 
of anew case. 
Dr. C. A. Veasey (Philadelphia): Erfolgreiche Entfernung durch Iridectomie 
eines kleinen rundzelligen Sarcoms bei einem 46jährigen; statistische Tabelle 
über 46 anderwärts operirte Fälle. 


Certain anomalous conditions of the iris. 

Dr. William Campbell Posey (Philadelphia) berichtet fiber einen Fall 
von partieller Aniridie; das Zustandekommen dieser und ähnlicher Anomalien, 
Corectopie, Colobom, erklärt er durch Hemmungsbildung in den von der secun- 
dären Augenblase ausgehenden Gefässschlingen, welche als erste Irisanlage zu 
betrachten sind. 


The present status of.jequirity in the treatment of trachoma. 
Dr. W. Cheatham (Louisville) hält die Anwendung schwacher Lösungen 
bezw. geringer Pulvermengen von Jequirity für vortheilhaft, jedoch will er keine 
heftige Entzündung hervorrufen. 


— 444 — 


Ten years experience with the surgical treatment of trachoma. 


Dr. H. Gifford (Ohama): Je nach Lage des Falles muss eine besondere 
chirurgische Methode wie Expression, Excision, Caustik u. s. w. angewandt 
werden; Vortr. hat eine besondere Expressionspincette angegeben. 


Statistics of cataract operations, with comments. 


Dr. H. Knapp (New York) giebt statistische Angaben über seine 400 letzten 
Staroperationen (September 1894 bis Mai 1897), die wir im Einzelnen nicht 
wiedergeben können; Complicationen waren in 14,25°;, vorhanden, wie Diabetes 
(6 mal), Albuminurie, Gicht, Geisteskrankheit, Dacryocystitis (6mal, 3 Verluste), 
excessive Myopie, Maculae corneae, chronische Iridocyclitis (8 mal, 1 Verlust) u. s. w. 
Leichte Iritis mit gutem Ausgang in 6, Iridocyclitis in 2, totale Vereiterung in 4, 
Irisvorfall in 26 (7,6°;,) Fallen. Extraction mit Iridectomie, aus den verschie- 
densten Ursachen, in 56 Fallen (14°/,). Discissionen in 38°/,. Gute Erfolge, 
d. b. S = 7/,,,—79/5) (35 Fälle) in 90°/,, massige '/,,9>—18/ao9 in 7°, Miss- 
erfolge in 3°/,. Zweimal Erblindung auf dem anderen Auge durch sympathische 
Opbthalmie in Folge von nachträglich verletztem Irisvorfall. 


Shot-grain wounds in the eye. 


Dr. L. H. Taylor (Wilkesbarre, Pa.) berichtet über drei Schrotschussver- 
letzungen des Auges; alle drei Augen konnten erhalten werden, zwei sogar mit 
befriedigender Sehscharfe. Er hält diese Verletzungen für nicht so gefährlich 
und deshalb eine conservative Therapie für angezeigt. — Cas. Wood verweist 
auf seine früberen Mittheilungen über diese Verletzungen; das Schrotkorn sei 
aseptisch, wenn es in’s Auge dringe. 


The implantation of a glass ball for the support of an artificial 
eye, and Mules’ operation for the substitution of enucleation of 
an eyeball. 


Dr. L. Webster Fox (Philadelphia) beschreibt die schon öfters in diesem 
Centralblatt erwähnte Methoden; er hat 82 Fälle so behandelt und nur Gutes 
gesehen. In der Discussion stimmt ibm die Mehrheit bei. 


A report of thirty cases of cataract extraction with reference to 
the treatment of prolapse of the iris in simple extraction. 


Dr. L. F. Love (Philadelphia) glaubt, dass sich die einfache Extraction 
mehr und mehr einbürgern würde. Ein Nachtheil sei freilich der immer noch 
in 6—8°/, auftretende Irisvorfall, der allerdings häufig vom Arzte selbst ver- 
schuldet sei durch ungenügende Entfernung der Corticalis; besonders gefährlich 
sei die durchsichtize. Er giebt Einzelheiten über die Behandlung der Fälle 
vor und nach der Operation, und eine Statistik über 30 Fälle, davon 20 ohne 
Iridectomie. Der Vorfall soll, sobald er bemerkt wird, am 1.—3. Tage entfernt 
werden; tritt er erst später auf und ist er klein, so kann er bleiben. 


Treatment of glaucoma. 

Dr. Dudley S. Reynolds (Louisville): Aus den Schlussfolgerungen set 
hervorgehoben: beginnendes Glaucom kann häufig durch Hebung der Ernährung 
mit Correction allenfalls bestehender Ametropie, Eserin und Jodkali geheilt 
werden. Stets ist neben der Iridectomie die Behandlung der mannigfachen 
Diathesen, welche fast stets die Ursache des entzündlichen Glaucoms sind, ım 
Auge zu behalten. 


— 445 — 


Secondary glaucom. 


Dr. S. D. Risley (Philadelphia) bringt zwei verschiedene Krankheitstypen, 
jedoch beide mit gleichem Ausgang: 1. Plastische Iridocyclitis, ringförmige 
Synechie und Pupillarverschluss; Secundärglaucom; Heilung mit bescheidenem 
Sehvermögen. 2. Uveltis mit Secundärglaucom. 


After treatment of cataract with special reference to the use 
of germicides. 

Dr. J. A. White (Richmond) glaubt, es sei am besten, das Auge während 
der ersten 10 Tage nach der Operation möglichst in Ruhe zu lassen; sterilisirte 
Gaze und Watte, Heftpflasterverband und Schutzmaske. Ausspülen mit Sublimat- 
lösung (1:5000) 24 Stunden vor und während der Operation, dazwischen Ver- 
band mit Einstreichen von Sublimatvaseline, die auch nach der Operation ein- 
gestrichen wird, Irisvorfall wird am besten sofort excidirt. 


Best methods of preparing dressings for cataract cases, and their 
character and composition. 


Dr. Casey A. Wood (Chicago) empfiehlt als besten Verband sterilisirte 
Gaze und Watte und darüber einige Heftpflasterstreifen; darüber bei unruhigen 
Patienten und während der Nacht eine Halbmaske aus Papiermach6. Bei tadellos 
ausgeführter Operation hält er den Verband überhaupt für Nebensache — 
Knapp hält immer noch den alten Binoculus für die beste Ruhig- 
stellung des Auges. 


Angiomyxoma of the orbit, with report of a cases. 


Dr. S. C. Ayres (Cincinnati): Die allmählich, im Verlauf von 18 Jahren 
herangewachsene Geschwulst wurde einer 64 jährigen Frau entfernt mit Erhaltung 
des Augapfels bei der Operation; doch musste er nachträglich wegen starker 
Blutung ausgeschält werden. 


Cavernous tumor of a lid with extensive conjunctival involvement. 


Dr. G. Oram Ring (Philadelphia): Dem 18monatlichen Mädchen wurde 
anderwärts ein schon bei der Geburt vorhandener stecknadelkopfgrosser Naevus, 
der allmählich zu einem grossen Cavernom angewachsen war, mittelst Ligatur 
entfernt. Später entwickelte sich auf der Conjunctiva ein Cavernom, das Vortr. 
9 Monate nach der ersten Operation sah; Electrolyse brachte wenig Erfolg; 
Vortr. wendet jetzt nach Snell Natriumäthyl an. 


Melanosarcoma of the conjunctiva, with report ofa case. 


Dr. A. R. Baker (Cleveland) entfernte einem 69jährigen eine rasch ge- 
wachsene, gestielte, gelappte, dunkle, purpurähnlich gefärbte, ca. 3/,” lange, 
1/,” breite und dicke Geschwulst von der Bindehaut des linken Augapfels. Glatte 
Heilung; 3 Jahre später noch gesund, 5 Jahre nach der Operation Tod durch 


Leberkrebs. 


The relative infrequency of trachoma in Southern» California. 
Dr. H. Bert Ellis (Los Angelos, Cal.) fand durch Sammelforschung in 
Siidcalifornien das Trachom als seltene Erkrankung, höchstens 1—2°/,, und 
führt als Grund die günstigen klimatischen (hohe Küstenlage), hygienischen 
und socialen Verhältnisse an. 


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The surgical treatment of trachoma, with special reference 
to expression and grattage. 


Dr. J. E. Weeks (New York) hat folgendes chirurgisches Verfahren gegen 
Trachom als bestes erprobt; unter Narcose wird die Conjunctiva durch einen 
Scarificator, der drei Desmarres’sche Messerchen trägt, parallel dem Lidrand 
eingeschnitten, dann werden durch eine Rollpincette die Körner ausgequetscht, 
hierauf mit Sublimatlösung 1:500 abgerieben, verbunden. Am nächsten Tage 
wird das Lid sanft abgezogen, um etwaige Verwachsungen, die sich gerne bilden, 
zu zerstören; nach einigen Tagen stösst sich eine Membran ab, und darunter 
ist die Conjunctiva in befriedigendem Zustand. 


A comparison of the value of local medicinal measures in the 
treatment of granular conjunctivitis (trachoma). 


H. V. Würdemann, M. D. (Milwaukee), beschreibt die in den verschiedenen 
Stadien des Trachoms anzuwendende ınedicamentöse Behandlung unter Aufzählung 
einer grossen Anzalıl von Mitteln, ohne wesentlich Neues zu bringen. 


The surgery of trachoma. 


Dr. L. S. Ziegler (Philadelphia) beginnt die chirurgische Trachombehand- 
lung mit Herstellung des meist miterkrankten Thränencanals durch rapide Dila- 
tation, ohne jedoch zu incidiren, um Narbenbildung zu vermeiden; dann wird 
durch Canthoplastik eine reibende Wirkung der Lider verhindert. Für gewöhn- 
lich genügten diese Maassnahmen; zur Beseitigung der Körner seien Scarifi- 
cationen und die Anwendung von Knapp's Rollpincette geeignet. 


` The hygiene of trachoma and the relation of attitude and climate 
to its development, by Dr. S. M. Burnett (Washington), 


An anderer Stelle referirt. (Amer. Journ. of Ophthalmol. 1897. July.) 


The treatment of malposition of the lid borders in trachoma. 


Dr. F. C. Hotz (Chicago) betont, dass bei jeder Entropium-Operation mög- 
lichst der kosmetische Effect berücksichtigt und deshalb jede Verstümmelung 
möglichst umgangen werde. Sein Verfahren beginnt damit, dass durch die an- 
gespannte Lidhaut etwas unter dem oberen Tarsusrande ein Schnitt von Canthus 
zu Canthus geführt wird; dann wird die Haut mit den Muskelfasern bis zu den 
Wurzelscheiden der Cilien hinab vom Tarsus abgetrennt, die den oberen Tarsus- 
rand bedeckenden Muskelfasern werden excidirt, und drei Nähte, welche die 
Ränder der Incision und den oberen Tarsusrand fassen, also beim Anziehen die 
Hautwunde schliessen und fest mit dem Tarsus verbinden, gelegt. Bei ‘kleinem 
Tarsus muss noch eine intramarginale Incision gemacht und die entstandene 
Wunde mit Haut- oder Schleimhautläppchen bedeckt werden. 


A clinical study of hyperphoria. 

Dr. J.T. Carpenter jr. (Philadelphia) fordert eine bessere Classification 
der Muskelanomalien und ein genaueres Studium der Beziehungen derselben zu 
Allgemeinstörungen. Ihm hat sich folgende Eintheilung bewährt: 1. Scheinbare 
Hyperphorie: a) verursacht durch Allgemeinerkrankung, wie Gicht u. s. w.; 
b) durch Erkrankungen des Centralnervensystems; c) in Folge von abnormer 
Refraction. 2. Wahre Hyperphorie: a) concomitirende, b) spasmodische, c) pare- 
tische. Er beschreibt dann die verschiedenen Symptome der einzelnen Classen 
und deren Behandlung, welche stets regen die zu Grunde liegenden Ursachen 


— 447 — 


gerichtet zunächst eine friedliche sein soll; Tenotomie oder Vorlagerung soll 
nur bei zu starkem bezw. zu schwachem Muskel gemacht werden. 


Amblyopie durch Nichtgebrauch. 


Dr. A. C. Simonton (San José, Cal.) beschreibt folgenden Fall, der ihm 
beweist, dass es eine Amblyopie durch Nichtgebrauch gebe. Ein 8jahriges Kind, 
mit Neigung zum Schielen seit 3 Jahren, hat auf einem Auge S = 9%/,,,, auf 
dem andern = ?ĉ/so Durch Correction der bestehenden Hyperopie kam die 
Sebschärfe, welche ursprünglich mit den Gläsern = !®/,, gewesen, in 3 Monaten 
allmählich auf 1°/,,. Ohne Brille besteht noch Neigung zum Schielen. 


Amblyopia from suppression, congenital imperfection or disease — 
which or all? 


Dr. Leartus Connor (Detroit, Mich.) stellt folgende Sätze auf: Es giebt 
unzweifelhaft Fälle von angeborener Schwachsichtigkeit, charakterisirt durch ein 
centrales Scotom, durch keine Behandlung zu verbessern; sie findet sich bei 
schielenden und nicht schielenden Augen, bei Hyperopie, Astigmatismus, Aniso- 
metrie und an sonst gesunden Augen. Es findet sich kein sicherer Beweis für 
eine Amblyopie durch Suppression, d. h. durch cerebrale Unterdrückung des vom 
Auge gelieferten Bildes. Es giebt auch eine Art Amblyopie, oft mit ersterer 
zusammengeworfen, charakterisirt mehr durch Verminderung als durch gänzlichen 
Verlust der Sehkraft, ferner durch das Fehlen eines Scotoms, oft besserungs- 
fähig durch geeignete Behandlung, niemals congenital, bei allen Varietäten von 
Refractions- und Muskelstörungen vorkommend, analog der bei andern Organen 
vorkommenden Schwäche durch Nichtgebrauch. Eine weitere Classe betrifft 
solche Fälle, in denen eine congenitale Amblyopie durch Nichtgebrauch noch 
weiter geschwächt wird. Jeder Fall soll genau studirt und stets wenigstens 
ein Versuch, der sich oft lohnt, gemacht werden zur Besserung durch Correction 
bestehender Retractions- und Muskelanomalien. 


Report of the examination of the school children’s eyes in the 
city of Minneapolis. 

Dr. Frank Allport beschreibt seine in Minneapolis angestellten Unter- 
suchungen an Schulkindern, die er auch ausgedehnt auf die Führer der Strassen- 
bahnwagen und Eisenbalınbeamte, wobei er manehe für ihre Stellung ungeeisrnete 
und dadurch für die öffentliche Sicherheit gefährliche Leute gefunden hat. 


Vicious reading distance a cause of asthenopia, 
by Dr. C. H. Thomas (Philadelphia). 


The use of full correction cylindrical glasses in all cases of 
astigmatismus, by Dr. J. Lautenbach (Philadelphia). 


Congenital opacity of the cornea. 


Dr. Wendell Reber (Philadelphia) berichtet über folgenden Fall: Das mit 
der Zange entwickelte Kind zeigte einige Beschädigung der Brauen und Lider 
durch die Zange. Als nach Verschwinden der Lidschwellung die Cornea unter- 
sucht werden . konnte, zeigte sich deren grösserer Theil bläulich-weiss getrübt; 
einige Monate blieb sie unverändert; dann schien sie sich allmählich aufzuhellen. 
Besprechung der Literatur und Aetiologie. Neben den durch fötale Keratitis 


— 448 — 


entstandenen Fallen giebt es auch solche durch Hemmungsbildung, indem die 
während der letzten Schwangerschaftsmonate normalerweise trübe Cornea sich 
nicht aufbellt. Wenn von embryologischer Seite die Frage geklärt ist, ob sie 
sich vom Centrum zur Peripherie oder umgekehrt aufhellt, wird auch die 
Aetiologie dieser Falle viel klarer werden. 


Cogenital opacities of the cornea. 

Dr. H. Moulton (Ft. Smith, Ark.) berichtet über einen Fall, der einen 
8jährigen Knaben betrifft, der angeblich nie Augenentzindung gehabt, und seit 
der Geburt die linke Cornea total getrübt hat; manchmal hellt sie sich etwas 
auf, so dass der Pupillarrand sichtbar wird; der Hornhautdurchmesser ist etwas 
kleiner als rechts. Rechts: Myopie und Amblyopie, Verdünnung der Retina und 
Chorioides in der papillo-macularen Gegend. In der Anamnese keine Syphilis. 


Embolism of the central artery of the retina. 


Dr. C. F. Clark (Columbus, Ohio): Casuistik. Hält die Erhaltung der Seh- 
kraft in manchen Fällen durch ein cilio-retinales Gefäss ätiologisch noch nicht 
für genügend erwiesen. 


The technique of retilnoscopy. 


Dr. J. Ellis Jennings (St. Louis) beschreibt sein Skiaskop (s. d. Centralbl. 
1896, S. 574). Er benutzt einen OI em Durchmesser besitzenden Planspiegel 
mit 3mm grosser centraler Durchbohrung; störende Reflexe werden vermieden 
durch Benutzung eines sehr dünnen Glases, das an der Durchbohrung gut ge- 
schwärzt ist. Eine Metallhülse schützt das Instrumeut vor Staub, und kann 
aufgeklappt als Stiel benutzt werden, ähnlich dem Princip der Lorgnetten. Als 
bestes Licht bewährte sich der Argandbrenner oder Welsbachbrenner. 


Anomalies of the retinal pigment epitheliom and their 
clinical significance. 
Dr. H. Gradle (Chicago) lenkt die Aufmerksamkeit auf das häufige Vor- 
kommen eines granulirten Augengrundes bei Kindern und jungen Leuten, die 
über Asthenopie klagen. (An anderer Stelle genauer referirt.) 


Observations of the binocular lens for the examination of the eye 
by oblique illumination, by Dr. Edward Jackson (Philadelphia). 
Demonstration. 


Dr. Baker unterbreitet der Gesellschaft in Anbetracht des Umstandes, dass 
manche Schulkinder fehlerhafte Augen besitzen, die eine ordentliche Ausbildung 
verhindern, ferner dass viele Verkehrsbeamte fehlerhaftes Sehvermögen und Gehör 
besitzen, zwei Resolutionen. Die erste, angenommene, bezweckt, dass dort, wo 
eine geeignete Prüfung der Kinder durch Augenärzte unmöglich ist, eine solche 
provisorisch durch Schulvorstände und Lehrer vorzunehmen sei. Die zweite, 
einer vorberathenden Commission überwiesene, bezweckt die genaue, alle 3 Jahre 
zu wiederholende Prüfung aller Strassen- und Eisenbahnbeamten. 

Neuburger. 


e 449 — 


14) British Medical Association. 65“ meeting in Montreal. Section 
of ophthalmology. 


Retinitis Pigmentosa without the characteristic pigmentation: 
a report of two cases, by George M. Gould. 


Bruder und Schwester im Alter von 29 resp. 26 Jahren zeigten die 
charakteristische klinische Erscheinung der concentrischen Gesichtsfeldeinengung 
mit Parachromatiemus, während der ophthalmoscopische Befund lediglich winzig 
kleine, dunkelbräunliche oder schwärzliche Stippchen in der äussersten Peripherie 
zeigte, die nicht im Entferntesten an die typische Pigmentation erinnerten. In 
der Literatur fand er nur(?) 5 zweifelsfreie gleiche Fälle angeführt (Perrin, 
Huidiez, Morton und Peltesohn), die gleich dem seinigen für die Identität 
der pigmentirten und pigmentlosen Retinitis zu sprechen scheinen. Er ist aber 
der Ansicht, dass die Fälle häufiger gefunden werden, wenn alle Kranken sorg- 
fältig perimetrirt würden und sich dadurch eher ein Anlass ergäbe, die Peri- 
pherie genauer zu ophthalmoscopiren. 


A discussion on antisepsis in eye surgery. 


In der von Dr. Noyes in grossen Zügen eingeleiteten Discussion, bemerkt 
Randolph, dass er die schneidenden Instrumente in absolutem Alkohol reinige 
und kurz vor dem Gebrauch in sterilisirtes Wasser tauche, während er für alle 
übrigen Instrumente kochendes und zur Ausspülung des Bindehautsackes ge- 
kochtes Wasser anwende, auf Grund bacteriologischer Nachprifungen. Dr. Buller 
schwort wiederum auf die Antisepsis, die sich ihm namentlich in allen Fallen, 
wo ein chronisches Eczem der Haut namentlich am Gesicht Complicationen 
herbeiführen kann, bewährt hat. Dr. Jackson verwirft den probatorischen 
Schlussverband, wenigstens während der letzten 2 Tage vor der Star-Operation, 
hält ausserdem die Untersuchung der Nase bei Verdacht auf ein Thränenleiden 
für wichtig und legt Werth auf eine gründliche Entleerung der Linsenmassen, 
event. durch Ausspülung der Vorderkammer. Dr. River wirkt bereits einige 
Tage vor der Operation regelrecht antiseptisch auf das Auge ein, indem er 
3—4 Mal täglich eine Sublimatlösung anwendet. Dr. Würdemann rühmt den 
Vorzue des Holocains als gleichzeitig bactericirtes Mittel. Dr. Calhoun hat 
die Erfahrung gemacht, dass die Neger keine starken Cocainlösungen vertragen, 
und gebraucht deshalb nur eine 1/,—1°/, Lösung. Ebenso sind sie sehr 
empfindlich gegen Sublimat, so dass er es nicht stärker als in 1:10 000 ge- 
brauchen kann. An der Debatte betheiligen sich ferner Dr. Fryer, Mütten- 
dorf, Kipp, Alt, Backer, Foucher, Prondfoot, Howe und Spalding, 
ohne neue Gesichtspunkte zu bieten. 

Nettleship, welcher an zahlreiche hervorragende Ophthalmologen Frage- 
bogen geschickt hat, fasst die Antworten kurz dahin zusammen, dass Alle darin 
einig sind, die Hände in warmem Seifenwasser gründlich zu reinigen und dann 
in Sublimat zu tauchen. Alle untersuchen sorgfältigst die Thrinenwege, und 
viele legen Werth auf die Untersuchung der Cilien und ihre gründliche Säube- 
rung. Bezüglich der Behandlung der Instrumente begnügt sich ein grosser 
Theil mit kochendem Wasser, das, wenn es nicht zu lange einwirkt, die Schärfe 
der Schneiden kaum beeinflusst. Die meisten verwenden die Instrumente nass, 
wie sie aus einer schwachen Carbollösung herausgenommen werden, einige 
trocken. Die Verbände werden zur Hälfte angefeuchtet, zur Hälfte trocken 
gewählt. Die Majorität ist mehr für aseptisches als für antiseptisches 
Vorgehen. 

29 


— 450 — 


Dr. Noyes erwähnt zum Schluss, dass er früher in den Fällen, wo ein 
Auge bereits verloren gegangen war, dieses vor der Cataract-Operation des 
anderen entfernt habe, um jeglicher Gefahr einer sympathischen Reizung vor- 
zubeugen. Diese Praxis hat er seit Jahren ohne Schaden verlassen. 

Peltesobn. 


15) Transactions of the American Ophthalmological Society. 33. Jahres- 
congress 1897. Washington. 


Exophthalmic goitre with panophthalmitis. 


Dr. Spalding berichtet über einen 30jähr. Pat., der nach ungewöhnlich 
anstrengender Arbeit plötzlich an Exophthalmus, Struma der rechten Seite und 
Herzpalpitationen erkrankte. Die Protrusion des Auges wurde so enorm, dass 
es zu Hornhautprocessen mit Hypopyonbildung kam, und schliesslich die Enuclea- 
tion gemacht werden musste. Vier Monate später ging das zweite Auge auf 
demselben Wege innerhalb 10 Tagen zu Grunde. 


Exophthalmic goitre following ether anaesthesia. 


Dr. Aiken sah während einer Aethernarkose ganz plötzlich die ersten 
exophthalmischen Erscheinungen eines später typischen Basedow einsetzen. Die 
Krankheit dauerte dann 6 Jahre, bis sie, unbeeinflusst durch irgendwelche 
Therapie, allmählich weiter schwand. Vermuthlich war während der Narkose 
eine Blutung in den vierten Ventrikel erfolgt. 


Pulsating exophthalmus. 


Dr. Wilder berichtet über 3 Fälle von pulsirendem Exophthalmus, bei 
dem einen ohne nachweisbare Ursache unter neuralgischen Augenschmerzen 
plötzlich einsetzend — Pat. war ein 30 jähriger, vor 15 Jahren luetisch in- 
ficirter Mann —, bei den anderen beiden, im Alter von 30 und 33 Jahren 
befindlichen Kranken, pach einem Trauma. Die Literatur enthält 14 Fälle 
spontaner Heilung; 4, wo die Compression; 87, wo die Unterbindung der 
Carotis gemacht wurde. 52 Fälle wurden dadurch geheilt, 10 starben daran. 


Exophthalmus from sarcoma of the dura. 


Dr. Burnett behandelt ein 5 Monate altes Mulattenmädchen, dessen 
rechtes Auge durch eine diffuse Schwellung an der Schläfenseite frühzeitig ver- 
drängt wurde. Eine Incision daselbst brachte eine bräunlichgelbe Flüssigkeit 
zu Tage und ergab eine in die Tiefe des Schädeldaches reichende Höhlung, die 
sich nach 3 Monaten wieder schloss. Zwei Jahre später war das Kind bis auf 
das eine, inzwischen erblindete Auge und die fortbestehende Schwellung gesund. 
Plötzlich begann dann das linke Auge ebenfalls hervorzutreten, die Geschwulst 
sich nach unten in die Nase hinein auszudehnen, und nicht lange darauf erfolgt 
der Exitus. Die Section ergab ein Sarcom von 2°/,:21/,:1!/,”, welches an- 
scheinend von der Keilbeinhöhle ausgegangen war und dann den Ethmoidal- 
sinus vollständig zerstört hatte. Der rechte Frontallappen war theilweise atro- 
phisch, das übrige Gehirn intact. 


Chronic membranous conjunctivitis. 
Dr. Howe beschreibt einen Fall von recidivirender Bindehautmembran von 
latent diphtherischem Charakter. Die Einzelheiten sind an anderer Stelle referirt. 
Hinzuzufügen ist, dass eine jüngere Schwester des Pat. in ähnlicher Weise auf 


-— 451 — 


beiden Augen erkrankte, später ein Scharlachfieber durchmachte, und beide 
Hornhäute nekrotisirten. 
Diphtheritic conjunctivitis. 

Dr. Myles Standish hält dafür, dass in allen Fällen purulenter Con- 
junctivitis die Diagnose auf die bacteriologischen und nicht auf die klinischen 
Erscheinungen gegründet werden solle, dass es eine, auf umschriebene Partien 
der Bindehaut beschränkte Diphtherie giebt, dass die schweren Fälle von rapider 
Hornhautnekrose auf eine Infection des Klebs-Loeffler’schen Bacillus zurück- 
zuführen seien, und dass die Antitoxinbehandlung sowohl Bindehaut, wie Horn- 
hautleiden günstig beeinflusse. 

Dr. Weeks ist ebenfalls für eine Classification auf bacteriologischer Grund- 
lage. Er fand in einem, dem Howe’schen ähnlichen Falle einen Streptococcus, 
aber keinen Klebs-Loeffler’schen Bacillus. 


Ophthalmia neonatorum in public institutions. 


Dr. Howe berechnet unter 54 000 Fällen, bei denen das Crédé'sche Ver- 
fahren angewendet wurde, eine Reduction der blenorrhoischen Erkrankungen von 
9,2°/, auf 0,65°/,. Er hält die obligatorische Einführung der Methode inner- 
halb der Krankenhäuser für unerlässlich. 


Operations in cases of cicatricial orbit. 


Dr. Harlan berichtet über 3 Fälle von operativ gebesserten, ausgedehnten 
Narbensträngen, welche die Einführung des künstlichen Auges hinderten. 


Ivory exostosis of the orbit. 


Dr. Norris beobachtete bei einem 24jähr. Manne eine Exostose über dem 
Ligament. intern., welche seit 6 Jahren langsam, in der letzten Zeit auffallend 
schnell zugenommen hatte und, abgesehen von der Beweglichkeitsbeschränkung 
nach aussen und oben, beständige Epiphora verursacht. Bei der Abmeisselung 
des Tumors zeigte sich sein Ursprung an der Orbitalbegrenzung des Ethmoidal- 
und Thränenbeins. 

Dr. Sattler erstattet Bericht über den im letzten Jahre vorgestellten Fall 
von Orbitalexostose. 8 Monate nach der Operation zeigte sich Knochensequester, 
unter welchem neue Knochenwucherungen hinter der Orbitalplatte des Stirnbeins 
sich verbargen, die abermals entfernt werden konnten, 


Intraocular enchondroma. 


Dr. Jackson stellte bei einer 57jähr. Frau, die innerhalb 9 Monaten 
unter Drucksteigerung erblindet war, durch die Section einen Tumor fest, der 
von der Ora serrata der nasalen Seite bis zu 6 mm von der temporalen Seite 
der Macula und senkrecht vom oberen Ende des verticalen Durchmessers nach 
der nasalen Seite zu bis etwa 5 mm temporalwärts von demselben nach unten 
reichen. Nach hinten ging die Geschwulst allmählich in den normalen Fundus 
über, nach vorn war die Begrenzung eine scharfe. Sie war meist vollkommen 
gefässlos, durchscheinend und enthielt hyaline Knorpelsubstanz. 


Angio-sarcoma of apparent retinal origin (?). 

Dr. Johnson berichtet über eine 23jähr. Frau, die 12 Jahre zuvor 
schmerzlos rechts erblindet war. Jetzt erkrankt sie unter Schmerzen, Exo- 
phtbalmus und starken panophthalmitischen Erscheinungen. Bei der Enucleation 
zeigt sich das Centrum des Glaskörpers zwischen der abgelösten Retina von 
einer grauen Masse ausgefüllt, während auf der nasalen Seite ein mächtiger 

29° 


— 452 — 


Bluterguss fast die Hälfte des Glaskörperraums einnahm. Die Masse zeigt einen 
innigen Zusammenhang mit der lateralen Netzliautpartie und bestand aus kleinen 
Rundzellen und degenerirten Blutgefässen. 


Removal of a piece of iron embedded in the crystalline leus. 

Dr. Thomson ergänzt seinen vorjährigen Bericht dabin, dass er in der 
getrübten Linse den Stahlsplitter mit Köntgen-Strahlen feststellt und ihn dann 
mit der Linse extrahirt. 


Location of foreign body by the Roentgen rays. 


Dr. Oliver, Thomson und Dr. Sweet sprechen über Röntgen-Durch- 
leuchtung des Auges mit praktischen Resultaten. Dr. Sweet’s Metliode beruht 
darauf, dass er die photographische Aufnahme mit Hilfe eines an einem Stirn- 
band befestigten Apparats macht, welcher je eine 4 mm vor dem Hornhaut- 
centrum und 12 mm temporalwärts angebrachte feste Marke enthält, nach welcher 
die Ortsbestimmung dann leicht gelingt. 


Congenital epicanthus and ptosis. 


Dr. Sattler beobachtet bei 4 Söhnen eines von ihm operirten Patienten 
wiederum Epicanthus und Levatorschwund. Den Epicanthus operirte er, indem 
er aus der durch einen horizontalen Schnitt gespaltenen Falte nach oben und 
unten ein dreieckiges Stück excidirte. Die entstandene Narbe soll die Wirkung 
des compensatorisch functionirenden M. oceipito-frontalis verstärkt und die 
Neigung zur Einwärtsbiegung des Lidrandes aus einem Winkel verringert haben. 


Operation for ptosis. 

Dr. Wilder beschreibt eine Modification der Ptosis-Operation, welche im 
Wesentlichen darauf hinausläuft, zwei Doppelfäden vom Rande des Tarsus aus 
die Lidsubstanz unterminirend, nach der Augenbrauengegend unter der zurück- 
yeklappten Haut zu führen und dort zu knüpfen.! In einzelnen Fällen musste 
auch zur Excision einer Hautfalte geschritten werden. 


Periscopic lenses. 

Dr. Culver plaidirt für die Anwendung periskopischer Linsen und ver- 
schreibt Cylindergläser immer als Concavcylinder combinirt, mit einer stärkeren 
sphärischen Krümmung für hypermetropischen Astigmatismus und Convexcylinder 
mit concaver sphärischer Krümmung für den myopischen, immer die Concavseite 
dem Auge zugewendet. 


Trophic keratitis, with a case occurring in caiseon discase. 


Dr. Harlan beobachtete bei einem mit Pontonarbeiten beschäftigten Arbeiter, 
der stundenlang unter erhöhtem Atmosphärendruck arbeiten musste und von der 
sogen. Caisson-Krankheit befallen wurde, ein oberflichliches Hornhautgeschwir, 
das sich unter Hypopyonbildung schnell vergrösserte, sich dann allmählich, aber 
wieder unter Leucombildung besserte. Die Behandlung war von keiner speci- 
fischen Wirkung und hielt sich lediglich symptomatisch. Die Ursache dieser 
seltenen Krankheitserscheinung ist wohl in nutritiven Störungen zu suchen. 


Change in refraction with glycosuria. 
Dr. Risley sah bei zwei Diabetikern einen deutlichen Refractionswechsel 
von 1, bezw. 3—4 Dioptr. correspondirend mit dem Zuckergehalt des Urins ein- 
treten. Zunahme des letzteren entsprach Zunahme der Refraction. 


' Vgl. Birnbacher, C.-Bl. f. pr. A. 1892, S. 129. H. 


— 453 — 


Cataract operations. 


Dr. Randolph berichtet über 197 Cutaract-Extractionen mit 7 negativen 
Resultaten, 2 Opticusatrophien, unter 95°/, brauchbaren Erfolgen. 


Haemorrhage attending cataract extraction. 

Dr. Wodsworth sah in 5 Fallen zwischen 45—80 Jahren durch eine 
Hämorrhagie post operationem das Sehvermögen zu Grunde gehen. In einem 
anderen Falle gelang ihm die Extraction ohne alle Complicationen, nachdem das 
zweite Auge unter einem anderen Operateur durch Hämorrhagie zu Grunde ge- 
gangen war. Dr. John empfiehlt vor der Iridectomie noch einmal Cocain in die 
vordere Kammer zu träufeln. Dr. Webster und Green sahen ebenfalls eins, 
bezw. zweimal Blutungen nach der Extraction eintreten. 


Cholesterine crystals in the lens. 

Bei einem 20 Monate alten Kinde mit congenitaler Cataract und zahl- 
reichen glänzenden Stellen in der Linse entleert Dr. Allemann nach der Dis- 
cission durch Suction typische Cholesterinkrystalle aus der Vorderkammer. Es 
zeigte sich dabei, dass eine Schicht der Linse flüssig gewesen war. 


Location of a foreign body by scotoma. 


Dr. Oliver stellte die Diagnose eines Stahlsplitters im Glaskörper, nach- 
dem durch Blut die Augenspiegelung unmöglich geworden war, aus einem 
scharf begrenzten Gesichtsfelddefect im oberen inneren Quadranten. Der Magnet 
brachte ihn zwischen Rect. externus und inferior zu Tage. 


Taxis in increased intraocular tension. 


Dr. Richey schreibt der venösen Stase auf dem langen Wege, den die 
perforirenden Venen innerhalb der Sclera zurücklegen, eine wichtige Rolle in 
der Entstehung des Glaucoms zu, und bekämpft sie entsprechend durch Massage- 
bewegungen, die der Taxis bei eingeklemmten Hernien analog sind. 


Retinitis proliferans. 


Dr. Weeks bespricht die mikroskopische Untersuchung bei zwei Fällen 
und resumirt die einschlägige Literatur. Der wesentliche Process spielt sich 
in der Netzhaut ab, von welcher aus sich eine exsudative Membran in den 
Glaskörper hinein sich entwickelt. Aber auch die Chorioidea macht Verände- 
rungen durch, von welcher nach Maur die Blutung in einigen Fällen herstammt, 
aus der sich dann die Membran organisirt. 


Retinitis circinata. 
Dr. Fridenberg beobachtet einen ausgeprägten Fall der Art bei einem 
70 jährigen Manne, dessen Urin stets normal befunden wurde. Neben der kreis- 
förmigen Lagerung weisser Herde um die Macula fand sich noch ein zweiter 
weissglänzender Kreis von Exsudattlecken temporalwärts daran. Einzelne Blu- 
tungen waren vorhanden. 


Toxic amblyopia. 

Dr. Schweinitz konnte von einem 60 jährigen Raucher, der an der typi- 
schen Amblyopie gelitten hatte, die Präparate von den Sehnerven gewinnen. 
Es zeigte sich in der deutlichsten Weise eine ausgedehnte typische Atrophie 
des Macularbindels. 


— 454 — 


Impairment of central vision following prolonged use of the eye. 


Dr. Theobald beobachtete bei einem 30jährigen Arbeiter im Anschluss an 
eine Influenza-Attacke ein paracentrales Scotom ohne ophthalmoscopischen Be- 
fund. Er führte diese Störung, die sich allmählich wieder besserte, auf die 
Ueberanstrengung durch fortgesetztes Calibriren von Büretten zurück. 


Hysterical or functional blindness. 
Hubbel berichtet über 3 einschlägige Fälle. 


Ophthalmic changes in chlorosis, pernicious anemia and 
leucocythemia. 


Dr. Oliver bespricht an der Hand von sechs Fallen die Augenhintergrunds- 
befunde bei Chlorose, Anämie u. s. w. 


Standards of form required in railway service. 


Dr. Williams demonstrirt eine Signalfarbenscheibe zur Untersuchung auf 
Farbenblindheit und betont die Nothwendigkeit voller Sehschärfe auf beiden 
Augen bei allen Bahnbeamten des Zugpersonals. Periodische Wiederprüfungen 
sollten alle drei Jahre vorgenommen werden; ebenso nach jeder ernsten Krank- 
beit oder neuem Unfall. Die Beamten müssten nach und nach überzeugt werden, 
dass das in ihrem eigenen Interesse liege. 

Demonstrationen: Dr. Green zeigt eine farbige Skizze von einer Em- 
bolie der Centralarterien. 

Dr. Murdoch demonstrirt Reid’s Ophthalmometer. 

Dr. Green zeigt eine neue Form des Electromagneten. 

Dr. Williams beschreibt ein Instrument zur Bestimmung der Achse eines 
Cylinders. Peltesohn. 


16) Verein St. Petersburger Aerzte. (St. Petersburger med. Wochenschr. 
1897. Nr. 18.) 


Sitzung vom 18. März 1897. 


Blessig setzt in einer Discussion über Röntgenstrahlen die dadurch 
erzeugte Dermatitis in Analogie mit der durch offenes electrisches Bogenlicht 
hervorgerufenen. Letztere verdankt ihre Entstehung ebenso wie die gleichzeitig 
mit ihr auftretende Ophthalmia photoelectrica (Perrier, Arch. d'opht. 
1888) den ultravioletten Strahlen; sie kann durch Bedecken der Hände und des 
Gesichtes mit durchsichtigem gelbem Stoff, bezw. durch gelbe Brillengläser ver- 
hütet werden. Möglicherweise dürfte es sich bei den Röntgenstrahlen um die 
gleichen Vorgänge handeln und dürften sich die gleichen Schutzmittel empfehlen. 
Petersen ist gleicher Ansicht und bringt als Beweis die Thatsache, dass Haut- 
partien, die vorher mit Pikrinsäure gelb gefärbt waren, von der Entzündung 
verschont blieben. Dasselbe ist beim Erythema solare beobachtet worden. 

Sitzung vom 29. April 1897. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1897. Nr. 26.) 

Blessig berichtet gemeinsam mit Tiling über einen Fall von Empyem 
der Stirnhöhle mit Durchbruch in die Orbita und in die Schädel- 
höhle, der in Foige der letzteren Complication tödtlich verlief. Verhängnissvoll 
war die Latenz des chronischen Stirnhöhlen-Empyems gewesen, indem sie vor 
einer rechtzeitigen rhinologischen Untersuchung und Eröffnung des Sinus frontalis 
abhielt; zudem hatte eine tiefe Incision unterhalb des Augenhöhlenrandes, aus- 
geführt wegen starker Lidschwellung, hochgradige Hervortreibung und Unbeweg- 


— 455 — 


lichkeit des Augapfels, mit Temperatursteigerung reichlich geruchlosen Eiter zu 
Tage gefördert und Besserung des Befindens erzeugt. Letztere hielt nur kurz 
an; eine im tiefen Coma wegen angenommenen Stirnlappenabscesses vorgenommene 
Trepanation förderte zwar massenhaften Eiter aus Stirnhöhle und subduralem 
Raum heraus, erzielte aber keinen Erfolg. Die Autopsie zeigte reichlichen Eiter 
in beiden vorderen und mittleren Schädelgruben und auf der Convexität rechts. 
Neuburger. 


17) VI. Congress der russischen Aerzte in Kiew (ophthalmologische 
Section) im April 1896. (Wjestnik oftalm. 1896.) 


Sitzung vom 22. April 1896. (Vorsitzender: Pieunow.) 


Szymanowski machte eine Mittheilung über angeborene Cysten des 
unteren Lides mit Microphthalmus. Vortr. beobachtete zwei Fälle in der 
Kiewer Universitäts-Augenklinik. (Veröffentlicht in Wjestnik oftalm. 1897.) 


Chwalyahski: Zur Frage über Tonometrie des Auges. Vortr. stellte 
eine Reihe von Versuchen an entleerten und mit Wasser gefüllten Schweins- 
augen an, bei denen jedesmal vor dem Versuch der Druck genau mit dem 
Manometer bestimmt wurde. Bei niedrigem Druck — bis 16mm Hg — be- 
kommt man mit dem Tonometer von Fick genauere Angaben, als mit dem von 
Maklakow; bei mittlerem Druck sind beide gleich gut, bei hohem scheint der 
Maklakow’'sche bequemer zu sein; auch die Handhabung des letzteren ist viel 
einfacher und für die Praxis mehr zu empfehlen. Die Genauigkeit der Angaben 
wird zum Theil durch den Grad der Feuchtigkeit des Auges beeinflusst. — 
Ausserdem berührte Vortr. die Frage über den Einfluss des Cocains auf den 
intraocularen Augendruck; seine Bestimmungen mit dem Tonometer von Makla- 
kow bestätigten die Resultate von Golowin: bei normalen Augen bleibt der 
Druck unverändert, bei glaucomatösen wird er erhöht. 


Pieunow: Ueber subconjunctivale Sublimat-Injectionen bei 
Myopia progressiva. Das Beobachtungsmaterial betrifft 200 Fälle von Myopie 
verschiedenen Grades mit intraocularen Veränderungen, asthenopischen Be- 
schwerden und Abnahme der Sehschärfe. Injieirt wurden 2—5 Tropfen einer 
Sublimatlösung (1:2000); Zahl der Injectionen 2—10. Auf Grund seiner 
Beobachtungen empfiehlt Vortr. die Anwendung der Injectionen. In den weitaus 
meisten Fällen gingen die asthenopischen Beschwerden, sowie die Reizungs- 
zustände der Retina und Choroidea schnell vorüber. Frische retinale Blutergüsse 
und entzündliche Erscheinungen heilten, ohne irgendwelche Veränderungen zurück- 
zulassen. Die Sehschärfe besserte sich und trotz der manchmal anstrengenden 
Beschäftigung trat ein Stillstand des Processes ein. Die Injectionen müssen 
alle 6—8 Monate wiederholt werden. 

Discussion: Mandelstamm hat sich von der guten Wirkung der Sublimat- 
injectioneu nicht überzeugen können, ähnliche Resultate wurden auch durch 
andere Mittel erreicht. 


Braunstein bemerkte, dass in der Charkower Augenklinik die Sublimat- 
injectionen weder bei Erkrankungen des Augenhintergrundes, noch bei inficirten 
Wunden günstige Resultate ergeben haben. Die Einwirkungen des Sublimats 
auf die Gewebe des Auges ist eine problematische. 


Przybylski sah auch keinen Nutzen von den Injectionen; da sie dazu 
noch sehr schmerzhaft sind, so hat er sie vollständig aufgegeben. 


— 456 — 


Neese hat in 3—4 Fällen postoperativer Hornhauteiterung keinen Erfolg 
bekommen. 

W. Kraiski: Ueber die Behandlung der Erkrankungen der 
inneren Theile des Auges mit subconjunctivalen Sublimat-Injec- 
tionen. Vortr. wandte sie in 100 Fällen an; bei Keratitis parenchymatosa, 
Ulcus corneae, plastischer Iritis, sympathischer Ophthalmie wurde der Krank- 
heitsprocess gar nicht beeinflusst und nur in einigen Fällen eine Linderung der 
Schmerzen erzielt. Bei acuter Iritis, besonders Iritis syphilitica, war der Verlauf 
bedeutend günstiger, die Schmerzhaftigkeit gering; noch bessere Resultate erhielt 
Vortr. bei Choroiditis und Neuroretinitis (30 Fälle). In den Fällen, wo früher 
erfolglos viele Mittel angewandt wurden, gaben die Injectionen geradezu glänzende 
Resultate. In 10 Fällen wurden die Patienten 2 Jahre lang beobachtet, der 
Erfolg scheint ein dauerhafter zu sein. 


Sitzung vom 24. April 1896. (Vorsitzender: Dr. Przybylski.) 


Szymanowski: Ueber Exstirpation des Thränensacks. Vortr. 
empfiehlt die totale Exstirpation des Thränensacks bei chronischer Dacryocystitis, 
wenn die gewöhnlichen Behandlungsmethoden in 1—1!/, Monaten nicht zum 
Ziel führen. Auch vor Starextractionen soll sie gemacht werden, um den Kranken 
vor eventuellen schweren Folgen zu schützen. Die Heilung ist eine radicale 
per primam; in 39 Fällen trat nur einmal Eiterung ein. 


Discussion: Pieunow entschliesst sich selten zur Exstirpation des 
Thränensacks, nur wenn alle anderen Methoden ihn im Stiche lassen. 

Wolkow hält die Operation fir zu radical, auch der anatomisch veränderte 
Thränensack dient als Leitungscanal für die Thränen. 


Braunstein hält die Exstirpation des ganzen Thränensacks in complicirten 
Fällen für schwierig, es können dabei Schleimhautstückchen nach- 
bleiben, die nachträglich eine Eiterung hervorrufen könnten. 


Kaminski schreibt die guten Resultate des Referenten der verhältniss- 
mässig leichten Form der Dacryocystitis zu. Bei Caries muss man noch ausser- 
dem eine Auskratzung mit dem scharfen Löffel vornehmen. 


Weinschänker hält es für sehr wichtig, dass man den ganzen Thränen- 
sack mit einem Mal herauspräparirt und nicht, wie andere Autoren es machen, 
den Thränensack zuerst spalten und dann einzelne 'Theile entfernen. 

Przybylski giebt zu, dass die Exstirpation bei hartnäckiger Dacryocystitis 
ein einfaches und zugleich radicales Verfahren ist, namentlich empfiehlt er sie, 
wenn es sich um Leute aus der Arbeiterclasse handelt. 


Ewmeniew: Ueber die Einwirkung der Missernten von 1891 und 
1892 auf die Augenerkrankungen bei der Bevölkerung des Ostro- 
goshskischen Kreises, Gouv. Woronesh. Die Zahl der Erkrankungen und 
der Blinden vergrösserte sich; besonders merkbar wurde es im Frühjahr 1892, 
als im Kreise eine Scorbutepidemie entstanden war (12 000 Kranke). Bemerkens- 
werth war die Häufigkeit der Hemeralopie und einer bösartigen Form von Kera- 
titis. Im Centrum der Cornea konnte man bei Beginn der Affection einen kleinen 
grauen Punkt bemerken, der die Tendenz hatte, nach der Peripherie hin sich 
auszubreiten und schliesslich mit einem Zerfall des Gewebes zu enden; manchmal 
kam Hypopyon und Panophthalmitis hinzu; der Verlauf war ein kurzdauernder, 
in 4—6 Tagen war die Hornhaut vereitert. Die Krankheit befiel meistens 
bleiche, magere, heruntergekommene Individuen, oft war auch Xerosis conj. vor- 
handen. Die Therapie war machtlos. 


— 457 — 


Discussion: Serebrennikowa bemerkte, dass im Gouv. Perm die Zahl 
der an Hemeralopie Leidenden um das Drei- bis Vierfache zugenommen habe; 
die Behandlung mit Fetten und Chinin übten einen geringeren Einfluss auf die 
Krankheit als früher. Keratitiden kamen nicht oft vor und hatten einen gut- 
artigen Verlauf. 

Tesiakow wies darauf .hin, dass die Augenerkrankungen in einem Zu- 
sammenhang mit der ökonomischen Lage der Bevölkerung sich befänden. Im 
Gouv. Cherson, wo zu gewissen Zeiten ein starker Zufluss von unbemittelten 
Arbeitern stattfindet, sieht man oft unter ihnen verschiedene Augenerkrankungen, 
am häufigsten Hemeralopie. 

Dolshenko theilte mit, dass im Gouv. Kursk, wo die Hungersnoth (1891 
bis 1892) nur in einigen Stellen zu fühlen war, im Jahre 1892 viele Fälle 
von Hemeralopie verzeichnet wurden, im Jahre 1893 bedeutende Vermehrung 
der Kranken mit Cataracta. 

Przybylski beobachtete bei Soldaten in der Festung bei Nowogieorgiewsk, 
die in feuchten Kasernen gewohnt hatten, epidemisches Auftreten von Hemera- 
lopie und Xerosis conj. mit Hornhautnekrose. 

Hene sah auch bösartige Affectionen der Hornhaut bei schlecht genährten 
Soldaten, wahrscheinlich in Folge der Einwirkung von Mikroben auf die wenig 
widerstandsfähige Hornhaut. 

Protopopow findet bei der Behandlung derartiger Affectionen der Cornea 
die antiseptischen Mittel aın zweckmässigsten; eine Besserung des Ernährungs- 
zustandes ist bei den ambulatorischen Kranken kaum zu erreichen. 

Jucewicz empfiehlt Einträufelungen von 2—3°/, Jodlösung in Ol. vaselini. 

Przybylski Eserinlösung, wie sie von Schweigger empfohlen wurde. 

Wolkow glaubt, dass die Keratitis necrotica kaum in directen Zusammen- 
hang mit der Hungersnoth zu bringen sei; im Hungerjahr 1880 sah er in 
Saratow keine Erkrankungen der Cornea, höchst wahrscheinlich war die Scorbut- 
epidemie daran schuld. 

Usiemblo: Die Entstehung derartiger Erkrankungen der Cornea ist keine 
einheitliche; manchmal ist der Verlauf ein progressiver trotz aller Behandlungs- 
mittel, in anderen dagegen (wahrscheinlich infectiöser Natur) wird er gut von 
Eserin beeinflusst. 

Braunstein macht darauf aufmerksam, dass nur der Fetthunger auf die 
Entstehung der Xerosis corneae prädisponirend wirkt. 


Sitzung vom 25. April 1896. (Vorsitzender: Dr. Serebrennikowa.) 


Popow theilt mit, dass er in einigen Fällen von Sehnervenatrophie, bei 
denen die üblichen Behandlungsmethoden nutzlos blieben, eine bedeutende Besse- 
rung eintreten sah nach Gebrauch von Ichthyol. 

Discussion: Mandelstamm glaubt, dass die Sehschärfe bei ähnlichen 
Erkrankungen manchmal auch ohne Behandlung sich bessern kann. 

Przybylski hält die angeführten Fälle für nicht maassgebend, sie wurden 
nicht wissenschaftlich genug beobachtet, es fehlen Sehschärfebestimmungen, sowie 
Aufnahmen des Gesichtsfeldes und Farbenprüfungen. 

Wolkow: Ueber Loslösung des Pupillarrandes von hinteren 
Synechien. Es giebt Synechien, die leicht mit einer gekrümmten Discissions- 
nadel zu lösen sind, die erzielte Sehschärfe ist eine bessere, als nach einer 


— 458 — 


Iridectomie, die Operation ist einfach. Bei starken Verwachsungen muss die 
Manipulation in 3 bis 4 Sitzungen vorgenommen werden. 


Discussion: Prof. Chodin findet die vorgeschlagene Operation unzweck- 
mässig und schlechter, als die von Anderen zu diesem Zwecke vorgeschlagenen. 
Die Einführung einer scharfen Nadel hinter die Iris ist unmöglich, ohne dabei 
die Linse zu verletzen. Die Iridectomie ist viel leichter und ungefährlicher. 

Szymanowski hält die Behauptung des Referenten, dass die vor der 
Operation verdeckte Pupille nachher fast schwarz werde, für unverständlich; 
falls es von der Schrumpfung der Exsudatmassen sein soll, so haben die Synechien 
dabei nichts zu thun. 

Wolkow: Ueber das entoptische Sehen der Papilla nervi optici. 
Es lässt sich auf zweifache Weise erreichen: 1. Wenn man den Blick in die 
Ferne richtet, so bemerkt man einen 5—6 Zoll grossen Fleck mit einem durch- 
sichtigen kleinen Kreis in der Mitte, von dessen Centrum dunkle gewundene 
Linien ausgehen. 2. Wenn man die Augen mit der Hand schliesst und in einen 
dunklen Raum hinsieht, so erscheint nach einiger Zeit ein heller Fleck mit 
einem grauen Kreis und gewundenen Streifen. 

Wolkow: Ueber die Anwendung der Bleisonden à demeure bei 
der Behandlung der Verengerungen des Thränencanals. Nach vor- 
heriger Spaltung der vorderen Wand des Thranensacks wird eine Bleisonde 
Nr. 6 (Bowman) in den Nasencanal eingeführt und 4—5 Monate liegen 
gelassen. 

Kohan: Zur Entropion-Operation. Mittelst eines parallel dem Rande 
geführten Schnittes durch den Knorpel wird der letzte ausgeglichen und mit 
drei Nähten in der richtigen Lage fixirt; ausserdem werden noch zwei verticale, 
3—5 mm lange Schnitte (an den Winkeln) gemacht, um den Lidrand etwas 
stärker nach vorne zu drehen. Selır gute Resultate, keine Recidive. 

Discussion: Prof. Chodin: Die Methode des Referenten sei sehr ähnlich 
der Panas’schen Operation. Die verticalen Schnitte fehlen bei Panas, aber 
dafür haben die Nähte kräftigere Stützpunkte. In Folge der zu starken Aus- 
wärtsdrehung des ciliaren Randes entsteht auf der Conjunctiva eine breite Narbe, 
welche die Cornea später reizen kann, ausserdem werden dabei die Meibom’ 
schen Drüsen durchschnitten. Viel zweckmiassiger ist es, die Conjunctiva zu 
schonen und eine Transplantation eines Lappens in den intermarginalen Schnitt 
zu machen. 

Derselben Meinung waren auch Dumitrarsko, Jucewicz, Usiemblo 
und Kraiski. 

Kohan sucht die Vorwürfe zu widerlegen, er habe von der Conjunctival- 
narbe keine Reizungen gesehen, die Meibom’schen Drüsen wurden nicht durch- 
schnitten. Berenstein. 


18) Gesellschaft praktischer Aerzte zu Riga. (St. Petersb. med. Wochenschr. 
1897. Nr. 41.) 


Sitzung vom 15. Januar 1897. 


Dr. v. Krüdener demonstrirt einen Fall von Sarcom der Iris. 
Dr. Zwingmann hat den Fall auch untersucht und glaubt, dass der Tumor 
primär vom Winkel der hinteren Kammer resp. vom Ciliarkörper entsprungen 
sei und erst secundär die Iris durchwuchert hätte; primäre Irisscarcome seien 
enorm selten. Dr. v. Krüdener hält seine Behauptung aufrecht. 


— 459 — 


Dr. Eliasberg hält Vortrag über Gehirnlocalisation. (Progressive 
Paralyse bei einem 56jährigen Luetiker. Linksseitige homonyme Hemi- 
anopsie, linksseitige periodische D6viation conjug6e, Sitz der Läsion 
in der Gegend des rechten Occipitallappens angenommen.) Der Fall wird ander- 
weitig veröffentlicht werden. — In der Discussion wird zunächst in Frage ge- 
stellt, ob es sich überhaupt um progressive Paralyse gehandelt habe, zumal 
gleichzeitig Albuminurie und Glykosurie mit Retinitis punctata (Hirschberg) 
bestanden habe; sodann sei der Fall nicht rein genug, um für die topische 
Gehirndiagnostik verwerthet werden zu können; die mit der Hemianopsie in Ver- 
bindung gebrachten Rindengebiete lägen im Innern des grossen sagittalen Hirn- 
spaltes verborgen, im Gebiet des Cuneus und Lobus lingualis, nicht an der 
Oberfläche der Angularwindung und die vom Vortr. angeführten linsengrossen 
Blutungen im Gebiet der .Gyrus angularis erklärten die Hemianopsie nicht ge- 
nügend; ausserdem könne möglicher Weise eine Druckwirkung vorliegen einer 
handtellergrossen meningealen Apoplexie, die sich fast über den ganzen Scheitel- 
lappen ausgebreitet hatte. Dagegen wird der Sectionsbefund (klaffende Sulci, 
Verdickungen und Trübungen der Pia, Hydrocephalus externus) zu Gunsten der 
progressiven Paralyse angeführt, ferner vom Vortr. die Hemianopsie und die 
Deviation conjugee als constatirt aufrecht erhalten, sowie Druckwirkung des 
Blutergusses ausgeschlossen und directe Beschädigung der als Sitz der Erkran- 
kung vermutheten Stelle durch die Blutung als nachgewiesen angenommen. 

Neuburger. 


198) Moskauer Ophthalmologischer Cirkel. 1896. 
Sitzung vom 15. Januar 1896. 


Vorsitzender Prof. Ewetzki, Secretär Fedorow. 


Sawicz demonstrirte einen Soldaten mit einem Abdruck der hinteren Iris- 
fläche auf der vorderen Linsenkapsel des rechten Auges. Bei erweiterter Pupille 
gleicht der Abdruck einer transparenten braunen Membran mit runder Oeffnung 
— entsprechend der Pupille. Vortr. vermuthet einen intrauterinen Entzündungs- 
process der Iris, als letztere noch der Linse angelegen hatte. V. o. d. 2", oo» 
0. 8. 2°/,0. Ophthalmoskopisch normal. 

Discussion: Krjukuw meint, dass die Veränderungen entstehen in Folge 
einer späten Bildung der vorderen Kammer, weshalb es auch zu einer Verklebung 
der Linse mit der Iris kam. Lawrentjew sieht die Ursache in einer Heinmungs- 
bildung, die mit einem Entzündungsprocess complicirt war. 

Adelheim bemerkte, dass in diesem Fall keine Zeichen einer abgelanfenen 
Entzündung sichtbar seien; die Ursache der Veränderungen ist daher schwer 
festzustellen. 

Ewetzki glaubt, dass man es hier mit keiner Ablösung der retinalen 
Schicht der Iris zu thun habe, sondern mit einer Auswanderung von Pigment- 
körnern aus dem Pigmentepithel. Diese seltene Erscheinung konnte durch 
Hindernisse während der Rückbildung der membrana caps. lentis hervorgerufen 
werden. 


Sitzung vom 5. Februar 1896. 


Vorsitzender Kondratjen, Secretär Lütkiewicz. 


Prawossud demonstrirte einen Kranken mit Cysticercus cellulosae sub- 
conjunctivalis. In der oberen Hälfte des rechten Auges sass eine ovale Ge- 


— 460 — 


schwulst von weicher Consistenz — etwa 1!/, cm lang, 1 cm breit; das 
vordere Ende reichte fort bis zur Cornea, das hintere ging in den Fornix 
Conj. über. 


Entsprechend der Mitte des Tumors war ein Schleimkügelchen zu sehen, 
welches aus der Tiefe herauszukommen schien und bei stärkerem Druck auf die 
Geschwulst sich in Form eines Säckchens herausquetschen liess. Die mikro- 
skopische Untersuchung hat einen Cysticercus cellulosae ergeben. An der Aus- 
gangsstelle des Cysticercus blieb eine kleine Oeffnung der Conj., in die man 
leicht eine Sonde einführen konnte. 


Demonstration mikroskopischer Präparate. 


Sitzung vom 4. März 1898. 


Vorsitzender Krjukow, Secretär Lütkiewicz. 


Radswitzki machte eine Mittheilung über einen Fall von Enophthalmus 
mit intermittirendem Exophthalmus. Die Veröffentlichung wird an anderer 
Stelle erscheinen. 


S. Golowin demonstrirt einen Kranken, der beim Schlittenfahren (vor mehr 
als 2 Jahren) auf einen Baumast auffiel und sich dabei eine Verletzung des 
rechten Auges zugezogen hatte. Auf der Haut des ectropionirten Unterlides 
ist eine fistulöse Oeffnung vorhanden, die Sonde (3 cm tief eingeführt) stösst 
nirgends auf rauhen Knochen an. Bulbus nach vorne, oben und aussen dislocirt, 
Bewegungen nach aussen verhindert. Cornea, Iris und Linse normal, in der 
Choroidea atrophische Herde, Gefässe und Netzhaut obliterirt. Vor der pap. n. o. 
schimmert eine bläuliche Membran und erinnert sehr an das ophth. Bild der 
Retinitis proliferans Manz. Ihre Entstehung muss auf starke intraoculare Blu- 
tungen zurückgeführt werden, die in der ersten Zeit nach der Verletzung von 
Prof. Krjukow beim Kranken beobachtet wurden. V=0. Was nun die Fistel 
und die Dislocation anbetrifft, so vermuthet Vortr., dass sie durch einem Fremd- 
körper verursacht werden, der scit der Verletzung in der Orbita liegen blieb. 
Nächstens wird er den Versuch machen, denselben operativ zu eutfernen. 


Adelheim erinnert an einen in aetiologischer und klinischer Hinsicht 
ähnlichen Fall von Dr. Hoene, der in den Klin. Monats-Bl. für Augenheilkunde 
veröffentlicht wurde, und glaubt auch an ein Vorhandensein eines Fremdkörpers 
in der Orbita. e 


Sitzung vom & April 1896. 


Golowin theilt mit, dass seine Vermuthung bestätigt wurde und demonstrirt 
ein Holzstückchen, das aus der Orbita des Kranken, von dem in der vorigen 
Sitzung die Rede war, operativ entfernt wurde. 

Nathansohn demonstrirt einen Kranken mit Iridocyclitis nach Typhus 
recurrens und zeigt eine Abbildung von Chorioretinitis striata. 


Sitzung vom 29. April 1896. 
Vorsitzender Mitkewicz, Secretär Maklakow. 
Ewetzki: 1. Ein Fall von Cyclitis bei einem Affen nach einem eingeimpften 
Typhus recurrens, s. Referat Centralblatt für prakt. Augenheilkunde. 
2. Ein Fall von Ablösung der Choroidea und der Netzhaut in Folge von 
Retinitis albuminurica, die in ihrem Verlauf mit glaucomatösen Anfällen com- 


— 461 — . 


plicirt war. Das klinische Bild war genau dasselbe, wie man es bei einem 
intraocularen Tumor zu sehen pflegt. Demonstration mikroskopischer 
Präparate. 

3. Ein Fall von Pigmentsarcom der Iris und des Corpus ciliare mit 
Demonstration mikroskopischer Präparate. Die Geschwulst entwickelte sich 
11 Jahre nach der Operation eines Pigmentsarcoms der Iris. Die Neubildung 
war nur im unteren Theil des Corp. ciliare sichtbar, die Iris, sowie der übrige 
Theil der C. c. sahen vollständig normal aus. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung stellte sich aber heraus, dass sie ganz von sarcomatösen Elementen 
infiltrirt waren. Referent möchte diese Form als ringförmiges Sarcom bezeichnen. 


Sitzung vom 16. September 1896. 


Vorsitzender Radswitzki, Secretär Lütkiewicz. 


Ewetzki machte eine Mittheilung über die Verbreitung des Trachoms im 
Kindesalter. Im Sommer 1896 betheiligte sich Referent an einer fliegenden 
augenärztlichen Colonne im Gouvernement Perm. Die Zahl der hilfesuchenden 
Kinder, die Trachom hatten, war gering (ungefähr 2°/,). Um der Frage etwas 
näher zu treten, stellte Vortr. eine Tabelle zusammen, in der unter Anderem 
die Aussagen der Trachomkranken über den Beginn ihres Leidens notirt waren. 
Im Alter bis zu 5 Jahren erkrankten 6,3°/,, von 6—10 Jahren 4,2°/,. 

Später untersuchte er in einigen Dörfern 85 Kinder im Alter von 1—10 
Jahren und fand unter ihnen 34°/, gesunde, 38,8°/, Trachomkranke, die übrigen 
hatten andere Conjunctivalleiden. Die Zahlen mögen etwas zu hoch sein, da 
die Eltern nicht alle Kinder zur Untersuchung mitgebracht haben; trotz alledem 
muss die Zahl der trachomkranken Kinder ziemlich beträchtlich sein. 


Discussion: Lawrentjew glaubt, dass man sich auf die Aussagen der 
Kranken kaum verlassen kann, die meisten suchen den Arzt auf, erst wenn zum 
Trachom catarrbalische Entzündungen hinzutreten; der Procentsatz der trachom- 
kranken Kinder muss wohl höher sein. Nach seinen eigenen Erfahrungen 
kommen ätiologisch beim Trachom weder Alter noch Rasse in Betracht. Die 
Hauptsache sind die hygienischen Verhältnisse. Unter vielen Recruten 
tatarischer Herkunft aus den Gouv. Orenburg und Kasan fand Vortr. 
einen hohen Procentsatz bei den Kasan’schen und viel weniger bei den Oren- 
burg’schen, die letzten leben in den freien Steppen unter viel günstigeren 
Bedingungen. 

Radowitzki erzählt, dass er im Gouv. Samara, wo das Trachom sehr 
verbreitet ist, viele Kinder im Alter von 7—9 Jahren wegen Entropion der 
Lider operirt habe. Die Nationalität hat keinen Einfluss. Unter den Czere- 
missen und Mordwa ist das Trachom ebenso stark verbreitet, wie bei der 
russischen Bevölkerung. 


Sitzung vom 7. October 1896. 


Vorsitzender Sawicz, Secretär Lütkiewicz. 
Maklakow berichtet „über primäres Carcinom der Conj.“ Demonstration 
mikroskopischer Präparate. 
s. Referat Centralblatt für prakt. Augenheilkunde. 
Golowin referirte über einen Fall von Echinococcus orbitae. Ein 17 jahriges 
Madchen wurde mit folgenden Erscheinungen in die Moskauer Augenklinik auf- 


-— 42 — 


genommen: Q. S. vorgedrungen und nach innen verschoben, das untere Lid 
ectropionirt und stark geröthet. Bewegung nach aussen verhindert. Cornea 
trübe, trotzdem lässt sich Blässe des Sehnerven wahrnehmen. Absolute 
Amaurose. In der Tiefe der Orbita eine compacte Masse, keine Fluctuation. 
Die Durchleuchtung der Highmorhöhle ergiebt normale Verhältnisse. Man ver- 
muthete eine mit dem Opticus in Verbindung stehende Geschwulst. Bei der 
Operation konnte das Auge nicht erhalten werden; die Neubildung sass zu tief 
und erst nach der Enucleation wurde bei der Ablösung der oberen Orbitalwand 
ein Einschnitt gemacht, wobei sich eine trübe Flüssigkeit mit weissen Hacken 
entleerte. Die bindegewebige Hülle wurde exstirpirt, sie reichte bis zum 
Foramen opticum. Heilung ohne Störung; künstliches Auge. — Als eine be- 
sondere Eigenthümlichkeit dieses Falles sieht Vortr. die Dicke der Hülle an, 
bei deren Entstehung wahrscheinlich die Sehnervenscheiden betheiligt waren. 
Das Fehlen der Fluctuation erklärt den diagnostischen Fehler. Demonstration 
mikroskopischer Präparate. 


Discussion: Adelheim findet die Vermuthung des Referenten, dass der 
Echinococcus sich in den Sehnervenscheiden entwickelt habe, als nicht genügend 
motivirt; man müsste Reste von Sehnerven im exstirpirten Sack nachweisen 
können. Echinococcus im hinteren Theil der Orbita muss dasselbe klinische 
Bild hervorrufen. 


Ewetzki glaubt dagegen, dass das schnelle Erblinden und das Vordrängen 
des Bulbus nach vorne dafür sprechen, dass der Echinococcus in den Sehnerven- 
scheiden seine Localisation habe. 


Krjukow sah unter 100000 Augenkranken das erste Mal einen Echino- 
coccus orbitae. 


Sitzung vom 8. November 1896. 


Vorsitzender Adelheim, Secretär Lütkiewicz. 


Sawicz demonstrirte einen Kranken mit Coloboma congenitum chorioi- 
deae o. 8.; rechts bestanden Chorioiditis und Trübungen im vorderen Theil des 
Glaskérpers. 


Krjukow findet, dass die Trübungen rechts nicht im Glaskörper, sondern 
im hinteren Theil der Linse Ieren: das Coloboma chorioid. o. s. ist entzündlicher 
Natur, dafür sprechen die Lage im allgemeinen Niveau des Auges und die 
Chorioiditis 0. d. 


Vortr. sprach über einen Fall von Retinitis proliferans. Der 16 jährige 
Patient erlitt vor 2 Jahren nach einem Sturz vom Pferde eine leichte Verletzung. 
Einen Monat später bemerkte er eine hochgradige Herabsetzung der Sehschärfe 
des rechten Auges; er konnte nur Handbewegungen unterscheiden. Ophthalmo- 
skopisch: Hämorrhagia corporis vitrei. In 1!/, Jahren, in welcher Zeit der 
Patient genau beobachtet wurde, entstand allmählig folgendes Bild: Von der 
unteren Hälfte der pn o oc. d. (umgekehrtes Bild) zieht nach unten und 
aussen im Glaskörper eine graublaue, bindegewebige Membran von der Breite 
des Diameters der p. n. o. Mit Zunahme der Entfernung wird der Strang breiter, 
giebt einige seitliche Aeste ab und verliert sich in der Peripherie. Bei Be- 
wegungen des Auges flottirt die Membran und zeigt in ihrer Mitte ein Blut- 
gefiss. V=%°/,,. Der Fall bestätigt Leber's Behauptung, dass die Retinitis 
proliferans als Resultat von Hämorrhagien im Glaskörper aufzufassen sei. 


— 463 — 


Sawicz referirt über 3 ähnliche Fälle von Retinitis proliferans. In I. 
und III. gingen der Neubildung der bindegewebigen Massen starke intraoculare 
Blutungen voran, die durch traumatische Wirkungen verursacht wurden. Im 
Falle II handelte es sich um ein anämisches Mädchen, dass früher oft an 
Nasenbluten und unregelmässigen Menses gelitten hatte; zur Zeit der Unter- 
suchung waren am anderen Auge noch frische, spontane Glaskörperblutungen 
sichtbar. Auch diese Fälle können für die Richtigkeit der Leber’schen Theorie 
angeführt worden. 


Discussion: Ewetzki möchte auch für viele Fälle, die ein ähnliches 
ophthalmoskopisches Bild zeigen und bisher als angeborene Bildungsanomalien 
der arter. hyaloides angesehen wurden, intraoculare Blutungen voraussetzen. 


Adelheim bemerkt, dass die Pathogenesis der Retinitis proliferans (trotz 
den sorgfältig beobachteten Fällen) noch immer nicht ganz aufgeklärt bleibt. 
Man sieht oft starke intraoculare Blutungen, die mit voller restitutio ad integrum 
enden; was eigentlich die Entstehung der bindegewebigen Neubildungen nach 
stattgefundenen Blutungen veranlasst, ist unbekannt. 


Ewetzki machte eine Mittheilung über Sarcome in atrophischen Augen. 
Demonstration mikroskopischer Präparate. 
Die Veröffentlichung erfolgt später. 


Sitzung vom 2. December 1896. | 
Vorsitzender Batyrew, Secretar Litkie wicz. 


Kostalskaja: Zur Aetiologie der Panophthalmitis. In 2 Fällen von 
Panophthalmitis gelang es Vortr., den Bacillus pseudodiphtericus resp. einen ihm 
sehr nahestehenden Bacillus im Eiter nachzuweisen. Im Allgemeinen ohne 
pathogene Eigenschaften verursachten sie nach Einspritzung in den Glaskörper 
Chorioiditis purulenta. Demonstration der Reinkulturen und mikroskopischer 
Präparate. 

Golowin sprach über die Czerny’sche Operation bei Empyema d. 
sinus frontalis und demonstrirt 2 Patienten, die nach der Methode operirt 
wurden. 

Adelheim meint, dass man aus kosmetischen Rücksichten den Drain lieber 
‘ durch die Nase durchführen soll. 

Golowin antwortet, dass er es in einem Falle auch so gethan habe, dass 
aber bei der Durchführung des Drains von aussen die Verheilung besser be- 
obachtet werden kann. 

Radswitzki machte eine Mittheilung über Aniridia congenita. s. Referat 
Wjestnik oftalmologii 1897. 

Ewetzki: Ueber einen Fall von Melanosarcoma iridis circumscriptum bei 
einem 28jährigen Kranken. 


Demonstration mikroskopischer Präparate. Berenstein. 


ee | 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Zur Psychophysik der Gesichtsempfindungen, von G. E. Müller. 
(Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. der Sinnesorgane X, 1, S. 1—82, X, 5, 
S. 321—413, XIV, 1, S. 1—76, XIV, 3, S. 161—193.) 


Die grundlegende Bedeutung der höchst interessanten und eine Fülle von 
Anregungen bietenden Arbeiten G. E. Müller’s möge es rechtfertigen, wenn im 
Folgenden die Kenntniss der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeiten in einem 
über den gewöhnlichen Umfang erheblich hinausgehenden Bericht weiteren 
Kreisen zu vermitteln versucht wird. Zum vollen Verständniss der Arbeiten 
selbst ist ausser physiologisch-optischen Kenntnissen eine gewisse Vertrautheit 
mit mathematischer und physiologischer Denkweise erforderlich. 


Die Psychophysik setzt nicht bloss die in der Physik und Chemie gelehrten 
Axiome voraus, sondern fusst ausserdem auf gewissen Voraussetzungen über die 
Wechselbeziehungen zwischen den psychischen Zuständen und den 
ihnen entsprechenden materiellen Vorgängen. Man kann zur Zeit 
5 solche Axiome unterscheiden. Die 4 ersten lassen sich im Wesentlichen in 
folgenden Sätzen zusammenfassen: 


1. Jedem Zustand des Bewusstseins liegt ein materieller Vorgang, ein sog. 
psychophysischer Process, zu Grunde, an dessen Stattfinden das Vorhan- 
densein des Bewusstseinszustandes geknüpft ist. Umgekehrt ist ein psycho- 
physischer Process ein solcher innerhalb des Gehirns sich abspielender Vorgang, 
welcher von einer Empfindung oder einem sonstigen Zustand unseres 
Bewusstseins begleitet ist. 


2. Einer Gleichheit, Aehnlichkeit, Verschiedenheit der Beschaffenheit der 
Empfindungen (und sonstigen psychischen Zustände, von denen wir hier absehen 
können) entspricht eine Gleichheit, Aehnlichkeit, Verschiedenheit der psycho- 
physischen Processe, und umgekehrt. 


3. Haben die Aenderungen, die eine Empfindung durchläuft, dieselbe 
Richtung (oder sind die Unterschiede zwischen einer Reihe gegebener Empin- 
dungen von gleicher Richtung), so haben auch die Aenderungen, die der 
psychophysische Process durchläuft (oder die Unterschiede der gegebenen 
psychophysischen Processe), gleiche Richtung. Umgekehrt entsprechen auch 
gleichgerichteten Aenderungen oder Unterschieden psychophysischer Processe stets 
Empfindungsänderungen oder -unterschiede von gleicher Richtung. 


4. Jeder qualitativen Aenderung der Empfindung entspricht auch eine 
qualitative Aenderung des psychophysischen Processes und umgekehrt; bei einer 
Erhöhung oder Minderung der Empfindungsintensität wächst oder mindert 
sich auch die Intensität des psychophysischen Processes, und umgekehrt. 


Mit dem 4. Axiom steht der von Hering aufgestellte und nicht haltbare 
Satz im Widerspruch, dass psychophysische Processe von sehr verschiedener 
Grösse dieselbe Empfindung geben können, indem es lediglich auf das gegen- 
seitige Verhältniss der Partialprocesse ankomme. Die Hering’sche Theorie 
der Gegenfarben ist daher so zu gestalten, dass sie dieses Satzes nicht mehr 
bedarf (vgl. unten). 

Die psychophysischen Processe sind entweder einfache Processe oder Misch- 
processe. Ein einfacher psychophysischer Process ist ein solcher, den 
die psychophysische Betrachtung nicht genöthigt ist, in mehrere Theilvorgänge 


— 465 —- 


zu zerlegen, der also entweder wirklich einfacher Natur ist, oder nur aus solchen 
Theilvorgängen besteht, welche als psychophysische Processe in unserer Erfah- 
rung niemals von einander getrennt und auch niemals in anderen Intensitäts- 
verhältnissen mit einander vermischt vorkommen. Ein psychophysischer Process 
ist dagegen ein zusammengesetzter oder ein Mischprocess, wenn er aus 
zwei oder mehr Vorgängen besteht, die als psychophysische Processe auch von 
einander getrennt oder wenigstens in wechselnden Intensitätsverhältnissen mit 
einander vermischt in unserer Erfahrung vorkommen. Eine Empfindung, der 
ein einfacher psychophysischer Process entspricht, wird als reine Empfindung 
oder Grundempfindung bezeichnet; eine solche hingegen, welcher ein psycho- 
physischer Mischprocess zu Grunde liegt, als unreine Empfindung oder 
Mischempfindung. Eine Mischempfindung ist ebenso, wie eine reine Empfin- 
dung, eine einfache Empfindung, und nicht als eine aus mehreren Theil. 
empfindungen zusammengesetzte Empfindung anzusehen. 


Die Qualität einer Mischempfindung ist von den Qualitäten und Intensitäten 
der ihr zu Grunde liegenden psychophysischen Partialprocesse in bestimmter 
Weise abhängig. Das Gesetz dieser Abhängigkeit, das 5. psychophysische 
Axiom, lässt sich durch bestimmte mathematische Formeln darstellen, die das 
Aehnlichkeitsverhältniss der Mischempfindung zu den einzelnen reinen Empfin- 
dungen ausdrücken, die den einzelnen, der Mischempfindung zu Grunde liegenden 
psychophysischen Partialprocessen für sich entsprechen würden. 


Wenn eine Empfindung sich ihrer Qualität nach ändert, so haben wir in 
gewissem Grade ein Urtheil darüber, ob die Aenderung der Qualität in con- 
stanter („geradläufiger“) oder wechselnder Richtung vor sich geht. 
Wir haben ein solches Urtheil auch noch dann, wenn die Aenderungen der 
Qualität zugleich von Aenderungen der Empfindungsintensität begleitet sind. 
So fällen wir z. B. mit Sicherheit das Urtheil, dass eine geradläufige, d.h. 
in constanter Richtung 'erfolgende Aenderung der Empfindungsqualität vor sich 
gehe, wenn die Empfindung eines tiefen Schwarz durch die verschiedenen Grau- 
nüancen hindurch in die Empfindung eines hellen Weiss übergeführt wird. 
Eine Reihe von Empfindungen, in der sich die Qualität geradläufig und stetig 
ändert, wird als psychische Qualitätenreihe bezeichnet. 


Nach dem 3. und 4. psychophysischen Axiome muss der geradläufigen nd 
allmählichen Aenderung, welche die Empfindungsqualität beim Durchlaufen einer 
Qualitätenreihe erfährt, auch eine geradläufige und allmähliche Aenderung der 
Qualität des psychophysischen Processes entsprechen. Diese ist auf doppeltem 
Wege möglich, erstens dadurch, dass sich an einem einfachen psychophysi- 
schen Processe oder an mehreren Partialprocessen nebeneinander eine 
 geradläufige, allmähliche Aenderung qualitativer Art vollzieht, zweitens da- 
durch, dass sich das Intensitätsverhältniss der Theilvorgänge eines 
zusammengesetzten psychophysischen Vorganges geradläufig und allmählich 
ändert. Vert begründet nun den Satz, dass im Gebiet des Gesichtssinnes 
jede psychische Qualitätenreihe darauf zurückzuführen ist, dass sich das Inten- 
sitätsverhältniss zweier (einfacher oder zusammengesetzter) psychophysischen 
Theilvorgänge stetig und geradläufig ändert. Auch zwischen dem psychophysi- 
schen Process und dem peripherischen Vorgang in der Netzhaut ist eine Be- 
ziehung derart anzunehmen, dass jeder geradläufigen und allmählichen Aenderung 
der Beschaffenheit der Nervenerregung (des psychophysischen Processes) auch 
eine geradläufige und allmähliche Aenderung der Beschaffenheit des peripheri- 
schen Vorgangs zu Grunde liegt. Daraus folgt, dass jede Reihe von Ge- 


30 


- 466 


sichtsempfindungen, die eine psychische Qualitätenreihe bildet, auf 
einem Netzhautprocess beruht, der aus zwei (einfachen oder zu- 
sammengesetzten) chemischen Theilvorgängen besteht, deren In. 
tensitätsverhältniss sich geradläufig und allmählich ändert. Die 
Reihe der Schwarzweissempfindungen, die vom tiefsten Schwarz durch 
die verschiedenen Stufen des Grau zum hellsten Weiss führt, ist auf zwei 
chemische Netzhautprocesse, einen Weissprocess und einen Schwarzprocess zurück- 
zuführen. Jede Schwarzweissempfindung ist auch Anfangsglied zahlloser anderer 
Qualitätenreihen, deren jede zu der Empfindung eines gesättigtsten Farbentons 
hinführt; so führt von einer gegebenen Weissempfindung aus eine Empfindungs- 
reihe durch allmähliche und geradläufige Aenderung der Empfindungsqualitat 
zu der gesättigtsten Rothempfindung oder zu irgend einer anderen gesättigten 
Farbenempfindung. Jede dieser psychischen Qualitätenreihen ist auf ein variables 
Intensitätsverhältniss zweier retinaler 'Theilvorgänge zurückzuführen, deren einer 
ein chromatischer Process ist, und deren anderer ein aus Weissprocess und 
Schwarzprocess zusammengesetzter Vorgang ist. Jener chromatische Process ist 
ebenfalls im Allgemeinen zusammengesetzter Art. Wenn wir uns aus der Ge- 
sammtheit der Farbenempfindungen lauter solche Empfindungen zusammengestellt 
denken, die einen ganz bestimmten Weisslichkeits- und einen ganz bestimmten 
Schwärzlichkeitsgrad besitzen, und nun alle diese Farbenempfindungen von 
gleicher Weisslichkeit und gleicher Schwirzlichkeit nach ihren Verwandtschatts- 
verhaltnissen in Qualitätenreihen angeordnet denken, so erhalten wir vier 
Qualitätenreihen, nämlich die Reihen der rothgelben, gelbgrünen, grün- 
blauen und blaurothen Empfindungen. Wir können durch allmähliche und 
geradläufige Aenderung der Empfindungsqualität z. B. von einer Rothempfin- 
dung durch die gleich weisslichen und gleich schwärzlichen rothgelben Empfin- 
dungen zu der Gelbempfindung von ebenfalls gleicher Weisslichkeit und 
Schwärzlichkeit übergehen. Jede von jenen 4 Qualitatenreihen haben wir dem 
obigen Satz gemäss auf ein variables Intensitätsverhältniss zweier chemischer 
Netzhautprocesse zurückzuführen. ‘So wird z. B. im Verlauf der rothgelben 
Qualitätenreihe der Gelbprocess im Vergleich zum Rothprocess immer stärker, 
während der Weissprocess und der Schwarzprocess immer gerade diejenigen 
- Intensitätswertbe haben, welche den vorhandenen Intensitäten des Rothprocesses 
und Gelbprocesses gegenüber erforderlich sind, damit sämmtlichen Gliedern der 
Empfindungsreihe der gleiche Grad von Weisslichkeit und von Schwärzlichkeit 
zukomme. Es lassen sich also die sämmtlichen farbigen Bestandtheile der 
Qualitätenreihen, die von allen schwarzweissen Empfindungen aus zu den 
Empfindungen der gesittigtsten Farbenténe hinführen, auch in der Weise an- 
anordnen, dass man sie zu Qualitätenreihen zusammenfügt, deren jeder ein be- 
stimmter constanter Weisslichkeitsgrad eigenthümlich ist. Und die Qualitäten- 
reihen, die man bei dieser Anordnung erhält, sind entweder Reihen rothgelber, 
oder gelbgrüner, oder grünblauer, oder blaurother Empfindungen von 
bestimmten Weisslichkeits- und Schwärzlichkeitsgrade, jeder solchen Reihe 
liegen also ausser dem Schwarz- und Weissprocess je zwei von im Ganzen vier 
chromatischen Processen zu Grunde. Da nun die farblosen und die farbigen 
Bestandtheile der Qualitätenreihen, die von den schwarzweissen Empfindungen 
aus zu den Einpfindungen der gesättigtsten Farbentöne hinführen, die Gesammt- 
heit aller unserer Gesichtsempfindungen darstellen, so kommen wir auf Grund 
des Satzes, dass jede psychische Qualitätenreihe des Gesichtssinnes auf zwei 
hinsichtlich ihrer Intensitäten variable chemische Netzhautprocesse zurückzuführen 
ist, zu dem wichtigen Resultate, dass der Gesammtheit unsrer Gesichts- 


==, 467. == 


empfindungen sechs Netzhautprocesse zu Grunde liegen, die wir 
kurz als den Weiss-, Schwarz-, Roth-, Gelb-, Grün- und Blau- 
process zu bezeichnen haben, weil ihnen in dem Falle, dass jeder 
von ihnen allein und ohne Mitwirkung endogener Erregungs- 
ursachen für den Zustand der Sehsubstanz der Grosshirnrinde 
massgebend wäre, eine reine Weiss-, Schwarz-, Roth-, Gelb-, 
Grün- und Blauempfindung in unserem Bewusstsein entsprechen 
würde. 


Diese Ableitung der 6 retinalen Grundprocesse wird nicht von den Ein- 
wänden getroffen, die man gegen die von Mach und Hering gegebenen Ab- 
leitungen der 6 Grundfarben erhoben hat. Sie ist gegenüber diesen Ableitungen 
dadurch im Vortheil, dass sie nicht bloss das Vorhandensein und die quantita- 
tiven Verhältnisse der Aehnlichkeiten oder Verschiedenheiten der Gesichtsempfin- 
dungen berücksichtigt, sondern auch die Richtung qualitativer Empfindungs- 
änderungen: Beim Uebergang vom Roth zum Orange und vom Orange zum 
Gelb findet die Aenderung der Empfindungsqualität in beiden Fällen in gleicher 
Richtung statt. Geht man hingegen vom Orange zum Gelb und dann vom 
Gelb zum Gelbgrän, so ist die Aenderung der Empfindungsqualität im zweiten 
Fall von anderer Richtung als im ersten Fall. Die Farbenempfindungen, die 
vom Orange zum Gelbgrün (oder vom Gelbgrin zum Blaugrün u. 8. w.) führen, 
sind also nicht Glieder einer und derselben Qualitätenreihe. 


Die Richtigkeit der gegebenen Ableitung der 6 retinalen Grundprocesse 
hängt .wesentlich davon ab, ob wir überhaupt die Fähigkeit haben, die. Rich- 
tungen gegebener qualitativer Empfindungsunterschiede mit gewisser Sicherheit 
zu vergleichen, und bejahenden Falles davon, ob die oben unterschiedenen 
Reihen der (gleich weisslichen und gleich schwärzlichen) rothgelben, gelbgrünen, 
grünblauen und blaurothen Empfindungen wirklich Empfindungsreihen sind, in 
denen sich die Empfindungsqualität geradläufig ändert. Die erste Frage ist 
ohne Weiteres zu bejahen, und die Bejahung der zweiten Frage ergiebt sich 
auf Grund der Beobachtung, was vom Verf. näher begründet wird, zugleich 
unter Zurückweisung etwaiger Einwände. ao 


Die besondere Stellung, welche die 6 Grundfarben hinsichtlich der sprach- 
lichen Bezeichnung gegenüber den übrigen Farben ausser Grau und Braun 
einnehmen, beruht auf einem allgemeinen Princip, das die Sprache dann befolgt, 
wenn es sich um eine Reihe coordinirter, allmählich in einander übergehender 
Eigenschaften handelt, in der sich die Aenderung oder der Fortschritt fort- 
während in gleicher Richtung vollzieht. Bei einer solchen Reihe von Eigen- 
schaften pflegt die Sprache in erster Linie besondere einfache [’ezeichnungen 
nur für die beiden Endglieder der Aussentheile der Reihe zu schaffen. Dieses 
Princip wendet die Sprache auch bei den durch den Gesichtssinn gegebenen 
Qualitätenreihen an; indem sie sparsamer Weise je zwei Bezeichnungen nur für 
diejenigen Qualitätenreihen schafft, deren Endglieder nicht auch als mittlere 
Glieder anderer Qualitätenreihen vorkommen und so mit -Hülfe der für diese 
anderen Qualitätenreihen geschaffenen Bezeichnungen umschrieben werden können, 
kommt sie nothwendig dazu, die 6 einfachen Bezeichnungen Schwarz, Weiss, 
Roth, Gelb, Grün, Blau zu schaffen. i 

Die so geschaffenen Bezeichnungen für die Endtheile einer der oben charak- 
terisirten Reihen von Eigenschaften können .natürlich den sprachlichen Bedürf- 
nissen nicht auf die Dauer genügen. Je geringer die Verwandtschaft zwischen 
den beiden Endgliedern einer psychischen Qualitätenreihe ist, und je grösser 

30.* 


-— 468 — 


demgemäss der Abstand des mittleren Gliedes von den beiden Endgliedern ist, 
desto eher wird die Sprache Veranlassung nehmen, für den mittle.en Theil der _ 
Reihe eine besondere einfache Bezeichnung zu schaffen. Da nun Weiss und 
Gelb dem Schwarz weniger verwandt sind, als Roth, Grün und Blau, so ist es 
verständlich, dass gerade für den mittleren Theil der weissschwarzen und der 
gelbschwarzen Reihe zwei besondere einfache Bezeichnungen, Grau und Braun 
bestehen. 

Im zweiten Capitel, „Der Antagonismus der Netzhautprocesse“, 
wird gezeigt, wie die Annahme antagonistischer farbiger Valenzen für 
die Grundprocesse Roth und Grün, sowie Gelb und Blau, sehr leicht die That- 
sache erklärt, dass wir keine grünrothen und keine gelbblauen Empfindungen 
kennen, und dass zwei Lichtreize, von denen der eine allein die Empfindung 
von Urroth (oder Urgelb), der andere die Empfindung von Urgran (oder Urblau) 
zur Folge hat, bei gleichzeitiger Einwirkung auf dieselbe Stelle der Netzhaut 
je nach ihrem Intensitätsverhältniss entweder eine weissliche Roth- oder Grün- 
empfindung (bezw. Gelb- oder Blauempfindung) oder eine farblose Empfindung 
zur Folge haben. Ferner wird dargethan, dass eine Componententheorie | 
: des Weissprocesses, nach der eine durch gemischtes Licht hervorgerufene 
Weissempfindung nicht auf gegenseitiger Hemmung der chromatischen Valenzen 
der Partiallichter, sondern auf dem Zusammenwirken aller Valenzen der 
Partiallichter beruht, unhaltbar ist. Eine solche Componententheorie ist un- 
verträglich mit dem von v. Kries und Hering bewiesenen Satz, dass die 
subjective Gleichheit zweier Lichter von dem Ermüdungszustand des Sehorgans 
unabhängig ist; sie wird ferner den beiden Hess’schen Sätzen nicht gerecht, 
deren erster besagt, dass eine Farbengleichung, welche für die innerste extra- 
makulare Netzhautzone hergestellt ist, auf allen übrigen extraiakularen, farben- 
tüchtigen und farbenblinden, Netzhautzonen bestehen bleibt, während der zweite 
Hess’sche Satz dahin lautet, dass die Weissvalenzen der farbigen Lichter für 
die farbentüchtigen extramakularen Netzhautstellen ganz dieselben Werthe be- 
sitzen, wie für die farbenschwachen und farbenblinden Netzhautstellen. 

. Die Annahme antagonistischer Valenzen erklärt das Eintreten der negativen 
Nachbilder ohne jede weitere Hülfshypothese (lediglich auf Grund der Giltigkeit 
des Gesetzes der chemischen Massenwirkung), ferner findet sie in den Erschei- 
nungen der Farbenschwäche und Farbenblindheit eine starke Stütze, 
vor allem in dem Bestehen der ltegel, dass mit einer Schädigung der Roth- 
oder Gelberregbarkeit eine entsprechende Schädigung der Grün- bezw. 
Blauerregbarkeit verbunden ist und umgekehrt. Bei den bisher veröffent- 
lichten Fällen, die angeblich zu dieser Regel nicht stimmen sollen, wurden 
wichtige, im wesentlichen in den Darlegungen Hering’s enthaltene Gesichts- 
punkte ausser Acht gelassen; Verf. zeigt, dass verschiedene in diesem Sinn 
geltend gemachte Fälle durchaus nicht als irregulär vom Standpunkte der 
Hering’schen Theorie aus zu betrachten sind. Fälle von Farbenblindheit, die 
auch bei einwandsfreier Untersuchung sich als zu obiger Regel nicht stimmend 
erweisen, können darauf beruhen, dass der Zutritt gewisser Lichtarten zur 
lichtempfindlichen Netzhautschicht durch abnorm starke Pigmentirung der Macula 
lutea oder durch pathologische Veränderungen in den Augenmedien oder in den. 
vorderen Netzhautschichten bedeutend erschwert ist; auch noch andere Ursachen 
sind möglich. Rein central bedingte Störungen, wie bei der Hysterie, brauchen 
sich natürlich der obigen Regel nicht zu fügen. 

Im 3. Capitel wird die Theorie der Netzhautprocesse entwickelt. 
Dabei geht Verf. von der in den heutigen Anschauungen der theoretischen 


— 469 — 
Chemie ihre Begrindung findenden Annahme aus, dass der Antagonismus, der 
zwischen je zweien der retinalen Grundprocesse besteht, auf zwei in ent- 
gegengesetztem Sinn verlaufenden chemischen Reactionen beruht. 
Durch jede „W-Reaction“ („Weissreaction‘) wird ein Theil des hierfür zur Ver- 
‚fügung stehenden Materials, des „W-Materials‘“, in „S-Material‘“ (,,Schwarz- 
material“) umgewandelt, und umgekehrt wird durch jeden S-Process (Schwarz- 
process‘) S-Material in W-Material umgewandelt. Da auch in der jeder äusseren 
Reizwirkung entzogenen Netzhaut fortwährend Molekularbewegungen stattfinden, 
so werden fortwährend Moleküle des W-Materials in der Weise zusammenstossen, 
dass sie als Substrat einer W-Reaction dienen. Und ebenso werden fortwäh- 
~ rend Moleküle des Schwarzmaterials in der Weise zusammentreffen, dass sie als 
Substrat einer S-Reaction dienen. Es wird also trotz Fernhaltung äusserer 
Reize fortwährend sowohl W-Process als auch S-Process in der Netzhaut statt- 
finden. Ueberwiegt in einem gegebenen Augenblick die Intensität des W-Pro- 
cesses, so wird in jedem Zeitelemente mehr W-Material verbraucht als gebildet, 
hingegen mehr S-Material gebildet als verbraucht; das vorhandene W-Material 
nimmt ab, hingegen das S-Material zu. Da die Intensität der chemischen Pro-. 
cesse nach dem Gesetz der chemischen Massenwirkung von der Masse des für 
die Reaction verfügbaren Materials abhängt, so wird der Intensitätsunterschied 
zwischen dem W- und dem S-Process immer geringer werden, bis er schliesslich 
verschwindet. Es strebt also eine sich selbst überlassene Netzhaut- 
schicht, in der zunächst die Intensität eines der beiden antago- 
nistischen Processe überwiegt, mit immer geringer werdender 
Geschwindigkeit einem Zustand des Gleichgewichts zwischen W- 
und S-Reactionen zu. In Wirklichkeit wird aber das Verhalten einer 
Netzhautschicht nicht bloss von dem Gesetz der chemischen Massenwirkung 
bestimmt, sondern auch durch die Wechselwirkung, in der sie zu den benach- 
barten Netzhauttheilen und zu dem Blutstrom steht, und durch allerhand andere 
zufällige Einflüsse. Ein wirklicher Gleichgewichtszustand, eine neutrale Stim- 
mung der Netzhaut, kann daher niemals völlig hergestellt werden. Die ent- 
gegengesetzten Netzhautprocesse kommen nur .mit der Differenz ihrer 
Intensitäten zur Einwirkung auf den Sehnerven. Je nachdem also die Inten- 
sität des W-Processes grösser oder kleiner ist, als die des S-Processes, wird 
durch die Einwirkung der Netzhautprocesse die endogene Weisserregung der 
centralen Sehsubstanz (der psychophysische Vorgang der Weisserregung) 
erhöht oder vermindert und die endogene Schwarzerregung geschwächt oder 
verstärkt. 
Ganz entsprechende Betrachtungen gelten für die beiden anderen Paare 
entgegengesetzter Netzhautprocesse, hier wird indess durch das Ueberwiegen 
eines Farbenprocesses die Farbenempfindung überhaupt erst erweckt, da die 
endogene Erregung der centralen Sehsubstanz im Wesentlichen nur aus Weiss- 
erregung und Schwarzerregung zusammengesetzt ist, so dass ein Intensitäts- ` 
unterschied der retinalen Weiss- und Schwarzprucesse die in der Substanz 
bereits vorhandene Weisserregung und Schwarzerregung in ihren Intensitäten 
verändert, nicht sie erst erweckt. Ferner besteht der Unterschied, dass wir 
die Intensität jedes der chromatischen Netzhautprocesse direct durch einwirkendes 
Licht steigern können, was beim Schwarzprocess nicht der Fall ist. Ein dritter 
Unterschied besteht darin, dass die Thätigkeit des Weiss-Schwarzsinnes durch 
die nutritiven Vorgänge wesentlich mehr unterstützt wird, als die beiden chro- 
matischen Sinne, von denen wieder der Gelbblausinn vor dem Rothgrünsinn 
begünstigt ist. 


a Al = 


Die Anwendung dieser Betrachtungen auf die Erscheinungen der positiven 
und negativen Nachbilder und auf das allmähliche Anklingen unserer Gesichts- 
empfindungen führt Verf. zu der Annahme, dass das Licht nicht unmittelbar 
das W-Material in S-Material umwandelt, sondern dass zuerst aus einem ge- 
wissen anderen chemischen Material, das Verf. als „Nebenmaterial“ 
(„N-Material“) bezeichnet, durch Lichteinwirkung W-Material entsteht, so 
- dass die W-Reactionen das Uebergewicht über die S-Reactionen gewinnen und 
entsprechend auf den Sehnerven wirken. Ebenso gehört auch zum Roth- und 
Grünmaterial ein Nebenmaterial, das durch die Rothvalenz eines Lichtes in 
Rothmaterial umgewandelt wird, während eine Grünvalenz umgekehrt die Um- 
wandlung von Rothmaterial in Nebenmaterial fördert; im ersten Fall gewinnen 
die Rothreactionen das Uebergewicht über die Grünreactionen, im zweiten Fall 
gewinnen in Folge der Verminderung des Rothmaterials die Grünreactionen das 
Uebergewicht. Entsprechendes gilt für die Gelb- und Blauprocesse. Die Ein- 
wirkung der Lichtstrahlen auf den Sehnerven erfolgt also nicht durch die von 
den Lichtstrahlen selbst direct hervorgerufenen chemischen Vorgänge, sondern 
dadurch, dass die vom Licht bewirkten chemischen Umwandlungen in Folge des 
Gesetzes der chemischen Massenwirkung das Gleichgewicht zwischen solchen 
antagonistischen chemischen Uorgängen stören, die nach Massgabe ihres Inten- 
sitätsunterschiedes den Sehnerv zu reizen vermögen. 


Die Abhängigkeit der Netzhautfunctionen von den nutritiven Vorgängen 
wird noch einer besonderen Betrachtung unterzogen. Sodann werden vom Ge- 
sichtspunkt der aufgestellten Theorie aus die retinalen Anpassungsvor- 
gänge beleuchtet, d. h. die Einrichtungen, die dazu dienen, die Wirkungs- 
fähigkeit, welche gegebenes Licht den Sehstoffen gegenüber besitzt, nach 
Maassgabe der Stärke des Lichtes zu modificiren. Verf. unterstützt zunächst 
die Ansicht, dass die phototrope Reaction des Pigmentepithels vor 
allem die Bedeutung eines retinalen Anpassungsvorgangs hat, und fasst als 
einen zweiten retinalen Anpassungsvorgang die bei kräftiger Belichtung 
eintretende Quellung der Stäbchen auf; er zeigt, dass bei Volumzunahme 
eines Stäbchens der Weissprocess sich verlangsamen muss, da die für diese 
chemische Umsetzung in dem Stäbchen zu Gebot stehenden Moleküle auf einen 
grösseren Raum vertheilt sind. Mit der Verlangsamung des Processes ist auch 
eine Abnahme der Gesammtstärke des W-Processes verbunden, der einem be- 
stimmten Lichtreize entspricht. Die bei zunehmender Beleuchtungsstärke ein- 
tretende Anschwellung der Stäbchen dient also dazu, einen zu reichlichen 
Verbrauch der Sehstoffe in den Stäbchen zu verhindern. In entsprechender 
Weise dient die bei herabgesetzter Beleuchtung vor SE gehende Schrumpfung 
der Stäbchen dazu, deren Reizbarkeit zu erhöhen. 


Da die Aussenglieder der Zapfen keine Anschwellung bei Einwirkung 
stärkeren Lichtes erfahren, ist nicht anzunehmen, dass die Quellung der Stäb- 
chen durch die Zersetzung eines Sehstoffes bewirkt wird, vielmehr dürfte 
diese Quellung vom Sehpurpur bewirkt werden, der aus verschiedenen Grün- 
den, die Verf. näher darlegt, nicht als Sehstoff anzusehen ist, sondern als ein 
Adaptionsstoff, der den Quellungsgrad der Aussenglieder der Stäbchen von 
der Stärke und Dauer der Beleuchtung abhängig macht. 


Weiterhin stellt Verf. interessante allgemeine Betrachtungen über die mit 
chemischen Vorgängen reagirenden, erregbaren Systeme an, besonders über die 
Sinnesorgane als Umformungssysteme, die dazu dienen, einen Reiz, der 
seiner Beschaffenheit. gemäss einen Sinnesnerven nicht direct zu erregen vermag, 


— 41 — 


80 umzuformen, dass eine Erregung in diesem Nerven hervorgerufen wird. In 
einem solchen System ändert sich, im Gegensatz zu den Arbeitssystemen, 
der Energieinhalt nur wenig, wenn in Folge eines Reizes ein Erregungsprocess 
stattfindet. In der Netzhaut ist ein Umformungssystem von doppelter Reiz- 
empfänglichkeit gegeben, indem diejenigen Stoffe, welche für eine Art von 
Reizen und einen Erregungsprocess das Erregungsproduct darstellen, zugleich 
für eine andere Art von Reizen das erregbare Material bilden, das durch 
einen dem ersten Erregungsprocess genau entgegengesetzten Process in die- 
jenigen Stoffe verwandelt wird, welche für die Reize der ersten Art das 
erregbare Material bailden. So wird mit dem geringsten stofflichen 
Aufwanderreicht, dass in einem Sinnesgebiet verschiedenen .Reizarten mehrere 
Arten von Erregungsprocessen entsprechen und mithin eine höhere Unter- 
scheidungsfähigkeit für die verschiedenen Arten von Sinnesreizen für dieses 
Gebiet besteht. 


Hinsichtlich der Ausführungen des Verf.’s über die Konstanz der opti- 
schen Valenzen der verschiedenen Lichtarten für die optischen Specialsinne 
muss auf das Original verwiesen werden. 


Im 4. Capitol begründet Verf. die Annahme, dass den 6 retinalen Grund- 
processen auch 6 Grunderregungen des Sehnerven entsprechen, und dass 
diese sämmtlich in denselben Nervenfasern sich abspielen. Die Erscheinungen 
der nicht retinal bedingten (erworbenen) Farbenblindheit führen zu dem 
Ergebniss, dass die den Gesichtsempfindungen zu Grunde liegenden Nerven- 
erregungen sich an drei verschiedenen Arten von Material vollzieben. 
An der ersten Art spielen sich die den schwarzweissen Empfindungen zu 
Grunde liegenden Erregungen ab, an der zweiten Art die Gelb- und die Blau- 
erregungen, an der dritten die Roth- und die Grünerregungen. Die den roth- 
gelben, blaurothen, 'gelbweissen, graugrünen u. s. w. Empfindungen zu Grunde 
liegenden Nervenprocesse sind Mischprocesse, die sich gleichzeitig an zwei oder 
drei dieser Arten von Material abspielen. Entgegengesetzte Netzhautprocesse, 
die sich neben einander in demselben Zapfen oder Stäbchen abspielen, wirken 
nur nach Massgabe ihrer Intensitätsdifferenz auf den Sehnerven, da Nerven- 
erregungen, die durch Einwirkung entgegengesetzter Kräfte entstehen, 'sich nicht 
neben einander in einer und derselben Leitungsbahn fortpflanzen. | 


Die Sehnervenerregungen sind Vorgänge, die wahrscheinlich auf Störung 
eines stabilen Gleichgewichtszustandes beruhen, jedenfalls ist die An- 
sicht, dass sie durch Auslösung von Spannkräften entstehen, nicht hinreichend 
begründet. 


Auf Grund der Theorie der Gegenfarben, nach der zwischen einem durch 
Licht direct erweckten und denı durch dasselbe Licht indirect (in der Um- 
gebung) hervorgerufenen Netzhautprocesse die einfache Beziehung des directen 
Gegensatzes besteht, lassen sich die Erscheinungen des simultanen Con- 
trastes leicht erklären, wenn man annimmt, dass die verschiedenen Zapfen 
und Stäbchen durch irgend welche Contrastbahnen, in denen sich vermit- 
telnde Vorgänge verbreiten können, mit einander verbunden seien. Bei diesen 
Contrastbahnen kann man besonders an die horizontalen Zellen der äusseren 
gangliösen Schicht denken. | 


Weiterhin zeigt Verf., dass die Empfindung des subjectiven Augengrau 
rein centralen Ursprungs ist, und dass die sogenannten Ermüdungserscheinungen 
des Sehurgans nicht auf eine Ermüdung nervöser Theile der Sehnervenfasern 
. und der centralen Ganglienzellen, sondern auf Vorgänge in der licht- 


42 
D: ebe Sind. Die Betrachtungen des 
gehcht = jagen Sind von grossem, allgemeinphysio- 


und n sath 


empf pes SE 


ei (adi j 

Toae E? Annahme, dass die endogene Erregung der 
NEE E S DE jung des subjectiven Grau zu Grunde liegt, bei 

pat de EI "otzhaut und Abwesenheit jedes sonstigen Reizes 

u et ‚des der Weiss- und Schwarzprocess in der Netzhaut 
a O jarat” e res Intensitätsunterschiedes auf die Sehsubstanz wirken, 
ap? set) ung der Weisserregung in der Sehsubstanz nicht zugleich 
ur inet sei sehwarzerregung verbunden sein kann, dass ein und die- 
were UD nicht mit verschiedenen Intensitäten vorkommen kann (,,quan- 
en UA t der schwarzweissen Empfindungen‘), sondern bei Zunahme 
Kar Eer „g (Abnahme der Schwarzerregung) weisslicher, bei Zunahme 
sser egung (Abnabme der Weisserregung) schwärzlicher werden muss. 
der & ae Verf. gegebene Modification der Theorie der Gegenfarben lässt 
Durch dE quantitative Singularität der schwarzweissen Empfindungen 
sich a rklaren, Wahrend die Erklärung Hering’s auf Grund der Assimi- . 
zwangloS 4 Dissimilation des unannehmbaren Hilfssatzes bedarf, dass psycho- 
ee Processe von sehr verschiedener Grösse dieselbe Empfindung geben 
ysis 
Fined DOTY Sod | À . 

Verf. weist beiläufig darauf hin, dass mit der Thatsache der endogenen 
regung der Sehsubstanz die von Manchen noch vertretene Ansicht nicht 
vereinbar ist, dass die den visuellen Vorstellungsbildern zu Grunde liegen- 
den Nervenprocesse genau in denselben nervösen Theilen stattfinden, wie die 
den Gesichsempfindungen entsprechenden Nervenprocesse, denn nach dieser 


Ansicht müssten sich die visuellen Vorstellungsbilder stets in das Sehfeld des 


subjectiven Augengrau einzeichnen. 
Verf. zeigt dann noch, wie auch ‚verschiedene sonstige Bedenken, die 
Hering’s Theorie in ihrer bisherigen Gestalt treffen, bei der von ihm gegebenen 


Modification wegfallen. 

Im 5. Capitel nimmt Verf. Stellung zu den verschiedenen Ansichten über 
die besondere Functionsweise der Stäbchen (besonders den Ansichten von 
Parinaud, Ebbinghaus, v. Kries); seine Anschauungen hierüber lassen 
sich im Wesentlichen in folgenden Sätzen zusammenfassen: 


Die Stäbchen stellen in der That einen Dunkelapparat, d. h. einen 
Apparat dar, der zur Wahrnehmung im Dunkeln weit besser befähigt ist, als 
der Zapfenapparat, und zwar vollführen sie diese Verrichtung mittelst des Seh- 
purpurs. Dieser erfüllt seine Function als Adaptionsstoff dadurch, dass er 
als optischer Sensibilisator für die Erweckung des W-Processes dient und 
ausserdem noch das Volumen der Stäbchenaussenglieder beeinflusst (vgl. o.). 
Die eigentlichen Sehstoffe, die den W- und S-Processen zu Grunde liegen (das 
N-, W- und S-Material), sind in den Zapfen und Stäbchen dieselben. Dem- 
gemäss sind auch die W- und S-Processe in beiden Arten von Gebilden von 
ganz gleicher Qualität. Die Stäbchen dienen nicht ausschliesslich der Wahr- 
nehmung im Dunkeln, sondern. unterstützen auch die Wahrnehmungen des 


Hellauges. 
Die Ansicht, dass die chromatischen Netzhautprocesse nur in den Zapfen, 
nicht auch in den Stäbchen ausgelöst werden, ist nicht unwahrscheinlich, aber 


noch nicht streng erwiesen. 


Er 


— 43 — 


Den verschiedenen Spectralfarben sind in Bezug auf die Stäbchen gewisser- 
massen zwei Hauptarten von Weissvalenzen zuzuschreiben, je nachdem das 
Auge hell- oder dunkeladaptirt ist („H-Weissvalenzen“ und „D-Weiss- 
valenzen“). Die „H-Weissvalenzen“ der Spectralfarben kommen in Betracht, 
wenn die Stäbchen arm an Sehpurpur sind, und sind mit den Weissvalenzen, 
welche die Spectralfarben für die Zapfen besitzen, wesentlich identisch. Die 
„D-Weissvalenzen“ bestehen für die purpurreichen, an das Dunkel adaptirten 
Stäbchen. Verf. leitet daraus die Bedingungen ab, unter denen eine Mischungs- 
gleichung bei einer in gleichem Verhältnisse stattfindenden Intensitätsänderung 
der betheiligten Lichter constant bleibt, und zeigt, wie die unter gewissen 
Bedingungen auftretende Inconstanz gewisser Mischungsgleichungen, ferner das 
Purkunie sche Phänomen und manche anderen Erscheinungen im Wesent- 
lichen auf der Verschiedenheit der H- und D-Werthe der Weissvalenzen 
beruhen. 


Manche Fälle von Hemeralopie sind zweifellos auf eine zu geringe 
Lebhaftigkeit der Sehpurpurproduction und die damit verbundene mangelhafte 
Dunkeladaption zurückzuführen. 


~ Im 6. Capitel zeigt Verf, wie der Unterschied der beiden Typen der 
Gelbblausichtigen, die Verf. als Rothgrünblinde und Grünrothblinde be- 
zeichnet (in Anlehnung an die frühere, freilich verfehlte, Unterscheidung von 
„Rothblinden‘“ und „Grünblinden‘), leicht erklärt werden kann, wenn man im 
normalen Auge gewisse Wechselwirkungen zwischen solchen Netzhautprocessen 
annimmt, die nicht antagonistischer Art sind.. Wenn spectrales Roth neben 
seiner Rothvalenz zugleich eine Gelbvalenz besitzt, so kann dies einmal darauf 
beruhen, dass das rothe Licht direct auch auf das lichtempfindliche Material 
des Gelbblausinnes wirkt (unmittelbare Gelbvalenz des rothen Lichts); 
zweitens kann aber auch die chemische Umwandlung, die das rothe Licht an 
dem Material des Rotgrünsinnes direct bewirkt, nebenbei ein Umwandlungs- 
product c liefern, das zugleich zu den Componenten des Gelbmaterials 
gehört, und dessen Vermehrung nach dem Gesetz der chemischen Massenwirkung 
gleichfalls ein Ueberwiegen der Gelbreactionen über die Blaureactionen bewirken 
muss (mittelbare Gelbvalenz des rothen Lichtes). Jedes mit einer unmittel- 
baren Rothvalenz begabte Licht besitzt dann zugleich eine mittelbare Gelbvalenz. 
Dem rothen Spectrallicht kommt also neben der unmittelbaren Gelbvalenz, die 
es von einer gewissen Wellenlänge an besitzt, in seiner ganzen Ausdehnung 
noch eine mittelbare Gelbvalenz zu. 


Jedes Licht mit unmittelbarer Gelbvalenz hat dann zugleich eine 
mittelbare Grünvalenz, indem es durch Vermehrung jenes Stoffes c die 
Producte des Rothprocesses, also das Material für den Grünprocess 
vermehrt und somit wieder nach dem Gesetz der chemischen Massenwirkung 
ein Ueberwiegen der Grünreactionen über die Rothreactionen bewirkt. 


Ferner muss jedes mit unmittelbarer Grünvalenz begabte Licht eine 
mittelbare Blauvalenz besitzen, indem es mit der Umwandlung der Producte 
des Rothprocesses in N-Material des Rothgrünsinnes auch jenen Stoff e der 
Rothproducte verringert, der zugleich zu den Componenten des Gelbmaterials 
gehört. Endlich muss folgerichtig jedes Licht mit unmittelbarer Blau- 
valenz auch eine mittelbare Rothvalenz haben. 

Die unmittelbaren und mittelbaren Valenzen der Lichtstrablen müssen sich 
in manchen Fällen in ihrer Wirksamkeit gegenseitig verstärken, in andern 
Fällen gegenseitig schwächen. Für den Farbentüchtigen muss die Stelle der 


474. — 


reinen unmittelbaren Gelbvalenz des Spectrums (die also keine unmittelbare 
Roth- und Grünvalenz besitzt), wegen der damit verbundenen mittelbaren Grün- 
valenz schon grünlich erscheinen, das Urgelb muss daher links davon liegen, 
an einem Punkt, wo die Lichtstrahlen zwar schon eine unmittelbare Rothvalenz 
haben, die aber durch die gleichzeitig noch vorhandene mittelbare Grünvalenz 
gerade aufgehoben wird. Ebenso liegen auch die Punkte des Urgrün und 
Urblau nach links von den Punkten der reinen unmittelbaren Grünvalenz bezw. 
Blauvalenz. | 

Den Rothgrünblinden nun fehlen überhaupt die Stoffe des Rotlgrün- 
sinnes, während die Grünrothblinden das N-Material des Rothgrünsinnes 
noch haben und entweder nur einen der zum ganzen Ablauf des Rothprocesses 
(und damit auch des Grünprocesses) nothwendigen Stoff entbehren, oder nur 
darum keinen Grünrothsinn haben, weil die nervöse Leitungsbahn nicht 
von normaler Beschaffenheit ist. Hiernach kommen alle nur mittelbaren 
Gelb- und Blauvalenzen für den Rothgrünblinden in Wegfall, während 
sie für den Grünrothblinden noch bestehen. Alle beobachteten Unter- 
schiede beider Arten von Gelbblausichtigen, die gegen die Theorie der Gegen- 
farben von deren Gegnern geltend gemacht wurden, lassen sich auf dem Boden 
der dargelegten Theorie in ganz einfacher Weise ableiten, besonders die ver- 
schiedene Lage der neutralen Punkte im Spectrum (der neutrale Punkt des 
Grünrothblinden ist mit dem Punkt identisch, auf den das Urgrün des Farben- 
tüchtigen fällt; der neutrale Punkt des Rothgrünblinden liegt im Blaugrün des 
Farbentüchtigen an der Stelle der reinen unmittelbaren Grünvalenz), und ebenso 
der Umstand, dass dem Rothgrünblinden das Spectrum am rothen Ende 
verkürzt erscheint, dem Grünrothblinden dagegen nicht, bei diesem ist 
die mittelbare Gelbvalenz des sanzen spectralen Roth noch wirksam. Der 
Umstand, dass für das violette Ende des Spectrums kein Unterschied zwischen 
den beiden Typen der Gelbblausichtigen zu bestehen scheint, weist darauf 
hin, dass die Rothvalenz der violetten Strahlen als eine nur mittelbare 
Valenz anzusehen ist. So ist auch die eigenthimliche Thatsache, dass die 
Rothvalenz am kurzwelligen Ende des Spectrums wiederkehrt, ohne Weiteres 
verstandlich. | 

Auch die des Blaugelbsinnes entbehrenden Dichromaten müssen 
nach den dargelegten Anschauungen in zwei Gruppen zerfallen, die sich da- 
durch unterscheiden, dass für die eine Gruppe auch die mittelbaren, für die 
andere aber nur die unmittelbaren Roth- und Grünvalenzen noch bestehen. 
Bei der ersten Gruppe liegt ein neutraler Punkt im reinen Gelb und ein anderer 
im reinen Blau des Farbentüchtigen, und der violette Theil des Spectrums 
kommt mit einer Rothvalenz zur Geltung. ‘Zu dieser Gruppe gehört der von 
Hering näher untersuchte Gelbblaublinde. Bei der zweiten Gruppe liegt die 
erste neutrale Stelle im Gelbgrün, das Grün reicht über das reine Blau des 
Farbentüchtigen hinaus bis zum Punkt der reinen unmittelbaren Blauvalenz, 
und der jenseits dieses Punktes liegende Theil des Spectrums entbehrt in seiner 
vanzen Ausdehnung der Rothvalenz, das kurzwellige Ende ist also verkürzt. 
Dieser Gruppe gehört der von Holmgren beschriebene Fall einseitiger Gelb- 
blaublindheit an. Schwarz. 


— 415 —- 


2) Ueber die körnige Augenentzündung in Ost- und Westpreussen 
und ihre Bekämpfung, von J. Hirschberg. (Klin. Jahrbuch. Bd. VI.) 


Vorbemerkung. 


Im Auftrage Sr. Excellenz des Herrn Staatsministers Dr. Bosse habe ich 
im September 1896 eine dreiwöchentliche Reise durch Ost- und Westpreussen, 
zusammen mit Herrn Privatdocent Dr. Greeff und Herrn Stabsarzt Dr. Walther 
unternommen, um einen Bericht über die in den genannten Provinzen herrschende 
contagiöse Augenentzündung und die Mittel zu ihrer Bekämpfung zu erstatten. 
Was aus diesem Bericht weitere ärztliche Kreise interessiren kann, habe ich 
versucht, für die Leser dieser Zeitschrift in Kürze darzustellen. ! 

Wir haben in 22 Einzeluntersuchungen etwa 7000 Personen untersucht 
und naturgemäss hauptsächlich Schulen, von der Kleinkinder- und Dorf- zur 
Stadtschule, Töchterschule, gewerblichen Fortbildungsschule und zum Gymnasium, 
ferner geschlossene Anstalten, wie Waisenhäuser, Landarmen- und Besse- 
rungsanstalten, in den Bereich unserer Untersuchungen gezogen, aber doch nicht 
versäumt, wo die Gelegenheit sich bot, auch ganze Gemeinden, familienweise 
geordnet, durchzuprüfen, um, soweit es bei der Kürze der uns zugemessenen 
Zeit anging, ein möglichst anschauliches und vollständiges Bild von der Ver- 
breitung und Eigenart der dort herrschenden Augenkrankheit zu gewinnen. Das 
Ergebniss der Untersuchungen füge ich in folgender Tabelle bei. 


Uebersicht sämmtlicher Untersuchungen. 














Lfd. : Körnerkrank- Schwere 
Nr. | Name opd Zahl der Untersuchten ‚heit überhanpt Körnerkrankheit 
Sc) ji in %% | in "fo 
1 Dorfschule zu Sadweitschen . 88 £ + 9) 22,8 | 13,3 
2 Stadtschule zu Gumbinnen. . . 889 | 5,0 | 0,2 
3 Waisenhaus Bethanien . . . . . 97, 10,3 0 
4 , Dorfschule zu Koénigsbruch. . . . 72, 38,3 | 10,0 
5 Gemeinde Kalinowen . . . 426 | 9,4 0,5; abgelaufen 0,5 
58 | Schulkinder benachbarter Gemeinden 110 | 25.0 . | 0 
6 Gemeinde Milewen . . . . . . 458 | 11,8 schwer 0,8; abgel.1,5 
7 | Lyck ... soe eui 1841 RTH i 0,8 
8 | Gymnasium zu Lyck . » . 6 , 190 | 5,8; alleschwer 0 
9 | Dorfschule zu Kumilsko. . . . . 119] 21,0 0 
10 | Stadtschule zu Bialla. . . 276 | 10,0 | 0,7 
11 . Stadt- und Volksschule zu Sensburg 504 | 26,7 3,0 
12 | Stadtschule zu Ortelsburg . . 249 15,0 5,0 
13 | Dorfsechule zuSchwentainen (2Classen) 96 47,0 3,1 
14 Schule zu Jedwabno . . . . . . 156 36,0 0,6 
15 -> Stadtschule zu Soldau . . . . . 804 13,0 0,6 
15a Volksschule zu Soldau . . . . . 195 25,9 3,7 
16 ‘' Gymnasium zu Konitz . 166: 10,0 0,6 
17 Höhere Mädchenschule zu Konitz . 160 15,0 0 
18 = Kleinkinderschule zu Konitz . . 128 10,0 0,8 
19 | Gewerbl.Fortbildungsschule zuKonitz 159 | 9,0 l 0 
20 | Gemeindeschule zu Kunitz. . . 1439 ` 11,0 1,0 
21 Provinzial-Besserungs- u. Landarmen- | 97 aal RB. aasch, d. 
| anstalt zu Konitz . . . . . . 648 | : \abgelauf. Fälle 
22 | Evangelische Schule zu Górzno . . 82 14,5 0 
22a ` Katholische Schule zu Górzno . . 239 ` 15,8 0 


Hierzu kommen noch einige Unte;suchungen, in denen Procentsätze nicht an- 
gegeben werden können. 


! Die erläuternden Anmerkungen fulgen am Schluss der Abhandlung. 


476 — 


. III. Die Körnerkrankheit in Ost- und Westpreussen. 


Zunächst möchte ich hervorheben, dass die chronische Körnerkrankheit in 
Ost- und Westpreussen genau dieselbe Krankheit darstellt, wie ich sie ver- 
einzelt bei uns und gehäuft in südlichen Gegenden, z. B. Aegypten, vorgefunden. 

Acute Formen haben wir bei unseren Untersuchungen nicht angetroffen; 
auch im verflossenen Sommer, der ja zeitweise recht heiss gewesen, soll nach 
Angabe der Kreisphysiker eine stärkere Absonderung der körnigen Bindehaut 
nicht gerade merklich hervorgetreten sein. 

Zunächst erhebt sich die Frage: Welchen Charakter hat die chronische 
Körnerkrankheit in Ost- und Westpreussen? Ist das ein einfaches, gutmäthiges 
Leiden? Oder gefährdet dasselbe die Sehkraft? 

Es ist nicht ganz so leicht, wie es scheint, hierauf eine bündige Antwort 
zu geben. 

Wir hatten in Ostpreussen schon eine Anzahl von Schulen und ein paar 
Tausend Schulkinder untersucht, ehe wir überhaupt auf Fälle von Hornhaut- 
trübung (Pannus) bei Kindern stiessen. Bei den älteren Körnerkranken war 
das Hornhautfell allerdings verhältnissmässig weit häufiger und bedeutungsvoller. 

Die Körnerkrankheit ist in Preussen, wie im Orient, meist ein chro- 
nisches Leiden, das entweder gar keine oder doch nur geringe Beschwerden 
verursacht, namentlich bei anspruchslosen, nicht mit feiner Arbeit beschäftigten 
Menschen. In einer grossen Anzahl von Fällen heilt es aus, ohne sehr bedenk- 
liche Folgezustände zu hinterlassen. Aber in dem Rest der Fälle, einer immerhin 
sehr beträchtlichen Quote, kommt es zum Hornhautfell, mit Trübung des 
durchsichtigen Lichtfensters, also mit Sehstörung, Behinderung, ja Aufhebung 
der Erwerbsfähigkeit. ! 

