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OHIO STATE
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CENTRALBLATT
FÜR PRAKTISCHE
AUGENHEILKUNDE,
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. J. HIRSCHBERG,
O. HON.-PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN,
GEH. MED.-RATH.
2 3
DREIUNDZWANZIGSTER JAHRGANG.
MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN IM TEXT.
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> 9920100 00 9 LES
ern a ne H an ` E
VERLAG VON VEIT & COMP.
1899.
‚Druck von Metzger & Wittig in Leipzig:
10.
11.
12.
13
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
Inhalt.
I. Originalaufsätze.
Haab’s oder Hirschberg’s Elektromagnet? von Dr. Max Linde .
Einige Erfahrungen über Lu E in der er von
Dr. Adolf Messner ;
Bemerkungen zu einem Falle von Batractionsbewegung des Ange, von Dr.
Türk.
Beiträge zur Vibrationsmassage Ge kurs; von Dr. Pionbergen
. Zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie, von Prof. Otto Beirm
Ueber einen bisher noch nicht bekannten EE von Prof. Dr.
W. Goldzieher .
. Das Sinken der Linse geb der tiefsten Stelle i im EE am Ende der starken
Accommodatiousanstrengung, von Prof. Dr. W. Koster .
. Ueber eine subjective Lichterscheinung und ihre Beziehungen zum Flimmer-
scotom, resp. zur Hemikranie, von Dr. Richard Hilbert.
. Operation der Kurzsichtigkeit und Ablösung der Netzhaut, von Dr. E. Fischer
Seite
1
10
14
33
40
65
72
77
79
Meine gegenwärtige Trachom-Behandlung, von Prof. Dr. N. Feuer. . 98 u. 135
"Wann entsteht Chorioidal-Riss bei Schläfen-Schuss? von Dr. Norman-Hansen
Ein Fall von Diplocorie des rechten Auges, von Dr. Ernst Wingenroth
Zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie, von Prof. R. Deutschmann
Ueber die Anwendung des rer in der een von Dr. med.
Ed. Praun. .. .....81300.
Ueber endo-oculäre dalangan von Prof. van Millingen.
Schwere Nachblutung nach Iridectomie in nn von en von Prima:
arzt Dr. Eduard Zirm . .
Bemerkungen zur Acsommodakionslähre; von C. Hess:
Leonhard Fuchs’ alle Kranckheyt der augen (1539), neu heransgegehen., von
Dr. Ed. Pergens . . . . . ..197u
Kurze Bemerkung zu dem Aufsatz E Heim Prof. Dr. KE E „Zur
Pathogenese der sympathischen mars im Be 1899 dieser Zeitschrift,
von Dr. Velhagen . a nn
Beitrag zur Nachstar-Operation, vor Dr. Ba rg Tevinschs 2
Ueber die baktericide und Tiefen-Wirkung der Argentamins, von Dr. Karl Ho oor
Iritis glaucomatosa, von Prof. Dr. W. Goldzieher. 2 e
Ueber die Operation des Nachstars, von Prof. J. Stilling.
Ueber die chronische m beim Rhinosklerom, von Prof. Dr.
C. Gallenga . i
Fett-Hernien der oberen Augenlider, von np Schmidt- -Rimpler.
A 30
1*
104
105
110
170
161
165
193
231
204
207
225
257
261
289
297
IV Inhalt.
Seite
26. Retrobulbärer Abscess, bedingt durch ein Empyem des Antrum Highmori, aus-
gehend von cariösen Zähnen; Operation, Genesung, von Dr. J. Guttmann . 299
27. Ueber die Verwendung des Nebennieren-Extractes in der Augenheilkunde,
von Dr. H. Landolt e e 321
28. Ueber zwei Fälle von lepröser Chorioretinitis, von Dr. J. Eege: 328
29. Autoophthalmoskopie im umgekehrten Bild, von Dr. Heine. 332
30. Mittheilungen über die offene Wundbehandlung nach Augen- Operationen, von
Dr. K. Mohilla . . 353
31. Ein neuer Apparat zur Bestimmung de E E E von
Dr. Adam Langie. i 360
II. Klinische Beobachtungen.
1. Ein Fall von Sarcoın des Oberlides, von Dr. L. Steiner . 43
2. Enophthalmus traumaticus, von Dr. Fischer. 45
3. Bakterien-Massen im Bindehautsack, von Dr. Victor Berl. 82
4. Distichiasis congenita hereditaria, von Dr. C. A. H. Westhoft 180
5. Ein Fall von primärer Tuberculose der Nase, Thränenleitung und Conjuuctiva
. mit Uebergreifen auf die Lungen,, von Dr. Fr. Pröscher ur . 303
6. Hydatidenschwirren bei Echinococcus der Orbita, von Dr. O. Wernicke. .. 304
Sachregister.
* Originalartikel.
Abducenslähmung bei Entzündung des
äusseren Gehörganges 342. — angeborene
425. 524. — s. a. Rectus externus.
Abscess der Orbita s. d., Phlegmone. —
Gehirn -— s. d. — Retrobulbärer s. d.
Accommodation(s) 534. 585. — Ar-
beiten aus dem Gebiete der — Lehre 55.
59. 157. 193.* — Theorie 455. — die
Linsenverschiebungen bei — 72.* — Bin-
fluss der — auf den intraocularen Druck
55. — der Iriswinkel bei — 478. — Ver-
schwinden des —krampfes bei Glaucom
durch Eserin 273. — Beeinflussung des
Glaucoms durch die — 273. 279. —
Krampf bei jugendlichen Individuen 423.
— Wirkung der Massage auf die — 417.
— Lähmung bei Urämie 428. — Läh-
mung nach Influenza 466. — bei Säuge-
tlhieren 55. — in der Thierreihe 63. —
— beim Kaninchen 534. — scheinbare
— bei aphakischen Langaugen 370. —
Pseudo — bei Aphakie 424. 534.
Achromatopsie s. Farbenblindheit.
Acoin als Anaestheticum 312. 530 (bei
subconjunctivalen Injectionen).
Actinomycose der Conjunctiva 275. 545.
— der Thränenröhrchen 390.
Adaption, Einfluss der — auf das Sehen
des Dichromaten 93.
Adenoide Vegetationen s. Nase.
Aderhaut s. Chorioidea.
Afrika, Geschichte der Augenkrankheiten
in — 26.
Akromegalie 510. 559 (Stoffwechsel).
Alcohol, s. d. Methyl—Intoxication s. d.
Algier, Conjunctivitis vegetans in — 95.
Allgemeinerkrankungen u. Auge s.
Augenerkrankungen.
Alter(s)-Hyperopie s. d. — Veränderungen
der Centralgefässe 524. — Augenunter-
suchungen bei alten Individuen 529.
Altersstar s. Cataract, C. senilis u. C.-
Operation.
Alterthum s. Geschichte.
Aluminium als künstlicher
465.
Glaskörper |
Amaurose, Simulation der — s. d. —
s. Erblindang. — Chinin — s. d.
Amaąaurotische Idiotie s. d.
Amblyopie, Intoxications — s. d. —
Chinin — s. d. — nach Blutverlusten
s. Blutung. — durch Schielen 317. —
Simulation der — s.d. — nach Ankylo-
blepharon 556.
Ametropie, Correction der — 58. — als
Ursache von Facialisparese u. Epilepsie
338. — Distanz zwischen Papille u. Ma-
cula bei — 479. — s. a. Refraction.
Amputation des vorderen Augenabschnit-
tes 432.
Amyloide Degeneration der Conjunctiva
545.
Anaesthetioa s. Acoin, Cocain, Nirvanin,
Orthoform Peronin, Tropacocain.
Anatomie 527. 533. — Makroskopische
Präparate 337 (Photographie). 381. —
Mikroskopische Untersuchung des Auges
s.M. — Histologie der Heilungsvorgänge
der Wunden der Augenformhäute 23. —
die elastischen Gewebszüge im Auge 446
(Orceinfärbung). — des myopischen Auges
371.403. — der Thränenwege 415. 490.
des Chiasma 533. — der Chorioidea 249.
521. — der Netzhaut 265. 413. 521. —
der Seolera 583. — des Sehnerveneintrittes
865. — pathologische — des Auges 305.
527; der bandförmigen Hornhauttrü-
bung 550; der Cataract 281; der
Geschwülste des Auges 528; des Glau-
coms 374; der Keratitis 57. 156;
bei leukämischen Augenveränderungen
406; der Opticusatrophie 500. 524;
der Phlyctänen 122; der Retinitis
albuminurica 47; der Retinitis hämor-
rhagica 188; der Scleritis 367; der
Thränensack - Erkrankungen 267. 312;
des Totalstares 219; der Erkrankungen
der Arteria und Vena centralis 409;
der Netzhautcentralgefässe 524. — des
Cysticercus intraocularis s. d. — der pars
ciliaris retinae u. Zonula Zinnii 28,
Aneurysma der Orbita s. d.
vi Sachregister.
Angeborene Veränderungen u. Missbil-
dungen 87. 270. 447. — Augenmuskel-
lähmung 425. 524. — Panophthalmitis
einer Ziege 270. — der Conjunctiva,
Cornea, Iris, Lider s. d. — der Lidbinde-
haut 410. — der Macula lutea 87. —
des Opticus 87. — Melanose der Horn-
haut 400. — Distichiasis s.d. — Trichiasis
s.d. — der Thränenwege 275. — Rhino-
Cyclocephalus 87. — s. a. Aniridie. An-
ophthalmus. Arteria byaloidea. Cataracta
congenita. Colobom. Cryptophtalmus.
Cyclop. Cyste. Ectropium uveae. Ectopie.
Hereditär. Heterophthalmus.Hydrophthal-
mus. Katzenpupilie. Leuticonus. Megalo-
phthalmus. Mikrophthalmus. Polycorie.
Angiofibrom, subconjunctivales — des
äusseren Augenmuskels mit hyaliner De-
generation 373.
Angiosarcom des Sehnerven mit theil-
weiser myxomatöser Degeneration 401.
— der Thränendrüse 521.
Angiom der Conjunctiva 31. — Exophthal-
mus durch — 288. — Lymph — s. d.
— lipomatodes des Lides 400.
Aniridie, angeborene 374.522 (hereditäre).
Anisometrie, Behandlung hochgradiger
— 535.
Anophthalmus congenitus 157. 213. 426.
Antisepsis u. Asepsis bei Bulbusopers-
tionen 406.
Antiseptische Injectionen in die Vorder-
kammer s. V.
Antitoxin s. Serumtherapie, Diphtherie.
Antrum Highmori s. Sinus maxillaris.
Aorta s. Gefässe.
Aphakie, Isometrope-Gläser bei — 222.
— scheinbare Aocomodation bei — 370.
424. 534.
An optisch -taktile — mit Seelen-
lindheit 211.
Apparate s. Instrumente.
Arecolin als Mioticum 384.
Argentamin, bactericide u. Tiefen-Wir-
kung des — 225.* 818.
Argyrose durch Protargol 90. — über —
645. 546.
Armee, Erfahrungen eines Augenarztes in
der — 341. — Einfluss des Astigmatis-
mus auf die Tauglichkeit für verschie-
dene Waffengattungen 348. — Anforde-
rungen an das Sehvermögen der Recruten
389. — Augenerkrankungen in der ameri-
kanischen — auf Cuba u. Portorico 449.
— E Beobachtungen in der
_ den Philippinen 453. — Trachom
in der — s. d.
Arteria centralis retinae s. Central-
arterie. Embolie.
Arteria hyaloidea persistens 287. 389.
Arterien u. Arteriosclerose s. Gefässe
u. — Erkrankung.
Arthritis-gonorrhoica 62, 349 (bei Kin-
dern). 496. 502.
Asepsis in der Augenheilkunde 874. —
bei Bulbusoperationen 406.
Aspiration der Cataracta traumatica 277.
Asthenopie, Homatropin gegen ınusku-
läre — 395. — bei Nerven- u. Geistes-
krankheiten, Kopfschmerz 506. — Urti-
caria durch — 511.
Astigmatismus, erworbener, durch Ver-
änderung der Hornhautkrümmung 282.
— irregularis, Hydrodiaskop bei — 272.
— Einfluss des — auf die Tauglichkeit
für verschiedene Waffengattangen 348.
— Instrument zur Bestimmung des regel-
mässigen — 360.* — Tafeln, neue 450.
— Wichtigkeit des — 452. — Reflex-
neurosen durch — 463. — Strahlenbre-
chung beim — 456. — myopischer — 463.
Atlas der pathologischen Anatomie des
Auges 305.
Atrabilin 418. 421.
Atrophie des Opticus s. d.
Atropin, Wirkungsweise des — 21. 495.
— u. Glaucoma simplex 442.
Aufmerksamkeit, die — u. die Function
der Sinnesorgane 91.
Augapfel s. Bulbus. — gläserner 158.
Auge(n), Anatomie u. Pathologie des —s
s. Anatomie. — Mikroskopische Unter-
suchung des — s. M. — Flüssigkeits-
strömung im — s. d. — Blutung s. d.
— Erkrankung der inneren — Häute
durch Sonnenhitze 3851. — Druck s. d.
— künstliches 158 (verbessertes). 283.
374 (besondere). 429 (hohle). 455 (Be-
weglichkeit). 465 (Aluminium). 582. —
Operation zur Erzielung der Beweglich-
keit künstlicher — 374. — das kurz-
sichtige — 115. — Linse s. d. — Mas-
sage s. d. — Medien, ihre Durchlässigkeit
für rothe u. ultrarothe Strahlen 92. —
Neurologie des — s. d. — Präparate
8. Anatomie. — Schulhygiene der — e, d.
— Symmetrie der — 429.
Augenarzt, Erfahrungen eines — in der
Armee 341.
Augenärztliche Mittheilungen 30. 288.
320. — Unterrichtstafeln 115. 365. —
Beobachtungen 453.
Augenbewegungen, die Balınen für
coordinirte — 59. — Methode zur directen
Untersuchung der — 211. 492. — Läh-
mung der — nach oben u. unten 428.
— beim Lidschluss 516. — die seitlichen
— 818. — s. a. Conjugirte.. — Retrac-
tions — s. d.
Augenentzündung, epidemische s. Con-
junetivitis,
Augenerkrankungen, Beschreibun g der
— des Leonhard Fuchs 197.* 231.* —
Wasserstaubdouche bei — 223, — foetale
270. 271 (Reste). — hereditäre s. d. —
Therapie der 306. 365. 505. — durch
Sonnenhitze 851. — durch Pflanzen
(Hagebutten)-Haare 886. 410. — chryoso-
Sachregister. VO
phanische — 428. — Ucbertragung von
— durch Küssen 422. — bei Allgemein-
leiden 508. 558. — bei Arthritis, Akro-
ınegalie, Chlorose, Leucämie, Diabetes,
Diphtherie, Dysenterie, Eklampsie, Epi-
lepsie, Erythem, Erysipel, Gehirnkrank-
heiten, Gelbem Fieber, Gicht, Haut-
krankheiten, Herpes, Herzfehler, Hysterie,
Influenza, Infectionskrankheiten, Keuch-
husten, Lepra, Malaria, Masern, Meningi-
tis, Nasenerkrankungen, Nierenleiden,
Ohrenleiden, Paralyse, Parotitis, Pneu-
monie, Radfahren, Rheumatismus, Rhino-
sclerom, Rückenmark, Scharlach, Sclerose,
Scorbut, Scrophulose, Sinus-Erkrankun-
gen u. Thrombose, Syphilis, Tabes dor-
salis, Variola, Zahnleiden; durch At.
fectionen der Geschlechtsorgane s. d.
Augenheilanstalt(en) s. Berichte. —
Arbeiten aus der Universitäts — zu
Neapel 18.
Augenheilkunde, allgemeine — 505. —
u. Gesammtmedicin 508. — Blutent-
ziehung u. Revulsion in der — 85. 272.
— Lehrbücher der — s.d. — Entwick-
lung der — in den Niederlanden 410.
— des Petrus Hispanus 115. — des
Aötius 115. — in Deutschland 90. —
des Leonhard Fuchs 197.* 231.* — Vor-
lesungen über — 114 (Panas). — s8. a.
Medicamente.
Augenhöhle s. Orbita.
Augenhygiene s. Gesundheitspflege —
Schul — s. d.
Augenkammer,vorderes.Vorderkammer.
— Communication zwischen vorderer u.
hinterer — 158. — Fluorescineinspritzung
in die hintere — 184.
Augenkrankheiten s. Augenerkran-
kungen.
Augenlider s. Lid.
Augenmuskeln 536. — Anomalien der
— 437. — die Kerne der — 220. 252.
— die — der Neugeborenen 157. —
centrale Innervation der — 492. — Ver-
halten der — bei centraler Reizung 59.
— Mitbewegung s. d. — Metastase in
den — nach Carcinoma mammae 402.
— subconjunctivales Angiofibrom der
äusseren — 873. — s. a. Heterophorie.
Esophorie. Insufficienz.
Augenmuskellähmung(en) 5386. —
zur Lehre von den — 220. 252. 314.
316. 371. — die — nach Infectionen u.
Intoxicatinnen 409. — Diagnose der —
durch die Diplopie 280. — Diagnose 431.
— combinirte 423. — dissociirte 536.
— bei Erkrankungen der Vierhügel 407.
— isolirte äussere — 123. — angeborene
425. — traumatische 427. — postdiph-
therische 536. — doppelseitige, periodisch
exarcerbirende 494. — Secundärcontrac-
tur nach — 520. — s.a. Doppeltsehen.
die einzelnen Muskeln bez. Nerven.
Ophthalmoplegie.
Augenoperationen, zwei seltene 246.
263. — offene Wundbehandlung bei —
s. W. — ambulant 462. — Hohlverband
bei — 378. — Behandlung der Infection
nach — 466. — Chloroformmaske für —
522. — Verwendung der Eihaut bei —
527.
Augenschirm, einfacher 453.
Augenspiegel-Befund s. Ophthalmosko-
pisch. — s. Instrumente b. Ophthalmoskop.
Augenspiegeln s. Ophthalmoskopiren.
Augenstörungen bei Erkrankungen des
Gehirns und Rückenmarks 29. — bei
Hysterie s. d. — bei Allgemeinleiden s.
Augenerkrankungen.-
Augensymptom bei Kältestarre der
Frösche 377. — bei Erkrankungen der
Vierhügel u. Zirbeldrüse 407. — beim
Heufieber 397. `
Augentropfwasser in Alger Lösung
275. 504. — Absorption der — durch
die Hornhaut 276. — von Jod, Salicyl s.d.
Augenverbände, Indicationen 94. 288.
— Hohl — 378.
Augenverletzung s. Verletzung.
Autophthalmoskopie im umgekehrten
Bild 332.*
Avertissement des Oculisten Mende in
Breslau i. J. 1791 421.
Bacillen, Verhalten der Thränen und
Thränendrüse zu — s.d. — die — des
Auges 365 (Unterrichtstafeln). — Befund
bei angeborener Panophthalmitis 270. —
Bedeutung nicht pathogener — bei in-
fectiösen Augenerkrankungen 459. —
Diphtherie — und Pseudodiphtherie — 22.
514. — Menschen- und Thierpathogeni-
tät der Löffler’schen Diphtherie — 342.
— Diplo- — bei Keratitis 277. — Diplo-
— Morax-Axenfeld 306. — Diplokokken,
Panophthalmie durch Autoinfection mit
— 485. — Diplo- und Streptokokken-
Infection durch pseudomembranöse Con-
junctivitis 520. — chronische Diplo- —
Conjunctivitis 469. — Massen im Binde-
hautsack 82. 544. — en massüe 22. —
Diplococcus- — Fränkel bei Hypopyon-
Keratitis bei Pneumonie 550. — Pseudo-
gonococcus auf der ’Bindehaut 401. —
— septirte 22. — des Sebum Meibo-
mianum 519. — Beziehungen des Bac-
terium septatum zur Gruppe der Diph-
theriebacterien 96. — Pneumokokken-
infection nach Staroperation 405. —
Pneumokokken auf der normalen Con-
junctiva 403. — Pneumokokken bei
Keratomalacie 156; bei Orbitalphleg-
mone 312. 416; bei Ulcus serpens 426.
— Pneumokokken - Conjunctivitis 306.
405. — 'Koch-Weeks’sche — bei acuter
VIII
Conjunctivitis 156. 392. 507. — Vor-
kommen und Bedeutung der KW schen
— 528. — Meningococcus intracellularis
bei eitriger Conjunctivitis 545. — Bac-
terium coli commune bei Blennorrhoe
401. — Gonococcus bei Blennorrhoe 189.
523 (Kaninchen u. Hunde). — Xerose-
— 22, 514.
Bactericide Wirkung der Thränen 424.
Bacteriologie in der Augenheilkunde
374. — des Conjunctivalsecretes 306. —
des Conjunctivalsackcs 22. 435. — der
Conjunctivitis 388. 507 (u. Keratitis). —
der Conjunctivitis pseudomembranacea
274. — der Thränensackleiden 468. —
des Ulcus serpens 392.
Bad, Dampf- — s. d.
Bandförmige Hornhauttrübung, pathol.
Anatomie 550.
Basedow’sche Krankheit 542. — ra-
pide Zunahme der Myopie bei — 282.
— völlige Hornhautzerstörung bei —
211. — Sympathicusresection gegen —
381. 466. 496. — Beziehungen des Sym-
pathicus zur — 497. — Behandlung
542. 543,
Beleuchtung von Sehproben und des
Operationsfeldes 418. — s. a. Licht.
Bell’sches Phänomen 516.
Bericht(e) über die Universitätsaugen-
klinik in Budapest 365 (Geschichtliches).
— über die Augenheilanstalt in Basel
306, in Utrecht 365, in Kiew 342. 462,
St. Petersburg 526, Melckessa 342,
Stawropol 460, Magdeburg (Schreiber)
506, Olmütz 516. — über die neuein-
gerichtete Augenabtheilung im Kranken-
haus Wieden 30. — über die neue Uni-
versitätsaugenklinik in Lemberg 60, in
Breslau 255, in Jena 255. — aus dem
Landes-Spital in Serajewo 54, zu Lai-
bach 343. — des Blindenversorgungs-
hauses in Smichow 510. — über augen- `
ärztliche Praxis 512.
Beruf-s-Erkrankung s. Nitronaphthalan.
Hyacinthen. Methylalkohol.
Betriebs-Unfall s. d.
Bewegungen s. Augen- —. — zur Phy-
siologie der willkürlichen — 318,
Bindehaut s. Conjunctiva.
Binoculares Cornealmikroskop 271. —
Sehen 279. 375. 439. — u. monoculares
Blickfeld eines Emmetropen 370, eines
Myopen 220. — Stereoskop zum —
Sehen 428.
Blei, Amblyopie 558. — Korn im Auge
280.
Blendungs-Retinitis s. d.
Blennorrhoe, intra-uterine 282. — neo-
natorum, Prophylaxe 284. 544. — Be-
handlung 513. 545 en — Pro-
phylaxe, Crede 352. — in der Privat-
praxis 463. — Arthritis bei — s. d. —
Kniegelenksentzündung bei — neona-
Sachregister.
torum 496. 502. — mikroskopische Un-
tersuchung bei — 189. — typische —
durch Bacterium coli 401. — adultorum,
Therapie 477. 419. 434. — Protargol
bei — s. d. — Experimente über — bei
neugeborenen Thieren 523.
Blepharitis acarica 49. 158. 347. 587.
538. — durch Hypermetropie 400. 403.
— Heilung der Lidverdiokung bei —
ulcerosa 370.
Blepharoplastik, Experimente über —
239. 485. 517. — bei Ectropium s. d.
Blepharoptosis s. Ptosis.
Blepharospasmus, cerebrale Amaurose
nach — 217. — chirurgische Kur (Ner-
venresection) des essentiellen — 470.
Blepharostat s. Instrumente a).
Blickfeld, monoculares u. binoculares —
eines Myopischen 220. — eines Emme-
tropen 370.
Blicklähmung s. a. Augenbewegungen.
Blind(e), Vorstellungsreflexe der Pupille
bei — 498. — Fürsorge für — in Russ-
land 526.
Blinder Fleck, Grösse des — 444.
Blindheit s. Erblindung, Simulation. —
Seelen- — s. d.
Blitz, Cataract 383. 512 (mit Iritis). —
temporäre Erblindung durch — 463.
Blut -Circulation s. d. — Entziehung in
der Augenheilkunde 85. 272.
Blutbrechen, Erblindung nach — 467.
Blutegel an der Schläfe bei Hyperämie
des vordern Bulbusabschnittes 475.
Bluterkrankheit s. Hämophilie.
Blutgefäss(e) s. Gefässe. — Geschwulst
s. Angiom.
Blutung(en) des Auges 278. — conjunc-
tivale, spontane 278. — die sogenannten
expulsiven intraocularen — 95. 273. —
nach Cataractoperation s. d. — nach
Iridectomie :s. d.. — multiple — der Seh-
organe u. der Sehnervenscheide 251. 371.
— Opticus-Atrophie nach Magen- — 340.
— Erblindung nach — 340. 467. 556.
— Netzhaut- — und praeretinale — s.
Retina. — Glaskörper- — s. d. — in-
nere Augen- — nach Keratotomie Sä-
misch 389. — des Zalınfleisches bei
Xerose u. Hemeralopie 338.
Bolus, Paste bei Conjunctivitis 377, bei
Hypopyon-Keratitis 378.
Bosnien, Augenärztliche Mittheilungen
aus — 54. 61.
Bowman’sche Membran, Drusen an
der — 403,
Brandenten, eitrige Hornhautentzündung
bei — 416.
Brandwunden s. Verbrennung. |
Brillen, Geschichtliches 160. — s. a. Lin
sen. Glas.
Büchcrtisch 18. 114. 305. 363.
Bulbus, Meningoencephalocele des — 155.
— Cilien im — s. d. — Contusio s. d.
Sachregister.
— Ruptur 462. — Luxalion, Zerstörung
und Herausreissung des — bei Geistos-
kranken 405. — Luxativon des — 543.
— Phthisis b. s. d.
Calciumearbid im Bindehautsack 546,
Canalis hyaloides, Blutung im — 59.
Cancroid s. Carcinom.
Capsula perilenticularis, Entwicklung
der — 18. — s. a. Linsenkapsel.
Carcinom, Behandlung des — mit Me-
thylenblau 94, mit Chelidonium 388. —
des Auges 449. — der Conjunctiva s.d.
— der Cornea 520. — der Corneoscleral-
grenze 485. — des Lides 441. — Augen-
nıuskelmetastase nach — mammae 402.
— Melano — s. d.
Caries orbitae 80. — des Sinus frontalis
406.
Carotis-Unterbindung bei Exophthalmus
s. d. — Embolie oder Thrombose der
Centralarterie nach — -Unterb. 453.
Cassaripe bei Hornhauteiterung 451.
Casuistik, klinische 338. 450. 452. 505.
— chirurgische 343.
Cataract(a) 551. — Entstehung von —
nach Unterbindung der Venae vorticosae.
218. Bildung im pigmentärmeren
Auge bei Heterochromie 381. — (?) Hei-
lung ohne Operation 280. — künstliche
s.C. traum. — Kapsel — 551. — juvenilis
totalis bei Tetanie 553. — sympathische
weiche — 184. 246. 256. — Pathologie
der — 281. — pathologische Anatomie
der — totalis 219. — bei Malaria 488.
— durch Kälte 377. — durch Blitz s. d.
— bei Chrometeropie 433. — Naphthalin-
— 414. — optisches Studium der — 465.
— unreife s. C. Operation.
Cataracta congenita 505. — beim Ka-
ninchen 49.
Cataracta diabetica, Operation des —
49. 515. 552. — bei einer 1Tjährigen 239.
Cataracta polaris anterior, Aetiologie u.
Pathogenie 86. 275. 441. — paracentralis
213.
Cataracta secundaria, Operation der —
s. Cataract-Operation.
Cataracta senilis-Spontanheilung 273.
274. 311. 551. — Reifung des — s. Ca-
taract-Operation.
Cataracta traumatica, Aspiration der
— 277. — Experimente über — 184.
424. — schwierige Operation der — 388.
— Erzeugung von — ohne Zerreissun
der Linsenkapsel 415. 416. — durch
Blitz s. d.
Cataracta zonularis, angeborene, sclero-
sirte 468.
Cataract-Operation 551. — Antisepsis
u. Asepsis bei — s. d. — Taubheit als
Complication bei — 422. — Blutung
nach — 26. 277. 281. 339. 450 (gut ge-
`
IX
heilt). 464. — Delirium nach — 47. 428
(Prophylaxe). 432. 551. — Iritis suppura-
tiva nach —, bekämpft durch Schmier-
kur s. I. — bei Diabetes 49. 515. 552.
— bei Myopia excessiva 398. — bei
Leprakranken 464. — Reifung nach
Förster u. — unreifer Stare 274. — un-
reifer — 502. — complicirter — 551. —
Entfernung der weichen Linsenmassen
bei unreifer oder überreifer — 338. —
Nachstaroperation 207.* 261.* 372. 405.
406. 508 (Galvanokaustik).. — Bulbus-
fixation bei — 479. — besonderes Ver-
fahren 424. 425 u. 523 (Gradenigo; Zo-
nulotomie). — ohne Iridectomie 279 (bei
Glaucom). 339 (Vorzüge). — Vorder-
kammerausspülung bei — 502. — Be-
handlung der Infection 466 (Galvano-
kaustik). erfolgreiche Behandlung
einer Cornealeiterung nach — 405. —
Hornhautnaht bei — 426. 460. — ver-
zögerte Wundheilung bei — 426. —
verzögerte Wiederherstellung der Vorder-
kammer 464. — Nachbehandlung 406;
ohne Verband 336; in Persien 382
(Jodoform). — offene Wundbehandlung
nach — s. W. — Hornhaut nach — 548.
— über Misserfolge 438. 440. — der
Cataracta traumatica 277 (Aspiration).
338 (besondere). — des sympathischen
Weichstares 181. 246. 256. — Glaucom
nach — s. d. — keratosclerale Fisteln
nach — 553. -— Reclination s. d. —
Niederdrückung s. Reclin. — Linsen-
luxation bei — 461. — Statistik der —
337. 342 (Landpraxis). 343. 445. —
8. a. Aphakie. — beste Sehschärfe nach
— 339.
Centralarterie, Embolie der — s.d. —
Erkrankungen des Gefässsystems der —
409. 524 (Mikroskopie).
Centralcanal des Glaskörpers s. d.
Centralnervensystem, Keimverspren-
gungen im — 50. 268. — s. a. Gehirn,
Rückenmark. — Sehnervenatrophie bei
Erkrankungen des — 345. 500 (Anato-
mie). — Neuritis optica bei Erkrankungen
des — 492.
Centralvene, Erkrankungen des Gefäss-
systems der — 409. 524 (Mikroskopie).
Cerebrale Amaurose s. Erblindung. —
springende Pupillen bei —r Kinderläh-
mung s. P
Cerebrum ». Gehirn.
Chalazion, Pincette 276. — Pathologie
u. Therapie 377.
Chamäleon vulgaris, Netzhaut des —
265.
Chelidonium-Extract gegen Carcinom
388.
Chiasma, Anatomie des — 533. — ge-
heilte Affection des — u. Lage des Seh-
nerven im — 559. — Abscess des —
nach eitriger Chorioiditis 521.
x Sachregister.
Chinin - Amblyopie 375 (experimentelle).
— -Amaurose, Pathologie 384. 480. —
-Einträufelung bei Hornbauteiterung 468.
Chloroform-Maske für Augenoperationen
522.
Chloropie 284.
Chlorose u. Retinopapillitis 497.
Choriocapillaris, Leukosarkom der —
368.
Chorioidea 554. — Bau der Chorioides
prepni (Stratum elasticam supracapil-
are) 249. 521. — Colobom der — 271.
390. 450 (mit Mikrophthalmus). — Riss
der — bei Schläfenschluss 104. 436. —
Sclerose der — 189. — Melanosarcom
der — 250. 381. 449. — Sarcom der —
241. 368. 381. 392. 433. 442 (frühzeitige
Diagnose). — Iridocyelitis u. Phthisis
bulbi bei Sarcom der — 372. 427.
Chorioideal, Retro—e Blutung nach Star-
extraction 26.
Chorioiditis 554. — Harnsäure als ätio-
logischer Factor bei — 338. — Iuetica
disseminata mit Retinitis hämorrhagica
274. 279. — macularis, Behandlung 279.
310. 311. 404. — suppurativa, mit fol-
ender Meningitis 521. — s. a. Chorio-
tinitis. — Scelero- —, Irido- — s. d.
Chorio-BRetinitis nach Influenza 466. —
leprosa 328.* — Gesichtsfelddefecte bei
— 51.
Chrometeropie s. Heterophthalmus.
Chrysophanische Ophthalmie 428.
Ciliarganglion, über das — 220. 252.
— das Neurom des — 498.
Ciliarkörper 553. — unpigmentirtes al-
veoläres Flächensarkom des — 218. —
Sarkom des — in Beziehung zu den
Sarkomen des übrigen Uvealtractus 221.
— epitbeliale Geschwulst des — 250.
368. — Tuberculose des — 428. —
Gumma des — 268. 867. 475. 512.
Ciliarmuskel-Krampf bei jugendlichen
Individuen 428,
Ciliarnerven s. Neurectomie.
Cilie(n) in der Vorderkammer 277. 288.
549. 551. — Demodex in den — -Bälgen
49. 158. 347. — im Bulbus 155. —
tragende Geschwulst der Bindehaut 450.
Circulation, Beeinflussung der Blut- —
in der Netzhaut durch Dampfbäder 392.
— Verschluss und Wiederherstellung der
Netzhaut- — 454.
Circulationsstörungen in den Gefässen
der Netzhaut s. G.
Cocain, Wirkungsweise des — 21. 495.
— Follicularcatarrh durch — 455. —
Conjunctivitis durch Idiosynkrasie gegen
— 459,
Colioide Degeneration der Cornea 122.
Collyrium s. a. Augentropfwasser. —
von Jod, Salicyls. s. de — das — des
Benvennto 469.
Colobom, über — des Auges 271. —
sclero-choriodeae 503 (Entstehung). —
der Chorioidea, Iris, Linse, Lider, Macula,
des Opticus u. s. w. s. d. — Gesichts-
felddefect bei Netzhaut-Aderhaut- — 53.
Commotio retinae s. d.
Congenital s. Angeboren.
Conjugirte Deviation beider Augen 319.
Conjunctiva 544. — pathologische Ana-
tomie 305. — Angiom der — 31. —
Actinomycose der — 275. 545. — amy-
loide Degeneration 545. — Bacillen auf
der — s. d.; s. a. -Bacteriologie. — an-
eborene Schürze der Lid- — 410. —
arcinom der — 306. — Concremente
in der — 24. — Cysten in der — 514.
— we u. Concremente der Lid- —
u. Uebergangsfalte 56. — angeborene
Cyste der — 399. — grosse Cyste der
— 187. — Hyaline Ablagerungen in der
— s. H. — Dermoid 306. 450 (mit Cilien).
461. — zur Genese der Teratome der —
472. — halbmondförmiges TLipodermoid
der — 390. — Lymphectasia hämor-
rhagica 548. — Lymphoma molle der
— 461. — Melanosarcom der — 82. —
Sarcom der — 396 (im Fornix). — acutes
Oedem 467. — chronisches Oedem, bei
Mittelohrerkrankung 508. — Papillom
271. 306. — Polyp 306. — Pseudotumor
422. — pseudoleukämische Erkrankung
der — 544. — essentielle Schrumpkung `
der — 211. 319. 487. — Pemphigus der
— s. d. — Primäraffect u. syph. Panel
s. Syphilis. — Tuberculose der — 32.
306. 386. 443. 545. — Impfung der —
mit Vaccine s. V. — Xerose 319 (Kerato-
malasie). — Transplantation zur Deckung
von Hornhautdefecten 414. — Verwend-
barkeit der — in der praktischen und
operativen Augenheilkunde 18. 19. —
Verbrennung der — 8. d.
Conjunctival(e) Blutungen, spontane 278.
— 8. a. Subconjunctival.
cony nctivalsack, Bacteriologie des —
. 8.d. — Bacterienmassen im — 82. 544.
— Plastik des geschrumpften — 545.
— Fremdkörper im — 223 (Weizenkorn).
546 (Calciumcarbid). — Diffusion aus
dem — in die Vorderkammer s. V. —
Wiederherstellung des — bei vollstän-
digem Syınblepharon 546.
Conjundtivitis 544. — ätiologische Clas-
sification der — 383. — Bacillen bei —
s. d. u. Bacteriologie. — Infectionsmodus
bei — 274. 279. — crouposa 306. 545.
— diphtherica s. Diphtherie. — pseudo-
membranacea 274. 467. 485; Serum-
therapie 279. 498. Allgemeininfection
durch — 520. — chryosophanique 428.
— Aetiologie einer acuten infectiösen —
892. — Toxinwirkung bei — 424. —
electrica s. Electrisch. — epidemica 60.
507. — Cocain- — 459 (Idiosynkrasie).
Sachregister. XI
— follicularis und Trachom s. d.; bei
adenoiden Vegetationen 84. 275; durch
Cocain 455. — Frühjahrscatarrh 224
(Xeroforın bei —). 306. 335. 547. —
gonorrhoica s. Blennorrhoe. — granulosa
s. Trachom. — vegetans in Algier 95.
— bei Malaria 488. 547. — phlyctänu-
laris s. Phlyct. — Pneumokokken-— s.
Bacillen. — Behandlung infectiöser —
454. — Silbersalze u. Protargol gegen
— s. d. — tratomatosa s. Trachom. —
trachomähnliche — durch Pflanzenhaare
386. 410.
Contusio, experimentell - histologische
Untersuchungen über — bulbi 155. 371.
— bulbi durch Orbitalfractur 276. —
— des Schädels s. d. — Veränderungen
des Uvealtractus bei — bulbi 557.
Conus posterior, Entstehung des — 371.
Convergenz, erhöhte Irritabilität der —
277. — Lähmung 423.
Coordinations-Centrum 59.
SE hysterica oder symptomatica
Cornea 548. — die Zellen der — 533.
— Diffusion durch die — 276. — Durch-
blutung der — 267. — Einfluss des
Epithels der — auf das Endothel u.s.w.
85. — Epithelwunden-Vernarbung 521.
— Ersatz der — s. Keratoplastik. —
die primären Geschwülste der — 334.
— Epitheliom 520. — Granulom der —
32. — Endotbelerkrankung bei symp.
Ophth. 548. — angeborene Verände-
rungen der — 389. — Erkrankung s.
Keratitis. — congenitale Fistel der —
312. — Fremdkörperentfernung 550. —
Geschwür der — s. Ulcus. — colloide
Degeneration der — 122. — Hyalin in
der — 24. — Cassaripe bei — Piceun
451. — Chinin bei — -Eiterung 468. —
Eiterung nach Cataractoperation s. d. —
Infection der —, besondere 277. 392.
E — Krümmung der —, er-
worbener Astigmatismus durch Verände-
rung der — 282. — Krümmung der
Oberfläche der — 389. — Krümmungs-
fehler der —, operative Behandlung 402.
— recidivirende, oberflächliche Necrose
548. — recidivirende, traumatische Neu-
ralgie der — 62. — Erosio der —, re-
cidiva 284. — angeborene Melanose der
— 400. 403. — Massage der — 417. —
Narben, degenerative Processe in — 368.
— Naht der — 460. s. a. Cataractope-
ration. — Plastik s. Kerato-.:— Nerven
der regenerirten — von Triton 482. —
Pulsation der — 58. — Papillom der
— 427. 430. — Genese der Teratome
der — 472. — Ruptur der — mit Iris-
perforation ohne Linsenverletzung 408.
— Wunden und Verletzungen der —
463. — Sarcom 550. — -Trübungen 19
(nur bei Lupenvergrösserung sichtbar);
angeborene 184. 271. 549; bandförmige
550; xknötchenförmige 24; durch Nitro-
naphthalin 317; gittrige 412. 414; Weg-
schaben von — 549; s. a. Tätowirung.s—
Schimmelpilzerkrankung der — 550. —
völlige Zerstörung u. Wiederherstellung
312. 548. — sympath. Entzündung nach
perforirender Wunde der — 336. —
Ulcus s. d. — Xerose der — mit Heme-
ralopie 338.
Cornealmikroskop, binoculares 271.
Corneoscleralgrenze, Dermoid der —
479. — Carcinom der — 485.
Cornu cutaneum s. Hauthorn.
Corpora quadrigemina s. Vierhügel.
Corpus ciliare s. Ciliarkörper.
Corpus vitreum s. Glaskörper.
Craniectomie bei Tumor cerebri 475.
Cryptophthalmus 528.
Cyanosis, echte -bulbi 239.
Cyclopen-Auge, Aplasie des Opticus u.
Colobom der Macula 275. 276.
Cylinder-Gläser, Axenbestimmung 454.
Cylindrom der Orbita 461.
Cystadenoma papillare des Lides 540.
Cyste(n), angeborene — der Conjunctiva
s. d. — der Lidhaut 31. — der Conjunc-
tiva s.d. — des Glaskörpers 448. —
benigne — der Thränendrüse 427. —
e? Mikrophthalmus s. d. — der Orbita
8
Cysticerous intraocularis 400. 462. 470
(Diagnose durch Electrieität). 471 (Ana-
tomie). — im Glaskörper 390. 468 (Ana-
tomie). — in der Vorderkammer 88 (P).
— in der Bindehaut 462. — der Orbita
517.
Dacryocystitis u. -cystoblennorrhoe
8. Thränensack,
Dacryops, 213. 335. 427. — zur Anato-
mie u. Pathogenese des — 251.
Dampfbad, Einfluss des — auf die Netz-
hauteirculativn 392.
Decentriren bisphärischer Linsen s. d.
(Glas).
Degeneration, Colloide — s. d. — He,
aline — s. d.
Delirium nach Star-Operation 47.
Demodex an den Wimperhaar-Bälgen
49. 158.
Depression s. Reclination.
Dermoid, epibulbäres 239. 479. — Lipo-
— s. d. — der Conjunctiva 306. 450.
461. — Genese der — 472.
Desinfection s. a. Sterilisation.
Deviation, Conjugirte s. d.
Diabetes mellitus, Cataract bei — s. d.
— Retinitis s. d.
Dichromat s. Farbenblindheit.
Diffusion subconjunctivaler Flüssigkeit
in die Vorderkammer s. V. — Beeinflus-
sung der — durch Holocain s. H,
XII Sachregister.
Dilatator der Pupille s. d.
Dionin 420. 421. 430.
Diphtherie, Frühdiagnose der — 22. —
Studien über die Augen- — 427. — der
Bindehaut 306. 381. 400 (interessante).
— Serumtherapie gegen — der Binde-
haut 278. 381. 420. 498. 504. 547. —
Bacillen s. d. — Augenmuskellähmung
nach — 536.
Diplobacillen u. -kokken s. Bacillen.
Diplocorie 105.*
Diplopie s. Doppeltsehen. .
Distichiasis congenita 127. 180. 410
(vera).
Divergenz, über — 277. — s. a. Schielen.
Doppeltsehen, monoculares —, ohne
physiologische Grundlage 25. — das — bei
Augenmuskellähmungen u. Einfachsehen
beim Schielen 314. — Diagnose der
Augenmuskellähmungen durch das —
280.
Dreifarbenlehre s. Farben.
Druck, Messung des Auges 27. 523 (To-
nometer). — Einfluss des Sympathicus
auf den intraocularen 183. 470. — in-
traocularer, bei Accomodation s. d. —
Massage des Auges 417. 418 (Glaucom).
Drüsen, Meibom’sche s.d. — Lid — Erwei-
terung 31.
Drusen an der Bowman’schen Membran
403.
Dynamit, Patronen, Verletzung durch
explodirte 241. — Erblindung nach —
Verletzung 557. — -Verletzungen 514.
Dysenterie, Netzhautveränderungen nach
— 449.
Dysmenorrhoe s. Menstruation.
Echinococous der Orbita 304 (mit Hy-
datidenschwirren). 344.
Ectopia lentis congenita 335. — Opera-
tion der — 310.
Ectropium uveae congenitum 185.
Ectropium, Plastik bei — des Unter-
lides 336.
Eczem der Lider, Behandlung 276.
Bi, die —-Haut in der Augenchirurgie 527.
Eisen im Auge 337. — -Splitter, 32 Jahre
im Auge, Glaucom, Erblindung 214. 428,
— Verletzung mit glühendem — 558.
— 8. 8. Magnet, Sideroskop, Stahl.
Eisenbahn, Augenuntersuc ung des —-
Personals 343; in England 395. 396.
502. — Intoxicationsamblyopie bei —-
Beamten 449.
Eklampsie, Augenerkrankungen bei puer-
peraler — 372.
Elastische, die —n Gewebszüge im Auge
446 (Orceinfärbung). — das — Gewebe
der Chorioidea 249. 521.
Electricität zur Diagnose des intraocu-
laren Cysticercus 470.
Electrische, Sehstörung durch den — n
Strom 286. — Affection der Macula u.
Farbensinnstörang durch —s Licht 386.
— einseitige centrale Blendungsretinitis
durch —s Bogenlicht mit traumatischer
Neurose 413. — Ophthalmie 513. 557.
Electromagnet s. Magnet.
EES in der Augenheilkunde
Elephantiasis der Lider 334 (Lymph-
angiom). — mit Aneurysma der Orbita
516.
Embolie der Centralarterie, Casuistik
514. — Anastomosenbildung bei — 310.
— die sogenannte — 346. 371. 409. —-
Behandlung 378. — Ast-— 443. — Ge-
sichtsfelddefeet bei Ast-— 52. — nach
Aortenklappenverletzung 431. — oder
Thrombose nach Unterbindung der Hals-
gefässe 453.
Embryologie s.Entwickelungsgeschichte.
Emphysem der Lider nach Orbitalbruch
450.
Empyem s. Sinus.
Endarteriitis s. Gefässerkrankung.
Endocervitis, wiederkehrendes Augen-
leiden bei — 461.
Endothel, Geschwulst vom — der Kam-
merbucht ausgehend 250. — chronisch
entzündliche — -Geschwulst des Lides
539.
Endotheliom der Orbita 503.
Enophthalmus, über — 397. — trau-
maticus 45 (mit Atrophie der betr. Ge-
sichtshälfte). 424. 440. 444.
Enten, eitrige Hornhautentzündung bei
— 416.
Entropium senile, Behandlung 434. —
Verpflanzang von Lippenschleimhaut bei
— 461.
a ne des Wirbelthierauges 18.
518. — der Linse sa d — Keimver-
sprengung s. d.
Enucleation u. Ersatzmethoden, Exente-
ration, Amputation des vorderen Augen-
abschnittes 432. — Transplantation eines
künstlichen Bulbus (Glaskugel) nach —
416. 423. 479 (Mules u. Belt, Silber-
kugel). 510 (neue Methode). — Einlegen
von Aluminiumkugeln nach — 465. —
Beweglichkeit u. Stellung des künstlichen
Auges nach der — 455. — Erzielung
besserer Beweglichkeit der künstlichen
Augen nach der — u. besondere Form
der — 532.
Epibulbäre(s) Geschwulst, Dermoid, Me-
lanosarcom s. d.
Epicanthus-Operation 148. 412. 519.
Epidemie(n), Schul-Augen-— 60. — 8. a.
Trachom.
Epidermin in der Augenheilkunde 223.
Epilepsie, multiple Blutungen des Seh-
organs bei — 251. — durch Ametropie
Sachregister.
und Heterophorie 338. — Sympathicus-
reseotion gegen — 381.
Epiphora s. Thränen.
Episcleritis, Therapie 274. 279. — mit
Kerato-Iritis 505.
Epithel der Cornea s. d. — Pigment- —
der Retina s. Retina.
Epitheliale Geschwulst, des Ciliarfort-
satzes 250. 368. — seltene, der Lider
434.
Epitheliom s. Carcinom.
Epitheloide Zellen auf der: Retina bei
Glaucom 218.
Erblindung, vorübergehende — bei sy-
philitischer Meningitis 320. 509. — cor-
ticale — 210. — cerebrale — nach Ble-
pharospasmus 217. — durch Blutverlust
s. Blutung und Blutbrechen. — durch
Schussverletzung s. d. — durch Chinin
s. d.: — durch Hysterie s. d. — durch
Jamaica-Ingwer 382.
Ernährung, intraoculare —s-Vorgänge
429.
Erosio corneae s. d.
Erwerbsfähigkeit, Sehschärfe u. — 456.
Erysipel des Gesichtes u. Glaucom 279.
' — Augencomplicationen bei — 320.
Erythem, Augenerscheinungen. bei febri-
lem — 434.
Erythropsie 285.
Eserin, Wirkungsweise des —s 21. —
experimentelle Studie über die Zersetz-
lichkeit des —s 408. — Verschwinden
desAccommodationskrampfes bei Glaucom
durch — 273.
Esophorie als Ursache von Schulmyopie
283.
Zthmoiditis s. Sinus ethm.
Euphthalmin 396. 420. 458.
Exenteratio bulbi 432. — orbitae, Pla-
stik 284; bei Orbitalgeschwülsten 465.
Exophthalmus 527. 541. — Casuistik
288 (syphil.Periostitis; Gefässgesch wulst).
— durch acute Orbital-Periostitis 491.
— chronischer — durch Sinus-Empyem
374. — intermittirender, pulsirender —
507. — doppelseitiger, traumatischer,
pulsirender — 64. — traumatischer, pul-
sirender —, Carotisunterbindung, wieder-
holtes Nasenbluten 447. — pulsirender
Carotisunterbindung 506 (4jähr. Kind).
— durch feste Infiltration des Orbital-
gewebes 387. — spontaner — während
der Geburt 273. 279. — einseitiger —
durch Gumma 64. — Therapie 158. 527.
— chirurgische Behandlung 336. 527.
Expressor bei Trachom 407.
Extractum suprarenale s. Nebenniere.
— Chelidonii s. d.
Facialis, Lähmung bei Thalamustumor
90. — Parese dureh Ametropie u. Hetero-
phorie 338. — retrobulbäre Neuritis nach
ATI
— -Parese 500. — bds. Lähmung des —
mit Ophthalmoplegia externa 502.
Färbung der episcleralen Gefässe 425.
— s. a. Tätowirung.
Familie mit Microphthalmus s. d.
Farben, Ursache des —-Tons der peri-
cornealen Injection 285. — Helligkeit der
— bei Farbenblindheit 428. — Geschichte
der Drei-—-Lehre 92. — anomale tri-
chromatische — -Systeme 535. — Peri-
metrie 426.
Farbenblindheit, über totale — 222.
223. — relative u. absolute — 413. —
in der englischen Marine 395. 396. 502.
— cerebrale Läsionen bei erworbener
totaler — 489. — Einfluss von Licht-
stärke vnd Adaption auf das Sehen des
Dichromaten (Grünblinden) 93. — Leucht-
kraft der Farben bei totaler — 428, —
Häufigkeit 526.
Farbenempfindung, physischer Einfluss
der —en 377. — auf der rotirenden
grauen Scheibe — 427.
Farbensinn 535. — im Centrum und
Peripherie der Netzhaut 115. — über
relativen und absoluten Mangel des — es
413. — bei Kindern 500. — Diagnose
der wichtigen angeborenen Störungen
des —es 115. — Täfelchen zur Prüfung
feinen —es 420.
Farbige Vorgänge in der Netzhaut bei
—r Beleuchtung 411. — Durchlässigkeit
der Augenmedien für — Strahlen 92.
Fett-Hernien der Lider 297.* — an Stelle
des Glaskörpers 554. a
Fibrom, Angio-— s. d. — der Augenlider
460. 511.
Fibrosarcoma myxomatodes des Opticus
462.
Fistel der Cornea s. d.
Flimmerscotom, eine subjective Licht-
erscheinung und — 77.*
Flüssigkeitsströmung im Auge 212.
Fluor in der Augenheilkunde 223.
Fluorescin-Einspritzungen in die hintere
Augenkammer u. den Glaskörper 185. —
zur Erkennung von Hornhaut-Endothel-
erkrankung 548.
Fötale Augenentzündung 270. 271 (Reste).
— Erweiterung der Thränenwege 275.
— Rupturen der hinteren Linsenkapsel
408.
Follicularcatarrh s. Conjunctivitis foll.
Formalin zur Instrumenten-Sterilisation
190. — Boluspaste 378.
Formensinn 533.
Fragmente, ophthalmologische, s. Ge-
schichte.
Fremdkörper im Auge 337. 417. 557.
— 32 Jahre im Auge, ohne sympath.
Ophth., Glaucom 214.428. — Localisation
durch Röntgen-Strahlen s. d. — im Con-
junctivalsack s. d. — in der Orbita s. d.
— Riesenzellen s. d. — Entfernung aus
XIV
der Hornhaut 550. — s.a. Blei, Cilie,
Eisen, Holz, Kupfer, Maguet, Pulver,
Schmirgel, Schrot, Stahl, Stein, Weizen-
korn, Zink, Zündhütchen.
Frosch-Linse, Entwickelungsgeschichte
der — 372. — Augensymptom bei Kälte-
starre des — es 377.
Frühjahrscatarrh s. Conjunctivitis.
Functionsstörungen 556.
Galvanocaustik, endo-oculäre 161.* 508.
Galvanocaustische Glühnadel s. d.
Ganglion ciliare s. Ciliarganglion. —
Gasseri, Keratitis neuroparalytica nach
Resection des — s. Keratitis. — supre-
mum s. Sympathicus u. Glaucom.
Geburts-Verletzungen des Auges 414. —
spontaner Exophthalmus während der
— 273. 279.
Gefässe, Färbung der subconjuncti-
valen — 425. — Central-— der Retina,
mikroskopische Untersuchung von Er-
krarkungen u. Altersveränderungen der
— 409. 524. — Anastomose einer Netz-
haut- u. einer cilio-retinalen Vene 374.
— Verschluss der Maculararterie durch
fettige Degeneration nach Phosphorver-
giftung 414. — Verschluss von Netz-
haut- — mitWiederherstellung u. — -Neu-
bildung 454. — Arterienschlinge im Glas-
körper 272. 402. — Schlängelung der
Netzhaut-— 189. — Anastomose zweier
Netzhantarterien bei Embolie 310. —
Cireulationsstörungen in d. Netzhaut- —
386. 414. — Collateralen bei Venenver-
schluss 414. — Embolie nach Aorten-
klappenverletzung 431. — s. a. Aneu-
rysma, Central-Arterie u. -Vene, Embolie,
hrombose.
Gefässerkrankung, Retinitis hämorrha-
gica durch Endarteriitis proliferans 188.
— Venenverschluss bei Gefässsklerose
mit Collateralen 414.
Gefässgeschwulst s. Angiom.
Gehirn-Abscess 29. 401 (nach Orbital-
phlegmone). — Läsionen bei erworbener
completer Farbenblindheit 489. — die
infectiös-eitrigen — -Erkrankungen 29.
— -Geschwülste 439. 475 (Craniectomie).
492 (Trepanation). — Function u. Lage
der motorischen Region des Grosshirns
492. — Haab’scher — -Rindenreflex 93.
— Rindencentrum für einseitige, contra-
laterale Pupillenverengerung 493.
Centrum der Macula lutes im — 515.
— Präparate von — -Lues mit Stauungs-
papille 239. — Gesichtsfelddefecte bei
— -Krankheiten 50. — Sinusthrombose
s. d. — s. a. Hypophyse, Kleinhirn, Lin-
senkern, Stauungspapille, Thalamus, Vier-
hügel, Zirbeldiüse.
Gehör s. Ohr.
Sachregister.
' Geisteskranke, Luxation und Heraus-
reissung des Bulbus bei —n 405. —
Astheuopie bei —n 506.
Ge WINDE nach Cataract-Operation
s. d.
Gelbe Salbe bei Kerstitis 279. — Ver-
besserung der — 532.
Gelbes Fieber, Netzhaut-Veränderungen
nach — 449.
Gelenk-Erkrankungen s. Arthritis.
Geographie des Trachoms s. d. — s. a.
Afrika, Algier, Bosnien, Russland.
Geometrie, Lehrbuch der analytischen
— 18.
Geometrisch-optische Täuschungen 93.
Geschichte der Augenkrankheiten im
nördlichen Afrika 26. — in den Nieder-
landen 410. — der Dreifarbenlehre 92.
— historische Skizzen 442. — der Augen-
heilkunde 115. 116 (im Alterthum). 197*
u. 231* (Leonhard Fuchs). 426. —- Aver-
tissement des Oculisten Mende in Breslau
(1791) 421. — ophthalmologische Frag-
mente des Mesue l’ancien chez Rhazes
(um 800) 425; von Honein ben Ishak
425. — der Refraction und Brillen im
Alterthum 159. 373. — der Lehre vom
Schielen 437. — s. a. Reclination.
Geschlechtsorgane, Einfluss der
auf Augenerkrankungen 401. — 8. &.
Eclampsie, Endocervitis, Geburt, Gravi-
dität, Menstruation, Ovarium, Puerpe-
rium, Uterus, Retinitis albuminurica gra-
vidarum.
Geschwülste, epibulbäre — bei multiplem
Hautsarcom 212. 547. — zur Kenptnies
der intraocularen — 250. — pigmentirte
endotheliale — der Kammerbucht 250.
— epitheliale — des Ciliarfortaatzes 250.
— zur Onkologie des Auges 529. —
Pseudotumor der Conjunctiva bulbi 422.
— bösartige — des Auges 449. — patho-
logische Anatomie 528. — der Augen-
muskeln, Chorioides, Conjunctiva, Cor-
nea, Corneoscleralgrenze, Ciliarkörpers,
Gehirns, Hypophyse, Iris, Keilbeinhöhle,
Lides, Nasenrachenraums, Opticus, Orbita,
Plica semilunaris, Retina, Siebbeins, Sub-
conjunctival, Thalamus, Thränendrüse,
Thränensackes, Uvealtractus, Vierhügel
s.d. — s.a. Angiom, Angio-Fibrom u.
-Sarcom, Carcinom, Cylindrom, Cystade-
nom, Cyste, Dermoid, Endotheliom, Fi-
brom, Fibrosarcom, Gliom, Gliosareom,
Granulom, Hauthorn, Lipodermoid, ym-
phom, Lymphosarcom, Melanom, Muco- .
cele, Myxosarcoom, Neurom, Osteom,
Papillom, Polyp, Polypoid, Sarcom, Te-
ratom. — Keimversprengungen in Retina
u. Centralnervensystem 50. 268.
Gesellschaften, Vereine und Congresse.
— Beidelberger ophthalmologische — 115.
— 9. internationaler Ophthalmologen-
Congress in Utrecht 190. 285. — Berliner
Saohregister.
ophthalmologische — 47. 183. 239. —
Berliner physiologische — 211. 386. —
71. Versamml. deutscher Naturforscher
und Aerzte in München 255. — medic.-
naturwissenschaftl. — in Jena 211. —
medicin. — in Göttingen 210. 386, —
ärztlicher Verein in Hamburg 211.
Schlesische — für vaterländische Cultur
210. 386. — Verein f. wissenschaftliche
Heilkunde in Königsberg i.Pr. 387. —
kgl. Aerzteverein in Budapest 212. —
Société d’Opht. de Paris 392. — Société
Belge d’opht. 84. 212. — The Brit. Med.
Assoc. Sect. of Ophth. 393. — Verein
St. Petersb. Aerzte 387. — St. Petersb.
ophthalm. — 388. — Moskauer ophthalm.
— 389. — Medic. — in Dorpat 391. —
Ophthalm. Sect. d. 7. Versamml. russ. |
Aerzte 391.
Gesichts, einige seltene — -Anomalien 411.
— -Neuralgie s. d. — -Störungen bei |
Uterinleiden 28. — -Täuschungen bei |
Erkrankungen des Sehorgans 490. —
die Ausdrücke für —-Empfindungen in
den altgermanischen Dialecten 865.
Gesichtsfeld, kleinstes centrales — 411.
— der Kurzsichtigen 148. — -Defecte |
bei Glaucom s. d. — sectorenförmige |,
—-Defecte 50. — -Schemata 115.
Gesundheitspflege der Augen, in Schu-
len s.d.
Gewerbekrankheiten s. Beruf, Unfall. |:
Gicht, die Augenerkrankungen bei — 525.
— s.a. Harnsäure.
Glas, neues bifocales — 467. — Vortheile
der Isometrope-Gläser 222. 419. — die
periskopischen Gläser u. ihre Vortheile |
für Myopen 115. 121. — -Kugeleinpflan-
zung nach Enucleation s. d. — s. a. Linse,
Cylinder, Instrumente b).
Glaskörper, Blutung im Centralcanal
des —s 59; einseitige, recidivirende
418; spontane mit Netzhautablösung
435; rasche Wiederaufsaugung 452;
idiopathische, jugendliche 455. —
Cysticercus im — s.d. — Cyste des —s
448. — in den — vordringende Arterien- |
schlinge 272. 402. — Fett an Stelle des
—s 554. — Fluorescin-Einspritzungen
in den — 185. — fadenförmige u. Mem-
bran-Bildung im — 460. — Aluminium |,
als künstlicher — 465; 8.a. Enuclea-
tion. — Ursprung des —s 521.
Glaucom 555. — Accommodationskrampf
bei —. Verschwinden durch Eserin 273. —
Gesichtsfelddefeete bei — 51.556. — acutes
u. chronisches — 340. — Eindotheliom
der Kammerbucht bei — 250. — epi-
theloide Zellen auf der Netzhaut bei —
218. — über das prodromale u. entzünd- |
liche — 258. — nach Cataract-Operation |
Harnsäure als ätiologischer Factor bei
338. 445 (Secundär-—). 552. — hämor-
rhagicam nach Phlebothrombose 183. — |
bei Herpes zoster ophthalmieus 452. — !
yv
u. Gesichtserysipel 279. — Migräne u.
— 555. — nach Influenza 274. 307. 512.
— Pseudo-— nach Influenza 311. — bei
Netzhautablösung 427. — Beeinflussung
des prodromalen —s durch die Accom-
modation 278. 279. — simplex bei einer
16jährigen 339, bei einer 13jährigen,
nach Atropin 442. — Iridectomie bei
— simplex 429. — nach Supraorbital-
neuralgie bei Malaria 555. — Sympa-
thicusresection gegen — 278. 320. 381.
429. 430. 450. 509. 555. — Sympathicus-
galvanisation gegen — 429. — die Spät-
erfolge der —-Behandlung 29. 346. —
Sclerotomia posterior bei — 428. —
Natur u. Behandlung 275. 279. 555. —
Druckmassage gegen — 417. 418. —
Pathogenese 310 (Heredität). — patho-
logische Anatomie des —s 374. — Theorie
335. — Geschlecht, Alter u. Refraction
bei — 556. —atöse Iritis s. d. — Cata-
ract- Operation bei — s. d. — s. a,
Hydrophthalmus,
' Gliom(a), Beitrag zur Kenntniss des Netz-
haut-—s 268. — retinae, sympathische
Ophthalmie durch — 441. — Casuistik
312. — des Auges mit Endothelioma
orbitae 503. — Structur des— retinae520.
: Gliosarcom des Thalamus opticus 90. —
der Retina 449.
Glühnadel, galvanocaustische 378. —
bei gewissen Augenleiden 508.
.Goldkarpfen, Sehbahnen des — 497.
: Goniometer 454.
"Gonococceus s. Bacillen.
ıGonorrhöe, Allgemein-Infection bei —
' 62. — s. a. Blennorrhöe, Arthritis.
:Granit-Splitter im Auge 451.
Granulom der Cornea 32.
Gravidität, Hypopyon-Keratitis am Ende
der — 461. — Retinitis albuminurica in
der — u. Unterbrechung der — s. R.
.Grosshirn s. Gehirn.
:Grünblind s. Farbenblindheit.
Grünsehen s. Chloropie.
Gumma s. Syphilis.
' Haematemesis s. Blutbrechen.
'Haemophilie, multiple Blutungen des
Sehorgans bei — 251. — schwere Nach-
blutung nach Iridectomie in Folge von
— 165.* — Vererbungsgesetz der — bei
Nachtblindheit 128.
. Hämorrhagie s. Blutung.
Hagebutten s. Pflanzen.
Halbblindheit s. Hemianopie.
Hallucinationen bei Erkrankungen des
Sehorgans 490.
Halsgefässe, Thrombose oder Embolie
E Centralarterie nach Unterbindung
er — 453.
Chorioiditis 338, bei Neuritis optica 436.
417.
XVI
Haut-Horn des Lides 390. 434 (weiches).
516 (Structar). — multiple — -Sarcome
s. d. — Augenerkrankung durch — -Lei-
den 32.
Heer s. Armee.
Hefe, Wirkung pathogener — am Kanin-
chenauge 269.
Helligkeits-Unterschiede 534.
Helmholtz-Denkmal 191.
Heomeralopie s. Nachtblindheit.
Hemianopie, Casuistik 520. — doppel-
seitige — 210. — beiderseitige homo-
nyme — mit centralem Gesichtsfeldrest
62. — beiders. homonyme incomplete
411. — bei syphilitischer Meningitis 320.
509. — mit Orientirungsstörungen 210.
874. — einseitige, homogene — corti-
calen Ursprungs 374. — bei Akromegalie
510. — diagnostische Bedeutung des
Prismenversuches zwischen basaler u.
supranucleärer homogener — 405.
Hemicranie, eine subjective Lichterschei-
nung u. — 77.*
Hemiopische Pupillarreaction s. d.
Hereditäre(s) Glaucom 310. — Aniridie,
Neuritis optica retrobulbaris, Ptosis,
Syphilis s. d
Heredität bei Augenleiden 559. — bei
Retinitis pigmentasa s. d. — der Hämo-
philie bei Nachtblindheit 128.
Hernien, Fett- — der Augenlider 297.*
Herpes zoster ophthalınicus mit Keratitis
interstitialis 277, mit Glaucom 452. —
zoster, Wesen u. Behandlung 311. 334.
375. 537. — corneae 338. 548 (u. Kera-
titis dendritica).
Herz, Cyanosis bulbi bei angeborenem —
-Fehler 239.
Heterochromie u. Cataractbildung s. d.
Heterophorie, als Ursache von Faecialis-
parese u. Epilepsie 338. — Instrument
zur Bestimmung der — 382. — über —
437.
Heterophthalmus, Cataract bei — s. d.
Heteroplastik der Orbita 311. 416. 423.
Heufleber, Augensymptome beim — 397.
547.
Highmors Höhle s. Sinus maxillare.
Hirn s. Gehirn. — Sinusthrombose s. d.
Histologie s. Anatomie.
Hitz(e), Augenerkrankung durch — 357.
— Isometrope — -Gläser u. Hitzschlag
419.
Holocain 388. 511.531. — zur — -Frage
181. — Einfluss des — auf die Diffusion
aus dem Bindehautsack in die Vorder-
kammer 389. — Einfluss des — auf das
Epithel u. Wundheilung der Cornea 504.
Holz-Splitter in der Orbita 30. 401.
Homatropin gegen muskuläre Asthenopie
395.
Horn s. Haut- —.
Hornhaut s. Cornea.
Sachregister.
umor aqueus, Nachweis von Sublimat
im — nach subconjunctivaler Injection
869. — specifisches Gewicht des — 533.
Hyacinthen, Haut- u. Augenaffectionen
bei Personen, die — -Zwiebeln bearbeiten
404.
Hyalin(e) Degeneration des äusseren
Augenmuskels 378. — in der Cornea 24.
— in der Conjunctiva 24. 56. 306.
Hyaloidea, Arteria — s. d.
Hydatiden-Schwirren s. Echinococcus.
Hydrargyrum s. Quecksilber.
Hydrodiaskop, corrigirende Wirkung
des — Lohnstein 272.
Hydrophthalmus, über — 438. 512.
549. 556. — s. a. Glaucom.
Hygiene s. Gesundheitspflege. — Schul-
— s. d.
Hypermetropie, eigenthünliche Gefäss-
schlängelung bei — 189. — als Ursache
von Bilepharitis 400. 4038. — senile —
307. 465.
Hyperphorie, über — 382. — Correetion
der — 396.
Hypophyse, Geschwulst der — 559.
Hypopyon-Kerstitis 306 (subconj. Koch-
salzinjectionen). — Behandlung 345. 378
(Bolus). 3881. — bei Erkrankungen des
weiblichen Geschlechtsapparates 461. —
bei Pneumonie mit Diplocoocus im Hy-
popyon 550.
Hysterie, schlaffe Ptosis bei — 375. —
Augenstörungen bei — 435. 465. — Er-
blindung durch — 462. 465 (Opticus-
atrophie). — h. Thränen 428. — h. Pu-
pillenstarre 416. — Polyopie 466.
Jamaica-Ingwer, Erblindung durch —
882.
Idiotie, Netzhautzellen bei aınaurotischer
— 493.
Jequirity gegen Trachom u. Pannus 425.
Illusionen bei Erkrankungen des Seh-
organs 490.
Immigrationstheorie, die — 221.
Impfung s. Vaccine.
ection nach Augenoperationen s.d. —
Augencomplicationen bei acuten —8-
Krankheiten 320. 500. — Augenmuskel-
lähmungen nach —en 409.
Influenza, Neuritis optica nach — 159
— Pseudoglaucoın bei — 811. — Chorio-
Retinitis nach — 466. — Glaucom nach
— 274. 307. 512. — Augenaffeotionen
nach — 230. 320. 428. 466. — Orbital-
phlegmone nach — 312. 416. — vorüber-
gehende Amaurose bei — ohne ophthal-
moskopischen Befund 426. — Augen-
muskellähmung nach — 466,
jection, pericorneale, Ursache des
arbentones der — 285. —en, Subcon-
junctivale, Intravenöse —en in die Vorder-
ammer 8. d.
Sachregister.
Initialsclerose s. Syphilis, Primäraffeet.
Innervation, centrale — der Augenmus-
keln 492. — der Lider, Schwankungen
496.
Instrumente u. Apparate 530.
a) chirurgische 530.
— Sterilisation durch Formalin 190. —
Augenschirm 453. — Blepharostat 277.
— Chalazionpincette 276. — Chloroform-
maske für Augenoperationen 522. — Ex-
pressor, bei Trachom 407. — galvano-
kaustische Glühnadel 508; aus Platin-
Iridium 378. — Lidhalter 362. — Sperr-
elevateur, neuer 406. — Lidpincette,
doppelseitige, mit Klemmverschluss 159.
— Magnet, neuer 451. — zur Nachstar-
operation 207* (Scheere). 261* (Nadeln).
— Pincette zur Untersuchung der oberen
Uebergangsfalte 523. — Sideroskop 30.
245 (Hirschberg). 402. — zur Eröffnung
der Vorderkammer 284. — zur Vibrations-
massage 33.* 349. — Hohlverband 378.
b) physikalisch-optische 530.
— Auge, künstliches s. d. — zur Be-
stimmung des regelmässigen Astigmatis-
mus 360.* — Schutzbrillen 365 (aus
Draht). 338. — binoculares Cornealmikro-
skop 271. — Kerato-Iriscop 511. —
Täfelchen zur Prüfung feinen Farben-
sinnes 420. — Gesichtsfeldschemata 115.
— Goniometer 454. — neue Form bi-
focaler Gläser 467. periskopische
Gläser 115. 121. 278. isometrope
Gläser 222. 419. — Glühlampen zur Be-
leuchtung des Sehproben- u. des Opera-
tionsfeldes 418. — zur Bestimmung der
Heterophorie 382. — Hydrodiaskop Lohn-
stein 272. — Lichtprüfer für Arbeits-
plätze 420. — Lupe, vereinfachte Hart-
nack’sche 239. — Ophthalmometer-Fuss
467. 511. — Ophthalmoskop, stabiles
386. 445 (ohne Reflexe), neues, kleines
511. — Perimeter für Dunkelzimmer 240,
selbstregistrirendes 424. 433, haplosko- |
pisches 470. — Polymeter, oculares 425.
— Prismenapparat 277. — Pupillen-
reactionsprüfer 400. 443. — zur Pupillen-
messung 283. — Skiaskop 338. 349. —
Stereoskop-Bilder 115. — neues Stereo-
skop 428. — Sehproben 865. 395 (Lan-:
dolt). 426. — Tonometer 523. — Wasser-
schirm zur Wärmeabhaltung beim Oph-
thalmoskopiren 185. 441.
Insufficienz der Augenmuskeln, Homatro-
pin gegen — 395. — -Behandlung 464.
512. — Odontalgie durch — der Interni
434. — Stereoskop zur Prüfung der —
396. 457. — der Reoti externi 400.
Intermittens s. Malaria.
Internus(i) s. Rectus int. — Insuificiens
der — s. d.
Intoxication s. Amblyopie 214. 449 (bei
Eisenbahnbeamten). Augenmuskel-
lähmungen nach — 409. — acute Methyl-
XVII
alkohol- — 405. — Inhalations- — durch
Methylalkohol 453. 556. — s. a. Chinin.
Jamaica-Ingwer. Blei.
Intraoculäre Galvanocausis 161.*
Geschwülste s. d.
Intravenöse Sublimatinjectionen bei In-
fection nach Augenoperationen 466. —
bei Panophthalmie 479.
Jod, Eindringen von — -Kali ins Auge
aus dem Conjunctivalsack 275. 352.
Jodoform, Intoleranz gegen — 280. —
nach Cataract-Operation 382. — bei Iris-
tuberculose s. d
Jodoformin u. Jodoformogen in der
Augenheilkunde 416.
Iridectomie, schwere Nachblutung nach
— in Folge von Hämophilie 165.* —
Nachblutung nach — bei Glaucom 339.
Irideremie s. Aniride.
Irido-Chorioiditis suppurativa 307.
Irido-Cyelitis bei Malaria s. d. — bei
Chorioidalsarcom 372.
Iris 553. — Colobom 271. 390. — con-
genitale Veränderungen der — 389. —
Gumma der — 367. — Innervation 534.
— Introversion der — 443. — Lücken-
bildung in der — 553. — Reflexion der
— bei Scleralruptur 548. — Melanom
der — 284. — Perforation ohne Linsen-
verletzung 408. — Risse 554. — Tuber-
culose 428. 554 (Jodoformeinspritzung
in die Vorderkammer). — Vorfall, sym-
path. Entzündung nach — 336, Behand-
lung 441. — der — -Winkel bei Acco-
modation 478.
Iritis 339. 438. — Häufigkeit bei Syphilis
u. Rheumatismus 451. — glaucomatosa
257.* — gonorrhoica 62, — gummosa
resp. papulosa 239. — bei Malaria 488.
— nasalen Ursprungs 431. — palustris
433. — postoperative 312 und 433
(Schmierkur). — tuberculosa s. Iris. —
s. a. Irido-Chorioiditis —, Cyelytis —,
Kerato —.
Iritomie, zur Trennung der Iris von der
Horuhaut 403. 424.
Isometrope Gläser 222. — u. Hitzschlag
419.
Jugendliche Glaskörperblutung s. d,
Kälte - Wirkung aufs 516
(brechende Medien).
Kalk-Verletzung des Auges 525. 558.
Kammer s. Augen- — Vorder-.
Kaninchen, pathogene Hefe am — -Auge
269. — Cataracta congenita beim — 49.
Karpfen, Sehbahnen des Gold — 497.
Kastanien-Stacheln, Augenverletzungen
durch — 335.
Katze-n-Pupille, angeborene 184.
Keimversprengung in Retina u. Cen-
tralnervensystem 50. 268.
Keratectomie 450.
Auge 377.
II
XVII
Keratitis 548. — pathologische Anatomie
57. 156. — bandförmige — bei Trachom
463. — dendritica u. Herpes cornea 548.
— eczematosa 57. — eitrige 373; s. a.
Uleus. — eitrige — bei Brandenten 416.
— herpetica 338. — Cassaripe bei eitriger
— 451. — Hypopyon — s. d. — fila-
mentosa 550. — interstitialis s. paren-
chym. — gittrige — 412. 414. — bei
Malaria 488. 549. — neuroparalytica
nach Resection des Ganglion Gasseri
157. — über — neuroparalytica 212.
269. 417. — parenchymatosa, bei Herpes
zoster 277; bei Trachom 463; Aetio-
logie 408; u. Myxoödem 425. — phlyctä-
nularis — s. Phlyct. — circuläre Rand
— 422. — serpiginöse — mit Diplo-
bacillen 277. — superficialis (Fuchs)
522. — u. gelbe Salbe 279. — Ortho-
form bei — 452. — Meerwasser bei —
548.
Kerato-Conjunctivitispseudomembranacea
s. d. — -Iritis bei Episcleritis 505. —
-Iroskop 511. — Sclerale Fisteln nach
Cataractoperation 553.
Keratoconus 452. — mit pulsatorischer
Schwankung der Grösse der Zerstreu-
ungskreise 58. — Kur des — 471. —
Hydrodiaskop bei — 272. — Linsen-
extraction bei — 276.
Keratokele marginalis 185.
Keratomalacie bei Bindehautxerose 319.
— Pneumokokken bei — bei hereditärer
Lues 156. — bei Neugeborenen 550.
Keratoplastik nach Salzer mit Berg-
krystall-Fensterchen 388. -—- Einheiluug
von Sclera u. Cornea eines jungen Sper-
lings in ein durch Phthisis eorneae er-
blindetes Auge 419. — einfache Methode
des partiellen Hornhautersatzes 387. 414.
Keratotomie nach Sämisch s. d.
Keuchhusten, Augencomplicationen bei
— 320.
Kind, Pupille u. Augenreflex im frühen
—es-Alter 495. — Farbensinn bei —ern
501. — Orbitalgeschwülste bei — 503.
Lidspaltenerweiterung bei — 510.
Kinderlähmung, „springende Pupillen“
bei cerebraler — 491.
Klinische Vorlesung 382. — Mitthei-
lungen 441. 462.
Knie-Gelenks-Entzündung bei
rhoea neonatorum 496. 502.
Koch-Weeks’sche Bakcillen s. d.
Kochsalz, Injection schwacher — Lösung
in collabirte Augen 529. — s. a. Sub-
Blennor-
conjunctival.
Körnerkrankheit s. Trachom.
Kopf, subjective — -Geräusche 64. —
-Schmerz bei Augenaffectionen 506; s. a.
Migräne. — s. a. Schädel.
Kopiopie s. Cop.
Krebs s. Carcinom.
Kreosot bei Malaria 488.
Sachregister.
Krönlein’sche Operation s. Opticus-
Geschwulst.
Krümmung der Hornhaut s. Cornea.
Kryptophthalmus 528.
Künstliches Auge s. d.
Küssen, Uebertragung von Augenerkran-
kungen durch — 422.
Kuhhornstoss, Austreibung der Linse
durch — s. L.
Kupfer, Nachweis von — im Auge 124.
— im Auge 241 a e
Kurzsichtigkeit s. Myopie.
Largin 46. 419. 513.
Lehrbücher, Atlanten, Unterrichtstafeln
u. dgl. 18. 114. 305. 363. 525. — der
Augenheilkunde 114. 306. — Handbuch
der gesammten Augenheilkunde 115. —
der analytischen Geometrie 18. — für
Optiker 340. — der Ophthalmoskopie
96. — der Physik 306. — der Physio-
logie 115.
Lenticonus posterior 284. 408.
Lepra, über die Augen — 334. 363. 520.
— Chorioretinitis bei — 328.* — Cata-
ractextraction bei — 464.
Leucämie, Augenveränderungen bei —
406. — pseudoleukämische Bindehaut-
erkrankungen 544.
Leucom, Tätowirung eines — s. d. —
Trepanation nach Salzer s. Keratoplastik.
Levator palpebrae superioris, narbige
Verwachsung des — mit dem Rectus
superior 276.
Licht, Einfluss der — Stärke auf das
Sehen des Dichromaten 93. — eine sub-
jective — Erscheinuug 77.* — Weg der
— Eindrücke 436. — Wirkung kurz-
dauernder — Reize auf das Sehorgan
91. — -Sinn in Centrum u. Peripherie
der Netzhaut 93.
Lid(er) 537. — Angioma lipomatodes des
— 400. — Bewegungen 515. — Augen-
bewegungen beim — Schluss 516. —
Bindehaut s. Conjunctiva — Anatomie
des dritten — 533. — angeborene
Schürze der — Bindehaut 410. — an-
geborene — Defecte u. — Colobom 538.
539. 540. — Cyste der — Haut 31. —
Demodex an den — s. d. — Elephan-
tiasis 374 (Lymphangiom) 516; neu-
romatodes mit Aneurysma orbitae). —
Drüsen s. d. — Eczem, Behandlung 276.
— Emphysen s. d. — Epitheliom 441.
— Gangrän u. Phlegmone der — 30.
539. — Cystadenoma papillare des —
540. — endotheliale — Geschwulst 539.
— Gumma der — s. Syphilis. — Phä-
nomen der Pupille s. d. — Innervations-
Schwankungen 494. — Fetthernien der
oberen — 297.* — Fibrom u. Riesen-
wuchs der — Haut, Ptosis congenita
Sachregister.
460. 511. — -Halter, neuer 362. —
Hauthorn dee — s. d. — seltene epi-
theliale Neubildung des — 434. —
Lithbiasis 320. — Lymphangiom 334. —
chronisches — Oedem 307. — Behand-
lung des — Oedems bei Milzbrandpustel
470. — Molluscum contagiosum der —
279. 537. — Melanocarcinom des — 31.
Melanosarcom des — 390. 520. — Mit-
bewegung s. d. — Neuroma plexiforme
500. — Operation, ungewöhnliche 263;
Geschichte 380. — symmetrisches
Papillom der 4 — Ränder. 469. — Pin-
cette s. Instrumente a). — Plastik e
Blepharoplastik. — Primäraffectt am —
s. Syphilis. — Reflex der Pupille a d.
— Sarcom des — 43. — Spaltenerweite-
rung bei Augenentzündungen der Kinder
510. — Spaltenweite bei Trachom 460.
Sy hilid, serpiginöses des — 451. —
dE er — Haut 32. 431. —
Ulceration der — (?Syphilis) 397. —
Verdickung bei Blepharitis s. d. —
Warzen 537. — Operationen s. Blepharo-
plastik, En-, Ectropium, Trichiasis.
Limbus corneae s. Corneoscleralgrenze.
Linse(n) (Krystall-), Physiologie u. Patho-
logie der — 121. — Colobom 552. —
Ectopie der — s. d. — Extraction bei
Keratoconus, Myopie s. d. — Extraction
der durchsichtigen — bei Pupillarver-
schluss 429. — Entfernung der — s.
Cataractoperation. — Entwicklung beim
Triton 348; beim Frosch 372. —
Luxation s. Linsenlux. — optischer
Werth der — bei Myopie 440. — op-
tisches Studium der getrübten — 465.
— Degeneration der — beim Menschen?
504. — Schlottern u. Zittern der — 254.
— Fremdkörper in der — 552 — Stahl-
splitter in der —, ohne Trübung der-
selben 283. 459. — Trübung s. Cataract.
— arteficielle — Trübung s. Catar.
traum. — traumatische — Austreibung
310. 430. — Verknöcherung der — 372.
— Verschiebung s. Linsenluxation. —
Verschiebungen, accommodative s. Ac-
commodation. — Verletzungen 382. —
s. a. Aphakie.
Linse (Glas-), Decentriren bisphärischer
— 58. 370. 464 (prismatische Wirkung).
Linsenkapsel, Anomalien des — Epi-
thels 441. — Fältelung der — durch
hintere Synechie 338. — Entwicklung
18. — fötale Rupturen der hinteren —
408.
Linsenluxation, angeborene s. Ectopie.
— Behandlung der — 341. — einer
geschrumpften L. in die Vorderkammer
244. — beiderseits 429. 452 (spontane).
— bei Schädelverletzung 552. — bei
Cataraotextraction 461. — traumat.,
subconjanctivale 463.
XIX
Lipodermoid, halbmondförmiges — der
Conjunctiva 390.
Lippen - Schleimhaut - Verpflauzung bei
Entropium 461.
Literatur, allgemeine ophthalmologische
525. — der Augenerkrankungen bei All-
gemeinleiden 558. — der Anatomie 533.
— der allgemeinen Pathologie o. The
rapie u. patholog. Anatomie 527. — der
Physiologie 533. — der Instrumente u.
Medicamente 530. — der Conjunctiva
544. — der Cornea 548. — der Cho-
rioidea 554. — des Farbensinnes 585.
— des Glaskörpers 554. — des Glau-
coms 555. — der Iris 553. — der Linse
551. — der Lider 537. — der Muskeln
u. Nerven 536. — der Orbita u. Neben-
höhlen 541. — der Refraction u. Accom-
modation 535. — der Retina u. Func-
tionsstörungen 556. — des Sehnerven
557. — der Sclera 551. — der sym-
pathischen Ophthalmie 555. — des
Thränenapparates 540. — der Umgebung
des Auges 537. — der Verletzungen,
Fremdkörper u. Parasiten 557. — der
Vorderkammer 551.
Lithiasis palpebralis 320.
Lupe s. Instrumente b).
Luxation der Linse s. Linsenluxation.
— des Augapfels s. Bulbus.
Lymph -Stauung durch Dionin 420. —
Ectasis hämorrhagica conjunctivalis 548.
Lymphangiom, cavernöses, elephan-
tiastisches der Lider bei einem Neuge-
borenen 334.
Lymphom(a) der Orbita 30. — molle
der Conjunctiva 461.
Lymphosarcom der Orbita 87. — der
Thränendrüse 469. — der Plica semi-
lonaris 469.
Maculae cornese s. Cornea, Trübung
der —.
Macula lutea, Colobom der — 87. 275.
276. 342. 387. — Chorioiditis der — s.d.
— Arterienverschluss der — s. Gefässe.
— Distanz zwischen — u. Papille bei
Ametropie 479. — Centrum der — im
‘ Gehirn 515.
Magenblutung, Opticus- Atrophie nach
— 340.
Magnet, Haab’s oder Hirschberg’s?
1.* — Operation mit grossem — 61.
389 (Haab). — -Operationen 837.
451. 482. 501. 558. — -Operation von
Hirschberg 19. 115. 127. 151. 306. —
-Operation aus der Vorderkammer 60. —
Experimente mit dem grossen — 340.
344.
Malaria, Augenaffectionen bei — 488. —
Iritis u. Iridocyclitis bei — 342. 438. —
Conjunctivitis bei — s. d. — Keratitis
uf
xx Sachregister.
bei — s. d. — Netzhautveränderungen
bei — 449. — Retinitis proliferans bei
— 478. — Kreosot gegen — 488. —
Glaucom bei Supraorbitalneuralgie nach
— 555.
Malerei, monoculares Sehen in der —
485.
Mangansaures Kali gegen Blennorrhoe
434.
Manometrie s. Druck.
Marine s. Seeleute.
Mariott’scher Blinder Fleck s. Bl.
Masern, Augencomplicationen bei — 320.
— Störungen im Oculomotoriusgebiet
nach — 496.
Massage, Vibrations- — s. d. — in der
Augenheilkunde 505. — des Auges, der
Hornhaut, Druck — u. Wirkung auf
Accomodation u. Refraction 417. — gegen
Glaucom 418. — gegen Keratitis paren-
chymatosa 425.
Mauthner-Denkmal 345.
Medicamente 530. — Intoleranz gegen
— 280. — s.a. Augentropfwasser, Acoin,
Anaesthetica, Arecolin, Atrabilin, Atro-
pin, Atroscin, Argentamin, Blutegel, Bolus,
Cassareep, Chelidonium, Chinin, Cocain,
Collyrium, Dionin, Epidermin, Eserin,
Euphthalmin, Formalin, Gelbe Salbe,
Holocain, Jequirity, Jod, Jodoform, Jodo-
formin u. -ogen, Kochsalz, Kreosot, Lar-
gin, Mangan, Meerwasser, Mercuriol,
Methylenblau, Miotica, Muscarin, My- |
driatica, Nebennierenextract, Nirvanin,
Orthoform, Peronin, Physostigmin, Pilo-
carpin,. Protargol, Quecksilber, Salicyl,
Salpetersäure, Schmierkur, Scopolamin,
Silber, Subconjunctival, Sublimat, Tropa-
cocain, Xeroform.
Meerwasser bei Hornhautinfiltraten 548.
Megalophthalmus 549.
Meibom’sche Drüsen, Secretionsano-
malien der — 320. — Bacillus des Sebum
Meibomianum 519.
Melanocarcinom des Lides 31.
Melanom der Iris 284.
Melanosarcom der Conjunctiva 32. —
epibulbäres — 547. — der Chorioidea
250. 381 (Anatomie). 449. — des Lides
.. 390. 520.
Melanose, angeborene, der Cornea 400.
403.
Meningitis 29. — temporäre Hemianopie
u. vorübergehende Amaurose bei syphi-
litischer — 320. 509. — nach eitriger
Chorioiditis 521. — nach Orbitalver-
letzung 543. — abnorme Pupillarreaction
bei — 559.
Meningococeus s. Bacillen.
EES des Augapfels
155.
Menstruation, Störungen der — u. Auge
461.
Mercuriol 516.
Meridian, einheitliche Bezeichnung der
Augen- —e 429. — optische Localisation
der — -Ebene 534.
Metall im Auge s. Fremdkörper. — Ver-
letzung durch glühendes — 558.
Metastatische Ophthalmie 276.
Methylalkohol - Intoxication 405. —
Amblyopie nach Einverleibung von —
556. — Amaurose durch Inhalation 453.
Methylenblau gegen Hautkrebs 94. —
gegen Hornhautpapillom 430.
Migraine, ophthalmoplegique 429. — u.
Glaucom 555.
Mikroorganismen s. Bacillen.
Mikrophthalmus congenitus 271. 450
(mit Colobom). — Familie mit — 338.
— mit Cystenbildung 57.
Mikropie, zur — -Frage 122.
Mikroskop, Gebrauch des — in der
Augenheilkunde 189. — Corneal- — 271.
511.
Mikroskopische Untersuchung des
Auges 18. — Demonstrationen 49. —
s. a Anatomie.
Milben an den Cilien s. Demodex.
Militär s. Armee.
Milzbrand, Behandlung desLid- —es 470.
Miotica, Wirkungsweise der — 21. 495.
Mitbewegung(s), interessante 439. —
Phänomene der Augenmuskeln 488. —
des Lides 537, bei Ptosis congenita 538.
Mittheilungen, casuistische s. d. — aus
S s. Berichte. — Augenärztliche
s. d.
Molluscum contagiosum der Lider 279.
537.
Monoculares Sehen 279, in der Malerei
485. — u. binoculares Blickfeld eines
Eınmetropen 370, eines Myopen 220.
Morbus Basedowii s. B
Motorische Regionen der Grosshirnrinde,
Lage u. Function 492.
Mucocele des Sinus frontalis 412. 426.
Mules’ Operation s. Enucleation.
Muscarin, Wirkungsweise des — 21.)
Muskel, Augen- — s. d. — Rectus s. d.
Mydriatica, Wirkungsweise der — 21.
495. — neuere — 464. — s. a. Euphthal-
min.
Myopie bei Hippokrates 159. — rapide
Zunahme der — bei Basedow 282. —
periskopische Gläser bei — 115. 121.
278. — u. myopischer Astigmatismus
463. — traumatische 311. -— operative
Behandlung 64. 87. 157. 216. 276. 278.
281. 285. 336. 338. 340 (Amerika). 344.
369. 415 (Secundärglaukom). 437 (Ame-
rika). 465. 466. 507. 535. — Werth der
Linse bei — s. L. — Staroperation bei
hochgradiger — 398. — Operation u.
Netzhautablösung 79.* — Schul- — durch
Esophorie 288. — autosuggerirte -- bei
Schulkindern 412. — monoculares u.
binoculares Blickfeld bei — 220. — Ge-
Sachregister.
sichtsfeld bei — 148. — das myopische
Auge 115; Anatomie 371. 403.
Myxödem u. Keratitis parenchynıatosa
auf hereditär-syphilitischer Basis 425.
Myxosarcom des Opticus s. d.
Bas scheinbarer Grössenwechsel
er — 92.
Nachruf auf Alfred Graefe 125. — Bory-
sickiewicz 312. — William Baker 339.
— Narkiewicz Jodko 223. — Poncet 379.
— Puschmann 313. — J. Samelsohn 88.
— H. Snellen 423. — Waldhauer 254.
Nachtblindheit, Vererbungsgesetz der
Hämophilie bei — 128. — mit Xerosis
corneae u. Zahnfleischblutungen 338. —
geheilt durch Hammelleber 434.
Naht penetrirender Verletzungen s. d.
Naphthalin-Wirkung auf’s Auge 414.
Nase, Nebenhöhlen der — s. Sinus. —
Neuritis optica bei Erkrankung der hin-
teren — n-Höhle 417. 427. — Rachen-
polyp, Opticusatrophie 274. 279. — Zu-
sammenhang von Augen- u. —n-Erkran-
kungen 415. — Erfolge der —n-Behand-
lung bei Augenleiden 411. — Follicular-
conjunctivitis bei adenoiden Vegetationen
des —n-Rachenraums 84. 275. — Er-
krankungen und Thränenschlauchleiden
287. — Tuberculose der — s. d. — Iritis
bei —n-Erkrankung 431.
Natrium salicyl. s. Salicyl.
Nebenhöhlen s. Sinus.
Nebennieren-Extract in der Augenheil-
kunde 321.* 383. — s.a. Atrabilin.
Nekrolog s. Nachruf.
Nephritis gravidarum's. Retinitis album.
gravid.
Nerven der Cornea s. d. — traumatische
Neurose nach Blendungsretinitis 413. —
Begutachtung bei traumatischen Erkran-
kungen des — -Systems 55. — Central-
— -System s. d. — Reflexneurose, oculare
468.— Opticusatrophie bei Erkrankungen
des — -Systems s. d.; Neuritis optica bei
Erkrankungen des — 492. — Asthenopie
als Factor bei — -Krankheiten 506.
Nervus opticus s. de — lacrymalis s.
Thränendrüse.
Netzhaut s. Retina.
Neugeborenen- Augeneiterung s. Blen-
norrhöe. — Weinen u. Thränen der —
273. 401. — Thränenweg-Erkrankungen
der — s. d. und Thränencanal. die
Augenmuskeln der — 157. — Lymph-
angiom der Lider bei einem -— 334. —
Keratomalacie bei — 550.
Neuralgie, Hornhaut-— s. Cornea. —
Gesichts- — durch Thränenleiden 334.
Neurectomia opticociliaris, Regeneration
der Ciliarnerven nach — 527.
Neuritis optica 557. — nach Schädel- `
contusion 222. — als Complication bei
|
XXI
Erkrankungen des Nervensystems 492.
— nach Influenza, Behandlung 159. —
bei Menstruationsstörungen 461. — meta-
statische 276. — durch harnsaure Dia-
these 477. — durch Uricämie 436.
retrobulbaris 214. 335, hereditaria 277,
bei acuter Methylalkohol-Intoxication 405,
einseitige 445, nach Facialisparese 500.
— bei Erkrankungen des Sinus sphenoi-
dalis u. der hinteren Nasenhöhle 417.
427. — Schmierkur gegen — 407. —
sympathica s. d. — als Initialsymptom
disseminirter Sclerose 481. — Pseudo- —
bei Refractionsfehler 390.
Neurologie des Auges 19. 96.
Neurom des Ciliarganglion s. d. —a
plexiforme der Lider 500.
Neuroparalytische Keratitis s. d.
Neuro-Retinitis u. Chlorose 497.
Neurose, traumatische — s. Nerven. —
oculare Reflex- — von abdominalem Typus
463. :
Newton’s Optik 115.
Niederlande, Entwickelung der Oph-
thalmologie in den —n 410.
Nieren-Leiden s. Retinitis albuminurica,
Urämie.
Nirvanin in der Augenheilkunde 428.
Nitronaphthalin-Trübung der Hornhaut
317.
Nystagmus bei disseminirter Sclerose 481.
Oculomotorius, Störungen im Gebiete
des — nach Masern 496.
Oculomotoriuslähmung, periodische
288. — recidivirende 536. — partielle,
bei hereditärer Lues 390.
Odontalgie s. Zahn.
Oedem der Lider s. d. — der Conjunc-
tiva s. d.
Ohr, Abducensparese bei Entzündung des
äusseren Gehörganges 342. — chroni-
sches Bindehautoedem bei Erkrankung
des Mittel- 508.
Onkologie s. Geschwülste.
Operation, Augen- s. d.
Ophthalmie, metastatische 276. — s. a.
Epidemie. Conjunctivitis. Trachom. Sym-
pathische. Elektrische.
Ophthalmographie 492.
Ophthalmologie s. Augenheilkunde.
Ophthalmologische s. Casuistik.
Ophthalmomalacie, essentielle 221.
Ophthalmometer s. Instrumente b.
Ophthalmoplegie, einseitige, totale,
mit gekreuzter Hemiplegie 439. — in-
terne, bei Urämie 428. — bds. völlige
externe — mit Facialislähmung 502. —
s. a. Augenmuskellähmung.
Ophthalmoskop s. Instrumente b.
Ophthalmoskopie, Lehrbuch der — 96.
. — Auto- im umgekehrten Bild 332.* —
‚im direkten Sonnenlicht 456.
XXII
Ophthalmoskopiren, Apparat zur
Wärmeabhaltung beim — 185. 441.
Ophthalmoskopisch — die — en Stig-
mata der erworbenen Syphilis 314;
der hereditären 431. — bisher noch
nicht bekannter — er Befund 65* —
— er Befund bei Pneumonie 870.
Opticus 557. — Atrophie des — 556.557.
— durch Osteom der Keilbeinhöhle u.des
Siebbeins 274. — bei Nasenrachen-
olypen 274. 279. — nach Magen-
bintung u. sonstigen Blutverlusten 340.
— die periphere — nach Fuchs 373.
496. 524. — Pathologie der — 63. —
bei Erkrankungen des Centralnerven-
systems 345. 500 (Anatomie). — bei
abes 64. — Gefahr der antiluetischen
Kur bei tabetischer — 277. — bei Thurm-
schädel 241.
Opticus, Aplasie des — 87. 275. 276. —
Bedeutung der in der Retina frei endi-
genden — Fasern 210. — Pathologie
des -- 63. — Lage des — im Chiasma
557. — Colobom 390. — Concremente
des — u. seiner Scheide 524. — Affec-
tion bei multipler Solerose 185.— Folgen
der — Durchschneidung bei jungen
Thieren 56. — über — Durchtrennung
183. 557. — Verletzungen des — 460
(Schuss). — Stahlsplitter im — 510. —
multiple Blutungen in die — Scheide
251. 371. — Geschwulst, nach Krön-
lein entfernt 390. 461. — Myxosarcom
des —, Entfernung nach Krönlein 372.
405. — Angiosarcom des —, mit theil-
weiser myxomatöser Degeneration 401.
— Fibrosarcom myxomatodes der Arach-
noidalscheide des — 462. — Sarcom
der — Scheide 503. — Papille s. d. —
Eintritt des — s. Papille.
Optik, physiologische — s. d. — New-
ton’s — 115. — in der inneren Medicin
371.
Optiker, falsche Angaben in einem Lehr-
buch für — 340.
Optisch, geometrisch — e Täuschungen
93. 5384. — es Studium der getrübten
Linse 465. 466. — e Localisation der
Medianebene 534.
Orbicularis oculi, Rindenfeld des — 492.
Orbita 541. — Aneurysmen der — bei
Elephantiasis palpebrae 516. — Cyste
der — 503 (ohne Höhle). 517 (Cysti-
cerus). — Echinococcus der — 304. 344.
— Exenteratio der — s. d. — Endo-
theliom der — 503. — Fractur der —
276. 450 (Lidemphysem). — Geschwülste
458. 465 (Exenteratio). 503 (bei Kindern).
— Gummigeschwulst der — 337. —
Heteroplastik der — 311. 416. 423. —
Krönlein’sche Operation s. Opticus. —
Lymphom der — 30. — Lymphosarcom
der — 87. — Sarcom der -- 212. 343
(Durchwucherung in die Schädelhöhle,
Sachregister.
Heilung). 442 (Spindelzellen). 458. 461
(Cylindrom). 463 (Recidiv, Tod). 503
(Pseudo-). — Holzsplitter in der — 30.
401. — Exophthalmus durch Periostitis
der — 491. — Periostitis tuberculosa
am oberen Rand der — 433. — Caries
der — 30. — Phlegmone 312. 416
(Pneumokokken — nach Influenza). 400
(dentalen Ursprungs). 401 (Gehirnabscess
nach —). — feste Infiltration des — 1-Ge-
webes 387. — Schussverletzung der —
s. d. — Meningitis nach penetrirender
Verletzung der —, Trepanation, Hei-
lung 543.
Orbitale Heteroplastik 311. 416. 423. -
Complicationen bei Empyem der Sieb-
beinzellen 431. 432. 483.
EE bei Hemianopie
s. d.
Orthoform bei Keratitis 452.
Ossification s. Verknöcherung.
Osteom der Keilbeinhöhe u. des Sieb-
beins 274. 279.
Ovarium, Augenleiden bei Oophoritis
461.
Palpebra s. Lid.
Pannus 306. — Jequirity gegen — 425.
— persistirender —, geheilt durch acute
Dacryocystitis 341. — gebessert durch
die Scott’sche Operation 460.
Panophthalmitis, angeborene bei einer
Ziege 270. — Behandlung 479 (intra-
venöse Sublimatinjectionen). — durch
Autoinfection mit Diplokokken 485.
Papille, Distanz zwischen — u. Macula
lutea bei Ametropie 479. — normale
Anatomie der — 865. — Sarcommeta-
stase auf der — 401.
Papillitis s. Stauungspapille.
optica. Neuroretinitis.
Papillom der Conjunctiva 271. 306. —
der Cornea 427. 430. — der vier Lid-
ränder 469.
Paradoxe Pupillarreaction s. d.
Paralyse, paradoxe Pupillarreaction bei
progressiver — 320.
Parasit(en) 557. — in der Vorderkammer
88. — s. a. Actinomycose. Bacillen.
Demodex. Cysticerus. Echinococcus. Hefe.
Schimmelpilze.
Parotitis, Augencomplicationen bei —
320.
Pathologie s. Anatomie, pathologische.
— Literatur 527.
Pemphigus conjunctivae 211. 306. 319.
547 (u. der oberen Luftwege). — u. essen-
tielle Schrumpfung der Bindehaut 487.
Pericorneale Injection s. d.
Perimeter s. Instrument b.
Perimetrie, Farben- 426.
Periostitis, Exophthalmus durch — 288
Neuritis
Sachregister.
(syphilitische). 491 (orbitae). — tuber- | Pseudo-Glaucom,
culosa, am oberen Orbitalrand 433.
Periskopische Gläser 115. 121. 278.
Peronin 473. 474.
Pflanzen, Conjunctivitis mit Knötchen-
bildung durch — Haare (Ha;zebutten)
386. 410. 491.
Phlebothrombose, Glaucom hämor-
rhagicum nach — 183,
Phlegmone der Orbita s. d.
Phlyctänen, über — der Hornhaut 429.
— Anatomie der — 122.
Phosphor, Vergiftung, Verschluss der
Maculararterie bei — 414.
Photographie der Pupille 283. — makro-
skopischer Augenpräparate 337.
Phthisis bulbi bei Chorividalsarcom
372. 427. — Rundzellensarcom in einem
phthisischen Bulbus 407.
Physik, Canon der — 306.
Physiologie 533. — Lehrbuch der —
115. — physiologische Optik 115. —
des Pigmentepithels der Retina s. R. —
der willkürlichen Bewegungen 318.
Physostigmin, Wirkung des — 495.
Pigment, Epithel der Retina s. R. —
Geschwülste s. Melano-. — Veränderung
s. a. Heterochromie. — ation des Augen-
hintergrundes 476. — Schürze der Iris
185.
Pilocarpin bei Netzhautablösung 522.
i s. Hefe. Actinomycose. Schimmel.
Pincette s. Instrumente a.
Pinguecula, epitheliale Form der —
159. — Anatomie 306.
Pityriasis rubra pilaris am Auge 32.
Plastik, Blepharo- s. d.
Plica semilunaris, Lymphosarcom der
— 469.
Pneumobacillen u.-Coccen s. Bacillen.
Pneumonie, Augenspiegelbefund bei —
370. — Hypopyon-Keratitis bei — 550.
Pocken s. Variola.
Polycorie 105.*
Polymeter, ocularis 425.
Polyopia hysterica 466.
Polyp des Nasenrachenraumes mit Sehner-
venatrophie 274. 279. — im Thränen-
sack 267. — der Conjunctiva 306.
Präparate s. Anatomie.
Presbyopie, Statistik der — 283.
Primäraffect s. Syphilis.
Prismatische Wirkung decentrirter Lin-
sen s. d.
Prismen-Apparat 277. — diagnostische
Bedeutung des — Versuches bei He-
mianopie 405.
Protargol in der Augenheilkunde 10.*
127. 129.* 170.* 272. 281. 416. 417. 422.
512. 513. — bei Blennorrhoe Erwach-
sener 419. — Argyrose durch — 90. —
Gelatine-Sonden bei Dacryocystitis 485.
Prothese s. Auge, künstliches.
Protrusion des Auges s. Exophthalmus.
XXIII
Leucämie, Neuritis,
Ptosis, Sarcom s. d. — Tumor s. Ge-
schwülste. — Trachom durch Pflanzen-
haare s. d. — Gonococcus s. Bacillen.
Pterygium, pathologische Anatomie 306.
— Cysten im — 442. 514.
Ptosis-Operation 18. 409 (neue). 500. 518.
538. — erworbene u. vererbte — 487.
497. — congenita, durch Fibrom und
Riesenwuchs der I,idhaut 460. — schlaffe
hysterische — 375. — Pseudo-, durch
Hautschlaffheit 489. — Mitbewegung
bei — s. d
Puerperium, Eklampsie im — s. d.
Puls, Venen- s. d
Pulver-Verletzungen s. d.
Pupillarreaction, Reflexbahn der —
154. 220. 252. — die sympathische —
und die paradoxe — bei progressiver
Paralyse 318. — hemiopische — 415.
— Prüfer der — 400. — klinische Mes-
sungen der — 443. — bei Accomoda-
tion, Convergenz u. s. w. 534. — ab-
norme bei Meningitis 559.
Pupillarschatten, Erklärung des — 276.
Pupille(n), der physiologische — Ab-
schluss 383. — Semiologie der — 522.
— Reflexcentrum u. Störungen der —
n-Bewegung 154. 220. 252.498. — Unter-
suchungen über die — Bewegung 481.
484.487. — Hirnrindencentrum für ein-
seitige, contralaterale — Verengerung
493. — neues — Phänomen (Westphal-
Piltz) 494. — der oculo-pupillare Re-
flex 522. — das Lid-Phänomen der —
(Galassi) 496. 520. — Vorstellungsreflex
der — 497. 498 (bei Blinden). — Mes-
sungen 283. — Verhalten der — im
Säuglings- u. frühen Kindesalter 495.
— angeborene Katzen — 184. — Mus-
culus dilatator pupillae bei den Säuge-
thieren 335. — „springende“ — bei
cerebraler Kinderlähmung 491; bei
cerebraler Rindenlähmung 559. — Starre,
hysterische 416. — Starre, reflectorische,
Rückenmark bei — 499. — Mydriasis,
Miosis s. d.
Purkinje’sches Phänomen 91.
Quecksilber, Intoleranz gegen weisses
— Praecipitat 280. — Schmierkur bei
Neuritis u. sympathischer Entzündung
307; bei postoperativer lIritis 312.
433. — Cyanür s. Subconjunctival. —
Chlorid s. Sublimat. — Subconjunctival
u. Subcutan s. d.
Radfahren, Netzhautblutung durch — 94.
Raum-Aesthetik 93.
Reclination, Endresultate der — 54. 61.
342. 442. — wegen Blutungsgefahr 277.
— bei einem 94jährigen 442.
XXIV
Recruten s. Armee.
Rectus internus, Lähmung nach In-
fluenza 466. — Insufficienz der — i ex-
terni 400. — narbige Verwachsung des
— superior mit dem Levator 276. —
externus, angeborene Lähmung 425. 524.
— Tenotomie des — internus bei un-
vollständiger Lähmung des — externus
505.
Reflex(e) — Neurosen, oculare 463. — der
oculo-pupillare 522. — nach Trigeminus-
durchschneidung 472. — einige Augen
— im Säuglings- u. frühen Kindesalter
495. — Hirnrinden — s. Gehirn. —
Vorstellungs — der Pupille s. d. —
Irritation s. Asthenopie. — Pupillar —
S.
Retraction(s) 535. — im Alterthum 159.
373. — Differenz, besondere 450. —
Fehler mit dem Bilde der Neuritis 390.
— Bestimmung jugendlicher Individuen
423; neue Methode 427; objective
u. subjective 467. — Behandlung von
— Fehlern bei Trachom 396. — tracho-
matöser Augen 449. — Wirkung der
Druckmassage auf die — 417. — s. a.
Ametropie. Astigmatismus. Hypermetro-
pie. Myopie.
Retina, Ablösung der — 556. — Spon-
tanheilung 432. — jetzige Therapie 311.
— Heilverfahren nach Deutschmann 375.
— Pilocarpin bei — 522. — Gesichts-
felddefeet bei — 51. — Glaskörper-
blutung mit — 435. — gefolgt von
Glaucom 427. — bei Myopie s. d
Retina 556. — Histologie der pars ciliaris
28. — die äusseren Glieder der Sehzellen
der — 521. — feinerer Bau der — des
Chamäleo vulgaris 265. — Untersuchun-
gen über den Bau der — mit Weigert’s
Neurogliamethode 413. — Zellen der —
bei amaurotischer Idiotie 493. — Keim-
versprengung in der — 50. 268 —
Blutung 51 (Gesichtsfelddefect bei —).
— praeretinale Blutung 390. — Blutung
durch Radfahren s. d. — Commotio
der — 498. — Degeneratio fibromatosa
interstitialis — e 65.* — secundäre De-
generation der — bei Aderhautsclerose
189. — epitheloide Zellen auf der —
bei Glauecom 218. — Einfluss von Dampf-
bädern auf die Circulation in der —
392. — Gefässe s. d. — Arteria cen-
tralis u. vena c. s Central-. — Gliom
s. d. — Circulationsstörung in der —
s. Gefässe. — Verschluss der Circula-
tion der — u. Wiederherstellung 454.
— anormale Localisation der Bilder
der — bei Strabismus alternans 508.
— Function der — 436. — Licht- u.
Farbensinn im Centrum u. Peripherie
der — 93. — Anatomie, Physiologie u.
Pathologie der Pigment-Epithelzellen `
Sachregister.
der — 254. 266. 366. — Vorgänge in
der — bei farbiger Beleuchtung 411. —
die in der — frei endigenden Opticus-
fasern 210. — Ruptur der — durch
Schussverletzung 436. — Sehrichtungs-
gemeinschaft der — bei einem Schie-
lenden 214. 252. — Venenanastomose
s. Gefässe. — Venenpuls s. d. — Venen-
thrombose der — s. Thr. — Verände-
rungen der — nach Malaria u. s. w.
bei den amerikanischen Truppen 449.
— Zapfen, Wahrnehmung mit einem
einzelnen — der — 534.
Retinitis 556. — albuminurica 410 (Pa-
thogenese); Prognose 312; Präparate
47, einseitige 451. 512. — albumi-
nurica gravidarum 352; Indicationen
zum Abortus 386. 414. — Blendungs-,
einseitige, durch elektrisches Licht 413.
— circinata 391 (?). 438. 507. — dia-
betica 391. 438. — hämorrhagica 188
(durch Endarteriitis). 409 (Pathogenese);
bei luetischer Chorioiditis 274. 279.
— pigmentosa 388; atypische 341.
416; durch Syphilis 477; Aetiologie,
Heredität und Consanguinität 503.
— proliferans 389. 391; durch Glas-
körperblutung 465; bei Malaria 478.
— bei Pneumonie 370. — s. a. Choriv-,
Neuro-.
Retinopapillitis s. Neuroretinitis.
Retractions-Bewegung des Auges 14.* 47.
Retrobulbäre(r) Abscess durch Empyem
des Antrum Highmori 299.* — Neu-
ritis optica s. d
Retrochorioideal s. Chorioideal.
Revolver s. Schussverletzung.
Revulsion in der Augenheilkunde 85.
272.
Rheumatismus, Iritis bei — 451. —
s. a. Arthritis.
Rhinosclerom, chronische Dacryocystitis
beim — 299.*
Riesenzellen, Fremkörper — im Bulbus
155.
Ring-Scotom s. d.
Röntgen-Strahlen, Localisation von
Fremdkörpern durch — 189. 311. 558.
— Wahrnehmung von — durch Blinde
430. — bei Schussverletzung 272. 390.
Rothe u. ultrarothe Strahlen, Durch-
lässigkeit der Augenmedien für — 9.
— Gläser gegen Seekrankheit 505.
Rothsehen s. Erythropsie.
Rückenmark bei reflectorischer Pupil-
lenstarre 499. — die infectiös-eitrigen
Erkrankungen des — 29.
Ruptur des Bulbus, der Chorioidea,
Cornea, Iris, Linsenkapsel, Retina,
Selera s. d.
Russland, Blindenfürsorge in — 526.
— Trachom in — s. d
Sachregister.
Sämisch, innere
Keratotumie 389.
EE Dilatator pupillae bei den
— 335.
Säugling, Pupille u. Augenreflexe beim
— 495.
Augenblutung nach
Salicyl-saures Natron als Augentropf-
wasser 275. — Säure bei Trachom 546.
Salpetersäure als Aetzmittel bei Horn-
hautgeschwüren 440.
Sarcom, Leuko- der Choriocapillaris 368.
— epibulbäre Geschwulst bei multiplem
Haut — 212. — der Chorioidea, Con-
junctiva, Cornea, des Ciliarkörpers, Lides,
der Opticusscheide, des Uvealtractus s.d.
— Metastase der Sehnervenpapille 401.
— hinter dem Unterlid am Orbitalrand
461 (Cylindrom). — Pseudo — der
Orbita 508. — der Orbita 212. 243
(Durchwucherung in die Schädelhöhle,
Heilung). 442 (Spindelzellen). 458. 463
u. 503 (bei Kindern). — Kundzellen —
in einem phthisischen Bulbus 407. —
Melano-, Fibro-, Glio-, Angio-, Lympho-,
Myxo- s. d.
Schädel, Opticusatrophie bei Thurm —
241. — Sehnervenentzündung nach —
Contusion 222. — s. a. Kopf. — Ver-
letzung, Linsenluxation bei — 552.
Scharlach, Augencomplicationen bei —
320.
Schatten, Pupillar — 276. — Probe s.
Skiaskopie.
Scheere s. Instrumente a.
Schiefergraue Verfärbung des Weissen
im Auge 239.
Schielen, das Alterniren der — den 370.
— Behandlung 506. 536. — Operation
223 (Einfluss auf die Sehleistung). 536.
— Vorlagerung, Technik 374. 456. 465.
— Verkürzung des Externus mittels
Fadenschlinge 462. — Convergenz 462.
— latentes — 462. — erfolgreiche Be-
handlung der Divergenz durch Vor-
lagerung u. stereoskop. Uebung 459.
536. — historische Bemerkungen über
das — 437. — Stereoskop-Bilder für
— de 115. — zur Lehre vom — 314.
316. — das Einfachsehen beim — u.
Doppeltsehen bei Augenmuskellähmung
314. — das Sehen — der 25. — Seh-
richtungsgemeinschaft beider Netzhäute
bei einem — den 214. 252. — anormale
Localisation der Netzhautbilder beim
alternirenden — 508. — „tare nerveuse“
beim — 277. 536. — Schwachsichtig-
keit beim — 317.
Schimmelpilz-Erkrankung der Horn-
haut 550.
Schlacke, Verletzung mit glühender —
558.
Schlummerzellen, die Lehre von den —
221.
XXV
Schmirgel, Entfernung von — aus der
Vorderkammer 60.
Schmierkur s. Quecksilber.
Schrift, Steil- u. Schräg — 526.
Schriftproben s. Instrumente b. Seh-
proben.
Schrot s. Schussverl.
Schul(e), Arztfrage 505. — Augen-Epi-
demien 60. — Myopie s. d. — Trachum
in — s.d. — Hygiene des Auges in —
84. 319 (u. — Arzt). — Schleistung
bei — Kindern s. d.
Schussverletzung 557. — doppelseitige
Erblindung durch Tesching — 188. —
Statistik der Schläfen — %. — Ruptur
der Chorioidea u. Retina bei — 436. —
Chorioidal-Riss bei Schläfen — 104.* —
der Orbita 272. — Revolver-Schläfen —
390. 460. — Röntgen-Untersuchung bei
— 5. d. — Schrot — 280.
Schutzbrillen s. Instrument b. — zur
— Frage 388.
Schwachsichtigkeit s. Amblyopie.
Schwangerschaft s. Gravidität.
Sclera 551. — Anatomie u. Physiologie
der Rinder — 369. — Faserbündelver-
lauf in der — 533. — zur Mechanik der
— 124 (Meridionalfasern). — Heilungs-
vorgänge von Wunden der — 23. —
Ruptur der — bds., subconjunctival,
gute Heilung 548. — Tuberculose der
— 32.
Scleritis, pathologische Anatomie der —
367. — suppurativa 61. — Therapie
274. 279.
Sclerochorioiditis anterior 274. 279.
Sclerose, Initial — s. Syphilis. — der
Chorioidea s. d. — Neuritis optica u.
Nystagmus bei disseminirter — 481. —
Sehnervenaffeetion bei multipler — 185.
Sclerotomie, hintere, bei Glaucom 428.
Scopolamin-Vergiftung 467.
Scorbutische Augenerkrankung 401.
Scotom, Ring — 411 (Lues). 556 (Ent-
stehung).
Scrophulose, Behandlung der scroph.
Augenerkrankungen 418.
Seekrankheit, rothe Gläser gegen —
505.
Seelenblindheit, optisch-taktile — mit
Aphasie 211.
Seeleute, Sehschärfe-- u. Farbensinn-
prüfung der — 395. 396. — in Eng-
land 502.
Sehbahnen der Goldkarpfen 497.
Sehen, das — 96. — monoculares — u.
binoculares — s. d. — das — Schielen-
der 25. — die neueren Theorien des —
468. — das — in Zerstreuungskreisen
534.
Sehhügel s. Thalamus.
Sehleistung bei 50000 Schulkindern 149.
— bei Gemeindeschulabiturienten 505.
XXVI
— Einfluss der Tenotomie auf die —
223.
Sehnerv s. Upticus. — Entzündung des
— s. Neuritis optica. — en-Papille s. d.
Sehorgan, multiple Blutungen des —
251. 371. — Wirkung kurz dauernder
Lichtreize auf das — 91. — s. a. Auge,
Bulbus.
Sehproben s. Instrumente b.)
Sehprüfungen, Massen — durch Laien
378. — der Seeleute 395. 396; in Eng-
land 502.
Sehpurpur, Absorption u. Zerstörung
des — bei den Wirbelthieren 94.
Sehrichtungsgemeinschaft der Netz-
häute bei einem Schielenden 214. 252.
Sehschärfe, die beste — nach der Star-
Operation 339. — Prüfung der — 336;
bei Verdacht auf Simulation 350. —
in Schulen s. d. — der Recruten s. Armee.
— für farbige Objecte auf grauem Grund
427. — ungewöhnliche Ursache der Ab-
nahme der — 338.
Senile Hypermetropie s. d.
Septirte Bacillen s. d.
Serum-Therapie bei Diphtherie, Con-
junctivitis pseudomembranacea s. d.
Sexualorgane s. Geschlechtsorgane.
Sideroskop, das — u. seine Anwendung
30. 61. 320. — s. a. Instrumente a.) —
Verbesserung am — 402. — verein-
fachtes 245.
Siebbein-Empyem s. Sinus ethmoidalis.
Silber-Salze in der Augenheilkunde 417.
Simulation der Amblyopie u. Amaurose,
Entlarvung 21. — Prüfung der Seh-
schärfe bei Verdacht auf — 350.
Sinnesorgane, die Aufmerksamkeit u.
die Function der — 91.
Sinus-Erkrankungen u. Auge 506. 541.
— Empyem des — frontalis mit Be-
seitigung der hinteren Knochenwand
wegen Caries 406; mit seltener Com-
plication 466. — Mucocele des --
frontalis 412. 426. — chronisches Em-
pyem der — frontalis u. ethmoidalis
mit Exophthalmos 374. — ethmoidalis,
Empyem u. Thränensackeiterung 223.
336. — ethmoidalis, Empyem u. orbi-
tale Complicationen 431. 432. 433. —
maxillaris, Empyem des — durch ca-
riöse Zähne, mit retrobulbärem Abscess
299.* — sphenoidalis, Neuritis optica
nach Entzündung des — 417. 427. —
Osteom des — sphenoidalis u. ethmoi-
dalis 274. 279. — Thrombose, infectiöse
29; autochthone Hirn — 387.
Skiaskop s. Instrumente b.)
Skiaskopie-Theorie 63. 349. — jugend-
licher Individuen 423.
Skiaskopische Erscheinung, besondere
284.
Soldat s. Armee.
Sachregister.
Sonnen, Betriebsunfall durch — Hitze
351. — Augenspiegeln im directen —
Licht 456.
Spectrobolometrische Untersuchun-
gen über die Durchlässigkeit der Augen-
medien für rothe u. ultrarothe Strah-
len 92.
Sperling s. Keratoplastik.
Sperrelevateur s. Instrumente a.)
Stahl-Splitter in der Vorderkammer 60.
— in der Linse, ohne Trübung dersel-
ben 283. 459. — s. a. Magnet. Sidero-
skop. Eisen. — im Auge 337.
Staphylom-Operation 432. 450.
Star s. Cataract.
Statistik 525. — der senilen Hyper-
metropie s. Presbyopie.
Stauungspapille, Präparate von Lues
cerebri mit — 239. — neue Erklärung
der — 318. 499. — temporäre Crani-
ectomie bei — 475. — Trepanation bei
— 493.
Steil-Schrift s. d.
Stein-Splitter im Auge 451.
Stereoskop zur Prüfung der Augen-
muskelinsufficienz 396. 457. — neues,
zur Wiederherstellung des binocularen
Sehens 428.
Stereoskopische Bilder für Schielende
115. — Uebung bei Divergenz 459.
Sterilisation der Instrumente mit For-
malin 190. — der chinesischen Tusche
372.
Stich-Verletzung s. d.
Stirnhöhle s. Sinus frontalis.
Strabismus s. Schielen.
Subconjunctivale(s), Angiofibrom s. d.
— Diffusion in der Vorderkammer bei
— Injectionen 369. — Kochsalzinjec-
tionen gegen Hypopyon-Keratitis 806;
bei Chorioiditis macularis 311. 404.
— Schmerzlosmachung der — Queck-
silbercyanürinjectionen 312. 416. — Su-
blimatinjectionen, Nachweis des $. im
Humor aqueus 369. — Quecksilber-
cyanürinjectionen bei Chorioiditis ma-
cularis 310. — Färbung der — Gefässe
425.
Subcutan, Schmerzlosmachung der — en
Quecksilberinjectionen 416.
Sublimat-Injectionen s. Subconjunctival.
Intravenös. — starke — Lösungen in
der Augentherapie 514.
Sumpffieber s. Malaria.
Suprarenadin s. Nebennieren.
Symblepharon des Öberlides, totales,
beseitigt durch Hauttransplantation nach
Thiersch 451. 546. — bei Trachom 463.
— eigenthümliches — 468.
Sympathicus, Einfluss des — auf den
intraocularen Druck 183. 470. — Re-
section bei Glaucom, Epilepsie u. Base-
dow s. d. — Beziehungen des — zur
Basedow’schen Krankheit s. d. — Re-
Sachregister.
XXVII
section des Ganglion cervicale supremum | Tihränen 540.— der Neugeborenen 273. —
416. 450.
Sympathische(r) Weichstar, Operation
des — 184. 246. 256. — Neuritis optica
A 310 (Heilung). — Pupillarreaction
s. d.
Sympathische Ophthalmie, 555. —
Pathogenese 40.* 96. 110.* 204.* 407.
419. — Pathologie der sympathischen
Reizerscheinungen 394. 457. — nach
perforirender Hornhautwunde mit Iris-
prolaps 336 (Anatomie). — durch Glioma
retinae 442. — Schmierkur gegen —
307. — Tätowirung der Hornhaut u. —
278. — Fluorescin zur Erkennung der
Hornhaut - Endothelerkrankung bei —
548.
Syphilis, Präparate von — des Gehirns
mit Stauungspapille 239, — Kerato-
malacie bei hereditärer — 158. — here-
ditäre, Oculomotoriusläihmung 390. —
Retinitis pigmentosa bei — 477. — des
Augenhintergrundes bei Mutter (er-
worbene) u. Kind (angeborene) 186. —
des Augenhintergrundes (pathol. Ana-
tomie) 268. — die ophthalmoskopischen
Stigmata der erworbenen — 314;
der hereditären 431. — die rudimen-
tären Stigmata der acquirirten — 479.
— Primäraffect der Conjunctiva 469.
415; an den Lidern 31. 63. — Papel
der Conjunctiva 548. — Gumma des
Ciliarkörpers 268. 367. 475. 512 (here-
ditäre Bi: im Cavum retrobulbare
64 (Exophtalmus). — der Iris 367;
der Lider 32; der Orbita 337 (Apex). —
tertiäres Syphilid der Lider 397. —
serpiginöses Syphilid der Lider 451. —
Recidive bei Augen — 558. — Häufig-
keit der Iritis bei — 451. — Menin-
gitis s. d. — Mercariol gegen — 516.
Tabes dorsalis, Opticusatrophie bei —
8. d.
Tätowirung eines Leucoms mit Heurte-
loup’schem Trepan 391. — Sterilisation
der chinesischen Tusche zur — der
Hornhaut 372. — der Augenstümpfe
425. — von Hornhautflecken zu opti-
schen Zwecken 549.
Tarsostrophie gegen Trachom 335.
Taubheit, als Complication der Star-
operation 422.
Taubstummen -Anstalt, Myopie in der
Breslauer —- 421.
Tenonitis traumatica suppurativa 88.
480. — acuta bei Schwestern 452.
Tenotomie s. Schielen, Operation.
Teratome der Conjunctiva u. Cornea
412 (Genese). — s. a. Dermoid.
Tetanie, juveniler Totalstar bei — 553.
Thalamus, Fall von — Tumor mit com-
pletter Fascialislähmung 90.
baktericide Wirkung der — 424. — Ver-
halten der — zu Mikroorganismen 486.
— Exstirpation des — Sackes u. der
— Drüse gegen — Träufeln 375. —
das — Träufeln nach Exstirpation des
— Sackes 388. — hysterisches — 423.
— Bewegungen der — Flüssigkeit 515.
Thränenbein, Resorption des — 336.
Thränendrüse 540. — Anatomie der
— 490. — acute Entzündung 512. —
gutartige Cystengeschwülste der —
427. — Angiosarcoom der — 521. —
Lymphosarcom der — 469. — Dacryops
s. d. — Exstirpation der — 375. 490.
Veränderungen in der — nach Exstir-
pation des Thränensackes 388. — Alte-
rationen der — nach Durchschneidung
des Nervus lacrymalis 483. — Verhalten
der — zu Mikroorganismen 486.
Thränenkanal, Affectionen des — bei
Neugeborenen 509.
Thränenröhrchen, Actinomycose der
— sg. d.
Thränensack-Anatomie 490. — Erkran-
kungen 211. 267 (patholog. Anatomie)
540; angeborene 275. 312. 415; durch
Nasenerkrankung 287; chronische durch
Rhinosklerom 289*; u. Gesichtsneuralgie
334, Bakteriologie 468. — Riterung,
Protargol bei — 127. 197. 272. s. a. d.;
Aetiologie u. Therapie 399; Protargol-
Gelatinesonden bei 435. — Eiterung u.
Siebbeinempyem 223. 336. — Pannus,
geheilt durch acute — Entzündung
341. — Exstirpation 278. 375. 490;
. Thränendrüse u. Thränenträufeln nach
388. — Dauersondenbehandlung 336.
— Tuberculose des — 211. 303 (pri-
märe) 418.431. — Polyp im — 261.
Thränenwege, Erweiterung der — beim
Fötus u. beim Neugeborenen 275. 312:
415. — Anatomie u. Pathologie der —
312. 415. — Aetiologie u. Behandlung
der Erkrankungen der — 341. 540.
Thrombose der Centralvene 409. —
traumatische Venen — der Netzhaut 59.
— isolirte — der Vena temporalis su-
perior 186. — Sinus — s. d. — glau-
coma hämorrhagicum nach Phlebo —
183. — oder Embolie der Centralarterie
bei Unterbindung der Halsgefässe 453.
Thurm-Schädel s. d.
Tonomßeter s. Instrumente b).
Totalstar s. Cataract.
Toxine bei Conjunctivitis 424.
Trachom 544. — u. Follicularis, Ana-
tomie 306. — u. Conjunctivitis folli-
culosa 373. 391. 419 (Breslau) 420. —
anatomische u. bakteriologische Unter-
suchungen über das — 485. — Discus-
sion über — 391 (Russland). — u. Rasse
501. — in Schulen 519. — u. epide-
mische Augenentzündungen 60. — ähn-
XXVIII
Sachregister.
liche Entzündung- durch Pfanzenhaare | Umschläge, Indicationen für kalte oder
386. 410. 491. — Lidspalte bei — 460.
Symblepharon, bandfórmige u. inter-
stitielle Keratitis bei — 463. — Be-
handlung 98.* 135.* — Salicylsäure
546. — Brennessel-Decoct gegen — 342.
Jequirity 425. — Tarsostrophie gegen
— 335. — mechanische Therapie des
— 404. — Ausschneidung der Binde-
haut gegen — 430. — Expressor bei
— 407. — Behandlung von Refractions-
fehlern bei — 396. 419. — Bekämpfung
des — 62. — Behandlung beim Militär
546. — in der bayerischen Provinz
Oberfranken 94. — in Russland 342.
460. — in Odessa 392. — Trichiasis,
Entropium, Pannus s. d.
Transplantation nach Thiersch bei
Symblepharon 451. 546. — von Con-
junctiva s. d. — von Cornea s. Kerato-
plastik. — von Lippenschleimhaut s. d.
— von Eihaut s. d.
Trepanation eines Leucoms s. Kerato-
plastik. Tätowirung. — s. a. Craniecto-
mie. — bei Stauungspapille s. d.
Trichiasis, zur — (Operation 241. 263.
381 (Jaesche) 538. — angeborene 127.
180. — durch Entropium senile, Be-
handlung 434.
Triton, Tinsenentwicklung beim — 348.
— Nerven der regenerirten Cornea von
— 482.
Trochlearis, einseitige traumatische —
Lähmung 288.
Tropacocain, anästhesirende Wirkung
des — auf Conjunctiva u. Cornea 311.
428, 503.
Trübungen der Cornea s. d.
Tuberoulose, Augen — 428. — primäre
— der Nase, Thränenleitung u. Con-
junctiva mit Uebergreifen auf die Lungen
303. — des Ciliarkörpers, der Iris, Lid-
haut, Orbita (Periostitis), Sklera, des
Thränensackes s. d
Tumore(n) s. Geschwülste.
Tusche s. Tätowirung.
Typhus, abdominalis, Augencompli-
cationen bei — 320. — Netzhautver-
änderungen beim — 449.
Uebergangsfalte s. Conjunctiva.
Uebersichtigkeit s. Hyperopie.
Ulcus corneae 548. — Aetiologie u.
Kenntniss des — cum Hypopyo 317.
— Bindehauttransplantation bei — s.
Conjunctiva. — Einwanderungsring bei
— 57. — internum 549. — Behandlung
423. 507. — Salpetersäure bei — 440.
— völlige Zerstörung u. Wiederheilung
bei — 312. 548. — rodens 159. — ser-
pens, Behandlung 223. 271. 373. —
Bakteriologie 392. 426. — 12 Mal per-
forirt, mit guter S geheilt 388.
warme — 94. — s. a. Wasser.
Unfallbsschädigung(en) des Auges
durch Hitze 351. — Sechschärfe u. Er-
werbsfähigkeit 456. — reelle u. even-
tuelle — 526. — des Nerven-Systems
s. d. — Verhütung der — des Auges
364. — s. a. Berufserkrankungen.
Unterrichtstafeln, augenärztliche s. d.
Urämie, Accommodationslähmung bei
— 428.
Uricämie, Neuritis optica durch — 436,
Urticaria durch Asthenopie 512.
Uterus, Augenerkrankungen bei — lei-
den 461. — Gesichtsstörungen u. —
Leiden 28.
Uvea 554. — Ectropiom der — 185.
Uvealtractus, Sarcome des — in Be-
ziehung zu den 8. des Ciliarkörpers
221, ihre Prognose 417, Statistik u.
Pathologie 448. — Veränderungen des
— nach Contusionen 557.
Vaccine, Augencomplicationen bei —
320. 545.
Varicellen,
— 320.
Variola, Augencomplicationen bei — 320.
Vena vorticosa im hinteren Bulbus-
theile 57.
Venen-Verschluss bei Gefässsklerose mit
Collateralen 414, — Centralvene s. d.
Thrombose s. d. — physiologischer
Netzhaut — Puls 185. — Cataract nach
Unterbindung der V. vorticosae 818. —
Anastomose s. Gefässe.
Verband, Augen — s. d.
Verbrennung des Auges 442. — der
Conjunctiva 464. — Kalk — s. d. —
mit glühendem Metall 558.
Vererbung s. Gesetz bei Nachtblindheit
s. d. — s. a. Heredität. Hereditär.
Verknöcherung der Linse s. d.
Verletzungen, die — des Auges 115.
808. 557. — ungewöhnliche 274. 463.
— des Auges mit Jinsenverletzung 382.
— durch Dynamit, Kalk, Schuss s. d.
— durch Kastanienstacheln 885. —
Geburts — s8. d. — Heilungsvorgänge
bei — der Augen-Formhäute 23. —
Naht bei grossen perforirenden — 95.
341. — Hornhautnaht bei — 460. —
perforirende, conservative Behandlung
347. — der Cornea u. Iris, ohne Linsen-
verletzung 408. — mit glühendem
Metall 558. — Pulver — 514. — des
Opticus s. d. — Stich — des Auges
389 (Hutnadel) 463. — Verhütung von
— 364. 893 (bei Arbeitern). — Begut-
achtung von — s. Unfallsbeschädigung,
Nerven-System — s. a. Fremdkörper.
Unfall.
Vertebraten s. Wirbelthiere.
Augencomplicationen bei
Sachregister.
Vibrationsmassage des Auges 33.*
349. 417.
Vierhügel-Geschwulst 345. — Augen-
symptome bei — Erkrankung 407.
Vorderkammer, Cilien in der — s. d.
— Communication zwischen — n. hin-
terer Augenkammer 158. — pigmen-
tirter Tumor der — 250. — Parasit in
— 88. — Diffusion in die — nach sub-
conjunctivaler Injection 369; Beein-
fussung durch Holocain 389. —
Schmiergel u. Stahl in der — 60. —
antiseptische Injectionen u. Auswasch-
ungen der — 426. — Instrument zur
Eröffnung der — 284. — nach Cata-
ractoperation s.d. — Wasser s. Humor
aqueus.
Vorlagerung s. Schielen.
Wärme =. Hitze.
Wasser, Staubdouche in der Augenheil-
kunde 223. — s. a. Umschläge. —
Schirm (s. Instrumente b.)
Weinen der Neugeborenen 273. 401. —
Drüse des psychischen — 401.
Weizenkorn im Conjunctivalsack 223.
Wimpern :. Cilien.
Wirbelthier, Auge, Entwicklung des —
18. 518.
Wundbehandlung, offene — bei Augen-
operationen 336. 353.* 392.
Wunden s. Verletzungen.
XXIX
X-Strahlen s. Röntgen-.
Xeroform bei Frühjahrscatarrh 224.
Xerose-Bacillen s. d. — der Conjunctiva
s. d. — der Cornea s. d.
Zahn, pathologische Beziehungen zwi-
schen Auge u. — 276. 334. — retro-
bulbärer Abscess durch Empyem des
Antrum Highmori, verursacht durch —
Caries 299.* — Fleisch-Blutungen bei
Hemeralopie 338. — Orbitalphlegmone
dentalen Ursprungs 400. — Schmerz
durch Insufficienz der Interni 434.
Zerstreuung, das Sehen in — skreisen
534.
Ziege, angeborene Panophthalmitis mit
Bacillenbefund bei einer — 270.
Zink im Auge 123.
Zirbeldrüse, Augensymptome bei Er-
krankung der — 407.
Zonula Zinnii, Insertion der Fasern der
— an der Linse 334. — Untersuchun-
gen über den Ursprung der — 28.
Zonulotomie s. Cataractoperation,
Technik.
Zoster s. Herpes.
Zündhütchen - Verletzung 557; sym-
pathische Neuritis 310. — Spontanaus-
stossung eines — Stückes, 5 Yale nach
der Verletzung 408.
Autorenregister.
* Originalartikel.
Aars 501.
Abadie 275. 279. 311. 334. 496.
Abelsdorff 94. 377.
Adamück 391.
Addario 270. 369 485.
Adler, Hans 30.
Agostini de 523.
Ahmann 516.
Albertotti 520.
Alessandro 478.
Alexander, L. 513.
Alfieri 431.
Allard 429.
Allen 381.
Allport 450.
Alonso 465. 467.
Alt 280. 281 441. 442.
Ammann 128,
Andogski 460.
Andreae 525.
Angelucci 436. 477. 479. 481. 484. 487.
Antonelli 314. 428. 479.
Apraksin 342.
Appleby 239.
Ard 537.
Armaignac 548.
Aronis 278.
Artault 428.
Ascher 418.
Aschkinass 92.
Asher 220. 370.
Asmus 30. 320. 344.
Astengo 475.
Aubineau 429.
Auerbach 306.
Awerbach 389.
Axenfeld 158. 372. 401. 402. 405. 527.
Ayres 339. 444.
Baas, Alb. 548,
Baas, K. 217. 504.
Bach 220. 252. 407. 409.
Bäck 155. 371. 406.
Baker 381.
Ball 450. 509.
Bałłaban (2.
Ballovitz 533.
Bannister 497.
Baquis 122. 475.
Barnes 439.
Battén 508.
Baudoin 279.
Baudry 21.
Baulai 280.
Beard 282.
Beardsley 443.
Beaumont 502.
Bechterew 494.
Beer, Berth. 488.
Beer, Th. 63.
Beevor 502.
Belilowski 461.
Bell 337. 381.
Bellinzona 522.
Benoit 212.
Berardinis, de 468. 471.
Berger, A. M. 115.
Berger, E. 148.
Berl 82. 544.
Bernheimer 154. 371.
Beltremieux 334.
Beyer 514.
Bialetti 485.
Bickerton 396.
Bielschowsky 25.
Bietti 401. 469.
Bihler 159. 548. 559.
Birch-Hirschfeld 368.
Birnbacher 305.
Bistis 279. 328." 334. 537.
Bitzus 335.
Bize 452. 554.
Blaschek 344.
Blask 453.
Bleicher 61.
Bloebauın 378. 508.
Blomquist 516.
Bloom 26.
Blumenthal, L. 512.
Bock, E. 30. 224. 343.
Böhm 273. 279.
Bondi 402.
Bono, de 480. 481. 486.
Borsch 425.
Borthen, Lyder 363.
Bortkewitsch 544.
Borysiekiewiez 265.
Botwinik 535.
Bourgeois 280. 423. 431. 432
Bouvin 284.
Brandenburg 351. 557.
Brecht 544.
Brixa 268.
Bronner 395.
Brooks 537.
Brown 339. 438.
Brox 557.
Bruner 438.
Bruns, H. D. 338. 442.
Brunson 338. 451.
Autorenregister.
Bryant 464. 465.
Bufalini 473.
Bull, G. J. 396. 457
Bull, Ch. S. 506. 507.
Bullot 85.
Buri 404.
Burnett 282. 440. 454.
Busch 372.
Cahn 399.
Capellini 482.
Capolongo 480.
Carra 522.
Carter 530.
Carvallo 433.
Castan 114.
Cavini 521.
Caw Mc 352.
Chacon 464.
Chandler 551.
Cheney 559.
Chetwood-Aiken 384.
Chevalier 94. 280. 310.
Chevallereau 392.
Chiapella 128.
Chipauit 382.
Chodin 460. 525.
Cirincione 18.
Cluzet 276. 427.
Cohn, H. 149. 378. 420. 421.
Cohn, O. R. 375.
Collica-Accordino 523.
Collins 446.
Collucci 469.
Conaehie 341.
Coover 527.
Coppez 84. 214. 275. 276. 311. 427. 428.
Cramer, E. 222. 544.
Cross 394. 457-
Crumb 338.
Crzellitzer 556.
Culbertson 338.
Czapski 271.
Dableau 548.
Dagilaiski 273. 400.
Dalbey 452.
Dalén 504.
Darier 279. 310. 311. 312. 416. 417.
Dastre 497.
Davis 463.
Daxenberger 223. 418.
Dean 451. 452.
Delany 557.
Delow 388.
Demicheri 275. 278. 279. 427. 465. 466.
467. 545.
Denig 90.
Deschamps 335. 426.
Despagnet 274.
Desvaux 212.
Deutschmann 110* 211.
Deyl 318. 342. 499.
Dianoux 548.
aaam e aa aae a a ooa GE EE Br Bun
|
XXXI
Diez 408.
Dimmer 319. 414.
Dixon 337.
Dobrowolsky 273.
Dötsch 267. 545.
Dogilaiski 550.
Dolbeau 426.
Dolganoff 374. 375.
Domee 418.
Donovan 451.
Doyne 548.
Dreisch 496.
Drew 506.
Driver 339.
Droogleever 537.
Druant 426.
Druault 427.
Duane 512. 536.
Dugardin 428.
Dunlop 489.
Dunn 372. 374.
Duyse, van 87. 213. 275. 276. 334. 426. 528
Eagleston 545.
Eales 548.
Egis 545.
Eisenhuth 557.
Ellet 545. 548.
Ellinger 405. 406.
Elmassian 424.
Elschnig 319. 345. 365. 371. 403. 500.
Emmert 513.
Epindtjew 460.
Erb, A. 408.
Erben 318.
Ernrot 388.
Erwin 535.
Ettinger 510.
Eversbusch 59.
Ewetzki 390.
Eyre 545.
Fages 426.
Falta 46.
Fehr 183. 185. 239. 241.
Fejér 64.
Fergus 456.
Fernandez 279. 464. 465.
Ferri 482.
Feuer 98.* 135.*
Filatow 389.
Finzi 469.
Fischer, E. 45. 79.*
Fischer, E. C. 537.
Fitzgerald 488.
Fleet, van 463.
Flemming, Perey 320. 500.
Fortunati 528.
Fortuyn 537.
Foster 374.
Foveau 430. 431.
Fox 557.
Fragstein 400.
Fränkel (Chemnitz) 370.
XXXII
Fränkel, C. 545.
Franke 487. `
Frégals 275. 276.
Frezals 352.
Friedland 367. 551.
Friedrich, E. 419.
Friedrich, R. 377.
Frisco 486.
Fromaget 423.
Fryer 281.
Fuchs, E. 24. 344.
Fukala 159. 373.
Fumagalli 533.
Gad 515.
Galezowski 280. 430. 435. 558.
Galkinaerts 88.
Gallenga 289.* 472. 519.
Gardner 452,
Gaudenzi 470. 520. 536. 556.
Gaupp 210.
Gehrhardt 535.
Geissmar 538.
Gelpke 96. 127. 374,
Genderen, van 558.
Gepner jun. 224. 256.
Germann 401.
Geuns, van 218.
Gifford 159. 374. 453.
Ginsberg 50. 57. 268.
Goerlach 514.
Goldzieher 65.* 257.* 306.
Golowin 95. 273. 389. 390. 461.
Gonin 373. 383.
Ganzales 466. 468.
Gori 284.
Goy 399.
Gradenigo 523.
Gradle 19.
Grandel&ment 274. 279. 425.
Greef 496.
Greene 536.
Greenwood 452.
Griffin 396.
Griffith 396.
Groenouw 24. 218. 221. 272.
Gros 95.
Grósz, v. 63. 212. 417.
Gruber, R. 57.
Gruder 32. 63.
Gruening 336.
Grunert 271.
Grynfeld 335.
Guaita 474.
Guende 432. 551.
Günzberg 272.
Günzburg. J. 341. 460.
Guillery 93. 533.
Guiot 310.
Gutmann, G. 551.
Guttmann, E. 514.
Guttmann, J. 299.* 511.
Haab 346. 412.
Haas, J. 287.
Autorenregister.
Haberkamp 1858.
Hajek 542.
Hailes 553.
Hainworth 543.
Haken 271.
Hallauer 408. 412.
Hamburger, C. 27. 184. 383,
Hamilton 449.
: Hancok 506.
|
Hanke 250. 317. 367.
Hansell 341. 439. 444.
Harlan 283. 459. 467.
Hartridge 458.
Hasselmann 528.
Hauer 545.
Haunschild 406.
Hawthorne 507.
Heath 441.
Hegg 115.
Heilmaier 415.
Heine, L. 55. 121. 254. 332.* 371. 401. 403.
Heinersdorff 22.
Heinrich 91.
Helbron 414.
Helleberg 553.
Henderson 443
Henke 367.
Hennecart 504.
Hennicke 60.
Hering 508.
Hern 397.
Herrlinger 503.
Herrnheiser 94. 115.
Hertel 56. 122. 127. 211. 267. 369.
Hess, C. 55. 59. 193.* 219. 408. 554.
Heustis 545.
Hilbert 77.* 271. 274. 311. 428. 503. 535.
Hinshelwood 396. 420. 458.
Hippel, E. v. 156. 157. 549.
Hirsch, C. 402.
Hirsch, J. 525.
Hirschberg 49. 115. 116. 151. 181. 183.
184. 239. 241. 246. 263. 545.
Hirschl 318.
Hirschlaff 542.
Hobby 442.
Hoffmann, F. W. 223.
Hoffmann, R. 528.
Holden 372. 375. 493. 556.
Holmes, C. R. 375. 490.
Holmström 549. 555.
Hoor 225.* 343. 416.
Hoppe 62. 416. 545.
Horstmann 505.
Hotz 451.
Howe 443. 511.
Hübner 535. 545.
Huizinga 528.
Hunter 337.
Jackson 440. 456. 506. 535.
Jacovides 267.
Jacqueau 418.
Jänner 288.
Autorenregister.
Jaesche 375. 380.
Jameson 352.
Jamison 383. 545.
Jarnatowski 372. 426. 435.
Jatcopoulos 429.
Jennings 338. 341.
Jensen 529.
Jitta 285. 425.
Inouye, Toyotaro 348.
Jocqus 274. 312. 416. 429. 465. 466.
Johnson, J. 339. 440,
Johnson, W. 451.
Jonnescu 320. 382,
Ischreyt 124. 369.
Junius 405.
Kahn 341.
Kämpfer 552.
Kallies 210.
Karplus 288.
Kastalskaja 389. 390.
Kaufmann 274.
Keiper 540.
Kelly 452.
Kempner 400.
Kennon 337.
Keown Mce 502.
Retter) 549.
Kibbes 189.
Kieseritzky 507.
Kiribuchi 373.
Kirilew 464.
Kirkorow 342. 553.
Klein, S. 288. 317.
Klingelhöffer 554. 558.
Klinkowstein 535.
Knapp, A. H. 374.
Knapp, H. 189. 372. 429. 529.
Knapp, Paul 415.
Knotz 320. 509.
Kölliker, v. 539.
Koenig, W. 491.
Koenigshöfer 310. 417.
Köttgen 94.
Koller 127.
Kollock 450.
Koogker 507.
Kopff 432.
Korkaschwili 461.
Koslowsky 342.
Kossobudski 460.
Koster 72.* 157. 277. 406. 499. 410. 455.
Kouwenhoven 307.
Kraiski 462.
Krause 497.
Kretschmer 287.
Kries, J. v. 91. 93. 535.
Kröger 350.
Krohn 543.
Kroll 514.
Krückmann 155. 254. 266. 366.
Kruckenberg 400. 401. 403. 546. 550.
Kugel 370.
eege Eege
XXXI
Kuhnt 18. 119. 387. 404. 405. 406. 407.
410. 412.
Kunn 536.
Kyle 341.
Lagleyze 276. 334.
Lagrange 334. 423.
Lakschewitz 391.
Lamas 466.
Lamborelle 212.
Landolt, E. 395. 426. 428.
Landolt, H. 321.*
Landrevie 94.
Lange, O. 251. 273. 279.
Langie 360.*
Lans 283. 284.
Lantsheere, de 88. 223.
Lapersonne 417. 424. 427.
Lapsley 452.
Laqueur 253. 515.
Laurenty 63.
Lawrentjew 389.
Lawson 395. 3896. 447.
Leber 270. 429.
Ledbetter 338.
Lederer 417.
Lefrançois 312. 416. 431. 553.
Lehmann 184.
Lembeck 506.
Léonard 435.
Leprince 425.
Lesshaft 422.
Levin 189.
Levinsohn 158. 189. 207.* 240.
Levitski 462.
Lewis 383. 508.
Lichtenstern 62.
Liepmann 211.
Linde 1.*
Lippincott 190.
Lipps 93.
Lobanow 459. 460. 461.
Lodato 479. 483.
Löwy, R. 148.
Lopez 433. 464. 467.
Lor 85. 538.
Lorenzi 475.
Lucas 349. 502.
Macewen 29.
Mackay 489.
Maddox 454.
Mader 342,
Magavly 526.
Magnani 485.
Magnus 115. 365.
Majewski 550.
Maklakow 389.
Malfi 485.
Malgat 433. 434.
Mandi 550.
Mandonnet 335.
Mannhardt 503.
Manz 550.
XXXIV
Marciszewski 538.
Marimo 522.
Marina 498.
Markus 410.
Marple 336.
Marshall 447. 448.
Masselon 425.
Matthaei 546.
May 546. 558.
Mazet 433.
Mazewski 272.
Mazza 546. 550.
Mc Caw 352.
M’Keown 502.
Mc Queen 498.
Me Reynolds 449.
Mellinger 306. 311.
Mendel. F. 47. 239. 557.
Mendel, Kurt 492.
Menzies 526.
Messner 10.*
Metaxas 277.
Mets, de 84.
Meyer, Ed. 436.
Meyer, O. 210. 386. 414,
Meyer, W. 386.
Micas 277.
Michel, J. v. 409. 516. 529.
Milbury 464.
Miller, M. 94.
Miller, V. 455.
Millikin 443.
Millingen, van 161.*
Mingazzini 496. 520.
Minor 584.
Mitchell, A. T. 384.
Mitchell, S. 453.
Mock 546.
Mohilla 353.*
Mohr, M. 32.
Moll, van 546.
Morano 522.
Montalcini 520.
Moore 462.
Mooren 18.
Morax 392. 424. 529.
Moty 546.
Moulton 441.
Mühsam 422.
Müller, J. 95.
Müller, L. 156. 546.
Münden 487. 497.
Mulder 507.
Mullen 526.
Munk. J. 115.
Muntendem 285.
Murphy 338.
Murray 451.
Nagel, W. 93. 115.
Natanson 390. 516.
Nattini 550.
Nelson 463.
Nettleship 445.
Autorenregister.
Neunhöfer 529.
Neuschüler 183. 239. 240. 427. 434. 435
470. 471.
Neustätter 159. 349.
Nicolai 284,
Nicolaier 421. 422.
Nieden 115. 365.
Nordera 522.
Norman-Hansen 90. 104.*
Nottage 550.
Novizki 92.
Noyes 336.
Nuel 86. 212. 275.
Obarrio, de 49. 184. 185. 424. 428. 435. 441.
Oblath 553.
Oertzen 403.
Oliver 423. 467. 510. 511.
Orschansky 211. 492.
Ostwalt 115. 121. 481.
Otto 157.
Panas 114. 427.
Parinaud 96.
Parisotti 424. 433. 520.
Parker 500.
Parkinson 536.
Pattillo 453.
Pausier 424,
P£chin 428. 433.
Peck 462.
Percival 456.
Peretti 552.
Pergens 85. 197.* 231.* 272. 278. 318.
411. 425.
Pes 470. 519. 520. 521.
Peschel 400.
Peters 411. 412.
Petit 277. 392. 426.
Pfalz 279. 348, 526.
Pfister 495.
Piccoli 517.
Piesbergen 33.*
Piltz 493. 494. 497. 498.
Pines 413.
Pitres 343.
Platenga 536.
Pötsch 535.
Porter 536.
Posey 382. 459. 465.
Pratt 459.
Praun, E. 115. 129.* 170.* 808. 559,
Preindlesberger 54. 343.
Pretori 362. 419.
Preyer 92,
Pröscher 303. 559.
Pyle 438. 511. 512.
Queen Mc 498.
Querenghi 425. 524.
Radziezjewski 505.
Röhlmann 158. 223. 347. 413.
Randolph 552.
`~
Rau 47. 50. 185. 239. 241. 398.
Ray 438. 440.
Reagan 450.
Reber 450.
Reddingius 277. 283.
Reif 543.
Reik 438.
Reimann 90.
Reimer 188. 377.
Requier 543.
Reumeaux 312.
Reuss, v. 58.
Reymond 402.
Reynolds, D. S. 340. 459.
Reynolds, J. 449.
Reynolds Me 449,
Ricchi 468.
Richter 547.
Rimowitsch 392.
Rischawy 287.
Risley 445. 506.
Ritter 372.
Ritterhaus 365.
Rochon-Duvigneaud 275. 312. 415.
Rockliffe 543.
Römer 347. 539.
Rogers 449.
Rogman 87. 213. 276. 310. 335. 424. 429.
Rohmer 336. 424.
Roket 418.
Rollet 96.
Roper 543.
Roosa 462.
Ross 496.
Roth 365.
Roure 277. 336.
Rudin 392.
Rudloff 29.
Rutter 559.
Ryerson 383.
Sachs, M. 61. 122. 317. 319. 370. 534.
Sachsalber 61.
Sänger 19. 96. 493.
Saggini 425,
Salomonsohn 422.
Salva 278.
Salzmann 534.
Sameh-Bey 428.
Samogloff 534.
Saradeth 559.
Sassaparell 547.
Saterley 530.
Sawitsch 390.
Schäffer 400. 547.
Schanz, F. 342. 365. 514.
Schapringer 381. 402. 410,
Scharwin 92.
Scheer 380.
Scheff 541.
Scheffels 274. 281. 414.
Schenk, F. 534.
Scherer 372.
Schieck 368. 550.
Autorenregister.
XXXV
Schimanowski 342.
Schiötz 277.
Schirmer 40.*
Schlesinger 419. 420.
Schlipp 368.
Schlodtmann 543.
Schmeichler 288. 319. 320.
Schmidt, M. 515.
Schmidt, R. 124.
Schmidt-Rimpler 60. 216. 297.* 386. 491.
Schnabel 314. 316. 345. 537.
Schnaudigel 221. 251.
Schneider. G. 434.
Schneller 157.
Schoute 57. 370. 408. 534.
Schreiber, P. 506.
Schröder, v. 388.
Schubert, P. 526.
Schüssele 556.
Schuhr 18.
Schuleck 365.
Schulte 420.
Schultz, H. 373.
Schultz, P. 21. 495.
Schuster, P. 55. 492.
Schwarz, E. 155. 288.
Schwarz, N. 388.
Schwarz, O. 415.
Schweigger 374.
Schweinitz, G. E. de 382. 500. 656.
Scimemi 476.
Scott 897.
Serini 275. 428. 504.
Seggel 400. 401. 557.
Seitz 559.
Selenkowsky 532.
Seligmann 18.
Seydel 269. 386. 414.
Sgrosso 470. 471.
Sicherer 372.
Sidler-Huguenin 29. 550.
Signorino 466. 479.
Silex 378. 407. 411. 492. 547. 554.
Sinigar 502.
Sirotkin 342.
Sittmann 543.
Skrebitzki 526.
Smirnow 249.
Smith, Pr. 455. 534.
Snegirew 349. 389. 390. 416.
Snell 364. 393. 501.
Snellen, H. 158. 283.
Sourdille 427.
Spalding 512.
Spiller 439.
Spiro 185.
Stefani 522.
Steiner, L. 43.
Stephenson 451. 498. 509. 536,
Stevens 437. ;
Stevenson 340.
Stilling, J. 261.*
Stilson 340. 449. 507,
Stock 417, 510,
XXXVI
Stoewer 23. 269.
Stood 64.
Story 456.
Straub 283.
Streiff 524.
Strzeminski 221. 277. 431. 435. 436.
Suker 430. 450.
Sulzer 336. 423. 426.
Suyder 547.
Sweet 189.
Szulislawski 401.
Tacke 214.
Tansley 448.
Tarutin 388.
Teck 512.
Teillais 423.
Tereschkowitsch 389. 390.
Terrieu 28. 276. 334. 427. 428. 504.
Terson 276. 277. 312. 425. 426. 429.
Theobald 340. 445.
Thilliez 430. 552.
Thomson, E. S. 463.
Thorner 386. 445.
Tödten 541.
Toms 463.
Topolanski 59.
Tornabene 478.
Tornatola 18. 518.
Toyotaro-Inoye 348.
Trantas 434.
Triepel 58. 370.
Troncoso 464. 465. 466. 467. 468.
Trousseau 276. 278.
Truhart 391.
Tschermak 214. 252.
Tscherning 455.
Tschuprin 461.
Türk 14.* 47. 185.
Uley 352.
Ulry 275. 276.
Uhr 96.
Uhthoff 211. 386. 413. 422. 490.
Vacher 336.
Valenti 522.
Valk 462.
Valois 428.
Valude 311. 335. 416. 423. 424. 426. 503.
Vehmeyer 377.
Velez 467.
Velhagen 204.* 400.
Vennemann 87. 213.
Verhoff 382. 450.
Vervoort 534.
Vian 312. 433. 434.
Vieusse 280. 431. 432. 433. 434,
Vincentiis, de 468. 470. 516. 517.
Vollaro 469. 475. 518.
Vollert 123.
Volpe 479.
Autorenregister.
Voss, v. 387.
Vossius 274. 279. 559.
Wagenmann 58. 274. 279.
Wagner 547.
Walle 311.
Waller 404.
Walter, O. 373. 392. 419.
Walton 559.
Warschawski 403.
Wassiljew 390.
Weber, H. 419.
Webster 505.
Wecker, de 273. 274. 277. 279. 311. 335.
403. 424. 425. 430. 5583.
Weichselbaum, A. 156.
Weil 416.
Weiland 440.
Weill 505. 554.
Weiss, H. 64. 345.
Weiss, L. 148. 544. 554.
Weissenbach 558.
Welander 513.
Werman 539.
Werner 539.
Wernicke 304. 464. 466. 467.
Wescott 382.
Westhoff 180. 335.
Westphal 494.
Wettendorfer 553.
Wheatley 547.
Wicherkiewiez 62. 281. 489. 547. 550. 553.
Wilbrand 19. 96. 375. 405.
Wingate 439.
Wingenroth 105.* 159. 272.
Winselmann 400.
Wintersteiner 56. 402. 414. 540.
Wishard 382.
Witasek 534.
Wlassak 534.
Wolf, G. 499.
Wolff, H. 374. 548.
Wolffberg 222. 223. 377. 378. 418. 419.
420. 421.
Wood, C. A. 378.
Wood 548.
Woods, Hiram jr. 282. 382.
Würdemann 340. 437. 451.
Yarr 488. 501.
Zehender 402.
Zeller 515.
Zeper 404.
Ziehen 492.
Zimmermann, C. 372. 415. 416. 512.
Zimmermann, E. 548.
Zion 310.
Zirm 165.* 345. 381. 516.
Zoth 365.
Zuckerkandl 318.
Zumsteg 540.
Zweig 537.
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE,
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıLey in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr.
Cr. pu Bos-Reyuonp in Berlin, Dr. DAHBENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emmert in Bern,
Prof. C. GaLLEnGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. Gorpon NOoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KuTHE in
Berlin, Dr. LanpAau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL
in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. Reıca in Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. SCHENKEL
in Prag, Prof. Dr. Scawarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. StieL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Januar. _ Dreiundzwanzigster Jahrgang. 189.
Inhalt: Originalmittheilungen. I. Haab’s oder Hirschberg’s Elektromagnet? Von
Dr. Max Linde, Augenarzt in Lübeck. — II. Einige Erfahrungen über Protargol-Anwen-
dung in der Augenheilkunde. Von Dr. Adolf Messner, Secundararzt. — III. Bemerkungen
zu einem Falle von Retractionsbewegung des Auges. Von Dr. Türk in Berlin.
Neue Bücher.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber Hornhauttrübungen, die nur vermittelst
seitlicher Beleuchtung und Lupenvergrösserung zu erkennen sind, von H. Gradle in
Chicago. — 2) Ueber die. Wirkungsweise der Mydriaca und Miotica, von P. Schultz.
— 3) Simulation de l’amaurose et de l’amblyopie.. Des principaux moyens de la
devoiler, par Prof. S. Baudry in Lille.
Journal-Uebersicht. v. Graefe’s Archiv f. Ophtbalmologie. XLVI. 1.
Vermischtes. Nr. 1—3.
Bibliographie. Nr. 1—9.
I. Haab’s oder Hirschberg’s Electromagnet?
Von Dr. Max Linde, Augenarzt in Lübeck.
Die in der Wiener klinischen Wochenschrift aus der Klinik des Prof.
Fucus in Wien durch M. Sacns veröffentlichten 32 Fälle von Magnet-
ausziehungen lassen es, wie sich dies auch aus einem rein theoretischen
Raisonnement ergiebt, wünschenswerth erscheinen, künftig eine genaue
Indication für die Anwendung des HaAg’schen und des HırschBEre’schen
Electromagneten zu sichern. Was der eine leistet, leistet der andere nicht.
1
Die grosse Stärke des einen gereicht oft zum Schaden, die geringe Kraft
des anderen genügt oft nicht. Wann wollen wir nach HAAB, wann nach `
HırscuBERG operiren?
Prof. HrırscaBeErRrG wendet sich sehr richtig gegen die gedankenlose
Anwendung zu starker Magnete! und schreibt diesen gerade Unglücksfälle
bei der Operation und Schädigungen dauernder Art zu.
Und in der That sind die von M. Sacas publicirten, zum grössten
Teile mit dem Haap’schen Riesenmagneten operirten Fälle weit davon ent-
fernt, uns das Operationsverfahren nach HAAB unter allen Umständen als
ein verlockendes erscheinen zu lassen. ‘In vielen dieser Fälle müssen wir
zugeben, dass nach der HırscHBere’schen Methode weit glatter und ge-
fahrloser operirt wäre.
Hören wir z. B. folgende Fälle, so wird uns dies klar:
„Fall 13. Vasic. V. 20 Jahre, aufgenommen 9. Oct. 96.
Verletzung am selben Morgen am linken Auge.
Starke Reizerscheinungen. Aussen in der Sclera beginnend, und zwar
über dem horizontalen Meridiau eine in die Hornhaut reichende, circa 5 mm
lange, scharfrandige Wunde. Iris vorgefallen. Hyphaema. Pupille schwarz,
Fundus schlecht sichtbar. |
Das Sideroscop zeigt grössten Ausschlag bei Näherung des äusseren,
unteren Bulbusquadranten.
Operation: Bei Verwendung des HaaB’schen Magneten ver-
spürt Patient grosse Schmerzen. Die Iris wird vorgewölbt. Patient
wird in den Öperationssaal gebracht; die Iris wird ausgeschnitten. Der
fast: linsengrosse, kantige Eisenspahn mit dem HırscHBere’schen Magneten
extrahirt.
Am 22. Dec. 96 wird das Auge wegen andauernder Schmerz-
haftigkeit enucleirt.“
Ueber Visus des enucleirten Auges ist nichts gesagt. Auch die ana-
tomische Ursache der Schmerzhaftigkeit am enucleirten Auge festzustellen,
wäre von Interesse gewesen. Zu vermuthen ist, dass der kantige Eisen-
splitter beim Annähern des .Haap’schen Riesenmagneten Zerreissungen und
Quetschungen des Ciliarkörpers verursacht hat, da doch sonst gewöhnlich
mit der Befreiung vom Fremdkörper das gereizte und schmerzhafte Auge
reizlos wird.
Hören wir weiter:
„Fall3. Adam, H. 19 Jahre, aufgenommen 8. Nov. 95. Verletzung am
4. Nov. beim Oeffnen einer Kiste am linken Auge.
In der Mitte der Hornhaut eine 2 mm lange, lineare Trübung. In
der Mitte der Linsenkapsel eine ebenso grosse Einbruchspforte. Wundstar.
! Ueber die Entfernung von Eisensplittern aus der Netzhaut. Deutsche med,
Wochenschr. 1894. Nr. 23 u. 25.
Sen SE Ee
Im Glaskörper flottirende Trübungen. Auge gereizt. Die sideroscopische
Untersuchung negativ. Grosser Gf.-defect innen.
Am 2. Dec. gelingt es mit dem Spiegel aussen oben nahe der äussersten
Peripherie einen in der Netzhaut festsitzenden Fremdkörper wahrzunehmen.
Am 4. Dec. wird der äussere Theil der Cornea dem Haap’schen Mag-
neten genähert; die Spitze ist !/, cm von der Cornea entfernt. Bei stärk-
ster Stromstärke wird die Iris vorgebaucht. Patient verspürt
heftigen Schmerz. Die vordere Kammer füllt sich mit Blut. Am
Nachmittage .ist der Fremdkörper nicht mehr an der Stelle, wo er am
2. Dec. gesehen worden war, wahrzunehmen. Die Kataract hat zugenommen.
Aussen unten im Glaskörper ganz peripher sieht man gelegentlich einen
hellen Reflex, der wohl vom Fremdkörper herrührt.
Am 5. Dec.: Da der des Tages vorher mit dem Haap’schen Magneten
angestellte Extractionsversuch keinen Erfolg hatte, so wurde zunächst von
der Anwendung abgesehen und die Entfernung des Fremdkörpers nach
HiIBSCHBERG angestrebt. Es wird ein 5 mm langer Schnitt in der Sclera
angelegt. Mehrmaliges Eingehen mit dem HırschBerg’schen Magneten
bleibt ohne Erfolg. Nach Anlegung der Spitze des Haab’schen Magneten
an die Sclerawunde gelingt die Extraction des länglichen, eirca 1!/, mm
breiten Eisenspahns. S. bei der Entlassung Finger in 2 m.“
Auch hier war die erste Annäherung des Auges an den Hax schen
Riesenmagneten von übelster Wirkung. Der vorher sichtbare, in der Netz-
haut steckende Fremdkörper, der sicher bei sofortigem Einschnitt in die
Sclera mit dem HırscHaBer@’schen Magneten bei seiner Grösse und dem
bekannten Sitze glatt entfernt wäre, wird durch den Haap’schen Magnet
mit Gewalt gegen den Ciliarkörper oder Linse gerissen, dergestalt, dass
die Iris unter Schmerzen nach vorwärts gebuckelt wird und die Vorder-
kammer sich mit Blut füllt. Der Fall wurde durch diese Manipulation
wesentlich verschlechtert, die ärztliche Hülfe geschah nicht cito und jucunde.
Dasselbe lässt sich sagen von Fall 4:
„Theodor N. 33 Jahre, aufgenommen 16. Jan. 96. Verletzung am Vor-
mittage desselben Tages.
In der inneren Hälfte des l. Bulbus eine bogenfärmig verlaufende,
Sclera und Cornea durchsetzende Wunde; dieselbe ist circa 3 mm lang. In
der Iris hirsekorngrosse, nicht durchleuchtbare Stücke. Glaskörper besonders
innen und unten getrübt.
Sideroskop: Grosser Ausschlag bei Annäherung des inneren unteren
Bulbusabschnittes.. Es wird innen unten die Vorderkammer punktirt, der
Haap’sche Magnet angelegt, der den Fremdkörper und mit diesem die
Iris anzieht. Abtrennung der Iris mit der Scheere. Die Iris ist in
einer !/, cm langen Strecke innen dialysirt.“
Da bei diesem Fall bemerkt ist: „von der Application dieser Art des
Haap’schen Magneten werde in der Folgezeit abgesehen“, so hat schon der
/ 1*
zum A. en
Operateur die grosse Gefahr des Haap’schen Magneten bei eröffneter Vorder-
kammer erkannt. Die nach vorwärts gezogene Iris und Linse findet in
dem Druck der geschlossenen Vorderkammer Widerstand. Ist aber die
Vorderkammer eröffnet, so ist die Folge, dass die Iris oder Zonula abreisst.
Sicher können bei dieser Anwendung des Haa»’schen Magneten auch
Linsenluxationen oder Subluxationen beobachtet werden.
Wie enorm die magnetische Kraft des Haap’schen Instrumentes wirkt,
lässt sich. aus einem Falle ermessen, wo wahrscheinlich der Eisensplitter
durch die sämmtlichen Augenhäute gezogen wurde: ;
„Fall 23. Nicolaus A., 34 Jahre, aufgenommen 21. November 1897.
Verletzte sich am 18. November das rechte Auge.“
Ciliarinjection. Vom oberen Hornhautrand zieht im verticalen Meridian
der eine Schenkel, parallel dem inneren oberen Hornhautrand der andere
Schenkel einer Lappenwunde, die bereits verklebt ist; dahinter die Iris
vom Pupillarrand bis nahezu zum Ciliarrand eingerissen. In der Pupille
und im Colobom zartes Exsudat. Zarte Cataract.
Das Sideroscop zeigt sehr grossen Ausschlag bei Annäherung des inneren
Bulbusabschnittes.
Der Haapw’sche Magnet wird mit dem inneren oberen Hornhaut-
quadranten in Berührung gebracht. Man bemerkt eine Vorwölbung
in der Gegend des rectus internus. Ausserdem verspürt der Kranke
einen heftigen Schmerz.
Die Bindehaut wird über der Stelle, die vorgewölbt wurde, einge-
‘schnitten; aus dem subconjunetivalen Gewebe konnte ein Eisenspahn von
halber Linsengrösse entfernt werden. Keine Perforationsstelie der Selera
nachgewiesen. Visus: Fingerzählen.“
Wohl selten ist ein Instrument empfohlen, das in seiner Anwendung
so ungewiss ist und den Arzt dem Glückszufall so preisgiebt, wie der
Haap’sche Magnet. Eröffnet man, beim Sitze des Fremdkörpers im hinteren
Bulbusabschnitt, den Glaskörperraum und führt die Magnetspitze ein, so
unterscheidet sich die Magnetwirkung des Haap’schen von dem HızscH-
BERG’S nur durch die grössere Stärke der magnetischen Kraft. Da jedoch
in den meisten Fällen die Diagnose des Sitzes des Fremdkörpers mit Hülfe
des Sideroscops und Augenspiegels möglich ist, so ist es viel rathsamer
nach HIRSCHBERG zu operiren und dessen Vorschriften zu folgen, die er
in seiner Schrift: Die Entfernung von Eisensplittern o c.) folgender-
maassen giebt:
„Glaskörperzertrümmerung wird vermieden, wenn man nach der von
mir gegebenen Regel den Glaskörper mit dem scharfen Messer bis in die
Gegend des Splitters spaltet. Zertrümmerung des Glaskörpers bewirkt
später Schrumpfung desselben und Netzhautablõsung“.
Auch wenn der Sitz der Eisensplitter unbekannt ist, ist zunächst die
Operation nach HIRSCHBERG zu machen, da auf diese Weise — ich selbst
SE Se
war öfters Augenzeuge — Eisensplitter von geringem Gewicht leicht aus-
gezogen werden können. Erst wenn nach vorsichtiger Einführung der
kleine Magnet versagt, darf man sich zur Anwendung einer stärkeren
magnetischen Kraft entschliessen.
Die Gefahr der Anwendung beim Riesenmagneten besteht hauptsächlich
darin, dass wir nicht wissen, von welcher Beschaffenheit der Eisensplitter
ist, ob er spitz oder kantig, rauh oder glatt ist, ob er sich quer oder in
der Längsrichtung anzieht. Darin besteht der grosse Zufall bei einer
Operation nach Haas. Sitzt z. B. ein nadelförmiger Eisensplitter im Auge
und wird bei Annäherung des Haap’schen Magneten der Körper ausgezogen,
indem er der magnetischen Kraft, in seiner Längsrichtung die Augenhäute
durchbohrend, folgt, so kann die Ausziehung die glänzendste sein, die sich
denken lässt. Wirkt aber bei demselben Fall. die magnetische Kraft in
der Mitte des Fremdkörpers am stärksten — und in der Mehrzahl der
Fälle wird dies zutreffen. weil die Mehrzahl der Splitter von unregelmässiger
Gestalt sind, so dass sich ein Nord- und Südpol an ihnen nicht differen-
cirt —, so reisst der dem Magneten folgende Fremdkörper auf seinem
schnellen Wege alles, was ihm in den Weg kommt, entzwei.
Ueber die Gefahren der Glaskörperzertrümmerung hat Geh. Rath
HiRscHBERG sich ausgesprochen. Noch gefährlichere Wirkungen sehen wir
in den von SacHs publicirten Fällen der Wiener Klinik. Zerreissungen
der Iris, des Ciliarkörpers, der Linse, der Zonula sind ganz natürliche
Folgen einer Annäherung eines einen Eisensplitter beherbergenden Auges
an einen HaA»’schen Riesenmagneten. Denn es ist klar, dass der Splitter
auf dem rapiden Rückwärtswege zum Magneten dieselben schweren Zer-
störungen hinterlässt, wie beim Eindringen in das Auge. Die oft mit
kleinen Widerhäkchen versehenen, rauhen und spitzkantigen
Eisenspähne, wie sie beim Behauen von Eisen oder beim Nieten
abfliegen, setzen, dem Zuge des HaAB’schen Magneten folgend,
sicher grössere und schwerere Verletzungen an Ciliarkörper
und Linse, als wie der glatte Schnitt, der bei der Operation
nach HIRSCHBERG gemacht wird. Unter besonders ungünstigen Um-
ständen kann durch Annäherung des Haup’schen Magneten geradezu ein
Auge innerlich zerrissen werden, so dass auch nach Entfernung des Fremd-
körpers das Auge verloren ist (cf. oben Fall 13). Es ist doch nicht der
Triumph der Wissenschaft a ont prix einen Eisensplitter aus dem Auge
zu entfernen, sondern das Auge zu retten optima via.
Und doch kann man die starken Magneten nicht ganz entbehren,
so gefährlich ihre unterschiedslose Anwendung sein mag. Besonders sind
es solche Fälle, wie HıRscHBERG sie hervorhebt, die mit dem kleinen
HırscHBere’schen Magneter nicht zu operiren sind: „sie zeigen eine kleine
Wunde in der Hornhaut oder nahe ihrem Rande, nicht geeignet zur Ein-
führung der magnetischen Sonde, einen kleinen Fremdkörper in der Tiefe,
ege
gutes oder befriedigendes Aussehen des Auges und Sehkraft.“ Auch die
Fälle, wo der Fremdkörper unsichtbar ist und in der Vorderkammer im
Kammerwinkel eingeklemmt sitzt, eignen sich für den Haup’schen oder
ScHLösser’schen Magneten. Letzterer leistet alles Gute, was der Haap’sche,
ist aber weniger gefährlich. In solchen Fällen, wie er auch-von Sacas be-
schrieben wird, gelingt es oft, den Fremdkörper zu lockern und auszuziehen.
Sehr vorsichtig muss schon verfahren werden, wenn der Fremdkörper hinter
der Linse liegt. Die Fälle, in denen es möglich war, den Fremdkörper durch
entsprechende Bewegungen des Magneten über den Pupillarrand zu leiten und
ihn, nachdem er in die Vorderkammer gefallen ist, zu extrahiren, tragen schon
den Charakter der unsicheren Methode an sich. Gewiss kann bei geeigneter
Beschaffenheit des Fremkdörpers dieser Weg ein sicherer sein, obwohl doch
der Splitter bei Lagerung auf dem Ciliarkörper sich einen Weg durch die
Zonula, eventuell durch die Linse bahnen musste. Aber sobald der Splitter
scharfe Ränder und Ecken hat, wäre das Herüberleiten in die Vorderkammer
schon kein ideales Verfahren, sondern der Lederhautschnitt nach HıRscH-
BERG und Ausziehung, sei es mit dem kleinen, sei es mit dem grossen
Magneten. (Geradezu verboten muss die versuchsweise Annäherung an den
Haup’schen Magneten zu diagnostischen Zwecken sein.
Welche idealen Erfolge man bei richtiger und sorgfältiger Anwendung
des HırscaBeErg’schen Magneten auch bei kleinsten Fremdkörpern im Auge
erzielt, beweist folgender von mir beobachteter und operirter Fall, welcher `
zugleich ein Beweis für die Sicherheit der Diagnose mit Hülfe des Asmus’-
schen Sideroskopes ist.
Frau M. M., 48 Jahre alt, kam am 18. Juni 1898 in meine Behandlung
mit der Angabe, dass ihr vor drei Tagen beim Kartoffelhacken ein scharfer
Flintstein in das linke Auge geflogen sei. Der Status war folgender: (Fig. 1.)
Das linke Auge ist stark pericorneal injieirt. Die Hornhaut ist rauchig
getrübt. Auf derselben unten eine quer verlaufende 2!/, mm lange, feine
strichförmige Linie, kaum sichtbar, offenbar von dem perforirenden Fremd-
körper herrührend. Gegenüber in der Iris ein ca. 2 mm grosses, durch-
leuchtbares Loch. Breite hintere Synechie der Iris nach unten. Die Linse
sternförmig getrübt, besonders am hinteren Pole. Das Auge durchleuchtbar.
Glaskörper klar. In der Netzhaut unten ein grosser, weisser Herd, rings
umgeben von grossen Blutflecken. In der Mitte des trichterförmig
vertieften Herdes ein schwarzer, nicht glänzender Fleck von der Grösse
der Papille. Visus: Finger ca. 2m. Medication: zunächst Atropin und
Verband.
Da mein Sideroskop von Asmus noch nicht eingetroffen war, so be-
schloss ich, die Kranke versuchsweise mit dem ausserordentlich empfind-
lichen Magneten der hiesigen erdmagnetischen Station zu untersuchen.
Durch die Güte und Mitwirkung des Directors Schaper wurde der Apparat
wegen der Störungen der elektrischen Strassenbahn in einem .ca. einen
Kilometer vor den Thoren liegenden einsamen Gasthause eingestellt. Bei
der Annäherung des erkrankten Auges zeigte sich jedoch kein Ausschlag. !
Unter Atropin nahm die Reizung des Auges ab. Das Loch in der
Iris verkleinerte sich zusehends, so dass die Oeffnung nicht mehr durch-
leuchtbar war.
Ophthalmoskopisch bildete sich am Fremdkörper eine kleine Glas-
körperflocke aus, welche wie ein Schweif am Fremdkörper sass, parallactische
Verschiebung zeigte und bei plötzlichen Bewegungen des Auges flottirte.
Fig. 1. Das verletzte Auge unter focaler Beleuchtung.
Nachdem inzwischen das Asmus’sche Sideroskop aufgestellt war, wurde
zur Nachtzeit, um vor der elektrischen Strassenbahn sicher zu sein,? das
Auge der Magnetnadel genähert. Hierbei ergab sich ein ganz minimaler
Ausschlag am unteren Bulbustheil. Der Ausschlag war so fein, dass erst
nach mehrfacher Annäherung und Entfernung das Resultat als ein positives
registrirt werden konnte. An der Millimeterscala mit dem Fernrohr be-
! Die zur erdmagnetischen Untersuchung dienenden Magnete sind sehr kurz
Nord- und Südpol liegen nahe bei einander. Daher ist es schwer, mit diesen Instru-
menten einen Ausschlag und genaue Localisation zu erhalten, wenn ein solcher erfolgt.
? Vergl. Centralbl. f. Augenheilk. 1898. September.
ge dee
obachtet, betrug der Ausschlag nur einige Theilstriche. Es wurde die ge-
wöhnliche Nadel ohne Astasirung benutzt.
Es handelte sich also um Eisen. Trotzdem zögerte ich, sofort die
Extraction vorzunehmen, weil die Reizerscheinungen des Auges fast ganz
geschwunden waren, der Körper aseptisch war, und nach HiRSCHBERG
Eisensplitter, die kleiner als die Papille sind, anstandslos ohne Schädigung
des Auges einheilen. Ich selbst habe auf der Klinik des Geh. Rath
HiRSCHBERG, meines verehrten Lehrers, Fälle von kleinen Eisensplittern
gesehen, die Jahre lang von den Augen gut vertragen wurden.
0 SIE eb D
Fig. 2. Vor der Operation,
In solchem Falle, wie dem meinen, war kein Grund vorhanden, sofort
einzugreifen; man konnte ruhig abwarten und zusehen, ob der Fremdkörper
vertragen wurde. Das geschah. Das Auge wurde oft untersucht und war
Anfang August völlig reizlos. `
Mitte August, also genau zwei Monate nach dem Unfall, waren die
‘ersten Anzeichen einer Verrostung des Auges zu bemerken. Zunächst nur
in der Umgebung des Fremdkörperss. Kleine, pflasterförmige, braune
Herdchen mit hellerem Centrum und Stippchen zeigten sich rings um den
trichterförmig eingezogenen weissen Herd. Sie nahmen. an Zahl und Grösse
zuerst langsam, später schneller zu, so dass schliesslich der ganze weisse
Herd schwarz umrändert war. Die kleine Flocke flottirte nach wie vor im
Glaskörper. Sonstige Veränderungen, Verrostung an der Iris u. s. w., waren
nicht zu bemerken. (Fig. 2 siehe 8. 8.)
Jetzt schien mir der Moment zum Eingreifen gekommen, da man
nicht gut zuwarten konnte, bis die Rostflecke sich auf die centralen Partien
der Retina ausdehnten.
Am 26. August wurde die Magnetoperation vorgenommen. Tiefe Chloro-
formnarkose. Schnitt im äusseren horizontalen Meridian unterhalb des Rectus
externus. Eingehen mit dem gekrümmten Ansatz des HırscHBEre’schen
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Fig. 3. Nach der Operation.
Magneten in der Richtung nach unten. Deutliches „Klick“. Der ausgezogene
Eisensplitter wiegt noch nicht voll ein Milligramm, ist von bräun-
lichen Oxydmassen umgeben, sehr scharf gerandet. Es ist wunderbar, dass
ein so kleiner Eisensplitter die lebendige Kraft entwickeln konnte, Hornhaut,
Iris, Linse, Glaskörper, Retina zu durchschlagen und sich noch trichterförmig
in die Lederhaut einzubohren.
Bei der Operation trat kein Glaskörperverlust ein.
Ophthalmoskopisch zeigte sich schon acht Tage nach der Operation
eine Verkleinerung des Trichters, in welchem der Fremdkörper gesessen.
Die Rostflecken haben an Zahl und Grösse abgenommen. (Fig. 3.)
ege OR 28
Heute, ein halbes Jahr nach der Verletzung, ist das Auge reizlos, Seh-
schärfe beträgt °/,,. Gesichtsfeld zeigt oben entsprechend der Narbe winzigen
Ausfall, keine Spur von Glaskörpertrübungen. Linsentrübung wie früher:
wäre eine solche nicht vorhanden, würde Patientin volle Sehschärfe haben.
Der Fall lehrt, dass man bei aseptischen kleinen Splittern ruhig ab-
warten kann, bis Verrostung oder Reizung erfolgt. Er beweist aber auch
die grosse Leistungsfähigkeit des Hırscagrrg’schen Magneten, der doch
gerade das Instrument für den practischen Arzt ist. Es mag sehr verdienstvoll
für grosse Kliniken sein, auch den HaABp’schen oder SchLösser’schen Magneten
zu besitzen, um im Falle der oben festgelegten Indicationen beim Versagen
des HırscHBere’schen Magneten versucht zu werden. Der practische Arzt
wird sich mit dem HikschBere’schen Electromagneten behelfen müssen.
Und bei genauer Diagnose, vorsichtig gestellter Indication für die Operation,
geschicktem, verständigen, aseptischen Operiren wird er mindestens die
gleichen guten Resultate erhalten, wie die mit den Riesenmagneten ope-
rirten, die, wie ich oben ausführte, bei genauer Beleuchtung nicht so ver-
lockend sind, wie sie bei oberflächlicher Betrachtung scheinen. Und auch
die von den Anhängern der Haap’schen Methode gerügten „Misserfolge“
mit dem HırscaBere’schen Magneten sind irrige. Das Instrument kann und
soll keine übermässige Fernwirkung haben. Folglich kann es auch keinen in
Iris oder Kammerwinkel eingeklemmten Splitter entfernen. Es ist ganz sinn-
los, den Apparat dafür zu benutzen, da er zu ganz anderem Zwecke
ersonnen ist. Es ist auch kein Misserfolg des HırschBerg’schen Magneten,
wenn ein noch in der Hornhautwunde steckender grosser,: eingeklemmter
Splitter, den man ganz gut mit der Pincette fassen kann, nicht ausgezogen
wird. Solche Klagen sind nicht im Stande, das auf diesen segensreichen
Apparat gesetzte Vertrauen zu erschüttern. Die Fernwirkung des HIRSCHBERG-
schen Magneten ist genügend stark, wenn der Apparat richtig montirt ist, am
- besten mit kleinem Accumulator. Die Tragfähigkeit beträgt dann 500 g.
[Aus der Augenabtheilung des Landeskrankerihauses 'zu Klagenfurt; Primarius
Dr. O. Purtscher.]
U. Einige Erfahrungen über Protargol-Anwendung in der
Augenheilkunde.
Von Dr. Adolf Messner, Secundararzt.
In Folge mehrerer Mittheilungen! über Protargol-Anwendung in der Augen-
heilkunde wurde dasselbe versuchsweise Mitte Juli v. J. auch an unserer
Abtheilung als Heilmittel eingeführt, und veranlassen mich die bisher ge-
! Protargol bei Augenleiden, von Dr. Persens; Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. 1898. April. S. 129 und Clinique Ophtalm. 1898. Nr. 1, 6, 11.
sen ji
machten, im Allgemeinen recht günstigen Erfahrungen dazu, dieselben bereits
jetzt zu veröffentlichen. |
Das Protargol wurde in 2°/,iger, 10°/,iger, schliesslich fast nur mehr
in 5°/,iger, wässriger Lösung angewendet und zwar je nach Schwere des
Leidens drei- bis fünfmal des Tages, zweimal — gelegentlich der Visite —
durch Betropfen der umgestülpten Lider durch den Arzt, ein- bis dreimal
durch einfaches Einträufeln in den Bindehautsack seitens der Pflegerin.
Im Ganzen wurden 95 Kranke behandelt, darunter 61 ausschliesslich mit
Protargol.
Die schönsten Erfolge wurden bei der Behandlung der acuten und
chronischen Thränensack-Eiterungen erzielt, woran 11 Kranke litten;
denselben wurde zweimal täglich ungefähr 1 ccm Protargollösung mittels
der ANEL’schen Spritze durch das vorher gespaltene untere Thränenröhrchen
in den Thränensack eingespritzt. In allen diesen’ Fällen, bis auf einen,
war schon am zweiten bis vierten Tage auffallende Besserung bemerkbar;
in 7—28 Tagen trat Heilung ein.
Besonders überraschend war der Erfolg bei einem Kranken mit seit
vier Jahren bestehender Thränensack-Eiterung, bei welchem sich am Tage
der Aufnahme durch Druck auf die Gegend des Thränensackes eine reich-
liche Menge stinkenden Eiters entleeren liess; nach dreimaliger Einspritzung
von Protargol war nicht nur keine eitrige, sondern überhaupt keine Ab-
sonderung mehr bemerkbar und stellte sich eine solche erst nach Ablauf
einer Woche, während welcher Zeit die Einspritzungen ausgesetzt worden
waren, — jedoch nur mehr in Form glasigen Schleimes — wieder ein;
aber auch diese milde Form von Absonderung verschwand nach mehrtägigen
Einspritzungen so vollständig, dass eine Iris-Ausschneidung zu optischen
Zwecken im raschen Anschlusse reizlos vertragen wurde.
Von Blennorrhöen der Neugeborenen gelangten im Ganzen zwölf
zur Behandlung; erhebliche Besserung trat durchschnittlich nach einer
Woche ein, mitunter aber auch schon nach zwei Tagen; Entlassung war in
8—32 Tagen möglich. 4 Kinder zeigten beim Eintritte Hornhautgeschwüre,
welche in keinem Falle sich vergrösserten, sondern sich verhältnissmässig
rasch und vollständig reinigten; selbstredend vermochte Protargol ebenso
wenig als Argent. nitr. die schweren Folgezustände perforirender Geschwürs-
bildung in sehr vernachlässigten Fällen abzuwenden. (Es sei hier nebenbei
bemerkt, dass unsere einschlägigen Erfahrungen bei Geschwürsbildung anderer
Art, z. B. bei Hypopyon- Keratitis, noch unzureichend sind. Anscheinend
hatte die Anwendung des Mittels, sowohl in Lösung, als in Salbenform,
keinen Einfluss auf das Fortschreiten des Processes).
Zwei Blennorrhöen Erwachsener subacuter Form — die einzigen
im oben genannten Zeitraume — stehen noch in Behandlung; wesentliche
Verminderung der Secretion trat nach 4, bezw. 10 Tagen ein. Im ersten
Falle war besonders das rechte Auge schwer betroffen; es bestand lange
e 12 —
Zeit Chemosis und es stellte sich im unteren Theile der Hornhaut schon
leichte Geschwürsbildung ein. Eis, sowie Arg. nitr. (2- und 3°/,) und
Kalium hypermangan. besserten den Zustand nur wenig; Protargol änderte
das Bild rasch im günstigen Sinne.
Der zweite Fall betrifft einen jungen Mann, der auf Rath eines Kame-
raden eine bestehende Augenentzündung leichten Grades mit Urin-Umschlägen
behandelte und dadurch eitrige Bindehautentzündung erwarb. Der Verlauf
ist, unter ausschliesslicher Protargolbehandlung, ein günstiger.
Von acutem und chronischem Bindehautcatarrh standen 34 Fälle
in Behandlung. Erkennbare Besserung trat durchschnittlich nach 6—8 Tagen
ein; Entlassung war nach 2—5 Wochen möglich, im Allgemeinen in
kürzerer Zeit, als bei Anwendung der alten Mittel; besonders gilt dies von
Fällen acuten Bindehautcatarrhs mit reichlicher Secretion, während chro-
nischere Formen mit mehr wässeriger Absonderung sich weniger empfäng-
lich erwiesen; bei Catarrhus siccus endlich war der Erfolg geradezu negativ,
da das Mittel hier durchaus schlecht vertragen wurde und die Kranken
sich über Brennen und anhaltende Reizung beklagten.
Trachome wurden im Ganzen 16 behandelt. Davon konnten 3 frische
Fälle mit reichlicher Absonderung, welche, abgesehen von 2maliger Be-
handlung mit der Knapp’schen Rollpincette, nur mit Protargol be-
handelt worden waren, bereits entlassen werden, und zwar nach einer Be-
handlungsdauer von 1—3!/, Monaten; in einem der Fälle war es schon zu
Keratitis pannosa gekommen; erhebliche Besserung war nach 2—3 Wochen
bemerkbar. Andere Patienten aber verlangten nach kurzer Protargolbehand-
lung selbst die Rückkehr zu den früher angewendeten, heroischeren Mitteln
(Argent. nitr. 2—5°/, oder Kupferstift), welche ihnen mehr Erfolg zu ver-
sprechen schienen. In einzelnen älteren Fällen mit Pannus und ohne er-
heblichere Schleimabsonderung wirkte das Mittel eher ungünstig.!
Geringeren Erfolg von Protargol in Lösung bemerkten wir bei Ble-
pharoconjunctivitiden, von denen 19 in Behandlung standen, bezw.
noch stehen; vielleicht ist der geringe Erfolg dadurch verursacht, dass wir
das Protargol nur in wässeriger Lösung verwendeten, während in letzter
Zeit angestellte Versuche mit Protargolsalbe (5,0:100,0 Vaselin) bessere
Erfolge ergaben; doch ist die Zeit der Versuche 'noch zu kurz, als dass wir
Bestimmtes darüber äussern könnten. Andere Autoren scheinen in ihren
Erfahrungen glücklicher gewesen zu sein. |
Schliesslich sei noch ein Fall von Conjunctivitis crouposa leichteren
Grades erwähnt, der nach 16tägiger Behandlung geheilt entlassen werden
konnte.
! Auch Darıer beobachtete (Clinique Ophtalm. 1898. Nr. 18. S. 152) in einzelnen
Trachomfällen nach Protargol-Anwendung acute Reizzustände.
w TS a
Nach den von uns bisher gewonnenen Erfahrungen können wir also in
ziemlicher Uebereinstimmung mit DARIER!, WICHERKIEWICZ?, JÄNNER? u. A.
behaupten, dass das Protargol bei Thränensackeiterungen und bei
Blennorrhoe der Neugeborenen in fast allen Fällen die bisher
gebräuchlichen Mittel an Wirksamkeit übertrifft, zum Mindesten
"ihnen gleichkommt.
Ob Protargol bei ie acuter Blennorrhoe Erwachsener
dasselbe oder mehr leistet als Argent. nitr., vermögen wir zur Zeit nicht
mit Sicherheit zu beantworten, da unsere beiden Fälle nicht zu den acutesten
gehörten. Die Erfahrungen bei den doch gleichfalls durch den Neısskr’schen
Gonococcus hervorgerufenen Blennorrhöen der Neugeborenen würden vor-
kommenden Falles zum Versuche gewiss ermuthigen. Schlimme Erfahrungen
in vereinzelten Fällen, wie sie z. B. DüsarryY* machte, können nicht gegen
das Mittel sprechen, da wir leider öfters trotz Eis, Lapis und Kal. hyper-
mangan. — letzteres auch in Form der Kaur’schen grossen Irrigation
angewendet — den ganzen oder theilweisen Verlust von Hornhäuten zu
beklagen haben; jedenfalls ist die Gefahr künstlicher Epitheldefecte bei
Protargol-Einträufelung nicht vorhanden.
Von Trachomen dürften sich wohl nur frische, mit reichlicher Ab-
sonderung einhergehende Fälle für Protargolbehandlung eignen. Im Protargol
“jedoch ein Speeificum5 gegen Trachom im Allgemeinen zu erblicken, halten
wir uns nach unseren Erfahrungen für nicht berechtigt.
Bei acuter Conjunctivitis anderer Art, jedoch mit reichlicher
Schleimabsonderung, erwies sich uns Protargol den alten Mitteln gegenüber
— wenn auch nicht überlegen — so doch ebenbürtig®; es wurde auch bei
membranöser Ausschwitzung trefflich vertragen.
Weniger auffällig waren die Erfolge bei den mit Lidrandentzündung
einhergehenden, wie auch bei den eczematösen Formen, wo die gelbe Prä-
cipitatsalbe wohl kaum verdrängt werden dürfte.
Nicht gut vertragen wurde das Mittel bei allen Formen alter
Bindehautleiden ohne oder mit rein wässeriger Absonderung.
Keinen Erfolg sahen wir endlich von der directen Anwendung in Fällen
schwerer eitriger Hornhautentzündung.
Wo aber Protargol überhaupt am Platze ist, kommt ihm, gegenüber
den meisten anderen Heilmitteln, der bedeutende Vortheil zu, dass seine
Anwendung gerade in diesen Fällen schmerzlos ist, dass es ferner nur ein-
ı Clinique Ophtalmologique. 1898. Nr. 1 u. 6.
? Clinique Ophtalmologique. 1898. Nr. 19.
® Protargol in der Ophthalmologie; Heilkunde. III. Jahrg. 2. Heft.
* Clinique Ophthalm. 1898. Nr. 21.
6 Wie Nioum Voisas (Clinique Ophtalm. 1898. Nr. 21).
& Noch günstigere Erfolge berichten VALUDE, ABADIE, DespAsnEr u. A.; Clinique
Ophtalm. 1898. Nr. 13.
14
geträufelt zu werden braucht, — wenngleich Berieselung der umgestülpten
Lider noch frühere Erfolge versprechen dürfte, — in Folge dessen seine
Anwendung weit weniger Zeit erfordert, als das „Touchiren“ mit Argent.
nitr. oder das Bestreichen mit dem Cuprumstifte, endlich, dass es wegen
dieser einfacheren Handhabung und wegen Fehlens jeglicher caustischer
Wirkung auch Laien, insbesondere dem Kranken, leichter in die Hand ge-
geben werden kann. Gerade hierin liegt ein grosser Vortheil des Protargols,
der dem Argent. nitr. nicht zukommt und dessen Mangel einer Ver-
allgemeinerung des an sich so trefflichen CreDÉ’schen Verfahrens vor
Allem hinderlich war. Dagegen theilt das Protargol mit dem salpetersauern
Silber den Nachtheil, dass es kaum zu beseitigende Flecken in die Wäsche
macht. Doch werden vom Protargol im Gegensatze zum Lapis die Finger
des Arztes niemals beschmutzt; auch wurde nie Argyrose der Bindehaut
beobachtet.
Klagenfurt, den 29. November 1898.
[Nach einer Demonstration in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft am
24. November 1898.]
Ill. Bemerkungen zu einem Falle von Retractionsbewegung
des Auges.
Von Dr. Türk in Berlin.
Vor einigen Wochen trat ein 42 jähriger Patient wegen leichter astheno-
pischer Beschwerden in meine Behandlung. Bei der Untersuchung zeigte
sich sofort an dem linken Auge eine eigenthümliche Bewegungsstörung, die
nach ihrer Eigenart und nach den Angaben des Patienten als eine ange-
_ borene betrachtet werden darf.
| Zunächst fällt die Kopfhaltung des Patienten dadurch auf, dass er bei
geradeaus gerichtetem Blicke den Kopf gewöhnlich um etwa 10 bis 15 Grad
nach rechts gedreht hält, so dass sich das rechte Auge in leichter Adductions-
stellung, das linke in leichter Abductionsstellung befindet. Bei dieser also
als Grundstellung anzusehenden Lage der Augen treffen sich die Blick-
linjen in dem Fixirpunkt.
Die Abductionsfähigkeit fehlt dem linken Auge fast vollkommen; denn
von der Grundstellung aus kann es nur ganz wenig, etwa um 1 mm, ab-
ducirt werden und bei geradeaus gerichtetem Kopf etwa um 2 mm.
Bei der Adduction wird das linke Auge um ungefåihr 2 mm nach
hinten in die Orbitá hineingezogen und nur soweit nasenwärts gedreht, dass
die Hornhaut unter zuckenden Bewegungen manchmal die Thränenpunkts-
linie erreicht, während die Hornhaut des rechten Auges bei der Adduction
diese Linie stets um einige Millimeter überschreitet. Meistens weicht das
1 —
linke Auge bei der Adduction ein wenig nach oben ab. Die Lidspalte, die
in der Grundstellung des Auges T7—8 mm hoch, d. h. etwa 1 mm niedriger
als die des rechten Auges ist, verengert sich um ungefähr 3—4 mm, wenn
das Auge bei der Adduction tiefer in die Orbita hineintritt. Dabei wird:
der an den inneren Lidwinkel grenzende Theil des oberen Lides ebenfalls
ein wenig nach hinten gezogen. Eine Retraction des Auges findet auch
beim Blick nach innen oben und mehr noch nach innen unten statt. Beim
Blick nach oben und nach unten weicht das Auge etwas nach aussen ab.
Nach oben aussen ist die Excursionsfähigkeit des Auges deutlich beschränkt.
Die Beweglichkeit der Lider ist normal.
Das rechte Auge ist frei von Anomalien.
Bei der Untersuchung auf accommodative Konvergenz findet eine Ad-
duction des linken Auges von etwa 40 cm Entfernung an nicht mehr statt.
Binocularer Sehact für weitere Distanz lässt sich durch Vorsetzen eines
Prismas nachweisen. Wie der Patient spontan angiebt, sieht er beim Blick
nach links (wobei das linke Auge natürlich die Mittellinie nur wenig über-
schreitet) doppelt, sonst nicht. Durch Vorsetzen eines rothen Glases lassen
sich diese beim Blick nach links und links oben auftretenden Doppelbilder
leicht als gleichnamige feststellen. Gekreuzte Doppelbilder lassen sich als
Folge der mangelhaften Adduction des linken Auges beim Blick nach rechts
nachweisen, aber nur mit Mühe und nicht regelmässig.
Das rechte Auge wird auch unter der deckenden Hand beim Blick
nach links richtig eingestellt, trotz dem Mangel der Abduction des linken
Auges.
Das Verhalten der Pupillen ist normal, ebenso der ophthalmoskopische
Befund bis auf eine kleine, atrophische Sichel an der Papille des linken
Auges. Refraction rechts Emm., links + 2,5 D. Sehschärfe rechte Pi
links: 5/5. + 2,5 9, —°];.
Die Gesichtsbildung zeigt insofern eine geringe Unregelmässigkeit, als
der Supraorbitalrand links etwas flacher gegen die Schläfe hin abfällt als
rechts. —
Patient giebt an, dass er immer gesund gewesen sei, und weiss von
seiner Mutter, dass er seit seiner frühesten Jugend die ihm noch jetzt eigen-
thümliche Kopfhaltung gezeigt habe. Er ist der älteste von vier Geschwistern.
Die ihm im Alter folgende Schwester hat, wie er angiebt, dieselve Be-
sonderheit an den Augen wie er. Auch sie hält von jeher den Kopf nach
rechts gedreht und hat bei böstimmter Blickrichtung Doppelbilder. Bei den
jüngeren Geschwistern und in der Ascendenz ist dem Patienten nichts von
einer ähnlichen Anomalie bekannt.
Der im Vorstehenden geschilderte Fall stellt in fast allen Beziehungen
ein Analogon zu zwei Fällen dar, die ich als Assistent der Universitäts-
Augenklinik in Zürich beobachten konnte und im März 1896 in der deutschen
16 - -
medicinischen Wochenschrift? in. einer Studie über Retractionsbewegungen
der Augen veröffentlicht habe Wie in jenen Fällen, so handelt es sich
auch in diesem um das Zusammentreffen einer angeborenen Abduktions-
‚beschränkung und einer mit Verengerung der Lidspalte einhergehenden
Retraction des Auges durch den Rectus internus. Die angeborene Natur
der Abductionsbeschränkung wird auch im vorliegenden Falle durch das
Ausbleiben einer Secundärcontractur des Antagonisten erwiesen.
In jener Arbeit konnte ich aus der Literatur nur zwei frühere Be-
obachtungen von Retraction des Auges anführen, die eine von Hzuck,?
die andere von STILLIng.? Gestützt auf diese und meine eigenen beiden
Fälle und im Hinblick auf die in der Arbeit des Näheren erörterte Mög-
lichkeit eines inneren unmittelbaren Zusammenhanges dieser verschiedenen
Erscheinungen habe ich damals die Vermuthung ausgesprochen, dass das
seltene Phänomen der Retraction am ehesten noch in Fällen angeborener
Augenmuskellähmungen zu erwarten sein werde Der oben geschilderte
Fall und zwei kurz nach meiner Arbeit im Jahre 1896 veröffentlichte Fälle
von MACLEHOoSE* und BAHR? sprechen für die Richtigkeit dieser Vermu-
thung. Denn auch die Fälle von MAcLEHosE und Baur zeigen das Zu-
sammentreffen der eben genannten Symptome: Mangel der Abductions-
fähigkeit, Retraction durch den Rectus internus mit gleichzeitiger Verenge-
rung der Lidspalte.
Mit Ausnahme des Hrucr’schen Falles, in welchem ein fast völlig
unbewegliches Auge bei jedem Bewegungsversuche in die Orbita zurück-
gezogen wurde, sind es demnach in allen diesen bisher veröffentlichten
Fällen dieselben Muskeln, nämlich r. externus und internus, die an der in
Rede stehenden Bewegungsstörung betheiligt sind.
In der erwähnten früheren Arbeit habe ich die Fragen zu lösen ver-
sucht, die sich auch angesichts des vorliegenden Falles aufdrängen:
L Wie kommt die Retraction des Auges zu Stande?
2. Ist ein innerer Zusammenhang zwischen dem angeborenen Ausfall
der Wirkung eines geraden Augenmuskels und der retrahirenden Wirkung
seines Antagonisten denkbar?
Das Resultat, zu dem ich damals gelangte, war folgendes:
Retraction des Auges kann bedingt sein entweder durch abnorm weit nach
hinten angeordnete Insertion eines geraden Muskels oder durch eine Fixation
des Augapfels der Art, dass seine Drehungsfähigkeit nach der gegenüber-
liegenden Seite beeinträchtigt ist. Im ersten Fall kann sich der Muskel
! Nr. 13.
? Klin. Monatsbl. f.-Augenheilk. 1879 S. 256.
. ? J. Stirine, Unters. über die Entstehung der Kurzsichtigkeit. 1887. 8. 18.
* Ophth. Review. 1896. p. 156. — Brit. med. Journ. 1896. 16. Mai. — M. giebt
an, ähnliche Fälle mehrfach gesehen zu haben.
5 Bericht über die 25. Versamnil. d. Heidelberger ophthalm. Gesellsch. S. 334.
nicht, wie es für das Zustandekommen einer reinen Drehung nothwendig
ist, unter Abwickelung vom Auge contrahiren; im. zweiten Falle kann das
Auge dem Zuge des Antagonisten nicht durch Drehung allein folgen und
wird so, der Richtung des Muskels entsprechend, im Ganzen: nach hinten
gezerrt. Die Berechtigung der letzteren Anschauung lässt sich experimentell
leicht dadurch nachweisen, dass bei Fixation des Auges mittelst einer Pincette
die Contraction des der Fixationsstelle gegenüberliegenden geraden Muskels
retrahirend auf das Auge wirkt.
Jede der beiden Bedingungen, unter denen Retraction des Auges er-
folgen kann, lässt sich auch für den vorliegenden Fall als Ursache der Er-
scheinung denken.
Zunächst könnte eine Fixation des Auges an der temporalen Seite seine
Drehungsfähigkeit nach der Innenseite beeinträchtigen und dadurch dem
r. internus retrahirende Wirkung verleihen. Es ist möglich, dass an Stelle
des abducens nur ein unnachgiebiges bindegewebiges Band mit wenig mus-
kulären Elementen vorhanden ist; denn ähnliche Befunde sind wiederholt
als anatomische Grundlage angeborener Beweglichkeitsdefecte am Auge er-
hoben worden. Diese Annahme hat viel Bestechendes, Denn sie würde
sowohl für die sehr geringe Abductionsfähigkeit des Auges wie auch für
seine Fixation gegenüber der Innenwendung und die hierdurch bedingte
retrahirende Wirkung des Internus eine ausreichende Erklärung bieten.
Zu ihren Gunsten spricht auch der Umstand, dass das Auge, trotz der
starken Abductionsbeschränkung, im Ruhezustande, wie oben beschrieben,
etwas nach aussen gerichtet ist, so dass man daran denken könnte, es sei
nach dieser Richtung dauernd einem gewissen Zuge unterworfen.
Gewiss lässt sich jedoch auch im vorliegenden Falle die andere Mög-
lichkeit vertreten, dass die Retraction lediglich durch Verlagerung der
Internus-Insertion bedingt ist. So fand z. B. Baur! bei der Operation
seines ähnlichen Falles, dass der r. internus in seiner Hauptmasse 12 mm
vom Hornhautrand entfernt, in einem zweiten Bündel noch ein erhebliches
weiter zurück inserirte und dass von einem r. externus keine Spur vor-
handen war.
Die Verengerung der Lidspalte, welche jedes Rückwärtsziehen des
Auges begleitet, ist, wie ich glauben möchte, im vorliegenden Falle wie in
allen ähnlichen im wesentlichen als ‘ein secundärer Vorgang anzusehen.
Wie es bei kleinerem oder fehlendem Bulbus geschieht, so nähern sich auch
bei dem Zurückziehen des Auges die Lidränder, weil sie an dem tiefer-
liegenden Auge weniger Stütze finden. Dieselbe Verengerung der Lidspalte
tritt, wie ich in der oben erwähnten Arbeit nachweisen konnte, auch ein,
wenn bei normalen anatomischen Verhältnissen nur infolge künstlicher
Fixation des Auges ein Muskel vorübergehend retrahirend wirkt. — Viel-
1 1. c. S. 335.
— 18 —
leicht trägt im vorliegenden Falle zum Herabsinken des oberen Lides ein
wenig auch der an seinem nasalen Ende wirksame, nach hinten gerichtete
Zug bei, der als Begleiterscheinung der Retraction des Auges oben genannt
wurde. Es darf wohl angenommen werden, dass dieser Zug am Lide eben-
falls durch den Rectus internus bewirkt wird und zwar durch Vermittelung
seiner Muskelfascie, die sich hier mit dem medialen Abschnitt des Septum
orbitale verbindet. — Eine active Contraction des Orbicularis dürfte, soweit
ich beobachten konnte, bei dem Zustandekommen dieser Lidspaltenverenge-
rung schwerlich mitwirken.
Zum Schluss dieser Ausführungen sei noch daran erinnert, dass, wäh-
rend beim Menschen Retraction des Auges eine verhältnissmässig seltene
Anomalie darstellt, bei allen Säugethieren, mit Ausnahme der Affen, ein
eigener Muskel, der Retractor oculi, der RKückwärtsbewegung des Auges
dient. Natürlich liegt bei den Thieren, wo die nach der Schläfenseite offene
Augenhöhle ein leichteres Ausweichen des Orbital-Inhaltes gestattet, die
Möglichkeit einer solchen Retraction in viel höherem Maasse. vor, als beim
Menschen und Affen mit ihrer rings von Knochenwänden umgebenen Orbita.
Nach LEUCKART,! dem diese Angaben entnommen sind, bildet der Retractor
oculi eine trichterförmige, den Opticus umschliessende Muskelmasse, die in
dem von den Rectis umgebenen Raume gelegen ist und aus der Tiefe der
Augenhöhle sich gegen den Augengrund hin erstreckt.
Unser Büchertisch.
Neue Bücher.
1. Gesichtsstörungen und Uterinleiden, von Prof. Dr. A. Mooren
in Düsseldorf. Wiesbaden, Bergmann. 1898. (Vgl. S. 28 dieses Heftes.)
*2. Ueber die Verwerthbarkeit der Bindehaut in der practi-
tischen und operativen Augenheilkunde, von Dr. H. Kuhnt, Geh.
Med.-Rath, o. Prof. der Augenheilkunde und Dir. der kgl. Univ.-Augenklinik
in Königsberg i. Pr. Wiesbaden, Bergmann, 1898.
3. Die mikroskopische Untersuchung des Auges, von Dr. Selig -
mann, Augenarzt in Hamburg. Berlin 1899, S. Karger. (240 S.)
4. Ricerche embriologiche sull’ Occhio dei vertebrati, per Dr.
S. Tornatula, Prof. p. Univ. d. Messina. Messina 1898.
5. Lavori della clinica oculistica della R. Università di Napoli
V, IV, Dec. 1898. Napoli 1898. (Della cura chirurgica della blefaroptosi.)
*6. Zur Entwickelung des Wirbelthier-Auges. Ueber Ent-
wickelung der Capsula perilenticularis, von G. Cirincione. Mit
9 Tafeln. Leipzig, Veit u. Comp., 1898. Folio.
7. Lehrbuch der analyt. Geometrie, von Dr. F. Schuhr, Prof. der
Mathematik an der techn. Hochschule zu Karlsruhe. Leipzig, Veit u. Comp., 1898.
I GRAEFE-SAEMISCH. Bd. II. S. 259.
— 19 De
Der jüngeren Fachgenossen neu erwachtem Eifer für Geometrie ans Herz
gelegt.
8. Die Neurologie des Auges. Eine Bearbeitung für Nerven- und
Augenärzte, von Dr. H. Wilbrand, Augenarzt, und Dr. A. Sänger, Nervenarzt
in Hamburg. I. Bd. 1. Abth. Wiesbaden, Bergmann 1899. 306 S.
9. Die Magnet-Operation von Hirschberg erscheint in neuer Auflage.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Ueber Hornhauttrübungen, die nur vermittelst seitlicher Beleuch-
tung und Lupenvergrösserung zu erkennen sind, von H. Gradle
in Chicago. (Ophthalmic Record. Sept. 1898.)
Verf. beschreibt gewisse Formen von Hornhauttrübung, die nur dann er-
kannt werden, wenn man seitliche Beleuchtung mit Lupenvergrösserung verbindet.
Bekanntermaassen zeigt seitliche Beleuchtung die normale Hornhaut als trübes
Medium. Entwirft man ein scharfes Flammenbild auf der Hornhautoberfläche
oder in ihrer Substanz, so erkennt man bei starker Vergrösserung eine undeut-
liche Körnung. Es bedarf dazu einer Lupe von etwa 2 cm Brennweite (etwa
einem °/,zölligen Objectiv entsprechend). Das Korn wird wohl durch die
Hornhautsaftlüäcken bedingt, da dieselbe Linse die Zellen einer vergoldeten
Hornhautlamelle gerade als Punkte erkennen lässt.
Die Hornhauttrüäbung kann den normalen Grad bedeutend überschreiten,
ohne bei Augenspiegelbetrachtung sich zu verrathen, so lange sie nur gleich-
mässig diffus und nicht fleckig begrenzt ist. Gleichfalls entzieht sich eine solche
gleichförmige Trübung der directen Betrachtung, wenn sie nicht saturirt genug
ist, um das Schwarz der Pupille zu beeinflussen, vorausgesetzt natürlich, dass
der Oberflächenglanz normal ist. Nur bei seitlicher Beleuchtung erkennt man
eine derartige diffuse Trübung, aber auch dann nur mit Sicherheit, wenn man
das auf der Hornhaut entworfene Flammenbildchen mit einer Lupe betrachtet,
die alles ausserhalb ihres Brennpunktes Gelegene verschwommen erscheinen
lässt. Je stärker die Trübung, desto deutlicher ist auch das „Korn“. — Es
ist klar, dass eine jede Trübung — selbst die normale — die Schärfe der
Netzhautbilder ihrer Dichte entsprechend beeinträchtigen muss. Für das Ver-
wischen der Netzhautbilder ist aber das Auge selbst viel empfindlicher, als das
beobachtende Auge des durch den Augenspiegel schauenden Untersuchers.
Trübungen, die dieser Schilderung entsprechen, werden unter folgenden
Umständen beobachtet.
1. Nach Star-Operationen hat Verf. häufig gefunden, dass die Hornhaut
beträchtlich von ihrer normalen Durchsichtigkeit eingebüsst hat. Die letzten
acht Fälle von Greisen-Star wurden daraufhin genauer geprüft. Es zeigte sich.
dass bei fünf (unter acht) Augen nach gelungener Operation die normale Horn-
haut-Trübung bestimmt vermehrt war. In der That schien der Dichtigkeitsgrad
der Trübung die Sehschärfe innerhalb gewisser Grenzen zu beeinflussen, natürlich
unter Berücksichtigung der Durchsichtigkeitsverhältnisse der Pupille Es waren
dies alle periphere Wundschnitte mit Iridectomie. Bei keinem war Sublimat-
lösung gebraucht worden. Unter diesen Fällen war keine einzige wirkliche
Keratitis und ohne die geschilderte Untersuchungsmethode hätte man die Horn-
haut normal durchsichtig befunden.
ı Das ist dieselbe Brennweite, die ich in meiner Ophthalmoscopie empfohlen. H.
9 *
— 20 —
2. Eine abnorm vermehrte Trübung der Hornhaut wurde ferner bei einer
Classe von Patienten beobachtet, die über ausgesprochene astlıenopische Be-
schwerden klagte. Bei Allen waren optische Fehler, insbesondere Astigmatismus
mässigen Grades vorhanden, aber die Klagen bezogen sich doch mehr auf
Brennen, Thränen und Fremdkörpergefühl, als es bei blossen Refractionsfehlern
gewöhnlich der Fall ist. Angemessene Brillencorreetion war meistens vortheil-
haft, beseitigte aber die Beschwerden weder prompt noch vollkommen. In -zwei
einseitigen Fällen verrieth sich ein Reizzustand objectiv durch Verengerung der
Lidspalte und sichtbare Füllung der Skleralvenen nächst der Uebergangsfalte.
In diesen Fällen war die einseitige Vermehrung der normalen Hornhautträbung
unverkennbar bei seitlicher Beleuchtung und starker Vergrösserung, aber alle
diese Veränderungen waren doch so geringfügig, dass nur der sorgfältige Ver-
gleich der beiden Augen sie sicher erkennen liess. Bei drei anderen Patienten
betraf derselbe Zustand beide Augen, war aber auf dem einen so viel stärker
ausgeprägt, dass die Diagnose gesichert war. Sind aber beide Augen gleich-
mässig betroffen und fehlt dadurch der Vergleich, so kann die Erkennung der
vermehrten Hornhauttrübung unsicher werden. Nichtsdestoweniger werden
mehrere Fälle dieser Art beobachtet, in denen kein Zweifel über diesen Zustand
bestehen konnte. Charakteristisch ist, dass die Sehschärfe durch kein Glas
ganz zur Norm gebracht werden kann, und dass die Patienten unsicher in der
Brillenwahl sind. Der Ausgangspunkt des Reizzustandes ist nicht klar. Die
vermehrte Cornealtrübung ist wohl als Lymphstase aufzufassen. Keratitis ist
es jedenfalls nicht. Die Fälle wurden eingehender von der American Medical
Assoc. (‚Journal of the Amer. Med. Assoc. 24. Sept. 1898) beschrieben.
3. Ferner kann vermittelst seitlicher Beleuchtung mit Lupenvergrösserung
gelegentlich eine punktförmige Trübung entzündlicher Natur entdeckt werden,
die sonst leicht übersehen würde. Kommt doch hier und da ein winziges
punktförmiges Infiltrat zur Beobachtung, das zwar reizt, aber keine Ciliarinjection
verursacht. Derartige entzündliche Fleckchen sind zwar fast immer dem blossen
Auge sichtbar, aber in seltenen Fällen sind sie doch so winzig, dass sie ohne
Lupe übersehen werden können. Eigen dagegen ist folgende Beobachtung, bei
der keinerlei entzündliche Röthe die Hornhauterkrankung anzeigte.
Es handelte sich um eine Dame, die seit 22 Jahren über sehr lästiges
Thränen klagte, wobei aber der ungehinderte Durchgang der Thränen in die
Nase, sowohl wie Sondirung bewiesen, dass der Thränengang normal sei. Verf.
„sah sie zuerst in 1881, konnte aber damals weder bei directer Betrachtung,
noch bei Augenspiegeluntersuchung einen objectiven Befund constatiren. Auf-
fallend war die nicht op erklärende Herabsetzung der Sebschärfe out OT
Später soll durch sonstige Behandlung eine bedeutende Besserung eingetreten
sein, aber in den letzten Jahren kam das Thränen doch wieder in langwährenden
Anfällen mit mehr oder weniger Unbehagen aber ohne Schmerz oder Röthe.
Bei seitlicher Beleuchtung und Lupenbetrachtung erwies sich das Leiden jetzt
als eine Art Keratitis punctata anterior. Die punktförmigen subepithelialen
Infiltrate waren so zart, dass sie ohne die starke Lupe nicht erkannt wurden.
Die normale Trübung der Hornhaut war dabei stark vermehrt. Während vor-
übergehender Besserung und Schwinden der winzigen Entzündungsherde hob
sich die Sehschärfe auf die Norm. Eigen-Bericht.
— 211 —
23) Ueber die Wirkungsweise der Mydriaca und Mioticg, von P.Schultz.
(Arch. f. Anat. u. Physiol. 1898. Physiol. Abthlg.)
Die Ergebnisse dieser wichtigen und sehr sorgfältig angestellten Arbeit
sind auf einer Versuchsreihe von mehr als 90 Thieren (Hunde, Katzen, Kanin-
chen) basirt. Die Wirkung der Medicamente wurde sowohl durch Einbringung
ins Auge als durch Application auf die freipräparirien Nervenbahnen und
Ganglien probir. Die Concentrationen sind überall genau angegeben. Die
Resultate sind:
Atropin wirkt pupillenerweitend durch Lähmung der Nervenendigungen
des Oculomotorius im Schliessmuskel der Pupille. Dagegen wirkt Cocain
pupillenerweiternd durch Reizung der Nervenendigungen des Dilatators
(Hals-Sympathicus). .Dementsprechen dbewirkt Cocain, in ein atropinisirtes Auge
eingebracht, ‚eine Verstärkung der Mydriasis — bei Katzen so ‚enorm, dass die
Iris nur eben noch sichtbar ist. Diese Wirkung lässt sich in geeigneter Con-
centration auch durch Cocain allein erzeugen, da.es nicht nur die Dilatator-
endigungen reizt, sondern auch die Oculomotoriusendigungen lähmt.
Eserin wirkt, als echter Antagenist des Atropins, wie dieses auf die
Nervenendignngen des Oculomotorius, nur im entgegengesetzten Sinne,
nicht aber, wie bisher acceptirt war, direct auf die Muskulatur des Sphinkters.
Es folgt dies, abgesehen von den Versuchen des Verte, mit aller Sicherheit
daraus, dass ein frisch atropinisirtes Auge durch Eserin nicht zu beeinflussen
ist: würde Eserin auf den Muskel wirken, so müsse, bei ausreichender Appli-
cation, Miosis eintreten, da Atropin die Muskulatur völlig intact lässt. — In
demselben Sinne wie Eserin, wirkt Muscarin. — Ist bei Oculomotorius-Lähmung
Eserin noch wirksam, so muss das End-Neuren intact sein, die Erkrankung kann
höchstens bis zum Ganglion ciliare reichen. C. Hamburger.
3) Simulation de l’amaurpse et de l’amblyopie. Des principaux
moyens de la devoiler, par S. Baudry, Professeur & la Facultö de
Médecine de Lille.
Am häufigsten betrifft die Simulation nur ein Auge, sei es, das Schwach-
sichtigkeit oder dass Erblindung vorgetäuscht wird. — Die einseitig geheuchelte
Erblindung zu entlarven, giebt es objective und subjective Methoden.
Zu den objectiven gehört 1. die Pupillenvergleichung. Es sei das rechte
Auge das „blinde“; das linke wird mit der Hand verdeckt, doch so, dass es
jeden Moment beobachtet werden kann; jetzt wird das rechte intensiv beleuchtet;
es muss die reohte und die linke Pupille starr bleiben; reagirt jedoch die
linke, so ist es immer noch möglich, dass die rechte atropinisirt ist; dies lässt
sich erweisen, indem man ein nahe gelegenes Object fixiren lässt; in diesem
Falle reagirt die Pupille eines blinden Auges, die eines atropinisirten jedoch
nicht. 2. Beobachtung der Sehachsen. Diejenige eines blinden Auges pflegt
abzuweichen; wenn nicht, so ist dies leicht hervorzurufen: man setzt vor das
„blinde“ Auge ein Prisma (ca. 10°), Basis rechts oder links; ein sehfähiges
Auge wird es durch entsprechende Wendung zu überwinden trachten, ein blindes
bleibt unbewegt. — Subjeetive Methode. Am einfachsten ist es, vor das ge-
sunde Auge ein stärkeres Convexglas zu setzen: sieht Patient trotzdem in die
Ferne, so ist er entlarvt; ebenso, wenn er mit + 6 D vor dem gesunden Auge
feinste Schrift weiter als bis zu 17 cm liest. Für ganz besonders wichtig
erklärt Verf. die Prisma-Methode A. v. Graefe’s; er räth, den Patient sofort
aufzufordern, „die Bilder“ zu zeigen, und nicht etwa durch die Frage, wieviel
Bilder er sehe, aufmerksam zu machen. Sehr zweckmässig ist es, ihn durch
og
. mit doppelbrechendem. Kalkspat; eine besonders geeignete Combination ist vom
Verf. angegeben. — Sehr brauchbar ist das Stereoskop: auf der einen Seite
des Bildes sei ein wagerechter, auf der andern ein senkrechter Strich; sieht der
Patient ein Kreuz, so ist er überführt. — Auch die Prüfung mit farbigen
Gläsern führt zum Ziel: Patient steht vor einer schwarzen Tafel; vor dem ge-
sunden Auge ein rothes Glas; auf der Tafel rothe und grüne Buchstaben: liest
er auch die grünen, -so ist er entlarvt, da die grünen, durch das rothe Glas
betrachtet, schwarz erscheinen.
Die Simulation der Amblyopie ist nach Verf. erheblich schwieriger nach-
zuweisen; namentlich in Deutschland, wo in Folge der Unfall-Gesetzgebung die
Kranken ein Interesse haben die Folgen zu übertreiben. Daher sind wiederholte `
Prüfungen nöthig. Besonders wichtig ist ein Missverhältniss zwischen den
Resultaten der Nah- und der Fernprüfung. Falsch angegebene Gesichtsfelder.
werden am besten durch wiederholte Untersuchung und Vergleichung der Defecte
nachgewiesen; selbst gut Informirte lassen sich überführen durch Aufnahme des
= Gesichtsfeldes in verschiedenen Entfernungen.
Bezüglich der sog. hystero-traumatischen Amblyopie und A vertritt |
Erzeugung monokulärer Diplopie irrezuführen unter- Anwendung von Prismen Gë
Vert. mit Bestimmtheit den Standpunkt, dass es rein functionelle Störungen des: :
Gesichtssinnes giebt, ohne anatomischen Befund; in diesem Sinne fasst er bei
'traumatischer Hysterie die concentrische Gesichtsfeld-Einengung auf, an .die er `
glaubt. Er warnt davor, jeden derartigen Fall für Simulation zu erklären und
räumt nur so viel ein, dass die Kranken unwillkürlich stärker auftragen
(exagérer), weil dies in ihrem Interesse liegt; er nennt das ‚Simulation. in-
volontaire“. Zum exacten Nachweis falsch angebener Gesichtsfelder empfiehlt .
er den Schmidt-Rimpler’schen Prisma-Versuch (S.:69).
Die Simulation beiderseitiger Sehstörungen. wird in wenigen Seiten ab-
gefertigt, entsprechend ihrer sehr viel EES Seltenheit. S
C. Hanburger:
Journal-Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVI. 1.
l) Ueber das Vorkommen den Diphtheriebacillen ähnlicher Mikro-
organismen (Xerosebacillen, septirter Bacillen, bacilles on massue !
= u8. w.) im meonschlichen Conjunctivalsack, speciell auf der nor-
malen Conjunctiva, nebst einem Beitrage zur Frühdiagnose der
Diphtherie, von Dr. Hans Heinersdorff, z. Z. Assistent an der Augen-
klinik von Prof. Schoeler in Berlin. (Aus der EES
in Breslau.)
Xerosebacillen, bezw. diphtheriebacillenähnliche Mikroorganismen finden sich
als- harmlose Schmarotzer fast auf jeder normalen menschlichen Conjunctiva.
‚Bei Erkrankungen der Bindehaut werden die „Xerosebacillen“ nicht selten durch
andere, pathogene Mikroorganismen überwuchert, erscheinen aber bei Nachlass
des krankhaften Processes wieder (Axenfeld). Für den Nachweis erforderlich
ist ein etwas energisches Bestreichen der Bindehautoberfläche mit der Platin-Oese
und die Verwendung von Blutserum als Nährboden. Auf Glycerin-Agar u. A.
bleiben die Culturen aus oder wachsen sehr langsam, und die Stäbchen sind so
zart, dass man sie für Kokken halten könnte. Diese Culturen entwickeln sich
= Keule.
-
a D —
',nach Ueberimpfung auf Blutserum kräftig und verkümmern wieder nach Rück-
impfung auf Agar. Ze
Die Gelpke’sche. „Plasma- Lücke“ sah Verf. bei seinen Xerosebacillen con-
stant. Der. Bacillus septatüus (Gelpke) ist identisch mit dem Xerosebacillus.
Die grosse Empfindlichkeit gegen Nährböden kommt nur den Xerosebacillen
zu, während die viel seltener im Conjunctivalsack vorkommenden Hoffmann’-
schen Pseudodiphtberiebacillen auf verschiedenen Nährböden gedeihen.
~ Als wesentliches Unterschvidungsmerkmal zwischen Xerosebacillen und
Diphtheriebacillen führt Verf. an, dass letztere auf Blutserum erheblich rascher.
und üppiger wachsen als erstere, und dass sie. feuchte, glänzende Colonien
bilden, welche häufig confluiren, während die Xerosebacillen-Colonien matt und
trocken aussehen und keine Neigung zum Confluiren zeigen. Aeltere Culturen
beider Arten sind nicht zu unterscheiden.
Die Doppelfärbung der Diphtheriebacillen nach Ernst-Neisser gelang
` bei frischen, 9—16 Stunden alten Culturen stets, bei älteren Culturen nicht
regelmässig. ‘Bei Xerosebacillen treten die Ernst’schen „Körner“ selten früher
als nach 24 Stunden ‚und auch dann nur zuweilen auf: Aenderungen dieses
Verhaltens. kommen bei älteren Culturen beider Arten vor. Die Form der
Bacillen und die Lagerung der Körner ist aber stets so verschieden, dass. eine
° Verwechselung von Xerose- und Diphtheriebacillen vormieden werden kann.
Jeder Fall, bei welchem die Doppelfärbung positiv ausfällt, bedarf nach
‘Verf. der Serumbehändlung.
In 2 Fällen von Keratomalacie und 1 Fall von Conjunct. crouposa, welche
auf der Breslauer Klinik behandelt wurden, lag nach der bakteriologischen
Untersuchung Verdacht auf Diphtherie vor. Die Doppelfärbung fiel aber negativ
aus, und 'hierversuche. bestätigten die mangelnde DASS der verdächtigen
Bacillen. |
2) Beitrag zur Histologie der Heilungsvorgänge bei Wunden der
' Formhbäute des Auges, von Dr. Stoewer in Witten.
Verf. konnte in vielen Punkten die Angaben von Franke und Krück-
mann (v. Graefe’s Arch. 41, 3; 42, 4) bestätigen, betont aber, dass die Netz-
- haut keineswegs regelmässig in die Scleralwunde vorfällt, und dass die Leuko-
cyten von dem Wundrande in die Sclera wandern, nicht in umgekehrter
‚Richtung.
Wird ein Stückchen aus der Sclera, unter Schonung der innersten Schich-
ten, ausgeschnitten, so’zeigt sich neben den Folgen der Blutung in dem Defecte
ein Fibrinniederschlag und überall starke Rundzellen-Infiltration. Die Umwand-
lung des fibrinösen Niederschlages in Narbengewebe erfolgt von der Episclera
aus. Die Sclera selbst betheiligt sich nicht daran. Das Narbengewebe bildet
eine dünne, lockere, bindegewebige Schicht und nimmt nicht, wie es bei Ge '
narben der Fall ist,. den Charakter des Scleralgewebes an.
Erstreckt sich der angelegte Defect bis auf die Chorioidea, so betheiligt
sich diese an der Bildung des Keimgewebes, und die Verhältnisse gleichen.
wieder mehr denen. bei einfachen perforirenden Scleralwunden. Das Narben-
gewebe ähnelt dem Scleralgewebe, erreicht aber nicht annähernd die Dicke der
Sclera. Bei grossen Defecten folgt Ectasie.
Aehnlich sind die Verhältnisse, wenn das ausgeschnittene Stück Sclera, Chorioides
und Retina enthält, oder wenn ein Scleral-Lappen gebildet und nur die darunter
liegende Chorioides nnd Retina entfernt wird. Im letzteren Falle besteht geringe
— 24 —
Neigung des neugebildeten Gewebes sich mit dem Soleral-Lappen zu verbinden.
Die Netzhaut entartet in grösserer Ausdehnung.
Ectasie kommt zu Stande, wenn die Defecte gross sind, oder wenn durch
Prolaps der Chorioides und Retina, bezw. durch Einstülpung von Conjunctival-
und Muskelgewebe die Heilung erschwert wird.
Die Behandlung hat sich daher auf Schaffung reiner Wundverhältnisse zu
richten; Abtragung alles Vorgefallenen oder Eingeklemmten und Conjunctivalnaht.
Eingezogene Narben sind stets Folge von Cyelitis.
3) Knötchenförmige Hornhauttrübungen, von Privatdocent Dr. A. Groe-
nouw in Breslau. (Ans der Universitätsklinik für Augenkranke in Breslau.)
2 Fälle.e In dem im übrigen klaren Hornhautgewebe liegen zahlreiche
feinste und grössere — bis !/, mm Durchmesser — Trübungen von unregel-
mässig rundlicher Gestalt, vielfach in Zacken auslaufend. Die Trübungen be-
finden sich in den vorderen und hinteren Schichten, beschränken sich aber
wesentlich auf die centralen Partien, während die Peripherie relativ frei bleibt.
Die Erkrankung entsteht ohne irgend welche entzündlichen Erscheinungen
äusserst langsam und scheint, bis zu einer gewissen Entwickelung gelangt, lange
Zeit stationär zu bleiben.
Verf. excidirte ein Stückchen Hornhaut und kommt auf Grund der mikro-
skopischen Untersuchung und der chemischen Reactionen zu dem Schlusse, dass
es sich um Einlagerungen von Hyalin handelt. Essigsäure, Salzsäure, Schwefel-
säure, Osmiumsäure und Kalilauge bewirken keine Veränderung.
4) Ueber Concremente in der Bindehaut, von Prof. Ernst Fuchs
in Wien.
Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf eine besonders bei Erwachsenen
häufiger vorkommende, aber anscheinend wenig beachtete Erkrankung der Binde-
haut. Es handelt sich um feine, gelbliche und feinste, mehr graue Flecke in
der Bindehaut, welche meistens in der unteren Uebergangsfalte ihren Sitz haben
und in grosser Zahl auftreten können. Nur wenn sie eine gewisse Grösse
erreicht haben, sind sie über die Oberfläche der Bindehaut erhaben. Die Um-
gebung ist meistens blass, höchstens leicht injicirt. Selten findet man die
Flecke in der Conjunct. tarsi, doch kann in einzelnen Fällen diese Partie durch
zahlreiche Flecke gelb gesprenkelt erscheinen. Bei Druck werden die Flecke
leicht aus der Bindehaut herausgepresst.
In der Conjunct. bulbi werden die Flecke nur einmal und zwar unter Be-
gleitung langwieriger, entzündlicher Erscheinungen beobachtet.
Als Verf. im Jahre 1896 in Heidelberg über diese Flecke vortrug, hielt
er sie für Pilzrasen. Neuere Untersuchungen von etwa 80 Präparaten führten
zu einer wesentlich anderen Auffassung. Es zeigte sich, dass in der Conjunctiva
Drüsen gebildet werden, deren Umgebung zellig infiltrirt ist. Dem Inhalt der
Drüsen bilden bald eine schleimartige Flüssigkeit, bald mehr oder minder zer-
fallene Zellen, bald Concremente, welche aus den beiden ersteren hervorgehen.
Die Concremente sind brüchig und von homogenem, matt glänzendem Aus-
sehen. Sie färben sich mit Eosin roth, nach van Gieson orange und werden
in concentrirten Säuren und Alkalien nicht gelöst. Wahrscheinlich handelt es
sich um Hyalin. |
‘Pilze konnten nicht nachgewiesen werden.
— 25 —
5) Ueber monoculäre Diplopie ohne physikalische Grundlage nebst
Bemerkungen über das Sehen Schielender, von Dr. A. Bielschowsky,
Assistent an der Universitäts-Augenklinik zu Leipzig.
Einem 18jähr., intelligenten Monteur musste wegen schwerer Verletzung
das sehtüchtige, rechte Auge enucleirt werden. Das stets schwachsichtige linke
Auge hatte in früherer Jugend stärker, in den letzten Jahren weniger geschielt;
Sehschärfe = Finger in 6 m, Jäg. 14: 11 cm. Nach 3 Wochen betrug S. =
Olgo, Jäg. 8; nach 9 Wochen Hl aen Jäg. 6; nach 1?/, Jahren ®/,., Jäg. 3,
so dass feine Arbeiten verrichtet werden konnten.
Bald nach der Enucleation klagte Patient, dass er mit dem linken Auge
doppelt sehe. Wird ein Gegenstand fixirt, so erscheint nach links und etwas
nach unten ein „Trugbild“. Der Abstand der Doppelbilder von -einander wächst
proportional der Entfernung des Objects vom Auge. Bei der Aufforderung das
Trugbild zu fixiren, macht das Auge eine kleine Bewegung nach links, und
Pat. giebt an, dass er den Gegenstand deutlicher sehe.
Irgend welche Veränderungen, welche eine physikalische Erklärung . des
Doppeltsehens geben könnten, fehlten.
Der Abstand der Doppelbilder konnte gemessen werden. Wurde ein
doppeltbrechendes Prisma vorgehalten, so erschienen 2 Bildpaare, deren Abstand
von einander sich je nach der Entfernung des Gegenstandes vom Auge ver-
änderte. Mit farbigen Objecten liess sich Wettstreit der Farben, ja Farben-
mischung hervorrufen. |
Die ausführliche Beschreibung der verschiedenen Versuche ist im Originale
einzusehen. Jedenfalls lag Simulation nicht vor.
Eine eingehende Analyse des Falles führte den Verf. zu der Annahme,
dass während der Schielperiode ein binocularer Sehact bestand, welcher dadurch
ermöglicht wurde, dass eine ausserhalb der Macula lutea gelegene Netzhautstelle
des abgelenkten linken Auges dem Raumwerthe nach mit der Macula des rechten
Auges correspondirte. Diesem erworbenen Raumwerthe gegenüber trat der
angeborene Raumwerth der linken Macula zurück, wurde indessen nicht ganz
aufgehoben, und machte sich wieder geltend, als binoculares Sehen nicht mehr
möglich war, und das linke Auge von dem früheren besser sehenden Partner
befreit an der Unterdrückung der von der Macula gelieferten Bilder kein Inter-
esse mehr hatte.
Fixirt das Auge, so wird zunächst das Psendocentrum eingestellt, und das
Object erscheint da, wo es früber bei binoeularer Fixation gesehen worden
wäre, zugleich tritt aber die Macula in Funetion und projieirt ein scharfes
Bild entsprechend ihrem angeborenen Raumwerthe in die Hauptsehrichtung.
Geschieht das, so gewinnt das „Pseudocentrum‘ seinen angeborenen Raumwerth
im Verhältniss zur Macula wieder, und diesem entsprechend erscheint neben dem
der Macula ein zweites Bild. Es handelt sich also um einen Kampf zwischen
der erworbenen und angeborenen Macula.
Das maculare Bild erschien dem Pat. zunächst als Trugbild, doch bemühte
er sich im Laufe der Zeit mehr und mehr, das Auge auf dieses wesentlich
schärfere Bild einzustellen. Vermuthlich wird die erworbene Localisation nach
und nach ganz verschwinden.
Monoculares Doppeltsehen ist mit der Projectionstheorie unvereinbar, man
kann nicht gleichzeitig 2 Vorstellungen ven der Richtung eines Auges haben.
Nach der streng empiristischen Theorie würde nicht zu erklären sein, dass
unmittelbar nach dem Aufhören des binocularen Sehens der angeborene Raum-
werth der Macula sofort wieder in Function trat. Die nativistische Theorie
— 2 —
bedarf der Ergänzung, dass die Netzhaut unter Umständen neue Raumwerthe
erwerben kann, neben danen die angeborenen zurücktreten, aber nie ganz ver-
schwinden.
6) Ueber Retrochorioideal-Blutungen nach Star-Extractionen, von
Selina Bloom, New York. (Aus der Universitäts-Augenklinik zu Leipzig,
nebst einem Zusatz von H. Sattler.)
Anatomische Untersuchung von 3 einschlägigen Fällen. In dem 1. Falle
handelt es sich um eine ca. 30jährige Frau, welche nach 8tägigem, günstigem
Heilungsverlaufe plötzlich in Folge von Embolie der Art. pulmonalis verstarb.
Es lag demnach eine rasch einsetzende, hochgradige Circulationsstörung vor.
In der Chorioidea wurde Phlebitis und Periphlebitis nachgewiesen und als
Ursache der Gefässruptur angesehen. Im 2. Falle — gewöhnlicher Alter-Star
— bestanden variköse Erweiterungen der Chorioidealvenen. Vermuthlich be-
rubten diese Varicen auf krankhafter Erweichung der Venenwandungen, welche
ebenfalls ein prädisponirendes Moment für copiöse Blutungen abgab. Auch im
dritten Falle fand sich ungleichmässige Erweiterung der Venen und zellige In-
filtration der Umgebung. In allen Fällen erfolgte die Blutung aus den Venen,
die Arterien zeigten keine krankhaften Veränderungen.
Auch in einem Falle von retrochorioidealer Blutung nach Glaucom-Iridectomie
fand Verf. in der Umgebung der Venen geronnenes Exsudat und zellige Infil-
tration. Hier mögen auch die Druckverhältnisse von Belang gewesen sein, die
Blutung erfolgte sogleich nach der Operation.
Prof. Sattler berichtet über fernere eigene und einige fremde Beobach-
tungen dieser ominösen Blutungen. Er hatte 1896 in Heidelberg darauf auf-
merksam gemacht, dass die Blutungen seit Einführung des Cocains anscheinend
häufiger würden, und die Vermuthung geäussert, dass die der Cocain-Contractur
folgende Dilatation der Gefässe vielleicht das Auftreten von Blutungen be-
günstige. Scheer.
Vermischtes.
1) Ein kleines Blatt aus der Geschichte der Augenheilkunde.
In dem mit den 3 Iiilien geschmückten Original-Exemplar von Furnari’s
voyage méd. dans l’Afrique septentr. (Paris, 1845), das ich vor Kurzem in
Italien für meine Büchersammlung erwarb, fand ich den folgenden Brief:
A sa Majesté
Le Roi des Deux Siciles.
Naples.
Sire,
J’ai l'honneur de prier Votre Majesté, de daigner agréer l'hommage d'un
exemplaire de mon ouvrage sur l'Afrique, comme un faible témoignage de ma
reconnaissance pour les bontés dont Elle m’a honoré pendant mon séjour à
Naples.
Ce livre, résultat de la mission scientifique que j’ai regue de son Excellence
M" le Ministre de l'instruction publique de France, résume les véritables causes,
la nature et le traitement des maladies des yeux qui sévissent en Afrique; il
a également pour but de propager les indications hygièniques et prophylactiques
qui peuvent rendre le climat Africain moins insalubre pour les Européens.
diu Dina
Dans un chapitre sur l'appréciation de la médicine chez les Arabes, j'ai
tâché de faire connaitre aux médecins d'Europe les principales méthodes em-
ployées en Afrique et les pratiques rationnelles les plus utiles que nous
pourrions emprunter aux médecins indigènes.
J'espère, Sire, que Votre Majesté accueillera ce travail avee indulgence et
qu'elle daignera lui accorder la faveur de son illustre et bienveillant suffrage.
Sire, de Votre Majesté
très fidèle et très dévoué sujet
Paris 12 Juillet 1845. J. Furnari.
2) Notiz zu Koster’s „Bemerkungen zur Manometrie des Auges“,
von Dr. C. Hamburger in Berlin. |
Im Novemberheft dieses Centralblattes unterzieht Herr Prof. Koster aus
Leiden meinen „Beitrag zur Manometrie des Auges“ (Centralbl. f. pr. Augenh.
1898. September) einer scharfen Kriti. Er verwirft die Ergebnisse mit
der Begründung, dass ich nachzuweisen unterlassen hätte, ob nach Einführung
ins Auge die Oeffnungen der Canülen sich verstopfen, oder ob sie durchgängig
bleiben.
Dem gegenüber darf ich mich darauf berufen, dass auf der letzten Seite
meiner kaum 3 Seiten langen Publication die Worte stehen: „der Einwand, es
könnten sich die Canülen verstopft haben, ist leicht zurückzuweisen; denn zieht
man aus dem Glaskörper die Canüle heraus, so stürzt sofort aus der freige-
wordenen Oeffnung die Flüssigkeit hervor, und die Petroleumsäule wird voll-
ständig herausgedrängt; aehnliches erfolgt, wenn man die Vorderkammercanüle
herauszieht, nur dass in diesem Falle nicht so viel Flüssigkeit abfliesst, offenbar
weil der Glaskörper ein nicht so leicht flüssiges, sondern vielfach septirtes
Organ ist, dessen einzelne Kammern wie wasserdichte Schotten gegen einander
abgeschlossen sind; dass diese Auffassung richtig ist, geht daraus hervor, dass
man durch weiteres Hineindrängen der Canüle jederzeit ein neues Abfliessen
herbeiführen kann.“
Es erbellt hieraus, wie ich glaube, mit aller Deutlichkeit, dass die Canülen
in situ durchgängig waren: denn wenn die Glaskörpercanüle herausgezogen
wurde, befand sich die der vorderen Kammer unverrückt an Ort und Stelle,
‚und wenn die Vorderkammercanüle entfernt wurde, so blieb die im Glaskörper
unbewegt. Jedesmal, so oft der Versuch wiederholt wurde, floss aus der frei-
gewordenen Canüle Flüssigkeit aus, was ich nach wie vor als beweisend dafür
ansehen muss, dass die Canülen, ins Auge eingeführt, durchgängig bleiben;
wozu wohl besonders der Umstand beiträgt, dass beide Canülen (namentlich auch
die für den Glaskörper) die Oeffnung nicht an der Spitze, sondern weiter hinten
haben. Wenn also Koster diese Beweisführung ablehnt mit den Worten:
„Was wohl keiner ihm zustimmen wird, der oft mit derartigen Versuchen be-
schäftigt gewesen ist —“, so befindet er sich in einem durch nichts begrün-
deten Gegensatz zu den Sachverständigen, denen ich die Versuche — die
letzteren sind im Zuntz’schen Laboratorium angestellt — habe demonstriren
können.
Obwohl es somit eigentlich überflüssig war, habe ich zum Zwecke dieser
Notiz noch den Control-Versuch angestellt, den Koster für unerlässlich hält
(l.c. S. 331): nämlich nach Einführung des Instrumentes ins Auge Hahn b
(s. Fig. S. 259) wieder geschlossen und Hahn a geöffnet; das Resultat war das
selbstverständliche: bei leichtem Druck auf den Bulbus stieg die Flüssigkeit in
die Höhe — somit war Canüle / durchgängig; jetzt wurde Hahn a geschlossen,
— 28 —
Hahn 5 wieder geöffnet, und die Canüle f vorsichtig herausgezogen, woraufhin
Flüssigkeit aus ihr heraustropfte — somit war auch Canüle e durchgängig.
Koster irrt, wenn er diesen Versuch, den er weder angestellt noch gesehen
hat, als „sehr umständlich“ bezeichnet — er ist in weniger als 5 Minuten
beendet. Ob es demnach gerechtfertigt war, meine Versuchsanordnung als
„nicht brauchbar‘ zu bezeichnen, mögen Unparteiische beurtbeilen.
Dass es zweckmässiger ist, minimale Druckdifferenzen rein differentiell
nachzuweisen, anstatt, woran Koster festhält, durch vergleichende Messung erst
im einen, dann im anderen Raume, braucht nicht erst bewiesen zu werden.
