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Full text of "Centralblatt für praktische Augenheilkunde 24.1900"

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ne 


LI BRARY of the 
OHIO STATE 
UNIVERSITY 














CENTRALBLATT 


FÜR PRAKTISCHE 


AUGENHEILKUNDE 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


Dz. J. HIRSCHBERG, 


O. HON.-PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN, 
GEH. MED.- RATH. 


Z4 


VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG. 


MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN IM TEXT. 





LEIPZIG, 
VERLAG VON VEIT & COMP. 
1900. 


8. 
9. 


10. 
11. 
12. 


13. 
14. 


15. 


16. 
17. 


18. 


19. 


20. 


Inhalt. 


I. Originalaufsätze. 


Seite 
Ein merkwürdiger Fall plötzlicher Entwicklung ur grauen Stares 
nach Blutverlust, von Dr. Albin Pihl. ; 2 
Spontane Aufsaugung seniler Stare in geschlossener Kapsel, von Prof. 
A. v. Reuss 33 
Pustula maligna des okeran Angenlidos and der Augen Brais von Di E. Prai 
und Dr. Fr. Pröscher . ; 41 
Iridodialyse durch Rovolverschuss, von Dr. "Theodor Batlaban 65 
Zur Kenntniss der Polykorie, von Dr. R. Hilbert. . . 70 
Die Jod-Säure, das Gallien und das Jod-Gallicin bei Tosio von Dr. 
A. Schiele ... e.. 97u. 136 
Ein Fall von Markschwamm der N etzhaut mit Ar Metastasen-Bildung, 
von Dr. Fehr. . . 129 
Ueber Oel-Cysten der Augenhöhle, von Dr. Kurt Steindorff . . 140 
Das Gewicht der in geschlossener m extrahirten menschlichen Linse, 
von Dr. K. Grunert i 161 
Pfeilschuss-Verletzungen des Augapfels,. von Dr. Kurt Stein dorff. 165 
Zur Kenntniss der Retinitis proliferans, von Dr. Fehr ; 193 
Ueber die Einwirkung von PAE E auf das Seh- Orpa A von 
Dr. Purtscher . ; 225 
Herpes zoster ophthalmicus ohne Hantaffection, von DE: Rudolf Bio. 232 
Ueber Massen-Auswanderung der Tusche aus tätowirten Leukomen, von Dr. 
L. Steiner. ; 257 
Ein Fall von jäher Schrampfung des Augapfels nach Anwendung de Riesen- 
Magneten, von J. Hirschberg und S. Ginsberg . ; 290 
Ein Beitrag zur Augenheilkunde des XVI. Jahrhunderts, von Dr. Vollert . . 296 
Ein zweiter Fall von Doppel-Refraction eines Auges in von Sklerose 
des Linsenkerns, von Dr. Emil Guttmann . i 297 
Zur Charakteristik der augenärztlichen Landprazis in Russland, von Dr. 
N. Andogsky. . . s4 321 
Ueber eine bisher nicht baseline Affection des äusseren en Angonwirkels, 
von Dr. Camill Hirsch. . . 20... 828 u. 357 
Ueber einen Fall von Schicht-Star bei Trans, von Dr. Ch. Merz- Welgi dt 353 


1* 


A 31 


Iv Inhalt. 


Seite 


II. Klinische Beobachtungen. 


1. Vollständige Obliteration der Retinalgefässe bei Glaucoma absolutum, von Dr. 
Sachsalber . . -. 6 


2. Eierschalen in der Vorderkammer dee Anode durch 26 J ASN von ‘Dr. s achs alber 9 
3. Zum Krankheitsbild: Iritis glaucomatosa, von Dr. med. Wagner .... 44 
4. Zwei Fälle von totaler Glaskörperblutung, von Dr. W. Mühsam. . . 105 
5. Gestieltes Dermoid im äusseren Lidwinkel eines m von Primarius Dr. 
Emil Bock .. è 260 
6. -Knötchenförmige Ausdehnung‘ der Venen des Oberlides, von Primarins Dr. 
Emil Bock .. 261 


7. Ausgebreitete N etzhautabhebung nach Mörserschuss; "Erblindung: Spontane 
Wiederherstellung von Sehvermögen, von Primarius Dr. Emil Bock . . . 262 


| Sachregister. 


* Originalartikel. 


Abdominal — Typhus s. d. 
Abducenslähmung — alkoholische 188. 
Aberration 581. 

Abduction, wechselständige — Lähmung 
bei cerebraler Kinder-Lähmung 282. 
Ablenkung der verticalen Hornhaut- 

Meridiane 25. 

Abrin — Wirkung auf die Conjunctiva 
882. — bei Trachom 470. 472. 

Abscess — retrobulbärer s. Orbita (Phleg- 
mone). 

Accommodation (s) 350. — Theorien 
278. 428 (gegenwärtiger Stand). 467. 
471. — Anatomie des accommodirten 
Auges 115. — Arbeiten aus dem Gebiete 
der —Lehre 174. — Breite, Instrument 
zum Messen 279. — die A. bei den 
Amphibien 63. — bei den Cephalopoden 
482. — die scheinbare — der Aphakischen 
119. 150. 366. — Lähmung, postdiph- 
theritische 237 (seit 4 Jahren). — läh- 
mende Wirkung des Atropin u. Scopo- 
lamin 456. — Mechanismus 365. — Pa. 
pillarreaction bei — 148. 176. — und 
Convergeuz 366. 416. — Rolle der 
äusseren Augenmuskeln bei der — 461. 
— Spasmus bei Glaucom, geheilt durch 
Eserin 413. — der —Fleck 530. 

Acetylen — Licht zum Copiren 521. 

Acoin — subconjunctivale Einspritzungen 
mit — 426. | 

Acromegalie s. Akro. 

Actinomycose, Pseuso— der Thränen- 
Röhrchen 51. 

Adaption, Dunkel—, Empfindlichkeit 
der Netzhaut bei — 492. 

Adenoïde(s) Vegetationen s. Nase. — 
Gewebe bei chronischer Conjunctivitis 79. 

Adenom, Cyst — s. d. 

Aderhaut der Chorioidea. 

Aegypten, Augenentzündungen in — 120. 

Aether-Anästhesie 349. 

Affen, die Bahnen der synergischen Augen- 
bewegungen beim — 125. — Pupillen- 
Centren beim — 507. 

Akromegalie — Fall von — mit Stoff- 
wechsel-Untersuchungen 176. 


Albuminurie s. Nierenleiden u. Retinitis 
album. 

Alkohol — Methyl— s. d. — u. Auge 
255 (pathol. Anatomie). — Pupille u. 
Gesicht bei — Neuritis 507. — Chrom- 
Atopsie nach acuter — Intoxication 96. 

- — Abducens-Lähmung durch — 188, 

Alkoholismus, Cataract-Operation bei 
chronischem — s. d. 

Alexie bei Hemianopie 399. 500. — mit 
Seelenblindheit 416. — s. a. Dyslexie, 
Wortblindheit. 

Allgemeinerkrankungen u. Auge s. 


Augenerkrankungen. — Starheilung u. 
— 31. — Einfluss der Reizung auf die 
Localisation von — im Auge 125. — 
Gefäss-Erkrankungen des Auges u. — 512. 
Alter beim Glaucom s. d 
Altersstar s. Cataract, 
Operation. 
Alterthum s. Geschichte. 
Aluminium-Kugel s. Enucleation. — 
Nickel-Augenschild 453. 
Alveolar-Carcinom des Lides 407. 


Amaurose — s. a. Erblindung. — psycho- 
logische Bemerkungen zur angeborenen 
— 493. — Chinin—, durch Hysterie, 
Simulation s. d. 

Amaurotische Idiotie s. d. 


Amblyopie — Obliteration eines Zweiges 
der Central-Arterie nach wiederkehrender 
— 717. — ex anopsia 282. 318. 436. — 
Blei— 183. — durch Methyl-Alkohol, 
Chinin s. d. — nach Blutverlust s. d. — 
durch mangelhafte Ernährung 468. — 
durch Hysterie s. d. — durch Santonin 
473. — Intoxications— s. d. — Tabak— 
s. d.. — durch Theetrinken 463. 


Ametropie, Wahrscheinlichkeits- Rech- 
nung der — 406. — latente 439. — s. a. 
Refraction. 

Amphibien, die Accommodation bei den 
— 63. 

Amyloid, Hyalin — Tumor der Conjunc- 
tiva 381, 


C. senilis u. C.- 


Ansaesthetica, ältere u. neuere 121. — 


vi Sachregister. 


Gas- u. Sauerstoff als — 520. — 8. 8. ' 


Acoin, Aether, Chloreton, Cocain. 

Analgetica, die Augen—, insbesondere 
das Dionin 270. 396. 

Anatomie — des Auges in geschichtlicher 
Entwickelung 170. — der Augen bei 
Diprosopus triophthalmus 94. — des 
accommodirten Auges 115. — des my- 
opischen Auges 122. 365 (Conus). — des 

rachom 11. — des Ciliar-Ganglion 250. 
— der Cornea 266 (Kernmetamorphosen). 
— des Ligamentum pectinatum 344. — 
der Thränen-Wege 277. — Elastisches 
Gewebe s. d. — mikroskopische — der 
Linse und des Strahlenbändchens 306. 
— der Lider und ihrer Drüsen 403. 456. 
518. — der Retina (Ganglienzellen) s. d. 
— pathologische— der bandförmigen Kera- 
titis 62; des Frühjahrscatarrhes 407; 
der chronischen Conjunetivitis 79; der 
‚Echinococcen-Erkrankung der Orbita 
218; des Glaucoms 346; der Iridocyeclitis 
serosa 181; der Augen-Lepra 267. 347; 
der Keratomalacie und infantilen Xerose 
177; des Pannus und der Phlyctäne 
252; der Netzhaut-Ablösung bei Mor- 
bus Brightii 186; der Neuritis optica 
alcoholica 255; des Sehnerven-Eintrittes 
169; der Scleritis 217; der Thränen- 
wege 277; der sympathischen Oph- 
thalmie 430. — vergleichende A. der 
Sehorgane 61. 

Anatomische und mikroskopische Prä- 
parate 237. 844 (farbige Photographie). 
— Demonstrationen 344, — von Eisen- 
splitterverletzungen 10. — Iristumoren 
75. — Narbenfibrom der Hornhaut 14. 
— Glioma endophyton retinae 14.. — 
Primärsarcom der Hornhaut 74. — 
Pseudogliomen 18. — Secundärglaucom 
nach Iritis nach Netzhautablösung bei 
excessiver Myopie 21. — Untersuchungs- 
methoden des Auges 188. 

Angeborene (Veränderungen und Miss- 
bildungen) — des Auges 395 (Consan- 
guinität) 433. (seltene) 434. — Augen- 
muskellähmung s. d. — Degeneration 
des Auges und allgemeine Degenerations- 
Zeichen 448. — des Pigments s. d. — 
Gaumenmissbildungen in Beziehung zu 
Nase, Auge und Ohr 158. — Amaurose, 

sychologische Bemerkungen 493. — 

c gung der Netzhautgefässe 25. — 
Farbenblindseit s. d. — Hornhauttrü- 
bungen s. Cornea. — partielles Hornhaut- 
staphylom 378. — Augenleiden u. Neu- 
ritis optica durch — Anlage 287. — 
foetale Iritis-Reste 434. — foetale eitrige 
Entzündung als Ursache des congenitalen 
Mikro- u. Anophthalmus 23. — mark- 
haltige Opticusfasern als —? s. Opticus. 
— pulsirender Exophthalmus 80. — bei 
einem Kinde nach Abdominaltyphus der 
Mutter 186. — retropalpebrale colobo- 


matöse Cysten 208. — Orbitalgeschwulst 
486. — Thränenfistel 408. — Mangel 
der Thränenpunkte 448. — Verwachsung 
der Iris mit der Hornhaut 409. — Ano- 
malie u. Zähnelung der Lidränder 432. 
— Wortblindheit 506. — Syphilis s. d. 
— der Conjunctiva, Cornca, Iris, Glas- 
körper, Ligamentum pectinatum, Linsen- 
kapsel, Macula, Hin Orbita, Sclera 
s. d. — s. a. Aniridie, Ankyloblepharon, 
Anophthalmas, Arteria hyaloidea, Cata- 
racta congenita, Colobom, Cyste, Dipro- 
sopus, Distichiasis,, Ectopie, Hereditär, 
Hetero- u. Hydrophthalmus, Krypto- u. 
Mikrophthalmus, Linsenluxation, Mela- 
nose, Nystagmus, Polykorie, Pupillar- 
membran, Ptosis, Symblepharon, Teratoid. 

Angiosarcom der Orbita 48. 188. 

Angiom, cavernöses — der Orbita 30. 
414 (u. des Lides) 517. — teleangiec- 
tatisches der Conjunctiva 429. 


Aniridia, traumatica 184. 219. 283. (sel- 
tene) 309 (ohne Bulbusruptur). 460. 471. 
— congenita 241. (Cataractoperation). 405 
(mit Linsen-Ectopie u. Glaucom). 

Ankyloblepharon, congenitum totale 
488. — cicatriceum totale 435. 

Anophthalmus congenitus, Ursache 23. 

Anopsia, Amblyopia ex — 282. 318. 436. 

Antiseptica, neuere, am Auge 539. 

Antiseptische en gewisser Au- 
gensalben 25. — Wirkung des Queck: 
silber-Oxycyanids 384. 

nel das Auge im Dienste 

er — 93. 

Aphakie, das Sehen bei einseitiger — 62. 
— Gtesichtsschwindel bei — 282. — 
scheinbare Accommodation bei — 119. 
150. 866. — traumatische 185. 471. 

Aponeurose, orbito-oculäre 191. 

Apparate s. Instrumente. 

Arbeiter s. Beruf. 

Argentamin gegen Trachom 102.* 252. 

Argentum — Bougies251. — nitricum 379. 
— Stift, Hornhaut-Niederschläge durch 
Beizung mit — 405. 

Argonin gegen Blennorhoe 96. 

Argyli-Robertson s. Pupillenstarre. 


Argyrosis, über — 88. — durch Pro- 
targoel 182. — der Cornea(?) durch 
Höllensteinstift 405. 


Armee, Trachom in der — s.d. — Auge 
und Schiessleistung (Treffsicherheit) 250. 
254. (Dienst-Tauglichkeit) — Dienst- 
Tauglichkeit u. Staphyloma posticum 285. 

Arteria centralis retinae s. Central- 
arterie. Embolie. 


Arteria hyaloidea persistens, Reste 
von — 52. 352. 510. — von centralem 
Aderhautcolobom entspringend 110. — 
P oder Bindegewebs- Wucherung 277. — 

‘ ungewöhnliche — 454. 


| Arteria temporalis, Weite und Puls 


Sachregister. 


der —, beeinflusst durch Hyperämie u. 
Anämie der Conjunctiva 510. 

Arterien u. Arteriosclerose s. Gefässe 
u. — Erkrankung. 

Arthritis, Poly — s.d. — Conjunctivitis 
bei — s. Metastatischee — Thrombosen 
im Opticus bei — 849. 350. 466. 

Arznei-Tropfglas 396. — s. a. Medica- 
mente, 

Aseptisches Tätowiren der Hornhaut 25. 

Aspergillus fumigatus, Keratomycosis 
durch — 376. 

Asthenopie 170. 401. — bei Refractions- 
Differenz 123. 367. — Prophylaxe u. 
Therapie 363. — Behandlung nervöser — 
214. — durch die Anstrengung, binocular 
zu sehen 123. 367. 441. — neurasthe- 
nische — der Netzhaut 391. — muscu- 
läre 442 (Kratometer). 


Astigmatismus der schief ins Auge 
fallenden Strahlen 187. — durch schlechte 
Ernährung der Cornea (Greisenbogen), 
geheilt durch Galvanokaustik 187. — 
operative Veränderung des Hornhaut — 
342. 375. — perversus 308. 366. — Gang 
der Lichtstrahlen durch astigmatische 
Medien 391. — subjective Messung des 
— 439. — Umrechnung der Brillengläser 
für — 468. — Veränderungen des — 
unter physikalischen und physiologischen 
Einflüssen 25. 391. 

Ataxie optica 505. 

Atlas, stereoskopischer medicinischer (Oph- 
thalmologie) 145. — Hand — der Oph- 
thalınoskopie 146. 

Atrabilin s. Nebennieren. 

Atrophie des Opticus s. d. — der Cho- 
rioidea s. d. 


Atropin 121. — Reizung durch säure- 
haltiges — 147. 263. — Sterilisirang 
von — Lösung 255. — Tabloids 249. 
— gegen Schielen 814. — in Höhenlage 
396. — u. Scopolamin 456. 

Ausbert’sches Phänomen 580. 

Augapfel s. Bulbus. 


Auge(n), Anatomie u. Pathologie des — 


s. Anatomie. — Mikroskopische Unter- 
suchung der — s. M. — Primäres Car- 
cinom im — s. d. — Circulation und 


Flüssigkeits- Wechsel im — s. d 
Füllung collabirter — s. Kochsalz. — 
cystische Bildungen in degenerirten — 
464. — im Dienste der Anthropometrie 
93. Empfindlichkeit des dunkel- 
adapirten — 492. — Entwicklungs-Ge- 
schichte des — s.d. — Einfluss des — 
auf das Wachsthum der Orbita 408. — 
Ermüdung s. Asthenopie. — Druck 2. d. 
— Gestalt-Veränderungen des — bei 
Druck- Veränderungen 217. — Gesund- 
heits-Pflege des — 154. — u. Gesichts- 
ausdruck 480. — Horizontal-Schnitt d. 
das normale — 13. — Hydrostatik des 


! 
| 


— 


VII 


— 187. — Kopfschmerz vom — her s. 
d. — künstliches: Operations- Methoden 
zum Einlegen künstlicher 281; 
Orbital-Plastik zum Einlegen — 2.d.; 
Geschichte 281. 282; Orbital- Gonor- 
rhöe Jurch Reizung eines — 439. — 
Melanin der — Häute 190. — Meridiane, 
einheitliche Bezeichnung 342. — Neuro- 
logie des — s.d. — Präparate, s. Ana- 
tomische. — Reflexe s. d. — Reiz-Ueber- 
tragung von einem — zum andern 246. 
— und Schiess- Leistung s. Armee. 
— von 2500 Arbeitern 424. — d. Schul- 
kinder — s. d. — und Beruf s. d. 
Schutz-Klappe 318. — Störungen s. u. 
— der Thiere 511. — Symmetrie der — 
342. — Veränderungen nach Schuss- 
Wunden s. d. — Verletzungen des — 
s. d. — s. a. Bulbus. 

Augenarzt, Hygiene u. Prophylaxe eines 
— im 16. Jahrhundert 813. — straf- 
rechtliche Verantwortung des — 315. 436. 

Augenärztliche Projections-Bilder 247. 
Unterrichts- Tafeln 73. 169. Zeit- 
Schriften, Druck in den — 185. — 
Untersuchung in Schulen etc. 8. Sch. — 
Landpraxis in Russland 321 * 

Augenbewegung(en), Ausfall der mit 
dem Lidschluss synergischen — 279. — 
Beziehungen zwischen — und Kopfbe- 
wegungen 310. — Bahnen der syner- 
gischen — beim Affen u. die Vierhügel 
125. 189. — Beziehungen der vorderen 
Vierhügel zu den — 126. — die d. Will- 
kür entzogenen Fusions — 486. — Rad- 
drehung, Rollbewegung und Aberration 
531. — Rollbewegungen 149. — die com- 

ensatorischen Raddrehungen 488. — 
ntstehung der coordinirten — 488. 

Augenbraue s. Braue. 

Augenerkrankungen, Therapie der — 
303. (s. a. Medicamente). — im Kindes- 
alter 73. — Lehrbuch der — s. d. — 
durch Blei-Intoxieation 51. — die ecze- 
matösen (scrophulösen) 92. (Behand- 
lung) 256. 314. 315. — Einfluss der 
Reizung auf — bei Allgemein-Leiden 126. 
— durch Hyacinthen 149. — Vererbun 
von — 287. s. a. Hereditäre. — durc 
den Beruf s.d. — Vernachlässigung von 
— in China 466. — bei Arthritis, Akro- 
megalie, Darm-Krankheit, Diabetes insi- 

idus u. mellitus, Dysenterie, Emphysem, 

rysipel, Gicht, Haut- Krankheiten, Herz- 
fehler, Hysterie, Influenza, Intoxication, 
Leber-Leiden, Lepra, Malum Pottii, Ma- 
sern, Meningitis, Mumps, Myelitis, Myx- 
ödem, Nasen-Erkrankungen, Nieren-, 
Ohren - Leiden, Parotitis, Pneumonie, 
Rheumatismus, Scrophulose, Sinus - Er- 
krankungen und- Thrombose, Syphilis, 
Tabes dorsalis, Tetanie, Tuberculose, 
Typhus, Vaccine, Xeroderma pigmento- 
sum, Zahn-Leiden s. d. — durch Affec- 


VIII 


tionen der Geschlechts-Organe s. d. — 
B. &. Augen-Störungen, -Symptome. 

Augenheilanstalt(en) s. Berichte. 

Augenheilkunde im 19. Jahrh. 237. 
— im 16. Jahrh. 296.* 313. 436. — 
Geschichte 426. 436. — strahlende Hitze 
in der — s. d. — Licht- und Balneo- 
therapie in der — s. d. — Lehrbücher 
der — s. d. — Wahrscheinlichkeits-Rech- 
nung in der 406. — s. a. Medicamente, 
Unterricht. . 

Augenhintergrund(s)Sichtbarmachung 
des vordern Theiles des — 277. — Photo- 
graphie des — 844. — Veränderungen 
bei Lues 395. — diffuse Punctirung im 
— 398. — Befunde bei Schwangeren u. 
Wöchnerinnen 425. — Venen-Puls im 
— 448, 

Augenhöhle s. Orbita. 

Augeninstrumente s. Instrumente. — 
Sterilisator, tragbarer für 440. 

Augenkrankheiten s. Augenerkran- 
kungen. 

Augenlider s. Lid. 

Augenmaass-Störung der Hemianoptiker 
237. 

Augenmuskeln, Anomalien, Prüfung u. 
Behandlung 417. 418. — Kerne der — 
Nerven 174. 216. — Prüfung 448. — 
Rolle der äusseren — bei der Accommoda- 
tion 461. — Störung, Asthenopie durch 
— 442. (Kratometer). — s. a. die ein- 
zeln Muskeln und Nerven, Heterophorie, 
Insufficienz. 


Augenmuskellähmung, zur Lehre von 
der — 94. 119. — angeborene 418. 437, 
— caput obstipum durch — 420. — 
beiders. 80. — hereditäre s. Ophthal- 
moplegie. — seltene 188. — bei Schädel- 
Verletzungen 286. 8342. — bei cerebraler 
Kinder -Lähmung s. d. — symmetrische 
310. — traumatischen Ursprungs 842. 
459. 471. s. a. Oculomotorius u. Tro- 
chlearislähmung. — nach Orbitaloperation 
444. — Listina’sches Gesetz u. — 865. — 
der Seitwärtswender 426. — s. a. die 
einzelnen Muskeln u. Nerven, Ophthal- 
moplegie, Abductions- Lähmung, Blick- 
Lähmung. 

Augennerven, die Wurzel- Gebiete der 
—, ihre Verbindungen u. Anschluss an 
die Gebirnrinde 305. 


Augenoperation(en), Anaesthetica für 
— 8. d. — eine seltene — 52. — Con- 
junctivitis nach — s. d. — offene Wund- 
behandlung nach — s. W. — Geistes- 
Störungen nach — s. Cataractoperation. 
— Füllung collabirter Augen s. Koch- 
salz. — Phantom für — 430. — Lampe 
für — 4836. 

Augensalbe, keimtödtende Fähigkeiten 
i — 25..— Gelbe, Graue — 
s. 


Sachregister. 


Augenschild, Aluminium-Nickel — 453. 

Augenschluss, Pupille beim energischen 
— s. d., Westphal-Piltz. 

Augenspiegel s. Instrumente b. Ophtal- 
moskop. 

Augenspiegeln s. Ophthalmoskopiren. 

Augenstellung, abnorme b.excentrischer 
Pupille. 533. 

Augenstörungen, functionelle und or- 
ganische 283. — functionelle 501. — bei 
intracraniellen Krankheiten, Statistik 811. 
— bei Allgemein-Erkrankungen s. Augen- 
Erkrankungen — bei Hysterie s. d 

Augensymptome bei Tabes (hintere 
Spinalsclerose) s. d. — bei Hyperostosis 
cranii 371. — bei starker Erweiterung 
der Sinus der Schädel-Knochen 871. — 
bei Leontiasis ossea 415. 

Augentropfwasser in öliger Lösung 
187. 523. — neutrale 147. 263. 

Augenverband, sterilisirter 90. — Hohl 
— 249. 315. 

Augenverletzungen s. Verletzung. 

Augenwinkel, bisher nicht beschriebene 
Affection am äusseren — 328.* 357.* 

Aussatz, Geschichte des — 156. — s. a. 
Lepra. 

Auto-Intoxication s. d. — ophthalmosko- 
isches Phänomen 469. — kinetische 
mpfindungen 489. 

Autoophthalmoskopieim umgekehrten 
Bild 61. — Phänomen bei — 469. 


Bacillen — Infection vom Conjunctivalsack 
aus 151. — im Conjunctivalsack, phy- 
siologische Einflüsse auf — 391. — Rolle 

“ der — bei der Conjunctivitis 253. 309. 
— bei postoperativer Conjunctivitis 424. 
Diphtherie-B. bei Lidgangrän 251. — 
Diplococeus intracellularis meningitidis 
(Weichselbaum-Jäger) am Auge 432. — 
Diplococeus Fränkel bei Hypopyon-Kera- 
titis nach Pneumonie 93. — Diplo-B.- 
Conjunctivitis 87. 188 (Hornhaut-Affec- 
tionen). — Diplococcen- Autoinfection, 
Panophthalmitis 272. 474. — Pneumo- 
coccenconjunctivitis 278. 809. — Gono- 
coccen-Metastasen am Auge s. Blenn. 
metast. — Vorkommen u. Bedeutung 
des Koch-Week’schen Bacillus 189. — 
Bedeutung der nicht pathogenen — am 
Auge 391. — Pseudo -Influenza-B. als 
Erreger von Blenn. neonat. 180. — Rolle 
der — bei Keratitis neuroparalytica 215. 

- — beim Trachom 120. — Toxinwirkung 
einiger — auf Conjunctiva u. Cornea 
s. d. — Proteinwirkung von Staphylo- 
coccen, Diphtherie-B., Bact. coli, Ty- 
phus-B. auf die Conjunctiva 882. — 
Streptococcus lanceolatus bei Panophthal- 
mitis u. Meningitis 403. — bei Ulcus 
rodens 482. — Xerose-B. bei Hypopyon- 
Keratitis 482. 


Sachregister. IX 


Bactericide Wirkung der Thränen 872. 

Bacteriologie der Conjunctivitis 253. 
309. — der diphtherischen Bindehaut- 
Entzündungen 809. — s. a. Toxine. 

Bacteriologische Untersuchungen über 
die acute Hornhaut-Infection 73. — über 
die infantile Xerose u. Keratomalacie 177. 

Bad-Conjunctivitis, endemische 16. 30. 82. 

Balneotherapie bei Augenkrankheiten 
249. 319. 320. 

Bandförmige Keratitis, pathologische 
Anatomie 62. 369. — über —, Patho- 
genese 150. 523 (Ernährungs-Störungen 
im Auge). — hyaline Concremente bei 
— 487. — Bezeichnung 450. 

Barnabas, ophthalm. Schrift von Magister 
— 436 


Basedow’sche Krankheit, Aetiologie 
283. — Elektrische Behandlung der — 
465. — Pathogenese 127. — mit starkem 
Exophthalmus a. Necrose beider Horn- 
häute 95. — u. Glaucom 75. 

Beleuchtung), öconom. Lichterzeugung 
u. Nernst-Licht 315. 4386. — hygienische 
Beurtheilung verschiedener Arten künst- 
licher —, insbesondere der Lichtverthei- 
lung 30. 512. — in Schulen 512. — 
Apparat, transportabler 127. — Pupillen- 
differenz durch differente directe u. in- 
directe — 504. — Anwendung des — 
-Stromes s. Magnet. 

Belladonna, Sehstörung, eigenthümliche 
nach internem Gebrauch von — 438. 
Benvenuto u. seine ophthalmologischen 

Schriften 315, 436. 

Benzin, Neuritis retrobulbaris durch chro- 
nische — -Vergiftung 302. 

Bericht(e) über die Augenheilanstalt in 
Basel 190. 214. — von Schreiber in 
Magdeburg 213. — in St. Petersbur 
287. — fliegende Colonnen in Russlan 
467. 473. — über die Augen-Abtheilung 
des Landeskrankenhauses in Lember 
31. — in Laibach 128. — Nederlandse 
Gasthuis voor Ooglijders 180. 403. — 
des Biinden-Versorgungshauses in Smi- 
chow 192. 


Beruf, Hornhaut-Erkrankung durch den - 


— (? Schmelzerei) 418. — Augen-Unter- 
suchung von 2500 Arbeitern 424. — Auge 
u. — 501. 

Bibliographia medica 61. 

Bicycle s. Radfahren. 

Bilder, nachlaufende 527. — Nach- —, 
Erinnerungs- — s. d. 

Bindegewebe im Glaskörper s. d. 

Bindehaut s. Conjunctiva. 

Binoculares Sehen bei einseitiger Apha- 
kie 62. — Ermüdung durch — Sehen 
123. 867. 441. — Stereoskop für — Sehen 
344. 

Blei-Intoxication u. Augen-Erkrankungen 
51. — Amblyopie 183. — -Loth, ge- 
schmolzenes, im Conjunctivalsack 399. 


— Niederschläge in der Hornhaut, Mikro- 
chemie 445. — Intoxication bei fami- 
liärer Disposition zur Opticus-Atrophie 
460. 

Blendung, seitliche, u. Sehschärfe s. d. 

Blennorrhoea 508. — metastatische 347. 
350. 446. 539. — neonatorum, Prophy- 
laxe, nach Crede 63; bei der Mutter 
520. — neonatorum durch Pseudo- 
Influenza-Bacillus 180. — Behandlung 
248. 315. 508. 540. — Argonin bei — 
96. — Itrol bei — 480. — Protargol 
bei — 96 (s. a. d.). — bei neugeborenen 
Thieren 538. — s. a. Gonorrhöe. 

Blepharitis acarica 147. 153. 539. — 
Vaccine- — s. d. 

Blepharochalasis 470. 

Blepharoplastik eines abgebissenen 
Oberlides durch das Unterlid u. Trans- 
plantation stielloser Hautlappen 311. 
— 380. 481. 

Blepharospasmus,Strychnin-Injectionen 
gegen — 215. 

Blepharostat s. Instrumente a) Lid- 
halter. 

Blickbewegung, Präcision der — 525. 

Blicklähmung, isolirte seitliche 303 
(Ponstumor). 

Blind(en), encyklopädisches Handbuch 
des — wesens 170. — Compensation der 
Sinne bei — u. Taubstummen 479. — 
Statistik 155. 173. 192. 824 (Russland). 
— Versorgungshaus in Smichow 192. 
— Sehenlernen Blindgeborener 493. — 
Farbenvorstellung der — 5836. 

Blindheit, 173. — Chinin — s. d. — 
Seelen — s. d. — s. a. Erblindung. 

Blitz, Cataract und sonstige Augenaffec- 
tionen durch — 232 (Experimente). — 
Keratoconus 250. 

Blut-Circulation s. d. 

Blutgefässe s. Gefässe. 

Blutsverwandtschaft bei Cataracta 
congenita hereditaria 279. — bei ange- 
borener Hornhaut-Trübung 395. 

Blutung(en) nach Iridectomie, Cataract- 
Operation s. d. — eigenthümliche, intra- 
oculare 438. — Bedeutung der intra- 
ocularen — 498. — Glaskörper —, — 
der Retina s. d. 

Blutverlust, plötzliche Star-Bildung 
nach — 2.* — Pathologie der nach 
schwerem — auftretenden Amblyopie 184. 

Bougies, lösliche, bei Thränensack-Eite- 
rung 251. 

Brauen — Gegend, Erblindung durch 
Verletzung der — 307. — Schlängelung 
der Venen der — Gegend nach Sinus- 
Affection 419. — s. a. Schädelverletzung. 

Brechungis) s. a. Refraction. — Index der 
menschlichen Linse 191. — Werth der 
Hornhaut und Linse des Neugeborenen 
495. 

Brennpunkt s. Linse. 


x Sachregister. 


Brillen — Lupe s. Instramente b) — 
periskopische 244. 368. 473. — Bestim- 
mung 170. — Geschichte 308. — Cellu- 
loid 472. — stereoskopische — 387. — 
Schutz — s. Instrumente b) — Um- 
rechnung der — Gläser für Astigmatiker 
468. 

Buchdruck in den augenärztlichen 
Zeitschriften 185. 

Büchertisch 73. 145. 169. 302. 363. 

Bulbärparalyse, Lidschluss und Augen- 
bewegungen bei — 279. 

Bulbus, Primärcarcinom des — 76. — 
Secundärcarcinomn des — 76. — Dis- 
locationen des — durch Erkrankung des 
Sinus frontalis und ethmoidalis 415. — 
künstlicher, nach Enucleation s. d. — 
Pulver-Verletzuug des — 79. — Ver- 
letzungen s. d. 

Buphthalmus 381. — nach Entfernung 
einer Exostose des Sinus frontalis 421. 


Calciumcarbid-Verletzung 508. 

Calomel innerl. bei scrophulösen Augen- 
Erkrankungen 314. 315. 

Camera anterior s. Vorderkammer. 

Canalis hyaloideus, Varietät dee — 
352. — 510. 

Caput, obstipum durch oculares Verhalten 
420 


Carcinom, Alveolar — s. d. — primäres 
— des Bulbus 76. 347. 404 (Pigment —). 
— secundäres — des Bulbus nach — 
der Lunge 76. — d. Cornenscleralgrenze 
422. 425. 452. (recidiv) — des Lides, an 


der Stelle eines Chalazion 82. — der 
Orbita 48. 188. — Conjunctiva, Cornea 
s. d. — des Thränensackes 877. 


Carotis-Unterbindung s. Exophthalmus. 

Casuistik, klinische 184. 271. 447. 452. 

Cataract(a) Aetiologie 314. — plötzliche 
Entwicklung von — nach Blutverlust 2.* 
— Bebandlung der Eisen — 370. 446. 
— Bildung bei Heterochromia iridis 892. 
— complicata 183. 373. — bei Ab- 
blätterung der vorderen Irisschicht s. d. 
— nigra 240. 451 (Histologie) — Familie 
472. — Gewicht der — s. Linse. — ex- 
perimentelle — durch Blitzschlag 243. 
— rasche Erzeugung der Cataract, ohne 
Kapselzerreissung 871. — bei Tetanie 93. 
— doppelseitige nach Typhus 408. — 
Depression s. Ö.-Operation — s. a. C.- 
Operation u. C. senilis. 

Cataracta congenita 82. — hereditaria 
279 (Blutsverwandtschaft). 

Cataracta corticalis posterior mit Cho- 
rio-Retinitis 419. 

Cataracta nuclearis, Behandlung 520. 

Cataracta senilis, spontane Aufsaugung 
der —, in geschlossener Kapsel 33*; 
überreif, nach Verletzung 427. — 
Gefahren der Spontan-Heilung der — 


457. — mit Chorioidal-Sarcom 463. — 
8. &. Cataract u. C.-Operation. 

Cataractatraumatica, Aetiologie, Thera- 
pie u. Proguose 68. — als Schichtstar 
853.” — Behandlung der Eisen — 870. 
446. — Casuistik 417 (besondere). 

Cataracta zonularis, über — 21. 110. 
(Pathologie u. Therapie) — Aetiologie 
408. — feinerer Bau der — 88.451. — 
traumatica 353.* — nach Krämpfen 374. 
— Linsen-Luxation u, — 443. — Iridec- 
tomie bei — 404. 

Cataract-Operation 452. — Geschichte 
148 (van Wij). 450.— bei Taubheit 10.— 
bei Alcoholismus 32. — bei Myopia exces- 
siva 11. — bei Einäugigen 21. 171. — bei 
Aniridia congenita 240. — bei Allge- 
meinleiden 31. — bei Diabetes 31. — 
Geistes-Störung nach — 32.278. 398. — 
bei Complicationen 183. 378. 897 (Sy- 
philis) — der C. nigra 240. 451. — Krüm- 
mungs-Veränderung der Cornea nach — 
812. — Schnittführung u. Messer bei — 
412. 450. (Geschichte) — in geschlossener 
Kapsel 521. — bei congenitaler Dislo- 
cation 399. 448. — seltener Zufall bei 
einer Discission 60. 90 (T,insen-Luxation) 
— Irisprolaps nach — 439. — cystoide 
Vernarbung nach —, mit periodischem 
Abfluss von Humor aqueus 445. — Fül- 
lung collabirter Augen s. Kochsalz — 
benigne Cyclitis infectiosa nach — 369. 
— postoperative Conjunctivitis 424. — 
Galvanokaustik bei Infection nach — 
428. — offene Wund-Behandlung nach 
— 8. W. — Dionin bei — 314. 319. — 
Hornhaut-Naht bei — 310. — Lid-Ver- 
nähung nach — 271. — Blutung nach 
— 514 (Verlust beider Augen). — ver- 
zögerter Wund-Schluss 278. — Wund- 
Heilung 871. — Iridocyclitis nach — 
Depression 271. — Statistik 465. 473. 
(Landpraxis) 481. 

Cavernöses Angiom s. d. 

Celluloid-Projections-Bilder 247. — Bril- 
len 472. 

Centralarterie, Embolie der — s.d. — 
Obliteration eines Astes der — nach 
wiederkehrender Amblyopie 77.— Wie- 
derherstellung d.Sehkraft nach partiellem 
Verschluss der — 77. — scheinbare Em- 
bolie beider — 406. — Periarteriitis der 
— 406. — Thrombose der — unter dem 
Bilde der Embolie 428. 

Centren, die optischen s. Sehcentren — 
Pupillen — s. d. 

Cephalopoden-Ange, Accommodation im 

` — 482. 

Cerebrale Kinder-Lähmung s8. d. 

Cerebrum s. Gehirn. 

Chalazion, Carcinom an der Stelle eines 
— 82. — Aetiologie und Behandlung 351. 

Chemie der Augen-Häute 190. 

Chiasma, Kreuzung der Seh-Nerven im 


Sachregister. 


— 85. 121. 125. — geheilte — Affection 
u. Lage der Sehnerven-Fasern im — 120. 
— nervi nervorum des — 865. 

China, Vernachlässigung von Augen - Er- 
krankungen in — 466. 

Chinesisch, ein —es Buch über Augen- 
Heilkunde 21. 

Chinin - Blindheit 147. — Einwirkung des 
Coffeins auf das Gesichts-Feld bei — 
Amblyopie 424. — Wirkung u. Neuro- 
tomie auf die Netzhaut-Ganglien 470. 

Chloreton als Anaestheticum 442. 

2 SLaERBID s. Subconjunctival-Koch- 
salz. 

Chloropie bei tabischer Opticus-Atrophie 
15 


Cholestearin-Krystalle in der Netzhaut 
399. 


Chorioidea besondere Affection der — 80. 
— Ablösung der — bei Myopie 110. — 
oberflächliche Atropie der — (Hemeral- 
opie) 409. — Atrophia gyrata u. Sclerose 
der — 222. — Blutung der — nach 
Cataract-Operation s. C. — Colobom der 
— 110 (mit Arteria hyaloidea persistens) 
— Eisen, 18 Jahre in der — 447. — 
Identificirung durch Ossification der — 
446. — Sarcom der — 81. 117. (100 
Fälle) 152. 237. 250 (Probe- Punction bei 
—). 405. 419. 424. (mit Phthisis bulbi). 
457 (bei einem Syphilitiker). 463 (früh- 
zeitige Erkennung) 514. — Perithelial- 
Sarcom der — 80. — Melano-Sarcom 
184. 400. 440 (mit Orbital-Recidiven). 
445.463.(complicirt mit Cataracta senilis) 
— Ruptur durch Peitschenhieb 399; 
durch Schuss 408. — isolirte Ruptur 378 
— Tuberculose der — 276 (P). 422. — 
Tumoren, Diagnose 469. 


Chorioiditis besondere — 80. 409. 416. — 
disseminirte weisse Herde 81. — disse- 
ıminata510.(100 Fälle) — alte, m. Colobom 
der Macula 405. — bei mehreren Fa- 
milien-Mitgliedern 75. — centrale, senile 
— 404. — bei jungen Frauen 456. — 
perimaculäre (?tuberculöse), geheilt durch 
subconjunctivale Cy Hg-Injectionen 276. 
— u. Rheumatismus 488. — u, Syphilis 
456. — metastatische 521 (nach Masern) 
— s. &. Chorio-Retinitis — Irido — s.d. 

Chorio-Retinitis mit Cataracta corti- 
calis posterior 419. — disseminata 510 
(100 Fälle) — im Centrum, von Opticus- 
Gestalt 74. 

Chromatopsie s. Farbenempfindung. 

Ciliarganglion, Natur des — 250. 476. 


Ciliarkörper Gumma des — s. Syphilis 
Sarcom 394 (?) — u. Syphilis 456. — 
Sichtbarmachung des — mittelst Augen- 
Spiegel 277. — Fortsätze im Pupillar- 
Gebiet 425. 

Ciliarmuske], contrahirter u. erschlaffter 
365. — Localisation des — Kernes 216. 


e S nn item nn 


| 


XI 


Ciliarnerven, vordere perforirende 344. 
346. — s. a. Neurectomia. 


.| Cilie(n), Abnormität au äusseren Augen- 


winkel 328.* 357.* — in den Thränen- 
punkten 445. — 


Phthiriasis der — 153. 

Ciliectomie 449. 

Circulation des Auges, Beeinflussung 
durch Eserin 220. — entoptische Wahr- 
nehmung der Netzhaut — 440. 

Cocain, Reizung durch säurehaltiges — 
147. 148. 263. — acute — -Vergiftung 
127. — Sterilisirung von — -Lösung 
255. — Glaucom dak — 462. 
Anämie der Conjunctiva, Einfluss auf 
die Arteria temporalis 510. 

Coffein, Wirkung des — auf das Gesichts- 
feld bei Chinin-Amblyopie 424. 

Collabirte Augen, Füllung von — s. 
Kochsalz. 

Collyrium s. Augen-Tropfwasser. 

Colobom, centrales — 277. — atöse 
retropalpebrale Cysten 208. aty- 
pisches 421. 

Congenital s. Angeboren. 

Conjugirte Deviation 503. 

Conjunctiva, angeborene Anomalie 121 
(Teratoid). ‘ entzündliche Verände- 
rungen in der — 79. — Angioma tele- 
angiectaticum der — 429. — Carcinom 
der — 110 (Lid). — epitheliale Cyste 
der — 276. — seröse Cyste der — 75. 
Dermoid der — 392. — Epithel-Ver- 
hornung der — 177. — Fibrom der — 
bei Frühjabrskatarrh 434. — Giftwir- 
kung auf die — 382. — Geschwülste der 
— 409. 429. — Geschwüre der — 441. 
— Haarbildung unter der — 176. — 
Hyalin-Amyloid-Tumor der — 380. — 
Hyperämie und Cocain-Anämie der —, 
deren Einfluss auf die Arteria temporalis 
510. — Kalk-Ablagerungen in der — 
245. — Keratose der — 28. — Lipome 
u. Dermo-Lipome 277. — Lymphom der 
— 392. — essentielle Schrumpfung und 
Pemphigus der 109. 110. 171. 
237. 312. 406. 464. — Papillom-artige, 
symmetrische Geschwülste beider — 452. 
— Primäraffect s. Syphilis. — Sarcom 
der — 81. 409. — Syphilidder — s.d. 
— Tuberculose der — 32. 121. 179. 
191 (primäre). 288. 849. 407 (Geschwüre). 
408. 409. 421. 433. 469; geheilt durch 
Erysipel 309. — Tyloma der — 429. — 

- Ulceration der — bei Nasentuberculose 
80. — Xerose der — 177. 

Conjunctivalsack, Infectionen vom — 
aus 151. — Plastik des — s. d 
Sarcom des — 81. — Bacillen im — s. d. 
— geschmolzenes Bleiloth im — 399. 

Conjunctivitis, patbologische Anatomie 
der chronischen — 79. — Bacillen und 
Bakteriologie der — s. d. — animalen 
Ursprungs 151 (Pferd). — catarrhalis 
sicca 401. — contagiöse, acute und chro- 


XII Sachregister. 


nische 170. — diphtherica s. Diphtherie. 
— Diplokokken — s. Bacillen. — endemi- 


sche Badconj. — 16. 80. 82. — epidemische |. 


Schul — 809. — hartnäckige — 74. — 
aestivalis und Frühjahrskatarrh 76.81. 181 
(in Russland). 394. 407 (Präparate). 484 
(Fibrombildung). — gonorrhoica s. Blen- 
norrhöe. — granulosas. Trachom. — Horn- 
haut-Alterationen bei subacuter — 188. — 
metastatica 347. 350. 446. — petrificans 
245. — phlyctänularis s. Phlyct. — 
Pneumokokken — s. Bacillen. — post- 
operative — 424. 5388. — Silbersalze, 
bes. Protargol bei — 374. — Sub- rheu- 
watica 270. — Toxinwirkung bei — 
371. 382. — vaccinalis s. Vaccine. 

Consanguinität s. Blutsverwandtschaft. 

Contrast, Entstehung des Simultan — 496. 

Contusio, Erblindung durch — bulbi 307. 
— lrisriss durch — 472.| 

Conus myopicus, Anatomie 365. 

Convergenz, Accommodation u. — 866. 
416. — Pupillarreaction bei — 148. — 
Schielen s. d. 

Cornea, Affectionen der — bei subacuter 
Conjunctivitis 188. — angeborene Ver- 
wachsung der — mit der Iris 409. — 
arteficialis 812. — Astigmatismus der — 
s. d. — besondere Erscheinung auf der 
— 110. — Brechungswerth der — des 
Neugeborenen 495. — Bleiniederschläge 
in der — 445. — congenitaler Tumor 
14. 121 (Teratoid). — conische — s. 
Keratoconus. — Cyste der — 181. — 
181. — Dermoid der — 393. 409 (Ochsen- 
auge). — Durchblutung der — 92. 186. 
— dioptrischer Werth der — 442. — 
Epithel, Impermeabilität für Sauerstoff 
50. — recidivirende Epithel-Verluste 
der — nach scrophulöser Keratitis 80. 
— Epithbel-Verhornung der — 177. — 
Epithel-Ablösung der 191. — epitheliale 
Neubildungen der — 276. 408 (mit 
Recidiv). — Erosio 191. — Fibrom 422. 
— Fremdkörper s. d. — Geschwulst der 
— 409. — Hefe in der — s.d. — Holo- 
cain-Wirkung auf die — 155. — Infec- 
tion der —, Bakteriologie der acuten — 
73. — Infiltrate, Meerwasser gegen — 
372. — Kern-Metamorphosen in der — 
während ihres Wachsthumes u. im Alter 
266. — Krümmungs-Veränderung der 
— nach Star- Operation 312; durch 
Schiel-Operation 479. — Krümmungs- 
anomalien, chirurgisch bekämpft 187. 
342, 375. — Limbus und Rand der — 
s. Corneoscleralgrenze. — Melanose der 
— 251. — Melanosarcom 422. — Nae- 
void 74. - Naht 310. 391. — Narben- 
fibrom der — 14. 16. — Narbenhorn 
der — 110. — Necrose der — bei Ba- 
sedow s. B. — Niederschläge in der — 
nach Beizung mit Höllensteinstift 405. 
— Papillom 185. — Refraction der — 


in den verschiedenen Zonen 184. — 
Sarcom der —, primäres 74. — Schim- 
melpilz-Erkrankung der — 221. — 
Schmelzung der — nach Basisfractur 76. 
— Affection der — bei Trachom, s. d.; 
s. a Pannus. — Toxin-Wirkung auf die 
— 868. — Staphylom, s. d. — Täto- 
wiren der — s. d. — Toxeinwirkung auf 
die — 308. — Trübungen:: angeborene 395. 
517; bandförmige s. d.; halbmondförmige 
407; ungewöhnliche 75; beim Glaucom 
425. — Tuberculose der — 269. 288; ge- 
heilt durch Erysipel 309. — Ulcus s. d. — 
Verdickung der — beim Keratoconus 
179. — Vertrocknung der — nach Ent- 
fernung der Uebergangsfalten 10. — 
Wunden, perforirende, Heilung 371. 379. 
— Xerose der — 177. — Zellen der — 
des Menschen und der Wirbelthiere 116. 
Corneo-Scleralgrenze, Teratoid der — 
121. — Carcinom der — s.d. — Fibro- 
Epitheliom 214. 
Corpora quadrigemina s. Vierhügel. 
Corpus ciliare s. Ciliarkörper. 
Corpus vitreum s. Glaskörper. 
Corticales Sehen s. Sehcentrum. 
Crede&’sches Verfahren gegen Blennorrhöe 


s. d. 
Critchett’s Operation bei sympathischer 
Ophthalmie 397. 439. 
Cryptophthalmus s. Kr. 
Cyan-Quecksilber s. Subconjunctival. — 
antiseptische Wirkung 384. 
Cyelitis, Irido — s. d. — benigne, in- 
fectiöse, postoperative — 369. — trau- 
matica 393, 


Cylinder-Gläser, Stempel zur Axen-Ein- - 


zeichnung der — 16. — der „gekreuzte“ 
zur Refractionsbestimmung 442. 
Cylindro-Sphärometer Javal 379. 
Cylindrom der Thränendrüse 51, 187. — 
der Orbita 392. 
Cystadenoma papillare proliferam der 
Moll’schen Drüsen 183. 
Cyste(n)-Bildung bei Angioma conjunctivae 
429. — Dermoid — s. d. — der Conjunc- 
tiva, Cornea, Iris, Lider, Orbita, Retina 
s. d. — epitheliale — der Conjunctiva 
276. — Oel — s. d. — Pathogenie der 
retro-palpebralen, colobomatösen — 208. 
469. — angeborene — bei Mikrophthal- 
mus 412. 462. — der Schweissdrüsen s. d. 
Cysticercus des Auges 151. 408. — sub- 
retinalis 421. — im 4. Gebirnventrikel 94. 
Cystische Epithelgeschwulst in der Vor- 
derkammer 183. — Bildungen in degene- 
rirten Augen 464. 
Cystoide Vernarbung nach Cataract- 
Operation s. d. 


Dacryoadenitis s. Thränendrüse. 
Dacryocystitis u. -cystoblennorrhöe 
s. Thränensack. 


mn m nn nn 


Sachregister. 


Darmerkrankung, intermittirende Neu- 
ralgia ophthalmica bei Diätfehlern 127. 

Degeneration, s. Angeboren. — Hyaline 
— s. d. — s. a. Auge. 

Delirium nach Cataract-Operation s. d., 
Geistesstörung. 

Demodex an den Cilien bei Blepharitis 
147. 153. 539. 

Depression s. Cataract-Operation. 

Dermoid, gestieltes, im Lidwinkel 260. 
— Cyste der Orbita 278. 374. — der 
Conjunctiva 892. — der Cornea 893. 
409 (Ochsenauge). 

Dermo-Lipome, subconjunctivale 277. 

Desinfection, intraoculare 370. — s. a. 
Sterilisation. 

Deviation, conjugirte s. d. 

Diabetes insipidus, primäre Opticus- 
atrophie bei einem Knaben mit — 110. 

Diabetes mellitus, Cataract-Operation 
bei — 81. — Refractionsänderung bei 
— 276 (Hypermetropie). — Kurzsichtig- 
keit durch — 73. — Gefässneubildung 
im Glaskörper bei — 75. — Ernährung 
bei — 157. — Retinitis bei — s. d. 

Diätfehler s. Darmerkrankung. 

Diagnose functioneller und organischer 
Augenstörungen 283. 

Diaphanoskop, Doppel- — zur Durch- 
leuchtung der Stirnhöhlen 128. 

Diensttauglichkeit s. Armee. 

Diffusion subconjunctival injieirter Sub- 
stanzen 220. 

Dionin - Wirkung auf die Lympheircu- 
lation 185. — am Auge 248. 318. 314. 
— bei Cataract-Operation 314. 318. — 
als Anaestheticum 270. 396. 

Dioptrie, Bedeutung der — 117. 221. 

Dioptrik des Auges 184. — der Cornea 
442. 

Diphtherie der Conjunctiva 82. — diphth. 
Bindehaut-Entzündungen 309. — Serum- 
therapie bei — der Bindehaut 32. 481. 
— Anti-Serum bei sympath. Ophthalmie 
481. — Accommodationslähmung nach 
— s. d. — -Bacillen s. d. 

Diplobacillen u. -kokken s. Bacillen. 

- Diprosopus triophthalmus, anatomischer 
Befund der Augen bei — 94. 

Discission s. Cataract-Operation. 

Distichiasis congenita hereditaria 147. 
— Operation 888. 

Dohnberg, Nachruf auf 223. 

Drehung s. Augenbewegung. 

Druck, Massage s. d. — Gestalt-Verände- 
rungen des Auges bei — -Veränderungen 
217. — Tonometrie u. Manometrie des 
Auges 89. — s. &. Hydrostatik. — 
Buch-— s. d. — -Messer s. Instru- 
mente b. Tonometer. — -Verminderung 
nach Orbital-Verletzung durch Luft- 
pistole 408. 

Drüsen, Anatomie der Lid- — 403. 518. 
— Cystadenom der Moll’schen — 183. 


XIII 


— M O — s. d. — Schweiss- 
— 8. d. 
Drusen an der Papilla optica 242. 
Dunkelkammer, transportable 127. 
Durchblutung der Cornea s. d. 
Dysenterie 396. 
Dyslexie 73. 368. — s. a. Alexie. 


Echinococcus des Auges 153. — der 
Orbita 218. — s. a. Hydatiden. 

Ectopia lentis congenita, Linsenextraction 
bei — 393. 443.— mit Aniridie u. Glaucom 
405. — s. a. Linsenluxation. 

Ectropium, Transplantationen bei — 
Operation 444. — neue Operation bei 
— des Unterlides 95. 

Eczem, die — atösen Augenentzündungen 
92. 256. — starkes — der Lider 389 
(mangelnder Lidverschluss). 423 (impe- 
tigenos. necrot.). 

Eierschalen in der Vorderkammer durch 
26 Jahre 9. 

Einäugige, Starausziebung bei — n 21. 
171 


Eis, Lidgangrän bei übermässiger — -An- 
wendung 60. 

Eisen, anatomische Präparate von — 
Verletzungen 10. — Cataract, Behand- 
lung 370, 446. — zur Kenntniss der in- 
traoculären — Splitter 49. — im Auge 
u. Verrostung 76. 238. — im Auge 388. 
447 (18 Jahre, dann Cyelitis) 449. — 
— Splitter in der Orbita, nach Durch- 
schlagung des Auges 445. — s. a. Mag- 
net, Röntgen, Sideroskop, Stahl. 

Eisenbahn, Beamte, Sehschärfe u. Far- 
bensinn der — 351. — Farbensinnprü- 
fungsapparat für — Beamte 246. — 
Verletzung des Auges u. Entschädigungs- 
ansprüche 402. 

Elasticität der Sclera s.d. 
Elastisch(es) Gewebe im menschlichen 
Auge 24. —e Fasern der Sclera s. d. 

Electricität bei Thränenleiden 279. 

Electrische, Opticusatrophie durch —n 
Strom 264. — r Beleuchtungsstrom s. 
Magnet. — Behandlung der Basedow’- 
schen Krankheit u. des Glaucom 465. — 
8. : Galvanische — Entartungsreaction 
s. d. 

Electrolyse bei Trachom s. d. 

Electromagnet s. Magnet. 

Electrotherapie s. a. Galvanisation. 

Embolie der Centralarterie bei einem 
Kinde 271. — scheinbare 406 (bds.). 423 
(Thrombose). — Wiederherstellung der 
Sehkraft nach partieller — 77. — mit 
Intactheit eines papillo-maculären Drei- 
ecks 75. 82. — s. a. Centralarterie. 

Empfindlichkeit der Retina s. d. 

e Farben —, Gesichts — 
s. d. 


XIV Sachregister. 


Emphysem, Stauung in den Netzhaut- 
gefässen bei — 25. 

Endotheliom der Thränendrüse 51. 

Enophthalmus mit intermittirendem pul- 
sirenden Exophthalmus 59. — trauma- 
ticus 270. 507. — experimenteller Ex- 
ophth. — u. — 109. — Hemmungsbänder 
u. Tenon’sche Kapsel bei — 399. 

Entartungsreaction, elektrische des 
Levator palpebrae 504. 

Entfernung, Einfluss ab- u. adducirender 
Prismen auf die Schätzung der — 449. 

Entoptische(s) Wahrnehmung der Netz- 
haut-Circulation 440. — Zeemann’sches 
— Phänomen 486. 

Entropium, Operation mit Schleimhaut- 
Transplantation 414. — Operation des 
atrophischen — des Unterlides 414. — 
Behandlung mit Atzstift 414. — u. Tri- 
chiasis-Operation 460 (Bombay). 

Entwickelung(s) der Thränenwege s. d. 
— Geschichte des Auges 805. 

Enucleation u. deren Ersatzoperationen 
28. 437 (mit Rücksicht auf die sympath. 
Ophth.) — Einpflanzung einesSchwamm- 
stückchens u. eines künstlichen Augapfels 
nach der — 445. — Einsetzung einer 
Aluminiumkugel nach der — 394. — 
Einsetzung ovoider Glaskugeln nach der 
— 453. 511. — Präparation des Stumpfes 
nach — u. Ersatzoperationen 898. 468 
(Landolt). — klinisch-statistischer Be- 
richt über 773 —en 80. — Opticusstumpf 
4 Tage nach der — 406. — Sympathische 
Ophthalmie nach — s. d. — bei Kindern 
408. — Localanästhesie bei — 468. 


Epibulbäre(s) Geschwülste s. d. — Me- 


lanosarcom 508. 

Epicanthus-Operation, neue 374. — über 
411. 

Epiphora s. Thränen. 

Episcleritis, tuberkelähnliche Knötchen 
bei — 270. — alte, geheilt durch Massage 
mit gelber Salbe 271. — s. a. Scleritis. 
Subconjunctivitis. 

Epithel der Cornea s. d. — Geschwulst, 
cystische der Vorderkammer 182. 

Epitheliale Cyste s. d. — Neubildungen 
der Hornhaut 276. 408 (mit Recidiv). im 
Augeninnern, primäre, 847.— Geschwülste 
der oberen Nasenhöhle 522. 

Epitheliom s. Carcinom. — Fibro — 


Ss. U. 

Erblindung(s), Contusions — 307. — 
durch Chinin, Hysterie, Schussverletzung 
s.d. — 50 Jahre bestehend, nach Hemi- 
plegie beseitigt 449. — 13 jährige durch 
Minenexplosion, erfolgreich operirt 899. 
511. — in den Skandinavischen Ländern 
u. Finnland 155. — plötzliche 468. — 
Ursachen s. a. Blinden-Statistik. — durch 
Erkrankung des Sinus sphenoidalis u. 
ethmoidalis 506. — s. a. Blindheit. 

Erinnerungsbilder, Natur der — 528. 


Ermüdung des Auges s. Asthenopie. — 
der Netzhaut u. Spectralfarbengqualität 
583. 

Ernährung(s) der Gesunden u. Kranken 
157. — Verhältnisse des Auges 341. 348. 
— der Linse s. d. — Amblyopie durch 
mangelhafte — 468. — Störung als Ur- 
sache bandförmiger Hornhauttrübung s. 
Bandförmig. 

Erosio corneae s. d. 

Erysipel(as), solides Lidoedem nach — 
des Gesichtes 76. — Auge u. — 433. 
— Kryptophthalmus nach — 276. — 
Pannus trachomaätosus geheilt durch inter- 
currentes — 179. — Binde- u. Hornhaut- 
tuberoulose, geheilt durch — faciei 309. 

Erythropsie 148. 

Eserin 121. — Circulation u. Flüssigkeits- 
wechsel, Einwirkung des — 220. — 
Accommodationsspasmus bei Glaucom, ge- 

heilt durch — 418. 

Essentielle Schrumpfung der Conjunctiva 


s. C. 

Ethmoidal-Zellen s. Sinus. 

Euphthalmin 121. 892. 395. — Glau- 
com-Anfall nach 426. 

Exenteration, sympathische Entzündung 
nach — 437. — mit Glüheisen bei Pan- 
ophthalmitis 277. 

Exophorie, Bicyclefahren gegen — 184, 

Exophthalmus durch Erkrankung des 
Sinus ethmoidalis u. frontalis 415. — 
angeborener, pulsirender — 80. — experi- 
menteller Enophth. u. — 109. — mit Oph- 
thalmoplegia externa 405. — intermittiren- 
der, mit Pulsation des Auges 59. 344. 
— intermittens 318. 387. 405. — inter- 
mittens mit Phlebectasien der Jugular- 
venen 186. 224. — pulsirender 284. 306 
(Stricknadelverletzung). 387. 414 (Spon- 
tanheilung). 513 (traumatisch; Carotis- 
unterbindung). — bei Basedow s. d. 

Exostose(n) des Schädels s. d. — sym- 
metrische — am Thränensack 408. — 
der Orbita 415. — des Sinus frontalis 
421. — s. a. Osteom. 

Extraction s. Cataract-Operation. 


Facialis, über Opticus — Reflex 147. 
— Lähmung 159 (doppelseitige). — In- 
hibition des Levator palpebrae bei totalez 
— Lähmung 207. 

Fädchen-Keratitis s. d. 

Fäden, abnorme, in der Vorderkammer 
810. 

Fadenträger s. Instrumente a) 

Fadenwürmer s. Filaria. 

Familie(n) mit Chorioiditis s. d. — mit 
Syphilis 895. — Idiotie mit Amaurose 
393. — mit Ophthalmoplegia externa 
403. — s. a. Hereditär, Biufsverwändt. 

. schaft. — Blei-Intoxication bei — -An- 





Saohregister. XV 


lage zur Opticus-Atrophie 460. — mit 
Cataract 279. 472. 

Farben, Perimetrie 368. — Ringe-Sehen 
um die Flamme 364 (s. a. Regenbogen). 
— Abstraction u. — Unterscheidung in 
der ersten Kindheit 484. — Systeme 
491. 573 (anomale trichromatische). — 
Theorie 537. — Gleichungen u. Macular- 
pigment 491. — räumliche Abbildungen 
des Continuum der — Empfindungen 
526. — Qualitätsveränderungen der Spec- 
tral — bei Netzhautermüdung 533. — 
Vorstellung Blinder 536. 

Farbenblindheit, angeborene 524. — 
der Netzhautperipherie 492. — Pseudo- 
monochromasie 868. — trichromische 408. 
— diagnostischer Apparat für — 423, 
— Prüfung der — s. a. Farbensinn — 
in der britischen Handelsmarine 496. 

Farbenempfindung u. Pupillendurch- 
messer 275. — u. Sehschärfe 191. — 
zur Kenntnis der pathologischen — 96 
(Chromatopsie). — Continuum der —en 
526. 

Farbenlehre im Alterthum 283. 

Farbensinn, der Eisenbahnbeamten 351. 
— Prüfung nach Holmgren 191. 
448. 462. mit Flor-Contrast 365; quan- 
titative 411. 506. — Prüfungsapparat 
für Eisenbahn u. Marine 246. 413. 506. 
— Pseudo-isochromatische Tafeln zur 
Prüfung des — 302. — Täfelchen zur 
Prüfung des feinen — 73. 

Farbig(e) Ringe, Sehen, von — um die 
Flamme 364; s. a. Regenbogen. — Flecke 
als subjective Gesichtserscheinung 484. 

Fascie s. Aponeurose. 

Fett im Glaskörper bei Mikrophthalmus 
267. 

Fibrom, Angio —, Neuro — s. d. — der 
Conjunctiva s.d. — der Cornea 422. — 
in beiden Unterlidern 110. — Narben — 
der Hornhaut 14. 16. 

Fibro-Epitheliom des Hornhautrandes 
214. 

Fibro-Sarcom der Orbita s. d. 

Filaria des Auges 151. 

Finnland, Blindheit in — 155. 

ae Heilung von Linsenwunden beim 
— 313. 

Fistel der Orbita u Thränen — s. d. 

Flimmerscotom, Validol bei — 271. 

Flüssigkeit(s)-Wechsel im Auge, Eserin- 
beeinflussung 220. — Untersuchungen 
über — 276. 341. 343. 

Fötale, eitrige Entzündung als Ursache 
des Mikro- u. Anophthalmus 23. 

Fremdkörper im Auge 398. 472. — in 
der Cornes, Hilfsmittel zur Entfernung 
256. — 18 bez. 26 Jahre, reizlos im 
Auge, dann Iridoeyclitis 398. — in der 
Orbitas.d. — Gewehr-Schlosstheil, 6 Jahre 
im Sinus frontalis 443. — Durchschlagung 
des Augapfels durch einen —, Einheilung 


in die Orbita 445. — Nachweis durch 
Röntgenstrahlen s. d. — s. a. Blei, Eier- 
schalen, Eisen, Glas, Holz, Kupfer, Mag- 
net, Messing, Schrot, Zündhütchen. 

Frosch-Linse, Heilung von Wunden der 
— 309. 

Frühjahrscatarrh s. Conjunctivitis. 

Fusions-Bewegungen des Auges s. Augen- 
bewegung. 


Galizien, Trachom in — s. d. 
Galliein u. Jod — bei Trachom 97*. 186*. 
Galvanisation des Sympathicus s. d. - 
Galvanische Gesichts-Empfindung 485. 
Galvanocaustik gegen infectiöse Ver- 
letzungen 60. 509. — gegen Astigma- 
tismus s.d. — infectiöser Starwunden 428. 

Ganglienzellen der Retina s. d. 

Ganglion, accessorische ophthalmische — 
191. — cervicale Ann s. Sympa- 
thicus. — ciliare s. Ciliarganglion. 

Gangrän des Lides s. d. — bei Peri- 
cystitis 278 (Bacillenbefund). 

Gas s. Leucht —. — als Anaestheticum 
520. 

Gaumen s. Angeboren. 

Gefässe(n), knötchenförmige Erweiterung 
der Oberlidvenen 261. — im Glaskörper 
s. d. — Obliteration der Netzhaut- — 
bei Glaucoma absolutum 6. — Schlänge- 
lung der Netzhaut — 25 (angeborene u. 
erworbene bei Emphysem). 278 (bei Herz- 
fehler). — Bifurcation der Netzhaut — 81. 
— Wirbelvenen s. d. — Venenpuls der 
Netzhaut 448. — entoptische Wahrneh- 
mung der Circulation in den. Netzhaut- — 
440. — varicöse Erweiterang: der Or- 
bitalvenen 59. 513 (traumatische; Ca- 
rotis-Unterbindung); der Brauengegend- 
u. Netzhautvenen nach Sinus-Affection 
419; der Vena ophthalmica 507. — s. a. 
P ANTE u. -vene. Embolie. Throm- 

ose. 

Gefässerkrankung(en), besonderer Be- 
fand bei Arteriosclerose der Augen- 
gefässe 345. — über — der Netzhaut 
346. — des Auges, Diagnose u. Prognose 
von Allgemeinerkrankungen 512. — s. 
a. Centralarterie. Embolie. 

Gefässgeschwulst s. Angiom. 

Gehirn, Gesichtsfelddefet bei — Er- 
krankung 416. — Geschwülste, Statistik 
311; Hautschwelluug bei — 386; mit 
Sehnervenentzündung 412. — Krank- 
heiten u. Augenstörungen 311. — Rinden- 
reizung, Pupillenerweiterung 458. — 
Schenkel - Erkrankung, Ocolomotorius- 
lähmung 239. — Sinus-Thrombose s. d. 
— Cysticercus im 4. — Ventrikel 94. — 
s. a. Hinterhauptslappen. Pons. Seh- 
centrum. Stauungspapille. Vierhügel. 

Gehör(s) - Störungen bei Schädelverlet- 
zungen 286. — Otitis s. Ohr. — s. a. Ohr. 


XVI Sachregister. 


Geistesstörung nach Cataract-Operation 
s. d. — u. Augenerkrankung 418. 

. Gelbe Gläser gegen Nachtblindheit s. d. 

Gelbe Salbe, Massage mit — bei Epi- 
scleritis 271. — Verbesserung 391. 

Gelbsehen bei Santonin-Intoxication s. d. 

Geographie der Augenkrankheiten s. 
Aegypten, Finnland, Galizien, Java,Krain, 
Russland, Schweiz, Skandinavien. — des 
Trachoms s. d. 

Geometrisch-optische Täuschungen s. 
Optisch. 

Gerontoxon s. Greisenbogen. 

Geruch s. Hallucinationen bei Hemianopie 
190. 452. 

Geschichte der Augenheilkunde 426; im 
19. Jahrhundert 237. 470 (Rhazes). 

. 471 (Benetze-Paucard); im 16. Jahrh. 
296*. 318. 436. — der Anatomie des 
Auges 170. — des Aussatzes 156. — des 
künstlichen Auges 281. 282. — der 
Brillen 308. — Refractionslehre der alten 
Theorien griechischer gut Gelehrter über 
das Sehen u. die Farbenlehre 28. — Re- 
fractionslehre im Alterthum 25. — Ben- 
venuto und seine ophthalmologischen 
Schriften 315. — ophthalmolog. Schriften 
von Barnabas (16. Jahrh.) u. Ben- 
venutus Grapheus (1473) 486. — des 
Starmessers 450. 

Geschlecht beim Glaucom s. d. 

Geschlechtsorgane siehe Puerperium, 
Schwangerschaft. 

Geschwülste, epibulbäre, syphilitische 
Pseudo- — 175. — epibulbäre — 10. 
422. 508. — epitheliale — s.d. — Ge- 
fäss-— s. Angiom. — intraoculare — 
81. 406. — retrobulbäre — s.d. — pa- 
rasitäre Theorie der bösartigen — 29. — 
eigenthümliche Lid — 245. — Röntgen- 
bilder zur Diagnose intraocularer — 336. 
388. — freie Metastasen-Bildung_ bei 
Augen- — 345. — Hpyalin-amyloid- — 
der Conjunctiva 880. — in der Netz- 
hautmitte s. Macula. — des Bulbus, der 
Chorioidea, Conjunctiva, Cornea, Corneo- 
scleralgrenze, des Ciliarkörpers, der 
Drüsen, des Gehirns, der Iris, Lider, 
Nasenhöhle, des Opticus, der Orbita, der 
Plica, Retina, des Siebbeins, Sinus, der 
Thränendrüse u. des -sacks, des Uveal- 
tractus, der Vorderkammer s. d. — 8.8. 
Angiom, Angiosarcom, Carcinom, Chala- 
zion, Cylindrom, Cyste, Cystadenom, 
Dermoid u. -cysten, Dermolipom, Endo- 
theliom, Exostose, Fibrom, Fibro-epitbe- 
liom u. sarcom, Gliom, Granulom, Li- 
pom, Lymphom, Lymphosarcom, Mark- 
schwamm, Meningoencephalocele, Muco- 
cele, Myom, Naevus, Naevoid, Narben- 
horn, Neurofibrom, Osteom, Osteosarcom, 
Papillom, Polyp, Psammogliom, Sarcom, 
Teratom, Tylom. 

Gesellschaften, Vereine u. Congresse, 


Heidelberger ophthalmologische Ges, 60. 
156. 253. — 18. internationaler medi- 
cinischer Congress Paris 1900: 28. 123, 
252. — 9. internationaler Ophthalmo- 
logen-Congress in Utrecht 340. 864. — 
Berliner ophthalmologische Ges. 10. 237. 
Berl. medicin. — 199. — Berliner — f. 
Psychiatrie u. Nervenkr. 886. — Berl. 
physiol. — 387. — medic. — in Giessen 
151. 387; Göttingen 151. 387. — Aerztl. 
Verein in München 887. — Niederrhein. 
— f. Natur- u. Heilkunde 302. — Schles. 
— f. vaterländ. Cultur, medic. — 303. 
— Ver. f. wissensch. Heilk. in Königs- 
berg 886. — Nederlandsche oogheel- 
kundige Gezelschap 146. — Ophthalm. 
Society of the United Kingdom 78. 109. 
4038. — Brit. med. Association, Sect. on 
Ophth. 410. — Transact. of the Americ. 
Ophth. Society 414. — Ophthalm. Sect. 
of the Academy of Medicine in New York 
24. 223. — wissensch. Zusammenkunft 
deutscher Aerzte in New York 392. — 
Chicago Ophthalm. and Otolog. Society 
893. — Denver Ophthalm. Society 396. 
— College of Physic. of Philadelphia, 
Sect. on Ophthalm. 397. — San Fran- 
cisco Society of Eye, Ear, Nose and 
Throat Surgeons 417. — Transact. of 
the Ophthalm. Divis. of the Western Oph- 
thalm. and Oto-laryngol. Associat. 401. 
— Société belge d’opht. 48. 207. 420. 
— Ver. St. Petersb. Aerzte 388. 389. — 
St. Petersb. ophthalm. G. 391. — Deut- 
scher ärztl. Ver. in St. Petersburg 389. 
890. — med. G. in Dorpat 888. — G. 
praktischer Aerzte in Libau 392. 

Gesichts-Empfindung 409. — Schwindel 
8. d. — Sinn u. Seekrankheit 447. — 
Ausdruck bei Alcohol-Neuritis 507. — 
Ausdruck u. Auge 480. — subjective 
— Erscheinungen 486. 529. — Physi- 
ologie der — Empfindungen 484. — gal- 
vanische — Empfindungen 485. — auto- 
kinetische — Empfindungen 489. — 
Wahrnehmung, neue Theorie 483. — 
Empfindungen s. a. Phänomen, Optische 
Täuschung. 

Gesichtsfeld-Einengung bei beginnender 
sympathischer Entzündung 412; bei 

orpor retinae 451. — sectorenförmiger 

— Defect aus centraler Ursache 416. — 
bei Sun nun: u. Coffein #. d. — 
bei chronischem Glaucom 498. — bei 
progressiver Paralyse 504. 

Gestirne, Grössenvorstellung der — s. d. 

Gesundheitspfloege des Auges 154. — 
der künstlichen Beleuchtung s. d. — 
eines Augenarztes im 16. Jahrhundert 
313. 486. 

Gewicht der Linse s. d. 

Gicht, die —ischen Augenerkrankungen 
92. — s. a. Arthritis. 

Gift-Wirkung s. Toxine. 





Sachregister. 


Glandula lacrymalis s. Thränendrüse. 

Glas, im Auge durch Röntgenstrahlen 
sichtbar 76. — Verletzung mit —-Flasche 
81. 214. — periskopische Gläser 244. 
368. — plano-bifocale — für Presby- 
open 448. — Prismen-— 369. — Iso- 
metrop — Fabrikation 437. — Kugeln, 
ovoide, nach Enucleation s. d. 

Glaskörper, totale — Blutung 105. — 
Blutungen, recidivirende 520. — Fett 
inn — bei Mikrophthalmus 267. — Ge- 
fässbildung im — bei Diabetes 75. — 
Gefässschlingen im — 352. — post- 
hämorrhagische Bindegewebsbildung oder 
Hyaloidea persistens? im — 277. — 
strangförmige Bildungen im — 510. — 
-Trübungen, syphilitische 394. — s. a. 
Hyalitis. i 

Glaucom(a), acutes — nach einmaliger 
Anwendung von Homatropin 110. 446. 
— -Anfall nach Euphthalmin 426. — 
durch Cocain 462. — Holocain bei — 
462. — Accommodationsspasinus bei —, 
geheilt durch Eserin 413. — Geschlecht, 
Alter u. Refraction beim primären — 31. 
— im Orient 471. — bei Aniridia u. 
Ectopia lentis congenita 405. — u. 
Basedow 75. — nach Retinitis albumin- 
urica 472. — u, Elastieität der Selera 
8. S. — Wesen der Hornhaut-Trübung 
beim — 425. — Iritis glaucomat. s.d. — 
bei Myopie 399. — Excavation der La- 
mina cribrosa ohne E. der Papille bei 
acutem — 344. 431. — die Sehnerven- 
Atrophie durch — 284. — Obliteration 
der Retinalgefässe bei — absolutum 6. 
— drei wesentliche anatomische Ver- 
änderungen bei — 346. — über — sim- 
plex 425. 470 (Operation). 498 (93 Fälle). 
— -Behandlung 186. 372 (operative). 
410 (chronisches). 465 (elektrische). 470. 
— Incision des Iriswinkels bei — 380. 
381. — Seclero-Iridectomie bei — 471. — 
subconjunctivale Kochsalz-Einspritzung 
214. — Iridectomie beim — simplex 
186. 187. 372; mit Nachblutung 393. 
440. — Sympathicus-Resection gegen — 
178. 180. 181. 186. 373. 466. 479. 480. 
— Sympathicus-Galvanisation gegen — 
185. — Rolle der Scleralnarben bei 
— Operation 222. — secundarium: nach 
Iritis bei Netzhaut-Ablösung, nach ex- 
cessiver Myopie 21; Casuistik, pathol. 
Anatomie 400; durch Chorioidalsarcom 
445; nach Carotis-Unterbindung bei 
pulsir. Exophtb. 513. — sympathische 

“ Ophthalmie nach Operation eines — 
simplex mit negativem Verlauf 240. — 
entzündliches Primär- — bei sympathi- 
scher Ophthalmie 270. — traumatisches 
— 214. — bei Retinitis albuminurica 

= mit Netzhaut-Blutungen 516. — s. a. 
Hydrophthalmus. 

Glioma endophytum retinae 14. 16. 251 


XVII 


(Ausbreitung). — über — retinae 288. 
318. 508. 510. — der Pars ciliaris retinae 
508. — Ausbreitung des — 251. — des 
Opticus 80. 419. — Pseudo — 18. 407. 
— Psammo- — s. d. — Prognose des 
Opticus-— u. Netzhaut — 419. — s8. a. 
Markschwamm. 

Glühhitze bei Panophthalmitis 277. — 
s. a. Galvanokaustik. 

Glühnadel, galvanokaustische, gegen 
Trachom 128. 

Glycerin-Traganth-Gallerte 248. 249. 

Gonococcen s. Bacillen. 

Gonorrhöe der Orbita, Infection durch 
Reizung eines künstlichen Auges, sep- 
tische Endocarditis, Tod 439. — lritis 
nach — s. d. — Augenerkrankungen 
durch — 508. — s. a. Blennorhöe. — 
Metastasen am Auge 539. — s. a. Blenn. 
metast. 

Granulom der Iris 379. 

Granulosa s. Trachom. 

Graue Salbe bei Scrophulose 814. 

Gravidität s. Schwangerschaft. 

Si oron pogon; Astigmatismus durch — 


s. d. 

Grösse(n)-Schätzung, Beeinflussung durch 
Prismen 450. — wirkliche u. scheinbare 
Körper — 495. — Vorstellung der Ge- 
stirne 536. 

Grünsehen bei tabischer Upticus-Atro- 
phie 75. 

Gumma s. Syphilis. 


Haar-Bildung unter der Conjunctiva 176. 

Hämorrhagie s. Blutung. 

Hals- Ganglion u. Sympathicus s. Symp. 

Handbuch s. Lehrbuch. 

Haut- Affection bei Gehirntumor 486. — 
s. a. Eczem. Xeroderma, 

Heer s. Armee. 

Hefe, Reinkultur von — bei Hypopyon- 
keratitis 59. 

Hemeralopie s. Nachtblindheit. 

Hemianopie, Augenmaass-Störung bei 
237. — über — u. ihre localdiagnostische 

‘ Verwerthung 499. — bei Leuchtgas-Ver- 
giftung 229.* — doppelseitige, homo- 
nyme 472. — mit Geruchs-Hallucina- 
tionen 190. 452. — mit Alexie 399. 500. 

Hemianoptisch, Instrument zur Prüfung 
der —en Pupillarreaction 366. — Pupillen- 
starre 499. 

Hemicrania, ophthalmoplegica 375. — 
s. a. Migräne. 

Hepatisch s. Leber. 

Hereditäre Cataract s. C. congenita, — 
Distichiasis. Heterophthalmus. Neuritis 
optica retrobulbaris. Ophthalmoplegie. 
Syphilis s. d. — Opticus-Atrophie s. Neu- 
ritis. 

Herpes facialis des Lides 423. 

Herpes zoster ophthalmicus, 25. 285. 


1I 


# VIII 


. — ohne Haut-Affection 232.* — Keratitis 
parenchymatosa bei — 470. 

Herz, Seh- u. opbhthalmoskopischeStörungen 
bei — Fehler 278. 

Heterochromia u. Cataractbildung 392. 
— tarda 516. 
Heterophorie 417. 418. 
Heterophthalmus, congenitus, mit Ca- 
taractbildung 392. — hereditäre 392. 
Himmelsgewölbe u.Grössen-Vorstellung 
der Gestirne 536. 

Hinterhauptsiappen, Verletzung des— 
420. — Geschwulst im — 502. — Pu- 
pillen-Centrum im — s. d. 

Hippus 75. 

Hirn s. Gehirn. — Sinus s. d. 

Hitze, strahlende — gegen Cyeclitis, Iritis 
u. Neuralgien 80. — s. a. Lichttherapie. 

Höllenstein s. Argentum, 

Hör- s. Gehör. 

Hohl-Verband s. d. 

Holmgren’s Farbensinn-Prüfung s. d. 


Holocain 121.155. 222. — Einwirkung 
auf die Hornhaut 155. — bei Augen- 
Operationen u. Cocain 25. — bei Glau- 
com 462. 

Holz-Splitter-Verletzung 242. 

Homatropin acutes Glaucom nach ein- 
maliger Anwendung von — 110. 446. — 
Intoxication 461. 

Horn, Narben — der Cornea s. d. 

Hornhaut s. Cornea — Geschwür s. Ulcus 
— Rand s. Corneoscleral-Grenze. 


Humor aqueus, Flüssigkeits- Strömung 
des 276. 341. 343. — Quellen des — 
434. — specifisches Gewicht des — 116. 
— periodischer Abfluss des — durch 
cystoide Narbe nach Star-Operation 445. 

Hund, corticales Sehen beim — 500. 

Hyacinthen, Augen- u. Haut-Reizung 
durch — 149. 


Hyalin(e), Concremente bei bandförmiger 
Keratitis 387. — Amyloid-Tumor der 
Conjunctiva 380. — Degeneration des 
Tarsus bei Lues 482. 

Hyalitis 369. 

Hyaloidea, Arteria — s.d. — Vena —? 
352. 

Hydatiden-Cyste der Orbita 276. — 
s. &. Echinococcus. 

Hydrargyrum s. Quecksilber. 


Hydrophthalmus, Incision des Iris- 
Winkels bei — 380. 381. — Therapie 


des — congenitus et infantilis 426. 588. 


Hydrops, cystischer der Tenon’schen 
Kapsel 188. 270. — des Thränensackes 


s. d. 

Hydrostatik des Auges 187. 

Hydrotherapie der Augen-Erkrankungen 
320. — s. a. Balneotherapie. 

Hygiene s. Gesundheitspflege. — des 
Bücherdruckes s. d. — Schul — s. d. 
Beleuchtungs — s. d. 


Sachregister. 


Hypermetropie bei Diabetes mellitus 276. 
in Schulen s. d. 

Hypopyon-Kerstitis 11. — mit Rein- 
kultur von Hefe 59. — von Aspergillus fu- 
migatus376. — nach croupöser Pneumonie 
mit Diplococcus Fränkel 93. — mit 
Xerosebacillen 482. 

Hysterie, Amaurose durch 391. 397. 400. 
(einseitig) 444. — Amblyopie durch — 
214. — Augenstörungen bei — 283. 850. 
(organische Affectionen vortäuschend) 471. 
501. — Traumatismen des Auges durch 
— u. Pseudo — 187.278. — Sehstörungen 
bei (viriler) — 285. — periodische Ocu- 
lomotorius-Läbmung bei — 375. — Oph- 
thalmoplegia externa durch 391. 


Idiotie, Familien — mit Macularaffection 
393. 

Jequirity gegen Trachom 95. 270. 498. 
538. 


Impf-Erkrankung s. Vaccine. 

Index der Linse s. d. 

Infantil s. Kind —er Hydrophtalmus s. d. 

Infection der Cornea s. d. — vom Con- 
junetivalsack aus 151. 

Inflenza, Augenkranklieiten durch — 192. 
850. — vorübergehendes krampfhaftes 
Einwärtsschielen nach — 413. — Blenn. 
neonat. durch Pseudo-Bacillus 180. 

Initialsclerose s. Syphilis, Primäraffect. 

Insomnie s. Schlaflosigkeit. 

Instrumente u. Apparate. 

a) chirurgische. 

Augenschutzklappe 313; aus Alumi- 
nium-Nickel 453. — Arznei-Tropfglas 

` 896. — Augpnoperations-Phantom 430; 
-Lampe 436. — Cataractschnepper 148. 
— Fadenträger, aseptischer 107. — ovoide 
Glaskugeln als Ersatzbulbi 453. — gal- 
vanokaustische Glühnadel 128. — Iris- 
scheere 421. — Kapsel-Pincette 334 — 
Lidhalter 27. 92. — Magnet nach Haab 
75. 184 (durch Beleuchtungsstrom in- 
ducirt). 339. — Sideroskop 14. 16. — 
Starmesser 412. 450. — portativer Ste- 
rilisator für Augen-Instrumente 440. — 
Thermocauter, automatischer 481. — 
Thränensack-Spritze 18. 90. 396. — 
Thränensonde, erweiterbare 81. — 
Thränenwege-Irrigator 375.— Trichiasis- 
pincette 278. — Verband, sterilisirter 90. 
— Hohl — 249. 315. 435. 

b) physikalisch-optische. 
Augenspiegel s. u. Ophthalmoskop. — 
zur Accommodations - Breitenmessung 
279. — Brille, stereoskopische 387. — 
Schutzbrille für Arbeiter 391. — Schnee- 
brillen 441. — Celluloidbrillen 472. — 
Cylindro-Sphärometer 379. — Doppel- 
diaphanoskop zur Durchleuchtung der 
Stirnhöhlen 128. — Dunkelkammer, 
transportable, sammt Beleuchtungs- 








Sachregister. 


apparat 127. — zur Diagnose der Farben- | 


blindheit 423. — Täfelchen zur Prüfung 
feinen Farbensinnes 73. 365 (Flor-Con- 
trast). — zur Farbensinnprüfung bei der 
Eisenbahn und Marine 246. 413. 
seudo-isochromatische Farbeusinn-Prü- 
ungstafeln 302. — Laterne zur Prüfung 
des Farbensinnes 411. 413. 506. — Kopf- 
stütze für ophthalmologische Unter- 
suchungen 455. — Kratometer 442. — 
zur Prüfung hemianoptischer Pupillar- 
reaction 866. — Lupe, neue Westien’- 
sche binoculare Hand- (Brillen-) 60. 345; 
binoculare, stereoskopische 351. 387. 
405. — Optometer 476. — Perimeter 
379. 418. — planobifocale Probirgläser 
‘für Presbyopen 448. — Prismengläser 

` 869. rismenrahmen 448 — isome- 
trope Gläser 437. — periskopische Gläser 
244. 368. 473. — Projectionsbilder auf 
Celluloid 247. — Refractions-Ophthal- 
moskop 187. — Ophthalmoskop, stabiles, 
mit reflexlosem Bild 369. 525; stereo- 
skopisches 424. 507. — Opto-Dynamo- 
meter (Accommodations- and Convergenz- 
Messer) 416. — Sehproben für hochgradig 
Kurzsichtige 365. 379 (Optotypi I,an- 
dolt) 429; mit Musiknoten u. Nadelöhr- 
Modell 397. — Skiaskop 240. 301. 427 
(Ophthalmo-). — Skiaskopie, Wandtafeln 
und Phantome 369. — Sphärometer 240. 
300. 379. — Stempel zur Axeneinzeich- 
nung von Cylindergläsern 16. — Sterco- 
skop, neues 344. 407 (für Schielende) 
412. — Stirnband mit Beleuchtungs- u. 
Vergrösserungslupe 256. — Tonometer 
375 (Piesimeter). 

Insufficienz der Interni, vereinfachte 
Prismenprüfung 444. — s. a. Exophorie. 

Interni, Insufficienz der — s. d. — s8. a. 
Rectus. 

Intoxication(s)-Amblyopie 879. — Neu- 
ralgia ophthalmica durch intestinale 
Auto — 127. — mit Alkohol, Benzin, 
Blei, Chinin, Methylalkohol, Leuchtgas, 
Santonin, Tabak, Thee s. d. — s. a. 
Neuritis optica toxica, Papillo-maculare 
Fasern. 


Intracranielle Erkrankungen, Statistik 
„der Augenstörungen bei — 311. 

Intraoculäre Geschwülste s. d. — Des- 
infection 370. — Blutung s. d. 


Jod-Säure und — Gallicin bei Trachom 
97.* 136.* 252. 464. — Tinctur bei Ke- 
ratitis dendritica und Ulcus cornese 
416. 455. 

Jodoform-Einführung in die Vorder- 
kammer bei Iritis tuberculosa 184. — 
in’s Auge 370. 

Iridectomie bei Glaucoma simplex 186. 
187. — schwere Nachblutung nach prä- 
paratorischer — 90; nach Glaucom — 
393. 440. — complicirte, Wiederherstel- 


XIX 


lung der Sehschärfe nach 18jähriger 
Blindheit 399. 511. — bei Schichtstar 404. 

Irido-Chorioiditis, metastatische 
nach Pneumonie 889. — tuberculosa 422. 

Irido-Cyclitis, Anatomie der — serosa 
181. — seltene 220. — viele Jahre nach 
Verletzung 237. 398. 447. — fungös- 
hämorrhagische nach Cataract-Depression 
271. — schwere, geheilt 437. 

Iridodialyse durch Revolverschuss 65.* 

Iridotomie unter ungünstigen Bedin- 
gungen 185. 

Iris, angeborenes Fehlen der — s. Ani- 
ridie. — angeborene Verwachsung der — 
mit der Cornea 409. — Abstossung der 
vorderen — Schicht mit partieller Linsen- 
trübung 412. 447. — Colobom 434 (An- 
deutung). — Cysten 277. 482 (seröse, 
traumatische). Implantationscysten 
der — 74. — Einfluss der Lähmung 
eines — Muskels auf den Antagonisten 
433. 435. — Geschwulst 155 (? Leio- 
myom). — Granulom 379. — Gumma 
s. Syphilis. — Heterochromie der — s.d. 
Knötchen an der — 208. — Neubildung 
von — Gefässen bei Iritis 21. — Nae- 
vus der — bei multipler N.-Bildung 80. 
— Pigmentanomalie der — 429. 516 
(Schwund). — Prolaps nach Cataract- 
Operation s. d. — Operation zur Be- 
freiung der incarcerirten — 498. — Risse 
23. 472 (durch Contusion). — Scheere 
421. -— Leukosarcom 411. — Spindel- 
zellensarcom 75. 395 (Melano-). — Syne- 
chien der — 469. — Tuberculose 49. 
74. 184 (Jodoformeinführung in die Vor- 
derkammer) 208.265 (Tuberculinwirkung). 
422. — Winkel u. Umgebung 73. — bei 
Glaucom s. d. 

Iritis, Dionin gegen Schmerzen bei — 
396. — Neubildung von Gefässen bei — 
21. — foetalis, Reste 434. — glauco- 
matosa (Goldzieher) 44. 346, — gonor- 
rhoica 271 (serosa). — postgonorrhoica 
81. — hämorrhagica syphilitica 64. — 
Secundärglaucom nach — nach Netzhaut- 
ablösung bei excessiver Myopie 21. — 
syphilitica 279 (Allgemeinprognose) 456. 
— toxica 250 (Pflanzenhaare). 302 (Pri- 
mula). — tuberculosa (s. a. Iris) und 
syphilitica 208. — Ursachen der primären 
— 316. — s. a, Irido-Cyelitis. 

Itrol bei Blennorrhöe 480. 

Jugularvenen, Phlebectasien im Gebiete 
der — 186. 224. 


Kalk-Verletzungen des Auges 73. 286. 388 
(erste Hilfe durch Laien). 523. — Ab- 
lagerungen in der Conjunctiva 245. 

Kammer, Vorder — s. d 

Kapsel s. Linsenkapsel. 

Keimtödtend s. Antiseptisch. 

| Keratitis, acute, infectiöse, Bacteriologie 


11 * 


xx Sachregister. 


73. — annularis 430. — bandförmige Kryptophthalmus, nach Erysipel 276. 


s. d. — besondere 418 (bei Schmelzerei- 
Arbeiter). — dendritica, mit Jodtinctur 
behandelt 416. 455. — filamentosa 76. 
879. 474. — Hypopyon — s. d. — in- 
terstitialis -s. parenchym. — neuropara- 
lytica 215 (Rolle der Mikroorganismen). 
240. 347. 416 (besondere, gitterförmige). 
petrificans 450. — Pilze bei der — s. 
Hypopyon. — Schimmelpilze bei — s. d. 
— parenchymatosa, bei erworbener Sy- 
philis 80. 93. 445; bei Herpes zoster 
470. — phlyctänularis s. Phlyct. — pro- 
funda 224 (Behandlung). — sclerosirende 
19. — scrophulöse, Epithelverluste nach 
— 80. — streifenförmige 110 (un- 
gewöhnliche). — tuberculosa s. Cornea. 
— ulcerativa marginalis 448. — Meer- 
wasser bei — 370. — s. a. Ulcus. 

Keratoconus, Ursache des Blitz — 250. 
— Hornhautverdiekung beim — 179. — 
Prognose bei der Operation des — 371. 
— Therapie 372. — Behandlung durch 
Galvanokaustik 481. 

Keratomalacie nach Basisfractur 76. — 
anatomische u. bacteriologische Unter- 
suchungen über die — 177. 

Keratomycosis durch Aspergillus fumi- 
gatus 376. 

Keratoplastik nach Salzer 312. 

Keratosis conjunctivae 23. 

Kiefer s. Mitbewegung. 

Kind(er), die Augenkrankheiten des Kindes- 
Alters 73. — Krämpfe, Wirkung auf das 
— Auge 374. — .Retinitis albuminurica 
bei einem — 75. — Lidschwellung mit 
vorübergehender Albuminurie bei Kindern 
497. — cerebrale Degeneration bei —ern 
mit Herden in der Macula 110. — Sinus- 
erkrankungen im — Alter 415. — Far- 
benabstraction u. -Unterscheidung in der 
ersten — heit 484. — Verlernen des 
Sehens bei jüngeren — 493. 

Kinderlähmung, cerebrale, mit Ab- 
ductionsparese 282. — Augenmuskelläh- 
mung bei — 487. — springende Pupillen 
bei — 500. 

Koch-Week’sche Bacillen s. d. 

Kochsalz, Injection von — Lösung in 
collabirte Augen 122. 3899. 448. — s. a. 
Subconjunctival. 

Körper-Grösse s. d. 

Kopf-u. Augenbewegungen 310. — Schmerz 
vom Auge aus 410. 515; scheinbar 
vom Auge, in Wirklichkeit von der Nase 
aus 415. — Schmerz s. a. Hemicranie, 
Migräne. — Stütze 455. — s. a. Schädel, 
Caput obstipum. 

Krämpfe, Wirkung aufs Kinderauge 374. 

Krain, Trachom in — 279. 

Kratometer 442. 

Krebs s. Carcinom. 

Krönlein’sche Operation s. Retrobulbär. 

Krümmung der Hornhaut s. Cornea. 


— congenitus 433. 

Künstliches Auge s. d. — r. Bulbus s. 
Enucleation. 

N Linsenaustreibung durch 
— s.L. 

Kupfer, im Auge 209. 471 (nach 7 Jahren 
entfernt). — s. a. Zündhütchen, Messing. 

Kurzsichtigkeit s. Myopie. 

Kystadenom s. Cystadenom. 


Lähmung s. Augenmuskel. 

Lamina cribrosa, glaucomatöse Excava- 
tion der — 344. 431. — Fasern der — 
in der Netzhaut 443. 

Lampe, Augen-Operations — 436. 

Landpraxis, augenärztliche, in Russland 
821.” — Cataract-Operation in der — 
s. d. Statistik. 

Largin 159. 

Laterne für Farbensinn -Prüfung s. In- 
strumente b). 

Lebensversicherung(s) Fall, Identifici- 
rung durch Aderhaut-Ossification 446. 

Leber, Ophthalmia hepatica 245. 

Lebrun, Nachruf 316. 

Lederhaut s. Sclera. 

Lehrbücher, Atlanten, Unterrichtstafeln 
u. dgl. 73. 145. 170. 302. — der Augen- 
Krankheiten 302. 363. — der Augen- 
Therapie 308. — der Augen-Krankheiten 
des Kindesalters 73. — Handbuch der 
Optik 73. 170.302. — der Refraction 170. 
363. — der Ophtbalmometrie 170. — der 
Retinoskopie 170. — chinesisches — der 
Augen-Heilkunde 21. — encyclopädisches 
Handbuch des Blindenwesens 170. 

Leontiasis ossea, Augen-Symptome bei 
— 415. 

Lepra des Auges 62. 496. — Geschichte 
u. Pathologie 156. — ophthalmologische 
Befunde bei — 156. 501. — pathologische 
Anatomie der Augen — 267. 847. — in 
Persien 156. 

Leseproben s. Instrumente b). Sehproben. 

Leuchtgas-Vergiftung u. Auge 225.* 

Leucom, Tätowirung s. d. 

Levator palpebrae, Inhibition des — bei 
vollkommener Facialis-Lähmung 207. — 
elektrische Entartungs-Reactionim — 502. 

Licht, Acetylen — s. d. — Therapie in 
der Augen-Heilkunde 248. s. a. Hitze. — 
Vertheilung bei künstlicher Beleuchtung 
s. d. — ökonomische — Erzeugung u. 
Nernst — 315. 436. — physiologische 
Wirkung des — auf die Retina 275. — 
Sinn 489. 490. (u. Raum —). — Strahlen- 
gang durch ungleich brechende Medien 
391. — s. a. Beleuchtung. 

Lid(er) abgebissenes Ober —, Wiederer- 
satz 311. — Anatomie der — u. ihrer 
Drüsen 403. 456. — Blepharochalasis s. 
d.— angeborener, Knotenin beid. Unter — 
— 405. 407. — angeborene Anomalie und 





Sachregister. 


Zähnelung des — 432. — Colobom 30. 
190. — Alveolar-Carcinom des — 407. 
Cysten 271 (besondere). — Demodex an 
den s. d. — Dermoid, gestieltes, im 
~ äusseren — Winkel 260. — Ectropium 
s. d. — starkes Eozem, mangelnder — 
Schluss 389. — Entzündung s. Blepha- 
ritis — Eczemaimpetigenosum necroticum 
der — mit Primäraffeet 423. — Fibrome 
in beiden Unter — 110. — Gangrän nach 
übermässiger Eisanwendung 60; nach 
Varicellen 92; mit Diphtheriebacillen- 
Befund 251. — Geschwulst, eigenthüm- 
liche 245. — Haut, seltene Krankheiten 
423. — Herpes facialis des Unter — 423. 
— Melanosarcom 480. — Mitbewegung 
s.d. — Muskelverbältnisse des Ober — 
bei Ptosis congenita 310. — Neurofibrom 
der — 469. — Oedem, solides, nach Ery- 
sipel 76. — Oedem, persistirendes ohne 
Ursache 80. — Papillom des — 150. 426. 
(entzündliches) — Pustula maligna am 
— 41.* Primäraffeet am — s. Syphilis. 
— Plastik und Wiederersatz des — s. 
Blepharoplastik — Rotzgeschwür am — 
349. — Sarcom 417. — Schwellung mit 
vorübergehender Albuminurie bei Kindern 
497. — Schluss u. synergische Augen- 
Bewegung 279. — Schlussreflex der Pu- 
pi s.d.W estphal- Piltz.— Schweiss- 
rüsen - Retentionscyste der — 423. — 
Syphilid der — s. d. — knötcheniörmige 
Ausdehnung der Ober — Venen 261. — 
Vernähung der — s. Cataract-Operation. 
Lidhalter s. Instrumente a). 
Ligamentum pectinatum, Anatomie u. 
congenitale Defecte des — 344. 
Limbus corneae s,. Corneoseleralgrenze. 
Linkshändigkeit 73. 
Linse(n)-(Krystall-) mikroskopische Ana- 
tomie 306. — Austreibung der —, trau- 
matische 185 (Kuhhornstoss). — Colo- 
bom der — 87. — Discission s. Cataract- 


Operation. — Ectopie s. d. — Eisen 
in der — s. d. — En ug der — 
3884. 471. 474. — Gewicht der in ge- 


schlossener Kapsel extrabirten — 161.” 
— Index der menschlichen — 191. — 
Berechnungswerth der — d. Neugeborenen 
495. — Luftblase in der — 435. — Lura- 
tion s. Linsenluxation. — Regeneration 
der — bei Urodelen 209; beim Frosch 
809; bei Kaninchen, Eidechsen und 
. Salamander 515. — Ringwulst der Vogel 
— 222. — Sclerosedes — Kernes, Doppel- 
Refraction 297.* — Trübung bei Ab- 
stossung der vorderen Irisschicht 412. 
447. — Trübung, rasche, ohne Kapsel- 
Zerreissung 371. — Heilung von — 
Wunden beim Frosch 3809; beim Fisch 
818. — Heilung totaler — Vereiterung 
nach Verletzung 242. — Verletzungen 
219 (Beobachtungen an einem Fall 


XXI 


von —). 440. — s. a. Aphakie, Mikro 
hakie. 

Linse (Glas-) Brennpunkt 484. — 8. a. 
Instramente b). Lupe. 

Linsenkapselangeborene Vascularisation 
der — 82. — Pincette 334. — Entfernung 
bei complicirter Cataract 399. 511. — 
Trübung der hinteren — durch Residuen 
der Membrana vasculosa 416. 

Linsenluxation, congenitale Subl. 81. 
— congenitale — in den Glaskörper 146. 
— 3. a. Ectopie. — traumatische, 25 Jahre 
mit klarer Linse 418; obne Bulbus- 
ruptur 809. — subconjunctivale 185. 471. 
— spontane, u. Schichtstar 443. 

Lipom u. Dermo —, subconjunctivales 
277. — der Orbita 374. 444 (ungewöhn- 
liche en). 

Lippen-Schleimhaut, Transplantation s. d. 

Listing’sches Gesetz 185. 450. — u. 
Augenmuskel-Lähmung 365. 

Luftblase in der Linse 485. 

Luftpistole s. Schuss. 

Luftwege, Cataract-Operation bei chron. 
Erkrankungen der — 32. 

Lupe s. Instrumente b). 

Luxation der Linse, s. Linsenluxation. 

Lymph-Absonderung am hinteren Augen- 
pol 343. 

Lymphom der Bindehaut 392. 

Lymphsarcom, retrobulbäres, erfolgreich 
entfernt 516. 


Macula lutea, Colobom der — mit alter 
Chorioiditis 405. — eigenthünmliche Ver- 
änderangen um die — 308. 404. — trau- 
matische Durchlöcherung der — 308. 405 
(Schussverletzung). 406. — Flecken der 
— bei voller Sehschärfe 80. — Exsuda- 
dation um die — 418 (albuminurische). 
— symmetrische Herde in der — mit 
infantiler cerebraler Degeneration 110. 
— Affection der — bei Familienidiotie 
393. — Sehcentrum der — 429. 472. — 


Neubildung der — 404. (? Tuberkel). — 
Pigment der — u. Farbengleichungen 
491. 


Magawly, Geleitwort 91. 

Magnet s. Instrumente a) u. -Operation. 
— über Augen — 199. — Vortheile des 
starken, aber beweglichen — 413. 461, 

Magnetometer (Gerard) 50. 

Magnet- Operation, anatomische Prä- 
parate 10. — über — 14. 52. 199. 213. 
388. 395. 400. 417. 449. — mit Haab’s 
M. 75. — mit Hirschberg’s M. 50. 
446. 520. — mit Riesen-M. 55. 182 (kli- 
nische Erfahrungen). 184. 290* (jähe 
Schrumpfung des Augapfels). 339. 419. 

Malum Pottii, Neuritis optica bei — 467. 

Manometrie s. Druck. 

Marine s. Seeleute. 

Markhaltige Sebnervenfasern s. Opticus. 


XXII 


Markschwamm der Netzbaut mit all- 
gemeiner Metastasenbildung 129*. — s. 
& Gliom. 

Masern, metastatische Chorioiditis nach 

Massage in der Augenheilkunde 372 
(Druck- u. Vibrations —). — Vibrations 
— 372, 392. 

. Medicamente s. Abrin, Acoin, Äther, 
Anaesthetica, Analgetica, Antiseptica, Ar- 
gentamin, Argentum, Argonin, Atrabilin, 
Atropin, Augensalben, Augentropfwasser, 

- Balneotherapie, Bougies, Calomel, Chinin, 
Chloreton, Cocain, Dionin, Eserin, Euph- 
thalmin, Gallicin, Gelbe u. Graue Salbe, 
Glycerin-Traganth, Holocaïn, Homatro- 

- pin, Jequirity, Jod, Jodoform, Itrol, 
Kochsalz, Largin, Lichttherapie, Meer- 
wasser, Mercurol, Methylenblau, Miotica, 
Mydriatica, N ebennierenextract, Protar- 
gol, Quecksilber, Schmierkur, Scopolamin, 

ozojodol, Spermin, Strychnin, Subcon- 
junctival, Tabloid, Thyroidin, Validol. — 
Arzueitropfglas 396. 

Meerwasser bei Hornhautinfiltraten 370. 
Meibom’sche Drüsen, primäres Car- 
cinom der — 407. — Anatomie 519. 

Melanin der Augenhäute 190. 

Melanocarcinom, primäres des Auges 
mit Metastasen (?) 404. 

Melanosarcom der Chorioidea, Cornea, 
Iris, Lider, Orbita, Sclera s. d. — epi- 
bulbäres 508. 

Melanose, angeborene — der Sclera 11. 
— der Hornhaut 251. 

Membrana, pupillaris s. Pupillar —. 

Meningitis, Panophthalmitis u. Uveitis 
bei — 403. 406. 407. — nach Orbital- 
phlegmone 279. — nach Orbitalverletzung 
19. — nach Thränensackleiden 187. — 
serosa mit Hautschwellung 386. 

mn ugoeugephalpesie der Orbita 49. 

69 


Merourol als intraoculäres Antisepticum 
403. 456. 

Meridian, einheitliche Bezeichnung der 

' Augen —e 842. 

Messer-Klinge in der Orbita s. d. 

Messing, aus dem Auge extrahirt 395. 

Metall, 18 Jahre reizlos im Auge, dann 

: Iridocyclitis 398. — s. a. Fremdkörper. 

Metastasen-Bildung, freie, bei Aupen; 
Geschwülsten 345, 

Metastatische Conjunctivitis 347. 350. 
: 446. — Irido-Chorioiditis Se d. s.: Chori- 

- oiditis 8. d.- 

Methylalkohol, Pathologie der nach 

Á Intoxication ‚auftretenden Amblyopie 
"184. 

Methylenblau- Verband gegen Hornhaut- 
.‘Papillom 185. 

Migräne 464. — ophthalmoplegische 196. 
— mit Don OBEN 886; - = 
:5. &. Hemicranie.: ae 





Sachregister. 


Mikroorganismen s. Bacillen. 

' Mikrophakie 445. 

Mikrophthalmus congenitus, zur 
Lehre vom — 510. — Ursache 23. — 
mit Fett im Glaskörper 267. — mit 
Cystenbildung 412. 462. 

Mikroskopische Untersuchungsmetho- 
den 189, — Präparate s. Anatomische. 

Milzbrand-Pustel am Oberlid u. an der 
Augenbraue 41.* 

Mimik des Menschen 170. 

Minenexlosion s. Pulver. 

Miosis nach Exstirpation des Halssym- 
pathicus 178. 180. 

Miotica, ältere u. neuere — 121. 

Missbildungen s. Angeborene. 

Mitbowegung von Lid u. Kiefer 74. 

Mittheilungen, casuistische s. d. — aus 
Kliniken s. Berichte. 

Mörser-Schussverletzung s. d. 

Mörtel s. Kalk. 

Moll’sche Drüsen s. d. 

Monochromasie, Pseudo — 368. 

Mooren, Nachruf auf — 26. 180. 

Morbus Basedowii s. B. — Brightii s. 
Nierenleiden. 

Mucocele des Siebbeins 60. 

Mücke im Thränen-Nasencanal 815. 

nur postneuritische Opticus-Atrophie 

— 458. 473. 

Muschel s. Nase. 

Musculus sphincter pupillae s. Pupille. 
— ciliaris s. Ciliarmuskel. 

Muskel(n), Augen-— s. d. — -Verhält- 
nisse bei Ptosis s. d 

Mydriasis vom Obr aus erzeugt 386. — 
durch Hirnrinden-Reizung 458. 

Mydriatica, ältere und neuere 121. 

Myelitis, Neuritis optica, u. — acuta 89. 

Myom, Leio — der Iris 155. 

Myopie, Anatomie des myopischen Auges 
122. 865. — bei Diabetes 73. — und 
Scleritis 370. — Cataract-Operation bei 
excessiver — 11. — Ablösung der Cho- 
rioidea, Retina bei — s. d. — bei Ar- 
beitern 424. — Dienst-Tauglichkeit bei 
— s. Armee. — Glaucom bei — 399. 
in Schulen s. d. — operative Behand- 
lung 29. 31. 74. 77. 160. 170. 176 
Dauererfolge) 282. 848. 371. 467. 509. 

- 510. — Sehschärfe-Bestimmung bei hoch- 

; AE — 365. — ` Secundärglaucom 

= durch'Iritis náeh Netzhant-Ablösung bei 
éêxcessiver — 21. -- 

ee Augen- bei — 


Wachbilder, nach momentaner Hellig- 
keit 527. <: 


| Nachruf auf Debaberg : 228. _ "Magawly 


- 91. — :Mooren 26. — -Osio’ 316: _ 
Sgrosso 188: 


Nechtblindheit. Familie: mit —:ober- 


Sachregister. 


flächliche Chorioidolatrophie 409. 
. — Pferdeserum gegen — 351. — gold- 
gelbe Gläser bei — 409. 
Naevoid, degenerirtes der Cornea 74. 


Naevus der Iris bei multipler — Bildung 
am Körper 80. — der Orbita 409. 517. 

Nahepunkt, Untersuchungen über den 
— 174. 

Nahrungsmittel für Gesunde und Kranke 
157 


Naht, Material, aseptisches 107. — der 
Cornea s. d. 

Narben - Fibrom s. d. 
Cornea 110. 

Narcose mit Aether 349. — s. a. Anaes- 
thetica. 


Nase(n)- Erkrankungen u. Auge 127. 150. 
314 (Cataract, Myopie). 373 (Neuritis). 
509 (Fernwirkung). — Augenstörungen 
durch Anomalien der mittleren Muschel 
403. — Kopfschmerz von der — aus 
415. — Rachenraum (adenoide Vege- 
tationen) u. Conjunctivitis phlyctaenu- 
laris 51. 150. — maligne Epithelge- 
schwulst der oberen — Höhle 522. — 
Tuberculose des — Innern mit Thränen- 
sack- und Bindehautaffection 80. 
Nebenhöhle s. Sinus. 


Nebenhöhlen s. Sinus. 

Nebennieren-Extract (Atrabilin) in der 
Augenheilkunde 11. 271. 391. 472. — 
Haltbarmachung des — 456. 

Nekrolog s. Nachruf. 

Nephritis s. Nierenleiden. — s. a. Re- 
tinitis albuminurica. 

Nero’s Augenglas 308. 

Nerven, Augenmuskel- s. d. — Ciliar 
— s. d. — der Uvea s. d. — Regene- 
ration nach Neurectomie s. d. 

Nervus-Opticus s. d. 

Netzhaut s. Retina. 

Neubildung s. Geschwülste. 

Neugeborenen-Augeneiterung s. Blen- 
norrhöe. — Thränenwege beim — s.d. 
— Brechungswerth der Hornhautu. Linse 
des — 495. 

Neuralgia ophthalmicaintermittens nach 
Diätfehler 127. 

Neurasthenie, Asthenopie durch — 3. d. 

Neurectomia opticoeiliaris, Regeneration 
der Ciliarnerven nach —. 119. a: 846. 

Neuritis. durch Alcohol: s.d. 


Neuritis optica, Atrophie: nacht ' ‘durch | 
Mumps 458. 473. -:bei:Malum Pottii | 


Horn der 


XXI 


412; s. a. Stauungspapille.e. — durch 
Thyroidin 421. — s. a. Neuro-Retinitis. 
Neurofibrom derLideru.des Kopfes 469. 
Neurologie des Auges 73. 
Neuroparalytische Keratitis s. d. 
Neuro-Retinitis sympathica 51. — bei 
‘ Myxödem 427. 
Neurotomie, Wirkung der — u. von 
Chinin auf die Netzhautganglien 470. 
Nieren-Leiden s.a. Retinis albuminurica. 
— Anatomie der Netzhautablösung bei 
Morbus Brightii 186. — Lidschwellung 
bei Kindern bei vorübergehender Al- 
buminurie 497. 
Norwegen, Blindheit in —- 155. 
Nystagmus-Casuistik 379. 449. — Hei- 
lung des angeborenen — 375. — ein- 
seitiger 898. — vom Ohr aus erzeugt 
386. — willkürlicher — 408. — reflec- 
torisch durch Zahnleiden 441. — hori- 
zontalis 502. 


Obliquus superior, Lähmung nach Fall, 
operativ behoben 896. — s.a. Trochlearis. 
— inferior, Lähmung mit Caput obsti- 
pum 420. 

Occipital s. Hinterhaupt. 

Ochsen-Auge, Besonderheit im — 352. — 
Dermoid am — 409. 

Oculomotorius-Kerngebiet, Localisation 
im — 216. 310. 

Oculomotoriuslähmung, recidi rirende 
149. 190. 375 (bei Hysterie). 459. — bei 
Migräne 386. — partielle 184. — bei 
Hirnschenkel-Erkrankung 239. — iso- 
lirte traumatische 392 (Sturz). 397 (Fall). 
399. 502. — ein diagnostischer Punkt 
446. — nach Typhus 499. 

Oedem, der Dider s. d. 

Oelals Lösungsmittel derCollyrien 187.523. 

Oelcyste der Orbita 140.* 

Ohr, Nystaymus u. Mydriasis vom — aus 
erzeugt 486.— otitische Sinusthrombose 
s. d. — Ptosis bei Otitis 312. — s. a. 
Gehör. 

Ophthalmia, hepatica s. Leber. — no- 
dosa, durch Raupenhaare 435. 511. — 
s.a. Conjunctivitis, Blennorrhöe, Panoph- 
thalmie. Sympathische —. 

Ophthalmologie s. Augenheilkunde. 

Ophthalmologische Casuistik s. d. 


' Ophthalmometrie, Lehrbuch der — 170. 


242. — post mortem 389.: 495. 


Ophthalmopłlėgie, órternė, anii 


- 467. — “u: Myelitis -acuta 89.: hère | 
; ditariae (congenitalis) 287.416..460 ’(Rolle | 
' . cerbung đer — 403; —- ‘interne u. reflec- 


der Btleiintorication ): 52%. (Zasammėn- 
: stellung):  —: retrobulbaris alcoholica 
2855. 
416. 455. — toriea 428. — nach Orbi- | 
- talverletzung durch. Luftpistole 408, = 
Schmierkur- bei: — 215..-— mit Sinusitis | 


:duroh.: Benzin ‚302; - ` hereditaria = 


: sphenoidalis 49.-— bei Gehirngeschwalst | 


angeborene 437. — totale, doppelseitige, 
‚externe 151. — externe, hysterisch& 391; 
--mit Exophtalmus 405. — ‘externe, Vör- 


» torische "Pupillenstarre - 222, —: =. 
'Augenmuskel-Lähmung. - 

Ophikalmmoplegische Migräne. 190. - $ 

. Ophħthalmośkop b. Instrumente b. ` 

 Ophthalmoskopie, Auto — im umge- 

-- kehrten: Bild 61.— Handsatlas der — t46. 


XXIV 


Ophthalmoskopiren, Sichtbarmachung 
des vorderen Theiles des Augengrundes 
und des Ciliarkörpers beim — 277. 

Opticus, Atrophie des— patholog. Ana- 
tomie 170 (Unterrichtstafel). — Patho- 
genese 184. — nach Dysenterie 396. — 
bei einem Knaben, mit Diabetes in- 
sipidus 110. — durch den elektri- 
schen Strom 264. — bei Glaucom 
s. d. — postneuritische — durch Mumps 
458. 473. — Spermininjection bei — 
891. 467. — durch Sinuserkrankung, 
sphenoidalis u. ethmoidalis 506. — 
Sympathicusresection bei — 373. — bei 
erworbener und hereditärer Syphilis 395. 

~- — bei Tabes 75 (Grünsehen). 864. 417. 
457 (im präatactischen Stadium). — 
doppelseitige, durch otitische Thrombose 
397. — nach Thränensackleiden 187. — 
nach stumpfer Verletzung der Stirn u. 
Schläfe 416. 509 (Radfahren). — das 
Wesen der Fuchs’schen — 365. 