Wegen dieser Gefährdung der befallenen Augen und wegen 
der Ansteckungsgefahr muss die Körnerkrankheit ärztlich behan- 
delt werden. Dringend zu warnen ist vor nicht-ärztlicher Behandlung. 
lm Orient wenigstens verlieren mehr Körnerkranke ihre Sehkraft durch Quack- 
salberei, als durch natürlichen Ablauf der Krankheit. 

Nachdem wir den Charakter der Körnerkrankheit in Ost- und West- 
preussen betrachtet, haben wir die Verbreitung zu erörtern. 

Zunächst muss hervorgehoben werden, dass die Körnerkrankheit in den 
beiden preussischen Provinzen durchaus nicht eine neue Erscheinung darstellt. 
Sie besteht hier auch uicht etwa erst seit ein bis zwei Menschenaltern, sondern 
wahrscheinlich seit Jahrhunderten. Ob sie im Gefolge der napoleonischen Kriege 
vermehrt und verstärkt aufgetreten, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich aber 
ist die Körnerkrankheit, nachdem sie einmal in den beiden Provinzen eine so 
erhebliche Verbreitung gewonnen, durch zwei staatliche Einrichtungen, den all- 
gemeinen Schulunterricht und die allgemeine Wehrpflicht, noch weiter verbreitet 


. worden. 


Beide Einrichtungen aber können und raison wiederum dazu benutzt werden, 
um den Hebel der Besserung anzusetzen. 

Ausdrücklich muss hervorgehoben werden, dass von einer frischen, vollends 
acuten Epidemie der Körnerkrankheit nirgends etwas zu beobachten war. 


! Rählmann in Dorpat findet Hornhautfell in 80°, der chronischen tiefen 
Granulationen. Schmidt-Rimpler fand in Marburg unter 1628 körnerkranken Augen 
577 mit Hornhautfell, das sind 35°%,. Wir fanden unter den zahlreichen unter- 
suchten Kindern 6 Fälle von Pannus, unter den wenigen untersuchten Er- 
wachsenen 18. 


ae AT ee 


Namentlich gilt dies auch von Konitz, wo wegen angeblich epidemischer Körner- 
krankheit kurz vor unserer Ankunft die Schulen geschlossen worden. Ich fand 
daselbst weder acuten Anfang der Augenkrankheit, noch acute Fälle, noch die 
Zahl, noch die Schwere der Fälle abweichend von dem, was wir anderen Städten 
(Ostpreussens) beobachtet hatten. Die vorhandenen chronischen Fälle waren . 
kürzlich zu grösserer Beachtung gelangt. 

Aber die Ausbreitung der Körnerkrankheit ist in den beiden 
preussischen Provinzen eine recht erhebliche. Bei der Kürze der uns 
zugemessenen Zeit. und der Nothwendigkeit, den Bericht möglichst rasch 
abzustatten, damit die zur Bekämpfung der Seuche nothwendigen Mittel be- 
willigt, und die erforderlichen Maassregeln sofort in's Werk gesetzt werden 
können, mussten wir uns darauf beschränken, Schulen, geschlossene Anstalten, 
Militärpflichtige, Gruppen von Erwachsenen in den hauptsächlich durchseuchten 
Kreisen zu prüfen; es gelang uns auch, wenigstens zwei Dörfer ganz durch 
zu untersuchen. Unsere statistischen Tabellen, die in 22 Nummern ungefähr 
7000 Personen umfassen, geben wohl schon ein einigermaassen anschauliches 
Bild über die Verbreitung, obwohl sie noch sehr weit davon entfernt sind, eine 
vollständige graphische Darstellung der Körnerkrankheit in den beiden Provinzen 
zu liefern. Die letztere wäre nur in mehrjähriger Arbeit von einer grösseren 
Reihe von Aerzten zu leisten: es scheint wohl besser, wenn diese Zeit und 
diese Kräfte gleich mit der Heilung der Krankheit und Verhütung ihrer 
Weiterverbreitung betraut würden. | 

Am wichtigsten scheint my die Durcbuntersuchung der beiden Ort- 
schaften Kalinowen und Milewen. 

Wissenschaftliche Klarheit und praktische Verwerthbarkeit ist ja nur zu 
erzielen durch Untersuchung der ganzen Bevölkerung, in welcher die Körner- 
krankheit Ausbreitung gewonnen. Aber nur spärliche Untersuchungen der Art 
liegen vor. Dr. Feuer, von seiner Regierung 1884 zur Untersuchung der 
Körnerkrankheit Südungarns entsendet, untersuchte von den 104631 Ein- 
wohnern des Torontaler Komitats 93 543 und fand Trachom bei 4999, das sind 
51/,°/, der Bevölkerung; darunter war schweres Trachom bei nicht weniger als 
4228, das sind 41/,°/, der Bevölkerung. (Feuer fand unter jenen 4999 Körner- 
kranken 209 durch Trachom völlig erblindete und 925 erheblich sehschwache 
Augen.) 

Im Dorfe Kalinowen wurden untersucht 534 Menschen, körnerkrank ge- 
funden 9,4°/,; davon schwer 0,5°/,, abgelaufen 0,5°/,, Im Dorfe Milewen 
wurden untersucht 462 Menschen, körnerkrank gefunden 11,8°/,; davon schwer 
0,8°/,, abgelaufen 1,5°/,. 

Somit wäre in diesen beiden ostpreussischen Dörfern, aus denen übrigens‘ 
keinerlei Meldung über Augenkranklieit an die Behörden gelangt war, wo viel- 
mehr erst 8 Wochen vor unserer Ankunft der Herr Landrath von der Groeben 
eine Stichprobe vorgenommen und zusammen mit dem Vertreter des Kreis- 
physikus eine ausgedehnte Augenkrankheit entdeckt hatte, die Ausdehnung 
der Körnerkrankheit eine grössere, als in Südungarn, das für stark 
durchseucht gilt, insofern in unseren Dörfern mindestens jeder zehnte Mensch 
an Körnerkrankheit leidet, in Südungarn jeder zwanzigste. Aber ich fühle mich 
doch zu der Annahme gedrungen, dass Feuer das, was wir als leichte Körner- 
krankheit bezeichnen, gar nicht mitgezählt hat: sonst hätte er nicht von 4999 
Trachomfällen 4228 als schwer bezeichnen können. Jedenfalls ist bemerkens- 
werther- und glücklicherweise in unseren beiden Dörfern die Schwere der 


— 478 — 


Erkrankung eine weit geringere, als in Sidungarn, insofern bei uns nur etwa 
1—2°/, der Bevölkerung an schwerem, bezw. abgelaufenem Trachom leidet; 
nicht 41/,°/,, wie in Sidungarn. 

Diese beiden abgerundetön Zahlen (Körnerkrankheit in 10°;, 
der Bevölkerung, schwere und abgelaufene Körnerkrankheit zu- 
sammen in 1—2°/,), die wir bei der Auszählung in zwei Dörfern Ostpreussens 
gewonnen haben, wollen wir zum Ausgangspunkt vergleichender Be- 
trachtung nehmen. Unser Beobachtungsmaterial umfasst hauptsächlich 
Schulkinder. Wir können Dorfschulen mit Stadtschulen, in den Städten 
Volksschulen mit Mittelschulen (Gymnasien, Töchterschulen) vergleichen. 

Trachom ist eine Armenkrankheit in unseren Gegenden, obwohl ver- 
einzelt auch Wohlhabende gelegentlich, z. B. durch Dienstboten, angesteckt 
werden. Der Procentsatz an Trachom nimmt erheblich ab, wenn wir von Dorf- 
zu Stadtschulen und zu Gymnasien aufsteigen. 








| Körnerkrankheit | Körnerkrankheit 

In "e in % 
| Le t 

Dorfschulen: | 
Schwentainen . . 2. 2. a a a 47 | 3,1 
Königsbruch . . 2 2 2 a 38,3 | 10 
Sadweitschen . ...... 2.2.2.2. 22,8 13,3 
Kumilsko . 2 22 ee e "OI 0 
Stadtschulen: 
: Jedwabno . . ..... 2 ee ee 86 0,6 
Sensburg . . . . . . 1. + se + wo 26,7 5 
Soldan, Volksschule (a) . . . . 2 20. | 25,9 8,7 
Soldau, Stadtschule (b) . . . . 2... 13 0,6 
Ortelsburg, Stadtschule . . . . .... 15 ‘5 
Konitz, Gemeindeschule.. . . . 2 202. | 11 | 1 
Bialla, Stadtschule . . . 2 2 2 2 2. 10 | 0,7 
Gumbinnen, Stadtschule. . . 2. 22.2. | 5 | 0,2 
Gymnasien und höhere Mädchen- 
schulen: | 

Konitz, höhere Mädchenschulle .... . 15 0 
Konitz, Gymnasium . ......2.. 10 0,6 
Lyck, Gymnasium. . ........ 5,8 | . 0 


In Dortschulen haben wir 20—47°/, Trachom, 3—13°/, schweres. In 
den Stadtschulen fanden wir gewöhnlich 10—15°/, Trachom und schweres 
1—2°/,. Nur sind drei schlechte Stadtschulen zu bemerken [Jedwabno, Sens- 
burg (a)] und eine besonders gute, die Gemeindeschule zu Gumbinnen mit 5 
bezw. 0,2°/,. Die Grösse der Stadt, Sitz der Regierung und die Wirksamkeit 
des Regierungsmedicinalrathes sind gewiss von günstigster Wirkung gewesen. 
In den höheren Schulen schwinden die schweren Fälle auf 0,6°/, und sogar 
auf 0, während die Zahl der Trachomfälle überhaupt bis auf 5°/, absinkt. 

Es ist wahrscheinlich, dass ein verhältnissmässig heher Procentsatz in der 
Schule auch auf einen solchen im Kreise, bezw. in der Stadt schliessen lässt. 
Aus der Bevölkerung bringen die Kinder schon einen beträchtlichen Procentsatz 
der Körnerkrankheit in die Schule mit. Haben wir doch sogar in der Klein- 
kinderschule zu Konitz schon 10°/, Körnerkraukheit und 0,8 schwere fest- 


4719 — 


gestellt! Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Zahl der 
Erkrankungen mit den Schuljahren steigt, besonders stark in schlechten Schul- 
räumen und unter ungünstigen Verhältnissen; wie auch regelmässig mit den 
Jahren die Zahl der schweren Fälle zunimmt. Letzteres ist allerdings zum 
Theil ein Ausdruck des höheren Lebensalters, welches in den oberen Klassen 
erreicht wird. | 

In keiner Schule Ost- und Westpreussens, die wir untersucht, 
fanden wir weniger als 5°/, Körnerkrankheit. 

Das ist sehr bemerkenswerth und beklagenswerth. Auch die Rheinlande 
gelten für durchseucht, aber die Volksschulen von Köln haben nur 1—2°/, 
Trachom. Damit in Uebereinstimmung zeigen Düsseldorf und Bonn 70 bezw. 
160 Trachomfälle auf 1000 Augenkranke; Königsberg aber 270 bis 400. Die 
Wohlhabenheit am Rhein ist weit grösser, als in Ost- und Westpreussen. 

Bei uns in Berlin kann man in einer Gemeindeschule 800 Kinder durch- 
untersuchen, ohne mehr als einen Fall von Trachom zu finden. Wenn ein 
Kind aus Ost- und Westpreussen oder Posen die Körnerkrankheit in eine Berliner 
Gemeindeschule oder in ein Gymnasium einschleppt, so verbreitet sich die Krank- 
heit bei uns nicht weiter.! Die hygienischen Verhältnisse sind besser, in der 
Schule wie im Hause. Wahrscheinlich kommt auch die Bodengestaltung und 
Wasserversorgung unserer Gegend mit in Betracht. 

Jedenfalls sind die ermittelten Procentsätze der Körnerkrankheit in Ost- 
und Westpreussen zu hoch für Provinzen, die der Monarchie Preussen 
angehören. Können die beiden Provinzen aus eigener Kraft der Seuche nicht 
Herr werden, so ist es eine Ehrenpflicht des Staates, hier helfend ein- 
zugreifen, gerade so, wie bei Dürre, Misswachs, Ueberschwemmungen, die grössere 
Landstriche heimgesucht haben. 


IV. Kurze Darstellung der in Ost- und Westpreussen gegen die 
Körnerkrankheit üblichen Heilverfahren. 


Vorweg möchte ich bemerken, dass in Ost- und Westpreussen alle maass- 
gebenden Persönlichkeiten, Regierungs- wie Communalbeamte, beamtete 
wie private Aerzte, mit einander wetteifern, die Seuche der Körnerkrankheit, 
die als eine schwere Landplage empfunden wird, nach Möglichkeit zu ver- 
ringern, bezw. zu beseitigen. Wenn diese Bemühungen bis heute leider noch 
nicht von wahbrnehmbarem Erfolge gekrönt waren, so liegt das einerseits an 
der völligen Unzulänglichkeit der Mittel, die bisher für diese Zwecke verwendbar 
waren, und andererseits an dem Mangel eines einheitlichen, planvollen Vorgehens. 

A. Ich gehe ‚zunächst dazu über, die von den maassgebenden Aerzten der 
beiden Provinzen angewendeten Heilverfahren kritisch zu betrachten. 

Dabei wende ich mich sofort zu der wichtigsten Frage, die alle 
beamteten und Krankenhaus-Aerzte, sowie die Herren Landraithe, Bürgermeister 
und auch die höchsten Beamten der beiden Provinzen mit am meisten beschäftigt: 





! Vor Kurzem gelangte wegen Augenverletzung ein aus Ostpreussen gebiirtiger 
Arbeiter in meine Behandlung, der bier im 2. Garderegiment gedient und dann 18 Jahre 
hier gelebt hatte. Seine Bindehäute zeigten die deutlichen Spuren des abgelaufenen 
Trachom. Seine Frau und seine Kinder, die ich sofort kommen liess, hatten ganz 
ein Augen. Aber immun sind die Berliner natürlich nicht. Eine Bürgersfrau 
am kürzlich zu mir mit subacuter Körnerkrankheit an ihren beiden Augen; sie hatte 
es von dem Besuch einer Verwandten aus Oesterreich, von der es ihr bekannt war, 
dass sie an ägyptischer Augenentzündung litt, der sie aber doch den gemeinschaftlichen 
Gebrauch des Waschbeckens und der Handtücher gestattete. 


— 480 — 


Ist die operative Ausschneidung der köruig erkrankten Bindehaut, 
wie sie jetzt so vielfach von den besten Aerzten der beiden Provinzen, fast 
mit behdrdlicher Sanction, geübt wird, das Heilmittel, mit dem die 
Seuche zu bekämpfen ist und zu besiegen sein wird? 

Schon in der hippocratischen Sammlung wird das Ausschneiden der 
granulären Verdickung empfohlen.! 

Die späteren Griechen (einschliesslich des Römers Celsus) sprechen nicht 
mehr davon, so ausführlich sie auch das Schaben, Scarificiren der körnigen 
Bindehaut u. dgl. behandeln. Im Mittelalter fand das Ausschneiden in Bene- 
vutus Graphaeus einen begeisterten Anhänger. ? 

Aber wichtiger für unsere Betrachtung ist die Thatsache, dass, je nachdem 
das Verfahren während der Kriege im Anfange unseres Jahrhunderte geübt 
worden, der berühmte Ph. von Walther aus Bonn 1821 die preussische 
Arbeitsanstalt von Brauweiler, welche pandemisch von der Körnerkrankheit 
durchseucht war, durch Ausschneiden der Wucherungen und durch 
hygienische Maassregeln vollkommen von der Seuche befreit hat.® 


In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts empfahl Galezowski* in Paris 
das Ausschneiden der Umschlagsfalte gegen Körnerkrankheit: unter 227 Ope- 
rationen hatte er 213 Erfolge, 7 Nichterfolge, 5 unvollständige Beobachtungen, 
2mal Verlust des Auges. 

Der Vorschlag stiess zunächst auf allgemeinen Widerspruch. Erst Jacobson 
in Königsberg und seinen Schülern Heisrath, Schneller und Vossius gelang 
es, das Misstrauen gegen die operative Behandlung der Körnerkrankheit zu 
beseitigen. 

Jetzt wird die Ausschneidung der körnigen Bindehaut (der Umschlagsfalten 
und eines Streifens der oberen Lid-Bindehaut) in den Krankenhäusern von 
Königsberg (auch in der Universitäts-Augenklinik), von Danzig und anderen 
grösseren Städten, ebenso in vielen Kreis- und Stadt-Krankenhäusern der kleineren 
Städte regelmässig gefibt. Die an schwerer Körnerkrankheit leidenden Kinder 
werden zur operativen Behandlung in die Krankenhäuser gesendet, gelegentlich 
unter Anwendung eines gewissen Zwanges. 

Bei der Beurtheilung des Werthes dieser Ausschneidung ist die erste Unter- 
rage: Kommt Verlust des Auges nach dieser Operation vor? 


Wir haben in beiden Provinzen über 100 Operirte, hauptsachlich Kinder, 
bei den verschiedenen Untersuchungen beobachtet; viele Fälle waren in Konigs- 
berg von hervorragenden Chirurgen operirt, andere in Kreislazarethen. Einen 
Fall von Verlust oder unmittelbarer Schädigung des Auges haben wir nicht 
vorgefunden. Somit kann wohl ausgesprochen werden, dass unter den heute 
üblichen Vorsichten die Gefahr des Verlustes verschwindend klein ist. Aber 
vollständig gleich Null möchte ich sie nicht setzen. Ich börte seitens eines 
der Herren Kreisphysici von zwei Fällen, wo nach der Ausschneidung Masern 
auftraten und das operirte Auge schwer geschädigt wurde. Ich sah unmittelbar 
nach meiner Rückkehr in Berlin ein Mädchen aus Westpreussen, dessen Am, 
- yehdrige mir mittheilten, polizeilich zu der Operation gezwungen worden zu 


1 Hippocrates, Ueber die Sehkraft, 5 (Littre IX, 156) 

3 Totam granositatem incidenti rasorio elevetis. ... Cum ista cura multos homines 
liberavimus deo dante. — Auch Rasis hat es empfohlen. Vgl. Anm. 10. 

3 Journal f. Chirurgie von Graefe und Walther. Bd. II. 

* Recueil d’ophtalm. 1874. S. 132; Progrès med. 1878. Nr. 49 (übersetzt im 
Centralbl. t. pr. Augenheilk. 1879. S. 27). 


--— 481 


sein, welche den Verlust des einen Auges nach sich zug: das Kind zeigte rechts 
die Narben der Ausschneidung, links fehlte der Augapfel. 

Solche ganz vereinzelte Fälle könnten, so traurig sie auch sind und 
so sehr sie unsere ganze Sorgfalt herausfordern, das Verfahren der Ausschneidung 
nicht gänzlich discreditiren, wenn dasselbe wirklich dauernd die Körner- 
krankheit beseitigte. Da dies aber leider nicht der Fall ist, so tragen 
jene Verlustfälle immerhin dazu bei, uns anderen Verfahren mehr zuzuwenden, 
welche gegen die Körnerkrankheit dasselbe leisten, aber von Gefahr und Be- 
fürchtung freier sind, als die Ausschneidung. 

Nächst dem Verlust des Auges sind geringere Schädigungen zu er- 
wagen, Verwachsung zwischen Lid und Augapfel, Verkrämmung der Lider u. s. w., 
die man ja schon vielfach der Operation vorgeworfen, und die ich in meinen 
Sprechstunden schon so oft an Kranken beobachtet hatte, welche in den beiden 
preussischen oder in den russischen Ostseeprovinzen mittelst der Ausschneidung 
operirt worden waren. Ich muss gestehen, dass in der übergrossen Mehrzahl 
der bei unseren Untersuchungen in Ost- und Westpreussen beobachteten Fälle 
das Auge den Eingriff ganz vortrefflich überstanden hatte Nur sehr selten 
war ein leichter Grad von Verwachsung zwischen Lid und Augapfel zu bemerken. 
Aber meist war doch die Beobachtungszeit zu kurz; es handelte sich in 
der Regel um Kinder, die vor 1—2 Jahren operirt worden waren: was 
nach 20, 30, 40 Jahren aus diesen Augen werden kann, entzieht sich 
noch völlig unserer Beurtheilung. 

Das Schlimmste ist aber die grosse Zahl der sogenannten Rückfälle. 
Man untersucht ein Kind, das auf beiden Augen oben wie unten durch Aus- 
schneidung operirt worden war, und findet die ganze Ausdehnung der vier Lider, 
so viel Bindehaut noch vorhanden ist, besetzt und wie gepflastert mit dicht 
gestellten Körnern. Zu einer neuen Ausschneidung ist weder Substanz 
noch Zutrauen vorhanden. 

Es fragt sich, ob der Name Rückfall passt. Man kann ja niemals die 
sanze Bindehaut beider Lider entfernen, weil dies den Bestand des Augapfels 
gefährden würde; man entfernt die mächtige Wucherung der Uebergangsfalten 
oder dazu noch einen daran grenzenden Streifen der oberen Lidbindehaut. In 
der Regel bleiben Körner zurück in dem zurückgelassenen Theil der Lidbinde- 
haut; diese können sich wohl zurückbilden, der Organismus wird mit der 
geringen Krankheitsmasse fertig; aber sie können auch bleiben, sich ver- 
grössern und neue in der Nachbarschaft erzeugen, so dass die Krankheit von 
frischem zu wuchern anfängt. 

Allerdings ist es auch möglich, dass die durch Ausschneiden gerei- 
nigte Bindehaut in durchseuchten Familien neu angesteckt wird. 
Die schlimmsten Verhältnisse fanden wir in der Schule zu Königsbruch bei 
Pilkallen, wo auch die Familien der Schulkinder stark durchseucht 
waren, nämlich gegen 30°/, Kornerkrankheit darboten. Von den 72 Schul- 
kindern zu Königsbruch waren 15 in Königsberg operirt worden, die meisten 
waren 10 Wochen dort geblieben. 

a) Von diesen 15 operirten Kindern waren 7 gesund (2 zeigten aller- 
dings narbige Verkürzung, und 1 hatte eine verdächtig geschwollene Karunkel). 

b) Sogenannten Rückfall der Körnerkrankheit zeigten von den 15 ope- 
rirten nicht weniger als 8: also 53°/,, wenn man bei so kleinen Zahlen von 
Procenten sprechen darf. Davon waren leicht 3, 

mittel 2, 
schwer 3. 
31 


— 482 — 


Bei mehreren war die ganze, noch erhaltene Lidbindehaut mit Körnern 
dicht besetzt. 

Im Krankenhaus zu Lyck wurden uns operirte 29 Schüler und Schul- 
pflichtige und 10 nicht Schulpflichtige, zusammen 39 Operirte vorgestellt. Von 
diesen hatten Körnerkrankheit 25, das sind 64°/,; davon leicht 22, mittel 3. 
Es ist ja allerdings möglich, dass von den leichten einige so bleiben oder noch 
weiter sich zurückbilden. Aber sicher ist das nicht, und der objective Befund 
der Operirten kann nicht als befriedigend bezeichnet werden. 

Im Ganzen fanden wir unter 135 Fällen der Ausschneidung 71 sogenannte 
Rückfälle, das sind 52,5°/,; darunter 40°/, leicht, 12,5 mittel und schwer. 
Dagegen will ich gern hervorheben, dass in der geschlossenen Anstalt 
Bethanien, dem Waisenhaus zu Meldinen bei Gumbinnen, der Eindruck der 
Operation ein recht günstiger war. Eine stark durchseuchte Anstalt war 
durch das Messer in glücklicher Weise von der Krankheit, wenn auch nicht 
ganz vollständig, befreit worden. (Es erinnert dies an Ph. von Walther's 
Erfolge in Brauweiler.) 

Im Jahre 1894 waren von 125 Zöglingen Bethaniens 86, im Jahre 1895 
aber 28 zur Operation gesendet worden. Von den 48 Operirten, die wir vor- 
fanden, zeigten wohl 6 noch Körner (das sind 12,5°/,); aber kein einziger 
litt an schwerer Körnerkrankheit. Ueberhaupt hatten von den 97 anwesenden 
Zöglingen nur 10 die Körnerkrankheit, das sind 10,3°/,; darunter war kein 
schwerer Fall. 

Das zeigt die neuerdings wieder ziemlich allgemein anerkannte Ueber- 
legenheit! der chirurgischen Beseitigung der Kérnereiber die Aetzungen und 
‚Pinselungen, besonders wenn es gelingt, ein chirurgisches Verfahren festzustellen, 
das die Vortheile der Ausschneidung gewährt, aber von. den gegen- 
wärtigen und zukünftigen Nachtheilen derselben frei bleibt. 

Ich will gleich erwähnen, dass nach meinen Erfahrungen dieses bessere 
Verfahren uns in dem Ausquetschen der Körner zur Verfügung steht; es 
beseitigt die krankhafte Masse, lässt aber die Schleimhaut ganz unverkürzt, 
ist der. Gefahr des Rückfalls nicht mehr unterworfen, als das Ausschneiden, 
sondern eher etwas weniger; empfiehlt sich auch den Kranken und 
ihren Angehörigen dadurch, dass nicht geschnitten wird, so dass sie 
sich eher fügen und ohne Avan; der Ja auf diesem Gebiet etwas sehr Miss- 
liches an sich hat. 

Es liegt mir aber fern, etwa das Ausächneiden ganz verwerfen zu wollen, 
wenn es mit richtiger Auswahl der Fälle und mit Maass geübt wird. In Fällen 
mächtigster Wucherung des oberen Umschlagstheiles habe ich es früher selber 
einige Male und mit Vortheil geübt; doch babe ich weder vom Knorpel noch 
von der auf demselben liegenden Schleimhaut etwas fortgenommen. Auch die 
Nähte scheinen mir nicht nothwendig zu sein. In den letzten Jahren habe ich 
es ganz zu Gunsten der Ausquetschung aufgegeben. 

Beiläufig will ich bemerken, dass die nach dem Aussohneiden ent- 
standenen stärkeren Rückfälle der Körnerbildung ganz passend 
mit dem Ausquetschen behandelt werden können. 

B. In den weniger schweren Fällen wird vielfach das Abreiben mit 
Sublimat (1:1000) geübt. Es ist das Verfahren der Gebrüder Keinig°, 


! Vgl. Sattler, Trachombehandlung einst und jetzt. Berlin 1891. 
? Die älteste "Behandlung der Körnerkrankheit ist identisch mit dieser 
ncuesten. Der Grieche (vor mehr als 2000 Jahren) nimmt Wolle, der Deutsche 


eg ee a 


— 483 —- 


das, wie es scheint, in Oesterreich und auch bei uns behördlicher Empfehlung 
sich zu erfreuen hatte. Wohl mit Unrecht. Ich fand ee schmerzhafter, als die 
übliche Anordnung des Kupferstiftes oder der 1°/, Lösung des Silber- 
nitrats — und gar nicht wirksamer. Auch ist es unrichtig, dass das Ver- 
fahren für die Landpraxis sich mehr eignet als die anderen, z. B. die eben 
erwähnten. Wer mit dem Auge nicht richtig umgehen kann, soll 
seine Hand davon lassen. In den beiden preussischen Provinzen war fast 
Niemand mit dem Keinig’schen Verfahren zufrieden. Wir sahen Schulkinder, 
die von einem tüchtigen Arzt regelmässig schon 2 Jahre mit der Abreibung 
behandelt und der Schule entzogen, aber noch nicht geheilt waren. 


Gelingt es nicht, binnen 3—4 Monaten! die Körnerkrankbeit mit Kupfer- 
stift, Silbernitratlösung u. dgl. zu beseitigen, so tritt das operative Verfahren 
in seine Rechte. 


C. In den leichten Fällen wird vielfach Zinklösung (0,5:2000) von dem 
Lehrer in der Schule den Schülern nach ärztlicher Anweisung eingeträufelt. 
Viele Aerzte, auch erfahrene, beamtete, legen grossen Werth auf diese Ein- 
träufelungen; sie sind überzeugt, dass ohne diese Einträufelungen einfache 
Catarrhe in follikuläre, diese in echte Körnerkrankheit übergehen würden. 
Schädliche Wirkungen, Uebertragungen von Körnerkrankheit, sind nach der 
Versicherung der Herren Kreisphysici, die ich verschiedentlich befragt, nicht 
bemerkt worden. 

Ich kann mich diesen Anschauungen nicht anschliessen. Es kommt nicht 
darauf an, zu behandeln; sondern wirkliche Heilwirkungen auszuüben. 
Das. dazu berufene Personal sind die Aerzte. Dass bisher die Mittel nicht 
zur Verfügung standen, um kranke Augen regelmässig durch sachkundige Aerzte 
zu behandeln, ist beklagenswerth und kann durch Bewilligung grösserer Mittel 
gebessert werden. Nichtärzte richten Schaden an. Solche Zinklösungen, die, 
nicht einmal steril bereitet, ohne besondere Vorsicht aufbewahrt, zu wiederholten 
Einträufelungen benutzt werden, sind regelmässig nach kürzester Zeit verpilzt. 
Die in den Bindehautsack eingeführten Pilze bewirken Reizungen. Die besten 
Vorschriften des Arztes sichern nicht die richtige Ausführung seitens des Lehrers; 
davon habe ich mich selber überzeugt. 

Die Heilwirkung der Zinklösung auf wirkliche Körnerkraukheit ist Null, 
die Schädigung der Bindehaut wahrscheinlich. 


Endlich wird der Nichtarzt, wenn er regelmässig viele Fälle hinter ein- 
ander, darunter einfache Catarrhe? und wirkliche Körnerkrankheit, einzuträufeln 
hat, doch von Uebertragung der Körnerkrankheit auf einfache Catarrhe sich 
nicht frei zu halten vermögen. 

Weit besser lässt man einfache und Bläschen-Catarrhe ganz unberührt, 
wenn es nicht möglich ist, dass wirkliche Sachverständige sie behandeln. Bei 
dem chronischen Verlauf der Körnerkrankheit wird man durch weises Zurück- 
halten nicht schaden, wenn nur die Untersuchungen der Schulkinder regelmässig, 
z. B. alle Monate, und gründlich vorgenommen werden. 








(vom heutigen Tage) Watte zum Reiben. Der Grieche wählt Grünspan, der Deutsche 
Sublimat zur Aetzung. Vgl. Hippocrates, Von der Sehkraft, 4 (Littré IX, 156). 
1 Nach Hor’s Erfahrungen (Prophylaxe und Beseitigung des Trachoms, 
Wien 1893) beträgt die durchschnittliche Behandlungsdauer mit dem Kupferstift 125 Tage, 
wit 98°, Heilung. 
? Das ist leider eine Folge der sogenannten Directiven. 
31* 


484 — 


V. Gutachtliche Aeusserung über Maassregeln zur Bekämpfung 
der Körnerkrankheit und Verhütung ihrer Weiterverbreitung.... 


Anmerkungen. 


... 8) Die Selbständigkeit der arabischen Aerzte des Mittelalters war nur 
gering. Sie schöpften aus griechischen Quellen, die noch dazu vielfach abgeleitet 
und sehr getrübt ihnen zuflossen. Sie beschrieben nach ihren griechischen Vor- 
bildern die Körnerkrankheit, ohne jemals die besondere Häufigkeit derselben im 
Morgenlande ! besonders hervorzuheben. Der Begriff des Endemischen fällt eben 
ganz heraus aus dem Gesichtskreis des Arabers, der Krankheiten als eine 
individuelle Schickung betrachtet. 

Allerdings beschreiben die arabischen Aerzte ganz selbständig das Horn- 
hautfell (sebel, pannus), das von den Griechen nicht erwähnt worden ist.? 
Sehr schlimm war aber, dass die Araber ohne Ausnahme die Körnerkrankheit 
mit der sogenannten Lidkrätze° untrennbar vereinigten, was leider fast alle 
ärztlichen Schriftsteller bis zum Anfang unseres Jahrbunderts nachgebetet haben. 
Sehr zum Schaden der Wissenschaft trat an Stelle griechischer Klarheit arabische 
Verschwommenbheit, an Stelle des anatomischen Begriffs der Körnerkrankheit das 
subjective Krankheitszeichen des Juckens und Beissens. 

Die Araber waren mir nicht in der Urschrift, sondern nur in den latei- 
nischen Uebersetzungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert zugänglich. Ich 
begnüge mich, zwei Hauptstellen anzuführen. 





! Allerdings heisst es bei Avicenna (Canon III, 3, I, 5—7, Edit. Venet. 1564, 
I, 522): In regionibus meridianis multiplicatur ophthalmia et removetur 
velociter... et sicuti regiones calidae faciunt ophthalmiam. 

Aber dies scheint mir nur eine abgeleitete Uebersetzung eines hippokratischen 
Satzes zu sein. Vgl. Hipp. de aëre et locis, c. 3: us we» nodıs ngos ra aveiuara 
xéetac te Pegua... optaduian te Eyyiyvovrar vrgai xai on yakenai, olıyoygarıoı, 
nv bn be xataoyy vovonua nayxoıwov 8x wetafodns. (Ausg. v. Littré, Il, 8. 18. 
Die neue Teubner’sche Ausgabe von Kühlewein, Leipzig 1895, S. 36, Z. 13, fügt noch 
am Schluss ueyaàņns hinzu.) 

Wichtiger für unseren Gegenstand ist eine andere arabische Bemerkung zur 
Geograpbie der Augenkrankheiten, nämlich Rhazes, Continens II, II, fol. XVI, 
Ed. Venet. 1509): Iudaeus, schebl accidit in regionibus humidis facientibus multam 
ophthalmiam. 

? Ich habe in den erhaltenen Resten der griechischen Aerzte keine Spur davon 
gefunden. Ebenso urtheilt schen der Herausgeber der lateinschen Ausgabe des Avicenna 
vom Jahre 1564: De boc [panno] Graeci ne verbum quidem, nisi autor de oculis VI, 10. 
Die nar lateinisch erhaltene Schrift de oculis (sie findet sich nicht in der bekannten 
Galen-Ausgabe von Kühne, wohl aber in der lateinischen Basil. 1549, Froben,) ist 
eine unechte und späte Zusammenstoppelung. — Den latenten Einfluss der Araber 
erkennt man daran, dass das Wort sebel noch in der Augenheilk. des Maitre Jean 
(1722) vorkommt. 

® ywpog. takuin, scabies oculorum. Natürlich ist das nicht Krätze in unscrem 
Sinne. Die alten Griechen verstanden unter Psorophtlalmie eine jaekende und beissende 
Abschilferung der Lidrander und Winkel. (Galen, XII, 224, IX, 437; Cels, VI, 6, 31, 
Paull. Aeg. 7x3’, Act. 11, 445.) Allerdings kommt dergleichen auch in Folge von 
lang dauernder, absondernder Körnerkrankheit vor. Dass die sogenannte scabies ocu- 
lorum wirklich zum Trachom gehört, folgt aus einer Stelle jener späten, dem Galen 
fälschlich zugeschriebenen Schrift de oculis, IV, c. 9: Scabies quatuor modis est, una 
dicitur psurophthalmia, alia chroma, tertia sycosis, quarta telosis. 

Ich möchte bebaupten, dass für choma hier trachoma gelesen werden muss, wie 
tylosis für telosis. 

Vgl. auch die in Anm. 10 angeführte Stelle des Benevenutus Grapheus und 
die in Anm. 11 erwähnte Stelle des George Bartisch, wo die Verwirrung vollendet 
ist, und das Beissen des Auges troazwua genannt wird. 


— 485 — 


a) Avicenna), 1. III, fen 3, tract. 3, cap. 23, Ed. Venet. ap. V. Valgris. 
MDLAXIIII, J, 541. 

De scabie et pruritu oculorum: incipit aegritudo cum pruritu parvo, 
deinde fit asperitas, et rubificatur palpebra, deinde fit ut granum fici et ulcerosa, 
postea adveniunt grana dura, cum vehementia scissionis adest in pruritu et 
apostematione. 

L. c., 1, 533. Sebel est panniculus accidens oculo ex inflatione venarum 
ejus apparentiam in superficie conjunctivae et corneae et texitur quiddam in eo 
quod est inter eas sicut fumus. ... Plurimum vero accidit oculo patienti sebel, 
ut fiat minor et minoretur corpus pupillae.? Et sebel quidem est ex aegritu- 
dinibus quae hareditantur et permutantur de uno ad alium. 


b) Noch brauchbarer für unsere Zwecke, weil er Augenkrätze und Horn- 
hautfell zusammen abhandelt, ist Rases.’ 

(Ad Almansorem, tract. IX, c. XIX, Ed. Bonet. Locatell. 1497.) 

De scabiae et sebel. Cum palpebra inversatur et interius appareat 
rubea et aspera, scabies adest. Et cum super alba oculorum ac super nigredine 
videtur similitudo panniculi ex venis rubeis et crossis texti, adest passio quae 
vocatur sebel. Hae vero passiones graves sunt et cronice, et vix curabiles. 
Patiens tamen dum sanus est flobotomia ex brachio et fronte et ventris solutione 
uti debet ... et frequenter immittere oculo sief* rubrum. -— Sief rubrum. 
R. ematitis, colcotar etc... . Scabies fricatione indigebit ... 


9) Den tiefsten Stand der Wissenschaft finden wir bei den abendländischen 
Schriftstellern des Mittelalters, welche aus den unvollkommenen Schriften der 
Araber schlecht Verstandenes schöpften und ohne genügende Beobachtung und 
eigene Erfahrung endlos zu erklären versuchten. 


Wir wollen uns begnügen, in dem Werk des grössten Wundarztes aus dem 
europäischen Mittelalter, in der Chirurgia magna Guidonis de Gauliaco$, 
die entsprechenden Stellen aufzusuchen: Et praeterea est in scabie (palpebrarum) 
asperitas. Et granula insunt intrinsecae parti palpebrae, ut Galaf Azaravius 
dicit. Et ideo ponuntur ejus quatuor species, quae non sunt nisi gradus majoris 
et minoris, ut de ophthalmia dicebatur....Inversatur palpebra, comprimendo 
cum specillo lato....In magnis et fortibus scabiebus jubet Auic. post inver- 
sionem palpebrarum, fricationem cum his quae sunt sicuti spuma maris et folia 
ficus aut cum zucaro, ut dicit Alcoatim: aut cum sief ru. ut Jesus... . Sebel 
secundum Auicennam est panniculus accidens oculo. 

Hierauf citirt Guido den Rhases, Avicenna, Alcoatim, Azarav., Jesus. 


10) Wir besitzen eine Sonderschrift über Augenkrankheiten von Bene- 
venutus Grapheus, der im 13. Jahrhundert lebte, vielleicht dem Orient 
(Jerusalem?) entstammte, sowohl dort wie in Süditalien die Augenheilkunde 
ausübte, vielleicht auch in Montpellier. (Vergl. die Ausgabe der Practica ocu- 


1 Abu Ali el Hosein Ben Abdallah Ben el Hosein Ben Ali el Scheich el Reis 

Ibn Sina (+ 1037 n. Chr.). 

? D. h. häufig folgt nach Hornhautfell Schrumpfunz des Augapfels. 

® Abu Bekr Muhammed Ben Zakkerija el Razi (+ 923 n. Chr.). Dass er auch 
nach Afrika gekommen. ist nach M. Steinschneider eine Fabel des Leo Africanus. 

* arabisch = collyrium. 

5 Geboren vor 1300 n. Chr., gestorben 1368. Sein Hauptwerk ist 1363 geschrieben. 
Ich citire nach der Ausgabe von Joubert, Lyon 1635, (V, I. 1, 2, 2, S. 292 u. 305) 
und verweise auf die prachtvolle Ausgabe des altfranzösischen Textes von E. Nicaise, 
Paris 1890, 8.477. Aber die altfranzösische Sprache ist der Mehrzahl unserer Aerzte 
minder bequem als die lateinische. 


— 486 — 


lorum Ben. Graph., von Berger und Auracher, München 1884 u. 1886.) 
Diese Schrift liefert von allen des europäischen Mittelalters die beste Ausbeute: 
Videamus de quarta infirmitate quae est quando oculi semper apparent 
inflati et paciens non potest aperire oculos propter ponderositatem palpebrarum 
superiorum. Unde quando vultis certificari de ista egritudine, reversetis pal- 
pebram superiorem cum digitis vestris et videbitis eam quasi pinguedinem et 
illa pinguedo apparet rasata et granosa sicut grana, et arabi et saraceni vocant 
infirmitatem istam nimasun id est scabies in oculis... totam granositatem 
cum incidenti rasorio elevetis.!... Cum ista cura multos homines 
liberavimus deo dante. Ex ista autem infirmitate in barbaria maxime sara- 
cenos invenimus praegravatos. Er fand, dass die Saracenen-Frauen mit Feigen- 
blättern rieben, bis Blut kommt. Doch half diese Kur nur für einige Tage. 

11) Ambroise Paré? citirt, ohne Beschreibung, Trachoma (Asperitudo), 
Sycosis (ficosa palpebra), Telosis (!) — nur nach Aetius, Galeni Isagoge. 

Pierre Franco? erwähnt das Hornhautfell nach älteren Schriftstellern 
und bespricht die Operation so, dass man annehmen darf, er habe selber sie 
ausgeführt: 

Sebel est un pannicule rouge (Guidon), produit d’abondance de sang aux 
venes du dit pannicule... Avicenne, au surplus adjuste zebel étre maladie 
hereditaire ... Cette affection en somme, comme prononce Rasis, avec la rogne 
(Kratze) des yeux est fort longue, et grandement penible à guarir ... avec le 
crochet ...esleverons le pannicule... puis le copper avec les sciseaux. 

Aus George Bratisch’s Augendienst (Dresden 1583), der ersten 
deutschen Augenheilkunde, will ich die folgenden Stellen (S. 108, 113, 117) 
hervorheben: 

„Das beissen, jücken und krimmen der Augen nennt der gemeine Mann 
den Ascherschrimpf, und die Gelehrten zeaywu«a, aspretudinem®... 

Solch’ jücken, beissen und krimmen entsteht vornehmlich und am meisten 
von versalzenen scharfen Flüssen und Feuchtigkeiten, die sich in die Augen 
legen, offte vom Gehirn, offte vom Geblüt.... 

Grosse Hitze, Entzündung und Brunst der Augen ... wenn’s überhand 
nimmt, og Fuduia, Lippitudo genannt ... Grosse Röte und Blutschebigkeit der 
Augen, ein art Trachomatis oder Psorophtalmiae, kémbt gemeiniglich nach 
grosser Hitze, brunst und entzündung der Augen. 

Vnd ob gleich keine Hitze in Augen mehr vorhanden ist, so hat es doch 
die Hitze also verbrant, dass grosse Röte dahinden gemeiniglich verharret und 
verbleibet, auch eusserliche Blutfelle wirket.... 

Blutfelle und Fleischfelle der Augen, bei den Alten® sebel oder Panniculus 
carnosus genannt, haben ihren rechten Namen mit der That“.... 

The practice of Physick by Lazarus Riverius, N. Culpepper, A. Cole 
(London 1650, gegen 500 Seiten in Fol.) enthält eine ausführliche Abhandlung 
über Oplıthalmy, aber das Ganze ist zusammengekleistert aus Citaten des 


' Uebrigens hatte, ausser den Hippokratikern bereits Rlhasis, nach Guy, das- 
selbe empfohlen. Vergl. Guy, Ausgabe von Nicaise, S. E69: Et s’ils ne guerissent 
ainsi, les grains soient ratissez avec un rasoir. 

2 geb. 1517 n. Chr. Beste Ausgabe von Malgaigne, Paris 1840, II, S. 416. 

3 Chirurgie, composée en 1561, Ed. par Nicaise, Paris 1895, S. 180. 

* Hier ist die Verwirrung vollendet. Die Raubigkeit (roayoua) der Griechen 
wurde von den Arabern Krätze (nimasum, scabies) genannt, jetzt wird das Beissen 
und Jucken von den Nachfolgern der Araber als Trachoma bezeichnet. 

® Der biedre Georg Bartisch verwechselt Araber mit Griechen. 


— 487 — 


Hippocrates, Galenus, Paullus, Celsus, Avicenna, wozu im therapeutischen Theil 
noch einige neuere Chemiker und Syphilographen sich gesellen. 


12) Es lässt sich nicht leugnen, dass St. Yves’ Traité nouveau des mala- 
dies des yeux (Paris 1722), ein kleines Büchlein in 8°, ganz wesentlich auf 
eigene Beobachtungen des Verfassers beruht. Die einzige Stelle, welche auf 
Körnerkrankheit bezogen werden kann, ist die folgende (S. 95): 

De la galle et des dartres des paupières ... en renversant les paupières 
on voit qu'elles sont rouges en dedans et qu'il paroit des inégalitez, comme dw 
ces petits grains qui se trouvent dans les figues. 


Ausführlicher ist sein Landsmann und Zeitgenosse Maitre Jean (Traité 
des maladies de l’oeil, Paris 1722, S. 580): Enfin quand dans la partie in- 
terieure de lune et de l'autre paupière il y a des åâpretés, inégalités, ficosités, 
fentes et duretés, accompagnées de rougeur et de prurit, c'est proprement une 
Dartre des paupiéres, (on l’apelle Trachoma,) dont on fait trois espèces, 
ou plutöt trois dégrez diférens. Le premier est, quand en renversant les pau- 
piéres, on voit qu'elles sont en dedans rouges, inégales et âpres, et que le 
malade se plaint d'une démangeson cuisante. (Dasites ou Dansitas palpebrarum.) 
Le second est, quand ces symptomes sont plus violens, et que lon voit, qu'il 
Sr éleve des petites éminences à peu près comme des grains de figues. (Fycosis 
ou ficositas et ficosa palpebra.) Et le troisiöme est, quand la maladie est si 
invétérée que la partie interieure des paupières est ulcérée, et quil y a des 
fentes et des duretés calleuses. (Thilosis ou Callositas palpebrae). 

Maitre Jean tadelt die chirurgische Behandlung der alten Griechen und 
spricht von Sebel malin. ` 


13) In seiner ersten „Lehre von den Augenkrankheiten“ (Wien 1792) hat 
Beer solche Merkmale angegeben, dass man annehmen muss, er habe die 
Kornerkrankheit beobachtet; und auf Taf. I, Fig. 4 eine Abbildung geliefert, 
die mit den später von C. F. Graefe u. Eble veröffentlichten im wesentlichen 
übereinstimmt. 


In seiner zweiten „Lehre von den Augenkrankheiten“ (Wien 1813, S. 271) 
bemerkt er, dass die Augenlider-Drüsenentzündung — er hielt den Papillar- 
körper für Schleimdrüsen der Bindehaut — nach der Entwickelung kleiner, mit 
unbewaffnetem Auge kaum sichtbarer Erhebungen auf der Bindehaut, zuweilen 
mit der Psorophthalmia grosse Aehnlichkeit bekomme, und 8. 565 erklärt er, 
dass diese miasmatische Ophthalmie, die er Psorophthalmie nannte, in 
Wien unter die seltenen Erscheinungen gehöre, dass man sie fast nur bei der 
geringsten Volksclasse und in dieser wieder vorzüglich den unreinlichsten Indi- 
viduen eigen finde. „Wenn dann die Augenlider inwendig eine rauhe Oberfläche 
zeigen, ähnlich einer aufgeschnittenen Feige, so hat man dies Trachoma oder 
Sykosis genannt.“ Er spricht auch von den Folgezuständen, Verkrümmung der 
Lider und Haarkrankheit. 


Er sagt aber mit keiner Silbe, dass er diese Zustände etwa erst seit dem 
Anfang unseres Jahrhunderts beobachtet habe, während Ph. v. Walther zu 
Bonn 1821 ausdrücklich hervorhebt, dass ihm die dortige Körnerkrankheit 
früher niemals vorgekommen sei. 

Die Körnerkrankheit war in Europa früher vorhanden gewesen, nur unter 
anderen Namen. Nach der massenhaften Verbreitung in den stehenden Heeren 
während der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts ist sie bekannter geworden, 
die Verbreitung unter der bürgerlichen Bevölkerung hat nach der Rückkehr 
angesteckter Soldaten in verschiedenen Gegenden an Ausdehnung gewonnen. 


(Vergl. Arlt, Klin. Darstellung der Krankheiten des Auges, Wien 1881, 
S. 48 u. 49.) 

14) Der Begriff einer ägyptischen Augenentzindung war den grie- 
chischen und römischen Aerzten durchaus fremd und unbekannt. Sie kannten 
und benannten aber sonst sehr wohl ägyptische Krankheiten. So z. B. hat 
Aretaeus Cappadox ein der Hals-Diphtherie ähnliches Leiden als ägyptisches 
Geschwür bezeichnet.! So hat Plinius? in einem sehr wichtigen Abschnitt 
seines Werkes die zu seiner Zeit nach Europa und besonders nach Italien 
eingeschleppten, vorher dort ganz unbekannten Krankheiten aufgezählt, und zwar 
1) Lichen aus Asien und Aegypten, 2) Carbunkel aus der narbonensischen 
Provinz, 3) Elephantiasis aus Aegypten. 

Offenbar haben Griechen und Römer in Aegypten einen Zustand der 
Augen vorgefunden, der sich von dem in Griechenland und Italien nicht so 
wesentlich unterscheiden mochte. 

Auch Prosper Alpinus ist ganz frei von dem Wahn vieler Schriftsteller 
aus dem Anfang unseres Jahrhunderts, dass er in Aegypten eine vollkommen 
neue und specifische Augenkrankheit angetroffen habe. 

Prosp. Alp., De. med. Aeg. (Ausg. v. Friedreich I, S. 92). Suntne 
apud ipsos multi morbi proprii vel patrii quos endimicos Graeci appellant? . .. 
Multi sane, quales sunt oculorum lippitudines, quas Graeci ophthalmias appelant, 
leprae, elephantiases. 

Hiermit vergleiche man: 

A. Savaresi, Descr. dell’ ottalmia d’ Egitto, Cairo 1800. G. Power, 
Causes of the Egyptian ophthalmy, London 1803. -C. A. Derves, Essai sur 
Yophthalmie d’Egypte, Strassburg 1804. K. Himly, Einiges über die Aeg. 
Augenentz., Ophth. Bibl. v. Schmidt u. Himly, II, 1, S. 194. 

15) ,,Ueber diesen Gegenstand (der Ursprung der sogen. allg. Ophthalmie) 
stritten nicht nur Nationen gegen Nationen, französische gegen englische, 
deutsche gegen italienische Aerzte, sondern auch die Beobachter derselben 
Armeen, die Aerzte derselben Spitäler und die Mitglieder derselben Behörden 
trennten sich in ihren Ansichten und Meinungen.... Jeder aber stützt sich 
auf Beweise... Und so läuft die Medicin des 19. Jahrhunderts Gefahr, dicht 
an der Quelle eines wichtigen Uebels stehend, das für sie wenigstens neu ist, 
diese Quelle im Gewühl der Streitenden zu verlieren; das Aufsuchen derselben 
hat aber nicht etwa nur ein historisches Interesse, wie es uns heute z. B. 
Untersuchungen über die Quelle der Syphilis gewähren; im Gegentheil knüpfen 
sich an die Erforschung der Quelle dieser bösartigen Augenkrankheit, und mit 
ihr an eine richtige Erkenntniss des Wesens dieses Uebels, die wichtigsten 
Interessen der Mitvölker, denen die verheerende Krankheit wie wenige andere 
in der neueren Zeit geschadet hat.“ So heisst es in der Vorrede zu den 
Aktenstücken über die contagiöse Augenentzündung, welche auf Veranlassung 
des preuss. Minist. der geistl.. Unterr.- u. Mediz.-Angelegenh. zu Berlin 1822 
herausgegeben ist. Schade, dass das verdienstvolle Werk weder Nachfolge noch 
Nuchahmung gefunden. 


! De cauc. et s. acut. m. l. I, c. 9. (Ausg. v. Kühn, p. 19, 20) negi tor xata 
ta nagivðuia ehxay ... ywon dé tixısı Aiyunnrog uahiora ... Gev Aiyintia xai 
Zugiaza Eixer ınde xınÄnmaxovgn. 

? N. h. XXVI, I, 1 f. (Sillig, B. 4, S. 159 f.). Sensit facies hominum novos 
omane aevo priore incognitos non Italiae verum etiam universae prope Europae 
morbos. 


—- 489 — 


$) Augenheilanstalt in Basel. XXXIII. Jahresbericht von Prof. Dr. Karl 
Mellinger. Basel 1897. 


In gleicher Weise, wie Herr Prof. Dr. Schiess, welcher im Jahre 1896 
seine Stelle als Professor der Ophthalmologie und Director der Augenheilanstalt 
in Basel niedergelegt bat, setzt sein Nachfolger, Herr Prof. Dr. Mellinger, 
die Jahresberichte über die Augenheilanstalt im Auftrage des Comités der- 
selben fort. 

Statistischen Mittheilungen folgt eine Reihe interessanter Krankengeschichten. 
Besonders empfohlen werden die subconjunctivalen Kochsalzinjectionen. 
Acht Fälle von Hypopyon-Keratitis wurden geheilt. Verf. macht täglich 
eine Injection einer ganzen Pravaz’schen Spritze einer sterilen 2procent. Koch- 
salzlösung, wascht den Conjunctivalsack mit einer Boursäure- oder Sublimat- 
lösung aus, atropinisirt und legt einen Schutzverband an. Das Auge soll immer 
verbunden sein, um äussere Schädlichkeiten abzuhalten. Sobald die Infiltration 
völlig geschwunden, wird nicht mehr injicirt, nur noch verbunden, bis das Ulcus 
mit Epithel überdeckt ist. Ein malacisches Ulcus corneae nach Trauma 
wurde durch Kochsalzinjectionen ebenfalls geheilt. Ferner werden 2 Fälle von 
Retinitis pigmentosa mitgetheilt, in welchen durch subconj. Kochsalz- 
injectionen sowohl die centrale Sehschärfe gebessert, als auch das Gesichtsfeld 
erweitert wurde. Verf. ist sich wohl bewusst, dass Kochsalzinjectionen kaum 
wirksamer sind als Schwitzkuren, aber letztere können häufig nicht angewendet 
oder durchgeführt werden. Sehr günstige Wirkung sah Verf. auch bei Amotio 
retinae (2 Fälle). Er injicirt meist steigend Lösungen von 2—10°/, und 
zwar je eine ganze Spritze. 

Keratitis parenchymatosa, sehr wahrscheinlich luetisch, als Endothel- 
erkrankung der Cornea mit consecutiver Quellung des Parenchyms aufzufassen, 
wurde durch Solutio Fowleri geheilt. Verf. glaubt in dem Arsenik ein Mittel 
gefunden zu haben, welches eine rasche Regeneration des Endothels herbeiführt 
und so dem gegen das Kammwasser wieder abgeschlossenen Parenchym es 
möglich macht, sich zu normalisiren. Emmert. 


4) Ueber Anwendung und therapeutische Wirkung subconjuncti- 
valer Kochsalzinjectionen bei inneren Augenerkrankungen, Inaug. 
Diss., sub ausp. Prof. Mellinger, von Joseph Zehnder, prakt. Arzt ın 
Weggis. Basel 1897. 


Verf. bespricht die Wirkungen subconjunctivaler Kochsalzinjectionen bei 
inneren Augenerkrankungen und zwar bei Retinitis pigmentosa, 
welche er durch 4 Fälle, bei Amotio retinae, welche er durch 10 Fälle, bei 
Erkrankungen der Uvea und des Glaskörpers, welche er durch 12 Fälle 
(Chorioiditis in Macula, Chorioidit. dissem., Iridochorioidit. chronica, Iritis 
serosa, Iridocyclitis chronica., Opacitates corporis vitrei, Contusio bulbi mit 
Hämorrhagia corp. vitrei, Hämorrhagia corp. vitr.) belegt. 

Er fasst seine Beobachtungen in folgenden Schlusssätzen zusammen: 1. Sub- 
conjunctivale Kochsalzinjectionen fördern die Resorption pathalogischer Producte 
aus dem Innern des Auges. 2. Bei Erkrankungen, wie Retinitis pigmentosa, 
chronischen Affectionen der Uvea, Trübungen des Glaskörpers, Ablösung der 
Netzhaut, können mit gleichem Erfolge, wie die die Resorption im Körper 
im Allgemeinen anregenden Mittel (Schwitz-Inunctionskur), die nur local wirken- 
den subconjunctivalen Kochsalzinjectionen Anwendung finden. 3. Es wurden 


— 430 — 


in unseren Fallen bei inneren Erkrankungen des Auges 2-, 4- und 10procent. 

Kochsalzlösungen zu subconjunctivalen Injectionen verwendet und es schienen 

die stärkeren Lösungen auch eine energischere Wirkung zu entfalten. 
Emmert. 


5) Beitrag zur Pathologie und Therapie der Cataracta traumatica. 
Inaug. Diss., sub ausp. Prof. Dr. Mellinger, von Carl Rauschenbach, 
prakt. Arzt in Schaffbausen. Schaffhausen 1897. 

Ueber den nämlichen Gegenstand erschien schon im Jahre 1883 unter 
Herrn Prof. Schiess eine Dissertation von Müller über 56 Fälle der Klinik 
und Poliklinik aus den Jahren 1872—1882. Vorliegende Dissertation behandelt 
91 Falle der Jahre 1882—95 und zwar nur reine Falle von Cataracta traum., 
d. h. nur solche, bei denen die Linsenverletzungen das dominirende Symptom 
bilden. Eine ausführliche Besprechung der reichhaltigen Dissertation ist hier 
nicht möglich. Während Müller unter 56 Fällen 34mal das rechte und 22 mal 
das linke Auge betroffen fand, war unter den 91 Fällen Verfs. 38mal das 
rechte und 53mal das linke Auge verletzt. Verf. fasst die Resultate seiner 
Forschungen in 4 Schlusssätzen zusammen: 1. Die traumatischen Cataracte kommen 
in der weitaus grössten Anzahl aller Fälle mit gleichzeitiger Perforation der 
Bulbushüllen zu Stande. 2. Traumatische Cataracte ohne Verletzung der Bulbus- 
hüllen geben die optisch günstigsten Resultate, vorausgesetzt, dass keine 
Quetschung des Bulbus beim Trauma stattfand. 3. Operative Eingriffe sind bei 
Cataracta traum. So lange hinauszuschieben, als noch entzündliche Erscheinungen 
bestehen, vorausgesetzt, dass keine zwingenden Indicationen für die Operation 
vorhanden sind, wie das Auftreten glaukomatöser Zustände. 4. Das beste Selı- 
vermögen nach operativen Eingriffen wird durch Entfernung der Linsenmassen 
mittelst der Undine erreicht. Emmert. 


6) Aus dem 10. Jahresbericht der Augenheilanstalt des Regierungs- 
bezirks Arnsberg zu Hagen i. W. für 1896, von Sanitätsrath 
Dr. Mayweg. 

Die hiesige Accumulatorenfabrik hatte die Güte, der Anstalt für die Ex- 
traction von Eisensplittern, sowie für diagnostische Zwecke einen Riesenmagneten 
zur Verfügung zu stellen. Derselbe hat ein Gewicht von 75 Kilo. Um einen 
dicken weichen Eisenkern ist Kupferdraht in zweitausend Windungen gedreht. 
Der Apparat wird der electrischen Leitung angeschlossen und entwickelt bei 
voller Ausnutzung der electrischen Kraft eine Stärke, die 75 Kilo mindestens 
zu heben im Stande ist. Mit diesem Apparate ist es möglich, jeden Eisen- 
resp. Stahlsplitter, mag er noch so tief in das Innere des Auges eingedrungen 
sein, an die Stelle zurückzuziehen, an welcher seine Entfernung am leichtesten 
und am schonendsten für das Sehvermögen des Auges zu ermöglichen ist. 
Ausserdem setzt uns derselbe in den Stand, mit absoluter Sicherheit festzu- 
stellen, ob sich im Innern eines verletzten Auges noch ein Stahl- resp. Eisen- 
splitter befindet oder nicht. — Die Direction der Accumulatorenfabrik sei hier- 
mit herzlicher Dank für den Magneten, sowie dessen sachgemässe Installation 
mit Reostatben, Amperemesser u. 8. w. ausgesprochen. 

Die Erfolge, welche mit dem Magneten erzielt sind, zeigt die nachfolgende 
Uebersicht. 


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- ~ 492 — 


7) Ueber die neugebildeten Blutgefisse der Hornhaut und ihre diag- 
nostische Bedeutung, von J. Hirschberg. (Deutsche med. Wochenschr. 
1896, No. 38 ff.) 

Die so wunderbar durchsichtige Hornhaut des Auges, deren Unter, 
suchung die wichtigsten Aufschlüsse für die allgemeine Krankheitslehre geliefert 
hat, wird gar nicht so selten, in Folge entzündlicher Erkrankung, überdeckt 
und durchzogen von Blutgefässen, zum Staunen des aufmerksamen Beobachter:. 
Naturgemäss erhebt sich die Frage, wie es überhaupt, sowohl unter normalen 
als auch unter krankhaften Verhältnissen, um die Blutgefässe der Hornhaut 
bestellt ist. Die Beantwortung dieser Frage hat eine dreifache Wurzel: 
erstlich die ärztliche Betrachtung lebender, erkrankter Menschenaugen; 
zweitens die anatomische Untersuchung der herausgenominenen, hauptsächlich 
der künstlich eingespritzten Augen, sowohl des Menschen als auch, zum 
Vergleich, der anderen Wirbelthiere, natürlich auch mit Berücksichtigung der 
embryischen? Verhältnisse; dritiens die Untersuchung des durchsichtigen Licht- 
fensters mit Hilfe des Augenspiegels. 

Die Reihenfolge, welche ich erwähnt habe, entspricht auch dem zeit- 
lichen Auftreten in der Geschichte der Wissenschaft, — nur dass die einmal 
gewonnene Untersuchungsart auch für die späteren Abschnitte erhalten blieb, 
so dass zuletzt alle drei, während der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, 
in gegenseitiger Ergänzung uns entgegentreten. 

Also der erste Forscher, auch auf diesem Gebiet, war der Arzt. Aller- 
dings finde ich bei den alten Griechen, wenigstens in den uns hinterlassenen 
Resten, keinen recht deutlichen Hinweis auf Blutgefässe der Hornhaut.’ 

Aber die Araber haben zum mindesten eine Art durchaus klar und ur- 
zweideutig geschildert, nämlich die im Gefolge der körnigen (ägyptischen) 
Augenentzündung über die Hornhaut-Vorderfläche verlaufenden Blutgefässe, die 
ja allerdings dem unbewaffneten Auge ganz bequem sichtbar werden. Ich 
will nur ein Beispiel anführen. Bei el-Razi,* der um das Jahr 900 n. Chr. 
lebte, heisst es folgendermaassen: „Wenn auf dem Weissen des Auges und be- 
sonders auf dem Schwarzen eine Art von Haut erscheint, die aus rothen und 
dicken Venen zusammengesetzt ist, so besteht das Leiden Sebel, d. b. das Fell, 
pannus.“ 

Der arabische Krankheits-Begriff und -Namen findet sich noch eine Reihe 
von Jahrhunderten hindurch in europäischen Schriften, nicht nur bei den Arabisten 


! Nach einem am 26. Juni 1896 in der physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
gehaltenen Vortrag. Leider konnten die wichtigen Abbildungen aux der 
Deutsch. med. W. nicht für das Centralblatt erlangt werden. 

? Vgl. mein Wörterbuch der Augenheilkunde 1887, S. 27: Zußgvos (Beiwort), 
ré Zußovor (Hauptwort), so dass die üblichen Worte „Embryonen, embryonal“ talsch 
gebildet sind. — Thes. graec. ling. III. Paris 1835, S. 828: "Eußovor, uros 
Infans, V. V. L. L. sine exemplo. [Vitiose pro čußovor. 

3 Der so ausführliche Aët. Amiden. (540 nach Chr., Ed. Venet. 1584, VI. 
4y) spricht allerdings von Blutgefässen der Hornhaut, bei hartnäckigen, gelegentlich 
wieder aufbrechenden Geschwüren der letzteren: negi zagxıraöa» eAxwr Er (gıhara- 
pots. Anuottévove. Ta de éni roù uéilavoş tod op tadpot yıyoneva edxrdgue 

. ayyeia uıxgakyovra .... xai TO Ev TH Ogtaku@ hevxov mak (0 UEAnY aci 
evepeviés garı. (Demosthenes lebte unter Nero. Sein [leider verloren gegangenes_ 
Werk über Augenheilkunde war tausend Jahre in Geltung geblieben.) 

* Abu-Bekr Muhammed Ben Zakerija el-Razi (7 923 n. Chr.) Vel. 
Rases ad Almansorem, Tract. nov. c. AIX (Ed. B. Locatell. Bergom. 1497, S. 43): 
Cum palpebra inversatur et interius appareat rubea et aspera, scabies adest. Et cum 
super alba oculorum ac super nigredine videtur similitudo panniculi ex venis rubeis 
et crossis texti, adest passio quae vocatur Sebel. 


— 498 —- 


des Mittelalters, wie Guy von Chauliac? (1363), sondern auch noch im Beginn 
der Neuzeit, 2. B. bei Pierre Franco? (1561) und bei unserem Georg Bar- 
tisch? (1583). 

Kein Wunder, dass in der ersten Hälfte unsres Jahrhunderts, als nach 
den Kriegen von Bonaparte die Aufmerksamkeit der Aerzte wieder auf die 
ägyptische oder militärische Augenentzündung hingelenkt worden, auch die 
pannösen (d. h. wörtlich lumpigen) Blutgefässe der Hornhaut wieder aus der 
Vergessenheit auftauchten und genauer betrachtet wurden. 

Joseph Beer in Wien hat in seinem klassischen Lehrbuch (1813 — 1817) 
treffliche farbige Abbildungen des dichten Pannus geliefert (II. B., IV. Tafel, 
3. Fig.) und dabei angemerkt (II. B., S. XVII), dass, wer eine solche Hornbaut 
bei guter Beleuchtung mit einer scharfen Lupe betrachte, eine der gelungensten 
mikroskopischen Injeetionen zu erblicken glaube. Auch von der mit Blutgefäss- 
bildung verbundenen scrophulösen Hornhautentzündung hat Beer (I. B., Taf. IT, 
Fig. 2 u. 3) ganz ausgezeichnete Abbildungen in natürlicher Grösse geliefert. 

Vorzfigliche, in künstlerischer Hinsicht unübertroffene Abbildungen solcher 
gefasshaltiger Hornhautentzindungen (Kératite vasculaire) enthält Sichel’s be- 
rühmte Iconographie ophthalmologique (1852—1857), die gewisser- 
maassen den Markstein darstellt zwischen der älteren Zeit und dem neueren 
Abschnitt des Augenspiegels. Besondere Beachtung verdienen Taf. VII und IX; 
in der Fig. 6 der Taf. VII finde ich* die umschriebenen rothen Flecke der Horn- 
haut, die im Gefolge der syphilitischen Entzündung auftreten und in der 
neueren englischen Literatur als lachsfarbene Flecke (Salmon-coloured patches 
oder Salmon-patches von Hutchinson) beschrieben und von Berry" abgebildet 
worden sind. 

Somit habe ich nunmehr die wichtigsten Falle von Blutgefassbildung, welche 
der Arzt in der erkrankten Hornhaut vom blossen Auge zu sehen im Stando 
ist, in zeitlicher Reihenfolge und mit Angabe der hauptsächlichsten Forscher, 
zusammengestellt; und wende mich sofort zu der anatomischen Unter- 
suchung. 

Brauchbare Ergebnisse konnten von dieser erst geliefert werden seit 
der Einspritzung der feinen Blutgefässe mit flüssigen, nachträglich erstarren- 
den Massen, wie sie wohl zuerst Friedrich Ruysch in der zweiten Hälfte 
des 17. Jahrhunderts zu einer besonderen Kunst ausgebildet hat. 

Man sah nun an sonst gut und scheinbar vollkommen eingespritzten Augen, 
die bis in den Rand der durchsichtigen Hornhaut hineinragenden Blutgefässe 
der Augapfelbindehaut wie abgeschnitten endigen: da sonst nirgends im 
Körper eine derartige Endigung vorkommt, so gab man der Vermuthung® 


1 Ausgabe von Nicaise (Paris 1890), S. 477: Sebel, selon Avicenne, est un 
pannicule, qui advient à l'oeil, de Penfleure de ses veines apparentes en la superficie 
de la conjonctive et cornée. 

3 Ausgabe von Nicaise (Paris 1895), S. 180: Zebel est un pannicule rouge 
(Guidon), produit de Pabondance de sang aux veines dudit pannicule lesquels, pre- 
nant son origine en la superficie de la conjonctive s'étendent jusque sur la cornée. 

3 VIII, 5 (S. 239 der Sulzbacher Ausgabe von 1668): Die Blut- und Fleisch- 
Felle der Augen werden im Latein (!) genennet Sebel oder Panniculus carnosus. 
[Die ursprüngliche Ausgabe von 1583 besitze ich nicht. Alle Hinweisungen in der 
vorliegenden Arbeit beziehen sich auf die in meiner Bücherei vorhandenen Ausgaben.) 

* Der Verfasser nennt sie scrofulös. Das war die Regel bis auf Hutchinson. 

5 Diseases of the Eye, Edinburgh 1889, Fig. 22, S. 82. 

è So schliesst noch Hyrtl. Vgl. S. 123 der VI. Aufl. von Hyrtl’s Anatomie, 
die ich als Student benutzt habe. — Jn der That handelt es sich hierbei um un- 
vollständige Einspritzung, welche die schlingenförmigen Umbiegungen im Rand- 


— 494 — 


Raum, dass diese Blutgefässe durch die gesammte Ausdehnung der Hornhaut 
hindurch in sogenannte seröse Gefässe sich fortsetzen, die wegen ihrer Fein- 
heit nur der Blutflüssigkeit, nicht aber zugleich den Blutkörperchen Eintritt 
verstatten, während bei entzündlicher Erweiterung auch Blutkörperchen 
eindringen könnten.! 

Diese serösen Blutgefässe der Hornhaut wurden nicht nur im vergangenen 
Jabrhundert? von den ausgezeichnetsten Forschern Boerhaave, Haller, Hovius, 
Soemmering,° sondern sogar noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts hinein, 
z. B. von Pappenheim, dem ersten Verfasser einer Gewebelehre des Auges, 
und von Cocciua,? einem der ersten Forscher mit dem Augenspiegel, angenommen 
und vertheidigt. Eine gewichtige Stütze erhielt diese Lehre durch das berühmte 
Injectionspräparat von Römer in Wien (1835), welches die angeblich 
normale Hornbaut eines zweimonatlichen Kindes durch und durch von baumförmig 
verästelten Blutgefässen durchsetzt zeigt.° Sogar der Altmeister Hyrtl hat diese 
serösen Gefässe zuerst noch angenommen,® später allerdings entschieden bestritten. 
Dieser Forscher injicirte 18697 den Kopf eines achttägigen, an Lungenentzündung 
verstorbenen Kindes und fand an beiden anscheinend gesunden Augen ein der 
oberflächlichsten Hornhautschicht angehörendes, präcorneales Gefässnetz, das 
von allen Seiten her bis in den Mittelpunkt der Hornhaut vordringt; und spricht 
die Ueberzeugung aus, dass es sich hier um „Persistenz der embryonalen 
Hornhautgefässe“ handle.® 


saum der Hornhaut frei liess. Henle hatte schon 1833 in seiner Dissertation 
angemerkt, dass die Einspritzungsmasse leichter in die Gefässe der Augapfelbindehaut 
eindringt, die locker mit dem Augapfel verbunden ist, als in den straffen Bindehaut- 
saum, der dem Randstreifen der Hornhaut fest aufgewachsen ist. | 

I Hier ist neben dem Beobachtungsfehler noch ein Denkfehler mit unter- 
gelaufen. Man hat in irriger Weise seröse Gefässe der Bindehaut angenommen und 
durch diese unbewiesene Annahme die weitere von serösen Gefässen der Hornhaut 
zu stützen gesucht. „Wenn irgend wo, sieht man anı Bindehautsaum, dass es 
Vasa serosa geben muss. Kaum hat ein fremder Körper die Hornhaut verletzt, so 
sieht man schon eine Unzahl der feinsten Aederchen rings um die Hornhaut von 
Blut strotzen. von denen man wenige Minuten vorher keine Spur bemerkte.“ (Arlt, 
Handbuch der Augenkrankheiten 1853, S. 5.) Wir wissen, dass die Bindehaut gefasse 
vorher vorhanden und nur durch Erweiterung erst sichtbar geworden Niemals aber 
sind in der gesunden Hornhaut ganz plötzlich durch eine derartige Reizung sicht- 
bare Blutgetässe hervorgetreten. 

? Aber auch schon damals wurde von Einzelnen das Richtige klar ausge- 
sprochen. Vgl. J. G. Zinn descript. anatom. oc. humani, ed. ab H. A. Wrisberg, 
Götting. 1790, X, V, S. 203: Sed alia, quae ipse non vidi, consulto omisi, ut vascula 
corneae aliis dicta, quae nunquam neque ope injectionis ceraceae, neque in foetu 
sponte manifesta .... observare potui. In animalibus quidem majoribus, ut bove et 
vervece, vascula adsunt ex arteriolis ciliaribus anterioribus orta, quae longe originem 
corneae accurate legunt, sed neque ibi vascula corneae substantiam adeuntia re- 
perire potui. 

3 Derselbe gab später seine Ansicht wieder auf. 

* Ueber die Ernabrungsweise der Hornhaut und die Serum führenden Gefässe 
im menschlichen Körper. Leipzig 1852. — Auch Kölliker hat noch in der IV. Auf- 
lave seiner Ee (18638, S. 601), die ich als Student benutzte, etwas ,.den 
Vasa serosa entsprechendes“ in der Hornhaut gefunden. 

® (v. Auumon’s Zeitschrift für Ophthalmologie, V 1835.) Beschrieben und ab- 
gebildet bei Hyrtl, Sitzungsbericht = Wiener Akademie LX, JV, 1870. 

® Lenrbuch der Anatomie, IV. Auflage, 1859, S. 123, 

T Sitzunesbericht der Akademie der Wissenschaften. Wien 1870., LX, IV, S. 770. 
Vgl. auch topographische Anatomie von Hyrtl, VI. Aufl. 1871, I, 243. 

» „Die Hornhaut des menschlichen Eınbrvon führe Blutgefasse: wenn der 
„„Interumental-Ueberzusr"" des embrvonischen Auges sich zurückbilde, könne das 
Blutgetassnetz auf der Hornhaut abnormer Weise sich erhalten.“ 


— 495 — 


Denn, wenn auch die entwickelte normale Hornbaut des Menschen keine 
Blutgefässe besitzen sollte ausser den Randschlingen, nachdem inzwischen Brücke 
(1847) und besonders Gerlach (1848) nachgewiesen und zur allgemeinen An- 
nahme erhoben hatten, dass die vorderen Bindehautgefässe des Augapfels auf 
dem Randtheil der Hornhaut in wirklichen Haargefäss-Schlingen endigen; 
so wurde doch damals (und wird noch bis heute) der fötalen Hornhaut 
ein vollständiger, bis zum Mittelpunkt reichender, oberflächlicher Blutgefäss- 
Ueberzug zugeschrieben, und zwar auf die Autorität von Joh. Müller und 
J. Henle hin, die, wie ich wenigstens finde, das gar nicht behauptet, was man 
ihnen zugeschrieben, sondern nur ein etwas verbreitertes Randschlingen- 
netz in der fötalen Hornhaut des Schafes und des Menschen gefunden, be- 
schrieben und abgebildet haben.! 

Die Hyrtl’sche Anschauung wird noch bis zum heutigen Tage in den 
vorzüglichsten Lehrbüchern wiedergegeben und angenommen. 

Nach Waldeyer’s? klassischer Darstellung der mikroskopischen Anatomie 
des Auges „ziehen während des fötalen Lebens bis fast zur Geburt von den 
Arteriae ciliares anteriores Capillargefässe dicht unter dem epithelialen Ueberzug 
der Cornea in deren ganzer Ausdehnung hin und bilden das sogenannte ‚prä- 
corneale‘ Gefässnetz, welches man bei Thieren auch noch einige Zeit nach der 
Geburt antrifft. Diese Gefässe obliteriren bald nachher und bilden sich ganz 
und gar bis auf die äussersten Randpartieen der Hornhaut zurück. Hier er- 
halten sie sich auch im späteren Leben als ein Theil des sogenannten Rand- 
schlingennetzes der Cornea.“ 

Ganz ebenso äussert sich Gegenbauer® in der neuesten Auflage seines 
vortrefflichen Lehrbuches (1896) und wenigstens ähnlich auch Henle in 
seinem unvergleichlichen Werk über Anatomie.? 

Nur Schwalbe äussert Bedenken. 

„Die Frage, ob beim menschlichen Fötus ein die ganze Hornhautoberfläche 
einnehmendes ‚präcorneales‘ Gefässnetz existirt, ist nicht sicher entschieden. 
Wahrscheinlich sind auch hier die centralen Partieen frei von Gefassen. Leber 


! De membrana pupillari aliisque oculi membranis pellucentibus. Comment. 
anat. auct. F. G. Jacob Henle, M. Dr., Bonn 1880, 4°, S. 44: Observabam nimirum 
in foetibus ovillis nec non in foetu humano venas conjunctivae bulbi, sanguine adhuc 
tinctas, continuas super orbiculum, ubi corneae sclerae jungitur, in illam transgredi 
et satis longe ad diametris corneae sextam vel quartam partem procedere..... 
In oculo (foetus ovilli), cujus arteriae zinnabare repleta erant, primus cl. Miller 
conjunctivae vasa in corneam continuari animadvertit; quod ipse postea saepissime 
observabam. Die Abbildungen beider Fälle zeigen nur ein etwas vorgeschobenes 
Randschlingennetz, von dem ausdrücklich hervorgehoben wird, dass es oberflächlich 
liegt und eine einfache Schicht bildet. 

? Anatomie des Auges, im Handbuch von Graefe-Saemisch, J, 204 (1874), 
und ebenso französisch im Handbuch von Wecker-landolt, Il, 44 (1886). 

® Anatomie, VI, Aufl., 1896, S. 565. ,,Blutgefasse der Hornhaut kommen nur 
deren Bindehaut zu, in welcher sie heim Foetus ein Netz bilden. Allmählich löst 
sich das Netz von der Mitte aus und seine Maschen ziehen sich als Gefässschlingen 
‚gegen den Rand der Hornhaut zurück, in dessen Umkreis sie mit den Gefässen der 
angrenzenden Bindehaut in Verbindung stehen bleiben.“ 

* Doch giebt er nicht an, wie weit die Blutgefässe über die Vorderfläche der 
Hornhaut gegen den Mittelpunkt zu vordringen. Vgl. Anatomie, IJ. Auti., 1873, 
IH. Bd., S 663: „Die Butgefässe, welche sich beim Embryo von der Conjunctiva aus 
über die Vorderfläche der Cornea verbreiten, sind zur Zeit der Geburt obliterirt, so 
dass die Capillaren der Conjunctiva am Hornhautrande, den sie in einer Breite von 
höchstens 2 mm bedecken, schlingenförmig umbiegen.“ 

° In seiner vorzüglichen Anatomie der Sinnesorgane (1385, S. 163). 


— 496 —- 


fand beim Kaninchen-Embryon nur ein Randschlingennetz ... Ein über das 
ganze Feld der Hornhaut ausgedohntes Netz soll nıch Ricchiardi beim Schaf! 
existiren. Alle diese Angabsn über ein vollständiges präcorneales Netz bedürfen 
sehr erneuter Prüfung.“ ? 


Auf diesem Gebiet hat erst Prof. Schöbl in Prag, einer der ersten Meister 
der Einspritzungskunst, sichere Grundlagen geschaffen durch eine Arbeit, die 
er November 1886 in meinem Centralblatt für praktische Augenheilkunde ver- 
öffentlicht hat, die aber in den neuesten Lehrbüchern der Anatomie, z. B. dem 
von Gegenbauer (1896), die gebührende Beachtung noch nicht gefunden hat. 


Schöbl erklärte das berühmte Römer’sche Präparat für pathologisch, 
und zwar für Keratitis profunda; er erklärte das schöne Hyrti'’sche Präparat 
gieichfalls für pathologisch, und zwar für Keratitis superficialis vasculosa. 


So regelmässig in beiden Fällen die Gefässbildung in der Hornhaut er- 
schien, so sehr sie geeignet war, den Eindruck eines angeborenen Zustandes, 
selbst bei den ausgezeichnetsten Anatomen, hervorzurufen — die klinische 
Beobachtung am lebenden Auge hat uns so häufig Gelegenheit gegeben, das 
Entstehen, die Neubildung ebenso regelmässiger Blutgefässe durch Krankheit 
in der von Geburt gefässlosen Hornhaut unmittelbar und Schritt für Schritt 
zu beobachten, dass ein Zweifel an dem pathologischen Zustand beider Prä- 
parate nicht mehr zulässig erscheint. Dazu kommt noch eine zweite klinische 
Thatsache. Während wir „persistirende“ Reste der fötalen Pupillenhaut in 
sonst gesunden Augen von Menschen, die zur Brillenwahl oder wegen leichter 
Beschwerden zu uns gekommen, in vielen Hunderten von Fällen mit der 
Lupe nachweisen konnten, ist es mir wenigstens noch niemals geglückt, in der 


Hornhaut eines sonst gesunden Auges Blutgefässe als persistirenden Rest eines ` 


fötalen Netzes nachzuweisen. 


Schöbl kam nun auf Grund seiner zahlreichen Einspritzangspräparate zu 
folgenden Sätzen: 


1. Ein präcorneales Gefässnetz, wie es bis heute allgemein für das 
fötale Auge des Menschen und der Säugethiere angenommen wird, existirt nicht. 


2. Ausser dem oberflächlichen bekannten Randschlingennetz existirt bei 
Menschen und Thieren, bald mehr, bald weniger entwickelt, ein zweites System 
tiefer Randgefässschlingen.? 


3. Die pathologischen Blutgefässe bei oberflächlichen (conjunctivalen) 
Hornhautentzündungen entspringen aus dem oberflächlichen Randschlingen- 
netz, welches mit den conjunctivalen und episcleralen Blutgefässen in Verbindung 
steht, die pathologischen Blutgefässe bei tiefen (scleralen) Hornhautentzändungen 
hingegen entstehen von den tiefen Randgefässschlingen, welche mit scleralen 
Blutgefässen zusammenhängen.? 





ı Dass das Lamm keine Hornhautgefässe besitzt ausser den Rand- 
schlingen, zu diesem Nachweis bedarf es keiner Einspritzung des todten Thieres. 
Ich nahm das lebende Tämmcehen, erweiterte die Pupille durch Atropin-Eintraute- 
lung und konnte, ohne dem Thier den geringsten Schmerz zu verursachen, mit der 
Lupe hinter dem Angenspiegel ganz sicher feststellen, dass die eigentliche Hornhaut 
vollkommen frei ist von Blutrefässen. 

® Achnlich Kölliker (Entwickelungsgeschichte, II. Aufl, 1879, 8. 673): „In 
Bezug auf die (refässe der fötalen Hornhaut fehlen ausgedehntere Untersuchungen. 

$ Gerlach hat dieselben auch schon gesehen. 

* Diese Unterscheidung der krankhaft neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut 
ist schon von Coccius (Ernährung der Hornhaut u. s. w. 1852, S. 67) durchgeführt, 
und übrigens schon von Wardrop und Henle angedeutet. 





— 497 — 


4. Die oberflächlichen neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut verästeln 
sich baumförmig; die tiefen hingegen besenreiserförmig, die Arterie stets 
von der entsprechenden Vene begleitet. 


Durch die Güte des Herrn Prof. Schöbl, dem ich auch an dieser Stelle 
meinen besten Dank ausspreche, bin ich in Stand gesetzt, der physiologischen 
Gesellschaft seine kostbare Sammlung von zahlreichen, zum Theil einzigen Ein- 
spritzungspräparaten vorzulegen, damit denjenigen, die, wie ich selber, nicht in 
der Lage waren, selbständige anatomische Untersuchungen hierüber anzustellen, 
Gelegenheit geboten werde, durch eigene Anschauung ein Urtheil über die in 
Betracht kommenden Verhältnisse sich zu bilden. 


Ich komme nun zu der dritten Untersuchungsart, der mit dem Augenspiegel. 


Schöbl hatte bereits die Entwicklung der neugebildeten Blutgefässe der 
Hornhaut mit der Lupe am Lebenden verfolgt.! Ich selber hatte schon seit 
Jahren die neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut mit der Lupe studirt, und 
zwar nicht nur bei dem auffallenden Licht der seitlichen Beleuchtung, sondern 
auch, was in den meisten Fällen weit lehrreicher und ergiebiger ist, bei durch- 
fallendem Licht, d. h. mit dem Lupenglas hinter dem Augenspiegel; und 
hatte in demselben Novemberheft 1886 des Centralblatt für Augenheilkunde, 
in welchem Schöbl’s Arbeit erschien, die besenreiserähnliche Vertheilung der 
tiefen, neugebildeten Gefässe nach klinischer 
Beobachtung eines Falles von sogenannter diffuser 
Hornhautentzindung abgebildet (s. Figur). 

Wie die sternkundigen Araber einen Stern 
fünfter Grösse im Schwanz des grossen Bären, den 
sie als Prüfer? bezeichneten, zur Prüfung der 
Sehkraft benutzten; so hatte ich? auf meinem 
kleinen Gebiet seit langer Zeit die neugebilde- 
ten Blutgefässe benutzt, welche nach der 
diffusen Hornhautentzündung zurückbleiben. 

In einzelnen Fällen sind sie vom blossen 
Auge sichtbar, meistens ist aber Vergrösse- 
rung des Bildes nothwendig. 

Ich benutze, bei auffallendem Licht, also bei seitlicher Beleuchtung 
die kleine Hartnack’sche Lupe, die von Farbenzerstreuung und Strahlenab- 
irrung (Bildverzerrung) ganz frei ist und eine genügende, etwa zehnfache 
Vergrösserung gestattet. Aber weit mehr ist bei durchfallendem Licht zu 
sehen. Das Auge bietet uns den Vortheil der Durchsichtigkeit. Wir haben 
nur hinter dem Augenspiegel ein starkes Sammelglas (von zwei oder 
drei Zoll Brennweite, also von 20 bezw. 13 Dioptrien, d. h. von vier- bezw. 
dreifacher Vergrösserung) anzubringen und uns dem zu untersuchenden Auge, 
dessen Pupille vorher durch Atropin-Einträuflung erweitert worden, genügend 





1! Uebrigens auch schon J. Beer im Anfang unseres Jahrhunderts, wie ich be- 
reits oben erwähnt habe, und A. Weber in Darmstadt um die Mitte unseres Jahr- 
hunderts, wie ich aus seiner vollständigen Sammlung von Abbildungen ersehen, die 
er mir nach Veröffentlichung meiner Arbeit vom Jahre 1888 freundlichst zugesendet. 

2 Der kleine Stern Alkor, unser „Reuterchen“, fünfter Grösse, der im Schwanz 
des grossen Bären 11 Minuten entfernt steht von Mi izar, dem mittleren Stern, 
zweiter Grösse, wurde von den Arabern Saidak, der Prüfer, ree weil man an 
ihm die Sehkraft zu prüfen pflegte, Humboldt, Kosmos III, 2, S. 48. 

® Deutsche med. Wochenschrift 1888, Nr. 25, und Eulenbung’s Realencyclopädie 
Il. Aufl, Ophthalmoskopie, 1888. 


32 


et "EE = 


anzunähern.! So lange die Hornhaut noch stark getrübt ist, bietet die seitliche 
Beleuchtung unter Lupenbetrachtung die grössten Vortheile; je klarer die Horn- 
haut schon wieder geworden, desto mehr leistet die Durchleuchtung mit dem 
Lupen-Augenspiegel. In jedem Fall soll man, wenn irgend möglich, beide 
Verfahren anwenden. 

Die durch Lues bedingte diffuse Hornhautentzündung verläuft 
immer mit Blutgefassneubildung. Die neugebildeten Blutgefässe schwinden 
niemals wieder vollständig. 

Bei der gewöhnlichen Betrachtung vom blossen Auge erkennt man aller- 
dings nur in einem Theil der Fälle und hier nur zu gewissen, mittleren 
Zeiten des Verlaufes (nach dem Beginn und vor dem Ende) fast blutrothe 
Flecke, die bei genauer Betrachtung aus dichtgedrängten feinen Blutgefässen 
bestehen und entweder vereinzelt !/,—!/, der Hormhautausdehnung, nahe dem 
Rande, segmentförmig einnehmen; oder zu zweien, etwa zweimal !/, sectoren- 
artig am oberen wie am unteren Rande; oder selbst vierfach auftreten und die 
grössere Hälfte der Hornhautfläche einnehmen, allerdings die eigentliche Mitte 
frei lassen: und im Laufe einiger Wochen erblassen und schwinden. Bildet der 
Lachsfleck einen senkrecht stehenden Halbmoud, am Nasen- oder Schläfenrande der 
Hornhaut; so sind die zurückbleibenden Blutgefässe hauptsächlich wagerecht 
angeordnet und umgekehrt. Derselbe Kranke kann auf seinen beiden Augen 
die beiden verschiedenen Hauptrichtungen der zurickbleibenden Blutgefasse 
darbieten. 

Aber in der grösseren Mehrzahl aller Fälle von diffuser Hornhautentzündung 
erkennt man vom blossen Auge sehr wenig oder fast gar nichts von Blut- 
gefässen der Hornhaut. Deshalb hat ein so vortrefflicher Beobachter, wie Arlt,? 
die diffuse Hornhautentzindung in zwei Unterabtheilungen zerlegt, eine mit 
Blutgefässen in der entzündeten Hornhaut und eine ohne Blutgefässe; und 
Saemisch? giebt an, dass die Gefässentwicklung während des ganzen Verlaufes 
sehr unbedeutend sein kann, so dass nur hie und da ein kleines Gefässchen 
eine Strecke weit über den Rand der Cornea hinüberläuft. 

Die Untersuchung mit der Lupe zeigt, dass die neugebildeten Blut- 
gefässe in keinem Fall vermisst werden. Ja, die Blutgefäss-Sprossung 
leitet den Entzündungsprocess ein,* sie ist offenbar das bestimmende 


1 Am besten ist es, erst auf die Ebene der Pupille einzustellen, danach langsam 
um etwa 8— 4mm wieder sich entfernen: dann springt plötzlich uns das klare Bild 
der in dunklen Linien erscheinenden Rlutgefässe entgegen. Benutzt man` nach ein- 
ander den hohlen, ebenen, erhabenen Beleuchtungsspiegel, mit demselben Sammel- 
glas (+ 20D) dahinter: so wächst die Zahl der feinsten Gefässe, welche sicht- 
bar werden, ganz erheblich. 

? Klinische Darstellung der Krankheiten des Auges, 1891, S. 111. Er nennt 
allerdings die Hornhautentzündung „Ivmphatisch“. 

3 Graete-Saemisch’s Handbuch. IN. 2. S. 165. . 

* Hr. v. Hippel jr. (Archiv für Ophthalmologie LII, Il, S. 265, 1896) irrt sich, 
wenn er angiebt, „dass jenes von Hirschberg angegebene Symptom, das schon 
deshalb einen beschränkten Werth hat, weil es sich erst nach Ablauf der Krankheit 
feststellen lässt, nicht in allen Fällen, die auf Syphilis beruhen, vorhanden ist.“ Die 
tiefen Gefässe lassen sich auch im Beginn nachweisen. (Weissliche Ge- 
fäss-Sprossungen schon am ersten Tage der Erkrankung.) Hr. v. Hippel hat „diese 
Untersuchung nur bei einem Theil seiner Kranken anstellen können, weil er darauf 
erst im laufe der Arbeit aufmerksam wurde.“ Das ist nicht meine Schuld. Die 
Mittheilungen stehen im Centralbl. für Augenheilk. 1886 und 1888, in der Deutschen 
med. Wochenschr. 1888. [Auf die gelegentliche Mittheilung jüngerer Fachgenossen, 
dass sie in einem Fall die Gefasse nicht gesehen, erwidere ich mit Helmholtz. 
„Leben Sie!) 


— 499 — 


und kennzeichnende für diese auf Lues (meist auf angeborener) beruhende Spät- 
Entzündung. 

In Lehrbächern! können Sie lesen, die diffuse Hornhautentzündung be- 
ginnt am Rande oder in der Mitte. 

Dieser Satz ist nicht ganz richtig. Die diffuse Hornhautentzindung 
beginnt stets an einem Theil des Randes. Es bildet sich meistens zu- 
erst eine graue Leiste, in welche Randschlingen-Aeste vordringen. In einzelnen 
Fällen ist die Abhängigkeit der Trübung von den Veränderungen des Horn- 
hautrandes nicht so offenkundig, aber bei sorgfältiger Untersuchung doch immer 
nachweisbar. Wenn die Trübung erst einen kleinen Theil der Hornhaut über- 
zogen hat, welcher dem Rande benachbart ist, aber den eigentlichen Rand- 
theil freizulassen scheint; so sieht man mit der Lupe deutlich die Verbindung 
des Fleckes mit dem Rand durch die neugebildeten Gefässe, sowie zartere 
Trübung des Randtheiles; ja es können schon von dem gegenüberliegenden 
Theil des Hornhautrandes feine Gefässe durch die durchsichtige Hornhaut bis 
zu dem Fleck vorgedrungen sein und diese können zunächst überwiegen. 

Ist die Krankheit erst vollständig entwickelt, das Auge lebhaft gereizt, die 
ganze Hornhaut überzogen von der Trübung, die milchig-graublau, nicht ge- 
schwirig, mitunter wolkig gefleckt oder auch von Punkten durchsetzt erscheint; 
dann sind die tiefen Blutgefässe einerseits wegen der Reizung des Auges, andrer- 
seits wegen der deckenden Trübung des Hornhauigewebes nicht immer bequem 
nachzuweisen, obwohl ich sie so gut wie niemals vermisst habe Aber auf 
dieser Stufe der Erkrankung ist die Diagnose auch vom blossen 
Auge, mit Zuhilfenahme der seitlichen Beleuchtung, ganz einfach 
und sicher zu stellen. 

Wenn hingegen schon Monate und Jahre seit dem Abklingen der heftigeren 
Entzündung verstrichen, und nur noch ganz zarte wolkige Trübungsflecke zurück- 
geblieben sind, ganz ähnlich denen, die nach einfachen, oberflächlichen, scrophu- 
lösen Hornhautgeschwürchen zurückbleiben; oder wenn die Hornhaut sogar dem 
unbewaffneten Auge ganz rein und durchsichtig erscheint, und das befallene 
Auge, welches zur Zeit der diffusen Hornhautentzündung Monate lang fast gar 
nichts oder sehr wenig gesehen hatte, nunmehr wieder feinste Druckschrift zu 
lesen im Stande ist: dann tritt das geschilderte Untersuchungsverfahren in seine 
Rechte und zeigt dem mit der Lupe hinter dem Augenspiegel langsam sich an- 
nähernden Auge des Beobachters ein geradezu überraschendes Bild der zierlichsten 
Blutgefäss-Neubildung, die wegen ihrer Regelmässigkeit selbst einem Anatomen 
als eine natürliche und angeborene Einrichtung erscheinen könnte, aber doch 
krankhafter Weise neugebildet ist und einen sicheren Rückschluss auf die Natur 
des ursächlichen Leidens zulässt. 

Immer ist wohl zu beachten, dass diese feinen Blutgefässe fast alle in der 
Tiefe des eigentlichen Hornhautgewebes verlaufen und nicht an der Oberfläche 
der Hornhaut vorspringen; dass sie von den tiefen Randschlingen der Hornhaut 
ausgehen und darum nicht in die vorderen Bindehautgefässe auf dem 
Weissen des Auges (der Augapfelbindehaut) sich fortsetzen, obwohl selbstver- 
ständlich bei einzelnen Gefässen dieser Zusammenhang nachgewiesen werden 
kann. Um diese Thatsache richtig aufzufassen, ist es nothwendig, die Gefäss- 
bildung derselben Hornhaut sowohl bei seitlicher Beleuchtung mit der Lupe 
bis in die Augapfelbindehaut hinein zu verfolgen und aufzuzeichnen; als auch 








ı Noch in einem vom Jahre 1893: „In einer Reihe von Fällen beginnt die 
Trübung in der Mitte der Hornhaut.“ | 


32 * 


— 500 — 


bei durchfallendem Licht mit der Lupe hinter dem Spiegel zu betrachten 
und aufzuzeichnen, wobei man zunächst allerdings nur bis zum Pupillen- 
rande die Hornbautgefässe wahrnimmt, aber in der Regel eine grössere 
Anzahl derselben zu sehen bekommt. Bei einiger Uebung kann man übrigens 
auch mit dem Lupenspiegel die vor der Regenbogenhaut und in der Augapfel- 
bindehaut belegenen Theile der Blutgefässe wahrnehmen. Die in dem Pupillen- 
gebiet bei der Durchleuchtung wahrgenommenen Blutgefässe erscheinen als scharf- 
gezeichnete, schwarze Linsen; dieselben Blutgefässe, bei seitlicher Beleuchtung 
mit der Lupe betrachtet, sehen grau aus, sehr viele von ihnen enthalten einen 
rothen Blutfaden. Sie sind also keineswegs als verödete Blutbahnen zu betrachten, 
sondern unterhalten einen regelmässigen Blutkreislauf. 


Die durch Lues, hauptsächlich durch angeborene, bedingte diffuse Horn- 
hautentzändung verläuft immer mit Neubildung von Blutgefässen; diese neu- 
gebildeten Blutgefässe schwinden niemals wieder vollständig.! Wenigstens 
habe ich sie ebensowohl 6 Monate, wie 1 Jahr, 2, 3, 4 Jahre, ja selbst 6, 
8, 13, 20 Jahre? nach dem Beginn der Hornhautentzündung beobachtet und 
niemals vermisst, wenn ich nach künstlicher Erweiterung der Pupille des unter- 
suchten Auges mit der Lupe hinter dem Spiegel eine genaue Prüfung vornahm. 


Mag die Hornhaut auch dem unbewaffneten Auge ganz durchsichtig er- 
scheinen, mag das früher getrübte Auge auch wieder die feinste Druckschrift zu 
lesen im Stande sein; die Lupe hinter dem Augenspiegel enthüllt uns viele 
Dutzende von besenreiserförmigen, tiefen Gefässchen, die aus dem Randtheil der 
Hornhaut gegen die Mitte vordringen und hier mit den von der entgegen- 
gesetzten Seite herkommenden sich vereinigen. Also diese optische Untersuchung 
ist berufen, in so manchem Fall das Bestehen einer wichtigen Allgemeinkrank- 
heit, der angeborenen Lues, festzustellen. 


Neben der klinischen Thatsache erstaunt uns auch die physiologische, 
dass ein schon grösserer und wichtiger Theil eines Gliedes vom menschlichen 
Körper, wie des Auges Hornhaut, “von Natur gefässlos und nur durch Saft- 
strömung ernährt, durch Krankheit eine ganz vollständige und so regelmässige 
Gefässneubildung erhalten kann, dass die berühmtesten Anatomen dadurch ge- 
täuscht wurden; und dass dieser Theil bei der neuen Ernährung durch Blut- 
gefässe ruhig fortlebt und seine wichtige Thätigkeit, als durchsichtiges Licht- 
fenster, nahezu ungestört, weiter entfaltet bis zum natürlichen Ende des Lebens. 
Aehnliche Fälle von gleicher Klarheit aufzufinden, ist schon schwierig; fast 
unmöglich scheint es, das Gegenstück dazu nachzuweisen, dass ein von Natur 
auf Blutgefäss-Ernährung angewiesener Theil, wenn er durch Krankheit seiner 
Blutgefässe vollständig beraubt wird, doch ruhig fortlebt und seine angestammte 
Thätigkeit weiter entfaltet. 

Die Gefässe der diffusen Hornhautentzändung liegen in der Tiefe und sind 
besenreiserförmig verästelt; darin stimmt die klinische Erfahrung mit der 
anatomischen Forschung überein. Aber die erstere ist reicher als die letztere und 
zeigt uns, dass erstlich im Laufe der Jahre mehr und mehr Gefäss-Schlingen 
 hervortreten (ich will übrigens gar nicht erörtern, ob sie schon von vornherein 
vorhanden, aber unsichtbar gewesen); und dass zweitens neben den tiefen Ge- 


! Dass sie in vielen Fällen wieder sparsamer werden, ist selbstverständlich. 
Am besten erkennt man dies, wenn man einen Lachsfleck der Hornhaut genau mit 
der Lupe zeichnet und den Fall weiter verfolgt. 

9 Und sogar 40 Jahre, in Fällen, deren frische Entzündung allerdings nicht 
von mir, sondern von meinen Vorgängern beobachtet worden. 


501 - - 


fässen auch einzelne oberflächliche Gefässe, wenigstens in einzelnen Fällen, 
vorhanden sind. Das sieht man schon auf frühen Stufen der Erkrankung, wenn 
man z. B. einen eben abblassenden Lachsfleck bei auffallendem Licht der Lupen- 
untersuchung unterwirft. 


Einzelne oberflächliche Gefässe sieht man auch auf späteren Stufen der 
Erkrankung, besonders in denjenigen gar nicht seltenen Fällen, wo das mit.an- 
geborener Lues behaftete, von diffuser Hornhautentzündnng heimgesuchte Kind 
im Laufe der folgenden Jahre, in Folge eines hartnäckigen Nasenschleimflusses, 
Bläschenkatarrh der Bindehaut erkrankt: es sind dies Fälle, die falsch ge- 
deutet werden können und auch oft genug falsch gedeutet worden sind: 


Noch weit reicher wird die Beimengung oberflächlicher Gefässe in dem seltnen 
Fall, wo inmitten der durch diffuse Entzündung getrübten und von Gefässen durch- 
setzten Hornhaut eine gelbe Gummigeschwulst sich entwickelt hatte und 
bei passender Behandlung unter oberflächlicher Geschwärsbildung wieder ge- 
heilt war. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einige Anmerkungen über die Ur- 
sache der diese typischen Blutgefässe veranlassenden, diffusen Hornhautent- 
zündung beiffgen. Die Ursache ist Lues. Das lässt sich am besten in einer 
grossen Stadt an einem grossen Krankenmaterial erkennen. Ich selber habe 
weit über 1000 Fälle dieser diffusen Hornhautentzündung beobachtet. 

Die Diagnose der angeborenen Lues ist gar nicht so leicht, wenigstens in 
sehr vielen Fällen; das habe ich schon kürzlich! erörtert und will darauf nicht 
wieder zurückkommen. 

Angeborene Lues schliesst die Scrophulose nicht aus, wie ich soeben 
gezeigt habe; und auch nicht die Tuberkulose. Kritik ist nothwendig. 


Vor wenigen Tagen entliess ich eine 20jährige Arbeiterin ins Seebad, bei 
der Prof. Litten Lungentuberkulose festgestellt. Sie hat RS=!/,L.=!/, 
und zeigt die typischen Gefässe einer alten diffusen Hornbautentzündung und 
charakteristische Herde im Augengrund, die namentlich links in der Peripherie 
sehr zablreich und schwärzlich, nahe der Mitte auch schon häufig und hier mehr 
schiessscheibenähnlich sind. Aber bei dieser Kranken hatte ich vor 11 Jahren 
(1885) die angeborene Lues mit Sicherheit nachgewiesen. Der damals 35 jährige 
Vater war aus dem Kriege „venere saucius“ zurückgekehrt und wurde von mir 
an diffuser Hornhautentziindung des linken Auges mit Hg erfolgreich behandelt. 
Die vor dem Kriege geborenen Kinder waren gesund; nach dem 
Kriege erfolgte erst zweimal Frühgeburt, dann kam ein todtes Kind, das 
folgende starb nach 6 Wochen. Darnach kam unsre Kranke, welche von der 
6.—25. Woche des Lebens an Hautausschlägen litt. Im 5. Jahre machte sie 
Entzündung beider Augen durch. Im 9. zeigte sie Hutchinson’sche Zähne, 
typische Hornhautgefässe und Herde im Augengrund, sowie frische Irisreizung. 
Sie wurde lange und gründlich behandelt. 12 Jahre nach der ursprünglichen 
Hormhauterkrankung wurde ein Fortschreiten der Augengrundveränderung (Pig- 
mentiren) und 3 Jahren später Lungentuberkulose beobachtet. 


Nach meiner Ansicht wäre es ein verbangnissvoller Irrthum, die typische 
diffuse Hornhautentzündung der Lues zu entziehen und der Tuberkulose, sagen 
wir ein Dritttheil der Fälle, zuzutheilen.? 


! Deutsche med. Wochenschr. 1895, Nr. 26 und 27. 

2? Hr. v. Hippel jun., der dazu geneigt ist (Archiv für Ophthalmologie XLII, 
2, 1896), gefällt sich darin, mich an meine (1868 niedergeschriebenen) 1871 in 
v. Graefe’s Klinischen Vorträgen veröffentlichten Anschauungen festnageln zu wollen. 


— 502 


Die im Gefolge der Augentuberkulose auftretenden Hornhaut- 
veränderungen sind mir nicht unbekannt; sie verlaufen ganz anders als die 
typische diffuse Hornhautentzündung. Zwei Hauptformen kommen in Betracht, 
beide sind sehr selten gegenüber der diffusen Hornhautentzündung. 

Erstlich tritt bei der entzündlichen Tuberkulose der Regenbogenhaut eine 
stärkere Punktirung der Hornhaut auf,? die Krankheit ist zumeist nur einseitig 
und an der verkästen Wucherung der Regenbogenhaut leicht zu erkennen; das 
Auge wird durch den Process zerstört oder, wegen der Unerträglichkeit des 
Schmerzes, wenn es völlig erblindet ist, vom Wundarzt entfernt. 

Sodann giebt es mildere Formen der Tuberkulose mit Knötchen 
auf der Augapfelbindehaut und Lederhaut, auch einzelnen in der Regen- 
bogenhaut, und secundärer Hornhautentzüändung. Es handelt sich scheinbar um 
chronische, über Jahre sich hinziehende und wiederkehrende Entzündung des 
vorderen Augapfelschnittes, das Auge bleibt gewöhnlich erhalten und zeigt 
schliesslich ein Aussehen, wie nach starker Lederhautentzündung. Dem ent- 
sprechend sind die Hornbautnarben ähnlich denen der secundären, s0- 
genannten sklerosirenden Randkeratitis; ebenso auch die Gefässe, denen 
aber zahlreiche oberflächliche Aeste beigemengt sind. 

Einen Fall habe ich mit Herrn Geheimrath Koch zusammen behandelt. 
Ein 14 jähriges Mädchen erkrankte 1887 an hartnäckiger, stets wiederkehrender 
Augenentzündung, 1890 beiderseits Sklerokerato-iritis, rechts Finger 7’, links 1‘. 
Tuberkulöse Halsdrüsen. 1891 deutlich tuberkulöse Episkleritis: rundliche, 
kleine, sulzige Knötchen in der Augapfelbindehaut über der geschwollenen Leder- 
haut. In dem ausgeschnittenen Gewebestück fand Prof. Dönitz Tuberkelstructur, 
aber keine Bacillen. Ein anderes Stück pflanzte ich in die Vorderkammer eines 
kräftigen Kaninchens; es wurde allmählich aufgesogen, ohne Tuberkulose zu 
verursachen. 

Jetzt wurde die Kranke von mir zu Herrn Geheimrath Koch gesendet, 
welcher die Diagnose auf Tuberculosis gland. lymph., Tuberc. conj. oc. utr., 
Tub. irid. d. (submiliare Knötchen) stellte und die Behandlung mit sehr kleinen, 
allmählich steigenden Gaben von Tuberkulin einleitete. Nach jeder Injection 
(von der zweiten ab) erfolgte Teimperatursteigerung und auch örtliche Reaction 
am Auge (für einen Tag); später nahm die Reaction ab und blieb endlich ganz 
aus. Nach 78 Tuberkulin-Injectionen, 21. Januar 1893, hatte ich die freudige 
Genugthuung, die Kranke in blühendem Zustand und mit reizlosen Augen 
wiederzusehen. Dichte Hornhauttrübung, sklerotisch, nicht diffus, 
hintere Verwachsungen, bläuliche Verfärbung der Lederhaut rings um die Horn- 
haui. Nunmehr vollführte ich die Iridectomie auch auf dem rechten Auge, wie 
schon vorher auf dem linken, und fand am 17. Juni 1895 R.S = hp, Lu ss Tag 
1898 ziemlich ebenso. 

Soviel über Skrophulose und Tubarkulose im Verhältniss zu der 
diffusen Hornhautentzündung. Mit denen, die beute noch, wie seiner Zeit der 
alte Arlt, eine rheumatische Form der diffusen Hornhautentzündung annehmen, 
will ich nicht rechten; manchmal machen sie selber das Eingeständniss, es sei 
ja gar keine diffuse Hornhautentziindung gewesen. 

Weit wichtiger scheint mir die Erörterung, warum in zahlreichen 
Fällen die vorhandene Lues verkannt wird. Sie braucht nämlich nicht 


Ich hoffe, dass es dem geehrten Herrn Collegen ebenso gehen wird, wie mir, — näm- 
lich in 27 Jahren eigner Beobachtung etwas zuzulernen und irrige Anschauungen 
aufzugeben. 

t Vgl. Fig. 2, S. 196, Centralbl. für Augenheilk. 1882. 


— 503 — 


angeboren zu sein. „Beide Eltern des an diffuser Hornhautentzindung er- 
krankten Kindes waren gesund, alle Geschwister sind gesund, es fehlten in der 
Familie Fehl- und Todtgeburten“; das wird uns in Schrift und Wort eingewendet 
und wurde auch in der letzten Erörterung, die im Schoosse der Berliner me- 
dicinischen Gesellschaft stattfand, ausdrücklich hervorgehoben. Aber dann 
kann die Lues dem Kinde von der Amme her eingeimpft sein. Das 
ist gar nicht so selten, obwohl die Lehrbücher es nicht erwähnen und sogar 
Hutchinson davon schweigt. Ich habe schon seit Jahren so manche Be- 
obachtung dieser Art in meinen Büchern verzeichnet, auch bereits im Central- 
blatt für Augenheilkunde Mai 1892 einen derartigen Fall ganz gelegentlich 
mitgetheilt und im letzten Jahre nicht weniger als sechs Fälle der Art 
beobachtet. Dies Vorkommniss habe ich besonders in den Familien alt-orthodoxer 
Juden aus Russland vorgefunden, wo der Vater etwa 18, die Mutter 16 Jahre 
alt ist zur Zeit der Eheschliessung.! 

Einen Fall der Art verdanke ich meinem Freund Prof. J. Wolff, zu dem 
der Knabe aus Russland behufs Operation der erworbenen Gaumendurchbohrung 
gebracht wurde, aber wegen frischer syphilitischer Geschwüre an dem Defect 
nicht operirt werden konnte Die Ansteckung des Knaben seitens der Amme 
scheint ganz sicher festgestellt zu sein, wie ich durch genaue Befragung des 
Vaters erhärten konnte. Die frische diffuse Hornhautentzündung des rechten 
Auges bei dem 12jährigen Knaben zeigte die typische Gestaltung und heilte, 
unter Sublimateinspritzung nach Prof. Lewin, sowie unter Einträuflung von 
Atropin und Cocain verhältnissmässig rasch, binnen zehn Wochen, bis auf ge- 
: ringe Rückstände. 

Einen zweiten Fall habe ich noch zur Zeit in Behandlung. Seine Eltern 
sind gesund, seine sieben Geschwister gesund. Seine Amme hatte Geschwäre, 
welche die 16 jährige Mutter wohl gesehen, aber nicht verstanden hatte. Er 
selber hatte im ersten Lebensjahre Geschwüre am Kopf, erkrankte im 16. an 
starker, chronischer Knochenhautverdickung der linken Tibia und im 18. an 
rechter, diffuser Hornhautentzündung, in der ich trotz der Reizung und der aus- 
gedehnten Trübung gleich bei der ersten Prüfung die tiefen Gefässprocesse auffand. 

Ausser der angeborenen Lues, der häufigsten Ursache, und der von der 
Amme ber übermittelten, die schon weit seltener ist, kommt endlich noch, eben- 
falls selten, die erworbene Lues der Erwachsenen als Ursache diffuser Horn- 
hautentzindung in Betracht. Bei Greisen habe ich die letztgenannte Form nie 
beobachtet, sondern nur bei Frauen, seltener bei Männern, in der Blüthezeit des 
Lebens. Tritt früh eine gründliche Behandlung ein (Einreibung, bezw. Sublimat- 
Einspritzung in das Gesäss), so gelingt es hier öfters, die Krankheit auf einer 
niederen Entwicklungsstufe zurückzuhalten, so dass sie mehr einer Randkeratitis 
äbnlich bleibt. Es ist ein Irrthum, dass bei der auf erworbener Lues beruhenden 
diffusen Hornhaut-Entzündung die neugebildeten Blutgefässe fehlen. 

Bis Ge stand in fast allen unseren Lehr- und Handbüchern der Augen- 
heilkunde,? wenn dieser Gegenstand überhaupt berührt wurde, dass die Horn- 
hautgefässe nach Heilung der diffusen Entzündung wieder verschwinden. 


! Aber gelegentlich findet diese Arten der Uebertragung auch statt in den (die 
osse Mehrzahl bildenden) Kreisen, welche keine Ammen halten. „Kleine Epi- 
emieen von Lues in Folge der gegenseitigen Hilfe, welche sich in den niederen 

Classen oft ammende Mütter mit den säugenden Kindern leisten, gehören nicht zu 
den Seltenheiten. (Bergh.)“ (Joseph, Geschlechtskrankheiten 1894, I, S. 81.) 

2 Vgl. die Blumenlese, die ich in der Deutschen med. Wochenschrift 1888, 
Nr. 25 und 26 gegeben. Daselbst habe ich auch die Frage der Priorität, die 


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Meine damals ausgesprochene Erwartung, dass die zukünftigen Lehr- 
bücher dies richtig stellen würden, ist, wenigstens für die guten, in Erfüllung 
gegangen. Die Palme gebührt wieder dem Lehrbuch von Fuchs (V. Aufl. 1895, 
H 152 —153), das in klarer und gründlicher Weise die Unterschiede hervor- 
hebt zwischen den oberflächlichen (pannösen) Blutgefässen und den tiefen, die 
nach der diffusen Hornhautentzändung zurfickbleiben. Nur die beiden Figuren 
(38 und 39), welche zur Erläuterung dienen, scheinen mir nicht gerade von 
den besten Fällen herzurühren. Andre, sehr verbreitete Lehrbücher sind weniger 
genau; den 1894 gedruckten Satz, dass die Blutgefässe nach der Heilung der 
d:ffusen Hornhautentzündung „gelegentlich, durchaus nicht immer, mit der Lupe 
noch nach Jahren constatirt werden können“, kann ich auf Grund meiner Er- 
fahrungen nicht als zutreffend anerkennen. 


Natürlich giebt es noch andere Erkrankungen des Hornhautgewebes, welche 
tiefe Hornhautgefässe ausbilden. Diese Entzündungen haben sogar einige Be- 
rübrungspunkte mit der diffusen, sowohl hinsichtlich der Ursache als auch der 
Erscheinungsform. Hierher gehört vor Allem die sogenannte sklerosirende 
Randkeratitis, welche ja nicht selten durch Lues bedingt wird. Die Gefass- 
bildung ist beschränkt auf einen, sei es schmalen, sei es breiteren Rand- 
theil der Hornhaut; zwischen den wolkenartig zusammengeballten Trübungs- 
flecken der Hornhaut erscheinen Büschel von tiefen, plumpen Blutgefässen, 
wie von einem an den Spitzen abgefegten Reisbesen,! während zwischen 
den Büscheln auch einzelne feinere Aeste aus der Bindehaut (bezw. aus den 
oberflächlichen Randschlingen) auf die Hormhaut übertreten. 


Eine sehr merkwürdige Gefässneubildung sah ich in einem Falle von ein- 
facher (nicht specifischer) Lederhautentzündung am oberen Hornhautrande: während 
das Randschlingennetz vorgeschoben wurde, bildete sich eine tiefe, querliegende 
Locke von dichtgedrängten, schlingenförmigen Blutgefässen, von denen schliesslich, 
für die klinische Beobachtung, nur ein Bündel zurückblieb.? 


Ueberhaupt war die Meinung irrig, die man bis vor kurzem von den neu- 
gebildeten Hornhautgefässen gehegt bezw. gedruckt hat, dass sie nämlich nach 


neuerdings in Lehrbiichern und Abhandlungen mehrfach ganz irrthümlich be 
sprochen ist, schon richtig dargestellt und zwar folgendermaassen: 

1. Schöbl, November 1886: Genaue Darstellung der Anatomie, Hinweis auf 
die EE des lebenden Auges, (die übrigens ja schon von Beer geübt 
worden). 

2. Hirschberg, November 1886, Lupenbild der tiefen, besenförmigen Horn- 
hautgefässe bei diffuser Hornhautentzündung. Anwendung der Lupe bei reflectirtem 
und durchfallendem Licht, d. h. hinter dem Augenspiegel, „seit etlichen Jahren“. 

3. Nettleship, Diseases of the eye, London 1887, fourth edition, S. 114: ven 
minute vessels (as in Fig. 52) seen by direct ophthalmoscop examination with a hig 
+ lens, nearly strait and branching at acute angles with short abrupt rectangular 
bends here and there, are often left, and when found are good evidence of inter- 
stitial Keratitis. In den früheren Auflagen fehlt dieser Satz. 

4. Hirschberg, 1888: Genaue Darstellung der klinisch sichtbaren Hornhaut- 
gefasse mit 12 Abbildungen. 

Somit ist es nicht richtig, „dass der Nachweis dieser Gefässe mit einem hinter 
dem Augenspiegel angebrachten starken Convexglas zuerst von Nettleship erbracht 
und dann von Hirschberg ausführlicher erörtert wurde“, wie es noch in einem 
Handbuch von 1893 dargestellt wird. 

! Gelegentlich sieht man solche auch bei noch frischer, diffuser Hornhaut- 
entzündung. 

3 Ich betone ausdrücklich, dass man schlingenfórmige Umbiegungen nicht 
immer am Lebenden sehen kann, ohne dass man ihr Vorhandensein leugnen darf. 


— 505 — 


Ablauf der ursprünglichen Entzündung wieder verschwinden, — wie der Mohr, 
der seine Schuldigkeit gethan. 

Tiefere Geschwüre der Hornhaut heilen unter Neubildung von Blut- 
gefässen, die von dem Rande der Hornhaut zu dem Geschwürsboden hinziehen, 
offenbar den Ernährungsstoff zur Ausfüllung des Substanzverlustes herbeischaffen 
und, obwohl sie krankhaft sind, doch bei Leibe nicht zerstört werden dürfen. 
Man nennt das in der schönen Sprache der Aerzte den Reparationspannus, 
d. h. wörtlich Wiederherstellungslumpen. Untersucht man nun einen solchen 
weissen Narbenfleck, der nach einem tiefen Hornbautgeschwär zurückgeblieben 
ist, selbst nach Jahren, mit der Lupe hinter dem Augenspiegel, so findet man 
zu seiner Ueberraschung, dass das Narbengewebe ganz und gar durchsetzt ist 
von Blutgefassen, deren Hauptstamme bis zum Hornhautrande und darüber hin- 
aus bis zu den vorderen Bindehautgefässen oberhalb der Lederhaut sich 
verfolgen lassen, während das ganze gewölbbogenartige Randschlingennetz rings 
berum in den angrenzenden Theil der Hornhaut hinein vorgeschoben ist, hin- 
gegen die von dem Narbenfleck freien Theile der eigentlichen Hornhaut auch 
gofässlos erscheinen. | 

Besonders lehrreiche Bilder liefert die traurige Kalkverätzung der Horn- 
haut, nach welcher auf dem weissen Hintergrund die oberflacblichen, hellrothen 
Gefässe bis in die feinsten Verzweigungen hinein recht deutlich sich abheben. 

Auch das gewöhnliche Fell der körnigen Bindehautentzündung, 
der sog. Pannus trachomutosus, ist ganz eigenartig. 

Zuerst werden die (in die vorderen Bindehautgefässe) zu verfolgen- 
den Randschlingen über die eigentliche Hornhaut fort, gemeinhin von ihrem 
oberen Rande aus, vorgeschoben.! 

Sodann rückt das baumförmig verästelte, deutlich oberflächliche, dichte 
Gefässnetz weiter nach unten bis zur Mitte der Hornhaut und darüber hinaus; 
am vorderen Ende der Gefässneubildung sind zahlreiche Schlingen, Umbiegungen 
von feinen Arterien in breitere Venen deutlich zu unterscheiden. Besonders 
deutlich sind diese Schlingen bei durclifallendem Licht, mit dem Lupenspiegel, 
zu sehen, namentlich bei solchen Kranken, die mit einer (selten nützlichen) 
Pupillenbildung durch Regenbogenhaut- Ausschneidung zu uns kommen. 10 Jahre 
und länger nach dem scheinbaren Erlöschen der Krankheit habe ich diese Ge- 
fässbildung beobachtet und gezeichnet. 

Schliesslich wird die ganze Hornhautvorderfläche von einem oberfläch- 
licben Gefässnetz überzogen, dessen breitere venöse Stämme einerseits am Horn- 
hautrande in die der Bindehaut übergehen, andrerseits vor der Pupille durch 
Schlingen aus feineren arteriellen Gefässen ihren Ursprung nehmen, oder auch 
durch breitere Bögen in benachbarte Venen überfliessen. 

Noch viele Jahre nach scheinbarer Ausheilung des dicken Felles (Pan- 
nus crassus), wenn das röthliche, unebene Aussehen der Hornhaut geschwunden, 
das Auge, welches früher kaum Finser in der Nähe gezählt, wieder mittlere 
Schriften zu lesen im Stande ist, kann man die zahlreich zurückbleibenden 
Blutgcfässe nachweisen. 


1 „Trachom habe ich seit acht Jahren, Pannus nicht,“ sagte mir kürzlich ein 
russischer Arzt. Ich fand mit der Lupe sofort den Pannus. Vom blossen Auge 
sieht man am oberen lItande der Hornhaut eine graue Randleiste von kaum 1 mm 
Breite. Diese ist bei Leuten, welche die körnige Bindehauterkrankung ohne schwere 
Schädigung durchgemacht haben, so ausserordentlich häufig, dass schon dadurch die 
Meinung widerlegt wird, Pannus sei eine besondere Nebenkrankheit des Trachoms, 
mit eigener Ursache. 


— 506 — 


Bei dem sogenannten scrophulösen Fell ist der Charakter der Blut- 
gefässe einigermaassen ähnlich wie bei dem trachomatösen, nur die Verthei- 
lung andersartig, nicht so regelmässig von oben her beginnend und auch nicht 
so vollständig über die Hornhautvorderfläche ausgedehnt. 

Von den frischen (acuten) Hornhautveränderungen durch Bläschencatarrh 
(Phlyktaenen) will ich hier nicht reden, zumal man deren Blutgefässe vom 
blossen Auge nicht bloss deutlich wahrnehmen, sondern auch in den verschie- 
denen Processen leicht auseinander halten kann: bei dem Randgeschwürchen 
mit späterer Gefässneubildung ist die letztere breiter als die erstere, die mitt- 
leren Gefässe scheinen das Geschwür zu erreichen, die seitlichen sind kürzer; 
bei dem scrophulösen Gefässbändchen entwickelt sich vom Hornhautrande aus 
vordringend ein schmaler Büschel radiärer Blutgefässe, an der Spitze (nach der 
Hornhautmitte zu) von einem bügelförmigen, gelbweissen Herd umgeben, der 
mit dem Verwachsen der Blutgefässe weiter vorrückt. 

Aber auch hier bleibt die Gefässneubildung für das ganze Leben erhalten 
und gestattet noch nach vielen Jahren sichere Rückschlüsse auf das ursprüng- 
liche Leiden. ` 

Die neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut sind nicht bloss geeignet, zur 
besseren Erkenntniss, sei es von örtlichen Augenkrankheiten, sei es vom All- 
gemeinleiden beizutragen, sondern auch berufen, einige schwierige Fragen der 
allgemeinen Krankheitslehre mit aufklären zu helfen. 


Journal- Uebersicht. 
I. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXV. Heft 1. 


1) Buphthalmus mit Lenticonus posterior, von Dr. E.Pergens in Brüssel. 
(Aus dem Institut ophtalmique du Brabant in Brissel.) 

Verf. kann als erster den anatomischen Befund eines Menschenauges mit 
Lenticonus posterior bringen. Dieser fand sich in dem Auge eines 4jahrigen 
Kindes, bei dem der Buphthalmus schliesslich die Enucleation nöthig machte. 

An der vorderen Linsenfläche fand sich Cataracta pyramidalis. Der ganze 
hintere Theil der Linse verlief konisch. Die Linsenkapsel war hinten so vei- 
dünnt, dass ein Riss sehr wahrscheinlich erschien. Bis auf einen mittleren 
normalen Theil war die ganze Linse tribe. 

Grösse und Schwere der Linse scheinen diesen Buphthalmusfall denjenigen 
Glaukomfällen anzureiben, bei denen die grosse Linse als Ursache der Druck- 
steirerung angesehen wird. 