Und wenn Koster das in Rede stehende Differentialmanometer, ohne es benutzt
zu haben, als „ungeeignet“ verwirft, indem er von einem solchen Instrument
verlangt, „dass die Flüssigkeitsbewegung ... keine Aenderung in den bestehen-
den Druckhöhen“ mit sich bringen (l. c. S. 331), so ist das physikalisch
schlechterdings unerfüllbar: denn gerade die Aenderung der bestehenden Druck-
höhen, d. h.-ihr Ausgleich bewirkt es, dass die Flüssigkeitsbewegung zu Stande
kommt; es ist dabei völlig einerlei, ob man als Indicator Petroleum benutzt,
oder, wie Koster beabsichtigt, ein „Oeltröpfchen“ im horizontalen Rohr
(l. c. S. 332).
Koster’s Spott darüber, dass ich, auf diesem Gebiet ein Anfänger,
Ehrlich’s Anregung folgend, dessen Instrument benutzt habe, ist mir unver-
ständlich; um so unverständlicher, als sich doch Herr Professor Koster bei
seinen Versuchen, die dasselbe Thema betreffen, ebenfalls nicht eines eigenen,
sondern des Leber’schen Instrumentes bedient hat.
3) 1898, S. 377, Z. 24 v. o. lies 2°/, Lapis-Lösung.
Bibliographie.
1) Gesichtsstörungen und Uterinleiden, von Mooren. 2. Auflage.
(Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1898.) Das Buch stellt die umgearbeitete und
theilweise erweiterte Auflage der im Jahre 1881 im Ergänzungsheft des
Knapp’schen Archivs erschienenen Arbeit vor. Die mitgetheilten Krankheits-
geschichten sind eigene Beobachtungen und werden unter folgende Capitel
rubricirt: 1. Die Einwirkung der Geschlechtsreife ‚auf den Gesammtorganismus.
2. Der Einfluss der Uterinstörungen auf das Entstehen der: Augenleiden.
3. Das Zurücktreten der Menstruation. ‘4. Der Einfluss der Parametritis.
5. Die Lage-Anomalien des Uterus. 6. Die Hysterie. 7. Die Basedow’sche
Krankheit. 8. Die Einwirkung der Schwangerschaft und des Wochenbettes.
9. Das Klimacterium der Frauen. 10. Therapeutische Bemerkungen. Moll.
2) Recherches sur la structure de la rétine ciliaire et l’origine
des fibres de la zonule de Zinn, par Terrieu. (Paris. 1898. Steinheil,)
Der ciliare Theil der Netzhaut, von der Ora serrata bis zum Iriswinkel, besteht
aus zwei Lagen von Zellen. Die äussere Schicht ist die Fortsetzung des Pig-
mentepithels, welches sich bis zum Pupillenrande verfolgen lässt. Die innere
Schicht besteht aus cylindrischen und cubischen Zellen und Stützfasern und
repräsentirt für sich allein die neun Schichten der übrigen Netzhaut. Diese
Concentration ist am besten am Foetus und namentlich am Auge des Huhns
zu studiren. Die Lamina vitrea setzt sich als Limitans externa der Pars ciliaris
retinae fort und trennt diese von der Chorioides. Als Limitans interna ist die
Basalmembran aufzufassen, welche durch die Insertion der Stützfasern gebildet
wird. Die Zonulafasern nehmen sämmtlich ihren Ursprung von der Pars ciliaris
retinae. Und zwar inseriren sie sich nicht, wie allgemein angenommen, an der
— %9 —
Basalmembran, sondern durchlaufen die Pigmentschicht und heften sich an die
innere Fläche der Lamina vitrea der Chorioides an. Sie verhalten sich also
ganz wie die Stützfasern, mit dem Unterschiede, dass sie nicht mit einer Basal-
membran endigen, sondern sich weiter zur Linse begeben. Die Zonulafasern
sind daher als Theile des Ectoderms und nicht des Mesoderms aufzufassen.
Moll.
3) Macewen, Die infectiös-eitrigen Erkrankungen des Gehirns
und Rückenmarks. Meningitis, Hirnabscess, infectiöse Sinusthrom-
bose. Deutsche Uebersetzung von Rudloff. (Wiesbaden. 1898. Bergmann.)
Es kann nicht Sache des Ref. sein, aus dem ca. 350 Seiten starken Werke
Einzelheiten herauszugreifen, die dem Leser doch keinen Ueberbliek über das
umfassende und kritisch verwerthete Material Macewen’s geben würden. Es
sei nur darauf hingewiesen, dass der Pathologie ein sehr werthvolles Capitel
über chirurgische Anatomie des Schläfenbeins, der Stirnhöhlen und der Venen-
gebiete des Kopfes vorangeht. Die Pathologie der drei oben genannten Krank-
heitsgruppen wird durch eine grosse Anzahl eigener Fälle auf das Beste
illustrirt und hat auch für den Augenarzt genug des Interessanten durch. den
wiederholten Hinweis auf Erkrankung des Auges, namentlich des Sehnerven,
welche ihrerseits bei Stellung der Diagnose berücksichtigt werden müssen. Moll.
4) Die Späterfolge der Glaucombehandlung bei 76 Privat-
patienten, von Prof. Dr. Haab, Zürich. Zusammengestellt von Augenarzt
Dr. Sidler-Huguenin, Zürich. (Beiträge z. Augenheilk. Heft XXXII.) An-
geregt durch die von Hirschberg aufgeworfene! Frage, ob die gute Wirkung
der Iridectomie auf den Glaucomprocess wirklich eine so definitive sei, unter-
wirft Verf. an der Hand von 76 Fällen von Glaucom aus der Privatpraxis von
Prof. Haab, bei denen die Beobaehtung mindestens über 2 Jahre fortgeführt
werden konnte, die Dauererfolge unserer Glaucombehandlung einer Prüfung.
Verf. ordnet die Fälle in Tabellen und kommt zu dem Resultat, dass das acut
entzündliche Glaucom in mehr als der Hälfte der Fälle (65°/,) gänzlich ge-
heilt und beinahe immer in sehr günstiger Weise beeinflusst wird. Auch bei
dem Glaucoma inflamm. chron. wurde in 60°/, der Fälle Heilung erzielt. Ein
maligner Verlauf trat beim entzündlichen Glaucom nur 1 Mal auf. Die Sclero-
tomie oder Miotica allein angewendet, stehen der Iridectomie an Wirkung weit;
nach. Von 36 Fällen von Glaucoma simplex, von denen 31 mit Iridectomie
und 5 mit Sclerotomie behandelt wurden, endeten 2 nach der Iridectomie mit
malignem Verlauf, 7 Fälle (davon 2 scelerotomirt) gaben ein schlechtes Sehen,
7 Fälle (davon 1 scleretomirt) ein brauchbares und 20 Fälle (davon 2 sclero-
tomirt) ein ganz günstiges Resultat. Verf. empfiehlt in der Nachbehandlung
neben der Sclerotomie noch Miotica anzuwenden. Für das Glaucoma haemor-
rhagicum ist die Prognose viel schlechter. Die schonendste Behandlungsmethode,
die Sclerotomie, ist der Irideetomie vorzuziehen. Günstigen Falles 20°,
Heilung und in 40°/, erhaltener Visus. Durch ausschliessliche Miotica-Behand-
lung bei allen Glaucomformen liess sich der Glaueomprocess auf längere Zeit
aufhalten (33°/,) aber nicht heilen: Dass diese Resultate besser (?) sind, als die
anderer Glaucomstatistiken, schreibt Verf. der Zusammenstellung von Patienten
aus den besseren Ständen zu, die früh zum Arzt kommen und sich pflegen
und schonen können. Verf. constatirte durch häufige und zu verschiedenen
Zeiten angestellte Prüfungen bei einer Reihe von Fällen von Glaucoma chron.
und simpl. Tensionsschwankungen, die sich bewegten zwischen der obersten
! Ich habe sie (1895) durch Prüfung meiner 569 Glaucom-Operationen beantwortet.
Grenze der Norm und T + 1 und von vielen Zufälligkeiten, wie psychischen
Aufregungen, körperlichen Anstrengungen, Schlaflosigkeit u. s. w. abhingen.
Auch im Schlaf konnte er solche nachweisen. Fehr.
5) Das Sideroskop und seine Anwendung, von Dr. Eduard As-
mus, Augenarzt in Düsseldorf. (Wiesbaden. 1398.) Um die Vervollkommnung
und Einführung des Sideroskops in die Augenheilkunde hat sich der Verf.
grosse Verdienste erworben. In der Monographie behandelte Verf. die Ent-
stehung und Beschreibung seines Instruments, ferner den Gebrauch, an zahl-
reichen Patienten erläutert. Des Weiteren wird über die Anwendung des Side-
roskops zum Nachweis und zur Localisation subcutaner magnetischer Fremd-
körper berichtet und eine Reihe von Fällen mitgetheilt. Abbildungen und
Curventafeln sind zur Erläuterung beigegeben. Stiel.
6) Neueinrichtung der Augenabtbeilung des k. k. Kranken-
hauses Wieden in Wien, von Dr. Hans Adler, k. k. Primararzt. (Wien
und Leipzig 1897, W. Braumüller.) Eine selbständige Augenabtheilung wurde
an diesem Krankenhause im Jahre 1881 errichtet, nachdem bereits im Jahre 1872
der jetzige Leiter mit der Behandlung der Augenambulanten betraut worden war.
Die neueingerichtete Abtheilung verfügt über 46 Betten. Jm Jahre 1896 wurden
4627 Augenkranke ambulatorisch behandelt, 564 in der Anstalt verpflegt. Es
wurden 249 grössere Operationen, 36 Staroperationen, 33 Iridectomien verrichtet.
Schenkl.
7) Augenärztliche Mittheilungen, von Primarius Dr. E. Bock in
Laibach. (Wiener med. Wochenschrift. 1898. Nr. 30—36.) 6cm langer
Holzsplitter in der Augenhöhle. Entfernung nach 4itägigem Verweilen
in derselben. Heilung. Der Fremdkörper war in die untere Hälfte der Augen-
höhle eingedrungen ohne eine nachweisbare Verletzung der Lider zu erzeugen.
Seiner Grösse nach musste er, da keine Zeichen eines Eindringens in die Neben-
höblen vorhanden waren, und da er nicht biegsam war, eine schiefe Lage von
der Schläfenseite zur Nasenseite angenommen haben. Der Augapfel war durch
Blutung in das Orbitalgewebe vorgedrängt, zeigte aber keine Bewegungsstörungen.
Allmählich wurde der Fremdkörper durch Gewebswucherungen nach vorne ge-
trieben und konnte endlich durch Einschnitt entfernt werden. Die die Ver-
letzung begleitende Ptosis ging nach elektrischer Behandlung zurück; der
Sehnerv hatte nicht gelitten. — Drei Holzsplitter in der Augenhöhle.
Entfernung nach 4!/,monatlichem Verweilen in derselben. Heilung. Ein Kind
hatte sich durch einen Sturz auf einen Korb einzelne Stücke des Weiden-
geflechtes in die Augenhöhle getrieben; am Oberlid bestand eine Risswunde.
Die Fremdkörper führten zur Eiterung und zur Bildung schlaffer Wundwärzchen,
die so dicht auftraten, dass sie vorerst operativ entfernt werden mussten. Die
Eiterung hatte eine bedeutende Lageveränderung des Bulbus zur Folge; nach
Entleerung des Eiters wurde sowohl die Stellung des Augapfels, als des Ober-
lides wieder normal. — Caries orbitae, Protrusis bulbi, Papillitis, Amaurosis.
Heilung mit normaler Sehschärfe. Das Leiden betraf ein 8jähriges Kind; eine
Verletzung lag nicht vor; nach dem allgemeinen Zustand des Kindes zu schliessen,
handelte es sich um eine tuberculose Knochenerkrankung. Von Interesse ist
der Ausgang in Heilung mit vollständiger Herstellung des Sehvermögens,
(S = ®/,), — Lymphoma orbitae sinistrae. Eine Allgemeinerkrankung
lag nicht vor; der Augapfel war vorgetrieben, unbeweglich, die Cornea zeigte
sich rauchig getrübt, gestichelt. Der ganze Process war von heftigem Kopf-
schmerz begleitet; nach Aufhellung der Cornea konnte eine deutliche Abblassung
des Sehnerven constatirt werden. — Brandiger Zerfall der Augenlider:
1. symmetrische Gangrän der Lider beider Augen bei einem 7 Wochen alten
Kinde; die Affection der Lider trat nach Ablauf der ersten Lebenswoche auf;
der Exitus let. erfolgte, als die Affection der Lider schon ihren Höhepunkt
überschritten hatte. 2. Phlegmone der Lider beider Augen mit darauf folgen-
dem symmetrischen brandigen Zerfall derselben. Schwerste allgemeine Sepsis.
Heilung. Nach einem Schlag aufs Hinterhaupt, unbedeutende Verwundung am
rechten Scheitelbein, Phlegmone und brandiger Zerfall der Lider unter schweren
Allgemein-Erscheinungen; Verbreitung der Phlegmone bis über den ganzen Brust-
korb; rechtsseitige Lungenentzündung; Entwickelung von grossen Eiterherden
unter der Haut des Halses, des Stammes und selbst in der Lunge. Entleerung
des Eiters, Nachlass aller schweren Allgemein-Erscheinungen. Die Infection er-
folgte an der Wunde am Hinterhaupte; in dem Eiter dieser Wunde konnte
Streptococcus pyogenes nachgewiesen werden; später erfolgte noch eine Infection
mit Staphylococcus pyogenes aureus, der die Veranlassung der phlegmonischen
Affectionen des Halses, der Brust und der Erkrankung der Lunge war, und
wahrscheinlich aus der Lunge in das Blut gelangte. Die Zerstörung an den
Lidern: beschränkte sich auf das Bindegewebe unter der Haut und auf jenes
des Ringmuskels; dann kam es erst zu ganz symmetrischem, brandigen Zerfall
der Lidhaut. Um eine narbige Schrumpfung der Oberlider zu verhüten, wurde
eine theilweise Vernähung der Lidspalte vorgenommen, die so lange blieb, bis
Vernarbung eintrat. 3. Brandiger Zerfall der Lider nach einem Schlag auf das
linke Auge. 4. Gangräna palp. o. d. ohne nachweisbare Ursache. 5. Brand
beider Lider des rechten Auges nach Verletzung mit einem Steine 6. Riss-
quetschwunde des linken Unterlides; auch bei diesem beinahe vollständig loss-
gerissenen Lide bewährte sich die temporäre Vernähung der Lidspalte; es ge-
lang, das Lid zu erhalten und in günstige Lage zu bringen. 7. Acute
Schwellung des Oberlides des linken Auges in Folge eitriger Beinhautentzündung
des rechten Stirnbeines.. — Tuberculose der Haut des Unterlides — Drüsen-
schwellung; Lunge normal. — In dem fleischwärzchenartigen Gewebe der Lid-
geschwulst eine grosse Zahl von Tuberkelbacillen. (Verf. hatte 3 derartige Fälle:
bei einem 4-, 7- und 10jährigen Kinde zu beobachten Gelegenheit). —
Syphilitischer Primäraffeet des rechten unteren Lides bei einem 44jährigen
Manne; Ausgangsquelle der Erkrankung, eine durch zufällige Verletzung ent-
standene Wunde, welche durch die mit Syphilitisgift verunreinigten Finger des
Verletzten inficirt worden war. — Cyste der Haut des rechten Unterlides,
die nach der Exstirpation als Erweiterung des Ausführungsganges einer Moll’-
schen Drüse sich erwies, — ausser dieser nahe dem schläfenseitigen Lidwinkel
sitzenden grossen Cyste fanden sich noch mehrere kleine Cysten am Lidrande.
— Melanocarcinoma palpebrae inferioris dextrae bei einem 24jährigen
Mädchen. Die Neubildung war aller Wahrscheinlichkeit nach von den Talg-
drüsen der Wimpern ausgegangen und war ausserordentlich reich an Farbstoff.
Die Patientin war blondhaarig mit hellblauen Regenbogenhäuten; zeigte dabei
aber eine ausgesprochene Melanosis scleraee — Blutgefässgeschwülste.
1. Ectasia venarum conjunctivae bei einem 21jährigen Manne, bei dem ein
Klappenfehler ausgeschlossen werden konnte; bei dem jedoch Geräusche über
dem Herzen und den grossen Gefässen die Annahme angeborener Gefässverände-
rungen nahelegten. 2. Schwammige Blutgeschwulst (angioma simplex) der
Bindehaut im Bereiche der Karunkel und der halbmondförmigen Falte bei einem
19jäbrigen Manne. Durchführung von Fäden, Verschorfung mit Glüheisen,
Excision. 3. Angioma cavernosum conjunctivae bulbi im Bereiche des äusseren
geraden Augenmuskels. Entfernung ohne Beeinträchtigung des Muskels.
— 32 —
4. Drei Fälle von sogenannten Papillomen oder Polypen der Bindehaut, die
sich als Gefässgeschwülste berausstellten. Alle drei Fälle betrafen Kinder. —
Melanosarcoma conjunctivae bulbi dextri bei einer 49jährigen Frau (an
Pigment sehr reiches, kleinzelliges Sarcom)' von ungewöhnlich flacher Form und
grosser Ausdehnung. — Tuberculosis conjunctivae palpebrarum bei einem
Yjährigen Mädchen. Geschwulst bestand aus grossen und kleinen Knoten, sass
im Gewebe unter der Bindehaut und zeigte keine Neigung zum Zerfall.
Tuberkelbacillen waren spärlich, aber mit Sicherheit nachweisbar. Der Process
musste als primäre Tuberculosis conjunctivae bezeichnet werden, da keine weiteren
Herde nachweisbar waren und das Kind jetzt nach 2 Jahren noch: immer ge-
sund ist. Aussergewöhnlich grosse Granulationsgeschwulst der Hornhaut bei
einer 43jährigen Frau. Die Geschwulst sass in der Mitte der Hornhaut fest
gestielt auf, hing jedoch mit dem Limbus nicht zusammen. Nach der Ab-
tragung konnte constatirt werden, dass die Granulationen sich aus einem
Cornealgeschwür in der Mitte der Hornhaut entwickelt hatten, und dass die
Geschwulst reich an Epithelwucherungen war. — Tuberculosis sclerae bei
einem 14jährigen Mädchen. Die Geschwulst sass im oberen äusseren Theile
des Bulbus, war derb anzufühlen, schmerzlos und besass den Farbenton einer
starken Ciliarinjection. Keine Drüsenschwellung, Lunge normal; Spaltung der
Geschwulst, Auskratzen und Abtragung von Gewebstheilen mit der Schere.
Spärliche Zahl von Tuberkelbacillen. Den Schluss der interessanten Mitthei- `
lungen bildet die Eimführung einiger neuerer. therapeutischer Maassnahmen in
die Augenheilkunde. Schenkl.
8) Ein Fall von doppelseitigem exulcerirendem Gumma der
Augenlider, von Dr. L. Gruder, Operateur der Klinik des Hofrath Fuchs.
(Wiener klin. Wochenschrift. 1898. Nr. 36.) Bei einem 17jährigen Bauern-
mädchen, bei dem am ganzen Körper und am Genitale keine Zeichen von Lues
vorbanden waren, bestanden scit 3 Wochen an beiden. Augen und zwar am
rechten Auge in der Gegend des unteren Thränenpunktes, am linken Auge im
Bereiche des oberen Lides und gleichfalls in der Gegend des unteren Thränen-
punktes exulcerirende Gummata; alle waren aus dem Zerfall von in der Cutis
sitzenden Knoten hervorgegangen und von Tarsitis syphilitica begleitet. Die
Drüsen hinter dem Sternocleidomastoideus, sowie die Körperdrüsen waren ge-
schwollen und indolent. Die Anamnese ergab keine Anhaltspunkte für die Natur
des Leidens. Trotz absichtlicher Unterlassung einer antisyphilitischen Behand-
lung kam es zu keinen secundären Symptomen. Unter Sublimatumschlägen
begannen die Geschwüre sich zu reinigen. Schenkl.
9) Ueber den Zusammenhang von Augenerkrankungen mit
Hautleiden (Pityriasis rubra pilaris am Auge), von Dr. M. Mohr,
Primaraugenarzt in Budapest. (Wiener klin. Rundschau. 1898. Nr. 35.) Bei
einer 29jährigen Frau fand sich im Gesicht, namentlich. an den Lidern, sowie
am ganzen übrigen Körper Pityriasis rubra pilaris; der Befund an den Augen
entsprach dem Bilde eines Ulcus corneae; an der Conjunctiva palpebrarum
fanden sich nahe dem Lidrande Knötchen gelagert; dieselben waren eine directe
Fortsetzung von ähnlichen Knötchen, die Mohnkom bis Hirsekorn gross scharf
begrenzt, wenig in die Tiefe greifend am intermarginalen Theile sassen.
Schenkl.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
_ Verlag von Vert E Cous, in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırrıa in Leipzig.
Ventralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Commn in Breslau, Doe. Dr.
CL. pu Bowm-ReYmoND in Berlin, Dr. DABRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmmerrT in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GmsBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLpzIEHER in Budapest,
Dr. Gorpon NoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaomms in
Smyrna, Prof. H. Ksarr in New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. Kuruz in
Berlin, Dr. Lannau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Caleutta, Dr. MICHAELSEN in Görlits, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL
in Berlin, Prof. Dr. J. Musk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTEsSoHR in
Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof. PescHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. Reıca in Petersburg, Med.-Rath Dr. SoHEErR in Oldenburg, Prof.Dr. ScHeuKL
in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Serro in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des,In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches,
Februar. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Originatmittheilungen. I. Beiträge zur Vibrationsmassage des Auges.
Von Dr. Piesbergen, Augenarzt in Stuttgart. — II. Zur Pathogenese der sympathischen
Ophthalmie. Von Prof. Otto Schirmer in Greifswald.
Kiinische Beobachtungen. I. Ein Fall von Sarcoın des Oberlides, von Dr. L. Steiner
in Surabaya (Java). — II. Enophthalmus traumaticus, von Dr. Fischer in Dortmund.
Neue Instrumente, Medicamente u. s w. `
Geseiischaftsberichte. Berliner ophthalmologische Gellschaft. `
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Mittheilungen aus der chirurgischen Abthei-
lung des Bosn.-Herzeg. Landesspitales in Sarajewo (1. Juli 1894 bis 31. December 1896),
von Dr. J. Preindisberger. — 2) Die Untersuchung und Begutachtung bei trauma-
tischen Erkrankungen des Nervensystems, von Dr. P. Schuster.
Journal-Vebersicht. v. Graefe’s Archiv f. Ophtbalmologie. XLVI. 2.
Vermischtes.
Bibliographie. Nr. 1—15.
I. Beiträge zur Vibrationsmassage des Auges.
Von Dr. Piesbergen, Augenarzt in Stuttgart. $
Schon im grauen Alterthum kannten die Aerzte und übteh die
Kunst der Massage. Steht doch schon in der hippokratischen Samm-
lung der Satz,! dass „der Arzt, ausser in vielen anderen Dingen, auch in
der Massage Erfahrung haben soll.“ Und dass Erfolge beobachtet wurden,
beweist der zweite Satz:?2 „Die Massage ist im Stande aufzulösen.‘
ı Von den Gelenken: noAA@» Öd Zuse gor Õe? sivaı tòv (ergér, org dp xai
dyargiyewg. In derselben Schrift wird eine besondere Abhandlung über die Massage
versprochen. Garen bemerkt in seinem Commentar, dass die Alten avazgıyıs für
zeiwıs gesagt hätten.
2 In des Arztes Werkstatt: avargıyıs dvvaraı Adcaı.
zei is
Massage des Auges wird bei spätgriechischen Aerzten erwähnt. So
bekämpft Arrıus (nach DEMOSTHENES) die mangelnde Ausdauer (arovi«
op%alumv) u. A. auch mit leichter Massage der Augen (roiıyes tõv òp-
Vahuav Elapog): während PAULLUS von AEGınA die Pupillensperre (P%oxs)
u. A. auch mit Reibung der Augen behandelt.
Die Massage der Lider gegen Trachom! wurde im Alterthum
sehr reichlich geübt.?
Als die neuere Heilkunde sich wieder der Massage zuwandte, war es
unter den Augenärzten PAGENSTECHER, welcher zuerst methodisch die
Massage übte und seine Erfolge im Jahre 18783 und 1881* veröffentlichte.
Von den A Arten der Massage wandte PAGENSTEOHER nur die Effleurage
an, d. h. radiäre und circuläre, rasche Reibungen auf dem Bulbus ohne
stärkeren Druck. Er empfahl die Massage zur Aufhellung von Hornhaut-
trübungen, bei einzelnen Conjunctivalerkrankungen (Conj. pustulosa und
Frühjahrscatarrh) und auch bei Skleritis. Eine Herabsetzung des intra-
ocularen Druckes wurde ebenfalls von ihm beobachtet, und auch nachher
durch GRADENIGO nachgewiesen. Im Jahre 1880 wandten JUNGE, CHoDIn®
‚ und Beoxer die Massage nach der Discision an, um eine raschere Re-
sorption der zerfallenden Linsenmassen herbeizuführen. Später wurden die
günstigen Erfolge der Massage bestätigt durch Veröffentlichungen von
PeprAaGLıa,” KLeEin,® SCHENKL,? CzApopı!? und DANTZIGER,!! andererseits
aber auch das Gebiet derselben ausgedehnt auf die Keratitis parenchymatosa,
auf gewisse Glaukomformen, namentlich Secundärglaukom und auf Supra-
orbitalneuralgien. Bei schweren Erkrankungen der Regenbogenhaut und
Aderhaut beobachtete ApapıE!? gute Erfolge durch Massage mit Jodoform-
lanolin, während Prauz'?® in einem Vortrage auf der 61. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte 1889 gegen die chronischen Formen
der Lidrandentzündung eine methodische Massagebehandlung empfehlen
konnte. Von MAUTHNER wurde die Massagekur gegen die Embolie der
Centralarterie der Netzhaut angegeben, und konnte HırscHBe&e!* zuerst
1 Vgl. G. d. Augenheilk. von HIRSCHBERG, § 75.
2? Den Nachweis dieser Stellen verdanke ich Herrn Geheimrath HırsomsBere, dem
ich meinen verbindlichsten Dank dafür ausspreche.
3 Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1878. S. 281.
* Archiv für Augenheilkunde. X. S. 225.
5 Bericht der ital. ophth. Gesellsch. 1879. Centralbl. f. pr. Augenh. 1880. 8. 128.
è Protokoll d. Gesellsch. d. russ. Aerzte in Petersb. 1880. C.f. A. 1880. S. 279.
” Centralbl. f. pr. Augenh. 1881. S. 111.
® Wiener med. Presse. 1882. Nr. 9, 10, 12, 15.
® Prager med. Wochenschr. 1882. Nr. 30.
1° Wiener med. Wochenschr. 1884. Nr. 29.
11 Gragre’s Archiv. XXXI. 3. S. 187.
‚® Annales d’Oculist. T. 97. 8. 261.
18 Deutsche med. Wochenschr. 1889. S. 283.
14 Centralbl. f. Augenh. 1888. S. 296.
— 85 —
über einen glänzenden Erfolg berichten. In neuerer Zeit empfahl QRA-
DENIGO! die Massage bei accommodativer Asthenopie, bei chronischer
Tenonitis und gegen die Netzhautablösung, während HırscHhBEra das Ver-
fahren in letzterem Falle für nicht unbedenklich hält, da nach zarter
Reibung vorübergehende Erblindung beobachtet wurde.
Während bisher nur die Effleurage — sei es mit Salben oder Pulvern
oder ohne dieselben — Anwendung gefunden hatte, machte MARkLAKOw?
im Jahre 1893 zuerst auf die Vibrationsmassage aufmerksam. Er bediente
sich dabei der Edison’schen Feder, eines kleinen Elektromotors, der vom
Erfinder ursprünglich dazu angegeben war, eine Punktschrift zu liefern,
‘von welcher mit Leichtigkeit Abzüge zu machen waren. Dieses Instrument
— für unsere Zwecke mit einer kleinen Elfenbeinkugel armirt — kann in
der Minute bis 9000 Stösse ausführen. Ueber die Erfahrungen mit dem-
selben schreibt Karzaurow.® Er beobachtete eine Abnahme des intra-
ocularen Druckes auch bei Glaukom-Augen, berichtet über günstige Erfolge
bei quellenden Linsenmassen und bei Keratitis parenchymatosa und nament-
lich bei Episkleritis. Auch von SNE@GUIREw* wurden günstige Resultate
berichtet. Derselbe wandte die Vibrationsmassage an bei Maculae, Kerat.
parenchym., bei folliculärer, granulöser und phlyctänulärer Conjunctivitis,
auch bei Hypopyonkeratitis und Iridocyelitis, bei traumatischen Cataracten
und bei absolutem Glaukom, bei welchem eine 24stündige Druckverminde-
rung beobachtet wurde. Später berichtet derselbe Autor® über den Ein-
fluss der Vibrationsmassage auf die Diffusion vom Conjunctivalsack nach
der vorderen Kammer. Er fand durch Versuche mit Fluoresein die Dif-
fusionsgeschwindigkeit nach der Massage erhöht, gleichzeitig eine Abnahme
des intraocularen Druckes. Durch eine Beschleunigung der Lymphcircu-
lation in der Cornea und Conjunctiva sucht er vornehmlich die erhöhte
Diffusionsgeschwindigkeit zu erklären. Während von ADELHEIM auf die
Möglichkeit einer Läsion des Hornhautepithels hingewiesen wurde, stellen
GoLOWwINE und Ewerzey eine Epithelverletzung in Abrede und bestätigen
die günstigen Erfolge der Vibrationsmassage.
Die Martarow’sche Massage hat seither namentlich im Auslande An-
wendung gefunden, während Veröffentlichungen seitens deutscher Collegen
seither noch fehlen. Nachdem ich seit nahezu 1 Jahre die Vibrations-
massage in der Praxis angewandt, möge es mir gestattet sein, über meine
Erfahrungen in Kürze zu berichten. Ich benutzte nicht die Edison’sche
Feder MakuaKow’s, welche 6000-9000 Massage-Stösse in der Minute aus-
! Intern. med. Congr. zu Rom 1894. Centralbl. f. pr. Augenh. 1894. S. 200.
» Atti del R Instituto Veneto di scienzi V. 1884. Centralbl. f. Augenh. 1894. S. 513.
8 Archiv. d’Ophtalm. 1893. IX.
* Mıoner Jahresbericht. 1895. S. 271.
° Moskauer ophthalm. Gesellsch. 29. Sept. 1897. Ophth. Klin. 1898. S. 11.
° Moskauer ophth. Gesellsch. 8. Novbr. 1897. Ophth. Klin. 1898. 8. 12.
: 2?
ne. 86 —
führte, sondern ein Instrument, welches in England: von Photographen als
elektrischer Betouchirstift benutzt wird. Dieses Instrument mit passenden
Modifioationen versehen, eignet sich ausgezeichnet für unsere Zwecke. !
In beiligender Zeichnung zeigt Fig. 1 den Verticalschnitt, Fig. 2 einen
‘ Schnitt nach Linie —x. Das Instrument besteht aus einer Eisenhülse a,
in derem Innern ein Elektromagnet b untergebracht ist. An der Hülse «a
sind 2 Federn c befestigt, an welchen der Anker d beweglich über der
Hülse a bezw. dem Elektromagneten angebracht ist. Ueber dem Anker d
ist mittelst der Stifte f der Deckel e befestigt, welcher die Klemmen g für
die Zuleitungsdrähte, sowie
die dem Unterbrechungs-
mechanismus dienende
Schraube A trägt. An die
Hülse a ist eine schwächere
Hülse ? angeschraubt und
durch diese, sowie durch die
Hülse « führt der den Mas-
sage-Knopf k tragende Stift £,
dessen Bewegung, bezw. Ausschlag durch eine
mittelst Mutter m regulirbare Feder n begrenzt
wird. Die Spannung der Feder n ist durch eine
kleine, auf dem Stifte Z verschiebbare Stellschraube g
zu reguliren. Auf dem unteren Gewindetheil der
Hülse a ist der untere Deckel o aufgeschraubt.
Zwischen den aus lIsolirmaterial bestehenden
Deckeln e und o und concentrisch zur Hülse a
ist ein aus Glas bestehender Mantel p angebracht,
welcher den Zweck verfolgt, die Federn e nebst
Anker d und den oberen Theil !’ des Stiftes /
sichtbar zu machen. Auf diese Weise ist man
im Stande, den Ausschlag des Massage-Stiftes Z
mittelst der Mutter m genau zu reguliren, ohne
den oberen Mechanismus zu schädigen, bezw.
die Federn c abzudrücken, was vorkommt, wenn
dieser Mechanismus nicht sichtbar wäre. Die
| Handhabung des Instrumentes ist hiernach leicht
verständlich. Nachdem dasselbe mittelst der Klemmen g an die Strom-
leitung angeschlossen ist, wird der Anker d von dem Elektromagneten A
angezogen, wodurch der Theil 7’ des Massage-Stifts Z in Vibrationen ver-
setzt, welche auf den Massage-Knopf %k übertragen werden. Die
einzelnen Vibrationen erfolgen in gleichen Intervallen (circa 200 in der
Fig. 2.
! Zu beziehen von H. Fischer, Stuttgart, Hauptstätterstr. 98. Preis 50 Mark.
4
37
Minute) und mit gleichbleibender Kraft, die Amplitude der Schwingung
beträgt etwa !/, mm und kann durch Drehung der Schraubenmutter m
geändert werden. Als Elektrieitätsquelle genügt ein Flaschen- oder ein Bunsen-
Element, bequemer in der Anwendung ist ein kleiner Accumulator mit Rheostat.
Bei Anwendung der Massage auf das geschlossene Augenlid tritt ge-
“ ringer Lidkrampf mit Thränenfliessen ein, welcher jedoch nach wiederholter
Anwendung alsbald nachlässt. Beim Aufsetzen des Massage-Stiftes direct
auf die Sklera beobachtet man eine stärkere Füllung der subconjunctivalen
Lymphgefässe, bei längerer Dauer eine Hyperämie der conjunctivalen und
episkleralen Gefässe, ophthalmoskopisch zeigt sich in manchen Fällen ein
deutlicher Venenpuls. Der intraoculare Druck wird herabgesetzt. — In
den. meisten Fällen wandte ich die Massage auf das geschlossene Augenlid
an, wobei der tastende Finger leicht nachweisen kann, dass die Vibrationen
auf den ganzen Inhalt der Orbita fortgepflanzt werden.
Versucht wurde die Massage bei rheumatischen Lähmungen und secun-
därer Contractur. Controlirt wurde der Erfolg derselben durch die Stellung
der Doppelbilder am HırsoaBere’schen Blickfeldmesser. In 2 Fällen von
Abducensparese, von denen einer seit 8 Tagen, der andere seit 4 Wochen
bestand, wurde nach jeder Sitzung eine Vergrösserung der Abduction nach-
gewiesen. Bei einem 56jährigen Patienten mit completer Abducenslähmung
konnte anfänglich, weil schmerzhaft, die Massagebehandlung nicht angewandt
werden. Als später eine secundäre Contractur sich einstellte, erreichte ich
nach jeder Sitzung ein weiteres Hinausrücken der Doppelbilder in die
Peripherie des Blickfeldes. |
Die günstigen Erfolge der Vibrationsmassage bei Skleritis, von welcher
bereits MaxLaKkow und Karzavgow berichten, kann ich nur bestätigen.
Zwei sehr hartnäckige Fälle, von denen einer seit 9 Jahren, der andere
4 Jahre bestand, habe ich unter Massagebehandlung heilen sehen. Die
nach der Massage auftretende stärkere Injection geht unter Anwendung
Priessnitz’scher Umschläge bald zurück. Die Behandlung pflege ich in
grösseren oder kleineren Intervallen so lange fortzusetzen, bis auch unmittelbar
nach der Massage keine Injection mehr auftritt. In frischen Fällen bei Mitbe-
theiligung der Cornea verbietet die stärkere Reizbarkeit die Massageanwendung.
Um über die Leistungsfähigkeit der Vibrationsmassage bei Hornhaut-
trübungen urtheilen zu können, unterwarf ich eine seit 2 Jahren erfolglos
behandelte sklerosirende Keratitis bei einer 65jährigen Patientin einer
Massagekur. Durch etwa 50 Sitzungen innerhalb eines halben Jahres wurde
die Sehschärfe von ®/,0—/gs auf ®/g,-%/,, erhöht. Die porzellanartige, blau-
weisse Färbung der Cornea hat sich dabei wesentlich aufgehellt.
Die Resultate bei parenchymatöser Keratitis waren günstige, wenn die
entzündlichen Erscheinungen bereits zurückgetreten. Unmittelbar nach der
Anwendung trat eine stärkere Ciliarinjection mit Verschlechterung der Seh-
schärfe auf. Unter Anwendung Priessnitz’scher Umschläge geht die Injec-
— 88 —
tion jedoch bald zurück und gaben die Patienten alsdann eine Besserung
ihrer Sehschärfe an.
Acute Entzündungsprocesse, namentlich auch acute Iritis, sind für die
Massagebehandlung nicht geeignet, während die chronischen Formen der
Iritis, Iridochorioiditis und Chorioretinitis manchmal wirklich glänzende
Resultate zeigen. Dass die Allgemeinbehandlung in diesen Fällen nicht zu
vernachlässigen, ist selbstverständlich, zur Unterstützung dieser jedoch hat
mir die locale Behandlung mit Vibrationsmassage sehr gute Resultate ge-
liefert. In 3 Fällen von schwerer luetischer Iridochorioiditis wurde, nach-
dem die ersten Reizerscheinungen unter Hg-Behandlung nachgelassen, nach
jeder Massage-Sitzung eine Besserung des Sehens beobachtet.
Noch mehr in die Augen tretend sind dagegen die Erfolge bei chro-
nischer Chorioiditis und Chorioretinitis. Ausser der schärferen Conturirung
der Papille war subjectiv eine Verschiebung der Scotomgrenzen, eine Besse-
rung der peripheren Farbengrenzen — namentlich Verbreiterung der Blau-
grenze gegenüber der Rothgrenze — und eine oft wesentliche Zunahme
der centralen Sehschärfe deutlich nachzuweisen. Behandelt wurden 8 Fälle
von denen 4 auf alte Lues zu beziehen waren. Bei einem 44jährigen
Patienten, seit 8 Jahren augenleidend, besserte sich die Sehschärfe von
leo auf goes; derselbe liest jetzt Zeitungsdruck, was ihm seit
4 Jahren nicht mehr möglich war. Bei 2 seit 18 bezw. 20 Jahren augen-
leidenden Kranken trat eine Besserung von !/,, bezw. ?/,, auf °/,, ein.
Die Behandlung einer 56jährigen Patientin mit ausgedehnten Glaskörper-
trübungen war erfolglos. In 2 Fällen von chronischer Chorioiditis, deren
Entstehen ich vor mehreren Jahren nach hartnäckiger Furunculose (ohne
Diabetes) beobachten konnte, war die Besserung eclatant (®/,, auf Cs,
und ®/ „0 auf Del, Zwei weitere Fälle sind noch nicht abgelaufen, doch
ist auch bei diesen eine entschiedene Besserung des Sehens zu constatiren.
Auch bei den centralen Chorioidal-Veränderungen der hochgradigen
Myopie versuchte ich die Vibrationsmassage, jedoch mit geringem Erfolg.
Unter 5 Fällen gaben 2 eine Besserung ihrer Sehschärfe an. Auffallend
dabei erschien mir, dass in beiden Fällen ein scheinbarer Rückgang der
Myopie damit verbunden war, indem z. B. bei einer 56jährigen Patientin
vor der Massagekur mit — 25 S. 9 Han jetzt mit — 22 8. 9,05 g&
funden wurde.
Dass auch bei veralteten, macularen Blutungen die Vibrationsmassage
mit Aussicht auf Erfolg angewandt werden kann, beweist mir 1 Fall, den
ich seit bereits 13 Jahren zu beobachten Gelegenheit hatte. Bei einer
damals 36jährigen myopischen (12 D) Patientin war während der Gravi-
dität eine rechtsseitige maculare Blutung aufgetreten. Eine klinische Be-
handlung mit Blutentziehungen, Laxantien und Ung. ein. hatte keinen
Erfolg. Vor 8 Jahren trat — wiederum während einer Gravidität — eine
linksseitige maculare Blutung auf, als deren Ueberreste ein centrales Scotom
-— 89 —
mit grösserer Ausdehnung nach der temporalen Seite hin auf beiden Augen
zurückblieb. Durch eine Massage-Kur wurde die Sehschärfe des zuerst er-
krankten rechten Auges nicht beeinflusst, dagegen hat sich diejenige des
linken Auges von oz, auf Di Bi gehoben. Einen Fall von Embolie
oder Thrombose habe ich nicht in Behandlung gehabt, gegebenen Falls
würde ich jedoch die Vibrationsmassage versuchen. Bezüglich der Seh-
nervenerkrankungen sah ich bei einer Patientin mit vorgeschrittener neu-
ritischer Atrophie guten Erfolg, die Sehschärfe hob sich von */,, auf ler
auch war eine Vergrösserung des Gesichtsfeldes nachzuweisen, während bei
der einfachen Atrophie keine Erfolge beobachtet wurden. Bei einer seit
12 Jahren in grösseren Zwischenpausen recidivirenden sympathischen
Ophthalmie brachte die Vibrationsmassage nach jeder Anwendung eine
Besserung der Sehschärfe und auch des Papillenbefundes. Die bereits von
KırtzauRrow beobachtete Abnahme des intraocularen Druckes bei Glaukom-
augen konnte ich öfters bestätigen. Vor der Glaukom-Operation schien mir
die Massage bisweilen eine Vertiefung der stark abgeflachten vorderen
Kammer zu bewirken. In 3 Fällen, bei welchen die Wiederherstellung
der vorderen Kammer nach der Operation sich verzögerte, versuchte ich
vorsichtige Massageanwendung und glaube ich, die alsbald darauf ein-
tretende Bildung der Kammer darauf beziehen zu dürfen.
Als ausgezeichnetes Unterstützungsmittel möchte ich zuletzt noch die
Vibrationsmassage empfehlen nach der Diseision der myopisohen Linse.
Die manchmal träge Quellung der Linse geht bedeutend rascher vor sich,
auch der durch die quellenden Linsenmassen hervorgerufenen Drucksteige-
rung wirkt die Vibrationsmassage entgegen und schliesslich wird die
Resorption der zerfallenden Linsenmassen in auffallender Weise beschleunigt.
Trotzdem ich bereits am 3. Tage nach der Discision mit der Anwendung
der Vibrationsmassage zu beginnen pflege, habe ich Anomalien in der Ver-
narbung der Wunden nie beobachtet. Die Zahl der operativen Eingriffe
wird durch die Anwendung der Vibrationsmassage herabgesetzt und die
Heilungsdauer abgekürzt. |
Fasse ich meine Erfahrungen noch einmal kurz zusammen, so scheint
mir die Vibrationsmassage namentlich bei den chronischen Entzündungs-
processen und deren Folgen Erfolge zu versprechen. Bei allen acuten
Processen möchte ich vor der Anwendung warnen, da stärkere Reizerschei-
nungen durch die Massage hervorgerufen werden können. Frische Horn-
hautaffectionen, acute, namentlich seröse Iritiden, auch acute Chorioiditiden
möchte ich von der Massagebehandlung ausschliessen.
Was die Anwendungsweise selbst betrifft, so ist natürlich unter Be-
rücksichtigung der Allgemeinbehandlung genaue Individualisirung nothwendig.
de geringer die Reizerscheinungen, desto häufiger und desto energischer ist
die Massageanwendung gestattet. In den meisten Fällen massirte ich
1—2 Mal wöchentlich je 8—5 Minuten mit kleinen Unterbrechungen
-- 40 —
während der einzelnen Sitzung, doch auch bei täglicher Anwendung, z. B.
bei lange bestehender Chorioiditis, habe ich keine nachtheiligen Folgen be-
obachtet. Bei Linsenquellung massirte ich 3 Mal täglich.
Subjectiv geben die meisten Patienten unmittelbar nach schwacher und
kürzerer Massageanwendung eine Besserung ihres Sehvermögens an, nach
länger dauernder und stärkerer Anwendung wird Anfangs schlechter gesehen
und eine Besserung des Sehvermögens erst nach einiger Zeit angegeben.
So sicher die günstigen Erfolge der Vibrationsmassage bei vielen,
namentlich chronischen Augenerkrankungen feststehen, so schwer sind die-
selben auf exacte Weise zu erklären. Ich vermuthe, dass es sich im All-
gemeinen um eine Beeinflussung der Circulationsverhältnisse handelt, bedingt
durch eine anfängliche Lymphstauung mit vermehrter Einwanderung von
Leucocyten, die ja nach BERNHEIMER’s Untersuchungen die wichtigste Rolle
bei der Resorption pathologischer Producte spielen. In physiologischer Hin-
sicht wäre demnach die Wirkung der Vibrationsmassage in Vergleich zu
stellen mit der durch subconjunctivale Injectionen erzielten. Nicht leicht
ist es in manchen Fällen, die subjective Einwirkung der Vibrationsmassage,
die — wie zu erwarten — eine ausserordentlich starke sein kann, auszu-
schalten. Ich pflegte in Fällen, in welchen ich den Verdacht einer psychi-
schen Beeinflussung hegte, in der Weise vorzugehen, dass ich die Massage
nur scheinbar in Anwendung brachte, ohne den Bulbus bezw. den Orbital-
inhalt in Vibrationen zu versetzen (was durch den tastenden Finger leicht
zu controliren ist). Erfolge, die auf diese Weise als suggestiv erkannt
wurden, habe ich nicht aufgeführt.
Sollte es mir gelungen sein, durch diese Zeilen das Interesse der
Collegen für die im Auslande bereits mit Erfolg geübte Vibrationsmassage
zu erwecken, so wäre der Zweck derselben erfüllt.
IL Zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie.
Von Professor Otto Sehirmer in Greifswald.
Im Decemberheft dieses Centralblattes (S. 359) findet sich in einer
Arbeit von Moru?! der Satz: „Die Deursonmann’sche Theorie von der
Entstehung der sympathischen Ophthalmie durch Hinüberwandern von
Bakterien aus dem primär verletzten Auge längs der Sehnerven in das
andere („Ophthalmia migratoria“) ist von berufenen Seiten mit solchen
klinischen, experimentellen und theoretischen Argumenten bekämpft worden,
dass sie zur Zeit wohl von den meisten Ophthalmologen verlassen ist.“
Dieser Ausspruch enthält zwei Irrthümer, welche hier klarzustellen ich
nicht unterlassen möchte, obwohl eine Durchsicht der jüngsten Literatur
ı Experimentell-bakteriol. Studien zur Iehre von der sympathischen Ophthalmie.
=> Al zo
jedem unbefangen Urtheilenden zeigen muss, dass die Migrationstheorie
noch recht viele Anhänger hat.
Zunächst aber erhebe ich Einspruch dagegen, dass hier, wie stets von
den Gegnern der Migrationstheorie von der „DEUTSORMAnN’schen Theorie“
gesprochen wird. Was die Anhänger der Migrationshypothese vertheidigen,
sind die zuerst von LEBER! ausgesprochenen und durch eine Reihe klini-
scher Thatsachen gestützten Anschauungen. Die DEUTSCHMANN’schen
Experimente und bakteriologischen Untersuchungen haben dieser Hypothese,
nachdem der erste Rausch der Begeisterung vorüber war, nur geschadet,
da weder die fast durchweg positiven Bakterienbefunde, noch die experi-
ınentelle Erzeugung sympathischer Entzündung einer schärferen Kritik
Stand halten konnten. Besonders hat sich der von DEUTSCHMANN stets in
den Vordergrund gestellte Staphylococcus pyogenes als ein Pilz erwiesen,
der sicher nichts mit dieser Entzündung zu thun hat.
Die schon vorher von LEBER ausgesprochenen Ansichten aber sind
auch heute noch in jedem Punkte aufrecht zu erhalten, während die An-
sicht seiner damaligen Gegner, die reine Ciliarnerventheorie, mit Recht jetzt
völlig aufgegeben ist, nachdem auch ihr letzter, einsamer Vorkämpfer
Bacm, in seiner jüngsten Publication? sich bekehrt hat. Denn trotzdem
Baom uns das Gegentheil versichert, handelt es sich um eine völlige Be-
kehrung. Er verlässt die noch 1896 von ihm mit Eifer verfochtene An-
schauung,® dass sympatbische Reizung und sympathische Entzündung nur
verschiedene Stufen des gleichen Processes sind, dass nervöse Reize sich
im zweiten Auge zur Entzündung summiren können, und concedirt, dass
besondere entzündungserregende Noxen hinzukommen müssen. Als solche
Noxen aber sieht auch Bacon nach seinen Krankengeschichten und seiner
Ausdrucksweise in erster Linie Bakterien an, wenn er auch im Anschluss
an Panas die Möglichkeit einer Toxinwirkung noch nicht ganz auf-
geben mag.
Somit glaube ich, mit einer nur minimalen Einschränkung sagen zu
können: Alle Autoren sind sich darüber einig, dass die sym-
pathische Augenentzündung eine bakterielle Erkrankung ist,
wie dies LEBER schon 1881 behauptet hatte. Damit aber ist der Weg zu
einer Verständigung gebahnt, die Hauptfrage gelöst. Strittig bleibt nur,
ob die Bakterien auf dem Blutwege ins zweite Auge gelangen, sei es aus
dem ersterkrankten Auge (BERLIN, Panas), sei es von einer anderweitigen
Körpererkrankung her (SCHMIDT-RımpLer, BAcH) und hier durch die Wir-
kung der Ciliarnervenreizung die Möglichkeit zur Ansiedelung und Weiter-
! Archiv f. Ophth. Bd. 27. 1. 1881.
? Zur Patbogenese der sympathischen Ophthalmie. Ophtkalnologische Klinik.
1898. Nr. 20.
° Experimentelle Studien und kritische Betrachtungen über die a
Ophtlalmie. Archiv f. Ophth. Bd. 42, 1. S. 241. 1896.
— 4 —.
entwickelung finden oder ob sie per continuitatem auf den Lymphbahnen
dorthin überwandern (LEBER).
Was nun diesen Punkt betrifft, so kann ich den von Moll citirten
„berufenen Seiten“ den Vorwurf nicht ersparen, dass sie in ihren Publi-
cationen die wenigen, aber zweifellos vorhandenen schwierigen Punkte der
Migrationstheorie stets mit epischer Breite behandelt haben, dass dagegen
von keiner Seite auch nur der Versuch gemacht worden ist, die zahlreichen,
von LEBER und mir aufgedeckten Widersprüche zu lösen, die sich zwischen
ihren Anschauungen und den klinischen Thatsachen finden. Es seien die-
selben den Herren deshalb nochmals kurz hier vorgeführt, indem ich be-
züglich der Details auf meine frühere Arbeit! verweise, und ich kann Herrn
Collegen Mort die Versicherung geben, dass ich von einer grossen Reihe
ebenfalls „berufener“ Ophthalmologen weiss, dass ihnen auch die modificirte
Ciliarnerventheorie unannehmbar erscheinen wird, bis diese Punkte befrie-
digend erklärt sind.
Die Annahme, dass die sympathische Entzündung durch
Ansiedelung im Blut kreisender Bakterien entsteht, welchen
durch einen Reizzustand der Ciliarnerven der Boden im zweiten
Auge vorbereitet wurden, ist unvereinbar
1. Mit dem Fehlen nervöser Prodromalsymptome,
2. mit dem Ausbleiben sympathischer Entzündung bei Ciliarreizung
im ersten Auge auf nicht infectiðser Basis z. B. Glaukom — es ist dies
wenigstens mit der Hypothese von ScmmıoT-RiMPLER und Baom unver-
einbar, wogegen es nach der BerLın-Panas’schen Hypothese, die die
Bakterien dem verletzten Auge entstammen lässt, wohl verständlich wäre;
3. mit ihrem seltenen Auftreten bei Panophthalmitis, wo die Ciliar-
reizung doch die höchsten Grade erreicht,
4. mit dem Mindestintervall von 2—83 Wochen zwischen Verletzung
des ersten und Entzündung des zweiten Auges,
5. mit dem Auftreten der sympathischen Entzündung noch Wochen
nach der Enucleation des ersten Auges,
6. mit den Fällen Scherrer’s? und TrousseAu® (sympathische Ent,
zündung 13 und 10 Wochen nach Neurotomia optico-ciliaris bei noch ganz
(SCHEFFELS) oder fast ganz (Trousseau) anästhetischem Stumpf),
7. mit dem „relativ“ einheitlichen Krankheitsbilde derselben: die
modificirte Ciliarnerventheorie verlangt bei Syphilitischen das Auftreten
syphilitischer Uveitis, bei Tuberkulösen von tuberkulöser Entzündung mit
Bakterienbefund u. s. w.;
! Klinische und pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Pathogenese der
sympathischen Augenentzündung. Archiv f Ophth. Bd, 38, 4. 8.95. 1892.
» Klin, Monatsblatt f. A. 1898. S. 197.
® Soc. d’Opht. de Paris. 1891. 7. avril.
— 48 —
8. mit dem Resultat der Experimente MoLr’s,! trotzdem dieselben als
eine Stütze der Hypothese angeführt werden. Denn sie scheinen zu be-
weisen, dass schon nach 24stündigem Bestehen der Erkrankung am ersten
Auge die Veränderungen am zweiten derart sind, dass sie eine Auswande-
rung der Bakterien aus der Blutbahn in das Kammerwasser gestatten.
Sympathische Entzündung aber tritt frühestens 2—3 Wochen nach der
Erkrankung des ersten Auges auf.
Alle die eben erwähnten Punkte, welchen ich noch eine Anzahl mehr
nebensächlicher hinzufügen könnte, machen für eine Reihe von Ophthalmo-
logen und auch für mich die modifieirte Ciliarnerventheorie zur Zeit
unannehmbar. Die LeBer’sche Migrationstheorie scheint uns die klinischen
und anatomischen Thatsachen weit zwangloser zu erklären.
Mag aber auch dieser Punkt noch strittig bleiben, in der Hauptsache
ist nunmehr Uebereinstimmung erzielt. Die von LEBER schon vor
17 Jahren behauptete bakteritische Natur der sympathischen
Entzündung darf als allgemein anerkannt gelten.
m aa
Klinische Beobachtungen.
I. Ein Fall von Sarcom des Oberlides.
Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java).
Der Javane Wagio, ein Mann von mittlerem Lebensalter, consultirte mich
im Juni 1897 wegen einer Geschwulst des rechten Auges, die im letzten Jahre
langsam entstanden sein soll. Er ist übrigens gesund.
Ich fand: das rechte Oberlid ist colossal vorgewölbt und ragt dachförmig
über das untere hervor. Es bildet eine über wallnussgrosse Geschwulst, deren
Durchmesser von rechts nach links 5 cm, von oben nach unten 3!/, cm beträgt,
während die Kuppe derselben ca. 3!/, cm höher ist, als die entsprechende Stelle
des linken Oberlides. Die Geschwulst ist überall gleichmässig knorpelhart, lässt
sich in toto sehr wenig verschieben, aussen etwas mehr als innen. Die Haut
über derselben ist leicht geröthet, überall verschieblic.. Aussen unten vorne
ist der Lidrand mit scheinbar normalem Tarsus in einer Breite von 3 mm er-
halten. Nach innen zu wird derselbe schmäler und verliert sich allmählich in
der Geschwulst. Die untere Seite bekleidet die überall fest haftende und
stellenweise geschwürige Bindehaut, die durch das Vordrängen des Lidrandes
unbedeckt liegt. Bei starkem Empordrängen der Geschwulst und Abheben des
Unterlides mit dem Lidheber gelingt es, in der Tiefe einen kleinen Theil der
Hornhaut zu sehen. Das Auge scheint normal zu sein und bewegt sich.
Am linken Auge besteht leichtes Trachom der Lidknorpel-Bindehaut. Sonst
ist der Mann gesund, namentlich sind keine geschwollenen Drüsen vor dem
rechten Ohre oder am Halse zu füblen.
6. Juni 1897 Operation. Durch einen Schnitt, der vom äusseren Lid-
winkel aus die ganze Dicke des Lides durchtrennt, wird die Lidspalte nach
aussen und oben erweitert. Von diesem Schnitte aus der schmale Tarsusrand,
ı Centralbl. f. pr. Augenh. 1898. December.
een ` ës
der die Wimpern trägt von hinten nach vorne bis unter die Haut durchschnitten
und von der Geschwulst getrennt und nun weiter die Haut von der Oberfläche
der Geschwulst abpräparirt, was überall leicht ausführbar ist. Jetzt wird die
Geschwulst herausgeschält: Es zeigt sich dabei, dass nach innen ein kleiner
wallnussgrosser Fortsatz zwischen Rectus internus und Orbitalwand in die Tiefe
der Orbita und aussen ein haselnussgrosser Spross um den äusseren Augen-
winkel-Raum unter die Schleimhaut des Unterlides gewachsen ist. Die ganze
Geschwulst hat also den Augenhöhlen-Eingang etwa wie eine Zwinge umgriffen.
Sie wird in zwei Theilen herausgenommen. Zugleich mit ihr hat ein grosser
| Theil der Bindehaut, die fest mit
ibr verwachsen war, entfernt werden
müssen, so dass von dem Oberlide
S Ku A Nichts als die Haut und zum Theil
u E Log der an ihr hängen gebliebene Lid-
bapi 7 Mé rand übrig bleibt.
ER 7 Ze: d Der Augapfel ist von der
und scheinbar normal.
Ich trachte nun mit der durch
Kn die starke Dehnung überreichlich
gewordenen Haut die fehlende
Bindehaut zu ersetzen. Durch
einen | |-förmigen Schnitt bilde
ich in der oberen Hälfte des
Lides einen breiten Lappen mit
unterem Stiel, klappe ihn nach
innen um und nähe den freien
Rand mit dem Lidrande zusammen,
so dass nun die obere Hälfte der
Lidhaut an Stelle der Lidbindehaut
getreten ist. Es bleibt oben in
dem Hide ein breites Knopfloch.
Zum Schlusse vereinige ich noch
die Wunde, die die Lidspalte nach
aussen erweitert hat, durch Nähte.
5 Tage später wird die Basis des
umgeklappten Lappens durch-
schnitten und das Knopfloch durch
Nähte geschlossen.
Der Verlauf war, so weit ich ihn verfolgen konnte, befriedigend. Die
Wunde heilte reactionslos. Nach einem Monate notirte ich: die Wunden sind
geschlossen. Der übergepflanzte Lappen hat sich erhalten. Es besteht ein
kurzes, dickes Oberlid, dass auf der äusseren Hälfte auf dem Rande Wimpern
trägt, und ein seichter oberer Bindehautsack. Am Augenhöhleneingang oben
innen, wo früher der grösste Theil der Geschwulst gesessen hat, hat sich eine
breite feste Narbe gebildet, durch welche das Auge am Knochen wie festge-
nagelt und in seiner Bewegung behindert und auch das Oberlid unbeweglich
gemacht wird. Der Bulbus ist übrigens normal. Durch Bewegungen des
Unterlides kann das Auge geöffnet und geschlossen werden. Nirgends sind in
den Narben oder deren Umgebung verdächtige Verdickungen oder anderweitige
Zeichen eines Recidivs vorhanden.
i Gr g
NN Ze Geschwulst unberührt geblieben
un
La
A
mp
E wh
` Séi e
`
d
d
LA
por. Ab: eier
- Nach dieser Zeit habe ich den Mann nicht mehr Sak
Die Geschwulst hat überall dieselbe Beschaffenheit. Die Schnittfläche ist
gleichmässig röthlichgrau. Von derselben lässt sich ein weisslicher Saft ab-
streifen, der aus Rundzellen besteht. Bei der mikroskopischen Untersuchung
ergiebt sich Folgendes: Der Tumor besteht fast ausschliesslich aus kleinen,
dicht aneinander gelagerten Rundzellen mit grossem Kern. Die Grösse der
Rundzellen ist etwas ungleich, variirt vom Einfachen zum Doppelten. Die
meisten entsprechen in ihrer Grösse etwa weissen Blutkörperchen. Durch die
Masse der Rundzellen zieht ein unregelmässiges Netz von gröberen und feineren
Bindegewebefasern, von denen die dicksten Blutgefässe enthallen. Diesen Fasern
angelagert, sieht man vereinzelt geschwärzte und spindelförmige Zellen. Das
Bindehautepithel, so weit es erbalten ist, sitzt den Rundzellen der Geschwulst
direct auf. Es bildet in der Nähe des erhaltenen Tarsusrandes eine mehr-
schichtige Decke. Weiter nach hinten verdünnt es sich oder ist nur noch in
kleinen Inseln erhalten. In grosser Ausdehnung ist es ganz verschwunden und
liegen die Rundzellen der Geschwulst frei zu Tage. Der restirende Theil des
Tarsus ist von der Geschwulst scharf abgegrenzt. Allein in der Nähe des-
selben und unter dem Bindehautepithel sind in der Dicke der Geschwulst
mächtige Bindegewebsstreifen, welche bier und da unregelmässige Höhlen mit
deutlicher Epithelbedeckung, an einer Stelle auch einen lang ausgezogenen
Drüsenschlauch, offenbar Spuren der Meibom’schen Drüsen, enthalten und
daran als versprengte Reste des Tarsus erkennbar sind.
Die Geschwulst war also ein Rundzellensarcom, das wahrscheinlich vom
Tarsus seinen Ausgang genommen hatte.
Die Sarcome der Lider scheinen zu den Seltenheiten zu gehören. Nach
Fage (Archives d’ophtalmologie, 1898, Mai) wären deren nicht mehr als etwa
fünfzehn in der Literatur zu finden.
II. Enophthalmus traumaticus.
Atrophie der entsprechenden Gesichtshälfte.
Von Dr. Fischer in Dortmund.
Ein Herr in den 30er Jahren stürzt vor 4 Monaten vom Rade und zieht
sich eine leichte Wunde am oberen Orbitalrande zu. Binnen 3 Wochen ent-
wickelt sich der heute noch unverändert bestehende Zustand:
Das rechte Auge ist mehrere Millimeter zurückgesunken, so dass das obere
Lid eine tiefe Furche zeigt, das untere Lid eine weniger tiefe, und dass man
bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck gewinnt, als trüge Patient ein künst-
liches Auge.
Der Sehnerv ist gesund. Der Musculus rectus superior ist gelähmt. Der
panniculus adiposus der ganzen rechten Wange ist erheblich atrophirt. Der rechte
Oberkiefer ist deutlich zurückgesunken, ohne dass eine Infraction desselben
nachzuweisen wäre, und ohne dass früher etwa eine geringere Entwickelung
der rechten Gesichtshälfte vorhanden gewesen wäre. Der reche Nasenflügel
steht höher, was früher nicht der Fall war.
Ausser geringen neurasthenischen Beschwerden zeigt sich im Nervensystem
sonst nichts Abnormes, auch sind abgesehen von obiger, Haut und Knochen
betreffender Hemiatrophia. faciei keine sonstigen trophischen Störungen vorhanden.
(Untersuchung des Nervenarztes Herrn Dr. Weber- Dortmund.)
— 46 —
Die siaxke Airophie der betroffenen Gesichtshälfte macht in diesem Falle
die einfache Atrophie des Fettgewebes hinter dem Auge als Ursache des Enoph-
tbalmus wahrscheinlich.
Das ist der Grund, weshalb ich über diesen Fall in Kürze berichte, an-
gesichts des Widerstreites der Meinungen über die Entstehung des Zurücksinkens
des Auges nach Trauma.
Neue Instrumente, Medicamente u. s. w.
Largin in der Augenheilkunde.
Von Dr. Marczel Falta, Augen- und Ohrenarzt in Szegedin.
Die neuere Chemie ist bestrebt, solche Silberverbindungen zu erzeugen, die
alle Vortheile des salpetersauren Silbers ohne seine Nachtheile in sich ver-
einigen, die eindringen in die tieferen Gewebsschichten, die keinen Schorf geben,
die weder durch Eiweiss noch durch Chloride aus ihren Lösungen gefällt
werden.
Argentamin, Argonin, Itrol, Actol, Protargol sind die neueren Verbindungen.
Das Ideal wäre ein Mittel, das alle Bakterien tödtet, ohne den Geweben den
geringsten Schaden zuzufügen. Durch die neu erzeugten Silberverbindungen ist
dies nicht erreicht, auch nicht annähernd. Nachdem festgestellt ist, welch’
ein werthvolles Antisepticum und Desinfectionsmittel das Silber ist, ist es nur
natürlich, dass man bestrebt ist, an Silber reichere Silber-Eiweissverbindungen
herzustellen. In dieser Hinsicht stand bisher Protargol an der Spitze, musste
aber dem Largin weichen, da Protargol nur 8,3°/, Silber, Largin aber 11,101°/,
Silber enthält.
Ein warmer Fürsprecher des Protargol ist Darier (Ophthalm. Klinik.
1898. Nr. 5), während Pflüger (ebenda Nr. 11) sich dahin äussert, dass das
Protargol gänzlich zu entbehren sei.
Das Largin ist eine Verbindung des Silbers mit einem in Alkohol lös-
lichen Zersetzungsproduct der Paranucleinprotelde: Ein weisslich graues Pulver,
von geringem specifischem Gewichte, es enthält 11,101°/, Silber. Nach
Pezzoli ist es leicht löslich in Glycerin, Blutserum, Alkali und Acidalbumi-
naten, unlöslich in Aether und Alkohol. Dass es in Wasser bis zu 10,5 °/,
sehr leicht löslich wäre, konnte ich nicht constatiren, es löst sich nur nach
tüchtigem Schütteln. Erbitzt, giebt es Dämpfe, die einen sehr unangenehmen
Geruch verbreiten. Die wässerige Lösung des Laargin reagirt alkalisch. Largin
wird aus ihr weder durch Chloride, noch durch Albuminate gefällt. Es ist
licbtempfindlich und giebt etwas Bodensatz.
Die Hauptergebnisse der Untersuchungen Pezzoli's sind, dass das Largin
Gonokokken sicherer tödtet, seine nährbodenverschlechternde Wirkung nicht
grösser ist, und dass seine Inbibitionsfähigkeit in todte, organische Substanzen
grösser ist, als die der übrigen Silber-Eiweisse.
Das Largin wird vom Auge bis zu 10°/, Lösung gut vertragen. Etliche
Reiz-Erscheinungen treten auf. Angewendet wurde Largin bei acuten und sub-
acuten Conjunctivalcatarrhen, bei Blepharo-conjunctivitiden, catarrhalischen
Hornhautgeschwüren, Ophthbalmia catarrhalis, bei Trachom und Erkrankungen
der Thränenwege. Ueberraschende Erfolge giebt Largin bei den Bindehaut-
entzändungen. Bei den catarrhalischen Geschwüren der Hornhaut hat sich das
—_ 4 —
Lergin auch gut bewährt: hierbei Largin auch direct auf die Geschwüre zu
bringen ist, die sich schön reinigen und ausfüllen.
Ist die Absonderung bei den Bindehautcatarrhen bedeutender, so muss Largin
täglich öfters in 1°/, Lösung angewendet werden in der Form von Einträufe-
lungen, zumal Largin ganz getrost in die Hand der Kranken gegeben
werden kann. |
Trachom heilt ebenso wenig unter Largin, wie unter den anderen an-
empfohlenen Heilmitteln, ausser, wenn daneben mechanisch oder chirurgisch
eingegriffen wird.
Bei der. Thränenschlauch-Eiterung versuchte ich auch Largin; mit einer
10 °/, Largin-Lösung habe ich ein viel schnelleres Aufhören der Eiterung erreicht,
als mit einer 20°/, Protargol-Lösung. Aber die Sonden-Behandlung ist nicht
überflüssig.
Bei Augen-Blennorrhoe (- Gonorrhoe) besitzen wir unser souveraines Mittel
schon in dem Argentum nitricum. Einmal versuchte ich auf Anempfehlung
eines berühmten Fachgenossen eine Abweichung von der klassischen Behandlung
der Gonorrhoe der Bindehaut; ich habe aber einen so schlimmen Erfolg gehabt,
dass ich ihn im ganzen Leben nicht vergessen werde. Argyrose habe ich
bisher nicht wahrgenommen bei dem Largin.
Gesellschafts berichte,
Berliner Sphihaimelögische Gesellschaft.
Sitzung vom 24. November 1898.
Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim.
1. Herr F. Mendel demonstrirt zwei Präparate von Betinitis albuminurica,
Dieselben stammen von einem 58jährigen Manne, der vom Vortr. vom 1. October
d. J. ab auf der inneren Station des Krankenhauses am Friedrichshain beobachtet
wurde. Pat. klagte seit ca. 3 Monaten über heftige Kopfschmerzen und allge-
meine Mattigkeit. Die Untersuchung der Lungen und des Herzens ergab keine
Besonderheiten. Der Urin enthielt Eiweis in beträchtlicher Menge, zahlreiche
hyaline und granulirte Cylinder. Die ophthalmoskopische Untersuchung ergab
beiderseits eine Verschleierung der Netzbaut und der Papillengrenzen, starke
Füllung der Venen mit Blutungen und zahlreiche kleine, weisse Plaques, die
hauptsächlich links ein silberhelles Aussehen darboten, und die sich um die
Papille herum und in der Macula lutea anordneten.
Das anatomische Präparat zeigt makroskopisch aufs Deutlichste die durch
den Augenspiegel beobachteten Veränderungen.
2. Herr Türk: Ein Fall von Retractionsbewegung des Auges. (Ist im
Centralbl. f. Augenh. 1899, Januar-Heft, veröffentlicht.)
3. Herr Rau: Delirium nach Star-Operation.
Frl. X., 74 Jahre alt, eine sehr gebildete Dame aus guter Familie, wurde
Ende des vorigen Monats, links fast starblind, rechts ein wenig sehschwach, in
Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt aufgenommen. Sie ist schwer hysterisch.
So behauptete sie vor der Aufnahme, in ihrem jetzigen Zustande — sie hatte
eine leidliche Sehschärfe rechts — nicht länger leben zu können und verlangte
dringend so bald als möglich operirt zu werden. Nach der Aufnahme
verschiebt sie die Operation und zeigt allerlei Launen. Sonst ist sie
— 48
ganz gesund. Unter Cocaln wurde die Cataract vollständig normal mit kleiner
Iridectomie extrabirt. In der ersten Nacht nach der Operation traten leichte
Hallucinationen auf; sie glaubte, es klopfe Jemand beständig an die Thüre. In
der zweiten Nacht starkes Delirium mit Tobsuchtsanfällen und absoluter Un-
kenntniss ihrer Lage, wie bei Potatoren. Es wurde Morphium injicirt und das
zweite Auge frei gelassen. In den ersten Nächten darauf wiederholte sich das
Delirium in geringerem Grade, anfangs stärker, dann immer schwächer,
um nach 6 Tagen vollständig zu verschwinden. Die Behandlung bestand darin,
dass von einer Medicin (Morph. mur. 0,05, Chloral. hydr. 5,0, Aq. dest. ad
100,0) anfangs 2stündlich, dann bis schliesslich 5ständlich ein Esslöffel voll
eingegeben wurde. Auf das starke Delirium erfolgte eine kleine Nachblutung,
worauf 2 Tropfen Atropin mit Cocain — das erste Mal während ihrer klini-
schen Behandlung — eingeträufelt wurden. Die Heilung verlief normal. S fast 1.
Sichel war der Erste, der im Jahre 1863 in den Annales d’oculist.
einige Fälle von Delirium nach Star-Extraction beschreibt. Die Symptome, die nur
in der Nacht auftraten, sind so ziemlich die gleichen: die Worte werden unzu-
sammenbängend, die Kranken beklagen sich über ungenügende Pflege von Seiten
des Wartepersonals, erheben sich aus ihren Betten, reissen sich den Verband
ab; in den schwersten Fällen benehmen sie sich wie Tobsüchtige. Bei den
meisten der Sichel’schen Patienten war Alkoholismus ausgeschlossen. Ob
nicht auch Patienten mit psychischer Belastung darunter waren, erwähnt er
nicht. Niemals hat er dieses Delirium bei Leuten unter 60 Jahren gesehen.
Sodann beschreibt Herr Hirschberg im Jahre 1876 in einem Bericht über
100 Star-Extractionen 3 Fälle von Delirium nach der Operation bei Hoch-
betagten ohne bleibenden Nachtheil.
Herr Zehender beobachtete in der Klinik Jäger’s zwei ähnliche Fälle,
wo man genöthigt war, wenige Tage nach der Operation Zwangsjacke an-
zulegen.
Herr Landesberg beschreibt im Centralbl. f. Augenh. 2 Fälle von Deli-
rium bei nüchternen, älteren Patienten, wo in kurzer Zeit völlige Heilung
erfolgte..
In der letzten Zeit baben noch Lunkiewicz und Loewy je einen Fall
von Delirium nach Star-Operation beschrieben. Bei beiden trat nach wenigen
Tagen vollständige Heilung ein.
Was nun die Bewusstseins-Störung angeht, so giebt Landesberg an einem
Falle an, dass derselbe nach der Heilung von dem Delirium wusste, die Leute, die
er im Tobsuchtsanfalle geschlagen hatte, wiedererkannte und sie um Verzeihung
bat. In den andern Fällen, in denen auf dieses Symptom eingegangen wurde,
herrschte vollständige Bewusstseins-Störung. Die Zeit des Delirium war ihrem
Gedächtnisse entrückt.
Die Gründe für die Entstehung dieses Delirium sind sehr verschiedenartig
angegeben worden. Sichel bezichtigt den durch den Verband hervorgerufenen
Lichtabschluss. In Folge dessen wüssten die Kranken nicht mehr, wo sie sich
befänden. Sie wären sozusagen der Welt entrückt, döpayses, wie er sich
ausdrückt. Lunkiewicz beschuldigt das Atropin. Für unsern Fall dürfte
das nicht zutreffen, weil überbaupt kein Atropin vor und während des Delirium
eingeträufelt wurde Trotzdem man in neuerer Zeit mehr und mehr von der
Atropin-Einträufelung nach Star-Operationen zurückgekommen ist, ist die Zahl
dieser Delirium-Anfälle nicht geringer geworden.
Einem Nervenarzte Luys haben diese vereinzelten Beobachtungen die
Grundlage zu der allgemeinen Theorie abgegeben, dass das geistige Leben so
— 49 -—
sehr von den optischen Eindrücken beeinflusst wird, dass das Aufhören der
letzteren nothwendiger Weise auch eine Beeinträchtigung der Gehirnfunctionen
zur Folge haben muss. Diese Theorie wird schon durch die einfache Thatsache
hinfällig, dass die Blinden doch nicht an Störungen der Gehirnfunctionen zu
leiden brauchen und meistentheils auch nicht leiden.
Die beste Erklärung scheint mir die von Hirschberg. in seinem Artikel
über 100 Extractionen aus dem Jahre 1876 angegeben zu sein, wonach das
Sensorium alter Leute sich mitunter im labilen Gleichgewicht befindet und die
Entziehung aller äusseren Sinneseindrücke ein Delirium auslösen kann. Die
andern Erklärungen berücksichtigen alle nicht das Alter der betreffenden
Patienten und den Umstand, dass das Sensorium solcher Leute, das unter ge-
wöhnlichen Umständen vielleicht ganz normal erscheinen mag, derartigen ge-
steigerten Anforderungen, wie es die Aufregungen vor und bei der Operation,
das ungewohnte ruhige Liegen zu Bett mit sich bringen, nicht gewachsen ist.
Welchen Einfluss auf die Psyche die Dunkelheit ausüben kann, beweisen zwei
Fälle Schmidt-Rimpler’s von Delirium bei alleinigem Aufenthalte im Dunkel-
zimmer durch mehrere Tage hindurch.
Für die Thatsache, dass das Delirium fast nur in der Nacht auftritt, giebt
Schmidt-Rimpler die wohl zutreffende Erklärung, dass der in der Nacht
naturgemäss noch grössere Abschluss von den Sinnesreizen die schon vorhandene
Unruhe steigert und Hallucinationen und maniakalische Erscheinungen hervorruft.
Für unsern Fall ist die Erklärung eine sehr einfache. Wie in der Kranken-
geschichte auseinandergesetzt wurde, war die Patientin bysterisch. Die durch
die Star-Operation und Nachbehandlung geschaffene Aufregung war die Gelegen-
heitsursache, welche das Delirium und den Tobsuchtsanfall auslöste.
Die Prognose wird von allen, die darüber berichtet haben, als eine günstige
bezeichnet. |
Die Therapie besteht in der Freilassung des andern Auges und der Dar-
reichung der Narcotica und Analeptica.
4. Herr Hirschberg: Operation des diabetischen Stares.. (Wird später
veröffentlicht werden.)
Sitzung vom 22. December 1898.
Vorsitzender: J. Hirschberg, Schriftführer: Wertheim.
1. Herr Hirschberg: Mikroskopische Demonstration (Demodex aus den
Wimperhaar-Bälgen).
2. Herr de Obarrio (a. G.): Ueber angeborenen Star beim Kaninchen.
Menschen wie Thiere zeigen angeborene Veränderungen des Sehorgans.
Von den Thieren beobachtet man sie recht häufig am Kaninchen, an dem so
häufig Versuche vorgenommen werden. Die Lebensweise der Kaninchen,
besonders die Vermischung der Familien-Mitglieder, verursacht angeborene Miss-
bildungen. Bei unseren Versuchen über Plastik, die wir im hiesigen physio-
logischen Institut angestellt, stiessen wir auf ein Kaninchen mit weissem Reflex
aus der Done, Der Augenspiegel zeigte eine stärkere Trübung der Linse
nahe dem hinteren Scheitel, auf beiden Augen.
Wir hatten Gelegenheit zu anatomischer Untersuchung. Die Augäpfel
wurden in 10°/, Formol-Lösung gelegt, für 24%, dann zertheilt, in Alkohol
allmählich gehärtet, und Celloidin eingebettet und mit dem Mikrotom geschnitten.
Formol giebt der Crystall-Linse eine zarte, gleichförmige Trübung, die man von
4
— 50 —
der pathologischen leicht unterscheiden kann. Die Schnitte wurden nach /
v. Gieson gefärbt. Die einfache Betrachtung eines ungefärbten Schnittes zeigt
die Linsentrübung, wie sie auf Fig. 1 dargestellt ist. Es besteht eine ge-
schlossene Trübungszone in der Rinde, dann kommt der klare Kern, in dem
wiedre eine Trübungszone liegt. Die letztere hängt in der Nähe des hinteren
Scheitels mit der ersteren zusammen.
| Bei einer Vergrösserung von nahezu
50 erscheinen in den gefärbten Schnitten
die sklerosirten Theile gelb, die übrige
Linse roth. Der Kern ist sklerosirt
und auch bei stärkerer Vergrösserung
homogen und fast structurlos. In der
Peripherie besteht eine eigenthümliche
Anordnung der Linsenfasern.
Vom Aequator nach dem vorderen
Scheitel zu sind die Linsenfasern in
normaler Weise angeordnet, d. h. in
concentrisch parallelem Verlauf, und
frei von Structur-Veränderung. Ebenso
ist die vordere Kapsel mit ihrem Epithel
Ve normal.
Fig. 1. Vom Aequator nach dem hinteren
Pol zu besteht die normale Anordnung
in ®/, des Verlaufes, aber in der Nachbarschaft des hinteren Poles werden die
Fasern unregelmässig und convergiren an beiden Seiten, als wollten sie eine
Hernie bilden. (Vgl. Fig. 2.) Die Kapsel scheint verdickt am hinteren
Scheitel. Aber in Wirklichkeit ist sie normal. Dagegen liegt auf derselben
hinten eine Körner-Anhäufung. Dieselben haben die rothe Farbe ange-
nommen. Gerade am Scheitelpunkt fehlt die Kapsel und die Körner oder
Tropfen infiltriren die Linsen-Substanz.
Spuren der Arteria hyaloidea waren nicht zu enden,
3. Herr Ginsberg: Ueber Keimversprengungen in Retina und Central-
nervensystem. (Wird später veröffentlicht werden.)
4. Herr Rau: Ueber seciorenförmige Gesichtsfelddefecte.
Bei gewissen Gehirnkrankheiten (z. B. Blutergüssen oder Embolien im Be-
reiche des Oceipitallappens) kommen Gesichtsfelddefecte vor, für die die Doppel,
s DL
seitigkeit und das unveränderte Bestehenbleiben derselben — abgesehen von
ganz seltenen Fällen, in denen man eine Wiederherstellung der Funetion be-
obachtet hat — charakteristisch ist. Die Form des Defectes ist eine derartige,
dass die Spitze des Defectes im Fixirpunkt endet oder auf denselben
hinzeigt. Es sind dies Fälle von gleichseitiger Halbblindheit, bei denen nicht
die ganze Hälfte der G. F. fehlt, sondern z. B. ?/, derselben. Nur in seltenen
Fällen ist bei Atrophia nervi optici ein ähnliches Verhalten des Gesichtsfeldes
vorhanden. Zur Zeit ist in der Hirschberg’schen Augenklinik ein derartiger
Fall in Behandlung, wo rechts die Sehschärfe auf unbestimmte Lichtempfindung,
links auf Fingerzählen in 1!/, m herabgesetzt ist. Trotz dieser sehlechten
Sehschärfe ist das Gesichtsfeld des linken Auges bis auf einen derartigen
sectorenförmigen Defect vollständig normal.
Fig. 1. Embolie der Art. tempor. inf. 1. Tag der Beobachtung.
Bei der Durchsicht des klinischen Materials der Hirschberg’schen Klinik
vom Jahre 1890 ab konnte ich 15 Fälle von Glaucom finden, bei denen gleich-
falls derartige Gesichtsfelddefecte vorbanden waren. In drei Fällen war der Defect
nasal unten, in zweien in der nasalen Mitte, in sechsen nasal oben, in vier
Fällen nach unten zu gelegen. Bei den meisten Fällen ergab die Durchsicht.
der Glaucomgesichtsfelder sehr wechselnde Bilder.
In seltenen Fällen kommt es zu gleichen Defecten bei Netzhautblutungen
und chorioretinitischen Herden, wo die Annahme dann wohl gerechtfertigt ist,
dass dadurch eine Zerstörung der vorderen Retinalschichten herbeigeführt und
eo de Leitung unterbrochen wurde. Auch bei partiellen Netzhautablösungen
kann es zu ähnlichen Gesichtsfeldformen kommen. Ä .
A?
Bekannt ist es, dass die Embolie eines Hauptastes der Arteria centralis
sectorenförmige Defecte im Gesichtsfelde zur Folge hat, aber auf die charakte-
ristische Form derselben ist nur noch wenig aufmerksam gemacht worden. Die
erste Mittheilung darüber fand ich in Ole Bull’s Handbuch über Perimetrie.
In der letzten Zeit kamen in der Hirschberg’schen Augenklinik wieder
4 derartige Fälle zur Beobachtung. Drei derselben waren durch Herzerkrankungen
verursacht; bei dem vierten hatte ein chorioretinitischer Process durch Schrum-
pfung einen Verschluss der in oder an ihm liegenden Arterie veranlasst. In
allen 4 Fällen handelte es sich um Verstopfung von Temporalarterien. Da nun
die centrale Sehschärfe in dem einen Falle ?/,, in den andern Fällen 5/, be-
trug, so kann man daraus wohl mit Recht schliessen, dass die Macula in diesen -
Fällen durch eigene verschont gebliebene Arterien (papillomaculare Aeste) ver-
sorgt wird.
Fig. 2. Embolie der Art. tempor. inf. 14 Tage nach der Beobachtung
Das Gesichtsfeld hatte in allen 4 Fällen einen den verstopften Arterien
entsprechenden Ausfall, dessen Spitze in 3 Fällen im blinden Fleck endete,
in dem 4, gegen ihn zeigte und kurz vor ihm endete. Es ist dies ein sehr
natürliches Verhalten, wenn man bedenkt, dass die Arterien aus der Papille
austreten und die verstopfende Ursache in allen Fällen in der Nähe derselben
sass. Wenn natürlich ein Embolus weit ab von der Papille sitzt, ist natürlich
` ein ganz anderes Verhalten des Gesichtsfeldes zu erwarten.
In dem einen Falle (dem durch den chorioretinitischen Herd bedingten
Verschluss) blieb der Gesichtsfelddefect vom ersten Tage der Beobachtung bis
zum Ende derselben (über 1 Jahr Zwischenzeit) vollständig der gleiche; es war
keine Einengung zu constatiren. Bei dem 2. Falle besserte sich das Gesichts-
feld um ca. 20°, bei dem 3. um ca. 30° von den Seiten her. Es blieb ein
— 53 — |
absolutes Scotom in der beschriebenen sectorenförmigen Gestalt zurück. Ja bei
einem Falle, einer Embolie der Art. tempor. inf, wo anfangs das Gesichtsfeld
sich bis auf den sectorenförmigen Defect normal verhielt, trat im Verlaufe
einiger Monate Atrophie der ganzen unteren Papillenhälfte mit deutlicher Ab-
blassung und starker Verengerung auch der Arter. nasal. inf. ein. Dem ent-
sprach Herabsetzung der Function des von dieser Arterie versorgten Netzhaut-
abschnittes und das Bestehen eines relativen Scotoms, welches die ganze obere
temporale Gesichtsfeldpartio einnahm. Bei dem 4. Falle trat unter Massage-
behandlung eine Einengung um ca. 30° von den Seiten her und nach wenigen
Tagen eine Aufhellung im Centrum des Defectes ein, die von Tag zu Tag
zunahm. Diese Aufhellung bestand darin, dass das weisse, zur Prüfung benutzte,
quadratförmige Blättchen als heller Schimmer — natürlich lange nicht so hell,
wie in der gesunden Peripherie — angegeben wurde. Die äusserste Peripherie
blieb functionsunfähig.
Schon öfters beobachtete man ein ähnliches Verhalten des Gesichtsfeldes
und gab dafür 2 Gründe an: 1. Die peripheren Netzhautiheile sollten die
eınpfindlichsten sein und zuerst zu Grunde gehen. 2. Der Stamm-Embolus soll
in viele kleine ‘Theile zerfallen, welche durch den Blutstrom fortgeschwemmt
in den viel feineren Arterien der Peripherie hängen bleiben. Für die
letztere Annahme wäre es doch eigenthümlich, wenn dadurch die ganze
Peripherie ausgeschaltet würde, wie dies in unserem Falle ist. Man müsste
doch erwarten, dass wenigstens eine oder die andere kleine Arterie ver-
‚schont blieb und so geringe Theile der äussersten Peripherie erhalten würden,
welche sich als kleine und eingeschaltete functionsfähige Keile im Ge-
sichtsfelde repräsentirten. Mir scheint es für unsern Fall naheliegender zu
sein, anzunehmen, dass über den Embolus in der Arterie hinweg wohl noch
Blut fliesst, aber nicht in genügender Menge. Das Blut kann also wohl ooch
in die mehr central gelegenen Theile gelangen, nicht aber in die Peripherie,
und diese stirbt ab. So charakteristisch nun auch der eben beschriebene
Gesichtsfelddefect für Embolie eines Hauptastes der Arteria centralis erscheint,
so sind ähnliche Bilder, wenn auch ziemlich selten, bei andern Fällen be-
obachtet worden.
Bei einem Falle von Venenstauung der Art. nasal. inf. (behandelt in der
Hirschberg’schen Klinik) war zuerst ein absolutes Scotom vorhanden, das die
centralen Theile (nach unten von 10°, nach den anderen Seiten von 20° Aus-
dehnung) einnahm; dann bildete sich ein sectorenförmiger Defect aus, dessen
Spitze im blinden Fleck endete. Dieser Defect bildete sich nach einigen Wochen
bis auf ein kleines absolutes Scotom 5° über dem Centrum vollständig zurück.
Dr. Pufahl beschrieb in einem kleinen Aufsatze aus dem Jahre 1877:
Ueber Campimetrie in Dr. Hirschberg’s Augenklinik einen Fall von Colobom
der Iris, Linse, Netzhaut und Aderhaut, wo ein nach oben gelegener
sectorenförmiger Defect vonhanden war, dessen ‘Spitze im blinden Fleck
endete. | u
'Prof. Hirschberg stellt folgenden Satz auf: Wird ein Viertel der Netz-
haut dauernd von der .Blutversorgung ausgeschaltet, so hat der sectorenförmige
Defect des G. F. seine Spitze im blinden Fleck. Wird im Gehirn ein Viertel
des binocularen G. F. beider Augen ausgeschaltet, so hat der sectorenförmige
Defect beider G. F. seine Spitze im Fixirpunkt.
geg, A, e
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Mittheilungen aus der chirurgischen Abtheilung des Bosn.-Herzeg.
Landes-Spitales in Sarajewo (1. Juli 1894 bis 31. December 18986),
. von Primararzt Dr. J. Preindlsberger, Landes-Sanitätsrath. (Wien.
J. Safar. 1898.)
In dem durch die Eigenart des Materials sehr interessanten Bericht, theilt
Verf. mit, dass die Augenkrankheiten !/, sämmtlicher Erkrankungen bildeten.
Die Krankheiten werden einzeln besprochen; Verf. stellt das seltene Vorkommen
von Glaukom, die Häufigkeit von Orbital-Geschwülsten fest. Die Augen-Ope-
rationen wurden in einem dazu eingerichteten Isolirzimmer vorgenommen, wobei
die Kranken in ihren leicht verschiebbaren Betten blieben.
In den ersten 1!/, Jahren wurden 18 Fälle von Cat. senilis, 1 Fall von
Cat. diabet. operirt; stets war die Extraction mit Iridectomie verbunden bis auf
einen Fall, in welchem die Linse nach Extractionsversuchen, die ein Arzt
7 Woehen vorher angestellt hatte, in der Vorderkammer lag. 1896 fanden
18 Extractionen von Cat. senilis statt, einmal ohne Iridectomie, wobei es zu
Irisprolaps kam. Die Sehresultate waren befriedigend.
Interessanter ist der „Beitrag zur Kenntniss der Endresultate nach Becli-
nation“ von Dr. J. Preindlsberger.
In dem Lunde, in welchem die westliche Cultur sich erst seit Kurzem
Bahn bricht, finden sich noch heute die dem Orient eigenthümlichen Special-
heilkünstler, die Star-Stecher. Verf. bat deren Verrichtung nicht selbst beobachtet,
wohl aber lernte er die traurigen Folgen des Verfahrens kennen. Er eitirt aus
Prof. Hirschberg’s Werke „Um die Erde“ den Abschnitt, der vom Star-Stich,
seiner Geschichte und Ausführung handelt! Hirschberg sah in Indien per-
sönlich fast nur gute Resultate und erklärt dies mit dem Umstande, dass in Indien
unter der glühenden Sonne der Altersstar 20 Jahre früher reift, als bei uns,
und die Gefahren der Niederdrückung im mittleren Alter geringer sind, als im
höheren.
Verf. theilt 16 beobachtete Fälle mit, die alle von demselben Star-Stecher
operirt waren.
In 15 Fällen trat wesentliche Herabsetzung des Sehvermögens resp.
Amaurose ein, in dem einzigen Falle, der Sehvermögen behielt (®/,,), ist die
Prognose sehr ungünstig, da chronische Entzündung und deutliche Drucksteigerung
besteht. In einem Falle trat sympathische Entzündung des anderen Auges nach
guter Extraction an demselben auf, so dass Verf. die Extraction am zweiten
Auge erst nach Enukleation des reclinirten für sicher hält.
Ein Fall wurde von dem 6. Tage nach der Reclination an bis zur Erblin-
dung beobachtet. Er sei kurz mitgetheilt: Stephan K., 62 Jahre alt, beiderseits
vor 6 Tagen mit Reclination behandelt, zeigt bei der Aufnahme: An beiden
Schläfen 4 gem grosse Pflaster. Die Augen sind mit einer dicken, zähen Salbe
verschmiert. Beiderseits starke Conjunctival- und Ciliarinjection. Rechts: Cornea
matt, Kammer sehr tief, Iris verwaschen, schlottert. Bei seitlicher Beleuchtung
im Glaskörper innen unten eine grauweisse, flottirende Masse, die Linse; T +1.
S mit Stargläsern = 7, Ophthalmoskopie: flockige Glaskörpertrübungen. Tinse
geschrumpft sichtbar. Fundus verwaschen. Links ist der Befund ähnlich, die
Linse nicht sichtbar, S mit Stargläsern = °/,,.
ı Vergleiche auch Graefe-Saemisch, Handb. d. Augenheilk. 2. Aufl. 4. Lief.
Hirschberg: Geschichte der Augenheilk. S. 36 ff.
er. HB: 2
Die Stellen der Operationsnarben giebt Verf. nicht an. In der Klinik
wurde zunächst Besserung des Sehvermögens erzielt, aber bereits 1 Jahr später
kommt Patient mit stärkster Reizung des linken Auges bei Hypopyon wieder.
Das Sehvermögen ist links erloschen, das rechte Auge unverändert.
Ein weiteres Jahr darauf ist das linke Auge atrophisch, sieht noch Hand-
bewegung in 1 m T — 1. Der rechte Bulbus ist blass, Vorderkammer aufge-
hoben, Iris atrophisch, Pupille unregelmässig, gesperrt, T = — 1, Sehkraft
Handbewegung in 2 m, Projection nicht aufzunehmen.
Verf. glaubt, dass man die Zeit von der Reclination bis zur Erblindung
durchschnittlich mit 2 Jabren anzunehmen hätte. Spiro.
2) Die Untersuchung und Begutschtung bei traumatischen Erkran-
kungen des Nervensystems. Ein Leitfaden für Praktiker, von Dr. P.
Schuster, Assistent an der Prof. Mendel’schen Klinik in Berlin. Mit
einem Vorwort von Prof. E. Mendel. (Berlin. S. Karger. 1899.)
Ist auch jedem Arzte diese klare Darstellung der allgemeinen Untersuchung
bei Nervenkrankheiten nach Unfall von grossem Interesse, so sei hier nur her-
vorgehoben, was in das besondere Gebiet der Augenuntersuchung fällt. Die
Prüfung der Nerven des Auges, der Pupillenreaction u. s. w. ist nach den all-
gemein üblichen Grundsätzen übersichtlich zusammengestellt. Zu der viel
umstrittenen concentrischen Einengung des G@esichtsfeldes bei Unfallnervenkranken
bemerkt Verf., dass bei mehr als 200 klinisch beobachteten Fällen, die alle
von augenärztlicher Seite, die meisten in Geh.-Rath Hirschberg’s Klinik,
nachgeprüft wurden, nur selten eine Gesichtsfeldeinengung notirt werden konnte.
Es fand sich 3 Mal eine concentrische Einengung für Weiss und Farben und
einmal eine solche für Farben allein. Alle vier litten an hysterisch-hypochon-
drischen Zuständen und zwei ausserdem an Alkoholismus chron. Sehr berech-
tigt ist die Forderung, dass man eine Gesichtsfeldeinengung nur dann als sicher
ansehen soll, wenn sie 2—3 Mal an verschiedenen Tagen in gleicher Weise fest-
gestellt werden konnte. Nöthig ist auch an Alkohol, Tabak, Blei beim Zustande-
kommen der Gesichtsfelddefecte stets zu denken. Die Simulation resp. Aggra-
vation von Schwachsichtigkeit findet sich kurz abgehandelt, Verf. warnt im
Allgemeinen davor, Simulation ohne sicheren Nachweis anzunehmen.
Spiro.
Journal- Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVI. 2.
D Arbeiten aus dem Gebiete der Accommodationslehre.
IV. Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss der
Accommodation auf den intraocularen Druck, nebst Beiträgen zur
Kenntniss der Accommodation bei Säugethieren, von Prof. C. Hess
und Dr. L. Heine in Marburg.
Die Verff. suchten auf experimentellem Wege die Frage zu 1 lösen, ob wäh-
. rend der Accommodation eine Veränderung des intraocularen Druckes stattfindet.
Da bekanntlich Hunde, Katzen und Kaninchen ein nur sehr geringes Accommo-
dationsvermögen besitzen, so sind die bei diesen Thieren angestellten Versuche
für das menschliche Auge nicht maassgebend. Affen, sowie Tauben und andere
Vögel zeigen bei der Accommodation eine Zunahme der Refraction bis 12 D
und sind daher geeignete Versuchsobjecte.e Dass zwischen vorderer Kammer
— 56
und Glaskörperraum eine Druckdifferenz nicht möglich ist, wurde früher von
Hess nachgewiesen. Es genügt daher, die Canüle nur in die vordere Kammer
einzuführen, wobei der Vortheil in die Wagschale fällt, dass die bei Einführung
in den Glaskörper unvermeidliche directe Reizung der Binnenmuskulatur ver-
mieden wird. Das Manometer arbeitet so fein, dass die pulsatorischen und unter
Umständen auch die respiratorischen Schwankungen des Augendrucks deutlich
sichtbar sind. Die Accommodationsanspannung wurde durch Aufsetzen der
Electroden auf die Sklera oder auch durch elektrische Reizung des Oculomo-
torius hervorgerufen und das Eintreten der Accommodation durch den Hensen-
Völcker’schen Nadelversuch controlirt, ausserdem skiaskopisch die Erhöhung
der Refraction festgestellt. Die Versuche ergaben, dass die Contraction des
Ciliarmuskels einen nachweisbaren Einfluss auf den intraocularen Druck nicht
ausübt.
Ebenso wenig unterliegt der intraoculare Druck bei wechselnder Pupillen-
weite irgend welchen Schwankungen. Reizung des Sympathicus beeinflusst die
Accommodation nicht.
Wird in ein menschliches Auge Eserin geträufelt, so tritt bei dem ge-
ringsten Accommodationsimpuls eine maximale Contraction des Ciliarmuskels
ein. Ist vorher Homatropin eingeträufelt, so ist eine genaue Untersuchung des
Augenhintergrundes möglich. Unter diesen Bedingungen ist nicht die geringste
Abnahme der Füllung der Netzhautgefässe festzustellen.
2) Ueber die Folgen der Sehnervendurchschneidung bei jungen
Thieren, von Dr. E. Hertel, I. Assistent der Augenklinik zu Jena.
Verf. verrichtete eine grössere Anzahl von Sehnervendurchschneidungen,
und zwar bei jungen Kaninchen, um zugleich Aufschluss über einen etwaigen
Einfluss auf das Gesammtwachsthum des Auges zu gewinnen.
Nach der Operation folgte in allen Fällen vollständiger Schwund der
Nervenfasern im bulbären Opticusstumpfe und der Netzhaut. Nach und nach
kommt hinzu Atrophie der Ganglienzellen und Hyperplasie des Stützgewebes.
Die Körnerschichten sind sehr resistent, die Stäbchen und Zapfen zeigen etwa
vom 6. Monat an progressive Degeneration. Gerade diese Verhältnisse hat
Verf. wesentlich längere Zeit, als vor Jahren Wagenmann beobachtet. Die
Aussenglieder der Stäbchen und Zapfen verlängern sich bis zum Dreifachen
der Norm.
Chorioidal-Veränderungen zeigten sich nur dann, wenn ei nicht ganz reiner
Operation Ciliargefässe durchschnitten waren.
Vielfache Messungen ergaben, dass die operirten Augen kleiner blieben,
als die gesunden Partner. Es handelt sich aber nicht um eine eigentliche
Atrophie, sondern nur um ein langsameres Wachsthum. Ob die Netzhautgefässe
bei der Operation‘ durchschnitten werden oder nicht, übt keinen Einfluss auf
das Wachsthum, dessen Hemmung wesentlich auf der 'Irennung des Auges vom
Gehirn zu beruhen scheint.
3) Ueber Cysten und Concremente in der Lidbindehaut und Veber-
gangsfalte, von Dr. Hugo Minterereinet, Privatdocent an der k. k.
Universität in Wien.
1. Verf. beobachtete bei einem Kinde, welches an Blennorrh. ioi be-
handelt worden war und an Darmcatarrh starb, beiderseits zwischen Tarsus
und Conjunctiva drüsenartige Gebilde, welche er der s. Zt. von Vossius be-
schriebenen „dem Cystadenoma ähnlichen multiloculären Cystenbildung“ an die
57 —
Seite stellt unter der Betonung, dass es sich um angeborene Gebilde handelt.
Ausserdem fanden sich in den Uebergangsfalten Epithelzapfen, welche zum Theil
in der Mitte Andeutungen von Hohlräumen zeigten und die Annahme zu stützen
geeignet sind, dass Cysten der Uebergangsfalten sich aus derartigen Epithel-
zapfen bilden können, wo eine Reizung der Conjunctiva vorherging.
2. An einem der Leiche entnommenen oberen Lide ınit Narbentrachom
und Entropium fand Verf. über und hinter dem convexen Rande des narbig
degenerirten Tarsus, dessen Meibom’sche Drüsen ganz untergegangen waren,
eine kleine, schlaffe Cyste mit zum Theil einschichtiger, zum Theil mehrschich-
tiger Epithelauskleidung. Im Lumen lagen mehrere colloide Concremente, welche
Verf. als Producte der Epithelien ansieht, und einige Riesenzellen, die sich
wahrscheinlich aus Wanderzellen entwickelt hatten. In der Umgebung der
Cyste lagen mehrere durch den Schnitt quer getroffene Drüsenschläuche oder
Acini. Sämmtliche sonstige Drüsen der Conjunctiva waren in Folge der Narben-
bildung geschwunden. Wahrscheinlich war auch durch die Vernarbung Oblite-
ration des Ausführungsganges einer Krause’schen Drüse erfolgt, wodurch die
Bedingungen für die Entwickelung einer Cyste gegeben waren.
3. Concrementbildung in den Henle’schen Drüsen. Es handelt sich um
dieselben Gebilde, welche kürzlich von Fuchs beschrieben wurden. Verf. giebt
eine eingehende anatomische Darstellung und kommt zu dem Schlusse, dass die
Concremente in Henle’schen Drüsen liegen und entweder aus Abscheidungs-
producten der Epithelzellen gebildet oder aus dem Detritus zerfallener Epithelien
hervorgegangen sind.
4) Vena vorticosa im hinteren Bulbustheile, von G. J. Schonte, I. Assist.
an der Leidener Universitäts-Augenklinik.
Eine Vena vorticosa verlässt das Auge mit dem Opticus.
5) Anatomische Studien zur Hornhaut Eathploeie, von Dr. Rudolf
Gruber, Docent an der Wiener Universität.
1. Ein anatomisch untersuchter Fall von Keratitis eczematosa. Befund
wie beim Resorptionsgeschwür.
2. „Einwanderungsring‘“ bei septischem Hornhautgeschwär. In dem der
Leiche eines 10jährigen Kindes entnommenen Auge mit grossem Ulc. corn. be-
obachtete Verf. den Einwanderungsring ganz so wie Leber ihn bei seinen
Versuchen gesehen und beschrieben hat.
6) Beitrag zur Kenntniss der Mikrophthalmie mit Cystenbildung,
von Dr. Siegmund Ginsberg, Augenarzt in Berlin. (Aus dem anatomischen
Institut zu Berlin.)
Das Präparat wurde der Leiche eines ljährigen Kindes entnommen, bei
welchem in vivo Mikrophthalm. sinist. beobachtet war. Am Gehirn Mikrogyrie.
Nach Entfernung des Orbitaldaches zeigte sich eine 13 mm lange Cyste, welche
mit engem Halse dem hinteren Pole des 17,5 mm langen Bulbus aufsass. Nach
Halbirung fand sich an Stelle der nicht sichtbaren Papille ein durch Netzhaut
ausgefülltes Loch in den Bulbushüllen, hier ragten kleine Netzhautfalten in das
Lumen der Cyste hinein. Der Opticus trat nicht, wie es anfangs schien, in
die Cyste ein, sondern lag breit ausgewalzt der inneren oberen Cystenwandung
an und endete vorne in einer vollständig hinter dem Bulbus gelegenen Papille.
Sehnerv und Cyste werden von der ee umhüllt, während die Pia nur
den Sehnerven umschloss.
— 8 —
Die Innenwand der Cyste bestand aus maschigem Gliagewebe mit Zellen
und feinen Gefässen. Dieses Gliagewebe verschmolz einerseits an der Papille
mit dem Opticus und der Betina, andererseits mit gewuchertem Pigmentepithel.
Verf. nimmt an, dass die Cyste aus dem Theile der primären Augenblase
entstanden ist, welches später das äussere Blatt der secundären Augenblase
wird. Wenn nach Bildung der secundären Augenblase eine Ectodermfalte ab-
geschnürt und cystisch ausgedehnt wird, so bildet sich an der betr. Stelle keine
Aderhaut und zum Theil auch keine Sklera. Das innere Blatt entbehrt der
Unterlage und wird durch den intraocularen Druck in die Cyste hineingedrängt.
Ein Zusammenhang mit der Retinalspalte besteht nicht.
7) Ueber Decentriren bisphärischer Linsen, von Dr. Herm. Triepel,
Privatdocent der Anatomie in Greifswald.
Durch Zeichnungen und eingehende Berechnungen weist Verf. nach, dass
bei Ametropie mit fehlerhafter Stellung der Augenachsen statt der Combination
von sphärischen Gläsen wit Prismen decentrirte sphärische Gläser und beson-
ders decentrirte Concavgläser mit Vortheil in Anwendung gezogen werden
können.
8) Neue Erfahrungen über die Elektrotherapie entzündlicher Augen-
krankheiten, von Prof. A. v. Reuss in Wien.
Verf. verwendet fast ausnahmslos den faradischen Strom und bemisst die
Stromstärke nach dem Gefühle der Kranken. Eine Elektrode liegt in der Hand,
die andere wird auf feuchte Verbandwatte gesetzt, welche den Bulbus bedeckt.
Die Anwendung des faradischen Stromes erfolgte bei Skleritis, Iritis, Irido-
cyclitis. Besonders bei der letzteren Erkrankung rühmt Verf. die schmerz-
Imdernde Wirkung. Manche Patienten hatten den Inductionsapparat zu Hause
und benutzten ihn wiederholt bei Tage und bei Nacht, so oft Schmerzanfälle
eintraten, angeblich mit promptem Erfolge. Daneben wurden Atropin, feuchte
Wärme, event. Hydrarg. wie üblich verordnet.
Hornhautentzändungen wurden kaum beeinflusst, doch sollen die Schmerzen
und die l,ichtscheu unter Umständen nachlassen.
9) Ueber einen Fall von Keratoconus mit pulsatorischer Schwankung
der Grösse der Zerstreuungskreise in Folge von Pulsationen der
Hornhaut, von Prof. Dr. A. Wagenmann in Jena.
Ein Mann mit rechtsseitigem hochgradigem Keratoconus (mit — 25,0 D,S=?/,,
mit cylind. nicht besser,) hatte die Beobachtung gemacht, dass, wenn er nach Ver-
schluss des mit geringem Keratoconus behafteten linken Auges im Dunkaln ein
Licht ansah, die helle Scheibe, welche dem Lichte entsprach, sich in regel-
mässigen Zwischenräumen auf das Doppelte vergrösserte. Bei genauer Unter,
suchung im Dunkelzimmer wurde festgestellt, dass die Vergrösserung synchronisch
mit dem Badialpulse eintrat.
Die Scheibe kann nur das auf der Netzhaut entstehende Zerstreuungsbild
darstellen. Wurde — 25,0 D vorgehalten, so war die Scheibe kleiner und die
pulsatorische Verbreiterung geringer.
Die Erscheinung würde erklärt werden können durch eine etwaige, während
der Systole eintretende Erweiterung der Pupille, Schwankungen der Pupillen-
weite konnten aber nicht nachgewiesen werden.
Je weiter das von den brechenden Medien entworfene Bild von der Netz-
haut entfernt liegt, um so grösser wird das Zerstreuungsbild. Stärkere Aus-
buchtung des Keratoconus würde die Myopie erhöhen und das Phänomen
erklären. In der That liess sich besonders mit dem Javal’schen Astigmometer
bei Benutzung von 2 Lichtflammen, deren Bilder synchronisch mit dem Radial»
pulse sich näherten, die Krümmungszunahme im Bereiche des Keratoconus
nachweisen.
Die Dehnung wird durch die hochgradige Verdünnung der Membran er-
möglicht und durch, die Pulsation der Netzhaut- und Aderhautgefüsse hervor-
. gerufen.
10) Bemerkungen zur Accommodationslehre, von Prof. C. Hess in
Marburg.
Polemik gegen Prof. Koster und Visser.
11) Das Verhalten der Augenmuskeln bei centraler Reisung. — Das
Coordinationscentrum und die Bahnen für coordinirte Augen-
bewegungen, von Docent Dr. Alfred Topolanski, Augenarzt im Barm-
herzigen Spital in Wien.
Zahlreiche, mühsame Untersuchungen bestätigten an den Augenmuskeln die
Sherington’sche Annahme, dass bei Reizung eines Muskels ein Lähmungs-
zustand des Antagonisten eintritt.
Die Vierhügel und Thalami optici sind bei der Auslösung von Augen-
bewegungen nicht betheiligt. Das Centrum für coordinirte Augenbewegungen
liegt im Niveau der Oculomotoriuskerne unmittelbar vor denselben.
Coordinirte Augenbewegungen werden hervorgerufen durch Reizung des
Opticus, Chiasma, Tractus, der äussersten Umgrenzung des Thalamus, des Corp.
geniculat. lat. und der tieferen Stellen der Vierhügel-Arme. Auf dieser Bahn
erfolgt die Leitung der Reize, nach Zerstörung der Bahn erlischt die Möglich-
keit, vom Centrum aus Bowegungen auszulösen. - Scheer.
II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1899. Januar.
1) Ein auch in anatomischer Hinsicht bemerkenswerther Fall von
einseitiger traumatischer Thrombose der Netzhautvenen, verbun-
den mit Blutung im Centrelcanal des Glaskörpers, von O. Evers-
busch.
Ein 16jähr. Lehrling zeigt in Folge einer Erdversehüttung einen Bruch des
rechten Oberkiefers, eine Zertrümmerung des rechten Jochbeins und des Nasen-
beins. Das linke Auge war danach vollständig erblindet und das Sehvermögen
des rechten verschlechtert. Während bei letzterem das Sehvermögen . sich
wieder herstellte, blieb das erstere blind. Ophthalmoskopisch liess sich im
Glaskörper vor der Papille eine graue Platte erkennen, von der aus sich eine
Reihe von Fäden in überraschend regelmässiger Anordnung ausstrahlten. Es
handelte sich wohl um einen bindegewebig-narbig veränderten Best einer Blutung,
welche in dem mittleren Abschnitt des Glaskörpercanals stattgefunden und von
hier aus sich sehr langsam in strehlenartiger Ausbreitung gegen die Rinden-
theile des Glaskörpers ergossen hatte, ohne indessen die normalen anatomisch-
präformirten Gewebs-Spalten und -Lücken im Glaskörper erheblich verletzt oder
durchbrochen zu haben. > Ausserdem verdecken von filigranartigen Pigwentfäden
durchsetzte fibröse Schwarten den nasalen Theil des Sehnerveneintritts und den
angrenzenden unteren temporalen peripapillaren Netzhautabschnitt, auch findet
sich dort eine Pigmentplatte, welche sich dem nasalen Abschnitt der Papillar-
=. DÉI eg
grenze meniscusartig anschliesst.e Die Netzhautgefässe zeigen erhebliche Ver.
engerung, beziehungsweise Obliteration ihres L,umens. Alle diese Veränderungen
weisen auf eine bestandene partielle Thrombose der Vena centralis retinae hin.
Hiermit mit im Einklang steht eine dunkle, punktförmige Pigmentirung der
Regio macularis retinae und eine feine, parallelstreifige Trübung der Netz-
hautmitte.
Die Ursache der Augenerscheinungen ist in einer durch Zerträmmerung
des knöchernen Nasengerüstes veranlassten Verschiebung des Siebbeinlabyrinths
zu suchen, die verbunden war mit Fracturirung, bezw. Infractionen der vorderen
Schädelgrube, was eine Compression, Zerrung oder auch Quetschung des linken
Nervus opticus im Canalis opticus zur Folge hatte.
2) Extraction eines Schmiergelconglamerats mit darin eingebettetem
Stahlsplitter aus der vorderen Kammer, von Dr. Hennicke.
Nach Eröffnung der Vorderkammer wurde der Fremdkörper vermittelst
eines Magneten nach 5 Versuchen extrahirt. Horstmann.
Vermischtes.
Am 25. Januar d. J. erfolgte die feierliche Eröffnung der ophthalmologischen
Universitätsklinik in Lemberg, welche eine weitere Ergänzung der neu errich-
teten medicinischen Facultät bildet. Die Klinik hat 40 Betten, einen besonderen,
gut eingerichteten ÖOperationssaal und modern eingerichtete Unterrichtsräume
sammt Untersuchungssälen, Arbeitszimmern und Laboratorien. Ausserdem hat
die Klinik eine Reserve-Abtheilung, welche 60 Betten zählt, so dass im Ganzen
100 Kranke aufgenommen werden können. Die Eröffnung erfolgte in Gegenwart
des galizischen Statthalters und des Landmarschalles und eines grossen Audi-
toriums. Die Festrede hielt Prof. Dr. E. Machek: „Ueber die Bedeutung der
neueren Untersuchungsmethoden für die Entwickelung der modernen Augen-
beilkunde.“
Bibliographie.
1) Einige Bemerkungen über Trachom und epidemische Augen»
krankheiten und deren Bekämpfung, von Schmidt-Rimpler. (Deutsche
med. Wochenschr. 1898. Nr. 47.) Bei den sogenannten „Schulepidemien“
handelt es sich nur selten um Trachom, sondern meistens um Follikularcatarrh;
diese „Epidemien“ pflegen in einigen Monaten zu verschwinden. In grossen
Städten findet sich jederzeit ein ganz beträchtlicher Procentgehalt der Schul-
kinder an Follikularcatarrh erkrankt; dies ist wichtig bezüglich der Fragen,
wann eine „Epidemie“ als erloschen zu bezeichnen ist. — Handelt es sich
wirklich einmal um Trachom, so „sollten die hiermit behafteten Schulen dauern-
der ärztlicher Beobachtung bis zu ihrer Ausheilung unterstehen“. Eine Statistik
des Verf.'s lehrt, dass in 4 Jahren der Procentsatz von 4,7 auf 2,9 herab-
gedrückt werden konnte, bei einem Material von ca. 2000 Elementarschülern,
welche der ärmlichsten Bevölkerung entstammten. „Ganz verwerflich wäre es
daher, dieser Krankheit gegenüber die Hände in den Schoss zu legen.“ Bezüg-
lich der Therapie empfiehlt Verf. die chirurgische (besonders Ausquetschung)
mit adstringirender Nachbehandlung. Bei älteren Formen übt er seit kürzerer
as oi
Zeit mit überraschendem Erfolge ein aus Aegypten! stammendes Verfahren,
welches darin besteht, dass die pannösen Blutgefässe einzeln mit einem Graefe’-
schen Messer oder mit einer schmalen, gebogenen Lanze durchschnitten werden,
am Limbus und in der Hornhaut. [Zusatz des Herausgebers. „Die von
Hirschberg gewünschte Bezeichnung Bläschenkatarrh für Conj. follic. ist nicht
ganz bezeichnend.“ Das ist ein kleiner Irrthum. Ich nenne die Con).
phiykt. Bläschen-Katarrh, die Conj. follic. Drüschen-Katarrh. Vgl. Wörterb.
d. A. S. 81; Therap. M. H. 1888, Februar; Klinisches Jahrb. VI.]
Hamburger.
2) Aus meiner oculistischen Praxis in Bosnien, von Dr.
M. Bleicher, ehemaliger Leiter des Bezirksspitaless in Srebrenica, derzeit
Distrietsarzt in Visoko. (Wiener med. Presse 1898. Nr. 34.) Bis vor Kurzem
wurde in Bosnien nur Redination und Depression und zwar von Starstechern geübt;
einen in derartiger Weise operirten Fall hatte Verf. zu sehen Gelegenheit; die Linse
war in die vordere Kammer luxirt, bei dem Versuche sie zu extrahiren, ge-
langte sie während der Cocainmydriase in deu Glaskörper, und konnte nur
unter grossem Glaskörperverlust herausgefischt werden. Erst nach Errichtung
der Bezirksspitäler war es möglich, an eine regelrechte operative Behandlung
der Starkranken zu gehen. Verf. hat jetzt unter 123 Star-Extractionen nur
1,63°/, Verlust. Er hat sich bei Glaskörpervorfällen von der günstigen Wirkung
des Jodoforms überzeugt, so dass er jetzt ohne Scheu eine gründliche Säuberung
des Kammerbereiches von Linsenresten vornimmt. Schenkl.
3) Scleritis suppurativa, von Doc. Dr. Sachsalber, Assistent der
Grazer Augenklinik. (Wiener med. Wochenschrift. 1898. Nr. 32.) In zwei
Fällen von Scleritis kam es in dem derb geschwellten subconjunctivalen Gewebe
zur Knotenbildung, die unter Ansteigen der entzündlichen Erscheinungen durch-
brachen. In beiden Fällen war die Iris mitergriffen. Bacterielle Versuche
ergaben Staphylococcus pyogenes aureus. Schenkl.
4) Sideroskop und Elektromagnet; ihre Verwendung in der
Augenheilkunde, von Dr. Sachs, Assist. an der II. Universitätsaugenklinik.
(Wiener klin. Wochenschr. 1898. Nr. 43.) Das Sideroskop von Asmus und
Haab’s Elektromagnet. stehen seit 2 Jahren an der Klinik des Hofraths Fuchs
im Gebrauche. Ersterer wurde in allen Fällen in Anwendung gebracht, wo
man von der Anwesenheit eines Fremdkörpers im Augeninnern überzeugt war,
nicht allein zur Entscheidung, ob man es mit einem Eisensplitter zu thun habe,
sondern auch, um die Localisation des Fremdkörpers zu ermöglichen. Eisen-
spähne wurden mit dem Haab’schen Elektromagnet entweder durch den Ein-
fugscanal entfernt, oder, wo dies nicht möglich war, in die vordere Kammer
geleitet, und nach Eröffnung der Kammer extrahirt. Der Haab’sche Elektro-
magnet hat sich namentlich in jenen Fällen bewährt, wo der Eisensplitter in
den hinteren Bulbusabschnitt gedrungen war. Bei seiner Anwendung entfällt
die Eröffnung des Glaskörperraumes die Einführung eines Instrumentes in den-
selben der damit verbundene Glaskörperverlust und die Infectionsgefahr. Einen
weiteren Vortheil gewährte der Apparat zu diagnostischen Zwecken in jenen
Fällen, wo die Anwesenheit eines Eisensplitters im Augeninnern nicht erwiesen
war, jedoch nicht vollkommen ausgeschlossen werden konnte. Verf. berichtet
über 31 mit dem Elektromagnet behandelte Fälle. Bei 20 Fällen wurde un-
mittelbar nach stattgehabter Verletzung die Magnet-Extraction vorgenommen,
ı Es wurde schon vor 100 Jahren von den Arabern geübt. H.
— 62 --
und wurden die Patienten mit entzündungsfreiom Auge entlassen. Eine geringe
Zehl zeigte bei der Entlassung noch Reizerscheinungen; bei 2 Fällen war in
Folge der Verletzung die Sehsohärfe auf Lichtempfindung gesunken. 8 Fälle
suchten erst einige Zeit nach der Verletzung wegen Entzündungserscheinungen
Hülfe; die Extraction des Fremdkörpers beseitigte die Entzündungserscheinungen.
Bei 3 Fällen ging, trotz gelungener Extraction des Eisensplitters das Auge in
Folge der entzündlichen Erscheinungen zu Grunde. Sehenkl.
5) Die Therapie als Bekämpfungsmittel epidemischen Trachomsa,
von Prof. Dr. Hoppe in Köln. (Wiener med. Wochenschr. 1898. Nr. 46.)
Ambulante Behandlung kommt nur für leichtere Fälle und für, durch die The-
rapie bereits gebesserte, Granulöse in Frage. Von Seiten der Laien muss die
Behandlung unter Controle des Arztes ausschliesslich medicamentös (Einträufe-
lung von Augenwässern, keine Arzeneien in concentrirter Form) sein. Im
Ambulatorium sind der Hand des Arztes vorbehalten: Pinselungen, Touchi-
rungen und kleine chirorgische Eingriffe. Die klinische Therapie kann über das
ganze Arsenal der Trachommittel verfügen, muss aber nach Möglichkeit conser-
vativ und darauf bedacht sein, den Verlust gesunder Bindebaut zu vermeiden.
Wärmstens zu empfehlen ist das Ausquetschen der Trachomfollikel mittels
Knapp's Rollzange; wo dieses und andere minder heroische Mittel nichts
fruchten, kommt das Ausschneiden der Uebergangsfalte in Betracht.
Schenkl. `
6) Ein Fall von beiderseitiger homonymer Hemianopsie mit
Erhaltensein eines: centralen Gesichtsfeldrestes, von Dr. Th. Bal-
laban, Augenarzt in Lemberg. (Wiener med. Wochenschrift. 1898. Nr. 46
bis 48.) Eine 45jährige, an Gefässatherom (arhythmischer Herzaction, Ge-
räusche über dem ÖOstien) leidende Dame acquirirte zuerst eine rechtsseitige
Hemianopsie und erblindete nach Ablauf eines Jahres plötzlich unter leichten
cerebralen Erscheinungen vollständig, bei normalem ophthalmoskopischem Befund,
bei normaler Pupillenreaction. Nach einigen Tagen stellte sich ein recht gutes
Sehvermögen in einem sehr kleinen centralen Gesichtsfelde wieder ein, doch blieb
hochgradige Herabsetzung der Farbenempfindung zurück und bestanden Störungen
des Orientirungsvermögens und in der sensoriellen Sphäre, die durch den Befund
am Sehorgane nicht genügend erklärt waren. Schenkl.
7) Zwei Fälle von gonorrhoischer Allgemeininfection (gonorrh.
Arthritis und gonorrh. Iritis), von Dr. E. Lichtenstern, ehem. Volontär
der Klinik des Prof. Pick in Prag. (Prager med. Wochenschr. 1898. Nr. 43
und 44.) Nur einer dieser Fälle verlief mit gonorrhoischer lritis. Die Gelenk-
affection folgte der Iritis nach, während letztere sich einer metastatischen Con-
junetivitis angeschlossen hatte, welche klinisch sich von der gewöhnlichen
Conjunctivalblenorrhoe unterschied, und bei der im Secrete keine Gonokokken
auffindbar waren. Die Züchtung von Gonokokken aus dem Blute gelang nicht.
Schenkl.
8) Ueber recidivirende, traumatische Hornhautneuralgie, von
Prof. Dr. Wicherkiewicz in Krakau. (Wiener klin. Wochenschrift. 1898.
Nr. 37.) Die in neuerer Zeit wiederholt besprochenen recidivirenden Schmerz-
anfälle nach Hornhautverletzungen erklärt Verf. durch eine in Folge des Traumas
verursachte Störung in der Nervenausbreitung des Trigeminus und schlägt die
Bezeichnung recidivirende, traumatische Hornhautneuralgie vor. Der Grund,
warum bei bedeutenden Hornhautverletzungen, die mit umfangreichen Continuitäts- `
trennungen verbunden sind, keine so starken Schmerzen auftraten, liegt darin,
dass bei denselben durch lineare Trennung die Nervenästchen durchtrennt werden,
A gI
während bei den in Rede stehenden Fällen gerade die Endausbreitung des
Trigeminus nicht zerstört, sondern nur durch den mechanischen Insult und zwar
in einem grösseren Umfang gereizt wird. Das Leiden kann mit Bläschenbildung
einhergeben, ist aber mit derselben nicht zu indentificiren. Die Bläschenbildung
stellt nur eine Complication dar. Schenkl.
9) Ein Fall von initialer und postinitialer Sclerose an den
Augenlidern, von Dr. L. Gruder, Operateur an der Klinik des Hofraths
Fuchs. (Wiener klin. Wochenschrift. 1898. Nr. 41.) Bei einer von einem
syphilitischen Kinde infieirten Amme fand sich am rechten oberen und unteren
Lide je ein Schanker; das Geschwür am oberen Lide war älteren Datuus; das
am unteren Lide entstand durch Autoinoculation. Die beiden Sklerosen sassen
am äusseren Lidwinkel und waren dem entsprechend auch die Präaurieularen
und nicht die Submaxillardrüäsen vergrössert. Am Stamme fand sich ein klein-
fleckiges macula-papuloeses Exanthem. Mund, Rachen, Nase, After und Genitale
normal. Schenkl.
10) Die Accommodation des Auges in der Thierreihe, von Dr.
Th. Beer, Privatdocent für vergleichende Physiologie an der Universität Wien.
(Wiener klin. Wochenschrift. 1898. Nr. 42.) Die Wasserthiere mit hochent-
wickelten Augen sind im Ruhezustande kurzsichtig und accommodiren activ für
die Ferne, indem sie ihre Linse ohne Krümmungsänderung der Retina nähern.
Bei den Kephalopoden besorgt dies ein in der Vorderwan ddes Bulbus ringförmig
eingelassener, bei den Fischen ein von der unteren Bulbuswand entspringender,
mit dem unteren Linsenpol in Verbindung stehender Muskel. Bei den in Luft
lebenden Wirbelthieren ist das Auge normaler Weise für die Ferne eingestellt
und soweit sie überhaupt eine Accommodation besitzen, accommodiren sie activ
für die Nähe. Bei höheren Wirbelthieren findet die Accommodation für die
Nähe durch Entfernung der Linse von der Netzhaut (Amphibien, Schlangen)
oder durch Vermehrung der Linsenwölbung (einige Schlangen, Schildkröten,
Krokodile, Eidechsen, Vögel, Säuger) statt. Bei den Schlangen, denen der
Ciliarmuskel fehlt, drängt ein in die Iriswurzel eingelagerter, circularer Muskel
die Linse gegen die Cornea; zugleich bewirkt er eine Rückziehung der ciliaren
Irispartie, wodurch der verdrängte Humor aquaeus in der vertieften Kammer-
bucht Platz findet. In jeder Thierclasse, mit Ausnahme der Kephalopoden und
Vögel finden sich Arten, bei denen die Accommodation fehlt. Vielen dieser
Thiere ist nächtliche Lebensweise und eine im Lichte stark verengte Pupille
gemein. Keinem Camera-Auge ist die Fähigkeit eigen, ohne Veränderung in
Luft und Wasser für gleiche Entfernung eingestellt zu sein. Wasserbewohner
werden in der Luft hochgradig kurzsichtig, Landbewohner im Wasser hochgradig
übersichtig. Nur einige amphibiotisch lebende Thiere sind durch ausgiebige
Vermehrung der Linsenwölbung im Stande, unter Wasser für die Ferne einge-
stellt zu bleiben und sogar noch für die Nähe accommodiren zu können. Die
durch Aenderungen der Linsen-Netzhautdistanz accommodirenden Thiere sind
gegenüber den durch Aenderung der Linsenwölpung accommodirenden Thiere
insofern gut daran, als sie im Alter nicht presbyopisch werden. Schenkl.
11) Die Theorie der Skiaskopie, von K. Laurenty.. (Wiener med.
Presse. 1898. Nr.37 u. 38.) Schenkl.
12) Beiträge zur Pathologie des Sehnerven. Vortrag, gehalten in
der physiol. Section der kgl. Gesellsch. für Naturwissensch. in Pest am 1. März
1898, von Doc. Dr. E. Grósz. (Wiener med. Presse. 1898. Nr. 37.) Verf.
untersuchte den Opticus von 30 Bulbi, die von Tabetikern, Diabetikern und von
Personen stammten, die an Hirntumor litten. Bei Diabetes äusserte sich die
644 —-
Affection als Neuritis retrobulbaris, identisch dem, bei vielen Intoxications-
amblyopien vorkommenden Befunde. Im Chiasma fand sich ein Bündel von
geschrumpften Nervenfasern, welches in den Opticis ein central gelegenes Quer-
oval bildete. Die centrale Lage war auch in Frontalschnitten des Chiasma
ersichtlich und behielt dieselbe in dem Tractus bei. Bei der Opticusatrophie
der Tabiker ist der Sitz des Leidens im intraorbitalen Theile des Opticus zu
suchen; die Atrophie ist eine aufsteigende, von den randständigen Fasern der
Ganglienzellen der Retina beginnend. Die echten Neoplasınen rufen die Papil-
litis durch Strangulation, das Gumma und der Tuberkel hingegen in Folge des
Weitergreifens der Entzündung hervor. Schenkl.
13) Zur Myopie-Operation, von Dr. W. Stood, Augenarzt in Bremen.
(Wiener klin. Presse. 1898. Nr. 40 u. 41.) Die Myopieoperation kann ange-
wendet werden bei allen Graden über 12D; contraindicirt sind nur drohende
Netzhautablösung und hochgradige centrale Veränderungen am Augengrunde.
Die Operation besteht in ausgiebiger Discision des mittleren Pupillengebietes
unter Schonung des Aequators mit nachfolgender Massage und später einfacher
‚Linear-Extraction. Die Gefahr der Netzhautabhebung wird durch die Operation
nicht gesteigert. Die erreichbaren, trefflichen Sehresultate können nicht durch
die Vergrösserung der Netzhautbilder allein erklärt werden, sondern ee muss
zu ihrer Erklärung eine Besserung der Netzhautfunction angenommen werden;
die Accommodationslosigkeit nach der Operation bringt dem Auge keinen Nach-
theil, da dafür eine ausreichende Ersatz-Accommodation eintritt; die Refraction
gelangt nach der Operation zum Stillstand. Schenkl.
14) Zur Lehre von den subjectiven Kopfgeräuschen. Ein Fall
von doppelseitigem, traumatischem, pulsirendem Exophthalmus,
von Dr. H. Weiss, Secundärarzt an der Klinik des Hofrath v. Schrötter.
(Wiener klin. Wochenschr. 1898. Nr. 47.) In Folge eines heftigen Kopf-
traumes (an der rechten Schläfe) kam es bei einem 22jährigen Kutscher zu
pulsirendem Exophthalmus und zwar zuerst an einem und 3 Monate später
auch an dem anderen Auge. Ausserdem waren die Erscheinungen einer Fractura
baseos cranii vorhanden. Blutungen aus Mund, Nase und Ohr; Hämorrhagien
an beiden Augen, Bewusstlosigkeit, partielle Hirnnervenlähmung, namentlich des
Abducens. Die Fractur hatte, wie anzunehmen war, die Carotis interna verletzt,
und so zu einem Aneurysma arteriovenosum im Sinus cavernosus geführt. Da die
Protrusion des Bulbus eine beiderseitige war und sich im Verlaufe rechts beträcht-
lich und links im Einklange mit dem Aneurysma zurückbildete, da nebstbei auch
die Augenmuskelstörungen rückgängig wurden, so musste ausserdem noch ein .
grösseres Blutextravasat angenommen werden. Stauungspapille war nicht vor-
handen. Am linken Auge kam es unter allmählichem Verfalle der Sehkraft zu
Opticusatrophie, wahrscheinlich durch Quetschung des Sehnerven. Schenkl.
15) Geheilter Fall von auf luetischer Basis beruhendem ein-
seitigem Exophthalmus, von Spitalsordinarius Dr. J. Fej6r in Budapest.
(Wiener med. Wochenschr. 1898. Nr. 45.) Als Ursache des Exophthalmus
wurde eine Geschwulst im Cavum retrobulbare angenommen, die den Bulbus
vordrängte und den Oculomotorius comprimirte. Der luetische Ursprung der
Affection wurde sichergestellt durch das Vorhandensein von Narben am
Gaumen von Knochenverdickungen des linken Oberkiefers und des Jochbeins
und durch den erfolgreichen Gebrauch von Jodkali. Schenkl.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag von Veit & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wrrrie in Leipzig.
Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. Bkre=r in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Conan in Breslau, Doc. Dr.
Cr. pu Bom-Rzyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Eumert in Bern,
Prof. C. GaLLENGA in Parma, Dr. Ginsßere in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest,
Dr. Gorpon NoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in
Smyrna , Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KuTHE in
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr, Mot
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Hamburg, Dr. Pergens in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. Rxıca in Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof.Dr. ScHENKL
in Prag, Prof. Dr. Scnwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr, Beet, in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
März. Dreiundzwanzigster Jahrgang. | 189,
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber einen bisher noch nicht bekannten Augen-
spiegelbefund. Von Prof. Dr, W. Goldzieher in Budapest. — II. Das Sinken der l,inse
nach der tiefsten Stelle im Auge am Ende der starken Accommodationsanstrengung.
Von Prof. Dr. W. Koster, Gzn., Leiden. — III. Ueber eine subjective T,ichterscheinung
und ihre Beziehungen zum Flimmerscotom, resp. zur Hemikranie. Von Dr. Richard
Hilbert in Sensburg. — IV. Operation der Kurzsichtigkeit und Ablösung der Netzhaut.
Von Dr. E. Fischer in Dortmund.
Klinische Beobachtungen. Bakterien-Massen im Bindehautsack, von Dr. Victor Berl.
Gesellschaftsberichte. Société belge d’ophtalmologie in Brüssel.
Vermischtes. Nr. 1—4. ,
Bibliographie. Nr. 1—22.
I. Ueber einen bisher noch nicht bekannten Augen-
spiegelbefund.
(Degeneratio fibromatosa interstitialis retinae.)
Von Prof. Dr. W. Goldzieher in Budapest.
Es handelt sich um ein 23jähriges Mädchen aus Prag, das einen
Augenbefund darbietet, wie er nicht allein mir, sondern auch anderen er-
fahrenen Augenärzten, die die Kranke zu verschiedenen Zeiten zu sehen
Gelegenheit hatten, als Unicum imponirt. Trotzdem ich leider nicht in
der Lage bin, das Krankheitsbild durch die Autopsie zu erhellen, so muss
| 5
— 66 —
ich es doch pflichtgemäss publieiren, vorläufig zu dem Zwecke, damit ein
so merkwürdiges Bild in den Annalen unseres Faches registrirt werde. Ich
habe den Fall am 12. October v. J. in der Gesellschaft der Spitalsärzte
vorgestellt, aber erst nach der Demonstration erhielt ich die zur Beurthei-
lung des Falles so wichtigen Mittheilungen des Herrn Docenten Dr. J. HERREN-
HEISSER, der ihn in Prag durch längere Zeit beobachtet hatte. Indem ich
an dieser Stelle dem geschätzten Collegen für seine werthvollen Mitthei-
lungen den wärmsten Dank ausspreche, lasse ich dieselben im erschöpfenden
Auszuge folgen:
„Blaha Caroline, 19jähriges Dienstmädchen, aufgenommen 8. Octo-
ber 1896, entlassen 16. December 1896.
Vater brustleidend, Mutter an unbekannter Krankheit gestorben, 5 Ge-
schwister leben, 1 an unbekannter Krankheit gestorben, 1 angeblich brust-
leidend. — Patientin war früher immer gesund gewesen, hatte nie eine
Augenkrankheit mitgemacht. Angehlich erst vor 6 Monaten begann die
Sehkraft des rechten Auges abzunehmen, das innerhalb dreier Monate voll-
ständig erblindet sein soll. Das linke Auge blieb gesund. Lunge und
Herz gesund, im Harn weder Eiweiss noch Zucker, noch Indican, im Blute
keine Leukocyten-Vermehrung.
Status praesens: Das rechte Auge in Divergenzstellung, Hornhaut
und Linse normal, Pupille erweitert (Atropin). Vom Augenhintergrunde
erhält man nur noch von oben innen her einen röthlichen Reflex, von
oben einen gelblich weissen, während in der unteren Hälfte dadurch, dass
die Netzhaut weit nach oben geschoben ist, der charakteristische grünlich
-weisse Schimmer zu erhalten ist. Die Papille ist nicht mehr wahrzunehmen,
nicht einmal mehr durch den Confluxus vasorum angedeutet, da sie stark
in der Tiefe in einer durch die Netzhaut gebildeten Grube stecken dürfte.
Auffallend an der abgehobenen Netzhaut ist die Rigidität, ferner die auf
das Fünffache zu schätzende Vergrösserung der Gefässe. Irgend welche
circumscripte Geschwulstbildung ist nirgends wahrzunehmen. Tonus normal,
Visus = 0. :
Linkes Auge: Vollkommen klare Medien, die Venen des Augen-
hintergrundes abnorm erweitert, in der Umgebung der Papille in den
tieferen Schichten weisse, unregelmässig geformte, verschieden grosse Flecke,
von Punktform bis !/, Papillengrösse. Keine Hämorrhagien. Der Haupt-
sitz der Erkrankung ist am inneren oberen Quadranten, wo zahlreiche
nahezu kreisrunde, röthliche, nur wenig über das Niveau der Retina hervor-
ragende Plaques vorhanden sind. Die Centralvene tritt 5 Mal so gross,
als normal, aus dem Hilus hervor. Die Vergrösserung ihres Kalibers be-
halten die nach aufwärts ziehenden Gefässe bei, während nach unten zu
die Vena temporalis inferior noch eine Strecke weit sich dilatirt zeigt. Die
Venen sind stärker geschlängelt, ihre Wandungen starr. Der nach auf-
wärts steigende Stamm der Centralvene ragt zapfenförmig in den Glaskörper
67
vor. Die Netzhaut in der unmittelbaren Nähe der Papille ist streifig ge-
trübt, welche Trübung sich nach aufwärts ca. einen Pa.-Durchmesser weiter
fortsetzt. Die Arterien, besonders die Med. sup., zeigen kleine, rosenkranz-
artig an einander gereihte Erweiterungen. S = 5/,, Gesichtsfeld, Farben-
sinn und Lichtsinn normal. Jäger Nr. 1 wird gelesen.“
„Im weiteren Verlaufe der Erkrankung machte sich zuerst eine streifige
Entartung der Netzhaut bemerkbar, die ein rigideres Aussehen erhielt.
Dann schossen die kleinen, weissen Plaques (Geschwülstchen ?) auf. Das
Sehvermögen blieb bis zum Ende 1897 intact.“
So weit die Mittheilungen Dr. HERRENHEISSER's, die mir erst am
15. November v. J. bekannt wurden, und denen sich nun die von mir er-
hobenen Daten anschliessen mögen.
Die Kranke wurde am 24. September. v. J. auf meiner EE
aufgenommen, mit folgendem Befunde:
Kräftiger Körperbau, innere. Organe vollkommen gesund, keine Spur
vorausgegangener Syphilis. Das rechte Auge fixirt nicht, schielt ein wenig
nach aussen, seine äusseren Gebilde, Cornea, Iris, Linse vollkommen normal.
Die Pupille erweitert sich auf Atropin ad maximum. Aus der Tiefe des
Auges dringt ein grauer Reflex hervor, der Augenhintergrund ist ophthal-
moskopisch nicht zu durchleuchten, aber bei seitlicher Beleuchtung sehen
wir hinter der Linse die degenerirte Netzhaut, die durch zahlreiche Furchen
in mehrere vorspringende Knollen getheilt ist. Diese Gebilde schlottern
bei Bewegungen des Auges nicht, es ist also sicher, dass es sich um keine
seröse Netzhautablösung handelt. Dagegen sehen wir auf der Oberfläche
des Gebildes zahlreiche neugebildete Gefässe, die jedoch aus keinem gemein-
samen Hilus entspringen, so dass von dem Vorhandensein einer Papille
keine Rede sein kann. In der äusseren Hälfte der degenerirten Retina
zeigen sich blutrothe Herde und Knoten, zu denen stark ausgedehnte Ge-
fässe ziehen. Dies Bild zeigt sich in schönster und auch den Laien über-
raschender Weise, wenn wir die erweiterte Pupille von der Seite her durch
eine starke Lichtquelle erleuchten. Das Auge erinnert daher einigermaassen
an das amaurotische Katzenauge BEERr’s, wie es bei Gliomen und gewissen
exsudativen Chorioditiden („Pseudoglioma“) vorkommt. Wir würden auch,
wenn es sich nur um dieses Auge handelte, vorläufig nur die Diagnose
eines „Pseudoglioms“ stellen, da ein echtes Gliom in diesem Alter wohl
nicht vorkommt und auch bei der langen Dauer der Krankheit und der
Reizlosigkeit des Bulbus nicht angenommen werden kann. Um so über-
raschender ist jedoch der Befund am
linken Auge: Auch dieses ist vollkommen reiz- und endzündungsfrei,
S = 0,1. Wir sehen durch die vollkommen klaren Medien die in hohem
Grade geschwollene und grünlich verfärbte, mit ihrer Umgebung pilzförmig
hervorspringende Papille, aus deren Hilus die erweiterten Arterien und in
geradezu riesenhafter Weise gestauten Venen hervortreten, stellenweise von
bh
— 668 —
entzündetem Gewebe verdeckt. In weitem Umkreis um die Papille ist
der Farbenton des Augenhintergrundes grünlich, und im ersten Augenblick
erhalten wir den Eindruck, als ob der mittlere Theil der Netzhaut in seiner
Gänze abgelöst wäre, da wir zahlreiche von einander durch tiefe Furchen
getrennte Höcker und Falten sehen, über welche die Gefässe stellenweise in
spiralig gewundenen Krünımungen hinüberziehen. Aber wir überzeugen uns
leicht, dass keine Ablösung vorhanden ist, da der grösste Theil des Augen-
hintergrundes eine starre und solide Masse bildet, welche in dem bizarrsten
Relief höckerig in den Glaskörper vorspringt, so dass wir den vollendeten Ein-
druck eines Neugebildes erlangen. Aber was dem ganzen Gebilde den Stempel
des Unerhörten aufdrückt, ist die Gegenwart von Blutgefässknoten,
die sich bald an der Oberfläche der Höcker, bald in den Buchten und an
anderen Stellen des Augenhintergrundes vorfinden. Die Hauptgruppe dieser
Gefässknoten befindet sich in einer Zone oberhalb der Papille, in der nasalen
Hälfte der Retina. Von der Arteria medialis superior geht ein nasaler
Zweig ab, der sich eine kurze Strecke nach seinem Abgange in zahllose
feinste Verästelungen, nach Art eines Wundernetzes, auflöst, welches in
einander gewirrte Gefässbündel sich zu einem Knoten gruppirt, aus dessen
dem Arterieneintritte entgegengesetztem Pole die Gefässe sich zu einer Vene
sammeln, die in einen grösseren Venenstamm einmündet. In dieser Zone
sind sechs solcher Gefässknoten von verschiedener Grösse rosenkranzförmig
an einander gereiht, und ihre abführenden Venen sammeln sich zu
einer riesenmässig vergrösserten, wie ein Pfropfenzieher gekrümmten Vene,
die etwa der Vena nasalis superior entspricht. In der Gegend der Macula
lutea, ferner in der unteren Peripherie des Augenhintergrundes sind ähn-
lich gebaute Knoten von kugeliger Gestalt und verschiedener Grösse zu
sehen. — Gehen wir von dem centralen, höckerigen, grünlich verfärbten
Theil des Augenhintergrundes in die Peripherie, zunächst nach unten, so
kommen wir durch eine Zone, in der noch das normale Augenhintergrund-
roth prävalirt, in die äusserste, noch durch den Augenspiegel erreichbare
Peripherie, die ebenfalls höckrig und grün verfärbt ist. Die oberste Partie
scheint normal zu sein, ist aber von den früher beschriebenen rosenkranz-
artig an einander gereihten Gefässknoten durch einen Gürtel heller weiss-
gelblicher, mit einander verschmelzender Plaques getrennt, der entschieden
der Verfettung des Retinagewebes entspricht, wie ich solche Plaques-Gürtel
bei der Hurcaınson’schen Veränderung des Augenhintergrundes (von Fucus
Retinitis circinata genannt) beschrieben habe.
Das Sehvermögen war, wie bereits oben erwähnt, trotz solcher Verände-
rungen noch PL Das Gesichtsfeld war für weiss stark concentrisch
eingeengt, und besass noch einen von aussen bis 10° gegen das Centrum
vordringenden sectorenförmigen Ausfall. — Lichtsinn normal.
Vergleichen wir nun den Befund HERRENHEISER’s mit dem meinigen,
nach ungefähr 2 Jahren aufgenommenen, so finden wir, dass die Verände-
rungen am erblindeten rechten Auge bis auf einen Punkt im Wesentlichen
dieselben sind. Wir constatiren beide eine starre, höckerige Vorwölbung
der degenerirten Retina, die nun bis in die Nähe der hinteren Linsenfläche ge-
drungen war. Dagegen finde ich blutrothe Knoten an der Oberfläche der
Höcker, die wahrscheinlich den im anderen Auge ophthalmoskopisch ge-
sehenen Gefässknoten entsprechen, und die sich erst im weiteren Verlaufe
gebildet haben können. Auf dem linken Auge haben sich nun weitere
Veränderungen langsam herausgebildet. Zunächst ist die mässige, peri-
papilläre Infiltration der Netzhaut zu einer ganz colossalen, höckerigen,
starren, grünlich verfärbten Verdickung geworden, die den ganzen centralen
Retina-Antheil einnahm, und haben sich auch in der Peripherie des Augen-
hintergrundes ähnliche Veränderungen gebildet. Ferner haben sich aus
den kleinen, rosenkranzartig aneinander gereihten Erweiterungen der Arteria
med. sup. grosse Blutgefässknoten gebildet, deren oben geschilderten Bau
wir nicht zu recapituliren brauchen. Das Sehvermögen ist, was nach diesen
Vorgängen nicht Wunder nehmen kann, noch weiter gesunken, von dem
Normalen bis auf 0,1, eher werden wir uns wundern müssen, dass überhaupt
noch ein Sehvermögen bestand, und dass das Gesichtsfeld noch eine regel-
mässige Form besass. Betonen müssen wir ferner die absolute Reinheit
des Glaskörpers am linken Auge, in dem, sowie in den ;vorderen Medien
auch nicht die geringste Trübung die ophthalmoskopische Durchmusterung
des Augenhintergrundes störte, jedenfalls ein Beweis, dass die Retina eine
ganz colossale Degeneration erfahren mag, ohne dass der Glaskörper leidet,
demnach auf die Ernährung desselben nur einen ganz nebensächlichen Ein-
fluss ausüben kann. Auch auf dem rechten Auge, wo der Glaskörper zum
grössten Theil schon verschwunden sein musste, war die Linse noch Jahre
lang durchsichtig; freilich hat sich dies, wie sofort erwähnt werden wird,
in der letzten Zeit geändert.
Ehe ich über den von mir beobachteten weiteren Verlauf berichte, bin
ich verpflichtet, alle Momente, die eine Diagnose ermöglichen, vorzubringen.
Man kann, was die Diagnose betrifft, nur per exclusionem zu einer plau-
siblen Annahme gelangen. Es handelt sich um ein an beiden Augen vor-
handenes, im Wesentlichen identisches Krankheitsbild, das am rechten Auge
wahrscheinlich schon sehr lange, ohne dass es der Kranken auffällig ge-
wesen war, bestand und zur Erblindung geführt hatte, als sie am 8. Octo-
ber 1896 den Augenarzt zum ersten Male aufsuchtee Damals war das
Uebel schon in seinen Anfängen im noch sehtüchtigen linken Auge be-
merkbar, in welchem seither die Veränderungen demselben Ausgange zu-
steuern, dem das rechte Auge erlegen ist. Und zwar ist zweifellos ein
neoplastischer Process vorhanden, der mit höchster Wahrscheinlichkeit die
Retina allein ergriffen hat, und der rechts so weit gediehen ist, dass die
verdickte Netzhaut bis an die hintere Linsenfläche vorgedrungen ist, während
vir linkerseits nur mannigfach zerklüftete, noch nicht sehr weit in den Glas-
s U -e
körper hineinreichende Höcker und diese merkwürdigen Blutgefässknoten sehen.
Um was für einen Proliferationsprocess kann es sich nun handeln? Bös-
artige Neubildungen, ferner Syphilis und Tuberkulose sind bei der langen
Dauer der Erkrankung, der Schmerzlosigkeit, sowie dem Freibleiben von
jedem äusseren Reizzustand mit Sicherheit ausgeschlossen, ebenso wenig
kann von seröser Netzhautablösung die Rede sein. Ferner kann mit beinahe
absoluter Sicherheit eine Erkrankung der Choroidea ausgeschlossen werden,
da jedes starre chorioiditische Exsudat, das die Netzhaut in der Weise vor-
treibt, erfahrungsgemäss die Stäbchen- und Zapfenschicht schon sehr früh-
zeitig vernichtet und die Function zu Grunde richtet. In unserem Falle
jedoch ist der Lichtsinn noch heute normal, und das Sehvermögen bei diesen
weitgediehenen Veränderungen überraschend gut. Eine plastische Chorioiditis
von dieser Ausdehnung hätte nach mindestens 3jährigem Bestehen nicht noch
eine Sehschärfe von 0,1 übrig gelassen. Wir: müssen demnach einen
hyperplastischen Process in dem Retinalgewebe selbst annehmen. Mit
Rücksicht auf die erhaltene Function muss die Möglichkeit, dass diese
Hyperplasie in den hinteren Schichten sitzt, sofort zurückgewiesen werden,
da wir nicht annehmen können, dass die Neurvepithelschicht, welche jedem
frischen churoiditischen Exsudat bald erliegt, einem dem Anschein nach
starren, neugebildeten Gewebe lange Stand halten könnte und der Lichtsinn
nicht leiden würde. Mit Rücksicht auf die lange erhaltene Function so-
wohl, wie auch auf den Spiegelbefund, der denn auch die vorderen Retinal-
schichten ergriffen zeigt, der so colossale Veränderungen der in den vorderen
Schichten befindlichen Blutgefässe enthüllt, müssen wir den Sitz der Pro-
liferation in die vorderen Schichten localisiren. Die Anamnese lehrt, dass
es sich um ein langsam fortschreitendes Uebel handelte. Wir müssen
annehmen, dass es sich um einen hyperplastischen, nicht bösartigen, langsam
wachsenden, in den vorderen Schichten sich ausbreitenden Process handelt,
der die nervösen Elemente der Netzhaut zwischen sich fasst; mit anderen
Worten um einen interstitiellen Wucherungsprocess, der bei
seinem langsamen Wachsthume den Nervenelementen Zeit
lässt, sich dem auf sie ausgeübten Drucke einigermaassen zu
accommodiren und sie nicht plötzlich erdrückt und dergestalt
nur einen sehr allmählich fortschreitenden Verfall der Function hervorbringt.
Bei dem Umstande, dass dieselbe Veränderung, wenn auch in verschiedenem
Grade, in beiden Augen vorhanden ist, wird die Ansicht wohl nicht unge-
rechtfertigt sein, dass der Keim zu dieser Veränderung angeboren sein
könne. Ich bin also durch diese Erwägungen genöthigt, bis zu der Er-
möglichung einer Autopsie das bisher noch nicht beschriebene Krankheits-
bild mit dem Namen der Degeneratio fibromatosa interstitialis retinae zu
belegen.
Ich will den Leser dieser Zeilen nicht mit der Zusammenstellung solcher
aus der Literatur gesammelter Befunde und Mittheilungen ermüden, die
en, ` Al —
alle von dem hier geschilderten Krankheitsbilde mehr oder weniger ver-
schieden sind. Ich kann wohl sagen, dass der Fall sowohl den geschätzten
Prager Fachgenossen, als auch mir als Unicum erschienen ist. Dagegen
kann ich nicht unterdrücken, dass ich einen Fall gesehen habe, der auf
beiden Augen ungefähr dasselbe Bild darbot, wie unsere Kranke auf dem
bereits erblindeten rechten Auge, und zwar, wenn mich meine Erinnerung
nicht trügt, im Sommer 1870 auf der Heidelberger Universitäts-Augenklinik,
wo ich mich als Student aufhielt. Es handelte sich ebenfalls um ein
kräftiges Mädchen in den zwanziger Jahren, gewesener Krankenwärterin,
und ich erinnere mich genau, dass 0. BEcKER die Diagnose von Fibromen
der Retinae stellte. Ob über den Fall eine Publication oder eine Notiz in
dem Archiv der Heidelberger Klinik existirt, weiss ich nicht.
Was den weiteren Verlauf der Krankheit anbelangt, so war an der
Kranken in den 6 Wochen, die sie auf meiner Abtheilung zubrachte, ein
weiterer Verfall des Sehvermögens bei vollkommen gleichbleibendem Spiegel-
befund zu constatiren. Was die Therapie anbelangt, so nahm die Kranke
Jodkalium, und erhielt am erblindeten Auge von Zeit zu Zeit eine sub-
conjunctivale Sublimatinjection, die vollkommen reactionslos ertragen wurde.
Eine Aenderung ist aber während der Spitalszeit nicht eingetreten. Einige
Tage nach ihrer Entlassung — am 21. November 1898 — klagte die
Kranke über leichte Schmerzanfälle im rechten Auge, die die Möglichkeit
der Enucleation, welche bisher sowohl mein ärztliches Gewissen, als auch
die Kranke selbst mit Entschiedenheit zurückwies, auftauchen liessen.
Seither haben aber die Schmerzen im rechten Auge ganz aufgehört, dagegen
ist die Linse so getrübt, dass ein Einblick nicht mehr möglich ist. Auf
dem linken Auge ist das centrale Sehen schon geschwunden, die Kranke
kann aber noch allein gehen. Sollte die Enucleation von mir gemacht
werden, so werde ich nicht ermangeln, den anatomischen Befund in einem
Nachtrage mitzutheilen.
Nachtrag am 9. Februar. Die Kranke hat sich heute vor ihrer Ab-
reise in die Heimath zum letzten Male vorgestellt. Auf dem rechten
Auge ist die Cataract vollständig, der Bulbus völlig reizfrei und schmerzlos.
Auf dem linken Auge sind die Retinalknollen namentlich in der unteren
Peripherie so erheblich gewachsen, dass ich zur genauen Einstellung -+ 8 D
brauche. Auch beginnen die Gefässknoten mit einander zu verschmelzen.
Glaskörper noch immer rein. Bulbus reizfrei; excentrisches Sehen noch
vorhanden.
u I eg
I. Das Sinken der Linse nach der tiefsten Stelle im
Auge am Ende der starken Accommodationsanstrengung.
Von Prof. Dr. W. Koster, Gzn., in Leiden.
In der December-Nummer 1898 dieses Centralblattes sagt C. Hess:
es habe „bisher weder TscHERNING, noch einer seiner Schüler auch nur
einen Versuch veröffentlicht, diese Thatsache (das Herabsinken der Linse
nach der tiefsten Stelle im Auge) „anders zu deuten, als ich stets es ge-
than habe.“ Ich kann dem völlig beistimmen; ich habe auch nicht be-
hauptet, es sei etwas darüber veröffentlicht worden, sondern ich habe
nur gesagt, dass diese Thatsache von den Anhängern TscHERNInG’s in
andrer Weise gedeutet wird, Wenn man nämlich in einer medicinischen
Gesellschaft, oder bei einem Vortrag, oder wohl unter wissenschattlichen
Freunden den Streit über den Mechanismus der Accommodation bespricht,
wird man finden, dass es tüchtige Leute giebt, Anhänger (nicht Schüler)
von TSCHERNING, die für das Sinken der Linse verschiedene Erklärungen
zur Hand haben. Ich selber, wiewohl ich die Accommodationstheorie von
HELMHOoLTZ für die richtige halte, versäume bei der Vorlesung nie eine
Erklärung für die genannte Erscheinung vorzutragen, welche meines Er-
achtens möglich sein könnte, und welche von den Zuhörern meistens
mit Eifer acceptirt wird. Denn man vergesse nicht, dass eine Tractions-
theorie, wenn sie übrigens ebenso viel für oder gegen sich hätte, wie eine
Erschlaffungstheorie, immer als die natürlichste Erklärung erscheinen wird.
Hess ist nun so sehr überzeugt von der Richtigkeit seiner eigenen Er-
klärung, dass er ganz böse wird, wenn Einer höflich behauptet, dass nicht
Jeder seiner Meinung sei. Hxss hätte mich ruhig auffordern können, eine
andere Erklärung mitzuthellen, wie so die Linse bei mehr gespannter Zonula
immer den tiefsten Theil des Auges trifft; das hätte denselben Effect gehabt,
wie die zwei Seiten polemischer Erörterungen, die für den Leser nicht inter-
essant sind, und nur bezwecken, mich zu verletzen. Wiewohl ich meinte, dass
Jeder sich wohl denken könne, in welcher Weise die genannte Erscheinung
mit stärkerer Spannung der Zonula zusammen gehen könnte, werde ich, nach-
dem ich gelesen, was Hess geschrieben, hier eine Möglichkeit mittheilen.
TscHERnIng sagt, um die Formveränderung der Linse während der
Accommodation erklären zu können, muss nach aussen und hinten an der
Zonula gezogen werden. Wodurch und wie dieserZug ausgeübt wird, hat TscHE-
NING mit einigen Worten zu erklären versucht; übrigens hat er sich auf den
Standpunkt gestellt, dass es Sache der Anatomen sei, den nothwendigen
muskulösen Mechanismus weiter zu studiren. Ich habe nun in der bei-
gegebenen Figur mit der gestichelten Linie ein Schema der ruhenden Linse
angegeben, wobei auch das Corpus ciliare und die Zonula skizzirt sind.
Die Linie ab stellt die Linse vor bei gespannter Zonula. Die Lage des
ËCH, SE
Corpus ciliare und der Iris sind jetzt ebenfalls mit einer ausgezogenen Linie
angegeben. Ich bemerke dazu noch, dass dieses Schema durchaus dem
entspricht, was über die wirklichen Aenderungen dieser Gegend während
der Accommodation bekannt ist. Wenn nun ad die Stellung sofort nach
der Contraction ist, so wird bei Verhältnissen, wie sie hier gezeichnet sind,
die Linse der Schwere nach ein wenig sinken, und sich dem Stande, wie
die Linie cd angiebt, nähern, denn die Richtung der Zonulafasern hat
sich geändert, und wiewohl diese nun etwas mehr gespannt sind und da-
durch der Iiinse die gezeichnete Krümmungsänderung geben können, so
tragen sie jetzt die Linse unter viel ungünstigeren Verhältnissen, da die
Zonula einen beträchtlichen Winkel bildet mit der äquatorialen Fläche der
Linse. Es ist in der Zeichnung ebenfalls eine Drehung um eine horizontale
Achse in der Frontalebene dargestellt. Wenn nämlich die Linse durch die
jetzt mehr nach hinten ziehende Zonula nicht mehr getragen werden kann,
wird bei dem Herabfallen derselben der obere Theil etwas nach innen ge-
führt werden, und der Glaskörperdruck wird die untere Kante nach aussen
drücken. Es wird nun Alles davon abhängen, wie gross der Winkel ist,
den die Zonulafasern mit dem Linsen-Aequator machen und in welcher
Weise sie gespannt sind (gerade, oder convex nach vorn), und ob das
Sinken der Linse mit einer wahrnehmbaren Drehung um eine äqua-
toriale Achse verbunden sein wird. Jedenfalls aber würde im Anfang der
Bewegung das Sinken überwiegen.
Sm TA ez
In der Figur sei weiter e der Punkt der Achse, woher die Strahlen zu
kommen scheinen, wenn sie die Linse treffen. pv ist dann das entoptische
Bild der Pupille, und A der Schatten des Linsenpunktes f. In der Stellung
ch der Linse ist dann z die Lage dieses Schattens, und gw die Lage des
Pupillenbildes. Die letztere wird nur wenig geändert durch das Herabfallen
der Linse und ihre Drehung; es sind die Theile pq und vw also immer
sehr klein im Verhältniss zu der Verschiebung des Linsenpunktschattens A i.
Der Strahl emoa wird eine Spur stärker abgelenkt, als der Strahl eln p,
erstens weil die Linse niedriger steht und die prismatische Wirkung der
Linse stärker ist, je mehr man sich dem Aequator nähert, und zweitens,
weil die Linse sich so zu der Richtung des Strahles gestellt hat, dass der
Unterschied zwischen dem Einfalls- und Ausgangswinkel grösser geworden
ist. Aus derselben Ursache ist der Strahl esnw stärker gebrochen, als
ertw. Der Linsenpunktschatten z ist dadurch gefunden worden, dass gi
parallel gezogen ist zu der durch den Knotenpunkt k der Linse gehenden
Nebenachse ekc.
Wenn wir die Lage der Linsenbildchen beachten, stellt sich heraus,
dass das Bildchen der vorderen Fläche sich immer nach unten bewegen
wird, in der Zeichnung von ¿j bis z. M ist der Krümmungsmittelpunkt
der vorderen Fläche und z liegt ungefähr auf der Hälfte des Strahles, der
von M durch z nach der scheinbaren Lage der Lampe auf die Hauptachse
gezogen werden kann. Wenn die Linse eine sehr starke Drehung um eine
frontale Achse machen könnte, noch stärker wie in der Zeichnung ange-
geben ist, so könnte der Krümmungsmittelpunkt der hinteren Fläche
oberhalb der Hauptachse zu liegen kommen und dadurch würde dann das
zweite Linsenbildchen aufsteigen, wiewohl die Linse als Ganzes gesunken
sein könnte. Bei einer Drehung, wie in der Figur, liegt der Mittelpunkt B
der hinteren Fläche gerade in der Hauptachse, und das vordere Linsen-
bildchen würde also seine Stellung behalten. Da aber die Drehung um
die frontale Achse gewiss niemals so gross sein würde, wie es hier der
Uebersichtlichkeit wegen vorgestellt worden ist, würde also auch das zweite
Linsenbildchen am Ende der Accommodationsanstrengung sich niedriger
stellen.
Man sieht also, dass das Sinken der Linse, wenn man den Kopf auf
die eine oder die andere Schulter legt, oder wohl die behaarte Kopfhaut
zum Boden senkt, nach einer Anspannung der Zonula nicht gänzlich unwahr-
scheinlich ist. Und ich glaube, dass man auch die verschiedene Lage der
Linse, welche Hess gemessen hat, bei der Hebung und Senkung des Ge-
sichtes, so dass die Iris horizontal zu liegen kommt, nicht als der Spannung
der Zonula absolut widersprechend anführen kann. Denn wenn die Linse
schwerer ist, als das Kammerwasser, so muss sie in dem einen Falle
etwas ziehen, in dem anderen etwas auf den Glaskörper drücken, und eine
entsprechende Formveränderung der Begrenzung des Glaskörpers hinter
ei, AD). e
der Zonula mit einer Krümmungsveränderung der Fasern derselben
muss dann die Folge sein. Es fragt sich dann nur wieder, wieviel
die Verschiebung in diesem Falle betragen kann, und das kann Keiner
angeben, da die Grösse der Kräfte nicht bekannt ist. Man kann darüber
wohl seine Meinung haben, aber endgiltig entschieden ist die Sache damit
keineswegs. Uebrigens kann der Unterschied in dem Vorgang nicht erheb-
lich sein in beiden Fällen, ob Zonula-Erschlaffung oder Traction besteht,
da man doch wohl schwerlich annehmen kann, dass bei der Senkung des
Kopfes das Kammerwasser zwischen der Linse und dem Glaskörper eintreten
wird; es würde eine grosse Kraft dazu gehören, die zwei Flächen in einer
Richtung vertikal zu ihrer Ebene von einander zu trennen. Es wird also
auch bei der erschlafften Zonula der Glaskörper, so weit er an das Kammer-
wasser grenzt, seine Form ändern müssen. Es erschien mir nicht über-
flüssig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass Viele sich vorzustellen scheiner,
dass die Linse sich frei in dem Kammerwasser hin und her bewegt.
Diese und andere Ueberlegungen hatten mir längst die Ueberzeugung
gegeben, dass es nothwendig sei, die Druckverhältnisse in der vorderen
Kammer und im Glaskörper, während der Accommodation, genau kennen
zu lernen, um mehr Beweismaterial für die eine oder die andere Meinung
herbeizuschaffen. Ich war also ein wenig enttäuscht, dass Hess und HEINE
wieder nur den Druck in der vorderen Augenkammer während dieses Vor-
ganges gemessen hatten.! Ich weiss nicht, wie Hess und Her ach
vorstellen, dass der Druck bei der Accommodation geändert werden könnte,
durch die Contraction des Ciliarınuskels oder der Iris an und für sich;
eine Austreibung des Blutes aus dem Gewebe dieser Theile könnte doch
nur einen Einfluss auf den Druck im Auge haben, wenn das Blut direct
aus dem Auge heraus gepresst werden könnte, aber wenn das Blut im
Auge bleibt, wird dadurch der Druck nicht geändert werden. Auch eine
Volum-Aenderung durch die Contraction des Muskelfasers als solche ist nicht
wohl als druckändernder Factor annehmbar; oder stellten Hess und HEINE
sich vor, dass Temperaturveränderungen im Auge, während der Contraction
der Muskulatur auftreten und den Druck beeinflussen könnten? Alle solche
Ueberlegungen können nicht als gänzlich unmöglich bei Seite gestellt
werden, aber wahrscheinlich ist es von vornherein nicht, dass sich dadurch
der Druck während der Accommodation ändern wird. Viel unwahrschein-
licher sind sie aber jedenfalls als das von mir bei der Kritik angeführte
ı Es ist nicht richtig, wenn Hess sagt, dass ich behauptet babe, seine und
Heıne’s manometrischen Messungen hätten keine Beweiskraft. Ich sagte: der neue
Beweis ist nicht beweiskräftiger, hat also nicht mehr Beweiskraft, als der erstere.
Dies ist nun in so weit unrichtig, als die neuen Versuche doch etwas mebr beweisen,
denn es müssen zwei Umstände zusammentreffen im Falle der Anspannung der Zunula,
um den Druck in der vorderen Kammer unverändert zu halten. Ein endgiltiger Be-
weis ist aber das Resultat des Versuches keineswegs.
= W e
Moment, dass die Spannung des inneren Muskels die Form der Augen-
kapsel eine Spur ändern könnte und dadurch den Druck beeinflussen.
Denn die geringste Aenderung in der Gestalt des geschlossenen
Auges muss den Druck sehr erheblich ändern. Ich brauche nur an die
Versuche von Hess und Here selber zu erinnern, wo die geringste Con-
traction der äusseren Augenmuskeln zu einer beträchtlichen Drncksteigerung
Anlass gab; dies geschah am Auge, das mit dem offenen Manometer in
Verbindung stand, und wie man weiss, ist die Druckerhöhung im ge-
schlossenen Auge viel grösser. Es geht aus alle dem klar hervor, dass der
Einfluss der Contraction der inneren Augenmuskeln auf die Gestalt des
Bulbus studirt werden muss.
Aus dem Gesagten ist also ersichtlich, dass aus dem Herabsinken der Linse
nach der tiefsten Stelle im Auge nicht unbedingt zu schliessen ist, dass der
Glaskörper und die vordere Augenkammer als frei communicirende Räume
zu betrachten sind; da fernerhin, wenn man nur den Druck in der vorderen
Augenkammer bestimmt, immer verschiedene Möglichkeiten übrig bleiben,
wodurch die Unveränderlichkeit des Druckes während der Accommodation
erklärt werden könnte, so muss, um auch diesem begegnen zu können, der
Druck in beiden Räumen zur gleichen Zeit bestimmt werden. Hess scheint
sich sehr darüber zu wundern, dass ich es wage, die Möglichkeit auch nur
zu berühren, dass bei einer Contraction des Ciliarmuskels das System der
Linse mit der Zonula auch wohl nach vorne gespannt werden könnte. Ich
glaube selber auch nicht, dass dies sehr wahrscheinlich ist, wie Hess e
wohl erscheinen lassen mag, aber ich weise nur auf die Eventualität hin.
Wir wissen über die wirkliche Bewegung des Anheftungspunktes der Zonula
am Corpus ciliare gar Nichts, und wenn diese Anheftung sich eine kleine
Strecke nach vorn bewegt, würde schon die hintere Kapsel mehr gespannt,
und der Glaskörperdruck für einen Theil entlastet werden können. Hess
lässt mich nun sagen, dass ich annehme, es könne bei der Accommodation
die Linse mit der Zonula in länglichen Augen nach hinten gezogen werden,
in kurzen dagegen nach vorn. Das habe ich nun gerade nicht behauptet;
man könnte aus diesem Satze entnehmen,: dass dies meine Ueberzeugung
wäre und weiter, dass ich einen ursächlichen Verband gesucht habe zwischen
der Länge der Augenaxe und der möglichen Bewegung des betreffenden
Septums. Davon ist aber gar nicht die Rede. Ich habe nur darauf hin-
weisen wollen, dass man bei dem bestehenden Mangel an Kenntniss über
alle wirklichen Vorgänge bei der Cuntraction des Ciliarmuskels kein Recht
hat, sich Alles so zurecht zu legen, wie Hess dies in seinen Arbeiten thut;
aus Allem ist ersichtlich, dass in meinem Aufsatz Kritik geübt wird, und
dass es mir fern liegt, neuen Theorien Eingang zu verschaffen. Bei dem
heutigen Stande unsrer Wissenschaft ist es mehr als jemals Pflicht, zu
versuchen, sich in den Gedankengang der Gegner zu versetzen und die
eigenen Versuchsresultate in jeder Richtung zu befestigen und zu controliren.
_ 117 —
Und wenn an unseren Mittheilungen in höflicher Weise Kritik geübt wird,
ist es angezeigt, derselben entweder keine Aufmerksamkeit zu schenken,
oder wohl derselben in ähnlicher Weise zu begegnen; denn Jeder kann
sich irren, und liegt die Wahrheit auf unserer Seite, so kann es nicht
schwierig sein, dies für Jeden deutlich zu machen, während wir uns nur
darüber freuen können, wenn rechtzeitig gewarnt wird, anstatt dass Viele
uns auf dem eingeschlagenen Wege folgen. Unzweckmässig dagegen ist
es, eine Polemik zu eröffnen, von der Art, wie Hess dies neulich wieder
gethan.
HI. Ueber eine subjective Lichterscheinung und ihre
Beziehungen zum Flimmerscotom resp. zur Hemikranie.
Von Dr. Richard Hilbert in Sensburg.
Im vorigen Jahr beobachtete ich an mir selbst zweimal eine eigen-
thümliche subjective Lichterscheinung, wie sie meines Wissens bisher noch
nicht beschrieben worden ist. In beiden Fällen verlief dieses Phänomen
in völlig identischer Weise und zeichnete sich insbesondere durch seine
lange Dauer, die jedesmal etwa 2 Stunden betrug, aus.
Diese Lichterscheinung bestand darin, dass plötzlich und ohne beson-
dere Vorboten in der linken Hälfte des Gesichtsfeldes eine AAAAAAAN
glänzend gelb gefärbte Zickzacklinie auftrat, die im All-
gemeinen die Form eines nach rechts hin offenen Quadrates
mit abgerundeten Ecken hatte. Die scheinbare Dicke dieser
Linie betrug etwa 0,5 mm. Durch abwechselndes Schliessen VVVVVVVV
der Augen konnte ich feststellen, dass ich diese Zickzacklinie binooular sah:
mit dem rechten Auge gesehen, befand sie sich im inneren Abschnitt des
Gesichtsfeldes dieses Auges, mit dem linken Auge gesehen, im äusseren
Abschnitt des Gesichtsfeldes des linken Auges. Bei binocularem Sehen
erschien die Linie einfach, ihr Projectionsort bedeckte mithin identische
Punkte der Netzhaut: es war also eine ausgesprochene hemiopische Erschei-
nung. Weiterhin ist noch zu bemerken, dass obige Zickzacklinie fest stand
und nicht die geringste Tendenz zu Flimmer- oder anderen Orts-Bewe-
gungen zeigte. |
Zum ersten Mal hatte ich diese subjective Lichterscheinung am
16. Mai 1898, Vormittags zwischen 8 und 10 Uhr an einem sonnenhellen
Tage. Sie war also so intensiv, dass sie trotz hellen Sonnenscheins deut-
lich zur Perception kam. Das zweite Mal hatte ich dieselbe im Herbst,
und zwar gegen Ende October, als es schon völlig dunkel war, während
ich Abends in meinem Garten spazieren ging. Mein Allgemeinbefinden war
in beiden Fällen in keiner Weise alterirt.
e AAA
éis EE, e
Diese subjective Lichtempfindung ist in mehrfacher Beziehung auf-
fallend und bemerkenswerth. Ich habe Grund anzunehmen, dass dieselbe
in verwandtschaftlichen Beziehungen zum Flimmerscotom und zur Hemi-
kranie steht, zu Aflectionen, deren Verwandtschaft unbestritten ist.
Zunächst muss ich bemerken, dass ich selbst an Hemikranie leide,
und zwar an der angioparalytischen Form. Solche Anfälle treten bei mir
verhältnissmässig selten, etwa 1—2 Mal jährlich auf, und sind dann stets
von sehr unangenehmen subjectiven Beschwerden begleitet.
Im vorigen Jahre habe ich keinen hemikranischen Anfall gehabt,
dafür aber 2 Mal die oben beschriebene Lichterscheinung, die allerdings,
wie schon gesagt, nicht von unangenehmen Sensationen begleitet war. Ich
stehe nicht an, diese subjective Lichtwahrnehmung als eine Substitution
der zu erwartenden hemikranischen Anfälle zu betrachten, und zwar aus
dem Gründe, weil dieselbe fraglos in ihrer Configuration Aehnlichkeit mit
den bei Flimmerscotom auftretenden Lichterscheinungen hat und diese
Processe: Hemikranie und Flimmerscotom ohne Zweifel einander sehr
nahe stehen.
Es fehlt nun zwar in meinem Fall das Flimmern und auch von einem `
Scotom konnte ich nichts bemerken: indessen, man muss sich daran er-
innern, dass auch das Flimmerscotom eine Affection ist, die nicht in jedem
Falle so regelmässig, wie ein Uhrwerk abläuft,! und dass auch diese Er-
krankung in den wechselvollsten Formen aufzutreten vermag.?
Persönlich habe ich bisher noch niemals an einem (sit venia verbo)
normalen Flimmerscotonm gelitten, aber ich zweifle nicht daran, dass diese
von mir, und an mir selbst beobachtete subjective Lichterscheinung zu den
atypischen Flimmerscotomen zu rechnen sei, und zwar dieses um so mehr,
als die von mir im vorigen Jahre zu erwartenden hemikranischen Anfälle
völlig ausblieben.
Es ist nicht nur nicht beispiellos, sondern man kann im Gegentheil
oft genug Patienten beobachten, bei denen Anfälle von Flimmersootom und
solche von Hemikranie mit einander abwechselten und dieses ist mit ein
Grund für mich, die oben beschriebene Lichterscheinung für ein rudimen-
täres und für die Hemikranie vikariirend eingetretenes Flimmerscotom
zu halten.
Mit dem sichelförmigen Scotom? von Listings hat die beschriebene
Erscheinung selbstverständlich keine Gemeinschaft.
! ANTONELLI, die Amblyopie transitoire. Beitrag zum Studium der Sebstörungen
bei den nervösen Krankheiten. Autorisirte deutsche Ausgabe von O0. Nieser. Halle. 1897.
® HıLzert, Das atypische Flimmerscotom. Centralbl. f. prakt. Augenheilkunde.
1898. S. 105.
3 Siehe: v. ZEHENDER, Das sichelförmige Flimmerscotom Listing’s. Klinische
Monatsblätter f. Augenheilk. 1897. Januar.
o W
IV. Operation der Kurzsichtigkeit und Ablösung der
Netzhaut.
Von Dr. E. Fischer in Dortmund.
Als ich kürzlich im Archiv für Augenheilkunde XXXVII, 1 den
eingehenden Artikel des Herrn Prof. Frönuıch über postoperative Netz-
‚haut-Ablösung gelesen hatte und dann später im Centralblatt für Augen-
heilkunde das Sammelreferat über Myopie von Herrn Dr. ScHRADER, in
welchem ebenfalls die Frage der Ablösungen gestreift wird, fiel es mir
auf, dass auch in diesen beiden neueren Veröffentlichungen meines Er-
achtens die Gegenüberstellung der Verluste an solchen kurzsichtigen Augen,
welche der Phakolyse unterworfen und solchen, welche derselben nicht
unterworfen worden, eine noch zu wenig präcise ist.
FRÖHLICH fragt in seiner überaus interessanten Abhandlung:
1. Wie viele Verluste haben wir bei den operirten Augen?
2. Wie oft kommt Netzhautablösung überhaupt bei Myopen vor?
3. Wie oft kommt sie vor bei Myopen von mehr als 10,0 D im Alter
von 10—30 Jahren?
4. Wie alt war durchschnittlich die Myopie, als die Ablösung eintrat?
Nach seiner Aufstellung gingen von 572 operirten Augen zu Grunde
19 durch Ablösung, 13 durch Infection = 3,3 + 2,2°/, = 5,5 °/, (Frage 1).
Frage 2 interessirt uns dann weniger, umsomehr aber Frage 3. Sie
ist schon präciser gefasst und betrifft nur diejenigen Myopen, welche bei
unserem heutigen Vorgehen am liebsten und am meisten der Operation
unterworfen werden.
Von derartig ausgesuchten Myopen consultirten Herrn Prof. FRÖHLICH
159 mit 1280 Augen, ohne der Operation unterzogen zu werden und auf
diese Anzahl von Myopen wurden gefunden 16 Ablösungen = 1,25°/,.
Meinem Gefühl nach können wir aber diese so gewonnenen Zahlen
nicht ohne Weiteres einander gegenüber stellen und nicht sagen: wenn wir
operiren, haben wir 5,5°/,, wenn wir nicht operiren 1,25°/, Verlust.
Denn die 5,5°/, Verlust beziehen sich auf Augen hochgradiger Myopen,
welche, abgesehen von der Myopie, keine oder geringe Veränderungen dar-
boten, dann operirt wurden und sich binnen Jahresfrist wieder vor-
stellten mit verlorenem Auge. Denn in die Zeit des ersten Jahres fallen
doch gemeiniglich die „postoperativen“ Ablösungen und sicherlich die In-
fectionen.
Es würde sich doch jeder Operateur dafür bedanken, wenn ihm die
Ablösungen des 5. oder 10. Jahres nach der Operation als postoperative
vorgerechnet würden.
Und nun frage ich: wie viele Patienten haben Herrn Prof. FRÖHLICH
in seiner Sprechstunde consultirt, welche eine hohe Myopie ohne schwere
ga
Veränderungen aufwiesen, also eventuell zur Operation geeignet waren,
aber nicht operirt wurden? und wie viele von diesen Patienten sind inner-
halb der Frist von einem Jahre wieder zu ihm gekommen mit einer
frischen Netzhautablösung ?
Es werden nicht viele gewesen sein, sicherlich statt 1,25°/, weit unter
0,5°/ Denn eine Anzahl der erwähnten 16 Ablösungen sind doch sicher
Ueberläufer aus der Praxis anderer Augenärzte, welche Herrn Prof. FRöH-
LICH doch nur deshalb consultirten, weil sie auch seine Ansicht einmal über
ihr aussichtsloses Leiden hören wollten, das aber nicht gethan hätten und
mit der Consultation ihres erstbefragten Arztes zufrieden gewesen wären,
wenn eine Brille von — 6,0 D oder ein wenig Schonung ihren Zustand zu
einem leidlich erträglichen gemacht hätte.
Diese Fälle unter den 16 Ablösungen gehören also eigentlich gar nicht
bloss zu den 1280 hochgradig myopischen Augen, sondern zu einer weit
höheren Anzahl und dürfen also nicht Stück für Stück mit 1:1280 ver-
rechnet werden.
Wir finden ferner noch eine zweite Sorte von Ablösungen, für welche
das Gleiche zutrifft; wir brauchen nur folgende Ueberlegung anzustellen:
Die 1280 Augen gehörten den vorsichtigeren oder intelligenteren
Personen aus einer viel grösseren Anzahl an, deren restirender Theil aus
Indolenz oder aus anderen Gründen überhaupt mit ihrer einfachen Myopie
niemals zu Herrn Prof. Frönuıch gekommen wären, ihre auf sie entfallende
Quote von Ablösungen ihm aber ganz sicher zugeschickt haben.
Sie dürfen wiederum nicht mit 1:1280 für den Einzelfall in Rechnung
gestellt werden.
Die 3. Kategorie der 16 Ablösungen ist jene, auf welche obige Ein-
wände nicht zutreffen, die aber deshalb auszuschalten sind, weil sie später
als ein Jahr nach der ersten Vorstellung bei Prof. FRÖHLICH sich ereig-
neten, und dies müssten wir doch eigentlich verlangen als Vorbedingung,
wenn wir absolut gleichartiges Zahlenmaterial in die Statistik einstellen
wollen. Denn alle postoperativen Ablösungen sind doch sicher ein Jahr
oder kürzere Zeit vorher bei dem ganz bestimmten Augenarzt gewesen,
der sie operirt hat und haben sich wiederum demselben Augenarzt mit
einer während dieser Zeit entstandenen Amotio vorgestellt.
Nun wird zunächst folgender Einwand vielleicht gemacht werden:
Ein Myop, welcher etwa im 10. Lebensjahre operirt wäre, würde sein
Auge vorausichtlich bei gutem Gelingen des Eingriffes nicht nur das eine
Jahr besitzen, sondern sagen wir 20—30 Jahre, bis an sein seliges Ende.
. In diesem Zeitraume besitzt der Operirte nach Ansicht mancher Augen-
ärzte eine so erhebliche Immunität gegen die Netzhautablösung, verglichen
mit dem Nichtoperirten, dass eben diese Immunität das hohe Risiko des
Operationgjahres ausgleicht.
et BE eg
Wenn das Risiko des letzteren beim Operirten gegenüber dem Risiko
des Nichtoperirten während eines gleichen Zeitraumes von 12 Monaten sich
verhielte wie 5,5 zu höchstens 0,5, oder sagen wir in runden Zahlen wie
11:1, wenn ferner das Risiko des Operirten zum Nichtoperirten in den
folgenden 20—30 Jahren sich umgekehrt verhielte, also wie 1:11, dann,
würden ja die Verlustziffern sich völlig ausgleichen und gegen das Operiren
wäre rein gar nichts zu sagen.
Leider ist eine solche relative Immunität der späteren Lebensjahre
heute im Jahre 1899 noch eine vage Hypothese und auch im nächsten
Jahrhundert, wenn wirklich viele, lange Zeit beobachtete, operirte Fälle
vorliegen, wird sie vielleicht nichts anderes sein. Qui vivra, verra!
Wenn obige Ausführungen richtig sind, haben wir in der Frist eines
Jahres und zwar des ersten Jahres nach der Behandlung bei dem Myopen,
welcher seine Brille oder seine . Verhaltungsmaassregeln bekommen hat,
unter 200 Fällen allerhöchstens einen Verlust, unter 200 operirten Fällen
ziemlich sicher 11.
Solche Zahlen geben doch zu denken und lauten anders als die Jubel-
gesänge, welche wir gelegentlich sogar in illustrirten Familienblättern lesen.
Die Verlustziffer des operirten Auges gegenüber dem nicht berührten
ist geradezu enorm hoch, so hoch, dass man wünschen muss, das neuerlich
geübte Vorgehen der sofortigen Extraction der klaren Linse (VACHER,
HirscHBERG, Hrss, SATTLER) möchte günstigere Resultate liefern, als die
bisher geübte Discission der Linse und die darauffolgende Entleerung des
getrübten Linsenbreies. |
Ich bin durchaus kein Gegner der Operation, habe dieselbe vielmehr
mehrfach mit gutem Erfolge selbst ausgeführt und bin oft über die erzielte
hohe Sehschärfe recht erfreut gewesen. Aber immer habe ich den Patienten,
welchen ich die Operation vorschlug, dabei gesagt, dass sie natürlich ein
gewisses, wenn auch nur kleines Risiko mit in den Kauf nehmen müssten,
dass aber die Chancen eines guten Verlaufes und eines günstigen End-
ausganges überaus hohe seien. Nach dieser Mittheilung hat sich nur die
Minderzahl derer, welchen ich die Operation als ganz gut ausführbar be- `
zeichnete, dazu entschlossen, ich bin aber auch der Ansicht, dass nicht wir
allein als Aerzte über das Schicksal dieser Augen zu disponiren haben,
sondern auch dem Patienten ein gewisses Maass freier Selbstbestimmung
lassen müssen, zumal derselbe doch in einer sehr grossen Zahl der Fälle
auch so, ohne Operation seiner Myopie lebensfroh und arbeitsfreudig ist.
Kürzlich kam zu mir eine junge Dame, welche vor mehreren Monaten
einen Arzt ihrer ausdrücklichen Versicherung nach nur zum Zwecke einer
Brillenwahl besucht hatte, um beim Clavierspielen etwas besser sehen
.zu können.
Sie willigte in die Operation erst ein, als ihr der Arzt in Gegenwart
ihrer Mutter ausdrücklich betheuerte, die Sache sei durchaus ungefährlich
6
— 82
und er garantire für den Erfolg. Und der Erfolg war der, dass sie statt
zweier sehender Augen jetzt nur über eins verfügt, da das operirte phthi-
sisch geworden ist. Eine Garantie-Uebernahme war also in diesem Falle
mindestens unvorsichtig.
Als ein directes Unrecht aber würde ich es ansehen, wenn ein Geet
wie es auch vorkommen soll, beide Augen eines Myopen in einer Sitzung
operiren wollte. Fast regelmässig habe ich meine Patienten mit doppel-
seitigem Star in einer Sitzung operirt und niemals bis heute ein Unglück
dabei zu verzeichnen gehabt. Bei einem Myopen würde ich es trotzdem
niemals wagen. Es ist denn duch noch ein Unterschied, ob wir zwei blinde
.oder zwei sehende Augen in einer Sitzung angreifen.
Ehe wir letzteres thäten, sollten wir uns erst noch einmal eingehend
zu Gemüthe führen, dass wir denn doch nicht als Operateur auf hohem
Throne über der Misera plebs schweben, und dass auch hier einmal ge-
legentlich der alte Satz von den griechischen Helden und ihren Leuten
gelten könnte: Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi.
11 faches Risiko ist eben bei gewissenhafter Ueberlegung keine zu ver-
nachlässigende Grösse, namentlich nicht bei gleichzeitiger doppelseitiger
Operation.
Klinische Beobachtungen.
[Aus der II. Universtäts-Augen-Klinik des Herrn Hofrath Prof. Fuchs.]
Bakterienmassen im Bindehautsack.
Von Dr. Victor Berl in Wien.
Am 22. December 1898 erschien auf unserer Klinik ein Mann, aus dessen
rechter Lidspalte eine eigenthümliche, weisslich-graue Masse von starkem Ge-
ruch hervorragte. Dieselbe füllte den ganzen Conjunctivalsack aus.
Aus der Anamnese erfahren wir folgendes: Dem Patienten war vor vier
Jahren bei seinem Berufe als Strassenkehrer ein grösserer Stein gegen das
rechte Auge gesprungen. Dem Trauma folgte eine heftige, mit sehr starken
Schmerzen einhergehende Entzündung. Das Sehvermögen soll anfangs erhalten
gewesen sein, nahm jedoch allmählich ab, so dass er jetzt nur noch Tag und
Nacht unterscheiden kann. Früher war angeblich keine Augenentzündung
vorausgegangen. | |
Vor 9 Jahren stand Patient mit Ekzem der Stirne und des Gesichtes in
einer hiesigen Hautklinik in Behandlung. Von damals rührt auch die Ent-
zündung der Lidränder beider Augen ber, sowie das Fehlen der meisten Cilien.
Das Ekzem recidivirte trotz Behandlung jeden Winter regelmässig, sowie bei
nassem Wetter, während es bei trockenem schwand.
Der Patient weist nach Entnahme des Sekrets zur näheren Untersuchung
folgenden Status praesens auf:
Schuppendes Ekzem der Stirne, beider Ohren und der Nuchalgegend.
Das rechte Auge bietet folgenden Befund: Ekzem des Oberlides, die Lid-
ränder stark geröthet. Am Unterlide fehlen die Cilien zum grössten 'Theile.
—- 83
Das Oberlid ist entropionirt, so dass die Cilien nach innen in den Conjunctival-
sack hinein reichen. Die Bindehaut der Lider zeigt theils Hypertrophie, theils
narbige Schrumpfung, ganz einem alten Trachom entsprechend. Die Conjunctiva
bulbi selbst ist stark geröthet, bildet eine gleichmässig rothe Membran und
zeigt im temporalen Antheile xerotische Auflagerungen. Die Cornea ist von
einem dicken, fleischigen Pannus überzogen und zeigt eine, im Centrum be-
ginnende, schief von oben innen nach unten aussen ziehende, weissliche, narbige
Einziehung. Die tieferen Theile selbst sind nicht zu sehen.
. Am linken Auge besteht Entzündung beider Lidränder. Madarosis des
Unterlides. Hochgradiger Blepharospasmus. In der stark gerötheten Conjunc-
tiva palpebrarum sind keine Narben sichtbar. Der Bulbus ist stark injicirt.
Die Cornea ist im ganzen oberen und äusseren Antheile von einem alten Pannus
überdeckt. Tiefere Theile sind normal.
Die Untersuchung der entnommenen Sekretmassen ergab Folgendes: Bei
makroskopischer Betrachtung zeigte sich die Masse von butterweicher Consistenz,
stark ranzigem Geruche und gelblicher, weisser Farbe. In dieselbe eingebettet
fanden sich einzelne Cilien. In den ungefärbten Präparaten fand man zahlreiche,
lang gestreckte, spindelförmige, stark lichtbrechende Körper, welche die Grösse
eines Milzbrandbacillus hatten, jedoch keinerlei Bewegung aufwiesen. Sie liessen
sich nicht färben und waren in den mit Aether behandelten Präparaten nicht
mehr sichtbar. Sie müssen daher wohl als Fettsäurekrystalle angesprochen
werden. An den gefärbten Präparaten ergab sich, dass die ganze Masse voll-
ständig aus Mikroorganismen, und zwar aus Kokken und Bacillen sich zusammen-
setze. Die Hauptmasse der Kokken färbte sich nach Gram, während das
Uebrige Gram negativ war.
Aus den von mir angelegten Plattenreinculturen liessen sich trotz sorg-
fältigster Behandlung nur mit Sicherheit Streptococcus brevis und Staphylo-
toccus pyogenes albus gewinnen. Mit den in Bouillon aufgeschwemmten Cul-
turen eingeimpfte Mäuse blieben lebend.
In Folge der ausgedehnten Xerose an der Bindehaut des rechten Bulbus.
vermuthete ich abgestossene Epithelzellen, die sich jedoch nicht vorfanden. Dass
sich auch der Xerosebacillus in den Culturen nicht nachweisen liess, dürfte
wohl nur ein Versuchsfehler gewesen sein, da als Nährböden Agar und Glycerin-
agar dienten, während Axonfeld' als geeigneten Nährboden Blutserumzusatz
verlangt.
Unaufgeklärt bleibt nur der eine Umstand, woher die massenhaft aufge-
fundenen Bakterien ihr Ernährungsmaterial im Bindehautsack genommen haben,
da dieselben doch vollkommen lebensfähig waren, was sich in der guten Färb-
barkeit im frischen Aufstrichpräparat; sowie in der raschen Entwickelungsfähig-
keit in den angelegten Culturen kund gab.
In der mir zugänglichen Literatur findet sich kein einziger derartiger
Fall erwähnt.
I! Axenfeld und Fick: Pathologie der Sinnesorgane I. Pathologie des Auges,
S. 545 in Lubarsch-Ostertag: Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und patho-
logischen Anatomie der Menschen und der Thiere. 1896. II.
6*
Si
Gesellschaftsberichte.
Société Belge d’ophtalmologie in Brüssel.
Fünfte Sitzung am 27. November 1898.
1. de Mets (Antwerpen) über „Hygiene des Auges in der Schule“. In
Antwerpen liess er von den Lehrern die Kinder mit Snellen’schen Tafeln
prüfen. Nach diesen Listen wären 25 ad 30°/, der Kinder unternormal-
sichtig. In Wirklichkeit ist die Ziffer zu gross; Lehrer und Kinder nahmen
die Sache nicht ernst auf; es wurde mit ungleicher Beleuchtung untersucht;
die Lehrer schrieben die Ergebnisse voneinander ab! Daraus leuchtet
hervor, dass wobl Aerzte untersuchen müssen, am besten jedes Jahr; solche
Kinder, welche keine normale Sehschärfe haben, müssen ärztlich behandelt werden.
Romisde (Lüttich) hat in Lüttich nicht solche schreckliche Zahlen ge-
funden; es waren 5°/, Myopeu, was der vorzüglichen Beleuchtung zuzuschreiben
ist. Die Zahlen bis 30°/, können für Antwerpen nicht richtig sein, da die
Statistik für die Wehrpflicht ganz andere Zahlen giebt. Was sind überhaupt
die subnormal Sehenden von de Mets? |
Dastot (Mons) theilt mit, dass der Syndicat médical du Hainaut Folgen-
des aufgestellt hat: a) die medicinale Schulinspection soll von der Armenpraxis
verschieden sein; b) jede Gemeinde soll einen Schularzt ernennen; c) für jeden
Schulbesuch sind 10 Francs zu honoriren; d) jedes Jahr soll wenigsten 3 Mal
inspicirt werden; 6) jeder supplementäre Besuch ist wie die gewöhnlichen zu
honoriren. — Vortr. will dazufügen: f) ein von der Provinz ernannter Arzt
soll in Schulen, Collegen, Pensionen, Woaisenhäusern u. s. w. auf Trachom
untersuchen. |
De Lantsheere (Brüssel) will, dass den Eltern mitgetheilt werde, welcher
Beruf für sehschwache Kinder zu wählen ist.
Lebrun de Brabant (Brüssel) bemerkt, dass eine der häufigsten Ursachen
der Kurzsichtigkeit die schlechte Erziehung der Augen ist. Die Kinder sollen
nicht zu früh lesen lernen, und dann nur mit grossen Buchstaben beginnen;
auch soll mit Lesen und Schreiben nicht zu gleicher Zeit angefangen werden.
Man will kleine Wunderkinder haben und bekommt grosse Esel! Wo kleiner
Druck gebraucht wird, wird das Schielen befördert; durch Uebung kann die
Amblyopie aus Nichtgebrauch von S !/,, bis über !/, erhöht werden.
de Mets antwortet Romide, dass aus Jen oben angegebenen Gründen
die Zahl zu hoch ist; seine Schwachsichtigen waren alle, welche nicht die
Einheit sahen, also Myopen, Amblyopen, Flecken-Träger u. 8. w.
2. Coppez (Brüssel) spricht über „Follicularconjunctivitis in Verbindung
mit adenoiden Vegetationen des Naso-Pharynx“. Es kommen Follikelbildungen
aus folgenden Ursachen vor: a) als Vorläufer des Trachoms, b) bei den an-
steckenden Augenentzündungen der Kinder, c) bei zu stark angestrengter
Accommodation, d) eine toxische, e) eine syphilitische, f) eine vom Thränen her-
rührend; dazu g) die bei adenofden Vegetationen. Es besteht eine Ueberein-
stimmung zwischen Bindehaut und Rachenschleimhaut: beide haben eine
Reticularschicht, wo sich Lymphkörperchen leicht niederlassen; beide leiden von
Kälte, Staub, Luftmangel. Häufig sind Drüsen am Halse; durch Wegnahme
der adenofiden Vegetationen und Tonica tritt Heilung ein. Guye (Londoner
Congress, 1881) hat diese Krankheit schon beschrieben; sie wurde von den
Augenärzten übersehen. !
! Ist nicht richtig. Vgl. Wörterbuch der Augenheilk., S. 108. H.
E E
3. Bullot (Brüssel) und Lor (Brüssel) über „den Einfluss des Hornhaut-
epithels auf das Endothel und das Hornhautgewebe in transplantirten Augen“.
Vortr. haben Augen von Kaninchen in deren Abdominalhöhle eingepflanzt.
Wird das Hornhautepithel unberührt gelassen, so ist nach 23 Stunden die
Hornbaut trübe und von der doppelten Dicke; keine Infiltration, sondern nur
Oedem; das Endothel ist verschwunden. Wird das ganze Hornhautepithel
vorher abgeschabt, so ist nach 23 Stunden langer Einpflanzung die Hornhaut
durchsichtig, normal dick, das Endothel vorhanden. Wird nur ein Theil des
Epithels abgeschabt, so bleibt nur der unterliegende Hornhautabschnitt durch-
sichtig, normal diek und mit Endotbel versehen, während das Uebrige der
Hornhaut doppelte Dicke hat, trübe ist und ohne Endothel besteht. Wird das
ganze Endothel weggeschabt und die Hälfte des Auges vom Epithel beraubt,
so sind nach 23 Stunden an dem epithelbesitzenden Theil Trübung und Ver-
dickung stärker, als am anderen Theil. Durch Doppelfärbung (unten Methyl-
blau, oben Carmin) sind die Verhältnisse schon makroskopisch zu sehen.
Dadurch ist nachgewiesen, 1. dass in’ transplantirten Augen das Vorhandensein
des Eundothels von dem Nichtvorbandensein des Epithels abhängt, 2. dass die
Anwesenheit und die Abwesenheit des Endothels Veränderungen in der Horn-
haut verhindert oder vorgehien lässt, 3. dass das Epithel als Hemmung für den
Flüssigkeitsaustritt aus der Cornea anzusehen ist.
4. Pergens (Brüssel) über „Blutentziehung und Revulsion in der Augen-
heilkunde“. Diese wurden schon von Hippokrates angewendet. Das Gehirn
wurde als Drüse betrachtet; wenn Ueberfluss der Ausscheidung entstand, so
ergoss sich der Ueberschuss durch Augen, Nase, Ohr, Pharynx u. s. w. als
Catarrh. Diese Anschauung erhielt sich bis ins 17. Jahrhundet, als Schneider
seine Mucosa nachwies und die Unmöglichkeit der Durchsickerung der Cerebral-
Hüssigkeit erklärte. Im Volksmunde besteht noch die alte Idee als „rhume de
cerveau“. Diese Gruppe von Augenentzündungen wurde durch Collyrien
behandelt. Da der Ueberfluss der Gehirnsecretion sich auf verschiedene Organe
werfen konnte, wurden Reizmittel in der Nase, im Mund u. s. w. gebraucht, um
ihn daraus zu ziehen und die Augen zu entlasten. Schröpfköpfe wurden ge-
‘braucht, um das Kranke aus dem Fleisch zu ziehen. Die Temporalgegend, als
dünnste, unbebaarte Stelle, wurde gewählt, damit die Flüssigkeit aus dem Ge-
birn leichter durchgehen könnte. Eine zweite Gruppe von Augenkrankheiten
waren die äusseren, welche herrührten von Flüssigkeiten, die von der Haut ins
Auge liefen, oder vom Blut, das ab und zu von der Tewporalarterie in das
Auge gerieth. Gegen die Flüssigkeiten wurden Einschnitte in der Temporal-
gegend gemacht, damit sie leicht ausflossen, und damit die Narben ihren späteren
Durchgang hemmten; gegen das Blut wurde die Art. temporalis kauterisirt,
damit sie kein Blut mehr durchliess. Man sieht demnach, dass die Wahl
der Temporalgegend sich als Ueberreste einer falschen Physio-
logie und Pathologie charakterisirt. Auch die allgemeine Blutentziehung
(Aderlass) wird von Hippokrates gebraucht; als „locale Blutentziehung“ wird
gewöhnlich eine solche nahe am Auge oder auch nur am Kopfe bezeichnet; die
wirklich locale ist die, welche Franco, Heister, Desmarres anwandten,
d. h. Scarification der blutstrotzenden Gefässe am Bulbus. Blutegel, blutige
Schröpfköpfe als Vorläufer der Apparate von Sarlandieres und Heurteloup
sind von den Griechen schon gebraucht. Im 3. Jahrh. n. Chr. rieth Samuel
warme Baelıungen der Extremitäten an, welche von den Arabern massenhaft
gebraucht wurden; Albusir gab das Umschnüren derselben an, damit durch
Stauung das Blut weniger zum Kopfe ziehe. Cataplasmen wurden von den
— 86 —
alten Aegyptern schon gebraucht. Das Setaceum muss wohl aus dem Mittel-
alter stammen, da Par6 und Bartisch das „Schnurziehen“ beide erwähnen;
die Idee war, die Eiterung von den Augen in die Wunde zu ziehen. Pollier
de Quengsy zog Fäden durch die Cornea gegen Leucoma; die Chinesen,
Japaner Wollhaare durch das Auge gegen Glaukom, Cataract u. A.; v. Wecker
legte einen doppelten Goldfaden durch die Sklera gegen Netzhautablösung und
Glaukom; das sind aber „Drains“ und keine Revulsion mehr. Canthariden bei
Hippokrates als Stimulans gebraucht, von Asklepiades aus Prusa als
Vesicantia genommen, wurden von Aötius an der Schläfe gegen Ophthalmien
gebraucht. Viele andere Körper (Ammoniak, Tartarus stibiatus u. A.) wurden
zu ähnlichen Zwecken genommen.
| Was kann man von diesen Factoren hoffen? Ein starker Aderlass
bat sicher Einfluss auf das Sehvermögen, aber mit Schädigung der Gesundheit;
die Fälle von Amaurose nach Blutverlust können als Beweise des Einflusses
dienen. An der Schläfe, um das Auge, werden die Blutentziehungen wohl die
Haut entlasten. Schneller (1857) erhielt nichts bei Blutentziebung an der
Schläfe, während 45 ccm aus den Vv. transversae faciei eine vorübergehende
Myopie, eine Miosis von fünf Minuten, eine Mydriasis von einer Stunde als
Haupterscheinungen hervorrief. Man würde dann die Mydriatica so anwenden
müssen, dass ihre Wirkung mit der der Blutentziehung zusammenfiel. Vortr.
hat Schneller’s Experiment nachgemacht, und fand bei einer Blutentziehung
von 150 cmm aus den Vv. transversae und temporalis gar keinen Effect,
keine Miosis, keine Mydriasis. Die Wirkung ist demnach wenigstens unsicher.
Es ist gar keine Ursache vorhanden, die natürlichen Blutegel für Iris und
Conjunctiva zu empfehlen, und die künstlichen für Entzündungen des Fundus,
wie dies Fieuzal, Niessen und Coppez thun.!
Die Revulsion, d. h. als Blutabziehung vom Kopf, ist rationeller; aber
wenn man bedenkt, dass ein mittlerer Mensch etwa 4'/, kg Blut enthält, so
wird man einsehen, dass ein paar Schröpfköpfe gar nichts zu bedeuten haben;
man müsste eine Legion derselben anwenden; der kupferne Stiefel, „la botte
de Junod“, ist wenigstens activer. Vortr. hat bei einer Gonokokk en-Conjunc-
tivitis ein Haarseil von Seide an einer Schläfe gelegt und allen Eiter unter- .
sucht; während in der Conjunctiva die Gonokokken üppig lebten,
waren im Eiter des Haarseils nur Staphylokokken zu sehen. Es ist
demnach eine Uebertragung der Gonokokken durch die Eiterkörperchen zu dem
Haarseil auszuschliessen. Beide Augen wurden mit Protargol behandelt und
heilten zur selben Zeit. Hitze, Kälte haben Einfluss; Rubefacientia wirken wie
Wärme und theilweise wie Rrechfläschchen u. A., die durch das Hervorrufen
einer neuen Empfindung Zerstreuung schaffen. Das Vermindern des Schmerzes
ist angenehm, aber es ist keine Heilung. Im Allgemeinen ist die Wirkung
dieser Factoren unsicher und unerwiesen; die Suggestion ist bei den Aerzten
sowohl, als bei den Patienten vorhanden. Dem Vortr. scheint es, als ob das
entzogene Blut den Blutegeln mehr zu Gute käme, als dem Kranken.
5. Nuel (Lüttich) spricht über „Aetiologie und Pathogenie der Cataracta
polaris anterior“. Diese wird gewöhnlich als angeboren betrachtet. Vortr. hat
6 Fälle genau beobachtet und schliesst daraus, dass diese nach der Geburt
entstehen, und zwar nach einer Blennorhoea neonatorum. Wenn dabei die Horn-
haut angegriffen wird, geben die phlogogenen Stoffe in die vordere Kammer
und bringen Iritis hervor. An der Pupille gehen sie zum Epithel der Linse;
i Vgl. Einführung, S. 22. H.
— BI —
diese im vollen Wachstbum proliferirt an der Stelle und bringt Zellen und
fibriöses Gewebe hervor; das ist die Cataracta polaris anterior. In allen Fällen
waren Hornhauterkrankungen zu sehen; ob andere Krankheiten diese auch
produciren können, ist noch nicht zu sagen. Im späteren Alter resistirt die
Linse besser den erwähnten Einflüssen. |
6. van Duyse (Gent) über „Aplasie des Opticus und Macular-Colobome“.
Es handelt sich um das Auge eines Rhino-Cyclocephalen, welches Bullot in
der vorigen Sitzung zeigte. Die Cornea ist wie ein Brillenglas; zwei Pupillen,
jede in Verbindung mit einem Iriscolobom, welche wieder in ein Choroideal-
colobom übergehen. Das Exemplar stützt die Thesis der Confluenz der Netz-
hautspalten, welche die Verwachsung der Bulbi bedingt, sowie das Erscheinen
der Läsionen, welche bei den Augencolobomen beobachtet werden. Hier ist
ein Basalcolobom, welches durch eine Ciliarspalte mit den beiden Iriscolobomen
in Verbindung steht. Die vorhandenen zwei seitlichen hellen Stellen sind
Macularcolobome. Das Basalcolobom hat die Structur der nicht-cyclopischen
colobomatösen Augen. Aussen wurde ein Stumpf Bindegewebe für den rutimen-
dären Opticus gehalten; aber die Schnitte zeigen, dass ausserhalb des Bulbus
kein Opticus anwesend war. Die gemeinsame Augenblase hat sich richtig ein-
gestülpt, aber nicht so die primitiven Augenstiele, wie dies durch die niedrigere
und vordere Lage der Art. hyaloides bewiesen wird. Die Art. hyaloidea, welche
den beiden Componenten gemein ist, liegt theilweise in den inneren Lagen der
Sklera; sie sendet zwei Aeste gegen das Centrum. Zwei Aggregate von Neu-
roglia, in Verbindung mit der Retina repräsentiren den gemeinsamen aplasischen
Opticus; da die Art. hyaloidea nicht darein drang, obschon sie den Opticusstiel
vorstellen, begreift man die Abwesenheit der Retinalgefässe, welche von der
Papille ausstrablen sollten. Hier ist keine Papille; auch sind keine Norven-
fasern, und nirgends Ganglienzellen an der Retina vorhanden. Die zwei Stellen,
als Macularcolobome beschrieben, haben nichts mit der Fovea oder Macula zu
thun. Chievicz (1890) hat nachgewiesen, dass die Macula sich nicht in der
Retinalspalte befindet, welche sich in der 6. oder 7. Wuche schliesst; die Fovea
fängt erst nach dem 6. Monat an sich zu schliessen. Der Name ist ebenso
: schlecht, wie der des Coloboms der Opticusscheide. „Centralcolobom‘ wäre
zutreffender. Im vorliegenden Falle ist es aber doch schwer, die beiden Flecken
nicht zu der Retinalspalte zurück zu führen, da ihre histologische Zusammen-
setzung der des Basalcoloboms entspricht. Man könnte annehmen, dass bier ein
symmetrischer Theil der Retinalspalte nicht zusammenwächst und seitwärts ge-
bracht wird; oder nuch, dass durch die Anhäufung der Gewebe, vom Zusammen-
treffen der beiden Bulbi herrührend, der obere Theil sich nach unten kehre
mit dem oberhalb liegenden Stiel, während die so auswärts gekehrten Theile
der Spalte sich isoliren.
7. Vennemann (Löwen) zeigt Photographien vor von einem es mit
„beiderseitigem Lymphosarcom der Orbita“.
8. Rogman (Gent) theilt 19 Fälle von „operativer Behandlung boch-
gradiger Myopie“ mit; sie variirten von 14—30 Dioptrien; bei den höheren
Graden ist die Skiaskopie nicht mehr genau. Vortr. macht erst eine Discission;
4—14 Tage später entfernt er die Linsenmassen durch die Suctionsmethode.
Gute Resultate; einmal Netzhaut-Ablösung.
J. Coppez (Brüssel) findet, dass es zu viel gewagt ist, die Myopie zu
operiren; 2 Mal wird das Auge der, Infection blossgestellt, das Endresultat ist
immer unsicher. Er hat Fälle gesehen, die als gutes Resultat angegeben wurden,
und die tbatsächlich blind waren.
=— 88
Pergens hat 13 Fälle operirt, wovon 12 mit gutem Erfolg, der 13. mit
Netzhautablösung. Die Sehschärfe für die Nähe verlor meistens, da die Kapsel
nicht durchsichtig ist, wie die Linse.
9. Gallemaerts (Brüssel) theilt einen Fall von „Tenonitis traumatica
suppurativa“ bei einer 50jährigen Frau mit. Das Sehvermögen des linken
Auges war schon vor 10 Jahren auf Lichtschein zurückgegangen; jetzt wurde
es exenterirt; Medien normal. Eiter in der Tenon’schen Kapsel. 5 Tage
später Delirien, Lähmung des rechten Beines, Tags darauf Parese des rechten
Armes. Die Lähmung persistirte 6 Wochen, schwand aber erst am Arm.
Auch war eine Phlebitis der Saphena interna rechts aufgetreten. Vortr. schliesst
auf Infection, gegen Hysterie: progressiver und regressiver Verlauf, Abolition
der Reflexe, Hyperchlorurie; er denkt, dass die Erkrankung am Sulcus Rolandi
sich localisirte. |
10. de Lantsheere (Brüssel) „über einen Parasiten (Cysticercus) in der
vorderen Augenkammer“. Ein 80jähriger Bauer hat einen nadelknopfgrossen
Fremdkörper von gelbrother Farbe vorn auf der Irisfläche. Bei Bewegungen
des Auges bewegte sich der Fremdkörper; er sah aus wie ein Stück Zünd-
hütchen, bei Lupenbetrachtung wie ein Säckchen. Cornea trübe; Iris tremulans,
Miosis. Punction verweigert; 3 Wochen später Eiterung, worin ein Knötchen
vorhanden, was aber verloren ging; Heilung mit Leucom. Vortr. schliesst auf
Cysticercus.
J. Coppez fragt, ob es sich nicht um eine luxirte Linse handelt; die
Iridodonesis scheint anzudeuten, dass es Aphakie war. Er hat selber einmal
Cysticercus diagnostieirt und nach der Extraction gesehen, dass es sich um die
Linse handelt. |
Pergens bemerkt, dass allenfalls die mitgetheilten Angaben zu ungenügend
sind, um die Diagnose von Cysticercus zu erlauben. Pergens.
Vermischtes.
1) | Julius Samelsohn
geb. am 14. April 1841 zu Marienburg in Westpreussen, gest. zu Köln am
7. März 1899.
Wiederum ist einer von A. v. Graefe’s Schülern, der in Wissenschaft
und Praxis eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet hat, in’s kühle Grab gebettet.
Julius Samelsohn vollendete seine ärztlichen Studien in Breslau und Berlin,
promovirte zu Berlin 1864 mit einer Arbeit über Quecksilber-Vergiftung, folgte
mit Eifer den Vorlesungen A. v. Graefe’s und liess sich 1867 in Köln als
Augenarzt nieder, wo er 32 Jahre bindurch in hervorragender Weise thätig
war. 1874 begründete er die Kölner Augenheilanstalt für Arme, die er zu
hoher Blüthe gebracht ünd auch zur Ausbildung zahlreicher jüngerer Augen-
ärzte verwerthet hat. Jeder, der ihm näher trat, musste seine allgemeine
Bildung und hohe Gesinnung bewundern.
In den letzten Jahren machte ihm ein Herzleiden grosse Beschwerden,
die von ihm mit Standhaftigkeit ertragen, durch Reisen nach dem Süden ver-
geblich bekämpft wurden und bereits im 58. Jahre seinem Leben das Ziel
gesetzt haben. í
` Samelsohn’s Thätigkeit auf wissenschaftlichem Gebiete war eine äusserst
rege und vielseitige; die Heidelberger Ophthalmologen-Gesellschaft ehrte ihn mit
— 80 __
dem Graefe-Preis, die Regierung mit dem Titel eines Geh. ».... „aths und
Professors. Ich erwähne hier seine hauptsächlichsten Arbeiten (50), von denen
mehrere ihm in der Geschichte der Wissenschaft einen dauernden Namen
sichern werden. Fe
1—5. Arch. f. Ophth. XXXVIII. 1. (Vgl. C. f. A. 1882, S. 207—213.)
Zur Anatomie und Nosologie der retrobulbären Neuritis (Ambly. centr.) (Ss
wichtigste Arbeit) 2. A. f. O. XVIII. 2. Zur Frage von der Innervation der
Augenbewegungen. 3. Amaurose nach Hämatemesis. 4. XXI, 3. Cyclitis vaso-
motoria. 5. XXI, 1. Fulminante Erblindung nach Blut-Verlust.
6—8. Arch. f. Augenh. III, 1. 1. Galvanocaustik in der Ophthalmo-
chirurgie. 2. Embol. art. c. ret. 3. IV, 2. Sympath. Augenerkrankungen.
9. Arch. f. Physiol. (Pflüger). 1874. Monoculare Relief-Anschauung.
10. Tageblatt d. Naturforscher-V. zu Breslau, 1874. Ueber metastatische
Ophthalmie. |
11—12. Berl. klin. W. 1875. 1. Amaurose nach Unterdrückung des
Menstrualflusses. 2. 1880. Nr.44. Magnot-Operation. Vgl. C.f. A. 1880. S. 491.
13—17. Deutsche med. W. 1885. Nr. 50. 1. Ueber diabet. Augen-
Erkr. 2. 1888. Nr. 46. (61. Naturforscher-V.) Eine seltene Affection des
Hals-Sympathicus. 3. 1894. Nr.4 (C.f. A. 1894, S. 186). Semiotik d. Pupillar-
Reaction. 4. 1894, 20. Sept. (C.f. A. 1894, S. 540) Orbital- Verletzung. 5. 1895,
Nr. 13 (C. f. A. 1895, S. 564) Combin. organische und hysterische Sehstörung.
18. Therap. Monatshefte. 1888. März. (Vgl. C. f. A. 1888, S. 286).
Ueber Gebrauch und Missbrauch des Atropin.
19—22. Klin. Monatsbl. X, S.310. 1. Cyste der Cornea. 2. 1877. Neu-
bildung von Netzhautgefässen. 3. Ambl. saturn. 4. 1891. Zur Flüss.-Strö-
mung in der Linse Vergl. C. f. A. 1881, S. 254.
23—26. Centralbl. f. d. med. W. 1875. 1. Ueber mechan. Behandl. d.
Netzhautablösung. 2. Ectop. pup. congenita. 3. 1880, Nr. 23. Zur Topogr.
d. Faserverlaufes im menschl. Chiasma. 4. 1880. Mikrophth. congenit. Vgl.
C. f. A. 1880, S. 336.
27. Centralbl. f. klin. Med. 1893, Nr.11. Atropin und Morphin.
28—50. C. f. A. 1. 1877. Sept.-Heft-Beilage, S. 14. Ueber Luxation
der Linse. 2. S. 19. Stichwunde des Augapfels. 1877. S. 270. Chinin-
Eintr. gegen Hornhaut-Abscess.. 3. 1876, S. 13. Ueber ref. Erhöhung und
Verminderung der Refraction. 4. S. 24. Exophth. nach Zahn-Extr. 5. 1879,
S. 219. Iris-Tuberculose. 6. S. 325. Tetanus nach Verweilen eines Fremd-
körpers im Auge. 7. 1880, S.39. Iris-Tuberculose 8. S. 117. Strab. converg.
concom. intermittens. 9. S. 184. Traum. Aniridie und Aphakie, Bemerkungen
über die med. Gesichtsfeld-Grenze. 10. S. 254. Ciliar-Fortsätze hei Irideremie.
11. S. 369. Litbiasis gland. lacr. 12. 1881, S. 173. Zur Extr.-Methode
mittelst des Magneten. 13. S. 200. Zur ophth.-ther. Wirkung des Amylnifrits.
14. S. 453. Die path. Veränd. der retrobulb. Neuritis. (internat. Congress zu
London.) 15. 1884, S. 330. Bedeutung d. Lichtsinn-Unters. f. d. pr. Ophth.
(Internat. Congr. zu Kopenhagen.) 16. 1885, S. 363. Cilien in der Vorder-
kammer. 17. 1886, S.274. Ueber Antiseptik. (Heidelberger Congr.) 18: 1887,
S. 351. Behandl. d. Netzhautablösung durch Druck-Verband. 19. 1888,.8. 58.
Erblindung nach Blepharospasmus. (Vgl. C.f. A. 1888, S. 220.). 20. 1892,
S. 389. (Heidelb. Congr.) Ueber periphere Amblyopie. 21. S. 592. (Heidelb.
Congr.) Staphylom-Operation. 22.. 1893, S. 273. (Heidelb. Congr.) Ueber
sog. abgeschwächte Iris-Tuberculose. 23. S. 395 (Franz. Gesellsch. d. Heilk.)
Syphilitisches Glaucom. H.
— 90 —
2) New York, II. 18. 1899.
. » Mit Bezug auf die in der Januar- Nummer des Centralblattes er-
schienene Mittheilung von A. Messner: „Ueber Protargol u. s. w., die mit
dem Satze schliesst „auch wurde nie Argyrose der Bindehaut beobachtet“,
möchte ich mir erlauben, Ihnen mitzutheilen, dass ich einen Fall von Argyrose
der Bindehaut (Uebergangsfalten) in Folge von Protargol in der October-
Sitzung der New York Academy of Medicin, Section on Ophthalmology, vor-
stellte. (Publicirt in „Medical Times and Register“, Sept. 24. 1898; referirt
in der Ophthalmol. Klinik. 1898. Nr. 24. S. 468). R. Denig.
3) 49th meeting of the Amer. med. Ass. — Sect. of Ophth.
Harold Gifford of Omaha, Chairman.
Chairman’s Adress. In opening the meeting the chairman dwelt upon
the predominance of German influence in modern medicin and surgery. This
could only be explained by the greater incentive to scientific research, by the
German environment, particularly the practice of calling men to professorships
and other important positions, on account of original work; and from one city
to another.
Hr. G. hat das Richtige nicht getroffen. Männer, die gar nicht mehr
befördert werden können oder die jede Beförderung ablehnen, schaffen bei uns
unablässig die wichtigsten ‚wissenschaftlichen Arbeiten.
Der wissenschaftliche Geist ist eben seit etlichen Generationen kräftig ent-
wickelt in Deutschland; dazu kommt Ueberlieferung und Unterricht, und der
blühende Zustand der deutschen Universitäten und andren wissenschaftlichen
Einrichtungen.
Ich empfehle Hrn. G. zum Studium ein lehrreiches Buch: Histoire des
sciences et des savants depuis deux siècles, par Alphonse Decandolle,
Genf. 1872. H.
4) Kopenhagen, Amagestow 21, 23. Februar 1899.
... Meine Sammlung stimmt ganz genau mit dem von Ihnen aufgestellten
Satz: „!/, aller Fälle sterben, !/, verlieren mehr oder weniger das Sehen.“
Von 15 Fällen schossen sich 8 todt, 5 ein- oder doppelseitig blind...
C. Norman-Hansen.
Bibliographie.
1) Ein Fall von Thalamustumor mit completer, mimischer
Facialis-Lähmung, von med. cand. H. Reimann, Hospitant der 2. medicin.
Abtheilung am k. k. Franz Josef-Spital in Wien. (Allgem. Wiener med. Zeitung.
1898. Nr. 44 u. 45.) Der Fall zeigte neben einer leichten Facialis-Lähmung
auf der gegenüberliegenden Seite eine sehr deutlich ausgesprochene Lähmung der
Muskulatur bei psychisch-reflectorischer Innervation; die linke Papille war ge-
röthet, geschwollen, die Venen zeigten sich erweitert; Augenmuskellähmungen,,
collaterale Pupillenerweiterung, Fehlen der Convergenzreaction, Lähmung der
Accommodation deuteten auf Vierhügelaffection; die vorhandene Hemianopsie
mit hemianopischer Pupillenstarre fand ihre Erklärung in der Zerstörung deg
Corpus geniculat. laterale. Interessant waren nebenbei den Paresen voraus-
gegangene Parästhesien in den Extremitäten und Schmerzhaftigkeit der Bulbi
bei Bewegung. Die Section ergab ein Gliosarcom des Thalam. opt, dert,
Schenkl.
— 9] —
2) Ueber die Wirkung kurzdauernder Lichtreize auf das Seh-
organ, von J. v. Kries. (Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XII. 2.)
Bei Untersuchungen über das Purkinje’sche Phänomen (Nachbild eines im
Kreise bewegten Leuchtobjects) fand Vert, dass die verschiedenen Formen, die
bei dieser Erscheinung beobachtet werden, hauptsächlich von Unterschieden im
Adaptionszustand abbängen; er kommt ferner zu der Ansicht, dass das (unter
gewissen Umständen stattfindende) Auseinanderfallen des Nachbildstreifens in
zwei getrennte Theile nicht, wie er erst vermuthet hatte, durch eine verschie-
dene Reactionszeit der Stäbchen und der Zapfen bedingt sei, sondern dass die
Stäbchen selbst, vielleicht auch die Zapfen, bei momentaner Reizung zwei zeit-
lich auseinanderfallende Empfindungseffecte liefern können. Schwarz.
3) Die Aufmerksamkeit und die Function der Sinnesorgane,
von Dr. W. Heinrich. (1. Beitrag. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg.
IX. S. 342; 2. Beitrag. Ebenda XI. S. 410.) Verf. untersuchte mittels des
Ophthalmometers die Veränderungen der Pupille und Accommodation bei Aende-
rungen der Aufmerksamkeit. Die Ergebnisse sind im Wesentlichen folgende.
Wenn bei fortdauernder Fixirung eines Punktes (zum Festhalten der Blickrich-
tung) die Aufmerksamkeit einem seitlich gelegenen gleich weit entfernten
Object zugewandt wird, verringert sich die Accommodation, was sich in
der Abflachung der Linse und in der Vergrösserung der Pupille äussert. Wird
die Aufmerksamkeit nicht-optischen Eindrücken zugewendet, so wird das Auge
accommodationslos, es kann sogar noch stärkere Abflachung der Linse eintreten,
wie beim Fernsehen (vorausgesetzt, dass der Abstand des Fixirzeichens keine
Accommodationsanstrengung zum Festhalten der Blickrichtung erfordert, was
Verf. nicht besonders berücksichtigt. Ref... Der Krümmungsradius der Linse
und der Durchmesser der Pupille nehmen beim seitlichen Sehen mit dem Winkel),
unter dem sich das Object zur Achse befindet, anfangs zu, von 50° an wieder
ab. Wird die Aufmerksamkeit von den optischen Eindrücken abgewendet, so
verringert sich die Convergenz der Augenachsen. Die beobachteten Aenderungen
stehen im directen Zusammenhang mit den Angaben über die Erscheinungen
der Aufmerksamkeit. Wo die physiologischen Bedingungen. die Einwirkung des
Reizes begünstigen, dort lauten auch die Angaben der Versuchspersonen dahin,
dass der Eindruck bemerkt, resp. deutlicher wird; wo die Bedingungen die Ein-
wirkung des äusseren Reizes herabsetzen, dort giebt man an, den Findruck
nicht bemerkt, resp. undeutlich gesehen zu haben. Schwache Eindrücke zeigen
gewisse periodische Schwankungen in der Deutlichkeit, die nach Verte Beobach-
tungen auf Schwankungen in der Genauigkeit der Accommodation zu beziehen
sind. (Diese Schwankungen bezeichnet Verf. ohne Weiteres als Schwankungen
der Aufmerksamkeit, was nicht hinreichend begründet ist; noch weniger
erscheint die darauf fussende Annahme begründet, dass die Schwankungen in
der Genauigkeit der Accommodation die alleinige Ursache der Schwankungen
der Aufmerksamkeit bei optischen Eindrücken seien. — Ref.) Weitere Unter-
suchungen, über die Verf. im 2. Beitrag berichtet, ergaben, dass das Auge für
die Entfernungen der peripher liegenden Objecte ähnlich wie für die centralen
Entfernungen accommodirt. Der Grad der „paraxialen Accommodation“ ist jedoch
nicht unabhängig von der Entfernung. des centralen Fixirzeichens. Ist das
Fixirzeichen, das die Blickrichtung bestimmt, in. einer constanten Entfernung,
so ändert sich die Krümmung der Finse, wenn ein peripheres Object betrachtet
wird, mit dessen Abstand. Die Krümmung der Linse bleibt aber auch für eine
constante Entfernung des paraxialen Objects nicht constant, wenn das centrale
Fixirzeichen seine Entfernung ändert. Die Einstellung für eine paraxiale
92
Entfernung ist daher von dieser und von der Entfernung des cen-
tralen Fixirzeichens abhängig. Die Abflachung der Linse bei Accommo-
dation auf ein seitliches Object hat, wie theoretische Untersuchungen ergeben,
die Wirkung, dass für die von dem seitlichen Object kommenden Strahlenbündel,
die astigmatisch gebro:hen werden, die erste Brennlinie auf die Netzhaut
fällt, das Auge accommodirt paraxial auf die erste, zu den Einfall-
ebenen senkrechte Brennlinie (im Gegensatz zur centralen Accommodation
des astigmatischen Auges, das womöglich auf den Brennkreis einzustellen sucht,
wie die Untersuchungen von Hess lehren — Ref). Auch der Umstand, dass
von einer gewissen Seitenabweichung des Objectes an (über 50°) die Krümmung
der Linse wieder etwas zunimmt, ist damit in Uebereinstimmung, wie sich optisch
begründen lässt. Den Haab’schen „Hirnrindenreflex“ der Pupille will Verf.
durch die Annahme erklären, dass die centrale Fixation die Einwirkung des
Reizes auf der Peripherie stark herabsetze, und dass die Hinwendung der Auf-
merksamkeit auf die Flamme die Empfindlichkeit der Netzhaut steigere, so dass
ein Liichtreflex eintrete, der die bei seitlicher Accommodation sonst eintretende
Erweiterung der Pupille übercompensire (Diese Annahme ist nicht nöthig, es
besteht zwischen Haab’s Beobachtung und den Beobachtungen des Verf.s nicht
einmal ein scheinbarer Widerspruch: Bei Haab’s Versuchsanordnung wird,
während der Blick — ohne Fixirzeichen — ins Dunkle gerichtet ist, die
Accommodation gewöhnlich ganz entspannt; wird nun die Aufmerksamkeit der
ziemlich nahe stehenden Flamme zugewandt, so wird paraxial auf diese acom-
modirt, wie auf Grund der Versuche des Verf. anzunehmen ist, und damit ist
natürlich auch eine Pupillenverengerung verbunden, wie schon Heddaeus u. A.
annalımen. — Ref.) Schwarz.
4) Ueber den scheinbaren Grössenwechsel der Nachbilder im
Auge, von W.Scharwin und A. Novizki in Moskau. (Zeitsehr. f. Psychol.
und Physiol. d. Sinnesorg. XI. S. 408.) Verff. bringen im Allgemeinen Be-
kanntes über die Grössenschätzung und Localisation der Nachbilder; neu ist die
Beobachtung, dass ein nur in einem Auge entwickeltes starkes Nachbild auch
nach Verschluss dieses Auges seine Grösse ändert, je nachdem das andere Auge
nahe oder fernliegende Flächen ansieht. Schwarz.
5) Zur Geschichte der Dreifarbenlehre, von W.Preyer. (Zeitschr.
f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XI. S. 405.) Veranlasst durch eine Be-
merkung A. König’s bei Besprechung einer Abhandlung von Durand (über die
Entstehung der Dreifarbentheorie) weist Verf. darauf hin, dass Helmholz in
seiner Habilitationsschrift (1852) die Young’sche Dreifarbenlehre erst ver-
worfen hatte, dann in Folge der Untersuchungen Grassmann’s (zur Theorie
der Farbenmischungen 1853) sich ihr zuneigte, und erst nachdem Maxwell
(1856 und 1857) neues Material beigebracht hatte, für sie eintrat und sie
scharfsinnig förderte. Dadurch ist die Erkenntniss ihrer Unhaltbarkeit wesent-
lich verzögert worden. Aber die Vertheidigung und Bekämpfung dieser Hypo-
these hat zur Entdeckung so vieler neuer T'hatsachen und zur Erfindung so
feiner Methoden geführt, dass eine ausführliche Darstellung ihrer Schicksale
eine dankenswerthe Arbeit wäre. : Schwarz.
6) Spectrobolometrische! Untersuchungen über die Durch-
lässigkeit der Augenmedien für rothe und ultrarothe Strahlen,
von E. Aschkinass. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XI. 1.)
Die Untersuchungen des Verf.’s ergaben, dass die Ursache der Unsichtbarkeit
I nxiov Bohai, Sonnenstrahlen. H.
der ultrarothen Strahlen (ganz entsprechend wie bei den ultravioletten Strahlen)
in der Unempfindlichkeit der Netzhautelemente für dieselben zu suchen ist,
nicht in Absorption durch die Augenmedien. Schwarz.
7) Ueber den Einfluss von Lichtstärke und Adaption auf das
Sehen des Dichromaten (Grünblinden), von J. v. Kries und W. Nagel.
(Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XII. 1.) Verf. stellte als „Grün-
blinder“ (im Helmholtz’schen Sinne), resp. „Blausichtiger“ (nach Hering)
unter Mitwirkung von v. Kries systematische Untersuchungen an über Mischungs-
gleichungen bei bedeutenden Lichtstärken und hell-adaptirtem Auge, sowie bei
schwachen Lichtstärken mit dunkel-adaptirtem Auge. Die Untersuchungen be-
stätigten die. schon von König gefundene Abhängigkeit der Gleichungen von
der absoluten Lichtstärke, und die Ergebnisse sind im Einklang mit der von
v. Kries entwickelten Annahme, dass zwei (einfache oder zusammengesetzte)
Lichter hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Zapfenapparat übereinstimmen können
(worauf im Wesentlichen ihr Gleicherscheinen bei hoher Intensität beruht), ohne
dass darum ihre Wirkungen auf den Stäbchenapparat (bei Abschwächung des
Lichtes und Dunkeladaptirung der Augen) die gleichen zu sein brauchen.
Schwarz.
8) Die geometrisch-optischen Täuschungen (vorläufige Mitthei-
lung), von Th. Lipps. (Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XII. 1.)
Verf. stellt die Hauptsätze seiner ästhetisch-mechanischen Theorie der geo-
metrisch-optischen Täuschungen zusammen, die er in einer eigenen Schrift aus-
fübrlich darstellen und begründen will. (Diese ist inzwischen erschienen unter
dem Titel „Raumästhetik und geometrisch-optische Täuschungen‘“, Leipzig,
1897. — Ref.) Schwarz.
9) Vergleichende Untersuchungen über Licht- und Farben-
sinn in Centrum und Peripherie der Netzhaut, von Dr. Guillery,
Stabsarzt in Köln. (Zeitschr. f. Paych. u. Physiol. d. Sinnesorg. XII. 3 u. 4.)
Verf. bestimmte für die 4 Hauptmeridiane der Netzhaut in Abständen von 10
zu 10° die Grösse der Netzhautbildchen für den „physiologischen Punkt“ (den
kleinsten noch wahrnehmbaren schwarzen Punkt), ferner die Bildgrössen, die
zwei kleine Kreisflächen von bestimmtem Helligkeitsunterschied haben mussten,
damit dieser Unterschied eben erkennbar war, endlich die Bildgrössen für eben
in ihrem Ton erkennbare farbige Scheiben (wozu die Hering’schen Urfarben
benutzt wurden). Aus dem Ergebniss der Untersuchungen ist zu schliessen,
dass die relative Vertheilung der den einzelnen Empfindungen zu Grunde liegen-
den Substanzen an den verschiedenen untersuchten Netzhautstellen nicht mit
der Anordnung der histologischen Elemente der Netzhaut übereinstimmt,
die wir als die lichtempfindenden ansehen; wenn wir dieselben nicht ihrer Bedeu-
tung entkleiden wollen, müssen wir daher annehmen, dass sie in verschiedenem
Umfang mit chemischen Stoffen ausgerüstet sind, die sie zu den einzelnen
Empfindungen befähigen. Der Beschreibung der Versuche schickt Verf. eine
Darlegung seiner den Augenärzten bereits aus seinen früheren Veröffentlichungen
bekannten Ansichten über die Begriffe von Raumsinn und Lichtsinn voraus.
(Ref. gehört leider auch zu den „Unbekehrten“, insofern er wenigstens nicht
zugeben kann, dass die „Punktsehschärfe“ vom Lichtsinn unabhängig sei. Die
Reizung eines einzelnen Netzhautelements muss im Sehorgan nicht unter allen
Umständen qualitativ dieselben (psychologischen) Vorgänge hervorrufen, wie die
Reizung einer grösseren Gruppe von Elementen; der Schwarzprocess in einem
Netzhautelement kann bei genügender Kleinheit eines schwarzen Objectpunktes
so gering werden, dass er nicht mehr eine Schwarzempfindung, sondern eine
ze. GL. as
Grau-Empfindung hervorruft; thatsächlich erscheint ein immer kleiner werdender
schwarzer Punkt — auch auf grauem Grunde — vor dem gänzlichen Ver-
schwinden grau, was am besten bei Vergleich mit einem grösseren schwarzen
Punkte wahrzunehmen ist.) Schwarz.
10) Absorption und Zersetzung des Sehpurpurs bei den Wirbel-
thieren, von Else Köttgen und Georg Abelsdorff. (Zeitschr. f. Psychol.
u. Physiol. d. Sinnesorg. XII. 3 u. 4.) Verff. stellten umfassende und sorg-
fältige Versuche über die Absorption und die Zersetzung des Sehpurpurs bei
den verschiedenen Wirbelthierclassen an. Die Sehpurpurlösungen wurden nach
der Methode von Kühne hergestellt. Es ergab sich, dass bei den untersuchten
Wirbelthierelassen zwei Arten von Sehpurpur vorkommen, die eine bei den
Säugethieren, Vögeln und Amphibien mit dem Maximum der Absorption bei der
Wellenlänge 500 uu, die andere bei den Fischen mit dem Absorptionsmaximum
bei 540 uu; die stärkste Absorption findet also bei beiden Arten von Sehpurpur
im Grünen statt, bei den Fischen jedoch in einer sich dem Gelbgrünen nähern-
den Gegend des Spectrums, wodurch das mehr violette Aussehen des Fisch-
sebpurpurs bedingt wird. Bei der Zersetzung erbleicht der Sehpurpur, ohne in
eine anders gefärbte Substanz überzugehen, indem die Absorption durch die
Zersetzung nur eine quantitative Aenderung erfährt. Das Vorkommen von
Sehgelb bei den Thieren ist also entschieden zu verneinen. Schwarz.
11) Le traitement des 6pitheliomas de la face et des paupières
par le bleu de méthylène, par Chevalier et Landrevie. (Languedoc
Mödico-Chirurgical. 1898. Nr. 7.) Verff. empfehlen die combinirte Behandlung
von Hautkrebsen mit Auslöffelung und Einstreuen von Methylenblau. Sie wollen
schnelle Heilungen beobachtet haben und rühmen namentlich die desinficirende
Kraft des Mittels. Moll.
12) Un deuxième cas d’hömorrhagies rötiniennes causées par
l'usage de la bicyclette, par Dr. Chevalier de Toulouse. (Languedoc
Medico-Chirurgical. 1898. 10 Avril. p. 145.) Während einer anstrengenden
Radfahrt war bei einem 21jährigen jungen Manne plötzlich eine Sehstörung
aufgetreten. Es fanden sich um die Papille herum 3 Blutherde. Verf. glaubt
an eine Prädisposition, die er in einer angeborenen Schwäche der Gefässwände
sieht. Die Prognose dieser Blutungen ist gut. In diesem Falle schwanden sie
nach kurzer Zeit, ohne Spuren zu hinterlassen. Fehr.
13) Ueber die Verbreitung der trachomatösen Augenentzündung
in der bayerischen Provinz Oberfranken, von Dr. M. Miller, Augenarzt
in Bayreuth. In einem Theile Oberfrankens ist Traclıom seit dem ersten Auf-
treten in Deutschland endemisch. Dies gilt besonders von den sumpfreichen
oberen Flussthälern der fränkischen Saale und des Main, während die auf den
Höhenzügen gelegenen Orte frei blieben bis auf einzele in sumpfiger Umgebung.
Eine Statistik, die 4 Perioden 1868/69, 1874/80, 1882/89, 1890/96 umfasst,
zählt unter 483068 Einwohnern der Main-Saale-Eger-Regnitz-Gebiete 2148
Trachomkranke. Die letzte Periode darunter umfasst unter 10 000 Augenkranken
des Verf. 320 Trachomfälle. Verf. schliesst sich der Ansicht an, dass das
Trachom in Höhenlage über 500 m nur sporadisch auftritt und einen milderen
Verlauf nimmt. Spiro.
14) Wann sind Verbände, wann kalte oder warme Umschläge
bei der Behandlung von Augenkranken angezeigt?, von Dr. J.
Herrnheiser, Prag. (Die ärztliche Praxis. IX. Jahrgang. 1898. 1—3.)
Verf. hält den Druckverband für indicirt 1) bei allen Hornhautwunden, seien
u 28 ët
es Epitheldefecte oder grössere Substanzverluste; 2) bei allen Hornhautge-
schwüren, namentlich wenn Perforation droht; eventuell durch Rückenlage des
Kranken zu unterstützen. Auch bei Irisvorfällen und bei ektatischen Hornhaut-
narben müsse, bevor man zur Operation gehe, ein Heilverfahren mit dem Druck-
verband versucht werden. Bestehe starke Absonderung, so ist der Verband
2—3mal täglich zu wechseln. Contraindicirt ist er bei Thränensackleiden. Be-
züglich der Operationen sei es gleichgültig, ob man einen Schutzverband anlege
oder offene \Wundbehandlung wähle; verzichte man auf den Verband, so sei das
Fuchs-Czermak’sche Schutzgitter dem Wolffberg’schen Papiere vorzuziehen.
Kalte Umschläge sind indicirt bei allen entzündlichen Affectionen der Bindehaut;
ganz Besonderes leisten sie bei Episcleritis. Eiscompressen sind dem Eisbeutel
vorzuziehen. Warme Umschläge sind so heiss zu nehmen, wie sie das Auge
und die Haut vertragen können; letztere ist durch Vaseline zu schützen. Am
besten geeignet sind Leinsamen- nnd Kamillenumschläge. Indicirt sind sie bei
Thränensackphlegmone, bei allen Erkrankungen der Ader- und Regenbogenhaut,
incl. Glaucom und Pantophtbalmie, sowie bei Trigeminusneuralgien. In neuester
Zeit sollen auch bei Sehnervenatrophie günstige Erfolge erzielt worden sein.
à Hamburger.
15) Ueber die Behandlung grösserer Perforations-Verletzungen
des Bulbus durch die Naht, von Joh. Jakob Müller. (Aus der Uni-
versitäts-Augenklinik zu Giessen. Inaugural-Dissertation.) Verf. stellt aus der
Giessener Universitätsklinik 80 Fälle tabellarisch zusammen, in denen Perfo-
rations- Verletzungen des Auges mittelst Hornhaut- oder Lederhautnaht behandelt
wurden. Die Resultate waren günstig, denn bei 61 Patienten konnte der Bulbus
erhalten werden, bei 17 kam es nachträglich wegen entzündlicher Erscheinungen
zu Enucleation oder Exenteration, 2 Fälle endeten mit Schrumpfung. In 13
Fällen war S zwischen '/, und 1, in 13 weiteren zwischen !/, und !/,, wieder
in 13 Fällen zwischen !/, and In, in den übrigen geringer. Zum Schlusse
werden drei Fälle angeführt, in denen trotz schwerster Verletzungen die An-
legung einer Bindehaut-Naht genügte, um den Bulbus zu retten. In allen drei
Fällen handelte es sich um Durchtrennung der Hornhaut und der Lederhaut.
Hamburger.
16) Zur Kenntniss der sogenannten expulsiven intraocularen
Blutungen, von Golowin. (Ophthalmologische Klinik. 1899, Nr. 1 u. 2.)
Auf Grund von eigeuen mikroskopischen Untersuchungen erklärt Verf. das Zu-
standekommen der expulsiven Blutung folgendermaassen: Ihre eigentliche Ursache
ist in Gefässveränderungen meist senilen und glaucomatösen Charakters gegeben.
Aeussere liüinflüsse (Operation, Würgebewegungen) spielen nur die Rolle von
auslösenden Gelegenheitsursachen. Beschränken sich diese Veränderungen auf
die grösseren Gefässe, d.h. geht die Blutung von den Arteriae ciliares posticae
longae aus, so findet man bei der mikroskopischen Untersuchung keine Ver-
änderung der Aderhaut. Sind auch die kleineren Gefässe ergriffen, so kann
jedes Aderhautgefäss der Sitz der Blutung sein. Die expulsive Blutung lässt
sich nicht voraussehen; das betroffene Auge ist meist für das Sehen verloren.
Man kann versuchen, der Blutung durch Verband, Auflegen von Eis, Compression
der Carotis u. dergl. Einhalt zu thun. Moll.
17) La conjonctivite vögötante en Algörie, par Gros. (1898.)
Die in Rede stehende Conjunctivitis, an Ort und Stelle meist für Trachom ge-
halten, unterscheidet sich von diesem durch ihr an die Jahreszeit gebundenes
Auftreten‘ und gleicht daher mehr dem sog. Frühjahrscatarrh. Die jüngeren
u 96 eg
Individuen werden mit Vorliebe befallen, tragen aber in den seltensten Fällen
dauernde Schädigungen davon, weil die Hornhaut fast niemals ergriffen wird.
Die Prognose ist gut. - Moll.
18) Beitrag zur Lehre von der sympathischen Augenentzündung,
besonders ihrer pathologischen Anatomie, von Uhr. (Dissertation,
Marburg 1898.) Verf. steht auf den Standpunkt, dass die sympathische Oph-
thalmie infectiösen Ursprungs ist und wendet sich gegen die Verfechter der
neurotischen Theorie. Moll
| 19) Bacterium septatum und dessen Beziehungen zur Gruppe
der Diphtheriebakterien (B. diphtheriae [Klebs-Löffler], B. pseudo-
diphtheriticum [Löffler] und B. xerosis), von Gelpke. (Karlsruhe,
1899. Nemnich.) Verf. fasst die Thatsachen, die aus seinen Untersuchungen
resultiren, folgendermaassen zusammen: 1. Das B. septatum weist bestimmte.
culturelle Eigenthümlichkeiten auf, welche eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
B. xerosis verrathen, aber weder bei dem B. pseudodiphth., noch bei dem voll-
viralenten B. diphth. zu finden sind. 2. Das B. septatum besitzt bestimmte
morphologische, regelmässig wiederkehrende Eigenschaften, welche die Stammes-
zugehörigkeit nur erkennen lassen, aber weder dem B. xerosis noch dem R. sept.
oder dem B. diphth. zukommen. 3. Das B. septatum ist für die menschliche
Bindehaut specifisch pathogen und vermag in Reinculturen das typische Bild
des Schwellungscatarrhs: künstlich zu erzeugen. Moll.
20) Die Neurologie des Auges, von Wilbrand u. Saenger. Ein
Handbuch für Nerven- u. Augenärzte. I. Bd. I. Abth. (Wiesbaden. 1898. J. F.
Bergmann.) Die vorliegende erste Abtheilung des gross angelegten Werkes
behandelt in erschöpfender Weise die Lage und Form der Augenlider, die Form
und Weite der Lidspalte unter physiologischen und pathologischen Bedirgungen,
die Lidreflexe und das anatomische Verhalten des Musculus orbicularis palpe-
brarum, die Mitbewegungen zwischen den Lidern und dem Bulbus, der Krampf
des Musculus levator palpebrae, die Lähmung des Musculus levator palpebrae
superioris, die Ptosis. Die Mittheilung zahlreicher eigener Beobachtungen der
Verff. machen die Lectüre des Werkes zu einer sehr anziehenden. Eine grosse
Mühe ist auf die überaus genaue Literatur- Angabe verwendet, so dass das Buch
auch als Nachschlagewerk für die behandelten Fragen als unentbehrlich be-
zeichnet werden muss. Zahlreiche Abbildungen tragen zum Verständniss des
Ganzen bei. u Moll.
21) La Vision. Etude physiologique, par Parinaud. (Paris,
1898. Doin.) Das über 200 Seiten starke Werk zerfällt in eine Einleitung und
zwei Haupttheile.. Einzelheiten lassen sich naturgemäss nicht herausgreifen,
wenn anders man dem Inhalt des Buches gerecht bleiben will. Die Literatur,
namentlich die deutsche, ist eingehend berücksichtigt. Moll.
22) Traité d’Ophtalmoscopie, par Rollet. (Paris. 1898. Masson
& Cie) Das Werk ist für den französischen Studenten berechnet und bringt
den Stoff in herkömmlicher Gliederung. Recht gute Abbildungen erleichtern
das Verständniss. Moll.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. H
Verlag von Ver & Comp. in Leipzig. — Druck von Nerzeer & Wırrıa im Leipzig.
Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRarLey in London, Prof. Dr. H. Cous in Breslau, Doc. Dr.
Cr. pu Bow-Reyuonp in Berlin, Dr. DauRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Euuerr in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINsBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLpzizHer in Budapest,
Dr. Gorpon Norr in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaons in
Smyrna, Prof. H. Knapr in New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. Lannau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Caleutta, Dr. MICHAELSEN in Görlits, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL
in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. Rzıca in Petersburg, Med.-Rath Dr. Bongen in Oldenburg, Prof. Dr. SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. Scauwarz in Leipzig, Dr. SPmo in Berlin, Dr. STEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
April. Dreinndzwanzigster Jahrgang. 189.
Alfred Graefe,
geb. am 23. November 1830 zu Martinskirchen a. d. Elbe,
gest. am 12. April 1899 zu Weimar.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Meine gegenwärtige Trachom-Behandlung. Von
N. Feuer in Budapest. — II. Wann entsteht Chorioidal-Riss bei Schläfen-Schuss? Von
Dr. C. Norman-Hansen, Kopenhagen. — III. Ein Fall von Diplocorie des rechten Auges.
Von Dr. Ernst Wingenroth, in Karlsruhe i./B. — IV. Zur Pathogenese der sympathischen
Ophthalmie. Von Prof. R. Deutschmann in Hamburg.
Neue Bücher.
Referate, Uebersetzungen Auszüge. 1) Graefe-Saemisch, Handbuch der ge-
sammten Augenheilkunde, von Prof. Dr. Th. Saemisch in Bonn. — Geschichte der
Augenheilkunde im Alterthum, von J. Hirschberg, Prof. in Berlin — 2) Ueber die
Verwerthbarkeit der Bindehaut in der praktischen und operativen Augenheilkunde, von
Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Hermann Kahnt in Königsberg i. Pr. -
Journal-Uebersicht. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVI. 3.
Vermischtes. Nr. 1—4. .
Bibliographie.
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I. Meine gegenwärtige Trachom-Behandlung.
Von Prof. Dr. N. Feuer in Budapest.