Opticus, zur Lehre von den — Bahnen 85. 
— Colobom 13. 434. — anatomischer 
Nachweis der ungekreuzten — Fasern 
beim Menschen 121.— Kreuzung des — im 
Chiasma 85. 125. — Fasern im Chiasma 
120. — Fasern, besondere 365. — nervi 
nervorum des — 865. — Eintritts. Papille. 
— Erkrankungen im Frühstadium der 
multiplen Sclerose 307.— über — Facialis- 
Reflexe 147. — Erkrankungen sympa- 
thischen Ursprungs, Gesichtsfeld bei412. 
— Gliom s. d. — Geschwülste des — 
primäre (Gliom) 80. über — 891. 407. 
473. — s. a. Retrobulbäre Geschwülste. 
— markhaltige Fasern 81. 219 (Pfangebo- 
ren). 394 (Diagnose). 404. — Scleralfasern 
(Lamina cribrosa) im — 448. — Stumpf 
nach der Enucleation s. d. — gichtische 
Thrombosen im — 849. 350. 466. — 
Verletzung 11.77 (beider, durch Schuss). 
309 (Schrotkorn im — mit Erhaltung 
von S); retrobulbäre 419. — partielle, 
retrobulbäre Durchtrennung 307. — Zer- 
reissung der Nervenfasern am — 408. 

Optik, Handbuch der — 73. 170. 302. 

Optisch(er), geometrisch — Täuschungen 
311. 343. 530 (verticale Richtung). 534. 
535.586. — Centren s.Sehcentrum — neue 
— Täuschung 209. s. a. Phänomen. — 
Schwindel s. d. — Tiefenlocalisation 529. 
— Ataxie s. d. 

Opto-Dynamometer 416. 

Optometer 478. | 

Optotypen s. Instrumente b) Sehproben. 

Orbita, Abscess s. u. Phlegmone. — 
Affectionen der — bei Empyem des Sinus 
‚frontalis 351; durch Erweiterung der 
Nebenhöhlen 414. — Angio-Sarcom der 
— 48.188. — Cylindrom 392. — ange- 
borene Geschwulst der — 386. — Cysten 
208. 469 (colobomatöse). 374 (seröse), 
— Dermoidceysten der — 278. 874. — 


Sachregister. 


Echinocoecus 218. — Eisen in der — 
806. — Epitheliom des — 48. 188. 
— Exostose der — 415. — Fibrom der 
— 48. 188 (malignes) — Fibro- 
Sarcom der — 48. 49. — Fistel der — 
durch Erkrankung der Ethmoidalzellen 
499. — Fremdkörper in der 402. 444 
(nach Durchschlagung des Auges). 454. 
— maligne Geschwülste der — 48. 188. 
415 (mit Exophthalmus). — seltene Ge- 
schwülste der — 374. — Hydatidencyste 
276. — Gefässgeschwülste der — 517. 
— Gonorrhöe der — s. d. — Krönlein’- 
sche Operation bei Geschwulst der — 
80 (cavernöses Angiom). 158. 471. — 
Sarcom der — 49. 76 (vasculäres?). 374 
(verknöchernd). 408 (osteo-). 415. 425 
re 473 (Durchwucherung nach 
er Schädelhöhle),. — Lipom 874. 444 
(besondere Operat Ben). — Lym- 
phosarcom s.d. — Melanosarcom der — 
896; Recidiv 440. — Meningoence- 
phalocele der — 49. 469. — Meningitis 
nach schwerer Verletzung der — Trepa- 

“nation, Heilung 79. — Messerklinge 
in der — 402. — Naevus der — 409. — 
Oelcysten der — 140*. — Tumor der 
— 716. — Phlegmone 187. 270 (nach 
Thränensackleiden). 214 (nach Fall u. 
retrobulbärer Blutung). 279 (nach Em- 
prema ethmoidofrontalis). — Symptome 

er — bei Sinus-Erweiterung 371. — 

Schussverletzung der — s. d. — Ver- 
letzung der — 79. 306.402 (Messerstich). 
441 (Fractur). — Wachstum der —, Ein- 
fluss des Auges auf 408. 

Orbital-Venen, varicöse Erweiterung der 
— 59. — Fascie u. Enophthalmus 399. 

Orbito-oculäre Aponeurose 191. 

Orientierungs-Störung bei Seelenblind- 
heit 471. 

Osio, Nachruf 313. 

Ossification der Chorioidea s. d. 

Osteom des Sinus frontalis 207. 

Osteo-Sarcom der Orbita 408. 

Otitis n Ohr. — Sinusthrombose durch 
— s8. d. 


Palpebra s. Lid. 

Pannus trachomatosus, geheiltdurchEry- 

. sypel 179. — Jequirity bei — 270. — 
Anatomie u. Pathogenese des — scro- 
phulosus 252. — Behandlung 304. 374. 
u. 454 (Periectomie). | 

Panophthalmitis, Exenteration mit 
Galvanokaustik bei — 277. — durch 
Diplokokken-Auto-Infeetion 272. 474. — 
nach Thränensackleiden . 187. — nach 
Verletzung 520. — bei Meningitis 408. 

- 406. 407 (Pseudogliom). 

Papille, pithologiche Anatomie der — 
169. — Drusen an der — 242. 


| Papillitis 184. — s. a. Stauungspapille 


Sachregister. 


Papillom(e)-artige symmetrische Ge- 
schwülste beider Conjunctivae 452. — 
des Lides 150. 426(entzündliches). — der 
Plica semilunaris 418. 429. — der Cor- 
nea, Methylenblauverband 185. 

Papillo-maculare Fasern, Atrophie der 
— 256. — s. a. Neuritis optica toxica. 

Papillo-Retinitis s. Neuro-. 

Paradoxe Pupillenerweiterung s. Pupil- 
larreaction. 

Paradoxon 209. 

Paralyse, Bulbär — s. d. — Pupillen 
bei progressiver — s. d. 

Parasiten — die thierischen — des Auges 
158. — s. a. Actinomycose. Aspergillus. 
Bacillen. Cysticerius. Demodex. Echino- 
coccus. Hefe. Hydatiden. Phthiriasis. 
Schimmelpilze. 

Parotitis s. Mumps. 

Peitschenhieb-Verletzung 399. 

Pemphigus der Conjunctiva s. d. 

Periarteriitis der Centralartie s. d. 

Periectomie s. Pannus. 

Perimeter s. Instrumente b). 

Perimetrie, Farben — 368. 

Periskopische Gläser 244. 368. 478. 

Perithelial-Sarcom der Aderhaut 80. 

Pfeifenstiel, schwere Orbitalverletzung 
durch — 79. 

Pfeilschuss-Verletzungen des Auges 165*. 

Pferd(e), Conjunctivitis durch Nasensecret 
vom — 150. — Serum gegen Hemeral- 
opie 351. 

Pfianzon — Iritis durch — Haare 250. 
302 (Primula sinensis). 

Phänomen, auto-ophthalmoskopisches 
469. — Entoptisches — s.d. — Aubert’- 
sches- 530. 

Phlebectasien s. Jugularvenen. 

Phlegmone der Orbita s. d. 

Phlyctänen, — u. adenoide Vegeta- 
tionen 51. — Anatomie u. Pathogenese 
252. — Ursache 411 (? Tuberculose). 

Photographie — der Pupille 147. — des 
Augenhintergrundes 344. — Röntgen — 
8s. d — farbige — mikroskopischer Prä- 
parate 344. 

Phthiriasis der Cilien u. Supercilien 153. 

Physiologie — der Gesichtsempfindungen 
484. — vergleichendedesSehorgans 61.63. 

Piesimeter 375. 

Pigment, Geschwülste s. Melano-. — an- 
geborene — Anomalie 11. — Anomalie 
der Iris 429; s. a. Heterochromie — 
Einwirkung des Macula — auf Farben- 
gleichungen 491. — Schwund der Iris 

d 


s. d. 

Pilze, Hefe-, Schimmel- s. d. — s. a. 
Aspergillus. 

Pincette s. Instrumente a). 

Pinguecula 409. — mit Epithelwuche- 
rung 429. 

Pistole s. Schuss. . 9 

Plastik — des Conjunctivalsackes mit 





XXV 


Thiersch’schen Läppchen 185; mit 
Vaginalschleimhaut 191; durch eine 
einzige Hauttransplantation 400; bei 
vollständigem Narben-, Sym- u. Anky- 
loblepharon 435. — geschrumpfter Augen- 
höhlen s. Orbita.— Blepharo-, Kerato-s. d. 

Plica semilunaris — Papillom der — 418. 

Pneumatose des Thränensackes 892. 

Pneumonie — Kokken s.Bacillen, Diplo-. 
—H peo pyon- eranne nach croupöser — 
mit Diplococcus Fränkel 98. — Irido- 
Chorioiditis nach — 389. 

Polyannrius — Subconjunctivitis bei 
— 270. 

Polykorie 70*. 

Polyopia monocularis u. optische Ataxie 
505. 

Pons, Solitärtuberkel im — mit Blick- 
lähmung 303. 

Prälacrymale Geschwulst 278. — Oel- 

. cyste s. d. 

Präparate s. Anatotomische. 

Presbyopie, plano-bifocale Probirgläser 
für — 448. | 

Primäraffect s. Syphilis. 

Primula sinensis, Augenerkrankung durch 


— 302. 
Prismen, Numerirung 369. 479. — Ein- 
fluss von — auf die Entfernungs- u. 


Grössen-Schätzung 449. 450. — Prüfung, 
vereinfachte 444; Rahmen für 448. 

Probepunction bei Aderhautsarcomen 
250 


Probirgläser, plano-bifocale 448. 

Projection(s)-Bilder für den Unterricht 

: in der Augenheilkunde 247. 

Prophylaxe eines Augenarztes im 
16. Jahrhundert 313. 

Protargol — in der Augenheilkunde 64. 
151. 286. 374. 452. 454. 514. 540. — 
gegen Blennorrhöe 96. — bei acuter 
Dacryocystis 396. — Argyrosis nach — 
182. — Bougies 251. 

Prothese, s. Auge, künstliches. 

Psammo-Gliom des Frontallappens 412. 

Pseudo - Bulbärparalyse, -Geschwülste, 
Gliom s. d. 

Pteygium — episclerale Naht bei — 
Operation 275. — Hornhautcyste nach 
Pseudo — 181. — Operation 429. 

Ptosis — als Folge contralateraler Otitis 
chronica 812. — Operation 151.473 (para- 
lytische). — Operation der congenitalen 
— 278. — Muskelverhältnisse des Ober- 
lides bei — congenita 310. — Müller- 
scher Muskel bei — 150. 

Puerperium — Augenhintergrund im 
— 425. 

Puls der Retina s. d. — Venen — s. d. 

Eo ROR des Auges bei Exophthalmus 
8. d. 

Pulver — Verletzung des Auges 79. — 
13 jährige Blindheit durch Minenexplo- 
sion, erfolgreich operirt 399. 511. 


XXVI 


Punetirung,diffuse, im Augengrunde 398. 

Pupillarmembran, persistirende 82. 
897. 416. 

Pupillarreaction, bei Accommodation u. 
Convergenz 148. 176 (u. bei Beleuchtung 
verschieden grosser Flächen der Retina). 
— hemianoptische s. d. — paradoxe — 
312. 433. 435. — bei Rauschzuständen 
505. — Westphal-Piltz’sches Phäno- 
men s. Pupille — bei Alcoholneuritis 507. 

u ille(n)-Bewegung, Untersuchungen 

er — 272. — Augenstellung bei excent- 
lecher — 583. — die diagnostischen 


Merkmale an der — 256. — die dilata- 


torischen — Fasern 378. — Durchmesser 
“ u. Farbenempfindung 275. — Differenz, 
abhängig von der Beleuchtung 504. — 
- Westphal-Piltz’sches paradoxes — 
Phänomen 158. 504 (bei energischem 
Augenschluss). 506 (therapeutische Ver- 
werthung). — e u erzeugter 
reciproker Wechsel der — Differenz bei 
progressiver Paralyse501.— Erweiterung 
s. Mydriasis. — Photographie der — 
147. — Reaction s. Pupillarreaction. — 
verengende u.— erweiternde Fasern beim 
Affen 507. — Sphincter-Kern 216; 
-Tonus-Schwäche 433. 435. — springende 
— bei cerebraler Kinderlähmung 500. — 
Starre,reflectorische, beiOphthalmoplegia 
interna 222; Bedeutung u. Pathologie 
497. — Veränderungen durch Syınpa- 
thisusresection 178. 180. — Verhalten 
der — bei Alcohol-Neuritis 507. — Weite, 
über 866. — Miosis, Mydriasis s. d. 
Pustula maligna s. Milzbrand. ' 


Quecksilber, Schmierkur bei Neuritis 
optica 215, bei Scrophulose 814. — anti- 
septischer Werth des — Oxycyanid 384. 
540. — Cyanür s. Subconjunctival. — 
Gelbe Salbe, Graue Salbe, Calomel s. d. 
— Subconjunctival s. d. 


Raddrehungen des Auges s. Augen- 
bewegung. 

Radfahren, gegen Exophorie 184. — 
Unfall beim — mit Erblindung 509. 

Raum-Sinn 490. — Aesthetik 535. 
Zastandekommen'von — Vorstellungen 
"495- — Begriff, Entstehung: 534: 

‚Rsupenhaarg, Ö Ophthalmia nodosa durch 

-= 4 611 

Bauschzustände(n),Pupillarresction bei 
— 505. 

Rechts- u: u: Linkshähdigkeit 13; De aT, 

Recruten s. Armee. 

Rectus — angeborene Lähmung des: Zu 
externus u. internus 418. — inferior, 
traumatische Lähmung 471. 

Beflex(e)- — refractäre Phaser bei Augeti 

Zu — 888. 

Refraetion(s) 350. — eine. erworbene 


- ealisation an der — 525. 


=. Simultancontrast durch: 


-. fasern: der: — 


Sachregister. 


— Anomalie 808. — Bestimmung 442. 
518 (einst u. jetzt). — Lehre im Alter- 
thum 23. 25. — der Cornea in verschiede- 
‘ nen Zonen 184. — beim Glaucom 81. 
— Aenderung an 400 Augen während 
1 Jahren 398. 442.— Differenz, Asthenopie 
bei — 123. — Doppel — durch Sclerose 
des Linsenkernes 297*. — rapide Aende- 
rung der — bei Diabetes 73. 276. — 
Handbuch der — 170. 363. — Wirkung 
der Massage auf die — 372. — opera- 
tive Beeinflussung der Hornhaut — 187. 
342. — Schlaflosigkeit bei — Störungen 


277. — in Schulen s. d. — s. a. Ame- 
tropie, Astigmatismus, Hypermetropie, 
Myopie. 


BRegenbogensehen um die Flamme, im 
normalen u. pathologischen Zustand 364. 
— 503. 505. 

Reiz-Uebertragung von einem Auge zum 
andren 246. 

Reizung, Einfluss der — auf die Loca- 
lisation von AllgemeinleidenimAuge 126. 

Retina, Ablösung der — 406. — Ana- 
tomie der — bei Morbus Brightii 186. 
— durch Mörserschuss, Erblindung, 
spontane Wiederkehr von Sehvermögen 
262. — durch Schuss 408. — geheilt 
400. 441. — seltene 220. — Secundär- 
glaucom nach Iritis nach — bei exces- 
siver Myopie 21. — subconjunctivale 
Kochsalzinjectionen bei — 214. 272. — 
Therapie 272. 370. 

Retina, Asthenopie der -- s.d. — 
Atrophia gyrata der — 222. — Blutung 
bei Glaucom nach Retinitis albuminu- 
rica 516; bei Miliartuberculose 521. — 
Centralarterie s. d. — Colobom 473. — 
Cyste der — 379. — Entzündung s. Re- 
tinitis. — Ermüdung der —u. Spectral- 
farben s. Farben. — Ganglienzellen der 
— 247. 426. 470 (Wirkung von Chinin 
u. Neurotomie auf —). — Gefässe s. d. 
— Geschwülste 508. — Gliom 8. d.; 
der pars ciliaris retinae 508. — Macula 
lutea s. d.. — markhaltige Fasern der 
— s. Opticus. — Markschwamm der — 

s. d. — Meridiane, Ablenkung der verti- 
oden, der — 25. — septische Verände- 
‚rungen der — 509. — Peripherie der 
—, Farbenblindheit der — 492;. 

| — "absohufe 

‚Empfindtichkeit der ‚verschiedenen — 

Theile im -dunkel-adaptirten Auge 492. — 

nduction 

der = 485. -- physielogischer Puls der — 
en — die physiologischen Veränderungen 
‘= .$80, duröh: Licht 275.. —: Vet: 
er der — nach Resection des 
obersten Halsganglion 383. — Stütz: 
` 868: = ‘Torpor der — 

451. — die Tragkraft der .—. 346: — 

Tuberculose der _. 160. — Venen ‘s ‘S: 

‚Gefässe. -o 0 OPEN, 


Sachregister. 


Retinitis, albuminurica: perimaculär 
- 418; mit folgendem Glaucom 475. 516 
(Netzhautblutungen); bei einem Kind 
- 75 (angeborene Syphilis). — atrophicans 
sive rareficans centralis 308. — circinata 
Fuchs 308. 437. — entzündlicher Fleck 
bei — 80. — diabetica 393. — pigmen- 
tosa 214 (Kochsalzinjectionen bei). 242. 
451 (atypica). — proliferans 193*. — 
septica 509. — striata 400. 447. — 
ungewöhnliche Form 80. — s. a. Ma- 
cula lutea — s. a. Neuro-. 
BRetinopapillitis s. Neuroretinitis. 
Retinoskopie, Handbuch der — 170. 
Retrobulbäre(s)-Geschwulst, exstirpirt 
nach Krönlein 30 (mit Erhaltung guter 
Sehkraft). 158. 471. — Lymphosarcom 
s. d. — über Exstirpation — Tumoren 
158. — Phlegmone u. Abscess s. Orbita. 
— Neuritis optica s. d. — Opticus- 
Zerreissung s. d. , 
Retropalpebrale colobomatöse Cysten 
208. 469. 
Revolver s. Schuss. 


Rheumatismus, Subconjunctivitis bei 


— 270. — Chorioiditis bei — 439. 
Ricin, Wirkung auf die Conjunctiva 382. 
Ring-Scotom s. d. — Wulst der Vogel- 
- linse 222. 

Röntgen-Strahlen — bei Eisensplitter 
14. 76. 388. 400. 419. 444 (Orbita). — 
bei Glassplitter 76. — bei intraocularen 
Geschwülsten 336. 838. — bei Schuss- 
verletzung 12. 405. — Localisation von 
Fremdkörpern im Auge mit — 345. 
447. 520. — Photographie mit — zum 
Nachweis von Fremdkörpern im Auge 
24. 58. 74. — stereoskopische Unter- 
suchung mit — 74. 345. — Sichtbarkeit 

. der — 488, — Functionelle Einwirkung 
der — auf die Netzhaut 488. 

Rollbewegungen s. Augenbewegungen. 

Rothsehen s. Erythropsie. 

Rotz-Geschwür am Lid 349 (geheilt). 

Ruptur der Chorioidea, Iris. Sclera s.d. 

Russland, augenärztliche Landpraxis in 
321*. — Trachom in — s.d. 


Salamander, ‘Linsenregeneration - beim - 


— :209.. - 


Salbe s. : Augensalbe: — Gelbe j = Graue. 
Bd. nl Be er AA 


.. 8. d. re a aÀ 
Santonin-Ambiyopie 412. . 


Sercomi,: über .das- — :des Auges: bil. 


..— -traumatisches .4t5.. 425.. —::. der 
‘ "Chorieidea, :des Oiliarkörpėrs,. der- Gon- 


. Junctiva,.. Cornea, Iris, ‘'dès`Lides, der 


n Qrbita, Sclera, dès Uyeaitractus £. d.- — 


- :Melano-, Fibro- Lympho-, Osteo- '—>:s. d. 
Sauerstoff, Impermeabilität dès: Hórn- 
. hautepithels.-für.— 50. — als -Anaesthe- |- 


' tieum 520.-.: v. 


XXVII 


Schädel, Bau und Schielen 158. — 

- Augensymptome bei — Exostose 871. 
— Hornhautschmelzung nach Bruch der 
— Basis 76. — Augenmuskellähmungen 
bei — Verletzungen 842. — Seh-, Hör- 
u. Augenmuskelstörungen nach — Ver- 
letzung 286. — Verletzung durch Schuss, 
Localisation 390; Augenveränderungen 

- durch — 405. — Opticusatrophie nach 
stumpfer — Verletzung 416. 509. — 
multiple Fractur der — Basis 420. — 
P oeenn durch Orbitalsarcom 
473. 

Schanker s. Syphilis, Primäraffect. 

Schatten-Probe s. Skiaskopie. 

Scheiner’scher Versuch, in der Praxis 
4716. — Demonstration des — 495. 

Schichtstar s. Cataracta zonularis. 

Schiel(en) — Aetiologie u. Therapie 314 
(Atropinisirung). — Theorie des — 146. 
— Theorie des — u. der — Operation 
94. 209. — Abhängigkeit des — vom 
Schädelbau 158. — hochgradiges Ein- 
wärts — 75. — Behandlung des —, 
bei kleinen Kindern 340; orthoptische 
407. — vorübergehendes, krampfhaftes 
Einwärtse — nach Influenza 418. — 
Muskelvorlagerung, besondere 251. — 
Sehen — der 268. 367. 432. — Stereoskop 
für — de 344. 407. — Veränderung der 
Hornhautkrümmung durch die — Ope- 
ration 479. — u. Allgemeinbefinden 518. 

Schiessleistung u. Auge s. Armee. 

Schimmelpilz-Erkrankung der Horn- 
haut 221. 

Schlaflosigkeit durch Refractionsstö- 
rung 277. 

Schleimhaut-Transplantation s. d. 

Schmierkur s. Quecksilber. 

Schnapstrinker, Cataract-Operation bei 
—n 32. 

Schneeblindheit, Schutzbrille gegen 
— 441 (Alaska). 

en 13. 363. — Spiegel 


— s. d. 
Schrot s. Schuss. 
Schrumpfung, essentielle der Con- 
. junctiva s. d. — jähe, des Augapfels 
nach Magnetoperation 290*. 
Schul(en) , Augenuntersuchungen in 
96 (London),. 224 . (Oesterreich), 315 
'- (Waisen-:u. Erziehungshaus Rummels- 
. burg::bez. Lichtenberg). ——:.Epidemien 
309. — Beleuchtung uw. Bänke in — 512. 
Schussverletzung — Casuistik :12. 889; 
890 (Localisation). — Brblindung -durch 
— mit Aderhautruptur ù.: Netzhautab- 
. lösung 408. — Exereir -- 228. — Augen- 
veränderungen durch — des. Schädels 
: (Krieg) 405; — Erblindung nach: -—- 'der 
« Orbita 407. —: Iridodialyse : durch: Re- 
: volver‘—- 65* -—' Druckverminderung ` 
u. Neuritis: optiea nach — der. Orbita 
-..mit Luftpistole 408. — Abreissung beider 


EN 


XXVIII 


Sebnerven u. Herausschleudern der Au- 
en durch — 77. — ausgebreitete Netz- 
autablösung nachMörser —, Erblindung 

u. spontane Wiederherstellung von Seh- 

vermögen 262. — Röntgenbild bei — 

8. d. — Schrot — der Orbita 306. — 

Schrotkorn im Opticus mit Erhaltung 

der Sehkraft 309. 

Schutz-Klappe 313. — Brille s. Instru- 
mente b). 

Schwachsinnigkeit s. Amblyopie. 

Schwamm-Einpflanzung s. Enucleation. 

Schwangerschaft, Typhus in der — s. d. 

Schweden, Blindheit in — 155. 

Schweissdrüssen, Retentionscysten der 
— des Lides 423. 

Schweiz, Trachom in der Ost — 818. 

Schwindel, Gesichts — bei Aphakie 
282. — optischer — 500. 

Sclera, angeborene Melanose der — 11. 
— Elastieität der — 178. 216. 867 
(u. Glaucom). — Faserbündelverlauf in 
der — des Menschen 86. — Melano- 
sarcom der — 463. — Ruptur, geheilt 
durch Conjunctivalnaht en bourse 147. 

Scleral-Narben, Rolle der — bei Glaucom- 
operation 222. 

Scleritis, pathologische Anatomie 217. — 
Kerato- — tuberculosa 288. — tuberkel- 
ähnliche Knötchen bei — 270.— wandern- 
de — necroticans nach Trauma 485. — 
u. Myopie 370. — s. a. Episcleritis. 

Sclero-Cornealgrenze s. Corneo-Scl. 
grenze. 

Sclero-Iridectomie bei Glaucom s. d. 

Sclerose, der Chorioidea s. d. — der 
Linse s. d. — Sehnervenerkrankungen 
im Frühstadium der multiplen — 807. 
— Arterio — s. Gefässerkrankungen. 
— hintere Spinal — s. Tabes. 

Scopolamin u. Atropin 456. 

Scotom(a), Ring — 183 (Entstehung). 
— seintillans, Validol bei — 271. 

Scrophulose, Behandlung scr. Augen- 
leiden 314. 315. — Keratitis u. Pannus 
scroph. s. d. — s. a. Eczem. 

Secundärglaucom s. Glaucom. 

Seekrankheit, Gesichtssinn u. — 447. 

Seelenblindheit, Schrift-, Wort- u. — 
73. 363. — mit Alexie 416. — mit 
Orientirungsstörung 471. 

Seeleute, Farbensinn-Prüfungs-Apparat 
für — 246. 413. — Sehprüfung der 
britischen Handelsmarine 496. 

Sehcentren, die corticalen 429. 472. 
503. — s. a. Hinterhaupt. — das corti- 

~ cale Sehen beim Hund 500. 

Sehfeld, einheitliche Bezeichnung des 
— 342. 

Sehen, binoculares, stereoskopisches und 
körperliches — bei einseitiger Aphakie 
62. — Lernen blind-geborener, später 
operirter Menschen u. Verlernen des — 


bei Kindern 493. — das — in Zer- ! 


Sachregister. 


streuungskreisen 119. — Lehre vom — 
über Alterthum 28. — das — Schielen- 
der 268. 367. 432. — die Beeinflussung 
des centralen — durch seitliche Blen- 
dung s. Sehschärfe. — Verlernen des — 
431 x 


PL UNE — s. a. Armee, Treffsicher- 

eit. 

Sehnerv(en) s. Opticus. —Kopfs. Papille, 

Sehorgan, vergleichende Anatomie u. 
Physiologie des — 61. 

Sehproben s. Instrumente b). 

Sehprüfung(en), stark Kurzsichtiger, 
in der Nähe 864. — praktische Er- 
fahrungen über — 429. — Atropin bei 
— 439. — der britischen Handels- 
marine 496. 

Sehschärfe, Einfluss seitlicher Blen- 
dung auf die centrale — 250. 251. 867. 
— u. Treffsicherheit s. Armee. — der 
Eisenbahnbeamten s. d. — u. Farben- 
sinn 191. — Prüfung s. Sehprüfung. — 
Maximum der — 368. — volle — bei 
latenter Ametropie 439. 

Sehstörung(en) — hei Herzfehlern 278. 
bei Hysterie s. d.. — ganz ungewöhn- 
liche 438 (Spiegelschrift). — s. a. Am- 
blyopie. 

Seitwärtswender, Lähmung der — 426. 

Septische Netzhautveränderungen 509. 

Serum-Therapie bei Diphtherie s. d. — 
Pferde — bei Heineralopie 351. — bei 
sympathischer Ophthalmie 481. 

Sexualorgane s. Geschlechtsorgane. 

Sgrosso, Nachruf auf — 188. 

Siderosis s. Verrostung. 

Sideroskop 14. 16. _ 

Siebbeinzelle, cystische Erweiterung 
einer — 60. 

Simulation — s. Probe mit Spiegel- 
schrift 249. — Spiegelprobe 512. 

Simultan-Contrast 496. 

Sinus, ethmoidalis: Erkrankung im 
Kindesalter 415. — Orbitalfistel durch 
Erkrankung des — 499. — cystische 
Erweiterung 415. — frontalis: Er- 
krankung im Kindesalter 415. — 
Durchleuchtungsapparat 128.— cystische 
Erweiterung 415. — Empyem u. Orbital- 
complicationen 351. — Östeom 207. — 
Exostose 421. — Gewehrschlosstheil, 
6 Jahre im 443. — beste Eröffnungs- 
stelle 414. — sphenoidalis: Ent- 
zündung des, mit Neuritis optica 49. 
— Erkrankung u. Neuritis optica 873. 

Sinusitis ethmoido-frontalis nach Orbital- 
phlegmone durch Dacryocystitis 270. 
412. — Empyema ethmoido-frontalis 
mit Orbitalphlegmone u. Meningitis 279. 
— Erweiterung, Augen- u. orbitale 
Symptome bei — 371. — Opticusatrophie 
durch Erkrankung des — ethm. u. sphen. 
506. — Erweiterung der — nach der 
Orbita zu 414.— cavernosus, Erweiterung 





Sachregister. 


der Brauen- u. Netzhautvenen bei Affec- 
tion des — 419. — Thrombose, otitische, 
geheilt 93. — mit Opticusatrophie 397. 
— nicht infectiöse 415. 425. 

Skandinavische Länder, Blindheit der 
— 155. 

Skiagramm s. Röntgen. 

Skiaskop s. Instrumente b). 

Skiaskopie 146. 379. — wahrer u. 
falscher Schatten bei der — 369. — 
Grundriss u. Theorie der — 302. — 
Woandtafeln u. Phantome zur — 369. 
mit einem leuchtenden Punkt 865. 

Sklerose s. Sclerose. 

Soldat s. Armee. 

Sozojodol-Präparate 392. 

Speotral-Farben s. d. 

Spermin in der Augenheilkunde 891. 467. 

Sphärometer s. Instrumente b). 

Sphincter s. Pupille. 

Spiegelschrift, zur Simulationsprobe 
s. d. — Fälle von — 394. 488. 

Spinalsclerose, hintere, s. Tabes. 

Springende Pupillen s. d. 

Stahl s. a. Magnet. Sideroskop. Eisen. 

Staphylococcən s. Bacillen. 

Staphylom(a) posticum u. Diensttaug- 
lichkeit 285. — s. a. Conus. — ange- 
borenes partielles Hornhaut — 378. 

Star s. Cataract. — Heilung u. Allgemein- 
leiden 31. 

Statistik der Enucleationen s. d. — 
der Cataract-Operation s.d.— aus Augen- 
heilanstalten u. dgl. s. Berichte — der 
Augenstörungen bei intracraniellen Er- 
krankungen 811. — der Verletzungen 
64. — Blinden — s. d. 

Stauungspapille 412. — Häufigkeit 311. 
— bei Thränensackeyste u. Erweiterung 
der Ethmoidalzellen 415. — Experi- 
mentelles 422. 

Stempel zum Einzeichnen von Cylinder- 
axen 16. 

Stereoskop, neues, zurWiederherstellung 
binocularen Sehens 844. — für Schie- 
lende 407. 

Stereoskopische(s) Sehen bei einseitiger 
Aphakie 62. — Augenspiegel s. Instru- 
mente b), Ophthalmoskop. — Brille 887. 
— Lupe s. Instrumente b). — Unter- 
suchung des Skiagramms s. Röntgen. 
— rAtlas s. d. 

Sterilisirung von Cocainlösungen s. d. 
— von Augeninstrumenten, tragbarer 
Apparat, 440. 

Stirn — Kopfschmerz s. d. 

Stirnhöhle s. Sinus frontalis. 

Strabismus s. Schielen. — fixus 75. 

Strafrechtliche Verantwortung des 
Augenarztes 815. 486. 

Strahlenbändchen s. Zonula Zinnii. 

Streptococcen s. Bacillen. 

Stricknadel-Verletzung der Orbita 306. 

Strychnin, gegen Blepharospasmus 215. 


XXIX 


— gegen neurasthenische Asthenopie 
391. 
Stützfasern, die — der Netzhaut 368. 
Subconjunctivale(r), Diffusion — Sub- 
stanzen ins Auge 220. — Einspritzun- 
gen mit Acoin 426. — Quecksilber- 
cyanür-Injectionen bei tuberculöser (P) 
Chorioiditis 276. — Kochsalzinjectionen 
214. 272 u. 370 (Ablatio retinae). — 
Meerwasser-Injectionen bei Hornhaut- 
infiltraten 372. — Lipome und Dermo- 
lipoıne 277. 
Subconjunctivitis rheumatica 270. 
Subluxation derLinse s. Linsenluxation. 
Symblepharon — congenitum totale 433. 
— Plastik bei totalem — 185. 435. — 
Operation, besondere, zur Bildung der 
oberen Uebergangsfalte 23. 
Symmetrie der Augen 342. 
Sympathicus, Beziehungen des oberen 
Halsganglions zum Auge u. zu den 
Blutgefässen des Kopfes 180. — Resec- 
tion bei Opticus-Atrophie 373. — Exstir- 
pation des Ganglion cervicale supremum 
bei Glaucom 180. 181. 186. 373. 466. 
4719. 480. — Galvanisation des Hals 
— beim Glaucom 185. — Folgen der 
Resection des Ganglion cervicale supre- 
num, bei jungen Thieren 178; in 
Rückwirkung auf die Retina 383. — 
Resection des Ganglion, Technik 275. 
Sympathische(n) Papillo-Retinitis 51. 
— Gesichtsfeld bei — Sehnervenleiden 
412. — Reizung 401. 412. 455. 
Sympathische Ophthalmie, über 209. 
468. 538. 539. — nach Enucleation 
u. deren Ersatzmethoden 437. — nach 
der Enucleation 81 (40 Tage); 399 
(2 Monate). 449. — nach der Exente- 
ration 437. — zur Theorie der — jahre- 
lang nach Verletzung 287. 238. — 
Pathogenese 467. — lIridotomie bei 
Pupillarverschluss durch — 185. — 
Kapselpincette zur Operation nach — 
834. — erfolgreiche Operation (nach 
Critchett) der — nach 20 monatlicher 
Blindheit 397. 439. — nach Glaucom- 
operation mit malignem Verlauf 240. 
— complieirtdurch entzündliches Primär- 
glaucom 270. — vollständiger Sections- 
befund bei — 430. — Tuberculose u. 
— 811. — u. symp. Reizung 401. 412, — 
scheinbarreizloseBlindheitmit(?pseudo-) 
s. Reizung 412. 455. — behandelt mit 
antidiphtherischem Serum 481. 
Synchysis — scintillans, 394. 398. 
Synechien der Iris, über — 469. 
Syphilis des Auges 468. — epibulbärer 
8. Pseudotumor von typisch-tuberculöser 
Structur 175. — Iritis durch — s.d 
— Keratitis bei — s. d. — Tarsusver- 
dickung u. hyaline Degeneration bei 
hereditärer 482. — Retinitis albuminu- 
rica bei angeborener — 75. — Glas- 


XXX Sachregister. 


körpertrübungen bei — 394. — Familie 
mit vielfachen Erkrankungen durch er- 
worbene — u. angeborene — 895. — 
Primäraffect der Lider 271 (Kind); der 
. oberen Uebergangsfalte durch Fremd- 
körperentfernung (?) 409; der Con- 
junctiva bulbi 276. 423 (nach Eczem) 
481. — Gumma des Ciliarkörpers 377. 
511; der Iris 511; der Schädel- 
basis 468 (plötzliche Erblindung). — 
Bedeutung der Recidive bei Augen — 
u. deren Verhütung 93. — tertiäre — 
am Auge 418. 423, (tuberosa serpiginosa 
der Lider. — Syphilide der Lider u. 
Bindehaut 423. — A ohilom des Thränen- 
sackes 482. — des Uvealtractus 456. — 
Chorioidalsarcom bei — 457. — Star- 
operation bei — 397. — Therapie, 
gegenwärtiger Stand 4835. 


Tabak-Amblyopie 447. 468. 

Tabes dorsalis, die Augensymptome bei 
— 158. 413. 513. — Grünsehen bei — 75. 
— im prä-atactischen Stadium u. Ein- 
fluss der Opticus-Atrophie 457. — Opticus- 
atrophie bei — s. d. 

Tabloids in der Augenheilkunde 249. 

Tätowirung, aseptische — der Hornhaut 
25. — Tuschauswanderung aus tät. Leu- 
comen 257.* 

Täuschung s. Optisch. 

Tarrsorrbaphie 472. 

Tarsus, Residuen intra-uteriner — Ent- 
zündung 432. — hyaline Degeneration 
u. Verdickung des — bei hereditärer 
Syphilis 482. 

Taubheit der Star-Operirten 10. 

Taubstumme(n), Compensation der 
Sinne bei — u. Blinden 479. 

Teleangiectasie bei Angiom s. d. 

Tenon’sche Kapsel, Hydrops der — 
188. 270. — u. Enophthalmus 399. 

Teratom der Conjunctiva u. Cornea 121. 

Tetanie u. Cataract 93. 

Thee-Amblyopie 463. 

Therapie der Augenerkrankungen s. d. 

Thermocauter, automatischer 481. 

Thiere, Augen der — 511. 

Thiersch’sche Läppchen. s. Plastik. 

Thränen, bactericide Wirkung der — 
372. — Fistel congenitale, doppelseitige 
408. — Träufeln 448. 

Thränen-Apparat s. Thränen-Wege. 

Thränendrüse(n), Anatomie 519. — 
Entzündung 379. — Abscess des Rosen- 
müller’schen — 470.— überGesch wülste 
der — 51. 187 (Cylindrom). — Histo- 
logie der — bei chronischer Dacryocys- 
titis 413. — Keratitis nach Excision der 
— 416. — traumatischer Prolaps der 
427. 521. — Tuberkel der — bei Miliar- 
tub. 344. — Vergrösserung der — 398. 

Thränenkanal, erweiterbare Sonde des 
— 81. — Mücke im — 315. — Ver- 


PS 


stopfung, Behandlung 411. — Bezie- 
hungen zwischen Nasen- und Augener- 
krankungen u. — 127.— s. a. Thränen- 
wege. 

Thränenpunkte s.a. Thränenwege. — 
Cilien in den — 445. — angeborenes 
Fehlen der — 448. 

B Aktinomycore der 
— s. d. 

Thränensack, Abscess bei Nasentuber- 
culose 80. — Epitheliom 877. — sym- 
metrische Exostosen am — 408. — über 
den Hydrops des 188. — schwere Com- 
plicationen bei — Leiden 187. — Ent- 
zündung mit Orbitalphlegmone u. Sinu- 
sitis 270. — Leitpunkt zur Incision des 
— von der Haut her 186. — Cyste mit 
Stauungspapille 415. — Keratitis nach 
Excision der — 416. — Eiterung: lös- 
liche Bougies 251; Kur der — 377; 
Protargol bei — 896; trockene Behand- 
lung 402. 456; (esichtsgeschwulst 
vortäuschend 411; Thränendrüse bei 
— 413. — Spritze 18. 90. 396. — Peri- 
cystitis gangraenosa 278. — Pneumatose 
des — 392. — Polyp 175. — Syphilom 
des — 482. — Tuberculose des — 81 
(bei Allgemein-T.) 254 (Experimente). 
s. a. Prälacrymal. 

Thränenwege, Verstopfung der — bei 
jungen Individuen 122. — Anatomie u. 
Pathologie der — bei Erwachsenen u. 
Neugeborenen 277. — Durchspülung der 
— von den Thränenpunkten aus 184. 
374. 431. — electrische Behandlung bei 
Leiden der — 279. — schwere Compli- 
cationen nach Affectionen der — 187. 
— Entwicklung der — bei Mensch u. 
Thier 276. — neuer Irrigator der — 375. 

Thrombose, Opticusatrophie durch oti- 
tische — 397. — arterielle—n des Optious 
arthritischer Art 349. 350. — der Cen- 
tralarterie 8. d. — Sinus — s. d. 

Thyreoidismus, Aetiologie 283. 

Thyroidin, Neuritis optica durch — 421. 

Tobsucht, nach Cataract-Operation s.d., 
Geistesstörung. | 

Tonometer 375. 

Tonometrie s. Druck. 

Torpor- retinae s. d. 

Tortuositas vasorum s. Gefässe, Schlänge- 
lung. 

Toxin(e), Wirkung einiger — auf die 
Hornhaut 368; auf die Conjunctiva 
382. — Wirkung bei Conjunctivitis 371. 

Trachom, Anatomie 11. — Bacillus 120. 
— durch Badeanstalten 30.— u. Conjunc- 
tivitis endemica 16. 30. 82. — mit un- 
gewöhnlicher Hornhautaffection 394. — 
Periectomie bei Pannus s. d. — Be- 
kämpfung des — 21. 280. — Behand- 
lung 11. 192 (neuere). 280. — Abrin bei 
— 470. 472. — Jequirity bei — 95. 270. 
373. 498. 539, — Jodlösung bei — 464. 





Sachregister, 


Jodsäure u. Galliein bei — 97.* 136.* 


252. — Argentamin bei — 102.* 252. 
— Sublimat bei — 373. — chirurgische 
Behandlung 280. — Electrolyse gegen 
— 373. 438. — Enfernung der Ueber- 
gangsfalten bei — 10 (Hornhautver- 
trocknung nach —). 423, — Glühnadel 
gegen — 128. — in der österreichischen 
Armee 286. — in Krain, Behandlung 
u. Bekämpfung 279. — in Galizien 31. 
— in Java 150. — in Ostpreussen 467. 
— in der Ostschweiz 318.— in Russland 
467 (Rassen). — Entropium. Pannus 
Trichiasis bei — s. d. 

Traganth s. Glycerin. 

Transplantation, Thierschscher Läpp- 
chen bei totalem Symblepharon 185. — 
stielloser Hautlappen bei Blepharoplasik 
311. — Schleimhaut — bei Entropium- 
Operation 416. — von Vaginalschleim- 
haut s. Plastik. — nach Wolfe und 
Thiersch aus Lippe u. Wange zur Or- 
bitalplastik 444. 

Trefisicherheit s. Armee. 

Trichiasis, zur — Operation 264. 278 
(Pincette). 388. 460 (Bombay). — Ciliec- 
tomie bei — 449. 

Trochlearis-Lähmung, traumatische 188. 
502. — s. a. Obliquus. 

Tropfglas 396. 

Trübungen der Cornea, des Glaskörpers 
s. d. — Tätowiren s. d. 

Tuberkel, — ähnliche Knötchen bei Epi- 
scleritis u. Scleritis 270. — der Thränen- 
drüse 344. — der Macula fP] 404. 

Tuberculin- Wirkung auf Iris-Tubercu- 
lose 265. 

Tuberculose des Auges 288. — der 
Corioidea, Conjunctiva, Cornea. Iris. 
Macula (?), Nase Retina. Sclera. Thränen- 
drüse. des Thränensackes s.d. — u. sympa- 
thische Ophthalmie 311. — typisch-t. 
Structur eines epibulbären syphilitischen 
Pseudotumors 175. — Allgemein — mit 
— des Thränensackes 81. — Miliar — 
mit Tuberkeln der Thränendrüse 344; 
mit Netzhautblutung 521. — s. a. 
Tuberkel. 

Tumor s. Geschwülste. 

Tusche s. Tätowiren. 

Tyloma conjunctivae 429. 

Typhus abdominalis, doppelseitiger 
Star nach — 408. — die Augencompli- 
cationen bei— 518. — angeborene Augen- 
veränderungen bei Erkrankung der 
Mutter an — in der Schwangerschaft 
186. — Protein-Wirkung auf die Con- 
junctiva 382. — Oculomotorius-Lähmung 
nach — 499. 


Ulcus corneae bei subacuter Diplo- 
coccen-Conjunctivitis 188. — internum 
(Hornhauthinterfläche) 317. — margi- 


‚XXI 


nale 416. u. 455 (Jodtinetur). 448. — 
rodens 119. 170. 317. 482 (Bacillen- 
befund). 
Umschläge — Wirkung kalter u. warmer 
— auf die Augen-Temperatur 118. 
Unfall — beim Radfahren s. d. — Apha- 
-= kie u. — -Gesetzgebung 62. — 8. a. 
Verletzung. 

Unterrichtstafeln, Augenärztliche s. d. 
— Projections — aus Celluloid 247. 
Urethritis, Conjunctivitis bei — s. Meta- 

statische. 
Urodelen, Linsenregeneration bei — 209. 
Uvea, Nerven der — 479. 
Uvealtractus — Sarcom des — 152. 308 
(disseminirtes). — Syphilis des — 456. 
Uveïtis plastica 394. — destructive — 
nach Meningitis 403. 


Vaccine, Augenerkrankungen durch — 
256. — Blepharitis 317. — Conjunc- 
tivitis 427. 

Vaginal-Schleimhaut s. Plastik. 

Validol bei Scotoma seintillans 271. 

Varicöse Erweiterung der ÖOrbitalvenen 
u. Vena ophthalmica s. Gefässe. 

Vene(n), Wirbel — neben dem Seh- 
nerven 309. — Puls im Augengrunde 
448. — Netzhaut — s. Gefässe. — Hya- 
loid-, Iugular-, Lid-, Orbital- s. d. — 
ophthalmica s. Gefässe. 

Verband, Augen- s. d. — Hohl- 249. 
815. 435. 

Vererbung s. Hereditär. 

Verhornung der Bindehaut 23. — des 
Binde- u. Hornhautepithels 177. 

Verknöcherung der Chorioidea, s. d. 
Identification. 

Verletzungen — des Auges 435. 471. — 
Augenmuskellähmungen bei — s.d. — 
mit Calciumcarbid s. d. — Cyelitis 
nach — s. d. — spontane Resorption 
überreifer Cataract durch — 427. — 
Statistik der — 64. — infectiöse, mit 
Galvanokaustik erfolgreich behandelt 60. 
509. — conservative Behandlung per- 
forirender — 63. — schwere, durch Glas- 
flasche 81. 214; Messerstich 214; 
Fall 214; perforirende, geheilt 397. — 
der Orbita, Linse, des Opticus, Schädels 
s. d. — durch Peitschenhieb 399. — 
Iridocyclitis u. sympathische Ophthalmie 
nach — s. d.— Schichtstar u. — 353*. — 
wandernde Scleritis necroticans nach — 
— s. a. Aniridie. Blitz. Cataracta trau- 
matica. Fremdkörper. Kalk. Linsenluxa- 
tion. Peitsche. Pfeifenstiel. Pleilschuss. 
Pulver. Ruptur. Schuss. Unfall. Zünd- 
hütchen. 

Verrostung des Auges 76. 288. 

Vibrationsmassage 372. 8392. 

Vierhügel, Beziehungen der — zu den 
Augenbewegungen 126. 189. 


XXXII 


Vogel-Linse, Ringwulst der — 222. 

Vorderkammer, Absonderung in der 
— 276. 348. 434. — specifisches Gewicht 
des — Wassers 116. — Eierschalen in 
der — durch 26 Jahre 9. — abnorme 
Fäden in der — 310. — cystische Epithel- 
geschwulst in der — 182. — Jodoform- 
einführung in die — 184. — Wasser 
s. Humor aqueus. 

Vorlagerung s. Schielen. 

Vortex s. Wirbelvenen. 


Wärme s. Hitze. 

Wahrscheinlichkoits - Rechnung der 
Ametropie 406. l 

Westphal-Piltz’sches Pupillen-Phäno- 
men s. d. 

Wimpern s. Cilien. 

Wirbelvenen s. Venen. 

Wöchnerin s. Puerperium. 

Wortblindheit 73. 863. 500. — conge- 
nitale 506. 


| 


Sachregister. 


Wundbehandlung, offene, nach Augen- 
operationen 24. 192. 

Wunden der Cornea, Heilung perforiren- 
der s. Cornea — s. a. Verletzungen. 


Xeroderma pigmentosum, Augenerkran- 
kungen bei — 424. 

Xerose, anatomische und bacteriologische 
Untersuchung über die infantile — 177. 
— Bacillen s. d. — der Conjunctiva, 
Cornea s. d. 


Zahn-Leiden u. Auge 350. — Nystagmus 
durch — 441. 

Zerstreuungskreise(n), das Sehen in 
— 119. 

Zonula Zinii, mikroskopische Anatomie 
der — 306. 

Zuckerkrankheit s. Diabetes. 

Zündhütchen-Verletzung 93. 


Autorenregister., 
* Originalartikel. 


Abadie 186. 

Abelsdorff 24. 223. 424. 426. 
Adamkiewicz 503. 

Addario 379. 

Adler, H. 192. 

Ahlström 434. 

Albertotti 315. 436. 480. 
Alexander, L. 270. 

Allard 185. 

Alleman 512. 

Allport 445. 446. 

Alonso 468. 

Alt 403. 451. 452. 456. 519. 
Andogski 222. 321.* 391. 
Andrade 482. 

Andreae 73. 286. 

Angelucci 272. 381. 478. 479. 
Antal 158. l 

Antonelli 186. 270. 

Aubineau 472. 


Axenfeld 60. 270. 344. 345. 346. 431. 485. 


495. 
Ayres 412. 455. 


Baas, K. 252. 

Bach 119. 174. 216. 810. 
Bäck 179. 

Bähr 21. 110. 

Bäumler 60. 428. 

Baker 514. 

Ball 373. 

Bałłaban 65." 

Ballwoitz 116. 266. 
Bane 449. 

Bardelli 379. 

Barkan 417. 

Basso 376, 482. 

Batten 76. 81. 405. 460. . 
Baudouin 61. 

Bauer, C. 318. 

Bayer 511. 

Beaumont 403. 461, . 
Bechterew 507. 


Bednarski 222. 
Beer, Th. 61. 63. 482. 
Beevor 77. 
Belilowsky 392. 
Bell 498. 
Bellarminoff 25. 
Bellows 441. 

Belt 440. 

Bennet 408. 

Benoit 51. 209. 276. 348. 

Berardinis, de 879. 480. 

Berch 92. 

Berger, E. 351. 

Bernheimer 121. 125. 126. 189. 305. 429. 
Berry 371. 411. 

Besio 482. 

Best 387. 429. 523. 

Beuing 520. 

Bianchi 538. 

Bickerton 75. 80. 191. 405. 
Bielschowsky 268. 367. 432. 486. 

Bietti 24. 119. 181. 346. 

Bihler 183. 

Birch-Hirschfeld 247. 429. 433. 
Birkhoff 148. 

Blaan 312. 

Blessig 433. 

Block, Iwan 156. 

Bloebaum 128. 

Blok 147. 

Bocchi 379. 481. 

Bock, E. 128. 260. 261, 262. 279. 282. 
Bode 191. 

Boeckmann 374. 
Bogusz, v. 283. 

Bondi 127. 

Borel 187. 278. 
Bossalino 378. 

Bosse 425. 

Botwinck 391, 
Botwinnik 25. 

Boulai 472. 
Bourgeois 350. 471. 472. 
Box 404. 


III 


AXXIV 


Brailey 75, 82. 410. 
Brandenburg 93. 
Brandes 208. 422. 
Bregman 502. 
Breuer 283. 491. 


. Breweston 407. 


Bronner 74. 

Brown 437. 

Brugh, v. d. 146. 
Brudzewski, v. 184. 484. 
Bruns, L. 307. 502. 
Brunten 507. 

Buchanan 412. 462. 
Buist 520. 

Bull, G. J. 123. 367. 441. 
Bull, O. 346. 

Bull, St. 414. 498. 517. 
Bullard 401. 

Bullot 50. 

Bulson jun. 445. 

Burnett 416. 

Byers 451. 


Campbell 408. 
Capolongo 381. 
Cargill 81. 82. 110. 
Carpenter 399. 
Castillo, del 271. 
 Cavallaro 482. 
Chacon 468. 
Chauvin 187. 
Chesneau 288. 
Chetwood-Aiken 90. 
Chiralt 468. 
Clarke 371. 412. 
Cohn, H. 73. 185. 
Cohn, R. D. 419. 
Colburn 396. 
"Coleman 394. 
Collica-Accordino 538, 
Collier 405. 
Collin 279. 


Collins 75. 80. 344. 404. 407. 408. 


Colucci 380. 
Converse 438. 
Coover 396. 


Coppez 27. 49. 207. 368. 378. 421. 


Cowl 488. 
Cramer 309. 509. 

Critchett 76. 372. 404. 

Cross 77. 79. 403. 410. ° ®© 
Crzellitzer 183. 

Culver 439. 

Cutler 464. 

Czerny 29. 

Czyhlarz 94. 


Dalen 89. 155. 

Danziger 158. 

Darier 185. 270. 271. 372. 874. 
Daulnoy 270. 276. 

Davidson 74. 76. 345. 


Autorenregister. 


Davis 170. 368, 

Daxenberger 248. 249. 814. 315. 436. 437. 
Dean 448. 

Degering 508. 

Delbanco 267. 

Depène 250. 251. 

Derby 25. 

Despagnet 350. 351. 

Deutsch 127. 

Dianoux 278. 372. 

Didikas 278. 

Dimmer 85. 282. 344. 

Dixon 463. 

Dötsch 177. 

Dodd 75. 81. 

Dolganow 391. 

Donaldson 75. 

Dor 170. 344. 363. 865. 370. 
Dor sen. 458. 473. 

Dorn 488. 

Dorpène 473. 

Doyne 75. 80. 109. 110. 
Druault 187. 364. 470. 
Drude 302. 

Duane 418. 449. 450. 

Düring 156. 501. 

Dufour 253. 

Duyse, van 208. 277. 421. 469. 


Eaton 418. 419. 
Ebert 286. 
Edmunds 109. 
Edridge-Green 462. 
Einthoven 343. 
Eliasberg 192. 
Ellet 444. 

Ellis 443. 
Elmassian 371. 
Elschnig 169. 
Emanuel 508. 
Emmert 286. 
Epinatzew 392. 
Erismann 30. 
Eversbusch 246. 247. 
Ewer 521. 

Ewing 414. 

Exner 489. 
Eymeri 279. 

Eyre 75. 121. 


Fage 350. 

Falchi 121. 

Fales, de 379. 

Falta 423. 

Fauconnier 421. 

Faure 275. 

Fehr 10. 11. 12. 16. 18. 21. 82. 129.* 
193.* 237. 240. 242. 

Feilchenfeld 219. 

Fergus 412. 

Fernandez 276. 351. 467. 

Fick 154. 173. 





Fihlene 534. 

Fischer 74. 

Fisher 404. 408. 409. 497. 
Flemming 407. 

Foerster, O. 457. 

Foggin 411. 

Ford 408. 

Foster 184. 

Fox 448. 

Franke, E. 62. 171. 267. 847. 
Freund, H. 93. 

Fridenberg 464. 512. 
Friedenwald, H. 416. 417. 455. 
Fröhlich 251. 

Fromaget 278. 

Frost 407. 

Fryer 402. 455. 

Fuchs 302. 

Fukala 23. 281. 426. 


Galezowski 93. 349. 350. 466. 
Gallemaerts 49. 191. 420. 
Gallenga 189. 

Gamble 394. 

Garofolo 481. 

Gasparrini 481. 538. 539. 
Gauthier 208. 422, 

Gerber 128. 

Germann 223. 388. 389. 891. 473. 
Giese 391. 

Gifford 446. 457. 

Ginsberg 25. 290." 

Giurato 378. 

Glauning 509. 

Gleim 63. 

Goldzieher 186. 303. 346. 
Golowin 116. 
Goode 454. 
Gourfein 254. 
Gourlay, du 279. 
Gradenigo 375. 
Graefe, A. 818. 
Greeff 865. 424. 
Green 408. 
Griffn 411. 
Griffith 74. 75. 79. 81. 407. 408. 
Grimsdale 73. 80. 408. 
Grönholm 220. 

Groeunow 181. 

Grosseti 378. 481. 

Grossmann 345. 365. 506. 
Grósz, E. v. 3847. 864. 

Grüning 463. 

Grunert 161.” 181. 430. 
Grunmach 338. 

Gudden 505. 

Guillery 429. 489. 490. 
Gullstrand 117. 

Gunn 77. 80. 122. 408. 
Gunzbourg 49. 

Gutmann, G. 183. 873, 430. 
Guttmann, E. 73. 224. 297. 815. 


508. 


Autorenregister. 


jenem 


| 


ı Howe 416. 455. 


XXIV 


Haab 146. 308. 370. 

Haemers 288. 

Hainworth 79. i 

Hale 394. 

Hallé 278. 

Hamaker 148. 527. 

Hamburger 434. 

Hansell 398. 399. 416. 438. 455. 468. 

Harlan 397. 401. 414. 439. 

Harman 404. 

Harris 497. 

Haskovec 127. 

Hauenschild 309. 589. 

Hawthorne 158. 

Hazen 440. 

Hazewinkel 150. 

Heddaeus 314, 

Heine 115. 122. 865. 495. 

Heinzel 88. 

Helleberg 155. 

Hellwig 528. 

Henderson 110. 

Hennicke 427. 

Henry 463. 

Herbert 79. 461. 

Hering 279. 

Hern 74. 372. 406. 

Herrnheiser 436. 

Hertel 118. 178. 820. 

Herz 127. 

Herzfeld 386. 502. 522. 

Hess 174. 366. 428. 

Higgens 74. 405. 

Hilbert 70.* 96. 250. 269. 427. 486. 521. 

Hillebrand 529. 

Hillemanns 119. 263. 264. 

Hinnell 408. 

Hinshelwood 73. 368. 462. 506. 515. 

Hippel, A. v. 176. 871. 

Hippel, E. v. 219. 817. 

Hirsch, C. 328.” 357." 

Hirsch, J. 92. 

Hirsch 426. 

Hirschberg 10. 11. 16. 21. 52. 201. 237. 
290.* 334. 336. 889. 

Hirschfeld 157. 

Hitschmann 186. 224. 

Hitzig 500. 

Hocquard 469. 

Hofbauer 495. 

Hofer, H. 285. 

Hoffmann, R. 87. 189. 

Holden 184. 

Holmes 402, 

Holmström 429. 

Holth 369. 

Hoor 308. 

Hoppe 23. 88. 

Hormuth 523. 

Horstmann 425. 

Hotz 393. 438. 440. 514. 

456. 

Hübbel 450. 


! Hübner 160. 


“u* 


XXXVI 


Hughes 170. 
Hugland 432. 
Hulen 418. 448. 
Hunter 463. 


Jack 416. 

Jackson 896. 412. 439. 44T. 
Jacobi 393. 

Jacobsohn, E. 11. 16. 
Jacqueau 472. 

Jaesche 388. 

Jakowlew 891. 

Jaqueau 271. 

Jatropoulos 186. 2371. 
Jellison 466. 

Jennings 451. 456. 
Jessop 74. 406. 407. 
Inouye 472, 

Inouye Mitsigasu 270. 
Jocqs 186. 271. 276. 371. 472. 
Joffrio 391. 

Johnson 79. 

Jolly 159. 

Jonas 314. 

Ischreyt 86. 216. 509. 
Isler 288. 

Isola 276. 
Juler 76. 110. 405. 406. 


Kämpffer, R. 87. 

Kallan 463. 

Kalt 276. 

Kamocki 308. 

Kanewski 467. 

Katz, A. 508. 

Kauffmann 313. 

Keeling 81. 

Keiper 448. 

Kempner 366. 

Kerschbaumer, R. Putiata 73. 151. 

Keschmann 284, 

Kessler 150. 

Kibbe 184. 

Kippel 182. 

Kirchner, Hans 506. 

Kiribachi 243. 

Kirilow 467. 

Klein, $. 282. 319. 

Klimowitsch 391. 

Klingelhöffer 23, 24. 

Klingmüller 435. 

Klinkowstein 31. -~ 

Knapp, H. 122. 182. 222. 342. 374. 415. 
425. 426. 

Knapp, P. 309. 813. 

Knotz 286. 

Koch 148, 

Köhne 510. 

König, A. 387. 524. 

König, E. 350. 

König, W. 500. í 

Königstein 282. 285. 


Autorenrögister. 


Koester 30. 
Koller 893. 

Kos 228. 

Koster 148. 150. 
Krämer, A. 153. 
Krämer, L. A. 427. 

Krayl 521. 

Kries, J. v. 484. 491. 492. 498. 587. 
Krückmann 347. 

Kruckenberg 481. 

Kuhnt 308. 809. 310. 311. 

Kyle 401. 


151. 178. 217. 810. 367. 


Lagleyze 469. 

Lagrange 188. 270. 277. 278. 469. 
Lamhofer 540. 

Landolt, E. 344. 369. 468. 
Landolt, H. 190. 

Lang 75. 408. 
Langendorff 180. 250. 435. 
Lans 147. 366. 
Lantsheere, de 51. 
Lapersonne, de 27T. 878. 470. 472. 
Lavagna 375. 

Lawford 80. 404. 

Lawson 75. 110. 

Leber 341. 

Lechner 434. 

Lederer 232.* 

Lediard 76. 

Lehmann 237. 

Lemere 465. 

Leprince 188. 

Leubrook 464. 

Levi 509. 

Levinsohn 222. 483. 

Levy 435. 

Lezenius 391. 

Libby 396. 449. 
Liebrecht 283. 

Liepmann 237. 
Lieto-Vollaro 377. 

Linde 190. 452. 
Lindenmeyer 510. 
Lippincott 413. 449. 461. 
Lipps 535. 

Lisson 456. 

Lister 405. 409. 

Lobanow 391. 392. 
Lodato 275. 380. 383. 476. 
Lonard 472. 

Lopez 469. 

Lor 207. 420. 

Los 49, 

Luciano 379. 480. 
Lueddeckens 73. 

Lukens 398. 

Lumner 447. 

Lungdsgaard 59. 


Machek 31. 
Mackay 76. 





. Autorenregister. 


Maddox 412. 

Magawiy 287. 

Magnani 275. 

Magnus 73. 170. 
Majocchi 539, 

Malfi 474. 

Malone 441. 

Mande 93. 

Mann 398. 894. 498. 
Marlow 437. 

Marple 464. 

Marshall 74. 79. 80. 407. 
Martin, W. A. 418, 448. 
Masselon 270. 

May 185. 

Maynard 81. 82. 

Mazza 379. 

Mazzoli 272. 

Mc Cardie 520. 

Mc Kee 418. 

Mc Morton 441. 442. 446. 
Mc Reynolds 444, 
Meinong 531. 

Mell 170. 

Meller 245. 

Mellinger 190. 214. 
Melloni 479. 

Menacho 316. 

Mendel F. 10. 11. 14. 21. 171. 239. 242. 
Menz 282. 

Menzies 96. 191. 

Meritt 417. 418. 

Merz 422. 
Merz-Weigandt 353.* 
Michaelsen 63. 

Michel, J. v. 812. 316. 345. 423. 
Miller, Victor 506. 
Mitchell 440. 441. 
Mohr, M. 28. 180. 192. 
Moll, van 347. 
Monakow 503. 

Monesi 379. 474. 481. 
Morano 375, 

Morax 278. 371. 

Morrey 525. 

Morton 409. 441. 442. 446. 
Mühsam 10. 11. 105. 237. 240. 242, 
Müller, G. E. 485. 
Müller, L. 120. 

Mulder 59. 344. 

Mullen 403. 

Muntendam 147. 
Murdoch 453. 

Murray 439. 

Myers 438. 


Nagel, W. A. 423. 488, 530. 
Natanson 181. 

Nedden, zur 180. 

Nettleship 404. 407. 
Neumann 424. 


Neuschüler 18. 191. 240. 300. 301. 365. 


375. 379. 380. 381. 


XXXVI 


Neustätter 184. 271. 302. 369. 374. 
Neve 496. 

Nicati 187. 

Nicolai 146. 279. 846. 471. 

Nieden 91. 

Nikoljnkin 478, 

Noischewsky 505. 

Nuel 208. 278. 343. 

Nussbaum, M. 305. 


Obarrio, de 368. 469. 

Ogilvie 405. 406. 

Ohlemann 249. 315. 436. 

Oks 391. 

Oliver 399. 400. 413. 414. 445. 449. 511. 
513. 516. 

Ollendorf 215. 

Orlandini 479. 

Ormond 82. 405. 409. 

Ostino 479. 

Ostrowitzky 318. 

Ostwalt 221. 224. 369. 473. 

Ovio 384. 471. 474. 481. 


Paderstein 190. 
Painblau 470. 472. 
Panas 342. 
Pansier 471. 
Parinaud 209. 471. 
Parisotti 379. 
Parsons 458. 
Patillo 395. 
Paucard 471. 
Pawel 117. 
Payne 418. 419. 
Pechin 350. 
Peck 96. 
Peppmüller 175. 
Pergens 25. 48. 182. 188. 209. 316. 421. 
470. 
Pes 379. 
Peters 302. 311. 
Petersen, v. 389. 
Petit 73. 188. 


: Pfalz 808. 366. 


Pfister 256. 
Pflüger, E. 29. 170. 348. 865. 
Pflugk, v. 107. 

Pichler 125. 

Pick, A. 504. 

Pick, L. 25. 386. 

Pihl 2.* 170. 317. 42T. 
Piltz 501. 504. 

Pischel 184, 419. 
Pisenti 279. 

Plaats, van der 146. 
Plantenga 149. 

Plaut 60. 179. 250. 
Pöhl 170. 

Pötsch 536. 

Polkinhorn 447, 
Pollack 93. 


XXXVIII 


Posey 898. 400. 
Potcenko 473. 
Power 417. 418. 
Praun 41.* 176. 
Prevost 503. 

Preyer, W. 484. 
Pröscher 41.* 176. 
Prümm 510. 
Purtscher 225.* 245, 


Querenghi 278. 4T1. 


Radziejewski 501. 
Randall 397. 

Randolph 90. 446. 515. 
Ranneg 518. 

Rapin 500. 

Rasch 315. 436. 

Rau 11. 

Reddingius 146. 148. 530. 
Reif 245. 

Reik 445. 

Reimar 179. 

Reindorf sen 60. 90. 
Reinhard 392, 

Reis 429. 435. 
Remmlinger 32. 
Resnikow 504. 

Reuss, A. v. 38,* 224. 
Reymond 842. 

Reynolds 444. 
Rheindorf 60. 90. 
Rhoades 448. 

Ridder, de 209. 

Risley 399. 401. 415. 
Ritter 222. 

Robertson 95. 
Rochon-Duvigneaud 277. 
Rockliffe 79. 80. 409. 
Römer 63. 92. 151. 
Rogers 456. 


Rogman 51. 186. 187. 366. 422. 470. 


Rohmer 470. 507. 
Rollet 279. 
Rosenbach 510. 
Roubicek 93. 

Rowan 76. 406. 460. 
Ruprecht 509. 


Sachs, B. 501. 
Sachs, M. 310. 
Sachsalber 6. 9. 
Saenger, A. 78. 
Sala 271. 

Salinger 31. 
Salomonsohn 64. 499. 508. 
Salzer 312. 
Salzmann 73. 119. 
Samojloff 527. 
Santamaria 539. 
Sattler, H. 370. 


x 


Autorenregiater. 


Sattler, Rob. 371. 415. 

Savigerie, de 276. 

Scalinei 380. 

Schanz, Fr. 309. 

Schapringer 852. 892. 398. 516. 517. 

Scheff 127. 

Schein 28. 

Scherenberg 510. 

Schieck 62. 265. 369. 

Schiele 97.* 136.* 252. 

Schimanowski 466. 478. 

Schirmer 256. 369. 

Schlodtmann 158. 

Schmidt-Rimpler 62. 151. 387. 437. 522. 

Schmitz 249. 

Schnabel 94. 284. 

Schneidemann 442. 

Schöler, Fr. 806. 

Schön 126. 346. 870. 874. 

Schönemann 426. 

Schöngut 93. 

Schott 311. 

Schoute 147, 148. 149. 809. 310. 311. 533. 

Schreiber 213. 

Schröder, v. 389. 

Schürenberg 431. 

Schüssele 31. 

Schultz, H. 121. 424. 

Schultz, P. 30. 

Schultze, P. 250. 

Schultze, O. 306. 

Schuster, P. 386. 

Schwabe 424. 

Schweigger, R. 425. 

Schweinitz, de 397. 398. 399. 400. 401. 
413. 437. 439. 440. 447. 459. 498. 499. 
512. 513. 520. 

Schwertschlager 529. 

Scott 77. 407. 411. . 

Serini 187. 523. 

Segelcke 218. 

Seggel 120. 250. 

Seidlitz, v. 436. 

Seiffer 386. 

Selenkowski 391. 467. 

Selensky 222. 

Seligmann 189. 

Seydel, F. 251. 

Sgrosso 377. 481. 

Shaw 81. 

Shears 110. 

Sherrington 495. 

Shoemaker 399. 452. 

Shumway 398. 400. 

Sicherer 384. 387. 

Sidier-Huguenin 255. 256. 

Siethoff, ten 486. 

Sigrist 255. 345. 

Sileock 81. 82. 110. 403. 

Silex 312. 318. 368. 425. 

Simon 488, 

Singer 500. 

Sisson 403. 

Skeel 413. 





Autorenregister. 


Siuder 415. 

Smith, Pr. 340. 

Sneguirew 469, 

Snell 76. 406. 408. 
Snellen jun. 147. 150. 180. 
Snellen sen. 148, 

Sost 457. 

Sourdille 276. 470. 

Southard 418. 

Spalding 416. 

Spicer 76. 80. 81. 110. 407. 409. 
Stadfeld 191. 

Stanculeaun 276. 

Steele 440. 

Steffens 251. 

Steiger 254. 

Steindorff 140.* 165.* 240. 241. 
Steiner, L. 257.* 

Steinhaus 318. 510. 

Steinitz 251. 


Stepbenson 75. 159. 170. 405. 406. 411. 461. 


Stevens, E. W. 442. 
Stevens, G. T. 25. 
Stieren 521, 

Still 110. 

Stilling 302. 308. 
Stillson 402. 455. 456. 
Stirling 459. 

Stölting 307. 

Story 77. 160. 
Straeton, van der 49. 51. 
Straub 150. 151. 369. 
Strauss, R. W. 25. 
Strerath 317. 
Struijecken 150. 
Strzeminski 175. 349. 351. 
Stützer 388. 

Suker 445. 450. 
Sullivan 160. 

Sulzer 368. 

Suter 73. 442. 
Sutherland 75. 

Swanzy 363. 

Sweet 95. 401. 

Szili, Aurel 176. 


Terrien 187. 470. 

Terson 185. 186. 275. 472. 
Theobald 418. 

Thier 433. 

Tbilliez 185. 507. 

Thilo 511. 

Thompson 75. 77. 82. 400. 409. 
Thomsen 516. 

Thomson 397. 398. 408. 413. 416. 
Thorington 170. 863. 

Thorner 369. 424. 507. 525. 
Tiling 390. 

Timofoew 331. 

Todd 448, 

Tornatola 588. 

Touche 471. 

Toyt 809. 


'Trantas 156. 277. 501. 


Treutler 312. 

Trombetta 379. 476. 479. 
Troncoso 467. 

Trousseau 277. 279. 
Truc 187. 

Tsehemolosoff 94. : 
Tscherning 365. 

Türk, S. 86. 199. 


Ueberhorst 483. 

Uhthoff 95. 145. 217. 303. 367. 428. 493. 
524. 

Ullrich 264. 


Valenti 382. 

Valk 518. 

Valois 349. 

Valude 278. 372. 465. 471. 
Vaughan 456. 

Veasey 397. 400. 416. 440. 
Veillon 278. 

Velez 468. 

Velhagen 29. 220. 426. 
Vennemann 51, 209. 
Verhoeff 444, 

Vervoort 148. 176. 

Vieusse 349. 351. 473. 
Vincentiis, de 482. 

Voeste 533. 

Vogel, H. 220. 


Volk 64. 


Vollert 296.* 
Vossius 270. 287. 


Wagner, H. 32. 

Wagner, W. 47. 427. 
Walter, O. 24. 467. 
Walther 424. 

Weber, A. 376. 

Webster 516. 

Wecker, de 25. 185. 471. 
Weeks 414, 463. 
Weiland 185. 440, 

Weill 184. 

Weinkauff 251. 
Weinhold 60. 

Weiss, L. 23. 24. 30. 
Welt 423. 

Werner 190, 

Wernicke 426. 

Wessely 246. 

Westhoff 146. 148. 151. 
Wettendorfer 285. 
Weymann 443, 448. 449, 
Wicherkiewiez 64. 221. 374. 
Widmark 155. 

Wiegels 267. 

Wigodski 467. 

Wibrand 73. 

Wilder 393. 416. 448, 


XL. Autorenregister. 


Williams 413. 

Wilson 185. 450. 

Wintersteiner 188. 

Wishart 446. 

Witasek 535. 

Wolff, H. 23. 

Wolffberg 248. 249. 818. 814. 3815. 435. 
457. 

Wood, C. A. 394. 895. 

Wood, D. 408. 

Woodruff 395. 

Worth 407. 

Wosksesensky 392. 

Wray 406. 

Würdemann 444. 


Yarr 74. 80. 


Zehender, v., 180. 584. 586. 
Zeeper 149. o 
Zelewski, v. 482. 
Zentmayer 899. 
Ziegler, Lewis 397. 
Zimmermann 472, 
Zimmermann, C, 512. 
Zindler 526. 

Zoth 169. 

Zuböne 538. 
Zumsteeg 30. 
Zwaardemaker 868. 


Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr. 
CL. DU BoIs-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest, 
Dr. GORDON NORRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. Issigonis in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Major F.P.MAYNARD, I.M.S., 
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL 
in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in 
Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, Prof, PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in 
Klagenfurt, Dr. M. REICHin Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL 
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


` 





Januar. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 


Albert Mooren, 


geb. am 26. Juli 1828 zu Oedt am Nieder-Rhein, 
gest. am 31. December 1899 zu Düsseldorf. 





Inhalt: Original-Mittheilungen. Ein merkwürdiger Fall plötzlicher Entwicklung 
beiderseitigen grauen Stares nach Blutverlust. Von Albin Pihl, Augenarzt zu Gothen- 
burg (Schweden). 

Klinische Beobachtungen. I. Vollständige Obliteration der Retinalgefässe bei Glau- 
coma absolutum, von Dr. Sachsalber in Graz. — Il. Eierschalen in der Vorderkammer 
des Auges durch 26 Jahre, von Dr. Sachsalber in Graz. 

Geselischaftsberichte. Berliner ophthalmologische Gesellschaft. 

Journal-Vebersicht. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXIX. Heft 3 u. 4. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1—13. 


Ein merkwürdiger Fall 
plötzlicher Entwicklung beiderseitigen grauen Stares 


nach Blutverlust. 
Von Dr. Albin Pihl, Augenarzt zu Gothenburg (Schweden). 


Da in der Literatur, so weit mir bekannt, kein ähnlicher Fall be- 
- schrieben worden ist, mag die Veröffentlichung der folgenden kleinen 
Krankengeschichte gewissermaassen gerechtfertigt sein. Sie mag als kleinster 
Beitrag zur Kenntniss der starbildenden Ursachen gelten. 

Fräulein Anna P., die 33jährige, unverheirathete Tochter eines hiesigen 
Fabrikanten, kam am 5. Juni 1898 in meine Sprechstunde mit der Klage, 
es sei ihr seit einigen Tagen wie ein dichter Nebel vor den Augen. 

Die Anamnese ergab Folgendes: Die Patientin stammt aus einer im 
Allgemeinen gesunden Familie. Vater und Bruder sind „urgesund“. Die 
Mutter starb vor einigen Jahren in einer Irrenanstalt. Unter allen be- 
kannten Familienmitgliedern, gestorbenen wie lebenden, war kein Bluter, 
auch nichts über Blindheit bekannt. Selbst war sie fast immer: gesund. 
Als Kind überstand sie die gewöhnlichen Kinderkrankheiten, bekam 1889 
Abdominaltyphus, nach welcher Krankheit sie jedoch ein wenig schwächlich 
und blutarm gewesen sein soll. Menses sind immer äusserst schmerzhaft, 
sehr reichlich und unregelmässig, — von 6 Tagen bis 10 Wochen wieder- 
kehrend. ‚Patientin ist leicht erregbar und oft „ein wenig nervös“ Laut 
Aussage des Hausarztes ist sie ausgesprochen hysterisch. Angeblich soll sie 
sich immer eines guten Sehvermögens erfreut haben, giebt aber zu, dass 
sie während der Schuljahre die Bücher, und besonders die Schreibheftchen, 
den Augen ziemlich nahe bringen musste. 

Vor etwa 6 Wochen begannen heftige Zahnschmerzen sie zu plagen, 
den Zahnarzt besuchte sie jedoch zuerst vor 2 Wochen. Während dieser 
4 Wochen war der Appetit sehr gering, der Schlaf schlecht, und sie wurde 
sehr schwach. Vom Zahnarzte. wurden jetzt viele (angeblich 12, welche 
Zahl vom betreffenden Zahnarzte nach späterer Befragung auf höchstens 6 
reducirt wurde,) Zahnwurzeln binnen 3 Tagen extrahirt. Jedesmal folgten reich- 
liche Blutungen, welche die Tamponade nothwendig machten. Die Schmerzen 
wurden nun geringer, verschwanden aber nicht gänzlich. Sehr unwill- 
kommen traten jetzt auch mehrtägige profuse Menstrualblutungen und un- 
erträgliche Kreuzschmerzen hinzu; Pat. kam sehr herunter und wurde vor 
Schwäche bettlägerig. Nach einigen Tagen stand sie auf, und konnte 
sogar am 27. und 28 Mai ihrem Vater im Comptoir bei den 
Geschäftsangelegenheiten wieder helfen. Am 29. Mai begannen 
ohne bekannte Ursache die Wurzelhöhlen wieder heftig zu bluten, sie verlor 


u 


eine erhebliche Menge Blut, — „ein halbes Waschbecken“ (?) — und 
wurde bettlägerg. Am 1. Juni konnte sie aufstehen, fühlte sich 
aber sehr schwach und so bald sie im jComptoir wie "gewöhnlich mit 
Schreiben und Rechnen sich zu beschäftigen versuchte, bemerkte 
sie, dass dies ihr absolut unmöglich geworden war, weil die 
Buchstaben und Ziffern wie in einen dichten Nebel eingehüllt 
schienen; erstaunt und erschrocken fing sie die umgebenden Gegenstände 
genauer zu betrachten an, und fand, dass auch diese ziemlich verschleiert 
waren. Dieser traurige Zustand nahm immer mehr zu und am 5. Juni 
konnte ich gleich grauen Star in beiden Augen constatiren. 


Status praesens. Patientin ist ein wenig über die mittlere Körper- 
grösse mit sehr grossem Kopfe und gut entwickeltem . Fettpolster. Die 
Musculatur ist schwach, das Aussehen „gedunsen“, der Teint jetzt ziemlich 
blass. Mehrmalige Untersuchungen auf Eiweiss und Zucker im Urin sind 
völlig negativ ausgefallen. Die Farbenstärke des Blutes (nach GowER) 
beträgt jetzt kaum 50°/,. Die Herztöne sind etwas dumpf, sonst ohne 
Nebengeräusche Im Oberkiefer keine, im Unterkiefer nur un Zähne, 
Uebrige Organe normal. 


Die Resultate der Specialuntersuchung gelten. für beide igat Die 
Sehschärfe. ist bedeutend herabgesetzt — die grössten Buchstaben der 
Tabelle werden statt auf 5,0 m nur auf 110 cm gelesen, also S = 0,22 
binocular zählt sie vor dem Fenster sicher Finger auf 150 cm. Tonus 
normal. Kein Druckschmerz. Bindehaut blass. Hornhaut überall spiegelnd 
und durchsichtig. Die vordere Kammer wohl kaum seichter als normal. 
Iris blau, die Zeichnung sehr deutlich;. directe und consensuelle Licht- 
reaction und accommodative Verengerung der Pupille sehr prompt. Die 
Pupillen ziemlich weit; das Pupillargebiet graulich getrübt. Nach Cocain- 
Erweiterung erkennt man mit seitlicher Focalbeleuchtung in der vorderen 
hier und da klaren Corticalsubstanz unzählige, graublaue, milchige, rund- 
liche Perlen und grössere Klumpen, auch unregelmässig eckige Inseln, alle 
Trübungen vom weichen Aussehen. Mit Lupenvergrösserung sieht man 
ziemlich peripher auch spärliche, feinste Radien von mehr gesättigter Farbe. 
Durch die Lücken in der vorderen Corticalsubstanz kann man tief in die 
Linse und den Kern hineinsehen, mit durchfallendem Lichte aber bekommt 
man nur einen sehr schwachen grauröthlichen Reflex vom Augengrunde.: 
die hintere Corticalsubstanz dürfte somit auch getrübt sein. Der Star er- 
laubte zur Stunde kaum mehr, als zum Alleingehen an fremden Orten 
nothwendig war. Das Gesichtsfeld ist durchaus normal. 


Ich verordnete kräftigende Diät und Land-Aufenthalt während des 
Sommers und versprach ihr nachher Operation. 


Am 24. August 1898 erschien sie wieder, jetzt, mit anne des 
Sehens, ganz gesund und kräftig. Die Sehprüfung ergab x Finger auf 


a g a 


50—60 cm. Die Linsentrübungen waren vollständiger geworden und liessen 
nunmehr keine durchsichtigen Lücken zwischen sich. 

Am folgenden Tage wurde mit zwei Nadeln eine tiefe Discission in 
der rechten Katarakt gemacht, und nach etwa 80 Stunden, so bald mir 
die Spannung des Auges sich zu vermehren schien, einfache Extraction der ge- 
quollenen Linsenmassen vorgenommen. Obschon keine Schmerzen empfindend 
(5 °/, Cocainlösung wurde verwendet), war die hysterische Patientin während 
der ganzen Operation so unruhig, fast unbändig, dassich nicht alles vollständig 
ausdrücken und ausräumen konnte, oder vielmehr es nicht für erlaubt 
hielt. Die nun vorgenommene Augenspiegeluntersuchung zeigte zwar einen 
schönen, gesunden Augengrund, aber nach 2 Tagen war das Pupillarfeld 
wieder getrübt und das Sehen wie vorher. Da ein Sprengen der Schnitt- 
wunde, um die Ausräumung zu vollständigen, abgelehnt wurde, folgte ein 
2 monatlicher Reizzustand des Auges, der durch Atropin, Scopolamin und 
heisse Bähungen bekämpit wurde. Während dieser langweiligen Zeit bekam 
sie mehrmals echt hysterische Anfälle mit Glottiskrämpfen, die vom Haus- 
arzte suggestiv mit Elektricität behandelt wurden. Die Resorption der 
zurückgebliebenen Linsenreste erfolgte sehr langsam, und Mitie December war, 
bei völliger Reizlosigkeit des Auges, das Pupillargebiet von einem nasalwärts 
dicken, temporalwärts sehr dünnen Kapselstar eingenommen. Die Regen- 
bogenhaut an der dünnen Partie angelöthet, sonst frei beweglich. S= 0,1—0,2 
mit + 11,0D. 

Am 24. Mai 1899 wurde das linke Auge, dessen S jetzt Fingerzählen 
auf 30 cm betrug, operirt. Diesmal machte ich obne reifende Dis- 
cission direct Extraction des Stares mit Iridektomie. Glatte 
Heilung binnen 9 Tagen. Ein äusserst feines Häutchen, das doch Jäger 
Nr. 6 mit + 16,0D auf 20 cm zu lesen erlaubte, nahm das Pupillargebiet 
ein. Dieser unbedeutende Nachstar wurde am 18. November 1899 dis- 
eindirt. Patientin liest jetzt fliessend Jäger Nr. 1 auf 30—25 cm mit 
sph. + 16,0 D Z cyl + 2,0 D ax. horiz. 

Da sie immer den Operationen sehr abgeneigt ist und dieselben jedes 
Mal aufschieben will, übrigens jetzt vollkommen zufrieden ist, ist der rechte 
Nachstar noch nicht beseitigt worden. 


Da jeder Star in letzter Hand von gestörten Ernährungsverhältnissen 
der Linse abhängt, erhebt sich die Frage, welche Umstände hier in Be- 
tracht kommen, die so mächtig auf die Ernährung der beiden Augen ein- 
wirken können, dass binnen drei Tagen eine das Sehvermögen so redu- 
cirende, dichte Starbildung in beiden Augen zu Stande kam. 

Dass hier von einer localen, in beiden Augen befindlichen, derartigen 
Krankheit, die Linsentrübungen secundär zu verursachen pflegen, keine Rede 
sein kann, ist wohl über jeden Zweifel erhaben. Hat ja Patientin irgend 


Ze U yes 


welche Krankheit der Augen nie verspürt, und bis dahin gut gesehen! 
Nicht die kleinste Spur irgend welcher Erkrankung der Augenhäute war ja 
auch bei wiederholten Untersuchungen zu entdecken, auch nicht als durch 
die Operation der Augengrund deutlich zu durchmustern war. 

Es muss also eine allgemeine Ursache angenommen werden. 

Einige Starformen — der Alterssiar, der diabetische und, wenn solcher 
existirt, der nephritische Star — sind ohne weiteres auszuschliessen. Von 
den allerdings seltenen Star-Bildungen nach gewissen Krankheiten, wie 
Meningitis, Lues, Malaria, Typhus, Carotis-Atherom, gewissen Hautaffec- 
tionen u. a., nach gewissen Vergiftungen (Ergotin, Naphthalin) und unter 
besonderen physiologischen Verhältnissen (bei Multiparen und Stillenden), 
sowie nach Traumen, ist ja auch keine Rede. Es liegt übrigens gar nicht 
im Rahmen dieses kleinen Aufsatzes, eine Auseinandersetzung aller ver- 
schieden selteneren Starformen und deren Ursachen zu machen. Es sind 
nur drei Umstände, die mir eine nähere Besprechung zu verdienen scheinen, 
und über welche ich drei Fragen vorlegen will: 

1. Kann Patientin einen ganz zarten Star schon lange — von der 
Geburt an — gehabt haben? 

2. Hat ihre Hysterie auf die Entstehung des Stares einwirken können? 

3. Welche Rolle spielen die zur Zeit der rapiden Kataraktbildung er- 
littenen erheblichen Blutverluste? 

Ad 1. Für einen nicht neu entstandenen Star sprechen die mit der 
Lupe sichtbaren spärlichen, peripheren, ganz feinen und mehr gesättigt 
weisslichen, radiären Trübungen. Vielleicht hatte sich ein Schichtstar von 
äusserst feiner und zarter Beschaffenheit, der ihre „Kurzsichtigkeit“ ver- 
‚ursacht hatte, über welche sie meist in den Schuljahren klagte, gelegentlich 
aus seinem stativnären Zustande weiterentwickelt. Obschon keine sicheren 
Angaben über Rhachitis zu bekommen sind, wird doch solche nicht verneint; 
auch sprechen ihr grosser Kopf und schlechte Zahnbildung einigermaassen 
dafür. 

Ad 2. Krämpfe verschiedener Arten, besonders rhachitische, epileptische, 
eclamptische und vor Allem die Tetaniekrämpfe, sind ja mehrmals als Star- 
Ursachen angeschuldigt worden; dasselbe gilt auch für die hysterischen 
Krämpfe; welchen Zusammenhang aber hier die als Ernährungsstörung 
aufzufassende Katarakt mit der Hysterie der Pat. haben können, die angeblich 
bisher nie Krampfanfälle verursacht haben soll, mag dahingestellt werden. 

Ad 3. Den Blutverlusten, die durch ein unerwünschtes Zusammen- 
treffen profuser Menstrualblutungen und wiederholter erheblicher Zahn- 
blutungen die Patientin sehr schwächten, den allergrössten Einfluss auf die 
Verschlechterung ihres Sehens zuzuschreiben, bin ich jedenfalls geneigt. 
Durch die quantitative Veränderung der Blutmenge wurde die Nahrungs- 
zufuhr der Linse in hohem Maasse beeinträchtigt, worauf diese mit 
Trübung ihrer Fasern antwortete. Während doch das Debet des übrigen 


ur 


Körpers bald ausgeglichen wird, bilden sich die Linsentrübungen nie zurück. 
Aehnliche Beispiele findet man bei schweren Leiden und Schwächezuständen 
(Cholera asiatica und anderen Krankheiten) in der sogenannten Katarakta 
cachectica, marantica und Inanitionis. Doch ist es mir wahrscheinlich, dass 
diese acute Star-Entwickelung ohne eine Disposition, die ich in einem schon 
existirenden, wenn auch sehr zarten, congenitalen Schichtstar (oder mög- 
licher Weise in einem anfänglichen jugendlichen, vielleicht auf Hysterie be- 
ruhenden Star vom gewöhnlichen weichen Typus) finden will, nicht zu Stande 
gekommen wäre; denn so schwer war doch nicht ihr Schwächezustand, dass 
er mit den oben erwähnten verglichen werden kann. Es würden vielleicht 
sonst Stare bei heruntergekommenen Individuen, die trotzdem eine lebens- 
rettende Operation überstehen müssen, und dabei erhebliche Blutquanti- 
täten verlieren, entstehen. Dies sehen wir jedoch nicht. Ein hierher- 
gehöriger Vorgang, der doch meist auf die veränderte Qualität des durch 
übermässige Transpiration eingedickten Blutes beruht, ist die Katarakt 
bei solchen Leuten, die sich einer hohen Hitze beständig aussetzen, indem sie 
in Glashütten, Maschinenräumen, vor grossen Oefen u. s. w. arbeiten müssen. 

Um ein Resumé zu machen, dürfte nach meiner Ansicht die Katarakt 
der Patientin als ein congenitaler stationärer Star, wahrschein- 
lich Schichtstar, dem durch die Blutverluste und deren Folge, 
die gestörte Ernährung der Linse, der Anstoss zu raschem 
Fortschritte gegeben wurde, zu betrachten sein. Jedenfalls ist die 
äusserst schnelle Entwickelung des Stares, welche nicht einmal dem trauma- 
tischen und diabetischen, die am schnellsten reifen, zukommt, sehr merk- 
würdig, und dürfte dieser Anlass ziemlich alleinstehend sein. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Vollständige Obliteration der Retinalgefässe bei Glaucoma absolutum. 
Von Dr. A. Sachsalber, Privatdocent u. Assistent der Augenklinik in Graz. 


Bei der Durchsicht der Literatur, in so weit sie sich im Michel’schen 
Jahresberichte über Ophthalmologie verzeichnet findet, stellt sich heraus, dass 
eine völlige Obliteration, ja auch nur eine Verengerung der Netzhautgefässe bei 
Glaukom bisher noch niemals beobachtet wurde. Ich hatte Gelegenheit, einen 
derartigen Fall zu beobachten und lasse zuerst die Krankengeschichte desselben 
folgen: | Ä 

S., Marie, 54 Jahre, Grundbesitzerswittwe: Eintrittstag 19. Februar 1895, 
Austrittstag 24. April 1895. Patientin giebt an, dass sie 13 Geburten über- 
standen habe, und dass sie bis zu Beginn des Jahres gesund gewesen sei. Seit 
Ende December 1894 leidet sie an „Verschleimung der Luftwege“, Brustbeengung 
und auch an Beschwerden von Seiten des Magens; sie führt Alles auf eine Er- 
kältung zurück. — Das linke Auge begann vor 7 Jahren zu erkranken. Zuerst 
stellten sich nur zeitweise Anfälle von Nebeligsehen und Sehen farbiger Ringe 


re Ne 


um das Licht ein, bis endlich vor 5 Jahren völlige Erblindung eintrat. Senmerzen 
giebt Patientin keine zu, ebensowenig Röthung des Auges. 

Das rechte Auge ist seit Weihnachten krank, früher war es gesund mid 
sehtüchtig. Das Auge sei damals, ohne besondere Schmerzen und ohne Röthung 
plötzlich erblindet. Zu Beginn konnte sie noch Tag und Nacht unterscheiden, 
nach wenigen Tägen verschwand aber auch dieser letzte Rest von Sehvermögen. 


Status praesens. Kräftige, gesunde Frau mit normalen, inneren Organen. 


Rechtes Auge: Thränensack und Lider normal. Bindehaut der Lider in- 
jicirt und etwas geschwollen. Augapfel stark um die Horohaut und auf der 
Lederhaut geröthet. Die Hornhaut anästhetisch, die Oberfläche beträchtlich zer- 
stippt. Die ganze Hornhaut dicht diffus, und zwar ziemlich gleichmässig getrübt. 
Ausserdem auf der Hinterfläche zahllose kleinste schwarze Präcipitate. Die 
Vorderkammer ist etwas seicht, die Kammerbucht vollständig verstrichen, der 
Irisansatz scheinbar etwas nach vorn gerückt. Die Pupille 4 mm weit, träge 
reagirend, etwas queroval. Die Iris in hohem Grade verändert. In der ganzen 
Ausdehnung, besonders aber in der inneren Hälfte und aussen oben finden sich 
riesige Erweiterungen der Gefässe und capilläre Hämorrhagien, die mitunter zu 
etwas grösseren confluiren. Ausserdem ist eine beträchtliche Atrophie vorhanden. 
Am Pupillarrande findet sich ein zarter Exsudatfaden. Linse und Glaskörper 
diffus trübe. Papille nur schwer zu sehen, hyperämisch. | 

Linkes Auge: Thränensack, Lider, Lidbindehaut normal. ‘Am Bulbus ein- 
zelne Lymphangiectasien und einige erweiterte Ciliargefässe. Die Hornhaut ganz 
leicht diffus trûübe. Die Vorderkammer etwas seicht, auch hier der periphere 
Irisansatz der Cornea etwas genähert. Die Iris zeigt keine frischen Verände- 
rungen, ist im Allgemeinen etwas atrophisch, Pupille 5—6 mm weit, auf Licht- 
einfall nicht reagirend, rund. Glaskörper rein. — Die Papille vollständig grünlich 
weiss verfärbt und total excavirt, die Gefässe sind auf die nasale Seite ver- 
schoben und machen eine ausserordentliche scharfe Knickung am Rande der 
Papille. Refractionsdifferenz 6,0 Dioptrien, schmaler, etwas unregelmässiger Halo 
glaucomatosus; sonst Augengrund normal. 

Functionen. Rechtes Auge: Licht auf 3 m ohne Projection. Linkes 
Auge: Amaurose. 

Therapie und Verlauf: Eserin wird nicht vertragen. Deshalb 1stünd- 
lich Pilocarpin, flächenhafte Hämorrhagien. 

21. Februar. Iridectomia oc. dextr. Sehr peripherer Einstich, nach der 
Excision beträchtliche Blutung. 

27. Februar. A mm hohes Hyphaema; die Iris etwas atrophisch, jedoch 
keine Hyperämie mehr. Pilocarpin weiter. 

3. März. Massenhafte Glaskörperblutungen mit dem Spiegel zu constatiren. 
| 10. März. Patientin hat etwas Fieber und Kopfschmerzen. Pilocarpin. 
Pat. erhält einen Cyclus von Strychnin-Injectionen. Lichtempfindung auf !/, m 

Sodann werden vom 10. April nur 6 Kochsalz-Injectionen (2 °/,) angewendet. 

Am 24. April 1899 wird Patientin entlassen und dabei notirt: Conj. bulbi 
etwas chemotisch-. Hornhautoberfläche zerstippt. Sensibilität erloschen, 6 mm 
breite lineare Narbe innen oben. 2 mm hohes, flüssiges Hyphaema. Breites 
Colobom, dessen äusserer Schenkel etwas an die Narbe angelöthet ist. Auf 
dem inneren Colobomschenkel mehrere Hämorrhagien. Im Glaskörper zahlreiche. 
fleckige und wolkige Trübungen, Fundus deshalb sehr undeutlich zu sehen, — 
Linkes Auge unverändert. 


S: ee 


Am 2. März 1899 gelangt Patientin neuerdings zur Aufnahme mit der 
Angabe, dass sie seit ihrer Entlassung fortwährend an Photopsien gelitten habe, 
sonst jedoch keinerlei Schmerzen überstanden habe. 


Status praesens: Augen, mit Ausnahme einer kleinen Schrunde am 
rechten äusseren Augenwinkel, normal. 


Rechtes Auge: Bulbus zeigt mächtig erweiterte, episklerale Gefässe (hirsch- 
geweihartig).. Die Hornhaut rauchig trübe, Oberfläche etwas zerstippt. Die 
ca. 8 mm lange Operationsnarbe etwas ektatisch, unterhalb derselben ein läng- 
liches Infiltrat von 3 mm Länge und drei kleine Bläschen. Im Umkreise der 
Bläschen zarte, wolkige Trübungen der Hornhaut. Vorderkammer ungleich tief, 
aber im Allgemeinen seicht, Kammerwasser rein. In der Iris ein ca. 6 mm 
breites Colobom, dessen äusserer Schenkel frei ist, während der innere gegen 
die Narbe verzogen und in dieselbe eingeheilt ist. Die Iris ist sehr atrophisch 
und zeigt ein starkes Ectropium des Pigmentepithels. An der vorderen Linsen- 
kapsel befinden sich einige rothbraune Pigmentflecken, oben sind einige sehr 
zarte Trübungen. Im Glaskörper vereinzelte, wenig bewegliche, fadige Trübungen. 


Die Papille, aufrecht queroval, ist sehr blass, grünlich weiss, weist eine 
ca. 10,0 D tiefe Excavation auf. In derselben befindet sich ein streifiges Binde- 
gewebe, es sind jedoch keinerlei Gefässe zu erkennen. Im Centrum das Gitter- 
werk der lamina cribrosa sichtbar. An den sehr scharf sich abhebenden Rand 
der Papille angrenzend ein ca. 6,0 PD breites Halo glaucomat. vorhanden, der 
temporal- und nasalwärts eine zackige Begrenzung aufweist, während er unten 
und oben gleichmässig endet. Innen oben bemerkt man ein fadendünnes Gefäss 
in den Fundus hineinverlaufend, sonst ist die ganze Umgebung der Papille ab- 
solut gefässlos. Jedoch ziehen von der Pupille zur Netzhautperipherie zahlreiche 
weisse, verästelte Streifen hinaus. Von der Papille nach innen oben finden sich 
mehrere weisse, von Pigment umgebene, chorioidealatrophische Flecke nach 
Hämorrhagien. Eben so nach innen, jedoch herrscht dort oberflächliches Pigment 
vor. In der Peripherie wahrnehmbare Täfelung. Sensibilität der Hornhaut 
herabgesetzt. Tension gesteigert. 


Am linken Auge finden sich keinerlei Veränderungen gegenüber dem 
19. Februar 1895. 


Eine hochgradige Obliteration der Retinalgefässe findet sich besonders 
häufig bei Retinitis pigmentosa, sodann auch bei hochgradiger Retinalatrophie 
in Folge der verschiedenartigsten Processe. Typisch wird dies Bild der totalen 
Obliteration der Retinalgefässe herbeigeführt durch eine vorausgegangene Embolie 
der Centralarterie, ferner auch durch Thrombose derselben. Der Zustand muss 
als ein hämorrhagisches Glaukom aufgefasst werden, der durch die vorgenommene 
Iridectomie nur sehr ungünstig beeinflusst wurde, indem im Anschlusse an die- 
selbe sofort zahlreiche Hämorrhagien im Glaskörper und der Netzhaut auftraten. 
Vielleicht sind daraufhin auch Blutungen in die Wand der Centralarterie ein- 
getreten und Tihrombosirungsvorgänge in derselben vor sich gegangen. 


Da an Stelle der Gefässe zarte, gelbliche Streifen von der Papille in die 
Netzhaut ausstrahlen, so muss man annehmen, dass keine besondere Verdickung 
der Gefässwand vorhanden ist, und dass keine sehr beträchtliche Entzündung 
vorausgegangen. Ueber das Wesen der Gefässverengerung, ob dasselbe peripher 
begonnen hat oder auf embolische oder thrombotische Vorgänge im Stamme der 
Centralarterie zurückzuführen ist, lässt sich wohl nicht mit Sicherheit entscheiden, 


u 


Nachdem aber in der Literatur kein ähnlicher Fall beschrieben ist und Ver- 
engerung der Retinalgefässe überhaupt im Verlaufe des Glaukoms nicht beob- 
achtet wurde, muss man wohl einen Verschluss der Centralarterie in deren 
Stamm annehmen.! 


II. Eierschalen in der Vorderkammer des Auges durch 26 Jahre. 


Mitgetheilt von Dr. A. Sachsalber, Privatdoc. u. Assistent der Augenklinik 
in Graz. 


Patient spielte im Jahre 1873 mit mehreren Knaben, welche einen 
hohlen Schlüssel mit Pulver und Koth luden und auf ein Ei schossen. Der 
Schlüssel explodirte und zerschmetterte dabei auch das Ei; von diesen Dingen 
flog eine beträchtliche Menge gegen das rechte Auge des Patienten. Das rechte 
Auge war schwer verletzt, aber trotz des erloschenen Sehvermögens wurde keine 
ärztliche Hülfe aufgesucht, nach einiger Zeit, ca. !/, Jahr nach der Verletzung, 
trat eine Verbesserung des Sehvermögens ein, indem es wieder Bäume, Fenster 
u. 8. w. unterscheiden konnte, das Sehvermögen wurde jedoch sehr bald wieder 
schlechter. Nebenbei stellten sich zeitweise bedeutende Schmerzen ein, be- 
sonders am rechten Auge, jedoch war dabei das linke Auge sehr gereizt. Diese 
Schmerzen sind es, die den Patienten ins Spital führten. (8. August 1899.) 


Status praesens: Lidspalte etwas enger, sonst äusserlich normal. Die 
Horuhautoberfläche uneben, zahlreiche Facetten und vereinzelte Bläschen. Die 
Hornhaut ist ferner überall diffus grauweiss trūbe. Im äusseren oberen Qua- 
dranten eine dichte, ziemlich scharf abgegrenzte, bis zum Limbus reichende, 
4 mm lange und 2!/, mm breite Hornhautnarbe, an welche die Iris im periphersten 
Antheile ungelöthet ist. In der vorderen Kammer bemerkt man zwei Fremd- 
körper, und zwar im äusseren Kammerfalz. Der untere, trapezoidförmige, gelblich- 
weisse lässt sich ganz gut als Eierschale erkennen, er steckt mit der kürzeren 
Seite im Kammerfalz. Die lange Seite ist 5 mm, die kurze 3 mm lang. Der 
obere, ebenfalls gut als Eierschale erkennbar, ist von dreieckiger Gestalt, trägt 
in der Mitte einen Falz und steckt mit der Spitze im Kammerfalz, etwas hinter 
der Narbe versteckt. Die Länge beträgt etwa 51/, mm. Die Iris atrophisch, 
die Pupille entsprechend der vorderen Synechie nach aussen oben verzogen; auf 
Lichteinfall prompt reagirend. Im Pupillargebiete eine grauweisse, ungleich- 
mässig dichte, streifige Cataracta secundaria mit zahlreichen, kreidigweissen 
Kapselverdickungen. Function: Lichtempfindung auf 6 m, prompte Localisation. 
Linkes Auge: Ganz normale Verhältnisse. 


Am 9. August wurde die Entfernung in der Weise vorgenommen, dass 
innen ein grosser cornealer Schnitt angelegt wurde, und sodann mit dem 
Daviel’schen Löffel die beiden Stückchen entfernt wurden. Das obere zerbrach 
in zwei Theile, die dann gesondert entfernt werden. Patient wırd am 22. August 
mit noch leicht gereiztem Bulbus entlassen und sollte sich behufs Extraction 
der Secundärkatarakt wieder einfinden, was jedoch nicht geschah. 


In der ausgedehnten, bezw. umfangreichen Literatur über die Fremdkörper 
in der vorderen Kammer und in der Iris, die sich in mustergiltiger Weise 
zusammengestellt finden in Praun’s Verletzungen des Auges, finde ich 
keinen analogen Fall erwähnt. 


! 76j. zeigt 3. VI. 1893 r. grosse Blutung in der Grube des Sehnerven, Arterien 
fadenförmig, ja unterbrochen, Netzhaut-Oedem. — 12. VII. 1894 Glaucoma acut. absol. H. 


— 10 — 


Jedenfalls ist an dem Falle die relative Reactionslosigkeit des Bulbus 
ungewöhnlich, die es ermöglichte, dass die Eierschalen durch 26 Jahre darin ver- 
weilen konnten, dann aber ist es auffallend, dass die Eierschalen keinerlei Zer- 
setzung erfuhren, obwohl ja doch in denselben organische, resorptionsfähige 
Substanzen vorhanden sind. — — — — Es ist ferner sehr ungewöhnlich, dass 
keinerlei Reaction von Seite der Iris eingetreten ist, dass keine Umwachsung 
des Fremdkörpers, auch keine Anlöthung desselben durch fixirende Stränge 
stattgefunden haben. 

Die Veränderungen an der Hornhaut, die Bildung von Blasen und die 
Trübung derselben sind Folgezustände der Iridocyclitis, vielleicht auch der con- 
secutiven Drucksteigerung. 


Gesellschaftsberichte. 


Berliner ophthalmologische Gesellschaft. 
Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim. 


Sitzung vom 22. Juni 1899. 


1. Herr J. Hirs chberg stellt einen in Ostpreussen operirten Fall von 
Trachom vor, bei dem in Folge von Entfernung der Uebergangsfalten Ver- 
trocknung der Hornhaut eingetreten ist. 


2. Herr F. Mendel spricht über einige epibulbäre Geschwälste. 


3. Herr Mühsam: Ueber Taubheit der Star-Operirten. (Bereits in der 
Deutschen med. Wochenschrift veröffentlicht.) 


4. Herr Fehr zeigt die anatomischen Präparate von 3 Fällen von Eisen- 
verletzung aus Geh. Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt, in denen wegen 
Grösse und Verunreinigung des Splitters der glücklichen Extraction die Enu- 
cleation nachgeschickt werden musste. 

Der erste Bulbus stammt von einem 16jähr. Radfahrer, den die Verletzung 
auf offener Strasse traf, als er an einer Gruppe von Strassenbahnschienen- 
Arbeitern rasch vorüberfuhr. Man fand das Auge breit aufgeschlagen. Aus 
der klaffenden Hornhautwunde ragte ein Eisenstück hervor. Bei der Annäherung 
an den grossen Magneten kam der Splitter mit grösserer Schnelligkeit, als ge- 
wünscht, hervor. Der kleine Magnet hätte ihn ebenso sicher, aber sanfter geholt. 
Er wog 802 mgr, war also absolut übergross. Am 5. Tage nach der Ope- 
ration wurde wegen eitriger Infiltration des ganzen Wundcanals und dem für 
Glaskörperabscess charakteristischen weissen Reflex die Enucleation nöthig. 

Der ganze Glaskörper ist in eine nasenschleimartige Masse umgewandelt 
und umschliesst einen grossen, weissgelben Abscess, der mit der Hornhautwunde 
in Verbindung steht. 

Der 2. Augapfel gehörte einem 20jährigen Schlosser, der erst 20 Stunden 
nach der Verletzung in die Anstalt kam. Das Auge trug eine 4 mm lange, 
horizontal verlaufende Wunde in der Ciliarkörpergegend, die in die Hornhaut 
hineinreichte. S = !/oo. Das Sideroskop gab überall maximalen Ausschlag. 
Nach Lüftung der Wunde wurde der kleine Magnet eingeführt. Der Splitter 
haftete sofort, konnte aber erst nach Erweiterung der Wunde extrahirt werden. 
Er hatte ein Gewicht von 295 mgr. Am 12. Tage Enucleation wegen Glas- 
körperabscess. Auch in diesem Falle findet man den Glaskörper nasenschleim- 


— 1 — 


artig verändert. Von der Stelle der Eingangspforte, die durch Hornhaut und 
Sklera und Iris und Ciliarkörper zu verfolgen ist, zieht ein dicker Strang von 
eitrigen. und blutigen Zügen quer durch das Augeninnere bis zur hinteren 
Bulbuswand und bezeichnet den Weg, den der Fremdkörper genommen Dickes, 
blutiges Exsudat haftet an der Prallstelle der Netzhaut. 

Der 3. Fall betraf einen 21 jährigen Schlosser, der 4 Tage nach der Ver- 
letzung mit beginnender Sepsis zur Operation kam. Auswärts waren bereits 
2 vergebliche intraoculäre Magnet-Operationen gemacht. Aussen oben in der 
Hornhaut war die Eingangspforte, aussen unten zeigte die Magnetnadel durch 
maximalen Ausschlag den Sitz des Splitters an. Hierhin wurde, nachdem ein 
Versuch mit dem grossen Magneten erfolglos geblieben war, der krumme Ansatz 
des Hirschberg’schen Magneten gelenkt. Sofort wurde ein Klick hörbar und 
der Splitter war heraus. Er wog 12 mgr. Allmählich gelang es der Nach- 
behandlung, die Sepsis zu sistiren und die Chemosis zum Verschwinden zu 
bringen, jedoch wurde man am 26. Tage nach der Extraction durch das Auf- 
treten von Flimmern auf dem gesunden Auge zur Entfernung des Augapfels 
gezwungen. Das 2. Auge ist gesund geblieben.! 

Auch hier ist der Weg, den der Splitter genommen hat, deutlich gezeichnet. 
Von der Eingangspforte zieht ein eitriger Faden durch Iris und Linse nach 
hinten und unten. Er führt auf eine gelbe, dicke Masse, die dicht hinter der 
Linse auf dem unteren Ciliarkörper ruht. Hier hatte der Fremdkörper gesessen. 
Der Ciliarkörper ist an dieser Stelle durch festgeronnenes Exsudat abgedrängt. 
Die Linse, die sonst im Formol ganz hart wird, zeigt eine ausserordentlich 
weiche Consistenz. 


5. Herr Rau: 31 Fälle von Cataract bei excessiver Myopie, operirt von 
Geh. Rath Hirschberg. (Bereits in der Berl. klin. Wochenschr. veröffentlicht.) 


Sitzung vom 20. Juli 1899. 


1. Herr Fehr stellt einen jungen Mann vor mit einer eigenthümlichen, 
fleckweisen Verfärbung der Sklera des linken Auges. Um die Hornhaut herum 
besteht ein breiter, unregelmässig begrenzter, bläulich-violetter Kranz, der ein- 
zelne bräunliche Flecke umschliesst. Die Iris dieses Auges ist tief dunkelbraun, 
während die des andern eine graublaue Farbe hat. Der Hintergrund hat das 
Aussehen eines Neger-Augenhintergrundes. Die Function ist ganz normal. 

Es ist dieses der seltene Zustand der Melanosis bulbi, wie ihn Hirsch- 
berg zuerst unter diesem Namen im Jahre 1883 beschrieben hat. Es handelt 
sich um eine angeborene Pigment-Anomalie, die stets einseitig ist; im Gegensatz 
zu Cyanosis bulbi, die doppelseitig bei angeborenem Herzfehler beobachtet wird, 
wobei nicht nur die Haut, sondern auch die Skleren cyanotisch aussehen. 

2. Herr F. Mendel: Krankenvorstellung. 

3. Herr Mühsam: Hypopyon-Keratitis. 

4. Herr F. Mendel: Sehnerven-Verletzung. 

5. Herr J. Hirschberg: Zur Anatomie und Therapie des Trachoms. 
(4. u. 5. bereits in der Berl. klin. Wochenschr. veröffentlicht.) 


Sitzung vom 2. November 1899. 


1. Herr Jacobsohn: Bemerkungen über die Wirkung des Nebennieren- 
Präparates Atrabilin. Ä 





! Sympath. Entzündung durch Eisensplitter habe ich noch nie beobachtet. H, 


— 12 — 


2. Herr Fehr: Krankenvorstellung. 

I. Schuss-Verletzung. 

Ein junges Mädchen hatte vor 6 Wochen in der Provinz vor emer Schiess- 
bude durch die Unversichtigkeit einer Freundin eine Schussverletzung erlitten. 
Die Kugel war am äusseren Lidwinkel des rechten Auges eingedrungen. Die 
Sehkraft war sofort erheblich gesunken und besserte sich nicht, obwohl dem Auge 
äusserlich bald nichts mehr anzuseheu war. Vor einigen Tagen suchte sie 
Herrn Geh. Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt auf. 

Man fand am äusseren Lidwinkel narbige Verwachsungen der Bindehaut 
und konnte, wenn man mit dem Finger in die Tiefe ging, einen harten Körper 
füblen, der für die Kugel angesprochen wurde. Das Röntgen-Bild bestätigte 
diese Annahme. An der Innenwand der Orbita, nahe dem äusseren Orbitalrand 
sass die plattgedrückte, grosse Bleikugel. Die Sebkraft des verletzten Auges 
betrug '/,., das Gesichtsfeld zeigte nasal eine Einschränkung bis auf 15°. 





Fig. 1. 


Ophthalmoskopisch fand sich vom Centrum bis zur Peripherie ziehend ein 
eigenthümlich gestalteter, strangförmiger Herd. (Fig. 1.) 

Er beginnt breit und vielfach gezackt etwas nach aussen von der Netz- 
hautmitte, verjüngt sich sodann zu einem schmalen Zuge, um sich in der 
Peripherie wieder bedeutend zu verbreitern. Seine Grundfarbe ist gelbröthlich, 
er ist bestreut mit Pigmentflecken und umrandet von einem schwarzen Saum. 
Auf ihm lagert bläuliches Bindegewebe. Ein Blutstreif zieht oberhalb des 


se. 718, - 


dünnen Mitteltheiles, eine massige Blutung ist in der äussersten Peripherie 
sichtbar. 

An der centralen Grenze ziehen nach oben und unten feine Ausläufer, über 
welche die Netzhaut-Gefässe hinweglaufen; im Uebrigen finden sich nur in dem 
peripheren Theile des Herdes Gefässe, die von vornher zu kommen scheinen. 


Die Tage der Veränderung entspricht dem Sitze der Kugel und ihre Aus- 
dehnung der Wirkung des Streifschusses. Sie ist somit aufzufassen als eine 
Jerreissung der inneren Augenhäute durch die directe Gewalt der streifen- 
den Kugel. (Januar 1900 ziemlich derselbe Zustand.) 

Ii. Ein Fall von angeborenem Colobom desSehnerven bei einem 46 jähr. 
Manne. Derselbe kam wegen asthenopischer Beschwerden in Geh. Rath Hirsch- 
berg’s Augenheilanstalt. Man findet im rechten Auge, das hypermetropischen 
Astigmatismus, aber mit Correction normale Sehkraft und normales Gesichtsfeld 
hatte, in der temporalen Papillen-Hälfte eine scharf umrandete Grube, die den 
4. Theil der Papillaroberfläche einnimmt. (Fig. 2.) 

Ophıthalmoskopisch misst man eine Tiefe von ca. 2 mm. Der Grund ist 
grünlich-weiss. Temporal tritt ein feines Gefäss über den Rand der Auslıöhlung, 
um in der Tiefe zu verschwinden; sonst wird diese Stelle von allen Gefässen 





Fig. 2. 


vermieden. Die oberen Venen entspringen, breit von einander getrennt, nahe 
dem oberen Papillenrande, die übrigen Gefässe dagegen in der Mitte der flachen 
physiologischen Excavation. An den temporalen Sehnervenrand schliesst sich 
eine atrophische Sichel. 

Ein ganz analoger Fall wurde im Jahre 1884 von Remak aus Prof. 
Hirschberg’s Anstalt veröffentlicht und ebenso gedeutet. ! | 

Wie in vorliegendem, war in jenem Falle die Aushöhlung seitlich gelegen. 
Dem Einwand, dass die Colobome stets unten liegen, hegegnet R. damit, dass 





ı Ein Fall sen Colobom des Sehnerven von Dr. Remak. Centralbl. f. prakt. 
Augenh. 1884. August, 


— 14 — 


eine ungleichmässige Entwicklung von Sehnervenfasern an der einen oder 
andern Seite des fötalen Spaltes, sowie eine Drehung des fötalen Bulbus mög- 
lich ist. 


III. Mikroskopische Präparate eines Falles von Narbenfibrom der Horn- 
haut. Ein Arbeiter hatte eine schwere Kalkverätzung erlitten, die von einer narbigen 
Trübung der ganzen Hornhaut gefolgt war. An der Verwachsungsstelle einer 
Bindehautfalte mit der Hornhaut nahe dem oberen inneren Rande hatte sich 
eine lappige, gelbröthliche Geschwulst gebildet, die pilzförmig der letzteren 
aufsass und ?/, derselben bedeckte. Ein von unten kommendes grosses Binde- 
hautgefäss verschwand in dem Fuss der Geschwulst. Angeblich war der Tumor 
auswärts schon mehrere Male entfernt, aber immer wieder gewachsen. Da das 
Auge amaurotisch war und grosse Schmerzen verursachte, wurde es enucleirt. 
Mikroskopisch erwies sich die Geschwulst als derbes Fibrom, das von den 
äusseren Lamellen der narbigen Hornhaut ausging und keine Verbindung mit 
tiefer gelegenen Theilen hatte. 


IV. Mikroskopische Präparate eines Falles von Glioma endophytum retinae. 


3. Herr F. Mendel: Bemerkungen über Magnet-Operationen. In den 
verflossenen 10 Monaten des laufenden Jahres sind 13 Magnet-Operationen?! in 
Geh. Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt ausgeführt worden, die Gelegenheit 
zu einer Reihe von praktischen Bemerkungen geben. 


Zunächst in diagnostischer Beziebung ist hervorzuheben, dass zu den all- 
gemeinen Kriterien der augenärztlichen Diagnose, zu denen doch besonders der 
Augenspiegel gehört, und die in der ersten Auflage der Magnet-Operation von 
Prof. Hirschberg 1885 in erschöpfender Weise behandelt sind, noch zwei 
besondere hinzutreten, 1. das Sideroskop, 2. das Röntgen-Verfahren. 


Das Sideroskop von Asmus war ein tadelloses Instrument bei uns, bis 
durch die Karlstrasse die neuen Kabel der elektrischen Bahnen gelegt wurden. 