2) Ein Fall von Angioma orbitae fibrosum, von Dr. Ernst Neesen 
in Kiew. 


3) Ueber Accommodation bei Aphakie, von Dr. O. Walter in Odessa. 
Bei einem 26jährigen Arbeiter, dem beiderseits die Linsen wegen hoch- 
gradiger Myopie (— 16 D) entfernt waren, fand sich auf dem rechten Auge 
gutes Sehen für die Nähe mit dem Correctionsglase für das Fernsehen. 
Verf. nimmt an, dass der Brechungscoefficient des Glaskörpers erhehlich 
von dem des Vorderkammerwassers differiren kann. Der Glaskörper konnte 
rechts, wo eine Discission des Nachstars gemacht war und er so mit der 


z Dt es 


Vorderkammer communicirte, der Druckwirkung des Ciliarmuskels folgen und 
sich in die Vorderkammer kugelig verwölben. Die vermehrte Brechung bewirkt 
die Accommodation. 


4) Begriff und Messung der centralen Sehschärfe auf physiologischer 

Grundlage, von Oberstabsarzt Dr. Guillery in Köln. 

Verf. schickt eine Auseinandersetzung über die verschiedene Auffassung 
des Begriffes „centrale Sehschärfe“ voraus. Er selbst fand als Bereich des 
deutlichsten Sehens, in dem die Netzhautelemente als gleichartig anzusehen 
sind, einen Bezirk von 0,05 mm Durchmesser. Für Messung der auf diesem 
Bezirk beschränkten Sehschärfe ergaben die Snellen’schen Probebuchstaben zu 
grosse Netzhautbilder, sie messen zugleich periphere Sehkraft. Verf. hält seine 
Punktproben für geeignet zu einer correcten Messung. 


5) Physikalische Studien über Augendruck und Augenspannung, von ` 
Dr. R. Gruber, Assistent an der I. Wiener Augenklinik. 

Verf. fasst seine Ergebnisse dabin zusammen. Die elastische Augenkapsel 
wirkt so, dass sie jedem positiven, den Luftdruck übersteigenden, Innendruck 
entgegenwirkt. Sie strebt vermöge ihrer elastischen Constanten dahin, den 
normalen mittleren Augendruck zu erhalten. Jede Störung der elastischen 
Energie muss eine schwere Schädigung des Augenapparates hervorrufen. 

Die Höhe des intraocularen Druckes im grossen, das Auftreten effectiver 
Drucksteigerung steht nicht in erster Linie mit der elastischen Spannung oder 
einer Alterirung derselben im Zusammenbang. Drucksteigerung wird im Innen- 
raum des Auges auch dann bei ganz normal elastischen Augenhäuten auftreten 
müssen, wenn andere, uns gegenwärtig noch nicht bekannte Momente dies be- 
dingen. 


6) Ueber eine durch temporäre Resection der äusseren Orbitalwand 
nach Krönlein exstirpirte Orbitalcyste (Cephalocele), von W. Klingel- 
höffer, Assistent. (Aus der Augenklinik von Prof. W. Weiss.) 


7) Fortgesetzte Versuche über Desinfection des Lidrandes und Binde- 
hautsackes. — Die Wirkung 0,75°,, Kochsalziösung auf Micro- 
coccus pyogenes aureus, von Privat-Doc. Dr. L. Bach in Würzburg. 

Das praktische Ergebniss der Versuche ist, dass man keine. irgendwie 
nennenswerthe Einwirkung der physiologischen Kochsalzlösung auf die Keime 
des Lidrandes und des Bindehautsackes erwarten kann; die Spülung wirkt haupt- 
sächlich mechanisch. 


Berichtigung, betreffend Dr. Liebrecht’s Abhandlung: Ueber physio- 
logisches und hysterisches Doppeltsehen. (Archiv f. Augenheilk. Bd. XXXIV. 
Heft 2.) 


Heft 2 u. 3. 

8) Ein Fall von Retinitis circinata mit anatomischer Untersuchung, 
von Dr. E. Amman, I. Assistent der Klinik. (Aus der Universitats-Augen- 
klinik in Zürich.) 

Bei einem Patienten, der wegen Glaucoms in Behandlung stand, wurde 

Retinitis circiata beobachtet, bei der der weisse Kranz zunächst typisch war, 


-- 508 - 


um spater zu zwei weissen Plaques zu verschmelzen. Im Urin fanden sich 
Spuren von Eiweiss. 

Der anatomische Befund ergab, dass die weissen Flecke des ophthalmo- 
skopischen Befundes allein durch Ansammlung von Fettzellen bedingt waren, 
dass sie ferner da entstanden, wo früher Blutungen gesessen hatten, dies aber 
erst zu einer Zeit, wo von der Blutung an der betreffenden Stelle schon lange 
nichts mehr zu sehen war. 

Die hyalinen Schollen, die zahlreich gefunden wurden, sind aus zerfallenen 
rothen Blutkörperchen, nicht durch Exsudation einer eiweissreichen Flüssigkeit 
entstanden. Ophthalmoskopisch sind sie garnicht sichtbar und bedingen nur 
eine wahrscheinlich schmutzig-rothe Verfärbung der betreffenden Netzhautstellen. 

Die gefundenen Fettkörnchenzellen sind sehr wahrscheinlich aus Endothelien 
hervorgegangen. 


. 9) Fibrombildung am Limbus der Cornea bei Frühjahrscatarrh, von 
Dr. Hans Schlub in Basel. 


10) Ueber Zwillingsganglienzellen in der menschlichen Retina, vun 

Privat-Doc. Dr. R. Greef in Berlin. | 

Verf. führt den anatomischen Nachweis von einigen unmittelbaren Zel- 
verbindungen zwischen je zwei Ganglienzellen der Retina, die durch eine dicke, 
sich nicht theilende Protoplasmabrücke verbunden sind. 

Diese Zwillingsganglienzellen kommen anscheinend nur beim Menschen vor. 
Verf. bespricht im Anschluss horizontal verlaufende Zellen in der Retina. Diese 
stellen nach seiner Ansicht Associationen in einer niederen, die Brücken zwischen 
den Ganglienzellen Associationen in einer höheren geistigen Sphäre dar. Je 
höher ein Thier organisirt ist, desto zahlreicher bestehen die Associationen. 


11) Beobachtungen an der Macula lutea, von Lindsay Johnson in 

London. (III. Theil.) 

Verf. bespricht im III. Theile die Membrana limitans externa, die für ibn 
keine Membran ist, sondern nur aus sich verflechtenden Fasern gebildet wir. 

Es folgt die Besprechung der äusseren molecularen Schicht, dann die der 
äusseren Faserschicht. 

Der Verf. ist der Ansicht, dass die Ausläufer der Sehnervenfasern ohne 
Unterbrechung von dem Sehnerven bis in die „Sehkugeln der hexagonalen 
Schicht“, die Pigmentschicht, sich verfolgen lassen. 

Er unterscheidet 2 Arten von Sehnervenfasern nach der Isolirung, von 
denen die „Zapfenfasern“ markhaltig, die „Stäbchenfasern“ marklos sind. 

Verf. verspricht noch eine Fortsetzung. 


12) Zur Tuberculose des Auges, von Dr. E. Lubowski in Kattowitz 
(Aus der Kölner Augenheilanstalt für Arme [San.-Rath Dr. Samelsohn].) 
Verf. theilt einen Fall von absolutem Glaucom in Folge von Tuberculose 

des Auges mit. Bemerkenswerth war, dass nur die untere Hälfte der Netzhaut 

sich erkrankt zeigte, indem sie um ein mehrfaches verdickt und von Tuberkel- 
knötchen dicht durchwachsen war. 


- 509 — 


13) Zur Frage der Entstehung der Stauungspapille, von Priv.-Doc. Dr. 

Hoche, I. Assistenten der psychiatrischen Klinik in Strassburg i. E. 

Zur Frage, ob die Stauungspapille auf mechanischem oder entzündlichem 
Wege entsteht, weist Verf. derauf hin, dass bei Hirndruck der Sehnerv nicht 
der einzige degenerirende Nerv ist, sondern dass gleichzeitig regelmässig sich 
Degenerationserscheinungen an den hinteren Wurzeln des Rückenmarks zeigen. 
Das einzig Gemeinsame beider Processe ist die mechanische Drucksteigerung 
der Cerebrospinalflüssigkeit, die so als deren wesentlichste Ursache erscheint. 
Der Einfluss von Toxinen ist weder erwiesen, noch wahrscheinlich. Die Vor- 
gange am Opticus sind am wahrscheinlichsten die, dass der in Folge der Lymph- 
stauung aufgelockerte, Ödematös vergrösserte Sehnerv in der Gegend der Lamina 
cribrosa eine Einschnürung erfährt, die durch Aufhebung des trophischen Ein- 
flusses der Ganglienzellen eine Degeneration ger Opticusfasern central und 
peripher von der Lamina cribrosa erzeugt. 


14) Erfahrungen und Studien über Strabismus, von Dr. Ph. Steffan in 

Frankfurt a. M. 

Verf. verwirft die Annahme, dass die Schwachsichtigkeit schielender Augen 
eine Amblyopie durch Nichtsehen sei, sie könne vielmehr nur congenitalen Ursprungs 
sein. Letzteren vermuthet Verf. in retinalen Blutungen während des Geburts- 
actes, die trotz ihres spurlosen Verschwindens Amblyopie verursachen können. 
Diese congenitale Schwachsichtigkeit stellt ein begünstigendes Moment dafür 
dar, dass der binoculare Sehact nicht zur richtigen Entwickelung kommt. Ein 
garnicht oder nur mangelhaft erlernter binocularer Sehact stelle die Endursache 
alles Schielens dar, so zwar, dass: die binoculare Fixation statt in den bino- 
cularen Sehact überzugehen, unter dem Einflusse überwiegender äusserer Muskel- 
kräfte verloren geht und meist Strab. convergens zu Stande kommt. Ist die 
befundlose Amblyopie eine congenitale und unveränderlich, so sei es zwecklos 
frühzeitig zu operiren, man kann warten, bis Pat. vernünftig genug zur blossen 
Cocainbetéaubung ist. Verf. schliesst: Je früher die Operation, desto unsicherer 
das definitive Resultat. 


15) Anatomische Untersuchung eines sogenannten Coloboma nervi 
optici, von Dr. M. Görlitz, Assistenten: an der Univ.-Augenklinik zu 
Freiburg i. B. 

Verf. untersuchte einen Fall, bei dem die ophthalmoskopische Diagnose 
Coloboma nervi optici lautete, anatomisch. Es fand sich ein Defect der Cho- 
rioidea, der sich an den unteren Rand des Sehnerveneintritts anschloss und den 
Eingang zu einer umschriebenen Ectasie der Sklera mit theilweise verdickten 
Wandungen bildete. 

Der Sehnerv selbst war normal. 

Verf. knüpft Erörterungen über die Entstehung der Colobome des Bulbus 
an und weist darauf hin, dass man klinisch die Fälle von wirklichen und 
scheinbaren Opticuscolobomen noch nicht genügend sicher sondern kann. 


16) Bemerkungen zu dem Aufsatz Walter’s: Ueber Accommodation 
bei Aphakie, von Dr. Th. Cohnstein in Berlin. 
Verf. wendet u. A. ein, dass Walter nicht versuchte, die nach seiner An- 
nahme durch Wirkung des Ciliarmuskels entstandene Accommodation bei Aphakie 
durch Atropin aufzuheben. 


— 510 


Ferner sei der Brechungscoefficient des Glaskörpers durch wechselnden 
Kochsalzgehalt des Glaskörpers nicht in dem von Walter angenommenen Maasse 
schwankend. 


17) Bemerkungen zu der „Berichtigung Dr. Guillery’s“. 


Heft 4. 
18) Beitrag zur chirurgischen Behandlung hochgradiger Kurssichtig- 
keit, von Prof. Dr. ©. Fröhlich in Berlin. 

Innerhalb von 3 Jahren hat Verf. bei 16 männlichen und 14 weiblichen 
Individuen, deren Alter von 10—27 Jahren schwankte und deren Kurzsichtigkeit 
13—20 Dioptrien betrug, die Linse operativ entfernt, und zwar 20 mal doppel- 
seitig, 10 mal einseitig. Es bildeten Fundusveränderungen ohne Blutungen keine 
Gegenanzeige, wohl aber Glaskörpertrübungen mit Rücksicht auf die veränderte 
Consistenz des Gewebes. 

Von diesen 50 Fällen verliefen 23 völlig normal. Complicationen traten 
ein nach der Discission: Einklemmung des Pupillenrandes in den Stichcanal 
zweimal, Trübung des Stichcanals einmal, Bildung einzelner hinterer Synechien 
dreimal, Iritis mit dichter Nachstarbildung einmal, glaukomatöse Drucksteige- 
rung zweimal. 

Nach der Linear-Extraction: Vordere Synechie sechsmal, Einheilung der 
Linsenkapsel in die Cornealwunde viermal, Iritis mit Hypopyon zweimal, einzelne 
bintere Synechien fünfmal. 

Nach der Nachstar-Operation: Netzhautablösung einmal; nach Ablauf des 
Heilverfahrens Netzhautablösung zweimal, Zunahme der patholog. Hintergrund- 
veränderungen zweimal. 

Es gilt, mit möglichst wenigen, aber auch möglichst schonenden Eingriffen 
auszukommen. Gegenüber der Angabe, dass nach der Entfernung der Linse die 
Bildung krankhafter Veränderungen des Augenhintergrundes stillstehe, berichtet 
Verf. über 2 Fälle, wo trotz der Aphakie die Veränderungen stark fortschritten. 

Bei der Neuheit des Verfahrens hält Verf. noch manche Punkte der Auf- 
klärung für bedürftig. 


19) Ueber Cysten der Krause’schen Drüsen, von Dr. Gottfried Ischreyt 
aus Riga. 

20) Ein Fall von cystoider Bildung in der Bindehaut des Augapfels, 
von Dr. K. Rumschewitsch in Kiew. 

21) Mittel zur Bekimpfung der Infection nach intraocularen Opera- 
tionen. (Experimentelle Untersuchungen). Von Dr. Ostwalt in Paris. 
Experimente von 100 Kaninchenaugen bestätigten zunächst die alte Er- 

fahrung, dass Infectionen bei eröffneter Linsenkapsel erheblich schwerer sind, 

als ohne Verletzung derselben. Die Linsenmasse bietet einen ungleich besseren 

Nährboden für die Bakterien, als das Kammerwasser. 

Die bisher übliche Methode, bei Infectionen nach intraocularen Operationen 
der Vorderkammer mit Antisepticis auszuspülen, versagt meist, da nicht ge- 
nügend von den Antisepticis in der .Vorderkammer zurückbleibt. Verf. ver- 
suchte daher, Antiseptica in fester Form in die Vorderkammer zu bringen. Da- 
bei bewährte sich Jodoform am besten, doch backte es sofort zusammen. Dem 





- dll -- 


abzuhelfen gelang durch Herstellung einer Art Paste, die in der Vordarkammer 
sofort zerficl, wodurch das Jodoform sich wie ein Hypopyon unten ansammelte. 

Es vergingen 4—5 Wochen, bis alles resorbirt war. 

Bei intacter Linsenkapsel bewirkte die Jodoformeinführung unmittelbar nach 
der Infection Heilung, 6—7 Stunden nach der Infection unter 4 Fällen dreimal 
Heilung, einmal Besserung. Kam das Jodoform erst 16—17 Stunden nach der 
Infection in die Vorderkammer, so trat Panophthalmie ein, aber die Vereiterung 
der Hornhaut wurde verhindert. 

Bei verletzter Linse konnte die Panophthalmie durch Jodoformeinführung 
nur verlangsamt, die Hornhaut meist vor der Vereiterung bewahrt werden. 


22) Ein Fall von angeborener, abnormer Schlängelung der Netzhaut- 
nerven beider Augen, von Dr. Gloor, Assistenten an der Univ.-Augen- 
klinik zu Basel. Spiro. 


Band XXXVI. Heft 1 u. 2. 
1) Extraction mit Lappenschnitt nach unten ohne Iridectomie, von 

Prof. Dr. C. Schweigger, Geh. Med.-Rath, Berlin. 

Seit 1887 macht Verf. zur Cataract-Extraction den Lappenschnitt ohne 
Iridectomie zunächst nach oben, seit 1888 nach unten. Seine Resultate er- 
wiesen, dass Nachstar und Verluste bei der Operation mit Iridectomie nicht 
geringer sind, als ohne Iridectomie. Da es bei den Patienten der Universitäts- 
klinik nur selten gelingt, die Krankengeschichte bis zur Erreichung endgiltiger 
Sehschärfe 2—3 Monate nach der Operation fortzuführen, legt Verf. Gewicht 
darauf die Star-Extractionen der Privatpraxis zu verarbeiten, wo längere Beob- 
achtung möglich war und die erheblichere Intelligenz der Patienten Vortheile 
bot. In der Privatpraxis operirte Verf. von 1888—1895 mit Iridectomie 194 mal, 
ohne Iridectomie 208 mal. Das Verhältniss der Sehschärfe war mit 26°/, 
S = lj, — 1 bedeutend ginstiger ohne Iridectomie, als bei 4 bis 7°/, S = 3/, —1 
mit Iridectomie. | 

Die Verlustziffer war bei den mit Iridectomie operirten Fällen = 7 = 3,6 °/,, 
bei den Fallen ohne Iridectomie = 5 = 2,4 °/,. 

Die Lappenbildung nach unten empfiehlt Verf., weil sie weniger Ansprüche 
an den Pat. stellt und dabei dessen Bestreben das Auge nach oben zu rollen 
nicht bekämpft zu werden braucht. Dies Bestreben hindert auch die Besichtigung 
der Wunde nach der Operation bei Schnittführung nach oben sehr erheblich, 
sehr wenig bei unterem Lappenschnitt. Zur Schnittführung benutzt Verf. das 
bereits von A. G. Richter empfohlene, breite Starmesser. Zur Fixation dient 
statt der Pincette eine zweizinkige Gabel, deren Spitze etwa Amm von einander 
entfernt sind. 

Als gefahrloseste Nachstaroperation übt Verf. die Durchschneidung des 
Nachstars mit der verkleinerten Iridectomiescheere. 

Irisvorfälle kamen bei den ohne Iridectumie operirten 208 Fällen höchstens 
10 °/, vor; bei den mit Iridectomie operirten Fällen waren es 9,79 °/,. 

Seit 1897 führt Verf. nach der Extraction eine periphere Durchschneidung 
der Iris aus, um Vorfall zu verhüten. Die Lücke wird zunächst durch Eserin 
klaffend erbalten, verwächst später vollständig. Unter den letzten 100 Opera- 
tionen nach diesem Verfahren kamen nur 2 Irisvorfälle vor, die abgetragen 
werden mussten. 


-- 512 - 


2) Erörterungen das Sehen der Schielenden betreffend, von Geh. Mei.- 
Rath Prof. Dr. A. Graefe, Weimar. 
Verf. wendet sich gegen Steffan’s Artikel „Erfahrungen und Studien über 
Strabismus“ und weist die Einzelheiten von dessen Beweisführung zurück. 


3) Zur Casuistik der doppelseitigen homonymen Hemianopsie, vun 
Prof. Dr. Manz, Geh. Med.-Rath, Freiburg i. B. 
Ein weiterer Fall von doppelseitiger, gleichnamiger Hemianopsie bei Er- 
haltensein eines kleinen, centralen Gesichtsfeldes ohne Sectionsbefund. 


4) Zur Ernährung der Hornhaut, von Prof. Dr. Ulrich, Strassburg i. E. 
Verf. wendet sich gegen die Lehre Leber’s, dass von der vorderen Augen- 
kammer ein Eindringen von Humor aqueus in die Hornhaut nicht stattfinde, 
so lange das Endothel der Membr. descem. intact sei. Durch theoretische Er- 
wägungen über Osmose, Filtration und Imbibition und durch Experimente sucht 
er den Nachweis zu führen, dass thatsächlich Wasser aus der Vorderkammer 
in mässigen Mengen in die Hornhaut eintritt, um dann stets nach der Peripherie 
der Hornhaut umzubiegen, wo es zur Conjunctiva zu ausgeschieden wird. 
Wenn diese „regulatorische‘“ Thätigkeit des Endothels durch schwere 
Processe in der Hornhaut aufhört, auch wenn diese nicht durch Synechien 
complicirt sind, entsteht die Frage, ob dadurch Drucksteigerung erzeugt werden 
kann. Entsprechende Experimente an Hunden schienen anzudeuten, dass Narben- 
substanz der Hornhaut weniger imbibitionsfähig ist als normales Hornhautgewebe, 
so dass sie vielleicht auch der Lymphcirculation Hindernisse in den Weg legt. 





5) Ein Fall von doppelseitigem Colobom der Macula lutea, von Dr. 
Katharina Kastälsky, Moskau. | 


6) Was ist die Aufgabe des Brücke’schen Muskels, von Dr. Vincenz 
Fukala, Wien. 

Verf. schliesst aus fremden anatomischen Untersuchungen, dass der meri- 
dionale Theil des Ciliarmuskels, der Brücke'sche Muskel, sich in ein dichtes, 
die ganze Chorioidea und den Glaskörper umfassendes Fasernetz fortsetzt. Dies 
habe den Zweck die Ausdehnung des ganzen Augapfels nach allen Richtungen 
hin, besonders nach der Länge, zu verhindern. Er stellt also einen Antagonisten 
der Augenmuskelpresse dar und atrophiert bei Hypermetropie, hypertrophirt bei 
Myopie, wo er am meisten zu leisten hat. 


7) Der Lidspaltenfleck, von Dr. Hübner, Assistenten der Univ.-Augenklinik, 
Giessen. 

Als wesentliche anatomische Merkzeichen findet Verf. am Tidspaltentleck 
Degeneration des collagenen Bindegewebes und besonders der elastischen Fasern 
der Bindehaut in der Lidspaltenzone. Beide Processe führen zur Aufquellung 
und Homogenisirung der ursprünglichen Elemente. 

Die Bildung des Lidspaltenflecks ist als ein Verwitterungsprocess aufzufassen. 

Verf. bestreitet, dass Pinguecula und Flügelfell irgend etwas anatomisch 
Gemeinsames haben. 


— 513 — 


8) Das Schielen, von Dr. R. A. Redingius, Haag. 

Verf. kann sich das binokulare Sehen uicht denken ohne eine Divergenz- 
innervation, die der Convergenz-Innervation geichwerthig ist. Letztere hat die 
grössere Kraft. 

Der Strabismus divergens ist ihm eine Atrophie des binokularen Sehens. 
Wo die Sehschärfe eines Auges für genaue binokulare Fixation ungenügend ist, 
so dass die binokularen Fixations-Innervationen nicht gebraucht werden können, 
atrophiren auch die motorischen Theile dieser Organe, die Lateral-Innervationen 
überwiegen. 

Das Wesen des Strabismus convergens ist, ähnlich im Anfang ein par- 
tielles binokulares Sehen, eine Atrophie der Divergenz. 


9) Tuberkulose der Iris und des Corpus ciliare mit Bacillen-Färbung, 
von Dr. J. Weill, Volontairassistent. (Aus der Univ.-Augenklinik in Zürich.) 


10) Ueber das Vorkommen von Torticollis bei Höhenablenkung eines 
Auges, von Dr. Karl Dallwig. (Aus der Augenklinik von Prof. Dr. 
L. Weiss.) 
Bei den zwei mitgetheilten Fällen wurde Torticollis secundär durch Höhen- 
ablenkung eines Auges bedingt. Als ‘'herapie dient Beseitigung des Strabismus, 
orthopädische Behandlung des Schiefhalses. 


11) Ueber traumatische Netzhautdegeneration, von Prof. Dr. E. Adamik, 

Kasan. 

Verf. berichtet ausführlich über einen Fall von Verletzung beider Augen 
durch eingedrungene Kupfersplitter. Letztere heilten zunächst reizlos ein, gaben 
aber nach 3 Wochen Anlass zu einer Iridocyclitis, nach der die Sehschärfe 
rechis durch Netzhautablésung stark herabgesetzt wurde, während das linke 
Auge völlig erblindete. Im Laufe der nächsten Jahre hielt sich das kleine 
Gesichtsfeld rechts unverändert, erst 9 Jahre nach der Verletzung begann Seh- 
kraft und Gesichtsfeld rechts abzunehmen. Sehnervenentzündung führte zu 
Atrophie, es bestand starke Pigmentirung des Hintergrundes. Erst längere 
Zeit darauf trat Hemeralopie ein, die bisher nicht bestanden hatte. 

Der Patient starb bald darauf an Abdominaltyphus. Es gelang nicht den 
Fremdkörper im Verlaufe des Processes zu Gesicht zu bekommen, eine Section 
war nicht möglich. 

Es muss als sicher gestellt gelten, dass ein noch so reiner und aseptischer 
Fremdkörper, sobald er im Stande ist chemisch auf die benachbarten Gewebe 
einzuwirken, eine der folgenden Veränderungen hervorrufen muss. 1. Heftige 
Entzündung des Organs, die oft Enucleation nöthig macht, oder 2. Netzhaut- 
ablösung, 3. Veränderungen der Macula lutea, 4. Pigmentinfiltrationen in der 
Netzhaut ohne acute Entzündungserscheinungen in der Gefiisswand. Alle diese 
Veränderungen fanden sich in diesem Falle. 


12) Zur Aetiologie und Variabilität des Hornhautastigmatismus, von 
Dr. A. Steiger in Zürich. 
Gegenüber den Ausführungen Carhart’s betont Verf., dass in der Jugend 
eine relative Constanz des Hornlıautastigmatismus besteht, dass dagegen mit 
33 


— §14 — 


zunehmendem Alter und zwar erst lange nach dem Aufhören des Wachsthums 
die Hornhautkrümmung sich häufig, oft ganz erheblich verändert. Mit der Ent- 
stehung der Myopie habe diese Aenderung nichts zu thun. 


13) Ein Fall von Papilloma conjunctivae, von Dr. K. Rumschewitsch 
in Kiew. 


14) Einige Bemerkungen zur Messung der Sehschärfe, von Dr. Reche 
in Kiel. 

Nach Guillery hat die Stelle des eigentlichen centralen Sehens nur eine 
Ausdehnung von 0,05 mm. Verf. behauptet, dass diese Stelle viel kleiner, un- 
messbar klein ist. Er schliesst aus Selbstbeobachtung und theoretischen Er- 
wägungen, dass nur genau der Mittelpunkt die Stelle des besten Sehens darstelle. 
Bei einer Art Perimetrie des Centrums finde man keine dieser Stelle an Seh- 
scharfe gleichwerthige. 

Im weiteren wendet sich Verf. gegen die von Guillery gegen die Snellen- 
schen Sehproben gemachten Einwände, die ihm nicht begründet erscheinen. 


15) Beitrag zur Histologie und Entstehung des Lenticonus posterior, 
von S. Back, Cand. med. (Aus der Univ.-Augenklinik Breslau.) 
Kin Kaninchenauge mit Lenticonus posterior zeigte ausgedehnte Ruptur der 
hinteren Linsenkapsel. Es liegt nahe diesen mangelhaften Verschluss, der auf 
Entwickelungsfehlern beruht, auch hier als Ursache des Lenticonus anzusprechen. 


16) Ueber den Verlauf der spontanen Netzhautablösung, von Prof. 

Dr. C. Horstmann, Berlin. 

Im Verlaufe von 10 Jahren beobachtete Verf. 106 Fälle, 59 Männer und 
47 Frauen, mit Netzhautablösung, die spontan entstanden war. Die Patienten 
standen im Lebensalter von 14—72 Jahren. 84 mal bestand Myopie, 6 mal 
Emmetropie, 2 mal Hypermetrie, 14 mal war die frühere Refraction nicht za 
ermitteln. 

Der intraokulare Druck war 46 mal erniedrigt, 60 mal normal, nie erhöht. 

Bei 35 Fällen wurde der Verlauf von Anfang bis zu Ende beobachtet. 
Von diesen heilten vollkommen 5, in 2 Fällen legte sich die Netzhaut wieder 
an, ohne wieder Sehkraft zu erlangen, in weiteren 2 Fällen war das Anlegen 
nur vorübergehend, in 11 Fällen blieb die Ablösung partiell, in den 15 übrigen 
wurde sie total. Heilung kann als sicher erst nach einigen Jahren gelten. 

Bei allen mikroskopisch untersuchten Fällen liessen sich Veränderungen 
des Ciliarkörpers und der Chorioidea nachweisen. Nach Verf. wird die spontane 
Netzhautablösung deshalb in erster Linie durch eine Erkrankung des Uvealtractus 
hervorgerufen. Es tritt darauf durch Ernährungsstörung eine Volumensabnahme 
des Glaskörpers ein. Der Defect wird durch Transsudation aus den Gefassen 
der Aderhaut ersetzt. Die Flüssigkeit kann die Netzhaut nicht durchdringen, 
hebt sie deshalb von der Chorioidea ab. Ist der Defect zu gross, so dass er 
nicht schnell genug durch die Transsudation der Chorioidea ersetzt werden 
kann, so entsteht ein Riss. 

Netzhautrisse sind von der übelsten prognostischen Bedeutung. Heilung 
der Ablösung erfolgt nur, wo die abgelöste Netzhaut etwas Lichtempfindlichkeit 
bewahrte. 


— 515 — 


Verf. verwirft alle operativen Heilverfahren. Am wenigsten gefährlich ist 
der Skleralstich, doch ist die Anlegung der Netzhaut nur vorübergehend. 
Dringend sei abzurathen von allen Methoden, die eine Verletzung der Netzhaut 
oder des Glaskörpers nöthig machen. 

Die besten Resultate werden erreicht durch Ruhelage, Druckverband ver- 
bunden mit Schwitzkur. Spiro. 


II. Annales d’oculistique. 1897. October. 


13) Rélations fonctionelles des deux yeux. La vision simultanée, la 
vision binoculaire, la vision alternante, par Parinaud. 


14) Sur une inflammation tarso-conjonctivale chronique avec remar- 
ques sur des états connexes, par Mitvalsky. 

Es handelt sich nach der Krankengeschichte um eine idiopathische chro- 
nische Tarsoconjunctivitis, wie sie bisher angeblich nicht beschrieben ist. Die 
Krankheit kann auf ein Lid beschränkt bleiben und verläuft unter Bildung von 
drüsenförmigen Epithelschläuchen, welche die ganze Dicke des Tarsus durch- 
setzen und durch Gewebsschrumpfung die Meibom’schen Drüsen zu Grunde 
gehen lassen. Nach der Ansicht des Verf. ist die Affection bisher mit Trachom 
und Frühjahrskatarrh verwechselt worden. 


15) Action et emploi de l’holocaine, par Natanson. 

Die Anaesthesie dauert länger, als die durch Cocain hervorgerufene. Die 
Hornhaut bleibt feucht und glänzend, selbst wenn das Auge nicht bedeckt ist(?). 
Die Pupille erweitert sich nicht, und die Accommodation ist nicht paretisch. Ver- 
änderungen des Augendruckes sind nicht beobachtet. Dem Mittel werden endlich 
stark antiseptische Wirkungen zugeschrieben, während Vergiftungserscheinungen 
nach seiner Anwendung nicht auftreten. 


16) Nouveau scotomötre central, par Truc. 


November. 
17) De la suture conjonctivale en bourse contre les solutions de con- 
tinuité de la cornée, par Rohmer. 

Die von Wecker eingefihrte Tabaksbeutelnaht der Conjunctiva ist nach 
der Ansicht des Verf. indicirt bei frischen Wunden der Cornea mit und ohne 
Irisvorfall, bei Staphylomen, Hornhautfisteln und ahnlichen Affectionen, endlich 
bei verzögerter Vernarbung nach Star-Operation. 


18) Relations fonctionelles des deux yeux, par Parinaud (à suivre). 


December. 
19) L’amaurose hystérique; dédoublement de la vision consciente et 
de la vision polygonale, par Pansier. 


20) La greffe d’éponges comme renforcement du moignon apres 
Vénucléation, par Trousseau. 
Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf ein schon von Belt (Medical News, 
27. june 1896) publicirtes Verfahren, das darin besteht, peinlich sterilisirte 
33* 


— 516 — 


Schwammstickchen nach der Enucleation unter die Bindehaut zu bringen und 
diese dann durch eine Beutelnaht darüber zu schliessen. Es soll so eine künst- 
liche Stütze für die Prothese geschaffen werden und letztere besser sitzen. 


— 


21) Sérothérapie dans le phlegmon du sac lacrymal, par Boucheron. 

Es handelt sich um folgenden Fall: Phlegmone des Thränensackes im 
Anschluss an eine seit einem Jahre bestehende Blennorrhoe des Thränensackes, 
complicirt mit einer Streptococcen-Eiterung der Nase. Nach Einverleibung von 
10 ccm Antistreptococcen-Serum, d. h. 30 Stunden nach der ersten Injection, 
Stillstand der Phlegmone und schnelle Resorption des infiltrirten Gewebes. Am 
6. Tage waren die Thränenwege wieder durchgängig. Im Ganzen kommen 
30 ccm Serum zur Anwendung. 


22) La sphinctérectomie de l’iris, par de Wecker. Moll. 


III. Archives d’Ophtalmologie. 1897. October. 
1) Nouvelle operation autoplastique de l’ectropion de la paupiere 
inférieure consécutif à l’enucléation de roeil, par Truc. 


2) De Vholocaine en ophtalmologie, par Masselon. 

Zur Anwendung gelangte eine 1”/,- und eine 4°/,-Lösung und wurde mit 
Cocain derselben Concentration verglichen. Dabei ergab sich, dass Holocain vor 
Cocain den Vorzug hat, weder auf die Accommodation noch auf den intraocularen 
Druck zu wirken. Dagegen übertrifft seine anaesthesirende Kraft die des Cocains 
nicht, namentlich nicht in entzündeten Augen, in denen letzteres bekanntlich nur 
unvollkommen wirkt. Im Moment des Einträufelns bedingt Holocain ein leb- 
haftes Brennen und Thränen. (?) 


3) Etudes sur l’acuitö visuelle et ’amplitude d’accommodation, par 
Fromaget et Bordier. 

Im ‘Gegensatz zu der allgemeinen Annahme, dass die Accommodationsbreite 
unabhängig ist von der Refraction des betreffenden Auges, mit anderen Worten, 
dass in einem gegebenen Alter ein Myop, Emmetrop und Hypermetrop die gleiche 
Accommodationsbreite haben, kommen Verff. zu der Ansicht, dass die Accommo- 
dationsbreite proportional ist der Accommodationsanstrengung. Sie erhielten dieses 
Resultat durch vergleichende Untersuchungen von Gymnasiasten mit starker 
Accommodationsarbeit einerseits und Soldaten mit sehr geringer andererseits. 


4) Atrophie partielle des nerfs optiques a la suite d’une brulure 
cutanée traitée par l’iodoforme, par Terson. 


November. 
5) La section de Daviel d’apres des textes démonstratifs, par Sourdille. 





6) Constance chez l'homme d’un vestige de l'artère hyaloide dans 
les premiers mois de l'existence, par Térrion. 
In 16 anat. untersuchten Augen, welehe von Kindern im Alter von 8 ‘Tagen 
bis 13 Monaten stammten, war die Arteria hyaloidea stets nachzuweisen. Sie nahm 
ihren Ursprung immer von der nasalen Seite der Papille und hatte eine Lange 


— 51 — 


von 1—1'/, mm. Sie war immer.nur in 2 oder 3 Schnitten zu finden, und 
das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie bisher den Untersuchern 
entgangen war. 
7) Essai sur la meningite a forme ophtalmoplegique. Son diagnostic 
précoce, par Dreyer-lufer. 
December. 
8) Mesure et correction de la presbytie; Extension des formules des 
lunettes à toutes les anomalies de la réfraction, par Monoyer. 





9) A propos d’une tumeur sarcomateuse du limbe scléro-cornéen, 
par de Lapersonne et Curtis. 
Es handelt sich um ein Alveolarsarcom, das seinen Ausgang von der 
Cunjunctiva geuommen hatte. 


10) Tumeur épithéliale épibulbaire. Récidive et envahissement de la 
paupiere supérieure, par Lagrange. 

11) Expulsions spasmodiques du vitré dans les opérations de la 
cataracte. Contribution a la physiologie du muscle tenseur 
oculaire, par Nicati. 

Die in Rede stehenden Vorfälle des Glaskörpers sind von heftigen irra- 
diirenden Schmerzen begleitet. Sie finden sich im Gefolye von mechanischer 
Reizung der Iris oder des Ciliarkörpers, namentlich bei Zerrung der Linsen- 
kapsel. Es werden zwei Fälle mitgetheilt, bei denen sich solcher Glaskörper- 
vorfall ereignete. 





12) Complications orbitaires des empyemes du sinus maxillaire, par 
Bauby. Moll. 


IV. Recueil d’ophtalmologie. 1897. October. 
1) Traitement chirurgical du goitre exophtalmique, par Dr. P6an. 

Da die Basedow’sche Krankheit einer friedlichen Behandlung oft nicht 
weicht, so muss man chirurgisch eingreifen, und zwar soll die Exstirpation der 
Thyrevidea vorgenommen werden, elıe noch die Kräfte des Patienten zu sehr 
erschöpft sind. Die Operation ist leicht, wenn der Kropf klein, nicht entzündet, 
nicht mit der Umgebung verwachsen und nicht zu blutreich ist. In diesen 
leichten Fällen kann man in wenigen Minuten den Tumor mittelst kleiner, 
medianer, verticaler Incision entfernen und braucht sich mit Gefässligaturen 
nicht aufzuhalten, wenn man sich der vom Verf. angegebenen Pincetten bedient, 
die gleichzeitig die Blutstillung besorzen und die Wundränder zurückhalten. 
Handelt es sich aber um complicirte Fälle mit Brüchigkeit der Gewebe, mit 
Eiterungsherden, mit Cystenbildungen und alten Verwachsungen, so ist es besser, 
um die Dauer der Operation abzukirzen, um Blutverlust zu vermeiden und um 
die benachbarten Organe zu schonen, wenn man die Gefässe unterbindet und 
den Tumor zerstūckelt. Jedoch selbst bei diesen schweren Fallen ist die Ex- 
stirpation der Schilddrüse leicht auszuführen und gefahrlos. Sie hat in unge- 
zählten (?) Fällen schon dauernde Heilung gebracht. Auftreten von Myxvedein 
nach dem Eingriff ist nur sehr selten und vorübergehend beubachtet worden. 


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Die Operationen, die zum Ersatz der Exstirpation der Schilddrüse vorgeschlagen 

worden sind, sind noch zu wenig erprobt, als dass man ihretwegen von dem 

bisher geübten Verfahren abweichen sollte. 

2) Constitution du corps vitré comme point de depart du traitement 
du décollement de la rétine, par Dr. A. Bourgeois. 

Die Substanz des Gerüstes des Glaskörpers ist eminent hygrometrisch. Der 
hygrometrische Coefficient kann pathologischer Weise zunehmen oder abnehmen. 
Im ersten Fall tritt Hypertonie ein, im zweiten Fall Hypotonie mit den aus 
dieser sich entwickelnden Ernährungsstörungen, die schliesslich zu Netzhaut- 
ablösung führen. Den hygrometrischen Coefficienten in Fällen von Netzhaut- 
ablösung durch Zufügung einiger Tropfen einer ähnlichen Substanz, wie es der 
Glaskörper ist, zu erhöhen, erscheint deshalb zweckmässig. Deutschmann hat 
in solchen Fällen Kaninchenglaskörper transplantirt und Verf. hat einige älın- 
liche Versuche mit Injection von Kaninchenglaskörper und auch von anderen 
hygrometrischen Substanzen (Glycerin, Gummi) in den Glaskörpern von Versuchs- 
kaninchen angestellt, jedoch alle mit dem gleichen schlechten Resultat, insofern 
abgesehen von Cararactbildung in einigen Fällen, in allen Fällen der Glaskörper, 
der chirurgischen Eingriff nicht vertrug, vielmehr, wie die Autopsie nachwies, 
entsprechend der Verletzung narbig degenerirte. Verf. suchte deshalb nach 
einem andern Weg, auf welchem man dem Glaskörper hygrometrische Substanz 
zusetzen könne und fand denselben in Einspritzungen unter die Tenon’ sche 
Kapsel. Unter antiseptischen Cautelen und Localanästhesie spritzte er bei 
10 Fällen von Netzhautablösung durch eine ziemlich weite Canüle mit Platin- 
Iridium-Spitze ungefähr 10 Tropfen einer Lösung von neutralem Glycerin 10,0, 
Chlornatrium 3,0, Sublimat 0,001 ein und wiederholte diese Injectionen in 2- 
bis 3tägigen Intervallen 5 bis 6mal. Die 10 Netzhautablésunyen, die mit 
diesem neuen Verfahren behandelt wurden, setzten sich zusammen aus 3 trau- 
matischen Ablösungen, 2 myopischen, 3 uhne nachweisbare Ursache und 3 durch 
Allgemeinleiden bedingten. In einem Fall trat Heilung ein, ein Fall blieb un- 
verändert, ein Fall wurde leicht gebessert und in 7 Fällen war eine bedeutende 
Besserung zu constatireu. Um die Wirkung seiner Methode leichter studiren 
zu können, hat Verf. in diesen 10 Fällen sonst keinerlei andere therapeutische 
Maassnahmen vorgenommen, er glaubt deshalb, dass sein Verfahren noch bessere 
Resultate gehabt häte, wenn es mit der bisherigen schon bekannten und erprobten 
Therapie combinirt worden wäre. 


3) Contribution clinique à la pathogenie et eu traitement des blé- 
pharites sèches; blepharite et etat lacrymal latent, par professeur 

H. Truc (de Montpellier). 

Es |giebt gewisse trockene Lidrandentzündungen, die bodingt sind, resp. 
unterhalten oder verschlimmert werden durch ein latentes Thränenleiden. Dieses 
Thränenleiden giebt sich kund durch Reizung des Lidrandes, Steifigkeit und 
Schwere der Lider und Trockenheit in der Nase. Man diagnosticirt es mittelst 
Durchspritzung des Thränennasencanals und mittelst Katheterismus.! Diese Lid- 
entzündungen, die oft allen typischen Mitteln widerstehen, weichen rapid bei 
Behandlung des Thranenleidens. 


Ks folgen Sitzungsberichte und Referate. 





' Oder beim ersten Blick, wern Tlcpb. bei Erwachsenen einseitig vorkommt. H. 








— 519 — 


November. 
1) Action comparative de l’holocaine et de la cocaine en ophtal- 
mologie, par Dr. Felix Lagrange et Francis Cosse. 

Die Verfi. haben vergleichende Untersuchungen über die Wirkung des 
Cocains und des Holocains an 50 Fällen vorgenommen, bei denen auf beiden 
Augen gleiche Affectionen vorlagen oder gleiche Eingriffe vorgenommen wurden, 
indem sie in das eine Auge Gocain 2,5:100, in das andere Holocain 1:100 
eintraufelten. Nach ihren Erfahrungen ist bei einem nicht entzündeten Auge 
die anästhesirende Kraft des Holvcains ungefähr gleich der des Cocains, während 
das Holocain sich bedeutend wirksamer erweist bei entzündlichen Zuständen. 
Ferner erweitert das Holocain die Pupille nicht und greift das Hornhautepithel 
nicht an. Während das Cocain den intraocularen Druck herabsetzt (?), ändert 
das Holocain denselben nicht oder erhöht ihn ganz unbedeutend. Die Verf. 
sind deshalb der Ansicht, dass man im Allgemeinen, besonders bei entzündlichen 
Zuständen der Bindehaut und Hornhaut das Holocain anwenden und das Cocain 
reserviren soll für die intraocularen Operationen an gespannten Augen, während 
für die intraocularen Operationen an Augen mit normalem Druck eine Combi- 
nation beider Mittel zu empfehlen sein dürfte. 





2) Anomalies musculaires de l’oeil, par Dr. Griffin Lewis (de Syracuse). 


3) De l’emploi des fiches pour l’examen et le controle facile et 
rapide de la vision des employés de chemins de fer, par 
Dr. H. Armaignac. 





4) L’ophtalmochromoscopie, par Dr. A. Neuschuler, assistant a la clinique 
du Dr. Galezowski. 
Verf. augenspiegelt unter Benutzung farbiger Glaser, durch die hindurch 
er den Augenhintergrund betrachtet und behauptet, feinere Farbennuancen, die 
sich sonst der Beobachtung entziehen, damit noch unterscheiden zu können. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


Décember. 
1) Ophtalmospectroscopie, par A. Hénocque. 


2) Climatologie et ophtalmologie, par le Dr. Galezowski. 


Es folgen Sitzungsberichte und Beferate. Ancke. 


V. Revue générale d’ophtalmologie, 1897. October. 
1) Demonstration d’un procédé facile et certain de provoquer la 
diplopie monoculaire à l’aide du prisme simple. Son application 
à la recherche de la simulation de la cecité unilatérale, par 

S. Baudry, professeur a la faculté de médecine de Lille. 

Der Prismenversuch zur Entlarvung der Simulation einseitiger Erblindung 
misslingt sehr oft, entweder weil zur Erzeugung der monocularen Diplopie die 
Kante des Prismas vor die Pupille gehalten wird statt der Basis (bei sehr 
enger Pupille ist es direct unmöglich mit der Kante des Prismas Diplopie 
‘ hervorzurufen) oder weil ein intelligenter Patient bald die Versuchsanordnung 
versteht und seine Aussagen darnach einrichtet. So merkt der Patient, dass 


— 520 — 


er nicht durch die Mitte des Glases, sondern durch den Rand siebt, dann merkt 

er, dass das virtuelle Bild gegenüber dem reellen farbige Ränder hat uud dass 

bei der monocularen Diplopie die Bilder lichtschwächer sind, als bei der bino- 
cularen. Um diese Fehler des Versuchs zu vermeiden, verwendet Verf. ein 

Prisma, an dessen Basis ein planparalleles Stück Glas angekittet ist, so dass 

also auch für den Fall der monocularen Diplopie nicht durch den Rand des 

Glases gesehen wird. Sodann verwendet er rothes Licht, um die farbigen 

Ränder des virtuellen Bildes zu beseitigen und endlich regulirt er für den Fall 

der monocularen und binocularen Diplopie die Stärke der Lichtquelle durch 

vorgestellte Diaphragınen. 

2) Injections sous-conjonctivales de permanganate de potasse dans 
le cul-de-sac contre la trachome, par Dr. Ivan Santos Fernandez 
(de la Havane). 

Verf. hat die Excision der Uebergangsfalte und die Ausqyuetschung der 
Granulationen bei Granulosa verlassen, da diese Methoden allzu schmerzhatit 
sind und die Narkose erheischen, und an deren Stelle eine andere Behandlungs- 
weise in einer kleinen Anzahl von Fällen angewendet, die völlig unschädlich 
ist, sehr wenig schmerzt und gute Resultate ergiebt. Er injieirt nämlich zu- 
nächst subconjunctival in der Gegend des äusseren Winkels in die Uebergangs- 
falte eine 1°/, Cocainlisung und 20 Minuten später (um dem Cocain Zeit zu 
lassen, die Gewebe zu anästhesiren und Ödematös aufzulockern), etwa 0,5 bis 
1,0 einer 1°/,, Lösung vun übermangansaurem Kali. Diese Procedur wird je 
nach Bedarf wiederholt in Zwischenräumen von 8 Tagen. 





Es folgen Referate. 


November. 
Enthält nur Sitzungsberichte. 








December. 
1) Les erreurs de la projection dans le strabisme et leurs rapports 
avec sa therapie, par Dr. C. Gaudenzi. 


2) Origine et nature du corps vitré, par Dr. S. Tornatola. 





Es folgen Referate. Ancke. 


VI. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 1897. Fase. 1—2. 
1) Abnorm gewachsene, subcutane Cilie, von Docent Dr. Baquis in Livorne. 
Verf. beobachtete bei 2 Kindern! eine subcutan gewachsene Cilie, die als 
kleiner ‘Tumor sich darstellte. In einem Falle ergab die mikruskopische Uuter- 
suchung ein Granulom ohne Riesenzellen. 








2) Die Absorption von Blut im Glaskorper, von Dr. Gatti in Ferrara. 

Verf. sucht den Minfluss des Gefiss- und des Nervensystems auf die Ab- 
sorption anormal in den Glaskörper gelangter Flüssigkeiten zu bestimmen, was 
bisher noch nicht geschehen. kr untersuchte daher den Einfluss der Carotis- 
unterbindung und der Sympathicus-Durchschneidung oder beider zugleich auf 
die Resorption von Blut, welches in den Glaskörper injicirt war, und zwar bei 
Kaninchen. Während nach einfacher Blutinjection in den Glaskörper leichtes 


I! Kommt auch bei Erwachsenen vor. H. 


— 5 — 


Oedem am Einstichspunkte auftritt, der Glaskörper sich nicht trübt, Pupillar- 
reaction normal bleibt, fehlt nach Carotisunterbindung meist das Oedem, Pupillar- 
reactivn unvollständig, Glaskörper trübt sich. Nach Sympatbicus-Durchschneidung 
fehlt die Chemosis, Tension des Bulbus verringert sich, Pupillarreaction mangel- 
haft, mitunter Iritis plastica, Glaskörper trüb. 
3) Inkunabel des Benvenuto Grafeo vom Jahre 1474, von Prof. Albertotti. 
Diese in Ferrara yedruckte, lateinische Ausgabe hat Verf. in 2 Bibliv- 
theken, Neapel und Vum, gefunden und hat ausserdem 4 Texte des Werkes 
von Benvenutas Grassus studirt, nämlich den in der Arbeit von Berger und 
Auracher (1884 u. 1886) angegebenen provencalischen und Münchner Text, 
ferner den Breslauer, Pariser Text und den codex Riccardianus. Er hat darüber 
bereits eine andere Arbeit veröffentlicht, nämlich in den Memorie d. R. Acca- 
demia di Scienze di Modena 1897. Gegenwärtig giebt er das Verzeichniss der 
existireuden Ausgaben und Codices des Werkes von Benevenutus Grapheus, es 
sind deren 22; ferner beschreibt er genau die Ferrarische Incunabel und zwar 
das Exemplar der Bibliothek von Neapel. Es folgt die Angabe der cunsultirten 
Literatur (49 Nummern) und schliesslich der ganze lateinische Text der In- 
cunabel 41 Seiten, welcher in viele kurze Kapitel eingetheilt ist, z. B. De 
tunicis oculorum; de curatione catbaratarum; pillule contra pruritum oculorum; 
de obtalmia; tractatus paniculorum; de scabie oculorum; de caligine oculorum; 
de inuersatione palpebrarum; de moro seu fungo; de percussionibus oculorum; 
de amissione uisus propter opillationem nerui obtici; de fistula inlachrimali 
secundum aliquos et secundum nos de lachrimis corruptis; de lachrimis et unde 
procedunt; de differentia que est inter lachrimas superiores et interiores; de iis 
inquorum oculis intrant squame lapidis seu ferri; de morsis in oculo ab animali 
uenenoso; dicemus in nomine christi. 





4) Ueber intracapsuläre Resorption der Cataract, von Dr. Baquis in 
Livorno. 

Verf. bespricht die vor Jahren gemachten Versuche, Stare ohne Operation 
zu heilen, zählt darauf die in der Literatur angegebenen Fälle von Absorption 
der Cataract in der unverletzten Kapsel (von 1804—1895) und fügt eine 
eigene Beobachtung hinzu. Die Fälle zerfallen in folgende Gruppen: Aufsaugung 
einer weichen ev. congenitalen Cataract bei jungen Individuen; einer weichen 
im myopischen Auge durch Ernährungsstörung entstandenen Cataract junger 
Individuen; eine weiche complicirte Cataract junger Individuen, die in Folge 
von Iridochoroiditis entstanden war; Verschwinden einer diabetischen Cataract 
ohne Aufsaugung der Linse; endlich Resorptiom einer senilen Cataract mit 
hartem Kern. Diese kann auf 2 Arten geschehen, entweder in wenigen Wochen 
unter starken Schmerzen und glaucumatösen Erscheinungen oder sehr langsam 
ohne alle Reaction unter vohergehender Umwandlung iu Cataracta morgagniana. 
Anatomische Untersuchungen ergaben, dass in sulchen Fällen entweder die Linsen- 
kapsel verletzt war oder dass das Kapselepithel fehlte. Es scheint demnach als 
Ursache des ganzen Absorptionprocesses das Eindringen von Humor aqueus in 
die Linse angesprochen werden zu müssen. 


5) Gumma des Ciliarkorpers, von Dr. Gasparrini in Siena. 
Verf. schildert einen Fall von wahrem Gumma (nicht Papel) des Corpus 
ei. ım tertiären Stadium der Syphilis. 





— 52 — 


Fasc. 3. 
1) Am Nadelhalter anzubringende Fadenrolle, von Prof. Albertottı. 

Verf. liess aın Nadelhalter eine Fadenrolle anbringen, welche sich abwickelte, 
damit der Faden nicht mit inficirten Gegenständen während des Nahens in 
Berührung komme. Das Instrument wird von Luigi Capelli in Modena 
fabricirt. Der Nadelhalter lässt sich überdies nach einer Angabe vom Verf. 
(Bassogna dellle scienze mediche, Modena 1889) zur leichteren Reinigung zerlegen. 
2) Vertheilung und Endigung der Nervenfasern im Ciliarkörper, von 

Dr. Bietti. (Klinik von Prof. Gallenga, Parma). 

Nach den neuesten Arbeiten sollen im Corpus ciliare zu unterscheiden 
sein: a) vasomotorische Nerven, b) Endigungen motorischer Nervenfasern für 
den Muskel, c) ein Netz sensibler Fasern, d) baumförmigen Nervenendigungen, 
die den Muskelsinn bedingen. 

Verf. machte seine Untersuchungen mit der sog. Schnellfärbungsmethode 
von Golgi, wandte doppelt chromsaures Ammoniak statt Kali in der Osmium- 
mischung an, wie Golgi letzthin rieth. Er fand im Corpus ciliare Nerven- 
fasern von 3 verschiedenen Arten: a) baumförmige Nervenendigungen; b) ein 
Nervennetz mit weiten Maschen im ganzen Ciliarkörper, mit fast keinen Varico- 
sitäten; c) einen Nervenplexus an der Grenze zwischen Choroidea und Corpus 
ciliare mit vielen Varicositäten. Er bezweifelt die Angaben von Arnstein 
und Agababow, welche sensible Fasern und solche für den Muskelsinn unter- 
unterscheiden wollen. 


3) Das cerebrale Gesichtsfeld, von Prof. Bocci, Laborat. di fisiologia in 
Siena. 
Im Wesentlichen bereits 1896 referirt. 


4) Giebt es ein cerebrales Gesichtsbild, von Dr. Baquis. 
Wiederlegt die Versuche von Prof. Bocci, wie Ref. bereits im Bericht 
1896 that. 


5) Eine Epidemie von Hemeralopie mit Xerosis conjunctivae, von 
Dr. Basso in Genua. 

Verf. gelangt zu folgende Schlissen: Die idiopathische, epidemische Hemera- 
lopie erklärt sich aus einer Störung der allgemeinen Ernährung, welche auf 
die Retina und speciell auf das Pigmentepithel ihren schädlichen Einfluss aus- 
übt. Es bestehen dabei Erkrankungen der Bronchien, der Nasen und Mund- 
schleimhaut, des Darmcanals, der Haut, so dass man an Autointoxication denken 
muss, wie sie bei Pellagra anerkannt ist. Die Hemeralopie besteht im Verlust 
oder Schwächung der Adaption der Retina für schwaches Licht. In frischen 
Fällen ist die Function der Retina bei stärkerem Lichte normal. Die Ver- 
ringerung der Sehschärfe in der chronischen Hemeralopie ist nicht auf Adaption, 
sondern auf Amblyopie zu beziehen. Die concentrische Gesichtsfeldeinschränkung 
wächst mit abnehmender Beleuchtung sehr schnell, in leichteren Fällen und ın 
der Heilungsperiode langsammer. Das Centrum der Retipa verliert also zuletzt 
und gewinnt wieder zuerst die Adaption. Die Adaption für schwaches Licht 
ist nicht als eine Erholung der Retina, als eine nutritive Wiederherstellung 
anzusehen, sondern als ein photochemischer Process ganz wie bei höheren Be- 
leuchtungsgraden. Der Hemeralopie kann nicht ein qualitativer oder quantita- 
tiver Defect des Sehpupurs zu Grunde liegen, da bei schwachem Licht dieser 


— 523 -- 


weniger angegriffen wird, also der Defect sich gerade dann verificiren würde, 
wenn das Bedürfniss an Sehpurpur geringer ist. Es ist nicht das Verhältniss 
zwischen Production und Verbrauch des Purpurs beeinträchtigt, sondern der 
photochemische Process findet bei schwachem Licht statt, weil das Pigment 
immobilisirt ist in der Stellung, welche es beim Einfall starken Lichtes ein- 
nimmt. Das hemerslopische Auge ist als permanent für starkes Licht adap- 
tirtes zu betrachten. Die verlängerte Einwirkung starken Lichtes kann Heme- 
ralopie hervorrufen, aber nicht in Folge übermässigen Verbrauches der Seh- 
substanz, sondern da sie das Pigment in der entsprechenden Stellung immobilisirt, 
wenn prädispondirende Momente vorhanden sind. Diese permanente Adaption 
für starkes Licht macht das bemeralopische Auge weniger empfindlich für helle 
Beleuchtung, und verursacht Torpor des Pupillar- und Palpebralreflexes. In 
Folge des selteneren Lidschlages entwickelt sich der Xerosebacillus, als Saprophyt 
im sebum palpebrale. In Folge Anhaufung des Sebum an den Lidrändern ist 
das Epithel daselbst nicht mehr von den Thranen befeuchtet, und verfallt daher 
der Verhornung, Xerose. 


6) Endogene Infection der Bulbi durch Pneumococcen, von Doc. Dr. 
Ferri. 

Die Metastasen können durch die blossen Toxine oder durch Embolie ver- 
mittelst der Bacterien selbst entstehen. Die erstere Form scheint nur zu 
Hämorrhagien, Thrombose, Entzündung zu führen, die zweite leicht zur Suppu- 
ration. Verf. beobachtete einen Fall von Pneumonie mit metastatischer Ent- 
zündung in einem und Panophthalmitis im anderen Auge. 


Faso. 4. 

1) Beitrag zur Acromegalie, von Doc. Dr. Querenghi und Dr. Beduschi. 

Beschreibung eines Falles mit Atrophie beider N. optici. Die vergrösserte 
glandula pituitaria drückte im Anfange auf den hinteren Winkel des Chiasma 
und inducirte somit klinisch Hemianopsia bitemporalis. Weiterhin wuchs der 
Tumor nach der linken Seite des Chiasma hin, so dass auch das linke nicht 
gekreuzte Opticusbündel afficirt wurde. Der Fall zeigte auch eine starke Miosis, 
de auf beiden Augen gleich war. Diese wird durch Reizung des betreffenden 
Oculomotoriuskernes am Boden des Aqueductus Sylvii hervorgebracht, welche 
wiederum Folge der Compressien des Infundibulum durch den Tumor oder auch 
einer Ependymentzündung im 3. Ventrikel ist, wie sie schon anatomisch ge- 
funden wurde. Es wird darauf Denti widersprochen, welcher den Ausnahme- 
fall, dass der Tumor den vorderen Rand des Chiasma comprimirt, generalisiren 
will. Die öfter begleitende Neuritis hat auch Einfluss auf das Gesichtsfeld, 
und ist selbständig, d. h. unabhängig von der Compression des Chiasma, als 
die bekannte Stauungsneuritis bei Hirntumoren aufzufassen, wäbrend Denti 
irrthümlich sie aus der Compression herleitet. 


2) Die Nerven der Choroidea, von Dr. Bietti. Klinik von Prof. Gallenga, 
Parma. 

Verf. untersuchte mittelst der Methode von Golgi die Choroidea menseh- 
lischer Foeten, albinotischer Kaninchen und Mäuse, suwie von Hühnchen, bei 
allen denen das Choroidealpigment wenig entwickelt ist. Er fand ein Fasernetz 
in der vordern Portion der Choroidea, ein anderes, verschieden gestaltetes in 
der hinteren, welclies zwischen der Gefäss- und der Faserschicht llegt. Letzteres 
ähnelt dem von Iwanoff im Handbuch Graefe-Salmisch dargestellten (S. 279), 


eas “BOE: =e 


nur zeigte die Golgi’sche Reaction noch ein feinstes Maschennetz zwischen den 
dort allein dargestellten Stämmcehen. Andere Netze umspinnen die Ciliararterien 
und zwar zeigen deren Fibrillen vielfach Varicositäten sowie terminale keulen- 
oder kugelföürmige Anschwellungen. Die Gefässnerven folgen genau den Arterien, 
so dass ihre Anordnung der der Gefässe eines Injectionspräparates der Choroidea 
sehr ähnelt. Die Endanschwellungen finden sich auch an Aestchen, welche neben 
den Gefässen im Gewebe endiyen. Nahe der Lamina vitrea findet sich ein be- 
reits 1895 referirter Plexus, der aber dem Verf. jetzt vom Pigmentepithel durch 
die Lamina vitrea getrennt scheint. Die Arbeit enthält 13 Figuren auf 4 Tafeln 





3) Einfluss der Röntgen-Strahlen auf die Regeneration des Sehpurpurs, 
von Dr. Gatti. (Physiol. Laboratorium in Ferrara, Prof. Cavazzani). 

Verf. fand an Staroperirten, dass sie absolut keine Perception far die 
X-Strahlen haben, entgegen den Beobachtungen von Brandt. Fuchs and 
Kreidl fanden, dass die X-Strahlen keinen Einfluss auf die Bleichung des 
Sehpurpurs ausüben, untersuchten aber nicht, ob dessen Regeneration von ihnen 
modificirt werde. Verf. fand, dass die Strahlen keinen Einfluss auf die Re- 
generation ausüben, dass der Purpur sich ganz ebenso reproducirt, wie wenn 
die Retina sich in der Finsterniss befinde. Er experimentirte auch über dıe 
Frage, ob die X-Strahlen auf die Bewegungen des Pigmentes der Retina wie 
andere Lichtstrahlen einwirken und hatte auch hier stets negative Resultate. 
4) Statistik der Augenabtheilung des Civil-Hospitals in Venedig, von 

Dr. Gosetti. 

Unter 2818 Augenkranken, welche 1892 — 1896 aufgenommen wurden, be 
fanden sich 893 granulöse und ungefähr dasselbe Verhältniss (320 °/,,) besteht 
unter den ambulanten Kranken, die sich jährlich auf 3600—4000 belaufen. 
157 Extractionen von Altersstar mit 3 Verlusten. 


Fasc. 5. 
1) Subconjunctivale Sublimatinjectionen, von Dr. Giov. di Lorenzo. 
(Universita die Messina, Prof. Scimemi). 

Verf. machte Experimente an Kaninchen, denen er preventive Sublimat- 
injectionen beibrachte und darauf Cornea oder Vorderkammer oder Corpus vitreum 
mit pyogenen Culturen inficirte. Er bemerkte nicht den geringsten Nutzen der 
subconjunctivalen Injection, indem die Infeetion ebenso verlief, wie in nicht be- 
handelten Controllaugen. Dasselbe negative Resultat batte er von den nach 
der Infection vorgenommenen Injectionen. Klinisch fand er ferner weder bei 
Cornealgeschwüren noch bei postoperativer Infection, noch bei traumatischer 
Iridochoroiditis oder Cyclitis günstige Wirkung, noch konnte sympathische Oph- 
thalmie verhindert werden. Bakteriologisch stellte er fest, dass der Humor 
aqueus und Corpus vitreum, der mit subconjuuctivalen Injectionen behandelten 
Thieren keine baktericiden Eigenschaften annimmt. Chemisch konnte er durch 
keine der üblichen Reactionen Sublimat weder im Humor aqueus noch im Glas- 
körper, noch in den Geweben des Auges nach subconjunctivalen Injectionen 
nachweisen. Er zeigt auch, dass Sgrosso, Scalinci und Bocchi in dieser 
Hinsicht sich irrten, wenn sie Quecksilberpräcipitate vor sich zu haben und s0 
durch chemische Keactionen Sublimat nachzuweisen meinten. Doch fand Verf. 
durch Electrolyse Hg in den Geweben der der Injection unterstellten Augen 
und beschreibt genau die zum Nachweis zu beobachtenden Cautelen. Das Hg 
ist aber nicht in Form von Sublimat, sondern vielleicht als Albuminat vorhanden. 


— 525 — 


Wenn also ein Effect in Krankheitszuständen von den Injectionen erfolgt, so ist 
er nicht auf die antiseptische Wirkung von Sublimat zu beziehen, sondern auf 
die Wirkung des dem Gewebe einverleibtem Hg. So könnte die revulsive, die 
antiplastische Wirkung des Hg in Frage kommen, auch die Aenderung der 
Lymphcirculation. 


2) Sarcom des Thränensackes, von Dr. Silvestri. 

Oefter sind Schleimpolypen im Thränensack beobachtet worden. De Vin- 
centiig beobachtete zuerst ein Fibroma papillare (1876). Seggel (1885) be- 
schrieb ein Epithelioma papillare, Sgrosso (1887) ein Sarcom mit lethalem 
Ausgang, Moauro (1888) bilaterales Angiomyxosarcom, das als Cylindrom zu 
classificiren war, Piccoli (1896) ein Carcinom mit lethalem Ausgang. Verf. 
beschreibt ein malignes Sarcom, das wahrscheinlich vom Thränensack ausging. 


3) Extraction mit der Kapsel, von Dr. Cassiani Ingoni. (Clinica di 
Padova.) 

Verf. empfiehlt die von Prof. Gradenigo geübte Extraction mit der Kapsel 
als Normalmethode für Altersstar. Die hauptsächliche Modification, die letztere 
adoptirte, ist die Zerreissung der Zonula mittelst einer Art Cystitoms und zwar 
genügt dieselbe in der unteren Hälfte des Umfanges, beim oberen Lappenschnitt. 
Glaskörper geht nur selten verloren. Bei dem Herausdrücken der Linse stellt 
sich oft der untere Linsenrand zuerst ein, so dass also eine Rotation der Linse 
stattfindet. Kommt frühzeitig Glaskörper, so ist die Herausbeförderung der 
Linse mittelst Löffels nöthig. 

Der Schnitt soll fast die Hälfte der Cornea umfassen, in deren Peripherie 
liegen und soll etwas schräg die Cornea durchsetzen, um leichten Irisprolaps 
zu vermeiden. Dazu benutzt Gradenigo ein recht schmales, kurzes v. Graefe- 
sches Messer, um es so besser zu dirigiren. Iridectomie kann gemacht werden 
oder auch nicht. Das darauf zu benutzende Cystitom ist an der Spitze stumpf 
und der Winkel, den der Haken an der Spitze bildet ist abgerundet. Ein und 
dasselbe Cystitom ist für beide Augen geeignet. Die zur Operation passenden 
Instrumende werden von H. Frescura, Venedig, Via S. Daniele, verfertigt. 
Atropin erleichtert die Manipulation der Zerreissung der Zonula in Folge der 
Erweiterung der Pupille. Das Zonulotom wird mit flach liegendem Häkchen 
unter den untern Irisabschnitt eingeführt, wobei man durch die leichte Empor» 
hebung der Iris immer wahrnehmen kann, wo sich das Häkchen befindet. Am 
Rand der Linse angekommen, wird durch eine leichte Drehung das Häkchen 
gegen die Zonula gerichtet und dieselbe von links nach rechts eingerissen. Sie 
spannt sich bereits durch den Abfluss des Kammerwassers, und nach partieller 
Einreissung unten zieht der obere Zonulatheil sich elastisch zurück, spannt 
also die unteren Theile um so mehr. Die Linse nimmt alsbald stärkere Wülbung 
an, wodurch auch die Farbe der Cataract sich etwas ändert. Verletzung des 
Ciliarkörpers lässt sich bei dem angegebenen Manöver leicht vermeiden. Bei 
dem Zurückziehen des Zonulotoms darf man weder Kapsel noch Iris mit dem 
Häkchen fassen. Hat nun die Iris Tendenz zum Prolaps, so folgt nun die 
Iridectomie, die andererseits auch unterlassen werden kann. Die Herausbeförderung 
der Linse geschieht nun durch einen Löffel, der der Weber’'schen Schlinge 
ähnelt, aber ringförmig ist, ungefähr vom Durchmesser der Cornea. Ein so ge- 
formter Löffel übt im unteren Hornhautabschnitt einen weit vertheilten, gleich- 
mässigen Druck aus. An der oberen Wundlefze wird durch einen Daviel’schen 
Löffel Gegendruck geübt. Etwa der Expulsion der Linse sich entgegenstemmende 


— 526 — 


Bluteoagula sollen sorgfältig entfernt werden, da sie mitunter stark genug sind, 
um den Austritt zu hindern oder Eindrücke auf der Linse bewirken, selbst die 
Kapsel reisst bisweilen eher, als dass sie nachgeben. Grosse Geduld und Zart- 
heit gehören zu diesem Acte der Operation. Man muss mittelst der 2 Löffel 
immer die Bewegung secundiren, welche eventuell die Cataract annimmt. 188 
derartige Extractionen wurden bisher in der Klinik von Padua gemacht, darunter 
congenitale, zonuläre, traumatische, diabetische, Kalk-Stare u. s. w. Die Haupt- 
masse waren senile Cataracte. Von den 188 ergaben 129 beste Erfolge, 48 
gute und 8 mässige Resultate, so dass die Kranken allein gehen konnten, 3 un- 
glückliche Ausgänge durch Eiterung des Lappens, innere Hämorrhagie, Irido- 
cyclitis. Verf. meint, dass auch die Extraction der normalen Linse bei hoch- 
gradiger Myopie nach dieser Methode geschehen köune, obwohl bisher kein ge- 
eigneter Fall in dər Klinik derart operirt wurde. 


D 








Es schliesst das Fasc. ein Nachruf an die in einem Jahre verstorbenen 
Docenten Dr. Faravelli und Dr. Silvestri. 


Fasc. 6. 
1) Structur der cystischen Cataract, von Dr. Bietti. (Klinik von Parma, 
Prof. Gallenga). 

Becker (1883) beschrieb 2 Fälle cystischer Cataract, gab aber keinen 
anatomischen Befund an. In Parma befanden sich unter 450 operirten Cataracten 
2 Fälle von cystischer Cataract. Verf. beschreibt nun eine solche genauer. 
Sie gehörte einem myopischen Auge an, das von chron. Iridochorioiditis befallen 
war. Die extrahirte Linse hatte eine kugelige Form, die Vorderkapsel war 
stark verdickt, besonders im vorderen Pol. Das gewucherte Epithel bedeckte 
Vorder- und Hinterkapsel. Diese Epithelproliferation auf der Hinterkapsel ist 
eines der Hauptcharakteristica der cystischen Cataract. Verf. giebt die ver- 
schiedenen Auffassungen der Autoren über die Art der Bildung dieser Epithel- 
schicht an (Iwanoff, Müller, Gayet, Becker). Nach Becker kann die 
Bildung nur von da ausgehen, wo auch die normale Formation und Regeneration 
des Linsenepithels stattfindet. Die Vorderkapsel bildet taschenförmige, auch 
ganz abgeschnürte Falten, ihr Epithel wird mitunter spindelförmig und ähnelt 
alsdann dem Bindegewebe. Wahres Bindegewebe, das eventuell auch ossificirt, 
kann sich bei Kapselcataract nur bilden, wenn eine Läsion des Kapselsackes 
stattgefunden hat. Manche Epithelzellen verlieren den Kern und transformiren 
sich in runde Bläschen, wie sie zuerst von Wed später von Andern als Blaschen- 
zellen beschrieben wurden, auch im Nachstar. Verschiedene dieser Bläschen 
können dann zu grösseren Hohlräumen, Cysten confluiren. Die Bildung der 
Bläschenzellen ist das erste Stadium der späteren Entartung und Verflüssigung 
der Rinde. Der Rest der Linse ist noch ziemlich gut erhalten, von lamel- 
löser Structur, aber doch ovale Lacunen sichtbar mit fein granulirtem Inhalt. 
Dies deutet darauf, dass wie bereits die peripheren Schichten, so auch die mehr 
centralen der Vertlüssigung entgegengehen. Der ganze Process geht von der 
Vorderkapsel aus. 1 Tafel ist beigegeben. 


2) Physiologische Wirkung des auf- und absteigenden elektrischen 
Stromes auf das Gesichtsfeld, von Dr. Tarducci. (Siena, Prof. Guaita). 
Madame Tschervatscheff und Miss Ellaby haben 1880 und 1832 un- 
vollständige Untersuchungen über das angegebene Thema gemacht. Verf. fand, 
dass durch einen aufsteigenden Strom (+ Pol am Auge, — Pol am Nacken) 


-— DÉI 


von 3 milliampdre Intensität und 10’ Dauer das Gesichtsfeld für Weiss und 
Farben erweitert wird; dass diese Erweiterung sofort eintritt, aber ihr Maximum 
nach 3 Tagen erreicht, alsdann bis zum 9. Tage wieder abnimmt und zur 
Norm zurückkehrt; dass Grün am meisten beeinflusst wird, dann roth, blau, am 
wenigsten weiss; dass die Ausdehnung am grössten nach aussen und nach unten 
ist; dass das 2. Auge, welches nicht direct dem Strome ausgesetzt wurde, die- 
selben Modificationen wie das 1. erleidet. Der absteigende Strom be- 
wirkt beträchtliche Verengerung des Gesichtsfeldes für Weiss und Farben, welche 
sofort beginnt und ihr Minimum nach 2 Tagen erreicht, alsdann erst am 9. Tage 
zur Norm zurückkehrt; das Grün und Roth werden am meisten beeinflusst, 
weniger blau und weiss; die stärkste Gesichtsfeld-Einschränkung findet sich 
nach aussen; das 2. Auge zeigt die gleichen Modificationen. Die restringirende 
Wirkung des absteigenden Stromes ist bedeutend stärker und prompter als die 
erweiternde des aufsteigenden. 


3) Hysterische Augenmuskellihmung, von Doc. Dr. Gasparrini. (Siena, 
Prof. Guaita). 

Alle bisher beschriebenen Fälle von hysterischer Augenmuskellähmung sind 
bilateral, Verf. beschreibt hier eine monolaterale Lähmung, welche in Ptosis 
und Lähmung der äussern Augenmuskein bestand, bei normaler Pupille und 
Accommodation. Der M. rectus externus war auch stark paretisch, die andern 
rech vollkommen paralysirt, öber die obliqui ist speciell vom Verf. nichts an- 
gegeben. Das Auge war in Folge der Lähmung um 5—6 mm protrudirt, wie 
man beim Messen mittelst des Doppellineals von Landolt und des Ophthal- 
mostatometers von Antonelli ersah. Zur Diagnose der hysterischen Aetiologie 
verhalf die Untersuchung der Farbengesichtsfelder. Das Feld für weiss war 
normal, links war grün ohne Gesichtsfeld, während dasselbe im rechten Auge 
ein grösseres Gesichtsfeld hatte, als Roth. Mittelst KBr und KJ, sowie con- 
stanten Stromes heilte die Patientin in 1 Monat. 

Der von Sauvineau (1892) und Mauthner gegebenen Classification der 
Ophthalmoplegie sind noch hinzuzufügen die Formen, welche im Verlaufe von 
Neurosen auftreten, insbesondere bei Morbus Basedowii und Hysterie. 


4) Gedrucktes Schema zur Verordnung der Brillen bei AS, von Dr. 
Cicardi. 


VII. Archivio di Ottalmologia del Prof. Angelucci. Bericht über die bisher nicht 
referirten Arbeiten. 


Anno II. 
1) Die Distribution der Neuroglia im Chiasma des Menschen, von 
Dr. Belli. 

Verf. wandte die Färbung nach Golgi an, fand, dass längs des vorderen 
und hinteren Randes des Chiasma, sowie längs der seitlichen Ränder der Tractus 
optici, des Chiasma und der Nervi optici die Zellen in Reihen stehen. Sie sind 
länglich, von ihren beiden Extremitäten gehen Büschel feinster Ausläufer aus, 
welche längs den Nervenfasern verlaufen. Im Innern des Chiasma hingegen 
sind die Zellen sternföürmig, indem die Ausläufer in allen Richtungen abgehen, 
und sich mit denen anderer Zellen kreuzen, ohne jedoch mit ihnen zu anasto- 
mosiren. 


— 523 — 


2) Wirkung der Exstirpation des Ganglion Gasseri nach Ausreissung 
des Ganglion cervicale superius, von Dr. Spallita. 

Die Versuche wurden an Hunden angestellt und ergaben, dass die Ver- 
letzungen des Ganglion Gasseri stets die nutritiven Veränderungen im Auge 
zur Folge haben, welche von Rouder und Magendie beschrieben wurden. Die 
preventive Exstirpation des obersten sympathischen Halsganglions verbindert die 
deletäre Einwirkung der Operation des Ganglion Gasseri. Wenn im letzteren 
Falle im Auge Entzündung auftritt, so fehlt ihr doch jede Aehnlichkeit mit der 
sog. neuroparalytischen Entzündung, sei es betrefis ihres zeitlichen Auftretens, 
sei es betreffs der Reihenfolge der Alterationen. Die Phänomene, welche im 
Auge auftreten, sind in den beiden Fällen ganz und gar verschieden, auch ab- 
gesehen vom Erscheinen oder Nichterscheinen von Ernährungsstörungen. Verf. 
meint, dass seine Untersuchungen die von Sinitzin bestätigen, und vielleicht 
auch die contradictorischen von Eckhard erhaltenen Resultate rechtfertigen. 


3) Die Ursprungszellen der absteigenden Wurzel des Trigeminus, von 
Dr. Lugaro. 

Von der Grenze zwischen dem Vorder- und Hinterpaar der Vierhügel geht 
an den Seiten des Aquaeductus Silvii nach unten und hinten ein Bündel, welches 
von charakteristischen bläschenartigen Zellen begleitet ist. Diese haben schon 
längst die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und letzthin hat Golgi nach- 
gewiesen, dass dieselben monopolar sind und ihr einziger Ausläufer zu dem 
Nervenbündel hinzieht, welches nach dem velum medullare strebt, wo der n. 
trochlearis ausgeht. Verf. studirte diese Theile an Kaninchenföten mit der 
doppelten Imprägnirung durch Osmium-Bichromat-Gemisch und Arg. nitric. und 
constatirte, dass der Fortsatz obiger Zellen in die Radix descendens des Tri- 
geminus eingeht und dass nicht alle diese Zellen unipolar sind. 


4) Behandlung der traumatischen Cataracte, von Dr. Lodato. 

In der palermitanischen Kiinik wird der Grundsatz festgehalten, bei ein- 
fachen traumatischen Staren von der Operation sich zu enthalten, wenn die 
Individuen nicht 12 oder 13 Jahre erreicht haben, sonst Extraction. Bei glau- 
comatösen oder entzündlichen Symptomen muss ebenfalls operirt werden. 

5) Ursprung einiger Hirnnerven, von Dr. Lugaro. 
Angaben über das 5., 6., 7. und 8. Paar, ohne Figuren nicht verständlich. 











6) Jodinjectionen bei Dacryocystitis chronica, von Dr. Debono und 
Alaimo Marchetti. 

Diese schon von vielen Autoren geübten Injectionen wurden von den Verff. 
mit folgender Lösung gemacht: Jodum 0,50, Kal. jod. 5,0, Aqua destill. 50,0 
und zwar nach Strieturotomie und Erweiterung des Canals durch dicke Sonde. ` 
3 bis 4 Injectionen geniigen zur Heilung in 20 Tagen(?). 

. 7) Elementare Bestimmung der Cardinalpunkte des Auges, von 
Dr. Ovio. 

Verf. berechnet die Länge der Augenaxe im ametropischen Auge, die Brenn- 
und Knotenpunkte des accommodirenden Auges, die Verschiebung der Cardinal- 
punkte durch vorgesetzte Linsen, den Einfluss der Accommodation, der Axen- 
länge, der corrigirenden Linsen auf die Sehscharfe. 


— 529 — 


8) Ossification im Bulbus, von Dr. Romano-Catania. 

In einem wegen Cyclitis 10 Jahre nach einem Trauma enucleirten Auge 
fand sich eine der inneren Oberfläche der Chorioidea anliegende mit ihr innig 
verbundene Knochenschale, und eine zweite die Linsenform nachahmende, welche 
als transformirte fibröse Cataract aufzufassen ist. 

In einem anderen Auge war durch Blattern suppurative Irido-Choroiditis 
und Schrumpfung des Augapfels unter Zerstörung aller inneren Membranen her- 
vorgerufen worden. Auch hier .fanden sich im Centrum des Augapfels zwei 
Össificationsherde, welche aber direct aus dem Exsudate hervorgegangen waren, 
da keine Spur von Choroidea u. a, w. mehr bestand. Der ganze Process hatte 
nur 4 Monate gedauert. 


Anno IIL. 

1) Das Corpus mammillare des Menschen und die wahrscheinliche 

Besiehung der Columna fornicis zum Sehorgan, von Dr. Zummo. 

In einem Falle von linksseitiger Opticusatrophie zeigte die rechte Columna 
fornicis Alterationen und war das rechsseitige Corpus mamillare verkleinert. Die 
Untersuchung geschah mittels Färbung Weigert-Pal. Verf. fand, dass das 
Bündel von Vicq-d’Azyr in keiner Beziehung mit der Columna fornicis steht. 
Diese ist hingegen eng verbunden mit dem seitlichen Ganglion des Corpus 
mammillare, wabrend das Biindel von Vicq-d’Azyr mit dessen medialem Ganglion 
in Relation steht. Die ventrale Portion der Capsula medullaris wird zum grössten 
Theile von der Columna geliefert, die mediale Portion vom Bündel des Vicq- 
d’Azyr. Die 2 Ganglien trennenden Fasern und das intramamillare Netz hängen 
allein vom Vicq-d’Azyr’schen Bündel ab. Das Bündelchen x von Mahaim 
hat keine Verbindung mit der Columna. Der Pedunculus corporis mammillaris 
hat keine Verbindung mit dem lateralen Ganglion des Corpus candicans. Verf. 
kann bis jetzt nicht behaupten, dass ein Connex zwischen der Columna fornicis 
und dem Sehapparat besteht. 
2) Die neuesten Fragen über die Natur des Chalazion, von Dr. Alfieri. 

Das Chalazion ist nicht von tuberculöser Natur. Auch ist es nicht durch 
einen specifischen Mikroorganismus hervorgebracht, doch ist es wahrscheinlich 
infectiößsen Ursprungs, aber durch verschiedene pathogene Bacterien veranlasst. 
Der pathologische Process fand in den Meibom’'schen Drüsen und im peria- 
cindsen Gewebe statt, es ist keine primitive Erkrankung des Tarsus, wie manche 
behaupteten. 
3) Ueber die Granulome der Conjunctiva, von Dr. Crocini. 

Beschreibung zweier in der Klinik von Prof. Gallenga (Parma) beobachteter 
Fälle von Fremdkörpern, die unter die Conjunctiva gedrungen waren. Das eine 
darauf entstandene Granulom war linsengross, das zweite grösser, beide ent- 
hielten in ihrem Innern den Fremdkörper, das erstere einen trockenen Pflanzen- 
stengel, das zweite ein Stückchen Stroh. Die epithelioiden und Riesenzellen 
der Neubildung befanden sich in der Umgebung des Fremdkörpers, fehlten aber 
in den Infiltrationen, die etwas weiter von demselben entfernt waren. 





4) Pulsirender Exophthalmus durch Adeno-Angiom der Orbita, von 
Dr. de Bono. 
Frau von 45 Jahren mit grossem Tumor, der die ganze Orbita, ihre Nach- 
barschaft, sogar die Schädelhöhle zum Theil einnahm und bereits im Thorax 
34 


— 530 — 


eine Metastase hatte. Der Tumor erwies sich von einer Structur, die als Nach- 
ahmung der Thränendrüse aufzufassen war. Er bestand aus einem System von 
Trabekeln, welche mit Epithel bedeckt waren, und blutgefüllten Lacunen. 


5) Gummöse Retinitis als Vorbote von Hirnsyphilis, von Dr. Lodato. 
Ostwaldt beschrieb 1888 eine Form von centraler syphilitischer Retinitis, 

wo kleine graue trübe Herdchen auf den Arterienästchen der Maculargegend 

sitzen. Er betrachtete diese Form als frühzeitige Manifestation der Hirnsyphilis, 

da ähnliche Gummata an den Hirnarterien auftreten. Ein anologer Fall wurde 

in der Klinik in Palermo beobachtet. 

6) Subcutane Jodinjectionen gegen Keratitis parenchymatosa, von 
Dr. Lodato. 

2 Fälle wurden derart behandelt. 

7) Ein Fall von hämorrhagischem Glaucom als Folge von Thrombose 
der Vena centralis, von Dr. Tornabene. 

Ein 80jähriger, der schon apoplectische Anfälle gehabt, erblindete in einer 
Nacht auf dem linken Auge. Ophthalmoscopisches Bild der Thrombose der Cen- 
tralvene. Der 2. Ton auf der Aorta accentuirt, Arteriosclerose. 6?/, Monat 
später acutes Glaucom mit Hyphaema. Verf. meint, dass die Thrombose Folge 
einer Phlebitis war, nicht marantische Thrombose, wie Weinbaum für alle 
Thrombosen der Vena centralis möchte, und dass das Glaucom Folge der Throm- 
bose war, weil man in glaucomatösen Augen Thromben gefunden hat, sowie 
auch Circulationsstauung und Gefässalterationen. 








8) Wirkung des Atropins auf die Gefüässe, von Dr. Zappula. 

Verf. experimentirte an Kaltblütern wie an Säugethieren und schliesst, dass 
Atropin eine centrale und eine peripherische Wirkung auf die Gefässe ausübt. 
Jene bewirkt Verengerung der Gefässe in den inneren Organen unter Erweiterung 
der Hauptgefässe, diese hat Dilatation der Gefässe zur Folge durch Excitation 
der vasodilatatorischen Ganglien. 


Anno IV. 

1) Das elastische Gewebe in den Augenlidern, von Dr. Bietti. 

Augenlider von Föten wurden nach der Methode von Tartuferi mit Chlor- 
silber oder von Martinotti mit Arg. nitric. behandelt und zeigten so im Tarsus 
ein denselben von vorn nach hinten durchsetzendes System von elastischen Fasern, 
welche sich weiter auf die Meibom’schen Drüsen fortsetzen, deren Acini von ' 
complicirten elastischen Netzen umgeben sind. In den Thränenröhrchen fand 
Verf. unter dem Epithel ein ganz dichtes elastisches Netz, welches Ausläufer 
nach der Nachbarschaft sendet. 





2) Das Gesetz der Zeit in der Farbenempfindung, von Dr. de Bono. 

Ein electrischer Apparat bewirkt instante Oeffnung resp. Schliessung 
eines Loches, durch welches behufs der Versuche Spectrallicht sichtbar ist, und 
setzt gleichzeitig in Bewegung oder hemmt das Uhrwerk des Chronoscops von 
Hipp. Verf. bestimmte die für die Wahrnehmung der Farben bei Adaption der 
ketina für die Dunkelheit oder für diffuses Tageslicht nöthige Zeit, auch für 
die minimale Farbenempfindung, sowie endlich die für das indirecte Sehen 
nöthige Zeit. 


— 581 -— 


3) Subconjunctivale Chlornatriuminjectionen gegen Netzhautablösung, 
von Dr. Lodato. 

Verf. fügt 14 neue Beobachtungen zu den 4 des vorigen Jahres und be- 
stätigt die günstige Wirkung bei frischer Netzhautablösnng. Wenn die ersten 
3 Injectionen unwirksam sind, so ist es unnöthig, die Cur fortzusetzen. Sie sind 
bei starker Glsskörpertrübung weniger wirksam. 


4) Untersuchungen über sympathische Ophthalmie, von Prof. Angelucci. 
Verf. fand immer Microorganismen im sympathisirten Auge, nicht immer im 
sympathisirenden, in welchem sie bereits verschwunden sein können. Betreffs 
des Weges der Einwanderung der Microorganismen lassen ihn die 2 einzigen 
veröffentlichten Fälle von Autopsie während bestehender sympathischen Oph- 
thalmie für die Theorie von Mackenzie eintreten, betreffs des Mechanismus 
der Wanderung hält er die Meinung von Gifford für die, welche mit seinen 
Experimenten mehr im Einklang steht. Er bekämpft auch die Meinung von 
Bach, dass der Grad der sympathischen Entzündung von der Stärke des Reizes 
abhängt, der vom ersten Auge ausgeht, sondern ist überzeugt, dass der Process 
im sympathisirten Auge eine evidente Autonomie zeigt. 
5) Panophthalmitis, Exenteratio bulbi, Meningitis cerebro-spinalis 
durch Diplococcus Fraenkel, von Dr. Bocci. 

Giebt die veröffentlichten Fälle von Meningitis nach Enucleation oder Exen- 
teration des Bulbus an. In der Turiner Klinik endigte ein centrales Hornhaut- 
geschwir mit Panophthalmitis. 3 Tage nach der Exentoratio bulbi 
Meningitis mit rapid letalem Ausgange. Die Autopsie erwies, dass die 
Infection durch Diplococcus Fraenkel längs der Opticusscheiden erfolgt war. 
6) Fibro-Myom der Orbita, von Dr. Lodato. Ein von Angelucci ope- 

rirter Fall. 

Der Tumor ist ein Unicum. Er hatte seinen Sitz unter dem oberen inneren 
Orbitalrande, war von der Grösse einer Mandel, bestand aus glatten Muskel- 
fasern und einer myxomähnlichen Kapsel. Er war in 13 Jahren langsam ge- 
wachsen. Man konnte weder die Genese aus der glatten Gefässmuskulatur noch 
aus den glatten Muskeln der Orbita nachweisen. 


7) Die Incision des Iriswinkels nach de Vincentiis bei Hydrophthal- 
mus, von Dr. Bocchi. 

Ein hydrophthalmisches Auge, bei welchem die Operation des de Vin- 
centiis erfolgreicher, als Iridectomie und Sclerotomie gewesen war, konnte 
anatomisch untersucht werden. Im Bereiche der Incision ist der Iriswinkel be- 
deutend geräumiger, die zwischen den Fontana’schen Trabekeln liegenden 
Lymphlacunen sind deutlich erweitert. Der Ciliarmuskel ist nicht angeschnitten, 
ebenso wenig die Sclera. Man sieht keine Spuren von neu gebildetem Binde- 
gewebe. 

8) Optische Correction des Keratoconus, von Dr. de Bono. 

Die Unregelmässigkeit der Curve in allen Segmenten macht die optische 
Correction bei Keratoconus unmöglich. Bei geringem Astigmatismus können 
conische oder hyperbolische Linsen nützen, bei stärkerem cylindrische oder 
torische. Mitunter mehrfach durchlöcherte stenopäische Brillen. | 


34* 


— 532 — 


9) Der trophische Einfluss der sensiblen Nerven, von Dr. Mirto. 
Die Durchschneidung des N. lingualis bewirkt Alterationen der Gefas- 
wände mit consecutiver Atrophie der Zungenhälfte, die bei jungen Thieren stärker 
accentuirt ist, als bei Erwachsenen. Die Durchschneidung sowohl eines gefäss- 
verengernden wie eines gefässerweiternden Nerven führt zu dem gleichen Resultat, 
nämlich zu Alteration der Gefässwand und consecutiver Atrophie des Organes. 


10) Ein neuer Fall von Stauungspapille mit Craniectomie behandelt, 

von Prof. Angelucci. 

Es ist dies der vierte derart vom Verf. behandelte Fall. In den anderen 
3 Fällen verschwand das Oedem der Papille schnell, in diesem verringerte es 
sich nur. Verf. schliesst aus seinen Fällen, dass die Craniectomie bei Stauungs- 
papille in Folge von Tumor cerebri oder cerebelli sicher die Sehschärfe hebt. Diese 
Besserung kann bleiben oder fortschreiten nur in den Fällen, wo man zugleich 
den Krankheitsherd exstirpirt. 


11) Zum Studium des elastischen Gewebes im Auge, von Dr. Bietti. 

Mittelst der Methode von Tartuferi, C. Marinotti, Taenzer-Unna 
und G. Marinotti hat Verf. interessante Einzelheiten über das elastische Ge- 
webe in der Lamina cribrosa und in den Opticusscheiden festgestellt. 


12) Subconjunctivale Sublimatinjectionen bei Iridochoroiditis, von 

Dr. Addario. 

Die acuten infectidsen Iridochorioiditiden werden schnell und günstig durch 
die Cur beeinflusst, schwieriger die chronischen, bei denen viele Injectionen nöthig 
sind. Die fibrinösen Exsudate, wenn frisch, verringern sich, aber verschwinden 
nicht. Die sympathische Ophthalmie kann man durch die Injectionen im Pro- 
dromalstadium an ihrer Entwicklung hindern, während die ausgebrochene Sym- 
pathie, welche nach Enucleation fortbesteht, nur schwer beeinflusst wird. 


13) Echinococcencyste der Orbita mit Papillitis, von Dr. Varese. 

Die Papillitis tritt nicht auf bei anderen viel grösseren Orbitaltumoren, es 
ist daher nicht anzunehmen, dass die durch Hydatidencysten entstehende Ent- 
zündung der Papille von dem Volumen des Tumors und der Compression her- 
rühre, sondern sie ist von dem specifischen Einfluss abhängig, den diese Cysten 
auf die benachbarten Gewebe ausüben. 


14) Intravenöse Injectionen von Sublimat bei Augensyphilis, von 

Prof. Angelucci. 

Verf. machte in 30 Fallen ca. 300 solcher Injectionen und vertheidigt diese 
Curmethode gegen Galezowski’s Einwände Er will sie nur gegen schwere 
Augensyphilis angewendet wissen, sie aber überhaupt nicht in der Cur geven 
Syphilis den anderen Methoden der Beibringung von Mercur substituiren. 








15) Exenteratio (Evisceratio) bulbi, von Dr. Nicodemi. 

Verf. meint, dass die Exenteratio bulbi mit Sicherheit (?) die Gefahr der 
Meningitis vermeidet,! ferner soll nie Sympathie durch sie begünstigt werden. 
Der Stumpf ist geeigneter zur Prothesis, als nach Enucleation. Die Operation 
wird unter Cocainanästhesie (auch subconj. Injection) ausgeführt. Bei Kindern 
beeinträchtigt sie weniger als die Enucleation die Entwicklung des Gesichtes. 
Die Indicationen für die Evisceration sind: 1. Panophthalmitis; 2. suppurative 


1 Siehe Nr. 5 auf 8. 581. 


a 533 a= 


Irido Choroiditis; 3. totale Necrose der Cornea; 4. Phthisis bulbi, wenn der 
Stumpf noch ziemlich gross ist; 5. Verletzungen des Bulbus mit Prolaps der 
inneren Membranen; 6. totales Hornhautstaphylom; 7. Buphthalmus mit Amaurose. 


16) Choroiditis metastatica, Exenteratio bulbi, Tod durch Septicaemie, 
von Dr. Alfieri. 

Der pathogene Keim war der Pneumococeus, der Ausgangspunkt eine Endo- 
carditis. Der Stumpf wurde 12 Tage nach der Evisceration bei der Autopsie 
entnommen und zeigte sich mit Fibrin gefüllt, das leere Räume und Hämor- 
rhagien enthielt, Choroidealpigment fehlte, die Peripherie zeigte eine der Sclera 
concentrische Schicht von Granulationsgewebe, das am dicksten an der Papille 
ist. Die Sclera ist infiltrirt und verdickt, ihre Lymphräume enthalten viele 
rothe Blutkörperchen. Der Tenon’sche Raum ist hämorrhagisch gefüllt, so dass 
einzelne Schnitte wie einen blutigen Ring um die Sclera herum zeigen. Dieser 
Befund vervollständigt und bestätigt den von Guaita, den einzigen, der in der 
Literatur besteht. 

17) Die Störungen des Gefässmechanismus und die Operabilität des 

Buphthalmus, von Prof. Angelucci. 

Verf. schliesst aus weiteren 10 Fallen von Buphthalmie, dass eine vaso- 
motorische Anoınalie die Ursache des Processes ist. Möglichst zeitige Iridectomie 
soll Heilung bringen. 








18) Hornhautnerven nach Golgi’s Methode, von Dr. Cappellini. 

Vorläufige Mittheilung, mit 3 Abbildungen: fundamentaler Plexus in der 
Cornea einer Fledermaus; eine Masche aus dem Hornhautplexus einer Maus; ein 
Knoten des Plexus einer Fischhornhaut. 

19) Erscheinungen der Augenermüdung, von Dr. Ovio. - 

A. Ermidung der Convergenz und Accommodation. 1. Bei den rhytmischen 
Convergenz- und Accommodations-Bewegungen ermüdet die Accommodation eher 
als die Convergenz. 2. Bei dauernder Anspannung ermüdet die Convergenz früher 
als die Accommodation. 3. Die Ermüdung der A. zeigt sich durch Torpor, ihrer 
Bewegungen und Hinausrücken des Nahpunktes.. 4. Die Convergenzermüdung 
hat zur Folge Abduction mit Diplopie und Erschlaffung der A. 

B. Ermüdung bei seitlichen Bewegungen und seitlicher Fixation. 1. Diese 
wächst mit der Grösse der Excursion. 2. Sie wächst, wenn A. associirt ist. 
3. Die Ermüdung ist grösser bei Blickrichtung nach oben und unten als in der 
Horizontalebene. Ausserdem ermüdet der Blick nach oben mehr als der nach 
unten. 4. Ebenso bei fortgesetzter lateraler Fixation. 

C. Ermüdung bei der Fixation. 1. Eine weisse Oberfläche erscheint bei 
längerem Fixiren immer dunkler bis schwarz. 2. Eine schwarze Figur auf 
weissem Grunde erscheint allmählich confus, nicht mehr zu differenziren. 3. Ebenso 
confundiren sich die Spectralfarben. 4. Streifen farbigen Papiers auf schwarzem 
Grunde verdunkeln sich ebenso, ausser den gelben, welche heller werden. 5. Betreffs 
des indirecten Sehens wächst die Schnelligkeit des Ermüdens nach der Peripherie 
der Retina zu. 6. Beim indirecten Sehen tritt die Ermüdung schneller bei un- 
beweglichem Objecte auf, als bei sich bewegendem, und bei schneller Bewegung 
des Objectes eher als bei langsamer. 7. Dabei macht die Ermüdung für farbige 
Objecte sich eher merklich, als für weisse. 8. Die Grösse der Objecte scheint 
beim indirecten Sehen keinen Einfluss auf diese Phänome zu haben. 9. Beim 


— §84 — 


indirecten Sehen manifestirt sich die Ermüdung am schnellsten für Grün, dann 
für Blau, endlich für Roth. Gelb ermüdet eher als Roth, für dieses aber schreitet 
darauf die Ermüdung rapider fort. 

D. Ermüdung an den Gesichtsfeldgrenzen. 1. Mit weissem Probeobject kann 
Verf. keine Ermüdungsphänomene constatiren. 2. Mit farbigen Objecten ist die 
Ermüdung stärker temporal- als nasalwärts, und stärker im unteren als im oberen 
Theile des verticalen Meridians. 3. Die Ermüdung mit farbigen Objecten mani- 
festirt sich durch Beschränkung des Gesichtsfeldes, welche in dieser Reihenfolge 
statthat: Blau > Gelb > Roth > Grün. 


20) Primitive Tuberculose der Thränendrüse, von Dr. Lodato. 
Histologische Beschreibung eines Falles. 


21) Hysterische Macropsie, Suggestion im wachen Zustande, von 

Dr. de Bono. 

Ein Neuropathischer von 54 Jahren hatte eine kurze Periode von Polyopie 
und darauf dauernde Macropsie. Diese wurde nicht durch Atropin, noch durch 
Concavlinsen beeinflusst, verschwand aber schnell unter dem Impuls der Sug- 
gestion. Die Macropsie lässt sich hier nur durch einen psychischen Factor er- 
klären, Verf. glaubt durch Autosuggestion. 


22) Geschichtliches über die künstliche Erzeugung der Cataract, von 
Dr. Manca und Dr. Ovio. Peschel. 


VIII. The Ophthalmic Review. 1897. Juli. 
1) Diminished secretion as a factor in the causation of primary 
glaucoma, by Priestley Smith. 

Im Alter unterliegen die secernirenden Organe der Ciliarfortsätze degenera- 
tiven Veränderungen, die einen verminderten Secretionsstrom nach der Vorder- 
kammer zur Folge haben. So kommt es, dass in solchen Augen die Vorder- 
kammer flacher erscheint, bis gelegentlich durch Blockirung des Iriswinkels eine 
Stauung hervorgerufen wird, durch welche die Tiefe der Vorderkammer wieder 
zunimmt. Solche Augen sind es auch, welche nach einer Glaucomoperation eine 
geringe Neigung zeigen, die Vorderkammer wieder herzustellen. Und auch die 
Thatsache, dass bisweilen trotz gelungener Heilung des Glaucomanfalles nach- 
träglich doch eine schleichende Verschlechterung des Sehvermögens einsetzt, 
scheint damit zusammenzuhängen. Auf diese scheinbar paradoxen Beziehungen 
zwischen verminderter Secretion und Glaucom hingewiesen zu SEN ist das 
Verdienst Czermak’s. 


2) On the employment of electrolysis as a means of treating gra- 
nular lids, by Simon Snell. 
Verf. empfiehlt als ein Mittel, welches neben dem Kupferstift bei der Be- 
handlung der Granulosa sich von Nutzen erwiesen hat, die Electrolyse mittelst 
einer von ibm angegebenen, abgeflachten und gekrümmten Platinelectrode. 


3) A case of temporary myopia following a blow on the eye, by 
W. G. Laws. 
Die nach einem Trauma entstandene, vorübergehende Myopia von 6 D. bei 
einer 29 jährigen, gesunden Fran erklärt, ach Vert, abgesehen von einer event. 
Lageveränderung der Linse, damit, dass durch den heftigen Anprall, dem der 


— 535 — 


Bulbus ausgesetzt war, die Elasticität desselben gelitten hatte und so der 
Compression der äusseren Musculatur nicht genügenden Widerstand entgegen- 
setzen konnte. Dadurch wurde die Längsachse des Auges verlängert und so 
die Refraction vermindert. Im obigen Falle schwand die Myopie in wenigen 
Tagen. Aber nicht immer tritt die Besserung so schnell ein. 


4) Notes of a myopic family, by Norman MacLehose. 

Verf. berichtet über eine myopische Familie von 8 Kindern, bei welchen 
die trotz der hochgradigen Kurzsichtigkeit vorzüglich Sehschärfe und ausge- 
zeichnete Accommodationsfähigkeit bemerkenswerth waren. Es handelt sich um 
die gewöhnliche Axenmyopie mit chorioidealen Veränderungen, nicht um eine 
ungewöhnliche Linsenmyopie. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. 


August. 
Autoskiascopy, by Edward Jackson. 

Verf. beschreibt ein Verfahren, mittelst welchen man sich selber und zwar 
das rechte Auge mit dem linken und umgekehrt skiascopiren kann. Es wird 
dabei die Refraction nicht der Fovea oder die Nachbartheile der Pupille, sondern 
einer von der Netzhautmitte schläfenwärts gelegenen Partie besimmt. 


Es folgen Referate uud der Gesellschaftsbericht über die amerikanische 
Gesellschaft der Augenärzte. 


September. 

1) The hypodermic use of pilocarpine alone, and associated with other 
medicines in the treatment of certain affections of the eye, by 
Herbert Burnham. 

Die subcutanen Injectionen von Pilocarpin werden vom’ Verf. in erster 
Linie bei den rheumatischen Affectionen des Auges warm empfohlen, sodann 
aber auch bei syphilitischen Erkrankungen bei gleichzeitiger Anwendung von 
Quecksilber und Jodkali besonders empfohlen. — Dr. Alt ist von dem Mittel 
öfters im Stich gelassen worden, abgesehen davon, dass es bisweilen zu unan- 
genehmen Complicationen seitens des Herzens geführt hat. 


2) Suggestions regarding an element in the etiology of trachoma, 
by George T. Stevens. 

Die verschiedenen Schädeltypen der Dolicho — Brachy — und Mesocephalen 
zeigen verschiedene Richtungen der Orbitallängsachse. Bei den ersteren ist sie 
stark nach unten (10° unter der Horizontalebene), bei den Breitschädeln weniger 
stark abwärts, und bei den Mesocephalen eher nach oben gerichtet. Hiernach 
unterscheidet Verf. eine Katophoria und eine Anophoria.(?) Nach seinen während 
zweier Jahre fortgesetzten Untersuchungen hat er nun bei jedem Trachomfall 
Anophorie nachweisen können.(?) Nationalitäten, bei welchen die Anophorie 
vorwiegt, sind vom Trachom besonders heimgesucht. (?) Umgekehrt zeigen sich 
die Völker mit dolichocephalen und brachycephalen Typus verhältnissmässig 
immun gegen Trachom. Wo die vorhandene Anophoria durch Veränderung 
der normalen Blickebene beeinflusst werken kann, bessert sich gewöhnlich auch 
das Trachom. | 


- 536 — 


3) Albuminuric retinitis, by J. W. H. Eyre. 

Verf. beschreibt zwei Falle, in denen die albuminurische Retinitis das 
allererste Symptom des Leidens war und der Eiweissausscheidung beträchtliche 
Zeit vorausging. In dem ersten handelte es sich keineswegs um eine chronische 
Schrumpfniere, bei der der Urin wohl zeitweilig eiweissfrei hätte sein können, 
sondern um eine durch die Section nachgewiesene acute Nephritis. Bei dem 
zweiten konnte allerdings der Bestand einer chronischen Entzündung mit nach- 
folgender, acuter Exacerbation nicht von der Hand gewiesen werden. 


4) Notes on the „Mules’ operation‘‘ versus evisceration, by F. Buller. 
Nachdem Verf. gewisse Uebelstände, welche Mules’schen Operation an- 
hafteten, durch kleine Modificationen des Verfahrens beseitigt hat, ist er ein 
unbedingter Anhänger der Glaskugel-Einpflanzung geworden, die er nur bei acuter 
Panophthalmitis, bei der Gefahr sympathischer Ophthalmie und bei dem Ader- 
hautsarcom zu Gunsten der Enucleation unterlassen würde. Dr. Reeves hat 
versucht, an Stelle der Mules’schen Glaskugel die Bulbushöhle sich vollbluten 
zu lassen und dann die Scleralwunde sorgfältig zu nähen. Aber der Blutklumpen 
unterliegt doch grösseren degenerativen Veränderungen als eine Glaskugel. 


October. 
1) On the histology of a case of sudden blindness caused by an 
injury of the skull, by Adolf Alt. 

Verf.’s Fall ist der erste, wo eine frische Aderhautruptur mikroskopisch 
untersucht worden ist. Die histologischen Befunde einer 11 Jahre alten ver- 
narbten Chorioidealruptur findet man in einer ziemlich gleichzeitigen Veröffent- 
lichung von S. Ginsberg in Graefe's Archiv. Die Einzelheiten sind im 
Original nachzulesen. 

2) Malignant tumour of the orbit; partial removal; regrowth; 
recovery, by Charles Geo. Lee. 

Verf. entfernte bei einem 42 jihrigen Manne eine schnellwachsende Ge- 
schwulst im innern Winkel der Orbita. Dieselbe war von gelatinöser Consistenz, 
gelblich in der Farbe, von lappigem Bau und mit dem Knochen an der Nasen- 
seite innig verwachsen. Nach oben erstreckte sie sich tief in die Augenliöhle, 
nach unten reichte sie durch eine weite, kleinfingergrosse Oefinung in das 
Antrum Highmori hinein. Es gelang nicht, dieselbe gänzlich zu exstirpiren. 
Die Untersuchung durch das Mikroskop lieferte seitens zweier ausgezeichneter 
Kenner (?) die Diagnose Sarcom und Carcinom. Die Geschwulst wuchs von Neuem, 
aber ohne dass es zu einer neuen Operation kam, hörte das Wachstum später 
auf, und es war schliesslich nur eine leichte Verdickung am innern Winkel 
entsprechend der Incisionsstelle fühlbar. Der Patient schrieb seine Heilung 
dem innerlichen Gebrauch von Ceylon-Zimmet zu, dem die Verkleinerung der 
Tumormassen unmittelbar folgte. Ob der Tumor zu der Klasse der pseudo- 
malignen Geschwülste gehört, wie sie Panas als symmetrisch wachsende 1895 
im Brit. Med. Journ. beschrieben hat, lässt Verf. dahin gestellt. 





3) Contributions to the treatment of syphilitic ailments of the eyeball, 
by Dr. Jehin Prume. 
Verf. bespricht den Werth von Quecksilbercyanid-Einspritzungen in die 
Venen bei syphilitischen Augenaffectionen, wie er sie nach dem Beispiel der 
Pariser Kliniken mehr als zweitausend Mal angewendet hat. Die Injectionen 


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macht er mit der Lauer’schen Glasspritze und spritzt beim Erwachsenen bis 
zu 1 ccm einer 1°/, Lösung ein. Niemals hat er dabei einen Unglücksfall 
erlebt; dagegen bei mindestens 90 °/, aller Kranken deutliche Erfolge gesehen 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht, 
November. 
On the advantages of Reid’s portable ophthalmometer, by James 

Hinshelwood. 

Das transportable Reid’sche kleine Instrument wiegt nur 6 Unzen und 
lässt sich, da es nur 4 Zoll lang ist, wie ein Taschenophthalmoskop bequem 
unterbringen. Es hat den Vortheil, dass es in jeder Lage des Untersuchten, 
im Stehen, Sitzen oder Liegen verwendet werden kann. Es macht zwar im 
Anfange einige Schwierigkeit, den Apparat völlig ruhig zu halten und den 
Focus richtig einzustellen, indessen soll diese me sehr bald über- 
wunden werden. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. 


_ December. 

Anomalies in the function of the extrinsic muscles, by F. Buller. 

Ausgehend von der Orthophorie als Zustand des Muskelgleichgewichts bei 
einer Entfernung des Fixirobjects auf 6 m untersuchte Verf. seine Kranken mit 
Steven's Phorometer und dem rothgefarbten Maddox’schen Prisma auf Muskel- 
anomalien. Hierbei rechnete er eine Abduction von 5—8° und eine Adduction 
von 25—30° als physiologische Breite; ebenso vernachlässigt er eine Sursum- 
duction von 2—3°. Unter 8000 Patienten fand er so 110 zu operativen Ein- 
griffen geeignete(?) Fälle, die sich auf Esophoria mit 37, Exophoria 31, Hyper- 
phoria 30, Hyperexophoria 10, Hyperexophoria mit 2 vertheilten. Hiervon 
wurden 35,4°/, geheilt, 33,6°/, erheblich gebessert und 18°/, ziemlich. In 
keinem Falle schadete die Operation. Natürlich war stets vorher erst der Ver- 
such gemacht worden, durch Ausgleichung etwaiger Refractionsfehler zu helfen. — 
Was die angeblichen Heilerfolge bei Epilepsie anbelangt, so glaubt Verf. aller- 
dings nicht an eine Beeinflussung des Krankheitsprocesses an sich, indessen 
räth auch er in diesen Fällen sorgfältigst jede refractive oder musculäre Ano- 
malie zu corrigiren, so gut wie man jede andere irritative Quelle der nervösen 
Störung auszuschalten bemüht sein muss. Persönlich hat er darum keine Er- 
fahrung gesammelt; dagegen in einem Falle beständigen Schwindelgefühls durch 
die Tenotomie der Interni eine vollständige Heilung erzielt. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. Peltesohn. 


IX. The Ophthalmic Record. 1897. Juli. 

1) Angioid streaks in the retina. -— Second communication, by G. E. de 

Schweinitz. 

Die Erkrankung wurde vom Verf. schon früher beschrieben (Centralbl. 
f. pr. Augenh. 1896, S. 448), sowie auch von anderen Autoren, die Verf. hier 
citirt. Der vorliegende Fall betrifft den sonst gesunden Bruder des damals 
beschriebenen Patienten. S beträgt beiderseits Fingerzählen: !/, m. Beigegeben 
ist eine von Margar. Washington gemalte Abbildung. 


— §88 — 


2) The curvature of the cornea in the reference to the refractive 
condition of the dioptric apparatus in the two principal meridians, 
by Francis Valk, M. D. 

Schluss aus der Juni-Nummer. Javal’s Ophthalmometer dient nicht nur 
zur Bestimmung der Refraction, sondern vermittelt auch noch andere interessante 
Einzelheiten. So fand Verf. durch zahlreiche Untersuchungen, worüber näher 
berichtet wird, ein bestimmtes Verhältniss zwischen dem Krümmungsradius der 
Hornhaut und der Refraction; ist erster > 7,65 mm, so ist letzterer mit einer 
Wahrscheinlichkeit von 10:1 hyperopisch, und ist er < 7,60, so ist letztere 
myopisch (W. 3:1). Astigmatismus irregularis wird durch die Krimmung der 
hintereren Hornhautfläche erzeugt und nicht immer durch die Linse. Der Horn- 
hautkriimmungsradius kann sich während des Lebens verändern und grösser 
werden, wodurch die Hornhaut abgeflacht wird. 


3) Orbit periostitis. — Report of case, by Wm. C. Bane, M. D., Denver, Colo. 

5 wöchentliches sonst gesundes Kind gesunder Eltern. Seit 2 Wochen 
allmählich zunehmende, jetzt stärkste Schwellung und Röthung des rechten 
Oberlides, Chemosis. Nach Incision Entleerung einer sehr grossen Menge von 
Eiter; nach Abstossung einer Knochenplatte vom oberen Supraorbitalrand am 
13. Tage zufallsfreie Heilung. Berny fand unter 250000 Patienten 800 
Orbitalerkrankungen; die Orbitalentzündung erscheint als Zellgewebsentzindung 
oder Periostitis. Berny fand die Kinder besonders geneigt zu Periostitis, 
häufiger am unteren, äusseren Rand, statt wie bier am oberen. 


4) Malignant growths of the orbit, with report cf a case, by J. W. 
Bullard, M. D., Pawnee City, Nebr. 

Orbitalgeschwälste, die nicht vollständig eingekapselt sind und sehr früh- 
zeitig entfernt werden, recidiviren alle früher oder später. Dem 36 jährigen 
Patienten war 1891 ein Orbitaltumor (Adenosarcom der Thränendrüse), an- 
scheinend eingekapselt und gelappt, von der Thränendrüse ausgehend, entfernt 
worden. 1892 Recidiv, Exenteratio orbitae; nach !/, Jahre wieder Recidiv in 
der Orbita, abermalige sorgfältige Abkratzung mit Wegnahme der oberen Orbital- 
wand; trotzdem Recidiv nach !/, Jahr, das allmählich die ganze linke Gesichts- 
hälfte einnahm und nach dem Mund durchwucherte; nach weiteren 2 Jahren 
Tod. Ob das Leben des Patienten durch die Operation verlängert oder ver- 
kürzt worden ist, lässt Verf. unentschieden; jedenfalls lebte Patient noch 
5!/, Jahre, nachdem sich die Geschwulst zuerst durch Doppelsehen bemerkbar 
gemacht hatte. 


5) Two cases of marked and rapid change in refraction in patients 
suffering from glycosuria associated with variation in the amount 
of sugar secreted in the urine, by S. D. Risley, M. D., Philadelphia, Pa. 

Beide Patienten, 49 und 74jährig, litten an leichtem Diabetes, d. h. die 

Zuckerausscheidung konnte durch Diät sehr verringert werden. Beide zeigten 

mit der Zunahme der Zuckerausscheidung eine Abnahme ihrer Refraction, sie 

wurden myopiseh bezw. weniger hyperopisch und konnten zum Lesen nur 
schwächere Convexgläser brauchen; mit Abnahme der Zuckerausscheidung be- 
nötigten sie wieder stärkere Convexgläser. 


— 589 — 


6) Various hemorrhages into the eyes at the menstrual periods. — 
Report of a case, by A. Edward Davis, M. D. Ney-York. 

Die bei der 22 jahrigen sonst im Ganzen gesunden Frau aufgetretenen 
Glaskörperblutungen zur Zeit der Menstruation (Uterus zwar retrovertirt, aber 
beweglich, Muttermund durchgängig für das Menstrualblut; doch war die erste 
Menstruation erst mit 21 Jahren eingetreten, von da ab regelmässig, ohne 
Schmerzen, aber selır spärlich) hält Verf. für veranlasst durch die Zunahme 
des Blutdruckes in Folge der beinahe vollständigen Suppression des Menses; 
vielleicht spielt auch die habituelle Verstopfung eine Rolle mit. Die bisher 
mitgetheilten, ähnlichen Fälle werden kurz erwähnt. 

7) A case of unrecognised empyema of the right sphenoidal Sinus; 
great exophthalmus and divergenze of right eyeball; extensive 
edema of right side of the face and neck, death, autopsy, by 
D. W. Green, N. D., Dayton, Ohio. 

Die Characteristica des Falles sind in der Ueberschrift enthalten. 


8) Some causative factors in ulcerations of the cornea, by Frank H. 
Edsall, M.D, Pittsburg. 

Rhinitis und andere Nasenstörungen als Ursache von Hornhautgeschwüren, 
besonders bei Kindern, sind schon lange bekannt, werden aber, wie Verf. betont, 
oft als solche übersehen. Auch uncorrigirte Refractionsstörung soll nach Verf. 
Hornhautgeschwüre erzeugen (? Ref.); er bringt einen Fall, der einen Kaufmann 
betrifft, welcher 3 mal diese Affection durchmachte, nach Tragen eines — cyl 
von 0,75 D aber davon befreit blieb. 


8) Two cases of glaucoma, following cataract extraction, byS. Mitchell 
M.D. of Hornellsville, N. Y. 

84 jähriger, sonst gesunder Greis kommt 2 Monate nach erfolgreicher Star- 
operation mit runder Pupille wieder mit acutem Glaucom; die Iris schien mit 
dem Kapselrest verlötet; bei dem Versuch der Irisdectomie konnte die Iris, 
welche nur ein ganz schmales Band darstellte und nach rückwärts eingerollt 
war, mit der Pincette nicht gefasst werden, beim Versuch mit einem Irishäkchen 
riss zwar die Adhäsion der Iris ein, aber es erfolgte starker Glaskörpervorfall, 
ohne dass es gelang, die Iris vorzuziehen; die Schmerzen und Drucksteigerung 
verschwanden zwar, aber befriedigende Sehschärfe kehrte nicht wieder. Der 
zweite Fall betraf einen 63jährigen; hier trat ca. 7 Wochen nach der Extrac- 
tion mit runder Pupille das Glaucom auf; Iridectomie und Vergrösserung der 
Kapselwunde mittelst Irishäkchen ergaben trotz Glaskörpervorfalles dauerndes, 
gutes Resultat. Beide Male war 16 bezw. 28 Tage nach der Extraction 
die Kapsel discindirt worden. 


10) Diphtheritic cycloplegia cured by a second attack of diphtheria, 

by F. Park Lewis, M. D., Buffalo, N. Y. 

Die bei einer Wärterin nach einer anscheinend ganz leichten Angina folli- 
cularis (keine Bacterienuntersuchung) aufgetretene Mydriasis und Accommodations- 
lähmung hielten allen Mitteln (auch Seruminjectionen) trotzend fast ein Jahr an 
(die letztere hatte sich zwar etwas gebessert) und verschwanden erst, nachdem 
Patient um diese Zeit einen zweiten, diesmal schweren Diptherieanfall (Serum- 
injectionen) durchgemacht hatte, während der Reconvalescenz von dieser Er- 
krankung. 


— 540 — 


11) A contribution to quinine blindness, by A. W. Colhoun, M.D, 

Atlanta, Ga. 

Das aus einer Malariagegend stammende 10 jäbrige Mädchen hatte wegen 
eines Schüttelfrostes von den Eltern ohne ärztliche Verordnung das dort als 
Hausmittel stets vorhande Chinin bekommen, und zwar innerhalb dreier Tage 
die ganze im Hause vorräthige Menge von 32 g. Unter schweren Allgemein- 
erscheinungen trat neben Taubheit auch Erblindung ein; erstere verschwand 
wieder, letztere blieb allen Mitteln zum Trotz bestehen; beide Sehnerven sind 
atrophisch, die Gefässe fadendünn. 

12) A case showing in a peculiarly marked manner one of the effects 
of eye-strain, by H. Herbert Burnham, M. D. Toronto. 

Der 58 jahrige Patient hatte vor 28 Jahren unter heftigen Augen- und 
Kopfschmerzen L sein Sehvermögen auf Lichtperception eingebässt; jetzt bekam 
er die gleichen Schmerzen R; nach Verordnung von R+0,5D-+ cyl0,5D 
und L + cyl3,0D wichen nicht nur die Schmerzen, sondern er bekam auch 
L wieder S = ?/,.(?) 


Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte. — Erwähnenswerth ist 
noch die Mittheilung, dass der Gesundheitsrath von New-York den Plan erwägt, 
neben den gewöhnlichen ärztlichen Schulinspectoren noch besondere Schulaugen- 
ärzte anzustellen, um alle hygienischen Vorkehrungen für die Augen der 
Schulkinder anzuordnen. Neuburger. 

X. The Royal London Ophthalmic Hospital Reports. Vol. XIV. Part Ill. 1897. 
1) Metastatic carcinoma of the eyeball, by C. Devereux Marshall. 

Verf. veröffentlicht 2 Fälle von metastatischem Carcinom des Auges. Der 
eine betraf eine 57 jährige Frau, welche 17 Monate vor dem Auftreten der ersten 
Sehstörung an einem Scirrhus der Mamma mit gleichzeitiger Ausräumung der 
Achselhöhle operirt worden war und nicht lange nach der Enucleation an Ab- 
dominalmetastasen zu Grunde ging. Der zweite Pat. war eine 44jährige Frau, 
die 18 Monate nach einer Brustkrebsoperation auf beiden Augen erkrankte und 
vollständig erblindete. Hier konnte die Diagnose nur ophtbalmoscopisch gestellt 
werden. Aus der Literatur konnte Verf. bis 1890 nur 5 publicirte und einen 
zweifelhaften Fall aus der Moorfield’schen Sammlung zusammenstellen. Seit- 
dem sind mehrere aber doch immerhin noch wenige Fälle beschrieben worden, 
insgesammt 24 an der Zahl, von denen 18 Frauen und 5 Männer betrafen (einer 
unbekannt), fast immer in den mittleren Lebensjabren. Der jüngste Fall betraf 
einen 2&jihrigen Pat., von Hirschberg und Birnbacher beschrieben; die 
ältesten waren 57 Jahre alt. Interessant sind die Verhältnisse der Tension 
bei diesen Fällen, in den meisten normal, in den wenigsten vermindert, ist sie 
in einigen doch auch erhöht gefunden worden, im Gegensatz zu den Aderhaut- 
sarcomen, wo in der Mehrzahl der Fälle die Tension gesteigert erscheint. Die 
Primärgeschwulst war in der grossen Mehrzahl in der Mamma; einmal handelte 
es sich um einen Brustkrebs des Mannes. Sonst kamen je einmal bei einem 
männlichen und weiblichen Pat. Lungen- und Pleurakrebs vor; dreimal war 
Magenkrebs vorausgegangen. Die gewöhnliche Lebensspanne, die den Kranken 
beschieden war, betrug nur wenige Monate, dreimal nur einen Monat, und nur 
einmal 2 Jahre. kin Charakteristicum der carcinomatösen Disseminirung ist 
bekanntlich die Schnelligkeit, mit der sich die benachbarten Lymphdrüsen in- 
filtriren, so gelangen die Krebszellen erst spät in den Blutkreislauf, von welchem 


— 541 — 


aus sie allein in das Auge dringen können, da ein Lymphstrom von der Brust 
zum Bulbus nicht führt. So erklärt sich die Seltenheit und das späte Auf- 
treten der Krebsmetastasen am Auge. 


2) Concomitant strabismus: The accessory abductors and adductors, 
by J. Herbert Fischer. 

Verf. hält es für einen Fehler, bei der Ableitung des Schielens lediglich 
auf die Action der seitlich angeordneten Musculi rocti als Aus- und Einwärts- 
dreher zu recurriren. Die Abduction wird durch die beiden Obliqui, die Ad- 
duction durch den oberen und unteren Rectus unterstützt, und in demselben 
Sinne helfen sie bei den fehlerhaften Stellungen, dem Uebergewicht und der 
Insufficienz der einen oder der anderen Bewegung mit. So erklärt sich die 
Incongruenz der Wirkungen bei der Tenotomie des Internus gegen Strabismus 
convergens und des Externus bei der Divergenz. Die abducirende Wirkung der 
Obliqui ist, wie das auch aus ihrem verschiedenen Insertionswinkel von vorn- 
herein einleuchten muss, grösser als die adducirende des Superior und Inferior 
Rectus. Angesichts dieser Mitwirkung ist es falsch, von einer Insufficienz der 
Interni schlechtweg zu sprechen, sondern es muss Insufficienz der Adductoren resp. 
Prädominiren der Abductoren heissen und umgekehrt. 