Seit 1886 besteht in Ungarn ein systematischer Trachom-Dienst,! um
einerseits durch entsprechende Präventiv-Maassregeln die Ausbreitung des
Trachoms zu verhindern; andrerseits in den inficirten Bezirken die
Endemie auf das möglichst kleinste Maass herabzudrücken. Leider hat
gerade der zweite Theil dieser Aufgabe mit vielen Schwierigkeiten zu
kämpfen, deren erste und grösste die Unzulänglichkeit der Trachom-Therapie
ist. So lange wir nicht im Stande sind, wenigstens die meisten chronischen
Trachome in 2—3 Monaten zuverlässig auszuheilen, so lange wird wohl
die Prophylaxe unsere einzige Waffe gegen die Endemie bleiben. Denn,
abgesehen von der leicht begreiflichen Ungeduld der Kranken uud leider
auch des Arztes, bringt ja die Behandlung bei den meisten dieser Kranken,
die sich bei uns mit wenigen Ausnahmen aus dem Bauernvolke und der
Arbeiterclasse recrutiren, eine solch’ erhebliche Störung im Brod-Erwerb mit
sich, dass diese für eine längere Dauer nicht ertragen werden kann. Im
Sommer gar kann vom Landmann kein einziger Tag geopfert werden, und
so tritt auf Monate hinaus eine vollständige Unterbrechung in der Behand-
lung ein, während welcher der bis dahin erzielte Erfolg unter dem Einfluss
der mit der Feldarbeit verbundenen Schädlichkeiten sich wieder voll-
ständig verliert.
Wer die alte typische Behandlung mit Lapislösung, Cuprum sulfuricum
und ähnlichen Topica mit angesehen und mit geübt hat, die bei erheblicher
Schmerzlichkeit in den günstigeren Fällen I—2 Jahre lang dauerte und
so viele Versager hatte, wird wohl in der modernen Behandlungsweise des
Trachoms einen bedeutenden Fortschritt erkennen; doch sind wir noch weit
entfernt von dem, was wir oben in ziemlich bescheidener Weise gewünscht
haben. Wenn ich nichts desto weniger über meine gegenwärtige Behandlung
des Trachoms berichte, so geschieht dies nur aus dem Grunde, weil dieselbe
den meisten unsrer Aerzte, die sich auf dem Lande mit Trachom-Behand-
lung beschäftigen, zur Richtschnur dient, also einen gewissen officiellen
Anstrich hat.
Bei meinem therapeutischen Vorgehen gegen das Trachom befleissige
ich mich daher möglichster Einfachheit. Auf meiner Trachom-Abtheilung
wird das Gros der Kranken so behandelt, wie dies auch der praktische
Arzt auf dem Lande an seinen ambulanten Kranken in der etwaigen Bauern-
stube, wo.die Kranken des Dorfes oder der benachbarten Gehöfe sich ver-
sammeln, ohne ärztliche Assistenz und nur mit dem Epilator versehen,
ausführen kann.
! Vergleiche meine Brochüre: „Die Verbreitung des Trachoms in Ungarn und das
behördliche Vorgehen gegen dasselbe‘, 1897, Stuttgart, Enke.
— 99 —
Die wenigen Kranken, bei denen draussen dieses einfache Verfahren
nicht ausreicht, sind den zu diesem Zwecke eigens errichteten Trachom-
Spitälern oder den sonstigen, mit einer Trachom-Abtheilung versehenen
Spitälern abzugeben. Ich will aber gleich bemerken, dass — wenn wir
von den an Distichiasis leidenden oder aus irgend einem anderen Grunde
operationsbedürftigen absehen — solche Kranke unter den 30000 Tracho-
matösen, die in Ungarn existiren, nicht nur relativ, sondern auch absolut
selten vorkommen; dass also jenes einfache Verfahren das beste leistet, das
bei unserem jetzigen Können überhaupt von der Behandlung des Trachoms
erwartet werden kann.
Ich habe gegen das Trachom nur zwei Hauptmittel: die 2°/, Lapis-
lösung und die 1°/,, Sublimatlösung; keines der neueren und neuesten
Mittel, wenn sich auch — wie später gezeigt werden soll — das eine oder
andere als nützlich erwies, vermag diesen zweien die Wagschale zu
halten. In den Wochen und Monaten, wo mich meine Hörer, die ich denn
doch auch mit den neuesten Mitteln bekannt machen muss, allein lassen,
gelangt ausser Lapislösung und Sublimat kaum ein anderes Heilmittel in
Anwendung, weil ich gewöhnlich mit den genannten ausreiche, obwohl auf
meiner Abtheilung die schwersten und hartnäckigsten Fälle des ganzen
Landes zusammenkommen. Wenn andere Oculisten, sowohl bei uns in
Ungarn, als auch in anderen Ländern, mit der Sublimatbehandlung weniger
günstige Erfahrungen gemacht haben, so kann ich dies nur aus der Ver-
schiedenheit der Anwendung erklären, was um so verständlicher ist, als es
sich hier weniger um die pharmako-dynamische Wirkung des Sublimates,
als um das manuelle Vorgehen handelt.
Ich will daher dieses letztere, wie ich es übe, kurz skizziren.
Ich schicke voraus, dass ich bei acutem und subacutem, resp. exa-
cerbirenden Trachom, sobald das Stadium der Lösung (Secretion) eintritt,
nur Pinselungen mit 2°/, Lapislösung vornehme und diese so lange fort-
setze, als sie sich nützlich erweisen. Auch beim chronischen Trachom wende.
ich, wenn die Conjunctiva stärkere Schwellung, resp. Succulenz und Secre-
tion zeigt, zunächst Lapislösung an, aber gewöhnlich nur jeden 2. Tag; an
dem dazwischen liegenden Pausetag wird das Auge nur mir einer 3—4°,,
Borsäure-Lösung ausgewaschen. Sobald aber die besagten entzündlichen
Erscheinungen an der Bindehaut nachlassen, oder wenn dieselben trotz
wochenlang fortgesetzter Pinselung ausnahmsweise fortbestehen, dann gehe
ich zum Sublimat über, indem ich wieder nur jeden 2. Tag die Bindehaut
mit einem in 1°/,, Sublimatlösung getauchten Watte-Tampon in allen ihren
Winkeln mit einer der Dicke der infiltrirten Conjunctiva und der Verträg-
lichkeit dieser und der Cornea angemessenen Energie abreibe
Diese Manipulation ist am schwierigsten an der oberen Uebergangs-
falte auszuführen, weshalb ich gleich Anfangs an diese gehe, bevor der Kranke
durch starkes Kneifen sich wehrt. Wenn derselbe nach unten sieht, und
Vë
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das umgestülpte obere Lid am Cilien-Rande nach oben und hinten gedrückt
wird, dann kann man mit dem coconförmigen, ziemlich hart gewickelten
Wattetampon vom äusseren oder inneren Winkel aus leicht in die obere
Uebergangsfalte gelangen und diese, sowie die beiden Winkel abreiben,
wobei das untere Lid die Hornhaut schützt, der nicht die Sublimatlösung,
wohl aber das Reiben schaden könnte.
Wenn das Auge sehr tief liegt, dann lässt sich die obere Uebergangs-
falte nur auf die Weise gründlich abreiben, dass man den Tampon mit
einer Pincette fasst, oder die Watte um die Spitze einer Pincette oder eines
Holzstäbchens wickelt. Der Abreibung der oberen Fornix folgt die der
oberen Tarsalbindehaut, und am Schlusse wird die Bindehaut des unteren
Lides behandelt.
Der allgemeine Gebrauch einer Pincette oder eines ähnlichen In-
strumentes, damit der Arzt den Sublimat-Tampon nicht in die Hand nehmen
müsse — was übrigens Jahr aus, Jahr ein ohne Schaden geschehen kann
— ist nicht nur umständlich, sondern bei Massenbehandlung wegen der
Möglichkeit einer etwaigen Blut-Infection auch gefährlich und wird jedenfalls
das Widerstreben der Kranken hervorrufen.
Die Sublimat-Abreibungen vollführe ich ebenfalls nur jeden zweiten Tag,
also 3 Mal in der Woche. Vielleicht habe ich es diesem vorsichtigeren
Vorgehen zu verdanken, dass ich bessere Resultate erziele, wie diejenigen,
die, streng an die Weisung der Gebrüder Krınına sich haltend, täglich
1—2 Mal und stets so stark reiben, dass der Tampon blutig gefärbt wird.
Schon bei meinem vorsichtigeren Vorgehen, wobei ich die Abreibungen an-
gemessen dem Grade der Entzündung, der Infiltration und der individuellen
Widerstandsfähigkeit der Bindehaut bald stärker, bald schwächer bewerk-
stellige, zeigen sich nicht selten am folgenden Tage, besonders an der oberen
Tarsalbindehaut kleinere Pseudomembranen, nach deren Entfernung die
Bindehaut leicht blutet. Wenn wir ein solches Auge abermals abreiben,
dann häufen wir Reiz auf Reiz und lassen der Schleimhaut nicht Zeit zur
Resorption. Bei solchem Vorgehen kann sich nicht nur die Bindehaut nicht
bessern, sondern der fortwährende Reizzustand führt zu herpetischen Efflores-
cenzen auf der Cornea.
Die Abreibung ist für den Kranken entschieden unangenehmer, als die
Pinselung mit Lapislösung; während aber nach letzterer ein starkes Brennen
eintritt, das den Kranken auf 1—2 Stunden arbeitsunfähig macht, kann
derselbe nach der Sublimatabreibung seine Arbeit — wenn es nicht feinste
Augenarbeit ist — sofort wieder aufnehmen. In besonderem Vortheil ist
aber die Abreibung der Application des Blausteinstiftes gegenüber, welch’
letztere nicht nur an und für sich sehr schmerzhaft ist, sondern dem
Kranken auch noch nächher qualvolle Stunden bereitet und auch minder
empfindliche Individuen wenigstens auf einen halben Tag arbeitsunfähig
macht, Wenn ich mich an die Jahre der Cuprum-Behandlung zurück-
— 101 —
erinnere, wo die „gestrichenen“ Patienten die Vorhallen und Treppen der
Ordinations-Locale besetzten, um ihre blauen Thränen auszuweinen, so macht
es auf mich einen geradezu belustigenden Eindruck, wenn jetzt ein mit
Sublimat-Tampon abgeriebenes Kind, weinend wohl ob der erlittenen Beleidi-
gung, aber mit offenen Augen weitergeht.
Die Sache hat aber auch einen ernsten Hintergrund. Seit 1885 werden
bei uns in Ungarn die Trachomatösen ex officio zur Behandlung angehalten;
die meisten dieser Leute halten sich nicht für krank und waren geradezu
empört, dass sie vermeintlich unnützer Weise solche schmerzhafte Behand-
lung und solch’ schwere Berufsstörung erdulden mussten. Seitdem ich aber
1892 auf der Wanderversammlung der ungarischen Naturforscher und Aerzte
in Kronstadt und in den im Auftrage des Ministeriums des Innern für die
Landärzte der verseuchten Gegenden nahezu alljährlich abgehaltenen Lehr-
cursen, sowie auch auf literarischem Wege das Kerımme’sche Verfahren in
der oben bezeichneten moderirten Weise unter meinen Landsleuten pro-
pagirt habe, ist der Besuch der öffentlichen Ordinationen von Seite der
Kranken ein unvergleichlich besserer, was auch dann schon als grosser
Vortheil angesehen werden müsste, wenn der therapeutische Erfolg der
Sublimat-Abreibungen nicht besser wäre — in der That ist er aber weit
besser — als der des sogenannten Cuprumstiftes.
Ich begnüge mich freilich nicht mit den einfachen Sublimatabreibungen,
sondern halte noch für viel wichtiger als diese das Ausdrücken der er-
weichten Knoten resp. des zerfallenen Infiltrates.
Es erscheint so natürlich, dass die Bindehaut, wenn diese zerfallene,
grösstentheils nicht mehr resorbirbare, also fremde Masse aus derselben
früh entfernt wird, viel rascher heilen kann, als wenn diese Masse dort
bleibt, bis sie nach Platzen der sie bedeckenden Hülle eliminirt wird;
es ähnelt dieser Vorgang so sehr dem rechtzeitigen Eröffnen eines Abscesses
— dass es nicht begreiflich ist, warum sich jetzt noch einige Fachleute
gegen diese wichtigste aller therapeutischen Maassregeln wenden.
Ich habe dieselbe in einem ungarischen Fachblatte (Közegészségügyi
Kalanz) schon 1884 beschrieben und übe sie seit damals mit auffälligem
Erfolge.
Ich benutze hierzu bloss meine 2 Daumennägel; in den Winkeln aber,
wohin ich mit meinen Nägeln nicht gelangen kann, ebenso an der
halbmondförmigen Falte, der Carunkel und endlich an der Conjunctiva bulbi
fasse ich die Knoten resp. verdickte Schleimhaut mit dem Epilator oder
einer anatomischen Pincette und zerquetsche sie.
Das Ausdrücken der Knoten ist selbst unter Cocalnisirung schmerzhaft;
ich reflectire daher nicht auf letztere, sondern überrasche mit dem Aus-
drücken gewöhnlich den Kranken, der mit wenigen Ausnahmen die Wieder-
holung der Manipulation später selbst verlangt.
— 10 —
Ich intendire gar nicht, gleich bei der ersten Gelegenheit die Conjunc-
tiva von allen sulzig erweichten Massen vollständig zu befreien; sobald die
auf das Trauma folgende Reaction — während welcher auch die Sublimat-
abreibungen sanfter vollführt werden — vorüber ist (nach 5—10 Tagen),
kann die eine oder andere Partie der Bindehaut wieder gedrückt und ge-
quetscht werden.
Die Kxnapp’sche Rollzange liegt zwar in verschiedenen Grössen auf
meinem Ordinatioustische; doch pflege ich dieselbe wegen der grossen
Schmerzen, die sie verursacht, nur der Demonstration wegen anzuwenden;
sie drückt nicht nur, sondern zerrt auch die Bindehaut, ohne aber diese
von den erweichten Massen vollständig zu entleeren. Die Winkel sind mit
der Rollzange noch weniger zu erreichen als mit den Nägeln; der Kranke aber
schreckt vor einem Instrumente eher zurück, als vor den Fingern des
Arztes. Auch mussich ja meinen Aerzten lehren, an den primitiven Ordinations-
stellen, wo zur gründlichen Reinigung einer Knarp’schen Zange gar nicht
die Gelegenheit geboten ist, mit den einfachsten Mitteln auszukommen.
Im unteren Sulcus subtarsalis tief eingebettete Knoten werden auch
von mir eventuell scarificirt, ausgekratzt oder ausgebürste. Für die an
anderen Orten sitzenden Knoten halte ich diese Manipulation für überflüssig,
weil durch dieselbe die meist auch gegenwärtige diffuse Infiltration nicht
alterirt wird, während das Quetschen — sei es nun mit den Fingernägeln
oder der Rollzange — auch auf diese günstig einwirkt. Zu einer allge-
meinen Bürstung der Conjunctiva konnte ich mich bisher um so weniger
entschliessen, als ich auch ohne solch schwere Schädigung der Conjunctiva
auskomme.
Auch das Ausbrennen der Knoten ist zwecklos, wenn zugleich diffuse
Infiltration des Bodens, auf dem die Knoten stehen, vorhanden ist. Diese
Knoten sind einfach auszudrücken; gegen die diffuse Infiltration aber sind
dann Sublimatabreibungen zu üben, bei denen ebenfalls das mechanische
Moment die Hauptrolle spielt.
Das Ausdrücken der erweichten Massen, sowie auch die Sublimat-Ab-
reibungen sind — letztere allenfalls sanfter — auch bei progressiven
Pannus auszuführen, der bekanntlich Lapislösung, besonders aber den Blau-
stein nicht duldet; nur bei tieferen Infiltrationen, resp. Geschwüren der
: Cornea sind auch die Sublimat-Abreibungen zu meiden. Hier helfen neben
Atropin-Einträufelungen warme Ueberschläge, leichte Jodoformeinstäubungen,
besonders .aber der Galvanocauter und bei stark vascularisirtem Pannus
Peritomie mit folgender Cauterisation sowohl der Peritomie-Wunde, als auch
‘einiger Stellen des pannösen Feldes. Selbstverständlich ist bei progressiven
Hornhautgeschwüren, bei hartnäckigem, oder oft recidivirendem 'l’annus,
oder auch nur oft wiederkehrender Schwellung der Conjunctiva das Augen-
merk auch auf den Thränensack zu richten. -
— 103 —
Die Frage, ob in einzelnen’ Fällen die Conjunctiva, bezw. die Cornea
auch gegen die Sublimat-Abreibung eine gewisse Unverträglichkeit zeigt,
d.h. ob auch nach vorsichtigen Abreibungen mit dem Sublimattampon auf
de: Cornea herpetische Efflorescenzen aufzutreten pflegen, wie dies bei dem
Gebrauche andrer reizenden Mittel, besonders aber des Blausteines, be-
obachtet wird, muss entschieden bejaht werden; aber diese Fälle sind sehr
selten. Man kann dann als Abreibungsflüässigkeit statt des Sublimates eine
1°/,0 Jodtrichlorid- oder 4°/, Borsäure-Lösung nehmen, wenn wir auch
quoad infiltrationem conjunctivae mit diesen Mitteln weniger rasche Fort-
schritte machen werden. Man kann in solchen Fällen ‘eventuell auch zur
Lapislösung zurückkehren, wobei man aber die überflüssige Lösung, damit
sie nicht auf die abnorm empfindliche Hornhaut gelange, mit 1°/, Koch-
salzlösung neutralisiren muss, und wenn auch diese Pinselungen nicht ver-
tragen werden, dann nehme ich den Lapis mitigatus zur Hand, der
mich gerade in diesen höchst reizbaren Fällen selten im Stiche lässt. Man
breitet erst das umgekehrte Oberlid gleichmässig aus und drückt dabei die
Uebergangsfalte möglichst stark hervor; nun zieht man mit dem Stift, dessen
verwitterte Oberfläche früher mittels eines nassen Fleckchens blank geputzt
worden war, flach und oberflächlich über die Conjunctiva hin, weniger
den Ciliarrand als vielmehr die Partie gegen die Uebergangsfalte hin treffend,
wonach rasch mit Kochsalzlösung und gewöhnlickem Wasser abge-
waschen wird.
Es bleibt auf der Conjunctiva ein mässiger Schorf zurück, wie nach
einer stärkeren Pinselung mit 2°/, Lapislösung. Nach Reponirung des
Oberlides wird dieselbe Procedur am Unterlid separat ausgeführt, auch hier
das Hauptmerk auf die Uebergangsfalte richtend.. Der Vortheil dieser
Manipulation liegt auf der Hand: wenn ich die Lapislösung mit Salzwasser
rasch neutralisire, damit dieselbe nicht auf die in gegebenem Falle abnorm
empfindliche Hornhaut gelange, so ist die Wirkung auf die Conjunctiva zu
schwach und die Lapislösung wird dennoch nicht ganz von der Cornea
fern gehalten, während ich mit dem mitigirten Stift auf die Conjunctiva
in dieser Sekunde genügend stark einwirke, die Cornea aber vor dem Con-
tacte mit dem ätzenden Mittel vollständig sichere. Ich habe auf meiner
Abtheilung auch gegenwärtig eine Frau in Behandlung, bei der ich bei
einer früheren Gelegenheit alle alten und modernen Heilmittel (Lapislösung,
Sublimat, Cuprum, Borpulver, Argentamin u. s. w.) vergebens versuchte;
jedes derselben brachte eine Verschlimmerung des sich allmählich über die
ganze Cornea beider Augen ausbreitenden, dichten, herpetischen Pannus, bis
ich schliesslich zum Lapis mitigatus griff, der eine rasche Besserung brachte.
Mit leichten Resten des Trachoms entlassen, kam. sie vor 2 Monaten mit
einer schweren Recidive zurück, und es wiederholte sich das alte Spiel, als
ich Sublimat und Argentamin versuchte; ich musste zum Lapis mitigatus
zurückkehren, der in nicht ganz 6 Wochen nicht nur den Pannus wieder
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zurückdrängte, sondern auch die Infiltration der Conjunctiva grösstentheils
zur Resorption brachte. |
Die alten Militärärzte, die besonders in unsren ehemaligen italienischen
Provinzen, sowie in Galizien und der Bukowina viel mit Trachom zu thun
hatten — aus diesen Epidemien stammt auch unser Trachom in Ungarn —
wendeten den Lapis mitigatus allgemein an; in akademischen Kreisen
(Arır und Zeitgenossen) hat man jedoch diese starken Cauterisationen ver-
pönt, weil man annahm, dass sie an der Bindehaut Narbenbildung und
Schrumpfung verursachen; aber durch jene bekannten Fälle gezwungen,
bei welchen wir unthätig zusehen müssen, wie der Pannus fortschreitet,
weil die Cornea gegen jedes Reizmittel empfindlich, die Behandlung des
Trachoms unmöglich macht, habe ich mich Anfangs der 80er Jahre an
dieses Mittel herangewagt und es in den besagten Fällen jeden 2. oder
3. Tag wenigstens so lange angewendet, bis erhebliche Besserung eingetreten
und das Auge zur Fortsetzung der gewöhnlichen und — wie ich meinen
Lehrern nachbetete — für die Bindehaut weniger gefährlichen Behandlung
gekräftigt war.
Dieser mitigirte Lapisstift hat mir nun seit damals oft vorzügliche
Dienste geleistet, und ich habe nebenbei die Ueberzeugung erlangt, dass
die sanfte Weise, wie ich denselben anwende (und schon 1884 in der
oben eitirten Publication im „Közegészségügyi Kalanz“ beschrieben habe),
der Narbenbildung in der Conjunctiva gar keinen Vorschub leistet.
(Fortsetzung folgt.)
H. Wann entsteht Chorioidal-Riss bei Schläfen-Schuss?
Von Dr. C. Norman-Hansen, Kopenhagen.
Fälle: 1. Revolverschuss durch die rechte Schläfe, 7” mm Kugel in
der linken Orbita eingebettet. Grosse Chorioidalrisse nach oben von der
Papille beiderseits.
2. Revolverschuss durch die rechte Schläfe, 7 mm-Kugel, im Boden
der linken Orbita eingebettet. Grosser Chorioidalriss rechts, Auge atrophisch.
Lang dauerndes Retina-Oedem am linken Auge. (Referirt Centralbl. f. Augenh.
1896. März.) Später wurde hier ein sehr kleiner Chorioidalriss im untern
Meridian entdeckt, wo die Kugel das Auge berührt hatte. Volle Seh-
schärfe links.
3. Revolverschuss. 9 mm-Kugel durch beide Augenhöhlen, subcutan
in der linken Schläfe liegend. Vollständige Zerreissung beider Nervi optici.
Beide Augen blutgefüllt, Ptosis, später parenchymatöse Infiltration beider
Corneae.
4. Einseitiger Chorioidalriss nach oben von der Papille, 5 mm-Kugel,
m Sinus frontalis eingebettet.
— 105 —
5. Schuss ganz vorn in der rechten Schläfe. Ruptura sclerae beiderseits.
6. und 7, Streifschüsse.. Oedem der Lider. Keine Läsion des Auges.
Sestionen: 1.—4. Revolver-Schüsse durch Os temporis rechts mit
Fissuren durch dem Dach der Orbita. Keine Läsion im Auge.
5.—6. Revolverschüsse, wo die Kugel schwere comminutive Fractur des
Orbitaldaches beiderseits verursachte. Starke Protrusion beider Augen
durch retrobulbäre Blutung. Autopsie beider Augen: kein Chorioidalriss.
7. Revolverkugel schwerster Kaliber, hoch oben an der rechten Schläfe
gefeuert, die Richtung der Kugel abwärts vorn, so dass sie das linke
Orbitaldach traf, dasselbe zerschmetterte und zwischen den Fragmenten ge-
funden wurde. Autopsie des linken Auges: kein Chorioidalriss.
8. Revolverschuss durch die rechte Schläfe mit comminutiver Fractur
des Os temporis, Kugel nach hinten durch die Orbita ohne den Augapfel
zu berühren. Der Mann erschoss sich an einem offenen Fenster im vierten
Stock sitzend, liess sich nachher herausfallen, wodurch er eine Fractura basis
cranii bekam.
Autopsie des rechten Auges: Kein Chorioidalriss. Unbedeutende streif-
förmige Blutung im Corpus vitreum aus einem kleinen Gefäss der Papille.
Schlussfolgerungen: Bei Schläfenschüssen entstehen
Chorioidalrisse nur, wenn der Projectil den Augapfel direct
berührt, sowie bei solcher Distension des Auges, wie es die ge-
waltsame Abreissung des Nervus opticus verursacht.
In keinem Falle entstand Chorioidalruptur bei Zerschmette-
rung der äusseren und oberen Orbitalwand, wenn der Augapfel
selbst nicht getroffen war.
Es stimmt hiermit sehr wohl die Thatsache, dass Chorioidalrisse bei
Schüssen durch Sinus maxillaris entstehen, selbst wenn die Kugel nicht in
die Orbita hineinlangt, indem die Kugel in der geschlossenen Sinus explosiv
wirkt, und Knochensplitter durch Sprengung des Orbitalbodens eine directe
Contactläsion am Augapfel verursachen können.
II. Ein Fall von Diplocorie des rechten Auges.
Von Dr. Ernst Wingenroth, Assistent an Dr. Gelpke’s Augenabtheilungen in
Karlsruhe i./B.
Unter dem Namen Polycorie (Diplocorie, Triplocorie u. s. w.) findet
man die verschiedenartigsten Fälle zusammengetragen. Man zählt darunter
Fälle traumatischer Natur, die Iridodialysen, Fissuren der Iris und die
sogen. Brückencolobome.
In seiner Arbeit „Ueber die Pseudocolobome der Iris“ hat RumscHe-
wırsch! 28 Fälle von Polycorien und Pseudocolobomen gesammelt und
! Gpazre’s Archiv. 1891. 8.39.
— 106 —
beschrieben. Ich habe keinen darunter gefunden, der dem folgenden Fall
analog wäre, und halte es deshalb der Mühe für werth, denselben jenen
anzureihen.
Christine Kallenberger, 20jähriges Dienstmädchen, wurde am
15. November 1898 in die Klinik meines Chefs, Herrn Dr. GELPEE, auf-
genommen wegen einer chronischen Chorioiditis beider Augen.
Patientin ist gut entwickelt, doch sehr bleichsüchtig.
Augenhöhlen, Lider und Bulbi vollständig normal gebildet. Bindehaut
sehr anämisch. Hornhäute durchaus klar. Iris beider Augen hellbraun
und gut gezeichnet. Pupille des linken Auges vollständig rund und von
ganz normaler Function. |
Fundus beider Augen ziemlich trüb. Papille beiderseits verwaschen.
In der Peripherie ältere und neuere chorioideale Herde. Kein Chorioideal-
colobom.
Auf der vorderen Linsenkapsel des rechten Auges einige feine graue
Ablagerungen.
In demselben Auge zwei Pupillen, eine grössere untere und eine kleinere
obere. Beide Pupillen durchaus rund und von normaler Reaction, soweit
normales Irisgewebe sie umschliest. Mit dem Spiegel erhält man aus
beiden deutlichen rothen Reflex.
Kein Doppelsehen. S links = 0,4; S rechts = 0,3.
Die Pupillen sind getrennt durch eine Brücke, welche in ihrer Mitte
etwa !/, mm, und an ihren beiden Enden etwa 1—1!/, mm breit ist. An
beiden Enden ist sie gegen das normale Irisgewebe, das nach denselben in
feinen Leisten fächerförmig ausstrahlt, deutlich abgesetzt. In ihrer Mitte
kann man mit einiger Mühe eine rapheähnliche Linie bemerken. Die oben
erwähnten feinen Leisten — gezerrtes Irisgewebe — wachsen aus dem
Pupillarrande gleichsam heraus.
Auf dem temporalen Ende der Brücke ganz nahe da, wo sie sich vom
normalen Irisgewebe absetzt, ist eine kleine Excrescenz von Stecknadel-
kopfgrösse wahrzunehmen.
Die Farbe der Iris ist, wie schon erwähnt, hellbraun; die feinen Leisten,
die nach der Brücke hinziehen, zeigen ein zartes, gelbbraunes Colorit,
während die eigentliche Brücke an ihren beiden Enden eine dunkelgraue,
in ihrer Mitte dagegen eine mehr hellgraue Färbung aufweist.
Der kleine Iriskreis mit dem Sphincter umgiebt beide Pupillen
ununtenbrochen.
In Folge dessen reagiren beide Pupillen auf Lichteinfall ganz gleich-
mässig, während die Brücke sich an der Bewegung direct nicht betheiligt.
Ganz besonders interessant ist das Verhalten der beiden Pupillen auf
Einträufelungen von Mydriaticis und Mioticis bin.
Auf Atropin erweitern sich beide Pupillen, doch so, dass die untere
grössere sich ganz maximal dilatirt und durchaus rund bleibt, die obere
Sit, ZER.
kleinere dagegen sich mehr im horizontalen Sinn erweitert und die Gestalt
eines horizontal liegenden, lang gestreckten Ovals annimmt. Die feinen
Leisten, die zur Brücke hingehen, sieht man noch weit deutlicher, als bei
normal weiter Pupille gleichsam aus der Iris hervorwachsen. Die Brücke selbst
ist besonders in der Mitte viel dünner und bis zum Zerreissen gespannt.
Eine Einträufelung von Eserin bringt folgendes Bild hervor. Die
untere grössere Pupille verengt sich stark und bleibt durchaus rund, die
obere kleinere verengt sich ebenfalls, doch wieder mehr immer im horizon-
talen Sinne, so dass sie das Bild eines auf der unteren Pupille vertical
stehenden Ovals darbietet. |
Leider lassen sich die soeben beschriebenen ausserordentlich hübschen
und feinen Bilder nicht genau wiedergeben, und ist die beigegebene sche-
matische Skizze nur ein schwacher Nothbehelf.
Was nun die Phylogenese dieser
Anomalie anbelangt, so stehen uns zur
Erklärung folgende Wege offen:
Von zwei in derselben Iris vorkom-
menden Pupillen kann keine Rede sein.
Es ist nach Manz! in der Literatur kein
Fall bekannt, wo mehrere normal ge-
'staltete Pupillen auf einem Auge vor-
handen gewesen wären. Die Beweglichkeit
der accessorischen Pupillen beweisen nach
demselben Verfasser nichts für eine selb-
ständige Entwickelung derselben, da die
Bewegungen der centralen Pupille die
ganze Iris in Mitleidenschaft ziehen und alle in ihr vorhandenen Lücken
daran theilnehmen müssen.
Jedenfalls betheiligt sich in unserem Falle die obere, kleine Pupille
nicht bloss passiv an der Bewegung, da sie in einem grossen Theil ihrer
Circumferenz von Sphinctertheilen umgeben ist.
Nach Einträufelungen von Mydriaticis bezw. Miotieis überwog aller-
dings die Passivität ihrer theilweisen Beweglichkeit und veränderte, wie
ersichtlich, ihre sonst runde Form beträchtlich.
Die unter dem Namen Polycorie (Diplocorie, Triplocorie u. s. w.) be-
schriebenen Fälle umfassen, wie schon gesagt, die verschiedenartigsten
Zustände. Wir finden unter diesen ‚Bezeichnungen Fälle beschrieben, wo
einfache Defecte im Irisgewebe vorhanden waren, ferner intrauterin und
extrauterin entstandene Fissuren und Iridodialysen, sodann noch die sog.
Brückencolobome und die durch Persistenz der Pupillarmembran entstan-
denen Polycorien.
I GRAEFE-SAENIscH’s Handbuch, Die Missbildungen des menschlichen Auges, S. 96.
— 108 —
Dass es sich in unserem Falle um einen einfachen Defect im Irisgewebe
handelt, der eventuell durch eine mangelhafte Entwickelung der Chorioidea
zu erklären wäre, ist a priori auszuschliessen. Um eine Fissur oder eine
Iridodialysis handelt es sich, wie aus der Beschreibung dieses Falls mit
Evidenz hervorgeht, ebensowenig.
Einem Brückencolobom entspricht der Fall auch nicht. Nach Manz!
verstehen wir unter einem Brückencolobom eine Anomalie, bei welcher die
am Pupillarrand liegenden Ecken der Spaltränder, die sonst bald als stumpfe
Spitzen in die Pupille hineinragen, bald sich ohne weitere Markirung in
den Pupillarrand verlieren, durch eine Membran oder einen Faden mit
einander in Verbindung stehen.
Auch aus den Resten der Pupillarmembran kann in unserem Fall
die Brücke nicht erklärt werden. In sämmtlichen Fällen, die wirklich als
solche angesprochen werden können, entspringt jene von den auf der
vorderen Irisfläche liegenden Fasern und zwar vom Circulus iridis minor.
Auf dieselbe Thatsache macht auch Bock? aufmerksam.
Manz? sowohl, wie auch Bock* äussern sich weiter, dass der grössere
Theil der in der älteren Literatur unter diesem Namen publicirten Fälle
nicht diesen Bildungsfehler bezeichnet, indem u. A. öfters aus fötalen oder
späteren Irisentzändungen hervorgegangene hintere Synechieen mit einge-
rechnet wurden.
Das differenzirende Moment ist nach Manz von WEBER scharf prä-
cisirt worden und besteht eben hauptsächlich in dem Ursprung der Pupillar-
Membranreste. Gehen dieselben, mögen sie eine Gestalt haben, welche sie
wollen, von der vorderen Fläche der Iris aus, so sind sie als Reste der
Membrana pupillaris aufzufassen. Haften die einzelnen Stränge jedoch mehr
oder weniger fest an der Linse und zeigen sich gleichzeitig grössere oder
kleinere Pigmentreste auf der vorderen Linsenkapsel, so handelt es sich
um nicht völlig involvirte Reste der sog. Membrana capsulo-pupillaris.
Wie wir aug der Beschreibung unseres Falles ersehen haben, sind nun
thatsächlich solche Pigmentirungen der vorderen Linsenkapsel vorhanden,
eine Adhärenz derselben an der Brücke ist jedoch nicht vorhanden. Das
schliesst jedoch nicht aus, dass eine solche dagewesen und erst später in
Folge der Bewegungen der Pupille zerrissen ist.
Es handelte sich demnach also hier nicht um eine perservirende Pupillar-
. membran im gewöhnlichen Sinne, sondern um Reste der Membrana
capsulopupillaris.
1 Vgl. 1. c. S. 64.
? Vgl. WıcHerkıewıoz. Beiträge zur Kenntniss der perseverirenden Pupillar-
membran. GRAEFR’s Archiv, 1888, S. 39.
3 Vgl. 1. c. S. 93.
t Vgl. l. c.
8 Vgl. l. c.
—. 109 —
Nach den neuesten Forschungen kann man sich, wie WICHERKIEWIOz!
hervorhebt, den Vorgang des Wachstums dieser beiden Häute folgender-
maassen vorstellen: Die Membrana pupillaris liegt vor der Entwickelung
der Iris als vordere Wand der Membrana capsulo-pupillaris, mit welcher
sie einen gefässhaltigen, das Linsensystem eng einschliessenden Sack bildet,
der Vorderfläche der Linse an. Beim Hineinwachsen der Iris gegen die
Linse hebt sie jene Wand ab, doch bleibt der Pupillartheil derselben nach
wie vor auf der Linse liegen und kann post partum an einigen Resten
perseveriren.
Derselbe Verfasser? hat übrigens den anatomischen Nachweis geliefert,
‘das die perseverirenden Stränge der Membrana pupillaris collabirte Gefässe
mit Andeutung eines Lumens sind. Oefters sah man auch pigmentirte,
manchmal nicht pigmentirte graue Stränge.
Es leuchtet nun sehr ein, dass dieselben Verhältnisse, die bisher nur
für Reste der Membrana pupillaris genauer untersucht sind und mitgetheilt
wurden, auch bei Resten der Membrana capsulo-pupillaris statthaben
können.
Wenn: wir uns weiter vergegenwärtigen, dass nach KÖLLIKER? u. A.
die Membrana capsulo-pupillaris eine zarte, durchsichtige Membran mit
zahlreichen radiär verlaufenden Blutgefässen ist, worunter die feineren aus
. der Art. capsularis der Art. centr. retin., die gröberen dagegen aus
Irisgefässen stammen, so wäre auch leicht einzusehen, dass dort, wo die
Brücke vom normalen Irisgewebe absetzt, sich die Obliterationsgrenzen,
jeweils angedeutet durch eine deutliche Raphe, befinden. Auch die in der
Mitte der Brücke erkennbare Raphe wird in ihrer Deutung sehr plausibel,
wenn man bedenkt, dass die radiär verlaufenden Gefässchen in der Mitte
der Membrana capsulo pupillaris zusammentreffen.
Damit wäre also die Erklärung meines Falles aus den Resten der
Membrana capsulo-pupillaris sehr verständlich und umsomehr von Interesse,
als ein auf ganz analogen Verhältnissen beruhender Fall bisher in der
Literatur nicht bekannt ist.
Trotzdem müssen wir noch anderen Erklärungsarten Raum geben.
Es wäre da zunächst an einen intrauterinen Entzündungsprocess im Uveal-
tractus zu denken.
Bekanntlich gehören solche Fälle nicht zu den grossen Seltenheiten,
und jeder Kliniker hat, wie wir auch, öfter Gelegenheit, solche intrauterin
entstandenen, nicht auf luetische Basis begründete Entzündungsformen der
Iris und Chorioidea zu beobachten und soweit dies angeht zu operiren.
Nicht überall natürlich sind die Spuren dieser Processe so auf der Hand
liegend, wie in diesem Fall, wenn anders wir ihn so deuten wollen. Für
1 Vgl. l. c.
? Vgl. l. c.
3 KÖLLIKER, Grundriss der Entwickelungsgeschichte des Menschen, 8. 250.
— 110 —
diese Erklärungsweise sprechen die jetzt noch bestehenden chorioidalen
Erscheinungen, sodann die Auflagerungen auf der vorderen Linsenkapsel
und vor allen Dingen die Brücke, die als ein hintere Synechien erzeugender
Exsudatstrang zu deuten wäre; die Synechien haben ihre Verbindung mit
der Linsenkapsel zwar aufgegeben, eventuell sind sie durch die Bewegung
der Pupille von dieser losgerissen worden, unter einander aber sind sie nach
wie vor im Zusammenhang geblieben.
Auch Manz! hat, wie schon oben erwähnt, darauf hingewiesen, dass
viele Fälle, welche als perseverirende Pupillarmembran verkannt wurden,
in die Reihe der fötalen Entzündungen der Iris zu weisen sind.
Noch eine dritte Möglichkeit der Entstehung will ich erwähnen, welche
zwar weniger plausibel als die vorhergehenden Erklärungen, jedoch nicht
ganz von der Hand zu weisen ist.
Nach Manz? hat v. Ammon eine Art der Pupillenmissstaltung Kore-
stenoma congenitum benannt. Bei dieser handelt es sich um Wucherungen
des Pupillarrandes, die manchmal so stark sind, dass sie sich berühren und
dadurch mehrere Pupillen erzeugen. Es ist noch nicht entschieden, ob man
es hier vielleicht mit einer localen Hyperplasie des hinteren Blattes der
Iris zu thun hat, oder ob auch hier die schon mehrfach erwähnten fötalen
Entzündungen ihre Hand im Spiel haben. Ich erinnere an die kleine Ex-
crescenz, welche sich laut Beschreibung des Falles am Rande der Brücke
befindet. Diese sowohl, wie vor allen Dingen wiederum die Brücke selbst
müssten zu dieser Deutung des Falles herangezogen werden.
Es scheint mir aber, um nochmals kurz zu recapituliren, vielmehr
gerechtfertigt, die hier publieirte Anomalie unter diejenigen Fälle zu reihen,
welche ihre Entstehung einer Persistenz von obliterirten Pupillargefässen
verdanken. Dass es in unserem Fall die Diplocorie nicht durch Reste der
eigentlichen Pupillarmembran, sondern durch solche der Membrana capsulo-
pupillaris erzeugt worden sein mag, wurde oben des näheren ausgeführt.
Vielleicht giebt die Veröffentlichung dieses Falles Veranlassung, dass
auch von anderen Seiten ähnliche Fälle daraufhin analysirt und mitgetheilt
werden, und so in die jetzt noch bestehende Verwirrung der ARE:
weisen dieser Anomalien etwas Ordnung gebracht wird.
IV. Zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie.
Von Professor R. Deutschmann in Hamburg.
Das Februarheft dieses Centralblattes ($. 40) bringt einige Klarstellungen
SCHIRMER’sS zu der Arbeit von Mor, denen ich einige kurze Bemerkungen
hinzuzufügen für nöthig vrachte.
Lef Le
2? ef, 1. e. S. 96.
— 11 —
SCHIBMER erhebt zunächst dagegen Einspruch, dass in der Arbeit
Motte, „wie stets von den Gegnern der Migrationstheorie von der ‚„DEUTSCH-
MAnN’schen Theorie‘ gesprochen wird“. Diese Thatsache ist zweifellos
richtig, erklärt sich aber einmal sehr einfach menschlich daraus, dass es
eben „Gegner“ der Theorie sind, die sie so bezeichnen; hätte dieselbe nur
Anhänger gefunden, so würde SCHIRMER gewiss nicht in die Lage ge-
kommen sein, diese Richtigstellung vorzunehmen. SCHIRMER ist es vielleicht
nicht mehr erinnerlich, dass ihm in seinen „experimentellen Studien !
u. 8. w.“ derselbe kleine Irrthum untergelaufen ist; er sagt hier: „zweifellos
aber würde eine regelmässige Betheiligung des Opticus an den entzündlichen
Vorgängen der DEurscamAnn’schen Theorie eine Stütze sein können u. s. w.“
Ferner aber findet dieser Irrthum in der Bezeichnung der „Migrations-
theorie“ darin eine weitere Erklärung, dass LEBER selbst seit jener ersten
Publication über diese Frage sich zu derselben so gut wie gar nicht mehr
geäussert hat. Die einzigen positiven Bemerkungen, die ich von LEBER
hierüber finde, stehen 1. in seinem Werke über die „Entstehung der Ent-
zündung“ Leipzig, 1891, 8.62: „Es sei hier noch die Bemerkung
gestattet, dass mit dem in neuerer Zeit durch DEUTSCHMANN und mich
erbrachten Nachweis, dass auch die sogenannte sympathische Entzündung
des Auges mit functioneller Nervenleitung nichts zu thun hat, eine ‚weitere
Stütze der neuropathologischen Entzündungstheorien gefallen ist u. s. w.“
2. in dem Bericht über die Verhandlungen der opthalmologischen Gesell-
schaft zu Heidelberg gelegentlich der Discussion über den Vortrag von
GREEF, S. 26, 1892: „Ich würde immer bereit sein, eine Theorie aufzugeben,
wenn ich sie mit einer sicher constatirten Thatsache nicht im Einklang
fände. Dies ist aber hier nicht der Fall, und die Gründe, welche ich und
meine Schüler für die mikrobische Theorie angeführt haben, scheinen mir `
auch heute noch so schwerwiegend, dass ich mit derselben Ueberzeugung
wie bisher daran festhalte.“ Seit diesen Aeusserungen hat LEBER selbst,
soviel ich weiss, zu der in Rede stehenden Frage nicht mehr das Wort
ergriffen. Der Zorn der Gegner hat sich darum wohl ausschliesslich auf
mich entladen und man hat in der Erregung das Verdienst LEBER’s, dem
allein das Anrecht auf die Verknüpfung seines Namens mit der mikrobischen
Theorie zusteht, dadurch geschmälert, dass man ihr meinen Namen anzu-
hängen versuchte.
In seinem Eifer, LEBER Gerechtigkeit zu verschaffen, lässt sich aber
SCHIRMER, mir leider unbegreiflicher Weise, auch zu zwei Ungerechtigkeiten
gegen mich hinreissen, die ich nicht unberichtigt lassen kann.
Er sagt erstens: „die DEUTSCHMANnN’schen Experimente und bakterio-
logischen Untersuchungen haben dieser Hypothese, nachdem der erste Rausch
der Begeisterung vorüber war, nur geschadet, da weder die fast durchweg
t Archiv für Ophthalmologie, Bd. XLIL, 1, S. 279.
— 12 —
positiven Bakterienbefunde, noch die experimentelle Erzeugung sympathischer
Entzündung einer schärferen Kritik Stand halten konnten.“ Hiergegen habe
ich zunächst rein sachlich zu erwidern, dass es, wie ich in meiner Arbeit
in den Beiträgen zur Augenheilkunde Bd. X ausgeführt habe, auch einigen
Nachuntersuchern gelungen ist, positive experimentelle und bakteriologische
Befunde zu erzielen, gleich mir selbst; ferner, dass ich auf dem Berliner
Congress 1890 Kaninchenpräparate in grösserer Zahl ausgestellt hatte, an
denen diejenigen Collegen, die sie durochstudirten, nichts zu mäkeln fanden,
weiterhin, dass LEBER so freundlich war, auf dem Heidelberger Congress
1893 Präparate von dem von mir mitgetheilten Fall von Ophthalmia
migratoria vom Menschen zu demonstriren, endlich, dass LEBER alle meine
Präparate, die für meine erste Arbeit über dieses Thema die Grundlagen
abgaben, zu der Zeit, als ich noch sein Assistent war, controlirt hat. Ich
möchte auch nicht unterlassen hinzuzufügen, dass die von SCHIRMER ange-
zweifelten Bakterienbefunde von mir Vorläufer in Untersuchungen von
SNELLEN, LEBER, ABRAHAM und Srory hatten.
Die zweite Ungerechtigkeit, die sich SCHIRMER mir gegenüber zu
Schulden kommen lässt, liegt darin, dass er, wie vor ihm schon einmal
Maeynus behauptet: „Besonders hat sich der von DEUTSCHMANN stets in
den Vordergrund gestellte Staphylococcus pyogenes als ein Pilz erwiesen,
der sicher nichts mit dieser Entzündung zu thun hat.“ Ich bitte SOHIRMER
mir nachzuweisen, wo ich jemals eine derartige Aeusserung gethan habe.
Ich habe mich hierüber so reservirt ausgesprochen, wie nur möglich, näm-
lich folgendermaassen: „dass in allen bislang von mir beobachteten Krank-
heitsfällen diese Formen (nämlich von gezüchteten Mikroorganismen) gerade
dem gewöhnlichen Eiterpilz, dem Staphylococcus aureus und albus ange-
hörten, schliesst natürlich noch lange nicht die Berechtigung zu der An-
nahme in sich, dass etwa sie ausschliesslich oder nur vorzugsweise für die
Erzeugung der sympathischen Augenentzündung verantwortlich zu machen
sind. Und weiter: ich bin nun weit davon entfernt, etwa für den
Staphylococcus pyogenes in der Aetiologie der sympathischen Augenent-
zündung eine hervorragende Stelle beanspruchen zu wollen... aber ich
möchte noch nicht dafür den Staphylococcus ausgeschlossen wissen. Ich
würde mit Freude und Genugthuung die Auffindung irgend einer andern Spalt-
pilzform aus dem menschlichen Auge begrüssen, die in ihren Wirkungen
auch experimentell zu einem Krankheitsbilde führt, das dem der typischen
sympathischen Entzündung mit Schwartenbildung ganz gleich ist.“ Ich
hoffe, dass damit diese Beschuldigung endlich definitiv aus der Literatur
verschwinden wird.
Ausser dieser rein sachlichen Rechtfertigung gegenüber der ungerechte
Aeusserung SOHIRMER’s möchte ich noch erwähnen, dass ich mir trotz der
Annahme SoHirMmer’s, ich hätte mit meinen Experimenten u. s. w. der
Leser’schen Hypothese nur geschadet, entschieden das Verdienst vindicire,.
— 13 —
durch meine Arbeiten, selbst wenn die Gegner keine einzige: meiner. An-
gaben unzerzaust lassen, die Anregung gegeben zu haben, dass diese wich-
tige Frage in vollem Umfange wieder aufgenommen wurde und noch immer
lebhaft bearbeitet und discutirt wird, — bekanntlich das einzige Mittel zu
besserer Klarheit und hoffentlich allgemein befriedigender Einigung zu ge-
langen. SOHIRMER selbst entnahm diesem von mir gestifteten Schaden die
Anregung zu. seiner eingehenden Arbeit über die sympathische Ophthalmie.
Zur Frage der Pathogenese der sympathischen Ophthalmie hätte ich
nun noch zu bemerken, dass ich, wie ScHIRMER, mit Genugthuung von
dem. pater peccavi Bacn’s gegenüber der Infectionstheorie Notiz genommen
habe; er kann, trotz der anfänglichen Begeisterung für die reine Ciliarnerven-
theorie, jetzt die Mikrobien nicht mehr entbehren, und nimmt er sie zunächst
auch noch aus allgemeinentzündungserregenden Schädlichkeiten aus dem Ge-
sammtorganismus, bald wird seine Bekehrung so weit gediehen sein, dass
er die Mikroorganismen aus dem erst erkrankten Bulbus holen wird. Ich
kann die jetzt von SCHIRMER gegen die Schmipt-RımPpLer’sche Compromiss-
theorie angeführten Argumente ‚nur voll unterschreiben und möchte kurz
nur noch einige wenige von BacH gegen mich speciell gerichtete Angriffe
zurückweisen. BacH hat meine und VeLHAgen’s Versuche über die Durch-
gängigkeit der Narbe nach Öpticusresection an Kaninchen wiederholt
und behauptet, wie VELHAGEN: „es ist ungefähr eine Zeit von 4 Wochen
nothwendig, um die durch Resection gesetzte Opticuswunde für Lösungen
und Aufschwemmungen undurchgängig zu machen. Nach dieser Zeit dringen
Flüssigkeiten, welche in grösseren Quantitäten und unter viel stärkerem Druck
als der Liquor cerebro-spinalis fliesst, in den Subduralraum des Gehirns
injicirt wurden, nur bis zur neugebildeten Narbe am Opticusstumpf vor.“
Diese Behauptung ist unrichtig; ich habe die von mir früher hierüber an-
gestellten Versuche wiederholt und constatirt, dass 2 Monate nach der
Resection die Optieusnarbe für chinesische Tusche, in den Subduralraum des
lebenden Thieres injieirt, direct durchgängig war, d. h. die Tusche mit dem
Lymphstrom, an der Narbe entlang, durchpassirte, ebenso dass späterhin
dieselbe, von Lymphzellen aufgenommen, in grösseren Quantitäten durch die
Narbe hindurch nach dem Bulbus hin geschleppt wurde. LEBER hatte die
Güte, die Präparate kürzlich anzusehen und das Factum zu constatiren.
Bach hat ferner die Beweiskraft meines Falles von Ophthalmia
migratoria vom Menschen folgendermaassen angezweifelt: „Auch dieser Fall
ist anfechtbar: einmal ist nicht absolut ausgeschlossen, dass wir es mit
einer postmortalen Invasion von Mikroorganismen dabei zu thun haben, vor
Allem jedoch fehlt ihm deshalb volle Beweiskraft, weil DEUTSCHMANN es
unterlassen hat, Züchtungen vorzunehmen.“ Hiergegen ist nur zu erwidern,
dass die stark entzündlichen Veränderungen in der ganzen Sehnervenbahn
lebhaft dafür sprechen, dass die gefundenen Mikrobien nicht erst postmortal
eingedrungen sind. Dem kritischen Geiste Bacn’s hätten u auch Züch-
— 114 —
tungen der gefundenen Mikrobien nicht genügen dürfen; er hätte dann
sicher gesagt: „DEUTSCHMAnN hat nur postmortal eingedrungene Mikro-
organismen gezüchtet.“ |
Vollständig von der gesammten Ophthalmologenwelt isolirt, dürfte
aber Baca mit dem gelegentlich der Therapie der sympathischen Ophthalmie
niedergelegten dogmatischen Ausspruche dastehen: „Absolut sicher wirkt
die Enucleation.“ Sollte Baca denn wirklich nichts von den sympathischen
Entzündungen wissen, die noch nach Wochen nach der Enucleation des
ersterkrankten Auges auftreten ?
Endlich möchte ich nicht verfehlen, darauf aufmerksam zu machen,
dass nach der Scamipr-Rımpuer’schen von Bach jetzt vertretenen Compro-
misstheorie, die in Folge des Ciliarnervenreizes im 2. Auge sich einfindenden
entzündungserregenden Schädlichkeiten, in erster Linie Bakterien, doch
zweifellos dieselbe Ursache hätten, gleichzeitig oder vorher in das sehr ge-
reizte ersterkrankte Auge einzudringen; Bacau giebt aber, mich bekämpfend
selbst an, dass er in allen (16) wegen ausgebrochener oder drohender sym-
pathischer Entzündung enucleirten Augen bei der bakteriologischen Unter-
suchung ein negatives Resultat gehabt hat, „obwohl die verschiedensten
Nährböden gewählt wurden, darunter auch Glaskörpergewebe, obwohl aerob
und anaerob gezüchtet wurde.“ Am Ende wird sich Baca auch noch zu
einer andern von ihm bekämpften Annahme bekehren müssen, und wie
‚„DEUTSOHMANN und SCHIRMER zu der Ansicht hinneigen, dass das Bak-
terium der sympathischen Ophthalmie auf unsern jetzigen Nährböden nicht
wachse.“ Ich habe bislang nicht den mindesten Grund, von meiner so oft
vertheidigten Meinung abzugehen, und behalte mir für eine grössere klinische
und experimentelle Arbeit vor, Nachuntersuchern geeigneteres und wirk-
sameres Material zur Bestätigung der LEBEBR’schen Anschauungen und
meiner früheren Ausführungen an die Hand zu geben, als dies bislang von
mir geschehen konnte.
Unser Büchertisch.
Neue Bücher.
TL. Leçons də clinique ophtalmologique professées à l'Hôtel-
Dieu, par Ph. Panas, Prof. de clinique opht. à la faculté de médecine,
chirurgien de l'Hôtel-Dieu, membre de l’Académie de médecine. Recueillies et
publiées par le Dr. A. Castan (de Beziers). Paris, 1899, Masson & Cie.,
Ed. 323 S.
Eine angenehme Erinnerung für jeden, dem es vergönnt gewesen, den
eigenartigen Vorträgen des Klinikers von Paris zu lauschen; eine werthvolle
Belehrung für jeden Fachgenossen. Wir werden auf den interessanten Inhalt
dieser Vorträge noch zurückkommen.
— 15 —
2. Des verres periscopiques et de leurs avantages pour les
myopes par le Dr. F. Ostwalt, oculiste à Paris. Avec une préface par
C. M. Gariel, membre de l’Académie de médecine, prof. à la faculté de méd.
et à l’école des ponts et de schaussées. Paris 1899, 84 S. Sehr lesenswerth.
Vgl. die Arbeit des Verte wm A. f. O. LVI. 3 und das Referat in diesem
Heft, S. 121.
3. Die Ophthalmologie (liber de oculo) des Petrus Hispanus
(Petrus von Lissabon, später Pabst Johannes XXI, T 1277). Nach Münchener,
Florentiner, Pariser, Römer lateinischen Codices zum ersten Male heraus-
gegeben, ins Deutsche übersetzt und erläutert von Dr. med. A. M. Berger,
k. bayer. Hofrath. München, 1899, Lehmann, 135 S.
Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Augenheilkunde im Mittel-
alter, von demselben Verfasser, dem wir auch (zusammen mit Auracher) die
Herausgabe der Practica Oculorum des Benevenutus Grapheus verdanken.
ZA Die Verletzungen des Auges. Ein Handbuch für den Praktiker,
von Dr. med. E. Praun, Augenarzt in Darmstadt. Wiesbaden, 1899, Berg-
mann, 530 S. Ä
Auf diese verdienstvolle Arbeit müssen wir noch zurückkommen, da sie
eine fühlbare Lücke ausfällt. f
*5, Bericht über die 27. Vers. d. Ophth. G., Heidelberg 1898.
Wiesbaden, 1899, Bergmann, 377 S.
*6. Die Diagnose der praktisch wichtigen angeborenen Stö-
rungen des Farbensinns von Dr. scient. nat. et med. Willibald A. Nagel,
Privatdoc. d. Physiol. in Freiburg i. B. Mit 3 Abbild. im Text. Wiesbaden,
1899, Bergmann, 40 S.
7. Gesichtsfeldschemata nach San.-Rath Dr. H. Nieden. Verlag von
J. F. Bergmann in Wiesbaden. |
8. Ostwald’s Klassiker der exacten Wissenschaften. Sir Isaac
Newton’s Optik. II. u. Ill. Band. Leipzig, 1898, Wilhelm Engelmann.
"9. Stoereoskop-Bilder für Schielende von Dr. Emil Hegg in
Bern. Bern, 1899, Schmid & Franke.
10. Augenärztliche Unterrichtstafeln, herausgegeben von Prof. Dr.
H. Magnus. Heft XV. Das kurzsichtige Auge von Dr. J. Herrnheiser,
Privatdoc. an der deutschen Univers. in Prag. 8 Tafeln mit Text. Breslau,
1898, J. U. Kern’s Verlag.
*11. Die Magnet-Operation in der Augenheilkunde. Nach eignen
Erfahrungen dargestellt von Prof. Dr. J. Hirschberg. Zweite, vollständig neu
bearbeitete Auflage. Mit 30 Abbildungen im Text. Leipzig, 1899, Verlag von
Veit & Comp. 134 S.
*12. Graefe-Saemisch, Handbuch der gesammten Augenheil-
kunde. Zweite neu bearbeitete Auflage. XII. Band. Gesch. der Augen-
heilkunde im Alterthum von J. Hirschberg, Prof. in Berlin. Leipzig,
1899, Wilhelm Engelmann, 419 S. |
*13. Die Augenheilkunde des Aëtius, griechisch und deutsch, heraus-
gegeben von Prof. Dr. J. Hirschberg. Leipzig, 1899, Veit & Comp.. (Im Druck.)
. 14. Lehrbuch der Physiologie von Prof. J. Munk in Berlin. 5. Aufl.,
Berlin, 1899, A. Hirschwald. Enthält ein werthvolles Capitel über physiol. Optik.
SÉ
— 116 —
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Graefe-Ssemisch, Handbuch der gesammten Augenheilkunde,
herausgegeben von Prof. Dr. Th. Saemisch in Bonn. Zweite neu bearbeitete
Auflage XII. Band. — Geschichte der Augenheilkunde im Alter-
thum, von J. Hirschberg, Prof. in Berlin. (Leipzig, 1899. W. Engelmann.)
Von dem grossen, auf XIV Bände berechneten, vun 31 Fachgenossen neu
bearbeiteten Handbuch der gesammten Augenheilkunde, das siegreich den Vor-
rang vor allen ähnlichen Unternehmungen behauptet, ist ein Band fertig ge-
worden, der XII., welcher die Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum,
also die Grundlegung unsrer Wissenschaft, umfasst. Dass er zuerst
erscheint, könnte ja theoretisch begründet werden, hat aber eine rein that-
sächliche Ursache, dass nämlich der Verf. seit vielen Jahren, seit seinem
Wörterbuch der Augenheilkunde (1887), den grösseren Theil der Vorarbeiten
für diese Darstellung im Wesentlichen fertig gestellt, so dass es nur einer
neuen Durchsicht der Quellen bedurfte, um die Arbeit zu beenden.
Der Verf. hat sich das Ziel gesetzt, zu zeigen, wie nach seiner Ueber-
zeugung die Geschichte eines Sonderfachs der Heilkunde zu schreiben sei: sie
muss nach den Quellen ein photographisches, getreues Bild der verschiedenen
Entwickelungsstufen dem Leser vorführen.
Bei der Darstellung der Augenheilkunde der alten Aegypter stützt er
sich auf eigene Anschauung des Landes der Pharaonen und auf seine Studien
zum Papyrus Ebers, die er in seinem Buch über Aegypten (Leipzig 1890)
veröffentlicht hatte, und widerlegt die Meinung von A. Hirsch, dass die 6 heiligen
Heil-Bücher der alten Aegypter nach Galen nur albernes Zeug enthalten hätten,
durch den thatsächlichen Nachweis, dass die Heilkunst der alten Aegypter
gar nicht unbedeutend gewesen; zahlreiche, zum Theil ganz wirksame Heil-
mittel sind von den Aegyptern auf die Griechen und Römer übergegangen und bis
auf unsre Tage gekommen und noch heute in wirksamer Anwendung. Auch bei
der Darstellung der Augenheilkunde der alten Inder kommt dem Verf. eigne
Anschauung von Oet- Indien zu Hilfe und die zum Verständniss der indischen
Heilkunde nothwendige Kultur-Geschichte von Indien, die er selber in seinem
Buch „Um die Erde“ (Leipzig 1894) veröffentlicht hatte, sowie die eigne An-
schauung des uralten, noch heute in den Händen von Empirikern fortlebenden
Star-Stiches der Inder.
Die genauere Untersuchung des Inhalts der alten Sanskrit-Schriften von
Sugruta und Charaka zeigt den selbständigen Charakter der alt-
indischen Heilkunde, nicht bloss alte Weisheit, sondern wirkliche Kenntnisse
von den wichtigen Augenkrankheiten, die nicht von den Griechen entlehnt sind,
Beschreibung der Augen-Eiterung der Neugeborenen, richtiger Lid-Operationen.
Somit kann Verf. das Urtheil von A. Hirsch, dass „die indische Medicin
sich nicht über das Niveau einer von theosophisch-philosophischen Speculationen
getragenen rohen limpirie erhoben hat,“ keineswegs unterschreiben.
Neben dem Aberglauben, der allen alten Systemen anhaftet und auch
vielen neueren, findet man einen hohen sittlichen Gehalt, scharfe Beobach-
tung, richtige Behandlungs-Arten und gute Operationen. Wahrscheinlich
sind die alten Inder die Erfinder des Star-Stichs, sicher der plastischen
Operationen, von denen Griechen und Römer nie etwas Ordentliches ver-
standen haben und die auch wir erst in diesem Jahrhundert nach indischen
— 17T —
Vorbildern erlernt haben; sicher sind sie auch die Erfinder der Magnet-
Operation.
Ueber die Heilkunde und Augenheilkunde der Chinesen und Japaner ge-
nügen kurze Bemerkungen, die aber gleichfalls im Lande dieser östlichen Völker
von dem Verf. gesammelt sind. Jetzt kommt er zu dem Hauptstück, der Ge-
schichte der Augenheilkunde bei den alten Griechen.
Die Anfänge der Heilkunde bei den alten Griechen, wie bei den andren
alten Völkern, waren Beschwörungen. In Pindar’s drittem pythischem Gesang
finden wir dieselbe Drei-Theilung der Heilkunde (in Beschwörung, Arznei,
Schnitt) wie bei den alten Aegyptern und bei den alten Parsen. Zur Vorge-
schichte der Augenheilkunde gehören die Wunder-Augenkuren des Askle-
pios von Epidaurus. Verf. giebt, nach eigner Anschauung, eine Beschreibung
der Reste dieses Heiligthums und nach den inschriftlichen Quellen die Ge-
schichte von sieben Augen-Kuren „des Gottes“, griechisch und deutsch. (Alle
griechischen Citate sind von dem Verf. mit eigner Uebersetzung versehen, auf
Wunsch zahlreicher Freunde.) Folgt die Augenheilkunde des Hippocrates,
nach den Quellen der hippokratischen Sammlung bearbeitet.
Zuerst Anatomie und Physiologie des Sehorgans bei den Hippokratikern,
nebst den Namen für verschiedene Theile.
Stets sind die Namen genau, nach den Quellen, erörtert und namentlich
diejenigen, die bis auf unsre Tage sich erhalten haben, wie Ophthalmia, Glau-
coma, Nyctalops, Amblyopia, Amaurosis, Myiodesopsia?, Myopia, Presbyopia,
Strabismus, Nystagmus, Hippus, Ectropium, Trichiasis. Geschichtlich bedeutsam
ist das, was auf längere Zeit, ja bis auf unsre Tage fortwirkt.
Die Beschreibung der Ophthalmie bei den Hippokratikern wird, immer mit
Anführung der Beweis-Stellen, dem Leser vorgeführt, die Prognose und Behand-
lung derselben; ferner die Erkrankungen der Lider und Thränenwerkzeuge,
der Hornhaut und Regenbogenhaut, sowie die Glaucosis der Hippokratiker,
welche nichts andres ist, als das Hypochyma der späteren Griechen, unser Star.
Sehr interessant ist die Darstellung der nervösen Störungen des Sehorgans bei
den Hippokratikern, da sie Amblyopie, Amaurose, Halbsehen, Tagblindheit,
fliegende Mücken, Flimmern, Schielen und Augenzittern gekannt haben. Sehr
wichtig war ihnen die Prognose vom Auge, die Zeichen-Lehre: Weniger be-
deutend sind ihre Augen-Operationen, von denen sie nur vier uns überliefert
haben, das Schaben der granulären Lider (Ophthalmoxyse, die von den Hippo-
kratikern bis auf unsere Tage herab dargestellt wird,) das Ausschneiden der
granulären Bindehaut, die Operation gegen Haarkrankheit und den Schnitt bei
Hypopyon.
Nunmehr folgt die Grundlegung der exacten Wissenschaften, welche die
Griechen auf ägyptischom Boden, die Alexandriner, geleistet. Zunächst die
Optik der alten Griechen, nach den kritischen Ausgaben der vier erhaltenen
Schriften. Hier kommen einige neue Ergebnisse zu Tage, z. B. über das sicht-
bare Minimum, über Messung des Gesichtsfeldes, namentlich über Einfach- und
Doppelsehen, nach Ptolemaeus, der Versuche gemacht, die erst H. v. Helm-
holtz wieder neu angestellt, ohne seinen Vorgänger zu kennen. Aber die
Alten hatten kein Verständniss des dioptrischen Auges, sie hatten keine
Brillen. Sie waren übrigens nicht farbenblind, besassen aber keine Farben-
Theorie.
Noch viel wichtiger als die Optik war die Anatomie der Augen bei
den alten Griechen. Diese wird genau nach den Quellen, hauptsächlich Rufus
und Galen, erörtert und alle Namen, die sich bis heute erhalten haben, er-
— 118 —
läutert und der Nachweis geführt, dass Galen’s Anatomie des Auges bis
zum vorigen Jahrhundert ihre unbestrittene Herrschaft ausgeübt
hat, ja dass die heutige Nomenclatur der Anatomie des Auges (der ana-
tomischen Gesellschaft) auf der des Galen beruht.
Folgt die Arzneimittellehre der Alten. Zum ersten Male ist Dios-
corides für die Geschichte der Augenheilkunde bearbeitet worden. Die
schwierige Darstellung der von den Alten verwendeten Augenheilmittel ist voll-
ständig durchgeführt, die wundärztliche Betäubung bei den Alten klargelegt und
der Begriff Collyrium aus den Quellen uns näher gebracht.
Nunmehr kann die klinische Darstellung der Augenheilkunde bei
den Alten folgen. Zuerst kommt Celsus, der richtig gewürdigt wird, gegen-
über der landläufigen Ueberschätzung. Seine Lehre von den Augenkrankheiten
(die 30 Augenkrankheiten des Celsus) wird genau, aber abgekürzt überliefert
und sein chirurgisches Verdienst hervorgehoben, namentlich die Operation der
Haarkrankheit und die Niederlegung des Stars. Der Begriff der Star-Reife
den Celsus, wenn auch vielleicht nicht erfunden, so doch zuerst überliefert hat,
wird bis auf unsere Tage herab verfolgt und die praktischen Folgen dieser Irr-
Lehre gezogen. Dann kommt die Schilderung des ärztlichen Zustandes zur
Zeit des Celsus und ein Capitel „Sonderfach und Heilkunde“. Hierauf
folgt die römische Literatur nach Celsus, Scribonius Largus, Pris-
cianus, Cassius Felix, Marcellus, die bisher noch nicht für die Geschichte
unseres Faches nutzbar gemacht wurden, endlich noch Plinius, mit seiner be-
rühmten Squama und mit der künstlichen Mydrasis, sowie Quintus
Serenus, als Vertreter der Voiks-Augenheilkunde Die Stempel der römi-
schen Augenärzte werden nach der neuesten Literatur erledigt.
Danach kommt Galen, die grösste und einflussreichste Persönlichkeit
des Alterthums nach Hippokrates. Es ist erstaunlich, wie wenig die heutigen
Aerzte von Galen wissen: Seine Darstellung der Lähmungen am Sehorgan ist
klassisch, trotzdem seine Doctrin dem Krystall die Rolle zuertheilt, wie wir der
Netzhaut. Ebenso seine Darstellung von den Ursachen der Sehstörung, von der
Behandlung des Hypopyon und der des Hypochyma. Hier räumt der Verf.
gründlich auf mit dem, was er „griechische Unwissenheit“ nennt und die
er mebr bei den Geschichtschreibern findet, als bei den alten Griechen.
„Haben die alten Griechen Star mit Eiter, Hypochyma mit Hypopyon
verwechselt? Wahrscheinlich diejenigen, welche keine ordentlichen Kenntnisse
in der Heilkunde besassen. Aber niemals diejenigen Schriftsteller über Heilkunde,
deren Reste auf uns gekommen sind.
Vor allen nicht Galen, in seinem Meisterwerk über Therapie.
Er bespricht die dreifache Therapie des Hypopyon und vergleicht dabei
das specifische Gewicht des letzteren mit dem des Hypochyma, auch die Therapie
beider Leiden, die zusammenzustellen ihm nahe liegt, da das eine in der Pupille
sitzt, das andere vor und unter der Pupille.. Aber dass diese beiden Zustände
ineinander übergingen, dass sie verwechselt werden könnten, davon ist nie
und nirgends bei griechischen Schriftstellern die Rede.“
Die Extraction des Stars bei den Griechen wird erörtert, aber nach
den Griechen, nicht — nach den Arabern, die tausend Jahre später lebten
und kein Griechisch verstanden.
Hierauf folgt die Lehre von den Sehstörungen bei den Alten, zum
Theil aus den nicht-ärztlichen Schriften der Griechen, die Lehre von der An-
steckungsfähigkeit der Augen-Entzündung, die Problemen - Schriften,
die antiken Sonderschriften über und zur Augenheilkunde.
= 149 =e
Galeni liber de oculis ist eine arabische Compilation aus Galen. Des
Alex. Trallianus Augenheilkunde ist nicht von Alexander. Nach Erörterung
der spät-hellenistischen und byzantinischen Sammlungen, Lehrbücher und Aus-
züge (Oribasius, Aëtius, Paullus, Alexander, Leo, Theophanes Non-
nus, Joannes Aktuarius) bringt Verf. zum Schluss einen griechischen
Kanon der Augenheilkunde, im Urtext und in der deutschen Uebersetzung, nach
Paullus, der den letzten Zweifel über die griechische Unwissenheit tilgt und in
formaler Beziehung heutigen Lehrbuch-Verfassern als Muster empfohlen wird.
„In den ganzen 2000 Jahren, von den Alexandrinern ab, sind
die Entdeckungen und Erfindungen auf dem Gebiete der Augen-
heilkunde, insbesondere der operativen, ausserordentlich dürftig.
Die Neubelebung ging aus von der Erörterung der griechischen Schriften.
Und griechisch sind noch in der heutigen Heilkunde die meisten Begriffe
und Kunstausdrücke, sogar wenn wir sie übersetzen. Dies rechtfertigt die
ausführlichere Behandlung, die wir der Grundlegung unsrer Wissenschaft
bei den Griechen haben angedeihen lassen.
Dazu kommt die Schönheit der Darstellung, der geseet Zauber der
Formvollendung. Sogar auf dem späten Paullus und dem ganz späten Joannes
ruht noch der letzte Strahl der scheidenden Sonne von Hellas, nicht das er-
borgte Mondlicht der Araber, nicht der matte zitternde Schimmer der scholasti-
schen Nachtlampe des Mittelalters.“
232) Ueber die Verwerthbarkeit der Bindehaut in der praktischen
und operativen Augenheilkunde, von Dr. med. Hermann Kuhnt,
Geh. Med.-Rath, ord. Prof. der Augenheilkunde und Director der kgl. Univ.-
Augenklinik in Königsberg i. Pr. (Wiesbaden. 1898. Verlag von J. F.
Bergmann.)
Inhalt: I. Verwerthung der Bindehaut bei geschwürigen Processen und
Defecten.
1. Nicht inficirte Geschwäre.
a) Ulcera perforantia. Keratoplastik mittelst einfach gestielten Lappens;
Keratoplastik mittelst doppelt gestielten Lappens; Keratoplastik mittelst stiel-
loser J,appen; Keratoplastik durch combinirte Verwerthung eines Bee und
eines ungestielten Lappens.
b) Ulcera catarrhalia.
2. Inficirte Geschwäre.
II. Verwerthung der Bindehaut zur Beseitigung von Prolapsen, Fisteln,
Keratocelen u. s. w.
a) Frische oder erst in Vernarbung begriffene Prolapse. Gleichzeitige Ver-
werthung zweier Bindehautlappen.
b) Aeltere und alte Irisprolapse.
c) Fistula corneae.
d) Keratocele.
e) Staphyloma corneae incipiens.
III. Verwerthung der Bindehaut bei Verletzungen.
1. Oberfächliche Verwundungen.
2. Einfache penetrirende Verwundungen.
a) Einfache penetrirende Skleralwunden.
b) Einfache penetrirende Cornealwunden.
3. Complicirte penetrirende Verwundungen.
a) Complicirte penetrirende Skleralwunden.
— 120 —
b) Complicirte penetrirende Cornealwunden.
4. Verwerwerthung der Bindehaut bei und nach Operationen.
Historische Uebersicht.
Ganz im Allgemeinen kommen drei Gesichtspunkte für die therapeutische
Verwerthung der Bindehaut in Frage. Der erste ist maassgebend für alle Fälle,
bei denen, aus welchem Grunde immer, ein Defect in der Hornhaut oder der
Lederhaut entstand. Es schwebt uns hierbei der Gedanke vor, zwecks schnellsten
Ersatzes des verlorengegangenen, das nahe verwandte Conjunctivalgewebe einzu-
pflanzen, also einen keratoplastischen oder skleroplastischen Eingriff
vorzunehmen.
Der zweite Gesichtspunkt beherrscht unser Handeln dann, wenn wir die
Bindehaut zum dauernden Schutze einer wenig widerstandsfähigen oder ge-
fährdeten Bulbuspartie verwenden,. beispielsweise nach Abtragung eines
Irisvorfalls oder einer staphylomatösen Bildung. Der dritte endlich waltet
ob, wenn die Conjunctiva nach Traumen oder Operationen als nur zeitweises
oder transitorisches Schutzmittel herbeigezogen wird.
Der keratoplastischen Bindehautverwerthung hat in jedem Falle eine mög-
lichst ideale Reinigung des Geschwürsgrundes und Randes vorauszugehen. Ist
die Geschwürstelle für die Aufnahme des Bindehautlappens hergerichtet worden,
dann schreiten wir zur Formung und Lösung des letzteren selbst. Je nach
der peripheren oder centralen Lage des Geschwürs werden wir zu erwägen
haben, ob wir einen einfach- oder doppeltgestielten Lappen wählen sollen; die
Beschaffenheit der Ränder und der Bindehaut im Allgemeinen, sowie die Tiefe
des geschwürigen Zerfalls muss weiterhin entscheiden, ob einem gestielten oder
stiellosen Lappen der Vorzug zu geben sei. Für die technische Ausführung
der Lappenformung ist zunächst zu beachten, dass möglichst nur Bindehaut
ohne viel anhaftendes subconjunctivales Gewebe losgelöst wird.
Verf. sieht in der keratoplastischen Bindehautverwerthung das zur Zeit
mächtigste und sicherst wirkende Mittel, wenn wir der Aufgabe gegenüber-
gestellt werden, umfangreiche und tiefe, einfache, perforirende oder marginale
Geschwüre zu heilen. Auch beim Ulcus serpens sahen wir aus der kerato-
plastischen Bindehautverwendung eine wesentlich schnellere Heilung und bessere
Narbenbildung erwachsen, desgleichen bei Staphylokokken-Geschwüren und beim
eigentlichen Abscessus corneae.
Seit dem Jahre 1884 hat Verf. in der Jenenser und Königsberger Klinik
die Keratoplastik in der beschriebenen Weise geübt:
109 Mal bei tiefen, umfangreichen Ulcera simplicia, 67 Mal bei Ulcera
perforantia, 43 Mal bei marginalen Geschwüren, 7 Mal bei Geschwüren auf der
Basis schwerer, scrophulöser Hornhautentzündung, 12 Mal bei Staphylokokken-
und Streptokokken-Geschwüren, 5 Mal bei Abscessus corneae verus, 237 Mal
bei Ulcus serpens. i
Durch ausführliche Mittheilung von Krankengeschichten wird der Werth
der keratoplastischen Bindehautverwendung vor Augen geführt.
Nach seiner Methode. behandelte Verf. im Laufe der Jahre 314 Ver-
letzungen. Von diesen entfielen auf die Kategorie der oberflächlichen Verwun-
dungen 33, auf die der einfachen penetrirenden 68 (sklerale 19, corneale 49);
auf die der complicirten penetrirenden Verwundungen 213 (sklerale 55, corneale
121, sklero-corneale 37). |
Prophylaktisch glaubt Verf. die Bindehaut dadurch zu verwerthen, dass
er die cornealen Schnitte provisorisch mit einem conjunctivalen Lappen deckt,
— 121 —
hierdurch ihre beste Lagerung und solide Verklebung, also eine sichere und
schnellste definitive Heilung ermöglicht.
Die therapeutische Verwerthung der Bindehaut nach Star-Operationen
nahm Verf. in Anspruch:
1. wenn sich der definitive Wundschluss zu sehr verzögerte,
2. wenn aus irgend einem Grunde Prolapse auftraten,
3. wenn eine Infection des Lappens mit ihren Folgen deutlich geworden war.
Stiel.
Journal : Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVI. 8.
1) Ueber periskopische Gläser, von Dr. F. Ostwalt in Paris.
Wollen wir im Einzelfalle die für die Rundsicht günstigsten Verhältnisse
schaffen, so dürfen wir bei periskopischen Gläsern die Wahl des Meniskus nicht
dem Optiker überlassen, sondern müssen eine bestimmte Form vorschreiben. Verf.
untersuchte die Brechungsverhältnisse bei schiefem Einfall der Lichtstrahlen
auf periphere Punkte der verschiedenen Menisken und gelangte auf diesem
Wege zur Aufstellung eines Schemas, welches für jedes Convexglas die gün-
stigste Combination graphisch darstellt. Beispiele: — 10,0 D und — 15,0 D
werden am besten planconcav hergestellt, — 3,0 D durch — 5,8 und + 2,8.
Eine stärker gewölbte Fläche, als die, welche + 2,8 D entspricht, ist nie er-
forderlich, die Gläser werden daher nicht zu schwer und nicht zu theuer.
Entgegen den bisherigen Anschauungen weist Verf. nach, dass für Convex-
gläser die Meniskenform nicht vortheilhaft ist.
Da die brauchbarsten periskopischen Gläser nicht stark durchgebogen sind,
so wird das Sehen in der Primärstellung durch sphärische Aberration nicht
beeinträchtigt.
2) Beiträge zur Physiologie und Pathologie der Linse, von Dr. L.
Heine, Privatdocent und I. Assist. der Univers.-Augenklinik in Marburg.
Directer Nachweis, dass nach Durchschneidung der Zonula die Refraction
der Linse zunimmt. In allen Fällen zeigte die skiaskopische Untersuchung,
dass in der Leiche die Refraction keine Aenderung erfährt. Die Cornea ist
bei sorgsamem Lidschluss bis 12 Stunden p. m. für die Beobachtung genügend
durchsichtig.
Nach Abtragung der Cornea und Iris wurde der Radius der Vorderfläche
der Linse mit dem Helmholtz’schen Ophthalmometer vor und nach Durch-
schneidung der Zonula bestimmt. Er beträgt vor der Durchschneidung 13—14,
nach derselben 8—10 mm. Die Werthe entsprechen den Helmholtz’schen
Zahlen für die nicht accommodirte und für die accommodirte Linse.
Mit Hülfe des Abbé’schen Refractometers fand Verf., dass die accommo-
dirte Linge einen etwas höheren Brechungsindex besitzt, als die nicht accommo-
dirte, und dass cataractöse Linsen meistens erhöhten Index besitzen. Die bei
beginnender Cataract häufiger beobachtete Myopie ist durch Erhöhung des Index
bedingt. Es gilt dies nicht besonders für Cataracta diabetica. Bei Diabetes
scheint nur trotz Kernsklerose die Linse oft lange Zeit durchsichtig zu bleiben,
so dass die Myopie in die Erscheinung tritt.
— 12 —
3) Die colloide Degeneration der Cornea. Ein Beitrag zur Kenntniss
der Entstehung des Colloids aus epithelialen Elementen, von Dr. Elia
Baquis, Privatdocent an der ophthalm. Klinik in Florenz, Augenarzt in
Livorno.
Von der sehr umfangreichen, mit anatomischen Einzelheiten reich ausge-
statteten Arbeit seien hier nur die Resultate kurz wiedergegeben. Jene glän-
zende, gelbe Substanz, welche hin und wieder in der Hornhaut beobachtet und
als Colloid angesprochen wurde, scheint einerseits aus Zellen, andererseits aus
einem den Gefässen entstammenden Exsudate hervorgehen zu können. Man
sieht Colloidtröpfehen in noch lebenden Epithelzellen, man beobachtet ferner,
dass abgestorbene Epithelzellen und fixe Hornhautzellen der collofden Degene-
ration verfallen, und endlich, dass die rothen und weissen Blutkörperchen in
toto colloid entarten. Das Exsudat gerinnt zunächst in den Intercellularräumen
und geht dann die Degeneration ein. Vielkernige, den Riesenzellen ähnliche
Epithelzellen, welche Verf. beobachtete, sind auch bei anderen Processen gefunden
worden und daher für die Colloiddegeneration nicht charakteristisch. Während
bei bindegewebigen Riesenzellen die Kerne im Allgemeinen an der Peripherie
liegen, lagen hier im scharf begrenzten Protoplasma zahlreiche ventrale Kerne,
welche sich ausschliesslich durch directe Theilung vermehrten, — keine
Karyokinese. '
4) Weitere Bemerkungen zur Mikropiefrage, von Dr. Moritz Sachs,
Assist. an der Augenklinik des Herrn Prof. Fuchs in Wien.
Polemik gegen Koster Die Donders-Koster’sche Erklärung der
Mikropie geht von der irrthämlichen Annahme eines Muskelgefühls, bezw. einer
Innervationsempfindung aus. Beide Empfindungen sind „erfunden, aber niemals
empfunden worden“. Innervationsempfindungen, bewusste oder unbewusste, sind
überflüssig; die Localisation des Gesehenen ist eine unerlässliche Voraus-
setzung der Innervation, wird aber nicht durch die Innervationsempfindung
vermittelt.
Verf. geht von der Thatsache aus, dass fixirte Gegenstände in verschie-
dener Entfernung trotz der wechselnden Grösse der Netzhautbilder ihre schein-
bare Grösse nicht ändern, und schliesst daraus, dass neben der mechanischen
eine gewissermaassen psychische Einstellung stattfindet, welche die Grösse der
gesehenen Gegenstände bestimmt. Wenn Koster darauf hinweist, dass er einen
Hund in 1 m und ein 10 Mal grösseres Pferd in 10 m Abstand verschieden
gross sieht, so steht er unter dem Zwange der Erfahrung, welche ihn die ver-
schiedene Grösse der beiden Objecte gelehrt hat. Durch ein einfaches Experiment
mit zwei verschieden grossen Cartonquadraten, von denen das kleinere bei einer
gewissen Annäherung an’s Auge ebenso gross erscheint, wie das entferntere
grössere, lässt sich nachweisen, dass wir zwei Gegenstände von verschiedener
Grösse in der That in scheinbar gleicher Grösse zu sehen im Stande sind.
5) Anatomische Untersuchung eines Falles von phlycotaenulärer
Kersatoconjunctivitis, von Dr. E. Hertel, Privatdoc. und I. Assistent der
Jenaer Augenklinik.
In den oberflächlichen Schichten der Conjunctiva und Cornea fanden sich
kleine rundliche Leukocyten-Haufen, welche durch ihr Wachsthum die Epithelien
vor sich her drängten und nach Zerstörung derselben als Rundzelleninfiltrate
an der Oberfläche lagen. Zunächst leicht prominent, bildeten sie später noch
— 1233 —
Nekrose der oberflächlichen Lagen eine mehr oder minder tiefe Delle. Lebhafte
Betheiligung der Gefässe war überall zu sehen. Das Hornhautgewebe zeigte
kaum Veränderung. Verf. konnte niemals beobachten, dass in den Nerven-
kanälchen der Bowman’schen Membran Rundzellen vorhanden waren.
6) Ein Beitrag zur Kenntniss isolirter üäusserer EES SE
lähmungen, von Dr. E. Hertel in Jena. |
1. 63jähr. Mann erlitt einen Schlaganfall, welcher Hemiplegie sinistra
verursachte. Nach 5 Monaten war diese Lähmung bis auf geringe Schwäche
der Extremitäten geheilt, doch bestand das sogleich bemerkte Doppelsehen, wenn
auch vermindert, fort. S= 1 beiderseits. Typische Parese des obliq. infer. sin.,
welche später ganz heilte. Die Hemiplegie sin. setzt eine rechtsseitige Hirn-
blutung voraus. Die Annahme einer Blutung in dem rechten Oculomotoriuskern
entspricht den Angaben Bernheimer’s, nach welchen der obliq. inf. wesent-
lich von gekreuzten Fasern versorgt wird. Der oblig. inf. dext. war ganz intact.
2. Isolirte Lähmung des rect. sup. sin. nach Trauma: Fall auf’s Eis,
Narbe in den Brauen, also periphere Lähmung. Obwohl dieselbe schon lange
bestand, hatte sich keine Secundärcontractur des Antagonisten ausgebildet.
3. Isolirte Lähmung des rect. inf. dext. nach perforirender Wunde des
unteren Lides. Erhebliche Secundärcontractur des rect. sup. hatte sich ver-
muthlich deshalb frühzeitig entwickelt, weil die störenden Doppelbilder sofort
zur Exclusion eines Auges Veranlassung gegeben hatten, was in Beobachtung 2
nicht der Fall war.
7) Ueber einen Fall von Fremdkörperverletzung durch Zink, nebst
pathalogisch-anatomischen Untersuchungen über die Wirkung des
Zinks im Glaskörper des Kaninchenauges, von Dr. Vollert, ehem.
Assist. der Univers. -Augenklinik in Heidelberg.
Einem Arbeiter drang eine Zinkspange 2 mm oberhalb des oberon Horn-
hautrandes ins Auge. Sie wurde extrahirt, doch war, wie die weitere Beobach-
tung zeigte, ein Stückchen Zink abgebrochen und in den Bulbus gelangt.
Anfangs trat Trübung des Glaskörpers und Iritis auf, doch gingen die Reiz-
erscheinungen rasch zurück, so dass Pat. 8 Wochen nach der Verletzung wieder
arbeiten konnte. Ein Jahr später nach Correction von MN" aa m BP,
bis °/,. Gesichtsfeld frei. Glaskörper klar bis auf eine schwarze, strangförmige
Figur an der Stelle, wo früher der glänzende Fremdkörper sichtbar war. Nach
reichlich 2 Jahren Gefühl von Schwere, angeblich welchselnde Sehschärfe.
Aeusserlich nichts, 2 feine Synech. post., im Glaskörper nur einzelne bewegliche
Trübungen und ein kleines glitzerndes Plättchen, welches an einem Faden be-
festigt ist; Bindegewebsbildung an den Gefässen der Papille.e S = 1/,
Verf. studirte an Kaninchenaugen die nach Einführung von sterilen Zink-
stückchen und Zinkstaub auftretenden Veränderungen. Geringe Verunreinigungen
des im Handel vorkommenden Zinks mit Eisen, Cadmium und arseniger Säure
sind: ohne Bedeutung und ändern die Versuchsergebnisse nicht. Regelmässig
bildet sich. um den Fremdkörper ein entzündliches Exsudat, es folgt Verdichtung
des Glaskörpergewebes, Retinitis, manchmal Netzhaut-Ablösung, stets schliesslich
Atrophie aller Netzhautschichten. Steckt der Fremdkörper in der Sklera, so ist
die Reaction geringer, als wenn er im Glaskörper liegt.
Die zarte Kaninchenretina ist zwar weniger widerstandsfähig als die
menschliche, doch muss es nach den Versuchen fraglich erscheinen, ob der be-
— 124 —
schriebene Fall sich dauernd 30 günstig verhalten wird, wie bisher. Jedenfalls
ist längere Beobachtung geboten.
8) Ueber den Nachweis von Kupfer in den Geweben des Auges nach
Verweilen von Kupfersplittern im Innern desselben, von Dr. R.
Schmidt, Assist. an der Univers.-Augenklinik in Heidelberg.
Im Gegensatz zum Eisen, welches schliesslich als unlösliche Verbin-
dung im Gewebe liegen bleibt und daher lange Zeit nachweisbar ist, scheint
das Kupfer schwer in unlösliche Verbindungen übergeführt zu werden. Bekannt
ist, dass intraoculare Kupferstückchen von den Augenflüssigkeiten vollständig
aufgelöst werden können (Leber).
Der Nachweis von Kupfer in den Geweben des Auges ist schon früheren
Forschern gelungen, doch kennt man die Art der entstehenden chemischen
Verbindung noch nicht. Auch Verf. erhielt in einem Falle von Zündhütchen-
verletzung deutliche Kupferreaction und zwar um so deutlicher, je näher die
betreffende Stelle dem Fremdkörper lag.
Das gelöste Kupfer wird aus dem Auge ausgeschieden. In Folge dessen
ist der Kupfergehalt der Gewebe stets gering, und er verschwindet ganz, wenn
etwa der kupferne Fremdkörper aus dem Auge entfernt wird. Wenn in einem
zweiten Falle des Verf.’s die chemischen Versuche ein negatives Resultat er-
gaben, so liegt das vielleicht daran, dass die Menge des gelösten Kupfers voll-
ständig ausgeschieden werden konnte, so dass nichts zurückblieb.
Selbst in Celloidinschnitten kann eine Abgabe von Kupfer an die umgebende
Flüssigkeit stattfinden. Als Verf. 5 Wochen nach der ersten Untersuchung,
welche Kupferreaction der Schnitte ergab, andere demselben Bulbus entstam-
mende Schnitte prüfte, konnte selbst in Partieen aus der nächsten Umgebung
des Fremdkörpers nicht die geringste Reaction festgsstellt werden. Die Prüfung
der Kupferreaction muss demnach mit Vorsicht und möglichst frühzeitig ange-
stellt werden.
9) Zur Mechanik der Sklera, von Dr. G. Ischreyt in Riga.
In der Sklera sieht man in horizontalen Meridionalschnitten neben den
längsgetroffenen meridionalen quergetroffene Fasern. Die Querschnitte brauchen
nicht äquatorialen, sondern können auch solchen Fasern angehören, welche
spitzwinkelig zu den Meridionalfasern, also schräg in der Bulbuskapsel verlaufen.
Meridionale Fasern finden sich überall und bilden die Hauptmasse
der Sklera. Querschnitte sind am Aeguator nur spärlich, dagegen am vorderen
Abschnitt und am hinteren Pol zahlreicher vorhanden. Die vorne und hinten
sichtbare Verdiekung der Sklera beruht vorne zum Theil auf Verschmelzung mit
den Sehnen der geraden Augenmuskeln, hinten ausschliesslich auf den quer-
getroffenen Fasern. Rein äquatoriale Fasern kommen vielleicht vorne, in der
hinteren Calotte schwerlich vor. Uebrigens unterliegt die Anordnung der Fasern
individuellen: Schwankungen. Dass die Sklera zahlreiche elastische Fasern
besitzt, steht fest.
Die Elasticität der Sklera wurde an Rinds- und Schweinsaugen durch
Belastung ausgeschnittener Streifen ermittelt. Die Versuche ergaben, dass bei
schwacher Belastung die hinteren Streifen sich trotz stärkerer Dicke mehr aus-
dehnen als die vorderen, während bei höherer Belastung das umgekehrte Ver-
hältniss eintritt. Höhere Belastung bewirkt in beiden Fällen einen relativ
geringeren Längenzuwachs, als schwache. Aequatoriale Streifen der vorderen
Hälfte sind dehnbarer, als meridionale.
— 125 —
Verf. vermuthet, dass der hinteren Calotte, vermöge ihrer Dehnbarkeit,
die Aufgabe zufällt, Volumsschwankungen des Bulbus zu compensiren. Beson-
ders Papille und Macula erhalten dadurch Schutz gegen Erhöhungen des
Binnendrucks. Vielleicht spielt BRigidität des hinteren Skleralabschnitts eine
Rolle in der Aetiologie des Glaukoms.
Bei Atrophie bulbi schrumpft die hintere Calotte besonders stark.
(Messungen des Abstandes der Vortex-Emissarien vom Opticus und Limbus
cormeae.) Diese ungleichmässige Schrumpfung hat zur Folge, dass die Emis-
sarien weiter bleiben, als bei genau concentrischer Schrumpfung der Fall sein
würde. Scheer.
Vermischtes.
1) Alfred Graefe.
Wenn die neue Aera der Augenheilkunde an einen Namen geknüpft
werden soll, so ist es der von Albrecht von Graefe Fragen wir nach
seinem grössten Schüler und Mitarbeiter, so ist es sein Vetter Alfred Graefe.
Am 23. November 1830 zu Martinskirchen bei Mühlberg a.d. Elbe geboren,
legte er auf den Universitäten zu Halle, Heidelberg, Würzburg, Leipzig und
Prag einen tüchtigen Grund für seine Kenntnisse in der Heilkunde, um dann,
nachdem er in Halle 1854 mit der Dissertation De canaliculorum lacry-
malium natura den Doctor-Grad erworben, bei seinem Vetter Albrecht
v. Graefe in Berlin, als Assistenzarzt desselben, in der Augenheilkunde sich zu
vervollkommnen. Aber er besuchte auch die neue französische Schule der Augen-
heilkunde, welche der Deutsche Sichel zu Paris begründet hatte, und arbeitete
bei diesem und bei dessen geistreichem Schüler Desmarres. 1858 habilitirte
er sich in Halle als Privat-Docent für Augenheilkunde, einer der ersten
in Nord-Deutschland, und begründete sofort eine Privat-Klinik für Augen-
kranke, welche ebenso segensreich für die Heilung der Augenleidenden, wie
für die Förderung des klinischen Unterrichts sich gestaltete. Im Jahre 1864
wurde A. Graefe zum ausserordentlichen Professor ernannt und mit der Leitung
der neu errichteten Universitäts-Augenklinik betraut; 1873, als in Preussen,
Dank den Bemühungen Jacobson’s, der Universitäts-Unterricht in der Augen-
heilkunde neu gestaltet worden, wurde er ordentlicher Professor und später
Geh. Med.-Rath. So wirkte er als hervorragender Universitäts-Lehrer in Halle,
und schuf eine blühende Schule der Augenheilkunde, als deren Vertreter ich
nur Schreiber, Bunge und Braunschweig nennen will, bis im Jahre 1892
zunehmende Kränklichkeit ihn zwang, zunächst die Leitung der Univ.-Augen-
klinik niederzulegen, darauf auch der Privat-Praxis zu entsagen und nach dem
schönen Musen-Sitz Weimar sich zurückzuziehen, wo er wissenschaftlich noch
thäfig blieb bis zu seinem "Tode,
Alfred Graefe war einer der bedeutendsten Augenärzte und glücklichsten
Opersteure der Neuzeit. Tausenden hat er die Sehkraft erhalten oder wieder-
gegeben. Er genoss das Vertrauen der höchsten Kreise, die Hochachtung des
gesammten Bürgerstandes, die liebe der Aermsten und Elendsten, da er allen
mit gleicher Menschenfreundlichkeit, Sorgfalt und Aufopferung diente und mit
der höchsten Kunst. Dabei war er ein liebenswürdiger College und eine durch
und durch künstlerische Natur, von bedeutender Erscheinung und gewinnendem
Wesen. Hervorragend sind seine wissenschaftlichen Leistungen. Sie
sichern ihm ein bleibendes Andenken in der Geschichte unsrer Wissenschaft.
Seine erste grössere Schrift „Klinische Analyse der Motilitäts-
— 126 —
Störungen des Auges“ (Berlin 1858) eröffnete der ärztlichen Welt ein
neues Gebiet der exacten Augenheilkunde Diesem wichtigen Gebiet ist er
treu geblieben bis zum Tode. In dem grossen Handbuch der Augenheilkunde,
das er von 1874 an gemeinsam mit Th. Saemisch herausgab, hat er selbst
die Bewegungs-Störungen des Auges hearbeitet. 1897 veröffentlichte er
eine geistreiche Sonderschrift über das Sehen der Schielenden. (Vgl. Centralbl.
LA 1897, S. 19). Als eine Neu-Bearbeitung des obengenannten Handbuchs
nach 25 Jahren nothwendig geworden, hat er- wiederum die Motilitäts-
störungen übernommen; schon sind drei Lieferungen (15 Bogen) erschienen,
die letzte am 13. December 1898. Wir wissen, dass die Handschrift fertig vor-
liegt: so wird dies letzte Werk sein schönstes Denkmal sein; schöner, als
das Denkmal in Erz, das dem bedeutenden Manne wohl bald in Halle wird
errichtet werden. Von sonstigen Arbeiten seien die folgenden erwähnt.
A. Arch. für Ophth. 1. V, 1. Ueber Hemeralopie. 2. V, 1. Die
Stellung der Sehachsen bei Erregung nicht identiscber Netzhautpunkte. 3. V, 2.
Ueber pendelnde Bewegungen der Augen nach Schiel-Operationen. 4. VII, 2.
Die Lage der Doppelbilder bei Trochlearis-Paralyse. 5. VII, 2. Excavation der
Sehnerven bei Myopie. 6. VIII, 1. Ueber Ischaemia retinae. 7. VIIL 1. Ver-
lauf und Heilung einer Thränendrüsen-Fistel. 8. VIII, 1. Fall von Iritis
gummosa. 9. IX, 3. Zur Iridodesis. 10. XI, 1. Ueber die Membrana pupil-
laris perseverens. 11. XI, 2. Ueber das Binoculär-Sehen bei Schielenden.
12. XVI, 1. Klinische Mitth. über Blepharospasmus. 13. XVI, 1. Scheinbare
Perversion des Gesetz über concomit. Ablenkungen bei Anisometropie. |
Seine wichtigsten weiteren Forschungen betreffen Wund-Be-
handlung bei Star-Operation (er hat zuerst 400 aufeinander fol-
gende Extractionen ohne Verlust zu Stande gebracht), und Cysti-
cercus-Operation, aus hinterem Lederhaut-Schnitt, sowie die Ex-
stirpation des Thränensacks.
(13a. XXIII, 1. Scleralpunction bei Netzhaut-Ablösung.) 14. XXIV, 1.
Ueber die Entbindung von Uysticercen aus den tieferen und tiefsten Theilen
des Bulbus mittels meridionalen Scleralschnittes. 15. XXIV, 1. Die antisep-
tische Wundbehandlung bei Cataract-Extraction. 16. XXIV, 3. Weitere Be-
merkungen über die Extraction von Cysticercen. 17. XXVII, 1. Epikritische
Bemerkungen über Cysticercus-Operationen und Beschreibung eines Locali-
sirungs-Ophthalmoskops. 18. XXX, 4. Wundbehandlung bei Augen-
Operationen mit besonderer Berücksichtigung der Star-Extraction. Operation
unreifer Stare. 19. XXXIII, 3. Die Indicationsstellung bei operativer Behand-
lung der paralytisch bedingten Deviationen eines Auges. 20. XXXIV, 3. Ein
Wort für Beibehaltung der Iridectomie bei der Extraction harter Cataracten.
21. XXXV, 1. Ueber die Einstellung der Augen bei Unterbrechung des binocu-
laren Sehens. 22. XXXV, 3. Fortgesetzter Bericht über die mittels antisep-
tischer Wundbehandlung erzielten Erfolge der Star-Operation. 23. XXXV, 4.
Noch einmal die Convergenzfactoren. 24. XXXVII, 1. Ueber Fusionsbewegungen -
der Augen beim Prismaversuche. 25. XL, 5. Accommodation und Convergenz.
26. XLI, 3. Die neuropathische Natur des Nystagmus.
B. Klin. Monatsbl. f. A. 1. I Zur Kasuistik des amaurot. Katzenauges.
2. V. Simulation einseitiger Amaurose. 3. VI. Bebandl. d. Thränenschlauch-
leiden. 4. VII. Intraocul. Tumoren. 5. X. Ueber Behandl. der Ulc. serp.
6. XI. Antisept. Behandl. d. Conjunct. diphth. 7. XVI. Ueber congenitalen
harten Kernstar. 8. XX. Prismen-Versuch bei Simulation der Amaurose.
9. XX u. XXI. Extr. zweier Cysticerceen aus einem Auge. 10. XXI. Haben
— 127 —
wir durch Einführung der Rechnung mit Dioptrien etwas gewonnen? 11. XXI.
Localisirungs-Ophthalmoskop. 12. XXIII. Exenteratio bulbi.
C. Coentralblatt für Augenheilk. 1. VIII, S. 378. Enucleation oder
Exenterat. bulbi. (57. Naturforscher-V.). 2. XVI, S. 352. Torticollis u. Augen-
muskel-Lähmung. 3. XVI, S. 362. Ueber das Vorkommen von Cysticercen im
Auge und deren operative Behandlung.
D. 1. Ein Wort zur Erinnerung an A. v. Graefe, Halle 1870. 2. Ueber
kaustische Behandlung, bes. d. Blennorrh. neon. Volkmann’s Sammlung klin.
Vortr. Vgl. Centralbl. f. A. 1881, S. 146. 3. Ein Beitr. zur Kenntniss des
Pyoktanin. Fortschr. d. Med. 1890, Nr. 11 u. 12. Vgl. Centralbl. f. A. 1890,
S. 177. 4. Zur Wundbehandlung der Cataract-Extr. Deutsche med. W. 1891,
Nr. 43. Vgl. Centralbl. f. A. 1892, S. 61. H.
2) Karlsruhe, 4. März 1899.
. In den letzten Tagen hatte ich, was Sie vielleicht interessiren wird,
wieder Gelegenheit einen jungen Menschen nach Jahresfrist zu untersuchen,
dem ich April 1898 einen 0,354 mgr schweren, in der Nähe des Opticus fest
eingekeilten Eisensplitter mit Ihrem Magneten nach Ihrer Vorschrift extrahirte.
Man sieht an der betr. Stelle eine scharf begrenzte Narbe. Papille und Macula
sind frei. S = vollkommen normal!... Dr. Gelpke.
3) | New York, 9. Januar 1899.
. Ich finde in der December-Nummer Ihres Centralblattes unter „Klin.
Beobachtungen“ den Bericht über einen „muthmaasslichen Fall von angeborener
Trichiasis“. — Ich habe nun jüngsthin in einer Familie 3 derartige Fälle
beobachtet, welcher Umstand das Angeborensein dieser Anomalie aus dem Be-
reiche der Muthmaasslichkeit herausrückt. — Ich habe die Patienten in der
ophth. Section der Acad. of Medicine vorgestellt und es dürfte später in Knapp’s
Arch. ein kurzer Bericht als Berichterstattung aus Vereinen u. s. w. davon
erscheinen. — Vielleicht interessirt es Ihre Leser an derselben Stelle „Klin.
Beobachtungen“ oder einer anderen meinen Fall zu lesen, der ja im Hinblick
auf Ischreyt’s Fall an Interesse gewinnt. Ich sende Ihnen daher die Sache
in etwas veränderter Darstellung, damit Sie, wenn es Ihnen beliebt, davon Ge-
brauch machen können. Ich habe die Literatur genau auf Missbildungen hin
durchsucht und es ist mir nichts dergleichen untergekommen.
. Dr. Carl Koller.
Einige Wochen nach der Vorstellung meines Falles wurde in Chicago in
irgend einer ophth. Ges. auch eine derartige Familien-Anomalie vorgeführt.
4) Im Januar-Hefte des Centralbl. f. pr. Augenheilk. ist eine Mittheilung
über Protargol-Anwendung in der Augenheilkunde von Dr. A. Messner in
Klagenfurt erschienen. — Die erzielten und von ihm berichteten Resultate
stimmen im Allgemeinen mit den von mir in einer Zeitperiode von mehr als
10 Monaten erzielten überein: doch scheint es mir nicht nutzlos, hier einige
Bemerkungen hinzuzufügen.
Die schönsten Erfolge giebt zwar Protargol bei der Behandlung der acuten
und chronischen Thränensack-Eiterungen; nur aber in den Fällen, wo kein
krankhafter Knochenprocess vorhanden ist; in diesem Falle giebt das Mittel
keinen guten Erfolg, wenigstens würde dies aus Bossalino’s! und meinen?
Erfahrungen folgen.
ı Dr. D. Bossalino. Il protargolo in oftalmologia e suo valore terapeutico.
(Giornale a R. Accad. di Medic. di Torino, Nr. 3, 1898 marzo.)
2 Dr. A. R. Chiappella. Dell’ uso del Protargolo in oftalmologia. (Bollettino
di Oculistica, anno XIX, Nr. 11.)
— 1383 —
Die Behandlung des Trachoms mittelst Protargols giebt gute Erfolge nur
bei frischen Fällen mit reichlicher Absonderung; in den älteren, mit geringer
Absonderung, hat es mir nie bessere Resultate geliefert, als die anderen ange-
wendeten Mitteln; in mehreren Fällen zeigte es sich ganz unwirksam, in einzelnen
sogar ungünstig. Auch in manchen frischen Fällen, aber nach einer erheblichen
und ziemlich raschen Besserung, scheint die Wirksamkeit dieses Mittels ab-
zunehmen.
Im Gegensatz zu Messner’s Erfahrungen kann ich behaupten, dass Pro-
targol mir gute Dienste bei der Behandlung mehrerer Fälle von eitriger Horn-
hautentzündung erwiesen hat, während ich es in 10—20°/, Lösung anwandte,
sowohl für Einspritzungen in den Thränensack, wie für Einträufelungen im
Conjunctivalsack. In andren schwereren Fällen jedoch hat es sich mir fast oder
ganz unwirksam gezeigt.
Schliesslich will ich die Aufmerksamkeit der Herren Collegen darauf lenken,
dass auch Protargol, wie Arg. nitr., die Argyrose verursacht, wie es Prof.
Simi! und ich? beobachteten. Dieselbe ist vielleicht weniger markirt,
als die durch Arg. nitr. erzeugte, ist aber nicht weniger häufig. In einem
von mir beobachteten Falle entstand die Argyrose nach zweimal täglicher An-
wendung einer 5°/, Lösung während 1'/, Monat.
Die von mir gewöhnlich angewendeten Lösungen sind 1—5—10°/,, selten
eine 20°/,. Dr. A.R. Chiapella.
Bibliographie.
Das Vererbungsgesetz der Hämophilie bei der Nachtblind-
heit, von Dr. E. Ammann, Augenarzt in Winterthur. (Correspondenzbl. für
Schweizer Aerzte. 1898. S. 623.) Die Bluterfamilie von Tenna im Canton
Graubünden ist dadurch berühmt geworden, dass ihr Stammbaum zum ersten
Mal das bis dahin nur theilweise bekannte Vererbungsgesetz der Hämophilie
klarlegte. Dieses Gesetz beruht darin, dass nur Männer von der Krankheit
befallen werden, die Frauen aber die Conductoren oder Ueberträger in einer
Familie darstellen, ohne selbst daran zu leiden. Die Bluter können sowohl von
Schwestern, wie von Töchtern eines Bluters abstammen, nie aber von einem
solchen direct und auch nie (oder nur ganz ausnahmsweise) von Söhnen eines
Bluters. Auch ist es nicht nothwendig, dass alle männlichen Nachkommen
einer Bluterfamilie wieder Bluter sein müssen. Das nämliche Gesetz wurde für
die Farbenblindheit bewiesen, von welcher jedoch auch Kinder ganz normaler
Familien befallen werden können. Verf. stiess nun zufällig im Jahre 1898 auf
eine Hemeralopenfamilie, bei welcher sich ganz das gleiche Vererbungsgesetz
für Hemeralopie bis in das Jahr 1750 zurückverfolgen lässt. Sämmtliche
Nachtblinde dieser Familie sind auch hochgradig myop, diejenigen, welche nicht
nachtblind sind, haben normale Refraction. Ein Nachkomme im 6. Glied ist
so nachtblind, dass er Abends kaum wagt auf die Strasse zu gehen.
Emmert.
1 Privatdoc. Dr. A. Simi. Protargol. (Bollett. d’Ocul. anno XIX, Nr. 8.)
? Dr. A. R. Chiappella. Nouvamente del protargolo in terapie oculare. (Bollett.
d’Oculist., anno XIX, Nr. 12— 13.)
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag von Veit & Come. in Leipzig. — Druck von Merzesr & Wırria in Leipzig.
Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BrRaER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. ComxN in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU Bors-Rey{monD in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmmerT in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINsBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. Gorpon Norr in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KuTHE in
Berlin, Dr. Lannau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL
in Berlin, Prof. Dr. J. Mung in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENsS in Brüssel, Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. Rzerca in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof. Dr. SCHENKEL
in Prag, Prof. Dr. Scawarz in Leipzig, Dr. Srıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Mai. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber die Anwendung des Protargols in der
Augenheilkunde. Von Dr. med. Ed. Praun, Augenarzt in Darmstadt. — II. Meine
gegenwärtige Trachom- Behandlung. Von N. Feuer in Budapest. (Schluss.)
Neue instrumente, Medicamente etc. Nouveau procédé opératoire pour Pépicanthus,
par E. Berger et Robert Loewy.
Referate, Uebersetzungen Auszüge. 1) Ueber das Gesichtsfeld der KurzsicLtigen,
von Prof. L. Weiss in Heidelberg. — 2) Die Sehleistungen von 50000 Breslauer Schul-
kindern, von Prof. Herm. Cohn. — 3) Die Magnet-Operation in der Augenheilkunde,
von Prof. Dr. J. Hirschberg.
Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 1. —
II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Februar— März.
Vermischtes.
I. Ueber die Anwendung des Protargols in der
Augenheilkunde. !
Von Dr. med. Ed. Praun, Augenarzt in Darmstadt.
Seit der Einführung des Cocains in den Heilschatz der Augenkrank-
heiten ist kein weiteres medikamentöses Mittel von solcher Bedeutung
angegeben worden, als das Protargol. Da dieses von verschiedenen, darunter
leider auch berufenen Fachgenossen völlig verkannt wurde, ist es die
1 Vortrag, gehalten im Verein hessischer Aerzte, zugleich ärztlichen Kreisverein
Darmstadt, am 20. Februar 1899.
9
130 --
Pflicht derjenigen, die mit dem Präparat bessere Resultate erzielten, auf
dieses segensreiche Heilmittel hinzuweisen. Das Protargol ist ein Ersatz»
mittel für das Argentum nitricum.
Der von unserem Altmeister ALBRECHT VON ÜRAEFE erst eigentlich,
in den Heilschatz eingeführte Höllenstein galt noch bis vor Kurzem als.
das einzige specifische Mittel gegen alle eiterigen Augenentzündungen, Ins
besondere die Blennorrhöe der Neugeborenen, wenn auch zugestandener-.
maassen diesem Mittel die heimtückische Nebenwirkung (daher der Name),
der unbeabsichtigten Verätzung des Gewebes bis zur Ertödtung desselben
anhaftete. |
Wie gefahrvoll die. Anwendung des Argentum nitricum v. GRAEFE.
erschien, geht schon daraus hervor, dass er im 1. Bande des von ihm ge-
gründeten Archives für Ophthalmologie 40 volle Seiten schrieb, um den,
Zeitgenossen den Gebrauch des Höllensteins plausibel zu machen und ihre.
schweren Bedenken zu zerstreuen; und ohne die gewichtige Stimme GRAEFE’S
und ohne jene beispiellos klare und eingehende Darlegung der Indi-
kationen wäre wohl auch der Höllenstein für immer in Vergessenheit,
gerathen, wie so manches andere grausame Heilmittel.
Es liegt eine grosse Schwierigkeit in der richtigen Dosirung dieses
Gewaltmittels, das bei zu starker Anwendung mehr schaden, als nützen
kann. Richtig angewendet, wirkt dasselbe durch kräftige Zusammenziehung
der Gefässe als vorzügliches Adstringens, das aber auch immer gleichzeitig
in Folge des Vorhandenseins freier Salpetersäure lebhafte Schmerzempfindung
in der damit in Berührung gebrachten Schleimhaut: hervorruft; im Ueber-
maasse aber aufgetragen, bringt es das Protoplasma, des lebenden Gewebes
zur Gerinnung und Ertödtung. Wenn nun schon die Dosirung des Mittels
ausserordentlich schwer wird, weil die Reaction dagegen individuell äusserst
verschieden ist; so ist es noch schwieriger, den richtigen Zeitpunkt der zu
wiederholenden Kauterisirung genau zu treflen. v. GRAEFE (l. c.) sagt
hierüber in seiner Abhandlung über die diphtheritische Conjunctivitis und
die Anwendung des Causticums bei acuten Entzündungen:
„Wenn die der Aetzung folgende Reaction (vermehrte Wärme, Ge-
schwulst) gesunken, bei Besichtigung der Schleimhaut die letztere Eschara,
oder das mit derselben gleichbedeutende Exsudat abgestossen, das weiss-
liche, der Aetzung folgende Secret auf ein Minimum reducirt und mög-
lichster Collapsus eingetreten, aber noch kein Vorbote blennorrhoischer
Rekrudescenz (dünnes Secret, erneutes Unvermögen die Lider zu öffnen,
mehr Geschwulst und Wärme) vorhanden ist — dann darf die Aetzung.
wiederholt werden.“
Jeder Unbefangene wird zugeben, dass dieser Zeitpunkt sehr schwer.
zu treffen ist, ausser wenn Arzt und Patient sich unter einem Dache be-
finden, der Patient also sich in klinische Behandlung begeben hat. Aber.
gerade bei dem Eiterflusse der Neugeborenen, wo die Nothwendigkeit der.
— 131 —
wiederholten Kauterisation am grössten ist, liegen die Verhältnisse für die
klinische Behandlung der kleinen Weltbürger äusserst schwierig, und that-
sächlich müssen wir uns in den meisten Fällen damit begnügen, .die
blennorrhoische Schleimhaut ambulant jeden Morgen mit Höllenstein zu
touchiren. Natürlich ist dann in der Regel die Pause swischen der Er-
holung der Schleimhaut von der Kauterisation und dem beginnenden
Wiederaufflackern der Entzündung unbenützt verstrichen, und wir finden
im Bindehautsack wieder eine Unmenge Eiter vor.
Dazu kommt noch, dass man selbst bei grösster Uebung und Sorgfalt
nicht alle Stellen der Schleimhaut gleichmässig mit dem Causticum in
Berührung bringen kann, so dass man die leichter zugänglichen Tarsal-
theile der Bindehaut, in Folge der stärkeren Einwirkung des Aetzmittels,
zwar frei von Eiter, aber doch stärker gereizt, hingegen die Uebergangs-
theile, welche naturgemäss mit der adstringirenden Flüssigkeit weniger
innig in Berührung gekommen sind, mit einer sehr grossen Menge Eiters
angefüllt vorfindet. Daher leitet sich unter Anderem die ungleiche Wir-
kung und die oft recht verzögerte Heilung der Blennorrhoe in erster Linie
ab. Es ist eben sehr schwer, die Schleimhaut in allen Theilen gleich gut
zu reinigen und das Aetzmittel überall gleichmässig aufzutragen.
Selbst gesetzt den Fall, es wäre uns dies in idealer Weise gelungen,
was wollen wir eigentlich mit dem stark caustischen Mittel der zarten
Bindehautschleimhaut gegenüber ausrichten? Eine genaue Beantwortung
dieser Frage ist auch heute nach so langer Anwendung des Höllensteines
nicht möglich. Vor 100 Jahren suchte man die Wirkung in einer „Con-
traction des aufgelockerten Zellstoffes“! und betrachtete den Höllenstein als
einen „Contrastimulus“. v. GRAEFE (l. c.) suchte die Wirkung in „der
Zusammenziehung und raschen Flüssigkeitsentlastung der Blindehautblut-
gefässe‘“; man wollte dadurch eine „Umstimmung“ der Schleimhaut
erzielen, und seit der Entdeckung der Gonokokken durch Neisser findet
man in der Abtödtung dieser die Heilwirkung des Causticums. HıscHBEre ?
sagt hierüber: „Jedenfalls wird durch Silbernitrat das lebende Eiweiss der
oberflächlichen Epithelien der Schleimhaut gefällt, die Zellen abgetödtet
und sammt den darin befindlichen Pilzen abgestossen.“
Diese Absicht, die eingedrungenen Krankheitserreger zu treffen, er-
reichen wir aber mit dem Höllenstein nur sehr unvollkommen, indem die
Lösung nur die obersten Lagen der Schleimhaut trifft und diese zusammen
mit den Bakterien ertödtet, während eine Schicht tiefer die Kokken bereits
neuen Boden in dem zarten, heranwachsenden Epithel gewonnen haben,
wenn wir auch nur eine Stunde später die Touchirung mit Höllenstein
-iederholen. So entbrennt der Kampf immer wieder aufs Neue, bis der
1 C. GRaErE, Augenärztliche Heilformeln. 1817. $S. 139.
® HırschBerg, Einführung in die Augenheilkunde, Leipzig, Tuıeme. 1892.
9*
— 132 —
Boden für die Cultur völlig unbrauchbar geworden ist, worauf die Krank-
heit erlischt. Das Argentum nitricum ist also ein sehr eingreifendes Mittel,
indem es nicht nur die Bakterien, sondern auch das lebende Gewebe mit
zerstört. Was wir beabsichtigen, ist die Abtödtung der Kokken allein, und
ebenso gut könnte man die Schleimhaut Tag für Tag mit einem scharfen
Instrument abkratzen.
Ausser dieser Schädigung, welche in der chemischen Beschaffenheit
des Mittels liegt, ist eine weitere darin gegeben,’ dass man die Cauteri-
sation mit demselben sehr leicht zu früh wiederholt. Wir zerstören dann
die Schleimhaut vor ihrer Regeneration, setzen so die Vitalität der Hornhaut
durch Ernährungsstörung herab und erleichtern den Gonokokken die
Etablirung.
Mit einem Worte, der Anwendung des Argentum nitricum haften so
viele Mängel an, dass wir begierig nach einem neuen und besseren Heil-
mittel, welches dieselben Vortheile ohne die Nachtheile besitzt, greifen, und
ein solches haben wir in dem Protargol gefunden. Ueber die chemischen
und physiologischen Eigenschaften dieses von Dr. EICHENnGRÜN dargestellten
Körpers ist in den Prospecten der Farbenfabriken, vormals Bayer u. Cu
in Elberfeld nachzusehen. Wir wollen uns hier darauf beschränken, fest-
zustellen, dass das Protargol eine Verbindung eines Proteinkörpers mit
Silber ist, welch’ letzteres darin aber nicht in Form eines metallischen
Salzes, sondern als molekuläre Verbindung enthalten ist. Daher kommt
es denn auch, dass dasselbe in Berührung mit eiweiss- und kochsalzhaltiger
Gewebsflüssigkeit nicht wie das Argentum nitricum sich sofort zerlegt,
sondern unzersetzt von der Schleimhaut resorbirt wird. Wir haben in dem
Protargol das erste zuverlässige Mittel, das die im Gewebe selbst haftenden
Bakterien nicht nur in ihrer Einwirkung hemmt, sondern wahrscheinlich
direct tödtet. Es kommt nicht darauf an, auf die an der Oberfläche
sitzenden Keime eine Wirkung zu entfalten; nein, die in der Tiefe der
Schleimhaut sich entwickelnden Spaltpilze müssen an ihrem Wachsthum
gehindert werden. Unsere bisherigen Mittel genügten nur zur oberfläch-
lichen Reinigung von Haut und Schleimhaut; ein Desinficiens, das, ohne
eine oberflächliche Gewebsverätzung zu veranlassen, unverändert resorbirt
wird und eine Tieferwirkung auf die Bakterien entfaltet, kannten wir bisher
nicht, denn den beiden Vorläufern des Protargols, dem Argonin und dem
Argentamin, können wir, als zu unbeständigen Producten, diese Eigenschaft
nicht zuschreiben.
Wenn es vielleicht auch noch längere Zeit dauern wird, bis in der
Retorte des bakteriologischen Laboratoriums die überraschende Wirkungs-
weise des Protargols unzweifelhaft dargethan ist; so hat doch der Praktiker
bereits jetzt schon so viel schlagende Erfolge erzielt, dass wir eine sichere
Einwirkung des Mittels auf die Bakterien im lebenden Gewebe anerkennen
müssen. Die Wirkung hat man sich, um einer mechanischen Vorstellung
— 133 —
Raum zu geben, so zu denken, dass das Silbereiweiss als solches resorbirt
wird, dass sich das Eiweiss dem Protoplasma der lebenden Zelle assimilirt
und das freiwerdende Silber, in unzählige Atome aufgelöst, eine Menge
desinficirender Depots bildet, von welchen aus die Kokken allmählich ab-
getödtet werden.
Die Wirkung des Argentum nitricum ist, um es nochmals hervorzu-
heben, eine oberflächliche, augenblickliche, adstringirend-caustische und
durch letztere Eigenschaft auch bakterieide, indem es Bakterien und Schleim-
haut zerstört; die des Protargols gerade umgekehrt eine tiefe, nach der
Resorption sich einstellende und fortdauernde, baktericide, nebenher ad-
stringirende, aber keine caustische. Die unbegrenzten Vortheile des Pro-
targols vor dem Argentum nitricum liegen auf der Hand. Einmal ist die
Dosirung viel leichter; wir können nicht schaden, wenn wir auch stärkere
Lösungen nehmen, weil Schmerz und Reaction des lebenden Gewebes gegen
das Protargol sehr viel geringer sind; ferner lässt sich das Mittel leichter
gleichmässig über den Bindehautsack hin vertheilen, während der Höllen-
stein da am meisten reizt, wo er in grösster Menge zunächst hingelangt,
und wegen der sofortigen Zersetzung sich sehr ungleichmässig auf die
Schleimhaut ausbreitet; dann setzen wir mit dem Protargol keine caustische
Wirkung, bekommen also keine Eschara und brauchen einerseits nicht ab-
zuwarten, bis diese sich abgestossen hat und die Schleimhaut einen neuen
Angriff erträgt, und können andererseits nicht zu spät kommen, da die
geringe Reizwirkung des Protargols eine cumulative Anwendung gestattet,
so dass wir also den richtigen Zeitpunkt überhaupt nicht verpassen können.
Deshalb feiert auch das Protargol gerade in der Behandlung der Blennorrhoe
seine hauptsächlichsten Triumphe. Wir können immer neues, keimtödten-
des Material der Bindehaut einverleiben, ohne dass die lebende Schleimhaut
über das erlaubte Maass hinaus von dem Heilmittel angegriffen wird,
während dies bei der Anwendung des Argentum nitricum höchstens zwei-
mal in 24 Stunden möglich war. Diese Vorzüge des Protargols liegen so
auf der Hand, dass ein College vom Lande, nachdem ich ihn mit dem
Mittel bekannt gemacht hatte, mit Recht sagte: „Da muss man sich ja
künftig geniren, ein Kind mit Blennorrhoe nach der Stadt zu schicken.“
Diese Vorzüge sind ferner um so einleuchtender, wenn wir uns erinnern,
dass thatsächlich durch die Angst vor dem „Gebranntwerden mit Höllen-
stein“ ein erheblicher Theil des Publicums abgehalten wird, rechtzeitig
Hülfe zu suchen.
Ich gehe im Folgenden dazu über, die Beweise dafür zu erbringen,
dass das Protargol das (bm eben gespendete Lob auch voll verdient. Ich
habe seit 15 Monaten bei mehreren hundert Patienten das Mittel in der
Weise erprobt, dass ich bei möglichst gleicher, doppelseitiger Erkrankung
das rechte Auge mit Argentum nitricum, das linke mit Protargol behandelte.
Bei ungleicher Erkrankung wurde das schlimmere Auge mit Protargol be-
-— 134 —
handelt, aber es wurde sehr rasch immer das bessere. Auch muss ich
gleich vorausschicken, dass ich diesen doppelseitigen Behandlungsmodus bei
vielen Patienten nur im Anfange durchführen konnte, weil die meisten
schon nach einigen Tagen kategorisch verlangten, auf dem rechten, mit
Argentum nitricum touchirten Auge ebenso mild und erfolgreich behandelt
zu werden, als auf dem linken, für das von Anfang an Protargol zur Ver-
wendung kam. Auch bat sich mir bereits nach einigen Wochen die Ueber-
zeugung aufgedrängt, dass die Anwendung des Höllensteins gegenüber
solchen Leistungen des Protargols doch sehr eingeschränkt werden muss.
_ Meine durchaus vorzüglichen Resultate erklären sich unter Anderem
daraus, dass ich gleich von vornherein stärkere Lösungen, selten unter
10°/, angewendet habe. Die Misserfolge einiger Collegen kommen meiner
Ueberzeugung nach nur daher, dass sie mit '/,—2°/, Lösungen, wie bei
der Behandlung der Urethralgonorrhoe experimentirten.
Was die Löslichkeit des Protargols betrifft,. so liegen sehr günstige
Verhältnisse vor, indem noch hohe Lösungen von 50—70°/, hergestellt
werden können. Zur Bereitung einer solchen braucht man nur geringe
Mengen des Pulvers mit einigen Tropfen lauen Wassers im Mörser zu ver-
reiben und langsam warmes Wasser tropfenweise zuzusetzen. Geringer
Glycerinzusatz verhindert die Zusammenballung des Pulvers und erleichtert
so zwar die Verreibung, erhöht aber die Wirkung des Protargols absolut
nicht. Zu vermeiden hat man bei der Herstellung starke Erwärmung;
man muss sich vorstellen, dass das Protargol ein Eiweisskörper ist, und
dass diese bekanntlich höhere Temperaturen sehr schlecht ertragen. Die
Lösungen müssen in dunklen Gläsern aufbewahrt werden, da sie sich sonst
verändern; man verschreibt daher in vitro fusco.
Betrachten wir nun die Wirkung eines Tropfens einer 10 °/, Protargol-
lösung, welcher in den Bindehautsack gebracht wird; so bemerken wir ge-
ringe Röthung und Injection der Lid-, manchmal auch der Augapfelbinde-
haut, mässig vermehrte Thränensecretion und etwas schleimige Absonderung,
se'tener eine geringe, leicht spontan zurückgehende, fibrinöse Exsudation,
die bei 20 und 50°/, Lösungen sich häufiger zeigt. |
Was die Schmerzempfindung anlangt, so ist dieselbe bei 10°/, Lösungen
in der Regel äusserst gering und fehlt häufig ganz. Erst die 50°), Pro-
targollösung wirkt so schmerzhaft wie die 2°/, Argentum nitricum-Lösung,
obwohl schon die 10°/, Protargol-Lösung dasselbe leistet wie die 2°/, Höllen-
steinlösung. Nur ganz ausnahmsweise erhält man die Angaben grösserer
Schmerzhaftigkeit und bemerkt dann auch stärkere Reaction. Beides muss
anf individuell verschiedene Empfindlichkeit der Schleimhäute, nicht auf
eine Ungleichheit in der Lösung des Präparates zurückgeführt werden.
Bei der 20- und 50°/, Lösung ist die Reaction grösser, ebenso die
Schleimabsonderung mächtiger und die Schmerzempfindung lebhafter, doch
tritt unter Anwendung von Kaltwasserumschlägen rasch eine Linderung
-— 135 —
ein. Auch die 50°/, Lösung ist für die Hornhaut noch völlig unschädlich.
Der Schmerzhaftigkeit halber kann man die Berührung der Hornhaut aber
vermeiden, wenn man die Lider bei stärkeren Lösungen regelrecht um-
stūlpt und so touchirt. Bei übermässigen Schmerzen, die aber, wie gesagt,
selten sind, lässt man mit Borlösung ausspritzen und etwas kalte Umschläge
machen. Man kann übrigens grössere Schmerzhaftigkeit immer umgehen,
wenn man die ersten Male geringere, aber dafür wiederholt kleinere Quan-
titäten einer 10°/, Lösung anwendet. Hingegen halte ich es für unrichtig,
schwächere Lösungen geben zu wollen; nur ganz ausnahmsweise mögen
diese (5°/,) genügen, noch eine Tiefenwirkung zu entfalten.
Dasselbe, was von der 10°/, Lösung gilt, ist von der 10°/, Protargol-
salbe, die meiner Ansicht nach eine bedeutende Zukunft hat, zu sagen.
Auch hier genügen kleine, wiederholt eingebrachte Quantitäten. Man
braucht die Salbe nur mässig zu verreiben, also so lange, bis sie gleich-
mässig im Bindehautsack vertheilt ist, was durch 6—8 Kreistouren geschehen
kann; ein längeres Massiren hat in der Regel keinen Werth, wenigstens
da nicht, wo die Salbe als antibakterielles Mittel Anwendung finden soll.
Eine Massagewirkung ist nur da von Werth, wo wir neben dieser auch
einen starken Antrieb des Gewebes beabsichtigen, wie z. B. bei einigen
Formen des Pannus, wo mir die Massage mit 10°/, Protargolsalbe einige
Male unvergleichlich günstige Resultate gegeben hat.
Aus demselben Grunde ist das kräftige Einpinseln oder das Abreiben
der Bindehaut mit Protargol, wie es einige Autoren angeben, da sie noch
die adstringirende Wirkung des Höllenstein in Erinnerung haben, zwecklos.
Im Gegentheil dürfen wir die Schleimhaut möglichst wenig reizen, damit
sie recht viel resorbirt. Anders ist es ja bei dem Argentum, wo wir eine
gleichmässige Schorfbildung der Fläche nach anzustreben haben. Auf
Grund meiner Beobachtungen kann ich empfehlen, die Bindehauttasche
vorher wiederholt mit Kochsalz- oder Borsäurelösung ausspritzen oder aus-
waschen zu lassen, indem ich bemerkt zu haben glaube, dass durch diese
mechanische Wegschaffung der Secretionsproducte die Aufnahme des Pro-
targols von der Bindehaut leichter und rascher vor sich geht. Aus dem-
selben Grunde lasse ich besonders im Winter die Lösung vor der Einträufelung
etwas erwärmen. (Schluss folgt.)
II. Meine gegenwärtige Trachom-Behandlung.
Von Prof. Dr. N. Feuer in Budapest.
(Fortsetzung und Schluss.)
Nicht immer liegt es jedoch an der abnormen Empfindlichkeit der
Hornhaut, dass das Auge gewisse reizende Heilmittel ablehnt, sondern oft
ist der Grund in der Reizbarkeit der Conjunctiva selbst zu suchen. Ich
— 136 —
reflectire hier nicht auf solche Fälle, in welchen eine Thränenschlauch-
verengerung oder eine Nasenaffection, oder endlich eine chronische skrophu-
löse Erkrankung des Auges das Trachom complieirt, die Conjunctiva in
fortdauerndem Reizzustand erhält und so deren Heilung hintanhält; auch
sehe ich ab von den durch allzu energische Behandlung überreizten Augen,
denen nur eine ausgiebige Behandlungspause — wenn möglich mit Luft-
veränderung, oder wenigstens Entlassung aus dem Spitale verbunden, —
Noth thut: sondern ich will nur jene Fälle ansprechen, in welchen die
Conjunctiva ihre Röthung und Schwellung nicht verliert und sich öfters
auch herpetische Efflorescenzen an beliebig welchem Rande der Cornea
einstellen, weil die Conjunctiva das angewandte Heilmittel nicht verträgt,
trotzdem dasselbe nicht allzu oft oder allzu energisch applieirt wurde,
Wir erfahren dann — wie schon oben bemerkt, besonders häufig bei An-
wendung des Blausteines —, dass die Bindehaut das Mittel entweder gleich
ablehnt, oder dass sie dasselbe eine Zeit lang goutirt, bezw. sich in Folge
desselben erheblich bessert, aber nach längerem Gebrauch dasselbe sozusagen
satt bekommt, d. h. auf diesen Reiz sich nicht mehr bessert, oder gar sich
verschlimmert. Man versucht dann der Reihe nach die anderen bewährten
Heilmittel, die aber merkwürdiger Weise in dem einen oder anderen Falle
vom Auge sämmtlich refusirt werden. Mit dem mechanischen Verfahren ist bei
diesen stark byperämischen und geschwollenen Conjunctiven ebenfalls nichts
auszurichten; etwa zerfallene Knoten und Plaques sind ohnehin schon ausge-
quetscht worden; Scarificationen können bei solch blutüberfüllten Binde-
häuten wohl versucht werden, führen aber nur selten zum Ziele; es bleibt also
nichts anderes übrig, als zu jenen topischen Heilmitteln überzugehen, die,
weil weniger verlässlich, als Nitras argenti, Cuprum sulfuricum und
Sublimat — letzteres als Abreibungsflüssigkeit gedacht, — keine allgemeine
Anwendung finden, sondern gleichsam als minderscharfe Waffen für den
Nothfall in der Rüstkammer gehalten werden und manchmal in der That
zur — sogenannten — Stimmung der Bindehaut besser passen, als die all-
gemein bewährten Mittel.
Wir wollen unsere Erfahrungen über die wichtigsten dieser Reserve-
mittel hier mittheilen:
1. Am längsten (seit April 1893) wende ich das von ÜCERESETOo,!
Kazıurow? und ELIAsBERG ? empfohlene Bor-Pulver an. Bei herpetischem
Pannus, wie er von selbst, oder bei Anwendung stärker reizender Heil-
mittel aufzutreten pflegt, hat mir bei Sistirung letzterer das täglich ein-
oder zweimalige mässig reichliche Einstäuben pulverisirter Borsäure oft
vorzügliche Dienste geleistet. Infiltrationen, bezw. infiltrirte Geschwüre
der Hornhaut, die sich dem regressiven Stadium schon nähern, aber noch
ı Gas. med. di Torino 1889.
2 ıV. Congress der russ. Aerzte (St. Petersburger med. Wochenschrift Nr. 2.)
3 Extrait de la gaz. med. d’Orient 1892.
— 131 —
keine Reizmittel vertragen, bessern sich ebenfalls rasch anf mässige Bor-
stäubungen. Viel trägt das täglich einmalige, reichlichere Einstäuben
oder besser gesagt: Einlegen des Pulvers — mittels eines Pinsels oder
eines kleinen Löffelchens — in den Bindehautsack bei auseinandergezogenen,
oder umgestülpten Lidern mit folgender leichter Massage mittels den ge-
schlossenen Lidern zur Aufhellung eines älteren, indolenten Pannus bei. Auf
die Infiltration der Conjunctiva hat es weniger Einfluss; aber harte Granu-
lationen (Knoten) lockern sich auf reichliche Inspersionen und werden hier-
durch der regelmässigen Behandlung zugänglicher.
2. Jodtrichlorid ist — wie bereits oben angedeutet worden ist —
das Surrogat des Sublimates. Wenn auf Abreibungen der Bindehaut mit
Sublimatlösung die Cornea mit herpetischen Efflorescenzen antwortet, dann
kann man die Abreibungen mit 4°/, Borsäurelösung oder weit besser mit
1°/,o Jodtrichloridlösung machen, die etwas schärfer ist als die 4°/,
Borsäure — aber milder als Sublimatlösung gleicher Concentration.
Das mechanische Moment der Sublimatabreibung (Massage, Abreiben des
Epithels, in dem wir ebenso einen Hauptträger des Infectionsstoffes ver-
muthen müssen, wie im Sekrete, ferner das Oeffnen kleiner erweichter
Knoten und endlich das Anregen einer reactiven Hyperämie) kommt auch
bei der Jodtrichloridbehandlung zur Geltung, und es entfällt nur der von
der Conjunctiva in dem speciellen Falle nicht vertragene, stärkere Reiz
von Seiten der Sublimatlösung. Allmählich bessert sich die Bindehaut;
auch die Hornhaut erlangt wieder stärkere Widerstandsfähigkeit, so dass
nach einigen Wochen die — wahrscheinlich durch ihre stärkere Einwirkung
auf das Epithel — heilkräftigere Sublimatlösung wieder in Anwendung
gelangen kann.
So wie Jodtrichlorid das Surrogat für Sublimat ist, so kann
Argentamin statt Argentum nitricum gebraucht werden, obwohl ich
demselben nicht jene grosse Bedeutung zusprechen kann, die ihm Imkx,!
Hoor? und VALEengon® nachrühmen. Diese organische Verbindung
des Silbers ist viel milder, als das anorganische Salz desselben, und so
sehen wir auch, dass 5—10°/, Lösung der ersteren energischer auf die
Bindehaut .gepinselt, als eine 2°/, Lapislösung, und ohne Nachspülung mit
gewöhnlichem Wasser — auf der Conjunctiva weniger Reaction hervorruft
und vom Patienten viel weniger empfunden wird als letztere, und dass
auch die Schleimhaut danach rascher sich erholt, so dass die Pinselungen
auch täglich ausgeführt werden können. Warum nach diesen Erscheinungen
die Autoren behaupten, dass das Argentamin schärfer wirkt und tiefer in
das Gewebe dringt, als die Lapislösung, ist nicht leicht verständlich. —
Das Argentamin empfiehlt sich daher als Stellvertreter der Lapislösung bei
4 Szemeszet 1895, Nr. 5. |
- % Klinische Monatsbl. f. Augenheilk. 1896. Juli.
3 Paris. 1898. Davy.
=, 98 Ze
Bindehautkatarrh sehr empfindlicher Individuen; wo es sich aber um mög-
lichst rasche Stopfung einer profuseren Sekretionsquelle oder überhaupt um
die Rückbildung einer stark geschwollenen Conjunctiva handelt, ist die Lapis-
lösung weit verlässlicher. Bei chronischem Trachom habe ich in den
von Lapis, Sublimat u. dgl. übersättigten Fällen mit dem Argentamin
schon öfters überraschende Erfolge erzielt; andererseits aber habe ich oben
einen jetzt noch in Behandlung befindlichen Fall erwähnt, bei dem Lapis-
lösung, Sublimat, Cuprum, aber auch Argentamin dem Pannus nur Vor-
schub leisteten, dagegen Lapis mitigatus in der oben angegebenen Weise
angewendet, in auffallend rascher Zeit Pannus und Ge der voll-
ständigen Heilung nahe brachte.
Weit hinter dem Argentamin stehen Jodvasogen und Ichthyol;
doch habe ich von letzterem die 2°/, Salbe gegen Blepharadenitis schätzen
gelernt.
In den letzten Monaten wurde der Werth des Protargols auffallend
lebhaft discutirt; besonders DARIER hat sich mit grossem Eifer des von
Neser als Antigonorrhoisum so warm empfohlenen Protargols ange-
nommen. Wenn es aber schon auffallend war, dass während NEıIssErR bei
Urethritis schon mit !/),—1°/, Protargol-Lösungen überraschende Erfolge
erzielt hatte (die übrigens von vielen seiner Fachgenossen nicht bestätigt
werden konnten), DArıEr allmählig gezwungen war, zu 20—50°/, Lösungen
zu greifen, so haben directe Controlversuche die Unverlässlichkeit dieses
Mittels aufgedeckt. Selbst WIoHERKIEwIoz,! der seine Mittheilung über
den angeblich grossen Heilwerth des Protargols mit dem Satze einleitet:
„Unter dem Guten das Beste ist entschieden das Protargol“
führt an, dass er
1. bei acuter Granulosa und acutem Katarrh keinen nennenswerthen
Erfolg gesehen hat; aber auch bei chronischem Trachom und bei Folli-
cularis habe sich Xeroform besser bewährt, als Protargol.
2. Ebenso nichtig war die Wirkung des Mittels bei Hornhaut-
geschwüren;
3. bei Thränensack-Blennorrhve haben Einspritzungen von 10--20°/,
Protargol-Lösung das eitrige Sekret in schleimiges umgewandelt, gegen
welches dann noch . Sondirungen und Einspritzungen von Adstringentien
ausgeführt werden mussten.
4. Dagegen sei bei Blennorrhoea adultorum et neonatorum Protargol
das souveraine Mittel, wobei aber WıoHERKIEwıoz vom 8. oder 10. Tage
ab die Abreibungen mit Protargol durch Pinselung mit 1°/, Lapislösung
ersetzt.
Andere Autoren haben direct erklärt, dass sie mit Protargol nichts
: Ophth. Klinik. 1898. Nov. 18.
S 139 —
erreichen konnten, so PFLÜGER,! PromaszKka? (an der Budapester
Universitäts- Augenklinik), B£LA’ u. A.
Meine eigenen Versuche haben betreffs der zwei Hauptfragen: Blen-
norrhoea gonorrhoica und Trachom folgendes ergeben:
Bei gonorrhoischer Blennorhoe habe ich auch in den schwersten Fällen
seit Jahren keine erhebliche Schädigung der Cornea erfahren. Meine Be-
handlung besteht in einer Tag und Nacht sehr häufig geübten gründlichen
Auswaschung des Conjunctival-Sackes mittels einer Kali hypermaganicum-
Lösung von 1:5000, peinlicher Excision der den Hornhautrand
überlagernden chemotischen Conjunctiva. und im blennorrhoischen
Stadium energischer Pinselung mit 2°/, Lapislösung.
In der letzten Zeit aber habe ich bei zwei Männern und einem
Weibe nach dem Vorgehen WıcHerkizwioz’ Protargol angewendet
und bei einem Pat. die Hornhaut ganz verloren, während es bei
den zwei anderen zu partiellem Prolapsus iridis kam.
Bei subacuten und chronischen Trachomen haben Pinselungen mit
5—10°/, Protargol-Lösung nur selten einige Besserung (Abschweltung) der
Conjunctiva bewirkt; in den meisten Fällen musste ich schon nach wenigen
Einpinselungen wegen zunehmender Auflookerung und Sekretion der Con-
junctiva das Mittel aussetzen.
* Bei einem jungen Manne, der wegen chronischen Trachoms des linken
Auges von einem anderen Augenarzt 2 Monate lang Lapispinselungen
(Nachspülung mit Kochsalzlösung) und dann weitere 2 Monate lang all-
abendliche Einträufelung einer 5°/, Protargollösung erhielt, sah ich die
Conjunctiva gelblich braun verfärbt. Da die 2monatliche Lapispinselung
mit Nachspülung mittels Kochsalzlösung diese leichte Argyrosis doch nicht
bewirkt haben kann, so möchte ich dieselbe um so eher auf Rechnung des
Protargols stellen, als die Verfärbung gelhlicher war, als nach längerem
Gebrauch der Lapislösung, und sich nicht wie nach dieser intensiver an der
unteren Uebergangsfalte, sondern gleichmässig an der ganzen Conjunctiva
zeigte. Der leichten diffusen Infiltration der Conjunctiva palpebrarum aber,
sowie den zahlreichen Knoten hatte das Protargol nichts angethan; diese
schwanden jedoch in wenigen Wochen auf einige Ausquetschungen mittels
der Fingernägel und des Epilators und auf wöchentlich 2 Mal geübte (Pat.
musste immer vom Lande hereinkommen,) Abreibungen mit Sublimatlösung.
Also wieder nur ein Surrogat und zwar nicht unter den guten das
beste, sondern vielmehr unter den schwachen das schwächste.
Wenn es einer gewissen Komik nicht entbehrt, wie die neuen, hoch,
angepriesenen Mittel der Reihe nach in dem weiten Sack der Reserve/nittel
! Ophthalm. Klinik. 1898. Nr. 11.
% Szemeszet. 1898. Nr. 5.
3 Ebendaselbst.
— 140 —
verschwinden, so hat andererseits die, trotz ihres ansehnlichen Alters, eben-
falls noch im Reiz der Neuheit dastehende Excisionsmethode einen nur zu `
ernsten Hintergrund. Was leistet die Excision der Uebergangsfalten und
eines grossen Theils des Knorpels, wie diese von der Königsberger Schule
so allgemein geübt wird?
Hier handelt es sich nicht mehr um die Wahl eines Heilmittels oder
eines Heilvertahrens, bei dem ein Misslingen im ärgsten Falle einige
Efflorescenzen auf der Cornea verursacht und von dem eine Umkehr bald
bewerkstelligt werden kann, sondern um eine bleibende Verstümmelung
der Bindehaut, die wir, wenn sie nach vieljährigem Bestande des Trachoms
in einzelnen Fällen von selbst eintritt, als erhebliche Schädigung des
Auges zu betrachten gewöhnt sind. Was wird dem Kranken für dieses
Opfer geboten?
Trotzdem in den letzten Jahrzehnten, nachdem die allzu grosse Angst,
ein Stückchen Conjunctiva zu verlieren, abgenommen hatte, kaum noch ein
Oculist Anstand genommen hat, die sulzig erweichte, gleichsam fetzig herab-
hängende obere Uebergangsfalte auszuschneiden, oder einen excessiv ver-
dickten und verbreiterten oberen Tarsus durch eine entsprechend breite
Abtragung des convexen Randes zu schmälern, so konnte man sich dennoch
nicht entschliessen, das Trachom allgemein durch Ausschneidung der
Uebergangsfalte (GALEZowsKY) oder gar des grössten Theiles des oberen
Tarsus (HrıskATH) zu behandeln, so dass die ost- und westpreussischen
Augenärzte mit ihrem Verfahren nahezu ganz isolirt blieben.
Und doch ging es nicht an, die von JAKOBSON, HEISRATH, VOSSIUS
und anderen in Trachom sehr erfahrenen Autoren gemeldeten Resultate
ganz zu ignoriren, und so setzte ich mich schon 1889 mit Herrn Prof.
Vossıus, dem damaligen Supplenten am Königsberger Lehrstuhle, in Ver-
bindung, um bei ihm das Operationsverfahren studiren und durch seine
Unterstützung auch den Erfolg früherer Operationen — es waren in den
letzten Jahren viele Schulepidemien durch dieses Verfahren unterdrückt
worden, — sehen zu können. Leider konnte ich von der gütigen Bereit-
willigkeit Vossıus’ keinen Gebrauch machen, da mich ein Muskel- und
Sehnen-Rheumatismus der schwersten Art aufs Krankenlager warf und mir
für die folgenden 2 Jahre eine weite Reise unmöglich machte. Als dann
am VIII. hygienischen und demographischen Congress, der 1894 hier in
Budapest tagte, HrısrATH einen operirten Fall vorstellte, der, wie er mir
später selbst zugestand, nicht geeignet war, das Verfahren in günstiges
Licht zu stellen, liess ich die Sache auf sich beruhen.
Erst im vorigen Jahre trat ich der Frage wieder näher, angeregt durch
v. Gyzıczky aus Lyk in Ostpreussen, besonders aber durch ULRICH aus
Königsberg, welche Collegen mich hier besuchten, und — last not least —
durch Kunnrt’s eben damals mir zugekommene Monographie „Ueber die
Therapie der Conjunctiva granulosa“.
= M ==
UxLrrıcu konnte mir als gewesener Assistent JAkosson’s und selbst
eifriger Pfleger der in Rede stehenden Operation Authentisches darüber
mittheilen, und er hatte sogar die Güte, auf meiner Spitals-Abtheilung
einen Kranken, der auf beiden Augen gleich starke Infiltration (Verdickung)
der Bindehaut und veralteten Pannus crassus zeigte, auf dem rechten Auge
in einer Sitzung oben und unten zu operiren. : Ich selbst operirte dann in
seiner Gegenwart einen anderen Kranken, wiederholte später noch einmal
‚die Operation an einem dritten Kranken, und so vorbereitet machte ich
mich im Juli v. J. auf den Weg nach Königsberg, obwohl mir inzwischen
HiırscHBerG’s Monographie „Ueber die körnige Augenentzündung
in Ost- und Westpreussen und ihre Bekämpfung“ zur Hand kam,
die über die Excisionsmethode nicht viel Günstiges berichtete.!
Ich hatte zuvor die Herren Geh. Med.-Rath Prof. Ronn, Prof.
HEIısRATH, Dr. Teeiten und Dr. Urrich um die Gelegenheit ersucht,
möglichst viel früher operirte Fälle sehen zu können.
So konnte ich nicht nur jeden der besagten Herren Collegen, die heute
die einzigen akademischen Vertreter der besagten Methode sind, in seiner
Art operiren sehen, und von jedem manches schätzenswerthe Detail lernen,
sondern die Herren waren so gütig, mir auch so viel altoperirte Fälle zu
zeigen, als sie nur in der kurzen Zeit erlangen konnten. Besonders lehr-
reich war für mich nach dieser Richtung hin die systematische Zusammen-
stellung von 50 Fällen von Seiten Urrıce’s im Elisabethiner-Spital und
ebenfalls von diesem Collegen eine Serie von 24 Operirten in Seepothen.
Bei all diesen Fällen Uuxric#’s erhielt ich auch genaue Daten über die
Dauer. der Nachbehandlung.
Ich hatte derart Gelegenheit, über 150 früber operirte Kranke zu
sehen, die mir eine Retrospective auf 10 Jahre zurück boten, und kann
nicht umhin, den genannten Herren Collegen für ihre besondere Liebens-
würdigkeit und Mühewaltung auch hier meinen innigsten Dank aus-
zudrücken.
Ob die Operation bei den in Königsberg selbst sesshaften, daher auch
einer längeren Behandlung zugänglichen Kranken unbedingt nothwendig
war, wage ich nicht zu entscheiden; doch habe ich durch diese, wie ich
annehmen kann, nicht ausgesuchten Fälle die Scheu vor der Operation
verloren, da in keinem derselben Nachschrumpfung, Symblepharon, bezw.
Anheftung des Oberlides an den Bulbus, Entropium, Lagophthalmus, Xerosis
oder sonstige nennenswerthe Schädigung des Auges oder auch nur Verun-
staltung (erhebliche Einkerbung) der Lidränder zu beobachten war. Die
ungünstigen Fälle, die HırschBera und Horre gesehen haben, dürften zum
Theil von unkundiger Hand operirt worden sein; denn die Operation ver-
* Hopp#’s diesbezügliche Publication (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1898. Juli-
heft) war damals noch nicht erschienen.
— 142 —
langt genaue Vertrautheit mit dem Gegenstande und entsprechende
Dexterität.
Dass besonders unglücklich beanlagte Augen trotz der Operation der
langsamen Erblindung (durch hartnäckigen Pannus, Xerose u. s. w.) ver-
fallen können, ist mir von ULRICH gesagt worden, sowie es auch natürlich
erscheint, dass zu besonderer Schrumpfung geneigte Augen in Folge der
Excision, bezw. Verringerung des Schrumpfungs-Materials um 2—3 Jahre
rascher der ohnehin sicheren Xerose verfallen werden; aber direct ver-
schuldet hat dann die Operation diese bösen Ausgänge nicht.
Mag nun aber diese Operation in ihren Folgen noch so unschädlich
sein, wenn dieselbe von Fachkundigem ausgeführt wird — minder versirte
Operateure können damit allenfalls grossen Schaden anrichten —, so muss denn
doch für dieselbe ein zwingender Grund vorhanden sein, und diesen zwingen-
den Grund sehe ich wohl viel seltener, als die ostpreussischen
Fachgenossen.! Welches sind die der Operation nachgerühmten Vortheile?
1. Das Trachom heilt rascher, was ich nach meinen Erfahrungen
ebenfalls bestätigen kann. Nachdem ich aber mittels der Sublimatbehand-
lung auch mit den schwersten Fällen — nur sehr wenige ausgenommen,
bei welchen dann die Behandlung 1—2 Jahre lang dauert, aber endlich
denn doch zur vollständigen Heilung führt, — in 3 bis 6 Monaten fertig
werde, andererseits auch die meisten operirten Kranken, bei denen nämlich
die trachomatöse Infiltration nicht auf den excidirbaren Theil der Conjunctiva
beschränkt war, Monate, ja Jahre lang nachbehandelt werden
müssen, so ist dieser Vortheil der Operation nur sehr relativ und für den
Städter, der stets fachkundige Behandlung erlangen kann, von minimaler
Bedeutung. Für den Landbewohner, der zur Behandlung auf einige Wochen
in die Stadt kommt, wird es wohl wichtig sein, mit seinem Leiden auch
um den Preis der Uebergangsfalten rascher fertig zu werden; da aber die
meisten operirten Kranken noch einer, wenn auch kürzeren als ohne Ope-
ration, so doch auf Monate sich erstreckenden Nachbehandlung bedürfen,
die draussen nicht immer leicht zu erlangen ist, oder vom Kranken aus
dem einen oder anderen Grunde nicht in Anspruch genommen werden
kann, so wird auch hier der Werth der Operation kein allgemeiner sein.
2. Die secundären Hornhauterkrankungen werden verhindert, und wenn
solche schon ‚vorliegen, relativ am sichersten geheilt (Kunnr).? Um etwaige
Hornhautaffection, die nach meinen Erfahrungen — über welche ich nächstens
ausführlicher berichten werde — je nach der Bodenbeschaffenheit u. s. w.
der verseuchten Gegend in 5— 15°/, der Erkrankungsfälle eintritt, vorzubeugen,
ı Es ist auffällig, dass seit dem Tode SCHNELLER’s die westpreussischen, bezw.
Danziger Aerzte, selbst WALLENBERGER, der gewesene Assistent SOHNELLER’sS, Zur
Operation nur mehr dann ihre Zuflucht nehmen, wenn sie mit dem Trachom auf keine
andere Art fertig werden können.
? ]. ec. S. 185.
143 —
würde ich die Operation nicht allgemein vollführen; was aber die Heilung be-
reits vorliegender Hornhautaffection betrifft, habe ich seit meiner Rückkehr
von Königsberg, bezw. seit vorigem Herbst keine derartige Complication ge-
habt, mit der ich nicht auf die eine oder andere Art rasch genug fertig
geworden wäre, obwohl — wie bereits oben bemerkt — auf meiner
Spitals-Abtheilung die hartnäckigsten Fälle des ganzen Landes zusammen-
kommen. Doch sind, wie oben mitgetheilt wurde, vor meiner Reise nach
Königsberg 2 solche Kranke operirt worden. Der eine, der an beiden
Augen gleich alten Pannus crassus hatte, wurde bald nach seiner Aufnahme,
bevor er also anderweitig behandelt worden war, der Demonstration wegen
anfangs April durch ULRICH am rechten Auge oben und unten recht aus-
giebig operirt. Das Trachom der Lider schwand hier bald, während am
linken Auge noch jetzt Spuren davon vorhanden sind; aber den Pannus
fand ich bei meiner Rückkehr vom Urlaube anfangs September, an beiden
Augen noch in gleichem Maasse bestehen. Da begann ich die Massage
mit reichlichem Borsäurepulver, die raschen Erfolg erzielte, wobei sich aber
die Hornhaut des operirten Auges besser aufhellte, als die andere, die, trotz-
dem die Bindehaut nicht verkürzt und genügend succulent ist, leichte
Xerosis (bindegewebige Organisation des Pannus) zeigt. Wir waren bei diesem
Kranken, um die Wirkung der Operation zu studiren, den Sommer hin-
durch zu unthätig, sonst wäre der Erfolg ein rascherer und besserer
gewesen.
Den zweiten Kranken habe ich wegen oft recidivirender Infiltrate im
Centrum beider Corneae, trotzdem die Conjunctiva nur mehr wenig Infil-
tration zeigte, im Mai an einem Auge oben operirt. Noch nach Monaten
war, trotz höchst sanfter Behandlung, oder vollständiger Pause das operirte
Auge quoad corneam viel unruhiger, als das andere, und es etablirte sich
im Centrum der Hornhaut allmählich eine intensive Trübung, — bis
ein schwerer Typhus, dem auch eine Recidive folgte, nicht nur die Horn-
häute vollständig beruhigte, sondern auch derart aufhellte, dass der Kranke
gegenwärtig als Schreiber im Ministerium des Innern thätig sein kann. —
Trotz dieser zwei mangelhaften Erfolge aber würde ich, wenn keine der
gebräuchlichen Methoden (zu denen ich in erster Reihe das ausgiebige
Ausquetschen der Uebergangsfalten und das sorgfältige Absuchen der
Winkel und der Conjunctiva bulbi auf Knoten rechne) eine Besserung des
Hornhautleidens bewirken könnte, die Operation ausführen.
3. Recidiven und Reinfectionen (Kuant) werden mit Wahrscheinlich-
keit hintangehalten; doch giebt Kuanr selbst 40 - 50°/, Recidiven zu, die
auch Horre constatirte. Diese Zahl hat mich überrascht; denn ich habe
bisher nach dem allgemeinen Eindruck, den ich bei meiner langjährigen,
reichlichen Trachombeschäftigung erhalten habe, bei den auf dem Wege
der gewöhnlichen mechanischen und medicamentösen Behandlung oder von
selbst ausgebeilten Fällen viel weniger Recidive vermuthet.
— 14 —
Als ich 1883 die gesammte Bevölkerung der südlichen 3 Bezirke des
Torontaler Comitates — etwa 100000 Einwohner — auf Trachom unter-
suchte,! notirte ich mit Rücksicht auf etwaige Recidiven auch die mit
Hinterlassung ausgebreiteter Narben an ler Bindehaut ausgeheilten Indi-
viduen, von denen ein Theil während ihres Soldaten-Dienstes in den ver-
schiedenen Militärspitälern, ein anderer Theil aber gar nicht behandelt
worden ist (es scheinen überhaupt mehr Trachome von selbst zu geneser,
als von Aerzten ausgeheilt werden); im Jahre 1889, also nach 6 Jahren,
habe ich die meisten dieser Leute wieder gesehen, und unter ihnen Cor
sehr wenige Recidiven beobachtet. Ich will eine kleine Stichprobe aus
meinen damaligen Notizen hier mittheilen. Ich greife aus den Kranken-
protokollen ohne Wahl 4 heraus, die ebenso viele Gemeinden betreffen:
1. Tomasevac:
a) 1883 wurden conseribirt 113 ausgesprochene, 17 unausgesprochene
Trachome (meist Follicularis). Von diesen wurden
b) 1889 vorgestellt 57 ausgesprochene, 9 unausgespr. Trachome;
c) von den 57 Tr. zeigten sich 14 noch trach., 9 nahezu, 6 gänzlich
und ohrle Spuren, 28 narbig ausgeheilt;
d) vun den 9 unausgespr. Tr. 3 Follic., 6 geheilt.
e) Ausserdem waren 1883 conscribirt: 46 narbig abgelaufene Tr., von
denen 1889 nur 21 wieder vorgestellt wurden, sämmtliche ohne Recidive.
2. Jarkovac:
a) 1883 conscribirt: 108 ausgespr. 11 unausgespr. Tr. Von diesen
b) 1889 vorgestellt: 683 e 5 e
c) Unter den 68 Tr. zeigten sich nun 16 Tr., 14 Aiei 15 gänz-
lich und ohne Spuren, 23 narbig ausgeheilt.
d) Unter den 5 unausgesprochenen Tr. zeigten sich 1 Tr., 1 Folic.,
3 geheilte.
e) 1883 conseribirt: 20 narbig abgelaufene Fälle, von denen 1889
13 zur Ueberprüfung gelangten, ohne Recidiv zu zeigen.
3. Farkasdin:
a) 1883 conseribirt: 141 ausgespr., 11 unausgespr. Tr. Von desen
b) 1889 vorgestellt 79 S 9 a e
c) Unter den 79 waren: 28 Tr., 11 nahezu, 14 gänzlich und ohne
Spuren, 26 narbig ausgeheilt.
d) Unter den 9 unausgespr. Tr. zeigten sich 1 Tr., 7 ohne Spuren,
1 narbig ausgeheilt.
e) 1883 conseribirt: 15 abgelaufene Fälle, von denen 1889 7 vorge-
stellt wurden, ohne Recidive zu zeigen.
'‘ Vergl. Feuer: „Die Verbreitung des Trachoms in Ungarn u. s. w.“ Stuttgart.
1897. Enke.
— 145 —
4. Idvor:
a) 1883 conscribirt: 93 ausgesprochene, 14 unausgespr. Tr.
b) 1889 vorgestellt: 53 o 5 mg
c) Unter den 53 Tr. zeigten sich 20 Tr. 6 nahezu, 8 et? Se Spuren,
19 narbig ausgeheilt.
d) Unter den 5 unausgespr. Tr. zeigten sich 1 Tr., 3 ohne Spuren,
1 narbig ausgeheilt.
el 1883 conscribirt: 32 narbig geheilte Tr.. von denen 1889 15 über-
prüft, 2 Recidiven, 13 dauernde Heilungen zeigten.
Nicht nur die anhaltenden Heilungen (e), trotzdem seiner Zeit, den
Narben nach zu schliessen, schweres und langdauerndes Trachom vorhanden
gewesen sein muss, sondern die grosse Anzahl von abgelaufenen Fällen
überhaupt (c und e) in einer Gegend, wo trotz aller Vorschriften nur
mangelhaft behandelt worden ist, spricht laut gegen die Ansicht Kvuanr’s, !
dass den 50—60°/, definitiven Heilungen nach Excision nur höchstens
10°/, sonstig Behandelter gegenüber gestellt werden können, oder mit
anderen Worten, dass von den ohne Excision Behandelten 90°/, recidiviren.
Bei einiger Boshaftigkeit könnte ich sogar sagen: Die obigen Daten, die
nur einen kleinen Bruchtheil bilden ähnlicher mir zu Gebote stehender
Daten beweisen, dass die bei nicht operirten Kranken recht häufig ein-
tretenden Heilungen weit weniger als 40—50°/, Recidive zeigen, die für
die operirten Fälle von Kunnt selbst zugegeben werden.
Ich sehe vielleicht deswegen weniger Recidive, weil ich mit dem Aus-
spruche „geheilt“ skrupulöser bin, als viele andere Augenärzte, obwohl
ich dann auch consequenter Weise mit der Diagnose „Recidiv“ rascher
bei der Hand bin.
Wenn noch Reste des Trachoms — sei es als klinisch weniger auffallende
oder in den Winkeln versteckte Infiltration, oder sei es als etwaige, durch
makroskopische Folge-Erscheinungen sich nicht kundgebende und bisher über-
hauptnur hypothetische Parasiten-Nester, — zurückbleiben, oderwenneine Rein-
fection erfolgt, -so wird sich ein Reeidiv einstellen, gleichviel ob das Auge
die Uebergangsfalten besitzt, oder dieselben ihm weggeschnitten worden `
sind. Sehen wir doch nicht selten auch solche Augen dem Recidiv ver-
fallen, bei denen die Fornices durch Schrumpfung consumirt worden sind
und auch der Tarsus auf ein Minimum reducirt ist. Ich kann daher der
Ansicht Kvanrt’s nicht beipflichten, dass die Rückkehr der Kranken in
ein Seuchengebiet eine Indication zur Vornahme der Exeision ist.
Ich habe für die Excision vor der Hand nur folgende Indicationen,
bei denen es sich aber weniger um die Excision der Ueber-
gangsfalte als um die viel vorwurfsfreiere Entfernung eines
! Ueber den Heilwerth der mechanischen Heilmethoden u. s. w. Zeitschrift für
Augenheilk. Bd. I. Heft 1. S. 19.)
10
Knorpelstreifens und der darüber liegenden Conjunctiva
handelt:
1. Trotz längerer Behandlung auffallend breit bleibender Tarsus.
2. Verdickung des convexen Randes und der darūber liegenden Con-
junctiva bei sonst schon geheiltem oder nahezu geheiltem Trachom, be-
sonders wenn der Kranke sich in eine Gegend begiebt, wo seine weitere
regelrechte Behandlung nicht gesichert erscheint. Dasselbe gilt auch von
der unteren Uebergangsfalte, wenn diese den letzten Rest des Trachoms in
sich birgt.
3. Eine wahrhaft erlösende That ist die Exeision des muldenförmig ver-
krümmten Knorpels, wenn der auf der schiefen Ebene liegende Randtheil
des Sphinkters sich krampfhaft zusammenzieht und den inneren Rand des
Lides an die Cornea presst, der dann diese scheuert. Schon wenige Tage
nach der Operation wird das Auge frei geöffnet und die früher von herpe-
tischen Efflorescenzen geplagte Cornea wird glatt und glänzend. Ich glaube,
dass auf diese Weise alle Methoden eines keilfürmigen Ausschnittes aus
dem Knorpel überflüssig sein werden; denn nicht nur fällt die periphere
(obere) Hälfte der Mulde weg, sondern der innere Lidrand wird auch ein
wenig nach aussen, d. bh. vom Bulbus weg gezogen.
4. Bewährt sich diese Operation, worauf schon HeEısßarH aufmerksam
gemacht hat, glänzend gegen Ptosis, die bei Trachom in Folge der Schwäche
des durch den nachbarlichen chronischen Entzündungsprocess afficirten
Möüurer’schen Muskels — und nicht, wie die meisten Autoren sagen, in Folge
der Schwere des Lides, — so häufig ist. Da der Knorpel bis auf 3—4 mm,
je nach Bedarf, geschmälert wird, geschieht gleichsam eine Vornähung des
Levators und des MüLLer’schen Muskels, ohne dass an der Haut des Lides
eine entstellende Narbe gesetzt würde. Ich zweifle nicht daran, dass diese
Excision des Knorpels auch gegen die idiopathische Ptosis verwendbar ist.
Bei den bisherigen Indicationen handelt es sich, wie schon oben be-
merkt wurde, nur um die Excision eines Theiles des oberen Knorpels,
nicht aber auch der Uebergangsfalten, was wohl auch den Skrupulösesten
die Operation ganz unbedenklich erscheinen lassen wird. Bei der 3. und
4. Indication könnte man sich vielleicht auf die einfache Ausschälung des
Knorpels (nach Kuant) beschränken und so auch den Streifen Bindehaut,
der dem auszuschneidenden Theil des Knorpels entspricht, schonen; doch
waren meine bisherigen Fälle nicht derart, dass der Verlust dieses Binde-
hautstreifens — und voraussichtlich schrumpft ja ohnehin dieser vom
Knorpel gewaltsam abpräparirte Streifen in erheblichem Maasse — schwer
ins Gewicht gefallen wäre. |
5. Würde ich endlich zur Exeision des Knorpels und der Uebergangs-
falten greifen, wenn ich auf keine andere Weise das Bindehautleiden oder
die von demselben abhängigen Hornhautaflection bewältigen könnte. Seit-
dem ich die Operation cultivire, hat sich mir diese Indication noch nicht
— 147 —
aufgedrängt und dürfte, wenn man. mit der nöthigen Umsicht die Ursachen
der Hartnäckigkeit des Leidens aufsucht, mit den gebräuchlichen Hilfs-
mitteln vertraut ist und auch einigermaassen den Launen des Auges zu
folgen versteht, überhaupt sehr selten sein.
Aber schon die erstgenannten 4 Indicationen lassen mich die Excisions-
methode, deren Vaterschaft von JAKoBson! HEISRATH zugesprochen
wurde, als bedeutende Errungenschaft in der Trachom-Therapie erkennen,
die unsere Leistungsfähigkeit auf diesem schwersten Gebiete der augen-
ärztlichen Thätigkeit‘ bedeutend erhöht.
Nachtrag.
Ich habe in Obigem mein gegenwärtiges therapeutisches Vorgehen gegen
das Trachom nur skizzirt und mich besonderer Detaillirung enthalten. Aber
angeregt durch Kunnt’s neueste Publication: „Eine Modification der An-
wendungsweise des Expressors u. s. w.“? will ich betreffs des mechanischen
Theiles der Trachomtherapie Folgendes nachtragen:
Frische, unzerfallene Körner, Plaques und Infiltration überhaupt dürfen
nicht gequetscht werden; es würde auch keinen Erfolg haben, so lange die
Massen noch nicht zerfallen sind. In diesem Stadium frischer. Körner-
bildung ist die Conjunctiva stark hyperämisch und geschwollen, d.h. im
Zustande acuter Entzündung, und darf nicht mechanischen Insulten aus-
gesetzt werden; selbst das Abreiben mit dem Watte-Tampon ist contra-
indicirt. Hier sind im ersten Stadium Antiphlogose, später, bei Eintritt
der eitrigen oder schleimigen Secretion, Pinselungen mit Lapis- oder Argent-
aminlösung am Platze. _
Es können aber, wenn es sich um eine Exacerbation eines älteren
Trachoms handelt, von früher her zerfallene Knoten vorhanden sein, deren
Entfernung der Conjunctiva wohl thäte. Die Ausquetschung muss aber hier
sehr vorsichtig bewerkstelligt werden, damit die Bindehaut nicht stark ver-
letzt werde. Hierzu eignen sich weder die Knarp’sche Rollzange, noch
der Kunnr’sche Expressor, sondern nur die Daumen des Arztes, oder
höchstens der Epilator, mit dem auch kleine Stellen gequetscht werden
können. Wie übrigens aus meiner Darstellung ersichtlich ist, benutze ich
zum Ausdrücken der zerfallenen Massen aus der Conjunctiva im Allgemeinen
nur die Daumen und für gewisse Oertlichkeiten, wohin diese nicht gelangen
können, den Epilator.
Wenn ferner bei veraltetem Trachom schon alle zerfallene Massen aus
der Conjunctiva und dem Knorpel entfernt worden sind, diese aber noch
verdickt sind, massire ich dieselben wieder nur mit den Nägeln der zwei
Daumen recht kräftig, was ich besonders am Unterlide schon seit Jahren
ı Jakopson: Beitr. zur Pathologie d. Auges. Leipzig. 1888. S. 84.
® Zeitschrift f. Augenheilk. Bd. I. Heft A
10*
— 148 —
so ausführe, dass ich — was Kunnts in obiger Publication für seinen
modificirten Expressor anräth — den einen Daumen im Bindehautsack,
also an der inneren Fläche des Lides anlege, während der andere Daumen
den Gegendruck von der Haut aus ausübt. In dieser Weise rutschen die
beiden Daumen reibend und quetschend längs der ganzen Lidspalte hin.
Dieses Verfahren ist das relativ schonendste, weil die Finger den Ort
und das Maass der zu bewerkstelligenden Quetschung bezw. Massage am
besten controliren können. Wie bei den Ausquetschungen mit den Fingern
umgehe ich auch bei dieser Massage die Anästhesie als zeitraubend und
überflüssig, wenn nicht gerade schon bei der ersten Sitzung die volle (?)
Entleerung der Conjunctiva intendirt wird.
Neue Instrumente, Medicamente u. s. w.
Nouveau procédé opératoire pour lópicanthus.
Par E. Berger et Robert Loewy.
Revue illustrée de Polytechnique Médicale et Chirurgicale. 1899. Nr.1.
Die bisherigen Operationsmethoden des Epicanthus bestehen bekanntlich
in der Ausschneidung eines elliptischen Hautstückes am Nasenrücken (v. Ammon)
bag
oder der verticalen Hautfalte, welche die Lidspalte vom inneren Winkel aus
überdeckt (Arlt). Verff. schneiden eine lineare oder reiterchenförmige Hautfalte
an den Seitentheilen des Nasenrückens aus. Nach Anlegen der Nähte ver-
streicht die verticale Hautfalte Die zurückbleibende Narbe ist kaum sichtbar,
und kann bei Kranken, welche sich eines Pince-nez bedienen, der Hautlappen
in der Weise ausgeschnitten werden, dass die zurückbleibende Narbe vom
Klemmer verdeckt wird.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Ueber das Gesichtsfeld der Kurzsichtigen, von Dr. L. Weiss, a. 0.
Prof. zu Heidelberg. 1898.
Verf. hat umfangreiche Untersuchungen über das Verhalten des Gesichts-
feldes bei Kurzsichtigen angestellt und das nicht nur bei hochgradiger, auch
bei mittleren und niederen Graden der Kurzsichtigkeit. Es wurden die Aussen-
— 19
grenzen und das Verhalten des blinden Flecks für Weiss und Farben bestimmt.
Die Ergebnisse sind nach einer eingehenden Literatur-Besprechung mitgeteilt.
Es fanden sich bei allen Graden der Myopie bedeutende Vergrösserungen des
blinden Flecks, welche nicht im Verhältniss zur Grösse des ophthalmoskopisch
sichtbaren Conus standen. Für Farben war die Vergrösserung häufig sehr be-
deutend, sie ging oft bogenförmig um den Fixirpunkt herum, so dass der blinde
Fleck für Farben annähernd die Form eines Halbmondes hatte, der in einem
Abstande von 10—20° eine centrale farbentüchtige Partie umgab. Bisweilen
entstand ein geschlossenes Farbenringskotom. Die Aussengrenzen des Gesichts-
feldes der Myopen zeigen im allgemeinen eine Einengung, doch werden sie ge-
legentlich bei hochgradiger Myopie normal gefunden und umgekehrt können bei
niederen Myopiegraden sehr kleine Gesichtsfelder gefunden werden. Die Farben-
grenzen sind in vielen Fällen in viel höherem Grade eingeengt, als die Aussen-
grenzen für Weiss und oft an Stellen, wo Einengungen für Weiss nicht be-
stehen. Verschmelzen die Grenzen des herein gerückten Gesichtsfeldes, so ent-
stehen G.-F.-Einbiegungen. Diese sind meist von oben her nach dem blinden
Fleck gerichtet und am meisten für Roth beobachtet.
Selten finden sich Skotome im Gesichtsfelde, in den beobachteten Fällen
konnte ophthalmoskopisch an den betreffenden Stellen nichts besonderes ge-
funden werden.
Verf. begnügt sich seine Beobachtungen mitzutheilen, ohne praktische
Schlüsse daraus zu ziehen. Das Verhalten des Gesichtsfeldes vor und nach
der Myopie-Operation konnte in wenigen Fällen untersucht werden. Bei ihnen
fand sich nach der Operation eine Erweiterung für Weiss und Farben, von
der Verf. glaubt, dass sie durch physikalische Verhältnisse nicht erklärt wird,
sondern auf Veränderungen der Netzhaut-Ernährung zu beziehen sein dürfte,
welche die Funktion derselben günstig beeinflussen. Spiro.
2) Die Seh-Leistungen von 50000 Breslauer Schulkindern. Nebst An-
leitung zu ähnlichen Untersuchungen für Aerzte u. Lehrer, von Hermann
Cohn. (Breslau. 1899. S. Schottländer. 148 S.)
Die Arbeit, populär-wissenschaftlich geschrieben, um nicht nur bei Aerzten,
sondern auch bei Lehrern Interesse zu erregen, enthält eine derartige Menge
von interessanten Einzelheiten und wichtigen, tabellarisch geordneten Zahlen,
dass es im Rahmen eines kurzen Referates unmöglich ist, ihren Inhalt ge-
bührend zu würdigen; wir müssen uns daher darauf beschränken, die Ueber-
schriften der einzelnen Capitel und die Haupt-Ergebnisse mitzutheilen, daran an-
knüpfend die wichtigen Gesichtspunkte hervorzuheben, im übrigen jedoch die
Interessenten, deren es bei dem heut zu Tage allseitig rege gewordenen Interesse
für die Schulgesundheitspflege und für die Schularztfrage eine ganze Reihe
geben wird, auf das Original zu verweisen. Anknüpfend an seine eigenen
früheren Untersuchungen über die Augen von 10000 Breslauer Schulkindern
im Jahre 1867 bespricht Verf. einleitend die bisherigen, von den verschieden-
sten Autoren gemachten Untersuchungen über die Seh-Leistungen bei Dorf- und
Stadtschulkindern, bei Rekruten bez. Soldaten, bei Naturvölkern bez. weniger
von Cultur beleckten Völkerfamilien. Alle diese Beobachtungen machten in Verf.
den Wunsch rege, die Frage der wahren Seh-Leistung nicht durch vereinzelte
kleine, versuchsweise im Zimmer”gemachte Prüfungen, sondern durch eine unan-
fechtbar grosse Zahl unter freiem Himmel vorgenommener Untersuchungen zum
Abschluss zu bringen und durch planmässig nach derselben Methode durch-
geführte Massenuntersuchungen die wirkliche mittlere Sehschärfe wenigstens für
— 10 —
Deutschland zu finden. Aber Verf. fand bei den hohen Behörden, dem preussi-
schen Unterrichtsminister und beim Kriegsminister, keine Förderung und musste
sich auf die Untersuchung der Schulen Breslau’s beschränken, wobei er aller-
dings mit verschwindenden Ausnahmen bei städtischen Behörden, Schul-Leitern
und Lehrern volles Verständniss und Unterstützung fand. Die Untersuchung
der Seh-Leistung (S1) wurde an rund 50 000 Schulkindern unter freiem Himmel
von den Lehrern bez. Lehrerinnen derart vorgenommen, dass dieselben zunächst
vom Verf. in einem Vortrag über den Bau des Auges, Gesichtswinkel, Seh-
schärfe .u. dgl. aufgeklärt wurden, und dass sie dann selbst von August bis
September 1898 mit den Snellen’schen Haken, die vom Verf. geeignet verändert
wurden, die Schüler meist auf den Turn- und Spielplätzen prüften; dem Täfelchen
(Verlag von Priebatsch in Breslau) ist eine kleine aus Karton ausgeschnittene
Gabel („Pecus-Gabel‘) beigelegt, welche der Geprüfte einfach in der Richtung
halten muss, in der ihm der Haken offen erscheint; letzteres ist namentlich bei
kleinen Kindern, Ungebildeten und Naturvölkern sehr praktisch. Gleichzeitig
hielt Verf. die Untersuchung für geeignet, um die Zahl der Brillen tragenden
und sonst augenkranken Schulkinder zu bestimmen; auch wurden die Lehrer
ersucht, alle Kinder, welche die Tafel nicht bis 6 m lasen, zur weiteren Unter-
suchung zum Augenarzt zu senden. Die Lehrer stellten dann auf einem vor-
gedruckten Bogen die Befunde bei den einzelnen Schülern zusammen und sandten
sie Verf. zu. Dass die genaue rechnerische Durcharbeitung von 52159 Be-
obachtungen nach Schulen (mit Ausarbeitung von Hunderten von Special-Tabellen,
welche nur die einzelnen Schulen interessieren und denselben vom Verf. besonders
zugesendet wurden), Klassen, Lebensjahren, Geschlecht, Beleuchtung u. s. w.
eine Unsunnme von Arbeit darstellen, leuchtet ein, und ist nur dazu angethan,
das Verdienst des Verte und seiner in der Vorrede erwähnten: Mitarbeiter in
das richtige Licht zu setzen. Es wurden fast sämmtliche Volksschulen, der
grösste Theil der Gymnasien und sonstigen Mittelschulen, und ein Theil der
Privatschulen untersucht. Auch die Tageslicht-Verschiedenheiten und sonstige,
freilich nur geringe Fehlerquellen mussten berücksichtigt werden. In den
folgenden Capiteln werden an der Hand von Tabellen und graphischen Dar-
stellungen die gefundenen Seh-Leistungen, deren Durchschnittsgrösse, deren
Vergleich mit derjenigen der Naturvölker, die schlechtesten Sehleistungen jetzt
und vor 33 Jahren (Verf.s Untersuchung i. J. 1867 s. ob.), die von den
Schülern benützten Brillen, die Augenkranken jetzt und vor 33 Jahren be-
sprochen. Im letzten Capitel fasst Verf. die Ergebnisse zusammen, die vieles
Wichtige und auch Neues enthalten, und die wir zum Schluss in Kürze mittheilen
wollen. Im Gegensatz zur bisherigen Annahme sind die Seh-Leistungen viel
höher, als man bisher glaubte. Fast die Hälfte aller Schüler hatte zwischen
1 und 2facher, mehr als !/, aller zwischen 2 und 3facher Sehschärfe im Freien.
Die 1—2fache Sl war häufiger bei Mädchen als bei Knaben, die 2—3fache
umgekehrt häufiger bei Knaben. In den niederen Schulen und Klassen ist
1—2 fache S häufiger, in den höheren Schulen und höheren Klassen die
2—3fache. Die S gesunder Augen nimmt in der Jugend weder von Lebens-
jabr zu Lebensjahr, noch von Lustrum zu Lustrum ab. Die durchschnittliche
SI aller betrug 12,1 m statt 6 m, ist also doppelt so gross, als man bisher
glaubte. Schlechte SI (S<1) hatten selbst im Freien 10°/, aller Kinder, in
den niederen Schulen 9°/,, in den mittleren 13°/,, in den höheren 17°/,.
Vor 33 Jahren fand Verf. unter 10 000 Kindern 19°/, schlechte Sehleistungen;
also hat sich diese Zahl seit einem Menschenalter um die Hälfte verringert,
was Verf. auf eine Abnahme der kurzsichtigen Kinder zurückführt, und als Be-
weis der Wirksamkeit der modernen Augenhygiene auffasst. Die schlechten
Seh-Leistungen nehmen vom 6.—18. Lebensjahre stetig zu von 8—35°/,, von |
den niederen zu den höheren Schulen bez. Klassen ansteigend. Die Gesetze von
der Zunahme der Myopie mit der vermehrten Naharbeit sind also wie früher
geblieben. Brillen trugen 1,5°/, aller Schüler, in den Volksschulen 0,9°/,, in
den höheren Töchterschulen 3,2, in den Gymnasien 7,5°/,. Concavbrillen wurden
von 1°/, aller Schüler getragen, genau wie vor 33 Jahren. Die Zahl und
Nummern der Brillen steigen von Klasse zu Klasse als sicherster Beweis von
der Zunahme der Kurzsichtigkeit. Die Zahl der augenkranken Kinder beträgt
jetzt 1,1°/,, gegenüber 4°/, vor 33 Jahren, was Verf. auch als hygienischen
Fortschritt begrüsst. (Die Vergleichung der vor 33 Jahren von Verf. selbst ge-
fundenen Zahlen mit den jetzigen, durch Laien ermittelten, bez. Schlussfolgerungen
hieraus möchten dem Ref. bis zu einem gewissen Grade doch nicht einwandsfrei
erscheinen.) Die Seh-Leistungen der Wilden übertreffen nicht die unsrer Kinder.!
Trübe Tage hindern nicht, dass 37°/, der -Jugend noch eine 2—3 fache S zeigen.
Aus diesen gefundenen Thatsachen zieht Verf. die theoretischen Schlüsse, dass
fortan die Zimmer-Sehschärfe (Sz) von der wahren Sehschärfe im Freien (Sw)
unterschieden werden müsse, dass statt 1 Minute von jetzt ab !/, Minute als
durchschnittlich kleinster Erkennungswinkel (?) betrachtet werden muss, der in
einzelnen Fällen bis auf !/, Minute, sogar bis auf 8 Sekunden sinken kann
(5 Schulkinder Breslau’s sahen bis 27 m), dass endlich neuere anatomische und
physiologisch Messungen diese Verkleinerung des Gesichtswinkels mit den mikro-
skopischen Verhältnissen der Netzhaut in Einklang bringen müssen. Als prak-
tisches Ergebniss fand sich, dass über 5000 Kinder mit S<1 angewiesen
wurden, ärztlichen Rath einzuziehen, dass weiter an das Sehen der Soldaten
viel höhere Anforderungen gestellt werden dürfen als bisher, und auch bei der
Einstellung eine Classification nach der Seh-Leistung stattfinden müsse. Im Nach-
trag bringt Verf. einen auf privatem Wege erhaltenen Bericht über Messungen
in 2 preuss. Infanterie-Regimentern, die nach seiner Methode von älteren Unter-
offizieren unter Aufsicht von Offizieren stattfanden, und bei 198 Unteroffizieren
12,0 m bei 1671 Soldaten 11,5 ergaben, also fast das gleiche wie bei den
Schulkindern. Zum Schlusse stellt Verf. für zukünftige Prüfungen noch weitere
Forderungen auf, für die er allerdings auch die allgemeine Aufstellung von
Schulärzten verlangt. Nachdem er seit einem Menschenalter für die Augen-
Gesundheitspflege so eifrig thätige Verf. die Genugthuung erlebt hat, dass seine
schon lange aufgestellte Forderung von Schulärzten jetzt allgemein, auch be-
hördlich anerkannt und ausgeführt wird, wünschen wir, dass er auch seine
‚weitere Forderung nach Schul-Augenärzten erfüllt sehen möge. — Rühmend
muss auch noch der äusseren Ausstattung des Büchleins gedacht werden: „augen-
mörderischer Petit-Druck“ ist selbst in den Anmerkungen nicht zugelassen.
| oc Neuburger.
3) Die Magnet-Operation in der Augenheilkunde. Nach eigenen Erfah-
rungen dargestellt von Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath in Berlin.
Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage, mit 31 Abbildung im Text. Leipzig,
1899. Veit & Comp.
„Die Magnet-Operation ist heute bei guter Einrichtung und Uebung ein
ganz sicheres Verfahren.“ Dieser Satz, den Prof. Hirschberg 1897 auf-
stellte, wird durch das vorliegende Buch erwiesen. Es führt uns nach einer
! Das hat kein Verständiger erwartet. H.
— 152 —
kurzen historischen Einleitung an der Hand zweier Operations-Beispiele aus der
letzten Zeit sogleich mitten in die Sache und schildert dann in eingehender Weise
das zur Operation Nothwendige, die Einrichtung und das Verfahren. Die
Einrichtung gliedert sich in das Werkzeug zur Untersuchung und das zur Heilung.
In dem Sideroskop von Asmus besitzen wir nunmehr eine zuverlässige Magnet-
nadel, die nicht nur sicher die Anwesenheit vun Eisen anzeigt, sondern auch
Localisation gestattet. Zur Entfernung des Eisensplitters wird in Prof. Hirsch -
berg’s Anstalt der Hirschberg’sche kleine Elektromagnet, ferner ein Riesen-
magnet nach Schlösser verwendet. Von Wichtigkeit ist es, wie diese Werkzeuge
aufgestellt sind, dass sie stets in Ordnung und zum Gebrauche bereit stehen.
Die Art des Splitters erfordert genaue Beachtung. Man kann dem frisch-
verletzten Auge nicht ansehen, ob der Splitter septisch oder aseptisch ist. In
ersterem Falle ist bei Zuwarten das Auge verloren; somit nothwendig, jedes frisch
verletzte Auge sofort zu operiren. Bei älterer Verletzung kann ein Splitter, der
klein (1—2 mm) und aseptisch ist, reizlos einheilen, während die Sehkraft sich
gut hält; doch ist das eine seltene Ausnahme. Gewöhnlich zerstört der
Splitter die Sehkraft, macht oft späte Reizung, endlich kommt es häufig
zur Verrostung des Auges, die gleichbedeutend mit dem Verluste desselben ist,
der nur durch baldige zufallsfreie Ausziehung des Splitters verhütet werden kann.
In Betracht kommen ferner Grösse und Schwere des Splitters. Bei kleinen
Splittern (20—30 mgr) kann auch späte Operation vollen Erfolg haben, bei
mittelgrossen (50-—150 mgr) nur die primäre Ausziehung innerhalb 24 Stunden
nach der Verletzung.
Bei übergrossen Splittern, von 200 mgr an, vermag auch die sofortige
Operation wegen der Zertrümmerung des Augen-Inneren nicht mehr die Sehkraft
zu retten, oft ist auch der Augapfel nicht zu erhalten. Es ist von Interesse,
dass vor der Einführung der Magnet-Operation wohl Niemandem die Entfernung
eines Eisensplitters aus dem Augen-Innern (Glaskörper, Netzhaut) mit
dauernder Erhaltung des Sehvermögens glückte.
Im zweiten Abschnitte wird die Anzeige und das Verfahren der Magnet-
Operation ausführlich abgehandelt. Voraussetzung ist natürlich stets ..strengste
Asepsie. Bei frischen Verletzungen wird das vorsichtig gereinigte Auge an die
stumpfe Spitze des Riesenmagneten gebracht. Sehr grosse Splitter springen
sofort aus der \Vunde, kleinere nur selten, meist werden sie vom Riesenmagneten
mit der Breitseite an die Augenwand gepresst und können nicht folgen. Hier
bringt leichtes Einführen des Hirschberg’schen Magneten (der bequem ein
Pfund zieht) in die Wunde sofort den Splitter hervor. Zu beachten ist dabei,
dass eine zu kleine Wunde mit einem Scheerenschlage zu erweitern ist und die
Lider sanft abgehalten werden, um Glaskörpervorfall und septische Entzündung
zu vermeiden. Ist der Splitter in einiger Entfernung von der Eingangspforte
anzunehmen, so wird die Spitze des Riesenmagneten an die entsprechende Stelle
der Lederhaut aufgesetzt und dann versucht, den Fremdkörper durch Drehen
des Augapfels hinter die Irisperipherie zu locken und schliesslich durch Schnitt
an der Hornhaut zu entbinden. Dabei ist Vorsicht nöthig, da mittlere Splitter
durch den Riesenmagneten so an die Lederhaut geschleudert werden können,
dass diese vorgebuchtet wird unter Schädigung der Netzhaut. Bei frischer
Wunde der Lederhaut ist die Einführung des kleinen Magneten ein
sichres Verfahren und dem Riesenmagnet überlegen. (7 F.)
Ist die Verletzungswunde geschlossen, so bietet der grosse Magnet ge-
legentlich Vortheile. Hier wird das eben geschilderte Auflocken des Fremdkörpers
in die Vorderkammer und Entbindung aus derselben durch Einführen des kleinen
— 153 —
Magneten mit Erfolg geübt, in Fällen, wo man früher eine Operation gescheut
hätte. Nur ganz kleine Splitter oder grössere, seit Langem angewachsene,
folgen nicht. Versagt der grosse Magnet, so ist abzuwarten, ob Reizung oder
Verrostung eintritt. In diesen Fällen ist Operation zur Rettung des Auges
nothwendig und hier rettet der Meridionalschnitt durch die Augenhäute
mit Einführung des Hirschberg’schen Magneten das sonst verlorene
Auge. Beim Meridionalschnitt ist sorgfältige Erwägung des Operationsplanes
und Berechnung des Lederhautschnittes erforderlich, zu der im Texte klare
Anweisungen gegeben sind.
Alle Verfahren sind. mit zahlreichen Beispielen belegt, von denen das
grösste Interesse diejenigen Fälle verdienen, in welchen der Riesenmagnet
(auch der Haab’sche) völlig versagte und der Hirschberg’sche Magnet
vollen Erfolg brachte. Aus der Fülle der Gesammtbeispiele seien hier die
sämmtlichen Netzhaut-Glaskörper-Operationen kurz angeführt, die in
den letzten drei Jahren von Prof. Hirschberg ausgeführt wurden.
A. Gute Erfolge.
a) Frische Fälle.
. 24jähriger W. B., sofort, aus Glaskörper, 7 mg. S = 1.
. 36jähriger A. S., sofort, a. Glaskörp., 23 mg S = !/,. (Linsen-Ausziehung).
. 9jähr. H. J., nach 3 Tagen, aus Glaskörper, S = 1. (Linsen-Ausziehung).
. 37jähr. H. K., nach 2 Tagen, a. Glask., 1,9mg S= 1. (Linsen-Ausziehung).
. 19jähr. E.K., nach 8 Tagen, aus Glaskörper, 1!/,mg. S= °/,, (Linsen-
trübung noch nicht operirt).
. 31jähr. BR. K., sofort, aus Glaskörper, 5mg (16 mm lang). S= °J,.
. 17jähr. H.L., nach 4 Tagen, a. Netzhaut, 9 mg, 21/,:1?}/, mm. S = Ji
(Auge schon früher verletzt).
8. 26 jähr. J. K., sofort (nach 6 Stunden), aus Netzhaut, 27 mg, S = 1.
b) Alte Fälle.
9. 16jähr. P. L., nach 5 Monaten, aus Netzhaut, 27 mg, S = !),.
10. 16jähr. B., nach 11 Monaten, aus Netzhaut, 0,9 mg, S befriedigend.
En Va ea bi ka
So
B. Form erhalten, Sejhkraft nicht genügend.
1. 25jähr. A. T., sofort, 72 mg, nach 4 Tagen Ausziehung der Linse, Ab-
tragung des Irisvorfalls. Heilung reizlos, keine Ablösung der Netzhaut.
Pat. be hauptet nichts zu sehen; Pupille reagirt. (8 Monate beobachtet.)
2. 35jähr. P. W., sofort, 62 mg; ein Flock Werg sitzt am Splitter.
Heilung reizlos, aber bindegewebige Schrumpfung des Glaskörpers durch
Infection bei der Verletzung. (2jährige Beobachtung.)
3. 25jähr. G. G., sofort; kommt mit Glaskörpervorfall, Splitter 41/,:21/,.
S = 1/œ, in Folge der Netzhautzerschmetterung bei der Verletzung
Auge reizlos. (Von Dr. Kuthe operirirt.)
C. Nachträglich Enucleation.
1. 54jähr. P. K. Auge breit aufgeschlagen. i
Splitter 800 mg, 8 x 6 x 2, Kesselwand. Stockblindheit, Schmerz,
Enucleation nach 9 Tagen.
2. 21jähr. R.E, Wunde 8 mm gross, Fetzen von Glask. daran, Splitter
115 mg, 6 X 6. Enucl. nach 7 Tagen.
3. 40jähr. R. G. kommt mit zusammengefallenem Augapfel, Splitter 153 mg.
Enucl. nach 9 Tagen.
— 14 —
Von 16 Operationen (aus Glaskörper und Netzhaut) ergaben
danach 10 einen guten Erfolg (7 Mal S=!/,— 1); die ungenügen-
den Erfolge von B, die Misserfolge von C rühren DEE von der
Schwere der ursprünglichen Verletzung her.
In dem dritten Abschnitte wird die Entfernung von Eisensplittern aus den
vorderen Theilen des Auges und aus der Umgebung derselben erörtert, und
die grossen Vortheile, die auch hier der Magnet oft hat an Bespielen gezeigt.
Hierbei beansprucht am meisten Beachtung die Ausziehung von Eisensplittern
aus der Linse. Es ist wichtig, dass hierbei die Operations-Instrumente magne-
tisch gemacht werden.
Die Gefahren, die dem Riesenmagneten anhaften, dass er die empfindlichen
und wichtigen Augenhäute durch Heranschleudern des Eisens schädigt, kommen
hier weniger in Betracht. Oft erweist er sich gut wirksam, aber auch hierzu
finden sich Beispiele, in denen er versagt, während der eingeführte kleine
Magnet Erfolg hat.
Man kann abschliessend sagen, dass Indications-Stellung und Ausführung
der verhältnissmässig jungen Magnet-Operation am Auge in Hirschberg’s
Buche so sorgfältig ausgeführt sind, dass es leicht sein wird, in jedem Falle
dieser „unregelmässigen‘‘ Operation trotz dessen Besonderheiten die gegebenen,
allgemein geltenden Regeln zu Grunde zu legen.
Von besonderem Verdienste ist es, dass das Buch kein Kampfwerk ist,
sondern unter voller Würdigung des Riesenmagneten die Indications-Stellung für
das Verfahren mit diesem und dem kleinen Magneten, bezw. für beide com-
binirt, zum ersten Male ausführlich aufstellt und an zahlreichen Beispielen
praktisch erläutert. Spiro.
J ournal- Uebersicht.
I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 1.
1) Die Reflexbahn der Pupillar-Reaction. Nach anatomischen Unter-
suchungen an embryonalen Gehirnen des Menschen und Experimenten am
Affen, von Dr. St. Bernheimer, Privatdocent und Augenarzt in Wien.
Während in vollständig entwickelten Gehirnen einzelne Faserzüge kaum
hervortreten, sind in embryonalen Gehirnen nach Weigert’scher Färbung die
Nervenbahnen mit ihren zarten Markscheiden leicht zu erkennen und zu ver-
folgen. Verf. benutzte embryonale Gehirne zu Serienschnitten und fand einen
Zug feiner Markfasern, welche vom Tractus ausgehend in die weisse Substanz
des vorderen Vierhügels eintreten, sich hier fächerförmig verbreiten und zu den
Sphinkterkernen zu ziehen scheinen. Diese Fasern stammen jedenfalls aus dem
Sehnerven, ob aus dem gleichseitigen, gekreuzten, oder beiden Bündeln, ist
nicht zu entscheiden.
Die bei Affen angestellten Untersuchungen nach der Marchi’schen De-
generationsmethode ergeben nach Exenteratio bulbi, bezw. Neurotomie zunächst
im gleichseitigen Tractus so zahlreiche degenerirte Fasern, dass ein Zweifel an
der partiellen Kreuzung im Chiasma nicht aufkommen kann. Ferner konnten
gekreuzte und ungekreuzte Fasern nachgewiesen werden, welche vom Tractus
ausgehend, zur Gegend der Sphinkterkerne ziehen. Von diesen treten zarte
Fasern ungekreuzt in den Oculomotoriusstamm.
Die sehr schwierige und für manche Thiere tödtliche Operation der antero-
posterioren Durchschneidung des Chiasma gelang bei 4 Thieren so gut, dass
sie drei volle Tage am Leben blieben. Die Affen waren sehend, folgten der
— 155 —
dargereichten Nahrung mit den Augen und fassten sie mit der Hand. Damit
ist die partielle Kreuzung im Chiasma unwiderleglich erwiesen, zumal nach dem
Tode der Thiere festgestellt wurde, dass eine vollständige Durchtrennung des
Chiasma stattgefunden hatte. Auch die directe reflectorische und die indirecte
consensuelle Pupillarreaction war erhalten. Es geht daraus hervor, dass eine
Verbindung der Augen mit dem gleichseitigen Sphinkterkerne und eine centrale
Verbindung zwischen den beiderseitigen Kernen bestehen muss.
Auch nach Durchschneidung eines Tractus blieb beiderseits die reflectorische‘
und consensuelle Pupillarreaction erhalten, — ein neuer Beweis für die par-
tielle Kreuzung der Pupillarfasern und die centrale Verbindung der beiden
Sphinkterkerne.
2) Ueber eine Meningoöncephalocele des Augapfels, von Dr. Emil
Krückmann, Privatdocent und I. Assist. an der Universitäts-Augenklinik
zu Leipzig.
Beschreibung eines in der Sammlung aufgefundenen Bulbus, die Kranken-
geschichte fehlt. Von der als solche erkennbaren Hornhaut zieht ein derber
Narbenstrang quer durch die vordere Kammer. Die sämmtlichen Gebilde des
Auges sind nasalwärts und nach vorn verlagert, stark veränderte Reste der
Retina liegen in der Nähe der Iris. Die geschrumpfte Linse ist ziemlich in
situ. Im Uebrigen zeigt sich der Glaskörperraum wit einem spaltenreichen
Gewebe ausgefüllt, welches durch eine temporalwärts und unten vom Opticus-
eintritte gelegene Lücke der Sclera extrabulbär nach hinten zu verfolgen ist
und sich bei der mikroskopischen Untersuchung als aus Gliagewebe und Resten
der weichen Hirnhäute bestehend erweist. Man muss annehmen, dass zu einer
Zeit, als die Augenspalte noch nicht geschlossen war, Hirnsubstanz prolabirte
und später abgeschnürt wurde. Vielleicht führte der Zutritt von Liq. cerebro-
spinalis zum Bersten der Hornhaut, worauf dann die beschriebene Narbenbil-
dung erfolgte.
3) Ueber Fremdkörper-Riesenzellen und Cilien im Bulbus, von Dr.
Emanuel Schwarz in Wien.
Cilie auf der Iris nahe beim Kammerfalz. Injection, Tension herabgesetzt,
S = Q. L:5 m, Projection unsicher. Enucleation. Im Glaskörper fand sich
ein Stück Kupfer, um die Cilie zum Theil zahreiche Riesenzellen, von denen
einige bis 50 Kerne zählten. Aehnlich in zwei anderen Fällen. Die Riesen-
zellen entwickeln sich unter dem Einflusse der als Freindkörper wirkenden Cilien
im Granulationsgewebe, sei es durch Wachsthum einer, sei es durch Confluenz
mehrerer Zellen.
Bekanntlich werden unter Umständen Cilien häufig lange Zeit reizlos
ertragen.
4) Experimentell-histologische Untersuchungen über Contusio bulbi,
von Dr. S. Bäck, Volontärarzt an der Univers.-Augenklinik in Breslau.
Verf. bewirkte an Augen junger Kaninchen Contusionen mittelst eines
Apparats, welcher eine Dosirung. der angewandten Gewalt gestattet. Um deut-
lich sichtbare Veränderungen hervorzurufen, bedarf es eines ziemlich starken
Stosses. Die ophthalmoskopische Untersuchung wird zunächst durch feine stern-
förmige Trübungen der Linse und eine wolkige Masse in der vorderen Kammer
erschwert, doch erkennt man, dass sogleich nach dem Trauma die Netzhaut-
gefässe blutleer sind, und dass gegenüber der Einwirkungsstelle der Contusion
— 156 —
die Netzhaut sich unabhängig vom Verlaufe der Gefässe weiss verfärbt.
Die Verfärhung hält etwa 40 Stunden an.
Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sich in der vorderen Kammer
eine theils feinkörnige, theils feinfädige Masse, welche sich nach v. Gieson
röthlich-gelb färbte.e Bine ähnliche Masse lag im Bereiche der ver-
färbten Netzhautpartie zwischen Chorioidea und Retina.
Die später verschwindende sternförmige Trübung der Linse erklärt Verf.
durch Eindringen von Flüssigkeit in präformirte Spalten.
An der Ausscheidung der beschriebenen Massen in der vorderen Kammer
sind die proc. cil. nicht betheiligt. Abhebungen des Epithels derselben fehlten.
Die Massen stammten aus den Irisgefässen, welche sich paralytisch erweiterten
und fibrinartige Stoffe ausschieden. Derselbe Vorgang erfolgt in der Chorioidea
und führt zu dem Transsudate zwischen Chorioidea und Retina mit nachfolgen-
der Inbibition und Trübung der letzteren.
6) Ueber den Koch-Weeks’schen Bacillus der akuten Conjunctivitis,
von Dr. A. Weichselbaum, Prof. der pathol. Anatomie, und Dr. L. Müller,
Privatdocent der Augenheilkunde in Wien.
Auf einer abgelegenen Ziegelei erkrankten mehrere Personen an Conjunc-
tivalkatarrh, welcher ohne Follikelschwellung und ohne Betheiligung der Horn-
haut verlief und auf Touchiren mit 2°/, Argent. nitric. rasch heilte. Die Verf.
fanden in dem Secret ganz constant sehr feine Bacillen, deren Menge in einem
gewissen Verhältnisse stand zu der Intensität der Entzündung. Die Bacillen
liessen sich mit einiger Sicherheit nur auf Menschenserum-Agar cultiviren, und
zwar scheinbar auch nur dann, wenn Culturen gewisser saprophytischer Bakterien
zugleich zugegen waren (und Stoffwechselproducte lieferten?). Die Culturen
waren sehr zart. Reinculturen auf die menschliche Bindehaut übertragen, riefen
dieselbe lIintzündung hervor, und aus dem Secrete derselben liessen sich wieder
dieselben Bacillen züchten. Die Lebensfähigkeit der Bacillen ausserhalb des
Organismus scheint gering zu sein, doch muss es als möglich gelten, dass an-
scheinend genesene Individuen mit chronischer Conjunctivitis noch bacillen-
haltiges Secret absondern und die Krankheit verbreiten. Vielleicht hält sich
der Bacillus durch Symbiose mit bestimmten saprophytischen Bakterien.
6) Anatomische Befunde bei eitriger Keratitis des Menschen, von
Prof. Eugen v. Hippel, I. Assist. an der Univ.-Augenkl. zu Heidelberg.
I. Doppelseitige Keratomalacie mit Pneumokokkenbefund bei einem hereditär-
syphilitischen Säugling.
Injection gering, flache wenig infltrirte Geschwüre im unteren Abschnitt
der Hornhaut. Hypopyon. Züge von Mikroorganismen, und zwar Pneumo-
kokken, erstrecken sich in Zoogloeaform von den Geschwürsrändern zwischen
den Hornhautlam.ellen nach oben bis über das Centrum der Hornhaut hinaus, wäh-
rend am unteren Geschwürsrande zahlreiche vom Limbus her eingewanderte
Leukocyten im Gewebe vorhanden sind. Die aus den tiefen Randgefässen
stammende Infiltration hat die Form eines stumpfwinkligen Dreiecks, dessen
Spitze hinter dem Geschwürsgrunde liegt. Einwanderung der Leukocyten von
der vorderen Kammer her (Uhthoff und Axenfeld) glaubt Verf. bei der
vollkommen intacten M. Descem. ausschliessen zu dürfen.
Die Eiterzellen des Hypopyon sind hauptsächlich von den Gefässen der
Iris geliefert, welche sehr dicht infltrirt ist. Zellige Infiltration findet sich
weiter zwischen den Fasern der Zonula, um die Ciliarfortsätze und in denselben,
— 157 —
um . die Netzhautgefässe, selbst auf der Papille, und in der Chorioidea. Mit
der Entfernung von der Hornhaut nimmt die Stärke der Infiltration ab, und es
liegt nahe anzunehmen, dass es sich um chemotactische Processe handelt,
welche von den in den Hornhautgeschwüren gebildeten Toxinen verursacht wurden.
Bemerkenswerth sind noch hochgradige Veränderungen der Netzhaut, Zer-
fall der Stäbchen und Zapfen u. s. w..
II. Keratitis neuroparalytica. Resection des Ganglion Gasseri, am folgenden
Tage Substanzverlust der Hornhaut, Hypopyon, nach 9 Tagen Exitus.
Die anatomische Untersuchung ergab ein ausgedehntes flaches Geschwür
der Hornhaut, dessen nekrotischer Grund mit zahlreichen Leukocyten durchsetzt
war. Membr. Descem. normal, das Endothel fehlte an einer umschriebenen
Stelle im untern Abschnitt und zeigte sich an zwei andern Stellen gewuchert.
Abgestossene Endothelien lagen im Kammerwasser.
Das Hypopyon war sehr fibrinreich, zahlreiche Fibringerinnsel lagen im
Irisgewebe Leukocyten waren noch rückwärts bis zur Ora serrata zu ver-
folgen. Mikroorganismen konnten nicht nachgewiesen werden, sind aber höchst
wahrscheinlich vorbanden gewesen.
7) Anatomisch - physiologische Untersuchungen über die Augen-
muskeln Neugeborener, von Dr. Schneller in Danzig. (Nachgelassenes
Manuscript.)
Die Arbeit ist ihres umfangreichen Zahlenmaterials wegen für ein kurzes
Referat nicht geeigtnet.
8) Ueber Anophthalmus congenitus, von Prof. Eugen v. Hippel,
I. Assist. an der Universitäts-Augenklinik in Heidelberg.
7 Wochen altes Kind mit beiderseitiger, seit der Geburt bestehender eitriger
Bindehautsecretion; links in der Tiefe des Bindehautsacks kleiner, kaum erbsen-
grosser Körper, rechts Mikrophthalmus, Leucoma corneae, durch 2 fadenförmige
Synechien mit dem oberen Pupillarrande verbunden, unten Coloboma chorioideae.
Aus dem Bindehautsecret wurden Pneumokokken gezüchtet, die aber ihre
Virulenz verloren hatten.
Verf. nimmt an, dass der rechtsseitige Mikrophthalmus Folge einer intra-
uterinen, mit Hornhautperforation verlaufenen Entzündung ist.
Eine 13jährige Schwester des Kindes zeigte rechts normale Grösse des
Bulbus, hochgradige Myopie, links Mikrophthalmus, wesentliche Verkleinerung
des Bulbus, diffuse Trübungen und neugebildete Gefässe in der Hornhaut.
Höchst wahrscheinlich handelte es sich auch hier um die Folgezustände einer
intrauterinen Entzündung. Von Erblichkeit kann keine Rede sein.
9) Bemerkungen zu den Versuchen von Hess über die Accommo-
dation. Erwiderung von Prof. Dr. W. Koster, Gzn. in Leiden.
Verf. hält es für unmöglich, dass bei den bekannten Hess’schen Ver-
suchen die Blickrichtung so sicher festgehalten werden kann, wie es für die
Gewinnung einwandfreier Ergebnisse unbedingt erforderlich ist, und glaubt, dass
Hess den Linsenpunkt fixirt hat.
10) Berichtigung der sogenannten Richtigstellung des Herrn Dr.
Fukala zu meiner Abhandlung über operative Behandlung hoch-
gradiger Kurssichtigkeit, von Dr. Franz Otto, kgl. sächs. Stabsarzt.
Desmonceaux hat in der That, wie mitgetheilte Sätze aus seinen
Schriften unzweifelhaft beweisen, wegen Kurzsichtigkeit extrahirt. Scheer.
— 158 —
II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1899. Februar.
1) Ueber Blepharitis acarica. Eine Erkrankung der Wimpern und Lidränder
in Folge von Milben in den Cilienbälgen.
Raehlmann beobachtete in vielen Fällen das Vorkommen der Demodex
folliculorum in den Cilienbälgen. Derselbe veranlasste eine starke Hyperämie
der intermarginalen Lidrandzone und der äusseren Haut am Uebergangstheil
von Haut und Lidrand in der Gegend der vorderen Lidkante; hier schimmerten
derbe, stark verzweigte, venöse Gefässe deutlich durch die Epidermis durch.
Häufig war damit auch eine Hyperämie der vorderen, der inneren Lidkante
dicht benachbarten Conjunctiva verbunden, welche sich in Form eines rothen
Saumes an der Conjunctivalseite des Lidrandes etwa 3 mm weit nach der
Uebergangsfalte hin erstreckte. Solche Patienten klagten über erhebliche Be-
schwerden; die Lidkanten zeigten ein fest-weiches, eingedicktem Honig oder
unreiner Vaseline ähnliches Sekret, welches der Basis der Cilien häufig in
Klumpen, Stäcken oder Schuppen anhing. — Bisweilen war nur an einzelnen
Stellen des Lidrandes eine fleckige Röthung und flache Schwellung vorhanden,
in deren Bereich die intermarginale Oberfläche eine eigenthümliche trüb-rothe
Färbung und leicht-raube Oberfläche besass. Mitunter war der Lidrand in ganzer
Ausdehnung ergriffen. Die genannten Veränderungen waren in seltenen Fällen
so entwickelt, dass eine Entzündung der Conjunctiva und der den Lidkanten
benachbarten äusseren Haut mit erheblicher Secretion hinzutrat. In manchen
Fällen bestanden die erwähnten Veränderungen neben Krankheiten der Conjunc-
tiva oder Cornea. Besonders wurden sie an trachomatösen Augen beobachtet.
Verf. wandte mit Erfolg gegen die Affection: das Einstreichen des Lid-
randes mit einer Salbe aus Perubalsam (2,0 auf 6,0 Lanolin) an. Selbst die
hartnäckigsten Fälle heilten nach längstens 10tägigem Gebrauch derselben.
2) Zur Frage der ständigen freien Communication zwischen vorderer
und hinterer Augenkammer, von Georg Levinsohn.
3) Bemerkungen zur operativen und medicamentösen Therapie an
hochgradig vorgetriobenen Augen, von Th. Axenfeld.
Vert, empfiehlt bei wirklichem Exophthalmos, wenn nicht in Narkose
operirt wird, die Anwendung der Desmarres’schen Elevateure, die manuelle
Fixation ist dabei zu verwerfen. — Die Verbände werden auch bei starkem
Exophthalmus besser gelitten, als z. B. Nettleship kürzlich angab, wenn man
zuvor eine ringförmige Wattepolsterung anlegt, bis für die aufgelegte Hand die
Niveaudifferenz ausgeglichen ist; hierüber legt man alsdann den gewöhnlichen
Druckverband. — Eine 24jährige Basedow-Kranke litt an beiderseitiger Con-
junctivitis gonorrhoica, die unter Ausspülungen mit Hydrargyrum oxycyanatum
1:1000 mit Zurücklassung eines linksseitigen partiellen Cornealstaphyloms
heilte. Nach einer Iridectomie mit medianer Tarsorophie unmittelbar nachher
wurde das Staphylom abgeflacht, und und die Sehschärfe besserte sich.
März.
1) Gläserne Augäpfel als oculare Prothesen, von H. Snellen.
Verf. empfiehlt als Prothese nicht die bisher gebräuchliche muschelförmige
Platte anzuwenden, sondern doppelwandige, apfelartige Schalen. Hierdurch wird
der todte Raum, in dem sich Schleim und Thränen ansammeln, ausgeschlossen,
auch schmiegen sich Conjunctivalsack und Augenlider den abgerundeten Rändern
dieser künstlichen Augen leichter an.
— 159 —
2) Ueber epitheliale Form der Pinguecula, von Winfried Bihler.
Auf Grund der anatomischen Untersuchung eines Falles von Pinguecula
spricht sich Verf. dahin aus, dass es Fälle giebt, in welchen meist unter dem
Einfluss einer besonderen Entzündung oder auch ohne diese unter den gewöhn-
lichen Witterungseinflüssen das Epithel des Lidspaltenfleckes starke Wucherung
mit lebhafter Verhornung der oberen Lagen und Bildung von Epithelsprossen
und Epithelperlen eingeht, die im anatomischen Bau denjenigen der Epitheliome
der Haut ähnlich sind. Das Ergebniss dieses Vorganges ist somit nicht als
besonderes pathologisch-anatomisches Gebilde (Tyloma) aufzufassen, sondern stellt .
nur eine epitheliale Form der Pinguecula dar.
`~
3) Beiträge zur Behandlung acuter Sehnervenentzündungen in Folge
von Influenza, von Ernst Wingenroth.
4) Ulcus rodens corneae, von H. Gifford.
In einem Falle von Ulcus rodens corneae fand Verf., dass entlang dem
Hornhautrande die Bindehaut weit über die scheinbare Grenze des Geschwärs,
1—2 mm breit, unterminirt war. Nach Abschneiden der unterminirten Binde-
haut und Cauterisation der geschwürigen Rinne blieb der Process sofort stehen.
5) Eine doppelseitig verwendbare Lidpincette mit Klemmverschluss,
von Otto Neustätter. ‘ Horstmann.
Vermischtes,
Die Refraction im Alterthum. Ein Beitrag zur Geschichte der Re-
fraction auf Grund bisher unbekannt gebliebener literarischer Funde, von
Vincenz Fukala in Wien. (Arch. f. Augenh. XXXIX, 1, S. 49—61, IX S.)
Der Herr Vert, welcher anhebt, „in der älteren Literatur habe ich mehrere
Stellen entdeckt‘, scheint einen Scherz nicht beabsichtigt zu haben. Dennoch
fällt es dem nachdenklichen Leser schwer, diese Veröffentlichung ernst zu
nehmen. Ich werde den ersten und den letzten Paragraphen (I. und IX.) richtig
stellen.
I. „Ueber Kurzsichtigkeit bei Hippokrates. In den Werken von
Hippokrates ist über Myopie nichts bemerkenswerthes enthalten. Die einzige
diesbezügliche Stelle befindet sich in Hippokrates Coacae Praenotiones, 2.,
etwa in der Mitte dieses Thbeiles. An dieser Stelle erwähnt H. der den Kurz-
sichtigen gemeinsamen Eigenschaft, die Lidspalte häufig zu verengern, und fügt
hinzu, dass, wenn sie gleichzeitig bei einer schweren Erkrankung die Farben
nicht richtig zu unterscheiden vermögen, dies eine ungünstige Erscheinung sei;
v... ÚE xal yowuara ovußaikeıv ...« (s. Hippokrates, editio D. Carolus
Gottlob Kühn, Leipzig 1828, Vol. XXI). Einen Namen hat Hip. für die
Kurzsichtigkeit nicht eingeführt.“
Soweit buchstäblich Herr Vincenz Fukala. Jetzt kommt die Beurthei-
lung. In den nicht von Hippokrates herrührenden Koi’schen Vorhersagen
(II, VII, 214, Ausg. v. Littr6 V, 8.630; Ausg. v. Kühn I, S. 267) findet
sich ein Satz, welcher die in lebensgefährlichen Erkrankungen zu beobachtenden
schlimmen Zeichen vom Auge darstellt und mit dem berühmten Satz aus dem
2. Capitel der echten Prognostik manche Berührungspunkte darbietet. (Vgl. m.
Gesch. d. Aug. i. A., S. 122 u. 124.) Die Worte, welche in I angezogen
— 160 —
wurden, lauten folgendermaassen: ovvey&wg Ce De xæl YQČUATÆ UETA-
Bailey, sei Giëgoegoe un ovußakkev dv To xadFevdem, Oiëddoron, „Und
unablässig die Augen schliessen und die Gesichtsfarbe wechseln und die Lider
im Schlaf nicht schliessen, bedeutet Lebensgefahr.“ Von Kurzsichtigkeit
ist nicht die Rede.
IX. „Brillen oder Augengläser sind höchst wahrscheinlich
einige Jahrhundert vor Christus bekannt gewesen.... Ich habe
jedoch in Plautus Lustspielen (240 v. Chr.) zwei Stellen gefunden, welche
- darauf hindeuten, dass zur Zeit Plautus Gläser oder ähnliche optische Hilfs-
mittel bekannt gewesen sind.
Die erste Stelle befindet sich im Lustspiel »Cistellaria, Act I, Scena I (ex
recensione Georgii Goetz et Fr. Scholl, fasciculus 3, 1845, p. 8.«) Das
Mädchen Silenium erzählt daselbst:
- »Dum redeo domum, .
Conspicillo consecutus est clanculum me usque fores.« In der Anmer-
kung unten steht: »Conspicillo: conspicio.« Zweifellos bedeutet Conspicilum
irgend ein brillen- oder linsenförmiges Instrument, wodurch man durchsieht.
Die zweite Stelle findet sich im Bruchstück »Medicus«; von diesem sind nur
3 Zeilen zurückgeblieben, welche diesen merkwürdigen Passus enthalten:
»In conspillo adservabam: Pallium observabam.... Der Werth solcher
Gläser soll jedoch so gross gewesen sein, dass nur Wenige solchen Luxus sich
erlauben konnten.“
Soweit buchstäblich Herr Vincenz Fukala. Nun kommt die Beurtheilung.
Conspicillum oder conspicilium soll nach Wörterbüchern (Georges, 1869, I, 1140)
„den Ausschau-Ort, die Warte“ bedeuten; heisst aber, was ich Herrn Geh.-
Rath Prof. Vahlen verdanke, nach zwei Zeugnissen alter Grammatiker, „die
Sehweite“. — Gloss. des Placidus (Corp. Gloss. V, p. 58, Goetz): Conspicillo,
ita ut conspici possint, quod aiunt ‘longis lineis’. [Das letztere ist e longinquo.]
Nonius Marcellus, p. 84, M’: Conspicillum (conspicilium), unde conspicere
possis. Plautus Medico. ‘In conspicillo adservabam, pallium observabam.'
Die Stelle aus dem Lustspiel Cistellaria lautet:
Per Dionysia | Mater pompam me spectatum ducit. dum redeo domum, |
Conspicillo consecutust clanculum me usque ad fores. „Zum Bacchus-Fest hat
Mutter mich mitgenommen, den Aufzug anzusehen. Als ich nach Hause kehre,
ist Er aus Seh-Ferne mir heimlich nachgegangen bis zur Hausthür.“ Das abge-
rissene Bruchstück aus Medicus kann übersetzt werden: „In der Sehweite passte
ich auf, beobachtete den Mantel.“
Von Brillen ist keine Rede.
Ich weiss nicht, wie ein Jurist die Textveränderung in I. beurtheilt, wie
ein Philolog die Uebersetzung von II. auffasst. Der Arzt hilft sich einfach,
indem er jene Druckseiten überschlägt. Der Menschenfreund aber möchte dem
Herrn Verf. das Wort eines neueren Dichters zur Beherzigung anempfehlen:
„Was anders suche zu beginnen
Des Chaos wunderlicher Sohn!“ H.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag v von Verr & Compr. in Leipzig. — Druck von Merzere & Wırrıa in Leipzig.
d
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr, H. COHN in Breslau, Doc. Dr,
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERTin Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. IssıGonis in
Smyrna, Prof. H. KNAPP in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. LAnDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr, Mot
in Berlin; Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Juni. ` Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber endo-oculäre Galvanocausis. Von Prof,
van Millingen in Constantinopel. — II. Schwere Nachblutung nach Iridectomie in Folge
von Hämophilie. Von Primararzt Dr. Eduard Zirm in Olmütz. — III. Ueber die An-
wendung des Protargols in der Augenheilkunde. Von Dr. med. Ed. Praun, Augenarzt
in Darmstadt. (Schluss.)
Klinische Beobachtungen. Distichiasis congenita hereditaris, von Dr. C. A. H.
Westhoff in Amsterdam.
Neue Instrumente, Medicamente etċ.
Gesellschaftsberichte. Berliner ophthalmologische Gellschaft.
Journal-Vebersicht. Archiv für Augenheilkunde Bd. XXXVII. Heft 3.
Vermischtes. Nr. 1—2. d l
I. Ueber endo-oculäre Galvanocausis.
Von Prof. van Millingen in Constantinopel.
Ein sichres Mittel gegen schwere intraoculäre Infection nach Ver-
wundungen des Augapfels ist uns heute, wie in vorantiseptischer Zeit, un-
bekannt. Subconjunctionale Einspritzungen, wie voraus zu sehen war,
werden heutzutage kaum mehr erwähnt. Die problematischen Erfolge der-
selben sind einer supponirten antiseptischen Wirkung zugeschrieben worden,
und doch ist diese Annahme ungerechtfertigt, denn einerseits ist es noch
nicht bewiesen, dass Sterilität eine Bedingung für die Heilung von Wunden
sei, und andrerseits ist in neuester Zeit bewiesen worden, dass Sterilität
der Wundfläche die Heilung verzögert! !
1 Bantook, British Medical Journal, 1899 April. +»
11
— 162 —
Nun können wir Praktiker nicht so lange warten, bis die Theorie
dieses Fadengewirr auflöst. Bis dahin sind wir genöthigt empirisch vor-
zugehen.
Die Theoretiker werden uns gewiss nachher bereitwillig helfen. An
der Sache aber wird nichts geändert. Die praktischen Erfolge sind maass-
gebend. Mein Verfahren für die Behandlung schwerer intraoculärer In-
fection hat keinen andern Anspruch als diesen, dass es sicher heilt und
dabei nichts schadet. |
Einstweilen verfüge ich über drei Fälle, die ich hinlänglich genau
beobachtet habe, um sicher zu sein, dass kein nachträglicher Schaden ent-
standen ist. `
Fall I. 45jährige Türkin, stellte sich vor am 24. Mai 1898 mit einer
vor 3. Wochen ihr beigebrachten langen Scleral-Wunde am rechten Auge.
Status praesens: Lider des rechten Auges leicht oedematös. Chemosis der
Conj. bulbi, besonders ausgesprochen zwischen äusserem Hornhautrand und
äusserem Canthus. Kammerwasser getrübt; einzelne hintere Synechien.
T—ı. Heftige Schmerzen im Auge und auf der Stirne. Finger werden
mühsam in 1—2 m ‚gezählt. |
Nach Erweiterung der Pupille mit Atropin ist bei Augenspiegel-Unter-
suchung ein gelber Reflex in der äusseren Peripherie. des beleuchteten
Feldes zu sehen, zwischen Ora serrata und Aequator. Von dieser Stelle bis
zur Gegend der Macula nimmt die gelbe Färbung allmählich ab. In der
Narcose wird die Conjunctiva bulbi am äusseren Segment des Bulbus ab-
präparirt, um die Seleral-Wunde genauer untersuchen zu können. — Die-
selbe verläuft vertical und etwas schräge nach oben ohne den Ciliarkörper
zu erreichen. Die Ränder der Wunde sind gelblich; im ganzen Verlauf
der klaffenden» Wunde eine gelbe erweichte Masse, wahrscheinlich eitrig
infiltrirte Chorioidea und Glaskörper. Eme Sonde dringt leicht durch die
Wunde in den Glaskörper.
Nun wurden die Wundränder mit einer 3 mm breiten flachen Schlinge
ausgebrannt, und die glühende Schlinge in den Glaskörperraum circa 4 mm
tief eingesenkt und von unten nach oben bewegt. Dauer des intraoculären
Brennens 3 Secunden. Zuletzt Conjunctivalnaht mit nachfolgendem Subli-
mat-Verband.
Tags darauf, bedeutende Besserung: Die Kranke giebt ungefragt an,
dass sie viel besser sehe. Kammer aufgehellt. Bedeutender Nachlass der
Chemosis. Atropin und Verband werden bis zum Entlassungstage am
9. Juni 1898 fortgesetzt. An dem Tag betrug die S = 3/, Wunde allem
Anscheine nach geschlossen, T — n. Ophthalmoscopisch ist nach aussen in
der Richtung der Ora serrata eine Spur von gelblichem Reflex zu sehen.
Fall I. Henry W., 6 Jahre alt, wurde am rechten Auge mit einer
Schuster-Ahle verletzt. Sofort nach der Verletzung bemerkte seine Mutter,
dass ein dickflüssiger Faden über die Wange des Knaben floss. Eine halbe
— 163 —
Stunde später führte sie das Kind zu einem Augenarzte, der das Auge mit
Sublimat-Ausspühlung und Verband behandelte. Am folgenden Tage habe
sich der Zustand des Auges bedeutend verschlimmert. Am vierten Tage
nach der Verletzung habe der Arzt die Enucleation in Aussicht gestellt.
Nun wurde das Kind mir zugeführt. Ich fand folgendes: —.
Das rechte Auge zeigt heftige Ciliar-Injection, mit starkem Thränenfluss,
und Lichtscheu, wodurch .die Untersuchung sehr erschwert wurde. — In der
Vorderkammer ein gelatinöses Exsudat, welches die untere Hälfte der Vorder-
kammer ganz ausfüllt. Im unteren Kamınerwinkel ist ein 2 mm breites
Hypopyon. Genau 4 mm vom inneren Hornhautrand in horizontaler Rich-
tung nach aussen ist auf der Sclera ein stecknadelkopfgrosses, rundes Loch
mit pigmentirten Ränder. Ein Faden gelblich getrübten Glaskörpers hängt
aus der Wunde hervor. T — 1.. Das Auge ist äusserst empfindlich auf
Druck. Das Kind jammert Tag und Nacht über Schmerzen im Auge,
V nicht bestimmbar wegen grosser Aufregung des Kindes. . Allenfalls
nur Lichtschein. Behandlung: In der Narcose wird am 3. September 1898
ein feiner, 1 mm breiter Platinbrenner in den Glaskörperraum durch die
Scleral-Wunde eingeführt und 6—8 mm tief eingesenkt, dann zum Glühen
gebracht, und während des Glühens erst gegen die Richtung der. Linse,
dann in entgegengesetzter Richtung bewegt und glühend herausgezogen. .
Die Dauer des Glühens betrug 4 Secunden. Alsdann Deckung des
Scleralloches durch Verschiebung einer Bindehautfalte und. Naht.
und Verband.
Bei Abnahme des Verbandes ist weder vom Green, A vom
gelatinösen Exsudate irgend eine Spur zu sehen: Pupille vollkommen rein
und schwarz. Die Nacht war ruhig, nnd die Schmerzen sind beinahe Null.
Ciliar-Injection wie vorher.
Vom 5. September bis zum Tage der Ae ge die Ciliar-
Injection ab, die Lichtscheu ebenfalls. A
Am 9. September wird der Kranke, mit Brille und Schirm ie
entlassen. Der noch vorhandenen Liehtscheu und Aufregung des Kindes
wegen wurde keine genaue Messung der Sehleistung vorgenommen. Atropin
wurde zu Hause weiter fortgesetzt.
Am 20. September war weder Ciliar-Injection noch Lichtscheu vorhanden.
Die Sehleistung, mit Coun’schen Haken geprüft, betrug ®/,. Ophthalmoskopisch
ist ein dünner Streifen unter dem Linsenrand nach innen sichtbar.
Merkwürdig ist der Befund am 21. April dieses Jahres, also 8 Monate
nach der Verletzung. — Mit blossem Auge ist keine Spur von einer Ver-
letzung am Auge zu sehen. Mit Hülfe der Lupe ist ein zartes hellbraunes
Fleckchen auf der Sclera, 1 mm entfernt vom inneren Rand der Cornea,
sichtbar. Die Conjunctiva ist mit der Sclera an dieser Stelle verwachsen.
Auffallend ist es, dass die kleine Narbe nicht 4 mm, sondern I mm von
der Peripherie der Cornea entfernt ist. Ophthalmoskopisch ist absolut keine
11*
— 164 —
Trübung der Medien zu sehen. Ein äusserst zarter Faden zieht vom unteren-
inneren Rand der Pupille gegen die vordere Kapsel zu. Die Iris-Farbe ist
normal, der des gesunden Auges ähnlich.
Die Sehschärfe ist gleich "1, bei Zimmer-Beleuchtung.
Fall III. Mazalto, 15jährig, wurde vor 3 Wochen am linken Auge
mut einer Scheere verletzt und nachher mit Hausmitteln behandelt. Befund
am 20. Januar 1899: Schwellung des Oberlides. Chemosis conj. bulbi.
Die linke praeauriculäre Drüse stark vergrössert und empfindlich. Eine
4 mm lange, etwas zackige Wunde sitzt halb auf der Sclera und halb auf
der Cornea. Die Wunde ist gelblich infiltrirt, theils durch Infiltration der
Ränder, theils durch Eiterung der in die Wunde eingeklemmten Iris.
Kammerwasser trübe. Iris verfärbt; Hypopyon im Kammerwinkel unten.
Linse, so weit sichtbar, getrübt. T normal. Temperatur 38.5. Ueblichkeit.
Behandlung: In der Narcose Galvanocausis der Wundränder; Ab-
tragung der in die Wunde eingeklemmten Iris; Einführung des flachen,
2 mm breiten Platinbrenners in den Raum zwischen Wunde und vorderer
Fläche der Linse; dann Einsenkung des Brenners in den circumlentalen
Raum circa 4 mm tief.
Der Erfolg dieser Behandlung war überraschend schön und rapider,
als in den anderen zwei Fällen. |
Die Cataracta traumatica entwickelte sich allmählich zu einem Total-
Star, ohne dass Drucksteigerung eintrat. Am 7. Februar konnte die Kranke
ohne Ciliar-Injection und ohne die geringste Reizung entlassen werden.
Die Narbe ist vollkommen glatt und zeigt keine Einsenkung. Trotz dem
Star zählt sie Finger in 2m. Projection normal. Die Kranke wurde von
mir am 2. dieses Monats (Mai) operirt. Sie hatte einen geschrumpften Star
ohne hintere Synechien. Die Extraction gelang äusserst leicht durch
einen linearen Schnitt nach oben, und ohne Iridectomie. Heute, also
10 Tage nach der Operation, hat sie eine Sehschärfe von 5/,, mit +12 D.
Das Auge ist ganz reizlos, die Pupille schwarz; von der alten Cornealnarbe
zieht ein kreideweisser Strang gegen die Kapsel. Eine Verbesserung der
Sehleistung ist zu erwarten, wenn man bedenkt, dass das Auge 4 Monate
ausser Thätigkeit gewesen ist.
Epicrise.
Man kann einwenden, dass das gelatinöse Exsudat in der vorderen
Kammer, von anderen Autoren nach Verletzungen beobachtet worden und
dass die Heilung ohne Galvanocausis erfolgt sei.! Ich gebe zu, dass das
gelatinöse Exsudat ein Zeichen der Ciliar-Reizung sei. Wenn aber Hypopyon
sich dazu gesellt, so ist von Reizung allein nicht mehr die Rede. Solche
Hypopyen bilden sich immer von neuem nach jeder Punction.
! LEDERER, Centralbl. f. pr. Augenh. 1898 April. Hsorr, ebenda 1898 Februar.
— 165 —
Ich will noch nicht behaupten, dass die Galvanocausis der vorderen
Theile des Glaskörpers bei der Infection der Wunde nach Star-Operation
zu empfehlen sei. Einen durchaus einschlägigen Fall hahe ich noch nicht
in der Hand gehabt, um diese Methode anzuwenden.
Folgenden Fall, der etwas von der Regel abweicht, habe ich beobachtet
und mit glücklichem Erfolge behandelt.
Ein 60 Jähriger wurde von mir, beiderseits in einem Geen von
12 Tagen, an Cataracta senilis operirt.
Beiderseits wurde Iridectomie bei der Operation gemacht. Das erste
Auge heilte ohne Zwischenfall. Das Zweite hatte auch einen glatten Ver-
lauf bis zum 4. Tage nach der Operation. Bei vollkommenem Wundschluss
kam unter iritischen Erscheinungen ein Hypopyon zum Vorschein. Die
Wunde war dabei vollkommen rein. Das Hypopyon nahm zu, trotz Atropin
und warmer Umschläge. Ich machte eine Punction nach unten und ent-
leerte den Eiter. Zwei Tage nach diesem Eingriff kam das Hypopyon noch-
mals zum Vorschein. Die kleine Punctionswunde wurde eröffnet und der
Eiter nochmals entfernt. Diese Procedur musste jeden 2. Tag wiederholt
werden. Ich beschloss, die Extractionswunde zu eröffnen und den vorderen
Theil des Glaskörpers zu brennen. In der Narcose gelang es mir voll-
kommen. Der Erfolg war überraschend. Alle Erscheinungen wurden wie
mit einem Schlage beseitigt, und 6 Wochen nach diesem Eingriffe konnte
ich eine Iridectomie mit bestem Erfolge ausführen.
Der Kranke hat jetzt eine Sehschärfe von SL,
© Es ist sehr wahrscheinlich, dass in diesem Falle die Eiterung von
einem Punkte der inneren Wundfläche ausging.
U. Schwere N achblutung nach Irideetomie in Folge
von Hämophilie.
Von Primararzt Dr. Eduard Zirm in Olmütz.
Im Beginne dieses Jahres hatte ich nach beiderseitiger, wegen Glaukom
vollkommen lege artis durchgeführter Iridectomie eine äusserst schwere
Nachblutung zu verzeichnen, an welcher beide Augen zu Grunde gingen.
Der betreffende Kranke war von normalem Aussehen und erwähnte auch
bei der üblichen Aufnahme der Anamnese und des Status praesens nichts,
was darauf hingedeuütet hätte, dass er ein Bluter sei. Auch der Zustand
der Augen bot nichts dar, was von dem gewöhnlichen Krankheitsbilde des
Glaukoma inflammatorium chronicum abwich. Es hat sich auch nach dem
Verlaufe des Krankheitsprocesses ursprünglich gewiss nicht um die hämor-
rhagische Form des Glaukoms gehandelt: ganz allmählich, ohne grössere
von dem wenig intelligenten Kranken bemerkte Beschwerden war das Seh-
vermögen geschwunden; er hatte sich zur augenärztlichen Untersuchung über-
— 166 —
haupt erst vorgestellt, als das eine Auge schon völlig erblindet war, und das
Sehvermögen auch auf dem zweiten erheblich zurückging. Erst nach der
Iridectomie sprang das chronische Glaukom plötzlich in die
hämorrhagische Form über, welche nun in der acutesten Weise
sich entwickelte und zu intraocularen Blutungen führte, die
auf dem linken Auge durch volle 12 Tage ein beständiges
Hervorsickern frischen Blutes veranlassten.
Erst dieser unerwartete Verlauf erweckte den Verdacht auf Hämo-
philie, welcher durch die nunmehr vorgenommene Untersuchung der
äusseren Haut, die nachfolgenden Blutungen aus der Nasenhöhle und die
späteren anamnestischen Daten bestätigt ward.
Da ich in der mir zugänglichen Literatur keinen völlig übereinstim-
menden Fall aufgefunden habe, sehe ich mich — trotz des ungünstigen
End-Ausganges — veranlasst, den Fall zu veröffentlichen und zwar unter
Anführung der genauen Krankengeschichte in ihren wichtigsten Einzelheiten.
Der 62 jährige Handlanger Josef K. wurde am 16. Januar 1899 in
die Augenabtheilung mit Glaukoma inflammatorium chronicum
oculi utr. aufgenommen.
Die Anamnese ergab ein allmähliches Schwinden des Sehvermögens
auf dem linken Auge seit beiläufig einem Jahre, seit einigen Monaten auch
auf dem rechten.
Status präsens. Kräftig gebauter Mann von gesundem Aussehen.
Muskulatur ziemlich kräftig. Fettpolster gering. Es besteht das gewöhn-
liche Bild des Glaukoma inflamm. chronicum auf beiden Augen. Nur ganz
geringe pericorneale Injection, Hornhäute matt, gestichelt. Pupillen weit
und starr. Fundus wegen der Trübung nicht sichtbar. T +1.
Rechts: 5/,,, Jäg. Nr. 14, Gesichtsfeld stark concentrisch eingeschränkt.
Links: nur centrale Lichtempfindung auf 1 m.
17./L Iridectomie auf beiden Augen in typischer Weise, Lanzen-
schnitt neben dem oberen Hornhautrande noch im Bereiche der Sklera,
unter Cocafn. Patient ist hierbei sehr unruhig, presst stark, so dass die
Operationswunde des linken Auges klaffend wird (wie ich dies
nach einem Lanzenschnitt noch nicht beobachtet habe). Mässige Blutung
in die vordere Kammer. Deshalb wird noch am selben Tage mit 1 gr
Natr. salic. Diaphorese durch 1 Stunde angeordnet.
19./I. Nochmals Diaphorese, diesmal ohne Natr. salic., nur mit
Lindenblüthen-Thee.
22./. Beide Kammern sind noch voll Blut, sonst bisher nichts
Auffallendes.
23./L In der Nacht sind heftige Schmerzen im rechten Auge voraus-
gegangen, die auf die grosse Unruhe des Kranken zurückgeführt werden.
Nach Abnahme des Verbandes bei der Morgenvisite erweisen sich die Lider
— 167 —
des linken Auges stark ödematös und geröthet. Beide Kammern sind voll
Blut. Bulbi hart. | |
24./I. Anhaltende Schmerzen. Beim Verbandwechsel zeigt sich auf
der Verbandgaze des linken Auges frisches Blut. Die Linse liegt in
einzelnen Bröckeln in der Lidspalte.
25./l. Frisches Blut in der linken Lidspalte. Verband mit Solutio
Burowii, später Eisbeutel.
26./. Aus der linken Lidspalte sickert ununterbrochen
flüssiges, dunkelrothes Blut. Den Bulbus deckt ein kuchenförmiges
Coagulum. Die Augenlider der linken Seite sind sehr stark ange-
schwollen. Die Conjunctiva bulbi sin. dunkelroth ecchymosirt.
27./I. Heute sind auch rechts die Lider stark angeschwollen, auf
der Verbandgaze Blut. Pat. fortwährend sehr unruhig, klagt über
Schmerzen.
28./I. Pat. etwas ruhiger, hat keine Schmerzen. Aus der linken
Lidspalte sickert noch immer ununterbrochen Blut, rechts
nicht mehr.
29./L Die Lider der rechten Seite nur noch wenig geschwollen,
während sie links chemotisch hervortreten; zwischen ihnen coagulirtes und
frisches Blut. Wie man das obere Lid ein wenig zu heben sucht, treten
sofort einige Tropfen frischen dunklen Blutes hervor. Rechts ist
nur wenig Blut auf der Gase, die das Auge deckt.
30./I. Rechts: Lider mässig geschwollen und blutunterlaufen. Bulbus
scharlachroth. Die Umgebung der fest geschlossenen Wunde ist schwarz-
roth suffundirt. Kammer voll mit dunklem Blute T. + !/,.
Links: Lider noch hochgradig angeschwollen, ebenso wie bei einer
acuten Bindehautblenorrhoe. Blut sickert tropfenweise aus der Lidspalte.
Ein dicker Blutkuchen bedeckt die Hornhaut und die anscheinend gesprengte
Öperationswunde, doch ist diese nicht sichtbar. Conj. bulbi dunkelroth,
gewulstet, der ganze Bulbus exophthalmischh Von Eiter keine Spur.
Bulbus beinhart.
1./0. Pat. spuckt reichlich flüssiges Blut aus, welches man
bei geöffnetem Munde aus dem Nasenrachenraum herunterfliessen sieht.
Er giebt an, sich seit dem Blutabgang im Kopfe wesentlich erleichtert
‚zu fühlen.
ZIL Rechts: Bulbus weniger geröthet, auch in der Kammer scheint
das Blut sich zu vermindern. T. gleichfalls geringer.
Links: Oedem der Lider in Abnahme. Aus der Lidspalte fliesst
nur mehr ab und zu ein Blutstropfen.
5./H. Starke Blutung aus der rechten Choane, welche Tam-
ponade erforderlich macht. Ergotin-Injection, Liquor ferri sesquichlorati.
Ferner, da der Kranke sehr geschwächt ist, kräftige Kost und Wein,
Somatose.
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7./IL Seit 2 Tagen keine Blutung. Entfernung des Nasentampons
8./I. Ohnmachtsanfall.
9./IL Die Untersuchung ergiebt auf Brust, Bauch und Rücken eine
grössere Zahl frisch aufgetretener flohstich- bis hanfkorngrosser
hellrother Flecke.
14./IL. Neuerdings Nasenbluten.
22./II. Rechts: Mässige pericorneale Injection. Operationsnarbe nicht
mehr zu unterscheiden, oberhalb derselben ein schwarzrother Fleck, welcher
bis an die Gegend der Narbe reicht. Hornhaut matt. Kammer seht,
Colobom nicht kenntlich. T. n., keine Schmerzen.
Links: Ectropium spasticum am untern Lid. Conj. bulbi noch lebhaft
geröthet und leicht ödematös. In der Wünde liegt ein schmales, fleisch-
rothes Coagulum, welches bis zur Hornhautmitte herabreicht. In der
untern Hornhauthälfte befindet sich ein fast linsengrosses, hellgelbes Infiltrat.
16./III. Patient wird aus dem Spital entlassen. Blutungen sind nicht
mehr aufgetreten. Neben der rechten Mammilla eine frische hellrothe
Petechie.
Rechts: Mässige Röthung des Augapfels. Die Operationsnarbe decken
oberflächliche Gefässe. Im innern Ende der nur undeutlich erkennbaren
Narbe befindet sich ein schwarzer Streifen als Ueberrest des früheren Coa-
gulums. Hornhaut rauh und trüb. Kammer seicht. Iris atrophisch, im
Colobom liegt eine graue Schwarte.e T — !/,, keine Lichtempfindung.
| Links: Eetropium des untern Lides. Bulbus viereckig, geschrumpft.
Der verkleinerte, flache Rest der Cornea ist ganz undurchsichtig. An
ihrem obern Rande, in der Gegend der Operationswunde, befindet sich ein
hirsekorngrosser, schwarzbrauner Fleck als Rest des Coagulums. Bulbus weich.
Die erst einige Tage nach der Iridectomie vorgenommene allgemeine
Untersuchung ergab hochgradige Arteriosklerose an allen palpablen Arterien.
Beide Radiales geschlängelt, vollständig verkalkt; in viel geringerem Grade
ist dies an den Temporales und Carotiden der Fall. Herzdämpfung von
normalem Umfange, Herztöne gut begrenzt, aber etwas dumpf. Im Urin
kein Eiweiss, kein Zucker. Die Farbe der sichtbaren Schleimhäute leicht
cyanotisch, Zahnfleisch von normalem Aussehen. Am Stamme zahlreiche
gelbbraune, hanfkorn- bis linsengrosse Pigmentflecke zerstreut, ferner zwischen
` den Schulterblättern ein fast linsengrosser, hellrother, etwas prominenter
Fleck, ebenso einer an der Aussenfläche des Thorax. Die Haut beider
Unterschenkel ist reichlich braun pigmentirt. An den Armen befinden
sich gleichfalls massenhafte kleinere Pigmentflecke von Mohnkorn- bis
Linsengrösse. Am rechten Vorderarm ist eine frische, hanfkorngrosse, hell-
rothe Ecchymosirung sichtbar.
Die diesbezüglich gleichfalls erst nach der Operation aufgenommene
Anamnese ergab, dass der Patient durch mehrere Jahre an Hämorrhoiden,
litt und hierbei oft starke Blutabgänge hatte, die ihn immer SE
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schwächten. Seit seinem Kindesalter hat er immer nach den geringfügigsten
Gelegenheiten stark geblutet. Er musste sich immer als blutstillende
Mittel Schwamm oder Fliesspapier auflegen, um die Blutung zum Stehen
zu bringen. Oft hatte er auch Nasenbluten, das manchmal auch bis
zu 24 Stunden anhielt. Seine Eltern sind in hohem Alter gestorben, der
Vater angeblich mit 76, die Mutter mit 86 Jahren; es ist ihm nicht be-
kannt, ob gie auch Bluter waren. Geschwister und Kinder hat er nicht.
In Bezug auf den Zeitpunkt der aufgetretenen Nachblutung ist es auf-
fallend, dass ‘dieselbe erst verhältnissmässig so spät nach der
Operation sich einstellte. Indessen ist das eigenthümliche Klaffend-
werden der Operationswunde auf dem linken Auge unmittelbar nach
dem Eingriffe höchst wahrscheinlich auf eine im Momente der Eröffnung
der Bulbuskapsel erfolgte grössere intraoculäre Blutung zurückzuführen,
welcher die Linse noch Widerstand leistete Erst 7 Tage später
wird die zerbröckelte Linse in der Lidspalte gefunden und seit-
dem sickert ununterbrochen durch 12 Tage Blut aus der Wunde.
Die weit geringere Blutung aus der Operationswunde des rechten Auges
scheint wenigstens grösstentheils nur aus der vorderen Kammer gestammt
zu haben. Hier blieb die Linse an ihrer Stelle, die jedenfalls auch auf
diesem Auge, wenn auch in geringerem Maasse aufgetretenen Glaskörper-
blutungen gelangten daher gar nicht oder nur unvollständig nach aussen.
Doch auch dieser Bulbus ward durch die Blutungen des Augeninnern derart
zerstört, dass er schliesslich in Atrophie überging.
Während das Glaukoma haemorrhagicum in der Literatur häufige Er-
wähnung findet, auch intraoculare Nachblutungen nach Iridectomieen in
die Kammer, die Netzhaut, den Glaskörper und Sehnerven hierbei mit-
getheilt werden, habe ich nirgends einen Bericht über eine derartige profuse
Blutung wie in dem von mir beobachteten Falle, ebenso wenig über den
Zusammenhang einer solchen mit Hämophilie gefunden.
Sie findet auch nur ihre Erklärung darin, dass die schon durch den
glaukomatösen Process gegebene Disposition zu Blutungen nach der Operation
sich mit der zweifellos vorhandenen Bluter-Krankheit combinirten.
Häufiger dürften ähnliche Blutungen nach Star-Extractionen beobachtet
worden sein, namentlich wenn es sich um Stare in glaukomatös degenerirten
Augen gehandelt hat, ferner nach Enucleationen.!
Vielleicht hat es sich auch in dem Falle, über welchen GoLDZIEHER?
berichtet, um einen Bluter gehandelt. GoLpZIEHER sah bei einer Glau-
kom-Iridectomie die Linse und den Glaskörper in Folge einer starken, das
! Dunn, Americ. Journ. of Ophth. 1891 (Naeer’s Jahresbericht) erwähnt eine
schwer stillbare Blutuug aus dem Stumpfe nach Enucleation eines Auges mit Glau-
kema haemorrhagicum.
? GOLDZIEHER, Bericht der Verb. deutsch. Naturforscher u. Aerzte, Wien 1894.
Sept. (Nagzr’s Jahresbericht).
— 10 —
Auge zerstörenden Blutung austreten. Die Aderhaut wurde intact befunden,
und nimmt GOLDZIEHER an, dass es sich um eine Blutung aus den beiden
Art. cil. post. long. gehandelt hat, die in ihrem ganzen Verlaufe retro-
chorioideal liegen und wahrscheinlich atheromatös waren.
WeEBSTER?! berichtet über heftiges Erbrechen in der Narkose nach
exacter Iridectomie und über später aufgetretene starke Blutung; blutige
‚Fetzen, die in der Wunde lagen, erwiesen sich mikroskopisch als Netzhaut.