Dann wurde es völlig unbrauchbar, da die Nadel nicht mehr zur Ruhe 
kam. Wir sahen uns genöthigt das Instrument, das vorn 3 Treppen aufgestellt 
gewesen, in das hinterste Zimmer des Hauses zu verlegen, wo es fast 80 Fuss 
von den Kabeln (noch mehr von den Schienen) der Strassenbahn entfernt ist. 
Hier hat es wieder an Brauchbarkeit gewonnen, ohne aber seine frühere Vorzüg- 
lichkeit wieder zu erlangen. Deshalb hat Herr Geh. Rath Hirschberg ein 
neues Sideroskop in Arbeit gegeben mit astatischer Nadel und von besonderer 
Construction. Inzwischen wurde unser in der April-Sitzung der ophthalmologischen 
Gesellschaft beschriebene vereinfachte Sideroskop im Haus des Herstellers, 
fern von elektrischen Kabeln, vielfach benutzt und hat sich ausserordentlich be- 
währt. (Es ist neuerdings auch bei uns aufgestellt und brauchbar.) 


Das Röntgen-Bild, für frische Fälle mit aufgeschlagenem Augapfel, die 
sofort operirt werden müssen, wenig brauchbar, ja eher zu vermeiden, entfaltet 
seine Wirksamkeit in den älteren Fällen, sei es zur Bestätigung des Augen- 
spiegelbildes, — sei es zur Ergänzung der.Diagnose, falls der Splitter mit dem 
Spiegel nicht sichtbar war oder nicht sichtbar blieb. 

Besonders lehrreich war ein Fall, wo der ursprünglich in der Netzhaut 
gefundene Splitter aus seiner Kapsel herausfiel und unsichtbar wurde. Zwei 
Augenärzte leugneten die Anwesenheit von Eisen. 


! Dazu kam noch am. 7. November 1899 eine, die iaat und letzte dieses 
Jahres: Splitter durch Linse bis dicht an den Sehnerven geflogen, ‚Entfernung mit 
Schiösser’s Magnet sofort; 3'/,x1’|, mm, 5 mgr. Reizlose Wundheilung. 


ns BE 


Der Kranke blieb fort und kam erst wieder mit beginnender Verrostung 
der Iris. Das Röntgenbild zeigte den Splitter, ebenso das Sideroskop; der 
Splitter wurde mit Erhaltung guter Sehkraft entfernt und so das Auge vor Er- 
blindung bewahrt. 

Ein 17jähriger Schmiedelehrling verletzte sich beim Stahlmeisseln das 
rechte Auge. Das Röntgenbild zeigte deutlich den Splitter. Während die Ver- 
suche am Schlösser’schen und Haab’schen Magneten negativ waren, kommt 
der Splitter nach Einführung des kleinen Magneten durch die Iridectomie- 
Schnittwunde. 

Was die Behandlung anbetrifft, so sind 2 Verfahren bemerkenswerth. 

1. Die Entfernung kleinster Splitter, die in dem unteren Theil der Netz- 
haut sitzen und die durch den Riesenmagneten nicht bewegt werden, geschieht 
mit Hülfe des kleinen Magneten, nachdem nach der betreffenden Richtung ein 
Iridectomie-Schnitt an der Hornhautgrenze angelegt worden ist. | 

Das Verfahren ist schon durch einen Fall der 2. Auflage der Magnet- 
Operationen erläutert. Ein neuer Fall der Art ist kürzlich bei uns beobachtet 
worden. 

Beim Eisenklopfen flog dem Pat. ein Splitter ins rechte Auge. Es war 
18 Stunden nach der Verletzung in der vorderen Rindenschicht ein schwarzer 
Fleck bei Lupenvergrösserung sichtbar. Aber das Sideroskop gab innen- unten 
einen starken Ausschlag. Der Fremdkörper musste also in der Netzhaut 
sitzen. Circa 6 Wochen nach der Verletzung wird dıe Extraction des Splitters 
vorgenommen. Versuche mit Schlösser’schem und Haab’schem Magnet sind: 
völlig negativ. 

Daher wird bei nicht zu kleinem Schnitt die Iridectomie in der Richtung, | 
wo der Splitter anzunehmen ist, d. h. innen-unten, angelegt und der kleine 
Magnet eingeführt. Nach dreimaligem Eingehen mit dem Magnet haftet der 
Eisensplitter an dem Instrument, nachdem schon beim ersten Eingehen ein 
deutlicher „Klick“ gehört wurde; wahrscheinlich hatte sich also der kleine 
Splitter beim Herausziehen erst abgestreift. | 

Das Auge ist völlig reizlos, und es handelt sich jetzt noch darum, den 
weichen Star des jugendlichen Pat. zu beseitigen. | 

Die soeben beschriebene Magnet-Operation passt besonders, wenn gleichzeitig 
Cataract besteht; die Linse wird dadurch nicht verschoben und kann später 
durch Discission, bezw. Extraction beseitigt werden. — | 

Auch der Haab’sche Riesenmagnet ist von uns in Fällen angewandt 
worden, wo Splitter hinten in der Netzhaut sassen. 

Ist der Splitter klein, so folgt er keineswege auf das blosse Annähern 
hin des Riesenmagneten, sondern man muss sich vorher genau über den Sitz 
des Fremdkörpers Gewissheit verschafft haben und dann den Riesenmagneten in 
der richtigen Zugrichtung einwirken lassen. 

2 Fälle dieser Art sind von Herrn. Geh. Rath Hirschberg in der medi- 
zinischen Gesellschaft zu Berlin demonstrirt und in Klemperer’ 8 Therapie der 
Gegenwart (Jan. 1900) veröffentlicht worden. 

Ist der. Splitter grösser, so ist die grösste Vorsicht bei Anwendung der 
Riesenmagneten angezeigt. Man darf dann auf das verletzte Auge nicht die volle 
Kraft des Riesenmagneten einwirken lassen, sondern es muss einige Entfernung 
innegehalten werden, damit nicht in Folge des zu starken Zuges der Splitter heraus- 
gerissen, und so das Auge durch den hervorschiessenden Splitter zertrümmert 
wird. Vor einigen "Tagen wurde ein Yjähriger Knabe entlassen, der vor zwei 
Jahren eine Verletzung des rechten Auges beim Hämmern erlitten hatte.. Das 


u 6 


Auge war in der Provinz 9 Mal operirt, ohne den Splitter zu fördern. 
Das Auge hatte temporalwärts nur Lichtschein und war reizlos, als sich Pat. das 
erste Mal im Februar 1899 bei uns vorstellte Es wurde damals nichts unter- 
nommen, und Pat. mit dem Bemerken entlassen, bei Reizung des Auges wieder 
zu kommen. Dieselbe trat 3 Monate später ein. Der Sideroskop zeigte innen 
unten grossen Ausschlag. Die Spitze des Riesenmagneten wird in die richtige 
Kraftlinie, d. h. nach innen unten gebracht. Patient verspürt sofort heftigsten 
Schmerz. Es erscheint Blut in der Vorderkammer und ein schwarzer Fremd- 
körper, der sich in die Iris einballt. Der vorsichtige Versuch, nach Hornhaut- 
schnitt, mit kleinem Magneten fördert nichts wegen zu grosser Unruhe des 
Patienten. Der grosse Magnet wird wieder in die Nähe der klaffenden Wunde 
gebracht, sofort schiesst der Fremdkörper gegen den Magneten zu, da wir ab- 
sichtlich, um Ueberwirkung zu vermeiden, den Kopf des Operirten etwas vom 
Magnet entfernt gehalten hatten. Die Iris-Falte wird nun (mitsammt dem 
haftenden Splitter) mit einem Scheerenschlag abgetrennt. 

` Die Wunde verheilte absolut glatt; unten besteht ein kleiner Irisdefect, 
dahinter eine weissliche Masse. Spannung ist gut, Auge völlig reizlos, Schmerzen 
hat Pat. nach der Operation nie wieder verspürt. (Nach 3 Monaten reizluser 
Zustand beobachtet.) 

Eine wichtige Operation wurde bei einem 30 jährigen Arbeiter vorgenommen, 
dem an der Stanzmaschine ein Eisensplitter ins linke Auge flog. Sechs Wochen 
war er in einer andren Anstalt exspectativ behandelt worden, ehe er zu uns 
kam. Es bestand Cataract, das Gesichtsfeld war concentrisch eingeengt. — 
Unten feine Lederhaut-Narbe. Maximaler Ausschlag am Sideroskop. Beim 2. An- 
setzen an den Riesenmagneten empfindet Patient heftigsten Schmerz, der ganze 
Augapfel wird ein wenig aus der Orbita vorgezogen, die Sklera wölbt sich vor, 
und in ihr erscheint eine dunkle Spitze, die aber sofort wieder nach Lüften 
der Bindehaut verschwindet. Die Magnetspitze wird nun auf die Peripberie der 
Vorderkammer gerichtet, da der Splitter schon beweglich ist. Die Iris wird 
vorgewölbt, Pat. empfindet heftigen Schmerz, die Vorderkammer wird geöffnet 
und der Splitter mit dem kleinen Magneten entfernt. Sein Gewicht beträgt nicht 
weniger als 75 mgr. Die getrübte Linse wird durch Discission entfernt. Leidliche 
Sehkraft wird erzielt. (Er sieht wolıl mehr, als er zugiebt.) 

Die Erfolge der vorgenommenen Magnetoperationen waren recht gute. Von 
den 3 Fällen, bei denen es zur Enucleation kam, waren 2 mit übergrossen 
Splittern (802 und 295 mgr); der dritte wurde schon mit vereitertem Augapfel 
aufgenommen, nachdem auswärts Versuche, den Fremdkörper zu entfernen, er- 
folglos geblieben waren. Vgl. die anatomische Beschreibung von Fehr, Sitzung 
vom 22. Juni 1899. Das Eisenstückchen wurde unmittelbar nach der Aufnahme 
in die Klinik durch den kleinen Magneten leicht herausgezogen, jedoch konnten 
die Folgen der bereits bestehenden Vereiterung nicht mehr beseitigt werden. 

Die übrigen Verletzten erlangten befriedigende oder gute Sehkraft.! 

4. Herr Hirschberg: Ueber das Sideroskop. 

5. Herr Fehr: Ueber eine in Berlin beobachtete endemische Bad-Con- 
junctivitis. (Veröffentlicht in der Berl. klin. Wochenschr. 1900, Nr. 1.) 

6. Herr Fehr: Demonstration von Präparaten (Narben-Fibrom; Glioma 
retinae). 

Sitzung vom 30. November 1899. 

1. Herr E. Jacobsohn: Ein Stempel zur Einzeichnung der Axe von 

Cylindergläsern. 


l Nur ein Fall ist noch in Behandlung, S. gering. 


a I 2 


Die Umständlichkeit, mit der man gezwungen ist, die Axenstellung der 
Cylindergläser im Krankenjournal zu bezeichnen, sowie die viele Schreiberei, 
welche die Verordnung von Cylindergläsern für Kassen-Kranke verursacht, da 
die von den Krankenkassen gelieferten Brillenformulare keine vorgedruckten 
Schemata hierfür enthalten, haben mich veranlasst, mir einen Gummi-Stempel 
anfertigen zu lassen mit dem üblichen Schema zur Einzeichnung der Axen der 
Cylindergläser. Leider existiren die verschiedensten Arten der Bezeichnung der 
Gradtheilung, und trotz aller Vorschläge hat noch keine Einigung erzielt werden 
können. Ich habe es am zweckmässigsten gefunden, den oberen Halbkreis in 
Grade zu theilen, da es bequemer ist, eine Linie von oben nach unten, als 
umgekehrt zu ziehen; besonders von rechts unten nach links oben dürfte seine 
Schwierigkeit haben. Den Nullpunkt habe ich in der Verticalen angesetzt, und 
die Gradtheilung nach beiden Seiten im horizontalen Meridian bis 90 gehen 
lassen. Es ist von Knapp und Anderen der Vorschlag gemacht worden, die 
Bezeichnung der Grade von O0 bis 180 fortzuführen. Es schien mir dieses für 
meinen Zweck nicht recht praktisch, weil ich fürchtete, die Deutlichkeit möchte 
bei den vielen dreistelligen Zahlen auf dem kleinen Stempel leiden, wohl auch 
leichter dem Optiker ein Irrthum passiren können, als bei kleineren Zahlen, 
und vor Allem, weil diese Art der Zählung in Deutschland fast gar nicht sich 
eingeführt zu haben scheint. 

Zur Regelung der Frage der Axenbezeichnung würde ich vorschlagen, stets 
das obere Ende des Meridians als maassgebend für die Bezeichnung zu wählen, 
im verticalen Meridian mit O die Zählung zu beginnen, und nach beiden Seiten 
bis 90 zu nummeriren. Da die Axen meist symmetrisch zu liegen pflegen — 
nach Knapp’s Mittheilung auf dem letzten internationalen Ophthalmologen- 
Congress liegen bei mehr als 80°/, sämmtlicher Astigmatiker die Augenmeridiane 
symmetrisch — halte ich die Bezeichnung: n (nasal) und t (temporal) für besser, 
als + (für die Neigung nach rechts) und — (für die Neigung nach links), 
weil man in erstem Falle für beide Augen meist mit einer Axenbezeichnung 
auskommen wird. | 

Es ist der Gedanke, einen solchen Gummi-Stempel sich anfertigen zu lassen, 
natürlich sehr naheliegend und schon öfter ausgeführt worden, so 7. B. von 
Snell und von Schön, welche aber die Gradtheilung am unteren Halbkreis 
angebracht haben; ferner von Pfalz, dessen Gradtheilung beiderseits links mit 
0 beginnt, und über den oberen Kreisbogen bis 180 fortläuft; die Eintheilung 
würde hier also nicht symmetrisch, sondern homonym sein, so dass man meist 
für jedes Auge eine andere Gradzahl notiren müsste. Noch viel mehr Ophthal- 
mologen haben sich wahrscheinlich einen solchen Stempel anfertigen lassen, ohne 
dasselbe veröffentlicht zu haben. Ich habe aber geglaubt, dass eine Mittheilung 
nicht ohne Interesse ist, weil nach einmaliger Anfertigung des Cliché; die 
Stempel bedeutend billiger geliefert werden können, als wenn sich jeder Augen- 
arzt zum eigenen Gebrauch erst wieder ein Cliché schneiden lässt. 

Der Stempel hat beistehende Ausführung 





— 18 — 


uns ist von P. Halle, Berlin, Kochstrasse 54a zum Preise von 2,50 Mark zu 
beziehen, , 

Literatur: 1886. Swanzy: Ophth. Review. Schiötz: Arch. f. Augenh. 
Knapp: ebenda u. Arch. Ophth. New York. Snell: Ophth. Review. Schön: 
Nagel’s Jahrb. f. Ophth. — 1887. Knapp, Javal, Landolt, Meyer: Oph- 
thalmolog. Congress in Paris. Armaignac: Ann. d’oeulist. Boucheron: 
Bullet. de la Soc. frang. d’opht. Burnett: Americ. Journ. of Ophth. Chibret: 
Arch. d’opht. — 1888. Harlan: Arch. of Ophth. Knapp: VII. internat. 
Ophth.-Congress. Mendoza: Recueil d'opht. — 1889. Pfalz: Centralbl. f. 
Augenheilk. — 1897. Cicardi: Annali d’Ottalmolog. — 1899. Knapp: 
IX. internationaler Ophth.-Congress. 


2. Herr Fehr: 2 Fälle von Pseudogliomen mit Demonstration der klinischen 
Bilder, sowie der makro- und mikroskopischen Präparate. (Aus Prof. Hirsch- 
berg’s Augenheilanstalt.) Wird ausführlich veröffentlicht werden. 


3. Herr Neuschüler: Ueber 
eine neue Thränensack- Spritze. 


Meine Herren! Das Instru- 
ment, welches ich die Ehre habe, 
Ihnen heute vorzuführen, ist ein 
Irrigator zum ununterbrochenen 
Spülen der Thränenwege. Ich liess 
es nach meinen Angaben vom 
Fabrikanten Thamm, hierselbst, 
Karlstrasse, im Februar dieses 
Jahres anfertigen; und wenn ich 
geraume Zeit vergehen liess, be- 
vor ich es Ihnen vorführte, so 
geschah dies, weil ich selbst 
mich erst von den Vortheilen des 
Instrumentes überzeugen, vor Allem 
aber die Ansichten der Collegen, 
welche es erprobt haben, hören 
wollte Die günstige Beurtheilung 
italienischer Collegen ermuthigt 
mich, nicht am wenigsten aber der Artikel, welchen mein verehrter Lehrer, 
Herr Prof. Fortunati in Rom, über mein Instrument veröffentlichte, nachdem 
er es in der Königlichen Akademie für Medicin demonstrirt und selbst verschie- 
dene Monate in der von Herrn Prof. Businelli dirigirten Königlichen Klinik 
für Augenheilkunde in Gebrauch gehabt. 

Beschreibung des Instrumentes: Wie Fig. 3 zeigt, ist das Instrument 
sehr einfacher Construction. Seine Functionirung beruht auf demselben Princip, 
wie die der gewöhnlichen Luftdruck-Pulverisatoren. Es besteht aus einem Reci- 
pienten von Glas, welcher durch einen Metall-Schrauben-Pfropfen hermetisch ver- 
schlossen ist; durch diesen gehen zwei aus Metall gefertigte Röhren. Die längere 
derselben berührt fast den Boden des Recipienten, während die kürzere den Hals 
desselben nicht übersteigt. An dem Ende der längeren Röhre, welches durch 
den Schrauben-Pfropfen nach aussen geht und in Keulenform endet, ist ein 
Gummischlauch angebracht; während sich an der kürzeren ein Hahn befindet, 
sowie ein Doppel-Gummi-Ball, welcher dazu dient, Luft aufzusaugen, um sie 
alsdann in den oben beschriebenen Recipienten zu pressen. Der Gummischlauch, 





Fig. 3. 


23, JO, 


welcher in Verbindung mit der längeren Metall-Röhre steht, trägt an seinem 
äussersten Ende einen kurzen, hohlen Metall-Cylinder, auf den man fünf conische 
Canülen, aus Silber gefertigt, ‘(gerade oder gebogen und von verschiedenem Kaliber 
und Länge aufschrauben kann. Ein Haken gestattet dem Operateur, den Reci- 
pienten an seinem Rocke zu befestigen, so dass er dadurch stets freie Hand hat. 
Der ganze Apparat ist in ein Holzkästchen, wie Fig. 4 zeigt,. eingeschlossen. 

Gebrauch des Apparates: Nach dieser kurzen Schilderung ist leicht 
zu verstehen, wie das Instrument gehandhabt wird. Man füllt den Recipienten 





Fig. 4. 


zu */, mit der Flüssigkeit an, welche zu der Ausspülung benutzt werden soll, 
und schliesst ihn dann hermetisch mit dem Schrauben-Pfropfen; hierauf öffnet 
man den Hahn, welcher das obere äussere Ende der kurzen Metall-Röhre schliesst, 
und indem man, vermittelst des Doppel-Gummi-Balles, die Luft über die Flässig- 
keit des Recipienten presst, zwingt man diese, die längere Metall-Röhre hinauf- 
zusteigen, in den Gummischlauch einzudringen und in kleinen Wasserstrahlen 
der Endcanüle zu entfliessen. Die Kraft der Wasserstrahlen. wird durch den 
Luftdruck der Gummibälle im Recipienten regulirt. Durch Umdrehung des Hahnes 
kann aber der Wasserstrahl unmittelbar unterbrochen werden. | 

Das Instrument ist am leichtesten zu handhaben, indem man den die 
Flüssigkeit enthaltenden Recipienten an das. Knopfloch hängt, dann die Spitze 
der Canüle (je nach dem Fall gewählt), in den oberen oder unteren Thränen- 
weg eingeführt, dessen Eintritts-Oeffnung vorher mittels eines kleinen Stilets,. 
welches zu dem Apparat gehört, erweitert worden ist, und indem nun der 

9* 


a DR a 


Gummiball leise mit der rechten Hand gedrückt wird, presst man die Luft in 
den Recipienten. Die Flüssigkeit steigt unter dem Luftdrucke die Röhre hinauf 
in die kleine Canüle, dringt in den Thränensack ein, fliesst durch den Nasen- 
canal und dann aus dem entsprechenden Nasenloche in einen bereit zu haltenden 
kleinen Napf. 

Niemandem, denke ich, wird die praktische Wichtigkeit des Instrumentes 
entgehen. Nun weiss wohl fast ein jeder Augenarzt, dass das Geheimniss der 
Heilung der (meisten chronischen) Dacryocystitis, wenn man, wohlverstanden, die 
Naso-pharyngitis oder Conjunctivitis, welche sie erzeugen, bekämpft hat, darin 
besteht, den Zustand der erkrankten Schleimhaut zu modificiren, während der 
Catheterismus, sei er graduell, sei er erzwungen, sobald keine (cicatricielle) Stenose 
des Nasencanals existirt, den krankbaften Zustand der Thränenwege ver- 
schlimmert, anstatt ihn zu verbessern. Nur durch eine reichliche Ausspülung 
dieser Wege mittels astringirender, antiseptischer oder auch indifferenter Flüssig- 
keiten, wie z. B. die physiologische Kochsalzlösung, gelangt man dahin, den 
Zustand der chronisch entzündeten Schleimhaut zu modificiren und die Ausflüsse 
und Keime, welche sehr bedeutend sind, zu entfernen. Die Anel’sche Spritze, 
sowie die ganze Serie gewöhnlicher, mehr oder weniger complicirter Injectoren, 
sind unzureichend und manchmal selbst gefährlich. Unzureichend, weil man, 
da sie nur eine geringe Quantität Flüssigkeit aufnehmen können, gezwungen 
ist, sie mehrfalls zu füllen und auch wiederholt in die Thränenwege einzuführen, 
sobald eine reichliche Ausspülung geboten erscheint, was für den Kranken aber 
immer eine sebr unangenehme Sache ist. Gefährlich deshalb, weil es nicht 
leicht ist, mit der Hand die nothwendige Stärke des Druckes zu graduiren, um 
die Hindernisse zu besiegen, welche die Schwellung der Schleimhaut der Flüssig- 
keit entgegensetzt. Das ist die Ursache, weshalb nicht selten Fälle beobachtet 
werden, bei denen, in Folge zu starken Druckes, die Flüssigkeit durch einige 
Erosionen der Schleimhaut in das (pericystische und palpebrale) Bindegewebe ein- 
dringt und Erscheinungen von sehr heftiger Reaction veranlasst. Ich bin über- 
zeugt, dass alle diese Uebelstände mit meiner Spritze vermieden werden: Die 
Grösse des Recipienten gestattet eine fortgesetzte und reichliche Spülung, ohne 
dass es nöthig wird, das Einführen des Instrumentes zu wiederholen. Ausserdem 
dringt die Flüssigkeit unter dem gemässigten, anhaltenden Luftdruck in alle 
Windungen der Schleimhaut, sie reinigend, ohne sie zu verletzen: nimmt ohne 
Gewalt das Hinderniss der Klappen und durchfliesst so den ganzen Thränenweg, 
ohne dem Kranken die mindesten Leiden zu verursachen; im Gegentheil, dieser 
unterzieht sich sehr gern der sanften und heilsamen Behandlung. Diejenigen 
Aerzte, welche meine Spritze anwendeten, schreiben mir: „Seitdem ich Ihre 
Spritze gebrauche, habe ich von Benutzung der Sonden fast gänzlich abgesehen, 
und die Resultate, welche ich erziele, sind grossartig.“ 

Das Instrument bietet aber noch den ganz bedeutenden Vortheil, dass man 
die Ausspülungen des 'Thränenweges ermöglichen kann, ohne den kleinen Canal 
durchschneiden zu müssen; denn die sehr kleinen Canülen des Apparates lassen 
sich mit Leichtigkeit in die Gänge einführen, ohne dass die unheilvolle Inter- 
vention des Weber’schen Messers nöthig ist. Ich sage unheilvoll, denn es 
scheint mir an der Zeit zu sein, den Missbrauch, welcher mit dem Zerschneiden 
der Thränengänge getrieben wird, abzustellen; nicht nur für die Passage der 
Sonden wird das Messer angewandt, sondern auch bei der einfachsten und leicht 
zu verbessernden Eversion oder Inversion des Thränenpunktes (?), ohne daran zu 
denken, dass man auf diese Weise den delicatesten Theil des hydraulischen 
Apparates der Thränen unersetzlich zerstört. 


— 2 — 


Ich erlaube mir, mit den Worten des Prof. Fortunati zu schliessen: 
„Ich denke,“ sagt dieser, „dass Dr. Neuschüler ein wirklich praktisches und 
nützliches Instrument geschaffen hat, bestimmt, die ganze alte Therapie der 
Krankheiten der Thränenwege wesentlich zu ändern, und meiner Ansicht schliesst 
sich auch, glaube ich, Prof. Businelli, sowie sämmtliche Collegen der Klinik an, 
die den Apparat functioniren sahen.“ 


4. Herr Bähr: Schicht-Star. (Wird demnächst veröffentlicht werden.) 


5. Herr J. Hirschberg: Zur Bekämpfung des Trachom. men im 
klinischen Jahrbuch.) 


Sitzung vom 21. Dezember 1899. 


1. Herr Febr: Demonstration der mikroskopischen Präparate eines Falles 
von Secundärglaucom nach Iritis, die auf Netzbautablösung bei excessiver Myopie 
gefolgt war. Klinisch war eine Neubildung von Irisgefässen beobachtet, die 
zum Theil auf die Vorderfläche der getrübten Linse sich fortsetzten. Im 
mikroskopischen Präparat sieht man auf der atrophischen Iris eine bindegewebige 
Auflagerung, die über die Pupille sich fortschiebt und der Cataract auflagert. 
In dieser, nnd zwar in der hinteren Grenzschicht lagern die klinisch sichtbar 
gewesenen Gefässe. Sie sind mit Blutkörperchen gefüllt und haben dünne 
Wandungen. Stellenweise ist ein directer Uebergang in dio reichlichen Iris- 
gefässe ersichtlich. 


2. Herr F. Mendel: Ueber Star-Ausziehung bei Einäugigen. (Wird dem- 
nächst veröffentlicht werden.) 


3. Herr Hirschberg: Ein chinesisches Buch über Augenheilkunde. 

Einer meiner ehemaligen Zuhörer, Herr Dr. E. Ruel Jellison, Missionsarzt 
in Nanking, der dort eine ausgedehnte Praxis ausübt, als Augenarzt des ganzen 
Districts, und die in Berlin erlernten Verfahrungsweisen in dem Thal des Jantse- 
kiang, einem der ältesten Kultur-Centren, nicht bloss eifrig ausübt, sondern auch 
dem Kranken gegenüber dankbar hervorhebt, hat mir vor Kurzem ein chinesisches 
Buch über Augenheilkunde gesendet, das ich Ihnen hier vorlege, und zugleich 
J.s englische Uebersetzung desselben, die Juli 1899 im The China Medical 
Missionary Journal erschienen ist. 

Die ursprüngliche Ausgabe ist 1758 gedruckt, der Neudruck ist vom 
Jahre 1868, aus Nanking. Folgendes ist der Inhalt: Vorrede von Lien-tsuen. 
Wie der Himmel Sonne uud Mond besitzt, so hat der Mensch zwei Augen. 
Wie eine schwarze Wolke die Sonne verdunkelt, so macht jede Trübung des 
Auges das Licht mehr oder weniger unsichtbar. Jeder Mensch verabscheut den 
geringsten Augenfehlee. In der Welt sind Augenkrankheiten sehr verbreitet. 
Blindheit ist oft die Folge von Entzündung, die. man für Monate ohne Behand- 
lung gelassen. Dies ist die Folge nicht davon, dass die Alten ohne Kentitniss 
ron diesen Dingen gewesen, sondern davon, dass die Gelehrten unsrer Tage so 
wenig von der. Weisheit der Alten gelernt haben. Vor 10 Jahren erhielt ich 
ein Exemplar: von Yieh Tien’sz’s werthvoller : Abhandlung über: Augenheilkunde. 
Seine Methoden. sind regelrecht und: frei von. Mysticismus;: ein Blick auf seine 
Abbildungen lehrt, ‘ob die .Augenkrankheit abhängt ‚von Abkühlung .oder Er- 
hitzung in Leber,. Lungen, Herz oder Nieren. 

Das Werk ist zwar klein, aber vortrefflich desehfiäben und. ermöglicht mir, 
alle Augenkrankheiten meiner Freunde und: Nachbaren zu kuriren. Deshalb 
habe ich den Neudruck besorgt. Die Fig. 1 zeigt, dass die Tederkaut sym- 


— 29 __ 


pathisirt mit den Lungen, die Iris mit der Leber, die Pupille mit den Ge- 
schlechts-Theilen, die Augenwinkel mit dem Herzen, das obere Lid mit der Milz, 
das untere mit dem Magen. 

In allen Fällen, wo auf dem Weissen des Auges rothe Fäden auftreten, 
mit wenig Schmerz, passen kühlende, zertheilende Mittel. 


1 Recept. 


Salvia, Kümmel-Samer, Levisticum-Wurzel, Vıtex, rothe Dahlia- 
Wurzel, Celosia-Samen äa dr. 1. gr VI. Aster-Blumen dr ij, Rhe- 
mania- Wurzel dr iii, Plantago-Samen dr ii, Cikaden-Hant dr j, Lakritzen 
gr. viii. 

Ingwer dr ii, Wasser 2i. 

Bring es zum Sieden und giesse ab. Wenn die Pupille erweitert 
ist, lass Celosia bei Seite. 

Die Krankheit hängt ab vom Lungen-Fieber. 

In allen Fällen, wo die Gegend des inneren Augenwinkels entzündet ist, 
besteht Fieber im Herzen. Man gebraucht Rec. 1. und das folgende, Nr. 2. 

Scutellaria gr viii; Akebia dr. i, gr vi; Spinn-Wurz 2i. Wasser 
zum Sieden hinreichend; füg’ es zu Nr. 1 für eine Gabe. (Also 
offenbar zum Einnehmen!) 

In denjenigen Fällen, wo die Lederhaut (das Weisse) ganz und gar roth 
ist, geschwollen und schmerzhaft, mit mässiger Absonderung, Thränen und Licht- 
scheu, liegt die Ursache im Fieber im Herzen, Lungen, Milz, Leber und Nieren. 
Für diesen Zweck gebrauch’ das Fiebermittel (aus Rhemania, Paeonia, Scutellaria 
u.8.w.). In Fällen, wo leichte Röthung im äusseren Winkel zugegen ist, be- 
steht ein leichtes Fieber im Herzen. Gebrauch das tonische Fiebermittel Nr. 4 
(Astern, Paeonia, Celosia, Kümmel u. s. w.) Besteht ein rother Kreis rings um 
die Iris, so ist Fieber in der Leber. Das wird kurirt durch gallentreibende 
Abkochung. 

In allen Fällen von Jucken und Geschwür auf der Haut (der Lider) ist 
die Ursache Wind in der Leber, Lungen, Magen und Blut. Man nimmt inner- 
lich eine wind-zerstreuende Abkochung (Kümmel, Salvia, Polygonum u. s. w.). 


7. Polygonum-Salbe. 

Polygonum-Pulver 5i, Wasser 1 Quart, koch’ es zu einem Wein- 
glas voll und lass es kühlen, füg’ zu Kupfer-Sulfat gr v und Kupfer- 
Carbonat gr v, tropf’ es in das Auge mit einer Entenfeder. 

8. Kupfer-Wasser zum Waschen des Auges. 

9, Das Melancholie-zerstreuende Mittel 


gieb, wenn Schmerz im Auge besteht, ohne Röthung und Schwellung. Bei 
Ptosis ohne Schmerz oder Entzündung, aber mit Sehstörung, liegt die Ursache 
in Körperschwäche. Gieb das Tonicum. 

In Krankheiten der Leber und der Geschlechts- Theile besteht oft Blöd- 
sichtigkeit ohne Röthung, Schmerz, oder Ptosis. Dann gieb das Tonicum. Wenn 
nach schwerem Unwohlsein das. Sehen blöde ist und eine Lampe aussieht wie 
ein rother Ball, kann diese Vorschrift gegeben werden. Bei Leukom gebrauche 
das Leukom-lösende Mittel (Kümmel, Salvia u. s. w.) innerlich. 

Wenn das Leukom vollständig ist mit blosser Licht- Wahrnehmung, gebrauche 
ausserdem Zink-Augenwasser. Von dem verbesserten Leukom-lösenden Pulver 
kann man auch 2 Drachmen in ein Stück Ferkel-Leber thun, rösten und die 
Leber verzehren. 


8 _- 


Körperschwäche verursacht oft plötzliche Dunkelheit vor den Augen beim 
plötzlichen Aufstehen. Gieb das Constitutions-stärkende Mittel. 

Bei Pupillen-Erweiterung gieb den Nervengeist-Wiederhersteller. Bei 
Flügelfell gieb das Mittel gegen Someso dung (Rhemania, Akebia, Süssholz, 
Aralia [= Ginseng] u. s. w.). 

Staphylom ist verursacht durch blaues Wasser, das in die Pupille dringt 
und sie zerstört und ist unheilbar. Zink-Collyr wird bereitet, indem man 
4 Unzen Knabenharn kocht und eine Unze Zinkcarbonat zufügt. 

Der Herausgeber hat also Recht, dass auf dem Gebiet der Augenheilkunde 
die Weisheit der heutigen chinesischen Gelehrten gering sei. Das Buch ist 
werthlos; von Interesse ist nur, die Spuren indischer, griechischer, 
neu-europäischer Medizin unter der chinesischen Umhüllung zu 
entdecken. | 


Journal-Uebersicht. 


Archiv für Augenheilkunde. XXXIX. Band. Heft 3. 

19) Fötale eitrige Entzündung als Ursache des congenitalen Mikroph- 

thalmos und Anophthalmos, von Prof. Dr. Hoppe in Köln. 

Verf. hat unter 23 000 Personen, meist Schulkindern, 6 Mal Mikrophthalmos, 
3 Mal Anophthalmos gefunden, 7 davon zeigten Entzündungen oder Reste davon. 
Nach seiner Ansicht ist die Bedeutung, die man fötaler, eitriger Augen-Infection 
in der Aetiologie der Missbildungen beilegt, unbegründet. Der Nachweis der 
bakteriellen Erkrankung ist nie geführt, die beobachteten Bindehaut-Absonde- 
rungen bei oder gleich nach der Geburt entstehen durch äusserliche Schädigung 
der Bindehaut während des Fötallebens oder durch mechanische, bakterielle Ein- 
wirkungen auf das ungeschütztere, missgebildete Auge bei der Geburt. 


20) Weitere Beiträge zur Refractionslehre der alten Theorien grie- 
chischer gut(P) Gelehrter über das Sehen und die Farbenlehre, 
von Dr. Vincenz Fukala in Wien. 


21) Ueber Symblepharon-Operation am doppelt umgestülpten Ober- 
lide mit Annähung transplantirter Lappen an die Sehnenaus- 
strahlung des Musculus rectus oculi superior, behufs Bildung 
einer dauerhaften Uebergangsfalte, von Dr. Hugo Wolff, Berlin. 


22) Keratosis conjunctivae (Verhornung der Bindehaut), von Dr. 
M. Mohr, Primarius an der Abtheil. f. Augenkranke, und Dr. M. Schein, 
ord. Arzt d. Ambul. f. Hautkranke der Arbeiter-Unterstützungs-Kasse in 
Budapest. 

An einem sonst normalen Auge trat Verhornung der obersten Schichten 
der Conjunctiva ein, die isolirt eine 1 qcm grosse Stelle einnahm. Von der 
Xerosis conj., die auch eine Verhornung ist, unterscheiden Verff. den Process 
deshalb, weil in ihrem Falle keine locale oder A gomen MEKTANKUNE, wie sie 
zur Xerosis führt, nachzuweisen ist. 


23) Ueber. das Vorkommen von lIris-Rissen, von Prof. L. Weiss und 
Dr. W. Klingelhöffer in Mannheim. 
Verf. stellen die bisher beobachteten Fälle von Irisrissen zusammen und 


— 24 — 


fügen zwei neue hinzu. Die einwirkenden Kräfte müssen sehr heftige sein. 

7 Mal unter 39 Fällen waren die Iris-Verletzungen uncomplicirt. Die Pupille 

war, soweit Beobachtungen darüber vorliegen, meist erweitert, auch gelähmt. 

Die Erklärungsversuche deuten nicht alle vorkommenden Fälle. 

24) Zur Frage der elastischen Gewebe im menschlichen Auge. Eine 
Bemerkung zu den gleichnamigen Arbeiten von Stutzer (Arch. f. Ophth.) 
und von Hiribuchi (Arch. f. Augenh.), von Dr. Amilkare Bietti, zur 
Zeit in Rostock. 

Verf. nimmt die Priorität für seine Arbeiten in Anspruch. 





25) Beitrag zur offenen Wundbehandlung nach Augen-Operationen, 
von Dr. O. Walter, Odessa. (Aus dem Odessaer städtischen Augenbospital.) 


Verf. hat nach 52 Operationen (27 Star-Op.) das Praun’sche Schutzgitter 
angewandt und ist mit den Erfolgen zufrieden. Wund-Infectionen wurden nicht 
beobachtet, 3 Mal leichte, 1 schwere Iritis. Die V.-K. stellte sich rasch her. 
Der Heilungsverlauf sei leichter, als unter Verband, dagegen das anfängliche 
Sehvermögen geringer, um sich nach 3—4 Wochen auf die gleiche Höhe zu 
heben. Contraindicirt ist nach des Verf.’s Ansicht die offene Wundbehandlung, 
wo es sich um stärkere iritische Reizzustände handelt, oder stärkere Blutungen 
in die V.-K. bestehen; in solchen Fällen wirkt die Wärme des Verbandes 
günstig. Auch bei Glaskörpervorfall ist der Verband vorzuziehen. 


26) Die Verhandlungen der ophthalmologischen Section der „Academy 
of Medicine“ in New York. Abgekürzte Uebersetzung, von Dr. 
Abelsdorff. 

Im Wesentlichen Demonstrationen. 


Heft 4. 

27) Welchen Werth hat die Röntgen-Photographie für den Nachweis 
von Fremdkörpern im Augeninnern? von Prof. L. Weiss, Heidelberg 
unter Mitwirkung von Dr. Klingehöffer. 

Die Arbeit fasst das Wissenswerthe von dem bisher bekannten über Röntgen- 
photographie zum Nachweis von Fremdkörpern im Auge zusammen. Der Werth 
der Methode wurde an 12 eigenen Fällen geprüft. 7 Mal gelang der Nachweis 
auch sehr kleiner Fremdkörper; dabei ist zu beachten, dass in ein und dem- 
selben Falle bei mehreren Aufnahmen das eine Mal ein negativer, das andere 
Mal ein positiver Befund erhoben werden kann. In 4 Fällen konnte selbst bei 
‚wiederholten Aufnahmen ein Fremdkörper durch die Strahlen nicht nachgewiesen 
werden, in einem derselben war ein solcher sicher (ophtbalmoskopisch sichtbar) 
im Auge, in einem anderen war er sehr wahrscheinlich anzunehmen, in zweien 
zweifelhaft. In dem letzten Falle bewirkte das Skiagramm den Verdacht, dass 
sich ein Fremdkörper im Auge. befinde, doch .wurde .ein solcher im enukleirten 
Auge nicht. gefunden. Aus dem nachgewiesenen Bilde. des Fremküörpers: sind 
Schlüsse auf dessen Form und Grösse: meist nicht zu ziehen. Die Localisation 
ist durch wiederholte Aufnahmen in verschiedener Richtung möglich. . 

Verfi. haben bei ihren Fällen das Sideroskop nicht angewendet und doch 
sind einzelne derselben dazu angethan, die. Unentbehrlichkeit dieses einfachen 
diagnostischen Mittels darzuthun. Es sei hier nur kurz darauf hingewiesen, 
dass die Diagnose in den letzten 4 Fällen dadurch erheblich sicherer geworden 


— 25 — 


wäre, ferner, dass in Fall 3 der Patient die Operation nicht mit der Motivirung 

abgelehnt hätte, es sei nach seiner Meinung ein Steinsplitter, nicht ein Eisen- 

splitter im Auge, wenn ihm das Gegentheil bewiesen wurde; schliesslich sei die 

Bemerkung der Verff. zu Fall 1 citirt: „Es wäre interessant, diesen Fall mit 

dem Sideroskop zu untersuchen, um zu entscheiden, ob die bräunliche Ver- 

färbung der Regenbogenhaut und einzelner Linsentheile durch Eisen oder durch 

Messing hervorgerufen würde.“ 

28) Ueber die Veränderungen des Astigmatismus unter einigen physi- 
kalischen und physiologischen Einflüssen, von Dr. Botwinnik, 
Augenklin. d. Prof. Bellarminoff, St. Petersburg. 

Verf. hat sich mit der Beobachtung beschäftigt, dass Myopen und Astig- 
matiker durch mechanische Wirkung auf die Hornhaut mittelst Blinzelns, zur - 
Seite ziehen der Lider, Fingerdruck auf’s Auge, die Refraction oft bedeu- 
tend verändern und gute Sehschärfen erreichen. Durch ophthalmometrische 
Messungen hat er Art und Grösse solcher Veränderungen untersucht. Es 
wurden bedeutende Veränderungen der Hornhautwölbung gefunden und zwar 
bewirkt Blinzeln hauptsächlich Abflachung im vertikalen Meridian; nach aussen 
Ziehen der Lider, Abflachung im horizontalen, stärkere Krümmung im vertikalen - 
Meridian; entgegengesetzt: dem Lidverziehen wirkt das Aufdrücken auf’s Auge 
in der Richtung nach innen. 

Aus andren Untersuchungen schliesst Verf. das Vorhandensein einer un- 
gleichmässigen Accommodation und legt der ungleichmässigen Thätigkeit des 
Accommodationsmuskels grosse Bedsutung für. die Selbstcorrection des Astig- 
matismus bei. | 


29) Das aseptische Tätowiren der Hornhaut, von Dr. L. de Wecker 
in Paris. 
Ein erneuter Hinweis, dass man aseptisch durchaus gefahrlos und mit Ab- 
haltung jeder Trübung durch das Tätowiren selbst vorgent: 


30) Bemerkungen zu Fukala’s Refractionslehre im Alterthum, von 
Dr. Ed. Pergens, Brüssel. - 


31) Bemerkung zu der Arbeit des Herrn Dr. R. Cohn: Ueber den 
Herpes zoster ey von Dr. Ginsberg, Berlin. 


32) Beiträge zur Tortuositas vasorum, von Dr. Pick in Königsberg. 

Zwei Fälle von übermässiger Schlängelung der Netzhautgefässe, die im 
ersten Falle beide Gefäss-Arten betrifft und angeboren ist, wäbrend im zweiten 
Falle nur die Venen betroffen sind, und diese Stase als Folge aoenBzalıEen 
Emphysems mit SIAUKeT Dyspnos aufgefasst wird. 


32). Die Originalartikel der. englischen Ausgabe (A. of. 0. XXVII, 1). 

1. Ablenkung der vertikalen Netzhautmeridiane, von G. T Stevens, 
New York. 

2. Experimente über die keimtödtenden Fähigkeiten gewisser Augen- 
salben, von Rosa Welt Strauss, Brooklyn. 

3. Holocaïn in der operativen Augenheilkunde; seine Deberlegen- 
heit über Cocain, sein therapeutischer Werth, von H. Derby, 
Boston. Spiro. 


— u — 


Vermischtes. 


1) Wir beklagen den Tod eines der ältesten Schüler A. v. Graefe’s, des 
hochbegabten und verdienstvollen Augen-Arztes Albert Mooren. 

1828 wurde er zu Oedt bei Kempen am Nieder-Rhein geboren, erhielt 
- seine Schulbildung zu Kempen und ‘auf dem katholischen Gymnasium zu Köln. 
Heilkunde studirte er zuerst in Bonn unter Weber, Wutzer, Harless, 
Kilian, Bischoff; sodann in Berlin unter Johannes Müller, Jüngken, 
Traube, Bärensprung, A. v. Graefe. Hierselbst bestand er 1854 das 
Doctor- und 1855 das Staats-Examen. Entscheidend war für ihn, dass er 
schon als Student in Beziehung zu Albrecht von Graefe trat und in dessen 
Privat-Heilanstalt eifrigst mit Augenheilkunde sich beschäftigte. Zunächst übte 
er in seiner Vaterstadt Oedt die allgemeine ärztliche Praxis, gewann aber bald 
durch glückliche Augen-Operationen grossen Ruf im Rheinland und wurde 1862 
nach Düsseldorf zur Leitung der städtischen Augenklinik berufen. 21 Jahre 
hat er diese Anstalt geleitet und in derselben eine grossartige, besonders opera- 
tive Thätigkeit entfaltet. Die Kranken kamen von weit und breit, nicht bloss 
aus den Rhein-Landen, sondern auch aus Belgien, Holland, England und Frank- 
reich.” Die höchsten Kreise beehrten Mooren mit ihrem Vertrauen. Sogar 
die Oberleitung der Augenheilanstalt zu Lüttich wurde ihm 1868 übertragen, 
wonin er alle 4—6 Wochen reiste, um die wichtigeren Augen-Operationen aus- 
zuführen. 1878 gab er dieses Amt auf und legte 1883 auch die Leitung der 
Düsseldorfer Augenklinik nieder. Aber eine ausgedehnte Privat-Praxis in der 
Augenheilkunde hat er bis zu seinem Lebens-Ende beibehalten. Der Titel eines 
Professor und Geh. Med.-Rath wurde ihm von der Regierung verliehen. Die 
Stadt Düsseldorf zeichnete ihn aus durch das Ehrenbürgerrecht. Im Jahre 1887 
erkrankte er auf dem internationalen Congress zu Washington an der Dysen- 
terie recht schwer, aber unter der aufopfernden Behandlung von Prof. E. Mendel 
überstand er wohlbehalten die Heimreise und genas allmählich von den Folgen 
der tückischen Krankleit. Ein schwerer Schlag in seinem glücklichen Familien- 
Leben war der Verlust seines ältesten Sohnes, der zu Marburg ein Kind vom 
Tode durch Ertrinken rettete, aber dabei selber den Tod fand. 1896 besuchte 
Mooren noch den internationalen Congress zu Moskau, 1898 präsidirte er der 
Deutschen Aerzte Versammlung zu Düsseldorf. Doch konnte er in dem letzten 
Winter nicht mehr seine gewohnte Reise nach Berlin antreten und starb nach 
kurzer Krankheit am Abend des letzten Tages vom Jahre 1899. 

Albert Mooren war ein äusserst fruchtbarer Schriftsteller auf seinem 
Gebiet; er hat zur Ausgestaltung dessen, was wir die moderne Augenheilkunde 
nennen, wesentlich beigetragen. Aber, wer ihm nur aus seinen Schriften kennt, 

kann ihn nicht voll würdigen. Man muss ihn am Operations-Tisch gesehen 
_ haben. Er gehörte zu den begnadeten Künstlern, wie nur wenige geboren 
werden. Dabei war er ein edler Mensch, tief religiös, voll warmer Menschen- 
Liebe, der naturgemäss seinen Kranken das grösste Vertrauen einflösste. Natür- 
lich hatte er Neider, wegen seiner Erfolge. Aber seinen Freunden war er ein 
warmer Freund. Unsre collegiale Freundschaft hat in den 32 Jahren ihres 
Bestehens nicht die leiseste Trübung erfahren. Sein Andenken wird lebendig 
bleiben, nicht bloss in der Wissenschaft, sondern auch in den Herzen derer, 
denen er Gutes erwiesen. 

Zum Schluss füge ich die Liste seiner hauptsächlichsten Veröffent- 
lichungen bei. 


=; DT ze 


1. Ueber Retinitis pigmentosa, Düsseldorf 1852. 2. Die verminderten 
Gefahren einer Hornhaut-Vereiterung bei der Staar-Extraction, 
Berlin 1862. 3. Die Behandlung der Bindehaut-Erkrankungen, Düsseldorf 1865. 
4, Ophthalmiatrische Beobachtungen, Berlin 1867. 5. Ueber sympathische 
Gesichts-Störungen, Berlin 1869, (1870 frz. Uebersetzung). 6. Ophthal- 
mologische Mittheilungen, Berlin 1874. 7. Ueber Gefäss-Reflexe am Auge (zus. 
mit Rumpf), C. Bl. f.m. W. 1880, Nr. 19. 8. Zur Pathogenese der sympath. 
Gesichts-Störungen, Kl. Monatsbl. f. A. 1881, S. 313. 9. Gesichtsstörungen 
und Uterin-Leiden, A. f. A, X (E. H.), S. 519. 10. Beiträge zur klin. und 
operativen Glaucom - Behandlung, Düsseldorf 1881. 11. Fünf Lustren 
ophtbalmolog. Wirksamkeit, Wiesbaden 1882. 12. Hauteinflüsse und Gesichts- 
störungen, Wiesbaden 1885. 13. Einige Bemerkungen über Glaucom-Ent- 
wickelung, A. f. A. XIII, 4, 751. 14. Internat. med. Congress of Washington: 
Eye troubles in their relation to occipital disease. 15. Ebendaselbst, The simplest 
method of cataract extraction. 16. Sehstörung und Entschädigung. Klinische 
Monatsbl. f. A., 1890, S. 336 und 503. 17. Du massage dans les affections 
oculaires, Arclf. méd. belges, XXXVII, S. 239, 1890. 18. Die Sehstörungen 
und die Entschädigungs-Ansprüche der Arbeiter, Düsseldorf 1891. 
19. Die Indicationsgrenzen der Cataract-Discission, Deutsche med. Wochenschr. 
1893, S. 897. 20. Die operative Behandlung der natürlich und 
künstlich gereiften Star-Formen, Wiesbaden 1894. 21. Die operative 
Behandlung kurzsichtiger Störungen, Wiesbaden 1896. 

A. Mooren war von tiefer Allgemein-Bildung und beschäftigte sich mit 
dem Studium der Philosophie, der modernen Sprachen, insbesondere der spani- 
schen, und der Geschichte und hat die von seinem Oheim herausgegebene 
Chronik der Diöcese Köln neu bearbeitet. H. 


2) Bruxelles, 21./XII. 1899. 


Monsieur le Professeur. 


J’ai été tròs étonné de lire, dans le numéro de décembre de votre 
estimable journal, la description d'un soi disant nouveau blépharostat par le 
Dr. Hugo Pretori. Cə blépharostat que je vois d’ailleurs qualifié avec plaisir 
comme étant le plus petit, le plus leger et le plus simple de tous, est absolument 
identique à celui inventé et publié dès 1875 par le professeur Coppez, de 
Bruxelles. (Cf. Bulletins de l'Académie Royale de Médecine de Belgique, 
Annales d’oculistique, et passim). Cet instrument est encore actuellement le 
seul en usage à la clinique de Bruxelles. Tous les étrangers qui visitent notre 
clinique, ne peuvent s’empöcher de le remarquer., M. Hugo Pretori aurait- 
il été du nombre? 

Je vous serais reconnaissant, Monsieur le professeur, si vous vouliez 
insérer ces quelques lignes dans un des prochains numerós du Centralblatt et 
veuillez croire à l'expression de mes sentiments les plus respectueux. 

Dr. Henri Coppez. 


Zusatz des Herausgebers. 


Die Gesinnung, welche in dem gesperrten Satz zu Tage tritt, ist nicht 
zu loben;! sie wirkt sogar recht komisch dadurch, dass auch Hrn. Coppez 


! Dr. Pretori war nie in Brüssel. Er benutzt den L,idhalter seit 5 Jahren und 
hat ihn erst auf Drängen befreundeter Fachgenossen veröffentlicht. In den Kliniken 
von Prag und Wien war es nicht bekannt, dass ein ähnlicher Lidhalter bereits ver- 
öffentlicht worden sei. 


schon vor 23 Jahren die Priorität seines Sperrers streitig gemacht 
worden ist. In Nagel’s Jahresbericht für das Jahr 1876 heisst es, S. 240: 

„Coppez bedient sich eines Blepharostaten, dessen eine bewegliche Branche 
mit einfacher Reibung längs einer Stange gleitet, so dass durch Fingerdruck 
die beiden Branchen einander genähert und entfernt werden können....Lieb- 
reich erklärt das Instrument für identisch mit einem, das er ein Jahr früher?! 
beschrieben.“ 

Ob nicht auch Hrn. Liebreich noch ein Aelterer den Platz streitig macht, 
wie in des Aristophanes Weiber-Staat (Z. 1050), will ich hier nicht erörtern. 

Wenn wir die in den Annales d’Oculistique B. 75, S. 295 u. B. 76, S. 112 
abgebildeten Lidsperrer von Coppez und von Liebreich betrachten und sie 
mit dem im Centralbl. f. A., 1899, S. 363 abgebildeten vergleichen; so ist 
eine grosse Aehnlichkeit unbestreitbar, aber Identität ist nicht vorhanden. 

Hr. Warlomont fügt dem jedenfalls nicht ungerechtfertigten Privritäts- 
Anspruch von Liebreich die folgenden Worte bei (Ann. d’Oc. Bd. 76, 8. 112): 
„Nous avouons franchement — et cet aveu coûte à notre qualité de 
publiciste — que nous ignorions complétement l’existence du” blepharostat de 
M. Liebreich, comme M. Coppez l'ignorait certainement lui même.“ Diesen 
Ausspruch könnte ich auch unterschreiben, bis auf den gesperrten Satz. 
Mir kostet dieses Zugeständniss gar nichts. Es ist zu schwierig, jede Ver- 
änderung eines Instrumentes auf den eigentlichen Urheber zurückzuführen. Sind 
doch Lidheber schon bei den alten Griechen in Gebrauch gewesen. (Vgl. Augen- 
heilk. d. Aëtius, S. 150, Z. 12 u. S. 154, Z. 21.) 


3) Internationaler Ophthalmologen Congress Paris 1900. 


Als Berichterstatter in der Frage: „Vergleichender Werth der Enucleation 
und deren Ersatzoperationen“, bittet der Unterzeichnete sämmtliche Herren 
Collegen ihm auf folgende Fragen eine gefällige Antwort zu Theil werden zu 
lassen: 

A. Wie viele Fälle von Panophthalmie haben Sie behandelt? 

I. mit Enucleation ? 

II. mit Exenteration (Evisceration) ? 

1. mit einfacher Evisceration ? 
2. mit Einlage einer Hohlkugel? 

In welchen Fällen haben Sie Complicationen gesehen mit 

a) Cellulitis orbitae? 

b) Meningitis mit Ausgang in Heilung? 

c) Meningitis mit tödtlichem Verlauf? 

Welches war in den fatalen Fällen 

1. die Indication zur Operation? 
2. der anatomische und bakteriologische Befund? 

B. In wieviel Fällen von Enucleation und Exenteration haben Sie über- 
baupt Complicationen gesehen und speciell 

obige a) b) c)? 
d) sympathische Reizung? 
e) sympathische Entzündung? | 

Auf wieviel Fälle von Enucleation und Exenteration. im Ganzen kommen 
die mitgetheilten complicirten Fälle? | F 


1 St. Thomas Hosp. Reports for 1875. 


— 2 — 


C. In wieviel Fällen von Staphylom-Operationen haben Sie Complicationen 
erlebt? 

Welches waren die Complicationen? 

Welches war die Methode der Staphylom-Operation ? 

D. In ‚welchen Fällen von Neurotomie und Neurectomie haben Sie Compli- 
cationen erlebt? 

Welches waren die Complicationen? (sympathische Reizung und sympathische 
Entzündung?) | 

Wie viele Neurotomieen und Neurectomieen haben Sie überhaupt ausgeführt? 

Welches waren die Indicationen zu diesen Operationen ? 

Diejenigen Herren Collegen, welche im Interesse ophthalmologischen Er- 
kennens und Fortschreitens sich der Mühe unterziehen werden, obige Fragen zu 
beantworten, sind gebeten, diese Antworten so bald wie möglich direct an den 
Unterzeichneten gelangen zu lassen. 

Ihnen sei zum Voraus der wärmste Dank hiefür ausgesprochen. 

Prof. Dr. E. Pflüger, Bern. 


Bibliographie. 


1) Warum dürfen wir die parasitäre Theorie für die bösartigen 
Geschwülste nicht aufgeben? von Prof. Dr. Czerny, Heidelberg. (Bei- 
träge zur klin. Chirurgie. XXV, 1.) Verf. fasst kurz zusammen, was für die 
parasitäre Theorie spricht. Er führt aus, dass die Krebse in der Regel an der 
Oberfläche der Haut oder Schleimhaut ihren Ursprung nehmen, an Stellen, 
welche durch chronische Entzündung oder Narben local disponirt sind, an 
welchen leicht Schmutz oder Darm-Inhalt für längere Zeit haftet. In diesem 
Schmutz vermuthet er den unbekannten Krebs-Erreger, der nach längerer Vege- 
tation zu wirken beginnt. Zwischen entzündlicher Neubildung und echten 
Tumoren existirt keine feste Grenze; wie für erstere sind auch für letztere 
verschiedenartige Erreger anzunehmen. Auch gelungene Uebertragungsversuche 
sprechen für einen specifischen Erreger. Andrerseits sind spontane Rück- 
bildungen beobachtet und eine Reihe von Fällen von Heilung inoperabler 
Tumoren durch ein combinirtes Verfahren von Aetzung und Serumbehandlung 
(Coley) nachgewiesen, zu denen Verf. drei neue mittheilt. Verf. schliesst: Die 
parasitäre Theorie, auf so schwachen Füssen dieselbe auch noch stehen mag, 
hat mindestens so viel Berechtigung wie die andern Hypothesen und lässt uns 
am meisten Hoffnung, in prophylaktischer und therapeutischer Beziehung den 
Krebsen beizukommen. Spiro. 


2) Erfahrungen über die Behandlung der hochgradigen Myopie 
durch Linsen-Extraction, von Dr. Velbagen in Chemnitz. (Deutsche med. 
Wochenschr. 1899. Nr. 30.) Verf. führte an 15 Augen die Myopie-Operation 
mittelst Discission und nachfolgender Punction aus. Sie betrafen 14 Personen 
von 6—38 Jahren, bei einem 6jährigen Kinde beide Augen. Die Indications- 
stellungen sind die üblichen, Erfolge gut, Netzhautablösungen nicht beobachtet. 
Drei Patienten sind mit dem Sehvermögen für die Nähe nach der 
Operation nicht zufrieden. Ein Färberei-Arbeiter kann mit dem operirten 
Auge seine gefärbten Zwirne nicht mehr sortiren, da sie ihm zu dick erscheinen, 
ähnlich geräth einer Dame beim Malen u. s. w. alles zu gross, eine andere kann 
beim Maschine-Näben nicht so gut sehen, wie früher mit — 6D. Eine weitere 
Mahnung zu enger Indications-Stellung. Spiro. 


ii "A: a 


3) Eine hiesige Bade-Anstalt, der Infectionsort verschiedener 
Trachom-Erkrankungen, von Dr. P. Schultz, Berlin. (Berliner klinische 
Wochenschr. 1899. Nr. 39.) Unter den Patienten Dr. Settegast’s (mit 
0,75°/, Trachom) beobachtete Verf. rasch nach einander 18 neue Fälle von 
„frischem Tracbom“, die in einer Bade-Anstalt ihre Augen-Entzündung erworben 
hatten. Verf. nimmt durch Ausschliessung das Wasser ais Infectionszwischen- 
träger in Anspruch. Der Verlauf der Erkrankung ist nicht mitgetheilt. 
(Gleichzeitige Beohachtungen in der Hirschberg’schen Klinik legen es nahe, 
dass es sich nicht um Trachom, sondern um einen gutartigen, akuten, infec- 
tiösen Bindehautcatarrh gehandelt hat. Vgl. d. März-Heft d. J. Ref.) Spiro. 

4) Exstirpation eines grossen retrobulbären Tumors nach der 
Krönlein’schen Operations-Methode mit Erhaltung der Sehkraft 
und mit guter Stellung und guter Beweglichkeit des Auges, von 
Prof. Dr. Weiss, Heidelberg. Es handelt sich um ein cavernöses Angiom, 
wohl traumatischen Ursprungs, neben dem Sehnerven. Verf. berichtet über 
Ausführung und Literatur der Krönlein’schen Methode. Indicirt ist sie bei 
allen Operationen in der Tiefe der Orbita, bei welcheın man hoffen kann, das 
Auge zu erhalten. Die temporäre Resection der äusseren Orbitalwand wird 
einestheils zu diagnostischen Zwecken gemacht, andrerseits, um ein freies, über- 
sichtliches Operationsfeld zu den tief in der Orbita gelegenen Gebilden zu ge- 
winnen. Spiro. 

5) Die hygienische Beurtheilung der verschiedenen Arten 
kūnstlicher Beleuchtung mit besonderer Berücksichtigung der 
Lichtvertheilung, von Prof. Erismann, Zürich. (Deutscher Verein für 
öffentliche Gesundheitspflege. XXIV. Versammlung, Nürnberg, September 1899.) 
Als Mindestmaass der Beleuchtungsintensität verlangt Verf. 12—15 M.K. für 
gröbere, 25 M.K. für feine Arbeiten. Luftverderbniss durch Producte der voll- 
kommenen oder unvollkommenen Verbrennung der Leuchtstoffe wird am meisten 
durch Kerzen hervorgerufen, gar nicht durch elektrisches Glühlicht, sehr günstig 
ist auch Acetylenlicht. Die Heizwirkung der Lichtstrahlen und Wärmestrahlung 
anlangend, geben elektrisches und Gasglühlicht die besten Resultate. Wo feinere 
Arbeit ausgeübt wird, in Schulzimmern, Werkstätten, ist reine, indirecte Be- 
leuchtung mit reflectirtem Licht die beste, da die Lichtvertheilung gleichmässig, 
die Schattenbildung abgeschwächt ist. Die Wärmestrahlung fällt fast völlig 
weg, die Kosten sind nicht sehr gross. | Spiro. 

6) Drei Fälle von Colobom der oberen Augenlider, von H. Zum- 
steeg. (Inaug.-Dissertation, Tübingen 1899.) Bericht über drei Fälle, die in 
25 Jahren in der Tübinger Klinik beobachtet wurden, und Zusammenstellung 
der bisher veröffentlichten Fälle. Spiro. 

7) Klinisch statistischer Bericht über 773 Enucleationen des 
Augapfels, von W. Koester. (Inaug.-Diss., Tübingen 1899.) In der Tübinger 
Klinik kamen auf eine Gesammtzahl von 67754 behandelten Augenkranken 
773 Enucleationen. Sie wurden nothwendig bei: 1. Neubildungen, und zwar 
Gliom in 16 Fällen = 2,1°/,, Sarcom in 28 = 3,6°/,, Carcinom 9 = 1,16°/,, 
Tumor der Orbita 5 = 0,65°/,, Tuberculose 5 = 0,65 °/,; 2. Cysticercus 1 = 0,13; 
3. Hydrophtbalus 16 = 2°/,, Glaucoma absol. prim. 58 = 7,5°/,; 4. Blutungen 
im Augeninnern 3 = 0,38°/,; 5. Verletzungen, primär 195 = 32,6 °/,, secundär 
252 = 25,2 °/,; 6. Pantophthalmie 5 = 0,65 °/,; 7. Secundärglaucom 45 = 5,8 °/,; 
8. Iridocyclitis 49 = 6,3 °%/,; 9. Staphylom 50 = 6,5°/,; 10. Phthisis bulbi 
33 = 4,3 °/,; 11. Morbus Basedowii 2 = 0,3 °/,; 12. Lagophthalmus 1 = 0,13 °/,. 

Spiro. 


— 81 — 


8) Ueber die Beziehungen des primären Glaukoms zu Ge- 
schlecht, Lebensalter und Refraction, von W. Schüssele. (Inaug.-Diss., 
Tübingen 1899.) Unter einer Gesammtzahl von 67754 behandelten Augen- 
kranken waren in der Tübinger Klinik 494 Fälle von Primärglaucom = 0,73 /,, 
und zwar 213 Männer, 281 Frauen. Auf die Gesammtzahl der Männer und 
Frauen berechnet waren 0,55°/, Männer, 0,97°/, Frauen. Im Ganzen waren 
806 Augen befallen, und zwar 312 Personen doppelseitig, je 91 Personen 
rechts-, bezw. linksseitig allein. Unter 40 Jahren waren 12,34 °/,, darüber 
87,65 °/,, Durchschnittsalter 54!/, Jahre. Hyperopie bestand bei 41,1 °/, 
Emmetr. bei 43,4 °/ Myopie bei 15,5 °/,. Verf. zieht keine Folgerungen daraus, 
da nicht festgestellt ist, wie die Betheiligung der verschiedenen Refractions- 
zustände an dem Gesammtmateriale sich verhält. Berufe mit grösseren An- 
sprüchen mit Nahearbeit scheinen häufiger vertreten. Verf. findet ferner, dass 
Gl. simplex früher auftritt, als das Gl. inflammat., auch, dass die Erkrankung 
bei Myopie früher auftritt, als bei Emmetropie und Hyperopie. Spiro. 

9) Bericht über die Wirksamkeit der Augenabtheilung des 
galizischen Landeskrankenhauses in Lemberg für 1892—1898, er- 
stattet von Prof. Dr. Machek, Primararzt der Abtheilung. Auf der stationären 
Abtheilung wurden auf 88 Betten während der 7 Jahre 8915 Kranke verpflegt 
und behandelt. Die durchschnittliche Verpflegsdauer betrug 22,54 Tage. Im 
Ambulatorium waren 11892 Augenkranke. Die Zahl der Verpflegstage der 
stationären Abtheilung betrug 217606. An Trachom — Galizien ist ein 
Trachom-Land — wurden 5938 Kranke behandelt, d. i. 28,54 °/, aller Kranken. 
Auf der Abtheilung wurden jährlich etwa 500 grössere Operationen ausgeführt, 
im Ganzen 3494. An der Linse 1112 (darunter 1023 Star-Extractionen), 
1358 Iridectionen, 547 Lid-Operationen, 97 Enucleationen. Auf 768 Glaucom- 
fälle entfallen 282 auf das männliche, 486 (62,76 °/,) auf das weibliche Ge- 
schlecht. Operirt wurden 353 Glaucome (106 Männer und 247 Weiber). Das 
Glaucom kommt öfter bei Weibern vor. Aehnliches wurde für die Erkrankung 
der Thränenwege beobachtet. Auf 601 Fälle erkrankten 193 Männer (32,11 °/,) 
und 508 Weiber (67,89 °/,). Israeliten sind an den Operationen mit 22,05 °/, 
betheiligt, obgleich Galizien nur 11 °/, Israeliten zählt! Nach Gräfe wurden 
745 nicht complicirte Stare operirt, ohne Iridectomie 173. Machek. 

10) Bericht über 50 von Prof. Dr. Haab ausgeführte Myopie- 
Operationen, von Romana Klinkowstein. (Inaug.-Diss. aus der Univ.- 
Augenklinik in Zürich.) Die 50 Myopie-Operationen wurden an 40 Patienten 
ausgeführt, einseitig wurden 30, beiderseitig 20 operirt. Das Verfahren bestand 
in der Discission mittelst des Graefe’schen Messers und in Punction der 
Hornhaut bei eintretender Drucksteigerung. In der Mehrzahl der Fälle wurde 
1—2 Mal discindirt und 1—2 Mal punktirt. In 44 Fällen hatte Sehschärfe 
zugenommen, in 11 Fällen hiervon um das 1'/,—2'/,fache. Infection oder 
Netzhautablösung kamen nicht vor. (Nachträglich wurds einer der Fälle zur 
„finalen Discission“ von Assistenten operirt und endigte mit Phthisis bulbi.) 

C. Hamburger. 

11) Starheilung und Allgemeinleiden, von M. Salinger. (Inaug.- 
Dissertation aus Prof. Hirschberg’s Augenklinik.) Verf. theilt die Grundsätze 
mit, nach welchen in der Hirschberg’schen Augenklinik verfahren wird, 
wenn Starkranke mit irgend welchen körperlichen Leiden zur Aufnahme kommen. 
Eines der wichtigsten dieser Allgemeinleiden ist die Zuckerkrankheit. Ist durch 


1 Sie sind also wohl mehr auf Gesundheit ihres Seh-Organs bedacht, als die 
übrige Bevölkerung. H. 


zu 89 o 


Urin-Untersuchung — dieselbe wird natürlich principiell bei jeder Form der 
Linsentrübung vorgenommen — Diabetes festgestellt, so wird, falls der 
Procentsatz des Zuckers sich als zu hoch erweist, Patient erst einer Karls- 
bader Kur unterzogen. Ist hierdurch Besserung eingetreten, so wird operirt 
und zwar getrost mit runder Pupille; die mitgetheilten Krankengeschichten be- 
weisen, dass die Resultate gut sind. — Diabetisches Coma nach der Operation 
lässt sich ziemlich vermeiden, wenn man die Vorsicht beobachtet, in allen stärker 
ausgeprägten Fällen den Urin vor der Operation auf Aceton zu untersuchen 
und die bedenklichen Fälle zurückzustellen; zeigen sich trotzdem gefährliche 
Symptome, so wird der Kranke reichlich mit Kohle-Hydraten ernährt und be- 
kommt alkalische Wässer. — Eine andere Gefahr besteht bei gewohnheits- 
mässigen Schnapstrinkern; hier wird auf runde Pupille verzichtet, da ruhige 
Lage nicht mit Sicherheit zu erwarten ist. Alle Trinker erhalten gleich nach 
der Operation Morphium, abends Chloralhydrat und Schnaps; so wird 3 bis 
4 Tage lang verfahren, bis die Gefahr des Delirium tremens beseitigt ist. 
Tritt dasselbe trotzdem auf, so wird subcutan Morphium, innerlich Chloralhydrat 
gereicht. — Eine andere Form der Tobsucht („Heimweh“, Nostalgie), welche 
bei alten, dekrepiden Leuten vorkommt, beruht darauf, dass das Gehirn nicht 
mehr genug Spannkraft besitzt, um bei Abschluss aller äusseren Sinnesanreize 
(Isolirung, beiderseitiger Augenverband) normal zu functioniren; man bekämpft 
diesen Zustand, indem man dem Kranken ein Auge freilässt und ihm Gesell- 
schaft beigiebt. Verf. weist darauf hin, dass principiell jeder Starkranke von 
Kopf bis Fuss untersucht wird. Die Mehrzahl derjenigen, welche unter ört- 
licher Betäubung operirt werden (Cocain oder Holocain), erhalten nach der 


Operation innerlich Morphium. — Bei chronischen Affectionen der Luftwege 
wird im Allgemeinen auf runde Pupille verzichtet, wegen der Gefahr der Wund- 
sprengung. C. Hamburger. 


12) Ein Beitrag zur Frage der Heilserumtherapie bei der Con- 
junctivitis diphtherica, von Dr. H. Wagner. (Inaug.-Diss. aus der Univ.- 
Augenklinik in Giessen.) Verf. stellt aus dem Material der Universitäts-Augen- 
klinik zu Giessen 15 Fälle von diphtherischer Conjunctivitis zusammen, die mit 
Heilserum behandelt wurden. Die Mehrzahl der Fälle zeigte die Affection nur 
einseitig. Aus der tabellarischen Zusammenstellung geht hervor, dass alle die 
Fälle zur Heilung kamen, bei denen es gelungen war, Löffler’sche Diphtherie- 
bacillen aufzufinden, bei denen es sich also um echte Diphtherie handelte. In 
drei weiteren Fällen, in denen die mikroskopische Untersuchung überhaupt 
keinerlei charakteristische Bakterien ergeben hatte, wurde ebenfalls Heilung 
erzielt. Wenig oder fast gar keine Besserung wurde in einem Falle erreicht, 
der schon mit eingeschmolzener Hornhaut eingebracht worden war. 

| C. Hamburger. 

13) Zur Casuistik der Tuberculose der Bindehaut, von Heinrict 
Remmlinger. (Inaug.-Diss. aus der Univ.-Augenklinik zu Giessen.) Mitthei- 
lung von 13 Fällen von Bindehaut-Tuberculose. In 6 dieser Fälle bestand Lupus. 
In denjenigen Fällen, wo dies nicht der Fall war, die Tuberculose also als eine 
primäre aufgefasst werden müsste, trat nach Excision oder kaustischer Zer- 
störung der geschwürigen Schleimhautpartie anstandslos Heilung ein. In fast 
allen Fällen bestand Drüsenschwellung vor dem Ohr und am Halse. Die pri- 
märe Form betraf Individuen ohne hereditäre tuberculöse Belastung. 

C. Hamburger. 


Um Einsendung von Separatabdrüeken wird gebeten. 
Verlag von Veit & Comp, in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırria in Leipzig. 


Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr., 
CL. DU BoIs-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern, 
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Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Major F. P. MAYNARD, I. M.S., 
in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. VAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MOLL 
in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in 
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in 
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEER in Oldenburg, Prof.Dr.SCHENKL 
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


Februar. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 


.— 








Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Spontane Aufsaugung seniler Stare in ge- 
schlossener Kapsel. Von Prof. A. von Reuss in Wien. — T. Pustula maligna des 
oberen Augenlides und der Augenbraue.. Von Dr. E. Praun und Dr. Fr. Pröscher in 
Darmstadt. 
Klinische Beobachtungen. Zum Krankheitsbild: Iritis glaucomatosa. Von Gold- 

zieher. 

Gesellschaftsberichte. Société belge d’ophtalmologie in Brüssel. 

Referate, UVebersetzungen, Auszüge u.s.w. Ein seltener Öperationsfall, von 
J. Hirschberg. 

Journal-Uebersicht. Zehender’s klin. Monatsblätter für Augenheilhunde, Januar. 

Vermischtes. Nr. 1—5. . 

Bibliographie. Nr. 1—10. 








I. Spontane Aufsaugung seniler Stare in geschlossener 
Kapsel. 


Von Prof. A. v. Reuss in Wien. 


Unsere Kenntniss der Bedingungen, unter denen die spontane Resorp- 
tion einer cataractös getrübten Linse in geschlossener Kapsel erfolgt, ist 
eine noch recht mangelhafte. Und doch wäre sie sehr erwünscht, weil 
wir nur durch sie an die Frage herantreten könnten, ob denn diese Be- 
dingungen nicht auch künstlich herbeizuführen seien und ob wirklich jeder 
Versuch, Star-Trübungen auf anderem als operativen Wege anzugreifen, von 

3 


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vorhinein als ein aussichtsloser betrachtet werden müsse. Bis jetzt stehen 
wir leider noch auf dem Standpunkte des Sammelns. von Material und auf 
diesem dürften wir auch noch eine Zeit lang bleiben, denn ein Zeitraum 
von fast 30 Jahren hat nur 33 einschlägige Beobachtungen zu Tage ge- 
fördert. Dieser Umstand mag die folgende Mittheilung rechtfertigen. 

Ich habe vor Allem an einen von mir im Jahre 1885 veröffentlichten 
Fall zu erinnern, welcher vollständig der Aufmerksamkeit aller derer ent- 
gangen ist, die sich mit dem Gegenstande beschäftigten, und welche die 
Literatur zusammenstellten. Er wurde von mir in der „Wiener medicin. 
Presse“ 1885, Nr. 24 in einer Artikelserie „Ophthalmologische Mittheilungen 
aus der II. Universitäts-Augenklinik“ bekannt gemacht (S. 14 des Separat- 
abdruckes): er findet sich aber weder in NagEn’s Jahresbericht referirt, 
noch haben PAuL MrYErR, MıTvAaLskyY, SCHRAMM und HiLBERT von ihm 
Notiz genommen. Er ist, wenn man mit DEL Montk£’s Fall vom Jahre 
1871 beginnt, der fünfte bis dahin bekannte Fall, der dritte, der als Re- 
sorption in geschlossener Kapsel erkannt wurde. 

Ich drucke hier wörtlich das ab, was ich l. c. geschrieben, da ich nicht 
in der Lage bin, etwas Neues hinzuzufügen: 

„Der in den ‚Ophthalmologischen Studien‘! (8.8 u. 16) aufgeführte 
Ernst Lachner wurde am 11. November 1868 am rechten Auge nach 
GRAEFE extrahirt (Aßır). Er hatte nach Correction seines Astigmatismus 
S 20/3 Der Mann besuchte mich ab und zu, um Vorverhandlungen wegen 
der Operation seines linken Auges zu pflegen, an welchem er an einer 
hypermaturen Cataracta litt. Im Jahre 1874 behandelte ich ihn an einer 
Iritis dieses Auges, von der er in 3 Wochen geheilt war; seitdem war das 
Auge gesund geblieben. Nicht wenig erstaunt war ich, als ich ihn im 
April 1876 (er war damals 62 Jahre alt) wieder sah. Die Cataracta war 
nämlich spontan verschwunden bis auf einen kleinen, scharf begrenzten, 
linsenförmigen Kern von einem scheinbaren Durchmesser von 3 mm. Der- 
selbe lag unten im Pupillargebiete, nach oben war die Pupille rein und 
schwarz, der Augengrund war vollkommen deutlich zu sehen und der Pat. 
las mit diesem Auge durch convex !/, Jäger Nr. 4 und hatte mit convex 
Ha S/o Am rechten Auge waren Glaskörperflocken vorhanden, in der 
Gegend der Macula sass ein kleiner chorioiditischer Herd. ir hatte mit 
diesem Auge mit +!/, S ?°/,,, (im Jahre 1868 mit demselben Glase 
S 20/3). Wir haben es also mit einem der seltenen Fälle von spontaner 
Aufsaugung einer Cataracta bei unversehrter Kapsel zu thun. Näheres 
weiss ich über den Fall nicht anzugeben, da er zur genaueren Unter- 
suchung nicht wieder kam. Der Zufall wollte es, dass ich seine Adresse 
zwei Tage nach seiner Beerdigung erfuhr.“ 


! Reuss und Woınow, Ophthalmometrische Studien. Wien, Braumüller, 1866 
(I. Ueber den Astigmatismus nach Star-Extractionen). 


zen A 


Dieser alten Beobachtung kann ich jedoch eine neue anschliessen, die 
ich in der letzten Zeit zu machen Gelegenheit hatte. 

Der jetzt 75jährige Franz Wist, Zeitungsverschleisser, wurde im J ie 
1884 von v. STELLwAG wegen Cataracta des linken Auges operirt, sah 
Anfangs gut, doch hat sich das Sehen nach und nach verschlechtert. Im 
Jahre 1885, so erzählt er, hatte er einen Anfall von Entzündung am 
rechten, nicht operirten Auge, der auf der genannten Klinik als Glaukom 
bezeichnet und mit warmen Umschlägen behandelt wurde, worauf -Ruhe 
eintrat. Im Jahre 1895 soll ich ihn auf derselben Klinik, die ich damals 
leitete, gesehen und als Kapselcataracta in der Vorlesung vorgestellt haben. 
Aus derselben Zeit liegt mir ein Zeugniss des klinischen Assistenten vor, 
dass er an ausgedehnten Glaskörpertrübungen des operirten linken Auges 
leide; es enthält auch eine hier belanglose Notiz von meiner Hand; ich 
hatte ihn also wirklich gesehen. Im Jahre 1898 bekam er wieder Schmerz 
und Entzündung am rechten Auge; die auf der Klinik (die nicht mehr 
unter meiner Leitung stand,) angeordnete Behandlung (Morphiumlösung 
zum Einträufeln und Pulver zum Einnehmen) behagte ihm jedoch nicht; er 
machte eigenmächtig wieder warme Umschläge, worauf die Schmerzen 
schwanden, um seither nicht wiederzukehren. Auf Fragen wegen eines 
Trauma erzählt er, dass er im Jahre 1898, als er die erwähnte 
Entzündung hatte, wie er glaubt in Folge der Pulver, die ihm Schwindel 
und Ohrensausen machten, einmal ohnmächtig niederstürzte und mit dem 
Hinterkopfe auf eine Kiste auffiel; eine Aenderung im Sehen trat aber im 
Anschlusse hieran nicht ein. Erst vor 4 Monaten bemerkte er, dass das 
Sehen am rechten Auge, das auf das Unterscheiden von Tag und Nacht 
reducirt war, sich bessere; er begann Morgens, wenn er im Bette lag, die 
Fenster zu sehen, nach und nach nahm die Sehkraft zu, er fing an Gegen- 
stände zu unterscheiden; seit etwa 10 Wochen sehe er ganz gut, namentlich 
mit seinem Star-Glase; er suchte mich auf, ich war jedoch verreist, so dass 
ich ihn erst am 7. October wieder sah und seitdem wiederholt, zuletzt vor 
einigen Tagen, Ende November. Der Befund ist jetzt folgender: 

Linkes Auge: Grosses Colobom nach oben, ziemlich erhebliche Cata- 
racta secundaria, flottirende Glaskörper-Trübungen, die auch bei focaler 
Beleuchtung sichtbar sind, Fundus normal. Mit +12 D V fs, mit 
+15 D Jäger Nr. 10. 

Rechtes Auge: Kammer tief, Iris stark schlotternd, Pupille von 
normaler Weite, ganz schwarz, nicht eine Spur von Etwas, das man als 
Kapsel deuten könnte; nahe dem unteren Pupillarrande, besser aber wenn 
man den Kranken nach unten schauen lässt, ein durchsichtiges, unregel- 
mässig begrenztes Häutchen mit einigen weisslichen Flecken und deutlichen 
Cholestearinflittern. Bei extremem Abwärtsblicken bemerkt man undeutlich, 
etwa der Gegend des Linsenäquators entsprechend, einen kleinen, dunklen 
Körper, den man als Kernrest deuten könnte. Spärliche Glaskörperflocken. 

3* 


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Papille flach, total excavirt, grauröthlich, von einem hellen Halo umgeben. 
Tn. Mit +12 D V ĉj, auch die Buchstaben L P D von Sn VI bei 
künstlicher Beleuchtung; mit + 16 D Jäger Nr.3 prompt. Für Hand- 
bewegungen keine Einschränkung des Gesichtsfeldes. 

Der Fall Lachner bedarf keiner weiteren Bemerkung; es ist ein typi- 
scher Fall. Im Juni 1874 war nach meinen Notizen die Cataracta hyper- 
matur; im April 1876 constatirte ich, dass sie bis auf den gesenkten Kern 
verschwunden war. Ueber die Kapsel ist zwar nichts bemerkt, aber ich 
war nie im Zweifel, dass sie vorhanden war, und dass sich der Kern nach 
Resorption der wohl vorher verflüssigten Rinde gesenkt hatte. 

Hervorzuheben ist, dass Patient früher myopisch war, nach seinen 
Ferngläsern zu urtheilen, dass besondere Veränderungen im Augengrunde 
fehlten, sonst wären sie notirt worden, dass am operirten Auge ein 
chorioiditischer Herd und Glaskörperflecken constatirt wurden, endlich dass 
er 2 Jahre vor Constatirung der Resorption eine Iritis durchgemacht hatte. 

Weniger einfach liegen die Verhältnisse im Falle Wist. 

Dass die Linse bis auf kleine Reste resorbirt war, steht ausser Frage. 
Man könnte aber darüber streiten, ob diese Resorption bei geschlossener 
Kapsel stattfand oder nicht. Unter den hierher gehörigen Fällen wären 
nur 2 zu erwähnen, bei welchen derselbe Zweifel besteht. Im Falle BEoKEr’s 
war zuvor eine Iridectomie gemacht worden, ehe die Cataracta vorhanden 
war, eine Linsenverletzung liegt also in Bereiche der Möglichkeit. BECKER 
war aber überzeugt, dass eine solche nicht stattgefunden hatte, sonst hätte 
er die Krankengeschichte nicht als bemerkenswerth dem Heidelberger Con- 
gresse mitgetheilt. 

Der Fall SzıLr’s, bei welchem dieser eine spontane Kapselruptur in 
Folge starker Linsenquellung annahm, wird jetzt allgemein anders gedeutet. 
Bis dahin war aber nur BRETTAUER’s 1. Fall bekannt, der SzıLı wegen 
seiner versteckten Lage in BECKEr’s Arbeit wahrscheinlich unbekannt ge- 
blieben war, so dass dieser für eine exceptionelle Beobachtung eine eben- 
solche Erklärung suchte. Eine Kapselruptur in meinem Falle anzunehmen, 
würde also ausser Analogie mit allen andern Fällen sein, welche hier in 
Frage kommen. Allerdings könnte ein Kapselriss bei dem Falle auf das 
Hinterbaupt entstanden sein. Dieses stimmt aber nicht mit dem Verlaufe 
der Krankheit. Nach diesem Falle war nämlich keine Veränderung am 
Auge eingetreten, eine solche war überhaupt erst im Sommer 1899 zu be- 
merken. Auch müsste man im Pupillarbereiche Residuen der Kapsel 
finden, zumal da ja eine Kapselcataracta vorhanden war. Man müsste 
dann gleichzeitig eine Linsenluxation nach unten annehmen. Das geht 
aber mit oder ohne Kapselriss nicht an, denn dann müsste das Sehvermögen 
auf dem bis dahin blinden Auge sich sogleich eingestellt haben, was nicht 
der Fall war, denn das Sehen trat erst nach und nach im August 
1899 ein. 


91 — 


Es ist also das Nächstliegende, eine Resorption in der geschlossenen 
Kapsel anzunehmen und wegen der relativen Raschheit der Sehzunahme 
wahrscheinlich bei verflüssigter Rinde. Da aber im Pupillarbereiche keine 
Spur von Kapsel vorhanden ist, sondern alles was von der Linse restirt, 
nach unten hinter der Iris liegt, so muss man ausserdem ein spontanes 
Losgerissensein der Zonula von ihrer oberen Befestigung annehmen. 

Diese Annahme steht durchaus nicht vereinzelt da; bei Augen von 6 
hierher gehörigen Kranken musste sie gemacht werden. 

DEL Monte bemerkt zwar in seiner Krankengeschichte nichts von 
einer Luxation der Linse. Die Ueberschrift derselben lautet jedoch: Cate- 
ratta durata da sei anni, infiammazione dell’ occhio, lussazione consecutiva 
spontanea del cristallino, suo assorbimento quasi totale. In der vorderen 
Kammer war ein kleines weisses Knötchen in der Nähe des Pupillarrandes 
und in der Pupille befand sich eine feine, schleierartige Membran. Es 
müsste also der untere Rand sich losgelöst haben. Sonderbarer Weise hat 
BRETTAUER, der in NacEr’s Jahresbericht, ! und zwar in dem von BECKER 
redigirten Abschnitte über Linsenerkrankungen über den Fall als „spontane 
Aufsaugung einer Cataracta“ referirt, seiner im Heidelberger Congress 1885 
nicht Erwähnung gethan und auch BECKER seiner nicht gedacht. Letzterer 
sagt bei demselben Congresse: „Als ich im Jahre 1875 für das Handbuch 
von GRAEFE-SAEMISCH über die Linse schrieb, konnte ich in der Literatur 
keinen Fall von spontaner Aufsaugung einer senilen Cataracta ohne Ver- 
letzung der Kapsel finden. Der einzige zu meiner Kenntniss gekommene 
Fall war der mir vom Collegen BRETTAUER zur Veröffentlichung über- 
lassene.“ 

Auch bei diesem von den meisten als erster Fall betrachteten 
Kranken hatte sich zwischen April und August der unversehrte Kapselsack 
von seiner Anheftung an der Zonula im äusseren oberen Quadranten los- 
gelöst, dasselbe war in geringerem Maasse gerade nach unten im 3. Falle 
desselben Beobachters eingetreten. Nach unten und nach aussen war die 
Ablösung durch Schrumpfung des Kapselsackes bei Mırvausky’s Patienten 
erfolgt und es hatte sich der Sack mit dem Kernreste in die Vorderkammer 
luxirt; nur nach oben haftete die Kapsel fest. 

Bıtzos nimmt an, dass in beiden Augen seines Kranken die Linsen 
sich bis auf ein feines Häutchen resorbirt hatten, das sich schliesslich von 
seiner inneren oberen Anheftungsstelle losgelöst und nach unten verschoben 
hatte. Am rechten Auge war die Pupille ganz schwarz bis auf eine graue 
Mondsichel nach aussen unten, am linken war in der Pupille eine wenig 
durchscheinende Membran, deren Loslösung von der Befestigung nach innen 
oben man beobachten konnte. Mit dem rechten Auge dieses Kranken hat 
das Auge des Wist die meiste Aehnlichkeit. 


1 1871, S. 358. 


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Endlich war bei Scumipr-Rımpuer’s 2. Kranken eine Loslösung von 
der Zonula nach unten eingetreten. 

| Es fragt sich schliesslich, ob in unserem Falle nicht eine spontane, 
nicht traumatische Luxation der Aufsaugung vorausging. Allerdings sind 
Glaskörper-Trübungen an beiden Augen vorhanden, aber der (bis auf die 
Excavation) normale Augengrund und die fast normale Sehschärfe sprechen 
ebenso dagegen, wie das allmähliche Auftreten des Bessersehens und das 
Fehlen von erheblichen Linsenresten, die doch noch vorhanden sein müssten, 
wenn diese Senkung der Cataracta mit dem Eintreten der Besserung zu- 
sammenfallen würde. 

Es ist also nach meiner Meinung die Diagnose spontane Auf- 
saugung einer hypermaturen, senilen Gataracta in geschlossener 
Kapsel mit nachfolgender Ablösung der Zonula von ihrer Be- 
festigung nach oben und Retraction der Reste nach unten hin- 
reichend begründet. 

In Folgendem habe ich sämmtliche bisher bekannten Fälle nach der 
Reihenfolge ihrer Veröffentlichung zusammengestellt. 

1871. 1. DEL MoNTE, Osservazioni e note cliniche sulle malattie oculari, 
Napoli, V. Pasquale. 
1877. 2. BRETTAUER, bei Becker in Graefe-Saemisch Handbuch der ges. 
Augenheilk. V. Band. 
1884. 3. Szızı, Hirschberg’s Centralbl. f. prakt. Augenh. 
4. Lange, Gräfe’s Arch. f. Ophth. XXX. 3 und XXXII. 4. 
1885. 5. v. Reuss, Wiener med. Presse Nr. 24. 
6. u. 7T. BRETTAUER, Bericht über die 17. Vers. der ophth. Ges. 
Heidelberg 1885. 
8. BECKER, ibid. 
0. LEBER, ibid. Ausführlich bearbeitet von PauL MEYER, Gräfe’s 
Arch.. f. Ophth. XXXIII. 1. 1887. 
10. NorDĮmany, Arch. f. Augenh.. XIV. 
1886. 11. Sermon, Medycyna, cit. von Mitvalsky und Schramm. 
12. u. 13. v. Wecker, Traite complet d’opht. II. 
1887. 14. Kırr, Amer. Journ. of Ophth. IV. Ref. in Nagel’s Jahresb. 
1888. 15. Gan, Nord. oftalm. tidsskrift. In Nagel’s Jahresb. nur der 
Titel: Et tilfälde af resorptio cataractae senilis intracapsularis. 
1891. 16., 17. u. 18. CZERMAK, Klin. Monatsbl. f. Augenh., April. 
19. NATAnson, ibid., December. 
1892. 20. Hıcaczns, Brit. med. Journ. L — (Ophth. soc. of the united 
Kingd.) Ophth. Review. Ref. in Nagel’s Jahresber. 
21. Lang, ibidem. 
22. u. 23. Mıtvausky, Hirschberg’s Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
October. 
1894. 24. ScHhRAmMm, Wiener med. Wochenschr. Nr. 37. 


— 39 — 


25. SCHNEIDEMANN, Phila. Polyclin. III und Americ. Journ. of 
Ophth. In Nagel’s Jahresber. nur der Titel: A case of spon- 
tanous absorption of a cataractous lens. 
1895. 26. v. HırrEL jun., Ber. über die 24. Vers. der ophth. Gesellschaft. 
Heidelberg 1895. 
27. Vossıus, Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilk., 18. Heft, 
S. 70. 
1897. 28. Baqrıs, Annali di Ottalm. XXVI. Ref. in Nagel’s Jahresber. 
29. Brrzos, Annal. d’oculist. XVII. 
30. Daaıtaıseı, Klin. Monatsbl. f. Augenk. Juni. HILBERT citirt 
auch: Eshenedelnik Nr. 27. | | 
3l. u. 32. Schmipt-RımrLer, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 44. 
1899. 33. HınBerT, Die ophthalm. Klinik III, Nr. 6. 

Hieran schliesst sich mein Fall als der 34. 

Ausserdem sagt Mıtvaısky: GokuEv bemerkt in einem Referate in 
Wratsch (1892 Nr. 21), dass ähnliche Fälle auch Sauomon (Med. Times 
and Gazette I, 1858) und Pracay (Ranking’s Abstracts I, 1861) publicirt 
haben sollen; und Pau Mryer, der auch die ältere Literatur durch- 
musterte, reproducirt eine Krankengeschichte von WArnaTz (Ammon’s 
Zeitschr. f. Ophth. V), die einen einschlägigen Fall behandelt. 

In den folgenden Fällen handelt es sich um angebliches Verschwinden 
partieller Linsentrübungen; ich glaube diese aus der obigen Reihe aus- 
schliessen zu sollen: 

Beru, Discussion zu Nr. 6—9. 

Nıcarı, Acad. des sciences à Paris, Séance Mai 1888 und la 
France médic. Nr. 68. 

CHEVALLEREAU, la France médic. Nr. 28, 1897. 

Köne, (Société d’opht. de Paris, S6ance April 1897) Revue 
general d’opht. 1897. 2 Fälle. 

Ich kenne letztere nur aus den Referaten in Nagel’s Jahresbericht. 
Da mir die Beobachtungen von GAD, SPRIMON und SOHNEIDEMANN nur 
nach den Ueberschriften bekannt sind, vermag ich selbstverständlich nicht 
anzugeben, ob sie an der richtigen Stelle ihren Platz fanden. 

Wenn man sämmtliche Fälle durchmustert, ist es auffällig, dass in 
der Hälfte derselben Complicationen vorhanden waren. Schon Andere haben 
auf einige derselben aufmerksam gemacht, ich möchte den Umstand noch- 
mals ganz besonders betonen. 

In 7 Fällen wurde Glaucom constatirt, also fast in der Hälfte der 
complieirten (3., 9., 12., 13., 16., 17., 34.) 6 Mal war es ein acutes, 
entzündliches Glaucom, 4 Mal scheint dieses den direoten Anstoss zur 
Resorption gegeben zu haben, in 2 Fällen waren die Anfälle in früheren 
Jahren da; 1 Mal wurde eine glaucomatöse Excavation in dem amau- 
rotischen Auge gefunden, eine Entzündung ist in der Anamnese nicht 


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angeführt, auf Atropin trat aber stärkere Mattigkeit der Cornea und 
Spannungserhöhung ein. 

Welcher Art die mit starker Lidschwellung und heftigen Schmerzen 
einhergehende Entzündung bei DEL Monrr’s Kranken war, welche dieser 
nicht selbst gesehen, ist ganz unbekannt. 

Ebenso oft waren Erkrankung der lris und des übrigen Uvealtractus 
vorhanden. 

So war in meinem 1. Falle Iritis des mit Cataracta hypermatura be- 
hafteten Auges 2 Jahre vor Constatirung der Resorption vorhergegangen; 
CZERMAK’s 2. Fall hatte 9 Jahre, bevor er gesehen wurde, eine Augen- 
entzündung und besass zahlreiche Synechien; bei Vossıus schloss sich die 
Resorption direct an einen Anfall von Iridocyclitis an; bei BEcKEr’s 27jähr. 
Dame trat die Cataracta nach einer specifischen Iritis auf. Nebenbei mag 
auch die Iritis bei BekLın’s nicht mitgezählten Kranken erwähnt werden. 
HıLBert fand bei seinem Kranken eine alte Chorioiditis; einen kleinen 
chorioiditischen Herd hatte am zweiten Auge mein Fall LAcHner; gleich- 
falls am zweiten Auge constatirte DEL Monte leichten Pigmentschwund 
(depigmentazione) der Chorioidea und Glaskörperfloecken. BRETTAUER’s 
1. Fall hatte Glaskörpertrübungen, ebenso hat MırTvALskY an seinem 2. Fall 
ziemlich viele punktförmige und flockenförmige bewegliche Trübungen im 
Glaskörper constatirt; bei meinem 2. Fall sind Glaskörperflocken an beiden 
Augen zu finden. Endlich bei v. Hıpper’s Kranken trat nach der Ex- 
traction der für luxirt gehaltenen Linse Membranbildung im Glaskörper 
ein, die zu Verfall des Sehvermögens führte. 

Affectionen des Uvealtractus waren also in 8 Augen, deren Linsen sich 
spontan resorbirt hatten, vorhanden; ausserdem neben Glaucom-Excavation 
beim Fall 34 und an dem andern Auge bei den Fällen 1., 5. und 34. 

Zieht man bei der nicht wegzuleugnenden Verwandtschaft zwischen 
Glaucoma inflammatorium und entzündlichen Leiden der Uvea diese Formen 
zusammen, so ergiebt sich, dass 15 Augen von 34 hierher gehörenden 
Complicationen darboten, dass also fast die Hälfte an Erkrankungen der 
das Auge ernährenden Gebilde litt. 

Vielleicht geht man nicht fehl, wenn man das räthselhafte Leiden 
(Entzündung mit starker Lidschwellung und heftigen Schmerzen) bei 
DEL Monte’s Kranken, das dieser selbst nicht gesehen, hierher rechnet. 

Kennen wir nun auch den Zusammenhang zwischen diesen Erkran- 
kungen und der spontanen Star-Aufsaugung noch nicht, so ist es doch 
wahrscheinlich, dass ein solcher besteht. . 

Anschliessend muss der Fall von Baquıs erwähnt werden. Bei einem 
40jähr. Kranken wurde eine Cataracta vom Aussehen einer C. mollis, die 
bereits 20 Jahre bestand, gelegentlich einer Episcleritis entdeckt. 
44 Tage nachher war sie resorbirt. Hier scheint also die Scleritis die 
Resorption eingeleitet zu haben. 


an: dh = 


Wohl nur zufällig ist die Complication mit genuiner Sehnervenatrophie 
(SCHRAMM), Strabismus convergens (CZERMAK, V. WECKER) und Strabismus 
divergens (NATAnson). Auch dass 3 Mal (2., 5., 21.) nach den Corrections- 
gläsern zu schliessen, höhergradige Myopie präexistirte (ohne besondere 
Fundusveränderungen) mag nur der Vollständigkeit halber constatirt 
werden. 

Der Umstand, dass bei 8 Augen an dem einen Auge früher eine Star- 
Operation gemacht worden war, kommt nur in sofern in Betracht, als 
dadurch dem Stare des anderen Auges Zeit gelassen wurde, überreif und 
zur Resorption geeignet zu werden. 

Für vollständig reine Fälle ohne Complication konnte ich nur die von 
Lange, 2 von BRETTAUER, 2 von ScHMiDT-RımPLER, 1 von MITVALSKY, 
Brrzos und Dacızaıskı halten. Wahrscheinlich ist es, dass auch die Fälle 
von Kıpp, Hıssens und Lang, die ich nur aus Referaten kenne, hierher 
gehören. Die Beobachtungen von SPRIMON, GAD und SCHNEIDEMANN sind 
mir, wie schon erwähnt, nicht näher bekannt. 

3 Mal wurden die Residuen der resorbirten Linse extrahirt und ge- 
langten zur mikroskopischen Untersuchung. v. Hırreu fand fast vollstän- 
diges Fehlen des Kapselepithels, wodurch die Resorption erleichtert worden 
wäre und meint auch, Mırvaısky hätte den gleichen Befund erhalten. 
Ich weiss jedoch nicht, ob die Worte des letztgenannten Forschers so zu 
verstehen sind, als ob derselbe keine einzige Zelle gefunden hätte. Es 
heisst 1. c. p. 294: „an der Kapsel konnte ich keine wie immer veränderte 
Zelle nachweisen“, also, meine ich, nur normale Zellen, sowie von einem 
andern Falle p. 296 zu lesen ist: „die Linsenkapsel wies ausser den sog. 
Bläschenzellen keine wesentliche Veränderung des Kapselepithels auf.“ Die 
auf das Fehlen des Kapselepithels bezügliche Stelle bei Baquıs (nach dem 
Referate in Nagel’s Jahresberichte) bezieht sich offenbar auf diese 2 Fälle. 
In dem 3. von Vossıus untersuchten Falle war das Epithel vollständig 
erhalten. 


[Aus der Augenklinik von Dr. Praun.] 


lI. Pustula maligna des oberen Augenlides und der 


Augenbraue. 
Von Dr. E. Praun und Dr. Fr. Pröscher in Darmstadt. 


Im vergangenen Sommer hatten wir Gelegenheit, zwei Fälle von Anthrax 
zu beobachten, zu denen Herr Dr. Praun von Herrn Dr. Schmitt in Jugen- 
heim gütigst zugezogen wurde. 

Im ersten Fall handelte es sich um eine 26jährige Patientin, die 
Frau eines Händlers in Landesproducten, altem Eisen, Haaren und Ziegen- 


— 4 —_ 


fellen. Dieselbe ist früher immer gesund gewesen, mit Ausnahme mehrerer 
Anfälle von Chlorose, seit einem halben Jahre litt sie an Blepharitis. 
Am 1. Juli 1899 bemerkte sie eine rasch zunehmende Schwellung der 
Drüse am rechten Unterkiefer-Winkel, Tags darauf eine Pustel am äusseren 
oberen Augenlid mit beträchtlichem Oedem der Umgebung. Die Schwel- 
lung nahm rasch zu, die Färbung des Lides war livide. Die subjectiven 
Beschwerden waren gering, das Allgemeinbefinden kaum gestört, mit Aus- 
nahme von geringem Fieber. Die pustulöse Beschaffenheit machte nach 
wenigen Stunden einem andern Zustand Platz. Die ursprüngliche Erhaben- 
heit bedeckte sich mit einer derben, lederartigen, der Unterlage fest an- 
haftenden, gelb-bräunlichen Membran von Linsengrösse; ergriffen war nur 
das vordere Integument des oberen Augenlides. Am 3. Juli entwickelte 
sich noch ein ähnlicher, nur kleiner Herd ganz in der Nähe. Herr Dr. 
PrAun, der zur Untersuchung hinzugezogen war, stellte die Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose „Milzbrand“ und incidirte die beiden Pusteln. Der Inhalt 
derselben bestand grösstentheils aus einem gangranösen Pfropf und gar 
keinem Eiter. Ein Zupfpräparat des gangränösen Pfropfes ergab nur sehr 
wenig Staphylokokken. Ein kleines Stück des gangränösen Gewebes wurde 
mit steriler Kochsalzlösung verrieben, die Verreibung auf Gelatine und 
Agarröhrchen geimpft und damit Plattenculturen angelegt. Nachdem die 
Agarplatten 24 Stunden bei 35° C. gehalten waren, konnte man die typi- 
schen Milzbrandcolonien, neben Staphylococcus aureus beobachten. Von 
den typischen Colonien wurden Reineulturen angelegt. Die Untersuchung 
des gefärbten Trockenpräparates und der Thierversuch erhärteten die 
Diagnose. 

Der zweite Fall betraf eine 32jährige Wirthsfrau. Wir wurden am 
5. Krankheitstage zur Untersuchung zugezogen. Am linken äusseren Rand 
des Arcus superficialis fand sich eine circa zweimarkstückgrosse Pustel 
von prall-elastischer Consistenz und dunkelblaurother Farbe. Das oberfläch- 
liche Integument ist gangränös und die Umgebung ödematös infiltrirt. Die 
Pustel war schon vor 5 Tagen incidirt worden, wobei sich kein Eiter ent- 
leerte, sondern ein gangränöser Propf von schmutzigrother Farbe. Die 
Consistenz beim Einschneiden war lederartig. Zwei Centimeter vom äusseren 
Rand des Ohres befindet sich ebenfalls eine circa erbsengrosse Pustel, die 
bei der Incision blutigen Eiter entleerte. Allgemeinbefinden fast gar nicht 
gestört, ausser geringem Fieber und Kopfweh. Die bakteriologische Unter- 
suchung des Wundsecretes ergab nur Staphylococcus aureus, keine Milz- 
brandbacillen.. Wenn wir auch im zweiten Falle keine Milzbrandbacillen 
durch die Cultur nachweisen konnten, so lässt: doch die charakteristische 
locale Mumification mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass es sich 
um eine Pustula maligna gehandelt hat. Dass wir keine Milzbrandbacillen 
fanden, erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass die Incision schon vor 
5 Tagen vorgenommen war. Was die Aetiologie beider Fälle betrifft, so 


— 44 — 


konnten wir nichts Genaueres darüber feststellen. Im ersten Falle ist es 
sehr wahrscheinlich, dass die Infection von mit Milzbrandsporen behafteten 
Fellen zu Stande gekommen ist. Die bestehende Blepharitis hat möglicher 
Weise die Infection begünstigt. Jedenfalls war eine kleine Wunde vor- 
handen, durch die der Infectionsstoff eingedrungen ist. — Die Entstehung 
des Milzbrandes beim Menschen kann auf verschiedene Weise zu Stande 
kommen. Durch Umgang mit milzbrandkranken Thieren oder durch Ver- 
arbeitung von Fellen oder Knochen von Thieren, die an Milzbrand zu 
Grunde gegangen sind, oder durch Genuss von milzbrandhaltigem Fleisch, 
durch Stich von Insekten, (solche Fälle sind von BoLLıngeR und Hev- 
SINGER beschrieben worden,) ferner durch Uebertragung von Milzbrand- 
keimen durch die atmosphärische Luft auf den Menschen. Was die 
Localisation des Milzbrand-Karbunkels betrifft, so sind die unbedeckten Stellen 
des Körpers der Infection am meisten ausgesetzt, namentlich die unbe- 
haarten Stellen des Körpers. 

Nach einer Zusammenstellung von W. Koch fallen auf die unbedeckten 
Körperstellen 67, auf die bedeckten 44, auf Kopf und Gesicht 41 Fälle 
von Anthrax. Von 1077 Fällen entfielen auf das Gesicht überhaupt 282 
— 10 Mal waren die Augenlider betroffen — auf obere Extremität, 
Schulter, Achsel, die überwiegende Zahl der Fälle auf Hand und Finger, 
die wenigsten auf Oberarm und Schulter, 370 Fälle. " Aus dieser Zusammen- 
stellung lässt sich der Schluss ziehen, dass der Hautmilzbrand an unbe- 
deckten Stellen der Körperoberfläche ungleich häufiger ist, als an den 
bedeckten, und dass derselbe von Kopf und Gesicht einerseits und von der 
Hand andererseits am häufigsten seinen Ausgang nimmt. Was unsren 
ersten Fall betrifft, so ist derselbe möglicher Weise durch Kratz-Effect oder 
durch Einreiben des Infectionsstoffes mit der Hand zu Stande gekommen. 
Namentlich im Sommer, in Folge der starken Transpiration ist die Gegend 
des Augenlides und Arcus superciliaris gewissermaassen dazu prädisponirt. 
Ob im zweiten Fall die Infection auf die gleiche Weise entstanden ist, oder 
durch Fliegenstich, muss unentschieden bleiben. Fragen wir uns nun noch, 
wie die Gewebe an der Eingangspforte beschaffen sein müssen, damit der 
Milzbrand-Bacillus eindringen kann. Wir wissen, dass durch die unverletzte 
Haut die Infection nur sehr selten zu Stande kommt, meist sind es kleine 
Geschwüre, Wunden, Hautausschläge, durch welche derselbe eindringt. Ob 
die Conjunctiva im unversehrten Zustand das Eindringen des Bacillus ge- 
stattet, muss noch unentschieden bleiben. Die Empfänglichkeit des Men- 
schen für Milzbrand ist eine allgemeine. Warum im Einzelfalle die 
Infection örtlich bleibt und keine Allgemein-Infection zu Stande kommt, 
darüber können wir nur Vermuthungen aussprechen. In erster Linie 
kommt es auf eine gewisse individuelle Disposition an, welche bei dem 
einen Individuum nur eine locale Entzündung, bei dem andern zur Allge- 
mein-Infection führt. Wenn durch eine starke Leukocytuse ein Wall gegen 


sas AR er 


das umgebende Gewebe entsteht, dann werden die Lymph- und kleinen 
Blutgefässe verlegt und schützen so vor der Allgemeininfection. Auch die 
Zusammensetzung des Blutserums mag eine gewisse Rolle dabei spielen. 
Ist aber die Leukocytose aus irgend einem Grunde zu gering, so dass die 
Lymph- und Blutgefässe mit den Hauptzuflussstämmen in Verbindung 
bleiben, so werden die Bakterien durch den Flüssigkeitsstrom weiter trans- 
portirt und führen zur Allgemein-Infection. Die Milzbrand-Bacillen lassen 
sich erst dann im Blute nachweisen, wenn die Allgemein-Infection eintritt. 
So lange die Pustula maligna local bleibt, kreisen keine Bacillen im 
Blutstrom. Beide Fälle sind in Genesung übergegangen. 


Literatur. 


Kurt MÜLLER, Der äussere Milzbrand des Menschen, Deutsche med. Wochen- 
schrift 1894, 515, 535, 688, 706, 916, 955, 977. 

Prof. KoryAnı 1., Zoonosen. Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie, 
herausgegeben von NOTHNAGEL. 

Wıra. Koca, Milzbrand und Rauschbrand. Deutsche Chirurgie 1886, Lief. 9. 


Klinische Beobachtungen. 


Zum Krankheitsbild: Iritis glaucomatosa (Goldzieher). 


Nachdem ich den Vortrag gelesen, den Goldzieher über diesen Vorwurf 
bei Gelegenheit des internationalen Congresses in Utrecht gehalten hat (Central- 
blatt für practische Augenheilkunde — September 1899), wollte mir ein Fall 
von Jritis, den ich Jahre lang in seinen zahlreichen Anfällen genau verfolgt 
habe und der einen ganz besonders eigenthümlichen Verlauf genommen hat, nun 
schon ganz und gar nicht aus dem Sinn kommen. Ich will zunächst diesen 
meinen Fall etwas näher besprechen: 

Herr M., damals 51 Jahr alt, hatte im Jahre 1882 zum ersten Mal einen 
heftigen Anfall von Iritis und zwar auf einem Auge. Dieser Anfall soll, nach 
Angabe des Patienten, von vornherein mit starken entzündlichen Erscheinungen 
und starken Schmerzen aufgetreten sein. Der Anfall habe mehrere Wochen 
hindurch angehalten, sei lediglich medicamentös behandelt worden und habe 
schliesslich keine merkliche Schädigung des Sehvermögens des betreffenden Auges 
zur Folge gehabt. Vom Jahre 1882—1887 (in welch’ letzterem Jahre ich die 
Behandlung des Patienten übernommen habe) sei alljährlich mindestens ein Anfall 
fast immer heftiger Iritis und zwar bald auf dem einen, bald auf dem anderen 
Auge aufgetreten, ohne dass je beide Augen gleichzeitig befallen worden wären. 
Die Anfälle, die wohl das eine Mal mit Heisswasser- und dann wieder ein 
anderes Mal mit Kaltwasser-Umschlägen behandelt wurden, seien aber im Uebrigen 
stets durch Atropin-Einträufelungen bekämpft worden. Jeder einzelne Anfall 
habe regelmässig einige Wochen angedauert, hin und wieder seien auch Rück- 
fälle aufgetreten, die sich unmittelbar an einen abklingenden Anfall ange- 
schlossen hätten. 


— 45 — 


Im Jahre 1887 erkrankte Herr M., der hochgradig myopisch ist und der 
schon zu wiederholten Malen an Muskel- Rheumatismus und auch an typischen 
Gicht-Anfällen zu leiden gehabt hatte, an einer heftigen Iritis des linken Auges. 
Die entzündlichen Erscheinungen waren von vornherein sehr bedeutend; die 
Cornea leicht getrübt; heftige spontane und Druck-Schmerzen. Ich verordnete 
Atropin und andauernde Heisswasser-Umschläge. Zunächst nur mässige Atropin- 
Wirkung. Im weiteren Verlauf der Erkrankung beobachtete ich 2—3 Tage 
hindurch starke Trübung des Kammerwassers und in demselben einzelne, mehr 
oder minder grosse strohgelbe Exsudat-Flocken. Da nunmehr auf der Höhe der 
Erkrankung der intraoculare Druck entschieden erhöht war, so ging ich zwar 
schon damals mit dem Gedanken um, dass möglicher Weise bald ein operativer 
Eingriff angezeigt sein würde, doch dachte ich damals, in Anbetracht der so 
deutlich ausgesprochenen iritischen Erscheinungen und insbesondere in Anbe- 
tracht der schon bestehenden, nicht zu lösenden, und der sich unter meinen 
Augen neu bildenden hinteren Synechien, noch nicht im Entferntesten daran, 
das Mydriaticum entbehren zu können. Ueberdies gab Patient immer wieder 
auf das Bestimmteste an, dass alle Anfälle, welche er bisher durchgemacht hatte, 
wohl das eine Mal heftiger und ein anderes Mal weniger heftig aufgetreten 
wären, dass sie aber stets annähernd denselben Charakter wie der gegenwärtige 
Anfall gehabt hätten und dass sie schliesslich immer wieder einen ziemlich 
günstigen Ausgang genommen. Da Patient im Verlauf der vielen Anfälle von 
Iritis, welche er bereits hat durchmachen müssen, mehrere Male eine Schmierkur 
durchgemacht, Pilocarpin -Einspritzungen erhalten, Jodkalium und Jodnatrium 
anhaltend genommen und auch verschiedene Badereisen unternommen hatte, und 
da alle diese Behandlungsweisen dem Patienten keinerlei besondere Besserung 
eingebracht, so verzichtete ich zunächst auf eine Allgemeinbehandlung. Nach 
längerer Dauer verlief auch dieser Anfall wider Erwarten günstig. 

Schon im Mai des folgenden Jahres wurde das rechte Auge des Patienten 
von einer heftigen Iritis befallen, gegen welche wiederum mit Atropin-Binträufe- 
lungen und Heisswasser- Umschlägen vorgegangen wurde. Dieses Mal war der 
intraoculare Druck von vornherein nicht unbeträchtlich erhöht. Das Kammer- 
wasser war zunächst trüb und enthielt bald darauf wiederum eine grössere 
Anzahl strohgelber Exsudat-Flocken. Es bildeten sich auch hier wieder einige 
neue hintere Synechien aus. Trotz (vielleicht auch wegen) der angeschlagenen 
Behandlung wurde das Krankheitsbild ein immer mehr bedrohliches. Das | 
Kammerwasser wurde immer mehr getrübt, die Exsudat-Flocken nahmen zu, 
das Sehvermögen verfiel zusehends; Einschränkung des Gesichtsfeldes konnte 
festgestellt werden. Ich musste mich davon überzeugen, dass meine Behand- 
lungweise dieses Mal ganz besonders unwirksam war, und in Anbetracht der 
wirklich bedrohlichen Symptome nahm ich die Punction der Vorderkammer vor. 
Die Atropin-Einträufelungen und die Heisswasser-Umschläge wurden fortgesetzt 
und nach beiläufig zwei Wochen trat wieder Ruhe ein. Nur einige wenige 
Wochen darauf erkrankte wieder das linke Auge. Auch dieses Mal waren 
wieder alle, soeben erst näher beschriebenen Symptome zu beobachten, doch 
trat dieser Anfall von vornherein mit noch ganz besonderer Heftigkeit auf. 
Wiederum bildeten sich neue hintere Synechien aus; der intraoculare Druck 
war von vornherein bedeutend erhöht; das Sehvermögen nahm immer mehr ab 
und Gesichtsfeld- Beschränkung konnte auch dieses Mal nachgewiesen werden. 
Die Lage erschien mir nunmehr so ernst, das ich die Irideetomie in Vorschlag 
brachte. Mein Vorschlag wurde jedoch zunächst nicht angenommen, so dass 
ich erst nach völligem Abklingen des Anfalles und zwar am 16. Juli die Ope- 


— 46 — 


ration habe ausführen können. Nun hatte Patient ein ganzes Jahr hindurch 
Ruhe. Darauf ein neuer Anfall auf dem rechten Auge, der aber viel gutartiger 
war als die Anfälle des Patienten, die ich bis dabin beobachtet hatte. Meine 
Behandlungsweise bestand wiederum in Anwendung von Atropin und von Heiss- 
wasser-Umschlägen — eine Behandlung, die mir zwar zu verschiedenen Malen 
als zum Mindesten recht obnmächtig erschienen war, bei der aber doch schliess- 
lich jeder Anfall vergangen war, ohne eine besondere Schädigung des Sehver- 
mögens verursacht zu haben. 