3) Notes on glioma retinae, by C. Devereux Marshall. 

Seit dem im Jahre 1890 von Lawford und Collins über 60 Fälle von 
Netzhautgliom herausgegebenen Bericht sind in Moorfield’s weitere 32 un- 
zweifelhafte Fälle gesammelt worden, die sich fast gleichmässig auf beide Ge- 
schlechter vertheilten und nicht weniger als 12mal beide Augen betrafen. Der 
Umstand, dass in einer Anzahl Fälle das Gliom schon in den allerersten Monaten 
des Lebens eine sichtbare Grösse erlangt hatte, liess mit Sicherheit annehmen, 
dass sie die Geschwulst schon auf die Welt mitgebracht hatten. Wirklich fest- 
gestellt wurde sie in einem Falle schon einen Monat nach der Geburt. Inner- 
halb des ersten Jahres fand sich das Gliom bei 11 Pat. in 15 Augen. Nach 
dem 3. Lebensjahre wird es sehr selten beobachtet. Nur einmal wurde es im 
7. Jahre festgestellt. (Hirschberg erwähnt einen Fall von 11 Jahren.) Sechs 
Fälle endeten letal, und zwar zwischen 2—9 Monaten nach der Enucleation, 
pur ein Kind lebte über 2 Jahre. Zwischen Diagnose und Operation waren in 
diesen Fällen durchschnittlich 4,77 Monate vergangen. In einem der Fälle war 
der eine Augapfel hochgradig geschrumpft (folgt genaue Beschreibung). Was die 
familiäre Belastung anlangt, so wurde in einem einzelnen Falle festgestellt, dass 
3 Mitglieder derselben Familie wahrscheinlich an derselben Krankheit zu Grunde 
gegangen waren. Es ist deshalb die Prognose bezüglich der etwaigen späteren 
Kinder mit Vorsicht zu stellen. Ebenso ergiebt sich aus der Zusammenstellung 
für die Prognose überlıaupt, dass man nie mit Sicherheit die Enucleation als 
sicheres Mittel gegen die Krankheit hinstellen könne, zumal bisweilen schon zur 
Zeit der Enucleation versteckte Spuren des Tumors am zweiten Auge sich ver- 
borgen haben. 

4) The operative treatment of lamellar cataract, by E. C. Fischer and 
C. Devereux Marshall. 

Die Discission der Linse wird mit Unrecht für gefahrloser gehalten als 
die Extraction, zumal, abgesehen von der Vereiterung, welche ziemlich gleich oft 
bei beiden Operationen vorkommt, glaucomatöse Erscheinungen bei der ersteren 
viel häufiger sind. Die Verff. baben eine Zusammenstellung von 260 Schicht- 
star-Operationen gemacht, darunter 123 einfache Discissionen, 113 combinirt mit 


— 542 — 


Evacuation, 24 mit Suction. 3,84°/, gingen verloren, von 6 extrabirten 
allerdings auch ein Fall. Die beste Methode ist die Discission, ev. mit nach- 
folgender Entleerung des Linsenbreies noch vor der eintretenden Drucksteigerung. 
Ein breiter Kapselspalt ist empfehlenswerther als eine schmale Oefinung, damit die 
Linsenmassen freier herausquellen können. Das Aufsaugen derselben durch eine 
Spritze ist eine gefährlichere und auch schwierigere Methode. 


6) An historical review and criticism of the bacteriological history 
of trachoma, with personal observations on 15 cases, by Arnold 
Lawson. 

Verf. lässt die seit Hirschberg und Krause's erster Publication im 
Jahre 1881 bis heutigen Tages dem Trachom vindicirten Bacterien Revue 
passiren, um an der Hand von 15 eigenen untersuchten acuten Fällen, und 
einigen aus Cairo eingeschickten echt ägyptischen Trachomfollikeln auszusprechen, 
dass keine einzige Species von Mikroorganismen, mit Ausnahme der Stapbylo- 
kokken, in mehr als zwei von den Fällen sich auffinden liessen, und auch der 
am meisten anerkannte Sattler-Michel’sche Coccus durchaus keine Ausnahme 
machte, obwohl es sich doch um lauter acute Fälle handelte. Ein pathognomoni- 
scher Bacterienbefund war also nicht festzustellen. Nach der Ansicht der Verff. 
dürfte es sich bei dem Trachom um eine Mischinfection handeln, analog der 
Paarung der Klebs-Loeffler’schen Diphtheriebacillen mit den Streptokokken 
bei gewissen schweren Diphtheriefällen. Damit würde sich auch die Verschieden- 
heit der klinischen Erscheinungen beim Trachom erklären, welches einmal mehr 
schleimigartige Secretion, ein anderes Mal mehr die Follikelbildung zeitige. 


6) Descriptive catalogue of specimens in the hospital museum, by 
C. Devereux Marshall (Fortsetzung). 

Enthält Beschreibungen aller Arten wegen Traumen, Panophthalmitis, In- 
fection, Tuberculose, Syphilis, Glaucom, sympathische Ophthalmie, Netzhaut- 
ablösung, Gliom enucleirter Augen; ferner von congenitalen Anomalien, Mikroph- 
thalmus, Buphthalmus, Colobomen u. 8. w., von myopischen, hypermetropischen 
und einem normalem Auge. Peltesohn. 


— ee nn 


XI. Annals of Ophthalmology. 1897. Januar. 

1) Ophthalmoscopic representation of a case of traumatic rupture 
of the inferior temporal vein of the right retine, by Ch. Oliver. 
(Mit colorirter Tafel.) 

2) Test cards with black background and white letters, by George 
M. Gould. 





3) A peculiar case of sarcoma of the ghoroid, by G. Griffin Lewis. 

Verf. beschreibt ein Rundzellensarcom der Aderhaut, welches gegen die 
Regel aus nicht erkennbarer Ursache mit der Sclera nach aussen wuchert, ohne 
sich erst intraocular auszudehnen, indem es die Lederhaut staphylomatös aus- 
buchtete und vor sich her drängte. In einem ziemlich frühen Stadium hatte 
sich bei dem 59jahrigen Pat. eine hintere Polarcataract gebildet, die den Ein- 
blick in das Augeninnere verschloss. 


— 543 — 


4) Four cases of Thiersch’s skin-grafting for pterygium, by F. C. Hotz. 
(Illustrated.) 

Verf. trägt das Pterygium nicht vollständig ab, sondern präparirt es nur 
sorgfältig zurück und pflanzt auf die entblösste Lederhautpartie dünne Thiersch'- 
sche Hautschüppchen von der Gegend hinter dem Ohr. Die transplantirten 
Stücke, welche etwas kleiner gewählt werden, als der Defect ist, damit sie sich 
nicht über die Hornhaut schieben, verlieren allmählich ihren cutanen Charakter 
und können schliesslich kaum unterschieden werden. Vier neue Fälle, die er 
nach diesem Verfahren geheilt, werden beschrieben. 


5) Tumor of the meninges in the region of the pituitary body, 
pressing on the chiasma, by J. W. Stirling. 

6) A case of iritis with deposits in the cornea, resulting in sclerosis 
and change of the normal surface curve of the cornea, by Jolin 
Dunn. 

Verf. stellt sich vor, dass die grossen und zahlreichen Präcipitate der 
Descemetis das Endothel zerstört hatten und so dem Kammerwasser Zutritt 
zu der Substantia propria corneae gestatteten, wodurch letztere umschriebene 
Trübungen erlitt. Die Affection ist nicht mit der Keratitis punctata syphilitica 
zu verwechseln. 





7) Conjunctivitis associated with false membrane, by Hiram Woods. 

Verf. beschreibt fünf Fälle membranöser Conjunctivitis mit bacteriologischem 
Befunde. Dreimal wurden Streptokokken, einmal Gonokokken und einmal Diph- 
theriebacillen gefunden. Nach seinen Erfahrungen darf eine Lidinfiltration nicht 
als charakteristisch für Diphtherie angesehen werden, ebensowenig wie anderer- 
seits membranöse lockere Ausschwitzungen bei klinisch leichtem Verlauf nicht 
gegen Diphtherie sprechen. 


8) Three cases of intraocular neoplasm, by Dr. David H. Coover. 
Spindelzellensarcome der Aderhaut. — Geschwulst der Iris und des Ciliar- 
körpers. — Netzhautgliom. 


8) Four cases of successful removal of foreign bodies from the eye, 
by Charles W. Kollock. 
Vier glückliche Magnetextractionen, darunter eine aus dem Glaskörper mit 
vollkommen erhaltener Sehschärfe, eine aus der Iris und zwei aus der Linse. 








10) On the treatment of insufficiency of the internal recti muscles, 
by Arthur G. Bennett. | 
Verf. berichtet über 46 Fälle von Insufficienz, von denen er 39 lediglich 
durch Uebungen mit Prismen heilte bezw. besserte. Die Uebungen wurden erst, 
nachdem die Correction der Ametropie versagt hatte, vorgenommen, und stets 
wurde die Accommodation zur Refractionsbestimmung gelähnit. 


11) Glaucoma; its symptoms, varieties, pathology and treatment, by 
Alex W. Stirling. (Fortsetzung; mit Illustrationen.) 
Verf. bespricht die glaucomatöse Excavation in ihrer Beziehung zum Binnen- 
druck des Auges; in zwei weiteren Kapiteln die allgemeinen und localen Ursachen 


— 644 — 


des Glaucoms nach den Theorien von Mauthner, Ulrich, Weber und Knies 
mit ausführlichen Literaturangaben. 


12) Roller forceps in vernal catarrh, by S. Theobald. 








13) A new classification of the motor anomalies of the eye, based 
upon physiological principles, by A. Duane. Part 2. Pathology. 
14) Clinical reports of central lesions with eye symptoms, by F. W. 

Marlow. 

a) Rasche Erblindung, vermuthlich in Folge einer Blutung in die Sehnerven- 
scheide; spater von einer Hirnblutung derselben Seite gefolgt. b) Blutung in die 
Sehnervenscheide nach wiederholter Netzhautblutung. c) Partielle Hemianopsie 
mit plötzlichem Auftreten unter gleichzeitigen, vorübergehenden Gehörshallu- 
cinationen. 








15) Some brief clinical reports, by F. W. Marlow. 

a) Acuter Nystagmus rotatorius wit leichter Störung der conjugirten Seit- 
wärtsbewegung und Sehverschlechterung bei einer 44jährigen Frau. Ausgang 
in Besserung. 

b) Heilung einer Ptosis von langjährigem Bestande durch Correction des 
bestehenden Astigmatismus. 

c) Neuritis optica. Zahnirritation bei einer 25jährigen Dame. 

d) Zwei Fälle von Keratoconus mit hochgradigem, regulärem Astigmatismus, 





16) A case of tumor of the oblongata, by Henry S. Upson. 

Der Augenbefund bei der 7jährigen Kranken zeigte Lähmung des rechten 
Orbicularis, Herabsinken des Unterlids, stärkeres Thränen; vollständige Abducens- 
lähmung. Im Uebrigen normales Verhalten. 


17) The eye in hereditary ataxia with a report of 4 cases of Fried- 
reich’s ataxia in one family, by Charles W. Burr. 

Das hervorstechendste Symptom ist der Nystagmus, welcher ungefähr gleich- 
zeitig mit den Sprachstörungen, aber auch viele Jahre später einsetzt; sehr selten 
dagegen schon in frühen Stadien der Krankheit. Die Pupillen verhalten sich 
sehr verschieden, bisweilen erscheinen sie erweitert, in anderen Fällen verengt, 
und bisweilen träge reagirend oder gar nicht. Ausgesprochene Sehnervenatrophie 
wird nicht bemerkt, wohl aber ist Abblassung der Papille beschrieben worden. 
Gelegentlich wurde Blepharospasmus, Diplopie und Ptosis beobachtet, vielleicht 
aber nur als Complicationen zufälliger Art. Bei dem cerebellaren Typus der 
hereditären Ataxie dagegen findet sich die Opticusatrophie und die Gesichtsfeld- 
einengung als gewöhnliches Symptom. Peltesohn. 


April. 
1) Clinical history of an operation for cicatricial ectropium with 
advancement of the Levator palpebrae, by Charles A. Oliver. 
Verf.’s Patient hatte eine seltsame Verletzung erlitten, indem sein Oberlid 
von einem Kuhhorn aufgespiesst und zerrissen wurde. Die Narbenbildung hatte 
eine fast vollständige Umstülpung des Lids zur Folge. Auch der fast völlige 
Schwund des Tarsus complicirt die vom Verf. geschilderte Operation, die im 
Wesentlichen die Vorlagerung der fächerfürmigen Levatorsehne bezweckt. 


— 545 — 


2) Unusual tortuosity of the retinal arteries, by Dr. S. E. Cook. 
Eine bis in die äussersten Verzweigungen der Netzhautarterien reichende, 
ganz auffallend stark korkzieherartige Schlängelung bei zwei Geschwistern. 


3) Preliminary indectomy in the extraction of cataract, by W. Franklin 
Coleman. 

Der Artikel enthält die Fir und Wider in der Frage der Iridectomie bei 
der Starextraction, wie sie in der Literatur besprochen sind. Verf. zieht das 
Facit zu Gunsten der präparatorischen Iridectomie, wenigstens für die Majorität 
der Operateure, die nicht alle die Technik der einfachen Extraction beherrschen. (?) 


4) A case of metastatic chorioiditis following puerperal septicaemia, 
by J. Herbert Claiborne. 

Vert. oa Patientin war eine 27jähr. Primipara, die an doppelseitiger meta- 
statischer Aderhautentzündung erkrankt und etwa 2 Wochen später an septischem 
Fieber zu Grunde ging. Die Chorioiditis verlief ohne alle Schmerzhaftigkeit bis 
zum Tode. Verf. resumirt aus einer Zusammenstellung der Literatur, dass die 
metastatische Chorioiditis oder Panophthalmitis suppurativa nach septischer In- 
fection vom Genitalapparat her, in der Regel beide, bisweilen nur ein Auge 
befalle. Die Krankheit beginnt im Uvealtract, setzt sich dann in dem Glas- 
körper fort, äussert sich dann in hochgradiger Schwellung der Lider und 
Chemosis und bringt es zur Perforation von Sclera oder Cornea. Die Prognose 
quoad visum ist stets schlecht; quoad vitam ist ebenfalls ungünstig, ganz be- 
sonders, wenn beide Augen ergriffen sind. In der Mehrzahl der Fälle besteht 
Endocarditis. Operative Maassnahmen sind streng contraindicirt. 





5) Unilateral reflex irido-plegia, by William H. Wilder. 

Während die doppelseitize Pupillenstarre bei Tabes nach Gowers in 80°, 
nach Dillmann in 76°/, vorkommt, tritt sie einseitig sehr selten auf. Verf. 
führt zwei Fälle auf. Der erste betraf eine 28jähr. Frau, deren rechte Pupille 
auf Lichteinfall starr blieb, während sie auf Accommodation und Convergenz 
sofort reagirte. Die Accommodation schien ganz leicht beeinträchtigt. Bei dem 
37Jähr. zweiten Patienten kam als bemerkenswerthes Symptum noch hinzu, dass 
sich die kranke Pupille im Dunkeln auch nicht so prompt erweiterte, wie die 
der gesunden Seite Es sei deshalb, meint Verf., anzunehmen, dass auch die 
Sympathicusfasern bei dem Process betheiligt sind, und deshalb topographisch 
der Sitz desselben in das Ganglion ciliare zu verlegen. 


6) A case of recurring interstitial keratitis, by W. A. Martin. 

Verf. beschreibt den Krankheitsverlauf einer interstitiellen Keratitis bei 
einer 32jahr. Frau, die, ohne Spuren einer hereditiéiren oder acquirirten Syphilis 
zu zeigen, an ihrer Hornlautentzündung fast alljährlich rückfällig erkrankte,, 
und zwar stets auf demselben Auge. 





7) Intraocular myotomy, by Augustin Prichard. 

Verf. gräbt ein altes Operativnsverfahren aus, das er für einen Ersatz der 
Iridectomie ansielt, und rühmt seine Wirkungen beim acuten Glaucoma und der 
Gefahr der sympathischen Entzündung. Es besteht in der Durchschneidung des 
Ciliarkörpers von einer Stelle in der Nähe des Limbus aus, und „Entleerung 
der hinteren Kammer“. Blut und Kammerwasser svll sich bei der Manipulation 
„reichlich“ entleeren.(?) 


— 546 — 


8) Two cases of enucleation in panophthalmitis, by Thomas Pooley. 

Verf. beschreibt zwei Enucleationen bei florirender Panophthalmitis mit 
glatter Heilung, um die wenigen Contraindicationen gegen das für gefährlich 
verschrieene Verfahren dahin zu resumiren: 1. wenn der Eiterungsprocess eine 
solche Höhe erreicht hat, dass die Schwellung der Lider und die Chemosis 
einmal die Operation nahezu unmöglich macht, andererseits anzeigt, dass auch 
das Orbitalgewebe eitrig infiltrirt ist, und 2. wenn die Suppuration von hinten 
nach vorn, nicht wie gewöhnlich von der vorderen Partie des Auges nach hinten 
geschritten ist, also als eine Iridochorioiditis angefangen hat, und die Gefahr einer 
Infection mittelst der Sehnervenscheide nach dem Gehirn hin zu befürchten ist. 


9) A new. classification of the motor anomalies of the eye, based 
upon physiological principles, by Alexander Duane. (Fortsetzuny.) 
Verf. spricht von Hypokinesis, Insufficienz der Divergenz, der Sursum 

vergens, von den entsprechenden excessiven Bewegungen u. 8. w. 


10) Glaucoma; its symptoms, varieties, pathology and treatment, 
by Alex. W. Stirling. (Fortsetzung.) 

Verf. bespricht unter Anführung der betreffenden, sehr fleissig zusammen- 
gestellten Literaturquellen, die Theorien Brailey’s, Priestley Smith’s und 
Rheindorf’s, um auf die Aetiologie der Erkrankungen der Venae vorticosae, 
die von Jacobson und Nicati aufgestellten Hypothesen, die Beziehungen der 
Opticuserkrankung und schliesslich die hereditäre und constitutionelle Veran- 
lagung überzugehen. Ein weiteres Capitel behandelt den Zusammenhang von 
Refraction und Glaucom; ferner das Glaucom in der Jugend bei Buphthalmus, 
Aniridie und Iriscolobom und bei Aphakie. Ein besonderer Abschnitt ist der 
Pathologie des hämorrhagischen Glaucoms gewidmet, dem Secundärglaucom bei 
Tumoren, bei Linsenluxationen und DEENEN bei hinteren Synechien 
und schliesslich bei seröser Iritis. 


11) A new instrument for testing the external ocular muscles, by 

G. Griffin Lewis. 

Ein ideales Phorometer muss 1. die zu prüfenden Augenmuskeln niclıt 
ermüden, darf 2. dem Auge keine Pause zur Erschlaffung der Muskeln ge- 
währen; 3. muss die Stellung der Prismen im Gestell eine durchaus correcte 
und gesicherte sein; 4. muss das Anwachsen der prismatischen Ablenkung rapide 
vor sich gehen und 5. bequem auch im Dunkeln geregelt werden können. Diese 
Vorzüge rühmt Verf. dem nach seinen Angaben von Meyrowitz construirten 
Instrument nach. Vor beiden Augen befindet sich in einer Art Brillenstativ 
ein centrirtes Guckloch mit rechts einer, links zwei durch ein Zahnrad dreh- 
baren Recoss’schen Scheiben. Diese Scheiben enthalten eine ganze Anzahl 
combinirbarer Prismen von verschiedener Stärke. Es lassen sich damit Com- 
binationen von 1—41° erreichen. Die Prismen können zudem in ihrer Fassung 
in beliebiger Weise mit der Kante nach oben oder unten, aussen oder innen 
gedreht werden. Dadurch ist der Apparat für jegliche Art von Muskelinsufficienz 
anwendbar. Er soll nicht bloss zur Untersuchung, sondern auch zu ortho- 
pädischen Uebungen benutzt werden. 


— 547 — 


12) Occlusion of the arterioles supplying the macula lutea, by 

Dr. H. Gradle. 

Der Fall, an sich den ähnlichen von Hirschberg und Perles sich anreihend, 
liess wegen einer entschiedenen Tensionsverminderung des Bulbus und einiger 
Erscheinungen von Seiten des Gehirns eine Erkrankung der Blutgefässe an Ort 
und Stelle, nicht eine einfach embolische Verstopfung der Ciliararterien annehmen, 
scheint also Priestley Smith Recht zu geben, welcher für viele Fälle sog. Em- 
bolie die wahre Natur der Erscheinungen in einer Thrombose der Arterien sieht. 


13) Electrolysis of xantelasma, by Francis B. Kellogg. 

Verf. räth nie mehr als sechs Elemente für die Electrolyse am Auge zu 
gebrauchen, und zieht die längere Einwirkung von einer geringeren Anzahl 
Elemente vor. Bei einem Xanthelasma von 1:!/,cm Ausdehnung erreichte er 
damit schöne Erfolge. | 
14) Painless panophthalmitis following catheterisation for retention 

due to enlarged prostate. Death from abscess of the brain, 

by F. W. Marlow. 


15) Incomplete paralysis of both third nerves of sudden and simul- 
taneous onset. Complete recovery, by F. W. Marlow. 





16) Tertiary orbital periostitis and cellulitis with consecutive uni- 
lateral optic atrophy, by Wendel Reber. Peltesohn. 


Juli. | 
1) A case of bilateral melanotic tumors, probably cysts of the ciliary 
bodies, by M. W. Zimmermann, M. D. 
An anderer Stelle referirt (Sect. on Ophth., Coll. of Phys. of Philadelphia). 
Hier wird der Fall näher besprochen bezüglich der Differentialdiagnose und 
abgebildet, sowie die entsprechende Literatur angeführt. 


2) Remarks on the treatment of a case of complete obliteration of 
the nasal canal, followed by cure, by Kenneth Scott, Cairo. 

In sehr vielen Fällen ist die Thränenableitung erschwert oder verhindert, 
nicht nur durch Schleimhautschwellung u. dgl., sondern auch durch Verengerung 
des knöchernen Ductus naso-lacrymalis. Hierbei nahm Verf. mit Erfolg folgen- 
des Verfahren in Anwendung: ein in den 'Thränencanal in entsprechender Richtung 
eingeführter feiner Bohrer wird mit einer Maschine verbunden, wie sie die Zahn- 
ärzte gebrauchen; nachdem der Bohrer in die weitere Partie gekommen, wird 
er herausgezogen und die Maschine nach einander mit Ansatzstücken von 2,3 
und schliesslich 4,5 mm Durchmesser armirt wieder in Thätigkeit gesetzt. Ist 
die engste Stelle schliesslich 4,5 mm breit, so wird nach Ausspülung ein täglich 
zu reinigender Bleidraht von 2,5 mm Dicke, und nach ca. 5 Tagen ein 1,75mm 
dicker eingelegt, um den sich neubildenden Weichtheilen der Wand Spielraum 
zu geben. Nach ca. 25 Tagen kann man auch diese entfernen. Der Erfolg 
ist dann meist dauernd vorhanden. 


85* 


— §48 — 


3) The visual effect of the removal of the lens in high degrees of 
myopia, by Dr. Maxim. Salzmann, Wien. 


Verf. bespricht die fir die Prognose der Linsenentfernung bei hochgradiger 
Kurzsichtigkeit wichtigen Punkte. Zunächst die Refractionsverminderung ist 
bekanntlich veränderlich und kann in folgender Formel ausgedrückt werden: 


R a wobei R die Refractionsverringerung, f} die hintere Brennweite der 


Cornea, d die Entfernung der vorderen Linsenhauptebene von der Cornea, und 
F die Brennweite der Linse bezeichnet. Die ursprūngliche Refraction des zu 
operirenden Auges wird am besten vom Knotenpunkt aus gemessen, der bei 
kurzsichtigen Augen fast mit dem Krümmungsmittelpunkt der Hornhaut zu- 
sammenfallt. Bezüglich der Ableitung der Formel, sowie der Bestimmung der 
Werte mittelst Ophthalmometer von Javal und von Helmholtz muss auf das 
Original verwiesen werden. Ferner die Verbesserung der S hängt einmal davon 
ab, dass der Knotenpunkt weiter nach vorne kommt, während er vor der Operation 
im Verhältniss zur Stärke des Glases immer mehr nach hinten rückte, wodurch 
die Netzhautbilder verkleinert wurden, sodann wird S gebessert durch Aus- 
schaltung von Unregelmässigkeiten der brechenden Linsenfläche. Da die Accom- 
modation verloren geht, ist es gut, wenn eine geringe Myopie nach der Operation 
restirt, zumal bei geringer Myopie auch ein besseres Sehen in Zerstreuungs- 
kreisen möglich ist als bei Hyperopie. Die Operation ist also hauptsächlich bei 
hochgradiger Myopie von Vortheil, und zwar vor allem bei Leuten, die nicht 
vorwiegend mit Naharbeit beschäftigt sind. 





4) Partial. detachement of the superior-temporal vein of the retina, 
by John Dunn, M. D., Richmond. 


Die isolirte Abhebung eines Theiles der Vena temporalis superior ohne 
Netzhautabhebung bei dem 52jähr. Pat. erklärt Verf. folgendermaassen: in Folge 
Gefässerkrankung ausgebreitete venöse Blutung (ophthalmoskopisch beobachtet), 
dadurch Riss des darüberliegenden Netzhaut- und Glaskörpertheiles; die Blut- 
anlhäufung drängt auch das Gefäss durch den Riss nach vorne in den Glas- 
körper; nach Aufsaugung der Blutung verhindert das zurückbleibende (als weisse 
glänzende Glaskörpertrübung mit Ausläufern sichtbare) Fibrin die Rückkehr der 
Vene, deren abgelöster Theil atrophirte, während in einem früher schon vom 
Verf. mitgetheilten Fall von Ablösung der Arteria nasalis inferior. (Arch. of 
Ophth. XXV, 1), wohl auf ähnliche Weise entstanden; die abgelöste Arterie 
blieb durchgängig. | 


5) Sarcoma of the lachrymal gland, by Keuneth Scott, Cairo. 


Die zufallsfrei entfernte Geschwulst hatte die rechte Thränendrüse einer 
18jährigen betroffen; die linke war auch vergrössert, aber nicht entfernt worden, 
da sie sich bei einem Einschnitt nicht als krankhaft verändert erwies. Nach 
10 Monaten R recidivfrei, L status idem. Aehnliche Fälle fand Verf. nur er- 
wälnt: einer von Bronner (Trans. Ophth. Soc. of U. K. 1896) und zwei von 
Lawford und Collins (Roy. Lond. Ophth. Hosp. Rep. XII, 4), welche ein 
Literaturverzeichniss anführen. 


— 519 — 


6) Scope and limits of ophthalmometry (keratometry), by Thomas 
Reid, M. D., Glasgow. 
Auf der Basis von ophthalmometrischen Messungen allein kann kein Glas 
verschrieben werden, vielmehr müssen andere Methoden mit zu Hilfe genommen 
werden, wie die Schattenprobe und die subjective Prüfung mittelst Sehproben. 


7) Gout and rheumatism as factors in the etiology of glaucoma, by 
Stephen Olen Richey, M. D., Washington. 

Drucksteigerung bei Glaucom wird hauptsächlich verursacht durch Ausdehnung 
der Blutgefässe innerhalb der Sclera, weniger durch Störung der intraocularen 
Secretion. Vergesellschaftet damit ist erhöhter arterieller Druck oder Arterio- 
selerose; die venöse Stase hat Bindegewebsbildung im Auge zur Folge. Jede 
acute Glaucomform ist primär verursacht durch Gicht oder acquirirter Syphilis 
im Tertiärstadium; bei chronischem Glaucom kann Rheumatismus als ursächlicher 
Factor nicht ausgeschlossen werden. Jridectomie wirkt durch Entlastung des 
Gefässsystems. Bei Gicht ist als Materia peccans anzusehen die Ueberladung 
des Blutes mit Uraten, welche entweder direct das Auge reizt oder indirect 
durch Wirkung auf das Herz das Gefässsystem alterirt, bei Rheumatismus die 
Milchsäure und der Fibrinreichthium des Blutes, wodurch am Auge adhaesive 
Entzündungen erzeugt werden können, z. B. Iritis plastica, durch Gicht dagegen 
Iritis serosa. 


8) Keloid of the cornea, by Cassius D. Wescott, M. D., Chicago. 

Bei einem 2jährigen Kinde schien ein totales Staphylom vorzuliegen in 
Folge von s. Zt. vernachlässigter Blenn. neonat. Untersuchung in Narcose er- 
gab jedoch einen soliden Tumor. Derselbe wurde abgetragen und die von Hektoen 
vorzenommene Untersuchung zeigte, dass die Substantia propria der Hornhaut 
mächtig gewuchert war und den aus feinen und gröberen Bindegewebsfibrillen 
bestehenden Tumor (Keloid) gebildet hatte, dessen Vorderfläche von stark ge- 
wuchertem Epithel, dessen Hinterfläche von einer Pigmentschicht, herrührend 
vom Irisprolaps, begrenzt wurde. Verf. findet in der Literatur nur 2 ähnliche 
Fälle, einen von R. Simon (dies. Centralbl. 1892) und einen von J. Szokalski 
(Annales d’Oculistique 1895). — In diesem Centralblatt 1895 und 1896 sind 
noch mehrere derartige Fälle erwähnt. Ref. 


9) On interstitial keratitis and its complications, by C. Devereux 
Marshall, London. 

Was man Keratitis interstitialis nennt, ist die Kundgebung einer Krank- 
heit, die in Wirklichkeit den ganzen Uvealtractus befällt in grösserer oder ge- 
ringerer Ausdehnung, und zwar der tertiären Syphilis, gewöhnlich der angeborenen, 
manchmal auch der erworbenen; in ersterem Falle ist der vordere Theil des 
Auges, die Cornea, mehr befallen, in letzterem mehr die Chorioidea. Zwischen 
diesen beiden Extremen giebt es viele Zwischenstufen, in welchen die Krank- 
heit sich äussern kann, und es ist dadurch eine grosse Verwirrung entstanden, 
dass einzelne Autoren nach dem sich jeweils bietenden verschiedenen klinischen 
Anblick der Krankheit in den verschiedenen Stadien auch verschiedene Namen 
gegeben. Die Therapie muss zunächst das Grundleiden ins Auge fassen und 
energisch Quecksilber geben trotz des tertiären Stadiuus, local muss energisch 
Atropin gegeben werden, bei Drucksteigerung kein Eserin, sondern Paracentese 
oder Sclerotomie. Zur Aufhellung der zurückbleibenden Hornhauttlecke empfiehlt 


— 550 — - 


sich die Electrolyse. Vier beigegebene Mikrophotogramme der vier Stadien der 
Hornhautaffection, Keratitis punctata, Infiltration der Hornhaut, Vascularisation 
und Resorption, sind nicht hervorragend deutlich. 


10) Glaucoma; its symptoms, varieties, pathology art treatment, by 
Alex. W. Stirling, M. D.. Atlanta, Georgia. 
In Fortsetzung früherer Artikel werden Diagnose und Prognose, Behandlung 
und die verschiedenen Operationsmethoden bei Glaucom unter Anführung der 
betr. Literatur eingehend erörtert; zu kurzem Ref. nicht geeignet. 


11) Mules’ operation for artificial eye, by Frank Allport, M. D, 

Minneapolis. 

Beschreibung der in diesem Centralblatt (1896) schon genau mitgetheilten 
Operation nebst Abbildung der dazu nöthigen Instrumente und zweier damit 
behandelter Fälle. 

12) The tarsal form of spring catarrh. A clinical, anatomical, patho- 
logical and therapeutical study, by Dr. Darier, Paris. : 

In letzter Zeit wurde derjenigen Form des Frühjahrscatarrhs, welche vor- 
zugsweise die Bindehaut des Oberlides befällt und Anlass zur Verwechslung mit 
Trachoın geben kann, wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Beim Trachom 
sind die Körner ursprünglich weich und durchscheinend, beim Frühjahrscatarrh 
stets hart. Specifische Mikroorganismen sınd bisher bei beiden nicht gefunden 
worden, doch sind bestimmte pathologische Unterschiede da, wie sie auch Verf. 
in einem Falle, der grosse Aehnlichkeit mit Trachom bot (aber die Uebergangs- 
falte war frei geblieben) und durch Ausschneidung der erkrankten Partien unter 
Chloroform bald geheilt wurde, durch die Untersuchung von Dr. Villard, 
Montpellier, bestätigt fand. Der Frühjahrscatarrh bietet mehr das Bild diffuser 
entzündlicher Infiltration mit Rundzellen und derberen Bindegewebszügen, beim 
Trachom sind diese zarter und Neigung zur cirmumscripten knötchenförmigen 
Anhäufung von Rundzellen vorhanden. Die Behandlung besteht zunächst in 
Waschungen mit verdünntem Carbolwasser u. dgl., Cuprum und Arg. nitr. sind 
nur bei starker Secretion indicirt; bei der pericornealen Form ist weniger zu 
leisten, am besten ist noch Massage mit Quecksilberlanolinsalbe, bei der tarsalen 
sind häufige Scarificationen und bei schlimmen Fällen Excision alles Krankhaften 
indicirt. 


Es folgen Referate. 


October. 

1) Illustrative cases showing the indications for enucleation of the 
eyeball with macroscopic and microscopic photographic illustra- 
tions from specimens, by H. V. Wirdemann, M.D., Milwaukee, Wis. 

Bespricht unter Mittheilung einschlägiger Fälle über die Indicationen für 
die Enucleation, wie maligne Geschwäülste, Gefahr der sympathischen Entzündung 

(in einem Falle Ausbruch erst über 40 Jahre nach stattgehabter Verletzung (?), 

Schmerzen z. B. bei absolutem Glaucom, cosmetische Rücksichten bei Staphylom 

und dergl., Panophthalmitis. 


— -MM es 


— 351 — 


2) A contribution to the bacteriology of the normal conjunctival 
sac, by J. Kyre, M. D., London. 

Von 76 Personen mit gesunden Augen aus verschiedenen Gegenden und 
Gesellschaftsklassen, mit verschiedenem Alter und Geschlecht wurden mit deren 
Conjunctivalflissigkeit unter Abreibung der Conjunctiva Abimpfungen gemacht 
auf Nährböden und in 50°/, Sterilität gefunden; in den anderen Fallen dagegen 
28 verschiedene Bacterienarten gefunden, darunter unter anderen Staphylococcen 
verschiedener Art 49 mal, Streptococcen 4 mal, Bacterium coli 3 mal, ferner ver- 
schiedene Proteus- und Sarcine-Arten, Bacillus prodigiosus, subtilis, Xerosis und 
dergl., Penicillium glaucum und Torula alba. Verf. kommt zu folgenden Schlässen: 
Der Conjunctivalsack enthält häufig Microorganismen verschiedenster Art, pathogene 
und nichtpathogene; er ist beim gleichen Individuum zeitenweise steril, zu Zeiten 
wieder nicht; der obere Conjunctivalsack ist häufiger steril als der untere; die 
Sterilität ist dem mechanischen Einfluss des Thränenstromes zuzuschreiben, 
vielleicht unterstützt durch bactericide Eigenschaften desselben. Versuchsan- 
ordnung und ausführliches Literaturverzeichniss s. im Original. 


3) Secondary glaucoma, by S. D. Risley, M. D., Philadelphia. 

Plastische Iridocyclitis, annuläre Synechie, occlusio pupillae, Secundärglau- 
com (durch das Exsudat und die hinter der Iris eingeschlossene Flüssigkeit 
und Verschliessung des Vorderkammerwinkels erzeugt); Iridectomie, Heilung mit 
mässiger Sehkraft. — Uveitis mit geringer Synechienbildung, wiederkehrende 
Anfälle von Secundärglaucom; Jodkali, Atropin; während der Anfälle Eserin 
und Massage; schliesslich Beruhigung mit mässiger Sehkraft. In diesem Falle 
hält Verf. die Drucksteigerung für erzeugt durch die Verstopfung der vorderen 
Abflusswege durch das massenhafte albuminöse Exsudat. 

4) A case of right-sided lateral conjugate palsy, by W. E. Bruner, 
M. D., Cleveland. 

14 jähriges Mädchen, schon vielfach krank gewesen: Convulsionen in frühester 
Kindheit, dann häufig wiederkehrende Tonsillitis; vor 1!/, Jahren Scharlach, 
dann anschliessend Masern, und darnach Rheumatismus; dann Convulsionen, 
und nach deren Aufhören wiederkehrende Schwächezustände. Dann beginnendes 
Doppeltsehen. Gegenwärtig zeigt das Kind keinerlei Organerkrankung. Auch 
die Augen sind im Ganzen gesund, S beiderseits = ®/,. Nur besteht Blick- 
lähmung nach links. Beide Augen können nicht über die Mittellinie nach links 
hin bewegt werden; dagegen bei Convergenz functionirt der rechte Internus ganz 
gut. Auch besteht gegenwärtig kein Doppeltsehen. Weitere Bemerkungen über 
den Fall giebt Verf. nicht. 





5) Retinitis pigmentosa without the characteristic pigmentation, by 

George M. Gould, M. D., Philadelphia. 

Zwei zufällig entdeckte Fälle von Retinitis pigmentosa ohne Pigment. Kin 
29 jähriges Mädchen, an einer Schreibmaschine beschäftigt, kommt wegen eines 
Glases; die Untersuchung ergiebt leichten Astigmatismus und normale S; sonst 
ophthalmoskopisch normal. Bei einem späteren Besuche merkt Verf. zufällig, 
dass Patientin in dem dunkleren Hausgange sich tastend vorwärtsbewegt, und 
auf weiteres Befragen erfährt er, dass Patientin seit 3 Jahren bei Nacht nur 
mit Schwierigkeit gehen kann. Die genaue Untersuchung ergiebt ziemliche 
concentrische Einengung des G. F. beiderseits (die Grenzen bei herabgesetzter 
Beleuchtung konnten aus äusseren Gründen nicht aufgenommen werden) für 


— 552 — 


Weiss und noch mehr fir Farben und in der Peripherie des Augengrundes 
zerstreut mit Mühe sichtbare, zahllose dunkle, bräunliche und schwärzliche, 
winzige .Pünktchen, in keiner Weise dem typischen Pigment bei der Retinitis 
pigmentosa ähnlich. Bei einem Bruder und bei der Mutter war gar nichts 
nachzuweisen, eine Schwester zeigte eben merkbare Tüpfelung der Augen- 
peripherie, ähnlich wie die Patientin, aber sonst keine Abnormitäten; ein weiterer 
Bruder dagegen, ein sonst ebenso wie die Patientin gesunder Kaufmann, der 
nur über Nachtblindheit zu klagen hatte, zeigte bei normaler S die gleiche 
Einengung des G. F. für Weiss, weniger für Farben, sowie die Stippchen in 
der Peripherie, ohne dass ein auch nur Stecknadelkopfgrosses Pigmentklümpchen 
zu sehen gewesen wäre. Der Vater war frei gewesen, dagegen habe dessen 
Vater an Nachtblindheit gelitten. Keine Blutverwandschaft der Eltern oder 
Grosseltern. In der Literatur findet Verf., der sich mit Recht über den Miss- 
brauch des einmal als Tag-, das andere Mal als Nacht-Blindheit gebrauchten 
Wortes Hemeralopie aufhält, und deshalb die Fälle von Hemeralopie ohne weitere 
Angaben nicht brauchen kann, den seinen gleiche Fälle angeblich (?) nur fünf, und 
zwar von Perin (Annal. d’oc. 1875, S. 234), Huidiez (Annal. d'oc. 1877, 
S. 211), Morton (2 Fälle, Transact. Oph. Soc. U. K. 1893, S. 147) und 
Peltesohn (Centralbl. f. prakt. Augenh. XII, 206); ein Theil der Lehrbücher 
erwähnt diese Erkrankungsart überhaupt nicht, dagegen ist sie in andern wohl 
beschrieben, u. a. Graefe-Saemisch (1877, V, S. 641). Die Fälle von Al- 
varado (Rev. de Cienc. Med., 1882, VII, S. 269), Darier (Arch. d’opht. 
1887, VII, S. 170), Nettleship (Transac. Oph. Soc. VII, 1987, S. 301), 
Galezowski (Rech. Ophthalm. 1863.), Hosch (Klin. Monatsbl. f. Aug. 1875, 
S. 58), Magnus und Jacobson (ibid. 1888, S. 202), Germaix (Ann. d'oc. 
1893, S. 276), Cowell (Trans. Oph. Soc. U. K. If, S. 58) und Leber (Arch. 
f. Ophth. 1871, XVII, 1. S. 134) lässt Verf. ausser Betracht, angeblich weil sie 
theils ungenau beschrieben seien, z. B. ohne G. F. Befund, theils den seinen 
nicht entsprächen, weil sie doch Pigment gezeigt hätten. Peltesohn (s. oben) 
führe allerdings schon die genaue Beschreibung von Donders und Schweigger 
(v. Graefe's Arch. Vol. I) dieser Erkrankung an; in Peltesohn’s Falle klagte 
ein 21 jähriger Lithograph über Unsicherheit im Dunkeln; bei guter Beleuchtung 
zeigte er beiderseits (myop. As.) S= 1 und normales G. F.; bei herabgesetzter 
Beleuchtung schrumpfte dasselbe ober auf 10° um den Fixirpunkt zusammen; 
Augengrund völlig normal; 3 Jahre später typische Pigmentirung und G. F. 
Einengung schon bei heller Beleuchtung; Peltesohn glaubt daher, dass Reti- 
nitis pigmentosa ohne Pigment nur ein vorübergehendes Anfangsstadium der 
typischen Retinitis pigmentosa sei. Verf. hält letztere Auffassung zwar für 
überzeugend, meint aber, es könne auch eine stationäre Retinitis pigmentosa 
ohne Pigment geben, und rechnet seine Fälle dazu, da angeblich in den letzten 
Jahren keine Verschlechterung bemerkt worden wäre. Verf., der mit den Fällen 
anderer Autoren so strenge verfährt (s. oben), sollte doch consequent sein und 
sich nicht auf die Aussagen der Patienten verlassen, da er selbst seine Fälle 
bisher nur wenige Monate beobachtet hat (Ref... Zum Schlusse fordert er zu 
genauer Untersuchung auf, da möglicherweise noch viele derartiger Fälle nicht 
erkannt würden. 
6) Hemorrhagic glaucom. — Report of a case, with micro-photographs, 

by E, C. Ellett, M. D., Memphis, Tenn. 

62 jährige Patientin (leichte Albuminurie und granulirte Cylinder) mit 
Retinitis haemorrhagica, aus der sich allmählich ein Glaucom entwickelte; weder 


— 553 — 


Eserin und feuchte Warme, noch Iridectomie, bei der es sehr stark blutete, 
konnte die wiederholten Schmerzanfälle in dem allmählich erblindeten Auge 
hemmen; erst die Enucleation schaffte Erleichterung. Verf. beschreibt nun aus- 
führlich den mikroskopischen Befund, dessen Hauptergebniss in aneurysmaartigen 
Erweiterungen der Netzhautarterien, Venenstauung und Blutaustritten in der 
Nervenfaserschicht bestand; die Veränderungen beschränkten sich auf den nach 
rückwärts vom Aequator gelegenen Theil; ausserdem bestand Verlötung des 
Iriswinkels und Sehnervenaushöhlung; Sclera, Iris und Ciliarkörper waren wohl 
etwas verdünnt, aber sonst normal, ebenso Chorioidea und Cornea ganz normal, 
wie auch sonst sich keine weiteren Gefässveränderungen fanden. Unter ein- 
gehender Besprechung der Pathogenese, Pathologie, Prognose (schlecht) und 
Behandlung (Eserin, feuchte Wärme, womöglich keine Jridectomie) auf Grund 
eines ausführlichen Literaturverzeichnisses, kommt Verf. zum Schluss, dass das 
Glaucom hämorrhagicum eine Form von Secundärglaucom sei, die von hämorrha- 
gischer Retinitis abhängig sei; letztere wiederum habe ihre Ursache in Dege- 
neration der Netzhautarterien, die immer mit allgemeiner Gefässdegeneration 
verbunden sei, häufig durch Nierenschrumpfung verursacht. 


7) The objections to the theories of the harmonious symmetrical 
action on the oblique muscles in oblique astigmatism, by Will. 
Walter, M. D., Chicago, Il. 

Sucht die Einwände zu entkräften, welche gegen die Theorie der harmo- 
nischen symmetrischen 'Thäthigkeit der Musculi obliqui bei Astigmatismus obliquus 
gemacht worden sind; zu kurzer Berichterstattung ungeeignet. 


8) A few interesting eye cases, by G. Gr. Lewis, M. D., Syracuse, N. Y. 

a) Lähmung des Rectus superior, gebessert durch Michel’s Methode der 
passiven Bewegung. — b) Nagelkopf, eingebettet zwischen Conjunctiva und 
Sclera 8 Jahre lang, ohne Reizerscheinungen zu machen, wird jetzt wegen Ent- 
zündung entfernt; Heilung. — c) Zündhütchenstück, welches durch die Peri- 
pherie der Iris und Linse hindurchgegangen, 18 Jahre im Auge verweilte, 
ohne Störungen zu machen, jetzt Entzündung und sympathische Reizung machte; 
Enucleation; Heilung. Merkwürdig ist, dass jetzt der Fremdkörper direct hinter 
der Cornea in der Vorderkammer liegt, nach Angabe des sehr aufmerksamen 
Patienten erst seit 2—3 Monaten. Cataract; hintere Synechien. 





9) A oase of cavernous angioma (vascular naevus) of the tunica 
conjunctiva. by G. O. Reik, M. D., Baltimore. 

Bei dem 16 jährigen Patienten wurde eine dunkle, purpurrothe Geschwulst, 
welche ca. 3mm von der Cornea nasalwärts entfernt auf der Conjunctiva des 
linken Auges sass, ca. 15 mm lang, 3—5 mm breit und 5 mm dick war, in 
verticaler Richtung verlief, mit der Sclera nicht verwachsen war, unter geringer 
Blutung leicht entfernt. Bei mikroskopischer Untersuchung erwies sie sich als 
aus losem Bindegewebe mit vielen kleinen Zwischenräumen und sehr zahlreichen 
Blutgefässen bestehend. Sie war gleich bei der Geburt bemerkt worden und 
allmählich gewachsen, bis sie ihre jetzige Grösse im 6b. Jahre erreicht hatte. 
Derartige Geschwülste sind selten. Verf. führt die diesbezügliche Literatur an. 
10) On profuse intraocular hemorrhage. by I.da Gama Pinto, Lissabon. 

Zu seinen schon im Jahre 1884 veröffentlichten 2 Fällen von profuser 
Blutung nach Staroperation (Myopie, Chloroformnarcose und Erbrechen), die 


— 554 — 


beide mit Verlust des Auges endigten, fügt Verf. weitere 4, theilweise nicht 
so typische hinzu. Bei sämmtlichen war die Iridectomie gemacht worden. Im 
Ganzen sah er überhaupt unter 711 Starausziehungen 3 Fälle von typischer 
abundanter Blutung. In einem Falle war keine Ursache zu ermitteln, die 
Blutung trat unter Schmerzen am 2. Tage auf, das Auge ging zu Grunde; im 
2. Falle presste die Patientin nach der Kapselöffnung Linse und etwas Glas- 
körper heraus; die Blutung trat nach einigen Stunden ein; das Auge konnte 
erhalten bleiben, war aber ohne Sehkraft. Im 3. Falle handelte es sich um 
Schlingenextraction einer luxirten Cataract mit etwas Glaskörperverlust, kurz 
darnach heftiger Hustenanfall, der zu starker Blutung führte; Ausgang wie im 
vorhergehenden Falle. Der letzte Fall war nicht so typisch; nach Erbrechen 
gelblicher Reflex aus dem Glaskérper unter Reizerscheinungen; Heilung mit 
völliger Netzhautablösung, höchst wahrscheinlich durch Blutung. Sodann be- 
spricht Verf. die Literatur und die angenommenen praedisponirenden Ursachen, 
wie Veränderungen der Chorioidalgefässe, hochgradige Myopie, hohes Alter; in 
seinen Fällen konnte er nichts ermitteln, und auch in einem auf diese Art zu 
Grunde gegangenen Bulbus eines von einem Collegen operirten Patienten konnte 
er nichts finden, so dass man eine parenchymatöee Blutung aus der Chorioidea 
annehmen muss. Bei einer abundanten Blutung aus einem perforirten Hom- 
hautgeschwür eines an Glaucom erblindeten Auges konnte er nach der Enu- 
cleation die Chorioidalgefässe sehr erweitert, mit verdickten Wandungen finden. 


11) A contribution to the treatment of syphilitic ailments of the 
eyeball, by Jehin Prume, M. D., Montreal, Canada. 

Verf. wendet sein Interesse hauptsächlich den intravenösen Injectionen von 
Hydrarg. oxycyanatum zu und stellt nach seinen Erfahrungen folgende Sätze 
auf: die Methode soll nur bei schwerer Augensyphilis angewendet werden, wenn 
unmittelbare Wirkung erforderlich ist, wenn andere Mercurbehandlungs-Methoden 
wenig oder gar nichts gewirkt haben, oder vom Patienten nicht acceptirt werden. 
Subconjunctivale Sublimatinjectionen sind zwar gut, aber mehr bei localen als 
bei den von allgemeiner Systemerkrankung abhängigen Augenaffectionen. 


12) The value of repeated and differently placed exposures to the 
Roentgen ray in determining the location of foreign bodies in 
and about the eyeball, by Ch. A. Oliver, M. D., Philadelphia. 
Mittheilung der ohne Zeichnung nicht naher zu beschreibenden, aber ein- 

fachen Methode von Leonard mittelst doppelter Aufnahme der Augenhöhle 

mit Roentgen-Strahlen bei verändertem Standort der Crooke’schen Tube und 
folgender trigonometrischen Berechnung einen im Auge oder in der Orbita be- 
tindlichen Fremdkörper zu localisiren; in 3 Fiillen des Verf.’s hat sich das 

Verfahren schon bewährt. (S. a. das Referat über the Ophthalm. Sect. of the 

Coll. of Physic. of Philadelphia, die Mittheilung L.’s betreffend). 





13) Primary sarcoma of the iris. A statistical study, with the report 
of on additional case, in which the growth was successfully 
removed by iridectomy, by Cl. A. Veasey, M. D., Philadelphia. 
Nach Anführung eines eigenen Falles, der einen 64 jährigen Mann betraf 

und mit zufallsfreier Entfernung der Geschwulst ohne Recidiv endigte, stellt 

Verf. die bisher beobachteten, durch mikroskopische Untersuchung erhärteten 

46 Fälle vom primären Irissarcom ausführlich zusammen. Wir entnehmen 

daraus als Hauptsachen, dass 14 Männer und 32 Frauen befallen waren, beide 


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Augen annähernd gleich, einmal beide Augen. Der jüngste Patient war 2, der 
älteste 75 Jahre alt, vorzugsweise scheint das Alter von 15 bis 25 (10 Fälle) 
und das von 35 bis 45 (11 Fälle) befallen zu sein, während dazwischen nur 
1 Fall beobachtet wurde; ferner von 5—16 6, von 45—55 9, von 55—75 
10 Fälle. Die Enucleation war 32, Iridectomie 14 mal ndthig. 27 Fälle 
waren pigmentirt, 10 nicht, 9 ohne Angaben; 13 Spindelzellen-, 11 Rundzellen-, 
7 gemischt-zellige Sarcome, 5 ohne nähere Angabe. — Ausführliches Literatur- 
verzeichniss. 


Es folgen Referate. Neuburger. 


XII. The American Journal of Ophthalmology. 1897, Juli. 

1) Hints on the hygiene of trachoma and the influence of climate 
and altitude in its management, by Swan M. Burnett, M. D., 
Washington. 

Wenn als eigentliche Ursache des Trachoms auch ein (freilich bis jetzt 
noch nicht gefundener) Parasit zu gelten hat, so giebt es doch sicher ausserdem 
noch eine Menge prädisponirender Ursachen, so z. B. die Zugehörigkeit zu einer 
bestimmten Rasse(?); Neger sind immun, Iren, polnische Juden, Italiener sehr 
dazu disponirt.(?) Ferner sind hygienische Missstände, wie Aufenthalt und Be- 
schäftigung in schlechter, staubiger Luft, auch anstrengende landwirtschaftliche 
Beschäftigung beim Ernten und Dreschen, enges Zusammensein mit Erkrankten 
zu vermeiden. Der Einfluss des Klimas ist noch nicht festgestellt; jedenfalls 
sind staubfreie Küsten — und gleichfalls staubfreie Höhengegenden von 300 m 
an, besser als trockene Inlandsgegenden. 

2) Marked impairment of central vision following prolonged use of 
the affected eye, by Samuel Theobald, M. D., Baltimore. 

Durch starke Anstrengung eines Auges (mehrstindiges Ablesen von Buretten 
wahrend mehrerer Tage) bekam ein Chemie-Studirender unter Schmerzen Seh- 
störungen auf demselben, die allmählich zunahm, während die Schmerzen auf- 
hörten, und erst am 18. Tage nach Aussetzen der betr. Arbeit ihren Höhe- 
punkt (®/,,) erreichte gleichzeitig mit Auftreten centraler Exsudatflecke, nicht 
unähnlich der durch Einwirkung von Sonnenstrahlen entstehenden centralen 
Retinitis. G. F. zeigte periphere Einschränkung und centrales Scotom. Nach 
2 Monaten völlige Wiederherstellung. 





3) Antiseptics and anaesthetics in ocular operations, by Joseph E. 
Willets, M. D., Pittsburg, Pa. 
Reizende Mittel wie Formaldehyd und Eucain sind zu vermeiden. Vor- 
sichtige Cocainisirung ist immer noch das Beste. 


4) Keratoconus, by J. W. Bulard, M. D., Pawnee City, Nebr. 

Nach einleitenden Worten über die Seltenheit, Pathogenese, friedliche und 
operative (am besten Galvanocaustik des Kegels) Therapie Beschreibung einer 
eigenen Beobachtung. Bei einem 26 jährigen, sonst gesunden Mädchen hatte 
sich gleichzeitig mit leichter geistiger Störung im Laufe von 5 Jahren aus den 
ursprünglich myopisch astigmatischen Augen beiderseits Keratoconus gebildet 
mit entsprechender Herabsetzung der S; ein Jahr später kam sie mit Tribune 
der Kegelspitze und beträchtlicher Reizung L; die Vorderkammer wurde durch 


— 556 - 


einen Schnitt mit Grafe’schem Messer im verticalen und nach 7 Tagen im 
horizontalen Durchmesser unter Abtragung eines kleinen Hornhautstückes am 
Wundrande eröffnet und Druckverband angelegt, die Hornhaut wurde dadurch 
abgeflacht und durch Eserin (beiderseits angewendet) die Pupille verengt, wo- 
durch die S gebessert wurde. Später soll noch eine Iridectomie angeschlossen 
werden. Es besteht irregulärer Astigmatismus; doch wird durch stenopäischen 
Spalt in der Hauptaxe Besserung des Sehens erzielt, und Verf. demonstrirt die 
zu diesem Zweck von H. Snellen angegebene stenopäische Brille. — In der 
Discussion (2. Jahresvers. d. Western Ophthalm., Otolog. etc. Assoc., in St. Louis, 
8.—9. April 1897) hebt Tiffany als häufige Ursache des Keratoconus Keratitis 
interstitialis hervor, was von Bulson, Alt, der bei histologischer Untersuchung 
von 3 Fallen bei zweien nichts fir die Pathogenese Wesentliches, bei einem 
Narbengewebe und Ruptur der Bowman’schen Membran gefunden hatte, und 
Bullard bestritten wird. 

5) The technique of cataract extraction, by B. E. Fryer, M. D., Kansas 

City, Mo. 

Verf. ist fir Extraction mit Iridectomie, um Irisprolaps zu vermeiden. 
und zwar in der Regel fir präparatorische Iridectomie. — In der Discussion 
(s. Nr. 4) hebt Stillson gleichfalls seine unbefriedigenden Resultate bei ein- 
facher Extraction und seine guten bei Extraction mit Iridectomie (am 5. Tage 
vorher) hervor. Wheelock ist gleichfalls fiir Extraction mit Iridectomie, 
aber nicht präparatorischer, besonders in der Landpraxis. Reynolds individua- 
lisirt von Fall zu Fall, legt aber stets nur Heftpflasterverband an. Tiffany 
ist für einfache Extraction. 


6) Discussion of Dr. W. H. Baker’s paper, which appeared in the 
June number (Heterophorie). 


August. 
1) Credé’s method for the prevention of purulent ophthalmia in 
public institutions,by Lucien Howe, M.D., Buffallo, New-York. 

Da Credé's Methode sich als die beste und einfachste Methode zur Ver- 
hütung der Neugeborenen-Riterung erwiesen hat und bei richtiger Anwendung 
keinen Schaden bringt, soll sie in allen öffentlichen Entbindungsanstalten obli- 
gatorisch gemacht werden, in der Erwartung, dass sie und ihr segensreiches 
Wirken dadurch auch in der Privatpraxis zunehmende Ausdehnung erfahre. 


2) Congenital nystagmus, by Jos. Ell. Colburn, M. D., Chicago. 

Auf Grund von 19 mitgetheilten Beobachtungen kommt Verf. zum Schluss, 
dass die Affection veranlasst werde durch Amblyopie aus irgend welcher Ursache 
oder durch Aınetropie, und bei atypischer Entwicklung des Auges und seiner 
Adnexe vorkomme, veranlasst durch Erschöpfung oder Reizung der Augen- 
muskeln oder ihrer Nervencentren, bei ihren Versuchen, sich mit den anderen 
Acten des Sehens zu coordiniren. Durch Beseitigung der Amblyopie, Correctur 
allenfalls bestehender Ametropie, eventuell durch chirurgische Behandlung der 
Muskelanomalien (Rück- oder Vorlagerung u. dergl.) kann Besserung erzielt 
werden. — In der Discussion (s. Juli, Nr. 4) sagt Tiffany, er habe die Affection 
oft bei vorderer oder hinterer Polarcataract gesehen, desgleichen Besserung 


— 557 — 


durch Beseitigung der Heterophorie: doch ist er mehr fir gymnastische Uebung 
mit Prismen. Bei Albinismus sind stenopäische Gläser von Vortheil. Fryer 
sah doppelte Fixation häufig als Ursache. 

3) Ophthalmia nodosa, by George Knapp, M. D., Vincennes, Ind. 

Ein 22 jähriger Landwirth, dem beim Baumklettern eine Raupe ins Auge 
gefallen war, litt an häufig wiederkehrenden, sehr schmerzhaften Entzündungen, 
die sich bis zu einer Iridocyclitis exsudativa steigerten. Es traten episclerale 
Knötchen und eines auf der Iris auf; in sämmtlichen fand sich nach ihrer 
operativen Entfernung unter Riesenzellen ein Raupenhaar. S wurde wieder 
gut. Im zweiten leichteren Falle ohne Anamnese fanden sich Bruchstücke von 
Haaren in conjunctivalen Knötchen. Im dritten Falle kam es nicht zur Knötchen- 
bildung. Der Patientin hatte vor einigen Tagen ihre Schwester ein Raupe in’s 
Auge geworfen; unter Lupenbenutzung wurden die die heftigsten Reizerscheinungen 
verursachenden Raupenhaare aus Cornea und Conjunctiva entfernt. Glatte Heilung. 
— Colburn berichtet über einen Fall bei einem Kinde. Ein Haar wurde 
leicht entfernt, ein zweites hatte die Cornea durchbohrt und steckte zur Hälfte 
in der Vorderkammer, die heftigsten Schmerzen verursachend, und konnte erst 
durch Keratomie entfernt werden. 





4) Can castration and ovariatomy cause optic atrophy? Report of 
two cases, by L. R. Culbertson, M. D., Zanesville, Ohio. 

Eine 41 jährige Waschfrau, die angeblich vorher gut gesehen und gehört 
hat, bekam nach Entfernung einer in 6 Jahren allmählich gewachsenen Eier- 
stocksgeschwulst Opticus-Atrophie und Acusticus-Störungen. S war noch vor- 
handen, aber herabgesetzt. Entweder haben die Erkrankungen schon vorher 
bestanden, veranlasst durch reichlichen Blutzufluss zu der Eierstocksgeschwulst 
und dadurch bedingter secundärer Anämie des Opticus und Acusticus, sind aber 
von der Patientin nicht bemerkt worden, oder sie sind erst entstanden durch 
Entfernung der Eierstöücke in Folge reflectorischer Anämie oder Hyperimie. 
Ein 8 monatliches Füllen, das vorher gut gesehen, wurde nach der Castration 
ganz blind und zeigte Opticusatrophie; sonst war es gesund. In der Literatur 
fand Verf. keinen ähnlichen Fall.! Jedenfalls sind auch noch weitere klinische 
Erfahrungen und event. Experimente abzuwarten. 








5) A case of complete uraemic amaurosis, by Oscar Wilkinson, M. D., 

El Paso, Texas. 

Bei der im 9. Monate Schwangeren entstand nach Convulsion völlige Er- 
blindung; der Urin zeigte hohen Hiweissgehalt. Nach Entbindung mit Zange 
binnen wenigen Tagen völlise Wiederherstellung. Eiweiss nur mehr spurweise. 
Die sichtbaren Veränderungen des Augengrundes: Oedem beider Sehnerven, 
Venenstauung, passive Congestion der ganzen Retina, hatten zur Erklärung der 
völligen Erblindung nicht genügt. 


September, 
1) Hysteria in ophthalmology, by W. L. Dayton, M. D., Lincoln, Nebr. 
Mehrere Fälle von hysterischer Lichtscheu, Convergenz, Amblyopie, Erblindung 
und Farbenblindheit bei jungen Mädchen und Frauen, durch Suggestion geheilt. 





1! Millionen von Thieren werden castrirt ohne diese Consequenz. H. 


-- 558 — 


2) A senile and pyramidal cataract in one subject, by Geo. F. Suker, 

M. D., Toledo, Ohio. 

R Catat. senil. matura ohne Besonderheit. L Catar. senil. incipiens mit 
Catar. pyramidalis. — Bei letzterer Affection wird in manchen Fallen durch 
Iridectomie die Sehscharfe gebessert. — Alt hält die Beseitigung der Linse 
für besser, zumal dadurch auch der oft bestehende Linsenastigmatismus be- 
seitigt wird. | 


3) A general consideration on the etiology and treatment of chorio- 
iditis non suppurativa, by Wilson E. Driver, M. D., Norfolk, Va. 


4) On retarded closure of the wound, and some rare accidents and 

sequelae of cataract extraction, by Carl Barck, M. D., St. Louis, Mo. 

Zufallsfreie Extraction mit runder Pupillc bei einem 52 jährigen, sonst ge- 
sunden Manne; ohne ersichtliche Ursache verzögerter Wundschluss; die Vorder- 
kammer stellte sich nicht her, die Wunde war in ganzer Ausdehnung am 
18. Tage noch offen und beim geringsten Druck mit dem Unterlid klaffend, 
ohne dass das Auge irgend wie gereizt gewesen wäre. Im weiteren Verlauf 
Verlust durch Vereiterung. Nach 2 Jahren auf dem anderen Auge gleiche 
Operation und gleicher Wundverlauf; erst vom 19. Tage ab schloss sich die 
Wunde; gute Heilung: S ®/,. Ein 73jähriger, nervöser Herr wird mit Iri- 
dectomie operirt; theilweise verzögerter Wundschluss durch Kapselzwischen- 
lagerung bis zum Ende der 2. Woche; leichte Iritis. Gute Heilung. S °/,,. 


October. 
1) Cases of ophthalmia neonatorum, by F. T. Reyling, M. D., Cansas 
City, Mo. 

In einer Anzahl von Fallen von scheinbarer Neugeborenen-Augeneiterung 
finden sich trotz genauer Untersuchung im Eiter keine charakteristischen Gono- 
kokken; zum sicheren Nachweise wendet Verf. stets Gram’s Methode an, nach 
welcher sich zwar dem Gonococcus ähnliche Diplokokken färben, dieser selbst 
aber nicht. Verf. führt die Geschichte von 14 Fällen an, bei welcher sich Gono- 
kokken theils sowohl im Augeneiter als in den Lochien fanden, theils nur im 
ersteren, theils in beiden nicht. Merkwürdigerweise gehört zu letzteren auch 
ein sehr ungünstig verlaufener Fall (No. 11), der am 10. Tage schon mit Horn- 
hautgeschwür in Behandlung kam. Letztere war die gewöhnliche: Eisumschläge, 
Entfernung des Eiters, Aetzen mit Argentum nitricum. 


2) Treatment of certain corneal lesions by hydraulic curetting with 
sublimate solutions, by Thomas H. Pleasonts, M. D., Helena, Montana. 
Bericht über 3 nach der von Santarnecchi angegeben (8. dies. Centralbl. 
1895, S. 450) Methode der hydraulischen Curettage behandelten Fälle von Horn- 
hautgeschwir. Verf. empfiehlt dieselbe sehr. Das Geschwür wird durch kräftiges 
Aufspritzen einer 1—0,33 °/,, Sublimatlösung gereinigt. 


3) Syphilitic amblyopia, by Robert F. le Mond, M. D., Denver, Col. 
58jähriger Maschinenführer, sonst gesund, keine sichere Anamnese betreie 

Syphilis; allmähliche Abnahme der S während 17 Jahre bis auf !/cc; G. F. bds. 

eingeschränkt; rotb und grün werden schlecht, blau gar nicht erkannt. Der 


— 559 — 


Augenspiegelbefund im Ganzen negativ. Unter JK, Sublimat und Strychnin in 
steigender Dosis allmahlich bis zu 7,5 bez. 0,0075 und 0,0075 pro die war S 
nach 2'/, Monaten auf "IL, gestiegen: die Besserung war bei der Entlassung 
nach weiteren 2 Monaten noch in gleichem Maasse vorhanden; ex juvantibus 
stellt Verf. die obige Diagnose. 


4) Some of the physiological factors contributing towards making 
the eye emmetropic, by E. S. Heisig, M. D., Houston, Texas. 
Schluss folgt im Novemberheft. 


5) The ophthalmometer as a guide in subjective optometry, by G. J. Bull, 
M. D., Paris. 

Das Ophthalmometer von Javal-Schiötz zeigt zwar nur den cornealen Astig- 
matismus an, ist aber trotzdem nach Verf. die practischste und sicherste Methode 
zur objectiven Bestimmung des gesammten Astigmatismus und giebt genügenden 
Aufschluss zur raschen Erledigung der subjectiven Prüfung, welche wie bei jeder 
anderen objectiven Methode auch bei dieser nachfolgen muss. Verf. giebt hier 
einige in Kürze nicht wiederzugebende Regeln, um auch den von der hinteren 
Hornhautoberfläche, der vorderen und hinteren Linsenfläche erzeugten Astigmatis- 
mus in Berechnung ziehen zu können. 


6) A new instrument, by Chas. H. Beard, M. D., Chicago. 

Eine an einem Stirnband, welches um den Kopf des Pat. gelegt wird, be- 
festigt¢ Convexlinse zu focaler Beleuchtung, nach Art der Kehlkopfreflectoren 
in einem Kugelgelenk drehbar; soll einen Assistenten unter Umständen ersparen. 
Zu haben bei Frank & Kratzmüller, Chicago. 


November. 
1) On the primary causation of asthenopia-influence of fatigue, by 
Will. Walter, M. D., Chicago, Ill. 

In längerer Ausführung bespricht Verf. die Art und Weise, wie durch die 
Anstrengung der Augen die Ermüdungssymptome zu Stande kommen. Hodge 
hat gezeigt, dass bei länger dauernder electrischer Reizung des Brustganglions 
einer Katze die Nervenzellen und deren Kerne Degenerationszeichen erkennen 
lassen. So kann man auch annehmen, dass ähnliche Erscheinungen eintreten in 
den Nervenzellen, bei starker Anstrengung mitveranlasst durch Anhäufung von 
Stoffwechselproducten, analog der Kohlensäure- und Milchsäureanhäufung bei zu 
starker Muskelarbeit. Von grossem Einfluss auf den früher oder später erfolgenden 
Eintritt von Ermüdungssymptomen sind folgende 4 Factoren: der Entwicklungs- 
zustand der Gewebe, die Menge der verfigbaren Kraft, die Uebung und schliess- 
lich die zu leistende Arbeit. Verf. bespricht diese Verhältnisse genauer und deren 
Anwendung auf die Augenthätigkeit. Beim Lesen und anderer Naharbeit treten 
die nötliigen coordinatorischen Functionen, wie Convergenz und Accommodation, 
zunächst durch die im Laufe der Zeit erworbene Uebung reflectorisch in Thatig- 
keit durch die Arbeit der automatischen Centren; ermüden diese, so müssen die 
Muskeln ihre Anregungen direct von den höheren Centralorganen aus erhalten; 
erschlatfen auch diese, so treten die Functionen nicht mehr coordinatorisch in 
Thätigkeit, und es tritt der Ermüdungszustand ein; der Muskel selbst bleibt 
noch viel länger arbeitsfähig, indem er sich auch in diesem Ermüdungszustand 
auf directe electrische Reizung hin contrahirt. 


— 560 — 


2) Some of the physiological factors contributing towards making 
eye emmetropic, by E. S. Heisig, M. D., Houston, Texas. 

Verf. stellt folgende Schlusssätze auf: Weitaus die Mehrzahl der Augen 
ist bei der Geburt hypermetropisch. Der Idealzustand des völlig entwickelten 
Auges ist aber die Emmetropie, das Auge muss also in functioneller und ana- 
tomischer Hinsicht nach der Geburt sich weiter entwickeln. Den ersten Anstoss 
zu dieser Weiterentwicklung giebt das Bestreben ferne Gegenstände genau zu 
erkennen; in zweiter Linie steht die Neigung des Auges, ähnlich der anderer 
Organe, während des Wachstbums diejenige Form anzunehmen, welche während 
des Lebens längere Zeit hindurch innegehalten wird, und dies ist beim Auge 
diejenige, in welcher parallele Strahlen auf der Netzhaut sich vereinigen, also 
die emmetropische. Diese Form wird beim Auge physiologisch entwickelt durch 
die Muskelthätigkeit, regulirt durch den Refractionszustand des Auges. Zu deu 
Fällen von zurückbleibender Hyperopie ist diese compensatorische Thatigkeit un- 
zureichend, am häufigsten veranlasst durch mangelhaftes Erkennen ferner Gegen- 
stände in Folge von zu hochgradiger Hyperopie, oder von Herabsetzung der 
Sehschärfe, oder von geistiger Ungeschicklichkeit. Umgekehrt kann diese aus- 
gleichende Thätigkeit über das Ziel hinausgehen und dann zur Myopie mit 
schädlichen Folgen führen, veranlasst einmal durch übermässigen Gebrauch der 
Augen für die Nähe, besonders während der physiologischen Entwicklungsperiode, 
oder durch Accommodationskrampf, wobei das Auge nicht mehr unter der Controlle 
des regulirenden Einflusses des Refractionszustandes des Auges steht, sodann in. 
passiver Weise durch schwache Beschaffenheit der Augenhäute. 

3) A plea for more mild treatment of the conjunctiva, by E.W. Ames, 
M. D., Canton, Il. 

Empfiehlt bei acuter und chronischer catarrhalischer, folliculärer, phlyctänu- 
lärer Conjunctivitis, bei Trachom und Pannus ein Augentropfwasser von 0,25 acid. 
bor., 1,5 acid. tann., 8,0 Glycerin: 30,0 aq. dest. 

4) Subconjunctival injections of sodium bichloride solution in the 
treatment of iritis, keratitis, cyclitis and chorioiditis, by S. L. Led- 
better, M. D., Birmingham, Ala. 

Verf. erzielte mit subconjunctivalen Kochsalzeinspritzungen (1:500) bei 
obigen Krankheiten, darunter auch eine sympatliische Iridochorioiditis und eine 
parenchymatöse Keratitis, sowio syphilitische Iritis, Erfolge; stets wurde dabei 
jedoch auch Atropin angewendet. 

5) Subconjunctival injections of bichloride in the deep-sead distur- 
bances of myopia, by Fr. Kellogg, M. D., Los Angeles, Cal. 

In 2 Fallen von Kurzsichtigkeit mit chorioidalen und retinalen Veranderungen 
sollen subconjunctivale Kochsalzinjectionen (1:1000) merkliche Besserung gebracht 
haben. Aus den Krankengeschichten entnimmt Ref. jedoch, dass die Besserung 
wohl nicht der Heilmethode zu Gute zu rechnen ist. Denn im ersten Falle be- 
standen die Beschwerden, Phosphene, leichte Glaskörpertrübung, trotz der Be- 
handlung noch fort, wenn auch vermindert; ausserdem ist als weiterer Heilfactor 
die vorgenommene Enucleation des anderen erblindeten, (Cataract und Netzhaut- 
ablösung) Reizwirkung ausübenden Auges in Berechnung zu ziehen; und im 
zweiten Falle handelte es sich um kleine Netzhautblutung, die, wie so viele 
andere, wohl auch ohne die Einspritzungen aufgesaugt worden wäre. 


— 5661 — 


6) A case of optic nerve atrophy treated by inhalations of nitrite of 
amyl, by Ch. W. Kollock, M. D., Charleston, S. C. 

Durch Inhalationen von Amylnitrit wurde bei einer einseitigen Sehnerven- 
atrophie aus unbekannter Ursache die Sehschärfe von (lee auf !®/xxx gehoben; 
ob die. Heilung eine dauernde blieb, ist allerdings nicht angegeben; die Grenzen 
des eingeengten G. F. wurden durch die Behandlung nicht beeinflusst. Unmittel- 
bar nach der Inhalation zeigten sich ur Netzhautarterien vorübergehend erweitert. 

7) The etiology, prognosis and treatment of exophthalmic goitre, by 
| J. Fr. Clarke, M. D., Fairfield, Jowa. 

Durch eine Sammelforschung im Staate Jowa erlangte Verf. folgende An- 
gaben: Von 49 Fallen Basedow'scher Krankheit betrafen 36 das weibliche, 
1 das männliche, die 12 übrigen betrafen wahrscheinlich auch Frauen. Das 
Alter schwankte vom 15.—42. Jahre, am häufigsten vom 20.—30. Exophthal- 
mus fehlte nur in einem Falle; einmal war er einseitig, je zweimal rechts bez. 
links stärker. Die Schilddrüse war bei allen vergrössert, 9mal war der rechte, 
einmal der linke Lappen der grössere. Die Pulsfrequenz schwankte zwischen 96 
und 180; nur einmal war ein organischer Fehler vorhanden. Die Ursache war 
22 mal unbekannt; 11mal wurde Kummer und Sorge, 5mal Erblichkeit, 3mal 
Schrecken angegeben; Ueberanstrengung, Erschöpfung nach Krankheit, Mastur- 
bation, Ovarial- und Uterinleiden wurden seltener angegeben. Die Behandlung 
war sehr verschieden. Ruhe, Strophantus, Digitalis, Ergotin, Belladonna, Strych- 
nin, Jod, Electricität, Nuclein- und Thyreoidextract wurden verordnet; letzteres 
sowie Strophantus und Ruhe schienen am wirksamsten. 18 Fälle wurden ge- 
heilt, 16 gebessert, 5 starben an dieser, 3 an intercurrenten Krankheiten. Das 
Leiden scheint in Jowa nicht häufig zu sein; von 1892—-95 liessen sich 65 Fälle 
ermitteln, und von diesen wurden nur obige 49 genauere Angaben gemacht. 
8) Scopolamine hydrobromate as a mydriatic and cycloplegic, by 

Will. S. Fowler, M. D., Chicago. i 

Verf. empfiehlt das Mittel wegen seiner prompten Wirkung zur Refractions- 

bestimmung; für Dauerwirkung sind andere Mittel zur Unterstützung hinzu2iehen. 








December. 
1) The effect of intensive flashes of electricity upon thé eye, by 
Dunbar Roy, M. D., Atlanta, Ga. 

Verf. berichtet über zwei einander ähnliche Fälle, in denen durch Kurz- 
schluss und dadurch bedingtem plötzlichem Aufleuchten eines intensiven elec- 
trischen Lichtstrahles nahe vor den Augen die letzteren in einen Reizzustand 
versetzt wurden, der allerdings rasch vorüberging, in einem Falle mit heftigen 
Schmerzen verbunden war, und objectiv sich neben Pupillenverengerung bei er- 
haltener Reaction in leichter, bald wieder verschwindender Hornhauttrübung 
kundgab; Netzhautveränderungen mit centralem Scotom oder Gesichtsfeldeinengung, 
wie sie von Haab beschrieben worden sind (7. internat. ophth. Congress 1888), 
waren nicht vorhanden. Während Hartridge (Brit. med. Journ. 1892) be 
hauptet, von gewöhnlichem electrischem Glühlicht keine Schädigung gesehen zu 
haben, führt Verf. einen Fall von Iritis an, in dem bei Mangel jeglicher sonstiger 
Ursache nur die fortgesetzte Arbeit bei dieser Beleuchtungsart als Ursache an- - 
geführt werden konnte. Hewet veröffentlichte (Brit. med. Journ.) Fälle sog. 
electrischer Conjunctivitis, welche die Arbeiter in electrischen Fabriken befiel, 
Rivers (in Knapp’s Archiv 1894) schwere Störungen, durch starke durch den 

36 


— 562 — 


Körper hindurchgehende electrische Ströme erzeugt, Broose 2 Fälle, die wieder 
den obigen des Verf. glichen, Oliver (Transact. of the Amer. Ophth. Soc. 1896) 
einen Fall von Netzhautstörung durch Blitz, bei dem Scotome und phantastische 
Figuren in Erscheinung traten, endlich Haab (Klin. Monatsb. f. Augenh. 1897, 
Juli) einen Fall von Blendung durch electrisches Licht, bei dem sich nur ein- 
seitig milchige Trübung der Fovea und peripherwärts zahlreiche, unregelmässige 
gelblichweisse Flecke zeigten; nach zwei Monaten war das Auge wieder ganz 
normal. Cataractbildung durch Blitz wurde schon mehrfach beobachtet. Bei 
der zunehmenden Verbreitung der Electricität und des electrischen Lichtes ver- 
dienen die erwähnten Fälle Beachtung. 





2) Can we prevent color-blindness by education of the color-sense in 
infancy, by L. R. Culbertson, M. D., Zanesville, Ohio. 

Auf Grund von Mittheilungen des Psychologen Gates in Washington 
(Pittsburg Dispatch, 10. Oct. 97) regt Verf. die Frage an, bez. empfiehlt Ver- 
suche anzustellen, ob man nicht die Zahl der Farbenblinden verringern könne 
durch entsprechende Erziehung des Farbensinnes bei Kindern, z. B. in den 
Kindergärten, oder auch im Elternhause; in analoger Weise liesse sich dann 
vielleicht auch das musikalische Gehör ausbilden. 


3) Operation intended as substitute for exstirpation of lachrymal 
gland or duct, by J. J. Kyle, M. D., Marion, Ind. 

‚ Da Dauersonden häufig nicht zum Ziele führen, die Exstirpation des Thränen- 
sackes oder der -Drüse andererseits oft unerwünscht ist, vollfährte Verf. in einigen 
Fällen mit gutem Erfolg eine neues! Methode, indem er nach Schlitzung des Thränen- 
röhrchens einen kleinen Krause’schen Troicart nach unten innen stiess gegen 
die Vereinigungsstelle des Thränenbeins mit dem Oberkieferbein, eine Stelle, an 
welcher ersteres sehr dünn ist, und so eine neue unter der oberen Muschel aus- 
mündende Verbindung mit der Nasenhöhle herstellte, in welche ein ca. 10 mm 
langes Silberröhrchen eingelegt wurde. 


4) Cases from the clinic, by Henry D. Bruns, M. D., New Orleans, La. 

a) 3 gut verlaufende Fälle von Durchschneidung einer nach ungünstiger 
Cataract-Operation zurückgebliebenen Pupillarmembran und Iridotomie 
mittelst Graefe’schem Messer. — b) Iritis leprosa (in vielen Lehrbüchern 
nicht? erwähnt); die 2 Fälle betrafen einen 65 und einen 49jährigen Weisser; 
der erste, mit facies leonina, entzog sich bald der Behandlung, der andere heilte 
unter Atropin in wenigen Wochen. — c) Hauthorn am temporalen Ober- 
lidrand bei einem 35jährigen, sonst gesunden Italiener, seit 2 Jahren ge- 
wachsen, ca. 6 mm lang, ahnlich einer Krähenfeder, an der Basis spitz zulaufend, 
von der Haut gerade unter der Wimpernlinie entspringend und leicht herab- 
hängend; mit einem Scheerenschlag entfernt. — d) Hyperplasie des sub- 
eutanen Bindegewebes der Lider und der benachbarten Haut bei einer 
18jährigen verheiratheten sonst gesunden Mulattin, seit dem 11. Jahre allmäh- 
lich sich entwickelnd. Die Theile sehen oedematös aus, sind es aber nicht. 
Keratoconus vermindert die Sehschärfe; sonst ist das Auge gesund: — e) Sym- 
pathische Entzündung und Reizzustand. 32jähr. Matrose auf einem 
Auge seit dem 12. Lebensjahre erblindet, in Folge Zündhütchenverletzung, zeigt 
seit 10 Tagen Röthung und Schmerzen auf diesem, sowie beginnende Reizung 





1 Schon von Paull. Aeg. 1. VI. c. 22 (670 n. Chr.) verworfen. H. 
2 Wohl aber im Centralbl. 


— 563 — 


auf dem anderen Auge; sofortige Enucleation; ein Zündhütchenstück wurde, 
eingebettet in verkalkten Massen (Linse), im Auge. gefunden; vollkommene 
Heilung. — Ein 8jähriges Mädchen wird, beiderseits erblindet, in die Klinik 
gebracht; Taschenmesserverletzung, symp. Entzündung vor 6 Monaten. — In 
einem weiteren, dem ersten ähnlichen Falle war die sympathische Entzündung mit 
Ausgang in Erblindung erst 26 Jahre eingetreten nach Zündhütchenverletzung 
des einen Auges. — Beginnende symp. Reizung erst 2 Jahre nach der Ver- 
letzung, Enucleation, Heilung. — In zwei weiteren Fällen wurde wegen symp. 
Reizung einmal ein im Stadium der Panophthalmitis befindliches, nicht nach- 
weisbar verletztes seit 3 Wochen krankes Auge enucleirt, im zweiten Falle ein 
vor 12 Tagen mit Messerstich verletztes. — f) Ein schwererer und drei leichte 
schon früher veröffentlichte (New Orleans Med. Journ. July 1896.) Fälle von 
Conjunctivitis diphtheritica, unter Seruminjectionen geheilt; in allen 
waren Löffler’sche Bacillen gefunden worden. — g) Xerosis der Con- 
junctiva. Ein 4jähriges scrophulöses Negermädchen wird gebracht, weil es 
Nachts nichts sieht, die Untersuchung zeigt, dass der von den Lidern unbe- 
deckte Conjunctivaltheil aussieht, als wäre er mit sehr dünner und halb durch- 
scheinender aber steifer, schwarzer Seide bedeckt, mit unzähligen kleinen schmie- 
rigen Fleckchen, und dass dieser Theil in zalılreiche feine verticale Falten gelegt 
ist bei seitlichen Bewegungen des Auges; an den Lidrändern feiner Schaum. 
Kollock hat gezeigt, dass diese Krankheit unter den Negern in Charleston, 
S. C., sehr häufig ist (Transact. of the Amer. Opbth. Soc. 1890.), und Verf. 
beobachtete auch nach Abschluss des Artikels einen zweiten Fall bei einem 
12jährigen Mulatten, auch mit Hemeralopie. — h) Scharfes Sehvermögen 
unter besonderen Umständen. Ein 9jähr. Knabe mit erblindetem rechten 
Auge (Messerstich vor 5 Jahren) zeigt auf dem anderen eine nur 3 mm weite 
Pupille, deren obere ?/, noch dazu von (symp. ?) Iritisresten verschlossen sind, 
so dass nur ein stecknadelkopfgrosses Stückchen frei bleibt, und dabei S = ”/ ,- 
Im zweiten Falle mit ausgedehnten, disseminirten, chorioiditischen Herden, be- 
sonders die Macula schien ganz atrophisch, zeigte die 25jährige nach Correction 
eines Astigmatismus beiderseits eine S = Ile Neuburger. 


XIII. New York Eye and Ear Infirmary Reports. Vol. V. 1897. Januar. 
1) Pemphigus of the conjunctiva, by Henry D. Noyes, M. D. 

Betrifft einen 48jährigen italienischen Arbeiter, bei welchem die Krank- 
heit (essentielle Schrumpfung der Bindehaut, Xerophthalmus) im Verlauf eines 
Jahres trotz mehrfacher plastischer Operationen zur Verhütung der Verwachsung 
schliesslich doch unaufhaltsam zur fast völligen Obliteration des Bindehautsackes 
und durch folgende Hornhauttrübung zu vollständiger Erblindung führte. 


3) On mild types of quinine amaurosis without pallor of the optic 
discs, by Emil Gruening, M. D. 

In einem Falle war nach 1,5 g Chinin Taubheit und Blindheit aufgetreten 
ohne sichtbare Veränderung des Augengrundes und völlige Wiederherstellung in 
wenigen Tagen; im zweiten Falle nach 7,5 g; 5 Wochen damach fand Verf. 
S bds = ?/,, Gesichtsfeld erheblich beschränkt, angeblich angeborene Farben- 
blindheit, ophthalmoscopisch Verschmälerung der Arterien und Venen, die Seh- 
nerven dagegen entschieden gerüthet. Beiderseits Mydriasis und reflectorische 
Starre. Die Gesichtsfeld-Einschränkung soll für eine Ischämie sprechen, gefulgt 
von Endovasculitis der Endverzweigungen der Netzhautgefisse. 








36 * 


— 564 — 


3) A lecture introductory to the study of physiological optics. The 
first of a course delivered at the school of the N. Y. E. and E. J. By 
Wm. S. Denett, M. D. 

4) Actinomycosis of the orbit and eyeball occurring in a parrot, by 
John E. Weeks, M. D. 

Die bei einem Papagei gefundene Actinomycose der Orbita und des Auges 
lehrt einmal das bisher nicht beobachtete Vorkommen dieser Krankheit bei Vögeln, 
sodann die Infectionsmöglichkeit durch derartige Hausthiere. 


— - as 


5) A case von detachement of the retina with peculiar features, by 
` D.W. Hunter, M. D. 

12jähriges Mädchen verlor S auf dem linken Auge ohne nachweisbare 
Ursache. Der Spiegelbefund zeigt auf den ersten Blick grosse Aehnlichkeit mit 
Schlagader-Embolie. In der Macula kirschrother Fleck mit weissem Hof. Es 
zeigt sich jedoch eine trichterförmige Ablösung, als deren Centrum die zwar 
durch Flüssigkeit etwas erhöhte aber nicht abgehobene, vielleicht durch vor- 
hergegangene Entzündung befestigte Macula sich darstellt, während rings herum 
die Netzhaut trichterförmig abgehoben war, am Rande mit + 7 sichtbar (in 
der Macula + 0); nach 4 Monaten war die Netzbaut rings um die roth scheinende 
Macula scharfrandig abgerissen. Weiteres Schicksal unbekannt. 


6) Absorption of exsudation and hemorrhages in a case of neuro- 
retinitis with chronic neuritis, and others, by H. H. Seabrook. 


7) A case of retinitis proliferans — enucleation — microscopical 

examination, by Geo. H. Coocks, M. D., and Dr. John E. Weeks, M. D. 

8jahriger Junge. Klinische Wahrscheinlichkeitsdiagnose: Chorioidalsarcom, 
im Glaskörper dunkelbraune Massen. Secundärglaucom, starke Schmerzen, Enu- 
cleation. Die vom Verf. angestellte Untersuchung ergab Cornea und Sclera im 
ganzen normal, Iriswinkel durch Verwachsung von Iris und Cornea verstopft; 
Iris und Ciliarkörper atrophisch. Chorioidea sehr verdünnt, von der Chorio- 
Capillaris nichts zu sehen, Gefässe sehr verringert, einzelne Blutungen. Im 
vorderen Theile des Glaskörpers Reste desselben und Fibrin mit Blutgerinseln, 
im hinteren Theile grosser Blutklumpen. Die inneren Netzhautschichten sind 
bindegewebig degenerirt, die äusseren stellenweise durch Exsudat auseinander 
gedrängt, Stäbchen und Zapfen grösstentheils dezenerirt, manchmal entzündlich 
mit der Chorioidea verléthet. Das Sehnervenende bis zur Lamina kleinzellig 
infiltrirt. Die Hauptveränderung zeigten die Blutgefässe; die Wandungen der 
Venen, noch mehr der Arterien sind bindegewebig degenerirt, so dass viele 
Gefisse nur mehr als Bindegewebsstränge sich darstellen. Die neugebildeten 
Membranen bestehen aus jungen Bindegewebs- und Rundzellen; an ihren An- 
heftungsstellen an die Netzhaut befinden sich sehr erweiterte Venen, die in sie 
übergehen, ferner kleine, wohl gefüllte Arterien. Der Vorgang ist wohl so zu 
denken, dass durch die Arterienverstopfung Venenstauung und in Folge dessen 
Austritt von Exsudat und Blut mit folgender Organisirung eingetreten ist. Wie- 
wohl derartige Veränderungen meist charakteristisch für Syphilis sind, liess sich 
im vorliegenden Falle in der Familie keinerlei Anhaltspunkt für diese Erkrankung 
feststellen. 


— 565 — 


8) Traumatic abducens paralysis complicated with facial paralysis, 
especially considered with regard to the localization, by Wilbur 
B. Marple, M. D. 

35 jahriger Matrose wird vom Takelwerk auf den Kopf getroffen, 5 Tage 
bewusstlos, zwei tiefe Hautwunden, eine auf der Stirn über dem rechten Auge, 
eine zweite gerade über dem rechten Ohr. Ueber etwaige Blutung aus Nase, 
Ohr u. s. w. kann er nichts angeben. Jetzt, nach fast Jahresfrist sind der 
rechte Abducens und Facialis gelähmt. Auch hört er rechts seit dem Unfall 
schlecht, wohl nicht in Folge von Beschädigungen des Nerven, sondern des 
schallzuführenden Apparates: Trommelfellzerreissung, Exostose im knöchernen 
Gehörgang. Die Diagnose lautete: Fractur der Pars petrosa des Schläfenbeines, 
wahrscheinlich durch das Foramen stylomastoideum, mit Zersplitterung der Spitze 
dieses Knochens. Unter Zugrundelegung dieses sowie weiterer 14 Fälle aus’der 
Literatur folgt eine zu kurzem Referat nicht geeignete Besprechung der Symptome, 
Diagnose und Prognose der vorliegenden Verletzung. 


9) A case of sympathetic ophthalmia; complete recovery, by F. C. Ard, 
M. D. 

Unter beständigen heissen Umschlägen, Atropin, Chinin innerlich, und Ein- 
reibungen von grauer Salbe, nach Entfernung des verletzten Augapfelg sammt 
einem grossen Stück des Sehnerven trat vollständige Heilung ein, ohne Zurück- 
bleiben irgend welchen pathologischen Befundes, S= 1. 





10) A microscopical study of corneal staphyloma, by Percy Friden- 

berg, M.D. 

Der wegen staphylomatöser Entartung entfernte sehr vergrösserte Bulbus 
eines 6jährigen Mädchens: zeigte hauptsächlich im vorderen Abschnitt Ver- 
änderungen. Verdickung und Unregelmässigkeit des Hornhautepithels mit Va- 
cuolenbildung zwischen den Zellen und Abschuppung; das Stroma des Stapbyloms 
besteht aus narbigem Bindegewebe mit starker Pigmentirung; Membrana limitans 
posterior und Descemetis fehlen vollständig. Die Rückseite des Staphyloms ist 
in ganzer Ausdehnung begrenzt von degenerirter und ganz verdünnter Iris. Be- 
züglich weiterer Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werden. 


mee en ei 


11) Description of on eyeball lost from gonorrheal ophthalmia, by 

C. Gertrude French, M. D. 

Der Bulbus stammte von einer Krankenwärterin, welche bei der Pflege eines 
an Vulvovaginitis erkrankten Kindes (dasselbe bekam auch Augenentzündung, 
jedoch mit gutem Ausgang) sich inficirt hatte, und war aus kosmetischen Gründen 
(totales Staphylom) 5 Wochen nach der Infection entfernt worden. Die Gewebe 
zeigten sich bis zum Aequator hin befallen von Gonokokken, begleitet von sehr 
zahlreichen Staphylokokken. 


12) Summary of operations for cataract. Compiled by Edward 

A. Shumway, M. D. 

Vom 1. October 1895 bis 1. October 1896 wurden 181 Operationen ge- 
macht, davon 128 (70,7°/,) wegen Cat. senil. (33 unreif, 77 reif, 18 überreif), 
10 wegen Linsensclerose, 16 wegen traum. Cat., 6 wegen angeborener, 7 bei 
weicher oder idiopathischer und 14 bei complicirter. Panophthalmie trat 2 mal 


— 566 — 


ein, beide Mal Irisprolaps und Excision, einmal purulente Conjunctivitis am 
anderen. Innere Blutung 3mal. 1mal Nephritis interistitialis, 1mal Myopia 
excessiva und imal complicirte Catar. und Pressen des Pat. Die Operationen 
wurden meist im Bett gemacht, unter Antisepsis und Cocain. Durchschnittlicher 
klinischer Aufenthalt 17,8 Tage. smal (4,4°/,) Geistesstörung. Einfache Ex- 
tractionen 70°/,; mit Iridectomie 21,67°/,; Liniarextraction und Discision 3 ‚33° /o; 
Extraction mit vorhergegangener Iridectomie 5°/,. Discision des Nachstares 24,32°/,, 
durchschnittlich 79 Tage nach der Operation. Irisprolaps 9,43°/,, durchschnitt- 
lich am 3. Tage. 5mal wurde nur kosmetischer Erfolg erwartet. Durchschnitt- 
liche S unmittelbar bei der Entlassung *5/,,,, bei spaterer Prüfung ?°/,,. Bei 
der Entlassung bez. später (in Klammern) hatten S = 2°/,, und mehr 4,59°/, 
(11,97); 2°/,, 5,17 °/, (10,92); 29/,, 6,32 (9,87); 29/5, 92 (12,04); 7°/,, 15, 52 
(12,04); 2%/, 0. 16,65 (13,23); Lan 11,5 (4,57); < %/3 16,1 (13,23); 5 
12,65 (9,28); S = O 2,3 (2,85). 


XIV. Journal of Eye, Ear and Throat Diseares Vol. II. 1897. Juli. 

1) On treatment of the toxic amblyopia (retrobulbar neuritis) by 
injections of serum, by Dr. L. de Wecker, Paris. (Translated.) 
Injectionen des von Cheron angegebenen Serums (1 Theil Carbolsäure, 

2 Chlornatrium, 8 schwefelsaures Natrium, 4 phosphorsaures Natrium : 100 Theilen 

sterilisirtem Wasser), von 54—100 g täglich, auf 35—38° erwärmt, brachten 

in kurzer Zeit bei der im Titel erwähnten Krankheit erhebliche Besserung; 
dazu Abstinenz und Milchdiät. Bei drohender Eiterung nach Staroperation soll 

Marmorek’s Antistreptococcenserum, das Boucheron erfolgreich bei Dacryo- 

cystitis angewendet hat, und bei postoperativen und juvenilen Blutungen kleine 

Dosen von Serum zur Erhöhung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes angewendet 

werden (Erfolg scheint uns sehr fraglich). Bei Diphtherie hat sich die Serum- 

therapie bewährt. 

2) Experiments with X-rays upon the blind, by Dr. H.L. Hilgartner 
und E. F. Northrap. : 

Dr. Bell hatte im Electrical World mitgetheilt, dass ein durch Sehnerven- 
schwund Erblindeter Röntgen-Strahlen wahrgenommen als Flimmern, ferner den 
Schatten eines Schlüsselbundes, von Fingern, endlich aber auch den Schatten 
eines für diese Strahlen durchgängigen Stückes von Pappe ebenso wie den von 
einem Metallstück, woraus er schliesst, dass andere Strahlen als die erwähnten 
wirksam sein müssten. Dr. Kenelly ferner theilte in den Verhandlungen des 
American Institute of Electrical Engineers mit, dass die nur durch Opticus- 
atrophie Erblindeten einige Wahrnehmung durch Röntgenstrahlen erhielten, noch 
bessere die nur durch Hornhauttrübungen Erblindeten, gar keine dagegen die 
mit Sehnerv- und Netzhaut-Zerstörungen. Die Verf. dagegen fanden durch 
Experimente an 11 Blinden (8 durch Opticusatrophie vorwiegend, davon einer 
mit Lichtschein, 3 durch Hornhaut- und Linsenerkrankung, sämmitlich mit Licht- 

schein), dass die Röntrenstrahlen, die doch auch für Gesunde nicht wahrnehm- 
` bar sind, gar keine Erregung auf das Sehen ausübten, und manchmal ange- 
gebene Wahrnehmungen derselben sich als durch Autosuggestion hervorgebracht 
erwiesen. 





3) A large foreign body (Glasstück) in the orbit penetrating and 
destroying the eyeball, by Francis M. Chisoln, M.D. 
Enucleation, Entfernung des Fremdkörpers, Heilung. 


pa 867 <= 


4) A spherical ivory osteoma of the superior maxilla — obliteration 
of the antrum and nasal occlusion — dacryocystitis, by Rudolph 
and John R. Winslow, M. D. 

Erfolgreiche Entfernung des E Osteoms 


October. 
1) Differential diagnosis between malarial and quinine amaurosis, 
by Dr. Juan Santos Fernandez, Havana. 

Zur Entscheidung der oft schwierigen Frage, ob die Sehstérung von der 
Malariainfection oder Chininintoxication herrährt, veröffentlicht Verf. nach dem 
Vorgange Demicheri’'s, der alle bisherigen Mittheilungen kritisch zusammen- 
gestellte, seine eigenen einschlägigen 37 Fälle, und beginnt zunächst mit den 
Krankengeschichten. (Forts. folgt.) 


2) A case of chronic pseudo-membranous conjunctivitis, with deve- 
. lopment of ocular and pharyngeal diphtheria on the use of 
jequirity, by Herbert Harlan, M. D. 

Bei dem 10 jährigen, sonst gesunden Mädchen hatte sich seit 5 Jahren 
der gleiche Zustand erhalten: eine dicke pseudo-membranöse Membran auf der 
Conjunctiva des linken Oberlides, mässige Secretion, Hornhaut schon lange zer- 
stört; alle therapeutischen Versuche anderwärts waren vergeblich gewesen. 
R An. Auch Verf. konnte mit allen möglichen Mitteln die mikroskopisch einer 
echten Diphtheriomembran gleichende, jedoch keine charakteristischen Bacillen 
enthaltende Membran nicht zerstören; nach 24 Stunden hatte sie sich stets neu 
gebildet. Endlich wurde Jequiritypulver eingestäubt; unter stärkster Reizer- 
scheinung bildete sich eine typische Jequiritymembran auf der ganzen Con- 
junctiva. Gleichzeitig bildete sich jedoch unter Fieber im Rachen eine wirkliche 
Diphtherie mit Bacillenbefund; unter Serumeinspritzung Heilung des letzteren. 
Das Auge jedoch zeigte die ganze bulbuläre und palpebrale Conjunctiva von ` 
einer Membran bedeckt und hatte nur mehr Lichtschein. Das Zusammentreffen 
kann als rein zufällig gedeutet werden, Verf. neigt jedoch zur Anschauung, 
dass in der Membran stets einige Diphtheriebacillen vorhanden waren, die durch 
die Jepuirityreizung gute Entwicklungsbedingungen fanden und auf den Rachen 
überwanderten. Verf. erwähnt die ähnlichen Fälle von Howe, Morton, Guibert. 


3) Microscopic examination of the conjunctival secretions from & 
clinical standpoint, by Dr. Augieras, Laval. 

In 26 Fällen catarrhalischer Conjunctivitis Erwachsener fanden sich Mikro- 
organismen in 22 Fällen, darunter 17 mal ein charakteristischer mit dem von 
Weeks beschriebenen identischen Bacillus, 4 mal andere Kokken und Diplo- 
kokken, 1 mal ein dünnes, schwer fürbbares Stäbchen. In 7 Fällen cat. Conj. 
Neugeborener fand er 2 mal Gonokokken, 5 mal andere Kokken und Diplokokken, 
darunter Fälle, die klinisch das Bild schwerer Blennorrhoe darboten. Bei 
25 Fällen eczematöser Conjunctivitis dagegen fanden sich 19 mal keine Bacillen; 
negativ war der Befund auch bei 5 Trachom- und 4 Füllen follicul. Conj. Die 
filamentöse oder fibrinöse Beschaffenheit des Secretes, die sich bei eczematöser, 
catarrhalischer und follicularischer Conjunctivitis nicht selten fand, betraf Pa- 
tienten mit scrophulösem Habitus. Ferner zeigte sich ein umgekehrtes Verhalten 
‚zwischen der Intensität der sichtbaren eczematösen Erscheinungen und dem 


— 568 — 


Bacillengehalt des Secretes bei catarrhalischer und eczematöser Conjunctivitis. 
Als Beweis hierfür führt Verf. 3 Fälle an, in denen perforirende Bulbusver- 
letzungen trotz abundanter Secretion und Ulcerationen am Lidrande günstig 
verliefen. (Forts. folgt.) 


Es folgen Referate. Neuburger. 


XV. Nederlandsche oogheelkundige bijdragen. 1896. Licferung 1. 


Seit 1896 erscheinen (in Haarlem bei Kleynenberg) die ,,Nederlandsche 
oogheelkunig Bijdragen“, herausgegeben von der Ned. oogheelkundig Gesel- 
schap, dio dann auch die Berichte ihrer zweimal jāhrlich stattfindenden Ver- 
sammlung veröffentlicht. Der Inhalt der bisher erschienenen 4 Lieferungen wird 
im folgenden referirt werden. Sie enthalten manche recht bemerkenswerthe 
Arbeiten. Die wohlbekannten ,,Verslagen van het Nederlandsch Gasthuis voor 
ouglijders“ in Utrecht, die mit wetenschappelyke bijbladen von 1864—1884 
(Bd. I—XXV) von Donders, von da ab (Bd. XXVI—XXXVIII, 1897) von 
Snellen herausgegeben wurden, haben seit einigen Jahren dadurch eine 
Erweiterung erfahren, dass Prof. Snellen dem Jahresbericht seiner Klinik den 
der meisten übrigen holländischen hinzufügt, ferner die oogheelk. Bijdragen mit 
den Sitzungsberichten und auch Originalarbeiten resp. Sonderabdrucke von in in- 
und ausländischen Zeitschriften erschienenen Publicationen holl. Ophthalmologen, 
so dass der stattliche, nicht im Handel befindliche, aber vielen Interessenten 
zugesandte Band, eine Uebersicht dessen giebt, was die Niederländer jährlich 
auf unserem Gebiete leisten. Es sind in Folge dessen nur die Arbeiten 
referirt worden, die nicht auch in deutsch oder französisch erschienen sind. 
Die in den „Bijdragen“ nur referirten holl. Publicationen habe ich dem Titel 
nach angeführt. Dr. Hillemanns, Duisburg. 


1) Annteekening over den invloed der cocaine op de Accomodatie, 
van Prof. Koster. 
Mehrere Tropfen einer 5°/, Cocainfösung lähmen die Accomodation fast 
ganz. Von Verf.’s 7 Dioptr. blieb nur 1 übrig, trotz Verhaltens eines Diaphrag- 
mas von 2mm Dm. Maximalwirkung nach 20 Min, Dauer ca. 15 Min. 


2) Strabismus convergens arteficialis, van Prof. Koster. 

Wenn Verf. 2 Stunden lang vor jedem Auge ein Prisma von 15° Basis 
n. a. trug, sah er nach einigen Minuten sowohl in der Ferne als in der Nähe 
einfach und deutlich, musste also 2 Stunden lang viel stärker als gewöhnlich 
convergiren. Nach Abnahme der Prismen bestand anstatt der erwarteten latenten 
Insuff. der Conv. ein manifester Strabismus convergens von 7—10°. Bei Be 
deckuug eines der Augen wurde der Schielwinkel noch grösser. Nach einigen 
Stunden verschwand das Doppeltsehen, der Strabismus convergens latens erst 
nach 12 Stunden. Die Accomodationsbreite zeigt sich bei Messung mit dem 
Haploskop von Hering nach der Seite der stärkeren Convergenz verschoben. 
Bei anderen Personen dasselbe Resultat. Bei einem leichen Myopen mit latenter 
Convergenzinsuff. entstand nach dem Tragen von Prismen von 10° Basis ausw. 
latenter Strabisın. converg. von 5°, der einige Stunden anhielt. Strabismus di- 


— 569 — 


vergens liess sich durch zweistiindiges Tragen von Prismen Bas. innen nicht 
erzeugen, wohl aber stets Insuff. der Converg. resp. Verstärkung bereits be- 
stehender. 
8) Over ’Avernsietigen van den traanzak bij chron. dacryocystitis, 
van Dr. Noyon. | 
Verf. hat in 14 Fällen in Chloroformnarkose (nicht Aether!) den Thränen- 
sack von aussen eingeschnitten, Schleimhaut mit scharfem Löffel ausgekratzt 
und nach Stillung der Blutung die Innenwand des Sackes mit nicht zu kleinem 
Paquelin energisch cautherisirt. Ausfüllung mit Jodoformgaze und Verband. 
Nach 2—3 Wochen Heilung. 2 Misserfolge, einmal weil er das ligam. int. 
nicht mit durchtrennt und dadurch den obersten Theil des Sackes nicht ge- 
nügend gebrannt hatte, das zweite Mal, weil die Hautwunde nicht lauge genug 
offen gehalten wurde, dadurch Retention von Wundsecret und Bildung einer 
kleinen Fistel. Vier Mal wurde einige Tage nach der Operation Cataract mit 
gutem Erfolge extrahirt. 
4) De behandeling van keratoconus, van Prof. Snellen, Utrecht. Ueber- 
setzt vom Ref. im A. f. O. XLIV. S. 97. 


5) Iris tremulare bij sterke accomodatie, van Dr. Redingius. 

Coccius berichtete 1888 auf dem VII. intern. ophth. Congress über Linsen- 
schwanken bei der Nahaccommodation besonders des jugendlicher Hypermetropen, 
bei dem die Krümmungen der vorderen und hinteren Linse sich gleichbleiben, 
und welches durch Atropin aufgehoben wird. Er nahm an, dass der Tensor 
chorioideae den Druck nach hinten vermehre, nach vorne zu vermindere. Verf. 
hält wohl mit Recht die von Helmholtz angenommene Erschlaffung der Zonula 
für die Ursache des Schwankens der Linse und letzteres für einen Gegenbeweis 
der Theorie Tscherning’s, der eine stärkere Spannung der Zonula bei der 
Accommodation annimmt. 

Er beobachtete bei 3 Myopen von 7,7 und 2 Diopt., wenn er sie im Nahepunkt 
seinen hin- und herbewegten Finger scharf fixiren liess, Iriszittern, dagegen. 
keins, wenn sie accommodirten ohne die seitlichen Augenbewegungen auszuführen, 
wenn er den Finger im Fernpunkt hin- und herbewegte und nach Atropinisirung. 
Er halt die Iridodonesis fir die Folge stärkeren Linsenschwankens, das für 
sich allein sehr schwer nachzuweisen ist, das sich aber besonders im myopischen 
Auge der Iris mittheilen könne. In pathologischen Augen besonders hochgradig 
myopischen mit Netzhautablisung ist das Linsenschwanken und Iriszittern unab- 
hangig vom Accommodationsact. 

6) VIII. Vergadering van het Nederl. oogheelkundig Geselschap. 
Gravenhage, 15. Dec. 1895. 

Titta: Over de therapie bij conjunctivitis blenorrhoica. Bei ein- 
seitiger Blen. adult. tropfte Vortr. in 6 Fällen mit Erfolg in das gesunde Auge 
täglich 1°/, Arg. nitr. ein, ohne es zu verbinden. Er empfiehlt das Burchard’sche 
Verfahren (Centralbl. d. Augenh. 1893) und spritzt den Conjunctivalsack 2 stdl. 
mit lauwarmer Arg.-Lösung 1:1000—2000 aus. 

Prof. Mulder: Over erfelijkheid van verkregen oogziekten. Inner- 
halb 6 Jahren enucleirte Vortr. bei Kaninchen von Generation zu Generation 
aseptisch das rechte Auge, ohne dass eins der 200 Jungen irgend eine Ab- 
normität seiner Augen gezeigt hatte. Das Einbringen infectiüsen Materials da- 


— §70 — 


gegen in die Augen der Eltern hat nicht selten krankhafte Abweichungen der 
Augen der Jungen zur Folge: Coloboma iridis et chorioidae, microphth. chorio- 
retinitis, cataracta polaris post. (Samelsohn, Deutschmann), die wahrschein- 
lich als Folge einer Allgemeininfection der Eltern und deren Einfluss auf die 
Eizelle (Weissmann) angesehen werden muss. 3 Junge eines Kaninchen- 
paares dem Vortr. tubercul. Irisgewebe in die Augenkammer eingeimpft hatte, 
litten an Catar. pol. post. Microsc. Befund siehe später, Bericht der X. Vers. 


Prof. Snellen: Pyrozone, als diagnosticum bij conjunctiva and- 
voeningen. Das in der Zahnheilkunde als Antisepticum angewandte Pyrozone 
der Firma Mc Kesson & Robbins zu New-York, d. i. eine Auflösung von Wasser- 
stoffsuperoxyd H,O,, löst Eiter- und Lymphzellen auf, wobei es sich in Wasser 
und Sauerstoff zersetzt. Träufelt man die wässerige 3°/, Auflösung bei Con- 
junetivitis ein, so braust der frei werdende Sauerstoff auf. Das Mittel schien 
Vortr. ein brauchbares adstr. und antisept. zu sein und auch geeignet .als 
diagnosticum für die verschiedenen Formen chron. Conj. zu dienen. 


Prof. Snellen: De kleurverschijnselen van Benham's tol. S. Ophth. 
Gesellsch. v. Heidelberg, 1895, S. 240: Eine Erscheinung von Farbenzerstreuung. 
Dr. Bouvin: Exophthalmuspulsus. 


Dr. Blok: Caput obstipum door paralyse van den musc. obl. sup. 
sin. Bei einem 4!/,jährigen Jungen, der seit der 4. Lebenswoche an caput 
obstipum lat. dextr. litt, constatirte Vortr. paralyse m. obl. sup. sin. Sobald 
der Kopf redressirt wurde, wich das linke Auge nach oben innen ab, während 
beim Obstipum-Stand, beim Blick in die Ferne, keine auffallende Abweichung 
bestand. Vortr. kam nach sorgfältiger Erwägung der verschiedenen Möglich- 
keiten zum Schluss, dass das Caput obstipum eine Folge der Obliquusparalyse 
war, hervorgegangen aus dem Bedürfniss, die gestörte Verschmelzung der Bilder 
beider Augen zu corrigiren durch die Wirkung von Muskeln, welche den Kopf 
in dieselbe Richtung drehen, in die der gelähmte Augenmuskel das Auge bringen 
müsste n. nach links unten. Der operative Eingriff, der den Zweck hatte, den 
Unterschied in der Stellung der beiden Augen durch Tenotomie des m. rect. 
inf. dextr. auszugleichen, beseitigte denn auch das cap. obst. fast völlig. (Cf. 
wegen Literatur Nieden, C. f. A. 1892. S. 321). 


Dr. Nicolai: Een eevoudig toestel voor het bepalen van het 
accomodatievermogen. Eine Convexlinse von 10 D. ist 9,3 cm von dem, 
dem Unteraugen-Höhlenrande anzulegenden Rande des Brettchens entfernt, wo- 
durch ihr Brennpunkt ziemlich mit dem vereinigten Knotenpunkt zusammen- 
fällt. Die auf dem Brettchen verschiebbare Sehprobe ist ein Kreuz aus schwarzen 
Streifen bestehend, die 0,027 mın von einander entfernt sind, wodurch ihre 
Netzhautbilder einen Abstand von 0,004 mm haben. Befindet sich die Sehprobe 
10 cm hinter Linse, kann ich sie als E. nur mit entspannter Accommodation 
deutlich sehen. Jede Verschiebung um 1 cm entspricht einer Aenderung der 
Accommodationum 1D. 


Dr. Hillemanns: Jets over dekbrillen (Schutzbrillen), s. A. f. Augenh. 
XXXII. 

Kleinere Mittheilungen von Dr. Snellen jun. über die Aetiologie der 
Descemetis und über ruptura Chorioideae, von Dr. Westhoff ūber eine eigen- 
artige Hornhauttribung. Demonstationen: van Genderon Stort eines electr. 
Beleuchtungsapparates zum Ophthalmometer von Javal-Schidtz; Hillemanns 
von mikroskop. Präparaten: a) eines typischen Ulcus corneae rodens, b) eines 
höchst merkwürdigen Sarcoma chorioideae et rotinae. 


— 571 — 


Folgen Rferate, davon aus holländischen Zeitschriften: Koster: Farben- 
theorie von Ebbinghaus und die Dissociationstheorie von Donders; Staub: 
Vasomotorische Neurose des Auges durch Reizung der Nasenschleimhaut. Wert- 
heim Salomonson und Westhoff: Trigeminusparalyse und trophische Affec- 
tion des Auges; Schoonheid: Fibrosarcoma sclerae; Koster: Methode zur Be- 
stimmung des Drebpunktes des Auges. 


Lieferung 2. 
1) Het aandeel, dat de Nederlanders hebben gehad in de ontwikke- 
ling der methode van de Staroperatie, van Dr. Juda. 





2) Over het waarnemen der diepteafmeting in verland met het zien 
van schilderijen (Gemälde), von Dr. Nicolai. 

Für die Erklärung der Tiefenwahrnehmung genügt die empir. Theorie. 
Auch mit einem Auge können wir Tiefe wahrnehmen mit Hülfe der Accom.. 
der Grösse und Form der Gegenstände, des Schlagschattens, der Luftperspective 
und besonders der Bewegung von Kopf und Körper. Viel vollkommener ist 
die Wahrnehmung der IlI. Dimension beim Gebrauch beider Augen wegen der 
Bildung von Doppelbildern, die von allen nicht fixirten Gegenständen im Raume 
resp. Theilen der Gegenstände entstehen müssen, die wir aber unterdrücken. 
Aber nur von Gegenständen bis + 240 m Entfernung bekommen wir den Ein- 
druck, dass sie „losstehen“, denn nach Helmholtz (Ph. O. 2. Aufl. S. 790) 
können weiter entfernte Objecte stereoskopisch nicht von unendlich weit ent- 


fernten unterschieden werden. Verf. erörtert dann in interessanter Weise, warum | 


das Bild, das sich in unserem Auge von einer Abbildung der Natur formt, nicht 
gleich dem ursprünglichen Bilde der Natur ist, warum eine Photographie nicht 
den natürlichen Eindruck der Tiefe macht wie das Stereoskop. Die Ursache 
ist die Accommodation. Einen natürlicheren Eindruck bekommen wir von der 
Photographie einer Strasse, wenn wir sie mit entspannter oder wenigstens gleicher 
Accommodation betrachten z. B. in 20 cm mit + 5D. Malt ein Maler eine 
Landschaft mit einem Reiter, der ihm näher war als 240 m, dann muss er den 
stereskopisch wahrgenommen haben und wir sehen sein Bild, wie er die Land- 
schaft mit einem Auge sah. Um ein Bild mit entspannter Accommodation be- 
trachten zu können, stellen wir uns soweit davon ab, als die Deutlichkeit des 
Sehens es zulässt. Für alle mehr als + 240 m entfernten Gegenstände be- 
steht kein Unterschied zwischen dem binocularen Sehen mit entspannter Accom- 
modation und dem Stereoskop. Beim Betrachten stereoskopischer Aufnahmen 
näher gelegener Dinge bilden sich Doppelbilder und der Wettstreit der 2 Augen 
erweckt den Eindruck des „losstehens“ der Dinge und das ist das Wesentliche 
des Stereoskops, denn das Gefühl von Tiefe erhalten wir auch beim Besehen 
einer Abbildung mit entspannter Accommodation. Beim Sehen durchs Stereoskop 
accomodiren wir für die verschiedenen Abstände, z. B. der Landschaft gleich- 
mässig u.s. w. für einen Punkt, der einige cm hinter der Abbildung liegt. Am 
meisten empfieblt sich durch das Stereoskop zu sehen mit aufgehobener Accom- 
modation und convergirenden Gesichtslinien, z. B. durch Combination einer Linse 
von 5 D. mit Prisma Das na Um einen vollkommen natürlichen Eindruck 
einer Landschaft zu erhalten, müsste man die Stereoskopplatte um so viel Mal 
vergrössern als der photographische Apparat das ursprüngliche Bild verkleinert. 





hate eas a a N nun u u Sl ge 


— T2 — 


3) Bewegbare Optotypen, van Werndly. 
Apparat um auf 6m Abstand eine beliebige Reihe der Probebuchstaben 
sichtbar zu machen. 


4) Vergadering van het. Neder]. oogheelk. Geselschap. Amsterdam, 
7. Juni 1896. 

Prof. Straub: Demonstration: 1. Mikrophth. bilat. bei Frühgeburt. 2. Blau- 
weisse Membran vor Theil der Pap. n. o. und Retina, zum Theil im Corp. vit. 
prominirend und begrenzt von 2 Netzhautablösungen. Vielleicht Recidive einer 
Einreissung und Blutung der Netzhaut bei der Geburt. 3. Bilaterale Atrophie n. 
opt. mit starker Endarteriitis der Netzhautgefässe. Vis. °/,,. Gesichtsfeldradius 
bei starker Beleuchtung 50°, bei gewöhnlicher 25°. 

Prof. Straub. : Am Limbus cornea besteht eine ringförmige Einschnürung, 
in der Unreinlichkeiten, Kokken a. s. w. leicht zurückbleiben. Das angrenzende 
Corneagewebe wird durch chemische Wirkung geschadigt, fir Infection pradispo- 
nirt und so bei manchen Conjunctivalaffectionen der erste Sitz der Ulcera. 

Dr. Juda. Auf Grund einer Mittheilung Lassars in Berliner klinische 
Wochenschrift 1894 behandelte er eine 71 jährige Frau mit Epitheliom (Ulcus 
rodens) palp. inf. mit 6 mgr Kal. arsenic. pr. die. Nach halbem Jahre Haut 
fast völlig gesund, seit Monaten kein Recidiv. 

Dr. van Rijnkerk. Apoplexie und Glaskörperblutung mit fast völliger 
Erblindung. Nach energ. Schmierkur, Jodkali, Pilocarpin subcut. Resorption der 
Blutcoagula und Rückkehr der Selıkraft. 

Referate: Hoeben Dissert. Utrecht 1896. Over een centrum oculo-spinale. 

Reddingius: Verband tusschen den zoogenaamden strabismus convergens 
latens en Accommod. parese. Straub: Behandeliug der hoornvliesontsteking 
Steiner: 3104 gevallen van oogziekten bij Maleiers. 


1897. Lieferung 8. 
1) Het accomodeeren van astigmatici, van Visser. 

Die alte Streitfrage, welcher Theil der Brennstrecke beim Accommodiren 
der Astigmatiker auf die Retina gebracht wird, halt Verf. auch durch die Arbeit 
Hess’ (A. f. 0.), der für den Brennkreis eintritt, nicht für endgültig gelöst. 
Nach Kritik der Hess’schen Arbeit theilt er die Resultate seiner Untersuchung 
von 118 astigm. Augen mit, die sich der Ansicht Mauthner-Fick, dass 
eine Brennlinie eingestellt wird, anschliessen. Die Mehrzahl der regulären ein- 
fachen Astigmatiker accommodirten beim Lesen für den Meridian, der emmetro- 
pisch ist oder die geringste Refractionsabweichung hat, Myopen also meist für 
die verticale, Hypermetropie für die horizontale Brennlinie. Von 28 myopischen 
Astigmatikern wählten 23 die verticale, 2 die horizontale Brennlinie, 2 un- 
gefähr den Brennkreis, 1 wechselte; von 59 hypermetropischen Astigmatikern 
lasen 45 mit der horizontalen, 4 mit der hintersten Brennlinie, 5 mit einer 
Zerstreuungsellipse resp. dem Brennkreis, 5 accommodirten nicht genügend, um 
selbst die vorderste Brennlinie auf die Netzhaut zu bringen. 30 mit As. mixt. 
verbielten sich verschieden. Verf. liess bei der Untersuchung kleine Sehproben 
in der Dunkelkammer lesen und bestimmte über oder unter der Probe hinsehend 
skiaskopisch die accommodative Einstellung der Augen. Er nennt die Methode 
höchst eimfach. 


m n a e oe iy — Er Tr 


— 53 — 


2) Erythropsie, van Prof. Snellen, s. Arch. f. Ophth. XLII. 4. S. 207, 
übers. vom Ref. 

3) Botryomycose der oogleden, van Faber. Eine neue mycotische Augen- 
affection! 

Bei einem 30jährigen Landmann bestand eine chronische actinomycose- 
ähnliche entzündliche Anschwellung der Lider eines Auges mit gelbgrauen 
knötchenförmigen Neubildungen von 2—4 mm Durchmesser in und unter Con). 
palp. bis in den Tarsus hinein. Ein Theil der Knötchen war central erweicht 
und entleerte auf Druck oder mit dem scharfen Löffel tribe schleimige Masse, 
in der sich unter dem Mikroskop maulbeer- oder traubenähnliche Gebilde von 
ca. 0,1 mm Länge fanden, bestehend aus einem Conglomerat von 15— 20 körnigen 
Kügelchen. Im Deckglaspräparate fanden sich nach Verreiben der Conglomerate 
massenhaft Mikrokokken. Dr. Ten Siethoff, der die pathologische anatomische 
Untersuchung machte, erkannte nach zufälliger Kenntnissnahme einer Arbeit von 
Raabe: Ueber mycotische Bindegewebswucherungen (Deutsche Zeitschr. f. Thier- 
medicin und vergleichende Pathologie, Bd. XII, Heft 3, 1886), dass es sich um 
typische Colonien eines Parasiten handelte, der Botryococcus, Micrococcus botryo- 
genus, Diacomyces equi, Zoogloea pulmonis equi, Micrococcus ascoformans genannt 
worden ist und bisher nur beim Pferde (zuerst 1869 von Bollinger) in acti- 
nomycoseähnlichen Affectionen des Funicul. spermat. nach Castration, des Bugs, 
Schulterblatts und secundär in den Lungen beobachtet worden ist. Die Mikro- 
kokken haben viel Aehnlichkeit mit Staphylococcus pyogenes aureus. Drei treff- 
liche Abbildungen von Conglomeraten der Botryokokkencolonien sind beigegeben. 


4) Feilboarheid der Skiaskopie, van Faber. 

Der grosse Unterschied zwischen der subjectiven und skiaskopischen Re- 
fractionsbestimmung wurde bei Untersuchung im aufrechten Bild dahin aufge- 
klärt, dass im Centrum der Pupille 8 D Myopie, in der Peripherie Emm. be- 
stand, also wohl Lenticonus posterior. 


5) X. Vergadering van het Nederl. oogheelk. Geselschap. Amsterdam, 

13. Dec. 1896. | f 

Prof. Mulder: Sarcoma chorioideae. In einem Auge mit etwas herab- 
gesetzter Tension war die Retina total abgehoben, stark gefaltet und machte 
wellige Bewegungen. 9 Monate später acutes Glaucom des erblindeten Auges. 
Im exstirpirten Bulbus fand sich ein Melanosarcoma chorioideae von Erbsen- 
grösse und totale Amotio. In einem anderen Falle von Melanosarcom mit 
- Glauc. absol. und Amotio fand sich eines Tages die ganze vordere Augenkammer 
mit Blut ausgefüllt. 

Prof. Mulder: Papillitis sympathica. 18jahriger Patient verlor vor 
6 Jahren durch Zündhütchenverletzung sein rechtes Auge. Seit der Zeit litt 
er viel an heftigen Schmerzen der linken Kopfhälftee 1896 nahm auf dem 
linken Auge das Sehvermögen auf ®/,, ab. Es fand sich mässige Papillitis und 
kleine Blutung in der Retina dicht bei der Papilla; Gesichtsfeld normal, cen- 
traler Farbensinn sehr wenig gestört. Keine Schmerzen bei Bewegung des 
Auges. Urin frei. Das rechte Auge hatte normale Grösse, Iris fast ganz mit 
der verdickten Linsenkapsel verwachsen, ein wenig empfindlich für Druck, in- 
jicirt sich bald pericorneal bei der ‚Untersuchung. Nach Enucleation fand sich 
totale Amotio und ein Stückchen Kupfer im Corp. ciliare eingekapselt. Kopf- 


— 514 — 


schmerzen schwanden gleich, 6 Wochen spater war S = ®/, und Papillitis ge- 
schwunden. Keine uncomplicirie Falle von Papillitis oder Papillo-Retinitis symp. 
sind selten, ein ganz ähnlicher Fall wurde 1886 von Gepner im Centralblatt 
mitgetheilt. Alle bisher mitgetheilten Fälle haben das gemein, dass Enucleativn 
nach sehr kurzer Zeit Verbesserung gab, Reizerscheinunsen und Kopfschmerzen 
gleich schwanden, nie Recidive auftraten und die Papillitis nie wie die Uveitis 
symp. nach der Enucleation aufgetreten ist. (Sie sind geradezu ein Gegenbeweis 
gegen die Migrationstheorie und erklären sich aus Reizung durch gelöste dif- 
fundirte chemische Verbindungen des Corp. al. Ref.) In der Discussion be- 
merkte Verf., dass er bei Sarcoma chorioid. Papillitis symp. sah, die in Cyclitis 
ausging. 