' Häufigere Erfahrungen über schwere Blutungen nach Operationen bei
Blutern sind von Chirurgen gemacht worden, welche gleichfalls die vor-
liegende Hämophilie gewöhnlich erst post festum erkannten.
Ueber letale Blutungen bei Säuglingen aus der Bindehaut wird zum
Theil auch unter der Annahme zu Grunde liegender Bluterkrankheit
berichtet. ?
Il. Ueber die Anwendung des Protargols in der
Augenheilkunde.
Von Dr. med. Ed. Praun, Augenarzt in Darmstadt,
(Fortsetzung und Schluss.)
Anwendungsweise.
Ich gehe im Folgenden zur Darlegung der Anwendungsweise des
Protargols über. Dasselbe wird gebraucht in Form von Umschlägen, Ein-
träufelungen, Spülflüssigkeit zur Durchspritzung der Thränenleitung und
Salben.
I. Umschläge.
Zu Umschlägen verwendet man eine 10°/, Lösung; 3:30 genügt, so
lange 1,0 Protargol noch 80 Pf. kostet. Man legt einige mit Protargol
getränkte, hydrophile Gazeläppchen auf das geschlossene Auge, träufelt
öfters einige Tropfen nach, legt darüber etwas Guttaperchapapier und bindet
leicht zu. So lässt man 3 Mal täglich 1—2 Stunden Umschläge machen.
Man mache die Patienten aufmerksam, dass die Lösung braune Flecken
in der Wäsche hervorruft, was für alle Protargollösungen und -Salben gilt.
Die Flecken sind übrigens mit alkalischem Wasser (Soda- oder Ammoniak-
lösung) ganz leicht zu entfernen.
Durch die Umschläge wird die Einwirkung der Proteinsilberlösung
auf das Gewebe bedeutend verlängert. Die Anwendung entspricht der jetzt
in der Behandlung der Urethralgonnorrhoee mehr und mehr Eingang
findenden sogenannten prolongirten Injection in die Urethra mit anti-
bakteriellen Lösungen, von denen NEISSER neuerdings das Protargol als
A
d
1 Nacer’s Jahresbericht 1879. /
2 SHIRLEY, Scarification der Bindehaut. Centralbl. f. Augenheilk. 1892, S. 742.
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— 11 —
das sicherste bezeichnet. Es sickert durch die Lidspalte immer etwas Pro-
targol ein und wird von der Bindehaut, die man öfters mit Kochsalz- oder
Borlösung! vorsichtig reinigt, um den ausgeschiedenen Schleim zu entfernen
und die Einwirkung des Protargols zu erleichtern, allmählich resorbirt.
Die Lösung ersetzt und übertrifft die alte, von v. GRAEFE gebrauchte
Solutio argenti nitrici 1:150, die bei den Collegen leider mehr und mehr
in Vergessenheit gerathen zu sein scheint, aber bei allen Formen der acuten
eitrigen Bindehantentzündung, besonders bei der Blennorhoe der Neuge-
borenen, ferner bei der Ophthalmia catarrhalis und der Conjunctivitis
ekzematosa, wo diese mit starker Secretion und Schwellung einhergeht,
wie wir dies besonders nach Masern öfters sehen, überraschende Er-
folge bringt.
Auch bei den membranösen Formen habe ich. von den Umschlägen
nur Gutes gesehen. Ebenso haben sie sich bewährt bei hartnäckigen,
eitrig belegten catarrhalischen Hornhautgeschwüren.
lI. Einträufelungen.
Ich sage absichtlich Einträufelung und nicht Touchirung. Das Pro-
targol kommt ja hauptsächlich in seiner bakterieciden, nicht in seiner
adstringirenden Wirkung zur Geltung, wie das Argentum nitricum. Es
genügt deshalb in der Mehrzahl der Fälle, die Lösung in die vorher mit
indifferenter, lauwarmer Lösung gereinigte Bindehautasche vorsichtig und
ohne mechanische Reizung einzuträufeln oder durch die Patienten einträufeln
zu lassen. Das Umklappen der Lider ist in der Mehrzahl der Fälle un-
nöthig, ja sogar überflüssig und schädlich, weil es das Auge reizt, und das
Protargol, statt zur Resorption zu gelangen, durch den Thränenstrom wieder
ausgeschwemmt wird.
Die 5°/, Lösung hat sich mir in den meisten Fällen als unwirksam
erwiesen. Am häufigsten gelangt die 10°/, Lösung, welche der 2°/, Argen-
tum nitricum-Lösung entspricht, zur Anwendung, seltener die 20- und
50 °/, lösung, die nur auf die Bindehaut der umgestülpten Lider applicirt
werden dürfen. Die 10°/, Lösung ist zur Zeit unser sicherstes Mittel in
der Behandlung der Biennorhoe des Auges, und nur ausnahmsweise (s. ù
müssen wir zu einer stärkeren Lösung unsere Zuflucht nehmen. =.
hilft die 10°, Lösung, welche sich in den meisten Fällen als völlig
schmerzlos oder sehr geringfügig schmerzend erwiesen hat, in den meisten
Fällen von schleimig-eitrigem, secernirendem, acutem Bindehautcatarrh. Die
20- und 50°/, Lösungen dienen gelegentlich zur Berieselung der Schleim-
haut bei sehr starkem Eiterflusse und zur Auftragung auf den ulcerirten
Lidrand (s. u.).
ı Vom chemischen Standpunkte aus müsste man zur Erhöhung der Resorption
eine Eiweisslösung versuchen.
— 172 —
III. Durchspülungen der Thränenwege.
Die 10°/, Lösung ist schliesslich ein vorzügliches Mittel zur Beseitigung
von Eiter in der Thränenleitung, besonders im Thränensack. Nach Anästhe-
sirung mit Cocain- und vorhergehender Reinigung mit Kochsalz- oder
Borlösung erfolgt das ein- oder zweimalige Durchspritzen mit einer 10°,
Lösung. Manchmal tritt, wie auch seltener nach. Einträufelung, ein
schlechter, metallischer Geschmack im Munde ein.
IV. Salben.
In der Anwendungsweise des Protargols in Salbenform ist uns die
Möglichkeit gegeben, dasselbe der Bindehaut zur Resorption länger und
inniger darzureichen, während es in Form. einer Lösung zum grössten Theil
durch die Thränensecretion wieder aus dem Auge ausgeschwemmt wird.
Aus diesem Grunde wäre wohl die Salbe der Anwendung als Lösung im
Ganzen vorzuziehen, doch bin ich auf Grund meiner Versuche zu der
Ueberzeugung gelangt, dass bei acuten Reizzuständen mit heftiger Eiter-
bildung der Lösung; bei’ chronischen, ohne lebhaftere Secretion der Salbe
der Vorzug.zu geben ist. Woher das kommt, ist schwer zu sagen; viel-
leicht schlürft die stark entzündete Schleimhaut die Lösung besser ein.
In dieser Richtung müssen noch Vergleiche und weitere Versuche ange-
stellt werden. | | | |
Die 10°/, Protargolsalbe, 1—2 Mal täglich in den Bindehautsack ge-
bracht und leicht vertheilt, ist ein Hauptmittel in der Behandlung der
subchronischen und chronischen Bindehautcatarrhe, die aus dem acuten
secernirenden Bindehautcatarrh hervorgegangen sind. Ferner verdient. sie
den Vorzug auch in allen jenen Fällen, wo neben der eitrigen Entzündung
der Bindehaut Complicationen der Hornhaut vorhanden sind, z. B. bei
Blennorrhoea neonatorum, bei eiterigem, ekzematösem Bindehautcatarrh der
Kinder, wo neben der Secretion Hornhautgeschwüre vorhanden sind (s. u.).
Hierbei hat sich die Verbindung mit Atropin oder Scopolamin vortrefflich
bewährt. Dieselbe Salbe habe ich auch bei Pannus ekzematosus und
trachomatus mit überraschendem Erfolge angewendet. Schliesslich hat sich
mir die Salbe sehr gut bewährt bei Rhagaden der Lidwinkel, bei Lidrand-
ekzem (Bleph. ulcerosa) und bei Ekzem des Naseneinganges, wo sie nach
gründlicher Vorreinigung rascher als die weisse Präzipitalsalbe hilft.
Versuche.
1. Conjunctivitis catarrhalis acuta cum secretione.
Die Versuche wurden an 300 Fällen in der Weise angestellt, dass
jene Fälle, bei denen sonst Argentum nitricum indicirt gewesen wäre,
rechts mit diesem, links mit Protargol behandelt wurden. Auf die bakterio-
logische Aetiologie wurde weiter keine Rücksicht genommen; die Eintheilung
— 193 —
wäre sonst zu schwierig und unsicher geworden; auch wirkte das Protargol
in den meisten Fällen der Heftigkeit der Entzündung entsprechend gleich-
mässig.
Die Fälle kamen durchschnittlich vom 3.—8. Tage in Behandlung,
seltener vom 8.—14.; solche, die später in Behandlung kamen, wurden als
subacute Fälle in den Tabellen geführt (s. unten).
Die Anwendung des Protargols bestand anfangs in einer einmal täg-
lich Morgens ausgeführten Aufpinselung wie beim Argentum nitricum;
später wurde dasselbe nach vorheriger Reinigung des Auges auf die Schleim-
haut aufgeträufelt. Nur bei sehr starker Secretion wurde auch weiterhin
noch ektröpionirt, doch schien die Wirkung dadurch sich nicht erhöhen
zu lassen. Später wurde das Mittel auch mit nach Hause gegeben und
dort 2—3 Mal täglich eingeträufelt.
In den allermeisten Fällen, nämlich in 218, kehrte das mit Protargol
behandelte Auge rascher zur Norm zurück; in den übrigen Fällen konnte
die Behandlung nicht striete durchgeführt werden. Von den übrigen
Patienten blieb ein Theil nach der Besserung aus der Behandlung fort,
ein weiterer verweigerte die Anwendung des Argentum auf der rechten
Seite und wurde beiderseits mit Protargol behandelt. Die Behandlungs-
dauer erstreckte sich in den 218 Fällen, welche bis zuletzt aushielten, auf
6—21 Tage. Bei entsprechendem Verhalten war die Behandlung .durch-
schnittlich in 10 Tagen vorüber, bei den mit Argentum behandelten in 16,
d. h. bis zu dem Zeitpunkte, wo die Augen zur Norm zurückgekehrt waren,
und die Patienten selbst eine weitere Behandlung für überflüssig ansahen.
. Nebenher wurden kalte Umschläge und Ausspritzungen mit Borlösung ver-
ordnet und dabei die üblichen hygieinischen Maassnahmen beobachtet.
Bei gleichzeitigem Ekzem der Iidränder und Augenwinkel wurde die Pro-
targolsalbe noch des Abends in geringer Menge auf die betreffenden Stellen
mit gutem Erfolge aufgetragen.
Die Behandlung der Conjunctivitis catarrhalis acuta mit Protargol
muss demnach nach obigen Versuchen in einer Beträufelung der Conjunc-
tivalschleimhaut mit 10°/, Protargollösung nach folgendem Recepte bestehen :
Rp.: Protargoli 0,5 | |
Solve exact. terendo aqu. dest. q. s.
Adde Aq. dest. 5,0.
Da in vitro fusco.
S. 1—3 Mal täglich leicht erwärmt einzuträufeln.
In den leichten Fällen genügt dies-1 Mal täglich, in schweren lasse
man, nachdem man sich überzeugt hat, dass der Patient gegen die An-
wendung nicht empfindlich ist, auch zu Hause 2—3 Mal täglich einträufeln; °
später als Nachmittags 5 Uhr lasse man nicht mehr einträufeln, weil
Abends die Reizerscheinungen immer lebhafter sind und sich das Auge
nicht so schnell erholt. Bei stärkerer Secretion muss der Bindehautsack
— 14 —
erst mit Kochsalz- oder Borlösung gereinigt werden. Hinterher lasse man
etwas kalte Umschläge machen und gelegentlich bei stärkeren Schmerzen
Ausspritzungen des Bindehautsackes mit Borlösung. Später genügt tägliche
oder zweitägige Einträufelung.
2. Ophthalmia catarrhalis acuta.
In 6 Fällen, die alle sehr bald, gewöhnlich am 8.—5. Tage, in Be-
handlung kamen, wurde dasselbe Verfahren angewendet, nur wurde Morgens
mit 20°/, Protargollösung berieselt. Hierauf liess ich alle 3 Stunden einen
Tropfen einträufeln und Umschläge machen, wie oben angegeben. Mit
Ausnahme eines sehr heftigen Falles, der mit Schnupfen, Bronchialcatarrh
und Fieber verlief (Pneumokokken-Infection?), wurde sehr prompte Heilung
erzielt. Das mit Argentum touchirte Auge blieb in allen Fällen wesentlich
hinter dem mit Protargol behandelten zurück.
3. Conjunctivitis catarrhalis subacuta cum secretione.
Es wurden 28 Augen behandelt. Die Patienten kamen durchschnitt-
lich vom 14. Tage bis zur 4. Woche in Behandlung. Die rechte Seite
wurde mit Argentum nitricum, Einträufelungen von HossrT’schem Augen-
wasser und Zinklösungen behandelt, die linke mit Protargol-Einträufelungen.
Kalte Umschläge wurden beiderseits gemacht.
Die Heilung trat auf dem linken Auge bei 20 Fällen zwischen dem
10. und 21. Tage ein, durchschnittlich waren die Beschwerden in 14 Tagen
völlig geschwunden; auf dem rechten Auge war nach 18 Tagen durch-
schnittlich Heilung erzielt worden.
4. Conjunctivitis catarrhalis chronica hypertrophica cum
secretione. |
Es wurden 300 Augen, rechts nach der alten Methode mit Höllen-
stein, Adstringentien, Augendouche, Salbe behandelt; links wurde nur die
10 °/, Protargolsalbe nach folgendem Recept angewendet:
Rp.: Protargol 0,5
Solve exact. terendo Ag. dest, q. s.
Adde! Lanol. et Vasel. Americ. albi aa 2,5
Da ad ollam griseam.
S. Augensalbe: 1—3 Mal täglich, anfangs hanfkorn-, später bis erbsen-
gross in den Bindehautsack einzubringen und durch 6—8 Kreistouren zu
verreiben. Hinterher kalte Umschläge. Bei Rhagaden und Lidrandent-
zündung wird die Salbe auch noch des Abends auf die Lider gestrichen.
! Als sonstige Constituentia habe ich noch Theatrin und Resorbin versucht.
Den Vorzug wird jene Salbe verdienen, in welcher das Protargol am feinsten vertheilt
und dadurch am leichtesten resorbirbar ist.
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Von den 300 Augen blieben schliesslich nur noch 180 in Beobach-
tung bis zum Schlusse; der grösste Theil blieb gebessert oder aus sonstigen
Gründen aus der Behandlung weg. Die Meisten hatten nach kurzer Zeit
auch rechts die Protargolsalbe eingestrichen. In allen Fällen trat wenig-
stens eine Besserung ein, wie sie nach den übereinstimmenden Aussagen
der Patienten noch niemals sich gezeigt hatte. Das rechte Auge blieb
immer zurück. Eine, wesentliche Besserung oder völlige Heilung wurde
durchschnittlich in 3—6 Wochen erzielt. Heilung trat besonders bei jenen
Fällen ein, die ohne sonstige Complicationen aus dem acuten, vernach-
lässigten Bindehautcatarrh ‚hervorgegangen waren.
Es soll hervorgehoben werden, dass selbst bei mehrmenatlicher An-
wendung der Salbe niemals Argyrosis eintrat. Hingegen wurde in 3 Fällen
von lange fortgesetzter Einträufelung der Protargollösung, die ausschliesslich
verordnet wurde, alsich die gute Wirkung der Salbe noch nicht festgestellt
hatte, Argyrose hervorgerufen. Der eine Patient hatte 4 Monate, der
andere über 2 Monate 1—2 Mal täglich des Morgens, eine Patientin
6 Monate lang eingeträufelt.
Die Behandlung muss nach Ausscheidung aller veranlassenden Ursachen
darauf gerichtet sein, die Schleimhaut staub- und schleimfrei zu halten.
Hierzu lasse ich die Lidränder öfters mit lauwarmem Wasser reinigen,
den Bindehautsack mit Borlösung ausspritzen und hinterher 1—2 Mal
täglich die Protargolsalbe einstreichen. Im Anfang nimmt man kleinere
Quantitäten, später grössere. Bei Schmerzen lässt man kalte Umschläge
machen.
5. Conjunctivitis catarrhalis sicca acuta und chronica.
Es wurden an ca. 20 Patienten Versuche angestellt. Nur in einigen
wenigen Fällen trat Besserung ein und zwar dann, wenn die vorhandenen
mechanischen Schädlichkeiten gemieden wurden und Dyskrasien (Anämie,
Skrophulose u. s. w.) und andere Ursachen, wie Nasenkrankheiten, Refrac-
tionsanomalien u. s. w. ausgeschlossen werden konnten.
6. Conjunctivitis follicularis.
In allen Fällen (ca. 10) wurde nicht nur kein Resultat erzielt, sondern
es trat immer lebhaftere Entzündung und Sehmerzenipändung ein. Die
Versuche wurden zeitig aufgegeben.
T. Conjunctivitis gonnorrhoica neonatorum.
Es kamen leider nur 6 ausgebildete und 2 Abortivfälle in Behand-
lung, doch ergab die Untersuchung in allen Fällen Gonokokken. Der zweite
Abortivfall zeigte nur. einseitige Erkrankung, ebenso wie ein Fall der aus-
gebildeten Blennorrhoe.
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Die Fälle kamen durchschnittlich am 5. Tage in Behandlung; einer
war schon anderweitig 3 Wochen lang mit Argentum ohne Resultat be-
handelt worden. Die Gonokokken waren durchschnittlich am 7., mehr-
mals schon am 4., einmal erst am 18. Behandlungs-Tage, dauernd aus dem
Sekret verschwunden, doch wurde natürlich mit der Protargolbehandlung
auch dann noch weiter fortgefahren, weil es ja auf die im Gewebe fest-
sitzenden Gonokokken ankommt. Der Eiterfluss wurde beseitigt mit Pro-
targol in durchschnittlich 14 Tagen, mit Argentum nitricum in 22. Nur
bei den 3 ersten Fällen führte ich die gesonderte Behandlung durch, weil
ich es später für unerlaubt hielt, die Heilung so lange zu verzögern. In
den beiden Fällen der einseitigen Erkrankung wurde kein. Schutzverband
über das gesunde Auge angelegt; ich träufelte jeden Morgen 10°/, Pro-
targollösung ein, und die Erkrankung blieb aus.
Die Behandlung des Eiterflusses der Neugeborenen ist nich meinen
bisherigen Erfahrungen mit Protargol so vorzunehmen:
Die Mütter oder Hebammen bekommen eine 1°/,, Kalihypermangan-
oder eine 3°/, Bor- oder eine 0,6°/, Kochsalzlösung, sowie eine 10°/,
Protargollösung (1:10) in die Hand. Je nach der Höhe der Entzündung
und Absonderung wird das Auge 1-, 2- oder 3stündlich, auch Nachts
_ einige Male gründlich unter Zuhülfenahme von Watte und eines Tröpflers
gereinigt, worauf einige Tropfen der Lösung eingeträufelt werden. In sehr
schweren Fällen lasse ich auch noch ununterbrochen Umschläge mit Pro-
targol auf das Auge machen. Eisumschläge habe ich nur in den beiden
ersten Fällen machen lassen, dann aber weggelassen, nachdem ich gefunden
habe, dass die Protargol-Umschläge viel mehr leisteten. Der Arzt muss
jeden Morgen die Bindehaut der umgestülpten Lider einmal, und bei
heftigem Eiterflusse 2 Mal täglich mit der 10°/,, bei sehr starkem. Eiter-
flusse mit der 20°;, (erforderlichen Falls auch mit der 50°/,) Lösung
berieseln, die Hornhaut besehen und die Leute genau anweisen, wie sie die
Reinigung vorzunehmen haben, auch aufmerksam machen, dass sie die
Hornhaut nicht dabei berühren, um Erosion zu vermeiden.
Die Behandlung der Blennorrhoe mit Salbe hat mir dieselben Resultate
gegeben, doch ist das Einträufelungsverfahren für die Angehörigen des
Kindes angenehmer. Das Einstreichen der Salbe erfordert mehr Uebung,
kann auch eine oberflächliche Abschilferung des Epithels und bei zu starkem
Druck eine Perforation eines Hornhaut-Geschwürs zur Folge haben.
In 2 Fällen, in welchen die Hornhaut durch Geschwäürsbildung be-
theiligt war, einmal beiderseits, habe ich sehr gute Endresultate mit der
von EvErsbusch empfohlenen Scopolamin-Eserinsalbenbehandlung gehabt;
ich gebe bei Kindern die Alcaloide am liebsten in Salbenform, weil sie
besser im Bindehautsack haften bleiben und verordne:
— 11 —
Rp.: Scopolamini hydrobrom. 0,005
Eserini salioyl. 0,05
Protargoli exact. soluti 1,0
Vasel. Amer. albi et Lanol. aa ad 10,0 ,
S. 3—5 Mal täglich ohne Berührung der Hornhaut in den Binde-
hautsack zu streichen.
In allen meinen Fällen bestand bereits Eiterfluss, als sie zur Behand-
lung kamen, doch würde ich auch in solchen Fällen, in welchen solcher
noch nicht vorhanden, aber zu erwarten ist, vom ersten Tage ab Protargol
einträufeln lassen. Wir dürfen die fast gar nicht reizende 10°/, Protargol-
lösung schon bei bereits vorhandener Entzündung ohne Eiterung anwenden
und zwar deshalb, weil wir mit dieser Lösung die Ursache treffen, nämlich
die Hemmung der Entwickelung der Gonokokken bewirken, während wir den
Höllenstein wegen der starken Reizung und Erhöhung der Entzündung
vermeiden müssen. In dem Protargol haben wir voraussichtlich! das beste
Prophylacticum gegen die Blennorrhoea neonatorum gefunden. Während
wir bisher in der difficileren Praxis nur ungern auch nur ein einziges
Tröpfehen der stark reizenden 2°/, Höllensteinlösung in die Augen der
Neugeborenen brachten, gestattet uns die fast reizlose 10 /, Protargollösung,
welche dasselbe leistet, eine viel allgemeinere Anwendung.
8. Conjunctivitis et Keratitis ekzematosa acuta et chronica
ohne Catarrh und Sekretion der Bindehaut.
Bei allen Versuchen (ca. 18) kein Resultat im Vergleiche mit den
altbewährten Mitteln: Calomel, gelbe Präcipitatsalbe, Atropin.
9. Conjunctivitis et Keratitis ekzematosa acuta et chronica
mit Catarrh und Secretion der Bindehaut.
Es wurden über 300 Patienten, vorwiegend Kinder, behandelt. Neben
Infiltraten und Geschwüren der Hornhaut bestand in allen Fällen Röthung,
Schwellung und Secretion der Bindehaut, welch’ letztere gewöhnlich in den
Vordergrund der Erscheinung trat. Ursache war fast immer ekzematöse
Infiltration der Hornhaut oder Bindehaut mit nachträglicher Infection durch
Reiben, häufig vorherige Erkrankung an Masern, Keuchhusten u.s. w.
Bei 160 Patienten gelang es, eine genaue Krankengeschichte zu führen.
Die Resultate waren geradezu überraschend. Die Behandlung wurde so
vorgenommen, dass das rechte Auge nach der alten Methode mit Argentum,
gelber Salbe, Atropin, warmen Umschlägen und Sublimat-Verband, häufig
auch mit Horner’schem Schnürverband vorgenommen wurde. Links war
die Behandlung ähnlich, wie eben bei der Blennorrhoea neonatorum
! Die Entbindungsanstalten sind am ersten dazu in der Lage, durch eine um-
fangreiche Statistik diesen Satz zu beweisen.
12
— 18 —
beschrieben: Im Anfang wurden immer Protargol-Umschläge gemacht und
gleichzeitig bei häufiger Reinigung, in acuten Fällen Protargol-Lösung, bei
chronischen Protargol-Salbe, bezw. Scopolamin-Protargol-Salbe, wo ein Mydria-
ticum indieirt war, angewendet. Die Behandlung kürzte sich durchschnitt-
lich auf die Hälfte ab. Die Fälle liegen aber so verschieden (häusliche
Behandlung, klinische Behandlung, verschiedene Begriffe der Reinlichkeit,
Nasen- und Hautekzeme), dass eine genauere Statistik mit dem besten
Willen nicht aufzustellen ist.
In 2 Fällen von Conjunctivitis membranacea nach Masern zeigten sich
die Einträufelungen von auffallend guter Wirkung, offenbar wirkt hier das
nichtreizende Adstringens.
10. Pannus post keratitidem ekzematosam.
Von 20 Fällen wurde 13 Mal ein sehr günstiges Resultat erzielt.
Wahrscheinlich kommt hier die adstringirende Wirkung des Protargols zur
Geltung, die am meisten dann hervortritt, wenn die Bindehaut aufgelockert
und hypertrophisch erscheint. Bei den letzteren Fällen wurde Morgens
Protargol, Nachmittags gelbe Präcipitatsalbe angewendet. Hier darf auch
massirt: werden.
11. Conjunctivitis trachomatosa.
In 4 acuten Fällen wurden mit gutem Erfolge Umschläge gemacht
und mit 10°/, Protargollösung berieselt. Bei 10 chronischen Fällen,
darunter 3 Mal Pannus, wurde die Protargolsalbe mit gutem Erfolge an-
gewendet.
12. Frühjahrscatarrh.
Es wurden 4 Fälle behandelt. In einem Falle verdünnten sich die
den Limbus überwuchernden Gewebspartien in auffallend kurzer Frist.
Bei 3 Fällen blieb es als Salbe völlig wirkungslos. (Herr Geheimrath
WEBER, der durch mich auf die Vorzüge des Protargols aufmerksam ge-
macht wurde und mit demselben sehr zufrieden ist, hat in seiner Frank-
furter Praxis einen eclatanten Fall bei den pflasterförmigen Granulationen
des Frühjahrscatarrhs zu verzeichnen, nachdem alle Mittel 2 Jahre ver-
sagt hatten.)
13. Ulcus corneae serpens.
In 7 Fällen wurde zur Nachbehandlung nach der allein ausgeführten
Kauterisation die Salbe eingebracht und darüber ein Augengitter ohne Ver-
schluss der Lidspalte angelegt. Die Heilung trat ebenso rasch ein, wie
bei der sonst üblichen Nachbehandlung mit Umschlägen, Jodoform, Verband.
In dazu geeigneten Fällen müsste man versuchen, ob die Anwendung
des Protargols nicht einen operativen Eingriff unnöthig macht. Die 7 Fälle
— 19 —
waren alle so weit fortgeschritten, dass ich die Kauterisation nicht auf-
schieben wollte. In allen Fällen wurde die Thränenleitung mit Protargol
durchspült. |
14. Ulcus catarrhale corneae.
In 5 Fällen trat bei Anwendung der Protargol-Salbe, einige Male mit
Umschlägen verbunden, rascher Heilung ein, als bei der sonst üblichen
Behandlung.
15. Seborrhoe der Lider.
Keine Heilerfolge.
16. Ekzema marginale palpebrarum.
Besonders die ulceröse Form scheint ein dankbares Feld für die Pro-
targolbehandlung zu sein, wenn auch einige Fälle kein Resultat aufweisen.
In 60 Fällen wurde die Behandlung so geleitet: Nach Entfernung der
Krusten’ und Bepinselung mit 20°/, Protargol-Lösung wurde Abends Pro-
targol-Salbe auf das Auge gebunden; bei gleichzeitiger Conjunctivitis Pro-
targol-Salbe Morgens in den Bindehautsack gebracht. Man muss schon nach
durchschnittlich 8—14 Tagen zu milderen Lidsalben übergehen, sowie die
Randgeschwüre ausgeheilt sind.
17. Dacryocystoblennorrhoe.
In 40 Fällen 22 Mal auffallend gute Resultate. In 6 Fällen blieb
die Eiterung nach 2—3 maliger Durchspülung mit 10 °/, Lösung für immer
aus. Die Raschheit der Erfolge trat, je nach der Ursache der Erkrankung,
sehr verschiedenzeitig ein. Bei vorhandener Dacryocystitis ist die 10°),
Lösung schon sehr schmerzhaft. Man muss die übliche Behandlung einleiten
und darf erst später durchspülen.
Wir kommen zu dem Schlusse, dass alles, was bisher das Argentum
nitricum in der Augenheilkunde geleistet hat, das Protargol viel besser und
rascher, aber weniger gefahr- und schmerzvoll zu leisten im Stande ist.
Das Anwendungsgebiet des Protargols deckt sich im Allgemeinen mit dem
des Argentum, ist aber noch viel weiter, weil wir mit demselben von
Anfang an an die Behandlung von Fällen herangehen dürfen, bei denen
der Höllenstein wegen der starken Reaction bei Beginn der Entzündung
verpönt war. l
Was die Anwendungsweise betrifft, so liegt der unendliche Vorzug des
Mittels darin, dass wir das Protargol, entgegen dem caustischen Argentum,
beliebig oft, ohne besondere Cautelen, direct einträufeln dürfen, ohne Ge-
fahr laufen zu müssen, Schaden anzurichten; in dieser Möglichkeit, das
Mittel zu kumuliren, haben wir eine neue, längst angestrebte Position zur
erfolgreichen Bekämpfung der im Gewebe haftenden Spaltpilze erobert.
12*
— 180 —
Statt des gedankenlosen Festhaltens an dem alten Traditionellen sollten wir
Augenärzte darin wetteifern, die Indikationen für die Anwendung des Pro-
targols und verwandter Silberpräparate recht genau festzusetzen. Nach
meiner Ueberzeugung ist der Zeitpunkt nahe, wo man die Verätzung der
Bindehaut mit Höllenstein als. veraltet und grausam gänzlich fallen lassen
oder wenigstens stark einschränken wird. Ich habe mit dem neuen Heil-
mittel nur gute Erfolge erzielt und bin überzeugt, dass das Protargol bald
allgemein zur Anerkennung gelangt, wozu hoffentlich diese Ausführungen
ihr Scherflein beitragen werden.
Klinische Beobachtungen.
Distichiasis congenita hereditaria.
Von Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Beim Einschreiben der Diagnose von verkehrt gewachsenen Augenhaaren
schreibt man, je nachdem wenig oder viel Haare verkehrt gewachsen sind,
Distichiasis oder Trichiasis.
Nun bezeichnet Distichiasis oder Distichia (Handwörterbuch der Augen-
heilkunde von Hirschberg) Doppelreihe, vom griechischen Dis (doppelt) und
Stichos (Reihe).
Trichiasis dagegen bezeichnet Haarkrankheit und wird abgeleitet von Thrix,
das Haar.
Stehen also die Haare in Unordnung auf dem Rande des Augenlides, wie
wir dies fast nur nach Trachom oder chronische Blepharitis sehen, wobei es
dann oft genug vorkommt, dass mehrere Haare aus einem Haarfollikel ent-
springen und wobei die Haare fast immer krank sind, dann sollte man immer
Trichiasis schreiben und das Wort Distichiasis nur allein gebrauchen, wenn
wir wirklich eine doppelte Reihe von Haaren finden.
Nun kommt diese erworbene Distichiasis vielleicht nie vor, und sollte man
das Wort gebrauchen dürfen, wenn eine angeborene doppelte Reihe von Augen-
haaren, eine an der äusseren Kante und eine an der inneren Kante des Augen-
lides beobachtet wird.
Das eine dergleichen doppelte Reihe Augenhaare vorkommt, ist bekannt,
die Fälle aber sind äusserst selten.
In dem Aprilheft dieses Centralblattes theilt Dr. Carl Koller mit, dass
er jüngsthin in einer Familie 3 muthhmaassliche Fälle von angeborener Trichiasis
beobachtet hat, nachdem in dem Decemberheft Dr. G. Ischreyt einen der-
gleichen Fall mitgetheilt hatte. Hier bestand aber ein leichtes Trachom ersten
Grades.
Ich habe nun jüngsthin einen Fall von angeborener Distichiasis bei einem
8jährigem Kinde beobachtet. Das Kind ist ein wenig lichtscheu und hält die
Augen mehr oder weniger geschlossen. Auf dem linken Auge besteht Strabismus
convergens. Aeusserlich ist keine Röthe oder Schwellung zu constatiren. Die
Augenhaare des oberen und unteren Augenlides sind beiderseits vollkommen
gesund, keine Spur Blepharitis oder Entzündung. Die Ränder der Augenlider
sind gesund und die Mündungen der Meibom’schen Drüsen deutlich zu sehen.
An der scharfen Innenkante des Augenlidrandes sehen wir aber eine grosse
— 181 —-
Anzahl ziemlich langer, aber übrigens normaler Augenhaare entspringen. Ich
zählte mindestens fünfzehn Haare an jedem Augenlid. An den oberen Augen-
lidern entspringen die Haare nur an der scharfen Innenkante; an den unteren
Augenlidern auch, aber hier waren ein Paar Haare, welche etwas mehr von
der Kante entfernt entsprangen.
Die Conjunctiva war ein wenig roth und geschwollen, in Folge der Rei-
zung, aber von Trachom oder Blepharitis war nichts zu entdecken.
Ich epilirte und sagte dem Kinde, nach ein Paar Tagen zurück zu kommen.
Als ich das Kind dann sah, war die Lichtscheu gewichen und die Con-
junctiva nicht mehr roth.
Die Tante, welche das Kind begleitete, erzählte mir, dass von der Geburt
ab die Augenhaare nach innen gestanden hatten. Die Mutter des Kindes hatte
auch von ihrer Geburt Augenhaare, welche nach innen wuchsen. Ein jüngerer
Bruder, 3 Jahr alt, hatte es auch. Zwei Brüder und eine Schwester aber nicht.
Herr Dubel, der Bruder ihrer Mutter, soll es auch haben. Obgleich ich die
andern Patienten nicht gesehen habe, wusste die Tante mir so correct anzu-
geben, dass die Krankheit des Kindes, verkehrt gewachsene Augenhaare, die-
selbe war, wie bei den übrigen Ee IROEED S dass ich keinen Zweifel
hege an der Wahrheit der Mittheilung.
Ich werde die Augenhaare electrolytisch epiliren.
Fälle von typischer Distichiasis sind äusserst selten; dass es aber heridi-
täre Fälle giebt, finde ich nicht in der Literatur.
Neue Instrumente, Medicamente u. s. w.
Zur Holocain-Frage.
Von J. Hirschberg.
Seitdem ich, als Erster, im Januarheft 1897 des Centralbl. f. Augenheilk.
auf die Wirkung des Holocain von Dr. H. Täuber zur örtlichen Betäubung bei
Augen-Operationen die Aufmerksamkeit gelenkt, habe ich viele Hunderte von
grösseren und kleineren Operationen mit Hilfe dieses Mittels ausgeführt und
nicht ein einziges Mal üble Unfälle davon erlebt.
Holocaln ist dem Cocain nicht nur gleichwerthig, sondern vorzuziehen.
Bei Star-Ausziehung mit Erhaltung der runden Pupille sieht man allerdings im
Auge keinen Unterschied; aber bei der mit Iris-Ausschneidung verbundenen er-
kennt man sofort die kräftigere Wirkung des Holocain. Bei allen Iridectomien
macht sich dieselbe geltend, namentlich auch bei Drucksteigerung hochbetagter
Leute, wo man gern auf Chloroform verzichtet. Auch bei den Schiel-Operationen
ziehe ich Holocain vor. Ebenso bei dem Ausbrennen der Hornhautabscesse, da
es die geröthete und geschwollene Bindehaut besser unempfindlich macht, als
das Cocain. Nur bei der Ausschälung des Augapfels verharre ich grundsätzlich
beim Cocain, da die in der Literatur hervorgehobene Giftigkeit des Holocains
mich von der Einspritzung des letztgenannten Mittels unter die Bindehaut abge-
halten hat. .Von der Aufträufelung (bis 5 gr der 1°/, Lösung) des Holocain
habe ich noch nie Allgemein-Erscheinungen beobachtet.
Die Fläschchen wit 1 °/, Holocain-Lösung werden bei mir, wie alle Augen-
Wässer, vor dem Gebrauch 10 Minuten lang im Müncke’schen Ofen der
Dampf-Wirkung ausgesetzt. Die Lösung blieb immer klar, bis letztens der
— 12 —
Apotheker mir neue Fläschchen lieferte: da bemerkte ich staubförmige Trübung
der Lösung nach der Hitze-Sterilisation, verwarf die Fläschchen und sandte sie
an den Erfinder des Holocain, von dem ich das beifolgende Schreiben erhielt.
Berlin NW., 10. Mai 1899, Bunsenstr. 1.
Die Untersuchung des. mir übersandten Gläschens mit Holocain-Lösung hat
meine Vermuthung vollauf bestätigt, dass das Material, aus dem dasselbe besteht,
sehr schlecht ist. Es giebt bei wiederholtem Auskochen immer neue Mengen
Substanz an Wasser ab und lässt,ı nachdem es etwa 3 Stunden in siedendem
Wasser erhitzt worden ist, sehr deutlich den Angriff des Wassers äusserlich
erkennen: es .zeigt überall Risse, namentlich an dem geschliffenen Halse und
Stopfen.
Solche Gläser lassen sich überhaupt nicht corrigiren und sollten in der
Augenheilkunde, wo die neutrale Reaction der zu benützenden Lösungen eine
so grosse Rolle spielt, gar nicht verwendet werden. Denn genau, wie salzsaures
Holocain, wird auch jedes andere neutrale Salz durch das in Lösung gehende
Alkali bezw. Alkalisilicat partiell zersetzt. Da Holocain-Base in Wasser ganz
unlöslich ist, so giebt es sich als Trübung zu erkennen; es wird aber, durch
diese Unlöslichkeit, wenigstens eine dauernd neutrale Reaction der Lösung
verbürgt. Andre Basen, wie Cocain-Base, die in Wasser mehr oder weniger
löslich sind, bleiben natürlich gelöst, ertheilen aber der Lösung eine alkalische
Reaction, was, wie ich vermuthe, dem Auge wohl auch unzuträglich sein
dürfte.
= Ich habe mich, um diesem Uebelstande gänzlich abzuhelfen, schon vor
längerer Zeit an die Fabrikanten des Jenaer Glases (vorm. Schott u. Genossen
in Jena) mit der Bitte gewendet, kleine Stöpselgläschen aus ihrem ganz vor-
züglichen Material für den vorliegenden Zweck anzufertigen und in den Handel
zu bringen. Meine Anregung wurde zwar dankbar entgegengenommen, doch
konnte, wegen zu starker Inanspruchnahme des Betriebes, der Anregung bisher
nicht Folge gegeben werden. Vielleicht geschieht dies aber, wenn von Seiten
medicinischer Capacitäten ..... mein Gedanke Unterstützung fände.
Würden solche Gläser fabricirt, so könnten die Apotheker gehalten werden,
dieselben zu führen und sie zu verwenden, wenn das Besen! den Zusatz „im
Normalglase“ trüge. |
In der Herstellung würden diese Gläser höchstens 5 Pfennige theurer zu
stehen kommen, als die andern. Würde der Apotheker nur diese eigenen
Mehrausgaben auf den ihm concedirten hohen Preis der gewöhnlichen Gläser
schlagen, so würde er keinen Schaden leiden und der Consument nicht wesent-
lich belastet werden.
Aber auch gegenwärtig kommen schon Gläser in den Handel, die viel
besser sind, als das mir übersandte, und die, wenn sie nicht schon an und für
sich dazu brauchbar sind, durch Auskochen mit Wasser für die Aufbewahrung
und Sterilisirung von Holocain-Lösungen brauchbar gemacht werden können.
Weisse Gläser dürften leichter in guter Qualität erhältlich sein, als bunte.
E. Täuber.
— 188 —
Gesellschaftsberichte.
Berliner ophthalmologische Gesellschaft.
Sitzung vom 26. Januar 1899.
Vorsitzender; J. Hirschberg, Schriftführer: Wertheim.
1. Herr A. Neuschüler: L'influence du sympathique dans la tension
oculaire. | | |
2. Herr Fehr: Ueber hämorrhagisches Glaucom nach Phlebothrombose.
(Wird später veröffentlicht werden.)
Sitzung vom 23. Februar 1899.
1. Herr J. Hirschberg spricht über Sehnerven-Durchtrennung und
zeigt 2 Fälle.
Die allgemeinen Grundsätze, welche für die Beurtheilung der Durchschnei-
dung des Sehnerven in Betracht kommen, sind in meiner Einführung (I, 8. 76)
auseinandergesetzt.
Im Ganzen sind die Fälle beim Menschen zum Glück nicht häufig: des-
halb möchte ich diese beiden Fälle vorstellen.
1. Ein 27jähriger Lehrer kommt 19./I. 1899 eine halbe Stunde, nachdem
er in der Turn-Anstalt beim Floret-Fechten sein rechtes Auge verletzt hatte.
Angeblich war die Kugel von der Floret-Spitze in dem entscheidenden Augen-
blick abgefallen. Der rechte Augapfel ist stockblind, mit stark erweiterter
Pupille, aber nicht zusammengoefallen, sondern von normaler Spannung; dabei
stark vorgetrieben und nach der Schläfenseite verschoben, fast unbeweglich.
Im Nasenwinkel des Auges zeigt sich eine fetzige Wunde der Bindehaut des
Augapfels, aus der Fettgewebe der Augenhöhle hervorragt, das abgetragen wird.
Der Augenspiegel zeigt” das Bild der Leichen-Netzhaut, unmittelbar nach dem
Tode, wie es auch bei allen vollkommenen Unterbrechungen des Blutstromes in
der centralen Netzhaut-Schlagader vorkommt, z. B. bei der vollkommenen Ver-
stopfung der letzteren: Netzhaut graulich. getrübt, Schlagadern fadenförmig,
Andeutung eines rothen Flecks in der Netzhaut-Mitte. Nur ist die Blutsäule
in den Bilutadern der Netzhaut nicht in getrennte Cylinder zerfallen. Somit
besteht noch eine schwache Hoffnung, dass der Sehnerv hinter dem Augapfel
nicht völlig zerschnitten, sondern durch einen Blut-Erguss, von dem man deut-
liche. Spuren zwischen Augapfel und Bindehaut wahrnimmt, zusammengepresst
sei. Erbrechen erfolgte vor und nach der Aufnahme. Verband, zu Bett.
12 Tage lang blieb das Auge des sehr intelligenten Kranken bei täg-
licher Prüfung ohne jede Spur von Lichtschein. 30./l. 1899 werden zum
ersten Mal die Finger auf Ui Fuss erkannt. Es besteht noch Trübung der
Netzhaut, und rother Fleck in der Mitte der Netzhaut; die SE sind
etwas besser gefüllt.
1./IL.: Finger auf 4 Fuss, G.-F.-Ausdehnung normal, doeh. besteht ein
Ausfall gerade in der Mitte, von etwa 10° Ausdehnung. 9./lI.: Finger auf
8 Fuss, Ausfall geringer. Pupille reagirt, Sehnerv blass, aber mehr gelbröth-
lich, Schlagadern eng, aber nicht fadenförmig.
21./IL.: S = !/,,, der Augapfel ist nicht mehr vorgetrieben, auch gut
beweglich, nur nicht nach oben.
20./IL: S = "3 Sn X in 4”, op n., zarter Dunkelfieck in der Mitte,
keine Doppelbilder, Beweglichkeit gut, nur nicht nach oben, Auswärtsschielen.
— 184 —-
Pupille rechts etwas weiter, aber auf Lichteinfall sich zusammenziehend. Seh-
nerv blass, besonders in der Schläfenhälfte. — Ich kenne keinen zweiten Fall
der Art.
2. Dieser 23jährige Mann kam vor 18 Jahren, als 5jähr. Kind, zuerst
in meine Behandlung, am 4./IV. 1881. Zwei Tage zuvor war das Kind auf
einen Schuh-Knöpfer, d. h. auf einen eisernen Haken, gofallen; der Haken
haftete im rechten Unterlid und wurde vom Dienst-Mädchen entfernt. Narbe
im rechten Unterlid von °/,” Breite, gerade oberhalb des unteren Augenhöhlen-
Rande. Auch im Oberlid und gerade nach innen in der Augapfelbindehaut
sind Blut-Unterlaufungen sichtbar. Medien klar, Augengrund nicht verändert.
Nur der Sehnerv scheint etwas blasser zu sein. Augapfel nicht vorgetrieben,
gut beweglich aber stockblind. Das Kind schreit heftig, sowie man das gesunde
Auge verbindet. Pupille nicht weiter, als die andere, bei Tageslicht; aber im
Dunkelzimmer sichtlich erweitert und ohne directe Reaction, bei deutlicher
indirecter.
2./VI. 1881 ist die rechte Pupille weiter, als die linke; zeigt nur in-
directe Reaction; rechter Sehnerv bleich. Das Auge sieht nichts.
18./X. 1890. Bechts Stockblindheit, nur indirecte Pupillenreaction, Seh-
nerv grünlich-weiss. So ist es noch heute. `
Man muss sich hüten, die unbedeutenden Narben an der Eingangspforte
zu übersehen; sonst diagnosticirt Einer später Erschütterung der Sehnerven,
wo der erste Beobachter Sehnerven-Durchtrennung mit Sicherheit nachgewiesen.
In der Literatur giebt es einen solchen Fall, wo ich !/, Stunde nach dem
Rappir-Stich auch die Wunde gesehen, während später kaum eine Spur davon
übrig blieb. |
3. Herr Fehr spricht über einen Fall von angeborener Katzenpupille.
(Aus Herrn Geh.-Rath Hirschberg’s Privat-Praxis.)
Die Pupille des linken Auges des 10jährigen Jungen unterschied sich in
nichts von der einer Katze. Bei gerirgem Lichteinfall war die Pupille von
schräg ovaler Form, bei starker Beleuchtung wurde sie zu einem feinen elip-
tischen Spalt. Dieser Missbildung liegen dieselben anatomischen Verhältnisse
zu Grunde, wie sie bei der Katze normal sind: der Sphincter pupillae bildet
keinen frei im Pupillarrand der Iris eingelagerten, in sich geschlossenen Ring,
sondern es strahlen Fasern von ihm aus, die mit dem Ciliarrand in fester Ver-
bindung sind und die sich um so bemerkbarer machen müssen, je mehr sich
der Sphincter contrahirt. Die Pupille des rechten Auges ist ebenfalls verbildet,
aber in anderer Weise. Sie stellt einen horizontalen, dreieckigen Spalt vor,
der temporal den Ciliarrand erreicht. In der Literatur scheint die angeborene
Katzen-Pupille des Menschen noch nicht beschrieben zu sein.
4. Herr- Hamburger spricht über weitere Versuche mit in die hintere
Augenkammer und in den vorderen Theil des Glaskörpers eingespritzter Fluo-
rescein-Lösung. |
5. Herr de Obarrio: Etude experimentale sur la cataracte traumatique.
Sitzung vom 23. März 1899.
1. Herr J. Hirschberg: Ueber Operation des sympathischen Weich-
Stars. (Wird demnächst in der Deutschen med. W. veröffentlicht werden.)
2. Herr Lehmann: Fall von.angeborener Hornhauttrübung.
in; a en
~
— 185 —
3. Herr Rau: Ueber Keratocele marginalis.
4. Herr Spiro: Fallvon Ectropium uveae congenitum(Pigment-Schürze).
5. Herr de Obarrio: Demonstration eines Apparates zur Abhaltung der
Wärme beim Ophthalmoskopiren,
6. Herr Türk: Untersuchungen über die Entstehung des physiologischen
Netzhaut-Venenpulses.
7. Herr Fehr: Vorstellung von Kranken und Baden von mikro-
skopischen Präparaten. (Aus Herrn Geh.-Rath Hirschberg’s Augenklinik.)
a) Eigenthümliche Sehnervenaffection bei multipler Sclerose.
Der 42jährige Patient wurde uns aus Prof. Mendel’s Klinik mit der
Diagnose multiple Sclerose zugeschickt. Das rechte Auge zeigt den bei dieser
Fig. 1.
Krankheit gewöhnlichen Befund, nämlich Abblassung der temporalen Sehnerven-
hälfte. Auffallend nur ist eine leichte Excavation unten und aussen mit. Ab-
knickung der Gefässe.
Anders ist das Bild des linken Sehnerven: die unteren ?/, der Papille sind
atrophisch, grünlich grau verfärbt und bis zum Rand stark excavirt. Dio Ge-
fässe erfahren demgemäss eine scharfe Abknickung. Im Grunde der Aushöhlung,
die mehr als 1 mm tief ist, wird nichts von Gefässen sichtbar. Ein Kranz von
atropbischer Aderhaut umrahmt diesen Theil der Sehnervenscheibe. Das obere
Drittel der Papille hat seine normalrötbliche Farbe bewahrt und liegt in der
Ebene der Netzhaut. Der Augendruck ist ganz normal. Siehe Fig. 1. (U. B.)
— 186 —
Der Befund ist so frappant, dass an eine angeborene Missbildung gedacht
werden könnte. Dagegen spricht, dass die Sehkraft, die früher vorzüglich ge-
wesen ist, seit Herbst v. J.,. zu einer Zeit, wo sich auch die übrigen nervösen
Störungen einstellten, beiderseits erheblich abgenommen hat. Rechts ist S = !/,,
links = !/,. Noch dazu zeigt das linke Gesichtsfeld, entsprechend dem untern
atrophischen Theile der Papille, einen Defect nach oben bis 30°. vom Fixir-
punkt, rechts ist das Gesichtsfeld normal.
b) Eine Mutter mit ihrem Kinde, von denen der Augengrund der ersterer.
Spuren von erworbener, der des letzteren von congenitaler Lues aufweist.
Die 36jährige Mutter kam vor 8 Jahren mit hochgradiger Kurzsichtigkeit
und ausgedehnten Veränderungen in der Chorioidea in Behandlung. Ausser
centralen, atrophischen Herden und Pigmentirungen, wie sie für Chorioiditis
Fig. 2.
myopica charakteristisch sind, finden sich in der Umgebung des Centrums, sowie
der Papille kleine weisse Herde mit schwarzer Umrandung. Diese erschienen
Herrn Geh.-Rath Hirschberg s. 2. für Lues suspect, und da die Frau damals
einen Ahort durchgemacht hatte und an acutem Haarausfall litt, wurde eine
antisyphilitische Kur eingeleitet, die guten Erfolg hatte. Vor einigen Wochen
bringt nun die Frau ihr 9jähriges Kind wegen Sehschwäche; dieses zeigt Ver-
änderungen in der Ohorioidea, wie sie nur die congenitale Lues hervorbringt.
Myopische Veränderungen des Augengrundes können Lues und Diabetes maskiren,
wenn man nicht aufpasst.
cl Eine im Uebrigen ganz gesunde 49jährige Frau, die das seltene Bild
einer isolirten Thrombose der Vena tempor. super. darbietet. Die reichlichen
— 187 —
. streifenförmigen Blutungen beschränken sich auf den oberen und äusseren
Quadranten des Augengrundes, in denen sich die Vene verliert. Die übrigen Ge-
fässe zeigen ausser leichter Stauung ein normales Verhalten. (Fig. 2, A.B.d.r. A.)
Die Sehstörung in Form einer Verschleierung war vor 14 Tagen ganz
plötzlich aufgetreten. S = HL. Gesichtsfeld wird normal angegeben. Nur
wenige Fälle dieser Art sind vorher beschrieben, bezw. abgebildet.
d) Des Weiteren zeigt Vortr. die mikroskopischen Präparate von einer
grossen Bindehaut-Cyste, vo nder Herr Geh.-Rath Hirschberg vor Kurzem einen
43jährigen Herrn befreite. Sie hatte sich im 12. Lebensjahre nahe der unteren
Umschlagsfalte des linke nAuges entwickelt. Die Cyste war damals von einem
andern Arzt. für Cysticercus erklärt und angestochen worden, worauf sie zu-
sammengefallen war, um sich
aber bald wieder von neuem zu
bilden. In letzter Zeit ist sie
grösser geworden und belästigt
den Träger ausserordentlich.
Für gewöhnlich ist sie vom
Unterlid, das stark vorgetrieben
wird, verdeckt. Sobald man
dieses abzieht, kommt: die grosse
röthlichgelbe, durchscheinende
Geschwulst zu Gesicht. Sie er-
strecktsich fast vom vorderen Lid-
rand zum hinteren und von einem
Augenwinkel zum andern und hat
ihren Sitz im Bereich der Ueber-
gangsfalte und der Conj. tarsi,
schiebt sich aber auch noch unter
die Conj. bulbi. Siehe Fig. 3.
Die Operation bestand in
der Excision der vorderen
Cystenwand. Mit dem scharfen
Doppelhäkchen wird das laterale
Ende der Wölbung gepackt und
wit der Scheere ein schmales
Band aus der Wand der Blase
herausgeschnitten. Es entleert
sich klare Flüssigkeit und ein
gelbliches Flöckchen. Der Grund der Cyste wird mit dem scharfen Löffel aus-
gekratzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung des Cysten-Inhalts finden sich
einige Zellen und Detritus, sonst nichts Auffallendes.
Das herausgeschnittene Stück zeigt auf der einen Seite das äussere
Schleimhaut-Epithel (a Fig. 4), das etwas verdünnt ist und viel Becherzellen
enthält, auf der andern das die Cystenwand auskleidende Epithel (5b). Es be-
steht aus einer Lage platter Zellen; stellenweise erscheint es mehrschichtig.
Die Verdoppelung ist aber wohl nur durch Schrägschnitte vorgetäuscht. Die
‚Masse zwischen diesen beiden Epithelschichten besteht aus -- lockerem Binde-
gewebe, das sehr reich ist an erweiterten Gefässen (c) und hier und da auch
quergestreifte Muskelfasern aufweist. An mehreren Stellen in Fig. 4 in der
Nähe einer schlauchförmigen Drüse (e), bezw. eines Drüsenausführganges sieht
man runde, mit einschichtigem kubischen Epithel ausgekleidete Hohlräume (d)
Fig. 3.
— 18 —
die als die Vorstufen der grossen Cyste angesehen werden können. In einigen
Schnitten lässt sich ein Zusammenhang dieser Räume mit der Schlauchdrüse
vermuthen, da diese sich in ihrem Verlaufe mehrfach zu solchen andern Räumen
erweitert (s. Fig. 4). Demnach lässt sich, da man nur ein Stück aus der Wand
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Fig. 4.
der Cyste vor sich hat, nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die grosse Cyste
ihre Entstehung herleitet von einer Drüse,.oder etwa von Epitheleinsenkungen,
die später ein Lumen erhalten, wie es Vossius und Ginsberg für die Mehr-
zahl der Fälle annehmen.
Von Cysticercus-Theilen wird nichts gefunden.
Journal- Uebersicht.
Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXVIII. Heft 3.
15) Doppelseitige Erblindung durch Tesching-Schuss, von Dr. Haber-
kamp, Stabsarzt a. D. in Bochum.
Doppelseitige Erblindungen durch Schädelschüsse sind sehr selten. Der
Krieg 1870/71 ergab nur 28 Fälle von Verwundung beider Augen durch Ge-
wehrschüsse, davon erblindeten nur 9 doppelseitig. Prof. Hirschberg hob
neuerdings hervor, dass Selbstmörder nur in 50°/, der Schädelschüsse ihr Ziel
erreichen, während von den Ueberlebenden über 30°/, die Sehkraft des rechten
Auges einbüssen und nur ausnahmsweise doppelseitige Erblindung eintritt. Verf.
berichtet über einen Fall, in welchem das Projectil nach Durchschlagung des
rechten Jochbeins zunächst seinen Weg durch den rechten Bulbus nahm, dann
die Nasenhöhle in der Regio olfactoria durchbohrte und darauf die linke Orbita
durchschlug. Ueber dem linken Meatus auditorius ext. wurde die wenig abge-
plattete Teschingkugel herausgeschnitten. Die Folgen des Schusses waren
Phthisis bulbi rechts, Schädigung des Geruchsvermögens der Nase, Erblindung
des linken Auges mit vollständiger Netzhautablösung.
16) Ueber Retinitis hasemorrhagica in Folge von Endarterlitis proli-
ferans mit mikroskopischer Untersuchung eines Falles, von Dr.
Reimer in Hirschberg. (Aus der Univ.-Augenklinik zu Zürich.)
Ein Auge, welches ophthalmoskopisch den Befund der Thrombosis venae
centralis optici geboten hatte, wurde wegen dazugetretenen Glaucoms enucleirt,
er EE l
es ergab anatomisch untersucht jedoch nicht den erwarteten 'Ihrombus, sondern
hochgradige Endarteriitis proliferans der Centralarterie. Diese war veranlasst
durch starke Arteriosclerose. Von eigentlicher Embolie unterscheidet sich das
Bild nur durch das Auftreten massenhafter Blutungen. Auf die Differential-
diagnose gegen Thrombose geht Verf. näher ein. Es erscheinen in Fällen von
Endarteriitis die Arterien durch regressive Veränderungen der gewucherten Ge-
webe schliesslich wieder besser gefüllt, als bei der Thrombose; dagegen sind
bei letzterer die Venen mehr oder weniger hochgradig gestaut, während sie bei
temporärem Verschluss der Centralarterie nur mässige Stauungserscheinungen
zeigen.
17) Ueber einen Fall von abnormer Schlängelung der Netzhautgefässe,
von Dr. H. Levin, Assistenzarzt.
Beschreibung eines Falles von starker Schlängelung der Netzhautarterien
und Venen bei einer stark hypermetropischen 18jährigen. Nach einer kurzen
kritischen Literaturübersicht schliesst Verf., dass die Anomalie angeboren ist,
und bringt sie in Beziehung zu der hohen Hypermetropie.
18) Ueber Sclerose der Aderhaut mit secundärer Netzhaut-Degeneration,
von Dr. G. Levinsohn in Berlin.
Bei einem 60jährigen Manne mit guter Sehschärfe und stark eingeengtem
Gesichtsfeld bot sich ein Bild ähnlich der Ret. pigmentosa, dabei starke Atrophie
der Aderhaut, die sich in Bildung grosser weisser Felder hinter den Netzhaut-
gefässen zeigt. Besonders auffallend war das helle Aussehen der stark hervor-
tretenden, weiss eingescheideten Aderhautgefässe. Durch die sichtbaren Ver-
änderungen der letzteren und durch die Art der Entstehung unterscheide sich
das Krankheitsbild von der sonst sehr ähnlichen Fuchs’schen Atrophia gyrata
chor. et ret.
19) Dio Originalartikel der englischen Ausgabe. (Archives of Ophthal-
mology. Vol. XXVII. Heft 4.
1. Ein Vorschlag für den allgemeinen Gebrauch des Mikroskops
bei der augenärztlichen Diagnose, von A. B. Kibbes in Seattle.
Verf. erklärt das Mikroskop für nöthig zur Entscheidung, ob gonorrhoische
Infection der Conjunctiva vorliegt oder nicht. Auch will er es bei der Hypo-
pyon-Keratitis benutzt wissen, da dabei die Anwesenheit von Pneumokokken eine
strikte Indication zur sofortigen Canterisation bilde.
2. Die Anwendung des Mikroskops bei der ophthalmologischen
Diagnose. Eine ergänzende Bemerkung zu dem vorhergehenden Artikel von
A. B. Kibbe, von Hermann Knapp.
Verf. schliesst sich Kibbe’s Ausführungen an und theilt zwei Fälle mit,
in denen die zweifelhafte Diagnose mit dem Mikroskop sicher gestellt wurde.
3. Der Werth und die Methode einer genauen Localisationen
metallischer Fremdkörper im Auge mit Hülfe der Röntgenstrahlen,
von W. M. Sweet in Philadelphia.
Verf. giebt ein Verfahren an, mittelst zweier Röntgenaufnahmen durch die
dabei verschiedenen Beziehungen des Fremdkörperschattens zu den Schatten
zweier foststehender Indicatoren die Lage des Fremdkörpers zu bestimmen. Er
giebt Beispiele, in denen die Lage-Ermittelung gut gelang, führt aber auch einen
Fall an, in welchem ein ophthalmoscopisch im Glaskörper sichtbarer Fremd-
körper durch Röntgenaufnshmen nicht nachzuweisen war.
— 1% —
4. Ueber ununterbrochene Sterilisation für Messer und andere
schneidende Instrumente, von A. Lippincott in Pittsburgh.
Nach des Verf. Erfahrungen tödtet eine 24stündige Einwirkung einer
20°/ igen Formallösung sicher alle Keime. Durch Zusatz einer 2—3°/,igen
Boraxlösung wird die Lösung unschädlich für die Schärfe der Instrumente, die
monatelang darin aufbewahrt werden können, ohne zu leiden. Ein feiner Ueberzug
auf Griffen von Neusilber und Aluminium lässt sich leicht abwischen.
Spiro.
Vermischtes.
1) Neuvième Congrès International d’Ophtalmologie
à Utrecht, les Pays-Bas,
du 14 au 18 Aoùt 1899.
Monsieur et très honoré confrère.
Conformément à la décision prise par le Huitième Congrès International
d’Ophtalmologie & Edimbourg en 1894, les soussignés se sont constitués en un
Comité d'Organisation, et ont l'honneur de vous inviter à assister au Neuvième
Congrès International d'’Ophtalmologie, qui se réunira à Utrecht le lundi
14 Aoüt 1899.
Pour les communications et pour les discussions les langues allemande,
anglaise, ou francaise seront seules admises.
Le matin on se réunira en séance générale ou en séances par sections;
ces dernières seront constituées d'après les sujets dont elles auront principale-
ment à s'occuper; il y aura donc:
A) Une section d'anatomie, d'anatomie pathologique et de EES
B) Une section d’optique et de physiologie,
C) Une section des méthodes cliniques et opöratoires.
Dans chaque séance des differentes sections une des trois inai sera
désignée de préférence pour les communications et les discussions, sans toutefois
exclure complètement les deux autres.
Pour la direction du Secrétariat nous pourrons compter sur l’obligeant et
précieux concours de M. le Docteur A Me’Gillivray de Dundee, pour
anglais, de M. le Docteur Aug. Dufour de Lausanne, pour le français, et de
M. le Docteur A. Siegrist de Bâle, pour l'allemand.
Le montant de la cotisation destinée à couvrir les frais généraux ainsi
que les dépenses pour les Comptes Rendus est fixé à 25 francs par personne.
Suivant le désir du Comité d'Organisation il s'est formé un Comité de
Réception, composé de
M. B. Reiger, Bourgmestre d'Utrecht,
M. le Dr. en Droit J. Baron d’Aulnis de Bourouill, Professeur à
l'Université,
M. le Dr. en Droit Jonkheer J. C. N. van Eys van Lienden, Ministre-
Résident en Disponibilité,
M. le Dr. A. A. W. Hubrecht, Professeur à l’Universit6,
M. le Dr. en Droit Jonkheer J. E. Huydecoper de Maarsseveen et
de Nigtevecht, Membre du Conseil communal, |
M. le Dr. H. Snellen, Professeur à l'Université.
Afin de pouvoir prendre à temps les mesures nécessaires, nous vous prions
dès maintenant de vouloir bien faire savoir au .dernier signataire de cette
circulaire, si nous pouvons compter sur votre participation au Congrès, et d'avoir
— 191 —
en même temps l'obligeance de nous communiquer, si Vous serez accompagné
de Vos Dames, qui nous feront le plus grand plaisir en contribuant par leur
gracieuse présence à la réussite des excursions qui seront organisées pour
l'après-midi, en cas de participation suffisante.
Nous vous prions, en outre, de vouloir nous faire savoir prochainement, de
quelles langues vous désirez vous servir de préférence dans les discussions.
MM. les Membres qui ont l’intention de faire des communications, sont priés
non moins instamment de nous instruire à temps de leurs sujets.
M. M. les Curateurs de l’Université d'Utrecht ont eu la bienveillance de
mettre à notre disposition les locaux universitaires que nous leur avons
demandés. On aménagera une ou plusieurs salles pour l'exposition d'instruments
et d'autres appareils. Nous recommandons à M. M. les Membres du Congrès
d'apporter et d'exposer principalement des objets ayant un intérêt historique et
de nous informer à temps de leurs intentions à ce sujet.
Nous espérons que Vous vous trouverez à même de nous honorer d'une
réponse favorable, afin que nous puissions, dans ce cas, vous adresser en son
temps un programme plus détaillé.
Agréez, Monsieur et très honoré Confrère, l'expression de nos sentiments
cordiaux et l'assurance de notro considération la plus distinguée.
Le Comité d'Organisation:
D. Argyll Robertson, Présdent du Huitième Congrès.
George A. Berry, Secrétaire-Général du Huitième Congrès.
M. E. Mulder, Professeur à l'Université de Groningue.
M. Straub, Professeur â l'Université d'Amsterdam.
W. Koster, Professeur à l'Université de Leyde.
H. Snellen, Professeur à l'Université d'Utrecht.
Utrecht, Décembre 1898. (Juni 1899 uns zugegangen.)
Wir hoffen, dass die deutschen Fachgenossen zahlreich erscheinen
werden. Wir erwarten, dass sie in den wissenschaftlichen Erörterungen ledig-
lich ihrer Muttersprache sich bedienen werden, wie das die Franzosen und
Engländer auch thun. H.
2) Die Enthüllung des Helmholtz-Denkmals.
Am 7. Juni 1899 Vormittag 11 Uhr hat die feierliche Enthüllung des für
Helmholtz im Vorgarten des Universitätsgebäudes errichteten Marmor-Denkmals
in Gegenwart der Kaiserin, des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Heinrich, als
Vertreter des Kaisers und Königs, und einer glänzenden Versammlung von
Damen und Herren stattgefunden.
Minister v. Delbrück, der Vorsitzende des Central-Comites, hielt eine An-
sprache, in welcher er der ersten Anregung zur Errichtung des Denkmals, die
(gelegentlich der Todtenfeier, des Verewigten in der Sing-Akademie) durch die
Kaiserin Friedrich am 14. December 1894 gegeben wurde, gedachte und die
Geschichte der Ausführung ‚erzählte. Der Aufruf, den die zu diesem Zweck
zusammengetretenen Männer an die Freunde und Verehrer des grossen Todten
erliessen, fand Widerhall vom Süden Australiens bis zum Norden Skandinaviens.
Zahlreiche und bedeutende Beiträge zu den Kosten flossen von allen Seiten,
aus allen Kreisen, von wissenschaftlichen und politischen Körperschaften. und
Vereinen, von Hochschulen des In- und Auslandes. Es war der Dank, den die
Wissenschaft einem ihrer grössten Heroen darbrachte, die Anerkennung des Ge-
winns, den die wissenschaftliche Forschung dem Leben gewährt, die Liebe, die
eine harmonisch durchgebildete Natur einflösst. Der Redner sprach seinen Dank
an Rector und Senat der Universität, welche den Platz bewilligt, an den Kaiser,
— 192 —
der das Unternehmen hochherzig gefördert, an die Kaiserin und die Prinzen für
ihr Erscheinen aus, übergab das Denkmal dem Schutze der Universität, deren
studirende Jugend es immerdar an den herrlichen Mann mahnen möge, der ein
„Forscher der Wahrheit um ihrer selbst willen, durch die Vielseitigkeit seines
Wirkens und durch den Einfluss seiner Forschungen auf das politische Leben
zu einer, von Wenigen erreichten Höhe des Ruhmes gelangte.“ Dann fiel die
Hülle und das herrliche Werk stand da in seiner leuchtenden Marmor-
schönheit, von der Juni-Sonne bestrahlt. Die Chargirten senkten die Fahnen
und dreimal wiederholt erklang vom Balkon her ein schmetternder Tusch.
Während aller Augen sich auf das Denkmal richteten, trat der Rector Prof.
Dr. Waldeyer gegen den Pavillon vor, um in längerer Rede den Dank gegen
Alle, die an dem Werk mitgewirkt, seitens der Universität auszusprechen und
noch einmal die gewaltige Bedeutung von Helmholtz darzulegen, durch die
sein Denkmal berechtigt wird, an dieser Stelle zu stehen. Ist es doch das
Bild eines Lehrers der Universität und eines Gelehrten, dessen Forschungsweise
einen universalen Charakter trug und dessen Arbeit, von echt philosophischem
Geist durchdrungen, sich den höchsten Zielen zuwendete. Der Redner lenkte
die Blicke seiner Hörer zurück in die Anfänge des grossen Forschers und
Denkers, charakterisirte die Art seiner wissenschaftlichen Arbeit und das, was
er erreicht, geschaffen und der Welt gespendet hat. Er zollte dem Kunstwerk
Prof. Herter’s warme Anerkennung und wies auf die hier bereits stehenden
Denkmäler von Alexander und Wilhelm v. Humboldt hin. Beide Männer haben
nicht zum Lehrkörper der Universität gehört; aber als die grossen Föderer
jeder Wissenschaft, die bei Gründung der Hochschule in hervorragender Weise
mitgewirkt haben, halten sie nun die Ehrenwacht an den Thoren der Universität.
Ihren Denkmälern ist nun das von Helmholtz vereint, an der jedem gebüh-
renden Stelle: „Triumviri marmorei“, wie sie wohl keine Nation der Erde auf-
zuweisen hat. Niemand, so sprach er zu den Studirenden gewendet, möge in
Zukunft an diesen Denkmälern vorüberschreiten, ohne an die geistigen Errungen-
schaften zu denken, die uns diese Männer hinterlassen haben. Ihr Geist
bleibe bei unsrer Universität; ihre Bildnisse seien unser Palladium.
Auf die Rede des Rectors folgten kurze Ansprachen, welche nach einander
durch den Generalarzt Dr. Grassnick und Prof. Dr. Warburg als Vertreter
der Kaiser Wilhelms-Akademie, des physikalischen Instituts der Universität und
der physikalisch-technischen Reichsanstalt gehalten wurden, nachdem sie grosse
Lorbeerkränze und Palmenwedel am Sockel niedergelegt hatten. Nach diesen Herren
nahte sich Frau v. Siemens, die Tochter von Helmholtz, mit ihren beiden
blonden Töchterchen und den drei jungen Söhnen dem Denkmal und legte einen
mächtigen Rosenkranz an den Stufen nieder. Noch einmal ergriff der Rector
das Wort, indem er die Versammlung aufforderte, in das Hoch einzustimmen,
das er auf den Kaiser und die Kaiserin ausbrachte Die Kaiserin, der Kron-
prinz und Prinz Friedrich Heinrich mit dem Gefolge stiegen auf den Platz
herab. Auch Frau v. Helmholtz und ihre Familienmitglieder schlossen sich an.
Der Kronprinz bot ihr den Arm. Von dem Rector und den Herren des engeren
Comit6s geführt, umwandelten sie das Denkmal und betrachteten es von allen Seiten:
dem Urheber desselben wurde von der Kaiserin und den Prinzen wie von Jedem, der
ihn erreichte, die wohlverdiente Anerkennung und aufrichtige Bewunderung seines
Werks in reichem Maasse ausgedrückt. (Nach d. Voss’schen Zeitung.)
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag von Veit & Comp. in Leipzig. — Druck von NerzaEr & Wunne In Leipzig.
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr, HORSTMANN in Berlin, Dr. ISSIGONIS in
Smyrna, Prof. H. KNAPP in New York, Prof. Dr. KrRÜückow in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. LAnDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL
in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof. Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Juli. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Bemerkungen zur Accommodationslehre. Von
C. Hess in Marburg. — II. Leonhard Fuchs’ alle Krankheyt der augen (1539) neu
herausgegeben von Dr. Ed. Pergens in Brüssel. — III. Kurze Bemerkungen zu dem
Aufsatz des Herrn Prof. Dr. Deutschmann ‚Zur Pathogenese der sympathischen Oph-
thalmie im Aprilheft 1899 dieser Zeitschrift. Von Dr. Veihagen, Augenarzt in Chemnitz.
— IV. Beitrag zur Nachstar-Operation. Vor Dr. Georg Levinsohn, Berlin.
Gesellschaftsberichte. 1) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. — 2) Schlesische
Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 3) Berliner physiologische Gesellschaft. —
4) Medicinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft in Jena. — 5) Aerztlicher Verein in
Hamburg. — 6) Aus dem Sitzungsbericht des Königl. Aerztevereins in Budapest. —
7) Société belge d’ophtalmologie in Brüssel.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber normale Sehrichtungsgemeinschaft
der Netzhäute bei einem Schielenden, von Dr. Armin Tschermak. — 2) Die opera-
tive Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit und ihre Indicationen, von G.-R. Prof. H.
Schmidt-Rimpler in Göttingen. — 3) Cerebrale Amaurose nach Blepharospasmus,
von Prof. K. Baas in Freiburg i. Br.
Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII, 2. —
II. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des Auges. |
Vermischtes. Nr. 1—2. |
L Bemerkungen zur Accommodationslehre.
Von C. Hess in Marburg.
Im letzten Novemberhefte dieses Blattes richtete Kosrer Angriffe gegen
mich auf Grund der Behauptung, dass das von mir gefundene accommo-
dative Herunterfallen der Linse der Schwere nach „von den Anhängern
TscHErnıne’s in anderer Weise gedeutet“ werde Danach musste der
13
— 194 —
Leser glauben, es handle sich hier um eine bekannte, aber von mir igno-
rirte Deutung. Ich machte daher KostE& auf seinen Irrthum aufmerksam
und forderte ihn auf, die mir und allen, die ich frug, unbekannte „andere
Deutung“ mitzutheilen, damit ich dazu Stellung nehmen könne. Im März-
hefte dieses Jahres erschien Koster’s Antwort. Sie enthält erneute An-
griffe gegen mich, aber die fragliche Deutung der Anhänger TscHERNIna’s
wird auch dieses Mal dem Leser vorenthalten. KostEr begnügt sich, zu
versichern, dass, „wenn man in einer medicinischen Gesellschaft oder bei .
einem Vortrag oder wohl unter wissenschaftlichen Freunden den Streit über
den Mechanismus der Accommodation bespricht,“ man finden werde, „dass
es tüchtige Leute giebt, Anhänger von TsoHERNInG, die für das Sinken
der Linse verschiedene Erklärungen zur Hand haben.“ Warum KOSTER
keine von diesen nennt, wird nicht angegeben.
Wenn ich also früher KostEr vorzuwerfen hatte, dass er unterliess,
die seinen Angriffen zu Grunde liegenden Thatsachen mitzutheilen, so muss
ich ihm jetzt den viel schwereren Vorwurf machen, dass er mich ange-
griffen hat mit Behauptungen, deren thatsächliche Grundlage
er trotz meiner ausdrücklichen Aufforderung nicht angeben
kann. Er hat nun den Ausweg gewählt, eine von ihm selbst er-
sonnene Speculation zu bringen, die er aber selbst nicht für richtig
hält! Denn er erklärt jetzt ausdrücklich, dass er die HrLmnoLTz’sche
Theorie für die richtige halte, seine Erklärung hat aber die Annahme zur
Voraussetzung, dass die HeLmHoutz’sche Theorie nicht die richtige sei.
Da diese Koster’sche Speculation bisher von Niemanden, nicht einmal von
ihrem eigenen Urheber, für richtig gehalten wird,! so wäre ich der Ver.
pfliehtung zu deren Erörterung überhoben, bis etwa, was wenig wahrschein-
lich ist, ein Anderer sie zu vertreten geneigt wäre. Doch erscheint es aus
verschiedenen Gründen angezeigt, sie hier kurz zu beleuchten. KOSTER
zeichnet ein Schema, nach weichen: der (in Accommodationsruhe etwa in
der Aequatorialebene der Linse gelegene) Ciliarmuskel während der Accom-
modation stark nach hinten und glaskörperwärts, hinter den Linsenäquator
verschoben erscheint. Dazu schreibt er: „Ich bemerke dazu noch, dass
dieses Schema durchaus dem entspricht, was über die wirklichen Aende-
rungen dieser Gegend während der Accommodation bekannt ist.“ Es ist un-
verständlich, wie Jemand, der sich mit der Accommodationslehre beschäftigt
hat, solches behaupten kann. Denn in Wirklichkeit zeigt Alles, was über
diese Aenderungen thatsächlich bekannt ist, in überzeugender Weise,
dass während der Contraction des Ciiarmuskels die Ciliarfortsätze nach
vorn und cornealwärts rücken.
‘ Es ist bekannt (siehe meine erste Arbeit aus dem Gebiete der Accom-
! Dass sie nach Koster’s Versicherung von seinen Zuhörern „meistens mit Eifer
acceptirt wird“, kann für uns nicht recht maassgebend sein.
195 -
modationslehre,! dass man an Augen mit Iridectomie die Ciliarfortsätze nach
Eserin-Einträufelung cornealwärts vorrücken und vor dem Linsen-
äquator liegen sieht. Mit geeigneten optischen Hülfsmitteln ist es, wie
ich gezeigt habe, leicht, sich von dieser Thatsache zu überzeugen, die ich
in den letzten Jahren an einer grossen Zahl von Fällen wieder bestätigen
konnte. Bei den bekannten Nadelversuchen von Hrnsen und VÖLCKERS,
die wir vielfach nachgeprüft haben, findet man leicht und regelmässig die
Nadelausschläge, welche eine Verschiebung des vordersten Abschnittes der
Chorioidea nach vorn anzeigen, aber niemals, an keiner Stelle des
Bulbus, einen Nadelausschlag in solcher Richtung, wie es die Koster’sche
Speculation verlangt. Weitere Beweise für das Vorrücken der Ciliarfort-
sätze bei der Accommodation scheinen mir für den vorurtheilsfreien
Beobachter nicht wohl mehr nöthig sein. In Wirklichkeit ist nicht eine
einzige Thatsache bekannt, die für die Richtigkeit des Kosrer’schen
Schemas angeführt werden könnte. Somit ist schon die Voraussetzung un-
richtig, von welcher KostEr ausgeht. (Nebenbei sei auf den seltsamen
Widerspruch hingewiesen, der darin liegt, dass KostEr einerseits der oben
citirten Auffassung Raum giebt, andererseits eingehend die Möglichkeit erörtert,
dass zwar in „länglichen“ Augen die Linse mit der Zonula bei der Accommo-
dation nach hinten, in „kurzen“ Augen dagegen nach vorn gezogen werde.)
Aber selbst unter der Voraussetzung, dass der angeführte Satz Koster’s
richtig wäre, lässt sich die Unhaltbarkeit seiner darauf gegründeten Specu-
lation darthun. Er sagt: „Es wird bei Verhältnissen, wie sie hier gezeichnet
sind, die Linse der Schwere nach ein wenig sinken... denn die Richtung
der Zonulafasern hat sich geändert und wiewohl diese nun etwas mehr ge-
spannt sind und dadurch der Linse die gezeichnete Krümmungsänderung
geben können, so tragen sie jetzt die Linse unter viel ungünstigeren Ver-
hältnissen, da die Zonula einen beträchtlichen Winkel bildet mit der äqua-
torialen Fläche der Linse.“ Koster’s Speculation nimmt keine Rücksicht
auf die Steigerung des Glaskörperdruckes, welche die TscHErnıng’sche
Theorie voraussetzt. Diese Druckzunahme muss ja so gross sein, dass trotz
des nach hinten gerichteten Zonulazuges der mittlere Theil der vorderen
Linsenfläche an Ort und Stelle bleibt, bezw. sogar merklich nach vorn tritt.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Linse von der Zonula stark nach
hinten gezogen, vom Glaskörper stark nach vorn gepresst werden und doch
ihrer Schwere folgend nach unten fallen soll. Umnverständlich ist auch die
weitere Behauptung Koster’s: „Wenn die Linse durch die jetzt mehr nach
hinten ziehende Zonula nicht mehr getragen werden kann, wird bei dem
Herabfallen derselben der obere Theil etwas nach innen geführt werden,
und der Glaskörperdruck wird die untere Kante nach aussen drücken.“
Koster giebt nicht an, warum der Glaskörper gerade nur unten in solcher
! Archiv f. O. XLIT, 1, S. 29 ff.
13 *
— 196 —
Weise auf die Linse drücken soll, oben aber nicht, so dass man annehmen
müsste, dass in der jeweils nach unten gerichteten Glaskörperhälfte ein
grösserer Druck herrschte als in der oberen. Ist der Druck im Glaskörper
an allen Stellen gleich gross, wie man das bisher wohl mit Recht allgemein
angenommen hat, so ist nicht einzusehen, warum nicht die obere Kante
der Linse eben so stark, wie die untere, nach aussen gedrückt wird.
Dass seine Hypothese so wichtige Thatsachen, wie z. B. das Linsen-
schlottern bei starkem Accommodiren, ganz unerklärt lässt, erwähnt
Kosrter nicht. Die Thatsache, dass der Druck in der vorderen Kammer
bei der Accommodation unverändert bleibt, würde nach der von KOSTER
erörterten Möglichkeit (siehe oben) eine Einschränkung seiner Hypothese
auf „längliche“ Augen nöthig machen, dagegen für kurzen Augen eine
neue Hypothese erfordern.
Koster selbst hat früher Versuche angestellt, aus welchen nach seinen
Angaben „zweifellos“ hervorgeht, dass (im ruhenden Auge) „zwischen dem
Druck in der vorderen Kammer und im Glaskörperraum kein nachweis-
barer Unterschied besteht.“ Er muss darnach, so lange er die Möglichkeit
einer Druckdifferenz zwischen vorderer Kammer und Glaskörper bei der Accom-
modation vertheidigt, annehmen, dass in dem Augenblicke, in welchem
der Ciliarmuskel eben sich zu contrahiren beginnt, irgend eine uns ganz
unbekannte, schwer vorstellbare Veränderung im Auge eintrete, welche
während der ganzen Dauer der Contraction des Ciliarmuskels einen voll-
kommenen Abschluss zwischen Kammer und Glaskörper herstellt, so dass
die bei ruhendem Ciliarmuskel vor Koster schon von mehreren Forschern
nachgewiesene Uebertragung von Druckdifferenzen aus dem einen Raume
in den anderen verhindert wird. |
Noch folgenden Punkt des Kosrter’schen Aufsatzes möchte ich kurz be-
rühren. Koster schreibt: „Hxss lässt mich nun sagen, dass ich annehme,
es könne bei der Accommodation die Linse mit der Zonula in länglichen
Augen nach hinten gezogen werden, in kurzen dagegen nach vorn. Das
habe ich nun gerade nicht behauptet.“ Es ist mir unverständlich, wie
Koster dies in Abrede stellen kann, da doch fast eine ganze Seite, nahezu
die Hälfte seiner ganzen Polemik gegen mich der Erörterung dieser
Möglichkeit gewidmet ist! |
So viel über den „sachlichen“ Theil des Koster’schen Aufsatzes. Ein
grosser Theil ist persönlichen Angriffen gewidmet, auf die ich selbstver-
ständlich nicht eingehe. Koster schliesst mit den Worten: „Unzweck-
mässig dagegen ist es, eine Polemik zu eröffnen von der Art, wie Hess
dies neulich wieder gethan.“ Es ist eine sonderbare Umkehrung der That-
sachen, wenn KosTER jetzt behauptet, dass ich eine Polemik eröffnet hätte.
Denn in Wirklichkeit ist diese „Polemik“ nicht von mir eröffnet worden,
sondern von KosTER, und zwar mit unrichtigen Behauptungen und von
ihm selbst nicht für richtig gehaltenen Speculationen.
en
ein
per
ein
nte
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hnt
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ER
ese
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em
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he
jll-
— 197 —
Zu der vorliegenden Veröffentlichung habe ich mich, wenn auch sehr
ungern, entschliessen müssen, um dem Leser gegenüber zu begründen,
warum ich es nicht für nöthig halte, künftig auf Angriffe Koster’s von
der Art der hier besprochenen noch einzugehen.
U. Leonhard Fuchs’ alle Kranckheyt der augen (1539),
neu herausgegeben von Dr. Ed. Pergens (Brüssel).
Die deutsche Augenheilkunde lässt man meistens als im Jahre 1583
mit Barrısca’s Ophthalmodouleia (Augendienst; nach GRIMM „Augen-
dienerei“) anfangen. Jedoch hat L. Fuchs bereits 1539 ein Augen-
büchlein herausgegeben, wohl eine. deutsche Bearbeitung seiner „Tabula
oculorum morbos comprehendens“ 1538, Tübingen, fol.
In Hıuuer’s Bibliotheca chirurgica Tom. I, pag. 189 wird L. Fuchs
als ein gelehrter Mann angegeben, der wohl kaum je chirurgisch eingegriffen
hat. PLoucquEr in seinen Initia bibliothecae medico-practicae et chirur-
gicae Tom. VI, p. 53 erwähnt nur die oben mitgetheilte lateinische Aus-
gabe; Hırsca’s Geschichte der Augenheilkunde nennt ihn nicht. Im
Gururt-HiescH’schen Bibliographischen Lexikon Bd. II, S.456 wird der
Augentractat nicht besprochen, aber von Max SaLomon werden dort An-
gaben über L. Fucus’ Leben gemacht (nach MEYER), woraus ich Folgendes
entlehne: `
LEONHARD Fucas wurde am 17. Januar 1501 zu Membdingen in
Bayern geboren; 1519 zog er zur Universität Ingolstadt, beschäftigte sich
mit schönen Wissenschaften, Philosophie, griechischer Sprache und wurde
1521 Magister artium; dann studirte er Mediein und wurde 1524 zum
Doctor promovirt. Bis 1526 war er praktischer Arzt in München, dann
Professor der Mediein in Ingolstadt bis 1528, als er Leibarzt des Mark-
grafen Georg von Brandenburg wurde; als solcher lebte er bis 1533 in
Ansbach und war auch literarisch thätig. Er war Verehrer der Griechen
und Anti-Arabist. 1533 ging er wieder als Professor nach Ingolstadt,
musste aber den Machinationen der in ihm den Protestanten ver-
folgenden Jesuiten weichen. 1535 wurde er Professor der Mediein in
Tübingen, wo er bis zu seinem am 10. Mai 1566 erfolgten Tode
weilte. Auch als Botaniker war er bekannt. Er bearbeitete Hippokrates,
Galenus, Myrepsus, und gab mehrere medicinische und botanische "Werke
heraus.
Zufälliger Weise fand ich eine deutsche Ausgabe von 1539 in der
Bibliothèque royale in Brüssel. Es ist eine kleine 4°-Ausgabe, im Ganzen
32 Seiten umfassend. Die Figur des Auges mit einem Theile des Chiasma
befindet sich auf der Rückseite des Titels. Ob sie ursprünglich von ihm
-— 198 —
herrührt, weiss ich nicht; sie ist aber von Ryrr, Die kleine Chirurgie.
Strassburg 1542, Blatt XVIII benutzt worden, und auch unter dessen
Namen von Maanus: reproducirt.
Im Jahre 1535 war von einem anonymen Verfasser erschienen „Ein
Newes hochnutzlichs Büchlin, von erkanntnüs der Kranckheyten der Augen,
Sampt einer figür oder Anathomia eines auges, wie es innwendig gestaltet,
volget in .der andern colum, Auch erklärung der selbigen, mit anzeigung
viler nutzlicher und bewerter hülff. Getruckt zu Strassburg durch Heinrichen
Vogtherren, Anno MDXXXV. ij. 4° 12 Blatt, ohne Paginirung, blos mit
Noten versehen. Auf der Rückseite befand sich ein die Anatomie des
Auges erklären sollender Holzschnitt. So theilte Zeıs in GRAEFE’s Archiv
1864, Bd. X. 2. S. 137, mit. Derselbe glaubt, da das Werkchen sich auf
praktische Augenheilkunde bezieht, dieses nicht ohne Beihülfe eines Arztes
zu Stande kam.
Da man in L. Fucns’s Büchlein ein Augenmittel von einem Canonicus
Jörgen Vogtheren, ein anderes von Conrad und Bartholomeus Vogtherren
findet, so ist das anonyme Büchlein vielleicht von einem dieser Augen-
behandler verfasst. Der erwähnte Holzschnitt wird wohl nicht viel von
dem hier abgebildeten verschieden sein.
Die Blätter von L. Fucas’ Büchlein sind als AI, II, ID, IV, BI, II
u. s. w. bezeichnet. Ich habe diese Bezeichnung beibehalten, und wo die
Rückseite anfängt, das Wort „Rückseite“ davorgesetzt. Die alte Schreib-
weise ist selbstverständlich beibehalten, die verschiedenen Schreibweisen und
Druckfehler ebenso; nur sind einige Abkürzungen von Wörtern in toto
wiedesgegeben, und bei den Formeln Lesezeichen angewandt.
AL Alle Kranckheyt
der Augen durch den hochge
lerten Doctor Leonhart fuchsen zü Onoltz-
bach? züsammen gezogen allen augen
artzten hochnöttig zü
wissen
Getruckt zü Strassburg durch Heinrich
Vogtherren Anno
M. D. XXXIX.
1 Histor. Tafeln zur Anatomie des Auges. Beilageheft zu Zenenper’s Klinische
Monatsbl. 1877. Bd. XV, S. 8, Taf. lII.
2 Onoltzbach = Ansbach (?).
(Rückseite)!
VW
e
VW
LS
a
i
e
d
D
Y
! Von aussen nach innen gehend hat man
a) die Conjunctiva, Consolidativa, Adnata, Epipepbycos oder Funda genannt,
b) die Secundina, in die Cornea oder Ceratoides übergehend; sie geht von der
harten Hirnhaut aus, |
c) die Sclerotica, in Uvea, Rhagoides übergehend. Hier hat wohl der Graveur
einen Fehler gemacht; es sollte sein, dass die Sclerotica an b) gehörte, als von der
Dura mater stammend, und dass die Seeundina an der Stelle der -Sclerotica stehen
sollte. So ist auch die Figur bei Macnus richtiger; Ryrr’s Original steht mir nicht
zur Verfügung.
d) die Retina, Retiformis, Ambliblistroides (sic) vom Sehnerven kommend und
sich über die Vorderfläche der Linse als Tela aranea, Arachnoidea ausbreitend.
In der Orbis iris kommen Conjunctiva, Cornea, Uvea zusammen. In der Vorderkammer
befindet sich der Ethereus, Hydatoides, Ohoides, Albugineus, Engoides, Aqueus oder
Albumentum, unser Kammerwasser. Hinter der Linse (Crystalloides, Phacoides, Dis-
coides, Glacialis oder T,entiformis) ist der Glaskörper (Hyaloides, Vitreus) worin die
Centralröhre des Opticus mündet.
— 200 —
A II. Alle kranckheyt der augen entspringen eintweder inn dem gantzen
aug, oder inn eynem besundern theyl der augen / oder aber inn vil theylen
miteinander. Inn dem gantzen aug seind disz die Kranckheiten, als namlich
Atrophia, Ecpiesmos, Strabismos, Paralisis, Myopyosis, Ambliopia, Rhexis,
Nictalops, Phlegmone.
(Rückseite). Atrophia. Grece. Avicenna nennet es Profundi-
tatem oculi, das ist, das die substantz des augs dieff eingefallen ist.
Cornelius celsus heist es Imminutum oculum, das ist ein verkleinert
aug, oder ein verschwunden aug.
Ecpiesmos! ist wann das aug für den kopff herausz geth. Avicenna
heiszt es exitum oculi.
Strabismos. Oculi distortio, eynschilhend aug? verursacht von
zerstreckung der mustulen die das gantz aug bewegen.
Paralisis. Resolutio oculi. Wann das aug im haupt hin und
wider scheiszt, und kan nit steth? gehalten werden.*
Myopyosis. ist von natur ein angeborne kranckheit, das mann was
nahend ist sicht, aber nitt was von ferren, Lateinisch Lustiositas.®° Das-
ist übersehung.®
Ambliopia, Hebedudo, heiszt eyn tunckel gesicht von unerkanter
ursach kummend.
Rhexis. Ist eyn erschwerung”? von schlagen, oder ander der gleichen
ursach, darvon die heütlin oder feller der augen zerstreut werden, das de
feüchtinen,® die sichtlich Krafit geben, unnd erhalten sollen, aussfliessen.
Nictalops.? Nocturna cecitudo, wann eyner des tags gesicht,
aber als bald die Sonn under geth, gantz nichts mer gesicht, die heissen
Nustitiosi.’® |
AII Phlegmone. Ist eyn geschwulst der augen, Wann sy rot
werden mit hitz, und man sy nit bald bewegen kan, vor übrigem schmertzen
und stechen, Inflamatio, gnant.
Das ist von kranckheiten des gantzen augs gesagt.
‘Volget nun von sonder teylen des Augs.
Inn einem besondern teyl der augen seind fünfferlei teyl als namlich
Membrane, Humores, Anguli, Palbebre, Nervi obtiei.
I gxnnı&lsıv, nach aussen pressen.
3 scheint nur Strabismus convergens zu meinen.
3 stehend, stille.
+ Wohl Nystagmus gemeint; Celsus, De medicina lib. VI Cap. 6. 86 hat die-
selbe Beschreibung. Paré hat richtige Deutung der Paralysis.
5 Lusciositas, luscitas von luscus, blödsichtig, einäugig; vom Stamme ruk, luk,
leuchten, wovon luc-scum = luscum Dämmerung, und luscus, wie ein in der Däm-
merung sich Befindender.
® Nicht übersichtig, sondern an etwas vorüber (vorbei) sehen.
i ” Geschwür. ® Humor, Feuchtigkeit. ® Unsere Hemeralopie.
1° Nustitiosus = luscitiosus siehe oben bei luscitas.
- 201 —
Membrane. heutlin oder fellin von den Griechen Chithone, gnant,
und seind der selbigen fürnemich fiere als
(Rückseite) Epipepycos, Ceratoides, Rhagodies,! Arachnoides.
Epipepycos,? Conjunctiva, das weisz inn augen, unnd hat fünff
kranckheit. Taraxis, Ophthalmia, Chymosis, Psidrachion, Helcosis.
Taraxis.? Perturbatio, vacillacio, der augschwer, wann das aug
wider gewonheit der natur etwas rot und mit heissem wasser flüssig, mit
ausserlichen ursachen geschwechet ist, als von hitz der Sunnen, rauch, staub,
scharpff,* wind, etc. Dar zů ist dienstlich, Sieff album, mitt wenig
Vitriolo albo, oder das Collirium commune.
Ophthalmia. Lippitudo inflamatio. Der blüt schwer, wann
das aug gantz blüt rot würt, und mitt wenig geschwulst der coniunctiva
verletzt ist von in | A IIII | wendig des leibs verursacht, gib Pillulas
capitales, tropff ein, ut supra, ist aber haupt schmertz darbei, leg uber
Emplastrum pomale, oder Emplastrum armenicum.
Chymosis. Ist ein hefftige gschwulst der Coniunctiva, das die brauwen
` oder auglider, das aug nitt wol bedecken künden, und das weisz im aug
hoch erhöhet wurt über das graw oder schwartz im aug, dz ist, über die
Corneam sich auszbreitet, hie bei ist gewonlich grosser haupt schmertz,
leg über das haupt, ut supra, tropff ein Sieffalbum allein.
Psidrachion,® Bothor, Ein apostem, wie eyn hoher roter blüts
tropff oder plater” in der Coniunctiva, mit rötin des augs, und wenig
schmertzens, den selben zü stillen, und das pleterlin® zü Maturieren,
thü da rein Sieff de mustilaginibus, so es geoffnet und gebrochen ist,
thü darein Sieff album cum aqua rosarum, darnach über drei -tag
thü dar zů Vitrioli albi, eyn wenig, bleibt aber ein blater fellin,? so
heil es cum collirio de Colcothar.
Helcos das ist Ulcus, wann nach dem eingeschosznen und zer-
brochnen blatern eine tieffe hölin oder löchlin in das aug einfelt. Das
heil mit Alcohol comune,!’ zü eynem Collirio gemacht, mitt rosen
odder fenchel wasser.
Ferrer züerkennen das heütlin Ceratoides, mit ihren kranckheiten.
! Druckfehler statt Rhagoides.
® Für Epipephycos; daher das aufgewachsene oder adnata.
® Reizung der Bindehaut. * Wohl zu „wind“ gehörend.
® Blutgeschwür, hier als Geschwür mit starker Injection.
° Wyöoaxıov, Phlyktaene, Pustel.
” Pustel; auch Blase, und mit Blattern verwandt.
® Blätterlein, kleine Pustel oder Phlyktaene.
® blater fellin = Blatterfell; Fell oder Opacität, welche nach Heilung einer Pustel
zurückbleiben kann.
"Alkohol in seiner arabischen früheren Bedeutung gebraucht, für Augenmittel;
feines Pulver, jetzt noch als Koheul für Augenschminke gebraucht; hier demnach
= Collyrium commune, obschon unter Hygrotes beide als verschieden erscheinen.
— 22 —
(Rückseite.) Ceratoides, Cornea, das graw, braun, odder schwartz
umb das kindlen in dem aug, hat disz hie nach volgende kranckheiten
Phlyctena, Ulcera, Carcinoma, Hypopyon, Pachytes, Exallage chroas,
Hygrotes.
Phlyctena. Vesica pustula, ist eyn apostem oder plater inn der
cornea, die sich erhöcht von etwa eyner überflüssigen feüchtin, welche die
corneam abschelt, unnd verletzt, würt geheilt in massen! wie Psidracion,
die blater in der coniunctiva,
Ulcera, Das seind etlich geschwer als,
Botrion, Coeloma, Argemon, Epicausis,
BI. Bothrion,? anulum, ist ein hol eng geschwer in der Cornea,
würt auch ghailet wie Psidracion, unnd Phlictena.
Coeloma,? Bothor lilimie,* ist ein geschwer ein wenig höher dann
Botrion.
Argemon,5 Achimon, ein hol geschwer, das sich gerings weis legt umb
die uveain der Cornea. Würt geheilt cum Collirio de alcohol comune.
Epicauma,® Eyn unrain geschwer mit eyner herten ungeschlachten
rufen,? wirt genant Adustivum, Aufume, das wurt curigiert mitt Ma,
turation, Sieff de mustilaginibus,°? darnach Collirium de alcohol,
nnd wenig Colcothar.
Ferrer von Carcinoma.
Carcinoma, Cancer in cornea, ist ein beulin, mit grossem schmertzen
und stichen bisz zů den schleffen und die fellen der cornea werden rot.
Hypopyon. Sanies in siphac.? Sanies inter corneam, Unguis,
ist ein eiter inwendig in cornea, im andern teil gleich wie ein halb mond
scheiblen versamlet, das curier, mit Sieff de thure, darnach über drei
tag leg eyn Sieff de plumbo.
Pachites, Crassitudo, densitas cornee, macht et- (Rückseite) wa
die scherpffe!® der Cornea gantz blöde tunckel und trübe.
Exallage chroas,!! Coloris mutatio, das die Cornea sich naigt
auff gel!? grien, schwartz oder ander farben unnateürlichen.
Hygrotes. Ist eyn wesserig feüchtin uff der cornea, welche das
gsicht etwas tunckel macht, das einen gedunckt er gehe in nebeln räuch
oder dämpff, ist nahend gleich dem wasser fell, das mags tu curieren mit
1 In dem Maasse = ähnlich. 2 Bosgiov Grube. 3 xočkoç hohl.
t lilimiae mir unbekannt. 5 agyos weiss.
® eni und xaiw ich brenne; oberflächliches, brennendes Geschwür.
° ungeschlacht von un als schlecht, bös; geschlacht = Geschlecht, Natur; so
hier von böser Natur; rufe = Schorf, Belag, hier wohl Geschwürsrand.
® de mucilaginibus.
? Muss wohl arabisch für Cornea sein?
10 Schärfe des Gesichts durch Hornhauterkrankung getrübt. Vergl. unten die
Crassities.
IT gġahlayy Verwechselung; yg«« Farbe. 12 gelb.
— 208 —
Collirio comuni, und ein wenig Alcohol comuni, darunder gemischt
oder mit aqua tuciaca.
Ferrer von dem Fellin Rhagoides.
Rhagoides, Uvea das kindlin im aug, hat dise kranckheiten
Proptosis, Foramen.
Proptosis, Uvee infirmitas, ist verursacht von zerbrechung der Conea,
darvon auch uvea verletzt wurt, bringt dise kranckheiten
Myocephaly, Staphyloma, Melon, Hellcos.
BII. Myocephalon, Formicalis, ist ein auffgelauffen schwartz
apostemlin auff der uvea, gleich eynem mucken köpfflin, tropfi darauff
Collirium rubeum acutum, oder Collirium de Colcuthar.
Staphyloma, Uvatio, ist gleich der obern kranckheit dann es
grösser ist.
Melon, Wann es zü einen zapfien würt.
Hellos! Wann es zühart wurt und wurt Clavus genannt.
Foramen.
Foramen, Das ist das hol loch würt genant Puppila das kindlin,
und hat dise kranckheiten
Mydriasis, Phthysis, Hypochina.
Mydriasis Ist wann das kindlin vil grösser wurt dann es von natur
gewest, darumb alle ding kleiner duncken dann sy an ynen selber seind,
und heist dilatio puppille, Effusiouvee, alintisar.
Phthysis. ist diser Midriasi, wüderwertig? wann das kindlin enger
wurt, und heisst constructio pupille. f
Hypochina, Suffusio aqua destendens caractta, das starre fell,
ist ein abfliessende dünne feuchtin, zwischen der (Rückseite) Cornea und
Christaloide, innwendig vor der uvea oder kindlen.
Das fellelin arachnoides
Arachnoides, Aranea, das fellelin zwischen den feüchtinen Cristal-
loides, und vitrei.
Volget nun ferrer.
Humores feüchtinen im aug, der seint drei als namlich.
Hydatoides, Cristalloides, Hyaloides.
Hydatoides, albuginens, Aqueus humor, ist wie das weiss im
eye, ligt hinder der uvea, sein kranckheyt seind.
Augmentum, Crassities, Imminutio. Color mutatus,
1 Nach der ersten Schreibweise Hellcos von &ixog Geschwür, Geschwulst; nach
der zweiten von nAos, Nagel, Schwiele.
* Für wider, entgegen; wertig = wärts; conträr. Unsere Miosis.. Auch Paré
hat die ursprüngliche Deutung der Phthisis nach Galen beibehalten, Tabes pupillae.
(Schluss folgt.)
— 204 —
HI. Kurze Bemerkung zu dem Aufsatz des Herrn Prof.
Dr. Deutschmann „Zur Pathogenese der sympathischen
Ophthalmie“
im Aprilheft 1899 dieser Zeitschrift.
Von Dr. Velbagen, Augenarzt in Chemnitz.
Die kürzlich an soeben angeführter Stelle erschienene Abhandlung
DEUTSCHMANN’s enthält auf S. 113 einige Sätze, welche sich auf meine im
Jahre 1894 im A. f. A. publicirten Untersuchungen über die Narbenbildung
nach Opticusresection am Kaninchen beziehen. Ich möchte die betreffenden
Bemerkungen nicht unwidersprochen lassen, da sie vielleicht durch die
apodictische Sicherheit, mit welcher sie hingeworfen sind, den weniger in
die Einzelheiten der Materie eingeweihten Leser zu unrichtigen Anschau-
ungen verleiten könnten.
Leider hat unter der Kürze des Ausdrucks, welcher sich der Herr
Verfasser befleissigt, die Klarheit gelitten, so dass man zum Theil errathen
muss, wie seine ohne Hinzufügung neuer Versuchsprotokolle und Zeich-
nungen aufgestellte Behauptung: „Baca’s und VELHAGEN’s Untersuchungs-
resultate sind unrichtig“ bewiesen werden soll.
Die Worte „direct“ und „späterhin“ scheinen so zu verstehen zu sein,
dass DEUTSCHMANN seine Thierversuche in 2 Reihen geordnet hat. Bei
der ersten hat er den lebenden Thieren die chinesische Tusche in den
Subduralraum injieirt, um sie unmittelbar hinterher zu tödten, während .
er bei der zweiten die Thiere noch eine längere Zeit am Leben gelassen
hat. Denn anderenfalls konnte er doch nicht mit Gewissheit am Orbital-
präparat constatiren, welche Befunde als „directe“ Erfolge der Injection
und welche erst als Resultat der „späterhin“ aufgetretenen Reaction des
Gewebes aufzufassen sejen.
Nun, falls die eben gegebene Auffassung richtig ist, so sind das 2
Unterscheidungen, welche zu machen DEUTSCHMANN sehr berechtigt war.
Wunderbar und bedauerlich ist es aber, dass er nicht schon durch
die Betrachtung der bei seiner ersten Arbeit gewonnenen Präparate sich
gezwungen sah, seine Versuche nach jenem Principe in 2 "Abtheilungen zu
trennen. Er hatte doch damals schon unter den 4 Kaninchen, welchen er
nach vorhergegangener Neurectomia optica in den Subduralraum des Ge-
hirnes Touche injicirte, eines, das er 4 Tage am Leben erhielt. Damals
gelangte bei sämmtlichen Thieren durch den offen gebliebenen Zwischen-
:scheidenraum des centralen Opticusendes innerhalb des „Verbindungsstranges“
die Touche „direct“ d. h. ohne Beihülfe von Lymphzellen an die Papille
des Nerven und zwar nicht nur 2 Monate nach erfolgter Opticusresection,
wie jetzt als Maximum berichtet wird, sondern noch 8 Monate nach
einer solchen,
— 205 —
Die Versuche am todten, bezw. sogleich nach erfolgter Injection der
Touche in den Subduralraum getödteten Thiere sind von BACH, ZIMMER-
MANN und mir nachgeprüft. Bacm, der an 4 Kaninchen experimentirte,
bestätigte die von mir an 6 Thieren gewonnenen Resultate vollkommen.
Wir fanden beide, dass sich nach Opticusresection innerhalb der Orbita
eine ganz gewöhnliche gefäss- und kernarme Narbe bildet. Dieselbe war
schon nach circa 4 Wochen so fest, dass sie Farbstofflösungen und Auf-
schwemmungen, die unter viel stärkerem Druck als der Liquor cerebrospi-
nalis fliesst, in den Subduralraum des Grosshirns eingespritzt waren, aus
dem centralen Opticusstumpf nicht mehr durchliess.
ZIMMERMANN, dessen Arbeit von DEUTSCHMANN aus schier unerklär-
lichen Gründen gar nicht erwähnt wird, fand sogar, dass die Narbe schon
nach 4 Tagen undurchgängig war!
Was also die „directe“ Durchgängigkeit derselben für Injectionsflüssig-
keiten anbetrifft, so steht DEUTSCHMAnN mit seinen Behauptungen nach
wie vor allein. So lange deshalb nicht auch solche Nachuntersucher sich
finden, die durch selbst gewonnene Präparate seine Angaben bestätigen,
dürfte die neueste Publication nicht geeignet sein, seine Untersuchungs-
resultate in dieser Beziehung wahrscheinlicher zu machen.
Nicht ganz so isolirt steht er aber da in Bezug auf seine leider zu
kurz beschriebenen Befunde an den Thieren, die noch eine Zeit nach er-
folgter Einspritzung der chinesischen Tusche am Leben gelassen wurden
und bei denen deshalb „späterhin“ festgestellt werden konnte, dass die
Farbstoffkörnchen von Lymphzellen aufgenommen in grösseren Quantitäten
durch die Narbe hindurch nach dem Bulbus hin geschleppt wurden.
Ich habe seinerzeit gar nicht am lebenden Thiere experimentirt, weil
DEUTSCHMANN, wie schon gesagt, in seiner ersten Arbeit bei seinem ein-
zigen derartig behandelten Versuchskaninchen nichts Besonderes fand. Bacom
hat wohl aus demselben Beweggrunde sich davon abhalten lassen.
ZIMMERMANN aber hat 2 Kaninchen nach Resection und Injection
8 Tage am Leben gelassen und bei der mikroskopischen Untersuchung
unter anderen Folgendes gefunden:! „Die Tuschepartikelchen sind durch
die centrale Narbe hindurch aus dem Zwischenscheidenraum zu verfolgen,
haben also thatsächlich die Narbe durchwandert, aber immer an Lymph-
zellen gebunden.“ : „Auch finden sie sich ausserhalb der centralen Narbe
nur in allernächster Nähe derselben.“ „Die Duralscheide ist in der ganzen
Ausdehnung bis zum Foramen opticum von an Zellen gebundenen Farb-
stoffelementen durchwandert.“
Ein bescheiden kleiner Theil der neuen DEUTscHMmAnN’schen Angaben
ist also von ZIMMERMANN schon vor 5 Jahren als richtig festgestellt. Das
Wichtigste derselben jedoch, dass ein Transport der Farbstoffmoleküle nach
! Arch. f. Opht. 1894. 2. S. 157.
om —
dem Bulbus hin durch ILymphstrom oder Zellen stattfinden soll, hat
ZIMMERMANN nicht gesehen.
Aus den Versuchsprotokollen des Letzteren ist aber erden die
wichtige Lehre zu ziehen, dass man durch Experimente am lebenden Thier
nichts Sicheres über die Migrationsmöglichkeit von Mikroorganismen durch
die Orbitalnarbe hindurch erfahren kann.
Gesetzt, die sympathische Ophthalmie würde wirklich durch Wande-
rung von Mikroorganismem durch den „Sehnervenleitungsapparat“ hervor-
gerufen, so muss man doch auf Grund unumstösslicher klinischer und
anatomischer Beobachtungen annehmen, dass die Wirksamkeit der hypo-
thetischen Wesen an das Vorhandensein von I,ymphbahnen geknüpft ist.
Die fraglichen Bakterien sind anderen Gewebsarten gegenüber doch
noch viel harmloser als sterilisirte Tuschekörner, wie aus ZIMMERMANN’S
Versuchen hervorgeht, denn bisher hat noch Niemand eine Infiltration der
harten Opticusscheide bei Fällen von sympathischer Ophthalmie beschrieben.
Sie würden also wahrscheinlich noch viel eher von Lymphkörperchen un-
schädlich gemacht werden als jene.
Wenn deshalb Jemand bei dem heutigen Stande der Wissenschaft
beweisen will, dass trotz erfolgter Opticusresection eine Migration von In-
fectionsträgern aus. dem einen Sehnervenende in das andere stattfinden
kann, so muss er die Neubildung echter und rechter Lymphbahnen inner-
halb der Narbenstränge beweisen, durch welche die Entzündung ebenso
leicht wie in der Opticusscheide fortzukriechen vermag. Sonst verliert er sich
in der Aufstellung werthloser Hypothesen.
DEUTSCHMANN ist bei seinen ersten Versuchen sicher von den gleichen
Anschauungen ausgegangen. Die Hauptrolle in seiner Publication 1893
spielen weniger die Injectionsresultate als die anatomischen Befunde und
zwar vor allem der zwischen den Enden des partiell resecirten Sehnerven
neu entstandene „Verbindungsstrang. Dieser sollte vermöge seiner erstaun-
lichen Eigenschaften den durch die Operation unterbrochenen Lymphstrom
vom Gehirn aus wieder in bequem zu passirende Bahnen leiten, er wurde
aber von BACH, ZIMMERMANN und mir ebenfalls vergeblich gesucht.
Wenn Deu'rscamann deshalb die Angaben seiner Nachuntersucher
entkräften wollte, war es vor allem nöthig, dass er neue Beweise für die
Existenz des Verbindungsstranges mit seinen Lymphbahnen beibrachte.
Anstatt dessen scheint er, wie ein verbitterter Vater den missrathenen Sohn,
sein Geisteskind nunmehr gänzlich ignoriren zu wollen.
Unter diesen Umständen wird wohl Niemand auf Grund der neuesten
Arbeit DeuTscHhMAnn’s leichter als früher glauben können, dass die nach
Öpticusresection häufiger beobachtete sympathische Ophthalmie durch die
Migrationstheorie erklärt werden könne.
— 207 —
IV. Beitrag zur Nachstar-Öperation.
Von Dr. Georg Levinsohn, Berlin. !
Das Verhalten der Vorderkammer ist bei der Operation des Nachstars
von Bedeutung. Je nachdem die Operation bei erbaltener oder aufgehobener
Vorderkammer stattfindet, ist der Eingriff als ein einfacher, bezw. schwerer
zu bezeichnen. Man kann demgemäss alle Nachstar-Operationen in zwei
Gruppen zerlegen. Zu der ersteren gehören alle Operationen, die bei ge-
schlossener Vorderkammer mit der Nadel, bezw. mit messerförmigen Instru-
=
ee:
ra T ZE
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o LG Tee,
N peua,
RAD D
St
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Fig. 1 Fi
g. 1. . 2.
Zarter Nachstar. Von oben gesehen. Dichter Naitan Von der Seite
Die Scheere setzt an im vertikalen gesehen.
Meridian, 1 mm über dem untern Die Scheere setzt hier an im äussern
Hornbautrande; die Scheerenblätter untern Quadranten; die Scheeren-
sind der Hornhaut zugewandt. g blätter stehen im schiefen Winkel
zur Hornhautoberfläche.
menten vorgenommen werden, die letzteren dagegen bedingen zunächst die
Fröffnung und Entleerung der Vorderkammer und dann erst die Durch-
trennung des Nachstars vermittelst eines eingeführten Scheereninstruments.
Eine derartige Operationsmethode ist in Folge der mehr oder weniger
längeren Aufhebung der Vorderkammer bei gleichzeitiger breiter Eröffnung
des Glaskörpers einerseits und durch die höhere Gefahr der Kapseleinklem-
mung andererseits nicht ganz ungefährlich; trotzdem wird dieselbe in: den
allermeisten Fällen immer mehr und mehr bevorzugt. Grund hierfür ist,
abgesehen von der wesentlich exactern Wirkung der Scheerenoperation, der
` Nach einem in der Berliner ophthalm. Gesellschaft gehaltenen Vortrag.
— 208 —
Umstand, dass alle Nadeloperationen nicht im Stande sind, eine stärkere
Zertrümmerung des Glaskörpergefüges und eine Zerrung des Ciliarkörpers
mit Sicherheit auszuschliessen. Die weiche, elastische Nachstar-Membran
weicht eben nicht selten der schneidenden Nadel, bezw. dem Messer aus
und veranlasst diese zu umfangreichen Bewegungen im Innern des Glas-
körpers. Auch das gleichzeitige Einführen zweier Nadeln, ein sichereres und
schonenderes Verfahren, als das mit einer Nadel, hat diese Uebelstände,
allerdings in verringertem Maasse, im Gefolge.
Es drängt sich daher die Frage auf, ob nicht eine Methode der Nach-
star-Operation gefunden werden kann, bei der die Vorzüge der bisherigen
Nachstar-Operationen zur Geltung kommen, ohne dass ihre Nachtheile mit
in Kauf genommen werden. Die Lösung dieser Frage glaubten wir auf
folgende Weise bewerkstelligen zu können.
Wir bedienen uns hierzu einer Scheere, die zarte, schmale, an den
Aussen- und Innenrändern scharf geschliffene Blätter besitzt. Als Modell
für diese Scheere wurde WECcKER’s Scheerenpincette benutzt, deren
Blätter um ein weniges verkürzt und verschmälert an den Aussenrändern
scharf und am Rücken flach geschliffen wurden, so dass diese in geschlos-
senem Zustande den Eindruck eines etwas verdickten Nadelansatzes machen.
Dieses Instrument wird geschlossen durch die Hornhaut in die Nachstar-
membran bis zur Basis des Scheerenansatzes eingestossen und geöffnet, so
dass die Aussenkanten der Scheerenbranchen die Membran zerschneiden.
Das Instrument wird dann geschlossen sofort wieder ausgeführt.
Ueber die Einzelheiten des Verfahrens ist dann noch Folgendes zu be-
merken: Der Ort, an dem das Instrument in die Hornhaut eingestochen wird,
liegt an der für Nachstar-Operationen üblichen Stelle, also in der Nähe des
Limbus corneae und zwar in der unteren Hornhauthälfte; die Scheeren-
blätter sind der Hornhaut zugekehrt, derart, dass die Spitze des Instruments
auf die am meisten verdickte Partie des Nachstars dirigirt wird.
Hat man es mit einer besonders rigiden Hornhaut zu thun, also bei
alten Leuten, oder scheut man sich aus, andern Gründen, den beim Ein-
stechen nothwendig werdenden etwas stärkeren Druck auf die Hornhaut auszu-
üben, so kann man zunächst mit einer feinen Nadel die Hornhaut durch-
bohren, so dass beim Ausstechen der Nadel nur sehr wenig Kammerwasser
verloren geht. Durch die Lücke wird dann das Scheereninstrument eingeführt,
das nun ohne Widerstand glatt hindurchgeht, indem die scharfen Scheeren-
ränder mit Leichtigkeit die Hornhautwunde etwas erweitern. |
Beim Oeffnen der Scheere wird die Hornhautlücke ebenfalls ein wenig
vergrössert, es handelt sich aber nur um eine minimale Zusatzgrösse, da die
Erweiterung durch die Scheerenbasis herbeigeführt wird und die Scheeren-
blätter hier naturgemäss fast gar nicht auseinandergehen. Wichtig ist es
aber vor Allem, dass jede Erweiterung ohne Quetschung der Hornhaut erfolgt;
denn bei den scharfen Aussenrändern genügt schon der die Scheere öffnende
— 209 —
leichte Zug, um in das die Eingangspforte umgebende Hornhautgewebe
weiter einzuschneiden.
Damit ferner der Glaskörper möglichst wenig verletzt wird, ist es
nothwendig in Anbetracht dessen, dass die Scheere bis zur Basis ihres
Ansatzes eingestochen wird, nicht zu lange Scheerenblätter zu benutzen.
Es dürften im Allgemeinen 8—9 mm für die Länge desselben genügen,
doch können unter Umständen kleinere und manchmal auch grössere
Branchen zweckmässiger erscheinen.
Hat man es mit besonders dicken Schwarten zu thun, die von den
Aussenkanten der Scheere nicht durchschnitten werden, so kann man die
Schwarte, nachdem die Scheere etwas zurückgezogen ist, zwischen die Innen-
ränder nehmen und in der üblichen Weise zerschneiden. Hierzu ist jedoch
erforderlich, dass die Scheerenblätter nicht mit zur Hornhaut zugekehrter
Fläche eingestochen, sondern zuvor um einen rechten Winkel nach aussen
gedreht werden. Auch thut man in diesem Falle besser, nicht im verticalen
oder horizontalen Hornhaut-Meridian, sondern in einem dem äussern untern
Quadranten angehörenden schrägen Meridian das Instrument einzustechen.
Je nach der Spannungsrichtung des Nachstars wird die Richtung, in der
das Instrument eingeführt wird, mehr oder weniger schräg ausfallen, da
es vor allem darauf ankommen wird, dass die Scheerenblätter möglichst
senkrecht zur Zugrichtung den Nachstar durchschneiden. Man wird also
in allen Fällen, wo man von vornherein im Zweifel ist, ob beim Oeffnen
der Scheere der Nachstar durchschnitten wird, das beschriebene Instrument
im äussern. untern Quadranten durch die Hornhaut in den Nachstar stechen
und zunächst die Scheere öffnen. Wird die Nachstar-Membran nicht sofort
durchschnitten, so wird die Scheere etwas zurückgezogen, ein wenig geöffnet,
das untere Scheerenblatt zum zweiten Male in den Nachstar eingestochen,
‚beide Scheerenblätter etwas vorgeführt und der Nachstar durchschnitten.
Man kann dabei auch da, wo es nöthig ist, die Iris zugleich einschneiden.
Nebenbei mag an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die be-
schriebene Modification der WEcKERr’schen Scheerenpincette uns auch für
die Operation der Iridotomie überhaupt und ebenso für die Durchtrennung
vorderer Synechien als ein brauchbares Instrument erscheint.
Von einer Scheerenwirkung im eigentlichen Sinne des Wortes kann beim
Zerschneiden des Nachstars durch die Aussenkanten des Instrumentes natür-
lich nicht die Rede sein. Die Wirkung der Scheere ist hier eine ähnliche
wie bei der Operation mit 2 Nadeln. Bedenkt man aber, dass bei letzterer
Operation eine verhältnissmässig grosse Bewegung der Nadelgriffe nothwendig
ist, um die kleinen Hebelarme, die sich in der Nachstar-Membran trefien, ein
wenig auseinander zu bringen, und erwägt man, dass der Effect eines schnei-
denden Instruments zum Theil von der Schnelligkeit, mit der es bewegt wird,
abhängig ist, so erklärt sich die wesentlich erhöhte Wirkung des scharfen
Scheereninstruments im Gegensatz zur r Wirkung der beiden Nadeln.
14
— 210 —
Fassen wir unsere Ausführungen noch einmal zusammen, so resultirt
kurz Folgendes: Wir hatten uns die Aufgabe gestellt, eine Operations-
methode des Nachstars zu finden, die die Vorzüge der bisher üblichen
Methoden vereint und die Nachtheile derselben ausschliesst.e Den theo-
retischen Beweis für die Richtigkeit der Lösung dieser Aufgabe glauben
wir in Vorhergehendem erbracht zu haben. Denn wir haben gesehen, dass
das von uns geschilderte Verfahren, da es sich nur um eine kleine Horn-
_ hautöffnung bei geschlossener Vorderkammer handelt, als ein kleiner Ein-
griff in das Auge zu betrachten ist, dass aber dieser Eingriff, da die Scheere
in Anwendung gebracht wird, eine recht sichere Wirkung erzielt. Wir
haben ferner gezeigt, dass alle den bisherigen Nachstar-Operationen an-
haftenden Gefahren für das Auge, wie die Zertrümmerung des Glaskörper-
gefüges, Zerrung des Ciliarkörpers und längere Aufhebung der Vorderkammer,
bei unserem Verfahren fortfallen. Natürlich wird die Brauchbarkeit eines
Instrumentes und einer Operationsmethode erst durch die Praxis bewiesen.
Wir haben nun 2 Operationen in der oben beschriebenen Weise ausgeführt
und uns von der Wirksamkeit des erwähnten Instruments überzeugt. Zwei
Operationen beweisen aber nichts oder nicht viel, es soll daher auch nicht
weiter auf dieselben eingegangen werden. In Anbetracht aber, dass das
operative Material sehr spärlich für uns ausfällt, haben wir uns entschlossen,
schon jetzt unser Instrument zur Nachprüfung zu empfehlen.
Gesellschaftsberichte.
1) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. (Deutsche med. Wochenschr.
1899. Nr. 2. 12. Jan.)
Sitzung vom 1. December 1898.
E. Kallies: Ueber die in der Retina frei endigenden Opticus-
fasern und ihre Bedeutung (mit Demonstrationen).
Darstellung der frei endenden Opticusfasern, wie sie mittelst der Ehr-
lich’schen und Golgi’schen Methode entdeckt worden sind. Daran schliesst
sich eine Besprechung der Theorieen, die über die physiologische Bedeutung
dieser Fasern von Cajal, Dogiel, Schirmer, Elison-Mislawsky und
Waldeyer aufgestellt worden sind.
2) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. (Deutsche med.
Wochenschr. 1899. Nr. 6. 9. Febr.).
Sitzung vom 8. Juli 1898.
Gaupp: Ein Fall von corticaler Blindheit oder dopnelseitiger
Hemianopsie. Plötzliches Auftreten von linkseitiger homonymer Halbblind-
heit; nach einer starken Gemüthserregung völlige Erblindung unter Kopfschmerz
und Schwindel. Pupillenreaction und Augenhintergrund normal.
O.Meyer: Zwei Fälle von Hemianopsie mit Orientirungsstörungen.
Fall 1. Ein Herzkranker, der seit 9 Jahren an rechtsseitiger homonymer
Halbblindheit leidet, erblindet jetzt völlig: nach kurzer Zeit stellt sich ein kleines
centrales Gesichtsfeld wieder her, doch ist das Orientirungsvermögen verloren.
— 211 —
Fall 2. Ein Diabetiker erblindet plötzlich mit vollständiger Orientirungs-
störung. Am folgenden Tage besteht nur noch rechtsseitige homonyme Halb-
blindheit. Die Orientirungsstörung bildet sich völlig zurück.
Liepmann stellt einen Kranken mit optisch-taktiler Seelenblindheit
und optisch-taktiler Aphasie vor, welchem das Verständniss aller Aussen-
welteindrücke, mit Ausnahme der acustischen, verloren gegangen ist.
Sitzung vom 4. November 1898.
Uhthoff demonstrirt einen Fall von Basedow’scher Krankheit, bei dem
in Folge von excessivem Exophthalmus beide Corneae zu Grunde gegangen sind.
Er glaubt, dass die Keratitis nicht die Folge einer nervösen Ernährungsstörung
gewesen sei, sondern nur durch die Vortreibung der Bulbi bedingt.
3) Berliner physiologische Gesellschaft. (Deutsche medic. Wochenschr.
1899. Nr. 7. 16. Febr.).
Sitzung vom 1. Januar 1899.
J. Orschanski aus Charkoff: Eine Methode, die AUEENDOR SEUNEON direkt
zu untersuchen.
Nach Cocafnisirung des Auges wird zwischen Bulbus und Augenlider eine
Metallkapsel eingeschoben (der Form nach den künstlichen Glasaugen ähnlich),
welche allen Bewegungen des Auges folgt. In der Mitte befindet sich ein Loch,
so dass das Pupillargebiet frei bleibt und eine etwaige Verschiebung der Kapsel
sofort corrigirt werden kann. Um die Augenbewegungen demonstriren zu können,
ist seitlich von der centralen Durchbohrung ein schräggestellter Spiegel (nach
Art des Peppmüller’schen) angebracht, mit Hülfe dessen bei geeigneter Be-
leuchtung ein Reflex entworfen wird, welcher auf einen weissen Schirm proji-
cirt wird. — Bringt man statt des Spiegels neben der centralen Durchbohrung
einen kleinen Zapfen an, so kann man graphisch die Bewegungen auf einer
rotirenden Trommel aufzeichnen. Offenbar lässt sich mit dem Apparat die Ge-
schwindigkeit der Augenbewegungen leicht messen.
4) Medicinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft in Jena.
Sitzung vom November 1898.
E. Hertel: Thränensack-Erkrankungen.
Als Endausgang des chronischen Eiterungsprocesses beschreibt Vortr. Prä-
parate, in denen die Schleimhaut aus strafferem Bindegewebe besteht mit Platten-
epithel. Der Ansicht Kuhnt’s, dass die Follikelbildung in der Thränensack-
schleimhaut als typisches Trachom anzusehen sei, kann Vortr. nicht beipflichten,
denn er fand sie an allen untersuchten Präparaten, auch in sehr trachomarmer
Gegend. — Viermal beobachtete Vortr. Tuberkulose des Thränensackes.
5) Aerztlicher Verein in Hamburg.
Sitzung vom 15. November 1898.
Deutschmann stellt einen Fall von sogenannter essentieller Binde-
hautschrumpfung bez. Pemphigus conjunctivae vor; Bindehaut beider-
seits stark geschrumpft. Cilien einwärts gewendet, Corneae — an deren Rand
noch vor kurzem frische Blasenbildung bestand — fangen an Xerotisch zu
werden. Prognose schlecht; Endausgang voraussichtlich totale Xerosis.. —
Auch an der Schleimhaut der Lippen, des Mundes, des Rachens und an der Nase
finden sich tbeils frische, theils ältere Reste von Blasen. C. Hamburger.
14*
— 212 —
6) Aus dem Sitzungsbericht des Königl. Aerztevereins in Budapest.
(Orvosi Hetilap. Szem6szet. 1899. Nr. 3 und Ungarische Beiträge zur Augen-
heilkunde. Band II.)
Sitzung vom 8. April 1899.
Emil von Grösz: Die Keratitis neuroparalytica.
Schlusssatz: 1. Veranlassung jener Keratitis suppurativa, welche an Augen
von Thieren nach Durchschneidung des Trigeminus, an jenen von Menschen nach
Verletzung, Compression, Erkrankung oder Resection entsteht, endlich auch bei
Facialisparalysen vorkommt, ist eine identische Krankheit, die ihre Ursache in
einer Infection bat. Quelle dieser bildet der Bindehautsack, der Thränensack
oder es liegt eine directe äussere Contact-Infection vor. Das Vorkommen dieser
wird erleichtert durch die in Folge der Anaesthesie auftretende Austrocknung
und den verringerten Schutz gegen ein Trauma,
2. Die Ursache der echten Keratitis neuroparalytica des Menschen, der
mit dieser identischen Keratomalacia und Keratonecrose ist im Ganglion ciliare
zu suchen, sie ist durch die Degeneration der Ganglienzellen bedingt. Diese:
aber wird durch Cachexie, locale Blutungen oder Verletzungen hervorgerufen.
7) Sociöt6 belge d’ophtalmologie in Brüssel.
Sechste Sitzung am 29. April 1899.
| 1. Lamborelle (Mecheln) zeigt ein Kind vor mit „multiplem Hautsarkom
und epibulbärer Geschwulst.“ Das Kind, 9 Monate alt, hat am Körper 22
kupferfarbige Geschwülstchen, erbsengross bis haselnussgross; nur eine ist unter
der Haut gelegen, die anderen in der Haut. Es sind Spindelzellen-Sarcome, in
Fibrom übergehend, mit zerstreuten melanotischen Zellen. Das linke Auge
hat aussen eine Geschwulst, welche bis 3 mm auf die Cornea übergreift; sie
ist das Recidiv eines erbsengrossen Tumors des Limbus, 4 Monate früher ent-
fernt; das Recidiv wurde 7 Wochen nach der Entfernung bemerkt. Familie
gesund; der Tumor des Auges ging leider verloren.
2. Nuöl und Benoit (Lüttich) haben bei einem fünfjährigen Kinde, dessen
normales Auge wegen recidivirendem Sarkom der Orbita entfernt werden musste,
21/, Stunde vor der Enukleation 2 Tropfen chinesischer Tusche eingespritzt;
sie stachen am Aequator ein und injicirten gegen den Opticus. Die Schnitte
wurden mit Chlorwasser behandelt, wobei das Pigment bleicht, die Tusche
schwarz bleibt. Vom Glaskörper drang die Tusche in die Vorderkammer, dann
in die Iriskrypten und verbreitete sich dann als dicke Schicht in die Iris nach
hinten. Die Gefässwunden enthalten viel Tusche, welche aber nicht in ihr
Inneres vordringt; die peripheren Iriskrypten spielten in diesem Auge die Haupt-
rolle, während die am Pupillenrande wenig entwickelt waren. Der Schlemm’sche
Canal war leer; der Fontana’sche Raum lässt Tusche durchgehen, in die Ciliar-
fortsätze dringen, um den Ciliarmuskel herum, und in die Gefässwände vor-
dringen. Die Opticus-Scheiden waren leer.
Bei einem 58jährigen Mann, mit Sarkom der Orbita und Umgebung Sürden
2 Tropfen Tusche vom Aequator aus hinter der Linse eingespritzt. 3 Minuten
später war die Vorderkammer schwarz. 4 Stunden nach der Injection Enukle-
ation. Die Iris ist ganz durchdrungen von Tusche, aber nicht die Vorder-
und Hinterfläche; keine Tusche im Schlemm’sthen Canale oder am Opticus.
Die Iris ist demnach wohl das Hauptorgan für die Elimination des Kammer-
wassers. Früher haben die Vortr. dieses für die Katze schon angegeben; beim
Hunde ist es noch mehr ausgesprochen; beim Kaninchen ist die Iris beinahe
— 213 —
nicht daran betheiligt, aber hier dringt die Tusche durch den Intervaginalraum
des Opticus, was beim Menschen, Hunde und Katze nicht stattfindet.
Venneman (Löwen) kann das schnelle Erscheinen der Tusche in der
Vorderkammer schlecht in Einklang bringen, mit der späten Anwesenheit von
eingespritzten Fluorescinlösung in derselben. Die Krypten haben kein Endothel;
in der Vorderkammer ist keine continuirliche Strömung der Flüssigkeiten vor-
handen; die Vorderkammer ist wie ein Senkloch zu betrachten, wo Toxine und
Bakterien sich gelegentlich ansammeln. Das Kammerwasser ist kein Secretions-
product, denn dazu wäre die Bildung einer besonderen Substanz unter Ver-
brauch von Stickstoff-Verbindungen des Protoplasmas nothwendig. Werden die
Gefässe des Auges congestionirt, so hat der Humor aqueus eine höhere Tension;
ist Anämie vorhanden, so ist die Tension niedriger.
Benoit kann sich das ausnahmslose Vordringen der Tusche in die vor-
dere Kammer vom Glaskörper aus nicht ohne Flüssigkeitsströmung denken.
Er behauptet nicht, dass Endothel in den Krypten vorhanden ist; aber es sind
präformirte Räume, welche Flüssigkeiten von der vorderen Kammer aufnehmen.
Die Experimente Hamburger’s sind nicht einwandsfrei, da bei Einspritzung
in die hintere Kammer, der Sphincter Iridis gereizt wird durch die Canüle.
3. Rogmann (Gent) sprach „über den Dacryops“ wovon er 2 Fälle unter-
suchen konnte. Ein Fall bei einer Jungfer von 40 Jahren, wo der Tumor
erbsengross war; Excision; kein Recidiv seit UL Jahre. An einer Seite war
der Tumor von normalem Conjunctival-Epithel bedeckt mit Einsenkungen für
‘ die Mündungen der Thränencanälchen; eines dieser letzteren geht schief tiefer
in das unterliegende Gewebe, verbreitert sich und bildet einen Sack mit einem
einzelligen Lager von Pflasterepithel bekleidet. Darum ist lockeres Bindegewebe,
welches Thränencanälchen und viele Mastzellen enthält. — Der 2. Fall ist
von einem 28jährigen Mädchen, welches jedes Mal, als sie weinte, am linken
Auge eine Spannung spürte, welche nach einer Stunde wieder verschwand. Das
letzte Mal bestand die Spannung noch nach 2 Tagen; man sah eine seröse
bohnengrosse Kyste. Bei der Excision war sie haselnussgross; kein Recidiv seit
6 Monaten. Auch hier war nur einschichtiges Pflasterepithel als innere Be-
kleidung zu sehen. Die Aetiologie ist nicht klar; im ersten Falle könnte man
die Schiefstellung des Thränencanälchens als Ursache annehmen.
4. von Duyse (Gent) sprach „über Anophthalmos congenitus“, wovon er
einen Fall hat studiren können. Die Hinterhauptwindungen waren vorhanden;
fünf der 6 vorderen Gehirnnervenpaare waren anwesend; die Optici aber nicht;
kein Chiasma, kein Tractus; die Tubercula mamillaria sind verschwommen; die
-. Corpora geniculata nicht angedeutet, die Vierhügel wenig entwickelt; die Opticus-
schicht hat ein normales Volumen. Hinter den Lidern ist eine Wand, vorn
concav, welche der Fascia tarso-orbitalis entspricht; an ihr inseriren sich die
äusseren Augenmuskeln. Durch das aplasische Foramen opticum geht die Arteria
ophtalmica allein durch. Es ist ein kleines Auge von 1 mm Durchmesser auf
5 mm Länge vorhanden, ohne Spur eines auch nur rudimentären Opticusrestes;
aussen ist eine Sclera, innen eine Choroidea, welche. das Ganze füllt. Keine
Spur von Retina, Linse, Curnea und Epithel. Wahrscheinlich haben die anderen
Beobachter nur mit dem Skalpel untersucht und keine Serienschnitte ange-
fertig. Der Anophthalmos ist demnach nur ein stärker ausgesprochener
Microphthalmus. | '
5. Venneman (Löwen) sprach „über angeborene vordere excentrische oder
paracentrale Polarkatarakt“. Bei einer 33jährigen Frau war seit vielen Jahren
eine stationäre Katarakt vorhanden, als weisser 2—3 mm grosser Flecken, unten-
— 214 —
!
aussen vor der Mitte der Linse gelegen. An der entsprechenden Stelle hatte
die Iris ein kleines Coloboma. Man weiss, dass vor dem 2. Monate des Em-
bryonallebens noch keine vordere Kammer besteht; dass eine Pupillarmembran
Linse und Hornhaut verbindet; allmählich, wenn die Iris sich entwickelt, werden
die Verbindungen gelöst, und in der Axe, wo keine Iris vordringt, können Ver-
bindungen bestehen bleiben und als Pyramidalstaar angesprochen werden. Hier
war noch eine stärkere Verbindung länger vorhanden geblieben, welche zu
gleicher Zeit Colobom und Flecken hervorbrachte.
6. Tacke (Brüssel) „über Neuritis retrobulbaris“. Unter 1200 Fälle von
acuter Neuritis durch Intoxication (Alkobol, Tabak, Jodoform, Dinitrobenzol,
Schwefelkohlenstoff, Diabetes u. s. w.) hervorgerufen, sah er nur drei Fälle von
Amaurose (0,02 °/,). Dann theilt Vortr. vier Fälle mit, nach Erkältung ent-
standen, mit gutem Ausgang.
7. Coppez (Brüssel) zeigt ein Auge vor, wo ein Eisensplitter seit
32 Jahren in den Augenhäuten sass, allmählich Erblindung und Glaukom
(T +2), mit zeitweiligen Schmerzen hervorrief und endlich die Enukleation
veranlasste. Der Splitter sass 3 mm unten-aussen von der Papilla optica,
ragte in das Vitreum herein, war nicht eingekapselt, und zeigte nur Siderosis
in der nächsten Umgebung, Patient war ein 52jähriger Schmied. Das andere
Auge war gesund. [Vgl. Magnet-Operation, S. 22.] Pergens.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Ueber normale Sehrichtungsgemeinschaft der Netzhäute bei einem
Schielenden, von Dr. Armin Tschermak. (Albrecht v. Graefe’s Archiv
f. Ophthalmologie.e XLVII 3.) |
In meinem Falle von Strabismus alternans bei anisometroper Myopie und
in den nicht seltenen Parallelfällen handelt es sich um eine Störung der
sensorischen Correspondenz der N etzhäute, welche einerseits die rela-
tive Localisation der beiden Sehfelder, anderseits deren gleichzeitige
Verwerthung betrifft. Zum Nachweis der ersteren Störung wurden folgende
fünf Methoden verwendet, nachdem zuvor die jedesmalige Einstellung der
Fovea auf den Fixationsimpuls hin erwiesen war: aus den localen Verschieden-
heiten der Sehschärfe sowie’ der gesteigerten Empfindlichkeit nach Lichtabschluss,
aus der Lage des blinden Fleckes, aus der entoptischen Wahrnehmung der
Macula und des Haidinger’schen Polarisationsbüschels.. Die erste, directe
Methode besteht im Nachweis getrennten, scheinbaren Ortes von
Aussendingen, welche in je eine Gesichtslinse gebracht sind: das Auf-
suchen der letzteren kann entweder nach dem blossen Anschein oder besser nach
dem Ausbleiben der Einstellbewegung oder nach objectiver Messung des Schiel-
winkels oder am genauesten nach der von mir angewendeten Methode der sub-
jeetiven Bestimmung der Schielstellung geschehen. Ich bringe dabei
das Bild eines nur -dem Schielauge sichtbaren Objectes z. B. einer Bleistift-
spitze — das andere Auge fixirt durch ein Loch in einem weissen Schirm eine
Marke auf weissem Grunde in bestimmter Entfernung, auf welchem das Fest-
object verschoben wird — zum Zusammenfallen mit dem vorher erzeugten
fovealen Nachoilde im Schielauge.
Die zweite, direete Methode liefert den Nachweis getrennten schein-
baren Ortes der maximalen Soehschärfe für jedes Auge. Die dritte,
directe Methode verwerthet foveale entoptische Eindrücke, und zwar
— 215 —
durch succesive Fixation oder simultan durch Objecte in beiden Gesichtslinien
erzeugte scheiben- oder streifenförmige Nachbilder, ferner die Haidinger’-
schen Büschel beim Blick durch je einen Nicol, endlich Schatten entoptischer
Objecte, wie Mouches in der Umgebung der Gesichtslinie des Schielauges oder
einen Linsenpunkt desselben. Der Vorzug dieser Methode liegt darin, dass sie
von der schwankenden Schielstellung ganz unabhängig macht. Der Ortsunter-
schied des fovealen Schielaugennachbildes vom Fixationspunkt lässt sich sehr
leicht bestimmen, indem man ein nur dem Fixirauge sichtbares Object z. B.
eine Bleistiftspitze — dem Schielauge wird ein weisser Schirm geboten — zum
Zusammenfallen mit dem fovealen ‘Schielaugennachbilde bringt: dieser „Nach-
bildwinkel“ (präcise: vom Schielauge ab zu rechnen!) kann nur mit dem für
verschiedene Entfernungen subjectiv gemessenen Schielwinkel verglichen werden.
Die vierte, indirecte Methode erweist die Möglichkeit, an einem
Stereoskop, bezw. Haploskop Combinationsbilder bei einer der Schiel-
stellung nicht entsprechenden Tafelstellung herzustellen, eventuell bei gleich-
zeitiger getrennter Localisation entoptischer fovealer Eindrücke. Die fünfte,
indirecte Methode zeigt das Bestehen von Doppelbildern in paradoxer
Lage entweder schon ohne künstliche Mittel oder erst bei Vorsetzer von
Prismen.
Die zweite Störung betrifft die gleichzeitige Verwerthung der beiden
Sehfelder. Einerseits ist eine „innere Hemmung“ der Eindrücke des
Schielauges nachzuweisen: durch die Minderung der Sehschärfe speciell der
Fovea während des Schielens, Besserung während der Einstellung, ferner durch
die dauernde Prävalenz der Conturen des fixirenden Auges, desgleichen der
demselben gebotenen Farbe bei dem Versuche binocularer Farbenmischung.
Anderseits besteht aber doch die Möglichkeit sehrichtungsgleiche (d. h.
in derselben Richtung zum Beobachter, etwa zu dessen Nasenwurzel erscheinende)
Eindrücke beider Augen gleichzeitig zu verwerthen, wie das zeitweise
Gelingen binocularer Mischung verschiedener Helligkeiten oder Farben beweist.
Als charakteristische Eigenthümlichkeiten der anomalen relativen
Localisationsweise beider Sehfelder ergaben sich:
1. Inconstanz derselben, welche sich ganz einwandsfrei aus der schwankenden
Lagebeziehung der beiden fovealen entoptischen Eindrücke ergiebt,
2. Zeitweiliger Wechsel der anomalen Localisationsweise mit der normalen,
3. Innere Hemmung der Eindrücke des Schielauges,
4. Fehlen der binocularen Tiefewahrnehmung: in anderen Fällen vielleicht
rudimentär vorhanden,
5. Vorkommen unocularer Diplopie.
Mein Schielfall gehört zur letzten der drei sich’ nie Bass
von Schielenden. Die erste umfasst solche mit normaler relativer Locali-
sationsweise beider Sehfelder, die zweite und dritte solche mit der charakte-
ristischen Störung: in den ersteren dieser Fälle ist die Schielstellung einer der
allerdings schwankenden anomalen Localisationsweise entsprechende, es besteht
also wenigstens die äussere Möglichkeit binocularen Einfachschielens. - In der
3. Gruppe findet sich keine Distanz bezw. Strecke, für welche der Schielwinkel
mit dem „Nachbildwinkel‘“ übereinstimmt: eventuell treten, besonders bei ruhen-
dem Blick, spontan paradoxe Doppelbilder auf.
Die Anomalie ist demnach einerseits wesentlich verschieden von
der normalen sensorischen Beziehung oder Correspondenz der Netzhäute als
einer fixen Sehrichtungsgemeinschaft gewisser Paare von Netzhautelementen
mit im Wettstreit wechselnden, doch zu einem constanten Betrag sich ergänzenden
— 216 —
Antheile am Sehraume (Hering). Anderseits weist die Möglichkeit einer, wenn
auch nur zeitweisen und stets unvollkommenen binocularen Mischung, der
Wechsel mit der normalen Localisationsweise, das manchmal bloss regionale Be-
stehen einer solchen Anomalie (Javal) und das Vorkommen gleichzeitiger unocu-
larer Diplopie auf das Bestehen einer anomalen, inconstanten Functionsbeziehung
beider Netzhäute hin, welche ich anomale Sehrichtungsgemeinschaft zu
nennen vorschlage. Dieselbe scheint das Ergebniss einer gewissen Anpassung
des Sehorgans zu sein: im Falle einer entsprechenden Schielstellung ver-
hütet sie Doppeltsehen und bietet die Möglichkeit eines wenigstens zeitweisen
binocularen Einfachsehens.
'2) Die operative Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit und ihre
Indicationen, von H. Schmidt-Rimpler in Göttingen. (Die Therapie der
Gegenwart. 1899. April.)
Nach einigen kurzen Bemerkungen zur Geschichte der Myopie-Operation be-
gründet Verf. die Feststellung, dass es sich bei der Operation nicht um die
Bekämpfung der Krankheitsprocesse handelt, auch ein Fortschreiten der Myopie
dadurch nicht verhütet wird, sondern der Nutzen derselben allein in optischer
Besserung zu suchen ist.
Die nach der Operation zu erwartende Refraction lässt sich nach den For-
meln von Hirschberg, Oswalt, annähernd vorausbestimmen, doch kommen
individuelle Schwankungen in der Brechkraft der in situ befindlichen Linse in
Betracht.
| Verf. schlägt vor, bei künftigen Veröffentlichungen eine gleichmässige Be-
stimmung des Myopiegrades mit Berücksichtigung der angenommenen Lage des
corrigirenden Glases zu machen; correct erscheine es, die Myopie bez. die Fern-
punktslage vom Hornhautscheitel aus zu messen.
Die Hebung der Sehschärfe für die Ferne erklärt Verf. durch Fortfall des
vorher corrigirenden scharfen Concavglases, welches das Netzhautbild verkleinert,
eventuell könnte auch Linsenastigmatismus oder leichte Trübung vorher die Seh-
schärfe beeinträchtigt haben.
Die Erschwerung des Nahesehens durch die Operation muss eventuell als
Gegenindication aufgestellt werden. Verf. berichtet einen Fall, in welchem durch
die Operation eine Berufsstörung eintrat, und zwar bei einem Kellner, der
danach ohne Brille das Geld nicht erkennen konnte und im Berufe eine Brille
nicht tragen durfte.
Wichtiger als diese seltene Störung erscheint dem Verf. der Verlust des
binocularen Sehens bei einseitiger Operation.
Die Gefahren der Operation liegen in der Möglichkeit der Infection, früher
und später Drucksteigerung, Chorioidealblutungen, Glaskörpertrübungen, Netz-
bautablösung. Letztere ist besonders bei Glaskörperverlust zu befürchten, da
man an kranken Augen operirt.
Daraus ergiebt sich eine Beschränkung der Indication auf solche Fälle,
bei denen ein wirkliches Bedürfniss vorliegt. Als Grad der Myopie, die er noch
operirt, nennt Verf. 15 Dioptr.; ein gewisses Maass von Sehschärfe ist noth-
wendig, da die Refractionsbesserung sonst wenig nützt, es ist jedoch individuell
zu bemessen. Alte Chorioidealveränderungen bieten keine Gegenindication, wohl -
aber frische.
Einen Einäugigen würde Verf. nicht operiren, er hält die Operation eines
zweiten Auges eines Patienten, dessen erstes Auge mit Erfolg operirt ist und
sich ein Jahr gut gehalten hat, für berechtigt und angezeigt, zumal dann bino-
culares Sehen gewonnen wird.
Verf. hat bisher 19 Fälle operirt, alle mit gutem Erfolge und ohne
Zwischenfall. Das Operationsverfahren wird nicht angegeben, die Indications-
stellung ist sehr eingeengt. Spiro.
3) Cerebrale Amaurose nach Blepharospasmus, von Prof. K. Baas,
Freiburg i. Br. (Münch. med. Wochensch. 1899. Nr. 4.)
21/,jähriger Knabe mit Eczem des Gesichtes und der Lider, phlyctänulärer
und pannöser Keratitis, hielt nach Besserung der Krankheitserscheinungen seine
Lider immer noch krampfhaft geschlossen; deshalb beiderseits Lidspalten-
erweiterung durch Kanthoplastik. Bald darauf öffneten sich die Augen spontan;
aber es bestand Blindheit, mit der eine gewisse geistige Stumpfheit Hand in
Hand ging. Das Kind sass meistens still oder lief an den Stühlen tastend
umher; im Zimmer konnte es sich nicht zurecht finden. Abgesehen von Hornhaut-
flecken war der Augenbefund objectiv ganz normal; die Anamnese ergab, dass
das Kind vor der Erkrankung auch ganz normal gewesen. Ohne dass Besserung
eintrat, starb das Kind bald darauf an einer Bronchopneumonie. Die Autopsie
und mikroskopische Untersuchung — die erste in einem derartigen Fall ge-
machte — der Augen, der Sehnerven und des Gehirns ergaben absolut nichts
Krankhaftes, abgesehen von der Hornhaut. Zwischen den Sehnervenfasern be-
fanden sich zerstreut rundliche leere Lücken von etwa 40 bis 160 u Durch-
messer durch Schrumpfung in Folge der Formolhärtung entstanden, welche
Verf. abbildet, um Unerfahrene vor Irrtum zu bewahren. — Das geschilderte
Krankheitsbild der „Amaurose nach Blepharospasmus resp. phlyctänulärer Er-
krankung“ ist seit A. v. Graefe, der es zuerst beschrieben, den Augenärzten
nicht unbekannt, wenn es auch nicht häufig vorkommt. Zuletzt hat Silex
(Eigenartige Sehstörungen nach Blepharospasmus Arch. f. Psych. 1898. Bd. 30)
die Literatur darüber zusammengestellt, worauf Verf. verweist. Verf. bespricht
die Symptome des Krankheitsbildes, das Kinder befällt, stets nur vorübergehend
auftritt, in verschieden langer Zeit, von einigen Tagen bis zu Monaten, wieder
heilt, beim Wiederkehren der Lichtempfindung anfänglich mit etwas Lichtscheu
verknüpft ist; das Sehen kehrt zuerst im Centrum wieder, allmählich erst in
der Peripherie; zuerst werden grössere Gegenstände erkannt, allmählich nach
und nach erst kleinere. Bezüglich der verschiedenen Erklärungsversuche des
Krankheitsbildes durch die einzelnen Autoren muss auf das Original verwiesen
werden. Leber nimmt ein „Wiederverlernthaben des Sehens“, gewissermaassen
Amblyopie aus Nichtgebrauch an, während Silex einen Teil der Fälle möglicher-
weise als Rindenblindheit nach Munk auffasst, im grossen Ganzen dagegen
glaubt, dass man diese bei den Kindern beobachteten Sehstörungen nicht unter
bekannte Krankheitsbilder unterbringen kann; man könne nur sagen, dass es
sich um ein functionelles cerebrales Leiden handele, das in einem sehr wunder-
samen Augensymtomencomplex und sehr eigenartigen Alterationen der Psyche
sich zeige. Verf. selbst meint zum Schluss, „dass es sich um ein Kraukbheits-
bild handelt, das in der That in keines der ‘heute gebräuchlichen Schemata
passt, das man als ein sogen. functionelles Leiden bezeichnen kann, bei dem
die anatomischen Veränderungen für uns bis jetzt nicht nachweisbar sind resp.
gewesen sind. Am besten werden wir es als ein Zurücksinken auf eine frühere
geistige Entwicklungsstufe auffassen, das dadurch zu Stande kommt, dass un-
willkürlich, gewissermassen reflectorisch, die für das Seelenleben und dessen
Ausbildung wichtigen Gesichtsempfindungen, und damit eine ganze Welt in
— 218 —
Wegfall kommen. Auf Grund der sozusagen nur eingeschlafenen Fähigkeiten
der wohl kaum wesentlich durch diesen Aufschluss alterirten nervösen Organe
tritt nach dem Erwachen und beim Wiedereintreten der Funktion eine individuell
verschiedene Herstellung, insbesondere der psychisch optischen Vorgänge wieder
ein, welche unter Berücksichtigung der früher schon einmal erreicht gewesenen
Entwicklungshöhe recht gut mit der Art des Erlernens beim Neugeborenen in
Vergleich gestellt werden kann.“ Neuburger.
Journal-Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 2.
1) Ueber die Entstehung von Cataract nach Unterbindung der Venae
vorticosae. Experimentelles aus dem Laboratorium von Prof. Koster zu
Leiden, von Dr. J. R. van Geuns aus Haag. |
Unterbindung der Venae vorticosae bewirkt hochgradige Stauungserschei-
nungen, Hyperämie, Extravasate in die vordere und hintere Kammer, selbst
blutige Verfärbung der Cornea, Drucksteigerung. In einzelnen Fällen werde
das Krankheitsbild durch wahrscheinlich auf Infection beruhende entzündliche
Erscheinungen (Leukocyteninfiltration) complicirt. In der Linse quellen anfangs
vorwiegend die Fasern der hinteren Corticalis, und entstehen Abhebungen des
Epithels von der Kapsel. Später findet man eine Zellwucherung, welche vom
Corpus ciliare aus auf die vordere Linsenkapsel zieht und bei pigmentirten
Thieren Pigment enthält. Die Herkunft dieser Zellen ist nicht sicher zu er- -
weisen, doch deutet das Aussehen auf einen Zusammenhang mit dem Epithel
des Corpus ciliare hin. Ferner beobachtet man Bildung. einer zweiten Linsen-
kapsel und Wucherung des Epithels, welches sich unter die hintere Kapsel
erstreckt und vor und hinter dem Aequator scharf umschriebene, ringförmige
Zellhaufen bildet. Einzeln entsteht eine echte Cat. capsul. post. Das neu-
gebildete Epithel der hinteren Kapsel kann zu durchsichtigen Fasern auswachsen
— eine Art Regeneration der Linse.
Hin und wieder gefundene Einlagerungen der Linsen bestanden aus kohlen-
saurem und phosphorsaurem Kalk. Ausserdem fand Verf. Morgani’sche
Kugeln und Fetttropfen, dagegen kein Cholestearin und keine Fettsäurekrystalle.
Versuche ergaben, dass durch die Linsenkapsel keine Filtration, wohl aber
eine Osmose stattfindet, und zwar ist sie auch für Eiweiss durchgängig.
Ist die Linse nach Unterbindung der Venae vorticosae von Blut umgeben,
steht dieses unter erhöhtem Druck und ist das Epithel geschädigt, so wird
Flüssigkeit in das Innere der Linse gelangen, worauf Spaltung und Quellung
der Corticalis und des Kerns, event. Verflüssigung der Corticalis folgt. Regenerirt
sich das Epithel, so kommen die cataractösen Veränderungen zum Stillstand;
findet die Regeneration nicht statt, so bildet sich eine Totalcataract aus.
Epithelwucherung scheint nur dann einzutreten, wenn die Drucksteigerung
nachgelassen hat. Die Ursache der Wucherung bleibt vorläufig unaufgeklärt.
2) Ein Fall von wunpigmentirtem, alveolärem Flächensarkom des
Ciliarkörpers, nebst Bemerkungen über das Vorkommen epithe-
loider Zellen in und auf der Retina bei Glaucom, von Dr. Groe-
nouw, Privatdocent in Breslau.
Das Sarkom breitete sich flächenhaft in der unteren Hälfte des eigentlichen
Ciliarkörpers aus und hatte, da es in meridionaler Richtung nur wenige Milli-
— 219 —
meter breit war, eine wurstförmige Gestalt. Die obere Hälfte des Ciliarkörpers
war atrophisch und frei von Geschwulst. Ausser dem intraocularen fand sich
am unteren und. medialen Hornhautrande je ein epibulbärer Tumor. Die Ge-
schwülste zeigten alveoläre Structur; besonders trat dies bei den epibulbären
Geschwülsten hervor, während bei dem intraocularen der alveoläre Bau durch
Zerfall der Zellen etwas verwischt war. Die Zellen waren polygonal, rundlich
oder spindelförmig, zum Theil von epitheloidem Charakter. Pigmentirung
fehlte ganz.
Ein Zusammenhang zwischen der intraocularen Geschwulst und den epi-
bulbären Knoten konnte nicht nachgewiesen werden. Verf. nimmt an, dass das
Sarkom des Corpus ciliare zuerst enistand, und dass Geschwulstzellen durch
Emissarien der Sklera (Art. cil. ant.) nach aussen wucherten.
Der Bulbus war im Uebrigen vielfach degenerirt: Status glaucomatosus,
Oedema corneae, Zellauflagerungen auf der Membr. Descem., geschrumpfte
Cataract, Schrumpfung und Ablösung des Glaskörpers, Atrophie der Netzhaut
und des Opticus, Excavation der Papille. Auf der bindegewebig degenerirten
Nervenfaserschicht der Netzhaut lag eine mehrfache Schicht epitheloider Zellen,
welche sich nach vorn bis zur Zonula Zinnii erstreckte. Die Zellen waren, von
der Fläche gesehen, polygonal, ein Querschnitt lang und schmal, mit blassem
Protoplasma und Kern. Dieselben Zellen fanden sich auch innerhalb der Netz-
haut und um den abgelösten Glaskörper. Ob diese Zellenhäufungen sarko-
matöser Art oder Folge entzündlicher Processe sind, lässt sich nicht entscheiden.
3) Zur pathologischen Anatomie des Totalstars, von Prof. C. Hess in
Marburg. |
Ein halbjähriges, rachitisches Kind mit Totalstar bds. starb 28 Stunden
nach der Discission des einen Auges an Pneumonie. Beide Augen konnten
enucleirt und untersucht werden. In dem nicht operirten Auge war das Epithel
der vorderen Kapsel an einzelnen Stellen gewuchert, die hintere Kapsel epithel-
frei. An vordere und hintere Kapsel grenzte eine homogene schwach färbbare
Masse, in deren äquatorialen Partien eine schmale Schicht wenig veränderter
Linsenfasern lag. Diese letzteren erstreckten sich hinten, etwas entfernt von
der Kapsel, bis in die Nähe des Pols. Von der homogenen Masse hob sich
der Kern scharf ab. Die äussersten Schichten desselben zeigten zahlreiche, die.
centralen Theile keine Vacuolen. Hier war der concentrische Verlauf der Fasern
noch deutlich erkennbar, und das Ganze mit feinen tröpfchenartigen Gebilden
durchsetzt, deren Dichtigkeit nach der Peripherie hin abnahm. Ausserdem
sah Verf. in dem äquatorialen Kerngebiete mit Hämatoxylin dunkel gefärbte
Körnchen, welche er als Kernreste der Linsenfasern anzusehen geneigt ist.
Endlich fanden sich drusenartige Gebilde, dunkel gefärbt, von scholligem Bau,
bis 0,3 mm Durchmesser gross.
In der discindirten Linse fiel besonders die beträchtliche Vacuolenbildung
auf, welche sich in der kurzen, nach der Discission verflossenen Zeit ent-
wickelt hatte.
Der 'Glaskörper war ganz gesund.
Nach diesem Befunde handelte es sich um einen weit fortgeschrittenen
Schichtstar. Wahrscheinlich gehören Schichtstar, Centralstar und angeborener
Totalstar genetisch eng zusammen.
— 20 —
4) Monoculares und binoculares Blickfeld eines Myopischen, von
Dr. med. Willie Asher, Augenarzt in Leipzig. (Aus dem physiologischen
Institut der Univ. Leipzig.)
Verf. bestimmte für seine kurzsichtigen — reichlich 5 D — Augen die
monocularen Blickfelder nach der Hering’schen Nachbildmethode, das binoculare
Blickfeld durch Feststellung desjenigen Bezirks, innerhalb dessen ein kleines
Object binocular gesehen wurde. Die Mitte der Tafel, welche für die Ein-
zeichnungen benutzt wurde, befand sich genau im Fernpunktabstand — 19cm —,
so dass Accommodation und dadurch bedingte Convergenz ausgeschlossen war.
Es zeigte sich, dass das binoculare Blickfeld wesentlich kleiner war, als der
gemeinsame Theil der beiden monocularen Blickfelder.
Ein bestimmte Erklärung kann nicht gegeben werden, jedenfalls spielt die
verschiedene Innervation der Augenmuskeln bei monocularer und binocularer
Fixation eine Rolle.
5) Zur Lehre von den Augenmuskellähmungen und den Störungen
der Pupillenbewegung. Eine vergleichende und pathologisch-anatomische,
experimentelle und klinische Studie über die Augenmuskelkerne, das Ganglion
ciliare, die Reflexbahnen und das Reflexcentrum der Pupille I. Hälfte.
Von Ludwig Bach, Privatdocent und I. Assist. der Univ.-Augenklinik in
Würzburg. |
Verf. untersuchte nach den verschiedenen neueren Methoden das Kerngebiet
der Augenmuskeln bei Kaninchen, Katzen, Affen, erwachsenen Menschen und
menschlichen Embryen. Die vorliegende Arbeit beruht auf Studien, welche bis
in das Jahr 1892 zurückreichen. Das verarbeitete anatomische Material ist
sehr gross und mit Hülfe guter Technik gewonnen worden.
Die anatomischen Einzelheiten lassen sich nicht kurz zusammenfassen und
können hier um so weniger wiedergegeben werden, als sie vielfach erst durch
Vergleich mit dem übereinstimmenden oder abweichenden Befunden anderer
Autoren ihre richtige Bedeutung gewinnen. Ref. muss auf das Original
verweisen.
Als wichtigstes Ergebniss seiner Untersuchungen stellt Verf. selbst hin,
dass „eine so scharfe und weitgehende Gliederung im Oculomotoriuskerne des
Menschen, wie sie von manchen Autoren angegeben wird, und wie sie die Lehre
von den Kernlähmungen voraussetzte und verlangte, entschieden nicht existirt.“
Zu beiden Seiten der Mittellinie liegt ein grosser ungegliederter Hauptkern.
Der unpaare Centralkern besitzt keine scharfe Abgrenzung gegen die seitlichen
Hauptkerne Die zwischen ihnen liegende Zone ist zellarm, aber nicht zellfrei.
Die Zellen der kleinzelligen Lateral- und Median-Kerne, welche mehrfach
beschrieben worden sind, gleichen den Zellen der Oculomotorius-, Trochlearis-
und Abducenskerne nicht; höchst wahrscheinlich gehören diese Kerne dem
Kerngebiete des Oculomotorius nicht an.
Die experimentellen Untersuchungen des Verf.s über die Zugehörigkeit
der Kerne zu bestimmten Muskelfasern führten zu keinem endgültigen Resultat.
Der von Darkschewitsch beschriebene obere Kern gehört sicher nicht zum
Oculomotorius. |
Bei Menschen, Affen, Kaninchen und Katzen sind die Oculomotoriusfasern
zum Theil gekreuzt, zum Theil ungekreuzt.
Die Länge des Trochleariskerns beträgt etwa !/, der Länge des Oculo-
motoriuskerns. Die Abgrenzung beider Kerngebiete ist nicht scharf, auch hier
ist eine zellarme, keine zellfreie Zone zwischengelagert. Die Trochlearisfasern
— 221 —
sind bei Kaninchen und Katzen vorwiegend gekreuzt und nur zu einem kleinen
Theile ungekreuzt. Von Affen und Menschen hat Verf. keine Präparate ge-
wonnen, welche. sicheren Aufschluss geben, doch besteht auch hier höchst wahr-
scheinlich partielle Kreuzung.
Die vorliegenden pathologisch-anatomischen Beobachtungen im Bereiche der
Kerngebiete sind mit grosser Vorsicht zu beurtheilen, weil die bisherige Technik
für die Gewinnung einwandfreier Resultate nicht ausreicht. Das Aussehen der
Ganglienzellen verändert sich rasch unter dem Einflusse vieler im Körper vor-
handenen giftigen Stoffe und ebenso rasch nach dem Eintritt des Todes. Wir
wissen heute, dass die Zellen unter normalen Verhältnissen erhebliche Ab-
weichungen zeigen, und dass die Härtung und Färbung der Präparate grosse
Vorsicht erheischen.
6) Die Immigrationstheorie und die Lehre von den Schlummerzellen,
von Dr. O. Schnaudigel, ehem. Assistent an der Univers.-Augenklinik zu
Heidelberg.
Die Cohnheim’sche Theorie ist neben anderen noch neuerdings von
Buddee bestritten worden. Wenn dieser Autor frischen Eiter in die Hornhaut
injicirte und die Thatsache, dass die Eiterkörperchen keine spindelförmige Ge-
stalt annahmen, gegen die Immigrationstheorie verwerthet, so übersieht er, dass
Eiterkörperchen nicht ohne weiteres mit in den Gefässen circulirenden weissen
Blutkörperchen identificirt werden dürfen, und dass der Reiz fehlt, der die
'Zellwanderung anregt, bei welcher die runden Körperchen, wenn sie sich durch
die Saftcanälchen durchzwängen, zu spindelförmigen Gebilden ausgezogen werden.
Dem gegenüber betont Vert, dass der bekannte Leber’sche Zinnober-
versuch noch nicht widerlegt worden ist. Für seine eigenen Versuche ging er
von der Beobachtung aus, dass bei Kaninchen im Knochenmarke (Marwedel)
und im Blute (Hirschfeld) zahlreiche eosinophile Zellen vorhanden sind. Zwei
Kaninchenhornhäute wurden mit Staphylokokkenculturen geimpft, und nach
18 Stunden die Bulbi enucleirt. Formol, Alkohol, Delafield, verdünnte Salz-
säure, Ammoniak, Eosin-Glycerin u. s. w. Es zeigte sich dann, dass in dem
an sich nachweisbar noch nicht veränderten Hornhautgewebe zahlreiche Zellen
lagen,- welche alle Uebergänge von der runden bis zur lang ausgezogenen
Spindelform aufwiesen und grösstentheils eosinophile Granula enthielten. Damit
-ist mit Sicherheit festgestellt, dass es sich um eingewanderte Leukocyten
handelt.
7) Ueber das Sarkom des Ciliarkörpers und seine Beziehungen zu
den Sarkomen des übrigen Uvealtractus, von Dr. Groenouw, Privat-
docent in Breslau.
Wesentlich Statistisches.
—
8) Ein Fall von essentieller Ophthalmomalacie, von Dr. J. Strzeminski
in Wilna.
22jähriger gesunder Mann erlitt in 2°/, Jahren in verschieden langen
7wischenräumen auf demselben Auge 4 Anfälle von essentieller Ophthalmo-
malacie, welche 11—19 Tage anhielten. Tension stark herabgesetzt, Tieflage
und Verkleinerung des Auges, geringe Ptosis, Faltung der Hornhaut, Miosis,
Sensibilität der Hornhaut verringert, Röthung der Lidhaut und der betr. Ge-
sichtshälfte, keine Entzündung, erhebliche Amblyopie. Auch nach dem vierten
— 222 —
Anfalle erholte sich das Auge vollständig. Die Behandlung mit Bromsalzen
und Atropin war ohne Wirkung. Aetiologie nicht aufgeklärt.
8) Sehnervenentzündung nach Schädelcontusion, von Dr. Ehrenfried
Cramer in Cottbus.
Ein Arbeiter schlug mit dem Vorderkopfe auf und wurde für lange Zeit
bewusstlos. Keine Zeichen von Schädelbruch. 8 Tage später, nachdem er in-
zwischen gearbeitet hatte, traten Kopfschmerz, Schwindel und bald darauf
Doppelsehen auf — l. A. nach aussen abgewichen —, während S rasch abnahm.
16 Tage nach der Verletzung taumelnder Gang, Schwanken bei geschlossenen
Augen, Fehlen der Sehnenreflexe, träge Reaction der Pupillen, S = F. Z.:3 m
mühsam, G.-F. eingeengt, erhebliche Stauungspapille. Temperatur und Puls normal.
Lues ist ziemlich sicher auszuschliessen, vor mehreren Jahren Blutspeien,
Pleuritis, Tuberculose (?).
Nach Behandlung mit Jodkalium und Quecksilber verschwanden alle krank-
haften Symptome seitens des Cerebrospinalsystems, S hob sich rechts auf Dis,
links auf < ®/,,, die Einengung des G.-F. blieb. Pat. begann zu arbeiten.
Nach 3 Wochen sank S, nahm aber bei Ruhe rasch wieder zu. Nach 2 Mo-
naten S = ŝi, nach 1 Jahr rechts ®/,„, links ®/,, Nieden 2, G.-F. noch mehr
eingeengt, Papille atrophisch. Allgemeinbefinden ziemlich gut, Pat. ist als
Platzarbeiter in einer Glashütte beschäftigt. |
Nach dem Verlaufe der Erkrankung darf eine primäre Blutung in die
subvaginalen Räume ausgeschlossen werden. Gegen luetische Hirngeschwulst
spricht, abgesehen von dem Fehlen anderer Zeichen von Lues das frühzeitige
Auftreten der hochgradigen Sehstörung. Ein Hirntumor anderer Art hätte
innerhalb eines Jahres schwerere sonstige Störungen verursachen müssen.
Verf. hält es auf Grund früherer Beobachtungen für wahrscheinlich, dass
eine tuberculöse Meningitis vorlag, welche soweit Folge der Verletzung war, als
durch dieselbe ein Locus minoris resistentiae für die Entwicklung der örtlichen
Tuberculose gesetzt wurde. Scheer.
II. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. Herausgeg. von Dr. Wolffberg
2. Jahrgang. 1899. Nr. 14.
Eine sehr beachtenswerthe Eigenschaft der Isometrope-Gläser, von
| Dr. Wolffberg.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass Aphakische durch isometrope Brillen
eine grössere Sehschärfe erreichen, als durch gewöhnliche Brillen. Zur Er-
klärung führt er die Versuche Widmark’s an, nach welchen ultraviolette
Strahlen, wenn sie längere Zeit auf das Auge einwirken, krankhafte Verände-
rungen hervorrufen, während die Krystall-Linse das ultraviolette Licht kräftig
absorbir. Da nun durch Entfernung der Linse der Schutz gegen ultraviolettes
Licht verringert wird, andererseits die isometropen Gläser diese Strahlen ab-
sorbiren, so empfiehlt Verf. ihre Verwendung zu Starbrillen.
Nr. 15.
Totale Farbenblindheit. Kurze Bemerkung von Dr. Wolffberg.
Verf. betont, dass ein wichtiges Symptom der totalen Farbenblindheit die
Liichtscheu sei. — Da Blau-Gelb-Blindheit nur auf Grund eines peripheren
(Aderhaut-)Leidens beobachtet wurde, so hält Verf. die totale Farbenblindheit für
eine congenitale Roth-Grün-Blindheit, verbunden mit peripherer Ursache für die
Blau-Gelb-Blindheit.
— 2983 —
Nr. 16.
Einfluss der Tenotomie auf die Sehleistung, von Dr. Wolffberg.
Verf. beobachtete, dass in einer Reihe von Fällen die Sehleistung des
schielenden Auges unmittelbar nach erfolgter Tenotomie einen nicht unwesent-
lichen Zuwachs erfuhr, auch dann, wenn die Stellungsverbesserung kaum merk-
lich war.
Nr. 18.
Behandlung des Ulcus cornese serpens, von Dr. Wolffberg.
Verf. bestreicht die Geschwürsfläche mehrmals täglich mit einer Paste
von Bolus alba, Formalin und Wasser.
Nr. 19.
Beitrag zum Studium der Fremdkörper im Bindehautsack des Auges.
Aus dem Französischen des Dr. J. de Lantsh ere, übersetzt von Dr.
Wolffberg.
Bericht über einen Fall, in welchem eine 50jährige Frau ein Weizenkorn
3 Monate im Conjunctivalsack getragen hatte.
Nr. 22.
Ueber totale Farbenblindheit. Bemerkung von E. Rählmanın.
Verf. betont auf Grund eigener Erfahrung, dass auch dann, wenn krank-
hafte Erscheinungen am Auge völlig fehlen, also Sehschärfe, Lichtsinn und
Gesichtsfeld normal sind, ein absoluter Defect des Farbensinnes bestehen kann.
Nr. 23,
1) Die Anwendung der Wasserstaubdouche bei Augenerkrankungen,
von Dr. F. W. Hoffmann (Coblenz-Ems).
Verf. empfiehlt die kalten oder warmen Wasserumschläge der Augen durch
eine Wasserstaubdouche zu ersetzen.
2) Thränensackeiterung und Siebbeinempyem, von Dr. Daxenberger-
Regensburg.
Mittheilung eines Falles von Caries der Siebbeinhöhlen mit secundärer
Betheiligung des Thränensacks.. Exstirpation des letzteren und energisches
Auskratzen der dahinter liegenden Knochenwand führten Heilung herbei.
Nr. 25.
Ueber Epidermin (Fluor), von Dr. Wolffberg.
Verf. empfiehlt dieses Präparat zur Anwendung in Salbenform bei Ver-
brennungen der Lider oder Wimpern u. dergl. C. Hamburger.
Vermischtes.
1) Witold Narkiewicz Jodko
starb am 12. November v. J. auf seinem Landgute im Gouv. Minsk (West-Russ-
land). Im Jahre 1834 geboren, studirte er Medicin an der Universität Dorpat,
den Doctorgrad bekam er für die Dissertation „Ueber sympatische Augenent-
zündung“ im Jahre 1859 in Warschau. Nach einer längeren wissenschaftlichen
Reise liess er sich in Warschau nieder, wo er bald die Führung der augen-
ärztlichen Abtheilung des jüdischen Krankenhauses übernahm und einen Ruf als
— 224 —
tüchtiger Augenarzt und Operateur erhielt. Im Jahre 1865 vertheidigte er die
Habilitationsschrift „Ueber normale Accommodation, ihre Breite und die Methoden
ihrer Messung“, bekam veniam legendi und hielt Vorlesungen über den Gebrauch
des Augenspiegels und über augenärztliche Operationen. Als die polnische Hoch-
schule in eine russische Universität umgewandelt wurde, verliess er im Jahre
1869 den Lehrstuhl, und ein Jahr darauf wurde er zum Ordinator an dem
Warschauer Fürstlich Lubomirski’schen Ophthalmologischen Institute ernannt.
Wegen schwacher Gesundheit hat er sich im Jahre 1885 auf sein Land-
gut Bobownia zurückgezogen und dort noch mehrere Jahre eine ausgedehnte
augenärztliche Thätigkeit entwickelt.
Er verfasste über 80 Arbeiten, die er in den polnischen Archiven und
Zeitungen veröffentlichte. Unter diesen sind zu erwähnen mehrere Arbeiten über
Geschwülste des Augapfels und seiner Adnexe, über Cysticercus, über amyloide
Degeneration der Lider, über Verletzungen, über Embolie der Centralarterie, über
pathologische Anatomie der Retinitis albuminurica, über Favus palpebrarum u. a.,
die noch jetzt oft citirt werden, dann vier Berichte über die Wirkung der ocu-
listischen Abtheilung des jüdischen Krankenhauses in Warschau und neun gleiche
Berichte aus dem Ophthalmologischen Institute.
Ihm verdankt die polnische Literatur die Uebersetzung des „Traité“
v. Wecker. — Er ruhe im Frieden! Dr. Gepner jun.
2) Laibach, 19. Juni 1899.
Ich habe in den letzten Monaten 3 Fälle von Frühlingscatarrh mit Xero-
form-Einstäubungen behandelt und damit überraschend gute Ergebnisse erzielt,
indem die sulzigen Wucherungen im Grenzgebiete der Bindehaut und Hornhaut in
auffallend rascher Weise sich verminderten, in einem Falle bis auf zarte Flecken
am Rande der Hornhaut schwanden.
Die Fälle sind kurz angeführt folgende: 1. Knabe, 14 Jahre alt, angeblich
seit 3 Jahren augenkrauk. Bezüglich der Veränderungen der oberen Lider ein
Schulfall. Sulzige Wucherungen ringförmig, die Hornhautebene beträchtlich
überragend. Auf Einstäubungen von Xeroform (reichlich, 1 Mal täglich) nach
wenigen Tagen Verminderung der Beschwerden des Kranken, nach 3 Wochen
Wucherungen ganz flach, trocken. Der Knabe war noch nie behandelt worden.
2. Mädchen, 16 Jahre. Angeblich seit einem Jahre augenkrank. Obere
Lider wie in Fall 1. Wucherungen schmal, flach. Nach 3 en statt der
Wucherungen nur Flecke.
3. Knabe, 13 Jahre alt. Zuerst im Jahre 1898 (Sommer) krank gewesen
und ärztlich behandelt worden. Bindehaut der Oberlider zeigt nur undeutliche
Veränderungen, so dass die Erkennung der Krankheit nur durch die sulzigen
Wucherungen möglich ist. Der Kranke hat Lichtscheu und klagt über leichtes
Brennen und grosse Trockenheit der Augen. Unter Einstäubung von Xeroform
schwinden die Beschwerden des Knaben nach 2 Wochen vollkommen, die bereits
vorhanden gewesenen Wucherungen werden ganz flach und blass, die während
der Behandlung, besonders am linken Auge sich entwickelnden kommen über
die Grösse einer strichförmigen Trübung des Grenzgebietes nicht viel hinaus.
a Ihr ergebener
Dr. E. Bock.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird | gebeten.
Verlag von Verr & Cour. in Leipzig. — Druck von Metzeer & Wırrıa in Leipzig.
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
‘Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHBENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. IssıGoNIs in
Smyrna, Prof. H. KNAPP in New York, Prof. Dr. KRückow in Moskau , Dr. KUTEBE in
Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD
in Calcutta, Dr., MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL
in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in-
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof. Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Angust. Dreinudzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber die bakterieide und Tiefen-Wirkung der
Argentamins. Vun Dr Karl Hoor, o. ö. Prof. an der kgl. ung. Universität in Kolozsvas
(Klausenburg). — II. Leonhard Fuchs’ alle Krankheyt der augen (1539), neu heraus-
gegeben von Dr. Ed. Pergens in Brüssel. (Schluss.)
Gesellschaftsberichte. Berliner ophthalmologische Gellschaft.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Zwei scltene Augen-Operationen, von
J. Hirschberg.
Journal-Vebersicht. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 3.
Vermischtes. Nr. 1—4.
L Ueber die baktericide und Tiefen-Wirkung des
Argentamins.
(Zu Prof. Feuer’s: Meine gegenwärtige Trachombehandlung.)?
Von Dr. Karl Hoor, oo Prof. an der kgl. ung. Universität in Kolozsvár (Klausenburg).
Im November werden es vier Jahre, dass ich die therapeutischen Ver-
suche mi tdem Aethylendiamin-Silberphosphat (Argentamin) begann, und es
‚sind nunmehr drei Jahre, dass die bezüglichen Kranken an der unter meiner
Leitung stehenden Universitäts- Klinik für Augenkranke ausschliesslich mit
diesem Mittel behandelt werden, und dass die Argentum nitricum - Lösung
—
! Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1899, April, S. 98 u. Mai, S. 135.
15
— 226 —
zu Pinselungen der Augenbindehaut so gut wie gar nicht mehr ange-
wendet wird. Ä
Die Resultate mit dem Argentamin sind in jeder Hinsicht als voll-
kommen befriedigende und jenen mit Argentum nitricum zu erreichenden,
als durchaus gleichwerthige zu bezeichnen. Speciell Bindehaut-Catarrhe,
Blenmorrhoen der Neugeborenen und Erwachsenen, gonorrhoischen und
nicht nachweisbar gonorrhoischen Ursprunges, heilen gerade so gut und in
dem gleichen Zeitraume, wie wir dies bei Anwendung der Argentum nitricum-
Lösung zu sehen gewohnt waren.
Trotzdem also das Mittel, wie ja allgemein bekannt und anerkannt,
bedeutend weniger, ja beinahe gar keine Unannehmlichkeiten und Be-
schwerden, wie Jucken, Brennen, Schmerzen des Auges, Lichtscheu, Thränen
u. s. w., hervorruft, steht es in seiner Heilwirkung der Argentum nitricum-
Lösung in keiner Beziehung auch nur im geringsten nach. — Diese That-
sache erklärt sich aus dem höheren baktericiden Werth des Mittels, der
salpetersauren Silberlösung gegenüber; dann aus dem Umstande, dass es
tiefer in das Gewebe eindringt, als die Lapis-Lösung, dass es eben in Folge
der Reizlosigkeit täglich zwei- selbst dreimal angewendet werden kann und
daraus, dass es ebenso gefässverengernd wirkt wie die Lapis-Lösung, die
gesteigerte, krankhafte Secretion gerade so rasch reducirt und die Ab-
blassung und Abschwellung des Gewebes ebenso rasch veranlasst, wie diese.
Bezüglich der baktericiden Wirkung des Argentamins berufe ich mich
auf die exact durchgeführten Untersuchungen SCHAEFFER’s,! die zu dem
Resultate führten, dass das Aethylendiamin-Silberphosphat eine ausserordent-
lich hohe keimtödtende Kraft gegenüber den verschiedensten Mikroorganis-
men besitzt und dass es insbesondere dem unzweifelhaft sehr wirksamen
Argentum nitricum noch um ein bedeutendes überlegen ist. Die Ursache
dieser Thatsache scheint darin zu suchen zu sein, dass auch das Aethylen-
diamin an und für sich bakterienfeindliche Eigenschaften besitzt, und dass
das Präparat von alkalischer Reaction ist, bei welcher die’ baktericide Kraft
des Silbers zur höheren Entfaltung gelangt (SCHAEFFER).
Ueber die Tiefenwirkung des Argentamins hat ScHAEFFER ebenfalls
Versuche angestellt, von denen die folgenden auch von mir ausgeführt
wurden. — Es wurden Reagensgläschen mit horizontal erstarrter Gelatine
mit einer 0,5°/, Argentamin-Lösung, andere mit einer 0,5°/, Lapis-Lösung,
bezw. mit einer 5°/, Argentamin- und 2°/, Argentum nitricum - Lösung
übergossen, für einige Zeit vom Lichte abgesperrt gehalten und dann dem
Tageslichte ausgesetzt. Bei der mit Argentamin behandelten Gelatine zeigte
sich nach kurzer Zeit eine 7 mm tief gehende, weissliche, später ins bräun-
liche spielende Trübung der Gelatine; der intensiven Trübung schloss sich
‘ Ueber den Desinfectionswerth des Aethylendiaminsilberphosphats u.s. w. Zeit-
schrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. 1894. 16. Band. 2. Heft. S. 198—221.
— 227 —
eine minder intensive Trübung von weiteren 3 mm Tiefe an, während die
mit Lapis-Lösung übergossene Gelatine einen geradeaus 1 mm breiten grauen,
bald danach bräunlichen Ring an ihrer Oberfläche zeigte, unter demselben
aber klar und hell — intact — blieb. Die Argentamin-Lösung war also
auf 10 mm Tiefe in die Gelatine eingedrungen, die Lapis-Lösung gar nicht,
oder höchstens auf 1 mm Tiefe.
Weiter wurden frische Leberstücke eines soeben getödteten Kaninchens
in die oben erwähnten Lösungen von Argentamin, bezw. Argentum nitricum
gelegt, nach einer Zeit diesen entnommen, zertheilt und für ein paar Se-
cunden in eine verdünnte Schwefelammonium- Lösung gebracht, wobei die
Schnitte in Folge der Bildung von Schwefelsilber sich braun-schwarz färbten,
jedoch in sehr verschiedener Weise. Fig. 1 zeigt in fünffacher Vergrösserung
ein mit Lapis-Lösung behandeltes Leberstück (mit einer Peritoneal- und
fünf Parenchymflächen) und war (und ist) es deutlich sichtbar, dass die
Argentum nitricum-Lösung einen intensiv dunkeln, braun-schwarz gefärbten
. 1mm breiten Rand um das Leberstück bildete, während innerhalb des-
Fig. 1. | Fig. 2.
selben die ursprüngliche Farbe der Leber erhalten blieb, dahin also die
Lösung nicht eingedrungen war. Das in der Argentamin-Lösung gewesene
Leberstäckchen färbte sich jedoch nach der gleichen Behandlung bis auf
eine kleine beiläufig dreieckige Stelle vollkommen und so intensiv braun-
schwarz, wie dies eben nur am Rande des in der Lapis-Lösung gewesenen
Leberstückchens wahrnehmbar war. Die Argentamin-Lösung hatte demnach
die ganze Dicke des Leberstückchens vollkommen durchdrungen, denn auch
die kleine dreieckige Fläche hatte eine mehr schwärzliche Farbe, als sie
der zum Experimente verwendeten Leber und jenem Theile des mit der
Lapis-Lösung behandelten Leberstückes zukam, der innerhalb des schwarz-
braunen Saumes blieb. (Fig. 2.)
Der Vollständigkeit wegen und der Wahrheit halber muss ich jedoch
betonen, dass die Versuche nur mit frischer Argentamin-Lösung gut ge-
lingen; sobald die Lösung länger gestanden, fallen die Versuche schon
unverhältnissmässig undeutlicher aus. Hieraus folgt, dass man sich auch
zu therapeutischen Zwecken thunlichst frischer Lösungen zu bedienen habe,
solche daher auf einmal nicht in grösserer Menge herstelle, oder herstellen
15*
— 228 —
lasse. Die Argentum nitricum-Lösung ist weit weniger empfindlich, was
einen nicht zu unterschätzenden Vortheil derselben bildet.
Auch im lebenden Gewebe wurde die Tiefenwirkung nachgewiesen,
ebenso wie der Umstand, dass das Argentamin in seinen gebrauchten Con-
centrationen ebenso gefässverengernd wirkt, wie die Argentum nitricum-
Lösung.!
Gestützt auf die oben erwähnten Versuche bin ich also seiner Zeit an
die praktische Verwendbarkeit des Mittels in der augenärztlichen Praxis
herangegangen, nachdem ich früher noch an Versuchsthieren festgestellt
hatte, dass eine 5—10°/, Lösung keinerlei, oder doch nur kaum wahrnehm-
bare und nicht nennenswerthe Reactionserscheinungen am Auge hervorruft,
dass sie in der Cornea keine Silberinkrustationen bewirkt, und schliesslich,
dass sie nicht zur Argyrie der Bindehaut zu führen scheint; letzteres kann
ich heute mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit behaupten, da sich eine
solche bis jetzt wenigstens niemals einstellte, selbst nicht Spuren derselben
gefunden werden konnten.
Nach nahezu zehn monatlichen ausgedehnten, jedoch stets controlirten
und überwachten Gebrauch des Mittels habe ich seiner Zeit meine dies-
bezüglichen Erfahrungen mitgetheilt,? und ich habe heute, nach weiteren
drei Jahren der ausschliesslichen Verwendung desselben an den entsprechen-
den Kranken meiner Klinik, nicht die geringste Veranlassung gefunden, zu
meinen damaligen Anschauungen etwas hinzu zu fügen, noch aber etwas
von diesen weg zu nehmen.
In seiner bereits oben erwähnten Arbeit nun, erinnert Prof. FENER
bei Erwähnung der Argentamin-Behandlung sich auch meiner,? muthet mir
aber bei dieser Gelegenheit Anschauungen und nl zu, gegen
welche ich mich unbedingt verwahre.
Er schreibt nämlich folgendes: „So wie Jodtrichlorid das Surrogat für
Sublimat ist, so kann Argentamin statt Argentum nitricum gebraucht
werden, obwohl ich demselben nicht jene grosse Bedeutung zusprechen
kann die ihm Imre,* Hoor’ und VArLencon® nachrühmen. Diese orga-
nische Verbindung des Silber ist viel milder, als das anorganische Salz des-
selben und so sehen wir auch, dass 5—10°/, Lösung der ersteren ener-
gischer auf die Bindehaut gepinselt, als eine 2°/, Lapis-Lösung und ohne
Nachspülung mit gewöhnlichem Wasser auf der Conjunctiva weniger Re-
action hervorruft und vom Patienten viel weniger empfunden wird, als
tl. c. 8.196 und 198. 2
2? Die Verwendbarkeit des Aethylendiaminsilberphosphats in der ophthalıno-
logischen Praxis. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1896. Juli.
® 1. c. 8. 137.
* Szemeszet 1895. 5.
"Le
e Paris 1898, Davy.
— 229 —
letztere und dass auch die Schleimhaut danach rascher- sich erholt, so dass
die Pinselungen auch täglich ausgeführt werden können.?
Warum — so fährt Prof. Fever fort — nach diesen EE
nungen die Autoren behaupten, dass das Argentamin sohärfer
wirkt und tiefer in das Gewebe dringt, als die Lapis-Lösung
ist nicht leicht verständlich.
Vollkommen Recht hätte Prof. FEUER, wenn er es „nicht leicht ver-
ständlich‘ fände, falls die Autoren aus dem Umstande (oder trotz des Um-
standes), dass eine 5—10°/, Argentamin-Lösung weniger Reaction auf der
Bindehaut hervorruft, als die Lapis-Lösung und die Schleimhaut sich nach
ersterer rascher erholt als nach letzterer, den Schluss ziehen würden, dass
das Argentamin „schärfer“ wirke und tiefer in das Gewebe dringe, als die
Lapis-Lösung; nur muss. ich es ganz entschieden in Abrede stellen, dass
aus diesen Thatsachen (oder trotz dieser) ein solcher Schluss überhaupt
gezogen wurde. Mir und sicherlich keinen anderen der von Feuer eitirten
Autoren ist es je in den Sinn gekommen einer so laienhaften und primi-
tiven Behauptung Ausdruck zu verleihen. Diese wäre ebenso laienhaft als
es die umgekehrte wäre, dass das Argentum nitricum darum „schärfer“
wirken, — und darum tiefer in das Gewebe dringen müsse, weil es die
Bindehaut mehr reizt, weil sich diese nur langsamer erholt und weil es
die Patienten schlechter vertragen.
Dass das Argentamin „schärfer“ wirke, als die Lapis-Lösung habe
übrigens ich für meinen Theil nie und nirgend behauptet, denn’ mir ist
das „scharf“ als pharmakodynamischer Begriff durchaus nicht geläufig.
Was ich behauptete, war folgendes:
1. Dass das Argentamin den verschiedensten Mikroorganismen gegen-
über eine ausserordentlich hohe keimtödtende Kraft besitzt und dass es in
dieser Hinsicht dem. Argentum nitricum noch um ein bedeutendes über-
legen ist. Diese Behauptung stützt sich auf die SEH exacten Ver-
suche SOHAEFFER’S. |
2. Dass das Argentamin viel. tiefer in SH Gewebe GE als die
Argentum nitricum-Lösung; dies wird ebenfalls durch die Untersuchungen
SCHAEFFER’s und durch meine oben erwähnten Versuche zweifelsohne be-
stätigt und braucht nach der Erklärung dieser Thatsache nicht weiter ge-
sucht werden. Bei Anwendung der Lapis-Lösung tritt wie ja allgemein
bekannt das Silbersalpeter mit den Geweben in chemische Beziehung, wobei
sich stets ein weissgrauer, wenn auch verhältnissmässig dünner Aetzschorf
bildet, .der .dann das: tiefer in die Gewebe Greifen. nicht zulässt: Einen
! Ich habe nicht: nur behauptet, dass die Pinselungen mit: Argentamin täglich
vorgenommen werden können, sondern nöthigenfalls zwei- auch dreimal täglich; dies
ist ja eben ein Vorzug des Mittels. Denn dass auch mit einer 2%, Lapislösung in
24 Stunden zweimal gepinselt werden kann, gehört meines Wissens nicht gerade zu den
seltensten Vorkommnissen.
— 230 —
solchen Schorf setzt das Argentamin nicht und deshalb gelangt es auch
rasch in tiefere Schichten.
Eben dieser Umstand mag auch die raschere na energischer bakteri-
cide Wirkung des Mittels solchen Mikroorganismen gegenüber mit erklären,
die in Kapseln und Zellenmembranen eingehüllt sind. Letztere werden von
der Lösung rasch durchdrungen und so kommt die deletäre Eigenschaft
der Lösung rascher zur Geltung.
3. Dass das Argentamin ebenso gefässverengernd als das Argentum
nitricum in Lösung wirkt und daher ebenso wie dieses die Abblassung und
Abschwellung des Gewebes befördert und die Secretion verringert. Eine
Erfahrung, die ich an hunderten von Fällen gemacht und die übrigens
auch demonstrativ nachgewiesen wurde.
4. Dass die 5—10°/, Argentamin-Lösung die Bindehaut kaum, oder
gar nicht reizt und von jedem Auge gut vertragen wird, was von der
Argentum nitricum-Lösung nicht behauptet werden kann. Die Erklärung
dieser Thatsache ist die, dass das Argentamin alkalisch reagirt, die
aus Argentum nitricum crystallisatum hergestellte Lapis-Lösung aber, weger
geringen Mengen von freier Salpetersäure, stets sauer.
Dies war es was ich behauptet habe und thue es heute nicht nur
ebenso, sondern glaube es und weiss es, dass für jede meiner Behauptungen
der streng wissenschaftliche Beweis erbracht ist; und nie habe ich aus der
Erscheinung, dass das. Argentamin weniger reizt, als die Lapis-Lösung, die
Behauptung aufgestellt oder den Schluss gezogen, dass es darum „schärfer“
wirken und tiefer in das Gewebe dringen müsse, als die Lapis-Lösung, da
ich die In- und Extensität der Wirkung eines Heilmittels gegen Con-
junctival-Erkrankungen durchaus nicht darnach zu beurtheilen gewohnt bin,
wie stark es die Bindehaut reizt, wie rasch oder langsam sich diese nach
Anwendung des Mittels erholt und wie stark oder gering es vom Patienten
empfunden wird.
Wenn nun Prof. Feuer trotz alledem der Ansicht wäre, dass das
Argentum nitricum „schärfer“ wirke und tiefer in das Gewebe dringe, als
das Argentamin und er diese seine Ansicht mit nichts: anderem zu stützen
vermöchte als mit der Thatsache, dass die Lapis-Lösung trotz Nashspülung
mit Wasser auf die Conjunctiva grössere Reaction hervorruft, und vom
Patienten mehr empfunden wird, als das Argentamin und dass sich die
Schleimhaut nach. der. Lapis-Lösung weniger rasch erholt, — so wäre
seine Ansicht eine recht hinfällige.
Und dahin scheint Prof. ewen zu Ge ger er es „nicht leicht
verständlich“ findet, wieso das Argentamin „trotzdem“ es weniger reizt
und „trotzdem“ es vom Patienten und seiner Bindehaut besser vertragen
wird, als die Lapis-Lösung, dennoch tiefer in das Gewebe dringen könne
und energischer bakterieid (schärfer? N wirken könne, als diese. 5
— 231 —
H. Leonhard Fuchs’ alle Kranckheyt der augen (1539),
neu herausgegeben von Dr. Ed. Pergens (Brüssel).
(Schluss.)
BHII. Augmentum. Wann diser feüchtin zü vilist, das die uvea
züsammen gezwungen enger oder kleiner wurt dann sy von art sein soll.!
Crassities, Wann die scherpffe des gesichts tunckler wurt, das mann
weder weitte noch nahe ding nit scharpff gesehen kan.
Imminutio. Wann die feüchtin gemindert ist, und die hölin des augs
auszgelert, die uvea züsammen geruntzelt wurt, und kleiner erscheinet.?
Color mutatus. verwandlung der farb des augs oder Cornea, als
wann sich die Cornea verwandlet inn schwartz braun, gedunckt ihn er sehe
durch eyn nebel, dampff, oder rauch, oder in wesserlei farb sich die Cornea-
wandlet, in solcher Farb werden alle ding gesehen.
Cristalloides. Glacialis humor, ist wie ern hagel steyn, ein
weisz steinlin, inner dem fellin Aranea, und hat dise kranckheyten.
Glaucoma. Viriditas oculi, wann sich dise feüchtin in graw plaw
verendert hat. Das ander.
Conversio a sede, Verruckung seiner statt ad
Angulum, Inferiera, Superiora.
Rückseite.) Angulum oculi, als zů dem grössern winckel bey der
nasen, und kleinern gegen den oren, deren schweche desz gsichts würt
kaum gebrüfet
Inferiora. Wann sich die Cristalloides under sich verruckt hat.
Superiora. Wann sich die feüchtin über sich geinsencket hat, mitt
disen beiden sicht alle ding zwifach.
Hyaloides, Vitreus humor, vitriformis, bet inner dem hindern
teil des fellins Aranea, hat nit sunderlich siechtagen. ®
Anguli
Anguli, Canthi, hirqui, almacheni, lachrimalia, arena
und habend dise kranckheiten
Aegilops, Epinyctides, Enchanthis, Rhoes, Epiphora.
Aegilops ist eyn geschwer im grössern augwinckel gegen der nasen,
so es auffbricht, unnd mit der cura
= BIQ. veracht, wuart ein fistel, darausz EES oder aigara)
genant, vel fistula lacrimalis
Epinyctydes, Eyn geschwer im grössern augwinckel, darausz steths
wasser fleüszt, welche die scherpffe des gsichts vertuncklet. .. `
ı Wohl Keratoglobus, Kerateconus mit hinteren Synechien. .
3 Wohl nach Perforation mit Austritt des Kammerwassers.
® Erkrankungen.
* ver-äbten = in die. Acht thun,. ausrotten. ee ee ee,
— 232 —
Encanthis, Additio carnis lacrimalium, das übrig! fleisch in
augwinckeln, das sich die lider darvor nit wol züschliessen; ein wertzlin
Rhoes, Diminutio carnis. lacrimalium, Fluxus lachrimarum,
wann das natürlich fleischlin im grossen augwinckel gemindert wurt.
Epiphora, Lacrima, pituite cursus, wann sich usz überflussz der
threhern, ? ein eyterlin in die augwinokel legt.
_ Palpebre.
Palpebre. leer Auglider, den selbigen widerfaren dise
kranckheiten
Emphisema, esse: Scleropthalmia, Zeropthalmia, ien
(Rückseite) Lagophthalmia, Ectropia, Psorophthalmia, Tracoma, Hydatis,
Crithe, Chalazia, Phthiriasis, Madorosis, Trichiasis, Dystichiasisz,
Phalangosisz, Lithiasisz.
Emphysema, me ist eyn Jinde hole geschwulst der auglider
on schmertzen.
Pilosisz, Silac,3 casus palpebrarum, wann die aug prawen ausz-
fallen, und ander darunder wachsen und stechén in die augen.
Scleropthalmia, Gesse, ist ein truckne hertin® | CI | und schwere
beweglicheit der auglider mit schmertzen und rötin der selbigen.
Zeropthalmia, Siccidas occuli, Reudige flüssigkeit der lider, mit
dürren rufen, P und grossem jucken.
Anciloblepharos, Ancilosis, inviscatio, wann die auglider mit
der Coniunctiva, ann gewachsen seind, das das aug nit auff
gehn mag.
Lagophthaimos, Astera, inversatio palpebre superioris, wann
das ober lid also üborsich verzeücht, das er das aug nit gedecken mag
Ectropia, Inversio palpebre inferioris, wann das underlid sich
under sich verzeücht etc. ein flarr® aug.
Psoropthalmia, Prurigo, scabies in EES ein u
reudigkeit in auglidern
Tracoma, Asperitudo, Leychdorn, unnd seind zweierlei
Sycosis, Tyllosis.
Sycosis. Wann die scherpff der lider überhand nimbt, unnd gleich
auffgeschrindend, körnlich machen, wie in. einer auffgebrochnen feigen.
! Das überschüssige.
? Thränen.
® suläq (arabisch) für Suppuration an den Haarwimpern.
4 Verhärtung.
3 Schorf.
° flarre = breite, unförmliche Wunde; später „Pflarr-auge“.
— 23 —
Tyllosis Wann die leychdorn zühart veraltet seind. .
(Rückseite) Hydatis, Alsamac, Vesica, ist ein speck feistin! under
den obern lidern, das mann die lider nit wol uffheben mag.
Crithe, Posthia, Hordeolum, ein klein lengliche gewechszlin usz-
wendig auff dem lid, geleich einem gersten korn.
Chalazia, Grando, eyn rött und beweglich gewechszlin, das sich
mit dem finger hin und wider treiben lost.
Phthiriasis, Wann die leisz in den augprawen wachsen
Madorosis, Nulchosis,? midesis,° casus pillorum, wann die
brauwen auszfallen.
Trichiasis, Inversio pilorum, wann die prawen auff dem aug-
apffel ligen und stechen.
Dystychiasis, Additio philorum, wann under der natürlichen
ordnung der brauwen, ein andere falsche ordnung gewachsen seind.
Phalangosis, wann zwifach oder drifach spitztzen an den unnateür-
lichen prauwen an beiden auglidern erscheinen.
Lithiasis, Wann inn lidern eyn steinlecte® weysse hertin die augen
trucken, Lapidiositas genannt,
Nervi optici
C II. Nervi optici, Visorii pori, meatus, die SR adern, und
habend dise feüchtungen `
Aporexis, Paremotosis, Amothosis.
Aporexis, wann die geng der fellin oder adern vom hirn in das aug
steigend zerrissen seind von fallen oder schlagen.
Paremotosis,° Obturatio, wann die sehe ader zerrissen, und frembe
feüchtin hinein felt, also das gesicht verstopfft,
Amothosis,® concidentia, wann die sehe ader ‚von eiter zerstört,
oder ander ursachen enger wurt und zäfelt.
Volget nun inn vil theilen mit einander. |
Inn vil theylen miteinander, dann in der cornea und. Coniunetiv va
entspringent dise kranckheiten
(Rückseite) Hyposzphagma, Ptergium, Ola, Leucoma,
Hyposzphagma,’ Tarfati, Wann die ederlin auf dem aug von
ı feiszte = Fett; hier wohl He und Kysten gemeint.
® Wohl statt Milphosis; uiApwoıs Haarausfall.
® uvönaıs, Nässe, Faulung.
“ stein und lecte, geleichend; steinig. u
5 Galen, Paré haben NaQÉUTTOTIS: a
$ Galen, Paré baben gevuntwoıç; Amothosis vielleicht fehlerhaft.
7 no und opaiw ich schlachte; hier Bluterguss. ER a Si
— 24 -
Ge zerreissen, das aug gantz plütig machen, dazü ist dienstlich Sieff
de Scabiosa.
Ptergium seind nervische fellin der augen und derselbigen seind
zweierlei
Ungula, Sebel.
Ungula, Der hirn nagel, wann eyn nervisch fellin von dem grössern
augwinckel wechst uber das gesicht und verblendet den menschen.
Sebel, Das hirn fell, wann eyn rot netzisch-fell von oben herab über
die Uveam oder Corneam wechst.
Ola,! Nephelia, pannus, albugo, Macula, wasserfell, oder blater-
fell, seind mackel über der Cornea und uvea verursacht von wesseriger
fliessender feüchtin oder von eyngeschosznen platern, oder durch urschlechten
C III.?2 oder poropeln der kinder, heist auch Leucoma tenuis.
Leucoma, Cicatrix, wann die wasser oder platerfell zähart eingewurtz-
let seind, und Leucoma crassa, das wurt curiert mit sieff de Cal-.
catho oder colcutar, dieweil es nitt züalt ist.
Hienach volget eyn register: aller species so züder augen artznei ge-
braucht wurt. Auch vil bewerter stuck zü der augenartzney hoch dienst-
lich, so von den weit berümpten erengeachten, herren Georgen, Conraden
und Barptholomeo Vogtherren gebraucht worden seind, als nemlich Sieff,
Collirien, Allooholl, Ungenten, Emplastrum, pulver und wasser etc.
Aloes epaticum Corallus
Armoniacum Climia argenti et auri
Amilum Cantarides
Antimonium Cerusa
Alumen de rocho Celidonia
Alomen ustum Camphora
Arsenicum rubeum
Calaminaris lapis
Atramentum Corticis mirab. citrini
Acassia Cortex cipri
Assa fetida
EE Bolus armenus Dragantum `
Baurach ® Es ustum
Columbe sanguis Ematistes
Citonie semen Eufragia
Crocus Epar hirci
Farina fabe Mirrha
Feniculus Mastix
Fenum Grecum
! ovAr Narbe.
® Als Druckfehler stand „B III.“
Mirab. citrin.
® Borax; im Anfang allerhand Salz; so- im Continens da Rhazes z lacrymae bau-
racinae salzige Thränen.
C III.
. (Rückseite.) Sieft album Herrn Jörgen Vogtherren Canonici unnd
R. ceruse 3 iij; amili Zi; Gummi arab.,
Dragaganti, an. 3 ijß; Sarcocolle, Olibani, Zucei candi an 3iß; Camphora 5.8;
Opi (si opus fuerit) 3i; cum albore ovi fiat sieff.
Wenn du das gebrauchen wilt so nim und pulverizier dieser Siefl,
einen oder zwen, thü es in ein klein gleszlin, schüt daran rosen fenchel
oder nachtschattenwasser, und tropff es mit einem schwemlin in die augen.
Fella ferme omnia
Floss eris
Fumus calaminaris
Gummi arabicum
Galbanum
Jusquiami? succus
Licium?
Lapis lazuli
Litargirum auri
Litargirum argenti
Laudanum
Sal armoniac
Scoria eris
Siler montanum
Sarcocolla
Sall gemme
Stercus columbuum
Stercus hirundinum
Stercus lacerti
Sumach
Spuma maris
Solatri succus
Sang. dru.
Serapin.
Sama eris
Sang. Columbe
Sang. turturis
Sang. Hirundinis
pfarherren zů Feüchtwangen.
. + Hyoscyamus..
a Lycium indicum Cai Berendes I 1 Extract von "Berberisarten).
® Memithsa, eine Papaverart, wovon ein EE Präparat gebraucht wurde.
4 Ossa sepiae?
285
Memitha ë
Melli lotum
Margarithe
Nux cipretti
Nitrum
Olibanum
Opium
Opoponatum
Oss 'sequie*®
Ovorum teste
Plumbum ustum
Piper album
Piper longum
Phrigius lapis
Pumex
Psilium
Pulegium
Rosa. succus
Ruthe succus
Terra sigil.
Tuthia
Teste marina
Teste ranarum
Teste ostrearum
Verbena
Vitriolium alb.
Valeriana
Zinziber
Zucci candi
— 236 —
Disz collirrium Ist güt zü hefftigen schmertzen und grosser hitz der
augen, zü verwundten oder gestochnen augen, ist auch güt zü new ein-
geschosznen platern. Es lindert, senfftigt unnd reynigt. Es heylet Taraxim,
das ist der aug schwer, so kumpt von hitziger feüchtin des haupts, und mit
wenig rötin, verursacht von hitz der sonnen rauch staub etc. Auc hcuriert
DI. es Opthalmiam, das ist ein hitzig apostem der coniunctiva, mit
plüt rötin und geschwulst der Coniunctiva, mit weissem eytter unnd heist
der plüt schwer. Desgleichen Chimosis das ist geschwulst der Coniunctiva,
das dieselb für die augprawen herausz geth, also das die lider das aug nitt
wol bedecken mögen, unnd das weisz sich erhöcht über das graw, das ist
die Cornea, und über das schwartz, das ist die Uvea.
Inn Taraxi und Opthalmia magstu zůîm Sieff albo ein wenig Vitrioli
albi vermischen.
Sieff album Conradi und Barpholomei Vogtherren ete.
R. Ceruse ablute 3x; sarcocolle grosse 3iij; amili 3ij; dragaganti 3i;
fiant trocisti parvi cum aqua rosarum, vel lacte mulieris. Si vis facere cum
opio adde opii 3i, fac ut supra.
Wort "gebraucht zů allen hitzigen augschweren, platern, für stich,
schlagen etc. dann das ander vorgemelt ist stercker, macht der ganfer
und zuccercandit. |
Sief album mesue. R. ceruse ablute 3x; sarcocolle grosse 3 iij;
dragaganti 3i, opii 3 B, fiant en his formi lenti similis et nominatur sieff
cum opio, so du aber das Sieff album sine opio machen wilt, lasz den
opium herausz; so wurt es genant sine opio.
(Rückseite) Sief crisabrie. R. aqua ipericonis, plantaginis minoris,
aa éi H: aluminis usti, vitrioli albi, aà 3i, floris eris 3 8; Camphore IB;
fiat collirrum. Ist güt zü geylem fleysch in auglidern | nach der etzung
für wasser fell etc.
Sieff acassiaton. R. thutie praeparate 2ß; acassie 3ij; licii,
mirhe, aleos epatici, mirabulanorum eitrinorum, ana 3i, Vitrioli albi 5 ß
cum albore ovi fiat sieff, ist güt ad opthalmiam, reinige, Resolviert, clari-
ficiert, unnd vertreibt die duncklen fell der augen.
Sieff mirabolanicum. R. sieff albi 3 8; Alcohol! comunis 3 ij;
Corticum mirabulanorum citrinorum 3i; vitrioli alb. 3 B; Camphore Ji;
ipericonis ruthe vel verbene, fiat collirium,, das mundifieirt die weissen
macklen von den blatern.
Sieff de thure. R. Armoniaci, sarcocolle an 3v; olibani 3 x;
erosi 3ij cum mustilagine fenu greei, fiat sieff, ist gût zů den ge
© DIL schweren der augen. Maturiert den eyter unnd trucknet ete.
'Sieff de plumbo. R. plumbi adusti, antimoni praeparate,, Thutie
preparate, eris usti, gummi arabi., eg an > opii SE fiat ` ‘alcohol,
! wie oben gesagt ein Augenpräparat.
— 237 —
darnach cum aqua pluvia, fiat sief, ist güt wann die augen schweren, unnd
nach den platern grüblen,! in das aug fallen, oder so die platern gebrochen
seind, das erfüllet unnd consolidiert die wunden der augen, macht fleisch
wachsen etc.
Alcohol Barptholomei Vogtherren. R. Coralli preparati, thutie
preparate, an Ziß; mater perlarum 2iij; fumi calaminaris 3 vi; lapis calami,
ceruse, camphora aa 2 ß; zinziber, vitrioli albi, mirrhe, aloes, an 3i; corticis
mirabolan. eitrin. 31j; zucci conditi 3 B, fiat alcoholl.
Aliud. R. Alcohol de quo supra žij; amilii 3ij; ceruse 3ß, miste,
fiat alcohol.
Aliud. R. Lapidis calcis non bene conbustum,? et fac pulvis et
extingue in aqua Plantaginis, et desicca et tribelentur;? bonum est.
Oxopticum. |
(Rückseite) R. Specierum pliris artetici® 3i; herbe eufragie 3ß;
sem. feni 3i; macis, cubebe, cinnamomi, piper longis, garioffilis, an Ð i;
mellis ros. 3 v; succorum salvie, rute, celidonie, an Ziß. Coquantur succi
cum melle ad spissitudinem debitam, et incorporentur species, adde zuccari
boni ži, fiat electuarium, wurt gebraucht die augen zü confortieren.
Confortativo zů den augen. R. Macis 3i, eufragie 3 iij, fiat
pulv. de quo colcutar, medium ante cibum deglutiatur.
Aliud. R. Speciere dyambre® 3iß, eufrasie, celidonie, fen., verbene
an Di, Sem rute, sisileos an 3ß, zuccari albi, quod sufficit cum aqua
eufragie, fiat confectio in rotulis. :
Gargariszma oculorum. R. oximellis squilitici Z i; aqua decoc-
tionis piretri, et staphisagrie 3 iiij. Calefiant simul et bene dissolvantur
et cum mixtione calida omni mane per horas duas ante brandium, et omni
sero per horam unam ante cenam, fiat collutio oris et gargarisma eycienda®
tamen ea.
Aliud aqua ad oculos. R. aqua cellidonie, verbene, an ži; ros.
31jß; thutie prepara 3ß; zuccari candi claris 3i. dissolventur zuccari,
inpone vitro stricti orificii.
Pulvis contra obtalmiam calidis. R. Sarcolle, mirre dessicate
an Zum, R. Sarcocolle, mirre desiccate, an 3 iij; amidi 3 iß; opii, (c)am-
phor. an 3ß fiat pulvis.
D III. Aliud. R. Sarcocolle Zi 3 ij; spume maris 3 i; zucci 5 iij,
terrantur et fiat pulvis.
Emplastrum contra rubedinem. R. Sieff memithe, aloes, sem.
' jucken. S
® Noch nicht ganz in Aetzkalk umgeändert.
® tribulentur.
* Mir unbekannt.
5 desgleichen.
€ ejicienda, auszuspeien.
— a88
ros., sarcocolle, croci, sanich ordei, olium rutacei, an 2 iij; cere 3 ß, fiat
emplastrum. utantur pillule cochij aureis sine quibus esse nolo.
Collirium influxu lachrimarum. R. thutie prepara 3i, aloe
cicotrini Z 8, camphor 3ß, aqua ros. lib. i, succi granatorum quantum
sufficit fiat collirium.
Unguentum ad oculos. R. thutie perpara 3 iij; butiri maialis 3 iij;
mellis cłari Z i; aloe 3 ij; sarcocolle, mirre, ceruse ablute an 53i. mistentur
omnia simul in mortario.
Ciminum tritum cum albugine ovi indubitanter tolit pruritum oculorum.
Ozimi semen tritur et in oculis missum super omnes valet.
Pulvis. R. Amatistum? pulverizatum subtilissime, das aug um-
gekert und das pulver darein gethan, morgens und nachts, drei tag ver-
treibt die flecken, miratum est.
(Rückseite) Smaragdus? conservat visum, adeps serpentis trahit omnes
humiditates ex atie oculi.
Collirium ad lachrimarum. R. thutie preparate, camph. subtiliter
pulverisate an. I ß, gran. v; aqua rosarum ži; vini albi clari 3 iij; aqua
feni. 3ij; omnia simul miste. `
Collirium contra scabiem. R. Thutie preparate 3 i; sorcocolle,
mirre in lacte 3 ß; aloe cicotrin., zaccar. candit 5ij, camph. Dij, vini
granatorum %iij, aqua rosa. quartum ij; ossis sepiae, viride eris an Ð 3;
fiat lenis decoctio supra lento igne et fiat collatura.
Collirium. R. Sieff album sine opio 3iij; aqua ros. Ziij; verbene
Zžiß; croci, aloes epaticis, vitrioli albi an. gran. iij miste pro collirio.
Aliud pro oculis. R. Thutie, galie mustate an 3 i; vitrioli utriusque
albi et viridis an. 3 ß; mater berlarum 3 ß; camphoris, cinnamomi aa 3i;
gario., zinziber an Đ ij, und zwei seidlin malmasier,* thü das alles in ein
kanten,® setz in ein kessel mit siedendem wasser, die kant wol beschwert,
lasz sieden wie mann herte eyer siedet.
D IHI. Der barbiererein salb. R. Buturi in Meyo collectis æi;
galmey flug oder fumus calaminaris, wol gebeitlet,® thutien praeparate, ufl
das reinest an 3i; seud es auff einer glüt inn einer vergleszten Kachel
pfannen, unnd wann es also im schmaltz seit,” so nimb das weisz von
zwei eyern, wol durch einen schwam getruckt, das nichts zechs® darin sei,
und lauter, das rur da in das schmaltz so es seudt.
Den meyancken® im Meyen, so vil du über jar behalten wilt, wol
auszgesotten unnd in ein glasz oder irdinen verglaszten geschirr behalten,
dann sunst soll man kein ancken brauchen.
! Haematit.
? Vgl. Plinius, lib. XXXVII. 16. 2: viridi lenitate lassitudinem (smaragdi) mulcent.
3 Caryophyllae. 1 Malvasier. 5 Kanne. ® gerieben. IT gedet
" reizendes von zecken, einen leichten Stoss geben, reizen.
® ancke = Butter; hier Maibutter.
— 239 —
Gesellschaftsberichte.
Berliner ophthalmologische Gesellschaft.
Sitzung vom 20. April 1899.
Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim.
1. Herr Fehr: Fall von Cataract bei einem 17jährigen an schwe-
rem Diabetes leidenden Mädchen.
2. Herr Neuschüler: Plastiques expérimentales des paupières.
(Wird ausführlich veröffentlicht werden.)
3. Herr Rau: 42 Fälle von Iritis gummosa resp. papulosa.
4. Herr J. Hirschberg demon-
strirt eine bandliche Form der Hartnack-
schen Lupe. (Vgl. Fig. 1.) |:
: 5. Herr Appleby: Epibulbtärs® = ž |
Dermoid. (Wird später im Centralbl. E qp
f. pr. Augenh. veröffentlicht werden.)
Sitzung vom 25. Mai 1899.
1. Herr Fehr: Fall von echter
Cyanosis bulbi (schiefergrauer
Verfärbung des Weissen im Auge)
bei angeborenem Herzfehler.
2. Herr F. Mendel: Demon-
stration anatomischer Präparate
von einem Fall von Lues cerebri
nit Stauungspapille.
Die 44jährige Patientin wurde am
2. Februar 1899 bewusstlos in das
Krankenhaus im Friedrichshain einge-
liefert und auf den dem Vortr. damals
unterstellten Pavillon gelegt. Anam- x
nestisch ergab sich später, dass die Fig. 1.
Patientin im 20. Lebensjahre Lues ge-
habt hatte und in der Charit6 damals mit Einspritzungen behandelt worden
war. In der letzten Zeit klagte sie häufig über rechtsseitige Kopfschmerzen
und Schwindelanfälle.
Bei der vorgenommenen Untersuchung zeigte sich der ganze Körper mit
in Heilung begriffenen Geschwüren und Narben bedeckt. Der harte Gaumen
hatte einen hühnereigrossen Defect, den die Patientin stets mit Watte aus-
tamponirte, um besser essen zu können. An der rechten Seite des Zungen-
grundes war ein grosses, fast vernarbtes Geschwür sichtbar. Epiglottis war
verdickt. Tibia auf Druck schmerzhaft. Ophthalmoskopisch ergab sich beider-
seits hochgradige Stauungspapille mit Blutungen. Die Sehschärfe war auf die
Hälfte der Norm herabgesetzt. G.F. concentrisch eingeengt.
Die Diagnose wurde auf ein rechtsseitiges Gumma cerebri gestellt.
Die eingeleitete Schmierkur blieb ohne Erfolg, am 19. März trat der Exitus
letalis ein. f
Die Autopsie bestätigte die klinische Diagnose. Das Gumma lag unter
dem rechten Musculus temporalis und drang sowohl durch den Mnskel als
— 240 —
auch durch den Knochen hindurch bis in die Dura mater, diese selbst noch
ganz durchsetzend und mit dem Gehirn verwachsen.
Die makroskopische Untersuchung des Augapfels zeigte aufs deutlichste den
schon oft beschriebenen Hydrops vaginae nervi optici und die Schwellung der
Papille. Specifische Aderhautherde waren nicht vorhanden.
Dass die Prognose der Stauungspapille bei Lues cerebri jedoch nicht stets
eins su ungünstige ist wie in dem demonstrirten Falle, dafür sprechen die Aus-
führungen Uhthoff’s in seinem Werke: „Ueber die bei der Syphilis des Central-
nervensystems vorkommenden Augenstörungen.“ Nach seiner Erfahrung können
die Stauungspapillen bei Hirnsyphilis zurückgehen, ohne wesentliche Verände-
rungen zu hinterlassen; in seltenen Fällen kann es auch bei Hirnsyphilis zu
einem Recidiv der Stauungspapille kommen.
Unter den zahlreichen
Fällen von Stauungspapil-
len, die Vortr. in den,
Krankengeschichten der
Hirschberg’'schen Augen-
klinik fand, waren es 8, bei
denen acquirirte Lues sicher‘
nachgewiesen werden
konnte. 2 dieser Fälle wur-
den nur kurze Zeit beob-
achtet, während dieübrigen
6, bei denen die Stauungs-
papille eine Höhe bis zu
2 mm erreicht hatte, Jahre
hindurch in Behandlung
waren und vollständig zur
Norm zurückkehrten. Dass
diese selbst stark entwickel-
N ten Stauungspapillen dau-
erndin Heilung übergingen,
l ohne ophthalmoskopisch
-a ; oder functionell erkennbare
| Veränderungen zurück zu-
` lassen, erklärt sich wohl
= daraus, dass bei keinem der
Fig. 2. M Patienten anhaltende Seh-
`" störung oder G.F.-Be-
i 5 e
(Il
d A
G Hi i i
et
ei $
'schränkung bestanden hatte.
Die ‘Veröffentlichung des Falles. geschah mit Erlaubnis der Horren Pro-
:fessoren Fürbringer und Hansemann. .
"A Herr Levinsohn: Demonstration.einer "Scheere für Nach-Star-
Operationen. (Im Centralbl. f. pr. Augenh. 1899. S. 207 veröffentlicht.)
© 4 Herr Neuschüler: Ein Perimeter für Dunkelzimmer. (Fig. 2.)
Meine Herren! Es ist nicht meine ‚Absicht, Ihnen hier die Wichtigkeit,
welche ‘die Untersuchung des Gesichtsfeldes in der Augenheilkunde bildet, zu-
rückzurufen. Alle diejenigen, welche einige Erfahrung haben, wissen, dass die
aufmerksame Untersuchung des Gesichtsfeldes manchmal die Diagnose bestimmt.
Wenn man nun ein Mittel gefunden hat, wodurch die sorgfältige Untersuchung
des Gesichtsfeldes erleichtert wird, so glaube ich, dass dies ein nicht ganz un-
— 241 —
nützes Werk ist. Es giebt aber noch ein Argument, welches, wie mir scheint,
mehr als alle anderen von den Beobachtern zu oft vergessen worden ist, nämlich
die Aufmerksamkeit. Mehrere Verfasser der verschiedensten Länder, besonders aber
Herr Prof.S.de Sanctis von Rom, haben in ihren Arbeiten hervorgehoben, welche
wichtige Rolle die Aufmerksamkeit bei der Untersuchung des Gesichtsfeldes spielt.
Diese Betrachtungen haben mich darauf gebracht, einen Perimeter con-
struiren zu lassen, welcher, wie ich denke, allen Anforderungen an eine gründ-
liche Untersuchung des Gesichtsfeldes entspricht.
Da sich die Untersuchung mit meinem Perimeter im Dunkelzimmer vollzieht,
wird der Patient durch keinerlei Umstände zerstreut, da jeder Grund hierzu
vermieden wird.
Die Beschreibung des Perimeters ist in wenigen Worten gegeben. — Es
gleicht einem Perimeter von Förster mit Schnurbewegung, an welchem zwei
elektrische Glühlämpchen angebracht sind; eine an dem Fixationspunkt, die
andere beweglich auf dem Bogen, und welche dazu dient, das Gesichtsfeld zu
bestimmen. Diese letzte Lampe ist in der Weise gemacht, dass der Beobachter
nach Belieben weisses, rothes, grünes, blaues Licht etc. haben kann und ebenso
das Gesichtsfeld für die Farben bestimmen kann.
Wie ich keine Uebertreibungen liebe, möchte ich auch nicht, dass Sie,
meine Herren, annehmen, ich glaube, man könne nur unter den Bedingungen
der Dunkelheit ein genaues Gesichtsfeld haben; ich habe mein Perimeter so
herstellen lassen, dass man es sehr leicht und schnell in ein gewöhnliches
umwandeln kann, wie Sie sehen, und nur in speciellen Fällen die Einrichtung
für das Dunkelzimmer anzuwenden braucht, zum Beispiel um die Diagnose von
nervösen Krankheiten, Krankheiten des Sehnerven sowie von gewissen Formen
des Glaukoms, oder um genau einige Scotome zu bestimmen u. 8. w.
In der Mehrzahl der Fälle wird man sich natürlich meines Perimeters wie
des gewöhnlichen bedienen. |
Nichtsdestoweniger denke ich, dass die von mir getroffene Abänderung
sich als nützlich erweisen wird, und würde es mich glücklich machen, wenn
ich, meine Herren, Ihre Billigung in diesem Punkte erhielte.
5. Herr Fehr: Präparat von Aderhaut-Sarkom.
6. Herr Rau: 4 Fälle von Atrophie des Sehnerven bei Thurm-
schädel.
7. Herr J. Hirschberg: Praktische Mittheilungen. a) Zur Trichiasis-
Operation. (In der Deutsch. med. W. veröffentlicht.)
b) Verletzung durch explodirte Dynamitpatrone.
Ueber eine seltene Augen-Verletzung möchte ich kurz berichten, zugleich
im Namen des Herrn Collegen Kramer in Cottbus, welcher vor mir die Unfall-
Folgen beobachtet hatte.
Am 17. April 1899 kamen von auswärts zur Aufnahme zwei kleine Mäd-
chen, von 7 bezw. 9 Jahren, Schwestern, welchen gleichzeitig im October 1898
beide Augen verletzt worden waren, als sie unglücklicher Weise zusahen, wie
ein Knabe leichtsinnig eine zufällig gefundene kleine Dynamit-Patrone, die als
Zünder dient, aufschlug.
Die 7jähr. L. M. hatte nie Schmerz, auch heute nicht. Im Gesicht, an
der Nase, oberhalb und unterhalb der Augen sieht man zahlreiche kleine Narben,
die Ueberbleibsel von Abscesschen, aus denen ganz kleine Kupfersplitterchen
berausgekommen sind. Am rechten Arm besteht noch ein derartiges Abscess-
chen. Da bei beiden Schwestern aus all’ den zahlreichen Haut-Verletzungen
ausnahmslos Kupfersplitterchen herauseiterten, so hat man wohl Grund zu der
16
— 242 —
Annahme, dass auch die Fremdkörper, welche in die Augen eingedrungen sind,
nichts andres als Kupfersplitterchen darstellen. .
Das rechte Auge ist blind, bis auf Lichtschein, das linke hat volle Seh-
schärfe. Gesichtsfeldprüfung ist undurchführbar. Das rechte Auge erscheint
reizlos, dabei leicht geschrumpft, was einerseits fühlbar, andererseits an der
Abflachung der Narbengegend sichtbar ist. Einzelne Venen auf der Lederhaut
sind stärker entwickelt. Die Hornhaut klar; die Regenbogenhaut, ursprünglich
blau, leicht grünlich verfärbt. Die Pupille, unter Atropin, mittelweit und mit
drei vorspringenden Zacken versehen. (S. Fig.3.) Eine kleine Narbe sitzt in der
Lederhaut, dicht an dem Schläfenrande der Hornhaut, dicht dahinter ein kleines
Loch in der Peripherie der Regenbogenhaut. Gelblicher Glanz dringt aus dem
Schläfentheil der Pupille hervor.
Bei seitlicher Beleuchtung und
Lupen-Vergrösserung sieht man das
Folgende:
1. Die Hornhaut ist frei von
Punkten. 2. Die Iris ist schläfen-
wärts vorgewölbt, butterglockenför-
mig, und zeigt sowohl in der Nähe
des Iris-Loches als auch der hinteren
Synechien eine Reihe von durchschei-
nenden Stellen, welche in der Figur
deutlich hervortreten. 3. Die Linse
ist verschoben, ihr nasenwärts ge-
richteter Rand wird in der Pupille,
nahe dem Nasen-Rande der letzteren,
deutlich sichtbar. 4. Die Binde-
gewebsbildung im Glaskörper erstreckt
Fig. 3. sich vom Schläfentheil der Iris, unter
allmählicher Verdünnung, bis nahe
zum Nasen-Rand der Linse und enthält breitere, wagerecht verlaufende Blutgeofässe.
5. Hinter dem Irisloche in der Tiefe sitzt ein schwarzer (Fremd-?) Körper. Bei
der Durchleuchtung erscheint die nasale Hälfte der Pupille roth, darin wird der
dunkle Kreis-Streif des Linsenrandes sichtbar; schläfenwärts sieht man so die
helle Bildung im Glaskörper mit ihren Blutgefässen noch genauer.
Im umgekehrten Bilde (mit + 2”) ist vom Augengrund wenig zu sehen,
nämlich ein heller Fleck in der Gegend des Sehnerven-Eintritts und oben der
rothe Reflex, mit spurweiser Andeutung einiger Netzhautgefässe.
Das linke, sehkräftige Auge ist äusserlich vollkommen normal. Lupen-
Betrachtung bei seitlicher Beleuchtung zeigt keine Veränderung, namentlich
keine Punkte in der Hornhaut. Bei der Durchleuchtung ist der Glaskörper
frei, auch mit + 2” hinter dem Spiegel. Das umgekehrte Bild (mit + 2”)
zeigt drei erhebliche Veränderungen. (S. Fig. 4)
1. Dunkel grauröthliche, pilzförmige Stauungspapille mit Schlängelung nnd
Erweiterung der Venen sowie mit unregelmässiger Gestaltung des Sehnerven-
Randes, der namentlich nach aussen-unten (u. B.) einen Fortsatz entsendet.
2. Dicht neben diesem Fortsatze sitzt in der Netzhaut ein bläulich einge-
kapselter Fremdkörper, der in den Glaskörper vorragt. Die Hervorragung. des
Sehnerven misst 1 mm, die des Fremdkörpers noch mehr.
3. In der äussersten Peripherie nach innen oben (u. B.) ist der Augen-
aan ---
grund verfärbt und enthält zahlreiche feinste dunkle Perlen in reihenförmiger
Anordnung. Netzhaut-Ablösung ist nicht nachweisbar.
Stauungspapille in Folge von durchbohrender Verletzung, z. B. Messerstich,
habe ich schon vor einigen 20 Jahren anatomisch beobachtet. Selten hat man
Gelegenheit, dieselbe Veränderung mit dem Augenspiegel am lebenden Auge zu
sehen, z. B. nach Lederhautschnitt zur Entbindung des Cysticercus aus dem
Glaskörper. In unserm Fall sehen wir die Stauungspapille bedingt durch die
chemische Wirkung des in der Nähe fest eingepflanzten Kupfer-Splitterchens.
In praktischer Hinsicht konnte ich mich nicht zu einem Eingriffe ent-
schliessen. Das rechte Auge zu entfernen liegt kein Grund vor. Gefahr sym-
pathischer Entzündung besteht nicht. Das linke, sehkräftige und reizlose Auge
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aufzuschneiden, um nach dem winzigen Splitter dicht bei dem Sehnerven zu
suchen, ist unerlaubt.
Natürlich können die Verhältnisse später sich ändern und doch eine Ope-
ration erheischen.
II. Die 9jähr. E. M. erkennt mit dem rechten Auge die Zahl der Finger
auf 3 Fuss; das linke hat S = 5/3, Sn 11/, in 5”, Gesichtsfeld normal.
Auch sie hat oberhalb wie unterhalb des rechten Auges, in Stirn und
Wange, kleine Hautnarben, aus denen Kupfersplitterchen herausgekommen sind,
ebenso auch am Hals und am rechten Arm.
Das rechte Auge ist nicht geschrumpft und von normaler Spannung. Horn-
haut klar, Iris leicht grünlich verfärbt, Pupille durch Atropin vollständig er-
weitert und rund. Beim Blick des Auges nach unten erscheint uns grünlich-
gelber Reflex aus der Tiefe, von einer Gewebsbildung, die ein wenig be-
weglich ist.
16*
— 24 —
Bei Lupen-Betrachtung sieht man die jetzt ınehr weissliche, beweglich e Masse
etwas deutlicher. Hornhaut frei von Punkten. Bei der Durchleuchtung er: 'cheint
die Pupille in zwei Theile getheilt; der laterale ist trübe, schattend allenfalls bläu-
lich oder grünlich; der mediale ist röthlich, von dunklen Fasern durchzogen,
die in ihn von der Schläfenseite her hineinstrahlen. Im umgekehrten Bille
sieht man einen bläulich eingekapselten Fremdkörper dicht unterhalb des hier
undeutlich begrenzten Sehnerven. Van dem Fremdkörper ziehen Fasern nach
vorn, welche wohl in diejenigen übergehen, die im Pupillargebiet erscheinen.
Auf der Lederhaut sieht man aussen oben eine dunkele rundliche Stelle, die
kleiner ist als ein Stecknadelkopf und die Einbruchsnarbe des Fremdkörpers
darstellt. Das linke Auge ist völlig gesund. — Auch hier scheint mir ein ope-
rativer Eingriff zur Zeit unerlaubt. Gefahr der sympathischen Entzündung liegt
nicht vor. Man kann also ein Auge nicht opfern, welches noch einen Rest
von Sehkraft besitzt. Das. Auge ist auch völlig reizlos, deshalb ist es nicht
erlaubt, nach dem winzigen Fremdkörper, der dicht beim Sehnerven festhaftet,
zu suchen. Natürlich ist es auch hier möglich, dass später Veränderungen ein-
treten, welche eine Operation motiviren.
c) Ueber Linsen-Verschiebung (Fig. 5).
Ein 23 jähriger Arbeiter H. K. gelangte am 13. Mai 1899 zur Aufnahme.
Vor 15 Jahren war sein linkes Auge von einem Steinwurfe getroffen und da-
nach erblindet. Die Pupille des Auges wurde bald gelblich.” Aber erst vor
8 Tagen hatte er Drücken im Auge verspürt und vor 5 Tagen die eigenthüm-
liche Veränderung im Aussehen des Auges bemerkt.
Das linke Auge ist blind, gereizt, geröthet, vorn weich
air in der Strahlenkörpergegend, hinten unnachgiebig durch
Ss, Verknöcherung der Aderhaut. Hornhaut klar. In der Vorder-
AOE kammer nach unten: liegt die geschrumpfte gelbe Linse
29 x zwischen Hornhaut und Begenbogenhaut ziemlich fest, aber
ger, E A doch nicht ganz unbeweglich bei ruckweiser Bewegung des
Re, Kopfes. Sie deckt die Pupille bis auf eine schmale obere
‘< $. .' Sichel. Die leicht schlotternde Iris ist nach hinten zurück-
Fig. 5. gedrängt. Bei seitlicher Beleuchtung erkennt man grau-
liche Trübung im Glaskörper.
Es ist ja möglich, durch Physostogmin -Einträufelung die Pupille zu ver-
engern, die Linse in der Vorderkammer einzusperren und dann aus oberem
Hornhaut-Lappenschnitt mit der Schlinge den Star auszuziehen. Aber da im
vorliegenden Falle Sehkraft nicht zu gewinnen, schien mir die Sache zu bedenk-
lich wegen der Entartung des Augapfels und der Individualität des Kranken.
Ich zog es vor, ihm durch die Ausschälung des entarteten Augapfels von seinen
Schmerzen zu befreien und für die Zukunft sicher zu stellen.
Ich benutze die Gelegenheit, Ihnen aus meiner Sammlung einige ältere
Präparate von Verschiebung der Linse in die Vorderkammer vorzuzeigen.
Im Jahre 1874 habe ich in meinen Klin. Beob. (S. 41, Fig. 6) einen dem
eben beschrieben ganz ähnlichen Fall mitgetheilt: hier war der Vorfall der
getrübten Linse erst 25 Jahre nach der Verletzung des Auges aufgetreten.
Im Jahre 1876 habe (im Arch. f. O. XXII, I) einen Fall von spontaner
Verschiebung der Linse in die Vorderkammer, als Folge von höchstgradiger
Kurzsichtigkeit, klinisch und anatomisch beschrieben.
Im Jahre 1884 habe ich, zusammen mit Birnbacher (im Centralbl. f. pr.
Augenh, S. 321), einen Fall von Kalk-Star, der in die Vorderkammer vorgefallen,
— 245 —
beschrieben, wo durch Ausschälung des Augapfels die Kranke von 20jährigem'
Leiden befreit worden.
Endlich zeige ich Ihnen noch ein Präparat des Herrn Collegen Kamocki
aus Warschau, betr. die in die Vorderkammer eingekeilte durchsichtige Linse
eines stark kurzsichtigen Augapfels.
Langbau des Augapfels und Verletzung sind die beiden Ur-
sachen der erworbenen Verschiebung der Linse in die Vorder-
kammer.
d) Vereinfachtes Sideroskop (Fig. 6 u. 7).
Der Gedanke, die Schwingung einer aufgehängten Magnet-Nadel zum Nach-
weis des in’s-Auge eingedrungenen Eisensplitterchens zu benutzen, ist so selbst-
verständlich, dass, nachdem ich (1879) ıneinen ersten gelungenen Fall von Aus-
s 0 s 10: O s 10 5; 20 5
ll
Fig. 6.
ziehung eines Eisensplitters aus dem Glaskörper mit Hilfe des Elektromagneten
kundgegeben, sofort (1880) mehrere Fachgenossen (mein Schüler Rüter, Pooley
in New York) an die Herstellung eines derartigen Werkzeugs gingen. Aber
die Magnet-Nadel blieb doch zunächst noch eine unsichere Wünschelruthe, selbst als
L.G6rard (1890) seine Verbesserung (durch den Gauss-Poggendorff’schen
Spiegel) veröffentlichte. Ich habe das Werkzeug von Gérard aus Brüssel be-
zogen und Jahre lang benutzt, aber nicht zuverlässig befunden. 1894 hat
Asmus einen von Edelmann hergestellten Apparat in Anwendung gezogen,
in welchem die Nadel, in einem Glaskasten aufgehängt, mit Spiegel versehen
ist und die Ablenkung mit einem kleinen Fernrohre beobachtet wird.
Diesen Apparat habe ich nach reichlicher Erprobung durchaus bewährt ge-
funden, namentlich wenn man die überflüssigen Beigaben fortlässt und die Ein-
richtung fest aufgestellt hat.
Aber verschiedene Fachgenossen finden dieses Sideroskop zu schwierig,
dabei auch theuer und nicht rasch zu beschaffen. Deshalb hat ein hiesiger
— 246 —
Mechaniker, Herr Färber, unternommen, ein neues und einfacheres zu bauen,
das leichter zu handhaben ist, und dabei meinen Rath in Anspruch genommen.
Ich legte besonderen Werth auf eine kräftige Magnet-Nadel, da der Hauptfehler
von G6rard’s Werkzeug in der Schwäche der Nadeln bestand.
Die Beobachtung geschieht ohne Fernrohr, vom freien Auge, da das
Schatten-Bild der Skala vergrössert auf einen Schirm geworfen wird.
Die Beleuchtung ist tadellos und sofort herzustellen. Die Feinheit des
Instrumentes ist überraschend. Dabei ist die Schwingung des Magneten sehr
gedämpft, so dass er sehr rasch in die Ruhelage zurückkehrt.
Ein Unterschied besteht gegenüber dem Sideroskop von Asmus: der Aus-
schlag ist viel geringer, 2—3 Theilstriche bedeuten hier schon die Anwesenheit
des Eisens, 5 den maximalen Ausschlag. Das muss man berücksichtigen. Aber
bei der Grösse des Bildes ist !/, Theilstrich schon ganz sicher wahrzunehmen.
Das auf meine Veranlassung construirte vereinfachte Sideroskop besteht
aus den folgenden Haupttheilen:
1. Aus dem Ständer A mit der an einem Seidenfaden aufgehängten Magnet-
nadel c, welche mit einem kleinen Reflexspiegel versehen ist. Das Nord- und
Südende der Magnetnadel ist durch Glasröhren vor Luftzug etc. geschützt. Das
Nordende ist durch eine eingedrehte Rille gekennzeichnet.
Der Ständer A muss durch Drehung um sich selbst und durch die drei
Stellschrauben derartig aufgestellt werden, dass die Nadel frei schwingt (nicht
an den Glasröhren anliegt) und das Nordende nach Norden zeigt.
2. Aus der Petroleumlampe B, welche bei % hoch und niedrig stellbar und
drehbar ist. Bei F ist der Arm g ebenfalls zur Einstellung der Lampe drehbar.
Die Lampe B muss so eingestellt werden, dass dieselbe den kleinen Spiegel
der Magnetnadel beleuchtet und der Reflex an der Lampe vorbei auf den circa
2 bis 2,5 m vom Apparat entfernt aufgestellten Schirm geworfen wird. Es
muss dieserhalb die mit Arm g je nach Bedarf um Axe / gedreht werden. (Fig. 6.)
3. Aus einem Schirm mit Theilung und Ständer. Der Schirm ist hoch
und niedrig stellbar. (Fig. 7.)
Angefertigt wird das vereinfachte Sideroskop von Dörffel und Färber,
Berlin, Friedrich-Str. 105a.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Zwei seltene Augen-Operationen, von J. Hirschberg. (Deutsche med.
. Wochenschr. 1899. Nr. 26.)
I. Ueber die Operation des sympathischen Weich-Stars.!
Hat die echte sympathische Augenentzündung zum Glück nicht unheil-
bare Schrumpfung des zweiterkrankten Auges bewirkt, sondern nur, bei mässiger
Herabsetzung der Spannung und erhaltenem Lichtschein, flächenhafte Verklebung
der Regenbogenhaut mit der verdickten, von neugebildeten Blutgefässer
durchzogenen Kapsel der getrübten Linse herbeigeführt; so ist operative
Heilung zwar möglich, aber recht schwierig, und die meisten Lehrbücher
schweigen sich aus über diesen Gegenstand. Schmidt-Rimpler? erwähnt in
ı Nach einem am 23. März 1899 in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft
gehaltenen Vortrage.
® Augenheilkunde, VI. Auflage 1894, S. 517.
ze: UT es
seinem recht brauchbaren Lehrbuch ganz richtig, dass A. v. Graefe hiergegon
die Wenzel’sche Star-Operation empfohlen habe, wobei das Messer beim Ein-
stich durch Hornhaut, Iris, Linse und beim Ausstich durch Linse, Iris, Hornhaut
geführt wird; sowie, dass man öfters Iridektomien und Iridotomien nachschicken
muss, ohe es gelingt, in einzelnen Fällen dem Blinden eine mässige Sehkraft
zu verschaffen. i
Ich kann das nur bestätigen und möchte die mehrfache Wiederholung der
Pupillenbildungs-Versuche für die Regel erklären; die Behandlung dauert auch
in den günstigen Fällen einige Jahre;! die Gefahr der Schrumpfung des
Augapfels ist nicht unbedeutend. Beim Iridotomie-Schnitt knirscht die
hinter der Iris gelegene Schwarte unter der Scheere.
Schmidt-Rimpler? erwähnt ferner ein zweites Verfahren, welches nur
für weiche Stare gilt, das von G. Critchett:? erst die dicke Kapseltrübung
zu zerschneiden und dann allmählich in verschiedenen Sitzungen ein centrales
Loch durch die Linse zu bohren, wodurch Critchett in zwei Fällen einen
befriedigenden Erfolg erzielte. Im ganzen aber, fügt Schmidt-Rimpler mit
Recht hinzu, ist die Prognose für die vorgeschrittenen Formen der
sympathischen Iridocyelitis eine schlechte.
Ich kann das Verfahren Critchett’s nicht von einer grossen Gefahr
freisprechen, das ist Drucksteigerung durch Linsenquellung. Wenn diese
eintritt, müssen wir schleunigst den Wenzel’schen Schnitt machen, der unter
diesen Verhältnissen schwieriger ist und uns zu der vorher erwähnten, lang-
wierigen Reihe von Nach-Operationen zu nöthigen pflegt.
Somit habe ich ein anderes Verfahren ersonnen und in einem Fall
erfolgreich ausgeführt, das von den beiden Gefahren, der Schrumpfung wie
der Drucksteigerung, frei zu sein scheint und den grossen Vortheil bietet,
weit rascher zum Ziele zu führen, nämlich etwa binnen weniger Monate dem
sympathisch erblindeten Auge wieder Sehkraft zu verschaffen. Das Verfahren
besteht in zwei Akten, dem unter Umständen ein dritter zu folgen hat. Im
ersten Akt. wird aus einem Lanzenmesserschnitt am Hornhautrande mittels der
(verbesserten, d. h. verkleinerten) Förster’schen Kapselpincette die ganze ver-
dickte Vorderkapsel, wie sie im Gebiet der verengten Pupille frei liegt, heraus-
gezogen und unmittelbar danach durch Einführung des Spatels die Linse
wenigstens zum grössten Theile, entleert. Der zweite Akt, nach etwa vier
Wochen, besteht in der Zerschneidung des sogen. Nachstars, der aus den zu-
sammengebackenen Linsenresten, Hinterkapsel und Schwarte besteht, mit Hülfe
des Knapp ’schen Messerchens, genau im Pupillengebiet. Bei beiden Ope-
rationen soll man die entartete Regenbogenhaut gar nicht anrühren.
Beide Operationen können bei verständigen, nicht zu kleinen Kindern ohne
Betäubung, mit Cocain- oder Holocain-Einträuflung, zufallsfrei ausgeführt
werden.
Erzielt man damit nicht ein bleibendes, freies Sehloch, so ist drittens nach
etlichen Wochen die lriszerschneidung auszuführen.
Der 14jährige Bauernsohn V. B. kam am 24. Januar 1899 zur Aufnahme.
Vor zwei Jahren verletzte er sein linkes Auge mit einem Strohhalm und wurde
bald auf beiden Augen blind. Er kam in der Provinz dreimal in eine Augen-
5 Centralblatt für Augenheilkunde 1883, S. 53.
2.8. O.
3 The Royal London Ophthalm. Hospital Reports X, 2, 1881. Uebersetzt im
Centralblatt für Augenheilkunde 1881, S. 303—306.
— 28 —
heilanstalt, das vierte Mal in eine andre; wurde in der ersten einmal operirt,
während der Vater die angerathene Entfernung des linken Augapfels ablehnte;
in der zweiten Anstalt dreimal operirt, einmal auf dem rechten Auge, zweimal
auf dem linken.
Das linke Auge hat noch Lichtschein und Projection, ist aber schon im
Beginn der quadratischen Formveränderung. Die Hornhaut ist klar, auch
bei Lupenbetrachtung.! Die Iris in eine straffe Scheidewand umgewandelt,
ohne Andeutung eines Sehlochs.
Die Erfahrung lehrt, dass, wenn die sympathische Entzündung erst ein-
gebürgert, vollends wenn sie, wie hier, ganz abgelaufen ist, die Entfernung des
verletzten Auges keinen Nutzen mehr stiftet.
Der rechte, sympathisch erblindete Augapfel ist zwar reiz- und schmerzlos;
doch ist er etwas weich und wird leicht roth bei längerer Bestrahlung Er
besitzt noch Lichtschein und richtige Projection. Die Hornhaut ist frei von
gröberen Veränderungen. Nur sieht man an ihrem Rande unten einige Narben
von nicht geglückten Iridektomie-Versuchen. Auch die Lupen-Betrachtung zeigt
keine (entzündlichen) Punkte in der Hornhaut. Die Regenbougenhaut ist, wie
immer, vollständig entartet, grünlich verfärbt, ohne das normale Faserrelief,
flächenhaft mit der Linsenkapsel verwachsen. Die Pupille 3—Aınm breit, un-
regelmässig zackig. Die in der Pupille freiliegende Kapsel verdickt und, wie
man mit der Lupe deutlich erkennt, von der Regenbogenhaut her mit neugebil-
deten Blutgefässen versehen.” Die Linse getrübt. |
Am 15. Februar 1899 wurde unter Holocain-Einträuflung ein mittlerer
Lanzenschnitt in dein unteren Randstreifen der durchsichtigen Hornhaut angelegt.
Die Kapselpincette wird eingeführt, in der Pupille etwas aufgesperrt und gleich
wieder geschlossen. Hier ergiekt sich eine natürliche Schwierigkeit; beim
Fassen merkt man, dass die Kapsel nicht nachgiebt, sondern das Irisgewebe
gezerrt wird. Erst bei der dritten Einführung gelingt der Versuch: die Kapsel-
pincette wird genau in der Mitte der Pupille aufgesetzt und ein ganz leiser
Druck nach hinten ausgeübt bei der Oeffnung, hierauf geschlossen, und das
knorpelig verdickte Kapselstück herausbefördert. Sodann der Spatel, vorsichtig
die Hornhautwunde lüftend, bis in die Linse eingeführt und langsam die kleister-
artige, getrübte Linsenmasse entleert, bis die Pupille anfängt dunkler zu er-
scheinen; darauf verbunden. Reizlose Heilung.
Die Untersuchung der Linsenkapsel zeigt ein zellenreiches, derbes Narben-
goewebe; darunter die ziemlich unveränderte Linsenkapsel. sowie Linsenmasse,
mit grossen Krystallen, die wohl aus kohlensaurem Kalk bestehen.
Am 16. März 1899, also 30 Tage nach der Linsen-Ausziehung, wird zur
Spaltung der graulichen Masse geschritten, welche die 3 mm breite Pupille fällt.