Vom Jahre 1889 bis zum Jahre 1897 traten immer wieder Iritis-Anfälle 
auf. Bald litt das rechte Auge und dann auch wieder das linke. (Wenn ich 
nicht irre, so sind im Verlauf dieses Zeitraumes 6 Anfälle auf dem rechten 
und vier Anfälle auf dem linken Auge zur Beobachtung gekommen.) Es muss 
nun betont werden, dass alle diese Anfälle im Vergleich mit den Anfällen, 
welche vor den beiden operativen Eingriffen in Erscheinung getreten waren, 
einen ganz entschieden milderen Verlauf genommen haben. Indem ich diese 
Thatsache betone, will ich mich aber doch gleich dagegen verwahren, dass ich 
geneigt wäre, das mildere Auftreten dieser letzten Anfälle so ohne Weiteres in 
einen ursächlichen Zusammenhang mit den beiden vorgenommenen Operationen 
zu bringen. Ich habe hiervon abgesehen, schon auf Grund der Erwägung, dass 
ja im Verlauf der letzten Jahre die Anfälle auch auf dem rechten Auge aus- 
gesprochen mild aufgetreten sind, d. h. also auf einem Auge, auf welchem nur 
eine einmalige Punction vorgenommen worden war. Jedenfalls kam es in diesen 
letztern Anfällen nicht mehr zu nennenswerthen Trübungen des Kammerwassers, 
die ominösen Flocken in der Vorderkammer kamen nicht wieder vor, die zwischen- 
durch noch zu beobachtende Steigerung des intraocularen Druckes hielt sich 
stets in verhältnissmässig niedrigen Grenzen, der Verlauf eines jeden einzelnen 
Anfalles war entschieden kürzer. Des Weiteren kann aber auch durchaus nicht 
behauptet werden, dass dieser mildere Verlauf durch eine Besserung des Allge- 
mein-Befindens hätte erklärt werden können, denn gerade in den Jahren 1890 
bis 1894 war der Gesundheits-Zustand des Patienten ein noch ganz besonders 
unbefriedigender. Es traten damals zu wiederholten Malen aussergewöhnlich 
starke Gichtanfälle auf, zwei Jahre hindurch zeigte sich Zucker im Harn, einige 
Wochen hindurch wurde sogar eine beängstigende Arythmie des Herzens be- 
obachtet. In jedem Sommer besuchte Patient Karlsbad. — Nach dem Jahre 
1894 war eine entschiedene Besserung ‚des Allgemein-Befindens festzustellen. 
Die Gichtanfälle wurden seltener und traten entschieden milder auf, Zucker 
konnte nicht mehr nachgewiesen werden, Herzstörungen kamen nicht mehr zur 
Beobachtung, die Iritis-Anfälle wurden immer milder und immer seltener. 
Schliesslich beobachtete ich im Jahre 1897 einen neuen Iritis-Anfall auf dem 
rechten Auge, der einen so eigenthümlichen und für mich so lehrreichen Verlauf 
genommen hat, dass ich mich veranlasst sehe, auf denselben näher einzugehen. 
Es handelte sich auch hier um einen „leichteren“ Anfall. Das Kammerwasser 
war kaum getrübt und von einer Flockenbildung in der Vorderkammer war nun 
schon gar nicht die Rede. Ich hatte zunächst wiederum Atropin-Einträufelungen 
und Heisswasser-Umschläge verordnet, bald musste ich mich aber davon über- 
zeugen, dass der intraoculare Druck trotz der verhältnissmässig nur geringen 
entzündlichen Erscheinungen bei dieser Behandlung entschieden recht fühlbar 
zunahm. Da des Weiteren dieses Mal die glaucomatösen Erscheinungen ganz 
besonders deutlich in den Vordergrund gerückt waren, so entschloss ich mich, 
es nunmehr mit einer 1°/, Eserin-Lösung zu versuchen. Mit Eintritt der deut- 
lichen Eserin-Wirkung war ich auch keinen Augenblick im Zweifel darüber, dass 


— 41 — 


ich dieses Mal das Richtige getroffen hatte: man konnte es dem Auge sehr 
bald ansehen, dass es Dank der eingetretenen Miosis von einem glaucomatösen 
Anfall befreit worden war, wobei noch hervorzuheben wäre, dass ja der vor- 
handenen hinteren Synechien wegen das Mioticum nicht mit voller Wirkung hat 
in Erscheinung treten können. Bald musste ich die Eserin-Einträufelungen aus- 
setzen lassen, weil auf jede Einträufelung hin sich auch sofort heftige Ciliar- 
neuralgie einstellte. Ich verordnete eine 1°/, Pilocarpin-Lösung und hatte bald 
die grosse Genugthuung, den Anfall ganz und gar ausklingen zu sehen. Und 
nun hatte ich auch sofort starke Bedenken darüber, ob denn die, bei den 
früheren Anfällen von mir befolgte Behandlungsweise auch wirklich am Platze 
gewesen sei, ob ich nicht schon längst ein Mioticum hätte verordnen sollen. 

Seit über zwei Jahre hat Patient keinen neuen Iritis-Anfall durchzumachen 
gehabt. Während dieser Zeit ist auch das Allgemein-Befinden im Allgemeinen 
ein besseres gewesen. Auch neuerdings sind zwar einige Gichtanfälle beobachtet 
worden, doch traten auch diese besonders milde auf. Zucker im Harn ist nicht 
mehr nachzuweisen gewesen; Symptome von Seiten des Herzens sind nicht mehr 
beobachtet worden. 

Im Jahre 1897, nach dem Moskauer internat. Congress und wenige Monate 
nach dem letzten Anfall auf dem rechten Auge, hat Herr Prof. Hirschberg 
diesen meinen Patienten in Odessa untersucht, und auf seinen Rath hin ver- 
zichtete ich darauf, dem Patienten die Iridectomie auch für das rechte Auge 
ın Vorschlag zu bringen, welche ich in Aussicht genommen hatte wegen zahl- 
reicher hinterer Synechien und wegen der, auf der Höhe des Anfalles zum 
Oefteren beobachteten sehr beunruhigenden Erscheinungen. 

Zum Schluss erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass ich in meiner lang- 
jährigen praktischen Thätigkeit nur diesen einen Fall von Iritis beobachtet 
habe, dem eine so scharf umschriebene Eigenthümlichkeit zukommt, wie ich 
solche weiter oben geschildert habe. Wenn ich von dem letzten, von mir ein- 
gebend beschriebenen Anfall zunächst absehe, so will ich ohne Weiteres ein- 
gestehen, dass ich, da ich früher bei dem Patienten M. niemals einen scharfen 
Umschlag von Iritis in Glaucom habe feststellen können und in Folge dessen 
auf Grund des klinischen Bildes jedes einzelnen Anfalles fort und fort an der 
Diagnose: Iritis festgehalten habe, wohl nur zu spät ein Mioticum in Anwen- 
dung gebracht habe. Jahre hindurch habe ich an der Ueberzeugung festgehalten, 
dass Herr M. immer wieder an Anfällen von Iritis zu leiden hatte, zu welcher, 
um so zu sagen: nebensächlich, auf eine Veranlassung hin, die für mich leider 
unklar verblieben ist, mehr oder minder deutlich ausgesprochene glaucomatöse Er- 
scheinungen hinzugetreten sind. Jedenfalls bin ich auf Grund des soeben ge- 
schilderten Falles nicht geneigt, mit Goldzieher anzunehmen, dass auch hier 
das Eintreten von Symptomen des Glaucoms in einen ursächlichen Zusammen- 
hang zu bringen wäre mit einer mehr oder minder starken fibrinösen Exsudation in 
die Vorderkammer, konnte doch gerade bei dem letzten Anfall, den ich weiter 
oben beschrieben habe, von einer solchen Exsudation in die Vorderkammer nicht 
die Rede sein. 

Natürlich sind mir die nicht ganz unerheblichen Unterschiede nicht ent- 
gangen, welche einerseits zwischen den 5 Fällen Goldziehber’s und andrer- 
seits meiner einen Beobachtung festzustellen sind, und dennoch stelle ich es 
hiermit den Herren Fachgenossen anheim, darüber zu urtheilen, in wie weit 
auch mein Fall dazu geeignet erscheint, als Stütze herangezogen zu werden 
für die Behandlungsweise, welche Goldzieher für ähnliche Fälle von Ueber- 
gang von Iritis zu Glaucom anempfiehlt. Dr. med. W. Wagner, Odessa. 


— 4&8 — 


Gesellschaftsberichte. 


Société belge d’ophtalmologie in Brüssel. 


Siebente Sitzung am 26. November 1899. 


1. Pergens (Brüssel) sprach „Ueber maligne Tumoren der Orbita. a) Angio- 
Sarkom (mit Krankenvorstellung). Ein 28jähriger Mann bemerkte in der 
Orbita rechts oben innen einen harten Knoten, nicht verschiebbar; als dieser 
nach einigen Wochen nicht schwand, liess er ıhn exstirpiren; derselbe ging vom 
Periost der Ethmoidea und des Stirnbeins aus; ein kleiner Theil des Rectus 
internus musste weggeschnitten werden. V ®/,; nichts Abnormes. Heilung 
mit leichtem Strabismus divergens. Es handelte sich um ein Angio-Sarkom 
mit kleinen Rundzellen. Ein Jahr später, eine Woche vor der Sitzung, sah 
Vortr. den Kranken wieder. 8 Monate nach der Operation war ein Recidiv 
entstanden; jetzt Ptosis des rechten Auges, starker Strabismus divergens, 
Proptosis geringeren Grades; V °/,, rechts; an beiden Seiten Röthung der 
Papillen ohne weitere Entzündung; Motilität des betroffenen Auges ziemlich gut 
erhalten. Entgegen der üblichen Weise hat sich das Neoplasma, welches innen 
oben am stärksten entwickelt ist, in die Präauricular- und Submaxillar-Ganglien 
entwickelt und erstreckt sich gegen die Supraclavicular-Ganglien hin. Vortr. 
hält den Fall wohl für operabel, ohne aber dem Kranken viel zu nutzen, da 
dieser bis jetzt keine Schmerzen hat. — b) Malignes Fibrom bei einem 
15jährigen Knaben, am linken Auge vom inneren Winkel aus, 5—6 cm weit 
ausgehend. Bückte sich der Kranke, so wurde der Tumor über doppelt so 
gross; ebenso bei Compression der Jugularis. Es wurde von einem Collegen 
eine Ligatur der Ausgangsstelle vorgenommen und ein Druckverband angelegt; 
im Anfang mit gutem Resultat; nach 2 Wochen war der frühere Zustand ein- 
getreten. Vortr. exstirpirte nun die Geschwulst, was nur zwei Ligaturen 
forderte. Es war ein Fibrom mit mässiger Gefässentwickelungg. Ein Jahr 
später war ein Recidiv vorhanden, welches vom inneren Augenwinkel ausgehend 
die halbe Stirn einnahm bis zur Schläfe; Vortr. exstirpirte wieder, ohne eine 
einzige Ligatur anlegen zu müssen, obschon dieselben Erscheinungen bei Com- 
pression u. s. w. wieder vorhanden waren. Ein vorhandenes Strabismus verticalis 
und eine Ptosis schwanden nach der Operation. Trotz sorgfältigem Nachspüren 
waren keine sarkomatöse Elemente zu sehen; 6 Monate später trat wieder ein 
Recidiv ein; der Kranke magert ab. Die Anschwellung beim Vornüberbeugen 
wird folgender Weise erklärt; bei Vertikalstellung tritt das Blut schwieriger 
in den Tumor ein, und fliesst leichter ab; beim Vorwärtsbiegen werden die 
Bedingungen umgekehrt; daher die Stauung. — c) Fibro-Sarkom links bei 
einem 67 jährigen Greis; 8 Monate nachdem dieser eine Protrusion bemerkt 
hatte, trat Panophthalmitis ein; die Exenteratio orbitae wurde vorgenommen; 
der Tumor erstreckte sich den Opticus entlang in die Schädelhöhle; sie schien 
von der Opticusscheide aus zu gehen; 4 Monate später wurde der Kranke von 
cerebralen Erscheinungen gequält und starb wahnsinnig 2 Jahre nach dem Auf- 
treten der Protrusi'. — d) Epithelioma bei einer 50jährigen Frau, welche 
rechts häufig kurze Augenentzündungen hatte von Jugend an; hierauf bezieht 
sie ihr Leiden. Vor 4 Monaten wurde die Bindehaut der inneren Seite dicker; 
die Neubildung nahm die Carunkel und die beiden Lider ein. College Lebrun 
machte die Exenteratio orbitae, entfernte die Lider, den Thränensack, das Os 
unguis und kratzte die Ethmoidalzellen aus; nach einigen Monaten Recidiv; Exitus 


a 49 — 


innerhalb eines Jahres. — e) Fibro-Sarkom bei einem 27jährigen Menschen, 
der seit 2 Wochen einen Tumor an der rechten Thränendrüse bemerkte. Vortr. 
exstirpirte; es war ein Fibro-Sarkom. 4 Monate später locales Recidiv; der 
Kranke hatte keine Schmerzen und verweigerte eine neue Operation. Im 7. Mo- 
nate nach der Exstirpation starb er an Lebermetastasen. 

2. Van der Straeten (Brüssel) stellt ein „Sarkom der Orbita“ vor. Es 
ist ein 22jähriges Mädchen, welches von Coppez im Jahre 1897 (cfr. Centralbl. 
Bd. 21, S. 246) vorgestellt wurde. Der Tumor, ein kleinzelliges Rundzellen- 
Sarkom ging von der linken Orbita aus und besteht seit 5 Jahren. Im Jahre 
1895 wurde die Orbita exenterirt; beinahe sofortiges Recidiv. Jetzt ist der 
Tumor enorm, und bringt rechts einen Exophthalmus zu Stande; nach aussen 
geht er bis zum Ohre, oben bis in das Haar, unten tiefer als der Unterkiefer. 
Die linke Augenbraue ist auf 17 cm ausgedehnt, die Lidspalte hat 7 cm Länge. 
Die ‚grössten Linien der Oberfläche messen 46 und 43 cm. Der Allgemein- 
zustand ist gut, etwas Anämie. — Coppez. Nach dem die Kranke von ihm 
wegging, kam sie zu Dr. Lambotte. Dieser injicirte Terpenthin in den Tumor, 
um ihn zur Eiterung zu bringen; doch blieb sie aus. Nun wurde Terpenthin 
am Oberschenkel eingespritzt; es entstand eine enorme Phlegmone. Nachdem 
diese geheilt war, hob sich der früher elende Zustand, des Mädchens bis zum 
jetzigen relativ sehr guten Befinden. 

3. Coppez (Brüssel) stellt ein Kind vor mit „früherer Meningoencephalocele 
der Orbita.“ Es wurde im Jahre 1897 (cfr. Centralbl. Bd. 21, S. 245) von 
van Duyse und Mayart vorgestellt. Diese fanden damals zwei Geschwülste, 
wovon eine extirpirt wurde; es floss Cerebrospinal-Flüssigkeit aus; die Diagnose 
wurde auf Meningoencephalocele gestellt, und der zweite Tumor stehen gelassen. 
Später wurde dieser grösser, so dass er von Depage exstirpirt wurde; das ging 
sehr leicht, ohne Verlust von Cerebrospinal-Flüssigkeit. 

4. Gallenmaerts (Brüssel) stellt einen Fall von „Iristuberkulose“ vor; 
ein 18jähriges Mädchen, hereditär belastet, hat beiderseits Kerato-Iritis serosa 
durchgemacht, Einige Wochen nach deren Genesung beiderseits Neuro-Retinitis; 
3 Monate nachher links drei kleine Knötchen auf der Iris, Präcipitate auf der 
Lamina Descemeti. Die Kranke hat gesunde Lungen. — Pergens hält den 
vorgestellten Fall nicht für Tuberkulose. 

5. Coppez und Los (Brüssel) sprachen „über Neuritis optica mit Sinusitis 
sphenoidalis“. Ein 22jähriges Mädchen war rechts plötzlich erblindet unter 
Kopfschmerzen. Bei der Aufnahme wurden die Finger excentrisch gezählt in 
10 cm; Pupille ohne Lichtreaction; im Fundus die Papille leicht getrübt; es 
wurde Neuritis retrobulbaris diagnostieirt; 4 Tage später Stauungspapille Die 
Kranke wurde an Specialisten für Nasenleiden, innere Krankheiten, Frauenleiden 
gesandt, ohne Resultat; Blutegel am Processus mastoideus, Quecksilbereinrei- 
bungen, Jodkali, eine Pilocarpininjection wurden angewandt; allmählich Besserung, 
aber Sehfeld eingeengt, speciell unten aussen, V !/,; Papille atruphisch, an der 
Macula drei weisse Streifen; zwischen Macula und Papilla weisse Pünktchen. 
Patientin gab an, dass ihr Morgens etwas in die Kehle floss. Man sah die 
Sinus nach; die Frontales und Maxillares waren normal; an der mittleren Nasen- 
muschel, rechts, nahe an der Mündung des Sinus sphenoidalis und der Ethmoidal- 
zellen war etwas eingetrockneter Eiter. Die Vortr. schliessen auf Entzündung 
des Sinus sphenoidalis; die Kranke verweigert jeden Eingriff. 

6. Coppez und Gunzbourg (Brüssel): „Beitrag zur Kenntniss der intra- 
oculären Eisensplitter.‘“ Seit 1891 kamen 45 Fälle vor, wovon 31 statistisch 
verwendbar sind. Davon blieb Sehvermögen (Lichtschein bis S = ?/,) erhalten 

4 


I. Sl: an 


in 6 Fällen; in 8 konnte der Bulbus ohne Lichtschein erhalten bleiben, in 17 
musste enucleirt werden. Im Ganzen sass 7 Mal der Splitter im vorderen 
Bulbustheil, 24 Mal im hinteren. Von den 7 ersten Fällen blieb 4 Mal Seh- 
vermögen vorhanden, 3 Mal nicht, ohne dass aber enucleirt werden musste. Von 
den 24 letzteren Fällen blieb 2 Mal Sebvormögen bestehen, 5 Mal blieb das 
Auge in der Orbita erhalten, 17 Mal wurde enucleirt. Keiner der Kranken kam 
vor der irritativen Periode; die meisten Kranken während derselben. Der 
Magnetometer von Gerard gab vorzügliche Resultate; der elektrische Tram 
(Drath in der Luft), welcher 50 m vom Apparat fährt, bringt keinen Effect auf 
den Apparat hervor. Zur Extraction bedienten sich die Vortr. der Pincetten 
und des Hirschberg’schen Elektromagneten. 2 Fälle bekamen Ophthalmia 
sympathica. — Gallemaerts hat den Gerard’schen Magnetometer früher 
empfohlen und bekommt sehr gute Resultate. — Pergens ist mit dem Apparate 
sehr zufrieden, aber nur nach der Magnetisirung der Splitter; er fragt Galle- 
maerts ob die Sensibilität des früheren Modeils vielleicht geringer ist, als die 
des jetzigen; Hirschberg, der das erste besitzt, ist nicht damit zufrieden.! 
— Gallemaerts: Die beiden Modelle haben die gleiche Sensibilität; der 
Apparat giebt gute Resultate, wenn richtig gehandhabt; hierin liegt wohl die 
Unzufriedenheit einiger .Collegen. — Nuel fragt, ob jemand der Anwesenden 
den Haab’schen Apparat gebraucht? Es scheint keiner in Belgien vorhanden 
zu sein. 


7. Bullot (Brüssel): „Ueber die Impermeabilität des Epithelium corneae 
für Sauerstoff.“ In einer früheren Sitzung (vgl. d. Centralbl. Bd. XXIII. S. 85) 
wies Vortr. nach, dass ein enucleirtes Kaninchenauge, für einen Tag in die 
Peritonealhöhle eingepflanzt, sein Endothel verliert; wenn an einer Stelle oder 
überall das Epithel abgekratzt wird, so bleibt das correspondirende Endothel 
an eben der Stelle erhalten. Das Epithel übt demnach einen schädlichen Einfluss 
auf das Endoihel aus. Die jetzige Mittheilung erforscht die Ursache dieser 
Erscheinung. Wird ein Auge enucleirt, so bekommt es kein Blut mehr zu- 
geführt, d. h. keinen Sauerstoff, keine Nahrung. Wie stirbt das Endothel, 
erstickt oder vor Hunger? Wird ein solches Auge in einer feuchten Atmo- 
sphäre von 37° im Brutschrank gehalten, so bleibt das Endothel am Leben; 
demnach ist der Mangel an Nahrung nicht die Ursache Die Luft erhält 
20°/, Sauerstoff, die Peritonealflüssigkeit kann höchstens 3°/, enthalten; es 
ist also wahrscheinlich, dass die Permeabilität des Epithels zu gering ist für 
3°/, Oxygen oder weniger. Um dieses zu controlliren, suspendirte Vortr. Augen 
in Blutserum; einige Augen waren normal, andere des Epithels beraubt. In 
einigen Experimenten wurde das Blutserum gelassen, wie es war; in anderen 
wurde beständig Luft dadurch geführt; meistens trat Zersetzung durch Infection 
ein. In 3 Fällen mit Luft-Serum nicht: und da schwand das Endothel, wenn 
das Epithel intact war; und blieb, wenn es abgeschabt worden. Eine andere 
Versuchsreibe war folgende: es wurde 4 Volum Hydrogen mit 1 Volum Luft 
gemischt; hierin blieb das Endothel erhalten, wenn das Epithel vorhanden war 
oder nicht; bei 6 Hydrogen + 1 Luft, blieb es erhalten, wenn das Epithel ent- 
fernt war, sonst nicht; demnach wie in der Peritonealhöhle; in nahezu reinen 


! Der Apparat, der nicht billig ist, war so schlecht verpackt, dass er zerbrochen 
ankam. Er wurde von unsrem Mechaniker montirt, von einem Docenten der Physik 
adjustirt, blieb aber unbrauchbar. — Mein jetziges Sideroskop arbeitet vorzüglich. 
(Vergl. Centralbl. f. Augenheilk. 1899, S. 245.) 


a 6] 


Wasserstoff starb das Endothel immer. Wenn im Gemenge 6 Wasserstoff + 1 Luft 
ein abgekraztes Auge gebracht wird, worauf ein Tröpfchen Paraffin oder ein 
Glasring gelegt wird, so schwindet das Epithel an den entsprechenden Stellen ; 
wird auf einem abgekratzten Auge an einer Stelle der Cornea lebendes, ab- 
gekraztes Epithel gelegt, so schwindet das Endothel am entsprechenden Bezirk; 
wird aber das abgekratzte Epithel vorher durch Chloroform abgetödtet, so übt 
es diese Einwirkung nicht mehr aus. Vortr. schliesst demnach, dass das lebende 
Epithel durch seine relative Impermeabilität für Sauerstoff den Tod des Endo- 
thels in transplantirten Augen hervorruft. 

8. Rogman (Gent): „Ueber Geschwülste der Thränendrüse“. Ein 49jähr. 
Mann bemerkte seit 2’/, bis 3 Jahren, dass sein rechtes Auge vorgedrängt 
wurde. Es war eine Geschwulst der Thränendrüse entstanden; sie wurde ex- 
stirpirtt und war 3 X 2,5 X 2cm gross. Aussen war ein dichtes, fibröses Ge- 
webe vorhanden; das Innere bestand aus Röhrchen mit geringem Lumen. Dieses 
wird meistens ausgekleidet von einer doppelten Zellreihe: einer proximalen von 
kleinen Würfelzellen, einer distalen von Cylinderzellen mit hellem Protoplasma. 
Auch ist die Vertheilung wohl umgekehrt, aber immer haben die proximalen 
Zellen ein dichtes, granulirtes Protoplasma, die distalen ein helleres. Hier und 
da sind Epidermoid-Kugeln vorhanden. Vortr. schliesst auf Cylindrom. — 
Van Duyse glaubt, dass es sich um ein Endothelioma, von den Gefäss-Scheiden 
ausgehend, handelt; ein glanduläres Epitheliom bringt kein Deck-Epithel hervor. 
Die Endothel-Kugeln gleichen ganz den Epidermoid-Kugeln. 

9. Venneman (Löwen): „Ein Fall von Papillo-Retinitis sympathica“. Eine 
38jähr. Frau hatte links Panophthalmitis nach Ulcus corneae. Man machte 
warme Umschläge; allmählich hörte die Eiterung auf und der Bulbus vernarbte. 
Die Kranke gab an, nun rechts auch besser zu sehen. Vortr. hatte keine Klage 
darüber gehört und untersuchte das Auge: Neuroretinitis. Die Kranke erzählte, 
8 Tage vor ibrem Eintritt die Möbel in ihrem Zimmer nicht mehr erkannt zu 
haben. V hob sich nach und nach bis ®/,. Diese Beobachtung stützt nicht die 
Theorie Deutschmann’s; hier ist keine sympathische Ophthalmie, welche den 
Uvealtractus angreift. Hier sind Toxine, bezw. einige Mikroben zum Chiasma 
gelangt; von dort, sagt Vortr., sind diese durch die jede Augenbewegung be- 
gleitenden centrifugirenden Effecte zum gesunden Bulbus gelangt und haben so 
die Neuroretinitis hervorgerufen. Bei der klassischen Ophthalmia sympathica 
wird erst die Uvea, dann die Papilla angegriffen. 

10. Benoit (Lüttich): „Conjunctivitis phlyctaenularis und adenoide Vege- 
tationen“. Vortr. weist auf den Verband zwischen beiden hin, ebenso auf den 
mit Rhinitis hypertrophica. Heilung der Nase und des Nasenrachenraumes 
bringt Heilung der Conjunctivitis. 

11. de Lantsheere (Brüssel): „Ueber Blei-Intoxication und Augen- 
Erkrankungen“. Ein 31jähr. Schriftsetzer, des mit neuen NLettern arbeitete, 
bekam accommodative und retinale Asthenopie; eine 48jähr. Frau, die Chocolade 
in Staniol verpackt, Insufficienz der Recti interni; ein 21jähr. Mann, Blei-Arbeiter, 
bekam Thränenfluss durch Constricmon der Thbränenröhrchen. Dann sah Vort. 
einen Fall von Retinitis albuminurica, und eine doppelseitige Sehnervenatrophie, 
durch Blei entstanden. 

12. Van der Straeten (Brüssel): „Pseudo-Aktinomycosis der Thränen- 
röhrchen“. Eine ungefähr 60jähr. Dame hatte eine Anschwellung am oberen, 
rechten Thränenröhrchen, 8 x Amm gross. Die Erkrankung bestand lange, 
hatte aber in der letzten Zeit Röthung der Bindehaut hervorgerufen; auf Druck 
kam etwas Eiter hervor. Vortr. schnitt ein und entfernte gelbliche Massen, 

4* 


a MO ine 


welche das Röhrchen förmlich inkrustirten; einige Theile waren hart wie Sand, 
andere weich wie Salbe. Es trat Heilung ein. Die Massen bestanden aus 
Pilzen, die an Aktinomyces erinnern. Die kolbigen Anschwellungen sind jedoch 
weniger zahlreich und weniger markirt. Auch dus klinische Bild ist verschieden; 
Aktinomycose greift in die Gewebe ein, ruft Eiterung hervor, trotz aller Be- 
mühungen tritt meistens Exitus ein. Hier bleibt Alles localisirt, der Verlauf 
ist gutartig, die Krankheit ist verschieden und wird daher Pseudo-Aktinomycosis 
genannt. Die publicirten Fälle gehören nicht zur Aktinomykose, sondern reihen 
sich der Pseudo-Form an. 

13. Van Duyse (Gent): „Hyaloidealreste, ein Bildungsfehler“. (Tässt sich 
ohne Abbildung nich erklären. Pergens. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ein seltener Operationsfall,! von J. Hirschberg, Berlin. (Therapie der 
Gegenwart, 1900. Januar.) 

Vor 30 Jahren habe ich in der Berliner klinischen Wochenschrift? unter 
obigem Titel meine erste gelungene Ausziehung eines Eisensplitters aus 
dem Glaskörper mittels des meridionalen Lederhaut-Schnitts und der Einführung 
des Elektro-Magneten beschrieben. Heute will ich, unter gleichem Titel, einen 
solchen Fall von Magnet-Operation beschreiben, wie er gewiss noch nicht oft 
vorgekommen. Wenigstens konnte ich in der Literatur ein wirkliches Seitenstück 
nicht auffinden. 

Die Beobachtung lehrt, dass heutzutage mit den verbesserten Instrumenten 
und der grösseren Erfahrung auch die schwierigsten Fälle zufallsfrei operirt 
werden können, wenn man sie nach einem richtigen Plan in Angriff nimmt. 
Nichts ist unrichtiger, als auf einen in die Tiefe des Auges eingedrungenen 
Eisensplitter irgend einen, auch noch so starken Magnet planlos einwirken zu 
lassen, in der Hoffnung, dass das Eisen schon den richtigen Weg nach aussen 
finden werde. 

Am 31. August 1899 kam der 40jährige Braumeister A. H. aus Süd- 
Deutschland zur Aufnahme. Als er am 18. Juni 1899 bei der Ausbesserung 
einer Eis-Maschine selber mit Hand angelegt und mit dem Hammer auf einen 
Eisenkeil geschlagen hatte, war ihm von dem letzteren ein Splitter in das rechte 
Auge geflogen. Die Sehkraft dieses Auges war sofort aufgehoben. Die Vorder- 
kammer soll ganz mit Blut gefüllt gewesen und aus dem Auge ein zäher Faden 
herausgeflossen sein. 

Zunächst blieb er 12 Tage lang in Behandlung seines Arztes, welcher das 
Eindringen von Eisen ins Augen-Innere in Abrede stellte. Vier Tage nach der 
Verletzung begann schmerzhafte Entzündung des verletzten Auges. 

Am 30. Juni 1899, also 12 Tage nach der Verletzung, begab er sich nach 
der nächsten Universitäts-Stadt, woselbst die Anwesenheit von Eisen im Augen- 
Innern festgestellt wurde. In Ermangelung der nöthigen Instrumente musste 
man den Verletzten einem andren Augenarzt in der Nachbarschaft zuweisen. 


! Nach einem am 8. Novemper 1899 in der Berliner med. Gesellschaft gehaltenen 
Vortrag. 


2 1869, Nr. 46. 


a — 


Hier wurden vier Versuche mit dem Riesen-Magneten angestellt, 
aber ganz erfolglos. Bis zum 22. Juli 1899 verblieb der Verletzte in der 
Augenheilanstalt. Die Entzündung des Auges blieb bestehen; allmäblich wurde 
unter ambulatorischer Behandlung (Einträufelung von Atropin) der Schmerz 
geringer. Aber das Auge war noch sehr empfindlich und oft geröthet; zeit- 
weise stellte sich Druckgefühl ein. Schliesslich wurde der Verletzte von dem 
Besitzer der Brauerei in meine Anstalt gesendet, sechs Wochen nach der 
Verletzung. 

Ich fand den folgenden Zustand. Das verletzte Auge ist mässig gereizt 
und geröthet. An dem Hornbaut-Saum besteht, nasenwärts, ein wenig unterhalb 





Fig. 1. 


des wagerechten Meridians, eine wagerechte Narbe von 3 mm Länge, zur Hälfte 
in der Hornhaut, zur andren Hälfte in der Lederhaut liegend. An dieser Stelle 
ist die Iris etwas vorgebaucht, wohl durch Anwachsung an die Narbe nach 


vorn gezogen. Die Hornhaut ist im ganzen klar, — zwar nicht lupenrein,! 
jedoch frei von Rost-Punkten. Ebenso ist die Regenbogenhaut frei von Ver- 
rostung. 


Die Pupille ist unter dem Einfluss von Atropin nur mittelweit, aber nicht 
ganz rund, da nasenwärts und unten Verklebungen mit der Linsenkapsel be- 


! Lupenrein nenne ich die Hornhaut, wenn das von ihr gespiegelte Bild einer 
Lichtlamme auch bei der Betrachtung mit der Hartnack’schen Lupe (10 x 1) ganz 
rein und scharf umschrieben erscheint. 


— 54 


stehen. Auf der Vorderkapsel zarte Beschläge. Ganz peripher, am Linsen- 
Aequator, innen-unten, sitzt eine zarte, kurze, keilförmige Linsenträbung. 

Glaskörper im Wesentlichen klar. Sehnerven-Eintritt normal. Etwa vier 
Sehnervenbreiten (= 6 mm) unterhalb des Sehnerven-Eintritts und ein wenig 
nasenwärts sitzt der Fremdkörper. (Vgl. Fig. 1, aufrechtes Bild des rechten 
Augengrundes, von meinem ersten Assistenten, Herrn Dr. Fehr, gezeichnet.) 
Daselbst sieht man einen weissen, erhabenen Herd von etwa 2 mm Breite und 
4mm Länge, der um etwa 0,75 mm über die umgebende Netzhaut in den 
Glaskörper hervorragt. Es ist dies der von einer (bindegewebigen) Kapsel 
überzogene Eisensplitter. Auf der Höhe der Hervorragung schimmert der Eisen- 
splitter selber mit einer Kante hindurch, als ein leicht geschlängelter, schwarzer 
Streifen. 





Fig. 2. 


Der Defect an dem mitgebrachten Eisenkeit misst etwa 3 x 1,5 ram. 
Folglich muss der abgesprungene Eisensplitter ziemlich tief noch in die Leder- 
haut eingebettet sein. 

In der Umgebung des Fremdkörper-Herdes bestehen Pigmentveränderungen. 
Zwischen demselben und dem Sehnerven-Eintritt sieht man eine strichförmige, 
helle Stelle mit Pigmentsaum;, diese kann als Prallstelle gelten. An den 
nasalen Rand des Fremdkörperherdes setzt sich ein Glaskörperfaden an; zarteste 
Glaskörperflöckchen, wie Schleiergewebe, schweben vor dem Fremdkörper. Unten 
in der Peripherie liegt etwas Blut auf der Netzhaut. 

Mit dem Localisations-Ophthalmoskop ! findet man den Fremdkörper etwa 


ı Das von A. Graefe herrührt. Vgl. Hirschberg, Magnet- Operation, 
1899, 8. 71. 


55 


25° unterhalb der Netzhautgrube in einem schrägen Meridian, der etwa 30° 
mit dem wagerechten einschliesst: d. h. wenn man 19mm vom Hornhautrand 
entfernt in dem betreffenden Meridian die Lederhaut einschneidet, trifft man 
auf den Fremdkörper. 


Sehr genau stimmt mit dieser Messung die des Gesichtsfelds. (Vgl. 
Fig. 2.)! Dasselbe ist im Wesentlichen normal, zeigt aber einen inselförmigen 
Ausfall, (sogenanntes Skotoma,) entsprechend dem Sitz des Fremdkörpers, un- 
gefähr 30° oberhalb des wagerechten Meridians und 25° entfernt vom Fixir- 
punkt. Die centrale Sehschärfe war ziemlich gut. 

(Mit + 1,5Di. S=J),, mit + 6Di. Sn 1!/, in 8”.) Das (verbesserte) 
Sideroskop? zeigt den grössten Ausschlag, wenn ein Punkt der Lederhaut, 
innen-unten, dicht am Aequator, gegen die Kapsel der Magnetnadel gebracht 
wird. — Das linke Auge war völlig normal. 


Der Fall gehörte zu den schwierigsten, die mir vorgekommen. Das 
Auge hat noch recht gute Sehkraft, ist aber nicht reizlos; der Fremkörper ist 
so gross, dass er auf die Dauer nicht vertragen wird, sondern das Auge, früher 
oder später, zerstören muss; sitzt aber doch so weit nach hinten, dass er schwer 
zu erreichen ist.” Dabei ist sein Gewicht offenbar doch nicht so beträchtlich 
dass er leicht angezogen wird. Dies folgt schon aus den fruchtlosen Ver- 
suchen, die von kundiger Hand in Süd-Deutschland gemacht waren. 


Der hintere Lederhautschnitt schien hier zu gewagt, da er zu peripher, 
hinter dem Aequator, hätte angelegt werden müssen, was schon schwer aus- 
führbar und ferner für die Zukunft des operirten Auges nicht unbedenklich 
scheint. 


Zunächst machte ich zweimal, am 31. August 1899 und am 1. September 
1899, den Versuch, mittels des grossen Schlösser’schen Magneten, der 15 Kilo 
trägt, den Fremdkörper nach vorn zu locken. Die Versuche fielen ganz negativ 
aus; der Verletzte hatte auch nicht die geringste Empfindung, als sein Auge 
an den Pol des Magneten angelegt wurde. 


Am 2. September 1899 machte ich einen Versuch mit dem Riesen- 
Magneten, nach Haab’scher Art,* von 80 Kilo Tragkraft, den Herr Hirsch- 
mann in seinen Räumen aufgestellt hat. Dieser Versuch war erfolgreich. 
Der Verletzte sitzt aufrecht. Holocain ist in das verletzte Auge geträufelt. 
Alle Instrumente sind aseptisch hergerichtet. Dem Riesen-Magnet wird durch 
Drehung die richtige Kraftlinie gegeben, von dem Punkt a des grössten 
Ausschlags zum Punkt 5 des Fremdkörper-Sitzes: natürlich liegt a in der 
vorderen, b in der hinteren Hälfte des Augapfels. Sowie der Pol an a ange- 
legt wird, empfindet der Kranke einen heftigen Schmerz. Aber der Fremd- 


1 Allerdings lieferte die erste Prüfung des Gesichtsfeldes noch nicht dieses ganz 
genaue Ergebniss, da der Verletzte noch nicht scharf fixirte; die Zeichnung entstammt 
der letzten Prüfung vor der Entlassung. 


? Das Sideroskop von Asmus, das mir so gate Dienste geleistet, ist jetzt leider 
durch den Ausbau der elektrischen Bahnen in der Karlstrasse fast unbrauchbar 
eworden! Ich habe mir ein neues anfertigen lassen, das brauchbarer ist, (vgl. C. Bl. 

pr. A. 1899, S. 245,) und ausserdem noch ein Hilfs-Werkzeug mit passendem asta- 

tischem Nadelpaar. 

s Vgl. Magnet-Operation S. 21, 

* Versammlung der ophthalmologischen Gesellschaft zu Heidelberg 1892 und 
Centralbl. f. prakt. Augenheilkunde 1892, S. 392. Beiträge zur Augenheilkunde 1394 
und Centralbl. f. prakt. Augenheilkunde 1894, S. 284. (Prof. Haab in Zürich.) 


— 56 


körper erscheint nicht in der Vorderkammer, während wir den Pol langsam 
von a zum Hornhautrand vorschieben. Sofort wird der Augenspiegel angewendet. 
Wie eine überspannte Blase ist die Kapsel geplatzt, die Lappen sind nach 
vorn gewendet. (Vgl. Fig. 3.) Der Fremdkörper aber ist nirgends 
sichtbar. Offenbar ist er nach vorn gezegen, vor den Aequator, dem Augen- 
spiegel unsichtbar. Jetzt wird Kopf und Auge sorgsam fixirt, nach weiterer 
Holocain-Einträufelung, und der Pol des Magneten an den unteren Hornhaut- 
saum gebracht. Bald ist die Stelle des grössten Schmerzes gefunden. Hier 
verharren wir mit dem Pol. Eine dunkle Linie erscheint in der Iris, bei 
scharfer Beleuchtung mit einem elektrischen Lämpchen; ein Bluts-Tropfen tritt 
aus in die Vorderkammer, und durch die Iris dringt nach vorn der grosse, zum 
Theil gelbliche Splitter und ist deutlich hinter der Hornhaut sichtbar. 
Jetzt wird der Verletzte vom Riesn- 
Magneten entfernt, aufrecht gegen das 
Tageslicht gesetzt; sofort am unteren 
Hornhautrand mit der Lanze ein Schnitt 
von 6 mm Länge ausgeführt, die Spitze 
meines kleinen Elektromagneten zwischen 
die Wundlefzen gebracht und der Fremd- 

körper herausgezogen. 
KL Es besteht keine Neigung zu Iris- 
A ji vorfall. Der Verband wird angelegt. 
& i Reizlose Heilung. Am folgenden Tage 
ist die Vorderkammer gebildet, das Auge 
durchsichtig, die Sehkraft gut. Niemals 

Schmerz. 


Am Tage vor der Entlassung, 

21. September 1899, ist S = °/, mit 

Fig. 3. + 1 D, Gesichtsfeld, wie in Fig. 2; die 

Augengrunds-Veränderung wie in Fig. 3 

die bei stärkerer Vergrösserung entworfen ist, als Fig. 2. Man sieht deutlich 

an der Stelle des früheren Fremdkörpers einen ausgehöhlten Herd von Rosa- 

Farbe mit Pigment am unteren Rande und darum kleine lappenförmige Reste 

der geplatzten weissen Kapsel, von denen einige kleinere, vollkommen losgerissen, 
dicht vor der Netzhaut schweben. 


Der Verletzte reist zufrieden in seine Heimath zurück. 


Am 8. November 1899 kommt er nach Berlin zur Vorstellung. Das Auge 
ist reizlos, sieht wie ein gesundes aus und besitzt volle Sehschärfe (Mit 
+ 1,0 D. cœ —> S = 5/; m). Gesichtsfeld normal bis auf den umschriebenen 
Dunkelfleck, welcher dem ehemaligen Fremdkörper-Sitz entspricht. Der letztere 
stellt eine Grube mit unterem Pigment-Saum dar. Die Lappen der Kapsel 
sind völlig geschwunden. Augengrund ganz klar. 


Der herausgezogene Splitter passt genau in die Kerbe des Eisenkeils, hat 
eine Länge von 3mm, eine Breite von 1,5 mm, nur geringe Dicke und ein 
Gewicht von nur 4 mg. Er zeigt eine gelbe Rost-Schicht, in der einzelne 
dunkle Linien sichtbar bleiben, und ist an den Rändern etwas zerklüftet. 


Der Eisensplitter, welcher mit dem Haab’schen Riesen-Magneten vom 
Augenhintergrund (aus der Netzhaut) nach vorn gezogen sind, hatten meistens 
ein grösseres Gewicht (10 mg und darüber). Unser Splitter von 4 mg folgte 


nur, weil die Zuglinie günstig gerichtet war. Noch kleinere! Splitter 
(von 2 oder i mg) folgen dem Rieseu-Magneten gar nicht, auch wenn sie noch 
weiter nach vorn eingepflanzt waren, und erheischen, wenn sie nicht vertragen 
werden, die Anwendung des kleinen Magneten, der näher herangebracht werden 
kann, nach den von mir beschriebenen Verfahrungsweisen. 

Wie wichtig, ja unerlässlich in derartig schwierigen Fällen die richtige 
Zuglinie ist, lehrt auch die folgende Beobachtung. 

Am Sonnabend, den 8. April 1899, gegen 6 Uhr Abends, flog dem 39jähr. 
R. W. aus Berlin beim Stellen des Messers der Bohrstange ein Stückchen Stahl 
von dem Messer in das linke Auge. Sofort erfolgte eine Blutung und Drücken 


Fig. 4. 


des Auges. Das Lid war mit verletzt. Trotzdem arbeitete der Verletzte noch 
weiter bis 10 Uhr Abends und am 10. April des Vormittags. Dann begab er 
sich zum Arzt und wurde mit Umschlägen behandelt. Doch blieb er in Arbeit 
und verspürte nur geringen Druck im Auge; aber in der letzten Zeit wurde 
die Sehkraft des verletzten Auges schlechter, besonders am Abend. 

Am 30. April 1899 erschien er in meiner Sprechstunde Die Sehkraft 
beider Augen war fast genau ebenso, wie wir sie ein Jahr zuvor bei ihm zur 
Brillen-Wahl festgestellt hatten. (R, + 0,75D.s. © + 2D.c., Axe fast 
senkrecht, S= ®/,. LI, +3D.c, Ss = °J,.) 


ı Aus praktischen Gründen möchte ich meine Eintheilung der Splitter nach der 
Schwere vervollständigen: die kleinsten wiegen 2 mg oder weniger, die kleinen von 
3—30 mg, die mittleren 50—150 mg, die übergrossen 200 mg und darüber. Vgl. Magnet- 
Operation, S. 26. 


pi PE as 


Das rechte Auge zeigte normales Gesichtsfeld und normalen Augengrund. 
Das linke, verletzte zeigte einen geringen Gesichtsfeld-Ausfall nach oben, bis 
45°; und einen Eisensplitter in der Netzhaut festsitzend, unterhalb 
des Sehnerven. (Vgl. Fig. 4, von meinem zweiten Assistenten, Dr. F. Mendel, 
gezeichnet.) M 

Sowie der Verletzte nach unten blickt, sieht man mit dem Augenspiegel 
einen schwarzen, erhabenen Fremdkörper, mit glitzernder Vorderkante, in einer 
weissen Stelle des Augengrundes festhaftend, seitlich von weisslichem Kapsel- 
Ueberzug bedeckt, von etwa 2 P-= 3mm Länge und halb so grosser Breite; 
glitzernde Streifchen dicht vor dem Splitter im Glaskörper, kulissenförmige, 
wolkige Glaskörpertrübungen in der Umgebung, auf hämorrhagischem Grunde. 
Das Auge war nicht gereizt. 





Orbita 
Eisen- 

splitter per 

Os- 

ki ra zygom 

€ 

b 
t æ 
Fig. 5. Fig. 6. 


Da nach meinen Erfahrungen Splitter von dieser Grösse nie vertragen 
werden, rieth ich dem Verletzten die Operation an. Doch schützte er häusliche 
Behinderung vor, kam auch sehr selten zur Vorstellung, erstlich aus Angst und 
zweitens, da ihm zwei andre Augen-Aerzte gesagt, dass er kein 
Eisen im Auge habe. , 

Am 9. October kam er wieder mit völlig verändertem Aussehen: die 
Regenbogenhaut des verletzten Auges zeigte die bekannte schmutzig-braune 
Rost-Farbe. Das bedeutet sicheren Verlust der Sehkraft, wenn der Splitter 
nicht entfernt wird. Die centrale Sehschärfe war zwar noch unverändert, aber 
der Gesichtsfeld-Ausfall grösser. (Oben und oben-aussen bis 40°) Der 
Augenspiegelbefund war völlig geändert. An der Stelle des früheren 
Fremdkörper-Sitzes war nur noch eine flache, weisse Stelle (Aderhaut-Narbe) 
sichtbar, darum Pigment-Veränderungen; der Splitter aber mit dem Augen- 
spiegel nicht mehr aufzufinden. 


— 59 — 


Natürlich war er doch leicht nachzuweisen: erstlich gab das (vereinfachte) 
Sideroskop einen maximalen Ausschlag, wenn die Kapsel der Magnet-Nadel 
innen-unten an die Lederhaut gelegt wurde; zweitens zeigte das Röntgen- 
bild die Anwesenheit eines Splitters von den beobachteten Grössenverhältnissen. 
(Vgl. Fig. 5. Der Splitter ist in der Figur ein wenig vergrössert!) 

Jetzt bat der Verletzte um die Operation. 

Am 11. März wurde ein Versuch mit Schlösser’s Magnet gemacht, jedoch 
ohne Erfolg. Der Verletzte hatte wohl eine gewisse Empfindung, wenn der 
Pol an den Ausschlags-Punkt a gelegt wurde, aber es gelang nicht, den Splitter 
in die Vorderkammer zu ziehen. 

Am 13. October 1899 wurde der Haab-Hirschmann’sche Magnet an- 
gewendet, mit genau demselben negativen Erfolg in den beiden ersten Versuchen. 
Dann aber wurde das verletzte Auge und der Magnet so gedreht, dass die 
Axe des letzteren mit dem von a nach dem Hornhaut-Rand gerich- 
teten Meridian zusammenfiel. (Fig. 6.) Sofort sah man eine Iris-Falte 
zeltförmig sich erheben. Unter sanfter Abwärtsdrehung des Auges in diesem 
Meridian zog sich das Zelt spitzwinklig aus, über den Pupillen-Rand empor, 
und liess den Splitter in die Vorderkammer herabgleiten. Lanzenschnitt am 
unteren Hornhaut-Rande und Entfernung des Splitters mit meinem kleinen 
Magneten. 

Am 14. October 1899 reizlose Heilung mit runder Pupille und vortreff- 
licher Sehkraft. Der Splitter ist in der That 2'/, mm lang, 1 mm breit und 
nicht sehr dick, er wiegt nur 5 mg. 

Am 8. November 1899 ist S = °/,, (mit + 3D.c.), Gesichtsfeld im 
Allgemeinen normal, nur aussen-oben bis auf 40° beschränkt. (Keine Nacht- 
blindheit.) Das Auge ist reizlos und sieht wie ein gesundes aus, bis auf die 
leichte Rostfarbe der Regenbogenhaut, die allerdings, nach meinen Erfahrungen, 
nicht wieder zu schwinden pflegt. 


Journal-Uebersicht. 


Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1900. Januar. 

1) Ueber intermittirenden Exophthalmus mit Pulsation des Auges, 
von M. E. Mulder. 

Verf. beobachtete bei einem 37jährigen Arbeiter mit Enophthalmus des 
rechten Auges, dass beim Bücken oder bei starker Exspiration, besonders aber 
bei Compression der Vena jugularis, der Enophthalmus in Exophthalmus über- 
ging. Hört die Compression auf, so geht das rechte Auge allmählich wieder 
in die Orbita zurück. Was diesen Fall besonders auszeichnet, das sind Pul- 
sationen des rechten Auges, isochron mit Herzpulsation, welche sich bei jeder 
Körperstellung zeigen. Verf. führt den Zustand zurück auf eine varicöse Ent- 
artung der Orbitalvenen, speciell darauf, dass die Einmündung der Vena orbitalis 
superior in den Sinus cavernosus abnorm erweitert ist. Ein zweiter Fall, ein 
Mädchen von 17 Jahren betreffend, zeigt ähnliche Verhältnisse. 


2) Ein Fall von Hypopyonkeratitis mit Reinkultur von Hefe, von 
K. K. K. Lungdsgaard. 
Ein 35jähriger Patient litt an rechtsseitiger Hypopyonkeratitis. Nach 
Ueberimpfen des Sekretes auf Agar und Ascites-Agar entwickelten sich weisse, 


— 60 — 


stark erhabene, gesättigte Colonien von der Grösse eines Stecknadelkopfes, 

welche Hefezellen in verschiedenen Stadien der Entwicklung enthielten. Bakterien- 

colonien fanden sich nicht. Es gelang aber nicht mittels der Hefe Hypopyun- 

keratitis bei Thieren zu erzeugen. 

= An = 

3) Eine neue Woestien’sche binoculare Handlupe (Brillenlupe) zum 
Präpariren und für klinische Zwecke, mit veränderlicher Pupillen- 
distanz und verstellbarem Kopfhalter. Mitgetheilt von Th. Axenfeld. 

4) Zur Behandlung tiefgehender, infectiöser Augenverletzungen, von 
E. Baeumler. 

Verf. behandelte 3 Fälle von tiefgehender, infectiöser Verletzung des Auges 
mit ausgiebiger, galvanischer Cauterisation mit günstigem Erfolge. 

5) Ein Fall von cystischer Erweiterung einer Siebbeinzelle, von 
M. Weinhold. 

Verf. beschreibt eine cystische Erweiterung einer Siebbeinzelle, eine sog. 
Mucocele des Siebbein, bei einem 18jähr. Mädchen, welche in der Gegend des 
rechten inneren Augenwinkels in Form einer längsovalen, bohnengrossen Ge- 
schwulst sichtbar war. Dieselbe wurde eröffnet, ein Stück der lateralen, 
knöchernen Wand resecirt und die Höhle ausgekratzt.e. Die Heilung erfolgte 
vollständig, wenn auch langsam. 

6) Lidgangrän im Anschluss an übermässige Eis-Anwendung, von 

Dr. Plaut. 

Verf. beobachtete bei einem 4A3jährigen Dienstmädchen, dem 24 Stunden 
ang eine mit Eis gefüllte Schweinsblase direct auf die Lider applicirt worden 
war, eine ausgedehnte Necrose des Unterlides und weniger ausgedehnte des 
Oberlides. Die necrotischen Stücke wurden unter Bildung ausgedehnter Ge- 
schwüre allmählich abgestossen. Wider Erwarten zeigte sich hierbei, dass die 
Necrose nur das äussere Blatt des Lides befallen hatte, Tarsus und Conjunctiva 
blieben frei. Von den Rändern des Defectes erfolgte nun eine Epithelbildung, 
welche in einiger Zeit denselben vollständig überzog. Die Stellung des Lides 
war eine gute geblieben. 





7) Seltener Zufall bei Linsendiscission, von Reindorf sen. 

Bei einem Versuche, die cataractöse Linse eines Kindes zu diseindiren, 
folgte dieselbe mit der Kapsel in die vordere Kammer; den nächsten Tag wurde 
sie daraus extrahirt. Der Heilungsverlauf war ein guter. Horstmann. 


Vermischtes. 


1) Ophthalmologische. Gesellschaft Heidelberg 1900. Die dies- 
jährige Zusammenkunft findet — mit Rücksicht auf den internationalen medizini- 
schen Congress in Paris, welcher vom 2. bis 9. August tagen wird, am 13., 
14. und 15. September statt. 

Mittwoch, den 12. Sepiember: Ausschuss-Sitzung um 6 Uhr im Grand 
Hôtel. Abends Zusammenkunft im Grand Hôtel oder im Stadtgarten. 

Donnerstag, den 13. September: Erste Sitzung, Morgens 9 Uhr in čer 
Aula der Universität. 


a GL, 2 


Nachmittags 21/ Uhr: Demonsirations-Sitzung in der Universitäts- 
Augenklinik. 

Abends 6 Uhr: Gemeinschaftliches Mahl auf dem Schloss-Hötel. 

Freitag, den 14. September: Morgens 9 Uhr Sitzung in der Aula. 12 Uhr: 
Geschäftssitzung. 

Nachmittags 2!/, Uhr: Sitzung. Vorträge un? Demonstrationen. 

Sonnabend, den 15. September: Morgens 9 Uhr Sitzung in der Aula, event. 
Nachmittags. 


Vorträge und Demonstrationen bitte ich rechtzeitig — bis zum 1. August 
bei mir anzumelden. 
Mainz, Februar 1900. Dr. W. Hess. 


2) Wie mir Herr Professor Haab freundlichst mittheilt, ist die von mir 
im Decemberheft 1899 dieses Centralblattes angegebene Methode der Auto- 
ophthalmoskopie im umgekehrten Bilde bereits in Nr. 12, December 1896, der 
Clinique ophtalmologique von Leloutre mitgetheilt. Diese — gleich der 
meinigen — kurze Mittheilung war mir unbekannt. Immerhin war es vielleicht 
deshalb nicht gegenstandslos, auf die Methode zurückzukommen, da der ge- 
nannte Herr Verfasser nur den temporal von der Fovea gelegenen Netzhaut- 
bezirk, nicht aber den Optikus-Eintritt gesehen zu haben scheint. .. . 

Dr. Heine, Breslau. 


3) Paris, le 30 jauvier 1900. 
Monsieur et très honoré Confröre. 

J’ai l’honneur de vous annoncer que le 15 Fövrier prochain paraitra, dans 
les bureaux de l'Institut de Bibliographie à Paris (93 Bê. St. Germain), le 
n? 1, pour l'année 1900, de la Bibliographia Medica, publication consacrée à 
la Bibliographie internationale des Sciences Médicales, sur le modèle de l'Index 
Medicus américain, dont elle continuera les traditions scientifiques, si appréciées 
de tous les bibliographes contemporains. 

Grâce aux Directeurs de ce recueil, MM. C. Potain, Membre de l'Institut, 
et Charles Richet, professeurs à la Faculté de Médecine de Paris, de notables 
perfectionnements seront apportés à la Rédaction; et la Classification sera 
absolument méthodique. .. ... Le Rédacteur en Chef, 

Marcel Baudouin, 
Directeur de l'Institut de Bibliographie de Paris. 


4) Der Unterzeichnete, mit einem umfassenden Werke über „Vergleichende 
Anatomie und Physiologie der Sehorgane“ beschäftigt, bittet, ihm ge- 
fälligst Separat-Abdrücke von Arbeiten — eventuell im Austausch — zu 
senden, die irgendwie, sei es anatomisch, embryologisch, zoologisch, pathologisch 
oder literarisch die Sehorgane der Thiere, das Auge und Sehen des Menschen 
oder überhaupt Lichtreactionen betreffen oder auch nur vereinzelte Angaben 
über solche Themen enthalten. 

Dr. Theodor Beer, Privatdocent für vergleichende Physiologie 
an der Universität Wien. (XVIII. Anastasius Grün-Gasse 62.) 


5) Berichtigung. 
Auf S. 3, Zeile 21 v. o. lies: 50 m nur auf 110 cm gelesen, also S = 0,02. 


—_ 62 — 


Bibliographie. 


1) Beiträge zur pathologischen Anatomie der bandförmigen 
Hornhauttrübung, von Dr. Schieck, Assistenzarzt der Univ.- Augenklinik 
zu Halle. (S. A. 1900.) Verf. untersuchte einen Bulbus anatomisch, 
der klinisch die Anfänge einer bandförmigen Hornhauttrübung erkennen liess. 
Es zeigte sich an Stellen, wo die normale Cornea in die bandförmig getrübte 
Zone überging, Imprägnation der Bowman’schen Membran mit kleinen Körnchen, 
die zur Mitte zu zunahm. Das Epithel und Parenchym war dabei intact, nur 
dort, wo Sättigung mit Körnchen eingetreten war, hatten sich Leucocyten ange- 
sammelt. Chemisch erwiesen sich die Körner als Kalk. Der Fall spricht ent- 
schieden für die Leber’sche Theorie der Entstehung der bandförmigen Horn- 
hauttrübung, nach der die Kalkinkrustation das primäre, die entzündlichen 
Processe das secundäre sind. Für die Theorie von Vossius, die das Umge- 
kehrte annimmt, ist bisher noch kein 'einwandsfreier Fall beobachtet; Härtung 
der Bulbi in Müller’scher Lösung, die Kalk auszieht, hat zu Fehlern Anlass 
gegeben. Zwei weitere fortgeschrittenere Fälle verwendet Verf. in gleichem 
Sinne. Therapeutisch käme Besserung der Ernährung des Auges (Iridectomie) 
resp. des Allgemein-Befindens in Betracht. Spiro. 

2) Ueber binoculares, stereoscopisches und körperliches Sehen 
bei einseitiger Aphakie und einseitiger Sehschwäche unter Be- 
rücksichtigung der Unfallgesetzgebung, von Prof. H.Schmidt-Rimpler 
in Göttingen. (Wiener medic. Wochenschr. 1899. Nr. 43, ref. in der ärztl. 
Sachv.-Zeit. 1900. Nr.1.) Eine schnelle und entsprechend feine Tiefenschätzung, 
ohne dass die Hilfsmittel der Kopfbewegung, der Augenconvergenz oder der 
Accommodation benützt werden, kann nur ein mit beiden Augen gleichzeitig 
Sehender ausführen; aber umgekehrt vermag nicht jeder Binocularsehender exact 
Tiefen zu schätzen. Besonders störend wirken starke Refractionsdifferenzen, wie 
man sie nach Unfällen in Folge der Entfernung der Linse sieht. In der Göttinger 
Klinik angestellte Versuche haben ergeben, dass bei einseitiger Aphakie, trotz 
gutem Sehvermögen und Correction durch Gläser selbst bei Vorhandansein eines 
binocularen Sehactes, welcher stereoscopische Verschmelzung ermöglicht, dennoch 
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle keine exacte Tiefenschätzung möglich 
ist. Viel geringere und oft keine Schädigung der Tiefenschätzung entsteht 
hingegen, wenn durch den Unfall nur eine einseitige Sehschwäche eingetreten 
ist ohne erhebliche Refractionsdifferenz. Die Tiefenschätzung bleibt oft selbst 
bei erheblicher Sehdifferenz zwischen den beiden Augen normal, wenn nur keine 
oder keine erhebliche Refractionsdifferenz besteht. Ancke. 

3) Lepra des Auges, von Franke. (Sitzungsber. der biolog. Abth. d. 
ärztl. Ver. Hamburg, ref. in „Die medicin. Woche“. 1900. Nr. 2.) Verf. hat 
die Augen von zwei an Lepra gestorbenen Individuen untersucht. Ein Auge 
stammte von einem 20jährigen Mann, der interstitielle Keratitis gehabt hatte, 
in der letzten Zeit ohne Reizerscheinungen. Im Ciliarkörper, der Iris, der 
Cornea und in der angrenzenden Sclera wurden Leprabacillen gefunden. In dem 
zweiten Fall war die Cornea bis auf den vierten Theil zerstört und völlig durch- 
setzt mit Leprabacillen. Iris und Ciliarkörper waren durch lepröses Bindegewebe 
ersetzt mit zahlreichen Bacillen. Die Linse war in Resorption begriffen. In 
den Ciliarnerven der Chorioidea fanden sich zahlreiche Bacillenhaufen. Die 
nervösen Elemente der Netzhaut waren verschwunden. In allen Theilen der 
Netzhaut und im vorderen Abschnitt der Sclera fanden sich ebenfalls Lepra- 
bacillen in grosser Anzahl. Ancke. 


2. 63 — 


4) Zur Beurtheilung des Cröd6ö’schen Verfahrens bei Neugebo- 
renen, von Dr. Michaelsen in Görlitz, Augenarzt. (Aerztl. Sachv.-Zeitung. 
1900. Nr. 2.) Verf. hält das Cr6ödö’sche Verfahren für segensreich in Ent- 
bindungsanstalten, für nicht geeignet aber in der Privatpraxis, insofern ‘es hier 
von Hebammen ausgeführt wird, deren Geschicklichkeit und Intelligenz oft unge- 
nügend ist. Verf. führt für seine Ansicht einen forensischen Fall an, in welchem 
eine Hebamme, der ihre 2°/, Höllensteinlösung ausgelaufen war, sich rasch aus 
der nächsten Droguerie eine neue Lösung holen liess und diese, wahrscheinlich 
20°/, Lösung bei zwei Neugeborenen prophylactisch einträufelte. An allen vier 
so behandelten Augen entstanden schwere Anätzungen, die noch dazu in der 
ersten Zeit von der Hebamme übersehen wurden. Ancke. 

5) Die Accommodation des Auges bei den Amphibien, von Dr. 
Theodor Beer. (Archiv für die ges. Physiologie. 1899. Band 73.) Zur 
Bestimmung der Refraction diente die Untersuchung im aufrechten Bilde und 
die Skiaskopie. Zwecks Beobachtung unter Wasser wurden die Thiere (Frösche, 
Kröten, Molche) in Glasgefässe mit planparallelen Platten gesetzt. Die Befunde 
in vivo wurden mit denen am frisch enukleirten Auge verglichen. Unter Wasser 
waren diese Thiere, worauf bereits Hirschberg aufmerksam gemacht hat, fast 
alle hochgradig übersichtig (bis 25 D), an der Luft in geringem Grade kurz- 
sichtig. Nach Verf. kommt den Kröten, Wassersalamandern und Erdmolchen 
eine Accommodation zu, dieselbe beruht aber nicht auf einer Krümmungs- 
veränderung der Linse, sondern auf einer Lageveränderung, indem beim Blick 
in die Nähe die Linse etwas weiter von der Netzhaut abrückt. Diese Ver- 
schiebung geht ausserordentlich träge vor sich, bei der Kröte dauert sie drei 
Seeunden. Sie kommt nach Verf. dadurch zu Stande, dass der Ciliarmuskel, 
dessen Bündel vom Corneoskleralrande bis zum Pigment der Ora serrata reichen, 
bei seiner Contraction eine beträchtliche Drucksteigerung im Glaskörperraume 
bewirkt, „welcher die Linse als der beweglichste Theil der Umgrenzung nach- 
giebt; der von ihr im Scheitel der Kammer verdrängte Humor aqueus zieht die 
peripheren Partien des Ligamentum pectinatum, vielleicht sogar das ganze 
Maschenwerk zurück und peripherwärts.“ Es ist dies derselbe Accommodations- 
vorgang wie derjenige, den Verf. bei den Schlangen festgestellt hat. Eine 
Einrichtung, die hohe Hypermetropie auszugleichen, von denen diese Thiere 
unter Wasser befallen werden, existirt nicht. Bei den accommodationslosen 
Thieren vermag die enge, auf Licht sehr empfindlich reagirende Pupille die 
Accommodation einigermaassen zu ersatzen. C. Hamburger. 

6) Ueber die Aetiologie, Therapie und Prognose der Cataracta 
traumatica, von Ludolf Gleim. (Inaug.-Diss. aus der Univ.-Augenklinik zu 
Giessen.) Referat über 108 Fälle von traumatischer Cataract, die in den 
Jahren 1890—1897 in der Giessener Universitäts-Augenklinik in Behandlung 
waren. Hiervon kamen 9°/, auf Frauen, 91°/, auf Männer. Contusionen 
waren in 84°/,, Perforationen in 16°/, die Ursache des Wundstares. Der 
Ausgang war: 


wu. 


n 15,75°/, Verlust des Auges bezw. Erblindung, 
„ 4,6°/, Schlussresultat nicht beobachtet, 
‚ 30,56°/, S = weniger als !/,o» 

„ 29,6%, S = Hio ho 

„ 14,82°/ S = ĉjo t C. Hamburger. 

7) Die conservative Behandlung der perforirenden Bulbus- 

verletzungen und ihr Ergebniss, von Dr. P. Römer. (Zeitschrift f. prakt. 
Aerzte. 1898. Nr. 11.) Die Statistik umfasst 266 Kranke, welche sämmtlich 


wer, BA 


mit noch offener Wunde zur Aufnahme kamen. Die conservative Therapie wird 
in Halle bei allen Verletzungen versucht, wenn nicht die Contenta des Bulbus 
zum grössten Theil ausgetreten sind. Selbst das scheinbare Fehlen von Licht- 
schein und Projection ist keine Contraindication, weil erfahrungsgemäss die 
Angaben der Patienten unmittelbar nach der Verletzung unzulässig sind. Die 
sofortige Enucleation wurde nur bei völliger Zerreissung des Bulbus vorge- 


nommen; die secundäre, wenn Panophthalmie drohte. — Das Gesammtresultat ist: 
Zahl der verletzten Augen. . . . 266 
Verlust des Auges . . . 69 = 25,93°/ 
Mit Erhaltung der Form geheilt. 33 


Mit Erhaltung von S < 0,1 geheilt 36 
Mit Erhaltung von S = 0,1—1,0 . 128 = 48,12°/,. 


260. C. Hamburger. 
8) Zur Statistik der Augenverletzungen, von Josef Volk. (Inaug.- 
Diss. aus der Univ.-Augenklinik zu Giessen.) Unter 6705 klinisch behandelten 
Patienten (1890—1898) befanden sich 957 = 14,27°/, Verletzungen. 56°/, 
hiervon waren perforirend durch Eisen-, Stein- oder Holzsplitter. 88°/, be- 
trafen Männer, 12°/, Frauen. Das linke Auge wurde 33 Mal mehr betroffen, 
als das rechte. Dem Berufe nach scheinen die Bergleute am meisten gefährdet 
zu sein (191 Verletzungen), durch’ abspringende Stein- und Eisensplitter und 
durch die nicht seltenen Dynamit-Explosionen, denen meist beide Augen zum 
Opfer fallen. Nicht viel weniger gefahrvoll ist der Beruf der Maurer (87), 
der Schlosser (41) und der Schmiede (29). Die Laundarbeit gefährdet die 
Augen besonders durch Kuhornstoss (74). Schmelzer und Hüttenarbeiter sind 
bedroht durch glühende Schlacken. In 9,61°/, (92 Fälle) waren Fremdkörper 
im Auge zurückgeblieben. Ueber den Ausgang und Verlauf siehe Original. 
C. Hamburger. 
9) Weiterer Beitrag zur Protargolwirkung in der Augentherapie, 
von Prof. Dr. Wicherkiewicz in Krakau. (Wiener med. Wochenschr. 1899. 
Nr. 47.) Das Protargol in 5 °/, Lösungen zu Abreibungen der Conjunctiva hat 
sich Verf. im ersten Stadium der acuten Granulosa wirksam erwiesen: der Ver- 
lauf wurde wesentlich abgekürzt. Auch bei der papillären Form des Trachoms 
wirkte es günstig; dagegen zeigte es sich bei chronischen Formen weniger ver- 
wendbar und stand den gebräuchlichen Behandlungen nach. Stärkere Lösungen 
sind nicht zu verwenden, da sie stark reizen. Auch bei Frühjahrscatarrhen 
ergab das Protargol subjective und objective Besserung. In Form 10—15°/, 
Salben kann es bei marginalen Lidrandentzündungen mit Vortheil verwendet 
werden. In zwei Fällen von Glaskörpereiterung nach Verletzung wurde eine 
5°/, Lösung durch die Wundöffnung in den Glaskörper gespritzt; die entzünd- 
lichen Erscheinungen und die starke Absonderung nahmen unter dieser Beband- 
lung ab. Schenkl. 
10) Ueber Iritis haemorrhagica, von Dr. H. Salomonsohn, Augen- 
arzt in Berlin. (Wiener klin. Rundschau. 1899. Nr. 43.) Verf. berichtet über 
einen Fall von Iritis mit Hyphaema, die sich auf syphilitischer Basis ent- 
wickelt hatte. Schenkl. 


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Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Verr & Come, in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wırrio in Leipzig. 


 Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath: in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANCKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. COHN in Breslau, Doc. Dr. 
CL. DU Bors-REYMOND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERTin Bern, 
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Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. MAGNUS in Breslau, Major F.P. MAYNARD, I.M.S,, 
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in Berlin, Prof. Dr. J. MUNK in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in 
Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in 
Klagenfurt, Dr. M. REICH in Petersburg, Med.-Rath Dr. SCHEERin Oldenburg, Prof. Dr.SCHENKL 
in Prag, Prof. Dr. SCHWARZ in Leipzig, Dr. SPIRO in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


März. Vierundzwanzigster Jahrgang. | 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Iridodialyse durch Revolverschuss. Von Dr. 
Theodor Battaban, Augenarzt in Lemberg. — Il. Zur Kenntniss der Polykorie. Von 
R. Hilbert in Sensburg. 


Neue Bücher. 

Gesellschaftsberichte. Ophthalmological Society of the United Kingdom. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u.s.w. Endemische Bad-Conjunctivitis, von 
Dr. Fehr, I. Assistenz-Arzt. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVII. 3. — 
II. The Ophthalmic Review. Januar. 

Vermischtes. Nr. 1—4. 

Bibliographie. Nr. 1—20. 











I. Iridodialyse durch Revolverschuss. 
Von Dr. Theodor Ballaban, Augenarzt in Lemberg. 


Isolirte Iridodialyse als Folge einer Schussverletzung des Auges 
wird nicht zu häufig beobachtet. So finden wir in der, auf Anregung der 
milit. mediz. Abtheilung des königl. preussischen Kriegsministeriums u. s. w. 
verfassten Zusammenstellung „der Verwundungen der Augen bei den 
deutschen Heeren im Kriege gegen Frankreich 1870/71“, unter 
sämmtlichen 298 Schussverletzungen des Auges 16 Fälle von Iridodialyse, 
darunter 4 Fälle, die gleichzeitig eine perforirende Verletzung der Horn- 


—_. 





! Berlin 1888 bei E. S. Mittler und Sohn. 


ar BB: e 


haut zeigten und 1 Fall mit einer solchen der Hornhaut und Linse, somit 
nur 11 Fälle einer reinen Iridodialyse. 

Coun! beobachtete unter 31 Schussverletzungen nur 2 Mal Iridodialyse, 
darunter wieder nur einen uncomplicirten Fall. 

Aber auch ganz abgesehen von der speciellen Art des einwirkenden 
Trauma sind Fälle traumatischer Iridodialyse ohne sonstige schwere Ver- 
änderungen selten zu beobachten. 

ZANDER und GEISSLER,? welche auf die Seltenheit der Iridodialyse 
hinweisen, führen nur 4 Fälle an. In meiner Ordination beobachtete ich 
auf 10000 Kranke im Ganzen 5 Fälle einer traumatischen Iridodialyse. 

Mit Rücksicht auf die grosse Seltenheit des Vorkommens einer Irido- 
dialyse als Folge einer Schussverletzung erlaube ich mir einen Fall eigener 
Beobachtung mitzutheilen. 

A. T., 27jähriger Arbeiter, kommt mit der Angabe, dass er vor zwei 
Tagen am rechten Auge dadurch verletzt wurde, dass ein 7 mm Revolver, 
mit dem ein zu seiner Rechten sitzender Kamerad spielte, sich entlud, 
wobei ihm die Kugel gegen das rechte Auge flog. 

Status praesens. Die Augenlider des rechten Auges stark geschwollen, 
am medialen Orbitalrande unter dem Supereilium eine kleine, nicht ver- 
schorfte Einschussöffnung, durch welche die Sonde in schräger Richtung 
nach aussen und unten in einer Tiefe von ca. 2 cm auf die Kugel stösst; 
dieselbe ist mit der Haut des oberen Lides zu verschieben. Der knöcherne 
Orbitalrand scheint, insoweit dies bei der beträchtlichen Schwellung zu 
eruiren ist, intact. Der Augapfel ist normal geformt; in seiner Bindehaut, 
namentlich in der untern Hälfte, kleine Pulverkörner eingelagert; ?/, der 
vorderen Kammer mit theils geronnenem, theils flüssigem Blut gefüllt, 
welches die Pupille zudeckt. Im oberen inneren Quadranten der Ciliarrand 
der Iris dem Hornhautrande concentrisch eingerissen, so dass daselbst ein 
etwa 4.mm langer, 1'/, mm breiter Spalt gebildet ist. Tn. — Kein Form- 
sehen, richtige Projection, normale Lichtempfindung. 

Bei der Entfernung des Projectils, durch einen 3 cm langen Haut- 
schnitt, parallel dem Supercilium, erweist sich der knöcherne Orbitalrand 
unverletzt. Nachdem die Hautwunde prima intentione geheilt und die 
Lider abgeschwollen waren, konnte nach 10 Tagen folgender Befund auf- 
genommen werden. 

Das Blut in der vorderen Kammer geschwunden, die Pupille durch 
Mydriatica nur nach unten regelmässig zu erweitern; entsprechend der 
Dialyse die Regenbogenhaut vorhangartig herabgesunken, Linse nicht 
schlotternd, im Glaskörper von oben innen her einstrahlend zarte Blut- 
flöckchen, der ophthalmoskopische Befund sonst negativ. 

1 Hermann Conan, „Schussverletzungen des Auges“. Erlangen 1872. (Beobach- 


tung 19 u. 24.) 
° ZANDER und GEISSLER, „Verletzungen des Auges“ S. 35t, 


— 67 — 


S. c. r. = °J,. Jäger Nr. 1 in 20 cm. Gesichtsfeld normal. 

Bei Betrachtung dieses Falles, sowie auch andrer Fälle, die ich zu 
beobachten Gelegenheit hatte, muss man sich die Frage stellen, wie es 
eigentlich dazu kommt, dass in Folge eines Trauma, die Regenbogenhaut 
immer an einem streng umschriebenen Orte von dem Ciliarrande abreisst. 

Zur Erklärung der Genese der Iridodialysis traumatica stehen sich 
zwei ziemlich divergente Anschauungen schroff gegenüber. 


SCHMIDT-RıMpLER! nimmt an, dass bei Einwirkung einer 
stumpfen Gewalt auf den Bulbus die Sclera eingebuchtet wird, 
und hierdurch auf die Iriswurzel an der entsprechenden Stelle 
ein Zug ausgeübt wird; da gleichzeitig, wie BERLIN erwiesen, 
durch das Trauma eine Pupillenverengerung eintritt, wird die 
Iriswurzel immer stärker gedehnt und kann bei einer genügen- 
den Impression der Sclera und demnach genügend grosser Zug- 
wirkung die Iris an der Wurzel einreissen. 

FÖrsTEr’s? Theorie, begründet durch experimentelle Untersuchungen, 
welche er allerdings selbst nicht als völlig beweisend erklären kann, leitet 
die Genese der Iridodialyse folgendermaassen ab: | 


„Durch Einwirkung einer stumpfen Gewalt auf die Horn- 
hautmitte wird diese abgeplattet, eingedrückt, das Kammer- 
wasser verdrängt; dasselbe kann, da die Iris an die Linse 
angepresst wird, nicht zwischen Iris und Linse in die hintere 
Kammer ausweichen und drängt daher die Iris an der nicht 
von der Linse gestützten Stelle, an der Iriswurzel, blindsack- 
artig zurück, wobei wieder bei einem Missverhältnisse zwischen 
der Elastizität der Iris und dem Drucke, unter welchem das 
Kammerwasser durch die einwirkende Gewalt gesetzt ist, die 
Iris an der Wurzel einreissen muss, dabei müsste in den meisten 
Fällen auch die Zonula mit einreissen, oder es könnte inandern 
Fällen, ohne dass eine Iridodialyse entstünde, die Zonula durch 
die nach hinten gedrängte Iris in grösserer oder geringerer 
Ausdehnung einreissen.“ 


Ganz abgesehen davon, dass Versuche an Kaninchen überhaupt, selbst 
wenn diese ein constantes Resultat aufweisen würden, für das menschliche 
Auge durchaus nicht beweisend sind, sprechen, wie ich zu zeigen versuchen 
werde, die klinischen Beobachtungen entschieden gegen die angeführten 
Theorien. Ihre Haltlosigkeit ist aber auch durch folgende Ueberlegung zu 
erkennen: 


1 Scumipt-RımpLer, Zur Kenntniss einiger Folgezustände der Contusio bulbi. 
Archiv für Augenheilkunde. 1883. 
? Bericht über die 19. Versammlung der ophtbalmologischen Gesellschaft zu 
Heidelberg 1887. Sd 
: 5* 


68 


Der gesammte Augen-Inhalt ist, aus Flüssigkeit oder wenigstens von 
Flüssigkeit durchsetzten Gewehen bestehend, als incompressibel anzusehen. 
Die Corneoscleralkapsel hat zwar eine gewisse Elastizität, aber nur eine 
relativ geringe Dehnbarkeit. Wenn also eine stumpfe Gewalt mit grosser 
Heftigkeit auf die Hornhantmitte einwirkt, so ist es mit Sicherheit anzu- 
nehmen, dass 

1. die in der vorderen Kammer bewirkte Drucksteigerung sich sofort 
gleichmässig dem ganzen Contentum der Corneoscleralkapsel mittheilt, — 
ich verweise diesbezüglich auch auf die Untersuchungen von Hess,! woraus 
sich ergiebt, dass zwischen Kammerdruck und Glaskörperdruck bei Accom- 
modation keine Druckdifferenz besteht, — und 2. dass die Druck-Erhöhung 
nur eine geringe Dehnung der Corneoscleralkapsel bewirken kann. Treffen 
beide Voraussetzungen zu — und dass sie zutreffen, darüber kann wohl 
kein Zweifel bestehen, — dann kann die Iris an der Wurzel nicht blind- 
sackartig nach hinten ausgestülpt werden, da hinter ihr derselbe Druck 
herrscht, wie vor ihr, und daher auch nicht dadurch eingerissen werden. 
Eine Ausnahme davon bilden lediglich die Fälle, wo die Sclera in 
Folge des Trauma berstet. In diesen. Fällen schwindet plötzlich der Druck 
hinter dem Diaphragma, welches die Iris und die Linse bildet, und so kann 
die Flüssigkeit der vorderen Kammer den Ciliarrand der Iris theilweise 
oder sogar in toto abreissen und aus dem Auge herausdrängen. 


Es gilt ein Gleiches von der von SATTLER? über die Entstehung der 
Iridodialyse aufgestellten Ansicht, welche eigentlich nur eine Verbindung 
der beiden oben besprochenen Theorien ist. Wenn ich nun die in der 
Literatur vorliegenden Beobachtungen mit den Fällen, die ich selbst zu 
beobachten Gelegenheit hatte, zusammenstelle, so ergeben sich einige con- 
stante und wichtige Umstände, welche in Berücksichtigung der Genese der 
Iridodialyse schwer ins Gewicht fallen. 

In erster Linie scheint es mir wichtig, die Art der einwirkenden 
Gewalt näher zu betrachten. 

Bei sämmtlichen Schussverletzungen war es jedesmal ein sogenannter 
Streifschuss,? der die Dialyse veranlasste Immer war es also eine 
exquisit momentane, schnellende Gewalt, deren Curve wir uns 





1 Hess, C., Arbeiten aus dem Gebiete der Accommodationslebre III u. s.w. 
Archiv für Ophthalmologie XLIU. 3. 

? SATTLER. Ueber Augenverletzungen. Vortrag, gehalten in der Sommer-Ver- 
sammlung des Centralvereins deutscher Aerzte in Böhmen zu Pilsen. Prager med. 
Wochenschrift 1890. 

3 11 Fälle aus den Verwundungen der Augen u. s. w., 

1 Fall von Coan’s Schussverletzungen per Augen. 

2 Fälle aus ZANDER und GKEISSLER, 

1 Fall meine Beobachtung, 

1 Fall von Roonpa SmitH. Wiener med. Presse. 1884, S. 460. 


“16 Streifschüsse. 


un 69 — 


stets fast senkrecht aufsteigend, und ebenso rasch, nachdem 
sie die grösste Höhe erreicht hat, abfallend vorstellen müssen. 
Ferner lässt es sich in den meisten Fällen einer traumatischen Iridodialyse 
direct ersehen, dass die von der Gewalt-Einwirkung direct betroffene Stelle 
durchaus nicht die Hornhautmitte war, wie wir nach FÖRSTER erwarten 
sollten, sondern gerade jener Theil der Corneoscleralgrenze, welcher 
der Iridodialyse entsprach. 

Es deckt sich diese Beobachtung somit vollständig mit der SCHMIDT- 
RımPLer’s, wie oben zu ersehen, aber dennoch kann man den Ueber- 
legungen ScHmipr-RımpLer’s nicht in allen Theilen beipflichten. Drückt 
man mittels des oberen Lides oder am cocainisirten Auge direet mit dem 
Finger die Corneoscleralgrenze ein, so sieht man wohl sofort die Papille 
sich verengen, die Iris an der gedrückten Stelle gegen die Mitte der Pupille 
herein rücken, so dass die Pupille ihre runde Form verliert und der 
Pupillenrand entsprechend der gedrückten Stelle abgeflacht wird; niemals 
aber gelingt es, auch wenn man in den verschiedensten Richtungen gegen 
den Aequator den Bulbus drückt, die Iriswurzel zu dehnen; im Gegen- 
theil wird die Iriswurzel an der gedrückten Stelle zusammengeschoben, wie 
dies ja auch aus der Ueberlegung sich ergiebt, dass durch den Druck der 
Kreisbogen der Sclera der Sehne sich nähert, oder endlich bei exessiver 
Gewalt in die entgegengesetzte Bogenkrümmung übergehen muss. Erst wenn 
die Impression so gesteigert wird, dass dieser Kreisbogen (diese Impression) 
dann einen kleineren Radius hätte, als der der normalen Krümmung, würde 
von einer Dehnung der Iriswurzel, aber nur einer Dehnung in der Richtung 
concentrisch der Irisperipherie selbst die Rede sein können. Es müsste 
dann, wenn eine so heftige Gewalt nicht schon viel schwerere Folgen für 
die Integrität des Auges mit sich brächte, die Iris in der Richtung des 
Radius und nicht parallel der Iriswurzel einreissen, also kein der Sclera 
paralleler, sondern ein querer, zur Iriswurzel senkrechter Spalt entstehen. 

Fassen wir nun diejenigen Momente zusammen, welche das Zustande- 
kommen der traumatischen Iridodialyse zu bedingen scheinen, so ee 
sich Folgendes: 

1. Die Gewalt muss eine schnellende gewesen sein. 

2. Die Gewalt muss die Corneoscleralgrenze treffen. 

3. Als unterstützendes Moment scheint in Betracht zu kommen die 
Elasticität der Sclera, wie dies aus dem jugendlichen Alter der Patienten 
zu ersehen ist. 

‚Aus allen diesen Ueberlegungen ergiebt sich die zwingende Noth- 
wendigkeit, beide Theorien fallen zu lassen, und müssen wir tas Zustande- 
kommen der traumatischen Iridodialyse in folgender Weise erklären: 

Durch die Einwirkung einer stumpfen Gewalt auf die Cor- 
neoscleralgrenze mit einer entsprechenden Intensität wird die- 
selbe eingebuchtet, dadurch die Iriswurzel gegen den Mittel- 


u I ee 


punkt des Auges gedrängt, gleichzeitig wird eine Contraction 
der Pupille bewirkt. 

Ist die Gewalt eine nur momentan wirkende, schnellende, 
so schnellt die Corneosclera sofort, ihrer Elasticität zu Folge, 
in ihre normale Lage zurück, aber auch über die Gleichgewichts- 
lage hinaus, so dass sie dann an der eingedrückten Stelle zu- 
letzt stärker gekrümmt ist, als in normalem Zustande. Da- 
durch, sowie auch durch die erwähnte Pupillencontraction und 
das Hineinrücken der Iris, wird die letztere, welche in Folge 
ihrer geringen Elasticität der Sclera nicht folgen kann, gezerrt 
und muss an der der grössten Zerrung ausgesetzten Stelle der 
Iriswurzel, welche zugleich auch der weniger resistenten Iris- 
partie entspricht, einreissen. 

Das Ausbleiben und das Zustandekommen von gleichzeitigen 
Einrissen der Zonula, oder das Einreissen der letzteren allein 
ohne Dialyse, kann sich durch eine verschiedene Localisation 
der einwirkenden Gewalt und natürlich auch durch die ver- 
schiedene Dehnbarkeit der genannten Theile, die bei verschie- 
denen Individuen verschieden ist, anstandslos erklären. 


U. Zur Kenntniss der Polykorie. 
Von Dr. R. Hilbert in Sensburg. 


Die Polykorie (Korektopie) gehört zu den seltensten angeborenen Miss- 
bildungen des Auges: Nur eine geringe Anzahl wirklich hierher gehöriger 
Fälle sind in der Literatur niedergelegt.! 


! Die neuere Literatur über diesen Gegenstand ist folgende: 

1. v. Ammon, Klinische Darstellungen der Krankheiten und Bildungsfehler des 
menschlichen Auges. Berlin 1847. 

2. MÜLLER, v. Ammon’s Zeitschrift Bd. V, S. 322. 

3. SIMROCK, Würzburger med. Zeitschrift, Bd. III, S. 412. 

4. Mooken, Ophthalmologische Beobachtungen, Berlin 1867, 8. 122. 

5. Rumscaewitsch, Coloboma oculi, Membrana pupillaris persistens, Polykoria. 
Centralbl. f. prakt. Augenheilk., 1882, S. 188. 

6. Derselbe, Ein Fall von multipler Pupille.. Medycyna 1884, p. 97 und 

7. Derselbe, De la polykorie. Rev. général. d’Ophtalm. Ill. Nr. 5, p. 193. 

8. BeevoR, Ophthalm, Soc. of the Un. Kingdom. Jan. 1884. 

9. Mittenoorr, Multiple Iriskolobome oder Polycoria congenitalis. Transact. of 
the American ophth. Soc. 1884. 

10. Franke, Ueber angeborene Polykoria. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1889. 
August. 

11. GÜNSBERG, Zur Kasuistik angeborener Irisanomalien. Ebenda. 1890. Mai. 

12. RUMSCHEWITSCH, Ueber die Pseudokolobome der Iris. v. Gräfe’s Archiv. 1891. 
S. 39. 


ie FE un 


„Was die überzähligen Pupillen (Polykorie, Diplokorie, Triplokurie) an- 
langt, so ist, so häufig davon in der älteren Literatur auch die Rede ist, 
doch eigentlich kein Fall bekannt, wo mehrere normal gestaltete Pupillen 
auf einem Auge vorhanden gewesen wären. Wie bei der Ektopie, so sind. 
manche der beschriebenen Fälle gewiss traumatischer Natur. Abgesehen 
von solchen und den keineswegs hierher gehörigen Doppelpupillen im 
Kyklopenauge findet man unter obigem Titel sehr verschiedenartige Zustände 
zusammengetragen. Es sind darunter einfache, vollständige oder unvoll- 
ständige, radiäre Fissuren der Iris, wie wir sie auch bei Atrophie derselben 
entstehen sehen, ferner diejenigen Colobome, welche als Brückencolobome 
bezeichnet worden sind, und welche entweder in einem gegen die Pupille 
hin zum Abschluss gekommenen Colobom bestehen (?), oder durch Reste 
der Pupillarmembran hergestellt worden sind.“ So urtheilt Manz (Die 
Missbildungen des menschlichen Auges. Handbuch d. ges. Augenheilkunde 
von Gräfe-Saemisch, 1. Aufl, Bd.Il, S. 96), und man sieht daraus, 
dass sowohl die Form, wie die Erklärungsweise der Polykorie grossen 
Schwankungen unterliegt. 

Aus diesem Grunde möchte ich hier einen Fall von Poiykorie mit- 
theilen, welchen ich bei Gelegenheit der allgemeinen Untersuchungen auf 
Trachom durch Zufall auffand. Dieser Fall zeigt ein so merkwürdiges Aus- 
sehen, wie es bis jetzt noch nicht beschrieben worden ist und macht trotz 
seiner gewiss sicheren congenitalen Herkunft auf den ersten Anblick den 
Eindruck einer partiellen Iridodialysis. | 

Der Fall ist der folgende: Henriette M. aus Grunau, Kr. Sensburg, 
14 Jahre alt, ist ihrem Alter entsprechend gut und kräftig entwickelt. 
Das Mädchen zeigt blonden Typus, Haut zart, Haare hellgelb, Iris blau, 
Beide Pupillen sind gleich- und mittelweit und reagiren prompt auf Licht- 
einfall und Convergenz. Auf dem rechten Auge bemerkt man, genau im 
vertikalen Meridian, am unteren Irisrande eine schwarze Spalte; dieselbe 


13. Scaweinıtz, Coloboma of the iris, polycoria and primary Glaucoma. American 
Ophthalmological Society. 23. Sept. 1891. 

14. FRIEDL, Ein Fall von angeborener Polykorie (Triplokorie). Wiener klinische 
Wochenschr. 1893. Nr. 16. S 

15. Woegx Dopp, Beiderseitige Polykorie u) The ophthalm. Soc. of 
the unit. Kingdom. 14. Juni 1894. 

16. Courins, Polycoria with deep pitting of the optik dise. Transact. Ophthal. 
Soc. of the unit. Kingdom XV, p. 192. 

17. von Duyse, Genèse de da corectopie. Arch. d’Ophtalm. XV, p. 738. 

18. MayNarp, Two cases of coloboma iridis in mother and son with monocular 
polycoria also in the the son. Indian med. gazette. 1897. Nr.12. 

19. Hoce, Polycorie (Demonstration). The ophthalm. Soc. of the united Kingdom. 
5. Mai 1898. 

20. WINGENROTH, Ein Fall von Diplocorie des rechten Auges. Centralbl. f. Augen- 
heilk. 1899, S. 105. 


misst etwa 1,5 mm in horizontaler Richtung und besitzt in der Mitte eine 
Höhe von etwa 0,5 mm. Ihre Gestalt ist im Ganzen halbmondförmig. 
Das Ganze sieht aus, als ob in dem beschriebenen Umfange die Iris ab- 
gelöst wäre. Mitbewegungen dieser zweiten Pupille sind nicht wahrnehmbar. 
Die Augenspiegeluntersuchung ergiebt vollständige Durchleuchtbarkeit der 
zweiten Pupille, völlige Durchsichtigkeit der brechenden Medien und einen 
hellen, dem blonden Typus des Kindes entsprechenden Augenhintergrund. 
Es ist noch zu bemerken, dass die Proc. cil. am untern Rand dieser zweiten 
Pupille nicht zu sehen sind, auch nicht bei seitlicher Beleuchtung. Papilla 
optica und Gefässe von durchaus normaler Beschaffenheit. Das linke Auge 
zeigt nicht die geringste Abweichung von der Norm. Refraction beiderseits 
H 1,0; S = 1. Im Uebrigen ist das Mädchen völlig normal und zeigt 
insbesondere keine andern Bildungs-Anomalien an ihrem Körper. 


Die Eltern des Kindes sind nicht blutsverwandt, weder sie noch die 
Geschwister des Mädchens zeigen irgend welche körperlichen Abnormitäten, 
auch sollen solche bei andern Familienmitgliedern noch niemals beobachtet; 
worden sein. Die Schwangerschaft der Mutter verlief ohne jede Störung; 
sie hat während derselben, ihrer Angabe nach, auch keine Verletzung 
irgend welcher Art erlitten. Die oben beschriebene zweite Pupille ist bald 
nach der Geburt bemerkt worden, doch wurde das Kind niemals einem 
Arzte vorgestellt, da die Sehschärfe nichts zu wünschen übrig liess, die 
Anomalie auch in kosmetischer Beziehung nicht störte, weil sie nur bei 
genauem Zusehen zu entdecken war. 


Es ist demnach auszuschliessen, dass es sich in dem berichteten Fall 
um eine traumatische Iridodialysis handelt, da die Anvmalie schon unmittel- 
bar nach der Geburt bemerkt wurde. Die Annahme, dass es sich etwa 
um eine intrauterine Verletzung handeln könnte, dürfte doch zu gesucht 
erscheinen, zumal auch von Seiten der Mutter jedes Trauma in Abrede 
gestellt wird, was doch sonst im Publikum zur Erklärung derartiger Sachen 
gern herangezogen wird. 


Es handelt sich mithin sicher um eine congenitale Anomalie in unserm 
Falle und zwar um eine solche, wie sie meines Erachtens bisher noch nicht 
beschrieben ist. 


Ob man nun einen solchen Zustand mit dem Namen Polykorie be- 
zeichnet, oder ihn etwa Iridodialysis congenita nennen will, ist Geschmack- 
sache und übrigens auch gleichgültig. Eine Erklärung der Genese des 
Falles vermag ich nicht zu geben. Jedenfalls ist daraus zu entnehmen, 
dass unsere Kenntnisse von den angeborenen Fehlern der Iris zur Zeit 
gewiss noch nicht vollständig und abgeschlossen sind. 


za MO: 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


*1. Das Sarcom des Auges, von Dr. R. Puliata Kerschbaumer in 
St. Petersburg. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Sattler. Mit 15 Fig. auf 
X Tafeln. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1900. 285 S. 

2. Die Verletzung des Seh-Organs mit Kalk u. ähnl. Substanzen, 
von Jul. Andreae, Dr. med. et phil. Leipzig, W. Engelmann, 1899. 

*3. Die Neurologie des Auges. Ein Handbuch für Nerven- und 
Augen-Aerzte, von Dr. H. Wilbrand, Augenarzt, und Dr. A. Saenger, Nerven- 
arzt, in Hamburg. I. Band, 2. Abth. Mit 88 Text-Abbildungen. Wiesbaden, 
J. F. Bergmann, 1900. 

*4. Letter-, word- and mind-blindness, by James Hinshelwood, 
M. A., M. D., F. F. P. S. Glas., Surgeon to the Glasgow eye infirmary. London, 
H. K. Levis, 1900. 

*5. Recherches cliniques et bactériologiques sur les infections 
aiguës de la cornée, par le Dr. P. Petit. Paris, G. Steinheil, 1900. 
(268 S., II Taf.) 

6. Die Augenkrankheiten des Kindes-Alters und ihre Behand- 
lung, von Dr. E. Guttmann, Ass.-Arzt der Augenklinik von Prof. Magnus 
in Breslau. Berlin, Fischer’s med. Buchhandung, 1900. (128 S.) 

7. Handbook of Optics for students of ophthalmology, by Wil- 
liam Norwood Suter, B. A, M. D., Prof. of ophth., Washington, D. C. 
New York, The Macmillan C.; London, Macmillan & Co., Ltd, 1899. Ein 
ganz nützliches Buch für Studenten des englischen Sprachgebiets. 

8. Rechts- und Linkshändigkeit, von Dr. Lueddekens, pr. Arz 
in Liegnitz, Anstalts-Arzt der Taubstummen- und Idioten-Anstalt daselbst. Mit 
11 Fig. Leipzig, W. Engelmann. 1900. 

9. Täfelchen zur Prüfung feinen Farbensinnes mit Benutzung des 
Meyer’schen Flor-Contrastes. Für Bahn-, Schiffs-, Schul-, Militär-Aerzte und 
Lehrer, von Prof. Dr. Hermann Cohn in Breslau. Berlin, O. Coblenz. 1900 

10. Augenärztliche Unterrichtstafeln für den akademischen 
und Selbst-Unterricht. Herausgeg. von Prof. Dr. H. Magnus. Heft XVIII. 
Durchschnitt durch das menschliche Auge, von Dr. Maximilian Salzmann, 
Docent der Augenheilk. an der k. k. Universität zu Wien. Breslau, U. Kern, 
1899. Enthält 1. einen schematischen Horizontal-Schnitt durch das normale 
erwachsene Auge und 2. den Iris-Winkel nebst Umgebung — hauptsächlich 
nach eigenen Präparaten und Messungen des Verf.s. 


Gesellschaftsberichte. 
Ophthalmological Society of the United Kingdom. (Brit. Med. Journ. 
1899. 4. Febr.) 
Sitzung vom 26. Januar 1899. 


Rapid changes in refraction in connection with diabetes. 
H. Grimsdale beobachtete bei einer 45jährigen Diabetikerin eine plötz- 
liche Refractions-Aenderung von etwa 3 D von Hypermetropie zur Myopie und 


ae A a 


beinahe ebenso schnell wieder die Umkehr zum früheren Status, ohne dass die 
gleichzeitig festgestellten Linsenträbungen sich geändert hatten. 3 Wochen 
später trat der Exitus im Coma ein. Risley hat 1897 einen ähnlichen Fall 
berichtet, bei dem die Refractions-Aenderung mit dem Zuckergehalt im Urin 
parallel ging. (Hirschberg hat zuerst die diabet. Kurzsichtigkeit beschrieben, 
C. Bl. f. A. 1890, Jan.) Doyne citirt einen Diabetes-Fall, wo nach einer Reise 
die Refraction sich von Hyp. 3 D zu + 2,0 D und, als dann der Zucker 
ganz verschwand, zu Erumetropie gewandelt hatte. 


On the stereoscopic eximination of skiagraphs of foreign 
bodies in the eye and orbit. 

Mackenzie Davidson macht jetzt 2 Aufnahmen, die in der Position um 
die Pupillar-Distanz von 6 cm verschoben sind, und hält dann die beiden 
Negative Seite an Seite gegen das Licht, um auf diese Weise — bei einiger 
Uebung im Convergiren soll das nicht schwer fallen — ein stereoskopisches 
Reliefbild zu erhalten, das die Localisation eines Fremdkörpers erleichtert. Er 
hält diese Methode nach seinen Erfahrungen bei 70 Fällen für unerlässlich in 
der Praxis. Silcock hat Gelegenheit gehabt, in einem Falle, wo der Fremd- 
körper durch Cornea und Linse hindurch 6 mm vom Opticus entfernt sich fest- 
gesetzt hatte, Dr. Davidson’s Verfahren zu erproben. 

Demonstrationen. Hern: Hartnäckige Conjunctivitis. — W. H. Jessop: 
Skiagramm eines Fremdkörpers. — Griffith: Mikroskopisches Präparat von einem 
Primärsarkom der Hornhaut. — Major Yarr: Chorioretinal-Herd im Centrum 
von Opticus-Gestalt. — Higgens: Operirte Myopie. — Fischer: Mitbewegung 
von Lid und Kiefer. — Bronner: 1. Congenitaler Hornhaut-Tumor (degenerirtes 
Naevuid?), 2, Iris-Tuberkel. 


Sitzung vom 9. März 1899. (Ophth. Rev. March 1899.) 


Implantation cysts of the iris. 


Devereux Marshall berichtet über 3 Fälle von Epithel-Cysten der Iris 
und demonstrirt deren Präparate. Bei einem 12jährigen Knaben entstand sie 
nach einem Trauma. Ihre Wände bestanden aus den Iris-Schichten, die in 
zwei ungleiche Theile auseinandergedrängt waren, an einer sehr atrophirten 
Stelle nur noch aus Epithel allein. Bei einem 17 Jahre alten, vor 7 Jahren 
verletzten Manne lag die Cyste oben innen in der Vorderkammer, vorn von 
äusserst verdünnter Iris mit Epithel-Bezug begrenzt und an der Descemetis 
adhärirend, hinten als Wand das grössere und dickere Irisstroma, ebenfalls mit 
Epithel überzogen. Der dritte Fall betraf einen 29jährigen, der ebenfalls 
mehrere Jahre vorher verletzt worden war und wegen Schmerzen und Erblindung, 
zur Enucleation führte Hier hatte sich die Cyste im muskulösen Theil der 
Iris entwickelt. Ihr Epithel-Bezug war so stark proliferirt, dass die ganze 
Höhle mit degenerirten Zellen ausgefüllt war und ein ganz weisses Aussehen 
hatte. Das Epithel glich mehr dem Haut-Epithel, welches möglicher Weise bei 
dem Trauma implantirt worden war. 

Collins erwähnt die sehr verschiedene Localisation der Cysten in der 
Cornea, Vorderkammer, in der Iris, sogar im Glaskörper und in der Orbita. 
Sie seien mit und ohne Pigment vorhanden, erstere, wo sie durch Separation 
der beiden Uveal-Schichten der Iris entstehen; letztere, wo sie mesoblastischen 
Ursprungs sind und aus erweiterten Iriskrypten hervorgehen oder durch Epithel- 
Einstülpung nach Trauma entstehen und entsprechend ihr Inhalt klar oder 
talgig erscheine. 


ei, TD aan 


$ . ° . $ C- x š 
Green vision ın a case of tabes dorsalis. 


Work Dodd berichtet von einem 32jährigen Tabiker mit Opticus- Atrophie, 
dass derselbe bei einer Sehschärfe von !/,,, bezw. Handbewegungen Alles wie 
durch einen grünen Schleier sah, der bier und da gelegentlich rothe Flecken 
zeigte. Bei Ermüdung nahm die Intensität des Grünsehens zu, auch die rothen 
Flecken erschienen greller. Zuweilen gab er sehr glänzende Lichterscheinungen an. 


Albuminuric retinitis in a child. 


Lawson und Sutherland ergänzen ihren vorjährigen Bericht. Die 
interstitielle Nephritis hatte nach 1°/,jährigem Bestande letal geendigt. Die 
Retina zeigte die gewöhnlichen anatomischen Veränderungen. Congenitale 
Syphilis wurde als Ursache vermuthet. 

Holmes Spicer hat bei einer 20jährigen Patientin, die an interstitieller 
Keratitis und anderen Erscheinungen angeborener Lues gelitten hatte, ebenfalls 
eine Bright’sche Retinitis beobachtet. 

Lawson hat bei Kindern wiederholt ähnliche Sectivnsbefunde gehabt und 
schreibt fast alle der hereditären Lues zu. 


Strabismus fixus. 


-Donaldson stellte bei einer 46jährigen Patientin mit E EA 
Convergenz in der Narkose fest, dass selbst unter Gewaltanwendung das Auge 
nicht so weit rotirt werden konnte, dass der Internus durchschnitten werden 
konnte. Auf dem andern ebenfalls stark convergirenden Auge liess sich der 
Internus allenfalls durchtrennen. | 

Demonstrationen. Stephenson: Hippus. — Brailey und Eyre: 
Basedow und Glaucom. — Doyne: Chorioiditis bei mehreren Familien-Mit- 
gliedern. — Griffith: Seröse Bindehaut-Cyste. — Lang und Thompson: 
Jıwei Fälle von Embolie der Centralarterie mit Intactheit eines papillo-maculären 
Dreiecks. — Bickerton: Haab’s Magnet. 


Sitzung vom 4. Mai 1899. 
Tumours of iris. 


Thompson demonstrirt mikroskopische Präparate von einem früher vor- 
gestellten Patienten mit Spindelzellen-Sarkom der Iris. 

Collins zeigt einen Fall, wo der Tumor die innere obere Partie der Iris 
einnahm und die Linse getrübt war. Das excidirte lrisstück zeigte grosse 
Endothel-Zellen mit scharf begrenzten Kernen, die Structur ähnelte der von 
Haut-Pigmentflecken. 


Unusual form of opacity of cornea. 


Collins demonstrirt einen Fall mit doppelseitiger Hornhaut-Trübung von 
eigenthümlichem Aussehen; sie sah aus wie ein über die Hornhaut gespanntes 
Spinngewebe und stellte möglicher Weise die Spuren früherer Gefäss-Bildungen 
nach interstitieller Keratitis vor; aber sie schienen dafür zu breit und reichten 
auch nicht bis zur Peripherie der Cornea. 


Breuer vergleicht sie mit den Linien, welche bisweilen bei der ober- 
flächlichen Keratitis punctata (Fuchs) gesehen werden. 
Vascular formation in the vitreous in diabetes. 


Lawson demonstrirt einen Fall von Diabetes, bei dem sich erst eine 
Glaskörper-Trübung, und als diese geklärt hatte, eine bindegewebige Neubildung, 
die von einem centralen Stiel ausgehend, zahlreich vascularisirt erschien, zeigte. 


se 76 ex 


Sloughing of cornea rapidly following on fracture of the base 
of skull. 


Dr. Lediard: Trauma eines Locomotivfūhrers mit nachfolgender rechts- 
seitiger Facialis-Lähmung und secundär, durch eine comatöse Hypaesthesie der 
Cornea unterstützt, vollständige Hornhaut-Schmelzung. 


Primary carcinoma of eyeball. 


Simeon Snell demonstrirt ein Präparat von typischem Carcinom, welches 
vom Innern des Bulbus ausgegangen war. Pat. war 69jährig und hatte vor 
14 Jahren eine Hornhaut-Verletzung erlitten. Als er zur ersten Untersuchung 
kam, war die ganze Cornea eine harte, höckerige, unregelmässige Masse. Bei 
der Enucleation zeigte sich hinten eine Perforationsstelle. 

Collins hält es jetzt für ausgemzcht, dass Carcinome primär im Bulbus 
von den tubulären Drüsen des Ciliarkörpers ausgehen können oder von dem 
Pigment-Epithel der Iris und Chorioidea. 


Carcinoma of the eye secondary to that of the lung. 


Rowan demonstrirt einen Scirrhus im unteren Theil des Fundus, der eine 
Metastase zu einem Cancer der Bronchialdrüsen darstellte. 


Piece of glass localised in the eye by means of the Roentgen rays. 


Davidson demonstrirt ein Glasstückchen, welches bei schräger Durch- 
leuchtung ganz gut, wenn auch nicht so deutlich wie Metall, von Röntgen- 
Strahlen abgegrenzt werden konnte; dasselbe war bei einem chemischen Ex- 
periment durch Explosion ins Augeninnere gedrungen. 


Eyeball with fragment of steel lodged in its coats. 

G. Mackay zeigt ein Skiagramm von einem eingekapselten Eisensplitter 
herum. Die Magnet-Extraction gelang nicht. Da die Iris rostfarbene Verände- 
rungen gezeigt hatte, wurden die Schnitte des enucleirten Bulbus mit Berliner 
Blau gefärbt, um die Ausdehnung der Rostfarbe zu eruiren. Es zeigte sich 
das Hornhaut-Epithel und der Kammerwinkel am tiefsten gefärbt, die Descemetis 
gar nicht. 


Solid oedema ot the eyelids. 

Critchett, demonstrirt einen Fall von massigem Lidödem nach Erysipelas- 
recidiv. Behandlung, selbst Excisionen erwiesen sich als vergeblich. 

Filamentary keratitis. 

Batten zeigt einen Fall von symmetrischer Fadenbildung der Hornhaut- 
Oberfläche, nahe dem inneren Winkel. 

Orbital tumour. 


Juler demonstrirt einen Fall, der erst seit 2 Monaten durch Exophthal- 
mus aufgefallen war. Der Tumor fluctuirte und enthielt blutigen Inhalt, der 
bei der Probepunction hervorkam. Vortr. hielt ihn für ein vasculäres Sarcom. 
Lawford hält ihn möglicher Weise für einen ausgeweiteten Siebbeinraum. 


Sitzung vom 8. Juni 1899. 


A case of spring catarrh. 

Holmes Spicer demonstrirt einen 10jährigen Knaben mit Frühlings- 
catarrh, dessen. Ober- und Unterlider mit grossen Granulationen bedeckt 
waren, die dem Trachom sehr ähnelten. Sie lagen mehr auf den Tarsi als in 


den Fornices, ein Pannus fehlte.e Die Augen schienen nur in der heissen 
Jahreszeit entzündet. Der Limbus war leicht erhaben. 

Juler hält den Fall für ein gewöhnliches chronisches Trachom, während 
Collins die Diagnose nur von der mikroskopischen Untersuchung erwartet. 
Beim Frühlingscatarrh würde sich die vorhandene weissliche Secretion aus einer 
Verdiekung des Epithels erklären, beim Trachom dagegen Rundzellen gefunden 
werden müssen. 


Obliteration of a branch of the retinal artery following 
frequent attacks of temporary amblyopia. 


Beevor und Gunn beschreiben einen Fall der Art. Der 34jährige Pat. 
hatte seit seiner Kindheit an temporärer Amblyopie gelitten. Vor 9 Monaten 
war ein besonders heftiger Anfall aufgetreten, bei dem auf dem rechten Auge 
das ganze obere Gesichtsfelä und die Peripherie des unteren zum Theil schwand. 
Gelegentlich verlor er auch auf dem linken Auge vorübergehend die untere 
Gesichtsfeldpartie.e Ein Vitium cordis bestand nicht. Die Vortr. halten den 
Fall, bei dem schliesslich die untere Partie des rechten Opticus atrophisch 
wurde und die Aeste der unteren Arterienabzweigungen sich verengert zeigten, 
für einen recidivirenden Spasmus der Centralarterie, deren einer Ast schliesslich 
verengert blieb. — Eine Schwester des Pat. leidet an richtiger Migräne mit 
vorübergehendem Kleinersehen der Gegenstände. 


Two cases of recovery of sight after partial occlusion of the 
central artery. 


Story berichtet über zwei Fälle von Embolie mit günstigem Ausgange. 
Thompson sieht die Ursache bei dem einen Fall in einer obliterirenden Gefäss- 
wand-Entzündung, die zuerst temporäre Anämie und schliesslich dauernden 
Collaps oder Thrombose des Gefässes herbeiführe. 


Priestley Smith betont die Bedeutung solcher Fälle temporärer Gesichts- 
feld-Verdunkelung für die frühzeitige Behandlung und Prognose. Sie kommen 
vor nach Castration der Frauen und sind als Reflex-Störungen aufzufassen, 
ferner bei Urämie, Anämie etc. Er empfiehlt Antipyrin und heisse Getränke 
mit Alkalien und Salicylsäure, wie bei Gicht, als unmittelbare Hülfe während 
der Anfälle. 


Traumatic division of both optic nerves. 


Kenneth Scott berichtet über die Folgen eines Selbstmord-Versuches bei 
einem 23jährigen Aegypter. Die Kugel war von der rechten Schläfe quer 
durch den Schädel zur linken Schläfe herausgegangen. Beide Bulbi wurden 
vollständig aus der Orbita herausgeschleudert und lagen auf den Wangen, rechts 
19 mm, links 15 mm herabhängend. Beide Sehnerven waren abgerissen und 
Bulbi aufgerissen. Beide Orbitae waren von der Kugel durchquert. Der Tod 
trat bald darauf ein. 

J. T. Thompson erzählt einen ähnlichen Fall, wo das rechte Auge auf- 
gerissen, das linke nur vorgedrängt war. Pat. war vollständig blind, lebte aber 
noch 2 Jahre. 


Extra-Sitzung vom 9. Juni 1899. 


Discussion über die operative Behandlung der Myopie. 

Richardson Cross giebt ein einleitendes Referat. Er ist der Ansicht, 
dass das operative Verfahren bei excessiver Kurzsichtigkeit das Stadium der 
Versuche bereits hinter sich habe, und die Indicationen schon mit Bestimmtheit 


— 78 — 


aufgestellt werden können. Er verordnet, soweit es angeht, bei Myopie stets 
die voll corrigirenden Gläser. Bei den höchsten Graden derselben sei das aber 
ausgeschlossen, und hier trete die Operation in ihre Rechte. Die ersten ver- 
öffentlichten Fälle stammten von Weber 1858, dann hielt v. Graefe’s Warnung 
weitere Versuche hintan, bis Fukala 1889 einen neuen Anstoss gab, dem die 
Mehrzahl aller Augenärzte gefolgt sei. Vortr. räth Discission der Linse an mit 
nachfolgender Linear-Extraction, sobald oder bevor die Tension anzusteigen be- 
ginnt. Bei jungen Kindern sei oft nur die Discission ausreichend. Bei älteren 
Leuten empfiehlt er, eine Iridectomie der Discission mit nachfolgender Extraction 
vorauszuschicken. Bei Erwachsenen hat er auch bisweilen die klare Linse 
durch Extraction entfernt. Bei der Discission .solle möglichst nur die vordere 
Kapsel getroffen werden; die Zerreissung der hinteren Kapsel führe Compli- 
cationen herbei, die schwierig zu beheben seien. Grosse Vorsicht sollte geübt 
werden, um Vorfall von Glaskörper oder Iris zu vermeiden. Bei deutlichen 
Veränderungen des Glaskörpers oder niedriger Tension und bei Neigung zu 
intraoculären Blutungen solle man lieber nicht operiren. Dagegen seien Ader- 
haut-Veränderungen mässigen Grades keine Contra-Indication; centrale Affectionen 
seien prognostisch natürlich schlechter, aber nicht gänzlich aussichtslos. Die 
Gefahr der Netzhaut-Ablösung scheint ihm übertrieben, namentlich soweit jüngere 
Individuen in Betracht kämen. Von beiden Augen solle nur eines und zwar 
das schlechtere operirt werden, das bessere bleibe für die Naharbeit kurzsichtig. 
Vortr. brauche keine einzige seiner 48 Operationen zu bedauern. Der Nutzen 
sei besonders bei der dienenden Klasse und allen auf den Erwerb durch die 
Hand angewiesenen Arbeitern in die Augen springend. Oft ändere sich das 
allgemeine Aussehen der Patienten zu ihrem Vortheil, und auch eine psychische 
Einwirkung sei unverkennbar. 


Hartridge hat 17 Augen zwischen 8 und 30 Jahren operirt. Bis auf 
eine nach 6 Monaten eintretende Amotio retinae hatte er gute Resultate. 


Lang, der über 30 Fälle verfügt, hält es für wichtig, die Discissions- 
nadel vom Limbus aus einzustechen und die Kapsel kreuzförmig zu ritzen. Er 
thut es bei seitlicher Beleuchtung. Nach Resorption der Linsenmassen macht 
er dann noch eine Discission der hinteren Kapsel mit der Bowman'- 
schen Nadel. 

Collins berichtet über 11 günstig verlaufense Fälle. Auch er hebt den 
psychischen Einfluss des Operationseffectes hervor. 

Cargill hat 6 Fälle mit Erfolg operirt. 

Adams Frost hat bei 24 Augen 2 Mal Ablösung erlebt. Er legt sich 
vor jeder Operation 3 Fragen vor: Liegt ein Grund vor, dass Patient Gläser 
nur mit Schwierigkeit tragen kann oder sie verschmäht? Wird das Sehvermögen 
durch die Operation ohne Benutzung von Gläsern sich bessern? Wird Patient 
im Falle, dass er auch später Brillen tragen muss, besser daran sein als zuvor? 
Er operirt nur selten beide Augen und stets erst nach einem Intervall von 
6 Monaten. 

Rayner Batten, welcher 13 Augen operirt hat, glaubt bestimmt, dass 
die Operation den Fortschritt der Myopie coupire. In einem Falle hat er sogar 
eine Zunahme der Hypermetropie messen können, die er auf eine anhaltende, 
aber gewöhnlich wegen der Linsentrübung nicht bemerkte, Abflachung des Bulbus 
zurückführt. 

Critchett, der 37 Operationen hinter sich hat, macht nach der Discission 
nur dann die Extraciion, wenn das Auge gereizt erscheint und die Tension 


_719 — 


wächst. Man müsse damit rechnen,. dass bisweilen das Endresultat hinter dem 
Status quo ante zurückstehee Auch Blutungen in die Macula kommen vor. 
Er operirt nur ein Auge. 

Simeon Snell bat unter 12 Patienten 8 Mal beide Augen vperirt, ohne 
es zu bedauern. 

Freeland Fergus äussert sich nach seiner 7 jährigen Erfahrung äusserst 
günstig. Dennoch hält er die Acten über das Verfahren noch nicht für ge- 
schlossen und wagt sich deshalb nur an ein Auge. Ausserdem wähle er nur 
Fälle von mindestens 18—20 D. 


Sitzung vom 7. Juli 1899. 


Changes in the conjunctiva produced by cbronicinflammation. 


Major H. Herbert äussert sich dahin: 1. Man kann in der Conjunctiva 
die Entwickelung normalen adenoiden Gewebes aus gewöhnlichem Bindegewebe 
verfolgen. Die Zellen werden zahlreicher, und viele Bindegewebszellen werden 
in grosse Plasmazellen und kleine Rundzellen verwandelt, erstere diffus verstreut, 
letztere meist in Follikeln und Lymphhäufchen gruppirt. Diese kleinen Rund- 
zellen oder Lymphocyten sind junge Plasmazellen und haben immer unter sich 
grössere Plasmazellen, die Mitosis zeigten. 2. Bei Folliculärcatarrh und Trachom 
zeigt die neue Folliculärbildung im Gegensatz zum normalen kein stützendes 
Stroma und Blutgefässe. Man sieht im ersten Stadium Reihen von jungen 
Zellen frei in Lymphräumen liegen; später sieht man viel grössere Ansamm- 
lungen in Lymphgefässen liegen. 3. Bei der Rückbildung der Follikel werden 
die Zellen entweder fortgeschwemmt oder sie wandern mit amoboiden Bewegungen 
nach der Oberfläche und direct in kleine Blutgefässe, oder endlich sie gehen 
colliquative oder hyaline Degeneration ein. 4. Narbengewebe kann in sehr 
chronischen Fällen von einfacher Conjunctivitis entstehen. 5. Grosse Lidpapillen 
können sich aus Trachomfollikeln entwickeln, ähnlich wie beim Frühlingscatarrh. 
6. Bindehautcysten in grosser Menge in der oberen Tarsalbekleidung können 
sich bei chronischer, gewöhnlich trachomatöser Conjunctivitis bilden. 7. Stell- 
wag’s Trachomform scheint aus einer basophilen Degeneration der Bindegewebs- 
fasern hervorzugehen. — Auf eine Anfrage Stephenson’s bemerkt Vortr., 
dass er eine Differenz zwischen folliculärer und granulöser Forbes nicht 
habe entdecken können. 