Prof. Mulder: Cataracta polaris posterior en lenticonus. Die 
Cataracta pol. ant. or. utr. eines der drei auf der VIII. Vers. (s. S. 570) er- 
wähnten Kaninchens wurde mikroskopisch untersucht. Die Caps. post. lentis 
hatte in der Mitte eine kleine Oefinung, wodurch die Linsenmasse nach aussen 
getreten war und schon verschiedene Stadien regressiver Metamorphose durch, 
gemacht hatte. In dem einen Auge ragte die Cataract nach hinten in den 
Glaskörper, während sie im anderen Auge zwischen Linsenkapsel und Hyaloidea 
bis zu dem Processus ciliares reichte. Vortr. nimmt an, dass die Caps. post 
in der Mitte eine schwache Stelle hatte, die in einem späteren Stadium des 
fütalen Lebens dem Druck der sich entwickelnden Linsenfasern nicht mehr Stand 
hielt. Eine eigentliche Cat. pol. post. im Sinne Beckers (Gräfe-Saemisch 
Bd. V, S. 236), die auf der intacten Caps. post. aufsitzt, ist es also nicht, mehr 
übereinstimmen dürfte sie mit dem Jenticonus, bei dem vorne oder hinten die 
Kapsel vorgewölbt ist und zuweilen, wie in den jüngst von Hess mitgetheilten 
Fällen (Gräfe’s Arch. 1896), auch eine Oeffnung hat. 

Dr. van Moll: Behandeling van angiomata der oogleden en der 
orbita en van Haematoma orbitae. Vortr. empfiehlt bei Angiomata pal- 
pebrarum die bipolare Electrolyse als wenig schmerzhaft, gefahrlos, einfach und 
erfolgreich. Er gebraucht eine Störer’sche Batterie von 20 Elementen mit 
Galvanometer von Edelmann und Rheostat von Reininger, 1—3 mm lange 
stillerne Punctionsnadeln. Der Strom steigt langsam von 0—5 M.-A. und 
nimmt langsam wieder bis auf 0 ab. Auch bei einem traumatischen Håmatoms 
orbitae führte bipolare Electrolyse 10 M.-A. 3 Minuten lang in einigen Wochen 
zur Genesung. 

Dr. de Haas: a) Membrana palpebralis perseverans bei einem 
3 Monate alten Kinde zwischen den Lidern mit einzelnen kleinen Oeffnungen. 
Durchtrennung. b) Bei einem Myopen, der nach Cataract extract. oc. utr. 
®/,) Sehkr. hatte, war nach 26 Jahren unter Auftreten der gewöhnlichen myopischen 
der Maculagegend die Selıkr. auf °/,, gefallen. c) Patient, dessen Keratoconus 
nach der Gräfe’schen Methode (künstliche Abflachung und Pupillenbildung) 
operirt worden war, hat noch nach 20 Jahren ungetrübte Linse und Sehkr. °.,. 

Dr. van der Brugh: Demonstration von zwei geänderten Cylindergläsern 
von Maddox. 

6) Referate. 

Techner’s Kleuren en de dispersie in het oog, van Séhngen 
Dissertation Utrecht 1897. Handelt-über die interessante Farbenerscheinuny, 
die der sog. „Benhams tul“ giebt, die Techner schon beschrieben und Snellen, 
Heidelberg 1895, als „eine Erscheinung von Farbenzertrennung‘“ im nicht aclıru- 
matischen Auge erklärt hat. 


— §15 — 


Lieferung 4. 
1) Over compenseerende rolbeweging van het oog bij neiging van 
het hoofd noar rechts of links, van Prof. Mulder. 


Wenn man sein eigenes Auge im Spiegel wahrnehmend den Kopf nach rechts 
oder links neigt, entsteht eine starke scheinbare Rollung des Auges um die Seh- 
axe, die aber verschwindet, wenn man den Spiegel an einem zwischen die Zähne 
geklemmten Stabe befestigt, so dass er die Kopfbewegung mitmacht. Es be- 
steht aber doch thatsächlich eine compensirende Rollbewegung des Auges, 
d. h. bei seitlicher Neigung des Kopfes sucht das Auge durch entgegengestellte 
. Rollbewegung seinen Stand zum Raume beizubehalten, wohl um die schnelle 
Verschiebung der Netzhautbilder und Scheinbewegung der Objecte zu verhinden 
und folgt erst allmäblich, um schliesslich, wenn der Kopf stillgehalten wird, 
eine kleine Abweichung zu behalten. Donders und seine Schüler (s. Skre- 
bitzky, Arch. f. Ophth. XVIII) bediente sich der Nachbilder als Untersuchungs- 
methode Albrecht Nagel (Arch. f. Ophth. XIV u. XVII) befestigte die be- 
kannte Strahlenfigur an den zwischen die Zähne geklemmten Stab und sah, da 
er astigmatisch war, bei Kopfneigung eine andere Linie deutlicher. 1894 leugneten 
Contejean und Delmas die bis dahin allgemein angenommene Rollbewegung 
in den Archives de Physiologie. Sie bestimmten nach Fick’s Vorgang den Stand 
des blinden Fleckes zum Fixirpunkt. W. Nagel bestätigte unter Benutzung 
derselben Metlıode das Bestehen der Rollbewegung (Zeitschr. f. Phys. u. Psych. 
der Sinnesorgane 1896). Verf. nahm deshalb seine 1874 unter Donders be- 
gonnenen Versuche wieder auf. Am Ende eines fest zwischen die Zähne ge- 
klemmten Stabes von ca. 25 cm Länge ist vertical ein weisser Carton befestigt, 
auf dem man bei geschlossenem zweiten Auge einen festen Punkt fixirt und 
sich den blinden Fleck resp. seine obere und untere Grenze mit je einem 
schwarzen Punkte markirt. Neigt man dann den Kopf, dann behält die Seh- 
linie stets denselben Stand zum Kopfe, aber doch kommt dann abwechselnd der 
obere oder untere Punkt zum Vorschein. Mit einem complicirten Apparat be- 
stimmte er den Grad der Rollbewegung, der individuell verschieden ist. Man 
muss unterscheiden zwischen einer grösseren vorübergehenden und kleineren 
bleibenden. Er fand bei sich bei horizontaler Haltung des Kopfes eine Rad- 
dreliung von ca. 6°, bei anderen von ca. 10°. Selbst nach !/,stündiger hori- 
zontaler Lagerung betrug die Rollbewegung bei ihm noch ca. 6°. 


2) Erythropsie, van Prof. Koster. 


Fuchs hat (Arch. f. Ophth. Bd. XLIV) die Erythropsie aus der Regeneration 
des Sehpurpurs zu erklären versucht, eine Erklärung, die aus verschiedenen 
Gründen unbefriedigend ist. Vielmehr für sich hat die Annahme Snellen’s 
(Arch. f. Opth. Bd. XLVI), dass unter den das Auftreten der Erythropsie be- 
günstigenden Umständen die Netzhautperipherie von dem durch Lider und Sclera 
eindringenden Licht roth gefarbt wird, im Centrum der Retina durch Simultan- 
coutrast Grünsehen entsteht und hieraus sich durch Successivcontrast im Halb- 
dunkel das complementäre Rothsehen ergiebt. Verf., der an den Versuchen von 
Fuchs theilnahm, hatte schon damals die gleiche Idee mit dem Unterschiede, 
dass er die Rothfärbung der Netzhautperipherie so erklärt, dass bei erweiterter 
Pupille und intensiver Beleuclitung von allen Seiten eine Menge Licht zwischen 
Iris und Linse durchtritt, auf die stark bluthaltigen Ciliarfortsätze fällt und so 
die Netzhautperipherie rothet. Die beigegebene dem Fuchs’schen Lehrbuch 


— 5716 — 


entlehnte genau nach einem Schnitt durch ein normales Auge entworfene Ab- 
bildung des vorderen Bulbusquadranten zeigt, dass die anatomischen Verhältnisse 
die Erklärung annehmbar machen. 


3) XI. Vergadering van het Nederl. oogheelk. Geselschap. Nymegen, 
13. Juni 1897. 

Prof. Mulder: Over compenseerende rolbeweging van het oog. 
(S. N. oogh. Bijdr.) 

Dr. Reddingius: Het gezichts-zintnig als sensu-motorisch 
orgaan. Zum Referat nicht geeignet. Erschienen in het. Ned. Tijdschr. von 
Geneesk. 1897. 2% deel. 

Dr. Nicolai: Demonstration einer Congenital-Cataract, worin durch 
5 Punctionen eine centrale canalférmige Oeffnung gemacht worden war. 

Dr. Faber: Een optisch bedroeg: schijnbeweging. Sieht man in einem 
schnellfahrenden Zuge nach vorne sitzend etwa unter 45° in die Landschaft, 
am besten auf eine ebene grosse Grasfläche jenseits 40m vom Zuge, dann ge- 
winnt ınan beim plötzlichen Stillhalten des Zuges den Eindruck, dass der vor 
dem Fixirpunkt gelegene Theil der Landschaft sich in der Richtung des Zuges 
` bewegt. 

Dr. Block. Fall von Vaccine-Ophthalmie: Breite Ulceration des ganzen 
Randes der Augenlider. Heilung ohne Schädigung. ` Ä 

Dr. van Moll: Acute Pneumonie mit acutem einseitigen Glaucom, Iridecto- 
mie; nach einigen Tagen Neuritis und Retinablutung. 

4) Referate. 

de Lange: Nerveuse Gesichtsstoornissen (Dissert. Amsterd. 1897). Lang 
Exper. onderzoek over het ontstaan van Astigmat. door niet perforeerende 
cornea-wonden (Dissert. Leiden 1897). Ten Siethoff: Verklarmg van het 
door Dr. P. Zeemann gevonden Lichtverschijnsel (Kon. Acad. v. Wetensch 
1897). Prof. Straub: Aangeboren dubbebz. versamming van de zijdeling’sche 
beweging der oogen; 3 gevallen van verlamming der divergentie (Ned. Tijdschr. 
v. Geneesk 1897). Dr. Reddingius: Over orienteerung (Ned. Tijdschr. v. 
G. 1897). Fijnvandraat: Influenza gepaard met oedeem der oogleden (Med. 
Weekblad 1897). Dr. Visser: Objectieve Refractiebejaling (Geneesk Tijdschr. 
v. Ned. Indie 1897). Hillemanns. 


XVI. Orvosi Hetilap, Beiblatt des „Szemeszet“. 1897. Jubiläunsnummer. 
(Sämmtliche Mittheilungen werden demnächst auch in deutscher Sprache erscheinen.) 
1) Erfahrungen über Star-Operationen, von Josef v. Imre. 

2) Eine Zeugenschaft der Massenuntersuchungen, von Prof. Stefan 
Csapodi. 


3) Operationen aus der Provinz-Praxis, von Ladislaus v. Issekutz. 





4) Beiträge zur Schulek’schen Star-Operation, von Thomas Löcherer. 
5) Mittheilung über die 3'/, jihrige Thitigkeit der Augenabtheilung 
des Debreziner allgemeinen Krankenhauses, von Zoltán Somogyi. 


— 517 — 


6) Die tabische Sehnervenatrophie, von Emil v. Grósz. 


7) Die Geschwülste der Cornea, von Fridolin v. Blaskorics. 
8) Ueber die Retinitis leucaemica, von Korn6l Scholtz. 


9) Der Einfluss der Iridectomie auf die Prognose des Glaucoms, von 
Béla Waldmann. 


10) Neuritis retrobulbaris acuta, von Wilhelm Leitner. 


Nr. 1. 
1) Die Hutchinson’sche Veränderung des Augenhintergrundes — 
Retinitis circinnata Fuchs, von Prof. Wilhelm Goldzieher. 
Erschien in deutscher Sprache: Arch für Augenheilk. 1897. Bd. XXXIV. 


2) Ueber die Cataract-Extraction mit Schnittführung hinter der Iris, 
von Prof. Georg Crainiceanu. | 


3) Ueber die Asthenopia muscularis, von Elemér Kocsis. 


4) Klinische Mittheilungen. 
1. Ein Fall von Opbthalmia electrica, von Wilhelm Leitner. 

Verf. berichtet über einen Fall von Ophthalmie, die in Folge eines elec- 
trischen Funkens, der in der Nähe des Patienten aus einem Strome von circa 
50 Ampere entladen würde, entstand. Es wurde an beiden Augen starke In- 
jection und Schwellung der Conjunctiva und zahlreiche wasserhelle Bläschen in 
der Grösse von Grieskörnchen auf beiden Hornhäuten beobachtet. Sämmtliche 
Erscheinungen verschwanden in 4 Tagen. 

2. Veränderungen am Auge nach Basisfractur, von Wilhelm 
Leitner. 

Verf. berichtet über einen Fall, in dem der 39jährige Patient am Hinter- 
haupte durch ein herunterfallendes Beil einen stumpfen Schlag erlitt. Nach 
11 Tagen fanden sich am rechten Auge Ptosis, Exophthalmus, ringförmiger 
Abscess der Cornea, totale Ophtlialmoplegie, und Parese der Nerv. V. et VII. 
vor. Verf. erklärt den Fall als eine durch Contrecoup entstandene Basalfractur 
und intracranielle Blutung. 


Nr. 2. 
1) Pathogenese und Bedeutung der im Gefolge von Hirntumoren 
auftretenden Papillitis, von Emil v. Grósz. 
Siehe Auszug im Centralbl. für Augenheilk. 1897. Mat, 
2) Das Trachom in der Armee, von Prof. Nathan Feuer. 
Fortsetzung in Nr. 3 u. 4. 





3) Ueber die Operation der Cataracta luxata, von Bela Waldmann. 
Verf. berichtet über 18 an der Budapester k. ung. Universitätsaugenklinik 
operirten Fälle von Catar. luxata. Die Extraction wurde mit Iridectomie ge- 
macht in 9 Fallen, Excochleation in 13 Fällen, Extraction mittelst Pincette in 
37 


— 578 — 


3, spontane Entbindung in 2 Fällen, Glaskörperverlust in 6 Fällen. Die Seh- 
schärfe verbesserte sich in 13, blieb unverändert in 5 Fällen, in welch’ letzteren 
schon vor der Operation verminderte quantitative Lichtempfindung bestand. 
Verlust durch Infection = 0. 

4) Ueber Iritis gonorrhoica, von Kornél Scholtz. 

Der 22jährige Pat. acquirirte 211. Jahre zuvor einen Tripper, der häufig 
recidivirte und jedesmal mit Gelenksentzündungen verbunden war. So auch bei 
der Aufnahme in die k. ung. Univ.-Klinik, wo er sich wegen beiderseitiger 
acuter Iridocyclitis mit starken Ciliarschmerzen, getrübter Kammer, äusserst ge- 
engter Pupille — doch ohne Synechieen — vorstellte. Der Fall heilte in 
9 Wochen, ohne dass es zur Bildung von Synechieen kam. Da die Iritis 
gonorrhoica nur äusserst selten ohne gleichzeitige Gelenksentzündungen be- 
obachtet wurde, hält Verf. jene als Folge einer secundären Metaxtase. 


5) Ueber die Operationen der Trichiasis und des Entropium, von Gyula 
v. Siklössy jun. 

Fortsetzung in Nr. 3 u. 4. 

Nach ausführlicher Besprechung der meisten bisher bekannten Operations- 
methoden empfiehlt Verf. gegen Trichiasis die Ptosis-Operation von Hess jun, 
die er in schweren Fällen mit einem horizontalen Schnitt durch den Tarsus 
verbindet. Verf. operirte 9 Fälle nach dieser Art. 


Nr. 3 u. 4. 
1) Ueber Atropin-Conjunctivitis, von Jakob Mark. 
Erscheint demnachst in deutscher Sprache. 


2) Ueber die Kreuzung des menschlichen Sehnerven, von Car! Schaffer. 

Die mit Weigert’s Seriencollodionage und Hämatoxylinfärbung vorgenom- 
mene Untersuchung eines 26 Jahre hindurch bestandenen Falles von linksseitiger 
maximaler Phthisis bulbi ergab Folgendes (makroskopisch höchstgradige Sclerose 
des linken Sehnerven, der gekreuzte rechte Tractus auffallend verschmälert, 
linker Tractus anscheinend normal): 

1) Verf. bestätigt Bernheimer’s Satz, laut welchem das gekreuzte Bündel 
im ventralen, das ungekreuzte Bündel im dorsalen Theile des Chiasma verläuft. 
Dieses Verhalten ist insbesondere an den frontalen Schnitten sichtbar, indem 
der Faserausfall im gekreuzten Tractus ventral, im ungekreuzten dorsal auftritt. 

2) Der Umstand, dass der gekreuzte Tractus auffallend, der ungekreuzte 
kaum atrophirte, weist darauf hin, dass die gekreuzten Fasern in überwiegender 
Zahl sind. 

3) Die ungekreuzten Fasern bilden kein geschlossenes Bündel. 


3) Ueber die vererbte Sehnervenatrophie, von Wilhelm Leitner. 
Verf. theilt 2 auf der k. ung. Univ.-Augenklinik beobachteten Fälle von 
vererbter Sehnervenatrophie mit, in denen der Familienstamm durch 2 Gene 
rationen bekannt war. Im Falle I finden sich 6 Erkrankungen in beiden 
Generationen, die sich sämmtlich auf männliche Familienglieder beziehen; die 
3 Erkrankungen in der zweiten Generation vermittelte ein gesund gebliebenes 
weibliches Mitglied. Im Falle II sind unter den 6 Gliedern der ersten Gene- 
ration ein weibliches und ein männliches Mitglied erkrankt; in der zweiten 
Generation beziehen sich alle drei Erkrankungen auf Männer, die von den drei 





— 5719 — 


weiblichen Gliedern der ersten Generation stammten. Verf. erklärt die Fort- 
pflanzung der Krankheit durch die weiblichen Mitglieder aus den socialen Ver- 
hältnissen, indem die Verheirathung der weiblichen Mitglieder zur Zeit vor der 
Erkrankung eher möglich ist, als bei den Männern, da die Krankheit zumeist 
zwischen dem 18. und 25. Lebensjahre auftritt. 


4) Die Anwendung des Itrols bei Augenkranken, von Ödön Mergl. 


6) Klinische Mittheilung. 

1) Ein Fall von hysterischer Amblyopie, von Wilhelm Leitner. 

Verf. berichtet über eine 28jährige Hysterica, die bei negativem Augen- 
befunde nur quantitative Lichtempfindung, mit eingeengter Projection hatte. 
Nach 2tägiger suggestiver Behandlung kehrte die volle Sehschärfe zurück. 

2) Ein Fall von geheilter sympathischer Ophthalmie, von Wil- 
helm Leitner. 

Die 28jährige Patientin erlitt vor 6 Wochen am linken Auge eine schwere 
perforirende Verletzung. Am andern Auge befanden sich bei minimaler Reizung 
zahlreiche sehr feine Praecipitate an der Hinterfläche der Hornhaut. Trotz der 
schon aufgetretenen sympathischen Entzündung wurde das linke Auge enucleirt, 
Nach 30 Inunctionen verschwanden sämmtliche Praecipitate, die Sehschärfe er- 
reichte ihre frühere Höhe, und das Auge zeigte nach einem halben Jahre keine 
krankhaften Veränderungen. 


6) Ueber die russischen Augenanstalten, von Paul Böla. 


XVII. Wjestnik Oftalmologii. 1896. Juli— December. 
1) Ueber Filtration und Secretion des Kammerwassers, von Ur. Nesna- 
moff in Charkow. . 
Die Arbeit wurde gleichzeitig veröffentlicht in v. Graefe’s Archiv fir 
Ophthalmologie Bd. 42, Abth. 4. Referat s. Centralbl. f. pract. Augenheilkunde 
1897, Juni, S. 179. 


2) Zur Operation des narbigen Entropiums, von Dr. Iwanow in 

Schichasan, Gouv. Kasan. 

Den Wirkungskreis des Verfassers bildet eine trachomreiche Gegend; mehr 
als die Hälfte der Augenkranken leidet an Trachom, welches als die 
Hauptursache des narbigen Entropium anzusehen ist. In einer Reihe von fünf 
Jahren kamen über 800 Fälle — meistens complieirt mit Trichiasis — zur 
Operation. Es wurden fast alle vorgeschlagenen Methoden angewandt; am 
wirksamsten erwiesen sich diejenigen, welche die Ausgleichung des muldenförmig 
verkrümmten Knorpels bezwecken, was durch eine Excision eines Keils resp. 
Durchschneidung des ganzen Tarsus — der Länge nach — erlangt wird 
(Snellen, Hotz, Jaesche und Panas). Ueber 400 Fälle wurden nach 
Panas operirt — mit sehr gutem Resultat. Verf. hält die Methode der leichten 
Technik und der kurzen Nachbehandlungsdauer wegen als besonders geeignet 
für die Landpraxis. Recidive kommen allerdings auch nach dieser Operation 
vor, weil die Schrumpfung der Bindehaut und des Lidknorpels so lange fort- 
schreitet, bis der trachomatöse Process nicht vollständig erloschen ist. Bei 
eingetretenem Recidiv kann die Operation wiederholt werden, weil sie vor vielen 
anderen den grossen Vorzug hat, dass dabei die Lidhaut nicht verkürzt wird 


37* 


— 580 — 


3) Zur Casuistik der angeborenen Hornhauttrübungen, von Prof. 
Barabaschew in Charkow. 

Es handelte sich um ein etwas vorzeitig geborenes Kind, bei dem die 
Hebamme 2 Stunden nach der Geburt, in Folge einer ziemlich starke Secretion, 
— nach Cred& AgNO,-Lösung eingeträufelt hat. 12 Stunden post partum 
fand Verf. das characteristische Bild einer beiderseitigen Conj. blennorrhoica 
und ausserdem noch symmetrische Trübungen der Hornhäute: rechts etwa 5 mm 
lang, 3mm breit, zum Theil die Papille bedeckend; links rundlich, etwa 4 mm 
im Durchmesser, Pupillargegend frei. Epitheldefecte waren nicht zu sehen. 
Bei seitlicher Beleuchtung konnte man sich überzeugen, dass die Trübungen ın 
den tieferen Schichten localisirt waren. Nach 8 Tagen hörte die Secretion 
auf, die Trübungen veränderten sich aber nur wenig. Vom 12. Tage wurden 
an beiden Augen Gefässe wahrgenommen, die vom Limbus aus kamen und in 
den tieferen Schichten der Hornhaut bis zu den Trübungen hinzegen. Nach 
4 Wochen hellten sich die Trübungen bedeutend auf. Verf. hält den Fall für 
eine angeborene Keratitis interstitialis und glaubt, dass sie in keinem Zusam- 
menhang mit der Conj. blennorrhoica stehe. Dafür sprechen die Localisation 
der Trübungen in den tieferen Schichten und der Verlauf des Processes. Das 
Credé'sche Verfahren konnte kaum ein derartiges klinisches Bild hervorrufen. 
Was die Aetiologie des Falles anbetrifft, so stellte sich heraus, dass der Vater 
der Mutter an Gehirnlues gestorben war, die Mutter war in der Jugend hoch- 
gradig scrophulés. Die Keratitis interstitialis kann hier als eine syphilitische 
Erkrankung der Augen in zweiter Generation gedeutet werden. 


4) Klinische Beobachtungen aus der augenärztlichen Praxis, von 
Dr. Iwanowski in Sloboda, Gouv. Wjatka. 

a) 8 Fälle von Anthrax des Lides. Verf. beobachtete in 7 Jahren 
270 Fälle von pustula maligna an verschiedenen Körperregionen, &, 
also 3°/,, hatten ihren Sitz in den Lidern. Meistens waren es Arbeiter in 
Schaf-Fellgerbereien. Die Prognose quoad vitam ist bei der Localisation an den 
Lidern eine sehr ernste; 3 endeten tödtlich, während sonst nur eine Mortalität 
von 13—16 °/, zu verzeichnen war. Es scheint, als ob die Anthraxbacillen in 
den Geweben der Lider besonders günstige Lebensbedingungen fänden nud 
häufiger zur Allgemeininfection und Complicationen mit malignem Oedem fahren. 
Therapeutisch wurden hauptsächlich subcutane Carbolinjectionen (3°/,) — bis 
10 Spritzen täglich und Einreibungen Ungu. Hg. cinerei angewandt, die letzteu 
in den schweren Fällen larga manu. Im Falle VIIl wurden 435,0 (!) in 
6 Tagen eingerieben, ohne dass Intoxicationen eintraten, ausserdem wurden 
noch Excitantia gegeben. 

b) Zur Casuistik der Sehnerververletzungen. — Verf. beschreibt 2 Falie: 
der erste entstand nach einem Sturz mit dem Kopf von einer Hohe von 3m 
— neben einer Schädelbasisfractur. Verf. nimmt an, dass die Fissur im Foramen 
opticum einen Riss oder eine Quetschung des Sehnerven verursacht hat. Aeusser- 
lich war das Auge normal, kein Exophthalmus, absolute Amaurose. Pat. erhelte 
sich schnell, die Gehirnerscheinungen schwanden vollständig; ophthalmoskopish 
Sehnervenatrophie. Der zweite betraf einen jungen Mann, der während eine: 
Sturmes von einem herunterfallenden Baumast verletzt wurde. Ein kleiner 
Zweig durchbohrte das rechte Oberlid und drang in die Orbita. Patient zeg eiu 
Holzstückehen heraus, bemerkte aber, dass er mit dem betreffenden Auge nict.ts 
sah. Das Lid senkte sich, in der Umgebung stellte sich Oedem ein. Knochen 
unverletzt. Pat. fühlte sich wohl und wollte im Krankenhaus nicht bleiten; 


— 581 — 


als er nach 1!/, Jahren sich wieder vorstellte, bestand geringer Exophthalmus, 
Conj. injicirt. Strabismus convergens mit Beschränkung der Beweglichkeit nach 
aussen-oben. Zwischen Bulbus und Orbitalwand wird ein Fremdkörper constatirt 
und sogleich extrahirt. Es war ein Holzsplitter, 2!/, cm lang, 1 cm breit und 
2—4 mm dick, er reichte fast bis zum Foramen op. und hat eine Verletzung, 
sowie Atrophie des Sehnerven hervorgerufen. 

c) Von Operationen seien hier 70 Star-Extractionen erwähnt. In 11 Fällen 
trat während der Operation Glaskörpervorfall, in 4 Fällen Collaps der Cornea 
ein. Panophthalmitis 2 mal. Die Sehschärfe wurde sehr genau bestimmt, 16 
hatten ?’/xx, 6 ?°/xxx, die Uebrigen von 2%/xz bis 2°/cc. 2 Verluste = 2,8°/,. 


5) Sozojodolpräparate in der Therapie der Augenkrankheiten, von 
Dr. Bielikowski, Gouv. Tambow. 

Ermuthigt durch die gute Wirkung der Sozojodolpräparate, welche mehrere 
Autoren bei verschiedenen Erkrankungen der Schleimhäute erzielt haben, ver- 
suchte Verfasser sie auch bei Augenerkrankungen zu verordnen. Es kamen 
‚ur Anwendung Na-, Zn- und Hg-Salze in Lösungen, sowie in Salben (1--6°/,). 
Die Resultate waren sehr befriedigende: eine schwere Conj. gonorrhoica bei 
einem Erwachsenen wurde mit Irrigationen einer 4°/, Hg-Sozojodollésung in 
8 Tagen vollständig geheilt. Bei Trachom quetscht zunächst Verf. die Follikel 
aus und reibt in die blutende Schleimhaut Zn-Sozojudolicum ein, dann werden 
Einträufelungen einer 6—10°/, Zn-Sozojodollisung verordnet, in 3 Wochen 
höchstens ist der Process geheilt. Zur subconjunct. Injection empfiehlt Verf. 
Hg-Sozojodol (1:2000) — !/, Spritze In 2 Fällen von Hypopyon-Keratitis 
und Conj. cruposa war die Wirkung sehr prompt; die Injectionen sind schmerz- 
haft und versagen manchmal in ihrer Wirkung. 


6) Bericht tiber 8jihrige Augenpraxis auf dem Lande, von Dr. Niko- 
linkin, Landschaftsarzt im Gouv. Woronesh. 

Die Zahl der Kranken schwankte jährlich zwischen 3000—4500. In den 
Hungerjahren (1892—1893) war die Frequenz am stärksten; besonders häufig 
kamen dann Nachtblindheit und eine bösartige Form von eitriger Keratitis vor. 
Zur Zeit der Ernte vermehren sich die Fälle von ulcus serpens. 

Trachom = 10°;j, aller Kranken, syphilitische Augenaffectionen = 5—6°/, 
Die Blindenstatistik ergab in 23°/, der Fülle Trachom, in 21°/, Syphilis, in 
14°/, Glaucom, in 11°/, Blennorrhoe und in 31°/, andere Augenerkrankungen 
als Ursache der Erblindung. — Von Operationen wurden 285 an den Lidern, 
28 an der Conjunctiva, 122 an der Cornea, 15 Sclerotomien, 25 Schiel- 
operationen, 14 Enucleationen, 237 Iridectomien (36 wegen Glaucom) und 769 
Star-Extractionen ausgeführt. — Zum Schluss beschreibt Verf. einen Fall 
von Echinococcus orbitae. Bei einem 18jährigen Manne war das linke 
Auge nach vorne und aussen dislocirt, im unteren ectropionirten und ausge- 
dehnten Lide eine fluctuirende Geschwulst. Nach Eröffnung der Wand kam 
ein Esslöffel Flüssigkeit mit vielen Tochterblasen; Ausspülung der Höhle mit 
Sublimatlösung (1:1000) und Drainage. Am 8. Tage wurde die Mutterblase 
in grossen Lamellen extrahirt. Heilung mit fast normaler Stellung des Auges. 
7) Zwei Fälle von Sarcom der Regenbogenhaut, von Dr. Werter. (Aus 

dem Laboratorium des Warschauer ophthalmelogischen Instituts.) 

Bei 2 alten Frauen von 70 und 60 Jahren wurde von Dr. Kamocki das 
rechte Auge wegen einer Neubildung der Iris enucleirt. Im 2. Fall war 


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S = */,. Die annähernd hanfkorngrossen Tumoren sassen im unteren Theil 
der Iris, lagen dicht der Cornea an und liessen den pupillaren Theil frei. 
Verf. hat die mikroskopische Untersuchung ausgeführt und in beiden Fällen 
ein Spindelzellen-Sarcom diagnostirt. Die mehr nach vorne gelegenen Zellen 
waren sehr pigmentreich, in den hinteren Partieen zum Theil obne Pigment. 
Ausser der Iris waren noch die Fontana’schen Räume und der Ciliarkörper er- 
griffen. Die Enucleation war auf diese Weise in beiden Fällen gerechtfertigt. 
Zum Schluss giebt Verf. eine Zusammenstellung der vom Jahre 1882 bis zum 
Jahre 1893 veröffentlichten Fälle. Therapeutisch sprechen sich die meisten 
Autoren für die Iridectomie aus, leider kommen aber nach ihr ziemlich oft 
Recidive vor. Verf. zieht daher die Enucleation vor. 


8) Ophthalmologische Notizen, von Dr. Potieenko. 


8) Zur Frage über den Einfluss des Alters auf die Sehschärfe, von 

Dr. Katz in Petersburg. 

Verf. giebt eine tabellarisch e Uebersicht der bestimmten Sehschärfe bei 
513 Personen (1012 Augen) verschiedenen Alters mit vollständig durchsichtigen 
Medien, normalem Augenhintergrund, emmetropischer, myopischer (nicht über 
— 5 Dioptrien) und hypermetropischer (nicht über + 3,0 Dioptrien) Re- 
fraction. 

Die Abnahme der Sehschärfe wächst progressiv mit zunehmendem Alter 
und gleichzeitig sinkt auch die Procentzahl der Personen mit normaler Seh- 
schärfe (Sn ®/,). Im Alter von 6—15 Jahren besitzen 91 °/, eine normale 
Sehschärfe, von 56—60 Jahren nur 20°/,. Die Curve im Diagramm fällt mit 
der Curve von Boehm und Walter zusammen. 


10) Cocainisirung der Regenbogenhaut, von Dr. Rudin in Tula. 

Eine subconjunctivale Injection von 3—4 Theilstrichen einer 5 °/, sterili- 
sirten Cocainlösung, 2 Minuten vor Beginn der Operation, nahe vom Corneal- 
rand ausgeführt, ruft eine Anästhesie der Iris hervor. Verf. empfiehlt sie bei 
unruhigen Patienten und jugendlichen Personen. Er versuchte es in 12 Fällen, 
bei Star-Extractionen, nach Graefe, und bei Iridectomien zu optischen Zwecken, 
nur einmal war die Iridectomie mit Schmerzen verbunden, weil die Operation 
etwas länger dauerte. 


11) Ein seltener Fall von angeborener Anomalie der Augen, von 

Dr. Epinatzew, Militärarzt in Liedlea. 

Bei einem Soldaten, der wegen Lues sec. ins Hospital aufgenommen wurde, 
fand Verf. folgende Anomalie: beide Bulbi stark vergrössert, Cornea kugelartig 
gwewölbt, horizontaler Durchmesser 14 mm, verticaler 13mm, Gerontoxon, sehr 
tiefe vordere Kammer, Irisschlottern, Pupille oval. S. bis */,,. Emmetropie. 
Augenhintergrund normal, physiologische Excavation. Farben, Gesichtsfeld 
normal. Patient hat nie an einer Augenkrankheit gelitten. Verf. setzt in 
diesem Fall einen glaucomatösen Process voraus, der entweder intrauterin oder 
gleich nach der Geburt sich abgespielt haben wird. 


12) Zweijähriger Bericht über die private Augenheilanstalt in Staw- 
ropol im Kaukasus, von Pr. Kirilow. 
Zahl der Kranken 2502 (2066 amb. + 436 stat.) Trachoın = 36,6 ',,- 
Star-Extractionen 92; in 84 Fällen wurde zuerst praparatorische Iridectomie 


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ausgeführt. Verf. zieht diese Methode vor, man operirt viel sicherer. Als 
Complicationen während der Operation 4 mal Glaskörpervorfall, einmal konnte 
dabei die Linse überhaupt nicht extrabirt werden. Nach der Operation: 1 mal 
Iridocyclitis, 2 mal plastische Iritis, 2 mal Einklemmung des Glaskörpers in 
der Wunde und 2 mal Vereiterung des Hornhautlappens. Die Bestimmung der 
Sehscharfe wurde nicht sehr genau bestimmt, da die meisten der Operirten 
keine Brillen tragen wollen. 36 hatten eine Sehschärfe von 0,4—0,8, 30 von 
0,1—0,3, die Uebrigen zählten Finger in 5—10’. In 2 Fallen war Verlust 
des Auges verzeichnet. Iridectomie, zu optischen Zwecken, 39 mal, wegen 
Glaucom 4 mal, Lidoperationen 121, Staphylom-Operationen 13. Tumoren an 
den Lidern 14. 


Wjestnik Oftalmologii. 1897. Januar— Juni. 
1) Zur Frage über pulsirenden Exophthalmus, vun Privatdocent A. Szy- 
manowski in Kiew. 

Verf. beschreibt einen Fall von Exophthalmus pulsatilis, der bei einer 
52jäbrigen Dame 6 Wochen nach einer Kopfverletzung entstanden war. Das 
linke Auge war nach vorne, aussen und unten dislocirt und in seinen Bewe- 
gungen nach innen und oben verhindert. Es bestand Diplopie; die Lider waren 
ödematös, Conjunctiva chemotisch, Hornhaut trübe, Pupille weiter als rechts. 
Pulsationen des Auges synchron mit dem Herzschlag. Im innern obern Augen- 
winkel ein prall elastischer, pulsirender Körper, von dem ein sausender Strang 
zur erweiterten V. angularis hinzog. Bei Druck auf die linke Carotis hörten 
die Pulsationen am Auge und im Tumor auf. Ophthalmoscopisch etwas er- 
weiterte Venen, sonst nichts pathologisches. S = "DI, Unangenehme, sausende 
Geräusche im Kopf. — Vert vermuthete ein varico-aneurysma der Arteria 
carotis interna in sinu cavern. und führte die Unterbindung der linken Carotis 
communis im trigonum carot. aus. In den ersten Tagen nach der Operation 
ging Alles gut, die Geräusche und Doppelbilder wurden nicht mehr wahrge- 
nommen, die Pulsation hörte auf, die Bewegungen des Auges wurden ganz frei. 
Am 6. Tage wurde Pat. entlassen, leider musste sie schon den nächsten Tag 
mit den früheren Symptomen zurückkehren. Später soll sich der subjective 
Zustand etwas gebessert haben. Verf. rieth der Patientin, sich einer noch- 
maligen Operation zu unterziehen, um die Unterbindung auch der rechten Carotis 
communis auszuführen. 

2) Zur Theorie der Skiaskopie, von Dr. Laurenty in Nowogieorgiewsk. 

Um die Lage des Punctum neutrum zu bestimmen, fihrte Verf. eine Reihe 
exacter skiaskopischer Bestimmungen aus an einem von ihm in der Petersburger 
med. Wochenschr. 1892, Nr. 20 beschriebenen Augenphantom, an dem die 
Refraction beliebig geändert werden konnte. Die Resultate, zu denen er ge- 
kommen ist, sind folgende: das Punctum neutrum befindet sich in der Spiegel- 
ebene und nicht in der Iris des Beobachters, wie es bisher behauptet wurde. 
Die Entfernung des Spiegels vom Auge des Beobachters und die Weite der 
Spiegeléffnung sind vom theoretischen Standpuncte gleichgiltiv. Für die Praxis 
ist ein Spiegel mit enger Oeffnung zu empfehlen, weil dann die Zone, in der 
die Schatten schwach und verschwommen erscheinen, möglichst verkürzt wird. 


3) Zur Frage über die Augenstörungen bei Akromegalie, von 
Dr. Joelsohn in Kischinew. 
Verf. beschreibt einen Fall von Akromeyalie, der ausser den typischen 


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Veränderungen am Gesicht und an den Extremitäten folgende Augenstörungen 
aufzuweisen hatte. kxophthalmus o. d. mit etwas erweiterter und träge- 
reagirender Pupille. S. rechts Finger in 5’, S. links = 7°/,,. Gesichtsfeld 
beiderseits peripherisch eingeengt, Farben werden links richtig erkannt, rechts 
wird grin nur in nächster Nähe als grau-grün bezeichnet. Ophthalmoskopisch 
Atrophie des Sehnerven, rechts weiter vorgeschritten als links. Den Exoph- 
thalmus führt Verf. auf die Verdickung der Orbitalknochen und dadurch hervor- 
gerufene Raumverengung zurück. Die Hypertrophie der Knochen war in der 
rechten Körperhälfte stärker ausgesprochen als links. Der verticale Diameter- 
der Orbita betrug rechts 45, horizontal. 41mm; links 40 resp. 36 mm. 


4) Primäres Carcinom der Conjunctiva palpebrarum, von Dr.Maklakow 
in Moskau. 

In der Literatur sind nur 4 Fälle von primärem Carcinom der Conjunctiva 
palpebrarum beschrieben. Der Fall des Verf.’s betraf einen 60jährigen Mann, 
dessen linkes Oberlid schlaff herabhing und etwas vom Auge abstand; fast die 
ganze conjunctivale Fläche des Lides wurde von einer grauen, derben, zum 
Theil höckerigen Geschwulst eingenommen. Der Tumor setzte sich diffus in 
den Tarsus fort; Conjunctiva fornicis normal, ebenso wie ein 1,5 mm breiter 
Streifen am Lidrande. Die Haut des Lides war leicht verschiebbar und mit 
der Geschwulst nicht verwachsen. Der Tumor wurde operativ entfernt. Die 
mikroskopische Untersuchung hat ein Carcinom ergeben. 


5) Cyclitis bei einem Affen nach überstandenem, durch Impfung 
hervorgerufenem Typhus recurens, von Prof. Ewetzki in Moskau. 
2 Wochen nach der Krise erkrankte das Thier an einer Cyclitis serosa 
des linken Auges; die Krankheitserscheinungen, sowie der Verlauf unterschieden 
sich durch nichts von analogen Erkrankungen beim Menschen. 


6) Bericht tiber augenirztliche Thitigkeit vom 1. November 1895 bis 
zum 1. November 1896, von Dr. Bjelikowski in Sosnowka, Gouv. 
Tambow. 
Unter 1083 Augenkranken waren 236 Trachomkranke (21,7 °/,), die mit 
verschiedenen Mitteln behandelt wurden. Die besten Resultate verdankt Verf. 
den Sozojodolpraparaten, welche auch bei Complicationen mit Pannus sehr gute 
Dienste erwiesen haben. — 61 Star-Operationen, 4 mal ohne _ Iridectomie. 
Complicationen während der Operation waren in 11,4 °/,, Panophthalmitis 2 mal 
und 2 mal Iritis plastica. Genaue Angaben über die erzielte Sehschärfe felılen. 
Iridectomien 30; 7 wegen Glaucom. Blinde 63 (5,71 °/,): in 24°/, der Fülle 
war Blennorrhoea neonatorum, in 17°/, Glaucom, in 11,2°/, Syphilis die Ur- 
sache der Erblindung. 


7) Zur Aetiologie der recidivirenden spontanen, intraocularen 
Blutungen, von Dr. Agababow in Kasan. 

Verf. beschreibt 3 Fälle von Netzhaut- und Glaskörperblutungen, die bei 
Malariakranken zur Zeit der Paroxysmen auftraten. Im Fall I führten die sich 
wiederholenden Blutungen schliesslich zur Atrophie des Bulbus, welcher später 
in Folre grosser Schmerzhaftiskeit enucleirt werden musste; bei II und III 
resorbirte sich das Blut in 3!/, resp. 7 Monaten, die Sehschärfe besserte sich 


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und betrug 2%/xx resp. ?°/L. In allen 3 Fällen war nur ein Auge afficirt. 
Therapeutisch wurden Chinin und Tinet. Eucalypti angewandt. Specifische Be- 
handlung dürfte Revidive verhüten können. | 
8) Zur Entropion-Operation, von Dr. Kohan in Czernigow. 

Siehe Gesellschaftsberichte VI. Congress russischer Aerzte in Kiew (Oph- 
thalmologische Section) Sitzung vom 25. April 1896. 
9) Ueber die Anwendung einiger Gummi-Instrumente bei der Be- 

handlung der Trachoms, von Dr. Debagori-Mokriewicz in Kischinew. 

Verf. bedient sich zur Massage der infiltrirten Conjunctiva eines Gummi- 
stiftes, zur Auskratzung resp. Ausquetschung der Follikel-Rollpincette und flacher 
Platten, die von Gummi hergestellt sind; dieselben sollen vor den metallischen 
den Vorzug haben, dass sie eine geringere traumatische Wirkung auf die er- 
krankte Bindehaut ausüben. Die Massage mit dem Gummistift ist nicht 
schmerzhaft und verkürzt bedeutend den Verlauf, besonders wenn gleichzeitig 
mit dem Cuprumstift touchirt wird. Ausserdem lässt sich mit dem Gummistift 
die obere Uebergangsfalte vom Auge abheben und gut übersehen, was sehr 
wichtig ist, wenn man nur bestimmte Stellen touchiren will. 
10) Einige Fälle aus der Augenpraxis, von Dr. Tikanadze, Gouv. Kutais. 

Bei einem 9jährigen Knaben, der in einer Malariagegend wohnte und eine 
vergrösserte Milz hatte, beobachtete Verf. am rechten Auge eine Hornhauttrübung, 
die ohne therapeutische Beeinflussung einige Mal spurlos vorüberging und dann 
mit grossen Reizungserscheinungen nach einem heftigen Intermittenzanfall wieder 
aufgetreten war. 2 Dosen Chinin, & 0,35 bewirkten den Schwund der Trübung 
am Auge. Als Gegenstück dazu beschreibt Verf. einen Fall von Herpes ophthal- 
micus bei einem Soldaten mit latenter Malaria; auch da beeinflusste Chinin 
günstig den Process. Die übrigen Fälle bieten wenig Interesse. 





11) Ein Fall von embolia art. cerebralis posterioris rami tertii, von 

Dr. Markow in Jalta. 

Eine 50 jährige Dame — mit Stenosis mitralis und arteriosclerosis — 
erkrankte nach einer grossen Aufregung an heftigen Schmerzen im rechten 
Hinterhaupt; am nächsten Tage wurde eine complete Hemianopsia sinistra con- 
statirt — bei normalem Augenhintergrund und V o. utr. = !"/,,; deutliche he- 
miopische Reaction der Pupille war nicht da. Temperatur normal, Puls rhythmisch. 
Nach 4 Wochen besserte sich der Zustand, die linke Hälfte des Gesichtsfeldes 
fing sich allmählich an aufzuhellen. 


12) Ueber das Pterygium, von Dr. Garnier in Odessa. 
13) Ob die Schattirung auf der rotirenden Scheibe nur von der Breite 
des Sectors abhängt? Von Dr Katz in Petersburg. 

Nach den neuesten Versuchen von Ch. Henry, die er in der Pariser 
Academie mitgetheilt hat, folgt, dass die graue Schattirung, welche durch die 
Mischung des schwarz und weiss auf der rotirenden Masson’schen Scheibe 
entsteht, nicht nur in directem Verhältniss zur Grösse der Sectoren steht, wie 
es allgemein angenommen wird, sondern auch von der Rotationsgeschwindigkeit 
der Scheibe und dem Grade der Beleuchtung abhängig ist. Verf. wiederholte 
im Laboratorium des Prof. Bellarminow die Versuche von Henry mit einem 


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Apparat, dessen Rotationsgeschwindigkeit durch einen Regulator beliebig ge- 
ändert werden konnte. Die Resultate waren kurz folgende: Die Ergebnisse 
von Henry lassen sich dadurch erklären, dass er die Veränderungen der In- 
tensität der Schattirung noch vor der vollkommenen Mischung der Sectoren in 
Betracht zieht, sonst bleibt das alte Gesetz in Kraft, dass die Intensität der 
Schattirung durch den Grad des Sectors bestimmt wird und gleichmässig bleibt, 
so lange die Mischung der Sectoren eine vollkommene ist und der grosse Kreis 
keinen intermittirenden Lichteindruck hervorruft; sie verändert sich nicht bei 
der Zu- resp. Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit, noch bei starker resp. 
schwacher Beleuchtung. Die Veränderung der Intensität tritt erst im Moment 
ein, wo der Lichteindruck ein intermittirender wird, wenn die Schattirung zu 
schimmern beginnt und das Auge blendet. 


14) Chelidonium majus bei Carcinoma der Lider und des Gesichts, 
von Dr. Kraiski, Gouv. Bessarabien. 

Bei 4 Patienten mit Carcinom des unteren Lides der angrenzenden Partien 
des Gesichts und der Nase versuchte Verf. das von Denisenko empfohlene 
Extractum Chelidonii maj., da sich keiner von ihnen einer radicalen Operation 
unterziehen lassen wollte. Es wurden 0,25—0,5 subcutan an der Grenze der 
Tumoren injicirt; die ulcerirende Fläche mit einer 50°/, Lösung des Extracts 
in Glycerin bepinselt und mit Gaze, die mit derselben J,ösung durchtränkt war, 
bedeckt. Die Pinselungen wurden 2 mal täglich wiederholt. Die Injectionen 
sind schmerzhaft, einige Stunden danach tritt Schwellung und Röthung der 
Umgebung ein. Die Conjunctiva verträgt das Extract sehr gut, die gesunde 
Haut wird dabei nicht angegriffen. In allen 4 Fällen war die Wirkung eine 
sehr günstige, bei II und IV trat vollständige Heilung ein, die Infiltrationen 
schwanden und die wunden Stellen vernarbten sehr gut. 


15) Ophthalmologische Beobachtungen, von Dr. Bielikowski in Sosnowka, 

Gouv. Tambow. 

Mehrere Eisenbahnarbeiter, die auf schneebedecktem Felde längere Zeit 
arbeiten mussten, erkrankten an einer Conjunctiv. catarrh. nivalis. In den ersten 
Tagen klagten sie über Hemeralopie, später trat noch Hyperämie der Conjunctiva 
bulbi et palpebr., Thränenfluss und Lichtscheu hinzu. Ophthalmoscopisch: 
Hyperämie der Netzhaut und kleine Herde in der Gegend der maculae lutea 
Zn-Sozojodolicum, dunkle Schutzbrillen und einige Tage Ruhe genügten, um 
vollständige Heilung herbeizuführen. 


16) Ein Fall von Aniridia congenita bilateralis complete, von 

Dr. Radswitzki. 

Diese Anomalie beobachtete Verf. bei einem 37 Jahre alten, gesunden 
Mann, dessen Augen sonst normal gross und entwickelt waren. Am rechten 
Auge fehlte die vordere Kammer, die Linse lag der Cornea direct an; an der 
vorderen und hinteren Kapsel kleine Trübungen. Keine Spur von Iris, Processus 
ciliares nicht sichtbar. Augenhintergrund normal; S mit + 6,0 D= 0,2. Be 
starker Abduction Nystagmus. Links fehlte auch die Linse, die in Folge einer 
in kurzer Zeit entstandener Cataracta Morgagniana von Prof. Krjukow extrahırt 
worden; S mit + 16,0 D = 0,3. 


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19) Bericht über das Jahr 1898 der Popow’schen Augenklinik in Kiew, 
von Dr. Koslowski. 

Ambulatorisch wurden 2074 Kranke behandelt, davon litten 1325 an 
Trachom; in der stationären Abtheilung waren 579 Kranke. Star-Extractionen 
222; 194 nach Graefe, 24 ohne Iridectomie, und 2 nach Pagenstecher. 
Genaue Bestimmungen der erzielten Sehschärfe wurden nicht gemacht, da die 
Sehschärfe am 10. Tage nach der Operation bestimmt wurde und 90°/, der 
operirten Analphabeten waren. Verlust des Augenlichts in 4 Fällen. Iridec- 
tomien 137, zu optischen Zwecken 119, wegen Glaucom 18, wobei in 6 Fällen 
eine geringe, in 2 eine bedeutende Besserung der Sehschärfe erzielt wurde. 
Sclerotomie 2 mal, beide ohne Resultat. Berenstein. 


Bibliographie. 


1) Ein neues Spectralphotometer, von Arthur König. (Ann. d. 
Physik u. Chemie. Neue Folge. Bd. 53. S. 785.) Verf. beschreibt ein neues 
Spectralphotometer, das er nach den Principien der Methode von v. Helm- 
holtz und Maxwell zur Erzeugung monochromatisch erleuchteter Felder 
construiren liess. Schwarz. 

2) Die individuellen Verschiedenheiten des Farbensinnes 
zwischen den Augen eines Beobachters, von Dr. Richard Hilbert in 
Sensburg. (Pflüg. Arch., 1894. S. 61.) Verf. hat schon seit mehr als 20 Jahren 
beobachtet, dass er beim Mikroskopiren mit dem rechten Auge das Gesichtsfeld 
in einem ausgesprochenen lichtblauen Farbenton sah, mit dem linken Auge 
dagegen deutlich röthlich. Dieser Unterschied in der Farbe der Gesichtsfelder 
besteht bei ihm sowohl bei Tageslicht, wie auch bei Lampenbeleuchtung und 
ist bei unermüdeter Netzhaut, also des Morgens, am deutlichsten. Diese Be- 
obachtung zeigt, dass constante Differenzen zwischen den beiden Augen eines 
Beobachters bestehen können, und ferner, dass die relative Blausichtigkeit und 
relative Gelbsichtigkeit (Hering) nicht die einzigen Modificationen des nor- 
malen Farbensinnes sein dürften. Verf.’s rechtes Auge ist relativ blausichtig, 
sein linkes relativ rothsichtig. (Die Aufstellung von Farbengleichungen für 
beide Augen des Verf.’s wäre von grossem Interesse. Ref.) Schwarz. 

3) Der Energie-Umsatz in der Retina. Eine kritische Studie von 
Johannes Gad. (Arch. f. Anat. u. Physiol. 1894. Physiolog. Abtheil. S. 491.) 
Verf. kritisirt die von König und Zumft aufgestellte Ansicht, dass der Wahr- 
nehmung der verschiedenen Farben verschieden tiefe Schichten der Netzhaut 
zugeordnet seien, und die Hypothese von König, dass das durch grünes Licht 
zu Sehgelb gebleichte Sehroth der Blauempfindung diene. Er zeigt, dass die 
der ersten Ansicht zu Grunde liegenden Messungen Zumft’s problematisch sind, 
und dass König’s Hypothese über die Blauempfindung nicht genügend gestützt 
ist. Verf. glaubt, dass durch die Arbeiten dieser Forscher die Wahrscheinlich- 
keit folgender Annahmen nicht wesentlich beeinträchtigt sei: „Der Ort des zur 
Lichtempfindung führenden Energieumsatzes der Aetherschwingungen des Lichtes 
ist ausschliesslich an der inneren Grenze der retinalen Pisrmentzellen zu suchen. 
Das Fuscin ist ein Gemenge oder die Muttersubstanz von 3 Substanzen; die 
eine derselben absorbirt wesentlich langwelliges, die zweite mittelwelliges, die 
dritte kurzwelliges Licht. Die Energie des absorbirten Lichtes ist chemisch 
wirksam und erzeugt aus jeder der Substanzen ein anderes Product. Es giebt 


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drei Arten von Zapfen, deren jede einerseits mit einer besonderen Gruppe von 
Nervenzellen im Sehcentrum erregungsleitend verbunden ist und anderseits be- 
sondere Empfindlichkeit für je eine der durch Licht aus dem Fuscin gebildeten 
Producte besitzt. In der Fovea sind diese drei Zapfenarten gleichmässig ver- 
theilt. Die Stäbchen mit dem Sehroth ihrer Aussenglieder dienen nicht der 
Lichtwahrnehmung, sondern die Energie des im Sehroth und Sehgelb absorbirten 
Lichtes kommt Reflexvorgängen zu Gute, wie namentlich der Regulation der 
Pupillenweite.“ (Verf’s Annahmen sind aber aus andern Gründen unhaltbar; 
gegen den letzen Satz spricht schon der Umstand, dass der Pupillarreflex von 
der Netzhautmitte aus viel energischer ausgelöst wird, als von den peripherischen 
Partien aus. Dieser Unterschied ist nicht etwa lediglich durch die Verschmä- 
lerung des in's Auge dringenden Lichtkegels beim seitlichen Lichteinfall be- 
dingt. Ref.) Schwarz. 
4) Ueber mechanische und operative Behandlung des Trachoms, 
von U. L. Hellgren. (Hygiea. 1894. S. 568. Schwedisch.) Verf. giebt zu- 
nächst eine Uebersicht über die wichtigsten mechanischen und operativen Be- 
handlungsmethoden des Trachoms: Die Keinig’sche Methode der Massage mit 
Sublimatwattebäuschchen, Ausbürsten mit sublimatgetränkter Zahnbürste (Mano- 
lescu), Ausbrennen der Trachomkémer (Samelsohn, Burchardt), Anritzen 
und Auslöffeln der Körner (Sattler), Ausschneidung der Uebergangsfalten 
(Pilz, Galezowski, Heisrath, Schneller), Ausquetschung (Hotz, Noyes, 
Bjerrum, Knapp u. A.). In der Augenklinik und -Poliklinik des Serafimer- 
lazareth (unter Widmark’s Leitung) wurden verschiedene dieser Methoden 
versucht. Bei der Keinig’schen Methode fand Widmark keine wesentlichen 
Vortheile gegenüber der Blaustiftbehandlung. Sattler’s Methode gab gute 
Erfolge und zeigte sich besonders für die Fälle mit nicht zu zahlreichen 
Trachomkörnern passend. Schneller’s Operation wurde hauptsächlich bei 
stärkerer Infiltration der Uebergangsfalte und grösseren Schleimhautwucherungen 
zweckmässig gefunden. Die besten Resultate ergab die Auspressungs- 
methode, die meist mit Knapp's glatter Rollzange und gewöhnlich in Nar- 
kose ausgeführt wurde; die Nachbehandlung bestand in Einträuflung von 
Sublimatlösung 1:1000 uud Ectropionirung zur Verhütung von Symblepharon. 
Die so behandelten Fälle werden angeführt, worauf die Resultate genauer be- 
schrieben und die Vortheile der Auspressungsmethode gegenüber den anderen 
Methoden hervorgehoben werden; dabei wird nicht verschwiegen, dass zuweilen 
Hornhautentzündungen im Anschluss an die Operation auftraten. Schwarz. 
5) Ueber das Augenmaass der seitlichen Netzhauttheile, von 
Stabsarzt Dr. Guillery in Köln. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnes- 
organe. X. 1 u. 2.) Verf. untersuchte die Frage, ob die Fähigkeit der 
Grössenschätzung auf der Netzhautperipherie eine andere ist, als im Centrum, 
und wieweit das Weber’sche Gesetz hier Gültigkeit beansprucht. Er suchte 
einer direct fixirten Linie von bestimmter Grösse eine indirect gesehene parallele 
Linie gleich zu machen (durch Abzieheu eines diese Linie zuerst verdeckenden 
Schiebers) und bestimmte für 8 verschiedene Grössen der fixirten Linie den 
constanten und die variablen Fehler aus je 80 Vergleichungen (in je 4 Halb- 
meridianen des Gesichtsfeldes). Verf. kam zu dem Ergebnisse, dass: 1. das 
Augenmaass in den peripheren "heilen des Sehfeldes keine wesentlichen Ab- 
weichungen zeigt gegenüber den mittleren, dass vielmehr bestimmte Eigenthün- 
lichkeiten, wie z. B. die Unterschätzung horizontaler Distanzen, für die Peripherie 
ebenfalls gelten; 2. das Weber’sche Gesetz sich nicht als zutreffend erwiesen 
habe. (Dieser Satz folgt nicht nothwendig aus Verf.'s Versuchen, da er die 


— 589 — 


mittleren variablen Fehler nicht auch durch Ausgehen von einer längeren, 
auf die gegebene Grösse zu verkleinernden, Linie bestimmte. Ref.) 
Schwarz. 

6) Ueber Augenmuskelkrampfe bei Tetanie, von Kunn. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 26.) Auch bei Tetanie wurden vom Verf. in 
drei Fällen wohl charakterisirte Krämpfe der äusseren und unteren Augen- 
muskeln beobachtet, die ein Symptom der Grundkrankheit darstellen und bisher 
nur durch die grosse Seltenheit der Beobachtung häufig entgangen sind. Moll. 


7) Anleitung zur Berechnung der Erwerbsfähigkeit bei Seh- 
störungen, von A.Groenouw. (Wiesbaden 1896.) Eine Zusammenstellung 
des Bekannten unter Berücksichtigung und Kritik der Literatur. Die nicht zu 
umgehenden mathematischen Formeln sind, wie es in der Vorrede heisst, mög- 
lichst einfach gestaltet. Moll. 


8) Ein Beitrag zur topischen Diagnose der Gehirnerkrankungen 
auf Grund von Augenstörungen, von Blessig. (St. Petersburger med. 
Wochenschr. 1897. Nr. 15.) In dem ersten der mitgetheilten Fälle handelt 
es sich um die Combination einer Hemiplegie mit gleichseitiger Hemianopsie 
und gekreuzter Oculomotoriuslahmung, im zweiten um Combination von Augen- 
muskelläihmungen mit Störungen der Sensibilität. | Moll. 


9) Recherches sur la fente sphénoidale, par Gallemaerts. (Bull. 
de l'Acad. Royale de médecine de Belgique. 1897.) Die Untersuchung erstreckte 
sich auf 160 Schädel aller möglichen Rassen und ist durch gute Bilder typischer 
Befunde illustrirt. Moll. 


10) Die Pathologie des Farbensinnes, von Hilbert. (Sammlung 
zwangloser Abhandl. aus dem Gebiete der Augenheilk. Bd. II.) Die Arbeit fusst 
fast überall auf eigenen Beobachtungen und Untersuchungen. Sehr werthvoll 
ist das vollständige Literaturverzeichniss über diesen Gegenstand. Moll. 


11) Ueber die operative Behandlung hochgradiger Kurzsichtig- 
keit, von A.v. Hippel. (Deutsche med. Wochenschr. 1897. Nr. 25.) Zwei 
Arten von Myopie sind scharf zu trennen: Die eine, durch zu anhaltende Nahe- 
arbeit bedingt, pflegt nur mittlere Grade zu erreichen und nach völliger Aus- 
bildung des Körpers stationär zu bleiben, die sog. Schul- oder Arbeitsmyopie. 
Die andere kommt angeboren vor oder entsteht unabhängig von jeder Nahe- 
arbeit, erreicht sehr schnell hohe Grade und führt zu Erkrankungen des inneren 
Auges. Nur bei der letzteren Art ist die Operation indicirt. Die Zeit zwischen 
Discission und Linearextraction schwankte bei den vom Verf. operirten 114 Füllen 
zwischen 3 und 20 Tagen. Glaucomatöse Erscheinungen wurden nur 4mal 
beobachtet. Das Alter der Pat. hat auf den Verlauf der Operation insofern 
wenig Einfluss, als in excessiv myopischen Augen der Sclerosirungsprocess der 
Linse auszubleiben pflogt. So hat Verf. 7mal zwischen 50 und 60, 3mal 
zwischen 60 und 70 Jahren operirt und nur einen abnormen Heilungsverlauf 
beobachtet. —- In den meisten Fallen bestand cine Myopie von 14—25 D; als 
Minimum gilt eine solche von 121), um die Operation zu rechtfertigen. Im 
Allgemeinen sollen beide Augen operirt werden, um die Chancen für das bin- 
oculare Sehen wiederherzustellen. Entzündliche Veränderungen der Chorioidea 
sprechen nicht gegen die Operation, während die Acten darüber, ob man bei 
einseitiger Amotio retinae das andere Auge operiren soll, noch nicht geschlossen 
sind. — In ursächlichen Zusammenhang darf eine Netzhautablösung nur dann 
mit der Operation gebracht werden, wenn sie sich unmittelbar an diese anschliesst 
oder im Heilungsverlauf zeigt. Was das Fortschreiten der Myopie anbelangt, 


— 590 — 


so ist Verf. geneigt, der Operation einen Einfluss im günstigen Sinne zuzu- 
schreiben. Moll. 
12) Ueber Lähmung des unteren schiefen Augenmuskels, von 
Allvan Gullstrand. (Nordisk Medicinsk Arkiv. Festband Nr. 11.) Zwei Fälle 
dieser überaus seltenen isolirten Lähmung mit instructiven Photographien. Moll. 
13) Beitrag zu den Untersuchungen über die Innervation der 
Thränendrüse, von Klapp. (Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Verf. kommt 
auf Grund der klinischen Beobachtung eines Falles von Facialislähmung zu dem 
Resultat, dass nicht der Trigeminus, sondern der Facialis die secretorischen 
Fasern für die Thränendrüse liefert, und dass letztere durch den N. petrosus 
superficialis major zum Ganglion sphenopalatinum und auf diese Weise zu den 
die Thränendrüse versorgenden 'Trigeminusästen gelangen. Moll. 
14) Ein Fall von Frühjahrscatarrh mit Hautekzem, von Dorbritz. 
(Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Das Hautleiden exacerbirte, ebenso wie der 
Frühjahrscatarrh, in der heissen Jahreszeit. Als das rationellste Mittel gegen 
letzteren wird die Abtragung der Wucherungen empfohlen. Moll. 
15) Zur Pathogenese des Enophthalmus traumaticus, von Neulen. 
(Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Der traumatische Enophthalmus ist bedingt 
durch eine Fracturirung einer Orbitalwand. Die weiter einwirkende Gewalt 
drängt einen Theil des orbitalen Fettgewebes aus der Augenhöble hinaus und 
gleichzeitig den Bulbus nach hinten, wo derselbe stehen bleibt und zwar des- 
halb, weil keine Kraft da ist, ihn wiederum nach vorn zu treiben; in einzelnen 
Fällen wird er dann durch adhärente Narbenstränge an der Fracturstelle be- 
festigt. Moll. 
16) Ein Fall von Dacryoadenitis tuberculosa, von Jaerisch. 
(Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Nach Entfernung der zum Theil vereiterten 
Thränendrüse eines erblich belasteten Kindes gingen die Schwellungen der übrigen 
Drüsen zurück. Es dürfte die Annahme berechtigt sein, dass es sich um eine 
primäre tuberculöse Erkrankung der T'hränendrüse handelte, welche durch Propa- 
gation von Toxinen auf dem Lymphwege die benachbarten Drüsen zur Schwellung 
brachte. Die mikroskopische Untersuchung der exstirpirten Thränendrüse ergab 
die fir Tuberculose charakteristischen Bestandtheile. Bacillen wurden nicht 
gefunden. Moll. 
17) Ueber die malignen Tumoren der Karunkelgegend, im An- 
schluss an einen in der Greifswalder Augenklinik beobachteten 
Fall, von Mantey. (Inaug.-Diss. Greifswald 1897.) Es handelt sich um ein 
sog. Drüsencarcinom, das seinen Ausgangspunkt wahrscheinlich von den Drüsen 
der Karunkel genommen hatte. Moll. 
18) Ein Fall von traumatischer Iriscyste, von Kluger. (Inaug.- 
Diss. Greifswald 1897.) Eine nach perforirender Verletzung entstandene sog. 
Implantationscyste, wie sie die Buhl-Rothimund'sche Theorie erklärt. Moll. 
19) Ueber zwei im frühesten Kindesalter begonnene Fälle von 
Friedreich’scher Krankheit, von Thalwitzer. (Inaug.-Diss. Berlin 1897.) 
20) Kritischer Bericht über 100 Fälle von Cataracta trauma- 
tica, von Riemer. (Inaug.-Diss. Berlin 1896.) Kurze Mittheilung der Krank- 
heitsgeschichten von 100 Fällen vun Verletzungsstar, die in den Jahren 1889 
bis 1894 in der kgl. Augenklinik zu Berlin zur Beobachtung gekommen sind. 
Vert, stellt die These auf, dass die Prognose der Cataracta traumatica im All- 
gemeinen als ungünstig zu bezeichnen ist. (?) Moll. 
21) Beitrag zur Aetiologie des Orbitalabscesses, von Wolfsohn. 
(Inaug.-Diss. Leipzig 1896.) Hine scarlatinése Rhinitis gab die Veranlassung 


— 591 — 


zum Orbitalabscess. Nach der Incision kehrte die Sehschärfe allmählich zur 
Norm zurück, die früher stark gesunken war. Eine Spiegeluntersuchung hatte 
nicht stattgefunden. Moll. 
22) Beitrag zur Statistik der Staroperation, von Takashi Nidaka. 
(Inaug.-Diss. Halle 1897.) Die Betrachtung der berechneten Zahlen beweist 
dem Verf., dass die erzielten Sehschärfen bei der combinirten Extraction denen 
bei der einfachen keineswegs nachstehen.(?) Die Ergebnisse der Statistik sprechen 
um so mehr zu Gunsten des combinirten Verfahrens, als Complicationen bei und 
nach dieser Operation seltener sind, als bei dem einfachen. Moll. 
23) Plasmodienbefunde bei Trachom, von Elze. (Zwickau 1897.) 
Verf. beobachtete im Secret und den Granulationen bei einem Fall von Trachom 
plasmodienähnliche Gebilde, die sich im hängenden Tropten bewegten. Als 
Medium wurde eine indifferente Kochsalzlösung benutzt. (Anm. d. Ref.: Es wird 
nicht gesagt, dass die benutzte Salzlösung steril war.) Moll. 
24) La mensuration du strabisme, par Dreyer-Dufer. (Paris 
1897.) Nach einer historischen Einleitung werden zuerst die objectiven Methoden 
der Schielmessung (lineares Maass, Perimetermessung, Reflexversuch, und die 
Methoden von Snellen, Deutz, Schöler und Schweigger) besprochen. 
Sodann folgt die Erörterung der subjectiven Messungen: Doppelbilder, Prismen- 
versuch, stereoskopische Prüfung u. s. w. Moll. 
25) Ueber das Ranken-Neurom der Orbita mit secundärem Buph- 
thalmos, von Sachsalber. (Beiträge zur Augenheilkunde. 1897. Heft 27.) 
Die Bulbusveränderungen sind hier zum ersten Male als im Zusammenhang mit 
Ranken-Neurom beschrieben. In Bezug auf die genauen mikroskopischen Befunde 
muss auf das Original verwiesen werden. Moll. 
26) Maassregeln zur Verhütung der ägyptischen Augenentzün- 
dung besonders in Schulen. Bekanntmachung des kgl. Regierungs- 
präsidenten zu Gumbinnen. (Ztschr. f. Schulgesundheitspflege. 1897. Nr. 2.) 
Die Bekanntmachung des Regierungspräsidenten giebt zunächst eine kurze Schil- 
derung des Auftretens der Krankheit und der Möglichkeit der Uebertragung. 
Zur Vorbeugung oder Bekämpfung der letzteren sei es nöthig: 1. durch Rein- 
lichkeit des Körpers, häufiges Waschen, namentlich nach Arbeiten in staubiger 
Luft, durch fleissiges Lüften und Reinhalten der Wohn- und Schlafstuben das 
Auge vor Reiz und Erkrankung überhaupt zu schützen; 2. jede enge Berührung 
mit einer an ansteckender Augenkrankheit leidenden Person zu vermeiden, nament- 
lich a) nicht mit ihr in einer Stube oder gar in einem Bette zu übernachten, 
b) nicht dasselbe Waschwasser, Geschirr oder Handtuch zu gebrauchen, c) oder 
auf andere Weise Absonderung aus dem erkrankten Auge auf ein anderes ge- 
sundes zu übertragen. Sehr wichtig sei es 3. dass jeder Fall von ansteckender 
Augenkrankheit so schnell als möglich ärztlich behandelt werde, wodurch man 
in vielen Fällen nicht bloss der Erblindung, sondern auch weiterer Uebertragung 
der Krankheit vorbeuge. Es sei deshalb eine im Öffentlichen Wohle gebotene 
Pflicht, in jedem Fall, in dem es sich wahrscheinlich um ägyptische Augen- 
entzündung handle, rechtzeitig der Behörde Anzeige zu machen. Ancke. 
27) Die neuen Bestimmungen betreffend Untersuchung des 
Sehvermögens der Eisenbahn-Bediensteten bei den preussischen 
Staatsbahnen, von Dr. Braehmer (Berlin), Sanitätsrath. Der Minister der 
öffentlichen Arbeiten hat am 7. Januar 1897 einen Erlass herausgegeben über 
die Anforderungen, welche an das Sehvermögen der Eisenbahnbediensteten zu 
stellen sind. Die Bediensteten sind je nach den verschiedenen Anforderungen 
an das Sehvermögen in Klassen, die wieder in Gruppen zerfallen, eingotheilt 


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nach folgendem Schema: Klasse I. Gruppe A: Bahnwärter, Bremser, Schaffner, 
Packmeister, Zugfihrer, Locomotivfihrer, Stationsaufseher und Stationsassistent, 
Stationsvorsteher, Haltestellenaufseher, Haltepunktwarter, Weichensteller, Rangir- 
meister. Gruppe B: Bahnmeister, Wagenwarter, Stationsportier, Stationswachter. 
Klasse I]. Gruppe A: Brückenwärter, Schrankenwachen, Rottenführer, Locomotiv- 
heizer, Werkstättenvorsteher, Werkmeister, Werkführer und Vorarbeiter in Loco- 
motiv- und Betriebswerkstätten, Rangirarbeiter, Telegraphenbeamte auf Block- 
stationen. Gruppe B: Krahnmeister, Krahnwärter, Trajekt- und Schiffsbedienstete, 
Stationsarbeiter, soweit nicht unter A und C genannt, Bahnsteigschaffner, Wage- 
meister, Wagenaufzeichner, Telegraphenmeister, Telegraphenunterhaltungsarbeiter, 
Telegraphenbeamter auf Stationen, Betriebscontroleure, Zugsrevisoren, technische 
Controleure bei den Inspectionen, Landmesser, Bauassistenten, Bauaufseher, 
Maschinisten für electrische Beleuchtungs- und Kraftanlagen, Maschinenwärter. 
Gruppe C: Werkstättenvorsteher, Werkmeister, Werkführer und Vorarbeiter 
ausserhalb der Betriebs- und Locomotivwerkstätten, Abfertigungsbeamte (mit 
Ausnahme der Stationskassenrendanten, der Einnehmer, Fahrkartenausgeber, 
Brückengeldeinnehmer), Lademeister, Maschinenputzer, Materialienverwalter, Ma- 
gazinaufseher und -Arbeiter, Werkstättenportiers und -Wächter, Werkstätten- 
arbeiter, Gepäckträger, Wagenputzer, Kohlenlader, Güterbodenarbeiter, Strecken- 
arbeiter, nichttechnische Bureaubeamte, technische Bureaubeamte mit Ausnahme 
der unter B 14 genannten, Kanzleibeamte, Zeichner, Telegraphenbeamte in den 
Bureaus, Billetdrucker, Steindrucker, Bureau- und Kassendiener, Fahrkarten- 
ordner, Ofenheizer u. s. w. — Die Feststellung des Sehvermögens (Sehschärfe 
und Farbensinn) erfolgt vor dem Eintritt in die Beschäftigung oder vor dem 
Uebertritt aus einer Beschäftigung, für welche geringere Anforderungen an die 
Sehschärfe gemacht werden, in eine solche mit höheren Anforderungen. Die 
Prüfungen sind bei mittlerer Tagesbeleuchtung und auf jedem Auge einzeln 
vorzunehmen. Die Wiederholung findet längstens alle 5 Jahre, sowie nach 
Augenkrankheiten, Kopfverletzungen, Gehirnerkrankungen und sonstigen schwe- 
reren allgemeinen Erkrankungen (Typhus, Herz- und Nierenleiden u. s. f.) durch 
den Balınarzt statt. Das Vorhandensein der erforderlichen Sehschärfe ist mit 
Tafeln nach Snellen’schem Princip festzustellen. Die Sehschärfe soll beim 
Ein- oder Uebertritt in eine unter A beider Klassen bezeichnete Beschäftigung 
auf jedem Auge mindestens ?/,, unter B beider Klassen bezeichnete Beschäftigung 
auf den beiden Augen mindestens ?/, und ?/,, unter C der Klasse II bezeichnete 
Beschäftigung auf den einzelnen Augen mindestens !/, und !/, der von Snellen 
als normal aufgestellten sein. Der Gebrauch der gewohnheitsmässig getragenen ` 
Brille, bei deren Benutzung die vorgeschriebene Sehschärfe vorhanden ist, ist 
gestattet bei und nach den Prüfungen für den Ein- oder Uebertritt in eine 
Beschäftigung der Gruppe C, ferner in eine Beschäftigung als Landmesser, Bau- 
assistent und Bauaufseher, desgleichen (unter der Verpflichtung, eine Ersatzbrille 
bei sich zu führen) als Telegraphenbeamter auf Stationen, Bezirkscontroleur, 
Zugrevisor, technischer Controleur bei den Inspectionen, soweit er nicht im 
Locomotivdienst thatig ist, als Maschinist fir electrische Beleuchtungs- und 
Kraftanlagen oder Maschinenwärter. Die gleiche Erlaubniss kann bei und nach 
den Wiederholungsprüfungen den übrigen Bediensteten der Gruppen B, und den 
Bediensteten der Gruppen A (mit Ausnahme der Bahnwärter, Locomotivführer, 
Weichensteller, Rangirmeister, Brückenwärter, Rottenführer, Locomotivheizer, der 
Werkstattbediensteten und technischen Controleure im Falle ihrer Mitwirkung, 
der Ranvirarbeiter) ertheilt werden. — Das Farbenunterscheidungsvermügen 
kann mit Wollfiden nach Holmgren geprüft werden. Wird ein Defect des 


— 593 — 


Farberisinns constatirt, so sind die Bediensteten der unter I A, I B, II A, II B 
1 bis 4 bezeichneten Klassen aus den bisher wahrgenommenen Dienststellungen 
zurückzuziehen und in solchen zu verwenden, in denen der bezeichnete Mangel 
nicht hinderlich ist, in denen sie insbesondere nichts mit dem Signaldienst zu 
thun haben. Bedienstete der bezeichneten Gattungen mit Defecten des Farben- 
sinnes haben sich aller Anordnungen und Verrichtungen zu enthalten, die ein 
richtiges Erkennen farbiger Signale erfordern, und dürfen auch nicht ausser- 
gewöhnlich zu irgend einer in diesen Dienst gehörigen Hilfeleistung zugezogen 
werden. Ancke. 


28) Statistika studier rörande närsyntheten, af Johan Wid- 
mark. (Nordisk medicinisk arkiv, festband No. 15. — Etudes statistiques 
sur la myopie.) Die verschiedenen Schuluntersuchungen in Schweden hatten 
ergeben, dass die Myopie häufiger bei den jungen Mädchen war, als bei den 
Knaben. Verf. prüfte nun auch sein Krankenmaterial in der Privatklinik und 
in der Poliklinik betreffis der relativen Frequenz der Myopie bei den beiden 
Geschlechtern. Er fand unter 4000 Privatpatienten 663 myopische Augen bei 
Männern gegenüber 635 bei Frauen, jedoch fanden sich mehr Frauen bei den 
höheren Graden. Unter 10 000 poliklinischen Patienten waren 239 myopische 
Augen bei Männern und 233 bei Frauen. Auch hier war das weibliche Ge- 
schlecht bei den höheren Myopiegraden stärker vertreten. Dass die niederen 
Grade von Kurzsichtigkeit häufiger bei Männern gefunden wurden, spricht nicht 
dafür, dass dieselben wirklich häufiger vorkommen. Die Frauen wollen nur aus 
kosmetischen Gründen keine Gläser tragen und 'stellen sich dem Arzt erst vor, 
wenn höhere Myopiegrade sie dazu zwingen, sich der Brille zu bedienen. Die 
grössere Häufigkeit der Myopie bei Frauen erklärt sich Verf. aus dem Umstand, 
dass die Mädchen in der Schule ihre Augen genau so viel anstrengen müssen, 
wie die Knaben, und ausserdem noch das Sehorgan bei den sog. weiblichen 
Handarbeiten in Anspruch nehmen. Uebrigens widerlegt auch die hier vor- 
liegende Statistik die gewöhnliche Ansicht, dass die höheren Myopiegrade be- 
sonders häufig bei den niederen Volksschichten vorkommen. Im Gegentheil, 
nicht nur die Myopie im Allgemeinen, sondern auch die höheren Grade von 
9D und mehr fanden sich häufiger unter den Gutsituirten. Ancke. 


29) Beitrag zur Konntniss der bei der disseminirten Herd- 
sklerose auftretenden Augenveränderungen, von Adolf Lübbers. 
(Archiv f. Psychiatr. u. Nervenkr. Bd. XXIX. S. 768.) Verf. hat 11 Fälle 
klinisch analysirt und fand ophthalmoskopisch in vielen derselben einfache 
trophische Abblassung der Papille, hauptsächlich der temporalen Hälften. Die 
functionellen Störungen waren sehr vielgestaltig, centrale Scotome mit freier Ge- 
sichtsfeldperipherie herrschten vor. Die Intensität der Sehstörungen schwankt 
entsprechend dem Allgemeinzustand; dauernde Erblindung war sehr selten. 
Paresen isolirter Muskeln kamen gelegentlich und vorübergehend vor, auch asso- 
ciirte Bewegungen zeigten einen Ausfall. In allen Fällen bestanden oscillato- 
rische Augenbewegungen; eigentlicher Nystagmus wurde, und zwar stets bilateral, 
in 6 Fällen constatir. Niemals war er rotirend.. Die Pupillen zeigten keine 
charakteristischen Abweichungen; bei einigen war die Reaction ein wenig, bei 
andern erheblich beeinträchtigt. In einem Falle wo die Optici anatomisch unter- 
sucht werden konnten, zeigten diese weitgehende Schrumpfung der Stämme und 
ausgedehnte herdförmige atrophische Veränderungen, stellenweise durch die ganze 
Dicke der Nerven. Inmitten der theilweise atrophirten Markscheiden zeigten 
sich stellenweise die Axencylinder unversehrt. Die Bindegewebsfasern waren 

38 


— 59 — 


verbreitert, hatten fibrillär-faserige Structur, enthielten partielle Kernproliferation 
und Gefässneuhildungen mit Entzündungserscheinungen in deren Umgebung. 
Perineuritische Erscheinungen an der inneren Opticusscheide Absteigende De- 
generation war nicht nachweisbar, vielleicht in Folge der zahlreichen intact ge- 
bliebenen Achsencylinder. Peltesohn. 


30) Guérison spontande de la cataracte; par Dr. Koenig (Paris). 
(Progrès med. 1897. Nr. 18.) Verf. beobachtete bei einer 70jäbr. diabetischen 
Dame auf beiden Seiten beginnende Cataractbildung. Nach 2 Jahren, in welcher 
Zeit das Allgemeinleiden sich bedeutend gebessert hatte, stellte sich die Pat. 
wieder vor, und Verf. konnte constatiren, dass sich die Linsen wieder beinahe 
vollkommen aufgehellt hatten. Verf. schliesst aus dieser Beobachtung, sowie 
aus schon früher veröffentlichten ähnlichen, dass es neben jenen Starformen, die 
die Lehrbücher als einer spontanen Heilung fähig aufführen (oberflächliche 
traumatische Cataracte, kleine Linsentriibungen nach Iridochorioiditis in Folge 
von Veränderungen des Kapselepithels, Morgagni’sche Stare), noch andere 
Formen giebt, die resorbirt werden können. Und zwar sind das die Stare, die 
sich bilden als Theilerscheinungen allgemeiner Dyskrasien, wie Gicht, Albu- 
minurie und besonders Diabetes. Bessern sich die Allgemeinleiden, so können 
die Linsentrübungen, sofern es sich noch um Anfangsstadien der Starbildung 
handelt, bei welchen die Linsenfasern selbst keine Veränderungen erleiden, 
wieder sich aufhellen. Ancke. 


31) Observations de kératite pseudo-membraneuse primitive 
chronique et sans propagation, par Dr. Dransart (de Somain). (Progres 
medical. 1898. Nr. 2.) Verf. hat auf Grund zweier eigener Beobachtungen 
die Erfahrung von Thiebaut (clinique ophtalm. 1897 pag. 152—196) be- 
stätigen können, dass es eine primäre pseudomembranöse Keratitis giebt ohne 
Betheiligung der Bindehaut. Diese Hornhautaffection kann Monate lang, ja 
Jahre lang(!) mit Remissionen in acutem Nachschube bestehen, ohne dass der 
Process, wenn man von consecutiver Iritis absieht, auf benachbarte Gebilde 
übergreift. In dem Exsudat hat Thiebaut Diphtheriebacillen nachweisen können, 
Verf. fand in dem einen seiner Fälle neben dem Löffler’schen Bacillus noch 
Pneumokokken. Im Allgemeinen ist die Prognose nicht schlecht. Die Behand- 
lung besteht darin, dass man die Pseudomembran entfernt, Airol oder Jodoform 
aufstreut und dann einen antiseptischen Druckverband anlegt. Vielleicht empfiehlt 
es sich auch, Diphtherieheilserum anzuwenden. Ancke. 


32) De l'efficacité de l’ablation de la glande lacryınale palpe- 
brale, par L. de Wecker. (Progr. méd. 1897. Nr. 47.) Bei einem Patienten 
mit totalem Verschluss des Thrānennasencanals war nach anderen misslungenen 
Heilungsversuchen die Exstirpation des orbitalen Theils der Thränendrūse vor- 
genommen worden und zwar ebenfalls ohne jeden Erfolg. Schliesslich exstirpirte 
Verf. auch den palpebralen Theil und damit hörte die Epiphora, die 12 Jahre 
lang bestanden hatte und Anlass zum Auftreten eines pemphigusartigen Aus- 
schlags der Wangengegend gegeben hatte, vollkommen auf, und auch die 
Hautaffection verschwand. Es ist also, wie der vorliegende Fall beweist, die 
Exstirpation der orbitalen Partie der Thränendrüse nicht im Stande dem 
Thränenträufeln Einhalt zu thun, während es zu diesem Zwecke genigt, allein 
die palpebrale Partie der Drüse zu entfernen, und es tritt nach Herausschneiden 
beider Portionen, also der ganzen Thränendrüse nicht eino gefährliche Trocken- 
heit im Auge auf, da die Secretion der Bindehaut genügt, das Auge feucht zu 
erhalten. Ancke. 


ee) - 


A ni ie 


595 -— 


33) Die künstliche Beleuchtung der Schulzimmer. Vortrag, ge- 
halten in der Geseltschaft für Öffentliche Gesundheitspflege zu Zürich, von Dr. 
med. E. Erismann in Zürich, ehemaliger Professor der Hygiene in Moskau. 
(Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege. X. 1897.) Bei der künstlichen Beleuch- 
tung von Unterrichtsräumen kommt es nicht nur auf die absolute Menge des 
Lichtes an, sondern auch auf die richtige Vertheilung desselben. Die einzelnen 
Plätze im Zimmer sollen möglichst gleichmässig beleuchtet sein, und die Schatten- 
bildung und der hiervon abhängige relative Lichtmangel soll möglichst unbe- 
deutend sein. Zu diesem Zwecke hat man die indirecte Beleuchtung eingeführt, 
bei welcher die Lichtquelle, die nach unten zu durch für Licht undurchdring- 
liche Schirme gedeckt sind, an der Zimmerdecke hängen und ihr Licht gegen 
diese werfen, von welcher aus die Strahlen mannigfach reflectirt nach unten 
hin fallen. Verf. hat nun durch einen seiner Schüler, Dr. Ostroglasoff in 
Moskau photometrische Messungen in direct und indirect beleuchteten Räumen 
vornehmen lassen, welche sehr zu Gunsten der indirecten Beleuchtung sprechen. 
Zwar fand sich bei directer Beleuchtung im Allgemeinen eine grössere Hellig- 
keit auf der Tischfliche an den meisten Plätzen im Zimmer, falls dieselben leer 
waren, sobald aber die Schüler in Schreibstellung sich hinsetzten, dergestalt 
dass die 'Tischtläche von den Körpern der Schreibenden und ihrer Nachbarn 
beschattet wurde, war die Helligkeit in dieser Schattenzone bei directer und 
indirecter Beleuchtung ungefähr dieselbe, was einen unleugbaren Vortheil der 
indirecten gegenüber der directen Beleuchtung ergiebt. Denn Schatten werden 
um so störender, je tiefer sie sind. Ein weiterer Vortheil der indirecten Be- 
leuchtung liegt darin, dass der Unterschied der Helligkeit zwischen dem hellsten 
und dunkelsten Platz im Zimmer geringer wird. Bei Anwendung der indirecten 
Beleuchtung wird es bei einigermaassen starken Lichtquellen möglich werden, 
ohne allzu grosse Kosten und anderweitige Unzuträglichkeiten, auf allen Arbeits- 
plätzen eines grösseren Raumes eine genügende Platzhelligkeit zu erhalten, 
welche auch beim Schreiben d. h. auf der beschatteten Tischfläche nicht unter 
die von Cohn als Minimum verlangten 10 Meterkerzen sinkt. Dieses Minimum 
wurde allerdings in den Moskauer Schulzimmern mit der indirecten Beleuchtung ` 
nicht erreicht und lässt sich auch mit den schwachen Lichtquellen, die allge- 
mein verwendet werden, nicht erreichen, die Beleuchtungstechnik macht jedoch 
so rapide Fortschritte, dass man bald überall über stärkere Lichtquellen ver- 
fügen wird und dann wird die indirecte Beleuchtung auch der Forderung ge- 
nügender absoluter Helligkeit gerecht werden können. Ancke. 


34) Vorlesungen über die Ophthalmoscovpie, von Emil v. Grosz. 
Vorgetraven an der Budapester k. ung. Universität. Budapest. 1897. 136 Seiten. 
48 Figuren im Texte. 


35) Augenoperationslehre, von Fridolin v. Blaskovics. Bearbeitet 
für Studierende der Medicin. Budapest. 1898. 186 Seiten. 111 Figuren 
im Texte. 


36) Bericht über die augenärztliche Untersuchung der Zög- 
linge des Waisenhauses zuRummelsburg und der Erziehungsanstalt 
zu Lichtenberg für das Jahr 1896,97, von Dr. P. Silex, Privatdocent 
und Augenarzt. Die Untersuchung erstreckte sich zunächst auf 276 Schüler 
des Waisenhauses zu Rummelsburg mit 552 Augen. Von diesen waren 324 
= 58,7°/, emmetropisch, 44 = 7°/, myopisch, 90 = 16,3°/, hyperopisch 
und 94 = 17,8°/, astigmatisch. Unter den emmetropischen Augen hatten 
120 volle Sehschärfe, unter den myopischen nur 1 Auge (!), unter den über- 

33* 


— 596 — 


sichtigen 22 Augen, unter den astigmatischen 1 Auge. Verf. macht auf die 
Wichtigkeit frühzeitiger augenärztlicher Untersuchung der Schulknaben aufmerk- 
sam, indem er darauf hinweist, dass durch eine solche die Wahl eines Berufes, 
zu welchem die vorhandene Sehschärfe nicht genügt, noch bei Zeiten ver- 
hindert werden kann. — Bei 62 Augen der Zöglinge in Lichtenberg fanden 
sich 32 eınmetropische, 13 kurzsichtige, 9 übersichtige und 8 astigmatische. 
Ancke. 
37) Eigenartige Sehstörungen nach Blepharospasmus, von 
Dr. P. Silex, a. o. Professor und 1. Assistent an der Universitäts-Augenklinik zu 
Berlin. (Arch. f. Psych. XXX, 1.) Verf. beschreibt zwei Fälle von Erblindung 
nach Blepharospasmus. In beiden Fällen waren die Hornhautaffectionen, die den 
Blepharospasmus verursacht hatten, so unbedeutend, als dass sie eine erheb- 
lichere Sehstörung hätten verursachen können. In dem einen Fall war noch 
Lichtempfindung erhalten, in dem anderen bestand völlige Amaurose. In beiden 
Fallen war die Lichtreaction der Pupillen intact. In dem einen Fall stellte 
sich die Sehkraft im Verlauf von ungefähr 2 Monaten allmählich wieder ein, 
in dem andern blieb der Zustand durch 40 Tage hindurch ein schlechter, um 
sich dann ziemlich plötzlich, im Verlauf von 8 Tagen bis zur Norm zu bessern. 
Hervorzuheben ist, dass in beiden Fällen die optischen Erinnerungsbilder nicht 
erloschen waren, wie aus dem Wiedererkennen von Personen u. s. w. erhellt. 
— Verf. giebt eine Uebersicht der bisher veröffentlichten ähnlichen Fälle und 
weist nach, dass die von den verschiedenen Autoren gegebenen Erklärungen 
des Wesens der vorliegenden Sehstörung ungenügend sind. Die Frage nach 
der Entstehung der Sehstörung müsse zunächst offen gelassen werden. 
Ancke. 
38) Zwei Fälle von juvenilem Total-Star bei Tetanie, von Dr. 
Felix Wettendorfer. (Wiener med. Woch. 1897. Nr. 36.) Vert, welcher 
bereits in Nr. 11 u. 12 der Wochenschrift einen ähnlichen Fall veröffentlicht 
hatte, sah zwei weitere Falle von Cataract bei Tetanie bei einer 37 jährigen, 
an Tetanie mit epileptiformen Anfällen leidenden Strohflechterin und einem 
29jährigen Mädchen. Bei der ersteren waren Accommodationskrämpfe während 
der Anfälle anamnestisch nachweisbar, bei dem letzteren nur wahrscheinlich. 
Durch die Accommodationskrämpfe erklärt Verf. mit Magnus das Auftreten der 
Linsentribung, analog dem Ergotin-Star, welchem auch Accommodationskränmpfe 
vorangehen. Auch das Aussehen der Stare, die dichten diffusen Corticaltrübungen 
in der Höhe der Linsenpole, besonders der hinteren, scheint ihm dafür zu 
sprechen, insofern hier gerade als an den Hauptpforten des Lymphstromes die 
durch den Accommodationskrampf bedingte Störung der Lympheirculation sich 
am ehesten und stärksten geltend macht. Truphische Störungen sind mit weniger 
Wahrscheinlichkeit als die Ursache heranzuziehen, wenn gleich im zweiten Falle 
allerdings trophische Störungen der Nägel vorhanden waren. Peltesohn. 
39) Beitrag zur Behandlung der Keratitis parenchymatosa, von 
Karl Grawehr. (Inaug.-Diss. Basel 1897.) Die aus dem Material der Prof. 
Mellinger’schen Klinik hervorgegangene Arbeit spricht der Darreichung von 
Arsenik in den frühen Stadien der parenchymatösen Keratitis das Wort, wo 
das Parenchym noch keine grösseren Veränderungen erlitten hat. Nach Barri 
fasst er die Krankheit als eine Affection des Hornhaut-Endothels auf, welche 
dem Kammerwasser gestattet, in das Parenchym einzudringen und zur Trübung 
zu bringen. Mit der Neubildung des Endothels wird die Heilung der Keratitis 
eingeleitet; je früher sie einsetzt, desto geringer sind die zurückbleibenden Ver- 
änderungen im Parenchym. Diese Aufgabe, die Neubildung des Endothels zu 


— 597 — 


fördern, erfüllt das Arsen. Es wird desshalb, neben der antiphlogistischen Be- 
handlung in Form der im Verhältniss von 1:3 verdünnte Fowler’sche Lösung 
(3 x 3 bis 15 Tropfen täglich) angewendet. Einzelne Fälle sind dabei durch 
ihren schnellen günstigen Verlauf aufgefallen. Peltesohn. 
40) Ueber Anwendung und therapeutische Wirkung subcon- 
junctivaler Kochsalz-Injectionen bei innern Augenerkrankungen, 
von Josef Zehnder. (Inaug.-Diss. Basel 1897.) Ebenfalls der Mellinger’- 
schen Klinik entstammend, behandelt die Dissertation einige Versuche von Koch- 
salzinjectionen in die Bindehaut bei 4 Fallen von Retinitis pigmentosa, 10 Netz- 
hautablösungen und 12 Fallen von Erkrankungen der Uvea und des Glaskörpers. 
Während von äusseren Augenerkrankungen in erster Keibe die destructiven 
Hornhautprocesse dem Verf. die günstigsten Erfolge der subconjunctivalen Koch- 
salzinjectionen zeigten, kommt er bezüglich der innern Augenleiden zu folgenden 
Schlusssätzen: 1. Subconjunctivale Kochsalzinjectionen fördern die Resorption 
pathologischer Producte aus dem Innern des Auges. 2. Bei Erkrankungen wie 
Retinitis pigmentosa, chronischen Affectionen der Uvea, Trübungen des Glas- 
körpers, Ablösung der Netzhaut können mit gleichem Erfolge, wie die die Re- 
sorption im Körper im Allgemeinen anregenden Mittel (Schwitz-, Inunctionskur) 
die nur lokal wirkenden Kochsalzinjectionen Anwendung finden. 3. Es wurden 
bei innern Erkrankungen des Auges 2, 4 und 10°/, Kochsalzlösungen ver- 
wendet, und es scheinen die stärkeren Lösungen auch eine energischere Wirkung 
zu entfalten, Peltesohn. 
41) Double optic neuritis in enteric fever, by C. Braine 
Hartnell. (Brit. Med. Journ. 1897. May 29.) Nach der Erfahrung des 
Verf.s darf die Erscheinung der Papillitis zur Differentialdiagnose zwischen 
Typhus und Meningitis nicht als untrügliches Zeichen verwerthet werden, denn 
er sab bei einem 12jährigen Knaben zwei Tage vor dem tödtlichem Ausyange 
seiner zweifelhaft typlösen Krankheit eine ausgesprochene doppelseitige Neuritis 
optica auftreten und entschied sich desshalb, zumal Milzvergrösserung nicht 
nachweisbar, für die Diagnose einer Hirnhautentzündung. Die Section ergab 
den erwarteten Befund von entzündeten Peyer’schen Plaques, infiltrirten Mesen- 
terialdrüsen aus Solitärfollikeln, während das Gehirn sich in jeder Beziehung 
intact zeigt. Von allen Lehrbüchern erwähnt allein das Gower’sche das Auf- 
treten von Neuritis bei Scharlach- und Darmfieber. Auch Taylor hat einen 
ähnlichen Fall beschrieben. Peltesohn. 


42) The eyesight of seamen. The need for compulsory exa- 
mination. (Brit. Med. Journ. 1897. February 6.) Der Artikel betont von 
Neuem die Nothwendigkeit sorgfältigerer Untersuchungen auf Farbenblindheit 
bei den Seeleuten der Handelsmarine, da z. B. eine Prüfung der Lootsen bisher 
überhaupt nicht stattfindet.! Unter 1255 T.ootsen zeigten sich in den Vereinig- 
ten Staaten 4,06°/, Farbenblinde, und erst kürzlich erwies sich bei der Stran- 
dung eines Schiffes der betreffende Lootse als hochgradig kurzsichtig mit !/, 
bezw. kaum !/,, Sehschärfe! Die Untersuchungen müssten, wie bei White Star 
Line, beim Eintritt in die Marine geschehen und alle paar Jahre wiederholt 
werden. Die Contractformulare sollten eine besondere Rubrik für die Eintragung 
der Sehschärfe und des Farbensinnes enthalten. Natürlich dürften nur befähigte 
Medicinalbeamte die Untersuchung leiten. Peltesohn. 

43) A diagnosis of chronic Brights disease by ophtalmoscopic 
Examination, by Dr. W. C. Galloway. (Journ. of Eye, Ear and Throat 


! Wohl aber bei uns. H. 


— 598 — 


Diseases. Baltimore. 1897. January.) Verf. war in der Lage bei einem an- 
scheinend strotzend gesunden, erst drei Wochen vorher in eine Lebensversicherung 
aufgenommenen 40jährigen Manne auf beiden Augen mehr oder weniger deut- 
lich die retinitischen Zeichen einer Nephritis zu constatiren. Einige Monate 
später erst war der Hausarzt in der Lage, die Diagnose einer interstitiellen 
Nephritis zu bestätigen. Peltesohn. 


44) Abscission; optico-ciliary neurotomy; exenteration; Mules' 
method; enucleation, by Dr. Wm. B. Meany. (Medic. Mirror, 1896. Nov.) 
Verf. zieht allen genannten Verfahren bei der Prophylaxe und Therapie der 
sympathischen Entzündung, indem er sich als Anhänger der bacteriellen Ent- 
stehungsweise bekennt, die Enucleation als einzig sicheres Mittel vor. Er citirt 
einen Fall aus der Landolt’schen Klinik, bei welchem nach vergeblichen andren 
Versuchen die fortschreitende Verschlechterung des Sehvermögens erst gehemmt 
werden konnte, nachdem die Enucleation gemacht war. Peltesohn. 


45) Subjective colour phenomena. (Brit. Med. Journ. 1897. February.) 
Der Artikel bespricht die interessanten Experimente von Mr. Shelford Bid- 
well, welche er der Royal Society vorfibrte und die subjectiven Farbenerscheinungen 
bei plötzlichem Wechsel von. Beleuchtnng und Verdunklung weisser Objecte zum 
Gegenstand hatten. Es handelt sich dabei wohl um eine ähnliche Erscheinung, 
wie sie neben Helmholtz von Brücke und Fechner als das farbige Ab- 
klingen der positiven Nachbilder beschrieben worden ist. Bidwell selber giebt 
eine Erklärung. Er meint, dass ein Netzhautpunkt, der durch weisses Licht 
von verschiedenen Wellenlängen in seinen rothen, grünen und violetten Fasern 
erregt wird, im Augenblick der Beleuchtung sympathisch auch in der benach- 
barten Zone die eine Sorte, z. B. der rothen Fasern erregt. Im Augenblick, 
wo die Beleuchtung aufhört, hört auch diese Miterregung auf, so dass jetzt hier 
die Violett- und Grün-Empfindung vorherrscht. Es erscheint jetzt in Folge 
dessen ein Hof von Complementärfarben, welche einen dunklen Punkt umrahmen. 

Peltesohn. 


46) Operation for fluid cataract, by Accacio da Gama. (Brit. 
Med. Journ. 1897. January.) Verf. sah bei einem 40jährigen Patienten, noch 
bevor er den Hornhautschnitt bis zur Contrapunktion fortsetzen konnte, durch 
die mit dem Messer angeritzte Kapsel der Cartaract flüssig sich entleeren, olıne 
dass er eine Spur von einem Kerne entdecken konnte. Die Pupille war sofort 
tiefschwarz. Angesichts dieser Beobachtung, die er bei jüngeren Induviduen 
häufiger machen konnte, wirft er die Frage auf, ob es sich nicht empfehlen 
würde, bei der Operation einer Morgagni’schen Cataract die Flüssigkeit aus- 
treten zu lassen, bevor der Schnitt vollendet wird, und ihn nur dann fortsetzen, 
wenn ein Kern vorhanden ist.(?) Peltesohn. 


47) Grass spikelett in the conjunctival sac of achild: suppura- 
tion of the cornea: collapse of the Eyeball, by H. Percy Dunn. (Brit. 
Med. Journ. 1897. January 30.) Es handelt sich um ein 3jähriges Kind, 
dessen Untersuchung wegen Ungeberdigkeit erst in der Chloroformnarkose ge- 
lang. Dabei fand sich als vermuthliche Ursache der tiefen Zerstörung des 
Bulbus eine in Eiter eingebettete Grasähre von etwa °/,” Länge quer über der 
eingefallenen Cornea liegend. — Einen ähnlichen Fall bei einem !/,jährigen 
Kinde erwähnt R. Liddon Meade-King in der späteren Nummer vom 
27. März. Hier wurde der kleine Grashalm unter dem Oberlid hervorgeholt, 
bevor er mehr als eine leichte Conjunctivitis und Ecchymose hervorgerufen 
hatte, Peltesohn. 


— 599 — 


48) Zur Anatomie des vorderen Sehhigelstiels, des Cingulum und 
der Acusticusbahn, von Prof. Paul Flechsig. (Neurol.Centrbl. 1897. Nr. 7.) 
Während Verf. früher annahm, dass die gesammte Hirnrinde mit dem Sehhügel 
zusammenhänge und dass dem letzteren mit Rücksicht hierauf eine wichtige 
Rolle im psychischen Mechanismus zukommen mag, hat er sich später überzeugt, 
dass dies nicht für alle Rindengebiete zutrifft, vielmehr einzelne deutlich ab- 
grenzbare Projectionsfaserbündel in die Rinde überhaupt nicht eindringen und 
als Stabkreuzbündel nicht sicher nachgewiesen werden können. Alle Associations- 
centren z. B., in denen im Allgemeinen die Projectionsfasern an Menge hinter 
anderweitigen Bestandtheilen zurücktreten, lassen einen Stabkranz vollständig 
vermissen. Peltesohn. 


49) Ueber Kreuzung der Opticusfasern, von Dr. T. Teljatnik. 
(Gesellsch. der Neuropathologen zu Moskau. Neurol. Centralbl. 1897. Nr. 11.) 
Verf. wies an dem Hunde unzweifelbaft eine partielle Kreuzung der Opticus- 
fasern nach: aus jedem Tract. opt. gehen Fasern sowohl im Opticus derselben 
wie der entgegengesetzten Seite u. z. in den letzteren in bei weitem grösserer 
Anzahl über. Die ungekreuzten Fasern liegen im Tractus hauptsächlich in den 
centralen Partien, die gekreuzten mehr peripherisch, an der ventro-internen Seite 
desselben dichter gelagert. Auch Bechterew bekennt sich auf Grund seiner 
und von Nicati gelieferten experimentellen Daten und pathologischen Ergeb- 
nisse als unbedingien Anhänger der partiellen Kreuzung. Peltesohn. 


50) Review of the hospital report (Presbyterian Charity Hospital, 
Baltimore) for 1896, by Hiram Woods. (Journal of Eye, Ear and Throat 
Diseases. 1897. April.) Verf. hebt in seinem Bericht die verhältnissmässig 
grosse Zahl der schwachen Astigmatiker (bis zu 1 D) unter den Refractions- 
fällen hervor. Unter 2248 (mit Ausschluss der Presbyopen) fanden sich 613 
mit hypermetropischem und 157 mit myopischem Astigmatismus unter und bis zu 
1 D. — Bei den Bindehauterkrankungen zeigt sich eine Zunahme des Trachom: 
108 Fälle in einem Jahre im Gegensatz zu 733 in den 18 vorangegangenen 
Jahren. Das Trachom zeigt sich fast ausschliesslich bei Eingewanderten, Polen 
und Böhmen. Aber auch die sonst immune Negerrasse zeigte sich in 2 Fällen ` 
inficirt. Mit der Knapp’schen Rollpincette hatte Verf. nur günstige Erfolge. 
Die Blennorrhoe der Neugeborenen ist seltener geworden, was wahrscheinlich 
auf die strenge Aufsicht fiber die gesetzlichen Vorschriften für die Hebammen 
zurückzuführen ist. 56mal wurde die Austerschalen-Keratitis beobachtet, ohne 
dass man ein einziges Mal eine Spur des Fremdkörpers in der Hornhaut sehen 
konnte. Unter 125 Starextractionen wurden 36 mit Iridectamie vollzogen. Die 
Exenteration und Neurotomie sind zu Gunsten der Enucleation, auch während 
der Panoplthalmie, völlig aufgegeben worden. Peltesohn. 


51) Panophthalmitis of obscure origin in an infant nine 
months of age, by R. L. Randolph. (Ebenda.) Verf. beobachtete bei einem 
nur 9 Monate alten, bisher ganz gesunden Mädchen eine ohne alle Fieber- 
erscheinungen verlaufende eitrige Panophthalmie mit mässiger ‘Tensionsver- 
minderung und ohne alle Schmerzhaftigkeit. Nach 14 Tagen traten Oedem der 
Lider, Exophthalmus und erhebliche Schmerzen auf. Bevor noch etwas zur 
Entspannung der Gewebe geschehen, entleert sich das Auge durch Perforations- 
stelle zwischen Hornhaut und der Insertionsstelle des Rect. Externus. 

Peltesohn. 


52) Lenticular myopia as a cause of so called „second-sight“, 
by Dr. Roosa. (Med. Record. 1897. Januar.) Die rūckgängige Presbyopie, 


— 600 — 


wie sie bisweilen im mittleren oder späteren Alter beobachtet und als Natur- 
wunder betrachtet wird, beruht nach Verf. auf einer ohne Trübung einhergehenden 
Veränderung der Linsensubstanz, sozusagen einer Abortivcataract, die eine Linsen- 
myopie schaffe und das Nahesehen begünstige. Peltesohn. 


53) Lachrymal fistula. Failure of surgical intervention. Recovery 
by jodine injections, by Dr. C. Mazet. (Clinique ophthalm. 1897. Nr. 2.) 
Verf. hatte bei einer Thränenfistel, die er vergeblich operativ zu beseitigen ver- 
sucht hatte, mit einer Einspritzung weniger Tropfen einer Lösung aus Jod- 
tinctur, Jodkali, Acid. tannicum einen vollen Erfolg. Peltesohn. 


54) Ueber einen Fall von Keratitis neuroparalytica, 
von Dr. Luksch. (Wiener med. Wochenschr. 1897. 13. Febr.) Es handelt 
Bich um eine 42jährige Patientin, die sechs Jahre zuvor eine Otitis purulenta 
beiderseits überstanden, aber an Lues nie gelitten hatte. Nach Diplopie und 
Ptosis, mit heftigen Kopfschmerzen verbunden, trat eine tiefe streifige Keratitis 
mit kleinem Substanzverlust bei vollständiger Anaethesie der Cornea auf. Para- 
aesthesien der linken Gesichtshälfte und später heftige Neuralgien im III. Ast 
begleiteten das Bild. Das Geschwür heilt unter localer Behandlung, die Ptosis 
blieb. Nach mehreren Monaten erfolgte nach Erbrechen und einem epilepti- 
formen Anfall der Exitus im Coma. Verf. nimmt für die Hornhautaffection 
vasomotorische, nicht trophisch-traumatische Störungen als ätiologisches Moment an. 

| Peltesohn. 


55) Ueber Zwillingsganglienzellen, von Dr. Greef. (Berliner 
Gesellsch. f. Psychiatrie u. Nervenkr.) (Neurol. Centralbl. 1897. Nr. 7.) Verf. 
hat die aus dem Auge herauspräparirte Retina nach der Ehrlich’schen Me- 
thylenblaufarbung gefarbt und fand dabei, dass die Ganglienzellen der tieferen 
Schichten durch breite Protoplasmabrücken mit einander verbunden waren. Diese 
Brücken waren mitunter ganz kurz und verbanden nebeneinanderliegende Zellen, 
bisweilen auch ziemlich lang und verbanden dann weiter auseinander liegende 
Zellen. Diesen Befund konnte Verf. nur bei den höher entwickelten Netzhäuten 
der Säugethiere und dem Menschen feststellen. Er glaubt, dass diese Ver- 
bindungsbrücken Associationen zwischen den Ganglien bilden, um die kleineren 
Lichteindrücke, die sich in ihnen gesammelt haben, auf die Nachbarzellen zu 
übertragen. Peltesohn. 


56) Ueber asthenische Ophthalmoplegie (ein Beitrag zur Kenntniss 
der asthenischen Lähmungen), von Dr. J. P. Karplus. (Jahrb. f. Psychiatr. 
XV. 1897.) Verf. bezeichnet seinen Fall als asthenische Ophthalmoplegie, weil 
er sich dem von Erb zuerst beschriebenen und mit dem Namen Bulbärparalyse 
ohne anatomischen Befund oder asthenische Bulbärparalyse belegten Symptomen- 
complex, wenigstens in einigen besonderen Zügen anreiht. Er betraf eine 
24 jährige Patientin, die schon im 5. Lebensjahre plötzlich von Ptosis erst des 
rechten, später des linken Auges befallen wurde und seitdem alljährlich mehr- 
wöchentliche Perioden dieser immer wieder rückgänrigen Lähmung durchgemacht 
hatte, mit morgendlichen Kemissionen und abendlichen Exacerbationen. In den 
letzten Jahren gesellten sich Paraesthesien, Schwäche und auffällige Ermüdbar- 
keit der oberen und unteren Extremitäten hinzu; später Paralyse der äusseren 
Bulbusmuskulatur, Parese der Stirn- und Augenfacialis beiderseits und mittlere 
Ptosis. Wieder schwand die Ptosis, auch die Parese der Extremitäten, und 
bessert sich die äussere Augenmuskellähmung bis auf eine sehr starke Erschöpf- 
barkeit, um nach etwas mehr als Jalresfrist von Neuem hervorzutreten. Zuletzt 
bestand keine Ptosis, aber deutliche Parese der Heber und Adductoren des 


— 601 — 


Auges. Gemeinsame Merkmale mit der asthenischen Bulbärparalyse sind die 
rasche Ermüdbarkeit, der Wechsel der Erscheinungen, die Remissionen früh und 
Exacerbationen abends, der chronische Verlauf über Jahre, das Fehlen sensibler 
und sensorischer Störungen. Einzelne dieser Erscheinungen kommen auch bei 
der gewöhnlichen Ophthalmoplegie; die Ptosis auch bei der asthenischen Bulbär- 
paralyse selber vor. Dennoch hält Verf. die Aufstellung einer besonderen Form 
der Ophthalmoplegie für berechtigt und weist auch einen Zusammenhang mit 
der periodischen Ooculomotoriuslähmung als unwahrscheinlich zurück. 
Peltesohn. 


57) La paralisi recidivante del nervo oculomotorio, per Min- 
gazzini. (Roma, 1897.) Verf. beschreibt zwei eigene Beobachtungen von 
recidivirenden Oculomotoriuslähmung und stellt 58 bisher veröffentlichte analoge 
Fälle aus der Literatur zusammen. Das Krankheitsbild besteht aus zwei Perioden, 
der des Schmerzes und der der Lähmung. Beide sind, wie auch der Anfall 
selbst, von ganz verschiedener Dauer. Die erste setzt sich aus Hemicranie, 
Uebelkeit und Erbrechen zusammen; doch kann auch letzteres fehlen, dann, 
nach etwa A—btägiger Dauer macht sie plötzlich der zweiten Periode, der 
gleichseitigen meist totalen Lähmung Platz. Verf. giebt das bekannte Bild in 
ausführlicher und sehr eingehender Schilderung. Er unterscheidet dreierlei 
Gruppen von Fällen: 1. eine periodische Paralyse, 2. nicht periodische und dann 
permanent bleibende mit Exacerbationen, 3. erst periodische und dann permanent 
bleibende Lähmung. Bezüglich der Ursache des Leidens nimmt Verf. eine 
Meningealreizung und Neuritis der Oculomotoriusfasern an, die bald bis zu den 
entsprechenden Kernen aufsteigt. Peltesohn. 


58) Medicial diagnosis based on eye symptoms, by H. Gradle. 
(Medicine. 1897. March.) Verf. stellt in einer klinischen Vorlesung über- 
sichtlich die an den einzelnen Organen des Auges vorkommenden und für die 
Diagnose allgemeiner Leiden verwerthbaren Erkrankungen zusammen. Er be- 
ginnt mit dem Oedem der Lider, als eventuelles Zeichen einer Arsenik-Intoxication 
oder Nierenerkrankung, und der Ecchymosen der Conjunctiva und geht über 
die pathognomischen Hornhautprocesse und Iriserkrankungen systematisch zu den 
weiter nach innen liegenden Theilen des Auges über, um schliesslich die Be- 
ziehungen der mutorischen Störungen zu den Centralnerven-Erkrankungen zu 
betrachten. Peltesohn. 


59) The relation of eye symptoms to urinary excretion (A clini- 
cal study), by Edward W. Wright. (Medicine 1897. May.) Verf. betont 
die Nothwendigkeit, den Urin auf Urate und Phosphate in allen jenen Fällen 
von asthenopischen Beschwerden zu untersuchen, wo man mit der Correction 
eines ametropischen Zustandes oder einer Muskelinsufficienz zu keinem dauernden 
Erfolge gelangt, und dann durch geeignete diätetische Vorschriften die Urin- 
beschaffenheit zu regeln. Er beschreibt vier einschlägige Fälle, von denen einer 
sogar für glaucomverdachtig gehalten worden war. Peltesohn. 


60) Blennorrhoe der Neugeborenen; ihre Complicationen durch 
die Behandlung und ihre Prophylaxe, von Dr. Abadie. (La Clinique 
opbtalm.) Verf. warnt vor dem übertriebenen Ausspülen der Bindehautsäcke 
durch Sublimatlösungen, wie sie vielfach von übereifrigen Aerzten angeordnet 
werden und sehr zum Schaden der kleinen Patienten ausschlagen. Ebenso ver- 
wirft er die Jodoformeinstäubungen. Beide Maassnahmen hält er für die Ursache 
vieler der von ihm beobachteten Hornhauttrübungen, die oft zur Heilung kamen, 
wenn jene einfach fortfielen. Auch die kritiklose Anwendung der Cred é’schen 


— 602 — 


Höllensteineinträufelungen hält Verf. für einen Fehler, der oft erst eine Oph- 
thalmie in Scene setzt, wo sonst keine entstanden wäre. Peltesohn. 


61) Un cas de double ophtalmoplégie extérieure congénitale 
et héréditaire chez six membres de la méme famille, par Dr. D. Gour- 
zein. (Rev. médicale de la Suisse rom. 1896. 20 Déc.) Die congenitale 
hereditäre Ophthalmoplegie konnte vom Verf. bei einem Vater und seinen 
5 Söhnen nachgewiesen werden, während die Mutter und 3 Töchter intact er- 
schienen. Weder Lues noch andere Infectionen oder Intoxicationen waren 
ätiologisch nachweisbar. Zum Unterschied von der nucleären Ophthalmoplegia 
externa zeigt die congenitale eine viel mehr ausgesprochene Ptosis, gar nicht 
gewölbte Augenbrauen, Nystagmus und mehr oder minder starke Amblyopie. 
Verf. hält das Leiden für einen primär myopathischen Process, bei welchem 
also die Erkrankung von den Muskeln ausgeht. Peltesohn. 


62) Zwei Fälle von perverser Pupillenreaction, von Dr. W. Vysin. 
(Nach dem Referat im Arch. für Augenheilk. 1896. S. 689.) Verf. beobachtet 
zwei Fälle, in denen er mit Sicherheit — nach Ausschluss aller möglichen 
Fehlerquellen — bei der Accommodation Erweiterung und bei dem Blick in 
die Ferne Verengerung der Pupillen constatirt haben will. Der eine Fall be- 
traf eine traumatische Hysterie, der zweite zeigte die Erscheinung nur vorüber- 
gehend bei Migräne-Anfällen. Peltesohn. 


63) Corneal ulcers treated with jodoform by insufflation, by 
H. Moulton. (The Eye and Ear Clinic. 1897. April.) Verf. empfiehlt bei 
Hornhautgeschwüren die Einstäubung feinzertheilten Jodoforms mittelst des 
Pulverbläsers. Peltesohn. 


64) Complications that may arise in purulent conjunctivitis, 
by A.C. Graves. (Ibid.) Verf. hält es für nützlich bei Chemosis die ge- 
schwullenen Gewebe anzuschneiden, um die Spannung und den Druck zu ver- 
mindern. Peltesohn. 

65) Formic aldehyde in diseases of the eye, by A. E. Bulson. 
(Ibid.) Nach Verf.’s Erfahrungen empfiehlt sich die locale Application von 
10°/, Formalinlösung besonders bei Hornhautschwärungen; oder ihre Anwen- 
dung zur Augenspülung in 1:2—3000; bei purulenter Secretion in etwas 
stärkerer Concentration (1:1500) zu kinträufelungen. Beim Abkliugen der 
Schwellung und Hyperämie soll das Mittel ausgesetzt werden. Peltesohn. 


66) Sympathetic irritation, commencing twenty years after 
injury, with complete ossification of the capsule of the lens in the 
exciting eye, by L. G@. Woodson. (lbid.) Die 23jährige Patientin hatte 
sich in der frühesten Jugend eine perforirende Scheerenverletzung zugefügt und 
ein grosses, trübes Hornhautstaphylom davongetragen. Bei der Section des 
wegen drohender sympathischer Entzündung enucleirten Auges fand sich eine 
etwa 1mm dicke, gelblichweisse, feste Knochenschale an Stelle der Linsenkapsel. 

Peltesohn. 

67) Case of rare affection of the retina, by Flavel B. Tiffany. 
(Ibid.) Verf. giebt die Abbildung einer rings über die ganze Fläche der Netz- 
haut verbreiteten eigenthimlichen Affection. Die Netzhaut scheint vollständig 
wie mit rothen Blutkörperchen übersäet; runde, orangefarbene Körperchen 
nehmen anscheinend die Gegend der Membrana limitans interna und weiter 
aussen gelegenen Schichten ein; sie liegen hinter den Gefässen. Das Auge 
verhielt sich sonst ganz normal; von einer entzündlichen Affection konnte keine 
Rede sein. Peltesohn. 


— 603 — 


68) Optic nerve atrophy from toxic agents, by G. E. de Schwei- 
nitz. (Journ. of the Americ. Med. Assoc. 1896. Oct. 31.) Verf. theilt die 
toxischen Sehnervenaffectionen in 4 Gruppen ein: 1. Die Atrophie des papillo- 
macularen Faserbindels in Folge Entzündung oder Degeneration. Die toxischen 
Ursachen sind im Tabak, Alkohol, Strammonium, Cannabis indica, Chloroform, 
Opium, Cocain(?), Schwefelkoblenstoff, Nitrobenzol, Arsenik, Blei, Jodoform, 
Diabetes und vermuthlich auch im Jodurat und Thiurat, zwoi neuen Antisep- 
ticis, zu suchen. 2. Die progressive Opticusatrophie mit absolutem nicht typi- 
schem Scotom. 3. Die allgemeine Opticusatrophie nach retrobulbarer und 
intraoculärer Neuritis, besonders in Folge von Vergiftung mit Schwefelkohlenstoff, 
Quecksilber, Jodoform und Blei, und die einfache Atrophie. 4. Die secundäre 
Opticusatropbie nach Netzhaut- und anderen Affectionen toxischen Ursprungs, 
wie bei Chinin und Salicylsäure, und nach fettiger Netzhautdegeneration oder 
Blutungen in Folge Phosphorintoxication, sowie nach Allgemeinerkrankungen, 
die wie eine durch Blei verursachte Nephritis eine Neuroretinitis zur Folge 
haben. Peltesohn. 

69) Zur Genese der Stauungspapille, von Dr. L. Bruns. (Neurol. 
Centralbl. 1897. Nr. 9.) Verf. wendet sich als entschiedener Verfechter der 
mechanischen Theorie von der Entstehung der Stauungspapille gegen Jacobsohn 
in Berlin, der bei zwei Gelegenheiten durch klinische wie anatomische Befunde 
sich ebenfalls für die mechanische Theorie auszusprechen gezwungen gesehen 
babe und dennoch nicht sich entschliessen könne, die Theorie von der entzünd- 
lichen, durch Toxine des Tumors bedingten Neuritis, wie sie von Leber, 
Deutschmann, Elschnig und Gowers aufgestellt wurde, fallen zu lassen. 
Bekanntlich hat Verf. in einem Falle von Hirntumor nach der Trepanation die 
Schädelöffnung durch den Tumor selbst so vollkommen verschlossen gesehen, 
dass ein Abfluss von Hirnwasser nicht stattfinden konnte, während natūrlich 
der Binnendruck im Hirn durch den Austritt der Geschwulst sank. Da hier 
von einer Elimination des hypothetischen Toxins, auf welche sich die Anhänger 
der entzündlichen Theorie sich beziehen, wenn sie das Schwinden der Stauungs- 
papillen nach Trepanationen erklären sollen, nicht die Rede sein konnte; so sah 
Verf. hierin einen untriglichen Beweis zu Gunsten der mechanischen Genese. 
Wenn nun auch zugegeben werden müsse, dass die toxingeschwängerte Hirn- 
tlüssigkeit in Folge der Druckentlastung auf dem Wege der extracraniellen 
Lymphbahnen entweiche, wie Jacobsohn meine, so geschieht dies erstens viel 
zu langsam, als dass es den raschen Rückgang der Papillitis erklären könnte, 
und andererseits blieben doch immer noch reichlich Toxine intracraniell, um die 
Fortdauer der Neuritis anregen zu können. Selbst wenn man aber nach dem 
Beispiel Goldscheider’s einer gemischt mechanisch-entzündlichen Theorie 
huldigen wollte, blieb immer die Stauung der Haupifactor, welche die Tumor- 
toxine erst an die Papille heranbringe. Ohne Stauung also keine Neuritis 
optica. -— Jacobsohn -hält dagegen in einer Erwiderung auf den obigen Artikel 
an der Ueberzeugung fest, dass die Thatsachen, welche bisher zu Gunsten der 
reinen Stauungstheorie angeführt sind, ebenso wenig wie diejenige, welche für 
die reine Entzündungstleorie in die Wagschale geworfen werden, ausreichen, 
um als vollgültiger Beweis für die eine oder andere Theorie zu gelten. Er 
hält für das primäre Moment den irritirenden Reiz durch die in der Lymphe 
circulirenden Toxine, und fir das secundäre, allerdings sehr bedeutungsvolle, 
die Stauung. Ohne Stauung (beim Tumor wenigstens) keine Papillitis, das sei 
richtig; aber ohne irritirende Stoffe auch keine. Peltesohn. 


— 604 — 


70) Ueber die Lage und die Dimensionen des Chiasma opticum 
und ihre Bedeutung für die Diagnose der Hypophysistumoren, von 
H. Zander. (Deutsche med. W. 1897. Nr. 3.) Verf. erklärt die Annahme 
und Lehre, dass das Chiasma auf dem Sulcus chiasmatis des Keilbeins, also 
vor der Hypophysis liegt, für falsch; die letztere liegt vielmehr häufig vor dem 
Chiasma. In 60°/, der Fälle ist das Chiasma nach links oder rechts ver- 
lagert und die intracranialen Sehnerventheile dementsprechend ungleich lang. 
Hypophysisgeschwülste werden sich meist vor dem Chiasma, zwischen den Seh- 
nerven in die Cisterna chiasmatis hinein vorwölben. Rein bitemporale Hemi- 
anopsie spricht dafür, dass die Geschwulst vor dem oberen Chiasma-Rande liegt 
und auf die medialen Sehnervenränder drückt, wo die gekreuzten Bündel ver- 
laufen. Einseitige Erblindung kann nur in Folge einseitigen Wachsthums der 
Geschwulst, starker seitlicher Verlagerung des Chiasma und der Sehnerven, 
durch Zerstörung des einen Sehnerven bedingt sein. Peltesohn. 