Cocain-Einträufelung. Das Knapp’sche Messerchen wird am lateralen Horn-
hautrand eingestochen, vorgeführt, sodann, unter scharfer Beleuchtung mit einem
elektrischen Glüblämpchen, genau am medialen Pupillenrand in die Schwarte
eingestochen und endlich durch eine einzige Hebelbewegung bis zum lateralen
! Die Lupe ist unerlässlich für die Beurtheilung der sympathischen Augen-Ent-
zündung. Der erste Anfang ist öfter nur mit der Lupe an den nenn
zu erkennen. Wenn angeblich nach der Entfernung des verletzten Augapfels die
sympathische Entzündung auf dem zweiten Auge erst ausbrach, aber vor der Ent-
fernung das zweite Auge nicht genau mit der Lupe untersucht worden; so hat der
Fall nicht die geringste Beweiskraft.
? Blutgefäss-Bilddung auf der vorderen Linsenkapsel ist doch weit häufiger, als
Sg Sot den Lehrbüchern annehmen möchte. Ohne Lupen-Anwendung kann man sie
nicht sehen.
— 249 —
Rand der Pupille geführt. Man fühlt hierbei einen mässigen Widerstand. Sofort
ist eine liegende Katzenpupille gebildet, kaum eine Spur von Blut wird sichtbar.
Schon am 20. März 1899 sieht das Auge ohne Glas die Zahl der Finger
auf einige Fuss. Der Knabe kann allein umhergehen.
Es ist durchaus möglich, dass in andren Fällen der Art diese Pupille
als bleibendes Sehloch dem Operirten genügende Sehkraft vermittelt. Im vor-
liegenden Fall aber war dies nicht so. Schon nach acht Tagen war die Pupille,
obne Reizung, aber bei herabgesetzter Spannung, erheblich verkleinert, und nach
weiteren acht Tagen vollständig verwachsen. Lichtschein und Projection blieben
befriedigend. A5 Tage nach der zweiten Operation, am 1. Mai 1899, als die
Spannung sich wieder etwas gehoben, wurde zur dritten geschritten, mittels des
von Chesselden! angegebenen Verfahrens der Iris-Zerschneidung.
Nach Holocain-Einträufelung wird das Knapp’sche Messerchen hart am
Schläfenrande der Hornhaut, ein wenig unterhalb des wagerechten Meridians
(bei a Fig. 8) in die Vorderkammer eingestochen, schräg nach innen oben ge-
führt und nahe dem inneren oberen Hornhautrande, bei b, durch das straffe
Iris-Septum gestochen und durch eine Ä
einzige Hebelbewegung dem letzteren
der Schnitt bce beigebracht, der sofort
klafft, da er nahezu senkrecht gegen
die sichtbare Faserung der Iris ge-
führt ist. Der zweite, in Aussicht
genommene Schnitt de, weicher. in
der Figur punktirt angedeutet ist,
erscheint somit völlig überflüssig.
Das Messerchen wird sofort ausge-
zogen. Kein Tropfen Kammerwasser war abgeflossen. Das Auge sieht sofort
und bleibt sehend. Die tiefschwarze Pupille bleibt dauernd und in unverän-
derter Weise erhalten.
Fig. 9 ist in der vierten Woche nach der letzten Operation gezeichnet,
zwei Tage vor der Entlassung des Knaben. Mit + 3” (= 13 D) sah er
Finger auf 10 Fuss und konnte also unbehindert allein umhergehen. Der
Augenspiegel zeigt schön rothen Reflex, nach allen Richtungen, aber keine
Einzelheiten des Augengrundes. (Schluss folgt.)
E ŘŘŮ—
Fig. 8. Fig. 9.
Journal-Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 3.
1) Zum Baue der Chorioides propria des erwachsenen Menschen
(Stratum elasticum supracapillare), von Prof. Dr. A. E. Smirnow
in Tomsk.
Zwischen der Membr.;Bruchii und der Choriocapillaris liegt ein feines,
dichtes Netz von elastischen Fasern, welches mit dem subcapillaren elastischen
Netzwerke (Sattler) in Verbindung steht, so dass zarte, elastische Fasern
zwischen den Capillaren verlaufen. Die Fasern dieser supracapillaren Schicht
bilden in Folge der dichten Verflechtung einzeln sternförmige Figuren, die Zellen
können ähnlich erscheinen, aber in keinem Falle Kerne enthalten. Bei Kanin-
1 Philosophical Transactions, Vol. XXXV for 1727 and 1728, London 1729,
S. 451. Vergil. meine Mittheilung, „Zur Geschiehte der Pupillenbildung“, Centralblatt
für Augenheilkunde 1892, S. 1—5.
— 250 —
chen und Hasen ist die Schicht. deutlicher erkennbar, als beim Menschen, auch
Bären- und Rennthier-Augen besitzen dieselbe.
Die Anordnung, dass die Capillaren ganz von elastischen Fasern umgeben
sind, ist vermuthlich für die Bluteirculation von Bedeutung.
Die Membr. Bruchii ist nicht structurlos, sondern zeigt einen feinfaserigen
Bau, und zwar nimmt die Dichtigkeit der Faserzüge nach der inneren Ober-
fläche hin zu. Eine Theilung des Häutchens in zwei Schichten kann nur
künstlich herbeigeführt werden.
2) Zur Kenntniss der intraoculären Tumoren, von Dr. Victor Hanke,
Assistent an der k. k. Univers.-Augenklinik des Herrn Prof. E. Fuchs
in Wien.
I. Pigmentirter Tumor der Kammerbucht, ausgehend von den Endothelien
des Kammerwinkels und des Ligamentum pectinatum in einem mit Glaucom
behafteten Auge. 63jährige Frau erblindete innerhalb 11 Monaten, mehrere
Glaucomarfäle.. S=0. T-+ 1. Ciliare Injection, Schlängelung der episcle-
ralen Venen, Sclera an der medialen Seite schiefergrau verfärbt, Cornea zart
getrübt, an der Hinterfläche eine Zone brauner Plaques, welche sich in Drei-
ecksform von unten centralwärts erstrecken. Unten-innen liegt im Kammer-
winkel eine grau-braune, flache Geschwulst. Pupille weit, starr, Synech. post.
Der unten-innen den ganzen Kammerwinkel ausfüllende solide Tumor hat
alveolären Bau und enthält weder eine Zwischensubstanz zwischen den Zellen,
noch einen Bindegewebs-Mantel. Die Hauptmasse besteht aus grossen, meist
polygonalen Zellen, die aber Uebergänge zur ovalen und Spindelform zeigen
und mit feineren Pigmentstäubchen durchsetzt sind. Die Spindelzellen sind
häufig stärker pigmentirt. Ausserdem finden sich stark pigmentirte rundliche
- Zellen und freie Pigmentkörner verschiedener Grösse.
An der temporalen Seite zeigt sich in den Maschen des Ligam. pectinat.
eine atypische Zellwucherung der Endothelien, welche an einzelnen Stellen zur
Bildung von Nestern und Strängen geführt hat. Die Ausbreitung der Geschwulst
geschah durch directes Wachsthum und durch Aussaat.
Die Geschwulst ist aus den Endothelien des Kammerwinkels entstanden,
welche normaler Weise pigmentirt sind. Da die Pigmentirung der eigentlichen
Geschwulst stärker ist als der temporalwärts befindliche Zellhaufen, so ist wahr-
scheinlich, dass die Zellen selbst bei ihrer Wucherung Pigment bilden.
Vermuthlich war das Glaucom primär, und die Entwickelung des Tumors
mm dem durch die Drucksteigerung veränderten Kammerwinkel secundär.
II. Epithelialer Tumor des Ciliarfortsatzes.. Zufällig wurde in dem Auge
einer 65jährigen Frau eine eigenartige nierenförmige Geschwulst gefunden,
welche sich auf einen Ciliarfortsatz beschränkte und durch Wucherung der
inneren, nicht pigmentirten Epithelzellen entstanden war. Ausser diesen Zellen
enthielt die Geschwulst zahlreiche, zum Theil communicirende Hohlräume, welche
einzeln mit dem Glaskörper in Verbindung standen. Ein bindegewebiges Stroma
fehlte ganz.
Verf. erklärt das Fehlen des Stromas in dem den Epitheliomen am nächsten
stehenden Tumor daraus, dass die Zellen nicht, wie sonst bei Epitheliomen, ins
Gewebe hinein-, sondern in den Glaskörper hinauswucherten. Die Bildung der
Hohlräume führt er auf die physiologische Bedeutung der Epithelien der Ciliar-
Fortsätze als Secretionsorgane zurück.
III. Melanosarcoma chorioideae dextr. 16jähr. Jüngling. Die Geschwulst
14:5 mm gross, erstreckte sich an der lateralen: Seite von den Ciliarfortsätzen
— 251 —
nach rückwärts und schickte wahrscheinlich durch einen Gefässcanal einen
Ausläufer durch die Sclera ins episclerale Gewebe, wo aussen, nahe dem Limbus,
ein feiner, dunkler Punkt sichtbar war. Die Geschwulstzellen waren theils
rundlich, theils spindelförmig und mehr oder minder pigmentirt, neben ihnen
fanden sich Pigmentklumpen.
Die weit über den Bereich des Tumors hinausreichende Bindegewebs-
Entwickelung in der Choriocapillaris, die Atrophie des Pigmentepithels und der
Retina, sowie Schwartenbildung der Chorioidea lässt darauf schliessen, dass die
Geschwulst sich secundär in dem durch eine vorhergegangene Chorioiditis ge-
lieferten Narbengewebe entwickelte. Drucksteigerung fehlte ganz.
3) Ein Fall von multiplen Blutungen des Sehorgans, insbesondere
der Sehnervenscheide, von Dr. Otto Schnaudigel, ehem. Assist. der
Univ.-Augenklinik zu Heidelberg.
46jähr. Epileptiker; mehrmals heftige Traumen des Kopfes, chron. inter-
stitielle Nephritis, Hämophilie. Blutungen an verschiedenen Körperstellen.
Augenspiegel: Papille leicht geschwollen, Ränder nicht ganz scharf, Venen
etwas erweitert und geschlängelt, an den Gefässstämmen zahlreiche runde und
längliche Blutungen. T.n. Tod durch Pneumonie 14 Tage nach der Aufnahme.
Die anatomische Untersuchung ergiebt grosse Extravasate in beiden Tractus
und ‚angrenzenden Hirntheilen, sowie im extraorbitalen Theile der Optici,
während beiderseits orbitaler Opticus und Papille frei sind. Beträchtliche
Blutungen finden sich in den Scheiden der Sehnerven. Alle Schichten der
Retina und auch die Chorioidea sind mit Extravasaten durchsetzt, welche sicher
an Ort und Stelle entstanden sind.
Ursache der Blutungen dürfte die Hämophilie, vielleicht im Verein mit
Nephritis und Traumen sein.
Verf. hat den Eindruck gewonnen, dass die Veränderungen am Augen-
hintergrunde nicht durch die Scheidenblutungen bedingt waren, und ist der
Ansicht, dass grosse Scheidenblutungen ohne wesentliche, ophthal-
moskopisch sichtbare Veränderungen bestehen können. Von anderen
Autoren ist einerseits aus der Abwesenheit ophthalmoskopischer Veränderungen
auf die Abwesenheit von Scheidenblutungen geschlossen und sind andererseits
ohne anatomischen Nachweis Veränderungen des Augenhintergrundes als Symptom
einer Sehnervenstamm-Apoplexie beschrieben worden.
4) Zur Anatomie und Pathogenese des Dacryops, von Dr. O. Lange,
Augenarzt am herzogl. Krankenhause in Braunschweig.
52jähr. Frau bemerkte die Anschwellung seit 1 Jahr. Exstirpation. Bei
der mikroskopischen Untersuchung des in Serienschnitte zerlegten Präparats
fand sich an der conjunctivalen Mündung des Ausführungsganges der Thränen-
drüse ein fester Pfropf, welcher aus einer feinkörnigen Masse bestand, in der
einzelne Epithelzellen, zum Theil abgesterben, zum Theil mit noch gefärbten
Kernen lagen. Der Ausführungsgang war cystisch erweitert.
Höchst wahrscheinlich entstand zunächst ein desquamativer Catarrh des
Ausführungsganges, abgestossene Epithelzellen wurden an die Mündung ge-
schwemmt und verlegten dieselbe so weit, dass Stauung der Thränenflüssigkeit
erfolgte und in Folge dessen die Wandung des Canals sich ausdehnte — also
Retentionscyste. Leukocyten-Ansammlungen in der Umgebung können Folge
der gestörten Circulation sein und brauchen nicht auf entzündliche Processe
hinzuweisen. Auch an der andern Seite befand sich ein geringer Dacryops.
— 252 —
5) Ueber anomale Sehrichtungsgemeinschaft der Netzhäute bei einem
Schielenden, von Dr. Armin Tschermak. (Aus dem physiologischen
Institut der Universität Leipzig.) Vgl. Juliheft, S. 214.
In dem Referate von A. Tschermak’s Arbeit „Ueber anomale Sehrich-
tungsgemeinschaft der Netzhäute bei einem Schielenden“ sind folgende Druck-
fehler zu corrigiren:
im Titel anomale statt normale zu lesen,
S. 214, Z. 6 v. u. Testobject statt Festobject,
S. 215, Z. 11 v. o. nun statt nur,
S. 215, Z. 16 v. u. Tiefenwahrnehmung statt Tiefewährneiinine
S. 215, Z. 10 v. u. charakterisirten statt charakteristischen,
S. 215, Z. 10 v. u. eine statt einer,
S. 215, Z. 8 v. u. Einfachsehens statt Einfachschielens.
6) Zur Lehre von den Augenmuskellähmungen und den Störungen
der Pupillenbewegung. Eine vergleichende und pathologisch-anatomische,
experimentelle und klinische Studie über die Augenmuskelkerne, das Ganglion
ciliare, die Reflexbahnen und das Reflexcentrum der Pupille II. Hälfte.
Experimenteller Theil, von Dr. L. Bach.
Vorf. bediente sich der Degenerationsmethode Das Nissl’sche Verfahren
wurde verlassen und statt dessen mit Thionin und Toluidinblau gefärbt, mit
Eosin und Erythrosin nachgefärbt. Die veränderten Zellen zeigen zunächst eine
feinkörnigere Substanz und randständigen Kern, dann schwindet die färbbare
Substanz nach und nach bis auf einen peripheren Saum, bis schliesslich die
ganze Zelle ein colloides Aussehen gewinnt. Diese Veränderungen sind nicht
dauernd, sondern vorübergehend; auch wenn der betreffende Muskel nicht wieder
functionsfähig wird, sind z. B. beim Kaninchen schon nach 30 Tagen die Zellen
‘von normalen nicht zu unterscheiden. Man muss daher je nach der Thier-
species und dem Alter der einzelnen Thiere die für die Untersuchung günstigste
Zeit zu ermitteln suchen. Nur einmal, als mit dem Muskel ein grösseres Stück
des zugehörigen Nerven mit herausgerissen war, schien dauernder Zellzerfall
eingetreten zu sein.
Verf. hat für seine Untersuchungen etwa 20000 Serienschnitte angefertigt
und durchgesehen.
Wird beim Kaninchen die Orbita ausgeräumt, so treten beiderseits im
Kerngebiete des ÖOculomotorius und Trochlearis Veränderungen auf, die bei
ersterem an der gleichnamigen, bei letzterem an der entgegengesetzten Seite
stärker sind. Die kleinzelligen Edinger- Westphal'schen Kerne bleiben un-
verändert. Die Zellen des Abducenskerns verändern sich nur an der gleich-
namigen Seite. Wird der Rect. sup. allein durchschnitten, so sind vorwiegend
an der entgegengesetzten Seite Veränderungen vorhanden, umgekehrt nach
Durchschneidung des Obliq. inf. fast ausschliesslich an der gleichnamigen, nach
Durchschneidung des Rect. inf. und Rect. int. nur an der gleichnamigen Seite.
Die zum Rect. int. und Rect. inf. gehörigen Zellen sind nicht scharf getrennt.
Nach Entfernung von Iris und Corp. cil. oder nach Exenteratio bulbi
waren nicht im Kerngebiete des Oculomotorius, sondern nur im Gangl. cil. Ver-
änderungen sichtbar.
Beziehungen des Levat. palp. sup. und des Augenfacialis zu den Oculo-
motoriuskernen konnten experimentell nicht festgestellt werden.
Bei Katzen sind die Veränderungen an den Zellen etwas früher sichtbar,
als bei Kaninchen, gehen aber auch rascher zurück. Die den einzelnen Muskeln
— 258 —
zugehörigen Kernzellen treten bei Katzen weniger scharf hervor. Im Uebrigen
handelt es sich, wie beim Kaninchen, nicht um eine dauernde Degeneration,
sondern um eine vorübergehende Erkrankung der Zellen. Nach Exenteratio
orbitae sind die Veränderungen im Oculomotoriuskerne distal auf der entgegen-
gesetzten, proximal auf der gleichen Seite stärker. Edinger-Westphal’sche
Kerne unverändert. Die Untersuchung der Kerngebiete der einzelnen Muskeln
ergab, dass bei Katze und Kaninchen die Verhältnisse ziemlich übereinstimmen,
im Ganzen geht die Kreuzung bei ersterer weiter als beim letzteren. Die
Kerne der einzelnen Muskeln erstrecken sich über ein grösseres Gebiet und
sind nicht scharf von einander getrennt.
Beim Affen (Hapale Jacchus) sind nach Exenteratio orbitae im vorderen
Drittel des Kerngebiets nur an der gleichen Seite Veränderungen vorhanden,
gegen die Mitte zeigen sich mehr die Zellen der entgegengesetzten Seite ver-
ändert, im distalen Drittel des Kerns liegt die Mehrzahl der veränderten Zellen
auf der entgegengesetzten Seite. Nach der Durchschneidung des Abducens
findet man nur an der gleichen, nach der Durchschneidung des Trochlearis
vorwiegend an der entgegengesetzten Seite Veränderungen.
Im Ganglion ciliare verändern sich nach Entfernnng der Iris und des
Corpus ciliare fast alle Zellen. Nach Zerstörung der sensiblen Hornhautnerven
konnte Verf. keine wesentliche Veränderung nachweisen. Das Ganglion ciliare
ist höchst wahrscheinlich ein sympathisches Ganglion.
Das Reflexcentrum der Pupille liegt im obersten Theile des Halsmarks,
unmittelbar unter der Medulla oblongata.
Die pathologisch-anatomischen Untersuchungen haben bisher ebenso wenig
wie die vom Verf. eingehend berücksichtigten klinischen Beobachtungen über
die Localisation der Oculomotoriuskerne Klarheit verbreitet.
Die herrschende Lehre von den Nuclearlähmungen ist unhaltbar. Für die
Beurtheilung der angeborenen Lähmungen darf nicht übersehen werden, dass
die Entwickelung der Muskeln und der entsprechenden Nervenkerne ganz un-
abhängig von einander erfolgt.
7) Bemerkungen über die Natur des entzündlichen Gliaukoms, von
Prof. L. Laqueur in Strassburg.
Verf. bat nur das primäre, entzündliche Glaukom und dessen mildeste
Form, das sogen. Glauköm prodromale im Auge. Die Ursache des Glaukoms
muss ausserhalb des Bulbus liegen, in diesem müssen aber prädisponirende
Verhältnisse vorhanden sein, wie Rigidität der Sklera, hypermetr. Bau u. s. w.
Die anatomischen Veränderungen, Verschluss des Kammerwinkels, Periphlebitis
der Ven. vortic. sind nicht die Ursachen des Anfalls, sondern secundäre Er-
scheinungen. Das anfallweise Auftreten und die Einwirkung psychischer Er-
regungen weist auf nervöse Einflüsse hin. Verminderung des venösen Abflusses
ist nicht wahrscheinlich, weil einerseits die Venen des Auges nur sehr spärliche
Muskelfasern enthalten und andererseits Stauungserscheinungen bei leichten
Prodromen ganz fehlen können. Die Absonderung der Augenflüssigkeiten muss
vermehrt sein, und zwar muss es sich unter Umständen um eine einfache
Hypersecretion ohne active Hyperämie handeln. Wir dürfen das Corpus ciliare
als eine Art Drüse ansehen, welche nach Art anderer Drüsen auf Nervenreize
mit stärkerer Secretion reagirt. Welche Nerven die Secretion der Process. cil.
beherrschen, bleibt vorläufig unaufgeklärt. Beim Anfall steigt zunächst der
Druck im Glaskörperraum, die Irisperipherie rückt nach vorne, es folgt Druck-
steigerung in der vorderen Kammer, bis hier und im Glaskörperraum der Druck
— 254 —
gleich ist, die Verlegung des Fontana’schen Raums verhindert den Abfluss
des Kammerwassers, und der Glaukom-Anfall ist ausgeprägt. Durch die Iri-
dectomie wird wenigstens ein Theil des Fontana’schen Raumes wieder wegsam
gemacht und bei guter Ausführung der Operation dauernd wegsam erhalten.
8) Anatomisches über die Pigment-Epithelzellen der Retina, von Dr.
Emil Krückmann, Privatdoc. und I. Assist. an der Univ.-Augenklinik
zu Leipzig.
Die Pigment-Epithelzellen sind embryologisch den Deck-Epithelien im Gehirn
und Rückenmark homolog. Sie sind als Deckzellen der Aderhaut zu betrachten,
unterscheiden sich aber von allen Cylinderzellen dadurch, dass sie kein Lumen
umkleiden. Ihre Ernährung erfolgt von der Aderhaut aus, ein Verfall und
Ersatz der Zellen findet nicht statt. Bei albinotischen Thieren gewann Verf.
mikroskopische Bilder, aus welchen er den Eindruck erhielt, dass die Stäbchen
und Zapfen der Retina in facettenartige Vertiefungen der Pigmentepithelien
hineinragen.
Für die Entstehung des Pigments aus Blutfarbstoff spricht keine Beobach-
tung, die Pigmentkörnchen werden von den Epithelien autochthon gebildet.
„Pigmentbildner‘“ konnte Verf. nicht nachweisen. Auch bei vielen Wirbellosen,
welche keinen Blutfarbstoff besitzen, findet man pigmentirtes Epithel.
9) Linsenschlottern und Linsenzittern, von Dr. L. Heine, Privatdocent
und I. Assist. (Aus der Univ.-Augenklinik zu Marburg i. H.) |
Wird bei der Accommodation die Zonula entspannt, so nimmt zunächst
die Linse in sagittaler Richtung an Dicke zu, und erst wenn dieser Vorgang
sein Ende erreicht hat, und nun der Chorioidealring sich noch weiter verkleinert,
kann die Linse in Folge der Erschlaffaung der Zonula nach unten sinken.
Werden in diesem Zustande zuckende Bewegungen des Auges ausgeführt, so
tritt Linsenschlottern ein. Ist die Zonula sehr wenig erschlafft, so kann es
vorkommen, dass die Linse bei Bewegungen des Auges zunächst über das Ziel
hinausschiesst und erst nach einigen zitternden Bewegungen zur Ruhe kommt
(Linsenzittern).
Bei den meisten Menschen wird für die Einstellung auf den Nahepunkt
nur ein Bruchtheil der Leistungsfähigkeit des Ciliarmuskels verbraucht. : Tritt
nach Einstellung auf den Nahepunkt noch eine weitere Contraction des Ciliar-
muskels ein, sei es spontan, sei es durch Eserin, so wölbt sich die Linse nicht
mehr stärker, es folgt aber Linsenschlottern, welches demnach unter Umständen
spontan hervorgerufen werden kann.
Verf. beschreibt 2 Fälle, bei denen er das Linsenschlottern, bezw. Linsen-
zittern unter den angegebenen Verhältnissen sab und durch Beobachtung der
hinteren Linsenbildchen nachweisen konnte, dass isolirte Bewegungen der Linse
erfolgten. | Scheer.
Vermischtes.
1) Carl Waldhauer,
geb. 20. December 1820 zu Sallenen in Kurland, gest. 30. April 1899 zu
Mitau in Kurland.
Schon wieder ist einer von den ältesten Schülern A. v. Graefe’s ver-
storben. 1858 liess er sich in Riga als Augenarzt nieder und leitete von
1863—1879 die Wwe. Reimers’sche Augenheilanstalt und entfaltete hier eine
— 255 —
segensreiche praktische Thätigkeit, hat auch eine Reihe von Augenärzten heran-
gebildet. Später zog er nach Mitau, musste aber schliesslich wegen eines
schweren Augenleidens der Thätigkeit entsagen.
Wie Veröffentlichungen beziehen sich auf Fragen der praktischen Augen-
heilkunde, besonders auf die Operation der im trachom-reichen Kurland so
häufigen Haarkrankheit und auf interessante Krankheitsfälle und Augen-Ver-
letzungen. W. war ein echter Deutscher, in Gestalt und Wesen, und wird
allen, die das Glück gehabt, ihn kennen zu lernen, unvergesslich bleiben.
Im Folgenden gebe ich eine Liste seiner hauptsächlichen Veröffentlichungen:
Ueber Cataract. punct. Arch. f. Ophth. XXXI, 1. Tumoren des Auges und der
Augenhöhle, Petersb. med. W. 1877 (Centralbl. f. pr. Augenh. 1878, S. 168).
l'Opération du trichiasis, Arch. d’Opht. 1882, Novbr.—Decbr. Eine Iris-Ano-
malie, Klin. Mon.-Bl., 1886, Mai. Zur Op. der Ptosis, Petersb. med. W.,
1886, 16 u. 17. Ein Fall von sympath. Ophth. Klin. Mon.-Bl. Oct. 1883.
4 Fälle von diabet. Cataract, St. Petersb. med. W. 1884, Nr. 51 u. 52. Eine
Augenverletzung. Centralbl. f. pr. Augenh. 1885, S. 41. Fremdkörper in der
Orbita, D. Z. f. Chir. XXIX, Centralbl. f. pr. Augenh. 1889, S. 433. Zur
Operation der Trichiasis, Klin. Mon.-Bl. 1897, S. 377. H.
2) 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in München,
17.—23. Sept. 1899. 26. Abtheilung. Augenheilkunde. Einführender: Geh.-
Rath Prof. Dr. August von Rothmund. Schriftführer: Privatdocent Dr.
Karl Schloesser; Privatdocent Dr. Otto von Sicherer. '
Angemeldete Vorträge: 1. v. Ammon (Berlin): Zur Diagnose und The-
rapie đer Augen-Eiterung der Neugeborenen. 2. Elschnig (Graz): Beitrag zur
Pathologie der Hornhaut. 3. Hauenschild (Würzburg): a) Zur Bakteriolugie
der Conjunctivitis; b) Untersuchungen über die Einwirkung neuer Antiseptica
auf inficirte Hornhbautwunden. 4. Schloesser (München): a) Ermüdung im
Gesichtsfeld ausgedrückt; b) Demonstrationen. 5. Schmidt-Rimpler (Göt-
tingen): Stereoskopisches und körperliches Sehen. 6. Schoen (Leipzig): a) der
Einfluss der Reizung auf die Localisation bei Allgemeinkrankheiten; b) die
Accommodation im menschlichen Auge. 7. Uhthoff (Breslau): Zur pathologi-
schen Anatomie der Skleritis.
3) Neue Augenkliniken.
1. Die Neue Königl. Univ.-Augenklinik zu Breslau, Breslau 1899. Bis
1856 wurde in Breslau . der Univ.-Unterricht der Augenheilkunde von dem
Chirurgen Benedict ertheilt, 1857 habilirte sich Förster und ihm ist die
Neue Anstalt zu verdanken, die sein Nachfolger Uhthoff zu leiten hat. Eine
Univ.-Augenklinik bat einen dreifachen Zweck, erstens als Heilstätte, zweitens
als Unterrichtsanstalt, drittens als Stätte zur Förderung der Wissenschaft (Labo-
ratorium). | Ä
Die neue Klinik umfasst 48 Betten obne die Reserve-Abtheilung und
kostet, ohne den Bau-Platz, 258000 + 27000 Mark; der jährliche Ausgabe-
Etat ist auf 40 000 Mark veranschlagt.
2. Die neue grossherzogliche Augenklinik zu Jena von Prof. Dr. Wagen-
mann, Weimar 1899.
Jena war die letzte der deutschen Hochschulen, an der die Augenheilkunde
als selbständiges klinisches Fach abgezweigt wurde. Seit 1854 hatte der -
Professor der Chirurgie Schillbach die Vorlesungen über Augenheilkunde
übernommen. Diesen Zustand fand ich 1873, als ich Jena besuchte und Collegen
— 256 —
Schrön, der gleichfalls dort als Augenarzt wirkte. : 1881 wurde Kuhnt als
Professor der Augenheilkunde nach Jena berufen.
Die neue Anstalt ist vollkommen nach den neuesten und besten Grund-
sätzen eingerichtet und enthält 12 Krankenzimmer von 6,5 X 5,75 Meter.
3. Als ich 1894 das Royal London Ophthalmic Hospital, Moorfields, be-
suchte, fand ich von meinen alten Freunden aus dem Jahre 1877 nur wenige,
aber das alte Gebäude fast unverändert. Das ist jetzt anders geworden.
(Vgl. British med. J. Nr. 2009, 1899.) Das alte Haus ist für 78000 £ ver-
kauft und ein neues, für 80000 Æ, in the City Road, errichtet. Die Einrich-
tung ist so zweckmässig, wie möglich. 50 Betten sind vorhanden. Wir
wünschen der neuen Einrichtung bestes Gedeihen und unsren jüngeren Lands-
leuten beim Besuch ebenso viel Genuss, als wir selber 1877 im alten Gebäude
. gefunden. Ä | H.
4) ... Ich habe mit grösstem Interesse die Beschreibung der Operation des
sympathischen Stars gelesen und erlaube mir, Ihnen über einen von mir vor
3 Jahren etwas ähnlich operirten Fall zu referiren, da er als Beweis dienen
kann, dass der Erfolg einer solchen Operation dauerhaft ist. Es handelt sich
um einen Mann von circa 40 Jahren, der vor 5 Jahren sein rechtes Auge
durch Verletzung, und bald darauf sein linkes Auge durch „Entzündung“ ver-
loren hatte.
Rechtes Auge war geschrumpft, auf Betasten nicht empfindlich, etwas ge-
reizt wegen bestehendem Trachom. Links Pupille grauweiss, die beinalıe
atropbische Iris bildete zackige Verwachsungen mit der neugebildeten Haut in
der Pupille. Die obere Hälfte der Hornhaut trübe in Folge von abgelaufenem
Trachom. Lichtschein und Projection ganz prompt. Ich versuchte eine Iri-
dectomie zu machen, was aber wegen Flächen-Anlöthung und sehr vorgeschrittener
Atrophie des Irisgewebes nicht gelang; es zeigte sich nur, dass die Linse ganz
trübe war. Das Auge hat die Operation gut vertragen. Dann wollte ich die
Wenzel’sche Operation ausführen, in dem letzten Momente aber habe ich den
Plan gewechselt. Durch einen Lanzenschnitt im oberen Theile der Hornhaut habe
ich einen Spatel eingeführt und die hinteren Synechien, wie weit es nur mög-
lich war, abgelöst. Es entstand eine mässige Blutung, doch war ein Raum
der Haut ungefähr 2—3 mm breit entblösst. Jetzt habe ich mit einer Förster’-
schen Pincette die grauweisse Haut so weit nach unten, wie möglich, gefasst,
sie war aber so dick, dass sie nicht riss, und konnte nicht herausgezogen
werden. Ohne die Pincette aus der Hand zu lassen, habe ich die Wecker’sche
Scheere eingeführt und ein ziemlich grosses Stück der Membran ausgeschnitten.
Es entleerte sich etwas halbflüssige Linsenmasse, etwas mehr habe ich mit
dem Daviel’schen Löffel herausbefördert. Das Auge verheilte ohne besondere
Complicationen. Es entstand eine ziemlich regelmässige, etwas nach unten ge-
legene Pupille und der Kranke konnte mit entsprechender Correction Fingerzählen
auf 3 Meter, Handbewegungen auf 5 Meter sehen. Der Glaskörper war so
trübe, dass ich keine Details des Augenhintergrundes sehen konnte. Ich rieth
dem Kranken eine Schmierkur zu Hause durchzumachen. Ende December v. J.
sah ich ihn wieder. Die Pupille ist jetzt mehr rund aber nicht grösser, die
Medien klarer, in der Chorioidea alte Herde. Mit + 9,0 D sieht er !/,, sicher,
mit + 13,0 D liest Sn 1,25 mit etwas Mühe.
Warschau, 8. Juli 1899. | B. R. Gepner (jun).
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
— a En A Lieser
Verlag von Vzır & Come. in Leipzig. — Druck von Merzorr & Wrrrio in Leipzig.
= Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Conan in Breslau, Doc. Dr.
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in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
September. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Iritis glaucomatosa. Von Dr. W. Goidzieher,
Professor in Budapest. — II. Ueber die Operation des Nachstars. Von Prof. 3. Stilling
in, Strassburg i. E.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Zwei seltene Augen-Operationen, von
J. ne (Schluss.) — 2) Beiträge zum feineren Bau der Netzhaut des Chamäleo
vulgaris, von Dr. M. Borysiekiewicz, o. ö. Prof. d. Augenheilk. a. d. Univ. zu Graz.
Journal-Uebersicht. 1. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 1. —
II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. April. — III. Die oph-
thalmologische Klinik. Nr. 1—6. — IV. Archives d’ophtalmologie. Januar—März. —
V. Annales d’oculistique. Januar— März. — VI. La clinique ophtalmolögique. Nr. 1—6.
— VII. Recueil d’ophtalmologie. 1898. December. — VIII. The American Journal
of Ophthalmology. Januar— Februar. — IX. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases.
Januar, — X. Nederlandsche Oogheelkundige Bijdragen. VII. Lieferung.
Vermischtes. Nr. 1—2.
Bibliographie. Nr. 1—41.
I, Iritis glaucomatosa.
Vorgetragen am 9. internationalen ophthalmologischen Congress in Utrecht von
Dr. W. Goldzieher, Professor in Budapest.
Wenn wir von jenen Fällen chronischer Iritis absehen, bei denen es
nach Anheilung der Pupille an die Linse zu secundärem Glaukom ge-
kommen ist, dag der Natur der Sache nach nur durch rechtzeitige Iri-
dektomie zu heilen ist; so ist es namentlich die Iritis serosa, in deren Ver-
lauf, wie die Lehrbücher übereinstimmend lehren, gelegentlich Erhöhung
17
— 258 —
des intraoculären Druckes hinzutreten kann. Es wird auch so ziemlich
übereinstimmend angegeben, dass diese Complication durch ein wichtiges
Symptom, und zwar durch eine merkbare Vertiefung der vorderen
Kammer sich signalisirt. Es scheint demnach allgemein die Ansicht
zu herrschen, dass es eine Vermehrung des Kammerwassers ist, eine Art
von Hydrops intraocularis, wodurch die Zunahme des intraocularen
Druckes bedingt ist. Auch ich habe die Vertiefung der vorderen Kammer
wiederholt beobachtet, namentlich in Fällen schwerer und verschleppter
Keratitis parenchymatosa, die ja, wie die Regel ist, immer mit einer Uveitis
anterior vergesellschaftet ist. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass
alle Angaben darüber fehlen, wie oft und in welchen besonderen Fällen,
durch welche speciellen Ursachen bedingt, eine Druckerhöhung bei Iritis
serosa eintritt. Dass es sich hierbei sicherlich nicht um ein ständiges
Symptom handelt, sondern nur um ein ausnahmsweises Ereigniss, geht aus
allen Schilderungen dieses Leidens hervor, was auch mit meiner persön-
lichen Erfahrung übereinstimmt. Die Bedingungen dieses Ereignisses sind
vorläufig noch in Dunkel gehüllt, und es würde jedenfalls für zukünftige
Bearbeiter dieses Gegenstandes eine lohnende Aufgabe sein, diesen Be-
dingungen nachzuspüren, da ja überhaupt die Grenzen zwischen Iritis serosa
und glaukomatöser Complication noch so verwaschen sind, dass dieser so
wichtige, den Praktiker im höchsten Grade interessirende Umstand in allen
mir bekannt gewordenen Darstellungen so unbestimmt als möglich erscheint.
Schon aus Gründen der Therapie müssten wir die pathologischen Gesetze,
‚ die hier maassgebend sind, zu eruiren trachten. Es muss daher meines
Erachtens ein "jeder Beitrag, der den Uebergang von Iritis in Glaukom
zu illustriren vermag, schon vom therapeutischen Standpunkte aus hoch
willkommen sein. |
Im Laufe der letzten Jahre ist es mir gelungen, verschiedene hierher
gehörige Daten zu sammeln, die sich mir endlich zu einem Gesammtbilde
gruppirten, das, soweit ich die Literatur übersehe, noch nicht die ge-
bührende Beachtung gefunden hat, wenn ich auch nicht zweifle, dass viele
‘der Fachgenossen zu ähnlichen Beobachtungen gekommen sind. Ich habe
das hier vorzutragende Krankheitsbild in einer Reihe von Fällen in dem
einen oder anderen Stadium seines Verlaufes gesehen; meine Schilderung
basire ich jedoch auf die Krankengeschichten von fünf Fällen, die ich nicht
allein von Anfang zu Ende beobachten konnte, sondern die sich auf In-
dividuen beziehen, die jahrelang vorher und seither fortwährend unter meiner
Controlle standen. Alle diese Fälle haben ein so gemeinsames Gepräge
und stimmen in den wichtigsten Umständen so sehr miteinander überein,
dass wir berechtigt sind, von einem Krankheitsbilde zu sprechen, das um-
somehr unsere Aufmerksamkeit verdient, als wir in therapeutischer Be-
ziehung vor einer ebenso schweren und verantwortungsreichen, als lohnenden
Aufgabe stehen, |
— 259 —
In allen meinen Fällen handelt es sich um Individuen, die bereits
einmal’ acute Iritis überstanden hatten, und bei denen es gelungen war,
der Krankheit vollkommen Herr zu werden. Es waren keine Synechien
zurückgeblieben, der Spiegelbefund zeigte. wieder vollkommen normale Ver-
hältnisse, und das Auge hatte seine ursprüngliche Gebrauchsfähigkeit wieder-
erlangt, deren sich die in Rede stehenden Patienten durch eine Zeit von
1—2 Jahren erfreuen konnten.
Was die Aetiologie dieser gut abgelaufenen Iritis anbelangt, so war
Syphilis in keinem einzigen Falle nachzuweisen, dagegen waren bei dreien
von den fünfen schwere rheumatische Affectionen vorhanden gewesen, die
sie auf Refrigerations-Einflüsse zurückführten. Bei vieren war langwierige
Urethritis gonorrhoica vorgekommen; ein Fall, der übrigens nicht so rein
ist, als die übrigen, war auf Tuberculose verdächtig. Nachdem nun, wie
bemerkt, die erste Iritis längst geheilt war, und die Personen sich durch
die ganze Zeit vollkommen wohl befunden hatten, brach nun an denselben
ohne nachweisbare äussere Ursache ein Recidiv aus, das anfänglich den-
selben Charakter zu haben schien, als die erste iritische Attake. Es han-
delte sich im Beginne um mässige Reizerscheinungen, Ciliarinjection, Bil-
dung von leicht zerreisslichen Synechien, wo aber bei jedem durch Atropin
hervorgebrachten Stand der Pupille neuerliche Ausschwitzungen zu be-
obachten waren. Der Verlauf schien sich in nichts von dem Bilde der
ersten, gleichfalls von mir behandelten Iritis zu unterscheiden. Nach der
ersten Woche änderte sich aber das Bild ganz bedeutend und fast plötz-
lich: Die Sehmerzen wurden heftiger, die Pupille — früher nur durch
Atropin in Erweiterung zu halten — wurde plötzlich starr, unregelmässig
weit, die bisher klare Cornea wurde trüb, aus dem Pupillargebiete kommt
ursprünglich ein grauer Reflex hervor; bald aber hat es den Anschein, als
ob es durch einen feinen grauen, fibrinösen Schleier gedeckt wäre, es ist
absolut nicht zu durchleuchten; das Sehvermögen sinkt auf blosse Licht-
empfindung. Dabei sind die äusseren Bulbusgebilde beteiligt und zwar ist
Chemosis und Lidschwellung vorhanden. Der intraoculäre Druck ist enorm
gesteigert. ([= +3) ` |
In allen diesen Fällen handelt es sich demnach um Per-
sonen, die einmal bereits eine Iritis glücklich überstanden
hatten; bei allen war der Umschlag ins glaukomatöse mit
einer auffälligen fibrinösen Exsudation ins Pupillargebiet ver-
knüpft.
Was den weiteren Verlauf betrifft, der sich in Anbetracht des Umstandes,
als das Sehvermögen so ziemlich gänzlich erloschen war, bedrohlich genug an-
liess, so warausnahmslosin allen Fällen Heilung zu erzielen. Und zwar konnte
diese Heilung ohne jeden operativen Eingriff durch die Anwendung von Pilo-
carpin- oder Eserin-Eintropfungen und heissen Umschlägen erzielt werden.
In dem allerersten Falle, den ich behandelte, war bei der geradezu enormen
17*
oe —
Drucksteigerung und dem raschen Verfalle des Sehvermögens wohl eine
Iridektomie in: Aussicht genommen worden und die Vorbereitungen waren
hierzu schon getroffen. Die Instillation des Mioticum hatten den Zweck,
den glaukomatösen Ansturm ein wenig zu mässigen, um bessere Be-
dingungen für die exacte Ausführung der Iridektomie zu schaffen, Als
jedoch die Besserung nicht mehr zù verkennen war, wurde die Idee der
Operation — ich kann wohl sagen, zum Heile des Patienten — fallen ge-
lassen und der idealste Erfolg erzielt. In den späteren Fällen kam denn
auch ein operativer Emgriff nieht mehr in Frage; je mehr die Erkenntniss
des Krankheitsbildes sich bei mir befestigte, um so sicherer konnte ich die
günstige Prognose aufrecht erhalten.
‘ Die Behandlung des glaukomatösen Zustandes mit dem Miotieum (der
Erfolg ist derselbe, ob man Eserin oder Pilocarpin anwendet,) hatte noch
den akademischen Vortheil, dass der eigenartige Verlauf ungestört‘ von
einem operativen Eingriffe stüdirt werden konnte, Es ergab sich die inter-
essante Thatsache, dass nach Maassgabe der Wirkung des pupillen-
verengenden Mittels auch die fibrinöse Exsudation in die Kammer und das
Popillargebiet massiger und reichlicher wurde, so dass es mitunter den
Anschein hatte, als ob durch die Contraetion des Sphinkter eine rasch ge-
rinnende Exsudatmasse aus dem Irisgewebe gepresst würde. Einigemale
war das Pupillargebiet so reichlich mit dem Exsudat erfüllt, dass ohne
genaue Kenntniss des Verlaufes die Annahme einer eitrigen lIritis platz-
gegriffen hätte. Mit der zunehmenden Besserung innerhalb einiger Tage
schwand allmählich das Exsudat, die Schmerzen liessen nach, der Druck
kehrte zur Norm zurück, und das Sehvermögen stellte sich in allen Fällen
bleibend wieder her, ohne dass die genaueste Untersuchung auch nur eine
Spur von Gesichtsfeldbeschränkung ergeben hätte. Was diese betrifft, so
habe ich zu bemerken, dass auch zür Zeit, als die Tension am höchsten
stand und das Sehvermögen nur auf Wahrnehmung der Kerzenflamme ge-
sunken war, in der Peripherie keine Einschränkung der Lichtempfindung
constatirt werden konnte.
Wenn ich demnach den Charakter dieser Iritis glaucomatosa aus den
klinischen Symptomen zu bestimmen versuche, so erscheint mir als das
hervorstechendste Merkmal das ganz auffällige fibrinöse Exsudat, das um
so eher registrirt zu werden verdient, als die beobachteten Patienten ja
schon früher eine Iritis durchgemacht hatten, ohne dass diese Erscheinung
vorhanden gewesen wäre. Ja in zwei Fällen, auf die ich noch zurück-
komme, kam es später zu einer neuerlichen, kurzen Iritis-Attake, ohne fibri-
nöses Exsudat und oline Drucksteigerung, die ebenfalls vollkommen gut
ablief.
Es fragt sich hun, ob wir berechtigt sind, die so auffallende Druck-
steigerung mit dem fibrinösen Charakter der Iritis in ursächlichem Connex
zu bringen. Da es in keinem der Fälle glücklicher Weise zur Autopsie
— Bl —
‚des Bulbus kam, ag sind wir nur auf Erwägungen klinischer Natur an-
gewiesen. In keinem meiner Fälle war eine Disposition zu Glaukom vor-
handen; die Kranken waren sämmtlich noch in jüngerem Lebensalter, zwei
nahe an fünfzig, einar 24, die anderen um das 30. Jahr herum. Eine
Idiosynkrasie gegen Atropin kann auch nicht angenommen werden, da ja
während der ‚ursprünglichen Iritis reichlich Atropin verwendet wurde, ohne
dass Drucksteigerung oder sonst ein Nachtheil hiervon beobachtet worden
wäre. Auch zeigte die weitere Beobachtung, dass die Annahme, als hätte
die reichliche Instillation von Atropin (wie dies mitunter bei älteren Leuten
vorkommt,) die schlunmernde Disposition zu Glaukom geweckt, unhaltbar
war. Denn in zweien meiner Fälle war nach vollkommener Heilung eine
neuerliche Entzündung aufgetreten — in dem einen Falle ca. 6 Wochen
nach der Heilung, in.dem anderen nach länger als einem Jahre, — welche
ohne weitere Zufälle unter Atropin-Instillationen geheilt werden konnte,
ohne dass die täglich mit grosser Aufmerksamkeit mehreremale controllirte
Spannung des Augapfels irgend eine Ge im positiven oder ne-
gativen Sinne ergeben hätte.
Da ich es nicht für nothwendig halte, aus Rücksicht auf die karg
bemessene Zeit, die Krankengesohichten ‚meiner ‚Fälle hier vorzulegen, so
will ich als wichtigstes Ergebniss dieser klinischen Beobachtungen resumi-
rend folgendes ‚hervorheben:
Das Umschlagen der Iritis aus der sogenannten serösen Gruppe
in die fibrinöse Form war mit einer colossalen Erhöhung des intraoculären
Druckes verbunden. Der Beobachtung nach konnte die Druckerhöhung
nieht die Folge einer. Hypersecretion, eines-Hydrops intraocularis sein. Eher
können wir annehmen, dass der fibrinöse Gharakter des Exsudates an der
Druckerhöbung schuld sei, möglicher Weise ‚dadurch, dass es zu Gerin-
nungen in den vorderen Lymphabfiusswegen kam, und dadurch ein Re-
‚tentionsglaukom erzeugt wurde. In : therapeutischer Beziehung sind die
beobachteten Fälle darum bemerkenswerth,. weil sie zeigen, 1. dass bei
‚reeidivirenden :Iritiden — unabhängig von Synechienbildungen — acut
glaukomatöse Zufälle nicht selten sind, 2. dass sie auf nicht-operativem
Wege mit Erhaltung ‚der vollkommenen Gebrauchsfähigkeit des Auges ge-
heilt vercen können.
H. Veber die Operation des Nachstars.
Von Prof. J. Stilling in Strassburg i i. E.
Man giebt sieh -in jüngster Zeit von verschiedenen Seiten SS an-
erkennenswerthe Mühe, um die Nachstär-Operation zu verbessern. Dies hat
‚seinen guten Grund, denn so unbedeutend eine solche Operation auf den
ersten Blick erscheint, so viele Haken hat sie. Abgesehen von den Schwierig-
— 282 —
keiten, welche die Natur der zu trennenden Membranen darbietet, ist wohl
- bei keiner andern Operation eine Infectionsgefahr trotz aller Antisepsis so
sehr zu fürchten.
Die neueren Bestrebungen sind daher ee Recht darauf gerichtet,
nicht nur die eigentliche Operationswunde möglichst klein zu machen,
sondern auch vor Allem bei der Trennung der membranösen Gebilde den
Glaskörper gar nicht oder so wenig als möglich zu verletzen.
Seit mehreren Jahren wende ich zur Operation des Nachstars ein
Verfahren an, welches mir vor den anderen, auch den in der letzten Zeit
von Kumnt und Levinsoun beschriebenen, wenigstens in den meisten
Fällen den Vorzug zu verdienen scheint. Dasselbe ist auch schon sowohl
von mir, als von Dr. G. Weıuu beschrieben worden, scheint aber den
meisten Fachgenossen noch unbekannt zu sein. Nur von PrLücer finde
ich erwähnt, dass er es anwendet. u
Ich benutze einfach zwei sehr feine Nadeln! in Form eines der Länge
nach durchsehnittenen Pfeils (wenn man will, einer Harpune), die in ihrem
ganzen Umfang geschliffen sind. Die eine Nadel ist gerade, die andere
gebogen. |
‘Die kleine Operation wird nun folgendermaassen ausgeführt:
A TT Tee,
Der Assistent fixirt den Bulbus in der Mitte des unteren Hornhaut-
umfangs mit einer Schlosspincette, der Operateur sticht die beiden Nadeln
zugleich vom inneren wie äusseren Limbus aus mit flach liegenden
Schneiden ein, bis sie sich in. der Mitte des Pupillargebietes begegnen.
Er dreht dann die Nadeln um 90 Grad, senkt sie leicht in die Star-
'membran ein und zieht, indem’ er diese zerschneidet oder dilacerirt, langsam
nach beiden Seiten aus. Wenn es nöthig ist, kann man die Nadeln mehr-
mals vorschieben, durchschneiden und wieder zurückziehen, auch kann man
sehr leicht dies in verschiedenen Richtungen vollführen, ohne den Einstichs-
punkt zu ändern. Selbstverständlich kann man auch die’ eine Nadel von
oben, die andere von unten einführen, wenn man dies für gut halten
sollte; in den meisten Fällen wird man von aussen und innen einführen. -
Ich habe, ehe ich dies Verfahren fand, immer nur sehr ungern Nachstar-
Operationen gemacht; seit ich aber, wie beschrieben operire, ist mir jede
Nachstar-Operation geradezu ein Vergnügen geworden. Auch habe ich
eine grosse Anzahl vollführt, ohne jemals meinen Zweck verfehlt zu haben.
1 Die Nadeln werden vom Instrumentenmacher Streisguth in Strassburg sehr
gut angefertigt.
— 2683 —
Die Operation ist sehr leicht auszuführen, offenbar muss sie viel leichter
auszuführen sein, als wenn man messer- oder scheerenartige Instrumente
verwendet. Das Einzige, worauf man sich ein wenig einzuüben hat, ist
dass man beim.Ausziehen der Nadeln die Schneide wieder in die ursprüng-
liche flache Lage zyrückbringt und die obere Fläche etwas gegen die
Hornhaut andrückt, um nicht hängen zu bleiben. Der Ciliarkörper kann,
da man zwei Nadeln benutzt, keiner Zerrung unterliegen, und der Glas-
körper bleibt meistens wohl ganz unverletzt. Dass überhaupt nur ein
Tropfen Kammerwasser ausfliesst, ist sehr selten; die Reizung nach der
Operation kaum nennenswerth. Das Verfahren eignet sich ebenso gut für
ganz dünne, wie für dickere Nachstare. |
Ist eine Starmembran so dick, dass es wünschenswerth erscheint, sie
vollständig aus dem Auge zu entfernen, so kann man, ehe die Nadeln
eingeführt werden, ein GRAEFE’sches Starmesser, wie zur Extraction, in der
Mitte des Limbus einstechen, gegenüber ausstechen und dann ausziehen,
so dass zwei kleine Hornhautwunden von etwa 2 mm Länge da sind, durch
welche kaum Kammerwasser ausfliesst. Dann führt man die Nadeln ein
und zerreisst die Membran. Die Stücke bleiben sehr leicht an den Har-
punen hängen und folgen beim Ausziehen.
Meiner Erfahrung nach genügt aber das einfache Einstechen, Zer-
schneiden und Ausziehen für die meisten Fälle, und man braucht nur selten
zu der eben beschriebenen Modification seine Zuflucht zu nehmen.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Zwei seltene Augen-Operstionen, von J. Hirschberg. (Deutsche med.
= Wochenschr. 1899. Nr. 26.)
(Schluss.)
II. Penelope, eine ungewöhnliche Lid-Operation.!
Während bei uns im Abendlande die Kernstar-Ausziehung unzweifelhaft
die hauptsächlichste Augenoperation darstellt, nimmt im Morgenlande die Be-
seitigung der Haarkrankheit den Vorrang ein, bezüglich der praktischen
Wichtigkeit und Häufigkeit. Wiederholt wurde ich auf meinen Reisen im
Morgenlande befragt, wie man — nicht bloss am sichersten, sondern auch am
schönsten — die Harems-Damen von der so lästigen Haarkrankheit, die eine
Folge des Trachom darstellt, befreien könne. Aber auch in Europa spielt das
schöne Aussehen eine grosse Rolle; eine unschön ausgeführte. Operation kann
den Betroffenen zur Verzweiflung und sogar zu Selbstmordgedanken bringen
und ihn jedenfalls veranlassen, einen anderen Operateur aufzusuchen, der ihm
die Verunstaltung des Antlitzes? wieder verbessert.
! Nach einem am 25. Mai in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft ge-
haltenen Vortrage.
2 Griechen wie Deutsche kennzeichnen das Antlitz durch das Sehwerkzeug,
rg00Wno», Von wy; Gesicht, von sehen). Entstellung des Sehwerkzeugs bedingt
— ‘84 —
Ein 28j ähriger Ausländer kam,am 29. Juni 1898 zu mir und klagte mir
sein Leid. Vor zwei Jahren trat, in Folge alter 'Körnerkrankheit, störendes ‘Reiben
der Härchen ‘Auf "béiden Augen ein. Im December 1897 wurden ilim, unter
Chlöroforu:betäubung, in derselben Sitzung, ‘beide Augen operirt. Seitdem ist er
tief unglücklich durch die Entstellung; das Reiben der Härchen ist auch nicht
beseitigt. Das Antlitz des Kranken zeigt eine höchst auffallende Entstellung. Er
sieht aus wie ein Clown. Beiderseits sind die schläfenwärts gelegenen zwei Drittel
seiner dunkelschwarzen, buschigen Wimperhaare stark emporgelagert, so dass’
gegen die Schläfe zu Wimpern und 'Brauen sich berühren (Fig. 2). Wie man aus
den Narben deutlich erkennt, war ein den Wimperboden enthaltender dreieckiger
Lappen mit nasenwärts gerichteter Grundfläche abgelöst worden, darüber aus
der Lidhaut ein zweiter, gleichfalls dreieckiger Lappen mit der Grunfläche naclı
der Schläfe zu; dann der untere Lappen oben, der obere unten eingepflanzt
Fig. 10.
und befestigt worden. Es ist dies die Operation von Spencer- Watson,!
welche ich „Bäumchen, verwechselt euch“ nenne; den Gelehrten möchte ich den
Namen &veAlayn, Vertauschung, zur Verfügung stellen. Diesem Verfahren wird
in Czermak’s? neuem Händbuch der Augtn-@perationen hohes Lob gespendet.
In unsrem Falle konnte man in dem herabgepflanzten 'Lappen mit der. Lupe
deutlich Wollhärchen nachweisen, was übrigens nach meinen Erfahrungen
die Regel bildet.
Ich suchte den Kranken zu beruhigen und zu trösten. Am 14. April
1899 kam er aus seiner ‚Heimath zurück und erklärte, dass er keinen ruhigen
Augenblick habe, keine Gesellschaft besuchen könne, auch keitie Anstellung 'als
Lehrer gefunden, sogar mehrmals an Selbstmord gedacht, und bat dringend um
die Operation, die ich ihm schon bei seiner ersten Anwesenheit 'skizzirt ünd
als Penelope bezeichnet hatte Das Verwobene wird wieder "ant.
gelöst.
Am 18. April 1899, Operation am rechten Auge: 1. Nach Einlegen der
Jä äger ’schen Platte? zwischen Oberlid und Augapfel wird am freien Lidrand
ein Schnitt angelegt und bei flacher Messerführung der herabgepflanzte‘ Lappen
grösste Entstellung des Antlitzes. Ueber ‘die Wichtigkeit: der verschönernden Augen-
operationen vergl. meine Mittheilung im Centralblatt für Augenheilkunde 1887, S. 72.
$ un Hosp. Rep. VIL 1873 und Medical Times and Gazette, Vol. XLIX, 1874.
167
® Allvsoxe, aufriffelt sie das Gewebe.
| 4 Nur ist sie bei mir nicht aus Horn, sondern aus Aluminium, so dass man sie
tüchtig absieden kann.
— 265 —
vom 'Lid frei pfäparirt, 2. Der zweite Schnitt liegt genau unterhalb der
‘dmporgepflanzten Wimperreihe. Nunmehr ist der 'heräbgepflanzte Lappen um-
schnitten. 3. Der dritte Schnitt fällt in die alte Narbe, unterhalb der Braue.
Der wimpertragende Lappen ist frei'präparirt. Jetzt werden die beiden Lappen
wieder zurückgetauscht und vernäht, schliesslich ein kleines schmales Läppchen
aus der 'Mundschleimhaut des Kranken am Intermarginal-Theil befestigt. Ein
Gaze-Läppchen mit Jodoformsalbe wird aufgelegt und darüber der Verband.
Am 29. April 1899 Operation des linken Auges. Vierzehn Tage später
reiste der Operirte zufrieden nach seiner Heimath.
2) Beiträge zum feineren Bau der Netzhaut des Chamäleo vulgaris,
von Dr. M. Borysiekiewicz, o ö. Prof. der Augenheilkunde an der
Universität zu Graz.! (Mit 36 Photogrammen.) Wien. 1899. Franz Deuticke.
I. Einleitung.
Die erste umfassende makroskopische und mikroskopische Beschreibung
des Chamäleon-Auges stammt von H. Müller. Er betont u. A., das sowohl
in der äusseren, als auch in der inneren Körnerschicht ein doppeltes
Fasernsystem nachweisbar sei; das eine verlaufe schräg oder sogar parallel
der Netzhautschichtung, das andere senkrecht zu derselben. Erstere erklärte er
als nervöse, letztere als Radialfasern.
‘Da nun Verf. hinsichtlich der Radialfasern der Retina eine von den
herrschenden Anschauungen abweichende Ansicht vertritt, hier aber beide Faser-
systeme leicht durch ihren Verlauf kenntlich sind, wählte er gerade das
Chamäleon-Auge zu eingehendem Control-Studium.
Eine weitere zu berücksichtigende Arbeit rührt von W. Krause her, aus
dem Jahre 1892, ferner eine dritte von Ramon y Cajal aus dem Jahre 1894.
Verf. verwendete 18 Chamäleon-Augen, die theils in Müller’scher Lösung,
theils in 31/,°/, Salpetersäure, in Formalin, in !/,—1”/), Osmiumsäure oder
endlich in Flemming’schem Gemische conservirt waren.
Verf. verwahrt sich gegen den Vorwurf einseitigen Vorgehens bei seinen
Untersuchungen, indem er nicht die Cajal’sche Methode in Verwendung zog.
Er nahm davon Umgang, weil er sich zu Zweifeln an der Richtigkeit der durch
sie gewonnenen Bilder berechtigt hält, umsomehr, als ihre Resultate auch mit
der angeblich dieselben Ergebnisse liefernden Ehrlich’schen Methylenblau-
‘Methode mitunter in unlösbarem Widerspruche stehen. Er fand, dass die Form
der Elemente litt, die feineren Details unsichtbar wurden, endlich dass die
Silber-Niederschläge sehr störend waren. Auch hätte die Vergleichbarkeit der
Resultate sehr gelitten, nachdem sich Verf. bei seinen früheren Untersuchungen
hauptsächlich der Osmium-Methode bedient hatte.
Zur Darstellung der feineren Kernstructur verwendete er Härtung in
Flemming’ scher Lösung mit nachfolgender Färbung mit Safranin oder Her-
mann’ s Fuchsin.
IL. Die Ergebnisse sind kurz:
1. In der`Netzhaut des Chamäleons ist die Neuroöpithelschicht
durch 5 Formen von Zapfen vertreten.
2. Die vertical gestellte Faser im Bereich der äusseren Körner-
‚schicht ist in directem Zusammenhange mit der senkrecht inner-
halb der inneren Körnerschicht verlaufenden Faser und stellt
einen Abschnitt der Radialfaser dar.
! Es war sein Schwanen-Gesang. Er starb am 18. Sept. 1899. H.
ui. 2
3. Im Gebiete der äusseren Körnerschicht ist in der Nähe der
äusseren Grenzmembram in der Radialfaser ein äusserer Kern
eingebettet.
Die schrägen Fasern der beiden Körnerschichten stehen analog
in directem Zusammenhange. An den schrägen Fasern lassen sich genau
so, wie an den senkrechten die charakteristischen Kerne der Müller’schen
Fasern nachweisen. Sowohl senkrechte, als schräge Fasern sind somit
als Müller’sche Fasern aufzufassen.
4. Die schwarzen Körnchen in den Zapfenfüssen, wie sie Verf.
beim Menschen nur im Gebiete der Macula wahrnehmen konnte,
sind beim Chamäleon bis an die Ora zu beobachten.
5. Die Ganglienzellenschicht entspricht in ihrer Anordnung
der menschlichen. Die Nervenelemente daselbst sind in continuir-
lichem Zusammenhange mit den parareticulären Zellen der inneren
Körnerschicht.
6. An der tiefsten Stelle der Fovea sind nur die beiden Grenz-
membranen, ferner Zapfenfasern und Zapfen vorhanden.
| 7. In der menschlichen Netzhaut besteht ene directe Verbin-
dung zwischen einem inneren und einem äusseren Kerne.
Die Ausstattung des Buches ist eine durchaus gediegene, und ist besonders
die künstlerische Ausführung der Birnbacher’schen Photogramme hervorzuheben.
| Purtscher.
Journal- Uebersicht.
I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVIIN. 1.
1) Physiologisches über die Pigmentepithelzellen der Retina, von
Dr. Emil Krückmann, Privatdocent und I. Assist. an der Univers.-Augen-
klinik zu Leipzig.
Der bei niederen Thieren nachgewiesene Phototropismus ist bei Säuge-
thieren mikroskopisch noch nicht beobachtet worden, doch scheint bei letzteren
in vorher belichteten Augen das Pigmentlager fester an der Retina zu "haften,
als in nicht belichteten.
Die von Kühne u. A. beschriebenen Fortsätze, in welchen die Fusein-
körper vor- und rückwärts wandern, konnten auch bei albinotischen Menschen
und Thieren nicht nachgewiesen werden. Frisch entnommenes Pigment ist nach
den Versuchen des Verf.s einer activen Wanderung nicht tamig, sondern wird
nur passiv bewegt.
An.der Kühne’schen Auffassung, dass die Pigmentepithelzellen Drüsen-
zellen darstellen, ist festzuhalten. Die Pigmentkörperchen spielen wahrscheinlich
bei der secretorischen Thätigkeiten der Zellen keine Rolle, sondern sind nur
Einschlüsse derselben. Jedenfalls sind die Zellen an der Bildung des Sehpurpurs
betbeiligt. Vielleicht werden verschiedenartige Stoffe gebildet, vielleicht tritt
durch Lichtabsorption eine Spaltung derselben ein, und findet je nach der Art
der entstandenen chemischen Producte eine Se Erregung des nervösen
Apparats statt.
Möglicher Weise ist ‘das Pigment dazu beant eine Schutzvorrichtung
für die Production und für den Transport der Sehstoffe in den Plasmafortsätzen
der Epithelzellen abzugehen.
— 267 —
2) Beitrag zur pathologischen Anatomie der Thränensack-Erkran-
kungen, von Dr. E. Hertel, Privatdocent und I. Assistent an der Jenaer
Augenklinik.
Verf. hat 52 in der Jenaer Klinik exstirpirte Thränensäcke untersucht,
welche meistens an chronischer Blennorrhöe erkrankt und ectatisch waren. In
einigen Fällen von tuberculöser Erkrankung wurde der Sack nicht in toto
exstirpirt, sondern das speckige Gewebe mit dem scharfen Löffel entfernt, event.
Meissel-Operation an den Knochen. Bei 2 Kranken mit schwerem Lupus faciei
bestand nur Blennorrhöe des Sacks, keine Tuberculose.
In den nicht mit Sonden und Einspritzungen behandelten Thränensäcken
war die Oberfläche der Schleimhaut mehr oder minder uneben, zum Theil ragten
zellenartige Vorsprünge ins Lumen hinein; Epithel vielschichtig, zahlreiche
Becherzellen, Rundzelleninfiltrate des Epithels, Basalmembran nicht nachweisbar.
Die Mucosa selbst war stark hyperämisch und mit Rundzellen infitrirt. In
derselben fanden sich, und zwar meistens nahe unter dem Epithel, zahlreiche
bis stecknadelkopfgrosse Follikel, von denen aus einzelne Züge von Lymphzellen
bis in das Lumen zu verfolgen waren.
War die Wandung der Säcke hochgradig ausgedehnt, so fehlten die ent-
zündlichen Erscheinungen fast ganz, die Mucosa bestand aus einem straffen
Bindegewebe mit spärlichen Kernen, das Epithel war manchmal nur einschichtig,
die Zellen abgeplattet, keine Rundzelleninfiltrate, Becherzellen und Follikel
fehlten fast ganz.
In zwei Fällen von einfachem Catarrh der Thränensack-Schleimhaut, —
die. Präparate waren der Leiche entnommen — zeigten sich, wenn auch weniger
‚hochgradig, dieselben Veränderungen wie bei chronischer Eiterung.
` Beziehungen der Follikel zur Granulose stellt Verf. in Abrede. Er unter-
suchte zahlreiche normale Thränensäcke von Individuen in verschiedenen Lebens-
altern und fand, dass die Mucosa schon beim Fötus Rundzellen enthielt. Mit
zunehmendem Alter nimmt, wohl in Folge der durch verunreinigte Thränen-
flüssigkeit gesetzten Reize, die Infiltration zu, mit mehr oder minder ausgeprägter
Ausbildung von Follikeln, die demnach mehr als physiologische Gebilde zu be-
trachten und unter pathologischen Verhältnissen nur stark vermehrt sind.
Dasselbe gilt von den Becherzellen, welche anscheinend aus Cylinderzellen
hervorgehen. (Uebergangsformen).
Einstülpungen der Schleimhaut können Drüsen vortäuschen, eigentliche
Drüsen sind aber nie vorhanden.
In einem Falle wurde ein Polyp gefunden. Bei Tuberculose zeigten sich
die bekannten Knoten mit Riesenzellen, Tuberkel-Bacillen konnten nie nachge-
wiesen werden. Die Thränenröhrchen waren im Ganzen wenig verändert.
In denjenigen Säcken, welche vorher mit Sonden u. s. w. behandelt waren,
zeigte das Gewebe ausgedehnte Zerträmmerung, Epitheldefecfe, Blutungen. In
einem Falle, in welchem längere Zeit die Vulpius’sche Dauersonde angewandt
war, hatte die Oberfläche ihren Schleimhautcharakter verloren, das Epithel
fehlte fast ganz, und an Stelle desselben befand sich ein sklerotisches Binde-
gewebe, dem nach aussen ein noch schwach als Schleimhaut erkennbares Gewebe
anlag. Die Behandlung hatte demnach eine Verödung des Canals bewirkt.
3) Anatomische Untersuchung eines Falles von Mikrophthalmus con-
genitus bilateralis, von Dr. Ad. Dötsch, Assistent der Klinik zu Jena.
Die Augen stammten von einem Kinde, welches zugleich Gaumen- und
Lippenspalte zeigte und bald nach der Geburt starb. Die Tractus waren
— 2868 —
mangelhaft entwickelt, das ‘Chiasma erkennbar, đie Optici dünne Fādchen. Die
Augäpfel maassen im sagittalen Durchmesser 7,5 bezw. & mm. Aus der sehr
eingehenden anatomischen Beschreibung sei hier hervorgehoben, dass .die nach
oben dislocirten rudimentären Linsen besonders unten und hinten von embryo-
nalem Bindegewebe umgeben ‚waren, :welches in dem einen Auge mehr, in dem
andern weniger in hyalinen Knorpel umgewandelt war und mit Hornhaut, Sklera
und dem vorderen Abschnitt des Uvealtractus in Verbindung stand. Verf.
betont, dass entzündliche Veränderungen vollkommen fehlten. Er nimmt an,
dass diese Bindegewebswucherung mit dam mesodermalen Fortsatz in Verbindung
steht, welcher in der Norm durch die Augenspalte eindringt, und aus dem sich
u. A. der Glaskörper entwickelt. Ausgedehnte Colobome der Iris und des
Corpus ciliare wiesen auf Störungen im Verschlusse der Augenspalte hin. Die
Art. hyaloid. fehlte, dagegen befanden sich an der Hinterfläche der Linsen
‚Gefässverzweigungen, welche auf die Membr. capsul. zurückzuführen sein dürften.
Die Netzhäute waren vielfach gefaltet, die Neuroöpithel-Schicht gewuchert. In
den gewucherten Partien zeigten sich zahlreiche Hohlkugeln, deren Wandung
aus Zellen des Neuro£pithels bestand. Wahrscheinlich bildeten sich Vorstül-
pungen der Stäbchen- und Zapfenschicht, und entstanden durch Abschnürung
der Fortsätze die Hohlkugeln, welche grosse Aehnlichkeit -mit den „rosetten-
artigen Gebilden“ Wintersteiner’s zeigten und vielleicht zu Neuroöpitheliomen
(Gliomen) 'bätten auswachsen können. -Die Entstehung der Hohlkugeln durch
Abschnürung ist wahrscheinlicher, als die Annahme, dass es sich.um gewucherte
versprengte 'Keime handelt. (Wintersteiner).
4) Ueber embryonale Keimverlagerung in Retina und :Gentralnerven-
'system, 'ein Beitrag zur Kenntniss des Netzhautglioms, ‘von Dr.
Siegmund Ginsberg, Augenarzt in Berlin. (Aus der anatemischen Anstalt
zu 'Berlin.)
“Verf. fand in den mikrophthalmischen Augen eines Neugeborenen in der
verlagerten und zum Theil abgelösten Netzhaut echte Neuroöpithel-Nester und
‘Gruppen länglicher Kerne, welche sich der normalen Schichtung nicht anpassten
und stellenweise Uebergänge zu den Cylinderzellen der Pars ciliaris zeigten.
In einem der Augen befand sich in der Ganglienzellen-Nervenfaserschicht der
nicht abgelösten Netzhaut ein einzelnes 0,2 mm langes Knötchen, welches ganz
wie ein Gliom gebaut war. Verf. ist geneigt, die aus cylindrisehen Elementen
bestehenden Einlagerungen den Ciliarzellen gleichzusetzen. Die Ciliarzellen sind
bereits zu einer Zeit ausgebildet, in der die Scheidung in Neuroblasten und
Spongioblasten ‘noch nicht erfolgt ist. Dass das Neuroöpithel sich an der
Bildung der Wintersteiner’schen ‚„Rosetten“ . betheiligt, ist nicht erwiesen,
vermuthlich werden sie durch Cylinderzellen der Pars. cil. retin gebildet, und
erfolgt die Anlage des Tumors vor der Scheidung der Neuroblasten und Spongio-
blasten. Die Bezeichnung „Neuroöpitheliom‘“ ist u nieht zutreffend, eher
könnte man Carcinoma rëtinae- sagon.
5) Ueber Gumma des: Ciliarkörpers und luetische ana TE
Erkrankungen, vòn Dr. J oppi Brixa, Assistent an der: Augenklinik in
Innsbruck.
48jährige Frau. Rechts: S = ®/ „?, Jäger 3. ` Mässige Injeetion, am
medialen 'Hornhautrande harte, scharf umschriebene, höeckerige:Geschwnist der
“Sklera, 8:15 mm, an der Hinterfläche der: Hornhaut, besonders unten zahlreiche
bräunliche 'Niederschläge, Iris an der medialen Seite vorgetrieben und mit
— 29 —
fomen Hämorrhagien durehsetat, die Pupille erweitert sich hier nieht. Unter
der vorgetriebenen. Iris liegt eine graue Gesehwulst, welche am Pupillarrande
` nicht mit derselben verwachsen ist und sich bis in die Gegend des Ciliarkörpers
erstreekt. Gilaskörper klar, Fundus normal.
Links: S= 0. Feine Glaskörpertrübungen, am Fundus massenhafte
weisse Herde. |
An den Tidien speeif. Tophi. Inanction, Jodkalium. Die. Skleralgesehwulst
schwand, dagegen nahm die hinter der Iris gelegene Geschwulst rasch zu, so
dass man sich zur Exstirpation eines 'Theiles derselben entschloss. Die Ope-
ration wurde gut vertragen. Später schmerzhafte Auftreibungen des Periosts
am rechten oberen Orbitalrande und an anderen Stellen, sowie Ulcus laryngis.
Schliesslich Pneumonie, Exitus.
Die mikroskopische Untersuchung ergab in fast allen mneren Augenhäuten
Proliferation des Bindegewebes und theilweise sehr beträchtliche kleinzellige Ion).
tration. Die Adventitia der Gefässe war stark verdickt, die Intima nur geschwollen,
nicht eigentlich verdickt, keine Riesenzellen. Optiet zum Theil atrophisch.
6) Ein Beitrag zur Lehre der Keratitis neuroparalytica, von Dr.
F. Seydel, Assistenzarzt, commandirt als Assistent zur Klinik. (Aus der
Universitäts-Augenklinik zu Breslau.)
Verf. berichtet einerseits über 3 Fälle, in denen sich bei Trigeminus-
lähmung Kerstitis neuroparalytica entwickelte, und andererseits über 3 Fälle,
in denen ebenfalls der Trigeminus gelähmt war, und die Keratitis neuro-
paralytica ausblieb. Zwischen den beiden Gruppen "von Fällen bestand der
wesentliche Unterschied, dass bei den letzteren Symptome einer Erkrankung
des Sympathicus vollständig fehlten, während bei den ersteren der Sympathicus
zweifellos erkrankt war: Retraction des Bulbus, Verkleinerung der Lidspalte,
Herabsetzung der Tension, Miosis. (Cocain, welches reizend auf den Sympathicus
wirkt, erweitert die Pupille nicht.)
Nach Hyrtl ziehen Verbindungsäste vom Plex. cavernus. n. sympath.
zum Ganglion Gasseri und zum Ram. I n. trigem.
Verf. neigt zu der Ansicht, dass für die Entwickelung der Keratitis neuro-
paralytica neben der Anästhesie auf Sympathicusläihmung beruhende vasomo-
torische Störungen von Bedeutung sind: Lähmung des Sympathicus allein
bewirkt nie Keratitis neuroparalytica.
Die Keratitis neuroparalytica ist eine Nekrose, zu der sich erst secundär
entzündliche Erscheinungen gesellen. Sie tritt zunächst im Centrum auf, weil
hier die Ernährungsverhältnisse der Cornea am ungünstigsten sind und, bei
vasomotorischen Störungen, nicht ausreichen, um das Gewebe zu erhalten.
Trophische Nervenfasern sind unbekannt und für die Erklärung der Er-
scheinungen nicht erforderlich.
Verf. erinnert an analoge Erkrankungen an anderen Körperstellen, an den
Decubitus bei Rückenmarksleiden und an das Mal perforant du pied.
7) Veber die Wirkung pathogener Hefen am Kaninchenauge, von
° Dr. Stoewer in Witten.
Hefe Busse und Curtis! werden’in den Bindehautsack, unter die Binde-
haut, in die Hornhaut, vordere Kammer und in den Glaskörper geimpft. Ab-
gesehen von dem Bindehautsack, welcher auf eingeriebene Culturen nicht reagirt,
1 Annal. de Pinstit, Pasteur, 1896.
— 20 —
treten bei allen anderen Versuchen so heftige entzündliche Ersöheinungen auf,
dass die Hefen keineswegs als harmlose Schmarotzer angesehen werden dürfen.
Der Nachweis der Hefezellen in den entzündlichen Exsudaten und im '
Gewebe ist nicht immer leicht, da sie auch in gefärbten Schnitten den Rund-
zellenkernen voilkommen gleichen können. Leicht gelingt die Unterscheidung
in frischen, nicht gefärbten Präparaten, wenn man nach Busse mit verdünnter
Natronlauge untersucht; die Hefezellen erscheinen alsdann hell glänzend und
doppelt contourirt.
Nach der Impfung in den Glaskörper ist dieser zunächst kurze Zeit
getrübt. Vom 3. bis 4. Tage an sieht man weisse Flecke in der Retina, die
sich Monate lang halten können und, wie die mikroskopische Untersuchung
zeigt, anfangs aus der Retina aufliegenden grossen Hefen, später aus neugebil-
detem Gewebe bestehen, in dem die anfangs eingelagerten Hefezellen allmählich
verschwinden.
Uebrigens entstanden ähnliche Folgezustände auch einmal nach Injection ab-
getödteter Hefen und weniger stark selbst nach Injection steriler Kochsalzlösung.
8) Angeborene Panophthalmitis mit Bacillenbefund bei einer Ziege,
nebst Bemerkungen über fötale Augenentzündungen und Bil-
dungsanomalien des Auges im Allgemeinen, von Prof. Th. Leber
in Heidelberg und Dr. C. Addario, Privatdocent der Ophthalmologie in
Catania.
Es handelte sich um eine 8 Tage alte, nach der dritten Paarung des
Mutterthiers geborene Ziege. Nach der ersten Paarung war eine Missgeburt,
nach der zweiten ein missgebildetes und zugleich blindes Junges; nach der
vierten, also späteren, Paarung wurden 3 gesunde Junge geboren. Mutterthier
und Bock gesund.
Rechtes Auge: mässige Injection, Gna klar, Pupille eng, fadenförmiges
Exsudat in der vorderen Kammer.
Linkes Auge: starke Injection, bläuliche Verfärbung der Sklera, parenchy-
matöse Trübung der Hornhaut, Synech. post, Exsudat an der Hinterfläche der
Hornhaut und auf der Iris.
Das Thier wurde getödtet. Die‘ Section ergab, abgesehen von den Augen,
keine makroskopisch sichtbaren Veränderungen der Körper-Organe.
Im rechten Auge waren Fontana’sche Räume, Iris, Corp. cil, Corp. vitr.,
Faserschicht der abgelösten Retina mit Leukocyten infiltrirt, die zum Theil
Pigmentkörnchen enthielten.
Aehnliche Verhältnisse fanden sich in den Membranen des linken Auges.
Chorioidea beiderseits relativ frei. Die Eiterinfiltration des Glaskörpers war
links besonders stark, beschränkte sich aber, von vorne nach hinten an
Dichtigkeit zunehmend, auf die peripheren Schichten. Im Bereiche des Ciliar- .
körpers lag zwischen seiner Innenfläche und dem dicht infiltrirten Glaskörper
ein zellenärmeres, fibrinöses Exsudat, und zwischen diesem und dem Glaskörper
eine dünne Schicht von grossen Phagocyten, welche Bacillen und VEH
chen eingeschlossen hielten. Die letzteren waren selbst bacillenfrei.
Von der Ora serrata an nach hinten zeigte sich die Hyaloidea von der
Retina abgehoben, und der Zwischenraum mit eitrig-fibrinösem Exsudat angefüllt;
die Infiltration der peripheren Glaskörperschichten war nicht über 5 mm breit.
Links werden im Glaskörper und in der Retina zahlreiche Bacillen nach-
gewiesen, welche sich in der Wärme mit Gentianaviolett-Lösungen und anderen
— 271 —
Färbemitteln färbten. Die Bacillen lagen theils frei, theils in Leukocyten ein-
geschlossen. Phagocyten siehe oben.
In dem weniger stark erkrankten rechten Auge versagten die links ange-
wandten Färbemethoden, und konnten erst durch Ueberfärben mit Delafield’s
Hämatoxylin und Differenzirung mit H.Cl- Alkohol, sowie mit Löffler’s
Methylenblau in der Wärme Bacillen nachgewiesen werden, die hier fast aus-
schliesslich ausserhalb der Leukocyten lagen.
Beiderseits fanden sich in den Gefässen keine Bacillen.
Es handelte sich um schlanke, an den Enden abgerundete, 1,5—2 u lange,
ca. 0,3 « dicke Stäbchen, welche zum Theil dunkel gefärbte Körnchen (Ernst)
enthielten und der Gruppe der Pseudodiphtheriebacillen zuzurechnen sind.
Die Verf. betonen, dass die in den Augen gefundenen Veränderungen
jedenfalls älter waren als 8 Tage, und dass daher zweifellos intrauterin ent-
standene krankhafte Processe vorlagen. Sie erinnern an Bang’s Untersuchungen
über den infectißsen Abort der Kühe, welcher von Bang auf einen specifischen,
desquamativen Catarrh der Uterusschleimhaut zurückgeführt wird, und wobei
ähnliche Bacillenbefunde erhoben wurden.
Der Eintritt der Bacillen in die Augen muss durch die Gefässe der Retina
und des Corpus ciliare erfolgt sein.
9) Binoculares Cornealmikroskop, von Dr. S. Czapski in Jena.
Das Instrument besitzt zwei vollständig getrennte Mikroskope, wodurch der
stereoskopische Effect erhöht wird, und liefert mit Hülfe von Prismen aufrechte
Bilder. Objective und Oculare können ausgetauscht werden. Eine Glühlampe,
welche in einem besonderen Rohr angebracht ist, beleuchtet immer genau die
Kreuzungsstelle der beiden Mikroskop-Axen. Bei einer Vergrösserung von 16
ist der „Arbeitsabstand“ 75 mm; bei einer Vergrösserung von 63 aber 28 mm.!
Scheer.
JH. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1899. April.
1) Fünf Fälle von Papillom der Bindehaut, von Karl Grunert.
Bericht über 5 Fälle, welche in der Tübinger Augenklinik entfernt wurden.
2) Fötale Entzündungsprodukte auf dem einen Auge, Colobombildung
und Amblyopie auf dom andern Auge eines jungen Menschen,
von Richard Hilbert.
Verf. beobachtete bei einem 15jährigen Jungen rechts Mikrophthalmus und
angeborene Hornhauttrübungen, links Colobom der Iris und der Chorioidea.
3) Das Ulcus serpens und seine Behandlung, von M. Haken.
Verf. giebt eine Beschreibung der Behandlungsmethoden des Ulcus serpens
in der Augenheilanstalt zu Wiesbaden. Unter andern wurde in 20 schweren
Fällen das Saemisch’sche Verfahren mit subconjunctivalen Kochsalz-Injectionen
combinirt. Der Schnitt wurde nicht durch die Mitte des Geschwürs geführt,
sondern am Geschwürsrande, und zwar nach der Richtung, nach welcher das
Uleus fortzukriechen suchte. Von den so behandelten Augen gingen 2 durch
Panophthalmie und 1 durch Glaukom zu Grunde. Zwei Patienten mit S= "Jan
einer mit ?/,,, vier mit ®/,,, einer mit °/,,, drei mit ®/,,, drei mit %/,,—®,
entlassen.
i Preis etwa 300 Mark. H.
— 272 —
Mai..
l) Schussverletzung der Augenhöhle mit Narhweis des. Geschpgses
durch Röntgen-Strahlen, von Groenouw.
Verf. konnte bei einem. 16jährigen Menschen, der eine Schussverletzung
am rechten oberen Augenhöhlenrand erlitten hatte, durch Röntgenstrahlen die
Kugel an oder in der äusseren Wand der knöchernen Orhita etwa 2cm hinter
deren vorderen Rand nachweisen. Das Geschoss war von aussen-oben; durch
das Lid eingedrungen, hatte den Bulbus gestreift, obne ihn. zu perforiren, und
war aussen und hinten in der Augenhöhle stecken geblieben. Für einen opera-
tiven Eingriff lag ein. Grund nicht vor.
Ein 37jähriger Beamter, der einen Selbstmordversuch ausgeführt hatte,
war in Folge dessen fast vollständig erblindet. Die Eingangsöffnung des Ge-
schosses fand sich an der linken Schläfe etwa 3 cm: vom äusseren Augenhöhlen-
rand, eine Ausgangsöffnung war nicht vorhanden. Am. rechten Auge bestand
wabrscheinlich vollständige Netzhautablösung, am linken Glaskörperblutungen,
Durch Röntgenstrahlen liess sich nachweisen, dass die Kugel innen unter dem.
Dache der rechten Augenhöhle in deren hinterem Theile lag. Die Kugel war
dureh den hinteren Theil der linken Augenhöhle und das Siebbein hindurch
gegangen und hinten-oben in der rechten 'Augenhöhle stecken geblieben.
2) Ueber corrigirende Wirkung des Hydrodiaskops Lohnstein’g in
Fällen von Keratoconus und unregelmässigem Astigmatismus, von
Casimir Vincenz Mazewski.
Verf. hat bei 15 Personen mit Astigmatismus oder Keratoconus eine Ver-
besserung des Sehvermögens durch das Tragen eines modifieirten Lohnstein'-
schen Hydrodiaskops beobachtet,
3) Beiträge zur Behandlung eitriger Augen- und Thränensack-Affeo-
tionen mit Protargol, won Ernst Wingenroth.
In 2 Fällen von Blennorrhoea neonatorum sah Verf. nach Einträufelung
einer 2°/, Protargol-Lösung neben Anwendung einer Höllensteinlösung
auffallend schnell Besserung eintreten, ebenso bei einem Fall von eitriger Conjunc-
tivitis von Protargol-Einträufelung allein. Durch Ausspülung des Thränensackes
mit einer 5- bezw. 10°/, Protargol-Lösung besserte sich das Leiden schnell.
4) Ein Fall einer in den Glaskörper vordringenden Arterienschlinge,
von Fritz Günzberg.
Verf. sah bei einer 21jährigen Dame aus dem Centrum der Sehnerven-
papille des linken Auges eine Arterie in gerader Richtung etwa 1°/, mm weit
nach der Mitte des völlig klaren Glaskörpers vorspringen, sich dann umbiegen
und, nachdem sie sich mehrere Mal um ihre eigene Längsachse gewunden hatte,
nach ihrer Austrittstelle im Sehnerven zurückkehren. Sehstörungen be-
standen nicht. |
Juni.
1) Die Blutentziehung und die Revulsion in der Augenheilkunde,
von,Ed. Pergens. |
Die Blutentziehungen, wie sie meist angewandt werden, sind Ueberreste
einerflalten, auf falschen Anschauungen fussenden Pathologie, ebenso wie die
Anwendung der Revulsiva, der Cauterien und Vesicantien; man hat Heilung
und Verminderung des Schmerzgefühls zusammengeworfen, während letzteres
leichter zu erreichen ist und nicht ersteres bedingt.
— 273 —
2) Das Verschwinden des Accommodationskrampfes in Folge von
Eserin-Anwendung, von W. Dobrowolsky.
Verf. beobachtete bei einem 62jährigen Patienten, der an Glaucom litt,
das Auftreten einer Myopie von Il, Nach Einträufelung von Eserin ver-
schwand die Myopie. Er erklärt diesen Fall folgendermaassen: Da beim Glaucom
die Entzündungsveränderungen hauptsächlich im vorderen Theil der Aderhaut,
des Corpus ciliare und der Iris sich entwickeln, entsteht Reizung des Ciliar-
körpers und Accommodationskrampf, welche beim Eseringebrauch verschwinden,
da dieses Mittel regulirend auf a Blutvertheilung im EE und in cor
Aderhaut einwirkt.
3) Ein Fall von Spontanheilung eines Alterastars, von W. Dagilaiski
Bericht eines Falles.
4) Das Weinen und Thränen der TEE Offenes. Sendächreiben
an Prof. Axenfeld von L. de Wecker.
III. Die EE EE Klinik. 1899. Nri8
1) Zur Beeinflussung des prodromalen Glaucoms airon die Accom-
modation, von Lange. S
Verf. hatte Gelegenheit, mit Sicherheit zu constatiren, wie din Jeiehter
Prodrom-Anfall unter angestrengter Accommodation des Patienten, durch Lesen:
feiner Schrift, präcis verschwand.! Es spricht dies Verhalten für die von Hess
mitgetheilten Versuche, aus denen hervorgeht, dass die Contraction des Eiliar-
muskels, d. h. der Accommodationsact, den intraocularen Druck im normalen
Auge nach keiner Seite hin beeinflusst, indem diese Beobachtungen für das
glaucomatöse Auge eine besondere Bedeutung gewinnen. Hier scheint der ge-
steigerte Druck durch die Accommodation normalisirt zu EES |
2) Ein Fall von spontenem Exophthalmus während der Geburt, von Böhm.
: Nach öfter wiederkehrender Lidschwellung des einen Auges entwickelte
sich bei einer. 28jährigen während der Entbindung ein Exophthalmus mit
völliger Amaurose. Der ophthalmoskopische Befund war im Wesentlichen normal.
Verf. ist geneigt, eine tief in der- Orbita sitzende Blutung als- Ursache anzu-
nehmen, obgleich eine spätere Suffusion der Bindehaut und der Lider fehlte.
3) Zur Kenntniss der Rn Pan intraooulafon Blutungen,
von Golovin:
Die eigentliche Ursache für die Blutungen ist in- Gefässveränderungen
meist senilen und glaucomatösen Charakters gegeben. Aeussere Einflüsse
(Operation, Würgebewegungen u. s: w.) spielen nur die Rolle von SSES
Gelegenheitšursachen.
, Beschränken sich die Veränderungen auf die grösseren Gefüsse, d.h. geht
die Blutung von Arteriae ciliares post. long. aus, so findet man bei der mikro-
skopischen Untersuchung keine Veränderung der Aderhaut. Sind‘ auch die
kleineren Gefässe mit ergriffen, so kann jedes Aderhautgefäss der Sitz der Blutung
sein. Dann fällt auch die mikroskopische Untersuchung der Aderhaut positiv aus.
1 Ich aucb. H.
18
— 2174 —
4) Ein Fell von luetischer Chorioiditis disseminata combinirt mit
Retinitis haemorrhagica an einem Auge, von Wagenmann.
5) Zur Casuistik der Verluste nach Förster’scher Star-Reifung und Be-
merkungen über die Operstion unreifer Altersgtare, von Scheffels.
Verf. kommt zu dem Schluss, dass ausser bei Atheromatose auch bei
hochgradiger Glaskörperverflüssigung die Förster’sche Reifung contraindicirt ist.
6) Subacutes Glaucam nach Influenza, von Despagnet,
7) Weiterer Beitrag zur Bacteriologie der pseudomembraenösen Con-
junctivitis, von Kaufmann.
8) Ueber die Art und Weise des Zustandekommeng von Bindehaut-
entzündungen, von de Wecker.
Verf, glaubt aus seiner klinischen Erfahrung den Schluss ziehen zu sollen,
dass eine Bindehautentzündung sich nur in Ausnahmefällen durch directe
Uebertragung des Infectionserregers in den Bindehautsack entwickelt. Der In-
fectionsmodus sei vielmehr meist ein anderer, wie es die Entstehungsweise der
Ophthalmoblennorrhöe der Neugeborenen zeige. Beim Passiren der inficirten
Vagina hält das Kind nicht nur seine Augen geschlossen, sondern es rollt auch
die Lidränder nach einwärts, so dass dieselben nicht beschmutzt werden können,
und auch nachher beim Oeffnen der Augen kein Infectionsmaterial durch die-
selben in den Bindehautsack gebracht werden kann. Ohne nun die Möglichkeit
einer directen Infection der Bindehaut durch Zange und Hände völlig in Abrede
stellen zu wollen, erscheint es dem Verf. viel logischer, aus dem Verhalten der.
Augen während der Geburt den Schluss zu ziehen, dass der infectiöse Scheiden-
eiter nicht direct in den Bindehautsack eindringt, sondern erst später von den
während der Geburt beschmutzten Lidern aus. Für die Richtigkeit. dieser An-
nahme spricht nach Verf. auch der Umstand, dass bei der Blennorrhöa der
Neugeborenen die Entzündungserscheinungen frühestens am zweiten Tage, meist
aber erst drei big vier Tage nach der Geburt auftreten, während bei einer
directen Uebertragung des Infectionsstoffes in den Bindehautsack kaum 24 Stun-
den vergehen, his sich die ersten Symptome der stattgefundenen Infection be»
merkbar machen.
In analoger Weise erklärt sich der Verf. den Infectionsmodus bei dep ver-
schiedenenFormen der catarrhalischen Conjunctivitia. |
8) Ein Fall von Osteom der Kejilbeinhöhlg und des Siebheing mit
Opticusatrophie, nebst einem Fall von Opticusatrophie bei einem
Nasenrachenpolypen, von Vossius, |
10) Der heutige Stand der Therapie der Seleritis, mit besanderer
Berücksichtigung der Episcleritis und Solerochorigiditis” anterior,
von Grandeläment, o
11) Ueber diọ Spontanresorption der Cataract, von Hilbert.
Der Fall zeigte die beiden Stadien des interessanten Processes an einem
Individunm und gab einen schlagenden Beweis für die Annahme ab, dass Cataracta
Morgagniana das erste Stadium der Spontanaufsaugung der Cataract darstellt.
12) Drei ungewöhnliche Augenverletzungen, von Joegs, Moll.
— 25 —
IV. Archives d’ophtalmologie. 1899. Januar.
1) Recherches expérimentales sur la pénétratioņn dans l’oeil gg
collyres aqueux d’iodure de potassium, par Übry et Fregals.
Die an Kaninchen vorgenommenen Versuche ergaben, dass eine wässrige
Lösung von Jodkali auf die Conjunctiva gebracht, sich im Kammerwasser nach-
weisen lässt. Im Glaskörper findet sich Jod erst, wenn das Medikament in die
allgemeine Circulation aufgenommen ist. Verabreicht man Jod vom Munde aus
in mittlerer Dosis, so gehen die Augenflüssigkeiten keine Jodreaction. Es
empfiehlt sich daher, Jodkali zugleich per os und als Augentropfen zu geben,
um das Medikament in das Kammerwasser zu bekommen. |
CH Etiologie et pathogenie des cataractes polaires anterieures, par Nuel.
Verf. richtet von Neuem die Aufmerksamkeit auf die Entstehung der
vorderen Polarcataracte. Diese meist pyramidenförmigen Auflagerungen sind
keineswegs immer angeboren, sondern häufig die Folge von Blennorrhoea neo-
natorum. Verf. hat in LEES Fällen das Entstehen der Trübungen beobachten
können.
3) Conjonetivite folliculaire et vögstations adénoides du naso-pharynx,
par Coppez.
Verf. stellt die oaia von ihm etablirten Formen von Conjunctivitis
follicularis in Analogie mit den Erkrankungen des Naso-pharynx, welch letztere
sich häufg mit ersteren vergesellschaften.
4) Recherches complömentaires sur les collyres huileux, par Scrini.
6) Aplasie du nerf optique et colobomes maculairog dans un oeil
de cyclopie (à suivre), par van Duyse.
Februar.
1) Dilatation des voies lacrymales chez le foetus et le nouveau-né
consécutive à l’imperforation de leur orifice inférieur. Con-
ditions anatomiques qui favorisent la dacryocystite congénitale,
par Rochon-Duvigneaud.
2) Des collyres aqueux de salicylate dọ soude, par Ulry et Frégals.
Das in gebräuchlicher Lösung und Dosis per os verabreichte salicylsaure
Natron lässt sich im Kammerwasser nicht nachweisen, während dies der Fall
ist, wenn man es in 10°/, Lösung als Augentropfen verschreibt und alle
10 Minuten einträufelt. Nach 1 Stunde findet es sich im Kammerwasser.
3) Nature et traitement du glaucome, par Abadie.
4) Actinomycose aonjonctivele, par Demicheri.
Es handelt aich um gelbliche Granulationen in der oberen Uebergungsfalte,
in deren Innern sich Actinomyces-Pilze fanden. Vermuthlich hatte die Infection
durch einen Fremdkörper stattgefunden. Zur Heilung kam es schnell nach
Exstirpation der Granulationen. | |
18*
— 16 —
5) Aplasie du nerf optique et colobomes 'maculaires dens un oeil
de Bene (Suite et. fin), par, van Duyse >
8) ee de ass des paupiöres, par Transen
Aufzählung der allgemein gebräuchlichen Mittel gogon acutes und chro-
nisches Eczem der E
7) De Reeg de 1a cataracte dans le EEN par r Torson:
Verf. stellt die Extraction der Linse bei hochgradiger Myopie in eine ge-
wisse Parallele mit derselben Operation -bei- Keratocöonus und erhofft von ihr
bessere (?) Resultate, als durch Hornhaut-Operation bezw. Benutzung von Contact-
gläsern. ls ist um. so zuversichtlicher, als das Auge. mit Keratoconus. im
Allgemeinen gesund ist, wae sich von hochgradig BEES Ser ao be-
haupten lässt.
März.
1) L’oeil et les dents. Relations pathologiques (à Dee par Lagleyze.
2) Röle de cornede dans l’absorption des collyres, par Ulry et Frögals.
Die wässrigen Collyrien dringen durch die Hornhaut in die Vorderkammer
ein, jedoch finden sie sich im Kammerwasser in nur unmessbaren Quantitäten.
Die Hornhaut spielt bei der Diffusion die Rolle einer Reihe über einander. ge-
legter Membranen von wechselnder Durchlässigkeit. Fette Körper werden als.
solche nicht aufgenommen, sondern erst von den Thränen aufgelöst.
3) Ophtalmie metastatique suivie de mort par Terrien.
Fortpflanzung einer Neuritis optica auf den Sehnerv der andern Seite
durch das Chiasma. Der Fall ist anatomisch untersucht. .
Ai Fracture de la voute orbitaire avec contusion du globe et adhé-
rences traumatiques intra-orbitaires du relovour de la pauniere
et du droit supérieur, par Coppez.
Der Inhalt ist im Wesentlichen in der Ueberschrift EEE ER
5) Nouvelle explication du phénomène də l’ombre pupillaire, par
Oluzet,
6) Une pince & chalazion, par J acovidds. | |
Verf. operirt von der Haut aus, umfasst nach einer Cocain-Injection mit
seiner Zange das Chalazion, das durch die gespaltene Haut herausquillt und
schneidet es an seiner Basis ab. Kecidive sollen 80 vérmieden werden.
Moll.
V. Annales d’oeulistique. 1899. Januar.
D Traitement opératoire de la myopie, par Rogman.
Verf. veröffentlicht eine grössere Reihe von Krankheitsgeschichten, aus
denen hervorgeht, dass die Aspiration der künstlich getrübten Linsenmassen
mittels des Teale’schen Apparates sehr vortheilhaft ist. Die Hauptvorzüge
sind namentlich die kleine Hornhautwunde und somit die geringere Gefahr des
Glaskörpervorfalles, und sodann die vollständige Entleerung der Linsenmassen.
Auch soll die secundäre Netzhautablösung dadurch vermieden werden.
— 277 —
2) Le danger du traitement specifique dans l’atrophie tabetique des
nerfs optiques, par de Wecker.
Verf. warnt eindringlich vor jeder Quecksilber- oder Jodkali-Kur bei tabi-
scher Sehnervenatrophie. Er hat lediglich ein Stärkerwerden der ataktischen
Symptome und. schnelleres Fortschreiten der Erblindung beobachten können.
3) Appareil prismatique, par Schiötz.
4) Haemorrhagie expulsive apr6ös l’extraction de la cataracte. Recli-
naison du cristallin sur l’autre oeil, par Valude.
Wie sich durch die ophthalmoskopsische Untersuchung des zweiten mit
Reclination behandelten Auges herausstellte, war die Ursache der Blutung ein
chronisches Glaucoma simplex. — Während das erste Auge für das Sehen
unbrauchbar war und schmerzte, wurde auf deın zweiten Auge durch Reclination
eine leidliche Sehschärfe erzielt.
5) Un nouveau blepharostat, par Roure.
Februar.
D Le facteur „tare nerveuse‘“ dans le strabisme, par de Micas.
2) Un cas de zona ophtalmique avec köratite interstitielle sans lösions
epithöliales, par Koster.
Verf. hält auch die tiefe Keratitis für eine Folge von Störungen in den
trophisehen Nerven.
3) Trois cas do névrite optique rétrobulbaire héréditaire dans une
même famille, par Strzeminski.
Es handelt sich um eine Mutter und zwei Söhne. Die übrigen in der
Literatur bekannten Fälle werden angeführt und kritisch besprochen.
4) Sur une irritaþilité exageree de la convergence et sur le rôle de
la divergence, par Reddingius.
5) Corps étranger de la chambre antérieure gauche, par Métaxas.
Eine Stahlfeder fiel in das betreffende Auge und riss 2 Cilien mit sich
durch die Cornea Zunächst bestand wenig Reizung. Nach 10 Monaten fand
sich stärkere Röthe und Exsudatbildung in der Vorderkammer um die Cilie
herum. Letztere wurden durch einen Hornhautschnitt extrahirt.
März.
1) Une indication pröcise de l’extraction de la cataracte molle par
la methode d’aspiration, par Terson. |
‘Die Indication bezieht sich auf traumatische Cataract bei jugendlichen
Individuen, falls eine Complication mit leichter Subluxation der Linse besteht.
2) Sur une forme particuliöre d’infection corndenne & type serpi-
gineux, par Petit.
Es giebt eine Form oberflächlicher serpiginöser Hornhautulceration, welche
mit Hypopyon ohne besondere Betheiligung der Iris einhergeht. Schmerzen
— 278 —
bestehen im Allgemeinen nicht, wodurch sich die in Rede stehende Affection
von der durch Pneumokokken hervorgerufenen unterscheidet. Die Erkrankung
ist die Folge von Wucherung von Diplobacillen in den oberflächlichen Schichten
der Hornhaut. Die betreffenden Mikroorganismen sind nicht dieselben, wie die
der „subacuten Conjunctivitis“, sondern unterscheiden sich von ihnen durch
charakteristische Kultur-Merkmale.
3) Tatouage de la cornee et ophtalmie sympathique, par Trousseau.
4) Sympathectomie dans les cas de glaucome, par Demich6ri.
Es handelt sich um zwei Fälle von Glaucoma chron. simplex und einen
Fall von entzündlichem 'Glaucom. Die mitgetheilten Gesichtsfelder und Seh-
schärfen scheinen für die Operation zu sprechen.
5) Hömorrhagies oculaire, hömorrhagies conjonctivales spontandes,
par Salva.
6) Exstirpation du sac lacrymal, par Aronis.
7) A propos des verres pe6riscopiques et de Paphekio contre la
myopie, par Pergens.
Die jüngsten Veröffentlichungen über periskopische Gläser rechnèn ihre
Entdeckung stets Wollaston (1803) zum Verdienst an. Diese Gläser waren
jedoch in der Augenheilkunde bereits im Anfang des 18. Jahrhunderts, wenn
nicht früher, bekannt. In einem Werk‘ von Hertel „Anweisung zum Glas-
* schleifen“ aus dem Jahre 1716 werden die betreffenden Gläser als concav-
convexe beschrieben. Der Verf. giebt an, dass biconvexe Gläser den planconvexen
nachstehen und letztere wiederum schlechter sind als jene, deren Hinterfläche ein
wenig concav, und deren Vorderfläche um ebenso viel convexer ist. Die Vortheile
dieser Gläser sind auch von Leutmann erwähnt in „Neue Anmerkungen zum
Glasschleifen, 1738“ — Ferner führt Smith in „Complete system of optics,
1738“ eine convex-concave Linse vor, deren Flächen parallel verlaufen, spricht
aber nicht von ihrer Anwendung als Brillenglas. In grösserer Anzahl wurden
die convex-concaven Gläser Ausgangs 1747 fabrizirt, als die achromatischen
Gläser von Euler entdeckt wurden. Den Namen: „Meniscus“ erhielten sie be-
reits 1611 von Kepler in seiner „Dioptrik“.
Die Thatsache, dass die vom Star befreiten Myopen vor ihrem 60. Jahre
keine Convexgläser brauchen, findet in einem Briefe von Woolhouse an
Le Brun aus dem Jahre 1707 Erwähnung. Dieser Brief wurde von ihm in
seine „Dissertations savantes et critiques sur la cataracte“ aus dem Jahre 1717
aufgenommen. (Seite 58 der lateinischen Ausgabe von 1719.)
Die Reclination der Linse gegen Myopie ist aufgeführt im Jahre 1755
von Joseph Higgs aus Birmingham in „A practical essay on the cure of
venereal, scorbutic, arthritic, leprous, scrophulous and cancrous disorders, in a
method entirely new.“ Ueber dasselbe Thema ist in der Bibliotheca chirurgica
von Haller, t. II. p. 405 zu lesen: Myopiam depressa lente crystallina curavit.
Moll.
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
D
9)
omg —
‚VI La clinique ophtelmologique. 1899. Nr. 1-6
Du mode de developpement des conjonctivites, par de Wecker.
Siehe das Referat der deutschen Ausgabe.
Démonstration et mensuration de la puissance d’appröciation de
l’espace dans la vision binoculaire et monoculaire, par Pfalz.
Kerato-conjonctivite pseudomembraneuse. Gu6örison par 3 injec-
tions de serum antidiphtherique, par Darier.
Der Inhalt ist in der Ueberschrift wiedergegeben.
Sur un das de molluscum contagiosum de la panpiere införieure,
par Bistis.
Meist sitzt das Molluscum contagiosum am Oberlid.
Influence de l’accommodation sur le glaucome prodromique, par
Lange.
Siehe das Referat der deutschen Ausgabe.
Un cas d’exophtalmie spontande pendant l’accouchement, par
Böhm.
Siehe das Referat der deutschen Ausgabe.
Un cas de chorioidite syphilitique dissöminde, combinde avec une
rötinite hömorrhagique sur un oeil, par Wagenmann.
Quels sont actuellement les meilleurs modes de traitement de la
sclerite, avec ses deux variötes principales: l’6pisclerite et la
sclöro-choroidite anterieure? par Grandclément.
L’extraction simple comme traitement des cataractes compliqués
de glaucome, par Fernandez.
10) Nature ot traitement du glaucome, par Abadie.
11) Erysipöle facial et glaucome, par Demichöri.
Verf. ist der Ansicht, dass ein Erysipel des Gesichts den Verlauf eines
chronischen Glaucoms sehr beschleunigen kann.
12) Traitement des chorioidites maculaires, par Darier.
13) Les köratites et la pommade jsune dite de Pagenstecher, par
Baudoin.
14) Un cas d’ost6ome du sinus sphenoidal et de l’ethmoide avec
atrophie optique et un cas d’atrophie papillaire avec polype du
naso-pharynx, par Vossius.
Der Inhalt ist in der Ueberschrift wiedergegeben.
— 280 —
15) Növrite optique sympathique. PETERS de l’oeil BIRD ERDE
Gu6rison, par Chevalier.
Die sympathische KNeuritis ‚soll nach 4 Tagen aufgetreten sein, als geg
verletzte Auge anfing weich zu werden.
16) Deux cas d’intolérance médicamenteuse, par Baulai.
'Es handelt sich dabei um weisses Quecksilberpräcipitat und Jodoform.
17). Traumatisme du globe oculaire par un grain de plomb, sans
pénétration, par Bourgeois. | Moll.
VII. Recueil d’Ophtalmologie. 1898. December.
1) Des accidents oculaires dépendant de l’influenzs épidémique, par
Galezowski.
Verf. unterscheidet als Symptome, bezw. Folgen von Influenza, eine Con-
junctivitis, Dacryocystitis, Keratitis und nervöse Affectionen in Gestalt von ver-
schiedenen Sehnervenentzüändungen. Ausserdem kommen Thbrombosen und
Embolien der Netzhautgefässe vor. Die äusseren Augenerkrankungen werden
symptomatisch behandelt, während die centralen die Anwendung von Chinin und
Arsen erheischen.
2) Du diagnostic des parésies des muscles de l’oeil, par l’ötude de
de la diplopie, par Vieusse.
Sitzungsberichte. Moll.
VIII. The American Journal of Ophthalmology. 1899. Januar.
1) Die Heilung der Cataract ohne Operation, von Adolf Alt.
Bespricht die verschiedenen Möglichkeiten, unter denen eine spontane lang-
same Entwicklung der Cataract, eine zeitweise Verbesserung des Sehens, Ver-
schwinden gewisser Trübungen, Resorption der Cataract bei unverletzter Kapsel,
sogar die Entleerung der cataractösen Massen durch spontanes Bersten der
Kapsel, eine Verbesserung des Sehens herbeiführen können. In den meisten
Fällen freilich führt die Cataract, wenn nur der Patient lange genug lebt, zu
völliger Linsentrübung. Immerhin sei der Arzt vorsichtig mit der Vorhersage,
um die Patienten nicht etwa Kurpfuschern in die Hände zu treiben, die un-
geachtet „des Zeitalters der Aufklärung“ ihr Unwesen üppiger denn je treiben,
und dann Fälle, wie sie unten beschrieben werden, als ihr Werk preisen. Auch
von ärztlicher Seite sind Versuche veröffentlicht worden über Cataract-Heilung
(z. B. von Neftel vor 20 Jahren schon durch den constanten Strom)! ohne Ope-
ration, auch Woodward hat in letzter Zeit erst den Satz ausgesprochen, dass
der natürliche Verlauf des Alter-Stares kein progressiver sei, und durch ärzt-
liche Maassnahmen aufgehalten werden könne. Dem widerspricht Verf. unter
Anführung folgender Gesichtspunkte: Zunächst bringt die beginnende Star-
bildung häufig eine Refractionsänderung mit sich; es tritt lenticulare Myopie
ein; dadurch können Hyperopen ohne Glas besser in die Ferne sehen, ebenso
Presbyopen wieder ohne Brille lesen; dieser vom Publikum als Besserung des
Auges angesprochene Zustand kann nicht als solche bezeichnet werden. Sodann
kann das Sehen sich vorübergebend dadurch bessern, dass vorher nur unvoll-
ı Von mir damals sogleich widerlegt, Virchow’s Arch. LXXX. H.
— 2831 —
ständig getrübte Sectoren sich völlig trüben; dadurch wird nämlich die vorher
bestandene irreguläre Brechung der Lichtstrahlen beseitigt. Ferner giebt es
Fälle, die Jahre, ja sogar Jahrzehnte lang stationär bleiben. Landesberg
hat schon vor Jahren Fälle beobachtet, die durch Beseitigung eines Nasenleidens
günstig beeinflusst wurden, ebenso wie einer vorhanden gewesenen Chorioiditis.
Es giebt auch unzweifelhaft genau beobachtete Fälle von spontanem Verschwin-
den beginnender Linsentrübungen, so auch bei Diabetes(?), bei traumatischer Cata-
ract, besonders durch Contusion entstandener. Es sind auch eine Reihe von
Fällen beobachtet worden, bei denen allmählich Ueberreife des Stares eintrat,
Verflüssigung des Corticalis und Aufsaugung der Trübungsmassen durch die
intacte Kapsel. Schliesslich sind noch Fälle beobachtet worden, Verf. beschreibt
einen eigenen Fall, von Verletzung-Star, bei welchen nach spontaner Kapsel-
zerreissung spontane Resorptiou eintrat.
2) Beobachtungen über die Anwendung des Protargols bei Augen-
erkrankungen, von Prof. Wicherkiewicz, Krakau.
. Protargol erwies sich besonders wirkungsvoll bei Thränensack-Eiterung (10—
20°/,) und bei Blennorrhöe (20°/,). Argyrosis wurde nie beobachtet. (Uebers.
aus d. ophthalm. Klinik. 1898. Nr. 18.)
3) Ueber die Endresultate der operativen Behandlung der Myopie,
von Dr. Scheffels, Krefeld. (Uebers. aus Zehender’s klin. Monatsbl.)
Gesellschaftsberichte.
Februar.
1) Profuse Blutung nach Extraction einer senilen Cataract, von B. E.
Fryer, Kansas City, Mo.
74 jährige Frau, auf einem Auge erblindet, wahrscheinlich durch hämor-
rhagisches Glaucom, auf dem andern Auge Cataract und T-+1. Sonstiges
Befinden normal. Zunächst Iridectomie zufallsfrei. Nach einem Jahre unter
allen Cautelen Extraction, leicht und ohne Zwischenfall. 4 Stunden später ohne
Ursache plötzlicher Bluterguss, der den Verband durchtränkte und Phthisis
bulbi zur Folge hatte. Verf. hat selbst schon 2 solche Fälle beobachtet,
Spalding (Knapp’s Arch. of Ophth. XXV, 1) konnte über 50 zusammen-
stellen. Jedenfalls ist dieses unselige Vorkommniss nicht so sehr selten!; es
kann leider weder vorher gesehen noch durch Vorsichtsmaassregeln verhütet werden.
2) Ueber die Pathologie der Cataract, besonders in den frühesten
Stadien, von Adolf Alt, St. Louis. (Mit Mikro-Photogrammen.)
Verf. hat schon 1880 in seinem Lehrbuch über die normale und patho-
logische Histologie des Auges die Ansicht ausgesprochen, dass die pathologischen
Veränderungen der Linsen-Elemente in intacter Kapsel bei der Cataractbildung
einfach regressive Metamorphosen wären. Becker hat des Verf.'s Ansicht da-
mals lebkaft kritisirt. In vorliegender Arbeit geht Verf. auf Grund neuerer
Untersuchungen näher darauf ein, bespricht die Punkte, in denen er mit Becker
übereinstimmt, und diejenigen, worūber er anderer Meinung ist; vielfach sind
letztere auf die Verschiedenheit des Materials zurückzuführen, indem Verf. in
der Lage ist, Cataractbildung in den allerfrühesten Stadien zu beschreiben. Be-
züglich der Einzelheiten der Befundbeschreibung einer grossen Anzahl von Prä-
paraten und Abbildungen muss auf das Original verwiesen werden. Die Ent-
1 Ich habe es nie beobachtet. H.
— 232 —
stehung der Cataract stellt sich nach Verf.’s Untersuchungen im Wesentlichen
so dar: Zuerst übermässige physiologische regressive Schrumpfung des Kernes,
sog. Sclerose, wodurch kleinere und grössere Spalten zwischen den Linsenfasern
entstehen. Hierauf Imbibition der Linsenfasern von aussen mit Flüssigkeit,
wodurch diese Fasern zerstört werden, besonders am äquatorialen Ende. Bildung
chemischer Substanzen, welche auf die jüngeren Fasern und das Kapselepithel
reizend wirken. Bildung spindelförmiger Anschwellungen in den Linsenfasern
und blasiger Zellen im Epithellager, besonders am Aoquator, unterstützt, wenn
nicht direct veranlasst, durch die Imbibition von Flüssigkeit von aussen, zunächst
localisirt um den Kern der Fasern oder Zellen. Weitere Imbibition und Wachs-
thum und Confluenz der blasigen Zellen führt dann zur Bildung grosser mit
Flüssigkeit gefüllter Hohlräume, und dann kann sich auch Cataracta Morgagn.
bilden. Gelegentlich kommen auch proliferirende Veränderungen am Kapsel-
epithel vor, wie Neubildung epithelialer Zellen in grösseren Knoten (Becker)
oder einiger paralleler Lagen oder epithelialer Begrenzungslinie der hinteren
Kapsel oder endlich eines besonderen lamellösen Gewebes an der inneren Seite
der vorderen Kapsel, welches dem Bindegewebe sehr ähnlich ist. Dazu können
später Producte regressiver Metamorphose kommen, wie Kalk-, Fettsäurekrystalle-
und Cholestearin-Ablagerung.
3) Erworbener Astigmatismus durch Voränderung in der Hornhaut-
krümmung, von Swan M. Burnett, Washington.
Zunahme des myopischen Hornhaut- Astigmatismus, mit dem Ophthalmo-
. meter geprüft, im Verlauf von 6 Jahren, R um 2,5 D, L um 0,75 D, ohne
dass sich eine Ursache hatte nachweisen lassen.
4) Morbus Basedowii, begleitet von rapider Zunahme der Myopie,
bei einer ältlichen Person, von Chas. S. Beard, Chicago.
Frau anfangs der Sechziger, bis dahin gesund, beiderseits Myopie — 5 D.
Nach einigen Jahren kolossale Abmagerung, Entwicklung von ausgesprochenem
Morbus Basedowii mit typischen Symptomen. Die Myopie hatte zugenommen
R auf —13D, L auf —9D, Augenspiegelbefund normal. Bei Diabetes mellitus
ist Zunahme der Myopie nicht so sehr selten; hier jedoch war bei vielen, ver-
schiedenen Urinuntersuchungen stets normaler Befund vorhanden. Unter ge-
eigneter Behandlung besserte sich das Allgemeinbefinden wieder, die Myopie
blieb jedoch bestehen. = Neuburger.
‘ IX. Journal of Eye, Eear and Throat Diseases. 1899. Januar.
1) Ein Fall von intra-uteriner gonorrhoischer Ophthalmie, mit Ver-
lust beider Augen, von Hiram Woods jr., Baltimore.
18jährige Primipara, sonst gesund, ohne Anamnese oder Anzeichen von
Leucorrhöe, gebärt nach 16stündiger Geburtszeit, 1!/, Stunden nach dem
Blasen&prung, ohne Kunsthilfe normal ein Kind, bei dem sogleich eine dicke
Schmiere von Vernix caseosa über beiden Augen auffällt; die Placenta musste
wegen partieller Adhäsionen manuell gelöst werden. Die Augenlider des Kindes
waren roth und geschwollen, im unteren Theil der einen Cornea eine Trübung, am
nächsten Tage auch auf der anderen und so fortschreitend bis zum Verlust
beider Augen. Die Augen eiterten schon am Tage der Geburt. Am 13. Tage
post partum in der Vagina der Mutter reichlich Eiterzellen und Gonococcen.
In „Medical News“, 9. März 1895, hat H. Friedenwald 18 derartige Fälle
zusammen gestellt; die Prognose quod visum ist schlecht; 9 davon erblindeten.
— 283 —
Verf. vermuthet, dass auch in seinem Fall der Eihaut-Riss unbemerkt schon
früher als 1!/, Stunden ante partam eingetreten sei; häufiges Touchieren
durch Studenten (!) mag Schuld daran sein; Durchtritt von Gonococcen durch
die unverletzten Eihäute sei sehr unwahrscheinlich.
2) Stehlsplitter in der Linse, ohne geringste Trübung derselben, von
Herbert Harlan, Baltimore.
Einem 34 jährigen Maschinisten war 7 Tage zuvor ein Stahlsplitter ins
linke Auge gefahren. Er zeigt jetzt leichte Ciliarinjection, und eine kleine
Hornhautnarbe, nahe dem Centrum. Dem entsprechend eine leichte Trübung
der Linsenkapsel, und in der sonst völlig klaren Linse ein unregelmässig drei-
eckiges, ungefähr 1 mm langes, glänzendes Metallstückchen. S gut. O:n. Auf
Atropin verschwand die Reizung. Patient entzog sich weiterer Beobachtung.
Verf. sah wohl nach Discision ein- oder zweimal geringen Effect bezüglich der
Linsentrübung, aber dass ein so grosser Fremdkörper 8 Tage in der. Linse
bleiben könne, ohne sie zu trüben, hielt er für unmöglich. Neuburger.
X. Nederlandsche Oogheelkundige Bijdragen. VII. Lieferung. 1899.
14. Vergadering van het Ned. oogh. Gezelschap gehouden te Rotterdam op
11. December 1898. <:
1) Glazen oogappels als oceulaire Prothesen, von Prof. Snellen. .
Siehe Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. XXXVII. 1899. S. 71.
2) Over seniele Hypermetropie, von Prof. Straub.
Graphische Darstellung von 3770 presbyopischen Augen nach Refraction
und Alter. Wird in einer Dissertation von Kouwenhoven mitgetheilt werden.
3) Esophorie als oorzaak ven schoolmyopie, von Reddingius.
Verf. vertritt die Theorie, dass für das Binocularsehen nicht nur Con-
vergenz-, sondern auch Divergenz-Innervation nöthig ist. Letztere wirkt regu-
lirend und compensirend.. Bei accommodirenden Hypermetropen werden die
interni und externi gespannt, und durch die Zusammendrückung des Bulbus
könne Myopie entstehen. Findet er Esophorie bei Kindern, dann verordnet er
auch bei Myopie Convexgläser und adducirende Prismen, wenn er erhöhte Con-
vergenzwirkung annehmen zu müssen glaubt. Er demonstrirt ein Kind von
8 Jahren mit beginnender Myopie und starker Asthenopie, als deren Ursache
Esophorie beim Sehen in der Nähe gefunden wird. Das Kind sieht binocular
und hat nie geschielt, Die Esophorie fasst Verf. nicht auf als Ausdruck einer
Insufficienz der Recti externi, sondern sie ist ihm ein Symptom gesteigerter
Convergenzwirkung, die beim Binocularsehen compeusirt werden muss durch
übernormale Divergenzwirkung. Dadurch Compression der Augen zwischen den
int. und ert, stärker als normal, was bei der nachgiebigen Kindersclera sich
als schmerzhafte Asthenopie und beginnende Myopie äussert. Bei entstehendem
Strabismus convergens würden Asthenopie und Progression der Myopie wahr-
scheinlich aufhören.
4) Pupillometrie, von Lans.
Beschreibung der verschiedenen Methoden, besonders der Instrumente von
Exner (Archiv f. Laryngologie und Rhinologie VI. p. 312) und Schirmer
(Arch. f. Ophthalm. XL. 5. 8.8).
Verf. giebt weiter die Resultate photographischer Aufnahmen seiner Pupille.
— 284 —
Um ein Bild von der Pupillengrösse im Dunkeln zu bekommen, muss die zur
Aufnahme nöthige Beleuehtungszeit innerhalb der Reactionszeit der Pupille
fallen, die nach Arlt-Donders 0,49 Sec., nach Vintschgau 0,33 Sec. beträgt.
Dies gelingt bei Verwendung von 0,1 oder 0,2 gr Magnesiumblitzpulver, dessen
Verbrennung Verf. auf 0,0625, bezw. 0,125 Sec. berechnete. Nach einer
Adaptionszeit von 10—20 Minuten für absolutes Dunkel war die Pupillenweite
7,5 bis 8 mm (Myopie des Verf. 0,5 D Alter 29:/, Jahre), bei Tageshelle von
380 MK 3,16 bis 3,39 mm, Resultate, die am meisten mit denen von Gärtner
(Arch. f. d. ges. Physiologie LXVIII. S. 68) und Bordier (de l’acuit6 visuelle,
Paris, Baillöre et fils 1893) übereinstimmen, etwas abweichen von denen
Cohn’s (Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1888) und Cl. Du Bun und 8
(Archiv f. A. u. Pbys. 1888).
5) Chloropsie, von Lans.
47 jähriger Mann mit einseitigem centralem Scotom von 5,5 cm Durchmesser
am Perimeter, innerhalb dessen alles hellgrün erscheint. Früher abusus nicot.
et spiritus. Vis. der Augen ®/,, später ©/,,. In der Maculagegend ein weisser
Stipp; später ausgesprochene centrale, chorioiditische Herde. Das Scotom hellte
allmählich auf und nahm mehr gelblichen Farbenton an (vgl. Somya: Zwei
Fälle von Grünsehen. Zeitschr. für Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane. VII.
1894. S. 305). In der Discussion berichtet v. Rynkerk über einen Nephri-
tiker, der im Gesichtsfeld einen grünen Fleck sah. Da in der Nähe der Macula
lutea ein hämorrhagischer Herd war, fasst er die grüne Farbe des Scotoms als
Complementärfärbung auf.
6) Over een eigenaardig skiaskopisch verschynsel (Erscheinung), von G ori.
Fall von Lenticonus posterior, wie von Mulder, Hess, Ke be-
schrieben. wurden. |
7) Plastische Ge na GE orbitae met blootlegging der
neusholten, von Gori.
a) Een instrument tot opening der voorste dree, in bijzondere ge-
vallen. 6 mm langes, schmales Gräfe’sches Messerchen, rechtwinklig zum Stiel.
b) Over de maatregeln ter voorkoming van blindheid door conjunct.
neonat. Jedem jungen Ehepaare sollen von Amtswegen Bedzuckie Verhaltungs-
masssregeln ausgehändigt werden. ` 9
8) Erosio corneae recidiva, von Nicolai. u
Nach leichter Verwundung 5 Mal Recidiv. Bei dem Versuche, etwas mit
scharfem Löffel abzukratzen, löste sioh das Epithel in grösserer Ausdehnung
mit ab. Um festere Vereinigung mit dem neugebildeten Epithel zu erzielen,
wurde die Wunde auch abgekratzt. Die Reaction war heftig, der Zustand
besserte sich aber schnell.
9) Over Melanoma iridis von Bouvin.
1876 Verwundung oc. d., 10 Monate später symp. Entzündung u. Exstirp.
oc. d.; 1898 findet Verf. 2 Geschwälste von der l. Irisoberfläche ausgehend, von:
denen das grössere bei der Punction gelbbraune Flüssigkeit entleerte und etwas
collabirte.
1 Ist, in Frankreich, erfolglos gemacht worden. H.
— 285 —
10) De schynbare kleursverandering der uitwendig zichtbare sub-
conjunct. . vaten (Gefāsse), von Jitta.
Vert leitet die Ursache des violetten Farbentons der pericornealen Injection
aus den optischen Eigenschaften der Conj. her. Wenn die injicirten episcleralen
Gefässe violett erscheinen, dann müssen die rothen Strahlen mit blauen gemengt
worden sein. Dies ist in der That der Fall. Trübe Medien, und ein solches
ist die Conjunctiva, nehmen bei auffallendem Licht eine blaue Farbe an, und
erscheinen bei durchfallendem je nach ihrer Dicke gelb, orange oder roth.
Solche Medien,. die an sich farblos sind, reflectiren hauptsächlich Licht von
kurzer Wellenlänge und lassen Licht von langer Wellenlänge durch. Es ist
dies eine :Interferenzerscheinung, wie Brücke (Poggendorfi’s Annalen 1853)
gezeigt hat. Füllte Verf. ein kleines gläsernes Reservoir mit parallelen Wänden,
mit einer feingetrübten Flüssigkeit, bestebend aus 1 Theil alkohol. Mastix-Auflösung
auf 30 Theile Wasser, dann erschien sie bei auffallendem Lichte azurblau, ein
dunkler Hintergrund blau, ein rother violett, dünne blutgefüllte Röhrchen auf
weisser Unterlage, durch das Reservoir besehen, nehmen violette Farbe an: die
rothen Röhrchen bilden dunkeln Hintergrund, ihre rothe Farbe. mengt sich mit
der blauen der Mischung zu violett. Ebenso erscheinen dünne mit Blut gefüllte
Röhrchen . unter die- Conjunctiva geschoben violett. Die blaue Farbe der Iris
in wenig pigmentirten Augen beruht nach demselben Princip darauf, dass die
Iris als trübes Medium auf schwarzen Untergrund, der Retinapigmentlage, blaue
Farbe annimmt. Ebenso erklärt sich das Blau der durch die Haut schimmern-
den Adern, die violette Färbung des Muskels, wenn durch die Fascie gesehen.
11) Referate, von Muntendem. Ä
De: operatieve behandeling der zware Myopie. Weekblad v. h. Ned.
Tijdschr. v. Lenelskunde Nr. 26, 2e Reeks. 1898.
Ibidem Nr. 3, je Reeks 1899. Prof. Koster: Verslag (Bericht) over
eenige Experimenten over Erythropsie. Neuere. Versuche zum Theil mit Birk-
hoff ausgeführt, die von letzterem demnächst in einer Dissertation beschrieben
‘werden, ‚sprechen sowohl gegen die Erklärung Snellen’s (Arch. f. Ophth.
Bd. XLIV) als auch gegen die eigene des Verf. (4e afl. Ned. oogh. Bydr. u.
Supplement :zum Jahrgang 1897 dieses Centralblattes S. 575).
Hillemanns.
Vermischtes.
1) Der neunte internationale Congress der Augenheilkunde hat.
zu Utrecht vom 14. bis 18. August 1899 yprogrammmässig stattgefunden. Er
war gut besucht, namentlich auch von unsren Landsleuten. Der regelmässige
Besucher der Congresse fand Gelegenheit, seine alten Freunde aus allen Kultur-
Staaten zu begrüssen und auch neue Bekanntschaften zu machen. Anwesend
waren u. A. Asayama, Axenfeld, Bach, Barkan, Berry, Brettauer,
G. J. und O. Bull, Chevallerau, Collins, Darier, Dimmer, Dor sen. und
jün, Dufour, v. Duyse, Esberg, Franke, Goldzieher, Greef, Green,
Grosz, Gullstrand, Gunning, Hansen-Grut, Haab, MacHardy, Hess
sen: und jun., v. Hippel sen, Hirschberg, Hoppe, Jessop, Juda, Juler,
Jocąs, Kipp, Knapp, Koster, Krūckow, Kuhnt, Landolt, Lapersonne,
Leber, Liebreich, Little, Mayweg, Ed. Meyer, v. Michel, Moll, Morax,
Mulder, Nieden, Noyes, Nüel, Oliver, Panas, Parent, Pflüger, Rey-
mond, Rogman, Sattler, Schirmer, Schmidt-Rimpler, Smith-Pristley,
— 286 —
Stölting, Straub, Story, Sulzer, Swanzy, Theobald, Tscherning,
Uhthoff, Valude, Wagenmann, Westhoff, Wicherkiewiez und
natürlich Argyll Robertson, der vorige, und H, Snellen, der diesmalige
Präsident. Die Zahl der Vorträge war sehr gross. Auf ihren Inhalt werden
wir nach dem Erscheinen des Sitzungsberichtes zurückkommen. Ueber jedes
Lob erhaben war die Gastfreundschaft der holländischen Fach»
genossen. Diese und der hohe Kunstgenuss, den besonders die niederlän-
dischen Gemälde jedem nicht ganz unempfindlichen gewähren, müssen in dem
Gedächtniss der Besucher die angenehmste Erinnerung für alle Zeit
zurücklassen.
Pflicht der Fach-Presse ist es, zum Schluss darauf aufmerksam zu "machen,
dass drei Punkte nicht die Billigung der Mehrheit gefunden und als künftig
fortfallend betrachtet wurden: 1. Die Theilung in drei Sectionen (für Anatomie,
für Physiologie, für Pathologie und Therapie); 2. die Theilung der Besucher
in drei Sprach-Familien (deutsch, englisch, französisch) bei Ausflügen wg. W;;
3. die Uebertragung eines Sections-Präsidium an eine en was ohne Vorgang
ist und durch unsre Statuten nicht gestützt wird.. J. H.
2) Im Decemberheft dieses Centralblattes hatte ich über eine Verletanng
durch den elektrischen Strom (herabfallenden Draht der Strassenbahnleitung)
berichtet, die ausser einer Reihe von Lähmungen der linken Gesichts-r und
rechten Körperhälfte eine völlige Erblindung des linken Auges und einen Defect
der inneren Gesichtshälfte des rechten zur Folge hatte,
In einer ausführlichen Beschreibung der Symptome, die der behandelnde
Arzt, Oberstabsarzt Dr. Heck in Nr. 41 ff. der Med. Centr.-Zeitung vor Kurzem
gegeben hat, kommt derselbe zu dem Schlusse, dass durch den Stram von den
Hirnnerven linksseitig der Opticus, Trigeminus, Glossophar., Vagus, Accessorius
und Hypoglossus gelähmt seien, ferner beiderseitig der Olfactorius und
Acusticus; von den Halsnerven die 4 oberen linksseitig, die 4 unteren da-
gegen, ebenso wie die Rücken-, Lenden- und Kreuzbein-Nerven rechtsaeitig.
In dieser Vertheilung sieht nun der Verf. einen „Widerspruch mit den
bisherigen anatomischen ‚Anschauungen über die Kreuzung der Nervenbahnen,
da die Lähmung der oberen Cervical-Nerven nicht links, sondern rechts sieh
hätte einstellen müssen, oder, wenn auch durch Anastomosen ein Uebergreifen
auf die linke Seite denkbar wäre, doch eine Aufhebung der Sensibilität und
Motilität auf der rechten Halsseite nicht hätte vermisst werden dürfen.“
Nach den an den Augen des Verletzten bereits damals, sowie auch jetzt
constatirten Veräuderungen komme ich jedoch zu einer anderen Anschauung.
Es ist nicht nur der linke N. optious funotionsunfähig geworden, sondern
auch auf dem rechten Auge bestand, nachdem in den ersten Tagen auch dieses
fast blind gewesen war, später nur im äusseren Gesichtsfelde ein anfangs ziem-
lich herabgesetztes Sehvermögen, das sich später so weit besserte, dass Jäger
Nr. 8 mühsam gelesen werden konnte, Es sind demnach jetzt noch die
rechten Netzbauthälften beider Augen und die linke des linken Auges
ausgefallen. Nach der Theorie von der unvollständigen Kreuzung im Chiasma
muss also eine Zerstörung oder ein Leitungshinderniss im rechten und im
ungekreuzten Bündel des linken Tractus opticus angenommen werden, während
die anfänglich auch im gekreuzten Bündel des letzteren vorhandene Störung.
sich theilweise zurückgebildet hat.
Als Sitz einer solchen Störung kann nun bei der geschilderten Localisation
das Chiasma nicht mit Wahrscheinlichkeit angenommen werden, sondern, wonn-
— 287 —
man erwägt, dass gleichzeitig mit der Erblindung noch eine grosse Anzahl von
Hirn- und Rückenmarksnerven gelähmt wurden, muss man wohl vermuthen,
dass die Veränderungen weiter central gelegen sind. Hierfür spricht auch der
Umstand, dass die Leitung der Pupillarfasern und die Uebertragung von einer
Seite zur andern durch die Vierhügel vorhanden ist, denn beide Pupillen rea-
giren, wenn auch träge, auf Lichteinfall direct und consensuell. Nach diesen
Erwägungen wird also wohl anzunehmen sein, dass der elektrische Strom, der
am linken Scheitelbeine nahe der Mitte des Schädels in diesen eingetreten ist
(der Verletzte klagt noch heute über Schmerzen an dieser Stelle) nicht nur
in der linken, sondern auch iu der rechten Geliirnhälfte sich verbreitet
und hier durch Zerstörung von Ganglienzellen oder Nervenbahnen die verschie-
denen Lähmungen hervorgebracht hat. . Danach würde auch die Erklärung der
linksseitigen Lähmung am Halse bei der sonst überwiegenden rechtsseitigen
Lähmung der Extremitäten keine Schwierigkeiten mehr bieten.
Im Uebrigen ist noch hinzuzufügen, dass der Zustand des Verletzten heute
nach einem Jahre seit der Verletzung nicht nur nicht besser, sondern eher
. schlimmer geworden ist. Die Augen thränen sehr leicht bei der geringsten
seelischen Erregung sowohl, als auch bei jedem Versuch einer Bewegung des
Körpers (Aufstehen vom Stuhble u. 8. w.), die Gedächtnissschwäche hat zuge-
nommen, die Lähmungen der rechten Extremitäten sind nicht zurückgegangen,
und bei der geringsten Anstrengung treten starke Zuckungen der rechten
Körperhälfte auf. Aus allen diesen Erscheinungen geht hervor, dass es sich
hier nicht um einen oder mehrere Blutergüsse im Gehirn gehandelt haben kann,
sondern dass eine ausgebreitete Zerstörung von Centralnervensubstanz stattge-
funden haben muss.
Da es mir nicht möglich war, in der Literatur ähnliche Fälle von Störungen
durch den elektrischen Strom aufzufinden, so möchte ich die Herren Fach-
genossen nochmals ergebenst ersuchen, falls ihnen derartige Beobachtungen zu
Gebote stehen, dieselben zu veröffentlichen.
Liegnitz. Dr. Kretschmer.
Bibliographie,
1) Ein Fall von Arteria hyaloidea persistens, demonstrirt von
Dr. J. Haas, k. u. k. Stabsarzt im wissensch. Verein der k. u. k. Militärärzte
in Wien am 17. December 1898. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 9.)
Glasartig schimmerndes, von der Papille mit 2 Stielen abgehendes Gebilde, das
im Glaskörper nach vorne zieht, und sich dendritisch in mehrere feinere
Fäden auflöst. Ein Zusammenhang dieses Gebildes mit der Centralarterie
besteht nirgends. Der Augenbhintergrund erscheint sonst normal. Schenkl.
2) Ueber Nasenerkrankung als Ursache der chronischen
Thränenschlauchleiden, von Dr. Benjamin Rischawy. (Wiener klin.
Wochenschr. 1899. Nr. 11.) Bei allen mit Nasenerkrankungen einhergehenden
Thränensack-Blennorrhöen ist die Nasenerkrankung als Ursache der Thränensack-
affection anzuseben, Alle Processe, die zu einer Verlegung des Ductus direct
beitragen, erfordern die Beseitigung der Erkrankung der Nase oder ihrer Neben-
höhlen als Vorbedingung der Sondenbehandlung, und zwar nicht allein diejenigen,
die zu einer directen Verlegung der Mündung des Ductus führen, sondern auch
Processe, welche sich im Bereiche des mittleren Nasenganges abspielen und eine
Verlegung des Thränennasenganges mit bewirken können, Schenkl.
— 288 —
3) Einen Fall von periodischer Oculomotoriuslähmung, demon-
strirt Dr. Karplus im Verein für Psychiatrie und Neurologie in Wien am
21. Februar 1899. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 10.) Eine 62jähr.
Frau bietet die Zeichen einer rechtsseitigen Oculomotoriusparese, die anfallsweise
auftritt; der Anfall beginnt mit Kopfschmerz und Erbrechen. Bis zu ihrem
20. Lebensjahr traten die Anfälle 2 Mal jährlicn auf und dauerten etwa
14 Tage. Seit dem 20. Jahre sind die Anfälle häufiger, aber von kürzerer
Dauer. Menses und Menopause ohne Einfluss auf die Anfälle; während
11 Graviditäten kein einziger Anfall. 10 Tage nach der 2. Entbindung be-
sonders schwerer Anfall, dem ein Monate dauerndes Doppelsehen folgte, und
nach welchem ein Ptosis-Rest interparoxysmal bestehen blieb. Schenkl.
4) Augenärztliche Mittheilungen, von Dr. Ludwig Schmeichler
in Brünn. (Wiener med. Wochenschrift. 1899. Nr. 8. u. 9.) 1. Ueber Pro-
trusion des Augapfels. Verf. berichtet über einen Fall, einen 52jähr. Mann.
betreffend, bei dem die vorhandene Protrusion des linken Auges auf eine chro-
nische Periostitis luetischen Ursprungs bezogen werden musste, trotzdem die
Nachts exacerbirenden Schmerzen fehlten, und die Affection vom unteren Theil
der Orbita ausgegangen war. Jodkali wirkte prompt. In einem 2. Falle,
einen 54 Jahre alten Mann betreffend, wurde die Diagnose auf .einen aller
Wahrscheinlichkeit nach benignen Tumor, der schon 11 Jahre oder länger be-
stand, gestellt. Die auf der Klinik von Hofrath Fuchs vorgenommene Ent-
fornung des Tumors mit Erhaltung‘ des Augapfels,; ergab eine Gefässgeschwulst.
Nach der Operation erblindete das Auge in Folge einer Verstopfung der
Arteria centralis retinae. Der Exophthalmus war, wenn auch noch deutlich sichtbar,
zurückgegangen. Im weiteren Verlaufe entwickelte sich an der vorübergehend
anästhetisch gewordenen Cornea eine kleine Erosion, die nach wenigen Tagen
zur Heilung kam. Verf. thut nebenbei dreier Fälle von Exophthalmus Er-
wähnung, bei denen es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um harmlose Ab-
normitäten handelte, bei denen sich aber wegen der Kürze der Beobachtungszeit,
eine sichere Diagnose nicht stellen liess. Schenkl.
6) Isolirte einseitige, traumatische Trochlearislähmung, von
Doc. Dr. S. Klein, Abtheilungsvorstand der allgem. Poliklinik in Wien. (Wien.
klin. Wochenschr. 1899. Nr. 12.) Bei einem 10jähr. Mädchen beobachtete
Verf. eine einseitige isolirte Trochlearislähmung in Folge eines Sturzes auf den
Hinterkopf. Er nimmt eine Blutung, die die Kernregion des Trochlearis im
Aquaeductus Sylvii getroffen hat, als ursächliches Moment an. Schenkl.
6) Einen Fall einer Cilie in der Vorderkammer demonstrirt Dr.
E. Schwarz in der Sitzung der Gesellschaft der Aerzte in Wien am 3. März
1899. (Wiener klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 10.) Die Cilie gelangte bei
einer Verletzung der Cornes durch einen Eisensplitter vor 2 Jahren in die
Vorderkammer. Seit einigen Monaten bestehen stechende Schmerzen, Flimmern
vor den Augen; die Sehschärfe ist herabgesetzt; die Cilie schleift mit ihrem
stumpfen Ende auf dem Pupillarrande; es besteht partielle Linsentrübung.
Schenkl.
7) Ueber Augenverbände, von Dr. J. Jänner, Augenarzt in Wien.
(Allgem. Wiener med. Zeitung. 1899. Nr. 8 und 9.) Die gebräuchlichen
Augenverbände und ihre Indication. Schenkl.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag von Vzır & Come. in Leipzig. — Druck von Merzeze & Wrrrio in Leipzig.
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERTin Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. ISSIGONIS in
Smyrna, Prof. H. KNAPP in New York, Prof. Dr. KRÜCKOW in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGnus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, I.M. S.,
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL
in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln,
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
October. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber die chronische Dacryocystitis beim
Rhinosklerom. Von Prof. Dr. C. Gallenga. — II. Fett-Hernien der oberen Augenlider. Von
H. Schmidt-Rimpler. — III. Retrobulbärer Abscess, bedingt durch ein Empyem des Antrum
Highmori, ausgehend von cariösen Zähnen; Operation, Genesung. Von J. Guttmann
in New York. i
Klinische Beobachtungen. I. Ein Fall von primärer Tuberculose der Nase, Thränen-
leitung und Conjunctiva mit Uebergreifen auf die Lungen, von Dr. Fr. Pröscher. —
II. Hydatidenschwirren bei Echinococcus der Orbita. Von Dr. O. Wernicke, Buenos Aires.
Neue Bücher.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Augenheilanstalt in Basel. XXXIV. Jahres-
bericht vom 1. Januar bis 31. December 1897, von Prof. Karl Mellinger. — 2) Senile
Oververziendheid. Academisch Proefschrift, dor W. Kouwenhoven. —- 8) Die Ver-
‚letzungen des Auges, von E. Praun.
Journal-Vebersicht. 1. Die ophthalmologische Klinik. Nr. 7—11 — II. La clinique
ophtalmologique. Nr. 7—12.
Vermischtes. Nr. 1—8. :
Bibliographie. Nr. 1—18.
[Aus der Universitäts-Augenklinik zu Parma,
I. Ueber die chronische Dacryocystitis beim Rhinosklerom.
Mittheilung von Prof. Dr. C. Gallenga.
Nachdem HesrA im Jahre 1870 das Rhinosklerom beschrieben hat,
haben viele Dermatologen mit dieser Frage sich beschäftigt und heut zu
‘Tage liegen darüber in der Literatur sehr zahlreiche Fälle vor. Man hat
bald erkannt, dass die Krankheit, anstatt auf die Nasenhöhlen sich zu be-
schränken, sich auf die benachbarten Theile per continuitatem ausbreitet.
19
290 —-
(Gaumen, Schlund, Kelikopf, Ohr durch die Tuba Eustachii u. s. w.) Durch
den Thränennasengang können auch die Adnexa des Auges an der Krankheit
theilnehmen. Man hat gerade beobachtet, dass in verschiedenen Stadien
des Krankheitsbildes Epiphora und manchmal auch eine hartnäckige Dacryo-
cystitis vorkommen kann.
Diese Complicationen des Rhinosklerom, die in einigen Lehrbüchern der
Augenheilkunde oder in den Mittheilungen über die Beziehungen zwischen
den Krankheiten des Auges und der Nasenhöhlen erwähnt werden, sind
in der interessanten Arbeit von WoLKowITscH ! vornehmlich berücksichtigt
worden. WOLKoWITscH berichtet über die, bis zum Jahre 1887, 85 be-
kannt gewordenen Fälle, die zum Theil dem Verfasser selbst angehören.
Es ist hervorzuheben, dass bei 9 Fällen Complicationen vom Thränensack
vorhanden waren. W. unterscheidet die Fälle, bei welchen die Krankheit
aus einer wirklichen Verbreitung des Rhinosklerom besteht, ‘von jenen, bei
welchen es sich um eine einfache Dacryocystitis handelt, die einer Ver-
stopfung der unteren Mündung des Thränennasenganges zuzuschreiben ist.
Durch diese Verstopfung, durch das darauf folgende Zurückhalten des Exsudats
im Thränensacke kann nämlich Anschwellung des letzteren und Epiphora
hervorgerufen werden.
Aus seinen Beobachtungen schliesst der ke dass unter
9 Fällen bei 4 eine einfache Dacryocystitis vorhanden war; bei 5 (also
6°/,) handelte es sich um eine Verbreitung des Rhinosklerom zum
Thränensacke.
WOoLKowITscH meint, dass auch bei diesen Fällen es sich immer um
eine Krankheit handelt, die von jener der Nasenhöhlen abhängt. Das
scheint mit den Meinungen von anderen Beobachtern im Widerspruch zu
sein (vgl. z. B. einen Fall von CHIARI und RIEHL, von SCHULTESS u. a.), weil
die Krankheit, indem sie an dem hinteren Theil der Nasenhöhle anfängt,
von den Patienten für eine gewisse Zeit unbemerkt bleibt, so dass ihre
Aufmerksamkeit erst erregt, wird, wenn die Thränensackveränderungen
hervortreten, besonders wenn diese etwas früh erscheinen.
Das Rhinosklerom breitet sich auf die Thränenwege aus und ruft eine‘
Neubildung von Knötchen hervor, die allmählich grösser werden, so dass
sie die Dicke einer Haselnuss erreichen können. Diese Neubildung ist
unter der Haut des inneren Augenwinkels sehr leicht zu erkennen. Ihr
Wachsthum ruft durch eine Erweiterung des Nasenrückens eine gewisse
Ungestaltheit des Gesichts auf. Man kann auch eine bedeutende Ver-
kleinerung der Lidspalte beobachten.
Unter den beschriebenen Fällen ist der von ZeıssL? besonders zu
erwähnen, einmal weil man bei diesem eine schnelle Zerstörung der
! Arch f. klin. Chirurgie, 38. Bd., 2.—3. Heft.
` 2? Zeitschrift f. Heilkunde. 1885. VI. Bd. 5.—6. Heft.
— 2 —
Knötchen beobachtet hat, sodann weil die letzteren auch die Palpebral-Haut
und den Ciliarrand angegriffen hatten. Auch der Fall von Scauurtess! ist
interessant, weil ausser der Verbreitung der Neubildung auf den inneren
Theil des oberen Lides mit Ptosis, auch eine Verbreitung in die Orbita der
inneren Wand entlang zu beobachten war, so dass der Bulbus nach unten
und nach aussen verschoben war. Andere Beobachtungen von Ausbreitung des
Rhinosklerom in den Thränensack gehören STUKOWENTOFF und WOLKO-
WITSCH selbst an.
Was die ocularen Localisationen des Rhinosklerom anbetrifft, so ist es
nothwendig, zu erwähnen, dass neulich EwErzkyY? unter dem Namen von
Sklerom der Lidbindehaut eine ausgebreitete Infiltration der Conjunctiva
palpebrarum in 2 Fällen beschrieben hat. In dem ersten Falle hatte man
schon klinisch die Diagnose von amyloider Entartung der Conjunctiva fest-
gestellt: in beiden Fällen waren die eigenthümlichen histologischen Ver-
änderungen des Rhinosklerom und Bacillen in den Schnitten vorhanden.
Es scheint aber nicht, dass bei dem zweiten Falle Culturen angelegt
worden sind. Unter diesen Umständen könnte man denken, dass das Bild
der sogenannten amyloiden Entartung zum Theil erklärt und vergrössert
würde; nur durch zahlreiche Untersuchungen wird es aber möglich sein, zu
einem Schluss zu gelangen, und zwar durch pathologisch-anatomische Studien
auf dem Gebiete der Bakteriologie.
Ausser den 5 Fällen von WoLKowITscH, bei welchen es sich um eine
Verbreitung des Rhinosklerom in den Thränensack handelte, litten noch
4 Patienten (1 von denen, die Verf. selbst beobachtet hat,) an Daeryo-
cystitis, die seiner Meinung nach der Verstopfung der unteren Mündung
in der Nasenhöhle zuzuschreiben ist, weil die Schleimhaut des Turbinatus
und Meatus inferior an der Krankheit theilnimmt. Diese Thatsache kann
durch die mikroskopische Untersuchung festgestellt werden. Es ist aber
nicht immer möglich, nur auf dem Grunde der klinischen Beobachtung aus
dem Mangel von Knötchen im Thränensacke den Schluss zu ziehen, dass
in der Schleimhaut der Thränenwege keine Spur von Rhinosklerom vorhanden
ist, besonders in den Fällen, bei welchen schon eine Dacryocystitis zum
Vorschein kommt.
Ausserdem ist es möglich, dass die Anzahl der Fälle von Dacryocystitis
beim Rinosklerom etwas grösser ist, als der bibliographische Bericht von
WOLKOWITSCH beweisen kann. Der Verfasser berücksichtigt nämlich nur
die Resultate, die der Zeit angehören, zu welcher die betreffenden Patienten
von den erwähnten Beobachtern untersucht worden sind. Es ist also nicht
unwahrscheinlich, dass bei einigen von diesen Patienten die Symptome von
1 Deutsches Arch. f. klin. Medizin. 1887. Der Fall ist auch in der HoRNER’-
schen Klinik beobachtet worden. , =
? Beitr. z. Augenhbeilk. 1898. III. Bd. 22. Heft.
19*
— m —
Epiphora oder von Dacryocystitis etwas später zum Vorscheine gekom-
men sind.
Das leite ich von dem Krankheitsbild ab und aus den von mir
gesehenen Fällen von Rhinosklerom, die ich Jahre lang beobachtet habe.
In Italien ist das Rinosklerom, obwohl etwas selten, schon von manchen
Dermatologen beschrieben worden, wie die Mittheilungen von TANTURRI,
PeLIzzaRI, Riccar, MIBELLI, Masoccomr, DucREIs u. a. beweisen können.
In den letzten 10 Jahren habe ich 4 Fälle von Rhinosklerom durch
die Freundlichkeit der Herren Collegen Prof. Masoċcmr und MIBELLI in
der dermatologischen Klinik zu Parma gesehen. Diese Collegen haben bei
den seltenen Fällen viele Untersuchungen auf dem Gebiete der patho-
logischen Anatomie sowie der Bakteriologie und des Experiments angestellt.
Bei diesen 4 Fällen, die dem weiblichen Geschlecht angehören, und die ich
sehr lange (3 von diesen bis heute) beobachtet, habe ich während des
Krankheitsverlaufs die Gelegenheit gehabt, 2 Mal die Dacryocystitis zu be-
obachten. Bei einem Falle war die Krankheit einseitig und bei dem
anderen beiderseitig.
Die an der beiderseitigen Dacryocystitis leidende Patientin, bei welcher
während ihres Aufenthaltes in. der dermatologischen Klinik die Diagnose
von Rhinosklerom mit Sicherheit festgestellt worden war, verweigerte die
Behandlung der Dacryocystitis und einen Eingriff in die Thränenwege,
so dass ich nichts anderes sagen kann, als dass die Dacryocystitis viele
Jahre nach dem Rhinosklerom angefangen. Die Krankheit des Thränen-
sackes war also eine secundäre und sie war wahrscheinlich den Verände-
rungen, die in den beiden Nasenhöhlen in der Nähe des Turbinatus inferior
vorhanden waren, zuzuschreiben. Es ist aber unmöglich, auszuschliessen,
dass die Wandungen des Thränensackes und des Thränencanals vollständig
frei von Infiltrationen waren, weil eine genauere Untersuchung nicht mög-
lich war.
Die zweite Patientin, bei welcher die Dacryocystitis auf die linke
Seite beschränkt war, ist eine 43jährige, kräftige Frau, bei welcher das
Rhinosklerom seit 10 Jahren bestand. Die Krankheit verschlimmerte sich
in den letzten 7 oder 8 Jahren; nach dem Jahre 1892 wurde die Patientin
mehrmals von Herrn Prof. MIBELLI in seine Klinik aufgenommen. Die
Patientin wurde mit verschiedenen Arzneimitteln und Operationen behan-
delt, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern, und um die
Nasenlöcher, welche wegen der neoplastischen Proliferation die Neigung
hatten, sich zu schliessen, durchgängig zu machen.
Bei dieser Patientin fing die Dacryocystitis vor 2 Jahren an und ver-
schlimmerte sich nach und nach. Am inneren Augenwinkel bildete sich
eine Geschwulst, die später grösser wurde, so dass sie die Dicke einer
grossen Linse erreichte. Durch den Druck auf den Thränensack, der
etwas schmerzhaft ist, fliesst die in der Geschwulst enthaltene Flüssigkeit
— 29 —
durch die Canälchen ins Auge zurück, während ein anderer Theil in den
Thränencanal eindringt. Diese Flüssigkeit sieht wie ein weissliches, schleim-
artiges Exsudat aus. Nach der Entfernung der Geschwulst ist die Haut
des inneren Augenwinkels auf der hinteren Wand des Sackes beweglich,
wie auf einer teigigen, etwas niedriger stehenden Fläche.
Die Conjunctiva palpebrarum und Fornicis inferioris ist etwas hyper-
ämisch; nichts Besonderes in den anderen Theilen des Auges und
Adnexen.
Die Patientin bemerkt ausser einem Spannungsgefühl einen bedeutenden
Thränenfluss, wenn sie bei dem Arbeiten den Kopf hängen lässt. Die rhino-
skopische Untersuchung, die von Herrn Dr. Lararra, Director der otorino-
laringojatrischen Poliklinik, gemacht wurde, ist folgende:
Die vordere Oeflinung der Nasenhöhlen ist etwas nach oben gezogen.
Links ist sie, wegen der Anschwellung des unteren Theiles des Septums
noch mehr verkleinert. Der nasale Spalt ist auf den beiden Seiten durch
eine kreisförmige Oeffnung vertreten, die nach links zu etwas verkleinert ist.
Diese beiden kreisförmigen Oeffnungen setzen sich in einen engen Canal
fort und laufen zum Septum zusammen, welches auf 1!/, cm von seiner
vorderen Grenze vollständig zerstört ist.
Von der vorderen Oefinung des rechten Nasenloches kann man die
Reste des Turbinatus inferior, die !/, cm von der normalen Insertion vor-
springen, erkennen. Einige Züge laufen von hier zur äusseren Wand der
Höhlung. Etwas höher ist der rechte Turbinatus medius erhalten; der
Furbinatus superior ist nicht zu sehen. Auf der linken Seite ist die Ein-
führung einer Sonde nicht möglich, und vom rechten Nasenloche kann
man in der linken Höhlung unförmige weissliche Neubildungen erkennen.
Die hintere rhinoskopische Untersuchung ist wegen der Verwachsungen
nicht möglich, weil der Hohlraum nur aus einem wenige Millimeter breitem
. Loch und Canal zwischen dem Palatum, Velum palatinum und der hinteren
Wand des Pharynx besteht.
Da die Patientin die Dacryocysiitis handen lassen wollte, besuchte sie
die Augenklinik, und, bevor man mit der Behandlung angefangen, wurde
mehrmals das Exsudat mikroskopisch untersucht. In den frischen Präparaten
der durch die Thränencanälchen ausgedrückten Flüssigkeit, welche mit
einer !/,°/, wässrigen Methylblau- oder 1°/, Gentianaviolettlösung gefärbt
worden, kann man, nach einer Nachfärbung mit einer hydroalkalischen
Magenta-Rothlösung, zahlreiche Eiterzellen und viele abgeplattete, stark de-
generirte Epithelzellen erkennen. Zwischen diesen Zellen liegen zahlreiche
Mikrokokken und Diplokokken, und treten wegen ihrer Menge zahlreiche
Bacillen hervor, die zum Theil isolirt und zum Theil zusammengehäuft
sind. Sie zeigen abgerundete Pole und sind ausserdem mit einem hellen
Hof und mit einem doppelten Contur versehen.
— 294 —
Nach einer gründlichen Ausspülung des inneren Augenwinkels und
des Thränensees mit sterilisirtem Wasser wird eine geringe Menge dieser
Flüssigkeit aufgenommen, und mit verschiedenen Nährböden (Agar, Gelatine
u. s. w.) in Röhrchen, sowie in Perrr’schen Schalen einige Culturen ange-
legt. Auf diesen Nährböden wachsen zahlreiche Mikroorganismen, nämlich
Staphylokokken, pyogenes aureus und albus, Bacillen von verschiedenen
Arten, unter diesen ein grosser Bacillus, der denselben grossen Hof wie
in frischen Präparaten erkennen lässt. Dieser Bacillus sieht aber nicht
wie der von dem Rhinosklerom aus, der in einer Cultur von den Knötchen
der Nasenhöhlen bei derselben Patientin zu sehen war. Seine Colonien
sehen ganz anders aus, weil sie eine weissliche, undurchsichtige Färbung
annehmen und die Gelatine verflüssigen. Von diesen mehrmals wieder-
holten Untersuchungen der Thränensack-Flüssigkeit konnte man nie den
Rhinosklerom-Bacillus, sondern nur das Wachsthum von pyogenen und von
banalen Mikroorganismen beobachten. Bekanntlich sind diese im Thränen-
sacke der gewöhnlichen Daeryocystitiden zu finden. Uebrigens ist es be-
kannt, dass auch vom Nasalsekret bei dem Rhinusklerom das Wachsthum
des typischen Rhinosklerombacillus fast nie zu erhalten ist. l
Um Rechenschaft über den Zustand des Thränensackes und des
Canals abzulegen, (da die Sondirung durch die Canaliculi nicht nützlich
war, weil die Sonde im 'Thränensacke stecken blieb,) wurde der Sack aufge-
macht. Zu diesem Zwecke wird die Gegend des inneren Winkels durch
ein sterilisirtes Scarpa-Messer der senkrechten Richtung nach aufgeschnitten.
Nach der Eröffnung des Sackes fliesst eine grosse Menge von eitrigem
Exsudat mit Blutstreifen aus. (Von diesem Material werden Culturen an-
gelegt. Was den Khinosklerombacillus anbetrifft, war aber der Befund voll-
ständig negativ.) Dann wird eine Cooper’sche Sonde eingeführt. Man
bemerkt, dass der Sack bedeutend erweitert und mit grossen Granulationen
bedeckt ist, wie das Maane’sche Speculum erkennen lässt. Am unteren
Theile des Sackes kann man mit der Sonde bemerken, dass die obere
Oeffnung des Canals erheblich erweitert und trichterförmig ist. Nach einer
kurzen Strecke ist er ganz undurchgängig. Der Sack wird mit dem
VoLKMaAnn’schen Löffel sorgfältig abgekratzt. Auf diese Weise werden vom
Sacke, sowie vom oberen Theil des Thränencanals, soweit wie möglich, sehr
grosse Wucherungen weggenommen. Nach diesem Eingriff kann man eine
grosse Sonde in den Canal auf eine Strecke von 3—4 cm einführen. Etwas
weiter stösst man gegen ein unüberwindliches Hinderniss. Wenn mit der
Aneu'schen Spritze sterilisirtes Wasser eingespritzt wird, fliesst es voll-
ständig zurück. Die Behandlung wird auf die folgenden Tage verschoben.
Inzwischen wird in die Wunde des inneren Augenwinkels Gaze eingesteckt.
Die grossen Vegetationen des Sackes und Canals werden zum Theil für
die mikroskopischen Untersuchungen, von den frischen wie von den gehärteten
Stücken gleichviel, aufbewahrt. Vom anderen Theile werden auf Agar und
— 295 —
Gelatine Stich- und Stricheulturen angelegt. Die Resultate waren positiv.
In fast allen Röhrchen waren bei Zimmertemperatur (27—28"), wie
im Brutschrank bei 33°, schon nach 18—20 Stunden: zahlreiche Colonien
zu ‚sehen, die überall den Stich- und Strichstreifen entlang zerstreut waren.
Diese Colonien, die hier und da vereinzelt scheinen, sehen wegen ihres
uvpalartigen, fast durchsichtigen, fliessenden Aussehens etwas eigenthüm-
lich aus.
In den von diesen Colonien angefertigten mikroskopischen Präparaten
traten Bacillen hervor, die ganz ähnlich den Khinosklerom-Bacillen waren.
Mit diesen waren sie durch die von Herrn Prof. MiseLuı von Knötchen
der Nasenhöhlen aungefertigten Präparaten und Culturen zu vergleichen. Sie
schienen mit einer Kapsel versehen und von verschiedener Gestalt und
zwar waren sie verlängert, abgerundet, dick und kurz und kugelförmig.
Nicht alle Culturen sind rein. Die unreinen enthalten einen kleinen
Bacillus und andere Mikroorganismen. Mit den aufeinanderfolgenden Ueber-
gängen und mit Platten-Kulturen gelingt es immer, den Rhinosklerom-Bacillus
zu isoliren. Dieser positive Befund stimmt mit den Granulationsunter-
suchungen bei frischem Zustande vollständig überein. In diesen mit
Euruicn’s Flüssigkeit gefärbten Präparaten finden sich zwischen der rund-
zelligen Infiltration, aus welchen die Granulationen bestehen, zahlreiche
hyaline Kugeln und zwischen den Zellenanhäufungen finden sich kapsulirte
Bacillen, wie die vom Rhinosklerom. In diesen Präparaten liegen aber die
Bacillen nicht in den Zellen, sondern zwischen ihnen.
Die Präparate von den in Alkohol gehärteten Granulationen sind auch
bemerkenswerth. Die Stücke waren in Celloidin eingebettet und die Schnitte
nach verschiedenen Methoden gefärbt (Alaun-carmin, Picrocochenille, ver-
schiedene, Unna’s Färbungen u. s. w.).
Die Schnitte bestehen aus kleinen Stücken der Schleimhaut des Thränen-
sackes, dessen Oberfläche von grosser Menge von Exsudat und vun während
der Operation ergossenem Blut bedeckt ist. Die freie Oberfläche der weg-
genommenen Schleimhaut sieht wie eine gewellte Linie aus mit grossen
Erhebungen, die mit kleinen Thälern abwechseln. Hier und da senken sich
die Thäler erheblich und bilden einen Blindsack, der mit cylindrischem
Epithel bekleidet ist: einige vun solchen Blindsäcken sind mit Biter
gefüllt. |
Das Bekleidungs- und Blindsack-Epithel ist bedeutend verändert;
anderswo sind endlich feine Zellen zerstreut. In" dem die Schleimhaut be-
deckenden Epithel finden sich zwischen dem Blut (das beim Eingriff
ergossen war) und den Leukocyten zahlreiche Epithelzellen. Einige von
diesen sehen noch normal aus, einige sind im Gegentheil sehr angeschwollen
und zeigen ein helles, homogenes, wenig färbbares, mit Vacuolen und mit
einem ganz verkleinerten Kerne versehenes Protoplasma.
— 296 —
Das unter dem Epithel sich befindende Gewebe ist ein Granulations-
gewebe. Die bindegewebigen Maschen sind verschwunden und auf ein feines
Netz beschränkt. Das Gewebe besteht aus einer rundzelligen Infiltration,
die hier und da von erweiterten Capillaren durchzogen ist. Einige
von ‚diesen Capillaren sind mit Blutkörperchen gefüllt; einige enthalten fast
nur vielkernige Leukocyten und alle sind von zartem Endothel begleitet.
Die Infiltration besteht aus Plasmazellen, aus grossen und einkernigen
Leukocyten und Iymphoiden Elementen; zwischen diesen bemerkt man
auch vielkernige, zum Theil unbeschädigte und zum Theil etwas zerstörte
Leukocyten. Mastzellen und Riesenzellen sind nicht vorhanden. Die Zellen-
veränderungen, die Mıkuuicz als charakteristisch für das Rhinosklerom be-
schrieben hat, sind nicht zu beobachten. (Geblähte Zellen von MıKUuicz,
hydropische Zellen von Mes, Die maulbeerförmigen, mit kleinen, stark
brechenden Kügelchen gefüllten Zellen (hyaline Zellen) sind auch nicht
vorhanden. Viele andere Zellen von dieser Art sind aber zu bemerken.
Sie enthalten 1—3 von diesen hyalinen Kügelchen, die sehr gross sind.
Bei anderen Zellen sind im peripheren Theil zahlreiche kleine hyaline
Kügelchen vorhanden, die um den Kern herum liegen. In der Infiltration
bemerkt man ausserdem eine ausserordentliche Anzahl von denselben hya-
linen Kügelchen, was beim typischen rhinosklerotischen Gewebe selten zu
sehen ist. In einigen Schnitten sieht man Anhäufungen von kapsulirten
Rhinosklerom-Bacillen wie jene, die eben auf den Culturen von diesen Gra-
nulationen wuchsen.
Fassen wir bei diesem Fall von Daceryocystitis, die secundär nach Rhino-
sklerom ist, die Thränensackveränderungen zusammen ; so sehen wir, dass
ein wirkliches rhinosklerotisches Gewebe, wie in den Nasenhöhlen zu sehen
ist, hier fehlt. Ausserdem ist noch zu bemerken, dass die Vereiterung, die
bei unserem Falle vorhanden war, auf der Oberfläche der Rhinoskleron-
knötchen fast nie zu beobachten ist. Nichtsdestoweniger wollen wir nicht
verkennen, dass der ausserordentliche Reichthum an hyalinen Kügelchen,
die Anwesenheit von diesen Kügelchen in den ungeheuer grossen Zellen,
der positive Bacillenbefund im Granulationsgewebe und das Wachsthum
von Rhinosklerom-Bacillen von diesem Gewebe die directe Einwirkung des
Rinosklerom, um eine Dacryocystitis hervorzurufen, beweisen können, sodass
die Krankheit des Thränensackes eigenthümliche klinische und anatomische
Beschaffenheiten hat. Die bedeutende Erweiterung des oberen Theils des
Thränencanals in der Nähe des Sackes ist auch interessant, sowie die An-
lage des Hindernisses in dem mittleren und unteren Theile des Canals.
Die Härte dieses Hindernisses und sein Widerstand lässt voraussetzen, dass
hier eine Verbreitung des Rhinosklerom vorhanden ist. Es ist nicht unwahr-
wahrscheinlich, dass in Zukunft die Symptome der Dacryocystitis sich verändern
und dass in dem vorbereiteten Gewebe der Thränensackwandung eine Rhino-
sklerom-Infiltration mit ihren klinischen und anatomischen Eigenthümlich-
— 297 —
keiten sich entwickelt. Weitere Beobachtung des oben beschriebenen
Falles wird bestimmte- Angaben geben können.
Der Zweck dieser Mittheilung ist, die Aufmerksamkeit der Augenärzte
auf diese Frage zu lenken. Sie ist schon von den Dermatologen studirt
worden, aber von anderen Gesichtspunkten. Der wichtige EwETZzKY’sche
Befund über das Sklerom der Conjunctiva palpebrarum muss, wegen der
eventuellen Beziehungen zwischen dem Sklerom und einigen seltenen Ver-
änderungen der Conjunctiva, über deren Pathogenese die Beobachter noch
nicht einig sind, vornämlich berücksichtigt werden.
II. Fett-Hernien der oberen Augenlider.
Von H. Schmidt-Rimpler.
Ein bisher meines Wissens noch nicht beschriebener Fall einer ange-
borenen Fett-Hernie der beiden oberen Augenrlider kam im Juni dieses
Jahres in der Klinik zur Beobachtung.
Es handelte sich um ein 19jähriges Mädchen, welches besonders. in
den letzten drei Jahren bemerkt hatte, wie die oberen Augenlider sich
auffällig verdickten und mehr herabhingen. Der Zustand war nicht immer
der gleiche; bisweilen war die Schwellung stärker, bisweilen geringer. Auch
die verstorbene Mutter soll zeitlebens ähnliche Wülste in den oberen Augen-
lidern, besonders über den inneren Augenwinkeln, gehabt haben, die bei
Anstrengungen und beim Bücken stärker hervortraten.
Bei der Aufnahme zeigten sich beide oberen Lider — bei sonst nor-
malem Augenbefunde — in ihrer ganzen Ausdehnung etwas Öödematös
geschwollen; die obere Hautfalte hing mehr als gewöhnlich über den Augen.
Ein umschriebener, ziemlich querovaler Wulst sass oberhalb des inneren
Augenwinkels an der Stelle, wo wir im Alter öfter Hervorbuchtungen
sehen: derselbe fühlte sich weich an und hatte eine Ausdehnung von etwa
1!/, cm von rechts nach links, etwas weniger von oben nach unten. Die
Haut des oberen Lides war, wenn die ödematöse Infiltration durch Um-
schläge oder spontan sich verringert hatte, mit zahlreichen kleinen Fältchen
durchsetzt. Da die Wulstbildung, die ich zuerst für eine abnorme Fett-
ansammlung unter der Haut hielt, und die secundåre Schwellung sehr ent-
stellten, wünschte die Patientin die operative Entfernung. Nachdem die
Haut über der Geschwulst queroval umschrieben und excidirt war, stellte
sich heraus, dass sich unter ihr in der Muskulatur eine querovale Lücke
befand, durch welche ein von der Fascia bedeckter Wulst von Orbitalfett
` hervorquoll. Der Defect, über den sich am rechten Lide noch ein Paar
Muskelfasern hinüberzogen, hatte, wie sich später erwies, eine Ausdehnung
BCEE
von circa 6 mm seitlicher und 5 mm Höhen-Distanz, war aber durch das
vordringende Fettzellgewebe erheblich erweitert worden. Nach Einschneiden
der Fascie quoll das Fett hervor; durch Drücken konnte man dasselbe in
beliebiger Menge aus der Orbita entleeren. Die Verhältnisse waren auf
beiden Augen gleich. Nach Abschneiden des Fettes wurden Fascia und
Muskulatur durch Nähte vereinigt, darüber dann besonders die Haut. Nach
der Heilung war der mediale, umschriebene Wulst verschwunden; jedoch trat
die ganze obere Lidfalte in Folge der lang bestandenen Ausdehnung immer
noch stärker als in der Norm hervor: auch zeigte die Haut die Beschaffen-
heit, welche Fucas bei der von ihm als Blepharochalasis bezeichneten Lid-
Abnormität ganz zutreffend so beschreibt, dass sie „wie zerknittertes
Cigarrettenpapier“ aussehe. Hätte man die Ursache bei unserer Patientin
nicht in dem Fettbruch zu suchen, so würden beide Zustände als gleiche
betrachtet und mit Fuchs als Folge einer Hautatrophie mit Verlust der
Elasticität aufgefasst werden können. Die mikroskopische Untersuchung
der herausgeschnittenen Haut ergab übrigens nichts Besonderes.
Bei älteren Personen finden wir bekanntlich öfter diese medianen
Wülste im innern Augenwinkel und das Herabhängen der oberen Lidfalte.
MERKEL! führt an, dass die Hervorbuchtung der Hautpartie zwischen Tarsus
und Orbitalrand dadurch entstehe, dass bei der Atonie aller Fascien im
Alter auch das Septum orbitale seine Festigkeit eingebüsst hat und das
Orbitalfett nicht mehr so straff zurückhält. In unserm Falle handelt es
sich aber um einen ausgeprägten lochförmigen Defect in der Orbicularis-
Muskulatur. Dass dieselbe auf einem Fehler der Anlage beruht, erscheint
durch die Doppelseitigkeit gesichert, weiter auch durch das Vorhandensein
der gleichen Abnormität bei der Mutter.
Da auch im Alter gerade über dem inneren Augenwinkel diese Wülste
hervorzutreten pflegen, so erscheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass
auch hier öfter ein angeborener Defect oder eine angeborene Schwäche der
Muskulatur den Anlass zum Hervordrängen der Fascia und des Orbitalfettes
giebt. Es entsteht dies ungefähr an der Stelle, wo nach HENLE die mehr
senkrecht ziehenden Partien des M. orbicularis orbitalis mit den mehr
horizontalen des M. orbicularis palpebralis zusammenstossen.
Für unsern Fall dürfen wir jedenfalls den Namen einer Fetthernie,
bei der die Lücke in der Muskulatur die Bruchpforte darstellt, in Anspruch
nehmen.
! GRAEFE-SAEMISCH, Handbuch der ges. Augenheilkunde 1874. Bd. 1. 8.82.
III. Retrobulbärer Abscess, bedingt durch ein Empyem
des Antrum Highmori, ausgehend von cariösen Zähnen;
Operation, Genesung. !
Von Dr. J. Guttmann in New York.
Berichte über retrobulbäre Abscesse sind, wie ich glaube, gerechtfertigt
nicht nur ihres seltenen Vorkommnisses wegen, sondern auch wegen der
Schwierigkeit, die sich der Feststellung der Diagnose häufig entgegenstellt.
Welche Schwierigkeiten bei der Stellung der Diagnose auftreten dürften,
können wir leicht begreifen, wenn wir die verschiedenen Gewebe, welche
die Augenhöhle ausfüllen und den complicirten Bau benachbarter Höhlen,
welche die Augenhöhle umgeben, uns vor Augen halten. Der nachfolgende
Fall mag von besonderem Interesse sein, nicht nur wegen der Jugend des
Patienten, der scheinbar ganz unbedeutenden Ursache (Zahncaries) und des
sehr acuten Beginnes wegen, sondern hauptsächlich wegen des günstigen
Verlaufes, den die Krankheit nach der Operation nahm. Die Krankheits-
geschichte ist in Kurzem die folgende:
Patient ist ein Knabe, 5 Jahre alt, hereditär unbelastet, und war
immer gesund. Am 15. April d. J. klagte er über Zahnschmerz, dem aber
die Eltern keine besondere Wichtigkeit heilegten. Am folgenden Tage er-
wachte das Kind mit Fieber, und im Laufe des Tages begann die Wange
anzuschwellen. Die Schwellung breitete sich bald auf die Nase, die Augen-
lider und einen Theil der Stirne aus; der Augapfel wurde vorstehend.
Der Familienarzt, der zugerufen wurde, betrachtete die Erkrankung als
Folgezustand eines Bisses von einem sehr giftigen Insecte und behandelte
das Leiden als solches symptomatisch mit Bleiwasser-Umschlägen und
Antipyretica. Die Krankheitssymptome verschlimmerten sich aber trotzdem
immer mehr und mehr, und das Kind kam, in Folge der überstandenen
Schüttelfröste und des hohen Fiebers immer mehr herunter; und da es
das Auge, in Folge der starken Schwellung, auch nicht mehr öffnen konnte,
wurde ein Augenarzt zur Consultation zugezogen. Dieser diagnosticirte
septische Thrombose der Venae orbitae und stellte eine letale Prognose.
Am folgenden Tage wurde ich zum Consilium zugezogen und fand folgen-
den Zustand:
Das Kind lag im Bette mit 39,5° C. Fieber. Die linke Wange, von
der Mitte der Stirne, einschliessend beide Augenlider, hinunter bis zum
Arcus zygomaticus, war stark geschwollen und geröthet. Der linke Bulbus
' Vorgestellt in „Te Section of Ophthalmology of the Academy of. Medicin of
New York“, 1899, May 15.
— 300 —
war vorstehend und gerade nach vorn gerichtet. Die Conjunctiva war
stark chemotisch geschwollen, von schmutzig-graurother Farbe und protru-
dirte unter den stark geschwollenen Augenlidern. Die Pupille reagirte auf
Licht. Das Auge konnte bloss zwischen Licht und Dunkel unterscheiden.
In Folge der starken Schwellung der Augenlider konnte keine genaue
ophthalmoskopische Untersuchung gemacht werden. Alles, was ich mit dem
Ophthalmoskop feststellen konnte, war, dass ich die Media klar und durch-
scheinend fand. Daraufhin untersuchte ich die Nase. Während die rechte
Nasenhälfte vollkommen normal war, fand ich die linke Nasenhälfte mit
dickem Eiter gefüllt. Als ich die Eltern befragte, meinten sie, dass am
dritten Tage nach dem Beginn der Erkrankung ein dicker, grüner Eiter
aus dem linken Nasenloch zu fliessen begann, dem jedoch weder sie, noch
der behandelnde Arzt eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Nun machte ich meine Diagnose auf Empyema der Nebenhöhlen der Nase
mit einem Durchbruch des Eiters in die Orbita .und stellte eine günstige
Prognose. Ich machte nun einen Einschnitt in das obere Lid, da wo die
Schwellung am grössten, und die Fluctuation am deutlichsten zu fühlen
war. Eine grosse Menge dünnen, sehr stinkenden Eiters entleerte sich.
Am darauffolgenden Tage liess ich durch einen Zahnarzt zwei cariöse
Backenzähne von der linken Seite des Oberkiefers extrahiren, in der Er-
wartung, dass durch diese einfache Operation allein ein Ausfluss für etwa
vorhandenen Eiter im Antrum Highmori geschaffen werden dürfte. Da
jedoch meine Erwartung sich nicht bestätigt hatte, bohrte ich durch die
nun vorhandene Alveolarhöhle eine Oeffnung in das Antrum, woraufhin
ungefähr eine Unze desselben, faulstinkenden Eiters sich entleerte. Darauf-
hin kratzte ich die Höhle mit einem scharfen Löffel aus. Ich fand alle,
hauptsächlich aber die innere und obere Wand cariös und mit Granula-
tionen besetzt. Ich entfernte mit dem scharfen Löffel einen grossen Theil
der Granulationen, manche necrotische Knochenstücke und einen Zahnkeim.
Am folgenden Tage erweiterte ich den Einschnitt am oberen Lide bis zum
Nasenrücken’und fand nun die ganze Orbitalhöhle mit demselben übel-
riechenden Eiter gefüllt. Ein Theil der Lamina papyracea war necrotisch
und durchbrochen. Die Durchbruchsstelle hatte die Grösse eines Pfennigs
und war mit graurothen, schwammigen Granulationen gefüllt. Diese Oeff-
nung führte in die Siebbeinhöhle, welche auch mit Eiter und necrotischem
Gewebe gefüllt war. Die mikroskopische Untersuchung des Eiters zeigte
bloss die gewöhnlichen Producte einer Entzündung, hervorgerufen durch
Strepto- und Staphylokokken. Sowohl die subjectiven, als auch die objec-
tiven Krankheitssymptome besserten sich zusehends beim Kinde, gleich am
zweiten Tage nach Eröffnung des Antrum. Das Fieber schwand gänzlich,
normales Sehen stellte sich wieder ein, und das Kind, das einen Tag zuvor
schwer krank daniederlag, konnte wieder aufsitzen und war munter. Die
nun folgende Behandlung bestand in täglicher Reinigung der Orbitalhöhle
— 8301 —
init einer Lysollösung, Tamponade und Drainage der Siebbein- und High-
mors-Höhle mit Jodoformgaze. Die Heilung geht glatt und günstig von
statten.
Um eine richtige Auffassung von dem Verlaufe der Krankheit sich
zu bilden, ist es nöthig, die localen anatomischen Beziehungen, die zwischen
der Orbita und den angrenzenden pneumatischen Höhlen bestehen, und
die Beziehungen dieser Höhlen zu einander kurz zu recapituliren. Die
Augenhöhle ist nahezu von allen Seiten von den Nebenhöhlen der Nase
umringt. Eine Ausnahme bildet nur die äussere und ein kleiner Theil
der oberen Wand. Was die Beziehungen der Nebenhöhlen zu einander be-
trifft, so ist es von Wichtigkeit zu betonen, dass die Siebbeinhöhle eine solche
Stellung einnimmt, dass eine Srkrankung derselben sehr leicht auf eine
oder mehrere der benachbarten Nebenhöhlen übergreifen kann. Dies ist
ganz begreiflich, wenn wir bedenken, dass das Siebbein, in Folge seiner
centralen Lage, häufig theilnimmt an der Bildung des Bodens der Stirn-
höhle, der vorderen Wand der Keilbeinhöhle und in manchen Fällen an
der Bildung der inneren oberen Wand der Highmors-Höhle. Wenn wir
diese Thatsachen im Auge behalten, werden wir leicht begreifen, wie die
Zahncaries, welche die erste Beschwerde des Patienten bildete, für alle
nachfolgenden Complicationen verantwortlich gemacht werden muss. Der
Zahncaries folgte bald ein Empyem der Highmors-Höhle, von da dehnte
sich die Entzündung sehr rasch auf die benachbarten Höhlen aus. Da
der eitrige Ausfluss aus der Nase erst am dritten Tage nach dem Beginn
der Krankheit zum Vorschein kam, so ist anzunehmen, dass dies den Be-
ginn der Affection der Siebbeinhöhle anzeigte. Sehr bald darauf wurde die
äussere Wand der Siebbeinhöhle durchbrochen und eine grosse Menge Eiters
ergoss sich unter das Periost der Orbita, welches von den Orbitalwänden
abgehoben wurde. Der Eiter comprimirte den Sehnerv und erzeugte so
die temporäre Amblyopie, füllte zugleich den trichterförmigen Raum der
Orbita aus und drängte den Bulbus gerade nach vorwärts.
Wie wenig Wichtigkeit den Erkrankungen der Nebenhöhlen der Nase
im Allgemeinen zugemessen wird, ist aus dem Berichte des Dr. FRAENKEL
deutlich zu ersehen. Dr. FRAENKEL konnte in den 146 Autopsien, die er
an Cadavern ohne besondere Auswahl vornahm, in 63 (40°/,) Fällen Er-
krankungen einer oder mehrerer Nebenhöhlen nachweisen, die am Lebenden
ganz übersehen wurden. Nach den Untersuchungen von Kunnrt! sind
Erkrankungen der Orbita in 29°/, der Fälle auf Erkrankungen der Neben-
höhlen zurückzuführen. M |
Die richtige Auffassung des Zusammenhanges, welcher zwischen den
Orbitalabscessen einerseits, und den Empyemen einer oder mehrerer Neben-
höhlen andererseits besteht, ist eine Errungenschaft hauptsächlich des letzten
! Die entzündlichen Erkrankungen der Stirnhöhlen. 1895.
— 8302 —
Jahrzehntes. Aeltere Berichte über die Erkrankung bestätigen vollauf das
Vorhergesagte. Ich will beispielsweise nur einen Fall erwähnen, der von
so einem hervorragenden Fachmanne wie Dr. Knapp! beschrieben wurde.
Ein Mann, 45 Jahre alt, der sich im Allgemeinen einer guten Ge-
sundheit erfreute, erblindete plötzlich auf einem Auge. Im Verlaufe von
2 Tagen entwickelte sich ein Exophthalmus. Sechs Monate nach dem Be-
ginn der Krankheit sah Dr. Knapp den Patienten und constatirte eine
Atrophie des Nervus opticus, konnte aber nicht die Ursache derselben mit
Bestimmtheit feststellen. Er schrieb die Atrophie mit Wahrscheinlichkeit
einer Thrombose oder Embolie der Augengefässe zu. Ein Jahr später sah
er den Patienten wieder, derselbe berichtete ihm, dass er in der Zwischen-
zeit eines Nasenleidens wegen einen Nasenspecialisten consultirte, welcher
in der Nasenhälfte, correspondirend mit dem afficirten Auge, zufälliger
Weise einen Abscess eröffnet hatte, worauf der Patient sogleich eine Lin-
derung seiner Beschwerden empfand und das Auge wieder seine normale
Stellung einnahm.
Dr. NoyYzs? berichtet im Jahre 1875 einen recht interessanten, aber
etwas dunklen Fall von einem Empyem einer oder mehrerer Nebenhöhlen,
welche in die Orbita durchgebrochen sind, einen Exophthalmus und eine
Orbital-Fistel erzeugt haben, da wurde auch die Untersuchung und Be-
handlung der benachbarten Nebenhöhlen ganz unterlassen. Beim Studium
der Literatur über Orbitalabscesse konnte ich bloss folgende Fälle finden,
‚beschrieben von MAIR, GOODHART, BAcoN und SNELL, die eine Aehn-
lichkeit mit dem oben beschriebenen Fall haben.
Ich werde diese Fälle nur im Auszug wiederholen. Der Fall von
Dr. Maır war wie folgt:- Periostitis einer Zahnwurzel folgte Empyem des
Antrum. Der Zahn wurde extrahirt, die eitrige Entzündung breitete sich
` jedoch aus und rief eine Entzündung im Siebbein-Labyrinth hervor. Der
Eiter brach durch dieses in die Orbita und bildete einen Orbitalabscess.
Die Entzündung setzte sich nun auf das Foramen opticum fort, rief eine
Meningitis und Encephalitis hervor, worauf der Tod des Patienten folgte.
GOODHART berichtet auch einen Fall von Zahncaries bei einem kleinen
Patienten, 4!/, Jahre alt, gefolgt von einem Abscess der Highmors-Höhle,
acuter Periostitis des Oberkiefers, Eiterung in beiden Orbitae, Ostitis der
Schädelbasis, Payämie und Tod. |
Dr. Bacon berichtet einen Fall von Zahncaries, gefolgt von einem
Abscess der Highmors-Höhle, Abscess in der Orbita der anderen Seite
und Tod. |
Der Fall von SNELL war folgender: Ein Mädchen, 14 Jahre alt, litt
an Zahncaries und Schwellung der betreffenden Gesichtshälfte; 2 erkrankte
! Transactions of the American Ophthalm. Soc. 1888, p. 328.
? Cases of Diseases in the Orbit, 1875.
=. B08 =
Zähne wurden extrahirt. Dieser Operation folgte nun ein Ausfluss von
stinkendem Eiter aus der Oberkieferhöhle. Zwei Wochen nachdem die
Patientin sich einer Erkältung ausgesetzt hatte, entwickelte sich eine starke
Schwellung der Augenlider an der erkrankten Gesichtshälfte, Proptosis und
Oedema der Conjunctiva. Das Sehen war nicht afficirt. Die ophthalmo-
skopische Untersuchung zeigte, dass die Medien durchsichtig waren. Nach-
dem Schmerzen in der Orbita, Kopfweh und Erbrechen sich eingestellt
hatten, wurde ein Einschnitt in das untere Lid gemacht, worauf eine ge-
ringe Menge Eiters aus der Orbita sich entleerte. Die Patientin fühlte
danach wohl eine geringe Linderung ihrer Beschwerden, zwei Tage später
aber stellten sich. Symptome von Meningitis ein und die Patientin starb.
Mein Fall unterscheidet sich von den eben berichteten Fällen haupt-
sächlich darin, dass der Patient am Leben blieb und vollständig genas.
Ich schreibe den günstigen Verlauf meines Falles hauptsächlich dem Um-
stande zu, dass joh nicht bloss die Orbitalhöhle, sondern auch die Neben-
höhlen eröffnet und behandelt habe.
Klinische Beobachtungen.
I. Ein Fall von primärer Tuberculose der Nase, Thränenleitung und
Conjunctivae mit Uebergreifen. auf die Lungen.
Von Dr. Fr. Pröscher aus Darmstadt.
Folgender Fall aus der Klinik des Herrn Dr. Praun ist insofern be-
merkenswerth, als das allmähliche Uebergreifen der 'Tuberculose von Nase und
Auge auf die Lungen klinisch nachweisbar war.
Anamnese: 30 Jahre alter unverheiratheter Mann. Vater frühzeitig ge-
storben, Mutter vor 6 Jahren an Wassersucht. Von 7 lebenden Geschwistern
ist der jüngste Bruder lungenleidend, die übrigen sind gesund. Im Mai-Juni
1898 entzündete sich das lmke Auge stark, es zeigte sich vermehrte Thränen-
secretion und die Lider waren Morgens mit gelben Krusten bedeckt. Schon
etwa ein Jahr vorher soll die linke Nasenseite wiederholt undurchgängig ge-
wesen sein.
Status: Mässig kräftig gebauter Mann, Thorax ziemlich gut entwickelt,
Dämpfung nicht nachweisbar. Cervicale und maxillare Drüsen haselnussgross
angeschwollen. Linke Lidspalte circa 3mm enger als rechts, das untere Lid
etwas geschwollen und die äussere Hälfte geröthet. In der Mitte der äusseren
Hälfte fühlt man eine Härte durch wie bei einem Chalazion. Beim Abziehen
des unteren Lides bemerkt man an der entsprechenden Stelle der Bindehaut
eine geschwürige Fläche von circa 6mm Durchmesser. Das Geschwür zeigt
zackige Ränder und ist mit rothen Granulationen bedeckt, zwischen denen sich
ein gelblich speckiger Grund zeigt. Das Geschwür erreicht die untere Ueber-
gangsfalte, welche in ihrer Ausdehnung stark verkürzt ist. 'Ihränennasencanal
undurchgängig. Beim Betasten des T'hränennasencanals von aussen fühlt man
einige härtere, verdickte Stellen. In der Nase finden sich auf der unteren
Muschel einige linsengrosse, gelbliche Granulationen. Lympldrüsen an Ohr
— 304 —
und Hals stark angeschwollen. Trotz gründlicher Ausräumung der Nase und
Ausschneiden des Herdes aus der Bindehaut greift der Process in der Binde-
haut um sich. Ebenso bilden sich neue Geschwüre in der Nase. Die Lymph-
drüsen in der maxillaren Gegend entwickeln sich zu grossen Packeten, welche
erweichen und zu perforiren drohen.
Nach zwei Monaten fanden wir folgenden Lungenbefund: rechts oben, vorne
und hinten, leichte Dämpfung mit zahlreichen giemen- und klingenden Rassel-
geräuschen.
Der histologische Befund in Nase und Bindehaut: zahlreiche gefässlose
Knötchen mit einzelnen Riesenzellen. Die Knötchen bestehen aus epitheloiden
Zellen und sind zum Theil verkäst.
Wir haben hier einen Fall von primärer Tuberculose der Nase und Lid-
schleimhaut mit Uebergreifen auf die Lungen, analog der viel häufigeren
primären Kehlkopftuberculose. Infection entweder mechanisch vom Rachen aus
oder durch die Lymphdrüsen.
II. Hydatidenschwirren bei Echinococcus der Orbita.
Von Dr. Otto Wernicke, Buenos Aires.
„Möglicher Weise wird man bei den Echinokokken der Orbita auch zu-
weilen das Piorry’sche Hydatidenschwirren constatiren können. In dem mir
vorliegenden literarischen Materiale finde ich keina Andeutung, dass darauf hin
untersucht worden wäre. Immerhin erscheint es mir der Mühe werth, diesen
Punkt zu berücksichtigen.“ [Berlin, in Graefe-Saemisch. Bd. Vl, S. 693.]
Auch Panas in seinem Lehrbuche weist 14 Jahre später auf das Fehlen
des Schwirrens bei Echinokokken der Orbita hin. Ich glaube deshalb, dass
folgender von mir beobachtete Fall der erste ist, in welchem sich dies seltene,
aber wichtige Symptom zeigte.
Bonifacia OG. 22 Jahre alt, ledig, stellt sich am 14. September 1896 in
der Augenklinik der hiesigen Wohlthätigkeitsgesellschaft vor.
Ihre Sehkraft nimmt seit sechs Monaten auf dem rechten Auge beständig
ab, zu gleicher Zeit tritt das Auge immer mehr hervor. Dabei bestehen nur
unbedeutende supraorbitale Schmerzen, die aber zeitweise exacerbiren und dann
der Patientin starke Leiden verursachen. Patientin wohnt in einem abgelegenen
Dorfe der Provinz Cordoba und lässt sechs Monate ohne jede ärztliche Behand-
lung verstreichen, bis sie sich, beunruhigt durch die stete Zunahme des Exoph-
thalmus, zur langen Reise nach Buenos Aires entschliesst.
Status praesens, 14. September 1896: Kräftiges, gut entwickeltes Mädchen
weisser Rasse. Linkes Auge völlig normal. Rechtes Auge, direct nach vorne
protrudirt, kann gerade noch mit Anstrengung durch die normalen Lider be-
deckt werden. Bewegungen des Bulbus in allen Richtungen bedeutend einge-
schränkt. Druck auf den Bulbus verursacht keine Schmerzen und keine Ver-
minderung des Exophthalmus. Orbitalrand normal, zwischen ihm und Bulbus
lässt sich durch Palpation nichts Abnormes feststellen. Conjunctiva bulbi
leicht entzündet. Nach aussen sieht man die Fasern der Sehne des Rectus
externus etwas von der Sclera abgehoben, so dass die Insertion viel deutlicher,
als normal, zu sehen ist. Pupille mässig erweitert, im Vergleich zum linken
Auge; reagirt nur träce. Papille etwas röther, als links; mit scharfem Rande
und ohne Veränderungen im Caliber und Verlaufe der Gefässe. Visus auf
— 305 —
Fingerzählen in einem Meter herabgesetzt. Es lässt sich keine Einschränkung
des Gesichtsfeldes nachweisen.
Patientin giebt an, dass sie jedesmal, wenn sie die Augen fest schliesst,
sofort ein lautes, aber fernes schwirrendes Geräusch auf der rechten Seite höre.
Dies Geräusch setzt plötzlich ein, besteht aus einer Reihe von stossweisen,
schnell aufeinander folgenden Vibrationen, welche immer schwächer werden und
nach 5—8 Sekunden gänzlich verhallen.. Manchmal hört sie noch am Schluss
einige stärkere Vibrationen. Durch Druck oder Percussion lässt sich das Ge-
räusch nicht hervorbringen. Legt man das Ohr auf das rechte Auge, so hört
man, wenn sie auf Befehl die Augen fest schliesst, das beschriebene Geräusch
als eine Art fernen Donners, der langsam, aber früber für den Arzt, als für die
Patientin schwindet, — ohne jedoch die Schwingungen zu fühlen. Die Kranke
weiss nicht anzugeben, wann sie das Geräusch zum ersten Male bemerkt hat,
jedenfalls existirt es schon länger, als einen Monat. Es wird von ihr nur als
unbedeutende Unannehmlichkeit betrachtet.
Die Diagnose wurde auf Echinococcus-Cyste im Muskeltrichter gestellt. Am
18. September wurde unter Narkose eine Canthotomie und hierauf ein Einschnitt
oben aussen, zwischen Rectus superior und Rectus externus gemacht, der auf
eine hinter dem Bulbus und aussen vom Opticus gelegene Echinococcus-Cyste
führte. Der Inhalt der Cyste war wasserklar, ohne Tochterblasen. Die Ex-
traction der Membran war in Folge der tiefen Lage und der Kleinheit des
Einschnittes sehr schwierig und nicht in einem Stücke ausführbar. Nach den
Fragmenten der Membran berechnet war die Cyste von der Grösse einer. grossen
Haselnuss. Drainage mit Jodoformgaze. Einen Monat später wurde die Pat.
entlassen. Der Bulbus befand sich in normaler Lage, aber es bestand Strabismus
convergens und mässige Mydriasis. Der Visus hatte sich nur sehr wenig
gebessert. `
Hydatidenschwirren bei Echinococcus in irgendwelchem Theile des Körpers
ist ein seltenes Symptom. Wenn man bedenkt, dass bisher nur ungefähr siebzig
Fälle von Echinococcus der Orbita beschrieben worden sind, ist es nicht zu
verwundern, dass man es bisher noch nicht angetroffen hatte. Ich glaube nicht,
dass das Schwirren, falls es bei Echinococcus der Orbita besteht, übersehen
werden kann, da es, wie der eben beschriebene Fall beweist, auffällige subjec-
tive Erscheinungen verursacht, welche wohl kaum ein Patient dem Arzte ver- `
schweigen wird.
Unser Büchertisch.
Neue Bücher.
1. Die pathologische Histologie des menschlichen Auges, in
Mikrophotogrammen dargestellt von Dr. A. Birnbacher, Prof. der Augenheilk.
a. d. Univ. Graz. Erste Lieferung. Bindehaut. Mit 5 Tafeln in Lichtdruck.
Leipzig, Veit & Comp., 1899. (Es sind 4—5 Lieferungen in Aussicht genommen.)
Der Kliniker soll durch dieses Werk unbedingt naturgetreue Bilder er-
halten, welche die wichtigsten histologischen Verhältnisse der häufigeren Er-
krankungsformen unmittelbar neben dem lebenden Object verdeutlichen.
In der That ist dieser Atlas durch Naturtreue und klinische Wichtigkeit
der dargestellten Gegenstände allen seinen Vorgängern weit überlegen.
20
— 306 —
Die erste Tafel zeigt den einfachen Bindehaut-Catarrh, den Follikel-
Catarrh und das Trachom. Offen wird zugestanden, dass die Körner des Folli-
kular-Catarrhs und die des Trachom gleich aussehen, nur dass in letzteren
später ein Zerfall der Zellmassen beobachtet wird.
Die zweite Tafel giebt Trachom-Narbe, Pannus, Bindehaut-Gonorrhöe bei
Neugeborenen und bei Erwachsenen.
Sind eben die letztgenannten Bilder dem Kliniker sebr interessant, zumal
er sie nur selten sich verschaflen kann; so gilt dies noch mehr von der folgen-
den Tafel, welche croupös-dipbtherische Entzündung der Bindehaut, Tuberkulose,
Hyalin-Degeneration und Frühjahrcatarrh uns veranschaulicht.
Die 4. Tafel bringt Pterygium, Pinguecula, Papillom, Polyp, Dermoid,
Pemphigus.
Die 5. Tafel endlich zeigt Sarkom und Carcinom und, für viele eine lehr-
reiche Gabe, gonorrhoisches Bindehaut-Secret, Secret bei Pneumokokken-Conjunc-
tivitis, Diplobacillus Morax-Axenfeld.
Sowohl dem Verf. wie dem Verleger gebührt unsre wärmste Anerkennung.
2. Kanon der Physik. Die Begriffe, Principien, Sätze, Formeln,
Dimensionsformeln und Constanten der Physik, nach dem neuesten Stande der
` Wissenschaft systematisch dargestellt von Dr. Felix Auerbach, Prof. der
theoretischen Physik a. d. Univ. Jena. Leipzig, 1899, Veit & Comp. (522 S.)
Ein werthvolles Buch für den, welcher über Raum und Zeit, Kraft, Masse,
Materie, Potential, Energie, Entropie sich belehren will. Der 6. Abschnitt
handelt vom Licht und enthält auch die neuesten Forschungen.
*3. Therapie der Augenkrankheiten von Prof. Goldzieher. Erste.
Hälfte. Leipzig, Veit & Comp.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Augenheilanstalt in Basel. XXXIV. Jahresbericht vom 1. Januar
bis 31. December 1897, von Prof. Dr. Karl Mellinger. Basel 1898.
Neu aufgenommene Patienten 595, Poliklinische 2841; Operationen 241.
Es wurden 4 Fälle von Conj. croup. bei Kindern beobachtet. Dieselben
wurden im allgemeinen Krankenhause behandelt. Eine Ansteckung boi anderen
Kranken kam nicht vor. In 3 Fällen ergab die bakteriologische Unter-
suchung vorherrschend Diphtherie- Bacillen, in einem Staphylokokken und
Pneumokokken allein. In 2 von 3 Fällen mit Diphtherie-Bacillen ergab der
Thierversuch hohe Ansteckungskrafi. In 2 Fällen der Kinder war und blieb
nur ein Auge erkrankt, obgleich das andere in keiner Weise geschützt wurde.
Verf. hält, gewiss mit Recht, die Conj. croup., trotz des bakteriologischen Be-
fundes, nur für eine mittelschwere Conjunctival-Erkrankung mit sehr geringer
Ansteckungsfähigkeit.
In 10 Fällen von Hypopyon-Keratitis wurden 2°/, subconj. CINaO-
Injectionen mit bestem Erfolge angewandt. Bei dieser Behandlungsweise sind
auch die zurückbleibenden 'Trübungen weit geringer, als bei Sämisch’scher
Spaltung oder bei Cauterisation.
Zur Extraction eines Moetallsplitters aus der Iris wurde Hirschberg'’s
Magnet mit gutem Erfolg benützt. Mit einem Accumulator in Verbindung ge-
bracht, hebt derselbe ein Gewicht von 2 kg.
— 307 —
Auch bei einem Eisensplitter von 3,2 mm Länge, 1,9mm Breite, 0,6 mm
Dicke und 0.01 g Gewicht, im Glaskörper sitzend, und bei vorhandenem Hypo-
pyon, beginnender Druckempfindlichkeit und auf °/,,00 gesunkenem Sehvermögen,
wurde durch Magnet-Operation ein reizloses Auge mit !/, S erhalten.
Ferner berichtet Verf. über 2 Fälle von Irido-Chorioiditis suppu-
rativa bei einer ganz gesunden 42jährigen Frau und einem ebenso gesunden
17jährigen Mädchen. In beiden Fällen blieb die Entstehungsursache unbekannt.
In einem durch einen Influenza-Anfall hervorgerufenen Glaukom wurde
unter sehr ungünstigen Umständen Iridektomie gemacht. Nach derselben blieb
der Bulbus bart, die Kammer stellte sich nicht mehr her, das Sehvermögen
war auf das Erkennen von Handbewegungen berabgesunken. Durch 2 hintere
Sklerotomien wurde die Tension vermindert, die Kammer stellte sich wieder
her, das Sehvermögen hob sich bedeutend. Während der Heilung der Skleral-
wunden gingen die Erfolge wieder verloren; eine cystoide Vernarbung der
Iridektomiewunde, sowie die fortgesetzte Anwendung von Myoticis bewirkten
jedoch Wiederherstellung einer seichten vordern Kammer und Hebung des Seh-
vermögens auf ?/,, welches sich, bis zur Abfassung des Berichtes, 8 Monate lang
gehalten hatte.
In 3 Fällen von Neuritis und Neuritis retrobulbaris, bei denen
als ätiologisches Moment nur eine Erkältung angenommen werden konnte, hatte
Schmier-Kur sehr befriedigende Wirkung. Nicht minder günstigen Erfolg sah
Verf. von Schmier-Kur (4,0) in 4 Fällen von sympathischer Augen-Ent-
zündung.
Auch einen Fall von chronischem Oedem der Lider, welches den Gesichts-
. ausdruck stark entstellte, wohl mit der von Fuchs so genannten Blepharo-
chalasis identisch, hat Verf. bei einem gesunden 19jährigen Mädchen beobachtet
und geheilt durch Excision ergiebiger Hautfalten, in welchen er mikroskopisch
die elastischen Fasern feiner und weitmaschiger fand, als im normalen Gewebe.
Emmert.
2) Senile Oververziendheid. Academisch Proefschrift, door W.Kouwen-
hoven, Amsterdam 1899.
Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, die Angabe Donders’, dass das Auge
im höheren Lebensalter hypermetropisch wird, nachzuprüfen, einmal, weil einige
Ophthalmologen anderer Ansicht sind, besonders aber weil Massen-Untersuchungen
der Augen älterer Personen nur spärlich vorliegen (Herrenheiser, Feilchen-
feld, Cohn) und auch Donders’ These sich nur auf 35 Fernpunktsbestim-
mungen bei Leuten über 40 Jahren stützt. (Donders: Ametropie en hare ge-
volgen 1860). Die Resultate der höchst mühsamen, mit grossem Fleiss und
grosser Sorgfalt durchgeführten Untersuchungen und Berechnungen legt Verf.
in seiner trefflichen Dissertation vor. Ausser 3877 Refractionsbestimmungen,
die er auf der Poliklinik des Amsterdamer Binnengasthuis vornahm, standen
ihm die Untersuchungsresultate von 758 Augen aus der Praxis von Prof.
Straub zur Verfügung. Die untere Lebensgrenze war 35 Jahre, Augen mit
einer Affection, die möglicher Weise die Refraction konnte beeinflusst haben
(Maculae, Astigm., Catar. inc.) wurden ausgeschlossen, ebensolche mit schlechtem
Visus. Verlangt wurde von 35—44 Jahren Vis. 1; 45—54 Vis. ?/,; 55—64
Vis. 1/3; von 65 Jahren an Vis. !/,. Stimmte die mit den Gläsern bestimmte
Refraction mit dem Ergebniss der Schattenprobe nicht überein, dann wurde
erstere in Rechnung gestellt. Unter Berücksichtigung der nur denkbaren
Fehlerquellen wurde dieses grosse Material mit Hülfe von Dr. van der Plaats
20*
— 308 —
nach streng mathematischen Grundsätzen statistisch verarbeitet, worauf hier
nicht näher eingegangen werden kann. Die wichtigsten Ergebnisse. sind
folgende: Um das 50. Lebensjahr ist ein grosser Theil der früheren Emmetropen
1—1!/, D hypermetropisch geworden, statt z. B. 83,5°/, E, wie sie van der
Meer bei Untersuchung der Schüler der Amsterdamer Mittelschulen und Gym-
nasien fand (wird als Dissertation veröffentlicht werden), giebt es nur noch
33,2°/ In den folgenden Lebensgruppen nimmt die Zahl der Emmetropen
fortwährend ab. Eine Hypermetropen von 1—1!/, D ist für die Mehrzahl der
alten Leute die normale Refraction, ein kleiner Theil (< 10°/,) bleibt emme-
tropisch, und ca. ums 65. Jahr nimmt die Procentzahl höberer Hypermetropen
(2—4D) zu. Die Statistik ergiebt also 2 Mal Abnahme der Refraction, ums
50. und 65. Jahr. Eine bestimmte Grösse für die senile Hypermetropie in den
verschiedenen Jahren lässt sich nicht berechnen, es besteht da ein ziemlich
grosser Spielraum. Welches ist nun die Ursache dieser senilen Hypermetropie?
Donders kam per exclusionem auf die Linse, die im Alter durch Wachsthum,
Sclerosirung, Aenderung der Brechungsverhältnisse so mancherlei Veränderungen
erleidet, dass es uns eher wundern muss, dass viele Augen einen grossen Theil
des Lebens dieselbe Refraction behalten. Ehe aber der optische Werth der
senilen Linsenveränderungen, die eingehender besprochen werden, genau unter-
sucht ist, bleibt die Annahme eines causalen Zusammenhanges eine Hypothese.
Von grossem Belang sind die Untersuchungen Straub’s und Falkenberg’s
über die durch Atropin verursachte Hypermetropie (Arch. LO 1889; Arch. f.
Augenheilk. XXXIII. S. 188 und XXVI), die zu der These führten, dass das
normale Auge eine Hypermetropie von 1—1,5 D besitze, die durch den Tonus
des M. cil. im grössten Theil des Lebens latent ist und erst nach kräftiger
Atropinisirung und im Alter durch Tonusverlust manifest: wird. Die 1—1,5 D
seniler Hypermetropie der meisten älteren Leute, wie Verf. sie berechnete,
entspricht thatsächlich der Zahl, wie die genannten Autoren sie durch Atro-
pinisirung als Regel bei 59 emmetropen Augen 20jähriger fanden. Für die
Donders’sche Annahme spricht aber die weite Abnahme der Refraction, die
Zunahme der Fälle von 2—4 D Hypermetropen in der Statistik nach dem
65. Lebensjahre (s. 0... Genügt also auch der Tonusverlust des M. cil. zur
Erklärung der senilen Hypermetropie der grossen Mehrzahl alter Augen, so
muss die Frage doch noch unentschieden bleiben. Verf. stellt im Anschluss an
seine Dissertation die These auf: die normale Refraction des menschlichen
Auges ist in jedem Alter Hypermetropie. Gegen diesen Gebrauch des Wortes
normal muss opponirt werden. Normal, d. h. der Regel und der Idee der Voll-
kommenheit entsprechend ist im gesunden Auge in der Blüthe des Lebens, obige
Beobachtungen Straub’s als einwandsfrei vorausgesetzt, ein Tonus des M. cil.,
also Emmetropie, nicht aber der durch Schwächung oder Lähmung des Muskels
hervorgerufene Zustand, einerlei ob durch Atropin senile Veränderung oder
Diphtheriegift. Dr. Hillemanns, Duisburg.
3) Die Verletzungen des Auges, von E. Praun. (Wiesbaden 1899, Verlag
von J. F. Bergmann.)
Da eine zusammenfassende Darstellung der Verletzungen des Auges seit
Beginn der anti- und aseptischen Aera in deutscher Sprache noch nicht ge-
schrieben worden ist, so dürfte das vorliegende Werk eine fühlbare Lücke aus-
füllen. Es will ein „Handbuch für den Praktiker“ sein, theoretische Erörte-
rungen und pathalogisch-anatomische Befunde sind auf das möglich kleinste
— 309 —
Maass zusammengedrängt. Krankengeschichten, zum Theil eigenen, zum Theil
fremden Beobachtungen entnommen, sind in reicher Fülle mitgetheilt. Die
Literatur findet sich am Ende jedes Kapitels sorgfältig zusammengestellt.
Der erste Abschnitt behandelt als „Allgemeiner Theil“ die Mechanik, den
Verlauf, die Behandlung und Folgezustände der Augenverletzungen. Mit grösstem
Nachdruck wird auf die Bedeutung einer absolut reinlichen Wundbehandlung
hingewiesen unter Anlehnung an die Grundsätze Schimmelbusch’s, Hirsch-
berg’s und Czermak’s. „Man mache es sich zur heiligen Pflicht, in jedem
Falle völlig den Vorschriften der -Aseptik nachzukommen . .. „Quidquid deli-
rant reges, plectuntur Achivi .. .“ Der Leichtsinn des Arztes rächt sich
bitter an seinen Patienten.“ Für die Nachbehandlung empfiehlt Verfasser statt
des Verbandes das Fuchs’sche Gitter, das er mit einem Luftkissenreifen ver-
sehen hat. Sehr beherzigenswerth sind seine Grundsätze bezüglich der sym-
pathischen Ophthalmie: in scharfem Gegensatz zu Schweigger, Schöler und
Snellen verwirft er jede Ersatz-Operation und lässt, mit Uebereinstimmung mit
Hirschberg, Nettleship und Knapp nur die Enukleation gelten. „Bei der
arbeitenden Klasse kommt noch in Betracht, dass durch Enukleation die Gefahr
am raschesten beseitigt wird, so dass sie ihrer Arbeit am ehesten zurückgegeben
wird, und dass die Entfernung des Auges die Gefahr dauernd beseitigt, so dass
Erblindung und Nothstand für die Familie ausgeschlossen ist. (S. 102.)“ — Den
Schluss des Allgemeinen Theiles bildet die Sachverständigen-Thätigkeit des Arztes
nebst Feststellung und Berechnung des Schadens bei Augenverletzungen. Ver-
fasser folgt hierbei den Darstellungen Magnus’ und Grönuw’s. Auffallend
ist, dass die Simulation und die Mittel, sie zu erkennen in nur einer Seite ab-
gehandelt werden.
Im besonderen Theil ist der Stoff in anatomischer Reihenfolge geordnet,
es werden nach einander die Verletzungen (nicht perforirende, perforirende,
Fremdkörper, Contusion u. 8. w.) besprochen, von denen Hornhaut, Lederhaut,
Gefässhaut, Linse, Glaskörper, Netzhaut, Sehnerv und die äusseren Schutz-
apparate des Auges getroffen werden können. Bei langen klaffenden Wunden
der Hornhaut empfiehlt Verf. die Anlegung von 1 bis 2 Hornhaut-Nähten mit
dünnsten Nadeln, die nur durch die obersten Lamellen hindurch geführt werden
sollen; in eben derselben Weise näht er jede perforirende Skleralwunde, wenn
sie eine grössere Ausdehnung, als 3 mm, besitzt. — Mit ganz besonderer Sorg-
falt sind die Kapitel bearbeitet, in denen über die Extraktion von Fremdkörpern
aus dem Innern des Auges, namentlich von Eisen, verhandelt wird. Verf. folgt
hier in allen wesentlichen Punkten dem „Altmeister auf diesem (Gebiete,
Hirschberg,‘ dessen „Grundsätze von den meisten Fachgenossen bedingungs-
los angenommen worden“ (S. 364) sind. Mit Nachdruck betont er in Ueber-
einstimmung mit Hirschberg, dass die Kranken zur Magnet-Operation tief narko-
tisirt werden müssen, schon wegen der Gefahr des Glaskörperverlustes. Auch
der Haab’sche Magnet wird voll gewürdigt, und die Indicationen für die An-
wendung des einen, bezw. des andern Magneten werden ausführlich zusammen-
gestellt. „Der Haab’sche Elektromagnet findet im allgemeinen Verwendung
bei allen nicht sichtbaren und kleineren Eisensplittern; hiergegen hat es keinen
Sinn, sehr grosse Eisensplitter nach vorn zu ziehen, schon wegen der Gefahr
der Linsen- und Irisverletzung, Glaskörpertrüäbung u. s. w. Hier ist also
Hirschberg’scher Magnet besser“ (S. 368 ff.). Bezüglich weiterer Details sei
auf das Original verwiesen.
Im Anhang werden die Kriegsverletzungen des Auges besprochen. Verf.
empfiehlt nach dem Vorgange H. Cohn’s und v. Oettingen’s den einzelnen
— 310 —
Feldspitälern Augenärzte zuzuweisen; auf alle Fälle sollte die Enukleation eines
voraussichtlich erblindenden Auges rechtzeitig vorgenommen werden, um trau-
matische Iridocyklitis und sympathische Ophthalmie zu verhüten; dagegen sind
Sondirungen von Augapfelwunden sowie Fremdkörper-Extraktionen absolut zu
unterlassen, wenn sie nicht unter strengsten aseptischen Cautelen ausgeführt
werden können.
Die Therapie ist überall sorgfältig besprochen. Prophylaktische Maass-
nahmen, soweit sie Verf. vorschlägt, richten sich nach den Grundsätzen von
H. Cohn und E. Fuchs.
Die Darstellung ist angenehm, kritisch und sehr anschaulich.
C. Hamburger.
Journal-Uebersicht.
I. Die ophthalmologische Klinik. 1899. Nr. T7—11.
1) Ein Beitrag zur operativen Behandlung von Ectopia lentis con-
genita, von Zion.
Der mitgetheilte Fall zeigt, dass selbst bei kleinen Kindern die Discission
nicht immer zum Ziele führt und zwar in Folge der Härte der Linse, welche keine
Neigung zur Quellung hat und in manchen Fällen in absehbarer Zeit überhaupt
nicht resorptionsfähig ist. Sodann beweist der Fall, dass bei nicht in die
Vorderkammer luxirten Linsen die Extraction ohne Verlust von Glaskörper
möglich ist.
3) Zur Behandlung der Chorioiditis der Macula, von Darier.
Verf. empfiehlt nochmals die subconjunctivalen Quecksilber-Injectionen in
folgender Zusammensetzung:
Hydarg. cyanat. 0,01
Natr. chlorat. 1,0
Ag. dest. sterilisat. 50,0.
Davon wird !/, bis eine ganze Spritze injicirt.
3) Sympathische Neuritis optica, Heilung durch Enucleation des ver-
letsten Auges, von Chevalier.
Die primäre Verletzung wurde durch ein Stück Zündhütchen verursacht,
welches in den Glaskörper eindrang. Die Neuritis auf dem zweiten Auge
zeigte sich 6 Tage nach der Verletzung.
4) Ein Fall von traumatischer Austreibung der Linse, von Guiot.
Ein Hufschlag war die Ursache der Linsen-Austreibung. Das Sehvermögen
ist gut.
5) Anastomosenbildung zwischen zwei Netshautarterien bei einem
Fall von Embolie der Arteria centralis retinae, von Königshöfer.
6) Zur Pathogenese des einfachen chronischen Glaucoms. Eine
Familie mit erblichem Glaucom, von Rogman.
Eine Mutter und drei ihrer Söhne waren von Glaucom befallen.
— 31 —
7) Zwei Fälle von Pseudoglaucom bei Influenza, von Walle.
In beiden mitgetheilten Fällen trat während eines Influenza-Anfalles eine
acute Erkrankung eines Auges auf, die unter den Erscheinungen eines Glaucom-
anfalles erfolgte, wenn man die Erhöhung des intraocularen Druckes, die In-
jection der episkleralen Venen und die Trübung der Hornhaut und des Glas-
körpers, sowie im zweiten Fall ausserdem noch die anfängliche Erweiterung und
Starre der Pupille und Flachheit der Vorderkammer berücksichtigt. Gegen
Glaucom sprach in beiden Fällen die Abwesenheit einer Gesichtsfeldbeschrän-
kung. Dass es sich thatsächlich nicht um Glaucom handelte, dafür spricht die
Erfolglosigkeit bezw. der negative Erfolg der Iridectomie im ersten Falle und
die auffallend schnelle Heilung nach Atropinisirung im zweiten. Verf. möchte
die Erkrankung als eine acute seröse Entzündung des Ciliarkörpers auffassen,
da unzweifelhaft in beiden Fällen eine diffuse Trübung des Glaskörpers bestand.
8) Zur Behandlung der Chorioiditis der Macula, von Mellinger.
Verf. wendet sich gegen Darier und seine Theorie der medicamentösen
Wirkung des Quecksilbers. Er sieht die Injectionen unter die Conjunctiva
lediglich als lymphtreibende Mittel an und empfiehlt als bestes und unschäd-
lichstes das Kochsalz.
9) Ueber das Wesen des Herpes zoster und seine Behandlung, von
Abadie.
10) Ueber die Wirkung des Tropacocains in Bezug auf Anästhoesi-
rung der Cornes und Conjunctiva, von Hilbert.
Verf. ist der Ansicht, dass das Tropacocain in Bezug auf anästhesirende
Wirkung das Cocain völlig ersetzt, dass es aber letzterem hinsichtlich des
Intactlassens der Cornea, seiner antiseptischen Wirkung, des Fortfalls der intra-
ocularen Drucksteigerung und der Mydriasis und wegen seiner geringeren Gift-
wirkung erheblich überlegen ist.
11) Der heutige Stand der Therapie der Netzhautablösung, von
de Wecker. Moll.
II. La clinique ophtalmologique. 1899. Nr. 7—12.
(Die schon in der deutschen Ausgabe citirten Artikel blieben unberücksichtigt.)
D Corps ötrenger intre-oculaire. Localisation par la radiographie,
par Coppez.
Die nach der Enucleation vorgenommene Section ergab die Richtigkeit der
radiographischen Diagnose.
2) De la myopie traumatique par distension ou déchirure deo la
sonule, par Darier.
Die mitgetheilten klinischen Beobachtungen können als eine weitere Stütze
der Helmholz’schen Accommodations-Theorie gelten. a
a ee re . rs”.
3) Resorption spontande de la cataracte, par Hilbert.. œ) .Cọ#]
ee esihod ‚Baal
4) L’höteroplastie orbitaire, par Valude. aron ibaniqO Kine
Jaonugolh wor Aunis
— 312 —
5) Un cas de gliome de la retine suivi d’enucleation.e Pas de
röcidive, par Desvaux.
Es handelt sich um ein Glioma endophytum, das auch den Sehnerv secun-
där ergriffen hatte. Seit der Enucleation ist ein Jahr ohne Recidiv verstrichen.
6) Fistule congénitale de la cornée, par Terson.
7) Remarques sur l'anatomie et la pathologie des voies lacrymales,
par Rochon-Duvigneaud.
Verf. hat zum Object seiner Studien den Unterschied im Verlauf und der
inneren Configuration des fötalen und erwachsenen Thränen-Nasencanals gemacht.
Er leitet daraus gewisse Prädispositionen zur congenitalen Dacryocystitis ab.
8) Deux cas d’iritis suppurative survenant après l’extraction de la
cataracte et guéris par les frictions mercurielles, par Vian.
9) Phlegmon de l’orbite & pneumocoques chez un enfant au cours
de la grippe, par Lefrançois.
Die Diagnose wurde bakteriologisch sichergestellt.
10) Moyen de rendre presque indolores les injections sous-conjoncti-
vales et sous-coutandes de cyanure de mercure, par Darier.
Ein Tropfen einer 1°/, Acoinlösung, pro Spritze der Quecksilbercyanür-
lösung zugesetzt, lässt die subconjunctivale Injection schmerzlos erscheinen.
Leider fällen die Jod- und reinen Quecksilber-Lösungen das Acoin aus, während
eine Kochlalz-Acoinlösung sich mit Quecksilbercyanür gut mischt. Es empfiehlt
sich, die Lösung stets frisch zuzubereiten.
11) Sur le prognostic de la rötinite brightique, par Jocqus.
Verf. theilt die Ansicht der meisten Ophthalmologen über die schlechte
Prognose quoad vitam bei albuminurischer Retinitis.
12) Destruction complète de la cornée par ulcöre infectieux. Cicstri-
sation et guörison rapide avec rögeneration de la plus grande
partie du tissu corneen. Leucome n’ocupant qu’ue tiers de la
cornde. Iridectomie optique. Vision passable, par Reumeaux.
Der Inhalt ist in der Ueberschrift wiedergegeben. Moll.
Vermischtes,
1) Michael Borysickiewicz,
geboren 1. März 1848 zu Bislobznica in Galizien, gestorben 18. September 1899.
B. absolvirte die medicinischen Studien in Wien 1872, war Aspirant bei
Arlt 1872—1874, Assistent bei Stellwag 1874—1880, habilitirt als Docent
1880. Wurde am 24. März 1887 zum Ordinarius in Innsbruck und 1. April
1892 zum Ordinarius in Graz ernannt.
Seine hauptsächlichsten Publicationen sind:
1879, Ueber Pemphigus conjunct. (Zehender’s Monats-Bl.)
1880, Beitrag zur Extraction des grauen Stares der Erwachsenen.
1887, Ophthalmoskopische Beobachtungen an 171 Geisteskranken der
Klinik von Meynert.
— 313 —
1887, Anwendung des Cocains in der oculistischen Praxis.
1887, Untersuchungen über den feineren Bau der Netzhaut.
1894, Weitere Untersuchungen über den feineren Bau der Netzhaut.
1899, Beiträge zum feineren Bau der Netzhaut von Chamaleo vulgaris.
Ein guter Lehrer, der die deutsche Sprache vollkommen zu beherrschen
gelernt, ein gewandter Operateur, ein sympathischer Mensch ist zu früh dahin-
gegangen! Sein Andenken wird in Ehren bleiben. H.
2) Th. Puschmann, geb. 1847 zu Löwenberg in Schlesien, seit 1879
Prof. der Geschichte der Heilkunde in Wien, Herausgeber der sogen. Augen-
heilkunde des Alexander Trallian.,, der hervorragendste Vertreter seines
Faches im deutschen Sprachgebiet, ist durch einen frühzeitigen Tod mitten aus
seiner Thätigkeit herausgerissen: er war gerade mit der Herausgabe eines grossen
Handbuches der Geschichte der Heilkunde beschäftigt. Hoffentlich findet sich
ein Nachfolger, der das begonnene Werk zu Ende führt! H.
3) Ueber Argentamin, von Dr. Ed. Pergens (Brüssel). Wie ich
im Augustheft, S. 225, dieses Centralblattes lese, wird unter dem Namen
Argentamin noch immer Aethylendiaminsilberphosphat verstanden, obschon that-
sächlich in dem Präparate kein Silberphosphat enthalten ist.
Ich kam folgender Weise zur Entdeckung dieses Verhaltens. Eine junge
Dame, welcher ich 1897 eine Argentaminlösung zum Einträufeln verschrieben
hatte, klagte tags darauf sehr über das starke Schmerzgefühl, das sie danach
empfunden; ich träufelte ihr von meiner Lösung ein, welche gut vertragen
wurde; ich bekam ihr Fläschchen zur Untersuchung; es war einfach eine
Höllensteinlösung, welche der Apotheker gestand, bei Mangel an Argentamin
sabstituirt zu haben. Zu gleicher Zeit hatte ich auch von meiner Argentamin-
lösung eingedampft, um zu sehen, wie sich das Abdampfen, das Krystallisiren
u. s. w. verhält. Man spürte einen schwachen Ammoniakgeruch; ich fand aber
keine Spur von Phosphorsäure, wohl aber Salpetersäure. Ich liess
nun Argentamin aus einer besseren Apotheke holen und fand wieder keine
Phosphorsäure; eine Probe, direct aus der chemischen Fabrik vorm. Schering
erhalten, gab dasselbe Resultat; die drei Präparate enthielten Argentum nitricum
mit Aetbylendiamin. Als ich hierüber bei der Fabrik nachfragte, theilte man
mir mit (1897), dass wegen der geringeren Haltbarkeit des Silber-
phosphats dieses in äquivalenter Menge durch Silbernitrat ersetzt
worden war, und so in den Handel kam.
Ich hatte damals eine Arbeit über Silbersalze und ihre Wirkung auf das
Auge in der Feder, unterliess ihre Veröffentlichung wegen des Erscheinens der
Abhandlung Darier’s; ich hatte noch mit Chlorsilber, Brom-, Jod- und kohlen-
saurem Silber experimentirt, welche wenig Schmerz verursachen, aber nicht
immer Heilung hervorbrachten. Imre,! Bocci? und Hoor° wiesen zuerst auf
die Anwendung des Präparates in der Augenheilkunde hin. Ich war mit der
Wirkung sehr zufrieden; unangenehm war jedoch die Thatsache, dass der eine
Apotheker, als 1g Argentamin, 1g der 10°/, Lösung gab, wie sie versandt wird;
der andere aber, in Folge eines Gebrauchzettels, von der Fabrik versandt, die
zehnfache Dosis gab.
Da nun zwei Arten Argentamin gebraucht worden sind, kann man die erste
als Phosphargentamin, die zweite als Nitrargentamin bezeichnen.
1 Szemöszet, 1895, Nr. 5.
2 14. Congr. assoc. oft. ital. Annali di Ott. Tom. XXXIV, p. 29 (453).
3 Klin. Monatsbl. Bd. XXXIV, S. 225.
— 314 —
Bibliographie.
1. Les stigmates ophthalmoscopiques rudimentaires de la
syphilis acquise, par Antonelli. (La France médicale 17. Février 1899
und Archivio di Oftalm. VI, p. 263.) Mehr oder weniger früh in der Secun-
där-Periode der Syphilis kommen Veränderungen zuweilen vor, am Opticus, an
den Gefässen der Retina, am Fundus; obschon diese ganz rudimentär sein
können, verdienen sie doch Beachtung; sie können aus mehreren Gründen un-
bemerkt übersehen werden, hanptsächlich weil sie ohne Störung der Sehschärfe
verlaufen können, wie diese gewöhnlich geprüft wird. Es ist eine Analogie
vorhanden zwischen dena Pigmentveränderungen an der Chorio-Retina und denen
der Haut (Leucoderma syphiliticum); an der Chorio-Retina sind die Verände-
rungen leichter zu constatiren, wegen der stärkeren Anhäufung von Pigment;
ebenso ist in der schwarzen Rasse das Leucoderma viel früher erkannt. Die
Schlussfolgerungen sind: 1. Mit oder ohne die klassischen Veränderungen des
Fundus sind häufig Andeutungen von Neuritis optica, Vasculitis, Chorio-
Retinitis, oder nur eine Dystrophie des Pigmentes der Chorio- Retina
vorhanden; das sind die rudimentären Stigmata. 2. Die rudimentären
Stigmata der erworbenen Syphilis (secundär-tertiäre Periode) sind wesentlich
dieselben der früher beschriebenen Stigmata der hereditären Syphilis; da diese
letztere jedoch eine abgeschwächte (?) Form der acquirirten darstellt, findet man
bei ihr meistens die Stigmata allein, während sie bei acquirirten Syphilis ge-
wöhnlich mit Papillitis oder Heerderkrankungen des Fundus vorkommen. 3. Das
häufige Vorkommen einer Dystrophia pigmentosa der Chorio-Retina ist bei
Syphilis erwiesen; sie ist eir Analogon der oben erwähnten Hautveränderungen.
4. Die Stigmata können den Klinikern von grossem Nutzen sein, bei Syphilis der
Kinder, ferner um die Aetiologie einer Tabes, einer allgemeinen Paralyse u. 8. w.
richtig zu stellen. Mehrere Krankengeschichten erläutern diese Thesen. Man
muss alle verdächtigen Fälle darauf untersuchen.! Porgens.
2) Kleine Beiträge zur Lehre von der Augenmuskel-Lähmung
und zur Lehre vom Schielen, von Hofrath Schnabel in Wien. Das
Doppeltsehen bei Ablenkung der Gesichtslinie durch Lähmung
eines Augenmuskels und das Einfachsehen bei Ablenkung der Ge-
sichtslinie durch Schielen. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 20.)
Der Ort des Scheinobjectes (das falsche Bild) im subjectiven Sehraume eines
an Augenmuskellähmung Leidenden ist sofort gegeben, wenn bekannt ist, wohin
die Gesichtsvorstellung verlegt wird, welche auf Grund des Macularbildes im
lahmen Auge entsteht. Ein einfacher Versuch lehrt, dass ein Mensch, welcher
gelernt hat, die beiden Macularbilder eines Objectes für die Wahrnehmung des-
selben zu verwerthen, die Macularbilder auch dann auf ein und dieselbe Stelle
des subjectiven Sehraums bezieht, wenn sie thatsächlich von verschiedenen
Objecten herrühren. Der Ort, an welchem die getrennten Objecte der beiden
Macularbilder vereint gesehen werden, ist immer der vermeintliche Durch-
schnittspunkt der Gesichtslinien, das ist der Ort, an welchem sich wirklich das
Object befindet, welches auf der Macula des gesunden Auges entworfen wird.
Da das Gesichtsfeldcentrum des lahmen Auges subjectiv nach dem räumlich
verschiedenen Gesichtsfeldcentrum des gesunden Auges verschoben wird, so muss
das gesammte Gesichtsfeld des lahmen Auges eine Verschiebung nach der Rich-
1 Ich finde neu hauptsächlich den Namen. H.
— 315 —
tung und um dieselbe Quote erfahren, wie das Centrum. In dem Gesichtsfelde
des lahmen Auges kommt aber auch jener Gegenstand vor, welcher sich auf
der Mucula des gesunden Auges abbildet, und es muss daher im subjectiven
Sehraume’des Kranken neben jenem Gegenstande ein körperliches Ebenbild des-
selben, das Scheinobject, auftreten. Ein Pfeil, welcher aus dem Gesichtsfeld-
centrum des lahmen Auges durch das des gesunden fliegt, giebt die Richtung
an, in welcher sich das Scheinobject vom Objecte entfernt, der Abstand der
beiden Gesichtsfeldcentren giebt den Abstand des Scheinobjectes vom Objecte.
Die Wahrnehmungen auf Grund der Macularbilder verlieren bei Muskellähmungen
ihre dominirende Stellung nicht, und es ist daher die Ueberlagerung des Objectes
der Aufmerksamkeit durch ein anderes Object, Verundeutlichung der Gesichts-
feldmitte, die wichtigste unter den Störungen bei Muskellähmungen. In 2. Reihe
steht die Verdoppelung des Objectes der Aufmerksamkeit. Das Vereintsehen
des Getrennten und das Doppeltsehen des Einfachen ist nur möglich, wenn ein
Theil des Gesichtsfeldes auf Grund zweier gleichzeitiger Erregungen entsteht,
von welchen eine der rechten, die andere der linken Netzbaut angehört. Ein
solcher Theil fehlt dem Gesichtsfelde des dauernd Schielenden. Sein summa-
risches Gesichtsfeld besteht aus Partien, welche nur auf Grund von Erregungen
der Netzhaut im fixirenden, und solchen des abgelenkten Auges wahrgenommen
werden. Die wahrnehmende Netzhaut des Schielenden liegt zum Theil im
fixironden, zum Theil im abgelenkten Auge. Sie empfängt aber von jedem
Punkte des Sehraumes nur einen einzigen wirksamen Reiz; dem dauernd
Schielenden fehlt die physiologische Doppelnetzhaut und mit ihr die Störungen,
welche bei Bestand einer solchen auftreten, wenn sich auf jeder Macula ein
anderes Object abbildet. Der Schielende nimmt so wie der Gelähmte beide
Macularbilder, deren jedes einem anderen Objecte angehört, wahr. Er sieht
wie dieser das Object deutlich, dessen Maecularbild die Aufmerksamkeit zuge-
wendet ist, das Object des anderen Macularbildes aber undeutlich. Er sieht
aber die verschiedenen Objecte der Macularbilder an verschiedenen Orten, wäh-
rend der Gelähmte gezwungen ist, sie an ein und denselben Ort zu verlegen.
Im Schielenden erweckt die Reizung der excentrischen Stelle auf der Netzhaut
des Schielauges, die vom Objecte herrührt, das sich auf der Macula des Fixir-
auges abbildet, keine Wahrnehmung, und ebenso die Reizung der excentrischen
Netzhautstelle im Fixirauge, welche das Bild des Objectes trägt, das sich auf
der Macula des Schielauges abbildet. Der Gelähmte dagegen empfängt aus
jeder Netzhautreizung im fixirenden und aus jeder im abgelenkten Auge eine
Wahrnehmung. Die Art, in welcher die Schielenden die Netzhautreizungen
zum Aufbau des Gesichtsfeldes verwerthen, ist im gleichen Grade zweckmässig,
wie jene, welche den Menschen mit normal gestellten Augen eigenthümlich - ist.
Die Unfähigkeit der im reiferen Alter von Muskellähmungen Ergriffenen, die
durch lange Uebung festgewurzelte Verwendungsweise der Netzhautreizungen
mit jener zu vertauschen, die Schielende üben, zeigt, dass die Rücksicht auf
Zweckmässigkeit nur bis zu einer gewissen Altersgrenze gestaltend wirkt.
Angeborene Muskellähmungen gehen ohne Doppeltsehen einher, in reiferem
Alter acquirirtes Schielen bedingt Doppeltsehen. Ausser den beiden vorgeführten
Hauptgruppen kommen noch 2 kleine Gruppen in Betracht, welche zeigen, dass
in der Jugend auch die Fähigkeit zu abwechselnder Verwendung der beiden
Typen für den Aufbau des Gesichtsfeldes erworben werden kann. Es sind dies
einerseits Fälle von früh erworbenen Lähmungen, in welchen die Objecte in
jener Blickfeldhälfte, für welche die Thätigkeit des gelähmten Muskels erforder-
lich wäre, so gesehen werden, als ob Sohielen bestände, -Objecte aber in der
— 316 —
entgegengesetzten Blickhälfte binocular; und andererseits Schielende, die zeitweise
beide Augen dem Objecte richtig zuwenden, somit binocular sehen, und zeitweilig
schielen und jedes der beiden Objecte an seinem Orte und einfach sehen. Diese
Schielenden gelangen durch Operation zum einem binocularen Sehen.
Schenkl.
3) Kleine Beiträge zur Lehre von der Augenmuskellähmung
und zur Lehre vom Schielen, von Hofrath Prof. J. Schnabel in Wien.
(Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 22.) 1. Die Leistungen der Seiten-
wender, erläutert durch die Ausfallserscheinungen bei Lähmung dieser Muskel.
Auf Grund der Betrachtung der Stellung und Bewegungen eines Auges mit
vollständiger Lateralislähmung und eines Auges mit vollständiger Medialis-
lähmung kommt Verf. zu dem Schlusse, dass jede Innervation zur Rechts-
wendung, von welchen Punkten der horizontalen Bahnen der Hormhautscheitel
sie auch immer ausgehen mögen, sich aus einem Impulse zur Erschlaffung der
Linkswender und einem Impulse zur Contraction der Rechtswender zusammen-
setzt, und dass jede Innervation zur Linkswendung aus einem Impulse zur Er-
schlaffung der Rechtswender und einem Impulse zur Contraction der Linkswender
besteht. Jeder Rechtswender bewegt das Auge aus dem linken Augenwinkel
in den rechten, und jeder Linkswender bewegt das Auge aus dem rechten
Augenwinkel in den linken. — 2. Zur Aetiologie des Schielens. Verf.
hat bisher keinen Fall gesehen, in welchem die Schielstellung die durch ver-
mehrte elastische Spannung des Schielmuskels herbeigeführte Ruhestellung des
schielenden Auges gewesen wäre. In allen von ihm beobachteten Schielfällen
war die Strecke, welche der Hornhautscheitel aus der Schielstellung nach der
Seite des Schielmuskels durchlaufen konnte, kürzer als die Adductions- bezw.
Abductionsstrecke des normalen Auges aus der Lidspaltenmitte, dagegen die
nach der Seite des Antagonisten hin, grösser. In allen Fällen von alternirendem
Schielen lässt sich klar erkennen, dass sich weder das schielende Auge, noch
das in der Lidspaltenmitte stehende fixirende Auge in Ruhestellung befindet,
denn es liegt an beiden Augen der Halbirungspunkt der horizontalen Bahn
des Hornhautscheitels nicht in der Lidspaltenmitte, sondern je nach der Art
des Schielens nasenwärts oder schläfenwärts von der Lidspaltenmitte. In mehr `
als der Hälfte aller Schielfälle ist aber die Anomalie der relativen Ruhestellung
nur am abgelenkten Auge vorhanden, während am fixirenden der Halbirungs-
punkt der horizontalen Bahn des Hornhautscheitels in die Lidspaltenwitte fällt.
Bei solchen Fällen ist die elastische Spannung des Schielmuskels nicht vermehrt,
der Schielmuskel ist nicht krampfhaft contrahirt, die Schielstellung ist nicht die
relative Ruhestellung des Auges. Das Verständniss dieser Fälle wird durch
die Betrachtung einer bestimmten Gruppe von Einwärtsschielenden, bei welchen
der Halbirungspunkt der horizontalen Bahn des Hornhautscheitels, sowohl am
fixirenden, als am schielenden Auge in der Lidspaltenmitte liegt, die relative
Ruhestellung an beiden Augen normal ist, erleichtert. Solche Augen sind
immer hypermetropisch, das Schielen tritt nur bei Fixation auf, es besteht
Diplopie wie bei Augenmuskellähmungen, Convexgläser beheben das Einwärts-
schielen. Diese Schielform entsteht durch fehlerhafte Convergenz zum Zwecke
der Accommodations-Erleichterung. Keine Convergenz bringt die beiden Horn-
hautscheitel in die mediale Lidspaltenhälfte, und, da der Schielende das fixirende
Auge in der Lidspaltenmitte hält, so muss sich mit der Convergenz-Innervation
eine Innervation zur Wendung beider Augen nach der Seite des fixirenden
Auges verbinden. Durch die Seitenwendung geht das eine Auge aus der Con-
vergenzstellung in die Lidspaltenmitte, das andere Auge in die Schielstellung.
— 317 —
Zwischen diesen beiden Formen steht eine Form stationären Schielens bei
Hypermetropen, bei welcher die präexistirende abnorme Stellung des Hornhaut-
scheitels zur Lidspaltenmitte durch die im Interesse des deutlichen Sehens
eintretende Convergenz-Innervation mit gleichzeitiger Innervation zur Drehung
beider Augen nach der Seite des Fixir-Auges gesteigert wird. — 3. Ueber die
Sehschärfe schielend abgelenkter Augen. Unter 527 Einwärtsschislenden
zählt Verf. nur 63 (12°/,), die an beiden Augen normale Sebschärfe hatten.
Die Schlüsse, die er aus seinen statischen Zusammenstellungen zieht, sprechen
für die Annahme, dass die Amblyopie schielender Augen nicht angeboren ist,
sondern dass vielmehr in dem Bestande des Schielens der Grund der Herab-
drüäckung der Sehschärfe gesucht werden muss, und zwar geschieht dies in
umso ausgiebigerem Maasse, je jünger das Individuum zur Zeit der Entstehung
des Schielens ist. Der Schielende verwendet die Macula des abgelenkten
Auges nur zum excentrischen Sehen und hierin liegt ein ausgiebiger Grund,
um die Ausbildung voller Leistungsfähigkeit, bezw. die Erhaltung auf der be-
reits erreichten Stufe der Leistungsfähigkeit um so erfolgreicher zu verhindern,
je kürzere Zeit seit der Erwerbung derselben verflossen ist, d. h. je jünger das
Individuum ist. Schenkl.
4) Zur Astiologie und sonstigen Kenntniss des Ulcus corneae
cum hypopyo, von Doc. Dr. S. Klein, Vorstand der 2. Augenabtheilung der
Wiener allgem. Poliklinik. (Wiener med. Wochenschr. 1899. Nr.16.) Bei zwei
an Glaukoma absolutum leidenden Patienten hat Verf. eitrige Hornhautentzündung
beobachtet. Im ersten Falle war ein stark secernirender Conjunctivalcatarrh
und Gesichts-Ekzem vorbanden. Die Quelle der Infection musste in dem Ekzem
des Gesichtes gesucht werden; die Einbruchspforte war in den durch Bersten
der Blasen an der Cornea gesetzten Substanzverlusten gegeben. Das Auge
musste enucleirt werden. Ein ähnliches Bild bot ein mit Psoriasis vulgaris
behafteter Patient; die Infectionsquelle war hier aller Wahrscheinlichkeit nach
die Psoriasis. Schenkl.
5) Kann Schielen Schwachsichtigkeit verursachen? von Dr.
M. Sachs, Assistent der Augenklinik des Hofrath Fuchs in Wien. (Wiener
klin. Wochenschr. 1899. Nr. 25.) Verf. tritt für die Annahme einer Amblyopie
strabotica ein. Seiner Ansicht nach ist der Verlust der Fähigkeit, beim Sehen
mit beiden Augen den Eindrücken des abgelenkten Auges die volle Aufmerk-
samkeit zuzuwenden, ein charakteristisches Merkmal der Amblyopia strabotica.
Der Schutz gegen den Verfall des Sehvermögens ist nicht im alternirenden
Geradeaussehen, sondern im alternirenden Fixiren zu suchen. Schenkl.
6) Die Nitronaphthalin-Trübung der Hornhaut, eine Gewerbe-
krankheit, von Dr. V. Hanke, Assistent an Hofrath Fuchs’ Augenklinik in
Wien. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 27.) Bei einem Arbeiter, der
in einer Sprengstofffabrik, in welcher die bei der Dynamit-Erzeugung sich er-
gebenden Abfälle zur Nitronapbthalin-Fabrikation verwendet werden, beschäftigt
ist, hat Verf. ganz gleiche Veränderungen beobachtet, wie sie Frank bei einem
Arbeiter, der in derselben Fabrik beschäftigt war, bereits zu constatiren in der
Lage war. (Beiträge zur Augenheilkunde. 1898. Nr. 31.). Es handelte sich
um beide Augen betreffende Corneal-Trübungen, die aus kleinsten, dicht an-
einander gelagerten, oft gruppenförmig angeordneten, durchsichtigen Bläschen
bestanden. Die Trübungen beschränkten sich auf den Lidspaltenbezirk der
Hornhäute. Entzündliche Erscheinungen fehlen vollständig. Bei dem von
Frank beobachteten und veröffentlichten Falle trat im Verlaufe von 2 Jahren
vollständige Restitutio ad integrum ein. Schenkl.
— 518 —
| 7) Ueber die Entstehung der Stauungspapille und eine neue
Erklärung derselben, von Prof. Dr. Deyl in Prag. (Wiener klin. Rund-
schau. 1899. Nr. 11—18.) Die Stauungspapille entsteht nach Verf. in Folge
der von ihm anatomisch nachgewiesenen Compression der Vena centralis retinae
an ihrer Durchtrittsstelle durch die äussere vom Opticus abgedrängte Scheide; die
dadurch bedingte Spannung der Duralscheide ruft eine Knickung und theilweise
. Einschnürung der Centralvene hervor. Die Ansammlung der Flüssigkeit im vorderen
Theile des Zwischenscheidenraums hängt mit der Erhöhung des intracraniellen
Druckes zusammen oder wird durch eine Art Verschluss im Foramen opticum
verursacht. Letzterer kann unter besonderen Umständen auch bei Hypophysis-
tumoren und Acromegalie eintreten, wodurch das Vorkommen von Stauungs-
papille in einigen dieser Fälle auf Grund der Lymphstauung und der dadurch
erfolgenden Compression der Vena centralis seine Erklärung findet. So lange
die Ausdehnung der Duralscheide die Austrittsstelle der Centralvene aus der
äusseren Scheide nicht erreicht, kann trotz vorhandenen Hydrops eine Stauungs-
papille nicht entstehen. Entleert sich auf irgend eine Art der Hydrops, der
die Stauungspapille erzeugt, so kann letztere zurückgehen; Recidive sind jedoch
nicht ausgeschlossen. In seltenen Fällen kann, ohne dass hierzu ein Scheiden-
hydrops nothwendig wäre, durch tuberculöse oder syphilitische Granulationen,
retrobulbäre neuritische Processe u. s. w. eine Compression der Centralvene ver-
ursacht werden. Im Gegensatze zur Annahme der Primär-Oedemtheorie muss
hervorgehoben werden, dass die Vena centralis in ihrem weiteren peripheren,
axialen Verlaufe vor der Einschnürung nicht nur nicht comprimirt, sondern
erweitert ist. Die Theorie einer primären Entzündung des Sehnerven durch von
Tumoren producirte toxische Stoffe ist nicht haltbar. Schenkl.
8) Zur Physiologie der willkürlichen Bewegungen, von Prof.
Zuckerkandl und Dr. Erben. II. Ueber die Seitenbewegungen des
Auges auf Grund von Leichenversuchen und von Befunden bei
Augenmuskellähmungen. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 23.)
Schenkl.
9) Ueber die sympathische Pupillarreaction und über die
paradoxe Lichtreaction der Pupillen bei der progressiven Para-
lyse, von Dr. J. A. Hirschl, Assistent an der psychiatrischen Klinik in
Wien. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 22.) Verf. hat sämmtliche
Paralytiker, die in einem Zeitraume von etwa 2 Jahren zur Beobachtung kamen,
auf sympathische Pupillarreaction untersucht und kommt zu folgenden Schlüssen:
Beim Argyll-Robertson’schen Phänomen fehlt fast ausnahmslos die sym-
pathische Reaction der Pupillen; als pathalogisch-anatomische Veränderung, die
als Parallelvorgang des Fehlens der sympathischen Pupillarreaction anzusehen
ist, findet man atrophische Veränderungen der sympathischen Halsganglien und
vereinzelt auch Atrophie der lateralen Zellengruppe im Vorderhorn des untersten
Cervical- und obersten Dorsalmarkes.. Die paradoxe Lichtreaction der Pupillen
tritt ein: bei Argyli-Robertson’schen Phänomen, wenn die sympathische
Reaction vollkommen erhalten ist; bei Argyll-Bobertson’schen Phänomen
und sympathischer Pupillenstarre dann, wenn im Zusammenhange mit Insuffi-
cienz der Rect. int. bei Belichtung Abductionsbewegung des Bulbus ausgelöst
wird. Beide Arten der paradoxen Lichtreaction der Pupillen bieten ihrem
Wesen nach nichts Paradoxes dar. Im ersten Falle bringt die Wärme der
Lichtquelle die erhaltene sympathische Reaction zum Vorschein, im 2. Falle
tritt Abduction des Bulbus ein und mit dieser die entsprechende Erweiterung
der Pupille. Schenkl.
— 319 —
10) Schulhygiene und Schularzt mit specieller Berücksichtigung
der Augenhygiene. Feuilleton, von Dr. L. Schmeichler in Brünn. (Wiener
med. Wochenschr. 1899. Nr. 21—26.) Schenkl.
11) Ein Fall von conjugirter Deviation beider Augen, demon-
strirt von Prof. Dimmer in der wissenschaftlichen Aerzte-Gesellschaft in Inns-
bruck am 25. Februar 1899. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 21.)