Plastic operation for E socket. 


Cross hat seine bisherige Methode gegen narbig geschrumpfte Augenhöhlen 
etwas modificirt: Statt des Lappens aus der Schläfe wählt er jetzt einen finger- 
füormigen Lappen aus dem ÖOberlid, um die rauhen Hinterflächen des Bindehaut- 
sacks zu decken, weil die Entstellung dadurch weniger bemerkbar wird und 
der Lappen schneller Schleimhautcharakter annimmt. 

A case of penetrating wound of the orbit followed by menin- 
gitis; trephining; recovery. 

Dr. Rockliffe und Hainworth beschreiben eine schwere Orbitalverletzung 
durch einen Pfeifenstiel, welche am 7. Tage zu einer eitrigen Meningitis führte, 
durch Trepanation der Schläfenregion, in welcher man einen umschriebenen 
Abscess vermuthete, aber nicht fand, aber vollständig geheilt wurde. Es traten 
durch Reizung des Abducens und Läsion der Broca’schen Wiudung Aussen- 
schielen und partielle Aphasie ein, schwanden aber auch nach Monatsfrist. 

Demonstrationen. Johnson: Sclerosirende Keratitis. Marshall: 
2 Fälle von Pulververletzung des Bulbus. Griffith: 1. Ungewöhnliche Form 


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von Retinitis. 2. Perithelial-Sarcom der Aderbaut. Grimsdale: Naevus der 
Iris bei multipler Naevusbildung am Körper. Holmes Spicer: Persistirendes 
Oedem der Lider bei einem Knaben mit atropbischer Haut der Ohren und des 
Nackens, ohne Conjunctivitis oder Erysipel. Gunn: Tuberkulose des Nasen-Innern 
mit Thränensack-Abscess der einen, und Bindehaut-Ulceration der andern Seite. 

Zum Vorsitzenden der Gesellschaft für das nächste Geschäftsjahr wird 
Anderson Critchett gewählt. 


Sitzung vom 19. October 1899. (Ophth. Rev. Dec.) 


Nach einer einleitenden Rede des neuen Vorsitzenden spricht 

Lawford über: Interstitial keratitis in acquired syphilis. Bei 
der erworbenen Lues scheinen im Gegensatz zur hereditären die Anfälle von 
Keratitis von kürzerer Dauer und geringerer Intensität zu sein und sich meist 
auf ein Auge zu beschränken. Die Prognose darf günstiger gestellt werden, 
weil in der Mehrzahl der Fälle eine nahezu vollkommene Transparenz der Cornea 
erwartet werden kann. Bei dreien von seinen fünf Fällen war die Affection 
ohne Zweifel eine syphilitische, bei den übrigen zwei liess sich u Syphilis 
anamnestisch feststellen. 

Lang sah einen solchen Fall nach einer Primärsclerose der Augapfel- 
bindehaut. Er brauchte ein Jahr zur Heilung. 

Auf eine Frage von Griffith erklärt der Vortr., er halte die Affection 
für sowohl secundären wie tertiären Charakters. 


The value of radiant heat in the treatment of eye diseases. 


Doyne lässt in Fällen von schmerzhafter chronischer Cyclitis, bei acuter 
Iritis und allerlei neuralgischen Zuständen am Auge die strahlende Hitze einer 
ganz nahe an das geschlossene Auge gerückten 16kerzigen elektrischen Glüh- 
lampe in mattem Glas einwirken und hat, unterstützt durch Massage und nach- 
trägliche kalte Douchen, dadurch gute Erfolge erzielt. 


Recurring superficial necrosis of the cornea. 


Gemeint sind damit von Doyne die recidivirenden Hornhaut-Epitbelverluste 
bei Individuen, die vor Jahren an scrophulöser Keratitis gelitten haben. Die 
Anfälle fallen meist in die Zeit, wo das Allgemeinbefinden darniederliegt oder 
mit Erkältungen bei scharfen Winden u. s. w. zusammen. Eserin soll da 
gut thun. 


A peculiar form of affection of the choroid. 


Bickerton demonstrirt einen 29jährigen Pat. mit voller Sehschärfe, der 
in beiden Maculargebieten zahlreiche gelblich-weisse, und rings um die Papille 
eine Masse weisser, bald runder, bald eckiger Flecken zeigt. Die Anamnese 
lautet auf Scharlach, Rheuma, Pertussis, Lupus, Nierenstein, aber nicht auf Lues. 

Weitere Demonstrationen. Doyne: Paralysis of the muscles of both 


eyes. Yarr: Inflammatory patch in the retina. Rockliffe: Pulsating exoph- 
thalmos (congenital). 


Sitzung vom 9. November 1899. 
Primary neoplasm of optic nerve. 
Collins und D. Marshall beschreiben zwei Fälle von Primärgeschwulst 
des Sebnerven und demonstriren weitere 4 Präparate. Sie führen die Unklar- 


heiten über die Natur der reinen Opticustumoren, wie sie unter den Autoren 
noch herrschen, darauf zurück, dass nur selten ein Beobachter über mehr als 


— 81 — 


en vder zwei Fälle verfügt hat, (?) und man deshalb bald von mebr fibröser, bald 
mehr cellulärer Structur lese. Collins hält seine sämmtlichen 6 Fälle für 
gleichen Charakters und nur im Detail verschieden. Die Tumoren beginnen 
alle im Stützgewebe des Opticus und verdienen deshalb einfach die Bezeichnung 
Gliom. Alle complicirteren Bezeichnungen, wie Fibrosarcom, brächten nur 
Confusion. Marshall hält die Geschwülste nicht für sehr malign und hat 
auch, einen Fall ausgenommen, keine wesentlichen Störungen des Allgemein- 
befindens dabei beobachtet. 


Iritis: a sequel to gonorrhoea. 


John Griffith referirt über 12 Fälle von postgonorrhoischer Iritis. 
Die Mehrzahl bekam die Iritis erst sieben und mehr Jahre nach der Urethritis. 
In 9 Fällen war Rheumatismus vorhanden, aber nur 1 Mal schon vor der 
Gonorrhoe. Vortr. hält deshalb die Iritis für eine Secundärerscheinung der 
Gonorrhoe gerade wie der Syphilis, und sieht in dem Rheumatismus nicht die 
Ursache, sondern eine coordinirte Erscheinung der lIritis. 

Dr. Brailey bezweifelt diesen Zusammenhang schon wegen der jahrelangen 
freien Intervalle. | 

Collins hat viele solche anscheinend gonorrhoische Iritiden auch auf 
Gicht beziehen können. 

Demonstrationen. Batten: Disseminirte weisse Aderhautherde. 
W. Dodd: Bifurcation von Netzhautvenen; 2. intraoculärer Tumor; 3. doppelt- 
contourirte Sehnervenfasern. Cargill: Tuberkulose des Thränensacks bei 
sonstiger Tuberkulose. H. Spicer: Frühjahrscatarrh. 


Sitzung vom 14. December 1899. 
Congenital subluxation of lens. 


Keeling zeigt einen solchen Fall mit nachträglicher Luxation in die 
Vorderkammer auf der linken Seite. 


Sympathetic ophthalmitis. 


Dr. Shaw’s Patientin, ein 19jähriges Mädchen, erkrankte an sympathischer 
Augenentzündung 40 Tage nach der Enucleation des wenige Wochen vorher 
verletzten Auges, und erblindete durch schwere Iridocyelitis. 

Collins vermuthet, dass das zweite Auge vielleicht unabhängig von dem 
ersten erkrankt sei, wie er es bei einem ähnlichen Falle erlebt habe. 

Marshall sieht das Ungewöhnliche nur in der Heftigkeit der Symptome. 
Mildere Formen von Cyclitis seien unter solchen Umständen das gewöhnlichere. 


Sarcoma of conjunctival sac. 


Griffith beobachtet bei einer 45jährigen Frau ein recidivirendes Misch- 
zellensarkom des oberen Fornix, das sich ursprünglich durch Pigmentation der 
Augapfelbindehaut angezeigt hatte. — Gleichzeitig demonstrirt er ein Choriodeal- 
sarkom, das sich hinter der von Dodd jüngst demonstrirten Netzlautablösung 
versteckt hatte. 


Nasal duct dilatator. 

Maynard demonstrirt eine Thränensonde, die nach der Einführung sich 
erweitern lässt. 

Injury to eyes from explosion of glass bottle. 


Silcock und Maynard zeigen eine geheilte schwere, penetrirende Ver- 
letzung durch Explosion einer Glasflasche. Beide Augen waren getroffen, das 
6 


— 8&2 — 


eine hatte die Sclera perforirt mit Glaskörpervorfall, das andere Prolaps der 
Iris und des Ciliarkörpers. Silcock nähte die Wunden mit foiner Seide und 
vermied es dabei, die ganze Dicke der Sclera zu nähen. Beide Augen behielten 
eine vorzügliche Sehschärfe. 


Diphtheritic opkthalmia. 

Dieselben Vortr. sprechen auch über einen Fall von hartnäckiger Membran- 
bildung bei diphtherischer Ophthalmie bei einem Kinde. Die Membrane bildeten 
sich noch, als das Auge längst wegen totaler Zerstörung enucleirt worden war, 
und enthielten abgeschwächte Bacillen. 


Growth on eyelid. 

Cargill demonstrirt einen Pat, bei dem an der Stelle eines vor sechs 
Jahren excidirten Chalazion ein Epitheliom sich gebildet hatte. 

Demonstrationen. Thompson: Embolism of central artery; intact 
papillo-macular triangle. Brailey und Ormond: Vascularity of the lens 


capsule, probably congenital; congenital cataract; persistent pupillary membran. 
Peltesohn. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Endemische Bad-Conjunctivitis,! von Dr. Fehr, I. Assistenzarzt. (Aus 
Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt.) 


Auf die Gefahren der Berliner Bassinbäder wurde vor einigen Jahren von 
Prof. Ad. Baginsky hingewiesen, und umfassende Vorschläge zur Besserung 
der sanitären Verhältnisse derselben gemacht.” Letztere sind leider nur zum 
Theil befolgt, und so kommt es, dass wir immer noch Bad-Infectionen erleben. 


In einer der letzten Nummern der Berl klin. Wochenschr. macht Herr 
Dr. Schulz die Mittheilung, dass im Verlauf der Monate August und September 
v. J. 18 Fälle von echtem Trachom bei Berliner jungen Leuten in der 
Poliklinik von Herrn Dr. Settegast zur Beobachtung gekommen sind, die 
sämmtlich dieselbe Badeanstalt besucht hatten, nämlich das Ostbad in der 
Palissadenstrasse. Das Wasser des 10 m langen und 8 m breiten Schwimm- 
bassins, das 2 Mal wöchentlich erneuert wird, ist als Infectionsträger anzu- 
sehen, da es durch Trachomkranke, die darin gebadet hätten, inficirt worden sei. 


Der Poliklinik von Herrn Geh.-Rath Prof. Hirschberg hat diese Bade- 
anstalt im verflossenen Sommer ebenfalls eine grosse Reihe von schweren 
Bindehaut-Erkrankungen geliefert. 

Es sind junge Leute im Alter von 10—17 Jahren; alle eingeborene 
Berliner. Man darf annehmen, dass die hier gemachten klinischen Beobach- 
tungen sich mit denen der Settegast’schen Klinik decken, die der Arbeit von 
Schulz zu Grunde liegen. Auch bei uns wurde anfänglich die Diagnose auf 


ı Nach einem am 2. November 1899 in der Berl. ophthalm. Gesellschaft gehaltenen 
Vortrage. 

: Ueber die Bassinbäder Berlins von Prof. Ad. Baginsky. Berlin 1896. Verlag 
von Hirschwald. 

3 Eine hiesige Badeanstalt als Infectionsort verschiedener Trachom-Erkrankungen, 
von Dr. P. Schulz. Berl. klin. Wochenschr. 1899. Nr. 39. 


— 83 — 


Trachom gestellt, wenn auch mit einiger Reserve.!? Bald aber, als wir den 
Verlauf dieser trachom-ähnlichen Erkrankung kennen lernten, liessen wir die 
Diagnose Trachom ganz fallen und betrachteten die Erkrankung als eine sehr 
infectiöse, aber gutartige Bindehautentzündung. 

Die Beobachtungen seien in Kürze mitgetheilt: 

Der erste Patient kam im Juni in die Poliklinik. Seit 6 Tagen waren 
die Augen entzündet; wie er selbst angab, seitdem er im Ostbad badete. Er 
tauchte viel und öffnete die Augen unter Wasser. Man fand die Lider leicht 
geschwollen, die Lidbindehaut tief bläulichroth injicirt, gewuchert und mit ausser- 
ordentlich zahlreichen, tiefsitzenden, grossen Körnern bestreut, und zwar nicht 
nur auf den Uebergangsfalten, sondern auf der ganzen Conj. tarsi. Die sub- 
jectiven Beschwerden waren mässiger Art. Er wurde einige Wochen gepinselt 
und blieb dann fort. Ende Juli kam er wieder mit seinen beiden Brüdern, die 
genau dasselbe Krankheitsbild aufwiesen. Bei den Eltern und Schwestern, die 
zur Untersuchung bestellt wurden, fand sich die Bindehaut normal. 4 Wochen 
später kamen zwei andere ganz analoge Fälle. Leicht wurde herausgebracht, 
dass sie in derselben Gegend wohnten und in der gleichen Badeanstalt badeten, 
wie die 3 Brüder. Nunmehr wurde von uns den Medicinalbehörden und den 
betreffenden Gemeindeschulen Anzeige erstattet. In letzteren wurde die Auf- 
merksamkeit auf die Augen der Schüler gelenkt und alle Verdächtigen, die im 
Ostbad gebadet hatten, in unsere und andere Polikliniken geschickt. An den 
folgenden Tagen konnten wir täglich 4—5 dieser granuluse-artigen Conjunctivitis 
an Ostbad-Besuchern feststellen, und mit der Zeit stieg die Zahl der beobachteten 
Fälle auf 40; davon sind 20 schwere, 9 mittelschwere und 11 leichte Fälle. 
Während die letzteren nur wenig für Trachom sprachen, da sie sich kaum von 
dem gewöhnlichen Follicular-Katarrh unterschieden, waren die ersteren dem 
echten Trachom sehr ähnlich. Die Maassregeln zur Verhütung der Weiter- 
verbreitung sowie die Behandlung waren daher so, wie sie beim echten Trachom 
geboten sind. Die Badeanstalt wurde geschlossen und die Jungens aus der 
Schule gehalten. Die leichten Fälle wurden nur mit Umschlägen behandelt, 
die schwer und mittelschwer Erkrankten dagen mit einer 1 °/, Höllensteinlösung 
gepinselt. Die Behandlung hatte den Erfolg, dass die leichten und mittel- 
schweren Fälle sämmtlich schnell in völlige Heilung übergingen. Gänzlich 
geheilt sind auch die meisten der schweren Fälle. Nur noch 5 sind in Be- 
handlung und auch die nur deshalb, weil sie sich ungeheilt lange Zeit der 
Behandlung entzogen haben und erst vor Kurzem durch die Schule uns wieder 
zugeführt wurden. Auch bei diesen ist die Conjunctiva tarsi überall glatt und 
blass, nur auf den Uebergangsfalten finden sich noch vereinzelt unschuldig aus- 
sehende Follikel. Ein sehr instructiver Fall kam erst vor 6 Wochen in Be- 
handlung. Der 10jährige Junge hatte während des ganzen Juli im Ostbad 
gebadet und seitdem „schlimme Augen“, die sich bald besserten, bald ver- 
schlimmerten. Das Bild, das er damals darbot, war so trachomähnlich, dass 
einige Collegen, denen ich den Patienten in der October-Sitzung der Berliner 
ophthalm. Gesellschaft vorstellte, durchaus Trachom diagnosticirten und sich erst 
überzeugen liessen, dass kein Trachom vorliege, als sie ihn 4 Wochen später 
in der November-Sitzung gänzlich geheilt wiedersahen. 


! Geh.-Rath Hirschberg hatte schon in früheren Jahren wiederholt, 
namentlich im Hochsommer, Fälle von acutem Follicular-Katarrh der Bindehaut bei 
Kindern beobachtet, die er ursächlich auf Tauchen im Schwimmbassin hiesiger Bäder 
beziehen musste. 

6* 


— 84 — 


Im Durchschnitt brauchten die schweren Fälle 5—6 Wochen zur Heilung. 
Nach 2 Wochen war aber gewöhnlich bei täglichem Pinseln das Bild schon 
nicht wiederzuerkennen. Bemerkenswerth ist, dass, umgekehrt wie beim 
Trachom, meist die Conjunctiva des Oberlids schneller heilte, als die des 
Unterlids. 

Diese Erfolge sind nicht als Triumph der Behandlung anzusehen, sondern 
als Beweis, dass kein Trachom vorgelegen hat. So schnell heilt kein Trachom 
bei jener einfachen Behandlung. Wir müssen diese kleine Endemie in die Classe 
derer rechnen, die schon so oft zu falschen Alarmsignalen Veranlassung gegeben 
haben und vor denen schon lange von Geh.-Bath Hirschberg! und in letzter 
Zeit auch von Prof. Greeff gewarnt worden ist.? 

Es handelt sich hier um ein ganz besonderes, jedenfalls sehr contagiöses 
Bindehautleiden, dessen Erreger in dem nur selten gewechselten, über- 
füllten Bassin-Wasser ein gutes Medium gefunden hat. Das Krankheitsbild 
passt nicht ganz in den Rahmen der bekannten infectiösen Conjunctivitiden, 
deren Erreger wir zum Theil kennen, als da sind: die Koch-Week’sche 
Bacillen-Conjunctivitis, die Morax-Axenfeld’sche Diplobacillen-Conjunctivitis, 
die Pneumokokken-Conjunctivitis u. a. m.? Vor Allem unterscheidet sich unsere 
Bad-Conjunctivitis dadurch von diesen, dass sie nicht so stürmisch einsetzt, wie 
jene, die gewöhnlich mit starker Lidschwellung, heftiger serös-eitriger Exsudation 
einhergehen. Ein Beweis dafür ist der zuletzt in Behandlung gekommene 
Junge, der 2 Monate mit seinem Leiden umhergelaufen ist, ohne es für nöthig 
zu befinden, den Arzt zu consultiren. Auch in den schwersten Fällen fehlte 
die Lidschwellung fast ganz, die Secretion war nur gering; es bestanden wohl 
subjective Beschwerden, wie Brennen und Thränen, doch waren sie erträglich 
und störten nicht die Arbeitsfähigkeit, wie die andern acuten Catarrhe es than. 
Von den gewöhnlichen Follicular-Katarrhen unterscheiden sich die schwereren 
Fälle durch Form, Farbe, Sitz und Zahl der Körner. Eine gewisse Aehnlich- 
keit bestand mit der sog. Atropin-Conjunctivitis, die, wie bekannt, auf Sapro- 
phyten zurückzuführen ist. 

Ein specifischer Erreger hat sich nicht gefunden. Herr Dr. 
Neufeld, Oberarzt am Kgl. Institut für Infectionskrankheiten, hatte die Güte, 
5 Fälle bakteriologisch zu untersuchen. Es wurden sowohl Deckglaspräparate 
gemacht, als Züchtungen auf verschiedenen Nährböden vorgenommen. Jedoch 
ganz ohne Erfolg. In einem Fall fanden sich sehr reichlich die sog. Pseudo- 
diphtheriebacillen, deren Vorhandensein aber nichts besagt, da man sie auch in 
der normalen Bindehaut findet. Dieser negative Befund beweist natürlich nicht, 
dass ein specifischer Erreger für diese Erkrankung nicht existirt. 

Ich möchte das Gesagte in den Satz zusammenfassen: Die im vergangenen 
Sommer in verschiedenen Augenheilanstalten an Besuchern des Ostbads be- 
obachtete Augen-Entzündung ist eine contagiöse, klinisch wohl charakterisirte 
Conjunctivitis, die dem Trachom sehr ähnlich sieht, deren Verlauf aber gezeigt 
hat, dass sie mit diesem nichts zu thun hat. 


! Aegypten 1890. 

* Ueber acute Augen-kpidemieen, von Prof. Greeff. Berl. klin. Wochenschrift. 
1898. Nr. 19. 

8 5. Greeff, ebendaselbst. 


win, OB u 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLVIII. 3. 
1) Zur Lehre von den Sehnervenbahnen, von Prof. F. Dimmer in 
Innsbruck. 

Anatomische Untersuchung von 2 Fällen. 1. 57jähriger Mann, welcher 
6 Wochen nach der wegen epibulbären Epithelioms des im übrigen gesunden 
rechten Bulbus ausgeführten Enucleation starb. 2. 15jährig. Mädchen: Amau- 
rose des rechten, Amblyopie und temporale Hemianopsie des linken Auges in 
Folge einer vom Keilbein ausgehenden und bis an das Chiasma reichenden 
tuberculösen Wucherung. In beiden Fällen konnten die Sehnerven, Chiasma, 
Tractus und Hirnstamm den Leichen entnommen werden. Im ersten Falle 
wurde nach Marchi verfahren und Serienschnitte in frontaler Richtung ge- 
macht. Bei dieser Schnittrichtung überblickt man unmittelbar die Lagerung 
der degenerirten und normalen Fasern, während bei horizontalen Schnitten erst 
eine Combination erforderlich ist. Letztere würde nur dann vorzuziehen sein, 
wenn die Fasern in einer Ebene lägen und auf grössere Strecken in ihrem 
Verlaufe verfolgt werden könnten, was bekanntlich nicht der Fall ist. Im 
zweiten Falle wurde nach Weigert-Pal, sowie nach v. Gieson und mit 
Hämatoxylin-Eosin gefärbt. Es zeigte sich, dass neben den gefärbten normalen 
Nervenfasern zahlreiche Schollen zerfallenen Markes Hämatoxylin-Färbung ange- 
nommen hatten. Nach Marchi erhält man im Ganzen klarere Bilder und 
vermag man, was bei Weigert-Pal nicht möglich ist, degenerirte Fasern auch 
da zu erkennen, wo sie nur sehr spärlich zwischen normalen Fasern liegen. 

Die partielle Kreuzung im Chiasma konnte mit Sicherheit festgestellt 
werden. Sehr deutlich zeigte sich die schon von Michel beschriebene Schlingen- 
bildung der gekreuzten Fasern von einem Opticus zum andern. 

Die gekreuzten Fasern verlaufen über die Mittellinie hauptsächlich zum 
ventro-medialen Theile der ungleichnamigen Chiasmahälfte, wenden sich aber 
weiter hinten auch dem lateralen Abschnitte dieser Hälfte zu. Das ungekreuzte 
Bündel liegt besonders im lateralen Theile, zum Theil untermischt mit ge- 
kreuzten Fasern, und zieht dann mehr und mehr zur dorsalen Fläche des 
Chiasmas. Die Fasern der Gudden’schen Commissur verlaufen nicht völlig 
getrennt von den Fasern des Sehnerven. 

In dem Tractus liegt das gekreuzte Bündel besonders am ventralen Rande 
und nur hier ungemischt, dagegen sind in den mittleren und dorsalen Partien 
die gekreuzten und ungekreuzten Fasern durcheinander gelagert. 

Weiter centralwärts war nur im Corpus geniculatum laterale und im vorderen 
Vierhügelarme mit Sicherheit Atrophie nachweisbar. In den basalen Opticus- 
ganglien war der Befund negativ, und ebenso wenig konnten Verbindungen der 
Tractusfasern mit den Oculomotoriuskernen aufgefunden werden. 

Im rechten Opticus waren, bei Fall 1, 6 Wochen nach der Enucleation die 
Fasern nur zum Theil atrophirt. Die Atrophie hatte dickere und dünnere 
Fasern ergriffen, so dass die grössere Widerstandsfähigkeit der einen oder andern 
Fasergattung nicht erwiesen werden konnte. 

Für die Lagerung der Fasern in dem Opticus gab in Berücksichtigung des 
Ausfalls der lateralen und der Einengung der medialen Gesichtsfeldhälfte Fall 2 
Aufschlüsse. Danach liegen die Fasern, welche sich in der lateralen Netzhaut- 
hälfte ausbreiten, hinten im lateralen Abschnitte des Opticus und theilen sich 
vorn in 2 Bündel, welche an den oberen und unteren Rand ziehen. Die für 


== 86 — 


die mediale Netzhauthälfte bestimmten Fasern befinden sich hinten am medialen 
Rande und strahlen vorne zu einem vom medialen zum lateralen Rande quer 
durch den Nerven ziehenden Bunde aus, welches lateral breiter ist als medial. 
Im hinteren Abschnitte des linken Opticus waren die unmittelbar am lateralen 
Rande gelegenen Bündel besonders gut erhalten. Man darf daraus schliessen, 
dass diese Bündel die mittleren Theile der Retina versorgen. 


2) Ueber den Faserbündelverlauf in der Lederhaut des Menschen, 
von Dr. G.Ischreyt, Augenarzt in Riga. 

Verf. schnitt aus den Lederhäuten von 5 menschlichen Leichen-Augen in 
verschiedener Richtung 107 Streifchen aus und fertigte mit dem Gefriermikrotom 
Schnitte an. Vor allem wurde die Gegend des Limbus, der Muskelansätze, der 
Zwischenmuskelräume und der hinteren Calotte berücksichtigt. 

Am Limbus finden sich an der Oberfläche meridionale Fasern, mehr in 
der Tiefe äquatoriale Ringbündel. Zwischen Limbus und Aequator verflechten 
sich äquatoriale und meridionale Fasern derart, dass die Bündel beider Arten 
sich theilen und durch einander ziehen. Am Aequator und in der hinteren 
Calotte ist der Faserverlauf so verschiedenartig, dass eine genauere Bestimmung 
unmöglich ist. An den Insertionsstellen der geraden Augenmuskeln liegen ober- 
flächliche Ringbündel. Die Fasern der Sehnen ziehen zwischen diese Bündel 
und verästeln sich in der Tiefe. An den Insertionsstellen der Obliqui entspricht 
der Faserverlauf dem der hinteren Calotte. Auch die Sebnenfasern des Obliqui 
senken sich in die Sclera ein, der Neigungswinkel, unter dem dies geschieht, 
ist viel spitzer, als bei den Mm. recti, wo er bis 30° beträgt. 





3) Untersuchungen über die Entstehung des physiologischen Netz- 
hautpulses, von Dr. Siegmund Türk, Augenarzt in Berlin. 

Die pulsatorische Erweiterung der Netzhautvenen schreitet in der Strom- 
richtung fort, — abgesehen von anderen Einwänden genügt schon diese That- 
sache, um zu beweisen, dass der Venenpuls nicht durch die Systole des rechten 
Vorhofs und überhaupt nicht allein durch Hemmung des venösen Abflusses 
bedingt sein kann, wodurch eine entgegengesetzte Stromrichtung hervorgerufen 
werden müsste. 

Deswegen ist auch eine andere Theorie unhaltbar, nach welcher jedesmal, 
wenn beim Einströmen der arteriellen Pulswelle der intraoculäre Druck erböht 
wird, die Vene comprimirt und in Folge dessen der Abfluss des Venenbluts 
gehemmt werden soll. Dagegen spricht ausserdem noch, dass die „pulsatorische 
Verengerung“ der Venenenden schon vor der Herzcontraction beginnt (Helf- 
reich), und dass, wie Verf. beobachtete, auch bei aussetzendem Pulse die 
Verengerung der Venen-Enden besteht. 

Verf.. vertritt die Ansicht, dass die arterielle Pulswelle sich von den Netz- 
hautarterien durch die Capillaren bis in die Venen fortpflanzt. Dieselbe Er- 
klärung ist schon in den 50er Jahren von van Trigt gegeben worden, nur 
dass dieser zugleich eine anatomische Verengerung der Vene bei ihrem Eintritt 
in den Opticus annahm. Diese Verengerung ist nicht nachweisbar. 

Die ungewöhnliche Erscheinung, dass die Pulswelle sich bis in die. Venen 
erstreckt, ist Folge des hohen Aussendrucks, welcher auf den im Bulbus ver- 
laufenden Gefässen lastet und geringes Druckgefälle zwischen Arterien und 
Venen, sowie geringe Spannung der Gefässwände bewirkt. Dass diese beiden 
Factoren die Fortpflanzung des Pulses bis in die Venen begünstigen, ist aus 


u BI Ze 


anderen Erscheinungen bekannt. Experimentell kann das Phänomen an dər 
unter äusseren Druck gesetzten Schwimmhaut des Frosches nachgewiesen werden. 

Dass der Venenpuls erst auf der Papille deutlich sichtbar wird, ist Folge 
einer hier bestehenden — aber nicht anatomischen — Verengerung der Venen. 
Leitet man ein dünnwandiges, feines Röhrchen (Gummi, Katzendarm) derart 
durch ein weiteres Rohr, dass es innerhalb des letzteren, etwa durch Wasser- 
"fülleng, unter erhöhten äusseren Druck gesetzt werden kann, so wird regel- 
mässig beobachtet, dass das Röhrchen unmittelbar vor dem Verlassen des weiteren 
Rohrs eine Verengerung erfährt. Dieselben mechanischen Verhältnisse bestehen 
im Auge. Ks liegt auf der Hand, dass eine bestimmte von den Arterien her- 
strömende Flüssigkeitsmenge da, wo die Vene verengt ist, eine relativ stärkere 
Ausdehnung derselben bewirken muss. 


4) Coloboma lentis congenitum, von Dr. Richard Kaempffer, Special- 
arzt für Dermatologie in Hamburg. 

Auf Grund eigener Beobachtungen und der kritischen Verwerthung von 
über 100 aus der Literatur gesammelten Fällen kommt Verf. zu dem Schlusse, 
dass das Linsencolobom auf verschiedenen Ursachen beruhen kann. Genetisch 
sind die wirklichen Defecte zu unterscheiden von den Pseudodefecten, welche 
bei defecter oder insufficienter Zonula durch Retraction des Linsenrandes ent- 
stehen, doch ist die Trennung klinisch nicht durchführbar, da weder die Form 
charakteristisch ist, noch Veränderungen der Zonula immer nachweisbar sind. 
Verf. vermuthet, dass die endgültige Gestaltung eines wirklichen Randdefectes 
davon abhängen kann, in welcher Richtung die Zonulafasern an den mehr oder 
minder divergenten Schenkeln einer Einkerbung ziehen. Je mehr die Zugrich- 
tung senkrecht zu den Schenkeln verläuft, um so mehr werden dieselben von 
einander entfernt, die Vernarbung wird unmöglich, und es ist erklärlich, wie 
eine Einkerbung schliesslich in einen sichelförmigen Defect des Linsenrandes 
umgewandelt werden kann. 

Dass fötale Entzündungen Coloboma lentis verursachen, hält Verf. für 
möglich. Unvollständiger Schluss der Fötalspalte kann nur für die nach unten 
gelegenen Colobome in Betracht kommen. Die Theorie, nach welcher persisti- 
rende und bindegewebig entartete embryonale Gefässe einen Druck auf den 
Linsenrand ausüben (Manz-Hesr), ist bekannt und jedenfalls für eine Reihe 
von Fällen zutreffend. In anderen Fällen mag im Gegentheil das Fehlen ein- 
zelner Gefässe eine Ernährungsstörung verursachen, und dadurch die Lücke 
entstehen (Heyl). 

Missbildungen der ganzen Linse gehören nicht hierher. 


5) Ueber das Vorkommen der Diplobacillen-Conjunctivitis, von Dr. 
Reinh. Hoffmann, Assistenzarzt in Greifswald. (Univers.-Augenklinik.) 

Im Ganzen Bestätigung früherer Arbeiten über denselben Gegenstand. 
Bemerkenswerth sind einige Misch-Infectionen. Zwei Patienten, welche an chro- 
nischer Diplobacillen-Conjunctivitis litten, erkrankten an acuter Conjunctivitis in 
Folge von Infection mit Koch- Weeks-Bacillen, bei zwei andern Patienten 
gesellte sich zu zum Theil narbigem Trachom eine acute Diplobacillen-Con- 
junctivitis. 

Das Einstreichen einer 48 Stunden alten Hydrocelen - Bouillon-Reincultur 
ın den Bindehautsack eines „befreundeten Studenten“ hatte positiven Erfolg. 
Subjective Beschwerden traten am 4. Tage auf, am 7. Tage erkrankte auch das 
nicht inficirte Auge leicht. Rasche Heilung durch 1°/, Solut. zinci sulfur. 


zu ae 


6) Ein Beitrag zur Kenntniss vom feineren Bau der Cataracta zo- 
nularis, von Dr. Carl Heinzel, Augenarzt in Triest, ehem. klin. Assist. 
bei der Univ.-Augenkl. des Herrn Prof. Fuchs in Wien. 


Mikroskopische Untersuchung von 7 Präparaten, welche durch Extractio 
lentis gewonnen und daher ohne Kapsel waren. Die betreffenden Kranken 
standen im Alter von 21 bis 65 Jahren. Im Ganzen fand Verf. dieselben 
Veränderungen, welche von Schirmer und Hess beschrieben und allgemein 
bekannt sind. Ausgedehnte Spaltbildungen (Peters) sah Verf. in keinem Falle. 
Der in einer Linse zwischen Kern und Corticalis befindliche Spaltraum war 
zweifellos ein Kunstproduct und gestattete nur den Schluss auf eine lockere 
Verbindung zwischen Kern und Corticalis. Dass Spalträume entstehen, weil 
die Corticalis dem schrumpfenden Kerne nicht zu folgen vermag, hält Verf. 
schon im Hinblick auf die weiche Consistenz der Corticalis für undenkbar. 
Eher glaubt er, dass bei der Schrumpfung des Kerns eine Flüssigkeit aus den 
Fasern ausgepresst wird, welche durch die Corticalis nicht diffundiren kann und 
sich daher an der Peripherie des Kerns ansammelt. Bei geringer Flüssigkeits- 
menge entstehen die Bläschen und feinen länglichen Spalten. 

In einem Falle deutete der Befund auf eine Verwachsung des Kerns mit 
der hinteren, in einem anderen Falle auf Verwachsung mit hinterer und vorderer 
Kapsel hin. 

Die Reiterchen entstehen nach den Beobachtungen des Verf.’s nicht durch 
Kernschrumpfung, sondern aus zerfallenen Linsenfasern. Es waren in den 
Reiterchen deutlich Fasern und deren Fragmente sichtbar, und zwar handelte 
es sich um solche Fasern, welche im Wachsthum zurückgeblieben waren und 
die Pole nicht erreichten. 


7) Argyrosis. Klinisch-anatomische Untersuchung, von Prof. Dr. Hoppe 
in Köln. 


‘Bei einer 51jähr. Frau war die Argyrosis conjunctivae nach mindestens 
2000 Instillationen von Arg. nitric (0,24:100) im Verlaufe von 6 Jahren 
entstanden. 

Besonders stark gefärbt war das mediale untere Drittel des Bindehaut- 
sacks einschliesslich der zugehörigen Conj. bulbi; von hier erstreckte sich die 
Färbung zungenförmig am obern und untern Uebergangstheile lateralwärts bis 
zur Mitte des Sacks und ausserdem längs der hinteren Kante der Lidränder. 
Die Thränenpunkte, besonders der untere, und der behufs Inspection geschlitzte 
untere Canalis infer. zeigten tiefschwarze Färbung. Die Karunkel war an der 
Basis stark, auf der Kappe nur schwach gefärbt. Ein grosser lateraler Bezirk 
des Bindehautsacks erschien makroskopisch ganz normal. Verschiebung der 
Conj. bulbi zeigte, dass die Färbung hauptsächlich unter derselben gelegen war. 


Die mikroskopische Untersuchung ausgeschnittener Stücke der Bindehaut 
ergab, dass, wie schon früher beobachtet wurde, vorwiegend elastische Fasern 
gefärbt waren. Die Färbung derselben war so vollkommen, wie sie von einer 
andern Färbemethode nicht erreicht wird. Das Structurbild des elastischen Ge- 
webes trat in überraschender Klarheit hervor. Frei im Gewebe liegendes 
Pigment fand sich in der Nähe von elastischem Gewebe nur spärlich, reichlicher 
da, wo letzteres fehlte. Die Färbung der elastischen Fasern war nie homogen, 
sondern stets körnig. Die Körnchen bestanden aus einer hellen Grundmasse, 
welche von einem schwarzen Ueberzuge umgeben war (Silber-Eiweiss). 


I 


— 89 — 


An den Gefässen blieb die Adventitia frei, während das Gefässrohr wie 
mit feinem Staube bedeckt war. 

Eine dünne Schicht freien Pigments lag unter dem Epithel der Conj. palp., 
fehlte aber in der Conj. bulbi. 

Jedenfalls kommt die Pigmentbildung sehr bald nach dem Durchtritt der 
Lösung durch die Conjunctiva ohne Vermittelung der Blutbahn zu Staude. Im 
Gefässrohr wandert das Pigment von aussen nach innen, nicht umgekehrt. 


8) Neuritis optica und Myelitis acuta, von Dr. Albin Dalén, Docent 
der Augenheilkunde am Karol. medico-chirurg. Institut in Stockholm. (Aus 
der II. Wiener Univ.-Augenkl. von Prof. Fuchs.) : 

Ein 48jähr. gesunder Mann bemerkte nach Erkältung (?) Abnahme des 
Sehvermögens auf dem linken Auge, welches im Verlaufe etwa eines Monats 
erblindete. Das rechte Auge erkrankte etwas später und erblindete ebenfalls 
innerhalb einiger Wochen. Ophthalmoskopisch: links geringe Papillitis, Arterien 
eng, zarte Trübung der umgebenden Netzhaut, in der Macula kleine, dunkelgelbe 
Flecke. Später Papille blass. Rechts: Papille blass, besonders temporal, Grenzen 
scharf, nächste Umgebung zart getrübt. Einige Tage nach dem Eintritt der 
Amaurose begann die Entwicklung einer acuten, aufsteigenden Myelitis, welcher 
Pat. nach 3 Wochen erlag. Terminale Pneumonie. Die Section ergab acute 
Myelitis und Leptomeningitis spinalis u. s. w. Bakteriologische Untersuchung 
ohne Resultat. 

Makroskopisch erschien der rechte Opticus am Bulbus etwas dünner, als 
der linke. Im orbitalen Ende des Canal. optic. waren beide Sehnerven verdünnt, 
der rechte aber weniger, als der linke, beide schwollen im hinteren Abschnitte 
des Canals wieder an und zeigten weiterhin keine wesentliche Differenz. Das 
Chiasma und die anliegenden Abschnitte des Tractus — rechts 1,3, links 0,5 cm 
weit — waren leicht verdickt. In diesem ganzen Bezirke waren die Schnitt- 
flächen grau, um in den Tractus mit scharfer Grenze in die normale Färbung 
überzugehen. 

Mikroskopisch fand sich vollständiger Schwund der markhaltigen Nerven- 
fasern im Chiasma und den anliegenden Theilen der Tractus, im ganzen linken 
Opticus, im intracraniellen Theile und einem umschriebenen, am lateralen Rande 
nahe dem Bulbus gelegenen Bezirke des rechten Opticus. Ueberall zahlreiche 
Körnchenzellen und interstitielle Veränderungen, im Chiasma frische Blutungen. 
In dem makroskopisch anscheinend normalen Tractus zahlreiche, im orbitalen 
Opticus dext. spärlichere degenerirte Nervenfasern. Mässige neuritische Atrophie 
der Papillen und der angrenzenden Nervenfaserschicht der Netzhaut. 

Während die Veränderungen des Tractus als aufsteigende Degeneration 
anzusprechen sind, kann die umschriebene vollständige Atrophie im rechten 
Opticus nur als eigener Krankheitsherd gedeutet werden. Jedenfalls beruhten 
sämmtliche Veränderungen auf gemeinschaftlicher Ursache. Trotz des negativen 
bakteriologischen Befundes ist eine Infection durch Toxine höchst wahrscheinlich. 


9) Kritische Bemerkungen zu Herrn Prof. W. Kosters Aufsatz: 
„Beiträge zur Tonometrie und Manometrie des Auges“. Scheer. 


lI. The Ophthalmic Review. 1900. Januar. 
1) A case of expulsive intra-ocular haemorrhage after preliminary 
iridectomy for cataract, by Rob. L. Randolph. 

Verf. beobachtete bei einer 76jährigen Star-Kranken nach einer regelrecht 
vollzogenen präparatorischen Iridectomie, bei welcher nur einige Tropfen Blut 
in der Vorderkammer zurückblieben, das Auftreten einer perniciösen intraocularen 
` Blutung in der Nacht zum dritten Tage. Die Vorderkammer war durch die 
vorgedrängte Linse vollständig aufgehoben, am nächsten Tage drängt die Linse 
sogar durch das Iriscolobom hindurch gegen die Wunde und droht sie zu 
sprengen. Bei dem naheliegenden Versuch, sie zu entbinden, sprang sie förm- 
lich heraus und ward von einer Masse röthlich gefärbten Glaskörpers gefolgt. 
Die Wunde klaffte ganz breit, beim Versuch den Hornhautlappen zurückzu- 
klappen, konnte man den ausserordentlich erhöhten Druck im Auge fühlen. 
Die Blutung dauerte noch vier Tage an. Der Hornhautlappen legt sich voll- 
ständig rückwärts um. Nach seiner Reposition heilt dann die Wunde und der 
Bulbus schrumpft. Ein halbes Jahr darauf setzte auf dem zweiten Auge ein 
unaufhaltsames Glaucom ein und führte zu vollkommener Erblindung. An eine 
Iridectomie war nicht zu denken, dagegen gelang es durch Scleralincisionen 
wenigstens den Schmerz zum Schwinden zu bringen. Ungewöhnlicher Weise 
trat also in diesem Falle die Blutung nicht schon wenige Stunden nach der 
Operation ein, sondern erst nach dem zweiten Tage. 


2) Sterilised ophthalmic dressings, by K. C. Chetwood-Aiken. 

Verf. hat von der Firma Ferris u. Co. in Bristol kleine Blechbüchsen in 
der Form von Cigarrettenhülsen anfertigen lassen, welche zur Aufnahme von 
je 20 kleinen Baumwoll-Läppchen und Wattetupfern dienen, die durch Papier- 
plättchen isolirt werden, und behufs Sterilisation in einen passenden Dampf- 
sterilisator gestellt werden können. Man hat so alles Material für eine Ope- 
ration bequem und sicher zur Hand. 


Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte. Peltesohn. 


Vermischtes, 
1) Neuss, 5. März 1900. 


Im Februar-Hefte dieses Centralblattes finde ich eine kurze Notiz über 
eine seltene Linsenluxation in Folge einer Discision, welchen Fall die Klin. 
Monatsblätter aufgenommen hatten. 

An und für sich ist der Fall ja nur der Curiosität wegen mitgetheilt 
worden. Wenn aber ein junger College etwas daraus lernen soll, so kann er 
es nur, wenn er hört, dass man eine solche luxirte Linse bei jugendlichen 
Individuen unter Umständen ruhig in der Vorderkammer lassen darf. 


Nun finde ich, dass der Herr Referent das nicht mitgetheilt bat... ... 
| Dr. Rheindorf. 
2) | Bochum, 20. Februar 1900. 


In Bezug auf die in diesem Centralblatt, Janüar-Heft, S. 18 ff. gegebene 
Beschreibung der Thränensack-Spritze von Neuschüler erlaube ich mir darauf 
aufmerksam zu machen, dass ich schon im Jahre 1888 .auf dem Heidelberger 


=: 9 = 


internationalen ophthalmologischen Congress eine kleine Aenderung der Anel'- 
schen Spritze angegeben und gezeigt habe, die alle die Nachtheile, welche 
Neuschüler (S. 20) angiebt, vermeidet und die dem neuen Instrument nach- 
gerühmten Eigenschaften besitzt. Es handelt sich nur darum, die feine Ansatz- 
spitze, welche ebenso wie bei N. nur durch Dehnung, nicht durch Schlitzung 
in die Thränencanälchen eingeführt wird, mit einem elastischen, mittelstark- 
wandigen Gummischlauch von ca. 5cm Länge zu versehen, dər an seinem 
andern Ende auf die gewöhnliche dickere Spitze der Spritze aufgeschoben 
werden kann. Ist nun die feine Spitze in das untere oder obere Canälchen 
eingeführt, so wird dieselbe hier durch die Elastizität des Gewebes festgehalten, 
und hat der Arzt beide Hände frei, um die Spritze in das offene Ende einzu- 
führen, sie hier leicht zu fixiren und mit der andern Hand den Stempeldruck 
mit stärkerer oder geringerer Kraft auszuführen. Ferner kann bei grösserem 
Bedarf der Einspritzungen die Spritze ebenso leicht wieder von dem Gummi- 
schlauch abgezogen und von neuem gefüllt werden. Einmal ist hierbei das 
genaue und sichere Gefühl des nothwendigen Stempeldrucks, wie man es leicht 
bei einiger Uebung erreicht, und einem über die Stärke des Widerstandes in der 
Verengerung des Canals in Kenntniss setzt, dem Arzte gewohnt. Ferner erlaubt 
das elastische Zwischenglied zwischen Spritze und Spitze eine freiere und für 
den Kranken sichere und gefühllose Führung des ganzen Instrumentes, wie auch 
der Gummischlauch ein Sicherheitsventil für etwas zu stark ausgeführten 
Stempeldruck darstellt, da bei Undurchwegsamkeit des Canals der Gummischlauch 
von der Spitze zurückweicht und die Flüssigkeit zum Austritt gelangen lässt. 
Dr. Nieden. 

3) Ein Geleitwort. 

Am 30. Januar hat der Director der St. Petersburger Augen-Heilanstalt, 
Leib-Oculist Geheimrath Dr. Graf Magawly, nach vierzigjähriger Wirk- 
samkeit St. Petersburg verlassen, um seinen Aufenthalt dauernd im Ausland zu 
nehmen. Was unsre Gesellschaft, unsre collegialen Kreise, was besonders die 
so lange von ihm geleitete Anstalt durch seinen Fortgang verlieren — das 
wissen alle, die das Glück und die Ehre hatten ihm näher zu treten: Schüler 
und Untergebene, Fachgenossen und Collegen, Freunde und Patienten... Vier 
Jahrzehnte seines Lebens hat Dr. Magawly dem Dienste an der Augen- 
Heilanstalt geweiht. Im Jahre 1859, fast gleichzeitig mit seinem Studien- 
genossen und Freunde, weil. Dr. Robert Blessig, wurde er an ihr als Ordi- 
nator angestellt. Als begeisterte Schüler Albrecht v. Graefe’s waren die 
beiden, durch innige Freundschaft verbundenen Männer hier die ersten Vertreter 
der damals gerade mächtig aufstrebenden, durch Helmholtz und Donders, 
Arlt und v. Graefe neu belebten Ophthalmologie. Während ihrer gemein- 
samen Thätigkeit, unter Blessig’s Directorat (1863—1878) nahm die Anstalt 
bereits einen gewaltigen Aufschwung .. . Als Dr. Magawly nach dem Tode 
Robert Blessig’s zum Director ernannt wurde, ward es sein Bestreben, ‚die 
Anstalt im Sinne seines verstorbenen unvergesslichen Freundes weiter zu ent- 
wickeln“. In wie hohem Maasse und mit welchem Erfolge ihm dieses in den 
zweiundzwanzig Jahren seiner Wirksamkeit als Director und Oberarzt gelungen 
— davon legt die weitere Entwicklung der ihm theuren Anstalt in den letzten 
zwei Jahrzehnten beredtes Zeugniss ab: die Frequenz hat sich in den letzten 
fünfundzwanzig Jahren verdoppelt, die Räume haben sich erweitert, die ganze 
innere Einrichtung und Ausrüstung in zeitgemässer Weise vervollkommnet .. . 
Im Namen aller Schüler, Collegen und Freunde wünschen wir dem hoch- 
verdienten Manne eine recht baldige, vollständige Genesung im sonnigen Süden, 


— 92 ._ 


und danach ein schönes, glückliches Otium cum dignitate! Wir geben uns 
zugleich der Hoffnung hin, ihn früher oder später einmal, wenn auch nur als 
Gast, wieder hier begrüssen zu können! (St. Petersb. m. W.) B. 

4) Im Januar-Heft (S. 28, 1900) schrieb ich, bei Gelegenheit des Prioritäts- 
Anspruches von Hrn. Coppez gegen Hrn. Pretori’s Lid-Halter: „Ob nicht 
auch Hrn. Liebreich noch ein Aelterer den Platz streitig macht, wie in 
des Aristophanes Weiber-Staat (Z. 1050), will ich hier nicht erörtern“. 

Der Aeltere ist erschienen. Herr Russel Murdoch aus Baltimore 
sendet mir einen Separat-Abdruck aus den Annals of Ophthalmology and Otology 
(vom Juli 1896), wonach er einen ganz ähnlichen Lid-Halter schon 1874 (also 
ein Jahr vor Liebreich’s Veröffentlichung!) auf dem Congress der American. 
Ophth.-G. vorgezeigt habe. Wir wollen abwarten, ob nunmehr die Frage ent- 
gültig entschieden ist. 


Bibliographie. 


1) Die Durchblutung der Hornhaut, von Dr. P. Römer. (Vossius, 
Abh. z. Augenheilk. II, 8, 1899.) Verf. erinnert daran, dass man mit 
dem Namen „Durchblutung“ der Hornhaut (Hirschberg) ein recht seltenes 
Krankheitsbild bezeichnet, welches durch eine centrale grünliche Verfärbung der 
Cornea charakterisirt ist bei gleichzeitig vorhandenem intraocularem Bluterguss. 
Verf. berichtet über 4 Fälle aus der Giessener Univ.-Augenklinik, 2 davon 
wurden anatomisch untersucht: die Fibrillen der Hornhaut sehen fein punctirt 
aus, diese Körnelung ist bedingt durch eine Einlagerung von unendlich vielen 
kleinen rundlichen Körperchen im Parenchym der Hornhaut. Der Leber’schen 
Auffassung, wonach diese Körperchen als Fibrin-Niederschläge zu deuten seien, 
kann Verf. sich nicht anschliessen, da diese letzteren in Neurin sich lösen, 
diese Körnchen aber nicht. Verf. fasst sie auf als Niederschläge vom Eiweiss- 
körper des Haemoglobins, die in crystalloider Form aus der Haemoglobin-Lösung 
ausgeschieden werden. C. Hamburger. 


2) Die ekzematösen (scrophulösen) Augen-Entzündungen, von 
Dr. Ludwig Berch. (Vossius, Abh. z. Augenheilk. III, 1, 1899.) Nach 
eingehender Besprechung der über dieses Gebiet vorliegenden Arbeiten kommt 
Verf. zu dem Schluss, dass die bakteriologische Forschung und besonders die 
Versuche bei Mensch und Tier die ursächliche Bedeutung der Bakterien für 
die Entstehung der Erkrankung nicht bewiesen, aber deren Einfluss wahr- 
scheinlich gemacht hätten. Wahrscheinlich handle es sich beim Entstehen der 
Efflorescenzen um eine primäre Epithel-Alteration und dann um Einwirkung von 
Bakterien oder chemischen Substanzen. — Zum Schluss wird die Therapie 
besprochen. | C. Hamburger. 


3) Ueber gichtische Augen-Erkrankungen, von Dr. Julius Hirsch 
in Karlsbad. (Vossius, Abh. z. Augenheilk. III, 2, 1899.) Verf. giebt eine 
Uebersicht über diejenigen Augen-Erkrankungen, welche in ursächlichem Zu- 
sammenhang mit der Gicht stehen, und bespricht die Therapie. C. Hamburger. 

4) Ueber Lidgangrän (aus dem hygienischen Institut zu Giessen), von 
Dr. P. Römer. (Vossius, Abh. z. Augenheilk. III, 4, 1899.) Mittheilung 
eines Falles von Lidgangrän bei einem 8 Monate alten Kinde, welches an 
Varicellen erkrankt war. Durch Aufkratzen einer Varicellen-Pustel und In- 
fection derselben war es zu einer Phlegmone des Augenlides und der Kopfhaut 
gekommen. C. Hamburger. 


- 98 — 


o; iin Beitrag zu den Zündhütchen-Verletzungen des Auges, 
vn Dr. G. Brandenburg-Trier. (Ebendas.) Mittheilung eines Falles, in 
welchem beim Zerschlagen eines Kupferhütchens zwei Kupferstückchen ins Auge 
eindrangen durch zwei verschiedene Eingangspforten. Eines der Stückchen, das 


grössere — 3 mm lang, 1!/, mm breit — kam aın dritten Tage von selbst in 
der Wunde am Lidrand zum Vorschein, — das zweite, viel kleinere, wurde 
erst bei der Einucleation gefunden, welche in Folge der Glaskörper-Abscedirung 
am 13. Tage notwendig wurde. C. Hamburger. 


6) Ueber die pathogenetische Bedeutung der Recidive bei 
syphilitischen Erkrankungen der Augen und die Mittel ihrer Ver- 
hütung, von Prof. Dr. Galezowski in Paris. (Wiener med. Rundschau. 1899. 
Nr. 31.) Syphilitische Erkrankungen der Chorioidea sollen 2 Jahre hindurch 
mit Einreibungen behandelt werden, — die Einzeldosen sollen in keinem Falle 
mehr als 2 g betragen; nach je 10 Einreibungen kann man eine Pause von 
4 Tagen machen. Länger als 3 Wochen soll innerhalb der 2 Jahre nicht 
pausirt werden. Jodkali wirkt bei Syphilis des Auges direct schädlich, da es 
Conjunctivitis hervorruft. Schenkl. 


7) Ein operativ geheilter Fall von Hirnsinus-Thrombose oti- 
tischen Ursprunges, von Dr. St. Schöngut, Ohrenarzt in Krakau. (Wiener 
med. Wochenschr. 1899. Nr. 33). In dem vorliegenden Falle war die Hyperämie 
des rechten Augenhintergrundes nebst grösserer Resistenz der rechten Jugularis 
für die Diagnose Ausschlag gebend. Die Operation bestätigte die Richtigkeit 
der Diagnose. Schenkl. 


8) Ein Fall von croupöser Pneumonie, complicirt mit Hypo- 
pyon-Keratitis. Auffinden des Diplococcus Fränkel im Hypopyon, 
von Dr. J. Mande, Regimentsarzt in Arad. (Wiener med. Wochenschr. 1899. 
Nr. 41). Bei einem 31jährigen Manne entwickelte sich in der Reconvalescenz 


nach einer schweren croupösen Pneumonie ein Hornhaut-Abscess. — Die Unter- 
suchung des durch Punction der vorderen Kammer entfernten Eiters ergab 
Fränkel’sche Diplokokken. Schenkl. 


9) Das Auge im Dienste der Anthropometrie, von Dr. Alfred 
Pollack, k. k. Polizeiarzt in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1899. Nr. 38.) 
Verf. glaubt, dass das Auge eine Reihe von Anhaltspunkten bietet, die in der 
Anthropometrie mit Erfolg verwerthet werden können, und zwar die Pupillen- 
distanz, die optischen Verhältnisse der Cornea (Astigmatismus, Krümmung der 
Cornea) und das Augenspiegelbild. Schenkl. 


10) Zwei seltene Fälle von Tetanie, mitgetheilt vom Regimentsarzt 
Dr. H. Freund. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 39.) Zwei Fälle von 
Tetanie werden vom Verf. mitgetheilt; bei dem einen Falle waren die Er- 
scheinungen der Tetanie nur halbseitig ausgesprochen und gingen mit seltenen 
trophischen Störungen einher; bei dem zweiten Falle waren epileptoide Krampf- 
zustände vorhanden. In beiden Fällen konnten Anfangsstadien einer Cataract- 
bildung nachgewiesen werden; im ersten Falle eine Cataracta perinuclearis, im 
zweiten Falle ein Rindenstar, der eine aussergewöhnlich rasche Entwickelung 
zeigte. Schenkl. 


11) Ein Beitrag zur Keratitis parenchymatosa bei erworbener 
Lues, von Dr. E. Roubicek, Augenabtheilung der böhm. Poliklinik des Prof. 
Deyl in Prag. (Wiener klin. Rundschau. 1899. Nr. 35 u. 36.) Die Keratitis 
parenchymatosa ist bei erworbener Syphilis unilateral. Die Hornhauttrübung 


— 94 — 


beginnt am Hornhautrande mit distincten Trübungen, welche langsam confluiren; 
eine Tendenz zur Vascularisation besteht nicht; die specifische Behandlung be- 
währt sich bei diesen Formen. — Die Schmerzen sollen geringer sein, als bei 
den hereditären Formen. Schenkl. 
12) Ein Fall von Cysticercus im vierten Gehirnventrikel, von 
Dr. E. v. Czyhlarz, Assistent der 1. med. Klinik in Wien. (Wiener klin. 
Rundschau. 1899. Nr. 38.) Der Fall betraf einen 29jährigen Mann, der an 
Schwindel, cerebellarer Ataxie, Kopfschmerz, an Symptomen von Seiten des 
Vagus, und zwar Erbrechen, Pulsverlangsamung und Arythmie litt. Der Ver- 
lauf war ein auffallend intermittirender. Die Diagnose eines Tumor cerebelli 
war durch das Auftreten einer Stauungspapille gesichert. Schenkl. 
13) Kleine Beiträge zur Lehre von der Augenmuskellähmung 
und zur Lehre vom Schielen, von Prof. Schnabel. Die Theorie des 
Schielens und der Schiel-Operation. (Wiener klin. Wochenschr. 1899. Nr. 31.) 
„Die anatomische Grundlage des dauernden Strabismus ist gegeben, wenn an 
einem Augenpaare mit gesunden Muskeln der Abstand der Hornhautscheitel 
während der relativen Ruhestellung nicht gleich ist dem Abstande der Lid- 
spaltenmitten und die binoculare Fixation deshalb ungewöhnliche Anforderungen 
an die Muskulatur der Augen stellt. Sind diese Anforderungen unerfüllbar, so 
tritt an die Stelle binocularer Fixation die monoculare, wird der Strabismus 
manifest. Die Differenz zwischen dem Abstande der Lidspaltenmitten und dem 
Abstande der Hornhautscheitel während der relativen Ruhestellung giebt sich 
nur als Schielablenkung zu erkennen. Da die Augenmuskeln normal sind und 
die Bewegungen der Augen dem normalen Typus folgen, so begleitet das 
schielende Auge das fixirende in normaler Weise, ist die primäre Ablenkung 
der secundären gleich, bleibt die Grösse der Schielablenkung bei gleichem 
Accommodationsaufwande gleich. Die ausschliesslichb monoculare Fixation der 
Schielenden hindert die Bildung eines gemeinsamen Gesichtsfeldes und die Er- 
ziehung der Macula lutea des schielenden Auges zur Leistung normaler Seh- 
schärfe. Die Ablösung eines Muskels verändert den Stand des Hornhautscheitels 
während der relativen Ruhestellung dadurch, dass sie den abgelösten Muskel 
paretisch macht und sie mindert oder beseitigt. Die Schielablenkung, wenn sie 
bewirkt, dass sich der Hornhautscheitel während der relativen Rubestellung der 
Lidspaltenmitte nähert oder dieselbe erreicht.“ Schenkl. 
14) Ueber den anatomischen Befund der Augen bei einem 
Diprosopus triophthalmus, von Dr. Tschemolossoff aus St. Petersburg. 
(Prager med. Wochenschr. 1899. Nr. 44 u. 45.) Das Monstrum wurde von einer 
23jährigen Frau, die ein ausgetragenes Kind und zwei 7 monatliche Früchte ge- 
boren und zwei Mal abortirt hatte, zur Welt gebracht — es lebte 32 Minuten — 
es ist 54 cm lang und 2900 g schwer. — Im Gesichte sieht man zwei Mund- 
öffnungen und drei Augenspalten. In den beiden seitlichen Augenspalten liegt je 
ein anscheinend normaler, nur etwas kleinerer Bulbus, in der mittleren dagegen 
zwei mit einander verschmolzene Bulbi. Die Section ergab 4 Stirn- und 4 Scheitel- 
beine, 4 Hemisphären des Grosshirns, 4 vordere Schädelgruben; zu jedem Paare 
Grosshirn-Hemisphäre gehört je ein Chiasma N. opt., von denen zwei Tractus 
optici nach hinten ziehen; ebenso giebt es 4 corticale Sehsphären, 4 Nn. olfact., 
oculom. und trochl. Nn. abducentes sind nur 3 vorhanden. Das rechte Auge 
ist merklich kleiner als ein normales, weist aber sonst keine sichtbaren äusseren 
Veränderungen auf; einen gleichen Befund zeigt das linke Auge. — Das mittlere 
Auge liegt in einer Orbita von bedeutenden Dimensionen. Beide Lider zeigen 
in ihrer Mitte eine auf die Lidspalte quergestellte Furche, die darauf hindeutet, 


— 95 — 


dass jedes Lid aus zwei Lidern zusammengesetzt ist. An der Augenbraue fehlt 
eine solche Andeutung. Das Auge selbst besteht aus zwei, theilweise mit ein- 
ander verschmolzenen Bulbi, mit zwei Hornhäuten und hat auf einem horizon- 
talen Durchschnitte, sowie auf jedem dem Aequator parallelen Schnitte eine 
Biscuitform. Sein Umfang erreicht im Aequator 7,7 cm. Jeder der beiden ver- 
schmolzenen Bulbi hat einen Nerv. opt. — alle Muskeln sind verdoppelt und 
zeigen dabei einige Abweichungen in der Topographie und in ihrem äusseren 
Aussehen. In jedem Auge lässt sich bei seitlicher Beleuchtung das Vorhanden- 
sein einer Membrana pupillaris constatiren. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab sowohl im rechten, wie im linken Auge: Hyperämie der Gefässhaut, 
diffuse Blutaustritte in den verschiedenen Häuten des Auges, Fehlen markhaltiger 
Fasern im Sehnerven und Mikrophthalmiee Im mittleren Auge fanden sich 
ausgedehnte Blutergüsse in den verschiedensten Theilen, beiderseitige Membrana 
pup. persever. Fehlen markhaltiger Fasern und Mikrophthalmia beider mit 
einander verschmolzener Bulbi. Der Levator dieses Auges besteht aus zwei 
durch ein bindegewebiges Häutchen verbundene Muskeln. In der Orbita des 
mittleren Auges findet sich keine Thränendrüse. Schenkl. 
15) Aussergewönlicher Fall von Morbus Basedowii mit hkoch- 
gradigem Exophthalmus und nekrotischem Zerfall beider Hornhäute, 
von Uhthoff. (Allg. med. Centralzeitung. 1899. Nr. 37.) Verf. ist geneigt, 
den Process im Wesentlichen als eine Keratitis xerotica anzusehen, welche 
durch den Lagophthalmus und mangelhaften Lidschluss hervorgerufen worden 
ist. Hinzu kam dann die Eintrocknung der oberflächlichen Cornealpartien und 
secundäre Nekrose und Infection. Auf operativem Wege durch Verengerung 
der Lidspalte dem Kranken etwas zu leisten, war nicht mehr möglich, da er 
erst sehr spät, nachdem das Sehen total verloren war, zur Aufnahme kam. 
Moll. 
16) Jequirity in the Treatment of Granular Conjunctivitis, by 
W.M. Sweet, Philadelphia. (Therap. Gaz. 1899. 15. März.) Veranlasst durch 
einen mit den verschiedensten Mitteln vorher erfolglos behandelten Fall von 
Trachom und Pannus, der durch Jequirity-Behandlung erheblich gebessert wurde, 
machte Verf. trotz der im allgemeinen nicht sehr ermuthigenden Erfolge anderer 
Autoren aufs neue Versuche an 25 Patienten mit der von Wecker 1882 an- 
gegebenen Jequirity - Behandlung. Nur ein Fall reagirte schlecht darauf, die 
andern dagegen zeigten wesentliche Besserung bez. Heilung, und Verf. glaubt, 
dass man mit schwach concentrirten Infusionen beginnend (ca. 0,4°/,, die ge- 
pulverten Körner werden mit kaltem Wasser übergossen, 24 Stunden der Mace- 
ration überlassen, dann wird die Lösung filtrirt, welche stets frisch bereitet 
werden muss,) und allmählich vorsichtig steigend, je nach der Toleranz des 
Falles, besonders bei den mit Pannus verbundenen Trachomfällen, ohne jede 
Schädigung sehr schätzenswerthe Erfolge erzielen wird. Die Flüssigkeit wird 
jeden 2. oder 3. Tag auf die umgestülpten Lider geträufelt. Bei acutem Trachom, 
und bei starker eitriger Secretion ist das Mittel nicht indicirt. Neuburger. 
17) Eine neue Operationsmethode für das Ectropium des Unter- 
lides, von Dr. D. A. Robertson. (Brit. med. Journ. 1898. 11. Juni. — 
Deutsche Medic. Ztg. 1899. Nr. 5.) Das besonders bei senilem und dem nach 
Conjunctivitis inveterata auftretendem Ectropium wirksame Verfahren ist folgen- 
des. Der Schnitt läuft parallel dem äusseren Drittel des Unterlides etwa 2 mm 
vom Lidrand entfernt nach aussen, den Canthus externus überschreitend etwa 
1!/, cm nach oben, biegt horizontal nach aussen um, ca. 6 mm weit, wendet 
sich dann wieder nach unten bis zum Canthus externus der ersten Schnitt- 


96 


richtung parallel, dann mehr divergirend gerade nach unten, so dass die End- 
punkte dieses etwa einer Haarnadel gleichenden Schnittes ca. 3!/, cm von ein- 
ander entfernt sind. Der so umschriebene Hautlappen wird losgelöst und nach 
unten geschlagen. Dann wird ca. 3 mm vom Canthus externus entfernt ein 
dreieckiges Stück aus der ganzen Dicke des Unterlides, mit der Basis nach 
aussen, ausgeschnitten, nicht zu gross, da man nöthigenfalls durch Ausschneiden 
kleiner Stücke am Wundrand immer noch nachhelfen kann, sodann wird der 
Hautlappen nach 'oben aussen gezogen, bis die sich berührenden Wundränder 
des Unterlides diesem eine normale Form und Lage geben. Dann wird der 
Lappen wie er ist auf die Wundränder gelegt, die darunter befindlichen in 
Folge des Zuges nach oben überflüssigen Theile der Hautwundränder ringsum 
mit dem Messer soweit fortgeschnitten, dass der Lappen in die Wunde passt, 
und hierauf genäht. Der so fixirte Hautlappen übt einen dauernden wirkungs- 
vollen Zug auf das Unterlid aus. Neuburger. 
18) Protargol and argonin in the treatment of the purulent 
ophthalmia of infants. (Therap. Gaz. 1899. 15. Mai) Dr. Peck 
(Medical News, 21. Jan. 1899) giebt bei der Behandlung der Blennorrhoea 
neonatorum dem Protargol und Argonin den Vorzug vor dem Argentum nitricum, 
weil sie die Gonokokken energischer abtödten und die Secretion und entzünd- 
lichen Erscheinungen früher verschwinden lassen. Protargol wiederum ist dem 
Argonin vorzuziehen. Neuburger. 
19) Zur Kenntniss der pathologischen Farbenempfindungen, 
von Hilbert. (Betz’s Memorabilien. 1897. Heft 3.) Es handelt sich um 
eine durch acute Alkohol-Intoxication ausgelöste Chromatopsie, bei der zuerst 
Roth- und dann Blau-Sehen auftrat. Der Fall beweist also, dass zwei aufein- 
anderfolgende pathologische Farbenempfindungen durchaus nicht in complemen- 
tären Farben zu bestehen brauchen, wie von einigen Seiten behauptet worden war. 
Moll. 
20) The Vision of School Children, by J. Acworth Menzies, M.D., 
Rochdale. (Brit. Med. Journal. 1899. 14. Jan.) Die in der Neuzeit häufiger 
und gründlicher vorgenommenen Untersuchungen von Augen der Schulkinder 
haben grosse Wichtigkeit für die Erziehung, für Lehrer, Eltern und Schüler 
(Berufswahl u. dgl). Lawson fand in Londoner Elementarschulen (Brit. med. 
Journal, 1898, 18. Juni) unter 2014 Schülern nur 34,6°/, normal auf beiden 
Augen, Allport in Minneapolis unter 15696 Schülern 32°/, mit mangelhafter 
Sebschärfe, dabei scheint er leichte Grade von Hyp. gar nicht mitgerechnet zu 
haben. Verf. fand in der Rochdale Parish Church School, einem Musterschulhaus 
hinsichtlich Beleuchtung und Ventilation, unter 398 Schülern 44°/, mit normaler 
Sehschärfe auf beiden Augen, weitere 32°/, zeigten auch normale Sehschärfe, 
hatten jedoch leichte Hyp., 24°/, hatten mangelhafte Sehschärfe auf einem oder 
auf beiden Augen. Hyp. zeigten von den 398 Schülern 41°/,, Astigmatismus 
10°/,, Myopie nur 4°/,, und darunter nur 3 Fälle mehr als 3 D. Einwärts- 
schielen war bei 13 Hyperopen vorhanden, 13 Fälle hatten Maculae corneae, 
nur 5 von den Ametropen hatten Brillen; bezüglich der andern wurde den 
Eltern entsprechende Mittheilung gemacht. Hinsichtlich der weiteren Einzel- 
heiten und Tabellen muss auf das Original verwiesen werden. Verf. fordert für 
alle Schulen derartige, jährlich durch besondere Schul-Augenärzte vorzunehmende 
Prüfungen. Neuburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag ‘von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Merzez£ & Wırrıe in Leipzig. 


Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben ven 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıtLey in London, Prof. Dr. H.Coun in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. vu Boms-Reyuonp in Berlin, Dr. DaHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Euuerr in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GinsBERr@ in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıeuer in Budapest, 
Dr. Gorkpon NOoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. IssıGonis in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. Kurtuk in 
Berlin, Dr. LanpaAu in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. MorL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Dr. PerGenNs in Brüssel, 
Prof. PESCHEL in Frankfurt a. M., Dr. PurrscaeER in Klagenfurt, Dr. M. Rercm in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. ScaeNKL in Prag, Prof. Dr. 
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. Stier in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





April. Vierundzwanzigster Jahrgang. j 1900. 


BL nn mm mL 


Inhalt: Original-Mittheilungen. Die Jod-Säure, das Gallicin und Jod-Gallicin bei 
Trachom. Von Dr. A, Schiele, Augenarzt der Kreis-Landschaft Kursk. 

Klinische Beobachtungen. Zwei Fälle von totaler Glaskörperblutung. Von Dr. 
W. Mühsam. 

Neue Instrumente, Medicamente etc. i 

Geselischaftsberichte. Ophthalmological Society of the United Kingdom. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. Ein Beitrag zur Pathologie und Therapie 
des Schicht-Stars, von Dr. Bähr. 

Journal-Uebersicht. I. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIX. 1. — 
II. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XL. 1. — III. The ÖOphtalmic Review. Februar. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—12. 








Die Jod-Säure, das Gallicin und das Jod-Gallicin 


bei Trachom. 
Von Dr. A. Schiele, Augenarzt der Kreis-Landschaft Kursk. 


Unter den Augenkranken des Ambulatorium im hiesigen Kreis-Land- 
schafts-Spital bilden die Trachom-Kranken etwa 30°/, In welchem Maasse 
das Trachom in den Dörfern des Kreises verbreitet ist, hat mir eine letzt- 
jährige Inspectionsreise gezeigt: in den 17 Schulen, welche ich auf Trachom 
untersuchte, fand ich unter einer Schülerzahl von über 1500 etwa 53°/, 
Inficirte, und zwar 31°/, im Anfangs-Stadium und 22°/, in ausgebildeten 
und narbigen Perioden dieser verderblichen Krankheit. 

7 


— 98 — 


Ein derartiges Ergebniss musste mich einerseits sehr betrüben, andrer- 
seits aber anspornen, ein pharmaceutisches Mittel aufzufinden, das rascher 
und dauernder Heilungen mit sich bringen würde, als die bis jetzt ge- 
brauchten. 


Seit 1895, als die Arbeit von NESNAMOFF „Jod bei Trachom“! er- 
schien, habe ich in den anfänglichen und narbigen Fällen von Trachom 
hauptsächlich Lösungen von Jod in weissem Vaselinöl (1 bis 2°/,) ange- 
wandt und war damit zufrieden; in den stark papillären Formen erschienen 
mir aber diese Jod-Lösungen zu langsam wirkend und ich griff wieder 
zum Cuprum-Stift zurück. Bei akutem und subakutem Trachom hatte ich 
früher, wie üblich, eine 2procentige Lapis-Lösung gebraucht; ausserdem 
brachte ich oft auf die umgestülpten Lider die von Eprrson? empfohlene 
Lösung von Ammon. sulfo-ichthyol. (Ammon. sulfo-ichthyol 50,0, Ag. dest. 
40,0, Glycerin 10,0.) Diese Lösung leistete mir oft sehr gute Dienste, — 
besonders gegen den Schmerz. In letzterer Zeit habe ich das Argentum 
nitricum mit dem Argentamin vertauscht. 3- bis Öprocentige Lösungen 
von Argentamin rufen bei Pinselungen der Augen-Bindehaut nur geringen 
Schmerz hervor, ziehen nicht die unangenehmen Nachempfindungen (Ab- 
stossung des Aetzschorfes) nach sich, wie bei der Lapis-Lösung, und dringen 
tiefer® in das Gewebe ein, indem sie dabei die gesteigerte, krankhafte 
Secretion rasch reduciren und die Abblassung und Abschwellung des Ge- 
webes befördern. Diese letzteren Wirkungen scheinen mir nun nicht so 
sehr auf der Gefässverengerung, die bei der 2procentigen Lapis-Lösung 
. anscheinend eine grössere ist, als auf dem bedeutend höheren baktericiden 4 
Einfluss des Argentamins zu beruhen. Bei akuten Erscheinungsformen 
des Trachom ist nun diese tief eingreifende bakterieide Eigenschaft des 
Argentamin von weitgehender Wirkung, indem der beginnenden Follikel- 
Bildung der Boden entzogen wird. 


Da ich in der poliklinischen Praxis die Bindehaut der umgestülpten 
Lider mit Wattebäuschchen bestreiche, die in medicamentöse Lösungen 
getaucht sind, und dabei die ersteren, sie an die Conjunctiva andrückend, 
etwas auspresse, die Lider hernach umklappe und, etwas nach vorn ziehend, 
sie gegen einander leicht massire, damit alle Conjunctival-Buchten mit der 
Lösung imprägnirt werden; so wende ich nur eine 3procentige Argentamin- 
Lösung an: eine Öprocentige würde, bei einer solchen Anwendungsweise, 
zu stark schmerzen. 


1 E. A. Nesnamorr, Jod bei Trachom. Wratsch 1895. Nr. 47. Vgl. Centralbl 
f. Augenh. 1896, S. 620 und 1897, S. 225 fgd. 

? Aerztl. Central-Anzeiger. Wien, 1896. Nr. 12. 

3 Ueber die bakteriecide und Tiefen-Wirkung des Argentamins von Prof. Dr. Karr. 
Hoos, Centralbl. f. pr. Augenh. 1899, August. 

* Ebendaselbst. 


— 99 — 


Wenn ich nun so für akute trachomatöse Zustände in dem Argentamin 
ein sehr gutes Mittel in Bereitschaft habe, so fehlte mir doch für die 
chronischen ein derartiges, welches, nämlich in kürzerer Zeit, als bisher, 
die Jymphoide Infiltration, die follikelartigen Gebilde der Conjunctiva zum 
Schwinden zu bringen vermöchte. Da nun, wie schon erwähnt, das Jod, 
gelöst in Ol. Vasel. alb., längere Zeit von mir bei gewissen Formen von 
Trachom wohl mit Erfolg angewandt wurde, nur die Heilungsdauer oft eine 
übermässig lange war; so sah ich mich nach einem anderen Jod-Präparate 
um und verfiel dabei auf die Arbeit von RumEMAnn „Ueber die thera- 
peutische Verwerthbarkeit der Jod-Säure und des jodsauren Natrons“.' 


l. Acidum jodicum. 


Es ist auffällig, dass die Untersuchungen von RUHEMANN über Jod- 
Säure und deren Salz, das Natrium jodicum, so wenig Beachtung gefunden 
haben. „Die Jod-Säure (JO,H) und das jodsaure Natron (NaJO,) sind beide 
weisse, geruchlose, krystallinische Substanzen, von denen jene etwas leichter, 
als dieses, in Wasser löslich ist. In Aether, Glycerin und Alkohol sind 
beide Stoffe unlöslich. Reducirende Substanzen, wie arsenige Säure, oder 
Lösungen von Morphium-Salzen, spalten aus der Jod-Säure energisch Jod 
ab; Atropin, Cocain, Strychnin, Chinin u. s. w. wirken nicht zersetzend auf 
die Jod-Säure, bezw. das jodsaure Natron ein.“ Nach RUHEMANN muss 
einerseits „die Jod-Säure von dem Gesichtspunkte aus betrachtet werden, 
dass sie einmal an und für sich als jodhaltiges Präparat wirken kann, 
andrerseits in den Geweben und Körpersäften, wo Kohlensäure-Entwickelung 
stattfindet, und, bei Anwesenheit der Jod-Säure, diese zu ihrer eigenen 
Spaltung nothwendige Säure selbst liefert, Reductionen, bezw. Jod-Abspal- 
tungen stattfinden müssen“. Diese gehen nun derart vor sich, „dass das 
bei dem Kali-Gehalt des Blutes und der Säfte sich bildende Jodkali mit 
der noch restirenden unzersetzten Jod-Säure wieder Jod abgiebt, und diese 
Umsetzung, nach Binz, so lange vor sich geht, bis alles Jod der Jod-Säure 
in Jod-Alkali übergeführt wird. Welches nun immer auch die Zwischen- 
stufen sein mögen, die sich bei diesen chemischen Vorgängen bilden, ob 
Jod-Albuminate, Jod-Hämatin, Jod-Wasserstoffsäure u.s. w., so ist doch diese 
Thatsache klar, dass die fortgesetzte, nascirende Entwickelung eines so 
wirksamen Stoffes, wie es das Jod ist, medicamentös in vieler Beziehung 
zu verwerthen sein muss, mag man nun die antiseptische, die anregende 
oder resorbirende Kraft dieses Mittels in’s Auge fassen.“ Nach BUCHNER 
soll das freie Jod auf die Eiweisskörper der Gefässe wirken und dadurch 
eine Reizung derselben hervorrufen, was sich durch eine bedeutende Gefäss- 
Erweiterung und Leukocyten-Auswanderung kundgiebt.? | 


ı Therapeutische Monatshefte, 1894. 
? Natürliche Schutzeinrichtungen des Organismus u. s. w. von Hans BUCHNER, 
Therap. Monatsh. 1899, Nr. 11. 
q7* 


— 100 — 


Auf Grund der Betrachtungen von Hans BucmneeRg über Blut-Durch- 
schwemmung der Gewebe, hier insbesondere des trachomatösen Bindehaut- 
Gewebes des Auges, muss dem Jod, als gefässerweiterndem Mittel, schon 
a priori eine grössere Heil-Kraft zugeschrieben werden, als es für seine 
Nebenbuhler, Cuprum sulf., Argent. nitr. u. s. w., die gefässverengernd 
wirken, zugestanden werden kann. Dazu kommen noch für das Jod seine 
stark antiseptischen Eigenschaften hinzu.! 

RuseĮmann empfehlt nun die Jod-Säure und das jodsaure Natron 
sowohl äusserlich bei Geschwüren, Katarrhen der Nase u. s. w., auch bei 
Bindehaut-Entzündungen, wie auch als subeutane Injection gegen Drüsen- 
schwellungen u. s. w., und auch in innerer Darreichung. Bei Augenleiden 
hatte er von einer 5- bis lOprocentigen Lösung des Salzes eingeträufelt, 
von einer 5procentigen Lösung der Säure, sowie einen Stift verwendet, der 
aus reiner Jod-Säure durch Compression hergestellt war. 

Eine Bäuerin mit narbigem Trachom zeigte mir an der Hornhaut ihres 
linken Auges einen sog. Pannus carnosus, welcher ?/, der Hornhaut-Ober- 
fläche einnahm. Nach vorheriger Cocalnisirung begann ich die pannöse 
Masse mit dem Jodsäure-Stift zu bestreichen. Es bildete sich an Stelle 
des Pannus eine blutbeulenartige Erhebung, welche ich am Hornhaut-Rande 
einschnitt. Die Reaction war gering; der Schmerz, anfangs mässig, soll 
einige Stunden hernach bedeutend zugenommen haben. Als die Kranke 
nach einigen Tagen sich wieder vorstellte, war vom Pannus nur ein geringer 
Rest geblieben, die touchirte Hornhaut-Stelle hatte einen grauen Ton an- 
genommen und die vorher transparente Hornhaut-Partie (1/4) erschien auch 
gegenwärtig vollkommen unbeschädigt. Nach noch zwei solchen Aetzungen 
hellte sich die Hornhaut allmählich auf, die Sehschärfe stieg, und bei Be- 
trachtung mit blossem Auge sah man auch keine Spur von Pannus. 
Nach Verlauf eines halben Jahres konnte ich, vermittelst einer in’s Auge 
eingeklemmten Uhrmacher-Lupe und gleichzeitiger seitlicher Beleuchtung, 
an Stelle des früheren Felles ein baumförmig verästeltes, deutlich oberfläch- 
liches, dichtes, aber graues Gefässnetz erkennen. Gegenwärtig nun, nach 
1!/, Jahren, besitzt die Kranke, statt !/o, S = /,,; mit dem von HıkscH- 
BERG? angegebenen Lupen-Spiegel lassen sich in den centralen Hornhaut- 
Partien nur einzelne Gefässe, ia einem schmalen, grauen Randsaum der 
Hornhaut aber noch ein schönes, engmaschiges Gefässschlingen-Netz nach- 
weisen. | 

Dieser günstige Erfolg gab mir nun den Muth, die Anwendung des 
Jodsäure-Stiftes auf die Behandlung des Trachom überhaupt auszudehnen. 
Da aber die von RuHEMmAnn’s Apotheker (GREIFELT) bezogenen Jodsäure- 


ı Popaorny. Dissertation. St. Petersburg. 1897. 
?2 Ueber die neugebildeten Blutgefässe der Hornhaut u.s.w. von HIRSCHBERG, 
Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1897, 8. 492. 


— 101 — 


Stifte zu weich ausfielen und nach öfterem Gebrauch krümelig abbröckelten, 
so veranlasste ich den Provisor der hiesigen Landschafts-Apotheke, Herrn 
Diussky, mir Jodsäure-Stifte von verschiedener Consistenz herzustellen: 
l. einen weicheren, welcher aus reiner Jod-Säure mit einer ganz geringen 
Quantität Wasser zu einer plastischen Masse, über eine Glasplatte hin- 
gewalzt, gebildet wurde; 2. einen härteren, bestehend aus 15 Theilen Jod- 
Säure und 1 Theil Gummi arab. 

Mit diesem Stifte lassen sich die anainn, gesonderten follikelartigen 
Gebilde auf der Lid- und Augapfel-Bindehaut, Geschwüre der Hornhaut, 
pannöse Wucherungen und einzelne Gefässe umschrieben betupfen, ebenso 
auch die gesammte kranke Lid-Schleimhaut diffus bestreichen. Der diese 
Aetzungen begleitende Schmerz ist (ohne Cocain) ein intensiv brennender, 
aber vollkommen erträglicher und sehr rasch vorübergehender, von etwa 
einigen Secunden bis einer Minute Dauer. Nur wenn man die oberen: 
Uebergangsfalten der Lid-Schleimhaut stark ätzt, kann für längere Zeit 
das unangenehme Gefühl eines Fremdkörpers (Schorf) zurückbleiben. Sofort 
nach der Aetzung ist das Auge gewöhnlich so wenig gereizt, dass der Patient 
sehr bald darnach seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Dieser Umstand 
erklärt es nun auch zur Genüge, warum die Kranken in letzter Zeit sich 
so willig jenen Anwendungen unterwerfen. 

Wie äussert sich nun die Wirkung des Jodsäure-Stiftes auf das Trachom ? 
Bestreicht man mit dem Stifte eine trachomatös erkrankte Schleimhaut eines 
umgestülpten Lides, so nimmt die Schleimhaut anfänglich ein bräunliches, 
pergamentartig trockenes Aussehen an; der Schmerz ist dabei gering. Bringt 
man aber das Lid in seine normale Lage zurück, so stürzen die Thränen 
heraus, es wird nun eine augenblicklich heftigere Schmerzempfindung aus- 
gelöst, indem das jetzt energischer aus der aufgetragenen Jod-Säure sich 
abspaltende Jod theils an das in der Thränenflüssigkeit enthaltene Natr. 
chlorat. und Kaliumhydroxyd,! unter Bildung von Natrium- und Kaliumjodat, 
abgegeben wird, theils in statu nascendi von den Leukocyten-Ansammlungen 
und den :Follikeln im Schleimhaut-Gewebe selbst attrahirt wird. Diese 
Jod-Attraction? giebt sich nun darin kund, dass die Iymphoidhaltigen 
Partien mehr! oder weniger gelblich tingirt werden, während das relativ 
gesunde Gewebe graulich oder unverändert erscheint. 

Die dem blossen Auge, einerseits wegen der Kleinheit, andrerseits in 
Folge der tiefen Lage, verborgen gewesenen Follikel und Zerfalls-Massen 


ı Nach Markovic, Contagion et Traitement du trachöme, XII Congrès Internat. 
de Médecine, enthalten 100,0 Thränenflüssigkeit Natr. chlorat. 0,14—0,16 und Kalium- 
hydroxyd 0,082—0,238. 

2 Auf diese Eigenschaft der Eiweisskörper, begierig Jod aufzunehmen, weist auch 
Dususapoux hin. Dususapoux, De l’antiseptieite de l’jode en presence des matieres 
albuminoides, Gazette Hebdomadaire de Médecine et de Chirurgie, 1883, Nr. 24. 


19 — 


treten jetzt deutlich hervor. Es kann daher die Jod-Säure auch als 
diagnostisches Hülfsmittel dienen. — Hat das Jod so der Iymphoiden 
Elemente sich bemächtigt, so übt es erstens eine reactive Reizung in deren 
Umgebung aus, — man sieht zuweilen nach einigen Tagen an Stelle 
der früheren Follikel Dellen mit glattem oder zernagtem Grunde. Indem 
zweitens das in statu nascendi befindliche Jod sich mit dem Wasserstoff 
des Iymphoidhaltigen Gewebes zu Jodwasserstoff verbindet und, bei Gegen- 
wart dieses, die Jod-Säure nach der Formel JO,H +5JH = 6J + 3H,0 
immer von Neuem freies Jod abscheidet; sodann, da schliesslich selbst 
in Folge der reducirenden Kraft der Gewebe-Fermente Jod abgespalten 
wird: so findet bei einem solchen Cyklus von chemischer Bildung und Zer- 
setzung eine Zerstörung des Aufbaues von pathologischem Gewebe statt. 
Und drittens, da zugleich durch die Jod-Reizung eine Gefäss-Erweiterung 
und Phagocyten-Auswanderung bewirkt wird, so werden auf solche Weise 
die zerfallenen Gewebs-Elemente schleunigst fortgeschafft; dazu kommen 
noch, wie schon früher angedeutet, die stark antiseptischen Eigenschaften 
des Jodes hinzu, was wohl sicher nicht ohne Einfluss auf die specifischen 
Trachom-Mikroorganismen bleiben kann. 


Die Jodsäure-Stiftbehandlung an sich hinterlässt auf der Conjunctiva 
keine Narben, was ich mehrere Monate nach erfolgter Ausheilung constatiren 
konnte. Schorfe blieben wohl hier und da nach ungewöhnlich starker 
Aetzung zurück, verschwanden jedoch, ohne Nachtheil für das Gewebe, in 
2 bis 3 Tagen vollständig. Man muss sich hier eben in gleicher Weise 
dem jeweiligen Zustande der Bindehaut anpassen, wie bei den andren 
Aetzmitteln, und nicht eher zur wiederholten Aetzung greifen, als der ge- 
setzte Reiz mehr oder weniger abgeklungen ist. Dabei muss ich bemerken, 
dass der Stift nach jedesmaligem Gebrauche mit einem feinen Leinwand- 
läppchen sorgfältig abgetrocknet werden muss. 


Es wurde die Jod-Säure von mir auch als Lösung, in Salbenform, als 
Pulver im Gemisch mit Bor-Säure bei der Bindehaut-Massage und: als sub- 
cutane Injection therapeutisch angewandt. Eine 1Oprocentige wässerige 
Lösung der Jod-Säure trübt sich beim längeren Stehen durch Ausfallen 
kleiner krystallinischer Mengen; die Öprocentige ist dagegen vollkommen 
haltbar, und in dieser Concentration wende ich die gelöste Säure bei 
akutem und subakutem Trachom an. Eine solche Lösung, aufgepinselt auf 
die Schieimhaut der umgedrehten Lider, ruft einen mässig brennenden und 
rasch verfliegenden Schmerz hervor, beseitigt bald eine etwa vorhandene 
Lid-Schwellung und hemmt in kurzer Zeit eine reichliche, eitrige Absonde- 
rung der Schleimhaut. Ich habe versuchsweise bei einem Fall von akutem 
Trachom die Conjunctiva des einen Auges mit 3proc. Argentamin-, die 
des anderen mit 5proc. Jodsäure-Lösung bestrichen und dabei ein gleich 
günstiges Ergebniss erhalten. Wie das Argentamin (Hoor) scheint auch 


— 103 — 


die Jodsäure-Lösung! in die Tiefe zu wirken und zudem aus den gereizten 
und erweiterten Gefässen eine starke Transsudation zu veranlassen; denn 
die Conjunctivalfalten erscheinen strotzend, wie serös durchtränkt. Dabei 
werden die trachomatös infiltrirten Gewebspartien, entgegen der Stiftwirkung, 
nur ganz’ schwach bräunlich verfärbt. 

In Tropfenform verordne ich die Jodsäure-Lösung in 1- bis 3 proc. Stärke 
und gebe eine solche den Kranken mit nach Hause; stärkere als 3proc. 
Lösungen schmerzen zu stark. In den Anfangs-Stadien des Trachom (u. A. 
bei dem sog. Follieular-Catarrh der Dualisten) spricht sowohl der objective 
Befund der Conjunctiva, als auch das subjective Befinden des Kranken 
(Abnahme des Juckens, der Lichtscheu und des Thränenfliessens u. s. w.) 
sehr zu Gunsten einer solchen Anwendungsweise. Aber auch bei der Horn- 
haut-Granulose: Pannus, torpiden Infiltraten und Geschwüren können solche 
in den Bindehaut-Sack instillirte Tropfen günstig wirken. Nämlich auf 
Grund der Untersuchungen von E. Uuky und M. Frkzaus,? welche zu dem 
Schlusse kamen, dass wässerige medicamentöse Flüssigkeiten, mit dem Auge 
in Berührung gebracht, hauptsächlich durch die Cornea, in minimen Quan- 
titäten durch die Conjunctiva in die vordere Kammer diffundiren, muss 
man annehmen, wie es jene Autoren für 1Oproc. Sol. Kalii jodati gefunden, 
dass auch die gelöste Jod-Säure für sich auf gleichem Wege hindurchtreten 
und so den Pannus beeinflussen kann. Bequemer in der Anwendung und 
anhaltender in der Wirkung ist, sowohl bei der Hornhaut-Granulose selbst 
als auch bei narbigem Trachom überhaupt, die Jod-Säure in Salbenform. 
Jedoch stärker als 1'/, Proc. wende ich keine Salben an und gebrauche als 
Salben-Grundlage nur Lanolin mit. geringem Zusatz von süssem Mandelöl. 
Je nach der Indication füge ich Atropin, Eserin, Cocaïn u. s.w. in be- 
stimmtem Procentverhältniss hinzu. Uury und Fr£zaus wiesen nach, dass 
Fette von der Hornhaut nicht aufgenommen werden; wenn also doch die 
in denselben suspendirten Substanzen im Humor aqueus erscheinen, so kann 
dies nur auf dem Wege geschehen, dass die Thränenflüssigkeit die Jod- 
säure z. B. erst auflöst und dann die Resorption dieser Lösung der Hornhaut 
anheim stellt. 

Um die Resorptionsfähigkeit der Hornhaut zu verstärken, muss Cocaln 
zu der Lösung oder Salbe hinzugesetzt werden, da nach den Versuchen 


ı Nachträglich habe ich die Versuche von SCHAEFFER-HooR nachgemacht und 
kann ihre Befunde in Bezug auf Unterschiede in der Tiefenwirkung zwischen einer 
5proc. Argentamin- und 2proc. Argentum nitricum-Lösung nur bestätigen. Dabei muss 
ich aber constatiren, dass eine 5proc. Jodsäure-Lösung in die, in Reagenzgläschen be- 
findliche, horizontal erstarrte Gelatine noch tiefer eindringt, als eine 5proc. Argentamin- 
Lösung, dabei eine zuerst leicht bräunliche, dann grauliche Trübung der Gelatine 
hinterlassend. Eine 10proc. Protargol- und 8proc. Itrol-Lösung zeigen auch keine 
Spur von Tiefenwirkung. 

2 Archiv d’ophtalmologie, XIX, 1899, Nr. 3. 


-. 104 — 


der genannten Verfasser der Diffusions-Process aus dem Bindehaut-Sack nach 
dem Augen-Innern, durch die Hornhaut hindurch, nur dann ein kräftiger 
ist, wenn das Hornhaut-Epithel durch Cocain verändert wurde Will man 
eine verstärkte Wirkung erzielen, so vereinigt man mit der äusseren An- 
wendung der Jod-Säure eine innere Darreichung von Jodkali. Es entsteht 
so ein Zusammentreffen der beiden Substanzen und demgemäss eine Jod- 
Entwickelung in statu nascendi innerhalb des Hornhaut-Gewebes, gerade 
wie HırschBera unmittelbar nach dem Einstreuen von Calomel Jodkali 
innerlich verabreicht, um bei dem ersten Beginn der Reizung das veränderte 
Pulver wieder auszuwaschen.! Nebenbei bemerkt, habe ich, von solchen 
Betrachtungen ausgehend, in zwei Fällen von Keratitis parenchymatosa ganz 
ungemein rasche Heil-Erfolge erzielt. 

Diese combinirte Behandlungsweise habe ich mir nicht nur bei Horn- 
haut-Granulose, sondern auch bei trachomatösen Erkrankungen der Lid- und 
Augenbindehaut zu Nutze gemacht. So bei der acuten, trachomatösen 
Bindehaut-Entzündung, wo ich die geschwollene Schleimhaut mit einer 
5proc. Jodsäure-Lösung bepinselte; der dabei ausgelöste Schmerz ist etwas 
stärker, als sonst, und die Schleimhaut wird dabei leicht bräunlich gefärbt. 
Bei den mehr chronischen Formen, einerlei, ob der mehr papilläre, oder 
mehr folliculäre Charakter überwiegt, benutze ich den Aetz-Stift. Will man 
eine stärkere Aetzwirkung erzeugen, so ist es rathsam, vorher Cocain anzu- 
wenden. Die bestrichenen Follikel-, bezw. Zerfalls-Massen nehmen eine 
intensiv weiss-gelbliche Färbung an. Nach einigen solcher Aetzungen werden 
jene Gebilde zum grössten Theil ausgestossen. Besonders rasch werden die 
sog. „Primärgranulationen“ der Lid-Bindehaut des oberen Lides beseitigt; 
aber auch vereinzelt stehende, grosse, saftige Follikel oder deren Anhäufung, 
wie ich solche in der Lidspaltenzone auf der Lederhaut (in 3 Fällen) be- 
obachten konnte, wurden bald zum Schwinden gebracht. Solche Erfolge 
konnten auch ohne gleichzeitige innere Anwendung von Jodkali erzielt 
werden, aber in etwas längerer Zeit. Bequemer und augenscheinlich wirk- 
samer, wenn auch nicht so tiefgreifend, ist die fast gleichzeitige äussere 
Anwendung von Jodkali und Jodsäure. Bepinsele ich nämlich eine tracho- 
matös erkrankte Bindehaut mit einer 6proc. Jodkalium-Lösung und sofort 
darauf mit einer 5proc. Jodsäure-Lösung, so entsteht erstens ein sofortiger, 
aber ganz erträglicher Schmerz, und zweitens wird die ganze betreffende 
Schleimhautfläche braungelb. Es hängen diese Erscheinungen von einer Ent- 
wicklung des Jods in statu nascendi ab, welches theils als schwarzes, krümeliches 
Pulver abgeschieden wird, theils in überschüssiger Jodkalium-Lösung gelöst, 
als braunschwarze Flüssigkeit abfliesst. Will man in gleicher Weise eine 
umschriebene Aetzung vornehmen, so bepinselt man eine Follikelgruppe, 
z. B. zuerst mit der angegebenen Jodkalium-Lösung und lässt hernach die 


! Einführung in die Augenheilkunde I. 1892, S. 19. 


— 105 — 


Anwendung des Jodsäure-Stiftes folgen. Auch Hornhautgeschwüre habe ich 
auf gleiche Weise behandelt. Wenn nöthig, kratze ich zuerst den Geschwürs- 
grund mit einem scharfen Löffel ab, trage dann die 6°/, Jodkalium-Lösung 
auf und lasse den Aetz-Stift einwirken; man erhält eine intensiv gelbe 
Verfärbung des Geschwürgrundes, als Zeichen einer Jod-Entwicklung. 
Dr. Roseuuı! hatte im Jahre 1897 ein ähnliches Verfahren vorgeschlagen, 
nur dass er statt der viel activeren Jod-Säure, Wasserstoffsuperoxyd dabei 
anwandte. Und wenn der genannte Verfasser schon nach einem Jahre 
berichtet?, dass er mit seiner Anwendungsweise von 100 Trachomkranken 
78 vollkommen geheilt habe, so wird mein Vorgehen, als das viel kräftigere 
und zugleich leicht dosirbare, auch viel raschere Heil-Erfolge aufzuweisen 
haben. Gleichfalls auf der Wirkung von Jod in statu nascendi fussend, hat 
VASSILENKO? vor einigen Jahren eine Behandlungsart des Trachom ange- 
geben, bei welcher er sich zwei Lösungen und zwar 1. Kali jodati, Ag. 
dest. ä& 6,0, Glycerin 12,0; und 2. Argent. nitr., Aq. dest. ä& 6,0, Glycerin 
12,0 bereiten und zunächst von der ersten Lösung und dann von der 
zweiten Lösung je 3 Tropfen auf die Lidbindehaut fallen liess. So bildet 
sich Jodsilber. Im Allgemeinen soll die Behandlung bis zur völligen 
Heilung 1—2 Monate, bei trockenem Trachom noch mehr betragen und 
die nach Ausheilung sich einstellende Narbenbildung soll oberflächlich und 
zart sein. (Schluss folgt.) 


Klinische Beobachtungen. 


Zwei Fälle von totaler Glaskörperblutung. 


Vorgestellt in der Berliner ophthalmolog. Gesellschaft am 15. März 1900 von 
Dr. W. Mühsam, 3. Assistenzarzt. 


(Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt.) 


Die totale Glaskörperblutung eines Auges ist derjenige Zustand, auf den 
noch heute die frühere, längst überwundene, witzelnde Definition der Amaurose 
passt, nämlich dass der Kranke nichts sieht und der Arzt nichts sieht. Denn 
der Augenspiegel, der uns über die den alten Autoren schleierhaften Erblin- 
dungen ohne äussere Veränderung des Auges aufklärt, gewährt uns bei der 
Undurchsichtigkeit des vollständig mit Blut durchsetzten Glaskörpers kein Bild 
des Augenhintergrundes, ja keinen Schimmer aus der Tiefe. So plötzlich das 
Auftreten der Erkrankung ist, so ausserordentlich lange pflegt sie zu dauern. 
Dieser Umstand ist wohl daran Schuld, dass sie in ihrem ganzen Verlauf noch 
nicht sehr häufig beschrieben ist, und dass die Prognose meist als sehr un- 


! Nouvelle cure du trachöme. Dr. Roseııı (Rome). Comptes-rendus du XII Congrès 
Internat. de Med. 1897. 

® Traitement du trachöme par l’iode a l’état naissant. La Semaine Méd. 1898. Nr.39. 

® Referirt in Revue de thérapeutique 1897. 


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günstig geschildert wird, ungünstig, wenigstens für die Fälle von Glaskörper- 
blutung bei älteren Personen, während die an und für sich viel häufigeren 
Blutungen bei Personen im Pubertätsalter auch nach den bisherigen Schilde- 
rungen eine günstigere Prognose bieten. 

Ich bin in der Lage, Ihnen zwei Fälle von totaler Glaskörperblutung vor- 
zustellen, die von dem plötzlichen Beginn der Erkrankung an, bei uns in Be- 
handlung stehen. Ich möchte mir erlauben, Ihnen an der Hand der Kranken- 
geschichten den Uebergang zur Besserung zu schildern. 

In dem ersten Falle handelte es sich um eine 59jährige Frau, die am 
22. August 1898, also von 1!/, Jahren die Poliklinik aufsuchte, weil 3 Tage 
zuvor plötzlich vor ihrem linken Auge eine Wolke sich eingestellt hatte, die sie 
am Sehen verhinderte. Anamnestisch wurde festgestellt, dass sie früher auf 
beiden Augen immer gut gesehen hatte, überhaupt nie augenkrank gewesen war. 
Sie ist von Jugend an sehr fett gewesen, leidet seit 10 Jahren an Reissen, 
das vor 5 Jahren als schwerer Gelenkrheumatismus auftrat. Sie hat 3 Mal 
Abort gehabt, 15 Kinder zur Welt gebracht, von denen aber nur 3 am Leben 
sind. Die andern sind in zartem Alter an verschiedenen Krankheiten ver- 
storben. Für Lues kein Anhaltspunkt. Sie klagt über Herzbeklemmungen. Die 
Untersuchung ergab, dass beide Augen reizlos waren. Rechts ganz normaler 
Befund, volle Sehschärfe bei leichter Hypermetropie, keine Gesichtsfeld-Einschrän- 
kung. Links dagegen fand sich die Sehkraft bis auf die Wahrnehmung von 
Handbewegungen in nächster Nähe herabgesetzt. Das Gesichtsfeld war nicht 
aufzunehmen, vom Augenhintergrund kein Reflex zu erhalten. Die körperliche 
Untersuchung zeigte reichliche Mengen von Eiweiss im Urin, am Herzen unreine 
Töne; aber Geräusche, die auf ein bestimmtes Vitium schliessen liessen, waren 
nicht zu hören. Auf Grund dieses Befundes wurde die Diagnose „spontane 
Blutung in den linken Glaskörper‘ gestellt. Die Kranke blieb unter Behandlung 
mit auflösenden Mitteln (KJ u. desgl., auch Secale) in regelmässiger Beobachtung. 
Monate lang war der Zustand völlig unverändert, S = !/coo, kein 
Reflex aus der Tiefe. Erst nach 5 Monaten stellte sich eine leichte Besserung 
der Sehkraft ein, die nun allmählich fortschritt. Ende März 1899 sah die 
Kranke Finger in 4’, das Gesichtsfeld weist jetzt eine Einschränkung unten 
und an der Nasenseite auf. Im August 1899, also ein Jahr nach der Erkran- 
kung, tritt plötzlich eine Besserung auf. Das kranke Auge sieht mit dem der 
Uebersichtigkeit entsprechenden Glase °/,,—°/,, und mit stärkerem für die Nähe 
Sn 3in10”. Das Gesichtsfeld zeigt dieselbe mässige Einschränkung, wie 5 Monate 
zuvor. Auf diesem Standpunkt hat die Sehschärfe sich bis heute gehalten 
Eine Aenderung ist nur insofern eingetreten, als die Patientin jetzt nicht mehr 
eine dichte Wolke vor den Augen zu sehen angiebt, sondern einzelne dunkle 
Flecke, deren Ort bei Bewegungen des Auges sich ändert. Dem entspricht 
auch das ophthalmoskopische Bild; natürlich erscheint jetzt der Glaskörper nicht 
mehr als eine dunkle Masse, sondern bei erweiterter Pupille sind in demselben 
grössere und kleinere Trübungen zu erkennen, zwischen denen man deutlich 
den rothen Reflex des Hintergrundes sieht, ja auch Einzelheiten desselben. 

Trauriger ist der 2. Fall. Diese jetzt 48jährige Frau hatte bereits im 
Alter von 11 Jahren, angeblich im Anschluss an Masern, das rechte Auge ver- 
loren. Auf dem linken hatte sie stets gut gesehen, bis sie Ende März 1899 
plötzlich unter gleichen Umständen erkrankte, wie die andere: es legte sich ihr 
ein Schleier vor das Auge. 

Bei der ersten Vorstellung am 1. April 1899 fand man Schrumpfung des 
rechten Augapfels. Links war äusserlich nichts wahrzunehmen. Die ophthal- 


— 107 — 


moskopische Untersuchung ergab zahlreiche Blutungen in die Netzhaut und in 
den Glaskörper. S = Finger in 12’. In den nächsten Wochen wurde der 
Glaskörper undurchleuchtbar, die Blutung also eine totale. Die Sehkraft sank 
jetzt bis auf Lichtwahrnehmung. So blieb sie fast ein Jahr. Erst in den letzten 
Wochen vermochte sie die Zahl der vorgehaltenen Finger zu erkennen. Behand- 
lung mit Ruhe, Secale, KJ. Heute zählt sie Finger bis 4 m. Auch sie giebt, 
wie die andere Kranke, ein Schwanken ihres Sehvermögens an, je nachdem 
Wolken vor dem fixirten Gegenstande sich befinden, oder nicht. Ophthalmos- 
kopisch ist das Auge noch ziemlich undurchleuchtbar; ein gelbrother Reflex ist 
aus der Tiefe zu erlangen. | 

Wenn ich die Erfahrungen zusammenfasse, welche die beiden Fälle uns 
bieten, so fällt zuerst, wie schon Eingangs erwähnt, die Langsamkeit der 
Auflösung auf. Diese lässt sich von vornherein aus der Gefässlosigkeit des 
Glaskörpers erklären. Sehr in Betracht kommt dabei aber auch die Möglichkeit 
von Nachschüben der Blutung. In dem 2. Falle konnten wir einen solchen 
direct beobachten: wir sahen aus der Anfangs bestehenden partiellen eine totale 
Glaskörperblutung werden. Hört der Nachschub auf, so kann die Auflösung 
beginnen. Die Nachschübe finden ihre Erklärüng in der Ursache der Blutungen, 
die wie alle Autoren angeben, keine örtliche, sondern eine allgemeine ist, sei es 
eine Aenderung des Blutdruckes, sei es eine solche der Gefässwandungen. In 
unsren beiden Fällen werden Erkrankungen des Blutgefäss-Systems durch die 
Unreinheit der Herztöne angezeigt. Sicher spielt auch die Albuminurie in dem 
ersteren eine Rolle. 

Was den directen Ursprung der Blutung anbetrifft, so wurden früher von 
den Autoren die Gefässe des Uvealtractus allein dafür angesprochen. Später 
wurden aber Fälle veröffentlicht, in denen, nach der Aufhellung ein Zusam- 
menhang der Blutung mit einem Retinalgefäss sich nachweisen liess. Unser 
zweiter Fall scheint diese Anschauung zu stützen. 

Unsere Behandlung war eine symptomatische, wir verordneten Ruhe des 
Körpers, Schonung der Augen, Extr. Sec. und KJ innerlich. 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


Ein Fadenträger, um aseptisches Naht-Material zu liefern. ! 
Von Dr. Albert v. Pflugk, Augenarzt in Dresden. 


Von verschiedenen Seiten wird jetzt wieder der Seide als Naht-Material 
der Vorzug gegeben, weil sie durch einfaches Auskochen in der in jedem Ope- 
rationszimmer vorhandenen Sodalösung ohne Schwierigkeit keimfrei gemacht 
werden kann. Seit 5 Jahren verwende ich in meiner Klinik als Näh- und 
Unterbindungs-Material in Sodalösung ausgekochte Seide, welche auf einem 
Fadenträger operationsfertig gemacht wird; da dieser eine ganze Reihe von 
Vorzügen bietet, so erlaube ich mir denselben den Collegen zur Verwendung 
zu empfehlen. 


ı Der Fadenträger ist mit Einschnitten für 15 Fäden von der Firma Knoke und 
Dressler, Dresden, König Johannstrasse, für 3,50 Mark zu beziehen. Die Firma fertigt 
auf Wunsch die Rahmen in jeder Grösse und für jede gewünschte Fädenzahl an. 


— 108 — 

Er besteht aus einem zu einem Rechteck zusammen gebogenen, vernickelten 
Messingdraht, an welchem an zwei gegenüberliegenden Seiten je ein Blechstreifen 
mit nummerirten Einschnitten befestigt ist; zur leichteren Handhabung dieses 
Rahmens ist das Draht-Ende zu einem einfachen Handgriff aufgebogen. 





Die Vorbereitung der Fäden zur Naht geschieht wie folgt: Die Fäden 
werden in Länge von etwa 25 cm zurecht geschnitten und mit den Nadeln 
armirt. An das eine Ende des Fadens wird ein Knoten geknüpft, welcher 
hinter den stumpfen Einschnitt des Blechstreifens auf der Seite des Handgriffes 
eingelegt wird. Dann werden die Fäden über den Rahmen leicht angespannt 
und durch sanftes Eindrücken in die entsprechend nummerirten tiefen, scharfen 
Einschnitte des gegenüber liegenden Blechstreifens und durch Zurückschlingen 
und Eindrücken in die daneben liegenden seichteren Einschnitte fixirt. Es 
empfiehlt sich, beim Einspannen in den Rahmen die Fäden nicht zu scharf an- 
zuziehen, da die Seide durch die Feuchtigkeit straff wird und durchschneiden 
könnte. Die Nadeln werden in etwa ?!/, der Länge des Fadens vom Blech- 
streifen entfernt geordnet. Direct vor der Verwendung der Fäden bei der 
Operation wird der ganze Rahmen mit den eingespannten Fäden in der zur 
Sterilisirung der Instrumente verwendeten 1°/, Sodalösung 2 Minuten gekocht; 
während dieser kurzen Zeit leidet die Seide nicht und man erhält ein fast 
ideal zu nennendes Naht-Material. Die Nadeln werden mit dem Nadelhalter 
gefasst und die Fäden knapp an den Blechstreifen abgeschnitten. Durch die 
Feuchtigkeit und die bestehende Spannung werden die Seidenfäden hart und 
gerade wie gestreckte Metallfäden, ein Ringeln der Fäden kommt niemals vor. 
Wir haben demnach ein Naht-Material, welches allseitig von der kochenden 
Sodalösung umspült wurde, und welches bis zum Einstechen der Nadeln im 
Operationsgebiet völlig aseptisch ist. 

Die oben angegebene Länge der Fäden hat sich nur für alle Augen- 
Operationen geeignet bewährt. Für andere Zwecke (chirurgische oder gynä- 
kologische Operationen) kann der ausserordentlich einfache Apparat für jede 
gewünschte Länge und Anzahl der Fadeneinschnitte leicht modificirt werden. 


— 109 — 


Gesellschaftsberichte. 


Ophthalmological Society of the United Kingdom. (The Ophth. Rec. 
März 1900 und Brit. med. Journ. 3. Februar 1900.) 


Sitzung vom 25. Januar 1900. 


Pemphigus conjunctivae. 


Doyne demonstrirt einen hochgradigen Fall „essentieller Schrumpfung der 
Bindehaut‘“ bei einem alten Manne; das eine Auge war erblindet, das andere 
besass nur noch Lichtschein. 


Juler demonstrirt eine junge, verheirathete Frau mit der gleichen Er- 
krankung, aber nur auf einem Auge. 


J. R. Lunn berichtet über einen Fall, der einen 12jährigen Jungen betraf, 
welcher wiederbolte Anfälle von Blasenbildung auf der Hornhaut und auf dem 
ganzen Körper hatte, aber immer wieder genas. 


Nettleship erinnert an einen Knaben mit Pemphigus der Haut und 
Schleimhäute, auch der Conjunctiva, der gut heilte; er konnte aber bezüglich 
der Behandlung nichts mittheilen. 


G. A. Critchett empfiehlt subconjunctivale Chinosol-Injectionen. 


Experimenteller Exophthalmus und Enophihalmus. 


Walter Edmunds berichtet über seine an Affen und Kaninchen ange- 
stellten Versuche unter Vorzeigung von Abbildungen und Präparaten.. Enoph- 
thalmus kann hervorgerufen werden durch theilweise oder gänzliche Exstirpation 
der Schilddrüse, Durchtrennung des Hals-Sympathicus, durch Cocain; Exophthalmus 
durch Fütterung von Schilddrüsensubstanz. Reizung des Halssympathicus erzeugte 
Vortreten des Auges, Erweiterung der Lidspalte, anfängliche Zunahme, dann 
Herabsetzung des intraocularen Druckes, Erection der Kopfhaare. Die Versuche 
seien interessant mit Rücksicht auf die Basedow’sche Krankheit; die 'Ihat- 
sache, dass man durch Fütterung von Schilddrüsensubstanz Exophthaimus er- 
zeugen könne, spräche dafür, dass die Augenaffection bei dem Basedow eine 
secundäre, vom Kropf abhängige sei. Dieser durch Schilddrüsenverfütterung 
erzeugte Zustand werde gebessert durch Cocain; über den Einfluss der Sym- 
pathicusdurchtrennung auf diesen künstlichen Exophthalmus hat Vortr. keinen 
Versuch gemacht; am Menschen wurden ja schon derartige Operationen gemacht, 
die allerdings nicht völlig befriedigten. 


Lawford sah bei einer Frau, die gegen Myxödem mit Erfolg Thyroid- 
Extract genommen hatte, als sie später wegen Kopfschmerzen in der Befürchtung 
einer Wiederkehr des Leidens wieder die Medizin nahm, binnen kurzer Zeit 
Exophthalmus eintreten; Herzklopfen und Vergrösserung der Schilddrüsen waren 
nicht vorhanden. 

Mackay sah einseitigen Enophthalmus auftreten nach Halsdräsen-Operation, 
wobei der Sympathicus verletzt worden war, ferner erhebliche Besserung in . 
einem Falle von Exophthalmus durch halbseitige Entfernung der Schilddrüse. 

Jessop beobachtete einen Fall von Sympathicus-Operation mit schlechtem 
Ausgang, Juler einen solchen wegen Glaucom, bei welchem manche unange- 
nehme Folgen eintraten, jedoch kein Enophthalmus. 


= 0 e 


Fall von Narben-Hornbildung auf der Cornea. 


Arnold Lawson konnte in der ophthalmoskopischen Literatur keinen 
zweiten Fall der Art finden. 8jähriges, idiotisches Mädchen zeigte auf der 
Hornhautmitte ein ca. !/, Zoll langes Horn. Das hässlich aussehende blinde 
Auge wurde entfernt und Vortr. demonstrirt die Präparate. Er hält die Bil- 
dung für ein wirkliches Narbenhorn, bestehend aus Granulationsgewebe und erklärt 
die Entstehung so, dass in Folge von Druck auf den Augenast des Trigeminus 
in der Hornhaut atrophische Veränderungen auftraten, die zu Geschwärsbildung 
und Perforation führten; das dann auftretende Granulationsgewebe wäre ge- 
wuchert, ähnlich „wildem Fleische“. Der Tumor bestehe nicht etwa aus ange- 
häuftem Hornhautepithel, sondern aus Granulationsgewebe, welches bei dem 
Mangel an Epithelbedeckung ohne Hinderniss gewuchert sei. 

Treacher Collins giebt eine andere Erklärung: nach Durchbruch der 
Cornea habe sich von der Irisoberfläche her Granulationsgewebe zu einer Pseudo- 
cornea entwickelt und sei staphylomatös geworden. Ungewöhnlich sei die horn- 
ähnliche Epithelanhäufung an deren Oberfläche. 


C. H. B. Shears: Acutes Glaucom nach einmaliger Anwendung 
von Homatropin. 


Am gleichen Abend nach der Einträufelung traten die Glaucom-Erschei- 
nungen auf. Eine rechtzeitig ausgeführte Iridectomie stellte das Sehvermögen 
wieder her. Leute über 30 Jahre sollten nach Homatropin (zu diagnostischen 
Zwecken) stets Eserin erhalten. 


Brailey glaubt, der Eintritt von Glaucom nach Homatropin beruhe darauf, 
dass das betreffende Auge schon vorher an leichtem oder intermittirendem 
Glaucom erkrankt sei; in diesem Sinne hat er bereits öfters schon Homatropin 
diagnostisch verwendet. 


Demonstrationen. Holmes Spicer: 1. Ablösung der Chorioidea 
bei einer 29jährigen Kurzsichtigen; 2. Primäre Opticusatrophie bei einem 
12!/,jährigen Knaben, verbunden mit Diabetes insipidus — A. Qu. 
Silcock: Arteria hyaloidea persistens, entspringend von einem centralen 
Aderhautcolobom. — L. V. Cargill: Fibrome in den Unterlidern beider 
Augen. — E. Henderson: Epitheliom der Conjunctiva des Oberlides. 
— Still: Infantile, cerebrale Degeneration mit symmetrischen, 
weissen Herden in der Macula. — Doyne: 1. besondere Erscheinung 
auf der Cornea;, 2. extremer Fall essentieller Bindehaut-Schrum- 
pfung; 3. ungewöhnlicher Fall streifenförmiger Keratitis. — Juler: 
Pemphigus der Conjunctiva. Neuburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Ein Beitrag zur Pathologie und Therapie des Schichtstars, von 
Dr. Bähr. Aus der Augenheilanstalt von Prof. Dr. Hirschberg in Berlin. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1900. Nr. 9.) 