71) Ein Fall von periodisch recidivirender Oculomotorius- 
lähmung, von Dr. G. Kljatschkin aus Kasan. (Neurol. Centralblatt. 1897. 
Nr. 5.) Verf. beschreibt einen typischen Fall von periodischer Oculomotorius- 
lähmung bei einem 15jaéhrigen Madchen. Er zählt zur Kategorie der rein 
periodischen Lähmungen (nach Senator), bei welcher in den Intervallen zwischen 
zwei Anfällen das Auge normal bleibt. Verf. nimmt in seinem Falle als Ursache 
eine infectidse Neuritis des Nervenstammes auf malariöser Grundlage an und 
vergleicht sie den toxischen und infectiösen Neuritiden nach Blei- und Arsenik- 
vergiftungen, nach Typhus, Diphtherie u. A. Er wirft zugleich die Frage auf, 
ob nicht analog den Beobachtungen Goldflam’s, der bei einer periodischen 
Lähmung aller Extremitäten während der Anfälle ein toxisches Agens im Orga- 
nismus sich entwickeln sah, welches die toxischen Eigenschaften des Urins 
erhöhte, auch in diesen periodischen Augenmuskellmähmungen eine älınliche 
Erscheinung zu sehen wäre, Peltesohn. 


72) Anatomische Beiträge zum Faserverlaufe in den Sehnerven- 
bahnen und Beitrag zur tabischen Sehnervenatropbie, von Dr. Frie- 
drich Schlagenhaufer. (Arbeiten aus Prof. Obersteiner’s Laboratorium. 
1897.) Verf. hatte Gelegenheit, ein Präparat zu untersuchen, bei welchem beide 
Optici, das Chiasma und beide Tractus total atrophisch waren, und nur ein 
rechtsseitiges ungekreuzt und isolirt verlaufendes Opticusbündel intact geblieben 
war. Dadurch war es ihm möglich, die Fasern dieses ungekreuzten Bündels 
zu verfolgen. Makroskopisch sah er rechts aus dem inneren Kniehöcker aus- 
tretend den gesunden Faserzug, der an der medialen Seite des Tactus nach 
vorn verlief, dann unterhalb desselben zu liegen kam und zum Chiasma ver- 
folgt werden konnte. Weiterhin war er an der lateralen Seite des rechten 
Nervus opticus als ein 0.6 mm dickes Bündel bis gegen das Foramen opticum 
zu sehen und gelangte dann an die untere Peripherie des Selnerven bis zum 
Eintritt in den Bulbus. Dieser Fall und die beiden ähnlichen von Fuchs und 
Ganser lassen die Frage von der partiellen Kreuzung der Sehnervenfasern nicht 
länger zweifelhaft erscheinen. Peltesohn. 


73) Ueber hereditäre Sehnervenatrophie, von Velhagen. (D. med. 
Wochenschr. 1896. Nr. 52.) Verf. beschreibt eine familiäre Sehnervenatrophie 
bei drei Söhnen gesunder Eltern. Der älteste erblindete allmählich im 19. Le- 
bensjahre, der zweite ziemlich schnell in seinem 25.; von dem dritten 24 jah- 
rigen weiss Verf. nur die Angaben der älteren Geschwister zu referiren. 

Peltesohn. 


— 605 — 


74) Ptosis produced by intracranial lipoma. (Brit. med. Journ. 
1896. December, 26.) Bei einer 44 jährigen Frau, die nur an linksseitiger 
Ptosis gelitten hatte, fand sich nach ihrem Tode in der Gegend der Sella 
turcica ein Tumor, der die Glandula pituitaria umfasst und die Innenhälfte der 
linken mittleren Schädelgrube ausfüllte. Peltesohn. 


75) Ein Fall von Mitbewegung des oberen Lides bei Ptosis con- 
genita, vonR. Nitschmann. (Wiener klin. Woch. 1896. Nr. 47.) 27jährige 
Patientin mit angeborener rechtsseitiger Ptosis. Senkt sie den Unterkiefer nach 
unten oder verschiebt sie ihn nach links, so hebt sich das sonst unbewegliche 
Lid beträchtlich; ebenso wenn das linke Auge activ oder passiv verschlossen 
wird. Es bleibt dann eine Weile geöffnet, wenn auch das linke Auge sich 
öffnet. Die Pupille wird durch diese Manöver nicht beeinflusst. Peltesohn. 


76) Verschluss beider Sinus cavernosi, von H. Schlesinger. 
(Wier medic. Club. Sitz. vom 28. October 1896.) Verf. demonstrirt eine 
36 jährige Frau, die ein Jahr vorher an temporärer Diplopie und Erbrechen, 
bald darauf an starkem Oedem der Augenlider und heftigem Kopfschmerz in 
der Stirn erkrankt war, ohne dass Fiebererscheinungen vorhanden waren. Rasche 
Abnahme der Sehschärfe durch Stauungspapille mit nachfolgender Atrophie. 
Typisch entwickelter venöser Collateralkreislauf, keine anderwärtigen Hirnnerven- 
lähmungen, continuirlicher Kopfschmerz. Verf. spricht sich für die Annahme 
eines Keilbeintumors mit Compression der Blutleiter aus. Peltesohn. 


77) Maladie de Basedow et goitre Basedowifi6, par M. Pierre 
Marie. (Bullet. de la soc. méd. Héspit. de Paris. 1897. Nr. 2.) Verf. unter- 
scheidet ätiologisch zwei verschiedene Formen der Basedow’schen Krankheit: 
eine rasch entstehende, bei der der Kropf nur ein secundäres Symptom bildet, 
und eine langsam aus einem einfachen Kropf sich entwickelnde. Die erstere 
ist das klassische Krankheitsbild, die zweite nennt er goitre Basedowifi6. Die 
Organotherapie ist bei der klassischen Form nutzlos, wenn nicht gar schädlich, 
dagegen bei der anderen zu empfehlen. ' Peltesohn. 


78) On oedema in graves disease, by Hector Mackenzie. (Edin- 
burgh Med. Journ. 1897. April.) Verf. hebt aus dem Symptomencomplex der 
Basedow’schen Krankheit ein leichtes Oedem an den Beinen als nicht seltene 
Erscheinung hervor. Es kam schon im ersten Beginn des Leidens zur Beob- 
achtung kommen, ohne durchaus prognostisch ungünstig zu sein; es tritt auch 
kurz vor dem Tode plötzlich auf. Ein Früh- oder Spätsymptom ist auch das 
locale Oedem eines oder aller Lider, welches bisweilen dauernd zurückbleibt, 
wenn alle anderen Symptome zurückgetreten sind. Vereinzelt hat Verf. auch 
ein Oedem von der Art des Myxoedems an den Beinen und der Bauchwand 
beobachtet. Peltesohn. 


79) Chirurgische Behandlung des Morbus Basedowii. (Diskussion 
im ärztlichen Verein zu Hamburg. Sitzung vom 11. und 25. Mai 1897.) Die 
Meinungen waren für und wider. Ein positives Resultat wurde naturgemäss 
nicht erzielt. Peltesohn. 
80) Die Besonderheiten im Bilde der Basedow’schen Krankheit 
bei Kindern, von Ferd. Steiner. (Wiener med. Blätter. 1897. Nr. 6.) 
Verf. hebt die schnelle Entwicklung des gesammten Krankheitsbildes beim Kinde 
und die relativ geringfügigen exophthalmischen Zeichen hervor. Während die 
auf einer anatomischen Grundlage basirten Symptome constant bleiben, wechseln 
die mehr functionellen Störungen hysterischen Charakters sehr schnell. 
Peltesohn. 


— 606 — 


81) Experimentelle Untersuchungen zur Localisation im Kern- 
gebiete des Oculomotorius, von St. Bernheimer. (Wien. klin. Woch. 
1897. Nr. 13.) Verf. hat seine Untersuchungen erst an Kaninchen, später 
an Affen angestellt, bei welch’ letzteren die topographischen Verhältnisse Jes 
Oculomotoriuscentrums nahezu vollständig denen beim Menschen gleichen. Er 
fand, dass die Centren für die äusseren Augenmuskeln dem dis talen und mittleren 
Drittel der Seitenhauptkerne und in den lateral gelegenen Zellen sich befinden 
und zwar im distalen Drittel zumeist im gekreuzten Hauptkerne, im mittleren 
Drittel ziemlich gleichmässig in beiden vertheilt: Die vordersten Partien der 
Seitenhauptkerne, die paarigen, kleinzelligen und grosszelligen Medienkerne bleiben 
für den Levator palpebr., den Iris- und Ciliarmuskel. — Ferner haben Unter. 
suchungen Verf.’s ergeben, dass dem Ganglion ciliare mit Unrecht die Rolle 
eines peripheren Centrums für die Sphincter papillae zugeschrieben wird. 

Peltesohn. 

82) Die Verbindungen zwischen Grosshirn und Oculomotorius- 
kern bei den Vögeln, von G. Jelgersma. (Feestb. d. Nederl. Vereen. vor 
Psychimetrie. 1896. bbz. 241.) Verf. untersuchte normale Gehirne von Tauben, 
Krähen und Sperlingen nach den Methoden von Pal, Nissl und Marchi und 
und stellt fest, dass ein Bündel besteht, das als Axencylinder aus Ganglien- 
zellen vom Stammganglion entspringt, mit dem Pedunculus inferior das Gebirn 
verlässt, sich total mit dem entsprechenden Bündel der anderen Seite kreuzt 
und mit Endbäumchen im Oculomotoriuskern der anderen Seite endigt. Dieses 
Bündel ist ein Theil der motorischen Bahn und stimmt in mehreren Beziehungen 
mit der physiologisch gleichwerthigen Bahn beim Säugethier überein. Diese 
Bahn ist aber nur ein Theil der ganzen directen psychomotorischen Bahn bei 
den Vögeln; der andere Theil, der das Gehirn mit den übrigen motorischen 
Kernen verbindet, ist noch nicht bekannt. Das Bündel ist ein Theil vom 
Pyramidensystem der Vögel, aber mit demjenigen der Säugetliiere nur im physio- 
logischen, nicht im morphologischen Sinne gleichwerthig; seine Function ist die 
Leitung des motorischen Impulses vom Gehirn nach den direct motorischen 
Kernen. Peltesobn. 

83) Ueber Augenmuskelkrampfe. (Diskussion im Verein f. Psychiatne 
u. Neurolog. in Wien. Sitzung vom 18. Mai 1897.) K. Kunn als Vortr. be- 
spricht die Augenmuskelkrämpfe bei Tetanie, Athetose, Thomsen’scher krank, 
heit, Chorea, Tic convulsif und weist nach, dass dieselben ein scharf diffe- 
renzirbares Symptom des Grundleidens bilden. — v. Pfungen weist auf die 
Augenmuskelkrämpfe als Theilerscheinungen corticaler Krämpfe hin. Auch in 
der Aura epileptischer Anfälle hat er sie beobachtet, wo das Schwindelgefühl 
direct auf den nachweisbaren Krampf in den Augenmuskeln mit Schielstellung 
zurückzuführen war. — Karplus hat mehrmals bei hysterischen Anfallen solche 
Krämpfe gesehen. — Elschnig hält Krämpfe einzelner Augenmuskeln, welche 
dissociirte Augenbewegungen hervorrufen, für ausserordentlich selten und hat 
sie bisher nur in einigen Fällen von Ventrikelblutung beobachtet. In den meisten 
Fällen handele es sich um Convergenzkrämpfe oder um Krämpfe, welche die 
Assveiationsbewegungen betreffen. — Kunn betont, dass sowohl dissociirte Be- 
wegungen der Augen, als auch Spasmen der äusseren Muskeln ohne Betheiligung 
der Binnenmuskeln vorkommen. Karplus hat bei Hysterie einseitigen Nystag- 
mus, einseitige Hebung oder Senkung, Pupillenerweiterung und -Starre beob- 
achtet. Peltesohn. 

84) Eye symptoms in acromegaly, by Dr. H. Gifford. (Western 
Med. Review. 1897. June 15.) Verf. sah bei einer 32 jährigen an Acrome- 





— 607 — 


galie erkrankten Patientin beiderseitige Sehstörungen in Folge von Neuritis optica 
auftreten, die sich zwar auf Jodkali besserte, aber doch schliesslich eine leichte 
Verfärbung der Papillen zur Folge hatte. Eine Andeutung hemianopischer Ge- 
sichtsfeldbeschränkung bestand zu keiner Zeit. Sehkraft nach Verlauf eines 
Jahres = ?/,. Peltesohn. 
85) Ocular complications of typhoid fever, by Dr. Bull. (Med. 
Record. 1897. April 24.) Verf. unterscheidet unter den Folgezustanden am 
Auge nach Typhus sechs veschiedene Kategorien: 1. Die katarrhalische Con- 
junctivitis, 2. phlyktänuläre Affectionen während oder nach dem Fieber, 3. Acco- 
modationsparese und Pupillenerweiterungen, 4) Netzhautblutungen, 5) Augen- 
muskellähmungen während der BReconvalescenz, 6) Neuroretinitis oder retro- 
bulbäre Neuritis. Peltesohn. 
86) The optical treatment of very high Myopia, by Edward 
Jackson. The proposed operative treatment of myopia, by F. B. 
Schneidemann. (Med. a. Surgic. Reporter. 1897. July 3.) Beide Autoren 
sind Gegner der gegenwärtigen Strömung und halten für die Mehrzahl der 
hochgradigen Myopen die Gläsercorrection noch immer für das Rationellste; 
bezw. die prophylactische Behandlung der niederen Grade von Myopie für das 
Wichtigste. S. freilich kennt nur einen einzigen ÖOperationsfall — aus eines 
Collegen Praxis! Peltesohn. 
87) Complete blindness due to acute poisoning from over-use 
of Jamaica-Ginger; recovery, followed by toxic amblyopia of ordi- 
nary chronic form, with eventual atrophy, by Archibald G. Howson. 
(Med. and Surgical Rep. 1897. July 24.) Nach einer acuten Alkoholvergiftung 
bei einem 32jährigen Matrosen trat zuerst für die Dauer von 7 Tagen voll- 
ständige Erblindung bis auf Lichtschein ein, um sich dann binnen 4 Wochen 
allmählich zu verlieren. Nach Verlauf von weiteren 3 Wochen begann dann 
die Sehkraft wieder zu schwinden, dies Mal sehr langsam und unter gleich- 
zeitiger Abblassung der Papillen mit Verengerung der Gefässe. Zuerst mochte 
eine acute Neuritis optica retrobulbaris oder ein Erguss in die Sehnervenscheide 
stattgehabt haben, während die abermalige Verschlechterung des Sehvermögens 
auf die consecutive Atrophie der Optici in Folge Druckes auf die Axencylinder 
zurückzuführen war. Peltesohn. 
88) A case of foreign body in the vitreous, by M. W. Zimmer- 
mann. (Philadelphia, College of Physicians, Sect.‘of Ophthalmology.) Patient 
trug das Fragment eines Kupferhütchens sieben Jahre lang ohne Schaden im 
Innern seines Glaskörpers, wo es sich in einer dünnen Einkapselung bei der 
ophthalmoskupischen Spiegelung nur bei genauester Untersuchung inr dunklen 
Zimmer verrieth. Es bestand volle Sehschärfe. Peltesohn. 


89) Succesful removal of a piece of steel from vitreous by use 
of a magnet, by Dr. Howard Hansell. (Ebenda.) Verf. entfernte mit den 
kleinen Magneten einen kleinen dreikantigen Kisensplitter, welcher nahezu 
1, Jahr im Glaskörper flottirt hatte. Schschärfe nach der Operation "Il 

Peltesohn. 

90) Unilateral albuminuric retinitis, by G. E. de Schweinitz. 
(Ebenda.) Verf. beschreibt zwei Fälle einseitiger Retinitis bei Morbus Brightii 
und hält sie mit Knies für keine so sehr seltene Erscheinung.! Ein Theil der 
Fälle bleibe auf ein Auge beschränkt, bis der Tod eintritt; ein andrer Theil 
aber werde schliesslich doch doppelseitig. Verf. regt den Gedanken an, ob 


1 Ich sah sie nur, wenn das 2. Auge ein künstliches. H. 


— 608 — 


solche Falle nicht zur Katheterisirung der Ureteren und getrennte Urinunter- 
suchung herausforderten, um festzustellen, ob nur eine Niere erkrankt sei. 
Peltesohn. 


91) Tests for visual malingering ‘and hysterical blindness, by 
Edw. Jackson. (Med. and Surg. Rep. 1897. April 17.) Unter den bekannten 
Methoden, Simulation von Blindheit nachzuweisen, ragen fir die Simulation voll- 
standiger Blindheit die Methode von Dr. Harlan und Priestley Smith her- 
vor. Ersterer macht das sehende Auge durch starke Convex- oder Concavglaser 
ametropisch, so dass es die Buchstabentafel nicht entziffern kann, während das 
angeblich blinde Auge corrigiert wird, und lässt mit beiden Augen lesen. 
Smith’s Verfahren richtet sich gegen die Simulation totaler Erblindung auf 
beiden Augen. Er stelit eine Flamme vor den Simulanten, ohne inn aufzu- 
fordern, dieselbe zu fixiren, und setzt ihm dann ein Prisma von 6—8° mit 
der Basis nasenwärts vor das eine Auge. Sofort rückt das betreffende Auge 
nach aussen und beim Abnehmen des Prisma wieder nach innen. Die Methode 
weist nicht nur ein Sehvermögen überhaupt nach, sondern setzt sogar eine 
relativ scharfes Sehen voraus. Peltesohn. 


92) Ocular conditions in the relation to constitutional states, 
by Gertrude A Walker. (Med. and Surg. Report. 1897. March 6.) Ent- 
hält keine neuen Gesichtspunkte. Peltesohn. 


93) Lesions of the retinal vessels, retina and optic nerve, 
associated with gout, by Charles Stedmann Bull. (Med. News, 1897. 
May 8.) Die gichtischen Veränderungen am Augenhintergrund treten immer 
beiderseitig, vielfach auch gleichzeitig auf. Die ersten Anfänge sind so un- 
scheinbar, dass sie übersehen werden können. Die allgemeine Gefässsklerose und 
die Netzhautexsudation betreffen hauptsächlich die Netzhautmitte und verur- 
sachen central progressive Sehstörungen. Eine Besserung der Letzteren ist nie 
zu erwarten, bisweilen aber ein Stillstand. Netzhautblutungen kommen nur in 
den ersten Stadien häufiger vor; später bei eingetretener Gefässwandverdickung 
sind sie weniger häufig. Die ophthalmoscopischen Netzhautveränderungen, 
welche um den hinteren Pol angeordnet sind, lassen in der Regel bis zuletzt 
die Macula selber frei. Microscopisch sieht ınan hauptsächlich die Nervenfaser- 
schicht ergriffen. Der Opticus zeigt sich in der Regel nur intraocular verändert. 

Peltesobn. 


94) Durch Strabismus und andere Augensymptome ausgezeich- 
neter Fall von Hysterie, von Prof. Hitzig. (Berl. Klin. W. 1897. Nr. 7.) 
Der Fall präsentirt sich als eine typische traumatische Neurose in der Form 
der Hysterie nach Schreck. Pat. litt neben Schmerzen in den Augen an mehr 
oder weniger hochgradiger Gesichtsfeldbeschränkung und an Amblyopie. Ausser- 
dem zeigt sich einseitiger und doppelseitiger Strabismus convergens und Ver- 
engerung und Starre der Pupillen. Alle diese Erscheinungen waren durch 
suggestive Einflüsse hervorgerufen worden, als seine Aufmerksamkeit auf die 
Augen hingelenkt wurde. Peltesohn. 


95) Resection der Cervicalganglien des Sympathicus bei Morbus 
Basedowii, von Dr. Junnesen. (Centralbl. f. Chirurg. 1897. 16. Januar.) 
Verf. sah nach Resection der oberen und mittleren Cervicalganglien in einem 
Falle von Basedow den Exophthalmus schwinden, den Kropf abnehmen und die 
schweren nervösen Erscheinungen zurückgehen. Daraufhm exstirpirte er in 
weiteren 2 Fällen alle drei Ganglien. In beiden wurde derselbe Erfolg erzielt: 
Struma wurde geringer, Exvuphtlialmus verschwand; in dem einen blieb Tachy- 


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cardie bestehen. Selbst doppelseitige Totalresection der Ganglien verlief ohne 
üble Folgen. Peltesohn. 
96) Bilateral non-suppurative dacryoadenitis, by Dr RL Ran- 
dolph. (Arch. of Oph. 1897. Nr. 1.) Verf. beschreibt einen jener seltenen 
Fälle, die Hirschberg treffend als Mumps der Thränendrüse bezeichnet hat. 
Es betraf eine 39 jährige Negerin, welche auf beiden Seiten erkrankt und etwa 
sechs Wochen hindurch an äusserst schmerzhafter Anschwellung der Gegend der 
Thränendrüsen litt. Diese Schwellung war prall elastisch und verdeckte die ` 
äussere Hälfte der Augäpfel; links war der Bulbus nach innen und etwas nach 
unten verdrängt. Quecksilber, Jodkali und heisse Umschläge brachten nur lang- 
same Besserung. Noch nach sechs Monaten konnte man links noch eine leichte 
Vergrösserung der Thränendrüse constatiren. Peltesohn. 
97) Offenbleiben der Vorderkammer nach Cataractextraction, 
von Dr. R. L. Randolph. (Johns Hopk. Hosp. Bullet. 1897. June.) Verf. 
sah bei einer Cataractextraction die Vorderkammer 17 Tage hindurch offen bleiben. 
Die Sehschärfe nach 4 Wochen betrug etwa ?/ o Peltesohn. 
98) Ein Fall von Choroidalsarkom. Demonstration von Dr. Best in 
der medicinischen Gesellschaft in Giessen. (Deutsche med. Woch. 1897. Ver- 
einsbeilage Nr. 20.) Das Präparat stammt von einer 66jährigen Tagelöhnerin, 
welche wegen der Erscheinungen einer chronischen Iridocyelitis enucleirt worden 
war. Es stellt sich ein pigmentirtes Sarcom heraus, welches bereits über den 
Opticus hinaus geschritten war, und nach kurzer Zeit den Tod unter Hirn- 
erscheinungen herbeiführte.e Die microscopische Untersuchung ergab den unge- 
wöhnlichen Befund eines Endothelioms, dessen Zellen sehr reich an Glykogen 
waren. Die Sarcomzellen waren theils entlang den Adventitialscheiden der 
Blutgefässe gewuchert, theils von den Endothelien der Lymph- und Saftcanälchen 
ausgegangen. Zwischen ihnen verzweigte sich ein bindegewebiges Reticulum. 
- (Genauerer Befund in Ziegler’s Beiträgen zur pathologischen Anatomie.) 
Peltesohn. 
99) Some unusual congenital anomalies.oftheeye, by M. Burnett. 
(Ophthalm. Record. 1897. January.) 1. EigenthümlicLe Bindehautfältelung in 
beiden Augen. 2. Angeborene Hornhauttribung. 3. Flottirendes filamentöses 
Band im Glaskörper. Peltesohn. 
100) Strabismus, by G. A. Berry. (A Lecture delivered before the 
Royal College of Surgeons, Edinburgh.) — (The Edinb. Med. J. 1897. Nr. 1—3.) 
In einem weit ausholenden Vortrage fiber das Schielen fasst Verf. das Wesen 
des convergirenden Strabismus als den Zustand auf, zu welchen das Gleich- 
gewicht der Muskel führt, wenn die Interni längere Zeit eine abnorm starke 
Innervation zur Convergenz erhalten haben, und das divergente Schielen als die 
Gleichgewichtsstörung in Folge geringer oder gar keiner Innervation zum Con- 
vergiren. Ersterer ist ein activer, letzterer ein passiver Zustand. Periodisches 
Schielen räth er gar nicht zu operiren, sondern optisch zu corrigiren; bei 
Divergenz erstrebt er volle Correction durch Verlagerung eines oder beider 
Interni, wenn gar keine Convergenz übrig geblieben ist. Andernfalls, bei ziem- 
lich gutem Convergenzvermögen müsse man sich schon mit der blossen Teno- 
tomie versehen. Latente Divergenz soll nur, wenn sie fünf Meterwinkel über- 
steigt, operirt werden. Bei der Convergenz macht er nach einander: Tenotonir 
des einen Internus, dann des andern; dann die Verlagerung des einen Externu-, 
schliesslich die des andern, je nach der Starke des Schielgrades.(?) 
$ Peltesohn. 
39 


ax GIE e 


101) The eyelid symptoms in exophthalmic 'goitre, by Arthur 
Maude. (The Edinburgh Med. Journ. 1897. August.) Verf. bespricht das 
v. Graefe'sche und Stellwag’sche Symptom beim Basedowii in seiner 
Würdigung durch spätere Autoren wie Griffith, Mann, Eulenburg, Jack- 
son, Sharkey und Ferri und sucht ihre Ursache in Veränderungen im 
Kerngebiet des Oculomotorius, die sich ja auch durch Paresen der äusseren 
Augenmuskeln, namentlich der Interni verrathen. Das unregelmässige Schwanken 
- der Symptome erkläre sich einmal aus der complicirten Anlage des Oculome- 
riuscentrum, andrerseits aus dem wechselnden Grade der Willenskraft, die auf 
die Muskeln einwirkt. Peltesohn 


102) A severe case of retinal hyperaesthesia from prolonged 
exposure to strong light, by Charles Steele. (The Edinburgh Med. 
Journ. 1897. September.) Verf. beschreibt einen Fall von ganz ungeheuerlicher 
Lichtscheu mit ausgedehnter Trigeminusneuralgie, welche eine 38jährige Dame 
nach wochenlangen photographischen Aufnahmen in hellem Sonnenschein be- 
fallen hatte und dieselbe für sieben Wochen in einem absolut verdunkelten 
Zimmer gefangen hielt. Noch nach 1!/, Jahren bestand eine gewisse Empfind- 
lichkeit gegen helle Beleuchtung. Sie verlor sich später allmählich gänzlich. 

Peltesohn. 

103) Augenheilanstalt in Basel. Jahresbericht 1896. (Basel 1897.) 
Der vorliegende Bericht ist von dem Nachfolger von Schiess, von Prof. Mel- 
linger herausgegeben. Aus der Fülle der Einzelheiten sei im Sinne des 
Herausgebers die Behandlung bestimmter Affectionen durch subconjunctivale 
2°/, Kochsazlinjectionen (eine ganze Pravaz’sche Spritze voll wird gespritzt!) 
hervorgehoben. Verf. hat namentlich in 8 Fällen von Hypopyonkeratitis und 
in einem Falle von traumatischer Hornhautnekrose sehr erfreuliche Erfolge 
damit erzielt. Bei der Retinitis pigmentosa verspricht er sich davon etwa den 
Nutzen wie von einer Schwitzkur, ein Hinausziehen der Erblindung, wenn auch 
keine Heilung; ebenso glaubt er bei Netzhautablösung durch concentrirtere 
(2,4—10°/,) Lösungen die Resorption der subretinalen Flüssigkeit anregen zu 
können. Bei der Keratitis parenchymatosa hat ihm die Solutii Fowleri zu einer 
rascheren Regeneration des Hornhautendothels verholfen und dadurch dem 
Parenchym die Möglichkeit gegeben, sich schneller zu normalisiren. 

Peltesohn. 


104) Ueber die durch Raupenhaare bedingten Augenaffectionen, 

von Prof. Vossius in Giessen. (Zeitschr. f. pract. Aerzte. 1897. Nr. 13.) 

Neuburger. 
105) Ueber den schädlichen Einfluss der behaarten Raupen 
auf den Organismus des Menschen und der Thiere, insbesondere 
auf die Augen, von Alex. Natanson. (St. Petersb. med. Wochenschr. 
1897. Nr. 12.) Es dürfte sich empfehlen, beide den gleichen Gegenstand 
behandelnde Arbeiten gemeinsam zu besprechen. Wie schon der Titel sagt, 
fasst Nat. seine Ausführungen weiter, indem er unter Citirung zahlreicher 
älterer Quellen, sowie unter Anlehnung an eine ausführliche Arbeit von Laudon 
(Einige Bemerkungen über die Processionsraupen und die Aetiologie der Urt- 
caria endemica, Virch. Arch. 1891. Bd. 125) die Natur der in Betracht 
kommenden Raupen, sowie die Art der Infection und die Krankheitserscheinungen 
an Thieren sowohl wie an Menschen beschreibt. Man sah Urticaria, sogar 
zuweilen Phlegmonen, Schwellungen der Pharynx- und Larynxschleimhaut, 
Bronchitis, Pneumonie(?), bei Kindern Leucorrhöe und Phimose durch die feinen, 


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brichigen Raupenhaare eintreten. Das von beiden Autoren geschilderte Krank- 
heitsbild am Auge ist durch die in diesem Centralblatt schon besprochenen, 
häufigen Mittheilungen der letzten Jahre genügend bekannt. Beide sind im 
Stande, neue interessante Eigenbeobachtungen zu bringen, die im Folgenden 
besprochen werden sollen. Der Fall von Vossius wird in einer Dissertation 
(Boström, H., Casuist. Beiträge zur Kenntniss der epibulbären Neubildungen, 
Giessen 1897) genauer beschrieben, er betrifft einen 23 jährigen, sonst gesunden 
Zimmermann, dem angeblich erst seit 14 Tagen im Lidspaltenbezirk des Auges 
nach innen unten von der Hornhaut, ohne nachweisbare Ursache, ein 7 mm 
langer, 3 mm dicker und breiter, gelbröthlicher, einem Tuberkelknoten sehr 
ähnlicher, der Sclera fest aufsitzender Tumor schmerzlos gewachsen war. Der 
zufallsfrei entfernte Tumor besteht aus Epitheloid- und Rundzellen, zeigt einzelne 
Riesenzellen und inmitten eines Rund- und Eiterzellenhaufens 3 im Quer- und 
Längsschnitt getroffene typische Raupenhaare. Die Untersuchung auf Tuberkel- 
bacillen war negativ gewesen; ein Recidiv war in in 1/, Jahre nicht eingetreten. 
Verf. glaubt, dass Patient sich selbst die Haare eingerieben habe, welche von 
Baumborken stammend, an seinem Finger angeklebt waren. Sie gehörten sicher 
einer abgestorbenen Raupe an, da sie keine acute Entzündung, sondern wie 
andere Fremdkörper Granulombildung veranlasst hatten. Im Gegensatz dazu 
beschreibt Nat. einen (angeblich erst den dritten bisher bekannten) frisch be- 
obachteten Fall. Dem 20jahrigen Fräulein war tags zuvor von einem Kinde 
eine grosse, braune, haarige Raupe an das rechte Auge geworfen worden und 
hatte heftigen Reizzustand und einen oberflächlichen Kratzer auf der Hornhaut 
erzeugt. Nachdem dieser Zustand unter Atropin-Cocaln-Salbe und feucht-warmen 
Umschlägen in einigen Tagen zurückgegangen war, erschienen auf der Hornhaut 
kleine Bläschen und Infiltrate, die in 1—2 Tagen verschwanden, während sich 
im Hornhautparenchym zarte streifige Trübung ausbildete. In der 2. Woche 
wurde das Auge wieder roth, starke Schmerzen und Druckempfindlichkeit liessen 
Iridocyclitis befürchten; nach 3 Tagen trat jedoch wieder Besserung eìn; gleich- 
- zeitig traten auf der Conj. bulbi und palp. sup. kleine Koötchen auf, die jedoch 
nach einigen Wochen wieder verschwanden, hierauf kamen 2—3 neue zum 
Vorschein und noch nach 4 Monaten war ein solches in der Conjunctiva bulbi 
zu sehen. Im Uebrigen war das Auge von der 3. Woche an reizfrei, und die 
durch die Keratitis herabgesetzte Sehschärfe hob sich wieder bis zur Norm. 
— Dem in diesem Centralblatt 1895 8. 539 angegebenen (Lawford) Literatur- 
verzeichniss über den betreffenden Gegenstand wäre, abgesehen von den im 
Laufe dieser Besprechung erwähnten Arbeiten noch hinzuzufügen: Baas, 
toxische Entzündung der Conjunctiva (durch Raupenhaare). Klin. Monatsbl. 
1888. Bd. 26. — Hanke, über Ophthalmia nodosa, Augenerkrankung durch 
Raupenhaare. Deutschmann’s Beitr. z. Augenheilk. XXIII. 1896. (Dieses 
Centralbl. 1896. S. 527.) Neuburger. 
106) Beitrag zur Pathologie und Therapie der Cataracta trau- 
matica, von Karl Rauschenbacher aus Schaffhausen. (Inaug.-Diss. Basel 
1897.) Im Anschluss an die von Müller 1883 veröffentlichte Darstellung über 
die von 1872—82 beobachteten Wundstare an der Baseler Augenklinik be- 
spricht Verf. das gleiche Thema unter Zugrundelegung der von 1882—95 
beobachteten 91 Fälle, deren Krankengeschichten sämmtlich genau angeführt 
werden. Es sind nur reine Fälle beschrieben, bei denen die Linsenverletzung 
das beherrschende Symptom bildet, ohne tiefere Verletzungen des Auges. Zu- 
nächst wird das nur spärlich vorhandene Literaturmaterial erörtert, dann nach 
Anführung der Krankengeschichten die Aetiologie besprochen. Nur 6°/, ent- 


39* 


- 612 — 


stehen durch Schlag auf's Auge ohne Durchbohrung der Bulbushäute, meist sind 
es durchbohrende Verletzungen durch Eisen. oder Kupfersplitter (selten), welche 
mitunter sich dauernd im Auge niederlassen, Dornzweige, Steinsplitter, Scheeren, 
Messer, Schuster-Ahlen, Gabeln. 38 mal war das r., 53 mal das L Auge (s. 
Nieden, dies. Centralbl. 1895. S, 161. — Ref.) betroffen; der grösste Procent- 
satz gehört dem Alter der grössten gewerblichen Thätigkeit an, zwischen 15 
und 50 Jahren; meist sind es Metallarbeiter und Steinhauer; nur 13 mal 
sind Weiber betroffen. Bezüglich der vielgestalteten Symptome, die natürlich 
im Grossen Ganzen wenig Neues bieten, der Prognose (nur 40°/, erreichen 
eino S. von '/,, und mehr), der Dauer und des Verlaufes, sowie der Behand- 
lung muss auf das Original verwiesen werden. Letztere ist auch die bisher 
gebräuchliche, nur dass Verf. zur Entfernung des getrübten Linsenkernes nach 
Anlegung des Hornhautschnittes Ausspülung der Vorderkammer mittelst Undine 
' empfiehlt, wie sie von Röthlisberger (s. d. Centralbl. 1893, S. 256) schon 
beschrieben ist bei Operation des Alterastares. Mit den Schlusssätzen, dass 
weitaus die Mehrzahl der Fälle mit gleichzeitiger Perforation der Bulbushällen 
einhergeht, dass traumat. Cataract ohne Perforation optisch die günstigste Resul- 
tate giebt, vorausgesetzt, dass keine Bulbusquetschung stattgefunden hat, dass 
operative Eingriffe so lange hinauszuschieben sind, als noch Entzündungs- 
erscheinungen bestehen, vorausgesetzt dass keine zwingende Indicationen wie 
Secundärglaucom für Operation vorhanden sind, sowie endlich dass das beste 
Sehvermögen nach operativen Eingriffen durch die Anwendung der Undine er- 
reicht wird, wird man sich abgesehen vielleicht von dem letzten einverstanden 
erklären können. Durch die genaue Mittheilung der Krankengeschichten und 
deren Besprechung bietet die Arbeit viele interessante Einzelheiten. 
Neuburger. 


107) Zu den Verletzungen der Augenhöhle, von Dr. Cramer, 
Augenarzt in Cottbus. (Monatsschrift für Unfallheilkunde. 1897.) Ein 8jähr. 
Mädchen hatte sich mit einer Stricknadel verletzt unterhalb des linken Auges, 
in der Jochbeingegend; sie zeigte dort eine Hautabschürfung und geringes 
Oedem des Unterlides, sönst nichts; bestimmt wurde verneint, dass die Nadel 
abgebrochen wäre. Nach 6 Wochen kommt Patientin wieder mit einer Fistel 
an der Verletzungsstelle, aus der in Narkose das 6,2 mm lange, 2,5 g schwere, 
stark verrostete Ende der Nadel entfernt wurde. Die Nadel muss wohl, da sie 
den Horizontaldurchmesser der Orbita weit überragte, die Nasenhöhle sich viel- 
leicht bis zur andern Orbita quer erstreckt baben, da sonstige ernstliche Er- 
scheinungen fehlten. Eine leichte Parese der Abwärtswender, sowie eine solche 
nach der Entfernung der Nadel aufgetretene des rechten Rectus externus ver- 
schwanden bald spurlos. — Nicht so günstig verlief eine ähnliche Verletzung 
links innen oben bei einem 8jähr. Mädchen; hier war zwar die Nadel von der 
Mutter gleich wieder entfernt worden; doch entwickelte sich pulsirender Exo- 
phthalmus, den Verf. auf die Bildung eines Aneurysma spurium innerhalb der 
Orbita zurückführt; Zustand binnen 2jähriger Beobachtung unverändert. — Der 
letzte Fall wurde nur kurz beobachtet. Verletzung mit einer Heugabel am 
rechten Orbitalrand. Sofortige Erblindung (Sehnerv blass); Augapfel mässig 
vorgetrieben, steht ganz unbeweglich nach vorn; da die Orbitalblutung, bez. 
deren äussere Erscheinungen erst einige Tage später auftraten, diagnosticirt 
Verf. einen Bruch im Canalis opticus. Neuburger. 


108) Diagnosis and treatment of affections of the frontal sinuses, 
by F. Fehleisen, M.D. San Francisco. (Med. Rec. 1897. 7. Aug.) Chronische 


— 613 — 


Fälle werden oft falsch aufgefasst als Supraorbitalneuralgie, Migräne u. dgl. 
Die sonstigen eingehenden Ausführungen sind im Original nachzusehen. 
Neuburger. 


109) Die Wirkungen der Augenmuskeln und die Erscheinungen 
der Lähmungen derselben, von Dr. Oskar Zoth. (Leipzig u. Wien 1897.) 
Verf. will auf physiologischer Grundlage eine Darstellung der Gesetze für die 
Bewegungen des Augapfels, der Bedingungen des Einfachsehens und der Ent- 
stehung der Doppelbilder bei Augenmuskellähmungen geben. Zur Unterstützung 
sind 2 Figuren im Text und eine Tafel, welche auf Grund der 3 Axen des 
Fick’schen Coordinatensystems construirt ist, sowie eine zweite, welche ein be- 
wegliches Schema zur Darstellung der verschiedenen Doppelbilder enthält, bei- 
gegeben. Neuburger. 


110) Ueber einige für den praktischen Arzt wichtige Maass- 
nahmen der ocularen Antisepsis, von Prof. Dr. Helfreich in Würzburg. 
(Der ärztliche Praktiker 1897. Nr. 13.) Behandlung von Verletzungen, catar- 
rhalisch-eczematösen Erkrankungen jugendlicher Augen und der Blenn. neona- 
torum. Neuburger. 


111) Ueber Erwerbs-Verminderung bei Augenverletzungen, von 
Konrad Borbrik. (Diss. inaug. Berlin 1897.) Zunächst theoretische Be- 
sprechung der Formeln von Magnus und Groenouw, welch letzere Verf. für 
die am wenigsten complicirte und für den praktischen Arzt bequemste hält; 
bestreiten müssen wir jedoch, dass eine Rente von 20°/, für den Verlust eines 
Auges, die Groenouw für angemessen hält, ausreichend ist, nicht einmal für 
Berufsklassen mit geringen optischen Ansprüchen. Sodann folgt als lehrreicher 
Theil der Arbeit die Angabe der Lohnverhältnisse vor und nach dem Unfall 
über 25 Fälle aus der Berufsgenossenschaft der Feinmechaniker, bezüglich 
deren Einzelheiten auf’s Original verwiesen werden muss, von denen leider nur 
16 vollständig sind. Diese letzteren bezogen durchschnittlich eine Rente von 
34,2°/,, während ihr Erwerbsverlust nur 21,9°/, betrug. „Im Durchschnitt 
sind also die Arbeiter genügend entschädigt“, sagt Verf. — Aus der Tabelle 
scheint uns aber gerade im Gegentheil hervorzugehen, wie schlimm es noch mit 
der Rentenabschätzung nach welcher Formel auch immer zu stehen scheint. 
Denn nur in einem Fall war das Einkommen vor und nach dem Unfall gleich, 
und die scheinbar genügende Entschädigung stellt sich als Trugschluss heraus, 
da dieses Resultat nur dadurch zu Stande kommt, dass Fehlbeträge von 90 
bis zu 307 Mark Mehreinkommen von 100 bis über 200 Mark gegenüberstehen. 
Würden derartige Untersuchungen noch zahlreicher vorkommen, so würde wohl 
die Unhaltbarkeit der theoretischen Formeln bald zu Tage treten. Neuburger. 


112) Der gegenwärtige Stand der Unfallentschädigungsfrage 
bei Augenverletzungen, von Dr. v. Grolmann in Wiesbaden. (Zeitschr. 
f. prakt. Aerzte. 1897. Nr. 17.) Der vorliegende erste Theil bespricht die 
bis jetzt gewonnenen Leistungen der mathematisch-deductiven Methoden (Zehen- 
der, Joosten, Guillery, Magnus, Heddäus, Groenouw), die wir als bekannt 
voraussetzen dürfen. Nach mehr oder weniger starker Kritisirung der einzelnen 
‘Formeln, werden sie vom Verf. alle insgesammt abgelehnt; alle diese Rechnungs- 
methoden hätten absolut keinen anderen Werth als den einer hüb- 
schen mathematischen Spielerei, hätten weder unsere Kenntnisse über den 
Zusammenhang von Sehvermögen und Erwerbsfähigkeit gefördert, noch empfehlen sie 
sich aus den dargelegten Gründen. Zur Verwerthung in der Praxis, da wir über 
das Verhältniss von Sehschärfe und Erwerbsfähigkeit noch viel zu wenig wissen, 


-— 614 - 


als dass es heutzutage möglich wäre, sie in irgend eine ziffernmässige Pe- 
ziehung von allgemeiner Giltigkeit zu setzen, womit nicht gesagt sein soll, dass 
es überhaupt rationell ist, nach diesem Ziel zu streben. Vielmehr dürfte es 
gerathen sein, diesen schwankenden Boden ganz zu verlassen und sich der zwar 
langsamen, aber sicherer zum Ziele führenden Methode zuzuwenden, theils aus 
lehrreichen Einzelfällen, theils aus statistischen Massenerhebungen Schlüsse zu 
ziehen. Groenouw und Magnus haben allerdings auch auf diesem Gebiete 
bereits wichtige Aufschlüsse gegeben, die im 2. Theile der Arbeit besprochen 
werden sollen. Neuburger. 
113) Typische Hornhauterkrankungen bei Anilinfärbern, von 
Dr. A. Senn. (Corr. Bl. f. Schweiz. Aerzte. 1897. Nr. 6.) Ein 41 jähriger 
Arbeiter einer Baumwoll-Färberei zeigte, R > L, einen 2!/, mm hohen, 6 mm 
breiten Hornhautstreifen im Lidspaltenbezirk sepiabraun gefärbt, das Epithel 
darüber bläschenförmig abgehoben und so leicht aufsitzend, dass es sich wie 
ein Schleier abheben liess; auch die Conjunctiva erschien im Lidspaltentheil 
gelblichbraun gefärbt; S betrug R 0,2; L 0,45. — Unter sämmtlichen 35 Ar- 
beitern der Färberei hatten fast alle über 40 Jahre alten diese lörkrankung, 
nämlich 10 die typische Braunfärbung der Conjunctiva, 8 ausserdem noch die 
der Hornhaut. Die Ursache sucht Verf. in den aus der heissen Färbeflüssigkeit 
(Anilinschwarz) aufsteigenden Dämpfen, welche die noch in starker Verdünnung 
ätzenden und färbenden Oxydationsproducte des Anilins (Chinone) enthalten. 
Durch Aussetzen der Arbeit kann unter Behandlung Besserung und Heilung 
eintreten, wenn auch erst nach Monaten. Zur Verbätung ist neben strengster 
Reinlichkeit der Arbeiter ausgiebige Ventilation erforderlich, da sich diese Er- 
krankung in einer anderen gut ventilirten Anilinfärberei nur andeutungsweise 
zeigte. (Aerztl. Sachverständ. Ztg. 1897. Nr. 18.) Neuburger. 
114) Die Zuverlässlichkeit der Credé’schen Einträuflung, von 
Dr. Schallehn. (Arch. f. Gynaek. Bd. 54. H. 1.) Die genau nach des Er- 
finders Vorschrift sofort nach der Abnabelung und vor der Bekleidung des 
Neugeborenen angewandte Methode hatte in der Göttinger Frauenklinik das 
Resultat, dass unter 917 Neugeboreuen nur 2 an Blenn. erkrankten, und zu- 
dem erst am 8. Tage; sie sind als Spätinfection aufzufassen und nicht der 
Methode zu Last zu legen. Die Arbeit bespricht ferner die Vorschriften des 
Hebammenlehrbuches und die bekannte Cohn’sche Sammelforschung. (Aerztl. 
Sachverständ. Ztg. 1897. Nr. 18.) Neuburger. 
115) Zur Verhütung der Augeneiterung, von Dr. Klamann. (Allg. 
med. Central-Ztg. 1896. Nr. 82.) Trotz vorschriftsmässiger Einträufelung nach 
Crede& entwickelte sich in einem Falle beiderseits Blenn. (am wievielten Tage 
post partum? Kef.). Anschliessend daran berichtet Verf. über seine angeblich 
stets erfolgreichen Behandlungsversuche der Blenn. mit Einträufelungen und 
Waschungen mittelst Kreolin (1—2 Tropfen auf eine Tasse abgekochten 
Wassers). Chinosol (1:500) beseitigte bei einem 2tägigen Kinde eitrige 
Secretion mit Lidschwellung (? Blenn. — Ref.) in wenigen Tagen. (Deutsche 
Medic. Ztg. 1897. Nr. 44.) Neuburger. 
116) Ueber Läsionen der äusseren Cornealfläche und derAdnexe, 
von Dr. L. Grossmann, Augenarzt in Budapest. (Therap. Wochenschr. 1897. 


Nr. 31.) Dem Augenarzt bekannte — dem praktischen Arzt leider nur zu oft 
unbekannte therapeutische Maassnal;men; in klarer Weise geschildert. 
Neuburger. 


117) Zur Behandlung des Trachoms mit Jod, von W. Pylkow. 
(Wratsch 1897. Nr. 19.) S. diese von Niesnamow angegebene Methode in 


— 615 -- 


diesem Centralbl. 1896, S. 648. Nach Beobachtung an 46 schweren Fällen hat 
sie keine Vortheile vor der üblichen medicamentösen und chirurgischen Be- 
handlung, sie ist nur sehr einfach, bequem und nicht zeitraubend, führt aber 
langsamer zum Ziel. (Therap. Wochenschr. 1897. Nr. 31.) Neuburger. 


118) L’airol dans l’ophtalmie des nouveau-nés, par P. Ardin- 
Delteil. (Presse méd. 1897. Nr. 76.) Nachdem das eine Auge unter gewöhnlicher 
Behandlung mit 1°/, Lapislösung und fortgesetzten halbstündigen Ausspülungen 
sich binnen 3 Tagen nicht gebessert hatte und auch das andere erkrankte, 
strich Verf. Abends und Morgens eine 5°/, Airolsalbe auf die Lider unter Bei- 
behaltung der Ausspülungen (!) Nach 5 Tagen Heilung. Es dürfte sich, 
wenn überhaupt, nur um ganz leichte Blenn. gehandelt haben; denn in dieser 
Frist kann auch das Airol keine Blenn. heilen. (Therap. Wochenschr. 1897. 
Nr. 40.) Neuburger. 


119) Zur Therapie der Blennorrhoea neonatorum, von Prof. 
Pflüger in Bern. (Corr. Bl. f. Schw. Aerzte. 1897. Nr. 12.) Mit Recht 
warnt Verf. vor den verschiedenen Neuerungsversuchen; das alte er- 
probte Verfahren: Kälte im Stadium der Schwellung, fleissige Auswaschung mit 
4°/, Borlösung, Verhindern des Verklebens der Lider mit Vaseline, und 
Aetzungen 1—4 mal täglich, je nachdem, mit Arg. nitr., von 0,3°/, beginnend bis 
zu 2°/, Lösungen, bewährt sich immer noch am besten. Neuburger. 


120) Ueber die Wirkung und Anwendung des Holocains, von 
Alex. Natanson, Moskau. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1897. Nr. 32.) 
Holocain wirkt rascher als Cocain, auch bei entzündlicher Reizung, hält ebenso 
lange an, ist billiger, beeinflusst weder die Pupille, noch Accommodation, Lid- 
spalte oder Augendruck, und schädigt die Hornhaut nicht. Neuburger. 


121) Das Trachom. Eine ophthalmologisch-geographische Studie. Von 
Prof. Chibret. (Wien. klin. Rundschau 1896, Nr. 44—47.) I. Krankheits- 
erreger und Ansteckungsfahigkeit. a) Der Mikroorganismus des Trachoms ist 
bisher noch unbekannt. b) Es besteht einige Analogie zwischen der Körnung 
der Conjunctiva bei Trachom und der Tuberkelbildung. Die verschiedenen Formen 
des Trachoma simplex, Catarrb, Folliculitis, Körnung des Conjunctivalgewebes, 
Frühjahrscatarrh sind verschiedene Reactionsarten der Conjunctiva auf die Trachom- 
infection(?). Alle diese Formen können aber, ebenso wie das Trachom selbst, auch 
eine andere Ursache haben als die specifische Trachominfection. c) Ansteckung 
ist nur häufig in Gegenden, wo die Bevölkerung sehr empfänglich und die Virulenz 
der Infection dadurch gesteigert ist. In Gegenden, wo die Trachomfrequenz 
unter 1°/, herabsinkt, besteht überhaupt keine Ansteckungsgefahr.(?) II. Terrain, 
. Rasse, Beschäftigung, Nahrung, Constitution. a) Die Aetiologie des Trachoms 
ist von der Rassenbeschaffenheit beherrscht.(?) Die Rassenimmunität kann eine 
absolute (canadische Wilde) oder eine relative (Neger, Kelten) sein. Mischlinge 
nehmen in höherem oder geringerem Grade an der Immunität ihrer Vorfahren 
Theil. Der Neger ist relativ immun (0,2°/, und weniger), der Weisse hat eine 
mittlere (0,5—50), die gelbe Rasse die höchste (70—75°/,) Empfänglichkeit. 
b) Die Beschäftigung scheint keinen wesentlichen Einfluss zu haben. c) Unge- 
nügende Nahrung, schlechte hygienische Bedingungen, Unreinlichkeit, sowie 
d) sympathische Constitution prädisponiren für Trachom. III. Meteorologische 
und atmosphärische Einflüsse, Temperatur, Feuchtigkeit, Insolation. Höhenklima 
ist besonders in Verbindung mit Kälte und Feuchtigkeit der Ausbreitung des 
Trachoms ungünstig, dagegen heben Trockenheit und .Hitze diese günstige Wirkung 


— 616 — 


der Höhe auf. Analog der Höhe scheinen gewisse klimatische Verhältnisse an 
den Meerküsten zu wirken. (Deutsche Medic.-Ztg. 1897. Nr. 44.) 
Neuburger. 


122) Ueber die Verbreitung und Bekämpfung der contagiösen 
Augenentzündung, von Dr. Dobczynski in Christburg i/Westpr. (Deutsche 
Med.-Ztg. 1897. Nr. 10.) Eine Hauptansteckungsgefahr bilden die zur Sommers- 
zeit zugereisten, stark mit Trachom durchseuchten russisch- und deutsch-pol- 
nischen Feldarbeiter. Verf. hat selbst bei seinen Untersuchungen zwar keinen 
Fall von Uebertragung auf die heimische Bevölkerung gesehen, zweifelt aber 
trotzdem nicht an deren Vorkommen, und schlägt deshalb die Beibringung eines 
Gesundheitsattestes für die einzustellenden Arbeiter vor, Zurück- 
weisung der erkrankten fremden und Belehrung der Arbeitgeber. Neuburger. 


123) Beitrag zum Studium der klinischen Urologie der Cataract, 
von Dr. Frenkel, Lyon. (Lyon méd. 1896. No. 14.) Bei 259 Cataract- 
kranken (128 Manner, 131 Frauen) war die Harnmenge vermindert; die Con- 
centration, im Mittel gleich der bei normaler Diathese, bewies verminderte Aus- 
scheidung von Harnsalzen. Der Harnstoff war meistentheils vermindert, die 
Chloride normal oder gesteigert, Phosphate theils vermindert, theils normal, 
theils vermehrt; Cataract mit Phosphaturie ist nicht selten, häufiger als Cataract 
mit Glycosurie. Diabetische Cataract wurde in 1,16°/, beobachtet; weder Dia- 
betes noch Cataract schienen besonders schwer zu sein. Physiologische Albu- 
minurie ist ebenso häufig bei Cataract wie bei normalen Menschen; pathologische 
Albuminurie wurde nur in 0,6°/, gefunden. - Häufig kann man Peptonurie 
finden; doch ist sie nicht speciell zugehörig zu Cataract. (Deutsche Medic.- 
Ztg. 1897. Nr. 44.) Neuburger. 

124) Ectropium beider Lider des rechten und des Unterlides 
des linken Auges demonstrirte E. Thomson in der Glasgower medicinischen 
Gesellschaft (Gl. med. Journ. 1897, Nr. 4). Der rechte Bulbus war nicht 
atrophisch. Das Hornhautepithel wucherte regelmässig und trocknete zu einer 
harten Schale ein, die sich nach einiger Zeit abstiess, so dass die Frau nach 
zeitweise völliger Blindheit wieder leidliich sehen konnte. (Deutsche Medic.- 
Ztg. 1897. Nr. 44.) Neuburger. 
| 125) Die syphilitischen Erkrankungen des Auges, von 
Dr. Gessner, Augenarzt in Bamberg. (Münch. med. Wochenschr. 1897. Nr. 15.) 
Die bei erworbener Syphilis erworbenen Augenkrankheiten werden, ohne Neues 
zu bringen, in gedrängter Kürze besprochen. Neuburger. 


126) Initialsclerose om oberen Augenlide, von Dr. Rob. Fuchs, 
Augenarzt in Mannheim. (Münch. med. Wochenschr. 1897. Nr. 17.) Der 
29jährige Schlosser zeigte an der oberen Uebergangsfalte R auf der stark ge- 
rötheten und diffus geschwollenen Conjunctiva des Lides ein schmutzig aus- 
sehendes etwa die Hälfte eines Pfennigs grosses grau belegtes Geschwür, mit 
harter Infiltration seines Randes. Die Conjunctiva bulbi R ziemlich injicirt, 
beiderseits Conjunctivitis cat. chron. levis. Vor dem rechten Ohre eine ca. hasel- 
nussgrosse und unter dem Ohre am Unterkiefermuskel eine etwas grössere an- 
geschwollene Lymphdrise. Das von aussen gesehene, einem Hordeolum gleichende 
Geschwir besteht seit 8 Tagen. Aetiologisch interessant ist der Umstand, dass 
Fatient zu Hause ein hereditär-syphilitisches Pflegekind hat; dies hat er mit 
grauer Salbe eingerieben, ist mit seiner Hand an offene der Epidermis beraubte 
Hautstellen des Kindes gekommen und muss sich dann wahrscheinlich, veran- 
lasst durch einen geringen Juckreiz in Folge der bestehenden Conj. cat. chron. 


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mit der beschmierten Hand ins Auge gekommen sein, wo dann das Gift in eine 
kleine Wunde der Bindehaut eingedrungen ist. Das Geschwfr vernarbte bald; 
am 17. Tage nach der ersten Untersuchung beginnende Roseola; 4 g graue 
Salbe pro die. Neuburger. 


127) Ein Fall primärer Syphilis der Conjunctiva, von Dr. Wla- 
dislaw Reiss, Krakau. (Arch. f. Derm: u. Syph. XXXV.) Erbsengrosse, 
flache, knorpelharte Geschwulst mit gelblich livider Oberfläche in der linken 
unteren Uebergangsfalte nahe dem Canthus externus, die bei geschlossenen 
Lidern keine Hervorwölbung bildete. Lidödem, Chemosis, Schwellung der sub- 
maxillaren Drüsen, Roseola.. Der 25jährige Patient wurde wohl gelegentlich 
der Behandlung seines längere Zeit schon bestehenden Trachoms inficirt. (Deutsche 
Medic.-Ztg. 1897. Nr. 36.) Neuburger. 


128) Ein Fall von syphilitischem Primäraffect an der Carun- 
cula lacrymalis, von Dr. M. Gravagna. (Gaz. degli osped. 1896. Nr. 68.) 
Zunehmende Röthung und Schwellung der linken Carunkel, auf der sich nach 
20 Tagen unter Kopfschmerz, Maitigkeit und leichtem Fieber ein ca. bohnen- 
grosser, oberflächlich leicht abgeschirfter, knorpelbarter Knoten entwickelt hatte; 
Schwellung der praeauricularen Drüsen; in der 5. Woche Roseola. Die 42 jähr. 
Krankenpflegerin auf der syphilitischen Abtheilung der Universitätsklinik in 
Catania soll sich die Erkrankung durch unzüchtigen Verkehr mit Kranken zu- 
gezogen haben. (Deutsche Medic.-Ztg. 1897. Nr. 36.) Neuburger. 


129) Ueber Anesin, ein neues Ersatzmittel des Cocains, von 
Dr. Zoltan v. Vamossy, Budapest. (Therap. Beil. Nr. 8 d. D. med. W. 1897. 
Nr. 36.) A. ist die wässerige Lösung einer längst bekannten, von Willgerodt 
dargestellten Verbindung, des Trichlor-pseudo-butylalkohols oder Acetonchloro- 
forms. Die eingehenden Studien des Verf.'s sind im 5. Bande des Magyar 
Orvosi Archivum ungarisch publicirt. Wir beschränken uns hier auf seine Ver- 
wendung in der Augenheilkunde, indem wir das Gutachten von Dr. Grosz mit: 
theilen. Das A. wurde auf der Augenklinik der Budapester Universität mehr- 
fach angewendet. Die einfache Einträufelung macht Bindehaut und Hornhaut 
anästhetisch, aber nicht in dem Maasse wie eine 5°/, Cocainlösung; das Baden 
des Auges (in den unteren Conjunctivalsack wurde bei dem liegenden Kranken 
eine Minute lang ununterbrechen eingetröpfelt) ruft eine totale oberflächliche 
Anästhesie hervor. Die Empfindlichkeit des Iris wird nicht beeinflusst. Die 
subconjunctivale Einspritzung verminderte die Schmerzen einer Enucleation nicht; 
die subcutane Injection bei der Exstirpation des Thränensackes hatte glänzenden 
Erfolg. Reizerscheinungen, Pupillenveränderung traten nicht ein. Die bisherigen 
Resultate ermuntern zu weiteren Versuchen. Zwar wird es das Cocain nicht 
ersetzen, insbesondere bei grösseren Augenoperationen, doch dürfte es wegen 
Fehlens von Nebenerscheinungen und wegen Seiner Haltbarkeit für die Ent- 
fernung von Fremdkörpern geeignet sein. Ueber den Preis ist nichts gesagt. 
Innerlich (0,5 bis 1,0) verursacht es normalen, von Nebenwirkungen freien 
Schlaf. Es ist in Wasser 1 bis 2:100 löslich und entspricht dann in Wirk- 
samkeit einer 2°/ igen Couinlösung, frei von localer Reiwirkung und allgemeiner 
Giftwirkung. Neuburger. 


130) Die galvanokaustische Glühnadel, ein Mittel zur Be- 
seitigung lästiger Haare, von Dr. F. Bloebaum, Köln. (D. Mediz.-Ztg. 
1897. Nr. 60.) Die Entfernung von Haaren auf galvanokaustischem Wege ge- 
schieht rascher, schmerzloser, sicherer, auch ohne sichtbare Narbenbildung, wie 
auf electrolytischem Wege. Verf. hat sich folgende Nadel coustruirt: an einem 


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mehrere Milimeter dicken geraden oder an dem oberen Ende etwas winkelig 
abgebogenen 4—5 cm langen Kupferdraht wird unten eine feinspitzig auslaufende 
Platinnadel angeschmolzen von cu. 1—2 cm Lange; sie wird oben mit ihrem 
kupfernen Ende in das eine Loch eines passenden Handgriffes eingeschraubt. 
Eine zweite Platinnadel an einem langen mehrfach gewundenen dünneren Kupfer- 
draht, über den in der Nähe der Platinnadel eine hölzerne Oese zum besseren 
Anfassen angebracht ist, wird in die zweite Oeffnung des Handgriffes eingesteckt 
und festgeschraubt. Die erste Nadel ist die Operationsnadel, sie wird ca. 1 mm 
tief in den Haarbalg kalt eingesenkt und der Strom geschlossen; dadurch dass 
man die zweite stumpfe Hilfsnadel mit der linken Hand mit der ersten Nadel 
mehrere Milimeter über der Spitze in Contact bringt, erglüht diese und zwar 
um so mehr, je näher man ihr mit der über sie hinstreichenden Hilfsnadel 
kommt. Man muss sich allerdings hüten, mit der Hilfsnadel der Haut zu nahe 
zu kommen oder ganz dicht stehende Haare in einer Sitzung zu operiren, da 
sonst die Brandwunden zusammenfliessen und grössere Narben entstehen würden. 
Verf. hat in einer Sitzung von 10—15 Minuten 100 Haare entfernt. Nicht 
allein zu kosmetischen Zwecken, sondern auch hei Entropium, Trichiasis, zur 
Cauterisirung kleiner, infectiöser Hornhautgeschwüre, eines Irisprolapses, eines 
Keratoconus will Verf. seine Glühnadel mit Vortheil anwenden. Neuburger. 
131) Die Bedeutung der Gesichtsfelduntersuchung für die All- 
gemeindiagnose, von Privatdoc. Dr. Schloesser, München. (Münch. med. 
Wochenschr. 1897. Nr. 5.) Die Untersuchungen wurden mit farbigen Marken 
vorgenommen an Kranken mit gesunden Augen. Dabei fand sich je nach der 
Schwere der Erkrankung differirend eine concentrische Gesichtsfeldeinengung. 
Wohl hat das Fieber darauf Einfluss, aber die Hauptursache dürfte an den im 
Körper kreisenden Giften und der darniederliegenden Ernährung gelegen sein; 
letztere Ursache dürfte auch bei den Einengungen in Folge traumatischer Neu- 
rose, Netrasthenie und Hysterie ausschlaggebend sein. So fand sich nach Blut- 
verlusten 3— 5°, bezw. 10—12° Einengung; bei croupöser Pneumonie, mit 
39—40° Fieber, 20—30° Einengung, die mit kritischem Abfall rasch ver- 
schwand; bei Abdominaltyphus, mit 38— 89°, eine Einengung von 30°, die erst 
allmählich entsprechend dem Iytischen Abfall wieder verschwand; bei Malaria 
nur während der Fiebertage Einengung ven 20—30°; bei einer Angina fand 
sich Einengung auf 30—40°, die trotz Besserung des Allgemeinbefindens blieb, 
ja sogar noch stärker wurde; da brach am 4. Tage Diphtherie aus, nach derem 
Ablauf das G. F. erst normal wurde. Neuburger. 
132) Mittheilungen über 400 Extractionen des Alters-Stars, 
ausgeführt durch Prof. v. Rothmund in der Universitäts-Augen- 
klinik in München 1890—1896, von Dr. Ebner. (Münch. med. W. 1897. 
Nr. 11.) Am Abend vor der Operation Reinigung der I.ider mit Seife, der 
Lidränder mit Oxycyanid 1:1000, jetzt mit Borsäure, und Ausspülung des 
Bindehautsackes mit derselben Lösung. Sterilisirung der Instrumente in kochen- 
der schwacher Sodalösung, des Verbandzeuges in strömendem Dampf. Nach 
der Operation Ausspülung mit in Eis gekühlter Oxycyanidlösung, Binoculus 
und Bettruhe 5—6 ‘Tage lang. In der Regel Extraction nach oben mit 
Graefe’schem Messer, Ein- und Ausstich scleral, oben im Hornhautrande, nieist 
mit Bindehautlappen. Iridectomie und Cystitomie. Extraction ohne Iridectomie 
nur an jüngeren, gesunden Leuten, die schon ein erfolgreich operirtes Auge 
besitzen. Extraction nach unten nur in besonderen Fällen. Die vollen Erfolge 
bis S = !/,, gerechnet, ergeben sich solche 63,5°/,. Verluste 1,7°/,, 5 mal 
Hornhautnecrose, 2 mal schwere Cyelitis. Allerdings ist bei Bemessung der 


= Lan ee oe = 


mc ee 


— 619 — 


Erfolge zu erwägen, dass die Kranken grösstentheils dem Landvolk angehören, 
und nur 45 später nochmal untersucht werden konnten; von diesen zeigten 
42°/, Verbesserung zu vollem Erfolg. 46 Discisionen, meistens erst nach 
Monaten; in 2 Fällen Cyclitis; die D. wird nur in dringenden Fällen gemacht. 
Secundärglaucom wurde nicht beobachtet. Eclatant ist die Besserung der 
Resultate durch Sterilisirung der Instrumente und Verbandstoffe Bezüglich der 
weiteren zum Theil interessanten Einzelheiten muss auf das Original verwiesen 
werden. Neuburger. 
133) Zu den Psychosen nach Augenverletzungen, von Dr. Stanis- 
laus Szuman in München. (Münch. med. W. 1897. Nr. 1.) Psychosen nach 
Augenoperationen sind schon mehrfach beobachtet worden; Verf. erwähnt die 
betreffende Literatur. In seinem Falle war im Anschluss an eine anderweitig 
behandelte septische(?) Hornhautentzündung durch Fremdkörper eine dem acuten 
Schwachsinn sehr ähnliche Psychose bei einem nicht belasteten, früher gesunden 
37 jährigen Pat. entstanden; auffallende Beeinträchtigung der intellectuellen 
Vorgänge, Sinnestäuschungen, Gemüthsdepression, Kopfschmerzen. Beträchtliches 
Leucom; S = Lichtperception(?). Unter Massage Aufhellung und Besserung auf 
S = l/ Ebenso trat unter entsprechender psychischer und somatischer Be- 
handlung (Bäder, Massage) binnen 8 Wochen bedeutende Besserung des psychi- 
schen Zustandes ein. Neuburger. 
134) Stereoskopische Bilder. Zum Gebrauch für Schielende, 
von Dr. v. Pflugk. (Wiesbaden 1897.) Um bei Schielenden durch Uebungen 
mit stereoskopischen Bildern die Verschmelzung zweier Bilder zu einem und 
damit Einfachsehen zu erreichen, dienen auf 24 Tafeln Bilder, bei denen der 
Abstand der einzelnen Bildhälften von einander verstellbar ist, während bei 
andern derartigen Bildern diese Veränderung des Abstandes nur durch Zugabe 
je einer beweglichen Tafel ermöglicht ist. Neuburger. 
135) Mittheilungen über elastisches Gewebe im Auge, von Dr. 
H.G.Stutzer, I. Assistent der Universitäts-Augenklinik in Greifswald. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1896. Nr. 42.) Da die Methoden zum Nachweis elastischer 
Fasern bis vor Kurzem noch unvollkommen waren, sind auch die bisherigen 
Mittheilungen über dieselben im Auge noch spärlich. Sie werden vom Verf. 
kurz besprochen, sodann seine Untersuchungsmethode mittelst Orcein, bezüglich 
deren Einzelheiten wir auf’s Original verweisen müssen. Er fand zunächst 
allgemein, dass sich nicht alle Arten von elastischen Fasern gleich färben, und 
dass die Menge des elastischen Gewebes in verschiedenen Bulbis eine verschie- 
dene ist. Bezüglich der Sclera kann Verf. die Angaben Sattler’s (s. dieses 
Centralbl. 1896, S. 417) im Allgemeinen bestätigen; er fand sie an Meridional- 
schnitten besonders reichlich in der Episclera, sowie da, wo Sclera und Chorioidea 
an einander liegen, ferner an den Insertionsstellen der Augenmuskeln; in der 
Episclera sehen sie gewellt, in der inneren Schicht mehr fadenförmig aus. Die 
Aderhaut ist ausserordentlich reich an elastischen Fasern, die theils den zahl- 
reichen Gefässen derselben angehören, theils die ganze Membran in den ver- 
schiedensten Richtungen durchziehen, und in directer Verbindung mit denjenigen 
Faserzügen des Ciliarkörpers stehen, welche in der den Ciliarkörper nach inren 
“ begrenzenden Bindegewebsschicht verlaufen. Dem sowohl meridional als äqua- 
torial durchschnittenen Ciliarkörper sind die Hauptuntersuchungen gewidmet. 
Die elastischen Fasern desselben sind in mehren Gruppen angeordnet. Eine 
Fasergruppe ist zu einem sehr kräftigen Ring angeordnet, der in der lriswurzel 
verläuft; diese Fasern sind wenig gewellt und gehen keine deutlichen Anasto- 
mosen mit einander ein. Daneben sind hier noch feinste strichförmige Fäser- 





—- 620 — 


chen vorhanden, die ein dichtes Gitterwerk bildend sich nach aussen in das 
Gewebe des Ciliarkörpers verlieren, nach der Iris zu in ein Maschenwerk meist 
radiär zum Pupillarrande verlaufender Fasern übergeben. Eine weitere Gruppe 
verläuft in dem intermusculären Gewebe der vorderen Hälfte des Brücke’schen 
Muskels; ungefähr 6 bis 8 von einander streng isolirte, dagegen nach vorne 
zu stellenweise mit der ersten Fasergruppe anastomosirende, fast genau parallel 
laufende Bündel, die aus je ungefähr ebenso viel Faserlocken bestehen, haben 
8o grosse Aehnlichkeit mit langen Haarlocken, dass sie Verf. als Lockenbündel 
bezeichnen möchte. Eine letzte Fasergruppe verläuft im Ganzen meridional in 
der continuirlichen Bindegewebsschicht, welche den Ciliarmuskel von innen be- 
grenzt und von welcher die Ciliarfortsätze sich erheben, und geht nach hinten 
in das elastische Fasernetz der Aderhaut über; feinste Ausläufer erstrecken sick 
bis in die äussersten Spitzen der Ciliarfortsätze; die Fasern sind sehr dick und 
zahlreich, zeigen weder Verästelungen, noch Anastomosen. Verf. verspricht 
weitere Mittheilungen auf Grund eingehenderer Untersuchungen. 

| Neuburger. 


136) Winke zur Diagnose der peripherischen und centralen 
Nervenkrankheiten mit Hilfe der wichtigsten ophthalmologischen 
Untersuchungsmethoden, von Dr. Ch. A. Oliver, Augenarzt in Philadelphia; 
übersetzt von Dr. Julius Wolff. (Wiesbaden 1897.) Alle Untersuchungs- 
weisen des Augenarztes werden gründlich angegeben. Neuburger. 


137) Zur Frage der Ermüdbarkeit des Gesichtsfeldes beim Ge- 
sunden, von Dr. Erdmann Müller, Dalldorf. (Arch.f. Psychiatrie, Bd. XXIX.) 
Der Anschauung, dass die Ermüdungs- oder (nach W. König) Untersuchungs- 
Einschränkung (U. E.) des Gesichtsfeldes, welche als Zeichen der Neurasthenie 
und objectives Symptom der traumatischen Neurose aufgefasst wurde, auch bei 
Gesunden verhältnissmässig häufig vorkommen soll, trat schon W. König (s. d. 
Centralbl. 1896, S. 628) entgegen. Verf. schliesst sich demselben an: die 
Untersuchung auf U. E. erfordert ein gewisses Maass von Aufmerksamkeit seitens 
des zu Untersuchenden, und muss deshalb in zweifelhaften Fällen wiederholt 
werden mit Ausschaltung aller die Aufmerksamkeit ablenkenden Momente; auch 
ist ein möglichst sinnfälliges Object zu wählen (Fischbeinstab mit Elfenbein- 
kugel). Das Vorhandensein einer U. E. darf erst nach wiederholten Unter- 
suchungen angenommen werden. Sie findet sich bei Gesunden, wenn überhaupt, 
so selten, dass ihr constantes Vorkommon bei einem anscheinend Gesunden eine 
Untersuchung auf sonstige nervöse Symptome nöthig macht. Den Satz König's 
„verschwindet das Object“ — am Ende der ersten Ermidungstour — ,,unge- 
fähr an derselben Stelle, an welcher es in das G. F. eintrat, so kann man an- 
nehmen, dass das G. F. nicht ermüdbar ist“ kann Verf. bestätigen. (D. Medic. 
Ztg. 1897. Nr. 41.) Neuburger. 


138) Zwei Fälle von asthenischer Bulbärparalyse, von Prof. Ko- 
jewnikoff, Moskau. (D. Zeitschr. f. Nervenh. Bd. 9.) Unter der obigen Be- 
zeichnung (auch Bulbiirparalyse ohne anatomischen Befund oder Myasthenia 
gravis pseudoparalytica) versteht man einen Symptomencomplex, der sich in 
Schwäche und leichter Ermüdbarkeit vorzüglich der von den Bulbärkernen ver- 
sorgten Muskeln, aber auch der Augen-, Rumpf- und Extremitätenmuskeln kund- 
giebt, ohne Sensibilitätsstörung einhergeht, nach wechselndem Verlauf abheilen 
kann, und der post mortem keinen anatomischen Befund giebt. Die Localisa- 
tion des Processes wird in den motorischen Zellen des centralen Höhlengraues 
gesucht; die Affection braucht sich aber nicht auf die motorischen Elemente 


ee ee ae es es a= - 


— 621 — 


zu beschränken; der zweite mitgetheilte Fall ist ein solcher. Das 17 jährige 
Mädchen zeigte ausser dam erwähnten Krankheitsbilde constante Herabsetzung 
der Sehschärfe und hauptsächlich übergrosse Ermüdbarkeit der Netzhaut, 
sowie unvollkommene Geschmacksempfindungen, ebenfalls mit dem Charakter 
rascher Ermüdbarkeit. Diese Sensibilitätsstörungen werden als durch die Krank- 
heit verursachte dargestellt und einer etwa gleichzeitig vorhandenen Hysterie 
zugeschrieben. (D. Medic. Ztg. 1897. Nr. 28.) | Neuburger. 
139) Ueber einige Symptome von Seiten der Augen bei Hysterie. 
(Hysterische paralytische und spasmodische Mydriasis des gleichen 
Auges), von L. Aurand und H. Frenkel. (Rev. de médec. 1896. Nr. 10.) 
Verf. kommen nach Mittheilung eines interessanten Falles zu folgenden Schlfissen: 
Hysterische Mydriasis kommt vor, wenn auch selten, und zwar klinisch als 
paralytische und als spastische Form, von denen jede für sich vorkommen kann; 
doch muss man die Möglichkeit zugeben ihres gleichzeitigen Vorkommens bei 
demselben Patienten, oder aber auf die klinische Trennung beider Formen ver- 
zichten. Meist besteht gleichzeitig Amaurose oder sonstige sensitiv-sensorielle 
Anästhesien; meist heilt die Mydriasis gleichzeitig mit der Amaurose; trotzdem 
darf die hysterische Mydriasis nicht als Mydr. durch Amaurose aufgefasst wer- 
den. Der beobachtete Fall beweist gerade die Unabhängigkeit der Mydriasis 
von der Amaurose, da trotz Amaurose der Lichtreflex erhalten blieb, was sonst 
bei Hysterie nicht Regel ist. Die hysterische Mydriasis wird als solche erkannt 
nicht sowohl durch die charakteristischen Symptome, welche völlig denen der 
organischen nukleären Mydriasis gleichen können, als vielmehr durch die gleich- 
zeitig bestehenden hysterischen Stigmata und durch die Heilung. Bemerkens- 
werth ist der vorliegende Fall durch die Wiederkehr der directen und consen- 
suellen Reaction der zuvor unbeweglichen Pupille auf Lichtreiz. (D. Mediz. 
Ztg. 1897. Nr. 28.) Neuburger. 
140) Zur Bedeutung der Augenuntersuchung, speciell des oph- 
thalmoskopischen Befundes, für die Frühdiagnose der multiplen 
Herdsclerose, von Dr. Günther Nagel. (Münch. med. W. 1897. Nr. 32.) 
Die bei der multiplen Sclerose vorkommenden Augenstérungen, schon von Char- 
cot, Parineaud u. a. gekannt und gewürdigt, sind von Uhthoff (1889) in 
umfassender Weise in einer Monographie bearbeitet worden. Verf. theilt zwei 
weitere Fälle aus der Univ.-Augenklinik in Breslau (Uhthoff) mit, bei denen 
durch die Augenspiegeluntersuchung zuerst die Diagnose gestellt wurde; das 
charakteristische derselben ist in der Ueberschrift angegeben: 1. Einseitige (R) 
temporale Abblassung der Pupille. mit auffallend geringer Sehstörung bei einer 
wegen Myopie in Behandlung kommenden 39 jährigen Patientin. Verdacht auf 
disseminirte Sclerose durch neurologische Untersuchung bestätigt. SR !/,, 
G. F. Grenzen n, keine Scotome, grün bei herabgesetzter Beleuchtung überall 
nur als grau erkannt; L n. — 2. Doppelseitige temporale Abblassung der 
Papillen; auffallendes Missverhältniss zwischen Sehstörung (S beiderseits !j,; 
G. F. n.) und ophtbalmoskopischer Befund; associirte Blickbeschränkung nach 
links; rechts unvollständige Ophthalmoplegia interna (R Pupille > L; R keine 
Reaction auf Lichteinfall, schwache bei Convergenz). Diagnose: disseminirte 
Sclerose. Patient ist 42 Jahre alt. — Verf. betont, dass man sich allerdings 
erst durch Uebung die Ueberzeugung von dem absolut weissen, d. h. atrophischen 
Aussehen der temporalen Partien in diesen Fällen verschafft haben muss. 
Neuburger. 
141) Nomenklatur und Terminologie der Keratitisformen, von 
Dr. P. Silex, Privatdocent in Berlin. (Die Heilkunde 1897.) Beschreibung 


— 622 — 


einiger selteneren Formen der oberflächlichen, nicht eitrigen Keratitis (dendritica 
exulcerans mycotica, punctata superficialis, nummularis, scrobiculiformis,! Fädchen- 
und Streifen-K.) und deren Behandlung. Neuburger. 
142) Die Anwendung von Dauersonden bei der Behandlung 
chronischer Thränensack-Erkrankungen, von Dr. P. Silex. (Der ärztl. 
Praktiker. 1897. Nr. 7.) Einlegung einer Dauersonde nach Vulpius, d. h. 
eines entsprechend gearbeiteten, nicht zu dünnen Stückes Silberdraht nach vor- 
heriger Schlitzung und Sondirung bewirkt in vielen Fällen dauernde Heilung; 
sie empfiehlt sich namentlich dann, wenn wiederholte Sondirung nicht möglich 
ist; die Sonde stört kometisch gar nicht, bleibt Monate ohne Störung liegen, 
und wirkt durch Thränenableitung mittelst Capillar-Attraction. Neuburger. 


143) Die neuen Bestimmungen betreffend Untersuchung des 
Sehvermögens der Eisenbahnbediensteten bei den preussischen 
Staatsbahnen, von Dr. P. Silex. (Wiener med. Wochenschr. 1897, Nr. 16 
und 17.) Die preussische Regierung hat jetzt genaue Anweisungen betreffend 
Untersuchung des Sehvermögens der Eiseubahnbediensteten an die Bahnärzte 
erlassen, die vom Verf. im Wortlaut mitgetheilt und günstig beurtheilt werden. 
Die Prüfungen sind nicht nur nach jeder schwereren Erkrankung, sondern auch 
in bestimmten Zeiträumen zu wiederholen. Neuburger. 

144) Bemerkungen zur Farbenstiftprobe, von Dr. Hans Adler. 
(Münchner med. Wochenschr. 1897. Nr. 13.) Verf. wahrt sich die Priorität 
(s. dieses Centralbl. 1891, S. 319) gegenüber der von Dr. Görtz (in obiger 
Zeitschr. 1897. Nr. 8) als neue Methode angegebene Probe. Görtz gesteht 
ihm diese auch zu, weist aber nach, dass er seine jetzt erst veröffentlichte 
Methode schon seit 1884 als Bahnarzt ausübt. Neuburger. 

145) Amblyopie und Amaurose bei Schwangeren, Gebärenden 
und Wöchnerinnen, von Dr. P. Silex. (Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynäk. 
1897.) Auf Grund fremder (s. Literaturangaben) und eigener Beobachtungen 
bespricht Verf. die in Rede stehenden Erkrankungen, worunter er, wie der 
Wortlaut besagt, nur diejenigen Verminderungeu des Sehens, bezw. Erblindungen 
versteht, bei denen sorgfältige Augenspiegeluntersuchung keine Veränderungen 
zeigt; aus letzterem Grunde sind auch viele Literaturangaben werthlos, weil der 
Spiegelbefund fehlt. Verf. kann daher weder eine eigene, noch eine fremde 
Beobachtung von Amblyopie in Folge der Schwangerschaftsvorgänge angeben. 
Dagegen führt er mehrere, theils eigene, theils fremde Fälle an von urämischer 
Amaurose ohne, häufiger mit Eclampsie; letztere Art trat sowohl am Ende der 
Schwangerschaft, als auch während, bezw. kurz nach der Geburt, und erst im 
Wochenbett auf. Letzterer Fall mit Restitutio ad integrum kommt am häufig- 
sten zur Beobachtung und ist deshalb am besten gekennt. Yon Amaurose ohne 
Urämie (Reflexneurose?) führt Verf. nur eine einzige unklare Beobachtung von 
Szilli an. Sodann kommen noch Amaurosen aus verschiedenen Ursachen vor, 
bei den während der Geburt auftretenden Krämpfen hysterischer, epileptischer 
und apoplectischer Natur; sie sind äusserst selten. Die besprochenen Amaurosen 
befallen schnell oder plötzlich immer beide Augen, dauern Minuten, Stunden 
und Tage, geben gute Prognose, und beruhen entweder auf urämischer Intoxi- 
cation oder reflectorischer Anämie. Neuburger. 

146) Hemianopsie bei puerperaler Amaurose, von Dr. Lehmann. 
(Berl. klin. W. 1896. Nr. 51.) 27jähr. Primipara; im letzten Schwanger- 
schaftsmonate Kopfschmerzen und Oedem der Beine; Blutverlust bei der Geburt 


! Diese überflüssigen Namen wird wohl Niemand billigen. H. 


— 623 —- 


minimal. In der folgenden Nacht sah sie plötzlich die linke Gesichtshalfte 
ihres Mannes nicht, die rechte dagegen deutlich; bald darauf sieht sie alles im 
Schleier und schliesslich nur mehr Unterscheidung von hell und dunkel. Am 
folgenden Tage status idem bei klarem Sensorium; Pupillarreaction intact; 
Augenhintergrund normal, Urin nicht vorhanden; leichtes Oedem der Beine; 
Kopfschmerzen imt Hinterkopf. Milchdiät, Essigklystier, Eisblase auf den Kopf. 
Am nächsten Tage leichte Albuminurie; Patientin erkennt alles deutlich, aber 
„alle haben keine Nasen‘; beiderseits ca. fünfmarkstückgrusses absolutes Sco- 
tom (in !/, Fuss Entfernung). Am nächsten Tage vollständig gutes Sehen; 
Augengrund normal; geringer Albumingehalt. Nach weiteren 8 Tagen geheilt 
entlassen. In dieser Beobachtung, in der es sich um einen eclamptischen Zu- 
stand ohne Krämpfe und olıne Bewusstseinsstörung gehandelt haben dürfte, sieht 
Verf. einen Beweis, dass die die Eclampsie begleitenden Sehstörungen ebenso 
wie die urämischen Amaurosen corticalen Ursprungs sind. (D. Mediz. Ztg. 
1897. Nr. 44.) Neuburger. 
147) Serumtherapie der Conjuuctivitis diphtherica, von Dr. 
Aubineau. (Rev. de Thörap. 1397. Nr. 2.) Nach eigener Beobachtung an 
zehn Fällen kommt Verf. zum Schluss, dass das Serum auch bei Conjunctivitis 
diphtheritica specifische, augenfällige und rapide Wirkung besitzt, welche die 
Diagnose stützen kann, indem sie bei pseudodiphtheritischer Erkrankung nicht 
eintritt. Zwar schadet die Injection auch in solchen Fällen nicht, doch ist vor- 
herige bakteriologische Untersuchung erwünscht. Bei Mischinfection verschwin- 
den durch das Serum zwar die Löffler’schen Bacillen, die locale Affection 
aber kann bestehen bleiben. In keinem Falle darf die lolale Behandlung ver- 
nachlässigt werden. (D. Mediz. Ztg. 1897. Nr. 43.) Neuburger. 
148) Augendiphtherie und Heilserum, von Dr. Amman, Zürich. 
(Corr. BL. f. Schw. Aerzte. 1897. Nr. 3.) Von 6 mit Serum behandelten 
Fällen in der Züricher Augenklinik endeten 4 mit totaler Erblindung 
des einen oder beider Augen; in den 2 gut verlaufenden Fällen war 
nur die Conjunctiva erkrankt gewesen. Verf. kommt zum Schluss, dass, 
wonn einmal die Cornea ergriffen ist, die Erhaltung derselben sehr fraglich ist. 
und durch die Seruminjectionen nicht beeinflusst werden kann, da es sich dann 
meist nicht mehr um einfache Diphtherie-Infection handelt, sondern um eine 
Mischinfection mit Strepto- und Staphylokokken, auf welche das Serum keinen 
Einfluss hat. (D. Mediz.-Ztg. 1897. Nr. 43.) Neuburger. 
149) Ueber functionelle Lahmung der Augenmuskeln, von Pacetti. 
(il Policlinico 1896. 15. Marz.) Bei drei Fällen von Augenmuskellähmung be- 
stand auf dem erkrankten Auge deutliche Ptosis, die sofort verschwand bez. 
wiederkehrte, je nachdem man. das gesunde Auge mit der Hand verdeckte bez. 
wieder frei liess; es war nicht nothwendig, dass das Lid des gesunden Auges 
geschlossen wurde. Verf. konnte diese Lähmung des Levator palpebrae nirgends 
beschrieben finden und hält sie für eine rein functionelle, wenn auch verbunden 
mit materiellen Störungen in den Centren der anderen Augenmuskeln. Von 
anderen Autoren wurde für andere Augenmuskeln ein analoges Verhalten schon ` 
beschrieben. (D. Mediz. Ztg. 1897. Nr. 42.) Neuburger. 
150) Zur Kenntniss der selteneren Ursachen der typischen 
Keratitis parenchymatosa, von Dr. Achenbach, St. Wendel. (Berl. klin. 
W. 1897. Nr. 1.) Als Hauptursache der Keratitis parenchymatosa kommt an- 
geborene Syphilis in erster Linie, ferner kommen noch Tuberculose, rheumatische 
Erkrankungen, Malaria in absteigender Häufigkeit in Betracht, in neuerer Zeit 
auch die Influenza, zuerst von Wagenmann erwähnt. Verf. konnte die letzt- 


— 624 - 


genannte Ursache in zwei an der Marburger Klinik beobachteten Fälle bestätigen. 
(D. Mediz. Ztg. 1897. Nr. 42.) Neuburger. 


151) Ueber Ablösung der Bindehaut des Oberlides vom Tarsus 
nach Verletzungen, von Dr. Goering, Augenarzt in Meissen. (V. med. 
W. 1897. Nr. 11.) Den ersten Fall sah Vorf. in Essen als Vertreter von 
Heddäus: der 10jährige Junge hatte, wie auch die Obduction erwies, durch 
Fall eine Basisfractur erlitten. Das rechte Oberlid war stark geschwollen, prall 
gespannt, blau-violett. Aus der fest geschlossenen Lidspalte war ein unförm- 
licher, wallnussgrosser, dunkelrother Sack hervorgequollen, der sich als abgelöste 
und herausgetriebene Bindehaut des Oberlides erwies; die Umbiegung, Ji mm 
vom Lidrand entfernt, konnte mit einiger Mühe gesehen werden. Der Inhalt 
der Tasche war flüssig, Blut mit Luft gemischt; denn beim Abtasten von innen 
und durch das Lid hindurch war Knistern zu fühlen. Die Section bestätigte 
die Diagnose. — Der 2. Fall betraf ein neugelorenes Kind, das mit der Zange 
entwickelt worden war. Anfangs bestand nur leichte Schwellung und Blau- 
farbung des linken Oberlides; Bulbus gut zu sehen, intact. Uber Nacht ent- 
wickelte sich aber ganz das gleiche Bild wie im ersten Falle; der Sack war 
über taubeneigross, die Spannung so stark, dass schon durch die unverwundete 
Epidermis Blut hindurchsickerte. Schädelbruch lag sicher nicht vor; das Kind 
war sonst ganz normal und munter; vielmehr war hier die Affection wohl so 
entstanden, dass durch den Druck des Zungenlöffels auf die Nasenwurzel eine 
Verbindung der Orbita mit einer Nachbarhöhle verursacht wurde, durch welche 
durch heftiges, fortgesetztes Schreien Luft hineingepresst wurde, welche schliess- 
lich die fest anliegende Bindehaut abhob; dazu kam noch zufällige Beschädigung 
eines etwas grösseren Gefässes und dadurch nachhaltige Blutung. Durch Scari- 
ficationen nahe dem Lidrande und Druckverband verschwand die Erscheinung 
in wenigen Tagen. Neuburger. 


152) Auch eino Ablösung des Bindehaut des oberen Lides vom 
Tarsus, von Dr. G. Freudenthal in Peine. (D. med. W. 1897. Nr. 17.) 
Der Fall betraf das rechte Auge eines 65 jährigen Patienten, der überfallen und 
“am Boden liegend mit Stiefelabsätzen getreten worden war. Das klinische Bild 
entsprach ganz dem von Goering in seinen Fällen von Ablösung der Binde- 
haut beschriebenen. Unter fortwährenden Eisumschlägen und späterem Druck- 
verband legte sich die Bindehaut bald wieder an. Neuburger. 


153) Ophthalmologische Mittheilungen, von Dr. A. Graefe in 
Berlin. Mit einem Zusatz von A. Eulenburg. (D. med. W. 1897. Nr. 3.) 
1. Ein Fall von linksseitigem Gesichtsfelddefect des rechten Auges. 
Links leichte Myopie, sonst Alles normal. Rechts: bei Belichtung der tempo- 
ralen Netzhauthilfte nur minime, stark zögernde, dagegen bei Belichtung der 
nasalen prompte, also hemiopische Pupillarreaction. Dementsprechend im 
rechten Gesichtsfeld linksseitiger hemianopischer, genau in der Mittellinie ab- 
schneidender Defect, nur durch zwei parabolisch dicht ober- und umterhalb in 
den Defect einspringende Curven unterbrochen. Sehschärfe rechts = 1°/,,; 
leichte Myopie. Die Affection soll vor 5 Jahren plötzlich während des Ge 
brauches protrahirter Seebäder bei der 53jährigen Patientin eingetreten sein; 
damals wurde die Affection ‚von anderer Seite für vorübergehend gehalten. 
Rechts besteht temporale Abblassung der Papille mit Kaliber-Verengerung der 
temporalen Arterien, deren centraler Reflexstreifen fehlt. Als Ursache nimmt 
Verf. eine centrale, und zwar nach Wernike, centralwärts von den Vierhügeln 
gelegene, Embolie oder Blutung an; der wahrscheinlich auch auf dem linken 


— 625 -— 


Auge ursprünglich vorhanden gewesene Defect nach links, der vielleicht zum 
Theil in die überflüssige Gesichtsfeldpartie hineingefallen und dadurch nicht zur 
Perception gelangt ist, hat sich wieder hergestellt. Die näheren Gründe für 
diese Annahmen sind im Original nachzusehen. — A. Eulenburg fügt einige 
neurologische Bemerkungen bei; Patientin hat zur Zeit noch Anfälle von links 
seitigem Kopfschmerz, Schwindel u. s. w., die im ganzen den Habitus gewöhn- 
licher (angiospastischer) Migräneanfälle darbieten. Nach den von der sehr 
intelligenten Patientin gemachten Angaben. dürften jedoch schon früher schwerere 
Formen sog. Migraine ophtalmique, mit Scotomen und transitorischer Sprach- 
störung verbunden, vorausgegangen sein, bei denen es sich um höhere Grade 
des Gefässkrampfes, bald auch um thrombotische und embolische Zustände, be- 
sonders im Gefässgebiet der 1. Arter. carotis int. handelt. Hier dürfte die 
häufig dabei beobachtete transitorische Hemianopsie ausnahmsweise zu einem 
Dauersymptom geworden sein, wahrscheinlich durch Embolie oder Thrombose 
eines kleinen Arterienastes in solcher Lage, dass dadurch gleichzeitig die ein- 
seitige Hemianopsie und hemiopische Pupillarreaction des linken Auges erklärt 
werden könnte, also in der Nähe des inneren Kniehöckers oder im hinteren 
Abschnitt (Pulvinar) des Thalamus. — 2. Ein Fall von doppelseitiger 
Embolie der Art. centr. retinae. 68jährige Frau, mit Atherom der Arterien, 
erblindet plötzlich links durch Embolie der Centralarterie, gleich darauf Netz- 
hautblutungen oberbalb der Fovea auf dem gleichen Auge; unter energischer 
Massage des Auges und ableitender Behandlung tritt nach 2 Wochen Besserung 
ein; das Auge erkennt wieder Finger in 3 Fuss in allen Meridianen des G. F.; 
nach 3 Monaten war auch die erloschene Pupillarreaction auf Licht und Con- 
vergenz wieder vorhanden ; aber allmählich wurde die Sehschärfe wieder schlechter 
und nach Jahresfrist war das Auge wieder völlig erblindet; Retina ganz weiss, 
Gefässe blutleer; später entwickelte sich Cataract. Rechts war nach wieder- 
holten Netzhautblutungen, die sich immer wieder resorbirten, ca. 1°/, Jahre 
nach der Embolie links, und eine Woche nach einer eingetretenen Apoplexie 
mit Lähmung des rechten Armes und Beines gleichfalls Embolie und Erblin- 
“ dung eingetreten. Nach einem weiteren Vierteljahre Exitus unter Lähmung 
der Sprache. — Verf. führt diesen Fall an, da er selten sei und auch für das 
G. F. des embolisirten linken Auges beim Wiedereintreten der Circulation, die 
doch nicht überall gleichmässig sein konnte, keine Ausfallserscheinungen bot. 
| Neuburger. 
154) Kritische Bemerkungen über die Anatomie des Chiasma 
opticum, von Prof. Dr. Grützner, Tübingen. (D. med. W. 1897. Nr. 1 u. 2.) 
Im Gegensatz zu Kölliker, der auf Grund seiner neueren anatomischen Unter- 
suchungen eine vollständige Kreuzung der Sehnerven bei Mensch, Hund, Katze, 
Fuchs und Kaninchen annimmt, kommt Verf. nach weiteren Ausführungen, die 
im Original nachzusehen ‘sind, und sich auf die Ergebnisse der einfachen un- 
mittelbaren Betrachtung des Chiasma, auf dessen makroskopische Zerfaserung, 
auf die mikroskopische Zerlegung desselben in Schnitte, auf die Entwickelungs- 
geschichte, vergleichende Anatomie und Experimente stützen, zum Schlusse, dass 
nach wie vor eine Halbkreuzung der Sehnerven anzunehmen ist, da zudem 
fast alle physiologischen und pathologischen Erfahrungen für dieselbe sprechen. 
— Zum Schlusse werden Modelle vom menschlichen Chiasma besprochen, die 
die Fasernkreuzung veranschaulichen (zu beziehen durch Universitäts-Mechaniker 
Albrecht in Tübingen). Neuburger. 
155) Multiple Eiterherde der Hornhautgrundsubstanz, von 
Dr. Goering, Augenarzt in Meissen. (D. med. W. .1897. Nr. 14.) Verf. 
i 40 


- 626 - 


bevtachwte an der Saarbrücker Aurenbeiianstiaı ais Assien 2 Face eine 
seltenen Erkrankung, die einen 50)4tr. Bergmann usc ems iere Frar becrafen, 
und welche er noch nicht beschrieben gefunien hat 3—4 dunkarete, setk- 
nadelkopfgromse, nake bei einander liegende Punkte sıizen im H-enkacivyarecctiia 
1—2mm vom oberen Limbus entfernt; das Epithel daräter ıı matu Ce, 
raub; es bertett Vascularisation und deutliche Irus mit Tritcrg ces haraa- 
wassers; T: n; O: n. Ursache dunkel. Kein Trach om. kene Loge oe 
sonstige Erkrankung. Starke RBeizerscheinungen und Schmerzen Trerarie: 
Cocain, Atropin, feachte Warme, Inanctionseur. Veriaaf: iangsame (6—& Woct.en) 
und schieppende Heilung unter Zurücklassung parenchvmatiser Tribcnrena. 
Neuburger. 
156) Centrale beiderseitige Amaurose in Folge von metasia- 
tischen Abscessen in beiden Occipitallappen obne sonstige Herd- 
symptome, von Dr. H. Heinersdorff. (Aus der Cniv.-Acgenklinik in Bem, 
Prof. Pflüger. — D. med. W. 1897. Nr. 15.) 52jähriger Patient, vor 
D Wochen in die Lungenbeilanstalt von Thun aufgenommen, wo er sich rasch 
erholte, bekam dort unter Fieber eine Periostitis des linken Vorderarms, die 
sich unter Jodbebandlung bald besserte. Vor 14 Tagen klagte er über zu- 
nehmende Sehschwache, vor 8 Tagen von neuem Fiebersteigerung, Kopfschmerz, 
rasche Erblindung; Bildung eines Abscesses in der Leistengegend. Augen- 
spiegelbefund normal, nur noch Lichtempfindung, Pupillarreaction trage, aber 
vorhanden. Sonst keine cerebralen Erscheinungen, kein Fieber mebr, Urin 
normal. Eröffnung des Abscesses in der chirurgischen Abtheilung. Unter zu- 
nelmender Somnolenz nach 7 Tagen Exitus im Coma, am letzten Tage ein- 
maliges Erbrechen. Die Section ergab: Leberabscess; die Gehirnbasis bedeckt 
mit grünlichem Eiter, besonders am Boden des vierten Ventrikels und der 
Oceipitallappen; beide Seitenventrikel eitergefüllt, vom Hinterhorn aus führen 
beiderseits Oeffnungen in je eine im Occipitallappen gelegene Abscessbühle. 
Die übrigen Gehirntheile ohne Veränderungen. Bakteriologische Untersuchung 
wurde nicht gemacht. Das Fehlen von sonstigen Erscheinungen bis kurz vor 
dem Tode wird damit erklärt, dass die anfänglich auf das Occipitalmark be- 
schränkten Abscesse erst kurz vor dem Tode nach den Seitenventrikeln und 
der Basis durchbrachen. Unter den 170 von Henschen zusammengestellten 
Fällen von Centralaffectionen der Sehbahnen konnte Verf. nur 6 ähnliche finden. 
Neuburger. 
157) Netzhautvenenerkrankung als Ursache recidivirender 
jugendlicher Netzhaut- und Glaskörperblutungen, von Dr. Otto 
Schefels, Augenarzt in Crefeld. Die Veröffentlichungen von Friedenwald 
und Simon (s. dieses Centralbl. 1896. Febr. und Nov.) veranlassen Verf. zu 
seiner Mittheilung, die 4 Fälle (darunter 3 Mädchen) von 17—22 Jahren be- 
trifft, deren Krankengeschichten mitgetheilt werden. “Die Blutungen waren bei 
allen doppelseitig; in zweien nur einseitig zu sehen; allerdings wurde der eine 
davon erst 1!/, Jahren nach der Blutung gesehen, und da nur kurz, während 
beim andern Glaskörperblutungen eine genaue Untersuchung verhinderten. Bei 
den recidivirenden Blutungen konnten neue perivasculitische Veränderungen nicht 
nachgewiesen werden; letztere bildeten sich nach 2—3 Monaten wieder völlig 
zurück, die Gefüsse sahen wieder normal aus; in 2 Fällen bestand vorüber- 
gehende grauliche Trübung der Maculargegend mit feinen punktförmigen, weissen 
Fleckchen. In einem Falle war Retinitis proliferans zu sehen. Gestützt auf 
eine frihere Beobachtung von Perivasculitis der Netzhautvenen durch hereditare 
Lues (Arch. f. Augenh. Bd. 22) hält Verf. auch die vorliegenden Fälle für ver- 


-— 627 — 


ursacht durch Lues hered.; zwar giebt die Anamnese keinen positiven Aufschluss 

darüber, aber andererseits fehlen auch sonstige ursächliche Momente, als Anämie, 

Tuberculose, erworbene Lues, Leukämie, Malaria u. s. w. vollständig. 
Neuburger. ° 


158) Asthenopie not due to refractive errors, by Henry Gradle, 
M. D., Chicago. (The Journ. of the Amer. Med. Assoc. 1897. 6. März.) Unter 
einer Reihe von 500 Patienten befanden sich 20 bis 25°/,, deren Beschwerden 
und Schmerzen bei Naharbeit nicht abhängig waren von Refractions- oder Accom- | 
modationsstörungen. Die Ursachen in solchen Fällen sind sehr verschieden- 
artig, allgemeine Neurasthenie, Anämie, Verdauungsstörungen, ungünstige hygie- 
nische Verhältnisse, leichte chronische Conjunctivitis und Blepharitis (3 °/,), 
Unregelmässigkeiten im Pigmentepithel der Retina (der Augengrund sieht ge- 
körnelt, wie „Pfeffer und Salz“, aus, besonders im nasalen unteren Quadranten); 
in letzteren Fällen brachten dunkle Schutzgläser und Ruhe Erleichterung. Weitere 
Ursachen der Asthenopie sind Augenmuskelanomalien, wenn auch nicht häufig 
nach Verf.’s Erfahrung, sodann Nasenerkrankungen und Sinuseiterungen (ca. 3°/,), 
wie chronische Rhinitis hypertrophisans, Septumdeviationen, Tonsillenvergrösserung; 
freilich ist bei vielen Kranken derart auch das Nervensystem geschwächt; 
letzteres ist auch häufig der Fall bei den durch Magenstörungen, besonders 
chronische Gastritis, hervorgerufenen Asthenopien. Die Behandlung muss bei 
allen diesen Fällen natürlich eine causale sein; aber selbst nach Beseitigung 
aller Ursachen bleibt manchmal die Asthenopie besteben und muss dann viel- 
fach als hysterische angesprochen werden und dem entsprechend psychisch be- 
handelt werden. — In der Discussion (Chicago Ophthalm. and Otolog. Society, 
1897. Nr. 12. I.) weist auch C. A. Wood und Wm. H. Wilder auf den 
Einfluss der leichten Chorioidalveränderungen hin, bei denen man häufig centrale 
Scotome für Roth und Grün findet; ferner auf die Schlaflosigkeit als Symptom 
allgemeiner Neurasthenie als Ursache der Asthenopie. C. F. Hotz betont die 
Wichtigkeit der Behandlung allenfalls bestehender Blepharitis. H. T. Patrick 
erwähnt die neurotische Asthenopie par excellence, die bei Frauen nach oft 
nur ganz geringfügigen chirurgischen Eingriffen sich einstellt. C. W. Hawley 
schenkt schon lange in allen Fällen von Asthenopsie dem Allgemeinbefinden 
grosse Aufmerksamkeit. Neuburger. 


159) Strabismus, by G. A. Berry, M. D., Edinburgh. (Ed. Med. Journ. 
1897. Jan., Febr., Marz.) S. Refer. dies. Centralbl. 1896, S. 652. — Strabis- 
mus convergens ist der active Zustand, zu welchem das Augenmuskelgleich- 
gewicht führt, wenn die Interni lange Zeit eine abnorm starke Innervation zur 
Convergenz erhalten (uncorrigirte Hyperopie), Strabismus divergens dagegen der 
passive Zustand, wenn diese Muskeln zu wenig oder gar keinen Impuls zur 
Convergenz erhalten (häufig bei Myopie). Der Effect der Operation des Ein- 
wärtsschielens ist meist nur ein kosmetischer; nur wenn sich binoculares Sehen 
wiederherstellt durch geeignete optische Correction bei beiderseits fast gleicher 
Sehschärfe und nicht zu frühzeitigem Beginn der Schielstellung ist eine Wieder- 
kehr des Schielens mit Sicherheit nicht zu erwarten. Bei Strabismus divergens 
soll, etwas Uebercorrection zurückbleiben. Die weiteren Ausführungen über 
Strabismus convergens myopicus und concomitans sind im Original nachzulesen. 

Neuburger. 


160) Bilateral optic neuritis complicating enteric fever, by 
Braine-Hartnell. (Brit. med. Journ. 1897. 29. May.) Zwei Tage vor dem 
Tode des 11jährigen Knaben wurde leichte Neuritis optica R > L beobachtet; 

40 * 


- 628 


die Section ergab Entzündung der Peyer'schen Plaques mit Schwellung der 
Mesenterialdrüsen und Sollitärfollikel; im Gehirn fand sich keine Ursache für 
die Neuritis. . Neuburger. 
161) Hysterical amblyopia, by Frank S. Milbury, M. D., Brooklyn. 
(Med. Rec. 1897. 20. März) 22jährige Dame, seit 7 Jahren blind trotz 
aller möglichen Consultationen und Heilversuchen. Augenspiegelbefund völlig 
normal. Hypnotismus, lange Seereise, Alles umsonst. Da entdeckte Verf. zu- 
fällig einen schlecht abgebrochenen Prämolarzahn links oben; er suggerirte mit 
vieler Mühe der Pat., dass dieser Zahn Schuld an der Erblindung sei und nach 
dessen Entfernung, jedoch ohne Narkose, das Sehen wiederkäme, was auch in 
der That vollkommen eintrat und blieb bis zu dem 2 Jahre später an Typhus 
erfolgten Tode. Eine Erblindung gleicher Art bei einem 16jährigen Knaben 
und hochgradige Schwachsichtigkeit bei einem 9jahrigen Mädchen wurden nach 
mancherlei vergeblichen Versuchen durch Suggerirung während des hypnotischen 
Schlafes in wenigen Minuten geheilt. , Neuburger. 


162) The cornea and the cautery —- the use of the galvano- 
cautery in ulcer of the cornea, by C. S. Rodman, M. D. Waterbury, 
Conn. (Med. Rec. 1897. 21. August.) Bekanntes. | Neuburger. 


163) The localization of foreign bodies in the eye by means of 
the X-ray, by Percy Friedenberg, M. D., New York. (Med. Rec. 1897. 
15. Mai.) In einem Fall von Schrotschussverletzung beider Orbitae mit Erblin- 
dung und Glaskörperblutungen konnten die Schrotkörner mittelst Röntgenstrahlen 
photographirt werden. Einmal wurde die Crooke'sche Röhre am Hinterkopf 
angebracht und 2 länglich schmale, entsprechend den knöchernen Orbitalvor- 
sprüngen zugestutzte Carbuttplatten auf die mit Watte bedeckten Augen gelegt 
und fest auf den Kopf gebunden, um die minimalen Kopfbewegungen zu neu- 
tralisiren; sodann wurde eine Profilansicht gemacht, indem Pat. auf der rechten 
Seite auf der sensitiven Platte lag, während die Röhre links aufgesetzt wurde; 
die der Platte zunächst liegenden Körner erschienen am deutlichsten. Durch 
Vergleichung beider Aufnahmen wurde die Localisation erleichtert. 

Neuburger. 

164) Eye and ear defects in scholars. (Med. Rec. 1897. 29. Mai.) 
Der Schulgesundheitsrath New Yorks hat unter ärztlicher Beihilfe die Schul- 
räume visitirt, ob sie den Beleuchtungsanforderungen entsprechen, und ob die 
kurz- und schwachsinnigen und schwerhörigen Kinder richtig sitzen. 

Neuburger. 

165) Queer eyes in queer places, by James Weir jun, M.D. 
Ownesboro, Ky. (Med. Rec. 1897. 10. April.) Primitive Augen erscheinen schon 
bei sehr niedrig organisirten Thieren; als merkwürdigstes Beispiel wird die 
Meduse oder Schirmqualle angeführt. Rnnd herum am Rande des Schirmes, 
der sog. limbrella, kann man in regelmässigen Zwischenräumen gewisse rund- 
zellenähnliche Organe sehen, welche in der Zahl sehr variiren, von 8 bei ein- 
zelnen Arten bis zu 60 und 600 bei anderen. Diese sog. Randkörperchen 
enthalten durchscheinende Körperchen, welche von einigen Forschern für Oto- 
lithen oder Gehörsteine gehalten werden; Verf. fand jedoch in ihnen stets 
Pızment, welches er für eine primitive Retina halt, während er die durchsichtige 
Scheibe für eine primitive Linse anspricht; auf Grund dieser mikroskopischen, 
sowie anschaulich beschriebenen experimentellen Beobachtungen im Aquarium, 
nach welchen die Thierchen hell und dunkel gut unterscheiden, hält er die 
Organe für Augen. Der Seeigel hat schon höher entwickelte Augen mit Cornea, 


-— 629 — 


Retina und Linse; letztere, inmitten von Pigment gelegen, sieht aus wie ein 
glinzendes Ei in einem scharlachrothen Nest; die Augen liegen Ober den Ricken 
_ terstreut, direct unter der Haut. Die längs der Armstrahlen vorkommenden, 
an Zahl variirenden Augen der „Sternfische“ sind wieder einfacher: Pigmentflecke 
mit Nerven; Linsen konnte Verf. nur bei einzelnen Arten firden. Sogar die 
Auster bat primitive Augen in Form von Flecken um den Mantelrand herum. 
Bei den meisten Würmern kommen. Augen nur als sog. Ocellen vor, welche nur 
Licht und Dunkel unterscheiden können und mit Nerven versehene Pigment- 
flecke darstellen, so z. B. bei der Alciope, einem kleinen Seewurm; dieser ist 
sehr durchsichtig und gleicht einem belebten Ring, aus violetten Scheiben be- 
stehend, mit einem Paar orangefarbigen Augengläsern am Kopfe, eben seinen 
Augen, welche schon gut entwickelt, Cornea, Linse, Glaskörper und Retina an- 
deuten. Ein anderer Wasserwurm, Myrianide, der sich durch Sprossung ver- 
mehrt und aus einer Anzahl Glieder besteht (ähnlich dem Bandwurm) und auch 
sonst manche physiologische Merkwürdigkeit bat, zeigt auf jedem 4. Glied zwei 
runde dunkelfarbige Ocellen. Die Schnecke besitzt an der Spitze ihrer Hörner 
2 Augen mit Cornea, Linse und Retina; anschaulich beschriebene Versuche 
zeigten, dass die Gartenschnecke ein bewegtes weisses Object in 2 Fuss, ein 
~ schwarzes erst in 12—14” erkennt. Auch der Bachkrebs besitzt Augen an 
der Spitze von Augenstielen, aber ganz anderer Art, nämlich sog. Facetten- 
augen, wie sie auch vielen Insecten eigen sind. Mannigfachen Beobachtungen 
nach muss der Krebs ganz gut sehen, z. B. einen Menschen in 20—25 Fuss 
Entfernung. Ferner hat der Taumelkäfer, Gyrinus, der im Wasser so possir- 
liche Bewegungen vollführt, ein paar scharfsehende Facettenaugen unten am 
Kopf für das, was im Wasser vorgeht, und ein weiteres ebenso scharfes Paar 
für den Ausblick nach oben. Solche sonderbare Augen hat ein auch noch 
andere Eigenthümlichkeiten bietender Raubfisch, der sog. Periophtbalmus, näm- 
lich 2 grosse prominente Augen an der Spitze des Kopfes, welche rund herum 
nach allen Seiten blicken können; daher auch sein Name. Seine Lieblings- 
nahrung bildet eine gleichfalls besondere Sehwerkzeuge besitzende Molluskenart, 
das sog. Onchidium. Während deren Kopfaugen denen anderer Mollusken 
gleichen, besitzen sie noch eine Anzahl, manchmal mehrere Hundert, von Rücken- 
augen von gleichem Typus wie die der Wirbelthiere, mit Cornea, Linse, Retina 
und blindem Fleck. Dadurch haben sie Ausblick nach allen Seiten, und dass 
sie etwas sehen, beweist der Umstand nach Verf., dass sie dem über den Sand 
daber hüpfenden Periophthalmus durch Entleerung Tausender von blasenähnlichen 
Hautzellen einen Hagel von kleinsten Concretionen entgegenschleudern, worauf 
sich dieser erschreckt zurückzieht. Als letzte Merkwürdigkeit führt Verf. in 
seiner durch zahlreiche Abbildungen und sonstige Mittheilungen über das Leben 
und Treiben der erwähnten Thiere noch interessanter gemachten Arbeit das 
bei manchen Eidechsen, vor allem der sog. Calotis, und bei einer Baumeidechse 
in Tenesse und Kentucky, dem sog. singenden Scorpion, vorkommendes Cyclopen- 
auge an. Ausser den 2 regulären Augen besitzen diese Thiere noch ein 3. 
mit Linse, Retina und Sehnerven versehenes auf dem Gipfel dec Kopfes, welches 
von einer modificirten, durchsichtigen Schuppe wie von einer Cornea bedeckt 
wird. Neuburger. 
166) The clinoscope, by George F. Stevens, M. D., New-York. 
(Med. Record. 1897. 27. Februar.) Apparat zur Bestimmung der Declination 
des verticalen Hornhautmeridians bei gesunden Augen sowohl wie bei Augen- 
muskellähmung; ohne Abbildung schwer zu beschreiben; nach -Verf.’s Angaben 
verfertigt von E. B. Meyrowitz, New-York. Neuburger. 


— 680 -- 


167) Ergänzung zu „Die Farbenblindheit und ihre Diagnose“. 
Zum Gebrauch für Aerzte und Behörden, von Dr. M. Ohlemann, 
Augenarzt in Minden. Mit 26 Farbenkärtchen. (Braunschweig 1897.) Da 
Opbthalmospectroskope noch sehr theuer sind, Prüfungen mittelst Pigmentfarben 
in Gestalt der ‘Wollprobe von manchen nicht für ausreichend gehalien werden, 
so hat Verf. 26 Kärtchen mit Spectralfarben zusammengestellt. Bezüglich der 
Anwendung muss auf den beigedruckten Text bez. auf des Verf.’s im Titel er- 
wahnte Arbeit verwiesen werden. Neuburger. 


168) Das Airol, ein Ersatzmittel des Jodoforms, seine Wirkung 
auf Gonorrhoe und Trachom, von Dr. Tausig. (Wien. med. Presse. 1896. 
Nr. 41.) Bei 4 Trachomfällen nahm nach Einstäubung des Airols in den Binde- 
hautsack die bisherige starke Secretion schon nach 3 Tagen ab; die sammet- 
artige Beschaffenheit der Conj. verschwand, ebenso allmählich die Körner, so 
dass Verf. das Mittel als ein Specificum gegen Trachom (und Gonorrhoe) an- 
sieht; auch sonst bewährt es sich als vortreffliches, reiz- und geruchloses Trocken- 
antisepticum; es wirkt durch langsame Abspaltung des Jods aus seinem Molekül. 

Neuburger. 


169) Improved method of treatment in eye diseases, and recent 
advances in ophthalmic work. (Therap. Gaz. 1897. 15. Juli.) Tho- 
mas Bickertson empfiehlt (Liverpool Med.-Chir. Journ. 1897. Jan.) gegen 
Blenn. neonatorum Tag und Nacht fortzusetzende, alle paar Minuten zu 
wechselnde Umschläge von eiskalter Chlorzinklösung (1:600). Das Gefäss mit 
der Lösung steht in einem zweiten mit Eis gefüllten Gefäss. Dabei werden 
abgesehen von dem Abwischen des Eiters und Verhindern des Zusammenklebens 
der Lider weitere Maassnahmen unterlassen. Erfolg nn sehr gut, kein 
Verlust. Neuburger. 


170) The ocular eege of typhoid fever, by Ch. St. Bull, 
M. D., New-York. (Med. Rec. 1897. 24. April.) Bei den meisten Infections- 
krankheiten treten Augenstörungen im Prodromal- oder Initialstadium auf, beim 
Aldominaltyphus dagegen erst während des weiteren Verlaufs und in der Re- 
convalescenz. Der Häufigkeit nach geordnet sind es einfache catarrhalische 
Conjunctivitis; phlyctanulare Conjunctivitis und Keratitis, in schweren Fällen 
bis zu Xerosis corneae ansteigend; dann Accommodationslähmung und Mydriasis. 
Netzhautblutungen sind auch nicht ungewöhnlich auf der Höhe der Krankheit, 
von verschiedener Art und Ausdelinung; die gewöhnlichen sind punktförmig und 
werden vom Patienten nur wahrgenommen, wenn sie die Macula betreffen; die 
ausgedehnten dagegen mit Durchbruch in den Glaskörper sind meist mit schlechter 
Allgemeinprognose verbunden; die Ursache ist wohl in Gefässwanddurchlässigkeit 
bez. -erkrankung in Folge des allgemeinen Schwächzustandes zu suchen. Sodann 
kommen Lähmungen der äusseren Augenmuskeln vor während der Reconvalescenz 
und noch später, bald heilend, häufig wiederkehrend. Seltener sind Neuro- 
Retinitis oder Neuritis retrobulbaris, zuweilen Amblyopie ohne ophthalmosko- 
pischen Befund und sogar Hemianopsie, verursacht durch Basilarmeningitis bez. 
Irritation des Tractus. Glücklicherweise selten sind die auf der Höhe der 
Krankheit einsetzenden, quoad visum schlechte Prognose gebenden Entzündungen 
der Iris, Chorioidea und des Corpus ciliare, oft mit Cataractbildung verbunden. 

Neuburger. 

171) What are the functions of the rods and cones and the 
pigment epithelium layer of the human retina? By Frank P. 
Pratt, M. D., Jackson, Mich. (Med. Rec. 1897. 28. August.) Verf. be- 


— 631 — 


antwortet obige Frage mit folgenden, wie er selbst sagt, Hypothesen: Die 
Zapfen allein sind die Endzellen der Sehnervenfibrillen, während die Stäbchen 
als Stützgewebe für sie dienen; das Pigmentepithel verwandelt die Lichtvibra- 
tionen in Nervenerregung. Der Beweis kann allerdings nur mit zum Theil 
orwiesenen, zum Theil umstrittenen anatomischen und physiologischen Beob- 
achtungen geführt werden. Ausserdem stehen eine ganze Zahl von Thatsachen, 
die Verf. zum Theil selbst anführt, ohne sie widerlegen bez. mit seiner Theorie 
in Einklang bringen zu können, mit obigen Sätzen in Widerspruch. Die Einzel- 
heiten müssen im Original nachgesehen werden. Nouburger. 


172) Die Geschwalste der Cornea, von Dr. Fridolin Blascowics. 
(Pester med.-chir. Presse. 1897. Nr. 18.) Granulom der Cornea; Lidschluss 
dadurch erschwert; Enuclestion. Diagnose anatomisch bestätigt. Die 25jährige 
Frau hatte mit 8 Jahren wahrscheinlich phlyctänuläre Keratitis; die Geschwulst 
scheint jedoch aus einem späteren Pannus, nicht aus dem Leucom hervorgegangen 
zu sein. Primäre Hornhautgeschwülste sind nach Verf. sehr selten; es folgt 
Besprechung derselben. Neuburger. 


173) Lateral illumination: magnifying instruments employed ` 
in combination with lateral illumination; the use of highly magni- 
fying glasses with the ophthalmoscope, by Prof. L. Laqueur, M. D., 
Strassburg. Translated bei Harry Friedenwald, M. D., Baltimore. (System. 
of Diseases of the Eye, Vol. II.) Geschichte, Theorie und klinische Anwendung 
der focalen Beleuchtung, der Hornhautlupen und Mikroskope. Neuburger. 


174) Eucain in ophthalmic surgery, by Surg.-Capt. F. P. Maynard. 
(Indian Med. Gazette. 1897. Febr. Nr. 2. Vol. 32.) Bei Anwendung in 20 Fällen 
von Cataractoperationen, Iridectomien, Discisionen u. a. sab Verf. folgende Nach- 
theile: Schmerz beim Einträufeln, wie es scheint bei dunkelfarbigen Individuen 
weniger, Thränen und Injection des Auges, und folgende Vortheile: vollkommene, 
genügend lange Anästhesie selbst nach nur einmaliger Einträufelung einer 10°/, 
Lösung, Verringerung des Augendruckes, keine Beeinflussung der Pupille odar 
der Accommodation, keine Schädigung des Hornhautepithels, Beständigkeit der 
Lösung beim Kochen, Ungiftigkeit und Billigkeit. Neuburger. 


175) Traumatic prolapse of the iris and its treatment, by G. E. 
de Schweinitz, M.D. (Med. News. 1897. 3. Juli.) Je nach dem Sitz 
und der Grösse des Prolapses und je nach den begleitenden Umständen (ob 
Infection da ist oder nicht, Reizung des Auges und dergl. oder nicht) muss 
die Behandlung stets individualisirend sein. Unter Anführung von Kranken- 
geschichten ist Verf. jedoch geneigt, stets, wenn die Entfernung des Prolapses 
irgend möglich ist, operativ einzugreifen, d. h. in frischen Fällen den Vorfall 
zurückzubringen und ev. die Wunde zu nähen, in alten denselben abzuschneiden. 
Bei friedlicher Behandlung, Druckverband, Bettruhe u. s. w. sah er von Atropin 
auch bei peripheren Vorfällen stets gute Wirkung; nur bei einigen Vorfällen 
nach Cataractoperationen zog er Eserin vor. Ä Neuburger. 


176) Unilateral albuminuric retinitis, with cases, by G. E. de 
Schweinitz, M.D. Philadelphia. (Med. News. 1896. 19. December.) Während 
die einen Autoren Retinitis albuminurica für eine gewöhnlich doppelseitig auf- 
tretende Erkrankung halten, erklären andere, z. B. Knies, die einseitige Er- 
krankung für nichts Seltenes; allerdings ist, wie Verf. selbst einräumt, die 
grosse Mehrzahl der letzteren Art nur scheinbar einseitig, da beide Augen in 
verschieden langem Zwischenraum nach einander erkranken können; in einer 
bestimmten Zahl von Fällen wurde jedoch bis zum Tode nur ein Auge erkrankt 


- - 632 


gefunden, ebenso auch bei der Autopsie nur eine Niere erkrankt gefunden. 
Der eine Fall des Verf.’s beweist nichts, da er nur einmal gesehen wurde; im 
zweiten wurde allerdings während 5 Monaten nur einseitige Neuro-Retinitis 
mit zahlreichen Blutungen und S= ®/ beobachtet, auf dem anderen Auge 
dagegen nur ganz feiner weisser Schleier (!) in der Nähe des Sehnerven ohne 
weitere Veränderungen mit S = °/,. Patient lebt noch; die Blutungen sind 
zurückgegangen, dagegen zahlreiche Degenerationsherde und Perivasculitis auf- 
getreten. | Neuburger. 
177) A case of toxic amblyopia, with autopsy and micrscopical 
examination of the specimens, by G. E. de Schweinitz, M. D., Phila- 
delphia. (Amer. Journ. of the Med. Sciences, 1897. September.) Die Ver- 
änderungen im mitgetheilten Falle (60jăhriger, an Pneumonie gestorbener, 
starker Pfeifenraucher) von centralem Scotom, der nach Anamnese und Unter- 
suchung zu der Gruppe der sog. Intoxicationsamblyopien gehörte, waren folgende: 
Degeneration des papillo-maculären Bündels vom Tractus an durch das Chia:ma 
bis hin zur Papille; in diesem Bereiche merkliche Verdickung des Bindegewebes 
. mit Degeneration der Nervenfasern, und Hypertrophie der Gefässwände, mit 
mässiger Kernwucherung innerhalb der Fascicel; geringe Zusammenziehung des 
temporalen Nervenfaserlagers in der Nähe der Papille und an dieser Stelle 
Unvollständigkeit der Fortsätze der Ganglienzellen, welch letztere aber in der 
Macula ganz normal waren. Schöne Abbildungen dieser Veränderungen, sowie 
Verzeichniss der einschlägigen Literatur sind beigegeben. Neuburger. 
178) Tabacco amblyopia ina woman, with anomalous scotomas, 
by G. E. de Schweinitz, M. D., Philadelphia. (Ophth. Record. 1897. März.) 
Der Fall ist merkwürdig wegen der ungewöhnlichen Form der Scotome und 
weil er eine 60jährige Frau betrifft, die seit 15 Jahren zwar stark rauchte, 
aber keinen Alkohol trank. Die beiderseits ziemlich symmetrischen absoluten 
Scotome für Roth und Grün beginnen 5° temporal vom Fixirpunkt, den sie 
also frei lassen, ziehen sich in dieser Richtung bis zu 20° hin und erstrecken 
sich nach oben und unten ca. 15° weit, zeigen also Aehnlichkeit mit den 
Scotomen, welche bei von Jugend an in Folge Refractionsfehler schwachsichtigen 
Augen beobachtet wurden; zwar ist Pat. auch auf einem Auge in Folge Hyp. 
von Jugend an schwachsichtig; doch spricht die Symmetrie beiderseits gegen 
diese Ursache des Scotoms. Von 5° temporal an bis zum nasalen Rand des 
Fixirpunktes besteht nur relatives Scotom für Roth und Grün. Neuburger. 
179) A clinical study of the ophthalmic symptoms seen in a 
case of fracture of the anterior base of the skull, by Ch. A. Oliver, 
M. D., Philadelphia. (Amer. Journ. of the Med. News. 1897. Juli.) Die 
Symptome wiesen darauf hin, dass der rechte Facialis centralwärts noch vor 
Abgabe des N. petrosus, der linke dagegen ganz peripher beschädigt wurde; 
ferner waren dabei betheiligt beide Optici, welche ungleichmässige und vorüber- 
gehende Compression beider Tractus auzeigten, beide Oculomotorii, der rechte 
mehr als der linke, welche durch intracranielle Beschädigung in der Gegend 
der processus clinoidei betroffen zu sein schienen, endlich beide Abducenten, 
ebenfalls R > L. Dazu kam Blutung aus der Nase, eine Woche dauernd, 
Fehlen meningitischer und anderer entzündlicher Erscheinungen, ferner zwar 
persistirende, aber sehr charakteristische Stauung der Retinalvenen. Dies alles 
zusammen liess Verf. einen Bruch des rechten Schläfenbeines, mit wahrschein- 
licher Zerreissung eines benachbarten Sinus in der Dura annehmen. Die Läh- 
mungserscheinungen an den Augen besserten sich im Laufe der Zeit sehr. 
Neuburger. 