Bei dem 44jähr. Manne besteht eine Abweichung der Bulbi nach rechts. Das
linke Auge ist nahe dem inneren Augenwinkel fixirt; das rechte kann beim
Versuche nach links zu schauen bis zur Mittellinie gebracht werden. Diese
Bewegung erfolgt auch beim Versuche zu convergiren. Bewegungen nach oben
und unten frei. Im ganzen Blickfelde gleichnamige Doppelbilder von geringer
Lateraldistanz. Ausserdem besteht linksseitige Facialparese, Schwindel,
Parästhesien in der Oberlippe, in der linken Hälfte der Mundschleimhaut,
Schwäche in der rechten unteren Extremität, Steigerung der Patellarreflexe,
Hyperästhesien in beiden Gesichtshälften und Parese der Kaumuskeln links.
Es wurde eine Lähmung der Linkswender mit gleichzeitigem Spasmus der
Rechtswender diagnosticirt und ein Herd in der linken Hälfte des Pons ange-
nommen, der auf das in der rechten Ponshälfte befindliche Coordinationscentrum
für die Rechtswendung der Augen reizend wirkt. Ein tuberculöses Geschwür
im Kehlkopf und eine Infiltration der rechten Lungenspitze legte die Annahme
eines tuberculösen Herdes nahe. Schenkl.
12) Einen Fall von Pemphigus conjunctiva demonstrirt Assistent
Dr. M. Sachs in der Gesellschaft der Aerzte in Wien am 9. Juni 1899.
(Wiener klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 24.) Der 25jährige Kranke zeigt
Folgezustände eines Pemphigus conjunctivae, narbige Schrumpfung der Bindehaut
und Verwacbsung der Lider mit dem Bulbus. Am rechten Auge besteht kaum
mehr eine Lidspalte; am linken Auge ist eine solche wohl noch vorhanden,
die Cornea liegt jedoch nicht. frei zu Tage, sondern ist von der Fortsetzung
der Membran bedeckt, die sich von den Lidrändern auf den Bulbus hinüber-
schlägt. Diese Membran ist durch die Bewegung der Lider so gedehnt, dass
sie sich in Falten legen lässt. Am rechten Auge ist S’/oo. Das linke Auge
zählt Finger in kurzer Distanz. Wiederholt wurden Trichiasisoperationen und
einmal, und zwar erfolglos, Ueberpflanzung von Schleimhaut versucht. Mund-
höhle und Rachenschleimhaut waren ebenfalls erkrankt. Schenkl.
13) Keratomalacie bei Bindehaut-Xerose, von Doc. Dr. Elschnig
in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1899. Nr. 18.) Der Fall betraf eine
erwachsene, cachectische, durch Gallenretention schwer icterische Person und
führte zum Zerfalle beider Hornhäute. An dem rechten Auge verlief der Process
gutartig, indem ein Theil der Hornhaut erhalten blieb; an dem linken später
erkrankten Auge trat vollständige Necrose ein. Ersteres zeigte an der Bulbus-
oberfläche nur Xerose-Bacillen, während am 2. Auge letztere durch Kokken und
andere Bacillen verdrängt waren, welche den necrotischen Theil durchsetzten,
bis zur eitrig infiltrirten Partie aber nicht vordrangen. Die Ursache war daher
im vorliegenden Falle nicht bakterielle Infection, sondern musste in dem Allge-
meinzustand des Kranken gesucht werden. Solche Fälle können somit relativ
günstig verlaufen, wenn keine pathogenen Mikroorganismen vorhanden sind;
im entgegengesetzten Falle werden sich zu den im Ernährungszustande des
Gesammt-Organismus gelegenen Hauptursachen des Hornhautzerfalles auch die
Folgen der bakteriellen Infection gesellen, und zu progressiver eitriger Infiltra-
tion und ausgedehnter Zerstörung der noch nicht nekrotischen Hornhautpartien
— 320 —
führen. Die Xerose-Bacillen wirken gewissermaassen nur wie Fremdkörper. Die
Ursache der Häufigkeit des Vorkommens der Xerose bei Cholämie ist nicht in
dem im Blute kreisenden Gallenbestandtheile, sondern in der durch die Leber-
erkrankung erzeugten Cachexie zu suchen. Schenkl.
14) Die Anwendung des Sideroskops, besprochen an der Hand
neuer Beobachtungen, von Dr. Asmus in Düsseldorf. (Wiener med. Wochen-
schrift. 1899. Nr. 14.) Schilderung der Anwendungsweise des Sideroskops
an der Hand einiger Fälle von Eisensplittern des Augeninnern. Schenkl.
15) Augenärztliche Mittheilungen, von Dr. L. Schmeichler in
Brünn. II. Eine Secretionsanomalie der Meibom’schen Drüsen.
(Wiener med. Wochenschr. 1899. Nr.17.) 1. Ein Fall von Lithiasis palpe-
bralis bei einem 13jährigen Jungen; grössere Anzahl Concremente verschiedener
Grösse. 2. Fall von Follicular-Furunkel bei einem 5jährigen Kinde.
Schenkl.
16) Die Resection des Halssympathicus in der Behandlung des
Glaucoms, von Dr. Th. Jonnesco in Bukarest. (Wiener klin. Wochenschr.
1899. Nr. 18.) Die besten Erfolge geben Fälle, in denen Entzündung und
Reizung nicht oder wenigstens nicht bedeutend vertreten sind; bei der Unbe-
denklichkeit der Operation ist dieselbe jedoch bei allen Fällen zu versuchen,
selbst bei heftigen Schmerzen im Stadium des Gl. absolutum. Besserung tritt
sofort oder in späterer Zeit ein und ist eine fortschreitende Die Operation
kann selbst in Fällen wirksam sein, wo eine Iridectomie nicht zum Ziele führte.
Das gleichzeitige Vorkommen von Morb. Basedowii und Glaukom spricht für
den Einfluss der permanenten Reizung des Halssympathicus auf das Entstehen
des Glaukoms. Die Operation beseitigt sämmtliche Symptome der Basedow'-
schen Krankheit. (8 Fälle von erfolgreicher Sympathbicus-Resection werden mit-
getheilt.) Schenkl.
17) Ueber Augencomplicationen bei acuten fieberhaften Er-
krankungen, von Dr. Percy Flemming in London. (Wiener med. Blätter.
1899. Nr. 19—22.) Besprechung der Aetiologie und Pathologie der Augen-
erkrankungen bei Masern, Keuchhusten, Parotitis, Scharlach, Typhus, Infiuenza,
Variola, Impfung, Varicellen und Erysipel. Schenkl.
18) Ein Fall von syphilitischer Meningitis mit temporaler
Hemianopsie und vorübergehender totaler Amaurose, von Dr. Knolz,
Leiter des Stadtspitals in Banjaluka (Bosnien). (Wiener med. Presse. 1898.
Nr. 21 u. 22.) Ein eine 34jährige Patientin betreffender Fall von basaler,
gummöser Meningitis, die zunächst zu linksseitiger, temporaler Hemianopsie,
dann linksseitiger, totaler Amaurose, weiterhin temporaler Hemianopsie und
später auch Amaurose rechterseits führte. Unter Quecksilber-Jodbehandlung
Herstellung des Sehvermögens des rechten Auges, während das linke Auge
der völligen Erblindung verfiel. Es bestand Stauungspapille, in der ene grosse
physiologische Excavation dauernd erbalten blieb, so dass die Schwellung nur
die oberen, inneren und unteren Randtheile betraf. Schenkl.
Um Einsendung von Separatabdräcken wird gebeten.
Verlag von Ver & Com. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırrıa in Leipzig.
Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. IssıGonis in
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Major F.P.MAYNARD, I.M.S.,
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL
in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEERin Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
November. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
E m nn m LEE
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ueber die Verwendung des Nebennieren-
Extractes in der Augenheilkunde. Von Dr. H. Landolt in Strassburg i. E. — II. Ueber
zwei Fälle von lepröser Chorioretinitis. Von Dr. J. Bistis in Konstantinopel. — III. Auto-
ophthalmoskopie im umgekehrten Bild. Von Dr. Heine in Breslau.
Journal-Uebersicht. J. Archives ophtalmologie. April—Mai. — IJ. Annales
d’oculistique. April—Juni. — III. New York Eye and Ear Informary Reports. Vol. VII.
Januar. — IV. American Journal of Ophthalmology. März—Mai. — V. Journal of
Eye, Ear and Throat Diseases. April. — VI. Westnik Oftalmologii. Januar— Februar.
Bibliographie. Nr. 1—27.
I. Ueber die Verwendung des Nebennieren-Extractes
in der Augenheilkunde.:
Von Dr. H. Landolt, I. Assistent der Universitäts-Augenklinik zu Strassburg i. E.
Schon seit längerer Zeit hat man der Wirkung des Extractes der Neben-
nieren die Aufmerksamkeit zugewandt, und von verschiedenen Autoren
wurde der Extract für die Augenheilkunde empfohlen.
Lovıs Dor hat im Jahre 1895 in der Province médicale! über die
Wirkung des Nebennieren-Extractes berichtet. Er theilte mit, dass nach
Einträufeln in den Conjunctivalsack die Conjunctiva nach einem Zeitraum
1 Am 11. Juli.
214
— 322 —
von 2 Minuten vollkommen blass wurde, und dass diese Blässe eine Viertel-
stunde anhielt. Er wandte den Extract bei Keratitis vasculosa an und
beobachtete, dass die Vascularisation verschwand, und dass, nachdem zahl-
reiche Einträufelungen stattgefunden hatten, Heilung etwa nach Verlauf
von 8 Tagen eintrat. Ausserdem benutzte er den Extract als Hämosta-
ticum bei capillärem Blutungen und als Unterstützungsmittel der Cocain-
anästhesie bei entzündeten Augen.
In gleichem Sinne sprach sich auch Dor’s Schüler, ARMAnD BARRAUD,
aus. Die Verengerung der Gefässe beginnt 30—40 Secunden nach der
Einträufelung, ist nach 2 Minuten vollständig und hält ungefähr 15 bis
20 Minuten an.
Auch Bares hob die anämisirende Wirkung des Nebennieren-Extractes
bei entzündeten Augen hervor.!
Im Jahre 1896 sprach Darızr auf dem Heidelberger Congress über
den „Suprarenal-Extract in der Augenheilkunde“ und betonte gleichfalls die
die Cocainanästhesie unterstützende Wirkung bei entzündeten Augen. Eine
Einwirkung auf die Retinalgefässe konnte er nicht nachweisen.
In seiner Pariser These aus dem Jahre 1897 empfahl Hautor den
Nebennieren-Extract bei einfacher Hyperämie der Conjunctiva, bei Keratitis
vasculosa, als blutstillendes Mittel bei capillären Blutungen und zur Unter-
stützung der Cocainwirkung. Bei Iritis und Glaukom fand er keine beein-
fiussende Wirkung. |
Auch OvvE DE BUFFALO sprach für die Anwendung des Extractes bei
verschiedenen Formen von Conjunctivitis.
SARGNON? wandte den Extract in gleichem Sinne an wie die oben
erwähnten Autoren.
Im Wiener medicinischen Club beschrieb Könısstein ausführlich die
anämisirende Wirkung des Nebennieren-Extractes.
Im letzten Jahre erschien in der Berliner klinischen Wochenschrift
eine Arbeit von RADZIEJEWSsKI, in der die Anwendung des Extractes in
der Augenheilkunde befürwortet wurde.
An diese Reihe von Arbeiten schliessen sich aus neuester Zeit noch
andere an, die alle im Wesentlichen darin übereinstimmen, dass der Extract
in der Augenheilkunde als anämisirendes Mittel verwendbar und als solches
mehr oder weniger zu schätzen sei.
LEewAnpowskKy,® der den Nebennieren-Extract intravenös injieirte, be-
obachtete eine Contraction der vom Sympathicus versorgten Muskeln des
Auges und der Orbita. Er sah eine Erweiterung der Pupille.
ı New York med. Journ. 1596. 16. Mai. Semaine medicale Nr. 3, Annexes
pag. X.
? Lyon medical. 1898. Nr. 40. 2. October.
® Engelmann’s Archiv. 1899. S. 360.
— 323 —
Bis jetzt kam der Extract in drei Formen in Anwendung. Die soge-
nannte amerikanische Methode der Darstellung des Nebennieren-Extractes,
von BATEs angegeben, war folgende: Nebennieren vom Hammel wurden
getrocknet und zerrieben. Das Pulver wurde einige Minuten in kaltes
Wasser gebracht. Dann wurde filtrirt, und die Flüssigkeit verdunsten ge-
lassen. Der Rückstand wurde wieder in Wasser gelöst und zwar so, dass
0,6 g des getrockneten und pulverisirten Extractes 2 ccm Wasser entsprachen.
Diese Lösung musste jedesmal frisch hergestellt werden, da sie sich leicht
zersetzte.
Die zweite Methode der Gewinnung des Nebennieren-Extractes bestand
einfach darin, sich einen wässrigen Auszug der zerkleinerten NebennierE
herzustellen unter möglichster Asepsis, jedoch ohne Hinzufügen von anti-
septischen Substanzen. Dor zieht diese Methode der amerikanischen vor.
Beide aber sind sehr umständlich und die Präparate lassen sich nicht
aufbewahren.
In diesem Sinne bot eine bedeutende Erleichterung das von MERK
hergestellte Präparat, das Extractum suprarenale haemostaticum, mit welchem
NIEDENn und KÖNIGSTEIN eine Reihe von Untersuchungen anstellten.
Alle diese Präparate waren aber unrein und vermengt mit anderen
Substanzen und mussten, da sie sich nicht hielten, jedesmal frisch vor der
Benutzung hergestellt werden.
Erst in allerneuester Zeit gelang es, im Laboratorium von Prof. Dr.
HOoFMEISTER, Orro v. FürrtH! den physiologisch wirksamen Körper der
Nebennieren zu isoliren und so zum ersten Male ein Präparat herzustellen,
das sich vollkommen aseptisch darstellen und aufbewahren lässt, und das
sich, was von grösstem Werthe ist, genau dosiren lässt. Die Höchster
Farbwerke haben die Herstellung dieses Präparates übernommen und durch
ihr freundliches Entgegenkommen war ich im Stande, jetzt schon, ehe das
Präparat in den Handel kam, Versuche an Augen zu machen. Ich erhielt
das Präparat, das eine dunkelbraune Flüssigkeit darstellt, in kleinen Glas-
röhrchen, deren beide Enden zugeschmolzen waren, und 2 ccm der Substanz
enthielten. In dieser Form lässt sich eine grössere Menge lange Zeit auf-
bewahren. Will man sich von der Unverdorbenheit des Präparates über-
zeugen, so füge man demselben etwas Eisenchlorid zu. Es muss dann eine
grüne Färbung entstehen, die durch nachfolgenden Zusatz von Natrium-
carbonat in roth bis purpurroth übergeht. Diese Färbung wird durch An-
säuern mit Essigsäure wieder in grün verwandelt.
Nachdem ich an Kaninchenaugen durch Versuche mich überzeugt
hatte, dass das Extract keinen verderblichen Einfluss auf die Augen hatte,
1 O. v. FüRTa: Žur Kenntniss der brenzkatechinähnlichen Substanz in den
Nebennieren. Zeitschr. f. physiol. Chemie. XXVI. S. 15.
21 *
; A
`~ to o r
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à N e" ! E 324: ==
%
wandte ich es in zahlreichen Fällen bei den Patienten der Strassburger
Augenklinik an. |
Der Extract wirkte stark anämisirend auf die Conjunctiva ein. Ein
Tropfen genügte, um eine vorher stark geröthete und entzündete Bindehaut
blass zu machen; und zwar begann die Wirkung fast momentan nach der
Einträufelung. Die Dauer der Anämie der Conjunctiva war verschieden
lang, je nach dem starken Reizzustand der Augen, doch liess sie sich immer
auf eine bei Weitem längere Dauer berechnen, als von Autoren, die mit
anderen Präparaten arbeiteten, angegeben wurde. Saranon hebt hervor,
dass der Nebennieren-Extract einen grösseren Uebelstand besitze und der
sei, dass die gefässverengende Wirkung von zu kurzer Dauer sei. Diese
Dauer wird auf 15—20 Minuten angegeben. Bei unserem Präparat haben
wir selbst bei ziemlich stark gereizten Augen eine Wirkungsdauer von 1,
2 und mehr Stunden beobachten können. Diese Wirkungszeit lässt sich
durch erneutes Einträufeln beliebig verlängern.
Eine schädliche Wirkung habe ich beim Menschen ausser in einem
Falle, der später erwähnt werden soll, nicht nachweisen können. Es trat
auch nach eänzlichem Abklingen der Wirkung keine stärkere Hyperämie
ein, wie es ja vielleicht erwartet; werden könnte. Augenscheinlich folgt,
wenn der Extract nur in den Conjunctivalsack eingeträufelt wird, der Con-
traction der Gefässe keine Lähmung der Gefässmuskulatur. Ich konnte
vielmehr verschiedentlich constatiren, dass z. B. bei traumatischer Reizung
der Conjunctiva die Röthung nicht mehr die Höhe erreichte, die sie vorher
gehabt hatte, auch wenn die Wirkung des Extractes vollkommen ver-
schwunden war.
Die Einträufelung des Extractes ruft zunächst ein leichtes Brennen
hervor, das von den meisten Patienten anstandslos ertragen wird und bald
einem Gefühle der Erleichterung und der angenehmen Abkühlung weicht.
Das Abblassen der Conjunctiva wirkt psychisch günstig auf Patienten ein,
die wegen ihrer gerötheten Augen in Angst sind und nach. der Einträufe-
lung sich überzeugen können, dass die Röthung verschwunden ist.
Dieses fast momentane Blasswerden und die verhältnissmässig lange
Wirkungsdauer des Extractes bei voller Unschädlichkeit, erlauben auch eine
Anwendung in rein kosmetischem Sinne, zur Verschönerung der Augen,
die in Folge der Blässe glänzender aussehen.
Der Extract wirkt auf die oberflächlichen Gefässe. Seine Wirkung auf
die tieferen ist je nach der Lage derselben sehr gering oder gleich Null.
Diese oberflächliche Wirkung gestattet aber, sich des Extractes zu dia-
enostischen und demonstrativen Zwecken zu bedienen. Hat man z.B. eine
starke oberflächliche Reizung des Auges und will sehen, ob mit dieser auch
eine tiefere Reizung verbunden ist, so träufelt man den Extract ein. Ver-
schwindet die Röthung des Auges vollkommen, so bestand eben nur eine
oberflächliche Reizung. War jedoch auch eine tiefere Reizung vorhanden,
— 315 — RI
so tritt diese nun bläulich auf dem sonst weissen Grunde doppelt deutlich
hervor und lässt sich klar demonstriren.
Entsprechend dieser nur oberflächlichen Wirkung des Nebennieren-
Extractes habe ich nie eine Veränderung der Gefässe der Iris, der Retina
oder Chorioidea nach Einträufelung in den Conjunctivalsack nachweisen
können, auch trat nie eine Aenderung des Augendruckes ein. Die Accom-
modation wurde gleichfalls nicht beeinflusste Dennoch aber wirkt der
Nebennieren-Extract auch in die Tiefe, nämlich dann, wenn man ihn sub-
conjunctival injicirt. Beim Menschen habe ich bis jetzt diesen Versuch
noch nicht gewagt, wohl aber bei Kaninchen. Ich injieirte subconjunctival
einen Theilstrich einer Pravaz’schen Spritze mehreren Kaninchen und be-
obachtete bei allen gleichmässig eine maximale Erweiterung der Pupille,
die bald nach der Einspritzung beginnt und zwar an dem Theil der Iris
zuerst, der der Einspritzungsstelle am nächsten lieg. Dabei muss man
beachten, dass die Pupille der Kaninchen oval ist. Der längste Durch-
messer verläuft ungefähr parallel der Richtung der Ohren in mittlerer
Haltung. Man spritzt daher am besten vorn oder hinten vom Cornealrande
ein, um die local beginnende Wirkung des Extractes zu beobachten. Allmäh-
lich geht dann die Verschmälerung der Iris auf die ganze Iris über. Der
Nebennieren-Extract wirkt also, subconjunctival injieirt, mydriatisch. Ich habe
bis jetzt noch nicht gewagt, diesen Versuch an Menschen zu machen, weil
die toxische Dosis des Extractes noch nicht bekannt ist. Bares rief bei dem
einzigen Kranken, bei dem er eine subcutane Injection machte, eine Syn-
cope hervor. Zwei meiner Kaninchen starben nach Einspritzung grösserer
Dosen, während die andern nur ein kurze Zeit dauerndes Benommensein,
verbunden mit vermehrter Respiration, erkennen liessen. Andere Versuche
zeigten, dass, wenn subcutan eine grössere Menge Extractes eingespritzt
wurde, an der Einspritzungsstelle, weni die Thiere nicht vorher starben,
eine Nekrose entstand.
Auch. nach subconjunctivaler Injection des Extractes war von einer
Veränderung der Gefässe im Augenhintergrunde oder des Augendruckes
nichts zu erkennen. Auf der anämisirenden Wirkung des Nebennieren-
Extractes beruht die Anwendungsweise. Man benutzt ihn mit grossem
Vortheile zur Vornahme von auch am entzündeten Auge fast blutlosen
Operationen und zur Verstärkung der Wirkung des Cocains, des Atropins,
Eserins und anderer Mittel.
Z. B. wird eine Iridectomie an einem noch im entzündlichen Stadium
sich befindenden glaukomatösen Auge durch die Einträufelung des Extractes
sehr erleichtert. Das Operationsfeld, die Iris, die sonst durch Einfliessen
von Blut in die vordere Kammer leicht verdeckt wird, bleibt in Folge der
Anämie der Conjunctiva frei. In gleicher Weise vereinfacht der Extract
die Vornahme aller Operationen am Auge, sei dasselbe nun entzündet oder
nicht entzündet.
— 326 —
Hierbei muss ich den oben schon erwähnten Fall nennen, bei dem
der Extract, unrichtig angewandt, schlechten Dienst leistete. Es handelte
sich um eine Enucleation nach Verletzung und bei noch entzündetem Auge
in Narcose. Der Extract, in den Conjunctivalsack geträufelt, wirkte prompt
und der Bindehautschnitt war fast blutlos. Nachdem das Auge heraus-
genommen war, liess ich mich, um die Blutung in der Tiefe, die an und
für sich nicht stark war, zu stillen, verleiten, einen Tropfen Extract in die
Wundhöhle zu träufeln. Nach Anlegung der Conjunctivalnaht wurde das
Auge verbunden. Eine Stunde später liess mich der Patient rufen, weil
er es vor Schmerzen in der Augenhöhle nicht aushalte. Ich öffnete den
Verband und fand die Conjunctiva zwischen den Lidern durch einen Blut-
erguss stark vorgetrieben. Ich musste die Naht öffnen, um das Blut abzu-
lassen und die Höhle tamponiren. Wahrscheinlich war durch die directe
Berührung des Extractes mit den Gefässen nach der Contraction eine
Lähmung der Muskulatur eingetreten, so dass die Blutung erfolgte. Es
handelte sich hier um grössere Gefässe, nicht um Capillaren.
Der Nebennieren-Extract unterstützt die Wirkung der Cocainanästhesie.
Während bei entzündeten Augen das Cocain fast gar nicht wirkt, die
Entzündung keine Anästhesie aufkommen lässt; wirkt das Cocain prompt,
wenn vorher die Hyperämie des Auges durch Einträufelung von Neben-
nieren-Extract beseitigt wird. Durch den Extract sehen wir uns in
den Stand gesetzt, Patienten ohne Narcose zu operiren, bei denen
früher zur Vornahme der Operation eine Narcose unumgänglich noth-
wendig war. Wie zur Unterstützung der Cocainwirkung so ist gleich-
falls bei entzündeten Augen der Nebennieren-Extract sehr zu empfehlen
zur Vermehrung der Wirkung des Atropins, Eserins und ähnlicher
Mittel. Bei entzündeten Augen wirkt das Atropin erst nach mehr-
maligem Einträufeln, nach Maximaldosen, und dann auch oft nur unvoll-
‘kommen. Die Wirkung des Mittels aber wird erleichtert nach vorherigem
Einträufeln des Extractes, so dass man nicht zu maximalen Dosen zu
greifen braucht.
Ich gehe nun auf einzelne Erkrankungen der Augen ein, bei denen
ich den Nebennieren-Extract anwandte. Bei acuten Conjunctivalcatarrhen
beseitigt der Extract die Hyperämie der Schleimhaut momentan und er-
leichtert das Unbehagen der Patienten, aber die Wirkung ist keine dauernde.
Ich verwendete zur Beobachtung hauptsächlich solche Patienten, bei denen
beide Augen in gleicher Weise erkrankt waren und träufelte den Extract
nur in ein Auge ein. Ein Unterschied zu Gunsten des mit Extract be-
handelten Auges war, selbst wenn ich die Einträufelung am Tage mehrmals
wiederholte, am andern Morgen nicht mehr nachzuweisen. Die Einträufelung
blieb auf den Verlauf der Krankheit völlig ohne Einfluss. Subjectiv aber
gaben alle Patienten an, dass der Extract ihnen Erleichterung brächte und
EE a
das liess sich objectiv auch daran beobachten, dass der Lidspasmus, die
Lichtscheu bedeutend geringer wurden.
Auch bei phlyctänulärem Catarrh war ein Einfluss auf den Verlauf
nicht zu erkennen.
Bei chronischem Catarrh war, wie zu erwarten, der Einfluss des
Extractes auf die Erkrankung gleich Null. Immerhin wurde auch Erleichte-
rung der Beschwerden angegeben.
Von verschiedenen Autoren, wie Dor, HALLoT und Anderen, wird der
Extract empfohlen bei Keratitis vasculosa. Ich habe ihn bei entsprechenden
Fällen angewandt, aber ohne durch ihn Heilung erzielen zu können. Ich
habe verschiedentlich beobachtet, dass die Kranken angaben, nach der Ein-
träufelung heller zu sehen und konnte auch bemerken, dass die Cornea
- klarer aussah, so dass das Bild der Iris deutlich bervortrat; aber auch selbst
bei längerer Einwirkung habe ich keine wesentliche Besserung durch den
Extract allein feststellen können. Ich glaube daher, dass die Besserung
nur eine momentane ist, dadurch, dass die Gefässe sich contrahiren und so
mehr Raum in der Hornhaut frei wird für das durchfallende Licht. War
die Wirkung des Extractes vorüber, so war auch die Cornea so trüb wie
vorher. Eine Erhöhung der Sehschärfe war dann nicht zu constatiren.
Ich habe ferner bei Iritis, bei Glaukom den Estract angewandt und
auch hier wie zu erwarten, keine Besserung erzielt, da der Extract nicht
- in die Tiefe wirkt. Vielleicht ist eine subconjunctivale Injection bei Iritis
von Nutzen; aber wie schon erwähnt, habe ich aus bestimmten Gründen
davon abgesehen.
Ich resumire kurz: Der Nebennieren-Extract in der Form des Präpa-
rates von v. FürrH ist, da er völlig aseptisch ist, bequem aufbewahrt und
jeder Zeit zur Hand sein kann, ein Mittel, welches in der Augenheilkunde,
wenn er auch auf die Erkrankungen des Auges direct nicht heilend ein-
wirkt, für den Arzt und den Kranken von grossem Nutzen sein kann.
Es ist als anämisirendes Mittel anzuwenden:
1. bei Operationen zur Verhinderung der Blutungen;
2. als Unterstützungsmittel für die Wirkung des Cocains, Atropins,
Eserins und ähnlicher Mittel beim entzündeten Auge;
3. als ein Mittel, welches die Beschwerden der entzündlichen Reizung `
sehr erleichtert. |
Ein weiteres Feld der Wirksamkeit öffnet sich vielleicht dem Neben-
nieren-Extract dann, wenn man ihn ohne Gefahr subconjunctival inji-
ciren kann.
U. Ueber zwei Fälle von lepröser Chorioretinitis.
Von Dr. J. Bistis in Konstantinopel.
In einem Aufsatze über die leprösen Veränderungen des Auges, den
wir in den Archives d’Ophtalmologie! publicirt haben, theilten wir mit,
dass von 19 Leprösen die 12, welche ophthalmoskopisch untersucht werden
konnten, keine Läsionen des Augenhintergrundes bieten. Dieses negative
Ergebniss stand in Uebereinstimmung mit den von anderen Autoren ge-
fundenen Resultaten, die bis dahin keine leprösen Veränderungen am
Fundus der Leprakranken wahrgenommen hatten. Insbesondere erwähnten
wir der ophthalmoskopischen Untersuchungen von But und Hansen,?
nach welchen sich die Retina an 200 Leprösen normal fand. Nur bei der
Section einiger Augen beobachtete man grauweisse Herde an den vorderen
ophthalmoskopisch nicht erreichbaren Partien der Retina. Diese Fälle aber
boten gleichzeitig eine lepröse Infiltration des Corpus ciliare, so dass man
sich berechtigt fühlte, die gefundenen retinalen Veränderungen als per
continuitatem entstanden zu betrachten. In der letzteren Zeit fanden
JEANSELME und MoraAx? bei der histologischen Untersuchung eines leprösen
Auges mit manifesten Veränderungen am vorderen Segmente die Chorioidea
und Retina normal, mit Ausnahme eines einzigen kleinen retinitischen
Herdes, welcher im Zusammenhange mit der Wandung eines Endzweiges
der Arteria centralis retinae stand.
Aus der bis jetzt gewonnenen Erfahrung wissen wir, dass gerade das
vordere Segment des Auges von der Lepra befallen wird, währerd das
hintere Segment frei bleibt. Dieses Verhalten könnte man vielleicht er-
klären, indem man die Blut- und Lympheirculation berücksichtigte. Die
arteriellen Gfässe nämlich ziehen von der Peripherie her nach dem Limbus
hin, wo sie ein Netz von Capillarschlingen bilden. Hier endigt der Blut-
strom und beginnt die Circulation der Lymphe, die in die Hornhaut ein-
dringt. Indem nun die Leprabacillen oder deren pathogene Producte
dieselbe Richtung wie der Circulationsstrom einnehmen, localisiren sie sich
in dem vorderen Augensegmente und rufen dort die uns bekannten Ver-
änderungen hervor. Auf diese Weise wäre es zu erklären, warum das
hintere Augensegment, und besonders die Gegend nahe dem Nervus opticus,
von der Lepra nicht befallen wird.
Obwohl klinisch die oben erwähnte theoretische Erklärung als die
richtige erscheint, ist es doch schwer zu begreifen, warum die Lepra, die
! Livraison du mois mai 1898.
? Leprous diseases of the Eye 1873.
® Annales d’oculistique, Novembre 1898.
— 329 --
ja mit der Syphilis und Tuberculose als ähnlicher Process zu betrachten
ist, nicht auch wie diese beiden Affectionen, die Chorioidea und Retina
angreifen sollte. In der That beobachtete jüngst Trantas! bei v. Dürımne’s
Leprakranken Fälle mit Chorioretinitis lepröser Natur.
Unser früheres negatives Ergebniss zwang uns zur Fortsetzung der
Untersuchungen, während welcher wir die zwei weiter unten beschriebenen
Fälle mit deutlichen und zahlreichen Läsionen des Augenhintergrundes
beobachteten.
Der erste Fall betrifft eine Griechin, 46 Jahre alt, die aus einer
Lepragegend in der Nähe Constantinopels stammt. Patientin ist seit
25 Jahren verheirathet; ihr erstes Kind starb, 10 Monate alt, an einer
ihr unbekannten Krankheit; nachher gebar sie zwei andere Kinder, welche
Fig. 1.
leben und angeblich gesund sind. Einige Jahre vor dem Ausbruche der
jetzigen Krankheit hatte Patientin einen Abortus von 2 Monaten. Jetzt
findet man bei ihr eine vollkommene Anästhesie der Extremitäten. Die
ersten Phalangen der linken Hand, mit Ausnahme derjenigen des Daumens,
sind nekrotisch abgefallen. Im Ganzen ist das Krankheitsbild das der
Lepra anaesthetica s. nervosa. Der Urin enthält reichlich Eiweiss, was
man bisweilen findet, da die Leprösen an den verschiedenen Formen von
Nephritis leiden können.
An den Augen selbst bemerkten wir Folgendes:
Rechtes Auge: Lagophthalmus mässigen Grades; Hornhaut un-
empfindlich, aber vollkommen durchsichtig; die Iris zeigt sich normal und
1 Gazette melicale d’Orient, 1898, 30. Juni.
"T —
die Pupille ganz schwarz. Im Augenhintergrunde sieht man nach oben
gegen die Peripherie einen ovalen, gelblichen Fleck (Fig. 1), zwei schwarze
Punkte enthaltend. Etwas nach aussen von der Gegend der Macula lutea
befindet sich ein schwarzer, aus Pigment bestehender, rundlicher Fleck,
der so aussieht, als ob er auf einen weniger pigmentirten Grund sich be-
fände; nach aussen von diesem Flecke bemerkt man kleine in der Netzhaut
sitzende, helle Pünktchen; die Sehschärfe ist fast normal. Es handelt sich
in diesem Falle um eine beschränkte Chorioretinitis.
Linkes Auge: Lagophthalmus leichteren Grades als rechts. Voll-
kommene Unempfindlichkeit der Hornhaut, welche in ihrem unteren Drittel
von stecknadelkopfgrossen Infiltraten besetzt ist. Die Iris zeigt die Sym-
ptome der chronischen Iritis mit mehreren hinteren Synechieen. Der
Fig. 2.
Augenhintergrund ist, in Folge zahlreicher Glaskörper-Trübungen, nicht
sichtbar. |
Der zweite Fall betrifft einen Israeliten aus dem vVororte Balata,
welcher von mehreren Leprösen bewohnt ist. Der Patient ist 30 Jahre
alt und leidet an der Lepra anaesthetica seit mehr als sieben Jahren. Der
lepröse Process befindet sich in einem sehr vorgeschrittenen Stadium. Der
Urin enthält Albumen. `
An den Augen ist Folgendes zu sehen:
Rechtes Auge: Leichte Ptosis. Hornhaut mehr oder weniger un-
empfindlich. Die Reaction der Pupille auf Licht ist träge. Im Augen-
hintergrunde sieht man ein hinteres äusseres Staphylom (Fig. 2). Nach
aussen und etwas nach oben von der Maculagegend findet man einen weiss-
331
gelblichen Fleck, der in der Mitte Pigment trägt; nach oben und aussen
von der Papille beobachtet man einen anderen gelblichen Fleck, der von
Pigment besät ist. Die temporale Seite des Augenhintergrundes ist mit
Pigmentmassen besetzt, die mit, wie in Atrophie übergehenden Flecken
combinirt sind. Eine solche Pigmentmasse zeichnet sich durch seine
$S-Form aus; eine andere bildet einen vollständigen Ring, der in seiner
Mitte eine hellere Stelle einschliesst. Die Refraction ist hypermetropisch
und die Sehschärfe beträgt ®/,..
Linkes Auge: Leichte Ptosis wie rechts. Hornhaut ziemlich un-
empfindlich, mit hinteren Präcipitaten; die Pupille reagirt auf Licht weniger
träge, als rechts. Im Augenhintergrunde findet man ein hinteres äusseres
Staphylom (Fig. 3). In der Gegend der Macula lutea sieht man eine
Fig. 3.
weissgelbliche, halbmondförmige Plaque, deren oberes Ende breit ist, und
deren unteres, gegen die Papille gekrümmtes Ende eine pigmentirte Linie
trägt. Nach oben von der Papille bemerkt man zwei zum Theil schwarze
und zum Theil weissliche Flecken, mit welchen die Gefässe in Berührung
stehen; weiter nach aussen und wenig nach oben existirt ein anderer von
Pigment besäeter Fleck. Ganz in der Peripherie des Fundus temporalwärts
finden sich zahlreiche grosse Pigmentmassen, welche hellere Stellen ein-
schliessen und dielben Formen wie rechts haben. Die Refraction ist
hypermetropisch und die Sehschärfe beträgt °/,,., Es handelt sich hier
ebenfalls um eine Chorioretinitis beider Augen.
Dem Aussehen nach haben die beschriebenen Veränderungen des Augen-
hintergrundes grosse Aehnlichkeit mit den syphilitischen Affeetionen der
— 332 —
Aderhaut und Netzhaut, und insbesondere, was den zweiten Fall betrifft, mit
denjenigen, die auf der hereditären Form der Syphilis beruhen. In unseren
Fällen kann man die Syphilis gewiss nicht als Ursache der bestehenden Chorio-
retinitis halten, da wir keine Anhaltspunkte dafür besitzen. Deshalb müssen
wir die Veränderungen des Augenhintergrundes als von der Lepra hervor-
gerufene betrachten, und folglich dieselben mit Sicherheit als echte lepröse
Läsionen anerkennen.
Dass dieselben den nach Syphilis entstehenden Chorioretiniden ähnlich
. sehen, darf uns wohl nicht befremden, nachdem die Lepra und Syphilis ähnliche
Erkrankungen sind und folglich sich in ihren pathologischen Producten
analog verhalten können.
von Dürına glaubt diese Veränderungen als differentialdiagnostisches
Symptom verwerthen zu können, und zwar in Fällen von Syringomyelie,
die bisweilen schwer von der nervösen Form der Lepra zu unterscheiden
ist. Der Augenhintergrund von den an Syringomyelie leidenden Individuen
bietet nämlich, wie die ophthalmoskopischen Untersuchungen SCHLESINGER’S
gezeigt haben, keine derartigen, wie bei der Lepra beobachteten Läsionen.
Nachtrag. Zu den zwei oberen Fällen habe ich neuerdings folgenden
mit Chorioretinitis leprosa behafteten Fall beobachtet:
Marie, 22 Jahre alt, aus dem Vororte Balata, leidet angeblich seit
5 Jahren an ihrer jetzigen Krankheit, der Lepra tuberculosa. Das Gesicht
der Kranken ist voll von solchen Tuberkeln, so dass dasselbe die Löwen-
form annimmt. Augenbrauen und Lider der Patientin sind von zahlreichen
Lepraknoten besetzt; es besteht Madarosis partialis. Rechts ist die Hornhaut
theilweise trübe, mit gut erhaltener Empfindlichkeit. Links sind die Medien
ganz durchsichtig. Empfindlichkeit der Hornhaut normal; mit dem Augen-
spiegel sieht man nach innen von der Papille, in der Peripherie einen
weisslichen Exsudatfleck 4 mm (in aufrechtem Bilde) lang und 3 mm breit.
Der Fleck ist in der Mitte von einer dunkleren Linie getheilt; nach oben
von derselben geht eine Vene vorbei. Der übrige Fundus ist normal.
Sehschärfe ebenfalls normal.
II. Autoophthalmoskopie im umgekehrten Bild.
Von Dr. Heine in Breslau.
Während wir zur Autoophthalmoskopie im aufrechten Bilde der ein-
fachsten Hülfsmittel — eines einfachen Planspiegelchens — benöthigen,
erfordert die autoophtbalmoskopische Untersuchung im umgekehrten Bilde
— beispielsweise des linken Auges durch das rechte — nach den bisherigen
Methoden einen weit complicirteren Apparat. Winkelspiegel und Prismen
sind hier in verschiedener Combination vorgeschlagen worden.
Und doch ist es ganz leicht möglich, sich selbst, d. h. das linke Auge
mit dem rechten, im umgekehrten Bild genau wie das einer zweiten Person
=s B
- zu untersuchen. Man braucht dazu nur einen einfachen LiEBREICH’schen
Augenspiegel mit zugehöriger Convexlinse von + 13 D und einen ge-
wöhnlichen Toilettenspiegel. Stellt man den letzteren zwischen Lichtquelle
und linkes Auge, so dass dieses durch den Toilettenspiegel beschattet wird,
so kann man mit dem Augenspiegel mit Hülfe des Toilettenspiegels Licht
in das linke Auge werfen. Man sieht dann die linke Pupille im Spiegel-
bild roth aufleuchten. Auf diese Weise beleuchtet man einen temporal
von der Fovea gelegenen Retinalbezirk.
Hält man jetzt das Convexglas vor das
linke Auge, so sieht man die betreffende
Stelle im umgekehrten Bild. Will man
statt dieses Netzhautbezirks den Opticus-
eintritt selbst sehen, so braucht man nur
eine einseitige Convergenzanstrengung
zu machen, wodurch die linke Cornea
nasalwärts getrieben wird. Wenn man
cine einige Meter entfernte Flamme be-
trachtet, so treten bekanntlich schon bei
geringer Convergenz der Sehaxen gleich-
namige Doppelbilder auf. Die Conver-
genzstellung macht sich dabei durch das
bekannte eigenthümliche Druckgefühl
bemerkbar. Fixirt man nun das rechte
Doppelbild und treibt die begonnene
Convergenz noch weiter, so schielt das
linke Auge convergent, während das
rechte seine Blickrichtung beibehält.
So kann man relativ leicht dem linken
Auge eine solche Stellung (2 in der
Figur) geben, dass sich im Spiegelbild
der Opticuseintritt dieses Auges der Fovea des andern gegenüber be-
findet. Mit Hülfe einer vor das linke Auge gehaltenen Convexlinse von
c + 13 D sieht man dann das scharfe umgekehrte Bild und zwar
sieht man die temporale Hälfte rechts, die nasal: links, oben und unten
sind ebenfalls vertauscht. Für den Anfang empfiehlt es sich, die linke
Pupille durch Cocaïn zu erweitern.
Benutzt man statt des LIEBREICR’schen Spiegels das PEPPMÜLLER’ sche
Demonstrations-Ophthalmoskop, so kann man einer zweiten Person dieses
umgekehrte Bild demonstriren. Der zweite Beobachter sieht durch die
doppelte Spiegelung dann die temporale Hälfte links; die nasale rechts,
also genau, als ob er selbst die Versuchsperson im umgekehrten Bild
. spiegelte. — Die Figur veranschaulicht den Strahlenverlauf.
sei E a
Journal-Uebersicht.
I. Archives d’ophtalmologie. 1899. April.
1) Des tumeurs primitives de la cornee, par Lagrange.
Verf. macht die bekannte Eintheilung in Tumoren bindegewebigen und
epithelialen Ursprungs und sammelt die in der Literatur niedergelegten Unter-
suchungen nach diesem Schema unter Zufügung eigener Beobachtungen. Als
Bindegewebstumoren werden charakterisirt die serösen Cysten, die Myxome, die
Fibrome und Sarcome. In die Categorie epithelialen Ursprungs gehören alle
gut- oder bösartigen Epithelproliferationen bis zum wirklichen Epithelioma.
Letzteres hält Verf. für völlig analog dem der Haut oder Schleimhaut, auch in
Bezug auf seine Tendenz, sich in die Tiefe auszubreiten.
2) L’oeil et les dents. Relations pathologiques. (Suite) par Lagleyze.
3) Deuxième contribution a l’ötude des nevralgies et tics de la face
consideres dans leurs rapports avec un 6tat pathologique des
voies lacrymales, par Bettremieux.
Verf. ist der Ansicht, dass gewisse Fälle von Neuralgie und Tic des Ge-
sichtes Reflex-Aeusserungen einer ascendirenden infectiösen Neuritis in den im
Thränennasencanal verlaufenden Fäden des Trigeminus sind, und hat durch Be-
handlung des betreffenden Grundleidens bedeutende Besserung erzielt.
4) Mode d’insertion des fibres zonulaires sur le cristallin et rapport
de ces fibres entre elles, par Terrieu.
Mai.
1) Lymphangiome caverneux ölöphantiasique də la paupière chez
un nouveau-né, par van Duyse.
Der Tumor hatte eine Grösse von 6:4:2 cm.
2) L’oeil et les dents. Relations pathologiques (fin), par Lagleyze.
Es besteht unzweifelhaft ein Zusammenhang zwischen den Affectionen des
Zahnsystems und dem Sehapparat. Und zwar können Krankheiten des ersteren
zunächst Reflexvorgänge in letzterem auslösen. Sodann können Entzündungen
der Zähne und ihrer Adnexe das Auge durch directe Contiguität, oder auf dem
Wege der Blutbahn durch embolische Vorgänge schädigen. In erster Reihe
kommt hierbei die Caries und alveoläre Periostitis in Betracht, während anderer-
seits auch die normale Dentition, eine Zahnextraction oder Prothese ihren Ein-
fluss auf das Auge geltend machen kann. Hauptsächlich sind es die kleinen
und die ersten gressen Molarzähne des Oberkiefers, welche Reflexe oder Ent-
zündungen im Sehapparat auslösen, womit aber keineswegs gesagt ist, dass nicht.
auch einmal Zähne des Unterkiefers den Ausgangspunkt bilden können.
Zu hüten hat man sich vor einer Verwechselung zwischen Ursache’ und
Wirkung in den Fällen, in denen gewisse Augenaffectionen Neuralgien in den
Zahnnerven veranlassen.
3) Nature et traitement du zona, par Abadie.
4) Sur la lèpre de l’oeil, par Bistis. Moll.
— 835 —
II. Annales d’oculistique. 1899. April.
1) Sur les blessures de l’oeil par les piquants de chataigne, par
Deschamps.
Die Verletzungen kommen hauptsächlich in Gegenden vor, wo viel Kastanien
gebaut werden, und zwar zur Zeit der Ernte. Beim Abschlagen der bekanntlich
mit einer stacheligen Hülle versehenen reifen Frucht fällt gelegentlich eine oder
andere in das Auge des Erntenden und verletzt dasselbe.
2) A propos de deux cas de nėéóvrite rétrobulbaire, par Valude.
3) Traitement du trachome par tarsostrophie, par Bitzos.
Der neue Name ist gebildet aus ræaọooçs und vergoen: die Operation selbst
einigermaassen complieirt und ohne Abbildungen schwer verständlich, so dass
sie in einem kurzen Referat nicht wiederzugeben ist.
4) Un cas de luxation double congénitale du cristallin, par Westhoff.
Die Linsen des 9jährigen Kindes waren nach unten und innen verschoben.
Bei einer gewissen Kopfhaltung konnte es in weiterer Entfernung die Probe-
buchstaben erkennen. Die entsprechenden Convexgläser für Nähe und Ferne
verschafften ihm gute Sehschärfe.
6) Hypertrophie conjonctivale à localisation spéciale dans un cas de
conjonctivite printaniere, par Mandonnet.
Die Verdickung der Conjunctiva zeigte sich in vorliegendem Fall speciell
an den unteren Lidrändern, wo sich reihenförmig angeordnete papillomartige
Bildungen fanden, welche nichts mit den Meibom’schen Drüsen zu thun hatten.
Mai.
1) Quelle est la théorie, nerveuse ou obstructionible, qui s’adapte le
mieux aux observations cliniques du glaucome? par de Wecker.
Verf. stellt sich das Zustandekommen der verschiedenen Arten von Glaucom
folgendermaassen vor:
1. Die nicht entzündliche, chronische Form wird hervorgerufen durch Ver-
stopfung der Filtrationswege, ohne dass die Secretion der intraocularen Flüssig-
keit in irgend einer Weise alterirt ist.
2. Die mehr oder weniger acute Form ist eine Folge von Hypersecretion
von Seiten des Corpus ciliare, ohne dass die Filtrationswege ihre Durchgängig-
keit verloren hatten. Nur werden sie mit der Zeit insufficient für die wachsende
Flüssigkeitsnenge.
3. Die chronisch entzündliche Form, in Bezug auf Familien- und Racen-
Eigenthfimlichkeit die häufigste, verdankt ihr Entstehen einer ererbten Ver-
engung der Filtrationswege, welche schon einer physiologischen Secretion
gegenüber nur schwer ausreichen, einer gesteigerten aber nicht mehr ge-
wachsen sind.
2) Le muscle dilatateur de la pupille chez les mammifères, par
Grynfeld.
Juni.
1) Sur le dacryops, par Rogman.
— 836 —
2) Cinquisme note sur la suppression du cristallin transparent dans
la myopie tròs forte. Rösultats éloignés. Indications. Contre-
indications, par Vacher.
3) De la suppression du pansement après lopération de la cataracte,
par Rohmer.
Verf. steht für die Fortlassung des Verbandes nach der Star-Operation ein.
Irisvorfälle hat er dabei nicht häufiger als früher gesehen.
4) Quelques remarques sur la mesure de l’acuit6 visuelle, par Sulzer.
5) Quelques 'recherches expérimentales sur un nouveau traitement
chirurgical de l’exophtalmie, par Roure.
Das Verfahren besteht in einer Vornähung der Conjunctiva. Letztere
wird rund um die Hornhaut wie zur Enucleation abgelöst, nach vorn gezogen
und über der Cornea vernäht. Ein Anwachsen hindert hier das Hornhaut-
epithel, während die Sclera sich an der gewünschten Stelle mit der Gonjunctiva
verbindet. Moll.
HI. New York Eye and Ear Infirmary Reports. Vol. VIl. 1899. Januar.
1) Plastische Operation bei Ectropium des Unterlides, mit allge-
meinen Bemerkungen, von H. D. Noyes.
Ectropium des Unterlides bei einer 15jährigen, durch Verbrennung ent-
standen, wird operativ beseitigt durch Bildung eines präauricularen, von oben
her gestielten Lappens. Nachträglich verdickte sich der Lappen und ragte
convex hervor, so dass zur Wiederherstellung des kosmetischen Erfolges eine
Nachoperation in Frage kam. Verf. wollte am unteren Rande des Lappens
und unter demselben Gewebstücke ausschneiden. Unter Lanolin-Quecksilber-
Einreibungen ging die Schwellung Pen wieder zurück.
2) Fälle von Ethmoiditis, von H. D. Noyen,
3 Fälle von Erkrankung der Siebbeinzellen, dadurch bemerkenswerth, dass
sie theils complicirt waren mit Erkrankung des Thränensackes, theils irrthüm-
lich für eine solche gehalten wurden, in Folge von Anschwellung in der
Thränensackgegend. Sie wurden nach Spaltung des Thränensackes von diesem
aus mit Sondirung und Ausspritzung geheilt. — Anhangsweise wird über einen
Fall von Thränensackleiden berichtet, der durch Dauersonden gebessert wurde;
zufällig wurde nach längerer Zeit erst entdeckt, dass die Sonde im mittleren
Nasengang lag, also Resorption des Thränenbeines eingetreten war, ohne weitere
Nachtheile.
3) Hornhautwunde mit lIrisprolaps, mit folgender sympathischer
Entzündung, von E. Gruening.
4) Mikroskopische Untersuchung eines Augapfels mit Hornhautwunde
und Irisprolaps, der sympathische Entzündung vorursacat hatte,
von W. B. Marple.
5jähriges Kind mit ausgedehnter Hornhautwunde und grossem Irisvorfall.
Die vorgeschagene Abtragung des letzteren wird verweigert; conservative Be-
handlung. Nach 23 Tagen alarmirende Erscheinungen sympathischer Ophthalmie
— 337 0 —
auf dem anderen Auge; Enucleation von den Eltern verweigert. Versuch, die
Iris von der Narbe loszulösen, gelingt nicht. Erst als Pupillarexsudat und
Verwachsungen der Iris anfgetreten waren, wird die Enucleation gestattet. Das
andere Auge bleibt dauernd geschädigt. S = !/,,. Vert glaubt, dass bei
zeitiger Abtragung des Irisvorfalles keine sympathische Entzündung aufgetreten
wäre.(?) Verf. untersuchte den enucleirter Augapfel und fand, dass die Wunde
thatsächlich nur die Cornea betraf, die eingeheilte Iris durch die Operation
nicht freigemacht worden war, Iris, Ciliarkörper und Sehnerv stark kleinzellig
infiltrirt waren. Die Entzündung scheint nur durch die mittelbare Zerrung am
Ciliarkörper in Folge der Iriseinheilung verursacht worden zu sein, analog der
Entzündung in Folge von Kapseleinheilung! nach Star-Operation.
5) Gummigeschwulst am Apex orbitae, von D. W. Hunter.
26jährige Patientin mit Resten syphilitischer Iritis auf beiden Augen zeigte
rechts sehr rasch sich entwickelnde Vortreibung und Unbeweglichkeit des Bulbus,
leichte Neuritis optica, dabei hochgradige Sehstörung, bald darauf Ptosis und
lange dauernde Hornhaut-Anästhesie, welche Schutzverband erheischte, sowie
verringerte Sensibilität der Nasen-, Stirn- und Schläfenhaut. Unter Schmierkur
und lange fortgesetzten grossen Joddosen wurde der Bulbus bald wieder normal,
der Sehnerv blasste jedoch ab, und es blieb nur unsicherer Lichtschein zurück.
Auch die Hornhautstörung war äusserst hartnäckig.
6) Die Photographie makroskopischer Augenpräparate, von G. S.
Dixon, M. D.
Zu kurzem Referat ungeeignet. Die abgebildeten Photographieen sind
scharf und ziemlich deutlich.
7) Bericht über 18 Fälle von Fremdkörper (Eisen oder Stahl) im
Auge, von B. R. Kennon.
Die 16 nichts Besonderes darbietenden Krankengeschichten mitzutheilen
würde zu weit führen. Was die Resultate anlangt, so war S in 5 Fällen be-
friedigend, in 2 auf Fingerzählen reducirt; 5 Augen erblindeten, 4 kamen zur
Enucleation. Die Fremdkörper in der Vorderkammer geben gutes Resultat, die
im Glaskörper sind prognostisch quoad visum ungünstig (?).. Das Operations-
verfahren war verschieden, kleiner Magnet, oder mit grossem combinirt, oder
letzterer (Haab) ausschliesslich.
8) Die Cataract-Operationen im New York Eye and Ear Infirmary
vom 1. October 1897 bis 1. October 1898, von G. Huston Bell,
M. D. zusammengestellt.
178 Fälle, darunter 50,5 °/, senile Cataract; 62 reife, 7 überreife, 20 un-
reife Fälle, 1 Cataracta Morgagn., 60 Linsensclerosen, 3 traumatische, 5 weiche
und 20 complicirte Cataract-Fälle.e Neben Cocain wurde auch Holocain ange-
wendet. Der durchschnittliche Hospitalaufenthalt betrug 15,12 Tage. Panoph-
thalmie trat 2 Mal ein, ohne dass die Infectionsquelle entdeckt worden wäre.
Intraoculare Blutung mit nachfolgender Netzhautablösung trat einmal auf. In
einem Falle von nicht-entzündlichem Glaucom von zweijähriger Dauer war un-
mittelbar nach der Extraction S = ?°/,,. In 66°/, wurde einfache Extraction
gemacht, in 27°/, mit Iridectomie, in 2,25°/, Linearextraction, in 4,7°/,
' Nach dieser allein erfolgt nie sympathische Entzündung. H.
22
— 338 —
mit präparatorischer Iridectomie. Discission zurückbleibender Kapselreste war
in 18,5°/, nöthig. Irisprolaps trat in 11°/, ein, durchschnittlich am
2. Tage nach der Operation- Das Endresultat war in 34°/ S = ?%/,, in
26°, "zo, im 21°/ le in 12°% ™/so in 2°/o 7/7 und in 2° "yon
(Also 3°), S= 0.) Neuburger.
IV. American Journal of Ophthalmology. 1899. März.
1) Fälle von Facialisparese und Epilepsie, geheilt durch Correction
von Ametropie und Heterophorie, von L. R. Culbertson, M. D.
2) Klinische Casuistik, von H. D. Bruns.
Eine mikrophthalmische Familie. Von 7 sonst gesunden Kindern
wurden 3 mit Mikrophthalmus geboren. Aetiologisch und anamnestisch Nichts
zu eruiren. Die Eltern, Bauersleute, sind gesund, die Mutter zwar verdächtig
auf Epilepsie; sie hat gemischten Astigmatismus. — Glaucom nach Cataract-
operation; Sclerotomia anterior; Heilung. 73jähriger Patient; Extrac-
tion ohne lridectomie. — Xerose der Cornea; Hemeralopie und Blu-
tungen aus dem Zahnfleisch. 10jähriger Mulatte, durch entsprechende
diätetische Behandlung gebessert; Verf. sah überhaupt derartige Erkrankung
nur bei Negern. — Zwei Fälle von Discission der Linse bei hoch-
gradiger Kurzsichtigkeit. Mit gutem Erfolg. — Ungewöhnliche
Ursache von Abnahme der Sehkraft. Die Linsenkapsel war durch eine
straffe, nach Trauma entstandene, hintere Synechie in Falten und Runzeln ge-
zogen. — Schwierigkeiten in der Extraction einer traumatischen
Cataract. Präporatorische Iridectomie. Hintere Synechien und derartig starke
Kapselverdickung, dass nur durch die Wecker’sche Scheere ein dreieckiges
Kapselstück ausgeschnitten werden konnte Durch diese Oefinung wurde die
weiche Linsenmasse der 23jährigen entfernt. Erfolg gut.
3) Skiaskop. 1899er Modell, von J. Ellis Jennings.
Verbesserung des im Jahre 1896 vom Verf. angegebenen Skiaskops.
(Siehe Referat in diesem Centralblatt 1896, S. 574.)
4) Harnsäure als ätiologischer Factor bei Chorioiditis, von R. Brunson.
5) Ein besonderer Punkt in der Entfernung der weichen Linsen-
massen von der Kapsel bei unreifer oder überreifer Cataract, von
C. W. Crumb.
Nach der Kapselspaltung drückt Verf. zunächst wiederholt nach unten auf
den Kern, um zuerst die weichen Corticalmassen zu entfernen, und drückt dann
erst in gewöhnlicher Weise den Kern aus.
6) Ein neues Skiaskop, von F. G. Murphy.
Ohne Abbildung schwer zu beschreiben. Zu beziehen von Chambers,
Inskeep u. Co., Optiker, 146 State Street, Chicago.
7) Keratitis herpetica, von S. L. Ledbetter.
Als Keratitis herpetica werden von verschiedenen Autoren verschiedene
oberflächliche Hornhautentzündungen beschrieben. Verf. führt 3 Kranken-
geschichten an, die neben gemeinsamen Symptomen auch einzelne Besonderheiten
— 839 —
zeigten. Bei allen Dreien blieb die Entzündung auf die oberflächlichen Horn-
hautschichten beschränkt, entwickelte sich und verschwand langsam und allmäh-
lich, mit nur geringer Injection der Conjunctiva, ohne Gefässbildung, mit
Lichtscheu und Thränenfluss, ohne Fieberbewegung, betraf 3 kräftige Männer,
deren Gesundheit jedoch zur Zeit der Entwickelung der Krankheit nicht ganz
normal war. Im ersten Falle war eine oberflächliche Erosion vorhanden, mit
Ausläufern von bläschenartigem Aussehen; unter Abheilung der älteren ent-
wickelten sich neue Bläschen; therapeutisch war nur Abkratzen und anti-
septische Auspülung von Vortheil. Der zweite Fall repräsentirte sich als seichte
Blase, die später zum Ulcus wurde, an dessen Rand sich neue Bläschen bildeten;
auch hier führte nur die obige Therapie zur Heilung. Im dritten Falle zogen
von oben herein einige unregelmässige Erosionen mit Verzweigungen, an deren
Enden kleine Infiltrate oder Bläschen sassen; Auskratzung; es bildeten sich
neue Verzweigungen, die am Ende kleine gestielt festsitzende Schleimflöckchen
trugen; wiederholte Auskratzungen führten zur Heilung.
Gesellschaftsberichte und Referate.
Nachruf auf William H. Baker.
April.
1) Glaucoma simplex bei einem 16jährigen Mädchen; Iridectomie;
günstiges Resultat, von S. C. Ayres.
Nach der Statistik von Priestley Smith (und der des Ref., siehe dieses
Centralbl. 1894, S. 13) kommt Glaucom unter 20 Jahren höchstens in !/, bis
1°/, vor. Nach Anführung der wenigen bisher veröffentlichten Fälle beschreibt
Verf. seinen eigenen, dessen Hauptzüge in der Ueberschrift enthalten sind.
2) Intraoculare Blutung nach Cataract-Operation und lIridectomie,
von J. S. Johnson.
Der eine Fall betrifft einen 71jährigen, scheinbar gesunden Mann, bei dem
eine Cataract-Operation mit kleiner Iridectomie ohne jeden Zwischenfall gemacht
wurde. Bei der Operation blutete es kaum. Ohne äussere Veranlassung trat
nach 6 Stunden unter Schmerzen profuse Blutung auf, welche den ganzen
Bulbusinhalt zertrümmerte. Patient war mit allgemeiner Arteriosclerose bebaftet
und starb nach 6 Monaten an Gebirnblutung. Der zweite Fall betrifft einen
40jährigen Patienten mit absolutem Glaucom. Wegen Schmerzen wurde eine
Iridectomie gemacht, wobei es wenig blutetee Am 4. Tage kam eine heftige
intraoculare Blutung, die \Wunde wurde gesprengt, der Bulbusinhalt ausgetrieben.
Enucleation.
3) Die Aetiologie und Wichtigkeit der Iritis, von H. H. Brown.
4) Die beste Sehschärfe nach der Star-Operation, von W. E. Driver.
Verf. bevorzugt die einfache Extraction ohne Iridectomie. Vor der Ope-
ration ist jeder Patient genau zu untersuchen, speciell auch auf Rheumatismus,
als ätiologischer Factor der Iritis. Die weiter angegebenen anti- und aseptischen
Maassregeln sind die allgemein üblichen. Verf. operirt im Bett. Der Patient
bekommt, um die zur Verhütung eines Irisvorfalles nöthige absolute Ruhe zu
erlangen, vor der Operation etwas Bromnatrium.!
ı Wenn’s nur nützt! H.
— 8340 —
5) Einige Experimente mit dem grossen Magneten, von Hamilton
Stilson.
Die eigentliche Wirkungssphäre des grossen Magneten beginnt an der
Berührungsstelle mit dem Auge, die Richtung der Hauptzugskraft liegt in der
centralen Axe. Der Fremdkörper soll möglichst mit der Spitze, bezw. schmalen
Seite voraus entfernt werden und zu diesem Zwecke, speciell bei grösseren
Stücken, durch schwache, allmählich stärker werdende Ströme erst in diese Lage
gebracht werden (?). Deshalb soll zur Stromregulirung ein Rheostat angebracht
werden. Kleine Fremdkörper sind durch den grösseren Magneten schwerer zu
entfernen, bezw. um den Linsenrand nach vorne zu leiten, und bleiben gerne
in der Iris stecken. Es empfiehlt sich, das Auge und den Magneten zuerst in
die gegenseitig richtige Lage, am besten an der Corneo-Scleralgrenze, zu bringen
und dann erst den Strom einzuleiten. Exploratorische, bezw. localisirende An-
‚wendung muss mit grosser Vorsicht vorgenommen werden. Verf. ist zwar
nicht erfahren in der Anwendung des Sideroskops, hält aber die
Röntgenstrahlen für vortheilhafter(?); in sehr vielen Fällen wird der
Augenspiegel allein genügen. — In einer späteren Arbeit will Verf. über den
Einfluss des Magnetismus auf photographische Platten berichten.
6) Operative Behandlung der Myopie, von H. V. Würdemann.
„Hohe Grade von Myopie sind selten in Amerika“. Bericht über zwei
günstig operirte Fälle.
Mai.
1) Acutes und chronisches Glaucom, von D. S. Reynolds.
2) Falsche Angaben in einem Lehrbuch für Optiker, von David W.
Stevenson.
3) Fall von Opticus-Atrophie nach Magenblutung, mit Besprechung
der Ursachen der Erblindung nach Blutverlusten überhaupt, von
Samuel Theobald.
57jähriger Mann, schon viele Jahre dagonik wurde durch äusserst
heftige Magenblutungen im Verlauf von 48 Stunden an den Rand des Grabes
gebracht; er musste 6 Wochen im Bett bleiben, die ersten Wochen nur halb
bei Bewusstsein. Verf. sah ihn nach 7 Monaten; er gab an, schon am 2. Tage
der Blutung hätte seine Sehkraft sehr abgenommen, nach einigen Wochen sich
wieder gebessert, und wäre so geblieben, bis vor 3 Wochen zurück, dann hätte
sie rapid abgenommen, und jetzt war er nahezu blind. Die Pupillen waren
halbweit, oval, starr bei Belichtung; die Sehnerven waren blass, leicht ausge-
höhlt; die Netzhautarterien merklich verengert; Pigmentverändenungen waren
vorhanden in der Netzhaut, besonders in der Maculargegend. In einem ganz
eng begrenzten Gebiet konnte er beiderseits Finger in 12” zählen. Nach Be-
sprechung der bisherigen Literatur, welche Pergens in den Ann. d’Oculistique,
Janur 1896, zusammengestellt hat, und Zurückweisung der Theorie, dass eine
fettige Degeneration der Sehnervenfasern Ursache der Erblindung sei, erklärt
sich Verf. dafür, dass in der Mehrzahl der Fälle Thrombose (?) in der Netzhaut-
Centralarterie, in Ausnahmefällen Thrombose der Netzhautvene oder Blutungen
in den Sehnerven oder dessen Scheide (Samelsohn) Ursache der Erblin-
dung sei.
34 —
4) Fall von atypischer Retinitis pigmentosa, von Howard F. Hansell.
Verf. wurde durch den Artikel von Fuchs im Septemberheft 1898 des
Arch. f. Ophth. zu seiner Veöffentlichung bestimmt. Nach Besprechung der
einschlägigen Literatur giebt er folgenden Fall. 10jähriges, gesundes, hell-
blondes Mädchen von gesunden, nicht-blutsverwandten Eltern: Augenmedien
klar. Rechts zwischen Sehnerv und Macula ein oblonger Pigmentfleck, zwei
Drittel so gross als die Papille, umgeben von einem weissen Ring atrophischer
Chorioidea, peripher einige kleinere runde atrophische Herde. Der Sehnerv ist
deutlich abgeblasst, die Nerven sind von normaler Grösse, die Arterien verengt.
Das Gesichtfeld ist temporal leicht eingeengt. Links im Allgemeinen gleiche
Veränderungen, nur sind die Pigmentflecke etwas weniger. S beiderseits ?°/,..
Obwohl das Kind nicht über Nachtblindheit klagte, wohl in Folge seiner Jugend,
hält Verf. den Fall doch für eine atypische Retinitis pigmentosa mit Rücksicht
auf die in so frühem Alter beginnende Sebnervenatrophie in Verbindung mit
den ungewöhnlichen atrophischen Herden in der Ader- und Netzhaut. (?)
5) Erfahrungen eines Augenarztes in der Armee, von John Kyle.
6) Persistirender Pannus, geheilt durch acute Dacryocystitis, von
J. Ellis Jennings. Neuburger.
V. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. 1899. April.
Behandlung der Linsenverlagerung, von A. D. Mk. Conachie.
36jähriger Mann, von Kindheit an kurzsichtig, will eine Brille haben.
Das linke Auge steht in Divergenz. Beide Linsen sind theilweise trüb, mit
freiem peripheren Rand, durch welchen der Fundus gesehen werden konnte;
beiderseits, L > R, starke atrophische Herde; links Irisschlottern. S rechts
mit — 4 D Ia Dpnkg Zon, Erfolgreiche Schieloperation links. Ein Jahr
später Verletzung des linken Auges mit einem Nagel. Die Linse ist in die
Vorderkammer verlagert, T + 3, starke Schmerzen, Eserin ohne Erfolg. Ver-
such, die Linse zu entfernen, missglückt; nach peripherem Hornhautschnitt nach
unten kommt massenhaft Glaskörper, die Linse dagegen verschwindet; breite
Iridectomie. Nach einigen Wochen erneuter Glaucomanfall. Diesmal wird nach
peripherem Hornhautschnitt nach unten die Linse mit vieler Mühe mittelst
Schlinge geholt; Glaskörperverlust wieder stark. Gute Heilung. S mit +6D
gg Neuburger.
VI. Westnik Oftalmologii. 1899. Januar—Februar. (Lit.-Beil. Nr.3 der St. Petersb.
med. Wochenschr. 1899.)
1) Zur Aetiologie und Behandlung der Erkrankungen des Thränen-
ableitungsweges, von N. A. Kahn.
2) Zur Frage der Naht penetrirender Verletzungen, von J. J. Günz-
burg. Ä Ä
2!/, cm lange Scleralwunde bei einem 17jährigen Mädchen, in der Cho-
rioidea, Iris und Ciliarkörper lag, wird genäht und heilt gut. Doch ist folgende
Phthisis bulbi nicht auszuschliessen.
— 342 —
3) Abducensparese in Folge acuter diffuser Entzündung des äusseren
Gehörganges. Heilung, von E. Schimanowski.
4) Iridocyclitis in Folge von Malaria, von S. Kirkorow.
Bei Chinin-Gaben von 1,0 pro die Heilung in 12 Tagen.
5) 120 Extractionen aus der Landpraxis, von L. A. Apraksin.
Stets Iridectomie. 4 Vereiterungen, 1 Iridocyclitis mit Pupillarabschluss.
S > 0,1 in 86°/,.
6) Bericht über die im Popow’schen Augenhospitale zu Kiew im
Jahre 1897 behandelten Patienten, von M. Koslowsky.
Die Hälfte aller Patienten war trachomatös. 0,5 °/, Glaucom.
7) Bericht über seine private Augenheilanstalt im Flecken Melckessa,
Gouv. Samara, von W. Sirotkin.
24,5°/, Trachom, gegen das Verf. ein dort übliches Volksmittel mit Er-
folg anwandte, ein Decoct von Brennesseln (1:6 Wasser), dem er zur besseren
Haltbarkeit 0,2 °/, Cupri sulfur.(!) in Glycerin hinzusetzt. Neuburger.
Bibliographie.
1) Weitere Beiträge zur Kenntniss der Endresultate nach
RBeclination, von Dr. M. Mader, Assistent am Landesspital in Serajevo.
(Wiener klin. Wochenschrift. 1898. Nr. 50.) In Bosnien wurden bis in die
jüngste Zeit die Star-Öperationen nur von Star-Stechern vorgenommen; eine An-
zahl derartig Operirter hat Verf. zu untersuchen Gelegenheit. Die Endresultate
der Reclination, um die es sich in solchen Fällen handelt, waren überaus un-
günstige. Der beste Visus, den 3 Fälle darboten, war °/,,; in allen 3 Fällen
bestanden jedoch so bedeutende Veränderungen, dass für den weiteren Verlauf
eine ungünstige Prognose gestellt werden musste. In den vom Verf. zusammen-
gestellten 39 Fällen von Reclination endeten bis zum Zeitpunkte der Beobach-
tung (1—4 Jahre nach der Reclination) 15 Fälle (40°/,) mit Amaurose. In
9 Fällen (23°/,) war mit Correction noch ein Visus zu erzielen, der wenigstens
Fingerzählen ausmachte. In 2 Fällen konnte die in die vordere Kammer luxirte
Linse extrahirt werden. In einer Anzahl der Fälle waren Zeichen chronischer
Iridocyclitis mit Ausgang in Netzhaut-Ablösung und Schrumpfung des Augapfels
vorhanden, andere boten das Bild eines Secundärglaucoms dar. In 3 Fällen
wurde an dem nicht reclinirten Auge die Ausziehung eines reifen Stars vor-
genommen, ohne dass es zu sympatischen Erscheinungen gekommen wäre.
Schenkl.
2) Ueber die Menschen- und Thierpathogenität der Löffler’-
schen Diphtheriebacillen, von Dr. F. Schanz, Augenarzt in Dresden.
(Wiener med. Presse. 1898. Nr. 52.) Schenkl.
3) Eine anatomische Erklärung des sogenannten Coloboms der
Macula lutea, von Prof. Dr. J. Deyl in Prag. (Wiener klin. Rundschau.
1899. Nr. 2—5.) Bei einem 5jährigen, mit hochgradigem Hydrocephalus be-
hafteten Kinde, welches nebenbei an fleckiger Abblassung der Sehnervenscheiben
litt, constatirte Verf. am linken Auge ein sogenanntes maculares Colobom.
Dasselbe zeigte die typische Form und liess in der Nähe eines grösseren
-- 843 —
Pigmenthäufchens dichte, netzartig angeordnete chorioidale Gefásse erkennen.
Der Boden des Coloboms war deutlich vertieft, jedoch nicht staphylomatös nach
hinten ausgebuchtet. Die nach dem Tode des Kindes vorgenommene mikro-
skopische Untersuchung des Coloboms ergab, dass an der Stelle der Chorioidea
Gefässgebilde vorhanden waren, welche bloss von den verdünnten inneren Netz-
hautschichten bedeckt waren. Die äusseren Schichten der Netzhaut hörten
schon am Colobomrande zugeschärft auf und fehlten auch an der temporalen
Seite der Papille, bei sonst gleichmässiger Anordnung der inneren Retinal-
schichten. An dieser Stelle war auch die Chorioidea viel weniger entwickelt
und gefässärmer. Es handelt sich demnach weder um den Ausgang einer
fötalen Entzündung, noch um einen Zusammenhang mit der Fötalspalte, sondern
um eine angeborene, zum grössten Theil wieder zurückgegangene Teleangiectasie,
welche bei Neugeborenen im Gesichte und in der Augengegend sehr oft vor-
kommen und früher oder später spontan verschwinden. Schenkl.
4) Achter Bericht über die Abtheilung für Augenkranke im
Landesspitale zu Laibach auf das Jahr 1898, von Primararzt Dr. E. Bock.
Unter 406 Augen-Operationen, 106 Star-Operationen und zwar 55 Star-Aus-
ziehungen mit dem Lappenschnitt und Iridectomie, 11 Star-Ausziehungen mit
dem linearen Schnitt, 31 Zerschneidungen des Stars durch die Hornhaut und
9 Zerreissungen des Nachstars.. Nach keiner der Operationen trat Zerstörung
des Auges durch Wundeiterung ein. In 2 Fällen war die Star-Operation von
keinem Erfolge begleitet und zwar in einem Falle wegen schrumpfender Ent-
zündung des Ciliarkörpers in einem Auge, das an Pupillarverschluss litt, im
2. Falle wegen Zerstörung der Hornhaut durch ein fortschreitendes Geschwür
bei einem &1jährigen Manne, der während der Nachbehandlung an Lungen-
entzündung erkrankte. Schenkl.
5) Die Augenuntersuchung des Eisenbahnpersonals, von Prof.
K. Hoor in Klausenburg. (Wiener med. Wochenschrift. 1899. Nr. 3.) Für
die Zuerkennung der Diensttauglichkeit bei Neuanzustellenden fordert Verf.
folgende Sehschärfe: Für Locomotivführer, Heizer ein Auge °/,, das zweite
Auge °/,,, (äusserste Grenze Tal ohne Correctionsglas; für Verkehrsbeamte,
Conducteure, Zugsführer ein Auge PL. Olai, zweites Auge °/,, lei obne
Correctionsglas. Für Bureaudienst: ein Auge ®/,, (°/,,), das zweite Die (lol
gleichgültig ob mit oder ohne Correctionsglas; letzteres darf jedoch nicht mehr
als 5 Dioptrien betragen. Bei bereits Angestellten sind geringere Sehschärfen
zulässig, nur dürfen sie bei Locomotivfübrern und Heizern nicht unter Dia, Dei
Verkehrsbeamten, Conducteuren u.s. w. nicht unter PL, bei Bureaubeamten
nicht unter °/,, gesunken sein. Verf. hält die Untersuchung auf Nachtblindheit
für unbedingt nöthig und legt dieser Untersuchung bei den Bahnbediensteten
eine ebenso grosse Bedeutung bei, als dem Merken auf Farbenblindheit.
Schenkl.
6) Chirurgische casuistische Beiträge. Ein Fall von Sarcoma
orbitae mit Durchwachsung des Orbitaldaches in die Schädelhöhle,
Exstirpation, Heilung, von Dr. J. Preindisberger, Primararzt der
chirurgischen Abtheilung des bosnisch-herzegovinischen Landesspitals in Serajevo.
(Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 6.) Bei einem 24jährigen Bauer ent-
wickelte sich in der oberen ÖOrbitalhälfte ein Sarcom, durchbrach das Orbital-
dach, drückte beim Weiterwachsen die Dura und das Gehirn ein, ohne aber auf
diese Gebilde überzugreifen. Die Geschwulst war in der Supraorbitalgegend
etwa gänseeigross, sichtbar und hier etwas verschiebbar. Der Augengrund
— 344 —
zeigte Stauungspapille; S Finger in 3 Meter. Nach der Exstirpation blieb ein
ovaler Defect im orbitalen Theile des Stirnbeines zurück, welcher den Eingang
zu einer mehr als 3 cm tiefen Grube bildete, auf deren Grund die unverletzte,
glänzend weisse, schlaffe, mehrfach gefaltete Dura lag. Nach der Verheilung
blieb eine ähnliche, von Haut bedeckte Grube sichtbar, die deutliche Pulsation
erkennen liess. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein Fibrom mit Ueber-
gang in ein Spindelzellen- oder Fibrosarcom. Schenkl.
7) Zwei Fälle von Echinococcus der Augenhöhle, von Dr. A.
Blaschek. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 6.) 2 Fälle von Echino-
coccus der Orbita, die im Laufe von 8 Jahren unter 142425 anderen Augen-
kranken auf der Klinik des Prof. Fuchs zur Beobachtung kamen, werden vom
Verf. mitgetheilt. Die beiden Fälle betrafen einen 50jährigen Mann und ein
20jähriges Mädchen. In beiden Fällen war nur ein Auge ergriffen; der Bulbus
war nach vorne gedrängt, sonst jedoch normal. Im ersten Falle war das er-
griffene Auge durch Neuritis amaurotisch; im zweiten Falle war das Sehvermögen
stark herabgesetzt. Die Enucleation wurde nur im ersten Falle vorgenommen.
Es fand sich eine Acephalocyste, nirgends ein Scolex oder Haken. Bei einer
vorangegangenen Eröffnung der Cyste war Infection und nachträglich Eiterung
eingetreten und wurden bei der mikroskopischen Untersuchung Staphylokokken,
Streptokokken und vereinzelte Diplokokken vorgefunden. Im zweiten Falle
wurden durch einen Schnitt zahlreiche cystische Gebilde (Tochterblasen, Scolices,
Haken) entfernt; der Bulbus blieb erhalten. Schenkl.
8) Zur operativen Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit,
von Prof. E. Fuchs in Wien. (Wiener klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 6.)
Verf. operirt nur bei Myopie von mehr als 15 Dioptrien; nur, wenn keine zu
starken Veränderungen im Augenhintergrunde vorhanden sind und nur bei
Patienten unter 40 Jahren. Er operirt nicht ein zur Operation geeignetes
Auge, wenn das andere gebrauchsunfähig ist. Bei Stellung der Indication ist
zu berücksichtigen, dass die Operation zur Erhaltung des Sehvermögens nicht
unbedingt nothwendig ist, dass die Operation nicht absolut gefahrlos ist, und
dass die Augen nach der Operation schonungsbedürftig bleiben, indem die Ver-
änderungen am Augengrunde nach der Operation fortbestehen. Die Operation
gewährt keinen Schutz gegen solche Veränderungen im Augenbintergrunde,
welche in Folge der Kurzsichtigkeit in späteren Jahren auftreten. Verf. hält
die Operation der Myopie in manchen Fällen für berechtigt, glaubt
jedoch, dass die Grenzen ihrer .Indication von Vielen noch allzuweit
gesteckt werden. Er hat unter 18000 Patienten 10 Myopie-Öperationen.
Schenkl.
9) Ueber Experimente mit einem grossen Augenmagnet neuerer
Form, von Dr. Asmus in Düsseldorf. (Wiener med. Wochenschrift. 1899.
Nr. 5.) Mit einem grossen bipolaren Magnet, der ähnlich denjenigen gebaut
ist, die Hüttenleute benutzen, um eisenhaltige Minerale von eisenfreien zu trennen,
hat Verf. am Auge Versuche angestellt. Der Magnet besteht aus einem huf-
eisenartig gebogenen Mittelstück und: den beiden Schenkeln, die in jenes Mittel-
stück drehbar eingeschliffen und durch Stellschrauben fixirbar sind. Die Schenkel
endigen in allmählich sich verjüngende Pole, die derartig abgebogen sind, dass
ihre Stellung zur Tischebene eine horizontale ist. Beide Pole lassen sich so
nahe bringen, dass sie einen Winkel von ca. 40° einschliessen. Bei einer be-
stimmten Stellung der Pole, wird es auch möglich, nur einen Pol zu verwenden.
Bei den angestellten Versuchen zog der Magnet einen 1 mg schweren, in ein
Schweinsauge in die Nähe der Papille eingeführten Eisensplitter bei 81/, Ampöre
— 845 —
Stromstärke zum Aequator des Auges durch den unverletzten Glaskörper; ein
2 mg schwerer Eisensplitter wurde bei gleicher Stromstärke auf 20 mm Ent-
fernung, ein 5 mg schwerer auf 25 mm angezogen. Einen 10 mg schweren
Splitter zog der Magnet von der Papille in die vordere Kammer und dorch
diese, obwohl das Kammerwasser inzwischen abgelassen worden war, quer in
den gegenüberliegenden Kammerwinkel hinein. Ein 24 mg schwerer Splitter,
dem Auge eines Verletzten entnommen, liess sich auf 28 mm Entfernung glatt
durch den Glaskörper ziehen. 2 Mal wurde auch an verletzten Menschen-
augen bei wahrscheinlich festgespiessten Eisensplittern, und zwar
ohne Erfolg(!) experimentirt. Schenkl.
10) Einen Fall von Tumor der Vierhügel, demonstrirt Dr. Hugo
Weiss in der Sitzung des Wiener med. Clubs am 1. Februar 1899. (Wiener
klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 9.) Im Vordergrunde des Krankheitsbildes
standen totale Ophthalmoplegie rechts, mit Differenz der Pupillen, Sehstörung,
gekreuzte Oculomotoriuslähmung, Intentionstremor an den Oberextremitäten;
Ataxie war nicht vorhanden, wohl aber Schwindel und Erbrechen; keine
Stauungspapille. Schenkl.
11) Zur Anatomie der Sehnerven-Atrophie bei Erkrankungen des
Centralnervensystems, von Doc. Dr. A. Elschnig in Wien. (Wiener klin.
Wochenschr. 1899. Nr. 11.) Eine Anzahl Fälle von Opticusatropbie bei Er-
krankungen des Centralnervensystems hat Verf. anatomisch zu untersuchen
Gelegenheit gehabt. Er fand, dass der anatomische Process, der dem klinischen
Bilde der Sehnervenatrophie bei disseminirter Hirn-Rückenmark-Sklerose zu
Grunde liegt, eine acute interstitielle Neuritis sei, die in verschieden locali-
sirten, räumlich und zeitlich getrennten Herden, die sich in keiner Weise an
die anatomische oder physiologische Zusammengehörigkeit der Nervenfasern
halten, auftritt, zuerst zu rapid ablaufenden Zerfall der Markscheiden, dann zu
Bindegewebswucherung im interstitiellen Bindegewebe führt. Die Sehnerven-
atrophie ist hier ein mit dem Grundleiden identischer Process. Bei einem Falle
von tabischer Atrophie der Sehnerven, deren Erkrankung 4 Jahre bestanden,
fand Verf. völlige Atrophie der Nervenfasern und Ganglienzellenschichten der
Retina; Verkleinerung des Volumens des ganzen Sehnerven, Wucherung eines
gliösen Gewebes im intraocularen Sehnervenstücke, im übrigen Sehnerven parti-
ellen Schwund der Sehnervenfasern, und zwar intensiver am distalen, als am
proximalen Ende, Schwund der feineren Ausläufer der Bindegeweb-Septen, welche
selbst absolut und relativ etwas verdickt sind; Verdickung und Sklerose der
Gefässwandungen. Dagegen constatirte Verf. in einem Falle von basilarer
Druckatrophie der Sehnerven mit absteigender Degeneration gerade das Ent-
gegengesetzte: Die Nervenfaserbündel im intraocularen Sehnervenstücke noch
deutlich nachweisbar; im unmittelbar retrolaminaren Antheile enthalten sie
reicbliche markhaltige Nervenfasern, und je näher der Compressionsstelle, um
so spärlicher werden die letzteren. Die Septen und Gefässe zeigen nur gering-
fügige Veränderungen. In einem 2. Falle von Druckatrophie zeigte sich an
dem nach Weigert gefärbten Querschnitte im canalicularen Theile des
Sebnerven eine Atrophie nur der unmittelbar der Arteria ophthalmica anliegen-
den Bündelgruppen. Schenkl.
12) Festrede aus Anlass der Enthüllungsfeier des Denkmals
Professor L. Mauthner’s, gehalten am 19. März 1899 von Prof. Schnabel.
(Wiener klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 12.) Schenkl.
13) Zur Behandlung der Hypopyon-Keratitis, von Dr. Eduard
Zirm, Primararzt in Olmütz. (Wiener klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 9.)
— 346 —
Kleinere Geschwüre ohne Hypopyon kauterisirt Verf. mit dem Galvanokauter;
bei grösserem Hypopyon kauterisirt er bis zur Perforation. Dem Pat. wird der
Fuchs’sche Schutzkuorb angelegt, und ausser den gebräuchlichen Atropin-
einträufelungen wird alle 1—2 Stunden (auch Nachts) Sublimatvaselin in den
Bindehautsack gestrichen, und 3—6 Mal täglich Xeroformpulver auf die Cornea
gestreut. Bei vorhandener Thräuensack-Blennorrhöe muss der Thränensack vor
Anwendung der Sublimatsalbe ausgedrückt, und eventuell mit einer Xeroform-
emulsion ausgespritzt werden. Nur in Ausnahmefällen greift Verf. zum Messer.
Schenkl.
14) Kann das Glaukom geheilt werden? Vortrag, gehalten von Prof.
Haab in Zürich. (Correspondenzbl. für Schweizer Aerzte. 1898. S. 336.)
Vor 2 Jahren hatte Hirschberg an der Hand seiner grossen Erfahrung darauf auf-
merksam gemacht, dass manche von den mit gutem Erfolg iridectomirten Augen
nach langer Zeit doch erblinden. Diese Schlussfolgerung Hirschberg'’s
veranlasste Verf. das gesammte zu seiner Verfügung stehende Glaukom-Material
auf die Frage zu prüfen, wie oft eigentlich ein dauernder Erfolg der operativen
Behandlung zu verzeichnen sei. Von den 230 Glaukom-Kranken der Klinik,
welche noch bis 1864 (Horner) zurückreichen, konnten 97 auf das Endresultat
geprüft werden, von den 125 Privatfällen 76, im Ganzen 173. 1. Klinik.
Von den 15 Fällen von Glaukoma inflammatorium acutum erblindeten
33°/, und heilten befriedigend 66°/,. — Von 35 mit Glaukoma inflamm.
chron. erblindeten 48°/,, heilten relativ 28°/, und gut 22°/,. Von den
47 Fällen mit Glauk. simplex erblindeten 28°/,, beilten relativ 21°/, und
heilten gut 50°/,. 2. Privat. Von den 16 Fällen mit Glauk. inflammat.
acut. erblindeten 12°/,, heilten relativ 25°/, und heilten gut 62°/,. Von
den 5 Fällen mit Glauk. inflammat. chron. erblindeten keine, heilten relativ
80°/, und gut 20°/,. Von den 36 Fällen mit Glauk. simplex erblindeten
24°/,, heilten relativ 19°/, und gut 50°/,. Von 10 Fällen mit Glaukoma
hämorrh. erblindeten 60°/,; von 9, ausschliesslich mit Mioticis behandelten
Fällen, erblindeten 66°/.. Nach Verf. ergeben sich folgende Grundsätze für
die Glaukombehandlung: Die Krankheit wird in allen ihren Formen um so besser
geheilt, je früher die sachgemässe Behandlung beginnt. — Die Behandlung ist
um so erfolgreicher, je genauer und ausdauernder Miotica, Iridectomie und
Sklerotomie angewendet werden. — Die Heilung ist oft nur eine relative, d.h.
es treten Rückfälle auf, die durch langen Gebrauch von Pilocarpin oder Eserin,
eventuell wiederholte Sklerotomie meist beseitigt werden können. Eine Iridec-
tomie allein genügt nicht, ohne fortgesetzten Gebrauch von Pilucarpin, event.
auch wiederholte Sklerotomie, wenn Iridectomie nicht genügt hat. Emmert.
15) Ueber die sogenannte Embolie der Centralarterie der Netz-
haut. Vortrag, gehalten von Prof. Haab in Zürich. (Correspondenzbl. für
Schweizer Aerzte. 1898. S. 338.) Verf. kritisirt die herrschenden Ansichten
über die Ursachen der Embolie der Art. centr. retinae sowohl wie nur einzelner
Aeste. Da in einer grossen Zahl von Fällen kein Herzfehler gefunden wird,
so kommt Verf. zu dem Schlusse, dass es sich in der Mehrzahl der Fälle, höchst
wahrscheinlich, um eine locale Erkrankung der Arterie durch Atherom, Syphilis,
Endarteriitis in Folge chron. Albuminurie oder anderer dyskrasischer Zustände,
namentlich Syphilis, handle. Den hämorrh. Infarct der Netzhaut nach Ast-Embolie
bestreitet Verf., da in 42 von ihm gesammelten Fällen kein solcher zu finden
war. Verf. schliesst, dass, wenn ein grosser Theil plötzlich eintretender Er-
blindungen, nicht auf Embolie, sondern in localen Gefässerkrankungen beruhe,
man denselben therapeutisch nicht so ohnmächtig gegenüber stehe.
Emmert.
34T —-
16) Ueber Cilien- und Lidranderkrankung (Blepharitis acarica),
hervorgerufen durch Haarbalgmilben der Augenwimpern, von Prof.
Dr. Raelılmann in Dorpat. (Deutsche med. Wochenschrift. 1898. Nr. 50
und 51.) Verf. führte den Nachweis, dass eine dem Acarus scabiei ähnliclıe
Milbe, der sog. Acarus folliculorum oder Demodex ein ziemlich häufiger Be-
wohner der Cilienbälge ist. Er beobachtete ihn in getrennten Geschlechtern
und in verschiedenen Entwickelungsstadien. Er vermehrt sich und setzt patho-
logische Veränderungen, die Verf. als Blepharitis acarica bezeichnet. Die Milbe
hat ihren Sitz in dem Fundus der Cilienbälge zwischen dem Haar und der
inneren Wurzelscheide. Sie bewirkt eine Trennung dieser Theile und nagt
die Wurzelscheide, die Papille oder auch die Haarwurzel selbst an und zerstört
damit für das Haar lebenswichtige Theile. An einem solchen Haar findet
man Sprödigkeit, Auflockerung der Cuticula des Haarschaftes und besonders
häufig Verkrümmung des Haares neben charakteristischer Achsendrehung des
Wurzel-Endes hart über den Haarknopf; daneben eine Auflockerung der Haar-
wurzel, zwischen deren Zellen sich dunkles Pigment angehäuft hat. Verf.
fand diese Veränderungen nur an Papillenhaaren mit sog. Haarknopf, nicht an
Kolbenhaaren, und nimmt an, dass erstere, wenn sie erkranken, ausfallen, ehe
Sie sich zu Kolbenhaaren umwandeln können. Diese Veränderungen sind so
typisch, dass man bei ihrer Gegenwart auch bei negativem Milbenbefund an
Vorhandensein solcher denken muss, da die Möglichkeit besteht, dass die Milbe
beim Epiliren -in der Tiefe der Bälge zurückgeblieben ist. Bei den gewöhn-
lichen Blepharitis-Formen findet sich der Demodex nicht, insbesondere fehlt er
bei den knötchenförmigen, entzündlichen Anschwellungen des Wimperrandes, ebenso
bei der diffusen ulcerösen Blepharitis, sehr häufig ist er dagegen bei einer be-
stimmten Form der Lidrandentzündung, die sich neben einer diffusen Hyperämie
der Lidrandhaut dicht über den Cilienwurzeln und leichter Verdickung, bezw.
Schwellung des vorderen Lidkantengewebes durch ein besonders zähes, einge-
dicktes, gelbes, Vaselin- oder mehr noch schmutzigem Schleuderhonig an Consistenz
und Farbe gleichkommendes Sekret auszeichnet. Die Milbe haftet gewöhnlich
an der epilirten Cilie und wird, in Wasser untersucht, meist leicht gefunden.
Auch an ganz gesunden Lidern wurde in ca. 2°/, der Fälle die Milbe ge-
funden. Auffallend ist, dass Verf. sie in 25°/, aller Trachomfälle nachgewiesen
hat. Das genaue, statistisch gesammelte Zahlenmaterial wird demnächst ver-
öffentlicht werden. Fehr.
17) Die conservative Behandlung der perforirenden Bulbusver-
letzungen und ihr Ergebniss, von Dr. P. Römer, (Zeitschrift für prakt.
Aerzte. 1898. Juni.) Eine Zusammenstellung von 264 Verletzungen, die in
den letzten 6 Jabren mit offener Bulbuswunde zur Aufnahme kamen, welche
die Ergebnisse conservativer Behandlung darthun soll. Das Verfahren bestand
in Reinigung der Lider und Gesichtshaut wit Wasser, Seife, Alkohol und
Sublimatlösung 1:5000, mit welcher auch der Conjunctivalsack nach Cocaini-
sirung ausgespült wird. Bei Dacryocystoblennorrhoe sofortige Exstirpation des
Thränensackes, ein Irisprolaps wird zu reponiren versucht, eventuell ebenso wie
Vorfälle des Corp. ciliare und Glaskörpers abgetragen. Bei kleineren Wunden
Druckverband nach Jodoformeinsträuung, bei grösseren oder nicht gut schliessen-
den Wunden Naht mit feinster Seide und zwar corneoskleral wie auch rein
corneal. Extraction einer traumatischen Cataructa wird möglichst hinausgeschoben.
Infieirte Wundränder werden mit Sublimat 1:1000 gepinselt, dann mit dem
Galvanocauter verschorft. Enucleation wurden nur bei völliger Zerreissung des
Augapfels sofort ausgeführt; später, wenn Panophthalmitis drohte oder Irido-
— 348 —
eyclitis im phthisischen Bulbus auftrat. Von 266 perforirten Augen war in
43,93 °/, das rechte, in 56,07 °/, das linke, zweimal beide Augen betroffen.
Zerreissung des Bulbus fand bei 18 Augen statt, von denen 4 enucleirt, 14
exenterirt wurden. Von den perforirenden Verletzungen der Cornea wurden
120 ohne Sutur, 17 mit Sutur behandelt. 13°/, der Augen gingen verloren,
von den übrigen blieben 6 °/, amaurotisch, ca. 80°, heilten mit Erhaltung von
Sehkraft. Von 78 Fällen von perf. Corneoskleral-Verletzungen wurden 23 ohne
Naht, 55 mit Naht behandelt. Die mit Naht behandelten Fälle zeigten aus-
uahmslos sehr schwere Verletzungen und schwere Complicationen. Wenn trotz-
dem in 44 °/, dieser Fälle Sehvermögen, in 25°/, die Form des Augapfels
erhalten werden konnte und nur in 31 °/, der Augapfel entfernt werden musste,
so spricht das entschieden zu Gunsten der Behandlungsmethode. Aehnliche
Resultate batten 33 perforirte Skleral-Verletzungen, von denen 17 genäht
wurden. Von grösster Wichtigkeit zaigte sich, dass möglichst frühzeitig ein-
gegriffen wurde. Verf. äussert sich noch über Schussverletzungen, deren Prognose
absolut schlecht ist, und über Verletzungen mit intraocularem Eisen- oder
Stahlsplitter. Unter letzteren war 18 Mal der Fremdkörper in oculo diagnosti-
cirt und die Magnet-Operation versucht worden. 8 Mal misslang der Versuch,
in 10 Fällen gelang die Entfernung durch den Magneten, davon blieb ein
Auge amaurotisch, 3 behielten Lichtschein, 1 sah Finger in 2!/, m, bei 3 war
S = 0,5 — 0,7, bei 2 S = 1,0. Methode der Diagnose und Magnet-Operation
sind nicht erwähnt. Verf. schliesst mit einer Gesammtübersicht, nach der
25,93 °/, der Augen verloren gingen, 12,4 °/, mit Erhaltung der Form heilten,
13,530, S= < 0,1, 48,12%), S = 0,1 — 1,0 behielten. Spiro.
18) Die Entwicklung der Augenlinse und der Zusammenhang
ihrer Umgebungsorgane, von Dr. Toyotaro-Inoye. (Tokio 1898.) Verf.
sucht den gegenwärtigen Stand der Forschungen über die Entwicklung der
Augenlinse darzustellen, indem er die bisherigen Veröffentlichungen bespricht.
Er stellte auch eigene Untersuchungen an, als deren Ergebnisse er u. a. für
die Entwicklung der Linse beim Triton ausführt, dass sie durch Wucherung
aus der Sinnesschicht hervorgeht, während die Hornschicht gar nicht mitwirkt.
Gute Abbildungen erläutern die Hauptphasen der Untersuchung. Spiro.
19) Ueber den Einfluss des Astigmatismus auf die Tauglichkeit
für verschiedene Waffengattungen. Vortrag, gehalten in der Abt. f.
Militär-Sanitätswesen d. 70. Vers. Deutsch. Naturf. u. Aerzte in Düsseldorf von
Dr. Pfalz, Augenarzt, Stabsarzt d. Res. in Düsseldorf. (Deutsch. militärärztl.
Zeitsch. 1899.) Verf. bespricht zunächst kurz die Prüfung des As bei Soldaten,
dann die verschiedenen Missstände, die sich durch das Brillentragen für den
Soldaten ergeben beim Schiessen und im Felde, Verbiegen der Cylindergläser,
Zerbrechen u. dgl. Sodann bringt er auf mehreren sorgfältig ausgearbeiteten
Tabellen die Sehschärfe zur Anschauung, welche 596 astigmatische Augen mit
und ohne Brille besitzen. Die Tabellen umfassen nicht nur militärische Astig-
matiker, sondern sämmtliche Astigmatiker aus Verf.s Praxis, unter 30 Jahren;
amblyopische Augen sind ausgeschlossen. Verf. stellt hierbei nicht nur die
militärisch brauchbare S>!/, der S<!/, gegenüber, sondern hat bei ersterer
auch noch S=?/, abgetrennt, weil er alle geringeren Sehschärfen nur für be-
dingt tauglich hält, und bei letzterer S von mindestens !/, (noch landsturm-
tauglich) abgesondert. Bezüglich der Einzelheiten der auch für den Nicht-
militärarzt interessanten Ausführungen sei aufs Original verwiesen. Verf. fand,
dass, je höher die Grade der Refraction und des Astigmatismus bei ihrer Com-
bination sind, um so tiefer die durchschnittliche Sehschärfe bei bester Correction
" 349 —
ist. Ist die Refraction des Hauptmeridians grösser als 2 D, so ist in der Regel
die S des corrigirten Auges <!/,. Folgerungen in militärtechnischer Hinsicht
zu ziehen, hält Verf. nicht für seine Sache. Nur die Schlussfolgerung glaubt
er aus seinen Resultaten und seinen bei*militärischen Astigmatikern gesammelten
Erfahrungen aussprechen zu können: dass Astigmatiker mit einem As totalis
von >2 D in der Regel kein geeignetes Material für diejenigen Waffengattungen
abgeben, bei denen es, wie bei Infanterie, Cavallerie und Artillerie, heut zu Tage
auf besonders hohe Sehleistungen ankommt. Neuburger.
20) Ueber die therapeutische Bedeutung der Vibrationsmassage
bei verschiedenen Erkrankungen des Auges, von Dr. Snegirew.
(Deutsche Medic. Ztg. 1899. Nr. 5.) Die Vibrationsmassage wurde von Maklakow
in die Augenheilkunde eingeführt (s. d. Centribl. 1895. S. 31). Das vom Verf.
construirte Instrument stellt die elektrische Feder von Edison dar, an welcher
die Nadel durch eine kleine Elfenbeinkugel ersetzt ist, die 9000 Schwingungen
in der Minute macht. Verf. hat 91 Patienten mit Erfolg damit behandelt.
Follicularkatarrh wurde innerhalb 2—3 Wochen, manchmal schon nach 4—6
Sitzungen geheilt, hartnäckigere Fälle in 2—6 Wochen. Besonders wirksam
zeigte sich die Methode bei Flecken und Narben der Hornhaut, selbst bei seit
langen Jahren bestehenden. Bei parenchymatöser Keratitis bekam die Hornhaut
unmittelbar nach der Sitzung ein besseres Aussehen unter gleichzeitiger Besserung
des Sehvermögens; in einem Falle schwerer Keratitis waren nach 17 Sitzungen
sämmtliche Krankheitserscheinungen spurlos verschwunden. Günstige Wirkung
ergab sich auch in drei Fällen seröser Iritis, in drei Fällen eitriger Keratitis
und in einem Falle von Iridocyclitis nach Typhus recurrens. Acht Fälle von
Scleritis, die 2 Monate lang jeder Behandlung trotzten, wurden in 5 Tagen
geheilt, ebenso mehrere Fälle chronischer Blepharitis. Eine Sitzung dauert
1—10 Minuten; sie erfolgen selten täglich, meist in Zwischenpausen von einem
oder mehreren Tagen. Neuburger.
21) Ueber gonorrhoische Gelenk-Erkrankung bei Kindern nach
eitriger Augenentzündung sprach Cl. Lucas in der Royal Med. an Chir.
Society, London. (Therap. Gaz. 1899. 15. März. p. 208.) Schon 1885 hat
Verf. im Brit. Med. Journal 3 Fälle veröffentlicht und auf den Zusammenhang
hingewiesen, jetzt konnte er 23 Fälle zusammenstellen von „Uebertritt der
Gonococcen durch die Conjunctiva hindurch in die Lymph- oder Blutbahnen“.
Er unterscheidet dabei klinisch 2 Formen dieses Rheumatismus: eine acute mit
starker Schwellung, Röthung, Empfindlichkeit, scheinbarer Neigung zur Eiterung,
und eine subacute Synovitis mit Exsudation und Schmerz bei Bewegungen, aber
nur sehr geringer Röthung. Die Gelenkentzündung tritt am Ende der 2. oder
in der 3. Woche nach der Augen-Infection auf, befällt mit Vorliebe das Knie,
besonders das linke, dauert von 10—14 Tagen an im Durchschnitt 3—5 Wochen,
heilt nahezu immer vollstäudig aus, ohne dauernde Störungen zu hinterlassen,
und geht nur selten in Eiterung über; man findet dann auch am Auge Misch-
infection von Gono- mit Staphylo- oder Streptococceen. Die Behandlung muss
in erster Linie gegen die Infectionsquelle, gegen die Conjunctiva, gerichtet sein;
örtlich empfiehlt Verf. warme Umschläge, Watte-Einwicklung, und leiche Bandage,
bei älteren Kindern völlige Ruhestellung des Gelenkes durch Verband. Die
Punktion des Gelenkes ist zu verwerfen. Neuburger.
22) Ueber die erleichterte objective Refractionsbestimmung
mittels der Skiaskopie und deren praktische Ausführung mittels
eines verbesserten Skiaskopes unter Verwerthung der gewöhnlichen
Brillenkastengläser, von Dr. Otto Neustätter, Augenarzt in München.
-— 850 —
(Münch. med. Wochensch. 1899, Nr. 3.) Nachdem Verf. das für den prak-
tischen Arzt Nöthigste über Wesen und Methode der Skiaskopie gebracht hat,
beschreibt er das von ihm construirte Skiaskop, welches leicht transportabel
ist und noch mehrere andere Vorzüge besitzt. Das von E. Sydow, Berlin N.W.,
Albrechtstr. 17, verfertigte Instrument setzt sich im wesentlichen zusammen aus
einem schmalen Halter, an dessen beiden Seiten je 10 Ringe zum Einstecken
von Gläsern, an dessen Vorder- und Rückseite über das obere Ende hinweg-
laufend ein dünnes Stäbchen angebracht ist; in letzterem gleitet ein kleines
Ringchen, das mit einem !/, m langen Bande verbunden ist; das letztere wieder
trägt am anderen Ende noch einen Ring, in den der Stiel eines gewöhnlichen
Augenspiegels gesteckt wird. In die Ringe werden auf der einen Seite Concav-,
auf der andern Seite Convexgläser gesteckt von —1 bis —10 D bez. +1 bis
+10 D, durch Anspannen des Bandes gewinnt der Untersucher die gewünschte
Entfernung von !/, m seines Auges von dem des zu Untersuchenden, und nun
wird der Halter mit den Gläsern nach auf- oder abwärts vor dem letzteren von
der Hand des Arztes selbst geführt, an dem oben erwähnten Ringchen bez.
Stäbchen gleitend, bis das richtige Glas gefunden ist, bez. bis der Schatten sich
umkehrt. In der Regel genügen obige Gläser; andernfalls kann man durch
Vorsetzen eines Brillengestelles mit +20 bez. —20 D vor das Auge des zu
Untersuchenden beliebige Combinationen schaffen. Sodann kann man nöthigen-
falls zur subjectiven Refractionsbestimmung bez. Sehprüfung gleich die in den
Ringen steckenden Brillengläser benutzen. Bezüglich weiterer Einzelheiten sei
auf das mit erläuternden Abbildungen versehene Original verwiesen. Auch ist
eine Vorrichtung zur Bestimmung des Astigmatismus angebracht, die jedoch
obne Abbildung nicht gut zu beschreiben ist. Neuburger.
23) Die Prüfung der Sehschärfe bei Verdacht auf Simulation,
von Dr. A. Kröger Stadtarzt zu Pernau. (St. Petersb. Med. Wochenschr. 1899.
Nr. 3.) Da in Russland für den Frontdienst eine Mindest-Sebschärfe von ?°/,,
vorgeschrieben ist, so genügt es nicht bei Rekruten, die geringere Sehschärfe
angeben bez. simuliren, objektiv festzustellen, dass ein Grund für die mangel-
hafte S, wie z. B. Ametropie, Maculae corneae u. dgl. nicht vorhanden, der
Untersuchte also tauglich sei; vielmehr ist man auf die Mithilfe des zu Unter-
suchenden angewiesen. Um etwaige Simulanten zu entlarven, hat Verf. Modi-
ficationen der Snellen’schen Tafel hergestellt, welche dieselben Buchstaben
tragen, aber derart construirt sind, dass die Buchstaben von Tafel zu Tafel in
einem bestimmten Verhältniss allmählich kleiner werden. Während z. B. bei
der Snellen’schen Originaltafel die Buchstabenreihen gelesen werden sollen’ in
200’, 100, 70, 50’, 40’, sollen die gleichen Reihen auf den von Verf. con-
struirten Tafeln gelesen werden in 160, 80, 56° u.s. w. bez. in 120’, 60‘,
4?’ u.s.w. bez. in 100, 50, 35' u.s.w. Liest nun ein Simulant bei der
ersten Prüfung z. B. nur bis zur 3. Reihe, giebt also eine S an von ?°/,,, 80
steht zu erwarten, dass er bei diesen Buchstaben und derselben Entfernung
auch weiter consequent bleibt, also auf der 2. bez. 3. und 4. Tafel auch bis
zur 3. Reihe liest, vorausgesetzt, dass die Tafeln ihm nicht unmittelbar hinter-
einander gezeigt werden, vielmehr vielleicht je ein Tag dazwischen liegt, event.
auch anderer Proben, Gläserprüfungen etc. den Eindruck der ersten Tafel vert
wischen, und dass die Tafeln sich äusserlich vollständig gleichen. Simulan-
hat dann aber zutreffendenfalls auf der 2. Tafel eine S von IL, auf der
3. eine von "II auf der 4. von ?°/,,, wäre also tauglich. Man könnte auch
Punkt- und andere Proben so herstellen, event. noch eine Reihe von Zwischen-
stufen construiren. — In der Diskussion (X. livländ. Aerztetag in Wolmar,
— 351 —
22. Sept. 1898) meint Truhart (Durpat), dass diese Methode nur bei gutmüthi-
gen und unerfahrenen Rekruten zum Ziele führe, aber in den meisten Fällen über-
baupt die subjective Methode im Stiche lasse, und nur die objective Methode
Täuschungen ausschliesse. Am besten und einfachsten sei hierzu die Skia-
skopie. — Kröger wendet auch stets die objectiven Methoden an, betont aber
nochmals, dass es dem Gesetzgeber gerade auf die ziffernmässige Feststellung
der S ankomme, die nur durch eine subjective Funktionsprüfung gefunden
werden könne. — Lenz (Sesswegen) wendet sich gegen die hohe Werthschätzung
der Skiaskopie, namentlich zur Bestimmung des unregelmässigen Astigmatismus.
Neuburger.
24) Erkrankung der inneren Augenhäute durch die Einwirkung
grosser Sonnenhitze. Ein Betriebs-Unfall? Von Dr. G. Branden-
burg, Trier. (Aerztl. Sachverständigen - Zeitung. 1899. Nr. 2.) Der Begriff
„Betriebs-Unfall“ hat heute nicht mehr die enge Umgrenzung, wie frūher, wo
er als eine einmalige, zeitlich genau begrenzte, ausserhalb des Rahmens der
gewöhnlichen Betriebsschädigungen liegende Störung der Gesundheit definirt
wurde Hitzschlag und Erkältungen z. B. gelten jetzt fraglos als Betriebs-
Unfall, obwohl obige Kriterien nicht darauf passen. Erkältungen als Ursache
innerer Augenleiden, z. B. Sehnervenatrophie, gelten jetzt schon als fesstehend;
weniger klar ist die Einwirkung übergrosser Hitze auf’s Auge. (Dies kann
Verf. nur bezüglich etwaiger Entzündungszustände des Augeninneren behaupten;
denn Starbildung durch Hitze ist bekannt. Ref.) Dies rechtfertigt die interes-
sante Mittheilung des Verf.’s, welche einen 70jährigen Ackerer betrifft, der bei
schwerer Feldarbeit und Ueberbitzung an einem kolossal heissem Tage mitten
in der Arbeit erblindete, so dass er sich nach Hause führen lassen musste.
Die Augenspiegeluntersuchung ergab beiderseits Neuroretinitis. Aufnahme in
das Krankenhaus wurde vom Patienten, daraufhin weitere Behandlung vom Verf.
abgelehnt. Eine weitere Untersuchung nach 3 Monaten zwecks Begutachtung
ergab (eine Behandlung hat nicht stattgefunden), dass rechts Finger in 20 cm
excentrisch, links Finger in 1 m erkannt. Beiderseits beginnende Startrübung.
Rechts schleierartige Glaskörpertrübung, Papille weiss, Gefässe eng und spärlich,
in der Netzhaut zahlreiche theils weisse, theils braunrothe bis schwarze Flecken.
Links Papille weiss, Gefässe ausserordentlich dünn, besonders die Arterien.
Der causale Zusammenhang scheint Verf. erwiesen zu sein. Constitutionelle
Erkrankungen, chronische Vergiftungen fehlen. Auch hat Patient schon vor
6 Jahren wegen einer leichteren beiderseitigen Neuroretinitis, auch nach grosser
Hitzarbeit plötzlich auftretend, in Verf.s Behandlung gestanden. Die Literatur-
angaben über schädliche Einwirkung grosser Hitze bez. starken Sonnenlichtes
auf das Augeninnere sind spärlich. Wicherkiewicz (Intern. klin. Rundschau.
1893. Nr. 1 u. 2) berichtet über Störungen durch Sonnenlicht ohne ophthal-
moskopische Veränderungen, Knies (Beziehungen des Sehorgans etc. zu All-
gemeinerkrankungen. 1893) verhält sich sehr skeptischh Schmidt-Rimpler
(Die Erkrankungen des Auges im Zusammenhange mit anderen Kranheiten. 1898)
erwähnt das Vorkommen von Neuroretinitis nach Sonnenstich und vermuthet,
dass dabei intracranielle Veränderungen eine Rolle spielen, Hotz (Amer. Journ.
of med. science. 1879. Jahresb. f. Ophth.) veröffentlicht 6 ähnliche Fälle und
nimmt Sehnervenscheiden-Erkrankung an in Folge von Erguss an der Basis
cerebri, Mooren (Hauteinflüsse und Gesichtsstörungen. Wiesbaden 1884) be-
richtet von Neuritis mit Pigmentirung der Sehnervenscheibe nach Sonnenstich,
Spalding (Jahresber. f. Ophth. 1887) bringt aus der Literatur 7 Fälle von
Neuroretinitis nach Sonnenstich, von denen nur einer dauernd erblindete, also
— 83852 —
wäre Verf.s Fall der zweite derart, endlich Kesteven (Clin. soc. of London.
1882. Jahresb. f. Ophth. 1882) führt einen Fall von 3 Monate andauerndem
einseitigem Halbsehen und leichter Neuritis nach Einwirkung starker Sonnen-
hitze auf den Kopf an. Neuburger.
25) Albuminuric retinitis, with special reference to its occu-
rence during pregnancy. By James Francis McCaw, M.D., Brooklyn.
(Med. Rec. 1899. 28. Jan.) 26jährige Frau, bisher gesund, primipara, bekam
im 5. Monat der Schwangerschaft Schwellung der Füsse, leichte Sehstörung
und starke Kopfschmerzen; 4 Wochen vor der Geburt Steigerung aller Symp-
tome, besonders der Sehstörung. Verf. sah sie zuerst 3 Monate nach der Ent-
bindung; Sr=®/ oo; Les La: sie zeigte beiderseits erhebliche Retinitis albu-
minurica; doch schien der Process nicht mehr im Fortschreiten. Fälle derart
sind immer als ernst aufzufassen. Culbertson und Silex fanden bei
Retinitis albuminurica gravidarum 23 bez. 18°/, in Erblindung, 58,5 bez. 42°/,
in theilweise und nur 18,5 bez. 40°/, in völlige Wiederherstellung endigend.
Auf Grund weiterer Ausführungen und Literaturstudien kommt Verf. zum Schluss,
dass in allen Fällen, die vor dem 6. Schwangerschaftsmonat an Retinitis er-
kranken, die künstliche Frühgeburt(?) einzuleiten sei, in den später erkrankenden
Fällen je nach der Schwere und dem Grade des Fortschreitens der Erkrankung
verschieden zu verfahren sei, und endlich Fälle mit Retinitis in früheren Schwanger-
schaften besonders sorgfältig zu beobachten seien, da hierbei die ernstesten
Folgen auftreten können. Neuburger.
26) Ueber das Eindringen von Jodkali in das Augeninnere
stellten Uley und Frezals (Gaz.hebd. des Scienc. Med. 1899. 1. Jan.) Versuche an,
um zu vergleichen, welche Mengen bei localer Anwendung von der Conjunctiva
aus und welche bei internen Gebrauch eindringen. Die Resultate sind folgende:
Jodkali in wässeriger Lösung dringt vom Conjunctivalsack aus in die Vorder-
kammer ein, lässt sich im Glaskörper jedoch nur dann nachweisen, wenn es in
den Kreislauf direct eingebracht wird, wobei es dann auch im Urin nach-
gewiesen werden kann. Bei internem Gebrauch in den gewöhnlich Dosen geben
die intraocularen Flüssigkeiten keine Jodreaction. Gleichzeitige innerliche und
locale Anwendung gestatten die Aufnahme einer beträchtlichen Menge von Jod-
kali in die Vorderkammer. Neuburger.
27) Observations on the Prophylaxis of Ophthalmia Neonatorum,
by P. C. Jameson, M.D., Brooklyn. (Med. Rec. 1899. 4. März.) Die Verheerungen
welche die Augen-Eiterung der Neugeborenen anrichtet, sind auch jetzt noch
derart, dass man sich nicht auf die Behandlung der ausgebrochenen Krankheit
beschränken darf, sondern energisch prophylaktisch vorgehen muss. Die Bin-
wände gegen das Argentum nitr. sind nicht stichhaltig, auch ist die
Prophylaxe nicht auf die Hospitäler zu beschränken, sondern muss sich auch auf
die Privatpraxis erstrecken. Abgesehen von Cred6’s bewährter Methode ist
auch die vorherige Reinigung der Geburtswege vorzunehmen, um so mehr als die
Abwesenheit eines specifischen Secretes aus der Vagina keine Garantie dafür
giebt, dass nicht doch Keime in derselben schlummern und das Auge inficiren.
Verf. belegt seine Ausführungen mit historischen Angaben und neu aufgenom-
menen Zahlen über Erblindungs-Ursachen in den Vereinigten Staaten.
Neuburger.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten.
Verlag von Verr & Comer. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wırric in Leipzig.
Gentralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. CoHn in Breslau, Doc. Dr.
CL. DU BoIs-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERTin Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest,
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. ISSIGONIS in
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in
Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MaGNus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, I. M.S.,
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL
in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
December. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1899.
Er EEEE aE E E E S SEE EED
Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Mittheilungen über die offene Wandbehand-
lung nach Augen-Operationen. Von Dr. K. Mohilla. — II. Ein neuer Apparat zur Be-
stimmung des regelmässigen Astigmatismus. Von Dr. Adam Langie, Augenarzt in Krakau.
Neue Instrumente, Medicamente etc.
Neue Bücher.
Journal-Uebersicht. J. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVIII. 2. —
II. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXVIII. Heft 4 u. Bd. XXXIX. Heft 1 u. 2. —
III. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. Heft XXXX. — IV. Centralblatt
für Physiologie. Mai. — V. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges.
Vermischtes. Nr. 1—3.
Bibliographie. Nr. 1—20.
[Aus der Augenabtheilung des Prim. Dr. O. Purtscher in Klagenfurt. ]
I. Mittheilungen über die offene Wundbehandlung nach
Augen-Uperatonen,
Von Dr. K. Mohilla.
Seit Hsorr im Jahre 1897 seine 141, theils mit bloss 24stündiger,
theils ohne jegliche Occlusion nachbehandelten Fälle von Augen-Öperationen,
welche sämmtlich einen günstigen Verlauf nahmen, veröffentlichte‘, haben
! Gentralbl. f. prakt. Augenh. 1897. Mai,
23
— 354 —
sich zahlreiche Augen-Operateure diesem Verfahren meist unter gewissen
Modificationen, angeschlossen.
Die Gründe, welche Hop Tür die Zweckmässigkeit seiner Methode
anführt, und die bereits von zahlreichen Autoren geprüft und für stich-
haltig befunden wurden, sind geeignet, einen mindestens theilweisen Bruch
mit der alten Ocelusions-Methode herbeizuführen.
Der Verband hindert nach HJoRT die physiologische Augentoilette; es
unterbleibt der Lidschlag, Secret und Thränenflüssigkeit stauen sich im
Bindehautsacke und bieten den geeigneten Nährboden für Infectionskeime;
ausserdem begünstigt er das Auftreten eines psychischen Depressions-
zustandes; sogar Delirien wurden beobachtet.
Die Reinhaltung des operirten Auges erfolgt schonender und rascher.
ScHJötz empfiehlt überdies vorherige Epilation der Cilien, denen er eine
wichtige Infectionsrolle zuschreibt, und deren Desinfection reizend wirkt.
Dr. E. Praun! rühmt die von ihm seit 1895 angewendete offene
Wundbehandlung unter der Fucas’schen Drahtmaske, welche er modificirte,
indem er dieselbe mit einer Kautschuckkappe (die er später wegliess) und
Randschutz (Luftkissen aus Gummirohr) versah, so dass sie nicht drückte
und das Sehen nicht behinderte. Ausserdem ist dieselbe leicht und kühl,
das Auge selbst vor Läsionen geschützt. PRAun combinirte somit: die Vor-
theile des Hsorr’schen Verfahrens (Erhaltenbleiben des Lidschlages und
der physiologischen Augentoilette) mit den Vortheilen des Ocelusionsver-
fahrens (Schutz vor Contactinfection und vor mechanischen Verletzungen).
Den Bewegungen des Bulbus begegnet er durch Verdunkelung des Zimmers.
Praun stellt auch die Indicationen für die Occlusions-Methode und für die
offene Wundbehandlung (unter der Drahtmaske) wie folgt, auf:
A) Ocelusions-Methode:
1.: Bei Erosionen der Cornea behufs Arretirung der Augenlider wegen
der mit dem Lidschlage verbundenen Schmerzen.
2. Bei allen horizontalen Bulbusverletzungen und solchen, welche in
der Lidspaltenzone liegen, weil der Lidschlag das Klaffen der Wund-
ränder begünstigt.
3. Wenn ein Druck auf das Auge ausgeübt werden soll. (Glaukom-
= iridectomie, Perforationsgefahr bei Ulcus corneae.)
B) Offene Wundbehandlung:
1. Bei Verletzungen, welche vertikal verlaufen und bei solchen, welche
schon durch die Lider gedeckt sind.
2. Bei Glaskörpervorfall, wegen des Hanges zum Kneifen unter dem
Verbande.
3. Bei Ulcus serpens corneae, wenn keire Perforationsgefahr vor-
handen ist.
` Centralbl. f. prakt. Augenh. 1898. März.
— 35 —
CZERMAK,! der schon seit 1893 unter Verzicht auf jeglichen Verband
nur Fucas’sche Drahtmaske mit dunklem Ueberzug anwendete, schliesst
sich dem Verfahren und den Einwänden Praun’s gegen das HsorrT’sche
Verfahren an, und hat seit 1893 die offene Wundbehandlung unter der
Drahtmaske in 2100 Fällen von Operationen am Bulbus, (darunter circa
700 Star-Operationen) erfolgreich geübt. |
Dagegen hält Hopp? an seiner Methode fest und betrachtet das
Drahtgitter für schädlich, weil Luft und Licht keinen Zugang finden, und
die Bildung der dem operirten Auge schädlichen feuchten Wärme durch
dasselbe begünstigt werde. Es verschiebe sich leicht und „locke dadurch
die Hand zum Auge“. Gedämpftes Licht wirke vortheilhaft auf star-
operirte Augen durch Herabsetzung der Lichtscheu und Abkürzung der
Nachbehandlungsdauer.
Vor Kurzem hat Dr. O. WALTER in Odessa seine Erfahrungen über
die offene Wundbehandlung veröffentlicht.” Wegen der geringen Intelligenz
seiner Patienten konnte er sich zum Hsorr’schen Verfahren nicht ent-
schliessen, sondern wendete das Praun’sche Gitter an, bei welchem er den
Schutz fortliess und das Gitter direct anlegte.
Im Gegensatze zu der Auffassung Hsorr’s, dass die sich verschiebende
Drahtmaske das Auge durch Handbewegungen gefährde, sieht WALTER in
demselben einen Schutz vor Insulten, weil der Patient sich im ständigen
Bewusstsein seines erkrankten Auges befinde. Er nahm auch Abstand von
der Epilation, sowie vom völligen Lichtabschlusse, setzte aber seine Operirten
nur gedämpftem Lichte aus,
Bei Iritis sowie Blutung in die vordere Kammer hält WALTER die |
Occlusion wegen der wohlthätigen Wirkung der sich unter dem Verbande
entwickelnden feuchten Wärme für angezeigt.
In der Zeit vom 1. März 1898 bis 1. October 1899 wurden theils auf
der Augenabtheilung des allgemeinen Krankenhauses in Klagenfurt, theils
in der Privatpraxis des Primararztes Herrn Dr.:O. PurtsoHer 194 Bulbus-
operationen nach etwas modificirtem Hsorr’schen Verfahren nach-
behandelt.
Der Vorgang dabei war folgender:
Vor der Operbtion: Der Kranke nimmt ein Bad. Die behaarte Kopf-
partie wird mit Kautschuckkappe bedeckt. Sodann Waschung des Gesichtes,
speciell der Augenlider mit Sapo kalinus, hierauf mit Alkohol absolutus,
zum Schlusse mit Sublimatlösung 1:3000. Als Spülflüssigkeit für den
Bindehautsack steht eine sterilisirte 4°), Borsäurelösung in Verwendung.
Die frisch ausgekochten Instrumente werden vor dem Gebrauche in Sublimat
1: 1000 getaucht.
! Centralbl. f. prakt. Augenh. 1898. Mai.
? Ibidem. 1898. October.
3 Archiv f. Augenheilkunde. 1899. Juli. XXXIX. Bd. 3. Heft.
23*
— 356 —
Nach der Operation: Bedecken der leicht geschlossenen Lider mit einem
in Sublimat (1:3000) getränkten, sterilen Mullbäuschchen durch die ersten
Stunden nach dem Eingriffe, um Blut: und Thränen aufzusaugen. Grüner
Schirm, ‚leicht gedämpftes Tageslicht. Patient beobachtet die ersten 24 Stun-
den Bettruhe, nur ausnahmsweise wird er schon Nachmittags in einen Lehn-
stuhl gesetzt.
Ueber die Nacht, bei unvernünftigen Patienten aber auch tagsüber,
Fucas’sches Drahtgitter ohne Ueberzug, doch mit Flanellsaum, der an
drückenden Stellen noch mit etwas Watte bedeckt wird. |
| Auch Star-Operirten wird bei günstiger Witterung bereits am 5. bis
6. Tage Aufenthalt im Garten gestattet.
Die ausgeführten Operationen vertheilen sich wie folgt:
Extractinen . . . . 2... 118
Iridectomien . . . MÉ
Punction der vorderen Kammer 1
Summa 195.
A) Cataracten.
Die Gesammtzahl der operirten Cataracten betrug 118; hiervon ein-
fache 110, complieirte 8 (7,27°,,).. In drei Fällen wurden Cataractextrac-
tionen gleichzeitig an beiden Augen vorgenommen, 11 Mal an beiden Augen
zweizeitig mit einem Intervall von durchschnittlich 14 Tagen. Somit ver-
theilen sich die 118 ausgeführten Cataractextractionen auf 101 Personen.
Das durchschnittliche Lebensalter derselben betrug 63 Jahre, der Geschlechts-
zugehörigkeit nach zählten wir 57 männliche und 44 weibliche Individuen.
An complicirter Cataract litten 5 Männer und 3 Weiber.
Eine grosse Rolle spielten Conjunctivalerkrankungen vor der Operation.
Solche fanden sich in 48 Fällen (47,52°/,), darunter 2 Mal mit Ozaena
combinirt und 6 Mal schwere eitrige Conjunctivalaffection (zum Theil neben
Thränensackleiden.. Der Operationsverlauf war fast in allen Fällen ein
glatter. Einmal erwies sich die Erweiterung des Lappenschnittes mit der
Scheere wegen abnorım grossen Kernes nöthig, zweimal stellte sich Glas-
körpervorfall ein und musste die Linse deshalb in einem Falle mit dem
Löffel hervorgeholt werden; schliesslich ‘entstand einmal während der
‚Operation eine starke Blutung, jedoch ohne weitere Folgen.
Weniger imponirend ist der Bericht über den Heilungsverlauf.
Ideale Heilung trat in 85 Fällen ein; in 33 Fällen verzögerte sich
dieselbe durch folgende Complicationen:
! Nach v. GRAErE, modificirt.
— 857
Wundsprengung, bezw. Hyphaema in 11 Fällen
Iritis leichten Grade . . . . „17T ,
Kyklits -. s a soe 2 2 nen 2 a
Wundinfection . e dét E e
Summa 33 Fälle (27,96°/,).
Trotz dieser verhältnissmässig grossen Zahl von Complicationen im
Wundheilungsverlaufe war der endgültige Ausgang doch ein recht günstiger.
Die Fälle mit Wundsprengung (nachgewiesen zweimal durch Hineinfahren
mit der Hand ins Auge) und die Fälle mit leichter Irisreizung nahmen
sämmtlich einen günstigen Ausgang nach kürzerer oder längerer Zeit.
Ebenso zwei Fälle von Wundinfection, während der dritte zur Be-
obachtung gekommene Fall von Wundinfection leider mit Phthisis bulbi
seinen Abschluss nahm. Die beiden Fälle mit Kyklitis endeten mit Ocelusio
pupillae, ferner ein Fall mit Cataracta complicata (Irido-Chorioiditis) in
Amotio retinae, die wahrscheinlich schon vor der Operation bestanden hatte.
Somit ein einziges verlorenes Auge (0,84°/,). Die durchschnittliche
Heilungsdauer beläuft sich auf 24!/, Tage und die durchschnittliche Seh-
schärfe betrug bei der Entlassung unter entsprechender Correction mit
sphärischen Gläsern 3/xv. Die beste Sehschärfe ®/v (in 4 Fällen), das
Minimum ®/ıx (in 2 Fällen). Selbstredend konnten die 2 Fälle mit
Pupillarverschluss und mit Phthisis bulbi in diese Durchschnittsberechnung
nicht einbezogen werden; ausserdem erwies sich das Sehvermögen bei ge-
legentlichen späteren Prüfungen bedeutend höher.
B) Iridectomien.
Die Zahl der mit modificirter Hro&T’scher Nachbehandlung ausgeführten
Iridectomien beträgt 76, darunter in 12 Fällen beiderseits gleichzeitig.
Der Heilungsverlauf war fast stets ein glatter; in 4 Fällen beobachteten
wir leichte Iritis, und einmal Wundsprengung mit Bluterguss in die vordere
Kammer.
Die angeführte Punction wurde bei einer gequollenen Cataracta trau-
matica (Eisenstück) ausgeführt und verliess in diesem Falle der Patient
16 Tage post operationem geheilt das Spital.
Ueberblicken wir die Statistik unserer Star-Extractionen mit folgender
offener Wundbehandlung, so kann dieselbe leider keineswegs als eine
besonders günstige bezeichnet werden.
Allein es kommt bei Beurtheilung derartiger Fragen von eminent
praktischer Wichtigkeit vor allem auf ungeschminkte Wahrheit an. Nicht
nur die besten Statistiken sollen der Oeffentlichkeit unterbreitet werden,
— 358 —
sondern auch mittelmässige und ungünstige. Es soll jedoch gleich vorweg
bemerkt werden, dass wir weit entfernt sind, dem Verfahren als solchem
alle Schuld beizumessen, wenngleich die Thatsache auffallen könnte, dass
zu einer Zeit, wo wir unsere Thätigkeit in total unzulänglichen, dumpfen,
aller Aseptik hohnsprechenden Räumlichkeiten zu bethätigen gezwungen
waren, wir einmal auf die stattliche, ununterbrochene Reihe von 336 Ca-
taract-Extractionen blicken konnten, ohne dass einmal Wundeiterung auf-
getreten wäre, oder wir den Verlust eines Auges zu beklagen gehabt hätten
— ein Resultat, welches uns vor dem Vorwurfe unzulänglicher Technik
oder Fürsorge zu schützen geeignet sein dürfte.
Allein es lässt sich Einiges anführen, was unsere neueste, weit un-
günstigere Statistik zum Theile entschuldigt, trotzdem wir jetzt in einem
thunlichst aseptischen, eigenen Operationszimmer operiren, und alle zu
Operirenden vorher auf die Beschaffenheit ihres Bindehautsackes bakterio-
logisch untersucht werden, was ja ehedem aus äusseren Gründen unmög-
lich war.
Fürs Erste weiss jeder Operateur, dass auch unter anscheinend gleichen
Bedingungen die statistischen Ergebnisse nicht unerheblich schwanken, dass
er um so bestimmter auf Misserfolge rechnen muss, je länger er nur gute
Erfolge gesehen.
Zweitens sei hingewiesen auf den schon erwähnten Umstand, dass ein
grosser Theil der Operirten mit Conjunctivitis behaftet war, die mitunter
mehrwöchentliche Vorbehandlung erforderte und, wie ersichtlich, noch längere
erfordert hätte.
Drittens sei hervorgehoben, dass nur in zwei Fällen am zweiten Tage
Wundinfection nachweisbar war, wovon ein Fall vollkommen günstig ver-
lief; dass im dritten Falle dagegen die Infection nach anfänglich normalem
Verlaufe erst am 5. Tage einsetzte, also eine Spätinfection darstellt, welche
für den Erfolg der Operation an und für sich weniger schwer ins Ge-
wicht fällt.
Da drängt sich uns unabweisbar die Frage auf, ob nicht gerade diese
Spätinfection als Opfer der Methode zu betrachten seien, da ein Ocelusiv-
verband das betroffene Auge wohl annähernd sicher vor Infection bewahrt
hätte, und wir glauben uns in der That im angezogenen Sinne aussprechen
zu müssen. i
Allein es ergiebt sich daraus für uns die weitere Consequenz, dass man
gut thun wird, nur einigermaassen’ verständige Kranke in dieser freien
Weise zu behandeln, dass dagegen in dieser Richtung weniger geeignete
oder sehr nervöse Personen besser auch tagsüber mit den FucnHs’schen
Drahtkörben zu versichern seien; endlich, dass man gut thun wird, auch
während der ersten Heilungsperiode auf peinlichste Reinhaltung nicht nur
der gesammten Umgebung, sondern insbesondere der Hände des Operirten
zu dringen.
— 359 —
Hinsichtlich der langen Dauer der Nachbehandlung haben wir
zu bemerken, dass dieselbe zum erheblichen Theile darauf zurückzuführen
ist, dass die Operirten von ihren Angehörigen oft recht lange nach erfolgter
Verständigung abgeholt wurden, so dass unsere grosse Durchschnittszahl
keineswegs ein richtiges Bild der wirklich nöthigen Heilungsdauer giebt.
Aber auch trotz dieser Einschränkung war die durchschnittliche
Heilungsdauer bei offener Wundbehandlung entschieden eine etwas
längere, als früher unter Occlusionsverband.
Wir gewannen den Eindruck, dass die immer mehr oder weniger vor-
handene leichte Reizung längere Zeit anhielt, als bei verbundenen
Augen, besonders in jenen Fällen, die in vollständig hellem
Zimmer gehalten wurden — eine Erfahrung, die uns ganz überein-
stimmend mit jener CzERMAR’s, der die Fuchs’schen Drahtkörbe mit dunklem
Stoff überziehen liess, bald veranlasste, das Licht im Zimmer leicht zu
dämpfen.
Weiter konnten wir uns dem Verdachte nicht verschliessen, . dass die
von uns nach offener Wundbehandlung gefundenen Sehschärfen etwas
hinter jenen nach Verband zurückstanden, eine Erfahrung, die wir
übrigens früher auch bei Operirten, die sehr lebhaft und gesprächig waren,
selbst nach Ooclusivverband machen konnten.
Allerdings waren die bei später erfolgter, neuer Vorstellung der Ope-
rirten gewonnenen Sehprüfungsresultate weit besser, als die vor der Ent-
lassung notirten, wie dies ja auch allgemein zutreffen dürfte.
Wir fanden aber ophthalmometrisch auffallend oft höhere
Grade von Astigmatismus, und zwar nicht nur von corrigirbarem,
regulärem.
Nach dem Gesagten müssen wir gestehen, dass keineswegs Alles auf
dem seit Hsoßt betretenen Gebiete der Wundbehandlung nach Star-
Sxtractionen so glatt und einfach liegt, um einen rückhaltlosen Uebertritt
zum neuen System erwarten zu lassen. Allein wir glauben, dass die
Lichtseiten des Verfahrens für den Kranken so unleugbar
grosse, so unverkennbare sind, dass ein Aufgeben der ganzen Methode
noch keineswegs gerechtfertigt wäre.
Man bedenke, was es für den Operirten bedeutet, wenn er nicht,
vollem Dunkel preisgegeben, jede Orientirung seiner Umgebung verliert,
wenn er nicht, beängstigt durch den erhitzenden Verband, das Drückende
seiner hülflosen Lage so schwer empfinden muss, wenn er nach eintägiger
Bettruhe, die ihm durch abwechseilndes Aufrichten oder Liegen auf der
Seite leicht erträglich gemacht wurde, sich schon im Lehnstuhl behaglich
als Herr der Situation fühlen darf! In keinem Falle erlebten wir die sonst
so häufige psychische Depression, die dem Patienten Appetit und Schlaf
raubt, nie beobachteten wir Aufregungszustände, wie wir sie sonst zuweilen
sahen.
— 360 —
Jedenfalls dürfte in dieser Freiheit des Operirten auch ein wirksamer
Factor zur Hintanhaltung der bei alten Leuten häufigen inter-
currenten anderweitigen Erkrankungen gelegen sein.
Aber auch gerade diesen Lichtseiten des Verfahrens haftet eine be-
sondere, wenn auch nicht zu hoch zu veranschlagende Schattenseite an,
wie wir des öfteren uns überzeugen mussten: es liegt die Gefahr nahe,
dass die Operirten im Bewusstsein ihres Wohlbefindens und
des Besitzes der Freiheit das Gefährliche ihrer Situation unter-
schätzen und auf diese Weise sich selbst gefährden.
Die Vortheile für den Kranken im Allgemeinen sind jedoch derart in
die Augen springende, dass wir trotz unserer hinkenden Statistik uns ver-
pflichtet halten, die betretene Bahn noch weiter zu verfolgen, umsomehr,
als wir nicht das Auge unserer Star-Kranken allein, sondern auch ihr All-
gemeinbefinden zu berücksichtigen haben.
Wir werden sonach bestrebt sein, Hsorr’s modificirte Methode i in dafür
geeigneten Fällen mit noch peinlicheren Vorsichtsmaassregeln weiter zu
cultiviren und geben der Hoffnung Raum, dass unsere nächste Reihe wesent-
lich günstigere Resultate ergeben werde.
Anhangsweise sei bemerkt, dass wir uns bisher noch nicht entschliessen
konnten, nach dem Vorschlage von ScHsörtz sämmtliche Wimpern zu ent-
fernen, da wir bestimmt vielfach auf Widerstand der Kranken gestossen
wären. Einen nicht unwesentlichen Nebenvortheil der Epilation, dass näm-
lich durch die Unmöglichkeit des Verklebens der Wimpern Wundsprengungen
beim Oeffnen der Lider leichter vermieden werden, erreichen wir durch
Befettung der Lidränder, Wimpern und angrenzenden Hautpartien mit
Jodoformvaseline (3°/,).
Zum Schlusse kann der Verfasser nicht umhin, seinem verehrten Chef,
Herrn Primarius Dr. PURTSCHER, sowohl für die gütige Ueberlassung des
Krankenmaterials und der einschlägigen Literatur, als auch für die werk-
thätige Unterstützung in der Abfassung dieses Berichtes, den besten Dank
auszusprechen.
Il. Ein neuer Apparat zur Bestimmung des regelmässigen
Astigmatismus.
Von Dr. Adam Langie, Augenarzt in Krakau.
Der regelmässige Astigmatismus stellt denjenigen Zustand des Auges
dar, bei welchem in zwei aufeinander senkrecht stehenden Meridianen ein
verschiedener Brechzustand besteht. Da die Cornea nimmer einem Kugel-
segment, sondern dem Scheitelsegment eines Ellipsoides entspricht; so muss
eigentlich jedes Auge einen gewissen Grad von Astigmatismus aufweisen.
Der Unterschied in beiden Meridianen ist aber so minimal, dass dadurch
— 361 —
das Sehvermögen in keiner Weise gestört wird. (Astigmatismus physiologicus.)
Erst der sogenannte pathologische Astigmatismus, bei welchem in Folge
eines grösseren Unterschiedes zwischen beiden Meridianen, das Sehvermögen
deutlich sinkt, muss durch Cylindergläser, bezw. durch eine Combination
von sphärischen mit cylindrischen Gläsern ausgeglichen werden, wenn der
Kranke besser sehen soll. Dabei aber muss man genau die Lage der beiden
Hauptmeridiane und den Refractionszustand in denselben kennen lernen.
Da aber die Hauptmeridiane in verschiedenen Augen verschiedene
Neigung haben können, ohne immer der eine lothrecht, der andere hori-
zontal zu bleiben; so wird manchmal die Bestimmung ihrer Richtung etwas
schwieriger sein, wie es jedem Augenarzte wohl bekannt ist. Zu diesem
Zwecke dienen verschiedene Instrumente und Methoden: die einen aber sind
entweder nicht ganz genau oder zu sehr complieirt und in Folge dessen
zu theuer, die anderen so umständlich und so viel zeitraubend, dass sie
von einem praktischen Arzte kaum zu Hülfe genommen werden können.
Deswegen bemühte ich mich seit längerer Zeit, um dem praktischen Arzte
ein billiges, nicht zu complicirtes Instrument in die Hand zu geben, mit
dessen Hilfe er im Stande wäre, die Hauptmeridiane und den Grad des
Astigmatismus in möglich kürzester Zeit zu bestimmen. Ich hoffe nun,
dass es mir gelungen ist, |
Mein Apparat besteht aus einer runden, weiss emaillirten Scheibe von
24 cm Durchmesser, die an einem Stativ so in lothrechter Richtung be-
festigt ist, dass sie nach Belieben höher oder niedriger, immer in gleicher
Höhe mit dem zu untersuchenden Auge, gestellt werden kann. Auf der
hinteren Oberfläche der Scheibe befindet sich eine Gradeintheilung, unterhalb
welcher eine kleine Libelle befestigt ist. Dieselbe dient dazu, um die loth-
rechte Lage der Scheibe controliren zu können. Durch eine, sich im
Centrum der Scheibe befindende, kleine Oeffnung geht von hinten nach
vorne eine um ihre eigne Axe drehbare Stange, an deren vorderem Ende,
also vor der Scheibe, eine kleine Linie, dem halben Durchmesser der Scheibe
gleich, befestigt werden kann. Dicht hinter der Scheibe, mit der Axe ver-
bunden, befindet sich ein Zeiger, der in jeder Stellung der vorderen Linie
den betreffenden Grad auf der Gradeintheilung markirt. Die Hauptsache bei
dem ganzen Apparat bildet die eben genannte Linie. Da es aber ver-
schiedene Sehschärfen giebt, so habe ich sieben solche Linien construirt,
von denen, nach Bedarf, diese oder jene auf der Axe des Apparates be-
festigt wird. Jede ist in gleiche, weisse und schwarze, Quadrate so getheilt,
dass die Grösse derselben auf der ersten Linie dem Nr. 60 der SnELLEN’-
schen Tafen, auf der zweiten. dem Nr.36, auf der dritten dem Nr.24 u.s. w.
entspricht.
Die Untersuchung wird auf folgende Weise unternommen:
Der Kranke sitzt in einer Entfernung von 6 m von der Scheibe;
selbstverständlich muss jedes Auge besonders untersucht werden. Nachdem
— 362 —
man die Sehschärfe des betreffenden Auges mittelst SneLLen’schen Tafeln
bestimmt hat, wird auf das vordere Ende der Axe, also vor der Scheibe,
jene von den sieben Linien befestigt, welche der letzten noch ganz richtig
gesehenen Nummer der SneLten’schen Tafel entspricht. Wenn dabei ein
sphärisches Glas die Sehschärfe verbesserte, so wird es vor dem Auge
zurückgelassen. Jetzt wird die Axe des Apparates in eine langsame Be-
wegung gesetzt, wodurch die Linie nach einander allen möglichen Meridianen
parallel gestellt wird. Wenn der Untersuchte dabei immer gleich gut die
Quadrate der Linie unterscheidet, so ist sein Auge nicht astigmatisch.
Andrenfalls sieht das Auge in jenem Meridiane, in welchem es einen
Astigmatismus aufweist, statt einzelner Quadrate nur eine einzige schwarze
Linie. Auf der Gradtheilung der hinteren Fläche der Scheibe kann sogleich
die Richtung dieses Meridianes abgelesen werden. Dadurch ist gleichzeitig
auch die Neigung des anderen Hauptmeridianes bestimmt, da derselbe auf
jenem senkrecht stehen muss. Es handelt sich nun um die Refraction in
jedem von beiden Hauptmeridianen. Die Refraction des einen Meridianes
ist schon bekannt, sie ist entweder eine emmetropische, oder sie zeigt uns
jenes Glas, welches die Sehschärfe beim Ablesen der SneLLen’schen Buch,
staben corrigirte; in dem zweiten Meridiane wird sie nun sehr leicht mit
Hülfe eines Cylinderglases bestimmt. Man braucht nur die Linie parallel
dem betreffenden Meridiane zu stellen und vor dem Auge so lange cylin-
drische Gläser zu wechseln, bis alle Quadrate genau gesehen werden.
Indem ich seit längerer Zeit alle Fälle von Astigmatismus mit Hülfe
meines Apparates bestimmte, habe ich mich überzeugt, dass dabei viel Zeit
erspart wird und dass alle Postulate sehr genau gelöst werden können.
Ich kann also meinen Apparat allen praktischen Augenärzten gut
empfehlen. |
Er ist beim Optiker Zielinski in Krakau, Ringplatz Nr. 39, zu be-
kommen.
Neue Instrumente, Medicamente u. s. w.
Ein neuer Lidhalter.!
Von Dr. Hugo Pretori, Augenarzt in Reichenberg.
Die eine Branche dieses Lidhalters ist rechtwinklig abgebogen, so dass
der absteigende Schenkel von prismatischem Querschnitt als Führung für die
zweite, bewegliche Branche dient. Diese gleitet mittelst einer prismatischen
Innenführung auf dem erwähnten Schenkel. |
Das wesentlich Neue an diesem Lidhalter ist das Constructionsprincip der
eben erwähnten Führung. Die prismatische Manchette darf nämlich weder zu
1! Der Lidhalter wird von den Instrumenten-Fabrikanten Mang in Prag und
Leiter in Wien angefertigt.
— 363 —
streng gehen, noch erheblich schlottern, wodurch die lose Branche leicht ver-
schiebbar bleibt, so lange der Angriffspunkt dör verschiebenden Kraft in un-
mittelbarer Nähe der Führung liegt. Wirkt hingegen eine verschiebende Kraft
an den Branchen in einiger Entfernung von der Führung, so wirken dieselben
als Hebelarme, welche die Manchette ein Weniges schief stellen, und so eine
Selbstsperrung derselben dadurch bewirken, dass sie sich mit zwei diagonal
gegenüberliegenden Kanten gegen den Führungsarm spreizt. Somit wirkt der
Liddruck immer auf Sperrung der beweglichen Branche, während sich dieselbe
durch einen Handgriff in der Nähe der Führung leicht bewegen lässt. Die
anderen Theile des Lidhalters, insbesondere jener Theil der beiden Branchen,
NN -= +> -= - — -e En - - —
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der zwischen die Lider kommt, können selbstverständlich dem persönlichen Ge-
schmacke- jedes einzelnen Operateurs entsprechend modificirt werden.
Die Vortbeile dieser Construction sind einleuchtend: Die Branchen be-
wegen sich parallel zu einander, bleiben in jeder beliebigen Entfernung unver-
rückbar stehen, federn nicht und lassen sich schnell mit zwei Fingern einer
Hand einander nähern; mit dem gleichen Handgriffe kann der Lidhalter aus
der Lidspalte entfernt werden. Der Mechanismus versagt nie, da Federn,
Schrauben und Zahnstangen vermieden sind. Der Lidhalter ist leicht aus-
einander zu nebmen und sterilisirbar; er ist der kleinste, leichteste und ein-
fachste aller bisher construirten Lidhalter.
Unser Büchertisch.
Neue Bücher.
1. Die Lepra des Auges. Klin. Studien von Dr. med. Lyder Borthen,
Augenarzt in Throndjem, Norwegen, mit patholog.-anat. Untersuchung von Dr
H. P. Lie, dirig. Arzt des Lepra-Hospitels in Bergen, Norwegen. Mit 17 Text-
Figuren, 15 Lichtdruck und 9 chromolith. Tafeln. Leipzig. Verlag von
W. Engelmann. 1899. (195 S. 4°.)
Das Werk ist eine Zierde der deutschen Buchdruckerkunst, eine originale
Bereicherung der deutschen Literatur, von nordischen Männern in deutscher
Sprache verfasst; uns Deutschen um so angenehmer, als die beobachteten Fälle
nicht unsrem Vaterlande, sondern Norwegen angehören.
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Verf. untersuchte in Norwegen 456 Aussätzige und fand frei von jedem
Augenleiden 91 = 19,95°/,; nur mit Leiden der Umgebung des Auges
91 = 19,95°/,; mit Leiden sowohl der Umgebung, als auch des Augapfels
247 = 60,09°/,, Unter 76 Fällen von Lepra maculosa-anaesth. zeigten
44 = 57,89°/, Lähmung des Stirnmuskels. Unter 88 Fällen zeigten 38 =
43,18°/, Veränderungen der Augenbrauen; die Haare gewinnen das Aussehen
von Wollhärchen. Niemals wird Ausfall der Haupt-Haare durch Lepra be-
obachtet. Ausfall der Wimpern (theilweise oder gänzlich) zeigten von 88 Fällen
66 = 75,86°/,., An Lagophthalmus (durch Atrophie aller Gewebstheile beider
Lider) leiden von 94 mac. anaesth. Kr. 59 = 62,76°/,. Gewöhnlich gesellt
sich Ectrop. inf. hinzu, häufig Keratitis. Verf. empfiehlt. die Lidnaht. Die
Bindehaut zeigt Catarrh, später Schrumpfung, auch Verwachsung mit dem Aug-
apfel, der in Folge von Lagophthalmus unbedeckte Theil der Augapfelbindehaut
vertrocknet. Auch Hornhaut-Entzündung ist Folge des Lagophthalmus: Uurege)-
mässigkeit des Epithels, Pannus der unteren Hälfte, Trübung; oder Geschwär
mit Krustenbildung, Durchbobrung des Augapfels, Schrumpfung desselben. !
Die Gefässhaut war erkrankt bei 32 von 87 Aussätzigen (36,7 °/,). Reci-
divirende Iritis hat Verf. häufig beobachtet, auch Cyclitis und Iridocyelitis.
Bei der knotigen Form beginnt der Aussatz nicht selten in den Augen-
brauen. In den Lidern entsteht Infiltration oder Knotenbildung. Durch
Schmelzen der Knoten kann das Oberlid nach oben und aussen gezogen werden.
Die Leprome der Bindehaut sind mehr platt und flach. Die Episcleritis be-
ginnt auch so, am Limbus; kann aber zu einem Knoten sich fortbilden, haupt-
sächlich aussen-unten. Meist, aber nicht immer, schwindet der Knoten ohne
Verschwärung. Da der Knoten nicht so leicht in die Tiefe der barten Haut
eindringt, empfiehlt Verf. hier den scharfen Löffel.
In der Hornhaut kommt ausser Keratitis punctata auch Uebergreifen des
episcleralen Leproms vor. Iu Ausnahme-Fällen kann die ganze Hornhaut über-
wachsen werden. Von 51 Kranken mit knotigem Aussatz hatten 44 = 59,32°/,
kranke Hornhaut. Von 116 solcher hatten 74 = 63,79°/, Leiden der Gefäss-
haut. Die Uvea leidet häufig bei der knotigen Form; häufiger, als bei der
maculo-anaesth. Form. Die Lepra des Auges tritt häufiger intra- als extra-bulbär
auf. Aber die Uveal-Leiden treten später auf. Die meisten Uveal-Leiden ge-
hören zur Irido-cyclo-chorioiditis. Röthlich gelbe Iris-Knoten sind sehr selten.
Verf. sah nur 4 Fälle, die mit Episcleral-Knoten complicirt waren. [Die von
mir beschriebene miliare und wechselnde Form der Iris-Knötchen (Centralbl. f. pr.
Augenh. 1888, S. 23) scheint er nicht beobachtet zu haben.]
Den Schluss. des interessanten Werkes bildet eine pathologisch-anatomische
Untersuchung der Lepra des Auges von Dr. H. P. Lie. Die lepröse Affection
der Aderhaut ist selten sehr bedeutend und wird schwer ophthalmoskopisch
nachweisbar sem? Auch die Netzhaut wird selten befallen. In dem Glas-
körper sind Bacillen nicht gefunden worden.
2. On the prevention of eye accidents, occurring in trades, an adress
delivered at the opening of the section of ophth. at the British med. Assoc.
1899, by Simeon Snell, F. K. C. S. Ed., London 1899. (32 S. mit Ab-
bildungen.)
1 Verf. hat als Hilfsmittel gegen die Austrocknung feuchte Umschläge versucht;
die Kranken haben sie aber nicht gelobt. — Ich möchte häufige Wasc aneti mit
lauer, „frisch abgekochter Milch empfehlen.
? Die bisher veröffentlichten Augenspiegelbefunde sind auch nicht überzeugend.
— 365 —
S. will Augen-Schützer obligatorisch machen und empfiehlt Schutz-Brillen
aus Drahtgeflecht. Er empfiehlt auch Schutz-Wände zwischen den Arbeits-
plätzen.
3. Die Ausdrücke für Gesichts-Empfindungen in den alt-
germanischen Dialecten. Von Dr. Adeline Ritterhaus. I. Theil.
Zürich, 1899, E. Speidel (81 S.).
#4. Therapie der Augenkrankheiten. Für prakt. Aerzte und Studirende
von Dr. W. Goldzieher, a. o. Prof. der Augenheilkunde a. d. kgl. Univers.,
Oberarzt der Augenabth. im St. Johannes-Hospital u. der allgem. Poliklinik zu
Budapest. 2..völlig umgearb. Aufl. Erste Hålfte. Die Kr. d. Conj., Cornea,
Sclera, Iris und der Linse. Leipzig, Veit & Comp. 1899.
Das Werk soll die Leser in die Gesetze der augenärztlichen Heilkunst
einführen und ihnen als zuverlässiger Wegweiser bei selbständigem therapeu-
tischem Handeln dienen. Es ist aus der eigenen 25jährigen Erfahrung des
Verte erwachsen. Wenn gleich wir nicht mit jedem Punkte einverstanden
sind, können wir das Buch doch auf das wärmste empfehlen. Da dasselbe
aus deg Verte eigner Arbeit: hervorgegangen ist, hat es natürlich eine sub-
jective Färbung erhalten, was G. eher für einen Vortheil als für einen Nachtheil
ansieht. Auf den Inhalt des Werkes werden wir bald zurückkommen, wenn
die 2. Hälfte erschienen ist, was noch vor Jahresschluss erwartet wird.
5. Schrift-Proben zur Bestimmung der Sehschärfe von Dr.
A. Nieden, S.-R. in Bochum. Dritte vermehrte Auflage. Wiesbaden, Berg-
mann, 1899. .
6. Sehproben nach Snellen’s Princip von Dr. A. Roth, Oberstabs-
arzt. Berlin, O. Enslin, 1899.
7. Guillaume Schulek, Prof., Notes historiques sur la clinique d’ophtalm.
de l’Univ. royale Hongroise de Budapest 1801—1899. Budapest 1899.
8. Het nederlandsch Gasthus voor ooglijders, 1899. Enthält ein
Bild von Donders und eine Beschreibung der Augenheilanstalt zu Utrecht.
*9. Oogeelkundige Verslagen en bijbladen, Nr. 40. Utrecht 1899.
10 u. 11. Augenärztl. Unterrichtstafeln, herausgeg. von Prof. Dr.
H. Magnus. XVI u. XVII. Breslau 1899 (U. Kern). XVI. Normale Anatomie
des Sehnerven-Eintritts. Zusammenstellung ophthalmoskopischer und anatomischer
Befunde. Von Dr. Anton Elschnig, Privatdocent in Wien. Mikrophotographie,
von Dr. O. Zoth, Prof. in Graz. 12 doppelte und 6 einfache Tafeln mit Text.
Eine werthvolle Gabe, welche das Verständniss der Augenspiegelbilder
wesentlich erleichtert. Seit E. v. Jäger (1861) ist eine solche Zusammen-
stellung des ophthalmoskopischen und anatomischen Befundes nicht geliefert
worden. Durch die Photographie ist höchste Naturtreue erzielt.
XVII. Die Bakterien des Auges von Dr. F. Schanz, Augenarzt in Dresden,
9 farbige Tafeln mit Text.
Eine angenehme Gabe für denjenigen, welcher auf diesem ebenso wichtigen
wie schwierigen Gebiet rasch sich orientiren will.
—- 866 —
Journal- Uebersicht.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVIII. 2.
1) Die pathologischen Veränderungen der retinalen ren
zellen, von Dr. E. Krückmann, Privatdocent und I. Assistent an der
Univers.-Augenklinik zu Leipzig.
Veränderungen der Pigment-Epithelzellen treten nur nach krankbaften Ver-
änderungen der Chorioidea auf. Diese von Wagenmann begründete Lehre
acceptirt Verf. ohne Einschränkung. Nach Circulationsstörungen in der Chorioidea
zeigen die Pigmentepithelien die verschiedensten Veränderungen in Form und
Pigmentgehalt. Zunächst handelt es sich um regressive Vorgänge; die Neu-
bildung von Pigment-Epithelzellen erfolgt immer erst dann, wenn präformirte zu
Grunde gegangen und abgestossen sind. Die neugebildeten Zellen, welche an
den Defectstellen auftreten, liegen neben- und übereinander und sind von
wechselndem Pigmentgehalt, ihre Unterscheidung von abgestossenen alten Zell-
individuen ist nicht immer möglich. Ist der Zusammenhang mit den präformirten
Pigmentepithelien sichtbar, so dürfen auch selır polymorphe Zellen als epitheliale
angesehen werden. Befinden sich Fuscin enthaltende Zellen in einem aus der
Chorioidea stammenden Granulationsgewebe (s. unten), so wird es sich, wenn
die Zellen durch Kittsubstanz verbunden sind, höchst wahrscheinlich um epi-
theliale handeln, während die zwischen Bindegewebs-Fibrillen und -Gefässen ein-
gebetteten als Bindegewebszellen (Pliagocyten) anzusprechen sind.
Wird nur eine beschränkte Anzahl hinterer Ciliararterien durchschnitten,
so gelingt es, kleine Läsionsbezirke der Pigmentepithelien zu gewinnen. Sind
die Epithelzellen abgestossen, so entarten sie stets. Der Desquamation folgt
nicht selten Schwund der Stäbchen und Zapfen. Diese letzteren bilden sich
aber auch dann nicht wieder, wenn eine ausgiebige Regeneration des Pigment-
epithels eintritt. Die Pigmentirung der Retina erfolgt durch das Eindringen ab-
gestossener Epithelien und deren Derivate, was immer nur an solchen Stellen
geschehen kann, wo die Limitans externa zerstört, und die Netzhaut atrophirt
und mit Hohlräumen durchsetzt ist. In die abgehobene Netzhaut findet eine
Pigmenteinwanderung nicht statt.
Sind partielle Continuitätstrennungen der inneren Aderhautschichten ent-
standen, so können die Pigmentzellen einerseits in den Glaskörper und anderer-
seits in die Chorioidea wachsen. Im ersteren Falle bildet sich zunächst ein
von der Chorioidea in dep Glaskörper vordringendes Granulationsgewebe, welches
mit der Zeit ein festeres Gefüge annimmt. An den Stellen, an welchen das
Pigmentepithel unterging, erfolgt eine Proliferation junger Zellen, welche die an
den Durchbruchsstellen hervorspiessenden Ausläufer des Granulationsgewebes
umkleiden. Legt sich ein solcher von Zellen umkleideter, spitzförmiger Aus-
läufer auf die Limitans, oder kommt es zur Verwachsung mehrerer Gnanulations-
sprossen, so bilden sich Canäle und grössere Hohlräume, deren Innenfläche mit
Pigmentzellen belegt ist. Diese Epithelschläuche verleihen dem Gewebe einen
adenomartigen Charakter. Die Hohlräume werden später in Folge der Gewebs-
verdichtung schlitzförmig.
In die Chorioidea dringen die Epithelzellen nur dann ein, wenn eine totale
oder partielle Obliteration der Choriocapillaris erfolgt ist. Die Abkömwlinge
der Pigmentepithelien finden sich in den durch Schrumpfung der Umgebung
erweiterten perivasculären Lymphräumen. Nichts deutet darauf hin, dass
die wuchernden Zellen ein bestehendes Gewebe verdrängt oder
zerstört haben.
s
— 367 —
Die Bezeichnung als Drüsen- bezw. Schwammkrebs,! welche von einzelnen
Autoren gewählt wurde, ist für diese Gebilde nicht zutrefiend.(?) Sie entwickeln
sich, wie geschildert, wesentlich anders als bösartige Neubildungen und führen
zudem, soweit bekannt, niemals zu Metastasen oder nach der Enucleation zu
Recidiven.
2) Zur pathologischen Anatomie der Skleritis, von Dr. Franz Fried-
land, Assistent an der Univers.-Augenkl. des Herrn Hofrath Prof. Fuchs
in Wien.
2 Fälle. 1. 75jähr. Frau. Anamnese fehlt, Enucleation wegen Glaucoma
absolut. Eine im medialen Abschnitte sichtbare, buckelförmige Verdickung der
Sklera beruhte auf einem innerhalb der Membran gelegenen kEntzündungsherde,
welcher aus einkernigen Rundzellen bestand, zwischen denen Skleralfasern ver-
liefen. Diese waren jedoch im Centrum des Herdes, wo die Rundzellen sich
am dichtesten angehäuft hatten, untergegangen. Nirgends Eiterzellen und Zell-
zerfall, einzelne Riesenzellen. Die Chorioidea war ebenfalls mit Rundzellen
durchsetzt, erreichte ihre grösste Verdickung aber nicht im Bereiche des Skleral-
knotens, sondern weiter rückwärts und zeigte hier nekrotische Herde, sowie
einzelne Riesenzellen mit zahlreichen randständigen Kernen. In.der temporalen
Bulbusbälfte fanden sich in der Sklera nur längs den Gefässen zarte Züge von
Rundzellen, die Chorioidea war gleichmässig infltrirt. Die in toto abgehobene
Netzhaut war in den äussersten Schichten nekrotisch, Sehnerv atrophisch.
2. 72jähr. Frau. Um die Hornhaut sulziger, grau-röthlicher Wall im
episkleralen Gewebe, auf die Hornhaut übergreifend.. Das Sehvermögen war
anfangs gut und sank erst im späteren Verlaufe der Krankheit. Schmerzen.
T + 1. Enucleation.
Der obige Wall erwies sich bei der Untersuchung als ein Infiltrationsgürtel,
welcher Sklera und Chorioidea einnahm. Auch hier keine Eiterung, dagegen
herdförmige Nekrose der Sklera und Chorioidea mit Sequestrirung einzelner
Lamellen der Sklera. Im Gegensatz zu Fall 1 waren Sklera und Chorioidea
an gleichen Stellen gleichmässig erkrankt.
Im Falle 1 spricht der Sitz der Herde gegen die Annahme, dass die
Chorioidea primär erkrankt war und die Erkrankung der Sklera herbeiführte.
In Fall 2 war, wie aus dem Verhalten des Sehvermögens hervorgeht, die Sklera
jedenfalls zuerst erkrankt, und die Veränderungen im Innern des Auges treten
erst später auf. Die Aetiologie bleibt dunkel. Wahrscheinlich erkrankten
Sklera und Chorioidea unabhängig von einander, aber in Folge von Einwirkung
derselben Schädlichkeit.
3) Gummen der Iris und des Ciliarkörpers, von Dr. Victor Henke,
Assistent an der Univers.-Augenkl. des Hofrath Prof. Fuchs in Wien.
27jäbr. Mann zog sich Ulc. dur. praeput. zu. Nach 8 Monaten, während
an verschiedenen Körperstellen Manifestationen secundärer Lues bestanden, zeigte
das linke, stark entzündete Auge einen ausgebreiteten grau-röthlichen Tumor
der Iris und scheinbar im Zusammenhange mit demselben eine erbsengrosse,
gleichfarbige, sulzige Vorwölbung auf der Sklera. Heftige Schmerzen und das
trotz der Allgemeinbehandlung zunehmende Wachsthum des epibulbären Tumors
nöthigten nach einigen Wochen zur Enucleation. Die Untersuchung ergab, dass
beide Tumoren neben entzündlicher Infiltration nekrotische Herde aufwiesen
! Leber und Arnold sind, nach Prüfung der Präparate, der Auffassung von
Hirschberg-Birnbacher beigetreten. H.
— 368 —
und daher als Gummata angesprochen werden mussten. Bald darauf traten
auch sonstige Symptome tertiärer Lues auf. |
Die Beobachtung ist ein neuer Beweis dafür, dass die Scheidung der drei
Stadien der Lues keineswegs so scharf ist, wie früher angenommen wurde.
4) Ein weiterer Beitrag zur Lehre von den Leukosarkomen der
Choriocapillaris. von Dr. F. Schieck, Assistenzarzt in Halle a. S.
Beschreibung eines im hinteren Bulbusabschnitte gelegenen, etwa erbsen-
grossen Aderhaut-Tumors, welcher der Sklera breitbasig aufsass und nach
Durchbruch der Lamina vitrea mit der abgelösten Netzhaut verlöthet war. Die
Geschwulst stellte der Hauptsache nach ein fast pigmentfreies, rundliches Angio-
sarkom dar, dem an der Kuppe eine zarte, an der Basis eine breitere Gewebs-
schicht auflag, welche sich als ein mit verästelten. Prigmentzellen durchsetztes
Spindelzellensarkom erwies. Die beiden Gewebsarten waren scharf getrennt.
Das Angiosarkom ging von der Choriocapillaris, das umschliessende Spindel-
zellensarkom von den tieferen Schichten der Chorioidea aus; wahrscheinlich war
ersteres die primäre Geschwulst.
Die Pigmentepithelien betheiligten sich an der Geschwulstbildung nur da,
wo die Glaslamelle zerstört war, während sie den intacten Abschnitten der
Glaslamelle ganz normal anlagen.
5) Beitrag zur Kenntniss degenerativer Processe in Hornhautnarben,
von Dr. A. Birch-Hirschfeld, Assistent an der Universitäts-Augenklinik
in Leipzig.
Die in Hornhautnarben vorkommenden stark lichtbrechenden Gebilde, welche
häufiger beschrieben sind, aber noch keine einheitliche Deutung erfahren haben,
rechnet Verf. zum Hyalin. Dasselbe wird wahrscheinlich unter der Einwirkung
eines in nekrotischen Zellen gebildeten Ferments durch Gerinnung einer dem
Blute entstammenden Flüssigkheit intercellulär gebildet. Die Präparate des
Vert e sprechen gegen die Annahme, dass die fragliche Substanz in den Epithel-
zellen entsteht. Man findet die hyalinen Körperchen zunächst in der Hornhaut-
substanz, bezw. in der Narbe und erst später zwischen den Epithelzellen.
Vielleicht ist in einzelnen Fällen das Hyalin ein Vorläufer des Amyloids.
6) Ueber einen epithelialen Tumor des Ciliarkörpers, von Dr.
R. Schlipp aus Wiesbaden. (Aus der Univers.-Augenkl. des Herrn Prof.
Fuchs in Wien.)
In dem seit 2 Jahren erblindeten atrophischen Bulbus eines 10 jährigen
Mädchens fand Verf. einen das Bulbusinnere ausfüllenden Tumor, dessen Zellen
grossen Protoplasma-Leib mit grossem, blassen Kern zeigten und vhne einge-
fügtes, bindegewebiges Gerüst aneinander gelagert waren. Zum Theil waren die
Zellgrenzen verschwunden und nur die Umrisse der Kerne sichtbar. Die Zellen
hatten verschiedene Form, einzelne waren so abgeplattet, dass sie wie Gerüst-
fasern aussahen, doch liess sich durch Färbung (van Gieson) nachweisen, dass
es sich nicht um Bindegewebe handelte. Zahlreiche degenerirte Zellen erschienen
stark vergrössert und manchmal mit- feinen Fetttröpfchen oder hyalinen Kugeln
durchsetzt, nirgends ‚vollständiger Zellzerfall. Secundäre Irido-Cyclitis. Ob
Carcinom? — nach 9 Jahren kein Recidiv.
369 -—
7) Versuche über das Eindringen gelöster Substanzen durch Diffusion
in die vordere Augenkammer, nach Injection unter die Bindehaut,
von Dr. C. Addario aus Catania. (Aus der Universitäts-Augenklinik in
Heidelberg.)
Ferrocyankalium und Jodkalium lassen sich 5—10 Minuten nach subcon-
junctivaler Injection der betreffenden Lösungen im Humor aqueus nachweisen
und sind noch etwa 1 Stunde in relativ grösster Menge in demselben enthalten.
Der Nachweis gelingt 2—3 Stunden, später unsicher; beim Ferrocyankalium
etwas länger, als beim Jodkalium. Sind die Lösungen schwächer, als 1:1000,
so ergieht die Untersuchung des Kammerwassers ein negatives Resultat. Ob
die Injection nahe dem Limbus oder am Aequator ausgeführt wird, macht keinen
wesentlichen Unterschied.
8) Ueber den Nachweis vom Quecksilberchlorid im Humor aqueus
nach Injection unter die Bindehaut. Experimentelle Untersuchungen
von Dr. C. Addario aus Catania.
Chemische Untersuchungen des Kammerwassers nach subconjunctivalen
Sublimatinjectionen (1 ccm einer Lösung 1:1000 mit NaCl). Die Ausführung
geschah nach einer sehr feinen, von Prof. Jannasch angegebenen Methode,
welche 0,00001 g HgCl, sicher nachweist. Es wurde niemals eine positive
Reaction erzielt. Da Verf. jedesmal 1 ccm Humor aqueus sammelte und unter-
suchte, so war der Gehalt des Kammerwassers an HgCl, jedenfalls kleiner als
1:100 000. Von einer antiseptischen Wirkung kann daher nicht die Rede
sein, und das um so weniger, als das Kammerwasser alle Salze rasch aus-
scheidet.
9) Anatomische und physikalische Untersuchungen der Rinder-Sklera,
von Dr. G. Ischreyt, Augenarzt in Riga.
Die Resultate dieser Untersuchungen über Festigkeit, Dehnbarkeit u. s. w.
ausgeschnittener Skleralstreifen lassen sich nicht kurz zusammenfassen. Die
Verschiedenheit des Baues und der physikalischen Eigenschaften der verschiedenen
Gebiete der Sklera, wie Gegend des Limbus, der Muskelansätze, hinterer Ab-
schnitt, weisen auf die verschiedene physiologische Bedeutung der einzelnen
Abschnitte hin. Der hintere Abschnitt würde als Compensationsvorrichtung
gegen Drucksteigerung dienen können. Nachgewiesen ist diese Function nicht.
10) Ein Beitrag zur Frage der Myopie-Operation, von Dr. E. Hertel,
Privatdocent und I. Assistent der Jenaer Augenklinik.
Bei 8 von 24 Augen, bei denen in üblicher Weise Discision und Extrac-
tion verrichtet wurde, traten nach !/, bis 7!/, Jahren membranöse Trübungen
im Pupillargebiet auf. In G Fällen handelte es sich um zarte Membranen,
welche sich der Nadel gegenüber sehr resistent erwiesen, nach deren Spaltung
aber die frühere Sehschärfe wiederkehrte. Bedenklich bleibt die mit jeder Dis-
cision des Nachstars verbundene Zertrüämmerung des Glaskörpergewebes.
In 2 Fällen befanden sich die Trübungen in den vorderen Abschnitten des
Corp. vitr. In einem dieser Fälle war der Glaskörper vorher durch die Nadel
eingeschnitten worden, in dem anderen Falle hatte diese Verletzung nicht statt-
gefunden. Die Verletzung des Glaskörpers kann demnach nicht ohne Weiteres
als Ursache der Trübungen angesehen werden: Im ersteren Falle wurde zwei-
mal mit gutem Erfolge discidirt, doch entwickelte sich die Trübung sehr bald,
24
—- 370 —
auch nach der zweiten Discision von neuem. Ob von der Myopie abhängige
Veränderungen des Glaskörpers im Spiele sind, ob solche Trübungen Vorläufer
von Glaskörperschrumpfung und nachfolgender Netzhaut-Ablösung sein können,
ist vorläufig nicht zu sagen.
11) Monoculares und binoculares Blickfeld eines Emmetropen, von
Dr. L. Asher, Privatdocent und Assistent am physiol. Institut zu Bern.
(Aus dem physiol. Institut der Universität Leipzig.)
Darstellung des monocularen und binocularen Blickfeldes in 43 und 20 cm
Abstand. In beiden Fällen war das binoculare Blickfeld im Vergleich zu dem
gemeinsamen Theile des monocularen Blickfeldes mässig eingeengt.
12) Weitere Mittheilungen über Decentriren bisphärischer Linsen,
von Dr. Hermann Triepel, Privatdocent der Anatomie in Greifswald.
Verf. berechuet, um wieviel ein Biconvex-, bezw. Biconcavglas seitlich ver-
schoben werden muss, um die Wirkung eines Prismas von bestimmter Stärke
zu erreichen.
In der Praxis wird man in den meisten Fällen die Combination der Brillen-
gläser mit Prismen entbehren und statt dessen decentrirte sphärische Gläser
verordnen können.
13) Die scheinbare Accommodationsfähigkeit der aphakischen Lang-
augen, von Dr. G. J. Schoute, Augenarzt in Amsterdam.
Nachweis, dass eine von Thier gegebene Erklärung unrichtig ist. Keine
positive Lösung der Frage.
14) Ueber das Alterniren der Schielenden, von Dr. Moritz Sachs,
Assistent an der Univers.-Augenkl. des Herrn Prof. Fuchs in Wien.
Ein kurzes Referat würde den Inhalt der Arbeit nicht verständlich wieder-
geben können. Es ist daher auf das Original zu verweisen.
15) Augenspiegelbefund bei Pneumonie, von Dr. Fränkel in Chemnitz.
34jähr. Arzt erkrankte unter heftigen Fieber-Erscheinungen. Diagnose un-
bestimmt, Verdacht auf Meningitis tuberculosa. Von Anfang an rasch pro-
gressive Sehstörung auf dem einen und dann auf dem anderen Auge. Befund:
um die Macula befinden sich 5 oder 6 weissliche, rundliche Flecken von circa
Gi E bh. an einem Flecken, über welchen ein Gefäss zieht, ist deutliche Pro-
minenz nachweisbar. Verf. dachte an Chorioidealtuberkel. Nach 7 Tagen
typische Krisis, Herpes, Pneumonie — Genesung. Nach 6 Wochen Fundus
frei, die Sehstörung verschwindet erst nach 6 Monaten gänzlich. Wahrschein-
lich handelte es sich um ‚Ansiedelungen von Pneumokokken.
16) Ueber ein operatives Verfahren zur Heilung von Lidverdickung
bei ulceröser Blepharitis, von Dr. L. Kugel, Augenarzt in Bukarest.
Der verdickte Tarsus wird durch Ausschneiden dünner Lamellen auf seine
natürliche Dicke gebracht. In 8 Fällen guter Erfolg auch in Bezug auf die
definitive Heilung der Lidrandgeschwüre, welche durch die Verdickung des
Tarsus unterhalten zu werden scheinen.
31 —
17) Bemerkung zu der Mittheilung Schnaudigels: Ein Fall von mul-
tiplen Blutungen des Sehorgans, insbesondere der Sehnerven-
scheiden (v. Graefe’s Archiv, XLVII, 3, S. 440), von Docent Dr.
Anton Elschnig in Wien.
Hinweis auf 3 frūher vom Verf. publicirte Fälle, welche beweisen, dass
auch grosse Blutungen in den Zwischenscheidenraum ohne Einfluss auf Opticus
und Retina bleiben und daher nicht diagnosticirt werden können.
18) Bemerkungen zu L. Bach’s Arbeit: Zur Lehre von den Augen-
muskellähmungen u. s. w., von Dr. St. Bernheimer in Wien.
(v. Graefe’s Archiv XLVII, 2 u. 3.)
19) Erwiderung auf die „Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn
Dr. S. Bäck: Experimentell-histologische Untersuchungen über
Contusio bulbi'‘ des Herrn Dr. Denig, von Dr. S. Bäck, I. Assistent
an der Augenheilanstalt in Gleiwitz. (v. Graefe’s Archiv, XLVII,
S. 678.) Scheer.
Bere Tun ne Ha are en =
ll. Archiv für Augenheilkunde. XXXVIII. Band. Heft 4. 1899. März.
20) Beiträge zur Anatomie des myopischen Auges, von Dr. Heine,
Privatdocent und 1. Assistent. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Marburg.)
Verf. untersuchte 4 Bulbi mit hochgradiger Myopie anatomisch. Er leitet
aus den Ergebnissen u. A. das Zustandekommen des Conus post. ab. Die
Lamina elastica Chorioideae wird durch Dehnung des Bulbus zu kurz und zieht
die mit ihr durch Bindegewebe verbundenen Nervenfasern zwischen Chorioidea
und Retina herein. Die dadurch bedingte Knickung der Nervenfasern wird
ausgeglichen, sobald sich in fortgeschritteneren Fällen die Retina zurückzieht.
Nun wird auch die Chorioidea temporalwärts verzerrt, bezw. atrophirt, so dass
man ophthalmoskopisch direct die Sklera vor sich sieht.
Die myopischen Veränderungen im Augenhintergrunde, die man gewöhnlich
als Chorioiditis bezeichnet, erkannte Verf. in seinen Präparaten hauptsächlich
auf Epithelveränderungen der Retina beruhend. Diese Veränderungen sind sebr
ähnlich solchen, wie er sie in einem Bulbus mit Spontanheilung von Netzhaut-
ablösung fand, so dass es nahe liegt, anzunehmen, dass die Verklebungen und
Pigmenteinwanderungen in der Umgebung der Macula myopischer Augen als
Heilungsvorgänge kleiner Netzhautablösungen anzusehen sind.
21) Die sogenannte Embolie der Art. central. retinae und ihrer
Aeste, von Dr. R. Reimer. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Zürich.)
Als Hauptergebnisse der Arbeit führt Verf. an, dass von totaler Blutstrom-
unterbrechung nur die Rede sein kann, wenn in den peripher vom Hinderniss
liegenden Gefässstrecken Zerfall der Blutsäule nachweisbar ist. Die Annahme
einer Endarteriitis proliferans der Centralarterie, bezw. der betreffenden Retinal-
arterie genügt allen Anforderungen zur Erklärung des Krankheitsbildes, nicht
die Annahme einer Thrombose oder Embolie, zumal wenn ophthalmoskopische
Wandverdickungen der Arterien sichtbar sind. Bei wirklicher Embolie oder
Thrombose der Arterien muss totale Erblindung und körniger Zerfall der Blut-
säulen der zugehörigen Retinalgefässe erwartet werden.
— 8372 -——
22) Zur Entwickelungsgeschichte der Linse des EES von Dr.
C. Ritter (Bremervörde).
23) Ein Beitrag zur Iridocycelitis, bezw. Phthisis bulbi bei Chorioidal-
sarkom, von Dr. Jarnatowski, Breslau. (Aus der Univ.-Augenkl. zu
Breslau.)
In dem ersten genau mitgetheilten Falle liess sich feststellen, dass die
Geschwulstbildung das Primäre, die Iridochorioiditis, bezw. Cystitis das Secun-
däre war, während es im zweiten Falle sehr wahrscheinlich ist.
24) Die Originalartikel der Englischen Ausgabe, erstattet von Dr.
Abelsdorff in Berlin.
(Archives of Ophthalmology. Vol. XXVII. Heft 4.)
1. Neue Erfahrungen bei Nachstar-Operationen, von Herm. Knapp.
(Originalartıkel der Deutschen Ausgabe.)
2. Ueber Augen-Erkrankungen bei puerperaler Eklampsie, von
C. Zimmermann, Milwaukee. Referirende Uebersicht und Mittheilung
eines Falles mit letalem Exitus. `
3. Ein Fall von Verknöcherung der Linse. Krankengeschichte von John
Dunn, pathologische Beschreibung von W. A. Holden.
XXXIX. Band. Heft 1.
1) Ein Beitrag zur klinischen Symptomatologie und zur Histologie
des primären Myxosarkoms des Sehnerven, sowie zur operativen
Entfernung desselben nach der Krönlein’schen Methode, von Prof.
Dr. Axenfeld und Dr. F. Busch, frühere Assistenten der Univ.-Augenkl.
zu Rostock. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Rostock.)
Bei einem 11jähr. Mädchen, das seit !/, Jahre an (alle 8 Tage auftreten-
den) Kopfschmerzen litt und Exophthalmus zeigte, wurde unaufgeklärtes Schwanken
des Exophthalmus bei gleichzeitigem Fieber beobachtet. 8 Monate nach Be-
ginn der Erkrankung wurde bei fast voller Sehschärfe und freiem Gesichtsfeld
(trotz hochgradiger Geschwulstverdickung des Sehnerven) die Exstirpation der
Geschwulst nach Krönlein vorgenommen. Der Bulbus blieb dauernd erhalten,
die anfangs hochgradigen Muskelläbmungen besserten sich erheblich. Anatomisch
war auffallend, dass besonders hinten eine stärkere geschwulstdurchsetzte, centrale
Partie des Sehnerven von wohlerhaltenen, markhaltigen Theilen eingeschlossen
war, doch ist der excentrische Beginn der Geschwulst nicht zu bezweifeln. Im
Geschwulstcentrum fand sich hyaliner Knorpel, wobei es sich um Metaplasie
handelt.
2) Untersuchungen über die Sterilisation der chinesischen Tusche,
zur Tätowirung der Hornhaut, von Dr. A. Scherer, Privatdoc. (Aus
dem hygien. Institut der Universität München.)
Die Entdeckung eines Kapselbacillus in der chinesischen Tusche, der in
schlechterer Tusche reichlicher vorhanden ist, gab Verf. Anlass zu Sterilisations-
versuchen. Er empfiehlt als zuverlässigstes die bekannte Methode der Trocken-
sterilisation bei 160°. In Betracht kommt ferner 1. 30 Minuten lange
Einwirkung von 60°, 2. 15 Minuten lange von 98° und 3. mehrmaliges Ein-
dampfen der Tusche.
ee BT, Ae
3) Klinische Beiträge zur eitrigen Keratitis, von Dr. H. Schultz,
I. Assistent. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Berlin.)
Unter 4877 klinischen Patienten der letzten 5!/, Jahre fanden sich 237
eitrige Keratitiden = 4,8°/,. Darunter 205 Mal Ulc. serpens, 27 Mal um-
schriebenes, eitriges Hornhautgeschwür, 5 Mal Abscess. Dazu kamen poliklinisch
behandelt 16 Fälle von Ulc. serp, 8 von umschriebenen eitrigen Hornhaut-
geschwür, 1 Abscess. Bei Ulc. serpens war die Behandlung zunächst medicamentös.
Reinigung des Auges, Einträuflung von Atropin und Ag. chlori, sowie warme
Sublimat- oder Bor-Umschläge und feuchter Verband, der täglich erneut wird.
Bei Thränensackleiden wurde der Thränensack exstirpirt. Schreitet das Ge-
schwür trotzdem fort, so wird zur Cauterisation geschritten, und falls ein
grösseres Hypopyon vorhanden ist, die Perforation des Geschwürsgrundes mit
dem Galvanocauter oder, bei sehr grossem und anscheinend zähem Hypopyum,
mit der Lanze im Kammerwinkel vorgenommen. 94 Fälle wurden nur medi-
camentös, 127 auch operativ behandelt; die Erfolge waren günstig, bis auf
10 schwerste Fälle von Verlust oder Erblindung.
Sehresultate, die sich nach dem Sitz des Geschwürs richten, sind nicht
angeführt. Bei dem nmschriebenen eitrigen Hornhautgeschwür, wie beim Abscess
war die Behandlung ähnlich.
4) Die Refractionslehre im Alterthum. Ein Beitrag zur Geschichte der
Refraction auf Grund bisher unbekannt gebliebener literarischer Funde,
von Vincenz Fukala in Wien.
Siehe die Bemerkungen 1899, S. 159.
6) Conjunctivitis folliculosa und Trachom. Studie von Dr. O. Walter,
Odessa.
Verf. ist Anhänger der unitarischen Richtung, er erklärt Conjunctivitis
folliculosa für abgeschwächtes Trachom, sobald dabei Follikel vorhanden sind
und es sich nicht nur um bläschenförmige Gebilde handelt. Er stützt sich auf
die Schwierigkeiten in der Differentialdiagnose, bei der die „verdächtigen“ Fälle
eine grosse Rolle spielen und zieht es vor, bei der Gleichheit des anatomischen
Befundes verschiedene Formen der gleichen Krankbeit, statt nach dem Verlaufe
verschiedene Krankheiten anzunehmen.
6) Ueber die Fuchs’sche periphere Atrophie des Sehnerven, von Dr.
K. Kiribuchi, Tokio. (Aus dem Laboratorium der Augenabtheilung der
kgl. Charité zu Berlin.)
Fuchs entdeckte 1885, dass beim Erwachsenen Atrophie gewisser Bündel
des Sehnerven als Regel vorkomme. Verf. schliesst aus seinen Untersuchungen,
dass es sich bei dem Beobachteten nicht um eine pathologische Veränderung
handelt, sondern um einen peripheren Gliamantel, der auch Gehirn und Rücken-
mark umhüllt und bei jedem Menschen physiologisch vorkommen muss.
7) UVeber ein subconjunctivales Angiofibrom des äusseren Augen-
muskels mit hyaliner Degeneration, von Dr. J. Gonin, Assistent des
Herrn Prof. Dufour in Lausanne. |
374 - -
8) Ueber die Operationen zur Erzielung der Beweglichkeit künst-
licher Augen und deren theilweisen Ersatz durch eine neue
Prothese von besonderer Form, von Dr. H. Wolff, Berlin.
Verf. empfiehlt eine Prothese, an der die bisher bei Enucleation bulbi in
die Tenon’sche Kapsel zuweilen eingeheilte Kugel direct angebracht ist. Aus-
sehen und Beweglichkeit waren zufriedenstellend, Reizungen erwartet Verf. nicht.
8) Die Originalartikel der Englischen Ausgabe. Erstattet von Dr.
Abelsdorff in Berlin.
Archives of Ophtbalmology. Vol. XXVII. Heft 6.
1. Angeborene Irideremie, von M. Lanikton Foster, New York.
Zwei Fälle und referirende Uebersicht.
2. Bemerkungen über Bakteriologie und Asepsis in der Augenheil-
kunde, von H. Gifford in Omaha.
3. Ein Fall von Anastomose zwischen einer Netzhaut einer cilio-
retinalen Vene, von John Dunn, Richmond.
XXXIX. Band. Heft 2.
10) Zur Technik der Vorlagerung bei der Schieloperation, von Geh.
Med.-Rath Prof. Dr. C. Schweigger.
Verf befolgt bei der Vornähung den Satz, dass die Verkürzung des vor-
zunähenden Antagonisten des Schielmuskels dem linearen Maasse der Ablenkung
gleich sein soll. Um ein directes Messen am Muskel leicht zu ermöglichen,
giebt er ein kleines Instrument an. Bei grösserer Ablenkung als 6 mm wird
die Operation auf beide Augen vertheilt.
11) Ein Fall von chronischem Empyem der Sinus frontalis und
ethmoidalis mit Exophthalmos; Operation, Heilung, von Dr.
Arnold H. Knapp, New York. .
12) Zur Casuistik der einseitigen homogenen Hemianopsie corticalen
Ursprungs, mit eigenartigen Störungen in den sehenden Gesichts-
feldhälften, von Dr. Gelpke, Augenarzt in Karlsruhe.
Durch Schädelbruch entstand Zerstörung der Rinde und des Marklagers
der Hinterhauptlappen, auch wurden bei späterer Drainage des Hinterhorns
tiefere Theile des linken Seitenventrikels verletzt Es entstand. rechtsseitige
absolute und linksseitige unvollständige Halbblindheit, sowie anamnestische
Farbenblindheit und Störungen im Orientirungsvermögen. Der Fall stützt die
Annahme, dass Associationsfasern die Orientirungsfähigkeit vermitteln (Peters),
und dass auch bei einseitiger Störunz im Sehcentrum Störungen des Orts-
gedächtnisses auftreten.
13) Zur pathologischen Anatomie des Glaukoms. (Klinisch-histologische
Untersuchung), von W. Dolganoff, Privatdoc. in St. Petersburg.
In einem Falle von Glaukom nach Star-Operation bei einem 11jährigen
Knaben wurde das Auge enucleirt, da Ablösung der Netzhaut bei hohem Drucke
Gliom vorgetäuscht hatte. Als Ursache des Glaukoms nimmt Verf. nach der
anatomischen Untersuchung an, dass lridocyclitis mit peripherer Synechie und
Localisation des Processes im Fontana’schen Raum und der Bucht der Vorder-
kammer es herbeiführte.
— 375 —
14) Die Pathologie der experimentellen Chinin-Amblyopie, von Dr.
W. A. Holden, New York.
Verf. injicirte Hunden Chinin (0,07 g auf 1 kg Körpergewicht); die Thiere
waren nach 30—40 Minuten taub und blind und zwar bei Wiederholung
dauernd. Ophthalmoskopisch fand sich Abblassung der Papillen, starke Con-
traction der Netzhautgefässe. Letztere beherrschte das anatomische Bild, daneben
fand sich Ausschwitzung einer eiweisshaltigen Flüssigkeit in die Nervenfaser-
schicht, Degeneration der Ganglienzellen nebst ihren Axencylinder-Fortsätzen.
Es ist anzunehmen, dass diese Veränderungen secundär durch die Verengerung
der Gefässe veranlasst werden. Versuche mit erweiternden Mitteln, wie Amyl-
nitrit, therapeutisch zu wirken, waren ohne Erfolg.
15) Ueber den Herpes Zoster ophthalmicus. Eine klinische Studie, von
0. R. Cohn, San Francisco. [Aus der II. Univers.-Augenklinik zu Wien
(Hofrath Prof. Fuchs.)]
Verf. beschreibt das Krankheitsbild des Herpes Zoster ophthalmicus, theilt
einen neuen Fall mit und bespricht eingehend Complicationen, die an allen
Theilen des Auges auftreten können.
16) Ueber schlaffe hysterische Ptosis, von Dr. H. Wilbrand, Hamburg.
17) Exstirpation des Thränensackes und der Thänendrüse, von Dr.
C. R. Holmes, Cincinnati, O.
Sebald conservative Behandlung versagt oder zu lange aufhält, ist Verf.
für Exstirpation des Thränensackes und der Thränendrüse. Das schwierige
Verfahren zu letzterer muss im Original eingesehen werden. Der Erfolg in
17 Fällen war, dass Thränenträufeln die Pat. nicht belästigte.
18) Zum Binocularsehen, von Dr. E. Jaesche, Dorpat. Spiro.
III. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. 1899. Heft XXXX.
Weitere Mittheilungen über mein Heilverfahren bei Netzhaut-
ablösung, gleichzeitig ein Bericht über 101 nach dieser Methode
von mir operirte, an Netzhautablösung erkrankte Augen, von Prof.
R. Deutschmann in Hamburg.
Die Bestrebungen, auf operativem Wege Heilung von Netzhautablösung zu
erreichen, haben in Deutschmann ihren weitgehendsten Vertreter gefunden.
Seine im Jahre 1895 veröffentlichte, schwer eingreifende Methode erfuhr bald
heftige Angriffe, denen Verf. auf Beobachtung von 101 Augen gestätzt ent-
gegentritt. Die Methode hat er etwas modificirt. Nach Atropinisirung führt
er unter Cocainanästhesie ein scharfes, ‘zweischneidiges Linearmesser mit Ver-
schiebung der Conjunctiva an der Einstichstelle tangential in den Bulbus ein
und zwar möglichst entfernt vom Hornhautrande, indem er als Richtung für
den Schnitt die Richtung der stärksten Ablösung wählt, gewöhnlich in der
unteren Bulbushälfte. Das Messer stösst er in gerader Linie von unten aussen
nach unten innen vor bis zur Contrapunction der gegenüberliegenden Bulbus-
wand, ohne hier die Conjunctiva zu durchstechen. Sodann wird das Messer in
einem ganz flachen Bogen mit leicht nach aufwärts gestellter vorderer Schneida
zurückgeführt.
— avô
Der Zweck des Verfahrens ist Ablassen der subretinalen Flüssigkeit, sowie
der präretinalen durch mehrere Oeffnungen. In das plötzlich entstehende prä-
retinale Vacuum soll das Gefässsystem, wenn es noch dazu im Stande ist,
erneute und vermehrte Flüssigkeit ergiessen, die dann die Netzhaut an die
Aderhaut presst. Die Netzhaut-Schnittstellen entspannen die Membran, die dort
auftretenden Blutungen figuriren zunächst als Klebestof. Endlich sollen etwa
vorhandene Stränge zwischen Glaskörper und Netzhaut zerreissen oder durch-
trennt werden. Die Durchschneidungen wiederholt Verf. vielfach, er wendet
beim Versagen danach und daneben Kaninchen-Glaskörper-Injectionen an. Er
benutzt dazu ein Canülen-Messer, das er ebenso führt, wie das Linearmesser,
nur dass die gegenüberliegende Sclera mit der Spitze nicht durchbort wird,
sondern nur als Stützpunkt dient. Der Kaninchen-Glaskörper wirkt dabei ent-
zündungserregend.. Die Wirkung kann durch Verrühren mit Kochsalzlösung
dosirt werden, ebenso würden beim Abstehenlassen des Glaskörpers die höheren
Schichten weniger wirksam. Die Injectionsmasse soll den Bulbus gefüllt halten,
bis die dadurch angeregte Uveitis zu Verwachsung von Retina und Chorioidea
geführt hat.
Wo er schneidet oder einspritzt, ist, wie Verf. bemerkt, kein Glaskörper,
sondern verflüssigtes oder sonst entartetes Gewebe. Die Injectionsmasse soll in
den Raum zwischen Netzhaut und Glaskörper gelangen, doch würde sie auch
unter der Netzhaut nicht schaden.
Die Nachbehandlung erfolgt durch Verband, Bettruhe u. s. w. Wieder-
holungen von Durchschneidung (bis fünfzehn und mehr) und Injection richten
sich nach dem einzelnen Falle. Die klinische Behandlung dauert Wochen und
Monate lang.
Von 101 Augen, unter denen 86 mit Myopie von 1—23D sich befanden,
wurden 26 = 25,7°/, geheilt, gebessert 34, nach Besserung durch Recidiv
verschlechtert zum alten Status 7, endlich 34 nicht verbessert, bezw. nicht lange
genug behandelt.
Die Dauer der beobachteten Heilung beträgt 5 Monate bis 7 Jahre, sie
war 22 Mal durch Durchschneidungen allein, 4 Mal nach deren Versagen durch
Glaskörperinjectionen erreicht.
Die Verbesserung der Sehfunction ist zum Theil eine erhebliche, die
Wiederherstellung des Gesichtsfeldes gelang einige Male, häufig blieben Defecte
zurück, besonders für herabgesetzte Beleuchtung trotz Anliegens der Netzhaut.
— Von den 26 Geheilten waren 18 Myopen, ferner 1 Fall von Abl. nach
Myopie-Operation, 1 Fall von Spontanluxation der Linse bei Myopie. Bei
3 Fällen bestand Emmetropie, bei weiteren 3 Hypermetropie bis 2 D.
~ Ueber die Pathogenese der spontanen Netzbautablösung hat sich Verf.
folgende Ansicht gebildet. Der Process beginnt mit äquatorialer, chronischer
Chorioiditis, die nahezu circulär ist. Diese bewirkt Ernährungsstörung und
damit Schrumpfung und Ablösung des Glaskörpers. Es entsteht dadurch ein
präretinaler Raum, der sich mit Flüssigkeit aus den Ciliar- und Retinalgefässen
füllt. Der gleiche Zug, wie ihn dabei schrumpfende Partien des zuerst ent-
zündeten vorderen Uvealabschnittes auf den Glaskörper ausüben, wirkt auf die
Netzhaut. Diese wölbt sich schliesslich vor, während die Aderhautgefässe
Flüssigkeit hinter sie ergiessen. Beim Fortschreiten der ungleichmässigen
Zerrung kommt es zu Rissen. Dabei bleibt der Druck normal, er muss sinken,
wenn die Transsudation aus den Gefässen versagt. Die später sich einstellende
Chorioretinitis, fasst Verf. als einen Factor auf, der zur Heilung der Ablösung
— 8377
wesentlich beiträgt, sie ist nicht Ursache der Ablösung, wie die äquatoriale
Chorioretinitis.
Was die Indicationen anlangt, so hält Verf. frische Fälle nicht für geeignet,
ferner flache Ablösungen und solche von oben her. Netzhautrisse bilden keine
Gegenindication, auch Blutungen nicht, sofern es sich nicht um ältere Leute
mit atheromatösem Gefässsystem handelt. Im Ganzen stellt das Verfahren das
äusserste bei verzweifelten Fällen dar.
Eine Kritik des Verfahrens wird man bei der Lektüre des Originals er-
halten, da Verf. die zahlreichen erhobenen Einwände zum Theil anführt und
darauf entgegnet, auch geben die ausführlich mitgetbeilten Krankengeschichten
ein anschauliches Bild des Vorgehens und des Verlaufs der dadurch veranlassten
Vorgänge in den erkrankten Theilen. Spiro.
1V. Centralblatt für Pbysiologie. 1899. Mai.
Ein unbeachtet gebliebenes Augensymptom bei der Kältestarre der
Frösche, von Dr. G. Abelsdorff.
Verf. beobachtete, dass bei längerer Einwirkung von Temperaturen unter
0° die sonst schwarze Pupille des Frosches eine leicht graue und schliesslich
milchweisse Farbe annimmt, um bei Erwärmung des Thieres wieder der schwarzen
Platz zu machen. Die Untersuchung der Linse ergab, dass der harte Kern
durchsichtig bleibt und die durch die Kälte erzeugte Trübung ihren Sitz nur
in der Corticalis hat. Die Aufhellung in vivo erfolgt, ohne Spuren einer
Trübung zurückzulassen. C. Hamburger.
Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. 2. Jahrgang. 1899. Nr. 28.
1) Ein Fall von gonorrhoischer Conjunctivitis, von Wolffberg.
Der Fall betrifft einen 19jährigen Mann; Ausgang in Heilung. Die Be-
handlung hatte ausser in Betupfen mit 2°/, Argentum-Lösung in Einträufeln
von 5°/, Protargol-Lösung und in Application von Formalin-Buluspaste be-
standen.
2) Zur Pathologie und Therapie des Chalazion, von Vehmeyer.
Zwei Fälle von hochgradiger Verunstaltung der Augenlider durch Chalazien.
Heilung durch Aetzung mit Chlorzink.
Nr. 30 und folgende.
1) Die Optik in der internen Medizin, von E. Friedrich, Dresden.
Verf. geht davon aus, dass es nachgewiesen sei, dass Farbenempfindungen
einen bedeutenden physischen Einfluss. haben, derart, dass durch Roth das
Gehirn mit Blut angefüllt werde, während Grün das Gegentheil zur Folge habe.
Hieran knüpft Verf. Behauptungen, die jedenfalls den Reiz der Neuheit
haben. Das Auge, welches nur die sieben Regenbogenfarben wahrnimmt, ist
„für die Schwingungen der darüber hinausgehenden unsichtbaren, ultravioletten
und ultrarothen Strahlen nicht specifisch geschaffen, von denen besonders die
ersten ... dem Auge schaden. Dagegen ist im Gehirn für sie zuvorkommend
gesorgt, das sogar eine directe Quelle für sie ist. Und zwar sendet die speciell
für Wärmestrablen geschaffene Grosshirnrinde unsichtbare Strahlen aus, die den
Schwingungen ultrarothen Lichtes entsprechen, während vom Centralgrau des
Gehirnes ultraviolette Schwingungen ausgehen.“ — An einer andern Stelle heisst
ag
es: „das Herz sondert mit jedem Schlage ein Secret ab, das durch seinen Ueber-
gang ins Blut im Gehirn die ... Liebe zum Leben erweckt.“
Das Motto lautet: „Non ignorabimus‘“. (!)
Man fragt vergebens, wie eine derartige wesenlose Speculation in einer
medizinischen Zeitschrift Aufnahme finden konnte.
2) Mittheilung über die Herstellung meiner galvanokaustischen
Glühnadel aus Platin-Iridium, von Bloebaum.
Die geringe Elasticität und leichte Brüchigkeit, welche der reinen Platin-
nadel anhaften, hat Verf. dadurch verbessert, dass er Glühnadeln aus Platin
und Iridium zusammen herstellen liess.
3) Ueber Sehprüfungen von Schulkindern und Soldaten durch Laien.
Zur Abwehr der Angriffe des Herrn Prof. Silex, von H. Cohn.
Verf. weist eine Reihe unrichtiger Behauptungen Silex’ zurück und be-
tont, dass auch nicht der Schatten eines Beweises erbracht sei, wenn Silex
jetzt, 1899, die im Jahre 1865/66 vom Verf. publicirten Schüleruntersuchungen
als „sicher falsch“ hinstellen wollte, -— zumal dieselben bekanntlich von einer
Reihe angesehener Autoren nachgepräft und bestätigt worden sind. Auch
habe er nie, wie Silex behaupte, den Vorschlag gemacht, Augenuntersuchungen
durch Laien machen zu lassen; was er bezwecke, sei nur, dass die höchst
einfache Vorprüfung dem Arzt abgenommen und von Lehrern oder dergl. aus-
‚geführt werde. Die hierbei als sehschwach .Erkannten verbleiben einzig und
allein dem Arzt zur Untersuchung.
4) Die Formalin-Bolus-Paste, von Wolffberg.
Heilung einer Hypopyon-Keratitis unter Anwendung der Formalin-Bolus-Paste.
L.Nr. 36.
Noch einmal der Hohlverband bei Augen-Operationen, von Wolffberg.
Beschreibung einer Modification an dem Wolffberg’schen Schutzpapier-
verbande.
Nr. 38,
1) Beitrag zur Behandlung der Embolie der Centralarterie der Netz-
haut, von Dr. Casey A. Wood.
Mittheilung von 5 Fällen von Netzhautembolie mit Ausgang in Besserung,
bezw. Heilung. Die Therapie hatte in Massage und in schmaler Iridectomie
bestanden. Verf. meint, dass die Embolie der Netzhautarterie nicht ohne
Heilungstendenz sei, z. B. durch rasche Resorption des Embolus, und dass man
nicht jeden Heilerfolg der Behandlung zuschreiben dürfe.
2) Erwiderung auf die Abwehr des Herrn Prof. Cohn, von P. Silex.
Verf. betont, dass ihm „Verunglimpfungen“ der H. Cohn’schen Arbeiten
fern gelegen haben. Die grossen Verdienste Cohn’s um die Begründung der
Schulhygiene erkenne er rückhaltlos an, ebenso ‚Die bahnbrechenden Mitthei-
lungen über Augenprüfungen von Schülern“. Für Massenuntersuchungen jedoch
könne er sich nicht erwärmen, weil dabei eine Menge Fehler mit unterliefen,
die die Vertwerthung des Materials beeinträchtigten. C. Hamburger.
- 379 —
Vermischtes.
1) Wir beklagen den Tod von Poncet (de Cluny), der im besten Mannes-
Alter zu Vichy, als Generalarzt a. D. kürzlich verstorben ist. Einer der aus-
gezeichnetsten Schüler von Ranvier, hat er besonders durch seinen Atlas
des maladies profondes de l'oeil (Paris 1879), dem die französische
Literatur nur weniges an die Seite zu stellen vermag, seinen wissenschaftlichen
Ruf begründet und eine äusserst fruchtbare Thätigkeit, besonders auf dem Ge-
biet der pathologischen Anatomie des Sehorgans, entfaltet, bis ihm, durch eine
Augenkrankheit, die er als Militärarzt in Nord-Afrika sich zugezogen, leider
unfreiwillige Musse aufgezwungen wurde. Poncet war ein hervorragender
Künstler, der seine ausgezeichneten Präparate selber auf Stein zeichnete, und
Kunstliebhaber. Als solchen und als liebenswürdigen Collegen habe ich ihn
persönlich 1876 zu Paris und 18834 zu Tunis kennen gelernt. Friede seiner
Asche!
Im folgenden gebe ich die Liste seiner hauptsächlichsten Veröffentlichungen.
1. Gazette méd. de Strassbourg, 1870, Nr. 6. Ueber Hemeralopie. 2. Archiv.
göneral. de méd., 1870, S. 408. Zeichen des Todes durch Augenspiegelung.
3. Annales d’ocul., Bd. 70, S. 393, Gaz. hebd. 1873, S. 703, Netzhautablösung.
4. Lyon méd. 1873, Nr. 23, Greffes cutanées. 5. Progrès méd., Mai 1874,
Rec. d’opht., S. 386, Trepanat. d. Hornhaut. 6. Gaz. méd. de Paris, Nr. 9,
1874, Chorioïdit. tuberc. 7. Gaz. méd. de Paris, Nr. 10, Cysticercus zwischen
Netz- u. Aderhaut. 8. Lyon méd., 1874, Nr. 18, Zuckerwasser gegen Kalk-
Verätzung. 9. Arch. de physiol., 1874, S. 811, Pyramiden-Star. 10. Gaz.
méd. de Paris, 1874, S. 360, leukäm. Netzhaut-Entz. 11. Arch: de physiol.
1875, S.545, Nerven-Endigungen in der Bindehaut. 12. Soc. de Biol, 31. Juli
1875, Krause’sche Körperchen in der Bindehaut. 13. Gaz. méd., 18. Febr.,
Rec. d’opht., S. 189, tuberculöse Chorioiditis. 14. Anatom. Untersuch. über eitr.
Aderhaut-Entzünd. Paris 1875, G. Masson. 15. Ann. d’oc. Bd. 73, Glaskörper-
trübung durch allgemeine Arteriitis. 14. Ebenda, Bd. 74, Ret. pigment. 15. Gaz.
méd. 1875, Nr. 14, Glaskörper-Vorfall bei Star-Operat. 16. Gaz. méd. de Paris,
1876, Nr. 16, Netzhautablösung durch Schrotkorn. 17. Gaz. des hopitaux,
1876, Nr. 36, Glaucom mit Miliar-Aneurysmen der Netzhaut. 18. Gaz. méd.
de Paris, 1876, Nr. 32 u. Gaz. de hop., S. 659, albuminurische Netzhaut-Ent-
zündung. 19. Annal. d'ocul., Bd. 75, Histologie der Synchys. scint. 20. Gaz.
des hop., 1876, Nr. 28 u. Progrès méd., S. 210, Anatomie der Hornhaut-Täto-
wirung. 21. Internat. Congress zu Brüssel, S. 626, Ueber Netzhaut-Präparation.
22. Progrès méd., 1877, Nr. 6, Drainage des Auges. 23. Annales d’ocul.,, Mai
bis Juni 1878, Malaria-Retinitis. 24. Atlas des maladies profondes de l'oeil,
comprenant l'ophtalmoscopie par Maurice Perrin et l’anatomie patholog. par
F. Poncet (de Cluny), méd. maj. Paris 1879. (Vgl. Centralbl. f. Augenh. 1879,
S. 23 u. 130.) 25. Bericht des internat. Congr. zu Mailand. Vgl. Centralbl.
f. Augenh. 1880. 26. Arch. d’opht. 1880, Ueber das Pterygium. 26b. Rec.
d’opht. 1880, Cholestearin in der Vorderkammer. 27. Arch. d’ophtalm., 1881,
Ueber die nach Neurotomia opticociliaris erfolgenden inneren Augen-Veränderungen.
28. Progrös möd., 1881, S. 280, Ueber neuroparalyt. Keratitis. 29. Ebenda,
4. Juni, Ueber Hemeralopie. 30. Archives d’opht., 1881, Pannus granulos.,
geheilt durch Inoculation. 31. Centralbl. f. Augenh., 1881, S. 317 (internat.
Congress zu London), sympath. Ophthalmie nach Enervation. 32. Arch. d'opht.,
1881, Durchschneidung des Quintus in Beziehung auf das Auge. 33. Ebendas.,
— 8380 —
Myxom des Sehnerven. 34. Progrès méd., 1882, Nr. 1, Schul-Hygiene. 35. Eben-
daselbst, S. 145, über tabische Sehnerven-Atrophie. 36. Ebendas., S. 467, über
Tuberculose von Iris u. Glaskörper. 37. Arch. d’opht., 1882, über Netzhaut-
Gliom. 38. Franz. Ophthalm. Gesellschaft, 1883 (vgl. Centralbl. f. Augenh.,
S. 59), sympath. Ophthalm. nach Amputatio bulbi. 39. Biolog. G. zu Paris,
1885, 29. Mai, Zona du trijumau et ulcöre de la cornée. 40. Chirurg. Gesell,
schaft zu Paris, 7. April 1885, über den Mikroben der Granulation (Uentralbl,
f. Augenh., 1886, S. 116). 41. Franz. Ophth. Gesellsch, 1886 (Centralbl. f.
Augenh., 1886, S. 149), Bakterien-Befund bei Chalazion. 42. Ebendaselbst,
1887 (Centralbl. f. Augenh., 1887, S. 142), über Netzhautablösung. 43. Progrös
méd., 1887, Nr. 2 (Centralbl. f. Augenh., 1888, S. 22), über tuberculöse Lepra
des Auges. 44. Recueil d’opht., Oct. 1888, Sarcom d. Aderhaut. 45. Progrès
mödd., 1891, eitrige Entzündung der Bindehaut durch Abraupen. 46. Recueil
d’opht., 1892, Febr., bakteriolog. Untersuchung enucl. Augenstümpfe. H.
2) Nach dem Rücktritt von Prof. Deneffe ist Prof. van Duyse auf den
Lehrstuhl der Augenheilhunde zu Gent berufen.
Seine interessante Antritts-Vorlesung liegt bereits gedruckt vor.
3) „ . .. Im Hinblick auf eine Ihrer Klinik entstammende Publication, welche
ich dieser Tage las, theile ich Ihnen kurz folgendes Curiosum mit. Eine der
ersten Extractionen unter Cocain-Anästhesie verrichtete ich bei einer circa
S5jährigen Jungfrau, welche seit circa 70 Jahren taub und seit circa 20 Jahren
blind war. Ein für die leidlich wohlhabende, ganz alleinstehende Dame be-
stellter Curator, welcher lange als solcher in Function war, hatte offenbar an
die Möglichkeit ärztliche Hülfe nicht gedacht. Der nach seinem Tode ernannte
neue Curator war einsichtiger und forderte mich auf, seine Curandin zu be-
suchen und event. zu behandeln. Ich fand eine decrepide Greisin, ziemlich
unsauber in unsauberer Umgebung.
Rechts: Cataracta matura, anscheinend ohne Complication, links: Atrophia
bulbi. Vollständige Taubheit, Sprache unverständlich.
Als Patientin auf den Öperationstisch gelegt wurde, hatte sie keine
Ahnung von dem, was mit ihr geschehen sollte. Chloroform-Narkose wurde nach
Rücksprache mit einem Collegen als zu gefährlich unterlassen. Der Widerstand
der Patientin war anfangs sehr heftig, doch gelangen Schnitt und Iridectomie
gut. Als ich dann den Lidhalter entfernt hatte, wurde Pat. ruhiger und wider-
strebte kaum, als ich ohne Fixation des Bulbus das Cystitom einführte und
darauf die Cataract mittelst Daumen und Unterlid entband. Kein Glasküörper-
verlust. Die Heilung verlief ohne Störung, obgleich die Pat. einige Stunden
nach der Operation in einem unbewachten Augenblicke unter den gelockerten
Verband Urin mit dem Finger ins Auge wischte. Die Operirte war rührend
dankbar und hat sich noch einige Jahre des wieder gewonnenen Sehvermögens.
erfreut.
Mit collegialischem Gruss Ihr sehr ergebener
Scheer (Oldenburg).
Bibliographie.
1) Bemerkungen zu den Lid-Operationen, von Dr. E. Jaesche.
(St. Petersb. med. Wochenschr. 1899. Nr. 14.) Nimmt Bezug auf einen
Artikel von Adamück im Westn. Oftalmol. (siehe dieses Centralbl. 1898,
S. 531), der seinem älteren Bruder das Verdienst zuschreibt, das Verfahren
— 88l
zuerst veröffentlicht zu haben. Sodann beschreibt Verf. rochmals genau das
angegebene Verfahren, welches präciser mittelst eines von ihm schon früher
beschriebenen (Knapp u. Schweiger’s Arch. f. Augenh. XXI, 1) Instrumentes
(erhältlich bei Volmar in Dorpat) ausgeübt werden kann. Zum Schlusse kritisirt
er die mannigfaltig vorgeschlagenen Methoden zur Beseitigung der Trichiasis,
speciell auch bei Miterkrankung des Tarsus, und empfiehlt dem angehenden
Operateur, sich an eine beschränkte Zahl von Operationsweisen zu halten.
Neuburger.
2) Heterochromie mit Cataract-Bildung im pigmentärmeren
Auge, von A. Schapringer. (Vorstellung in der Deutschen med. Gesellschaft
von New York 4. Januar 1899. — New Yorker med. Monatsschr. 1899. Nr. 4.)
50jährige Frau, sonst gesund, mit brauner Iris rechts und grau-blauer links
und grauem Star auf letzterem Auge, uncomplicirt; die Linse rechts ist ganz
klar. Es handelt sich um erworbene essentielle Heterochromie, vor etwa
10 Jahren beginnend, ohne ersichtliche Ursache; Verf. konnte in der Literatur
keinen analogen Fall finden. Starbildung bei angeborener Heterochromie in dem
pigmentärmeren Auge ist schon von Hutchinson, Malgat und Bistis be-
schrieben worden. Im vorliegenden Falle begann die jetzt vollständig getrübte
Linse vor 3—4 Jahren sich zu trüben. Ueber den pathogenetischen Zusammen-
hang weiss man nichts Sicheres. Jedenfalls ist das pigmentärmere Auge
krankhaften Einflüssen gegenüber weniger widerstandsfähig. Vortr. hat einen
Fall gesehen mit Thränensackeiterung auf der Seite des pigment-ärmeren Auges.
(Ref. hat einen gleichen Fall gesehen.) Neuburger.
3) Diphtheritic conjunctivitis cured with antitoxin, by George
Huston Bell. (Med. Rec. 10. June 1899.) 2jähriges Kind mit bakterio-
logisch erhärteter, diphtherischer Conjunctivitis, ohne Hornhautbeschädigung.
Fiebertemperaturr. Hals und Nase frei. Auf den Wangen pustulöses
Eczem. Unter antiseptischer Behandlung keine Besserung. Nach Serum-Ein-
spritzung rasche Heilung. Neuburger.
4) Die Behandlung der Hypopyon-Keratitis, von Dr. Ed. Zinn.
(Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 9.) Um die der Methode von Saemisch
nicht selten folgenden schädlichen Zustände, wie Iris-Einheilungen, Secundär-
glaucom zu vermeiden, empfiehlt sie Verf. nur für Ausnahmefälle. In der
Regei wird nur das Geschwür gebrannt, bei stärkerem Hypopyon am tiefsten
Punkte zur Eiter-Entleerung durchgebrannt; bei grossem Hypopyon wird die
Vorderkammer mit Lanzenschnitt eröffnet. Daneben fleissiges Einstreichen von
Sublimatvaselin, Einstäuben von Jodoform und Behandlung der Thränensack-
leiden. Neuburger.
5) A case of sarcoma of the chorioid, by Albert Rufus Baker,
M. D. (Bull. of the Cleveland General Hospital. 1899. Januar.)
6) The process of preparation and mounting the eye in Dr.
Baker’s Case of melanotic sarcoma, by F. Y. Allen. (Ibid.) 42jährige
Frau mit Melanosarcoma chorioideae im Stadium der Drucksteigerung. Enu-
cleation. Anschliessend bespricht Verf. einige frühere Fälle seiner Praxis hin-
sichtlich der Prognose. So lange der Tumor die Sclera nicht durchbohrt hatte,
trat kein Recidiv ein, andernfalls jedoch sehr bald. — Im 2. Artikel bespricht
Verf. die Methode von Devereux Marshall zur Herstellung und Conservirung
makroskopischer Augenpräparate, nach welcher auch der oben beschriebene Fall
behandelt wurde. (Siehe d. Centralbl. 1896, S. 433 u. 569.) Neuburger.
7) The treatment of epilepsy, exophthalmic goitre, and glau-
coma by resection of the cervical sympathetic. (The Therap. Gaz.
— 8382 —
1899. 15. Mai.) Jonnesco (Centralbl. f. Chirurgie 1899, Nr. 6) berichtet
über seine Resultate bei Resection des Hals-Sympathicus.. Von 10 Fällen von
Basedow’scher Krankheit wurden 6 geheilt, 4 gebessert. Von 45 Fällen von
Epilepsie starben 6 kurz nach der Operation, nur 19 konnten längere Zeit
beobachtet werden; davon wurden 10 geheilt, 6 gebessert. 7 Fälle von Glaucom
wcrden rasch und erheblich gebessert, ohne jegliche schlechte Nebenwirkung.
Chipault (Gaz. des Höpitaux, 1898 April) beobachtete unter 71 eigenen und
41 aus der Literatur gesammelten Operationsfällen dieser Art keinen Todesfall;
um Erfolg zu haben, ist es absolut nothwendig, beide Ganglia superiora zu
- entfernen. Neuburger.
8) Traumatism of the eyeball involving the crystalline lens,
by Cassius D. Wescott, Chicago. (Railway Surgeon. 1899. 7. März.) Verf.
bespricht an Hand einiger Fälle die Behandlung und besondere Indicationen
bei durchbohrenden Verletzungen, welche die Linse auch verletzt haben.
Neuburger.
9) A clinical study of 287 cases of byperphoria, by Campbell
Posey, M. D. (Philadelphia Med. Journ. 1899. 8. April.) Unter
2300 Refractionsfällen seiner Privatpraxis fand Verf. 287 Fälle, also circa
13°/,, von Hyperphorie > 1°, die er genau beschreibt mit ihren sonstigen
Fehlern der -Refraction und des Muskelgleichgewichts, sowie die von ihm an-
gewandte Bestimmungsmethode. Das Hauptsymptom ist Kopfschmerz, ferner
Reflexerscheinungen im Facialisgebiet, wie Lidzwinkern, oder Blepharospasmus.
Die Behandlung besteht in Correctur etwa vorhandener Refractionsfehier, Ver-
setzen geeigneter Prismen und bei stärkerer Ablenkung in Tenotomie.
Neuburger.
10) A new instrument for measuring heterophorie and the
combining power of the eyes, by Frederick Verhoff. (Bull. of The
Johns Hopkins Hospital, Baltimore. 1899. Mai.) Ohne Abbildung schwer zu
beschrèiben. Das Instrument ist zu beziehen von E. B. Meyrowitz, New York.
Neuburger.
11) Blindness following the intoxicating use of jamaica ginger;
report of six cases. (Therap. Gaz. 1899. 15. Mai.) Hiram Woods jr.
(Ophthalm. Rec. 1899. Januar) berichtet über 6 Fälle von Erblindung nach
dem Genusse von „Jamaica Ginger‘; darunter ist auch der Fall von Thompson
(s. dieses Centralbl. 1897, S. 648). Zwar waren die Betroffenen mit einer
Ausnahme Gewohnheitstrinker, doch schreibt Verf. die Erblindung nur dem
schädlichen Einfluss des Jamaica-Ingwer zu, und schliesst sich Thompson’s
Ansicht an, dass die Erblindung durch toxische Neuritis retrobulbaris mit
folgender Atrophie verursacht sei. Neuburger.
12) An ophthalmic clinic at the Jefferson medical college
hospital, by G. E. de Schweinitz. (Therap. Gaz. 1899. 15. April)
Klinische Vorlesung mit Krankenvorstellung. Neuburger.
13) The after treatment of cataract, by J. G. Wishard, M. D.
Teheran, Persien. (Med. Rec. 1899. 29. April.) Bei der grossen Hitze in
Persien sind Salbenverbände nicht angezeigt. Verf. streut deshalb reichlich
fein pulverisirtes Jodoform auf die Starschnittwunde und in den Bindehautsack,
mit bestem Erfolg; unter 100 Fällen seitdem keine Vereiterung mehr. Doch
ist diese Methode nicht neu, wenn auch Verf. sie nach seiner Angabe nirgends
ı Yon Mandelstamm in Kiew angegeben. H.
—- 883
erwähnt gesehen. — Zum Fernhalten von Ungeziefer und Fliegen eignet sich
reichliches Einstreuen von Jodoform in die Umgebung des Auges auch bei
andren Kranken. Neuburger.
14) The use of the extract ofsuprarenal capsule in ophthalmic
practice, by Frank N. Lewis. (Med. Rec. 1899. 22. April.) In schwächerer
Lösung wirkungslos und eher schädlich, hat sich der Nebennieren-Extract in
stärkerer Lösung (10°/,) dagegen sehr bewährt in den Fällen, in welchen man
die Hyperämie der Bindehaut bekämpfen will, insbesondere als Vorbereitungs-
mittel für die Cocainwirkung, z. B. bei Operation von Hypopyon-Geschwüren.
Cocain wirkt bekanntlich auf die hyperätnische Bindehaut schlecht anästhesirend,
prompt dagegen nach vorheriger Nebennieren-Extract-Einspritzung.
Neuburger.
15) Perforating ulcer of cornea; prolapse of iris twelve times;
vision normal, by H.D. Jamison. (Med. Rec. 1899. 22. April.) 32jähr.
Mann mit frisch perforirtem, peripheren Ulcus corneae; Irisvorfall; Eserin;
Druckverband; Bettruhe.e Am Abend hatte sich die Vorderkammer wieder ge-
bildet; Pupille rund, central Am andern Morgen wieder Irisvorfall, abends
wieder runde, centrale Pupille mit Vorderkammer-Wiederherstellung. Dieses
Spiel wiederholte sich 12 Mal, indem jedesmal, wenn der Augendruck wieder
normal geworden war, der Humor aqueus das Ulcus wieder sprengte. Erst
nach Cauterisirung der Geschwürsränder mit reiner Carbolsäure glatte Heilung
mit centraler runder Pupille und normaler Sehschärfe. Neuburger.
16) Lightning stroke causing eye diseases, by G. St. Ryerson.
(Med. Rec. 1899. 22. April.) 25jährige Frau, welche in Folge eines Blitz-
schlages, der durch ihr Schlafzimmer gefahren, an grauem Star erblindete.
Geheilt durch Discision und: Linearextraction. — Während in diesem Falle die
Erblindung erst allmählich eingetreten war, erblindete die 2. Patientin, eine
50jährige Frau, sofort nach dem in ihrer Nähe eingefahrenen Blitzschlag, der
sie selbst gar nicht verletzt hatte. Pupillen weit, reactionslos; Conjunctiva,
Sclera, Augenlider stark congestivnirt, leichte Neuroretinitis. Kein Lichtschein.
Allmähliche Besserung; nach 8 Wochen Heilung. Doch bestand noch Empfind-
lichkeit gegen Licht und Schwierigkeit beim Nahesehen. Neuburger.
17) De la nature microbienne des conjonctivites, par Gonin.
(Revue medicale de la Suisse romande. 1899. Nr. 1 et 2.) Eine ätiolugische
Classification der verschiedenen Conjunctivitiden ist für die grosse Mehrzahl der
Fälle möglich, soll aber keineswegs die klinische Diagnose verdrängen. Nichts-
destoweniger ist sie in Bezug auf Prophylaxe und therapeutisches Handeln und
Prognose von besonderer Wichtigkeit. Die schnelle mikroskopische Unter-
suchung des Sekrets giebt bei der Diplobacillen- und Gonokokken-Conjunetivitis
sehr leicht eindeutige Resultate, während sie bei der durch Pneumokokken, den
Koch- Weeks’schen Bacillus und Streptokokken hervorgerufenen Entzündung
schwieriger sein kann. Zweifelhaft ist sie geradezu manchmal bei diphtherischer
Conjunctivitis. Verf. fügt sodann noch Einzelheiten über die in der Lausanner
Klinik beobachteten Conjunctivitis-Formen hinzu. Moll.
18) Weitere Beobachtungen über den physiologischen Pupillen-
abschluss, von Hamburger. (Verhandlungen der physiolog. Gesellschaft zu
Berlin. 1899. Nr. 8 u. 9.) Verf. berichtet über eine Versuchsreihe, die Ein-
wände betrefiend, welche gegen seine Versuche über die physiologische Un-
durchgängigkeit der Pupille erhoben worden sind. Den Einwand, dass es nicht
möglich sei, mit Sicherheit auszusagen, ob der Farbstoff in die hintere Kammer
eingebracht sei, oder etwa versehentlich in den Glaskörper, weıst er dadurch
384
zurück, dass er mit demselben Injectionsmodus (Micro-Spritze) Berliner Blau ein-
spritzt, die Augen sofort enucleirt und den Farbstoff mikroskopisch zwischen
Iris und Linse findet, also in der hinteren Augenkammer. Ferner wurde ent-
gegnet, dass selbst bei richtiger Application in die hintere Kammer der Farb-
stoff schon deshalb nicht sofort in die vordere überzutreten brauche, weil beim
Herauszieben der Spritze Flüssigkeit aus der hinteren Kammer verloren gehe,
mithin der Druck in ihr herabgesetzt würde. Verf. liess daher nach der In-
jection die Spritze im luxirten Auge stecken und konnte erst nach 5 Minuten
den Farbstoffübertritt in die Vorderkammer beobachten. Als experimentum
crucis dienten Versuche an vorher iridectomirten Augen. Hier erfolgte sofort
der Farbstoffübertritt, und zwar ausnahmslos zuerst an einem der Colobom-
schenkel, also dort, wo die trennende Membran eine Lücke zeigte. Als
ursächliches Moment für den physiologischen Pupillenabschluss führt Verf. den
Schliessmuskel der Pupille ins Feld, welcher wie jeder Sphincter einen Tonus
. besitzt und die Iris beständig gegen die vordere Linsenconvexität angepresst
erhält. Als weiteres Resultat seiner Arbeit führt Verf. an, dass das Kammer-
wasser unter physiologischen Bedingungen und seiner Hauptmenge nach nicht
aus dem Ciliarkörper, sondern aus der Vorderwand der‘ Iris stamme, womit auch
die Verschiedenheit in der chemischen Zusammensetzung im Gegensatz zur Glas-
körperflüssigkeit erklärt sei. Moll.
19) Bromohydrate of arecoline as a miotic. By K.C. Chetwood-
Aiken. (Brit.med.Journ. 1899. 14.Jan. p.82.) Verf. schreibt, dass das Arecolinum
hydrobromicum, ein weisses lösliches Salz, das Alkaloid aus der Areca-Nuss, dem
Samen von Areca catechu, obwohl schon mehrfach erwähnt (s. die Lit. im Original;
u. a. Archivo di Ottalmologia 1897. V, 1—2; la clinique ophtalm. Nr. 16,
p. 197, Nr. 18, p. 229) als Mioticum doch noch wenig angewendet werde.
Physiologisch steht es dem Pilocarpin und Pelletierin nahe. Die !/,°/, Lösung
ist lange haltbar, bewirkt ins Auge geträufelt rasch vorübergehendes, leichtes
Stechen und Jucken, keine conjunctivale oder ciliare Injection; nach 2 bis 3 Minuten
beginnt die Miosis und erreicht ihr Maximum in 10 bis 12 Minuten, begleitet
von Accommodationskrampf; letzterer tritt manchmal vor der Miosis ein, manch-
mal erst nachher, erreicht sein Maximum in 10 bis 15 Minuten und hält eine
lio bis 1 Stunde an. Die Miosis ist nach !/, bis 1 Stunde wieder verschwunden.
Der Druck des normalen Auges wird, wenn überhaupt, nur sehr wenig herab-
gesetzt; dagegen beim Glaucom übertrifft es das Eserin, indem es ohne Neben-
erscheinungen, wie z. B. Kopfschmerz, rascher und kräftiger wirkt; freilich ist
seine Wirkung von kürzerer Dauer. Es überwindet die Homatropin - Mydriasis
besser, als Eserin. Auch bezüglich des Preises unterscheidet es sich vortheilhaft
von Eserin und Pilocarpin; es kann von Messrs. Ferris u. Co., Bristol, bezogen
werden. Cross in Bristol bestätigt des Verf.’s günstige Erfahrungen in jeder
Hinsicht. Neuburger.
20) The pathology of quinine amaurosis, by A. Taylor Mitchell.
(New Yorker Med. Journal. 1898. 2. July.) Bei einer Kranken, die wegen
schwerer Malaria in 30 Stunden 16 g Chinin genommen hatte, trat völlige
Erblindung ein, angeblich ohne Taubheit und Öhrensausen. Nach einiger Zeit
Besserung des Sehvermögens. Alle Gefässe des Augengrundes, besonders die
Arterien, waren stark verengt. Neuburger.
Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 8
Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wırrıe in Leipzig.
Centralblatt
für praktische
AUGENHEILKUNDE.
Herausgegeben ven
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin.
Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancre in München, Dr. BERGER in Paris, Prof.
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. ComN in Breslau, Doc. Dr.
Cr. pu Boms-ReyuonD in Berlin, Dr. DAuRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuueRrt in Bern,
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GınsgerG in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest,
Dr. Gorpon NoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıgonis in
Smyrna, Prof. H. Kmarp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KuTHe in
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYnARD, J. M. S.,
in Ost-Indien, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. MoLrL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk& in
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTEsSOHn in Hamburg, Dr. PerGeEns in Brüssel,
Prof. PeEscHeL in Frankfurt a. M., Dr. Purtscner in Klagenfurt, Dr. M. Rep wm
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHhzer in Oldenburg, Prof. Dr. Scuen&L in Prag, Prof. Dr.
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. STIEL in Köln.
Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches.
Supplement zum Jahrgang 1899.
Inhalt: Geselischaftsberichte. (S. 386—397.) 1) Schlesische Gesellschaft für
vaterländische Cultur. — 2) Verhandlungen der physiologischen Gesellschaft zu Berlin.
— 3) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. — 4) Verein für wissenschaftl. Heilkunde
in Königsberg i. Pr. — 5) Verein St. Petersburger Aerzte. — 6) St. Petersburger Oph-
thalmologische Gesellschaft. — 7) Bericht der Moskauer ophthalmolog. Gesellschaft für
1898. — 8) Medicinische Gesellschaft in Dorpat. — 9) Ophthalmologische Section der
1. Versammlung russischer Aerzte in Kasan (Mai 1899). — 10) Societe d’ophtalmologie
de Paris. — 11) The British Medical Association. Section of Ophthalmology.
Referate, Uebersetzungen, Auszüge. (S. 398—399.) Star-Ausziehung bei stärkster
Kurzsichtigkeit, von Dr. Rau, Assistenzart.
Journal-Uebersicht. (S. 399—487.) I. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheil-
kunde. — LL Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. — III. Zeitschrift far Augen-
heilkunde. Redigirt von Prof. Kuhn (Königsberg) u. Prof. v. Michel (Würzburg). —
IV. Die ophthalmologische Klinik. — V. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des
Auges. — VI. Deutsche medicinische Wochenschrift. — VII. Annales d’oculistique. —
VIH. Arch. d’opht. — IX. La Clinique ophtalmologique. — X. Recueil d’ophtalm. —
XI. Revue gen. d’ophtalm. — XII. Annales of Ophth. — XIII. The Amer. Journ. of
Ophth. — XIV. The Royal London Ophthalmic Hospital Reports. — XV. The Opht.
Rec. — XVI. The Ophth. Rev. — XVII. Journ. of Eye, Ear and Throat Diseases. —
XVIII. Wjestnik Oftalmologii. — XIX. Post-Graduate. — XX. Anale de Oftalmologia.
— XXI. Ann. di Ottalm. di Quaglino, Guaita, Rampoldi. — XXII. Archivio di
Ottalmologia von Angelucci.
Bibliographie. (S. 487—524.) Nr. 1—152.
Literatur-Uebersicht vom Jahre 1899. (S. 525—559.)
25
— 386 —
Gesellschaftsberichte.
1) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur.
Sitzung vom 12. Mai 1899.
Uhthoff stellt einen Monteur, welcher mit dem rechten Auge in eine
plötzlich sehr hell aufflammende Bogenlampe gesehen hatte: es bildeten sich
— nur auf diesem Auge — kleine helle Flecke in der Gegend der Macula
aus, mit Herabsetzung der Sehschärfe und mit Farbensinn-Störung.
O. Meyer: Ueber Sehstörung bei Nephritis gravidarum und die
Indicationen zur Unterbrechung der Schwangerschaft.
Bericht über einen Fall, in welchem Abort eingeleitet wurde, wegen Re-
tinitis albuminurica mit Gesichtsfeld-Beschränkung und Abnahme der Sehschärfe.
Die Retinitis kam zum Stillstand, doch blieb Sehschärfe beiderseits sehr herab-
gesetzt. Vortr. erwähnt, dass nach Axenfeld erst bei Herabsetzung der Seh-
schärfe auf !/, Abort in Frage komme.
Uhthoff erwidert, dass nicht allgemein eine solche Grenze angegeben
werden dürfe, dass man sich vielmehr von Fall zu Fall nach dem Fortschreiten
der Krankheit richten müsse,
F. Seydel: Circulation-Störung in den Netzhautgefässen mit
Demonstrationen.
W. Meyer zeigt eine Kranke mit Tuberculose der Conjunctiva des Ober-
lides: blumenkohlartige Wucherungen mit kleinen geschwürigen Defecten.
C. Hamburger.
2) Verhandlungen der physiologischen Gesellschaft zu Berlin.
Sitzung vom 23. Juni 1899.
Dr. Thorner: Demonstration eines stabilen Augenspiegels.
Das Princip des Apparates besteht darin, dass der — bei den stabilen
Augenspiegeln sonst sehr lästige — Hornhautreflex vollkommen vermieden wird.
Vortr. erreicht dies dadurch, dass er mit Hülfe eines total reflectirenden Prisma
nur die eine Hornhauthälfte beleuchtet, welche nun als Lichtquelle dient
für den gesammten Augenhintergrund, während der Beschauer mittelst eines
Fernrohres, durch die unbeleuchtete Hälfte visirt. In der That wird hier-
durch jede störende Reflexion völlig vermieden und der Augengrund gut sicht-
bar gemacht. C. Hamburger.
3) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. (Deutsche med. Wochenschr.
1899, Nr. 25 u. 26.)
Sitzung am 2. März 1899.
Schmidt-Rimpler demonstrirt 1. einen 14jährigen Jungen mit einer
trachomähnlichen, heftigen Entzündung der Augenlider; es zeigte
sich, dass aus einzelnen der Knötchen kleine, blonde Härchen hervorragten,
die mit der Cilienpincette entfernt werden kon nten; wo makroskopisch nichts
— 387° —
zu finden war, fand man die Härchen mikroskopisch Die Untersuchung
(Dr. Marcus) ergab, dass es sich um Pflanzenhärchen, wahrscheinlich aus
dem Innern der Hagebutten, handelte.
2. einen Schlosser, bei welchem wegen sehr starkem Exophthalmus mit
Chemosis und Druckempfindlichkeit des Knochens eine Incision am oberen
Lide gemacht worden war. Eiter entleerte sich nicht, der Exophthalmus
war durch feste Infiltration des Orbitalgewebes bedingt. Der Bulbus lag
Wochen lang vor den Lidern, so dass die Hornhaut nicht gerettet werden
konnte. 1
3. einen 16jährigen Patienten mit Coloboma maculare.
C. Hamburger.
4) Verein für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg i. Pr.
(Vereins-Beil. der Deutsch. med. Wochenschr. 1899. Nr. 34.)
Sitzung vom 20. Februar 1899.
H. Kuhnt: Ueber eine einfache Methode des partiellen Horn-
haut-Ersatzes.
Nach Kritisirung der bisherigen Misserfolge des totalen Hornhautersatzes
bespricht Vortr. sein im Laufe der letzten 15 Jahre an über 100 Kranken
erprobtes Verfahren, das in Benutzung der Bindehaut desselben oder eines
andern Individuum als aufbauendes, plastisches Material besteht. Indicirt
ist dasselbe bei allen geschwürigen Processen, so lange nicht bestimmte
bakterielle Infectionen vorliegen; inficirte Geschwüre müssen nöthigenfalls erst
gereinigt werden; bei Perforationen durch Ulcus corneae oder zur Verhütung
derselben; bei Entfernung frischer oder alter Irisprolapse, Fisteln, Keratocelen,
beginnenden partiellen Staphylomen; bei Verletzungen der formgebenden
Häute, perforirenden oder nicht; bei verschiedenen Operationen. Benutzt
können gestielte oder stiellose Bindehautlappen werden; die Einzelheiten der
Technik sind in des Vortr. Monographie „über die Verwerthbarkeit der
Bindehaut in der praktischen und operativen Heilkunde“ nachzulesen. Ueber-
raschend günstig wirkt das Verfahren zur Heilung perforirender Horn- oder
Lederhautwunden, auch zur Verhütung des Eindringens von Mikroorganismen.
Bei verzögerter Wundheilung sprengt Vortr. die Wunde, frischt sie an und
deckt sie mit einem bandförmigen, doppelt gestielten Conjunctivallappen.
Bei Infection der Wundränder wird die Wunde auch gelüftet, das von Mikro-
organismen sichtlich eingenommene, erweichte, infiltrirte Gewebe mit Messer
und Scheere, wenn nöthig in ganzer Dicke, abgetragen und eine entsprechende
Keratoplastik geübt. Mehrere Augen konnten so als gebrauchsfähig erhalten
werden. Eine Reihe derart behandelter Fälle wird vorgestellt, darunter eine
Dame, deren mit Pneumokokken infiltrirt gewesene Starwunde mit Hinter-
lassung einer kaum sichtbaren Narbe und mit einer S = !/, (ohne Nachstar-
operation) heilte. Neuburger.
5) Verein St. Petersburger Aerzte. (St. Petersb. med. W. 1899, Nr. 40.)
Sitzung vom 13. April 1899.
v. Voss spricht über autochthone Hirnsinus-Thrombose an der
Hand einer eigenen Beobachtung und 8 Fällen aus der Literatur. Neuritis
25*
— 388 —
optica, bezw. Stauungspapille wurden bei je einem Fall beobachtet, Pupillen-
störungen 4 Mal. von Ungleichheit bis zur völligen Lichtstarre. — In der
Discussion erwähnt Germann einen Fall, der eine 30jährige Frau betraf,
welche mit dem Verdacht auf retrobulbäre Phlegmone aufgenommen, an einer
(späterhin auch diagnostieirten) Sinus-Thrombose starb. Sie hatte beiderseits
Hervortreten der Bulbi gezeigt, ein Symptom, das von einigen Autoren her-
vorgehoben wird. Es hätte keine Stauungspapille bestanden, wohl aber starke
Gefässfüllung beiderseits. — v. Schröder glaubt, dass die Augensymptome
bei Thrombose noch nicht genügend bekannt seien. — v. Voss: in seinem
Falle bestand Stauungspapille mit beginnender Atrophie. Neuburger.
6) St. Petersburger ophthalmologische Gesellschaft. (Literatur-Beilage
‚Nr. 7, 1899 der St. Petersburger med. Wochenschrift.)
Sitzung vom 16. April 1898.
Ernrot demonstrirt ein 4jähr. Mädchen mit Retinitis pigmentosa.
Tarutin spricht über die Wirkung des Holocains auf das Auge.
Bekanntes.
Th. v. Schröder: Ueber die Schutzbrillen der Arbeiter.
Ein Arbeiter, der durch Eisensplitter sein Auge verlor, klagt auf Ent-
schädigung gegen den Fabrikanten. Dieser entgegnet, er habe den Arbeitern
von der staatlichen Fabrikinspection acceptirte Schutzbrillen verabfolgt; der
Arbeiter erwidert, er könne mit dieser Brille, die sich sofort beschlägt und
am Sehen hindert, nicht arbeiten. Vortr. empfiehlt, eine ärztliche Commission
zu wählen, die unter Befragung von Technikern und Arbeitern ein brauch-
bares Modell zu finden sich bestrebe.
Sitzung vom 7. Mai 1898. (Lit.-Beil. Nr. 1. 1900)
wg Delow: Epitheliom des Lides, mit Extractum fluidum
chelidonii majoris behandelt.
46jähr. Pat.; es wurden Tampons in Lösungen des Extractes 1:5 äusser-
lich angewendet und Lösungen von 1:10 injicırt, 1—2 Theilstriche; letztere
sind stark reizend und schmerzhaft; die Compressen wurden täglich gemacht,
die Injectionen in 3 Monaten 33 Mal an verschiedenen Stellen in den Tumor
und an seinen Grenzen. Das Lid schmolz gleichsam fort bis an den Orbital-
rand, wo sich eine Narbe bildete. Hornhautreizung wurde nicht beobachtet.
(Lässt sich das gleiche Resultat nicht mit dem Messer rascher, reinlicher
und schmerzloser erzielen? Ref.)
Th. v. Schröder: Trepanation eines Leucoma corneae totale
nach Salzer und Einsetzung eines Fensterchens aus Bergerystall
in Platin-Rahmen.
Allgemein wurde befürchtet, das Fensterchen würde in der Folge wieder
ausgestossen werden. Aber der vordem absolut Blinde konnte einige Mo-
nate allein gehen und Finger in 3—4 m zählen.
N. Schwarz: Ueber die Veränderungen in der Thränendrüse
und über das Thränenträufeln nach Exstirpation des Thränen-
sackes.
St. Petersburger Dissertation, Mai 1898. — Eine theilweise Atrophie der
Thränendrüse soll die Folge sein. Neuburger.
— 8389 —
7) Bericht der Moskauer ophthalmologischen Gesellschuft für 1898.
(Westnik Oftalmologii, Juli -October 1899. — Lit.-Beil. Nr. 1. 1900
der St. Petersb. med. Wochensch.)
I. Sitzung.
E. D. Kastalskaja: Eine Stichverletzung des Augapfels.
Mit einer Damenhut-Nadel Stich durch Hornhaut, Linse, Glaskörper; in
der Netzhaut grosse Blutung. Die Linsentrübung hellte sich in 21 Tagen
so weit auf, dass Sehschärfe von Fingerzählen in der Nähe auf 0,2 stieg.
A.M. Tereschkowitsch: Ein Fall von Entfernung eines Eisen-
splitters aus dem Auge vermittelst des Haab’schen Elektro-
magneten. |
Am 7. Tage nach der Verletzung erscheint Pat. zur Behandlung; der
Splitter unten aussen in der Netzhaut gut sichtbar; S mit + 1,5 = 0,2.
Erst am 10. Tage später Entfernung des Splitters durch Scleralschnitt. Gute
Heilung. Nach 6 Tagen S = 0,2.
A. A. Maklakow: Fall von Retinitis proliferans.
In der Discussion wird die Diagnose bestritten, und nur eine mem-
branöse oder exsudative Veränderung im Glaskörper anerkannt, wie sie nach
Recurrens und bei Lues beobachtet wird.
A.G. Lawrentjew: Ueber die Anforderungen an das Sehver-
mögen der Recruten.
II. Sitzung.
W. P. Filatow: Ueber eine angeborene Anomalie der Hornhaut
und Regenbogenhaut.
Siehe dieses Centralblatt 1898, S. 531.
K. W. Snegirew: Ueber den Einfluss des Holocains auf die
Diffusion aus dem Bindehautsack in die vordere Augenkammer.
Siehe dieses Centralblatt 1898. S. 530.
S. Golowin: Innere Augenblutung nach Keratotomie-Saemisch.
Sofort nach dem Hornhautschnitt stürzte der Eiter mit der Regenbogen-
haut vor, dann folgte die Linse in toto und der Glaskörper. Nach '/, Stunde
ist der Verband blutdurchtränkt; am andern Morgen aus der Schnittwunde
hervorragend grosser, mit Blutgerinseln bedeckter, pilzförmiger Propf, be-
stehend aus den inneren Augenhäuten; dieser wird abgetragen; die mikro-
skopische Untersuchung ergiebt ausgebreitete, degenerative Veränderungen
in der Choriocapillaris. Patientin war 50 Jahre alt. Saemisch hat unter
ca. 800 Keratotomien eine derartige Complication nicht erlebt.
A. A. Maklakow sucht durch ein zusammenfassendes Referat über
Retinitis proliferans die Diagnose seines in der I. Sitzung vorgestellten
Falles zu stützen.
III. Sitzung.
W.P.Filatow: Arteria hyaloidea persistens.
M.O.Awerbach: Ueber die Krümmung der Hornhautoberfläche.
Dieselbe ist nach ihm rein elliptisch und nicht, wie von mehreren
Autoren angegeben wird, im Centrum kugelförmig.
— 390 —
IV. Sitzung.
A.M. Tereschkowitsch: Hämorrhagia praeretinalis (Casuistik).
E. D. Kastalskaja: Präparate von Actinoinycose des Thränen-
röhrchens und von pigmentirtem Sarcom des Lides.
G.O. Ewetzki: Ueber das halbmondförmige Lipodermoid der
Bindehaut.
5 klinisch und anatomisch beobachtete Fälle Die Geschwulst sitzt stets
am äusseren Augenwinkel, trägt zuweilen Haare, wurde in früherer Zeit auch
als 4. Lid bezeichnet.
A. W. Natanson: Zur Structur des Cornu cutaneum palpebrae.
Siehe Arch. f. Dermat. u. Syphilis. Bd. I, H. 2.
V. Sitzung.
A.M. Tereschkowitsch: Fall von Sehnerven-Colobom.
15jähriges Mädchen; rechts stets Schlechtsehen und Schielen; allmählich
Cataract-Entwicklung; Linsen-Extraction. Die Papille vergrössert, oval, in der
Mitte beträchtlich vertieft; nach allen Seiten markhaltige Sehnerven-Faserbündel.
S. Golowin: Demonstration des Patienten, dem ein Sehnerven-
geschwulst nach Krönlein exstirpirt worden war. (Ref. a. a. Stelle.)
W.A.Sawiıtsch: Colobom der Iris und Chorioidea.
VI. Sitzung.
K. W. Snegirew: Cysticercus im Glaskörper.
27 jähriger Mann. Erfolgreiche Entfernung. — Fall von Refractions-
fehler mit dem „Bilde‘ der Neuritis. Darüber, ob Hyp oder My vor-
liegt, sind die Meinungen merkwürdiger Weise getheilt.
P. W. Wassiljew: Revolver-Schläfenschuss.
Schuss in die rechte Schläfe, Erblindung des linken Auges. Der linke
Bulbus steht etwas vor, ist etwas nach oben und 20° nach aussen verdrängt,
nur nach oben beweglich. Hornhautempfindlichkeit herabgesetzt. Sehnerv
atrophisch. Netzhautblutungen in der Nähe der Papille. Röntgenstrahlen
zeigen die (nicht fühlbare) Kugel in der linken Schläfengegend ausserhalb
der Orbita.
VII Sitzung.
A. M. Tereschkowitsch: Theilweise Oculomotorius-Parese bei
hereditärer Lues.
12jähriges Mädchen. Rechts geringe Ptosis. Das leicht nach unten
gedrehte Auge hat nach oben hin beschränkte, sonst normale Beweglichkeit.
Neuburger.
— 891 —
8) Medicinische Gesellschaft in Dorpat. (St. Petersb. med. Wochenschr. -
1899. Nr. 29.)
Sitzung vom 18. November 1898.
Truhart demonstrirt eine Patientin mit von im tätowirten cen-
tralem Leucoma adhärens. Um den tätowirten Bezirk gleichmässig rund
zu erhalten, hat Vortr. sich des Heurteloup’schen Trepans bedient, indem
er das Leucom mit demselben oberflächlich umschnitt.
Lakschewitz berichtet unter Vorzeigung der ophthalmoskopischen
Bilder 1. über einen Fall von Retinitis proliferans besonderer
Art, 2. über einen Fall von Retinitis diabetica (? oder circinata).
Im ersteren Falle wird der hintere Pol des rechten Auges von einem grossen,
die Papille und deren Umgebung völlig verdeckenden Gebilde offenbar binde-
gewebiger Natur eingenommen, von dreieckiger Gestalt mit strahlenförmigen
Fortsätzen, von gelblich-weisser, an zwei Stellen in’s Bläuliche spielender
Farbe. Die strahlenförmigen Fortsätze folgen ziemlich genau den Hauptästen
der Centralgefässe eine Strecke lang, dieselben theilweise verdeckend, und in
den Glaskörper hereinragend. Das ganze Gebilde ragt in den Glaskörper
vor, auf dem Gipfel + 4 bis + 5 D. An einzelnen Stellen liegen dem Ge-
bilde Pigmenthaufen auf; letztere sowie einzelne helle Flecke und Striche
finden sich in weiterer Umgebung auf dem Augengrunde S = Fg:1 m.