Nachdem Horner zuerst auf das häufige Zusammentreffen von rhachitischen 
Zahnbildungen und Schädel-Verbildungen mit Schichtstar aufmerksam gemacht 
hatte, kam allmählich die Ueberzeugung zur Geltung, dass dieses Zusammen- 
treffen nicht ein zufälliges sei, sondern dass die Rhachitis als Ursache des 


— 111 — 


Schichtstars anzusprechen ist, und dass nur diese und nicht auch angeborene 
Syphilis Schichtstar veranlasst, da bei dem letzteren keine für Lues charakte- 
ristischen Erkrankungen des Auges gefunden wurden. 

Auch die so häufig bei Schichtstar beobachteten Krämpfe wurden nur 
als eine Aeusserung der durch die rhachitischen Knochenerkrankungen bedingten 
Circulationsstörungen im Schädel-Innern erkannt, wodurch die alte Arlt’sche 
Ansicht fiel, dass diese Krämpfe durch Erschütterung des Körpers eine 
Verschiebung der Linsen-Elemente verursachten, und so die Trübungen 
entständen. 

Auch die neuerdings von Peters geäusserte Ansicht, dass die Tetanie 
durch die damit verbundenen Ciliarkrämpfe, welche zeitweise eine Aufhebung 
der Zufuhr normalen Ernährungsmaterials zur Linse verursachten, einen weit 
grösseren Einfluss auf Schichtstar-Bildung als die Rhachitis habe, hält vor der 
Statistik nicht stand. 

Die in der Klinik des Herrn Geheimrath Hirschberg zur Operation ge- 
langten Fälle von Schichtstar können meine Ansichten nur bestätigen. Es 
kamen von 1869—1899 (November) unter 10 600 in das Krankenhaus aufge- 
nommenen Patienten 153 Schichtstar-Kranke zur klinischen Behandlung; davon 
betrafen 92 (oder 60°/,) das männliche und 61 (oder 40°/,) das weibliche 
Geschlecht; nur 7 Fälle waren einseitig, alle anderen doppelseitig. An diesen 
Kranken wurden 299 Operationen vorgenommen, — dabei ging kein Auge 
verloren. Wohl aber gelang es, bei zwei Patienten, welche das erste (und zwar 
das bessere) Auge in einer andren Anstalt bereits durch Operation verloren 
hatten, das zweite schielende Auge! durch zufallsfreie Operation zu bessern. 

Fall 1. Knabe v. X, 7 Jahre alt; vor 5 Jahren in der Provinz Dis- 
cission wegen Schichtstar; Ausgang: schmerzhafte Schrumpfung, so dass Enu- 
cleation erforderlich war. Der Knabe ist unfähig, feineres zu erkennen, bezw. 
lesen zu lernen; es wird desbalb Operation, und zwar Iridektomie beschlossen. 

23. October 1871. Für Orbita R wird gut gesorgt durch gründliches 
Auswaschen und Jodoform-Einstäubung; Iridectomie zufallsfrei. 

26. October 1887. Gut geheilt. Schichtstar sehr opak, doch nicht sehr 
gross, darum gutes Resultat zu erwarten. 

1898, also 17 Jahre später, kehrte v. X. wieder: Privatim war er unter- 
richtet und ist jetzt Volontär als Landwirth; sieht erheblich besser, kann reiten, 
fahren, doch nicht gut lesen. 

S mit + 2,5D + 1D cyl Achse vertikal = 5/35. 

Fall 2. Mädchen S., 5 Jahre alt; vor 4 Jahren in andrer Anstalt auf 
derm rechten Auge operirt mit unglücklichem Ausgang in völlige Schrumpfung. 
Es war offenbar das bessere Auge gewesen, das noch nicht operirte linke 
Auge kann nicht fixiren, wird nach innen unten gedreht wie bei Netzhaut- 
amblyopie. Hier war der Schichtstar zu gross, so dass Iridektomie keine be- 
deutende Besserung der Sehkraft versprach. | 

Nach zwei Discissionen (20. Januar und 2. März 1891): Das Auge wird 
nicht mehr so stark gerollt; Patientin greift noch schlecht. 

lj, Jahr nach der Operation: Geht allein, findet kleine Gegenstände. 

Nach drei Jahren: -+ 10 Di = Fg. in 5. 

Nach acht Jahren: + 10Di = Fg. in 12’. 


t Es ist bekannt, dass bei Schichtstar, wenn gleichzeitig Schielen, und zwar 
nach einwärts besteht, das schielende Auge eine erheblich schlechtere Netzhaut- 
function zeigt. 


— 12 — 


Sehen wir von den vereinzelten Fällen ab, die im Krankentagebuch keine nähere 
Notiz enthalten, so zeigen sich 79 Kranke mit mehr oder weniger stark ausgesprochener 
Rhachitis behaftet, und nur bei 10 Kranken sind die Angaben negativ — welche 
Zahlen gewiss für die obigen Annahmen sprechen, selbst wenn wir unberück- 
sichtigt lassen wollen, dass es ja möglich wäre, dass bei den wenigen negativen 
Fällen zur Zeit der Untersuchung die andren Zeichen der Rhachitis schon ge- 
schwunden waren, oder bei der Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen der 
Rhachitis die Möglichkeit vorliegt, dass in den genannten Fällen der Schichtstar 
eben die einzige Aeusserung derselben ist. 


Verschiedenartig in Form und Ausdebnung tritt auch bei unsren Kranken 
die Rhachitis auf; entweder wurde nur ein Anzeichen oder meist mehrere der- 
selben beobachtet. 

Am häufigsten sind die für die Rhachitis charakteristischen Zahnverände- 
rungen — 52 Fälle; davon die Mehrzahl (42) an den bleibenden Zähnen. 
Dies spricht durchaus nicht gegen Entstehung durch Rhachitis. Denn diese Ver- 
änderungen — hervorgerufen durch einen Mangel der zum Aufbau der Schmelz- 
prismen nöthigen Kalksalze — die sogenannte Erosion oder der Schmelzdefect — 
treten ja schon vor dem Durchbruch zu einer Zeit auf, wo die bleibenden 
Zähne im Kiefer bereits vorgebildet sind; also können sie sehr wohl das Resultat 
einer fötalen Rhachitis oder einer der ersten Lebensjahre sein. 


Dieser Schmelzdefect tritt in verschiedener Intensität auf; ich finde Auf- 
zeichnungen über nur vereinzelte, insuläre Defecte, über reihenförmig angeordnete 
(„die Zähne seben ‚gerieft‘ aus‘) und fast totale, so dass der proximale ge- 
sunde Theil der Krone vom distalen, des Schmelzes beraubten treppenförmig 
sich abhebt. Auch hier wird beobachtet, dass meist die Schneide-, bezw. Eck- 
zähne erkrankt sind. 


An zweiter Stelle — der Häufigkeit nach — stehen die Krämpfe, die 
in 36 Fällen anamnestisch eruirt wurden; theils als alleinige (13 Fälle), theils 
als Theil-Erscheinung der Rhachitis. Meist findet sich die Notiz, dass diese sehr 
häufig und über Monate hin Aulkeaten; und zwar in den ersten beiden 
Lebensjahren. 

Ferner sind Angaben über rhachitische Schädelanomalien zu erwähnen; 
Deformitäten in Folge Erkrankung der Schädelknochen oder zeitlich verschie- 
dener Verwachsung der Nähte; in einem anderen Falle finde ich verzeichnet: 
Brachycephalus, an Stelle der grossen Fontanelle hervorragende Knochenhyper- 
trophie, Sutura coronaria stark entwickelt; ferner: Dolichocephalus; starke Her- 
vorragung von Protuberanz und Scheitelbein; „starker“ Schädel (bei diesem 
Falle wurde angeblich nach der Geburt „Wasserkopf‘ diagnosticirt). 

Schliesslich sind weitere allgemeinere Zeichen der Rhachitis häufig notirt 
(33 Fälle, ausserdem in 5 Fällen nur diese): Allgemeinstörungen der körper- 
lichen und geistigen Entwicklung — die Kinder sind klein, schlecht genährt 
und geistig zurückgeblieben; sie haben spät laufen gelernt (ein Kind erst im 
11. Jahre!) und die Zähne spät bekommen; sie haben „krumme Beine“, und 
was sonst noch die Zeichen der allgemeinen Rhachitis sind. 

Wenn ich also nochmals die Beobachtungen zusammenfasse, ergiebt sich, 
dass in 88,75°/, das Forschen nach Rhachitis bei den Schichtstar-Kranken ein 
positives Resultat ergab; dass: 


1. Zahnveränderungen in. . . . 584°), 
2. Krämpfe in . . . 00. 404°], 
3. allgemeine Rhachitis n . . . 36 °%, 


— 18 — 


gefunden wurden; negativ war das Resultat bei 1. und 2. nur in 14,6°,,, 
bezw. 6,7 °/o- 

Was nun die Therapie des Schichtstars betrifft, so ist jetzt wohl ziemlich 
allgemein die Discission als die beste Operationsmethode anerkannt, da sie ein- 
mal bezüglich der Sehschärfe die besten Resultate liefert und dann auch die 
Schädigungen beseitigt, die bei der Iridektomie entstehen, bezw. bestehen 
bleiben. 

Auf diese Schädigungen ist von Herrn Geheimrath Hirschberg im 
25jährigen Bericht über seine Augenheilanstalt bereits hingewiesen worden. Die 
meist bei Schichtstar bestehende Kurzsichtigkeit nimmt auch nach ausgeführter 
Iridektomie noch zu und erreicht die höchsten Grade; dazu kommen dann zu- 
weilen später centrale Veränderungen der Netzhaut und durch diese stärkere 
Sehstörungen. Wird hingegen die Linse beseitigt, so sind die Kinder von der 
Kurzsichtigkeit und den durch diese drohenden Gefahren befreit. 


Dazu kommt noch eine, ebenfalls im 25 jährigen Bericht betonte Thatsache: 
die Netzhautbilder werden durch die in der Pupille verbleibende Linsentrübung 
unscharf; der Hintergrund, auf dem sie sich entwerfen, wird durch Lichtdiffusion 
gestört: so dass Patienten, die in der Kindheit iridektomirt wurden, später, wenn 
sie erwachsen sind, dadurch so gestört werden, dass sie um Operation zur Ver- 
besserung ihrer Sehschärfe bitten. 

Die folgenden Fälle aus der Klinik des Herrn Geheimrath Hirschberg 
mögen zur Erläuterung dieser Thatsachen dienen. 


Fall 3. Knabe K., 5 Jahre alt, wurde 1881 wegen beiderseitigen, kleinen, 
umschriebenen Schichtstars erst auf dem einen, später auf dem andren Auge 
bei uns iridektomirt, nach innen unten. Der Seh-Erfolg war gut, doch bestand 
sogleich starke Myopie, die immer weiter zunahm. 

O. Pigmentrisse, ee der Netzhautmitte. 

1886: q R — 16D 2 

ao re ar. 

1891 wurde, um dem Patienten ein fernsichtiges Auge zu verschaffen, 
R die Discission vorgenommen und mehrfach wiederholt; wegen Drucksteigerung 
Punction der Vorderkammer und Entleerung der Linsenmassen. 

1893: gB -+ 2D = Sn 70 in 15. 

L — 8D = Sn CC in 15. 

In diesem Jahre erfolgte Sehstörung durch Netzhautblutung, die aber unter 

Ruhe und Resolventien sich wieder ausglich. 


1895: R + 2D = 5/30 | + 5D Sn 3 in 5”. 
L — 8D = 5/60 Sn 11), in 24,”. 

1898: o R = 5/20 in 7”, mit Convexglas. 
L — 10D = 5/30 2, in 2”. 

R besteht jetzt E. 


Ohne die nachträgliche Beseitigung des rechten Linsensystems wäre Patient 
übel daran und gewiss nicht arbeitsfäbig; dem linken Auge kann ja natürlich 
das scharfe Glas (— 10D) nicht dauernd gegeben werden. Interessant ist, 
dass die einmal eingebürgerte Achsenverlängerung des Auges doch stetig 
zunimmt, auch in dem aphakischen Auge, binnen fünf Jahren um 2 D; im linsen- 
baltigen Auge um 3D. 

Fall 4. Der 39jährige Herr $., aus myopischer Familie, dem 14 Jahre 
zuvor (in einer andren Anstalt) wegen Schichtstar beiderseits die Iridektomie 

8 














— 114 — 


gemacht worden, kommt wegen Verschlechterung der Sehkraft in unsre Anstalt; 
er trägt — 10D. 


SL —15D = Fg in 4 | Sn 1!/, in 2”. 


L Discission und nachträgliche Linear-Extraction der Linse. Trotzdem der 
Fall zur Extraction ungünstig wegen Netzhautschwäche des schwächeren Auges 
bei Schichtstar, wird doch operirt, weil 

1. keine deutliche Schielstellung, 

2. noch einzelne Zahlen feinster Schrift entziffert werden. 

Mai 1896: SL = 1/3. 

11. Februar 1898: Feiner Nachstar; Discission. 

S nur 1/7 wegen neuer Veränderungen in der Netzhautmitte. — Besserung. 

5. März 1898. SL = 1/4 (+ 25 Deyl A Sn 3 in 5”. 

Patient arbeitet als Kaufmann viel schriftlich. Eine interessante Erschei- 
nung bot das rechte Auge. Das bis dahin myopische Auge wurde durch 
leichte Verschiebung des Linsensystems, sodass aphakischer Spalt entsteht, 
hypermetropisch (+ 2D = 1/7); bei grösseren und näheren Objecten S nur 
1/50; er liest auch in der Nähe ohne Glas durch den linsenbaltigen Theil. 

Fall 5. Die 14jährige G. kam zuerst 1890 wegen veiderseitigen Schicht- 
stars zu uns; da sie nach Sachsen verzog, liess sie sich dort operiren und 
wurde dort 1891 beiderseits iridektomirt. 

1898 stellte sie sich bei uns abermals vor: der Schichtstar zeigte dicht 
getrübte centrale Partie, einzelne Reiterchen. 

R — 12D = 5/25 li! m 3 

S — 10D = 5/50 ul 21, : 

O. beiderseits Staphylom. post. Sie ist erwerbsunfähig. 

24. Februar 1898. L Discission — danach Extraction der Linsenmassen. 

22. März 1898. Zweite Discission. 

13. Mai 1898. SL + 4D = 5/20 | + 10D Sn 1?/, in 6”. 

Die Sehschärfe wurde also für die Ferne von 1/10 auf 1/4 gesteigert 
und überhaupt benutzbar gemacht. 

Fall 6. Die 13jährige H. zeigte 1880 Schichtstar und sah mit — 8D 
Sn 70 in 15. 

1883. S — 9D Sn L in 15°. 

17jährig wurde sie 1884 bei uns beiderseits iridektomirt. Reizlose Hei- 
lung; Patientin giebt Besserung der Sehschärfe zu. | 

27. September 1884. S — 10D Sn LXX in 15 | 1!/⁄, in 3”. 

25. October 1886. — 13D Sn LXX in 15. 

27. August 1894. — 13D Sn CC in 15. 


Angeblich L Verschlechterung und „ein Schatten“ — O normal. Als 
Clavierlehrerin strengt sie ihre Augen stark an. 

1895. Rechts Ablösung der Netzhaut. Also hier zeigt sich im Laufe 
der Jahre Zunahme der Myopie und schliesslich Ablösung der Netzhaut auf dem 
einen Auge. | 

Fall 7. Der 3jährige L. wurde bei uns 1887 beiderseits wegen Schicht- 
star operirt. Spätere Sehproben ergaben: 

R 5/70 . II o” 
3E ns De 


R = 5/35 | I Er 
1898. S i 5/35 | © 2!/, in 21),”. 


l 


— 15 — 


Giebt an, dass zunächst die Sehkraft besser war, dann schlechter wurde. 
Schichtstar wurde trüber, und die beiden unvollständigen Umbüllungsschichten 
desselben markirten sich deutlich und zeigten (bei + 20D) Bläschen. Nun- 
mehr beiderseits Discission. 

R + 10D = 5/10 | + 14D Sn 11/, in 6” 

L + 9D = 5/20 | + 13D Sn 21/, in 5”. 

Die Sehkraft wurde also durch dia nachträgliche Discission von !/, auf !/, 
(bezw. ?/,) gehoben. 

Fall 8. Der 17jährige Sch., vor 9 Jahren ausserhalb wegen Schichtstars 
ohne Erfolg links iridektomirt, kommt wegen Verschlechterung der Sehkraft zu 
uns (1898), da er auf dem Gymnasium wegen schlechter Sehkraft nicht vor- 
wärts kommt. 

R + 1D = 5/25 Sn 3_ . g” 

3 L — 1D = 5/35 TOE Sn 4?/, D 

Sieht also L schlechter als R. 

R Discission und später Extraction der Linsenmassen. 

22. März 1899. S R + 6D = 5/15 | + 11D Sn 4!/, in 8”. 

9. Mai 1899. R + 5D = 5/15 + 10D Sn 2!/, in 7” 

L — 1D = 5/35 kn Sn 5!/, in 6”. 
12. August 1899. R + 5D = 5/8 ı + 10D Sn 17), in 10”. 
L — 1D = 5/50 kn Sn 6 in 6”. 

10. September 1899. Das rechte Auge sieht wie ein gesundes aus, L 
soll nach dem Abiturienten-Examen operirt werden. Die Sehkraft wurde also 
durch die Discission R von 5/25 auf 5/8 gehoben, während sie auf dem linken 
iridektomirten Auge, sowohl für Ferne oder Nähe, abgenommen hat. 

Also nicbt bloss die erzielten guten Sehschärfen bei den gleich von vorn- 
herein mit Discission behandelten Schichtstaren, gegenüber den iridektomirten 
— was Herr Geheimrath Hirschberg bereits im 25jährigen Berieht veröffent- 
licht hat, — sondern auch der directe Nachweis von nachträglicher Schädigung 
der Sehkraft bei den vereinzelten iridektomirten Fällen (durch Retinitis centralis 
myop., ja einmal durch myopische Netzhautablösung), sowie die erhebliche 
Besserung der Sehkratt, wenn den ursprünglich Iridektomirten nachträglich die _ 
Linse beseitigt wird, — alles dies spricht dafür, dass bei Schichtstar der Kinder 
die Discission die souveräne Methode darstellt; es ist übrigens genügend be- 
kannt und einleuchtend, dass die Discission bei Kindern einfacher verläuft als 
bei Halb-Erwachsenen. Der Schichtstar bei Erwachsenen wird bei uns mit dem 
Lappenschnitt bei runder Pupille operirt. 

Für die Anregung zu dieser Arbeit und für die liebenswürdige Unter- 
stützung bei Aufertigung derselben spreche ich Herrn Geheimrath Hirschberg 
meinen besten Dank aus. 


Journal- Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIX. 1. 

1) Die Anatomie des accommodirten Auges. Mikroskopische Fixirung 
des Accommodations-Aktes, von Dr. L. Heine, Privatdocent in Breslau. (Aus 
der Univers.-Augenkl. zu Marburg i. H.) 

Die bei Vögeln gelungene Fixirung des accommodirten Auges ist bei 
Menschen nicht ausführbar, weil das Material nicht zu beschaffen iss. Viel- 
leicht würde auch die Fixationsflüssigkeit nicht genügend rasch eindringen, 

8*r 


—— 116 — 


während die Eröffnung des Bulbus zu keinem einwandfreien Resultate führen 
könnte. Versuche an Neugeborenen waren ohne Ergebniss. Hunde, Katzen, 
Kaninchen besitzen nur ein minimales Accommodationsvermögen und sind daher 
ungeeignetes Material. Der Versuch gelang dem Verf. bei einem Java-Affen. 
Refraction, skiaskopisch bestimmt, H = 1,0 D; das eserinisirte Auge zeigte 
Accommodation bis 14,0 D. Nach rascher Enucleation wurden die Bulbi in 
‚warme Flemming’sche Lösung gebracht und hierin 24 Stunden im Brutofen 
belassen. Serienschnitte Entwirft man mit dem Edinger’schen Apparate 
eine Zeichnung des vorderen Abschnittes des Atropin-Auges und setzt an die 
Stelle des gezeichneten Präparats den entsprechenden Schnitt des Eserin-Auges, 
so decken sich die Cornea u. s. w., und die Formveränderung des Corpus ciliare 
und der Iris treten zu Tage. Deutlich erkennt man am Eserin-Auge die Ver- 
schiebung des Corpus ciliare nach vorne und innen und die Entfaltung des 
Fontana’schen Balkenraums. Der eserinisirte Ciliarmuskel zeigt in dem dem 
Linsenäquator benachbarten Theile mehr Querschnitte, als der Atropinmuskel; 
während im Atropinmuskel nahe dem canal. Schlemmii die längs getroffenen 
Fasern zahlreicher sind. Diese Verhältnisse entsprechen der Helmholtz’schen 
Accommodationstheorie. | 

Die Linsenform verändert sich wenig, wahrscheinlich verfügen wir noch 
nicht über passende Härtungsmittel. 


2) Zur Kenntniss der Hornhautzellen des Menschen und der Wirbel- 
thiere, von Dr. E. Ballowitz, a. o. Prof. der Anatomie und Prosector 
an der Univers. Greifswald. 

Studien über die Centralkörper der Hornhautzellen, insbesondere über ihr 
Verhalten zum Protoplasma und zum Kerne, bei Menschen, Säugethieren, Vögeln, 
Reptilien, Fischen. Ueber 100 Zeichnungen erläutern die verschiedenen Ver- 
hältnisse. Bei den Menschen befindet sich in jeder Hornhautzelle neben dem 
Kern ein Centralkörperpärchen. Diese liegen stets ausserhalb des Kerngebiets 
mehr oder minder weit von demselben entfernt und regellos verschieden zu den 
Kerneinbuchtungen. Bei mehrkernigen Hornhautzellen sind stets ebenso viele 
Centralkörperchen wie Kerne vorhanden. Die Form der letzteren ist häufig 
rundlich, nicht selten aber auch länglich. 

Die Säugethiere zeigten ähnliche Verhältnisse. Bei Vögeln sind die Zell- 
kerne und auch die Mikrocentren kleiner als bei Säugern, im Uebrigen une 
sich keine wesentliche Abweichung in Form und Lagerung. 


3) Untersuchungen über das specifische Gewicht des Kammerwassers, 
von Dr. Golowin, Privatdocent und I. Assistent an der Univers.-Augenkl. 
zu Moskau. 

Die Untersuchungen wurden mittelst des Pycnometers angestellt. Das spec. 
Gewicht des Kammerwassers (arithmetisches Mittel aller bez. Versuche) betrug 
bei Hunden 1,0086 
bei Kaninchen 1,0087 
bei Katzen 1,0088; 
für die Bestimmung des Normalgewichts bei Menschen stand kein ausreichendes 
Material zur Verfügung. Die Zahlen entsprechen einer reichlich 1°/, NaCl- 

Lösung. 

Das nach Entleerung der Vorderkammer sich wieder ansaınmelnde Kammer- 
wasser zeigt eine Zunahme des spec. Gewichts von 0,0070 bis 0,0080. Nach 
24 Stunden ist keine Differenz mehr nachweisbar. 


— 17 — 


Die Osmose von 5°/, Kochsalz-Lösung aus dem Bindehautsack, sowie die 
Injection derselben Lösung in das subconjunctivale Gewebe bewirkt keine Ver- 
änderung des spec. Gewichts des Kammerwassers. 

Unmittelbar nach dem Tode fällt das spec. Gewicht, weil die Filtration 
der Flüssigkeit noch kurze Zeit andauert, aber bei sinkendem Gefässdruck. 
Später wird das Kammerwasser in Folge der Austrocknung der Augen concen- 
trirter, und daher das spec. Gewicht höher. 

Beim chronischen Glaucom findet sich keine bemerkenswerthe Abweichung, 
beim akuten Glaucom eine bedeutende Erhöhung des spec. Gewichts. 


4) Ueber die Bedeutung der Dioptrie, von Prof. Dr. A. Gullstrand 
in Upsala. 

„Die Dioptrie ist die Einheit des reciproken Werthes einer durch Division 
mit dem betreffenden Brechungsindex reducirten, in Meter gemessenen Haupt- 
oder Conjugatbrennweite.“ 

Verf. giebt eine einfache Darstellung der Dioptrik mit Hilfe der Dioptrie- 
‘ rechnung. 


5) Beitrag zur Lehre von den Chorioidal-Sarkomen, von Dr. E. Pawel, 
Assistenzarzt am St. Elisabeth-Krankenhaus in Halle a. S. 

Bearbeitung von 100 Fällen der Haller Univ.-Augenklinik, welche in einem 
Zeitraume von über 25 Jahren beobachtet wurden. 

Die 100 Fälle entsprechen 0,07 °/, aller Patienten. Durchschnittsalter 
48,7 Jahre, jüngstes Individuum 7, ältestes 73 Jahre, 47 Männer, 53 Frauen, 
stets einseitig. 

Der Tumor geht meistens von der Chorioides, seltener vom Ciliarkörper, 
sehr selten von der Iris aus. 20 Fälle waren spärlich oder gar nicht pig- 
mentirt, 80 pigmentirt; erstere entwickeln sich mehr im vorderen Bulbusabschnitt 
und bei jugendlicheren Individuen. 

Die Aetiologie ist dunkel, der Zusammenhang mit Traumen zweifelhaft, 
begleitende Irido-Cyclitis jedenfalls häufig nicht die primäre, sondern eine 
secundäre durch einen vorher bestehenden Tumor verursachte Affection. 

Sympathische Ophthalmie wurde nur ein Mal beobachtet; der Fall ist aber 
in soweit nicht rein, als an dem sympathisirenden Auge 6 Wochen vor der 
Enucleation eine Iridectomie verrichtet worden war. 

Die Prognose der Iris-Sarkome ist relativ gut. In einem Falle wurde nur 
iridectomirt und nach 7 Jahren noch kein Recidiv beobachtet. Unter 89 Fällen 
von Sarkom des Corpus ciliare und der Chorioldes trat 9 Mal ein locales Recidiv 
auf, 7 Mal im ersten Jahre, 1 Mal im zweiten, 1 Mal im 30. Jahre nach der 
Operation. Dagegen wurden Metastasen in 27 Fällen beobachtet, von denen 
26 zum Tode führten. In einem Falle entwickelte sich 6 Jahre nach der 
Enucleation ein mestatisches Leber-Melanosarkom, welches so günstig operirt 
wurde, dass die Patientin genas und °/, Jahre nach der Operation noch ge- 
sund war. 

Der höchste Procentsatz der Metastasen findet sich nach der frühzeitigen, 
im ersten Stadium ausgeführten Operation. Jedenfalls verhindert die frühzeitige 
Exstirpation die Metastasen nicht. | 

Unter den 69 Fällen, welche länger als 5 Jahre beobachtet werden konnten, 
finden sich 34, in denen Recidive, bezw. Metastasen auftraten. Im Ganzen 
kamen auf die 100 Beobachtungen 49 Todesfälle, 51 definitive Heilungen, 


=. 18, 


6) Ueber die Wirkung von kalten und warmen Umschlägen auf die 
Temperatur des Auges, von Dr. E. Hertel, Privatdocent und I. Assist. 
der Jenaer Augenklinik. 

Silex gab im Jahre 1893 an, dass die Temperatur des Conjunctivalsacks 
durch die üblichen warmen Umschläge herabgesetzt, durch kalte dagegen erhöht 
wird. Giese kam später zu dem entgegengesetzten Resultate. Beide Forscher 
hatten Thermo-Elemente für die Messungen benutzt. Verf. gebrauchte besonders 
construirte Quecksilber-Thermometer, welche sich im inneren Lidwinkel bei 
leichtem Lidschluss in einer geschlossenen Höhle befinden und auch bei längerem 
Liegen kaum fühlbar sind. 

Die Temperatur des normalen Conjunctivalsacks ist im Mittel 1,32° niedriger 
als die Körpertemperatur. 

Für die Versuche wurde Wasser von 55° und 15°, sowie Eiswasser be- 
nutzt und theils vor und nach den Versuchen gemessen, theils das Thermo- 
meter vor der Anwendung der Compressen eingelegt und erst einige Zeit nach 
der Entfernung derselben herausgenommen. „Die Wirkung der Umschläge tritt 
sehr schnell ein, erreicht nach wenigen Minuten ihr Maximum, um dann nach - 
Wegnahme der Umschläge ebenso schnell wieder zu verschwinden, ganz unab- 
hängig davon, wie lange die Umschläge applicirt waren, und zwar wird im 
normalen Conjunctivalsack die Temperptur unter kalten Umschlägen herabgesetzt 
und unter warmen gesteigert.“ Die erzielten Temperaturdifferenzen betragen 
bei Eiswasser 2,2 bis 4,7°, bei Wasser von 15° 0,6 bis 1,9°, bei Wasser von 
55° 0,9 bis 1,6°. 

Um den etwaigen Einfluss der Circulation festzustellen, wurde Cocainlösung 
eingeträufelt, wodurch die Temperatur um 0,65° (Mittel von 24 Messungen) 
herabgesetzt wird. Ein Einfluss auf die Wirkung der Umschläge trat nicht 
hervor. 

Bei Kaninchen erzielten Eisumschläge eine Verminderung der Temperatur 
von 6,02° im Mittel, Heisswasserumschläge eine Erhöhung von 3,54° im Mittel. 
Wurde nun durch Durchschneidung des Halssympathicus Hyperämie, bezw. durch 
Reizung des Sympathicus Anämie herbeigeführt, so konnte im ersteren Falle 
eine Erhöhung der Temperatur von 0,56° im Mittel, im letzteren eine Ver- 
minderung von 0,4 bis 0,9° festgestellt werden. Dagegen zeigten die Umschläge 
keine Einwirkung, welche sich wesentlich von der unter normalen Verhältnissen 
beobachteten unterschied. Ebenso wenig hatte Compression der Carotis einen 
Einfluss. 

Ist bei getödteten Thieren die Circulation ganz ausgeschaltet, so entfalten 
die Umschläge eine viel intensivere Wirkung. Hier kann es sich nur um 
Leitung durch’s Gewebe handeln. Wenn auch Silex diesem Factor keine Be- 
deutung beimisst, so spielt er doch ohne Zweifel auch in vivo eine wesentliche 
Rolle, nur wird die Leitungswirkung dadurch begrenzt, dass der Blutstrom 
fortdauernd Wärme bezw. Kälte absorbirt. Die Verengerung bezw. Erweiterung 
der Gefässe haben keinen Einfluss. 

Entzündliche Processe des Auges können die Temperatur bis 1,3° erhöhen. 
In einem Falle von Xerosis conjunct. war die Temperatur herabgesetzt. Die 
Umschläge wirkten ganz wie bei nicht erkrankten Augen. 

Die Temperatur der Orbita am hinteren Bulbuspole ist annähernd der 
Körpertemperatur gleich.” Auch hier setzten kalte Umschläge die Temperatur 
herab, während heisse sie erhöhten. Störungen der Circulation ändern daran 
nichts, die Wirkung beruht auf Leitung durch’s Gewebe. 


= 19: ae 


7) Das Sehen in Zerstreuungskreisen und die scheinbare Accommo- 
dation der Aphakischen insbesondere, von Dr. Maximilian Salz- 
mann, Docent der Augenheilkunde in Wien. 


8) Anatomische Untersuchungen über die Regeneration der Ciliar- 
nerven nach Neurectomis optico-ciliaris beim Menschen, von Dr. 
Amilcare Bietti, Privatdocent in Parma. 

Untersuchung eines Bulbus, an welchem reichlich 5 Jahre nach schwerer 
Stichverletzung die Neurectomie optico-ciliaris ausgeführt wurde, und welcher 
6 Jahre später wegen spontaner Schmerzen und Druckempfindlichkeit bei sym- 
pathischer Reizung des Partners enucleirt werden musste. | i 

Die vor der Enucleation des leicht atrophischen Bulbus angestellten Ver- 
suche über die Sensibilität der Oberfläche führten im Ganzen zu einem positiven 
Resultate. Bei längeren Versuchen gab Pat. spontan an, dass er im anderen 
Auge einen leichten Druck über der Pupille fühle. 

Die anatomische Untersuchung ergab, dass von dem centralen Stumpfe aus 
in grosser Ausdehnung zahlreiche Nervenstämmchen ausgegangen sein mussten, 
welche trotz fehlender Coaptation die Sklera erreicht hatten und dieselbe in 
theils neuen, theils alten Bahnen durchsetzten. Das ganze Augeninnere und 
besonders das Corpus ciliare war reich an Nerven. 

Der Opticusstumpf war von einer in seiner Querrichtung verlaufenden 
firrösen Narbenmasse bedeckt. 

Ganz wie man es in Amputationsstümpfen beobachtet, fand sich hinter dem 
Bulbus ein Narbenneurom, von dem aber keine Fasern in den Bulbus eintraten. 
Dieser wird demnach von einem Theile der regenerirten Nervenfasern nicht er- 
reicht. Die Neurome werden unter Umständen Schmerzen verursachen, welche, 
da sie in die Peripherie projicirt werden, eine Empfindlichkeit des Augapfels 
vortäuschen können. 

Die neugebildeten Nerven waren meistens markhaltig, zum Theil aber so- 
wohl im Bulbus als im Nourome marklos. 

Vordere Ciliarnerven wurden mehrfach beobachtet, doch konnte die an sich 
nicht in’s Bereich der Unmöglichkeit zu verweisende, vicariirende Innervation 
im Augeninnern nicht nachgewiesen werden. Nur in der Hornhaut fanden sich 
neugebildete Markfasern, welche mit den Gefässen eintraten und soweit sie aus 
der Conjunctiva und dem episkleralen Gewebe stammten, ohne Zweifel vicariirend. 
functionirten. Bei einem Vergleiche der Verhältnisse, welche einerseits bei der 
Neureetomia optico-ciliaris und andrerseits bei den wegen Neuralgie verrichteten 
Nervenresectionen vorliegen, ist nicht zu übersehen, dass im ersteren Falle das 
schmerzhafte Organ zurückbleibt und gesunde Ciliarnerven durchtrennt werden, 
während im letzteren Falle der häufig erkrankte Nerv selbst in Angriff ge- 
nommen wird, wodurch eine günstigere Prognose bedingt ist. 

9) Erwiderung auf die Bemerkungen zu L. Bach’s Arbeit: „Zur 
Lehre von den Augenmuskellähmungen u. s. w.“ des Herrn Dr. 
Bernheimer, von Dr. Ludwig Bach in Würzburg. Scheer. 


II. Archiv für Augenheilkunde. XL. Band. Heft 1. 1899. October 
1) Das Ulcus corneae rodens, von Dr. Hillemann in Duisburg. 
Zu der in der letzten Zeit stark anwachsenden Literatur über Ulc. rodens 
tritt der vorliegende Beitrag mit der Mittheilung eines anatomischen Befundes, 


— 10 


der nichts besonders Kennzeichnendes ergab. Verf. ist geneigt, das Ulc. rodens 
in eine Analogie mit dem Ulc. ventriculi und mal perforant du pied zu setzen 
und das Absterben der oberflächlichen Cornealschichten auf eine Affection der 
die Ernährung und Lebensfähigkeit des Corneagewebes beeinflussenden Nerven 
zurückzufübren. 


2) Ueber die ägyptischen Augenentzündungen, von Dr. Leopold 
Müller, Privat-Docent in Wien. 

Verf. fand in Aegypten neben dem Trachom eine Conj. acuta contagiosa 
sehr verbreitet, die von dem Koch-Weeks’schen Bacillus erregt wird und im 
Allgemeinen, ausser bei Kindern, leicht verläuft und ohne Narben der Binde- 
haut heilt. 

Die acute Blennorrhoe ist in Aegypten bei Kindern und Erwachsenen 
häufiger als bei uns: auffallend selten sah Verf. phlyktänulöse Bindehaut-Ent- 
zündungen. 

Hauptsächlich stellte Verf. Untersuchungen über die Bedeutung an, die 
ein von ihm gefundener Bacillus für die Aetiologie des Trachoms habe. Der 
Bacillus ist morphologisch kaum, culturell gar nicht von dem Influenza-Bacillus 
verschieden, nach Verf.s Ansicht aber nicht mit ihm identisch. Einen vollen 
Beweis für die ätiologische Bedeutung dieses Bacillus als Trachom-Erreger haben 
auch diese Untersuchungen dem Verf. nicht gebracht. 


3) Eine geheilte Chiasma-Affection nebst Bemerkungen über die Lage 
der Sehnervenfasern im Chiasma, von Generalarzt Dr. Soggel in 
München. 

Nach Dimmer verläuft die Hauptmasse der gekreuzten Sehnervenfasern 
im medio-ventralen Theile der gegenüberliegenden Chiasma-Hälften, während die 
ungekreuzten im dorsolateralen Theil der gleichen Seite verlaufen. Die papillo- 
macularen Bündel liegen im Chiasma medio-dorsal dicht unter dem Roecessus 
opticus des III. Ventrikels und gehen hier eine Partialkreuzung ein. Nach 
diesem Verlaufe der Fasern muss doppelseitige, temporale Hemianopsie auftreten 
1. wenn das Chiasma sagittal durchtrennt ist, 2. bei Einwirkung auf den 
vorderen oder hinteren Winkel, 3. auf die untere Fläche des Chiasma. Die 
letztere Annahme, die früheren widerspricht, wird durch einen mitgetheilten 
Fall gestützt. 

Es handelt sich um einen 28jährigen Schreiber, der partielle linksseitige 
Oculomotoriusparese und bitemporale Hemianopsie bei sonst normalem Augen- 
befund zeigte. Da keinerlei Begleiterscheinungen für cerebralen Sitz sprachen 
und symmetrische Sehnervenatrophie auszuschliessen war, wurde Chiasma-Affection 
als zweifellos angenommen. Unter Kalijod-Bebandlung trat, ohne dass Lues 
nachzuweisen war, Rückbildung der Gesichtsfeld-Beschränkungen ein. Nach 
1!/, Jabren Rückfall, auf erneute Behandlung erhebliche Besserung. Der Krank- 
heitsverlauf erklärt sich ungezwungen durch eine Einwirkung auf das Chiasma 
von unten her, die Parese des linken Oculomotorius könnte ebenso für eine 
Einwirkung von hinten sprechen, während das Fehlen einer Geruchsstörung 
Einwirkung am vorderen Chiasmawinkel ausschliesst. Bei der engbegrenzten 
Einwirkung von unten wäre an einen Tumor der Hypophysis zu denken, der 
wegen fehlender Akromegalie unwahrscheinlich, nach der Heilung auszuschliessen 
war. Es bleibt die Annahme einer umschriebenen chronischen Pachymeningitis 
bezw. Periostitis in der Gegend des Türkensattels. 


— 121 — 


Die Heilung durch Jodkali ist von besonderem Interesse, da von 95 Fällen 
von Chiasma-Erkrankungen nur 7 geheilt sind. Sie soll als diagnostisches 
Moment dienen, dass es sich um circumskripte, chronische Meningitis handelt. 
Dieselbe verläuft wie Chiasma-Tumoren ohne Stauungspapille, da durch frühzeitiges 
Verkleben der Sehnervenscheiden die Communication verlegt wird. 

Ein zweiter Fall ist schon veröffentlicht; es handelt sich um ein erfolg- 
reich operirtes Fibrom der Dura mater, das als Beweis für die medio-dorsale 
Lage des papillo-macularen Bündels entsprechende Druckwirkungen machte. 


4) Angeborene Anomalie der Scleralconjunctiva und der Cornea, 
von Francesco Falchi, Prof. zu Pavia. 

Verf. beschreibt eine Bildung, die theils in der Bindehaut der Sclera, theils 
in der Cornea ihren Sitz hatte. Sie ragte bis 1 mm auf, ward 14 mm lang, 
verwachsen, rosenroth, von glatter Oberfläche. Die anatomische Untersuchung 
ergab, dass die angeborene Anomalie den Charakter einer teratoiden Ge- 
schwulst hatte. 


Es folgen Gesellschaftsberichte. 


Heft 2. November. 

8) Die älteren und neueren Mydriatica, Miotica und Anästhetica in 
der Augenheilkunde, von Dr. H. Schultz, Assistent an der Univers.- 
Augenklinik zu Berlin. 

Verf. bespricht die Anwendung der einzelnen Mittel. Von den Mydria. 
behält das Atropin seinen Vorrang, von den vorübergehend die Pupille erwei- 
ternden Mitteln erscheint das Euphtalminum hydrochl. als bestes, bezw. kürzest 
wirkendes. Das Eserin ist nicht ersetzt. Von den Anästheticis giebt Verf. 
dem Holocain von Täuber, das Hirschberg in die Augenheilkunde einführte, 
den Vorzug, da es bei prompter Wirkung die Pupille, die Accommodation, den 
Augendruck nicht beeinflusst, antiseptisch und sterilisirbar ist. 


9) Die Tuberculose der Conjunctiva, von J. W. H. Eyre, Augenarzt am 
Kinderhospital St. Mary, Bakteriologe am Charing Cross Hospital, London. 
(Uebersetzt von Dr. Abelsdorff.) 

Verf. beschreibt drei neue Fälle. Er ist der Ansicht, dass die Häufigkeit 
der primären Tuberculose der Bindehaut unterschätzt wird, es komme mindestens 
1 Fall auf 2700 Augenkranke. 

Gewöhnlich ist nur eine Seite betroffen. Die Tuberculose tritt in Form 
eines verkästen Geschwürs oder als Neubildung von granulärem Typus auf. 
Der Verlauf ist chronisch, ohne Neigung zur Spontanheilung. Eine radikale 
Entfernung ist so früh als möglich geboten, dann kann dauernde Heilung er- 
wartet werden. 

Nachweis von Tuberkelbacillen ist nur bei Geschwürsform häufig möglich, 
Veberimpfung auf Kaninchen und Meerschweinchen ergab stets positive Resultate. 


10) Der rein anatomische Nachweis der ungekreuzten Sehnerven- 
fasern beim Menschen, von Docent Dr. Bernheimer, Wien. 
Verf. untersuchte Augen und Gehirn eines Kindes mit beiderseitigem 
Mikrophthalmus. In Folge von eigenthümlicher, unregelmässiger und ungleich- 
mässiger Markhüllen-Entwicklung und etwas schiefer Schnittfübrung sah er eine 


-— 122 — 


ansehnliche Menge von natürlich isolirten und voll entwickelten Sehnervenfaser- 
bündeln, welche in ein und demselben Schnitte ununterbrochen als Bündel und 
Einzelfasern vom linken Tractus in den gleichseitigen Opticus verfolgt werden 
konnten. 


11) Weitere Beiträge zur Anatomie des myopischen Auges, von Privat- 
docent Dr. L. Heine, Breslau. 
Verf. findet durch anatomische Untersuchung dreier neuer Bulbi seine 
früheren Beobachtungen bestätigt. (Vergl. Centralbl. f. Augenheilk., December 
1899, S. 371.) 


12) Ueber die Injection einer schwachen sterilisirten Kochsalzlösung 
in collabirte Augen, von Hermann Knapp. 

Verf. führte das Verfahren in drei Fällen aus. Er ersetzte im ersten 
Falle cholesterinhaltigen Humor aqueus und vitreus durch physiologische Koch- 
salzlösung mit vorübergehendem Nutzen. Im zweiten Falle wurde durch Auf- 
füllung eines bei der Extraction eines complicirten Stares ausgeleerten Auges 
mit physiologischer Kochsalzlösung völlige Heilung erreicht. In einem ähnlichen 
dritten Falle ist der Erfolg noch unbestimmt. 

Danach bildete sich Verf. das Verfahren der Einspritzung einer warmen, 
sterilen, physiologischen Kochsalzlösung in die Vorderkammer mittelst einer 
kleinen Spritze, wenn 1. bei gesunkener Körperkraft im Alter oder aus irgend 
einer andren Ursache die Hornhaut einsinkt und das Auge kollabirt. Er spritzt 
dann, bis die Wundränder des gefüllten Augen aneinander liegen. 2. Star-Reste, 
Cholestearin können durch Ausspritzen ohne Schaden entleert werden. Ferner 
kann ein Auge, das durch Glaskörperverlust bei Operation oder Verletzung 
kollabirt, mit Vortheil durch Einspritzung der Lösung gefüllt werden, wodurch 
auch eine durch Einsaugen der Bindehaut-Absonderung erfolgende Infection ver- 
hindert wird. 


i —— 


Es folgen Gesellschaftsberichte. | Spiro. 


Il. The Ophthalmic Review. 1900. Februar. 
1) Lacrimal obstruction in the young, by Donald Gunn. 

Erkrankungen der Thränenwege sind, was das Alter der Patienten anlangt, 
häufiger bei Leuten jenseits des 45. Jahres, andrerseits auch bei Neugeborenen 
und kleinen Kindern. Während bei jenen häufig eine Ursache nicht zu er- 
mitteln ist, kann bei letzteren eine solche in der Regel gefunden werden. 
Verf. theilt seine 18 Krankengeschichten in 2 Gruppen mit je 2 Unterabthei- 
lungen ein. Die erste umfasst Fälle, in denen die Krankheit gleich bei der 
Geburt vorhanden war oder bald darauf eingetreten ist; sie enthält wieder Fälle, 
bei denen der Thränenkanal offenbar bei oder vor der Geburt verschlossen ge- 
wesen war, entweder durch Schleimhautfalten am unteren Ende, oder durch 
fehlerhafte Stellung der Nasen-Knorpel und -Muscheln, oder durch Knorpellager, 
die während der Fötalzeit vorhanden, später wieder verschwinden, — Fälle, 
von denen einige bereits einen erweiterten Thränennasenkanal besitzen, nach Art 
einer Mucocele, in Folge der während des Fötallebens eingetretenen Absonderung; 
ein wirklicher Abscess entsteht erst secundär nach der Geburt durch Infection 
von aussen her; durch Sondirung tritt meist rasche Heilung ein. Die zweite 
Unterabtheilung der ersten Gruppe umfasst Fälle, bei denen die Symptome erst 
nach der Geburt auftraten, meist in Verbindung mit, möglicher Weise auch 


— 123 — 


veranlasst durch Conjunctivitis; der congenitale Ursprung ist hier nicht so 
sicher gestellt; sie zeigen keine Erweiterung des Thränennasenkanals; sie wurden 
nicht sondirt, sondern mit Zink-Einträufelung behandelt. Die zweite Gruppe 
umfasst mehr oder weniger erwachsene Kinder, bei denen die Krankheit ent- 
weder durch Syphilis (oft ist Keratitis parenchymatosa vorhanden) oder durch 
Tuberculose der Nasen- oder Orbitalknochen entstanden ist. Anatomische Unter- 
suchungen konnte Verf. nicht machen, aber zum Schlusse verweist er auf eine 
neuere Arbeit von Rochon-Duvigneaud (Arch. d’Opht., 1899, Februar), der 
bei Föten und Neugeborenen den Thränennasencanal am unteren Ende häufig 
verschlossen gefunden hat. 


Folgen Referate. 


März. 
1) Fatigue from the offort to maintain binocular single vision, by 
George J. Bull, M. D., Paris. 

Verschiedene Refraction beider Augen bewirkt oft Schwierigkeit in der 
Accommodation; meist finden sich in solchen Fällen dann auch noch Anomalien 
der Augenmuskeln, Heterophorie. Dadurch wird eine Reihe asthenopischer 
Beschwerden ausgelöst; insbesondere beim Sehen in der Nähe ermüden die Augen 
sehr bald durch das Bestreben beim binocularen Sehen ein einfaches Bild zu 
erlangen. In solchen Fällen sei es sehr wichtig, alle Beschwerden der Patienten 
genau zu beachten, weil man dadurch am besten ein Bild von der Art der 
Störung bekomme, auch hat Verf. schon an anderer Stelle auf die Nützlichkeit 
des Stereoskopes in solchen Fällen hingewiesen, zur Bestimmung des Convergenz- 
Vermögens. Er beschreibt dann genau einen derartigen Fall, der eine 30 jähr. 
Frau betraf, die von jeher Beschwerden in den Augen und Kopfschmerzen hatte. 
Für gewöhnlich sah sie nicht doppelt, aber die Altarlichter in der Kirche 
tanzten und schienen ihr nie ruhig, sie konnte keine Nadel einfädeln, nur ganz 
kurze Zeit lesen oder schreiben; wenn sie eine Treppe herabstieg, schienen ihr 
alle Stufen in einer Horizontalen zu liegen. Durch volle Correction eines myo- 
pischen Astigmatismus rechts und eines hyperopischen links und stereoskopische 
Uebungen wurde zwar Besserung, aber keine Heilung erzielt. Völlige Befreiung 
von allen Beschwerden trat erst ein, nachdem die bestehende Exophorie durch 
Rücklagerung des linken Externus und Vorlagerung der Kapsel des linken 
Internus beseitigt worden war. 


Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte. Neuburger. 
Vermischtes. 
1) XIIIe Congrès international de médecine. 


Paris, 2—9 août 1900. Section d’ophtalmologie. 
Paris le 25 Mars 1900. 
Monsieur et très honoré confrère. 

J’ai l’honneur de vous faire connaitre: 1° La composition du comité de 
notre section: MM. President: Panas (Paris). Vice-Prösidents: Javal (Paris), 
Gayet (Lyon). Secrétaire général: Parent (avenue de lOpéra, 26, Paris). 
Secrétaires adjoints: Chevallereau (Paris), Rochon-Duvigneaud (Paris). 
Membres: Abadie (Paris), Badal (Bordeaux), Bruch (Alger), Chibret 
(Clermont), Dor (Lyon), Hocquard (Besançon), Jocqs (Paris), Lagrange 


— 124 — 


(Bordeaux), Landolt (Paris), de Lapersonne (Lille), Meyer (Paris), Roh- 
mer (Nancy), Terson (Paris), Trousseau (Paris), Truc (Montpellier). 

2° Les sujets des Rapports: a) Névrites optiques d'origine infectieuse et 
toxique. Rapporteurs: Nuel (Liège), Uhthoff (Breslau). b) Centre visuel 
cortical. Rapporteurs: Bernheimer (Vienne), Angelucci (Palerme), Henschen 
(Upsal). c) Valeur comparative de lénucléation et des opérations proposées 
pour la remplacer. Rapporteurs: Snellen (Utrecht), H. R. Swanzy (Dublin), 
de Schweinitz (Philadelphie), Pflüger (Berne). d) État actuel de nos con- 
naissances sur le mécanisme de l’accommodation de l'oeil. Rapporteur: Hess 
(Marbourg). e) Réforme de la notation de l'acuité visuelle. Rapporteur: Javal 
(Paris). f) Sur le glaucome survenant dans les yeux opérés de cataracte. 
Rapporteur: B. Wicherkiewicz (Cracovie). g) Le traitement avant et après 
l'opération de cataracte. Rapporteur: Schioetz (Christiania). 

Ces rapports seront imprimés in extenso en français et distribués à l'avance 
aux Confrères qui se seront fait inscrire pour le Congrès. Il ne sera lu en 
séance publique qu'un court résumé ou les conclusions, et leur discussion com- 
mencera immédiatement. Nos collègues, désireux de participer à la discussion 
des Rapports imprimés et distribués à l'avance, sont instamment priés de rédiger 
avant les séances leur part de discussion afin de pouvoir la lire en séance 
publique; ceci, afin de donner à la discussion des Rapports le plus de clarté et 
de rapidité possibles. En outre, ceux d'entre nous qui auraient adopté pour 
une communication particulière un sujet connexe à l'un des Rapports ci-dessus 
devront le traiter sommairement au moment de la discussion de ce Rapport, 
car le Congrès n'’abordera pas deux fois les mêmes questions. 

3° Communications individuelles. Les Rapports n'étant pas lus, mais 
seulement discutés en séance publique, il restera un temps suffisant pour la 
lecture et la discussion des communications individuelles. 

Nous engageons donc nos Confrères à nous envoyer le plus tôt possible 
le titre des communications qu'ils désirent lire au Congrès. 

Les communications individuelles dont le manuscrit in extenso sera envoyé 
au Secrétaire avant le 1° juillet seront classées les premières. On est prié 
d'y joindre un résumé de la communication, autant que possible rédigé en deux 
langues: allemand et français, ou anglais et français, pour celles qui ne seront 
pas lues en français. Étant donné le grand nombre probable des communications, 
nous recommandons aux Congressistes de limiter au strict minimum. le texte, 
les tableaux, les figures. 

4° Des secrétaires de séances connaissant les trois langues allemande, 
anglaise, française, donneront un résumé exact des discussions, qui sera imprimé 
dans la nuit, et publié le lendemain matin dans le «Journal du Congrès». 

50 Les séances de notre section auront lieu à l'Hôtel-Dieu, place du 
Parvis-Notre-Dame. On y trouvera des salles réservées pour les projections, 
pour les démonstrations microscopiques, et lexposition des instruments. 

6° Les Confrères étrangers, désireux d'assister au Congrès, adresseront 
leur demande, avec leur carte de visite et 25 francs, à leur comité national 
respectif (constitué en vue de ce Congrès), qui se chargera des formalités 
nécessaires et leur enverra leur carte d'admission. ; 

Nous appelons donc l'attention de nos confrères français et étrangers sur 
le paragraphe 6 de cette circulaire, et nous les engageons à envoyer leur 
demande d’admission avant le 1° juin, afin qu'ils puissent recevoir franco et à 
domicile, avant le Congrès, le volume contenant les Rapports imprimés in ex- 
tenso. Ils pourront ainsi les étudier et rédiger à l'avance leurs parts de dis- 


— 15 — 


cussion. Veuillez agréer, Monsieur et très honoré Confröre, l'expression de 
notre considération la plus distiguse. 
Pour le Comit6 de la Section d’Ophtalmologie: le Secrötaire 
Dr. Parent, 26, avenue de l'Opéra, Paris. 
2) Unser geschätzter Mitarbeiter Dr. van Millingen in Constantinopel 
ist uns durch jähen Tod zu früh entrissen worden. 


Bibliographie. 


1) Zur Lehre von der Sehnervenkreuzung im Chiasma des 
Menschen, von Dr. A. Pichler, Assistent der Augenklinik der deutschen 
Universität in Prag. (Zeitschrift für Heilkunde. 1900. I. Band.) In einem 
Falle von Adeno-Carcinom der linken Orbita, der kurze Zeit nach der Operation | 
tödtlich ausging, gelang es Verf., durch Färbung der Nervenbahnen nach Marchi 
in beiden Tractus optici degenerirte Fasern nachzuweisen, obwohl nur ein 
Opticus erkrankt war. Bisher lag über diese Färbungs-Methode hei Unter- 
suchung des Chiasma des Menschen nur die Publication eines Falles von 
Dimmer (A. f. OÖ.) vor. Durch Vergleich der Ergebnisse dieser beiden mit 
dem Marchi-Verfahren untersuchten Fälle gelangt Verf. zu folgenden Schluss- 
folgerungen: Im Chiasma des Menschen findet eine theilweise Kreuzung der 
Nervenbahnen statt. Im Chiasma und Tractus finden sich gekreuzte und un- 
gekreuzte Fasern meist nicht scharf geschieden. Die ungekreuzten Fasern ver- 
laufen im Chiasma im lateralen Abschnitt; im Tractus finden sie sich in den 
dorsalen zwei Dritteln, besonders dicht in einer bandförmigen Zone, die in der 
Mitte zwischen der oberen und unteren Fläche gelegen ist. Die sich kreuzenden 
Fasern nehmen die mittleren Theile des Chiasmas ein, sie verlaufen ungefähr 
frontal von einer Chiasma-Hälfte in die andere, wobei sie von der dorsalen zur 
ventralen Fläche absteigen, und sammeln sich dann am Boden des Chiasma 
zu beiden Seiten der Median-Ebene zu sagittal verlaufenden Strängen, die in 
den Tractus eintreten. Ein Theil dieser Fasern bildet, bevor er in den Tractus 
einbiegt, kurze Schlingen in den Opticus der anderen Seite. Diese Schlingen 
finden sich nur im ventralsten Abschnitt. Im Tractus treten die gekreuzten 
Fasern überwiegend an der Basis desselben ein und verbleiben in ihrem Ver- 
laufe nach rückwärts im ventralen Abschnitt. Eine geringe Zahl von gekreuzten 
Fasern verläuft über den ganzen Tractus-Querschnitt vertheilt, innig mit den 
ungekreuzten gemischt. Schenkl. 

2) Experimentelle Studien zur Kenntniss der Bahnen der syn- 
ergischen Augen-Bowegungen beim Affen und der Beziehungen der 
Vierhägel zu denselben, von Doc. Dr. H. Bernheimer in Wien. (Sitzungs- 
Berichte der kais. Akademie der Wissenschaften, mathem.-naturwissensch. Classe. 
1899. April—Juli. 8.299.) Die Ergebnisse der Versuche haben die frühere 
Ansicht, als seien die vorderen Vierhügel ein specielles Reflexcentrum für die 
Augen- Bewegungen und ganz besonders für die synergischen, neuerdings wider- 
legt. Die Thiere, welche nach Zerstörung des vorderen Vierhügeldaches noch 
4 Wochen am Leben erhalten wurden, zeigten keine anderen Veränderungen 
als geringe Erweiterung und trägere Reaction der der Vierhügelzerstörung ent- 
sprechenden Pupille, da durch die Zerstörung der vorderen Vierhügel ein ge- 
ringer Theil dieser Pupillarfasern mitlädirt wird. Damit stimmen auch die 
klinischen Beobachtungen von Erkrankungen der Vierhügel überein, bei denen 
nur dann nennenswerthe Seh-Störungen beobachtet wurden, wenn die benachbarten 
Gebilde in Mitleidenschaft gezogen waren. Die weiteren Ergebnisse der Experi- 


— 126 — 


mente haben nebstbei sichergestellt, dass der seiner Hinterhaupts-Lappen beraubte 
Affe tadellose synergische Augen-Bewegungen spontan und auf periphere me- 
chanische oder elektrische Reize ausführt. Dieselben synergischen Augen- 
Bewegungen werden ausgeführt, wenn er seiner Hinterhaupts-Lappen und der 
vorderen Vierhügel oder dieser allein beraubt wird. In letzterem Falle lösen 
auch einfache Lichtreize dieselben synergischen Augen-Bewegungen aus. Erst 
wenn die Kernregion der Augennerven durch einen Medianschnitt getrennt werden, 
hören die synergischen Augen-Bewegungen auf. Der Gyrus angularis der Affen 
ist ein ausgesprochenes Rindenfeld für die synergischen Augen-Bewegungen. 
Der rechte beeinflusst die synergischen Bewegungen nach links, der linke Gyrus 
die nach rechts. Nach Zerstörung der Vierhügel bis zum Aquaeductus Sylvii 
werden vom Gyrus angularis immer noch synergische Bewegungen ausgelöst. 
Die nach Zerstörung der vorderen Vierhügel weiterlebenden Thiere zeigen, wie 
bereits hervorgehoben, keine Störung der Augen-Bewegungen. Nach alledem 
sind die vorderen Vierhügel weder ein Reflex-Centrum für die Augen-Bewegungen, 
noch ziehen die Neurone zur Hirnrinde durch dieselben hindurch. Da nach 
. medianer Durchschneidung der Augenmuskel-Kernregion vom rechten und linken 
Gyrus angularis keine Augen-Bewegungen mehr ausgelöst werden, so müssen 
die Verbindungs-Neurone von den Muskelkernen zur Rinde des Gyrus angularis 
sämtlich gekreuzt verlaufen; die Kreuzung muss in der Median-Linie, jedoch 
unter dem Niveau des Aquaeductus Sylvii stattfinden, denn nach Abtragung 
oder Durchschneidung des Daches der Vierhügel allein bleiben die synergischen 
Augen-Bewegungen vom Gyrus angularis noch auslösbar. Es findet demnach 
die Einwirkung der Gehirnrinde auf die Kerne der Augenmuskel-Nerven nach 
demselben Typus statt, wie auf die Kerne der N. faciales und auf die der 
motorischen Nerven der Extremitäten. Schenkl. 
3) Die Beziehungen der vorderen Vierhügel zu den Augen- 
Bewegungen, von Doc. Dr. Bernheimer in Wien. (Wiener klin. Wochen- 
schrift 1899. Nr. 52.) Entgegnung auf den Aufsatz des Prof. Prus über 
elektrische Reizung der Vierhügel. „Die vorderen Vierhügel sind weder ein 
Reflex-Contrum für die Augen-Bewegungen, noch ziehen die Neurone zur Hirn- 
rinde durch dieselben hindurch. Die Verbindungs-Neurone von den Augenmuskel- 
Kernen zur Rinde des Gyrus angularis verlaufen sämmtlich gekreuzt. Die 
Kreuzung muss in der Median-Linie, jedoch unter dem Niveau des Aquaeductus 
Sylvii stattfinden, denn nach Abtragung der vorderen Vierhügel bleiben die 
synergischen Augen-Bewegangen vom Gyrus angularis noch gleich gut auslösbar, 
und Affen mit zerstörten vorderen Vierhügel führen dauernd und spontan 
tadellose synergische Augen-Bewegungen aus.“ (Bemerkungen zu dem obigen 
Aufsatze von Prof. Prus in Lemberg [Wiener klin. Wochenschrift 1899. 
No. 52].) Schenkl. 
4) Der Einfluss der Reizung auf die Localisation von All- 
gemeinleiden im Auge, von Prof. Dr. W. Schön. (Wiener med. Wochen- 
schrift 1900. Nr. 1.) Die Augen-Krankheiten lassen den localisirenden Einfluss 
des Reizes, was Schaffung von Einbruchs-Stelle und Erkrankungs-Stelle an- 
belangt, deutlich erkennen. Sie ermöglichen sogar, den Reiz concret zu fassen, 
und die Wirkungsweise des Reizes anatomisch bis in die Zelle zu verfolgen. 
Die Krankheit, bei welcher es sich hauptsächlich um die Schaffung von Ein- 
bruchs-Pforten handelt, ist die Conjunctivitis einschliesslich der Blepharitis und 
Ekzem-Keratitis. Verf. macht darauf aufmerksam, wie häufig die Diagnose 
Conjunctivitis gestellt und das Leiden auch als solche behandelt wird, ohne 
dass eine anatomisch nachweisbare Conjunctivitis vorhanden wäre. Er hebt 


— 127° — 


namentlich jene Fälle hervor, bei denen Conjunctival-Reizung, durch Ametropie 
bedingt, besteht und die erst nach längerem Bestande endlich die Eingangs- 
Pforte der wirklichen Entzündung bedingen kann. Die andauernde selbst- 
ständige catarrhalische Conjunctivitis müsste von der Bildfläche verschwinden 
und die Unterlassung der Refractionsprüfung und der Ausgleichung der Fehler 
in solchen Fällen und in Fällen von Ekzem-Keratitis wäre geradezu als ein 
Kunstfehler zu bezeichnen. An dem Beispiele der Cyclitis zeigt Verf., wie durch 
Reizung, die sich bei dieser Erkrankung bis in die Zelle verfolgen lässt, vor- 
handene Aligemeinleiden localisirt werden. Schenkl. 


5) Ueber die Beziehungen der Nasen- zu den Augenkrank- 
heiten mit besonderer Berücksichtigung des Thränennasen-Kanals, 
von Dr. Gottfried Scheff in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1899. Nr. 52 
u. 1900. Nr. 1.) Bei Nasenleiden reicht es nicht aus, die Nase allein ins 
Bereich der Untersuchung zu ziehen, sondern es müssen auch die angrenzenden 
Organe, insbesondere der Mund, der Kau-Apparat (Zähne) einer genauen Be- 
sichtigung unterzogen werden, da zwischen den letzteren und der Nase leicht 
eine pathologische Relation stattfinden kann.. Verf. macht namentlich auf 
Anomalien der Dentition und hochgelegene Zahnfisteln aufmerksam. 

Schenkl. 

6) Neue Beiträge zur Pathogenese der Basedow’schen Krank- 
heit, von Doc. Dr. L. Haskovec in Prag. (Wiener med. Wochenschr. 1900. 
Nr. 2.) Durch intravenöse Injection des wässrigen Schilddrüsen-Extractes war 
Verf. beim Hunde eine kurz andauernde Puls-Beschleunigung und eine Herabsetzung 
des Blutdruckes zu erzeugen im Stande; es gelang ihm weiter experimentell 
nachzuweisen, dass die Acceleration in Folge der Reizung des Nervus 
accelerans hervorgerufen werde, womit der Beweis erbracht wurde, dass es mög- 
lich sei, die Centren des Nervus accelerans auf toxischom Wege zu reizen. 

Schenkl. 

7) Ueber acute Cocain-Vergiftung, von Dr. L. Herz in Antwerpen. 
(Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 3.) Ueber eine Cocain-Vergiftung nach 
Gebrauch von 0,3 gr Cocain anlässlich einer Kehlkopf-Operation berichtet Verf. 
Sie unterschied sich von dem bekannten Verlaufe dadurch, dass 2. als constant 
angegebene Symptome, Gesichtsblässe und Ueblichkeiten, fehlten. Bemerkens- 
werth ist ausserdem der Auftritt von Erscheinungen einer schweren Vegiftung 
ohne sichtbare Ursache eine halbe Stunde nach einem schon beendeten leichten 
Anfall und der plötzliche Uebergang des schweren Symptomen-Complexes in fast 
normalen Zustand. Schenkl. 


8) Klinische Beiträge zur Lehre von den acuten intestinalen 
Auto-Intoxicationen, von Dr. R. Deutsch in Mähr. Ostrau. (Wiener med. 
Wochenschr. 1900. Nr. 6.) Intermittirende Neuralgia ophthalmica ex auto- 
intoxicatione nach einem geringen Diätfehler, die nach Calomel prompt ausbleibt, 
jedoch nach einem neuerlichen Diätfehler wieder auftritt. Strenge Befolgung 
der ärztlichen Weisungen beseitigt die Neuralgie vollständig. Schenkl. 


9) Eine transportable Dunkelkammer sammt Beleuchtungs- 
apparat, von Dr. M. Bondi, Assistent an der Klinik des Hofraths Schnabel 
in Wien. (Wiener med. Presse. 1900. Nr. 4.) Die Dunkelkammer besteht 
aus 10 zusammenlegbaren Stahlreifen, welche mit einem schwarzen Tuche über- 
zogen sind, und bei der Verwendung durch eine Flügelschraube festgestellt 
werden. Der Beleuchtungsapparat besteht aus einer Stirnbinde mit 2 Glüh- 
lämpchen und einem Accumulator. Die Lämpchen haben Kugelform, sind matt 


—- 128 — 


geschliffen und in Ebenholz ınontir. — Rückwärts befindet sich ein Metall- 
hohlspiegel und vorn eine Blende aus Hartgummi mit einem Diaphragma. Das 
Ganze befindet sich in einem Kugelgelenke. Schenkl. 
10) Neunter Bericht für die Abtheilung für Augenkranke im 
Landes-Spitale zu Laibach vom 1. Januar bis 31. December 1899, 
. erstattet vom Primarius Dr. E. Bock. 1065 Augenkranke (488 Männer, 
523 Weiber), 403 grössere Operationen, darunter 120 Star-Operationen und 
zwar 64 Star-Ausziehungen mit Lappenschnitt und Iridectomie, 11 Star-Aus- 
ziehungen mit Lanzenschnitt, 30 Zerschneidungen des Stares, 15 Zerreissungen 
des Nachstares.. Von den Star-Operationen mit Lappenschnitt ging ein Auge 
(1,6 °/,) durch Wund-Eiterung zu Grunde. In 2 Fällen trat bei sehr marasti- 
schen Leuten nach der Linsenentbindung hochgradiger Collaps des Bulbus ein, 
welchem eine reizlose Schrumpfung des Auges folgte. Denselben Ausgang zeigte 
ein Auge, bei dem nach normaler Operation eine intraoculäre Blutung auftrat. 
Ein Kranker, der das rechte Auge durch kiterung nach Verletzung verloren 
hatte, bekam am 5. Tage nach normaler Extraction eine Glaskörpereiterung. 
In einem anderen Falle wurde der Erfolg der Operation durch eine Hornhaut- 
trübung beeinträchtigt, welche dadurch entstand, dass der Kranke nach der 
Operation unter dem Verbande so presste, dass beim Verbandwechsel der Rand 
des Oberlides in der Hornhautwunde gefunden wurde. — Bei einer Anzahl von 
Star-Operirten wurde die offene Wundbehandlung durchgeführt. Von 3 wegen 
höchstgradiger Kurzsichtigkeit (über 30 D) Operirten erlangten 2 ein ausge- 
zeichnetes Sehvermögen; bei dem 3. Falle wurde der Anfangs vortreffliche Erfolg 
nachträglich durch Glaskörpertrübungen beeinträchtigt. Schenkl. 
11) Die Conjunctivitis granulosa und ihre Behandlung, von 
Dr. Bloebaum, Köln a. Rh. (Deutsche Medic. Ztg. 1899. Nr. 5, 6, 7.) Be- 
spricht das Wesen, die Symptome und Behandlung der Krankheit, ohne viel 
Neues zu bringen, nur empfiehlt er seine schon früher (s. d. Centralbl. 1897. 
S. 617 u. 642) beschriebene galvanokaustische Glühnadel zur Zerstörung der 
Granulationen, sowie der Haarbälge der falsch stehenden Haare bei Ectropium 
und Trichiasis, der Pannus-Gefässe, endlich auch zur Stichelung des erkrankten 
Tarsus, um durch subconjunctivale Brandkanäle eine Rückbildung des hyper- 
tropischen Knorpels zu erzielen. Neuburger. 
12) Ein Doppel-Diaphanoskop zur Durchleuchtung der Stirn- 
höhlen, von Privatdoc. Dr. Gerber in Königsberg. (Deutsche med. Wochen- 
schrift. 1900. Nr. 11.) Die Diagnose der Stirnhöblen-Affectionen erscheint 
noch sehr verbesserungsbedürftig; insbesondere ist die Durchleuchtung sehr 
schwierig, weil man mangels einer Stelle, von welcher aus man die beiden 
Stirnhöhlen gleichzeitig erleuchten könnte, jede Stelle für sich durchleuchten 
und die beiden Bilder in der Erinnerung mit einander vergleichen muss. Um 
diese Frehlerquelle auszuschalten, construirte Verf. durch Anbringung zweier 
modificirter, in einem Kugelgelenk nach allen Richtungen frei beweglicher 
Vosen’scher Lampen an einem Handgriff, wodurch die zweite Hand freibleibt, 
ein Doppel-Diaphanoskop, das von Reiniger, Gebbert und Schall fabricirt wird. 
Bezüglich der Einzelheiten muss auf die im Original wiedergegebenen Abbil- 
dungen verwiesen werden. An der Hand einiger Krankengeschichten und Auto- 
gramme wird die Brauchbarkeit des Instrumentes erläutert. Neuburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 
Verlag von Vzır & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzer& & Wırrie in Leipzig. 


Ventralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıtLer in London, Prof. Dr. H.Conn in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bom-Rzyuono in Berlin, Dr. DauRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Eumerrt in Bern, 
Prof. C. GALLEnGA in Parma, Dr. GinsBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest, 
Dr. GorpDon NoBRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. Issigonis in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krücrow in Moskau, Dr. KuTHE in 
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAynarD, J. M. 8,, 
in Ost-Indien, Dr. MicHAELSEN in Görlitz, Dr. MoL, in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTEsoan in Hamburg, Dr. Pekaeus in Brüssel, 
Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. PuRtscHher in Klagenfurt, Dr. M. Regiom in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. Scouzer in Oldenburg, Prof. Dr. ScHenKuL in Prag, Prof. Dr. 
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Spriko in Berlin, Dr. Srıer in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





Mai. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Ein Fall von Markschwamm der Netzhaut 
mit allgemeiner Metastasen-Bildung. Von Dr. Fehr, erstem Assistent von Prof. Hirsch- 
berg’s Augenheilanstalt. — HI. Die Jod-Säure, das Gallicin und Jod-Gallicin bei Trachom. 
Von Dr. A. Schiele, Augenarzt der Kreis-Landschaft Kursk. (Schluss,) — III. Ueber 
Oel-Cysten der Augenhöhle. Von Dr. Kurt Steindorff, Volontair-Arzt. 

Neue Bücher. 

Gesellschaftsberichte. 1) Nederlandsche oogheelkundige Bijdragen. — 2) Medi- 
cinische Gesellschaft in Giessen. — 3) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u.s. w. 1) Das Sarcom des Auges, von Dr. 
R. Putiata Kerschbaumer in St. Petersburg. — 2) Die thierischen Schmarotzer des 
Auges, von Dr. A. Kraemer in Zürich. — 3) Gesundheitspflege des Auges, von Dr. 
A. B. Fick in Zürich. 

Journal-Uebersicht. I. Mittheilungen aus der Augenklinik des Carolinischen Medico- 
Chirurgischen Instituts zu Stockholm. — II. Deutsche med. Wochenschrift 1900. Nr. 9. 

Vermischtes. Nr. 1—7. 

Bibliographie. Nr. 1—9. 








[Aus Geh. Rath Hirschberg’s Augenbeilanstalt.] 


I. Ein Fall von Markschwamm der Netzhaut mit 


allgemeiner Metastasen-Bildung.! 
Von Dr. Fehr, erstem Assistenz-Art. 
Im December 1899 brachte ein polnisches Arbeiterpaar ihr 1?/,jähr. 
Kind in die Poliklinik des Herrn Geh. Rath HırscuhBere. Seit einigen 


ı Nach zwei im Februar und Mai in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft 
gehaltenen Vorträgen. 
9 


=. 21807 e 


Wochen hatte man auf dem linken Auge eine Veränderung bemerkt, die 
in der letzten Zeit einen bedrohlichen Charakter angenommen hatte, der 
die Eltern bewog, den Arzt aufzusuchen. 

Es war ein strammer, blühend aussehender Knabe. Das rechte Auge 
war gesund, das linke aber gereizt, hart und vergrössert. Auf der Hinter- 
fläche der grossen Hornhaut sassen zahlreiche grosse und kleinere grauweisse 
Beschläge. Am Boden der Vorderkammer lag dickes, weissliches Exsudat. 

Die Iris war auf einen ganz schmalen Raum reducirt, sie war atro- 
phisch, zackig und trug als sehr merkwürdigen Befund viele miliare und 
submiliare weissliche Knötchen, die zum Theil ein hämorrhagischer Hof 
umgab. Aus der weiten Pupille erhielt man einen gelblichen Reflex, der, 
wie man bei focaler Beleuchtung sah, von einer geschwulst-artigen Masse, 
welche den Bulbusraum füllte, ausging. Einzelheiten liessen sich bei der 
grossen Unruhe des Kleinen nicht feststellen. 

Es wurde in erste Linie an Gliom gedacht, jedoch legte das Vorhanden- 
sein der tuberkelähnlichen Knoten auf der Iris auch den Gedanken nahe, 
dass man es mit einem tuberkulösen Process zu thun haben könne. Man 
beschloss daher, das Kind einige Tage zu beobachten. 

Leider blieb das Kind fort und wurde erst, nachdem die Eltern brief- 
lich aufgefordert waren, uns wieder zugeführt. (8.1. 1900.) Jetzt hatte sich 
das Bild wesentlich verändert und die Diagnose Glioma retinae war nicht 
mehr zweifelhaft: Der Bulbus hatte sich weiter vergrössert, die Knötchen 
auf der Iris waren als solche verschwunden, da sie zusanımengeflossen waren. 
Die Masse im Glaskörper war bis an die Linse heran gewuchert. 

Das Kind litt so heftig, dass sogar die ungebildeten und ängstlichen 
Eltern um sofortige Operation baten. Dieselbe war geboten, obwohl die 
Hoffnung auf radicale Entfernung der Geschwulst nur gering schien. 

Am folgenden Tage wurde das Auge entfernt. Die von Herrn Ge- 
heimrath HınschBErG ausgeführte Enukleation war nur nach ausgiebiger 
Lidspalten-Erweiterung möglich, und auch dann noch machte es Schwierig- 
keit, den grossen Augapfel herauszubekommen; denn es bestanden bereits 
mächtige extrabulbäre Wucherungen. Diese wurden zum Theil mit dem 
Augapfel, zum Theil nachträglich so sorgfältig wie möglich herausgeholt. 
Die Prognose war also leider recht ungünstig. 

Fig. 1 giebt eine Abbildung des in der Frontal-Richtung halbirten 
Augapfels. Man findet fast den ganzen Bulbusraum mit einer hellgelblichen 
Geschwulstmasse erfüllt, nur einen kleinen Theil unten nimmt in Formol 
festgeronnenes Exsudat ein. Nach vorn erreicht sie die Linse. Auch in der 
Vorderkanımer und auf der Iris lassen sich weissliche An- und Auflage- 
rungen entdecken. Auch hinten setzt sie sich als glänzend weisse, derbe 
Masse ausserhalb der Scleralkapsel for. Der extrabulbäre Theil erreicht 
?/, der Masse des intraocularen. An einer Stelle, wohl nahe der Durch- 
bruchstelle, erscheint die Selera sehr verdünnt. Die als schwarze Linie 


— 131 — 


erkennbare Aderhaut theilt den Bulbusraum in eine vordere und hintere 
Hälfte und ebenso die Geschwulst. Die vordere ist dunkler, von bröckliger 
Consistenz und unregelmässig in Form und Farbe, die hintere ist heller, 
gleichmässiger und fester. Erstere ist ihrer Herkunft nach als retinaler, 
letztere als ohorioidaler Theil aufzufassen. Die Linse erscheint makrosko- 
pisch nicht wesentlich verändert; -der Sehnerv ist verdickt und dunkel 
verfärbt, der Sehnervenkopf deutlich ausgehöht. 
Unter dem Mikroskop erweist sich 


die Geschwulst als Gliom. Es ist das N «ad 
typische Bild, wie es von Geheimrath SE 
HırschBerg schon im Jahre 1869 als ED 
Markschwamm der Netzhaut! und vor k u 1 DE. 
einigen Jahren von WINTERSTEINER als N 7 i ) 
Neuroëpithelioma retinae? beschrieben Sy SaN 7772. 
worden ist. Man erkennt einen dendri- N J 
tischen oder tubulösen Bau, der wie Wın- ee || 

: : = é E ET TEN 
TERSTEINER Schreibt, durch perivasculäre AB NE 
Ansammlung gut färbbarer Zellen, mit Ki > 2 22 N 
frühzeitig auftretender Nekrose der da- K SOO O3 
zwischen liegenden Geschwaulstpartien?, | ih W 
bedingt wird. Das frühzeitige Auftreten N g 





der regressiven Metamorphose, sowie das | 
rasche Fortschreiten derselben erklärt sich l å n 
durch den Mangel eines ernährenden Fig, 1. Der durch einen Sagittal- 
Capillarsystems in demselben. schnitt halbirte Augapfel. Oben die 
i 2 2 laterale, unten die mediale Hälfte. 
In vorliegendem Falle ist der tubulöse Oben hängen die beiden Hälften zu- 
Ban am meisen ausgeprägt in dem chorloi- Theil der Geschwulst, c. ertrabulbäre 
dalen Theil; in dem retinalen, dem ältesten Wucherung, d. Exsudat, e. Sehnerv, 
Theil, ist die Nekrose so weit vorgeschritten, f. Aderhaut. 
dass man stellenweise nur nekrotische 
Massen sieht. In der extrabulbären Geschwulst fehlt die Nekrose völlig; 
hier findet man nur dicht gedrängte, gut färbbare Zellen, die auch hier 
vorzugsweise um die sehr zahlreichen Gefässe angeordnet erscheinen. 
Das Fehlen der Nekrose ist wohl eine Folge der bessern Gefässver- 
sorgung und des Umstandes, dass die Geschwulst nicht mehr unter dem 
hemmenden intraocularen Drucke steht. Die Zellen der extra- und intra- 


ocularen Geschwulst sind dieselben; es sind polymorphe Zellen mit fast 


! Der Markschwamm der Netzhaut. Eine Monographie von Dr. J. HıBscHBere. 
Berlin, 1869. 
? Das Neuroëpithelioma retinae. Eine anatomische und klinische Studie von 
Dr. WINTERSTEINER, Leipzig und Wien, 1897. 
® Vgl. HırscasBers, Knapp’s Arch. X, 1880. 
9* 


— 132 — 


unsichtbarem Protoplasma-Leib und grossem, granulirtem Kern mit Kern- 
körperchen. 

In der den intra- und extraocularen Theil trennenden Sklera finden 
sich zahlreiche Rundzellen-Anhäufungen. Eine directe Perforation wurde 
nicht getroffen. Während der hintere abgelöste Theil der Aderhaut nur 
noch an einer schwarzen Pigmentlinie erkennbar ist, so ist sie vorn, wo sie 
noch anliegt, relativ wenig verändert. Gliomzellen sind aber in ihr bis nach 
vorn zu verfolgen. In der Gegend des Ciliarkörpers nehmen diese wieder 
geschwulstartigen Charakter an und umhüllen von da aus in zusammen- 
hängender Lage die atrophische Iris. An der Wurzel wird das Irisgewebe 
selbst von der Wucherung ergriffen, aber auch von vorn her dringen ver- 
einzelt die einbettenden Geschwulstzellen in’s Gewebe. Das Pigmentblatt 
der Iris ist am Pupillarrand nach vorn ektropionirt. Der Hinterwand der 
Hornhaut liegt eine breite Schicht zellreichen Exsudates an, in der auch 
schon hier und da Geschwulst-Anhäufungen anzutreffen sind. Die Linse, 
die makroskopisch nur eine geringe Gestaltveränderung durch den Druck 
der Geschwulst erlitten zu haben schien, zeigt die histologischen Verände- 
rungen, wie sie WINTERSTEINER fast regelmässig bei vorgeschrittenem Gliom 
gefunden hat. Das Kapselepithel überschreitet den Aequator der Linse. 
Eine homogene Schicht trennt einen Kern von der Linsenkapsel. An der 
Grenze zwischen subcapsulären Hydrops und Linse finden sich die ersten 
Anfänge von Cataract-Bildung. 

Ueber den Ausgangspunkt der Geschwulst lässt sich natürlich in einem 
so weit vorgeschrittenen Fall, wo von Netzhautgewebe nur andeutungsweise 
ganz vorn etwas erhalten ist, nichts bestimmtes behaupten. Wir wissen 
aus der ganzen Entwicklungsweise, dass die Netzhaut den Ausgangspunkt 
bildet. 

Wenn auch das Kind nach der Enucleation wieder munter wurde und 
aufblühte, Nahrung zu sich nahm, was in den letzten 8 Tagen kaum ge- 
schehen war, und die Orbita aussah, wie die eines aus andrem Grunde 
herausgeschnittenen Auges; so musste man doch bereits eine Woche nach 
der Enucleation das Auftreten von Metastasen beobachten. Nahe dem 
linken Stirnhöcker bildete sich ein kirschgrosser Knoten von prall elastischer 
Consistenz, der mit dem Knochen fest verwachsen war und über den die 
Haut sich verschieben liess. Es ist der Typus der Knochen metastase, wie 
er schon 1869 in der Monographie von Herrn Prof. HırscaBere aufgestellt 
worden ist. Wenige Tage später wurde eine zweite Knochenmetastase als 
diffuse Anschwellung des rechten Oberkiefers und Jochbeins beobachtet. 
Gleichzeitig wurden die submaxillaren und präauricularen Lymplidrüsen 
fühlbar. Die Knochenmetastasen nahmen schnell an Grösse zu. 

Fig. 2 wurde 3 Wochen nach der Operation angefertigt. Das Kind 
wurde der chirurgischen Abtheilung des Herrn Geheimrath Prof. Hann 
vom Krankenhaus Friedrichshain überwiesen. Obwohl die schwammige 


— 13 — 


Wucherung aus der linken Orbita mächtig hervordrang, und die Metastasen 
allmählich kolossale Ausdehnung gewannen und an immer neuen Stellen 
aufschossen, so lebte das Kind doch noch bis zum 7. März. Der Tod er- 
folgte in Folge allgemeiner Kachexie. 2 Tage vorher war Erbrechen auf- 
getreten, sonst wurden aber nie cerebrale Erscheinungen beobachtet, auch 
erkannte das Kind bis zum letzten Augenblicke die Mutter. Fieber be- 
stand nur ganz vorübergehend. Der von Herrn Prof. Hınsemanx. dictirte 
Sectionsbefund und die anatomischen Präparate der Organe wurden mir 


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Fig. 2. Das Kind 3 Wochen nach der Enucleation. 


mit Einverständniss des Herrn Geheimrath Prof. Hamn von Herm Prof, 
HANSEMANN gütigst zur Verfügung gestellt, wofür ich den nn auch an 
dieser Stelle meinen ergebenen Dank sage. 

Die Photographie der Leiche, nach der Fig. 8 angefertigt worden ist, 
verdanke ich dem Herrn Collegen WALKER. Es war eine abgemagerte, 
anämische und hydropische Leiche, als welche wir das Kind auf dem 
Sectionstisch wieder sahen. 

„Aus der linken Orbita, aus welcher der Bulbus entfernt worden war, 
ragt eine etwa apfelgrosse, ulcerirte und fungöse Geschwulst hervor, welche 
die Nase comprimirt. Neben dieser befindet sich eine flache, vom Periost des 
Schädels und des Oberkiefers ausgegangene Geschwulst, die rothblau durch 
die Haut hindurchschimmert. Eine gleiche Geschwulst sitzt an der rechten 
Seite und erstreckt sich vom inneren unteren Rande der Orbita bis auf die 


— 134 — 


Schläfengegend. Auf der linken Seite der Stirn ist eine über thalergrosse 
ähnliche Geschwulst vorhanden.“ Diese letzten beiden Geschwülste waren 
die zuerst aufgetretenen, schon von uns beobachteten Metastasen. „Nach 
Abziehen der Haut erweisen sich diese subeutanen Geschwülste sämmtlich 
mit dem Knochen in fester Verbindung. Ausser den schon beschriebenen 
befinden sich am Schädeldach eine ganze Anzahl kleiner, flacher, rother 
Tumoren, die dem Knochen fest aufsitzen, das Periost zerstört haben, in die 
Muskulatur eindringen und die Galea vorbuchten. Nach Abnahme des 
Schädeldaches sieht man, dass alle diese Geschwülste, auch die kleinsten, 





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Fig. 3. Photographie der Leiche; kurze Zeit nach dem Tode 
aufgenommen von Herrn Dr. Walker. 


durch den Knochen durchgewachsen sind, unter der Dura erscheinen, in- 
dem sie dieselbe verwölben und an 3 Stellen perforiren. Eine besonders 
starke Vorwölbung hat das Gehirn erheblich comprimirt. Aus der linken 
Orbita ist die Geschwulst nach hinten längs des N. opticus bis an die 
Basis des Gehirns. vorgedrungen und hat hier eine etwa taubeneigrosse 
Geschwulst von hämorrhagischer Beschaffenheit in der Umgebung des 
Chiasma entwickelt. Im Uebrigen ist das Gehirn frei von Geschwülsten 
und, ebenso wie die Meningen, sehr stark ödematös und anämisch. 

Einige punktförmige Hämorrhagien finden sich im Gehirn und den 
Meningen. Der rechte Bulbus ist intact. Der rechte Sehnerv ist vom 
Chiasma an durch die Geschwulst etwas nach aussen gedrängt, sonst aber 
von guter Beschaffenheit.“ 


— 135 -— 


Es erhellt daraus, wie wenig Neigung die Geschwulst hat, auf dem 
Wege des Sehnerven das andere Auge zu ergreifen, und dass die doppel- 
seitigen Fälle von Gliom als zwei von einander unabhängige, primäre Ge- 
schwülste zu betrachten sind, wie es schon Geheimrath HırscaBEre. in 
seiner Monographie festgestellt hat. WINTERSTEINER hat nie ein Ueber- 
greifen der Geschwulst von einem Bulbus längs des Sehnerven auf den 
andern nachweisen können. 

Die Section der Organe der Brust- und Bauchhöhle ergab: „Die Herz- 
beutelflüssigkeit ist vermehrt, die linke. Lunge ausgedehnt, mit der Pleura 
verwachsen durch markige, weisse und hämorrhagische Geschwulstmassen, 
die 1—2 em dick den unteren Abschnitt der Pleura parietalis sowie das 
vordere Mediastinum auskleiden. Ueberall stehen die Geschwülste in enger 
Beziehung zum Periost der Rippen,, bezw. des Sternum. Rechts finden sich 
fast an an allen Rippen mehr oder weniger ausgedehnte, ganz flache, dunkel- 
rothe Metastasen, die durch die Pleura blau hindurchscheinen. Auch 
Metastasen in den- mediastinalen Lymphdrüsen. Das Herz ist anämisch, 
die Lungen sehr anämisch und ödematös. 

In der Leber sitzen eine Anzahl theils weisser, TA theils hämor- 
rhagischer Geschwälste bis zu. Wallnussgrösse, die, wo sie an der Ober- 
fläche liegen, stark genabelt sind. Eine bohnengrosse Lymphdrüse in der 
Inguinalgegend ist ebenfalls geschwulstverdächtig, Die Gongen Unterleibs- 
organe zeigen ausser Anämie nichts besonderes. 

Der probeweise untersuchte Oberschenkel zeigt me am Periost noch 
im Mark metastatische Knoten.“ 

Die histologische Untersuchung der metsise Tumoren, — die 
Präparate verdanke ich der Güte des Herrn Collegen MoDEL, Assistent am 
pathol. Institut des Krankenhauses Friedrichshain —, ergab ähnliche Be- 
funde wie bei den extrabulbären Knoten.: Die Zellen waren dieselben wie 
die der primären Geschwulst; der dendritische Bau aber fehlte, da sich 
nirgends ausgesprochene Nekrose vorfand. Dagegen waren die Tumoren 
sämmtlich, wie auch schon makroskopisch sichtbar, sehr gefässreich und 
zeigten reichliche grosse und kleine Blutungen im Gewebe. 

Da die Eltern den Anfang des Leidens nicht kennen, so lässt sich die 
Dauer der ganzen Krankheit nicht genau bestimmen. Zwischen der ersten 
Vorstellung und dem Tode lagen 3 Monate, zwischen dem Sichtbarwerden 
der ersten Metastase und dem Tode 2 Monate. 

Die Familienanamnese ergab, dass ähnliche Harang bei Ver- 
wandten bisher nicht beobachtet worden sind. 

Bezüglich der Literatur verweise ich auf die beiden schon meheta 
oben citirten, bekannten Werke: „Der Markschwamm der Netzhaut, eine 
Monographie von Dr. J. HırscaBEke, Berlin, 1869; und das Neurogpithe- 
lioma retinae, eine anatomische und klinische Studie von Dr. H. WINTER- 
STEINER, Wien, 1897. In letzterer findet sich eine Statistik von 31 eignen 


— 136 — 


und 466 fremden Fällen. Aus diesen geht hervor, dass Fälle mit so aus- 
gedehnter Metastasenbildung, wie sie der unsrige aufwies, immerhin zu den 
Seltenheiten gehörten; — nur in 4 Fällen wurden in der WINTERSTEINER'- 
schen Kasuistik Leber-Metastasen beobachtet. 


H. Die Jod-Säure, das Gallicin und das Jod-Gallicin 


bei Trachom. 
Von Dr. A. Sehiele, Augenarzt der Kreis-Landschaft Kursk. 
(Schluss.) 


In Weiterem habe ich die Jod-Säure, als Zusatz zum Borsäurepulver, 
zur Massage der Bindehaut der Augenlider benutzt, und zwar im Verhält- 
niss von 1,0 Acidi jodici, 5,0 Natrium jodici auf 100,0 Acid. borici pulv. 
subtil. Die Einreibungen in die Schleimhaut geschehen. entweder mit dem 
desinficirten Finger, oder mit Hülfe der Massage-Pincette von Faura.! 

Die erhaltenen Erfolge sind fast ebenso gute wie die mit dem Ab- 
schabungs-Verfahren von PETERS? erzielten. Das von diesem Autor zu 
Abschabungen der Bindehaut empfohlene lanzenförmige Messer leistet mir 
ausgezeichnete Dienste bei stark trachomatös infiltrirten oberen Uebergangs- 
falten, sammetartigen hypertrophischen Zuständen und im Zerfall begriffenen 
Follicularmassen der Lidbindehaut des oberen Lides. — Schliesslich ver- 
wendete ich subceutan Öproc. Lösungen von Jod-Säure in einigen mit 
eczematösen Affectionen einhergehenden Trachomfällen; da aber diese In- 
jectionen gewöhnlich zu schmerzhaft ausfielen, so vertauschte ich sie bald 
mit solchen, die Natr. jod. enthielten. Ich bediene mich einer 1Oproc. 
Lösung von jodsaurem Natron und injieire subcutan in die Schläfengegend 
1/,—1 volle Pravaz-Spritze; es würde also die Gabe von 0,05—0,1 Natr. jod. 
ausmachsn. RUHEMANN®? hat sich überzeugen können, dass man noch 
0,5 g schadlos auf diese Weise einführen darf. Im Ganzen schmerzt die 
Injection mässig und entwickelt einen geringen, bald verschwindenden 
örtlichen Nachschmerz. Man nimmt die Einspritzungen einen Tag um den 
andern vor und lässt nach 10 Injectionen etwa je 3 Tage Pause zwischen 
den einzelnen Sitzungen. Einer solchen Behandlung, eventuell im Verein 
mit Galliein u. s. w., wichen die eczematösen A (Phlyctänen, 
Infitrate u. s. w.) sebr bald. 


1 Beitrag zur Trachomtherapie u. s. w., von Dr. Farta, Centralbl. f. pr. Augenh. 
October 1893. l 

2 Ueber die mechanische Behandlung u. s. w., Dr. Prrers, Therapeut. Monatsh., 
September 1895. 

3 Ueber die klinische Anwendung von Jod-Säure u. s. w., von Dr. RUHEMANN 
Deutsche ıned. Wochenschrift, 1894, Nr. 24, 


— 137 — 


Das Natrium jodicum habe ich ferner bei Trachom in Form von 
Lösungen und Salben angewandt. Tropfen einer 1Oproc. Lösung verur- 
sachen nur ein ganz schwaches Brennen, dagegen dürfen Salben nur aus 
höchstens 5proc. Natr. jod. verwendet werden; stärkere reizen zu stark. 
Entsprechend der geringeren physiologischen Wirksamkeit des jodsauren 
Natrons gegenüber der Jod-Säure ist auch seine Einwirkung auf das tracho- 
matöse Gewebe eine weit schwächere. So kann man bei dem zusammen- 
gesetzten äusseren Verfahren statt einer 5proc. Jodsäure-Lösung eine 
l0proc. Lösung von Natr. jod. in Anwendung ziehen. 

Der Zustand der thränenableitenden Wege bei Trachom und begleitende 
Nasen-Leiden! erfordern die grösste Berücksichtigung. Wir besitzen in dem 
Natr. jod. ein sehr werthvolles Mitte. Rumemann? empfiehlt das reine 
jodsaure Natron in die Nasenhöhlen einzublasen. 

Endlich muss ich auf die ungemein blutstillende? Eigenschaft der Jod- 
Säure hinweisen, welche bei kleinen blutigen Eingriffen an den Augenlidern 
sehr zu statten kommt; nur muss man die Anwendung der 5—1Oproc. 
Lösung mit einem gewissen Druck verbinden. 

Dass eine Verbindung der Jodsäure-Anwendung mit mechanischen 
Maassnahmen (Auspressen, Bürsten u. s. w.), oder chirurgischen (Aus- 
schneiden der Uebergangsfalten u. s. w.) die Behandlungsdauer des Trachoms 
noch wesentlicher abkürzen muss, darf als sicher angenommen werden. 


2. Gallicin. 


Das Gallien wurde von MELLINGER* 1895 eingeführt. Dieses Prä- 
parat ist der Methyl-Aether der Gallus-Säure und besitzt als solcher die 
chemische Formel: 

(0H) 


CS Coocan, 


Es ist ein weisses, lockeres Pulver, welches sich leicht und farblos in 
heissem Wasser, warmem Alkohol und Aether löst und unzersetzt sterilisirt 
werden kann. Diese Löslichkeit fällt bei Gallicin, als Antisepticum, sehr 
in’s Gewicht. ScuMiıpr® hat seine Desinfectionskraft geprüft. MELLINGER 
hat es empfohlen „besonders für Catarrhe der Bindehaut mit consecutivem 


ı Kuant, Ueber die Behandlung der Conjuuctiva granulosa. Comptes-Rendus 
du XII Congrès Internat. de Méd. 1897. 

: RUHEMANN, Verwerthbarkeit der Jod-Säure. Therep. Monatsh.. 1894. 

® Dr. RuBENAnN, Therap. Monatsh. 1894, S. 160. 

4 Gallicin u. s. w., von Dr. MELLINGER. Correspond.-Blatt f. Schweizer Aerzte. 
1895. Nr. 8. 

5 Die Desinfeotionskraft antiseptischer Streupulver u. s. w. Inaugural-Dissert. 
von WALTHER SCHMIDT. Bern, 1897. 


— 138 — 


Eczem und Follikel-Bildung, ferner bei phlyotänulärer Entzündung und 
Keratitis superficialis“. 

Auf diese Empfehlung hin wende ich es nun schon über 4 Jahre an 
mit grossem Erfolge: 1. bei rein eczematösen Bindehaut- und Hornhaut- 
Leiden und 2. bei Trachom. Beginnende trachomatöse Processe (Follikel- 
schwellung, Lymphoid-Infiltration), begleitet von heftigen Reizerscheinungen 
(Lichtscheu, Thränenfliessen u. s. w.), als auch das Narbentrachom, mit der 
schmierig-schleimigen Secretion, der Schwere der Lider, dem Jucken det 
Lidränder u. s. w. bilden eine Domäne für das Gallicin. Jedoch eine un- 
mittelbare Einwirkung auf den Grund-Process des Trachoms konnte ich 
nicht mit Deutlichkeit constatiren. 

Das Galliein wende ich nur in Pulverform an und stäube dasselbe, 
1—2 Mal täglich, mit einem Haarpinsel in den Bindehautsack des er- 
krankten Auges. Als unangenehme Nebenwirkung beobachtet man, je nach 
der eingestreuten Menge, ein mehr oder minder starkes, brennendes Gefühl, 
das aber bald verschwindet. 

Bei dem geringen Gewicht der Substanz genügt die Verordnung von 
1,0 als Augenpulper. 


3. Jodo-Galliein. 


Jodo-Galliein wird dargestellt, laut den Angaben von Sanpoz!, „durch 
Einwirkung von Wismuth-Oxyjodid auf Gallussäuremethyläther (Gallicin) 
und entspricht als Wismuth-Oxyjodidmethylgallol der Formel: 


(O00CH, 
/ [OH 
C eH <OH i 
Nopi<OH 
J 

Es ist ein vollständig geruchloses, leichtes, amorphes, dunkelgraues 
Pulver, unlöslich in den gewöhnlichen Lösungsmitteln (Wasser, Alkohol, 
Aether, Fetten und ätherischen Oelen, Benzol, Glycerin u. s. w.). Durch 
Säuren und Alkalien, ebenso bei läugerer Einwirkung durch Wasser, be- 
sonders erwärmtes, wird es in seine Bestandtheile Wismuth-Oxyjodid und 
Gallussäuremethyläther (Gallicin) zerlegt. 

Jodo-Galliein enthält 38,4 Procent Wismuth und 23,6 Procent Jod. 
Entsprechend seinem Aufbau und der leichten Wiederaufspaltung, zu der 
sich in Gegenwart reducirender Contactsubstanzen, wie z. B. Gewebe- 
fermenten directe Jodabgabe gesellt, vereinigt es die stark desinficirenden 
Eigenschaften des Gallieins mit der anerkannt austrocknenden Wirkung 
des Wismuths“, 


! Galliein und Jodo-Gallicin werden dargestellt von der chemischen Fabrik vor- 
mals Sandoz in Basel. 


— 139 — 


Nach ScaHMıpT! erfährt unter dem Einfluss des Nährbodens auch das 
Jodo-Galliein, wie das Gallicin, sichtbare Farbenveränderungen, — das 
ursprünglich dunkelgraue Pulver wird kaneriengelb. Dem Jodo-Galliein 
kommt ferner, nach Sco#MiDT, eine ausserordentlich austrocknende Wirkung 
auf den Nährboden zu. In Bezug der Einwirkung auf Bakterien steht das 
Jodo-Gallicin dem Gallicin etwas nach, indem es ein Wachsthum des 
Pyocyaneus nicht verhindert, auf den Staphylococcus aureus und Bacillus 
anthracis aber gleiche Wachsthum-Abschwächungs-, bezw. Abtödtungs- 
wirkung mit dem Gallicin besitzt. 

Ich wende das Jodo-Gallicin seit 10 Monaten in der Augenpraxis an. 
In das Auge mittels eines Haarpinsels eingestäubt, ruft es eine ganz geringe, 
aber allmählich etwas sich steigernde, brennende Empfindung hervor, die 
bald schwindet und schwächer, als bei Gallicin, ist. Theils wird das Pulver 
durch den Thränenstrom weggeschwemmt, theils erfährt es in der warmen, 
schwach alkalischen Thränenflüssigkeit eine langsame Zersetzung in seine 
Bestandtheile Wismuth-Oxyjodid und  Gallicin und, direct Jod abgebend, 
erleidet es eine Farbenveränderung, — es wird kanariengelb.. Das Jodo- 
Gallicin kann an der Bindehaut, als feine, gelbe Schicht, 1—2 Tage haften; 
ja, es vermag, wenn auch in seltenen Fällen, die Schleimhaut leicht anzu- 
ätzen (Jod-Abspaltung und Wismuthwirkung!), jedoch ohne irgend welche . 
nachtheilige Folgen für das Gewebe zu hinterlassen. Dank dieser schwach- 
ätzenden Wirkung und dem Einflusse des sich zugleich abspaltenden freien 
Jodes, werden leichte Fälle von Trachom schon einzig und allein durch 
das Mittel geheilt. Aber eine ganz besonders günstige Wirkung übt das 
Jodo-Gallicin auf oberflächliche wie tiefe Infiltrate, (Feschwüre der Horn- 
haut sowohl eczematösen, als auch trachomatösen Ursprunges. Ungemein 
frappirend ist die rasche Heilung der Hornhautgeschwüre. Der Grund 
hierzu liegt einerseits in der trocknenden Wirkung des Pulvers auf den 
Geschwürsgrund, welcher bald einen gelben Ton (Jodabspaltung) annimmt; 
andrerseits in den allgemein antiseptischen Eigenschaften desselben. Ein 
ähnlicher Einfluss auf das Geschwür lässt sich auch bei Airol verfolgen, 
nur fehit hier die starke Trocknung, und zudem ist die Anwendung des 
Airolpulvers auf das Auge sehr schmerzhaft. — Sonst habe ich bei schweren 
Geschwüren, Hornhautprocessen (einschliesslich Ulcus serpens) die sogen. 
Linear-Aetzung der Uebergangsfalten (Scuress) mit dem Höllenstein ange- 
wandt und von diesem Verfahren immer sehr gute Resultate erhalten, — 
jetzt komme ich, bei der Anwendung von Jodo-Gallicin, meist auch ohne 
jene aus. Ausser seinen sonstigen guten Eigenschaften besitzt das Präparat 
eine schmerzstillende Wirkung. Starke Reizerscheinungen von Seiten des 
Auges contraindieiren den Gebrauch des Pulvers: deshalb schieke ich in 


ı Die Desinfectionskraft antiseptischer Streupulver. WALTHER Scamipt. Dissert. 
Bern. 1897. 


— 140 — 


solchen Fällen, zuerst das Gallicin in’s Feld, um alsbald das Jodo-Gallicin 
folgen zu lassen. In Salbenform lässt das Jodo-Gallicin in proc. Ver- 
hältniss sich anwenden, nöthigenfalls in Verbindung mit Atropin, Cocaln 
u. s. w. Eine derartige Anwendungsweise hat mir bei verschiedenen Horn- 
hautaffectionen (und nach Operationen) stets gute Dienste geleistet. 


[Aus Geheimrath Hirschberg’s Augen-Heilanstalt.] 


III. Ueber Oel-Oysten der Augenhöhle. 
Von Dr. Kurt Steindorff, Volontär-Arzt. 
(Nach einem am 17. Mai 1900 in der Berliner ophth. Gesellschaft gehaltenen Vortrage.) 


Das seltene Vorkommen von ÖOel-Cysten im Gebiete der Augenhöhle 
rechtfertigt wohl die genauere Besprechung eines in dieses Gebiet sich ein- 
reihenden Falles, der unlängst von Herrn Geheimrath HIRSCHBERG be- 
obachtet und erfolgreich operirt wurde. 

Zunächst seien aus der Krankengeschichte die wichtigeren Daten 
hervorgehoben. 





Fig. 1. 


Die jetzt 18 Jahre alte Alma S. fiel im Alter von 4 Jahren auf 
einen spitzen Stein; angeblich seit dieser Zeit besteht eine Geschwulst am 
linken Auge, von der in den ersten Lebensjahren nichts bemerkt worden 
war. Im ö. Lebensjahre der Patientin versuchte ein Arzt, die Geschwulst 
zu entfernen; da er aber nach dem Hautschnitt glaubte, er habe eine Meningo- 
cele vor sich, so ging er nicht weiter vor und nähte die Wunde wieder zu. 

Es findet sich nun im oberen inneren Winkel der linken Augenhöhle 
eine taubeneigrosse Geschwulst, die bis zum inneren Lidwinkel herabreicht. 
Die Haut darüber ist verschieblich bis auf eine Narbe, die über den Tumor 
hinwegzieht und von jenem ersten Operationsversuch herrührt. (Vgl. Fig. 1.) 


se Ja. 


Die Consistenz der Neubildung ist prall elastisch, fluctuirend. Unten und 
an den Seiten lässt sie sich vom Knochen abheben, aber nicht oben. Sie 
zeigt keine Pulsation und lässt sich nicht in die Schädelhöhle reponiren. 
Durch die bedeckende Haut, in der keine erweiterten Grefässe sind, schimmert 
der Tumor bläulich durch. Eine Probepunction förderte ölig-fettigen, 
grünlichen Inhalt zu Tage. 

Die Nebenhöhlen der Nase erwiesen sich, bei der Untersuchung durch 
einen Special-Arzt, als gesund. 

Die Diagnose lautete: Dermoid-Cyste der Orbita mit öligem Inhalt 
(sog. Oel-Cyste). Bei der Operation wurde zunächst die mit der Cysten- 
wandung fest verwachsene Narbe als schmaler Streifen umsehnitten und 
dann als Handhabe mittels des krummen Hakens emporgehoben. Darauf 
wurde die ganze Cyste mit der stumpfen Scheere aus ihrer Umgebung frei 
präparirt bis an die Hinterwand, die fest mit dem Periost verwachsen 
ist. Hier muss daher die Cyste gefenstert und entleert werden, und danach 
gelingt es, den Rest der Wand, das Periost, vollständig herauszubringen. 
Die Wunde wird nun durch 4 Nähte geschlossen, und die Höhle mit Jodo- 
formgaze drainirt. Gute Heilung. Vorzüglicher kosmetischer Erfolg. 

Bekanntlich gehören zu denjenigen Körper-Regionen, innerhalb deren 
die oberflächlich vorkommenden Dermoid-Cysten sich mit besonderer Vor- 
liebe festsetzen, Kopf und Hals, und hier sind von dieser Cystenform be- 
sonders der Augapfel und seine knöcherne Hülle bevorzugt. Lassen wir die 
epibulbären Dermoide ganz aus dem Spiele und fassen wir nur die circum- 
bulbären näher in’s Auge, so müssen wir diese in Bezug auf ihre Lage in 
zwei Hauptgruppen scheiden: die orbitalen Dermoide und die des Orbital- 
randes. Jene liegen, wie schon ihr Name sagt, innerhalb der Augenhöhle; 
bei Erreichung einer gewissen Grösse veranlassen sie eine entsprechende 
Lageveränderung des Bulbus. Die Dermoid-Cysten des Orbitalrandes liegen 
entweder nach innen vom Rande (Augenlid-Dermoide) oder nach aussen 
und zwar besonders häufig aussen und oben (Augenbrauen-Dermoide); nur 
sehr selten finden wir sie am unteren Theile des knöchernen Orbitalrandes. 

BERLIN geht in GRAEFE-SAEMIsoH’s Handbuch bei Besprechung der 
Tumoren der Orbita näher auf die Localisation der orbitalen Dermoid-Cysten 
ein: von 51 Fällen, auf die er sich stützt, lagen 27 (d. h. 53°/,) medial, 
lateral 12 (d.i. 24°/,), 8 (also 15°/,) gerade nach unten und 4 (= 7°|,) 
gerade nach oben. Freilich ist dieser Statistik BERLIN’s nicht allzu grosses 
Gewicht beizulegen; denn einmal fasst er manchen Tumor als Dermoid 
auf, der sich einer kritischeren Beobachtung als ganz anderes Gebilde 
(Atherom z. B.) vorstellt, und dann scheidet er nicht genau genug orbitale 
Dermoid-Cyste und Dermoid-Cyste des Orbitalrandes.. Die Localisation der 
letzteren fand Mrrvausky in 17 Fällen folgendermaassen: 14 (= 82,4°/,) 
waren innerhalb des Augenhöhlenrandes gelegen (orbitale D.), nur 2 (d.h. 
11,7°%/,) lagen oben aussen vom Rande (Augenbrauen-Dermoide), und gar 


= 142 — 


nur ein Tumor lag unten aussen. Der Kürze halber bezeichnet man alle 
nach aussen vom Orbitalrande gelegenen Dermoide als „Augenbrauen- 
Dermoide“; passt dieser Name auch nicht für alle Fälle, so doch für die 
überwiegende Mehrzahl, weswegen seine Anwendung eine gewisse Berech- 
tigung hat. 

Macht man aber statt der Localisation den Inhalt dieser Geschwülste 
zum Princip einer Eintheilung, so hat man zu trennen die mit einem con- 
sistenten, breiartigen Inhalt von denen, deren Inhalt mehr flüssig, ölartig 
ist: Brei-Dermoide und Oel-Dermoide. In diese letzte Gruppe gehört der 
oben näher beschriebene Fall. 

Meistentheils kommen die Dermoid-Cysten angeboren vor und sind 
aufzufassen als zu tief gewachsene und von dem allgemeinen Integumente 
losgetrennte Einstülpungen der embryonalen Haut, die später selbständig 
weiter wachsen; mit anderen Worten: wir haben es mit intrauterin ent- 
standenen und extrauterin sich vergrössernden Geschwülsten zu thun, ge- 
wissermaassen mit congenitalen Missbildungen. Häufig wird dieses Weiter- 
wachsen die Folge einer Verletzung sein, und dann können allerdings 
ihrer Kleinheit wegen bisher unbemerkt gebliebene, aber embryonal bereits 
angelegte Cystchen als Folge einer Verletzung auftreten. In sehr seltenen 
Fällen freilich kann das Trauma als solches das primäre Moment für die 
Entstehung des embryonal nicht vorgebildeten Cyste abgeben, indem 
kleine Fragmente der Keimschicht des Rete Malpighii in die Tiefe gepresst 
werden, hier einheilen und weiterwachsen. Da in unserem Falle von der 
Patientin und ihren Angehörigen mit absolutester Bestimmtheit die erlittene 
Verletzung als Entstehungsursache der Cyste angeschuldigt wird, so haben 
wir (wollen wir diesem anamnestischen Factum überhaupt Werth beilegen) 
anzunehmen, das Trauma veranlasste das regere Wachsthum einer kleinen, 
bisher nicht bemerkten Cyste, die embryonal bereits entstanden war. Da 
dieselbe, wie oben erwähnt, fest mit dem Perioste verwachsen war, dürfen 
wir den Insult nicht als eigentliche Entstehungsursache des Tumors 
nach der eben erörterten Theorie auffassen. 

Da die Innenfläche des Balges, der mehr oder weniger die Structur der 
Haut wiederholt (vgl. Fig. 2), von Pflaster-Epithel ausgekleidet ist, so schilfern 
sich, wie an der Körperoberfläche, fortgesetzt Epidermiszellen ab, die den 
Inhalt der Cyste vergrössern helfen. Ebenso betheiligen sich an dieser Ver- 
grösserung des Tumor die in der Wandung haftenden Haare, die bald lang, 
derb und pigmenthaltig sind, bald weich, kurz und hell wie die Wollhaare. 
Vor allem aber helfen die Secrete der Hautdrüsen, die der hautähnliche Balg 
fast stets enthält, den Inhalt der Geschwulst vermehren. Die Oystenwand 
dehnt sich nun entweder gleichmässig aus oder sie giebt nur an einzelnen, 
weniger resistenten Stellen dem wachsenden Binnendrucke nach; so wird 
die anfangs uniloculare Cyste zu einer bi- oder multilocularen. Die stellen- 
weise verminderte Resistenz des Balges beruht, wie neuere pathologisch- 


— 143 — 


anatomische Untersuchungen ergeben haben, darauf, dass sich sehr häufig 
an seiner Innenfläche geschwürige Processe etabliren, die mehr oder weniger 
grosse Strecken des normalen Epithels berauben, bis in das Corium ein- 
dringen und an die Stelle der normalen Gewebe ein an Rund- und, was für 
diese Ulcerationen besonders charakteristisch ist, an Riesenzellen reiches 
Granulationsgewebe setzen. Diese Geschwüre, deren Entstehung auf einen 
vom Cysten-Inhalt ausgeübten Reiz zurückzuführen ist, schaffen also durch 
Verdünnung der Wandung eine vermehrte Nachgiebigkeit derselben, so dass 
bei Vermehrung des Cysten-Inhaltes eine secundäre Vergrösserung der Ge- 
schwulst begünstigt wird. Ausser den abgestossenen Epithelzellen, aus- 





fallenden Haaren und den Hautdrüsensecreten tragen auch die aus den 
Geschwüren auswandernden zahllosen Zellen zur Zunahme des Cysten- 
Inhaltes bei. Je mehr die zelligen Elemente in den Hintergrund treten 
und die Producte der Drüsen überwiegen, um so flüssiger ist der Inhalt 
des Dermoides; und je reichlicher besonders das Secret der Talgdrüsen ab- 
gesondert wird, um so fettähnlicher, ölartiger wird der Cysten-Inhalt, um 
so eher gelangen wir zu den als Oel-Cysten bezeichneten Dermoiden, 
wie unser Fall eine darstellt. 

Schneidet man solche Geschwülste ein, so schwimmt das sich ent- 
leerende Oel in Form von Fettaugen auf dem der Wunde entströmenden 
Blute. Je mehr Fett der Cysten-Inhalt enthält, um so leichter fliessen die 


— 144 — 


mikroskopisch kleinen Tröpfchen zu grossen, schon mit blossem Auge sicht- 
baren Tropfen zusammen. Natürlich enthalten auch die Oel-Cysten einen 
Rest breiartigen Inhaltes, da stets Inseln normaler Epidermis selbst bei 
ausgedehntester Geschwürsbildung erhalten bleiben, und selbst in diesem 
Falle aus den Geschwüren zahllose Zellen in den Cysten-Inhalt übergehen. 
Freilich ist es möglich, dass in den Oel-Dermoiden die Umwandlung der 
Keim- in die Hornschicht weniger energisch erfolgt, und dass die Horn- 
zellen sich länger in ihrem Verbande halten. | 

Chemisch haben wir in den Oel-Cysten zwei Oel-Arten: ein gelbes, 
Oleate enthaltendes, und ein farbloses, sich mit Wasser vermengendes, das 
aus palmitin- und stearinsauren Glyceriden und Glycerilen besteht; beide 
Oel-Arten erstarren an der Luft. 

Ueber die Häufigkeit der Oel-Cysten, insbesondere gegenüber den 
Dermoid-Cysten überhaupt, deren Inhalt mehr atherombreiartig ist, sind 
schwer genaue Zahlen anzugeben, weil eben alle Dermoide auch consi- 
stenten Inhalt beherbergen, so dass die Grenzen zwischen Oel- und Brei- 
Cyste verschwimmen. Ich fand in 11 Fällen von Dermoid-Cysten der 
Augenhöhle, die in der Hırscusere’schen Klinik beobachtet wurden, 3 Oel- 
Cysten;! das wären also 27,3°/,, wenn es überhaupt erlaubt ist, bei einer 
so kleinen Anzahl beobachteter Fälle Procentzahlen vorzubringen. Aehn- 
liche Zahlen fand ich bei MITVALSKY. 

Die Grösse der Tumoren schwankt sehr, sie kann vom Umfange einer 
Erbse (noch kleinere Cysten werden kaum bemerkt werden) bis zu der 
eines Hühner-Eies und darüber hinaus betragen. 

Den Sitz betreffend sass von unseren 3 Oel-Cysten die eine rechts, die 
andere, jüngst beobachtete links und bei der dritten fehlen die diesbezüg- 
lichen Angaben. 

Das Alter der Patienten wird nach dem, was vorhin über die Ent- 
stehung der Dermoideysten gesagt wurde, meist ein jugendliches sein. 
Merkwürdiger Weise waren in unsren Fällen der eine Patient bereits 
24 Jahre alt, das neulich operirte Mädchen 18 Jahre, und nur ein Mal 
handelte es sich um ein Kind von 4 Jahren. Diese anfangs vielleicht auf 
fallende Thatsache ist aber vielleicht so zu erklären, dass meist es kosme- 
tische Rücksichten sind, die den Patienten zum Arzte treiben, und diese 
mögen oft erst in späteren Jahren maassgebend sein, zumal die Cysten 
sehr langsam wachsen. 