- 633 


180) On the occurence of retinal hemorrhage after middle 
age: and its bearing on the duration of life, by Hasket Derby, 
M. D., Boston. (Read at the Annual Meeting of the Massachusetts Med. Soc. 
1897. 8. Juni.) Von 90 Fällen konnte Verf. das weitere Schicksal bei 31 er- 
fahren; von diesen war der jüngste 43, der älteste 83 Jahre alt, der Durch- 
schnitt betrug 62 Jahre. Davon waren 25 nach kurzer Krankbeit, einzelne 
ganz plötzlich gestorben, und zwar 11 in Folge Herzerkrankung, 14 in Folge 
von Apoplexie. Von den übrigen 6 waren nach den letzten Erkundigungen, 
durchschnittlich 13 Jahre nach beobachteter Netzhautblutung, noch 5 am Leben 
mit einem durchschnittlichen Alter von 54 Jahren, einer, ein 83jähriger, war 
6 Jahre später an Cystitis gestorben. Die Prognose ist also meistens ungünstig. 

Neuburger. 

181) Clinical notes of a case of injury producing as the most 
prominent symptom luxation of the eyeball into the orbit: (so-called 
traumatic enophthalmos), by Ch. A. Oliver, M. D., Philadelphia. (Ophth. 
Rec. 1897. Januar.) 5 Wochen nach Schlag mit einem Weberschiffchen gegen 
das linke Auge stand dasselbe um 4—5 mm rückwärts in der Orbita; linke 
Lidspalte verengt; linker Rectus superior vollständig, Obliquus inferior leicht 
gelähmt. Beim Versuch, auf ein nahes Object in der Mittellinie zu convergiren, 
tritt clonisches Zucken der Nasentlügel ein, L > R. Knochenverletzung war 
nicht zu constatiren. Neuburger. 

182) A case of reparation from extensive injury (Verbrennung) 
involving the inner angle of the eyelids, by Ch. A. Oliver, M. D. 
(Ophth. Rec. 1897. April.) Neuburger. 


183) Clinical history of a series of operative procedures for 
the cure of cicatrial ectropium from antral disease, by Ch.A. Oliver, 
M. D. (Univ. Med. Magaz. 1897. Mai.) Das 14jährige Mädchen zeigte sehr 
entstellendes Ectropium des Unterlides durch eine Hautnarbe, welche mit dem 
Knochen verwachsen war, als Folge früherer, langjähriger Oberkieferhöhlen- 
eiterung mit Durchbruch nach aussen. Das Ectropium wurde derart beseitigt, 
dass nach Lostrennung der Narbe vom Knochen und Lockerung der Haut bis 
weithin nach der Schläfengegend der äussere Cantkus gespalten und der Schnitt 
ca. 2!/, cm nach aussen verlängert und der äussere Theil des Ciliarrandes 
ca. 1 cm lang entblösst, und sodann das Unterlid wie bei Blepharoplastik nach 
Dieffenbach in seine neue Stellung geschoben und mit Nähten befestigt wurde. 

Neuburger. 


184) Clinical history of a case of subconjunctival dislocation 
of the crystalline lens, by Ch. A. Oliver. (Ophth. Rec. 1897. Juni.) 
Der Fall ist von Shoemaker in der Sect. of Ophth. of the College of Phys. 
of Philadelphia am 16. März 1897 vorgestellt wurden; siehe Bericht hierüber 
an anderer Stelle. Neuburger. 


185) Cases of monucular optic neuritis, by G. E. de Schweinitz. 
(Philadelphia Polyclinic. 1896. 12.December.) Ueber 3 Fälle ist schon an anderer 
Stelle berichtet worden (siehe dieses Centralbl. 1896, S. 459), der 4. betrifft 
eine Schwangere im 5. Monat mit einseitiger Neuroretinitis und acuter centraler 
Chorioretinitis; im Urin Spuren von Eiweiss und Cylinder. Normale Entbindung 
zur normalen Zeit; Heilung mit Atrophie in der Maculargesend und dissemi- 
nirten Pigmentstörungen. Neuburger. 


186) Ophthalmic cases, by G. E. de Schweinitz. (Philadelphia 
Polyel. 1897. 21. Aug.) Recidivirende Abducenslähmung bei einem 6jährigen 


- 634 — 


Kinde. — Totales Hornhautstaphylom; Mules’ Operation; Ausstossung der 
Glaskugel am 8. Tage. — Doppelseitige Keratoiritis nach Influenza; mit sub- 
conjunctivalen Einspritzungen einer Deci-Normalsalzlösung günstig behandelt. — 
Hypertrophische Blepharitis und Keratitis ulcerosa mit Formaldehyd (1 :2000 aq. 
dest.), 3—4stündlich zu Waschungen und Umschlägen, sehr erfolgreich behandelt. 
Neuburger. 
187) Sub-conjunctival injections of physiologic salt solution, 
by G. E. de Schweinitz. (Codex Medicus. 1896. December.) Die in der 
Philadelphia Policlinic gemachten Versuche sind schon von Veasey (8. dieses 
Centralbl. 1896. S. 753) beschrieben. Verf. sah auch gummöse Scleritis unter 
dieser Behandlung sich rasch zurückbilden; über subconjunctivale Einspritzung 
von Salicylpräparaten bei gichtischer oder rheumatischer Scleritis, von Snellen 
empfohlen, hat Verf. noch zu wenig Erfahrung. Neuburger. 


188) Die Entfernung von eingedrungenen Pulverkörnern aus 
dem Auge, von Prof. Dr. Ed. Jackson. (Albany med. Annals. 1897. Nr. 5. 
— Deutsche Mod.-Ztg. 1897. Nr. 87.) Pulverkörner lässt man am besten ruhig 
sitzen, wenn sie nicht weiter stören. Zur Entfernung derselben aus den tieferen 
Hornhautschichten sowie aus der Gesichtshaut benützt Verf. eine feine galvanc- 
caustische Nadel, mit welcher er in tiefer Chloroformnarcose das darüberliegende 
Gewebe berührt; zugleich mit dem Brandschorf soll sich auch das darunter- 
liegende Pulver abstossen. Neuburger. 


189) Einfluss des Radfahrens auf das Sehvermögen und hy- 
gienische Rathschläge für die Augen der Radfahrer, von Dr. Miro- 
vitch, Paris. (Journ.d’hyg. 1897.8.1068/1896.— Deutsche Med.-Ztg. 1897.Nr.87.) 
Die Circulationsverhältnisse des Auges werden durch eine vornübergeneigte Rump!f- 
haltung mit Rückwärtsneigung des Kopfes schädlich beeinflusst. Der Luftdruck 
soll auch Myopie erzeugen oder verstärken (?), weil er den Bulbus an die Orbita 
drückt. Dass der Luftzug und Staub die Bindehaut reizen und entzünden können, 
ist klar, unwahrscheinlich dagegen, dass, wie Verf. angiebt, zahlreiche Radfahrer 
die Augen beim Fahren geschlossen halten und nur für Augenblicke öffnen, eben- 
so, dass die meisten Brillenträger ohne Brille radfahren, im Gegentheil, Ref. 
wurde schon vielfach von Radfahrrern ersucht, ihnen ein Schutzglas zu verordnen. 
Angeblich soll auch durch die rasche Aufeinanderfolge der peripherischen Bilder 
der Farbensinn leiden (?). Neuburger. 

190) Die postdiphtherischen Erkrankungen des Auges, von Prof. 
O. Schirmer in Greifswald. (Zwanglose Abhandign, I, 4. Halle, Marhold.) 
Die eigentlichen postdiphtheritischen Erkrankungen sind lediglich Spatwirkung 
der lanygst verschwundenen Bacillen. Am häufigsten findet sich beiderseitige 
Accommodationsparese, ca. 3 Wochen nach der Erkrankung und bis 4 Wochen 
dauernd, ohne Pupillenbetheiligung, oft nach nur leichter Diphtherie in schwerer 
Form auftretend; viel seltener ist die gleichfalls doppelseitige Abducensparese; 
noch seltener Lähmung anderer Augenmuskeln, z. B. fast totale Ophthalmoplezia 
externa mit totaler Ptosis bei völliger intacter Accommodation und Pupillar- 
bewegung; letztere Form muss eine centrale Ursache haben; bei anderen ist sie 
noch nicht aufzeklart. Recht selten! ist auch eine nur nach sehr schweren 
Fällen auftretende Neuritis optica, Papillitis oder retrobulbäre Neuritis. Zum 
Schlusse erwähnt Verf. noch 2 Fälle von Entzündung des Orbitalgewebes. (Deutsche 
Med.-Ztg. 1897. Nr. 87.) Neuburger. 


t Ich glaube nicht daran. In 250 Fällen postdiphtherischer Accommodations- 
lähmung wurde sie bei mir nicht einmal gefunden. 


— 635 — 


191) Ueber die Bindehautdiphtherie und ihre Behandlung mit 
Heilserum, von Prof. Ewetzky in Moskau. (Berl. klin. Wochenschr. 1896. 
Nr. 31.) Zwei selbst beobachtete Fälle fibrinöser Augenentzöndung, einer mit 
charakteristischen Merkmalen des Croup, der andere schwerere mit denen der 
Diphtherie, beide mit positivem Befund bezüglich Löffler’sche Bacillen, ver- 
liefen unter Serumbehandlung günstig. Ueberhaupt habe sich diese Methode bei 
den bis jetzt veröffentlichten 29 Fällen so bewährt, dass Verf. räth, jede con- 
fiuirende Form fibrinöser Conjunctivitis damit zu behandeln. (Zeitschr. f. pract. 
Aerzte. 1897. Nr. 24.) Neuburger. 

192) Die diphtheritische Natur der croupdsen Conjunctivitis, 
von Prof. Haab. (Corresp.-Bl. f. Schweiz. Aerzte. 1897. Nr. 4.) Nach Be- 
sprechung der bisherigen Veröffentlichungen, insbesondere des Falles von Vossius 
beschreibt Verf. eine eigene Beobachtung zum Beweis dafür, dass die croupöse 
Conjunctivitis durch den Bacillus Löffler verursacht wird. Ein 5jähr. Kind 
wird mit Eczem, eitriger Conjunctivitis und graugelbem Belag, der nach 2 Tagen 
verschwunden war, aufgenommen. 4 Tage darnach erkrankte ein anderes Kind 
an Halsdiphtherie, das schon 18 Tage vorher aufgenommen worden war, wes- 
halb eine auswärtige Infection unwahrscheinlich ist. Weitere 2 Patienten wurden 
durch letzteres inficirt; alle vier kamen in die Diphtheriestation, wo der erste 
Patient „den diphtheritischen Charakter seiner anfänglichen Augenaffection noch 
durch Ueberstehen einer Halsdiphtherie documentirte“. (Da über eine bakterio- 
logische Untersuchung der ursprünglichen Augenaffection nichts mitgetheilt wird, 
ist nachträgliche Infection des Kindes auf der Diphtheriestation auch denkbar. 
Ref.) Verf. fasst nicht nur die früher als croupös angesprochenen Fälle (wenig 
Secret, zarte, die ganze Tarsalbindehaut überziehende Membran), sondern auch 
die mehr eitrigen mit fetzenartigen Membranen als croupöse auf. Jedenfalls 
verlangt er bei positivem Bacillenbefund, ev. schon vorher Serumbehandlung und 
Isolirung. (Zeitschr. f. pract. Aerzte. 1897. Nr. 24.) Neuburger. 

193) Jahresbericht der k. Universitäts-Augenklinik München 
für das Jahr 1896, mit besonderer Berücksichtigung der Therapie, 
Dr. Ebner, k. Assistenzarzt I. Kl. (Münch. med. W. 1897. Nr. 48 u. 49.) 
Bezüglich der statistischen Mittheilungen (Gesammtkrankenzahl 6233, davon 
klinisch 759) und der an der Klinik gebräuchlichen und bewährten, im grossen 
Ganzen wenig Neues bietenden Behandlungsmethoden sei auf das Original ver- 
wiesen. Bei einfacher catarrhalischer Conjunctivitis leistete 5°/, Alaunlösung, 
täglich einmal eingeträufelt, vorzügliche Dienste. Blennorrhoe wurde mit täg- 
licher Ausspülung von Hydrarg. oxycyanatum (1:500) behandelt. Nach Spaltung 
eines durch Blenn. bei einem Erwachsenen entstandenen Narbenstaphyloms, trat 
sympathische Cyclitis ein, die nach Enucleation heilte(?), aber noch mehrfach 
recidivirte. Bei entzündlichen infectiösen Hornhautprocessen erwies sich gelbe 
Präcipitatsalbe als sehr vortheilhaft. Vorzüglich bewährte sich bei Iris die 
Wärmedose aus Kupferblech mit Filz umhüllt, durch Glühstoffpatronen gewärmt. 
Die Cataractoperationen sind vom Verf. schon anderwärts beschrieben. Als 
Anaestheticum bewährte sich bei Operationen das Holocain. Interessant war 
das ophthalmologische Bild bei einer Endarteriitis obliterans der Chorioideal- 
gefässe, welche grösstentheils in weisse Stränge umgewandelt waren. Bei Cho- 
rioiditis wurde ein Dampfschwitzapparat, zur Aufhellung von Glaskörpertrübungen 
subconjunctivale 4°/, Kochsalzlösungen mit Erfolg angewendet. In dem einen 
Falle von Embolie der Centralarterie war ein minimaler Gesichtsfeldrest um den 
Fixirpunkt erhalten. Bei Thränensackentzündung war Ausspülung mit Oxy- 
eyanidlösung von Vortheil; bei frischen, besonders rheumatischen Muskellähmungen 


— 636 —- 


der constante Strom, Anode im Nacken, Kathode auf die geschlossenen Lider 
in möglichster Nabe des gelähmten Muskels. Secundärdivergenz nach beider- 
seitiger Rücklagerung des Internus verlor sich durch methodische Uebungen und 
Prismenbrille, Basis nach innen. Uvealsarcom wurde 3 mal beobachtet: ein 
Leucosarcom des Ciliarkörpers, Melanosarcom in einem durch Verletzung atro- 
phischen Auge wahrscheinlich von der Ciliarkörpernarbe aus sich entwickelnd 
und ein grosses Melanosarcom, das schon den Bulbus durchbrochen hatte; gleich- 
zeitig bestand auch Leberschwellung, so dass die Frage, ob die Geschwulst am 
Auge primär oder secundär entstanden sei, da die Obduction nicht gestattet 
wurde, offen gelassen werden musste. Nach einem Schlag entwickelte sich ein 
Cavernom der Orbita; durch Operation entfernt. Bei Kalkverbrennung liess sich 
ein Symblepharon durch alle möglichen Versuche meist nicht verhindern.‘ Oculo- 
motoriuslähmung, Sehnervenatrophie und Aderhautzerreissung durch Quetschung 
von rückwärts in Folge von Schuss durch den Gaumen schräg nach hinten 
oben; ferner Zimmerstutzengeschoss wurde aus einer Bindehauttasche entfernt, 
später Netzhautablösung an der Anschlagstelle der Kugel. Magnetoperation 
mit: Schlösser's grossem Magneten wurde 4 mal gemacht, 1 mal erfolgreich, 
der Splitter sass nahe der Macula, wurde bis in die Iris gezogen und durch 
Iridectomie entfernt; im zweiten Falle hatte der Splitter das Auge wahrschein- 
lich auch hinten durchschlagen, einmal steckt er zu fest, temporal von der 
Macula und einmal war er schon eingekapselt. Gesichtsfeldeinengung bei trau- 
matischer Neurose und Gesichtsfeldstörungen bei Neurasthenie (centrales Scotom; 
der Fall erscheint nicht ganz klar; Ref.), sowie vorübergehende Blicklähmung 
nach rechts und G.-F.-Einegung nach Fall auf den Hinterkopf wurden beob- 
achtet. 3 mal wurde excessive Myopie operativ behandelt; stets mit 
gutem Anfangserfolg; doch einmal trat Netzhautablösung 5 Monate 
nach der Operation (Verf. meint nicht in Folge derselben) auf und 
einmal bedeutende Verschlechterung durch Glaskörpertrübungen 
durch intraoculare Blutungen, (es waren wiederholte Discissionen 
gemacht worden). Neuburger. 
194) Verwendung der einfachen Convexlinse zur subjectiven 
und objectiven Bestimmung der Refraction, von Laurenty. (Wien. 
Klinik. 1896. Nr. 72.) Verf. hat das Basedow’sche Optometer verbessert. Der 
Abstand, welcher nöthig ist, damit ein Object vom accommodationslosen Auge 
deutlich gesehen werden kann, dient zur Berechnung der Refraction. Durch 
seine Versuchsanordnung gelang es Verf., die scheinbare Grösse des Objects 
ganz unabhängig von der Refraction und nur von der Grösse des Objects und 
der Brennweite der Linse abhängig zu machen, wodurch die Möglichkeit ge- 
geben war, die Sehschärfe zu messen. Verf. empfiehlt sein Instrument als Er- 
satz für den Brillenkasten: doch stelıt dem abgesehen von allem Andern schen 
der Umstand entgegen, dass stets atropinisirt werden muss. Ferner giebt Verf. 
eine Vereinfachung der Schmidt-Rimpler’schen objectiven Refractionsbestim- 
mung an sowie ein neues Skiaskop. (Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 1897. Nr. 24.) 
Neuburger. 
195) Astigmatismus und Schule, von Dr. Steiger. (Corr. Bl. f. 
Schw. Aerzte. 1897. Nr. 10.) In Zürich wurden seit 8 Jahren alle Kinder 
nach !/, jährigem Schulbesuch zunächst von den Lehrern vorgeprüft, über 6000, 
und davon diejenigen mit S < 1 Verf. zur weiteren Untersuchung vorgeführt, 
im Ganzen 936. Eine Reihe von Hypermetropen bleibt auf diese Weise un- 
entdeckt. Als Ursache der Sehschwäche (S= 0,75) fand sich in der Hälfte 
aller Fälle Astigmatismus, und zwar hatten von 777 astigmatischen Augen 622 


= PT <= 


mindestens AS von 2 D, über 300 sogar 3 D und darüber. Speciell bei allen 
Sehschwachen mit S von 0,2 bis 0,5 waren 74°/, astigmatisch. Die Fest- 
stellungen wurden mit Javal’s Ophthalmometer gemacht. Sie geben Verf. 
Anlass auf die Häufigkeit von hartnäckigen bei Kindern vorkommenden Kopf- 
schmerzen und andern nervösen Störungen hinzuweisen, die durch Astigmatismus 
verursacht und durch entsprechende Gläser beseitigt werden können. (Zeitschr. 
f. pr. Aerzte. 1897. Nr. 24.) Neuburger. 
196) Zur Kenntniss der tuberculösen Bindehautentzündung, 
von Dr. Mitvalsky, Prag. (Wien. klin. Rundschau. 1897. Nr. 37—39.) Verf. 
bespricht die Symptomatologie der Bindehauttuberculose, indem er der Eintheilung 
Sattler’s in 4 Hauptformen folgt, ferner Pathogenese und Behandlung, indem 
er seine allgemeine Darlegung durch 5 lesenswerthe eigene Beobachtungen er: 
läutert. (Zeitschr. f. pr. Aerzte. 1897. Nr. 24.) Neuburger. 
197) Einen Fall von Tuberkel der Conjunctiva und Sclera be- 
sprach Valude in der Paris. Acad. de Med. (D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 95.) 
Bei einem 3jährigen Kinde mit Lupus der Wange entwickelte sich 4—5 mm 
vom Hornbautrande entfernt nin Tuberkel, der operativ mit Erhaltung des Bulbus 
entfernt wurde, während man früher gleich (?) das Auge enucleirt hätte. Bei 
der Operation bemerkte Verf., dass die fibröse Wand der Sclera in der Mitte 
des Tuberkels verschwunden war, der Glaskörper war darin zu sehen und die 
Ränder desselben mit Tuberkeln infiltrirt. Die ganze Stelle wurde fortgeschnitten 
und die Ränder der Wunde vernäht. Glatte Heilung. Medien klar. Bis jetzt 
ohne Recidiv. In einer anderen Zuschrift bemerkt Prof. Eversbusch, Erlangen, 
(D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 103), dass er bereits 1889 einen Fall von Tuberkel 
der Conjunctiva und Sclera erfolgreich, d. h. mit Erhaltung des Auges, operirt 
habe, und zwar in einer mit der oben vom Verf. mitgetheilten übereinstimmen- | 
den Weise (s. Diss. inaug. von Dr. Karl Danziger, 1890). Bei einer Vor- 
stellung im Jahre 1897 zeigte sich das Auge vollständig recidivfrei. 
Neuburger. 
198) Scorbut-Erkrankungen der Augen, von Dr. Woskresenki. 
(Medic. Obosrenie. 1897. Nr.5. D. Med.-2tg. 1897. Nr.102.) Charakteristische 
Merkmale sind im Anfang der Erkrankung kupferrothe Färbung der Sclera, 
dann Blutergüsse in die Conjunctiva, hauptsächlich in die des Bulbus, von 
dunkelrother, fast brauner Farbe Das Leiden hält 4 bis 6 Wochen an; ohne 
dass die Cornea oder das Sehvermögen beschädigt werden. Auch zuweilen vor- 
kommende Irisaffectionen heilen ohne schädliche Folgen. Die Prognose ist so- 
mit stets günstig. Locale Behandlung ist zu unterlassen, weil sie nur ver- 
* schlimmern kann; auch allgemeine roborirende Behandlung ist nur von geringer 
Bedeutung, Auffallend raschen Erfolg hat Verf. damit erzielt, dass er seine 


Patienten in einem nahen See zweimal täglich baden liess. Neuburger. 
199) Die Secretionsnerven der Thränendrüsen, von Dr. Campos. 
(La France méd. 1897. Nr. 1. — D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 102.) Auf 


Grund seiner experimentellen und klinischen Untersuchungen konnte Verf. zu 
folgenden Schlusssätzen: Der N. lacrymalis enthält zahlreiche secretorische 
Fasern, die vom N. facialis unabhängig sind. Der Ramus orbitalis des N. 
supramaxillaris enthält ebenfalls secretorische Fasern, die jedoch mit dem N. 
facialis in Verbindung stehen. Durch Reizung des Sympathicus gelingt es nicht 
eine Thränensecretion herbeizuführen, ebenso bleibt seine Durchschneidung auf 
die Thränensecretion und auf die Augenfeuchtigkeit ohne Einfluss. Bei com- 
pleter Facialisparalyse mit Lähmung des N. petrosus superficialis major (was 
sich durch Gaumensegel-Lähmung kundgiebt) werden weder auf reflectorischem 


— 638 — 
Wege noch durch psychischen Einfluss Thränen secernirt; die secretorischen 
Thränendrüsennerven sind völlig gelähmt. Neuburger. 


200) Fall von Iridocyclitis mit seltenen Complicationen, von 
Dr. A. W. Orr. (Australas. med. Gaz. 1897. 20. Aug. — D. Med.-Ztg. 1897. 
Nr. 87.) Der Beschreibung nach scheint es sich um einen intraocularen Tumor 
gehandelt zu haben: Iridocyclitis, Glaskérpertribungen, Netzhautabléisang im 
oberen äusseren Quadranten; allmählich entwickelt sich Keratitis punctata; 
Schmerzen werden durch Eserin beseitigt; jeder Behandlung trotzend erblindet 
das Auge; die Symptome bleiben die gleichen. Keine Allgemeinerkrankung. 
Neuburger. 
201) Zeitweise Farbenveränderung der Iris beider Augen, von 
Dr. Clemesha. (Med.Record. 1897. 27. März. — D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 87.) 
Junges Mädchen kommt mit asthenopischen Beschwerden: myopischer Astigma- 
tismus. Sie erzählt, dass ihre Augen von Zeit zu Zeit die Farbe wechseln, und 
zwar treten alle Farben von schwarz zu braun, gelbbraun, gelbgrün bis blau- 
grau auf; zuweilen gleiche die Färbung ganz der der Katzenaugen. Der Haus- 
arzt bestätige die Angaben. Patientin ist kräftig und gesund. Nur hat sich 
ihr bis zum 18. Jahre dunkles Haar in Grau verwandelt, wahrscheinlich durch 
psychische Erregungen, und ist auch so geblieben. Neuburger. 


202) Ueber das Purkinje’sche Phänomen im Centrum der Netz- 
baut, von F. D. Sherman. (Wundt’s Philos. Stud. 1897. Bd. 13. S. 134. 
— D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 87.) Die von Purkinje zuerst gemachte und nach 
ihm benannte Beobachtung, dass bei eintretender Dämmerung die Farben nach 
der Reihenfolge ihrer Wellenlänge verschwinden, roth zuerst, dann gelb, grün 
und zuletzt blau, fehlt nach Parinaud und v. Kries im Centrum der Netzhaut. 
Des Verf.’s Versuche ergaben aber, dass das Phänomen im Centrum unter den- 
selben Bedingungen gesehen wird wie in der Peripherie; nur ist die Wahrnehm- 
barkeit des Roth im Centrum grösser als die des Blau, und gegen die Peripherie 
fallen die Schwellenwerthe näher zusammen. Neuburger. 


203) Vollständige Exposition der Cornea in Folge von Ectro- 
pium während 10 Jahren ohne Destruction des Bulbus, von Dr. Ernest 
Thomson. (Brit. med. Journ. 1897. 17. Juli. — D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 87.) 
Narbenectropium in Folge vnn Abscess am oberen Orbitalrand entstanden bei 
einer 50 jährigen Frau. Die seit 10 Jahren der Luft ausgesesetzt gewesene 
rechte Cornea ist mit einer dicken, grüngelben Kruste bedeckt, die sich nach 
dem Abfallen in einigen Wochen immer wieder neu bildet; die Cornea selbst 
ist geträbt und vascularisirt, aber ohne Substanzverlust. Neuburger. 


204) Spontane Expulsion beider Linsen bei einem Kinde, von 
R. J. Hamilton. (Brit. med. Journ. 1897. 31.Juli. — D. Med.-Ztg. 1897. 
Nr. 87.) Ein 4 Monate altes Kind zeigte am äusseren unteren Quadranten des 
rechten Corneoscleralrandes einen Irisprolaps; gleichzeitig übergiebt die Mutter 
die kurz zuvor aus dem Auge gefallene Linse. Ein Trauma wird verneint, 
ebenso etwa vorhergegangene Erkrankung des Auges. Lunkes Ange scheint 
normal. Nach einer Woche wird auch links die Linse Morgens auf dem Kissen 
gefunden; das Auge zeigt die gleiche Veränderung wie rechts. Tags darauf 
stirbt das schlecht genährte icterische Kind. Es wurde nur die Enucleation 
beider Bulbi gestattet. Im Glaskörper fand sich nach Präparation in Formol 
eine weisse, trübe Membran, die hinten an der Papille, seitlich mehrfach an 
die Chorioidea, vorn an der Pars ciliaris retina angeheftet, wie ein geleerter 
Ballun collabirt erscheint. Congenitale abnorme Entwickelung des Mesoblasts 


-—— 639 - 


ist wahrscheinlich. Die Membran hat durch Vergrösserung in der Längsrich- 
tung die Ausstossung der Linse an der im frühen Kindesalter schwächsten Stelle 
des Auges verursacht. (?) [Wohl Keratomalacie.] Neuburger. 


205) Die Zuverlässigkeit der Credö’schen Einträufelungen, 
von Dr. Schallehn. (Arch. f. Gyn. Bd. 54.) Die Resultate der Göttinger 
Klinik decken sich vollständig mit den von H. Cohn bei seiner Sammelforschung 
gefundenen. In 9 Jahren wurden unter 1000 Neugeborenen 0,2°/, Blenn. 
beobachtet; beide waren Spätinfectionen, indem sie erst am 8. Tage auftraten. 
Dauernde Schädigungen durch die Einträufelungen sind nie beobachtet worden, 
nur leichte Reizzustande der Conjunctiva. Minder gute Resultate anderer 
Kliniken sind vielleicht darauf zurückzuführen, dass entgegen der Vorschrift 
Cred6’s (gleich nach der Geburt, vor dem Ankleiden des Kindes) die Ein- 
träufelung zu spät, erst 1—2 Stunden post partum ausgeführt wird, wenn 
Asphyxie der Kinder oder Blutungen der Mutter u. dgl. ablenkend einwirken. 

Neuburger. 


206) Endovenöse Sublimatinjectionen bei Augensyphilis, von 
Angelucci. (Clinica moderna 1897. 2.Juni.) Von einer Lösung von Hydrarg. 
bichlorat. 0,2, Natr. chlorat. 0,6, Aq. dest. steril. 100,0 injicirt Verf. bis zu 
7 g (= 0,014 mg Sublimat) auf einmal. Er hat damit in 30 Fällen schwerer 
frischer Augensyphilis, ferner auch bei Iridocyclitis nach Trauma oder Cataract- 
operation ausgezeichnete, bezw. gute Resultate erzielt, ohne einen unangenehmen 
Zwischenfall zu erleben. Neuburger. 


207) Ein verbessertes Täfelchen zur Prüfung der Sehleistung 
und Sehschärfe empfiehlt H. Cohn in Breslau. (Aerztl. Polytechnik. 1897. 
October.) Eine 9 cm im Durchmesser grosse, blaue Scheibe mit einer kreis- 
runden, 2,5 cm grossen Oeffnung liegt auf einer zweiten weissen Scheibe drehbar 
auf; letztere trägt 8 der bekannten Snellen'schen E-Haken in verschiedenen 
Grössen. Beim Drehen der unteren Scheibe erscheint immer nur eine Sehprobe 
im freien Felde, so dass ein Verwechseln der Zeichen durch den Geprüften 
unmöglich ist, ebenso wenig ein Auswendiglernen der übrigen Zeichen. Gleich- 
zeitig empfiehlt Verf. eine kleine, aus Carton ausgeschnittene Gabel, welche der 
Geprüfte einfach in der Richtung halten muss, in der ihm der jeweils vorliegende 
E-Haken offen erscheint. Neuburger. 


208) Partielle Opticusatrophie bei einer mit Jodoform behan- 
delten Verbrannten beobachtete A. Terson. (Pariser Acad. d. Med. — D. 
Medic.-Ztg. 1897. Nr. 99.) Die 48jährige Frau war an den Schenkeln und 
am Unterleib verbrannt und mit Jodoformverbänden bebandelt worden. Nach 
3 Wochen frat ohne bedeutendere Symptome einer Allgemeinintoxication eine 
progressive Amblyopie auf. Beide Optici sind weiss, atrophisch, besonders an 
der temporalen Seite; S = !/,. Dieser Zustand dauert aller Behandlung zum 
Trotz bereits mehrere Jahre. Veränderungen des Augengrundes nach Verbren- 
nungen sind noch wenig bekannt, sehr selten auch Opticuserkrankungen durch 
Jodoform. Neuburger. 


209) Ueber Tumoren der Orbita sprach Cheatham in der Louisviller 
Med.-Chir. Soc. (D. Med.-Ztg. 1897. Nr. 101), indem er die verschiedenen 
bekannten Formen, ihre Häufigkeit, Symptomatologie und Diagnose beschrieb. 
Er warnt bei der ungünstigen Prognose der malignen Orbitalgeschwülste vor 
einer Operation, da abgesehen von den eingekapselten Tumoren nach der Ex- 
stirpation fast stets ein Recidiv eintritt, und zwar in viel kürzerer Zeit, als 


- 640 -. 


der primäre Tumor zu seiner Entwickelung gebraucht hat, und öfters wieder, 
holte derartige Exstirpationen unzweifelhaft lebensverkürzend wirken. 
Neuburger. ` 
210) Ueber Augenmuskelkrampfe bei Athetose, von Dr. Carl 
Kunn, Augenarzt in Wien. (Deutsche med. Wochenschr. 1897. Nr. 24.) 
43jähriger Maurer, der mehrfach Traumen erlitten hat und an Athetose erkrankt 
ist, zeigt auch Augenmuskelkrämpfe, die in ihrer Symptomatologie vollkommen 
an die Krämpfe erinnern, die an den Extremitäten, an der Kau- und Schlund- 
muskulatur beobachtet werden: dasselbe unsicher Tastende der Bewegung, die- 
selbe Unfähigkeit aus einer einmal eingenommenen Stellung rasch wieder los 
zu kommen, dieselbe scheinbare Unzweckmässigneit in der Art und Ausführung 
der Bewegungen. Es handelt sich um wahre Krämpfe der äusseren Augen- 
muskeln, denn es besteht ein Hinderniss im Sinne der Bewegung, welche der- 
jenigen der krampfenden Muskeln entgegengesetzt ist; die Krämpfe sind 
langsame tonische Zusammenziehungen der Muskeln. Patient schielt seit früher 
Kindheit mit dem linken Auge nach aussen. Die Bulbi machen manchmal 
kleine Zuckungen, das rechte Auge hört plötzlich auf zu fixiren und steigt 
langsam nach oben. Piötzlich tritt unter Röthung der Conjunctiva bulbi ein 
Krampfanfall ein, bei welchem das rechte Auge stark nach oben-aussen, das linke 
nach oben-innen gezogen wird, In der nächsten Secunde werden die Lider ` 
stark auf einander gepresst. Patient empfindet deutlich die Verdrehung der 
Augen und wischt mit der Hand über dieselben wie Jemand, der geblendet ist, 
und damit ist der ca. 7 bis 10 Secunden dauernde Anfall vorüber. Bei Be- 
deckung des rechten Auges fixirt das linke; lässt man das rechte frei, so fixirt 
das linke noch kurze Zeit weiter, dann tritt entweder nach vorherigem Krampf- 
anfall oder ohne denselben das rechte Auge wieder in Fixationsstellung. Der 
Blickwechsel von oben nach unten gelingt nur mit Mühe, und dabei kann man 
im Allgemeinen die Krampfanfälle jedesmal leicht hervorrufen; der rasche Wechsel 
der seitlichen Blickrichtungen dagegen gelingt gut. Wahre Augenmuskelkrämpfe 
sind sehr selten; doch besteht Mauthner’s Ausführung über die untergeordnete 
Bedeutung derselben in diagnostischer Beziehung nicht mehr zu Recht, wie 
sowohl der vorliegende in der Klinik Nothnagel’s beobachtete als auch ein 
ähnlicher schon früher (Wien, med. Bl. 1884. Nr. 19) von letzterwähntem 
Autor beschriebener Fall beweist. Neuburger. 
211) Ueber Augenmuskelkrampfe bei Tetanie, von Dr. Kunn in 
Wien. (Deutsche med. Wochenschr. 1897. Nr. 26.) Die gleichfalls in der 
Nothnagel’schen Klinik beobachteten 3 Fälle sollen wie der oben erwähnte 
von Athetose beweisen, dass sie an den Augenmuskeln vorkommenden Krämpfe 
ein für das Grundleiden charakteristisches Gepräge besitzen. Die, bei Tetanie 
vorkommenden grenzen sich scharf von den bei Athetose vorkommenden ab, ins- 
besondere auch durch die Mitbetheiligung der inneren Augenmuskeln: Miosis, 
Verschwommensehen. Im ersten Falle handelt es sich um einen 18jährigen 
Schubmacher, bei dem die Augenmuskelkrämpfe, immer seltener werdend, noch 
ca. ein Jahr nach Aufhören der übrigen Symptome der Tetanie, welche im 
Anschluss an Influenza entstanden war, fortdauerten. Er hat früber nie ge- 
schielt; während des Anfalles tritt jedoch starke Convergenz ein mit Doppelt- 
sehen und Röthung der Conjunctiva; die Pupille verengt sich; bei Beginn der 
Erscheinungen erweitert sich die Lidspalte stark, dann aber sinken allmählich 
die Lider wie ermüdet herab, manchmal bis zum völligen Lidschluss. Alle 
heftig ausgeführten Bewegungen der Augen scheinen den auch zuweilen von 
selbst auftretenden Krampfanfall auslösen zu können. Im 2. und 3. Falle 


A 


— 641 — 


handelt es sich um einen 15- bezw. 17jährigen Schuhmacher; bei beiden wurde 
ein analoger Krampfanfall nur einmal beobachtet. Aehnliche Fälle sind bisher 
sehr selten beobachtet worden. Hofmann hat zwei solche beschrieben. (Siehe 
D. Arch. f. klin. Med. Bd. 43.). Neuburger. 


212) Zur Theorie des Schielens, von Dr. Kunn in Wien. (Wiener | 


klin. Rundschau 1897. Nr. 13.) Verf. will eine neue Theorie des Schielens 
geben. Nicht Refractionsanomalien oder Muskelcontracturen, sondern das durch 
das Wachsthum eine Zeit lang hervorgerufene Missverhältniss der verschiedenen 
beim Bewegungsmechanismus der Augen mitwirkenden Factoren (Orbita, Bulbus, 
Muskeln, Innervation) verursacht das Schielen. Prädisponirend wirkt Amblyopie, 
welehe sich oft als gleichzeitig ererbte Anomalie findet, wie auch sonst am 
Körper Missbildungen sich vergesellschaften können. Aehnlich entsteht das 
Seoundärschielen Erwachsener nach Krankheiten, wenn durch einseitige Erblin- 
dung das Binocularsehen verloren geht. Die Abweichung tritt hier gewöhnlich 
nach aussen ein, weil der mehr gebrauchte innere Augenmuskel bei Ausser- 
dienststellung des Auges viel mehr an functioneller Hypertrophie verliert, als der 
äussere, so dass dieser das Uebergewicht bekommt. (Zeitschr. f. pract. Aerzte. 
1897. Nr. 24.) Neuburger. 


213) Holocalnum muriaticum erprobte Dr. Löwenstamm (Therap. 
Monatsh. 1897. Nr. 5) als ein Anästheticum, das auf die Conjunctiva und 
Cornea prompt, tief und langdauernd wirkt, ohne in den für die Praxis nöthigen 
Dosen (14 Tropfen mit Intervallen von 5 Minuten) wesentliche locale oder all- 
gemeine Nebenwirkungen zu besitzen. Ein häufig sich findender rasch vorüber- 
gehender Schmerz und geringe Injection beim Einträufeln scheinen belanglos zu 
sein. (D. Medic. Ztg. 1897. Nr. 87.) Neuburger. 


214) Ueber die Jodbehandlung des Trachoms, von W. Pylkow. 
(Wratsch 1897. Nr. 13. — St. Petersb. med. W. 1897. Lit.-Beil. Nr. 8.) Behand- 
lung mit 1?/,—3°/, Jodlósung in Vasel. alb. lieferte bei 39 Fällen von schwerem 
Trachom mit Complicationen wohl günstiges Resultat, aber kein besseres, als 
bei den anderen medicamentösen Behandlungsmethoden, bei 7 Fällen ein un- 
günstiges. Neuburger. 

215) Ueber die Indicationen zur Jodbehandlung des Trachoms, 
von E. Nesnamow. (Wratsch 1897. Nr. 17. — St. Petersb. med. W. 1897. 
Lit.-Beil. Nr. 8.) Jod wird in Glycerin oder Oleum vaselin. alb. gelöst bis zu 
1/,°/9; stärkere Lösungen können durch Alkohol, bezw. Aetherzusatz erhalten 
werden. Bei folliculärem Trachum genügen !/,—1!/,°/, Lösungen; bei Narben- 
trachom mit Knorpelverdickung ist die Prognose weniger günstig, doch können 
3—4 Monate fortgesetzte Pinselungen mit 2—3°/, Lösung Erfolg haben; 
Pannus bildet keine Contra-Indication; bei Xerophthalmus bringen schwache 
Lösungen grosse Erleichterung; auch bei Thränensack-Kiterung bilden Ausspü- 
lungen mit 1°/, Jodlösung eines der besten Mittel. Neuburger. 

216) Zur Casuistik der parenchymatösen Hornhautentzündung, 
von N. Burzew. (Wratsch 1897. Nr. 20. — St. Petersb. med. W. 1897. Lit.- 
Beil. Nr. 8.) 2 Schwestern mit hereditärer Lues, 14 bezw. 15 Jahre alt; ausser- 
dem zeigen beide Myopia excessiva mit Staphyloma posticum, Chorioiditis, Glas- 
körpertrübungen, und Nystaginus oscillatorius. Neuburger. 

217) Zur Bacteriologie der gesunden Conjunctiva, von E. Wol- 
kowitsch. (Wratsch 1897. Nr. 17 u. 18. — St. Petersb. med. W. 1897. Lit.- 
Beil. Nr. 8.) Bei 30 Personen mit gesunden Augen fanden sich bacteriologisch 
in.90°/,, mikroskopisch in 70°/, der Fälle Mikroben im Bindehautsack, vor- 

41 


— 642 — 


wiegend Coccen, darunter auch Eitererreger. Die Auffindung verschiedener 
Arten hängt von der Jabreszeit ab, z. B. im Frühjahr fand sich fast in jedem 
Falle Bacillus subtilis; überhaupt fanden sich im einzelnen Falle bei wieder- 
holter Untersuchung verschiedene Arten. Neuburger. 


218) Calomel bei Blennorrhoea neonatorum, von A. Pukalow. 
(Djetskaja Medicina 1897. Nr. 3. — St. Petersb. med. W. 1897. Lit.-Beil. Nr. 8.) 
In 57 Fällen hat Verf. das Mittel mit Erfolg angewandt. Nach Ausspülnng 
mit 2°/, Borsäurelösung und Abtrocknen wird auf die ectropionirten Lider und 
auf die Cornea Calomel aufgestäubt; nach 2—3 Einstäubungen ist die Blenn. 
gehoben (? Ref.); zur Verstärkung der Wirkung kann man Umschläge mit 1°/, 
Kochsalzlösung nach den Einstäubungen verordnen. Diese Behandlung dauere 
nur 7—8 Tage, und könne sogar den Eltern überlassen werden (?? Ref.); nur 
in verschleppten Fällen dauere es zwei Wochen. Neuburger. 


219) Ein Fall von Enophthalmus mit intermittirendem Ex- 
ophthalmus, von P.Radswitzki. (Medic. obosrenje 1897. Nr. 4. — St. Petersb. 
med. Woch. 1897. Lit.-Beil. Nr. 8) 22jähriger Maurer, sonst gesund, zeigt 
links Enophthalmus, der sich bei Horizontallage und noch mehr bei Druck auf 
den Augapfel verstärkt. Bei leichtem Druck auf die Venae jugulares oder 
sogar beim Beugen des Kopfes nach unten tritt starker Exophthalmus ein. 
Druck auf die Carotis bleibt ohne Wirkung. Pulsation lässt sich am linken 
Auge, dessen Abduction etwas beschränkt ist, weder sehen noch fühlen. Als 
Ursache nimmt Verf. varicöse Veränderung der Orbitalvenen an. 

Neuburger. 


220) Die neue aseptisch construirte galvanokaustische Glüh- 
nadel und ihre weitere operative Verwendung, von Dr. Fr. Bloebaum, 
Köln a. R. (Deutsche Med. Ztg. 1897. Nr. 96—98). Verf. hat die von ihm 
construirte (s. Ref. a.a. 0.) Glühnadel zum Entfernen lästiger Haare vervoll- 
kommnet, indem er beide Nadeln zu einem Instrument vereinigt hat, das wie 
jeder gewöhnliche Platinbrenner in einen Handgriff eingeschraubt und auf ge- 
eignete Weise zum Glühen gebracht werden kann. Ferner führt er jetzt die 
Nadeln im Gegensatz zu früher schon glühend ein und im selben Moment noch 
glühend wieder heraus; in der kurzen Zeit ist der Haarbalg schon zerstört. 
Zur Operation in jeder Sitzung wähle man verschiedene aus einander liegende 
Felder und entfernt in jedem Falle höchstens 10—15 Haare, damit eine Stelle 
nicht zu stark gereizt wird. Verf. benutzt sein Instrument auch zur Entfernung 
von Pigmentmälern, Teleangiectasien u. dgl. Neuburger. 


221) Ueber die Pathogenese des Naphthalin-Stares, von Dr. 
Theo Klingmann aus Ann-Arbor, Mich. U.-S.-A. (Virchow’s Archiv 149, 1.) 
Die Versuche wurden im patholog. Institut in Berlin angestellt. Kaninchen, 
welche täglich 1—2 g Naphthalin in Paraff. lig. gelöst in den Magen bekamen, 
zeigten bereits nach 24 Stunden das Bild der Iridocyclitis, bald darauf erst 
streifenförmige, dann diffuse Linsentriibungen, die im Verlaufe einiger Wochen 
zu einem vollständig reifen Star führten. Verf. folgert daraus, dass der Naph- 
thalinstar niemals primär, sondern stets eine Folge der Entzündung der Uvea 
ist, welche analog den Entzündungen der Leber, Milz, Nieren u. s. w. durch 
die Naphthalinvergiftung entsteht. Neuburger. 

222) Ein Fall von Heilung der Retinitis Brightii nebst Be- 
merkungen betreffs der Prognose dieser Affection, von Dr. James 
Hinshelwood. (Brit. med. Journ. 1897. 8. Mai.) Verf. beschreibt einen 
Fall von setwerer acuter Nephritis bei einer 65 jährigen complicirt mit schwerer 


— 643 — 


Neuro-Retinitis albuminurica. Unter absoluter Milchdiat, Diurese, Eisen, Strychnin 
verschwand allmählich das Eiweiss vollständig, das Sehvermögen wurde wieder 
normal, von der Retinitis blieben nur einige unbedeutende Reste. Nach 2 Jahren 
war das Befinden ein ausgezeichnetes. Die quoad vitam ungünstige Prognose 
bei Retinitis albuminurica gilt scheinbar nur für die chronische interstitielle 
Nephritis, bei welcher die Retinitis auch am häufigsten eintritt, während i 
ab und zu bei den acuten und subacuten Formen der parenchymatösen Nephritis 
auftretende Retinitis, wie im vorliegenden Falle oder wie die bei der Nephritis 
gravidarum vorkommende, eine günstigere Prognose geben. (Deutsche med. Ztg. 
1897. Nr. 99.) Neuburger. 


223) Fall von Molluscum contagiosum an den Augenlidern, von 
Dr. Salzer. (Minch. med. W. 1897. Nr. 36.) Die 33jährige Patientin be- 
merkt seit 2 Jahren an den Lidern das Auftreten kleiner weisser Knötchen 
und wünscht davon befreit zu werden. Die anatomische Untersuchung des 
grössten derselben, welches beim Einbetten in Paraffin in mehrere Theile zer- 
fiel, ergab zahlreiche Molluscumkörperchen. Auf Befragen erklärt Pat., dass 
vor 2 Jahren in dem von ibr bewohnten Hause Tauben gehalten wurden, mit 
denen sie vielfach in directe Berührung kam, und unter welchen bald eine ver- 
heerende Seuche ausbrach, die der genauen Beschreibung nach Epithelioma 
contagiosum gewesen zu sein scheint. Somit ist der zuerst von Bollinger 
vermuthete Zusammenhang dieser Erkrankung bei Hühnern und Tauben mit dem 
Molluscum contagiosum beim Menschen höchst wahrscheinlich gemacht. 
Neuburger. 
224) Hausarzt und Ophthalmologie, von Dr. First. (Deutsche 
med. Ztg. 1897. Nr. 99 u. 100.) Verf. weist auf den innigen Zusammenhang 
zwischen Augen- und Allgemeinleiden hin und will durch Beschreibung einer 
Anzahl von Krankheitsbildern darthun, dass der Hausarzt recht wohl im Stande 
ist, eine Reihe von Augenkrankheiten selbst zu behandeln, ohne sie dem Augen- 
arzt zusenden zu müssen. Neuburger. 


225) Ueber die Organisation der augenärztlichen Häülfe in 
einigen Städten Deutschlands, nebst Bemerkungen über dieselbe 
in Russland, von Dr. med. O. Walter. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1897. 
Nr. 49.) Verf. beklagt die geringe Fürsorge für Augenkranke in Russland, indem 
er speciell auch an die Verhältnisse in Odessa anknüpft, und macht Vorschläge 
zur Besserung, wobei er die Verhältnisse in Nürnberg, Stuttgart, Karlsruhe, die ` 
er gelegentlich einer Reise besichtigte, zum Muster nahm. Neben manchen 
richtigen Darlegungen bringt Verf, besonders was Nürnberg angeht, auch 
vieles Unrichtige und Irrige, doch ist hier nicht der Ort, auf diese grössten- 
theils weniger wissenschaftliche, als vielmehr sociale und die ärztliche Standes- 
ordnung berührende Fragen näher einzugehen. Neuburger. 

226) Ren Karbolsyre ved ulcera corneae, van Magnus Geirsvold. 
(Norsk Magazin for Laegevidenskaben. 1897. Nr. 5.) Verf. empfiehlt vor- 
sichtiges Betupfen von Hypopyongeschwüren mit Carbolsäure mittelst Bowman- 
scher Sonde als sehr wirksam; meistens genügten 3 Aetzungen. Das Verfahren 
erfolgt täglich; dazwischen Ausspülungen mit Sublimat (1:5000), Argent. nitr. 
(1:2000) und Borwasser. (Ref. St. Petersb. med. Wochenschr. 1897. Nr. 42.) 

Neuburger. 

227) A second series of cataract operations (158), be RL Kan, 
dolph, M. D. (Bullet. of the Johns Hopkins Hospital, Baltimore. 1897. 
October.) Seinem vor 5 Jahren an gleicher Stelle über 50 Cataract-Operationen 

41* 


— 644 — 


erschienenen Bericht lässt Verf. jetzt einen zweiten fiber weitere 158 folgen. 
Zwei Fälle heilten trotz maniakalischer Geistesstörung, mit Abreissen des Ver- 
bandes u. s. w. am 2. Tage, schliesslich befriedigend; in einem anderen Falle 
blieb die Vorderkammer 17 Tage offen, ohne dass eine Ursache zu finden war, 
die Operation mit Iridectomie war gut verlaufen; 8 Monate später trat dann 
Iritis serosa ein, so dass nur mehr Lichtempfindung blieb. 42 einfache Ex- 
tractionen, darunter 5 Irisvorfälle, von denen 3 bei friedlicher Behandlung, 
2 nach Excision gut heilten und 102 mit Iridectomie; 3 Discisionen. Die 
Incision wurde im Limbus corneae gemacht. S war in 4 Fallen = 7”/,,, in 
46 = ln in 36 Pho in 26 2%, in 6 2/00; 31mal konnte S nicht ge- 
prüft werden, 2mal nur kosmetische Operation, 2mal Sehnervenatrophie; fünf 
Verluste, darunter Amal Iritis ohne nachweisbare Ursache, Imal Dacryo- 
cystitis. | Neuburger. 


228) Ueber Euphthalmin, ein neues Mydriaticum, nebst theo- 
retischen Bemerkungen über die Wirkung accommodationslähmen- 
der Mittel, von Dr. B. Treutler, Assist.-Arzt in Marburg. (Klin. Monatsbl. 
f. Augenh. XXXV. 1897. September.) Neuburger. 


229) Ueber Euphthalmin, von Prof. Vossius, Giessen. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 38.) Ueber dieses von der Schering’schen 
chemischen Fabrik in Berlin hergestellte Mittel, welches das salzsaure Salz des 
Mandelsäurederivats eines labilen n-Methylvinyldiacetonalkamins darstellt, äussert 
sich Treutler nach Versuchen in der Universitätsaugeuklinik in Marburg da- 
hin, dass es, frei von subjectiven Beschwerden und Nebenwirkungen, in 5 bis 
10°/,-Lisung ein kräftiges Mydriaticum sei, indem es innerhalb derselben Zeit 
wirke wie 1°/, Homatropin, ohne jedoch die Accommodation so stark zu beein- 
flussen wie letzteres Mittel. Auf alte Leute wirkt es nicht so intensiv und 
rasch ein wie auf junge. Es wirkt intensiver wie Cocain, allerdings auch lang- 
samer. Mydriasis und Accommodationsparese verschwinden bedeutend schneller 
als. beim Homatropin. Der Preis ist noch nicht festgesetzt, soll aber den des 
Homatropin bei weitem nicht erreichen. — Vossius schreibt: Nach Einträufelung 
von 2—3 Tropfen einer 2°/ -Lösung tritt nach 20—30 Minuten eine nach 2 bis 
3 Stunden wieder verschwindende Mydriasis ein, ohne subjective Beschwerden 
oder Accommodationsbeeinflussung; das Mittel eignet sich also sehr für eine 
diagnostische Pupillenerweiterung zur Augenspiegeluntersuchung. Neuburger. 


230) Warum gehen noch immer Augen von Neugeborenen an 
Eiterung zu Grunde? Bemerkungen von Prof. H. Cohn in Breslau. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1897. Nr. 50.) Diese unserem sogenannten hohen Cultur- 
zustand Hohn sprechende Thatsache erklärt Verf. mit dem Mangel an geschulten 
Warterinnen, welche in der Wohnung der Wöchnerin die viel Zeit und Auf- 
merksamkeit beanspruchende Pflege der Kinder richtig und dauernd übernehmen. 
Die wirksame Credö’sche Kinträufelung wird vielfach nicht angewendet; in 
Folge der Belehrungen, die in Breslau auf dem Standesamt den Angehörigen 
übergeben werden, und der Strafandrohungen an die Hebammen werden die 
Kinder zwar meist zeitig zum Arzt gebracht, aber in den niederen Ständen fehlt 
es vielfach sowohl an einer Person, die das Kind täglich zum Arzt bringen kann, 
als auch an häuslicher Pflege; in stabile Augenkliniken kann man die Kinder 
nicht aufnehmen, geschulte Pflegerinnen, wie sie Verf. mit Erfolg ausgebildet 
hat, sind zu theuer; es bleibt also nur übrig, dass wohlthätige Frauen und 
Mädchen (?) besserer Stände, die ihre Zeit human verwerthen wollen, nach Er- 
lernung der Pilege diese selbst (?) ausüben in den kümmerlichen Wohnungen 


— 645 — 


der Wöchnerinnen, oder dass die Privatwohlthätigkeit, insbesondere die vielen 
vaterländischen Frauen- und andere Wohlthätigkeitsvereine, bezahlte, ge- 
schulte Wärterinnen dorthin schicken. Neuburger. 


231) Die Anwendung des Itrol bei Angenleiden, von Dr. O. Mergl 
in Pressburg. (Uebers. d. O.-A. aus Szemöscet, Beil. zu Orvosi Hetilap. 1897. 
Nr. 44.) Verf. empfiehlt das von Credé auf dem 25. Congresse der Deutschen 
Gesellschaft für Chirurgie angegebene Itrol, citronensaures Silber, nach Art des 
Calomel als Pulver eingestreut und als Lisung von 1: 2000, bei eitrigen Augen- 
entzündungen, insbesondere bei Blennorhoea neonatorum und Conjunctivitis go- 
norrhoica, während bei den anderen mit Eiterung verbundenen Augenleiden, 
insbesondere auch beim Hornhautgeschwür noch weitere Versuche nöthig wären, 
um die Indicationen für das Mittel festzustellen. Neuburger. 


232) Ueber Anwendung von Sozojodol-Präparaten bei der Be- 
handlung von Augenkrankheiten, von Dr. Benjamin Bjelilowsky, 
Sossnowska, Gouv. Tambow. (St. Petersburger medic. Wochenschrift. 1897. 
Nr. 5.) Verf. wandte mit Erfolg bei acuter Conjunctivitis Augenbäder an mit 
Natr. sozoj. 4—6°/, und Tropfen von 6°/, Zn. soz. nach vorhergehender Co- 
cainisirung, ev. bei geringer Absonderung von 10°/, Natr. soz, bei chronischer 
Conjunctivitis 4—6°/, Zn. sozoj. und 2°/, Hg-Sozojodol-Salbe sowie 1—2°/, 
Zn-Na-Sozojodol-Lösung zum Waschen, bei Phlyctänen Atropincocaln (!), dann 
2—4°/, Zn- oder 1—2°/, Hg-Sozojodol-Lösung, bei Trachom nach Zerquetschung 
der Körner Zn-Sozojodol als Pulver, hierauf zu Hause 3°/, Borzinklösung und 
4°/, Cocain, später 6—10°/, Sozojodol-Lösung oder 2°/, Hg-Sozojodol, ebenso 
bei Pannus 5—10°/, Sozojodol-Hg-Salbe. Bei Gonorrhoe erwies sich beständige 
Irrigation von 4°/, Hg-Sozojodol-Lösung von Vortheil. Bei Hornhautwunden im 
Reizzustand neben Atropincocain Auswaschen mit !/,°/, Hg-Sozojodol-Lösung, 
während der Vernarbung Massage mit 4—6—10°/, Zn-Sozojodol-Vaselin-Salbe, 
ebenso bei Maculae corneae. Bei Dacryocystoblennorrhoe Ausspülungen mit 
1—2°/, Zn-Sozojodol-Lösung. Subconjunctivale Einspritzungen von Hg-sozojod. 
0,5°/5, brachten Erfolg bei Keratitis parenchymatosa, Hypupyonkeratitis und 
Conj. crouposa (diphtheritica) mit gleichzeitiger Ausspülung durch dasselbe Mittel. 

Neuburger. 

233) Tobacco Amblyopia, by Richard Ellis, M. D., New-York. (Med. 
Rec. 1897. 15. Sept.) Beschreibung des Krankheitsbildes, ohne Neues zu 
bringen. Neuburger. 


234) What are the muscae volitantes? An entoptical study, 
by F. P. Pratt, M. D., Jackson, Mich. Verf. will durch eine entoptische Studie 
über die sog. fliegenden Mücken beweisen, dass die perlschnurartigen’ Anord- 
nungen unter geeigneten Bedingungen entoptisch wahrgenommen, z. B. am 
Mikroskop, wie Verf. näher beschreibt, sich in Gefässe aufzulösen scheinen mit 
scharf begrenzten Wandungen, welche in ihrem Lumen Klümpchen oder Kügel- 
chen enthalten; dass die Gesammtanordnungen dieser Gefässe der Beschreibung 
der verfilzten Fasern im Glaskörper von Virchow, Henle, Retzius entspricht; 
und dass sie, wenn sie überhaupt Gefässe sind, was wahrscheinlich zu sein 
scheint, die Lymphgefässe des Glaskörpers sind. Neuburger. 

235) Phlegmone Orbitae, von Camill Hirsch. („Bibliothek medic. 
Wissenschaften“. I. Augenkrankheiten.) Pathogenese, Symptomatologie, Prognose 
und Therapie dieses Krankheitsbildes. ‘Neuburger. . 


236) Address in ophthalmology, by J. BE. Willets, M. D., Pittsburg. 
(Pennsylv. Med. Journ. 1897. September.) Bespricht seine persönlichen Er- 


— 646 —. 


fahrungen über Antiseptica und Anaesthetica bei Augenoperationen, indem er 
Formalin und Eucain verwirft wegen ihrer reizenden Eigenschaften; die Peri- 
metrie, indem er sein an anderer Stelle beschriebenes Prismenperimeter empfiehlt, 
und die Sichtbarkeit der Circulation in der Hornhaut, indem er nachzuweisen 
sucht, dass die unter gewissen Umständen sichtbare Bewegung weisser Körper- 
chen vor dem Auge, die mit grosser Geschwindigkeit in gekrümmten Linien, 
anscheinend in vorgebildeten Canälen vor sich geht, nicht, wie bisher ange- 
nommen, als die sichtbare Bewegung der rothen Blutkörperchen in den Netz- 
hautcapillaren, sondern als Bewegung der Leucocyten in der Hornhaut(?) anspricht. 
Neuburger. 
237) The use of full doses of nux vomica in the treatment of 
insufficiency of the ocular muscles. (Therap. Gaz. 1897. Nov.) Bei 
Iusufficienz der Augenmuskeln ist nach den Beobachtungen von Musser und 
de Schweinitz der innerliche Gebrauch von Tinctura Nucis vomicae in rasch 
bis zur Maximaldosis ansteigenden Gaben von Vortheil, und zwar wird das 
Mittel umgekehrt zum Alter bei jugendlichen Patienten in grösserer Dosis ver- 
tragen. Neuburger. 
238) Foreign body of unusual size retained under the retro- 
tarsal fold of the upper lid for a period of eight months, by 
J. W. Croskey, M. D., Philadelphia. (Med. and Surg. Reporter. 1897. 6. Nov.) 
Der 18 mm lange, 6 mm breite und 3 mm dicke, in Granulationen eingebettete 
Holzsplitter hatte 8 Monate in der oberen Uebergangsfalte gesteckt; er war 
beim Holzspalten hineingeflogen und hatte mit seinem Träger die Reise von 
Russland nach Amerika gemacht. Neuburger. 
239) Hysteria with strabismus and ptosis, by EK. Hitzig. (Brit. med. 
Journ. 1997.) 36jähriger polnischer Arbeiter, etwas dem Trunke ergeben, zeigt 
beiderseits Ptosis und Drehung der Augen nach innen unten, später keine Pupillar- 
reaction, angeblich sieht er auch nichts. Kein Zeichen von Spasmus des Orbi- 
cularis. Theilweiser einseitiger Verlust des Tast- und Geruchsinnes. Ferner 
kein Berührungsgefühl am ganzen Körper, Analgesie im rechten Arm, linken 
und an der linke Seite des Rumpfes, Halses und Kopfes. Die Augensymptome 
wurden zeitweise gebessert durch Chloroformnarcose, verschwanden aber erst 
völlig durch Electricität und Suggestion. Auch vorübergehende hysterische 
Taubheit und alle sonstigen Symptome verschwanden wieder vollständig. (Ref. 
i. Med. and. Surg Reporter. 1897. 4. Oct.) Neuburger. 
240) Hysterical double ptosis, by J.G. Kiernan, M.D. (Medicine, 
1897. October.) Ein dem vorigen etwas ähnlicher Fall, der auch beweist, dass 
die frühere Ansicht Charcot’s, dass alle sog. hysterischen einseitigen Facialis- 
und ÖOculomotorius-Störungen hemispastischer Natur seien, falsch sei. Die 
33 jährige, hereditär neurotisch sehr belastete Frau, die häufig an Anfällen von 
Visceralgie litt, welche zeitweise sogar Peritonitis und Gallensteinkolik vor- 
täuschten, doch ihren hysterischen Ursprung durch verschiedene Umstände zu 
erkennen gaben, und auch sonst noch viele hysterische Symptome zeigte, wurde 
nach einem solchen Anfall, als sie sehr erschöpft war, von einem Nachbar auf 
ihren schwachen Blick aufmerksam gemacht; das Resultat war leichte Amblyopie 
und doppelseitige Ptosis. Nach einigen Wochen gelang es diese Symptome 
hinweg zu suggeriren. Ein späterer Anfall, der auch durch äussere Umstände 
veranlasst wurde, konnte auch wieder geheilt werden. Seit einem Jahre keine 
Augenstörungen. Neuburger. 
241) Anaemia-ocular manifestations. Posey (Journ. of the Ame- 
rican Med. Association. 1897. 24. Juli) beschreibt die Wirkungen der Blut- 


— 647 — 


veränderungen auf's Auge. Bei einfacher Anaemie wird die häufigste Ver- 
änderung an den Gefässen beobachtet, sodann Accommodationsschwäche durch 
schlechte Ernährung des Ciliarmuskels, ferner Exophorie; die Papille wird 
manchmal unregelmässig begrenzt gesehen, aber seltener wirkliche Neuritis; 
Verf. fand am häufigsten einen trüben, glanzlosen, grau-weissen Sehnerven. Bei 
perniciöser Anämie ist der Reflex des Fundus verändert, gelblichroth oder rosa 
in Folge der veränderten Blutbeschaffenheit; Netzhautblutungen kommen häufig 
vor, ferner auch leichte Netzhautschwellung und weisse Farbe des Sehnerven. 
Bei Leukämie wird die Diagnose oft durch die Augensymptome zuerst gemacht: 
Bindehaut- und Lidhautblutungen; häufig ist der Fundus normal, in schweren 
Fällen dagegen von orange-gelblicher Farbe; die Retinitis leucaemica zeigt 
weisse Flecken und schwere Blutungen; oft starke Venenerweiterung und 
Schlängelung; die Schädigungen betreffen gewöhnlich die Peripherie, ohne das 
centrale Sehen zu beeinträchtigen. Bei Purpura kommen nicht selten kleine 
Netzhaut- und zuweilen ausgedehnte Macularblutungen zu Stande. Intraoculare 
Blutungen bei Hämophilie wurden noch nicht(?) beobachtet, dagegen Erblindung 
nach starkem Blutverlust, wahrscheinlich durch Opticusatrophie. Bei Scorbut 
sind Netzhautblutungen nicht selten, ferner Lidhaut- und Orbitalblutungen: die 
Hauptstörungen werden durch die mangelhafte Ernährung hervorgebracht. 
Neuburger. 


242) Eyelid symptoms in exophthalmic goitre, by Maude. (Edin- 
burgh Med. Journ. 1897. Juli.) Verf. bespricht die zwei hauptsächlichsten 
Störungen der Lidbewegung beim Morbus Basedowii. Das Graefe’sche 
Symptom — beim Blick nach unten folgt das Oberlid nicht synchron mit den 
Bewegungen des Augapfels, sondern nur zögernd und ruckweise — wurde schon 
vom Entdecker dem Spasmus der Müller’schen Muskelfasern zugeschrieben. 
Das Stellwag’sche Symptom — Retraction des Oberlides und dadurch Erweite- 
rung der Lidspalte — kann theoretisch zu Stande kommen durch Reizung des 
Sympathicus oder Affection des Oculomotoriuskernes und folgender Parese der 
oberen Facialis-Muskelgruppe. Verf. neigt letzterer Ansicht zu. 

Neuburger. 


243) Treatment of very high myopia, by Jackson. (Med. and Surg. 
Reporter 1897. 3. Juli.) Verf. fordert auch für hochgradige Myopie das Tragen 
der voll corrigirenden Gläser, nur müssen sie mit grösster Sorgfalt hergestellt 
werden, und führt zum Beweis dafür, dass sie vom Pat. gut vertragen werden, 
Fälle an. Die operative Behandlung dagegen leitet er nur bei Linsentrübung 
ein, und wenn die Gläser nicht vertragen werden. Neuburger. 


244) The ocular expressions of gout, by Ch. A. Oliver, M. D. 
(University Med. Magazine 1897.) Das Auge als lymphhaltiges Endorgan be- 
trachtet, dessen flüssigen Bestandtheile stetem Wechsel unterworfen sind, mit 
vielen Blutgefässen versorgt, ist auch vielen Störungen unterworfen, die von 
einer abnormen Blutmischung, z. B. Ueberladung mit Harnsäure und Urafen, 
erzeugt werden. Insbesondere können durch Gicht hervorgerufen werden heftige, 
entzündliche, schmerzhafte Lid-, Bindehaut- und Thranenapparat-Schwellungen, 
die plötzlich entstehen und ebenso plötzlich durch trockene Hitze und Allgemein- 
diät beseitigt werden können; ferner Verkalkungen der Meibom’schen Drüsen, 
bandförmige Keratitis, Scleritis und Uveitis, plötzlich entstehend mit starken 
Reizerscheinungen, gemildert durch trockene Hitze, Pilocarpin und Schwitzen, 
innerlichen Gebrauch von Alkalien. In der Netzhaut finden sich am Beginn 
plötzlich entstehende, feine federfürmige Blutungen, Venen- und Arterienerwei- 


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terung, zuweilen mit Glaucomerscheinungen, später bei chronischen Fällen ent- 
zündliche Gefässveränderungen, Atherom, Netzhautödem gefolgt von entzfindlicher 
Reaction des Glaskörpers, der Linse, der Chorioidea, zuweilen glitzernde, gelbliche 
Körperchen in den oberflächlichen Lagen der Gegend um den gelben Fleck, oft 
auch leichte Neuritis. Die Affection ist binocular, zeitlich nicht zusammenfallend, 
vorzugsweise links beginnend; Verminderung der Sehkraft; centrale und para- 
centrale negative Scotome. Die Prognose ist stets ernst. Neuburger. 


245) Tuberculous parenchymatous Keratitis, by C. Zimmermann, 
M.D., Milwaukee. (Medicine 1897. November.) Yjähriges Kind gesunder Eltern ; 
Syphilis wird verneint; Bruder und Schwester des Vaters an Abzehrung ge- 
storben; zwei jüngere Kinder sind gesund. Sie klagt nicht über Schmerzen, 
und wird gebracht, weil sie nicht mehr lesen kann. Beide Corneae gleich- 
massig trib. S:R=Fg:4, L:10’. Submaxillar-, Cervical- und Cubitaldrüsen 
beträchtlich geschwollen. Hutchinson’s Zähne Zarte Constitution. 1. K. 
Atropin, warme Umschläge, Leberthran. Die Pupillen erweitern sich, die 
Hornhaut vascularisirt sich gut. Nach 5 Monaten Sublimatpillen, S = Je, 
2 Monate später rechts Iritis mit 6 Synechien, unter energischer Atropinisirung 
zerreissen dieselben; Beeserung. Circa 1 Jahr nach Krankheitsanfang vermehrte 
Injection, rechts zeigte die Cornea weisslich-graue Infiltrationspunkte auf der 
allgemeinen Trübung; Pupille zeigt Neigung zur Verengerung. Allmählich 
klärt sich die Tribung wieder; mit dem Lupenspiegel sind zahlreiche neugebildete 
Blutgefässe zu sehen. S = °/,, beiderseits. Inzwischen hatte sich auch ein 
Abscess der Cubitaldrüsen gebildet, der incidirt werden musste. 2 Jahre nach 
Krankheitsbeginn plötzlicher Tod, der Beschreibung nach wahrscheinlich an 
tuberculöser Meningitis oder Solitärtuberkel. Autopsie konnte nicht gemacht 
werden. Auf Grund des Gesammtbildes stellt Verf. die im Titel ausgesprochene 
Diagnose; die im Verlaufe entstandenen grauen Knötchen in der Cornea hält er 
für Tuberkel. [Es war eine syph. Erkrankung.) Neuburger. 


246) Hemorrhage attending the extraction of cataract, by 
Wadsworth. (Boston Med. and Surg. Journ. 1897. 3. November.) Verf. be- 
richtet über 5 Fälle von starker Blutung nach Cataract-Operation, in welchen 
keine Ursache gefunden wurde, und die sämmtlich zum Verlust des Auges 
führten, bezw. zweimal zur Enucleation. Die Operation, zweimal mit Iridectomie 
bei 80- und 75jährigen Pat., verlief stets glatt; die Blutung trat fast unmittel- 
bar während und nach derselben auf; 2 mal Glaskörpervorfall. Die anderen 
Patienten waren 69, 75 und 45 Jahre alt; letzterer starb ein Jahr später an 
Apoplexie. In solchen, bezw. verdächtigen Fällen dürfte präparatorische Iridec- 
tomie am Platze sein. Neuburger. 


247) Blindness due to jamaica ginger, by Thompson. (Med. and 
Surg. Report. 1897. June.) Verf. beobachtete einen 32jährigen, sonst gesunden 
Matrosen, der sich keinen Whisky kaufen konnte, und dafür Jamaica-Ingwer 
vos gewöhnlicher Sorte mit Wasser genoss, ca. 1!/, Quart. Am nächsten Tage 
Kopfschmerz mit Erbrechen, am 4. Tage Abnahme der Sehkraft mit etwas 
Lichtscheu, so dass er Tags darauf nur mehr Hell und Dunkel unterscheiden 
konnte central, während er peripher schon noch grössere Gegenstände sehen 
konnte. Dann schwand auch der Lichtschein. Nach 7 Tagen beginnende 
Besserung bis zum Lesen grosser Druckschrift; nach weiteren 3 Wochen wieder 
beginnende Verschlechterung. Die Pupillen leicht erweitert, reagiren auf Licht 
und Accommodation. S. rechts = Fg: 1 m, links = !/. exc. Beide Sehnerven 
sehr blass, die tempralen Bündel ganz atrophisch, griinlich weiss. Sonstige 


— 649 — 


Nervensymptome nicht vorhanden. Bemerkenswerth ist die seltene Erblindungs- 
ursache; wahrscheinlich war der Ingwer auch gefälscht und bestand grössten- 
theils aus Capsicum. Es handelte sich wahrscheinlich um toxische Neuritis 
retrobulbaris; nach Nachlassen der primären Schwellung des Sehnerven zunäclıst 
Besserung, bis dann die secundäre Atrophie eintrat. Neuburger. 


248) Unfallentschädigung bei Augenverletzungen, von Dr.v.Grol- 
man in Wiesbaden. (Zeitschr. für pract. Aerzte 1897. Nr. 17, 20 und 31.) 
Verf. unterwirft die mathematisch-deductiven Methoden zur Berechnung der Un, 
fallentschädigung bei Augenverletzungen, wie sie von Zehender, Magnus, 
Heddaeus und Groenouw aufgestellt worden sind, einer sehr scharfen Kritik 
und zeigt an der Hand einer eingehenden Besprechung aller der Factoren, die 
bei der Begutachtung der Erwerbsfähigkeit und Concurrenzfähigkeit in Betracht 
kommen, dass es nicht genügt, einfach schematisch mit mathematischen 
Formeln zu arbeiten, dass man vielmehr verpflichtet ist, von Fall zu Fall unter 
Berücksichtigung aller Haupt- und Nebenumstände und unter Zuhilfenahme des 
schon vorhandenen statistischen und casuistischen Materials die verlangte gut- 
achtliche Entscheidung zu fällen. Ancke. 


249) Quatre cas de cancer des paupières traités par le cheli- 
donium majus. (Vestnik ophtalmologi, 1897. Nr. 5 et 6. Revue de théra- 
peutique 1897. Nr. 21.) Kraisky hat 4 Fälle von Krebs der Lider und des 
Gesichtes mit gutem Erfolg behandelt, indem er Chelidonium majus anwendete. 
In zwei Fällen verschwand die Neubildung vollkommen, in den beiden anderen 
wurde Besserung constatirt. Die nekrotische Abstossung des Tumors und die 
Vernarbung trat schon nach 1 bis 2 Wochen ein. Verf. injicirte an mehreren 
Stellen der äussersten Peripherie des Tumors 25—50 cg einer Mischung von 
gleichen Theilen extract. Chelid. maj., aqu. sterilis. und Glycerin. Ausserdem 
liess er Waschungen vornehmen mit einer 50°/, Lösung von Extract Chelid. 
in Glycerin. Das extract. Chelid. greift das gesunde Gewebe nicht an und wird 
von der Bindehaut leicht vertragen. — Die Reaction, die der Einspritzung 
folgt, ist nicht stark: Schmerz an der Einstichstelle einige Stunden lang, in 
zwei Fällen Fieber und bedeutende Schwellung in der Nähe des Tumors, end- 
lich in einem Fall Eiterung an den Einstichstellen. Verf. hält auf Grund seiner 
Erfahrungen das Chelidonium für ein Specificum gegen Krebs. Ancke. 


250) Observation d’un cas d’exophtalmie guéri par la ténotomie 
externe, par Dr. Lacompte, oculiste de Gand. (Annales et bulletin de la 
société de médecine de Gand. 1897. Aoüt-Septembre.) Ohne nachweisbare 
Ursache entstand bei einem 14jährigen Knaben, der im Uebrigen vollkommen 
gesund war, keine Zeichen von Basedow, keine Tumoren, keine Aneurysmen 
oder Varicen aufwies, ein für gewöhnlich geringgradiger und nicht schmerzhafter 
rechtsseitiger Exophthalmus, der jedoch bei jeder Anstrengung und bei vorge- 
beugter Körperhaltung so zunahm, dass sich die Lider hinter dem ganz aus der 
Augenhöble heraustretenden Bulbus sozusagen paraphimotisch zusammenzogen. Die 
Papille des exophthalmischen Auges hatte leicht verschwommene Grenzen und 
die Sehschärfe war auf IL gefallen. Von der Ansicht ausgehend, dass irgend 
ein Gefässgeschwulst den Exophthalmus bedingen müsse, machte Verf. die Ex- 
ternotomie und ging nach Erweiterung des Schnittes mit der Fingerspitze des 
Zeigefingers in die Tiefe der Orbita ein. Da er jedoch bei der Palpation nur 
einen ganz kleinen Tumor von der Grösse einer Erbse in der Nähe des Seh- 
nerven vorfand, welche Geschwulstbildung die Exophthalmie nicht zu erklären 
im Stande war, so brachte er den ganz luxirten Bulbus wieder an seinen Platz 


-- 650 — 


und brach die Operation ab. Nach 2 Tagen jedoch entschlossen dazu, sich um 
jeden Preis von dem Grund des Leidens zu überzeugen, öffnete er die Wunde 
wieder, löste die Suturen der Muskelsehne, erweiterte die Oeffnung und ging 
mit 2 Fingern in die Tiefe. Er fasste und zerdrückte den Tumor zwischen den 
Fingerspitzen, konnte jedoch auch diesmal eine weitere Geschwulstbildung nicht 
finden. Er legte deshalb wieder die nöthigen Suturen an und wartete das 
Weitere ab. Ganz gegen alles Erwarten konnte er nun einige Tage nach der 
Operation constatiren, dass der Exophthalmus ziemlich vollständig beseitigt war 
und ferner, dass die Sehschärfe bis auf °/, gestiegen war. Diese Heilung blieb 
während einer 3monatlichen Beobachtungsdauer constant. Ancke. 


251) Nouvelle methode pour l’obtention des skiagrammes ocu- 
laires. Un méfait des rayons X, par Dr. van Duyse. (Annales et bulletin 
de la société do médecine de Gand. 1897. Aoüt-Septembre.) Wenn man das 
Vorhandensein und den Sitz eines im vorderen Segment des Auges befindlichen 
Metallstücks mittelst X-Stralilen diagnosticiren will, so genügt es, die Röntgen- 
strahlen ganz kurze Zeit von der Schläfenseite herauffallen zu lassen und das 
entstehende Schattenbild auf einer lichtempfindlichen Platte, die man in die 
Gegend des inneren Augenwinkels bringt, aufzufangen. Um aber auch Metall- 
stücke, die im hinteren Augensegment sitzen, zu diagnosticiren, genügt diese 
Versuchsanordnung nicht, da die Knochenwände der Orbita als Hinderniss für 
die X-Strahlen sich erweisen. Dahfeld hat nun für solche Fälle vorgeschlagen, 
den Kopf quer zu durchleuchten. Bei stärkerer Annäherung der Lichtquelle und 
längerer Expositionsdauer erhalte man durch die dünnen Knochenwände hin- 
durch, die hier in Betracht kommen, ein ganz brauchbares Skiagramm. Verf. 
warnt nun vor dieser Methode. Die Röntgenstrahlen lassen bei längerer starker 
Einwirkung die thierischen Gewebe nicht unverändert, und man darf das zweite 
gesunde Auge einer so lang dauernden Bestrahlung nach seiner Ansicht nicht 
aussetzen. Verf. räth vielmehr, in solchen Fällen die gesunde Schädelhälfte durch 
Bleiplatte vor der Bestrahlung zu schützen und dann von hinten her die X-Strahlen 
durch den Schädel und das kranke Auge fallen zu lassen. An Versuchen, die 
er mit Schädeln seiner Sammlung anstellte, erhielt er gleich brauchbare Skia- 
gramme nach Dahfeld’s Methode und nach der seinigen. Ancke. 


252) Traitement de la dacryocystite purulente aiguë par le 
massage. (Journal russe de médecine militaire. 1897. Nr. 6. Ref. in Revue 
de thérap. 1897. Nr. 20) Vosskressensky beschreibt 3 Fälle von acuter 
eitriger Dacryocystitis. In zweien dieser Fälle hatte sich der Eiter im Thränen- 
nasencanal gestaut, im dritten war er nach aussen abgeschlossen. In allen drei 
Fällen ergab die Massage in Cirkeltuuren über der erkrankten Stelle ausgezeichnete 
Erfolge. Schon am nächsten Tage liess sich Besserung constatiren und in weiteren 
2 Tagen trat vollkommene Heilung ein. Dies sei erstaunlich bei einer Krank- 
heit, die sonst einen Monat und noch länger braucht bis zur Heilung. 

Ancke. 


253) Traitement du trachome par l’iodure d’argent & l'état 
naissant. (Journal russe de médecine militaire. 1897. No. 6. Ref. in 
Revue de thérapeutique. 1897. No. 21.) Vassilenko bereitet sich zwei 
Lösungen und zwar 1. Kal. jodat. Aq. dest. aa 6,0, Glycerin: 12,0 und 2. Argent. 
nitr, Aq. dest. aa 6,0, Glycerin 12,0 und lässt zunächst von der ersten Lösung 
und dann von der zweiten Lösung 3 Tropfen auf die Lidbindehaut fallen. So 
bildet sich Jodsilber. Nach einer halben oder ganzen Minute wäscht er mit 
Borsäurelösung nach. Der Patient empfindet nur 2—3 Minuten lang Schmerz. 


— 651 ° — 


Verf. hat sein Verfahren mit gutem Erfolg bei leichten und schweren Trachom- 
formen, besonders bei der letzteren angewendet. Der Erfolg springt ım Anfang 
der Behandlung mehr in die Augen, als später, wo eine gewisse Gewöhnung an 
das Mittel eingetreten ist. Es ist deshalb anzurathen, die Behandlung mitunter 
eine Zeit lang auszusetzen. Complicationen des Trachoms contraindiciren die 
hier empfohlene Behandlung nicht. Im Allgemeinen betrug die Heilungsdauer 
1—2 Monate, bei trockenem Trachom noch mehr. Der schliessliche Ausgang 
ist ebenso wie bei anderen Behandlungsmethoden Narbenbildung. Doch ist die- 
selbe oberflächlich und zart. Ancke. 
254) Contribution a l'étude de la dacryocystite congénitale, 
par Dr. Samuel-Davicion Lévy. (Thèse de Paris. 1897. Juin. Ref. in 
Revue de thérap. 1897. No. 20.) Die congenitale Dacryocystitis entsteht 
secundär bei Persistenz des fötalen Zustandes des Thränennasencanals. Dabei 
verstopft sich der Canal und der Thränensack durch degenerirte Epithelmassen, 
die am inneren Augenwinkel zu Tage treten. Mehr oder weniger heftige In- 
fectionserscheinungen kommen secundär dazu. Die Therapie besteht in anti- 
septischen Waschungen, Umschlägen, Compression, Massage u. 3. w. Die spon- 
tane Heilung solcher Fälle erfolgt bei Anwendung der vulgären Antisepsis naclı 
2—3 Monaten. Die Allgemeinbehandlung (?) darf dabei nicht vernachlässigt 
werden, chirurgische Eingriffe werden jedoch erat ndthig, wenn die Kranklieit 
ungewöhnlich lange fortbesteht, wenn Dilatation des Thränensackes eintreten 
will, wenn die entzündlichen Erscheinungen sehr acut auftreten oder wenn die 
Eltern der kleinen Patienten die Geduld verlieren. Man wird dann unter Nar- 
cose 2—3mal sondiren, was im Allgemeinen zum Ziel führen dürfte.! 
Ancke. 
255) Sicherheitsbrillen für Sportzwecke. (British Med. Journ. 
1897. 8. Jan.) Bei vielen Spielen und beim Schiessen riskirt man durch Zer- 
brechen der gewöhnlichen Brillengläser das Augenlicht. Es sind für solche 
Zwecke deshalb Linsen aus brasilianischem Quarz- oder Kieselgur angefertigt, 
die nicht splittern. Es empfiehlt sich dieselben so dick wie möglich zu schleifen, 
z. B. ein 2 D-Glas aus — 10 und + 12 D zusammenzuschleifen. Peltesohn. 


256) Ueber einen durch Strabismus und andere Augensymptome 
ausgezeichneten Fall von Hysterie, von E. Hitzig. (Berl. klin. W. 
1897. Nr. 7.) Bei dem an einer traumatischen Neurose in Form der Hysterie 
mit typischen Sensibilitätsstörungen leidenden 36 jährigen Arbeiter stellte Verf. 
neben Schmerzen in den Augen Gesichtsfeldeinschränkung, Amblyopie, doppel- 
seitige Ptosis, Strabismus convergens und fast starre, stark verengte Pupillen 
fest. Durch zweckmässige Suggestion gelang es leicht, diese Symptome zu be- 
seitigen, während die Pupille nach wenigen Zügen Chloroform normal fungirten. 
Die Ptosis hält Verf. für einen Lähmungszustand, wie er in seltenen Fällen 
von Hysterie vorkommen kann, während die übrigen motorischen Innervations- 
störungen der Kopfnerven auf einen Reizzustand zurückzuführen seien. 

| Peltesohn. 

257) Zwei Fälle von cortialer und Seelenblindheit, von M. Lunz. 
(Deutsche Med. Woch. 1897. Nr. 38.) Fall I. Die dem Trunke ergebene 
55 jährige Patientin erkrankte in einem Zeitraum von !/, Jahr zwei Mal an 
Seh- und Gebstörungen unter Schwindel und vorübergehender Bewusstlosigkeit. 
Hauptsächlich bestand Blindheit und gänzlicher Ausfall aller optischen Vor- 
stellungen. Die Autopsie ergab Oedem der Pia, Arteriosklerose der basalen 


ı Ohne Narcose ein Mal. H. 


— 652 — 


Gefasse, gelbe Erweichung der zwei inneren Drittel des rechten Occipitallappens; 
kleiner Herd an der Spitze des linken, kleinere Erweichungsstellen im Nucl. 
lenticul. beiderseits, im rechten Thalamus und Nucl. candat. — Der zweite 
Fall betraf einen 36jährigen, mit Lues behafteten Patienten, der in wenigen 
Tagen rapide seine Sehkraft verlor und sich absolut nicht im Raume orientiren 
konnte. Die Pupillenreaction war dabei erhalten. Nach eingetretener Besserung 
auf antiluetische Behandlung zeigte sich linkseitige totale Hemianopsie mit be- 
deutender Verschmälerung in den rechten Hälften. Die Erscheinungen der 
Seelenblindheit zeigten sich deutlich in erheblichem Abblassen früherer optischer 
Erinnerungsbilder, exquisiter Farbenamnesie und Unfähigkeit, neue optische Ein- 
drücke mit den früheren zu identificiren. Im Uebrigen war die Psyche voll- 
kommen intact. — Verf. nimmt in beiden Fällen als Grundlage der Erscheinungen 
eine Veränderung der Gefässwände an. Peltesohn. 
258) The representation of the function of the vision in the 
cerebral cortex, by Seymour J. Sharkey. (Lancet. 1897. May 22.) 
Ein sechsjähriges Kind mit rechtsseitiger Hemiplegie und Contractur, völliger 
Taubheit und fast völliger beiderseitiger Blindheit, wobei die Pupillen nur bei 
intensiver Belichtung des linken Auges schwach reagirten, zeigte bei der Section 
Zerstörung des linksseitigen Gyrus central. ant. und post., der Lobulus pariatal. 
infer., des Lobus tempor. auf der rechten Seite des Lobul. pariet. inf., der 
Gyrus angul., temp. sup. und zum Theil tempor. med. Dagegen war der Occi- 
pitallappen beiderseits völlig intact. Die Gratiolet’sche Sehstrahlung war 
makroscopisch nur links oben ap einer Stelle etwas mitergriffen. Aus diesem 
und 2 älteren Fållen schliesst Verf., dass der Gyrus angularis ein dem Hinter- 
hauptslappen übergeordnetes Sehcentrum darstellt. Peltesohn. 
259) Centrale beiderseitige Amaurose in Folge von metasta- 
tischen Abscessen in beiden Occipitallappen ohne sonstige Herd- 
symptome, von Heinersdorff. (Aus Prof. Pflüger’s Klinik. — D. med. 
Woch, 1897. Nr. 15.) Isolirte Erkrankungen beider Occipitallappen sind bis- 
her nur 7 mal veröffentlicht worden, wo Erweichungen durch embolische Processe 
vorlagen. Der Patient des Verf.’s litt an einer Periostitis am Vorderarm, die 
unter Jodgebrauch verschwand, verlor dann unter Fieber und Kopfschmerz rapide 
seine Sehkraft und musste an einem Leistenabscess operirt werden. Er starb 
nach erfolgter Abscess-Spaltung im Coma. Die Section ergab abgesehen von 
chronischer Lungenverdichtung einen kleinen Abscess im rechten Leberlappen, 
stark abgeplattete Gyris, grüneitriger Massen an der Gehirnbasis und den Seiten- 
ventrikeln und je eine grosse Abscesshöhle, in beiden Hinterhauptslappen. Bei 
der fast vollkommenen Unterbrechung der Sehleitung und der grossen Ausdehnung 
der beiden Abscesse und secundären Veränderungen lässt Verf. diesen Fall für 
die Frage der genaueren Localisation des Sehcentrums unverwerthbar erscheinen. 
Peltesohn. 
260) The need of inspection of the eyes of the children in the 
New-York public schools, by W. M. d’Aubigne Carhart. (Med. Rec. 
1897. Oct. 23.) Die Thatsache, dass viele Schulkinder mit erheblichen Refrac- 
tionsfehlern ohne Correction sich zu behelfen verstehen, beweist zwar ihre Tolerenz 
aber nicht ihre Immunität gegen Schäden. Denn das Ophthalmoskop zeigt auch 
in solchen Fällen eine hyperämische Retina, den Sehnerv leicht infiltrirt und 
verwaschen, und einen breiten und tiefen Conus, in welchem die Sclera durch- 
schimmert. Auch die Lidränder und die Conjunctiva zeigten sich in manchen 
dieser Fülle gerötliet, und es bestehen Photophobie und Asthenopie. Unter 
solchen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, wenn, wie eine Statistik des 


— 653 — 


Verf.'s gezeigt hat, der Astigmatismus aller Art von 35,65 °/, zwischen 5— 9 
Jahren auf 61,69°/, zwischen 13—18 Jahren ansteigt. (?) Myopie und zusammen- 
gesetzter myop. Astigmatismus von 2,61 °/, bis 5,43 °/, zu- und Hypermetropie 
von 53,48 °/, bis 22,81 °/, abnimmt. Eine frühzeitige Untersuchung durch 
Schulärzte ist deshalb dringend angezeigt, damit ein Kind, durch seine ver- 
vergeblichen Anstrengungen mit der Klasse mitzuhalten nicht immer mehr zu 
der verderblichen Accommodationsanstrengung verleitet wird. Dr. Frank Alport 
hat für Minneapolis, Dr. Harlan und Wood für Baltimore solche Untersuchungen 
angeregt. Ebenso rührt es sich in andren amerikanischen Städten. Die Schul- 
ärzte sollen nicht zugleich die Behandlung leiten, sondern sich darauf beschränken, 
den betreffenden Kindern ihren Befund auf einem Kärtchen zu notiren, der für 
den behandelnden Arzt bestimmt ist. Peltesohn. 


261) The early history of ophthalmology and otology in Balti- 
more (1800—1850), by Harry Friedenwald. (Johns Hopkins Hosp. B. 
1897. Nr. 77—78.) Im Jahre 1800 zählte Baltimore nur 26614 Einwohner 
mit 44 Aerzten. Besondere Augenärzte gab es damals wohl schon, sie standen 
aber in keinem sonderlichen Ansehen, wie eine Verfügung aus dem Jahre 1805 
lehrt, welche sie mit den Dentisten in einem Athem nennt. Von einer klinischen 
Verarbeitung des Augenmaterials ist bis 1825 nicht die Rede, wenigstens be- 
stand keine besondere Augenheilanstalt, die sich der zu jener Zeit in New-York 
und Pennsylvania vorhandenen Klinik an die Seite stellen konnte. Von her- 
vorragenden Aerzten des Faches nennt Verf. aus der Chronik der Stadt: Pierre 
Chatard, William Gibson, George Frick, den Verfasser des ersten Lehr- 
buches der Augenheilkunde in Amerika, Horatio G. Jameson, John Mason 
Gibson, John Harper und William Alexander Clendinen. 

Peltesohn. 


262) Bericht über die Wirksamkeit der Abtheilung für Augen- 
kranke am Spital der Pester israelitischen Religionsgemeinde mit 
besonderer Berücksichtigung der letzten sechs Jahre, von Ad. Szili 
und Jul. Weiss. Aus den therapeutischen Notizen, die die Verff. in ihrem 
reichhaltigen Berichte, dessen statistisches und casuistisches Material hier nicht 
im Einzelnen wiedergegeben werden kann, anführen, seien folgende Winke her- 
ausgehoben. Bei der recidivirenden Hornhaut-Erosion, welche sie traumatische 
Dehiscenz des Hornhautepithels nennen, wird für die Zeit des Schlafes das ganze 
Lid in seiner vollen Ausdehnung mit einer dünnen Fettschicht bestrichen, um 
die Verdunstung zu mässigen, weil dadurch verhütet werden soll, dass der 
durch die Verdunstung inniger gewordene Contact zwischen Lidbindehaut und 
Bulbus beim Aufwachen durch das plötzliche Heben des Lids heftig gesprengt 
wird.! Bei der Iritis rheumatica wurde die entsprechende Stirnhälfte und Schläfe 
mit einem Gummipapier, das hohl über das Auge wegzieht, überklebt und so 
eine gleichmässige Wärmewirkung erzielt, die dem Kranken angenehm und 
förderlich war. Schwitzkuren wurden, wo die Anwendung von Dampfbädern 
nicht angängig war, mittelst des von Vulpius in Genf eingeführten Apparat 
„Phénix à air chaud“ in der Form des warmen Tuftbades durchgeführt, wobei 
die Kranken bis zu 3 Stunden in einer Temperatur von 37—39° C. blieben. 

Peltesohn. 

263) Abscess of the orbit as the result of suppurating ethmo- 
iditis: operation and radical cure, by G. E. de Schweinitz. (Med. and 
` ! Culdceream-Einstreichen ist günstig bei Hornhaut-Abschilferung nach Ptosis- 
Operation. H. 


— 654 — 


Surg. Rep. 1897. Nov. 20.) Verf. beschreibt einen glücklich operirten Fall 
von Orbitalabscess bei einem 67 jährigen Patienten und legt Werth darauf, dass 
die Entleerung des Eiters von der Orbita aus zugleich mit einer Drainage durch 
den Augenhöhlenboden nach der Nase hin verbunden wird. Es wird dadurch 
eine sorgfältige und ausgiebige Durchspülung der erkrankten Höhlen mit anti- 
septischen Flüssigkeiten erleichtert and gleichzeitig auch zu etwaigen Neben- 
herden der Zugang ermöglicht. Mit Gruening ist Verf. der Meinung, dass 
Ethmoidal- und Frontalabscesse auch, wo die Orbita noch nicht in die Kiterung 
einbezogen ist, am besten von dieser aus aufgesucht werden könnten. 
Peltesohn. 
264) Exostosis of the orbit, by Edw. Jackson. (Med. and Surg. 
Rep. 1897. Dec. 25.) Verf. entfernte bei einer 35 jährigen Italienerin ein an 
der inneren Seite der Augenhöhle hervortretendes rundliches Knochengewachs, 
welches zu seinem Wachstbum mehrere Jahre gebraucht hatte, bis es zuletzt 
rapide zunahm. Der Tumor entsprang, wie gewöhnlich, dem Ethmoidalsinus. 
Verf. sah unter 210000 Augenkranken solche Exostosen nur 11 mal Bis- 
weilen lag der Ausgangspunkt theils im Sinus ethmoidalis, theils im Sinus fron- 
talis. Nach anderen Autoren entspringt der Knochentumor auch der Stirmhöhle 
allein. Die Augenhöhle selber ist ebenfalls als Ursprungsstelle angegeben wor- 
den, doch bleibt es zweifelhaft, ob in diesen Fällen die Operation bis an die 
Wurzel gegangen ist. Peltesohn. 
265) Ueber die Behandlung des Morbus Basedowii mittelst 
Durchschneidung des Halssympathicus, von Jaboulay. (Acad. de Me- 
decine. 1897.) Verf. hat 14 Basedow-Fälle so behandelt und durch die an 
sich einfache und ungefährliche Operation immer eine Besserung erzielt; der 
Exophthalmus, die Struma und die Herzpalpitationen nahmen ab, und der All- 
gemeinzustand besserte sich. Bei älteren Individuen waren die Resultate besser, 
als bei jungen Mädchen. Die Operation soll event. wiederholt werden, um den 
Sympathicus noch höher hinauf zu durchschneiden. Die Operation kommt aber 
erst in Betracht, wenn alle inneren Mittel versagt baben. Peltesohn. 
266) Resection and advancement of the levator palpebrae 
muscle in traumatic ptosis, by Charles A. Oliver. (University Med. 
Magazine. 1897. Octob.) Ein 5 jahriger Knabe fällt auf eine grosse Scheere, 
deren eines Blatt ihm durch beide Bindehautsäcke unten und oben dringt, ohne 
merkwürdiger Weise den Bulbus zu verletzen. Die darauf eintretende Ptosis 
wird durch eine Vorlagerung des abgelösten Levator palpebrae beseitigt, die 
nach aussen vorfallende Conjunctiva palpebrae wird durch Nähte fixirt, und so 
gelingt es, obwohl zwei Mal das Auftreten von infectiösen, perforirenden Horn- 
hautgeschwüren den klinischen Verlauf complicirt, eine vollständige Heilung 
herbeizuführen. Peltesohn. 
267) Anatomische Untersuchungen über die Sehnervenkreuzung 
bei Meerschweinen, Kaninchen, Katzen und Affen, von Jacobsohn. 
(Demonstrat. in der Gesellsch. f. Psych. u. Nervenkr. Sitzung vom 13. Decbr. 
1897.) Die Präparate sind nach der Marchi’schen Methode gefärbt, welche 
vor der Weigert-Pal’schen den Vorzug hat, dass sie die frisch degenerirten 
Markfasern positiv färbt, während das normale Gewebe ungefärbt bleibt. Beim 
Meerschwein ist die Sehfasernkreuzung unzweifelhaft total, beim Kaninchen fast 
vollständig, indem nur vereinzelte, aber sicher nicht in einem geschlossenen 
Bündel verlaufende ungekreuzte Fasern zu verfolgen sind. Bei der Katze da- 
gegen bleibt eine sehr grosse Zahl von Fasern auf derselben Seite im Tractus, 
fast ebenso viel wie gekreuzt. Beim Affen nähern sich die Verhältnisse den 


— 655 — 


menschlichen, insofern ein mächtiger Zug der gekreuzten Fasern sich mehr an 
der medialen Seite concentrirt, während der andere Zug sich an der Aussen- 
seite des Tractus hält und nur einzelne Fasern davon sich im späteren Verlauf 
über den ganzen Tractus vertheilen. Besonders erwähnt Vortr. diejenigen Fasern, 
die an der lateralen Seite zum Chiasma ziehen und hier bogenförmig nach innen 
schwanken, als ob sie alle nach der gekreuzten Seite hinübergingen. Man kann 
auf den Marchi’schen Präparaten sich überzengen, dass diese Bogenfasern theil- 
weise nach dem Tractus der gleichen Seite abschwenken, also nicht sämmtlich 
gekreuzt sind, wie man durch die Pal’sche Färbung versucht sein könnte an- 
zunehmen. — Der weitere Verlauf der Fasern bis zu den Vierhügeln, Corp. 
genicul. ext., Thalamus, lässt sich beim Meerschweinchen nach Enucleation eines 
Bulbus ganz deutlich nur auf der entgegengesetzten Seite verfolgen, während 
bei der Katze und beim Affen die Degenerationszüge auf beiden Seiten zu finden 
sind. Im Chiasma machen die Fasern übrigens bogenförmige Linien durch 
verschiedene Ebenen, dem Laufe eines Korkziebers vergleichbar. 
Peltesohn. 
268) A report on holocain as a local anesthetic in ophthalmic 
work, by H. V. Würdemann and Nelson Black. (The Ophth. Rec. 1897. 
October.) Die Vorzüge des Holocain bestehen nach den Erfahrungen der Verff. 
in seiner Ungiftigkeit, Haltbarkeit und bactericiden Eigenschaft. Seine Wir- 
kung tritt sehr schnell ein und dauert lange an, ohne dass es Pupillenerweite- 
rung hervorruft, und geht in die Tief. Da es nur 5mal so schwach wie das 
Cocain concentrirt zu sein braucht, ist es auch billiger. Nur bei subcutaner 
Injection treten klonische Krämpfe ähnlich denen bei Strychnin- 
vergiftungen ein. Peltesohn. 
269) A case of acute insanity due to eyo strain, by Murray Mc. 
Farlane. (Ebenda.) Die 27jährige Patientin, welche seit langen Jahren an 
heftigen Hinterkopf- und Stirnkopfschmerzen gelitten hatte und allmählich einer 
melancholischen Depression verfiel, wurde vom Verf. durch Correction ihrer 
Hypermetropie des rechten und ihres Astigmatismus mixtus auf dem linken 
Auge vollständig wieder hergestellt. Peltesohn. 
270) A case of sympathetic ophthalmia following .a succesful 
cataract extraction, by W.L. Bullard. (Ebenda.) Verf. beschreibt den selt- 
samen Fall einer vollständig gelungenen Star-Extraction bei einer gesunden 52 jahr. 
Patientin, wo fünf Wochen nach der Operation, noch bevor Gläser gebraucht 
worden waren, eine schleichende Iridocyclitis und sehr bald darauf sympathische 
Entzündung des zweiten Auges einsetzte, ohne dass die genaueste Untersuchung 
zu einer Aufklärung führte. Peltesohn. 
271) A rare Refraction case, by J. Steele Barnes. (Ebenda.) Verf. 
corrigirte einen 33 jahr. Pat. mit einem Concaveylinder von 8 D, und erzielte 
damit halbe Sehscharfe. Die Axe stand senkrecht. Der Astigmatismus war, 
wie die Messung mit Javal’s Ophthalmometer ergab, total corneal. 
Peltesohn. 
272) A case of chronic pseudo-membranous conjunctivitis, with 
development of ocular and pharyngeal diphtheria on the use of 
jequirity, by Herbert Harlan. (Journ. of Eye, Ear and Throat Diseases. 
1897. October.) Verf. beobachtete bei einem 10jahrigen Madchen eine unter 
dem Oberlide hervortretende fibröse Membran, welche beinahe die ganze Innen- 
fläche des Lides auskleidete. Nach den Angaben der Angehörigen bestand dieser 
Zustand schon seit 6 Jahren und hatte allen Maassregeln verschiedener Aerzte 
getrotzt. Es war eine organisirte Membran, die sich wie eine diphtherische 


— 656 — 


verhielt und, abgelöst oder cauterisirt, sich innerhalb kurzer Zeit wieder neu 
bildete. Diphtheriebacillen liessen sich aber nicht nachweisen. Schliesslich 
wurde Jequiritpulver eingestäubt, welches eine ausserordentlich intensive Entzün- 
dung berbeiführte, daneben aber noch den weiteren Erfolg hatte, dass eine 
typische Halsentzündung eintrat, welche sowohl klinisch, wie bacteriologisch 
unzweifelhaft diphtherischen Charakter zeigte. Dies: Verhalten ist immerhin 
merkwürdig und lässt vielleicht die Erklärung zu, dass in der chronischen 
Bindehautmembran einzelne abgeschwächte Diphtheriebacillen suspendirt waren, 
welche durch die Jequirityentzindung einen besseren Nährboden erhielten, auf 
dem sie zu activer Wirksamkeit herangedeihen. Von Howe und Guibert sınd 
ähnliche Beobachtungen mitgetheilt worden. Peltesohn. 


273) Microscopic examination of the conjunctival secretions 
from a clinical standpoint, by Dr. Augieras, Laval. (Ebenda.) In den 
mucopurulenten Absonderungen beim Conjunctivalcatarrh der Erwachsenen fand 
Verf. in 84°/,, bei den Neugeborenen immer Mikroorganismen. Bei der ecze- 
matösen Form der Conjunctivitis dagegen waren in der Regel, und zwar in 
76°/,, keine Bacterien nachweisbar. Bemerkenswerth fand Verf. die filamentöse 
oder fibrinöse Form, welche in gewissen Präparaten das Secret bei mehreren 
Fällen der eczematösen, catarrhalischen und folliculären Conjunctivitis annahm. 
Die Eigenthümlichkeit der scrophulösen Secretion besteht in der Krustenbildung. 
(Fortsetzung folgt.) Peltesohn. 


274) Spontane Heilung einer senilen Cataract, von A. Chevallereau. 
(La France Medicale. 1897. Juli.) Eine sehr schnell reifende Cataract sah 
Verf. innerhalb 2!/, Monaten geschwunden. Nach den Angaben des Pat. war 
das Sehvermögen in dieser Zeit ganz allmählich wiedergekehrt. Die Pupille 
zeigte sich dunkelschwarz und klar; nur eine ganz zarte centrale Linsenträbung 
~- war noch sichtbar. Augenhintergrund normal. Refraction nur 2!/, D annähernd 
wie auf dem zweiten gesunden Auge. Auch das Nahesehen war befriedigend. 

Peltesohn. 


275) Die Technik der Thränensack-Exstirpation, von G. Ahl- 
strom. (Nach La Clinique Ophtalm. 1897. 25. August.) Verf. erleichtert sich 
die immerhin schwierige und oft sehr blutige Operation durch ein kleines, 
nagelkopfähnliches Instrument, welches er nach der Spaltung durch Haut und 
Thränensackwandung in das Lumen des Sackes einführt und dort durch zwei 
Fixirpincetten oder zwei Nähte festhält. Peltesobn. 


276) Die Bedeutung der Pupillenungleichheit bei dem Carcinom 
des Oesophagus, von Hitzig. (D. med. Woch. 1897. Nr. 36.) Die durch- 
aus nicht seltene Pupillendifferenz ist zum Theil auf das Befallensein des 
Sympathicus, zum Theil auf eine Läsion der vorderen Wurzel des ersten Dorsal- 
nerven zurückzuführen, in welchen die oculopupillären Fasern des Sympathicus 
übergehen. Verf., durch einen Fall Eichhorst’s darauf aufmerksam gemacht, 
fand unter neun Fällen von Oesophaguscarcinom die ungleichen Pupillen 4 mal. 
In 27 früheren Fällen war der Befund nur einmal erhoben worden. 

Peltesohn. 

277) Antiseptics in eye surgery, by Henry D. Noyes. (Med. Rec. 
1897. 30. October.) Die Antiseptik bei Augenoperationen erstreckt sich in 
erster Linie auf den Operateur und die Instrumente, dann auf das Operations- 
feld und schliesslich den Verband. Der Arzt wasche sich mit Seife und Wasser, 
wobei Boraxpulver auf die Handhbürste gestreut, von besonderem Nutzen sein 
soll, und tauche die Finger dann in starkes Sublimat. Die Instrumente werden 





— 65% — 


10 Minuten lang gekocht, darauf ebenso lange in 95°/, Alkohol gelegt. Die 
Messer und Nadeln werden nur 1 Minute dem kochenden Wasser ausgesetzt 
und dann zu den übrigen Instrumenten gelegt. Ein Grundsatz ist, die ge- 
brauchten Stücke sorgfältig gereinigt fortzulegen. Der Kranke selber erhält 
ein Bad und reine Wäsche. Den Probeocclusivverband während der letzten 
24 Stunden unterlässt Verf. als überflüssige Reizung, die überdies latente 
Thränenschlaucheiterungen doch nicht an den Tag bringt.(?) Alle entzündlichen 
Zustände an den Lidern, der Bindehaut und vollends im Thränencanal sind 
gründlichst zu behandeln. Bezüglich der letzteren ist auf die Anamnese be- 
sonderes Augenmerk zu richten, weil alte abgelaufene Fälle unter der Einwirkung 
einer Star-Operation wieder aufgefrischt werden können. Auch ist die Unter- 
suchung der Nase ein wichtiger Factor. Vor der Operation sind dann besonders 
die Augenbrauen und Lidränder gründlich mit 1:3000 Sublimat bezw. Borsäure- 
lösung zu reinigen. Die ausgiebige Irrigation der Bindehautsicke unter Zubilfe- 
nahme des Sperrers ist nicht zu unterlassen, wenn auch dadurch eine Keimfreiheit 
nicht gewährleistet wird. Sie spült zum mindesten Secretflöckchen und alles 
Material fort, in welchem sich die Bacterien anzusiedeln pflegen. Auch nach 
der Operation wäscht Verf. mittelst wiederholter Irrigation die Wunde von allen 
Linsenresten rein. Die eigentliche Ausspülung der Vorderkammer dagegen hat 
er aufgegeben. Bezüglich des Verbandes verwendet Verf. steriles, nicht im- 
prägnirtes Material, welches er in Sublimat taucht. Alle 24 Stunden wird der 
Verband gewechselt. Bei Wundinfection bat sich der Gebrauch fortwährend 
erneuter, möglichst heisser Umschläge mehr bewährt, als das Caterisiren der 
Wundränder mit glühendem Eisen oder concentrirter Carbolsäure. Eventuell 
entleert er die Vorderkammer von ihrem Exsudat und spült sie mit 1:3000 
Sublimat aus. Peltesohn. 


278) Ueber die Pupillenverengerung der Geisteskranken, von 
U. Stefani und E. Mopurgo. (Riv. sperim. di Freniatria. Bd. XXIII. S. 2.) 
Die Verff. untersuchten mit dem Schweigger’schen Pupillometer bei drei ver- 
schiedenen Beleuchtungsgraden und erhielten so fir jedes Auge drei Werthe, 
die im gesunden Zustande im Mittel 3,6—3,7 mm betragen, dagegen bei den 
mehr oder weniger acut psychopathologischen unter 3,0 mm ergeben und mit 
dem Nachlassen der Geisteskrankheiten wieder zunahmen. Bei den stupordsen 
Erkrankungsformen zeigt sich eine Erweiterung der Pupille. Bei den meisten 
chronischen Kranken aber waren die Pupillen enger als im normalen Zustande 
bei gleicher Altersstufe. Einer Exacerbation ging stets eine Verengerung der 
Pupille parallel. Peltesohn. 


279) Zur Bedeutung der Augenuntersuchung, speciell des oph- 
thalmoskopischen Befundes, für die Frübdiagnose der multiplen 
Herdsklerose, von Dr. Günther Nagel. (Münch. med. Woch. 1897. Nr. 32.) 
Die weisse Abblassung der temporalen Papillenhälfte ist als Frühsymptom bei 
der multiplen Sklerose in zwei Fällen des Verf. von diagnostischer Bedeutung 
gewesen. lhr gesellen sich an Werth der Nystagmus und die associirte Blick- 
lähmung bei. Peltesohn. 


280) Ueber Augenmuskelstörungen bei der multiplen Sklerose, 
von Dr. C. Kunn. (L. Voss, Hamburg u. Leipzig.) Verf. stell auf Grund von 
20”genau untersuchten Fällen’ multipler Sklerose drei Symptome von Seiten des 
Augenmuskelapparates als charakteristisch auf: 1. Das Einstellungszittern, 
analog dem Intentionszittern, beim Fixiren eines bestimmten Objectes, wobei die 
erstrebte Convergenz ein oder mehrere Male über das Ziel hinausschiesst, bis 

42 


— 658 — 


sie richtig eingestellt ist. 2. Kin echtes concomitirendes Schielen, als 
Ausdruck ouer dissuciativen Storung der vordem associirt gewesenen Augen- 
bewegungen, wobei nicht ein besonderes Coordinationscentrum lädirt sein brauche, 
sondern nur die durch Erfahrung und Uebung erworbene Fähigkeit in der Be- 
nutzung functionell sich unterstützender Muskeln verloren gegangen ist. Eudlich 
3. eine plötzlich auftretende Anisokorie und Hippus, als Begleitsymptom 
zitternder Bewegungen des Ciliarmuskels beim Fixiren, welches durch Atropin 
und Anwendung von Convexgläsern prompt schwindet. Peltesohn. 


281) Untersuchungen über den Faserverlauf im Chiasına des 
Pferdes und über den binocularen Sehact dieses Thieres, von H. 
Dexler. (Arbeiten aus Prof. Obersteiner’s Laborat. 1897. Wien.) Verf. 
hat einem 2 Tage alten Fohlen einen Bulbus enucleirt und nach 3 Monaten 
das Nervensystem nach Pal untersucht. Zur Controlle wurde bei einem 10 jährigen 
Pferde 30 Tage nach der Enucleation das Gehirn nach der Marchi'schen Methude 
untersucht. Beide Untersuchungen zeigten in unzweideutiger, sich ergänzender 
Weise, dass beim Pferde die Hauptmasse des Sehnervenstammes in den contra- 
lateralen Tractus übergeht, ein kleiner Theil jedoch auf derselben Seite sich 
fortsetzt. Die sich nicht kreuzenden Faserbündel sondern sich von dem Gitter- 
getlecht des Chiasma in der cerebral gelegenen Partie ab, liegen im Tractus- 
austritt dorsolateral, später ganz seitlich, verlaufen jedoch nicht als isolirter 
Strang im Tractus und dürften etwa !/, der Tractusfasern ausmachen. Eine 
solche Masse spielt beim Sehact sicherlich eine bedeutende Rolle und spricht 
nach des Verf.’s Meinung unzweifelhaft für eine Partialkreuzung beim Pferde 
und logischer Weise für einen binocularen Sehact. Peltesohn. 


282) Untersuchungen über den histologischen Bau der Ciliar- 
nerven. 1. Extraoculärer Theil. Von W. Hahn. (Wien. klin. Woch. 1897. 
Nr. 31.) Die Ciliarnerven bestehen nach des Verf.'s Untersuchungen von 20 
Orbitae aus lauter markhaltigen Fasern von verschiedenem Caliber, 20—10— 
2'/,--2 u. Die kleinsten besitzen einen äusserst feineren Markmantel und sind 
zwischen den gröberen zerstreut. In den dickeren kurzen Ciliarnerven fanden 
sich an der Peripherie Bündel solcher feinster Fasern, die in den dünneren und 
den langen fehlten. Ob dieselben sympathischer Natur sind lässt sich noch 
hicht entscheiden. Die nach Mayer charakteristischen Merkmale de- oder 
regenirender Fasern liessen sich an Zupfpräparaten nicht nachweisen. 

Peltesohn. 


283) Ueber Fehlen der Pupillarreaction bei vorhandener Licht- 
empfindung, von Dr. J. Brixa. (Wien. klin. Woch. 1897. Nr. 36.) Der 
30 jährige Patient erlitt ein Trauma, bei welchem der Bulbus nach vorn, unten 
und aussen luxirt wurde, ohne dass die inneren Theile des Auges, abgesehen 
von einer leichten Hornhauttrübung und dem etwas verschwommenen Aussehen 
der Papille, berührt erschienen. Die linke Pupille, gleich weit wie die rechte, 
war lichtstarr und gab auch consensuell die Reaction auf dem zweiten Auge 
nicht weiter, obwohl bereits am Tage nach dem Trauma Finger gezählt wurden. 
Verf. nimmt zur Erklärung dieser Reflextaubheit (Heddäus) an, dass durch 
den Exophthalmus eine Zerrung oder Torsion des Opticus, vielleicht auch durch 
eine Fractur der unteren Orbitalwand oder ein Haematom, ein Stauungsödem 
herbeigeführt worden sei, durch welches ausnahmsweise die sonst widerstands- 
füligeren Pupillarfasern stärker betroffen worden sind. 13 Monate später be- 
stand linksseitige Opticusatrophie und Pupillenerweiterung. Die Pupille war 
nun lichtstarr, doch reagirte sie consensuell und löste den Reflex auch consen- 


mm æ- — — |, 


— 659 — 


suell auf der rechten Seite aus. Der Fall spricht für das getrennte Vorkommen 
von Pupillen- und Sehfasern im Opticus und zeigt, dass die ersteren weniger 
widerstandsfähig sein können als die letzteren. Peltesohn. 


284) Ueber atrophische Folgezustände an den Sehnerven, von 
Prof. Moeli. (Berl. Gesellsch. f. Psych. u. Nervenkr. 1897. 13. November.) 
Lange bestehende Degenerationsherde in der Sehsphäre brauchen bei Erwachsenen, 
wie Verf. schon 1889 gezeigt hat, keineswegs immer Degenerationen im Tractus 
und Opticus zur Folge haben. Auch neuerliche Uutersuchungen an fünf Fällen er- 
gaben analoge Schlüsse. — Andererseits gelangte Verf. zu folgenden Resultaten: 
Sowobl bei Zerstörung des Corp. gen. lat. als eines Opticus tritt in beiden 
Chiasmahälften und darüber hinaus eine Degeneration auf, welche verschiedene 
Stellen des Querschnittes auf beiden Seiten und Fasern von bestimmter Verlaufs- 
richtung betrifft. Ausschliesslich gekreuzte oder ungekreuzte Fasern sind, be- 
sonders in der Mitte des Chiasmaquerschnittes, nicht nachzuweisen. Aber es 
finden sich Abschnitte, wo neben vorzugsweise gekreuzten oder ungekreuzten 
Bündeln theilweise anders gerichtete Fasern getroffen werden. Beim Austritt 
aus dem Chiasma liegt die Masse der gekreuzten Fasern dorsomedial im 
Nerven, öfter hufeisenfürmig die ungekreuzten umfassend, soweit sie schon bei- 
sammen sind, die mediale Randzone wird von den am meisten frontal gekreuzten 
eingenommen. In allen Fällen jedoch finden weiter noch Umlagerungen der 
noch nicht basal vereinigten ungekreuzten Fasern statt und zwar durch die 
Bündel der gekreuzten hindurch. Weder beide Nerven, noch die einzelnen 
Fälle bieten eine völlige geometrische Uebereinstimmung, aber stets kommt schliess- 
lich diese Sonderung der Fasern zu Stande, und zwar im intracraniellen Ab- 
schnitt. Die ungekreuzten Fasern liegen im Tractus hinter dem Chiasma 
grösstentheils lateral und dorsal. Sie bilden zum Theil radiär gestellte, meist 
lateroventral convexe Bündel in den hinteren, und zieinlich gerade ventro-medial 
gerichtete Bündel in den frontalen Chiasmaebenen. Auch vor dem Chiasma tritt 
dieselbe Richtung noch hervor. Anscheinend kommt hier die ventrale Lagerung 
auch durch Herumziehen an der Peripherie des Chiasmaquerschnittes zu Stande. 
Der weitere Verlauf in der vorderen Orbita gestaltet sich in der bekannten, oft 
beschriebenen Weise. Peltesohn. 


285) Ein Fall von asthenischer Bulbärparalyse, von Dr. Sänger. 
(Vorstellung im ärztl. Verein zu Hamburg.) Die 22jähr. blasse Pat. hat einen 
schlaffen, müden Gesichtsausdruck, blinzelt beständig mit den Lidern, weil sie 
Mühe hat, die Müdigkeit derselben zu überwinden. Des Abends fallen dieselben 
ganz herab. Die Bulbi können weder nach aussen noch nach innen bewegt 
werden. Sonstige Störungen functioneller Natur sind am Auge nicht vorhanden; 
die Pupillen sind beiderseits gleich. Im Uebrigen bestehen hier und da Schluck- 
störungen, Schwache Stimme, trockener, nervöser Husten, leichter Tremor 
manuum und hochgradige Herabsetzung der groben Kraft der Extremitäten. 
Das Charakteristische ist, dass alle Erscheinungen morgens weniger intensiv 
ausgesprochen sind als abends. inen gleichen Fall sah Vortr. bei einem 
20jährigen Mädchen, welches mit doppelseitiger Ptosis und Ophthalmoplegia 
totalis externa erkrankte, einen schnellen Wechsel und Recidive der einzelnen 
Symptome zeigte, auch durch den wechselnden Grad der Ermüdbarkeit auffiel 
und schliesslich nach kaum !/, Jahr starb. Die erste Pat. besserte sich deut- 
lich im Laufe weniger Monate. Peltesohn. 


286) Sympathische Amblyopie, von Prof. Nuel. (Arch. d’ophtalm. 
XVII. 3.) Verf. hat 17 Falle der Art aus seiner eigenen Praxis zusammen- 
42* 


— 660 -- 


stellen können. Einzeln sind solche von andern Autoren als sympathische 
Opticusatrophie, Anästhesie und Hyperästhesie, retrobulbäre Neuritis beschrieben 
worden. Die sympathische Amblyopie reiht sich als dritte Categorie zur sym- 
pathischen Reizung und sympathischen Entzündung. Im Gegensatz zu letzterer 
tritt die Amblyopie erst viel später, zwischen 6 Monaten und 2 Jabren nach 
dem primären Trauma auf. Sie entwickelt sich ganz unmerkbar zuerst unter 
der Form von Verdunkelungen des Sehens und erregt, da Sehschärfe, Gesichts- 
feld und Farbensinn zu der Zeit ganz normal sind, oft den Verdacht der Simu- 
lation. Vielfach besteht Unfähigkeit zur Arbeit wegen Stirn- oder Schläfenkopf- 
schmerz, bisweilen auch wegen Lichtscheu. Dies Prodromalstadium kann ein 
ganzes Jahr dauern. Dann traten auch die objectiven Symptome der Verminderung 
der Sehschärfe bis zu !/, und !/,, und weniger, der concentrischen Gesichts- 
einschränkung und bisweilen auch des centralen Farbenscotoms. Vollständige 
Blindheit hat Verf. nie eintreten sehen. ÖOphthalmoskopisch zeigt sich ziemlich 
spät und immer secundär zur Amblyopie ein leichter Grad von Opticusatrophie. 
Das primär verletzte Auge verhält sich bei alledem reactionslos, verliert aber 
ebenfalls durch Sehnervenatrophie sein Sehvermögen, wenn es nicht schon von 
vornherein geschwunden war. Die Behandlung bestand in Ruhe, Schutzgläsern, 
Schmierkur u. s. w. und hatte zeitweilige oder dauernde Besserung zur Folge. 
— Es ist wichtig für die Beurtheilung von Berufsunfällen diese Classe von 
Fällen zu kennen, die Verf. stets nur im Zusammenbang mit Trauma beobach- 
tet hat. Peltesohn. 


287) Die Beziehungen der intraocularen Circulation zur Patho- 
genese des Glaucoms, von Sulzer und Morax. (Arch. d’opht. XVI. 4.) 
Das Glaucom entwickelt sich auf circulatorischer, vasculärer oder nervöser Basis. 
Alle Fälle beruhen schliesslich auf Gefässdegeneration. In der zweiten Gruppe 
ist diese das primäre, in den anderen beiden hängt sie von einer Störung der 
arteriellen Blutcirculation ab, die in der circulatorischen Gruppe durch die 
Differenz zwischen intraocularem und arteriellem Druck entsteht, bei der nervösen 
auf directem nervösen Wege. Die Sehnervenexcavation ist nicbt bloss die Wir- 
kung des erhöhten Druckes, sondern gleichzeitig ein Product voraufgegangener 
partieller Degeneration des Myelin der Nervenfasern in Folge mangelhafter Blut- 
zufuhr. Peltesohn. 


288) Sympathetic ophthalmitis after excision of the exciting 
eye; vision completely restored, by A. Critchett. (Edinburgh Med. 
Journ. 1897. October.) Verf. beobachtete bei einem 44jährigen Hufschmied, 
dessen rechtes Auge wegen einer schweren Verletzung 5 Wochen nach dem 
Unfall enucleirt worden war, nach weiteren 12 Tagen die rapide Erblindung des 
zweiten Auges durch schwere sympathiscbe Ophthalmie. Es gelang durch 
Schmierkur u. s. w. innerhalb 6?/, Monaten die Sehkraft wieder nahezu normal 
herzustellen. Die Enucleation war 14 Tage nach dem Auftreten der ersten 
Schmerzen vollzogen worden. In dieser Zeit hatte offenbar die Fortleitung des 
inficirenden Agens nach dem zweiten Auge stattgefunden; dasselbe brauchte 
aber noeh eine ganze Spanne Zeit, um in denselben Reizerscheinungen, vielleicht 
durch Erzeugung eines entzündungserregenden Alkaloids, bervorzurufen. 