Linker Augengrund normal. Mit Rücksicht auf die Plötzlichkeit der Seh-
störung, die Anordnung der strahligen Fortsätze den Gefüssen entlang, end-
lich auf die Pigmentflecke hält Vortr. das Gebilde für eine organisirte
Blutung, und in klinischer Beziehung den Fall für eine Art Retinitis pro-
liferans ; obgleich es sich um einen abgelaufenen stationären Process handelt.
Welcher Art die zur Blutung führende Gefässerkrankung gewesen, ist unklar.
Pat. ist 33 Jahre alt, sonst gesund; beiderseits Narbentrachom. — Der
2. Fall betrifft einen 65jährigen Herrn, mit über 2°/, Zucker im Harn, der
über allmähliche Abnahme der Sehkraft klagt. Beiderseits wird die Macula
umgeben von einem unvollständigen Ring von feinen gelben, bezw. weissen
Fleckchen und Stippchen, welche im inneren oberen Quadranten dieses Ringes
confluiren und zierliche gelappte, laub-artige Figuren bilden. In der Macula
finden sich spritzerartige Flecke um die Fovea, die an die Sternfigur bei
Retinitis albuminurica erinnern. Ausserdem liegen auch noch peripher im
Augengrunde grössere (bis 2 Pa D) und kleinere Flecken. — Das Bild er-
innert nach Vortr. in vieler Hinsicht an die von Fuchs 1893 beschriebene
Retinitis circinata; andrerseits hat Hirschberg ganz ähnliche Fälle als
diabetische Netzhauterkrankung beschrieben, während Fuchs ausdrücklich
betont, dass er bei keinem seiner Fälle Zucker gefunden und dass er in
Hirschberg’s Fällen nie zur Bildung eines ganzen Gürtels von Flecken
wie bei einer Retinitis circinata gekommen sei. Sodann werden die ähnlichen
Fälle von Goldzieher, de Wecker, Weltert und Amann besprochen.
Neuburger.
9) Ophthalmologische Section der 7. Versammlung russischer Aerzte
in Kasan (Mai 1899), (West. Oft. Juli—October 1899. — Lit.-Beil.
der St. Petersb. med. Wochenschr. 1899. Nr. 1.)
E. Adamück eröffnet die Discussion über das Trachom.
Er verlangt strenge Scheidung der Conjunctivitis follicularis vom echten
Trachom; Eigenthümlichkeiten im Bau der Conjunctiva, z. B. angeborene
— 39% —
Folliculosis begünstigten die Infection. — Rudin hält Form und Grösse der
Lidspalte für bedeutungslos, ebenso die materielle Lage der Patienten; ihm
wird aber sehr widersprochen; enge Lidspalte begünstige das Trachom, ebenso
Armuth und schlechte medicinische Verhältnisse, nach andern weniger die
Armuth, als die Gleichgültigkeit des Volkes. Bei tiefem Nasenrücken kämen
schwere Trachom-Erkrankungen vor. — Nach Nowitzky schütze bergige
Gegend nicht vor Trachom. Race und Beschäftigungsort sei von Einfluss.
Dłe Mehrzahl verlangt mit Adamück für Trachom den Nachweis von Körnern
in der Conjunctiva tarsi des Oberlides. Die sog. fliegenden Colonnen genügten
nicht für die Bekämpfung. Die Landschafts- und Gouvernements-Hospitäler
müssten Augen-Abtheilungen erhalten, die Landärzte augenärztlich ausgebildet
werden; auch in den Feldscheerschulen die Behandlung der äusseren Augen-
krankheiten gelehrt werden. Die Frage der Trachombehandlung wurde für
die nächste Versammlung vertagt.
Walter berichtet über Trachom-Verhältnisse in Odessa und über
die offene Wundbehandlung nach Bulbus-ÖOperationen.
Bereits referirt.
Rimowitsch: Zur Aetiologie einer acuten infectiösew Con-
Junctivitis in Kasan.
In 16 Fällen Nachweis der Koch-Week’schen Bacillen. Unter 1—2°/,
Lapis-Lösung Heilung in 9 Tagen.
Rudin: Ueber den Einfluss des russischen Dampfbades auf
die Blutcirculation in der menschlichen Netzhaut.
Er fand eine gewisse Anämie der Netzhaut und meint, der starke Wasser.
verlust durch Schwitzen im Verein mit verstärkter Oxydation müsse die
Resorption von Exsudation günstig beeinflussen. Neuburger.
10) Soci6öt6 d’ophtalmologie de Paris. (Progrès méd. 1899. Nr. 12.)
Séance du 7 mars 1899.
Sarcome de la choroide.
Chevallereau stellt einen Patienten von 24 Jahren vor mit einem kuge-
ligen Tumor des Papillenrandes.. Zwischen der Papille und dem Gipfel der
Geschwulst besteht eine Niveau-Differenz von 15 D. Der Tumor ist stark vas-
cularisirt.. Es existirt keine Hypertonie. Im Jahre 1896 ist Patient vom
Pferd gestürzt. Dieser Unfall ist erwähnenswerth, weil dergleichen bei einer
grossen Anzahl solcher Fälle als Ursache des Leidens angegeben wird. Die
Vascularisation und die Hämorrhagien lassen an ein Sarkom denken.
Sur une forme particulière d'infection corndenne à type ser-
pigineux.
Morax et Petit: Es ist interessant, die eitrigen Hornhaut-Entzündungen
je nach ihren Ursachen zu differenziren und zu wissen, zu welchen klinischen
Varietäten die Infection mit verschiedenen Mikroben Anlass geben können. Man
kommt so zu schätzenswerthen Resultaten für Prognose und Therapie. In zwei
Fällen von Hornhaut-Infection von der Form des Ulcus serpens fanden wir statt
des Pneumococcus, der ja den gewöhnlichen Befund darstellt, eigenartige
Bacillen, die in Anbetracht ihres massenhaften und ausschliesslichen Vorkommens
— 393 —
eine hervorragende pathogene Rolle zu spielen schienen. Die beiden Fälle
hatten sich langsam und ohne Schmerz entwickelt, es bestand oberflächliche
Geschwürsbildung mit zerfallenden Rändern und beträchtlichem Hypopyon. Der
Mikroorganismus glich dem der subakuten Conjunctivitis. Er ist nicht pathogen
für verschiedene Thiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und Mäuse. Er fand
sich auch in einem Fall von eitriger Keratitis bei einem Granulösen; doch
handelt es sich dabei um eine schmerzhafte Affection und nebenbei fand sich
noch ein anderer Bacillus.
Boucheron: Waren auch im Hypopyon Bacillen nachweisbar? Wie steht
es mit der baktericiden Wirkung des Kammerwassers?
Valude: Die Annahme einer solchen Wirkung verträgt sich nicht mit
der Leichtigkeit der Ueberimpfung von Tuberkulose in die vordere Kammer.
Morax: Die klinischen Erscheinungen, die ich in meinem Fall schilderte,
scheiden denselben genügend von dem typischen Ulcus serpens. Der Eiter in
der vorderen Kammer war steril; aber trotzdem giebt es keine klare Thatsache,
welche die baktericide Kraft des Kammerwassers beweist. Es ist übrigens nicht
nothwendig, dass Mikroben in die vordere Kammer einwandern, damit daselbst
eine Eiterung entsteht. Der Streptococcus kommt bei Streptokokken-Infection
oft im Hypopyon vor. Man weiss andrerseits, dass das Kammerwasser ein
günstiger Nährboden für die Mikroben des Carbunkels ist. Wenn eine bakte-
ricide Wirkung des Kammerwassers existirt, so muss man annehmen, dass die-
selbe eben nur für besondere Fälle besteht. Ancke.
11) The British Medical Association. Section of Ophthalmology.
67. Jahresversammlung zu Portsmouth. 1.—4. August 1899.
Der Vorsitzende, Simeon Snell, hält einen Vortrag:
On the prevention of eye accidents ocurring in trades.
Er bespricht die Häufigkeit der Augen-Verletzungen bei Eisen- und
Stahl-Industrie-Arbeitern an der Hand älterer und eigner statistischer Tabellen,
und geht dabei die verschiedenen Gruppen der Arbeiter einzeln durch. Die
meisten Verletzungen, aber zugleich die am wenigsten gefährlichen treffen die
Metallschleifer. Hier entspringt die Gefahr seltner der Verletzung an sich,
als dem Umstande, dass die meisten Fremdkörper zuerst von im übrigen
ganz geschickten Arbeitsgenossen in recht roher Weise entfernt werden,
und dadurch leicht eine Infection der Hornhaut entstehen kann. Vortr.
giebt eine Reihe von Abbildungen von den dazu benutzten Werkzeugen
herum. Die an sich schwereren Verletzungen ereignen sich mehr bei den
Arbeitern, welche das Eisen mit Meissel und Hammer bearbeiten und sich
und ihren Nachbarn dabei grössere abgesprengte Eisenstücke in’s Auge
schleudern. Eine dritte Art der Verletzung stammt von dem geschmolzenen
Eisen. Unter 359 Augen-Verletzungen, die insgesammt in die Behandlung
kamen, betrafen nicht weniger als 173 Eisenarbeiter; 43 waren ausserdem
durch Verbrennungen mit geschmolzenem Metall, Flammen u.s. w. verursacht.
Vortr. verlangt deshalb strenge Beobachtung von Schutzmaassregeln. Die
Schleifer sollten starke Glasbrillen oder ihre Correctionsbrillen mit seitlichem.
Draht-Flor tragen. Gegen grössere Eisenstücke schützt kein noch so
starkes Glas. Statt dessen sollte ein feines Drahtgitter in Form einer Ge-
sichtsmaske getragen werden, wie man sie jetzt nach Operationen anwendet.
— 394 —
Ferner sollten über die geeignetste Stellung der Arbeitenden zu einander
Bestimmungen getroffen, und beim Eisenstemmen auch Schutzgitter, Schirme
u. s. w. zwischen den einzelnen Arbeiter-Gruppen aufgestellt werden. In dem
Maasse, wie maschinenmässige Einrichtungen, wie z. B. der pneumatische
Eisenhobel die Handarbeit ersetzen, wird die Anzahl der Unfälle abnehmen.
Richardson Cross leitet die Erörterung ein über
The pathological significance of sympathetic irritation, and
its connection, if any, with sympathetic ophthalmitis.
Der Inhalt des Vortrages ist unter den Originalien des Ophthalmic
Review referirt.
Dr. Landolt (Paris) betont, dass er noch stets die Enucleation allen
neuerdings empfohlenen Verfahren, wie Resection des Opticus, der Ciliarnerven,
subconjunctivaler Einspritzung von antiseptischen Lösungen u. s. w. als un-
sichere Maassregeln gegen die Gefahr der sympathischen Ophthalmie vorgezogen
hat, und warnt davor, damit Zeit zu verlieren.
Henry Calcy hat eine Kugel-Verletzung des Bulbus beobachtet, wo
‚nach einer Pause von 17 Jahren das Auge gereizt und leicht entzündet
wurde, um bald darauf sympathische Irritation hervorzurufen. In dem
enucleirten Auge fand sich die Kugel. Die bald wieder weichende sym-
pathische Reizung schreibt er einem nervösen Einfluss zu, nicht einer direct
bakteriellen oder sonstigen wahren Entzündung, die von dem ersten Auge
fortgeleitet wurde.
Devereux Marshall kritisirt die Theorien der sympathischen Entzün-
dung und kann sich namentlich nicht die Deutschmann’sche Migrations-
theorie aneignen. Im Besonderen spreche ihm dagegen, dass gerade die
eitrige und gonorrhoische Ophthalmie niemals sympathische Entzündung ver-
ursachen. Andrerseits trete klinisch hauptsächlich die Cyclitis und nicht die
Neuritis hervor; ferner entbehrten die Mikrobenbefunde im zweiten Auge
der Bestätigung.
Dr. de Schweinitz empfiehlt, die Patienten eingehender auf ihre Blut-
beschaffenheit, Leucocytose, Temperatur u.s. w. zu untersuchen, um die beiden
sympathischen Erscheinungen, Reizung und Entzündung, welche er beide für
gesonderte Processe hält, besser von einander unterscheiden zu können.
Dr. A. Bronner berichtet über eine Schlag-Verletzung, die ohne die
geringste Durchbohrungs-Wunde eine Verfärbung der Linse und starke Glas-
körperverletzung herbeiführte und nach drei Wochen sympathische Ophthalmie
zur Folge hatte.
Dr. John Hern hat zwei interessante Fälle reiner Reflex-Neurose be-
obachtet. Bei dem einen kam es nie zu wirklicher Herabsetzung des Seh-
vermögens, obwohl die Entzündungs-Erscheinungen sich wiederholten; andrer-
seits traten unertägliche cerebrale und neurasthenische Erscheinungen hervor,
bis der Stumpf des irritirenden Auges entfernt wurde.
Cross sagt in seinem Schlussworte, bisher sei weder die Mikrobentheorie,
noch die Reflexneurose genügend geklärt. Es sei hauptsächlich in der Rich-
tung weiter zu arbeiten, inwieweit eine allgemeine Infection des Organismus
(Blut oder Organe) festgestellt werden könne, wo septische Uveitis im sym-
pathischen Auge ausgebildet sei.
— 39% —
The use of homatropine in some cases of muscular asthenopia.
Dr. Bronner hat, wo eine Muskel-Insufficienz durch geeignete Gläser
nicht beseitigt werden konnte, statt der sehr lästigen Atropinkur, vielfach
mit Nutzen eine 1°/, Lösung von Homatropin-Hydrobrom, 1—2 Mal
wöchentlich, vor dem Schlafengehen einträufeln lassen. Vielfach war es auch
Kranken dann möglich, von dem Gebrauch ihrer Gläser zu abstrahiren.
Dr. A. Lawson hält bei manchen Patienten, namentlich bei jungen
Kindern immer noch das Atropin für unersetzbar. Im Uebrigen sei die An-
wendung von Homatropin und Cocain zur Ruhigstellung der Accommodation
in der That vielfach ausreichend.
A discussion on visual tests.
Das einleitende Referat bringt Deputy-Surgeon-General H. Caley. Er
legt sich die beiden Fragen vor, ob die in den verschiedenen Zweigen der
Armee, Marine, Kauffahrtei u. s. w. verlangten Minima der Sehschärfe genügen
und ob die Untersuchungen selber ausreichend erscheinen dürfen. Bei der
Armee und Marine richten sich letztere hauptsächlich auf etwaige Myopie.
Die Bestimmungen lauten im Allgemeinen dahin, dass der Soldat ohne Brillen-
gläser genügend sieht. Wenn das im Allgemeinen eine grosse Anzahl sonst
gesunder Individuen dem Soldatenstande entzieht, so dürfe doch mit Rück-
sicht auf den mannigfaltigen Colonialdienst der englischen Soldaten an dieser
Vorschrift nicht gerüttelt werden. In der königlichen Marine laute zwar die
Bestimmung, dass jeglicher Defect; des Sehvermögens, gleichviel für welche
Dienstklasse, untauglich mache, doch gestatte das Regulativ in geeigneten
Fällen über gewisse Ametropien wegzusehen. In der kaufmännischen
Marine seien die Zustände ziemlich trostlos, wie wiederholt in der
Englischen Aerztegesellschaft besprochen worden ist. Englische Lootsen
brauchen sich überhaupt keiner Prüfung zu unterziehen, während
die indischen Lootsen, wie auch die Locomotivführer und andre Eisenbahn-
bedienstete normale Sehschärfe und Farbensinn haben müssen. Auf einen
Punkt legt Vortr. Werth, der bei den Untersuchungen ganz übersehen werde,
nämlich die Schnelligkeit des Erkennens, die Verarbeitung der Netzhaut-Ein-
drücke bei sonst gleichen optischen Verhältnissen. Er erwähnt hierzu ein von
Bruce construirtes Instrument, das A&rial-Graphoskope, das dazu dient, die
Dauer der Netzhaut-Eindrücke zu messen und für die Prüfung der Leute zu
empfehlen ist, bevor sie sich der eigentlichen Signalprüfung unterziehen.
Test types for the determination of acuteness of vision.
Dr. E. Landolt (Paris) hat neue Sehproben anfertigen lassen, welche.
besser als die Buchstabentafeln dem Principe der Sehschärfen-Messung entsprechen,
den kleinsten Winkel feststellen, unter welchen ein Auge zwei von ein-
ander getrennte Punkte zu unterscheiden vermag. Sie bestehen aus Kreis-
ringen, die an einer Stelle keine Druckerschwärze, also einen Spalt zeigen,
dessen Lage von dem Patienten angedeutet werden muss. Die Tafel selber
ist quadratisch, um ohne Umstände beliebig gedreht werden zu können, und
dadurch sämmtliche Kreise wieder anders zu ordnen. Die Grössen sind gegen-
über den Snellen’schen Tafeln häufiger variirt; die kleinste Reihe ist noch
einmal besonders auf einer kleineren Tafel angebracht, die man leichter näher
an den Patienten heranbringen kann.
Dr. George Mackay spricht an der Hand von Beispielen über die
Nothwendigkeit, die Untersuchung der Soldaten und Seeleute zu verbessern,
— 3% —
Den Schlüssel sieht er in der Verwendung wirklich sachverständiger
Untersucher.
Colour blindness and defective sight in the mercantile
Marine.
T. H. Bickerton wiederholt seine aus früheren Jahren bekannten An-
klagen gegen den Board of Trade, die trotz allen Drängens der
von der Englischen Gesellschaft der Augenärzte eingesetzten
Commission seinen Schlendrian in Bezug auf die Untersuchung
der Seeleute auf Farbenblindheit und Sehkraft fortsetzt. Er stellt
unter Andern fest, dass nach seinen Rechnungen allein 917 farbenblinde Matrosen
in der kaufmännischen Marine untergekommen sein müssen, dazu aber noch
sehr viele kämen, die sich überhaupt keiner Prüfung unterzogen hätten.
Malcolm Mc Hardy rügt ebenfalls die ungenügenden und verkehrten
Untersuchungen der Marine-Asspiranten, von denen manche mit vorzüglicher
Qualification der Augen aus Unkenntniss und Missverstand zurückgewiesen
werden. In derselben Richtung bewegen sich die Ansichten der folgenden
Redner, Marshall, Cross und Drake-Brockman, welch letzterer die
früheren Vorschriften für Sehschärfe und kleinsten Sehwinkel als veraltet
ansieht und die doppelte Sehschärfe als die normale ansehen möchte.
Primary sarcoma of the fornix conjunctivae.
John Griffith entfernte bei einer 45jährigen Patientin ein kleinzelliges
Sarcom aus dem oberen Bindehautsack, das nach der mikroskopischen Unter-
suchung sich auf die Bindehaut beschränkt zeigte und dem oberen Tarsalrand
anhaftete. Ptosis trat nach der Exstirpation nicht ein, obwohl die Hälfte
des Tarsus weit entfernt worden war. Bemerkenswerth war, abgesehen von
der höchst seltenen Localisation des Tumors eine diffuse Pigmentirung der
Augapfelbindehaut. Ob nicht der Bulbus später auch der Excision verfallen
muss, bleibt abzuwarten.
Devereux Marshall musste in einem solchen Falle von pigmentirter
Conjunctiva hinterher wegen Recidivs der Geschwulst den Bulbus und den
Inhalt der Orbita entfernen.
The use of euphthalmin: a new mydriatic.
James Hinshelwood’s Vortrag ist unter den Originalien des Ophth.
Review besprochen; ebenso
Dr. George J. Bull’s Vortrag:
The stereoscope as a test for inefficiency of the ocular
muscles.
The correction of hyperphoria.
Watson Griffin spricht über den Nutzen vertical gestellter Prismen
in gewissen Fällen von Hyperphoria, welche ohne diese ihre Brillen nicht zu
tragen vermögen.
Dr. R. A. Neeve glaubt denselben Zweck durch passende Decentrirung
der Brillengläser erreichen zu können.
The treatment of refractive errors in the treatments of
trachoma.
An der Hand von 2 Fällen von Trachom bei hochgradigem gemischten
Astigwatismus weist Lawson auf die Möglichkeit hin, dass die starke Ame-
— 397 —
tropie bei dem Krankheitsprocesse bezw. seinem Verlaufe eine Rolle spielen
könne, die, wie seine Erfolge lehrten, bei der Therapie wesentlich zu berück-
sichtigen seien.
Dr. de Schweinitz stimmt ihm hei. Er zieht eine Parallele mit den
Fällen von Blepharitis, chronischer Hyperämie u. s. w., wo ebenfalls die
Gläsercorrection einen Heilfactor darstelle.
The eye symptoms in so called „Hay Fever“.
Dr. John Hern fasst die Augensymptome beim Heufieber in ihrer
individuellen Verschiedenheit, in Bezug auf Zeit, Klima u. s. w. zusammen.
Bei der Therapie spielt für ihn See-Aufenthalt, längere Reise, Wechsel des
Klima eine wesentlichere Rolle als die immerhin unzureichende Therapie mit
localen Mitteln.
Marshall warnt vor dem übermässigen Cocaingebrauch dabei, der als
Mittel in den Händen der Leute oft auch schlimme Allgemeinwirkungen ent-
falten kann.
A case of destructive ulceration of the eyelids.
Kenneth Scott spricht über einen Fall ausgedehnter Verschwärung
beider Ober- und Unterlider bei einem 45jährigen Aegypter. Die Geschwürs-
fläche heilte unter Quecksilber-Einreibungen sehr schnell, obwohl für Lues
keine sicheren Anhaltspunkte vorlagen. Local war Europhen von gutem
Nutzen gewesen.
Lawson und Drake-Brockman halten den Process für ein tertiäres
Syphilid.
Enophthalmos.
E. Treacher Collins hält in seinem Vortrag die idiopathischen und
traumatischen Fälle von Enophthalmus auseinander. Von ersteren beschreibt
er sechs Fälle, darunter auch solche, die in gebückter Stellung in Exophthalmus
umschlugen. Einer der Fälle betraf eine Pat., die an einem sklerosirenden
Process der Haut und Unterhaut litt, der in analoger Weise das Zellgewebe
der Orbita befallen hatte. Ob dabei ein Ausfall neurotrophischer Einflüsse
im Spiel ist, darüber sagt die Dermatologie bisher nichts. Ein anderer Fall
hing mit einer Affection des Trigeminus zusammen, wo also ebenfalls trophische
Störungen angenommen werden konnten. Die Fälle von wechselndem En-
und Ex-ophthalmus erklärt Vortr. in Uebereinstimmung mit den andern
Autoren dadurch, dass eine Neubildung vom Charakter eines Angioms das
Orbitalgewebe verdrängt hat und das Einsinken des Bulbus herbeiführt, wäh-
rend sie beim Bücken denselben selber hervordrängt. Congenitaler Enoph-
thalmus combinirt sich häufig mit Muskelparesen, was mit einer angeborenen
Kürze der Muskeln und einer zu weit nach hinten gelagerten Insertion ihrer
Sehnen, sowie einem Mangel oder einer falschen Insertion der Bänder an
den Orbitalwandungen zusammenhängt. — Von den traumatischen Fällen
beschreibt Vortr. 5 Fälle. In keinem derselben konnte eine Fractur der
knöchernen Wandungen ausgeschlossen werden. So verschieden auch der
Hergang des Trauma im Einzelnen sein könne, hätten die Fälle doch das
Gemeinsame, dass eine Schrumpfung des Orbitalgewebes nach vorangehender
Cellulitis eintrete, wie es schon Gessner zur Erklärung des Enophthalmus
angegeben habe. Peltesohn.
— 398 —
Referate, Uebersetzungen, Auszüge.
1) Star-Ausziehung bei stärkster Kurzsichtigkeit, von Dr. Rau, Assistenz-
arzt. (Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt) Nach einem in der
Berliner augenärztlichen Gesellschaft am 22. Juni 1899 gehaltenen Vortrage.
(Berliner klin. Wochenschr. 1899. Nr. 33.)
Zu den Tagesfragen gehört die Beseitigung stärkster Kurzsichtigkeit durch
Beseitigung der Krystall-Linse. Von Einigen wird die Operation überschätzt,
sehr häufig ausgeführt, als Vorbeugungsmittel gegen Netzhautablösung der Kurz-
sichtigen angesehen. Von Andren wird die Operation nur selten, in den ganz
nothwendigen und günstigen Fällen, ausgeführt, und die grösste Vorsicht bei
ihrer Verrichtung und Heilung angewendet. Zu den letzteren gehört auch mein
Chef, Herr Geheimrath Hirschberg, welcher im Centralblatt für Augenheil-
kunde 1897, Nr. 71, ferner auf dem Congress zu Moskau 1897 und dem zu
Heidelberg 1898 darauf hingewiesen, dass nicht der kurzsichtige Zustand der
Augen allein, sondern hauptsächlich die bisherige Ausführungsweise der Myopie-
Operation die schlimmen Folgen verursacht, nämlich einerseits Drucksteige-
rung, die ja meist noch heilbar ist, wiewohl nicht immer, andrerseits Netz-
hautablösung, die in diesen Fällen leider vollkommen unheilbar erscheint.
Haben doch geübte Operateure bis 10°/, Netzhautablösung im Anschluss an
die Myopie-Operation erleben müssen! Das ist ein trauriges Ergebniss an
sehenden Augen. Nur durch Verbesserung der Myopie-Operation, durch Ver-
ringerung der Zahl der Eingriffe für jedes einzelne Auge, durch leichtere
und vollständigere Entleerung der Krystall-Linse kann man bessere Erfolge er-
zielen. Dass diese möglich sind, ist schon heute bewiesen. Es ist auch schon
wahrscheinlich, wenn man die Erfolge der Star-Operation an stark kurzsichtigen
Augen kritisch berücksichtigt.
In den Kranken-Tagebüchern von Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt,
die eine stattliche Bibliothek darstellen, fand ich unter 1600 nacheinander aus-
geführten Kernstar-Ausziehungen 33 derartige Fälle, bei denen vor der Star-
Bildung eine stärkste Kurzsichtigkeit, von etwa 13 bis 40 D, anzunehmen
gewesen.
Was das Lebensalter der Kranken betrifft, so standen 1 im 23. Lebens-
jahre, 2 zwischen 40 und 50, 7 zwischen 50 und 60, 20 zwischen 60 und 70,
3 zwischen 70 und 80.
Das männliche Geschlecht war in gleichem Maasse, wie das weibliche,
betheiligt.
Was das Operationsverfahren betrifft, so wurden 14, d. h. etwas weniger
als die Hälfte, durch Lappenschnitt mit runder Pupille operirt.
8 Mal wurde gleich nach dem Lappenschnitt die Iridectomie hinzugefügt.
In einem Falle wurde, als aus der natürlichen Pupille der Star auszutreten
zögerte, sofort ein Irisstückchen ausgeschnitten und nun die Linse leicht ent-
bunden. 11 Mal wurde präparatorische Iridectomie voraufgeschickt.
Die erste Operationsweise betraf die günstigen Individuen und Augen, die
zweite die mittleren, die dritte die ungünstigen.
In 9 Fällen waren die Stare ganz unreif; die Kranken konnten noch
Schrift in der Nähe mühsam entziffern, aber nicht mehr frei umhergehen.
— 8399 —
In 4 Fällen wurde Chloroformbetäubung angewandt: ein hoher Procentsatz
gegenüber den gewöhnlichen Staren, da Geheimrath Hirschberg heute nicht
einmal in jedem Hundert einen.«Fall dem Chloroform unterwirft. Aber einmal
sind darunter Fälle vor der Zeit der örtlichen (Cocain-) Betäubung, andrer-
seits wurde durch besondere Ungeschickliclkeit der Patienten und ungünstige
Zustände der stark kurzsichtigen Augen die Chloroformirung nothwendig.
In keinem Falle erfolgte Glaskörpervorfall. In einem Falle (40 D) musste
der umgeklappte Lappen der papierdünnen Hornhaut am Scheitel mit der
Bindehaut des Augapfels vernäht werden; die dünnste, gekochte Seidennaht
blieb 19 Tage darin reizlos; der Erfolg war vorzüglich.
Wundinfection erfolgte in keinem Fall. In zwei Fällen trat Druck-
steigerung während der Heilung ein; einmal 1 Monat nach der Ausziehung,
6 Tage nach der nachträglichen Discission; in dem andren Falle (30 D)
2!1/, Monate nach der Ausziehung, wo Rindenreste geblieben. In beiden erfolgte
unter Physostigmin- Einträufelung dauernde Heilung. Netzhautablösung
wurde in keinem Falle beobachtet. 21 Fälle waren längere Zeit in Be-
obachtung geblieben und zwar:
3 1 Jahr 3 5 Jahre
5 2 Jahre 2 6 Jahre
2 3 Jahre 3 7 Jahre
3 4 Jahre.
Die Sehprüfung nach der Linsen-Ausziehung ergab in 4 Fällen E, in
2 Fällen Hyperm. + 1,0, in 3 Fällen + 2,0, in 3 + 3,0, in 4 + 4,0, in
6 + 5,0, in 1 Astigm. hyp, in 1 My — 1,0, in 2 — 2,0, in 1 — 6,0; in
5 Fällen waren die vorher bestehenden myopischen Veränderungen derartig
stark, dass eine genaue Gläserprüfung unmöglich war. Die Sehschärfe war
natürlich je nach dem Grade der Augenhintergrunds-Veränderungen verschieden
und schwankte zwischen voller Sehschärfe und Fingerzählen in etlichen Fussen,
was in einzelnen Fällen mit starken Augengrunds-Veränderungen vorkam.
Zum Schluss erlaube ich mir, Herrn Geheimrath Hirschberg für die
Anregung zu dieser Arbeit und für die Unterstützung bei derselben meinen
besten Dank auszusprechen.
Journal-Uebersicht.
I. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. 1899. Heft XXXIX.
D Zur Aetiologie und Therapie der Dakryocystoblennorrhoe, von
Dr. N. Cahn in Riga.
Zusammenstellung der jetzt herrschenden Anschauungen über die Thränen-
sack-Eiterungen und Mittheilung der in der Hagensberger Privatklinik zu
Riga geübten Therapie.
2) Ueber einen Fall von angeborener Cystenbildung der Bindehaut,
von Dr. Carl Goy in Karlsruhe.
Bericht über eine von Fuchs operirte wallnussgrosse Cyste der Bindehaut _
des unteren Augenlides, welche 59 Jahre lang bestanden hatte.
— 400 —
3) Klinischer Beitrag über Cysticercus intraocularis, von Prof. Max
Peschel in Frankfurt a. M.
Ausführlicher Bericht über einen intraoculdren Cysticercus, welcher — nach
sorgfältiger Berechnung seiner Lage — ohne Verletzung der Blase und ohne
Glaskörperverlust vom Verf. extrahirt wurde. Lichtempfindung, welche das
Auge vor der Operation besessen hatte, blieb erhalten. — Zum Schluss folgen
Bogmekrische Berechnungen zur Lagebestimmung intraoculärer Cysticercusblasen.
C. Hamburger.
II. Zehender’s klinische Monatsblätter für EEN 1899. Juli.
1) Ueber: Orbitalphlegmone dentalen Ursprungs, von W. Dagilaiski.
Verf. beobachtete bei einem 7jährigen Knaben eine Phlegmone der linken
Orbita, die in Zusammenhang stand mit einer Caries des 1. Backzahnes. Nach
Extraction des Zahnes und Incision der fluctuirenden Stelle am oberen Lide
heilte der Process. Offenbar ist derselbe längs des Periosts des Oberkiefers
nach dem der Orbita weiter fortgeschritten. Ä
2) Ueber Hypermetropie als Ursache von Blepharitis, von Dr. Winsel-
mann.
Verf. behandelte eine Reihe von Patienten, welche an Blepharitis squamosa
litten und zugleich bypermetropisch waren. Nach Correction dieser Refractions-
anomalien verschwand jene Affection. | | |
3) Pupillenreactionsprüfer, von Dr. v. Fragstein und Dr. Kempner.
4) Insufficienz der Musculi recti externi, von Seggel.
Verf. beobachtete bei 2 Knaben im Alter von 11 Jahren beim Blick nach
Unten das Auftreten von gleichnamiger Piplopie. Er konnte feststellen, dass
dieselbe auf einer Insufficienz der Recti externi beruhte. Gleichzeitig mit dem
Auftreten des Doppelsehens hatte sich Myopie eingestellt.
5) Ein Fall von Angioma lipomatodes am Auge, von Dr. Velhagen.
Es handelt sich um ein kleines Kind, dem vom rechten Unterlid die Ge-
schwulst entfernt worden war.
6) Beiderseitige ehren Melanose der Hornhaut, von Friedr ich
Kruckenberg.
Bei einer A5jährigen Frau war die Hornhaut beiderseits in. ihren GEN
Theilen tief dunkelbraun gefärbt. Die Braunfärbung war. in der Mitte am
stärksten, wurde nach der Peripherie schnell schwächer, so dass der Rand
durchsichtig blieb. Die Braunfärbung beschränkte sich auf die tiefsten Horn-
hautschichten und setzte sich aus gleichmässigen feinsten Körnchen zusammen.
7) Ein durch Entstehung, Begleiterscheinungen und Therapie inter-
` essanter Fall von Conjunctivitis diphtheritica, von Dr. Schäffer.
Nach einem Falle auf das Gesicht trat bei einem 4jährigen Knaben ausge-
sprochene Conjunctivitis diphtheritica auf. Nach Injection 'von Behring’s
Serum Nr. III heilte dieselbe vollständig. | | |
— 41 —
8) Das reflectorische Weinen der Neugeborenen, nebst Bemerkungen
über die angebliche besondere Drüse des psychischen Weinens.
Antwort auf das offene Sendschreiben I, de Wecker’s, von Th. Axenfeld.
August.
1) Ueber einen neuen, nach Gram sich entfärbenden, semmelförmigen,
intracellulären Pseudogonococcus auf der menschlichen Conjunc-
tiva, von Friedrich Kruckenberg.
In dem Secrete eines an mässigem Bindehautkatarrh leideuden Patienten
fand Verf. massenhafte Diplokokken kaffeebohnenartig aneinander gelegt, die
zum Tbeil ausserhalb, zum Theil genau wie die Gonokokken in den Leukocyten
bienenschwarmartig angeordnet lagen. Dieselben hatten sich durchweg nach
Gram entfärbt.
2) Ueber die Entstehung von Gehirnabscessen nach Orbitalphlegmone,
von A. Szulislawski.
Ein 22jähriger hatte einen Hieb mit einer Schaufel in der Gegend des
linken Auges erhalten. Danach stellte sich eine Orbitalpklegmone ein. Nach
14 Tagen gelang es, einen 29 mm langen Holzspahn aus der Orbita zu ent-
fernen. Nach kurzer Zeit traten Gehirnsymptome auf, nach noch 4 Tagen
starb der Patient. Es fand sich im linken Stirnlappen ein faustgrosser Abscess.
Jedenfalls hat sich letzterer auf metastatischom Wege entwickelt.
3) Scorbutische Erkrankung der Augen, von Seggel.
Verf. beobachtete bei einem Scorbutkranken ausser Ekchymosen in der
Conjunctiva ein Oedem der Papilla nervi optici, wahrscheinlich die Folge einer
Blutung in die Sehnervenscheide Dabei war das Sehvermögen herabgesetzt
und das Gesichtsfeld eingeengt.
September.
1) Typische Blennorhoea neonatorum durch Bacterium coli commune,
von Amilcare Bietti.
Ein neugeborenes Kind zeigte auf dem rechten Auge das typische Bild
einer Conjunctivitis blennorrhoica, welche nach 8tägiger Behandlung mit 2°/,
Höllensteinlösung vollständig heilte. In der bakteriologischen Untersuchung des
Sekretes fand sich, dass dasselbe vollständig gonokokkenfrei war, wohl aber grosse
Mengen des Bacterium coli commune enthielt.
2) Zur Casuistik der Tumoren des Sehnerven, Angio-Sarcoma mit
theilweiser myxomatöser Degeneration, von Th. Germann.
Es handelt sich um eine 18jährige Patientin, bei der sich seit 2 Jahren
ohne irgend welche Reizerscheinungen allmählich ein linksseitiger Exophthalmus
entwickelt hatte, welcher durch eine vom Sehnerven ausgehende 44 mm lange
Geschwulst veranlasst wurde. Dieselbe wurde entfernt und erwies sich als ein
Angio-Sarcom mit theilweiser myxomatöser Degeneration. -
3) Sarcom-Metastase auf der Sehnervenpapille, von L. Heine.
Einem 50Ojährigen wurde am Rücken in der Gegend der 6. und 7. Rippe
ein faustgrosses Rundzellen-Sarcoım entfernt. Schon nach 3 Wochen trat ein
26
— 402 —
Recidiv in Form zwei hasselnussgrosser Knollen am Mundwinkel auf, welche
ebenfalls exstirpirt wurden. Nach weiteren 5 Wochen zeigte sich wieder ein
Recidiv in der Umgebung der Wunde und in beiden Achselhöhlen. Einen Monat
später starb der Patient. Bei der Section fanden sich ausserdem viele Sarcom-
metastasen in der Lunge. Auch in der linken Papilla vervi optici konnte eine
solche nachgewiesen werden.
4) Ein Fall von Augenmuskel-Metastasen nach Carcinoma mammae,
von H. Wintersteiner.
Bei einer 58jährigen Frau, die in Folge eines Carcinoma mammae starb,
fand sich eine Carcinom-Metastase des Musculus rectus internus des rechten
Auges.
5) Zwei Fälle einer in den Glaskörper vordringenden Arterienschlinge,
von M. Bondi.
Es handelt sich um zwei Fälle von Arterienschlingen, die von der Papille
aus nach dem Glaskörper vordringen und dahin wieder zurückgingen. Seh-
störungen waren nicht vorhanden.
6) Ein Fall von in den Glaskörper vordringender Gefässschlinge der
Netzhautschlagader, von Camil Hirsch.
Ein weiterer analoger Fall.
7) Eine kleine Verbesserung am Asmus’schen Sideroskop, von
Th. Axenfeld.
8) Ein Prioritätsanspruch, von A. Schapringer.
Verf. berichtet, dass er bereits im Jahre 1873 im Knapp’schen Archiv
einen Fall von einer in den Glaskörper vordringenden Gefässschlinge veröffent-
licht habe. Auch Ref. hat im 2. Bande der Ciarit6-Annalen (1876) einen
analogen Fall beschrieben.
October.
Bericht über den IX. internationalen Ophthalmologischen Congress
in Utrecht, 14. bis 18. August 1898. Erstattet von Th. Axenfeld.
Mit einigen einleitenden Worten von W. Zehender. Horstmann.
November.
1) Ueber die operative Behandlung kleiner Krümmungsfehler der
Hornhaut, von C. Reymond.
Nach den Versuchen des Verf.'s lässt sich durch die Verminderung der
Resistenz der Hornhaut vermittelst Wunden eine Veränderung der Krümmung
im optischen Theil herbeiführen. Der unmittelbare Eindruck einer perforirenden
oder nicht perforirenden Wunde ist ein verschiedener, je nachdem die Wunde
die Sclera, den Sulcus sclero-cornealis oder die Hornhautperipherie trifft. Bei
Operationen in der äusseren Peripherie des Limbus wird stets eine Krümmungs-
zunahme in den betreffenden Meridianen hervorgerufen. Dagegen bewirkt die
Incision im durchsichtigen Gewebe in der Regel eine Verlängerung des Radius.
— 403 —-
2) Die Iritomie als Verfahren, die Iris von der Cornea zu trennen,
von L. de Wecker.
3) Ueber das Vorkommen von Pneumokokken auf der normalen
menschlichen Bindehaut, von Dr. Oertzen.
Nach den Untersuchungen des Verf.'s sind die Angaben der Autoren, die
den Pneumococcus auf der normalen Bindehaut nicht erhalten haben, andrer-
seits die Gasparrini’s, der ihn in 80°/, der Fälle in virulenter Form
abgeimpft haben will, unzutreffend.. Der Pneumococcus ist im normalen Con-
junctivalsack relativ selten nachweisbar nach den Untersuchungen des Vert
in etwa 4°).
December.
1) Drusenbildung an der Bowman’schen Membran, von A. Elschnig.
Bei einem an chronischer Bleivergiftung leidenden Manne, dessen Sehver-
mögen in den letzten Monaten rapid abgenommen hatte, konnte Verf. schillernde,
unregelmässige Reflexe, wie von kugelförmigen Tröpfchen einer anders licht-
brechenden Substanz herrührend, in den oberflächlichsten Hornhautschichten
wahrnehmen. Dabei war das Epithel der Hornhaut vollständig glatt. Nach
dem einige Monate später erfolgten Tode des Patienten konnte Verf. ein Auge
mikroskopisch untersuchen. Er fand der Oberfläche der Bowman’schen
Membran aufgelagert regelmässig und unregelmässig halbkugelige, vollkommen
homogen erscheinende, gegen das Epithel sowohl als die Bowman’sche Membran
glatt und scharf abgegrenzte Gebilde, welche eine regelmässige Kugeloberfläche
besassen. Diese Drusenbildung sprach er als Abscheidungsproduct des
Epithels, analog den sonstigen Drusenbildungen, bezw. elastischen Membranen
des Auges an.
2) Neuere Arbeiten über die Anatomie des kurzsichtigen Auges, von
Dr. Heine.
Verf. fand bei myopischen Augen die Sclera in ihrem hinteren Abschnitt
verdünnt, am Ciliarmuskel keine Veränderung, die Chorioidea ist oft hochgradig
verdünnt. Der Conus ist die Folge einer Zerrung, bezw. einer Chorioideal-
atrophie. Die Sclerectasia posterior stellt eine erworbene Ausbuchtung der
Sclera in der Gegend der Macula lutea dar. An den Aussengliedern des Zapfen
der Netzhaut konnte Verf. eine Verkleinerung in Folge von Schrumpfung nach-
weisen, auch zeigte das Pigment-Epithel häufig Veränderungen, die er als
herdförmige Proliferation, theils unter Pigment-Vermehrung, theils unter Pig-
ment-Verminderung, auffasste.e Im hinteren Glaskörperabschnitt fand er nur
Höhlenbildungen.
3) Zur Frage über die Beziehung zwischen Hypermetropie und Ble-
pharitis, von J. Warschawski.
Verf. bestätigt die Angabe von Winselmann, dass Hypermetropie nicht
selten die Ursache von Blepharitis squamosa ist.
26*
— 404 —
4) Weitere Mittheilungen über angeborene doppelseitige Melanose
der Hornhaut, von W. Kruckenberg.
Mittheilung von 2 Fällen analog dem schon im Juli veröffentlichten.
5) Ueber Haut- und Augenaffection bei Personen, die Hyacinthen-
zwiebeln bearbeiten, von J. Waller Zeper.
Bei Arbeitern, die sich mit Reinigen und Sortiren von Hyacinthenzwiebeln
beschäftigen, zeigt sich häufig im August und September neben Erythem der
der Haut Conjunctival-Catarrh bis Conjunctivitis. Verf. führt dies auf Milben,
welche sich im Zwiebelstaub finden, zurück. Horstmann.
III. Zeitschrift für Augenheilkunde. Redigirt von Prof. Kuhnt (Königsberg) und Prof.
v. Michel (Würzburg). Band I. Heft 1. 1899. Januar.
1) Ueber den Heilwerth der mechanischen Methoden in der Therapie
der Conjunctivitis granulosa, von H. Kuhnt.
Verf. betont zunächst seinen oft entwickelten Standpunkt, dass bei der
Verschiedenheit der Erkrankung und ihres Charakters in verschiedenen Gegenden
eine Einigung über den Werth der medikamentösen, mechanischen und operativen
Methoden nicht zu erreichen sein wird. Unter den mechanischen Methoden ist
die üblichste die Ausquetschung mit der Knapp’schen Rollpincette. Dagegen
hat Verf. das Bedenken, dass die entartete Bindehaut besonders in der der
Wirkung des Instrumentes stark ausgesetzten Uebergangsfalte durch den Zug
des Rollers mehr oder weniger starke Gewebsschädigungen erleidet. Um die
Zerrung zu vermeiden, empfiehlt Verf. seinen Expressor, eine Pincette, die nur
durch Druck ihrer Endplatten wirkt. Nach der Ausdrückung reinigt er die
Bindehaut und applicirt zunächst Kälte. Zugleich mit der Schleimhautbehand-
behandlung strebt er eine Beeinflussung des oft stark infiltrirten Lidknorpels
an und empfiehlt als bestes Stichelung desselben in dem ganzen Rayon der
vorhandenen Verdickung.
Die Dauerhaftigkeit der mittelst mechanischer Behandlung erreichten
Heilungen war in dem schwer durchseuchten Ostpreussen eine geringe, da die
Prädilectionsstellen der Krankheit, die Uebergangsfalten, erhalten bleiben. Die
Ausschneidung, die letztere definitiv beseitigt, hat nach Verf. 50— 60°/, defini-
tive Heilungen aufzuweisen, während dem nur 10°/, durch Rollung oder Aus-
drückung endgültig Geheilte gegenüberstehen. Natürlich hat die verstüämmelnde
Operation der Ausschneidung nur ein Recht, wenn alle conservativen und mil-
deren Methoden versagten.
2) Wirkung subconjunctivaler Kochsalzinjectionen bei Chorioiditis in
macula, von Dr. Roman Burri. (Aus der Univ.-Augenklinik in Basel.)
Verf. giebt genaue Krankengeschichten von 7 Fällen, bei denen er bestätigt
fand, dass subconjunctivale Kochsalzinjeciionen als ein local im Auge selbst die
Resorption stark erhölendes Mittel zu betrachten sind, ferner dass sie bei
Chorioiditis in macula, besonders bei frischen Fällen, ebenso günstig wirken,
wie die Behandlung mit Schmierkur, Jodkali, Sublimat-Injectionen, ohne deren
nachtheilige Folgen und Contraindicationen (Schwächezustände) zu haben.
— 405 ° —
3) Zur Koenntniss der acuten Methylalkohol - Intoxication, von
H. Kuhnt.
Bei einem 24jährigen, kräftigen Manne trat nach einmaliger Aufnahme
einer mässigen Menge von Methylalkohol eine Neuritis retrobulbaris acuta in
Erscheinung, die zunächst rasch zu völliger Erblindung führte aber unter ge-
eigneter Therapie (Diaphorese) in Kurzem völlig heilte. In einem zweiten
Falle kam es nur zu heftiger Gastroenteritis.
4) Ueber das Vorkommen der acuten Pneumokokken-Conjunctivitis,
von Dr. Junius, Assist. an der Univ.-Augenklinik in Königsberg.
Das plötzliche Auftreten einer Epidemie von acutem Catarrh der Conj. mit
starker Schwellung der Uebergangsfalten zum Theil mit Hervortreten von
Follikeln (in Königsberg 1898) gab Anlass zu bakteriologischen Untersuchungen,
die Pneumokokken als Erreger ergaben. Der Verlauf hatte bald gezeigt, dass
es sich nicht um acutes Trachom handelte, dessen epidemisches Auftreten bisher
noch nirgends erwiesen wurde. Verf. hält die Pneumokokken-Conjunctivitis für
endemisch in Ostpreussen, wo sie oft zu Epidemien „acuter Augenentzündungen“
Anlass gebe.
Casuistische Mittheilungen. |
a) Myxosarkom des Sehnerven. Operirt nach Krönlein mit Erhal-
tung des Bulbus, von A. Ellinger in Karlsruhe.
b) Erfolgreiche Bekämpfung einer Corneal- pianak (Pneumo-
kokken-Infection) post extractionem, von H. Kuhnt in Königsberg.
Es folgen Referate, Sitzungsberichte u. s. w.
Heft 2. Februar.
1) Ueber die diagnostische Bedeutung des Prismenversuchs zwischen
der basalen und der supranucleären, homogenen Hemianopsie,
von Dr. Wilbrand in Hamburg.
Anregung eine Ausgleichsbewegung beim Prismenversuch zur Diagnosen-
stellung zu versuchen.
. 2) Ueber Luxation, Zerstörung und Herausreissung des Augapfels
als Selbstverstümmelung bei Geisteskranken, von Th. Axenfeld in
Rostock.
Zu den 9 bisher bekannten Fällen veröffentlicht Verf. 5 neue, von denen
er einen Prof. Hirschberg verdankt. Nach seinen Untersuchungen ist es
unmöglich, dass sich Geisteskranke, wie die geltende Anschauung annahm, ge-
legentlich den Bulbus „enucleiren“. Das dazu nöthige Durchkneifen der
Muskeln u. s. w. mit den Nägeln ist zu schwer auszuführen, wohl aber gelingt
ein Herausreissen des Bulbus ohne grosse Gewalt in sehr kurzer Zeit, wenn
der Bulbus von zwei Fingern umgriffen werden kann.
3) Ueber Nachstar-Operstionen, von H. Kuhnt.
Verf. stellt seine Indicationen für die Nachstar-Operationen sehr weit.
Bei 1067 Extractionen operirte er 66,4°/, nach, und zwar 56,6°/, bei ein-
fachem, 9,8°/, bei complicirtem Nachstar. Er operirt nur bei reizlosem Auge
von guter Spannung bei sicherer Beleuchtung. Um gegen Infection noch ge-
schützter zu sein, wie durch strenge Antiseptik vor, Asepsie während der
— 406 —
Operation, legt er den Einstich subconjunctival an und zwar mit besonders
gebogenen Messerchen. Bei schwierigen Verhältnissen macht Verf. die Operation
mit zwei Messern, die eventuell scheerenartig wirken. Er hatte keinen Verlust,
46 Mal leicht oder mässig gestörte Heilung, 3 Mal Iritis, 1 Mal Iridocyelitis,
4 Mal Glaucom zu verzeichnen. Die geringe Glaucomziffer führt Verf. auf das
ängstliche Vermeiden von Zerrung und Dehnung der Uvea zurück, zumal er
sich mit einem Schnitte begnügt, einen zweiten senkrechten nur unter beson-
derer Vorsicht ausführt. In 7 Fällen folgte nur Trübung, wohl durch Ver-
änderungen im Glaskörper, neue Discissionen brachten Besserung.
Casuistische Mittheilungen. |
a) Ein Fall von Empyem des Sinus frontalis mit operativer
Beseitigung der hinteren Knochenwand wegen Caries, von Dr.
Allinger in Karlsruhe.
Es folgen Referate u. s. w.
Heft 3. März.
1) Ueber Antisepsis und Asepsis bei Bulbus-Operationen nebst kurzen
Bemerkungen zur Nachbehandlung Star-Operirter, von Dr. Haun-
schild, Univ.-Augenklinik zu Würzburg.
Statt der noch vielfach üblichen Antisepsis bei und vor Bulbusoperationen
hat sich in der Würzburger Klinik die vollständig durchgeführte Asepsis aus-
gezeichnet bewährt. (Wie seit langen Jahres in der Klinik Geh. Rath Hirsch-
berg’s, Ref... Unter 1944 Operationen, darunter 549 Stare, nur ein Verlust
bei Dakryocystoblenn. Aus der Nachbehandlung Star-Operirter sei hervorgehoben,
dass letztere nach der Operation den 250 m langen Weg zur Klinik zu Fusse
gehen, ausser Bett in nicht verdunkeltem Zimmer bleiben, ohne dass sich bisher
nachtheilige Folgen ergeben hätten.
2) Ueber leukämische Augenveränderungen, von Dr. Bäck. (Aus der
Univ.-Augenklinik zu Breslau.)
Zwei Bulbi, bei denen der Augenspiegel Ret. leukaemica ergab, zeigten
einen anatomischen Befund, der durch Leukocythenvermehrung im vorderen wie
im hinteren Bulbusabschnitte beherrscht war. Am auffallendsten war diese in
der Netzhaut, wo es zur Bildung von tumorartigen Neubildungen kam, die
Lymphomen glichen. Diese Bildungen erklärt Verf. als Zellanschwemmungen
an ein Extravasat; eine Zellenvermehrung im Tumor ist nicht anzunehmen.
3) Ein neuer Sperr-Elevateur, von Prof. Dr. Koster in Leiden.
4) Ueber Nachstar-Operationen. lI. Theil, von H. Kuhnt.
Schwieriger als die Operationen des einfachen Nachstars sind die der
häutigen Nachstare, wie sie bei congenitalen oder Jungstaren auftreten. Hier
kommt die Umlegung in Betracht, die Verf. viermal mit Erfolg ausführte,
unter günstigen Umständen auch die Durchschneidung mit der Wecker’schen
Scheere, endlich eine partielle Ausschneidung.
Gefahrvoller sind die Eingriffe bei angewachsenem, complicirtem Nachstar.
Verf. beschreibt die Anwendung der Iridectomie, Iridotomie und Ausschneidung
eines Stückes des Nachstars, zum Theil mit kleinen eigenen Aenderungen. Bei
starker Schwartenbildung verfährt er z. B. so, dass er mit dem Graefe’schen
— 407 —
Messer einen Schnitt corneal führt, der zugleich durch die Schwarte geht, so-
dann die Nachstarmassen mit einer Irispincette fasst und mit zwei Scheeren-
schlägen ein kreisförmiges Stück ausschneidet.
Es folgen Referate, Sitzungsberichte u. s. w.
Heft 4. April
1) Zusammenfassende Darstellung und kritische Betrachtung der
Erkrankungen der Vierhügelgegend und der Zirbeldrüse mit spe-
cieller Berücksichtigung der ocularen Symptome, von Priv.-Docent
Dr. Bach in Würzburg.
Verf. folgert aus seinen Beobachtungen und Untersuchungen unter Würdi-
gung der Literatur folgendes:
Bei isolirter Vierhügelzerstörung kommt es beim Menschen nicht zur Er-
blindung, wahrscheinlich werden durch Vierhügelläsionen Sehstörungen überhaupt
nicht hervorgebracht. Doppelseitige Zerstörung des Vierhügeldaches bringt mit
Wahrscheinlichkeit doppelseitige, reflectorische Pupillenstarre, einseitige Zer-
störung reflectorischer Pupillenstarre der gleichen Seite hervor.
Augenmuskellähmungen kommen sehr häufig bei Vierhügel-Erkrankungen zur
Beobachtung. Neben symmetrischem Auftreten der Lähmungen spricht die
Combination von Trochlearis- und Oculomotoriuslähmung für den Sitz der Er-
krankung in den Vierhügeln. Isolirte Augenmuskel-Lähmungen haben in ihrer
Bedeutung für die Annahme einer Kernaffection, somit indirect für die Diagnose
„Vierhügelerkrankung“ an Werth verloren.
2) Rundszellensarcom in einem phthisischen Bulbus bei einem 7jähr.
Kinde nebst therapeutischen Bemerkungen, von Prof. Dr. Silex
in Berlin.
In Verf.s Falle bot das rechte Auge ganz das Bild schwerer Keratitis
interstit. mit totaler hinterer Synechie und Pupillenschwarte, S = Lichtschein,
T —, Bulbus verkleinert. Um die Lichtscheu des gesunden linken Auges zu
beheben, wird rechts der Opticus resecirt (Enucleation verweigert). Nach
1!/, Monaten wird ein Tumor intraocul. festgestellt, der nach hinten durch,
brochen ist, bei niedrigem Augendruck. Exenteratio orbita hat keinen Erfolg,
da nach 1!/, Monaten Recidiv, bald darauf Exit. let. an einer „Gehirnkrankheit.‘“
Bemerkenswerth ist das jugendliche Alter des Dat, der anatomische Befund
eines Rundzellensarcoms. Verf., ein Anhänger der Resection, schliesst aus dem
Falle die Lehre, nicht zu reseciren, wenn eine sichere Diagnose nicht gestellt
werden kann, während in der Praxis oft(?) resecirt wird, obgleich man keine
Vorstellung von der inneren Beschaffenheit des Auges hat.
3) Bemerkungen zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie, von
L. Bach in Würzburg. |
Verf. tritt in einer Polemik gegen Schirmer für die modificirte Ciliar-
nerventheorie ein.
4) Eine Modification der Anwendungsweise des Expressors bei der
Conjunctivitis granulosa, von H. Kuhnt.
Um seinen nur durch Druck wirkenden Expressor besonders für Ungeübte
noch gefahrloser zu gestalten, giebt Verf. ein Verfahren an, nach dem die
— 408 —
durchlöcherte Platte unter dem emporgehobenen Lide bis in den Bindehautsack
geführt wird, während die solide Platte auf die entsprechende Stelle der Lidhaut
kommt. Die Entleerung der Körner geschieht durch Aufeinanderdrücken der
Platten. Die Anästhesirung geschieht durch Einträufeln von Cocain (6—10°/,)
in den Bindehautsack, mässige Injectionen davon unter die Conj. des Fornix
und die Lidhaut. Diese Ausdrückung durch die Lidsubstanz hindurch erklärt
Verf. für ebenso wirksam, wie diejenige am umgestülpten Dide. Sie ist
schonender und bei hochgradiger, sulziger Erweichung, ferner bei Spätstadien
und Schrumpfungszuständen mit Eweichungen anzuwenden.
5) Experimentelle Studie, von Dr. O. Hallauer, Assistenzarzt. (Aus dem
Laborat. der Univ.-Augenklinik in Basel.)
Die Zersetzung des Eserin durch Zutritt von Licht, Luft mit dem darin
enthaltenen Ammoniak, Erhitzung über 80° C., die sich durch Röthung des
Präparates kennzeichnet, ist bekannt. Wenn auch die Wirkung sich dadurch
nicht mindert, beobachtete Verf., dass durch roth gewordenes Eserin oft unan-
genehme Empfindungen hervorgerufen wurden. Verf. schliesst aus seinen Unter-
suchungen, dass wir bisher noch kein zersetzungsfreies Prāparat von Eserin
besitzen. Bei der Zersetzung durch Licht fand er die blauen Strahlen am
meisten wirksam. Zur Verminderung der leichten Zersetzlichkeit ist am ge-
eignetsten der Zusatz von schwefliger Säure (1—2 Tropfen auf 30 gr Lösung),
weniger von 4°/, Borsäure. Die Wirkung wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Das Salicylat des Eserins ist haltbarer als das Sulfat.
Casuistische Mittheilung.
Ein Fall von Cornealruptur mit Iris- Perforation ohne Ver-
letzung der Linse, von Dr. G. J. Schonte in Amsterdam.
Es folgen Referate, Sitzungsberichte u. s. w.
Heft 5. Mai.
1) Ueber fötale Rupturen der hinteren Linsenkapsel und über
Lenticonus posterior, von Prof. Hess in Marburg.
Die Befunde des Verf.s machen es wahrscheinlich, dass der Lenticonus
durch fötale Kapselzerreissung und dadurch veranlasste Verlagerung des Linsen-
kernes gegen die hintere Linsenfläche zu Stande kommt.
2) Beiträge zur Aetiologie der Keratitis parenchymatosa, von Dr.
W. Diez. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Würzburg.)
‘Der Artikel ist auf eine Statistik von 187 Fällen gegründet und giebt. die
Ansichten v. Michels wieder nebst Zusammenstellungen aus der Literatur. In
53,3°/, der Fälle ist die Erkrankung auf 'Tüberkulose zurückgeführt, in 34,6°/,
auf Lues hereditaria, in 10,2°/,, in denen die Erkrankung erst nach dem
25. Lebensjahre eintrat, blieb die Diagnose in suspenso, in 1,9°/, endlich wurde
acquirirte Lues als Ursache sichergestellt.
3) Ein Fall von Spontanausstossung eines Zündhütchenstückes aus
dem Auge 5 Jahre nach der Verletzung, von Dr. A. Erb, Assistenzarzt.
(Aus der Univ.-Augenkl. in Basel.)
— 409 —
4) Fortsetzung aus Heft 3, I, im Zusammenhang ref.
Es folgen Referate u. s. w.
Heft 6. Juni.
1) Eine neue Methode der Ptosis-Operation, von Prof. Dr. W. Koster
in Leiden.
Eine Faden-Operation, bei welcher der Faden so geführt wird, dass er
mit dem Knoten unter der Haut liegt. Er soll dort aseptisch bis zu even-
tueller Resorption einheillen und nach des Verf.s Annahme einen narbigen
Strang durch reactive Entzündung hervorrufen, der seine Function übernimmt.
2) Sind die nach Infectionen und Intoxicationen auftretenden Augen-
muskel-Lähmungen als periphere oder centrale Lähmungen auf-
zufassen? von Privat-Doc. Dr. Bach in Würzburg.
Nur bei einer ganz frischen Lähmung giebt die anatomische Untersuchung
Aufschluss, ob die Lähmung centralen oder peripheren Ursprungs ist, da schon
wenige Tage nach peripherer Schädigung eines motorischen Nerven auch im
zugehörigen Kerngebiete Veränderungen eintreten. Ist so von gefundenen Kern-
veränderungen fraglich, ob sie nicht secundärer Natur sind, erscheint Verf. die
bisherige Lehre von den Kern-Lähmungen überhaupt nicht mehr haltbar, da
festgestellt sei, dass die Zellen eines Kerngebietes von denen eines andern nicht
scharf getrennt sind, somit dem alten Eintheilungsgebiete die anatomische Basis
entzogen ist. Verf. führt einen Fall an, bei dem zugleich mit Aderhaut-, Netz-
baut-Affectionen, Tarsuserkrankungen durch Lues auch Muskellähmungen auf-
traten, so dass es nahe liegt, auch diese als periphere Localisationen des
syphil. Virus aufzufassen.
3) Fortsetzung von Heft 5, II, im Zusammenhange ref.
Es folgen Referate u.s. w.
Band I. Heft 1. Juli.
1) Ueber Erkrankungen des Gefässsystems der Arteria und Vena
centralis retinae mit besonderer Berücksichtigung der pathologisch-
anatomischen Veränderungen, von Prof. J. v. Michel.
Vier klinisch beobachtete, anatomisch untersuchte Fälle von Gefässerkran-
kungen geben Verf. Anlass, durch Mittheilung der Befunde und deren Erläuterung
seine bekannten Anschauungen über die Krankheilsbilder zu stützen und zu
präcisiren.
Das klinische Bild der sog. Embolie der Arteria centralis retinae kann
durch ihrombotischen Verschluss hervorgerufen werden. Dieser kaun durch
einen Thrombus an einer durch Endaritis prolifera verengten Stelle der Arterie
entstehen, auch durch abschliesseude endarteritische Wucherung. Auch kann
eine Thrombose der Arterie in der Form einer Druckthrombose entstehen.
Die sog. Retinitis hämorrhagia (Apoplexia sanguinae retinae) kann graduell
bedingt sein a) durch einen 'Thrombus der Centralvene marantischer Natur,
b) durch eine das Lumen der Centralvene verschliessende Wucherung (Phlebitis
prolifera), c) durch eine ausgedehnte Erkrankung des venösen Gefässsystems
der Netzhaut, besonders der mittleren Venen mit Verengerung und Verschliessung
— 40 —
des Lumens durch 'IThrombenbildung oder Wucherung. Bei a) erscheinen
ophthalmoskopisch die Venen stark geschlängelt und ausgedehnt, bei b) und
c) mehr oder weniger verschmälert und schwach gefüllt. In diesen Fällen
sind gleichzeitig hochgradige und ausgedehnte endarteritische Veränderungen
ausgesprochen. Klinsch spricht die Plötzlichkeit des Eintritts einer sehr hoch-
gradigen Sehstörung unter dem ophthalmologischen Bilde einer Embolie der
Arteria centr. ret. bei entsprechendem Allgemeinbefund einer Arteriosklerose für
einen auf der Basis einer endarteritischen Verengerung der Centralarterie ent-
standenen Thrombus, für eine Thrombose der Centralvene die Plötzlichkeit des
Eintrittes einer hochgradigen Sehstörung unter dem ophthalmologischen Bilde
einer Apoplexie der Netzhaut mit stark geschlängelten und ausgedehnten, von
einer tief dunkelrothen Blutsäule gefüllten Netzhautvenen bei entsprechendem
Allgemeinbefund, insbesondere auch Herabsetzung des Blutdrucks.
Das ophthalmologische Bild der sog. Ret. albuminurica ist nur der Aus-
druck von Circulationsstörungen und Gewebsläsionen der Netzhaut, hervorgerufen
durch eine primäre Erkrankung des Gefässsystems der Arteria und Vena centr.
retinae in der Form einer Arterio- und Phlebosklerose mit ihren Folgezuständen.
2) Ein Fall von Conjunctivitis mit Knötchenbildung, hervorgerufen
durch eingedrungene Pfianzenhaare, von Dr. Markus, Assistenzarzt
der Univ.-Augenklinik zu Göttingen.
Ein Krankheitsbild, das zu V.rwechslung mit Trachom Anlass gab, war
durch Pflanzenhaare (der Hagebutte) hervorgerufen, wobei die einzelnen Härchen
Follikelbildung bezw. schwere Veränderunge: der Bindehaut verursachten.
3) Die angeborene Schürze der Lidbindehaut —- eine bisher noch
nicht beschriebene typische Missbildung des menschlichen Auges,
von Dr. Schapringer. (Deutsche Dispensary zu New York.)
Verf. beobachtete in 8 Fällen eine schürzenähnliche Faltung der Bindehaut
eines oder beider Oberlider. Er schliesst Erkrankung als Ursache aus und be-
trachtet die Faltung, die klinisch ne ist, als angeboren.
4) Ueber Distichiasis (Congenita) vera, von Herm. Kuhnt.
Verf. will die Begriffe Distichiasis und Trichiasis geschieden wissen. Er
theilt einen Fall mit, in welchem es gelang, einen wahren Doppelwuchs von
Cilien anatomisch nachzuweisen und zwar durch echte Bildungsheterotopie, indem
die Meibom’schen Drüsen vollständig fehlten und Wimpern an ihrer Stelle
entwickelt waren. Dabei war der intermarginale Theil absolut normal. Dem-
nach wäre mit Distichiasis ausschliesslich die auf solcher congenitalen Hetero-
topie beruhende Zweireihigkeit zu bezeichnen, die Bezeichnung Trichiasis auf
fehlerhafte Stellungen der Wimpern gegen das Auge in Folge pathologischer
Veränderungen anzuwenden.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte.
Heft 2. August.
1) Die Entwickelung der Ophthalmologie in den Niederlanden, von
Prof. Koster in Leiden.
— 41 —
2) Ueber Vorgänge in der Netzhaut bei farbiger Beleuchtung gleicher
Intensität, von Dr. Ed. Pergens in Brüssel.
Verf. stellt die Veröffentlichungen über dieses Gebiet zusammen und be-
richtet über neue eigene Versuche. Er fand, dass das Roth grösserer Wellen-
länge den stärksten Einfluss auf den Nuclein-Verbrauch hat. Die Zapfenstellung
ist die zuerst zu erkennende Wirkung bei farbigem und farblosen Lichte. Die
Einwirkung des farbigen Lichtes kann ohne jede Pigment-Verändernng zu Stande
kommen. Die Stäbchen verbrauchen mehr Nuclein, als die Zapfen und spielen
demnach wohl eine activere Rolle. Eine specifische Wirkung für die Farben-
empfindungen konnte nicht festgestellt werden.
3) Beitrag zur Koenntniss einiger seltener Gesichtsanomalien, von
Prof. Dr. Silex.
A. Beiderseitige, gleichzeitig eingetretene homonyme, incomplete Hemia-
nopsie. Durch Ausschluss von Opticus, Chiasma und 'Tractusaffection wegen
Fehlens jeder Complication ist Verf. veranlasst, Vernichtung einzelner Theile
beider Gesichtsfeldhälften im Gebiete der Sehsphäre anzunehmen. Er bezweifelt
bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit einer hemiopischen Pupillenreaction, da
das auf die functionslose Retina auffallende Licht irgendwo durch Reflexion
functionstüchtige treffen und damit eine Reaction auslösen muss.
B. Zwei Fälle von kleinstem, centralen Gesichtsfeld. Eine Aetiologie war
nicht zu finden, ophthalmoskopisch bestand Atropbia n. optici utriusque im
ersten, neuritische Atrophie, bezw. Neuritis im zweiten Falle.
C. Ringskotom. Ringskotome werden bei Chorioiditis, Chorioretinitis,
Retin. pigmentosa gefunden; nach Hirschberg sind sie besonders charakte-
ristisch für specifische Retinitis. In Verf.’s Falle fand sich die Papille schmutzig
roth verfärbt, die Gefässe eng. Um die Papille im Abstande von 1—2 P.O.
Breite verläuft ein Kranz von Knochenkörperchen ähnlichen Pigmentflecken. Es
besteht Hemeralopie. Alte Lues wird zugegeben, energische Schmierkur wirkt
günstig. Verf. bat 7 Fälle der Art gesehen, stets lag Lues zu Grunde, Heil-
versuche waren nicht erfolglos.
4) Bemerkungen über Erfolge der Nasenbehandlung bei Augenleiden,
von Prof. Dr. A. Peters in Bonn.
Verf. weist darauf bin, dass mancher Fall von Thränensackektasie eine
Manifestation einer Nebenhöhlen-Erkrankung darstellt, zumal wenn auf Druck
nichts entleert wird, obwohl eine fluktuirende Auftreibung der Thränensack-
gegend besteht. Die Thränensackaffectionen der Neugeborenen stellten meistens
keine wirkliche Blennorrhoe dar, sondern es handelt sich um einen aus der
Fötalzeit her bestehenden membranösen Verschluss an der Nasenmündung des
Thränenschlauchs. Durch Druck auf den Thänensack, event. eine einzige Sondi-
rung wird durch Sprengung des Verschlusses Heilung erzielt.
Verf. bespricht ferner 2 Fälle, in denen es sich um Bildung von Bläschen
am Limbus corneae handelte, welche periodisch mit heftigen Reizerscheinungen
auftraten, und rasch und spontan verschwanden. In beiden Fällen bestanden
Schwellungen der Nasenmuscheln, nach deren Beseitigung die Augenerkrankungen
ausblieben. Nach des Verte Ansicht handelte es sich um vasomotorische Vor-
gänge, die von der Nase aus in Form einer plötzlichen Exsudation ausgelöst
wurden.
— 42 —
5) Mucocele des Sinus frontalis, von Dr. O. Halauer, Assistenzarzt an der
Univ.-Augenklinik zu Basel.
Im Zeitraum von 17 Jahren hatte sich vom 15. Lebensjahre an bei einer
Patientin ein Tumor im inneren oberen Augenwinkel ohne entzündliche Er-
scheinungen zu Apfelgrösse entwickelt. Dabei hatte er das Dach der Orbita
völlig aufgezehrt und den Bulbus auf’s stärkste nach unten verdrängt, ohne
das Sehvermögen erheblich zu stören. Störungen im Allgemeinbefinden (Hirn-
symptome) traten nicht auf. Der Tumor wurde, nachdem eine Probepunction,
die Mucocele ergab, nur vorübergehenden Erfolg gehabt, durch weite Oeffnung
möglichst ausgiebig entfernt. Charakteristisch für die Diagnose waren die Lage
des prall-elastischen Tumors, die Fluctuation, der scharfe, theilweise federnde
und empfindliche Knochenrand an seiner Basis bei langsamer Entwickelung ohne
Nebenerscheinungen.
6) Eine kurze Notiz zur Operation des Epicanthus, von Hermann
Kuhnt.
Verf. geht auf das Verfahren v. Ammon’s zurück, modificirt es, indem
er ein Hautoval auf dem Nasenrücken tief umschneidet, ohne es zu entfernen
und darüber nach oberflächlichem Abschaben der Epidermis die gelockerten
Seitentheile gut vernäht.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte.
Heft 3. September.
1) Die gittrige Keratitis, von Prof. OÖ. Haab in Zürich.
Unter obigem Namen beschreibt Verf. eine seltene Erkrankung, die eine
ziemlich gleichmässige Trübung der oberflächlichen Hornhautschichten bewirkt,
welche der nach Keratitis interstitialis zurückbleibenden ähnelt, zumal die Rand-
zone ungetrübt bleibt. Die begleitenden Entzündungserscheinungen sind geringe.
Unter der Lupe lösen sich die Trübungen in ein gittriges System von Linien
auf, denen schwache Erhebungen der Oberfläche entsprechen. Daneben finden
sich rundliche Trübungen. Linien und Punkte erscheinen bei Durchleuchtung
schwarz, bei auffallendem Lichte bläulich-grau, dabei erscheinen sie an Stellen,
wo durch sie reflectirtes Licht von der Iris her dringen kann, durchsichtig
und lichtbrechend, wie Wassertröpfchen. Im Verlaufe wird das Epithel schwielig,
die oberste Lage der Subst. propria trübe Die Randzone bleibt frei, Gefäss-
bildung in der Cornea tritt nicht ein. Der Process befällt in der Regel beide
Augen und kommt mehrfach in derselben Familie vor.
Anatomische Untersuchungen fehlen. Vielleicht handelt es sich um einen
hyalinen Degenerationsprocess.
Eine Aetiologie liess sich nie ausfindig machen. Der Verlauf ist meist
bösartig, indem er das Sehen schwer schädigt.
2) Ueber autosuggerirte Myopie bei Schulkindern, von Prof. A. Peters
in Bonn.
Verf. beobachtete 6 Fälle, von denen er 3 mittheilt, in denen Schulkinder,
meist hysterische, wenigstens psychisch nicht ganz normale „nervöse“, plötzlich
die Symptome einer starken Kurzsichtigkeit darboten, ohne dass eine solche
vorlag, und die Symptome verschwanden, sobald ein optisch unwirksames Glas
vorgehalten wurde.
— 483 —
38) Untersuchungen über den Bau der Retina mit Weigert’s Neuro-
gliamethode, von Dr Leo Dune in Bialystock.
Verf. fand in seinen Präparaten die Müller’schen Stützfasern mit allen
Fortsätzen, Membr. limitans externa, äussere und innere Körnerschicht, Nerven-
zellenschicht und Kerne der Gliazellen und Gliafasern gefärbt. Die Färbung
von Nervenzellen spräche gegen die Electivität der Weigert’schen Methode,
Verf. braucht das Auskunftsmittel, dass die Nervenzellen der Retina verschieden
sind von denen des Centralnervensystems, die sich nach Weigert nicht färben.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte.
Heft 4. October.
1) Ueber relativen und absoluten Mangel des Farbensinnes, von
E. Raehlmann in Dorpat.
Die sebr interessanten Mittheilungen des Verte bringen genaue Unter-
suchungsberichte über das Verhalten einer total farbenblinden, intelligenten
Dame mit normalem Sehvermögen und sonstigen Functionen der Augen. Als
auffallendste Erscheinung fand sich eine Verlängerung des-Spectrums an beiden
Enden, besonders dem violetten. Der Lichtsinn war normal. Die Augen zeigten
eine hohe Empfindlichkeit für Blau, eine stark herabgesetzte für Gelb, dem-
entsprechend verhielten sich auch die unteren Empfindungsgrenzen. Bei herab-
gesetzter Beleuchtung verhielt sich das farbenblinde Auge wie ein normales,
war ihm bei mässiger und stärkster -Dunkelheit sogar überlegen. Das Gesichts-
feld ist für Weiss und Farben normal, nur für Gelb ist es bedeutend eingeengt.
Für alle optischen Empfindungen, ausser dem Gelb, wird der Hoelligkeitswerth
jeder farbigen Strahlung ersetzt durch eine Steigerung der zugehörigen Licht-
empfindung.
Verf. führt aus, wie gezwungen der Ausfall der Empfindung Gelb nach
Helmholtz durch Unwirksamkeit des gelben Lichtes auf die gedachten photo-
chemischen Substanzen zu erklären ist. Ebenso hülflos ist hier die Hering’sche
Theorie wegen des dann anzunehmenden Missverhältnisses in der Gelb-blau-
Substanz und der geringen weissen Valenz von Gelb. Weniger auf Inanspruch-
nahme von Hilfshypothesen ist man nach der Theorie v. Kries angewiesen,
da sich mit der Abnahme der Anzahl der farbenempfindenden Zapfen die Ab-
nahme der Empfindungsenergie für specifische Eindrücke erklärt.
Die Abweichungen seiner Resultate mit den bisher bekannten Unter-
suchungen bei total Farbenblinden führt Verf. darauf zurück, dass alle bisher
bekannten Fälle kranke, sehschwache Augen betrafen, bei denen die Farbenblind-
heit auf krankhaften Veränderungen beruhe und die Nervenorgane nicht unter
physiologischen Verhältnissen functioniren. In Verf.s Falle ist jede Augen-
krankheit ausgeschlossen. Bisher nie beobachtet ist auch ein Erblichkeitsver-
hältniss zwischen absoluter und relativer Farbenblindheit, wie es in diesem
Falle besteht. Es folgen eingehende Untersuchungsberichte über relative
Farbenblindheit.
2) Mittheilungen aus der Univ.-Augenklinik zu Breslau.
A. Ein Fall von einseitiger centraler Blendungs-Retinitis durch
elektrisches Bogenlicht mit nachfolgender traumatischer
: Neurose, von Prof. W. Uhthoff in Breslau.
Einseitige Blendung durch Bogenlicht, das 20 Sekunden einwirkte, bewirkte
centrale Functionsstörung des betroffenen Auges, Herabsetzung der Sehschärfe,
— 44 —
Beeinträchtigung des Lichtsinnes, des Farbensinnes, centrales Skotom und Ver-
änderungen in der Macula lutea in dem Auftreten kleiner heller Flecken, die
erst zunahmen, dann stationär blieben. Es schloss sich „traumatische Neurose“
bei dem angeblich vorher ganz gesunden 33jährigen Manne an.
B. Ein Fall von Schwangerschafts-Unterbrechung bei Retinitis
albuminurica gravidarum, von Dr. Otto Meyer.
Bei einer 28jähr. Patientin mit chronischer Nephritis führte die Schwanger-
schaft zu einer Exacerbation und schwerer Retinitis. Es wurde Abort einge-
leitet, doch die Erblindung nicht aufgehalten. Die Indication zum Abort ergah
die rasche Herabsetzung der Sehschärfe bei der geringen Aussicht auf ein
lebendes Kind. Die Aussichten auf Rückbildung der Veränderungen waren an-
scheinend gute, da Gefässveränderungen noch nicht vorhanden waren und erst
später eintraten.
C. Zu den Circulationsstörungen der Netzhaut, von Dr. Seydel.
In einem Falle von Venenverschluss bei Gefässsklerose waren die Colla-
teralen besonders gut ausgebildet. Einen flammigen weissen Fleck deutet Verf.
als sklerotisch-hypertrophische Nervenfasern.
In einem zweiten Falle trat Verschluss in der Maculararterie ein, den
wohl fettige Degeneration nach Phosphorvergiftung verursacht hatte.
3) Ueber oberflächliche gittrige Hornhauttrübung, von Prof. Dimmer
in Innsbruck.
Verf. versteht darunter das gleiche Krankheitsbild, das Haab im vorhei-
gehenden Hefte dieser Zeitschrift als „gittrige Keratitis“ beschreibt und schildert
die objectiven Symptome ebenso. Die grauen Linien liegen nach seiner Ansicht
nicht im Hornhautepithel, wahrscheinlich in der Bowman’schen Membran, auf
deren Faltung und Runzelung mit secundärer Trübung sie beruhen könnten.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte.
Heft 5. November.
1) Ueber Bindehauttransplantation zur Deckung von Hornhaut-
defecten, von Dr. O. Scheffels in Krefeld.
Nach Kuhnt’s Methode deckte Verf. Hornhautdefecte bei Hornhautgeschwür
und nach Staphylomabtragung mit bestem Erfolge mittelst Bindehautlappen.
2) Beitrag zur Frage der Naphthalinwirkung auf das Auge, von Dr.
Helbron, Assist. der Univ.-Augenklinik zu Würzburg.
Mit Naphtalin fütterte Verf. 6 Kaninchen, untersuchte die Bulbi anatomisch.
Es kam zu Gefässveränderungen und deren Folgen in Aderhaut, Netzhaut und
Iris. Die gleichzeitige oder vorhergehende Starbildung beruht auf der patho-
logischen Blutbeschaffenheit.
3) Beitrag zur Kenntniss der Geburtsverletzungen des Auges, von
Doc. Dr. Wintersteiner in Wien.
Anatomische Untersuchung der Bulbi eines mit der Zange extrahirten
Kindes, das 8 Tage alt starb. Es ergaben sich Blutungen nur im vorderen
Bulbusabschnitte bis zu Hämatomen des Corpus bezw. des Processus ciliares.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte.
gie SEHR ve
Heft 6. December.
1) Zur hemiopischen Pupillenreaction, von Prof. O. Schwarz in Leipzig.
Eine hemiopische Reaction liegt vor, wenn ein Unterschied bei directer
Beleuchtung der einen oder der anderen Netzhauthälfte beobachtet wird. Verf.
geht auf Localisation ein. Bei einseitiger Reflextaubheit liegt die Störung
peripher vom Chiasma, bei hemianopischer Reflextaubheit (mit hemianopischer
Sehstörung) Sitz zwischen Chiasma und äusserem Kniehöcker, bei hemianop.
Pupillenstarre (ohne hemianop. Sehstörung, wie Verf. einen Fall beobachtete)
Sitz zwischen Kniehöcker und Sphinkterkern, bei einseitiger Pupillenstarre
ebendort, nur näher dem Sphinkterkern.
2) Beitrag zur Frage des Zusammenhanges von Augen- und Nasen-
erkrankungen, von Dr. O. Heilmaier, Univ.-Augenklinik zu Würzburg.
Eins Untersuchung von Nase und Auge bei 1300 Fällen ergab eine gleich-
zeitige Nasenerkrankung in 92°/,, wobei die atrophischen Processe der Nase
eine Hauptrolle spielen. Fast regelmässig sind Nasenerkrankungen bei Leiden
der Thränenwege, sehr häufig bei ekzematösen (phlykt.) Augenleiden, Bindehaut-
catarrh. Bei Ulc. corneae ist die seltene Mitbetheiligung des Thränennasencanals
trotz des positiven Nasenbefundes auffallend.
3) Experimentelle Untersuchungen über das Verfahren, künstliche
Cataract zu erzeugen, ohne die vordere Kapsel zu zerreissen, von
Dr. Paul Knapp, Assist. an der Univ.-Augenklinik zu Basel.
Am letzten Ophthalmologen-Congress zu Utrecht empfahl Dr. Jocqs ein
Verfahren, künstliche Cataract zu erzeugen, indem man mit einer Pravazspritze
einige Tropfen Kammerwasser aspirirt und sie dann in die Linse einspritzt.
Dabei soll die Linsenkapsel nicht zerreissen. Nach Verf.s Experimenten ist
das letztere jedoch stets der Fall, es entstehen erhebliche Linsenzertrümmerungen.
Das Verfahren ist technisch schwieriger als die Discission und wegen der mög-
lichen stürmischen Quellungen beim Menschen gefährlicher.
Es folgen Referate, Gesellschaftsberichte. . Spiro.
IV. Die ophthalmologische Klinik. 1899. Nr. 12—24.
1) Bemerkungen zur Anatomie und Pathologie der Thränenwege, von
Rochon-Duvigneaud.
Verf. verbreitet sich über den Verlauf des Thränennasenganges beim Fötus,
über seinen inneren Bau beim Fötus und Erwachsenen und seine untere Mün-
dung, sowie die aus Abnormitäten der letzteren folgenden Disposition zur ange-
borenen Dacryocystitis.
2) Beitrag zur Casuistik der Myopie-Operationen, von Zimmermann.
Secundär-Glaucom im Anschluss an die ohne erhebliche Zerrung ausgeführte
Nachstar-Operation. Zwei Iridectomien mit nur kurzem Erfolge. Schliessliche
Heilung mit relativ guter Sehschärfe nach grossen Gaben von Jod (Pagen-
stecher), während kleine Jodismus hervorgerufen hatten. Der Sehnerv hatte
nicht gelitten.
— 46 —
3) Auf Pneumokokken-Infection beruhende Orbitalphlegmone bei
einem Kindo im Verlauf einer Influenza, von Lefrangois.
4) Eitrige Hornhautentzündung bei Brand-Enten, von Hoppe.
Die bakteriologische Untersuchung hat die Ursache der Krankheit noch
nicht aufgeklärt. Das Gift scheint bisher nur im Elberfelder Zoologischen
Garten beobachtet zu sein, da anderwärts diese oder eine ähnliche Krankheit
unbekannt sind.
5) Ueber einen Fall von Resection des Ganglion cervicale supremum
sympathici, von Zimmermann.
6) Ein Mittel, subconjunctivale und subcutane Quecksilbercyanür-
Injectionen beinahe schmerzlos zu machen, von Darier.
Verf. empfiehlt, den Lösungen Cocain zuzusetzen. Die genaue Dosirung
für die einzelnen Fälle und Anwendungsweise ist im Original nachzulesen.
7) Therapeutische Versuche mit Jodoformin und Jodoformogen bei
Erkrankungen des Auges und seiner Umgebung, von Hoor. |
Verf. ist der Ansicht, dass in der ophthalmologischen Praxis sowohl Jodo-
formin wie Jodoformogen als Ersatzmittel des Jodoforms gelten kann, wenn auch
nicht gerade als geruchloses Ersatzmittel.
8) Ueber die Anwendung des Protargols in der Augenheilkunde,
von Snegiref.
Nach des Verf.’s Erfahrungen als Ersatzmittel des Arg. nitr. weder den
Kranken angenehmer, noch in therapeutischer Beziehung letzterem vorzuziehen.
9) Orbitale Heteroplastik, von Valute.
Die Resultate der orbitalen Heteroplastik (Transplantation eines künstlichen
Bulbus an Stelle des enucleirten Auges) sind, wenn man organische Stoffe be-
nutzt, unsicher. Am ehesten eignet sich hierzu noch ein Schwammkügelchen,
doch ist auch hier das Resultat nur ein vorübergehendes wegen der Verdichtung
des Schwammgerüstes.. Bedient man sich anorganischer Kugeln, aus Glas oder
Metall, so ist die Operation von Erfolg begleitet, wenn man die Wundränder
breit fassend und eng vernäht.
10) Ueber hysterische Pupillenveränderungen, von Weil.
11) Ein Verfahren, die durchsichtige Linse rasch zur vollständigen
Durchtrübung zu bringen, ohne die Kapsel zu zerreissen, von Jocqs.
Eine mit einer feinen Spitze versehene Pravaz-Spritze wird durch die
Hornhautperipherie in die Vorderkammer eingestochen, in die Spritze werden
einige Tropfen Humor aqueus aspirirt, dann, ohne die Spritze aus der Vorder-
kammer herauszuziehen, die Linse schräg punctirt und in dieselbe die aspirirte
Flüssigkeit injicirt. Nach 2—3 Tagen ist die Linse völlig geheilt und kann
durch einen Linear-Schnitt in einer Sitzung vollständig extrahirt werden. Am
Menschen ist das Verfahren noch nicht angewendet.
— 47 —
12) Die Augenmassage, Hornhautmassage und Vibrationsmassage.
Die Druckmassage und ihre Wirkung auf die Accommodation
und Refraction, von Darier.
Verf. theilt sehr günstige Resultate, auch bei Glaucom, mit. Näheres über
Technik u. 8. w. siehe im Original.
13) Ueber Neuritis optica im Gefolge von Entzündungen des Sinus
sphenoidalis und Erkrankungen der hinteren Nasenhöhle, von
de Laporsonne.
14) Copiopia hysterica oder symptomatica? von Königshöfer.
Verf. ist für die Benennung C. symptomatica und definirt das Krank-
heitsbild folgendermaassen: Die C. s. setzt sich aus einer Reihe von Reizungs-
symptomen des Trigeminus und des Opticus zusammen; sie ist dadurch
charakterisirt, cass die objective Untersuchung des Auges keinerlei oder nur
ungenügende Erklärung für die hochgradigen Beschwerden giebt, und dass, wenn
pathologische Veränderungen oder Functionsanomalien gefunden werden, deren
Beseitigung bezw. Correction keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die
Grösse der Beschwerden ausübt.
Ursachen dieser Erkrankungen sind in erster Linie Anomalien in der Ge-
schlechts-Sphäre, ferner Neurasthenie, Hypochondrie, traumatische Neurose,
Chlorose, Folgerustände schwächender, fieberhafter und Infectionskrankheiten.
Hysterie kann eine Complication dieser Ursachen bilden; bei reiner
Hysterie kommt die Copiopia nie vor.
15) Zur Prognose des Sarcoms des Uvealtractus, von Stock.
Verf. rechnet 47 °/, definitiv geheilte Fälle heraus, d. h. solche, welche
3 Jahre nach der Operation ohne Recidiv geblieben sind.
16) Ueber die Behandlung der Conjunctivitiden mit verschiedenen
Silbersalzen und besonders mit Protargol, von Darier.
17) Ueber die Keratitis neuroparalytica, von v. Gross.
Die eitrige Keratitis, welche man bei Thieren nach Durchschneidung des
Trigeminus beobachtet, die beim Menschen nach Verletzung, Compression, patho-
logischer Veränderung oder Resection des Nerven beobachtete Keratitis, endlich
die nach Facialislähmung auftretende Keratitis entspringen derselben Ursache:
Eine Infection, welche ihren Ausgangspunkt hat vom Conjunctivalsack, Thränen-
sack oder einer directen Verletzung durch Berührung. Die Entwickelung wird
begünstigt durch die in Folge der Anästhesie entstehende Austrocknung der
Cornea und durch eine weniger gute Beschützung des Organs. Die Ursache
der essentiellen neuroparalytischen Keratitis des Menschen, die identisch ist mit
der Keratomalacie und der Keratonekrose, muss im Ganglion ciliare gesucht
werden; sie hat eine Degeneration der Ganglienzellen zur Grundlage, die durch
Cachexie, locale Hämorrhagien oder Verletzungen bedingt sein kann.
18) Zwei Fremdkörper, von Lederer.
27
— 48 —
19) Einseitige Glaskörperblutung, die seit 16 Jahren abwechselnd
heilt und recidivirt, von Jacqueau.
Die obige Affection wurds an einem 28jährigen, in jeder Hinsicht ge-
sunden und erblich nicht belasteten Manne beobachtet.
20) Tuberculose des Thränensackes, von Roket.
Es handelt sich um eine primäre Tuberculose bei einem 14jähr. Mädchen.
21) Die Behandlung des Glaucoms mit Druckmassage, von Domec.
Die Druckmassage wird derart ausgeführt, dass bei geschlossenem Auge
der Daumen gegenüber der Hornhautmitte auf das Oberlid aufgesetzt wird,
während die übrigen Finger platt auf die Schläfe zu liegen kommen, und hierauf
intermittirend mit dem Daumen ein Druck auf die Horuhaut ausgeübt wird.
Die einzelnen Druckbewegungen sollen kurz auf einander folgen, man beginnt
mit einem sanften Druck, um später, sofern es das Auge verträgt, einen
stärkeren Druck anzuwenden. Die Dauer einer- Sitzung beträgt im Durchschnitt
5 Minuten.
Im Verlauf seiner therapeutischen Versuche fand Verf., dass eine kräftige
prolongirte Druckmassage im Stande ist, die Augenspannung herabzusetzen, was
ihn veranlasste, sein Verfahren auch gegenüber dem Glaucon in Anwendung zu
ziehen. Dabei ergab sich, dass durch die Massage die Schmerzen augenblick-
lich gelindert werden, der Druck sinkt und die Pupille sich auf Miotica schneller
verengt, als ohne Massage.
Weitere Versuche bleiben abzuwarten. Moll.
V. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. Herausgeg. v. Dr. Wolffberg.
2. Jahrg. Nr. 40—50. 3. Jahrg. Nr. 1—11. |
Nr. 40. 6. Juli.
1) Zur Beleuchktungsfrage, von Dr. Ascher in Frankfurt a. M.
Beschreibung einiger Modificationen an Glühlampen, durch welche die Seh-
proben oder das Operationsfeld belichtet werden, ohne Blendung zu erzeugen.
2) Atrabilin, ein neues Nebennieren-Präparat, von Dr. Wolffberg.
Da der ven Königstein in Wien empfohlene Nebennieren-Extrakt sich
sehr leicht zersetzt, liess Verf. einen beständigeren herstellen — „Atrabilin“.
Das Wesen der Wirkung ist intensive Ischämie der Conjunctiva und, wo sie
Gefässe enthält, auch der Hornhaut, so dass bei Pannus die Sehschärfe sofort
nach Einträufeln des Medicamentes sich bessert. Anwendung in 10—20°,
Lösung. Bei Iritis, Cyklitis, Glavkom sei das Mittel sehr zu empfehlen.
3) Behandlung der skrophulösen Augenerkrankungen mit besonderer
Berücksichtigung der Skrophulose im Allgemeinen, von Dr. Daxen-
berger in Regensburg. (Nr. 40—44.)
Verf. bespricht eingehend die von ihm sorgfältig durchgeführte Allgemein-
behandlung des Kranken (Diät, Bäder, Hydrotherapie u. s. w.), ferner die Local-
behandlung des Auges, der Nase und der Drüsenschwellungen. Gegen letztere
empfiehlt er 6—10 Wochen lang fortgesetzte Schmierkuren mit grüner Seife.
— 49 —
No. 42. 20. Juli. |
1) Ueber die Wirksamkeit des Protargols in einem Falle von Blen-
norrhoe beim Erwachsenen, von Dr. Hermann Weber in Darmstadt.
Mittheilung eines Falles von gonnorrhoischer Blennorrhoe bei einer 21 jähr.
Dame. Der Fall, von Anfang an schwer, führte zu Perforation der Hornhaut.
Nach Aufhören der Entzündungs-Erscheinungen: S = Fingerzählen in 3 m, doch
war das Auge schon vorher schwachsichtig. Verf. ist geneigt, den Umstand,
dass das Auge nicht völlig zu Grunde ging, auf die Behandlung mit 10°/,
Protargollösung zu beziehen.
2) Die Ausbreitung des Trachoms und Follicularcatarrhs in Breslau
während der letzten 32 Jahre, von Dr. J. Schlesinger. (Aus der
Prof. Cohn’schen Augenklinik.)
Gegenüber Walter in Odessa, welcner bezùglich der Conjanctivitis folli-
culosa und des Trachoms den unitarischen Standpunkt vertreten hatte (Archiv
f. Augenh., Bd. 39), weist Verf. auf Grund der Erfahrungen in der H. Cohn’-
schen Augenklinik darauf hin, dass in Breslau die Zahl der an Trachom Er-
krankten von den sechziger Jahren bis zum Jahre 1878 stetig gefallen und
seitdem ziemlich gleich geblieben sei, während der Follicularcatarrh noch heute
ziemlich denselben Procentsatz aufweise, wie damals.
Nr. 43. 27. Juli. .
Die Isometrope-Gläser und der Hitzschlag, von E. Friedrich, Physiker
in Dresden.
Nr. 44. 3. August.
Ueber die Behandlung einiger Augenkrankheiten mit Largin, von Dr.
Hugo Pretori in Reichenberg.
Verf. kommt zu dem Schluss, dass Largin (1—6°/, Lösung) geeignet sei,
in vielen Fällen das Argentum nitricum zu ersetzen, indem es ebenso gut wirke
wie jenes, vielleicht sogar besser, aber weniger Schmerzen verursache.
Nr. 47. 24. August.
Einheilung von Sklera und Cornea eines jungen Sperlings in ein.
durch Phthisis corneae erblindetes Auge, von Dr. Wolffberg.
Von der Ansicht ausgehend, dass eine kleine Hornhaut besser lebensfähig
sich erweisen werde, als eine grosse, transplantirte Verf. eine Sperlingshornhaut
auf ein an Phthisis corneae erblindetes Auge. Die Oeffnung in die erblindete
Hornhaut war mittelst eines kleinen Trepans gemacht worden. Den optischen
Erfolg nennt Verf. „praktisch gering, immerhin beachtenswerth“. `
Nr. 50. 14. September.
1) Ueber Dualismus und Unitarismus in der Trachomfrage, von Dr.
O. Walter in Odessa.
Verf. bemerkt, in Beantwortung der Arbeit Schlesinger’s (in Nr. 42 d. W.),
dass die von Schlesinger gezogenen Schlüsse richtig seien, doch hält Verf.
es für erforderlich, bei statistischen Arbeiten anzugeben, wo der Autor die Grenze
ziehe zwischen gutartigem Bläschen-Catarrı und Trachom.
Wegen LEE nn
27*
— 420 —
2) Bemerkungen zu vorstehendem Aufsatz, von Dr. J. Schlesinger.
Verf. giebt zu, dass in einzelnen Fällen die Diagnose schwierig sein könne;
wenn aber Walter „bläschenförmige Granulationen“ und „Schwellungs-Catarrh‘
strict vom Bilde des Trachoms trenne, so sei er nicht Unitarier, sondern wie
Verf. Dualist.
—
3. Jahrgang. Nr. 1. 3. October.
Lymphstauung am Auge durch Dionin, eine neue, Et und
therapeutisch bemerkonswerthe Beobachtung, von Dr. Woltfberg.
Verf. entdeckte in dem Dionin, einem Morphiumderivat, ein Mittel, welches
in den Conjunctivalsack eingebracht, intensive Lymphstauung hervorruft, Chemosis
und Oedem der Lider. Verf. ist überzeugt, dass diese lymphtreibende Wirkung
bei vielen Affectionen der Hornhaut von Nutzen sein würde. Entsprechende
Krankengeschichten sind mitgetheilt.
Nr. 2. 12. October.
1) Die Anwendung von Euphthalmin, einem neuen Mydriaticum, von
Dr. James Hinshelwood in Glasgow. (Uebersetzt aus The British Medical
Journal, London, Nr. 2021, vom 23. September 1899.)
Die Euphthalmin-Mydriasis tritt etwas langsamer ein, als die Homatropin-
Mydriasis und verschwindet auch schneller; 3 Tropfen einer 5°/, Euphthalmin-
Lösung führen in 20—30 Minuten maximale Mydriasis herbei; vorheriges
Einträufeln einer 1°/, Holocain-Lösung beschleunigt die Wirkung um 7 bis
8 Minuten. Die. Accommodation wird nur ganz vorübergehend beeinträchtigt,
nach 2—3 Stunden ist sie, ebenso die Reactionsfähigkeit der Pupille, wieder
normal. Euphthalmin ist ungiftig.
2) Behandlung der Augendiphtherie, von Dr. Schulte in Fulda.
Mittheilung zweier Fälle von diphtherischer Bindehaut-Entzündung mit Aus-
gang in Heilung unter Diphtherie-Serum-Behandlung. Namentlich der eine Fall
zeigte vom Tage der Serum-Injection an eine deutliche Wendung zum Bessern,
während vorher die Erkrankung sich von Tag zu Tag verschlimmert hatte.
Bömerkenswerth ist hierbei, dass die Diphtherie ausschliesslich auf die Augen-
bindehaut beschränkt blieb.
Nr. 3. 19. October.
1) Lichtprüfer für Arbeitsplätze. — Täfelchen zur Prüfung feinen
Farbensinnes, von Prof. Hermann Cohn. (Aus der hygienischen Section
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Sitzung vom
6. October 1899.)
Verf. demonstrirt einen von ihm construirten „Lichtprüfer für Arbeits-
plätze‘, welcher gestattet, den Nachweis eines Lichtminimums auf Grund photo-
metrischer Messungen zu führen. Der Apparat ist von dem Gesichtspunkte aus
construirt, dass ein Arbeitsplatz als „vorzüglich“ beleuchtet gilt, wenn man 99°/,
seiner gesammten Lichtmenge ausschalten darf, also ein einziges Procent genügt,
um die Probeobjecte (kleinste Zahlen in 40 cm Entfernung) noch deutlich zu
erkennen; der Platz gilt als „gut“ beleuchtet, wenn nur 95°/, seiner Lichtmenge
eliminirt werden dürfen, also 5°/, Licht gebraucht werden; jedoch als „un-
brauchbar“, wenn bei Verdunkelung um nur 80°/,, also mit einem Reste des
Lichtes von 20°/,, die Zahlen nicht mehr fliessend gelesen werden können,
— 421 —
— unbrauchbar deshalb, weil sehr häufig das Tageslicht in Folge von Wolken-
bildung auf den 5. 'Theil seiner Helligkeit herabgeht. Diese Dosirungen des
Lichtes erzielt Verf. dadurch, dass er vor das Auge graue Gläser setzt, deren
Licht-Absorption photometrisch bestimmt ist: alle 3 zusammen absorbiren 99°/,,
nur 2 absorbiren 95°/,, 1 Glas absorbirt 80°/,.
In Anlehnung an den Meyer ’schen „Florcontrast‘“ liess Verf. auf einer
kleinen Purpurtafel 16 schwarze Haken von E-Gestalt in 4 Reihen drucken.
Wer die Haken unter dem Flor richtig als grün erkannt, hat feinen Farbensinn.
Die Tafel kann an allen vier Seiten aufgehängt werden, daher ist Niemand im
Stande, etwa durch Auswendiglernen der Probe-Objecte durchzuschlüpfen.
2) Beiträge zur Dionin-Therapie, von Dr. Carl Nicolaier in Breslau.
Verf. hat in der Wolffberg’schen Klinik mehrere Keratitiden und phlyc-
tänuläre Catarrhe mit Dionin behandelt (5°/, Lösung). Nach Einträufelung
eines Tropfens tritt starke Chemosis ein, ferner Brennen und Schmerzen; alles
das lässt bald nach, nach einigen Tagen kamen dann — Verf. bezieht das auf
die Dionin-Wirkung — die entzündlichen Affectionen zur Heilung. Verf. äussert,
dass der Werth dieses Mittels „jetzt noch gar nicht übersehen werden“ könne.
Nr. 4. 26. October.
Ueber die mit Dionin zu behandelnden Augenkrankheiten, von Dr.
Wolffberg in Breslau.
Verf. glaubt, obwohl seit seiner ersten Publication über die eigenthümliche
Wirkung des Dionins erst wenige Wochen verstrichen seien, die Indicationen
für die Anwendung dieses negen Heilmittels bereits, wie folgt, aufstellen zu
können:
1. Die mit dem Dionin verbundene Lymph-Ueberschwemmung des Auges
macht es zu einem wichtigen Hilfsmittel in der Behandlung aller Hornhaut-
leiden, speciell solcher, die nicht von Bindehautleiden abhängig sind.
2. Dionin ist für die Wundbehandlung nach allen Bulbus-Operationen (?)
und bei. allen Verletzungen des Augapfels, sowie des Bindehaut-Tractus zu
empfehlen.
3. Dionin ist ein Unterstützungsmittel für die Behandlung des grünen Stars.
Nr. 7. 16. November.
1) Avertissement des Oculisten Mende in Breslau im Jahre 1791,
von Prof. H. Cohn. |
2) Atrabilin, von Dr. Wolffberg.
Verf. referirt über die negativ ausgefallenen Erfahrungen J acobsohn’ S
(publicirt in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft) mit dem vom Verf.
empfohlenen Nebennierenextract „Atrabilin“. Verf. ist geneigt, die Misserfolge
auf nicht genügend concentrirte Lösungen zurückzuführen und hält die momentane,
ischämirende Wirkung des Atrabilins auf Ciliar-Injection und Pannus für
ganz sicher.
Nr. 9. 30. November.
Die Breslauer Taubstummen-Anstalt, eine Schule mit nur einem
kurzsichtigen Kinde, von Prof. H. Cohn.
Bei Untersuchung der Breslauer Taubstummen-Anstalt fand Verf. unter
213 Kindern nur ein einziges Kind kurzsichtig (— 2 D). Verf. weist darauf
— 42 —
hin, dass dieses ausserordentlich günstige Resultat auf die guten hygienischen
Schul-Einrichtungen der Anstalt zu beziehen sei; namentlich die Lichtverhältnisse
seien sehr günstige. | Ä
Nr. 10. 7. December.
Ein Pseudo-Tumor der Conjunctiva bulbi, von Dr. Carl Nicolaier..
Bei einem 65jährigen Landwirth, dessen rechtes Auge seit 3 Wochen
blutete, wird als Ursache der Blutung hinter dem Öberlid ein „Pseudotumor“
von schwarzrother Farbe und weicher, morscher Consistenz entdeckt, — ein
Blutgerinnsel, welches einer noch immer blutenden, durch Verletzung der Con-
junctiva und Sklera, 3 Wochen zuvor, entstandenen Wunde aufsass. Für
Hämophilie keine Anhaltspunkte.
Nr. 11. 14. December.
Zur Protargol-Therapie, von Dr. A. Lesshaft in Görlitz.
Mittheilung dreier Fälle, in denen das Protargol versagt — in einem sogar
geschadet — hatte. In zwei weiteren, ambulant behandelten Blennorrhoe-Fällen
„versagte die Protargol-Therapie vollständig“. Auffallender Weise kommt Verf.
dennoch zu dem Schluss, dass das Protargol wider die Ophthalmogonorrhoe
auf’s angelegentlichste zu empfehlen sei. C. Hamburger.
VI. Deutsche medicinische Wochenschrift. 1899. Nr. 32. 10. August.
Ueber circuläre Randkeratitis, von Dr. H. Salomonsohn in Berlin.
Unter diesem Namen (Keratitis marginalis [semi-] circularis s. arcuata)
beschreibt Verf. 2 Fälle von Hornhautentzündung, in denen es sich „um ein
schubweise vorschreitendes Hornhaut-Infiltrat“ handelt, das sich auf die Horn-
hautperipherie beschränkte, vom Skleralbord durch einen ungetrübten Streifen
getrennt. In einem der Fälle recidivirte die Krankheit mehrmals nach 4 Wochen.
Ausgang in Heilung.
Nr. 35. 31. August.
Uebertragung von Augen-Erkrankungen durch Küssen, von Prof.
W. Uhthoff.
Verf. verwahrt sich dagegen, dass sein Name mit einer Zeitungs-Notiz
zusammengebracht werde, wonach er einen Fall von schwerer, doppelseitiger
Keratitis mit Ausgang in Erblindung beobachtet habe. Er habe nie einen der-
artigen Fall beobachtet, noch weniger vor Studirenden sich in diesem Sinne
ausgesprochen, zumal er sachlich einen solchen Infectionsmodus in hohem Grade
für unwahrscheinlich halte.
Nr. 42. 19. October.
Taubheit als Complication der Star-Operation, von Dr. W. Mühsam.
(Aus der Hirschberg’schen Augenklinik.)
Verf. hat unter den 100 letzten von Hirschberg operirten Alters-Star-
Kranken 11 gefunden, die an starker Schwerhörigkeit litten, so dass sie laut
gesprochene Worte nicht richtig aufzufassen wussten. Da hierdurch die Operation
erheblich erschwert wird, indem der Operateur ausser Stande ist, dem Patienten
die Richtung anzugeben, in welcher er sehen soll, so wurde — in 10 dieser
— 498 —
11 Fälle — eine Zeichensprache eingeübt; so z. B. hatte der Patient nach oben
zu sehen, sowie der Arzt ihn auf die Stirn klopfte u.s. w. Nur in einem
Falle musste, da Patient zu ängstlich war, Narkose angewendet werden. —
Alle 11 Fälle heilten zufallsfrei. C. Hamburger.
VII. Annales @oculistique. 1899. Juli—December.
l) Le professeur H. Snellen, par Sulzer.
2) De quelques paralysies combinées des muscles de l’oeil. — Para-
lysie des mouvements d’élłévation et d’abaissement des deux cotés
avec integritö des mouvements de latóéralitóé. — Paralysie de la
convergence, par Teillais.
3) Des spasmes toniques du muscle ciliaire chez les enfants et de
la valeur de la skiaskopie dans l’oeil atropinise, par Lagrange.
Verf. zeigt in vorliegenden Untersuchungen von Neuem, dass die Augen
jugendlicher Individuen sowohl in der Dunkelkammer, als auch am Optometer,
falls sie nicht atropinisirt sind, sich in einem tonischen Accommodationskrampf
befinden, welcher die Resultate der durch Skiaskopie gewonnenen objectiven
Messung in hohem Grade beeinträchtigt. Andererseits ergiebt die Skiaskopie
atropinisirter Augen sehr genaue Maasse.
4) L’hétéroplastie orbitaire. Étude clinique et experimentale, par
Valude. |
Siehe das Referat aus der ‚„Ophthalmologischen Klinik“.
5) Nouveau procede- d’implantation de boules de verre dans l’orbite,
par Oliver.
Vor der Enucleation werden die je zwei gegenüberliegenden geraden
Augenmuskeln mittels einer mit langem Faden armirten Nadel durchstochen,
sodann die Enucleation vorgenommen und in den nun leer gewordenen Raum
der Tenon’schen Kapsel die Glaskugel gelegt. Die Muskelbäuche werden
sodann kreuzweise darüber angezogen und die Fäden verknotet. Die Conjunctiva
wird sorgfältig genäht. Der cosmetische Erfolg soll sehr befriedigen.
6) Nouvelles considérations sur le traitement des ulcöres infectieux
do la cornée, par Bourgeois.
Verf. behandelt das infectiößse Hornhautgeschwür nach folgenden Grund-
sätzen: Auskratzen des Thränensacks, Berieselung des Bindehautsacks und der
Geschwürs-Oberfläche, Ausbrennen des Geschwürs mit dem Olivenbrenner,
endlich antiseptischer Verband. Sollte die Entleerung eines Hypopyon angezeigt
sein, so wird die Vorderkammer danach ausgewaschen.
7) Learmoiement paroxystique hystörique, par Fromaget.
Bei gleichzeitiger Anästhesie und concentrischer Binengung des Gesichts-
feldes hält Verf. die hypersekretorischen und vasodilatatorischen Störungen für
hysterisch. Die Anfälle des 'Thränens treten alle 10—15 Minuten auf.
Während der Nacht sind die Augen normal.
— 424 —
8) Du ròle des toxines dans la production des inflammations de la
conjonctive, par Morax et Elmassian.
9) Étude expérimentale sur la cataracte traumatique, par de Obarrio.
Die Verletzungen der Linsenkapsel haben eine Vernarbung im Gefolge,
nach welcher die Linse in seltenen Fällen durchsichtig bleiben kann. In den
meisten Fällen jedoch trübt sie sich langsam und vollständig. Diese Thatsache
findet ihre Erklärung in dem Umstand, dass durch die Kapselnarbe eine Fil-
tration der umgebenden Flüssigkeiten in die Linsenmasse selbst erfolgt. Nichts-
destoweniger tritt keine Resorption der Linse bei wirklich guter Vernarbung
der Kapsel ein, sondern erst dann, wenn die Vernarbung, aus irgend einem
Grunde ausgeblieben, wegen sich dazwischen drängender trüber Linsenflocken
auch dauernd unterbleibt. So lange die Linsenfasern eng zusammen liegen,
tritt keine Trübung ein, selbst wenn sie aus der normalen Richtung gebracht
sind. Erst wenn durch Degeneration und Gerinnung des zwischen den Fasern
liegenden Materials Räume geschaffen sind, tritt die Trübung auf. Die Kapsel-
narbe selbst ist durch das Auftreten von Fibrinoblasten (Leukocyten) bedingt.
10) Nouveau perimötre enregistreur, par Parisotti.
11) L’iritomie appliqude au dégagement de liris de la cornée, par
de Wecker.
12) Action bactericide des larmes, par Valude.
Im Allgemeinen kann man aus den angestellten Experimenten den Schluss
ziehen, dass die 'Thränenflüssigkeit ein sehr schlechter Nährboden für Mikro-
organismen ist, ja dass sie selbst die Virulenz einiger gänzlich aufheben kann,
wie sich das für Milzbrand, Bact. coli und zum Theil auch für Staphylococcus
aureus ergeben hat.
13) Des növrites optiques lices aux sinusites sphönoidales et aux
maladies de l’arriere cavit6 des fosses nasales, par de Lapersonne.
Siehe das Referat aus den „Archives d’ophtalmologie“.
14) Sur la pseudo-accommodation dans l’aphakie, par Rogman.
15) Un cas d’enophtalmie traumatique, par Rohmer.
16) L’extraction de la cataracte par incision avec lambeau con-
jonctival adherent, par Pausier.
Das Verfahren besteht in einer gleichsam natürlichen Nalıt der Cornea
durch Stehenlassen einer Bindehautbrücke. An Stelle der üblichen Incision und
und Lappenbildumg wird also eine Art sehr breiter Sklerotomie vorgeschlagen.
Einzelheiten, wie Länge des Schnittes und der Brücke, sind im Original nach-
zulesen.
Eaa a aaa
— 425 —
17) Observation d’une jeune fille atteinte tout à la fois de myxo-
edème et de keratite parenchymateuse, pour servir & determiner
l’ötiologie du myxoedeme et le meilleur mode de traitement de
la keratite parenchymateuse, par Grand Clöment.
Verf. greift auf einen schon vor längerer Zeit von ihm aufgestellten Satz
zurück, dass nämlich die parenchymatöse Keratitis durch Augenmassage in
60 Tagen zu heilen ist, sofern Patient keine Hutchinson’schen Zähne dar-
bietet. Ist letzteres jedoch der Fall, so dauert die zur Heilung nöthige Zeit
90 Tage. In vorliegender Mittheilung scheint das Myxoedem auf hereditär-
syphilitischer Basis beruht zu haben.
18) Conjonctivite granuleuse avec pannus cornéen complet, guérie
par le jequirity, apres insuccös des traitements babituels, par
Terson.
19) La coloration apparente des vaisseaux sous-conjonctivaux, par Jitta.
Die violette Färbung der episkleralen Blutgefässe kommt nach des Verte
Ansicht folgendermaassen zu Stande: Die Conjunctiva bulbi nimmt im auffallen-
den Licht einen bläulichen Ton an, da der Grund, auf dem sie ruht, nicht
weiss ist, und in Folge dessen weniger Licht zurücksendet. Nun mischt sich
die rothe Farbe der Gefässe mit dem Blau der darüber liegenden Bindehaut
und bringt den uns auffallenden violetten Farbenton hervor.
20) Un cas de paralysie congénitale des muscles droits externes des
yeux, par Querenghi.
21) Nouveau procédé d’extraction capsulo-lenticulaire de la cataracte
du professeur Gradenigo, par Saggini.
22) Les fragments ophtalmologiques de Mesue l’ancien chez Rhazes,
par Pergens.
Unter obigem Namen ist Abu Zakerija Jahja ben Mäseweih verstanden.
Er war Arzt des Khalifen Harun er Rachid und lebte von 777 bis 857. Er
hinterliess u. A. „Demonstratio“, „Visus acutior‘, u. a.
23) Polymötre oculaire, par Leprince.
Das Instrument besteht im Wesentlichen aus zwei graduirten Rahmen, die
wie eine Brillenfassung vor den Augen stehen. Es ist verständlich, dass man
auf diese Weise alle möglichen Maasse, Abweichungen, Lähmungen durch die
verticale und horizontale Skala bestimmen kann.
24) Du tatouage des moignons oculaires, par de Wecker et Masselon.
25) Les fragments ophtalmologiques de Honein ben Ishak dans le
Hawi de Rhazes, par Pergens.
Der von den Latinisten Johannitius genannte Verfasser lebte im Anfang
des 9. Jahrhunderts.
— 426 —
26) De la mucocele du sinus frontal, par Valude.
Wie für die meisten bekannten Fälle, so war auch für vorliegenden eine
Verstopfung des Canalis nasofrontaiis die Ursache.
27) De la perimetrie des couleurs, par Sulzer.
28) Amaurose passagère, sans lésions ophtalmoscopique, d’origine
grippale, par Deschamps. l
Inhalt ist in der Ueberschrift wiedergegeben. Moll.
VIII. Archives d’ophtalmologie. 1899. Juni—December.
1) Notes sur l’oculistique ancienne, par Terson.
2) Sur ła suture de la cornée, pour obvier à quelques accidents
survenant après l’extraction de la cataracte, par Dolbeau.
Verf. rühmt den Erfolg der secundären Hornhautnaht bei zwei Fällen von
Cataract- Extraction, die ohne jene wahrscheinlich zur Enucleation ge-
kommen wären.
3) Un cas d’ulcere serpigineux typique avec examen anatomique, par
Druant et Petit.
Es handelt sich um ein serpiginöses Geschwür nach Verletzung mit grossem
Hypopyon und starken Schmerzen. Ein etwa gleichzeitig bestehendes Thränen-
sackleiden konnte ausgeschlossen werden. Die klinische Behandlung endete mit
der Exenteration des Bulbus. Mikroskopisch und culturell wurde im Eiter und
der Hornhaut die Anwesenheit von Pneumokokken (Diplokokken) festgestellt.
4) De l’anophtalmie cong£nitale, par van Duyse.
Die sehr eingehende klinische und anatomische Beobachtung konnte an
einem 3 Monate alten Kinde mit doppelseitigem Anophthalmus angestellt werden.
5) Le retard de cicatrisation de la plaie corndenne chez les opérės
de cataracte, par Jarnatowski.
Verf. kommt zu dem Resultat, dass die Pathogenese des in Rede stehenden
fatalen Zustandes noch unbekannt ist. In erster Linie dürfte er in localen
Verhältnissen, d. h. der Form und Lage des Hornhautlappens!, bedingt sein.
Dass Diabetes, wie von manchen Seiten behauptet wird, eine Hauptursache der
schweren Vernarbung darstellt, glaubt Verf. bestreiten zu sollen.
6) Injections et lavages antiseptiques de la chambre antérieure,
par Fage.
Es wird empfohlen, bei intraocularen Eiterungen 2—3 Tropfen einer lauen
Lösung von Quocksilberceyanür von 1:10000 mittels einer Pravaz-Spritze in
die Vorderkammer zu spritzen. Verf. hat sich durch Thier-Experimente von
der Nützlichkeit bezw. Unschädlichkeit dieser Maassnahme überzeugt.
7) Nouveaux opto-types pour la determination de l’acuit6 visuelle,
par Landolt.
! Epithel-Einstülpung. H.
— 427 —
8) Sarcome de la chorioide compliqus de phtisie du globe oculaire,
par Terrien.
Verf. ist mit anderen Autoren der Ansicht, dass die Atrophie des Bulbus,
der von Aderhaut-Sarcom befallen ist, auf Rechnung einer accidentellen Irido-
Chorioiditis infectiöser Natur zu setzen sei. Letztere schliesst vermöge der mit
ihr verbundenen Exsudation den Tumor ein, hindert sein Wachsthum und führt
schliesslich zur Atrophie. Nichtsdestoweniger kann der primäre Tumor Meta-
stasen machen, — wie schon bekannt ist.
9) Les tumeurs kystiques bönignes de la glande lacrymale, par
Sourdille.
Diese auch „Dacryops“ genannte Affection wird durch eine aufsteigende
Infection conjunctivalen Ursprungs bedingt, welche bis zu den Acini selbst
vordringt.
10) Nouveau procédé de determination du degre d’ameötropie, par
Cluzet.
11) Des nevrites optiques liees aux sinusites sphenoidales et aux
maladies de l’arriere-cavit6 des fosses nasales, par de Lapersonne.
Bei jeder einseitigen Neuritis optica mit Stauungserscheinungen ist es von
grosser Wichtigkeit den Zustand des Sinus sphenoidalis, der hinteren Siebbein-
zellen, sowie des oberen Theils der Nasenhöhle zu untersuchen. Sehr häufig
wird man so den Ausgangspunkt der Infection bezw. Erkrankung des Opticus
erkennen.
12) La perception de la couleur, et l’acuite visuelle pour les carac-
teres coloriés sur fond gris variable, par Neuschüler.
13) Papillome de la cornée, par Demicheri.
14) Études sur la diphtérie oculaire, par Coppez.
Ein Sammelreferat, unter Beifügung eigener Erfahrungen bezw. Experi-
mente. Hauptsächlich sind es 3 Punkte, die Verf. darin studirt:
1. Die Identität der pseudomembranösen, oberflächlichen und der inter-
stitiellen Conjunctivitis.
2. Differenzirung des wahren Diphtheriebacillus von analogen Formen,
welche man pathologischer oder physiologischer Weise im Bindehautsack des
Menschen findet.
3. Hornhautaffectionen im Verlaufe der Diphtherie, sowie Einfluss des
Diphtherie-Toxins auf die Hornhaut und anderer in den Bindehautsack abge-
schiedener Toxine.
15) Paralysies oculaires motrices d’origine traumatique, par Panas.
Vortrag, gehalten auf dem letzten Utrechter Congress. (Wird referirt werden.)
16) Un cas de decollement de la rétine suivi də glaucome. Ulcère
de la cornée survenu quelques jours avant l’enucleation, par
Druault.
— 428 —
17) Un nouveau stördoskope destiné au rétablissement de la vision
binoculaire, par Landolt.
Die genaue Beschreibung ist im Original nachzulesen.
18) Action de la sclerotomie postörieure dans le glaucome, par
Terrien.
19) Tuberculose oculaire. Tuberculose de liris et du corps ciliaire,
par Péchin.
20) La nirvanine en ophtalmologie, par Scrini et Artault.
Das neue Localanästheticum „Nirvanin“ ist dem Cocain unterlegen wegen
seiner vaso-dilatatorischen und irritirenden Eigenschaften, sowie durch seine
nur kurze und unsichere Wirkung. Auch stellen seine wässerigen Lösungen
einen sehr geeigneten Nährboden für alle möglichen Pilze dar. Moll.
IX. La clinique ophtalmologique. 1899. Nr. 13—23.
(Die in der deutschen Ausgabe bereits citirten Artikel bleiben unberücksichtigt.)
1) Corps étranger métallique ayant sejournóé trente-deux ans dans
l’oeil sans provoquer de phenoniönes sympathiques, par Coppez.
Absolutes Glaucom. Das Eisenstückchen sass in der Netzhaut, ohne von
Exsudat umgeben zu sein. Das Auge war nur wenig verrostet.
2) L’ophtalmie chryosophanique, par Antonelli.
3) Accidents cérébraux après l’op6ration de la cataracte, par Valois.
Verf. verbindet zur Vermeidung von psychischen Störungen nach der
Cataract-Operation das gesunde Auge nur während der ersten 24 Stunden und
zwar mit einem ganz leichten Verband.
4) Ophtalmoplögie interne bilatérale au cours de l’urömie, par
Dugardin.
Das Nierenleiden wurde erst nach Feststellung der Accommodationslähmung
diagnostieirt. Kurze Zeit darauf starb der Kranke.
5) Manifestations oculaires observées au Caire à la suite de l'influenza,
par Sameh-Bey.
Verf. hat, und zwar meist während der ersten Woche des Influenza-An-
falles, folgende Augenaffectionen beobachtet: Neuroretinitis, acutes Glaucom,
seröse Iritis, phlyctänuläre und eitrige Keratitis, sowie verschiedene Formen
von Conjunctivitis. Dass tbatsächlich stets die Influenza die Ursache war, geht
aus den Krankheitsgeschichten nicht mit unbedingter Gewissheit hervor.
6) L’intensitö lumineuse des couleurs dans l’achromatopsie totale
hysterique, par de Obarrin.
7) Action de la Tropacocaine comme anesthösique oculaire, par
Hilbert.
Verf. ist der Ansicht, dass Tropacocain das Cocain völlig ersetzt, was die
Anästhesie anbelangt, welch letztere sogar schneller eintritt, als bei Anwendung
— 429 —
von Cocain. Das Mittel lässt die Hornhaut intact, verändert den Augendruck
und die Pupille nicht, ist leicht antiseptisch und ungiftig.
8) De la symmötrie de nos yeux et de l’utilitö d’une notation uni-
forme des möridiens, par Knapp.
Abgekürzter Eigenbericht eines auf dem Utrechter Congress gehaltenen
Vortrages. (Wird referirt werden.)
9) Considerations sur la köratite phlyctönulaire. La fréquence à
Brest, par Aubineau.
10) Migraine ophtalmoplögique alternante, par Demicheri.
11). Des yeux artificiels, par Borsch.
Verf. empfiehlt auch seinerseits die hohlen Glasaugen an Stelle der schalen-
förmigen und giebt an, dass er dieselben bereits vor 3 Jahren erfunden habe.
12) Des processus nutritifs intra-oculaires, par Leber.
Kurze Zusammenfassung des auf dem Utrechter Congress gehaltenen
Vortrages. (Wird referirt werden.)
13) Traitement du glaucome chronique simple par la galvanisation
du sympathique cervical, par Allard.
Verf. hat bei mehreren Fällen von Glaucoma chronicum simplex den Sym-
pathicus mit dem positiven Pol galvanisirt. Er behauptet, dadurch eine deut-
liche Druckherabsetzung des Auges und ein Nachlassen der. Schmerzanfälle
hervorgerufen zu. haben. Auch die Sehschärfe wurde besser, je nach dem Zu-
stande des bereits mehr oder weniger atrophischen Opticus.
14) L’iridectomie dans le traitement du glaucome chronique simple
peut-elle être utile? par Rogman.
Verf. tritt für die Operation im Gegensatz zur alleinigen Anwendung der
Miotica ein.
15) Un cas de glaucome monoculaire avec résection du ganglion
cervical supérieur du grand sympathique, par Jatropoulos.
Die Operation vermochte den weiteren Verfall des Auges (Glaucoma chron.
spl.) nicht aufzuhalten. Das andere Auge ist gesund geblieben.
16) De l’extraction du cristallin transparent pour remédier à lob-
struction pupillaire, par Jocqus.
Pupillarverschluss mit zahlreichen Synechien im Verlauf einer Blennorrhoe,
bei einem 28jährigen. Extraction nach Discission von Santos Fernandez.
Verf. reiht seine ebenfalls günstigen Erfahrungen diesem Falle hinzu. Er würde
aber von jetzt ab .event. künstliche Reifung des Stars durch Injection von
Kammerwasser in die Kapsel vornehmen, wie er es auf dem Utrechter Congress
vorgetragen hat.
17) Double luxation sous-conjonctivale du cristallin, par Terson..
— 430 —
18) Expulsion traumatique des deux cristallins, par Thillieg.
Beim rechten Auge war der Stoss eines Kuhhornes, beim linken ein
Schlag gegen eine eiserne Stange die Veranlassung der Affection.
19) De la dionine et de son action sur la circulation lymphatique
de l’oeil, par Darier.
20) Papillome de la cornde et pausement au bleu de möthyle, par
de Wecker.
Verf. konnte nach Abtragung der Geschwulst durch einen Verband von
5°/, Methylenblau Heiling erzielen.
21) Excision du ganglion cervical supérieur du sympathique dans un
cas de glaucome, par Suker. Moll.
X. Recueil d’ophtalmologie. 1899. Januar.
1) Du traitement de la conjonctivite trachomateuse par l’excision
du cul de sac conjonctival, par Dr. Galezowski.
2) Les rayons X en optique et en ophtalmologie, par Dr. Foveau de
Courmelles.
Nachdem von einigen Autoren behauptet worden ist, dass einzelne Blinde
X-Strahlen wie Lichtstrahlen per@ipiren könnten, welcher Behauptung von anderen
Autoren widersprochen wurde, hat Verf. 204 „Blinde“ (?) eines Blindeninstitutes,
von denen allerdings nur eine kleinere Anzahl wirklich amaurotisch war, dies-
bezüglich untersucht und festgestellt, in wieweit die betreffenden Augen
X-Strablen, Kathoden-Strahlen und fluorescirende Strahlen als Licht empfinden.
Im Ganzen fanden sich nun 5 Mädchen und 5 Knaben, die X-Strahlen als Licht
percipirten.
1. Fall. Mädchen, 14!/, Jahre, ein wenig sehend, beiderseits .Atroph.
bulbi, sieht X-Strahlen, Kathoden und fiuorescirende Strahlen.
2. Fall. Mädchen, 18 Jahre, beiderseits Iriscolobom, L. Catar. congenit.
und Atroph. n. opt, ein wenig sehend, sieht X-Strahlen, Kathoden-Strahlen
und fluorescirende Strahlen.
3. Fall. Mädchen, 16!/, Jahre, kaum schwacher Lichtschein, Leucoma
adhaerens beiderseits, sieht X-Strahlen und Kathoden-Strahlen, nicht aber
fluorescirende.
4. Fall. Mädchen, 18 Jahre, amaurotisch, rechts Atrophia bulbi, links
Buphthalmus und Leucoma adhaerens, sieht X-Strahlen, besser Kathoden-Strahlen,
gar nicht fiuorescirende. | 9
5. Fall. Mädchen, 25 Jahre, mit ziemlich guter Sehkraft, sieht
X- und Kathoden-Strahlen, wie sie sagt, „roth wie die Sonne“. (Was soll
dieser Fall hier? D. R.)
6. Fall. Knabe, 13 Jahre, sieht sehr wenig normal (sicl), sieht X- Strahlen,
Kathoden-Strahlen und fluorescirende Strahlen ganz gut. .
7. Fall. Knabe, 13 Jahre, hat kaum Lichtschein, sieht X-Strahlen,
Kathoden-Strahlen und fluorescirende Strahlen.
8. Fall. Knabe, 15!/, Jahre, beinahe total blind, sieht X-Strahlen und
sehr wenig die andern beiden Arten.
— 431 —
9. Fall. Junger Mann, 20 Jahre, Catar. congenita, leidliche Sehkraft
sieht alle drei Arten von Strahlen.
2 Blinde empfanden die X-Strahlen nur als Schmerz. 81 Blinde empfanden
gar nichts, die anderen, die noch mehr oder minder gute Sehkraft hatten, sahen
nur die Kathoden-Strahlen und die fiuorescirenden Strahlen, und zwar die
ersteren besser, als die letzteren. — Verf. findet selber, dass es. schwer sein
dürfte, aus seinen Befunden Schlüsse zu ziehen; so viel scheint jedoch nach
seiner Ansicht festzustehen, dass in gewissen Fällen von Erbliadung eine Art
von Hyperästhesie der Netzhaut für X-Strahlen besteht, vergleichbar der
Empfindlichkeit der photographischen Platte. (à suivre.) i
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
Februar.
1) Légion traumatique d’une valvule de l’aorte suivie d’embolie de
l’artöre centrale de la retine d’un oeil avec remarques sur les
ruptures des valvules du coeur en général, par Dr. F. Ostwalt.
2) Les rayons X en optique ət en ophtalmologie, par Dr. Foveau de
Courmelles (suite et fin).
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
März.
1) Complications orbitaires de lempyème des cellules ethmoidales,
par Dr. Vieusse de Toulouse.
2) Diagnostic des paralysies des muscles de l’oeil, par Dr. A. Bourgeois
de Reims. .
3) Les stigmates ophtalmoscopiques rudimentaires de la syphilis
héréditaire, par Dr. A. Alfieri.
4) Iritis d’origine nasale, par Dr. E. Lefrançois de Cherbourg.
Verf. behandelte eine Frau von 32 Jahren an linksseitiger Iritis serosa.
Da keinerlei Allgomeinkrankheit nachgewiesen werden konnte, und nur Am-
manorrhoe seit 5 Monaten bestand, so wurde die Augenerkrankung als dys-
manorrhoische aufgefasst und das Genitalleiden mit Erfolg behandelt. Trotzdem
bestand die Iritis weiter. Nun stellte sich heraus, dass auf der Seite des
erkrankten Auges eine fötide Rhinitis bestand mit käsig eitrigem Ausfluss.
Nach Beseitigung dieser Nasenerkrankung heilte die Iritis auffällig rasch ab.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
“April.
1) Un cas de tuberculose primitive de la peau palpebrale et du
sac lacrymal; guérison spontanée, par Dr. Strzeminski de Wilna.
. Verf. beobachtete bei einem sonst gesunden 67jährigen Manne, der auch
aus einer gesunden Familie stammte, primäre Tuberculose der Bindehaut und
— 432 —
des Thränensackes der einen Seite. Irgend welcher operative Eingriff wurde
von Seite des Patienten nicht zugelassen. Die Heilung‘ und Vernarbung der
erkrankten Partien trat im Verlauf von weniger als 1!/, Jahren spontan ein.
2) Complications orbitaires de l’empyöme des cellules ethmoidales,
par Dr. Vieusse de Toulouse (suite).
3) Amputation du segment antérieur de l’oeil; ses indications, par
Dr. A. Bourgeois de Reims.
Verf. präcisirt die Indicationen für die Enucleation und die beiden con-
servativen Operationsmethoden, die an Stelle jener gemacht werden, der Exen-
teration und der Amputation des vorderen Augensegmentes. Die Amputation
ist indicirt bei totalem Hornhautstaphylom, bei incurablem, absolutem Glaucom,
bei schweren Verbrennungen der Hornhaut und schweren Verletzungen mit
definitivem Verlust der Sehkraft, wenn man hoffen kann, durch die Operation
einen günstigen Stumpf zu erhalten. Die Enucleation ist indicirt bei Tumoren
im Auge (und auch am Auge, wenn Verdacht besteht, dass das Auge selbst
schon mit ergriffen ist), bei Parasiten im Auge, die sich nicht anderweitig ent-
fernen lassen, bei Atrophie des Bulbus und bei Buphthalmus, bei Verletzungen
mit intraocular sitzenden Fremdkörpern, die sich nicht entfernen lassen: und bei
Verletzungen, die das Auge so sehr verstümmelt haben, dass eine Amputation
des vorderen Segments nicht mehr möglich ist. Die Exenteration ist indicirt
bei Panophthalmie und ebenso bei manchen intraocularen STEE die
sich nur so entfernen lassen.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
Mai.
1) Du délire consécutif à l’operation de la cataracte, par Ch. Guende.
2) Un cas de guérison spontanée du decollement de la rötine, par
Dr. Kopff à Paris.
Verf. beschreibt den seltenen Fall einer spontanen und tardiven Heilung
einer ausgedehnten myopischen Ablösung, die mehr als zwei Jahre stationär
gewesen war. Die Krankheit, die einen 59jähr. Mann betraf, kam 14 Monate
nach der ersten plötzlich entstandenen Sehstörung zur Beobachtung. Die Ab-
lösung erstreckte sich über mehr als die Hälfte des unteren Netzhautsegmentes.
Die Prominenz war so bedeutend, dass das untere Drittel der Papille verdeckt
erschien. Ein Netzhautriss war nicht zu finden. Die Myopie betrug 13 Diop-
trien. Nur nach oben war ein Stück Gesichtsfeld erhalten. Patient zählte
Finger in 30 cm. Da die Ablösung sich als stationär und nicht als progressiv
erwies, und da ferner eine Restitution bei dem Alter der Affection nicht anzu-
nehmen war, verwarf Verf. die Idee, operativ einzugreifen und beschränkte sich
bei der Behandlung auf Ruhe, Einträuflung von Atropin und Eserin und Anwen-
dung von Wärme und Kälte, ohne dass der Zustand des Auges sich änderte.
Als Patient sich schon wieder etwas beschäftigte und kaum mehr von einer
Behandlung die Rede sein konnte, constatirte auf einmal Verf. eine bedeutende
Abnahme der Prominenz der abgelösten Netzhautpartie. Patient hatte allerdings
kurz vorher eine Cur in Vichy durchgemacht wegen dyspeptischer Störung auf
gichtischer Grundlage. Im weiteren Verlauf nahm die Besserung noch zu und
— 433 —
schliesslich legte sich die abgelöste Netzhaut in allen Punkten wieder an.
Die betreffende Notzhautstelle sieht jetzt etwas blaugrau aus, und man bemerkt
in ihr weissliche, leicht pigmentirte Nebenstränge. Die Functionsprüfung ergiebt
natürlich nicht eine entsprechende Besserung, aber immerhin ist das
Gesichtsfeld etwas grösser geworden und Patient erkennt jetzt Finger in 80 cm.
Dieser gute Zustand hält jetzt unverändert schon 10 Monate an und ist offen-
bar (?) als definitiv anzusehen.
3) Complications orbitaires de l’empy&me des cellules öthmoidales,
par Dr. Vieusse de Toulouse (suite et fin).
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
Juni.
1) Leucosarcome de la choroide, par Dr. Lopez et Dr. Carvallo.
2) Chromeöteöropie avec cataracte dans l’oeil moins pigmente, par Dr.
J. Malgat de Nice.
Es sind schon von verschiedenen Autoren Fälle vun Heterophthalmus ver-
öffentlicht worden, die sämmtlich angeboren waren, und bei welchen immer auf
dem Auge mit der helleren Iris Cataractbildung beobachtet wurde. Da der
Heterophthalmus stets angeboren war, hatte Verf. früher den Satz aufgestellt:
Man wird nicht chromheterop, sondern man ist es von Geburt an. Dieser Satz
lässt sich in so stricter Form nicht mehr aufrecht erhalten nach einer Be-
obachtung von Schapringer, welcher eine Frau von 55 Jahren sah, die zwei
verschieden gefärbte Augen, ein braunes und ein graublaues aufwies, wiederum
mit Starbildung auf dem Auge mit der hellen Iris, und die behauptete, bis vor
9 Jahren zwei braune Augen gehabt zu haben. Das eine der beiden Augen
sei ohne irgend welche Entzündungs- oder Reizerscheinung immer heller geworden.
Heterophthalmus kommt also nicht nur angeboren vor. Schapringer ist der
Ansicht, dass die Anomalie eigentlich überhaupt nicht angeboren vorkomme, da
ja Neugeborene immer blaue Augen haben und die Pigmentation erst später
eintritt. Das stimmt aber nach Verfs Erfahrungen auch nicht vollkommen.
Denn er hatte Gelegenheit, zwei Fälle von solchem partiellen Albinismus that-
sächlich bei neugeborenen Kindern zu beobachten. Das sind aber natürlich
seltene Ausnahmen.
3) Pöriostite tuberculeuse primitive du bord supöro-externe de lor-
bite, par Dr. C. Mazet, oculiste à Marseille.
4) Doux cas d’iritis suppurative survenant après l’extraction de la
cataracte et guöris par les frictions mercurielles, par Dr. Viau
de Toulon. l
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
Juli,
D Nouveau périmètre enregistreur, par Dr. Parisotti.
2) Iritis bilatérale d’origine palustre, par Dr. Alph. Péchin.
28
én, E s
3) Des manifestations oculaires de l’örythöme nodeux föbrile (con-
jonctivite et épisclérite aiguës), par Dr. G. Schneider.
4) Quelques cas d’hémóéralopie essentielle guéris par Ee du
foie de mouton, par Dr. Trantas.!
Verf. hat die schon von den Alten empfohlene Behandlung der Hemera-
lopie mit Leber-Essen in einer Reihe von 10 Fällen mit ausgezeichnetem Erfolg
angewendet. In dem ersten der mitgetheilten Fälle grenzt der Erfolg an’s
Wunderbare. Patient war durch Intermittens schwer leberleidend geworden und
die dadurch bedingte hochgradige Hemeralopie war begleitet von Xerosis,
Keratomalacie, Abblassung der Sehnerven und Pulsation der Netzhautgefässe.
Die Sehschärfe bei guter Beleuchtung war auf Fingerzählen gesunken. Nach-
dem sich jede Behandlung als nutzlos erwiesen, gab Verf. dem Patienten täglich
200,0 gekochte und gebratene Hammelleber. Binnen Kurzem verschwand nun
zunächst die Hemeralopie und dann auch die Xerosis und Keratomalacie, so
dass Patient schliesslich auf beiden Augen S = 1 hatte. Auch das früher
eingeschränkte Gesichtsfeld wurde wieder normal, die abgeblasste Papille bekam
ihre rosige Färbung wieder und die verloren gegangene Sensibilität der Horn-
haut stellte sich wieder ein. — Die andern Fälle waren, was die Augen- °
erkrankung anlangt, nicht so schwer, aber auch sie wurden rasch und sicher
geheilt, nachdem andere Heilversuche erfolglos geblieben waren.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate,
August.
1) Note & propos d’une production &pitheliale rare nde sur la pau-
pière supérieure d’une femme, par Dr. Vieusse.
Es handelt sich um einen Fall von Cornu cutaneum, der insofern atypisch
war, als die Neubildung weich erschien.
2) Note sur entropion et le trichiasis consécutif de la paupière
införieure chez le vieillard, traitement, par Dr. Malgat de Nice.
Bei Entrop. senile und consecutiver Trichiasis wendet Verf., wenn es sich
um operationsscheue alte Leute handelt, die elektrolytische Zerstörung der
Cilienhaarbälge an. Er zerstört dieselben in einzelnen Sitzungen; nach jeder
Sitzung wird in Folge der entzündlichen Schwellung des Lides die falsche
Stellung für einige Zeit corrigirt. Stellt sich das Entropium nach der Ab-
schwellung wieder ein, so wird wieder eine Anzahl Cilien mit der elektrischen
Nadel in Angriff genommen, bis schliesslich alle falsch stehenden Haare ent-
fernt sind, womit, praktisch genommen, der Patient geheilt erscheint, da ihn
ja nur das Kratzen der Cilien genirt.
3) Un nouveau cas d’ophtalmie purulente de l’adulte gueri par la
solution concentrde de permanganate de potasse, par Dr. Viau
de Toulon.
4) Un nouveau cas d’odontalgie dépendant de l'insuffisance des droits
internes, par Maximiliano Neuschüler de Turin.
Die Fälle, in welchen ein neuralgischer Zahnschmerz indicirt wird durch
1 G. d. Augenheilk. i. Alterthum, S. 100, 101, 890. H.
— 435 —
die Anspannung der M. interni bei Insufficienz derselben, sind nach des Verf.'s
Ansicht häufiger, als man gewöhnlich annimmt. Ign. Neuschüler (der Vater)
war der Erste, der einen solchen Fall und zwar einen typischen publicirte. Es
handelte sich um eine Dame, die immer nur beim Notenlesen während des
Musicirens heftige Zahnschmerzen bekam. Die Untersuchung wies nach, dass
bei Convergenz auf ca. 50 cm die Symptome der Insufficienz auftraten, dass die-
selben aber bei Fixation näherer Punkte verschwanden, da in diesem Fall
Divergenz eintrat. Durch Verordnung der geeigneten Prismen verschwanden
die Zahnschmerzen. Der Fall, den Verf. beobachtet hat, ist ganz analog. Ein
Student von 24 Jahren, bei dem Insufficienz der Interni eintrat bei Convergenz
auf 30 cm, bekam neben den anderen gewöhnlichen Störungen stets so heftige
Zahnschmerzen der oberen Zähne, dass er die Arbeit unterbrechen musste. Der
Gebrauch von prismatischen Gläsern befreite ihn von allen Beschwerden und
liess auch die Zahnschmerzen verschwinden.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
—
September.
1) Bactériologie conjonctivale, par Dr. Galezowski.
2) Opérations plastiques expérimentales des paupières, par Dr. Neu-
schüler et P. de Obbario.
3) Troubles oculaires dans 1l’hysterie, par Dr. Strzeminski.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
October.
1) Un cas d’hemorrhagie spontande du Corps vitr6 avec decollement
de la rétine, par Dr. Casimir Jarnatowski.
Es handelt sich insofern um einen seltenen Fall, als Patient ein sonst
vollkommen gesunder 39jähriger Mann war. Die Blutung war ohne sichtbare
Ursache ganz plötzlich entstanden. Bei der ersten Untersuchung fand sich
Iriszittern und bedeutende Hypotonie. Die Diagnose auf Netzhautablösung
wurde nach Aufsaugung der Blutung durch die ophthalmoskopische Unter-
suchung bestätigt.
2) Troubles oculaires dans l’hysterie, par Dr. Strzeminski.
Es folgen Sitzungsberichte und Referate.
November.
1) Dacryocystite purulente bilatéral guérie par les sondes de
gélatine au protargol. Observation clinique par Dr. Léonard de Sedan.
In einem Fall von doppelseitiger, ganz alter Dacryocystitis mit Fistel-
bildung gelang es zwar mit den classischen Methoden die Thränenfistel zum
Verschluss zu bringen, nicht aber die Thränensack-Eiterung zu heilen. Als
jedoch Verf. die Protargol-Gelatine-Sonden nach Antonelli, die liegen bleiben;
anwendete, verschwand die Eiterung vollkommen und dauernd im Verlaufe von
28*
— 436 —
12 Tagen. Verf. will in ähnlichen Fällen dieses Verfahren auch in Zukunft an-
wenden, jedoch mit der Aenderung, dass er anstatt der 50°/, Protargol-
Gelatine Antonelli’s nur 25 0/, nehmen wird, da die Annendung so starker
Concentration allzu schmerzhaft ist.
2) Troubles oculaires dans l’hystórie, par Dr. Strzeminski (suite et fin).
Es folgen Sitzungsberichte und Referate. - Ancke.
XI. Revue generale d’ophtalmologie. 1899. Januar.
Dechirures de la choroide ət de la rétine par suite d’un coup de
revolver, par M. Ed. Meyer.
Es handelt sich um eine Schussverletzung des linken Auges, bei welcher
die Kugel den Augapfel gestreift und dabei eine lappenförmige Zerreissung der
Netz- und Aderhaut verursacht hatte. Die Kugel selbst, über deren Verbleib
man zunächst im Zweifel war, wurde schliesslich mit Röntgen-Strahlen in der
Tiefe der Augenhöhle nachgewiesen.
Es folgen Referate.
; Februar.
Enthält nur Referate.
März.
Fonctionnalité rótinienne et voie des impressions lumineuses, par Dr.
Renant, professeur d’histologie à Ia Faculté de Médecine de Lyon.
Es folgen Referate.
April.
Enthält nur Referate.
Mai.
Enthält nur Referate,
Er Juni.
Enthält nur Sitzungsberichte.
Juli.
La névrite optique aigue par uricémie, par Prof. Angelucei (Palermo).
Verf. ist der Ansicht, dass eine der häufigsten Ursachen für das plötzliche
Auftreten akuter Neuritis optica die locale Intoxication mit harnsauren Salzen
ist. Diese Neuritis, die er „urichaemisch“ nennt, tritt in zwei Formen auf, und
zwar intraocular an der Papille und retrobulbär. Verf. hatte Gelegenheit von
der ersten Form 14 Fälle, von der zweiten 2 Fälle zu beobachten. Alle
Patienten wiesen die typischen Symptome des Grundleidens auf: Sedimente im
Urin, Steinbildung, Hyperacidität, Arteriosklerose u. s. w. Den Beweis dafür,
dass das Grundleiden für das Auftreten der Augenaffection verantwortlich zu
machen ist, fand Verf. in dem Umstand, dass alle Patienten stark an harn-
saurer Disthese litten, dann. dass die gewöhnliche Behandlungsweise ‚keinen
— 437 —
Eindruck auf die Neuritis optica machte, während bei Gebrauch von salicyl-
saurem Lithion, die Quantität der ausgeschiedenen Urate und die Neuritis
abnahm, ferner, dass mit der Verschlechterung des Allgemeinzustandes auch die
localen Krankheitserscheinungen zunehmen und endlich, dass die Sehstörung
ganz plötzlich auftrat, was sich eher verträgt mit der Annahme einer Intoxi-
cation, als eines entzündlichen Processes. Die locale Erkrankung ist nach
Ansicht des Verf.'s direct bedingt durch Niederschlag harnsaurer Salze in die
Gewebe des Sehnerven. — Die Behandlung der Neuritis besteht hauptsächlich
in der Verordnung grosser losen von salicylsauren Salzen. Die Prognose ist
nicht schwer, bei allen Fällen wurde bedeutende Besserung, mitunter bis zur
Norm, constatirt.
Es folgen Referate.
August.
Enthält nur Referate.
September.
Enthält nur Referate.
October.
Enthält den Anfang des Berichtes über den neunten internatio-
nalen Ophthalmologen-Congress zu Utrecht, welcher später referirt
werden soll.
November.
Enthält nur Referate,
December.
Enthält nur Referate. Ancke.
XII. Annales of Ophthalmology. 1899. April.
1) Historische Bemerkungen über das Schielen und andere Anomalien
der Augenmuskeln, von George T. Stevens, M. D., New York.
Bespricht die Geschichte der Lehre vom Schielen und dessen Behandlung
und der Heterophorie; zu kurzem Referat nicht geeignet.
2) Die operative Behandlung der hochgradigen EES von
H. V. Würdemann, M. D., Milwaukee.
Sowohl die einfache, als auch die hochgradige Kurzsichtigkeit Seiren in
Amerika seltener zu sein, als in Europa; so hat Verf. z. B. unter 4990 Re-
fractionsfällen nur 3 ‚7°/, My, nebst 13,6°/, myop. As gefunden; darunter waren
27 = 0,6°/, mit hochgradiger Kurzsichtigkeit (über 10 D) behaftet. Sodann
berichtet Verf. über zwei mit gutem Erfolg operirte Fälle (den einen von ihm
selbst, den andren von Zimmermann) und fügt ein ausführliches, 51 Num-
mern umfassendes Literaturverzeichniss bei, unter kurzer Besprechung der darin
niedergelegten Beobachtungen.
3) Ueber unmittelbar und erst später nach der Cataract-Extraction
eintretende Miss-Erfolge, von J. Morrison Ray, M. D., Louisville,
4) Die Aetiologie und Bedeutung der Iritis, von Heman H. Brown,
M. D., Chicago. i
-Es folgen Referate.
Juli.
1) Hydrophthalmus. — Eine bibliographische, klinische und patho-
logische Studie, von Walter L. Pyle, M.D., Philadelphia.
An der Hand von 106 Literaturangaben, von 1744—1898 reichend, be-
spricht Verf. die Pathogenese, Symptome, Prognose und Behandlung der Krank-
heit, ohne Neues zu bringen. Eine eigene Beobachtung betrifft einen 8jährigen
Jungen; ätiologisch liess sich nichts ermitteln; Verf. nimmt deshalb mangelhafte
congenitale Entwicklung der Augen an. S war ca. }/ọ In Anbetracht des
reizlosen, stationären Zustandes wird von operativer Therapie vorerst abgesehen
und Eserin eingeträufelt. Sodann werden noch zwei Präparate besprochen; in
dem einen Falle lassen sich die Kriterien eines Secundärglaucoms durch con-
genitale Iridokeratitis erkennen, während im andern die Ursache des Hydr-
ophthalmus in mangelhafter Entwicklung der Gegend des Filtrationswinkels zu
suchen ist.
2) Retinitis circinata, von William E. Bruner, M. D., Cleveland.
Seit der ersten Beschreibung dieses Krankheitsbildes durch Fuchs (Arch.
f. Ophth. XXXIX, 3) sind nicht viele weitere Fälle beschrieben worden; Verf.
giebt eine kurze Literaturūbersicht. Ammann (Arch. f. Ophth. XXVII) konnte
eine anatomische Untersuchung machen und fand, dass die weissen Flecke durch
Zellverfettungen entstünden an der Stelle früherer Blutungen. Ein 37 jähriger,
der 2 Jabre zuvor Syphilis erworben hatte, kam zu Verf. wegen Sehstörung.
Es bestand As myop. und beiderseits ein kleiner weisser Kreis um die Macula
herum.: Nach 4 Jahren kam Pat. wieder; es zeigte sich jetzt beiderseits un-
gefähr im gleichen Maasse um die Macula herum ein ca. 3—4 Pa im Durch-
messer haltender ellipsoider, weisser Kreis; die ungefähr im Centrum desselben
gelegene Macula stellt sich als dunkelrother Fleck dar, der einige Aehnlichkeit
mit einer Blutung hat. Die ganze Fläche innerhalb des Kreises zeigt beträcht-
liche, chorioidale Veränderung, überhaupt besteht letztere in erheblichem Maasse
im ganzen Augenhintergrund mit beträchtlicher Pigmentirung zwischen den
Chorioidalgefässen. Aetiologisch liess sich nichts ermitteln; Urin war normal;
Blutungen im Augenhintergrund waren nicht zu sehen. Nach 2 Jahren war
die Sehschärfe wieder geringer geworden. Sonstiger Status unverändert. Jod-
kali und Strychnin schienen etwas Besserung zu bringen.
3) Typische Retinitis diabetica. Bericht über zwei Fälle, von H. O.
Reik, M: D., Baltimore.
Dodd konnte in einer Arbeit im Arch. of Ophth. 1895 nur 47 unzweifel-
hafte Fälle von Retinitis diabetica aus der Literatur zusammenstellen; Alt hat
seitdem 3 weitere veröffentlicht. Die vom Verf. beobachteten 2 Fälle gehören
zur ersten der drei von Hirschberg aufgestellten Gruppen von Retinitis
diabetica, zur sogenannten Retinitis centralis punctata oder typischen Retinitis
— 439 —
diabetica; bei beiden fanden sich in der Netzhautmitte zahlreiche weissliche
Punkte ohne sonstige Veränderungen im Augenhintergrunde. Bemerkenswerth
ist, dass in einem Falle, der eine 49jährige, sonst anscheinend gesunde Frau
betrifft, die Diagnose auf Diabetes zuerst vom Augenarzt gestellt wurde, der
wegen der Sehstörung befragt worden war. Das linke Auge konnte nur Finger
in zwei Fuss zählen, das rechte war bei der ersten Untersuchung völlig normal,
späterhin traten auch hier weisse Punkte auf.
4) Die Bedeutung des binocularen Sehens, von Justin L. Barnes, M. D.,
New York.
Bei der Wichtigkeit, die ein binocularer Sehact für das Erwerbsleben hat,
ist Verf. sehr bestrebt, denselben in jedem Falle von Schielen wieder herzustellen
durch Correction aller Refractionsanomalien, orthopädische Uebungen, Schiel-
operation mit folgender Uebung. Auf einer Tabelle sind 24 Fälle von Wieder-
herstellung des binocularen Sehens angeführt.
5) Zwei Fälle von einseitiger totaler Ophthalmoplegie; gekreuzte
Hemiplegie in einem Üerselben, von Howard F. Hansell und Wil-
liam G. Spiller, Philadelphia.
Der eine Fall betrifft einen 30jährigen Pat, der im Rausche mit einem
Regenschirm eine Wunde des rechten Unterlides erhalten hatte; das rechte
Oberlid war völlig herabgesunken, das rechte Auge etwas prominent und völlig
unbeweglich. Gleichzeitig hatte sich eine Lähmung des linken Facialis, des
linken Armes und linken Fusses eingestellt. Die Augenmuskeln erlangten im
Verlauf einiger Monate allmählich ihre Kraft wieder; als Ursache der Lähmung
nimmt Verf. an, dass die Spitze des Schirmes durch das Unterlid hindurch in
die Orbita eingedrungen sei und an der Fissura sphenoidalis die sämmtlichen
dort nahe beisammen liegenden Augennerven verletzt habe; der Opticus war
nur vorübergehend, dagegen der Ramus ophthalmicus des Trigeminus länger
gestört. Auch die übrigen gelähmten Muskeln besserten sich allmählich, nur
das Bein blieb noch länger schwach; interessant war die beobachtete Mit-
bewegung: beim Gähnen wurden unwillkürlich die gelähmten Arm- und Fuss-
muskeln mit bewegt, eine Erscheinung, die von Monakow (Gehirnpathologie),
Bordier und Frenkel, Bonnier, Bernhardt (1898) und Köster (1898)
schon beschrieben worden ist. — Im zweiten Falle trat nach stumpfer Ver-
letzung des linken Supraorbitalrandes Sehstörung auf, ferner Doppeltsehen, völlige
Unbeweglichkeit des Bulbus, jedoch ohne Ptosis, Verlust der Accommodation
und Pupillenthätigkeit (mit Mydriasis),, Anästhesie der vom Supraorbitalis
versorgten Stirngegend. Der Augenspiegel zeigte Oedem und zahlreiche Blu-
tungen der Netzhaut. Die Störungen wurden auf Fractur des Orbitaldaches
(Deformität), Blutung und Exsudation in die Orbita zurückgeführt. Während
der mehrtägigen Beobachtung trat keine Besserung ein.
6) Gehirngeschwülste, von U. O. B. Wingate, M. D., Milwaukee.
Symptomatologie, Pathologie und Diagnose. Zu kurzem Referat nicht
geeignet.
— 440 —
7) Welcher Grad von Axen-Myopie ergiebt theoretisch Emmetropie
für die Ferne nach Entfernung der Krystall-LinseP von Carl Wei-
land, M.D., Philadelphia.
Würdemann hatte in dem Aprilhefte der Annales of Ophth. nach
Jackson diesen Grad mit — 17 bis — 18 D angegeben. In längerer, hier
nicht in Kürze wiederzugebenden optischen Berechnung bestreitet Verf. die
Richtigkeit dieser Zahl und giebt dafür ca. — 25 D an. [20 D ist richtig.]
8) The dioptrik eye, von Edward Jackson, M. D., Denver.
Entgegnung auf obigen Artikel von Weiland.
Es folgen Referate. Neuburger.
XIII. The American Journal of Ophthalmology. 1899. Juni.
l) Einige Misserfolg» nach der Star-Operation, zum Theil unmittelbar
darnach, zum Theil erst später eintretend, von J. M. Ray, M. D,
Louisyille.
3 Verluste durch primäre Hornhaut-Vereiterung oder Wundinfection,
1 durch Iris-Blutung (das zweite ohne Iridectomfme operirte Auge ergab guten
Erfolg), 2 durch eitrige Irido-Chorioiditis von einem vernarbten Irisprolaps aus-
gehend (nach scheinbar primärem guten Erfolg), endiich 2 durch Nachstar-
Operation (unmittelbar darauf eintretende Netzhautablösung und Glaskörper-
vereiterung).
Es folgen Gesellschaftsberichte, insbesondere die manches Interessante
bietende Discussion über die an anderer Stelle referirte Versammlung der Western
Ophthalmological and Oto-Laryngological Association, und Referate.
Juli.
D Ein Fall von Enophthalmus traumaticus, von Swan M.Burnett, M.D,,
Washington.
Vor 4 Monaten schwere Verletzung, über die Einzelheiten nicht zu er-
fahren waren, durch eine störrische Kuh. Am rechten Supraorbitalrand tiefe,
eingezogene Narbe. Augapfel selbst von unveränderter Form und Beweglichkeit;
S = 0; Glaskörper gleichmässig dicht getrübt, wahrscheinlich durch Blutung.
Links Narbe an der Thränencanal-Gegend. Das linke Auge ist tief
eingesunken, steht 1 cm tiefer als das rechte, die Furche am Oberlid so stark
ausgeprägt, dass der Anschein eines schlecht sitzenden, künstlichen Auges er-
weckt wird; abgesehen von der Adduction sind alle Bowegungen des linken
Auges erheblich verhindert; S = Finger: 2!/, m; Pigmentablagerung auf der
Linsenkapsel; ophthalmoskopisch sind an den grösseren Venen nach unten
starke weisse Begrenzungsstreifen zu sehen. Das Zustandekommen des Enoph-
thalmus in diesem Falle wird erklärt durch plastische Entzündung des Orbital-
gewebes mit narbiger Zusammenziebung und mit Schwund des Orbitalfettes.
2) Salpetersäure als Aetzmittel bei Hornhautgeschwüren, von J. S.
Johnson, M. D., Ann Arbor.
Die chemisch reine Säure wird je nach der gewünschten Aetzwirkung, in
9- bis 15°/, Lösung frisch bereitet, mittelst eines entsprechend der Geschwürs-
— 41 —
form geschnitzten, mit der Säure durchtränkten Holzstückchens auf das Ge-
schwür applicirt.
3) Ein Wasserschirm für Ophthalmologen, von P. de Obarrio, NM D.
Berlin.
Der in der Berliner ophth. Gesellsch. demonstrirte (vgl. d. Centralbl. 1899,
S. 185) und nach Verf.’s Angaben von Sydow in Berlin hergestellte Schirm
soll Wärme- und Lichtstrahlen vom Kopfe des zu Untersuchenden abhalten.
4) Klinische Mittheilungen. Ein Fall von Epitheliom des Augen-
lides, mit mikroskopischer Untersuchung, von H. Moulton, M. D,
Fort Smith.
Es folgen Gesellschaftsberichte.
August.
1) Ueber Anomalien des Linsen-Kapsel-Epithels und über Cataracta
polaris anterior, von Adolf Alt, M. D., St. Louis.
Verf. hatte Gelegenheit vier aus der Anatomie (ohne Anamnese) erhaltene
Augen von Erwachsenen mikroskopisch zu untersuchen, deren Befund ihm ver-
werthbar schien für die noch umstrittene Erklärung der Entstehung der vorderen
Polar-Cataract. Den auf den ersten Blick scheinbar begründeten Einwurf, es
handele sich um durch die Härtung entstandene Kunstproducte, weist er damit
zurück, dass viele-.in gleicher Weise behandelte Augen den Befund nicht zeigten.
Er fand nämlich Continuitätstrennungen im Kapsel-Epithel selbst, wie auch Unter-
brechungen des Zusammenhangs zwischen diesem Epithel-Lager und der Linsen-
Kapsel; in einem Auge mit Hornhautnarbe von früherer Perforation fand sich
auch ein kleiner, vorderer Pyramidalstar. Diese entweder angeborenen oder
vielleicht erst später bei heftiger Perforation der Hornhaut entstandenen Ano-
malien des Linsen-Epithels vergleicht Verf. mit den Beschädigungen des Endothels
der Descemetis; sie erst ermöglichen bei Hornhaut-Perforation oder auch ohne
eine solche bei sonstigen heftigen Hornhaut-Entzündungen das Eindringen schäd-
licher, phlogogener Substanzen in die Linse, und dadurch die Bildung einer
vorderen Polarcataract. `
2) Die Behandlung des Irisprolapses, von F.C.Heath, M.D., Indianopolis.
8 Fälle. Ist für möglichste conservative Behandlung, auch bei Vorfall
nach Cataract-Operation.
3) Sympathische Ophthalmie, durch Glioma retinae veranlasst, von
Adolf Alt, M. D., St. Louis.
Verf. sah den Fall erst, nachdem die sympathische Entzündung bereits
ausgebrochen und das primär erkrankte Auge, auf welchem 2 Jahre vorher zu-
fällig die Bindehaut entdeckt worden war, vor einem Jahre von dem Hausarzt
wegen starker beständiger Lichtscheu des zweiten Auges entfernt worden war.
Trotzdem nahm die Entzündung ihren Lauf. Ueber etwaige Verletzung des
ersten Auges konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Das 5jährige Kind
— 442 —
hatte nur noch zweifelhaften Lichtschein. Unter energischer Quecksilberkur
stieg S allmählich auf Fingerzählen in 8 Fuss; doch trat bald ein Recidiv in
der Orbita ein mit tödtlichem Ausgang:
Es folgen Gesellschaftsberichte.
September.
1) Ein Fall von RE der Orbita, von H. D. Bruns,
M. D., Now Orleans und Adolf Alt, M. D., St. Louis.
Bei einem 4jährigen Jungen wurde seit zwei Monaten eine allmählich
wachsende, einem Gerstenkorn ähnliche Geschwulst des rechten Oberlides be-
merkt. Es wurde ein Lidabscess diagnostieirt, bei der Incision kam aber kein
Eiter, das Messer stiess auf weiches, stark blutendes Gewebe. Nun wurde die
Diagnose auf maligne Neubildung gestellt, das Lid sammt Augapfel entfernt
und die Orbita eviscerirt; trotzdem nach einiger Zeit tödtliches Recidiv. Die
anatomische Diagnose wurde von Alt gestellt.
2) Historische Skizzen, von C. M. Hobby, M. D., Jowa City.
a) Niederdrückung der Cataract. Obwohl schon am Anfang dieses
Jahrhunderts von Wenzel mit treffenden Gründen abgethan, wurde diese Methode
doch später noch viel, selbst von Aerzten geübt; Verf. selbst musste zwei solche
anderwärts behandelte Augen in den 70er Jahren enuclelren; er selbst machte
einmal eine Reclination bei einem 94jährigen, kränklichen Mann, um demselben
für seine letzten Lebensmonate Sehvermögen zu verschaffen; der Zweck wurde
auch erreicht.
b) Pterygium und Verbrennungen des Auges.
3) Ein Fall von frühzeitiger Diagnose eines Choroidal-Sarcoms. Enu-
cleation und mikroskopische Bestätigung, von Adolf Alt, M. D,
St. Louis.
3ljähriger, sonst gesunder Arbeiter, klagt über Funkensehen und Schatten
vor dem linken Auge. S = IL Im Gesichtsfeld peripheres Scotom; dem
entsprechend im Augengrund ca. 41/,:3 Pa grosse Abhebung der Netzhaut,
gelblichweiss mit rothen Flecken; nach einiger Zeit beginnende Pigmentirung
dieser Stelle. Enucleation.e Nach 19 Monaten kein Recidiv.
4) Ein Fall von Glaucoma chronicum simplex bei einem 13jährigen
Mädchen, augenscheinlich veranlasst durch Einträufelung von
Atropin, von Adolf Alt, M. D., St. Louis.
Das jetzt 10jährige Mädchen ist links erblindet; Pupille weit, starr;
T + 2; einige erweiterte Episcleralvenen,; tiefe, glaucomatöse Excavation in
einem myopischen Auge. Rechts ist S—= ?%/c; T + 1; Pupille weit, träge
reagirend; Gesichtsfeld bedeutend verengt; Sehnerv excavirt, nicht so tief als
links. Dieser Zustand, bezw. die Verschlechterung des Sehens, beginnend. mit
Schmerzen im Auge, soll vor 5 Jahren unmittelbar nach einer anderwärts behufs
Refractionsbestimmung vorgenommenen Atropin-Einträufelung angefangen haben.
— Da letzteres nicht ärztlich constatirt ist, sondern nur von Patienten, bezw.
— 443 —
deren Mutter angegeben wird, möchte Ref. doch Bedenken tragen, einzig und
allein auf Laien-Aussagen hin den in der Ueberschrift angegebenen ätiologischen
Zusammenhang als feststehende Thatsache anzunehmen.
Es folgen Gesellschaftsberichte.
October.
1) Klinische Messungen der Pupillarreaction, von Lucien Howe,
M. D., Buffalo.
Verf. bespricht die physiologischen Ursachen der verschiedenen Pupillen-
weite, die Methoden der Messung, die bisher angegebenen Instrumente, und
empfiehlt das von H. L. de Zeng, Buffalo, Angegebene. (New York. Med. Journ.
17. Juni 1899.)
2) Ein Fall von Ast-Embolie der Art. centralis retinae, von B. L. Mil-
likin, M. D., Cleveland.
30jährige, sonst gesunde Patientin bemerkte vor 4 Tagen links Sehstörung.
Jetzt hat das Auge eine S = ®/,,; das Gesichtsfeld zeigte vom Fixirpunkt aus
nach innen unten ein absolutes, paracentrales Scotom. Dementsprechend im
Augengrunde von der Papilla optica aus schläfenwärts oberhalb der Macula eine
weissliche Netzhautzone. In diese Zone hinein verläuft ein. kleiner Arterienast,
dessen Ursprung sehr schwer festzustellen war, er schien direct hinter der Art.
temporalis superior hervorzukommen. An einer Stelle dieses Aestchens am
Papillenrande war eine plötzliche Kaliberverkleinerung; hier sass der Embolus.
Der Embolus verschwand in wenigen Tagen, es blieb nur eine leichte Kaliber-
verkleinerung zurück, die Sehschärfe hob sich auf ®/,,, aber eine leichte Blässe
der betreffenden Netzhautstelle, und vor allem das Scotom waren noch nach
einem Jahre festzustellen.
3) Ein Fall von Tuberculose der Conjunctiva, von F. L. Henderson,
M. D., St. Louis.
56jährige Patientin, die schon länger tägliche Temperatursteigerungen hat,
welche für Malaria gehalten werden, bekommt an der Conjunctiva des rechten
Oberlides ein an Grösse zunehmendes, Eiter secernirender Geschwür mit Schwel-
lung der präauricularen und Cervical-Drüsen. Die mikroskopische Untersuchung
ergab Riesenzellen, Tuberkel und Tuberkelbacillen; Auskratzung und Aetzung
des Geschwärs; glatte Heilung. Tod nach 5 Monaten an J,ungentuberculose.
4) Introversion der Iris, von L. W. Beardsley, M. D., St. Louis.
34jähriger Arbeiter war vor 4 Tagen von seinem 3!/ jährigen Sohn mit
dem Finger ins Auge gestossen worden. In der Hornhaut frische Narbe,
3:2 mm, zahlreiche flottirende Trübungen in der Vorderkammer, dunkel gefärbt
wie nach einer Blutung; im Glaskörper unzählige Trübungen, wie sich später
herausstellte, theils Blutungsreste, theils Linsenbröckel; iridocycelitische Reizung.
Von der Iris war absolut nichts zu sehen, auch Ciliarfortsätze konnten nicht `
gesehen werden. S = Handbewegungen in einem Meter. Die Entzündung ging
unter Atropinsalbe und Verband wieder zurück, und S hob sich wieder auf 1/3.
— 444 —
Als bemerkenswerth hebt Verf. sowohl den letzteren Umstand hervor, als auch
die völlige Resorption der Linse bei dem 34jährigen Patienten.
Es folgen Gesellschaftsberichte.
November.
1) Physiologische Verschiedenheiten in der Grösse des Mariotte’schen
blinden Fleckes, von Howard F. Hansell, M. D., Philadelphia.
Die Angaben über Lage und Grösse des blinden Fleckes sind in den Lehr-
büchern nicht übereinstimmend und vielfach unzutreffend. Verf. machte ein-
gehende Untersuchungen, zunächst an gesunden, emmetropischen, myopischen
und hyperopischen Augen, darüber, sowie über die Uebereinstimmung zwischen
blindem Fleck und Grösse der Papille, Staphylom u. dergl. Die gefundenen
Zahlen lassen sich hier nicht im Einzelnen wiedergeben; es sollen nur die
hauptsächlichen Durchschnittswerthe angeführt werden. Die Entfernung zwischen
Fixirpunkt und Mittelpunkt des blinden Fleckes bei Emmetropen betrug rechts
durchschnittlich 8,1 cm (9—6,8), links 8 (9,1—7), bei Hyperopen rechts 8,1
(9,3—7), links 8,4 (9,5— 7,2), bei Myopen rechts 8,5, links 9,03. Der Mittel-
punkt des blinden Fleckes liegt unter der Horizontallinie durchschnittlich rechts
10,6 mm, links 7,3 bei Hyperopen, 9,07 mm bezw. 9,03 bei Myopen, 10,3
bezw. 9,8 bei Emmetropen. Der Längendurchmesser beträgt rechts 30,9 mm
durchschnittlich, links 31,4 bei Emmetropen, 35 bezw. 33,6 bei Hyperopen, 40
bezw. 36 bei Myopen, der Breitendurchmesser des blinden Fleckes rechts 26,8 mm,
links 26,4 bei Emmetropen, 28 bezw. 26,9 bei Hyperopen, 35 bezw. 35,2 bei
Myopen. Die Gestalt des blinden Fleckes war also bei Emmetropie in der Regel
die eines Ovales mit senkrecht gestelltem Längsdurchmesser. Eine Ueberein-
stimmung der Lage und Grösse des blinden Fleckes mit dem ophthalmoskopi-
schen Bilde der Sehnervenpapille konnte nur bei Myopie gefunden werden,
entsprechend der Form der chorioidalen Veränderungen und des Staphylomes.
Verf. verspricht sich von weiteren derartigen Untersuchungen bei Neuritis optica,
Stauungspapille und Glaucom interessante Ergebnisse.! — Er prüfte? derart, dass
er ein kleines, schwarzes Kreuz auf weissem Papier von den verschiedenen
Richtungen des Gesichtsfeldes hereinführte, bis es nicht mehr gesehen wurde,
und zieht diese Methode derjenigen vor, bei welcher erst der blinde Fleck ge-
funden wird, und dann von diesem aus nach verschiedenen Richtungen das
schwarze Kreuz nach auswärts geführt wird bis zum Sichtbarwerden. In letz-
terem Falle wird nämlich der blinde Fleck unbewusst grösser.
2) Traumatischer Enophthalmus, von 8. C. Ayres, Cincinnati.
35jähriger Mechaniker erlitt vor 10 Monaten eine ernstliche Verletzung
der rechten Supraorbitalgegend und Augenbraue durch einen Besenstiel. Dar-
nach schmerzhafte Lidschwellung. Als Pat. vom Verf. zuerst gesehen wurde,
war die Entzündung bereits abgelaufen; die rechte Lidspalte war nur 6, die
linke 11 mm weit; das rechte Auge sass 3 mm tiefer in der Orbita, als das
linke, glich einem schlecht sitzenden künstlichen Auge und war in der Be-
weglichkeit nach innen frei, nach aussen und nach oben beschränkt, nach unten
gänzlich gehindert. Der rechte Augapfel war in Form und Spannung unverändert,
nach oben leichte Iridodialyse mit theilweiser Ruptur des Linsen-Aufhängebandes
und schlotternder Iris. Sehnerv war blass, sonstiger Augengrund normal
! Die längst bekannt sind. H. 3 Auf etwa 26 cm Entfernung. H.
— 445 —
S = 5/0 — Verf. nimmt in diesem Falle Entzündung des orbitalen Zell-
gewebes als Ursache des Enophthalmus an, nnd fügt einige analoge Fälle aus
der Literatur bei.
8) Glaucom in einem aphakischen Auge, 3 Jahre nach der Star-
Operation, von S. D. Risley, M. D., Philadelphia.
77jährige, vor 3 Jahren mit runder Pupille operirt, hatte nach einer
Nachstar-Operation eine Sehschärfe von ®/v. Der jetzt eingetretene acute
Glaucomanfall war als secundär aufzufassen, durch ringförmige Verwachsung der
Iris mit dem dichten Kapselrest veranlasst, und wurde durch Iridectomie be-
seitigt, mit Wiederherstellung der Sehschärfe.
4) Ein neues stationäres Ophthalmoskop ohne Reflexe, von Walter
Thorner, M.D.
Siehe Bericht über den internat. ophth. Congress in Utrecht 1899.
Es folgen Gesellschaftsberichte,
December.
1) Bericht über 100 aufeinander folgende Star-Extractionen, von
Samuel Theobald, M. D., Baltimore.
20 einfache Extractionen, 26 mit präparatorischer, 52 mit gleichzeitiger
Iridectomie. 90 Erfolge, 6 Theilerfolge, 2 ohne Erfolg, 2 Verluste durch
Eiterung. Bezüglich der Einzelheiten und Complicationen muss auf das Original
verwiesen werden.
2) Ein neues stationäres Ophthalmoskop u.s.w. (Schluss.)
Neuburger.
XIV. The Royal London Ophthalmic Hospital Reports. 1899. May.
1) Retrobulbar optic neuritis, by E. Nettleship.
Verf.’s klinische Vorlesung beschäftigt sich in der Hauptsache nur mit den
einseitigen Sehnerven-Entzündungen und lässt die symmetrischen, toxischen Am-
blyopien ausser Betracht. Verf. unterscheidet zwei Categorien retrobulbärer
Neuritis nach ihren klinischen Erscheinungen, die idiopatische und sympto-
matische, die aber bisweilen nicht auseinander zu halten sind. Der Verfall
des Sehvermögens ist in der Regel rapid und erreicht gewöhnlich nach 1 bis
5 Tagen seinen Tiefstand, der Grad der Sehstörung ist sehr verschieden und
schwankt zwischen dem schwächsten Nebligsehen und vollständiger Erblindung,
wobei eine Analogie im Augenspiegelbefund keineswegs erwartet werden darf.
Die Besserung, sofern sie nur schnell genug eintritt, kann auch in den
schlimmsten Fällen zur Heilung führen. In der Gruppe der symptomatischen
Neuritiden sind die leichten Störungen nicht so häufig und dementsprechend
auch die Prognose nicht annähernd so günstig. Das Gesichtsfeld ist sehr ver-
schieden betheiligt, aber in jedem Falle besteht ein centrales Scotom, das oft
mehr oder weniger fächerartig in die Peripherie ausstrahlt. Sehr häufig besteht
Schmerzhaftigkeit, entweder spontan hinter dem Augapfel oder bei Bewegungen,
vielfach nach einer Richtung oder bei Druck auf den Bulbus nach hinten. Der
Schmerz pflegt dem Auftreten des Scotoms vorauszugehen und dann zu schwin-
— 446 .—
den. Bei den symptomatischen Fällen pfiegt er, wenn er überhaupt vorhanden,
heftiger und von’ viel längerer Dauer zu sein. Ophthalmoskopisch sind in der
Regel, wenn auch nur zarte Veränderungen zu constatiren, wie alle Grade von
hauchartiger Träbung der Papille, bisweilen leichte aber deutliche Schwellung.
Es ist verkehrt, zu sagen, dass die retrobulbäre Neuritis durch den Augenspiegel
gar nichts erkennen lasse. Dies gilt nur für manche systematische Erkrankungen
bei denen der Befund erst mach Wochen erhoben werden kann. Später zeigt
sich bei beiden Kategorien fast immer die Verfärbung der Papille. Der Grund
in der Verschiedenheit der ophthalmoskopischen Erscheinungen liegt nicht nur
in der verschiedenen Heftigkeit der Entzündung, sondern auch in ihrer Entfernung
von der Eintrittsstelle des Sehnerven. Die Diagnose ist nach alledem nicht
schwer. Es kann sich allenfalls nur noch um partielle Thrombose der Central-
arterie oder um Blutung in die Scheide handeln; ferner muss man an ange-
borene Amblyopie eines Auges denken und vor Allem an hysterische Amblyopie,
zumal gerade nervöse Frauen häufig an Neuritis retrobulbaris erkranken. Pupille
‘ und Gesichtsfeld erleichtern aber hier die Differentialdiagnose, wenn schon nicht
andere Stigmata, Suggestionserfolge u. s. w. dazu verhelfen. Die Prognose ist
im Allgemeinen gut, das Endresultat meist zwischen 5. bis 10. Woche gegeben.
Bezüglich der Häufigkeit steben die idiopathischen Fälle in erster Reihe, und
zwar sind die einseitigen am zahlreichsten, unter 88 Fällen 73. Unter den
doppelseitigen sind zu unterscheiden die Fälle, die den einseitigen gleichen,
aber zu Recidiven mehr neigen und die Sehschärfe dauernd herabsetzen können,
und zweitens die nach ihrem ersten Schilderer von dem Verf. Harting'sche
Neuritis genannte Gruppe, welche sich durch rapiden Verfall des Sehvermögens
auf beiden Augen nacheinander und schnelle, vollkommene Wiederherstellung
ohne Recidive und irgend welche Complicationen seitens anderer Nerven aus-
zeichnet. Das Geschlecht anlangend, waren von 88 Fällen idiopathischer Neuritis
58 weiblich, 30 männlich; das Alter betrug in 69 Fällen unter 40, in 17 Fällen
über 41 Jahre; nur 3 unter 15 Jahren, darunter 2 Mädchen kurz vor dem
Eintritt der Menses. Die jüngeren Fälle waren doppelt so oft weiblich als
männlich, die über 40 Jahre vertheilten sich ziemlich gleichinässig auf beide
Geschlechter Unter den Ursachen ragte besonders Influenza hervor. Einfache
Erkältung bei ungünstiger Disposition des Körpers (9 Fälle), Gicht (6 Fälle)
Typhoid (4 Fälle), Syphilis (2—5 Fälle) und functionelle oder organische Er-
krankungen des Nervensystems (mindestens 27 Fälle) kommen weiter in Betracht.
Verf. betont, dass er die Syphilis als eine sehr seltene Ursache der idio-
pathischen Neuritis betrachtet, während sie in der symptomatischen Gruppe eine
grössere Rolle spielen mag. Verf. sieht in der acut einsetzenden und mit
partieller oder voller Besserung endigenden Neuritis ein sehr verdächtiges
Frühsymptom späterer multipler Sclerose oder: anderer Rückenmarkserkrankung
ausser der Tabes, gerade wie man bei einfacher progressiver Atrophie der
Papille letztere zu fürchten Grund hat. Besonders bei doppelseitigem Auftreten
muss man daran denken; hat doch Verf. bei 6 von 15 doppelseitigen Fällen
die Patienten mehr oder weniger gelähmt gefunden.
2) A note on the elastic tissues of the eyeball, as shown by sections
stainnd with acid orceïn (illustrated), by E. Treacher Collins.
Mit Hülfe der Unna’schen Orceinfärbung ist es Verf. gelungen, die elasti-
schen Gewebszüge in den verschiedenen Augentheilen bis in die feinsten Ver-
theilungen zu verfolgen. Er fand ungefähr folgendes: In der Hornhaut färbt sich
— 41 —
die Descemetis bei genügend langer Einwirkung der Orceinsäure viel tiefer als
die anderen Theile, — wie z. B. die Substantia propria und mit ihr gleichartig
die Bowman’sche Membran, ein Beweis also, dass der Charakter der Bow-
ıman'schen Membran der Hornhautsubstanz verwandter ist, als der descementi-
schen Haut, und der Ausdruck der Lamina anterior elastica für Bowman’s
Membran irrig ist. Die Fasern der Lig. pectinatum enthalten wieder viel
elastische Elemente, ihre tiefe Färbung kann eine ganze Strecke rückwärts
in die Sclera hinein verfolgt werden, noch über die Grenzen des Fontana’-
schen Raumes hinaus bis zur Mitte der Sclera. In dieser letzteren finden sich
eine Reihe feinster elastischer Fasern vor, feiner als in der Haut, welche sich
nach verschiedenen Richtungen ausbreiten, zum Theil quer, zum Theil longi-
tudinal verlaufend, letztere parallel mit den Faserbündeln des weissen fibrösen
Gewebes und in Wellenlinien geordnet. Die äusseren Scleralschichten enthalten
mehr elastische Fasern als die inneren, die hinteren mehr als die vorderen.
Um den Opticus herum lagert ein dichter Plexus, der quer durch den Nerven
Fasern durch die Lamina cribrosa schickt. Von der Lamina cribrosa zieht ein
feines Netzwerk von elastischen Fasern nach hinten um die centralen Blut-
gefässe.. In der Pial- wie Duralscheide des Opticus finden sich zahlreiche
Fasern, in ersterer feiner und geschlängelt, in letzterer stärker, aber auch
wellenförmig und parallel zu den meisten fibrösen Faserzügen. Die Sehnen der
Muskeln enthalten natürlich und am meisten in der Muskelscheide zahlreiche
elastische Fasern. Auch in der Augapfelbindehaut zeigen sich zwischen Epithel
und Sclera viel straffe elastische Fasern, sowie in der innern Wand der Blut-
gofässe. In der Iris nur, so weit Blutgefässe vorhanden sind. Ferner färbt
sich die Bruch’sche Membran dunkel. Die Linsenkapsel steht ungefähr mit
der Descemetis auf gleicher Stufe; die Linsenfasern mit der Substantia propria
der Hornhaut. Tiefer färben sich auch die Fasern des Lig. suspensorium.
>
3) Report on an eye having some unusual congenital peculiarities,
by C. Devereux Marhall. (Illustrated.)
4) A case of traumatic pulsating exophthalmos; ligation of the right
common carotid artery; partial cure; remarks, by Arnold Lawson.
Von besonderem Interesse in diesem sonst nicht ungewöhnlichen Falle, der
eine 41jährige Frau betraf, ist das Auftreten mehrfacher Anfälle von Nasen-
bluten nach der Ligatur der Carotis. Jedesmal danach trat eine erhebliche
Besserung der Symptome auf, die sich allmählich weiter zur Qual der Kranken,
trotz der Unterbindung, eingestellt hatten; und die endgültige zuletzt über
13 Monate dauernde Besserung datirt ebenfalls von der letzten schweren Attaccke
von Nasenbluten. Vielleicht, dass dadurch erst zeitweilig der Blutdruck herab-
gesetzt und die Gerinnung des Blutes befördert wurde, was beides die Bildung
eines festen Thrombus an der Ligaturstelle begünstigen musste. Auffallend war
ferner das isolirte Befallensein des Abducens, während sonst auch andere Nerven-
lähmungen, ja ganze Ophthalmoplegien verzeichnet werden. Der Umstand, dass
- diese Nerven an der Aussenseite des Sinus liegen, wo sie nicht gegen eine
knöcherne Wand gedrückt werden, sondern ausweichen können, mag diesen
Umstand bedingt haben. Bezüglich der Unterbindung schlägt Verf. vor, die
Ligatur nicht an der Carotis communis, sondern an der interna anzulegen, was,
abgesehen von der grösseren operativen Leichtigkeit, die Bildung eines resistenten
— 448 —
Thrombus besser gewährleiste.e Eine wichtige Rolle in der Behandlung spiele
die Nothwendigkeit einer sehr langen, auf viele Wochen ausgedehnten horizontalen
Lagerung.
5) Sarcoma of the uveal tract, by C. Devereux Marshall.
Dieser Bericht ist eine statistische Ergänzung der im Jahre 1891 von
Lawford und Collins veröffentlichten Erhebungen. Von jenen 103 Fällen
waren 1891 schon 40 gestorben, seitdem ist in weiteren Fällen der Tod eingetreten.
Von den damals als sicher lebend verzeichneten 39 Fällen leben noch 6 und
zwar 17, 16, 12, 9°/,, 9'/, und 8°/, Jahre nach der Operation. Von 10
bekannt gewordenen Todesfällen waren 7 Mal Recidive nachgewiesen, 2 Mal
waren die Todesursachen unbekannt geblieben; 1 Mal direct angegeben, dass
ein Recidiv nicht erfolgt wäre. Von zwei weiteren Fällen ist gleichfalls der
inzwischen au Metastasen erfolgte Tod anzunehmen, so dass jetzt statt s. Zt.
40 Todesfälle 52 zählen, und zwar von 58 Patieuten, deren Krankheitsverlauf
nachzuspüren war. 34 davon hatten Metastasen — 58,62 TL gegen 32,9 °/,
der früheren Statistik. Neu fügt Verf. die Uebersicht über 58 weitere Fälle
hinzu: 24 männliche, 31 weibliche (32). Das Ueberwiegen des weiblichen
Geschlechts ist diesmal ganz gegen die Regel. Das durchschnittliche Alter
betrug 54,63 Jahre; der jüngste ‘Patient war ein 28jähriger Manu, der älteste
eine Frau von 74 Jahren. Die beiden Seiten waren fast gleich oft befallen
(27 Mal rechts, 28 Mal links). Bei erhöhter Tension zeigte sich die Aderhaut
22 Mal allein ergriffen und nur 5 Mal der Ciliarkörper mit betheiligt. In
6 Fällen war die Tension herabgesetzt. Hier war nur ein Fall dabei, bei
welchem die Geschwulst auf die Aderhaut beschränkt blieb. Normale’ Tension
zeigte sich in 27 Fällen. Diese Zahlen bestätigen Lawfort’s schon 1896
ausgesprochene Ansicht, dass bei Geschwülsten, die den Ciliarkörper verschonen,
„die Tension weniger Neigung zum Steigen verräth, als wo derselbe betheiligt
ist. Die Enucleation allein wurde in 56 Fällen, die gleichzeitige Ausräumung
der Orbita in 2 Fällen gemacht. Von 35 noch lebenden Fällen sind 11 reci-
divfrei seit 3 Jahren und länger, bis zu 7 Jahren (in 3 Fällen). 6 "Todesfälle
an Metastasen oder Recidiven waren nachzuweisen, 12 Fälle blieben bezüglich
ihres weiteren Verlaufs unbekannt. In 6 Fällen trat der Tod aus anderen
Ursachen ein. Locale Recidive als Todesursache waren in 33,3 °%/, zu zählen
(gegen 8,86 °/, der ersten Statistik). Verletzungen als vermuthete Ursache der
Geschwulstbildung konnte anamnestisch in 10,34 °/, angegeben werden; sie
hatten aber wohl kaum eine ätiologische Bedeutung. Heredität kam in der
überwiegenden Mehrzahl der Fälle gar nicht in Frage; immerhin kamen bei
vier Patienten in der Anamnese die Angaben vor, dass in der Familie bösartige
Geschwülste aufgetreten waren, ohne dass aber über deren Natur etwas Be-
stimmtes verlautete.e In einem einzigen Fall aber ist das Sarkom bei Vater
und Tochter bestimmt festgestellt worden. Eine übersichtliche Tabelle von den
58 neueren Fällen schliesst den Artikel. Peltesohn.
XV. The Ophthalmic Record. 1899. October.
1) Cyste des Glaskörpers, von J. Oscroft Tansley, M.D., New York.
17jähriger Patient klagt über Abnahme der Sehkraft des. rechten Auges
seit einem Jahre. Mit + !/,” sieht man im Glaskörper einen frei beweglichen,
ca. Pa grossen sphäroidalen Körper, der selbst durchsichtig und von einer
durchsichtigen Kapsel umgeben ist. Da er Einkerbungen und Pigmentpunkte
— 449 —
und -linien zeigt, hat er Aehnlichkeit mit einer Kartoffel. Zuerst dachte Verf.
an einen abgestorbenen Cysticercus, dann an eine Filaria(?). Wiederholte Unter-
suchungen ergaben keine Veränderungen; der Augengrund zeigt keine sonstigen
Erkrankungen, so dass Verf. über die Aetiologie im Unklaren ist.
2) Bericht über 7 Fälle von Netzhaut-Veränderungen im Gefolge von
Erkrankungen der amerikanischen Truppen in Cuba und Puerto
Rico, von W. K. Rogers, M. D., Columbus.
Nach Malaria, gelbem Fieber, Dysenterie, Typhus E sich bei 7 Sol-
daten verschiedene Veränderungen des Augengrundes als Oedem der Macula
lutea, zahlreiche kleine, glänzende Herdchen in der Netzhaut mit kleiner Blu-
tung, zahlreiche sagoähnliche Herde in der Peripherie in Nestern angeordnet,
‚Retinitis proliferans hämorrhagischen Ursprungs mit. Gefässverschluss, partielle
Venenthrombose der Netzhaut, Retinitis centralis exsudativa, und Neuro-Retinitis
mit kleinen Blutungen. Unter tonisirender Behandlung gingen die Veränderungen
vielfach zurück, doch blieb häufig Schwäche der Sehkraft zurück. Der Arbeit
sind einige interessante Abbildungen beigegeben. Die Fälle sind nach Verf.
nicht zahlreich und typisch genug, um irgend welche befriedigende Schluss-
folgerungen zu ziehen auf die Häufigkeit und die Beziehungen dieser Augen-
erkrankungen zu den primären Allgemeinerkrankungen. Aber ein Charakteristicum
haben sie gemeinsam, nämlich den in grösserem oder geringerem Maasse vor-
handenen schlechten Ernährungszustand (in einem Theil der Fälle ausgesprochene
Anämie), theils durch die Krankheit selbst, theils durch die im Felde erhaltene
schlechte Kost, verursacht; als zweites Charakteristicam ist aufzuführen, dass,
abgesehen von zwei, alle übrigen Fälle mehr oder weniger ausgedehnte Gefäss-
erkrankungen zeigten. j
3) Bösartige Neubildungen des Auges, von John O. McReynolds, daselbst.
Melanosarcom der Chorioidea bei einem 18jährigen Mädchen; Enu-
cleation, kein Recidiv. — Epitheliom des Auges. Entfernung beider Lider,
des geschrumpften Bulbus, des angrenzenden Orbitalgewebes und Periostes;
glatte Heilung; bezüglich Recidivs ist die verstrichene Zeit zu kurz. — Glio-
sarcom der Retina. 2jähriger Knabe; Gliom beider Augen; um temporäre
Erleichterung gegen die Schmerzen zu verschaffen, Enucleation beider Augen
nach einander. Tod an multiplen Metastasen.
4) Bericht über einen Fall von toxischer Amblyopie, der die Wichtig-
keit der Entdeckung dieser Krankheit bei Eisenbahnbeamten
illustrirt, von J. O. Stillson, M. D., Indianopolis.
5) Die Refraction trachomatöser Augen, von E. Hamilton, Wichita.
Anknüpfend an seine früheren Untersuchungen (Ophth. Rec. 1896. Januar.)
berichtet Verf. über neuere Refractionsbestimmungen an 230 trachomatösen
Augen, die zum weitaus grössten Theil Refractions-Anomalien, insbesondere
Hyp und As (bis 87°/,) zeigten; letzteres hält Verf. für prädisponirend (?) zu einer
Infection; andererseits glaubt er, dass der nicht selten BEE As inversus
durch das Trachom bedingt sei.
29
— 450 —
6) Exstirpation des Ganglion cervicale supremum gegen Glaucom,
von Geo F. Suker, Toledo.
= TOjāhrigəer mit beiderseitigem Glaucom, rechts absolut, links S = 9%,
Durch Iridectomie wird links weiterer Verfall des Sehvermögens hintangehalten
und der Druck herabgesetzt. Rechts traten unter starker Druckerhöhung leb-
hafte Schmerzen auf; beides wurde durch Exstirpation des rechten Ganglion
sympathicum cervicale supremum nach Jonnesco zum Verschwinden gebracht,
ohne erhebliche sonstige Nebenerscheinungen. Auf die Sehkraft des linken
Auges hatte die Operation keinen Einfluss.
7) Bin Fall von Mikrophthalmus mit breitem Colobom der Chorioidea,
von Frank Allport, Chicago.
8) Cilientragende Geschwulst der Bindehaut, von Frank Allport,
Chicago.
Dermoid der Augapfelbindehaut, angeboren; Auge sonst normal. Der
'13jährige Knabe zeigt keine sonstigen angeborenen Anomalien. Abtragung.
9) Ein ungewöhnlicher Fall, von E. W. Reagan, Canton, Ill.
31jähriger Patient. Rechts Cataract (? traumatica), Extraction mit Iridec-
tomie an der Stelle, an welcher eine Synechie bestand. Links vor 10 Jahren
Verletzung mit Nagel; Myopia excessiva. Patient arbeitet mit einer Brille
‚rechts + 10,0 D (S ®/,,) und links — 10,0 D (S ®/,,) ohne jede Beschwerde;
dass Patient diese Correction gut verträgt, erscheint dem Verf. bemerkenswerth.
Es folgen Referate u. dergl.
November.
1) Zwei neue Astigmatismus-Tafeln, von F. H. Verhoeff, Baltimore.
Zu beziehen von E. B. Meyrowitz, New York. Ohne Abbildung schwer
zu beschreiben.
2) Bericht über einen Fall von Keratectomie, von Charles W. Kollock,
Charleston. |
Gut verlaufene Staphylom-Operation.
3) Emphysem der Lider nach Bruch der inneren Orbitalwand durch
einen Faustschlag, von Wendell Reber, Philadelphia.
4) Intraoculare Blutung nach Star-Operation mit Wiedergewinnung
befriedigender Sehschärfe, von J. M. Ball, St. Louis.
64jährige Patientin wird nach präparatorischer Iridectomie unter Chloro-
form (wegen allgemeiner Nervosität) star-operirt. Heilung gut bis zum Abend
des 5. Tages; dann trat in Folge von Gemüths-Aufregung unter Schmerzen
heftige, die ganze Vorderkammer füllende Blutung ein. Dieselbe saugte sich
jedoch allmählich auf und nach Durchschneidung der verdickten Kapsel hob
sich S auf II
— 41 —
56) Granitsplitterchen in der Hinterkammer, 14 Tage lang; heftiger
Schmerz und starke Entzündung; spärliche Eiterung; Enucleation,
von C. C. Stephenson, Little Rock.
Im Gegensatz hierzu führt Verf. Fälle aus der Literatur an, in denen
Steinsplitter Jahre lang reizlos im Auge blieben.
6) Ein Fall einseitiger Retinitis albuminurica, von L. W. Dean,
Jowa City.
20jährige Patientin, bis vor 6 Wochen gesund; seitdem Kopfschmerz und
Abnahme der Sehkraft links. „Mit Rücksicht auf die constante Albuminurie,
die charakteristischen Netzhautveränderungen, die urämischen Symptome, in Zu-
sammenhalt mit dem Fehlen sonstiger wahrnehmbarer Störungen des Central-
nervensystems, wurde die Diagnose einseitiger Retinitis albuminurica gestellt“
— (aber die Beobachtungszeit ist nur 7 Wochen. Auch muss das 2. Auge
nach Mydr. genau untersucht werden. Ref.)
7) Serpiginöses Syphilid des Lides, der Stirn und äusseren Nase, von
H. V. Würdemann und W.R. Murray, Milwaukee.
Der Fall war bemerkenswerth durch die Schwierigkeit der Diagnose (In-
fection unbekannt), der Aehnlichkeit mit Lupus, dem anfänglichen Irrthum in
der Beobachtung und durch die rapide Besserung bei entsprechender Behandlung.
8) Cassaripe bei Hornhaut-Eiterung, von John A. Donovan, Butte.
Wendet es als 10°/, Salbe an, uhd ist im Ganzen mit den Resultaten
zufrieden. (S. dieses Centralbl. 1898, S. 409).
9) Relative Häufigkeit der Iritis bei Syphilis und Rheumatismus,
nach Beobachtung an 3000 Fällen, von Randolph Brunson,
Hot Springs.
Verf. fand zusammen mit 4 Freunden in Hot Springs unter 1500 Fällen
von Syphilis etwas mehr als 3°/, und unter 1500 Rheumatikern 1!/,°/, Fälle
von Iritis. Er glaubt, dass bei energischer Behandlung, sogleich nach dem
Primäraffect, unter 500 Fällen von Syphilis noch nicht 1 Mal(?) Iritis auftritt.!
LO) Bericht über einen Fall von Entfernung von Stahl aus dem Auge
und Demonstration eines neuen transportablen Elektromagneten,
von Walter B. Johnson, Paterzon.
Erfolgreiche Entfernung des am gleichen Tage durch Hornhaut und Iris
eingedrungenen Splitters mittelst Aequatorialschnitt. Der Wundstar saugte sich
auf; dichte Pupillarmembran blieb zurück. Der angewandte, kurz beschriebene
Magnet ist an jede elektrische Beleuchtungsanlage anzuschliessen und von
d. H Brunnell u. Co. 76 Courtlandtstreet, New York City, zum Preise von
15 $ zu beziehen.
11) Totales Symblepharon des Oberlides, beseitigt durch Haut-Trans-
plantation nach Thiersch, von F. C. Hotz, Chicago.
Verletzung durch Dynamit-Explosion. Nach Abtrennung des Oberlides vom
Bulbus wurde auf eine genau dem zu bildenden Bindehautsack entsprechend
geformte, dünne Bleiplatte eine nach Thiersch vom Oberarm entnommene
1 Wie oft sah ich Iritis unter energischer Behandlung auftreten! H.
29*
— 452 —
Hautpartie gelegt, diese unter das Oberlid geschoben und die Lidspalte mit
drei Nähten geschlossen; nach 4 Tagen Entfernung der Bleiplatte (s. May,
Arch. of Ophth. März 1899). Da Schrumpfung des Lappens eintrat, wurde
eine zweite ähnliche Operation vorgenommen und nach Wolff (Arch. f. Augenh.
Bd. 39) der Lappen am oberen Tarsalrand und an der Fascien-Ausbreitung
der. Sehne des Musc. rectus superior angenäht. Jetzt erfolgreiche Heilung.
12) Die Wichtigkeit des Astigmatismus, von Robert M. Lapsley, Keokuk.
Verf. wendet sich mit Recht gegen die Verordnung von schwachen Cylinder-
gläsern für die Ferne von 0,25 bis 0,50 D, wenn Patient beim Sehen keinerlei
subjective Beschwerden hat und die Sehschärfe durch das Glas eine relativ nur
geringe Besserung erfährt.
13) Klinische Casuistik, von Allen Greenwood, Boston.
Acute Tenonitis bei zwei Schwestern. — Beiderseitige spontane
Linsendislocation. 22jährige Idiotin. Die plötzlich eingetretene Luxation
in die Vorderkammer scheint durch abnorme Kleinheit der Linsen und Atrophie
der Zonula bedingt gewesen zu sein; da rechts Kerato-Iridocyclitis entstand,
wurde zur Extraction geschritten, welche rechts nur mit grosser Schwierigkeit
unter erheblichem Glaskörperverlust gelang, weil die Linse der Iris angewachsen
war, während sie links zwar auch unter Glaskörperverlust, aber relativ leicht
von statten ging. Gute Heilung, aber am 8. Tage plötzlicher Tod durch ge-
ringe Vitalität. e
14) Keratoconus, von B. E. Kelly, Carroll. `
11jähriges Kind. Rechts Keratoconus, dessen Spitze weisse Auflagerung
zeigte; S — Finger in 2. Iridectomie unter Cocain (! 11 Jahre) und Druck-
verband. Da Patient während der Operation unruhig war, scheint die Linsen-
kapsel verletzt worden zu sein; denn am 2. Tage war die Linse getrübt; später
Discision; Aufsaugung ohne Zwischenfall. Unter Druckverband wurde für längere
Zeit die Hornhautkrümmung wieder fast normal und Smit + 1,0 20/09. Verf.
konnte keinen derartige Fall in der Literatur finden (!).
15) Ist Orthoform immer zuverlässig bei KeratitisP von C. R. Gardner;
Northampton.
10°/, Orthoformsalbe gegen die Schmerzen bei Ulcus corneae, 10°/, Pro-
targol und Eserin. Da eine immer grösser werdende -weisse Infiltration von
dem Geschwür ausging, wurde das Orthoform weggelassen, statt dessen Holocain
und Wasserstoffsuperoxyd angewöndet, daneben noch Protargol und Eserin, wie
bisher. Jetzt rasche Heilung.
16) Rasche Wiederherstellung normaler Sehkraft nach Glaskörper-
blutung, von Louis A. Bize, Tampe.
17) Zwei Fälle von Herpes Zoster ophthalmicus — einer davon mit
Glaucom complicirt, von James W. Dalbey und L. W. Dean, Jowa.
76jähriger mit ausgedehntem Herpes der rechten Augenlider und der
Stirn, mit Keratitis bullosa und Drucksteigerung rechts; heftige Schmerzen.
Strychnin und Tinc. phosph., Chloralbydrat und Morphium, leichtes Purgans;
Eserin. Nach 10 Tagen blieb Pat. aus Behandlung aus. Eine später ander-
— 453 —
wärts vorgenommene Iridect. r. endete (neuroparalyt.) mit Panophthalmie. Das 1.
Auge war ein Jahr später noch völlig gesund. — 20jähriges, nervöses, hyste-
risches Fräulein klagt über heftige Schmerzen in und unter dem linken Auge;
dieselben wurden auf eine Neuralgie hysterischen Ursprungs zurückgeführt;
Elektricität und Tinc. phosph. brachten keine Besserung; 2 Wochen später er-
schien ein Herpes des linken Unterlides im Gebiet des Nervus infraorbitalis,
mit Freibleiben des Auges.
18) Augenärztliche Beobachtungen in der Armee auf den Philippinen,
von Nelson Miles Blask.
December.
1) Thrombose oder Embolie der Arteria centralis retinae nach Unter-
bindung der Halsgefässe, von H. Gifford, Omaha.
Dem 56jährigen Patienten wurde die linke Tonsille wegen Carcinom von
aussen her exstirpirt, wobei die beiden Carotiden und Jugulares unterbunden
werden mussten. Die Wärterin bemerkte sofort nach der Operation, dass die
linke Pupille viel kleiner war als die rechte, Patient selbst erst nach einer
Woche, dass er links blind war. Die linke Pupille war eng, reactionslos;
S = 0. Die Umrisse des Sehnerven waren vollständig untergegangen in einem
prominenten, glänzenden, weissen, ödematösen Gewebe, das ungefähr doppelt so
weit sich erstreckte, als der normale Sehnerv. Die umgebende Retina war
leicht ödematös, die Macula weiss mit dem kirschrothen Fleck in der Mitte.
An der Stelle der Papille auf dem ödematösen Gewebe konnte nur ein Gefäss
entdeckt werden, die andern konnten nur am Rande der Schwellung mehr oder
weniger deutlich gesehen werden, diejenigen von ihnen, welche überhaupt Blut
entbielten, zeigten unterbrochenen Blutstrom. Nach weiteren zehn Tagen war
das Oedem des Sehnerven zurückgegangen. Der Blutstrom in den Goefässen,
welche alle geringeres Caliber zeigten als das normale, wieder continuirlich.
Das Auge blieb blind. Nach 2 Monaten Tod an Pneumonie. Verf. nimmt eine
Thrombose nicht nur der Centralarterie an, sondern auch mit Rücksicht auf die
starke Schwellung des Sehnerven eine der kleinen, den Sehnerven selbst ver-
Sorgenden Arterien. Aehnliche Fälle berichten Siegrist (Heidelb. ophth. Ges.
1898) und A. Graefe (Deutsche med. Wochenschr. 1898. Nr. 40).
2) Ein einfscher Augenschirm, von S. Mitchell, Hornellsville.
Aus Pappdeckel angefertigt, nahezu senkrecht in Verlängerung der Stirn-
richtung angebracht, so dass auf das Auge gelegte Verbandstücke durch ihn
festgehalten werden; Verf. empfiehlt ihn wegen seiner Reinlichkeit und Billig-
keit zur Nachbehandlung Star-Operirter.
3) Zwei Fälle von Methylalkohol-Amsurose durch Inhalation des
Dampfes, von R. S. Patillo.
Zwei bisher gesunde, Tabak und Alkohol nur mässig geniesende Männer
in den 30er Jahren waren damit beschäftigt, neue Bierfässer mit Schellack zu
überziehen. Dieser war gemischt mit Columbia-Sprit, der 97—98°/, Alkohol
enthalten sollte. Bei dem einen Falle nach 4 Tagen, bei dem andern nach.
2 Wochen — dieser batte eine ähnliche Arbeit schon Jahre lang betrieben,
aber diesmal zuerst den Schellack mit Columbia-Sprit gemischt, — traten unter
— 454 —
Schwindel, Uebelsein und Stirnkopfschmerz Sehstörungen ein, die sich in wenigen
Tagen bis zu völliger Erblindung steigerten, dann trat wieder geringe Besserung
ein, jedoch blieb die Sehschärfe auf Fingerzählen in 1—3’, auf einem Auge nur
auf Lichtschein beschränkt. Der Sehnerv erschien bläulich bezw. getrübt weiss.
4) Ein Fall von Verschluss der Netzhaut-Circulation, mit einer Reihe
von Skizzen, welche die Veränderungen im Gefässsystem während
der Wiederherstellung und die Neubildung von Blutgefässen in
der Netzhaut demonstriren, von Swan M. Burnett, Washington.
85jähriger, sonst gesund, erblindete plötzlich auf einem Auge; ein
Sector des Gesichtsfeldes blieb erhalten und allmählich im Laufe von Mo-
naten hob sich Sehschärfe wieder auf °/,,; vom Gesichtsfeld blieb die untere
Hälfte ziemlich erhalten, nach oben hin 10°. Der erste Augenspiegelbefund
zeigte die Arterien fadenförmig, eine ganz unterbrochen, die Venen etwas gestaut
bis auf eine, die unterbrochenen Blutstrom zeigte; zum Bilde der Embolie fehlte
jedoch das Oedem der Macula und der kirschrothe Fleck im Centrum. Die
vom Verf. an der Hand von Skizzen beschriebenen, allmählich eintretenden,
interessanten Veränderungen können hier nicht im Einzelnen geschildert werden.
Die Venen füllten sich verhältnissmässig rasch wieder, aus einer erfolgte eine
Blutung; auch die Arterien füllten sich wieder, nur eine zeigte noch lange
zwei Unterbrechungen; an diesen Stellen bildeten sich auch später Knäuel neuer
Capillaren; ebenso bildeten sich interessante Anastomosen an anderer Stelle, an
welcher eine Arterie gänzlich verschwunden war. Der Sehnerv wurde weiss.
Verf. hält den Vorgang für eine Thrombose der Centralarterie (verweist auf
Haab's Arbeiten); die Neubildung der Gefässe hält er für bedingt durch
den pathologisch veränderten Zustand der Netzhaut und verweist auf die Arbeit
von Tornatola (s. Med. Congr. in Moskau, und Ann. di Ott, 1897,. Sept.
u. October). Neuburger.
XVI. Ophthalmic Review. 1899. Januar.
On finding the axes of cylindrical lenses, by Ernest Maddox.
Um die Neigung von Cylinder-Achsen in Winkelgraden zu bestimmen, ver-
wendet Verf. den von einem Optiker Gradon angegebenen Goniometer. Derselbe
besteht aus einem in 180 Winkelgrade eingetheilten Halbkreis, der von einem
flachen Lineal begrenzt ist. Auf dem Brillenglase wird durch Tintenpunkte der
horizontale oder senkrechte Durchmesser markirt und mit dem einen Ende am
Centrum des Halbkreises festgehalten, um welches dann das Glas so lange ge-
dreht wird, bis eine fixirte, senkrechte Linie, die etwa durch einen Thür- oder
Fensterflügel gegeben ist, durch das Glas nicht mehr abgelenkt erscheint.
Wenn man das Instrument mit dem Lineal senkrecht gehalten hat, braucht man
dann bloss abzulesen, an welchem Grade des Halbkreises der zweite Tintenpunkt
angelangt ist. Verf. selber hatte früher ein ähnlich geformtes Instrument ge-
braucht, das aber auf anderen Principien berubte Hier war der Radius des
Halbkreises, welcher nach unten gehalten werden musste, durch einen mit einer
Kugel beschwerten Faden dargestellt. Das Brillengestell ruhte in einer Furche,
welche in die freie Kante des Lineals geschnitten war, und wurde mit diesem
zusammen so lange gedreht, bis senkrechte Linien nicht melır abgelenkt er-
schienen. Dann gab der beschwerte Zwirnsfaden die Neigung direct am Halb-
A
— 455 —
kreis an. Eine Combination beider Instrumente wird jetzt von Gradon als
Gradon’s verbesserter Goniometer hergestellt.
Es folgen Referate.
Februar.
Idiopathic recurrent intra-ocular haemorrhages, by Victor Miller.
Verf.’s Fall gehört zu den typischen, recidivirenden Glaskörper- Blutungen
der jungen Leute. Er betraf einen 28jährigen Heizer, der schon in der Jugend
häufig und heftig aus der Nase geblutet hatte. Verf. giebt bei der Gelegenheit
einen kurzen Ueberblick über die Literatur des Gegenstandes.
Es folgen Referate.
März.
Follicular conjunctivitis caused by cocain, by W. Koster.
Verf. glaubt vor der Anwendung des Cocains in gewissen Fällen warnen
zu sollen. Er hat die Bemerkung machen können, dass bei längerem Gebrauch
von Cocain-Einträufelungen die Blutgefässe der Conjunctiva leiden und zarte
Blutungen häufig erfolgen. Auch werden Follikel sichtbar, wo sie normaler
Weise nicht gefunden werden, im oberen Fornix und der oberen Lidbindehaut.
Einen charakteristischen Fall beobachtet er bei einer Dame, die gegen eine
leichte catarrhalische Conjunctivitis längere Zeit Cocain erfolglos angewendet
hatte, und später zahlreiche kleine Ecchymosen und ungewöhnlich zahlreiche
Follikel zeigte, die nach 10tägigem Aussetzen des Cocain völlig verschwanden.
(In ähnlichem Sinne fürchtete man früher die Atropin-Conjunctivitis, bis man
lernte, sterile Lösungen zu gebrauchen. D. Ref.)
Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte.
April.
The theory of accommodation, by M. Tscherning.
: Enthält genaue Zahlen und Abbildungen über das auf den letzten Con-
gressen wiederholt discutirte Thema, und muss im Original nachgelesen werden.
Mai.
On the mobility and position of the artificial eye after enucleation,
by Priestley Smith.
Verf. räth bei der Enucleation sehr sorgfältig und vorsichtig die Conjunc-
tiva so nahe wie möglich am Hornhautrande ringsum abzulösen und sie so
wenig wie möglich zu unterminiren; die Muskelinsertionen dicht an der Sklera
zu durchschneiden, um die Tenon’sche Kapsel möglichst wenig zu trennen;
und wenn dann nicht genug Platz für die Entbindung des Bulbus geschaffen
ist, kleine, radiäre Einschnitte zwischen den Muskeln in das Bindehautloch
zu machen. Es darf ih Allgemeinen am Bulbus so wenig wie möglich haften
bleiben. Während hierüber so ziemlich alle Operateure einig sind, räth Meyer,
was die Vereinigung des Bindehautsackes anlangt, zur senkrechten Naht, wäh-
rend Czermak überhaupt von der Nalıt abräth, die die Heilung nicht be-
schleunigt, dafür aber stets den Stumpf verkleinert. In den letzten 15 Monaten
— 456 —
hat Verf. das Schmidt-Rimpler’sche Verfahren in etwas modificirter Weise
adoptirt, indem er die Sehnen, oder einzelne von ihnen in die Conjunctiva ver-
nähte, und damit sehr aufmunternde Resultate erzielte. Die Nähte werden
10—12 mm vom Limbus entfernt durch Muskel und Bindehaut gelegt und
machen keinerlei Schwierigkeit; nur muss man sich in Acht nehmen, sie beim
Ablösen der Insertion nicht zu durchschneiden. In den ersten Tagen nach der
Operation ist die Beweglichkeit des Stumpfes zweifellos ohne Fehl. Ob sie
andauert, ist noch nicht mit derselben Sicherheit zu behaupten, aber nach den bis-
herigen Vergleichen mit früher Operirten zu erhoffen. — Gegen das Einsinken
der künstlichen Augen bewähren sich nach seinen Erfahrungen die neuesten
von Snellen empfohlenen, hinten convexen Prothesen.
Es folgen Referate.
Juni.
The use of direct sunlight in examining eyes with hazy dioptric
media, by Edwards Jackson.
Verf. kann nach vierjährigen Versuchen in Fällen, wo die getrübten
Medien die gewöhnliche Augenspiegelung erschwerten oder unmöglich machten,
die Spiegelung mit directem Sonnenlicht als so gut wie gefahrlos empfehlen.
Es gelingt damit freilich auch nicht, alles zu durchleuchten, aber man kann
durch wolkige Glaskörpertrübungen hindurch Geschwälste und Netzhautablösung
erkennen, ebenso in Glaucomfällen mit unklaren Medien die Abwesenheit von
Tumoren feststellen. Die Gefahr einer Blendung ist trotz der Mydriasis, deren
man bedarf, nicht zu fürchten.
Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte.
Juli.
1) Note on the methods of advancing the recti muscles of the eye-
` ball, by J. B. Story.
Verf. hat das Verfahren, welches Praun in diesem Centralblatt 1898 be-
schrieben hat und auch von Valude schon geübt wurde, unabhängig von diesen
Autoren ersonnen. Er rühmt eine ganze Reihe von Vorzügen, die diese Methode
der Vornähung mit sich bringt.
2) A simple demonstration of the focusing of rays in astigmatism,
by A. Freeland Fergus.
Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte.
August.
Relation between visual acuity and efficiency, by Archd. Stanley
Percival.
Verf. versucht für die Beziehungen zwischen Sehschärfe und Erwerbsfähig-
keit eine brauchbare und einfache Formel aufzustellen: .e = Š e SC wobei
S die Summe der Sehschärfe beider Augen darstellt; und 2 (die Grösse des
: 1 S-
binocularen Sehvermögens) = 5° ya
schärfen beider Augen ist. Bei der homonymen Hemianopsie, die Berry mit
= wobei D die Differenz der Seh-
— 457 —
l/, Erwerbsfähigkeit einschätzt, will Verf. zwischen rechts- und linksseitiger zu
Gunsten ersterer einen Unterschied machen, weil Lesen und Schreiben durch
erstere weit mehr behindert sind. Eine Tabelle giebt zum Schluss für alle
gewöhnlichen Fälle von Sehstörungen die berechneten Ausfälle an Erwerbs-
fähigkeit an.
Es folgen Referate und Gssellschaftsberichte.
September.
The stereoscope as a test for inefficiency of the ocular muscles, by
George J. Bull.
Verf. hat mit vielem Nutzen das Holmes’sche Stereoskop zur Unter-
suchung von Muskel-Insufficienzen verwendet, wo die gewöhnlichen Untersuchungen
mit Prismen im Stich liess oder unvollständige Resultate gaben. Der Vorzug
liege darin, dass die Augen nicht unter besonderen und unnatürlichen Verhält-
nissen geprüft werden, sondern analog den Verhältnissen beim Lesen und
Schreiben. Das Holmes’sche Stereoskop gestattet eine Fusionsaınplitude bis
30°, von 20° Convergenz bis 10° Divergenz zu messen. Darüber hinaus hilft
ein anderes Stereoskop mit gekreuzten Achsen, bei welchem das rechte Auge
nur das linksseitige Object und umgekehrt sieht, und bei dem man eine Con-
vergenz von 40° noch bestimmen kann. Die Scala, die Verf. als Grundlage
für seine Messungen angefertigt‘ hat, rechnet mit Linsen von 6 D, die 86 mm
von einander abstehen, mit einer Distanz der Drehpunkte von 65 mm und einer
Pupillendistanz von 60 mm. — In einem Falle, wo Maddox eine Exophorie mit
leichter Hyperphorie ergab, zeigte das Stereoskop, dass die Fusion nur wenige
Secunden bei niedrigen Graden von Convergenz aufrecht erhalten werden konnte.
Bei parallelen oder divergent gerichteten Achsen war sie nicht möglich. Bei
sehr starker Divergenz allein trat eine leichte Hyperphorie des rechten Auges
ein. So brauchte d:mnach eine Operation (?) für die Hyperphorie gar nicht in
Frage zu kommen, was man nach Maddox allein nicht feststellen konnte.
Es folgen Referate.
October.
The pathological significance ot sympathetic irritation and its connec-
tion, if any, with sympathetic ophthalmitis, by F. Richardson Cross.
Verf. theilt, wie alle Autoren, die sympathischen Augenleiden in functio-
nelle und entzündliche ein, mit dem Vorbehalt, dass bisweilen beide Kategorien
unmerklich in einander übergehen können. Welche Art von Affection auf dem
primären Auge zu sympathischen Erscheinungen Veranlassung geben, welche
nicht, lasse sich mit Sicherheit nicht aussprechen, wenn auch mit nur seltenen
Ausnahmen für die eigentliche sympathische Entzündung immer eine perforırende
Verletzung des ersten Auges gefunden werden konnte, während, wo diese fehlte,
in der Mehrzahl der Fälle, nur eine sympathische Reizung in Frage kam.
Etwa sieben sicher beobaclıtete Fälle von wahrer Ophthalmie bei nicht pene-
trirender Primärverletzung seien allerdings von zuverlässigen Beobachtern ver-
öffentlicht worden. Im Uebrigen seien die Ursachen ausserordentlich verschieden,
von den einfachsten operativen Eingriffen bis zum schwersten Trauma; von
'— 458 —
alten Schrumpfungsprocessen, Aderhaut-Verknöcherungen bis zur künstlichen
Prothese. Auch der Opticusstumpf könne nach der Enucleation noch durch
narbige Verwachsungen mit der Nachbarschaft zu Irritation und Ophthalmie
Veranlassung geben. Die Länge des Intervalls bis zum Ausbruch der sym-
pathischen Erkrankung schwanke ausserordentlich, zwischen wenigen Wochen,
zwei bis drei Monaten, was die Regel bilde, und vielen (?) Jahren. Das gelte
sowohl für die blosse Reizung, wie für die ausgesprochene Entzündung, wenn-
gleich im Grossen und Ganzen für erstere die längeren Intervalle vorwiegen.
Ueber die wahre Natur des Leidens sei man trotz aller Theorien über Reflex-
neurose und Ophthalmia migratoria als septischer Uveitis noch im Unklaren,
sowohl über die Fortpflanzungsbahnen wie über die Organismen, welche auf
diesen den Process von einem Auge zum andern tragen. Die Deutschmann’-
schen Experimentalversuche hätten noch keine Bestätigung gefunden, während
viele neuere Untersucher direct das Vorhandensein von Mikroorganismen bestreiten.
Angelucci habe mit von sympathischer Ophthalmie stammenden pathogenen
Mikrokokken im Kaninchenauge künstlich Iridocyclitis und eine Infiltration längs
des Opticus, des Chiasma bis zur subretinalen Zone des andern Nerven erzeugen
können, aber sympathische Erscheinungen am andern Auge blieben aus, weil,
wie Angelucci glaube, überhaupt bei Thieren eine sympathische Entzündung
nicht künstlich hervorgerufen werden könne, und diese dem Menschen allein
eigen sei. Auch die neueren Experimente Bach’s und seine Theorie von der
neurotrophischen Wirkung der Ciliarnerven führt Verf. an. Zum Schluss weist
er auf die eigenthümliche Erscheinung hin, dass gerade die eitrige Panophthal-
mitis selten wahre sympathische Ophthalmie erzeuge, und dass die Entzündung
des sympathischen Auges niemals eine suppurative sei, und zieht das seltene,
wenn auch in einem Falle von Snellen beschriebene, gleichzeitige Auftreten
cerebraler Meningitis in den Kreis seiner Betrachtung. Das rationellste und
sicherste therapeutische Mittel sei natürlich immer noch die Enucleation.
Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte.
November.
The use of euphthalmin: a new mydriatic, by James Hinshelwood.
Vert Versuche mit 5°/, Euphthalminlösung haben folgende Ergebnisse
gehabt: 2 oder 3 Tropfen bringen innerhalb 20—30 Minuten volle Mydriasis,
die durch vorherige Einträufelung einer 1°/, Holocainlösung noch erheblich be-
schleunigt werden kann. Die begleitende Accommodations-Schwäche, in ihrem
Grade wechselnd, schwindet vollständig nach 1!/,—2 Stunden. Irgend eine
Reizung oder ein Unbehagen tritt nicht ein, die Bindehautgefässe sind nicht
injieirt und die Cornea nicht alterirt; ebenso wenig die Tension. Vergiftungs-
erscheinungen kamen nie vor. Die Mydriasis schwindet. vollständig nach 8 bis
12 Stunden. Das Euphthalmin komme also dem idealen Mydriaticum näher als
jedes (?) andere Mittel.
Es folgen Referate.
December.
Orbital tumors, by Gustavus Hartridge.
Verf. beschreibt ein Spindelzellen-Sarkon bei einem 12jährigen Mädchen.
Es schien vom Bindegewebe der Orbita seinen Ursprung zu nehmen’ und um-
schloss vollständig den Bulbus und den Sehnerven, infiltrirte die untern Muskeln.
— 459 —
besonders den R. inferior und haftete leicht am Periost des untern Randes.
Der Bulbus war normal geblieben. Ein zweiter Fall betraf einen 47jährigen
Mann, der bis vor 9 Monaten sein künstliches Auge getragen hatte — der
Bulbus war etwas mehr als 8 Jahren wegen eines intraoculären Tumors entfernt
worden — dann aber dasselbe wegen einer allmählich zunehmenden Schwellung
der Orbita, die zuletzt schmerzhaft und entzündlich wurde, nicht mehr halten
konnte. Hier ergab die mikroskopische Untersuchung der exstirpirten Geschwulst-
masse ein Granulom, welches durch Einsinken des Centrum eine cystenähnliche
Form angenommen hatte und vermuthlich als Syphilom anzusprechen war.
Es folgen Geselischaftsberichte und therapeutische Notizen.
Peltesohn.
XVII. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases (Baltimore). 1899. Juli.
1) Cocaïn-Conjunctivitis, von J. A. Pratt, M. D., Aurora.
2 Fälle von Idionsynkrasie gegen 4°/, Cocain-Lösung. Heftige Conjunc-
tivitis mit Thränen, Lichtscheu, vorübergehender Hornhaut-Trübung; in dem
schweren Falle war auch die entsprechende Seite der Nasen- und Rachenhöhle
congestionirt. Heilung.
2) Divergenz hohen Grades, erfolgreich behandelt durch Vorlagerung
beider Interni und lang fortgesetzte stereoskopische Uebung, von
Wilh. Campbell Posey, M.D., Philadelphia.
Es folgen Referate.
October.
1) Therapeutische Maassnahmen bei infectiöser Conjunctivitis, von
Dudley S. Reynolds, Louisville.
Empfiehlt bei muco-purulenter Conjunctivitis Ausspülungen mit Kochsalz-
und Boraxlösungen unter Carbolsäurezusatz.
23) Nachträgliche Krankengeschichte des Falles von Stahlsplitter in
der Linse ohne Linsentrübung, von Herbert Harlan.
Bei dem im Januar-Heft 1899 dieses Journals erwähnten Falle, in
welchem die Linse 8 Tage völlig klar geblieben war, trat doch nachträglich
noch Linsentrübung ein. Erfolgreiche Magnet- und Cataract-Operation; Horn-
hautschnitt, Kapsel-Eröffnung, Magnet-Einführung, Entfernung der Star-Massen.
(Vgl. C.-Bl. f. A. 1899, S. 283.) Neuburger.
XVII. Westnik Oftalmologii. 1899. März—Juni. (Lit.-Beil. Nr. 7, 1899 u. Nr. 1, 1900
der St. Petersb. med. Wochenschr.)
1) Ueber die Bedeutung nicht pathogener Bakterien in den infectiösen
Erkrankungen des Auges, von S. W. Lobanow.
Experimentelle Untersuchungen am Kaninchen. Injectionen von Rein-
culturen in Vorderkammer und Glaskörper. Bacillus candicans, violateus und
ruber erwiesen sich als absolut unschädlich; Sarcina lutea, Bacillus subtilis
und Proteus vulgaris erzeugten plastische Iritis; Bacillus prodigiosus, Mikro-
coccus agilis, Bacillus fluorescèns putridus und Mikrococcus roseus hatten
— 460 —
Iridocyclitis zur Folge. Panophthalmie trat nie ein. (Vergl. die Arbeiten
von Perles; siehe dieses Centralblatt 1895, S. 206. Ref.)
2) Die Weite der Lidspalten bei den Eingeborenen, von S. Lobanow.
Es wurden 272 gesunde und 594 trachomatöse Tschuwaschen im Gou-
vernement Ufa gemessen; die Länge der Lidspalte betrug durchschnittlich bei
Männern 26 mm (18— 32) und bei Frauen 24 (17—30), die Breite 7 (5 bis
12), bezw. 5 (3—11). Mit Rücksicht auf die von Adamück betonte Be-
günstigung des Trachoms durch eine enge Lidspalte ist von Interesse, dass
alle Individuen mit enger Lidspalte trachomatös waren.
3) Fall von Ptosis congenita, von J. J. Günzburg.
Der Fall ist nahezu identisch mit dem von Goldzieher in diesem
Centralbl. Juni 1898 beschriebenen, der durch subcutanes Fibrom und Riesen-
wuchs der Lidhaut veranlasst war; dazu kam bei dem 26jährigen Patienten
noch starke Behaarung des in allen Dimensionen vergrösserten Lides.
4) Beträchtliche Besserung eines Pannus corneae durch die sogen.
Scott’sche (?) Operation, von G. W. Epindtjew.
Die stärksten Gefässstücke wurden, soweit als möglich, der Länge nach
aufgeschlitzt.
5) Seltener Fall von fadenförmiger Bildung im @Glaskörper, von
A. Chodin. |
Vom Centrum der hinteren Linsenkapsel zieht ein etwa 1 cm langer
wurmähnlicher Zapfen nach unten aussen und dann nach hinten in den Glas-
körper, der am Ende dünner und blasser wird, frei beweglich und als Art, `
hyaloidea persistens aufzufassen ist. Staphyloma posticum, sowie Pigment-
veränderungen.
6) Membranbildung im Glaskörper, von Kossobudski.
Birnförmige Membran, die den Sehnerven und dessen Umgebung deckt,
daneben atrophische Herde mit Pigment, Chorioiditis disseminata.. S = Fg
in nächster Nähe. Angeblich von jeher auf diesem Auge schlechteres Sehen,
vor mehreren Jahren plötzliche Verschlechterung nach versehentlicher Ver-
giftung mit für Ratten bestimmtem Gebäck; offenbar Phosphorvergiftung;
bewusstlos gewesen, viel Nasenbluten. Durch Blutung ist nach Verf. auch
die Membran entstanden.
7) Zweijährige Thätigkeit der Privatklinik, von N.K. Kirilew.
In Stawropol (Kaukasus) im Ambulatorium 39°/, Trachomfälle; unter
218 Kalmücken 85°/, Trachom.
8) Ueber die Hornhautnaht nach Kalt, von N. Angodski.
Empfehlenswerth bei Wunden und nach Operationen; die Nadel soll
jedoch horizontal durch Cornea und Sklera ein- und ausgestochen werden.
9) Zur Symptomatologie und Diagnostik der Verletzungen des Seh-
nerven, von J. J. Günzburg.
Revolverschuss in die rechte Schläfe. Das rechte Auge ist sugillirt,
vorgetrieben und wenig beweglich. Netzhaut-Arterien sehr eng, -Venen breit,
— 41 —
Papillengrenzen scharf, keine Blutaustritte; in der Macula grosser weisslicher
Fleck mit kirschrothem Centrum. Pupile elliptisch. S = 0. Später Atro-
phia n. optici.
10) Ueber Lageveränderung der Linse bei Cataract-Extraction, von
J. Tschuprin.
Die nach oben und hinten verschobene Linse, deren unterer Rand im
Pupillargebiet und dann in der Wunde erschien, wurde mittelst eines scharfen
Häkchens glücklich entfernt.
Juli— October.
1) Die Verpflanzung von Lippenschleimhaut bei Entropion, von
G. Korkaschwili.
Bei 112 Fällen nur 6 Misserfolge; über den späteren Zustand ist aller-
dings nichts beobachtet. In 5 Fällen keine Naht, aber gute Anheilung des
Lappens. Der Lappen wird durch Zinnpapier bedeckt, dann Watte und
Verband. Erster Verbandwechsel nach 3 Tagen. Am 5. Tage Entfernung
der Nähte.
2) Ueber den Einfluss des weiblichen Geschlechts-Apparates auf die
Erkrankungen des Auges, von W. Belilowski.
1. Wiederkehrendes Augenleiden (zur Zeit Hypopyonkeratitis)
bei Dysmenorrhoe, Oophoritis und Endocervitis. Nach halbjähriger
Behandlung des Sexualleidens hörten die Augenerkrankungen völlig auf.
2. Akute Neuritis optica nach Supressio mensium bei einer
29jährigen, sonst gesunden Frau.
3. Neuritis optica bei einer 52jährigen, die vor 1!/, Jahren im
3. Schwangerschaftsmonate abortirte, und jetzt seit 4 Monaten keine Menses hat.
4. Beiderseits Hypopyonkeratitis bei einer 22Jährigen, die am Ende
der Schwangerschaft steht. Künstliche Beschleunigung der Geburt. Nach
14 Tagen ist das Hypopyon resorbirt; die Geschwüre heilen aus. Später
Iridectomie.
3) Casuistik der Augengeschwülste, von S. Lobanow.
1. Sarkom hinter dem Unterlid am Orbitalrande. Mikroskopisch
zeigte sich die Structur der sog. Cylindrome, an einzelnen Stellen amyloide
Degeneration, Kalkablagerungen und Bildung von Knochenkörperchen.
2. Dermoid der Bindehaut. Typisch, am äusseren Winkel, mit
Haaren, Schleim- und Talgdrüsen.
3. Lymphoma molle der Bindehaut. Am Unterlid und äusseren
Winkel und an der oberen Uebergangsfalte 2 erbsengrosse röthliche Tumoren.
4) Die Operation Krönlein’s bei einer Neubildung des Sehnerven,
von L. Golowin.
4jähriger Knabe war vor 9 Monaten vom Stuhl gefallen und hatte sich
an der Stirne verletzt. Einen Monat später begann das rechte Auge vorzu-
treten. Das Auge steht jetzt um 1?/, cm vor, ist leicht nach unten verdrängt.
S = 0. Durch das Unterlid hinter dem Augapfel ein praller, glatter Tumor
durchfühlbar. Ophthalmoskopisch: Stauungspapille und Blutaustritt. Die an
der Sklera beginnende Geschwulst ging wurstförmig dem Sehnervenverlauf
entsprechend bis dicht an das Foramen opticum. Die stumpfe Ausschälung
-— 462 —
gelang leicht, nur an der Sklera und am Foramen opticum wurde durch-
schnitten. Die Geschwulst ist 5 cm lang, bis 2,5 cm dick und stellt sich
mikroskopisch als Fibrosarcoma myxomatodes tunicae arachnoideae
nervi optici dar; der Sehnerv lässt sich durch dieselbe hindurch verfolgen.
6 Monate nach der Operation: Ptosis, das Auge liegt tiefer als L, ist nach
innen und unten gedreht, und schwach beweglich. Cornea unempfindlich.
Sehnervenkopf blass, mit verwischten Rändern; überall Pigmentveränderungen
nach Art der Retinitis pigmentosa. — 3 weitere Fälle wurden nach gleicher
Methode gut operirt.
5) Zwei Fälle von Cysticercus oculi, von W. Kraisky.
35jährige Köchin; der Cysticercus sass an der unteren Uebergangsfalte.
— 30jährige Bäuerin; die Blase sass subretinal in der Gegend der Macula;
Operation verweigert; Iridocyeclitis.
6) Zahlenbericht der Kiewer Universitäts-Augenklinik, für 15 Jahre,
1883 bis 1897, von M. Levitski.
34060 neue Kranke, ca. 8°/, Trachom, Glaukom 1,3°/,. Sehr bedeu-
tend ist die Zahl der grösseren, ambulant ausgeführten Operationen (bis
1893 nur 16 Betten, jetzt 25), 295 Lid-Operationen, darunter 233 mit
Schleimhaut-Transplantationen, 71 Schiel-Operationen; 97 Iridectomien;
46 Enucleationen, je 1 Exenteratio orbitae und Empyem-Operation des Sinus
frontalis. — Und die Enderfolge? Neuburger.
XIX. Post-Graduate. New York. 1899. December.
1) Biographische Skizze über den emer. Professor William Thomson
(am Jefferson College in Philadelphia).
2) Ueber Strabismus convergens, von St. John Roosa, New York.
3) Eine klinische Vorlesung über hysterische Erblindung, von Wil-
liam Oliver Moore, New York.
2 weibliche und 3 männliche Patienten, im Alter von 15—25 Jahren,
theils ein-, theils doppelseitig blind, mit anderweitigen nervösen, bezw. hyste-
rischen Symptomen. Bei einseitiger angeblicher Blindheit wurde durch
Prismenprobe constatirt, dass das angeblich blinde Auge auch sah. Die
Heilung erfolgte in allen Fällen verhältnissmässig rasch durch Trennung von
den Angehörigen und Suggestion verbunden mit Anwendung starker elek-
trischer Ströme, Narcose und Operation (Canthoplastik) oder einfacher Narcose
mit Verband des gesunden Auges.
4) Latentes Schielen, von Francis Valk, New York.
Verf. empfiehlt gegen latentes Einwärtsschielen die Kräftigung des
Externus durch Verkürzung der Sehne dieses Muskels mittelst einer Catgut-
Fadenschlinge. (S. Post-Graduate, 1896, Mai.)
5) Klinisch interessante Augenfälle, von Edward S. Peck, New York.
Ohne Besonderheiten: 2 Fälle von traumatischer Ruptur des Bulbus mit
folgender Enucleation; Trachom mit theilweisem, beiderseitigem Symblepharon
— 463 —
beider Lider, sowie bandförmiger und interstitieller Keratitis; angeborener
sklerosirter Schichtstar.
6) Blennorrhoe in der Privatpraxis, von Frank von Fleet, New York.
Verf. beklagt, dass in der Privatpraxis die Prophylaxe von den Haus-
ärzten häufig nicht gehörig bethätigt wird, ferner, dass die Fälle vom Haus-
arzt nicht energisch genug behandelt und dem Augenarzt erst überwiesen
werden, wenn bereits die Hornhaut afficirt ist.
7) Fall von kleinselligem Rundzellen-Sarkom der Orbita und Neben-
höhlen bei einem Kinde; Entfernung; Metastase; Tod, von A. Ed-
ward Davis, New York.
Verf. betont, dass erfahrungsgemäss die Operation dieser Geschwülste
nutzlos sei und Recidiye nur um so schneller einträten; man solle daher sich
darauf beschränken, bei zunehmendem Wachsthum der Geschwulst und fötider
Ulceration durch theilweise Entfernung temporäre Erleichterung zu schaffen.
8) Myopie und myopischer Astigmatismus. Therapeutische Bemer-
kungen, von Edgar S. Thomson, New York.
9) Kurzes Résumé über einige Augen-Verletzungen, von James
R. Nelson, New York.
Ruptur des Auges, Irisprolaps, Austritt der Linsen unter die Bindehaut
und operative Entfernung derselben; Heilung mit S = !/,. — Quere Durch-
trennung der Hornhaut mit schmutzigem Schlächtermesser; völlige Heilung.
— Messerwunde der Hornhaut (?/,) bei einem Kinde; trotz Iritis völlige
Heilung mit guter Sehschärfe. — Verletzung mit spitzigem Stock, Iriscolobom,
traumatische Cataract; Heilung mit S = ?/,. — Temporäre Erblindung und
intensive Entzündung als Folge eines Blitzes. Der Augengrund zeigte keine
Veränderung, dagegen bestand Keratitis und Conjunctivitis, die bald folliculären
Charakter annahm, mit stärkster Lichtscheu, Thränenfluss und Erblindung;
die Sehkraft kam nach einer Woche wieder, die Lichtscheu bestand noch.
Nur ganz allmählich wichen die Erscheinungen unter Ruhe und Dunkelkur;
noch Monate lang später, als die Erscheinungen vergangen waren, bestand
verringerte Ausdauer beim Lesen.
10) Oculare Reflexneurosen (abdominale Typen), von S. W.S. Toms,
New York.
Zwei weibliche Patientinnen anfangs der 20er Jahre und ein Mann,
öl Jahre alt, mit vielerlei Klagen über Leibschmerzen, schlechte Verdauung,
und Verstopfung verloren ihre Beschwerden, nachdem alle medicamentöse und
andere Mittel fruchtlos gewesen waren, erst — durch Tragen entsprechender
Cylindergläser von geringer Brechkraft. Alle 3 Patienten waren mehr oder
‚weniger „nervös“, Neuburger.
— 484 —
XX. Annales de Oftalmologia. Mexico. 1898. Band I. Juli.
1) Ursachen der Verspätung der Wiederherstellung der Vorderkammer
nach Star-Operationen, von M. Uribe Troncoso, Mexico.
In einem Falle von Extraction verschiedenmaliges Eingehen mit dem
Löffel behufs Entfernung der Corticalmassen. Am 3. Tage Pupille rund und
schwarz, Wunde vernarbt, vordere Kammer nicht hergestellt. T stark herab-
gesetzt. Trotz Einträufelung von Atropin bildete sich die Vorderkammer erst
4 Tage später. Iris war oben innen ein wenig in die Schnittwunde einge-
klemmt. Verf. betrachtete nicht letzteres als Grund des Fehlens der Vorder-
kammer, sondern nimmt an, dass durch das intime Anlegen der Iris und
Cristaloidea an die, durch das wiederholte Eingehen des Löffels ihres Epithels
beraubten Corneahinterfläche der Druckunterschied zwischen Glaskörper und
Kammerinhalt beseitigt wird, so dass im ganzen Auge derselbe Druck herrscht.
So fehlt der Stimulus zur Absonderung des Kammerwassers und erklärt sich
das Fehlen der Vorderkammer auch bei völlig vernarbter Schnittwunde.
2) Star-Operation bei Leprakranken, von J. Santos Fernandez, Habana.
Wohlgelungene Extraction bei einem Falle von Lepra.
3) Betrachtungen über die neueren Mydriatica, von Otto Wernicke,
Buenos Aires.
Verf. macht speciell auf die’ grossen Dienste aufmerksam, die uns ein
accommodationslähmendes, aber die Pupille nicht beeinflussendes Mittel
leisten würde.
August. f
1) Behandlung der Brandwunden der Bindehaut, von C. Bryant,
Omaha (Neb.).
Nach der Abstossung des necrotisirten Gewebes unterminirt Verf. die um-
liegende Conjunctiva und vernäht die Wunde.
2) Haemorrhagia expulsiva nach Star-Extraction, von F. Lopez, Mexico.
65 jährige, myopische, leicht arteriosklerotische Dame. Leichte Albuminurie.
Extraction ohne Iridectomie. Am Nachmittag des Operationstages plötzlich ein
sehr starkes, aber ‚schnell vorübergehendes Stichgefühl im operirten Auge. Am
3. Tage Verband leicht mit Blut befleckt. Nach Abnahme des Verbandes findet
man den Lappen umgeklappt, Retina und Chorioidea vorgefallen, Skleralkapsel
und Umgegend des Auges voll von geronnenem Blut. Enucleation.
September.
1) Insufficienz der Augenmuskeln und ihre Behandlung, von Frank
S. Milbury, New York. | |
Verf. erhält gute Resultate mit den von Stevens angegebenen
Methoden.
October.
D Prismatischer Effect decentrirter, sphärischer Linsen, von A.Chacon,
Mexico.
— 465 —
2) Fälle von hysterischen Augenstörungen, von J. Santos Fernandez,
Habana.
Unter den 14 Fällen verdient hauptsächlich Erwäbnung der neunte. Er-
blindung durch Atrophie des Sehnerven, hervorgebracht „durch die dauernde
Einwirkung des Hysterismus“ (?). Jedoch hat die Patientin vor vier Monaten an
Influenza, gefolgt von Strabismus, aber ohne Sehstörung, gelitten.
November.
1) Operative Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit, von M.
Uribe Troncoso, Mexico.
21jähriger Myop. Rechtes Auge — 23 D, cyl. — 3D, 60°, 8 1.
2 malige Discision, 2malige lineare Extraction. Leichte Verwachsung der Iris
mit der Narbe. S ohne Corr. !/,, mit sph. — 1,50 D, cyl. — 1,50 D,
180°, 1/3. -
2) Exenteration der Orbita mit Abtragung der Lider, von J. Santos
Fernandez, Habana.
3) Versuche mit Aluminium als künstlichem Gilaskörper, von D C.
Bryant, Omaha (Neb.).
Verf. verwendet mit guten Resultaten, statt der Mules’schen Glaskugeln
hohle, gefensterte Kugeln aus Aluminium.
December.
1) Exenteration der Orbita mit Abtragung der Lider, von J. Santos
Fernandez, Habana.
4 Fälle von dauernder Heilung maligner Orbitalgeschwülste durch genannte
Operationsmethode. Nur einmal hat mikroskopische Untersuchung stattgefunden.
2) Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit durch Extraction
der durchsichtigen Linse, von A. Alonso, Potosi.
20jähriges Mädchen. SEET — 20 D beiderseits. Retinochorioidale
Veränderungen. Rechtes Auge S !/,, mit — 20 D. Diseision, dann Linear-
extraction, schliesslich Nachstar-Operation. Emmetropie. S !/,.
1899. Januar.
l) Notizen über Muskelvorlagerung, von RB. Jocqs, Paris.
2) Retinitis proliferans als Folge von Glaskörperblutung, von W.
Campbell Posey, Philadelphia.
Februar.
1) Beitrag sum optischen Studium der getrübten Linse, von B. De-
micheri, Montevideo.
2) Senile Hypermetropie, von J. Santos Fernandes, Habana.
Presbyopie entwickelt sich in Cuba in früherem Lebensalter als in Europa.
@leichzeitig bildet sich auch stets eine leichte Hypermetropie in früher sicher
emmetropischen Augen.
30
— 466 —
3) Seltne Complication einer Sinusitis frontalis, von R. Jocqs, Paris.
Hauptsymptom der Sinusitis war Beschränkung der Bulbusbewegung nach
oben. Nach Eröffnung des eiterhaltigen Sinus fand man seine untere Wand
völlig verschwunden.
März.
1) Beitrag zum optischen Studium der getrübten ZP von L. De-
micheri, Montevideo. ;
2) Behandlung der Wund-Infection nach Augenoperationen, von Vito
Signorino, Palermo.
Verf. empfiehlt Kauterisation der EES und intravenöse Sublimat-
injocuduen,
3) Poliopia hysterica, von Otto Wernicke, Buenos Aires.
April.
1) Beitrag zum optischen Studium der getrübten Linse, von L. De-
micheri, Montevideo.
Nicht zum Referiren geeignet. Der grösste Theil der Arbeit besteht in
einer Zusammenfassung der vom Verf. in den letzten 4 Jahren in den Annales
d’oculistique veröffentlichten Artikel über die optischen Eigenschaften der ge-
trübten Linse.
2) Beseitigung der Kurzsichtigkeit durch Ausziehung der Linse, von
M. Uribe Troncoso, Mexico.
Operation des linken Auges des unter November 1898 dieses Berichts
erwähnten Patienten. Vor der Operation S !/, mit — 20 D. Kein As. Nach
linearer Extraction der vorher nicht discindirten Linse, kleiner Iridectomie und
Nachstar-Operation. S, ohne Glas !/,, mit cyl. + 2 D, Axe 15°, !/,.
Mai.
1) Sympathectomie bei Basedow’s Krankheit, von L. Demicheri ong
A. Lamas, Montevideo.
24jähriger, seit zehn Monaten leidender Patient. "Rechts Elongation, links
einige Tage später Exstirpation des Sympath. von oberhalb des Ganglion sup.
bis unterhalb des Ganglion inf. Bedeutende Besserung des Allgemeinbefindens,
Herzklopfen fast gänzlich verschwunden, Abnahme des Exophthalmus und der
Tachycardie.e 7 Monate später besteht die Besserung noch. „Sämmtliche
Cardinalsymptome substituiren, wenn auch in geringerem Grade,
aber ohne Zweifel ist die erhaltene Besserung enorm, ohne sicht-
bare Nachtheile“ Nach der Operation stellte sich dauernde Verengerung
der linken Pupille und leichte linksseitige Ptosis ein. Das Graefe’sche
Symptom ist links verschwunden, rechts bedeutend vermindert.
3) Augenleiden bei Influenza, von J. J. Gonzalez, Guanajato. `
Je ein Fall von Lähmung des R. internus, der Accommodation und von
Chorioretiuitis bei Influenza-Reconvalescenten.
— 467 —
Juni.
Conjunctivitis pseudomembranosa, von I. A. Alono, Potosi.
Band II. Juli.
1) Durchblutung der Hornhaut, von Otto Wernicke, Buenos Aires.
8jähriger Knabe. Faustschlag auf das rechte Auge beim Spielen mit
einem 4jährigen Kinde Starke Anschwellung der Lider und blutige Unter-
laufung der Bindehaut. Vorstellung nach 4 Wochen wegen gänzlicher Blindheit
und beginnendem Strabismus convergens. Leichte perikeratische Injection.
Hornhaut glatt und glänzend. Nur ein peripherer, etwas mehr als 1 mm breiter
Ring hat normale Durchsichtigkeit, der Rest ist von einem runden, chucoladen-
farbigen, im Centrum etwas helleren und dort leicht durchscheinenden Flecke
eingenommen. Der Rand des Fleckes ist scharf, an einigen Stellen gezähnelt,
hier und da auf seiner Innenseite von dunkleren, concentrischen Linien begleitet.
Vorderkammer sehr tief. Iris, soweit u grünlich verfärbt und atrophisch.
T—-1S=0.
2) Bestimmung der Refraction nach den objectiven und subjectiven
Methoden, von M. Uribe Troncoso, Mexico.
3) Eine neue Form bifocaler Gläser, hergestellt von J. L. Borsch, von
G. C. Harlan, Philadelphia.
Besteht aus einem concav-convexen Meniscus und einer genau hinein-
passenden planconvexen Minse, beide aus Crownglas. Zwischen beiden ist in der
unteren Hälfte Raum für eine kleine Convexlinse aus Flintglas ausgeschliffen.
Bei starken Gläsern ist auch der Meniscus aus Flintglas hergestellt, wodurch die
Linse dünner und ihre achromatische und periskopische Wirkung stärker wird.
August.
D Bestimmung der Refraction nach den objectiven und SE
Methoden, von M. Uribe Troncoso, Mexico.
23) Beschreibung eines Fusses für Beid’s Ophthalmometer, von C. A.
Oliver, Philadelphia.
September.
1) Blindheit in Folge von Hämsatemesis, von F. Lopez, Mexico.