Die Diagnose Dermoid- oder gar Oel-Cyste wird nicht immer leicht zu 
stellen sein. Differentialdiagnostisch kommen zunächst in Betracht Ence- 
phalocele und Atherom; letzteres ist um so leichter verständlich, wenn man 
weiss, dass bis vor gar nicht ferner Zeit die Atherome und Dermoide als 
zu einer Gruppe, den Retentions-Cysten, gehörig betrachtet wurden, bis 


' Vgl. auch Knapp-HBirscHBEre’s A. f. A. 1879. 


— 145 — 


genaue histologische Untersuchungen diesen Irrthum aufklärten. Oel-Cysten 
und Encephalocelen sind congenitale Bildungen; dagegen kommen jenen 
nicht die Reponirbarkeit und Pulsation dieser zu. Daher konnte auch in 
unserem Falle die Diagnose „Oel-Cyste“ nicht lange zweifelhaft bleiben, ob- 
wohl der Sitz und das bei Encephalocelen besonders häufige bläuliche 
Durchschimmern der Hautvenen einen Augenblick an Hirnbruch denken 
lassen konnten. Das Atherom ist im Gegensatz zu diesen beiden Geschwulst- 
Gruppen fast ausnahmslos erworben. Als Retentions-Cyste einer Talg-Drüse 
liegt es in der Haut, also über dem Haut-Muskel. Die Oel-Cyste ist als 
Dermoid von Haut und Haut-Muskel bedeckt,.die über ihr verschieblich 
sind, und oft genug ist sie, wie in zweien unserer Fälle (s. oben), mit 
dem Perioste fest verwachsen und hinterlässt im Knochen eine Delle oder 
gar ein Loch. Ferner kommen die Atherome sehr oft multipel vor, 
während sich in der Literatur nichts von multiplen Brei- oder Oel-Dermoid- 
Cysten fand. Ferner sind die Atherome opak, die Oel-Cysten aber transparent. 
Oft schwankt man auch zwischen Lipom und Oel-Dermoid; dann mag der 
lappige Bau der Fettgeschwulst uns leiten. Wollte man die Fluctuation 
als differentialdiagnostisches Hülfsmittel heranziehen, so bedenke man, dass 
die Lipome Pseudofluctuation vortäuschen können. In diesen Fällen ist 
die Probepunction zu empfehlen. 

Die Prognose ist günstig, nur muss bei der Exstirpation der Cyste 
diese mit ihrem Sacke gut aus der Umgebung herausgeschält werden. Das 
wird selbst dem geschicktesten Operateur nicht immer gelingen, der 
fluctuirende, dünnwandige Tumor platzt eben leicht. Bleibt nun ein Rest 
des Balges stehen, so kommt es, wie bei den Atheromen, leicht zu Reci- 
diven. Adbärirt ein Theil des Balges. dem Periost des unterliegenden 
Knochens, so ist man freilich, wie im vorliegenden Falle, gezwungen, den 
Tumor zu eröffnen, indem man die Wand fenster. Dann muss natürlich 
um so sorgsamer zu Ende operirt werden. | 

Mein hochverehrter Chef, Herr Geheimrath HırscHBere, hat mich 
durch die gütige Anregung zu dieser Arbeit und die liebenswürdige Ueber- 
lassung des Materials zu aufrichtigstem Danke verpflichtet. . 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


1. Stereoskop. med. Atlas, herausgeg. von. Prof. Dr. A. Neisser in 
Breslau. 33. Lieferung. Ophthalmologie, 2. Folge, red. von Prof. Dr. W. Uht- 
hoff in Breslau. Enthält eine Reihe bemerkenswerther Abbildungen mit kurzer 
Krankheitsbeschreibung: Basedow, mit doppelseitiger Hornhaut-Verschwärung; 
Schleim-Bruch der linken Stirn-Höhle; Tuberkulose der Bindehaut, ne 
bei Lepra; Hutchinson’sche Zähne. 

10 


— 146 — 


2. Lehmann’s med. Hand-Atlanten VII. Atlas und Grundriss der 
Ophtbalmoskopie und ophthalmoskopischen Diagnostik mit 149 farbigen und 
7 schwarzen Abbildungen von Prof. Dr. O. Haab in Zürich. Dritte, stark 
vermehrte Auflage. München, 1900. J. EF. Lehmann. | 

Die Bequemlichkeit, Vollständigkeit, Gründlichkeit haben diesem Werk 
rasch eine grosse Beliebtheit bei Studirenden und Aerzten verschafft, wobei der 
billige Preis (10 Mark) wesentlich mitgeholfen. So ist nach 3 Jahren schon 
wieder eine neue Auflage ermöglicht worden. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Nederlandsche oogheelkundige Bijdragen (Haarlem bei Kleynenberg;). 


8. Aflevering 1899. 


van der Plaats: Eene naturkundige (physikalische) verklaring van 
de schaduwproef (Schattenprobe). 

Nicolai: De z. g. Schaduwproef. Kritik der Berichten van der Plaats. 

XV. Vergadering van het Nederl. oogheelk. Gezelschap am 7. Mai 
in Amsterdam. 

Rede Dr. Westhoff’s auf das 25jährige Bestehen der „Inrichtung voor 
ooglijders in de Spinozastraat“ in Amsterdam unter Leitung Prof. Gunning’s: 
„Welnu mijne heeren, laten wij ook dit in onsen jubilaris loven, dat wij hem 
ook daarvoor onze hulde brengen, dat hij de oogarts in ons vaderland is, de 
het meest gedaan heeft voor het lot (Loos) der blinden.“ 

Dr. v. d. Brugh: Twee stellingen (Thesen) mit de theorie van 
Reddingius. 

Folgende zwei Thesen der Strabismus-Theorie von Reddingius unterzieht 
Vortr. einer Kritik: 1. Die Motilität des Convergenzvermögens ist grösser als 
die des Divergenzvermögens; 2. Convergenz und Divergenz werden gleichmässig 
innervirt. Die erste These hält er für richtig bei geringer, für unrichtig bei 
starker Convergenz; die zweite stehe im Widerspruche mit anatomischen That- 
sachen. Vortr. stellt selbst folgende Grundthese auf: Wir besitzen ein Centrum 
für Convergenz und eines für Divergenz, ersteres kann den Rectis int. starke 
Innervationsreize, letzteres den Abducentes nur schwach abgeben. In der Dis- 
cussion bestreitet Nicolai das von Reddingius und vom Vortr. angenommene 
Bestehen eines Centrums für Divergenz. Prof. Straub weiss zwar auch nichts 
von activer Divergenz, er schliesst aber aus physiologischen und neurologischen 
Gründen auf ein Divergenzcentrum. Das von ihm als Divergenzparalyse be- 
schriebene Krankheitsbild, das sich dadurch von doppelseitiger Abducens-Paralyse 
unterscheidet, dass beim Sehen nach links und rechts die Doppelbilder sich 
einander nähern, kann möglicher Weise auch auf. Convergenzkrampf beruhen, 
der bei Hysterie oft vorkommt. Beweis für das Bestehen eines Divergenz- 
centrums hat er nicht. 

Dr. Reddingius: Antwoord op de voordracht van Dr. v. d. Brugh. 

` Die Theorie vom Vortr.. findet sich ‚aus einander gesetzt in: „Over het-wezen 
van scheelzien en de indicatie van operatief ingrijpen“ (Storkum en Zoon’s. 
Gravenhäge 1899) und m. sensu-motorische Sehwerkzeug“ (Engelmann. Leip- 
zig 1898). ` ; 
- "Dr. Westhoff: Eon deini van. aangeboren dubbelzijdige lens- 
luxatie, nach innen unten in den Glaskörperraum. Durch starkes Neigen des 


_— 1471 — 


Kopfes nach vorn und links bringt der Knabe den Linsenrand vor die Pupille 
des sehkräftigeren linken Auges und kann dann mühsam lesen. 

- Derselbe demonstrirt einen Fall von Distichiasis congenita here- 
ditaria, und spricht über die häufige Verwechslung von Trichiasis und Di-- 
stichiasis. Bei einem Sjährigen Mädchen entspringen seit der Geburt an dem 
scharfen Innenrande der Augenlider-, bezw. an dem Unterlide theilweise etwas 
davon entfernt, eine Anzahl ziemlich langer, normaler Wimpern. Keinerlei Ent- 
zündung, Trachom, Blepharitis; nur Reiz der Conjunctiva und Lichtscheu durch 
die Haare. Die Mutter, ein jüngeres Brüderchen, Bruder der Mutter, Bruder 
und Schwester der Grossmutter sollen dieselbe Anomalie haben, bezw. gehabt 
haben. Typische angeborene Distichiasis ist äusserst selten (s. dieses Central- 
blatt. 1899. April. Koller); erworbene echte Distichiasis, d. h. Doppelreihe 
von Cilien an Aussenrand und Innenrand des Lides, kommt vielleicht nie vor. 

Dr. Schoute: 13 mm lange Skleralruptur, geheilt durch Conjunctivalnaht 
„en bourse“ nach Kuhnt. 

Muntendam: Een geval van Chinine' blindheid. 

Am 29. Januar 1899 nimmt ein 42jähriger Mann ca. 3 g Chinin auf ein- 
mal Abends 8 Uhr. 3 Uhr Nachts ganz taub und blind, Collaps, Erbrechen, 
Diarrhoe. Am folgenden Tage besserte sich der Allgemeinzustand und die Taub- 
heit schwand.. Am 3. Februar Oedem der Netzhaut, Sehnerv nicht blass, 
Gefässe nicht deutlich verengt, Pupillen ad maximum erweitert, absolute Blind- 
heit. Im Urin wird Chinin nachgewiesen; 12. Februar erste geringe Pupillen- 
reaction; 20. Februar Oedema retinae verschwunden. Papillen sehr blass; 24. Februar 
erste geringe Lichtempfindung. Langsame Besserung; 7. Mai S. bds. 1/,—?/,, 
Gesichtsfeld besonders unten eingeengt, Farben werden central erkannt, nur für 
Blau ein kleines Gesichtsfeld von 5°. Seit April störende subjective Farben- 
empfindungen, erst Sehen von rothen Flammen, bald darauf Grünsehen auch bei 
geschlossenem Auge. Sehnerven weiss, Arterien sehr dünn. Nach Analogie der 
sonst beobachteten Fälle darf man weitere Besserung erwarten. 

Nach Ward A. Holden (Transact. of Americ. Ophthal. soc. 1898 und 
Ophth. Record 1898 p. 392 u. 464) ist die Ursache der Chinin-Blindheit primäre 
Schädigung der Ganglienzellen der Retina und aufsteigende Sehnerv-Entartung 
Lans macht in der Discussion darauf aufmerksam, dass bei Chinin-Intoxication 
zuerst der Geruchsinn leidet. 

Blok: Over neutrale murias cocaine (Coc. muriaticum) en sulf. 
atropine. 

Vortr. macht darauf aufmerksam, dass zuweilen Cocain- und Atropin-Lösungen 
heftig reizen in Folge ihres Gehaltes an freier Säure. Zufügung von etwas Natr. 
carb. hebt die reizende Wirkung auf. Man soll entweder neutrales oder basisches 
Cocain und Atropin verschreiben, indess ist basisches Cocain schlecht. löslich. 
Aus Versuchen, die er und v. d. Brugh anstellten, ergiebt sich, dass die 
Empfindlichkeit der Conjunctiva für Auflösungen von Salz- und Schwefelsäure 
individuell sehr verschieden ist. Vielleicht ist die von Prof. Koster beschriebene 
Cocainconjunctivitis ebenfalls eine Aetzungsconjunctivitis durch Säuren. 

Prof. Snellen berichtet über Befunde von Demodex bei Blepharitis. 

Dr. Lans: Over opticus-facialis- reflex met darbij voorkomende 
refractaire-phase. 

Bei seinen Studien über Pupillometrie (Ned. oogh. Bijdr. Afevering 7, refefirt 
in diesem Centralbl. 1899, September) missglückte die .photographische Aufnahme 
der Pupille mit Magnesiumblitzlicht häufig deshalb, weil statt eimes offenen "das 
geschlossene Auge photographirt wurde. Zufällig ergab sich, dass, wenn kurz 

10 


— 148 — 


vor der Aufnahme ein unwillkü:.icher Lidschlag stattgefunden hatte, die Chancen 
des Glückens der Aufnahme grösser waren. Unter Mitwirkung von Prof. Zwaar- 
demaken wurde eine experimentelle Untersuchung angestellt. Als optischer 
Reiz dienten zwei elektrische Funken, die in willkürlichen Pausen der rechte 
dem rechten, der linke dem linken Auge sichtbar gemacht werden konnten, 
Beim Menschen erfolgt dann das Knippen stets mit beiden Augen gleichzeitig 
und gleichkräftig. Die Knippbewegung wurde nach der Methode von Exner- 
Mayhew (Pflüger’s Archiv. 1874; Journ. of experience med. Vol. II. 1897) 
auf einer Drehtrommel registrirt. Sprang der Funke erst rechts, dann links 
mit Zwischenzeit von 1 Secunde über, dann erfolgten zwei Reflexe; betrug die 
Pause aber nur 0,5 Secunde, dann blieb der zweite Reflex aus, trotzdem das 
Auge wieder offen war. Unmittelbar nach dem Passiren des Reflexreizes besteht 
also eine refractäre Phase, die ihre Ursache im cerebralen Theile des Reflex- 
bogens haben muss, und zwar wahrscheinlich in den Corpora quadrigemina. 
Ihre Dauer ist verschieden, 0,4—1 Secunde, je nach der Adaption des Auges 
für das Funkengeflacker. Liessen die Verff, zur Untersuchung des mechanischen 
Lidschlag-Reflexes durch den vorher zur Funken-Erzeugung benutzten Strom einen 
Luftstrom öffnen, der einen Moment gegen die Cornea blies; so konnte selbst 
die Verkürzung der Zwischenpause auf 0,3 Secunde eine refractäre Phase nicht 
deutlich machen, wohl aber dann, wenn der Reiz durch Erwärmen der Luft 
gemildert wurde. Ein Beweis, dass das Ausbleiben des zweiten Reflexes nicht 
in dem centripetalen Theile des Reflexbogens seinen Grund hat, folgt daraus, 
dass bei abwechselnder Einwirkung eines mechanischen und optischen Reizes 
mit derselben Pause die refractäre Phase ausblieb. Die Periode (Reflexzeit, 
Reflexdauer und refractäre Phase) für den Opticusfacialis-Reflex beträgt 0,5; für 
den Trigeminusfacialis-Reflex 0,3 Secunde. Verf. hält die refractäre Phase für 
eine allgemeine Eigenschaft des Nervensystems, sie erklärt den intermittirenden 
Oharakter des Niesens, Hustens, Schlucksen. 

Boekaankondigingen. 

Hamaker: Over nabeelden. Proefschreft. Utrecht. 1899. 

Vervoert: De pupilreactie bij accomodatie en convergentie. Proefschreft. 
Leiden. 1899. 

Birkhoff: Bijdrage tot de kennis der Erytbropsie. Diss. Leiden. 1899. 

Die Erklärungen von Fuchs, Snellen, Koster werden verworfen (s. Sup- 
plement 1897 dieses Centralbl. S. 575). 

Reddingius: Over het wezen van Scheelzien en de indicatie voor operatief 
ingrijpen. Monografie. 

Referaten. 

Koster: Een geval herpes zoster ophth. Weekbl. v. ’t Tijdschr. v. Geneesk. 
1899. Nr. 9. 

Schoute: Abnormale Stand van ’t oog bij excentrische pupil. Ibid. Nr. 10. 

Koster: Over de schadelijke werking van cocaine. Ibid. Nr.15. (S. das 
vorhergehende Referat über den Vortrag von Blok.) 

Westhoff: Hoofdpijnen tengevolge van oogaandoeningen. Med. Week- 
blad. 1899. Mai. 

9. Aflevering 1900. 
Dr. Koch: Skiaskopie. 
16 de Vergadering van het Nederl. oogheelk. Gezelschap. 10 Dez. 1899. 

Prof. Snellen sen.: De operatien van G. J. van Wij, van H. Küchler 
en van Wenzel. 

Vortr. demonstrirt den Cataract-Schnepper von van Wij, der das Kennzeichen 


— 149 — 


seiner Zeit trägt, in der die Operateure darauf ausgingen, ihre Kunstgriffe ge- 
heim zu halten. Küchler’s Operation („Küchler’s Quer-Extraction des grauen 
Stars der Erwachsenen. 1868“) ist für Cataract zu verwerfen, aber mit Vortheil 
bei Staphylom der Cornea zu gebrauchen. Küchler machte mit einem Beer’- 
schen Messer einen horizontalen Schnitt quer durch die Cornea, öffnete die Kapsel 
und brachte die Linse durch leichten Druck nach aussen. Die Wenzel’sche 
Methode ist heut zu Tage bei Cataraci, die complicirt ist mit Atresia iridis oder 
aufgehobener vorderer Kammer, noch mit Vortheil zu gebrauchen. In solchen 
Fällen muss mit dem Hornhautschnitte eine Iridotomie verbunden werden. Vortr. 
operirte kürzlich ein Glaucom mit Linsentrübung ohne vordere Augenkammer, 
bei dem bereits eine Iridertomie gemacht worden war. Er machte einen Schnitt 
wie bei seniler Cataract, als ob keine Linse und Iris vorbanden war, durch 
beide hindurch. S. hob sich von Handbewegung in !/, m auf */,, und Fähig- 
keit zu lesen. 

Schoute: Bijdrage tot de kennis der leeren 

Die Rollbewegungen, welche die Augen ausführen bei seitlicher Neigung 
des Kopfes, nennt man compensirende, weil die Augen zurückbleiben. Die Be- 
zeichnung als parallele ist nur berechtigt, wenn die Rollung der Augen in der- 
selben Richtung stets gleich gross ist. Dass dies in der That der Fall ist, be- 
wies Vortr., indem er den Mulder’schen Apparat (Ned. oogh. Bijdrage. 1897, 
IV; referirt in diesem Centralbl. Supplement 1897, S. 575) für gleichzeitige 
Untersuchung der Rollbewegung beider Augen einrichtete. Das Maximum der 
Rollbewegung ist ungefähr bei einer Neigung des Kopfes von 60° erreicht. 

Waller Zeeper: Over de aandoening van huid en van oogen bij 
personen, die hyacinthenbollen verwerken. . 

In den weltberühmten Hyacynthen-Züchtereien von Haarlem kommt in den 
Monaten August, September, October häufig Reizung der Haut und Augen 
(Erythem, Jucken, Conjunctivitis) vor. Auf Veranlassung Snellen’s stellte Vortr. 
eine genaue Untersuchung an. Er fand in dem Staube der Hyacinthenzwiebeln 
zahllose lebende Milben und Larven und ausserdem Krystalle von Calciumoxalat 
in Nadel-Form, sog. Raphiden, welch letztere auch massenhaft im Gewebe der 
Zwiebeln vorkommen. Ob die Milben oder die Krystalle die Reizungserschei- 
nungen verursachen, konnte Vortr. nicht entscheiden. 

Plantenga: Een geval van recidiveerende oculomotoriusver- 
lamming. 

Ein 23jähriger Herr erlitt im Alter von 3 Jahren Commotio cerebri durch 
Fall, die ohne Folgen heilte. Im Alter von 10 Jahren heftiger Anfall von 
Kopfschmerzen, Brechen, leichte Ptosis und Dilatation der Pupille. In der 
Folgezeit viel Kopfweh. Zweiter Anfall 1894 im Alter von 21 Jahren; Kopf- 
weh, Brechen, Fieber, 3 Tage später Ptosis, die 2 Monate andauerte. Sep- 
tember 1896 dritter Anfall nach grosser Anstrengung, verlief wie der zweite, 
nur dauerte die Ptosis diesmal 5 Wochen, ausserdem Schielen des rechten Auges 
nach aussen und unten; Pupille weit und reactionslos. - Januar 1897 erste 
Untersuchung durch den Vortr. Patient gesund, frei von Tuberculose, Tabes, 
Malaria, Lues u.s.w. Conjunctiva des rechten Bulbus anästhetisch, ebenso 
Pharynx; Geruch, Gehör gut, ebenso übrige Sensibilität und Reflexe. 

Augenbefund: Convergenzschwäche, Pupille erweitert, reagirt nur con- 
sensuell, Accommodationslähmung. S. bds. 5/,. Keine Gesichtsfeldbeschränkung. 
December 1897 vierter Anfall, der nur leicht war. April 1898. fünfter Anfall 
nach mehrwöchigem anstrengenden Studium: Fieber, kalte Schauern, heftige 
Schmerzen über dem rechten Auge, Brechen, Ptosis, Strabismus divergens, 


— 150 — 


maximale Dilatation der Pupile. Herpes labialis an der rechten Ohrmuschel. 
Nach einigen Tagen Ptosis und Strabismus verschwunden. Vortr. theilt die 
Literatur über die ca. 40 veröffentlichten Fälle mit und bespricht den Zusammen- 
hang mit Migräne, besonders die Charcot’sche Auffassung des Leidens als 
ophthalmoplegische Migräne, die verschiedenen Theorieen über die Ursache 
(functionelle oder organische Störungen, Auto-Intoxication?) und die Behandlung. 

Struijcken: Oogzickten in verband met neusaandoeningen. 

Der Augenarzt muss nicht nur die häufigen Nasen- und Rachenkrankheiten 
diagnosticiren, sondern auch behandeln können. Vortr. betont das häufige Vor- 
kommen von adenviden Vegetationen bei Conj. et Keratitis phlyct, von Hyper- 
trophie der Nasenmuscheln und polypösen Schwellungen bei Conj. chron. et foll., 
ferner von Asthenopie und Epiphora bei Nasenaffectionen. Wenn das Empyem 
des Sinus nicht veraltet ist, führt radicale Behandlung stets zur Widerherstellung 
der Augenfunctionen. 

Kessler: Over het voorkomen van Trachom te Samarang (Java). 

Statistisches und Vorschläge. 

Derselbe: Conjunctivitis van animalen oorsprong. 

Vortr. behandelte in Indien einen Collegen, dessen linkes Auge eine grosse 
Anzahl isolirter Granulationen der oberen Umschlagsfalte, Papillarschwellung und 
mucösen Katarrh hatte, Anfangs an vermeintlichem Trachoma. Einige Tage später 
Anschwellung der präauricularen, der submaxillaren und Halsdrüsen der linken 
Seite. Die präauriculare Lymhdrüse abscedirte. Bald darauf Oedema pharyngis 
et glottidis mit heftiger Athemnoth. Es bestand Anorexie und mässiges Fieber 
während des Krankheitsverlaufes. Die cauterisirten Granulationen gingen in 
- schlecht heilende Geschwüre über. Nach 8 Tagen war die ganze Conjunctiva 
palp. sup. et inf. mit hahnenkammförmigen Wucherungen besetzt bei starker 
Absonderung. Cornea blieb klar. Behandlung mit 2°/, Arg.-Lösung, die in 
3 Monaten zur völligen Genesung führte Es stellte sich als das Wahrschein- 
lichste heraus, dass der College sich an dem Nasensecret seines an gutartigem 
Rotz leidenden Pferdes inficirt hatte. Es handelt sich also um einen Fall von 
Conjunctivitis infectiosa thierischen Ursprungs, .wie Parinaud sie 1889 be- 
schrieben hat. Bacteriologische Untersuchung wurde nicht gemacht. 

Hazewinkel: Tumor van het bovenooglid. 

64 jähriger Mann mit papillärer, blumenkohlartiger Wucherung am Öberlide, 
seit 5 Wochen bemerkt. Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigte sich 
eine Wucherung des Stromas der Papillen mit deutlich ae Epithel- 
balken und -Perlen. 

H. Snellen jun.: Jets (etwas) over Bandkeratitis. 

Vortr. hat in 2 Fällen primärer (uncomplicirter) Bandkeratitis mit gutem 
Erfolge die dünne Kalkschicht abgeschabt. Nach Entkalkung der abgeschabten 
Schicht und Färbung mit Hämatoxylin fand er Kolkenhäufchen. Er hält das 
Eindringen der Bacterien in die Cornea für primär, Verkalkung für secundär. 

Demonstrationen.- | | | 

Boekaankondigingen. 

Referaten.  ® > 4 eo; 2 

Schoute: Het schijnbare accomodeeren der aphakische Langoogen. Ned. 
Tijdschrift v. Gen. 1899. Nr, 22. 1. Reeks. 

. -. Koster: De Verhonding v. d. musce. tars. sup. Mülleri bij ptos conj, 
Ibid. 1899. Nr. 9. 2. Reeks. 

Straub, Behandeling der gordel(gürtol vlekken op de cornea. Ibid... 1899. 

Nr. 12. 2. Reeks. 


151 — 


Koster: Een Methode tot operat. der ptosis. Ibid. 1899. Nr. 18. 2. Reeks. 

Straub: De indicatie voor onderhuidsche inspuitingen met sublimat. Ibid. 
1899. Nr. 26. 2. Reeks. 

Westhoff: Over Protargol in de oogheelkunde. Med. Weekblad. 1899. 
Nr. 38. Hillemanns (Duisburg). 


2) Medicinische Gesellschaft in Giessen. 


Sitzung am 14. November 1899. 


Römer: Experimentelle Untersuchungen über Infectionen vom 
Conjunctivalsack aus. 


Versuche wit Milzbrand, Mäuse-Septikämie, Hühner-Cholera und Fränkel- 
Weichselbaum’schen Diplokokken ergaben, dass bei erhaltenen, unversehrten 
Thränenwegen vom Auge aus Infectionen erzeugt werden können auch bei un- 
verletzter Conjunctivalschleimhaut; hingegen ergaben Versuche an Thieren, denen 
dıe Thränenwege verödet waren, dass Jie intacte Conjunetiva für pathogene 
Organismen undurchlässig sei. 


3) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. 


Sitzung am 7. December 1899. 


Schmidt-Rimpler stellt einen Fall von totaler, doppelseitiger 
Ophthalmoplegia externa vor. Nur eine leichte Rotation im Sinne des 
Obliquus sup. ist ausführbar. Accommodation und Pupillenreaction sind intact. 
Interessant ist, dass nur diejenigen Punkte im Raum richtig localisirt werden 
(bewiesen durch schnelles Hinstossen mit dem Finger), welche in der Blicklinie 
jedes der beiden Augen liegen. . _ C. Hamburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge, 


1) Das Sarcom des Auges, von Dr. R. Putiata Kerschbaumer in St. 

Petersburg. (Wiesbaden, 1900, Verlag von J. F. Bergmann.) 

Eine Monographie über das Sarcom des Auges, über das unsre Anschau- 
ungen in den 18 Jahren seit dem Erscheinen der bekannten Monographie von 
Fuchs sich vielfach erweitert und in manchen Punkten geändert haben. Als 
Grundlage für die Arbeit dienen 67 selbst anatomisch untersuchte Augäpfel 
mit Sarcom, die zum grössten Theil der Sammlung von Prof. Sattler ent- 
stammen, welcher auch dem Buche ein Vorwort mit aut den Weg giebt. 

Der erste Theil behandelt die Anatomie und Histologie der Geschwulst: 
der histologische Bau. ist complicirt; das Sarcom besteht aus dinem. ausschliess- 
lich aus Gefässen oder gefässfükrenden Gewebsspalten. gebildeten Stroma und 
dem Zell-Parenchym. Die mannigfaltige Gestaltung. des ersteren. bedingen das 
in dem verschiedenen Fällen so ungleichmässige histologische Bild. der Geschwulst. 

Im.ersten Capitel finden wir das Sarcom eingetheilt nach der. Form: a) das 
Angiosarcom, dessen. Charakteristikum in einer vorausgehenden (!) Erkrankung 
der Gefässe der Aderhaut, in der Bildung von Zellmänteln im Anschluss an die- 
selben und: in mehr oder weniger ausgeprägten degenerativen Vorgängen be- 
stehen. b) das Melanosarcom. Verf. unterscheidet streng zwei vollkommen von 
einander verschiedene Formen von pigmentirten. Sarcomen, einmal das- eigent- 


— 152 — 


liche Melanosarcom, das seine Entstehung von den pigmentirten Stromazellen 
herleitet, und c) das Leucosarcom mit secundärer, hämatogener Pigmentirung. 
d) das minder bösartige Spindelzellen-Sarcom, das sich aus der Schicht der 
grossen Gefässe entwickelt und e) Combinations-Geschwülste. Im zweiten Capitel 
werden sie eingetheilt nach dem Sitz: a) das diffuse oder Flächen-Sarcom, das 
sehr bösartig ist wegen der grossen Neigung zu extrabulbären Ausbreitung und 
Metastasenbildung. Die entzündlichen Veränderungen, die hier gewöhnlich zu 
einer Verlötung von Retina und Chorioidea führen, sollen der Bildung des Neo- 
plasmas vorausgehen und nicht die Folge sein (t). b) das circumscripte 
Sarcom, von dem wieder unterschieden werden: 1. das epibulbäre Sarcom, das 
sich entweder im Anschluss an die conjunctivalen und episcleralen Gefässe ent- 
wickelt, — die ersten Anfänge sind als Wucherungen der Adventitia-Zellen zu 
beobachten, — oder das als Melanosarcom aus einem Naevus pigmentosus her- 
vorgeht. 2. das seltene Iris-Sarcom, 3. das frühe von Glaucom begleitete Sarcom 
des Ciliarkörpers und endlich 4. das Aderbaut-Sarcom. Die extrabulbäre Verbrei- 
tung geschieht am häufigsten auf dem Wege der Lymphspalten um die Gefässe 
oder der Gefässe selbst. 

Im dritten Capitel folgen die Erkrankungen des Auges, die im causalen 
Zusammenhange mit der sarcomatösen Erkrankung stehen. 1. die Erkrankungen, 
die der Geschwulst vorausgehen und möglicher Weise eine Ursache oder wenig- 
stens Veranlassung für ihre Entwicklung abgeben und 2. consecutive Verände- 
rungen. Von ersteren werden angeführt a) Verletzungen; für einen causalen 
Zusammenhang soll das relativ häufige Vorkommen von Sarcom in phthisischen 
Augäpfeln sprechen, auf das besonders von Leber und Krahnsstöver hinge- 
wiesen ist. b) Entzündungen und c) Gefäss-Erkrankungen, die im abgelaufenen 
Stadium oft schon in den ersten Anfängen der Geschwulstbildung gefunden 
sind. Die consecutiven Veränderungen sind einmal entzündliche, meist als Folge 
von regressiven Processen in der Geschwulst,. ferner glaucomatöse. 

Den grössten Theil des Buches nimmt der dritte Theil ein, die Beschrei- 
bung der 67 Fälle. Es sind 13 Melanosarcome, also 59,70°/, (Fuchs be- 
rechnete 88°/,), davon 2 epibulbäre, 3 Ciliarkörper- und 8 Aderhaut-Sarcome; 
27 Leucosarcome mit hämatogener Pigmentirung, davon 5 diffuse, 2 epibulbäre, 
2 Iris-, 3 Ciliarkörper- und 15 Aderhaut-Sarcome; 27 reine Aderhaut-Sarcome. 
Das Haupterkrankungsalter fällt, wie bei Fuchs, zwischen das 30. und 60. Jahr. 
In 23 Fällen wurde Durchwucherung der Bulbuskapsel beobachtet und zwar bei 
den 7 diffusen Sarcomen 6 Mal, bei den 8 Ciliarkörper-Sarcomen 5 Mal, bei 
den 2 Iris-Sarcomen 2 Mal und bei den 41 Chorioideal-Sarcomen 10 Mal. 
12 Todesfälle an Metastasen sind notirt; es waren 1 diffuses Sarcom, 2 epi- 
bulbäre Sarcome, 3 Melanosarcome und 6 Leucosarcome der Aderhaut. Die 
Metastasen fanden sich 3 Mal im Gehirn, 3 Mal im Gehirn und Leber, 1 Mal 
in der Leber allein und 5 Mal in Lungen und Leber. 

Im dritten Theil wird das klinische Verhalten behandelt, wobei auf die 

Differentialdiagone besonderer Werth gelegt wird. Aus dem Capitel der The- 
rapie sei resumirt: eine Exstirpation des Tumors mit Schonung des Augapfels 
ist immer zu verwerfen. So frühe wie möglich ist die Enucleation zu machen, 
bei extrabulbären Knoten und bei Local-Recidiven die Exenteration. Selbst bei 
vorhandener Metastasenbildung ist unter Umständen symptomatisch ein operatives 
Verfahren gerechtfertigt. 

Schöne Abbildungen auf 10 Tafeln erläutern die Beschreibungen der mikro- 
skopischen Präparate. 

Wenn auch das Buch nichts wesentlich Neues bringt, so begrüssen wir 


— 153 — 


doch in ihm ein Werk, das, auf eigenen Beobachtungen gegründet, eine gründ- 
liche Verarbeitung der gewaltigen Sarcom-Literatur enthält und den Leser mit 
dom heutigen Stand der Lehre vom Sarcam des Auges bekannt macht. 

Fehr. 


2). Die thierischen SBchmarotzer des Auges, von Dr. med. et philos. 
A. Kraemer in Zürich. (Graefe-Saemisch: Handbuch der gesammten 
Augenheilkunde. 2. Auflage.) 

Die Krankheitsbilder, die durch Ekto- und Endoparasiten am Aige hervor- 
gerufen werden, ihre Entstebung und Behandlung, hat Verf. in dem grossen 
Sammelwerke übersichtlich und kurz mit kurzen geschichtlichen Einleitungen 
zusammengestellt. 

Von den durch Ektoparasiten hervorgerufenen Leiden ist am häufigsten die 
Phthiriasis der Cilien und Supercilien. Die Diagnose ist bei Zuhülfenahme der 
Lupe leicht zu stellen. Als beste Behandlung empfiehlt Verf., die einzelnen 
Thiere unter der Lupe zu entfernen, dann den Lidrand mit sehr verdünnter 
Essigsäure-Lösung zu reinigen, endlich mit der entsprechenden Vorsicht mit 
Sublimatlösung 1:1000 zu desinficiren. 

Verf. hält die Krankheit für häufiger, als man früher annahm; doch bringt 
er als zahlenmässige Angabe nur die Hirschberg’s, der bei einem Material 
von über 40 000 Patienten nur 4 Fälle gesehen hatte.! 

Eine Reihe von äusseren Augen-Erkrankungen kann durch das Eindringen 
von Insekten oder deren Larven oder durch Berührung mit deren Sekreten und 
Exkreten beaingt werden. Sie geben meist kein typisches Bild. Hervorgehoben 
sei die Raehlmann’sche Beobachtung der Blepharitis acarica, verursacht durch 
die Anwesenheit des Demodex folliculorum an den Cilienbälgen. 

Tbierische Schmarotzer, die in das Auge eindringen können, sind nur in geringer 
Zahl bekannt, es sind der Cysticercus cellulosae, der Echinococcus, die Fadenwürmer. 

Der Echinococcus, die cystoide Finne der Taenia echinococcus, ist selten 
innerhalb der Weichtheile der menschlichen Orbita beobachtet worden, noch 
niemals mit Sicherheit im Bulbus-Innern. Die Diagnose der Ech.-Tumoren ist 
schwierig gegenüber Tumoren der Orbita, einfacher sobald Fluctuation eintritt. 
Von einer Probepunction ist, wenn die Möglichheit einer Encephalocele besteht, 
natürlich abzusehen. Die Therapie besteht in möglichst vollständiger Entfernung 
des Entozoon; viel Gewicht ist auf Prophylaxe zu legen. 

Ferner liegen uns die Fadenwürmer, Filariae, deren Heimath die West- 
küste Afrikas ist. Die Filaria wird am häufigsten unter der Bindehaut be- 
obachtet, ist möglichst operativ zu entfernen. 

Bei den Angaben von Fadenwürmern in der Linse und im Glaskörper 
handelt es sich meist um ungenaue Beobachtungen. Ein Fall Kuhnt’s, der 
einen kleinen Faden-Wurm im Glaskörper genau beobachtete und extrahirte, 
ist ausführlich mitgetheilt. 

Das Vorkommen des Cysticercus cellulosae im Augen-Innern ist seiner 
Wichtigkeit entsprechend eingehend besprochen. Die Häufigkeit der Erkrankung 
ist naturgemäss abhängig von der geographischen Verbreitung der Taenia 
solium. Das seltene und doch gut gekannte Krankheitsbild, Diagnose und 
Therapie des Leidens sind in erschöpfender Weise, zum Theil mit Beigabe 
guter Abbildungen, mitgetheilt. Bekannt sind die segensreichen Erfolge, welche 
die Prophylaxe in Gestalt der strengen Fleischbeschau hier gehabt hat. 


! Seit Jahren habe ich keinen mehr gesehen. H. 


— 154 — 


Hirschberg, der nach des Verf.’s Ausspruch neben A. v. Graefe wohl am 
meisten zum Aufbau unserer Kenntnisse über Cysticerken im Auge beigetragen 
hat, beubachtete in Berlin bis 1885 durchschnittlich einen Fall auf 1000 Augen- 
kranke, während er in den letzten Jahren dort keinen frischen Fall sah, so 
dass hier „durch zweckmässige Maassregeln diese wichtige Krankheit fast voll- 
ständig beseitigt zu sein scheint“. Spiro. 

3) Gesundheitspflege des Auges, von Dr. A. E. Fick in Zürich. (Graefe- 

Saemisch: Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. Auflage.) 

Schutz des Auges gegen die Folgen zu starker Belichtung, übermässiger 
Nahe-Arbeit, Verhütung der Beschädigung durch Gifte und der Ansteckung durch 
Spaltpilze fasst Verf. in der „Gesundheitspflege des Auges‘ zusammen. 

Zu starke Belichtung verursacht Blendung des Auges. Aeussere Schädi- 
gung bewirkt sie in Form der Schneeblindheit, als heftige Reizung des vorderen 
Augenabschnittes bis zur Hornhaut-Entzüändung und lIridocyclitis. Wie das 
durch Schnee reflectirte Sonnenlicht, kann elektrisches Licht und der Blitz 
solche Erscheinungen hervorrufen und zwar als Wirkung der ultravioletten 
Strahlen. Was die Schneeblindheit anlangt, wird ihr ausschliessliches Vor- 
kommen im Hochgebirge und im hohen Norden damit erklärt, dass die ver- 
dünnte und sehr kalte Luft zu wenig ultraviolette Strahlen zurückhält. 

Eine weitere Blendungserscheinung ist Nachtblindheit ohne Augenspiegel- 
befund. Hierbei ist schlechter Ernährungszustand die Voraussetzung, da die 
Fähigkeit der Wiederberstellung des verbrauchten Sehpurpurs dabei leidet. 
Gute Ernährung und Vermeiden grellen Lichtes bringen Schutz und Heilung. 
Ernstere Folgen kann die Einwirkung zu hellen Lichtes herbeiführen, indem 
die sichtbaren Strahlen dauernde Veränderungen, wohl Verbrennung, der Netz- 
haut hervorrufen. 

Gegen die Blendung wirken Schutzgläser, die am besten nur rauchgrau 
gefärbt sind, um das Farbensehen nicht zu stören. Sodann entwickelt Verf. 
die Ansprüche, die an künstliches Licht zu stellen sind. Er rühmt die Vorzüge 
des Gasglühlichtes und der indirecten Beleuchtung durch reflectirtes Licht. 

Den grössten Raum nimmt der schulhygienische Theil der Arbeit ein, der 
vor allem Entstehung und Verhütung der Kurzsichtigkeit behandelt. Verf. 
nimmt in zu weit gehender Weise an, dass jede Kurzsichtigkeit als Krankheit 
zu betrachten ist und das Auge sehr gefährdet; nur Erwachsene mit Myopie 
unter 2D seien ungefährdet. Lem entspricht die Sorgfalt, mit der Verf. alle 
Details, die zur Entstebung der Kurzsichtigkeit in Schule und Haus beitragen, 
sammelt und über die Schädigung durch übermässige Nahearbeit, den Einfluss 
der Convergenz, Accommodation, der Orbitalhyperämie, über die vererbte Anlage 
der Kursichtigkeit zusammenstellt. 

Die Mängel der Schulbänke, Einfluss der Heftlage und Schriftrichtung 
werden besprochen; das Annähern der Kinder an die Schrift ohne schlechte 
Sehschärfe fasst Verf, als Mitbewegung auf. Auf die bekannten Einzelheiten 
des umstrittenen Gebietes einzugehen, erübrigt sich, es sei nur darauf hinge- 
wiesen, dass Verf. einen scharfen Vorstoss gegen das Gymnasium, als die 
„Schlimmste Brutstätte der Kurzsichtigkeit“ führt. Wenn er über die minimalen 
Erfolge des Gymnasiums in den neuen und alten‘ Sprachen wie der Natur- 
wissenschaft klagt, so stehen seinen Erfahrungen die zahlreicher Lehrer der 
Heilkunde gegenüber und nur sehr Wenige werden die behauptete „Erbar mungs- 
losigkeit des Gymnasiums gegen die Gesundheit der Ser aus eigener 
Anschauung bestätigen können. Ä 


— 155 — 


Mehr anschliessen kann man sich dem Verf. bei Besprechung der Schädi- 
dung durch . Gifte, vor allem durch Alkohol, wenn auch hier Verf. einen sehr 
weitgehenden Standpunkt einnimmt. Die Schädigung durch Tabak und ähn- 
liche Mittel, durch Blei, Arsen, Schwefelkohlenstoff, Fleischgift wie ihre Ver- 
hütung sind eingehend mitgetheilt. 

In dem vierten Abschnitte, der von der Ansteckung des Auges selbst 
handelt, sind die Hauptplagen, Blennorrhoea neonatorum und Trachom, eingehend 
gewürdigt. Für das letztere will Verf. den Behandlungszwang (?) möglichst durch- 
geführt wissen und redet Vorschlägen das Wort, wie sie die Führer der 
Trachombewegung in den letzten Jahren thaten, Entsendung augenärztlicher 
Hülfe in die durchseuchten Gebiete, Verbot der Beschäftigung Trachomatöser, 
die dann, dem wirthschaftlichen Schaden zu entgehen, sich in Behandlung be- 
geben müssten. Die Besprechung der directen Infection der Augen mit Tuber- 
culose und Syphilis leitet zur Besprechung der Verhütung der Infection des 
Körpers und der secundären Erkrankung der Augen. Die Schädigung durch 
Allgemeinleiden wie Pocken, Masern -u.-s.-w. wird kurz besprochen. Der 
Artikel schliesst mit einigen interessanten Ausführungen über Augen- 
schädigungen, die aus den üblichen Kurpfuscher-Maassnahmen hervorgehen. 

Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


l. Mittheilungen aus der Augenklinik des Carolinischen Medico-Chirurgischen Instituts 
zu Stockholm. Herausgegeben von Prof. Dr. J. Widmark. 1899. Jena, Gustav 
Fischer. 2. Heft. 

1) Ueber das Holocain und dessen Einwirkung auf das Hornhaut- 
epithel und auf die Heilung perforirender Hornhautschnitte, von 
Albin Dalén. 

Unter den Vorzügen des Holocains rühmt Verf., dass Holocain schon in 

1 0/ Lösung ausgesprochene baktericide Wirkung entfalte, wovon er sich ex- 

perimentell überzeugt habe — An der Hornhaut von Thieren (Kaninchen) 

erzeugt Holocain in 1°/, Lösung schon nach wenigen Minuten Austrocknung, 
bei längerem Gebrauch Ablösung des Epithel. — Zum Schluss wird der 

Einfluss des Holocains und Cocains auf die Heilung perforirender Hornhaut- 

wunden gesprochen. 


2) Ein Fall von Iristumor, von Axel Helleberg. 
Anatomische Untersuchung eines Falles von Iristumor. Verf. erklärt, mit 
einiger Reserve, die Geschwulst für ein Leiomyom. j 


3) Ueber das Vorkommen. von Blindheit in den BAANAIDAYISCHEN 
Ländern und Finnland, von J. Widmark. 

Verf. bespricht ausführlich die Erblindungs- Ursachen in Finnland, Norwegen, 
Schweden und Dänemärk. Ein grosses Contingent an Erblindung — 30,879), 
— stellt das Trachom, jedoch nur in Finnland, während in Dänemark und 
Norwegen die durch Trachom verursachte Blindheit so ausserordentlich selten 
ist, dass der Procentgehalt in der vom Verf.. mitgetheilten Statistik für diese 
Länder null ist; auch für Schweden beträgt er nur 0,83°/,. Zahlreiche Karten, 
um in geographischer Lage die Vertheilung der Trachomherde zu veranschau- 
lichen, sind beigegeben. — In dem 2. Abschnitt „Ueber Jugendblindheit in den 


— 156 — 


nordischen Ländern“ sind die Ursachen der Blindheit wie folgt eingetheilt: 
1. augeborene Blindheit, 2. idiopathische Augenkrankheiten, 3. Verletzungen, 
4. Allgemeinerkrankungen und 5. unbekannte Ursachen. Der Procentsatz der 
angeborenen Blindheit ist für Finnland und Schweden sehr niedrig und geht 
bedeutend unter die Durchschnittsziffer (17,19°/,) herunter, welche Magnus 
für Europa berechnet hat. In Norwegen ist hingegen der Procentsatz dieser 
Art von Erblindung viel grösser: 37,8°j,. Verf. bezieht dies darauf, dass Ehen 
zwischen nahen Verwandten in Norwegen sehr häufig sind (Retinitis pigmentosa!), 
veranlasst durch die physische Beschaffenheit des Landes mit seinen engen Ge- 
birgsthälern, wo die Bevölkerung wenig in Berührung mit andren Menschen 
kommt: so steigen die Ehen Bluts-Verwandter in manchen Sprengeln bis auf 
30°/,. — Den Schluss bildet eine Besprechung der Abnahme der Blindheit im 
Norden während der letzten Jahrzehnte. Verf. führt diese Abnahme auf die 
Vermehrung des Wohlstandes, sowie auf die bessere Ausbildung und zahlreichere 
Niederlassung von Augenärzten zurück. C. Hamburger. 


II. Deutsche medicinische Wochenschrift. 1900. Nr. 9. 1. März. 
1) Ophthalmologische Befunde bei Leprösen, von Dr. E. v. Düring und 
Dr. Trantas, Constantinopel. 

Die Voerff. constatirten unter 25 an Lepra Erkrankten in 10 Fällen chorio- 
retinitische Veränderungen, meist in Flecken von weisser oder auch tiefschwarzer 
Farbe bestehend, in der Nähe der Papille, von Pigment umgeben. Keiner der 
Patienten litt an Syphilis. Fast stets fielen diese Befunde mit anderweitigen 
leprösen Augenerkrankungen, wie sklerocornealen Lepromen, Iritis oder Cyklitis, 
zusammen. — Da die nervöse Form der Lepra (Lähmungserscheinungen an den 
Händen) leicht mit Syringomyelie verwechselt werden kann, so dürfte in zweifel- 
haften Fällen ein positiver ophthalmologischer Befund für die Differentialdiagnose 
nicht unwichtig sein. 


2) Beiträge zur Geschichte und geographischen Pathologie des Aus- 
satzes. Die Bedeutung einiger Nachrichten über den Aussatz in 
Persien, von Dr. Iwan Bloch, Berlin. 

Verf. theilt einige Stellen aus Herodot, Galen u. A. mit, aus denen 
hervorzugehen scheint, dass das Wort „Lepra“ auch den Griechen schon 
-im sehr früher Zeit zur Bezeichnung des wahren Aussatzes gedient hat, und 
viel älter ist als der später gebräuchliche Name „Elephantiasis“; dieser letztere 
sei erst nach dem indischen Feldzuge Alexanders des Grossen nachweisbar. 

C. Hamburger. 





Vermischtes, 
1) Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg 1900. 
Die diesjährige Zusammenkunft findet — mit Rücksicht auf den inter- 


nationalen medicinischen Congress in Paris, welcher vom 2.—9. August tagen wird, 


am 13., 14. und 15. September 
statt. 
Mittwoch, den 12. September. Ausschuss-Sitzung um 6 Uhr im Grand Hôtel. 
Abends Zusammenkunft im Grand Hôtel oder im Stadtgarten. . 
Donnerstag, den 13. September. Erste Sitzung, Morgens 9 Uhr in der 
Aula der Universität. | 


— 157 — 


Nachmittags 2!/, Uhr. Demonstrations-Sitzung in der Universitäts-Augen- 
klinik. 

Abends 6 Uhr. Gemeinschaftliches Mal auf dem Schloss-Hötel. 

Freitag, den 14. September. Morgens 9 Uhr Sitzung in der Aula. 12 Uhr 
Geschäftssitzung. 

Nachmittags 2!/, Uhr. Sitzung: Vorträge und Demonstrationen. 

Samstag, den 15. September. Morgens 9 Uhr Sitzung in der Aula, event. 
Nachmittags. 

Vorträge und Demonstrationen bitte ich Tochitzomg — bis zum 1. August — 
bei mir anzumelden. 

Mainz, Februar 1900. Dr. W. Hess. 


2) Unser geschätzter Mitarbeiter, Prof. Birnbacher in Graz, hat den 
Titel und Charakter eines Ordinarius erhalten. 

3) Dr. Bernheimer ist als ordentl. Professor der Augenheilkunde nach 
Innsbruck berufen, als Nachfolger von Prof. Dimmer, welcher den durch den 
Tod von Prof. Borysikiewicz freigewordenen Lehrstuhl der Augenheilkunde 
in Graz erhalten hat. 

4) Prof. v. Michel ist als Nachfolger von Prof. Schweigger, der aus 
Gesundheits-Rücksichten zurückgetreten, nach Berlin berufen. 

5) Prof. Dr. J. Hirschberg ist zum ordentlichen Honorar-Professor in 
der medicinischen Facultät der Universität zu Berlin ernannt worden. 

6) Prof. Hess ist von Marburg nach Würzburg berufen. 


7) Nachdem meine Bibliothek neu geordnet und den Fachgenossen zur 
Verfügung gestellt ist, empfiehlt es sich, die Sammlung von Sonder-Abzügen 
möglichst zu vervollständigen. Ich ersuche die Herren Verf., durch gefl. Ueber- 
sendung ihrer Sonder-Abzüge mich zu unterstützen. Möglichst vollständige 
Reihen sind erwünscht für die Abtheilung, welche nach den Namen der Verf. 
geordnet ist. Das Bücher-Verzeichniss soll bald gedruckt werden. 

Ferner ersuche ich, für meinen Abriss der Geographie der Augen- 
krankheiten, welcher im XIII. Bande der neuen Auflage von Graefe- 
Saemisch erscheinen soll, mir gefl. Anstalts-Berichte, und zwar möglichst 
vollständige Reihen, zusenden zu wollen. H. 


Bibliographie. 


1) Nahrungsmittel und Ernährung der Gesunden und Kranken, 
von Dr. Felix Hirschfeld. (Berlin, 1900, Verlag von Aug. Hirschwald, 
Berlin.) Bezüglich der Ernährung bei Zuckerkrankheit hält Verf. eine voll- 
kommene Ausschliessung der Kohlehydrate nur im Anfang der Krankheit für 
gerechtfertigt; später genüge es, eine Verminderung bis auf 60—100 g pro die 
vorzunehmen. Es würden dann 100 g Brot = 50 g Kohlehydrate, 20—30 g 
in Form von Gemüsen und der Rest als Milch, Sahne, Mehl (in Saucen) oder 
Cacao u. dergl. zu verabreichen sein. Die Ueberernährung empfiehlt Verf. 
für die sog. schweren Formen, in denen nicht nur die gesammten genossenen 
Kohlehydrate wieder ausgeschieden werden, sondern auch Eiweiss zur Zucker- 
bildung beiträgt. Hingegen sei getrost eine langsame Entfettungs-Kur anzu- 
rathen bei den leichteren Formen. Verf. konnte bei mehreren fettleibigen 
Personen nachweisen, dass die Zuckerausscheidung sich verlor, als zugleich mit 
einer Verminderung der Ernährung stärkere Muskelarbeit geleistet wurde. Die 
specielleren Vorschriften sind im Originale nachzusehen. C. Hamburger. 


— 158 — 


2) Die Missbildungen des Gaumens und ihr Zusammenhang 
mit Nase, Auge und Ohr, von Dr. Fritz Danziger in Beuthen. (Wies- 
baden, 1900. Verlag von J. F. Bergmann.) Ausgehend von der Beobachtung, 
dass bei bochgradiger Asymmetrie des Kopfes und der Gesichtsknochen auch 
Asymmetrien des Orbitaleinganges, der Richtung der Orbita, der Neigung der 
Orbitalwände vorkämen, untersuchte Verf. die Augen zahlreicher Leute mit 
Schädelabnormitäten und fand in einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Fällen 
Anomalien, sei es der Refraction (Astigmatismus) oder auch der Beweglichkeit 
(Schielen). Verf. stellt die Behauptung auf, dass hiermit der Beweis „für die 
Abhängigkeit des Strabismus“ vom Bau des Schädels erbracht sei (8.35). 

C. Hamburger. 

3) Ueber die Exstirpation retrobulbärer Tumoren mit Erhal- 
tung des Augapfels und das klinische Verhalten der Bulbi nach 
der Operation, von Dr. Walter Schlodtmann. (Aus der Festschrift für 
A.v. Hippel. Verlag von Marhold, Halle, 1900.) Auf Grund seiner eigenen 
Erfahrungen und derjenigen andrer Autoren fasst Verf. seine Anschauungen 
etwa folgendermaassen zusammen: In den Fällen, wo es möglich ist, mit Sicher- 
heit das Vorhandensein eines Sehnerven-Tumor festzustellen und da, wo bereits 
völlige Amaurose besteht, ist die Knapp’'sche Methode beizubehalten: Operation - 
von vorn, Exstirpation des Tumor und Resection des Sehnerven, unter Erhal- 
tung des Bulbus. Handelt es sich jedoch um einen sehr tief sitzenden Orbital- 
tumor, zu dem man schlecht heran kann, und ist noch Sehvermögen vorhanden, 
so ist die Orbita seitlich nach Krönlein zu eröffnen, um die Neubildung, wenn 
möglich unter Schonung des Sehnerven, zu entfernen. C. Hamburger. 

4) The eye symptoms of locomotor ataxia. With a clinical 
record of 30 cases, by C. O. Hawthorne. (Brit. med. Journ. 1900, 3. März.) 
Kurze Kranken-Geschichte von 30 Tabes-Fällen, eingetheilt in 3 Hauptgruppen: 
1. Fälle, in welchen die Opticus-Atrophie das primäre oder vorherrschende 
Symptom ist mit 4 Unterabtheilungen: a) Opticus-Atrophie ohne andere Krank- 
heitserscheinungen, b) mit andren Augen-Erscheinungen, die Tabes vermuthen 
lassen, c) mit andren Symptomen, die Rückenmarks-Erkrankungen andeuten, 
d) mit ausgesprochenen Erscheinungen von Rückenmarks-Erkrankungen. 2. Fälle 
mit reflectorischer Pupillenstarre (Argyll-Robertson), a) ohne andre Krank- 
heitserscheinungen, b) mit andren Augenstörungen, die Tabes vermuthen lassen, 
c) mit mehr oder weniger ausgesprochenen Erscheinungen spinaler Erkrankung. 
3. Fälle, bei welchen Augenmuskel-Lähmungen das früheste oder vorherrschende 
Symptom sind, a) ohne sonstige Krankheitserscheinungen, b) und c) u. s. w. wie 
bei 2. — Verf. zieht daraus die Schlussfolgerungen, dass Opticus-Atrophie, 
Augenmuskel-Lähmung oder reflectorische Pupillenstarre als isolirtes Symptom 
von Tabes beträchtliche Zeit, sogar Jahre lang vorhergehen könne; dass zwei 
dieser Symptome zusammen vorhanden Tabes als Grundkrankheit wahrscheinlich 
machen; dass eines dieser drei Symptome mit anderweitigen Tabes-Symptomen 
vorkommen könne, und endlich, dass gelegentlich ein Fall mit anfangs aus- 
schliesslichen. Augen-Symptomen verhältnissmässig rasch andre charakteristische‘' 
Tabes-Symptome bieten könne. Neubnrger. 

5) Ueber das. Westphal-Piltz’sche sog. paradoxe Pupillen- 
phänomen, von Dr. Eugen Antal. (Neurolog. Centralbl. 1900. Nr. 4.) 
Verf. untersuchte 48 Personen — darunter 5 gesunde, 11 Tabiker, der Rest. 
Nervenkranke verschiedenster Art, — auf das von A. Westphal vor einiger- 
Zeit angegebene Pupillenphänomen, welches darin besteht, dass lichtstarre 
Pupillen nach energischem Zusammenkneifen đer Lider beim Oeffnen des Auges. 


— 159 — 

enger sind und sich beim Eindringen des Lichtes erweitern, sowie auf den 
später von Piltz angegebenen „paradoxen“ oder „inversen“ Pupillenreflex, der 
dadurch hervorgerufen wird, dass der Beobachter die Lider des zu Untersuchenden 
mit den Daumen auseinanderzieht und ihn sodann auffordert, sich anzustrengen. 
das Auge zu schliessen und sodann wieder nachzulassen, wobei dasselbe Spiel, 
wie oben erwähnt, beobachtet wird: Anfangs Verengerung, dann, trotz Licht- 
einwirkung, Erweiterung der Pupille. Uebrigens kann Beides auch bei nicht 
lichtstarren Augen vorkommen, und ist, wie Mingazzini hervorhob, schon vor 
12 Jahren von Galassi veröffentlicht worden. Die einzelnen Resultate des 
Verf’s sind im Original nachzusehen. Er fand 1. das Orbicularis-Spannungs- 
Verfahren (Piltz) ist sicherer, als das Orbicularis-Schluss-Verfahren (Westphal). 
2. Das Westphal-Piltz’sche Pupillenphänomen kann sowohl als Prodromal- 
erscheinung bei noch guter Lichtreaction, als auch als Spätsymptom bei auf 
Licht, Accommodation und Convergenz bereits nicht reagirenden Pupillen vor- 
handen seien. Neuhurger. 

6) Largin bei Augenerkrankungen, von Sydney Stephenson. 
(Brit. med. Journ. 1900. 17. März.) Dieses jüngste Silber-Präparat wurde 
vom Verf. seit Monaten vielfach angewendet erst in 3-, später in 5°/, Lösung, 
event. auch noch concentrirter, oder als Pulver, wie bei Phlyetänen. Seine An- 
wendung, selbst in concentrirter Form, ist schmerzlos; kann aber, während 
mehrerer Wochen fortgesetzt, die Conjunctiva färben. Es wirkt gut bei Ble- 
pharo-Conjunctivitis, Dacryocystitis, bei manchen Formen acuter Conjunctivitis 
mit Koch- Week’s Bacillen, wie bei acuter infectiöser Ophthalmie, bei acutem 
und subacutem Trachom, nach Operationen bei chronischem Trachom. Bei 
Blennorrhoe wirkt es nicht so gut wie Protargol und Argentum nitricum, bei‘ 
Diplokokken-Conjunctivitis nicht so wie Zinksulphat. Neuburger. 

7) Ueber einen Fall von doppelseitiger Facialislähmung, von 
Prof. Dr. Jolly, Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 1900. Nr. 11.) Der 
jetzt 44jährige Arbeiter war vor fast 20 Jahren vom Schwungrad einer Maschine 
erfasst und auf einen Kohlenhaufen geschleudert worden. Die hernach ein- 
tretenden Störungen betrafen im Wesentlichen die Sprache und die Augen. Es 
ist beiderseits der Facialis gelähmt, nur die Gaumenäste sind beiderseits frei 
geblieben; die Nerven sind also unterhalb des Ganglion geniculi, jedoch ober- 
halb der Abgangsstelle der Chorda tympani (Geschmacksstörungen) verletzt 
worden, mithin in ihrem Verlaufe durch das Felsenbein; es kann sich nach Verf. 
nur -um eine Querfissur durch die beiden Felsenbeine hindurch gehandelt haben. 
Ferner ist der linke Trigeminus getroffen worden, das linke Auge ist durch 
totales Leukom erblindet, jedenfalls durch Keratitis neuroparalytica, wozu der 
mangelnde Lidschluss wohl auch viel beigetragen. — Es besteht Anästhesie im 
Gebiete des linken 1. und 2. Trigeminus-Astes; der Trigeminus muss an der- 
Schädelbasis getroffen worden sein, durch Blutung oder Zerreissung, wobei haupt- 
sächlich die ersten zwei. Aeste beschädigt wurden. Beim Versuche, die Lider 
zu schliessen, gehen die Oberlider so gut wie gar nicht nach abwärts, die Bulbi 
dagegen werden bis zum vollständigen Verschwinden der Hornhaut unter die 
Oberlider in die Höhe gerollt (Bell’sches Phänomen). Die sonstigen Augen- 
muskeln sind normal. Das rechte Auge ist, abgesehen von kleineren Verletzungen, 
im Wesentlichen gesund geblieben; Nachts müssen beide Augen feucht verbunden 
werden, um Eintrocknung zu vermeiden. Bemerkenswertlhi ist noch der Umstand, 
dass die Verletzung vor Einführung unserer Unfallsgesetzgebung erfolgt war, 
Patient also keine Rente erhalten hat. Trotz des schweren Unfalles ist Patient 
stets arbeitsfähig. geblieben . und hat seinen Unterhalt stets verdient; nur der 


— 160 — 


Augenbeschwerden halber hat er vorübergehend Krankenhäuser aufgesucht; der 
Fall beweist, wie manch ähnlicher, dass die Nothwendigkeit des Arbeitens zum 
Segen des Geschädigten ausschlagen kann, indem sie eine Reihe nachtheiliger 
psychischer Folgen, welche sonst nach Unfällen so häufig auftreten, fernhält. 
| Neuburger. 
8) Tuberculosis of the retina, by A.C.O’Sullivan and J.B.Story, 
Dublin. (Transact. of the Royal Acad. of Med. in Ireland.) Das sehr seltene 
Präparat stammte von einem 21jährigen, gut entwickelten Mädchen, das bisher 
gesund war und vor 3 Monaten über Nacht Verdunkelung des rechten Auges 
bemerkt hatte. Das Auge konnte nur mehr Finger zählen in der nasalen Ge- 
sichtsfeld-Hälfte, und zeigte ophthalmoskopisch intensive Papillitis, aber mit 
glänzend weisser Papille. Die Blutgefässe waren stark erweitert und geschlängelt, 
um die Macular-Gegend kleine weisse Flecke. Erst nach 2 Monaten konnte die 
Diagnose auf 'Tuberculose gestellt werden; Patientin erlaubte die Enucleation. 
Am hinteren Theil der Retina in einiger Entfernung rund um den Sehnerven- 
eintritt lag eine Geschwulst, die ca. 1/4” Durchmesser hatte und t/j” tief war. 
In einiger Entfernung von der Geschwulst war die Retina auf beiden Seiten 
abgelöst durch ein Coogulum von homogenem Aussehen, das -zwischen ibr und 
der Aderhaut lag. Der Tumor bestand unter dem Mikroskop aus typischem, 
tuberculösem Gewebe mit Riesenzellen und stellenweise leichter Verkäsung; er 
war durchzogen von Blutgefässe führendem Bindegewebe; das Gewebe ging 
ohne Unterbrechung über in die inneren Retinaschichten, welche viel mehr Blut- 
gefässe enthielten als gewöhnlich, und in welche zahlreiche kleine Knötchen 
eingestreut waren, die in einem Reticulum lymphoide und endotheliale Zellen 
enthielten und zweifelsohne tuberculösen Charakters waren. Die Pigmentschicht 
der Retina lag der Chorioidea an, und die sog. Ablösung der Retina stellte sich 
unter dem Mikroskop nicht als solche heraus, vielmehr war es eine Trennung 
der Retinaschichten durch die Exsudation; die dazwischen liegende, oben schon 
erwähnte homogene Masse färbte sich wie die Colloid-Substanz der Schilddrüse. 
Der Sehnerv hinter dem Auge war völlig normal. — Während Tuberculose des 
Uvealtractus nicht selten ist, ist eine solche der Retina sehr selten. Tuberculose 
des Opticus mit oder ohne Betheiligung der Retina ist schon einige. Male be- 
schrieben worden. Meist ist das Auge erst secundär von der Krankheit ergriffen; 
im vorliegenden Falle jedoch scheint das Auge der primäre Sitz gewesen zu 
sein. Die Patientin war 18 Monate später im Wesentlichen gesund geblieben. 
‘Verf. führt dann noch kurz die Fälle von Tuberculose des Sehnerven an, die 
von Sattler (v. Graefe’s Arch. XXIV, 3), Cirincione (Michel’s Jahresbericht 
1890), Demours (Traité des Maladies des Yeux 1818, T. 1, p. 75), Cru- 
veilhier (Trait6 d’anat. path. gén. IV, p. 793), Wagenmann (v. Graefe’s 
Arch. XXXIV, 4), Bongartz (Inaug.-Diss., Michel‘ s Jahresbericht 1891) be- 
schrieben wurden. Neuburger. 
9) Die operative Behandlung der hochgradigen Kurzsichtig- 
keit, von Dr. Hübner, Kassel. (Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete 
der Augenheilk. 1899. III. Bd., Heft 3.) Verf. bespricht die Indicationsstel- 
lung und Operationstechnik der Myopie-Operation. Neue Gesichtspunkte werden 
nicht beigebracht. — Bemerkenswerth ist, dass Verf. zur exacten Bestimmung 
des Myopie-Grades Atropinisiren für unerlässlich hält. C. Hamburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 
Verlag von Veır & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzeze & Wırrıc in Leipzig. 


Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. Braıtey in London, Prof. Dr. H.Conn in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. vu Bom-Revmono in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EumeRTt in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GinsberG in Berlin, Prof. Dr. GoLDzIEHER in Budapest, 
Dr. GorDon NoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaonss in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. Kurse in 
Berlin, Dr. LanpaAu in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MicHAELSsEn in Görlitz, Dr. Morr in Berlin, Prof. Dr. J. Mung in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Dr. PERGENS in Brüssel, 
Prof, PescHeL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Reıca in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. ScHhEenkL in Prag, Prof. Dr. 
Scawarz in Leipzig, Dr. Serro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





duni. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilungen. I. Das Gewicht der in geschlossener Kapsel 
extrahirten menschlichen Linse. Von Privatdocent Dr. K. Grunert, I. Assistenz-Arzt. — 
II. Pfeilschuss-Verletzungen des Augapfels. Von Dr. Kurt Steindorft, Volontär-Arzt. 

Neue Bücher. | 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. 1) Die Star-Ausziehung bei Einäugigen, 
von an Mendel, II. Assistenz-Arzt. — 2) Die Blindheit von Dr. A. E. Fick 
in Zürich. | 


Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Arch. f. Ophtbalm. XLIX. 2. — Il. ehender’s 
klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Februar— April. — III. Archiv für Augen- 
heilkunde. Bd. XL. Heft 3. — IV. Die ophthalmologische Klinik. Nr. 1-5. — 
V. Archives d’ophtalmologie. Januar—Februar. — VI. Annales d’oculistique. Januar 
bis Februar. — VII. La Clinique Ophtalmologique. Nr. 1—4. 

Vermischtes. 

Bibliographie. Nr. 1—19. 


[Aus der Universitäts-Augenklinik zu Tübingen.] 


I. Das Gewicht der in geschlossener Kapsel extrahirten 


menschlichen Linse. 
Von Privatdocent Dr. K. Grunert, I. Assistenz-Arzt. 


Während das Gewicht der normalen menschlichen Linse bekannt ist, 
fehlt in der Literatur jede Angabe über das Gewicht der beim lebenden 
Menschen extrahirten pathologisch veränderten Linse. Obwohl es z. B. 
allgemein bekannt ist, dass die Linse bis zur völligen Reife der Cataract 

11 


— 162 — 


sich durch Flüssigkeits-Aufnahme vergrössert und später durch Flüssigkeits- 
abgabe verkleinert, steht doch der zahlenmässige Beweis noch aus, den 
allein ein Vergleich der Gewichtsverhältnisse bei unreifer, reifer und über- 
reifer Cataract liefern könnte. 


Von solchen Ueberlegungen ausgehend, habe ich eine Anzahl von 
Linsen, welche in geschlossener Kapsel extrahirt worden waren, auf einer 
genauen chemischen Waage gewogen. Die Gewichtsbestimmung wurde 
unmittelbar nach der Entbindung der Linse vorgenommen, ohne dass die 
Objecte mit irgend einer Flüssigkeit in Berührung gebracht wurden oder 
durch Verdunstung merklich Wasser verlieren konnten. 


In einer soeben erschienenen Doctor-Dissertation! hat Herr Professor 
Dr. SchLeIicH, dem ich die Anregung zu dieser Arbeit verdanke, die 
49 Extractionen in geschlossener Kapsel, welche seit 1896 in unserer An- 
stalt gemacht worden sind, ausführlich beschreiben lassen. Ich kann mich 
also bei der Wiedergabe der Wägungs-Ergebnisse, welche von 28 dieser 
Fälle vorliegen, unter Hinweis auf obige Arbeit kurz fassen. Folgende 
Tabelle stellt die wichtigsten Daten zusammen: 


Anmerkungen zur Tabelle. 


Unter „Alter“ ist naturgemäss das Alter der Patienten verstanden, in 
welchem die Operation vorgenommen wurde. — Die Angaben über Sehschärfe 
vor der Operation sollen einen Anhaltspunkt für den Reife-Grad der Cataracte 
geben. Da bei der luxirten Linse die Sehschärfe nicht immer von der 
Durchsichtigkeit der Linse abhängig ist, so ist hier eine solche Angabe 
fortgelassen worden (Fg. = Fingerzählen, H. B. = Handbewegungen, L. = 
Liehtschein). — Für die Angabe der Refraction. des operirten Auges wurde 
das spätere Üorrectionsglas in Betracht gezogen, indem von einer Starbrille 
+9 bis + 12 auf emmetropischen Bau des Auges (E) vor der Erkrankung 
geschlossen wurde, unter + 9 auf Myopie (M), über + 12 auf Hyperopie (H). 
— Ferner dürfte noch der Erwähnung werth sein, dass Nr. 2 und 3 Coloboma 
iridis et chorioideae congenit. hatten. Bei Nr. 2 handelt es sich ausserdem 
um Schichtstar, zu dem erst später Altersstar hinzugetreten ist. — Die 
überreife Cataract Nr. 12 hatte die Form der aridosiliquata.. — Die 
Complicationen (Nr. 13 — 21) waren folgende: Bei Nr. 13 handelte es 
sich um Leucoma adhaerens. Die anderen trugen die Anzeichen über- 
standener Uvealerkrankungen, hauptsächlich hintere Synechien. — Die 
Luxation der Linse (Nr. 22—28) war eine nur theilweise bei Nr. 22, 23, 
25 und 28, bei den anderen eine völlige; und zwar hatte die Lageverände- 
rung in den Glaskörper stattgefunden bei Nr. 26, in die Vorderkammer bei 


ı Karı Krayı: Ueber die Extraction des grauen Stars in geschlossener Kapsel. 
Inaug.-Dissert. Tübingen, 1900. Verlag F. Pietzcker. 


163 





pamik 


w y 


O9 09 I 9 A 


wi pad 


12 


13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 


20 
21 


22 
23 
24 


26 
27 
28 





Name 


Br. 
Jr. 
Ha. 


Gö. 
Pö. 
La. 
Schr. 
Ren. 
Be. 
Thö. 
Hai. 


Sp. 


Lt. 


Kr. 
We. 
Bi. 
Frü. 


Fr. 
Weh. 


Ma. 
Bo. 
Kr. 
Hö. 


Ab. 
Schn. 
Str. 








Sehschärfe 
vor der 
Operation 





Gewicht 
der Linse in 
Grammen 


I. Uncomplicirter Altersstar: 


a 


. 
. 
e 
e 
® 


B54554644 





a) unreif: 
79 Fg. !/; m 
59 Fg. 2 m 
60 Fg. °/, m 
| b) reif 
74 HB 
67 HB 
T4 L 
| 18 L 
65 HB 
63 HB 
| 65 L 
Br L 





0,292 
0,249 
0,200 


0,221 
0,149 
0,149 
0,221 
0,264 
0,181 
0,215 
0,317 


c) überreif (geschrumpft) 


m. 


II. 


as a8 5% 


2 5 


| 78 


| 


HB 


0,093 


0,148 
0,280 
0,200 
0,258 
0,245 
0,255 
0,259 


0,266 


Complicirter Altersstar: 

a) unreif: 
50 | Fg. !ım 
58 Fg.1?/, m 
81 Fg. 1!/, m 
56 Fg. 1m 
54 Fg. 1m 
64 Fg. ',m 
58 Fg. im 
b) reif: 

| 58 | HB 

| 5 | HB 


III. Linsenluxation. 


i 


0,195 


a) der durchsichtigen Linse: 


m 
W. 
m 
m 


BRZ 


30 


52 
64 
36 


b) der getrübten Linse: 


65 
60 
711 





0,168 
0,204 
0,164 
0,191 


0,190 
0,157 
0,347 





Refraction 


11* 


; Geschlecht Alter 


Bat 


w 5 x a a a a 


6 0 e Y E m m e a 


E i 


— 164 — 


Nr. 24 und 27. Die Zeitdauer zwischen dem Eintritt der Luxation und 
der Extraction der luxirten Linse betrug bei Nr. 22: 23 Tage, bei Nr. 23: 
4 Wochen, bei Nr. 24: 17 Tage, bei Nr. 25: 2!/, Monate, bei Nr. 26: 
5 Monate, bei Nr. 27: 2 Jahre, bei Nr. 28, einem sehr dementen Greise, 
liess sich die Zeitdauer nicht feststellen. 


Ergebnisse: 


Das Durchschnittsalter der Patienten beträgt 651/, Jahre. Das Durch- 
schnittsgewicht sämmtlicher 28 Linsen beträgt 0,22 g, also bedeutend 
weniger als das bisher bekannte Gewicht der normalen menschlichen Linse, 
welches VIERORDT! auf 0,28 bis 0,29 g angiebt. 

Das niedrigste Gewicht, 0,093 g, hatte eine überreife, stark geschrumpfte 
Linse, das höchste, nämlich 0,347 g, eine luxirte und zugleich cataractöse 
Linse. 

Das Durchschnittsgewicht des uncomplicirten, reifen und unreifen 
Altersstars beträgt nach den vorliegenden 11 Wägungen 0,223 g, das der 
complieirten Stare (9 Wägungen) 0,234 g. Stellt man in diesen beiden 
Gruppen die unreifen Stare den reifen gegenüber, so ergiebt bei der 
uncomplicirten Cataract das Durchschnittsgewicht der unreifen 0,247, das 
der reifen dagegen nur 0,215, bei der complicirten Cataract das der un- 
reifen 0,235, das der reifen 0,230 g. 


Zählt man die Gewichte der uncomplicirten und complicirten Cataracte 
zusammen, so steht das Durchschnittsgewicht der unreifen Cataract (10 Linsen) 
mit 0,239 g dem der reifen (10 Linsen) mit nur 0,218 g gegenüber. Es 
stimmt also dieses Ergebniss mit den klinischen Beobachtungen überein, 
dass bei der Starbildung die Linse unter Flüssigkeits-Aufnahme (Gewichts- 
zunahme) sich trübt, und dann mit Vollendung der Trübung und Ab- 
flachung der Vorderkammer zur Norm unter Flüssigkeitsabgabe eine Ver- 
kleinerung (Gewichtsabnahme) eintritt. 

Auffallend leicht stellen sich die 4 luxirten, durchsichtigen Linsen 
heraus mit einem mittleren Gewicht von nur 0,181 g; sie sind also 1},, Mal 
so leicht, als die normale Linse (0,28—0,29). Es kann also scheinbar die 
ihrer normalen Lage entrückte Linse ohne Beeinträchtigung ihrer Durch- 
sichtigkeit leichter werden. 

Bezüglich der Refraction theilen sich die Augen der gewogenen Linsen 
ein: in 20 emmetropische, 3 myopische und 5 hyperopische. Da sich 
unter den Emmetropen auch die stark geschrumpfte Linse Nr. 12 befindet, 
so stellt sich mit ihr das Durchschnittsgewicht der Linse bei Emmetropie 
dadurch sehr niedrig heraus, nämlich 0,215 g. Wenn man sie aber fort- 


! VIERORDT, Anatom,, physiolog. und physikal. Daten und Tabellen, 2. Auflage, 
1893, S. 106. 


— 165 -— 


lässt, beträgt das Durchschnittsgewicht der übrigen 19 Linsen 0,221 g und. 
steht so in der Mitte zwischen dem Durchschnittsgewicht der myopischen 
Linsen 0,236 g und der hyperopischen Linsen 0,215 g. 

Selbstverständlich ist die Zahl der Wägungen noch zu klein, um 
diesen Ergebnissen eine allgemein-gültige Bedeutung zu verleihen; doch 
erscheinen sie immerhin bemerkenswerth genug, um zur Nachprüfung auf- 
zufordern. 


[Aus Geh. Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt.] 


2). Pfeilschuss-Verletzungen des Augapfels. 
Von Dr. Kurt Steindorff, Volontär-Arzt. 


(Nach einem am 28. Juni in der Berliner ophthalm. Gesellschaft gehaltenen Vortrage.) 


Mit dem Begriffe der „Schussverletzung“ verbinden wir heute ge- 
meinhin die Vorstellung einer Continuitäts-Trennung der allgemeinen Decke, 
hervorgerufen durch Gewehrprojectile, Revolverkugeln, Schrotkörner, Gra- 
naten, Kartätschen, Shrapnels, Bomben u. dgl. 

Ueber Verletzungen, wie sie die vor Einführung der Schusswaffen in 
die Kriegstechnik (1338) üblichen Waffen erzeugt haben, und speciell über 
Augenwunden durch Pfeilschüsse wissen wir nur wenig Genaueres. „Von 
der glücklichen Ausschneidung eines Pfeiles aus dem (Ober-)Lide bei Er- 
haltung des Augapfels spricht der Verfasser des V. Buches der Volkskr. 
(8 49) mit derselben Freude, mit der wir etwa über die Entfernung eines 
Schrotkornes aus dem Lide bei unverletztem Augapfel berichten.‘ ? 

Ein anderer Fall von Pfeilschuss-Verletzung aus alter Zeit ist der des 
Königs Philipp von Macedonien, den sein Leibarzt Critobulos wenigstens 
vor Entstellung bewahren konnte, obwohl es ihm nicht gelang, die durch 
den Pfeilschuss vernichtete Sehkraft des einen Auges wieder herzustellen.? 

Heutzutage kommen Pfeilwunden im Ernstfalle nur noch in den 
mit wilden Völkern geführten Kriegen vor, sind daher in Europa nicht 
Gegenstand ärztlicher oder augenärztlicher Beobachtung. Bei uns ist jetzt 
der Pfeil ein Spielzeug der Kinder, die sich mit Langpfeil und Bogen, 
Kurzpfeil und Blasrohr vergnügen, aber auch ein gefährliches Spielzeug 
Erwachsener, die ihn aus sog. „Windbüchsen“ entsenden. Muthwille, 
mangelhafte Ueberwachung und Umvorsichtigkeit veranlassen es, dass ge- 
legentlich der Pfeil in das Auge Umstehender fliegt. Immerhin sind diese 
Verletzungen sehr selten. 


! HırscaBerg, Geschichte der Augenheilkunde, $ 81. 
% HiRscHBERG, l. c. 


— 166 — 


ZANDER und GEIssLER?! berichten über 2 Fälle. Der eine stammt 
von WHITE Cooper: einem 10jährigen Knaben ist der (Armbrust?) Pfeil 
gerade von vorn in das Auge gedrungen, so dass Linse und Glaskörper sich 
entleerten; Ausgang in Atrophie. Der andere Fall ist DesmArREs? entlehnt: 
Pfeilwunde 2mm vom äusseren Hornhautrande in der Lederhaut, aus der 
3 Wochen lang Glaskörper ausfloss, jedoch in so geringer Menge, dass das 
Sehvermögen erhalten blieb. Die neueste Arbeit von Praun® erwähnt 
Pfeilschuss-Verletzungen des Bulbus gar nicht, spricht dagegen bei Orbital- 
fremdkörpern (S. 451) von einer Pfeilspitze, die nach 30 Jahre langem Ver- 
weilen in der Augenhöhle bei lebhaftem Niesen in die Nasenhöhle und von 
da durch den Mund entleert wurde. Dass der Bulbus überhaupt viel 
seltener als die Orbita durch die Pfeilspitzen getroffen wird, liegt an seiner 
Kugelgestalt und grösseren Beweglichkeit. SEIDELMAnNn* erwähnt, unter 
233 durch Verletzungen erblindeten Augen seien 7 Mal Bolzen (Armbrust 
und Blasrohr) die verletzenden Gegenstände gewesen; doch geht seine haupt- 
sächlich statistische Arbeit auf diese Fälle nicht näher ein. Ich fand in 
der Literatur keine Pfeilschuss-Verletzungen weiter, doch ist es wohl ver- 
zeihlich, wenn mir bei dem grossen Umfange der Literatur von den Augen- 
verletzungen ein und der andere Fall entgangen sein sollte. 

Die Verletzungen mit dem Langpfeil, der aus einem Rohrstab und 
einer Spitze besteht, sind sehr bedenklich, können das Auge zerstören, 
sympathische Ophthalmie verursachen und Enucleation nöthig machen. 
Gelegentlich ist der Ausgang günstiger. Mehrere Fälle der Art sind bei 
uns beobachtet worden. 

Was den Kurzpfeil angeht, der aus Nagel und Puschel besteht, so 
finden sich in der Sammlung von Fremdkörpern, die in Prof. HiRSCHBERG’s 
Anstalt aus dem Auge extrahirt wurden, drei solcher Pfeile. 

In mehrfacher Hinsicht interessant ist der folgende, neulich bei uns 
beobachtete: Fall: 

Fall 1. Am 10. VI. 1900 Mittags 12 Uhr wird der 10 Jahre alte 
Knabe Willi Sch. gebracht, der vor 2 Stunden durch den Pfeil einer 
Windbüchse getroffen wurde, welcher angeblich nicht wieder zum Vorschein 
gekommen ist. Das Auge zeigt am äusseren oberen Rande der Sclera einen 
fetzigen Irisvorfall, das ganze Auge ist voll Blut. 

Am Sideroskop überall, und schon in einiger Entfernung vom Appa- 
rate, maximaler Ausschlag. Operation von Prof. HırscaBere. In Chloro- 
formnarkose, die sofort eingeleitet wurde, Abtragung des Irisvorfalls und 
vorsichtige Einführung der Grarre’schen gerieften Kapselpincette. Sofort 


! ZANDER und GEIsSLER, Verletzungen des Auges, 1864. 
% DESMARRES, Trait6 etc. I, p. 117, 

3 Praun, Die Verletzungen des Auges, 1899. 

* SEIDELMANN, Inaug.-Diss., Breslau 1876. 


Ze Hol 


packt man einige Fasern der Pfeilpuschel, an denen nun langsam der ganze 
Pfeil entwickelt wird, ohne dass Glaskörper vorfällt; nur eine Perle wölbt 
sich vor. Da jetzt gerade heftiges Erbrechen eintritt, (und zwar von rohen 
Kirschen, die der Knabe auf dem Bahnhof reichlich verzehrt hatte,) so wird 
von einer Bindehautnaht Abstand genommen. Verband. 

11. VI.: Augapfel kaum geröthet, Wundgegend ziemlich glatt, vordere 
Kammer voll Blut, kein Schmerz. 


12. VI.: Auge schmerzlos, wenig geröthet; in der Wundgegend zwei 
ganz flache, unbedeutende Wülstchen. Die Iris beginnt oben sichtbar zu 
werden. 


16. VI.: T normal. Nur geringe Röthung, im oberen Wundwinkel 
flacher Granulationsknopf; vordere Kammer noch zu ?/, voll Blut. 

17. VL: Bulbus absolut schmerzlos, oben wird der Pupillenrand 
sichtbar. | 

24. VI.: Augapfel reizlos, Wunde glatt, Spannung befriedigend, Horn- 
haut klar, Iris nicht entartet, nur grünlich (durchblutet), im Colobom noch 
dünne Blutschicht. Linse wohl getrübt. Lichtschein erhalten. Genauere 
Prüfung der Function unthunlich. 


Dieser Fall ist in mehrfacher Hinsicht höchst merkwürdig und inter- 
essant. Vor Allem ist es ein Unicum, dass es nicht sofort zu acuter 
Panophthalmie gekommen ist. Wenn man bedenkt, dass kaum ein Gewebe 
einen so günstigen Nährboden für Mikro-Organismen abgiebt wie der Glas- 
körper, wenn man ferner bedenkt, wie schmutzig und septisch das ver- 
wundende Geschoss sein sollte, das durch zahllose unsaubere (nicht nur in 
chirurgischem Sinne unsaubere) Hände geht, auf den staubigen Fussboden 
fällt, einen nichts weniger als reinen Büchsenlauf passirt; so muss es 
allerdings allen unseren theoretischen Anschauungen über Vereiterung wider- 
sprechen, wenn dieser Augapfel erhalten bleibt. Neben einer freilich sehr 
hypothetischen individuellen höheren Widerstandskraft muss zur Erklärung 
dieser auffallenden Thatsache vor Allem herangezogen werden, dass nur 
2 Stunden zwischen Verletzung und Operation liegen. Jede Stunde längeren 
Verweilens des Pfeiles im Augen-Inneren hätte die Gefahr EEE 
für das Auge erheblich gesteigert. 

Dann sind die Grössenverhältnisse des Pfeiles bemerkens- 
werth (s. Fig. 1): er ist 25 mm lang, wovon 9 mm auf die 
Puschel und 16 mm auf die Metallspitze entfallen, sein grösster 
Umfang beträgt 5 mm, sein Gewicht fast 1g. Er gehört dem- 
nach zu den grössten aus dem Auge entfernten Fremdkörpern. 





er Fig. 1. 
So enucleïrte HIRSCHBERG einen Bulbus wegen Iridochorioiditis, Pfeil in natür- 


in dem ein Eisensplitter stak von 20 mm Länge, 7 mm Breite licher Grösse. 
und 4mm Dicke; Ansıaux fand eine Eisenlamelle von Smm Länge und 
2mm Breite; Lenoır einen Glassplitter von 25qmm, BEıznE einen Nagel 


— 168 — 


von ?/, Zoll Länge.! Fast alle diese Fremdkörper werden in ihren Dimen- 
sionen von dem eben geschilderten und dem in Fall 2 übertroffen. 

Ziemlich gut verlief ein Pfeilschuss zwischen Augapfel und Augen- 
höhle. 

Fall 2. Ein 27jähriger erhielt 26. II. 1893, Sonntag Mittag, einen 
Pfeil aus einer Luftbüchse gegen das rechte Auge. Dasselbe ist fast 
blind, aber schmerzlos, wenig beweglich, vorgetrieben durch Blutung unter 
der nasalen Augapfelbindehaut. Sehnerv normal. Nasenwärts starke Netz- 
hautblutung, Peripherie silbergrau. 

28. III. 1893: Augapfel noch vorgetrieben, Netzhautblutung noch un- 
verändert, Finger werden erkannt. 

15. IV. 1893: S= !/,, Beweglichkeit besser, Netzhautblutung kleiner, 
daneben zinkenförmige helle Figur hinter den Netzhautgefässen, wohl die 
Pfeilstich-Stelle. 

12. V. 1893: Augapfel nicht mehr hervorragend, Sehnerv blass, Blut 
fort, der Zinken-Stiel reicht bis zur Peripherie. S = 1/7, relatives Scotoma 
centrale. Der Pfeil war identisch mit dem von Fall 1. 

Fall 3. Da derselbe bereits von HırscHBEre veröffentlicht worden 
ist? und auch von Homsure? kurz erwähnt wurde, so kann ich mich auf 
eine gedrängte Schilderung beschränken. 

Dem Patient Wilhelm Sch. flog am 8. VI. 1873 der Bolzen einer 
Windbüchse, die sein neben ihm stehender Freund durch zufälliges Auf- 
stossen des Kolbens auf die Erde entlud, in das linke Auge. Das Geschoss 
hat Niemand wieder gesehen. 

Status am 9. VI.: Lidschwellung, Chemose, Hornhaut abgeflacht, vordere 
Kammer voller Blut und Exsudat. Grosse perforirende Lederhautwunde 
in der Aequatorialgegend, lateral von der Hornhaut. Geschoss oder Fremd- 
körper nicht sichtbar. Da der Bulbus offenbar verloren, zur Enucleation 
aber nicht die Zeit, (es hätte sofort enucleiirt werden können, nun aber 
sollte das Ende der Iridochorioiditis suppurativa abgewartet werden,) so wird 
exspectativ verfahren. Die Lichtempfindung ist aufgehoben, es beginnt 
Panophthalmie. 

Nach und nach kam es zu totaler Xerose der ganzen Cornea und eines 
Theiles der Bindehaut. 14 Tage nach der Verletzung öffnete sich diametral 
gegenüber der Einschuss-Oeffnung spontan ein kleiner Lederhaut-Abscess, 
in dem eines Morgens einige rothe Fädchen entdeckt wurden; hierauf 
wurde das Geschoss langsam und leicht mit der Pincette herausgezogen. 
Dasselbe bestand aus eiserner Spitze, Metallhülse und wollener Befiederung 
und hatte quer im Bulbus gesessen; es war 32mm lang und wog 2g. 
Schliesslich schrumpfte der Bulbus zusammen und ward reizlos. 


1 S. Yvert, Blessures de l’oeil, p. 675. 
? Vgl. Berliner klin. Wochenschrift 1874, Nr. 5. 
® Inaug.-Diss. Berlin, 1883. Ä 


— 169 — 


Hier also kam es zu dem Ausgang, den wir bei Fall 1 hätten erwarten 
dürfen. Der Fall liegt 27 Jahre zurück, und damals vermied man es 
noch, bei florider Eiterung sofort zu enucleiren. Das Sideroskop war noch 
nicht erfunden, dass man damit das Eisen im Bulbus hätte nachweisen 
können. 

Woher der dritte Pfeil unserer Sammlung stammt, war nicht zu er- 
mitteln; ich halte es daher für werthlos, ihn näher zu beschreiben. 

Schliesslich möchte ich noch einen Fall von Augenverletzung kurz 
erwähnen, der mit unserem ersten Fall insofern Aehnlichkeit hat, als es 
merkwürdiger Weise nicht zum sofortigen Untergang des verletzten Aug- 
apfels kam. 


Fall 4. 18.1. 1900: Pat. verletzte sich heute mit einem 15cm langen 
Nagel, der ganz tief in das linke Auge eindrang und mit der Hand aus- 
gezogen wurde. Die eingedrungene Spitze ist auf Fig. 2 in i 
natürlicher Grösse abgebildet. Irisvorfall und Zerreissung. 
Cataracta traumatica. Horizontale Hornhautwunde, etwas 
oberhalb der Pupille, von ziemlicher Hid Pupille nur oben 
sichtbar. 

19. I. 1900: Irisvorfall flach, Pupille trübe, T nicht 
gesteigert. Atropin und Cocain, Verband, Bettruhe. Fig. 2. 

22. I. 1900: Nachts heftige Schmerzen. Bulbus gespannt. Spitze des 
Morphium-Injection, neuer Verband. Darnach Schlaf. Am Nagels. 
Morgen des 22. I. 1900 Extraction der gequollenen Linse, in Narkose, 
wegen. der grossen Unruhe des Patienten. Kleiner Lappenschnitt nach 
unten, Irideetomie, Cystitomie, Entleerung der Linsenmassen und Abtragung 
des Irisvorfalles. Darnach erscheint das Colobom schwarz. 

Die Reizung nahm nun beständig ab, die Wundbehandlung verlief 
ohne Störung. 

19. II. 1900: Patient zählt links mit + 10,0 D Finger in 3—4’ und 
wird entlassen. — Erhebliche Nachbesserung, . . | 

2. IV. 1900: Mit + 10,0 D Finger in 10 Fuss, mit + 16,0 D Sn. XII 
in 6 Zoll. G.-F. n. Pupilla sichtbar. 





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1. und 2. Augenärztliche Unterrichtstafeln für den akademi- 
schen und Selbst-Unterricht. Herausgegeben von Prof. Dr. H. Magnus. 
Heft XIX. Pathologische Anatomie des Sehnerven-Eintritts von Dr. Anton 
Elschnig, Privatdocent in Wien. Mikrophotographie von Dr. O. Zoth, Prof. in 


— 10 — 


Graz. 12 Tafeln mit Text. Breslau, 1900. J. U. Kern’s Verlag (Max Müller). 
Enthält, in 25facher Vergrösserung, naturgetreue Abbildungen — Atrophia n. o0., 
Stauungspapille, Druck-Aushöhlung u. A. —, welche wohl, im Unterricht, die 
Präparate ersetzen können. Der bündige Text giebt die dazu gehörigen 
Krankengeschichten und den Augenspiegelbefund. 

Heft XX. Die Anatomie des Auges in ihrer geschichtlichen Entwicklung 
von Dr. H. Magnus, a. o. Professor der Augenheilkunde in Breslau. 13 farbige 
Tafeln mit Text. Breslau, 1900. J. U. Kern's Verlag (Max Müller). 

Die Zeichnungen für das Alterthum hat der Verf. nach den Beschreibungen 
entworfen. Fig. 1 giebt den Bau des Auges nach Democritos in Abdera 
(470 n. Chr.), die 2. giebt die Anschauung des Hippokrates und des Aristo- 
teles, die 3. des Celsus, die 4. des Rufus, die 5. des Galen und so durch 
Alhazen!, Vesal, Scheiner zu Sömmering und Flemming. 

Der Liebhaber der Geschichte wird mit Vergnügen die Arbeit von 
H. Magnus in die Hand nehmen. 

*3. Die operative Beseitigung der durchsichtigen Linse, von 
Prof. Dr. E. Pflüger, Director der Univ.-Augenklinik in Bern. Wiesbaden, 
Verlag von J. F. Bergmann, 1900. (206 S.) 


*4. Das Ulcus rodens der Cornea, von Albin Pöhl (Gothenburg). 
Leipzig, Noske, 1900. (72 S., Stockholmer Inaug.-Diss.) 


*5. Les actualités médicales. — La fatigue oculaire et le 


surmenage visuel, par le Dr. Louis Dor, Chef de laboratoire à la fac. de 
méd. de Lyon. Paris, Baillière, 1900. (94 S.) 


*6. Medical Monograph series. Nr. I. Contagious ophthalmia, acute 
and chronic, by Sydney Stephenson, ophth. Surgeon, London, Baillière, 
Tindall and Cox, 1900. 


*7. Refraction and how to refract, including sections of op- 
tics, retinoscopy, the fitting of spectacles and eye glasses etc., by 
James Thoringion, A.M., M. D., adjunct prof. of ophth. in the Philad. 
polyelinic.... Two hundred illustrations, thirteen of which are colored. Phila- 
delphia, P. Blakiston’s Son & Co., 1900. 


* The refraction of the eye; including a complete Treatise of oph- 
thalmometry. A clinical text-book for students and practitioners, by A. Edward 
Davis, A. M., M. D., adjunct prof. of diseases of tbe eye in the New York 
postgraduate med. school .. .. with one hundred and nineteen engravings, 
ninety seven of which are original. New York, the Macmillan Comp. 1900. 


9. Die Mimik des Menschen auf Grund voluntarischer Psycho- 
logie, von Henry Hughes. Mit 119 Abbildungen. Frankfurt a. M., Joh. 
Alt, 1900 (421 S.) 


*10. Encyclopädisches Handbuch des Blindenwesens, heraus- 
gegeben unter Mitwirkung vieler hervorragender Schul- und Fachmänner von 
Prof. Al. Mell, k. k. Reg.-Rath und Director des k. k. Blinden-Erziehungs- 


! Bezügl. Tafel 6, „Alhazen, soll 1038 in Spanien gestorben sein“, möchte ich 
bemerken, dass nicht der Arzt Abd el Rahman ben Ishak ben el-Haitam, welcher 
zu Cordova, wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts der Hegra lebte; 
sondern der Mathematiker Abu Ali Muhammed ben el Hasan ibn el-Haitam el 
Basri (aus Bassora). nach den handschriftlichen Forschungen von Eilhard Wiede- 
mann (Annal. d. Physik u. Chemie, VI. R., Bd. IX [Bd. 235], 8. 656) der Verfasser 
des grossen Werkes gewesen ist, das uns als Opticae thesaurus Alhazeni (Basil. 1572) 
zur Beurtheilung vorliegt. 


— 11 — 


Instituts in Wien. Mit 81 Portraits, 135 andren Abbildungen und 2 Schrift- 
tafeln. Wien und Leipzig, A. Pichler's Wwe. u. Sohn, 1900. 

*11. Der Pemphigus und die essentielle Schrumpfung der 
Bindehaut des Auges. Eine klinisch-kritische Studie von Dr. E. Franke, 
Augenarzt in Hamburg, Bergmann, 1900. (107 S.) 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge, 


1) Die Star-Ausziehung bei Einäugigen, von Dr. Fritz Mendel, II. Assi- 
stenz-Arzt. Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt. (Berliner klin. 
Wochenschrift. 1900. Nr. 24.) 

Für die Beurtheilung der Resultate von Star-Operationen ist die Berück- 
sichtigung der Besonderheit des Materials von grosser Wichtigkeit. Es ist 
ganz etwas andres, in einer kleinen Stadt lediglich gesunde Bauern und Klein- 
bürger vom Star zu befreien, als eine gleiche Anzahl Star-Operationen in einer 
Grossstadt vorzunehmen. 

In dem letztgenannten Material treten weit häufiger Complicationen hinzu, 
wie hochgradige Kurzsichtigkeit bei Alter-Star, ferner Diabetes, der bei uns 
4—5 Mal häufiger beobachtet wurde, als z. B. von Prof. Otto Becker in 
Heidelberg, u. A. 

Ein Moment aber verdient noch besondere Berücksichtigung, dass nämlich 
in einer Grossstadt, wie Berlin, solche Patienten sich eher zusammen- 
finden, welche bei der Operation des ersten Auges einen Miss- 
erfolg zu beklagen gehabt hatten. 

Wenn nun einem Operateur die Aufgabe erwächst, einen Kranken zu 
operiren, der das erste Auge bei der Star-Operation verloren hat, so ist vor 
Allem eine genaue Untersuchung sowohl des ganzen Körpers, als auch der 
Augen nöthig, um das schädliche Moment ausfindig zu machen, welches 
das Unglück auf dem ersten Auge verursacht haben mag, damit man dasselbe 
bei der zweiten Operation zu vermeiden in Stand gesetzt werde. 

In den letzten 8 Jahren sind in Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt 
9 Patienten vom Alter-Star befreit worden, welche erst nach Verlust des 
ersten Auges gekommen waren. Dieselben waren meist von guten Operateuren 
operirt worden und zwar 2 in Berlin, die übrigen 7 ausserhalb. Ich rechne 
zu diesen Einäugigen natürlich nicht diejenigen, die z. B. mit angeborenem 
oder früh erworbenem Mikrophthalmus oder Anophthalmus des einen Auges sich 
einer Star-Operation auf dem zweiten, ihrem einzig aussichtsvollen Auge, unter- 
zogen. In diesem letzteren Fall ist die Prognose wie bei jedem andren Star, 
da die Schädlichkeiten, die das erste Auge entweder im Uterin-Leben, oder in 
früher Kindheit getroffen, in keinem Zusammenhange mit den Aussichten des 
zweiten von Alter-Star betroffenen Auges stehen. 

Das schädliche Moment kann sich nun bei der betrachteten Kategorie 
von Fällen schon bei der Operation selbst geltend gemacht haben, obwohl 
dies der seltnere Fall ist, z. B. bei ungewöhnlich grossem Star, der sogenannten 
Cataracta nigra. Hat man dies vor der Operation des zweiten Auges schon 
erkannt, so ist ein genügend geräumiger Schnitt erforderlich, um uns über diese 
Klippe hinwegzuhelfen. 

Häufiger aber war der ungünstige Verlauf beim ersten Auge eine Folge 
unglücklicher Heilung dadurch, dass der aseptische Wundverlauf gestört wurde. 


— 172 — 


Man kann nicht einfach sagen, wie wir dies in einzelnen Büchern finden, dass 
man bei der Operation des zweiten Auges besonders sorgfältig sein müsse; 
denn das muss bei jeder Star-Operation als erste Bedingung betrachtet werden, 
dass der Arzt nichts Septisches in oder an die Wunde bringt. 

Die Gefährdung liegt eben vornehmlich in der besonderen Beschaffen- 
heit des Kranken. 

Der Allgemeinzustand verdient ja die höchste Beachtung, und, wenn auch 
vorbereitende Kuren nicht so allgemein anzuwenden sind, wie die alte Augen- 
heilkunde lehrte, so sind: sie doch in besonderen Fällen auch heute noch von 
grosser Wichtigkeit. 

Das allerwichtigste und allerhäufigste Moment ist die schädliche Be- 
schaffenheit der Umgebung des Augapfels, sei es der Bindehaut, sei 
es des Thränen-Apparats. 

Solche Schädlichkeiten, auf die Herr Geh. Rath Hirschberg schon im 
Jahre 1896 in seiner Arbeit über „die Heilung des Schmutz-Stars“ hingewiesen 
hat, müssen auf das genaueste studirt und, wenn sie auch nicht völlig be- 
seitigt werden können, doch so verringert werden, dass es gelingt, während der 
Heildauer des Starschnitts die Wunde sauber zu erhalten. 

Hier kommt in Betracht eine gründliche Vorbehandlung der Nase, die 
wir theils allein, theils mit specialistischen Collegen selbst Monate lang fort- 
gesetzt haben. 

Wenn man aber die Nase noch so lange behandelt hat, empfiehlt es sich 
doch, den Eiterzufluss durch Zubrennen der Thränenpunkte zu hemmen. 

Ein zuverlässiges Verfahren ist auch die Exstirpation des Thränen- 
sacks..... 

Neben der Thränensack-Behandlung kommt noch die Behandlung der 
Lidränder in Betracht, die wir mit kühlenden Umschlägen und Lidsalbe! 
durchführen. 

Trachom ist in unsrer Gegend selten. Ehe wir bei trachomatöser Binde- 
haut zur Operation des zweiten Auges schreiten, wird dasselbe längere Zeit 
hindurch mit 1°/, Höllensteinlösung vorbehandelt. 

Nach der Auseinandersetzung der Vorbereitungen möchte ich noch ein 
paar Worte über die Ausführung der Star-Operation beim zweiten Auge sagen. 
So sehr man sich dafür begeistern kann, uncomplicirte Stare bei gesunden 
Leuten durch Lappen-Extraction mit runder Pupille zu entfernen, so wenig 
geeignet erscheint diese Operation im vorliegenden Falle, wo es sich darum 
handelt, einem blinden Menschen, der durch einen Misserfolg das erste Auge 
verloren hat, Lebensglück und Arbeitsfähigkeit wiederzugeben. Die Gefahr, 
dass gerade diese Kranken nicht die gehörige Ruhe beobachten und somit Iris- 
vorfall bekommen, ist zu gross. 

Aber auch der Lappenschnitt mit gleichzeitiger Iridectomie, wie er aus 
dem v. Graefe’schen Verfahren erwachsen ist, scheint nicht am Platze; denn 
die Iridectomie ist auch unter Cocain- oder Holocain-Einträuflung nicht ganz 
schmerzlos: und gerade bei diesen Patienten ist jede Veranlassung zur Unruhe 
und Aufregung zu vermeiden. Man könnte an allgemeine Chloroformnarkose 
denken, wenn dieselbe nicht ungünstige Momente für die Asepsie einführte und 
so für Star-Operation nur auf Ausnahmefälle beschränkt wäre. Gelegent- 
lich ist sie allerdings unvermeidlich. Zeigt z. B. die präparatorische 
Iridectomie, dass der Patient trotz vorgenommener Uebung sich gar nicht be- 


! Hydrargyr. oxydat. flav. via humida parati 0,05. Vasel. alb. Americ. 10,0. 


— 1733 — 


herrschen kann, so ist nicht zu erwarten, dass er bei der Star-Operation ge- 
nügend Ruhe zeigen wird. Da es sich um sein einziges Auge handelt, so ist 
die Chloroform-Betäubung am Platze. 

Unter unsren 9 Fällen kam dieselbe nur einmal in Betracht. 

Im Allgemeinen aber wird die Schmerzempfindung der Kranken dadurch 
verringert, dass die Star-Operation getheilt wird in präparatorische Iri- 
dectomie und den 3 Wochen später vorzunehmenden Lappenschnitt zur Ent- 
fernung der Linse. ... 

Nach diesen Grundsätzen haben wir in den letzten 8 Jahren bei 9 Patienten 
das zweite Auge vom Star befreit und jedes Mal ein befriedigendes Resultat zu 
zu verzeichnen gehabt.! 

2) Die Blindheit, von Dr. A. E. Fick in Zürich. (Graefe-Saemisch, 

Handb. der gesammten Augenheilk. 2. Aufl. Cap. XX.) 

Als blind müssen alle diejenigen bezeichnet werden, welche nicht im Stande 
sind, sich mittels des Gesichtes an fremden Orten zurecht zu finden; vom augen- 
ärztlichen Standpunkte davon nur solche Personen, deren Blindheit nicht eine 
vorübergehende und heilbare ist. Ueber die Häufigkeit der Blindheit besitzen 
wir nur ungenaue Angaben, die jedoch wohl ein leidlich richtiges Bild geben. 
Darnach waren unter je 10000 Menschen blind in Deutschland 8,79, der 
Schweiz 7,61, Deutsch-Oesterreich 5,55 (?), Ungarn 12,01, Frankreich 8,39, 
England 9,85, Finnland 22,46, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
5,27, in den britischen Colonien in Westindien 22,41 Afrika 12,53, Australien 
3,79. Das würde unter rund 248 Millionen Menschen 215585 Blinde, d. h. 
8,7 auf 10 000 Menschen ergeben. Grenzfälle bilden Aegypten mit 500 ‚and 
Australien mit noch nicht 4 Blinden auf 10 000 Menschen. 

Im Allgemeinen erblinden mehr Männer als Frauen, nur Finnland bildet 
eine auffallende Ausnahme. 

Die Gefahr, zu erblinden, ist am grössten im zartesten Kindesalter, sinkt 
bis zum 20. Lebensjahre, steigt langsam bis zum 30., bleibt bis zum 40. Jahre 
am niedrigsten, um dann wieder zu steigen. 

Unter den Erblindungs-Ursachen spielen Blennorrhoe, Trachom, Glaukom und 
Verletzungen die wichtigste Rolle, als Ursache der Einäugigkeit stehen Ver- 
letzungen allen anderen voran. 

Die Häufigkeit der Erblindungen im frühesten Kindesalter erklärt sich durch 
die Blennorrhoe neonat., das Ansteigen der Blindenzahl nach dem 40. Lebens- 
jahre wohl durch das Glaukom, ferner nimmt Verf. an, dass in den 50er’ und 
60er Jahren viele Augen durch Kurzsichtigkeit erblinden. 

Die grössere Häufigkeit der Erblindung bei Männern ist auf Rechnung der 
Verletzungen zu setzen, denen Männer im Berufe mehr ausgesetzt sind, als Frauen. 

In Deutschland waren vor 100 Jahren Pocken die häufigste Ursache der 
Blindheit, jetzt kommen sie in Folge der Schutzpockenimpfung nicht mehr in 
Betracht. Die niedrigen Blindenziffern Amerikas und Australiens erklären sich 
aus dem ansehnlichen Bevölkerungsbruchtheil an Eingewanderten, unter denen 
sich naturgemäss Blinde nicht befinden. 

Zur Verhütung der Erblindung sind die ursächlichen Erkrankungen mög- 
lichst zu verhüten und zu heilen. Es ist dies ein aussichtsvolles Feld, da 
statistisch 41 °/, der Erblindungen verhütbar sind. 


ı Nur in dem einen Fall ist ein Jahr später die Sehkraft wieder zurückgegangen 
und eine neue Operation nöthig geworden, um Pat. vor Erblindung zu schützen. 


— 114° — 
Die Fürsorge für Blinde hat in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte 
gemacht, sie findet ihren angemessendsten Ausdruck in dem (nur theilweise be- 
stehenden) Schulzwang für die hilfsbedürftigsten Frühblinden. Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIX. 2. 
1) Arbeiten aus dem Gebiete der Accommodationslehre V, Unter- 
suchungen über den Nahepunkt, von Prof. C. Hess in Marburg. 

Wirklicher Nahepunkt ist derjenige Punkt, von welchem bei maximaler 
Wölbung der Linse ein scharfes Bild auf der Netzhaut zu Stande kommt. Be- 
kanntlich ist für die maximale Wölbung der Linse maximale Contraction des 
Ciliarmuskels nicht erforderlicb. Als scheinbarer Nahepunkt könnte man den- 
jenigen Punkt bezeichnen, welcher bei stärkster Annäherung an’s Auge noch 
eben scharf erscheint. Er liegt im Allgemeinen dem Auge näher als der wirk- 
liche. Die Differenz zwischen wirklichem und scheinbarem Nahepunkt hängt, 
abgesehen von anderen Momenten, wie Objectgrösse, Helligkeit, wesentlich von 
der Pupillenweite ab. Messungen nach dem Principe des Scheiner’schen 
Versuchs geben die sichersten Resultate; man erkennt leichter, ob ein Object 
doppelt oder ob es undeutlich erscheint. Verf. bestimmte bei sich selbst nach 
der üblichen Methode und nach Scheiner’schem Principe den Nahepunkt und 
gelangte zu Differenzen, welche einem Werthe von circa 1,0 D entsprechen. 

Der wirkliche Nahepunkt wird durch Eserin nicht näher gerückt. Das 
Heranrücken des scheinbaren Nahepunktes (Leseproben) an’s Auge beruht auf 
Verengerung der Pupille, nicht auf stärkerer Linsenwölbung. Erhöhte Con- 
traction des Ciliarmuskels durch Eserin bewirkt eine stärkere Linsenwölbung 
als diejenige ist, welche bei willkürlicher Accommodation hervorgerufen wird. 

Tscherning’s Versuche, betr. angebliche Abnahme der Accommodations- 
breite der peripheren Linsentheile sind nicht beweisend und nicht geeignet, 
seine Accommodationstheorie zu stützen. Aus der dem Alter entsprechend 
normalen Lage des Nahepunktes darf nicht ohne Weiteres geschlossen werden, 
dass die Function des Ciliarmuskels ungestört ist. Der objective Nachweis 
einer Ciliarmuskel-Parese ist erst dann möglich, wenn die Parese grösser ist, 
als die latente Accommodationsbreite, d. h. als der für die Accommodation nicht 
in Anspruch genommene Theil der Ciliarmuskel-Contraction. 

Neuere Untersuchungen zeigten, dass monocularer und binocularer Nahe- 
punkt gleich weit vom Auge entfernt liegen. Auch hier ist wieder von Be- 
deutung, dass schon beim Convergiren auf den binocularen Nahepunkt maximale 
Wölbung der Linse eintritt, die dann beim monocularen Sehen nicht gesteigert 
werden kann. 


2) Weitere Untersuchungen über die Kerne der Augenmuskelnerven, 
von Dr. Ludwig Bach, Privatdocent und wissenschaftl. Assistent an der 
Univers.-Augenklinik in Würzburg. 

Verf. berichtet über seine Befunde beim Menschen, bei der Taube, beim 
Kanarienvogel, Sperling, bei der Eidechse, Maus, beim Fisch und Maulwurf und 
zieht dann den Affen, die Katze und das Kaninchen in eine vergleichende 
Schlussbetrachtung hinein. Aus der grossen Fülle der anatomischen Einzelheiten 
können hier nur einige Hauptsachen hervorgehoben werden. 


— 195 — 


Trochleariskern und Oculomotoriuskern sind nur durch eine zellarme, aber 
nicht zellfreie Zone getrennt. Bei der Maus ist zwischen beiden überhaupt 
kein Zwischenraum vorhanden. Die den Trochleariskern dorsolateral verlassen- 
den Fasern kreuzen sich im Velum anscheinend vollständig. Wahrscheinlich 
treten an der proximalen Seite Fasern aus, welche sich den Oculomotorius- 
wurzelbündeln zugesellen und vielleicht als ungekreuzte Trochlearisfasern anzu- 
sprechen sind. 

Im Oculomotoriuskerne bestehen Einzelabtheilungen im Sinne 
der Lehre von den Kernlähmungen nicht. Die aus dem Oculomotorius- 
kerne austretenden Fasern sind zum Theil ungekreuzt, zum Theil, besonders die 
distalen, gekreuzt. Entgegen Bernheimer hat Verf. auch bei einer zweiten 
Affenart den sogenannten Centralkern Perlia’s deutlich ausgebildet gefunden. 
Die kleinzelligen Mediankerne können als Innervationscentren der inneren Augen- 
muskeln nicht angesehen werden. Eine grosse Anzahl von Fasern des Faseicul. 
longit. dorsal. endet im Augenmuskelgebiete. 


38) Ein epibulbärer syphilitischer Pseudotumor von typisch-tubercu- 
löser Structur. Beitrag zur Frage von der diagnostischen Verwerthbarkeit 
der histologischen Tuberkelstructur, von Dr. F. Peppmüller, I. Assistent 
in Rostock. 

Bei einer 48jährigen Frau fand sich am linken Auge ein seit mehreren 
Monaten bestehender Tumor der Conjunctiva, welcher sich von der Carunkel 
bis nahe an den inneren Hornhautrand, nach unten bis zur unteren Uebergangs- 
falte, nach oben über die Uebergangsfalte hinaus auf die Conjunctiva palp. und 
umbiegend noch eine Strecke temporalwärts erstreckte. Der Hornbautrand wurde 
nirgends ganz erreicht. Zwei kleinere Tumoren lagen unten aussen in der 
Conjunctiva bulbi. Die Geschwulst war flach, röthlich-gelb, von gefässhaltigen 
Furchen durchzogen und daher höckerig. Keine Verschiebbarkeit auf der Sklera, 
keine Ulceration. 

Das Aussehen sprach am meisten für Carcinom, doch fehlte die Bethei- 
ligang der Cornea. An Lues und Tuberculose wurde zunächst am wenigsten 
gedacht. Die Untersuchung des übrigen Körpers ergab eigenthümliche Narben 
und Ulcerationen am rechten Arme und auf der Brust, sowie einen apfelgrossen, 
elastischen, aber nicht fluctuirenden Tumor im Retropharyngealraum. Diesa 
Erscheinungen wiesen auf Tuberculose oder Lues hin. Aus dem epibulbären 
Tumor und Arm excidirte Stückchen Gewebe zeigten das typische Bild der 
Tuberculose mit Verkäsung, Langhans’schen Riesenzellen u. s. w. Die Ab- 
wesenheit aller entzündlichen Erscheinungen und andere Erwägungen führten 
zu dem Versuche einer antiluetischen Behandlung mit Hg und KJ, worauf in 
einigen Wochen alle krankhaften Veränderungen schwanden. Es kann demnach 
aüch der central verkäste typische 'Tuberkel — im anatomischen Sinne — auf 
Syphilis beruhen. Denn wenn auch tuberculöse Processe des Auges und der 
Haut spontan heilen können und durch Hg—KJ günstig beeinflusst werden 
sollen, so deutet doch die rapide Wirkung der Kur mit Sicherheit auf 
- Lues hin. 


4) Ein Fall von Polypen des Thränensackes, von Dr..Strzeminski 
in Wilna. 
38jährige Frau. Als bei der Exstirpation des Thränensackes die Wandung 
angeschnitten wurde, trat ein circa haselnussgrosser, weicher Polyp zu Tage. 
Die Operation wurde, da die Schleimhaut des Sackes wenig verändert war, 


— 16 — 


nicht zu Ende geführt, die Wunde heilte rasch. Der Polyp hatt die Structur 
eines Fibroma cavernosum. Recidive derartiger Polypen sind bisher nicht be- 
schrieben worden. 


5) Die Reaction der Pupille bei der Accommodation und der Con- 
vergenz und bei der Beleuchtung verschieden grosser Flächen 
der Retina mit einer constanten Lichtmenge, von Dr. H. Vervoort, 
Arzt aus Leiden. (Experimentelle Untersuchung aus dem Laboratorium des 
Herrn Prof. W. Koster.) 

Durch eine eigenartige Anordnung der Versuche mittelst eines besonders 
construirten Apparates konnte Verf. nachweisen, dass nicht wechselnde Accom- 
modation, sondern nur wechselnde Convergenz Aenderungen der Pupillenweite 
bewirkt. Die directe Beobachtung der Pupillenweite reicht für die Versuche 
vollkommen aus, da Aenderungen des Pupillendurchmessers von 0,1 mm, und 
Unterschiede von 0,11 mm zwischen den Durchmessern zweier Pupillen mit 
Sicherheit beobachtet werden konnten. Frühere Untersucher, welche Beziehungen 
zwischen Accommodation und Pupillenweite feststellten, hatten die Convergenz 
nicht genügend ausgeschlossen. 

Die Lichtreaction der Pupille steht in directem Verhältnisse zu der Quan- 
tität des einwirkenden Lichtes und ist unabhängig von der Grösse der belichteten 
Netzhautpartie, 


6) Ein weiterer (III.) Fall von Akromegalie und Untersuchungen 
über den Stoffwechsel bei dieser Krankheit, von Dr. E. Praun und 
Dr. Fr. Pröscher in Darmstadt. 

35 jährige Frau, welche seit 12 ‚Jahren Zunahme des Körperumfanges be- 
merkt hatte. Der sonstige Befund darf hier übergangen werden. Der Urin 
enthielt Eiweiss und Zucker, die Augen zeigten Abnahme der Sehschärfe: 
rechts ®/,,, links ®/,.; Gesichtsfeld eingeengt, besonders nach oben, Papille 
aussen und unten abgeblasst. Genauere Stoffwechsel-Untersuchungen ergaben 
eine Verminderung der N-ausscheidung. 