Peltesohn. 


289) Zur Theorie der Schilddrüse und der Therapie des Morbus 
Basedowil, von César Félix de Traczewski. (Neurolog. Centralbl. 1897. 
Nr. 20.) Verf. hat durch Versuche an thyreodectomirten Thieren die Ueber- 
zeugung erlangt, dass die schlechte Wirkung von Bouillun und ausgekochtem 


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Fleisch auf solche Thiere auf der Neutralisation des Schilddrüsensecrets durch 
die Phosphorsalze beruht. Dementsprechend hat er, wie auch Möbius nach 
ihm, den günstigen Einfluss von Natrium phosphoricum bei Basedowkranken fest- 
stellen können. Verf. geht mit Charcot davon aus, dass bei diesen eine func- 
tionelle Läsion am Boden des vierten Ventrikels vorliegt, und diese zu einer 
abnormen Reizung der Schilddrüse führt, die ihrerseits wieder auf das Central- 
nervensystem ungünstig einwirkt. Dieser Circulus viritiosus erfährt nun dadurch 
eine Unterbrechung, dass die Phosphatsalze den Schilddrüsensaft neutralisiren. 
Peltesohn. 
290) Ueber die Augenerkrankungen in der Frihperiode der 
Syphilis, von Dr. H. Wilbrand und Dr. A. Staelin. (Aus der Poliklinik des 
Allg. Krankenhauses Hamburg-St. Georg. 1897. Leopold Voss.) Die Verff. haben 
200 in der Frühperiode der Syphilis befindliche Patienten aus der syphilitischen 
Abtheilung auf etwaige Augenbefunde untersucht, um daraus statistisches Material 
abzuleiten, und gleichzeitig analoge Angaben anderer Autoren damit in Vergleich 
gezogen. Die Augenlider zeigen 90 mal Veränderungen, die hauptsächlich als 
Hyperaemia ciliorum und Blepharitis ciliaris sich präsentirten. In 8,8°/, der 
Fälle wurde Alopecie der Augenbrauen gefunden, in 5,1°/, Ausfall der Cilien. 
Bei der allgemeinen Alopecie der Syphilitiker gehört ein Ausfallen der Cilien 
zu der grössten Seltenheit; nicht so der Schwund der Augenbrauenhaare. Nur 
einmal zeigte sich eine Schleimpapel am unteren Jidrande Die Primäraffecte 
an der Conjunctiva sind im Allgemeinen sehr selten (auf 17500 Luetische 
1 Initialaffect der Bindehaut). In 11 Fällen fiel eine besondere Blässe beider 
Conjunctiven auf, auch die catarrhalische Conjunctivitis wurde 18 mal beobachtet. 
Die Sclera zeigt als einzig beobachtete Veränderung einmal beiderseitige Epi- 
scleritis. Keratitis parenchymatosa fand sich auf einem Auge. Die Iris zeigt 
sich wesentlich nur in 6 Fällen entzündet. Die Häufigkeit der Iritis bei der 
Syphilis überhaupt giebt Wilbrand mit 0,8°/, an bei einem Material von 
14 196 Kranken. Chorioidealveränderungen wurden als staubförmige Glas- 
körperträbungen in 4 Fällen, als Chorioiditis mit Netzhautblutungen in 
1 Falle und als einzelne chorioidale Herde ebenfalls einmal constatirt. Für 
Neuritis und Neuroretinitis nehmen die Verff. 8,5°/, heraus. Die Hyperämie 
des Sehnerven in der Frühperiode ist relativ häufig (19°/,) aber bei 
sofortiger Behandlung völlig harmlos. Nur selten geht daraus eine leichte 
Papillitis oder Neuroretinitis hervor. Die Retina allein zeirte sich nur in 
1 Falle (?/,°/,) ergriffen. Die Schmierkur hat auf die Zustände am Sehnerven, 
so milde dieselben auch anzusehen sind, keinen unmittelbaren Einfluss. Die 
Augenmuskeln wurden in keinem Falle gelähmt oder paretisch gefunden. Was 
das Gesichtsfeld anlangt, so zeigte sich bei 73 Fällen mit 128 Augen eine 
concentrische Einschränkung nach dem Typus der functionell nervösen Gesichts- 
feldeinschränkungen; andere (10 Augen) gingen mit den organischen Läsionen 
am Hintergrund zusammen, darunter das centrale, das paracentrale Skotom und 
zonuläre periphere Gesichtsfelddefecte, wie sie sonst vornehmlich in der Spät- 
periode der T,ues zugleich mit gummöser basilarer Meningitis gesehen werden 
und für dieselbe als pathognomisch gelten können. Peltesohn. 
291) Beitrag zur Kenntniss der Bindehautdiphtherie. Klinische 
und pathol.-anatom. Untersuchung, von Ernst Becker, Triptis i. Thür. Jena 
1897. (Inaug.-Diss.) Verf. veröffentlicht 3 neue Fälle von Aurendiphtherie aus 
. der Jenenser Klinik, davon wurden 2 geheilt, einer verlief letal. In allen Füllen 
wurden Serumeinspritzungen gemacht, daneben locale Behandlung. Die Injectionen 
schienen den Process günstig beeinflusst zu haben. Stiel. 


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292) Ueber einige Fälle von Orbital-Verletzung, von Edwin 
Gallus, Düsseldorf. (Inaug.-Diss.) I. Fall. Stoss ins linke Auge mit Mist- 
gabe. Lähmung des R. int. Amaurose. Nach einiger Zeit hohes Fieber, heftige 
Kopfschmerzen, welche Trepanation erheischten. Kein Befund. Dann Heilung, 
bis wieder nach längerer Pause Fieber 40° und Kopfschmerz auftrat. Aber- 
malige Trepanation ohne Ergebniss. Heilung. — II. Fall. Eindringen eines 
5 cm langen, 0,5 cm breiten Holzstückes in die Orbita. Entfernung, reactions- 
lose Heilung. Nach 2 Jahren Entzündung an der alten Stelle, aus der das 
Holzstick hervortritt, abcrmalige Extraction eines 4 cm langen, 0,5 cm breiten 
“Holzstückes. Definitive Heilung. — III. Fall. Eindringen einer Schlägerspitze 
in die Orbita. Sofort Amaurose, Exophthalmus, Oculomotoriusparese. Behand- 
lung expectativ. Oculomotoriusparese ging zurück; Amaurose blieb bestehen. 
Heilung. — IV. Fall. Ast eines Strauches in die Orbita gedrungen. Protrusio 
bulbi, Oculomotoriuslahmung, Chemosis. Allmablich Y orachwinden aller Symptome 
bis auf Doppelbilder beim Blick in die Ferne. Stiel. 


293) Ein Fall von sympathischer Ophthalmie nach subconjunc- 
tivaler Bulbusruptur, von Otto Meyer, Rudolstadt. (Inaug.-Diss.) Das 
zuerst erkrankte Auge wurde pathologisch-anatomisch untersucht. Es fanden 
sich Mikrokokken neben irido-cyclitischen Processen, Netzhautablösung u. 8. w. 
Für die Genese der sympathischen Ophthalmie konnte kein neuer Gesichtspunkt 
gewonnen werden. Stiel. 


294) Der gegenwärtige Standpunkt in der Pathologie und 
Therapie des Ulcus corneae serpens, von Prof. Dr. A. Vossius in Giessen. 
(Sammlung zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete der Augenheilk., herausgeg. von 
Prof. Dr. A. Vossius in Giessen. II. Bd. Heft 4.) Seite 10 bemerkt Verf., dass 
die Iridocyclitis, die er in einzelnen Fällen mit nicht einmal sehr umfangreichem 
Ulcus serpens gesehen hat, hartnäckiger als das Geschwür selbst sein und den 
Regenerationsprocess desselben noch überdauern, ja selbst die Veranlassung zu 
recidivirendem Hypopyon werden kann, ohne dass man an dem Ulcus die Zeichen 
einer Reinfection oder der Progression nachzuweisen vermag. Die grauen strich- 
förmigen Trübungen, die man während der Progression des Ulcus oft von dem 
wallartig aufgeworfenen, weissgelblichen Rande sonnenstrahlenartig in divergenter 
Richtung meist geradlinig, seltener leicht gekrümmt abgehen sieht, sollen dadurch 
entstehen, dass der Geschwärsgrund bei einer gewissen Tiefe des Ulcus als 
die dünnste Stelle der Hornhaut durch den intraocularen Druck nach vorn ge- 
buchtet wird, wobei sich die Descemet’sche Membran in Falten legen muss, 
welche von dem Rande der vorgebuchteten Membran ausstrablen. Der Ent- 
stehung eines Ulcus corneae serpens liegt in den meisten Fällen eine Verletzung 
der Cornea zu Grunde. Als specifischer Infectionskeim wird für das typische 
Ulcus serpens gegenwärtig fast allgemein der Pneumococcus von Fränkel- 
Weichselbaum angesehen. Die Pneumokokken finden sich nur in dem wall- 
artigen Progressionsrande; sie dringen nicht in das Innere des Auges, nie in 
das Hypopyon vor. Andere Keime scheinen von den Pneumokokken überwuchert 
zu werden. Von den Folgezuständen des Ulcus serpens stebt mit obenan das 
Staphylom, dessen weiterer Ausbildung manchmal durch Entfernung der Linse 
vorgebeugt werden kann. Was die Therapie im Besonderen betrifft, so muss 
sie nach Verf. individualisirend sein. Er erwähnt eine Reihe bewährter Mittel, 
symptomatischer sowohl wie sogenannter specifischer. Stiel. 


295) Weitere Erfahrungen fiher die chronische Diplokokken- 
conjunctivitis, von Dr. Theodor Axenfeld, Privatdocent in Breslau. (Berl. 


ze. 1968 a 


klin. Wochenschr. 1897. Nr. 39.) Verf. berichtet über 40 neue Fälle, wonach 
sich folgende Gesichtspunkte ergeben: Das klinische Bild ist meist das der aus- 
gesprochenen chronischen Blepharoconjunctivitis. Dasselbe klinische Bild findet 
sich nicht ganz selten ohne Diplobacillen. Die Diplobacillenconjunctivitis kann 
auch ganz stärmisch einsetzen und das Bild des acuten Schwellungscatarrhs 
liefern. Die Diplobacillen können unter Umständen Veränderungen hervorrufen, 
die bei ihrer hochgradigen, nachgewiesenen Contagiosität auch zu grösseren, 
acuten Epidemien führen. Complicationen sind sehr selten. Follikelbildung 
scheint kaum vorzukommen. Philyktaenen und analoge Hornhautveränderungen 
wurden einige Male beobachtet. Keratitis vesiculosa, Hornhautinfiltrat sind selten. 
Die Lidhaut betheiligt sich fast immer unter dem Bilde des secundären Ery- 
thems. Ectropium ist sehr selten. Distichiasis wurde einmal in einem sehr alten 
Falle beobachtet. Verf. nimmt auch eine directe Betheiligung der Nasenschleim- 
haut (Diplobacillenrhinitis) an. Von den bekannten scrophulösen Entzündungen 
der Nasenöffnungen unterscheide sie sich durch das Fehlen von Rhagaden und 
von stärkerer Hautschwellung. Recidive kamen unter 40 Fällen nur 2 mal vor. 
Neben Diplobacillen wurden beobachtet einmal zahlreiche Pneumokokken, ein 
anderes Mal Streptokokken, häufig Xerosebacillen und Staphylokokken. Die 
Verbreitung scheint eine allgemeine zu sein. Die 'Therapie bestand in Zinkein- 
träufelungen (1/,°/,) 2 mal täglich, mindestens 3 Wochen lang. Stiel. 
296) Ueber die elastischen Fasern der Sclera, der Lamina 
cribrosa und des Sehnervenstammes, von H. Sattler. (Archiv für Anat. 
und Physiologie. Anatom. Abtheilung. Supplementband 1897.) Verf. konnte 
schon früher feststellen, dass der Reichthum der Lederhaut an elastischen Fasern 
ein überraschend grosser ist; dass die Fasern durchwegs sehr fein sind; dass 
sie stets mit den Bindegewebsfibrillenbündeln annähernd parallel verlaufen, und 
wie diese in den verschiedensten Richtungen mattenartig sich durchkreuzen; und 
dass sie keineswegs einen stark welligen, spiraliren oder korkzieherartigen Ver- 
lauf haben, wie sie sich bei der Kalibehandlung darstellen, sondern einen mehr 
gestreckten oder nur leicht wellig geschwungenen. Verf. bediente sich anfangs 
ausschliesslich der Spalteholz’schen Färbungsmethode, später gelang es ihm, 
auch mit Orcein tadellose Färbungen zu erhalten. Ueber die Menge und An- 
ordnung der elastischen Fasern in der Sclera und über ihre Beziehung zu dem 
collagenen Gewebe bekommt man am besten Auskunft an Flächenschnitten (siehe 
Original). Elastische Fasern nehmen im Aufbau der Lamina cribrosa einen 
dominirenden Platz ein und bilden einen Hauptbestandtheil desselben, ein Um- 
stand, der sowohl für die physiologischen, als auch für viele pathologische Zu- 
stände des Sehorgans von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein därfte. 
Stiel. 
297) Neuere Arbeiten aus dem Gebiete der physiologischen 
Optik. Sammelbericht von Dr. L. Heine in Marburg. (Fortschritte der Medicin, 
1897. Bd. XV. Nr. 23.) Nach Erwähnung der Schön-Tscherning’schen und 
der Helmholtz’schen Theorie der Accommodation geht Verf. über zur Würdi- 
gung der von Hess und ihm selbst gefundenen Beweise für die Entspannung 
der Zonula bei der Accommodation. Bei stärkerer Accommodation fällt die Linse 
der Schwere nach nach unten, was sowohl durch entoptische Erscheinungen wie 
auch aus dem Verhalten der Reflexbildchen geschiossen werden kann. Die Linse 
kann aber nur ihrer Schwere folgen, wenn die Zonula entspannt ist. Auch 
lässt sich leicht nachweisen, dass die Linse einen Spielraum von 1 mm hat. 
Weiterhin berichtet Verf. über Fixation des Accommodationsmuskels bei Tauben, 
welcher das eine Mal in maximale Accommodation versetzt und andererseits in 


-- 664 -- 


l,ähmungszustand gebracht worden war. Aus seinen Untersuchungen schliesst 
Verf., dass bei Tauben wenigstens mit der Accommodation eine Erschlaffung der 
Zonula einhergeht. Im Anschluss hieran erörtert Verf. die Frage von der un- 
gleichmässigen Accommodation beider Augen, die nach den Untersuchungen von 
Hess nicht besteht. Für die Brillenordination ist diese Frage keineswegs 
gleichgültig. Haben die beiden Augen eine Refractionsdifferenz von nur 11, 
so wird man meist das stärker brechende um 0,5 D unter-, das schwächer 
brechende um 0,5 D übercorrigiren. Die dabei entstehenden geringen Zerstreuungsa- 
kreise können ignorirt werden. Ist die Refractionsdifferenz eine grössere, so 
wird man wobl am besten das eine Auge voll corrigiren und auf das andere 
für das feinere Sehen verzichten. Partielle Ciliarmuskel-Contraction zum Aus- 
gleich von Linsen- oder Corneal-Astigmatismus kommt nach Hess ebenfalls 
nicht vor. Stiel. 
298) Ein Fall von Thrombo-Phlebitis der Centralgefässe der 
Retina, von H. V. Würdemann, M.D. Univ. Columbiae. (Archives of Oph- 
thalmology, Vol. XXIII. Nr.4.) Verf. beschreibt einen Fall von Thrombo-Phlebitis 
der Centralgefässe der Retina bei einem 8jährigen Knaben, welcher kurz vorber 
an einer Parotitis gelitten hatte. Vollständige Erblindung des Auges trat ein. 
Später bindegewebige Entartung des Glaskörpers und der Netzhaut, Netzhaut- 
ablösung, Glaucom. Das Auge wurde enucleirt und makroskopisch wie auch 
mikroskopisch untersucht. Stiel. 
299) Zwei Fälle von Ectopia pupillae et lentis, von Dr. Nikolaus 
Damianös. Verf. berichtet über 44 aus der Literatur gesammelte Fälle und 
zwei eigene Beobachtungen. Die angeborene Verlagerung von Pupille und Linse 
fand sich viel häufiger beim männlichen Geschlecht, als beim weiblichen. In 
keinem- einzigen der Fälle war bei den Eltern die gleich Anomalie vorhanden. 
Eine directe Vererbung dieses Fehlers scheint also nicht vorzukommen. Von 
Augenfehlern bei dem Vater fand sich unter 20 Fällen schlechtes Sehvermögen 
in 3 Fällen, und zwar in 2 Fällen hochgradige Kurzsichtigkeit, in einem Falle 
schräg-ovale Pupillen, starker Astigmatismus und Myopie. Die Mutter zeigte 
zweimal unter 20 Fällen ein schlechtes Sehverimögen, einmal hochgradige Myopie 
und Amblyopie und einmal Glaucom und Cataract. Blutsverwandtschaft der 
Eltern findet sich nur zweimal erwähnt. In 3 von 17 Fällen fand sich bei 
Kindern Corectopie vor; in einem Fall waren es zwei Kinder, in einem 3 und 
in einem 4 Kinder. In 3 Fällen war 1 Kind corectopisch, die Geschwister 
desselben normal. In 3 Fällen zeigt sich die Corectopie bei 2 Kindern, wäh- 
rend die Geschwister davon frei waren. Bei einer Familie waren 3 Kinder 
corectopisch, drei normal. Ausserdem waren andere Augenanomalien noch bei 
Kindern, Kurzsichtigkeit, doppelseitige Linsenluxation, Iridodonesis, Pupillar- 
membran. Es folgen Angaben über Structur und Farbe der Iris, über die Lage 
der Pupille, die Pupillenweite, Form der Pupille und die Reaction derselben; 
ferner über die Lage der Linse, ilıre Durchsichtigkeit und Grösse, über die 
Zonula, Reste der Pupillenmembran, den Fundus, über Refraction und Sehkraft. 
Was die Genese betrifft, so schliesst sich Verf. der von Best vertretenen Hypo- 
these an. Bekanntlich werden beim menschlichen Embryon im 3. Monat das 
bindegewebige Stroma der Iris, sowie auch die spätere Zonula, beide zusammen 
durch eine Zellenwucherung repräsentirt, welche als ringförmige Leiste am 
vorderen Rand der secundären Augenblase aus der mesodermalen Umhülluug 
des Auges bervorwächst. Eine Entwickelungsstérung im Wachsthum dieser Leiste 
muss also sowohl die daraus hervorgehende Iris, als auch die Zonnlafasern betreffen, 
und würde erklären, dass erstere an der betreffenden Stelle schmäler bleibt und 


— 665 — 


und letztere wegen unvollkommener Ausbildung hier nicht fest genug werden, 
weshalb die Linse durch den Zug der strafferen Fasern der anderen Seite nach 
dieser hingezogen wird. Folgt Tabelle und T.iteraturverzeichniss. Stiel. 


300) Ein Fall von traumatischem, pulsirendem Exophthalmus, 
von Dr. Camill Hirsch. (Aus der Universitäts-Klinik zu Prag.) Patient 
hatte eine quere Compression des Schädels erlitten. Die Symptome deuteten 
auf eine Querfractur der Schädelbasis hin. Es wurde angenommen, dass ein 
Knochensplitter entweder vom Keilbein’ oder von der Pyramidenspitze in den 
Sinus cavernosus eingedrungen ist, eine .‚Ruptur der Carotiswand erzeugt und 
so eine Communication zwischen Carotis und Sinus hergestellt hat, also ein 
Aueurysma arterio-venosum im Sinus cavernosus. Zur Heilung wurde die Com- 
pression der Carotis communis dextra unternommen. Die Summe der Compres- 
sionszeit betrug 40 Stunden und 34 Minuten, vertheilt auf 19 Tage und 
27 Sitzungen. Die kürzeste Sitzung betrug 32 Minuten, die längste 3 Stunden 
22 Minuten. Der Zustand besserte sich erheblich. Später besserte sich der- 
selbe spontan und auch die Geräusche hörten endlich vollständig auf. Der Erfolg 
wird auf das allmähliche Platzgreifen eines obturirenden Thrombus zurück- 
geführt. Stiel. 


301) Morbus Bagedowii, complicirt mit Diabetes mellitus, nebst 
Bemerkungen über Jodothyrinwirkung, von Prof. Dr. E. Grawitz. (Fort- 
schritte der Medicin. Begründet von Prof. Dr. Carl Friedländer. 1897. Nr. 22.) 
Mittheilung eines Falles von Basedow und Diabetes mellitus bei einem 22 Jahre 
alten Dienstmadchen. Jodothyrin hatte keinen günstigen Einfluss, vermehrte 
sogar den durch Entziehung der Kohlehydrate herabgeminderten Zuckergehalt, 
wie aus einer Tabelle ersichtlich. Stiel. 


302) Mikroskopische Befunde bei Trachom, von Czaplewski. 
(Deutsch. med. Wochenschr. 1897. Nr. 46. Vereins-Beilage.) In Ueberein- 
stimmung mit den meisten Autoren hat Verf. bei der Granulose keine als 
ätiologisches Moment zu beschuldigenden Bacterien, weder in Ausstrichpräparaten, 
noch in Culturen, noch in Schnitten nachzuweisen vermocht. Wenn Bacterien 
gefunden wurden, so traten sie weder in einer Zahl, noch in einer Anordnung 
auf, dass sie den pathologisch-anatomischen Veränderungen entsprachen. Dadurch 
wurde Verf. schrittweise zu der Annahme gedrängt, dass der Erreger der Granv- 
lose nicht unter den Bacterien zu suchen sei. Da die Untersuchung des frischen 
Follikelinhalts durch zu grossen Zellreichthum beeinträchtigt wurde, ging er zu 
der Untersuchung von frischem Conjunctivalsecret von an Granulose erkrankten 
und unbehandelten Personen über. Das Secret wurde mittelst feiner capillarer 
ILymphröhrchen entnommen und am besten im hängenden Tropfen untersucht. 
Ein Zusatz von T,oeffler’schem Methylenblau zum hängenden Tropfen erwies 
sich zur Färbung der Kerne der Körperzellen als sehr geeignet. Es fanden 
sich: 1. rothe Blutkörperchen; 2. polynucleare Teukocythen, oft noch amoeboid; 
3. Epithelzellen (sowohl Pflaster- als auch seltener Cylinderepithelien); 4. eigen- 
thümliche grosse, zellige Gebilde von ca. 10—30 u. Grösse. Dieselben zeigen 
häufig einen Kern, mitunter fehlt derselbe. Amoeboide Bewegung wurde be- 
obachtet, fehlt aber meist. Die Gestalt ist bald kurelig, bald der einer amoe- 
boiden Zelle entsprechend, also sehr variabel, mitunter wurmförmig. Finige 
Male wurde Verschmelzung von zwei grossen Individuen beobachtet. In anderen 
Fällen wurden Bilder gesehen, welche einer Theilung in 2—4 Individuen zu 
entsprechen schienen. Das Protoplasma war haufig homogen, zeigte mitunter 
ausgesprochene Granula. Einige Male wurden Vorstülpungen von hyalinen Blasen 


-— 666 — 


(Tropfen) beobachtet. 5. Eigenthümliche rundlich -eckige, gelbliche Körper, 
welche Verf. vorläufig als Burchardt’sche Körper benennt, weil er der An- 
sicht zuneigt, dass sie vielleicht mit den von Burchardt beim Trachom be- 
schriebenen Körper identisch sein könnten. (Burchardt fand sie später auch 
im Bindehautsecret gesunder Augen. Ref.) 6. Eigenthämliche grosse, gelb- 
bräunliche, cystische Gebilde bis zu 30 u gross, mitunter mit deutlich sicht- 
barem Hohlraum, in welchem bis zehn und mehr der unter 5. beschriebenen 
Körper zu liegen scheinen. Unter Entleerung der letzteren fallen die Körper 
zusammen. Mitunter sieht man nur noch zusammengefallene Blasen. 7. Kleine 
(!/,—!/, so gross wie Leukocyten) ganz blasse, rundliche bis wurmförmige Ge- 
bilde (vielleicht nur Zerfallsproduct). Stiel. 
303) Zur Differentialdiagnose des Diphtheriebacillus, von Dr. 
Fritz Schanz in Dresden. (Berliner klin. Wochenschr. 1897. Nr. 50.) Verf. 
giebt eine kritische Zusammenstellung dessen, was wir in Bezug auf die Unter- 
scheidung des Diphtheriebacillus vom Pseudodiphtheriebacillus und Xerosebacillus 
wissen. Verf. neigt zu der Ansicht, dass letztere beiden identisch sind und 
spricht seine Genugthuung aus über die von Max Neisser angegebene neue 
Methode des Nachweises des Diphtheriebacillus, zumal auch der Thierversuch 
nicht in Parallele gestellt werden dürfe mit den Beobachtungen am Menschen. 
Stiel. 
304) Zur Lehre vom Spasmus nutans, von Dr. R. W. Raudnitz. 
Durch eine Reihe von eignen Beobachtungen, sowie durch sorgfältiges Studium 
der Literatur gelangt Verf. dazu, den Spasmus nutans als ein scharf umgrenztes 
Krankheitsbild darzustellen. Bei höchstens dreijährigen Kindern treten, am 
häufigsten zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonate, Kopfbewegunren 
in Form von Nicken, Schütteln oder Drehen auf. welche zum höchsten die 
Schnelligkeit des Secundenpendels, immer nur eine geringe Schwingungsbreite 
besitzen. Der Rumpf nimmt einzig in der Weise Antheil, dass er beim Nicken 
zuweilen eine kleine, rein mechanische Gegenbewegung macht. Den Kopf- 
bewegungen ähnliche kommen im Gesichte (ausser um die Augen), am Rumpfe, 
an den Gliedmaassen nicht vor. Schiefe Kopfhaltung und Zurückbleiben des 
Kopfes bei bestimmten Blickrichtungen sind in einzelnen Fällen zu beobachten. 
Auf der Höhe der Erkrankung zeigt sich immer Nystagmus, sehr häufig nur 
eines oder vorwiegend eines Auges. Der Nystagmus tritt später auf als die 
anderen Erscheinungen und verschwindet in der Regel früher als die krampf- 
haften Kopfbewegungen, doch giebt es Fälle, wo der Nystagmus das Bild be- 
herrscht, vielleicht selbst solche, wo überhaupt der Nystagmus allein auftritt. 
Augenzittern und Kopfbewegrungen lösen sich sehr häufig derart ab, dass ersteres 
bei gewollter oder erzwungener Ruhe des Kopfes auftritt. Eigenthümliche, vor- 
fibergehend eingenommene Augenstellungen, Adduction seltener Abduction eines 
Auges, krampfhafte Bewegungen der Lider and ein häufiges, Thränen der Augen 
ein seltenes Vorkommniss. Alle diese Erscheinungen, welche im Schlafe ver- 
schwinden, sind deutlich an das Blickrichten, sehr häufig nur an einzelne 
Blickrichtungen gebunden. Die krampfhaften Kopfbewegungen und die schiefe 
Kopfhaltung hören auf, wenn — in Fällen, wo nur oder vorwiegend ein Auge 
nystagmisch ist — dieses, in den übrigen, wenn beide Augen verbunden sind. 
Bei Verschluss der Augen hervorgerufene Kopfbewegunren sind vollkommen 
normal. Die Erscheinungen des Spasmus nutans gehen ohne jede Spur einer 
Bewusstseinstribung odor nachfolgender Erschöpfung einher. Andere nervöse 
Krankheitserscheinungen fehlen in der Ueberzahl der Fälle, ebenso ein schäd- 
licher Einfluss auf die geistige Entwickelung. Die Krankheit endet vielmehr 


— 667 — 


mit vollkommener Genesung, kann sich aber unter deutlichen Räckfällen oder 
Steigerungen durch zwei Jahre hinziehen. Der Differentialdiagnose widmet Verf. 
ganz besondere Aufmerksamkeit. Auf Grund seiner Beobachtungen schliesst 
Verf. hinsichtlich der anatomischen Ursache für den Spasmus nutans mit mehr 
oder minder vollkommener Sicherheit aus: 1. eine grobe Störung der Sehbahn; 
2. eine Störung in der Thätigkeit der den Kopf bewegenden Muskeln; 3. wahre 
Paresen oder Paralysen der Augenmuskeln; 4. Störungen im Organe des Gleich- 
gewichtssinnes (halbeirkelförmige Canäle); 5. Unlustgefühle, erzeugt an der 
sichtbaren Oberfläche des Bulbus; 6. auch eine autochthone Localisation im 
Gehirn, d.h. eine solche, welche nicht von der Peripherie erzeugt wird, ist 
unwahrscheinlich.” Zur weiteren Erkenntniss musste die ätiologische Forschung 
helfend eingreifen. Diese ergab, dass Dunkellieit der Wohnung eine der Be- 
dingungen der Krankheit sei und eine Aehnlichkeit des Spasmus nutans mit 
dem Nystagmus der Bergleute bestehe. Eine Reihe von „inneren Bedingungen“ 
sind nach Verf. ausserdem nöthieg, um das Krankheitsbild hervorzurufen. Zu 
diesen gehören wahrscheinlich allgemeine Muskelschwäche, abnorme Inversion der 
Augenmuskeln, Sehschwäche. Die krampfhaften Kopfbewegungen und das Thränen 
fasst Verf. als Ausbreitung der Erregung von den übermädeten Ganglien einzelner 
oder aller Augenmuskeln auf functionell benachbarte Gebiete auf. Stiel. 
305) Ueber die Veränderungen der Netzhaut bei Phosphorver- 
giftung. Experimentelle Untersuchungen von Dr. Julius Steinhaus in 
Warschau. (Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Patho- 
logie, herausgeg. von Prof. Dr. Ernst Ziegler, Bd. XXII.) Ophthalmoskopisch 
trat bei den Versuchsthieren (Hund, Kaninchen) zunächst Stauungshyperämie 
auf. Weiter Stauungspapille, Aufschwellung der Papille bei engen Arterien, 
breiten, geschlängelten Venen und einem Verschwommensein der Grenzen der 
Papillee Sodann erschienen manchmal gleichzeitig mit der Stauungspapille, 
manchmal jedoch erst später an der Retina eigenthüämliche Faltungen, anfangs 
seicht und spärlich, vornehmlich um die Papille gruppirt. später zahlreicher, 
grösser, auf der ganzen Retina zerstreut, etwas tiefer, miteinander zusammen- 
fliessend oder Netze bildend. Diese Faltungen wurden als Netzhautablösungen 
erkannt. In einem Falle war dicht neben der Papille eine kleine Hämorrhagie. 
Mikroskopisch fand sich an Schnitten durch den Sehnerv und die Papille, dass 
die Nervenfaserbündel niemals so dicht aneinander gereiht sind, als bei normalen 
Thieren. Ein Transsudat trennt die einzelnen Bündel, schiebt sie auseinander. 
Die Nervenfasern sind oft aufgeschwollen, stellenweise varikös, manchmal auch 
an einzelnen Stellen durchgerissen. Das Pigmentepithel blieb zumeist unver- 
ändert; in einem Falle waren die Pigementkörner stellenweise sehr spärlich 
vorhanden oder selbst vollständig verschwunden, und das Protoplasma der ihres 
Pigments beraubten Zellen erschien aufgequollen und enthielt oft Vacaolen; im 
zweiten Falle waren ebenfalls die Pigmentkirner geschwunden, jedoch keine 
Veränderungen im Protoplasma. Die Veränderungen des Pigmentepithels waren 
nur an den abgelösten Netzhautzellen vorhanden. Sämmtliche Netzhautschichten 
waren von Transsudat durchtränkt, so dass je nach dem Grade des Oedems die 
Netzhaut mehr oder minder stark verdickt war. Bei höheren Oedemgraden 
geselite sich zur Verdickung noch eine Vererösserunz der Oberfläche, welche 
die Ursache der Netzhautabléisung wurde. Was die Stäbchen und Zapfen betraf, 
so bestand die geringste Alteration in einer localen Abtrennung der Innenglieder 
von den Aussengliedern und in einer Ausfüllung der dadurch gebildeten Lücken 
durch Transsudat. Die abgetrennten Anssenglieder verfielen bald weiteren Um- 
wandlungen, sie zerfielen in die sie bildenden Plattchen, die weiter aufquollen 


—- 668 = 


und in unregelmässige Körner verwandelt wurden. Ueber die weiteren Ver- 
änderungen siehe Original. Nach Verf. erklärt sich das Oedem der Papille und 
Netzhaut durch die positive Hyperämie, Stauuug in Verbindung mit Verande- 
rungen in der Zusammensetzung des Blutes. Col’oide Entartung stellte Ver“. 
im Gegensatz zu Uziembko in Abrede. Stiel. 


306) Messer zur Exstirpation des Pterygiums, von Prof. Alber- 
totti. (Memorie R. Acc. di Scienze di Modena. 1897. Vol. XIII. p. 3.) Bildet 
einen rechten Winkel mit dem Griffe und hat 2 Krümmungen, eine sichelähn- 
liche und eine zweite auf die Fläche, wodurch das Messer sich an die runde 
Oberfläche des Bulbes besser anschmiegt. Peschel. 


307) Skiascopie, von Dr. Lucciola und Magnani. (Giornale Medico 
del R. Esercito, A. XLIV.) Eine Sammelarbeit. Verff. unterscheiden mit Bitzos 
einen seitlichen, directen und umgekehrten Schatten und einen paracentralen 
äusseren und inneren Schatten, widerlegen die Theorie von Leroy und accep- 
tiren die von Parent. Peschel. 


308) Skiascopie, von Dr. Petella. (Annali di Medicina Navale A. III. 
1897.) Compilirt die Hauptsachen speciell zum Nutzen der Marinearzte und 
giebt am Schluss eine complete Bibliographie. Peschel. 


309) Subconjunctivale Sublimatinjectionen, von Dr. Tornatola e 
Dr. Alessandro. (Messina 1896.) Deuten auf Irrthimerquellen hin, z. B. den 
Zusatz von Cocain zur Sublimatlisung, wobei Chlorquecksilber-Cocain aus Sublimat 
wird. Sie beobachteten bei einem Ulcus corneae mit Hypopyon einen Tag nach 
der Injection stärkere Congestion in der Iris und am folgenden Tage Hypoema, 
das nebst dem Hypopyon wuchs. Das Auge heilte unter Atrophie des Bulbus. 
Experimente an Thieren ergaben nach den Injectionen Lidödem, Hornhautinfiltrat, 
Oedem des Hornhautepithels, einzelne necrotische Herde in der Hornhautsub- 
stanz. Auch Iris und Corpus ciliare zeigten lymphoide Infiltration. Die histo- 
logischen Läsionen resumiren sich in zwei Gruppen: Necrose der Zellen und 
Entzündung. Mikrochemische Untersuchungen ergaben, dass der Subliwat sich 
in unlösliches Hg-Albuminat verwandelt, also die Injectionen keine antiparasitäre 
Wirkung haben können. Peschel. 


310) Röntgen-Strahlen, von Dr. Salvioni. (Atti d. Accad. med. di 
Perugia, Vol. VIII.) Nachweisung, dass die optischen Medien des Auges nicht 
sehr durchgängig für diese Strahlen sind. Pesche). 


311) Die Purkinje-Sanson'schen Bilder im Pferdeauge, von Dr. 
Marchi. (Pisa 1897.) Peschel. 


312) Die isometropischen Linsen, von Prof. Fortunati. (Roma 
1897.) Peschel. 


313) Ein Fall von Acromegalie, von Dr. Bocchi und Dr. Coggi. 
(Gazz. d. Ospitali. 1897. Nr. 10.) Frau von 24 Jahren hat seit 4 Jahren 
Vergrösserung der Hände und Füsse bemerkt. Seit 2 Jahren S verringert, 
stärker im linken Auge. Die oberen Augenlider sind stark vergrössert, linkes 
Auge zeigt Strabismus div. von 20°, Pupillen unregelmässig, linke weiter als 
die rechte, ihre Reactionen träge, mehr im linken Auge als im rechten. Tem- 
porale Hälfte beider Gesichtsfelder fehlt, nasale im rechten Auge für Weiss und 
Farben regelmässig beschränkt, im Jinken Auge für Farben mehr als für Weiss 
beschränkt. Rechtes Auge V = IL linkes Auge zählt Finger in 2!/, m. Oph- 
thalmoskopisch Atrophie des Opticus mehr links als rechts mit Verengerung der 
Arterien. Peschel. 


a TE EC, ve 


b 


-—- 669 — 


314) Bericht über die Augenabtheilung im Hospital zu Mailand 
fdr 1893 und 1894, von Dr. Denti. (Supplement zum Bollettino della Po- 
liambulanza di Milano. 1897.) Conjunctivitis trachomatosa wurde unter 3578 
aufgenommenen Kranken 821 mal constatirt. Conj. diphterica war mit 7°/,, der 
Kranken vertreten. 30°/, von diesen erblindeten auf beiden Augen, 10°,, auf 
einem. Begleitende Erkrankungen waren: Ekzem in 17 Fällen, Masern in 
8 Fällen, nur in 5 Fällen Diphtheritis der Fauces und der Nase. Bisher war 
es wegen administrativer Schwierigkeiten nicht möglich, Seruminjectionen zu 
machen. (Ist fast unglaublich! Ref.) Star-Operationen gaben 8 Verluste. 

Peschel. 

315) Congenitale Alterationen der Caruncula lacrymalis, von 
Prof. Galle nga. (Archivio d’Ottalmologia V.) v. Ammon verlegt das erste 
Erscheinen der Carunkei in den 4. Monat des Fötallebens. Verf. machte Unter- 
suchungen über die Entwickelung der Carunkel an menschlichen Föten im Alter 
von 2!/, Monaten bis zur Gebart und an Neugeborenen. ks wurden horizontale 
und verticale Serienschnitte angelegt. Die Entwicklung der Plica semilunaris 
geht etwas der der Carunkel voran. Die Bildung der Carunkel geschiebt nicht 
immer auf beiden Augen gleichmässig, ebenso wie die der Lider nach Ammon. 
In Föten von 3 cm existirt bereits die Plica semilun., die Lider bilden äquatorial 
schon einen deutlichen Vorsprung, Carunkel fehlt noch vollständig. In Fiten 
von 3 Monaten ist die Lidspalte aus rund linear geworden, aber es fehlt noch 
die Carunkelanlage. Bei einem Fötus von 10—11 cm, wo bereits fast voll- 
ständige Berührung der Lider unter sich bestand, fand sich die erste Anlage 
als ein kleiner mit der Haut des inneren Augenwinkels direct zusammenhängender 
Vorsprung ohne Drüsen und Haare. Fötus von 15—16 cm zeigte die Curunkel 
hinter den ganz geschlossenen Lidern verborgen, vom inneren Winkel durch einen 
Sulcus getrennt. Ihr Epithel bestand aus 2—3 Zellenreihen, deren obere ab- 
geplattet, die tiefen cubisch oder rund waren, und senkte sich mit suliden kleinen 
Zapfen bereits in das untenstehende Bindegewebe, erste Rudimente der Haare. 
Die Masse der Carunkel ist -aus Bindegewebe gebildet, das noch wenig deutlich 
fibrillär und reich ist an Rund- unh Spindelzellen. Fötus von 19—20 cm: Haare 
zeigen bereits Wurzelscheide und Epidermisstratum der Follikel, auch kleine 


epitheliale Anbänge als erste Phasen der Talgdrüsen. Reichliche Blutgefässe in 


der Carunkel, an der Basis Muskelbündelchen, keine Spur von Fettgewebe. Fötus 
von 25 cm: Haare mit Talgdrüsen weiter entwickelt, eine acinöse Drüse zeigt 
sich mit ihrem Ausführungsgange im äusseren Tbeile der Carunkel. In keinem 
Fötus fand Verf. tubuläre Drüsen, wie sie am Lidrande vorkommen. Das ober- 
tlächliche Bindegewebe ist noch reich mii Lymphzellen infiltrirt. Das Binde- 
gewebe der Carunkel ähnelt dem der Lider, und unterscheidet sich von dem unter 
ihr liegenden, welches gröbere, stärker lichtbrechende Fasern hat und weniger 
zellig infiltrirt ist. An der Basis finden sich Häufchen Feitgewebe und ge- 
streifte Muskelfasern. Fötus von 35 cm: Geschichtetes Plattenepithel voll ent- 
wickelt, wird bedeutend dünner nach der Seite der Plica zu; einzelne cutane 
Papillen sichtbar, Haare meist mit Papillen, einzelne jedoch mit Matrix; auch 
die Vorstadien des Wechsels der Haare sind angedeutet. Im reifen Fötus sieht 
man Keratohyalin in grossen Körnchen in der inneren Scheide der Haare. Das 
Epithel hat keine Horuschicht und kein wirkliches granulöses Stratum, noch 
Keratohyalinkörnchen in den unter den oberflächlichen platt liegenden rauten- 
formigen Zellen. Hier wie auch beim Neugeborenen giebt es keine Spur von 
Becherzellen, die beim Erwachsenen reichlich vorhanden sind. Gegen das Ende 
des 3. Monats beginnt also die Carunkel sich zu bilden. Stieda (1890) gab 


— 610 — 


bereits an, dass im Epithel der Carunkel bei Neugeborenen die Becherzellen 
fehlen. Betretfs der Drüsen fand W. Krause 1854 1—4 Drüsen, die den von 
C. Krause in der Conjanctiva 1842 beschriebenen gieichen (acindse Drisen 
von Krause). Waldeyer (1874). lehrte in Graefe-Sämisch, dass die 
Carunkel modificirte Schweissdrisen (Moll sche Drüsen) besitze. Tartuferi 
widersprach bereits 1880 Waldeyer und stellte fest, dass keine tubulären 
Knaueldrisen (Moll’sche) daselbst existiren, sondern die Krause’schen, welche 
beim Ochsen und Pferde tiefer liegen und etwas abgeplattete Lappen haben. 
Stieda bestätigte dies, auch Verf. fand nur Krause’sche Drüsen (subconjuncti- 
vale Drüsen von Sappey, asubconjunctivale acinöse von Ciaccio), auch eine 
derartige auf der Plica semil. des Menschen, wie schon bekannt ist (Giacomini, 
Sperino, Eversbusch, Peters). Der Mangel des Stratum corneum in der 
Carunkel, wo doch Haare und 'lalgdrüsen, aber keine Knäueldrüsen existiren, 
steht in Harmonie mit der Theorie von Schrön (1865), dass die Bildung der 
Horuschicht eine Function der Schweissdrüsen sei. Bei alten Individuen fand 
Verf. öfter etwas atrophische 'Talgdrüsen, deren Zellen in den Acini zum ‘Theil 
auf das blosse Spongioplasma reducirt waren, so dass die Acini wie unregel- 
mässig erweiterte Tubuli aussehen. Das Pigment in den Bindegewebszellen der 
Caruncula ist gelb oder braun, bei den Thiereu viel reichlicher, als beim Menschen. 
Bei einem Macacus nemestrinus fand Vert. dasseibe in den oberflächlichen Binde- 
gewebslagen sehr reichlich längs den Gefässen und nahe den Haarfollikeln. Ks 
bestand auch starke Pigmentation des Stratum Malpighianum des kpithels. Was 
elastische Gewebe untersuchte Vert. mittelst: Orcein und fand starke Netze um 
die Haarfollikel, Drüsen-Acini, Blutgefässe. Unter dem Epithel findet sich eine 
Schicht dichter elastischer Netze, welche gegen die papillären Erhebungen mit 
den Blutgefässen feine Ausläufer senden. Verf. giebt eine Zeichnung dieser 
Netze. Congenitale Anomalien sind: 1. Fehlen der Caruncula (kKhyas), 
mitunter mit Anophthalmie, oder mit Hydrocephalus oder Anencephalie. Lands- 
berg beschrieb 1877 einen Fall von Anophthalmie mit Khyas und Fehlen des 
oberen ‘Thranencandlchens und der Thranendrise. Vert. untersuchte einen mon- 
struösen Fötus mit Mikrophthalmie, Colobom des rechten Unterlides, Cheiloschisis, 
Khyas. Die Thränendrüse war normal, der untere Thränencanal undurchgängig, 
da mangelhafter Schluss der ersten inneren schiefen Gesichtsspalte von Morian 
vorlag, von der Hasenscharte an bis zum Lidcolobom, welches ganz am inneren 
Winkel sass. Bei Anophtlialmie besteht Rhyas nur dann, wenn schwere Defor- 
mation der Lider vorhanden ist. 2. Mangelhafte Entwickelung. Diese ist 
öfter beschrieben worden und kann auch in Folge der Compression dorch Der, 
moide eintreten, welche die Carunkel überdies verdrängen, ebenso durch Angiom 
dər Plica semilunaris. 3. Hypertrophie. Graefe's Fall (1854) stellte eine 
nach der Geburt weiter gewucherte congenitale Hypertrophie der Carunkel dar, 
mit Befund von acinösen Drüsen und Haaren, der haselnussgrosse ‘Tumor wurde 
exstirpirt. Ammon, Dixon, Broca, Nuel, Bock veröffentlichten andere 
Fälle, die nicht als Dermoide aufzufassen sind. 4. Trichiasis der Carunkel 
oder besser Hypertrichosis. Verf. widerspricht Mackenzie, der diese stets 
als Dermoidbildung aufgefasst wissen will. 5. Dermoid: Im Ganzen sind die 
veröffentlichten Fälle von oculärem Dermoid wenig mehr als 100, aber nur 4 
auf der Carunkel: a) Demours (1818); b) Schiess (1877 und 1878); 
ce) Piana (1889); d) Wolff (1891). Die Dermuide reprisentiren Hautinseln, 
welche längs den embryoualen Gesichtsspalten fixirt sind, wenn diese in ihrem 
Schluss gehindert worden sind. 6. Naevipigmentati, auch Melanosis carun- 
culae von Himly genannt. Da sich Encanthis maligna melanotica entwickeln 


— 61 — 


kann, ist die mikroskopische Untersuchung der Naevi der Caruncula, die bisher 
nirgends gemacht wurde, gerechtfertigt. Verf. exstirpirte einem Studenten eine 
Carunkel, welche zu einem Theile melanotisch war, auch zeigte der Rand des 
Unterlides daselbst ähnlich wie bei einigen Mammiferen einen kleinen Pigment- 
strich, wie auch ein melanotischer Punkt in der Sclera nahe dem oberen Cor- 
nealrande vorhanden war. Verf. giebt den mikroskopischen Befund der Carunkel, 
das Pigment war braun und theils in verschiedenst gestalteten Zellen, theils 
intercellular, auch längs der Gefässe, Drüsengänge und Haarwurzeln in Reihen 
geordnet. Ks handelte sich um einen einfacheu Naevus congenitus, der nicht, 
wie einige von solchem Naevi meinen, als Dermoid aufzufassen ist. Verf. hat 
öfter an Kindern kleine Pigmentunaevi als Pünktchen auf der Carunkel gesehen. 
In der normalen Carunkel fund Stieda Pigmentzellen. 7. Teleangiectasien 
sind in der Carunkel selten, häufiger in der Plica semil. beobachtet. Peschel, 


316) Das Blutgefasssystem der Choriocapillaris des Menschen, 
von Dr. Passera. (Ricerche de Laboratorio di Anatomia di Roma, pubbl. dal 
Prof. Todaro, Vol. V.) Vert. wandte Injection mit Berlinerblau an, und ent- 
färbte das Pigment mit Chlor in statu nascendi. Die Capillarnetze der Chorio- 
capillaris zeigen in der Gegend der Macula lutea runde oder eckige Form der 
Maschen, aber immer eine ziemlich gleichmässige Grösse ihrer Durchmesser naclı 
allen Richtungen. Nach der Ora serrata hin werden die Maschen länglicher 
und allmählich weiter. Dies häugt damit zusammen, dass hier die zu- und ab- 
führenden Stämmchen schief in die Choriocapillaris, dort hingegen senkrecht sich 
in dieselbe inseriren. Hinten gehen ferner die Capillaren erst vom Ende der 
Stämmchen aus, während vorn die Stämmchen schon während ihres Verlaufes 
seitlich mit den Capillaren zusammenhängen. In dem vorderen Theile giebt es 
Arterien, in deren Umgebung keine Capillaren vorkommen, es sind Rami recur- 
rentes der Arteriae ciliares posteriores longae und der Art. cil. anterivres. Da 
die angegebenen Aenderungen der Verästelung allmählich von hinten nach vorn 
immer deutlicher werden, so könnte man 4—6 verschiedene Zonen in der Chorio- 
capillaris auf Grund des verschiedenen Verhaltens der Capillaren statuiren. Stern- 
formige Disposition der Capillaren, wie sie bei Säugethieren mit 'T'apetum vor- 
kommen, und auch beim Menschen beschrieben worden, fand Verf. nicht. Wo 
die Netzhaut uhne Capillaren ist, ist also das Gapillarennetz der Choriocapillaris 
am dichtesten, nämlich in der Region der Macula lutea. Es folgen ausführliche 
Angaben über das Blutgefässsystem der Chorioidea von Vögeln, Amphibien und 
Reptilien. Peschel. 


317) Die Arteriae recurrentes chorioideae, von demselben. 
(Ibid. Vol. VI.) Leber beschrieb diese schon von Haller gezeichneten Arterien 
zuerst genau (1865 und 1872). Verf. sah dieselben von den 2 Aesten ausgehen, 
in welche sich dıe Artt. ciliares posteriores longae theilen, (Sappey fand sie 
auch vom Stamme der post. longae ausgehend) oder vom Circulus arteriosus 
major oder von den Artt. ciliares anteriores. Sie gehen nicht immer sofort rück- 
läufig, sondern mitunter noch eine kleine Strecke voran gegen die lris, und 
biegen dann nach rückwärts, eine Schlinge bildend. Bisweilen entspringen zwei 
solcher Arterien aus einem anfänglich gemeinsamen Stamme. Sie geben Aestchen 
an den Musculus ciliaris ab, auch zwischen dem hinteren Ende dieses Muskels 
und der Ora serrata geben sie einzelne Zweigchen ab, welche an der Bildung 
des Capillarnetzes des vordersten Endes der Choriocapillaris theilnehmen. Diese 
Zweigchen leugnete Leber. Sie haben oft die Kigenthdmlichkeit, welche auch 
die Artt. recurrentes chorioideae zeigen, nämlich in ihrem Verlaufe dicker zu 


sie. RE ee 


werden. An der Ora serrata theilen sich die Artt. recurrentes meist in zwei 
Stämme, auch in mehrere, auch geschieht die Verästelung in der Art, dass die 
Arterie auch eine Strecke äquatorial verläuft und dabei 4 und 5 Aeste nach 
der Choriocapillaris abgiebt. Wiese gehen bis nach der Gegend des Abgangs 
der Venae vorticosae und geben während ihres Verlaufes mehrfach Aestchen an 
das Capillarnetz, am Ende gehen sie entweder direct in dem Capillarnetz auf 
oder machen überdies Anastomosen mit Zweigen der Artt. ciliares posteriores 
breves. Die Stämme der Artt. recurrentes liegen stets nach innen von den 
grossen Venen, welche sie kreuzen. So zerfällt die Choriocapillaris in zwei 
Zonen, die vordere von den genannten Artt. recurrentes versorgt, die hintere 
von den Artt. ciliares posteriores breves. Die Grenze beider, ungefähr in der 
Höhe der Venae vorticosae gelegen, ist unregelmässig wellig, da manche Art. 
cil. posterior brevis weiter nach vorn und manche Art. recurrens weiter als die 
andere nach hinten reicht. Eigenthümlich ist das Verbalten des Capillarnetzes, 
zu den Artt. recurrentes, dasselbe bildet au deren Seiten Schlingen und lässt 
so einen Kaum frei, in welchem die Arterien verlaufen, und dies gilt nicht nur 
für die Hauptstämme dieser Arterien, sondern auch für ibre terminalen Rami- 
ficationen. Andere Ciliararterien zeigen nie diese sonderbare Particularitat, auch 
nicht die Venae vorticosae. Zwei sorgfältige Abbildungen illustriren alle An- 
gaben. Peschel. 


318) Die Nerven der Conjunctiva palpebrarum einiger Säuge- 
thiere, von Dr. A. Pensa. (Società medico-chir. di Pavia, Seduta 28. Meggiv 
1897. Laboratorio Golgi.) Unter Erwähnung der bestehenden Arbeiten vun 
Irez, Kölliker, Toldt, Schricker, Waldeyer, Krause (1860), Hele- 
rich, Mises, Ciaccio, Pomat, Dogiel, Bach bringt Verf. eigene Unter- 
suchungen mit der schwarzen Reaction von Golgi über die im Conjunctival- 
epithel endigenden Fäden, beschreibt die zu den Cilien und Meibom’schen 
Vrüsen gehenden Netze, die bis zwischen die Drüsenzellen eindringen, findet 
endlich in den acinösen Krause'schen Drüsen ein feinstes jede Drüsenzelle um- 
spinnendes nervöses Netz. Peschel. 


319) Gegenwart des Klebs-Löffler'schen Bacillas bei dem 
acuten Conjunctivalcatarrh, von Dr. Pes. (Giornale Accad. med. Torino. 
1897. S. 85.) Unter 75 Fallen von acutem Catarrh waren 20, wo Verf. den 
Diphtheriebacillus allein oder mit anderen Mikroorganismen fand. Derselbe war 
in 11 Fallen sehr virulent, in 6 weniger, in 3 Fallen unwirksam. Hippel 
(1896) bat bereits den Diphtheriebacillus bei acutem Catarrh der Conjunctiva 
gefunden. Verf. vermuthet, dass der Bacillus, den Weeks, Kartulis, Morax 
bei epidemischem, acutem Catarrh fanden, der Diphtheriebacillus sei. Peschel. 


320) Acute Sinusitis frontalis, von Prof. Gradenigo, Torino. (Ibid. 
S. 133.) Es besteht eine nicht sehr seltene milde Form der classischen acuten 
Entzündung des Stirnsinus. Sie tritt immer in Folge einer Coryza auf, die all- 
mählich wachsenden Schmerzen können mit Photophobie, Thranen des yleich- 
seitigen Auges sich combiniren. Sie werden durch starkes Schnauben bervor- 
gerufen. Wichtig ist, dass die Percussion der Stirn mit dem Finger besonders 
schmerzhaft auf der Vorderwand des kranken Sinus ist. Diese Kegion zeirt 
auch zuweilen tactile Hypaesthesie. In wohl ausgeprägten Fällen und bei In- 
dividuen mit sehr transparenten Gesichtsknochen kann man bei Einführung einer 
starken electrischen Lampe in die Mundhöhle eruiren, dass die Region de 
kranken Sinus dunkler ist, als die des gefundenen. Die rhinoskopische Unter- 
suchung ist im Antang negativ, erst später kann man mässige Schwellung der 


673 - 


mittleren Muschel, auch Ausfluss einiger Tropfen von Schleim oder Eiter aus 
dem Hiatus semilunaris nachweisen. Die Krankheit endigt mit schleimigem oder 
eitrigem Ausfluss aus dem betreffenden Nasenloch. Peschel. 


321) Blastomycetische Formen in einem epibulbären Epithe- 
liom, von Dr. Fumagalli und Alfieri. (Ibid. S. 141.) Verfi. fanden im 
Tumor viele Blastomyceten, speciell im kleinzellig infiltrirten Bindegewebe, 
während sie im exclusiv epithelialen Gewebe absolut fehlten. Peschel. 


322) Operation des Keratoconus, von Dr. Bossalino. (Ibid. S. 169.) 
Reymond versuchte den Corneo-Scleralschnitt nach Faber gegen Astigmatismus, 
bemerkte aber, dass die Aenderung der Cornealkrimmung nicht nur in dem 
Meridiane der Operation eintrat, sondern in allen Meridianer. Daher suchte er 
durch Wiederholung dieser Paracentese den Keratoconus zu beeinflussen. Ein 
Längenschnitt von 3mm Lange wird 2mm vom Limbus entfernt gemacht, 
humor aqueus womöglich nicht abgelassen, 2—4 mal in Intervallen von 8 bis 
10 Tagen die Operation wiederholt. In 2 Fallen von acut in wenigen 
Tagen aufgetretenem Keratoconus mit Trübung (!) der Spitze plattete sich die 
Cornea bedeutend ab, es verschwand die Trübung und die Sehschärfe hob sich 
vom Fingersehen auf 2°/,,. Peschel. 


323) Die Verkehrung der Raumwahrnehmungen bei alterniren- 
dem Strabismus, von Dr. Gaudenzi. (Ibid. S.191 u. 288.) Bei alter- 
nirendem Verdecken der Augen tritt bei Fixation eines festen Punktes Schein- 
bewegung desselben ein, wenn latente Deviation besteht. Diese Scheinbewegung 
hat bei Strabismus nicht Statt oder ist nur minimal im Verhältniss zu der 
manifesten Deviation. Verf. sucht dies zu erklären und macht weitere Aus- 
einandersetzungen über die doppelte Projection bei Schielenden. Peschel. 


324) Eine Methode zur haploscopischen Prüfung des binocu- 
lären Gesichtsfeldes, von Dr. Gaudenzi. (Ibid. S. 242.) Besteht einfach 
in der Verlängerung des Perimeterbogens durch einen Ansatz, welcher durch 
den Reflex eines kleinen Spiegelchens dem einen Auge sichtbar gemacht wird. 
Soll zur Prüfung der Schielenden dienen. Peschel. 


325) Enophthalmus mit intermittirendem Exophthalmus, von 
Dr. Trombetta. (Ibid. S. 537.) Diese Krankheit wurde von Magnus perio- 
discher Exophthalmus, von Sergent willkūrlicher Exophthalmus, von Terson 
alternirender En- und Exophthalmus genannt. Verf. zieht ihm die im Titel ge- 
gebene Benennung vor, da der Enophthalmus das Wesentliche der Erkrankung 
ist, während der Exophthalmus auch fehlen kann. Der Enophthalmus rührt 
von der Atrophie des retrobulbären Fettzellgewebes her und ist Ausdruck einer 
Trophoneurose des Gesichtes, Hemiatrophia facialis. Der transitorische Exoph- 
thalmus wird nicht einem varicösen Zustande der retrobulbären Venen, sondern 
einfacher Dilatation derselben verdankt, indem ihr Tonus in Folge der Tropho- 
neurose verloren gegangen ist. In der Literatur finden sich eigentlich nur 
7 einschlägige Fälle, die zum Theil traumatisch sind. (Vieusse 1878, Gessner 
1889, Schwarzschild 1892, Sergent 1893, Panas, traité; van Duyse 
und Bribosia 1895 und Terson 1897). Verf. beschreibt einen eigenen Fall: 
neurasthenischer Arbeiter von 33 Jahren, seit 6 Jahren bei Anstrengungen 
Exophthalmus. Die ganze linke Gesichtshälfte ist eingesunken in Folge von 
Atrophie des subceutanen Fettzellgewebes; Enophtlialmus; die Talg- und Schweiss- 
drüsen der Gesichtshälfte secerniren regelrecht. Bei Anstrengungen .tritt der 
linke Bulbus nach vorn und etwas nach aussen, auch bevbaclitet man, wie im 

43 


=, MIA, 


Falle von Sergent, geringe Ptosis. Beim Herunterneigen des Kopfes ist der 
Exophthalmus siärker, «a das Gewicht des Bulbus ihn begünstigt. Compression 
beider Venae jugulares internae ruft rapid den Exophthalmus hervor, weniger 
die der einen allein. S= 1. Auf der Höhe des kExophthalmus tritt starke 
Amblyopie des linken Auges ein, Gesichtsfeld beschränkt sich temporal um 15”; 
Diplopie, die im Normalzustande leichte Mydriasis wird stärker. Dabei leichte 
Erweiterung der Retinalvenen. — Die meisten Autoren glaubten, dass es sich 
um varicöse Orbitalvenen handelt in solchen Fällen, dass durch deren Druck 
das Fettgewebe atrophirt und so Enophthalmus hinzutritt. Dieser tritt aber 
früh auf, nicht erst in der Folge und repräsentirt im Gegentheil den wesent- 
lichen Punkt der Erkrankung, wie zuerst van Duyse und Bribosia erklärten, 
ebenso Terson. Es scheint Trophoneurose des Sympathicus vorzuliegen, obwohl 
die des Trigeminus nicht absolut auszuschliessen ist, trotzdem dass nicht 
Anästhesie noch Keratitis neuroparalytica besteht. Verf. meint hypothetisch, 
dass die ohne Trauma bet neuropathischen Individuen beobachtenden Fälle dafür 
sprechen, dass es sich um Hemiatrophia facialis progressiva handelt. Von dieser 
ist erwiesen, dass die Muskeln des Gesichts intact bleiben, dagegen das subcu- 
tane Fett schwindet. Einige halten sie für Irophoneurose, andere für Atrophie 
ohne Nerveneinfiuss, andere stellten die Theorie einer Angioneurose auf für 
traumatische Fille, wo Spasmus der vasomotorischen Nerven eintrete, die im 
Halssympathicus verlaufen. Eine Autopsie (Mendel 1888) liess an Tropho- 
neurose des Trigeminus denken, da die absteigende Wurzel desselben atropbisch 
gefunden wurde. — Die Mydriasis soll durch reflectorische Reizung des Sym- 
pathicus in Fulge Zerrung des Bulbus bedingt sein, im geschilderten Falle war 
sie aber auch während des enophthalmischen Zustandes vorhanden, es scheint 
also überhaupt Reizung des Sympathicus vorzuliegen, wie auch bei Hemiatrophia 
facialis wiederholt beobachtet worden. Peschel. 


326) Empyem des linken Stirnsinus, von Dr. Trombetta. (Ibid. 
S. 614. Klinik Prof. Reymond.) Der Fall dauerte 11 Jahre, bereits 1886 
trat links Exophthalmus nach schwerer Coryza cin. Es wurde Periostitis diag- 
nosticirt, der Kranke auch 1892 in der Klinik mit Jod und Arsen behandelt. 
1897: linke Stirngegend vorspringend, Bulbus nach vorn und unten verdrangt, 
in allen Bewegungen behindert. Ophthalmoskopisch Oedem der Papille. Da 
man einen Tumor der Orbita vermuthete, wurde am unteren(!) Orbitalrande ein 
Einschnitt vergeblich gemacht. Doch unter Erweiterung des Schnittes konnte 
der explorirende Finger die obere Orbitalwand als herabgewölbt und in der 
Nähe des Orbitalrandes mit einem umwallten Loche versehen fühlen. Kine 
Membran, die dieses Loch verschluss, wurde mittelst Sonde durchstossen und 
es entleerte sich eitriger Detritus. Am folgenden Tage wurde die Trepanation 
der Höhle gemacht. Diese war durch eine Knochenwand vom wirklichen Sinus 
getrennt. Dieser wurde endlich in einer 3. Operation 17 Tage später trepanirt. 
Nach Heilung war Exophthalmus fast unverändert, ebenso die starke Amblyopie, 
und Gesichtsfeldbeschränkung. Der Detritus zeigte grosse Quantität von Chole- 
stearinkrystallen. Peschel. 


327) Die Plica semilunaris der anthropomorphen Affen, von 
Prof. Giacomini. (Ibid. S. 649.) Die Plica semilunaris ist als rudimentäres 
Organ sehr geeignet, die Stellung der einzelnen Thiere und ihre gegenseitigen 
seziehungen zu erläutern, ebenso wie auch sehr hoch ausgebildete Organe z. B. 
der Kehlkopf. Verf. fand, wie bei Negern und niedrig stehenden Affen, nunmehr 
auch beim Gorilla, Chimpanse und Gibbon in der Plica einen hyalinen Knorpel 


— 61 — 


als Rest des 3. Lides. Beim Gorilla ist der Knorpel nach der Tiefe breiter, 
nach der Plica zu zugespitzt, im Ganzen von einer fibrösen Kapsel umgeben, 
die hinten mit der Sehne des rechten Internus zusammenhängt, nach vorn aber 
Fasern in die Plica abschickt. Er liegt bei allen 3 untersuchten Affen ziemlich 
tief unter der eigentlichen Plica. Beim Chimpanse ist der Knorpel stärker ent- 
wickelt und liegt etwas unter dem horizontalen Hauptschnitt des Auges, wie 
auch dio Plica. Diese ist am freien Rande ausgefranst, was sich als Anomalie 
mitunter auch beim Menschen findet. Ebenso kann beim Menschen der freie 
Plicarand verdickt sein, was Verf. in Form einer triangulären Anschwellung 
bei Cercopithecus und Cynocephalus als normal beschrieben hat. Der Knorpel 
ist beim Chimpanse von einer nur dünnen fibrösen Kapsel umgeben, welche 
nicht mit der Sehne des rechten Internus zusammenhängt. Beim Gibbon ist 
Plica und Knorpel auch etwas nach unten gerückt, die Plica zeigt acinöse 
Drüschen, die bei deu vorher geschilderten Affen nicht gesehen wurden. Deren 
wegen ist auch die Plica stärker vascularisirt als bei den anderen Affen. Wo 
eine Nickhaut functionirt, existirt auch die Harder’sche Drüse, deren Aus- 
führungsgang auf jener mündet und sie befeuchtet. Diese Drüse existirt rudi- 
mentär nur bei niederen Affen, nicht beim Oranı, noch bei den anthropomorphen 
Affen. Nur bei einem Buschmenschen fand Verf. Rudimente derselben. Der 
Plicaknorpel findet sich in der kaukasischen Race nur 3 mal unter 548 Indi- 
viduen. . Peschel. 


328) Therapie des Frihjahrscatarrhs, von Dr. Magnani. (Ibid. 
S. 690.) Da im Winter Besserung eintritt, applicirte Verf. Eisumschlage, hatte 
aber zweifelhafte Erfolge davon. Peschel. 


329) Hystero-traumatische Neurose, von Dr. Alaimo Marchetti. 
(Palermo. Tip. Amenta.) Ein 13jähriges Mädchen hatte in Folge eines Stock- 
schlages eine Narbe am inneren Augenwinkel. Seit der Verletzung war Ptosis 
Mydriasis, Amblyopie auigetreten. Excision der Narbe hatte keinen Erfolg. 
Durch Suggestion im Wachen (Angst vor Application des electrischen Stromes) 
wurde Heilung erzielt. Peschel. 


330) Periplierische Abtrennung der Iris, von Prof. Businelli. 
(La Clinica moderna.) Nach einem Schlag auf das Auge beobachtete man totale 
Irideremie. Nach Monaten stellte sich Patient wieder vor, von Iris war keine 
Spur zu sehen, Linse war nicht luxirt. Vielleicht ist die Iris resorbirt worden. 

Peschel. 


331) Erwärmte Cocainlösung, von Dr. Costa. (Genova.) Erwärmte 
Cocainlösungen (50—55") rufen stärkere Anästhesie hervor als kalte, können 
daher in sehr schwachen ungefälrrlichen Concentrationen angewandt werden zur 
subconjunctivalen Injection z. B. 0,2—1,25"/,. Das Kochen ist jedoch zu ver- 
meiden, sowie das zu schnelle Abkühlen. Peschel. 


332) Hornhautgeschwür durch colloide Entartung, von Prof. De 
Vincentiis. (Lavori d. clinica die Napoli. 1V. S. 204.) Im Laufe von Jahren 
trat bei chron. Glaucom eine centrale Hornhauttribung auf, welche immer gelb- 
licher wurde und schliesslich obertlächlich ulcerirte. Die Partie wurde abge- 
tragen und nach Dürr eine Scheibe von Kaninchenhornhaut implantirt. Mikro- 
skopisch zeigte sich die Bowman'sche Membran in eine körnige Masse ver- 
wandelt und die Hornbautsubstanz bindegewebig umgewandelt. Ihre Fasern 
waren von vielen glänzenden knolligen Massen verschiedenster Grösse ausein- 
andergedrängt, die wahrscheinlich von den Hornliautkörperchen stammten. Vert. 

43” 


-— 676 — 


machte die Diagnose auf Kolloid, das bei dem Mangel einer chemischen Reaction 
an der runden Form erkannt wird, wahrend Amyloid in Schoilen verschiedenster 
Form und weniger scharfrandig erscheint, auch mehr weniger die Gestalt der 
degenerirten Elemente erkennen lässt. Peschel. 
333) Monstruöser Cysticercus im Glaskörper, von Prof. De Vin- 
centiis. (Ibid. S. 333.) Verf. beobachtete einen in einer präretinalen, durch 
Membranen gebildeten Höhle liegenden Cysticercus plurivesicularis (Zenker), 
der bisher am Auge nicht beschrieben worden ist. Man sah an Stelle des 
Halses eine 2. kleinere Blase mit dünnem Stiele, und an dieser befand sich 
ein Saugnapf. Nach oben befand sich eine 2. präretinale ähnliche Höhle, der 
frühere Sitz des Parasiten. Peschel. 
334) Iritomie & ciel ouvert, von Prof. De Vincentiis. (Ibid. S. 266.) 
Verf. nimmt gegen Lagrange und Schöler die Priorität für sich in Anspruch 
betreffs der Iridotomie an der aus dem Auge herausgezogenen Iris. Peschel. 


335) Cönjugirte Lähmung der seitlichen Augenbewegungen, 
von Dr. Vastarini-Cresi. (Annali di Nevrologia. XIV. S. 177.) Ein 
39 jähriger Phthisiker hat seit ungefähr 2 Monaten Paralyse des linken Nervus 
facialis und linken abducens nebst conjugirter Deviation der Augen nach rechts, 
incompleter Paralyse der Convergenz, Parese des rechten Nervus abducens und 
beider Nervus oculomotorii, Parese der Zunge. Eine hemisphärische oder pe- 
dunculäre Läsion war auszuschliessen, weil a) bei diesen der Nervus facialis 
nie complete Lähmung zeigt, b) bei diesen die degenerative Atrophie der Muskeln 
feblt, die hier vorhanden war, c) im vorliegenden Falle alle Reflexe normal 
waren. Es wurde ein Herd am Boden des 4. Ventrikels diagnosticirt, der vor- 
zugsweise die linke Portion der vorderen Hålfte der Fossa rhomboidalis interessirt, 
speciell die Eminentia teres. Dort liegt der Kern des linken Abducens und das 
cerebrale Knie des Nervus facialis und vom Abducenskerne gehen zum Nervus 
oculom. der andern Seite auf noch unbekannten Wegen Fasern, die peripher 
sich zum rechten Internus der andern Seite begeben, so dass die conjugirte 
Paralyse der Linkswendung sich erklart. Die leichte vorhandene rechtsseitige 
Abducensparese und die beider Oculomotorii und der Zunge erklart sich wohl 
durch Hemmungswirkung des nahen Herdes, die er durch Compression oder durch 
Circulationsstörung ausübt. Die Autopsie bestätigte den vermutheten Tuberkel- 
herd. Mikroskopische Untersuchung zeigte, dass links der Abducenskern voll- 
kommen zerstört war, ebenso das cerebrale Knie des linken Nervus facialis, 
dessen Kern intact war, ebenso wie alle anderen Kerne der motorischen Augen- 
nerven, partielle Destruction des Fasciculus long. posterior links, von welchem 
beiderseits die Partie intact war, welche unter dem Kerne des Nervus oculo- 
motorius hinzieht. Der rechte Internus zeigte auch leichte Parese bei Conver- 
genz und einseitiger Adduetionsbewersung, wobei nystagmusartige Stösse auf- 
traten. Verf. stellt unter Berücksichtigung der Theorie von Knies über die 
centralen Beziehungen der Augenbewegungen (1891) 2 Schlüsse auf: 1. Die 
supranucleären und corticalen Lähmungen der Augenbewegungen sind immer 
associirt oder conjugirt. 2. Bei den rein corticalen Läsionen der Bewegung 
sind die unfreiwilligen Augenbewegungen erhalten. Verf. fand auch descendirende 
Degeneration des Lemniscus und des Fasciculus Gowers, was bereits von anderen 
Autoren auch beobachtet worden ist, während man früher glaubte, dass diese 
Fasern wie sensible Nerven nur centripetal degeneriren könnten. Peschel. 


336) Chirurgische Rehandlung des Trachoms, von Dr. Addario. 
(Riforma medica Anno XII. Vol. 2. p. 293.) Verf. wandte die Methode Sattler’s 


— 677 — 


und Knapp’s vorzugsweise an. Für die erstere (Aufritzen der Granulationen 
und darauffolgendes Abkratzen mit T,öffel) empfiehlt er als Hültsmittel die Pincette 
von Herrnheiser, mittelst deren die Ueberganzsfalten auch Plica semil. sich 
gut anspannen lassen und so der Operateur die nöthige Resistenz findet, um 
das Abkratzen ausführen zn können. Für die Uebergangsfalten fand er sehr 
passend die Auspressung mittelst der Knapp’schen Rollpincette, in der Plica 
semil. wandte er die Sattler’sche Methode an. Knapp’s Pincette gebrauchte 
er auch in vielen Fällen von chronischem Follicularcatarrh mit sehr gutem Er- 
folge. Wenn die Mucosa geschwollen, verdickt ist, so gelingt es nicht, mit der 
Knapp’schen Pincette die Granulationen gut auszupressen, Verf. ritzte da erst 
nach Sattler diese an, löffelte sie aus und entfernte den Rest mittelst Knapp’s 
Pincette. In anderen Fallen von diffuser Schwellung der ganzen Conjunctiva 
genügte weder Sattler’s noch Knapp’s Methode und Verf. ätzte alsdann 
oberflächlich mit der Fläche des Thermocauteriums. Gezen Pannus wandte er 
mitunter die von Hirschberg empfohlene lineäre Pericausis mit der galvang- 
caustischen Schlinge an, welche erfolgreich war, auch die Periectomie des Fur- 
nari, die ihm ein zwar langsames aber sicheres Resultat gab. Diese beschränkte 
er nach Panas auf das einfache Abtrennen der pericornealen Conjunctiva. Die 
Excision der Uebergangsfalte hatte in 6 Augen keinen Effect auf das Ver- 
schwinden der Granulationen der übrigen Conjunctiva und er missbilligt sie 
daher. Gegen diffuse trachomatöse Infiltration der Conjunctiva tarsea wandte 
er auch mit Erfolg die von Guaita viel empfohlenen Bepinselungen mit Sublimat 
(1:500) an vermittelst eines so rauhen Pinsels, dass der Epithel durchbrochen 
wird. Sklerosirte Excrescenzen (die er zweifelnd als chronische proliferirende 
Tarsitis anspricht) müssen mit Scheere abgetragen werden. Peschel. 


337) Iritis syphilitica, von Dr. Collica-Accordino. (Policlinico, 
Supplemento Anno II. p. 437.) Betont, dass das Auftreten eines Gummas 
nicht direct mit der Entzündung zu thun hat, man daher nicht von Iritis gum- 
mosa sprechen solle, sondern von Iritis mit Bildung von Gumma. Peschel. 


338) Wasserstoffsuperoxyd in der Augenheilkunde, von Dr. 
Ferrara. (Gazz. d. Ospedali. 1896. Nr. 110.) Will gute Erfolge bei Trachom, 
Blepharitis, Thränensackleiden und unter subconjunctivaler Anwendung bei 
Keratitis parenchymatosa gehabt haben. Bei Ulcus corneae, Frühjahrscatarrh, 
Iritis fand er es unwirksam. Er wandte Lösungen an, die 2—10 Volumina 
Sauerstoff enthielten. Bisweilen traten Entzündungen in Cornea und Iris ein, 
weshalb die stärkeren Lösungen mit Vorsicht zu gebrauchen sind. Peschel. 


339) Die centrale Endigung des Nervus opticus bei den Teleo- 
stiern, von Dr. Fusari. (Riv. di patol. nerv. e ment. V. S. 300.) 
Peschel. 


340) Cur der Notzhautablésung mittelst Kaninchenglaskorper- 
injection, von Dr. Gosetti. (Rivista veneta di scienze med. 1896. Agosto.) 
Verf. hatte in einem Falle in Folge Anwendung der Deutschmann’schen 
Methode Iritis, wonach die Netzhautablösung zunahm. Peschel. 


341) Erb’sche Krankheit, von Dr. Grocco. (Archiv. Ital. di Clinica 
Med. XXXV. 30. Agosto.) In einem Falle dieser Krankheit war träge Pupillar- 
reaction vorhanden. In einem 2. Falle waren an den Augen denen der Base- 
dow’schen Krankheit ähnliche Symptome vorhanden, aber obne Tachycardie und 
Kropf. Verf. glaubt. dass manche in Intervallen auftretende Ophthalmoplegien 
mit der Erbd’schen Krankheit verwandt seien. Peschel. 


— 678 -— 


342) Jodinjectionen bei scrophulösen Augenkrankheiten, von 
Dr. Trombetta. (Il policlinico. 1897. Nr. 21.) Die von Prof. Durante 
1894 angegebenen Jodinjectionen bei der chirurgischen Tuberculose wurden bei 
Augenleiden auf scrophulöser Basis von De Bono, Alaimo, Nota bereits als 
wirksam erprobt. Erstere machten sie bei Dacryocystoblennorrhoea mit oder 
ohne Caries der Knochen, Nota bei Keratitis. Frisco, Andreoli, Angelucci, 
Lodato, Tasso erhielten gute Resultate bei Keratitis, Blepharitis ciliaris. Verf. 
hat in etwa 200 Fällen überraschend günstige Resultate gehabt, mitunter in 
8 Tagen. Er machte intramusculäre Injectionen von 5°/, Jodlösung in steri- 
lisirtem destillirtem Wasser unter Zusatz von nur soviel KJ, als zur Lösung 
nöthig ist. 1g der Lösung wurde täglich injieirt, bei kleinen Kindern !/, bis 
1/, gr. Jodismus trat nie auf, aber Intoleranz in 2 Fällen, wo die Cur suspendirt 
werden musste Dr. Tasso comprimirt mit den Fingern stark die gefaltete 
Haut, auch eventuell die Muskeln, wo die Injectionen gemacht werden, und er- 
reicht so Anästhesie auf einfachste Weise für schmerzhafte Injectionen. Betreffs 
der Wirkung des Jods glauben einige Autoren, dass es nur eine allgemein 
reconstituirende Action ausübe, andere meinen, dass auch eine specifische eventuell 
antiseptische Wirkung hinzukomme. Peschel. 

343) Bemerkung über zwei Lidvperationen, von Dr. Moauro. 
(Atti dell’Accad. med. di Napoli. Anno 50. S. 314.) Die Knapp’sche Methode, 
das traumatische Lidcolobom zu operiren, schädigt die Function des Lides nicht 
wenig und fügt durch Entspannungsschnitte neue Narben hinzu. Verf. operirte 
folgendermaassen. Durch Pferdebiss bestand ein Colobom im innern Drittel des 
Oberlides in dessen ganzer Höhe und eine sich daran anschliessende Narbe, 
welche vertical den Augenbrauenbogen durchsetzte. Verf. excidirte zunächst 
die Narbe an den Colobomrändern nur oberflächlich, nicht total, wie Knapp 
rieth, um die Orbicularisfasern, die sich an dieser Narbe inseriren, ihres An- 
satzes nicht zu berauben und dieselben in keiner Weise zu stören. Dann uuter- 
minirte er die Haut seitlich sowie auch unter dem obern Narbenstrange. Darauf 
trennte er mit stumpfer Scheere zwischen Haut und Conjunctiva am oberen 
Tarsalrande das Ligamentum suspensor. des Oberlides und zwar in seiner ganzen 
Länge in der nasal vom Colobom liegenden kleineren Lidportion, und in der 
temporalen grössern Lidportion nur auf etwa 3 oder 4 mm. Darauf verwandelte 
er den Colobom-Tarsusrand der nasalen Lidportion durch Exstirpation eines 
Keils in eine Rinne, die nach oben etwas tiefer sein sollte, als nach dem Lid- 
rande zu, und spitzte den gegenüberliegenden Colobom-"T'arsusrand der temporalen 
Lidportion zu. Beides geschah um eine grössere angefrischte Tarsusfläche zu 
erreichen zum Zweck guter Vereinigung. Endlich folgten Nähte: a) Conjunctival- 
nihte, b) Tarsusnähte zwischen der Vorderlippe der Rinne des einen und dem 
zugespitzten Ende des anderen Tarsusstumpfes, c) eine Naht wurde nahe dem 
Lidrande in die narbigen Muskelinsertionen an beiden zu vereinigenden Colobum- 
rändern gelegt, d) Hautnähte, deren Fäden endlich mit den correspondirenden 
der Conjunctiva palp. zusammengeknüpft wurden. Verf. giebt ferner eine Methode 
der Blepharoplastik an, für die Fälle, wo vom inneren oder äusseren Winkel 
an der Lidrand in seiner ganzen Dicke zu ersetzen ist, der Defect aber nicht 
bis in die Länrenmitte des Lidrandes geht. Nach Entfernung des Tumors 
oder resp. Anfrischung wird Haut und Muskel unterminirt, der Tarsus nebst 
der zugehörigen Conjunctiva senkrecht bis in die Uebergangsfalte durchschritten 
an der Grenze des normalen; dieser Schritt wird in der Uebergangsfalte nicht 
senkrecht, sondern schräg nach dem gesunden Lidtheile zugeführt. Dann wird 
mit stumpfer Scheere nach De Vincentiis das Ligamentum suspensorium der ` 


679 — 


abgetrennten Tarsusportion am oberen Tarsusrande durchschnitten, wobei Haut 
und Conjunctiva zu schonen sind. Dieser Tarsusstumpf wird nun herunter- 
gezogen bis zum Niveau des normalen Lidrandes und wird an diesen durch 
Nähte befestigt. Nun ist nur noch der freiliegende Tarsusrand mit Haut zu 
decken, wozu ein Lappen aus Stirn oder Schläfe genommen wird. Sind beide 
Lider zu operiren, so nimmt man einen in 2 Schenkel auslaufonden Hautlappen, 
die für den oberen und unteren Lidrand bestimmt sind. Peschel. 


344) Tuberculose der Conjunctiva bulbaris, von Dr. Moauro. 
(Ibid. S. 320.) Die Neubildung begann im rechten A. temporal nahe der Cornea, 
betheiligte dann das Hornhautgewebe und stellte sich als rundlicher Tumor dar 
von etwa dem Umfange einer Hornhaut. Er war temporal von einer rothen 
reactiven geschwellten Zone umgeben, seine Oberfläche glatt, hier und da knotig, 
Consistenz weich. Warum der Tumor nicht ulcerirt war, ergab sich aus der 
mikroskopischen Untersuchung. An der Peripherie des Tumors zeigten sich 
Knötchen mit epithelloiden Zellen, die in Fibroplasten transformirt waren, bis 
zur Organisation von Bindegewebe durch sie. Im Centrum des Tumors waren 
Knötchen mit wenig ausgesprochenem Zerfall: homogenem Protoplasma, schlecht 
gofärbtem oder verschwundenen Kerne. Es handelte sich um die von Ange- 
lucci, auch vom verstorbenen Tailor beschriebene fibröse Tuberculose. Ab- 
tragungen und Thermocauter heilten. Peschel. 


345) Doppelseitiges Osteom der Orbita, von Prof. Gallozzi. (Ibid. 
S. 329.) Links war der hervorgetretene Bulbus atrophisch geworden und enu- 
cleirt worden. Rechts bestand starker Exophthalmus und Deviation des Bulbus 
nach aussen, da der Tumor mit dem Stirnbein am inneren Theile des Orbital- 
daches vereint schien. Er hatte eine glatte Oberilache, was Osteophytenbildung 
ausschliessen liess. Verf., der als Chirurg viele epiphysäre Osteome beobachtet 
hat, vermuthete auch hier wegen der glatten Oberfläche ein solches mit wenigstens 
theilweise cartilaginöser Bekleidung. Der Tumor wurde mit Hammer und Meissel 
exstirpirt, wog 35 gr. Dem Auge wurde eine in fortschreitender Besserung 
begriffene Sehkraft erhalten. Das linke Osteom wurde vorläufig nicht operirt. 

Peschel. 


346) Beitrag zur Lehre vom Glaucom, von Dr. Morabito. (Bol- 
lettino d. Poliambulanza di Milano. 1897. S. 75.) Giebt eine Zusammenstellung 
des Bekannten. Peschel. 


347) Bericht über die Augenheilanstalt Torlonia für 1895 und 
1896, von Prof. Scellingo. (tom 1897.) 1570 ambulante Kranke, 373 in 
der Anstalt behandelte. 91 Staroperationen, ohne Verluste. Peschel. 


348) Bericht über die Augenheilanstalt für Arme in der Pro- 
vinz Rom, von Prof. Scellingo. (Roma 1897.) 1387 Kranke von denen 
233 in die Anstalt aufgenommen wurden. Verf. empfiehlt ein Keratotom, das 
ein auf die Kante gebugenes Graefe’sches Messerchen darstellt. In einem 
Falle von Verlust des rechten Auges und Vernarbuny seiner Lider schloss 
Verf. durch plastische Operation die Lidspalte und machte eine oculopalpebrale 
Prothese in der Art, dass er an eine indifferente leicht blaue Brille ein mit 
Caoutchouc-Lidern versehenes künstliches Auge befestigte. Peschol. 


349) Serumtherapie bei Conjunctivitis diphtherica, von Dr. Rio- 
selli. (Bullett. Accad. med. die Koma, anno XXII. Fasc. 7.) Hat in 5 Fällen, 
zum Theil selır befriedigende Krfulge geliabt. Peschel. 


— 680 -- 


350) Jod in statu nascendi gegen Trachom, von demselben. 
Mittheilung auf dem internationalen Congress für Medicin in Moskau.) Verf. 
fand wirksamer, Jodkaliumlösung (1:20) örtlich aufzupinseln als innerlich zu 
verordnen, um durch darauffolgende örtliche Wirkung von Wasserstoffsuperoxyd 
Jod zu entwickeln. Bei einmaliger täglicher Anwendung, welcher nur kurz- 
dauernde Reizung (1—10 Minuten) folgt, sah er Pannus cornealis sich auf- 
hellen, Trachom besunders bei scrophulösen Individuen sich bessern (?), acutes 
Trachom ohne Narbenbildung heilen. Peschel. 


351) Sonden fir die Thranenwege, von demselben. (Ibid.) Verf. 
hat Hohlsonden construirt, die mittelst einer feinen Leitungssonde, welche zuerst 
eingefihrt wird, in den Thranennasengang eingeschoben werden. Wird letztere 
entfernt, so dienen sie sofort auch zur Injection von Medicinalien. (Es ist 
durchaus nicht ersichtlich, warum man mit diesen Sonden eine leichtere und 
wirksamere Dilatation erreichen soll, als mit den Bowman’schen, wie Verf. 
meint.) Peschel. 

352) Airol in der Augenheilkunde, von Dr. Valenti. (Bollett. Accad. 
med. di Roma, Anno XXIII. Fasc. 1.) Fand Airol wirksam bei Trachom, puru- 
lenter Conjunctivitis, ulcus cornea. Peschel. 


353) Atropinintoxication, von demselben. (Bollettino d’oculistica 
di Firenze. 1897.) In einem Falle hatte mehrmalige tägliche Instillation von 
Atropinlösung (1:250) nach 12 Tagen deutliche Vergiftungserscheinungen zur 
Folge. Peschel. 


354) Tarsoraphie, von Dr. Tagliaferri. (Bollett. K. Accad. Med. di 
Roma, Anno X3III. Fasc. 1.) Die Tarsoraphie wird in der Klinik von Prof. 
Scellingo auf folgende Art geübt. Nach Anlegung eines Intermarginalschnittes 
am oberen und am unteren Lidrande wird die Nadel durch die vordere Wund- 
lefze des Oberlides so geführt, dass sie von der Haut aus bis auf den Grund 
des Intermarginalschnittes dringt, darauf wird sie durch die Vorderlefze des 
Unterlides in derselben Weise gestossen, aber vom Grunde des Intermarginal- 
schnittes nach der Haut zu. Derselbe Faden wird nun einige Millimeter da- 
neben: wieder durch die Vorderlefze des Unterlides von der Haut aus eingeführt, 
und durch die des Oberlides ganz in derselben Weise hindurchgestossen, wie 
vorher, nur durchlauft die Nadel den zuvor gemachten Weg in der entgegen- 
gesetzten Richtung. Die Fadenenden werden endlich auf der Haut des Ober- 
lidrandes, wo sie sich in der Entfernung von wenigen Millimeter neben einander 
befinden, geknotet. Peschel. 


355) Jodinjectionen nach Prof. Durante bei Keratitis paren- 
chymatosa, von Dr. Tagliaferri. (Ibid. Fasc. 2.) Verf. will eine scrophu- 
löse (?) und syphilitische Form dieser Keratitis unterscheiden, und diagnosticirt 
unter 10 Fallen 8 als scrophulés und 2 als syphilitisch. In jenen sollen die 
Jodinjectionen Abkürzung und Heilung des Processes gewirkt haben, in diesen 
ganz effectlos geblieben sein. Peschel. 


356) Epitheliom des Limbus bei einem 14jährigen Knaben, von 
Dr. De Berardinis. (Lavori della Clinica ocul. di Napoli. IV. S. 366.) Be- 
stand an beiden Augen am nasalen Cornealrande. De Vincentiis exstirpirte 
die Tumoren bis ins gesunde Hormhautgewebe und deckte den Verlust durch 
einen Lappen von Kaninchenhornhaut. Peschel. 


357) Anatomische Untersuchungen über Cornealtransplan- 
tation, von Dr. De Lieto Vollaro. (lbid. 8.293.) Histologische Unter- 


e =. 08: ee 


suchungen an Kaninchen, denen auf einen Hornhautdefect ein Corneallappen 
nur mit dem vorderen Epithel transplantirt war. Der Lappen wurde in 1 und 
2 Taschen der Hornhautsubstanz fixirt. Armanni (1875) zeigte schon, dass 
bei der Verschmelzung weder die Hornhautkörperchen, noch Leucocyten eine 
Rolle spielen. Zunächst tritt Proliferation des Epithels an den Rändern, sowie 
an der Peripherie des Lappens ein. In den Taschen verdünnt sich das Epithel 
des l,appens, wuchert aber in der Tiefe derselben. Auf der Verlöthungsfläche 
bildet sich eine feinkörnige, eiweissartige Masse, dann folgt beiderseits eine 
homogene Schicht Hornhautgewebe, in welcher die Ilornhautkörperchen ge- 
schwunden sind. Nach einer Woche ist die Zwischenmasse resorbirt. Nach 
40 Tagen ist jede Spur von Epithel in den Taschen verschwunden und das 
Epithel des Lappens normal. Peschel. 


358) Entstehung des Colloids im Cornealepithel, von demselben. 
(Ibid. S. 347.) In einem Hornhautleucom fand sich ein gelber Herd, in welchem 
Verf. colloide Degeneration nachwies und zwar war diese auf das blosse Epithel 
beschränkt. Daher ist er vom zellulären Ursprung des Colloids überzeugt. Er 
konnte die allmähliche Umwandlung der Zellen verfolgen, welche schliesslich 
eine verdickte, glänzende Wand und einen von dieser etwas abgehobenen stark 
lichtbrechenden Inhalt mit Kernrest zeigen. Hippel’s Ansicht von der Bildung 
des Colloids aus Blutextravasaten ist nach Verf. nicht aufrecht zu erhalten. 

Peschel. 


359) Ein Fall von Erb’scher Krankheit, von Prof. Murri. (Poli- 
clinico TI. Fasc. 9.) Parese der Beine war das erste Symptom des Falles, bald 
folgte beiderseitige Ptosis, l’arese der conjugirten und Convergenzbewegungen, 
leichter Exophthalmus. Bei seitlichem Fixiren trat bald Nystagmus auf. 

Peschel. 


360) Retinitis albuminurica, von Dr. Moglie. (Ibid. III. Nr. 12.) 
Verf. beobachtete 17 Fälle und bringt 10 histologische Untersuchungen. Das 
Primäre ist die Erkrankung der Gefässe, aus welcher die übrigen Befunde sich 
ableiten. Die ophthalmoscopisch glänzend weissen Flecken sollen nicht durch 
fottige Degeneration zu Stande kommen, sondern durch Fibrinausscheidung aus 
den Blutextravasaten, sowie durch Bildung von Höhlen in der Zwischenkörner- 
schicht. Die fettige Degeneration kann später hinzutreten. Die Sternfgur in 
der Nähe der Macula lutea beruht auf Oedem der Stützfasern. Die Hämor- 
rbagien sind im Anfange in der Regel arteriellen Ursprungs, und zwar bei jeder 
beliebigen Form der Nephritis; es kommen auch venöse Blulungen vor. 

Peschel. 


361) Gliom des linken Stirnlappens, von Dr. Obici. (Ibid. II. 
Nr. 12.) Es bestand Atrophie n. optici beiderseits mit verwaschenen Papillen, 
Anosmie, später auch rechtsseitige Hemiparese und Convulsionen, Stumpfsinn. 
Der Tumor wurde exstirpirt, worauf anfänglich Verschlimmerung eintrat, dann 
aber Besserung der S und Intelligenz. Es entstand eine Gehirnhernie, an deren 
Eiterung Patient etwa nach 1 Jahre zu Grunde ging. Peschel. 


362) 6 Anfälle periodischer Augenentzindung in 161 Tagen, 
von Dr. Trinchera. (Clinica veterin. XIX. p. 109.) Peschel. 


363) Tumor der Stirnlappen, von Dr. Pianetta. (Rivista sperimen- 
tale XXI.) An der Hand eines Falles, wo die Section ein teleangiectatisches 
Gliosarcom in der Furche zwischen beiden Stirnlappen nachwies, hebt der Verf. 


— 682 — > 


hervor, dass der Symptomoncomplex: Herabsetzung der Sehschärfe bis zur 
Amaurose, Stauungpapille, Geruchslähmung und Stumpfsinn zur Diagnose eines 
Tumors im Stirnlappen berechtigt. Peschel. 


364) Capsulo-musculäre Vorlagerung bei Strabismus, von Dr. 
Bajardi. (Gazz. med. di Torino. 1897. 10. Sept.) Peschel. 


365) Aetiologie und Kur des klonischen Spasmus des Facialis, 
von Dr. Gasparini. (Congresso Med. Ligure. Atti 1898. Supp. al Bollett. 
Med. Genova. p. 135.) Verf. meint, dass die Ursache dieser Krankheit meist 
in Geschwüren auf der Mucosa des Mundes oder der Nase zu suchen ist. Wirk- 
sam gegen letztere ist vor Allem anodische Electrolyse, im Munde besonders 
auf das Zahnfleisch der Schneidezähne, auch der Eckzähne applicirt. 

Peschel. 


366) Star-Operationen in 10 Jahren, von Prof. Mazza. (Ibid. 
p. 143.) 401 Extractionen mit 4 Verlusten, 280 mit Iridectomie. Peschel. 


367) Bilateraler congenitaler Pseudoanophthalmus bei einer 
Ziege, von Dr. Betti und Prof. Savarese. (Ibid. p. 158) Es bestand 
Atrophie der Hirnhemisphiren, keine wirkliche Orbitalhöhle, beiderseits mon- 
struöse rudimentale Augen. Peschel. 


368) Die strahlende Hitze in der Augentherapie, von Dr. Simi. 
(Bollettino d’ocul. XVIII. S. 74.) Verf. will die Cornea durch die strahlende 
Hitze eines Paquelinknopfes ätzen. Um die Wirkung zu begrenzen, hat er 
einen complicirten Apparat angegeben, es kann aber auch ein gefensterter 
Mantel, z. B. aus Kork, dienen. Die Dosirung der Wirkung ist schwer zu 
bemessen. Peschel. 


369) Mettallisches Jod in der Augentherapie, von demselben. 
(lbid. S. 19.) Bei 'Trachom wurde Lösung von Jod in Oleum vaselini 1: 100 
als Collegrium in 1 Falle mit Erfolg angewandt, in 2 anderen Fällen wurde 


die Behandlung wegen starker Reizung nicht vertragen. Peschel. 
370) Prothese, von demselben. (Ibid. S. 2.) Setzt die Anforderungen 
an ein brauchbarses Glasauge auseinander. Peschel. 


371) Das Austreten der Linse bei der Star-Extraction, von dem- 
selben. (Ibid. S. 34.) Bespricht den Mechanismus der Linsenbewegung bei 
der Extraction. Peschel. 


372) Die Iridectomie und Verbände bei der Star-Extraction, 
von demselben. (Ibid. S. 42 u. 50.) Ueber die bei der Iridectomie vor- 
kommenden Blutungen, einen Probeverband vor und einen Klebeverband nach 
der Extraction. Peschel. 


373) Sympathisches Glaucom, von demselben. (Ibid. S. 12.) Be- 
urtheilt den Fall Abadie’s (Archiv. d’Opht. XVI. S. 81) als sympatbische 
Ophthalmie mit glaucomatösen Erscheinungen. Peschel. 


374) Netzhautablösung als Metastase, von demselben. (Ibid. 
S. 82.) Bei Furunculose der Lippe und Nase trat durch embolische Infection 
Netzhautablösung ein. Poschel. 


379) Trichiasis, von Dr. Silvestri. (Lo Sperimentale, Anno 50, 
Febbraio.) Verf. hatte unter 7000 Augenkranken 1705 Trachome, und unter 


— 683 — 


diesen 300 mit Trichiasis. Er bevorzugt am oberen Lido die Crampton’sche 
Operation, am unteren die Schneller'sche. Peschel. 


376) Die chirurgische Cur der Myopie, von demselben. (Ibid. 
Nr. 20— 22.) Verf. operirte 10 Myopen, von denen 3 doppelseitig. Alle ausser 
Einem hatten M > 16 D. In 7 Fällen besserte sich die Sehschärfe durch die 
Operation. Peschel. 


377) Die Marginoplastik des Prof. Scimemi bei Trichiasis, von 
Dr. Sgrosso. (Lavori della clin. oculist. di Napoli, IV. S. 317.) Vert abt 
mit Vorliebe die Transplantation eines nur 1—1,5 mm breiten Hautstreifens 
aus dem Lide in den Intermarginalschnitt. Er schneidet nach der Anheilung 
die Stiele des Lappens ab. Peschei. 


378) Galvanocaustische Operatiou des Keratoconus und Irito- 
mie, von demselben. (Ibid. S. 305.) Beiderseitiger Keratoconus wurde 
durch 3 resp. 4 Cauterisationen in 1—2 wöchentlichen Zwischenräumen reducirt. 
Darauf wurde an 1 Auge Iridectomie, am 2. Auge Iridotomie à ciel ouvert 
hinzugefügt. Das 2. Auge erreichte bessere Sehschärfe, woraus hervorging, dass 
die Iridotomie optisch mehr leistet, als die Iridectomie. Peschel. 


379) Statistik der Augenabtheilung des Ospedale degl’ In- 
curabili, von Dr. Sbordono, Napoli. Verf. hat 437 Star-Operationen ohne 
Iridectomie nach seiner 1893 in diesom Centralblatt beschriebenen Methode 
gemacht. Peschel. 





380) Calomelinjectionen gegen nichtsyphilitische Augenkrank- 
heiten, von Dr. Querenghi. (Tribuna medica, II. S. 108.) Verf. sah gute 
Erfolge von subcutanen Calomelinjectionen bei Augenleiden, auch wenn sie an 
vom Auge entfernten Stellen applicirt wurden und vermuthet, dass die anti- 
septische Wirkung des Hg dabei das Wirksame sei. Ein Fall von hartnäckig 
recidivirendem Herpes corneae wurde erst durch eine solche am Arme gemachte 
Injection geheilt. Peschel. 


381) Keratitis dendritica, von demselben. (Ibid. S. 59.) Vert, 
hält diese Keratitisform nicht für Herpes, sondern für eine besondere Krank- 
keit und meint, dass sie durch Bacterien bedingt sei. Peschel. 


382) Zerreissung der Sclerotica, von demselben. (Ibid. S. 61.) 
Verletzung durch Stoss mit einem Stocke, Zerreissung der Sclera, Luxation der 
Linse. Scleralnaht, spiiter Extraction der Linse, S = !/,. Peschel. 


383) Abducenskern, von Dr. Pacetti. (Ricerche del Laboratorio di 
Anatomia in Roma. Prof. Todaro. Vol. V. p. 121.) In einem Falle von con- 
genitaler Abducenslähmung fand Verf. Degeneration des gleichseitigen Kernes, 
überdies einer Zellgruppe, welche in der Mitte zwischen diesem Kerne und dem 
Facialiskerne lag. Da er diese Gruppe im normalen Gehirn nicht auffinden 
konnte, so kam er auf die Hypothese, sie stelle eine atavistische Bildung dar, 
da van Gehuchten eine ähnliche Zellgruppe bei NHühnerembryonen beschrieben 
labe (!). Peschel. 


384) Functionelle Paralysen der Augenmuskeln, von demselben. 
(Policlinico, Anno III. p. 101.) In 3 Fällen von einseitiger Oculomotorius- 
paralyse verschwand die vorhandene Ptosis, sobald das nichtparalytische Auge 
bedeckt wurde. In einem der Fälle, wo zugleich divergente Stellung des Aures 


— 684 — 


vorhanden war, stellte sich dabei das Auge in die mediane Lage ein. Verf. 
will den von Mauthner scharf bekämpften Begriff der functionellen Paralysen 
vertheidigen. Peschel.§4 


385) Chirurgische Cur des Morbus Basedow, von Prof. Dr. Tricomi. 
(Ibid, p. 341.) Verf. giebt unter Literaturangaben über chirurgische Eingriffe 
bei Morb. Basedow die Krankengeschichte von 3 von ihm operirten Fällen, wo 
partielle Exstirpation beider Lappen der Thyroidea gemacht wurde. In zwei 
derselben schien Influenza die Krankheit hervorgerufen oder ihren Ausbruch be- 
schleunigt zu haben, wahrscheinlich durch Hypersecretion der Thyroidea. 

Peschel. 


386) Papilloma der Caruncula lacrymalis, von Dr. Roselli. 
(Bullettino Accad. med. Napoli, Anno XXII. pn 624.) Der Tumor bereits ein- 
mal operirt, war recidivirt und reichte bis an den Corneallimbus. Die ana- 
tomische Beschreibung lässt dem J.eser den starken Verdacht, dass es sich um 
Epitheliom handelt. Der Erfolg der zweiten Operation ist nicht mitgetheilt. 

Peschel. 


387) Epitheliom des Unterlides, von demselben. (Ibid, p. 630.) 
Operation nach Dieffenbach mit der Panas’schen Modification, wo der Heri- 
zontalschnitt, welcher vom Canthus externus ausgeht, etwas nach oben geführt 
wird, um den Lappen um so ausgiebiger zu heben. Das nach Hinübernähen 
des 4eckigen Dieffenbach’schen Lappens unbedeckt bleibende Dreieck bedeckt 
er einfach durch die nebenstehende Haut, indem er den obigen Horizontalschnitt 
noch weiter verlängert, aber nicht mehr in auf- sondern in absteigender Richtung. 

Peschel. 


388) Subconjunctivale Sublimatinjectionen, von Dr. Parisotti. 
(Bull. Accad. med. di Roma, Anno 22. p. 386.) Verf. sah in 3 Fällen gute 
Resultate bei infectiößsen Hornhautprocessen. Peschel. 


389) Vertheilung der infectiösen Augenkrankheiten in Rom, 
von demselben. (Ibid, p. 761.) Verf. giebt eine Tabelle über ungefähr 
3000 Fälle nach ihrer Verbreitung in den verschiedenen Stadttheilen Roms. 

Peschel. 


390) Augenerkrankung in Folge von Radfahren, von demselben. 
(Ibid., p. 768.) Ein sehr schneller Radfahrer stiess mit einem Auge gegen 
ein fliegendes Insect. Es folgte heftige Reaction mit partiellem Epithelverluste, 
der aber bald heilte. Ks hatte wohl Abrasion des Epithels bei der Schnelligkeit 
des Fahrens stattgefunden. Peschel. 


391) Jod-Injection nach Durante bei Augenkrankheiten, von 
Dr. Frisco. (Giorn. internaz. delle scienze med. 1896. Fasc. 16.) Peschel. 


392) Elephantiasis und Pseudo-Elephantiasis des Oberlides, 
von Prof. de Vincentiis. (Atti d. Accadem. medinc. chirur. di Napoli 1897. 
p. 205.) Verf. giebt eine Tabelle der in der Literatur vorbandenen Fälle, 
welche aber sehr disparate Erkrankungen darstellen. Michel theilte die Ele- 
phantiasis der Lider zuerst anatomisch ein in El. arabum, lymphangioide und 
teleangiectatische. Es giebt dann noch die auf plexiformen Neuromen beruhende 
Form. Die Arbeit von Esmarch und Kulenkampf (1885) bat die Elephan- 
tiasis am Körper und auch an den Lidern in ähnlicher Weise eingetheilt. Die 
Dermatolorie erkennt heutzutage nicht mehr eine congenitale wahre Elephantiasis 
an, sondern diese congenitalen Formen sind entweder Fibroma molluscum oder 


— 685 — 


Lymphangiom oder Naevus vasculosus, oder Neurom. Hingegen ist die wahre acqui- 
rirte klephanutiasis eine Entzündung chronischer Form mit Verschliimmerungen. 
Verf. trennt partielle und totale Elephantiasis des meist allein betroffenen Ober- 
lides, je nachdem nur Haut und subcutanes Bindegewebe oder die ganze Dicke 
des Lides betheiligt ist. Im ersten Falle wird Excision der Haut gutes Resultat 
haben, im zweiten muss diese Operation nothwendiger Weise Ectropium zur 
Folge haben, wie auch verschiedene Autoren behaupteten. Es muss im zweiten 
Falle soviel von dem gewucherten Lide weggenommen werden, dass eine ästhetisch 
befriedigende Form desselben resultirt. Die Pseudoelephantiasis ist congenital 
und nach Verf. zu trennen in die harte fibrüse, die weiche gelatinöse, Iymphan- 
gioide Form, in die dem Molluscum analoge, in die teleangiectatische und die 
häufige Neuromform. Ein neuer Fall von wahrer Elephantiasis des linken Ober- 
lides wird mitgetheilt. 4ijähriger Mann hat seit dem 2. Lebensjahre ein über 
das Unterlid herabhängendes, vergrössertes Oberlid. Am Körper sind viele (101) 
Mollusca vorhanden, keines an den Lidern. Lidhaut ist verschieblich, mit Venen 
durchzogen. Die Hebung des Lides ist nur in minimalem Grade mdglich und 
gehört überdies der Stirnmusculatur an, während die Action des Levator palp. 
durch die Verlängerung der Fascia tarso-orbitalis und seiner Sehne fast ganz 
unwirksam gemacht ist. Verf. führte folgende neue Operation aus. Aus der 
Cutis wurde ein Queroval 5 mm über dem freien Lidrande in der Grösse ex- 
stirpirt, dass die übrig bleibende Haut einem normalen Oberlide entsprach. Am 
Lidrande wurde auch ein T'heil des entarteten Muskels mit entfernt. Dann wurde 
die Vorderfläche des Tarsus in seiner ganzen Ausdehnung durch Abpräpariren 
der Weichtheile blossgelegt und 2 verticale 2 cm von einander entfernte Schnitte 
vom Lidrande aus durch die ganze Liddicke geführt bis über 1 cm hinauf, worauf 
diese Schnitte horizontal (mit leichter Cuncavität gegen den Lidrand hin) bis 
zum seitlichen Ende des Tarsus weiter verlängert wurden. So wurde der Tarsus 
in 2 seitliche dem Lidrande nahe liegende und eine mediane mit der Sehne des 
Levator im Zusammenhange stehende mit 2 seitlichen Flügeln versehene Portion 
getheilt. Die Conjunctiva des Fornix wurde von der Levatorsehne sorgfältig 
zurückpräparirt, und die 2 seitlichen isolirten Tarsusportionen von ihrer Con- 
junctiva befreit. ler mittlere geflügelte Tarsuslappen wurde nach der Stirn zu 
umgestülpt, die 2 seitlichen isolirten Tarsusportionen durch Sutur vereinigt, ihre 
Hinterfläche mit der Conjunctiva des Fornix bekleidet, die am freien Lidrande 
mit Nähten fixirt wurde. An den oberen convexen Rand des so in normaler 
Grösse neugebildeten Tarsus wurde darauf die Levatorsehne angenäht und das 
überflüssige mediane Tarsusstück nebst dem überflüssigen Sehnenstück des Levator 
abgeschnitten, endlich Haut nebst Muskelschicht durch Naht vereinigt. Das Lid 
hatte so seine normale Grösse und Beweglichkeit wieder erreicht. Es folgt der 
sehr genaue mikroskopische Befund der abgetragenen Gewebsportionen, aus welchem 
hervorgeht, dass es sich um Hyperplasie des Bindegewebes in Folge chronischer 
Entzündung handelte. Peschel. 


— 686 — 


Uebersicht der Literatur der Augenheilkunde im Jahre 1597. 


I. Allgemeines, Lehrbücher, Statistik. 


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gevestigt te Rotterdam. Een en Dertigste Verslag Coopende over het jaur 1896. 
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1897. Avril. — Truc, H, Gandibert et Rouveyroles, Contribution à 
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44 


— 680 — 


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III. Medicamente, Instrumente. 


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Amer. J. of Oph. XIV. 1. p. 17. — Cicardi, T., Modulo per la designazione 
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XIV. 1. p. 13. — Culver, C. M., The desirability of a periscopic quality in 
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Masselon, M. R., De l’holocaine en ophtalmologie. Arch. d’Oph. XVII. 10. 
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44” 


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local anesthetic, in ophthalmic works. Oph. Rec. VI. 10. p. 515. — Zieg- 
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IV. Anatomie. 


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Ottalm. IV. p. 217. — Sulla distribuzione e terminazione delle fibre nervose | 
nel corpo ciliare. Ann. di Ottalm. XXVI. 3. p. 215. — Le fibre nervose della 
corioidea studiate col metodo di Golgi. Annotazioni d’istologia normale. Ibid. 
VI. 8. p.416. — Capellini, C., Sui nervi della cornea dimostrati col metodo 
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der Ciliarnerven. Arch. f. mikr. Anat. u. Entwicklungsgesch. XLIX. — Johnson, 
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zur Entwickelungsgeschichte der Linse. Ibid. XXXIV. S. 187. — Sattler, H.. 
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selbe. Bericht über die 26. Vers. d. Opht. Ges. S. 50. — Tornatola, Origine 
et nature du corps vitré. Rev. génér. d’Oph. 1897. Nr. 12. p. 543. — 
Valk, F., Does the human cornea change its radius of curvature? The 


Post-Grad. XI. p. 739. — Weiss, L, Ueber das Wachsthum des mensch- 
lichen Auges und über die Veriinderung der Muskelinsertionen am wachsenden 
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papillo-maculaire. Nord. med. Ark. Festband. 1897. Nr. 25. — Om laget of 
des papillo-makulira Knippet. Ibid. Nr. 52. 


V. Physiologie. 


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Zeitschr. f. Psych. u. Plıys. d. Sinnesorg. XIV. 1—2. S. 77—79. — Axen- 


— 693 — 


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geborenen nebst Bemerkungen über Ophthalmometrie der Leichenaugen. Ibid. 
XV. 1—2. S.71. — Barius, E., Esiste una imagine visiva cerebrale. Ann. 
di Ottalm. XXVI. 3. p. 217. — Beard, Chas, Is there extracrystalline 
accommodation? Amer. J. of. Oph. 1897. Nr. 2. — Berlin, E., Ueber eine 
Bestimmung des Totalbrechungsindex der Linse am lebenden Auge. Arch; f. O. 
XLIII. 2. S. 287. — Bernheimer, St., Experimentelle Untersuchungen zur 
Localisation im Kerngebiete des Oculomotorius. Wiener klin. W. 1897. Nr. 13. 
— Experimentelle Studien zur Kenntniss der Innervation der inneren und 
äusseren vom Oculomotorius versorgten Muskeln des Auges. Arch. f. O. XLIV. 
S.481. — Ein Beitrag zur Kenntniss der Beziehungen zwischen dem Ganglion 
ciliare und der Pupillarreaction. Ibid. S. 526. — Bielschowsky, Ueber 
monoculäre Diplopie ohne physikalische Grundlage. Ber. über die 26. Vers. d. 
Ophth.Ges. S.145. — Bocei, B., L’immagine visiva cerebrale. Ann. di Ottalm. 
IV. 11—12. p. 397. — Bode, H., Zur Theorie des Astigmatismus katopti- 
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Wiener med. W. 1897. Nr. 7. — Was ist die Aufgabe des Brücke’schen 
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XVII. 10. p. 601. — Gatti, A., Sulla rigenerazione della porpora e sul com- 
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Ann. di Ottalm. XXVI. 4. p. 344. — Guillery, Zur Physiologie des Netz- 
hautcentrums. Arch. f. d. ges. Phys. Bd. 66. S.401. — Ueber die Empfindungs- 
kreise der Netzhaut. Ibid. Bd. 68. S. 120. — Weitere Untersuchungen über 
den Lichtsinn. Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIII. 13. 8.187. — 
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über das Zustandekommen von Raumvorstellungen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. 
d. Sinnesorg. XIV. 3—4. S. 274. — Die accommodativen Linsenverschiebungen 
im Auge, subjectiv und objectiv gemessen. Arch. f. O. XLIV. 2. S. 299. — 
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lichen Linse während der Accommodation und ihre Messung, nebst Beiträgen 
zur Theorie der Accommodation. Arch. f. O. XLII. 3. S. 477. — Experi- 
mentelle Untersuchungen über die Nachbilder bewegter leuchtender Punkte. 
Ibid. XLIV. S. 445. — Heymans, G., Quantitative Untersuchungen über die 
Zöllner’sche und die T,oeb’sche Täuschung. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. 
XIV. 1—2. S. 101. — Hilbert, R., Ueber das Sehen farbiger Flecke als 
subjective Gesichtsempfindungen. Ibid. 5. S.381. — Eın Fall von Geschmacks- 
photismen. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIV. S. 271. — Katz, R., Hängt die Farbe 


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3. p. 246. — Keyser, P., On subjective visual sensations. Oph. Rec. VI. 5. 
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tion in der ersten Kindheit. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XIV. 5. 
S. 321. — Recke, R., Einige Bemerkungen zur Messung der Sehschärfe. Arch. 
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van remomotorische organen. Weekblad. 1897. Nr. 9. — Ritter, C., Beiträge 
zur Entwickelungsgeschichte der Linse. Arch. f. A. XXXIV. S. 187. — 
Schenk, R., Ueber intermittirende Netzhautreinigung. Sitzungsber. d. Würzb. 
phys.-med. Ges. 1896. Nr. 6. S. 85. — Schirmer,O., Ueber die Function der 
sogenannten parareticulären oder amakrinen Zellen in der Retina. Ber.d. 26. Vers. 
d. Opht. Ges. S.146. — Schmidt, H., Die Intermittentenzahl bei Lichtempfin- 
dungen. Inaug.-Diss. Würzburg 1897. — Schön, W., Der Brechungsverlust 
bei Linsenentfernung. C.f.pr. A. 1897. S.1. — Siethoff, E. G. A. sen, Die 
Erklärung des Zeeman’schen autoptischen Phänomens. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. 
d. Sinnesorg. XIV. 5. 8. 375. — Snellen, H., La détermination quantitative 
du sens chromatique. Weekblad. 1897. Nr. 17. p. 688. — Sdshngen, J. J. 
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— 695 — 


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Sul!’ origine e la natura del vitreo. Arch. di Ottalm. V. 3—4. p.106. — 
Ueberhorst, K., Eine neue Theorie der Gesichtswahrnehmungen. Zeitschr. f. 
Psych. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIII. 1—2. S. 54. — Uhthoff, W., Weitere 
Beiträge zum Sehenlernen blindgeborener und später mit Erfolg operirter 
Menschen, sowie zu dem gelegentlich vorkommenden bei jüngeren Kindern, 
nebst psychologischen Bemerkungen über totale congenitale Amaurose. lbid. 
S. 197. — Ulrichs, Zur Ernährung der Hornhaut. Arch. f. A. XXXVI. S.46. 
— Vold, J. Mourly, Einige Experimente über Gesichtsbilder im Traum. 
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XIII. 1—2. S. 54. — Widmark, J. 
Om gränzen för det Synliga spectrum. Sfvertigt af kongl. Vetenskaps Akademins 
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VI. Farben. 


Adler, Bemerkungen zur Farbenstiftprobe. Münch. med. W. 1897. Nr. 13. 
— Angiéras, Fusion stéréoscopique des couleurs au point de vue clinique. 
Progrès méd. 1897. Nr. 25. — Culbertson, L. R., Can we prevent color- 
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Nr. 12. p. 362. — Edridge-Green, F. W., The varieties and degree of 
color blindness. Trans. Oph. Soc. of the U. K. XVII. p. 320. — Görtz, Zur 
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1897. Nr. 3. — Hilbert, R., Die Pathologie des Farbensinnes. Eine klinische 
Studie. Samml. zwangl. Abh. a. d. Gebiete d. Augenheilk. Bd. ll. Heft 1. — 
Konig, A., Ueber Blaublindheit. Sitzungsber. d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch. 
zu Berlin. 1897. S. 718. — v. Kries, J., Ueber Farbensysteme. Zeitschr. f. 
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Farbenblindheit und ihre Diagnose zum Gebrauch für Aerzte und Behörden. 
Braunschweig 1897. H. Meyer. — Ergänzung zu „Die Farbenblindheit und ihre 
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color-vision required in railway service. Trans. Amer. Oph. Soc. 1897. p. 227. 


VII. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 


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gischen Beteauliurs betereieer kirzeriurgen grun 2 A XXXV. S. 267. 

— Frkaa. Vo Zor Veresserg ow weur uwa M7 ¢_e-perationen. 
Arch f. O. XLIIL L 3. 205. — Ge.ize. DL int 2.1.27, W_ Ine operative 
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A. Art f.O. XLIIL 1. p.218. — M-Let- se. Norman, Notes ofa 
erc iser Oph. Bev, XYL Nr.152. p. 207. — Monoyer, Mesure et 
Greg Oe la presbviie; enrera n des frella Jes icnettes a toutes les 
a zaim ie la refractico Arer ër AVE 1>: p- «21. — Mooren. A, 
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J. F. krrusin — Oto, F. a, fier hochgradige Kurz- 
reizen ond ibre opersi.te Pitas Ss  Ancp LO ALIIL 2. S. 323 und 
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re 
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=| 


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Se 


ver en Brtsctet Acren. Eine Biektizstencrg. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIV. 
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697 — 


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VILL Umgebung des Auges. 


l Goldzieber, Ein Fall von Trophoneurose nach ‘Herpes Zoster. Wiener 
med. Presse. 1897. Nr. 8. 


IX. Lider. 


Adjemian, D., De l'application de la greffe cutanée (méthode de Thiersch) 
au traitement de l'ectropion cicatriciel. Arch. d’Opht. XVII. 8. p. 487. — 
Ammaun, E. Ein Fall von Pediculi capitis an Cilien und Augenbrauen. Klin. 
Mon. Bl. XXXIV. p. 307. — Baquis, K., Sull abnorme accrescimento sottocu- 
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wes GOR. aaa 


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XV. Sclerotica. 


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XVI. Vordere Kammer. 


. Leber, Th., Ansammlung von Fett im oberen Theil der vorderen Augen- 
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XVII. Linse. 


Addario, Un vizio di conformazione del cristallino con contributo 
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Allemann, L. A. W.. Cholesterine crystal in the opaque lens of a child. Trans. 
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cesso di etrazione sompliticata della cataratta. Arch. di Ottalm. V. 3—4. p.71. 


— 710 


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cataract; confirmation anatomo-pathologique. Ann. d’Ocul. CXVIII. 2. p.17. — 
Baas, K., Ueber eigenartige Krystalldrusen in der cataractösen Linse. Arch. 
f. 0. XLIV. 3. p.657. — Bach, L., Histologische und klinische Mittheilungen 
über Spindelstar und Kapselstar, nebst Bemerkungen zur Genese. Ibid. XLII. 
3. S. 663.. — Bäck, S., Beitrag zur Histologie und Entstehung des Lenti- 
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intracapsulare spontaneo della cataratta. Riassunto bibliografico e contribu- 
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-- N — 


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genitale hereditäre (familiäre) Ectopia lentis. C. f. pr. A. 1897. S. 113. — 
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eh OS. st 


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dans deux cas d'iridectomie optique en haut avec vaste leucome en bas. Clin. 
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von Schultze mitgetheilten Fall von tuberculéser Iritis und Keratitis parenchy- 
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u ME © 


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XX. Glaskorper. 


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XXI. Glaucom. 


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16 — 


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der Hornhaut durch Blutfarbstoff. Arch. f. O. XLIV. S. 539. — Hoffmann, 
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Amer. Oph. Soc. 1897. p. 156. — Risley, S. W., Secondary glaucoma. Ann. 
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haemorrhagica mit nachfolgendem Glaucom. Arch. f. O. XLIII. 2. p. 306. — 
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d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897. S. 187. — Sulzer, Glaucome foudroyant et 
abolition persistante de la circulation retinienne. Considérations sur le rôle de 
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gnostic du glaucome primitif. Thése de Paris. 1897. — Valois, Du pseudo- 
glaucome. Rec. d'Opht. 1896. Nr.12. — Vennemann, E., Deuxième contribution 
a l'étude du glaucome hemorrhagique. Clin. opht. 1897. Nr. 14 p. 166. 


XXII. Sympathische Ophthalmie. 


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deux jours aprés un traumatisme par coup de feu. Clin. opht. 1897. Nr. 3. 
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TT — 


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ophth. Ges. 1897. S. 165. — Millikin, B. L, A case of sympathetic irido- 
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XXIII. Netzhaut und Sehnerv. 


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S. 112. — Goerlitz, M., Anatomische Untersuchungen eines sogenannten 
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— 18 —- 


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thümliche Entartung sämmtlicher Netzhaut-Blutadern. C. f. pr. A. 1897. S. 205. 
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XXXV. S. 192. — Horstmann, C., Ueber den Verlauf der spontanen Nesz- 
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del nervo ottico, asportato con conservazione del bulbo, illustrazione clinica ed 
anatomo patologica. Lavori della clin. Ocul. della R. Univ. di Napol. V. 2. p.1. 
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jugendlicher Netzhaut- und Glaskörperblutungen. Deutsche med. W. 1897. Nr.13. 
— Schmidt-Rimpler, H., Zur Theorie und Behandlung der Netzhautablisung. 


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ay 


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Amer. Oph. Soc. 1896. — Wagenmann, A. Beitrag zur Kenntniss der Cir- 
culationsstörungen in den Netzhautgefassen. Arch. f. O. XLIV. 2. p. 219. — 
Dasselbe. Ber. über d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897. S. 153. —- Weeks, J, 
Retinitis proliferans. ‘Trans. Amer. Oph. Soc. 1897. p. 158. — Würdemann, 
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XXIV. Amblyopien ohne Befund. 


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1897. Nr. 7. — Basso, O., Un epidemia di emeralopią con xerosi epiteliale 
della conjunctiva. Ann. di Ottalm. XXVI. p. 275. — Bruns, H. W., Case of 
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_. 720 .. 


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Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges. I. 9.: S. 65. -— Zehender, W., Das 
sichelförmige Flimmerscotom Listing’s. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIV. S. 25. 


XXV. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


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Rec. VI. 11. p. 583. — Antonelli, L’atrophie développée sur les deux 
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Traumatische Macula-Erkrankung bewirkt durch den elektrischen Strom. Klin. 
Mon.-Bl. f. A. XXXIV. S. 213. — Harlan, G.C., Rupture of the iris, at the 
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Metallsplittern aus dem Augengrunde Deutsche med. W. 1897. Nr. 15. — 
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durch stumpfe Gewalt und insbesondere über Linsenkapselabhebung. U. f. pr. A. 
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den Augenverletzungen. Klin. Mun.-Bl. f. A. XXXIV. S. 416. — Linde, M. 


se WI =s 


Ueber Contusion des Bulbus mit besonderer Berücksichtigung der Commotio 
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den schädlichen Einfluss der behaarten Raupen auf den Organismus der Menschen 
und der Thiere, insbesondere der Augen. St. Petersb. med. W. 1897. Nr. 12. 
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eine behaarte Raupe. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIV. S. 189. — Norman- 
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Amer. Oph. Soc. 1896. — A case of supposed foreign body in the eyeball. 
College of phys. of Philadelphia. Sect. of Ophth. 1897. March 16. — Removal 
of a piece of steel from the vitreous chamber, the position of the foreign body 
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VI. 8. p. 434. — The value of repeated and differential-placed exposure to the 
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the further history of the case of filaria loa previously reported to the society. 
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imbedded in the ciliary body was located by means of Réntgen’s rays. Sect. 
of Ophth., Coll. of phys. of Philadelphia 1897. Febr. 16. — A piece of steel in 
the ciliary body located by means of Réntgen’s X-rays. Extraction with the 
electromagnet and perservation of good vision, after two similar operative pro- 
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med. Sciences 1897. May. — Snell, S., A series of cases of optic atrophy 
following injury, chiefly of the anterior part of the head. Trans. Oph. Soc. of 
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mittelst der Electromagneten. Wiener med. Presse 1897. Nr.18. — Szumara, 
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46 


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XXVI. Augenerkrankungen bei sonstigen Körperleiden. 


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46 * 


E 


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