45 jähriger Mann. Nach einer Kraft-Ueberanstrengung Blut-Erbrechen und
Blut in den Fäces, wenige Stunden später Bewusstlosigkeit, welche 5 Tage
anhält. Beim Erwachen völlige Blindheit. Beide Papillen weiss, mit leicht
verwaschenen Rändern und stark verengerten Gefässen.
2) Acutes Oedem der Conjunctiva, von D. M. Velez, Mexico.
8) Zwei Fälle von Scopolamin-Vergiftung, von L. Demicheri, Montevideo.
Im zweiten Falle handelte es sich um einen 34jährigen Mann, dem schon
seit mehreren Tagen Scopolamin wegen doppelseitiger Iritis ohne Nachtheil
eingeträufelt wurde. Um eine starke Erweiterung der Pupillen zu erreichen,
that Verf. in jeden Bindehautsack ein kleines Körnchen Scopolamin Merck,
liess die Thränenpunkte comprimiren und befahl dem Patienten, keine Schluck-
bewegungen zu machen. Trotzdem erschien !/, Stunde später Schwäche in
` 30*
— 468 —
Armen und Beinen und Druckgefühl in Nase und Rachen. Kaffee bessert die
Symptome. Nach einer weiteren !/, Stunde bricht Patient beim Versuche, sich
hinzustellen bewusstlos zusammen und muss so nach Hause geschafft werden.
Dort kehrt die Besinnung wieder, aber es erscheinen Krämpfe in Armen und
Beinen, welche den Rest des Tages anhalten. Am nächsten Tage Alles normal.
October.
1) Die neuen eg des Sehens, von M. Uribe Troncoso, Mexico.
2) Therapeutischer Werth der Chinin-Einträuflungen bei Eiterung
der Hornhaut, von J. J. Gonzalez, Guanajuato.
Einträuflung von 1°/, Chininsalzlösung beschleunigt die Absorption
des Eiters.
XXI. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita, Rampoldi. Seit 1899 im Verein mit
den Arbeiten der neapolitanischen Augenklinik von Prof. De Vincentiis veröffentlicht.
1899. Fasc. 1.
1) Gerbe Befund bei Cysticercus im Glaskörper, von De Vin-
contiis.
Verf. beschreibt makroskopisch einen wegen intraoculären Cysticercus
enucleirten Bulbus, in welchem sich neben dem gegenwärtigen Sitze des Wurmes
eine von ihm früher bewohnte Cyste befindet. Als erste Alteration supponirt
Verf. bei Cysticercus im Glaskörper eine Verflüssigung der nächstliegenden
Schichten des letzteren, eine Nokrose desselben durch Colliquation, da der
Wurm freie Bewegungen ausübt, auch die ersten Glaskörpertrübungen, welche
in der unmittelbaren Umgebung des Wurmes sich bilden, deutlich flottiren.
Die sich um diesen formirende Cyste ist meist discontinuirlich, was dem Wurm
die Möglichkeit einer Dislocation verschafft. Auch kann die Cyste einreissen,
wohl in Folge von Erweichung.
2) Bakteriologische Untersuchungen über Thränensackleiden, von
Ricchi. (Laborat. von Prof. Guarnieri, Pisa).
Verf. isolirte zahlreiche Mikroorganismen und bespricht darauf Experimente
mit Actinomyces albus und Saccharomyces, welche sich ebenfalls in einzelnen
Fällen vorfanden. Durch mehrfache Impfung von einem Thiere auf das andere
erreichte der erstere starke Virulenz. Die Saccharomyceten erwiesen sich als
Saprophyten, die wohl der Umgebung entstammten. In dem Falle, wo Verf.
Actinomyces fand, hatten sich noch keine Dacryolithen gebildet, wohl weil die
Infection frisch war und daher die Zeit nicht hinreichte zur Verkalkung. Er
fand nur Filamente und Sporen, aber Gasperini (1896, Annali d’Igiene) hat
nachgewiesen, dass man bei Rindern aus diesen filamentösen Formen die charak-
teristischen Körner des Actinomyces züchtet, so dass die Frage der Identität
entschieden ist. Weder auf Kartoffeln, noch auf andern Nährböden producirte
der Actinomyces des Verf.’s Pigment, so dass er als albus charakterisirt wurde,
welcher übrigens sehr verbreitet ist.
3) Eigenthümliches Symblepharon, von de Berardinis. (Klinik von
Prof. de Vinventiis).
Verf. beobachtete eine Membran, welche die intacte Cornea bedeckte und
vom convexen Rande des obern und untern Tarsus ausging, also eine Art
— 469 —
Symblepharon darstellte, welches sich während starker Schwellung und Ectro-
pionirung der Lider durch Adhärenz gebildet hatte.
4) Primäres Syphilom der Conjunctiva, von demselben.
Beschreibung eines Falles von primärem, syphilitischen Ulcus auf der
Conjunctiva des Oberlides. Literaturangabe.
5) Lymphosaroom der Plica semilunaris, von de Lieto Vollaro. (Klinik
von Prof. de Vincentiis.) Mit 1 Tafel.
In der Plica sind beschrieben Melanosarcom, Angiom, Lymphangiom,
teleangiectatisches Sarcom, Dermoid, Lymphosarcom. Letzteres von Piccoli;
Verf. beschreibt einen ähnlichen Tumor bei einem 13jährigen Mädchen.
Fasc. 2.
1) Ein Lymphosarcom der Thränendrüse, von de Lieto Vollaro.
Bei einem 70jährigen war der Tumor in den letzten Jahren, mit Exoph-
thalmus, Verdrängung des Bulbus und der äusseren Lidhälften nach unten,
Ptosis, aus der Orbitalportion der linken Thränendrüse entstanden. Verf.
definirt nach mikroskopischer Untersuchung den Tumor nicht als Lymphom,
sondern als Lymphosarcom und findet in der von ihm zusammengestellten
Literatur keinen analogen Fall. Der von Haltenhoff 1889 veröffentlichte
Fall war mehr eine einfache lymphatische Hyperplasie der Thränendrüse.
(Berlin beschrieb 1878 ein Lymphosarcom. Ref.)
2) Die chronische Diplobacillen-Conjunctivitis, von Bietti.
Morax (1896) und Axenfeld (1896) isolirten zuerst bei gewissen
Conjunctivitis-Formen einen pathogenen Diplobacillus. Er verursacht die sog.
anguläre Conjunctivitis und lässt sich auf Blutserum (auch der Thiere) unter
Zusatz von Pepton, Fleischbrühe, Zucker und Salz nach Löffler züchten.
Nicht jede anguläre Conjunctivitis ist durch Diplobacillus bedingt, sondern be-
sonders die Formen, welche beide Lidcommissuren betreffen und nicht nur ein-
fache Hyperämie, sondern mehr ein nässendes Erythem zeigen. Im Secret fand
Verf. in 34 Fällen die Diplobacillen, mit oder ohne andere Microorganismen.
Die Krankheit kann in jedem Alter, auch bei Neugeborenen auftreten. Verf.
bespricht ferner eines Näheren die charakteristischen Merkmale der Reinculturen
und empfiehlt als specifisch wirksam für die Therapie Zinksalze.
3) Symmetrisches Papillom an allen 4 Lidrändern, von Collucci.
Während papillomatöse Excrescenzen zwischen den Cilien nicht selten sind,
fanden sich dieselben im gegenwärtigen sehr seltenen Falle bei einer 75jähr.
Frau an der hinteren Kante aller 4 Lidränder als continuirliche Bildung, spitzen
Condylomen ähnlich. Patientin litt auch an verrucösen Efflorescenzen an ver-
‘schiedenen Stellen der Cutis. Die mikroskopische Untersuchung des Lidpapilloms
ergab Hyperplasie der Cutispapillen und des Epithels, letzteres besonders in
den tieferen Schichten mit schleimiger Entartung. Mit einer Tafel.
4) Das Collyrium des Benvenuto, von Finzi.
Verf. hat dieses im Mittelalter berühmte adstringirende Collyrium! mit be-
friedigendem Erfolge in 18 Fällen von Conjunctival-Erkrankungen angewendet.
ı Aus Tictia = Zink-Oxyd. H.
— 40 —
5) Elektricität behufs Diagnose des intraoculären Cysticerous, von
de Vincentiis.
In einem Falle, wo die getrübte, abgehobene Retina den Cysticercus nicht mit
Gewissheit zu erkennen erlaubte, applicirte Verf. faradischen Strom durch die
Schläfe und beobachtete dabei, dass ein bläulicher, gebogener Saum hinter der
Netzhautablösung von deren Rande sich zurückzog und ferner, dass hinter der
Fläche der abgelösten Netzhaut eine Art Bewegung einer zweiten zarten Wolke
stattfand. Der Cysticercus wurde durch Meridianschnritt extrabirt. Verf.
empfiehlt die Sclera schichtenweise zu durchtrennen und vor der Incision der
Choroidea die Wundränder der Sclera durch eine Schlinge zu fassen, um even-
tuell Glaskörperverlust sofort zu verhindern.
Fasc. 3—4.
1) Ein doppelter haploskopischer Perimeter, von Gaudenzi.
Verf. hat den bereits 1897 angegebenen Apparat modificirt und giebt eine
genaue Beschreibung desselben unter Anführung ähnlicher haploskopischer
Untersuchungsmethoden aus der Literatur.
2) Chirurgische Kur des essentiellen Blepharospasmus, von Pes.
In einem Falle von Blepharospasmus fand Sistirung des Spasmus bei Druck
auf die Schläfengegend statt, d. h. auf den Schläfenast des Trigeminus, auch
bei Compression des N. facialis am foramen stylo-mastoideum, namentlich aber
der Nasalgegend am innern Augenwinkel beiderseits. Es wurde daher beider-
seits die Resection des Ramus nasalis externus des 1. Trigeminusastes ausge-
führt. Subcutan wurde ferner längs des obern Orbitalrandes jederseits eine
Metallfadenschlinge mit je 2 Nadeln durch den Musculus frontalis gelegt und
dieselbe in den nächsten Tagen immer fester geschnürt, so dass sie die Muskel-
masse durchschnitt. Dieselbe wurde am 15. Tage entfernt und soll zur Folge
gehabt haben, dass die spasmodischen Contractionen der Musc. frontalis auf-
hörten. Es blieb als Endresultat nur ein geringer Spasmus nictitans zurück.
In einem 2. Falle, wo Druckpunkte in der temporalen Gegend existirten,
wurde die von Graefe (1863 und 1864) empfohlene Resection des temporalen
Zweiges des 1. Trigeminusastes beiderseits ohne therapeutisches Resultat ge-
macht. Daher wurde später die Badal’sche Resection des nasalen Astes und
die obige Metallfadenschlinge hinzugefügt. Auch hier blieben nur leichte
Contractionen der Lider zurück. Verf. empfiehlt namentlich das Princip, die
spastischen Muskeln selbst chirurgisch anzugreifen, worauf das Einlegen der
Fadenschlinge beruht.
3) Behandlung des Lidödems bei Milzbrandpustel, von Sgrosso.
Um die Necrose der Cutis zu verhüten, macht Verf. einen Hautschnitt
längs des ganzen Lides, präparirt die Haut nach oben und unten weit zurück
und cauterisirt das Ödematöse Gewebe energisch mit dem Thermocauterium.
Das Lid erscheint sofort bedeutend verdünnt, der Schorf stösst sich nach 5 bis
7 Tagen ab und bei der Vernarbung kehrt die Cutis in ihre normale Lage
zurück.
4) Sympathbicus und Augendruck, von Neuschüler.
Die intraoculäre Tension wurde mittelst des Opbthalmotonometers von Fick
gemessen, auch monometrisch mittelst des Marey’schen Apparates bestimmt
und mittelst Trommel registrirt. Kaninchen und Katzen waren die Versuchs-
sn At
thiere, erstere weil bei ihnen der Sympatbicus leicht vom Vagus isolirt werden
kann, letztere weil ihre tiefe Vorderkammer leichter die Einführung des Mano-
meters gestattet. In Folge von Aether- oder Chloroform-Narcose steigt der
intraoculäre Druck und zwar sowohl bei Aspiration des Aethers oder Chloro-
forms als bei subcutaner Injection des Aethers. Die galvanische Reizung des
Sympathicus ergab Erhöhung des intraocularen Drucks während der Narcose.
Die Durchschneidung des Sympathicus hat nicht sofort, sondern nach kurzer Zeit
Herabsetzung des Augendruckes zur Folge. Zufällig fand Verf. auch, dass
Reizung des einen Halssympathicus eine geringe Zunahme des Druckes auch im
Auge der andern Seite bewirkt, was z. B. Panas leugnete. Beim Registriren
auf der Trommel stellte sich heraus, dass die Herabsetzung der Tension nach
Sympathicusdurchschneidung erst nach 5 Minuten beginnt, um nach etwa
40 Minuten langsam ihr Maximum zu erreichen. Ophbthalmoskopisch constatirte
Verf. deutlich beim Kätzchen 4 Tage nach der Exstirpation des obersten Hals-
ganglion arterielle und venöse Gefässdilatation in der Retina. Reizung des
Halssympathicus ergiebt bei ophthalmoskopischer Beobachtung eine nur mit
grosser Aufmerksamkeit wahrnehmbare Verengerung der Arterien, während das
Kaliber der Venen sich nicht ändert. Die mikroskopische Untersuchung ergab
starke Gefässerweiterung in der Choroidea nach Sympathicusdurchschneidung.
War die Kammer eröffnet worden, so traten auch Blutungen in die Choroidea
hinzu.
56) Kur des Keratoconus. von Sgrosso.
Verf. hatte mit der Galvanocaustik vorzügliche Resultate Er recapitulirt
alle gegen Keratoconus angewandten Kur- und Operationsmethoden.
6) Ueber intraoculären Cysticercus, von de Berardinis.
Verf. untersuchte 5 Bulbi mit Cysticercus anatomisch. Die den Parasiten
umgebende Cyste war in einem sehr charakteristischen Falle aus 2 Lagen zu-
sammengesetzt. Die äussere viel dickere bestand aus einer Schicht fibrillären
Bindegewebes mit grossen verlängerten Zellen, runden Infiltrationszellen und
Gefässen, und aus einer inneren, dünnen, zelligen Lage, welche einem Platten-
epithel ähnelte, aber in der That endothelial war. In diesem Stratum zeigten
sich nahe der Höhlenoberfläche in Folge Zerfalls der Kerne und des Protoplasmas
Hohlräume sowie Riesenzellen, dazwischen ein bindegewebiges Maschennetz.
Die 2. Lage, welche dem Parasiten unmittelbar anlag, bestand aus einem
Fibrinnetz ohne Zellenelemente und wurde vom Verf. in keinem andern Falle
gefunden. In einigen Fällen wurden 2 Cysten, in denen der Wurm successiv
gelebt batte, gefunden. In 4 Fällen fand sich Granulationsexsudat in der
Cyste, nur in 1 Falle purulentes Exsudat, während andere Autoren nur von
purulentem Exsudat sprechen.
Sympathische Ophthalmie durch Cysticercus ist bisher nicht direct be-
obachtet worden. In dem Falle von Jacobson handelte es sich nur um sym-
pathbische Reizung und in dem Falle von Pincus trat die sympathische Ent-
zündung erst in Folge der Star-Operation mit consecutiver Wundinfection auf.
7) Ein nach Trigeminus-Durchschneidung persistirender Reflex, von
Neuschüler. (Aus Prof. J. Munk’s Laboratorium.)
Nach vollständiger, post mortem controlirter Durchschneidung des Trige- .
minus oder des Ganglion Gasseri fand sich bei 2 von 6. Kaninchen das innere
— 412 —
Drittel des obern Lidrandes der operirten Seite noch sensibel und zwar löste
Berührung der Oberfläche den Reflex des Lidschlages und Vorschieben der
Nickhaut aus, während die tiefern Theile auf Nadelstich unempfindlich waren.
Bei einem der 2 Kaninchen fand sich überdies Verringerung der Sensibilität
derselben kleinen Zone am zweiten Auge.
Fasc. 5.
D Beitrag sur Genese der Teratome der Cornea und Conjunctiva,
von Gallenga.
Verf. bekämpft die Ansicht von v. Duyse, dass die Dermoide aus Am-
nios-Adhärenzen hervorgehen, da letztere absolut nicht das embryologische
Material zur Entwicklung solcher Tumoren in sich tragen. Die häufigste Art
der Entstehung‘ ist Adhärenz und folgende Abschnürung eines Theiles des Lid-
randes. Am innern Augenwinkel kann auch Adhärenz der Mombrana nictitans
am Bulbus zu Grunde liegen, doch beschränkt Verf. diese seine Vermuthung
jetzt auf die Entstehung der sog. gemischten Teratome. Er beschreibt darauf
einen Fall von gemischtem Teratom am obern äussern Theile des Bulbus, wo
der Tumor Fett, glatte Muskelfasern, einen Knochenkern und Acini der Thränen-
drüse enthielt: Ectopie der Thränendrüse. Ein zweiter ähnlicher Fall zeigte
Thränendrüsen-Elemente und einen Knorpelkern. Verf. beobachtete auch Coin-
cidenz von oculärem Teratom mit präauriculärem, sowie mit Teratomen am
Halse, welche auf Anomalie des 2. oder 3. Kiemenbogens zurückzuführen
waren.
Die sog. gemischten Teratome sitzen auf der Cornea oder dem Limbus
oder der Conjunctiva bulbi und zwar im letztern Falle auf der temporalen
Hälfte und häufig zwischen der Insertion des R. superior und externus oder in
der obern Uebergangsfalte. Ausser den genannten Elementen können sie auch
quergestreifte Muskeln, Nervenstämme enthalten, ferner sind Krause’sche
Drüsen gefunden worden. Das Bindegewebsstroma ist theils lax, theils dichter,
fibrös, an der Oberfläche des Tumors mitunter kleinzellig infiltrirt in Folge von
secundären Reizungen. Knorpelkerne sind meist hyalin, Schweigger beobachtete
(1860) Netzknorpel. Für die Genese der Drüsenelemente in den Teratomen
sind embryologische Untersuchungen maassgebend. Die Lidspalte schliesst sich
durch Vereinigung der Lidränder nach dem 3. Monate und ist alsdann der
Conjunctivalsack von einer doppelten Schicht Epithelzellen ausgekleidet, einer
oberflächlichen, Plattenepithel, und einer tiefen, Cylinderepitbel. Aus letzterem
gehen die Drüsen der Conjunctiva nach Kölliker hervor. Schon vor dem
3. Monate beginnt im obern äussern Conjunctivalsack die erste Anlage der
Thränendrüse in Form eines massiven Zellencylinders hervorzutreten, welcher
sich am Ende in vier Aeste theilt, deren jeder mehrere birnenförmige Fortsätze
trägt. Durch weitere Theilung und Verästelung entsteht erst nach der Haupt-
drüse und erst nach Schluss der Lidspalte bilden sich die Krause’schen und
noch später die Ciaccio’schen Drüsen. Die sich entwickelnden Verästelungen
der Thränendrüsenanlage können nun Anomalien aufweisen, gegen die knorplige
Orbitalwand wachsen, von welcher ein kleines Stück umwuchert und somit ab-
getrennt werden kann. In diesem Stück können auch inzwischen entwickelte
Muskelfasern, Fettgewebe u. s. w. eingeschlossen werden. Diese Genese bietet
grössere Wahrscheinlichkeit als die Annahme, dass die Knorpelkerne der con-
‘ genitalen Tumoren aus dem bindegewebigen Stroma hervorgehen, oder dass
(Talko) sie aus der Anlage des Tarsus stammen, da dieser ja nicht von
— 43 —
cartilaginöser Natur ist. Die Drüsenmassen können auch nicht aus der Lid-
portion der Thränendrüse abstammen (Talko), da diese sich erst später ent-
wickelt, ebenso wie auch die Entwicklung des Tarsus der Lider einer spätern
Periode angehört. Die Ossification der besprochenen Knorpelkerne ist darauf
eine weitere Entwicklung im Teratom. Verf. erblickt also in den Thränen-
drüsenläppchen den constituirenden Theil der gemischten Teratome, da überdies
dieselben am constantesten darin vorkommen, auch die Hauptmasse des Volumen
ausmachen. In einzelnen Fällen kann auch das Drüsengewebe im Tumor
degeneriren und durch fibröses Bindegewebe substituirt werden (Gunn 1889),
so dass solche Tumoren als einfache Chondrome oder Fibrochondrome beschrieben
wurden. — In ähnlicher Weise wie die Thränendrüse kann die erste Anlage
der Krause’schen Drüsen sich abweichend gestalten, zu Ectopie der letzteren
und so zu Teratomen führen, welche diese Drüsen nebst glatten Muskelfasern,
Fett enthalten und Schleimhautoberfläche darbieten. — Die Bildung des Lid-
coloboms und der wahren Dermoide muss in den 2. Monat des intrauterinen
Lebens fallen, wo die Anlage des Lidringes hervortritt. Hingegen muss die
Bildung der gemischten Teratome zwischen dem 3. und 4. Monate geschehen,
wo die Thränendrüse sich differenzirt.
Verf. kommt endlich auf die seltenen gemischten Teratome zu sprechen
welche Cutisüberzug mit Haaren u.s.w. statt Schleimhautoberfläche haben
(Dor, Vassana, Wallembrg, Nobbe). Die Genese dieser Tumoren ist so
zu denken, dass während der Lidbildung durch Adhärenz eines Theiles der
Lidrandportion der Grund zu einem wahren Dermoid gelegt wird, dadurch auch
die Entwicklung der Thränendrüse gestört und so die eigenthümliche Zusammen-
setzung des Tumors eingeleitet wird. Ebenso können auch wahre Dermoide
Krause’sche Drüsen enthalten; diese Tumoren entstehen zunächst durch Ad-
bärenz des Lidrandes und die in ihnen enthaltenen embryonalen Keime der
Krause’schen Drüsen bilden sich erst später zu letzteren aus. Sie sitzen
immer in der Gegend des äussern Lidwinkels und es ist bisher noch kein
Dermoid des Limbus im Besitze Krause’scher Drüsen gefunden worden.
2) Peronin, ein neues locales Anästheticum, von Bufalini (Florenz).
Abgesehen von Holocain, dessen therapeutische Anwendung fast aufgegeben (?)
ist, und von den Aethanen und ihren Derivaten, welche mittelst eines andern
Mechanismus wirken, classificiren sich die heut bekannten localen Anästhetica
in 2 Gruppen: in Digitalis-Glukoside und Benzolderivate. Unter den Digitalis-
Glukosiden wirken anästhetisch Helleborein, Strophantin, Erythrophein, nicht
anästhetisch hingegen Digitalin, Digitoxin, Scillain, Convallamarin u. s. w.
Von grösserer Wichtigkeit sind die Benzolderivate, bei denen mit aller
Wahrscheinlichkeit die örtliche anästhesirende Wirkung dem Radical Benzoil
zukommt. Dahin gehört Tropacocain, die Orthoforme, die Eucaine und Cocain,
das chemisch sehr dem Eucain A ähnelt. Vinci hat hierüber eine interessante
Abhandlung geschrieben (Annali di Farmacoterapia, 1899). Peronin ist nun
auch hier anzureihen, da es der Benzoläther des Morphins ist, in welch letzterem
der H des Hydroxyls durch das Radical C,H,.CH, ersetzt ist. Nach Pierart
(1899) beschleunigt Peronin zunächst die Respiration, alsbald folgt aber starke
Verlangsamung. Der arterielle Druck wird plötzlich herabgesetzt, dann aber wieder
fast normal, bei toxischen Dosen erfolgt Tod unter Diastole des Herzens.
Wenige Tropfen einer 1—2°/, Lösung des Peronins hydrochl. Merck anästhe-
siren Conjunctivalsack und Cornea des Kaninchens, und zwar für viele Stunden,
— 474 —
selbst am folgenden Tage ist noch leichte Anästhesie nachweisbar. Dabei be-
obachtete Verf. nie Hyperämie der Conjunctiva, noch irgend welche Modification
der Pupille, auch nie schädliche Wirkung auf das Cornealepithel.
3) Wirkung des Peronins auf das Auge, von Guaita.
Bei 20—25° löst sich Peron. hydrochl. nur bis 1°/, in Wasser. Diese
Lösung, welche vollkommen neutral reagirt, wurde am menschlichen Auge ex-
perimentirt. Sie bewirkt zunächst heftiges Brennen, das aber nach 1 Minute
verschwindet. Sofort tritt auch Hyperämie der Conjunctiva bulbi ein, die nach
3—4 Minuten ihr Maximum erreicht, darauf 10 Minuten stationär bleibt, um
nun langsam abzunehmen und nach 2—3 Stunden zu verschwinden. Sie be-
ruht auf vorübergehender Lähmung der vasomotorischen Nervenendigungen.
Wenige Minuten nach der Einträufelung beginnt starkes Thränen. Diese
Thränen werden allmählich dicker, schleimartig. Nach 5 oder 6 Minuten lässt
das Thränen nach und hört nach 15 Minuten auf. In geringerem Grade thränt
auch das 2. Auge, welches nicht mit Peronin behandelt wurde. 3 Minuten
nach der Instillation entsteht Oedem der Conjunctiva bulbi und zwar zuerst
innen, dann aussen, unten und schliesslich oben, und diese seröse Chemose dehnt
sich auch bis zur Uebergangsfalte aus, bleibt unten immer stärker als oben.
Mitunter schwellen sogar die Lidränder leicht an. Dieses Oedem erreicht seinen
Höhepunkt nach 15—20 Minuten, bleibt etwa !/, Stunde stationär und ver-
schwindet nach 3—6, ja 14 Stunden. Die Sensibilität der Cornea wurde vom
Verf. nach Krückmann’s Methode (Graefe’s Archiv Bd. 41) untersucht.
Schon nach 1 Minute ist sie verringert, nach 3 Minuten bereits maximal.
Mitunter ist eine 2. Instillation nöthig, um vollkommene Anästhesie der Cornea
zu erzielen. Diese ist alsdann tiefer und dauerhafter als mit 3°/, Cocain. Nie
tritt Epithelabstossung oder Infiltration der Cornea ein, wie mitunter bei Cocain.
Nach 9—10 Minuten kehrt die Sensibilität der Cornea wieder und nach 12
bis 15 Minuten ist dieselbe wieder normal. Keine Beeinflussung der Pupille,
der Accommodation, der Bulbus-Tension. Es findet eine auffällige Gewöhnung
an das Peronin statt, so dass bei einer 2. Instillation 1—5 Tage später die
Injection, das Thränen, die Chemose bedeutend geringer auftraten, auch die
Anästhesie war weniger markirt, obwohl hier der Unterschied nicht so auffallend
war. Beim Kaninchen erfolgt wohl darum keine Affection der Conjunctiva noch
Thränen, weil die Bulbusconjunctiva geringe Oberfläche hat und gespannt ist
bei geringer Beweglichkeit des Bulbus und weil das Auge des Kaninchens
überhaupt schwer und wenig thränt. Bei Thieren mit entwickelterer Conjunc-
tiva, z. B. Hunden, bewirkt die Instillation Brennen, Thränen, Injection der
Conjunctiva. Die Anästhesie dauert länger als beim Menschen. Chemose tritt
nicht immer auf (2 Hunde von 3), nach 15 Stunden waren alle Symptome
verschwunden. Bei einer 2. Instillation nach 2 Tagen war die Reaction be-
deutend geringer, so dass das Oedem bereits nach 2 Stunden verschwand. Die
durch Peronin gesetzte Gefässdilatation lässt sich nicht durch die constringirende
Wirkung des Cocains aufheben. Verf. schliesst, dass Peronin wegen seiner
Reizwirkungen nicht das Cocain ersetzen könne, höchstens bei Enu-
cleatio bulbi anwendbar sei, wo die Chemose der Ausführung der Tenotomien
eher förderlich sei.
— 45 —
Fasc. 6.
1) Temporäre Craniectomie bei Tumor cerebri, von Lorenzi.
Bei einem 22jährigen Mädchen bestanden nach einer im 12. Jahre erlittenen
Contusion der rechten Parietalgegend seit 5 Jahren Symptome von Hirntumor,
namentlich heftige Cephalea, epileptiforme Anfälle, und vollständige Amaurose
in Folge von Stauungspapille mit nachfolgender Atrophia optica. Nach den
Symptomen konnte man schliessen, dass die Rinde des Fusses der Frontalwin-
dungen und der Regio rolandica rechts der Sitz des Leidens war und Verf.
entschloss sich daher, daselbst mittelst osteoplastischen Lappens (Chalot,
Wagner) eine breite, fast das ganze Os parietale und einen kleinen Theil der
Schläfenbeinschuppe begreifende Bresche anzulegen. Was die cranio-cerebrale
Topographie anbelangt, so hielt sich Verf. in der Ausführung der Operation an
die von Dantona (Milano, Vallardi) festgestellten Cardiallinien, welche
mittelst Arg. nitr. auf die rasirte Kopfhaut gezeichnet wurden. Die Blutung
bei Anlegung des hufeisenförmigen Schnittes in den Weichtheilen war selır be-
deutend und das Gewicht der vielen applicirten P&an’schen Pincetten drohte
den Lappen vom unterliegenden Knochen abzureissen, weshalb vorläufig Fäden
eingelegt wurden, um die Pincetten abzunehmen. Der Knochen wurde mittelst
kleiner, besonders construirter Säge im Grunde des Schnittes durchbrochen,
durch Sonde ringsum vorsichtig constatirt, dass der Knochen vollkommen ge-
trennt war, mittelst Hebels der Knochen emporgehoben und so an seiner Basis
fracturirt.‘ Dura mater wurde ebenfalls hufeisenförmig eingeschnitten, einige
Millimeter vom Knochenrande entfernt, um sie nachher nähen zu können. Es
fanden sich 2 Granulationstumoren von Haselnussgrösse, welche die Cortical-
substanz des Gehirns etwas usurirt hatten, im mittleren Theile der Regio
Rolandica. Dieselben zerbröckelten bei der Entfernung. Eine mikroskopische
Untersuchung fand nicht statt. Patientin wurde von dem quälenden Kopfschmerz
und den Convulsionen vollständig befreit, ja es stellte sich Lichtschein auf
beiden Augen wieder her, trotz 5jähriger Amaurose.
2) Blutegel an der Schläfegegend bei Hyperämie des vordern Bulbus-
abschnittes, von Baquis.
In einem Falle von Iritis rheumatica mit Synizesis bestand nach der
Irideetomie Hyphaema und fortdauernde Entzündung. Während der Application
von Blutegeln an die Schläfe verschwand das Hypbaema in 20 Minuten. Offen-
bar wird durch diese Therapie der Lymphstrom aus der Vorderkammer nach
den Filtrationswegen beschleunigt.
3) Syphilitischer Primäraffect auf der Conjunctiva palpebrae, von
Astengo.
Verf. giebt die Literatur der Erkrankungsform, die zuerst von Ricord
erwähnt wurde und beschreibt einen Fall, wo im rechten Unterlide eines 21 jähr.
Seemannes unter Schwellung und eitriger Secretion 4 Knötchen zu palpiren
waren und in der Uebergangsfalte ein speckiges Geschwür sichtbar war. Etwa
4 Wochen nach Beginn der Erkrankung trat Roseola am Körper und Drüsen-
induration auf.
4) Gumma des Ciliarkörpers, von de Lieto Vollaro.. (Klinik von
de Vincentiis.)
Die secundär-syphilitischen, flachen Condylome oder Papeln sind wie in der
Iris, so im Ciliarkörper von den Gummen zu unterscheiden. Bei irregulärer,
— 46 —
maligner Syphilis können auch in demselben Bulbus gleichzeitig secundäre und
tertiäre Processe sich manifestiren, wie Gallenga (Congress 1896) nachwies.
Verf. beschreibt 7 neue Fälle, in denen neben genauer klinischer Beobachtung
auch die anatomische Untersuchung der enucleirten Bulbi gemacht wurde.
1. 20jähriger, vor 8 Monaten inficirt, im obern vordern Seleralabschnitt des
rechten Auges eine starke, graurothe, mit kleinen gelben Fleckchen durchsetzte
Prominenz, die bis an den Aequator bulbi reicht. Ganze Vorderkammer von
gelbweissem Exsudat ausgefüllt. 'T + 1. Amaurose. Anatomischer Befund:
Sclera im Bereich der Ectasie durchbrochen, Cornea zum Theil mit in die
Wucherung gezogen, zeigt theils kleinzellige Infiltration, theils in der obern
Peripherie Invasion von grösseren platten Zellen, die sich stärker als Leukocyten
färben, oft Karyokinose zeigen, und endothelialer Natur sind. In der neoplasti-
schen Granulations-Tumormasse bemerkt man gefässlose Inselchen, an deren
Peripherie einfache mononucleäre Leukocyten mit zwischenlagernden Fibrillen
und engen Gefässen mit verdickter Intima sich befinden. Gegen das nekrotische
Centrum der Herde hin treten in wachsender Menge endotheliale Elemente auf,
‚glatte, runde oder polygonale Zellen mit kleinom Kern und fein granulirtem
Protoplasma. In dieser Zone giebt es nur spärliche Gefässe. Die necrotischen
Centra sind zweierlei Art, entweder aus Detritus mit wenigen fettig degenerirten,
endothelialen Zellen, oder aus fast hyaliner Substanz bestehend. Wenige Riesen-
zellen sind in der Wucherung nachweisbar. Die Retina zeigt ausgedehnte Ab-
lösung von der Choroidea durch fibrinöses Exsudat. 2. Gumma corp. ciliare
in dem seit 20 Jahren durch Trauma erblindeten linken Auge, 2!/, Monate
nach syphilitischer Infection. Auf der Conjunctiva palpebrarum beider Augen
mehrere kleine syphilitische Geschwüre, sowie gelbliche Infiltrationsherde. Der
histologische Befund ist im Wesentlichen derselbe wie im ersten Falle Das-
selbe gilt vom 3. und 4: Bulbus. Fortsetzung folgt. Ä
5) Pigmentation des Augenhintergrundes, von Scimemi.
Verf. beschreibt mehrere Fälle atypischer Retinitis pigmentosa. 1. 57jäh-
rige. Seit 8 Jahren S geringer. In jedem Auge haben sich zahlreiche stern-
förmige Pigmentfleckchen längs dem Verlaufe der Hauptretinalvenen gebildet,
sie stellen etwa 2 ziemlich geschlossene Kreise dar, welche temporal bezw.
nasal sich gemäss der Gefässausstrahlung an die Papille anschliessen. Das
Pigment bedeckt zum Theil die Gefässe. Retinalperipherie frei von Pigment.
Farbenperception normal, S sehr herabgesetzt, Gesichtsfeld zeigt ein dicht am
Fixationspunkte liegendes Ringscotom, hat übrigens normale periphere Grenzen
auch für Farben. Keine Hemeralopie.
2. 52jähriger, S. verringerte sich seit seinem 12. Jahre. Eltern bluts-
verwandt. Gesichtsfeld hat peripher normale Grenzen, bei schwacher Beleuchtung
etwas concentrisch eingeengt, es besteht ein absolutes Ringscotom. Keine
Hemeralopie. Papille leicht trüb, Mac. lutea ist in jedem Auge von einem bis
2 P breiten Kranze siernförmiger Pigmentfleckchen umgeben, welche längs der
Hauptvenenstämme gruppirt sind und diese zum Theil bedecken. Im übrigen
Hintergrunde nur wenige Pigmentstippchen, auch wenige weissliche Exsudat-
fleckchen. Patient ist syphilitisch.
3. 26jähriger mit Lues congenita. Jedes Auge hat stark herabgesetzte S.
Gesichtsfeld peripher normal auch für Farben, pericentrales Ringscotom bei
schwacher Beleuchtung nachweisbar. Keine Hemeralopie. Hintergrund zeigt
zahllose kleine, grauweisse Fleckchen, die an der Mac. lutea noch dichter ge-
— 47 —
drängt sind, nur sehr vereinzelte Pigmentfleckchen. Papille etwas trüb. Im
Laufe einiger Jahre bildete sich mehr Pigment, welches zum Theil die Gefässe
bedeckte.
4. Aehnlicher Fall mit zahllosen schiefergrauen Herden im ganzen Hinter-
grunde, ausserdem grossen atrophischen Chorioiditisherden ‚und Pigmentschollen
an der Macula lutea. Es besteht unvollständiges Ringscotom, welches höchstens
bis 30° peripher reicht. Das Ringscotom ist überhaupt häufiger bei syphiliti-
scher Chorioiditis, als bei der Retinitis pigmentosa und die dabei zu Grunde
liegenden Alterationen interessiren vor Allem die Chorioides und nur secundär
und in geringerem Grade die Retina. In dieser ist namentlich die Opticus-
faserschicht intact, welche eben die Perception jenseits des Ringscotoms
vermittelt.
5. Fall von Choroiditis syphilitica mit zahlreichen kleinen, hellen und
grossen, pigmentirten Herden, unvollständiges Ringscotom, Hemeralopie.. Beide
letztere Symptome, sowie die hellen Exsudatplaques wurden durch Hg-Kur zum
Verschwinden gebracht. |
6. Die von Hirschberg bei Lues cungenita betonten weisslichen Retinal-
fleckchen sah Verf. auch bei wahrer Retinitis pigmentosa mit concentrischer
Gesichtsfeld-Verengerung, Hemeralopie, Atropbie der Retina, charakteristischer
Pigmentation längs der Gefässe in einem wahrscheinlich Syphilitischen, welcher
erst seit seinem 30. Lebensjahre an Sehschwäche litt. Er plaidirt dafür, dass
Retinitis pigmentosa sowohl wenn congenital wie erworben auf Syphilis, nicht
auf Blutsverwandtschaft der Eltern beruhe. Peschel.
XXI. Archivio di Ottalmologia von Angelucci. Jahrg. VI. 1899. Fasc. 7. Januar.
l) Acute Neuritis optica in Folge von harnsaurer Diathese, von
Angelucci.
Verf. unterscheidet eine Form mit Papillitis und eine Neuritis retro-
bulbaris. Beide können mit centralem Scotome oder mit peripheren Gesichts-
einschränkung einhergehen. Das Natrium quadriuricum ist die physiologische
Verbindung, in welcher die Harnsäure gelöst circulirt und eliminirt wird.
Sie präcipitirt als Biurat. Beide Urate nehmen in heisser Lösung Wasser
auf und verwandeln sich in eine gallertige Modification, welche leichter lös-
lich ist. Wenn im Blute das Quadriurat überhand nimmt, so wird es all-
mählich zu Biurat, bleibt als solches in gelatinösem Zustande in Lösung,
kann noch, aber schwer, eliminirt werden, und präcipitirt allmählich krystal-
linisch. Dieser Umwandlungsprocess wird durch Natronsalze begünstigt,
weshalb die Präcipitation der Harnsäure fast exclusiv im Bindegewebe von
Statten geht, welches am natronreichsten ist und vor Allem in den von
Synovia befruchteten und dem oberflächlichen kälteren Bindesubstanzen. Nach
Haig und Cornwall (1898) bleibt das Quadriurat nur dann in Lösung im
Blute, wenn die normalen Phosphate demselben hinreichende Alkalinität ver-
leihen. Wenn diese aber in Tripel- oder saure Phosphate sich verwandeln, so
präcipitirt Biurat. Die Erkältung verringert auch die Alkalinität des Blutes,
indem sie die Transpiration unterdrückt, welche die Säuren eliminirt.
Das Auge ist der Perfrigeration sehr ausgesetzt, weshalb rheumatische
Iritis und Erkrankung der peribulbären Gewebe häufig ist. Dafür, dass auch
die Neuritis optica durch Urate hervorgerufen wird, sprechen auch die Ver-
suche von Kolisch. Derselbe erzeugte durch fortgesetzte kleine Dosen von
alloxurischen Basen (täglich 1 cg Hypoxanthin durch 2—8 Monate) bei
— 48 0 —
Kaninchen und Meerschweinchen eine Art Cirrhose der Nieren, ähnlich der
bei Bleivergiftung. Er ist daber überzeugt, dass die bei Gicht vorkommende
Nierencirrhose auf Intoxication zurückzuführen ist. Ebstein (1898) fand in
einem Falle von Muskelatrophie (Deltoides, Biceps u. s. w.) gichtische Neu-
. ritis. Was die Entstehung der Neuritis retrobulbaris anbetrifft, so hält sich
Verf. an die Ansicht von Hock (1883), dass dieselbe von rheumatischer
Periostitis des Canalis opticus herrühre. Diese pflanze sich durch das
Zinn’sche Ligamentum auf die Opticusscheiden fort, daher đer Schmerz bei
Bewegung des Bulbus und Druck. Sind die peripheren Opticusschichten in
der Nähe des Canalis opticus betheiligt, so manifestirt sich periphere Ge-
sichtsfeldbeschränkung; sind die Scheiden näher am Bulbus afficirt und wird
dort die temporale Partie des Opticusquerschnittes in die Entzündung ge-
zogen, so entsteht centrales Scotom. Auch Leber spricht von rheumatischer
Neuritis durch Periostitis des Foramen orbitale.
2) Retinitis proliferans durch Malaria, von Tornabene. (Klinik von
Prof. Angelucci.)
Bei einem Malariakranken war in Folge starker recidivirender Hämor-
rhagien der Retina Ablösung dieser in beiden Augen erfolgt. Darauf bildete
sich Retinitis proliferans aus. Nach Leber und Wecker entsteht diese durch
Organisation der Blutextravasate und beginnt im Glaskörper, welcher mit
der Retina Verwachsung eingeht. Retinalhämorrhagien sind häufig sowohl
in den Fieberanfällen der Malaria, als besonders in der Malaria-Kachexie. Da
durch die Krankheit die rothen Blutkörperchen alterirt werden und dadurch
Thrombosen vorkommen, so erklären sich die Hämorrhagien der Retina,
deren Arterien Endarterien sind. Ueberhaupt ist Maleria eine specifisch
hämorrhagische Krankheit. Hämorrhagien aber sind die Conditio sine qua
non (?) der Retinitis proliferans. |
Fasc. 8. Februar.
1) Der Iriswinkel bei der Accommodation, von Alessandro (Messina).
Verf. untersuchte mittelst der Gefriermethode und Fixirung in Formol
atropinisirte und eserinisirte Affenaugen. In den letzteren fand er die Vorder-
kammer enger, die Iris bei verengter Pupille nach vorn convex, den Iris-
winkel vergrössert und stark abgerundet, den Durchschnitt des Schlemm’-
schen Canals rund, das Ligamentum pectinatum mit ausgebreiteten, weiten
Maschen, das Dreieck des Corpus ciliare und des Musculus ciliare derart nach
vorn gezogen, dass die hintere Kammer fast aufgehoben war. Die vordere
Seite dieses Dreiecks gewann an Länge und war mehr nach vorn gewandt,
die beiden andern nach hinten ziehenden Seiten waren verkürzt und fast
gleichlang. Der corneale Winkel des Dreiecks behielt seinen Platz, den er
im Ruhezustande einnimmt, der choroideale war nach vorn gezogen, der
hyaloide nach vorn und innen dislocirt. Der Suprachoroidealraum von
Schwalbe war deutlich ausgesprochen. Im atropinisirten Auge war die
Vorderkammer tiefer, die Iris platt in der Lage einer Sehne zum Corneal-
bogen, der Iriswinkel spitz und leicht abgerundet, der Durchschnitt des
Schlemm’ schen Canals oval, das Lig. pect. wie ein Fächer zusammengelegt,
das vom Corpus ciliare gebildete Dreieck hatte seine vordere Seite weniger
entschieden nach vorn gewandt, seine sclerale Seite war länger als die hya-
loide. Der Suprachoroidealraum fehlte.
249 —
2) Ueber sympathische Ophthalmie, von Angelucci.
Polemisches gegen Axenfeld’s kritische Bemerkungen in: ‚Ergebnisse
der Allg. Path., Bericht 1895—1896“.
3) Zur Star-Operation, von demselben.
Verf. empfiehlt zur Fixation des Bulbus Fassen des Sehnenendes des
Rectus superior mittelst breiter Fixationspincette (s. 1898).
4) Die rudimentären Stigmate der aquirirten Lues, von Antonelli.
Hierher gehören Atrophie des Pigmentepithels, Pigmenthypertropbie im
Hintergrunde des Auges, ebenso Hypo- und Hyperchromie der Cutis, auch
beide vereinigt vorkommend, Spuren von Neuritis optica, von Chorio-Retinitis.
Fasc. 9—10.
1) Die Distanz zwischen Papille und Macula lutea bei Ametropie,
von Volpe (Palermo). Dissertation.
2) Dermoid des Auges, von Lodato.
Beschreibung eines Falles von reinem Dermoid an der Corneoscleral-
grenze. Das Auge des neugeborenen Mädchens zeigte ausserdem Hornhaut-
flecke, eine iritische Exsudatmembran in der Pupille, leichten Mikrophthalmus,
weshalb Verf. meint, dass eine intrauterine Entzündung die Ursache der
Anomalie sei. Mikroskopisch fand sich im Epithel des Tumors Keratohyalin
und colloide Degeneration. Ersteres entstand nachweisbar im Zellenproto-
plasma, während letztere in manchen Zellen vom Protoplasma, in anderen
vom Kerne ausging.
3) Behandlung der Panophthalmitis, von Signorino.
Ferri (1898) sah durch Entleerung des Eiters und intraoculäre Calomel-
injection Besserung. Es ist sehr fraglich, ob letztere der Entleerung oder
der Injection zuzuschreiben ist. Verf. giebt eclatante Erfolge aus der Klinik
von Angeluceci an vermittelst intravenöser Sublimat-Injectionen. Es wurden
an 3 oder mehr aufeinander folgenden Tagen je 8—12 mg Sublimat (in
Lösung 2 pro Mille), selten 2 Mal am Tage mert, Ein Fall von Panoph-
thalmitis heilte schneller als gewöhnlich und mit Erhaltung der Form des
Augapfels. Eine purulente Iritis nach Cataract-Extraction bei einem Diabe-
tiker heilte unter 10 intravenösen Sublimat-Injectionen, welche innerhalb
10 Tagen gemacht wurden, mit S = !/,,. Wenn die Cornea bei der Panoph-
thalmitis durch die Eiterung bereits zerstört wird, so macht Angelucci die
Exenteration, nähte auch in einem Falle eine Seidenkugel von 8 mm Durch-
messer in den Bulbus ein.
Fasc. 11—12.
1) Die Operationen von Mules und Belt, von Angelucci.
Nach Eviscersation des Bulbus nähte Verf. in den Scleralsack eine hohle
Silberkugel von 12—7 mm Durchmesser, oder eine Seidenkugel von 10 bis
` mm en, Wenn eine grössere Kugel ausgestossen wurde, ersetzte er sie
sofort durch eine kleinere. Alle Kugeln wurden ausgestossen, spätestens in
44 Tagen. Die Reaction schien dem Grade ihrer Heftigkeit nach von dem
Processe abzuhängen, welcher die Exenteration erheischte; bei chronischer
Cyclitis war sie am längsten (9 Tage), bei Panophthalmitis, Phthisis incipiens
-— 480 —
am geringsten. Die Einführung der zweiten Kugel hatte nie Erneuerung
der Reaction zur Folge. Eine grössere Silberkugel hat den Nachtheil, dass
sie sehr beweglich ist, namentlich bei jeder Palpation, keine Adhärenzen ein-
geht und vor Allem die Entwicklung von Granulationen direct verhindert.
Eine Silberkugel von 7 mm hingegen lässt, wenn sie herausgedrängt wird,
einen mit Granulationen fast ausgefüllten Scleralsack zurück. Die Seiden-
kugeln werden öfters von Granulationen durchwachsen und sind daher weniger
beweglich. Auch Lymphdrüse vom Hunde wurde eingenäht, nekrotisirt aber.
Die Belt’sche Operation (Einnähen einer Kugel nach Enucleation) gab dem
Verf. in 4 Fällen stets das Endresultat der Ausstossung der Kugel. Die
Reaction bei der Mules’schen Operation ist bei kleineren Kugeln geringer,
nie sah Verf. Gefahr von sympathischer Ophthalmie. Er hält die Einkapse-
lung der Kugeln für unmöglich, findet, dass die Granulationen sich immer
vom Grunde der Scleralkapsel aus bilden und allmählich den Fremdkörper
nach vorn drängen, aber dass eben dadurch der letztere den Vortheil bietet,
dass der Stumpf mit Granulationen ausgefüllt und so voluminöser wird. Um
diesen Zweck zu erreichen, empfiehlt Verf. stets die Einheilung einer kleineren
(7 mm) Kugel. Die Belt’sche Operation hält Verf. für hoffnungslos.
. 2) Untersuchungen über die Chinin-Amaurose, von de Bono.
de Schweinitz fand bei Thieren nach Chinin-Injectionen einzelne Bündel
des N. opticus atrophisch, was aber nicht die totale Amaurose erklärt. Nur
ausnahmsweise fand er Thrombose der Centralvene, welche zur Erklärung der
seltenen Fälle totaler, bleibender Amaurose herangezogen werden kann. Verf.
fand auch bei Hunden, welche schnell der Injection unterlagen, Thromben
in den Venen der ÖOpticusscheiden, konnte aber in diesen Fällen acuter Ver-
giftung keine Alteration von Opticusfasern constatiren. Die Ischämie allein,
welche Verf. übrigens auch in der Choroidea aber in geringerem Grade als
in der Retina antraf, kann die acute Amaurose nicht erklären. Verf. fand
bei Hunden, welche durch subcutane Chinin-Injectionen innerhalb 2 Stunden
erblindet waren, die retinalen Ganglienzellen wie überhaupt alle retinalen
Elemente histologisch normal. Auch die grossen Pyramidenzellen der Gross-
hirnrinde haben ihre mehr spindelförmigen Chromatinschollen in normaler
Weise reihenartig angeordnet. Die Ganglienzellen der Grosshirnrinde hingegen
zeigen bereits nach 2 Stunden verkleinerte Chromatinschollen unter Verdrän-
gung des Kernes nach der Peripherie und darauf vollständige Chromatolysis.
In den retinalen Ganglienzellen untersuchte Verf. auch den achromatischen
Theil vermittelst Hämatoxylin Delafield und fand keine Alteration. In
den Ganglienzellen der Hirnrinde konnte er auch mittelst Golgi-Cajal’s
Methode varicöse Atrophie der Protoplasmafortsätze nachweisen. Verf. bezieht
die acute Chininamaurose nicht auf die beschriebenen centralen Veränderungen,
da eben dieselben bei vielen andern Vergiftungen vorkommen, welche ohne
Amaurose verlaufen. Sie erklären eher den Rausch, Schwindel, Betäubung.
Ursache der Amaurose ist vielmehr die functionelle Läsion der neuroepithe-
lialen Elemente der Retina.
3) Traumatische purulente Tenonitis, von Capolongo.
O’Ferrall beschrieb zuerst die Tenonitis. Die acute seröse Form wurde
darauf durch verschiedene Beobachter festgestellt, die chronische seröse Form
wird z. B. von Wecker geleugnet. Ebenso wird die suppurative Form von
— 481 —
Einigen nur als’secundär’(nach Panophthalmitis, Phlegmone orbitae), von
Andren sowohl als partielle wie diffuse primäre Tenonitis anerkannt. Verf.
beschreibt einen Fall, welcher durch Stoss gegen einen Weinreben-Ast ver-
ursacht war. Es bestand entzündliches Oedem der Lider, Exophthalmus von
3—4 mm, Bewegungen des Bulbus nach allen Seiten beschränkt und sehr
schmerzhaft. Conjunctiva bulbi rings um die Cornea chemotisch, hart, dunkel-
roth; auf der Insertionsstelle des Rectus internus und externus sah man je.
eine erbsengrosse Erhebung mit durchschimmerndem Eiter. Auf der innern
Blase begann die Conjunctiva von der Oberfläche her zu ulceriren. ‚Durch
Druck liess sich der Bulbus zurückdrängen, wobei hingegen an den Orbital-
rändern ringsum die Weichtheile um so stärker hervortraten. Dies ist nach
Sgrosso für die Differentialdiagnose zwischen Tenonitis und Orbitalzellgewebs-
Entzündung wichtig. Nach Incision der zwei Eiterblasen konnte eine Sonde
im Tenon’schen Raume bis zum N. opticus vordringen, ferner entleerte sich
eine zu der einen Oeffnung eingespritzte Formollösung aus der zweiten, be-
wirkte überdies durch ihr Volumen momentan Exophthalmus. Das oben er-
wähnte Geschwür der Conjunctiva vertiefte sich im weitern Verlaufe, perforirte
die Sclera, führte zu Austreibung der Linse und Schrumpfung des Augapfels.
4) Ueber Neuritis optica als Initialsymptom der Sclerosis disseminata
und über Nystagmus, von de Bono.
gg Neuritis optica ist öfters im Verlauf der Sclerosis disseminata beschrieben
worden. Der vom Verf. referirte Fall hat das Eigenthümliche, dass die
Krankheit mit einer acuten Neuritis optica bilateralis einsetzte. Er findet in
diesem Falle auch, dass der aufgetretene Nystagmus mit der Besserung des
centralen Scotoms fast verschwand und vermuthet, dass der Nystagmus bei
Sclerosis diss. durch das Scotoma centrale bedingt werde.
Jahrgang VII. Fasc. 1—2. Juli— August.
1) Untersuchungen über die Pupillenbewegung, von Angelucci.
In einem historischen Ueberblicke deutet Verf. auf die vielfachen Wider-
sprüche zwischen den einzelnen Forschern hin. (Die Angaben von Mis-
lawski (1887) über das Ganglion Gasseri eitirt Verf. gerade in verkehrtem
Sinne.) Mit den physiologischen Versuchen sollen Untersuchungen über die
trophischen Veränderungen der Augengewebe in Folge der Nervendurch-
schneidungen Hand in Hand gehen. Verf. beobachtete, dass nach Abtragung
des Ganglion cervicale sup. bei neugeborenen Hunden meist bei dem Schwin-
den der Atresie der Lider Trübung der Cornea gefunden wird, die nach
wenigen Tagen sich wieder aufhellt. Die Cornea bleibt in ihrer Entwicklung
zurück. Nach einigen Monaten zeigt die Uvea einfache Atrophie und Sclerose
des Gewebes, auch bei neugeborenen Kaninchen und erwachsenen Katzen, die
ebenso operirt wurden. Bei den Hunden namentlich sah er in der Iris
grosse sclerotische Herde Die Gefässe haben verdickte Wandungen, ver-
engertes Lumen. Der vordere Uvealabschnitt scheint stärker zu leiden als
der hintere. Die Retina ist nicht alterirt. In den ersten Stunden nach Ab-
tragung des Ganglion cervicale sup. erweitern sich Arterien und Venen in
dem betreffenden Auge, Verf. sah perivasculäres Oedem um die Arterien der
Iris. Nach Trigeminusdurchschneidung bei Kaninchen (auf dem Felsenbein)
fand er nach 2 Tagen Cornea normal, Gefässe der Uvea verengert, mit un-
31
— 42 —
regelmässigen Umrissen, die Kerne ihrer Muscularis dünner, schlecht färbbar,
die Adventitia mehr homogen, weniger von der Umgebung differenzirbar,
ihre Kerne schlecht färbbar, zwischen den Pigmentzellen der Uvea unregel-
mässige Lücken, die Iris verdünnt, ihre Zellen geschrumpft, die Ciliarfortsätze
verdünnt, auf der Vorderfläche der Iris hier und da Coagula. Bei Hunden
durchschnitt er den Ram. ophth. oder exstirpirte das Ganglion Gasseri und
fand nach 12—24 Stunden trotz Vernähung der Lidspalte Epitheltrübung
und Abschilferung auf der Cornea, Epithelzellen geschwollen, auch proliferirt
oder secrotisch, die entblössten Cornealtheile retrahirt; ihre Lamellen ver-
dünnt, stärker färbbar; die Irisgefässe verengt bei Verdickung der Wandungen,
periarterielles Oedem, Gewebe der Iris und der Processus ciliares geschrumpft.
Alles dies sind Folgen der Verletzung der Vasomotoren und zwar hat Läsion
der Vasodilatatoren viel schwerere Folgen für die Ernährung der Gewebe,
als Läsion der Vasoconstrictoren, weil bei weiterem Gefässlumen der Flüssig-
keitsaustausch immer leichter sein dürfte. In diesem Sinne erklärt Verf. auch
den Schutz, welchen Abtragung des obersten Halsganglions nach Bernard
gegen Keratitis neuroparalytica bis zu einem gewissen Grade gewährt. Er
fand nämlich die Gefässe der Iris weniger eng als im Falle der blossen
Läsion des Ganglion Gasseri.
Verf. sah in Folge von Trigeminusdurchschneidung bei Hunden und
Kaninchen stärkere Gefäss-Verengerung und consecutive schwerere Ernährungs-
störungen im vorderen, als im hinteren Theile der Uvea.
2) Eine Elektromagnet-Operation, von Ferri.
Verf. glaubt, dass Dixon 1858 zuerst den Magneten zur Splitter-Ope-
ration aus dem Glaskörper benutzte, während Hirschberg’s Arbeiten uns
eines Besseren belehren. Er extrahirte 1 Tag nach der Verletzung einen
Eisensplitter von 4 zu 1 mm aus dem Glaskörper unter 4maligem Eingehen
mit dem Elektromagneten in einen 7 mm langen Meridionalschnitt. Finger-
zählen auf !/, m. Cataracta traumatica in Folge der Verletzung, sowie Glas-
körperblutungen.
3) Die Nerven der regenerirten Cornea von Triton, von Capellini.
(Klinik des Prof. Dr. Gallenga.) Mit 6 Abbildungen.
Bonnet (1779) beobachtete zuerst die Regeneration des Auges der
Tritonen nach partieller Abtragung. Verf. trug erwachsenen Tritonen etwa
?2/, des Bulbus ab. Nach 7 Monaten war das Auge wieder hergestellt, seine
Grösse etwa °/, bis */, des andern normalen, Cornea leicht getrübt, stellen-
weise etwas dünner als die normale Die regenerirte Linse, welche nach
Colucci sich aus dem Epithel der hintern Fläche des Pupillenrandes der
regenerirten Iris entwickelt, war leicht unregelmässig. Was die Cornealnerven
anbetrifft, so dringen nach 7 Monaten am Rande etwa im halben Umkreise
der Hornhaut wenige grössere Aeste gegen das Cornealcentrum vor und bil-
den in grossen Maschen den Plexus fundamentalis. In dessen Knoten sieht
man Bindegewebskerne der Scheiden. Von den Knoten gehen viele kleine
Aeste ab, welche einen secundären Plexus bilden, auch gegen den Theil der
Cornea ziehen, welcher von der Peripherie her weniger versorgt ist, und mit
knopfförmiger Anschwellung endigen. Sie haben unregelmässige Varicositäten
als Ausdruck der allmählichen Knospung bei der Regeneratien. Auch gehen
— 488 —
Rami perforantes unter das Epithel, wo sie in Fibrillen sich theilen, die nur
wenig sich unter einander verflechten, so dass kein eigentlicher Plexus sub-
epithelialis besteht. Von da steigen Fädchen gegen die Epithelzellen auf.
Die treppenförmigen Fasern mit rechtwinkliger Abzweigung, die in der
normalen Cornea des Triton sehr viel vertreten sind, kommen in der regene-
rirten nach 7 Monaten selten vor. 8 Monate nach der Operation sieht man
in einem viel grösseren Umfange der Peripherie der Cornea Nerven eindringen,
aber es bleibt doch etwa noch !/, der Peripherie ohne Nerven und zwar ist
dies der zuletzt regenerirte Theil der Cornea, welcher auch relativ dünner
ist. Doch reichen daselbst die aus den Ciliarnerven in die Sclera hervor-
gesprossten Stämme bereits bis an den Cornealrand. Auch ist nach 8 Mo-
naten der subepitheliale Plexus besser ausgesprochen und sind die treppen-
förmigen Fasern reichlicher entwickelt.
4) Alterationen der Thränendrüse nach Durchschneidung des Nervus
lacrymalis, von Lodato. Mit Abbildungen.
Der N. lacrymalis wurde nach der Methode von Herzenstein (1868)
bei 6 Hunden resecirt. Sofort nach der Durchschneidung tritt Hypersecretion
ein, die Herzenstein paralytisch nannte. Dieselbe verringert sich aber in
den nächsten Tagen, und man bemerkt alsdann einen Unterschied zwischen
beiden Augen nur insofern, als bei Reizung der Nasenschleimhaut die normale
Seite eine stärkere Vermehrung der Thränensecretion zeig. Nach etwa
25 Tagen ist das Auge der operirten Seite weniger feucht, nach 2—3 Mo-
naten tritt auch bei Reizung der Nasenschleimhaut keine verstärkte Thränen-
secretion daselbst auf.
Bereits 1 Tag nach der Durchschneidung sind die Drüsenzellen gequollen,
ihr Protoplasma trübe, auch die Gefässwände und das Bindegewebe ödematös,
Nach 5 Tagen färben sich die Drüsenzellenkerne und die Kerne der Gefäss-
wände schwer, die Drüsenzellen verschmelzen mehr und mehr. Nach etwa
14 Tagen ist bereits partielle Necrose der letzteren eingetreten, so dass
manche Acini wie grosse trübe Protoplasma-Schollen aussehen. Die Kerne
stehen nicht mehr an der Basis der Zellen, sondern sind unregelmässig zer-
streut. Die Gefässe sind stark verengt. Nach 32 Tagen fand sich mole-
cularer Zerfall lacunenweise, wenige Kerne sind übrig geblieben. Nach
4 Monaten fand Verf. die Drüse verkleinert, zum grössten Theile aus Binde-
gewebe mit wenigen Kernen bestehend, aber eigenthümlicher Weise keine
Spur jungen Bindegewebes, keine Gefässneubildung, so dass das vorhandene
Bindegewebe als das ursprüngliche Gerüst der Drüse aufzufassen war. Die
Ueberreste der verkleinerten Acini zeigten geschrumpfte Kerne, die Gefäss-
wände waren nicht mehr geschwollen, ihre Muskelkerne wenig färbbar.
Die trübe Schwellung der Drüsenzellen in den ersten Tagen erinnert
sehr an die von Reichel (1879) beschriebenen, nach Pilocarpin-Injectionen
in functioneller Activität befindlichen Drüsen-Epithelien. Die später erfolgende
Beschränkung der Thränensecretion ist nicht Folge der Nervendurchschneidung,
sondern der (sewebsalteration. Die Gefässlumina sind nur anfangs verengt in
Folge des Oedems, später verschwindet dieses, aber die Muscularis wird ge-
lähmt, wie die schwache Kernfärbung und die oft dreieckige, nicht mehr
runde Querschnitt-Form der Gefässe zeigt.
31*
— 484 —
Fasc. 3—4. September—October.
1) Untersuchungen über die Pupillenbewegung, von Angelucci.
(Fortsetzung.)
Verf. fand, dass unmittelbar nach Exstirpation des Ganglion cervicale
supremum die Reflexdilatation der Pupille in Folge von Reizung sensibler
Nerven oder der Hirnrinde nicht erfolgt, was er auf das Eintreten von Er-
nährungsstörung in der Uvea bezieht. Vom zweiten Tage ab erfolgt jedoch
die Reflexdilatation Frank erhielt irrthümlich durch Hirnwinden-
reizung Miosis, weil er zu starke Ströme anwandte, welche die Hirnbasis
reizten. Littauer konnte nach Sympathicusdurchschneidung keine Dila-
tation der Irisgefässe finden. Verf. aber beobachtete mit dem Mikroskop
dieselbe unzweifelhaft. Er constatirte auch die Unabhängigkeit der Miosis
von Gefässdilatation der Iris. Wenn er zugleich mit Exstirpation des obersten
Sympathicusganglion die gleichseitige Carotis unterband, so folgte Miosis,
die Gefässe der Conjunctiva aber wurden nicht hyperämisch und das Mikro-
skop zeigte starke Verengerung der Irisarterien, geringere Verengerung der
Venen. Faradisirung des vordersten Oculomotoriuskernes (nach Abtragung
des vorderen Vierhügels) bewirkte Miosis derselben Seite. Verf. fand ober-
flächliche Reizung des hintern Vierhügels ohne Einfluss auf die Pupille,
während oberflächliche Reizung der vorderen ?/, des vordern Vierhügels ihm
Miosis ergab; wurde die Nadel einige Millimeter tiefer eingesenkt, so erfolgte
hingegen Mydriasis und Bewegungen des Augapfels, des Kopfes und der
Gliedmaassen. Reizung der hinteren Portion des vordern Vierhügels ver-
mittelte Mydriasis. Der hintere Vierhügel ergab nur bei tiefem Einstossen
der Reizungsnadel Mydriasis und Augenbewegungen, und denselben Effect
erhielt Verf. auch nach Abtragung des Hügels, d. h. er erfolgt durch Strom-
schleifen, durch Reizung entfernterer Gehirntheile. Verf. eruirte ferner, dass
bei Reizung einige Millimeter vor dem vordern Vierhügel die Miosis auf der
entgegengesetzten Seite sich stärker kundgiebt, als auf dem gleichseitigen
Auge. Bei Affen erhielt Verf. nach intracranieller Durchschneidung des
N. oculomot. Mydriasis, welche weder durch Atropin, noch durch Reizung
des Ischiadicus im Geringsten zunahm. Er schliesst, dass die von Rüte und
Donders gefundene Steigerung der paralytischen Mydriasis durch Atropin
auf incomplete Oculomotoriuslähmung hinweise, also der Schluss dieser Autoren
unrichtig sei. Um nach Oculomotorius-Durchschneidung Miosis durch Eserin
zu erzielen, musste Verf. bis 1!/, Stunden lang einträufeln, worauf hoch-
gradige Miosis erfolgte.. Er erklärt daher die Beobachtung von Littauer, dass
Eserin nicht mehr wirke, für falsch. — Bei einem Hunde heilten die zwei
Stümpfe des intracraniell durchschnittenen N. oculomotorius wieder zusammen,
und die Function des Nerven stellte sich von der 5. Woche an theilweise
wieder her. Verf. erhielt durch Reizung des Anfangstheiles des Stammes des
Oculomotorius, wie Andere, keine Miosis, sondern erst vom Sinus cavernosus
ab, wo der Oculomotorius mit dem Sympathicus und Trigeminus anasto-
mosirt und wo wohl durch Stromschleifen die Miosis erzeugt wird. Ein
Fall gab den positiven Beweis der Herrschaft des Oculomotorius über den
Sphinkter, indem nach Abreissung des Nerven am Sinus cavernosus vorüber-
gehende spastische Miosis eintrat in Folge der Reizung des Stammes. Die
durch Oculomotorius-Durchschneidung und gleichzeitige Exstirpatiin des
Ganglion cerv. superius eintretende mittlere Mydriasis wurde weder durch
Licht, noch durch Ischiadicus-Reizung, noch durch Asphyxie beeinflusst, auch
nicht bei Reflexsteigerung durch Strychnin. Dies beweist, dass der Trige-
— 485 —
minusbahn sicherlich keine pupillendilatatorische Fasern zukommen, wie
Balogh, Vulpian u. s. w. behaupteten. Dass der Trigeminus auch keine
verengernden Fasern enthält, wurde weiter durch folgendes Experiment er-
wiesen. Die Pupille zeigte, wenn nach Oculomotorius-Durchschneidung
Atropinisation des Auges und Exstirpation des obersten Halsganglions der
1. Ast des Trigeminus durchschnitten wurde, keine Zunahme der Mydriasis.
Mit der Keratitis neuroparalytica und den andern Gewebsveränderungen in
der Uvea tritt alsbald die sog. stabile Miosis (Waller, Bernard) auf.
In den ersten Momenten nach Exstirpation des Ganglion cervic. sup.
besteht eine Hemmungswirkung auf die Reflexdilatation der Pupille Die
Durchschneidung des 1. Trigeminusastes hatte in einem Falle, wo 2 Tage
vorher das oberste Halsganglion exstirpirt worden war, die momentane
Reizwirkung spastischer Miosis zur Folge. Bei demselben Hunde war die
Mydriasis in Folge Ischiadicusreizung, Beschattung und heftigen Schreckes
geringer auf der operirten, als auf der gesunden Seite. Auch die Hirnrinden-
Reizung ergab beim Hunde (sulcus cruciatus) unmittelbar nach der Exstir-
pation des obersten Halsganglions keine Pupillendilatation, wohl aber an den
folgenden Tagen. Dass die reflectorische Pupillendilatation auf dem Wege
des Oculomotorius-Stammes geschieht, bewies Verf. durch folgenden Versuch:
Einem Hunde wurde der Ramus ophthalmicus durchschnitten, die Hirnrinde
am Sulcus cruciatus zerstört, das oberste Halsganglion exstirpirt. Die hier-
durch stark miotische Pupille wurde durch Ischiadicus-Reizung mydriatisch,
ebenso durch Asphyxie.
2) Conjunctivitis pseudomembranacea, von Malfi.
Referirt 3 Fälle von Diphtheritis conj., welche durch Serumtherapie
prompt geheilt wurden. Pseudomembranen können auch durch Streptococcus,
Pneumococcus, Gonococcus, Bacillus Weeks, selten durch Pneumobacillus
Friedländer und Bacillus coli entstehen. Das antidiphtherische Serum ist
in diesen Fällen unwirksam.
3) Panophthalmitis durch Autoinfection mit Diplokokken, von Malfı.
In Folge von Erkältung trat bei einem 9jährigen Knaben purulente
Panophthalmitis eines Auges ein. Es wurde Diplococcus Fränkel durch
Kulturen nachgewiesen; derselbe war eminent virulent für Kaninchen und
Meerschweinchen.
4) Monoculares Sehen in der Malerei, von Magnani.
Polemisches gegen Fenoaltea. Verf. bezieht die in den Gemälden von
D’Asaro und Guercino vorkommenden perspectivischen Fehler nicht auf
das monoculare Sehen dieser Maler, sondern auf mangelhafte Technik.
Fasc. 5—6. November— December.
1) Ein Fall von Epitheliom des Limbus, von Bialetti.
Ferri exstirpirte den Tumor, es folgte locales Recidiv, welches 3 Mo-
nate später operirt wurde. Weiterer Verlauf unbekannt.
2) Anatomische und bakteriologische Untersuchungen über Trachom,
von Addario. Mit einer Tafel.
Verf. bespricht sowohl das Stützgewebe, wie die Zellen der Trachom-
knoten. Wesentlich ist es für das Verständniss des trachomatösen Processes,
— 486 —
die kleinsten Initialwucherungen zu untersuchen. Verf. kommt zu dem Re-
sultat, dass diese von Lymphfollikeln sich nicht unterscheiden, wohl aber eine
specifische Weiterentwicklung durchmachen. Er weist daher auch die Ansicht
zurück, dass es sich um eine tumorartige Neubildung. handle. Die Follikel
gehen partieller Necrose entgegen und entleeren sich durch Platzen meist nach
aussen, worauf Vernarbung erfolgt.
3) Ueber das Verhalten der Thränendrüse und der Thränen zu
Mikroorganismen, von de Bono und Frisco.
1. Die Thränen üben eine leichte, antibakterielle Wirkung insofern aus,
als sie die Entwicklung der verschiedensten Mikroorganismen in den ersten
Stunden etwas hemmen.
2. Die Virulenz des Bacillus coli, typhi und des diphtherischen Toxins
wird durch Thränen herabgesetzt, so dass die inoculirten Thiere am Leben
bleiben. Die Virulenz des Bac. tuberculosis, anthracis (nebst Sporen) wird
gar nicht, die des Staphylococcus aureus sehr wenig verringert. Für das
diphtherische Toxin ist wenigstens ein Contact von 6 Stunden erforderlich;
es scheint, dass die Thränen das Toxin chemisch verändern.
8. Was die Elimination von Mikroorganismen durch die Thränendrüse
anbetrifft, so wurde nach subcutaner oder intravenöser Einimpfung von Cul-
turen des Karbunkelbacillus, des B. prodigiosus und des Pneumococeus nie
Elimination dieser Bakterien durch die Thränen beobachtet. Ebenso negativ
war das Resultat, wenn 3 Tage vor der Injection der Culturen der Nervus
lacrymalis durchschnitten wurde, worauf für einige Tage starke Thränen-
absonderung eintrat (paralytische Secretion). Der einzige Fall, in welchem
einige Anthraxbacillen durch die. Thränen eliminirt wurden, war der folgende:
bei 4 Kaninchen wurde der Halssympathicus durchschnitten und nach 2 Tagen,
während welcher Zeit starke Thränenabsonderung stattfand, Anthraxcultur
inoculirt. 30—72 Stunden nachher konnten aus den secernirten Thränen
einige Culturen von Anthraxbacillen gewonnen werden.
4. Verhalten der Mikroorganismen in der Thränendrüse.
Bei den mit Karbunkel inficirten Thieren fanden sich mitunter in der
Nähe von Bacillen Drüsenzellen der Thränendrüse etwas alterırt, indem ihr
Protoplasma getrübt war. Diese Bacillen aber waren öfter durch helle
Zwischenlinien in kurze, den Kokken ähnliche Stücke zerlegt, und es fanden
sich auch derartige Körnchen gruppenweise vereinigt. Dieselben waren aus
dem Zerfall von Bacillen hervorgegangen und wurden auch im Protoplasma
einzelner Drüsenzellen beobachtet. Die Bacillen waren leichter, als sonst
durch absoluten Alkohol zu entfärben, weshalb Verff. rathen, diesen zu
vermeiden.
Auch in den Thränendrüsen der durch Pneumococcus getödteten Kanin-
chen fanden sich Kokken, die sich durch leichte Enttärbbarkeit auszeichneten,
und mitunter zu kleineren Körnchen zerfallen waren. Aehnlicher Zerfall der
Bacillen ist bereits bei Tuberculose beobachtet worden, sowie auch für
Pneumokokken und Anthraxbacillen beschrieben. Die Verf. constatirten
ferner, dass die in der Thränendrüse befindlichen Mikroorganismen geringere
Affinität für die Anilinfarben zeigen, dagegen leicht mit Kernfarben sich
färben und mit Eosin. Experimentell wurde auch nachgewiesen, dass die in
der Thränendrüse enthaltenen Anthraxbacillen weniger virulent sind, indem
sie den Tod von Meerschweinchen, denen solche Thränendrüse verendeter
Kaninchen eingeimpft wurde, erst nach 1?/, bis 5 Tagen herbeiführten.
— a487 —
Betreffs der Elimination von Bakterien durch Drüsen giebt es 2 Theo-
rien, entweder dass dieselben die Gefässwände oder das Drüsenparenchym
selbst angreifen. Verff. suhen nach Durchschneidung des N. lacrymalis Ent-
artung des Drüsenparenchym. Die Drüsenzellen wurden schwer färbbar, das
Protoplasma wurde trüb und verschwand zum Theil, iu einzelnen Acini waren
die Zellen zerfallen und blieben nur schwach gefärbte Kerne zurück. In der
Umgebung trat kleinzellige Infiltration hinzu auch mit Gefässneubildung.
Trotz dieser Erkrankung des Drüsenparenchym fand keine Elimination von
Bakterien durch die Thränen statt, wohl aber nach Durchschneidung des
Halssympathicus. Hierbei beobachteten die Verff. zahlreiche Bacillen in den
periacinösen Lymphgefässen und in den Capillaren. Biedl und Krause
(1898) schlossen aus ihren Untersuchungen über Elimination der Mikroorga-
nismen durch die Drüsen, dass die Drüsen, welche enge Beziehung zu den
Blutgefässen haben (Nieren mit den Glomeruli und der Bowman’schen
Kapsel, Leber), und deren Function und somit Hyperämie intermittent ist,
den Bakterien Durchgang gestatten, vielleicht in Folge der Beschleunigung
des Blutstromes, während die Drüsen mit constanter Function und immer
stetigem Blutstrome (Speicheldrüsen, Pancreas u. s. w.) nicht Bakterien
eliminiren. Die Verff. stimmen dieser Theorie bei, insofern durch Halssym-
pathicus-Durchschneidung die Blutgefässe der Thränendrüse sich erweitern,
eine temporäre Hyperämie eintritt, welche den Durchtritt von Bakterien
gestattet. Die Arbeit enthält reichliche Literaturangaben.
4) Untersuchungen über die Pupillenbewegung, von Angelucci.
(Fortsetzung.)
Resume der anatomischen Befunde über den Dilatator iridis, wobei Verf.
für Nichtexistenz desselben spricht. Darauf folgt eine Zusammenstellung der
neueren Forschungen über den Bau und die Function des Ganglion ciliare.
Peschel.
Bibliographie.
1) Pemphigus und essentielle Schrumpfung der Bindehaut,
von Franke. Vortrag, gehalten im ärztlichen Verein zu Hamburg. Sitzung
vom 18. October 1898. (Nach einem -Referat der Deutschen med. Wochen-
schrift vom 19. Mai 1898.) Verf. hat 4 Fälle von sog. Pemphigus conjunctivae
selbst beobachtet und 90 aus der Literatur zusammengestellt. Man theilt sie
ein in solche mit acutem und solche mit chronischem Verlauf, ferner in solche
mit und solche ohne Betheiligung der Haut. In den vom Verf. beobachteten
Fällen bestand sog. Pemphigus des Mundes und Halses, aber keine Hautaffection.
Verf. sieht den Pemphigus conjunctivae als eine Krankheit sui generis an, auch
in den Fällen, die sich bei einsm wirklichen Hautpemphigus fanden, und schlägt
vor, das Krankheitsbild als Bindehautschrumpfung mit Blasenbildung zu be-
zeichnen. Fehr.
2) Ein Fall von erworbener und vererbter Ptosis palpebrarum,
von Dr. Max Münden in Hamburg. (Deutsche med. Wochenschr. 1898.
Nr. 10.) Es handelt sich um den merkwürdigen Fall, dass eine Ptosis, die
nach heftigem Gemüthsaffeet und krampfartigem Schliessen der Augen, bei
Kentern eines Kahnes, dauernd erworben wurde, sich durch 3 Generationen
vererbt hat. Verf. sah nur die 2. Generation, einen 5öjähr.. Herrn. Es
— 488e —
bestand hier eine isolirte Lähmung des Oculomotorius im Gebiet des Zweiges
für den Levater palpebrarum. Verf. nimmt an, dass der Schreck das Centrum
für den betreffenden Oculomotoriuszweig vernichtet und sich dieser Ausfall dann
weiter vererbt hat. | Fehr.
3) A further contribution to the study of malarial eye affec-
tions, by Major M. T. Yarr. (Aus der Section für Tropenkrankheiten. Brit.
med. Journal. 1899. 9. September.) Verf. ergänzt seine Beschreibung der
Malaria-Augenleiden auf dem letztjährigen Jahrescongress. Er unterscheidet
3 Arten von Conjunctivitis: 1. die intermittirende Augenentzündung, wie sie von
Griesinger geschildert worden ist, die in Hyperämie, Lichtscheu, verengter
Pupille, Lidschwellung sich hauptsächlich ausspricht. Kein neuralgischer Schmerz,
aber ein gewisses Unbehagen setzt entweder während oder an Stelle des acuten
Fieberanfalls ein. Merkwürdiger Weise ist fast immer das linke Auge be-
fallen. Ke ist durch die sorgfältigen Beobachtungen eines Morton, Strack,
Raynaud und de Schweinitz ausser Zweifel gestellt, dass es sich dabei
um einen eignen Krankheitsprocess handelt, wenn nicht schon die einzig wirk-
same Chinintherapie dies bewiese. Die meisten Fälle werden aus Algier und
Amerika berichtet, in China scheint ihm die Krankheit, nach 4jährigem Aufent-
halt zu urtheilen, nicht bekannt zu sein. 2. Conjunctivale Injection auch
Neuralgie des Trigeminus, mit heftigen Schmerzen bei verhältnissmässig leichter
Hyperämie der Bindehaut.e 3. Epidemische Conjunctivitis, aus Südcarolina
berichtet, wahrscheinlich aber zufällig accidentell aufgetreten. Auch Xerosis
wird im Zusammenhang mit Malaria beschrieben, beruht aber wohl nur auf der
allgemeinen Schwächung der Constitution. — Von den Keratitiden rechnet Verf.
hierzu: 1. die Keratitis dendritica, namentlich durch Kipps wiederholte Ver-
öffentlichungen bekannt, und von ihm nicht weniger als 120 Mal festgestellt.
Sie beginnt meist im Verlauf oder nach einem Anfall und heilt sehr schnell
durch Chinin. 2. Die Keratitis profunda, die zuerst Lövrier behandelte. Sie
charakterisirt sich durch eine diffuse centrale Trübung, die unter der Lupe
wie ein Schneeflockenlager sich ausnimmt. 3. Die Keratitis vesicularis. Sie
ist etwa 13 Mal beschrieben worden. — Die Fälle von Iritis sind nicht sehr
zahlreich und ihr Zusammenhang mit Malaria nicht allemal mit zwingenden
Gründen bewiesen. Es ist behauptet worden, dass in einzelnen Fällen das
gleichzeitige Auftreten von Abscessen an Zehen und Arm für den pyaemischen
Charakter der Iritis spräche. Indessen ist das Auftreten von Abscessen in der
Reconvalescenz nach Malaria gar nicht ungewöhnlich. Von den publicirten
Cataract-Erkrankungen bei Intermittens, wie sie von Bagot bei zwei Mulatten-
kindern beobachtet worden sind, lässt Verf. einen causalen Zusammenhang nicht
gelten. Accommodationsstörungen, die mit der Behandlung des Fiebers schwan-
den, sind von Manhaert, Bull und Manson beschrieben worden, von letzterem
ein Fall mit einseitiger Erkrankung. Peltesohn.
4) The treatment of malarial’fevers by the inunction of creo-
sote, by A. O. Fitzgerald. (Brit. med. Journ. 1899. 15. Juli.) Verf. ist,
einer Anregung Roger’s folgend, zur Anwendung von creosothaltigem Olivenöl
bei Malaria-Erkrankungen geschritten, und rühmt dessen Einreibungen in die
Haut, namentlich bei jugendlichen Patienten, ausserordentlich günstige Erfolge
nach. Selbst bei sehr schweren Fällen“verlässt er sich auf deren Wirkungen.
Das Verfahren wirkt schnell, nachhaltig und sicher. Er giebt eine Uebersicht
über behandelte Fälle. Peltesohn.
5) Ueber Mitbewegungs-Phänomene, von Dr. Berthold Beer.
(Wiener med. Blätter. 1899, 1.) Verf. fand eine constante Synergie der Kau-
— 489 —
muskeln und Zungenmuskelin mit den Bulbusmuskeln, indem bei Seitwärts-
Bewegungen der Augen die Kaumuskeln derselben Seite sich stärker contrahiren
und die Zunge nach derselben Seite abweicht. Umgekehrt gehen die Augen
nur wenig mit den willkürlichen Kau- und Zungenmuskeln mit. Willkärlich
herbeigeführter Strabismus liess sich durch Vorstrecken der Zunge leicht steigern,
andererseits aber bei bestehendem Strabismus mit stereoskopischen Uebungen
leichter die Verschmelzung beider Bilder erreichen. Bei zwei Fällen von Ab-
ducenslähmungen zeigte sich das Phänomen der Mitbewegung erheblich gesteigert.
Auch die Hals- und Nackenmuskeln, der weiche Gaumen, die obere Schlund-
muskulatur liessen Mitbewegungen erkennen. Der gesammte locomotorische
Apparat schliesslich zeigt sich insofern beeinflusst, als beim Gehen mit ge-
schlossenen Augen von der geraden Richtung abgewichen wird. Verf. leitet
auch manche schmerzhafte Sensationen in der Dammgegend, z. B. bei raschem
Fahren um eine Ecke und unveränderter Körperhaltung von der synergetischen
Wirkung der Augenmuskeln auf die Beckenmuskulatur ab. Peltesohn.
6) Pseudo-Ptosis durch Hautschlaffheit, von Prof. Wicherkiewicz
(Now. lekarskie. 1898, 10.) Verf. behandelt eine 80jährige Frau, die durch
Schlaffheit der vielfach gefalteten Augenlider den Bulbus nicht frei zum Sehen
halten konnte. Hob man die Falten nach oben, so blieben die Lider eine Zeit
lang gehoben, senkten sich dann aber wieder bald, so dass die Pat. den Kopf
nach hinten neigen musste, um etwas zu sehen. Cocain in 2 °/, Lösung wirkte
etwa 1 Stunde hindurch auf den Müller’schen Muskel und führt eine Lid-
spalten -Erweiterung herbei. Diese Blepharochalasis war durch mehrfache Ent-
zündungen mit Oedem der Lider hervorgerufen worden. Peltesohn.
7) The cerebral lesions in a case of complete acquired colour-
blindness, by George Mackay and J. C. Dunlop. (Scottish Med. and
Surgical Journ. 1899. December.) Die Verff. beschreiben den Sectionsbefund
bei einem Falle von vollständiger erworbener Farbenblindheit mit Erhaltung einer
Zone für den blossen Formsinn. [Der einzige, bisher veröffentliche, ähnliche Falı
mit Autopsie stammt von Verrey (Arch. d'ophthalm. 1888). Bei ihm handelte
es sich um eine Hemiachromatopsie.] Der Pat. war. 62 Jahre alt und litt an
Magenkrebs. Die Augenstörung trat plötzlich ein und wurde bereits an dem-
selben Tage als vollständige Farben-Erblindung constatirt. Aus der Gesichtsfeld-
messung ging hervor, dass es sich um eine doppelseitige homonyme Hemianopsie
handelt mit stärkerer Heranziehung der linken Seite. Das Sehvermögen hob
sich später wieder etwas, dagegen blieb die Farbenperception dauernd und voll-
ständig aufgehoben bis zu seinem 5 Monate darauf nach einer rechtsseitigen
Hemiplegie erfolgenden Tode. Bei der Section fanden sich die Sehnerven intact.
Beide Oceipital-Lappen zeigten atrophische Partieen: Atrophie des hinteren Theils
der Temporo-Occipitalwindungen beiderseits, mit ausgedehnterer Zerstörung des
Gewebes auf der rechten Seite. Dagegen hatte die Atrophie der linken Seite
sich mehr in die Tiefe erstreckt und eine kleine Partie der grauen Substanz
der Fissura calcarina ergriffen. Beiderseits war der untere Rand der Sehstrahlen
afficirt. Der Process selbst wurde auf eine hyaline Degeneration der Adventitia
der Gefässe in letzter Linie zurückgeführt. — Verrey hatte den Schluss ge-
zogen, dass das Centrum für den Farbensinn in dem untersten Theile des
Oceipitallappens, wahrscheinlich in der hinteren Partie des Gyrus lingualis und
fusiformis gesucht werden müsse. Die vorliegenden Läsionen, die einen noch
kleineren Umfang haben, verlegen die’T,ocalisation noch eine Stufe weiter. Jeden-
alls scheint der Fall, wenn man ein besonderes Centrum für den Farbensinn
— 40 —
annehmen soll, die Grausubstanz des Gyrus fusiformis dafür in Anspruch zu
nehmen. Der Fall spricht weiter auch dafür, dass die Störung des Farben-
sinnes, als des empfindlichsten Theiles der Perceptionsmittel, nicht nur am
ehesten auftritt, sondern auch zu allerletzt sich wiederherstell. Peltesohn.
8) Exstirpation of the lachrymal sac and gland, by Dr C. R.
Holmes, Cincinnati. (Arch. ophthalmol. 1899. Bd. XXXVIII, Nr. 1). Verf.
beschreibt unter Anwendung recht anschaulicher schematischer Zeichnungen und
photographischer Bilder die Anatomie der Thränenorgane und die Technik ihrer
Exstirpation. Er hat die Operation in jedem Alter, von 5—84 Jahren, 3 Mal
auf beiden Seiten, gemacht; im Ganzen 17 Mal den Thränensack und 13 Mal
die Thränendrüse entiernt. Fast immer erreichte er prima intentio. Seine In-
dicationen lauten sehr weitgehend: 1. in allen Fällen von Cataract- oder Glaucom-
Operationen, wo keine Zeit zum Abwarten ist, oder andere Behandlungsmethoden
im Stiche gelassen haben; 2. wo die Zeit oder Umstände es nicht gestatten,
bei der Sondenbehandlung zu bleiben; 3. überhaupt, wo die conservative Be-
handlung längere Zeit hindurch versagt hat. Peltesohn.
9) Beiträge zu den Gesichts-Täuschungen (Hallucinationen,
Illusionen u. s. w.) bei Erkrankungen des Sehorgans, von Prof. Uht-
hoff. (Monatsschrift für Psych. u. Neurolog. 1899. Bd. V, Heft 4.) Verf.
beschreibt 9 Fälle eigener Beobachtung, wo es auf Grundlage von Erkrankungen
des Seh-Apparates zu Gesichts- Hallucinationen kam. 3 gehören davon zu den
peripheren intraocularen Erkrankungen des Auges mit entoptischer Wahrnehm-
barkeit der dadurch gesetzten Sehstörungen, je 1 resultirte aus einer Erkrankung
der retrobulbären optischen Leitungsbahnen, bezw. aus völliger Erblindung durch
tabische Opticus- Atrophie, 3 gehörten in das Capitel der hemianopischen Stö-
rungen; der letzte war durch doppelseitige Netzhaut-Ablösung erblindet. Verf.
hält die peripherischen Augenveränderungen, die zu entoptischen Wahrnehmungen
führen (positive Skotome, Glaskörper-Trübungen u. s. w.), für besonders geeignet,
Gesichts-Täuschungen auszulösen. Andrerseits warnt er aber davor, jede patho-
logische Veränderung der Art für ätiologisch bedeutsam in dieser Beziehung
anzusehen. Eine retrobulbäre und intracranielle Erkrankung der optischen
Leitungsbahnen ist weniger häufig die Veranlassung, vielleicht kommt bei ihnen
überhaupt nur mehr eine Fernwirkung des Krankheitsherdes auf die centrale
Sehsphäre in Betracht. Ebenso ist es mit den Fällen von völliger Erblindung,
wo der ätiologische Zusammenhang keineswegs unzweifelhaft ist. — Stets wurden
die Hallucinationen von den Kranken vor sich in den Raum projicirt, auch da,
wo es sich nur um elementare Licht-Empfindungen handelte. Ob dabei eine
Accommodation auf die Hallucination stattfindet, bleibt noch unaufgeklärt, viel-
leicht, dass dafür die Skiaskopie ein Hülfsmittel wird. Einseitige Hallucinationen
sieht Verf. als sicher an, relativ häufig liegt dabei eine periphere Augenver-
änderung vor. Bei allen seinen Fällen war der Inhalt der Gesichts-Hallucina-
tionen unabhängig von den Gedanken und Vorstellungen des Kranken, also auch
nicht willkürlich hervorzurufen. Mit einer einzigen Ausnahme hatten die Patienten
durchweg das Bewusstsein von der Nichtrealität ihrer Hallucinationen und konnten
sie zum Theil ganz genau von ähnlichen reellen Objecten unterscheiden. Die
hemianopischen Hallucinationen, die schon häufiger beschrieben sind und bis-
weilen irrthümlich als einseitige veröffentlicht wurden, bilden sich in der Regel
auf der Seite des Gesichtsfeld-Defectes, gelegentlich aber auch in der entgegen-
gesetzten. Es scheint die linke Seite häufiger befallen zu sein als die rechte.
Die hemianopischen Hallucinationen erscheinen aber nicht zur Hälfte, sondern
als ganze Objecte, Personen u. s. w. Hallucinationen im Sinne einer Hemianopsia
— 491 —
superior und inferior scheinen, wenn man von einem Falle Hoche’s absieht,
nicht vorzukommen. Ein ausführliches Litteraturverzeichniss bis zum Jahre 1838
und 1513 zurück, erhöht den Werth der sehr interessanten kritischen Be-
merkungen des Verte Peltesohn.
10) Pseudo-Trachom, durch Pflanzenhärchen veranlasst, von
Prof. Schmidt-Rimpler. (Med. Gesellsch. zu Göttingen. Sitzungs-Ber. vom
2. März 1899.) Ein 14jähriger Junge erkrankte an einem Krankheitsbilde, das
vom Trachom sich nur dadurch unterschied, dass es sich um ganz unschein-
bare Veränderungen, Papillarwucherung neben Follikeln, handelte. Nach längerem
Bestande auf dem einen Auge erkrankte auch das andere. Man sah aus ein-
zelnen Knötchen und Papillen kleine blonde Härchen hervorragen, die sich zum
Theil ausziehen liessen. Die erkrankte Bindehaut fühlte sich beim Herüber-
streichen wie eine zarte Bürste an. Die Vermuthung, dass es sich um Raupen-
haare handeln mochte, wurde durch das Mikroskop nicht bestätigt. Es wurde
festgestellt, dass es sich walırscheinlich um die im Innern der Hagebutten ent-
haltenen Härchen, vielleicht auch von anderen Ackerpflanzen stammende Fasern
handelte. Die Härchen fanden sich, wo sie makroskopisch nicht sichtbar waren,
doch mikroskopisch in den meisten Knötchen. Sie fanden sich in runden An-
häufungen lymphoider Zellen eingebettet, die ganz wie 'Trachomfollikel aussehen.
Damit ist den tuberculösen und syphilitischen Conjunctivitiden, die ein 'Trachom
vortäuschen können, eine weitere Knotenbildung unter dem Bilde des Pseudo-
Trachoms hinzugesellt. Peltesohn.
11) Ungewöhnlich starker Exophthalmus in Folge acuter aus-
gedehnter Orbital-Periostitis, von Prof. Schmidt-Rimpler. (Ebenda.)
Es handelt sich um einen colossalen, durch feste Infiltration des Orbitalgewebes
bedingten Exophthalınus. Wochen lang lag der Bulbus vor den Lidern, die
Cornea ging an Xerose zu Grunde. Das Orbitaldach war in grosser Ausdehnung
rauh und vom Periost entblösst, ebenso der Augenhöhlenboden unten aussen.
Doch brachten mehrfache Incisionen nur Spuren von Eiter. Erst nach Monaten
war das Auge wieder beweglich und annähernd zu schliessen. Die Cornea war
leukomatös und der Opticus anscheinend durch den Krankheitsprocess atrophisch
geworden. Peltesohn.
12) „Springende Pupillen“ in einem Falle von cerebraler
Kınderlähmungen, nebst einigen Bemerkungen über deren progno-
stische Bedeutung bei normaler Lichtreaction, von W. Koenig.
(Berliner Gesellsch. für Psych. u. Nervenkrankh. 1899. 13. März.) Verf. be-
richtet über einen Fall von cerebraler Paraparese mit Athetose und neuritischer
Atrophie der Optici, bei welchem seit UI, Jahren springende Mydriasis bei
normaler Pupillenreaction beobachtet wurde. Es wird abzuwarten sein, ob sich
ım Laufe der Jahre Pupillenstarre entwickeln wird. Verf. verfügt über 11
solche Fälle von Pupillenstarre oder -Trägheit. Die frühere Anschauung, dass
die springende Mydriasis nur bei Dementia paralytica und Tabes anzutreffen
sei, ist seit den Veröffentlichungen von Pelizaeus jedenfalls richtig zu stellen,
insofern man sie auch bei einfacher Neurasthenie gesehen hat, wo auch nach
17 Jahren! kein Zeichen eines organischen Nervenleidens hinzugetreten ist.
Immerhin behält das Symptom seine prognostisch ernste Bedeutung. Zu unter-
scheiden hiervon sei die „Pseudo-springende Mydriasis“ bei abwechselnd starker
und schwacher Beleuchtung ungleicher Pupillen, vorzüglich bei einseitiger
Pupillenstarre. Peltesohn.
t Abwarten. H.
— 4912 —
13) Ein Beitrag zur Lehre von den Beziehungen zwischen
Lage und Function im Bereiche der motorischen Region der Gross-
hirnrinde, mit specieller Rücksicht auf das Rindenfeld des Orbi-
cularis oculi, von Dr. Ziehen. (Arch. f. Anatom. u. Phys. 1899. Physiol.
Abtheil. S. 158.) Die Frage, ob die im vergleichend-anatomischem Sinne homo-
logen Rindenpartien auch homologe physiologische Functionen besitzen, wird
vom Verf. auf Grund seiner Untersuchungen, speciell des Centrums des Orbicu-
laris oculi, verneint, da die Orbiculariscentra bei den verschiedenen Thieren
keineswegs an anatomisch gleichwerthigen Hirnrindenstellen gelegen sind. Viel-
mehr hat eine, von den niederen Säugethieren zu den höheren aufsteigend, frontal
fortschreitende Verschiebung jenes Centrums statt, welche durch die höhere Ent-
wickelung der Sehsphäre, der Vorderbeinregion und des sensorischen und moto-
rischen Sprachgebietes bedingt sein dürfte. Peltesohn.
14) Neuritis optica als Complication bei Erkrankungen des
Nervensystems, von Dr. Schuster und Dr. Kurt Mendel. (Neurolog.
Centralbl. 1899, Nr. 22 u. 23). Die Verff. beschreiben einen echten Tabesfall
mit neuritischer Opticus-Atrophie. Die Neuritis optica war während des Krank-
heitsverlaufes beobachtet worden und wird von ihnen, analog Bernhardt und
Pick, als Zeichen einer complicirenden syphilitischen Hirn-Erkrankung aufgefasst.
Weiter werden 2 Fälle von Polyneuritis mit Sehnerven-Entzändung geschildert
und 2 Fälle von durch die Autopsie bestätigter Myelitis. Letztere beide gleichen
einander darin, dass die Augensymptome den Erscheinungen der Rückenmarks-
Erkrankungen vorangingen, 12 bezw. 18 Tage. In dem einen Falle wurde der
Anfang der Neuritis augenärztlicherseits als retro-bulbär festgestellt, was mit
den von anderen Autoren schon ausgesprochenen Ansichten übereinstimmt. Es
liegt nahe, für die Neuritis optica im Verein mit der Erkrankung anderer Hirn-
nerven, eine Veränderung der Meningen an der Basis vorauszusetzen. Das trifft
aber für die secirten Myelitisfälle nicht zu. Es ist für diese eine selbständige
Erkrankung der Sehnerven anzunehmen, der wahrscheinlich einen Locus minoris
resistentiae darstellt. Es ist für die Praxis wichtig, feszuhalten, dass Neuritis
optica mit anderen Symptomen des Nervensystems und sogar Hirnsymptomen
vorkommen kann, ohne dass gerade Meningitis oder Hirntumor diagnosticirt
werden muss. Peltesohn.
15) Eine Methode, die Augenbewegungen direct zu untersuchen
(Ophthalmographie), von Prof. Orschansky. (Centralbl. f. Physiologie 1899.
Nr. 24.) Dem Verf. ist es gelungen, vermittelst eines sehr sinnreich construirten
Apparates, der nach der Analogie des künstlichen Auges zwischen den Lidern
angebracht wird und ein Fenster für die Pupille hat, die Bewegungen des
Bulbus durch einen Schreibhebel graphisch zu fixiren. Die in dieser vorläufigen
Mittheilung gegebene Construction des Apparates ist im Originale nachzulesen.
Peltesohn.
16) Ueber die centrale Innervation der Augenmuskeln, von Prof.
Silex. (Nach gemeinschaftlich mit Dr. R. du Bois-Reymond ausgeführten
Untersuchungen. Heidelberger Congress. 1898.) Im Anschluss an einen Fall,
wo einem Trauma des Kopfes ein Nystagmus horizontalis des linken Auges
gefolgt war, bespricht Verf. die zuerst von Fritsch und Hitzig 1874 an-
geregte Frage über die Centren für die Augenbewegungen und die von ihm
selber gefundenen Resultate einer experimentellen Nachprüfung des Hitzig’schen
Centrums beim Hunde. Er resumirt sich dahin, dass das Hitzig’sche Centrum
ein Augenbewegungscentrum ist, und zwar höchstwahrscheinlich für die willkür-
— 493 —
lichen Bewegungen, während die anderen beiden gefundenen Centren in der Seh-
sphäre und Nackenregion nur associative seien. Die betreffende Partie entspreche
einem Theile des Gyrus supramarginalis. Vorzugsweise diene das Hitzig’sche
Centrum wohl dem Abducens und Obliquus super. Bei Thieren, die 3 Wochen
und länger nach der Exstirpation getödtet wurden, liess sich bei der Unter-
suchung nach Marchi eine Faserdegeneration nach der andern Seite, nach dem
Thalamus opt., der Capsula intern., dem Corpus genicul., dem Pes pedunculi
und den Vierhügeln erkennen. Peltesohn.
17) Hirn-Erkrankung, Stauungspapille, Trepanation. Zwei
Demonstrationen von Dr. Saenger im Hamburger ärztl. Verein. (Neurolog.
Centralbl. 1899. Nr. 23.) Verf. demonstrirt ein Hirnpräparat von einer 47 jähr.
Pat., bei der wegen eines Kleinhirntumors mit fortschreitenden Stauungspapillen
eine Trepanation über der linken Kleinhirnhemisphäre gemacht und die Trepa-
nationsstelle Wochen lang offen gehalten worden war. Der Erfolg war voll-
ständiges Zurückgehen der Stauungspapillen und wesentliche Besserung des
Sehvermögens und bis zu dem °/, Jahr später erfolgenden 'Tode Nachlassen der
überaus heftigen Hirndruck -Erscheinungen. Der linksseitige Conjunctival- und
Cornealreflex waren im letzten Halbjahre herabgesetzt und die associirten Augen-
bewegungen gehemmt. — Ein 18jähriger Mann mit unoperablem Hirntumor des
Kleinbirns wurde mit Rücksicht auf die quälenden Hirndruck-Erscheinungen und
die zunehmenden Stauungspapillen und Erblindung über dem linken Kleinhirn
trepanirt und hatte seitdem — es wurde 3 Wochen lang die Cerebrospinal-
Flüssigkeit in den Verband entleert — nie wieder Erbrechen oder nennenswerthe
Kopfschmerzen; das Sehvermögen, welches bis auf Finger auf geringe Entfernung
gesunken war, hob sich wieder soweit, dass Pat. wieder lesen kann, und das
früher sehr erhebliche Taumeln schwand bis auf ganz geringes Schwanken beim
Gehen. Peltesohn.
18) Pathological report on the eyes of Dr. Hirsch’s patient
with amaurotic idiocy, by Ward A. Holden. (Journ. of nerv. and mental
disease. 1898. July.) Bei dem seiner Zeit von Hirsch publicirten Falle mit
amaurotischer Idiotie ergaben sich Zellveränderungen in der Netzhaut, die denen
der Ganglienzellen des Gehirns sehr ähneln. Die Zellen der Macula lutea zeigten
sich vergrössert und kugelförmig. Die Nissl’schen Körper in ihnen waren voll-
ständig geschwunden und nur ein zartes Netzwerk im Zell-Leibe war zu sehen.
Der Korn war in der Mitte der Zelle deutlich wahrnehmbar. Der Opticus bot Zeichen
einfacher Degeneration. Diese Zellveränderungen hatten anscheinend die ophthal-
moskopischen Erscheinungen, einen grauweisser Fleck von 2 P Breite mit rothem
Centrum, in der Gegend der Macula bedingt. Peltesohn.
19) Ueber ein Hirnrindencentrum für einseitige, contralate-
rale Pupillenverengerung (beim Kaninchen), von Dr. J. Piltz. (Neurol.
Centralbl. 1889. Nr. 19.) Verf. konnte auf der Grosshirn- Oberfläche an der
Grenze von Occipital- und Parietaltheil nahe der Mittellinie ein Feld nachweisen,
dessen Reizung Pupillenverengerung der andern Seite zur Folge hat. Der Ver-
such gelang bei 8 Kaninchen unzweifelhaft 4 Mal. Die Reizungen durften
immer nur sehr kurze Zeit andauern, 'weil sehr rasch eine Ermüdung der Stelle
eintrat, so dass auch häufige Wiederholungen mit kurzen Pausen das Phänomen
nicht mehr auslösten. Nie wurde eine Reaction auch der andern Pupille be-
merkt, wie ja auch unter normalen Verhältnissen beim Kaninchen imit getrennten
Gesichtsfeldern die consensuelle Lichtreaction der Pupillen feblt. Eine Abbildung
enthält zum besseren Verständnisse die Reizzone im Bereiche der Abgrenzungs-
linie zwischen Parietal- und Oceipitaltheil. Peltesohn.
— 44 —
20) Doppelseitige, periodisch exacerbironde Augenmuskel-
lähmung mit auffallenden Schwankungen in der Innervation der
oberen Augenlider, von Prof. v. Bechterew. (Deutsche Zeitschrift für
Nervenheilk. 1898. XIII.) Ein 20jähriges gesundes Mädchen erkrankte nach
einem heftigen Stosse gegen den Schädel an Diplopie, Parese des linken M. rect.
sup., leichter Ptosis, besonders links, Schwäche des linken Rect. intern. Nach
einigen Wochen nahm die Ptosis und Parese des Superior zu, und trat Schwäche
beider Externi hinzu. Nach einem Jahre beinahe völliges Schwinden sämmt-
licher Lähmungserscheinungen, später Wiederkehr derselben. Zugleich bestand
Hyperästhesie der ganzen Körperoberfläche und leichte Steigerung der Sehnen-
und Hautreflexe. Die Ptosis ist oft längere Zeit geschwunden, tritt aber sofort
ein, sobald die Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird. Verf., der Lues und
Hysterie mit Bestimmtheit ausschliesst, glaubt an einen entzündlichen Process
entweder im Gebiete beider Oculomotoriuskerne oder der weichen Hirnhaut an
der Austrittsstelle beider Nerven. Quecksilberpräparate mit und ohne Jodkali
hatten noch den besten Erfolg. Peltesohn.
21) Ueber ein bisher nicht beschriebenes Pupillen-Phänomen,
von Dr. A. Westphal. (Neurol. Centralbl. 1899. Nr. 4.) Verf. stellte fest, dass
bei dem Versuche, den Orbicularis oculi energisch zuzukneifen, eine Verengerung
der Pupille des betreffenden Auges eintritt. Diese Beobachtung ist bei lichtstarrer
Pupille oder träger, nicht verengter Pupille am ehesten zu machen; sie gilt
aber auch für gut reagirende Pupillen. Das Phänomen trat unabhängig von
der Reaction der Pupille bei Convergenz und Accommodation ein, ob diese nun
prompt, träge oder gar nicht nachweisbar war. Möglicher Weise sind bei dieser
Erscheinung Veränderungen des Blutgehaltes der Iris mitbetheiligt, die durch
einen beim Zusammenkneifen der Lider auf den Bulbus ausgeübten Druck
mechanisch zu Stande kommen. Jeder Blutzufluss zur Iris hat ja nach den
Lehrbüchern der Physiologie eine Verengerung der Pupille zur Folge. Indessen
selbst bei stärkerem Drucke auf den Bulbus gelingt es nicht, eine Pupillen-
veränderung herbeizuführen, wäbrend sie beim Zukneifen der Lider sofort deut-
lich eintritt. Deshalb muss die Pupillenverengerung bei energischem Lidschlusse
als eine Mitbewegung angesehen werden, äbnlich der Drehung des Bulbus nach
oben und aussen, die gleichfalls beim festen Lidschlusse erfolgt. Peltesohn.
22) Ueber neue Pupillen-Phänomene, von Dr. J. Piltz. (Neurol.
Centralbl. 1899. Nr. 6.) Unabhängig von dem Verfasser des vorstehenden
Artikels hat Verf. die ganz gleichen Beobachtungen gemacht, die übrigens, wie
Verf. nachträglich selber feststellen konnte, schon lange vor ihnen Wundt 1880
und Gifford 1396 genau beschrieben haben. Verf. unterscheidet aber zwei
Erscheinungen bei diesem Phänomen: einmal das erste Symptom — nach ener-
gischem Schliessen beider Augen — und das zweite Symptom — bei Behin-
derung des intendirten Augenschliessens durch Auseinanderhalten der Lider mit
den Fingern. Ersteres fällt meistens mit lichtstarren oder trägen Pupillen zu-
sammen, kann aber auch gelegentlich bei guter Lichtreaction constatirt werden.
Das zweite kann häufiger bei prompt’ reagirenden Pupillen gesehen werden,
wenngleich es in der Mehrzahl auch gleichzeitig mit gestörter Lichtreaction
zusammenfällt. Im Gegensatz zu Westphal, der das Symptom bei Gesunden
nicht constatirte, konnte Verf. dasselhe bei 35°/, der Gesunden finden. Bei
einem blinden Tabiker mit Opticusatrophie und lichtstarren Pupillen, verengie
sich die Pupille des einen Auges schon beim einfachen Blinzein des anderen
Auges, — also eine consensuelle Orbicularisreaction der Pupille; beim Blinzeln mit
— 495 —
beiden Augen, ohne festen Lidschluss, trat das oben geschilderte Pupillen-
Phänomen sehr deutlich ein. — Wendete Verf. Homatropin an, so war das
Phänomen der Verengerung nach einer halben Stunde, wo die Pupillen auf
Accommodation nicht mehr reagirten, noch ganz deutlich; nach 2!/, Stunden
nur noch spurenweise angedeutet. Bei einer Pat. mit langjähriger Oculomotorius-
läbmung der linken Seite verengte sich die Pupille dieser Seite bei der Intention
des durch die Lähmung unmöglichen Blickes nach oben und beim Augenschluss.
Es scheint danach eine Mitbewegung durch gleichzeitigen Reiz des Oculomotorius-
centrums für den Sphincter pupillae nicht so ohne Weiteres plausibel; viel eber
könnten Druckschwankungen durch stärkere Blutfüllung der Iris dabei eine
Rolle spielen. Verf. nimmt für sich die Entdeckung seines ersten Symptoms in
Anspruch, während Wundt und Gifford nur das zweite beschrieben haben.
Peltesohn.
23) Ueber die Wirkungsweise der Mydriatica und Miotica, von
P Schultz. (Archiv für Anat. u. Physiol. 1898. Physiol. Abth.) Atropin
lähmt nur die Nerven-Endigungen im Sphincter iridis, ausserdem wirkt es
hemmend (nicht lähmend) auf das Ganglion ciliare. — Cocain reizt die Endi-
gungen der pupillären Sympathicusfasern und lähmt auch in stärkerer Lösung
die Endigungen der Nn. ciliar. brev. Wenn vorher durch eine halbseitige intra-
cranielle Durchschneidung des Trigeminus eine Miosis erzeugt wird, so bewirkt
Cocain gleichwohl eine Mydriasis, gleich der anderen intacten Seite, weil die
mit durchschnittenen peripheren Sympathicusfasern, welche den Dilatator pupillae
innerviren, in ihren Endigungen vom Cocain gleichwohl gereizt werden. —
Physostigmin wirkt auf die Endigungen der Nn. ciliar. brev. reizend, nicht auf
den Sphincter selber. Ebenso, ja noch stärker das Muscarin. Beide sind also
echte Antagonisten des Atropins. — Bei Ophthalmoplegia interna und externa,
wo Physostigmin noch wirksam ist, kann hiernach die Erkrankung der Ver-
engererbahn nur bis zum Ganglion ciliare fortgeschritten sein und ist das von
dort beginnende sympathische Endneuron intact. Peltesohn.
24) Ueber das Verhalten der Pupille und einiger Reflexe am
Auge im Säuglings- und frühen Kindesalter, von Dr. Herm. Pfister.
(Archiv f. Kinderheilk. 1899.‘ Bd. XXVI.) Verf. hat mehr als 300 Kinder unter-
sucht. Er hält es noch nicht für sichergestellt, dass beim Neugeborenen und
namentlich Frühgeborenen die Pupillenreaction schon prompt vorhanden sei.
Z. B. fehlte die Lichtreaction bei einem 2wöchentlichen Kinde, bis sie erst nach
mehrmaligem Vorschieben der Augenlider auftrat; bei einem 8—10 tägigen früh-
geborenen Kinde konnte nur ein Mal deutlich consensuelle Lichtreaction beob-
achtet werden, dann nicht wieder. Die Pupillenweiten zeigten ein allmähliches
Ansteigen von 1,5mm im Mittel während des ersten Monats bis 3,2 mm
im 7.—12. Lebensjahre, und zwar bei beiden Geschlechtern gleichmässig.
Die Grösse der Lichtreaction zeigt eine so regelmässige Beziehung nicht. Die
mittlere Reactionsamplitude zeigt sich merkwürdiger Weise bei Mädchen grösser
als bei Knaben. Hippus wurde nur 3 Mal festgestellt, 1 Mal bei einem Kinde
von 2 Wochen als Vorläufer einer hämorrbagischen Encephalitis. Der Corneal-
reflex war fast immer vorhanden; der Blinzelreflex fehlt im 1. Monat in der
Regel, im 2. Monat war er bisweilen, im 3. fast stets vorhanden, und später
ausnahmslos. Die Pupillen-Erweiterung bei starken Hautreizen, der Moeli’sche
sensible Reflex konnte im 1. Monat niemals sicher, im 2. Monat ein einziges
Mal, vom 3.—6. Monat schon häufiger nachgewiesen werden. In späteren Monaten
blieb er in der Hälfte der Fälle aus. Ein acustischer Reflex konnte nur in
wenigen Fällen, von der 10. Lebenswoche aber mit Sicherheit festgestellt werden.
Peltesohn.
25) Ueber einige Störungen im Oculomotoriusgebiete nach
Masern, von Dr. Dreisch. (Münchener med. Wochenschrift. 1898. Nr. 20.)
Analog den bei Diphtherie und andren Infectionskrankheiten vorkommenden
Accommodations- und Augenmuskelparesen konnte Verf. in 3 Maserfällen vor-
übergehende Störungen im Gebiete des Oculomotorius beobachten. Er supponirt
dafür eine entzündliche Reizung durch die Stoffwechselproducte des noch un-
bekannten Masern-Bacillus. Peltesohn.
26) The ophthalmic joint disease of children, by S. J. Ross.
(Brit. med. Journ. 1899. Febr. 4.) Verf. beobachtete bei einem Stägigen Kinde
mit bakteriologisch festgestellter Blennorrhoe beider Augen während der Be-
handlung einen Erguss in beide Kniegelenke. 3 Wochen nach dem Aufhören
der Ophthalmie waren auch diese wieder völlig geheilt. Peltesohn.
27) Das Wesen der sog. Fuchs’schen Atrophie im Sehnerven,
von Prof. Greef. (Berliner Gesellsch. f. Psych. u. Nervenkrankh. 1899. 8. Mai.)
Verf. hält die von Fuchs 1885 beschriebene peripherische Atrophie des Seh-
nerven, die man bei allen Menschen, ja schon bei Neugeborenen finden könne,
gar nicht für pathologisch. Der Sehnerv unterscheide sich von den andern
peripheren Nerven dadurch, dass sich in ihm ein dichtes Neuroglia-Netz finde,
und es handle sich bei dem von Fuchs im Uebrigen durchaus richtig be-
schriebenen Befunde lediglich um einen normalen Neuroglia-Mantel, nicht um
eine Atrophie. Peltesohn.
28) Behandlung der Basedow’schen Krankheit mittels Resection
des Halssympathicus, von Dr. Abadie. (Société de Biologie. 1899. 4. fevr.)
Verf. hat einen Fall von Basedow durch Resection des Halssympathicus an-
dauernd geheilt, ohne dass Ausfalls-Erscheinungen beobachtet wurden.
| Peltesohn.
29) Ueber das Lidphänomen der Pupille (Galassi), von Dr. Gio-
vanni Mingazzini. (Neurol. Centralbl. 1899. Nr. 11.) Verf. nimmt die
Priorität des von Westphal und Piltz wieder entdeckten neuen Pupillen-
Phänomens für den verstorbenen italienischen Neuropathologen Galassi in An-
spruch, der dasselbe schon 1887 zum Gegenstande zweier casuistischer Mit-
theilungen machte und auch vom klinischen Standpunkte aus studirte und durch
einen Sectionsbefund vervollständigte. Er fand in dem einen Falle, wo das von
ihm so benannte Lidphänomen der Pupille bei gleichzeitiger vollständiger Läh-
mung des Oculomotorius mit Ausnahme des Rect. internus in übertrienener Weise
vorhanden war, den Oculomotorius-Stamm in seiner extraduralen Portion stark
verdickt und viele seiner Nervenfasern verschwunden oder atrophisch. Deshalb
glaubte er, in solchen Fällen durch das Lidphänomen unter Umständen eine
peripherische Paralyse von einer centralen unterscheiden zu können. Galassi
erklärte das Phänomen als eine Mitbewegung, wie Westphal; und glaubte nicht
an einen Einfluss der mechanischen Hyperämie auf den Sphincter. Er war ver-
sucht, das Vorhandensein des Pupillen-Phänomens für den Anfang einer Besse-
rung zu nehmen, insofern die Pupillarfasern des Oculomotorius zwar für gewöhn-
liche Reize noch nicht, wohl aber. für den intensiveren Willensimpuls bei der
associativen Bewegung leitungsfähig gedacht werden könnte, wie es ähnlich bei
Neuritiden andrer Art nach dem Ueberschreiten ihres Höhepunktes der Fall ist.
Peltesohn.
— 497 —
30) Weitere Mittheilungen über Vorstellungsreflexe der Pu-
pillen, von Dr. J. Piltz. (Neurol. Centralbl. 1899. Nr. 11.) Verf. hat im
Anschluss an seine ersten Beobachtungen über Aufmerksamkeits-Reflexe (Neuro).
Centralbl. 1899. Nr. 1) weitere Versuche angestellt, die ihm bestätigten, dass
es psychisch bedingte, associative Pupillenbewegungen giebt, und zwar: A. Wir-
kung der Lenkung der Aufmerksamkeit auf helle oder dunkle, seitlich von der
Blickrichtung befindliche Gegenstände (Hirnrindenreflexe, Aufmerksamkeitsreflexe).
I. Verengerung der Pupille, wenn die Objecte hell, II. Erweiterung, wenn sie
dunkel waren. B. Wirkung von blossen Vorstellungen (Vorstellungsreflexe).
Ill. Verengerung bei einer Lichtvorstellung. IV. Erweiterung bei Vorstellung
eines dunklen Objectes. Peltesohn.
31) Experimentelle Untersuchungen über die Sehbahnen des
Goldkarpfens (Cyprius auratus), von Dr. Karl Krause. (Arch. f. mikroskop.
Anatom. u. Entwickelungsgesch. 1898. Bd. LI.) Verf. fand mit Hülfe der
Weigert’schen Markscheidenfärbung und Marchi’scher und Nissl’scher Me-
thode, dass der N. opticus verschiedene Faserarten enthält: 1. die Fibrae ocu-
lares stammen aus Zellen und Netzhaut und atrophiren nach der Enucleation.
Sie endigen zum geringeren Theile vielleicht im Corp. genicul. laterale, zum
grössten Theile sicher als äussere und innere Markfaserschicht im Grau des
Tectum opticum; 2. die Fibrae tectales, welche aus dieser Partie, namentlich
aus den dorsal zwischen den beiden Opticusfaserschichten liegenden Zellen
stammen. Sie sind als relativ dünnes, geschlossenes Bündel bis in das Chiasma
zu verfolgen. | Peltesohn.
32) Chlorosis and retinopapillitis, by H. M. Bannister. (Journ.
of nerv. and ment. diseases. 1898. p. 874.) Verf., der solcher Fälle in kurzer
Zeit 3 gesehen hat, glaubt, dass gar nicht so selten bei Chlorose, bezw. Anämie
Sehnerven - Entzündungen vorkommen und neigt zu der Ansicht französischer
Autoren, dass die Neuritis optica, als 'Theil-Erscheinung cerebraler Reizung,
auf einer Auto-Intoxication des Körpers beruhe. Peltesohn.
33) Ein Fall von erworbener und vererbter Ptosis palpebrarum,
von Dr. Max Münden. (Deutsche med. Wochenschr. 1899. Nr. 10.) Verf.
beschreibt eine Lähmung beider Mm. levat. palpebr., welche 3 Mal vererbt und
zuerst auf einem psychischen Eindrucke erworben wurde, als die Pat. beim
Kentern eines Kahnes in der Todesangst die Lider krampfhaft geschlossen hatte.
Verf. nimmt an, dass der Schreck das Centrum für den betreffenden Oculo-
motoriuszweig vernichtet hat, und sieht in dieser Beobachtung eine Stütze der
Darwin’schen Theorie (Vgl. oben S. 487 Nr. 2.) Peltesohn.
34) Die Beziehungen des Sympathicus zur Basedow’schen Krank-
heit, von Dr. A. Dastre. (Société de Biolog. de Paris. 1899. 4. Février.)
Bisher hatte man kein sonderliches Vertrauen in die Sympathicus-Theorie beim
Morbus Basedowii, weil ein Theil seiner Symptome nur durch eine vasomotorische
Reizung, ein andrer nur vom Gesichtspunkte einer vasomotorischen Lähmung zu
erklären war, und man nicht gut bei einer Läsion des Sympathicus beiderlei
Wirkungen voraussetzen konnte. Nach Verf. und Morat aber stellt die Sym-
pathicus einen Nervencomplex dar, der sich aus gefässverengernden und -er-
weiternden Fasern zusammensetzt. Man könnte also sehr wohl durch einen
einzigen Reiz beide Folgen zeitigen. Für den Morbus Basedowii kommt der
obere Abschnitt des Brusttheiles des Sympathicus in Betracht. Reizt man hier,
so bewirkt man Exophthalmus, Pulsbeschleunigung, Congestion der Thyreoidea
u. s. w., also den gesammten Symptomencomplex der Krankheit. Eine Durch-
32
— 498 —
schneidung des Grenzstranges am Halse müsste daher sämmtliche Reizsymptome
beseitigen. In der That berichtet Abadie über ein solches operatives Heilresultat.
Peltesohn.
35) A case of membranous conjunctivitis treated by antidiph-
terial serum, by A. D. McQueen. (Brit. med. Journ. 1899. Dec. 30.) Verf.
behandelte bei einem 8 Monate alten Kinde eine klinisch als croupöse Con-
junctivitis imponirende, durch den bakteriologischen Befund aber als echte
Diphtherie erkannte Augen-Entzündung mit sichtbarem Erfolge mittels Anti-
diphtherie-Serum. Ein ähnlicher Fall, der ihm vor Jabren begegnete, hatte,
da kein Serum injicirt wurde, zur Zerstörung des Auges geführt. Peltesohn.
36) Concussion of the retinae, by Sydney Stephenson. (Brit.
med. Journ. 1900. January.) Verf. beschreibt einen Fall von Commotio retinae
bei einem 11jähr. Patienten. Derselbe bot den typischen Befund. Bemerkens-
werth war die niedrige Tension, die noch nach 4 Tagen fortbestand. Nach
3 Wochen wurden noch feine radiäre Streifen um den gelben Fleck herum
bemerkt. Peltesohn.
37) Ueber Vorstellungsreflexe der Pupille bei Blinden, von
Dr. J. Piltz. (Neurol. Centralbl. 1899. Nr. 16.) Im Anschluss an die Unter-
suchungen Gesunder setzte Verf. seine Experimente über die Vorstellungsrefiexe
der Pupillen bei Blinden fort und kam zu folgenden analogen Ergebnissen:
I. Die bei seitlicher Beleuchtung lichtstarren Pupillen der Blinden erweisen
sich oft bei centraler (axialer) Beleuchtung als reactionsfähig. Daraus folgt:
a) dass die Pupillarfasern sich hauptsächlich in der Macula lutea und in ihrer
Nähe vorfinden; b) dass dieselben auch bei total Erblindeten, deren Sehfasern
schon längst gänzlich degenerirt sind, ungestört bestehen bleiben können.
II. Die Pupillen Erblindeter verengern sich bei einer Lichtvorstellung. III. Sie
erweitern sich bei Vorstellung eines dunklen Gegenstandes. (Beides auch nach
Atrophie der Retina!) Es schien, dass die Intensität und Qualität der einzelnen
Vorstellungen, die bald wohlbewusst, isolirt und einheitlich, bald nur flüchtig
und oberflächlich gelangen, auch eine entsprechende Amplitude der Pupillen-
veränderung zur Folge haben. Wenn diese bisher noch offen zu lassende
Schlussfolgerung sich als zutreffend erweisen sollte, wäre man auf dem Wege,
durch die Beobachtung der Pupillen eine neue psycho-plıysische Methode der
Analyse einer bestimmten Reihe psychischer Vorgänge zu gewinnen. lebhaft
denkende Personen mit der Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit zu concentriren,
zeigen viel deutlichere Pupillen -Vorstellungsreflexe als Kınder oder zerstreute,
unklare und unbestimmt denkende Personen. Beiläufig gehört zur Nachprüfung
der Versuche Uebung beim Untersuchten sowohl wie beim Beobachter.
Peltesohn.
38) Das Neuron des Ganglion ciliare und die Centra der
Pupillenbewegungen. Experimentelle Studie, von Dr. Allessandro
Marina. (Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1899. XIV.) Verf. knüpft an die
Ergebnisse seiner vergleichenden klinischen Studie über die Augenmuskel-
Lähmungen aus dem Jahre 1895 an, in deren letzten Capitel er die Frage der
Pupillenreaction erörterte und die Vermuthung aussprach, dass das Centrum der
Pupillenverengerung im Ganglion ciliare zu suchen sei. Dieser Frage suchte
Verf. durch zahlreiche Experimente an Hunden und Affen näherzutreten, nach-
dem ibn die wichtigsten Literatur-Auszüge gelehrt hatten, wie verschieden und
auseinandergehend die Ansichten der Autoren über die Natur und die Verbin-
dungen des Ganglion ciliare bisher noch sind. Es stellt sich heraus, dass die
— 499 --
Exenteratio bulbi und die Neurectomia opticociliaris bei Hunden eine vollständige
Degeneration das Ciliarganglion zur Folge hat, dass aber eine Degeneration der
Zellen des Oculomotoriuskerns nicht eintritt. In einigen Fällen verrieth eine
leichte Degeneration einiger Zellen, dass ein Zusammenhang zwischen Ciliarnerven
und dem Ganglion Gasseri, sowie in einem Falle auch mit dem obersten Hals-
ganglion existirt. Bei den Affen fand sich eine tiefe Degeneration sämmtlicher
Zellen des Ciliarganglions, des Ganglion Ciliare in einem bestimmten Zellgebiete,
sowie einiger Theile des obersten Halsganglions. Die Bernheimer’schen Kerne
zeigten keine besonders ausgesprochene Alteration. In der Centralregion des
Oculomotorius so wenig wie in seinem Stamme fanden sich wirklich degenerirte
Zellen, während die Ciliarnerven degenerirt waren. Verf. hält es für unzweifel-
haft, soweit die Affen in Betracht kommen, dass ein Theil der Ciliarfasern aus
dem Ganglion Gasseri entspringt. Ferner fand er in Vebereinstimmung mit
Langley, dass sich bei Affen das Ganglion ciliare zum Nicotin, was die Pupillen-
verengerung anbetrifft, wie ein sympathisches Ganglion verhält. Deshalb sei
anzunehmen, dass dasselbe nur wenige spinale und zahlreiche sympathische
Zellen enthält und thatsächlich als ein Centrum der Pupillenbewegungen gelten
könne. Ein Literaturverzeichnis ist der Arbeit angehängt. Peltesohne.
39) Das Verhalten des Rückenmarks bei reflectorischer Pu-
pillenstarre, von Dr. Gustav Wolff. (Archiv f. Psych. u. Nervenkrankh.
1899. Bd. 32.) Verf. fand bei seinen Untersuchungen an dem Materiale der
Würzburger Irrenklinik in den Fällen, wo die Pupillen keine oder träge
Lichtreaction zeigten, bei erhaltenem Patellarreflexe, regelmässig Degene-
ration der Hinterstränge des Halsmarks. Wo der Patellarreflex ebenfalls
erloschen war, zeigte sich das ganze Rückenmark in den Hintersträngen degenerirt.
Umgekehrt waren, wo nur die Patellarreflexe fehlten, die Pupillen aber prompt
reagirten, die Hinterstränge im Halsmwarke intact und und die Degeneration er-
streckte sich nur bis zum mittleren Brustmarke. Deshalb sieht Verf. in den
Hintersträngen des oberen Halsmarks den Sitz für die reflectorische Pupillenstarre.
Peltesohn.
40) Ueber die Entstehung der Stauungspapille und eine neue
Erklärung derselben, vun Dr. J. Deyl. (Wiener klin. Rundschau. 1899.
11. 12. u. 14,.—17.) Die Stauungspapille entsteht in Folge der Compression
der Vena centralis retinae an oder schon vor ihrer Durchtrittsstelle durch die
äussere Opticusscheide, welch’ letztere durch den Hydrops intervaginalis (event.
durch Blut-Extravasate) ampullenartig von dem in der Piascheide eingeschlossenen
Sehnervenstrange abgedrängt wird. Durch die hierdurch entstandene Spannung
der Duralscheide wird die Centralvene eingeknickt und mehr oder weniger,
jedoch nur so weit eingeschnürt, dass deren Kreislauf zwar nicht ganz unter-
brochen, aber theilweise gehemmt wird. Der Hydrops der Scheide selber kann
mit der Drucksteigerung im Gehirn oder mit einer Art Verschluss im Foramen
opticum erklärt werden, z. B. bei besonderen anatomischen Verhältnissen, bei
Hypophysis- Tumoren und Akromegalie u. dgl. So lange die ampullenartige
Ausdehnung der Duralscheide die Austrittsstelle der Centralvene aus ihr nicht
erreicht, braucht trotz des Hydrops eine Stauungspapille nicht einzutreten.
Wenn sich der Hydrops auf irgend eine Weise entleert hat, collabirt die äussere
Scheide, der Druck auf die Vene hört auf, und die Stauungspapille geht zurück.
Venencompression kann auch ohne Hydrops durch wuchernde tuberculöse und
syphilitische Granulationen, durch retrobulbäre neuritische Entzündung, locale
Blut-Ergüsse, partielle Thrombosen und Geschwülste eintreten. Die Theorie
einer primären Entzündung des Sehnervens durch die von den Tumoren produ-
32*
— 500 —
cirten toxischen Stoffe ist nicht haltbar, weil man sich dieselben bei Aneurysmen
und Osteomen nicht vorstellen kann; weil oft die Kernvermehrung im hinteren
Theile des Opticus, den doch die toxischen Substanzen dort zuerst inficiren
müssten, fehlt; weil die. Kernvermehrung, wo sie vorhanden, mit der thatsächlich
entzündlichen Infiltration des Sehnerven leicht im Einklang zu bringen ist, da
bei der wahren Neuritis die Sehschärfe und das Gesichtsfeld hochgradig gestört
sind, während sie bei der Stauungspapille lange normal bleiben können; endlich
weil die Kernvermehrung als Folge der Stauung des venösen Blutes hinreichend
erklärt ist. — Zum Schluss giebt Verf. an, in der künstlichen, schnellenden
Pulsation der Papillar- Arterien ein differentialdiagnostisches Symptom zwischen
Stauungspapille bei Hirntumoren und jener bei Nierenkrankheit. Dasselbe sei
nur bei ersterer vorbanden. Peltesohn.
41) Retrobulbar neuritisard facial palsy, by G. E. de Schweinitz.
(Journ. of nerv. and mental disease. 1899. S. 263.) Verf. beobachtete bei zwei
Mädchen von 20—30 Jahren 2 Jahre nach einer fast vollständig geheilten
peripherischen Facialisparalyse eine typische retrobulbäre Neuritis, die lediglich
auf eine Erkältung zurückzuführen war. Therapeutisch half allerdings Jodkali,
Quecksilber und Strychnin. Verf. setzt die Facialislähmung und die Neuritis
optica in eine Parallele, dort eine Neuritis im Canalis Fallopii, hier eine solche
im Canalis opticus. Peltesohn.
42) Zur Anatomie der Sehnerven-Atrophie bei Erkrankungen
des Centralnervensystems, von Dr. A. Elschnig. (Wiener klin. Wochen-
schrift. 1899. Nr. 11.) Mittels der Marchi’schen Methode untersuchte Verf.
4 Fälle partieller Sehnerven- Atröphie: 1. bei Hirnrückenmarks-Sklerose
fand er acuten Markscheiden-Zerfall mit Erhaltenbleiben der anatomischen
und functionellen Integrität der Axencylinder als charakteristischen
Unterschied gegen alle andren bekannten Entzündungsprozesse des Sehnerven. Es
handelte sich um acute, interstitielle Neuritis in verschiedenen zeitlichen Stadien
und unabhängig von anatomischer und physiologischer Zusammengehörigkeit der
Faserbündel fleckweise vertheilt. Also ein ganz analoger Process, wie er dem
. Grundleiden bei der multiplen Sklerose entspricht. 2. Bei Tabes fand sich
völlige Atrophie der Nervenfasern und Ganglienzellenschicht der Netzhaut, Re-
duction des ganzen Opticusstammes, Wucherung des gliösen Gewebes im intra-
ocularen Theile, partieller Nervenfaserschwund im übrigen, am meisten im
distalen Ende, Schwund der feineren Ausläufer der Bindegewebssepten, welche
selbst etwas verdickt sind, und Verdickung und Sklerose der Gefässwandungen.
3. und 4. Druck-Atrophie der Sehnerven durch ein Rundzellensarcom der Hypo-
physis, bezw. der Keilbeinhöhle. Hier in der Hauptsache circumscripte Degene-
rationserscheinungen. Peltesohn.
43) Plexiform neuroma of eyelids with ptosis: Excision: Ptosis
relieved by Panas’ plastic operation, by M. Parker. (Brit. med. ‚Journ.
1899. June 17.) Ein an multiplen, über die ganze Körperoberfläche verstreuten
Neuromknoten leidender, 45jähr. Mann hatte seit ca. 20 Jahren eine Schwellung
seines linken Oberlides beobachtet. Die mit der zunehmenden Schwellung des
Lides einhergehende Ptosis wurde durch mehrfache Operationen und zuletzt nach
dem Panas’schen Verfahren soweit gebessert, dass das Auge nicht mehr ver-
deckt blieb, dabei aber ein fester Lidspaltenschluss möglich war. |
Peltesohn.
44) On the eye complications of the acute specific fevers, by
Percy Flemming. (Brit. med. Journ. 1899. April 29.) Verf. bespricht aus-
- 501 —
führlich die Augen-Erkrankungen bei Masern, Keuchhusten, Mumps, Typhoid,
Diphtherie, Influenza, Variola, Varicellen und Erysipelas, ohne neue Gedanken
zu bringen. Peltesohn.
45) Trachoma and Race, by Major M. T. Yarr. (British med. Journ.
1899. 6. Mai.) Verf. hält entgegen den noch zuletzt durch die eingehenden
Forschungen Hirschberg’s und Kirchner’s sicher gestellten Anschauung
. über den Einfluss des Klimas und die eigenartige geographische Vertheilung
beim Trachom die Trachomfrage im Wesentlichen für eine Rassenfrage. Alle
andern Einflüsse, wie Elend, Schmutz, Noth, ungesunde Wohnung u. s. w.
traten gegenüber der Rasse in den Hintergrund. Auch das Klima käme erst,
und zwar erst in weitem Abstande, in zweiter Reihe in Betracht. Absolute
Immunität scheint bei den eingeborenen Stämmen der Canadier zu bestehen,
ebenso bei den Cris und Santeux de Manitoba, welche in nächster Umgebung
der russischen Mennoniten leben, die ihrerseits sehr empfänglich sind.
Indianerstämme in den Vereinigten Staaten sind keineswegs immun, wie die
Canadischen Indianer. Relativ immun verhalten sich Vollblut-Neger, wie die
von Senegambien, Guinea und West-Afrika. Nach Burnett sollen sie in
Amerika fast völlig immun sein, da er in 20 Jahren nur 6 zweifelhafte
Fälle gesehen hat. Auf Cuba verhalten sich die drei Rassen, Neger, Weisse,
Mongolen wie 1:4:7. Nach Hirschberg sind die Singalesen relativ fest
gegen die Krankheit. Unter den empfänglichen Weissen stehen obenan die
Juden, Polen, Italiener und Irländer. An erster Stelle überhaupt stehen
Chinesen und Japaner, von welchen 78°/, (nach Hirschberg im südlichen
China), bezw. 75°/,(?) (nach Minoshita in Tokio) der Augenkranken Trachom
zeigen. In Java erkranken die Chinesen viel leichter als die Malayen. — Die
meteorologischen Einflüsse kommen nach Verf. erst in zweiter Linie, und nur
da in Betracht, wo überhaupt Empfänglichkeit für das Trachom besteht. In
Bezug auf den günstigen Einfluss des Höhenklimas seien die Ansichten der
Forscher ziemlich einig, doch liessen sich auch hiervon zahlreiche und auf-
fallende Abweichungen feststellen, wie Beobachtungen von Collins, Burnett,
Viger, van Millingen lehrten. Peltesohn.
46) On the removal of a fragment of steel from the retina
with the electromagnet, by Simeon Snell. (Brit. Med. Journ. 1899.
11. Februar.) Verf. neigt, nachdem ihm die Extraction eines in die Netzhaut
eingebetteten Stahlsplitters mit Erhaltung übernormaler Sehschärfe neuerdings
gelungen ist, — ein gleicher Fall ist in den Transactions of the Ophthalm.
Society 1898 von ihm beschrieben, — mehr als bisher dazu, solche festliegen-
den Fremdkörper zu entfernen. Er warnt aber immerhin vor zu unüberlegtem
Vorgehen; man müsse bedenken, dass die Fixation oder Einbettung des Eisens
für die Extraction Schwierigkeiten biete, wenn man nicht sehr genau locali-
siren könne, um mit der Magnetspitze direct auf den Fremdkörper zu treffen.
Peltesohn.
47) Aesthetic colour-sense in Children. (Brit. Med. Journ. 1899.
11. Nov. Nach der Zeitschr. f. pädagog. Psychologie. 1809.) Dr. Aars hat
Kindern eine Reihe von farbigen Ringen, zu je zweien, nach einander unter
Innehaltung grösserer Pausen, vorgelegt, und sie mussten angeben, welche
Farben sie bevorzugten. 4 Knaben und 4 Mädchen wurden geprüft, deren
Alter zwischen 4 und 7 Jahren lag. Von 191 bestimmten Antworten fielen
55 zu Gunsten von Blau, 46 für Grün und je 45 für Roth und Gelb aus.
Bei den Knaben standen Blau und Gelb auf einer Stufe mit 29 Mal, Roth
— 502 —
mit 22, Grün mit 16 Voten; die Mädchen bevorzugten Grün mit 30, dann
Blau mit 26, Roth mit 23 und Gelb mit 16 Voten. Bei paarweiser Gegen-
überstellung der Ringe überwogen weiter die Zusammenstellungen mit Blau.
Im Allgemeinen wirkte nicht so sehr der Glanz, wie die Intensität der Farben
anreizend. Peltesohn.
48) A treatise of unripe cataract, by William A. M.Keown.
(Nach Brit. Med. Journ. 1899. 11. März.) Verf.’s Methode ist bekannt. Sie
besteht hauptsächlich in der Ausspülung der Rindensubstanz durch Ein-
giessungen in die Linsenkapsel oder Vorderkammer. Er giebt, was die Anti-
sepsis betrifft, der Chinosollösung (1:4000) den Vorzug vor allen anderen,
für die Injection selber kommt nur die sterilisirte Kochsalzlösung in Betracht.
Für die Einspritzung hat Verf. eine ganze Reihe verschieden geformter An-
satzstücke construirt. Peltesohn.
49) A case of ophthalmoplegia externa and paralysis of both
facial nerves, by H. Sinigar and Dr. Beevor. (Brit. Med. Journ. 1899.
15. Juli.) S. beschreibt die Krankengeschichte eines 49jährigen Malers mit
oben genannten Affectionen. Es bestand vollständige Lähmung beiderseits
der Faciales, Oculomotorii (mit Ausnahme des Sphincter), Trochleares, Ab-
ducentes, und unvollkommene der Acustiei, Accessorii und Hypoglossi, und
handelt sich allem Anscheine nach um keine (?) centrale Erkrankung in Pons
und Medulla, sondern um eine peripherische Neuritis der motorischen Nerven,
vielleicht auf alkoholischer Basis, vielleicht durch Erkältung. Peltesohn.
50) The ophthalmial joint disease of infants, by Dr. Clement
Lucas. (Brit. Med. J. 1899. 28. Jan. Vgl. oben Nr.26.) Verf., der schon im
Jahre 1885 drei Fälle von blennorrhoischer Gelenk-Entzündung bei Neugeborenen
beschrieben hat, die er für secundäre Folgen der Augenblennorrhoe erklärte,
betont neuerdings diesen Zusammenhang, welchen er ganz analog der Gonitis
der Erwachsenen auffasst. Unzweifelhaft ist die Arthritis sehr selten, aber
sie wäre es vielleicht nicht, wenn man mehr an diesen Causalnexus dächte.
Die Prognose ist im Allgemeinen günstig zu stellen, da in der Regel Heilung
erzielt wird; doch kommen gelegentlich wie bei Erwachsenen Vereiterungen
der Gelenke vor. In zwei solchen Fällen fand sich bakteriologisch eine Misch-
infection von Gonokokken mit Strepto- bezw. Staphylokokken. Nach Barker
dürfte das bei der gonorrhoischen Synovitis die Regel sein. Peltesohn.
51) A colour blind myopic railway servant, by W. M. Beaumont.
(Brit. Med. Journ. 1899. 27. Mai) Zum Capitel der Reformbedürftig-
keit der englischen Untersuchungsbehörden für Eisenbahn- und
Marinebeamte liefert der vom Verf. erzählte Vorfall eine Illustra-
tion. Ein Signalwärter mit Myopie und angeborener Farbenblindheit war,
obwohl „etwas nicht ganz in Ordnung zu sein schiene“, bei der Untersuchung
passirt, und erhielt den Rath, sich behandeln zu lassen, da er sonst bei der
nächsten Prüfung in 5 Jahren am Ende zurückgewiesen werden würde. Ein
Commentar ist da freilich nicht nöthig! Peltesohn.
52) Sight tests in the mercantile marine. (Ebenda). Aus dem
Jahresbericht des Board of Trade von 1898 geht hervor, dass die zahlreichen
Angriffe, die die ärztliche Gesellschaft fortgesetzt gegen die Lässigkeit der
Behörde alljährlich von Neuem erhebt, nur zu gerechtfertigt erscheinen. Von
4103 Candidaten wurden wegen Sehstörung 23, wegen Farbenblindheit 34
zurückgewiesen. Einer der letzteren appellirte und passirte darauf die Prü-
— DO —
fung nach 18 Tagen. Im Jahre 1896 wurden von 12 Zurückgewiesenen
nachträglich 5 von der revidirenden Instanz doch eingestellt. Wie viele
mögen da zu Unrecht refusirt worden sein, die sich zu einem Protest nicht
entschliessen konnten! So lange nicht Sachverständige zu einer Prüfung
herangezogen werden, wird sich das wohl noch oft wiederholen.
Peltesohn.
53) Coloboma sclero-chorioideae, von Dr. F. Mannhardt,
Hamburg. (S. A., Hamb. Kr. H. Mitth.) Aus seinen Untersuchungen an drei
Augen schliesst Verf., dass das Colobom durch einen verhinderten Schluss
des Sklero-Chorioidealringes (der Chorioidea und des inneren Blattes der
Sklera) im Bereiche der fötalen Augenspalte zu Stande kommt. Die Ursache
ist eine mechanische, die primäre Augenblase wird innerhalb des Coloboms
durch den inneren Augendruck oder Senkung gegen die äussere Skleralwand
gedrängt und mit dieser wegen zu geringer Widerstandsfähigkeit cystoid
ausgebuchtet. Entzündliche Vorgänge kann Verf. bei den von ihm unter-
suchten Augen bestimmt ausschliessen. Spiro.
54) Ueber die Wirkung des Tropococains in Bezug auf An-
ästhesirung der Cornea und Conjunctiva, von Dr. Hilbert, Sensburg.
(Ophth. Klinik.) Verf. zieht das Tropococain dem Cocain vor, da es bei
gleich guter Betäubung nicht auf die Pupille wirkt, weniger giftig, dabei
antiseptisch ist. Einer Lösung von 0,5:10,0 empfiehlt er 0,1 Natr. chlor.
zuzusetzen, um die Nerbenwirkung der Gefässerweiterung und Röthung der
Bindehaut zu verringern. Spiro.
55) Ueber die Aetiologie der Retinitis pigmentosa. Mit be-
sonderer Berücksichtigung der Heredität und der Consanguinität
der Eltern, von L. Herrlinger. (In.-Diss. Tübingen 1899.) Verf. stellt
92 Fälle von Retinitis pigmentosa aus der Tübinger Klinik zusammen. In
30 Fällen = 32,5°/, bestand Blutsverwandtschaft der Eltern, in 10 dieser
Fälle kam auch hereditäre Belastung in Betracht. In weiteren 45 Fällen °
waren hereditäre Belastung vorhanden; in 1 Falle litt Pat. an Epilepsie, in
3 Fällen waren Infections-Krankheiten überwunden, in 13 Fällen fehlte jeder
ätiologische Anhalt, doch ist Verf. geneigt, auch diese der Heredität aufzu-
bürden. Ausserdem wurden 2 Fälle beobachtet, in denen Syphilis zu Grunde
lag, und zwar je einmal acquirirte und congenitale. Spiro.
56) Trois cas de tumeur orbitaire chez l’enfant, par M. Valude.
(Annales de médecine et de chirurgie infantiles. 1898. Progrès médical.
1899. Nr. 2.) Die Zusammenstellung dieser drei Fälle ist insofern inter-
essant, als dieselben die gleichen Symptome aufwiesen, obgleich sie in Bezug
auf ihre Natur, ihre Prognose und ihre Malignität durchaus von einander
verschieden waren. Der erste Fall war ein Endotheliom der Orbita mit
Gliombildung im Auge selbst; der zweite war ein Sarkom der Sehnerven-
scheide. Der dritte Fall war ein Pseudo-Sarkom (Cyste ohne Höhle). Der
letzte Fall, der den andern beiden klinisch sehr ähnlich war, gab doch eine
sehr schlechte Prognose. Verf. zieht aus seinen Erfahrungen den Schluss,
dass -die Diagnose eines Orbitaltumors in Bezug auf seine eigentliche Natur
zunächst unmöglich ist, — ausser eine Probepunction, die man nie unversucht
lassen soll, giebt ein positives Resultat. Hat man es mit einem festen Tumor
zu thun, der ohne Enucleation des Auges nicht mehr zu entfernen ist, so
soll man nicht lange zusehen, sondern das Auge und den Orbitalinhalt ent-
fernen. (?) Ancke.
— 504 —
57) L’holocaïne, considérée principalement au point de vue
de son influence sur l’epithelium et sur la gue£rison des plaies
perforantes de la cornée, par Dalén. (Nordiskt Mediciskt Arkiv, 1898,
ref. im Progr. méd. 1899, Nr. 3.) Nach den Versuchen, welche Verf. an-
stellte, hat das Holocaïn eine raschere und sicherere anästhesirende Wirkung,
als das Cocain. Es ist demnach vorzuziehen bei der Entfernung von Fremd-
körpern, Cauterisation der Cornea und Aehnlichem. Andrerseits verdient das
Cocaïn den Vorzug bei der Extraction und der Iridectomie und zwar wegen
seiner blutstillenden Eigenschaften. Ganz abweichend von den Erfahrungen
aller anderen Autoren fand Verf., dass das Holocain, weit entfernt davon,
dem Epithel der Hornhaut ungefährlich zu sein, viel schwerere Zerstörungen
anrichtet als das Cocaïn. Es erzeugte auf der Kaninchen-Hornhaut mitunter
directe Mortification des Epithels, welches in Fetzen abgestossen wurde, so
dass die Hornhaut vollkommen des Epithels beraubt war. Das Cocain bringt
ja ähnliche Wirkungen zu Stande, jedoch wirkte eine 4°/, Cocainlösung noch
nicht so zersörend, als eine 1°/, Holocain-Lösung. Die Epithelverluste, wie
sie Cocain und Holocain machen, ersetzen sich übrigens leicht im Verlauf
von 24 Stunden. Gelegentlich seiner Versuche stellte Verf. ausserdem fest,
dass eine 2°/, oder stärkere Lösung von Chinin. muviat. ebenfalls Anästhesie
und ebenfalls Epithelverlust hervorrruft. — Eine verlangsamende Wirkung
auf die Verheilung von Hornhautwunden, wie sie Mellinger dem Cocain
nachsagte, kann Verf. weder für dieses, noch für das Holocain constatiren.
Ancke.
58) Diphtérie primitive de la conjonctive traitée et guérie
par le serum de Roux, par Hennecart et Terrien. (Sitzungsber. der
Acad. de méd. vom 26. Dec. 1899, ref. in le Progr. méd. 1899. Nr. 52.)
In dem Fall der Verff. wurde die Heilung erreicht durch gleichzeitige In-
jection und locale Installation des Diphtherie-Heilserums von Roux. Die
‚ Diphtherie der Bindehaut verhält sich also wie andre Diphtherien.
Ancke.
59) Des collyres huileux (Académie de Médecine, 1899 janvier), par
M. Scrimi. (Progrès méd. 1899. Nr. 42.) Verf. hat weitere Unter-
suchungen angestellt mit den von Panas empfohlenen übrigen Lösungen von
Duboisin, Homatropin, Mydrin, Tropacocain, Eucain und Holocain. Die
Wirkung dieser Alkaloide in öliger Lösung ist entschieden kräftiger, als in
der allgemein üblichen wässerigen. Die Einträufelung erzeugt keine Reiz-
erscheinungen, kein Thränen und keinen Lidkrampt. Dabei ist die Asepsis
so gut, dass sich die Lösungen mehrere Monate, ohne sich zu verändern,
halten. Die spezifische Wirkung der Alkaloide entfaltet sich stärker und
rascher, als bei der wässrigen Lösung. Ein einziger Tropfen einer 2°),
öligen Cocainlösung genügt für vollkommene Anästhesie. Der einzige Nach-
theil der öligen Lösungen liegt darin, dass mitunter nachträglich Reizung
eintritt in Folge der Anwesenheit freier Fettsäuren. Dieselben müssen vor-
her mit Alkohol ausgewaschen sein. Ancke.
60) Linsenregeneration beim Menschen? von Prof. K. Baas,
Assist. der Univers.-Augenkl. zu Freiburg i. BB Bei einer 62jährigen Pat.,
die vor 25 Jahren 4 Mal wegen Star und 1 Mal wegen Nachstar discidirt
worden war, zeigte sich an dem operirten Auge eine vom Ciliarkörper her
bis in die Mitte der Pupille ragende zapfenartige, durchsichtige Bildung,
ungefähr einer ausgestülpten Cysticercusblase ähnlich. Verf. ist der Ansicht,
— 505 —
dass es sich dabei nur um eine weitgediehene und eigenartige, durch die
besonderen Bedingungen (Glaskörperverflüssigung) veranlasste Crystallwulst-
bildung handelt und möchte für diese Bildung, die eigentlich den Charakter
der Geschwulst aufweist, eine neue Benennung, etwa Lentom, statuiren.
Ancke.
61) Rothe Gläser als Vorbeugungsmittel gegen Seekrankheit,
von N. J. Weill, M.D., Pittsburg. (The Philadelphia Med. Journ. 1899.
22. Juli) Dieses in den Zeitungen in letzter Zeit angepriesene Mittel hat
sich dem Verf., der früher stets seekrank wurde, bei seiner letzten Seereise
auch nicht bewährt; eine in den ersten Tagen vorhandene scheinbar gute
Wirkung verschwand sofort, als das bis dahin gute Wetter umschlug und
eine frische Brise die See unruhig machte. Andern Mitreisenden erging es
ebenso. Die Wirkung der rothen Gläser, unterstützt von Calomel innerlich,
sollte nach einigen darin bestehen, dass nach Epstein Roth die Blutzufuhr
zum Gehirn erleichtere; dadurch werde die Seekrankheit, welche in Blutarmuth
des Gehirnes bestehe, verhindert. Neuburger.
62) Ophthalmologische Beiträge, von David Webster, New
York. (Med. Rec. 1899, 18. November.) Episcleritis mit Kerato-
Iritis. Wiederholte Galvanocaustik der episcleralen Schwellung, Atropin,
heisse und kalte Umschläge brachten Heilung mit voller Sehschärte. —
Tenotomie des Rectus internus zur Erleichterung der Heilung
einer unvollständigen Lähmung des Externus. Nachdem elektrische
Behandlung während eines Jahres erfolglos geblieben, brachte Tenotomie des
Internus die Doppelbilder zum Schwinden; eine Prisma von 2° erleichterte
die Fusion, während vor dem ein solches von 27° nöthig gewesen war. —
Angeborene Cataract beider Augen, durch Operation beseitigt.
Pat. war 37 Jahre alt und hatte ein leidliches Sehvermögen (er war Geist-
licher); trotzdem wiederholte Discision und Extraction; Sehschärfe besserte
sich erst allmählich. Später Diplopie; Tenotomie des Rectus internus und
superior, und Prismenbrille brachten Besserung. Neuburger.
63) Bericht über die Untersuchung betr. die Sehleistungen
von Gemeindeschul-Abiturienten; ein Beitrag zur Schularztfrage,
von Dr. Max Radziezjewski, Berlin. (Deutsche med. Presse. 1899.
20. September.) Verf. untersuchte, von 1897—1899, 2786 Volks-Schüler be-
züglich ihrer Sehschärfe und betont die Nothwendigkeit regelmässiger schul-
ärztlicher Aufsicht in den Schulen. C. Hamburger.
64) Allgemeine Therapie der Augenkrankheiten, von Prof. Dr.
C. Horstmann. (Aus dem Lehrbuche der Allgem. Therapie und der thera-
peutischen Methodik.) Verf. theilt die Allgemeine Therapie der Augenkrank-
heiten — nach dem Vorschlage Ohlemann’s — in fünf Gruppen: die
mechanische, thermische, chemische, elektrische und allgemeine Behandlung.
Bezüglich der mechanischen Behandlung wird der Hauptwerth auf die Be-
sprechung der Massage! gelegt. In dem Capitel „chemisch wirkende Mittel‘
werden die antiseptischen Flüssigkeiten mit den für’s Auge nöthigen Ver-
dünnungen besprochen, ebenso die Mydriatica und Miotica. Den Schluss
bildet eine Besprechung der ‚Verbände und Schutzmittel‘“.
C. Hamburger.
1! Horstmann führt an, dass dieselbe von Donders (1872) begründet sei.
Hirschberg macht jedoch darauf aufmerksam, dass bereits die alten Griechen, u. A.
Aëtius (500 n. Chr.), Massage des Auges empfohlen habe.
— 506 —
65) Dr. Schreiber’s Augenheilanstalt in Magdeburg unter Lei-
tung von Dr. P. Schreiber (und Dr. Lembeck). Bericht über die in
Jahren 1897 und 1898 entwickelte Thätigkeit. Die Anstalt wurde
in den beiden Jahren 1897 und 1898 von 2267, bezw. 2426 Patienten be-
sucht. — Ausführlich mitgetheilt wird ein Fall von pulsirendem Exophthalmus
bei einem vierjährigen Kinde. Die Protusion des Bulbus betrug 6 mm, ge-
messen mit einem, ebenfalls in dieser Publication beschriebenen neuen
Exophthalmometer, ausserdem bestand vollständige Abducenstähmung dieser
Seite. Diagnose: Verletzung der Carotis interna und des Nerv. abducens. —
Nach zweijähriger Beobachtung wurde die entsprechende Carotis communis
unterbunden, woraufhin sich die Protusion bis auf 2 mm zurückbildete. Die
Schielstellung besserte sich nicht und machte operative Hilfe erforderlich.
C. Hamburger.
66) What we can do for cases of squint, by Edward Jackson,
Denver. (The Therap. Gaz. 1899. Nr. 11.) Hauptregel bei der Behand-
lung des Schielens muss sein, jeden Fall individualisirend zu behandeln. Bei
beginnendem Schielen muss man versuchen dnrch Brillen Besserung zu schaffen
bei event. bestehender Ametropie (Verf. lässt Kinder von 3(!) Jahren an
schon solche tragen), sodann schafft in geeigneten Fällen Behandlung mit
Atropin Besserung (?); nie darf man versäumen, durch Occlusion des fixirenden
Auges das schielende zum Fixiren zu veranlassen. Die Operation soll erst
nach Erschöpfung der andern Mittel vorgenommen werden. Sehr wichtig ist
dann auch die Nachbehandlung, orthoptische Uebungen u. dergl.
Neuburger.
67) Reflex irritation with special reference to eye strain, a
factor in nervous and mental disease, by C. A. Drew. (The Med.
Rec. 1899. 9. September.) Verf. betont die Wichtigkeit einer augenärztlichen
Ausbildung der Irrenärzte und der Berücksichtigung der von Seiten des
Auges bei asthenopischen Beschwerden u. Seet ausgelösten Reflexreizungen.
Neuburger.
68) Headache and eye affections, by S. D. Risley. (Journ. of the
Amer. Med. Assoc. 1899. 23. November.) Re ist nothwendig, bei Kopf-
schmerzen stets die Augen, deren Refraction u. s. w. genau zu untersuchen,
da häufig dadurch Kopfschmerzen entstünden. Neuburger.
69) Headaches due to eye strain, by James Cole Hancok,
Brooklyn. (Med. Rec. 1899. 4. November.) Hypermetropie, Astigmatismus,
Insufficienz der Augenmuskeln, Myopie und sog. accommodative Asthenopie
verursachen häufig Störungen des Nervensystems und Kopfschmerzen. Verf.
erklärt das Zustandekommen der letzteren durch die aussergewöhnliche Reizung
der die inneren und äusseren Augenmuskeln versorgenden Nervencentren,
wodurch wiederum eine vasomotorische Reflexwirkung und vermehrte Con-
gestion nach den Meningen hin entsteht. Neuburger.
70) Some points in thesymptomatology, pathology and treat-
ment of diseases of the sinuses adjacent and secondary to the
orbit, by Charles Stedman Bull, New York. (Med. Rec. 1899. 15.Juli.)
Verf. bespricht das Empyem und die Geschwülste des Sinus frontalis, maxil-
laris, ethmoidalis, sphenoidalis, der Nasenhöhle und deren Behandlung. Zu
kurzem Referat nicht geeignet. Bezüglich der malignen Orbitalgeschwülste
räth Verf. von einer Operation ab; dieselbe beschleunige nur das Ende durch
— 507 —.
wiederholte, in immer kürzeren Zeiträumen auftretende Recidive; nur bei
Schmerzen und Verjauchung sollten palliative Eingriffe gemacht werden.
Neuburger.
71) Diabetes mellitus complicated by peripheral neuritis and
retinal changes, by Hawthorne. (The Lancet. 1899. 30. November.)
Verf. beobachtete eine 67jährige Frau, die über Abnahme der Sehkraft,
Doppeltsehen und Schmerzen im rechten Auge klagte. Im Urin fand sich
reichlich Zucker. In den letzten 2 Jahren hatte sie im linken Bein schwere
Ischias-Anfälle. Die Untersuchung ergab rechtsseitige Abducenslähmung, und
im linken Augenhintergrund zwei grössere dreieckige, fächerförmige Herde,
mit der Spitze an der Macula gelegen, confluirend aus mehreren gelblich-
weissen, glänzenden Flecken; isolirte ähnliche Flecke sassen auch. peripher.
Die Linse zeigte beiderseits periphere Speichen; gewöhnliche Alters-Cataract.
Nach ca. 1 Jahre war die Lähmung rechts verschwunden, die Veränderungen
links waren dagegen stärker geworden. Neuburger.
72) Bacteriological diagnosis in all diseases of the conjunctiva
and cornea, by J. O. Stillson. (Med. Rec. 1899. 21. October. — Missi-
sippi Valley Med. Assoc.) Verf. hebt die Wichtigkeit der bakteriologischen
Diagnose bei allen Hornhaut- und Bindehaut-Erkrankungen hervor. Bei ge-
wissen Hornhautgeschwüren empfiehlt er die Wasser Spülung, um das abge-
storbene Epithel wegzuschwemmen und das Geschwür zu reinigen. Dr.
S. Reynolds empfiehlt sorgfältige Aetzung des Geschwürsgrundes mit
Carbolsäure. Neuburger.
73) Operative treatment of high myopia by removal of the
crystalline lens. (Med. Rec. 1899. 28. October. — New York State
Med. Assoc.) Ch. S. Bull betont die Wichtigkeit einer erhöhten Fürsorge
für die Schulgesundheitspflege, um die Kurzsichtigkeit zu bekämpfen. Sodann
bespricht er die Operation der hochgradigen Myopie, ohne jedoch eigene
Erfahrungen darüber zu besitzen; er warnt davor, bei stärkeren Verände-
rungen des Augengrundes zu operiren, da hierbei leicht intraoculare Blutungen
entstehen könnten. Neuburger.
74) Ein Fall von intermittirendem Exophthalmus und Pul-
sation des Auges, von H. A. Koogker und M. E. Mulder. (Zeitschr. f.
klin. Med., 86. Bd., S.335.) Ein 37jähriger Arbeiter mit geringer Atrophie
der rechten Gesichtshälfte, Papillenatrophie auf beiden Augen, zeigte am
rechten nach unten abweichenden Auge intermittirenden Exophthalmus. Mit
jeder Pulswelle tritt dasselbe 1 mm hervor; Compression der rechten Carotis
ändert daran kaum etwas, dagegen führt Compression der rechten V. jugu-
larıs, allein oder mit der Carotis, zur Cyanose der betreffenden Gesichtshälfte
und zum Exophthalmus, während die Pulsation bestehen blieb oder sogar
kräftiger wurde. Bücken und starke Exspiration bei geschlossenem Munde
hatte ähnliche Wirkung. Die Netzhautgefässe zeigen keine Pulsation. Bei-
gegeben sind vom Auge direct mittelst Marey’scher Trommel aufgenommene
Curven. Als Erklärung nehmen die Verff. varicöse Erweiterung der Orbital-
venen an (Pat. hatte über dem ganzen Körper sehr gefässreiche Fibrome),
bei einem Defect der knöchernen Orbitalwand, durch welchen hindurch die
Gehirnpulsationen auf den Orbitalinhalt übertragen wurden. Neuburger.
75) Conjunctivitis epidemica, von Gerh. Kieseritzky. (St.
Petersb. med. Wochenschr. 1899. Nr. 47.) Mehrere Fälle eitriger Conjunc-
tivitis, bei denen Verf. den Koch-Week’schen Bacillus fand; Culturen ge-
— 508 —
langen auf Agar, ein Weiterzüchten nur auf Löffler’schem Serum, auf
Agar und Glycerin-Agar, die mit menschlichem Blut bestrichen waren,
bei Weiterimpfung in kurzen Pausen, sowie auf Parovarialcysten-Flüssigkeits-
agar unter besonderen Maassnahmen. Sodann wird die Literatur von Kamen,
Weeks, Morax und Beach, Kartulis, Wilbrandt, Sänger und Stälin
besprochen. | Neuburger.
76) Chronisches Oedem der Conjunctiva, vergesellschaftet
mit Erkrankung des Mittelohrs, von Batten. (The Lancet. 1899.
Nr. 14.) 85jähriger Mann mit serösem Oedem der Conjunctiva bulbi links,
das jeder Behandlung trotzte. Zufällig wurde im linken Ohr ein bereits
durch das Trommelfell durchgewachsener grosser Polyp entdeckt. Nach dessen
Entfernung und Verschwinden der Ohrbeschwerden ging auch das Oedem
der Conjunctiva zurück, das nach Verf. nur durch das Ohrenleiden bedingt
gewesen ist. Neuburger.
77) Ueber die anomale Localisation der Netzhautbilder bei
Strabismus alternans, von E. Hering. (Deutsches Arch. f. klin. Med.
1899. Bd. 64.) Die Untersuchungen wurden an einem intelligenten Pat.
vorgenommen, der bei beiderseits nahezu normaler Refraction und Sehschärfe
Strabismus divergens alternans hatte mit einem Schielwinkel von 26°. Die
Frage, ob der Schielende die ihm sichtbaren Dinge richtig localisirt, und ob
er dabei wesentlich grössere Fehler macht als der normal Sehende, konnte
dahin beantwortet werden, dass Patient die fixirten Dinge ebenso richtig loca-
lisirte wie ein normaler Mensch mit einem Auge. Bei solcher Fixirung
haben die Augen eine ganz verschiedene Lage, stehen also auch unter dem
Einfluss verschiedener Innervation; der Schielende hat gelernt, die durch die
Motilitätsstörungen seines Doppelauges nöthig gewordenen Abänderungen der
Innervation bei der Localisation des jeweilig von einem oder anderm Auge
fixirten Gegenstandes mit einzurechnen. Das Sehen war im vorliegenden
Falle wesentlich monocular, ein Auge war das führende, das andre, schielende,
das geführte, d. h. die Aufmerksamkeit des Patienten richtete sich nur auf
die Netzhautbilder eines Auges; doch können dem Schielenden neben den
Bildern des führenden Auges auch solche des schielenden zum Bewusstsein
kommen. Eine neue Identität der Netzhautstellen hatte im untersuchten
Falle nicht stattgefunden; das Sehen war vielmehr monocular. Die Einzel-
heiten der Versuche müssen im Original eingesehen werden. Neuburger.
78) Weitere Mittheilungen über operative Erfolge mit der
galvanokaustischen Glühnadel, namentlich bei der Kupfernase
und gewissen Augenleiden, von Dr. F. Bloebaum, Köln. (Deutsche
med. Ztg. 1899. Nr. 97.) Erfolgreiche Anwendung der schon früher (siehe
dieses Centralbl. 1897, S. 617 u. 642, 1898, S. 499) beschriebenen Glüh-
nadel in einem Falle von dichtem trachomatösen Pannus (Stichelung und
Verödung der Gefässstämme) und einem Falle von Nachstar, der sich erst
8 Jahre nach der Extraction gebildet hatte und ziemlich derb schien. Seit-
licher Hornhautschnitt zur Entleerung des Kammerwassers, damit die Membran
nach vorne rücke; durch die Schnittwunde wurde die Nadel in die Mitte des
Nachstars eingeführt und durch Kreisbewegungen ein rundes Loch gebrannt.
Verf. empfiehlt seine Nadel auch zur endooculären Galvanokausis nach van
Millingen. Neuburger.
79) Die Beziehungen der Ophthalmologie zu der Gesammt-
medicin, von Dr. G. Lewis. (New York. med. Journ. 1899. 15. Juli.)
Nieuburger.
-— 509
80) Ueber Affectionen des Thränencanals bei Neugeborenen,
von Sidney Stephenson. (Med. Presse und Circ. 1899. 2. August.) Die
meist einseitige Atresie des Thränencanals ist bei Neugeborenen ziemlich
häufig, wird durch mangelhafte Resorption der normaler Weise während des
Fötal-Lebens in den Thränen-Organen befindlichen Substanzen verursacht, und
macht nur schwerere Symptome bei Infection, z. B. mit dem nicht seltenen
Pneumococcus. Sie ist der Mastitis neonatorum vergleichbar und wird be-
seitigt durch methodische Compression des Thränensackes oder wenn dies
nicht zum Ziel führt, durch Sondirung. Neuburger.
81) Ein Fall von syphilitischer Meningitis mit temporaler
Hemianopsie und vorübergehender totaler Amaurose, von Dr.
Ignaz Knotz. (Wiener med. Presse. 1899. Nr. 21 u. 22.) 34jährige
Frau erkrankte unter furchtbaren Kopfschmerzen an linksseitiger Hemianopsie(?),
dann links völlige Amaurose; das rechte Auge blieb frei; nachdem 8 Tage
lang Jodkali genommen wurde, verschwanden die Kopfschmerzen und es
stellten sich schwache Lichtempfindungen in der nasalen Gesichtsfeldhälfte
links wieder ein; 3 Wochen nach dem Aussetzen der Therapie ging unter
Kopfschmerzen die Lichtempfindung links wieder verloren; dann stellte sich
rechts gerade wie links auch zuerst temporale Hemianopsie ein, sodann völlige
Blindheit. Unter Quecksilber-Jodkalikur wurde nach 8 Tagen die am spätesten
erkrankte nasale Gesichtsfeldhälfte rechts wieder frei, dann stellte sich auch
in der temporalen Hälfte deutliche, fast gleichzeitig auch in der nasalen Ge-
sichtsfeldhälfte links schwache und zuletzt in der zuerst erkrankten temporalen
Gesichtsfeldhälfte links Andeutung einer Lichtempfindung wieder ein. Während
rechts die Sehkraft wieder fast normal wurde, ging sie links wieder gänzlich
verloren. Neuburger.
82) Zur Excision des Ganglion cervicale superius des Sym-
pathicus beim Glaucom, von Prof. James Moores Ball. (New Yorker
med. Journ. 1899. 1. Juli.) Die von Alexander (Edinburgh) vor zehn
Jahren zuerst gegen Epilepsie ausgeführte doppelseitige Resection des obersten
Ganglion cervicale wurde später auch von Jonnesco gegen Morbus Base-
dowii und später gegen Glaucom angewendet. Während bei ersteren Er-
krankungen alle drei Ganglien exstirpirt werden sollen, genügt bei Glaucom
die des obersten, da von ihm allein die sympathischen Augennerven ausgehen.
Das Glaucom ist nicht durch eine Erkrankung des obersten Halsganglion
bedingt, doch werden durch die Excision die pathologischen Impulse ausge-
schaltet, die von der entsprechenden kranken Stelle des Gehirns oder der
Medulla oblongata ausgehen und durch Vermittlung der sympathischen Fasern
die glaucomatösen Erscheinungen verursachen. Die sowohl bei acutem, als
bei chronischem Glaucom indicirte Operation soll auf viererlei Art günstig
wirken; durch Beseitigung der Gefässcontractur (Erweiterung der Arterien,
Sinken des Blutdruckes und der Extravasation); durch Verringerung der
Secretion und dadurch auch des Humor aqueus; durch Beseitigung der Iris-
reizung und damit der Pupillencontraction, wodurch der Abfluss des Humor
aqueus erleichtert wird (?); durch Erschlaffung der circumbulbären glatten
Muskelfasern, wodurch die venöse Circulation in den Augenhäuten wieder
normal wird. Verf. hat in 2 Fällen mit gutem Erfolg operirt; der Druck
nimmt ab, die Schmerzen schwinden, Sehschärfe hebt sich und Gesichtsfeld
erweitert sich. 56jähr. Frau mit rechtsseitigem, chronisch irritativen Glaucom
und 43jähr. Frau mit linksseitigem Glaucoma simplex; es wurde das Gangl.
cervicale superius der betr. Seite exstirpirt. Neuburger.
— 510 —
83) A case of foreign body (piece of steel) in the optic nerve,
by Charles A. Oliver, Philadelphia. (Univers. Med. Mag. 1899. März.)
Einem 33jährigen Maschinisten war ein Gussstahlsplitter in das linke Auge
geflogen; die Sehkraft war erloschen. Einige Stunden nach dem Unfall ver-
suchte Verf. in Narkose durch die ca. 15 mm lange Scleralwunde mit dem
Magneten den Fremdkörper zu entfernen; man fühlte am hinteren Augenpol
deutlich metallischen Contact, aber der Splitter folgte nicht; die sofort an-
geschlossene Enucleation ergab, dass das flache, unregelmässige, 0,275 g
schwere Stahlstück nur mit einem ganz kleinen Theil in den Glaskörper
hineinragte, während es mit seiner Hauptmasse fest im Opticus einge-
keilt lag. Neuburger.
84) Description on a new method for the implantation of
glass balls into the orbital cavity, by Charl. A. Oliver. (Philadelph.
Med. Journ. 1899. 27. Mai.) Der Rectus superior und inferior einerseits,
der Rectus externus und internus andererseits werden vor der Enucleation
sorgfältig vom Bulbus abgelöst und durch eine direct durch den Muskelbauch
gehende Naht die Sehnenenden der beiden Antagonisten über der wasser-
dichten Glaskugel, welche ca. 21. Bulbusgrösse hat und nach der Enucleation
an Stelle des Bulbus eingelegt wird, vereinigt; darüber wird die Conjunctiva
in einer Horizontalnaht vereinigt. Der Sitz und die Beweglichkeit der Pro-
these werden dadurch sehr günstig beeinflusst. Neuburger.
85) Ueber die Verwendung der Lidspalten-Erweiterung bei
den Augen-Entzündungen der Kinder, von Dr. J. Ettinger, Volontär-
arzt aus Warschau. (Centralbl. für Kinderheilk. 1899. Heft 3.) Beschrei-
bung des in der Univers.-Augenklinik in Erlangen geübten und von Evers-
busch (im Penzoldt-Stintzing’schen Handbuch der Therapie Bd. II, S. 299)
genau geschilderten Verfahrens der Lidspalten-Erweiterung. Dieser Eingriff
hat sich nach den dort gemachten Erfahrungen sehr bewährt gegen die wieder-
kehrenden phlyctänulären und scrophulösen Hornhaut-Entzündungen der
Kinder, besonders wenn Lidkrampf vorhanden ist. Bezüglich der zum Ge-
lingen wichtigen Einzelheiten, speciell der Naht-Anlegung muss auf das
Original verwiesen werden; besonders der Schnitt darf nicht zu klein ge-
macht werden, die Conjunctiva und äussere Haut müssen sorgfältig vernäht
und strengste Asepsie gewahrt werden. Verband wird nicht angelegt, nur
mit Boricinsalbe bestrichene Borlintläppchen aufgelegt; die weitere Nach-
behandlung ist rein exspectativ; wichtig ist auch die Ruhigstellung der Arme
der kleinen Patienten durch Pappärmel, bezw. leichte Armbandagen (siehe
Eversbusch a. a. O. Bd. I, S. 552. Neuburger.
86) Jahresbericht des Directoriums des von der böhmischen
Sparcasse gegründeten Blinden-Versorgungshauses Francisco-
Josephinum in Smichow bei Prag für 1898. Nur Verwaltungsbericht,
ohne ophthalmologische Mittheilungen. Neuburger.
87) Ein Fall von Akromegalie, von Dr. W. Stock, Assistenz-Arzt.
(Aus der Tübinger Augenklinik. — Württemb. Med. Corr.-Bl. 1899.)
32jährige, früher gesunde Bäuerin, verspürte die ersten Anzeigen der Er-
krankung nach ihrer ersten Geburt vor 7 Jahren. Es traten damals Schmerzen
an der Wirbelsäule, Schwindel, Kopfschmerz und Schlaflosigkeit ein; die
Menses blieben aus. Seit 5 Jahren traten allmählich die für Akromegalie
charakteristischen Veränderungen im Gesicht und an den Extremitäten auf.
— 51l —
Die Augen bieten objectiv keine Veränderung; es besteht starker As my und
S = "fa, Das Gesichtsfeld dagegen zeigt bitemporale Hemianopie (Scheu-
klappen-Krankheit); die Diagnose lautet: Tumor an der Hypophyse, und
zwar, mit Rücksicht auf die lange Krankheitsdauer, von gutartiger Natur.
Neuburger.
88) Die Anwendung des Holocaïn als Local-Anästheticum bei
Augen-, Ohren-, Hals- und Nasen-Operationen, von Dr. J. Gut-
mann. (New Yorker med. Monatsschr. 1899. März.) Von allen im Laufe
der Jahre als Ersatz für das Cocain angepriesenen Mitteln hält Verf. allein
das Holocain für beachtenswerth. Ein Unterschied ın der Zeit des Eintretens,
der Dauer und Intensität der Anamnese durch Cocain und Holocain besteht
nicht. Bei Fremdkörper-Entfernungen und Schiel-Operationen verdient das
Holocain wegen des Ausbleibens mancher. lästiger Nebenerscheinungen des
Cocains den Vorzug. Bei Cataract-Operationen mit runder Pupille ist wieder
das Cocain wegen der Mydriasis vorzuziehen, ebenso bei Iridectomie bei
atheromatösen lrisgefässen mit Rücksicht auf die Blutung. Intoxication hat
Verf. bei 150 Operationen bis jetzt noch nicht gesehen; doch soll es zu sub-
cutanen Injectionen nicht verwendet werden. Neuburger.
89) On a compound microscope for viewing the eye, by Lucien
Howe, M. D., Buffalo. (New York. Med. Journ. 1899. 17. Juni.) Das
vom Verf. „Kerato-Iriscope‘‘ genannte, von Henry L. de Zerg jun. in Buffalo
verfertigte zusammengesetzte Mikroskop zur Betrachtung des vorderen Bulbus-
abschnittes soll sich gut bewähren. Neuburger.
90) A new model of a small ophthalmoscope, by Walter L.
Pyle, M. D., Philadelphia. (Philadelph. med. Journ. 1899. 25. Februar.)
Neuburger.
91) Description of an adjustable bracket for the Reid ophthal-
mometer, by Charles A. Oliver, M. D., Philadelphia. (Univers. Med.
Magazin. 1899. Juli.) Neuburger.
92) Brief report of a case of fibroma of the eyelid. (Painful
subcutaneous tubercle of Wood), by Ch. A. Oliver. (Ophth. Record.
1899. Juni.) 40jähr. Syphilitiker, der wegen Abducensparese kam, zeigte
am oberen Augenlid ein prominentes, umschriebenes, frei bewegliches Knöt-
chen von fester Consistenz, das vor einer Reihe von Jahren allmählich ge-
wachsen, in den letzten Jahren sich nicht verändert hatte. Auch an andern
Körperstellen waren derartige Knötchen zu fühlen, die lange vor der syphi-
litischen Infection schon bestanden und aller Behandlung getrotzt haben sollen.
Auf geringe Reizung schon traten von den Geschwülsten aus paroxysmale
Anfälle von ausstrahlenden Schmerzen aut, gefolgt von Taubheit und Beiz-
barkeit der betroffenen Körperstelle.e Anatomisch bestand ein Knötchen aus
bogenförmigen Bündeln von derbem Bindegewebe mit einzelnen Blutgefässen.
Neuburger.
93) A brief note on a case of reflex-irritation (urticaria and
eye-strain), by Charles A. Oliver, M. D. (Piladelphiaer Med. Journ.
1899. 14. Januar.) 47jährige Frau, die von häufig wiederkehrenden Urti-
caria-Anfällen, für die sich keine andern Ursachen hatten auffinden lassen, befreit
wurde durch Correction ihres Astigmatismus; als ihr einmal irrthümlich ein
falsches Glas gegeben wurde, trat sofort wieder Urticaria auf, die Verf. als
abhängig von allgemein vasomotorischen Störungen auffasst.
Neuburger.
— 512 —
94) Glaucoma and mastoid inflammation as sequelae of epi-
demia of influenza (La Grippe), by James A. Spalding, M. D.,
Portland. Schon Verf.’s Grossvater beobachtete zu Anfang vorigen Jahrhunderts
während zweier Influenza-Epidemien in Portland. als häufige Folgezustände
Erblindung unter schmerzhafter Augenentzündung, sowie schmerzhafte Ohr-
entzündung mit Eiterung und Tod. Verf. fand in den letzten Influenza-
epidemien eine grössere Häufung von Glaucom-Anfällen, als er vordem
beobachtet, ebenso von Mittel-Ohrentzündungen mit Entzündung des Warzen-
fortsatzes.. Er führt einige Krankengeschichten an, darunter auch ein hämor-
rhagisches Glaucom. Neuburger.
95) When and Why shall we operate in insufficiencies of the
ocular muscles, by Alexander Duane. (Med. Journ. New-York. 1899.
4., 18. u. 25. Juni.) Neuburger.
96) Hydrophthalmos. — A bibliographic, clinical and patho-
logic study, by Walter L. Pyle. (Philadelph. Monthly Med. Journ.
1899. April.) Geschichte, klinischer Verlauf, pathologische Anatomie, Dia-
gnose, Prognose und Behandlung des Hydrophthalmus congenitus werden
unter Anführung eines selbst beobachteten Falles und Beifügung eines
106 Nummern umfassenden und bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts
zurückreichenden Literaturverzeichnisses eingehend erörtert. Zum Referat
ungeeignet. Neuburger.
97) Unilateral bene retinitis (?); with report of a case,
by Walter L. Pyle. (Philadelph. Med. Journ. 1898. 19. Nov.)
Neuburger.
98) Notes on a first series of Ten Thousand eye patients seen
in private practice, by Dr. James-Spalding, Portland. (Transact. of
the Maine Med. Assoc. 1898.) Neuburger.
99) Mein erstes Decennium augenärztlicher Praxis, von Dr.
L. Blumenthal, Riga. (St. Petersburg. med. Wochenschr. 1899. Nr. 35.)
7195 Kranke, darunter ca. 34 °/, chronisches Trachoma. Follicular-Catarrh
und Trachom hält Verf. für verschiedene Krankheiten. Bei Blennorrhoea
neonatorum hält Verf. an der altbewährten Argentum nitricum- Behandlung
fest. In einem Falle von allmählich sich entwickelnder Cataract durch Blitz-
schlag trat nach 3 Monaten noch ohne sonstige Ursache eine lritis auf.
Bei Iritis sah Verf. gute Erfolge von Blutentziehungen. Bei zwei hereditär
syphilitischen Kindern wurde ein Gumma des Ciliarkörpers beobachtet, ferner
bei einem 3jährigen Kinde ein Glioma retinae mit frei in die Vorderkammer
wuchernden Zellen und Blutgefässen. 8 Fälle acuter Dacryoadenitis.. Fast
400 Trichiasis- und Entropium-Operationen, 94 Altersstar-Operationen mit
3 Miss-Erfolgen. Verf. rühmt die Förster’sche Operation zur Reifung des
Stares; Operation hochgradiger Myopie hat Verf. 4 Mal gemacht, darunter
ein Verlust an Panophthalmie. Manch andere Einzelheiten eignen sich nicht
zu kurzem Referat. Neuburger.
100) Protargol bei Augenkrankheiten, von Prof. Edward S. Teck.
(Amer. Gynaecol. and Obstetr. Journ. 1869. Nr. 9.) Verf. hat derart günstige
Erfolge mit dem Protargol erzielt, dass er es in allen Fällen entzündlicher
und irritativer Processe am Auge in 0,5—5°/, Lösung anwendet.
101) The value of Protargol in ophthalmology, by C. Zimmer-
mann, M. D., Milwaukee. (Milwaukee Med. Journ. 1899. Dec.) Verf.
wandte Protargol in 5—10 °/, Lösung an bei Conjunctivitis, Trachom,
Blennorrhae und eitriger Daeryo-Cystitis. Bei letzterer war es von sehr guter
— 513 —
Wirkung; eine 10°/, Lösung, in den Thränensack gespritzt, verwandelte die
eitrige Secretion in wenig Tagen in eine schleimige. Bei Trachom oder
chronischer Conjunctivitis von keiner besonderen Wirkung, war das Protargol
sehr nutzbringend bei acuter Conjunctivitis mit reichlichem schleimigen Secret.
Bei Blennorrhoea neonatorum ist das Argent. nitr. immer noch vorzuziehen;
in einem Falle von gonorrhoischer Augen-Entzündung Erwachsener dagegen
wirkte Protargol hervorragend günstig. Neuburger.
102) Protargol, ein neues Silberpräparat, von Dr. Emmert in
Bern. (Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 1899. Nr. 19.) — Verf. sah günstige
Wirkungen vom Protargol, das er in 1—3°/, Lösung zu Einträufelungen
mehrmals täglich, oder zu Umschlägen in 20 °/, Lösung, davon 1 Kaffeelöffel
zu einer Tasse lauwarmen Wasser, oder als 5—20 °/, Protargol-Vaseline, oder
endlich in 5—10°/ Lösung für den Thränensack anwandte, nicht nur bei secer-
nirender Conjunctivitis, Schwellungscatarrh und Blennorrhoe, sondern auch bei
breiten Phlyctänen, Frühjahrs-Catarrh, Conjunctivitis follicularis, eczematöser
und mykotischer Keratitis, Blepharitis ciliaris, Dacryo-Cystoblennorrhoe, Herpes-
und Eczempusteln der Lider und des Gesichtes, Erysipel, Verbrennungen,
luetischem Eczem und bei Coryza. Neuburger.
103) Zur Frage von der Behandlung der Augenblennorrhoe,
von Prof. Ed. Welander, Stockholm. (Arch. f. Derm. u. Syph. 1898. Dec.)
Ein Fall von Blennorrh. adultorum wurde mit fleissigem Spülen der Augen
und 5 Mal täglich vorgenommener, länger dauernder Pinselung der Conjunctiva
mit 2°), Largin-Lösung erfolgreich behandelt. Der Fall zeigte nicht nur,
dass Largin gonokokkentödtend wirkt, sondern auch, dass der Bindehautsack
.von den Thränenabflusswegen immer wieder auf’s Neue mit Gonokokken
inficirt wird. Da das Largin, um wirksam zu sein, ziemlich lange mit der
Schleimhaut in Berührung sein muss, hat sich Verf. kleine Gelatinetabletten,
1°/, Largin enthaltend, anfertigen lassen, ungefähr von der Grösse eines
Augenlides; dieselben werden unter das Lid geschoben und schmelzen in ca.
15 Minuten. Verf. wandte nur zufällig das Largin an und glaubt mit dem
Protargol die gleichen Erfolge erzielt zu haben. Neuburger.
104) Ein Beitrag zur Ophthalmia electrica, von Dr. L. Alexander.
(Deutsche med. Wochenschr. 1899. Nr. 47.) 22jähriger Monteur wurde durch
Kurzschluss stark geblendet (Stromstärke ‚von 200 Ampere bei hoher Span-
nung); er konnte unmittelbar nachher fast !/, Stunde lang die Augen nicht
öffnen, dann bemerkte er ca. !/, Stunde lang stark blaue und gelbe Flecke,
die sich vor dem Auge hin und her bewegten, sodann nur noch etwas
Brennen, Thränen und Gefühl von Trockenheit. Mitten in der Nacht,
12 Stunden nach dem Unfalle, traten heftige Schmerzen, Thränen und Brennen
auf; diese Reizerscheinungen dauerten 5—6 Stunden. Als Pat. ca. 28 Stunden
nach dem Unfalle ärztliche Behandlung .aufsuchte, hatte er nur noch über
etwas Brennen, Thränen und Müdigkeit zu klagen; die Sehschärfe war mit
entsprechenden Gläsern fast normal; auf dem linken Auge war ein positives
centrales Scotom vorhanden, das Pat. auf ein in 20 cm Entfernung gehaltenes
Blatt als fast kreisrunde, ca. 2cm Durchmesser haltende, grünlich-gelbe Scheibe
projieirte. Objectiv ist ausser Versengung der Cilien am linken Oberlide nur
mässige Injection der Conjunctiva beider Unterlider und des Lidspaltenbezirkes
zu constatiren; Hornhaut und sonstiger, auch der ophthalmoskopische Befund
normal. Pat. erschien nicht mehr zu weiterer Beobachtung. Verf. bespricht
88
— 514 —
sodann die einschlägige Casuistik und sonstige Literatur über das in Rede
stehende Krankheitsbild und schliesst sich der Erklärung Widmark’s an,
wonach die ultravioletten Strahlen, an denen das elektrische Licht so reich
ist, die Blendungs- und sonstige Reiz-Erscheinungen hervorrufen.
Neuburger.
105) Zur Casuistik der Embolia arteriae centralis retinae,
von Otto Görlach. (Inaug.-Dissert. aus der Univ.-Klinik zu Greifswald.)
Verf. bespricht die R. Fischer’sche Arbeit über Embolie der Centralarterie
und berichtet über 6 Fälle aus der Schirmer’schen Augenklinik.
C. Hamburger.
106) Ueber Cysten in der Bindehaut des Augapfels und der
Lider, von Josef Kroll. (Inaug.-Diss. aus der Univ.-Klinik zu Greifswald.)
Verf. theilt die Cysten ein in „angeborene“, in ‚spontan entstandene‘ und
in solche ‚traumatischen Ursprungs‘ und beschreibt vier Fälle aus der
Schirmer’schen Klinik; einmal handelte es sich um eine Cyste der Con-
junctiva bulbi unweit der Hornhaut, ein anderes Mal sass die Cyste in einem
Pterygium, in zwei andern Fällen hatten sich die Cysten in Narben ent-
wickelt, einmal nach einer Schiel-Operation, das andre Mal nach Abtragung
eines Hornhautstaphyloms. C. Hamburger.
107) Zur Casuistik der Pulver-Verletzungen des Auges, von
Hans Beyer. (Inaug.-Diss. aus der Univ.-Klinik zu Greifswald.) Verf.
berichtet über elf in den letzten 5 Jahren in der Schirmer’schen Augen-
klinik behandelten Pulver-Verletzungen. Im Ganzen wurden 19 Augen ver-
letzt, davon erblindeten 3; ein Fall wurde wegen Panophthalmie, ein zweiter
wegen Infection enucleirt, ein dritter wurde phthisisch nach Extraction eines
grösseren Fremdkörpers aus dem Glaskörper. In 13 Fällen schwankte die
Sehkraft zwischen !/,, und ?/,. — Wenn also v. Hippel beobachtet hatte,
dass bei Dynamit-Verletzungen in Folge der zahllosen kleinsten Sandpartikel-
chen (herrührend von dem „im Besatz des Bohrloches befindlichen Sand“)
die Hornhaut dauernd schwer geschädigt bleibt, so führen selbst schwere,
perforirende Pulver-Verletzungen keineswegs immer zu dauernden Seh-
störungen oder zum Untergange des Auges. C. Hamburger.
108) Ueber den Gebrauch starker Sublimatlösungen in der
Augentherapie, von Dr. Emil Guttmann. Aus der Magnus’schen
Augenklinik in Breslau. (Deutsche med. Wochenschr. 1899. Nr. 44.) Verf.
berichtet über Erfahrungen mit 3”/ə (8:1000) Sublimatlösung, welche bei
Schwellungs-Catarrh, Trachom und chronischer Dakryocystoblennorrhoe ein-
geträufelt wurde. Er rühmt die Verminderung der Secretion nach Gebrauch
des Mittels. In Epitheldefecten der Hornhaut sieht Verf. keine Contra-
indication. Die subjectiven Beschwerden seien geringe, besonders wenn die
zur Herstellung benutzte Stammlösung wässrig und nicht alkoholisch war. .
C. Hamburger.
109) Der sog. Xerosebacillus und die ungiftiger Löffler’-
schen Bacillen, von Dr. Fritz Schanz, Dresden. (Zeitschrift f. Hygiene
u. Infectionskrankheiten. 1899. Bd. 32.) Verf. erinnert daran, dass der
sog. Xerosebacillus der Erreger der Xerose nicht ist, sondern zu den ge-
wöhnlichsten Bewohnern des Bindehautsackes gehört. Eine Trennung in
Diphtherie-, Pseudodiphtherie- und Xerosebacillen sei undurchführbar, es gebe
— 515 —
nur „echte, giftige Diphtheriebacillen‘ (Löffler) und „ungiftige“, und letztere
seien mit den Xerosebacillen identisch. C. Hamburger.
110) Ueber die Lage des Centrums der Macula lutea im
menschlichen Gehirn, von Prof. Dr. L. Laqueur und Dr. Martin
B. Schmidt, Strassburg. Ausführlicher Bericht über einen Fall, der in
neurologischer Beziehung grösstes Interesse bietet. Ein 5ljähriger Mann,
der seit Jahren an chronischer Nephritis und Arteriosklerose leidet, erkrankt
plötzlich mit einer‘ Sehstörung: Verlust beider linker Gesichtsfeldhälften
(Hemianopia sinistra). Nach 6 Wochen völlige Erblindung; doch wird
2 Monate später festgestellt, dass ein kleinstes centrales Gesichtsfeld beider-
seits noch existirt, 1!/, bis 2° ausgedehnt, mit guter Sehschärfe, R = ?/,,
L = °/,. Psychische Functionen normal. — Constanz dieser Erscheinungen
bis zum Tode, welcher ein Jahr später erfolgt. Die Section (v. Reckling-
hausen) ergiebt, dass in beiden Hirnhälften die Sehsphären völlig zerstört
sind; namentlich schien es makroskopisch, als ob auch die Gegenden an der
Fissura calcarına erweicht seien. Doch ergab die mikroskopische. Unter-
suchung, dass im Grunde der linken Fissura calcarina eine grössere Hirn-
partie, Rinde und Mark, vollkommen intact war. Da der Patient bis zum
Tode beiderseits central gut gesehen hatte, so lässt dieser Befund keine andre
Deutung zu als die, dass an dieser Stelle die Fasern der Macula lutea enden;
und da rechts das gesammte Öceipitalhirn zerstört war, so ergiebt sich
ferner, dass diese Partie der linken Rinde die Macula lutea beider Augen
versorgte. Die Verff. erinnern daran, dass in vollkommener Congruenz zu
diesem ihren Befunde der Sachs-Förster’sche Fall steht: hier war eben-
falls nur ein kleines centrales Gesichtsfeld vorhanden gewesen, und die ana-
tomische Untersuchung hatte als einzigen Rest der gesammten Sehschärfe ein
kleines Gebiet am Boden einer Fissura calcaria. nachgewiesen. Da dies Gebiet
im Förster-Sachs’schen Falle rechts sass, im Laqueur-Schmidt’schen
aber links, „so folgt hieraus, dass in jedem der beiden Hinterhauptslappen
ein solches Maculacentrum vorhanden ist.‘“ Dieser gesund gebliebene Theil
hat die relativ grosse Flächenausdehnung von 200 qm. Da die Macula lutea
im Auge nur 3 qmm gross ist, so ergiebt sich, „dass das ihr zugehörige
Rindenfeld. eine mindestens 60 Mal grössere Flächenausdehnung besitzt.‘ Es
liegt nahe, diese grosse Ausdehnung in Beziehung zu setzen zu den zahllosen
Associationen zwischen dem centralen Sehen und zahlreichen psychischen
Functionen (Entstehen von Freude, Schreck, Scham u. s. w. durch blossen
Anblick), indem die zugehörigen Nervenfasern offenbar viel Raum bean-
spruchen. C. Hamburger.
111) Ueber Cataract und Diabetes, von Otto Zeller. (Inaug.-
Dissert. aus der Univ.-Klinik zu Tübingen. 1899.) Bericht über 56 Star-
kranke mit Zuckerausscheidung. 31 davon waren weiblich, 25 männlich.
In 6 Fällen lag Complication mit Retinitis vor, in einem dieser Fälle ausser-
dem Iritis. — In 42 Fällen wurde die Extraction gemacht; hierbei kam es
in einem Falle (2,4°/,) zur Vereiterung, in zwei andern zu „erheblicher“
Iritis (4,8°/,). Verf. sagt zum Schluss: „die Resultate der Operationen sind
nicht besonders günstig, vielfach kam es zu Nachstar mit Beeinträchtigung
des Sehresultats‘‘. C. Hamburger.
112) Ein Beitrag zur Kenntniss der Bewegungen der Thränen-
flüssigkeit und der Augenlider des Menschen, von Prof. J. Gad.
Aus der Festschrift für Adolf Fick (zum siebzigsten Geburtstage) 1898.
C. Hamburger.
33 *
— 516 —
113) Ueber den Einfluss der Kälte auf die brechenden Medien
des Auges, von Prof. J. v. Michel. Auf Grund der bisher vorliegenden
Untersuchungen hält. Verf. etwa folgende Annahme hinsichtlich der Kälte-
einwirkung auf die brechenden Medien des Auges für gerechtfertigt: die
Trübung kommt nur an den Geweben zu Stande, welche in hinreichender
Menge neben dem Wasser auch Eiweiss enthalten. Sie wird dadurch erzeugt,
dass Wasser austritt und dadurch das Licht in andrer Weise gebrochen wird.
Eine Aenderung der anatomischen Structur wird durch die Gefriertrübung
nicht bedingt. Humor aqueus und Kammerwasser bleiben, weil zu arm an
Eiweiss, ungetrübt, Hornhaut und Linse trüben sich. C. Hamburger.
114) Ueber das Bell’sche Phänomen, von Prof. J. v. Michel,
Bell hatte 1823 beobachtet, dass mit dem Lidschluss zugleich eine Be-
wegung der Bulbi nach oben erfolgt. Dieses Phänomen setzt sich zusammen
1. aus einer Contraction der M. orbicularis und 2. aus einer Contraction der
Heber des Auges. Zur anatomischen Erklärung dieses Vorganges hatte
Negro in Anlehnung an Thierversuche Mendel’s verbindende Fasern zwischen
Oculomotorius und Facialis angenommen, während Verf. zu der Auffassung
gelangt, dass es sich um Associationsvorgänge in der Hirnrinde handelt.
C. Hamburger.
115) Mercuriol. Ein neues Quecksilber-Präparat aus metal-
lischem, nach einer neuen Methode fein vertheilten Quecksilber,
von Arvid Blomquist, Stockholm. (Archiv für Dermatologie u. Syphilis.
1899. 48. Bd.) Bericht über Mercuriol, ein neues Quecksilber-Präparat, vom
Verf. dargestellt. Die Herstellung geht davon aus, dass Amalgame der
Metalle sich sehr leicht in jeden beliebigen indifferenten Stoff fein vertheilen
lassen. Verf. empfiehlt das Mercuriol namentlich für die Welander'sche
Methode der Inhalation von Quecksilberdämpfen, weil die Verdunstungsfläche
bei diesem Präparat in Folge der feinen Vertheilung besonders gross sei.
C. Hamburger.
116) Ueber die Behandlung von Syphilis mit Mercuriol, von
Dr. G. Ahmann, Stockholm. (Archiv für Dermatologie u. Syphilis. 1899.
48. Bd.) Verf. kommt zu dem Resultat, dass die Behandlung mit Mercuriol
nicht nur therapeutisch zuverlässig, sondern auch sehr reinlich und für den
Patienten angenehm sei. C. Hamburger.
117) Zur Structur des Hauthorns (Cornu cutaneum palpebrae),
von Dr. A. Natanson. (Ebenda.) Anatomische Untersuchung eines 4,5 mm
grossen Hauthornes am oberen Augenlid einer 18jährigen Arbeiterin.
C. Hamburger.
118) VI. Bericht der Augenabtheilung in Olmütz über das Jahr
1899, von Primarius Dr. Eduard Zirm. Es standen 898 Augenkranke in
Behandlung, von welchen 845 während des Jahres entlassen wurden, und
zwar: 729 geheilt (86,2 °/,), 63 gebessert (7,5 °/,), 20 ungeheilt (2,4 °/,),
33 (3,9 °/,) wurden abtransferirt. Star-Operationen 159, darunter 105 Lappen-
Extractionen. Iridectomien: 67. Gesammtzahl der Operationen: 466. Von
den mit Lappenschnitt nach oben operirten 105 Staren älterer Kranker war
bei 101 der Erfolg ein günstiger. In 4 Fällen trat Wundeiterung auf.
119) Elephantiasis neuromatodes mit Aneurysma der Orbita,
von de Vincentiis. (Lavori della Clinica Ocul. Napoli, Vol. V, S. 65).
— 517 —
Verf. handelt von einem Falle von Pseudo-Elephantiasis und zwar Elephant.
neuromatodes des rechten Oberlides. Die Hypertrophie hatte bei dem Manne
schon bald nach der Geburt begonnen. Das Lid und der Orbitalinhalt (es
bestand auch Aneurysma arteriosovenosum in der Orbita zwischen Art. ophthal-
mica und Vena ophth. inferior) kamen in Folge von Autopsie zur anatomischen
Untersuchung. Es fand sich in der Wandung des aneurysmatischen Sackes
eine grosse Zahl Endothel-Perlen, welche durch concentrisches Gruppiren von
verlängerten Endothelzellen um eine oder mehrere grössere solche zu Stande
gekommen waren. Diese letzteren entarten im Verlaufe allmählich, ihr Kern
widerstrebt der Färbung, verschwindet auch, oder bildet sich in eine homo-
gene stark färbbare Masse um und das Zellen-Protoplasma wird ebenfalls
homogen, oder wird öfters gestreift, auch circulär, worauf die Zellen ganz
verschwinden. Die einhüllenden concentrischen Zellen wandeln sich unter
Verschwinden des Kernes in Fasern von homogenem Aussehen um und zwar
früher in den innersten Lagen des Conglomerates. Auch giebt es complicirte
Perlen, welche bis aus 3 oder 4 kleineren zusammengesetzt sind, und zwar
entstehen dieselben so, dass von Anfang der Bildung an mehrere Gruppen
sich zusammenfügen oder durch Verschmelzung benachbarter Perlen. Das
Aneurysma bestand aus einem fibrösen periostalen Sacke, welcher einerseits
mit der Art. ophth., andererseits mit einer grossen Vene in directer Ver-
bindung stand. Der einzige bisher beschriebene ähnliche Fall von Lans-
down zeigte eine arterielle Dilatation, in welche eine Vene einmündete, war
also dem Wesen nach verschieden. In dem sehr stark verdickten Oberlide
waren die normalen Elemente grossentheils zerstört und als interessanter
Befund zeigten sich neugebildete Stränge und Bündel. Die Stränge waren
in geringerer Zahl vorhanden als die Bündel von Faserzügen, beide drangen
von oben her in das Lid herab und zwar ausserhalb der Fascia tarsoorbitalis
und vermischten sich unter einander. Die Stränge stellten cylindrische,
unregelmässige, bizarre Stämme mit Verzweigungen dar und liessen sich
unter dem Dissections-Mikroskop auch auf ganze Strecken mittelst Nadeln
herauspräpariren und isoliren. Sie bestanden aus einer bindegewebigen,
abziehbaren Membran und einem Inhalt von marklosen und markhaltigen
Nervenfasern. Erstere waren in weit überwiegender Zahl, an der Peripherie
ausschliesslich vorhanden und bildeten weitmaschige Anastomosen, welche beim
Zerzupfen zu Tage traten. Die Bündel von Faserzügen endlich bestanden
ausschliesslich aus Remak’schen Nervenfasern. Ein Theil der Lidhaut war
tumorartig verdickt, sowie an der Schläfe in Continuität mit dem Augenlide
ein separirter Tumor vorhanden war. Beide Bildungen bestanden ebenfalls
aus Nervenfasern und zwar fast ausschliesslich aus marklosen. Peschel. `
120) Eine blepharoplastische Operation, von demselben. (Ibid.
S. 95.) In Folge von Verletzung fehlte das äussere Drittel des Oberlides,
Verf. wandte die Methode der Verschiebung des Lides in toto an, indem
er die Fascia tarso-orbitale am nasalen Lidende einschnitt und nach aussen
zog. Da dies nicht genügte, musste eine Heteroplastik hinzugefügt werden,
es wurde ein Hautlappen aus dem Arme eingepflanzt. Die Conjunctiva dieses
Lidtheiles war noch vorhanden, nur ectropionirt und dislocirt und konnte
zur inneren Deckung des neugebildeten Lidtheiles herbeigezogen werden.
Da theilweise Abstossung des Lappens erfolgte, mussten später nochmals
heteroplastische Hautstückchen implantirt werden. Peschel.
121) Cyste der Orbita durch Cysticercus, von Piccoli. (Ibid.)
Die bisher beobachteten Fälle gehören v. Graefe (1863), Horner (1871),
BIR —
Fromaget und de Vincentiis Hirschberg und Sichel beschrieben
subeutane Lid-Cysticercen, die nicht als orbitale anzusehen sind. Der blosse
Gefässreichthum eines Körpertheiles ist nicht die einzige Ursache, weshalb
der Parasit vorzugsweise an gewissen Stellen sich ansiedelt, an anderen hin-
gegen nie gefunden wird (Fett, Knochen). Aus dem durch den Magensaft
seiner Chitinhülle beraubten Eie entschlüpft eine etwa !/,, mm grosse Larve,
welche selbstständig durch die Intestinal-Wandungen und Gewebe hindurch-
wandert und sich den für ihre Ernährung passendsten Ort auswählt. Die
bei orbitalen Cysticercen gefundene Bindegewebskapsel ist stets von Mandel-
form, mit sagittalem Längsdurchmesser, ihr tiefer Pol hat sehr dicke und
zwar fibröse, ihr vorderer hingegen sehr dünne Wandung, welche aus jungem
Granulationsgewebe besteht. Offenbar wächst die Cyste am vorderen Pol,
was auch klinisch sich bestätigt, da der Tumor allmählich immer nach vorn
prominenter wird. Die Cysticercus-Cyste wächst meist ohne phlogische Er-
scheinungen, während Echinococeus immer irritative Begleiterscheinungen hat,
auch langsamer wächst, ferner stets eine viel dünnere Kapsel hat, weshalb
die Fluktuation leichter zu fühlen ist, auch grössere Proportionen als Cysti-
cercus annehmen kann, sodass Exophthalmus und Usur der knöchernen Orbital-
wände hinzutritt. — Wenn möglich, soll die Cysticercus-Cyste von der Con-
junktiva aus operirt werden, um Narbe zu vermeiden. Peschel.
122) Ptosis-Operation, von de Lieto Vollaro. (bd S. 327.)
Verf. giebt einen sehr genauen historischen Ueberblick über die bisher
angewandten Methoden und hält sich länger bei der Motais’schen Operation
auf. Er constatirt, dass die transplantirte mittlere Portion des Musc. rectus
superior nur 3 mm weit aus Sehne, im Uebrigen aus Muskelbauch besteht
und dass nach Experimenten an Thieren diese dislocirten Muskelfasern nicht
degeneriren. Peschel.
123) Embryologische Untersuchungen über das Auge der
Vertebraten, von Tornatola. (Atti d. Ra. Accad. Peloritana, anno XIII.)
Mit 7 Tafeln. Verf. bespricht seine Untersuchungen über die Bildung des
Glaskörpers. Die Embryonen wurden in Pikrinschwefelsäure nach Kleinen-
berg oder in einem Gemisch von Pikrin- und Osmiumsäure oder in folgender
Sublimatlösung conservirt: Heissconcentrirte Sublimatlösung in Meerwasser,
Meerwasser ca. 3, Eisessig 2 Theile. Hierin blieben die Embryonen 15 Minuten
bis 2 Stunden, je nach der Grösse, dann wurde der Sublimat in 70° Alkohol
mit Jodtinktur während 4—24 Stunden ausgewaschen. Stückfärbung in
Borax -Carmin Grenacher. Beim Huhne erscheint erst nach 60 Stunden
Incubation der Glaskörper als feines fibrilläres Maschennetz, das mit den
Retinalzellen in Verbindung steht. Es besteht somit keine Hyaloidea, sondern
der Glaskörper ist in directem Contact mit der Retina. Dasselbe ist auch
bei Embryonen der Säugethiere der Fall. Im Glaskörper der Hühner,
welcher gefässlos ist, findet man nie Mesodermzellen, sondern diese werden
zur Bildung des Pecten verwendet. Die primäre Augenblase befindet sich
bei Hühnern wie bei Säugethieren in directem Contact mit dem Ectoderm,
ohne dass eine Mesodermschicht sich dazwischen schiebt. Dieses Verhalten
besteht auch noch, wenn die Linse durch Invagination sich bildet. Verf.
bestreitet, dass die Entstehung der secundären Augenblase auf mechanischen
Druck der in Bildung begriffenen Linse zurückzuführen sei, da mitunter vor
der Verdickung des Ectoderms die distale Platte der primären Augenblase
sich verdickt, auch weil während jener Bildungsphase die Linse nicht immer
—- 519 —
in Contact mit der primären Augenblase sich befindet. Bei gewissen Fischen
ohne Linse bildet sich ebenfalls die secundäre Augenblase, auch entsteht die
Depression der primären Augenblase öfters vor der Entwickelung der Linse.
Dass einzelne Autoren eine Mesodermschicht zwischen primärer Augenblase
und Ectoderm fanden, erklärt Verf. so, dass auf dem Gipfel der Augenblase
dieselbe nicht, wohl aber an den seitlichen Theilen existirt, und zwar schiebt
sich beim Huhne das Mesoderm über etwa !/,, bei Säugethieren über etwa
3/, der primären Augenblase. Die in die secundäre Augenblase einwandernden
Mesodermzellen bilden durchaus keine Umhüllung der Linse, noch werden
sie zur Formation des Glaskörpers verwandt, sondern entwickeln sich zu den
zahlreichen Gefässen. Dies geschieht nach den Abbildungen des Verfassers
in der Weise, dass dieselben sich stark vergrössern, verschiedene unter sich
anastomosirende Ausläufer bekommen. So bilden sich Stränge und wahre
Endothelröhren. Nach Vollendung der Gefässbildung finden sich im Glas-
körperraume keine Mesodermzellen mehr. Die Blutkörperchen sollen nach
dem Verf. sich nicht aus denselben Mesodermzellen bilden, sondern aus den
grosskernigen Merocyten. Der Glaskörper gehört nach des Verf. Anschauung
zu den ‚Secretions-Geweben‘“, von denen Hensen, Emery, auch Ficalbı
sprechen. Er findet eine Stütze seiner Theorie darin, dass Carrière 1885
in der Retina der Gasteropoden 2 Arten Zellen constatirte, Stäbchenzellen,
die den Sehact vermitteln, und Secretionszellen, welche die gelatinösen Binnen-
medien des Auges liefern, die nur bei einigen Species deutlich in Glaskörper
und Linse geschieden sind. Grenacher fand dasselbe bei Heteropoden und
Cephalopoden, und nannte die Secretionszellen Emplemzellen und ihr Product
Emplem. Kleinenberg wies bei den Alciopoden nach, dass der Glaskörper
von einer sehr grossen Retinalzelle abzuleiten ist, welche mitten unter den
Sehzellen liegt und welche er „einzellige Glaskörperdrüse‘‘ nannte.
Peschel.
124) Das Trachom in den Schulen, von Gallenga. (Società Med.
Chir. dı Parma, 3. XII. 1899.) Verf. schlägt die Einrichtung von separaten
städtischen Schulen für trachomatöse Kinder vor und betont die Nothwendig-
keit, Maassregeln gegen die Weiterverbreitung des Trachoms in der Stadt zu
ergreifen. Er weist dabei auch auf die therapeutische und moralische Wirk-
samkeit der geistigen Ausbildung Trachomatöser hin, welche nicht ohne
Schulbildung gelassen werden sollen. Gallenga.
125) Der Bacillus des Sebum Meibomianum, von Pes. (Accad.
Med. di Torino, Juni 1899.) Verf. glaubt, dass dieser Bacillus, welchen er
mit dem Xerosebacillus für identisch hält, stark pathogene Wirkung habe.
Er soll auch mit dem Koch-Weeks’schen Bacillus identisch sein, welcher
unter gewissen Umständen für die Conjunctiva pathogen wird. Verf. hält
ferner die morphologischen, culturellen und Färbungs-Charactere für unzu-
reichend, um die Klebs-Löffler’schen von den pseudodiphtherischen Bacillen
zu unterscheiden. Gallenga.
126) Operation des Epicanthus, von Des (Ibid) Reymond
schlug vor, eine verticale Incision der Cutis vor und hinter der Hautdupli-
catur zu machen, diese zu unterminiren und dann die äusseren Wundränder
der 2 Incisionen durch Metallnähte unter der Brücke zusammenzuziehen.
(R. wandte diese Methode seit 1881 in der Klinik an. Ref.) Als zweite
Methode wird Exstirpation eines elliptischen Hautlappens auf beiden Seiten
— 520 —
der Falte mit nachfolgenden Suturen empfohlen. Mitunter sind beide Methoden
zu combiniren.. Gallenga.
127) Diplokokken- und Streptokokken-Infection durch pseudo-
membranöse Conjunctivitis, von Pes. (Ibid) Zwei Kinder, welche
an Diphth. Conj. litten, starben an allgemeiner Infection, das eine durch
Diplococcus, das zweite durch Streptokokken. Untersuchung des Blutes gab
positive Resultate _ Gallenga.
128) Ueber die Secundär-Contractur nach Paralyse der Augen-
muskeln, von Gaudenzi. (Ibid. Juni 99.) Die Contractur soll nicht
muskulären Ursprungs sein, sondern unter dem Einflusse des gleichzeitigen
Sehens beider Augen entstehen, indem die Convergenz alterirt ist und ein
gegenseitiges constantes Stellungs -Verhältniss erstrebt wird, wie es für die
Bildung des neuen Systems binocularer Perceptionen nöthig ist,
ET
129) Ein Fall von Hemianopsie, von Gaudenzi. (Ibid.) Bei
einem syphilitischen Alkoholiker trat wahrscheinlich Erweichung der Hirn-
rinde ein. In der rechten Hälfte des Gesichtsfeldes beider Augen fand sich
innerhalb der Grenzen der normalen Empfindlichkeit für Weiss Hemiachroma-
topsie und eine ganz elementare Wahrnehmung der Formen. Dieser Zustand
kann bei oberflächlicher Untersuchung für einfache Hemianopsie gehalten
werden. Retinalreize in jenen Bezirken lösten normale Reflexe aus. Verf.
geht nicht auf die Erklärung dieser Beobachtung ein. Gallenga.
130) Primitives Melanosarcom der Lidhaut, von Gaudenzi.
(Ibid.) Bei einer 74jährigen war der die Lider des r. Auges interessirende
Tumor aus einem Naevus entstanden. Exstirpation, Blepharoplastik nach
Fricke, Heilung. Mikroskopisch fand sich Spindel-Zellensarcom von stellen-
weise alveolärem Bau. Gallenga.
131) Gliom der Retina. (Ibid.) Aus seinen nach verschiedenen
Methoden ausgeführten Untersuchungen kommt Verf. zum Schlusse, dass die
neuen Versuche mit Chromsilber-Imprägnation die von Golgi und Manfredi
gewonnenen Resultate über die Elemente im Zwischenkörner-Stratum und in
der inneren Körnerschicht nicht dementiren können. Gallenga.
132) Ueber die Palpebral-Reaction der Pupille, von Mingaz-
zini. (Società Lancissana di Roma, Mai 1899.) Verf. vindicirt Galassi
(1887) die Beschreibung dieses Symptoms, welches unter dem Namen West-
phal und Pilz geht. Galassi schon war der Ansicht, dass es sich um ein
Phänomen functioneller Association und Synergie handele. Gallenga.
133) Epitheliom der Cornea, von Parisotti. (Accad. Med. di Roma,
April 1899.) Bei einem 45jährigen hatte sich aus einer traumatisch ent-
standenen Corneal-Narbe ohne Betheiligung des Limbus ein primitives Corneal-
Epitheliom von papillärer Form gebildet. Vorzeigung von Präparaten.
Gallenga.
134) Lepra des Auges, von Albertotti. (Assoc. Med.-Chir. di Mo-
dena, Mai 1899.) Vorstellung eines Bauers aus der Provinz Emilia mit
charakteristischer Lepra, welche auch bakteriologisch und histologisch nach-
gewiesen wurde. Die Gegend ist vollkommen immun, auch liess sich ander-
weitige Infection nicht nachweisen. Gallenga.
s P 55
185) Primärer Thränendrüsen-Tumor, von Pes. (Accad. Med.
Torino, Juni 1899.) Der einem 7jährigen Kinde exstirpirte Tumor stellte
sich als Angiosarcom heraus. Kein Recidiv. Gallenga.
186) Die äusseren Glieder der Sehzellen der menschlichen
Retina, von Pes. (Ibid.) Es soll sich um ein noch nicht beschriebenes
System modificirter Zellen handeln, welches in der menschlichen Retina
zwischen der Limitans externa und dem Pigment-Epithel liegt. Die konischen
Zellen sollen mit der Basis an der Limitans sitzen und mit der Spitze in die
Pigment-Epithelzellen eindringen, und sollen die Bestimmung haben, in ihrem
Innern die äusseren Verlängerungen der Sehzellen aufzunehmen. Bisher wurden
sie als Theile der letzteren aufgefasst. Gallenga.
137) Das elastische Gewebe der Choroidea des Menschen, von
Pes. (Ibid.) Verf. bestreitet, dass das elastische Gewebe der Choroidea
specielle Lagen bilde, findet, dass dasselbe continuirlich ist, sich nach allen
Richtungen hin verflicht und unter der Choriocapillaris ein ganz feines Netz
darstellt, welchem die Vitrea adhärirt. Gallenga.
138) Ueber den Ursprung des Glaskörpers, von Cavini. (Ace.
med. di Torino, Juli 1899.) Verf. machte an Embryonen von Vögeln,
Fischen, Reptilien, Säugethieren Untersuchungen, um die neuen Befunde zu
controliren. Er bringt speciell die Schilderung der Bildung des Glaskörpers
von Mus decumanus. Er constatirte hier ein Stratum von Mesoderm zwischen
dem distalen Theile der Augenblase und der Linse. Der Glaskörper beginnt
erst zu erscheinen, wenn Mesodermzellen in die Augenspalte eingedrungen
sind. Sein Aussehen ist je nach der Art der Fixations-Flüssigkeit verschieden
und in gut gelungenen Präparaten sieht man sehr dünne Fäserchen von den
Zellen ausgehen, welche sich mit den Fibrillen des Corp. vitreum vereinigen.
Der Körper und Kern dieser Zellen verschwindet allmählich und es bleibt
nur ein feines Netzwerk als Glaskörper zurück. Verf. hält es nicht für
richtig, dass der Glaskörper Secretions-Product von Retinalzellen sei.
Gallenga.
139) Ueber Vernarbung von Epithelial-Wunden der Cornea,
von Montalcini. (Ibid. Dec. 1899.) Das Epithel regenerirt sich durch
indirecte Kerntheilung und durch Gleiten der Elemente von den Rändern der
Wunde gegen diese. Das Gleiten kommt durch das Gesetz des Gleichgewichts
zu Stande. Wenn die Membr. Bowman getrennt ist, so ist durch ihre Re-
traction die Ortsveränderung der Epithelzellen erleichtert. Auch die Abnahme
des intraoculären Druckes mittelst einer Paracentese wirkt ähnlich. Nach
dem Tode kann jenes Gleiten nicht mehr stattfinden wegen Coagulation der
die Zellen verbindenden Substanz und wegen Rigidität der Membrana Bowman.
Gallenga.
140) Choroiditis suppurativa, Abscess des Chiasma, Menin-
gitis cerebrospinalis, von Pes. (Ibid. Dec. 1899.) 52jährige hatte an
Keratohypopium gelitten und war mit Leucoma totale geheilt. Nach 3 Jahren
Panophthalmitis mit lethalem Ausgang in wenigen Tagen. Bei der Autopsie
fand sich Canalisation des N. opticus, Abscess im Chiasma, diffuse eitrige
Meningitis. Culturen des Glaskörpers ergaben Staphylococcus, solche des
Abscesses im Chiasma und der Meningen Streptoc. pyogenes. Verf. glaubt,
dass der Process des Keratohypopiums sich wieder angefacht ond auf die
Choroidea verbreitet habe. Gallenga.
— 522 —
141) Modification der Chloroform-Maske von Esmarch, von
Valenti. (Policlinico, 24. April 1899.) Durch Verkürzung des oberen
Theiles und Anbringen eines Griffes unten hat Verf. die Maske für Augen-
Operationen passender gemacht, indem das Operationsfeld freier bleibt.
Gallenga.
142) Pilocarpin-Injectionen bei Netzhaut-Ablösung, von Mo-
rano. (Policlinico, August 1899.) Besserung in einem Falle bei hoch-
gradiger Myopie und Heilung einer Ablösung, welche im Verlaufe eines
acuten Gelenk-Rheumatismus durch exsudative Chloroiditis entstanden war.
Gallenga.
143) Hereditäre congenitale Aniridie, von Carra. (Policlinico,
Dec. 1899.) 4ljährige mit completer bilateraler Aniridie und Cataracta,
die theils im Cortex strahlenförmig, theils polaris ant. war, bewegliche Glas-
körperflocken, Nystagmus, V = !/,,. Ein Sohn hat ebenfalls congenitale
Aniridie. Gallenga.
144) Keratitis punctata superficialis Fuchs, von Bellinzona.
(Societä med. Pavia, Febr. 1899.) Nach genauer Berücksichtigung der bis-
herigen Publicationen beschreibt Verf. 3 Fälle aus der Klinik in Pavia.
Alle drei betrafen Weiber von 16 bis 39 Jahren in schlechtem Ernährungs-
zustande, in 2 Fällen bestanden vorher Entzündungen im vorderen Abschnitte
der Uvea. Stets war die Affection monoculär. Wegen der günstigen Wirkung
der Miotica glaubt Verf., dass es sich um Lymphstase handle.
Gallenga.
145) Beitrag zur Semiologie der Pupille, von Marimö. (Parma,
Rivista sperimentale di freniatria 1899.) Untersuchungen an 400 gesunden
Kindern und vielen Kranken (Hysterie, Neurasthenie, Neuralgien, Neuritis,
Hirntumor- und -hämorrhagie, Meningitis, Syphilis cerebralis, Syringomyelie,
Chorea etc... Bei Gesunden reagiren die Pupillen wenig auf Schmerz-Em-
pfindung. Häufig sind Pupillar-Anomalien bei Krankheiten des Verdauungs-
Systems und bei Intoxicationen. Bei Hysterie und Neurasthenie besteht oft
Pupillen -Dilatation ohne Unterschied zwischen den beiden Augen und bei
erhaltenen Reactionen. Bei Neuralgien konnte Verf. das Zeichen von Selig-
müller, einseitige Mydriasis der betreffenden Seite, nicht bestätigen. Compli-
cirte Anomalien finden sich bei Tumor cerebri und Meningitis tuberculosa;
bei Apoplexie oft Miosis; Ungleichheit der Pupillen bei Poliomyelitis, Syphilis
cerebralis, Mydriasis oft bei Chorea; bei Epilepsie Starrheit der Pupillen
während des Anfalles, mitunter mit Miosis, in den Intervallen vorwiegend
Mydriasis. Gallenga.
146) Der oculo-pupillare Reflex, von Stefani und Nordera.
(Ibid. Fasc. 3—4.) Dieser Reflex äussert sich bei Reizung der Cornea, der
Conjunctiva und weniger deutlich der dem Auge benachbarten Theile, er
fehlt bei Reizung anderer Regionen. Bei Berührung der Cornea oder Con-
junctiva erweitern sich beide Pupillen, kehren aber fofort in ihren früheren
Zustand zurück, wie bei Reizung sensibler Nerven im Allgemeinen. Wenn
nun aber die Reizung fortdauert, so tritt der in Rede stehende oculo-pupillare
Reflex in Scene, die Pupillen gehen einer leichten progressiven Erweiterung
entgegen und nach dieser erfolgt innerhalb nicht constanter Zeit, gewöhnlich
nach 2 Minuten eine deutliche Verengerung von ebenfalls variabler, aber
meist längerer Dauer. Mit dem Aufhören des Reizes kehren die Pupillen
— 523 —
zu ihrer anfänglichen Weite zurück. Alle diese Veränderungen geschehen
bilateral. Von den 2 Phasen, der Dilatation und Constrietion ist die letztere
die eigentlich charakteristische. Um die erste Phase zu beobachten, ist inten-
sives Licht (Sonnenlicht) nützlich, für die zweite Phase schwaches Licht,
z. B. zwei Kerzen in gewisser Höhe über dem Kopf des zu Untersuchenden.
Bei Thieren gelingt das Experiment nicht gut. Die Verff. halten diese Unter-
suchung bei Krankheiten des Nerven-Systems und Psychosen für angezeigt.
Gallenga.
147) Extraction der Linse mittelst Zonulotomie, von Grade-
nigo. (Istit. Veneto di Scienze. Vol. 57.) Verf. berichtet von guten Re-
sultaten seiner Methode, welche in einem grossen Cornealschnitte besteht,
nach vorgängiger Präparation eines langen und breiten Conjunctival-Lappens,
in welchen eine Fadenschlinge behufs Naht nach beendeter Extraction ein-
gelegt wird. Darauf wird das vordere Blatt der Zonula mit besonderem
Instrumente von der Form eines modificirten Cystotoms gespalten und die
Linse durch Druck auf den Bulbus unter Leitung eines ringförmigen Löffels
entbunden. Gallenga.
148) Ein neues Augen-Tonometer, von Gradenigo. (Ibid. De-
cember 1899.) Dasselbe besteht in einer Waage mit Stativ. Die Waage
besteht aus einem hohlen Glascylinder von 44 mm Länge und vom Durch-
messer der menschlichen Cornea. In der Axe dieses Cylinders läuft ein Glas-
stäbchen von 2 mm, welches durch zwei Glasdiaphragmen in seiner Lage er-
halten wird. Das’eine Ende dieses Stäbchens ist frei, leicht convex und sehr
glatt, das andere setzt sich in einen Metallstab fort, welcher um einige Centi-
meter den Cylinder überragt und den Teller der Waage trägt, auf welchen
Gewichte von 1—20 gr gelegt werden können. Am Metallstabe ist etwa in
halber Höhe ein articulirter Zeiger angebracht, welcher mittelst einer ein-
fachen Multiplicator-Vorrichtung auf einem Gradbogen jede Stellungs-Ver-
änderung des Glasstäbchens längs der Axe des Cylinders anzeigt. Das Stativ
ist wie eine Probirbrille gestaltet, wird auf den Nasenrücken applicirt und
stützt sich auf die Schläfe. Dasselbe placirt vor jedes Auge einen Ring,
auf welchen bei Rückenlage des Patienten der Tonometer aufgesetzt wird.
Die Lider des cocafnisirten Auges werden durch Blepharostat geöffnet. Im
normalen Auge bewirkt das Auflegen. von 10 gr eine Verschiebung des
Zeigers um 2°, bei pathologischen Zuständen treten entsprechende Verände-
rungen ein. . Gallenga.
149) Pincette zur Untersuchung der oberen Uebergangsfalte,
von de Agostini. (Bollet. Assoc. Sanit. Milanese. Decbr. 1899.) Es ist
eine. gefensterte Pincette, mittelst welcher das Lid umgestülpt wird.
Gallenga.
150) Blennorrhoe der Conjunctiva und ihre Mikroorganismen
bei neugeborenen Kaninchen und Hunden, von Collica-Accordino.
(Policlinico di Roma. 1899.) Behufs Controle der Beobachtungen von Heller
(1896) stellte Verf. Impfungen an neugeborenen Thieren mit blennorrhoischem
Eiter, mit Culturen von Gonokokken und anderer aus jenem Eiter gewonnenen
Mikroorganismen an. Nach der Uebertragung wurden die Lider durch Kau-
tschuk -Lösung verschlossen. Resultate negativ. Bei neugeborenen Hunden
erzeugte jedoch Verf. nach derselben Methode in 5 von 20 Experimenten
eitrige Conjunctivitis (er nennt sie Blennorhoe von mittlerer Intensität), und
— 524 —
zwar einmal durch Pneumococcus, einmal durch blennorrhoischen Eiter, drei-
mal durch Staphylococcus aureus. So bestätigt er die Entwickelung eitriger
Conjunctivitis durch reine oder mit anderen Keimen vermischte Staphylokokken.
Gallenga.
151) Congenitale Paralyse des Musc. rectus externus, von
Querenghi. (Tribuna Medica, Dec. 1899.) 17jähriger hatte paralytische
Deviation der Augen seit seiner Geburt. Strabismuswinkel rechtes Auge 2°,
linkes Auge 20° Beiderseits wurde Muskelvorlagerung gemacht. Beide
Recti externi waren sehr dünn. Es wurde Resection eines Stückes und Naht
ausgeführt. Resultate für die seitlichen Bewegungen gut, es fehlte jedoch
die Convergenz. Gallenga.
152) Mikroskopische Untersuchung über Alters-Veränderungen
der Vasa centralia retinae nebst einem Beitrag zur Kenntniss der
Concremente des Opticus und seiner Scheiden und einer kurzen
Betrachtung über die von Fuchs beschriebene periphere Sehnerven-
Atrophie, von J. Jacob Streiff. (Inaug.-Diss. [1899] aus der Züricher
Univ.-Augenklinik des Herrn Prof. Dr. O. Haab.) Anatomische Untersuchung !
der Netzhautgefässe in drei Fällen: bei einem 60jährigen Manne fanden sich
die Gefässe fast völlig normal, bei einem 90jährigen Manne und einer 83jäh-
rigen Frau waren senile Veränderungen zu finden; es bestand „FEndo-Sklerose
mit hyaliner Degeneration“. Die Arterien-Lichtungen schienen verengert, die
der Venen erweitert. Bezüglica der von Fuchs sog. peripheren Sehnerven-
Atrophie vertritt Verf. die Meinung, dass es sich nicht um Atrophie, sondern
um einen Neuroglia-Mantel rings um die Faserzüge des Sehnerven handle.
. C. Hamburger.
1 Ueber das Klinische vergl. Central-Bl. f. pr. A. H.
52 —
Uebersicht der Literatur der Augenheilkunde im Jahre 1899.
I. Allgemeines, Lehrbücher, Statistik.
Andreae, J., Die Verletzungen des Sehorgans mit Kalk und ähnlichen
Substanzen. Leipzig. 1899. W. Engelmann. — Bach, L., Die ekcematösen
scrophulösen Augenerkrankungen. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem
Gebiete der Augenheilkunde Herausg. v. A. Vossius III, Heft 1, Halle a. S.,
1899. — Berger, A. M., Die Ophthalmologie (liber de oculo) der Petruss
Hispanus. München, J. F. Lehmann, 1899. — Bernheimer, St., Die Wurzel-
gebiete der Augennerven. Graefe-Saemisch, Handb. der ges. Augenheilk. 15. Lief.
I. Theil, I. Bd., VI. Cap., Bogen 1—2. — Bickerton, T. St., Colour blind-
ness and defective sight in the mercantil marine. Brit. med. J. 1899.
Nr. 2021. p. 770. — Birnbacher, A., Die pathologische Histologie des
menschlichen Auges. Leipzig. Veit & Comp. 1899. — Blumenthal, L,
Mein erstes Decennium augenärztlicher Praxis. St. Petersburg. med. W. 1899.
Nr. 35 u. 36. — Borthen, Lyder, Die Lepra des Auges. Klinische Studien
mit pathologisch-anatomischen Untersuchungen von N. P.Lie. Leipzig, 1899.
W. Engelmann. — Chodin, A. W., Praktische Ophthalmologie.e Handbuch für
Studirende und Aerzte. 5. verbesserte Aufl. mit 203 Abbildungen im Texte
und 6 Tafeln ophtbalmoskopischer Bilder. Kiew, 1899. — Cohn, Hermann,
Die Sehleistung von 50000 Schulkindern. Breslau, 1899. Schottländer. —
Die Breslauer Taubstummenanstalt, eine Schule mit nur einem kurzsichtigen
Kinde. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges IlI. Nr. 9. — Avertissement
des Oculisten Mende in Breslau im Jahre 1791. — Elschnig, A., Normale
Anatomie des Sehnerveneintrittes. Zusammenstellung ophthalmoskopischer und
anatomischer Befunde. Augenärztliche Unterrichtstafeln, herausg. von H. Magnus.
Heft XVI. Breslau 1899. — Fick, A. E., Gesundheitspflege des Auges.
Graefe-Saemisch. Handb. f. Augenheilk. 11.—14. Lief. — Die Blindheit.
Ibid. — Flemming, Perey. An adress of the eye complications of the acute
specific fevres. Brit. med. J. 1899, p. 103. — Fukala, V., Die Refractions-
lehre im Alterthum. Ein Beitrag zur Geschichte der Refraction auf Grund bis-
her unbekannt gebliebener literarischer Funde. Arch. f. A. XXXIX, p. 49. —
Weitere Beiträge zur Refractionslehre der Alten. Theorien griechischer Gelehrter
über das Sehen und die Farbenlehre. Ibid. p. 209. — Goertz, R., V. Jahres-
bericht über die Augenheilanstalt in Landshut. Jahrg. 1898. — s’Gravenhage.
Vereeniging. Inrichting voor ooglijders IX. Jaarsverdag 1898. — Guillery.
Bemerkungen über Sehschärfe und Schiessausbildung. Deutsche militärärztl.
Zeitschr. 1899. — Haab, O., Atlas der äusseren Erkrankungen des Auges
nebst Grundriss der Pathologie und Therapie desselben. Mit 76 farbigen und
6 schwarzen Abbildungen nach Originalen des Malers Johann Fink. Lehmann’s
med. Handatlanten Bd. XVIII. München 1899. — Helfreich, W., Einige
Rathschläge für das Verhalten des praktischen Arztes bei Untersuchungen und
Begutachtung von Augenunfällen. Die ärztl. Praxis XII, Nr. 1. — Hirsch, J.,
Die gichtischen Augen-Erkrankungen. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus
dem Gebiete der Augenheilkunde. Herausgeg. von A. Vossius III, Heit 2,
Halle a. S. 1899. — Hirschberg, J., Geschichte der Augenheilkunde.
Graefe-Saemisch. Handbuch d. ges. Augenheilkunde II. Bd. XII. Cap. XXIII.
(Lief. 4—7). — Hobby, C. M., Historical sketches. Amer. J. of Oph. XVI. Nr. 9.
— 526 —
p. 261. — Hoor, K., Die Augenuntersuchung des Eisenbahnpersonals. Wiener
med. W. 1899. Nr. 3. — Januszkiewicz, M., Ueber die Thätigkeit der
fliegenden Augencolonne in Ortrolenka. Medycyna. 1899. Nr. 40 u. 41. —
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XVI. 2. p. 156. — Koslowski, M., Bericht über die Augenheilanstalt von
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der Ophthalmologie in den Niederlanden. Zeitschr. f. Augenh. II. 2. p.109. —
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über die 15jährige Thätigkeit der Augenklink der Kiewschen Universität.
Wjest. Oft. XVI. 4—5. p. 369. — Machek, E., Bericht über die Wirksam-
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1892—1898. Lemberg 1899. — Magavly. Mittheilungen aus der St. Peters-
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Eröffnung der Anstalt. St. Petersburg u. Leipzig. 1899. — Mellinger, Karl,
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VIII. 7. p. 332. — Nussbaum, M., Entwicklungsgeschichte des menschlichen
Auges. Graefe-Saemisch, Handbuch der ges. Augenheilkunde I. II. Cap. 7. —
Panas, Ph., Leçons de Clinique ophtalmologique professées à l’hötel-Dieu.
Recueilliées et publiées par Dr. A. Castan. Paris 1899. Masson & Comp. —
Pergens, E., Leonhard Fuchs’ alle Krankheyt der augen (1539) neu heraus-
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Refractionslebre im Alterthum. Arch. f. A. XXXIX. 4. S. 378. — Les frag-
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Otto Enslin. — Rotterdam. Vereeniging tot het verleenen van hulp aan
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fracture du plancher de l'orbite, Paralysie de la troisième paire, Amaurose
complète. — Plaie pénétrante de l'oeil par des ciseaux, cataracte traumatique,
Iridochoroidite purulente, Injection sousconjonctivale de cyanure de mercure.
Guérison. — Plaie pénétrante de l'oeil par une balle de parapluie, Cataracte
traumatique. Iridochoroïdite suppurative. Injection sousconjonctivale de cyanure.
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— 558 -~
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génitale polaire antérieure excentrique on paracentrale. Bull. de la Société
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survenant après l'extraction de la cataracte et guéris par les frictions mer-
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luxation double congénitale du cristallin. Ann. d’Ocul. CXXI. 4. p. 263. —
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nebst einem Beitrage zur Histologie und Histochemie des Cataracts. Beiträge
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Ueber einen epithelialen Tumor des Ciliarkörpers. Arch. f. O. XLIX. 2. p. 383.
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— 554 —
trennen. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXVII. p.425. — Weill, N. J., Die Ein-
führung von Jodoform in die vordere Augenkammer bei tuberculöser Iritis.
Original im Arch. of O. XXVIII. 2, übersetzt dieses Arch. XL. p.355. —
Weiss, L., und Klingelhöffer, W., Ueber das Vorkommen von Iris-Rissen.
Arch. f. A. XXXIX. p. 237. — Wilson, F. M., Zwei Fälle von Iridotomie unter
wenig Erfolg versprechenden Bedingungen. Arch. f. O. XXVIII. 2, übers. dies.
Arch. XL. p. 357. — Wingenroth, E., Ein Fall von Diplocorie des rechten
Auges. C. f. pr. A. XXIII. p. 105. — Zirm, E, Schwere Nachblutung nach
Iridectomie in Folge von Haemophilie. Ibid. p. 165.
XIX. Chorioidea.
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J., Ueber zwei Fälle von lepröser Chorio-Retinitis. C. f. pr. A. XXIII. p. 328.
— Brunson, Randolph, Uric. acid as a factor in the causation of chorio-
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Ein Beitrag zur Iridocyclitis bezw. Phthisis bulbi bei Chorioideal-Sarkom. Arch.
f. A. XXXVIII. p. 382. — Levinsohn, G., Ueber Sclerose der Aderhaut mit
secundärer Netzhautdegeneration. Ibid. p. 268. — Lopez et Carvallo. Leuco-
sarcome de la choriofde. Rec. d’Opht. 1899. Nr. 6. p. 321. — Mannhardt,
F. Coloboma sclero-chorioideae. Mittheil. a. d. Hamburg. Staatskrankenanstalten.
1899. — Marshall C. Devereux. Sarcoma of the uveal tract. Ophthalm.
Hosp. Rep. XV. 1. p. 51. — Mellinger, C. Zur Behandlung der Chorioiditis
der Macula. Oph. Klin. 1899. Nr. 10. — Pawel, E., Beitrag zur Lehre von
den Chorieideal-Sarcomen. Arch. f. O. XLIX. p.71. — Rumszewicz. Ein
Fall eines irregulären Coloboms der Chorioidea. Post. Okul. 1899. April. —
Schieck, J., Ein weiterer Beitrag zur Lehre von den Leuko-Sarkomen der
Choriocapillaris. Arch. f.O. XLIX. 2. S. 317. — Schlipp, R, Ueber einen
epithelialen Tumor des Ciliarkörpers. Ibid. p. 353. — Silex, P. Rundzellen-
Sarkom in einem phthisischen Bulbus bei einem 7jährigen Kinde nebst thera-
peutischen Bemerkungen. Zeitschr. f. A. I. p. 345. — Zur Frühdiagnose der
Chorioideal-Sarkome. Berliner klin. W. 1899. Nr. 32. — Stock, W., Zur
Prognose des Sarcoms des Uvealtractus. Oph. Klin. 1899. Nr. 20. — Terrien,
F., Sarcome de la choroide compliqué de phtisie du.globe oculaire. Arch. d’Opht.
XIX. 8 p.471. — Wagenmann, A. Ein Fall von luetischer Chorioiditis
disseminata, combinirt mit Retinitis haemorrhagica an einem Auge. Oph. Klin.
1899. Nr. 2.
XX. Gilaskörper.
Chodin, A. Ein seltener Fall von fadenförmiger Bildung im Glaskörper.
Wjest. Oft. XVI. 2. p. 142. — Günsburg, Fritz. Ein Fall von in den
Glaskörper vordringenden Arterienschlinee. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXVII.
S. 173. — Hess. Fett an Stelle von Glaskörper. Verhandl. d. ophthalm.
Section d. 71. Versamml. Deutscher Naturforscher u. Aerzte in München. 1899.
September. -- Kossobudski. Ein Fall von membranöser Bildung im Glas-
körper. Wjest. Oft. XVI. 2. p. 145. — Miller, V. Idiopathic recurrens
intra-ocular haemorrhages. Oph. Rev. 1899. Nr. 206. p. 27. — Tansley
Oscroft. Cyst of the Vitreous. Oph. Rec. VIII. 10. p. 487.
XXI. Sympathische Ophthalmie.
Alt, A.. Sympathetica ophthalmia caused by Glioma Retinae. Amer. J.
of Oph. XVI. 8. p. 238. — Bach, L., Bemerkungen zur Pathogenese der
sympathischen Ophthalmie. Zeitschr. f. Augenh. I. S. 353. — Bickerton,
T. H., Cases of 1. Recurrent sympathetic inflammation after enucleation for
panophthalmitis. Blindness. Extraction of cataract; recoverry of good vision;
and 2. sympathetic ophthalmia three days after enucleation good results. Oph.
Rev. 1899. Nr. 202. p. 247. — Cross. Sympathetic irritation. Ibid. Nr.216.
p. 271. — Deutschmann, R., Zur Pathogenese der sympathischen Ophthalmie.
C. f. pr. A. XXIT. S. 110. — Gruening, E., A case of corneal wound with
prolapse of the iris followed by sympathetic ophthalmia. N.Y. eye and ear
Inf. Rep. VII. p. 9. — Marple, W. B.. Microscopical examination of a globe
with corneal wound and prolapse of the iris, which caused sympathetic ophthal-
mia in the other eye. Ibid. p. 12. — Richardson, Cross. Ueber die
pathologische Bedeutung sympathischer Reizung und ihren Zusammenhang mit
sympathischer Ophthalmie. Ophthalm. Section d. British Med. Assoc. zu Ports-
mouth. 1899. August. — Sattler, Robert. The question of operation on
the injured eye in sympathetik ophthalmia. Oph. Rec. VIII. Nr. 7. p. 338.
— Schirmer, Otto, Zur Pathegenese der sympathischen Ophthalmie. C. f.
pr. A. XXIII. S. 40. — Trousseau, A., Tatonage de la cornée et ophtalmie
sympathique. Ann. d’Ocul. CXXT. 3. p. 185. — Velharen. Kurze Bemer-
kung zu dem Aufsatz des Herrn Prof. Dr. Deutschmann „Zur Pathorenese der
sympathischen Ophthalmie“ im Aprilheft dieser Zeitschrift. C. f. pr. A. XXIII.
S. 204.
XXII. Glaukom.
Abadie, Ch.. Nature et traitement du glaucome. Arch. d’Opht. XIX. 2.
p. 94. — Alland. Traitement du glaucome chronique simple par la galvani-
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induced by the instillation of atropine. Amer. J. of Oph. XVI. Nr. 9. p. 272.
— Ayres, S.C., Simple glaucoma in a girl sixteen vears of age; Operation;
Iridectomy; favorable result. Tbid. Nr. 4. p.97. — Ball, James, Moores.
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— Bally, James Moores, Edwind Renand and Willard Barrett. Ex-
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with report of case and review of litterature of the surgery of the cervical
ganglion. N. Y. med. J. LXX. 1. p. 17. — Bajardi. La pressione endo-
arteriosa generale in rapporto con alenno malattie oculari. XV. italien. Ophthalm.-
Congr. Turin. 1898. — Berry, @. A., On the treatment of some of the more
common eye affections (glaucoma). Edinburgh med. J. V. p.333. — Bize,
L. A., Glaucom nach Supraorbitalneuralgie in Folge von Malaria. N.Y. med. J.
1899. Sept. — Demicheri. Sympathectomie dans le cas de glaucome. Ann.
d’Ocul. CXXI. 3. p. 18R. — Dolganoff, W., Zur pathologischen Anatomie
des Glaucoms. Arch. f. A. XXXIX. S. 127. — Domec. Traitement du glau-
come par le massage. Clin. opht. 1899. Nr. 19. p. 221 ff. — Holmström, J.,
Ein Fall von Migräne, complieirt mit Glaucom nebst einigen Bemerkungen zur
Lehre vom Glaucom. Nord. med. Ark. 1899. Nr. 21. — Jatropolous, P.,
Un cas de glaucome monoculaire avec résection du ganglion cervical supérieur
— 556 —
du grand sympathique. Clin. opht. 1899. Nr. 20. p. 233. — Laqueur, L,
Bemerkungen über die Natur des entzündlichen Glaucoms. Arch. f. O. XLVII.
S. 631. — Pyle, Walter. Hydrophthalmos. Ann. of Oph. VIII. Nr. 3.
p. 279. — Reynolds, Dudley. Acute and chronic Glaucoma. Amer. J. of
Oph. XVI. 5. p. 129. — Risley, S. D., Glaucom in einem aphakischen Auge
drei Jahre nach der Extraction. Ibid. November. — Rogmann. D'iridectomie
dans le traitement du glaucome chronique simple peut-elle être utile? Clin.
opht. 1899. Nr. 20. p. 231. — Schüssele, W., Ueber die Beziehungen des
primären Glaucoms zu Geschlecht, Lebensalter und Refraction nach dem Material
der Klinik. Inaug.-Diss. Tübingen. 1899. — de Schweinitz, G. E, Eine
Analyse von 63 mit chronischeın Glaucom behafteten Augen mit besonderer
Berücksichtigung des Gesichtsfeldes.. Ann. of Oph. 1899. October. — Sukar,
G. F., Excision des oberen cervicalen, sympathischen Ganglions wegen Glaucoms,
mit Bericht über eine Heilung. Oph. Rec. 1899. October. — Terrien, F.,
Action de la sclérotomie postérieure dans le glaucome. Arch. d’Opht. XIX. 12.
Ss. 691. — de Wecker. Quelle est la theorie, nerveuse on obstructioniste,
qui s'adapte le mieux aux observations cliniques du glaucome. Ann. d’Ocul.
LXXI. 5. p. 321. — Zimmermann. Un cas de résection du ganglion cervical
supérieur du sympathique. Clin. opht. 1899. Nr. 20. p. 232.
XXIII. Netzhaut- und Functionsstörungen.
Bondi, M., Zwei Fälle einer in den Glaskörper vordringenden Arterien-
schlinge. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXVII. S. 339. — Bull, V. B. Patologiske
forandringer af Retinalkarrene. (Pathologische Veränderungen der Retinalgefässe).
Tidskr. for den norske Lageforening. 1900. 15. Jan. — Burnett, Swan M,
Ein Fall von gehemmter Circulation der Netzhaut mit einer Reihe von Bildern,
welche die Veränderungen im Gefässsystem während ihrer Wiederherstellung
und die Bildung von neuen Gefässen in der Netzhaut zeigen. Oph. Rec. 1899.
December. — Crzellitzer, A., Wie entstehen Ringscotome? Arch. f. A. XL.
Ss. 229. — Druault, A. Un cas de döcollement de la rötine suivi de glau-
come. Ulcère de la cornéo survenu quelques jours avant l'énucléation. Arch.
d’Opht. XIX. 11. S. 625. — Gaudenzi. Tre casi di grave ambliopia con-
secutiva adenchiloblefaro postoperatorio datanto dal?’ infanzia. XV. italien.
Ophthalm.-Congr. Turin. 1898. — Gifford, H., Thrombose oder Embolie der
Arteria centralis retinae nach Unterbindung der Halsgefässe. Oph. Rec. 1899.
December. — Blindheit durch Trinken von Methylalkohol. Ibid. September. —
Hirsch, C., Ein Fall von in den Glaskörper vordringender Gefässschlinge der
Netzhautschlagader. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXVII. S. 341. — Holden, W. A..
Die Pathologie der nach profusen Blutungen, sowie der nach Einverleibung von
Methylalkohol auftretenden Amblyopie nebst Bemerkungen über die Pathogenese
der Sehnervenatrophie im Allgemeinen. Arch. f. A. XL. S. 531. — Die Patho-
logie der experimentellen Chininamblyopie. Ibid. XXXIX. S.139. — Michel, J.v.,
Ueber Erkrankungen des Gefässsystems der Arteria und Vena centralis retinae
mit besonderer Berücksichtigung der path.-anatom. Veränderungen. Zeitschr. f.
Augenh. II. 1899. Juli. — Moulton, H. Ein Fall von Amblyopie in Folge
des Gebrauches von Methylalkohol. Oph. Rec. 1899. Juli. — Muntendam.
Eengeval van chinine blindheid. Ned. Oogheelk. Bijdragen. VIIL. p. 73 —
Patillo, R. S., Zwei Fälle von Amaurose durch Methylalkohol durch Einathmung
des Dampfes. Oph. Rec. 1899. December. — Pick, E., Beiträge zur Tortuo-
sitas vasorum. Arch. f. A. XXXIX. S. 382. — Raehlmann. Ueber relativen
— 5577 —
und absoluten Mangel des Farbensinnes. Zeitschr. f. Augenh. II. 1899. Oct.
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