7) Ueber einen merkwürdigen Fall von Haarbildung unter der Con- 
junctiva des Oberlides, von stud. med. Aurel Szili, Demonstrator der 
Anatomie an der königl. ung. Universität in Budapest. 

Bei der Punction eines mohnkopfgrossen dunklen Flecks der Conjunctiva 
tarsi sup. gelangte die Nadel in eine kleine Höhle, aus der etwas talgartige 
Substanz und zusammengeballte Fäden austraten, welche sich bei der mikro- 
skopischen Untersuchung als Haare von verschiedener Länge erwiesen. Die- 
selben waren ohne Balg und daher abgestossen. 

Verf. nimmt an, dass die Haare sich in einem Acinus einer Meibom’- 
schen Drüse bildeten, in dem ein epidermoidaler Keim zurückgeblieben war. 


8) Ueber die dauernden Erfolge der Myopie-Operationen, von Prof. 
A. v. Hippel in Halle. 

Verf. operirte in 6!/, Jahren 188 Augen, von denen 184 unter dauernder 
Controle blieben, 14 5—6 Jahre, 28 kürzere Zeit als 1 Jahr, die übrigen 
1—5 Jahre. Bei dieser 184 Augen trat 11 Mal nach der Operation Netzhaut- 
ablösung auf. In 3 Fällen erfolgte die Ablösung 2, bezw. 3!/, und 4!/, Jahre 
nach ganz normaler Operation, in 2 Fällen war bei der Discision ein Glas- 
körperfaden in die Hornhautwunde getreten, in 6 Fällen zeigte sich die Amotio 


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wenige Monate nach der ohne üblen Zufall verlaufenen Operation, von diesen 
6 Augen betrafen aber 2 Individuen, deren anderes Auge schon vor der Ope- 
ration an Netzhautablösung litt. 

Um beurtheilen zu können, ob die Operation die Entwicklung der Solut. 
retin. begünstigt, muss man zuvor wissen, wie häufig dieselbe bei hochgradig 
myopischen Augen auch ohne Operation gefunden wird. Unter 69 300 Patienten 
der Haller Klinik hatten 1052 = 1,52°/, Myopie über 10 D. Bei der in 
Frage kommenden 1747 Augen wurde 117 Mal spontane Solut. retin. gefunden 
= 6,7°/,. Da Netzhautablösung im höheren Alter häufiger ist, als im jugend- 
lichen, und es sich bei der Myopie-Operation um jugendliche Individuen handelt, 
sv wurde die Häufigkeit der Ablösung vor und nach dem 30. Lebensjahre be- 
stimmt und auf 4°/,, bezw. 9,9°/, ermittelt. Scheidet man von den 11 Fällen 
nur die 3 ersten aus, welche der Operation schwerlich zur Last gelegt werden 
können, so ergeben sich auch nur 4,3°/,, also keine wesentliche Differenz von 
4°/o> Beachtenswerth ist auch, dass bei den Patienten des Verf.’s an 54 nicht 
operirten Augen 4 Mal Solut. retin. auftrat. 

Ebenso wenig konnte Verf. beobachten, dass die Operation die Entstehung 
von Chorioiditis centralis begünstige. Verhindert wird freilich diese Compli- 
cation durch die Operation ebeuso wenig, wie das Auftreten von Solut. retin. 

Die von Hertel beschriebene Trübung hat Verf. einzeln gesehen, hält sie 
aber für so selten, dass sie kaum in Betracht kommt. 

Zwei Fälle von Glaukom wurden durch Iridectomie geheilt. 

Die erzielte Sehschärfe war in Anbetracht der bei hochgradiger Myopie 
häufigen Complicationen recht befriedigend. Die Sehschärfe erreicht erst etwa 
1 Jahr nach der Operation ihren Höhepunkt, wahrscheinlich weil die Netzhaut 
nach und nach besser functionirt. Ziemlich häufig ist ein gewisser Torpor 
retinae (bemeralopische Symptome), der vor der Operation nicht vorhanden ist 
und nicht zu schwinden pflegt, freilich auch keine Gefahr bedingt. 

Ein Fortschreiten der Myopie wurde nach der Operation nie beobachtet. 
Differenzen von 1,0 D liegen im Bereiche der Beobachtungsfehler. 

Bei Patienten unter 30 Jahren wendet Verf. die Discision und einfache 
Linearextraction an, nach dem 30. Jahre wird die durchsichtige Linse durch 
Lappenschnitt ohne Iridectomie extrahirt. Bei unruhigen Kranken Chloroform. 
Durchschneidung des Nachstars ausschliesslich mittelst der Scheerenpincette. 

Die Operation ist nicht absolut ungefährlich und darf daher nur dann 
ausgeführt werden, wenn die Patienten arbeitsunfähig sind und corrigirende 
Gläser nicht tragen können. 

Ist auf einem Auge Solut. retin. vorhanden, so braucht man die Operation 
des andren Auges nicht principiell abzulehnen. Man kläre den Patienten auf 
und lasse ihn entscheiden. 


9) Anatomische und bakteriologische Untersuchungen über infantile 
Xerosis und Keratomalacie, sowie Bemerkungen über die Ver- 
hornung des Bindehaut- und Hornhautepithels, von Dr. A. Dötsch, 
II. Assistent der Augenklinik zu Jena. 

In einem Falle von Xerosis der Bindehaut und Keratomalacie, welcher zur 
Section kam, fanden sich Xerosebacillen nirgends im Gewebe, sondern nur an 
der Oberfläche, wo sie vermuthlich auf dem abgestorbenen Material wucherten. 
Im Hornhautgewebe wurden Diplokokken in grösserer Menge nachgewiesen. 

In den obersten Schichten des Bindehautepithels war das Chromatin der 
Kerne zum Theil geschwunden und das Protoplasma der Zellen mit zahlreichen 

12 


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kleinsten Körnchen durchsetzt, welche Hämatoxylinfärbung annahmen und bei 
Ueberfärbung mit Hämatoxylin und Differenzirung mit Kali hypermang. (Unna) 
die blaue Färbung länger festhielten als die Kerne. Dieselben Körnchen wurden 
in den Zellen des Strat. granulos. der Haut gefunden und von Waldeyer als 
Keratohyalin bezeichnet. 

Die von Ernst beobachtete Entfärbung der Keratohyalinkörner nach Gram 
konnte Verf. nicht bestätigen. 

Diese Veränderungen weisen darauf hin, dass es sich um einen Process 
handelt, welcher dem der Verhornung in der Epidermis analog ist. 

In einem zweiten Falle, welcher zur Heilung kam, wurden ebenfalls Diplo- 
kokken und Xerosebacillen nachgewiesen, deren Zahl, wie wiederholte Unter- 
suchungen zeigten, nach und nach wesentlich abnalım, — wahrscheinlich in 
Folge der häufigen Reinigung des Bindehautsacks und der Anwendung der 
Sublimatsalbe. 

Verhornung der Hornhaut, und zwar in einer Einsenkung des Epithels, 
sah Verf. in einem Falle von Mikrophthalmus und Verwachsung des Lides, 
also unter Verhältnissen, welche die Möglichkeit einer Austrocknung der Horn- 
haut ausschlossen. 


10) Ueber die Folgen der Exstirpatiion des Ganglion cervicale su- 
premum bei jungen Thieren, von Dr. E. Hertel, Privatdocent und 

I. Assistent der Jenaer Augenklinik. 

Nach Exstirpation des Ganglion cervicale supremum erweiterten sich die ` 
Gefässs am Auge, doch schwand diese Erscheinung öfters schon nach 
24 Stunden, meistens nach 2—3 Tagen gänzlich. Die zugleich auftretende 
Pupillen- Verengerung erreichte etwa 1 Stunde nach der Operation ihr Maximum. 
Die Miosis war aber nie vollständig, stets blieb eine deutliche Pupillenreaction 
erhalten. Nach 24 Stunden hatten die Pupillen sich wieder etwas erweitert, 
indessen wurde eine beträchtliche Verengerung im Vergleiche zur andern Seite 
dauernd beobachtet. Ebenso ging ein bis zum 5. Tage zunehmendes Herab- 
sinken des oberen Lides nicht zurück. Die Augäpfel verkleinerten sich, wie 
durch Messungen festgestellt wurde, nicht, erschienen aber kleiner, weil sie, 
nach Ansicht des Verf.’s in Folge von Schwund des Orbitalfetts tiefer in die 
Orbita zurücksanken. 

Hypotonie des Bulbus erfolgte erst nach einiger Zeit, war nach 45 bis 
60 Minuten am stärksten ausgeprägt, machte indessen spätestens nach 5 Tagen 
normalem Drucke Platz. 

Die Hvpotonie fällt daher zeitlich mit der Ausdehnung der Gefässe und 
der Pupillenverengerung zusammen. Bei weiten Gefässen ist der Blutdruck und 
daher die intraoculare Secretion herabgesetzt, andrerseits durch die Miosis der 
Abfluss aus dem Auge erleichtert. 

Das Ganglion ciliare zeigte keine Veränderungen, gehört daher beim 
Kaninchen vermuthlich nicht zum Sympathicus. Die von Peschel beschrie- 
benenen Nebenganglien warden nicht untersucht. 


11) Zur Untersuchung der Elasticität der Sklera, von Prof. Dr. 

W. Koster in Leiden. 

Verf. wendet sich gegen Ischreyt und betont zunächst, dass, wie schon 
Weber vor Jahren zeigte, Versuche mit Skleralstreifen keine verwerthbaren 
Anhaltspunkte für die Beurtheilung der Elasticität der Sklera liefern. Ein in 
bestimmter Richtung ausgeschnittener Streifen darf nicht mit der aus verfloch- 


— 179 — 


tenen Fasern verschiedener Richtung bestehenden Kapsel verglichen werden. 
In der That erhielt Ischreyt Werthe, welche sich innerhalb weiter Grenzen 
bewegen, und dazu liess er Kräfte einwirken (25—175 mm Hg), wie sie in. 
gleicher Höhe auch bei kranken Augen nie vorkommen. 

Bei Steigerung des intraocularen Drucks muss nach Disefkafiächen Ge- 
setze die Bulbuskapsel die Kugelgestalt anstreben. Dieser Factor darf neben 
der Ausdehnung der Sklera nicht übersehen werden. Scheer. 


II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1900. Februar. 


1) Ueber Verdickung der Hornhaut beim Keratoconus, von Rudolf 
Plaut. 


Verf. versuchte an 13 Kaninchenhornhäuten experimentell Keratoconus zu 
erzeugen, dadurch, dass er eine Lanzenwunde 1 mm .nach unten vom oberen 
Limbusrand anlegte und mit einem in die vordere Kammer eingeführten scharfen 
Löffel die hintere Hornhautwand im Centrum intensiv abkratzte. Schon nach 
24 Stunden war der Keratoconus sehr deutlich. Das Auge wurde darauf 
enucleirt und in die Kältemischung von Kochsalz und Eis gebracht, in der 
: dasselbe in wenigen Minuten hart fror. Es zeigte sich, dass die Hornhaut am 
stärksten in der Höhe der Kegelbildung verdickt war. An der hinteren Fläche 
war keine Andeutung von Wölbungszunahme festzustellen. Der experimentelle 
Kaninchenkeratoconus ist ausschliesslich als eine durch Quellung bewirkte Ver- 
diekung der Hornhaut aufzufassen, während beim gewöhnlichen menschlichen 
Keratoconus eine centrale Verdünnung dieser Membran besteht; doch kommt 
‘“ ausnahmsweise auch beim Menschen Keratoconus mit starker Verdickung der 
Spitze vor. Verf. beobachtete bei einem Falle, wo die getrübte Spitze entfernt 
wurde, dass hier die Hornhaut um das Dreifache verdickt war. 


2) Zwei Fälle von Conjunctival-Tuberculose, von M. Reimar. 


Verf. berichtet über zwei Fälle von Conjunctival-Tuberculose. Der erste 
betraf einen 4jährigen Knaben aus vollständig gesunder Familie. Die linke 
Conjunctiva palpebrarum war geschwollen und mit grauen, gelatinösen Follikeln 
bedeckt, in der Mitte fand sich ein flacher Substanzverlust. Ausser zwei ge- 
schwollenen Lymphdrüsen unter dem linken Unterkiefer fand sich bei dem 
Knaben nichts Krankhaftes. Durch Behandlung mit Jodoformvaselin und Plumbum 
aceticum heilte die Affection. Der andere Knabe von 9 Jahren, der früher an 
scrophulösen Augenaffectionen gelitten hatte, war ebenfalls von Tuberculose der 
Conjunctiva ergriffen, welche indessen erst heilte, nachdem die ganze Schleim- 
haut und oberflächlich die Cornea zerstört war. Hier fanden sich keine ge- 
schwollenen Lymphdrüsen. 

3) Heilung eines Falles von schwerem Pannus trachomatosus durch 
ein intercurrentes Erysipel, von S. Bäck. 


Ein 22jähriges Mädchen litt an beiderseitigem Trachom mit dichtem, 
sulzigen Pannus. Mit allen angewandten Mitteln konnte nur eine vorübergehende 


Besserung erzielt werden. Nach dem Veberstehen eines Gesichtserysipels war 
der Pannus auf beiden Hornhäuten fast ganz geschwunden. 


12* 


— 180 — 
4) Nekrolog über Alfred Mooren, von Zehender. 


.5) Der Neubau des Nederlandsch Gasthuis voor Ooglijders, von 
H. Snellen sen. 


März. 

1) Ueber die Beziehungen des oberen sympathischen Halsganglions 
zum Auge und zu den Blutgefässen des Kopfes, von O. Langen- 
dorff. M 

Auf Grund einer Reihe von Versuchen, besonders an Katzen, stellte Verf. 
fest, dass die durch Excision des Halssympathicus erzeugte Miosis, sowie die 
dadurch bewirkte Verkleinerung der Lidspalte, und die Zurückziehung des 

Bulbus in die Augenhöhle Jahre lang andauern kann. . Nach Fortnahme des 

oberen Halsganglions sind zunächst die Erscheinungen der Sympathicuslähmung, 

insbesondere auch die Pupillenverengerung deutlich ausgesprochen. Sie werden 
aber allmählich geringer und können gänzlich schwinden, ja sogar ins Gegen- 
theil umschlagen. In allen Fällen zeigt sich eine solche Umkehr, wenn man 
mehrere Tage oder Wochen oder Monate nach der Operation das 'Thier narkotisirt 
oder sensible oder Affectreize auf dasselbe einwirken lässt; vielleicht hat auch 

Dyspnoe dieselbe Wirkung. Wird auf einer Seite der Halssympathicus, auf der . 

andern das Halsganglion entfernt, so ist in der Mehrzahl der Fälle zunächst 

mit und ohne Narkose Pupille und Lidspalte auf der Ganglionseite enger, der 

Bulbus tiefer in die Orbita zurückgesunken, die Nickhaut stärker vorgefallen, 

die Kopfgefässe weiter, als auf der Nervenseite. Schon nach einigen Stunden 

können beide Seiten einander gleich sein; nach einigen Tagen und von da an 
dauernd überwiegt die Weite der Pupille und der Lidspalte auf der Ganglion- 
seite; ist auf dieser der Nickhautvorfall geringer, so können auch die Kopf- 
gefässe enger sein, als auf der Nervenseite Sehr viel grösser wird der 

Unterschied in diesem Sinne in der Narkose oder bei Anwendung psychischer 

oder sensibler Reize. 


2) Beitrag zur Exstirpation des Ganglion cervicale supremum nervi 

sympathici bei Glaucom, von M. Mohr. | 

Verf. berichtet über drei in der Tübinger Augenklinik ausgeführte Fälle 
von Exstirpation des Ganglion cervicale supremum bei Glaucom, bei welchen 
allen eine Verengerung der Pupille und Herabsetzung des intraocularen Druckes 
eintrat. Eine Erweiterung des Gesichtsfeldes liess sich dagegen nur in einem 
Falle nachweisen. Ptosis in geringem Grade ebenfalls nur in einem Falle. 
Von unangenehmen Begleiterscheinungen müssen Parästhesien der rechten Kopf- 
seite und Bewegungsstörungen des rechten Armes erwähnt werden, welche bei 
.einer Patientin auftraten. Wenn auch die Resection des Halsganglions bei 
Glaucom mit Vortheil angewandt wird, so lässt sich doch noch kein abschliessen- 
des Urtheil abgeben, da die Beobachtungsdauer der Fälle noch eine zu 
kurze ist. 


3) Ein Fall von Blennorrhocea neonatorum, hervorgerufen durch den 
Pseudo-Influenza-Bacillus, von Dr. zur Nedden. 

Verf. fand bei einem 10tägigen Kinde, das unter dem Bilde der Blennor- 
rhoea neonatorum erkrankt war, bei der bakteriologischen Untersuchung des 
Eiters ausser Fibrin und zahlreichen Leukocyten Mikroorganismen, welche sich 
als Pseudo-Influenza-Bacillen erwiesen. Andre Mikroorganismen, ausser verein- 


— 131 — 


zeiten Staphylokokken und Xerosecolonien liessen sich nicht nachweisen, so dass 
die Pseudo-Influenza-Bacillen als die Erreger der Erkrankung angesehen werden 
müssen. 


4) Anatomische Untersuchungen über Iridocyclitis serosa, von Dr. 
Groenouw. 

Verf. untersuchte die beiden Augen im Zusammenhange mit Balnsrven 
und Chiasma einer 60jährigen Patientin, welche an beiderseitiger Lridocyclitis 
serosa gelitten hatte. Es fand sich eine reichliche Rundzelleninfiltration der 
Iris, eine etwas spärlichere der tieferen Schichten des Hornhautrandes und des 
Ciliarkörpers, welche sich theilweise bis in deren Pars plana hinein erstreckte. 
Das die Pars plana bedeckende pigmentirte und farblose Epithel war theilweise 
atrophisch. Ferner fanden sich Rundzellenhaufen auf der hinteren Hornhaut- 
fläche und auf deu Ciliarfortsätzen. Ausserdem zeigten sich Rundzellen und 
Fibrillen im Glaskörper, namentlich in dessen vorderen Theil, doch auch un- 
mittelbar vor der Papilla nervi optici. Der hintere Theil des Augapfels, 
namentlich Aderhaut und Netzhaut waren frei von Entzündungserscheinungen. 
Die Sehnerven und das Chiasma zeigten in ihren Scheiden keine Spur einer 
zelligen Infiltration. (Fortsetzung folgt.) 


April. 
1) Anatomische Untersuchungen über Iridocyclitis serosa, von Dr. 

Groenouw. 

Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine reine Entzündung des 
vorderen Abschnittes der Uvea, eine Iridocyclitis, ohne dass die Aderhaut sich 
irgendwie an der Erkrankung betheiligt hat. Die Auflagerungen bestehen aus 
zum Theil im Zerfall begriffenen weissen Blutkörperchen, untermischt mit 
Pigmentkörperchen. Das Endothel nimmt keinen activen Antheil an der Bil- 
dung der Herde, sondern wird nur passiv geschädigt. Die Zellen stammen 
sowohl aus der Iris, als aus dem Ciliarkörper. Das häufige beiderseitige Auf- 
treten der serösen Iridocyclitis ist nicht auf eine Fortleitung der Entzündung 
von dem einen Auge auf das andere zurückzuführen, es handelt sich viel wahr- 
scheinlicher um schädliche Einwirkungen, welche beide Augen in gleichem 
Maasse treffen. 


2) Ueber die Frühjahrs-Conjunctivitis (Saemisch’s Augenkrankheit) . 
in Russland, von A. Natanson. 
Verf. beschreibt drei Fälle von Frühjahrskatarrh, welche Erkrankung in 
Russland sehr selten beobachtet wird. 


3) Ueber eine seltene Form von Hornhautcyste, von Amilcare Bietti.. 

Verf. beschreibt eine Hornhauteyste, die abgetragen wurde. Ihre vordere 
Wand bestand aus conjunctivalem Gewebe. Er ist der Ansicht, dass sich die- 
selbe aus einem Pseudopterygium nach Keratitis marginalis superficialis ent- 
wickelt hat. 


4) 2. Beitrag zur Exstirpation des Ganglion cervicale supremum 
nervi sympathici bei Glaucom, von K. Grunert. 
Verf. berichtet über einen Fall von Glaucoma chronicum inflammatorium 
absolutum, woselbst die Exstirpation des Ganglion cervicale supremum ausge- 


— 132 — 


führt wurde. Die Tension sank nur ganz vorübergehend, aber schon tags nach 
der Operation stieg dieselbe wieder. Die Schmerzen steigerten sich, so dass 
nach 3 Tagen die Enucleation des Auges vorgenommen werden musste. 


5) Ein Fall von cystischer Epithelgeschwulst in der vorderen Kammer, 
von Dr. Kippel. 

Bei einer perforirenden Hornhautverletzung wurde ein Stückchen Epithel 
von der Hornhautoberfläche in die vordere Kammer hineingeschlagen, haftete 
mit einer ebenfalls hineingeschlagenen Cilie auf den obersten Schichten der Iris. 
Von hier aus entwickelte sich innerhalb zweier Jahre eine etwa 3 mm grosse 
Cyste. Dieselbe wurde excidirt. Ihre Wand bestand aus einem in etwa 4- bis 
5facher Lage vorhandenem Epithel und einer zarten, structurlosen Membran, 
ihr breiiger Inhalt aus Fettzellen und Cholestearin-Cryställchen. 

6) Argyrosis der Conjunctiva bei Protargolgebrauch, von E. Pergens. 

Verf. macht aufmerksam auf das relativ häufige Auftreten von Argyrosis 
bei Protargolgebrauch. Da das Mittel nur eine sehr geringe Empfindung in 
2°/, Lösung hervorruft, wird es von vielen Patienten bei nur geringer Be- 
lästigung der Augen angewandt. Die Bindehaut des unteren Lides und der 
unteren Uebergangsfalte war gewöhnlich am stärksten angegriffen. 

Horstmann. 


III. Archiv für Augenheilkunde. XL. Band. Heft 3. 1899. December. 

15) Klinische Erfahrungen mit dem starken Magneten, von Hermann 

Knapp, New-York. 

Verf. berichtet über die 15 bisber in Amerika veröffentlichten Fälle von 
Operation mit dem grossen Magneten und fügt 13 eigene Fälle an. Er ist ein 
warmer Freund des Verfahrens geworden, besonders des bekannten Herumleitens 
des Fremdkörpers um die Linse mit nachfolgender Extraction aus der Vorder- 
kammer. Er bestätigt, dass auch der stärkste Magnet nicht im Stande ist, 
eiserne Fremdkörper zu bewegen, welche in dichtes Gewebe eingebettet sind, 
wie auch kleine Fremdkörper im hinteren Augenabschnitte beim Anlegen des 
Magneten sich nicht verrathen. Grosse Fremdkörper im vorderen Bulbusabschnitte 
können eine Vorwölbung der Sclera herbeiführen. Durch Einschneiden an solcher 
Vorwölbungsstelle erzielte Verf. in einigen Fällen Entfernung des Fremdkörpers 
durch eine kleinste Scleralwunde. Die grossen Vortheile, die das Verfahren mit 
dem starken Magneten, allein und besonders im ‚Zusammenarbeiten mit dem 
kleinen Magneten hat, sind allgemein anerkannt, aber auch die Fehler, die 
Anwendung so grosser Kraft häufig hat. Verf. hat üble Zufälle nicht erlebt, 
dagegen berichtet er von einem Falle Dr. Born’s in New-York, bei dem nach 
guter Operation mit dem kleinen Magneten sich nach einigen Monaten aus- 
gedehnte Netzhautablösung in der Wundgegend einstellte. Das veranlasste Verf., 
die Indicationen für den kleinen Magneten erheblich einzuengen, wie er denn 
im Schlusssatze erklärt, die Netzhautablösung sei eine häufige Spätfolge selbst 
der gelungensten Magnet-Operationen, wenn man dabei den Glaskörper er- 
öffnen muss. | 

Wie sehr nun auch ein weniger eingreifendes Verfahren — wenn es zum 
Ziele fübrt — einem eingreifenderen vorzuziehen ist, wäre es nicht gerecht- 
fertigt, aus unberechtigter Sorge vor Schaden durch das Verfahren in geeigneten 
Fällen die Operation mit dem kleinen Magneten zu unterlassen. Ref. hat bei 
einer Zusammenstellung des Hirschberg’schen Materials über Operation mit dem 


— 188 — 


kleinen Magneten, wohl des grössten Materials darüber, fast niemals Netzhaut- 
ablösung als Operationsfolge verzeichnet gefunden, auch nie bei den alten Fällen 
der Klinik, die zur Revision kamen, wie bei den neuen während mehrerer Jahre 
beobachtet. Es sei hier darauf hingewiesen, dass wir in Prof. Hirschberg’s 
Buch: „Die Magnet-Operation in der Augenheilkunde“ ein Werk besitzen, welches 
das Verfahren mit dem kleinen und grossen Magneten eingehend beschreibt und 
in grundlegender Weise die Indicationen für beide Verfahren gleichmässig ab- 
wägend festlegt. 


16) Ueber die operative Behandlung der Cataracta complicata, von 

Dr. G. Gutmann, Berlin. 

Verf. operirte in den letzten 11 Jahren 45 Augen mit complicirter Cata- 
racta, d. h. Cataracta, mit der zugleich Erkrankungen des Augapfels oder seiner 
Adnexe bestand. 34 Augen wurden gebessert, zum Theil bis zu gutör Seh- 
schärfe, 6 blieben unverändert, in 5 Fällen wurde die Sehkraft verschlechtert. 
In 4 der letzten Fälle ging das Auge völlig zu Grunde, in einem Falle wurde 
die Form erhalten. 

17) Ein Fall von Blei-Amblyopie, von Dr. Bihler, Assist. der Univers.- 

Augenklinik zu Freiburg i. B. 

Bei einem 39jährigen Schriftsetzer trat als Folge der Bleivergiftung Hemi- 
achromatopsie ein, die nicht vorüber ging, während die übrigen Symptome 
schwanden. 


18) Wie entstehen Ring-Scotome? Von Dr. A. Crzellitzer, II. Assist. 

(Aus der Strassburger Univ.-Augenklinik.) 

Es wird mehrfach beobachtet, dass ein Widerspruch zwischen Perimeter- 
und Augenspiegel-Befund besteht, so dass z. B. bei Chorioiditis den einzelnen 
Flecken normales Gesichtsfeld entspricht, oder ein Ring-Scotom angegeben wird, 
für das der Spiegelbefund keinen Anhalt bietet. Belege für letzteren Fall führt 
Verf. in 12 Fällen an, von denen 5 an Chorioiditis, 3 an Netzhautablösung, 
1 an Glaucoma simplex litten, während in 3 Fällen kein pathologischer Spiegel- 
befund vorhanden war, wobei 1 Mal markhaltige Nervenfasern, 1 Mal Fremd- 
körper im Bulbus festgestellt wurden. Die: 3 bisher in der Literatur vertretenen 
Erklärungsversuche befriedigen nicht. Verf. nimmt an, dass die Flächenspannung 
der Chorioidea viel stärker in der Richtung der Meridiane als in derjenigen der 
Parallelkreise ist, so dass jeder Process, der zu einer localen Volumsvermehrung 
innerhalb der Augenhäute führt, also jedes Transsudat, Ablösung, Blutung, 
Exsudat zunächst sich in Parallelkreisform ausbreiten muss. Damit ist ein Theil 
der Fälle ohne Schwierigkeit zu erklären.! 


19) Kystadenoma papillare proliferum der Moll’schen Drüsen, von 

Dr. H. Wintersteiner, Docent in Wien. 

Bei einem 31jährigen Manne war eine kirschkerngrosse Lidrand-Cyste in 
der Gegend des unteren Thränenpunktes auf Punction vor 2 Jahren nicht zurück- 
gegangen, vielmehr rasch gewachsen. Nach Exstirpation ergab sich ein histo- 
logischer Befund, der von allen bisher veröffentlichten abweicht, indem von der 
epithelialen Cysten-Auskleidung eine adenomatöse Wucherung in papillärer Form 
ausging. Da die Punction vielleicht den Reiz zur atypischen Epithelwucherung 


ı Der Ring entsteht meist aus einer Kreisfläche. H. 


— 184 — 


gab, ergiebt sich, dass Exstirpation der Cyste, nicht Punction, stets vorzunehmen 
ist, wenn überhaupt eine Behandlung erforderlich wird. 


20) Beitrag zur Dioptrik des Auges, von Dr. K. von Brudzewski. 
(Laboratoire d’ophtalmologie & la Sorbonne.) 
Verf. sucht durch Veränderung der Messungsmethode aus den Messungen 
direct Aufschluss über die Refraction in den verschiedenen Zonen der Hornhaut 
zu erhalten. 


21) Die Durchspülung der Thränenwege von den Thränenpunkten aus, 
von Dr. O. Neustätter, München. 

Die Neuheit der Methode besteht darin, dass Verf. die Canüle auf die 
Thränenpunkte ohne Erweiterung derselben aufsetzt und dann durchspritzt. Er 
kam in leichteren Fällen gut zum Ziele und empfiehlt den Versuch, wobei zu 
beachten ist, dass häufig ein Absickern der Flüssigkeit erst längere Zeit nach 
der Einspritzung erfolgte. 


22) Die Originalartikel der englischen Ausgaben. (Arch. of Ophthal. 

Vol. XXVIII.) Erstattet von Dr. Abelsdorff, Berlin. 

1. Die Pathologie der nach profusen Blutungen, sowie nach Einverleibung 
von Methylalkohol auftretenden Amblyopie nebst Bemerkungen über die Patho- 
genese der Sehnervenatrophie im Allgemeinen. Von Ward A. Holden, New-York. 

Experimente an Hunden und Kaninchen zeigten, dass 1 oder 2 Tage nach 
profusen Blutungen Oedem in der Nervenfaser- oder Ganglienzellenschicht der 
Retina vorhanden war, während in späteren Stadien sich rasch fortgeschrittene 
Degeneration der Ganglienzellen bis zum Tractus hinein zeigte. 

Die Amblyopie nach Genuss von Methylalkohol bewirkt ein ähnliches Bild 
wie nach Blutungen und Chininvergiftung, beruht auf gestörter Ernährung der 
Ganglienzellen. 

Das Wesen der einfachen Sehnervenatrophien sucht Verf. in einer primären 
Degeneration der Ganglienzellen der Netzhaut und ihrer zu den basalen Opticus- 
centren laufenden Axencylinder. | 


2. Die Einführung von Jodoform in die vordere Augenkammer bei tuber- 
culöser Iritis. Von N. J. Weill, Assistenten der Universitäts - Augenklinik in 
Zürich. 

Verf. bemerkte bei Kaninchen Milderung der Erkrankung nach Einführung 
des Jodoforms. 


3. Ein Fall von Melanosarcom der Chorioidea. Von M. L. Foster, New-York. 


4. Die Anwendung des directen, 110 Volt starken Beleuchtungsstromes für 
Elektromagneten. Von A. B. Kibbe, Seattle, Wash. | 

Verf. schloss einen Magneten zum Handgebrauch, wie der Hirschberg’sche, 
und einen stärkeren, der über den Patienten aufgehängt wird, an die elektrische 
Leitung an und erhielt sehr starke Wirkungen. Erfahrungen sind nicht berichtet. 


5. Casuistische Mittheilungen. Von Dr. K. Pischel, San Francisco. 


1. Bicyclefahren als Mittel gegen Exophoria (Insuff. d. Interni). Eine 
Besserung der Insufficienz führt Verf. bei einem Patienten darauf zurück, dass 
dieser Monate lang täglich mehrere Meilen auf einem schmalen Spalte fuhr und 
diesen fortwährend fixiren musste. 2. Papillitis. 3. Aniridia traumatica. 4. Para- 
lysis traumatica partialis oculomotorii. 5. Zwei Fälle von Herausziehung eines 
Eisensplitters aus dem Auge mit dem grossen Klektromagneten. 


— 185 — 


a) Im ersten Falle konnte die Extraction die Panophthalmie nicht mehr 
verhindern, b) im zweiten zog der Magnet den Splitter in den Iriswinkel, von 
wo der Hirschberg’sche Magnet ihn entfernte. 

6. Zwei Fälle von Iridotomie unter wenig Erfolg versprechenden Bedingungen. 
Von F. M. Wilson, Budapest. 

Pupillenverschluss bei sympathischer Iritis nach Enucleation des verletzten 
Auges durch Iridotomie beseitigt. 

7. Wiederherstellung des Conjunctivalsackes in einem Falle von totalem 
Symblepbaron mit Hülfe von Thiersch’scher Hautläppchen. Von Ch. M. May, 
New-York. 

8. Das Listing’sche Gesetz und einige strittige Punkte über den Beweis 
desselben. Von C. Weiland, Philadelphia. Spiro. 


IV. Die ophthalmologische Klinik. 1900. Nr. 1—5. 
1) Der Druck in den augenärstlichen Zeitschriften vom hygienischen 
Standpunkte betrachtet, von Hermann Cohn. 

Von 10 deutschen ophthalmologischen Zeitschriften, deren äussere Erschei- 
nung Verf. einer genaueren Prüfung unterzogen hat, erfüllen nur drei die 
Minimalforderungen (?) der Hygiene. Insbesondere wünscht Verf., dass der Petit- 
druck aus allen Journalen entfernt, dass jedes Exemplar tiefschwarz gedruckt 
und dass eine dickere Form der Buchstaben eingeführt wird. 


2) Papillom der Cornea. Methylenblau-Verband, von de Wecker. 
Bereits referirt. 


3) Veber Dionin und seine Wirkung auf die Lymphcirculation des 
Auges, von Darier. 

Die Wirkung des Dionins ist eine beschränkte und individuell verschiedene, 
und, wenn dasselbe wirklich brauchbar ist, so ist es nur bei Iridochoroiditis 
mit Pupillarverwachsungen, bei Hornhautinfiltraten und bei der Resorption von 
Linsenmassen nach Discision oder Extraction anwendbar. 


4) Doppelseitige Luxation der Linse unter die Bindehaut, von Terson. 
Bereits referirt. f 
5) Traumatische Austreibung beider Linsen, von Thilliez. 
Auf der einen Seite durch Kuhhornstoss, auf der andren durch Fall gegen 
eine Eisenstange luxirte Linse. 


6) Behandlung des Glaucoma simplex chronicum mit Galvanisation 
des Halssympathicus, von Allard. 
Die Wirkung der Galvanisirung des Halssympathicus mit starken Strömen 
lässt sich in Folgendem zusammenfassen: 
1. Sinken des Augendruckes.. 
2. Nachlassen oder selbst völliges Verschwinden der Schmerzen. 
3. Besserung des Sehvermögens, die jedoch von dem Grade der bereits 
ausgebildeten glaucomatösen Atrophie abhängig ist. Sehschärfe und Gesichtsfeld 
können bei frühzeitig einsetzender Behandlung sogar wieder normal werden. 


— 186 — 


7) Ist die Iridectomie beim einfachen chronigchen Glaucom von 

Nutzen? von Rogman. 

Wenn die Iridectomie auch in einzelnen Fällen eine Heilwirkung im Ge- 
folge hat, so kann sie doch Mangels präciser Indicationen ebenso viel Schaden 
wie Nutzen stiften. Verf. übt daher bei einfachem, chronischem, progredientem 
Glaucom ein Verfahren, das er aufs Wärmste empfiehlt: Jridectomie auf dem 
schlechten Auge; ein Misserfolg stiftet verhältnissmässig geringen Schaden, und 
diese Versuchs-Operation giebt ein werthvolles Criterium für die Behandlung des 
andren, gesunden Auges ab. 


8) Ein Fall von einseitigem Glaucom, behandelt mit Resection des 
Ganglion cervicale supremum sympathiei, von Jatropoulos. 
Die Resection blieb ohne jede Rückwirkung auf das befallene Auge. 


9) Zur Behandlung des Glaucoms, von Abadie. 


10) Ueber die Anatomie der bei Morb. Brightii vorkommenden Netz- 
hautablösung, von Goldzieher. 

An der Hand des mitgetheilten Falles kann mit Bestimmtheit ausgesprochen 
werden, dass die Ablösung der Netzhaut lediglich eine Folge des Oedems der 
Retina ist und dass dabei jede Zugwirkung seitens des Glaskörpers auszu- 
schliessen war. 


11) Ein Fall von Durchblutung der Hornhaut, von Jocqs. 

Am plausibelsten erscheint Verf. die Erklärung, dass die blutige Durch- 
tränkung von der Peripherie der Hornhaut, d. h. vielmehr von dem pericornealen 
Abschnitt der Sklera her statthat. Die zu der Durchblutung Anlass gebende 
Läsion kann in einer unvollkommenen Ruptur der Augen-Hüllen gegebeu sein. 
Es kann aber auch geschehen, dass ein leichteres (?) Trauma zu demselben 
Resultat führt, indem dasselbe, ohne eine Gewebswunde hervorzurufen, eine Ge- 
fässzerreissung bewirkt, wie es z. B. häufig bei Suggillationen nach einfacher 
Contusion der Fall ist. 


12) Angeborene Augenveränderungen bei einem Kinde, dessen Mutter 
gegen Ende der Schwangerschaft an Abdominaltyphus erkrankt 
war, von Antonelli. 


13) Ein Fall von Exophthalmus intermittens und ausgebreiteten 
Phlebectasien im Bereiche der Venae jugulares, von Hitschmann. 


14) Ein Leitpunkt zur Incision des Thränensacks von der Haut her, 
von Terson. 

Das Verfahren besteht darin, dass man einem Lidwinkel ab in horizontaler 
Richtung gegen die Nase zu, d.h. genau dem Verlauf des inneren Lidbandes 
folgend, 3'/, mm abmisst und dann am Endpunkt der 3'/, mm langen horizon- . 
talen Linie einen vertikalen Einschnitt macht. Man befindet sich dann genau 
im Thränensack. Moll. 


ne A ea 


V. Archives d’ophtalmologie. 1900. Januar. 

1) De l’iridectomie dans le glaucome chronique simple. Quelques 

résultats éloignés, par Truc et Chauvin. 
Verff. wollen die Iridectomie bei Glaucoma chronicum simplex wieder zu 

Ehren bringen und haben 14 Fälle ihrer Privatpraxis aus den letzten Jahren 

bis heute verfolgt. Uebrigens ist das genannte Leiden in der Gegend von 

Montpellier sehr häufig und die Hauptursache von Erblindung. In der That 

lassen die mitgetheilten Krankheitsgeschichten erkennen, dass der Zustand der 

operirten Augen nach der Operation stationär geblieben ist. 

2) Dystrophie marginale symmötrique des deux corndes avec astigma- 
tisme régulier consécutif et guérison par la cautörisation ignee, 
par Terrien. 

Es handelte sich nach der Ansicht des Verf.’s um einen entstehenden aus- 
gedehnten Greisenbogen, der das Hornhautgewebe derart veränderte, dass es 
nachgiebig wurde und. so den Astigmatismus bedingte. 


3) Astigmatismus des rayons pénétrant obliquement dans ľoeil, ap- 
plications de la skiascopie, par Druault. 


4) Note sur un nouveau modèle d’ophtalmoscope, par Terrien. 


Einen wesentlichen Vortheil vor vielen andren Refractions-Ophthalmoskopen 
vermag Ref. nicht einzusehen. 


Februar. 
1) L’hydrostatique oculaire, par Nicati. 
Eignet sich nicht zu einem kurzem Referat. 


2) Encore les collyres huileux, par Scrini. 

Verf. tritt nochmals für das Oel als Vehikel der in den Bindehautsack 
einzuträufelnden Medicamente ein. Zunächst sieht er einen Vortheil in dem 
längeren Verweilen der öligen Mittel im Bindehautsack und dadurch bedingte 
intensivere Wirkung. Sodann soll weder Luft noch Licht die Mittel verändern, 
wie das bei wässrigen Lösungen geschieht; auch ist die Asepsie eine unbe- 
grenzte. Eserin verändert seine Farbe nicht in Oel und reizt auch bei längerem 
Gebrauch die Bindehaut niemals. Ebenso wenig greift Cocain in öliger Lösung 
das Epithel der Hornhaut an. Moll. 


VI. Annales d’oculistique. 1900. Januar. 


1) Hystöerotraumatismes oculaires et asudohyrterotsäumatlämen ocu- 
laires, par Borel. 


Eine eingehende klinische und forensisch-medizinische Monographie. 


Februar. 
l) Sur les tumeurs de la glande lacrymale, par Rogman. 


Mittheilung eines Falles von Cylindrom der Thränendrüse und Aufzählung 
der in der Literatur bekannten ähnlichen Fälle. 








2) Quelques graves complications lacrymales, par Truc. 
Verf. stellt eigene und fremde, zum Theil bereits veröffentlichte Fälle von 
Orbitalphlegmone, Sehnervenatrophie, Pantophthalmie und Meningitis zusammen, 


— 18 — 


wie sie im Anschluss an ein Leiden des thränenleitenden, Apparates beobachtet 
wurden. 


3) Contribution à la connaissance des tumeurs malignes de l’orbite, 
par Pergens». 

Es handelt sich um ein Angiosarcom, ein malignes Fibrom (?), zwei Fibro- 
sarcome und ein Epitheliom. Trotz eingreifender Exstirpation sind 3 der Fälle 
bereits zu Grunde gegangen, und auch die beiden übrigen haben eine schlechte 
Prognose. 


4) Les lésions corndennes dans la conjonctivite subaigud, par Petit. 
Gewöhnlich sind die im Verlaufe einer Diplobacillen-Conjunctivitis beobach- 
teten Hornhautalterationen wenig schwerer Natur. Das Geschwür sitzt meist 
in der Peripherie der Hornhaut und hat wenig Tendenz sich nach der Tiefe 
auszudehnen. Dagegen wird seine Fläche, falls es unbehandelt bleibt, gern 
grösser. Im Secret des Geschwürs findet man den Diplobacillus in Reincultur. 
In therapeutischer Beziehung kommt in erster Reihe ein Tropfwasser von Zink- 
sulfat (1:40) in Betracht. Moll. 


VI. La Clinique Ophtalmologique. 1900. Nr. 1—4. 
(Die bereits aus der deutschen Ausgabe referirten Artikel sind nicht an- 
geführt.) 
1) Deux cas rares de paralysies des muscles de l’oeil, par Leprince. 
Es handelt sich um eine Lähmung des rechten Abducens auf alkoholischer 
Basis und zweitens um eine Lähmung des vierten Paares auf Grund eines Trauma. 


2) Considerations sur la constitution anatomique et le traitement de 
la tumeur lacrymale, par Jocqs. 

Verf. ist der Ansicht, dass es sich in Fällen von sog. Hydrops sacci 
lacrymalis vielmehr um eine Infiltration des den Sack umgebenden Zellgewebes 
als eine Ausdehnung dieses selbst handle. 

3) Hydropisie cukyste6e de la bourse sereuse de Tenon, par Lagrange. 
Moll. 





Vermischtes. 


1) Dr. P.Sgrosso, geboren 1856 in Avellino, starb in Neapel am 
24. März 1900. Aus bescheidener Familie stammend, wusste er mit exempla- 
rischer Ausdauer sich den klassischen Studien zu widmen und wurde 1883 in 
Neapel als Arzt diplomirt. Er war 3 Jahre Militärarzt und widmete sich 
unter Prof. Del Monte der Ophthalmologie. 1887 wurde er Assistent des 
Prof. De Vincentiis, dessen Schüler und ergebener Freund er war. 1892 
habilitirte er sich an der Universität Neapel als Privatdocent und hielt sehr 
besuchte Vorlesungen. Er behandelte in zahlreichen geschätzten Monographien 
die verschiedensten Theile der Augenheilkunde: Ueber das Cylindrom. Anatomie 
der atrophischen Augen. Ucber acute Dacryoadenitis. Osteome der Orbita. 
Synchysis scintillans. Pinguecula.. Cysticercus. Dermoid der Orbita. Retinitis 
durch Anaemia perniciosa. Skiaskopie. Chirurgische Behandlung des Anthrax 
und vieles Andere. 1899 endlich veröffentlichte er einen Leitfaden der Augen- 


— 189 — 


heilkunde für die Studenten, aus welchem seine Befähigung für den Lehrstuhl 
und seine ausgedehnte Wissenschaft hervorgeht. Das Buch wurde von ver- 
schiedenen italienischen Kliniken den Studenten als nützlicher Führer em- 
pfohlen. 

Der zu früh Verstorbene wird tief betrauert von seiner Familie, von Prof. 
Vincentiis und von den Collegen, welche die reichen Gaben seines Geistes 
und Herzens kannten. Gallenga. 


Bibliographie. 


1) Die mikroskopischen Untersuchungsmethoden des Auges, 
von Dr. S. Seligmann. (Berlin 1899. Verlag von S. Karger. — Ver- 
fasser hat aus den zahlreichenWerken und Zeitschriften über die pathologisch- 
histologischen Untersuchungsmethoden im Allgemeinen die über die Untersuchung 
des Sehorgans gesammelt und auf Grund eigener Erfahrungen gesichtet und 
zusammengestellt. Das Buch giebt eine gute Anweisung für die mikroskopische 
Arbeit. Es zerfällt in einen allgemeinen und einen speciellen Theil. Besonders 
in letzterem werden die Fragen der klinischen und experimentellen Pathologie 
gebührend berücksichtigt. Fehr. 

2) Experimentelle Studien zur Kenntniss der Bahnen der 
synergischen Augenbewegungen beim Affen und der Beziehungen 
der Vierhügel zu denselben, von Bernbeimer. (Sitzungsberichte der 
kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Band CVIII, Abth. Ill) Dia 
an Affen vorgenommenen Versuche widerlegen einwandsfrei die frühere Ansicht, 
dass die vorderen Vierhügel ein specielles Reflex-Centrum für die Augenbewe- 
gungen und ganz besonders für die synergischen seien. Der seiner Hinterhaupts- 
lappen beraubte Affe führt tadellose synergische Augenbewegungen spontan und 
auf periphere, mechanische oder elektrische Reize aus. Dieselbeu synergischen 
Augenbewegungen werden ausgeführt, wenn er seiner Hiuterhauptslappen und 
der vorderen Vierhügel; oder dieser allein beraubt wird. In letzterem Falle 
lösen auch einfache Lichtreize dieselben synergischen Augenbewegungen aus. 
Erst wenn die Kernregion der Augennerven durch einen Medianschnitt von 
einander geirennt wird, hören die synergischen Augenbewegungen auf, und dıe 
beiden Augen bewegen sich nur mehr regellos und unabhängig von einander. 
Dagegen ist der Gyrus angularis des Affen und ganz besonders das mittlere 
Drittel seiner beiden Schenkel ein ausgesprochenes Rindenfeld für die syner- 
gischen Augenbewegungen. Letztere werden noch nach Zerstörung der Vierhügel 
bis zum Aquaeductus Sylvii vom Gyrus angularis ausgelöst. Da nach mediärer 
Durchschneidung der Augenmuskel-Kernregion vom rechten und linken Gyrus 
augularis keine Augenbewegungen mehr ausgelöst werden, so müssen die Ver- 
bindungs-Neurone von den Muskelkernen zur Rinde des Gyr. angul. sämmtlich 
gekreuzt verlaufen, und zwar muss die Kreuzung nach obigem in der Median- 
linie, jedoch unter dem Niveau des Aquaeductus Silvii stattfinden. Moll. 

3) Ueber das Vorkommen und die Bedeutung des Koch-Week’- 
schen Bacillus, von Hoffmann. (Zeitschrift für Hygiene und Infections- 
krankheiten. Band 30, 1899.) Der Koch-Week’sche Bacillus ist der Erreger 
einer acuten, nicht selten croupösen, sehr contagiösen Bindehaut - Entzündung 
beim Menschen. Diese acute Entzündung kann aber chronisch werden und dann 
sehr erhebliche papilläre Hypertrophieen der Bindehaut hervorrufen. In diesen 
Falten der Bindehaut können sich die Bacillen lange erhalten; diese Thatsache 
lässt den Schluss zu, dass durch solche Individuen die Krankheit leicht ver- 


— 1% — 


schleppt werden kann. Ausserdem wird es verständlicher, wie Organismen, die 
ausserhalb des menschlichen Bindehautsackes bald absterben, besonders leicht, 
wenn sie eintrocknen, und auf künstlichen Nährböden sich nur schwer züchten 
lassen, oft so plötzlich Epidemieen hervorrufen können. Für gesund geltende 
Individuen beberbergen die Bacillen in ihrem Conjunctivalsacke, erkranken dann 
selbst wieder unter günstigen Umständen heftiger, und durch die Benutzung 
der gleichen Waschgeräthschaften oder Uebertragung durch,unreine Finger u.s. w. 
findet dann die Ansteckung statt. Moll. 
4) Zur Kasuistik des angeborenen Coloboms der unteren Augen- 
lider, von Werner. (Dissertation, Tübingen 1900.) Mittheilung zweier neuen 
Fälle mit anschaulichen Zeichnungen. Die Aetiologie der Colobome ist in den 
meisten Fällen diejenige der Spaltbildungen des Gesichts überhaupt. Es besteht 
— vielleicht in Folge Raummangels im Uterus oder zu geringer Fruchtwasser- 
menge — eine gewisse Disposition zu amniotischen Adhäsionen, die vor Schluss 
der Gesichtsspalten die Entwickelungshemmung und ohne zeitlichen oder un- 
mittelbaren Zusammenhang damit die Verwachsungen zwischen epibulbärer Epi- 
dermis und Amnion hervorgerufen haben, die dann des weiteren zur Spaltung 
des Lids führten. | Moll. 
5) XXXV. Jahresbericht der Augenheilanstalt in Basel. Ver- 
öffentlicht von Prof. Dr. Mellinger. (Basel, Werner-Riehm 1899.) In der 
Anstalt verpflegt wurden 609 Kranke, poliklinisch behandelt 2883 Patienten. 
Star-Operationen wurden 79, Iris-Operationen 43, sonstige Eingriffe 103 verrichtet. 
Es folgt die Mittheilung einiger besonderer Fälle. Moll. 
6) Beitrag zur Casuistik der ophthalmoplegischen Migräne, 
von Paderstein. (Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde Bd. XV.) Es 
giebt eine idiopathische Erkrankungsform, bei der sich Migräne mit Anfällen von 
Augenmuskellähmungen mannigfacher Art combinirt. Für diese Erkrankungsform 
ist die Bezeichnung ‚periodische oder recidivirende Oculomotoriuslähmung“ zu 
verwerfen, weil darin das hervorstechende Symptom „Migräne“ nicht zur Geltung 
kommt, vor allem, weil sie zu eng ist, indem sie die adaequate Erkrankung mit 
Jaocalisation in anderen Augenmuskelnerven ausschliesst. Dagegen ist der Name 
„ophthalmoplegische Migräne“ für diese Gruppe von Fällen einwandfrei. Ob 
die ophthalmoplegische Migräne eine Form der gewöhnlichen Migräne oder eine 
Erkrankung sui generis ist, ist zur Zeit nicht zu entscheiden, da die Aetio- 
logie beider Erkrankungen unbekannt ist. Moll. 
7) Hemianopsie auf einem Auge mit Geruchs-Hallucinationen, 
von Linde. (Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Band V, 1899.) 
Der mit Sectionsbefund beschriebene Fall zeichnet sich. dadurch aus, dass er 
ein Beispiel von Hemianopsie auf einem Auge, durch cerebralen Tumor bedingt, 
darbietet. Sodann ist er interessant durch den Sitz des Tumors, der nämlich 
vom Gyrus hippocampi und Cuneus aus gegen den Tractus opticus und in diesen 
hinein wuchs. Die aus dem Falle bezüglich des Sitzes von Hirntumoren ge- 
zogenen Folgerungen sind im Original nachzulesen. Moll. 
8) Ueber das Melanin der Augenhäute, von H. Landolt. (Zeitschr. 
für physiologische Chemie. Band XXVIII, Heft 1 und 2.) Ein Stroma war 
in den Pigmentkörnchen auf keine Weise nachweisbar. Die Zusammensetzung 
der Körnchen ergab: C = 54,56°/,, H = 5,34°/,, N = 12,7°/,, 0 = 27,4°/,- 
Bei der Einwirkung von Säuren und Alkalien verändert sich die Zusammen- 
setzung, indem der Kohlenstofigehalt steigt, der Stickstoffgehalt herabgeht. Bei 
der Kalischmelze erfolgt die Abspaltung von Indol, Ammoniak und flüchtigen 
Fettsäuren, bei der Säureeinwirkung die Abspaltung einer aromatischen, die 


— 191 — 


Millon’sche Reaction gebenden Complexes. Eine nähere chemische Beziehung 
des Augenpigmentes zum Blutfarbstoff oder dem Haematin ist nirgends zu er- 
kennen. | Moll. 
9) Ueber primäre Conjunctivaltuberculose, von Bode. (Disser- 
tation, Tübingen 1899.) Verf. teilt drei diesbezügliche Fälle mit und verwerthet 
die aus den letzten drei Jahren stammenden Mittheilungen statistisch. Dabei 
ergeben sich folgende Resultate: Die primäre Conjunctivaltuberculose kann ohne 
anderweitige Tuberculose auftreten, wenn man die Drüsenschwellungen in der 
Umgebung nicht als Complication auffasst. Am häufigsten ist die Krankheit 
zwischen dem 10. und 30. Jahre. Meist erkrankt nur ein Auge und zwar ist 
es fast immer die Lidbindehaut, die befallen wird.. Das Oberlid erkrankt 
etwas häufiger als das untere; dabei zeigt die Cornea Trübung und Pannus. 
Local soll die Krankheit nur chirurgisch behandelt werden, da bei frühzeitiger 
Exstirpation die Resultate sehr günstig sind. Moll. 
10) La perception de la couleur et l’acuil6 visuelle, par Neu- 
schuler. (Comptes rendus de la Soci6t6 francaise de l’ophtalmologie de 1899.) 
Verf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, festzustellen, welches der grösste Ah- 
stand wäre, in dem er die Farbe eines Zeichens von 5 mm Grösse erkennen 
könne, das nach einander auf einem Grunde lag, welcher seine Farbe von 
Weiss zu Schwarz durch alle Nuancen des Grau wechselte. Sodann wollte er 
den grössten Abstand finden, in dem er unter gleichen Bedingungen die Form 
des Zeichens erkannte. Das Verhältniss der beiden Zahlenreihen zu einander 
bildete die dritte Seite seiner Untersuchungen, deren Anordnungen im Original 
nachzusehen sind. Moll. 
11) A propos d’une restauration des conjunctives au moyen 
d’une Greffe de muqueuse vaginale, par Gallemaerts. (La Policlinique, 
Nr. 5. 1899.) Bei einem 30jährigen Manne wurden Stücke von Vaginal- 
schleimhaut, welche durch eine Kolporrhaphie "gerade verfügbar wurden, zur 
Plastik des Bindehautsackes verwandt und zwar nach Art der Thiersch’schen 
Transplantation. (Lippenschleimhaut ist wohl ebensogut und im Allgemeinen 
leichter zu beschaffen. Ref.) Moll. 
12) I. Sur l’apon6övrose orbito-oculaire II. Sur les ganglions 
ophtalmiques accessoires, par Gallemaerts. (Bulletin de l'académie 
Royale de Médecine de Belgique — Sitzung vom 28. Januar und 25. März 
1899.) Ohne die im Original beigegebenen Zeichnungen im kurzen Referat 
nicht viel zu verstehen. Moll. 
13) Recherches sur l'indice total du cristallin humain, par 
Stadfeld. (Journal de Physiologie et Pathologie générale. 1899. Nr. 6.) 
Moll. 
14) Remarks on the Holmgren wool test: is it adequate for the 
de tection of colour blindness? by Thomas H. Bickerton, Liverpool. 
(Brit. med. Journ. 1900. 17. März.) Verf. führt an der Hand eines Falles, in 
welchem ein farbenblinder See-Officier bei Nacht beinahe einen Zusammenstoss 
herbeigeführt hatte, aus, dass die für die Handelsmarine officiell eingeführte 
Farbensinn-Prüfung mit Holmgren’s Wollprobe nicht genüge. Der betreffende 
Officier konnte bei einer Nachprüfung die farbigen Wollbündel gut auseinander- 
kennen, aber die Spectralprobe ergab, dass sein Farbensinn nicht normal war. 
Verf. führt auch Mittheilungen andrer Beobachter an, die sich im gleichen 
Sinne aussprachen. Neuburger. 
15) Detachment of corneal epithelium(?) by J. Acworth Menzies, 
Rochdale. Vor 5 Jahren Verletzung des rechten Auges mit einem Cricketball. 


— 192 — 


Seit dieser Zeit Schmerzen und Fremdkörpergefühl im Auge, besonders beim 
Lidschlag. Im unteren äussern Quadranten war das Hornhautepithel gefältelt 
und frei beweglich über einen kleinen Bezirk, ferner ein dünner, runder, leicht 
trüber, erhabener Fleck der Hornhaut zu sehen. Verband und Cocain nützten 
nicht, erst ergiebige Abschabung des Epithels an der betreffenden Stelle brachte 
Heilung. Verf. nimmt an, dass durch den Schlag die Elastica anterior sammt 
dem Epithel abgelöst worden sei; allerdings sei schwer zu verstehen, wie dieser 
Zustand 5 Jahre bestehen konnte. " Neuburger. 


16) Zur offenen Wundbehandlung nach Augen-Operationen, von 
Dr. M. Eliasberg, Riga. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1900. Nr. 2.) 
Nicht alle Operirte behandelt Verf. nach der von Hjorth angegebenen offenen 
Wundbehandlung, sondern nur zweifelhafte Fälle, denen er dadurch eine bessere 
Heilungsaussicht geben wollte, als sie nach der bisher üblichen Wundbehandlung 
gewesen wäre, wie Fälle von Narbentrachom, eben überstandener chronisch- 
eitriger Conjunctivitis, Ozaena, oder mit nicht tadellosen Thränenwegen. Verf. 
ist mit den Resultaten vollauf zufrieden. Die 20 so behandelten Operationen 
betrafen 4 Iridectomien, optische und Glaucom-, 1 Iridotomie, 3 Sclerotomien, 
6 Discisionen, 5 Altersstar-Ausziehungen, darunter 1 mit runder Pupille, und 
1 jugendliche traumatische Cataract. Neuburger. 


17) VIl. Jahresbericht des Directoriums des von der böhm. 
Sparcasse gegründeten Blinden-Versorgungshauses Francisco- 
Josephinum in Smichow bei Prag für das Jahr 1899. Pfleglingsstand 
mit Ende des Jahres 1899 121 Personen (52 Männer, 69 Weiber. Nach dem 
ätiologischen Momente der Erblindung geordnet vertheilen sich die Pfleglinge in 
folgender Weise: angeborene Blindheit 5, Augenentzüändung der Neugeborenen 
13, Trachom 5, Blattern 5, grauer Star 12, Glaucom 12, Krankheiten der 
Hornhaut und Regenbogenhaut 21, Krankheiten der Aderhaut und Netzhaut 16, 
Sehnervenschwund 21, Verletzung der Augen 12. Schenkl. 


18) Neuere Behandlungsmethoden des Trachoms, von Primarius 
Dr. H. Adler. (Wiener med. Presse. 1900. Nr. 7.) Die medicamentöse, 
eventuell nur antiseptische Behandlung ist für den Beginn der Erkrankung an- 
gezeigt und auch ausreichend. Sie kann bei entsprechender Behandlung (Cupr. 
sulf, Lapis, eventuell Massage, Spray) zur Heilung führen. Galvanokaustik, 
Rollung u. s. w. können in geeigneten Fällen sofort, ferner nach längerer, 
effectloser, medicamentöser Behandlung an die Reihe kommen. In seltenen Fällen 
wird man sich entschliessen müssen, die Uebergangsfalte zu opfern. Nach den 
operativen Eingriffen ist noch eine längere medicamentöse Behandlung noth- 
wendig. Schenkl. 


19) Ueber die mit Influenza zusammenhängenden Augenkrank- 
heiten, von Primar-Augenarzt Dr. M. Mohr in Budapest. (Wiener klinische 
Rundschau. 1900. Nr. 9 und 10.) Eine Zusammenstellung aller bisher be- 
vbachteten, im Gefolge von Influenza aufgetretenen Augenkrankheiten. Eigene 
Beobachtung: Ein Fall von Keratitis dendritica, ein Fall von Keratitis ulcerosa, 
drei Fälle von Tenonitis serosa, ein Fall von Phlegmone orbitalis und palpe- 
bralis und drei Fälle von Dakryoadenitis. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schifibauerdamm). 


Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Mezrzezr & Wırrıc in Leipzig. 





Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben ven 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. Braıtkr in London, Prof. Dr. H.Coan in Breslau, Doc. Dr. 
CL. pu Bom-Reyuonp in Berlin, Dr. DAuRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Eumert in Bern, 
‚Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GrinsBera in Berlin, Prof. Dr. GoLDzIEHErR in Budapest, 
Dr. GoRDoN NOoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HoRsTmann in Berlin, Dr. IssıGonıss in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KutaHE in 
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Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHn in Hamburg, Dr. Peraens in Brüssel, 
Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. PurtscheR in Klagenfurt, Dr. M. Reıck in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. ScHEnk&L in Prag, Prof. Dr. 
ScHwaArz in Leipzig, Dr. Spro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


Juli. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 


EEE ES 


Inhalt: Original-Mittheilung. Zur Kenntniss der Retinitis proliferans. Von 
Dr. Fehr, I. Assistenz-Arzt. ; 

Gesellschaftsberichte. 1) Berliner med. Gesellschaft. — 2) Société ophtalmologie 
in Brüssel. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. 1) Le strabisme et son traitement, par 
H.Parinaud. — 2) Dr. Schreiber’s Augenheilanstalt in Magdeburg für 1899. — 
3) Augenheilanstalt in Basel. XXXV. Jahresbericht vom 1. Januar bis 31. December 
1898, von Prof. Dr. Karl Mellinger. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX. 3. — Il. Archiv für 
Augenheilkunde Band XL. Heft 4. Februar. 

Vermischtes. 

Bibliographie. Nr. 1—4. 





[Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt. ] 


Zur Kenntniss der Retinitis proliferans.! 
à Von Dr. Fehr, I. Assistenz-Arzt. 


Unter der sogen. Retinitis proliferans (Manz)? verstehen wir bekannt- 
lich eine Erkrankung, bei welcher als hervorstechende Erscheinung weiss- 
glänzende bindegewebige Stränge und Membranen von der Netzhaut aus 


1 Nach einem am 28. Juni 1900 in der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft 
gehaltenen Vortrage. | 
8 Manz, Retinitis proliferans, Arch. f. Ophth. 1876, XXII. 3. S. 229 ff. 
18 


— 14 — 


in den Glaskörper hervorragen; natürlich sind das Folgezustände eines ab- 
gelaufenen Krankheits-Processes. Die Pathogenese dieser sonderbaren Ver- 
änderung war lange Zeit Gegenstand eifriger Erörterungen, und auch heute 
ist noch keine Einigung der Ansichten erfolgt. Der Ansicht von Manz,! 
dass die Retinitis proliferans durch einen entzündlichen Neubildungs-Process 
gewisser Elemente der Retina bedingt ist, steht die von LEBER? gegenüber, 
nach welcher die Bindegewebs- Neubildung einmaligen oder recidivirenden 
Blutungen ihre Entstehung verdankt. LEBER erkennt daher auch die von 
Manz eingeführte Bezeichnung Retinitis proliferans nicht an, sondern giebt 
dem Krankheitsbild eine allgemeinere Benennung: Spontane Bindegewebs- 
Neubildung in Glaskörper und Retina. Diese Lehre LeBer’s hatte von 
jeher die bei weitem grössere Anhängerzahl; — sind doch fast in sämmt- 
lichen überhaupt beschriebenen Fällen Blutungen mit im Spiele gewesen; — 
trotzdem hat sich der Name Retinitis proliferans allgemein eingebürgert. 
Dass Blutungen eine grosse ätiologische Rolle spielen, ist durch die Be- 
obachtungen LEBER’s und anderer Autoren (BAUHOLZER, PRÖBSTING, 
SCHLEIER, SCHULZE, AXENFELD, BLESSIG, SPEISER U. A.) bewiesen; dass 
sie aber die ausschliessliche Ursache sind, wird schon durch die Thatsache 
in Frage gestellt, dass die relativ häufigen Glaskörper-Blutungen so selten 
Retinitis proliferans nach sich ziehen, ferner dass Retinitis proliferans 
manchmal nach Erkrankungen der Netzhaut gesehen ist, bei denen die 
Blutungen entweder ganz fehlten oder nur eine untergeordnete Rolle spielten 
(E. v. HıPPEL, GOLDZIEHER, PURTSCHER). Somit musste man nothgedrungen 
zu der Ansicht gelangen, dass die Retinitis proliferans keine einheitliche 
Erkrankung ist, sondern vielmehr das Endproduct verschiedener Krankheits- 
processe darstellt. Nach Purrscher? lassen sich besonders 2 Formen auf- 
. stellen. Bei der ersten sind die Bindegewebs-Neubildungen directe Um- 
wandlungs-Producte von stattgehabten traumatischen oder spontanen Blut- 
ergüssen in das Augeninnere, deren Aufsaugung durch noch nicht näher 
erforschte Bedingungen erschwert ist; oder sie sind Producte einer reactiven 
Netzhaut-Entzündung, in Folge der Blutung. 
Bei der zweiten Form ist die Bindegewebs-Wucherung Folge einer 
eigenthümlichen Gefäss- Erkrankung und das Product einer vermittelnden 
Retinitis im Sinne Manz’. Biutergüsse fehlen oder sind nur begleitendes 
Symptom. 

In Herrn Geh. Rath HırscaBere’s Privatpraxis kam ein Fall zur 
Beobachtung, der mit heftigen entzündlichen Erscheinungen, acuter Neuro- 


ı Ebenda. 

?2 LEBER, Erkrankungen der Netzhaut, GRAEFE-SAEMISCH, Bd. V. S. 665. 

9 Beitrag zur Kenntniss der spontanen Bindegewebs-Neubildung in Netzhaut und 
Glaskörper (Retinitis proliferans Manz), nebst einen Nebenblick auf die Aetiologie des 
hämorrhagischen Glaucom, von Dr. PurrscHer. Festschrift. Archiv für Augenheilk 
XXXII. Ergänzungsheft. 


— 15 — 


Retinitis exsudativa mit centraler Sternfigur und deutlichen Gefäss-Verände- 
rungen einsetzte, und in dem sich allmählich, ohne dass das Auftreten von 
wesentlichen Blutungen zu beobachten gewesen wäre, das typische Bild 
der Retinitis proliferans ausbildete. 

Wenn ich auch nicht eine anatomische Untersuchüng bieten kann, 
so glaube ich doch, dass der Fall bei der Frage von der Entstehung der 
Bindegewebs-Neubildung im Glaskörper und in der Netzhaut verwerthet 
werden darf, da derselbe von Herrn Geheimrath HIRSCHBERG vom ersten 
Beginn der Erkrankung an beobachtet, sein Verlauf auf’s Genaueste studirt 
und mehrfach während desselben der ophthalmoskopische Befund durch 
Skizzen fixirt worden ist. 

Die Patientin ist eine 29jährige junge Dame. Im März 1896 kam 
sie zum ersten Mal in die Privatsprechstunde von Herrn Geheimrath 
HiBscHBERG. Seit 5 Tagen bestand eine 
Sehstörung auf dem linken Auge, die plötz- 
lich eingesetzt hatte. Sie hatte die Empfin- 
dung gehabt, als sei ihr etwas in’s Auge 
geflogen. Beim Zuhalten des rechten Auges 
musste sie constatiren, dass sie mit dem 
linken fast nichts mehr sah. Tags zuvor 
hatte sie einen Regen von schwarzen Punk- 
ten vor dem linken Auge gesehen. Die 
Anamnese ergab noch, dass sie seit Jahren. 
sehr bleichsüchtig ist und sehr unregel- 
mässige und profuse Menses hat, im Uebri- 
gen aber nie ernstlich krank gewesen ist. 

Bei der Untersuchung am 27. III. 1896 wurde folgender Befund fest- 
gestellt: Die Kranke ist ein anämisches Mädchen in mittlerem Ernährungs- 
zustande, sonst aber körperlich gesund. Herz, Lungen, Nieren, Blut werden 
ganz normal befunden. 


Das rechte Auge ist völlig normal, auch das linke ist reizlos. 


R-1 Di, 5/, | Sn 1%), in 10” 
L- 2,5 Di, 5/,, | Sn 2%, in 3” 





Fig. 1. 


8 


Das Gesichtsfeld zeigte L ein relatives centrales Scotom von ca. 7° 
und im Anschluss daran einen grossen absoluten Dunkelfleck, der sectoren- 
förmig fast die Peripherie erreicht und sich bis in die horizontale Meridian 
erstreckt. Die Aussengrenzen sind normal. | 

Ophthalmoskopisch (s. Fig. 1.) findet man den ganzen Augengrund in Folge 
feiner Glaskörper-Trübungen verschleiert. Die Papillengrenzen sind verwaschen. 
Die Art. centr. ret. infer. ist sehr eng; die Venen sind erweitert, nur die 


Ven. centr. ret. infer. temp. nicht, die durch bläuliche aufgelagerte Massen 
13* 


— 19% — 


unterbrochen zu sein scheint. Ebensolche bläuliche Ausschwitzungen finden 
sich auch auf der Papille, auf dem Sehnervenrande und in einiger Ent- 
fernung davon oberhalb und besonders unterhalb des Sehnerven als kleinere 
Massen im Verlauf der Arterien und Venen. In der Netzhautmitte sieht 
man eine schöne und regelmässige Sternfigur, deren Strahlen sich aus 
längs gestellten und radiär gerichteten Stippchen zusammensetzen. Von 
Blutungen wird nichts gefunden, als einige wenige ganz vereinzelte kleine 
punkt- und strichförmige Hämorrhagien, wie sie fast bei keiner acuten 
Retinitis fehlen. Das ophthalmoskopische Bild hatte grosse Aehnlichkeit 
mit einem im Jahre 1892 in Prof. HırscaBere’s Augenheilanstalt be- 
obachteten Fall, der von DAHRENSTEDT veröffentlicht wurde.! Die Diagnose 
lautete daher, wie in jenem Falle: Neuroretinitis exsudativa acuta 
mit centraler Sternfigur und (thrombotischer) Verstopfung der 
Arteria centralis retin. inf. nasalis. Die Therapie bestand in vor- 
sichtiger Massage des Augapfels und Jodkali, später in einer Merkurialkur. 

Verlauf: 

Unter dieser Behandlung besserte sich anfånglich der Zustand, insofern 
als die Sehkraft des kranken Auges schon nach 8 Tagen auf °/,, stieg, in 
der Nähe feinste Schrift gelesen -wurde, und der Gesichtsfeld - Defect viel 
kleiner wurde. 

Am 30. IV. 1896 war auch das paracentrale Scotom nicht mehr 
nachweisbar, dafür zeigte sich aber in der oberen Peripherie ein zungen- 
förmiger Defect und die S fiel wieder auf °/,.. Der ophthalmoskopische 
Befund lautete damals: Sehnerv undeutlich, Glaskörperflocken, bläuliche 
Exsudat-Herde in der Umgebung der Papille, jetzt mehr oberhalb als unter- 
halb derselben, mit Vorliebe im Verlauf der Gefässe. Von der centralen 
Sternfigur sind nur noch Reste sichtbar. Nahe dem nasalen unteren 
Papillenrande feine neugebildete Gefässe. 

Am 16. V. 1896 wurde notirt: Glaskörper-Trübungen, Papille trübe, 
bläuliche Heerde in der Netzhaut und bläuliche Streifen vor derselben, 
doch an ihr haftend. Der zungenförmige Gesichtsfeld-Ausfall wird breiter. 

Im Juni trat eine erhebliche Wendung zum Schlechteren ein. Die S 
sank auf Fingerzählen in 14 Fuss, und im Gesichtsfeld fand man ein 
grosses centrales Scotom und im Zusammenhang damit ein grosses abso- 
lutes paracentrales.. Ophthalmoskopisch musste man neue frische bläuliche 
Exsudationen in der Netzhaut im Verlauf der oberen Gefässe feststellen. 
Diese. gewannen in den folgenden Wochen noch an Ausdehnung, und mit 
ihnen der Ausfall im Gesichtsfeld. 

Am 19. Juli war nichts mehr vom Sehnerven zu sehen. Von oben 
herkommende dichte bläuliche Massen bedeckten ihn. Das Auge erkannte 
nur noch Fing. in 6 Fuss. 


! Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1892, S. 42, 


— 19 — 


Am 17. August schien die bläuliche Masse schärfer begrenzt, sie war 
von neugebildeten Gefässen durchsetzt und hatte bindegewebigen Charakter 
angenommen. Das Bild imponirte jetzt zum ersten Mal als Retinitis pro- 
liferans. Die S hielt sich mit Fingerzählen in 7 Fuss. 

Am 20. September notirte Herr Geheimrath HırschBere: Eine bläu- 
liche Masse sitzt vor der Gegend des Sehnerven, wie aus mehreren fleischigen 
Blättern zusammengefügt mit einer umgeschlagenen Krämpe. In der Masse. 
sind neugebildete Blutgefässe sichtbar. Die Netzhautgefässe sind heran-(nach 
vorn)gezogen. Unterhalb der Veränderung ist noch die begrenzende Netz- 
haut leicht bläulich. 

Am 16. X. 1896 ist die bläuliche Masse schmaler und derber ge- 
worden, streifenförmige Ausläufer ziehen zur Netzhaut. Vom Sehnerv ist 
unten eine schmale Sichel frei. In der oberen Peripherie sitzt braun- 





Fig. 2. 


schwarzes Pigment, Unter der Quecksilberkur hatte sich die Sehkraft 
wieder auf 5/,, gehoben. Im Gesichtsfeld bestand nur ein grosses para- 
centrales Scotom. 

Die Kranke blieb nunmehr fast 4 Jahre fort. Die S hatte sich an- 
fangs gut gehalten, im letzten Jahr aber war sie allmählich schlechter und 
schlechter geworden. 

Am 30. V. d. J. kehrte sie wieder. .. 


S R— 1 Di 5 | Sa 1! in 10” 
L Finger in 2!,, Fuss. 


— 198 — 


Das 1. Gesichtsfeld hatte ein grosses paracentrales, temporal dicht neben 
dem Centrum gelegenes Scotom und war concentrisch, besonders oben, 
eingeengt. 

Von dem ophthalmoskopischen Bilde mag die Fig. 2 eine Anschauung 
geben, die ich Anfang Juni d. J. anfertigte. 

In die Augen springt ein langgestreckter, glänzender, intensiv bläulicher 
Strang, der vom Sehnerven gerade nach oben sich erstreckt, in einer Länge 
von etwa 8 Papillen-Breiten. Der Sehnerv wird völlig von dieser Bildung 
bedeckt; seine Lage kann nur aus der Richtung des Gefässverlaufs ver- 
muthet werden. Die Neubildung hat ein derb bindegewebiges Aussehen 
und scheint aus übereinander liegenden Schichten zu bestehen. In der Mitte 
ist sie am festesten gefügt, am Rande fasert sie sich stellenweise auf und 
sendet zarte, verästelte Streifen und feine Membranen in die Netz- 
haut und nach vorn in den Glaskörper. Die höchste Erhebung über das 
Niveau der benachbarten Netzhaut wird auf 2 mm berechnet. Zartes, 
bläuliches Bindegewebe lagert an der unteren Begrenzung des Stranges 
der benachbarten Netzhaut auf; gerade nach unten wird es dichter durch 
fächerförmige Fasern, die vom unteren Raude der Neubildung in die Netz- 
haut ausstrahlen. Die Netzhaut-Gefässe treten unterhalb der Bindegewebs- 
Bildung hervor und werden auch von deren Ausläufern überlagert. Die 
oberen Gefässe sind fast alle in ihrem Verlauf zur Papille abgelenkt; ihr 
nicht sichtbarer proximaler Theil scheint in die Bindegewebs-Bildung ein- 
gebettet zu sein. An einigen Gefässen sieht man rückläufige Aestchen zu 
der Neubildung ziehen und in ihr verschwinden. Die Netzhaut ist fast in 
der ganzen unteren Hälfte zart abgelöst. Vor ihr bemerkt nıan mehrere 
weisse bindegewebige Flocken, von denen z. Th. weisse Streifen in Netzhaut 
und Glaskörper auslaufen. Oben liegt die Netzhaut überall an. 

Wir haben somit einen Fall von typischer Retinitis proliferans vor 
uns, der sich auf exquisit entzündlicher Basis mit ausgeprägten Gefäss- 
veränderungen entwickelt hat und bei dessen Entstehung Blutungen absolut 
keine Rolle gespielt haben. Die Bindegewebs- Neubildung ist ein directes 
Umwandlungsproduct der in Netzhaut und Glaskörper ausgetretenen Ex- 
sudate. Ophthalmoskopisch konnte von Woche zu Woche der Fortschritt 
der Umwandlung beobachtet werden. Inwieweit sich die einzelnen Ele- 
‚mente der Netzhaut an der Neubildung betheiligt haben, lässt sich ohne 
anatomische Untersuchung nicht sagen. Die eigentliche Ursache des 
‚Leidens ist wohl in einer Gefäss-Erkrankung zu sunen; die ihrerseits viel- 
leicht eine Folge ‚der Anämie. gewesen ist. 


— 19 — 


Gesellschaftsberichte. 


1) Berliner med. Gesellschaft. 


S. Türk: Untersuchungen über Augen-Magnete. (Vortrag, gehalten 
in der Berliner med: Gesellschaft am 27. Juni 1900.)! 

Um ein sicheres Urtheil über die Kräfte zu gewinnen, mit denen bei der 
Magnet-Operation gearbeitet wird, nahm Vortr. in dieser Richtung mit 8 Eisen- 
splittern im Gewichte von 1 bis 500 mgr an dem Haab’schen und dem 
Hirschberg’schen Magneten Untersuchungen vor. Er stellte fest, welche Be- 
lastung die von dem Magneten bei directer Berührung und in verschiedenen 
Distanzen angezogenen Splitter zu tragen vermochten, ohne losgerissen zu 
werden. Die auf solche Weise gefundenen Werthe der Anziehungskraft sind, 
in Gewichtsmaassen (Gramm) ausgedrückt, auf folgender Tabelle zusammen- 
gestellt: 


Gewicht der Splitter. 












































Distanz. '0,001 | 0,005 | 001 | 0,02 | 0.08 | 01 | 0,25 | 05 
cm Magnet | nziehungskraft 
5 Haab )0,001 |0,008 |0,04 10,075 |0,424 | 11 | 22 | 38 
4 Haab ‚0,003 0,021 | 0,132 | 0,168 1,56 | 31 | 51 
2,5 | Haab ‚0.018 0007 lo88 or 015 Iso las | u 
Haab j0,128 |1,07 | 2 13,3 9 | 14 | 38 | 64 
Hirschberg | 0,0005: 0,001 | 0,012 | 0,008 | 0,054 | 0,139 |0,168 |0,115 
au Haab [0,266 23 13,8 17,5 | 16 | 26 | 66 | 126 
"Hirschberg 0,007 ‘0,03 [0,118 '0,184 \0,48 |0,81 LIT, 1,29 
se Haab 0,84 |3,8 [5,7 11 | 25 | 39 | 104 | 204 
4 [Hirschberg : 0,076 | 0,275 | 0,7173 1,08 |2,48 | 3,7 45 | 61 
Haab 47T | 42 92 | 142 | 154 | 872 | 756 


Hirschberg | 18, 7 29 82 69 119 | 122 | 246 | 276 


Die für den Haab’schen Magneten gefundenen Werthe ändern sich, wenn 
anstatt des für obige Messungen benutzten stumpfen Pol-Ansatzes ein’ kegel- 
förmiger verwendet wird, ungefähr in folgender Weise: Bei directer Berührung 
und in 2 mm Entfernung wird mit dem kegelförmigen Ansatze eine durch- 
schnittlich fast doppelt so grosse, in 5 mm Entfernung eine durchschnittlich 
um !/, stärkere Kraft entwickelt als mit dem stumpfen Ansatze. Von 1 bis 5 cm 
Entfernung aber sind die mit dem kegelförmigen Ansatz erzielten Kräfte die 
gleichen oder meistens noch etwas (durchschnittlich um !/,) schwächer, als die 
bei Gebrauch des stumpfen Endes nachweisbaren. 

Aus diesen Messungen lässt sich Folgendes entnehmen: 

1. Die anziehenden Kräfte werden in der Regel um so geringer, je kleiner 
die angezogenen Splitter sind. 

2. Bei directer Berührung steht die Kraft des Hirschberg 'schen Mag- 
neten für Splitter von 1 bis 250 mgr verhältnissmässig wenig hinter der des 
Haab’schen zurück. Ist jedoch der anzuziehende Splitter durch einen Zwischen- 


I Eigenbericht des Verfs. 


— 200 — 


raum von dem Magneten getrennt, so erweist sich die Kraft des grossen als 
bedeutend stärker und dies in um so höherem Maasse, um je weitere Entfernungen 
es sich handelt. 

| Die Ueberlegenheit des grossen Magneten liegt also in seiner Fernwirkung. 

Dass auch der kleine Magnet eine solche besitzt, zeigen diese Messungen 
deutlich. Aber den beträchtlichen Ansprüchen an Fernwirkung, die sich meistens 
ergeben, wenn man, ohne in den Glaskörper einzduringen, tiefer gelegene Splitter 
ausziehen will, vermag in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur der grosse 
Magnet zu genügen. 

Die Gefahren, von denen die Anwendung des grossen Magneten bei unzweck- 
mässiger Handhabung naturgemäss nicht völlig frei ist, lassen sich bei zweck- 
mässigem Vorgehen fast vollkommen vermeiden. Die Grundsätze, die nach dieser 
Richtung zu beachten sind, betreffen die richtige Führung des zu operirenden 
Auges und die vorsichtige Dosirung der Anziehungskraft. 

In Bezug auf letztere soll das Bestreben des Operateurs dahin gehen, in 
jedem Falle mit dem Minimum an Kraft auszukommen, das zur Extraction 
genügt. Die praktische Befolgung dieses Grundsatzes wird durch den Umstand 
erschwert, dass die Ausziehung der Splitter nicht mit gleichmässiger Kraft vor 
sich geht. Vielmehr wächst diese Kraft in schnell zunehmenden Maasse, wäh- 
rend der Splitter sich dem Magneten entgegenbewegt. 

Herabsetzung der Stromstärke, also Schwächung der absoluten Kraft des 
Magneten, beeinträchtigt die Fernwirkung in höherem Grade als die Nahe- 
wirkung, lässt also die im Verlaufe der Bewegungsstrecke des Splitters wirk- 
same Kraft zwar schwächer aber auch ungleichmässiger werden, als sie es bei 
voller Stromstärke ist. 

Hingegen bewirkt die Vergrösserung der Entfernung zwischen Magnet und 
Auge, dass die auf den Splitter ausgeübte Kraft nicht nur schwächer, sondern 
auch gleichmässiger wird; denn die Unterschiede, die auf einer Strecke von 
bestimmter Grösse in der Anziehungskraft eines Magneten vorhanden sind, 
werden um so geringer, je weiter diese Strecke von dem Magneten entfernt 
liegt. Je weiter also bei Anwendung des grossen Magneten das ganze Ope- 
rations - Gebiet von dem Instrumente entfernt werden kann, — und diese Ent- 
fernung wird um so grösser sein können, je grösser seine absolute Kraft ist, — 
desto gleichmässiger wird die auf den Splitter während seiner Bewegung 
wirkende Anziehung. 

Um die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich aus der grösseren Ent- 
fernung zwischen Magnet und Auge für die richtige Führung des letzteren 
ergeben, schlägt Vortr. vor, auf das Pol-Ende Messinghülsen mit kegelförmigem 
Ende aufzusetzen. Diese Hülsen, verschieden lang, je nach der Grösse der 
beabsichtigten Kraftentfaltung, entsprechen mit ihrer Spitze der Richtungslinie 
des Magneten. 

Die praktischen Schlussfolgerungen seiner Untersuchungen zeigt Vortr. in 
folgenden Sätzen: 

Der kleine Magnet ist zweckmässiger Weise anzuwenden, wenn er ohne 
Verletzung des Glaskörpers dem auszuziehenden Splitter bis auf einige Milli- 
meter genähert werden kann. Das lässt sich besonders bei Fremdkörpern in 
Vorder- oder Hinterkammer, in Iris oder Linse durch Anlegung eines Hornhaut- 
schnittes leicht ermöglichen. 

Bei tiefer eingedrungenen Splittern ist in der Regel — d. h. im Allgemeinen 
da, wo der kleine Magnet nur unter Durchsetzung des Glaskörpers zum Ziele 
führen könnte, — die Anwendung des grossen Magneten am Platze. 


— 201 — 


Nur wenn seine Fernwirkung nicht genügt, was bei allerkleinsten oder 
sehr festsitzenden Splittern vorkommen kann, ist es angezeigt, den kleinen 
Magneten nach dem von Hirschberg ausgebildeten Verfahren durch den Glas- 
körper hindurch nahe an den Splitter heranzuführen und so die Extraction zu 
vollziehen.! — Jedoch das sind seltenere Fälle. Meistens wird die Anwendung 
des grossen Magneten zum Ziele führen. 

Wählt man aber diese Haab’sche Methode der Ausziehung, so ist der 
kräftigste Magnet nicht nur der wirksamste, sondern — bei richtiger Einstellung 
der Entfernung — auch der ungefährlichste.e Denn, je stärker der Magnet, 
desto kräftiger wird, bei verhältnissmässig geringer Zunahme der Nahewirkung, 
seine Fernwirkung; in desto grösserer Distanz vom Magneten also kann der 
Act der Ausziehung begonnen und beendet werden, und desto weniger erhebt 
sich bei der Vorwärtsbewegung des Splitters die anziehende Kraft am Ende der 
Extraction über das Niveau des Beginnes. 

Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die grosse Kraft, die Haab seinem 
Instrumente gegeben hat, als berechtigt erwiesen. 

In der Discussion über den Vortrag des Herrn Türk sprach Herr 
J. Hirschberg: 

M. H. Ich bin dem Herrn Vortragenden sehr dankbar, erstlich dafür, dass 
er die ebenso mühsamen wie interessanten Untersuchungen über die Anziehungs- 
kraft des grossen wie des kleinen Magneten so sorgfältig ausgeführt hat; 
zweitens dafür, dass er mir durch seine Leitsätze Gelegenheit gegeben, in dieser 
Gesellschaft, wo ich im Jahre 1879 meine erste erfolgreiche Magnet-Operation 
vorgestellt, heute über meine Grundsätze bezüglich eines Verfahrens mich zu 
äussern, mit dem ıch seit mehr als 20 Jahren eifrig mich beschäftigt habe. 

Nicht bloss formell ist mir die Tabelle des Herrn Collegen Türk recht 
erfreulich, da sie eine Lücke unsres Wissens ausfüllt, sondern auch that- 
sächlich durch ihren Inhalt. Ich ersehe aus seinen Zahlen, dass — in völliger 
Uebereinstimmung mit meinen Erfahrungen — das kleine handliche, etwa 
l kg wiegende Instrument, welches ich vor mehr als 20 Jahren angegeben, 
um jedem Augenarzt zu ermöglichen, die in die Tiefe des menschlichen Auges 
eingedrungenen Eisensplitter sofort durch Eingehen erfolgreich herauszuziehen, 
bei den üblichen und wirklich vorkommenden Annäherungen an den 
Fremdkörper eine recht erhebliche Anziehungskraft entfaltet, — sogar ver- 
glichen mit dem ungeheuren, an die elektrische Strassenleitung angeschlossenen 
Riesen-Magneten von 80 kg Gewicht, wie ibn die neuere Entwickelung der 
Industrie uns geschaffen. 

Natürlich, die obere Hälfte der Tabelle des Herrn Collegen Türk bitte 
ich durch einen dicken Strich von der unteren abzutrennen. Die erstere 
kann ja gar nicht auf einen Vergleich mit meinem Magneten sich beziehen. 

Wie soll der kleine Magnet, der in’s Auge eingeführt wird, 5 cm oder 
2,5 cm von dem Fremdkörper entfernt bleiben, da das menschliche 
Auge nur 2,5 cm lang ist? Ich glaube, dass — abgesehen von sehr grossen 
Splittern, die sofort angezogen werden, — bei vorsichtiger Operation die 
Magnet-Spitze kaum jemals mehr, meist aber viel weniger als 5 mm entfernt 
bleibt. Wenigstens habe ich mich gelegentlich überzeugt, dass sogar der (nach 
vorheriger Berechnung ausgeführte) Schnitt durch die Augenhäute nur 2 mm 


ı Vielleicht auch in manchen Fällen, wo bei Beförderung grösserer Splitter in 
die Vorderkammer die Gefahr einer peripheren Anritzung der ungetrübten Linse bei 
Anwendung des grossen Magneten nicht ganz auszuschliessen sein würde. 


202 —- 


von dem mit dem Augenspiegel festgestellten Sitz des Splitters entfernt ge- 
blieben ist; und der eingeführte Magnet ist doch beweglich und wird bewegt. 

Sodann möchte ich hervorheben, dass, so dankenswerth auch die vom 
Herrn Collegen Türk ermittelten Zahlen über die Anziehungskraft des grossen 
wie des kleinen Magneten auf die Splitter des verschiedensten Gewichts von 
1 mgr bis 500 mgr mir erscheinen, ein wichtiges Moment auf diese Weise 
und auch durch Herrn Türk’s Versuche mit den in todte Schweins-Augen 
eingebrachten Splittern gar nicht ermittelt werden kann, — das ist der Wider- 
stand durch Einpflanzung und durch Einwachsen des Splitters. 

Etwas besser sind schon Versuche mit Splittern, die man in das Auge 
lebender Thiere (Kaninchen) einbringt, wie ich solche schon seit dem Jahre 
1875 angestellt, in Operations-Kursen vorgewiesen und auch in meiner ersten 
Veröffentlichung vom Jahre 1879 kurz berührt habe. Aber entscheidend ist 
hier allein die klinische Erfahrung, die mir bisher etwa 250 Magnet- 
Operationen geliefert hat, darunter, namentlich in den letzten Jahren, auch ganz 
besonders schwierige Fälle, welcher der erstbehandelnde Arzt — sei es 
hier in Berlin oder namentlich auch auswärts — entweder bereits ohne Erfolg 
operirt hatte oder überhaupt zu operiren nicht unternehmen wollte. 

Danach muss ich erklären: bei keiner andren Operation, wenigstens auf 
dem kleinen Gebiet, das Herr College Türk und ich selber bearbeiten, hängt 
der Arzt mehr ab von der Güte und Brauchbarkeit des Instruments, als bei 
- der Entfernung von Eisensplittern aus der dunklen Tiefe (Glaskörper und Netzhaut) 
des zarten Augapfels mit Hilfe des Magneten. Ist auch die Hand das beste 
Werkzeug des Arztes, — hier muss sie eine zeitgemässe Waffe führen. 

„Dass im entscheidenden Augenblicke die magnetische Kraft versagte, 
kostete dem Verletzten sein Auge“, — so lesen wir in Veröffentlichungen von 
H. Knapp und andren hochberühmten Augenärzten. Deshalb habe ich mir 
stets die grösste Mühe gegeben, meine Elektromagneten in Ordnung zu halten 
und nach den Fortschritten der Technik zu verbessern. 

Es sind stets zwei Exemplare des handlichen Magneten zur Stelle, mit 
allen brauchbaren Ansätzen; die Elemente und neuerdings die Accumulatoren 
sind doppelt und dreifach vorhanden und werden stets unter Controlle gehalten. 

Auch nach Knapp’s letzter Veröffentlichung (Arch. f. A, XL, 3) möchte 
ich annehmen, dass sein Hirschberg’scher Magnet bei Weitem nicht die 
Leistungsfähigkeit des meinigen besitzt. 

Der mittelgrosse Magnet, den Edelmann in München nach Prof. 
Schlösser’s Angaben gefertigt und der mindestens 15 kg trägt, — von dem 
Herrn Vortragenden ist er mit Stillschweigen übergangen worden, — hat mir 
in einzelnen Fällen gleichfalls vorzügliche Ergebnisse geliefert; und ebenso auch 
der von Herrn Hirschmann in Berlin nach Prof. Haab angefertigte Riesen- 
Magnet, der 80 kg wiegt und ebenso viel trägt. Erst vor wenigen Monaten 
habe ich Ihnen einige erfolgreiche Fälle vorgestellt. 

' Ich bestehe keineswegs auf meinem Instrument; 80 etwas gehört ja einer 
längst verfiossenen Zeit der Chirurgie an. Ich gebrauche nicht bloss zwei, 
sondern sogar drei verschieden abgestufte Magneten und glaube so die 
für mich erreichbar besten Erfolge zu erzielen. Ich tadle nur die ungerecht- 
fertigten Vorwürfe gegen den kleinen Magneten, der für eine grosse 
Mehrzahl der Fälle ausreicht und für die Mehrzahl der operirenden 
Aerzte allein zur Verfügung steht. Nicht durch Herabsetzung, sondern 
durch richtige Würdigung und Handhabung des kleinen Magneten wird der 
Mehrzahl der durch eingedrungene Splitter Verletzten ein Dienst erwiesen. 


— 203 — 


Die so überaus bescheidene Rolle‘, welche der Herr Vortragende nach seinen 
rein theoretischen Erwägungen meinem Magneten zuweisen möchte, ent- 
spricht durchaus nicht den klinischen Erfahrungen, die ich selber und 
Forscher wie Leber und Uhthoff und sehr viele Andre gemacht haben. 

Dass mein kleiner Magnet keine Fernwirkung besitze, was Haab behauptet 
hatte, war eine Fabel, die bereits durch klinische Mittheilungen längst wider- 
legt gewesen, und die der einfachste Versuch jeden Tag widerlegt. Dass die 
vorsichtige Einführung des aseptischen Magnet-Endes in den Glaskörper Netz- 
baut-Ablösung bewirke, ist eine zweite Fabel, welche durch die so lange 
fortgesetzten klinischen Erfahrungen durchaus widerlegt ist. Will doch auch 
Haab gelegentlich sogar die plumpe Spitze seines Riesen-Magneten ins Auge 
einführen! 

M.H. Es ist ebenso merkwürdig wie beklagenswerth, dass, obwohl wir 
seit 16 Jahren ein Unfall-Versicherungs-Gesetz in unsrem deutschen Vaterland 
besitzen, obwohl die Hauptstadt des deutschen Reiches zu den grössten Centren 
der Eisen - Industrie gehört, doch bisher weder der Staat, noch die Stadt-Ver- 
waltung, noch die betreffenden Berufs-Genossenschaften, noch die Krankenkassen, 
noch die Unfall-Stationen es für ihre Aufgabe angesehen haben, eine grossartige, 
zeitgemässe und vollkommene Einrichtung zur Entfernung von Eisensplittern aus 
der Tiefe des Auges hier zu Berlin ins Leben zu rufen, — während z.B. an 
der Südost-Grenze von Ober-Schlesien durch die Knappschaft eine recht gute 
Einrichtung der Art geschaffen worden ist. 

Ein Mensch, dem bei der Arbeit ein Eisensplitter in die Tiefe des 
Auges gedrungen, muss i. A. sofort durch sachkundige Hand davon befreit 
.werden. Sehr häufig geht sonst das verletzte Auge unmittelbar zu Grunde; und 
die Ansicht von der reizlosen Einheilung beruht auf nicht genügend grosser 
und nicht genügend lange fortgesetzter Erfahrung, da ich so überaus häufig 
gesehen habe, wie nachträglich — noch nach Jahren und selbst nach vielen 
Jahren — die scheinbar reizlos eingeheilten Splitter doch die Sehkraft des Auges 
zerstören. Aber bei uns in Berlin kann ein Mensch mit einem frischen Eisen- 
splitter im Auge unter Umständen einige Zeit lang umbherirren, ehe er die 
geeignete Hilfe findet. 

Die weitere Ausführung dieses Gegenstandes wollen Sie mir gütigst er- 
lassen, um So mehr, als ich in der Lage bin, die erfreuliehe Thatsache mit- 
zutheilen, dass eine Privat-Augenheilanstalt soeben Platz gewonnen hat, 
um eine Muster-Einrichtung zu schaffen. 

In einem besondren Operations-Zimmer und angeschlossen an die Berliner 
Elektricitäts-Werke, also sicher wirkend und befreit von den Launen der Ele- 
mente und Accumulatoren, wird aufgestellt: 1. ein Haab’scher Riesen - Magnet 
von 80 kg Gewicht, 2. ein mittlerer Magnet nach Schlösser von etwa 15 kg 
Gewicht, 3. ein kleiner verbesserter und etwas vergrösserter Hand-Magnet nach 
Hirschberg, der etwa 2 kg trägt,! mit allem Zubehör zur Beleuchtung und 
zur Operation, — während in demselben Raum auch die diagnostischen Apparate 
vorhanden sind, das Sideroskop von Asmus und das nach meinen Angaben 
verbesserte, welches, seitdem die elektrischen Kabel durch unsere Strassen gelegt 
sind, weit brauchbarer, ist als das erstere. Die Einrichtung soll nicht bloss 
für die Verletzten, die sich melden, benutzt werden, sondern auch jedem Arzt, 


. 1 Yon dem Anschluss des mittleren und des kleinen Magneten an die elektrische 
Leitung ist stärkere Wirkung zu erhoffen. Vgl. Schreiber’s Bericht, Magdeburg, 
1900 und das Suppl.-Heft 1899 des Centralbl. f. pr. Augenheilk. 


— 204 — 


der es wünscht, für seine Kranken zur Verfügung gestellt werden, voraussicht- 
lich vom 1. September d. J. ab. 

Nach der Zahlen- Tabelle des Herrn Collegen Türk hätte ich nun noch 
seine Leitsätze zu erörtern. Aber das möchte ich nicht thun: der Kampf 
zwischen rein theoretischer Erwägung und praktisch-klinischer Erfahrung wäre 
zu ungleich. 

Ich ziehe es vor, die Indications-Stellung für die einzelnen Fälle auf Grund 
meiner eigenen Erfahrungen zu erörtern, wobei ich allerdings eine voll- 
ständige Einrichtung mit Instrumenten voraussetze. 

Vom klinischen Standpunkt aus ist es nothwendig, zu unterscheiden: 
1. ganz frische Fälle, die sofort oder wenige Stunden nach der Verletzung 
kommen; 2. frische Fälle, die einen oder wenige Tage nach der Verletzung 
eintreffen; 3. ältere Fälle, wo schon Wochen, Monate, selbst Jahre seit dem 
Eindringen des Splitters verstrichen sind. ` 

Bereits in der ersten Auflage meines Magnet-Buches (1885)! habe ich 
die primäre, die secundäre und die tertiäre Ausziehung des Splitters, in Be- 
ziehung auf die Ausführung und auf die Prognose, unterschieden. 

Vom klinischen Standpunkt aus ist es ferner unerlässlich, die Splitter 
einzutheilen in septische und in aseptische, und ausserdem, mit Berück- 
‚sichtigung der so zarten Zusammensetzung des Augen-Innern, nach der Grösse? 
vier Gruppen zu unterscheiden: 1. Die kleinsten Splitter wiegen 2 mgr oder 
weniger, 2. die kleinen von 3 bis 30 mgr, 3. die. mittleren von 50 bis 
150 mgr, 4. die übergrossen 200 mgr und darüber.° Nur die kleinsten 
und kleinen können noch secundär und tertiär mit Aussicht auf Erhaltung von 
Sehkraft entfernt werden, die mittleren nur primär; bei den übergrossen wird 
niemals Sehkraft bleiben, sondern höchstens die Form des Augapfels. 

Im Folgenden will ich Ihnen nun in aller Kürze meine Grundsätze 
mittheilen: 

I. 1. In den ganz frischen Fällen ist der kleine Magnet nicht bloss 
bequem anwendbar, sondern dem mittleren überlegen, während der Riesen-Magnet 
Gefahren in sich birgt. Ist die Wunde des Augapfels gross, gleichgiltig ob in 
Horn- oder Iuederbaut oder beiden, die Ablenkung der Magnet-Nadel bedeutend, 
also ein grösserer Fremdkörper anzunehmen, (sehen kann man diesen nur 
selten wegen der inneren Blutung und wegen der Zertrümmerung der Krystall-. 
Linse, auf ein Röntgen-Bild darf man nicht warten;) so wird die kräftige, 
frisch ausgekochte Spitze meines Hand-Magneten soeben zwischen die Wund- 
lefzen eingesenkt, und hervor schiesst aus der dunklen Tiefe der Splitter und 
haftet an der Magnet-Spitze. Ist die Wunde mittelgross, 3—5 mm lang, in 


! Der Elektromagnet in der Augenheilkunde, 1885, S. 34. 

2 Magnet-Operation 1899, S. 26, und Therapie der Gegenwart, 1900, Januar-Heft. 

8 Ich zeige Ihnen hier einen Splitter von nur 0,8 mg, welcher bei einem aus- 
wärtigen Arbeiter 1 Jahr lang nicht weit vom Sehnerven-Eintritt des rechten Auges 
gesessen, dann Netzhaut-Ablösung eingeleitet hatte, und nun durch den Schlösser’- 
schen und durch den Haab’schen Magnet absolut nicht bewegt werden konnte, aber 
aus einem Lederhaut-Schnitt glücklich mit meinem Hand-Magneten herausgezogen 
wurde, an dem Tage, wo Herr College Türk seinen Vortrag gehalten. Die Wund- 
Heilung ist befriedigend erfolgt. — Ich zeige Ihnen ferner dies 186 mg schwere Stück 
einer eisernen Kessel-Wand, welches ich eine halbe Stunde nach der Verletzung mit 
meinem Hand-Magneten aus dem Glaskörper durch die ursprüngliche Wunde heraus- 
gezogen, im Jahre 1883. Bei der letzten Besichtigung, 13'/, Jahre nach der Operation, 
sah das Auge wie ein gesundes aus und hatte so viel Sehkraft, als ihm das bei der 
ne erfolgte Gegenprallen des grossen Splitters gegen die Netzhaut-Mitte übrig 
gelassen. : 


— 205 — 


der Lederhaut, der Splitter nicht so schwer; so geht man mit der Spitze des 
Hand - Magneten etwas tiefer ein nach der Richtung des festgestellten Fremd- 
körper-Sitzes, und hat denselben Erfolg. Zu kleine Wunden erweitert man 
zuvörderst durch einen Scheerenschlag. Ebenso benutzt man auch -Wunden der 
Hornhaut, namentlich bei: weichem Verletzung-Star. 

2. Der Riesen-Magnet soll auf das eröffnete Auge, also in derartigen ganz 
frischen Fällen, i. A. nicht angewendet werden. Zahlreiche Fälle aus der 
Literatur, die unglücklich verliefen, bestätigen diese Regel. Der Herr Vor- 
tragende glaubt, dass der Riesen-Magnet bei unzweckmässiger Handhabung 
nicht völlig frei von Gefahren sei. Ich weiss, dass er auch bei zweck- 
mässigster Handhabung thatsächlich Gefahren herbeiführt, z. B. acute 
Schrumpfung des Augapfels, welche die Enucleation erheischt. 

3. Der mittelgrosse Magnet kann in den ganz frischen Fällen an die 
Eingangs-Oefinung gelegt werden. Grosse Splitter springen sofort an die Spitze 
des Magneten heran, wobei die Wundlefzen stürmisch umgeklappt werden. Aber 
bei den kleineren Splittern, d.h. in den aussichtsreichen Fällen, erfüllt 
sich unsere Hoffnung doch nur selten. Das liegt an der Ungunst der Kraft- 
linien, wodurch der Splitter mit seiner Breitseite gegen die Wand des Augapfels 
geschleudert oder gedrückt wird. | 

II. 4. Ist die Wunde der Verletzung geschlossen, aber der in der Netz- 
haut oder im Glaskörper befindliche Splitter noch nicht fest eingewachsen, 
so lockt man ihn mit Hilfe des mittelgrossen Magneten in die Vorder- 
kammer, macht einen Schnitt am unteren Hornhaut-Rand und entfernt den 
Splitter mit dem kleinen Magneten. Die Operation kann, in ihrem ersten 
Theil, nur in sitzender! Stellung des Verletzten vorgenommen werden, d.h. 
nicht unter allgemeiner (Chloroform-), sondern nur unter örtlicher Betäubung 
(mit Holocain- oder Cocain-Einträuflung in’s Auge), und ist also nicht schmerz- 
los. Ich habe sie aber auch sogar bei Kindern zufallsfrei vollendet, 

5. Dieselbe Operation kann auch mit dem Riesen-Magneten ausgeführt 
werden, doch ist der Schmerz recht bedeutend. 

III. 6. Ist der Splitter bereits fest eingewachsen, seit einer Reihe von 
Wochen und Monaten in der Netzhaut oder im Glaskörper; so sucht man ihn 
ebenfalls in die Vorderkammer zu locken und von da aus zu entfernen. Das 
gelingt mit dem mittleren Magneten nur dann, wenn der Splitter nicht zu 
klein ist, wenn er wenigstens 20 bis 30 mgr wiegt. 

7. Hier ist der Riesen-Magnet am Platze und pflegt, richtig gehand- 
habt, bei Splittern bis zu 10 mgr herab recht Erfreuliches zu leisten. Bei 
Splittern von etwa 3 bis 6 mgr ist auch bei dem Riesen-Magneten schon 
eine sehr genaue Anordnung der .Zugrichtung erforderlich, um den Splitter 
zu holen; und diese’ Operationen sind auch, ausser in den von mir selber 
beschriebenen Fällen, gewiss nur sehr selten gelungen. 

Noch kleinere Splitter kommen gar nicht durch den Riesen-Magnet, wie mir 
zahlreiche, unermüdlich fortgesetzte und wiederholte Versuche mit den Verletzten 
am Haab’schen Magneten gezeigt haben. Stets wird in diesen älteren 
Fällen von mir ein Versuch (oder mehrere) am Riesen-Magneten 
voraufgeschickt, ehe ich mich zum Schnitt entschliesse. Sowie diese 


1 Auch hoffe ich es zu erreichen, dass der mittlere Magnet, auf schräger Bahn 
sicher gleitend, an das zu operirende Auge herangeschoben werden kann. Nach 
Schreiber (Bericht, Magdeburg 1900) hat Mayweg in Hagen einen Riesen-Magnet 
so an der Decke des Operations-Zimmers aufgehängt, dass er dem Auge des liegenden 
Kranken beliebig angenähert werden kann. 


— 206 — 


kleinsten Splitter das Auge bedrohen, müssen sie durch Schnitt entbunden 
werden. 

Hier sind zwei Thatsachen hervorzuheben: a) Haarfeine und ganz 
dünne Splitter können die Sehkraft des Auges vernichten durch Verrostung 
oder durch Netzhaut-Ablösung; sie können unerträgliche Schmerzen und Ent- 
zündung verursachen. b) Gerade bei unsrer Eisen-Industrie ist Eindringen 
von ganz kleinen Splittern in die Tiefe des Auges durchaus nichts Ausser- 
gewöhnliches. Unser Kranken-Material ist verschieden von dem mancher 
andren Gegenden, wo hauptsächlich oder wenigstens recht häufig die kleinen 
Eisen-Klümpchen, welche beim Kartoffel-Hacken auf steinigem Boden in’s 
Auge dringen, Gegenstand der Magnet-Operationen werden. 

8. Sitzt der feine Splitter, welcher zur Erhaltung des Auges entfernt 
werden muss, im vorderen Theil. der Netzhaut oder des Glaskörpers, und ist die 
Linse bereits durch die Verletzung getrübt: so mache ich eine gewöhnliche, 
breite Iridectomie nach der Richtung des Fremdkörpers hin und gehe mit 
(dem kleinen Magneten ein zwischen Linse und Augapfel-Wand, mit bestem 
Erfolge. 

9) Ist die Linse ungetrübt, oder nur sehr wenig getrübt, namentlich bei 
älteren Individuen, wo sie auch hart ist; so verrichte ich einen vorderen Meri- 
dional-Schnitt durch die Lederhaut bis in den Glaskörper und ziehe mit 
dem kleinen Magneten den vorn im Glaskörper (oder in der Netzhaut) sitzenden 
sehr kleinen Fremdkörper heraus. 

10. Sitzt aber der ganz ‚kleine Splitter hinten in der Netzhaut und droht 
das Auge zu zerstören, so bleibt nichts übrig, als der hintere Meridional-Schnitt. 

Wiederholentlich habe ich Splitter von nur etwa 1 mgr, welche den Be- 
stand des Auges bedrohten, aus solchen vorderen und hinteren Lederhaut- 
Schnitten erfolgreich mit dem kleinen Magneten herausgezogen. Wenn ich den 
Lederhautschnitt vermeiden kann, vermeide ich ibn; wenn kein andres Mittel 
zur Rettung des Auges übrig bleibt, verrichte ich ihn. Es ist ein Aberglauben, 
dass der Lederhautschnitt Netzhaut-Ablösung nach sich ziehen müsse. Ich 
habe bisher mehrere Fälle bis zu 10, 12 und 16 Jahren nach der Operation 
beobachten können und dauernd befriedigenden Seh-Erfolg und Abwesenheit der 
Netzhaut-Ablösung festgestellt. 

M. H. Ich hoffe, Sie überzeugt zu haben, dass zur erfolgreichen Magnet- 
Operation mehr gehört, als ein Auge mit Eisensplitter und ein Magnet; und dass 
auch die rein physikalischen Vorversuche, so sehr ich sie zu schätzen 
weiss, zum Aufstellen von Operations-Regeln nicht hinreichen: sondern dass eine 
gute und vollständige Einrichtung, richtige auf Erfahrung beruhende Grundsätze 
und einige Uebung nothwendig sind, um auf diesem zoca schwierigen und 
verantwortlichen Gebiet Erfolge zu erzielen. 

Ich zeige Ihnen diesen 72jähr. Mann, der im Dögetaber 1883 als 56jähr. 
Böttcher einen Splitter (von 25 mgr Gewicht) in den Glaskörper des rechten 
Auges bekommen, sechs Monate später mit schwerer Iridocyclitis zu mir kam, 
durch Lederhaut-Schnitte mit dem kleinen Magneten von mir erfolgreich 
operirt, am 10. Juli 1884 Ihnen vorgestellt, bald darnach auch von seinem 
Verletzung-Star befreit wurde, und heute, sechzehn Jahre nach der Operation, 
befriedigende Sehkraft hat und frei von Netzhaut-Ablösung geblieben ist. 

Dieser 26jährige Schmied kam December 1898 mit frischer Wunde von 
3 bis 4 mm Länge dicht oberbalb des oberen Hornhaut-Scheitels und einem 
Eisensplitter im Glaskörper, welcher durch den Schlösser’chen Magneten weder 
aus der ursprünglichen Wunde herauszuziehen, noch in die vordere Augenkammer 


— 207 — 


zu locken war, aber bei der ersten Einführung meines kleinen Magreten sofort 
herauskam und 7 mgr wog. Die Sehkraft ist vollkommen. So viel ich weiss, 
hat der Verletzte gar keinen Entschädigungs-Anspruch erhoben. 

Diesem 25jährigen habe ich vor 4 Jahren mit meinem kleinen Mageten 
einen Eisensplitter von 16 mm Länge und 5 mgr Gewicht aus dem Glaskörper 
herausgeholt durch die frische Verletzungs-Wunde. Auch dieser besitzt volle 
Sehkraft und hat keinen Entschädigungs-Anspruch erhoben. Ich bezweifle, dass 
der mittlere oder der Riesen-Magnet diesen Splitter so ohne Nebenverletzung 
geholt hätte. 

Dieser A0jährige hatte einen Eisensplitter (von 5 mgr) in der Netzhaut 
nicht weit vom Sehnerven-Eintritt; er kam erst 6 Monate nach der Verletzung 
zur Operation: mittelst des Haab’schen Magneten wurde der Fremdkörper in 
die Vorderkammer gebracht und mittelst des Hand-Magneten aus einem Horn- 
hautschnitt herausgezogen. Gute Sehkraft. Er ist der Einzige, welcher klagt. 
Doch ist dies ein Zufall. Das Auge war bereits verrostet gewesen, als der 
Verletzte zur Operation sich einstellte. 


2) Société Belge d’ophthalmologie in Brüssel. 
Achte Sitzung am 28. April 1900. 


1. Coppez (Brüssel) zeigte ein „Osteom des Sinus frontalis“. Ein 17jähr. 
Mädchen bekam einen Schlag auf die rechte Stirn; starke Ecchymosen; sie be- 
merkte einige Tage später, dass das rechte Auge stärker hervortrat. Diese 
Protrusion ging weiter, bis sie 2°/, Jahre später wegen starker Kopfschmerzen 
consultirte. Damals sprang der rechte Stirn-Höcker stärker hervor; die Basis 
der Nase war verbreitert; der rechte Sinus frontalis ausgedehnt; in der Orbita 
waren zwei haselnussgrosse, harte Knoten zu fühlen; die Lider konnten leicht 
hinter .den nach vorn luxirten Bulbus gebracht werden. Fundus normal; 
maculae corneae, von einer früheren Erkrankung herrührend, machten, dass V 
rechts !/,, links !/, war. Eine von Dr. Maffei vorgenommene Radiographie 
ergab, dass die elfenbein-harte Masse in das Gehirn drang und von der Grösse eines 
Billardballes war. Erst 8 Monate später (im 20. Jahre) zwangen Stirnschmerzen 
und Anfälle von Migräne mit Brechzuständen die Kranke zur Operation. Beider- 
seits Papillitis optica; V rechts Lichtschein, links Finger in 25cm. Die 
Operation wurde von Dr. Defrage vorgenommen. Ein grosser viereckiger 
Lappen wurde nach oben umgeschlagen, dann eine 5 cm grosse, sehr harte 
Masse herausgemeisselt. Der hintere Theil der Masse hatte zwischen sich und 
dem Os frontale die Gehirnmasse theilweise comprimirt; eine faustgrosse Elfen- 
beinmasse wurde herausbefördert, dann tamponirte man. Nach einer Woche war 
die Höhle von der Hirnsubstanz ausgefüllt. Später wurden die Wundränder 
der Haut angefrischt und mit denen des Lappens vernäht. Tags nach der 
Operation war rechts ein Ulcus corneae vorhanden, das bald in Eiterung über- 
ging; Chloroform, welches vielleicht in das Auge gerathen war, dürfte Schuld 
hieran sein. Der Tumor war 283 g schwer und 9 x 5 cm gross. 

Vennemann glaubt, dass das Ulcus als Effect einer trophischen Störung 
aufzufassen sei, durch Zerrung während der Exstirpation hervorgerufen. 

2. Lor (Brüssel) sprach über die „Inhibition des Levator palpebralis bei 
totaler Facialislähmung“. Bei jedem Lidschlage des gesunden Auges geht das 
obere Lid der gelähmten Seite etwas nach unten; ebenso bei der Occlusion. 
Das rührt von der functionellen Energie der Levatores palpebrales her, die beim 


— 208 — 


Lidschlag und bei der Occlusion erschlaffen; man muss dieses nicht, wie es 
häufig geschieht, ansehen als eine Erscheinung einer unvollständigen Paralyse, 
oder als Vorbote einer bevorstehenden Genesung. Diese Occlusion der gelähmten 
Seite kann schwächer werden, wenn bei alten Lähmungen das Muskelgewebe 
schrumpft; oder stärker, wenn andre Veränderungen stattfinden. 

3. Brandes (Antwerpen) stellt einen Fall von „Iris-Tuberculose‘“ vor bei 
einem Ajährigen Knaben. Vor 2 Jahren waren einige gelbe Knötchen vor- 
handen, die unter kräftiger Nahrung und Atropin-Einträufelung spontan ver- 
schwanden. Vor einem halben Jahre wurde die Diagnose Condyloma iridis 
gestellt; bei der Vorstellung waren fünf grosse Knötchen auf der Iris anwesend; 
der grösste war von der Grösse eines Apfelkernes und sass unten, hart an der 
Ciliarkörpergrenze. An der entsprechenden Stelle ist die Cornea grau infiltrirt. 
Das Kind ist hereditär tuberculös belastet; ausserdem hatte der Vater 7 Jahre 
vor der Geburt des Knaben eine Syphilis acquirirt. Vortr. schliesst auf Tuber- 
culose gegen Syphilis, wegen der Anzahl der Knötchen, wegen der Betheiligung 
der Cornea, wegen des früheren Schwindens der Knötchen und wegen der 
Seltenheit der heredo-syphilitischen Condylomen, 

4. Gauthier (Brüssel) zeigte „ein Knötchen an der Iris“ bei einem Manne, 
wohl eine Anhäufung von Exsudat mit Leucocyten. 

Venneman bemerkt, dass Fälle, wie die beiden vorgezeigten, häufig 
vorkommen; man muss das nicht für Tuberculose ansehen, sonst wären ja die 
Belgier sicher so massenhaft tuberculös, als das Vieh im Stalle! Diese Knöt- 
chen kommen, schwinden, kehren zurück und werden wieder resorbirt, ohne eine 
bedeutende Erkrankung hervorzurufen. 

Nuel findet, dass die Tuberculose sehr häufig vorkommt; viele Fälle von 
Keratitis parenchymatosa sind dazu zu rechnen. 

van der Straeten: Ist denn da der Bacillenbefund positiv? 

Nuel: Man kennt jetzt drei Fälle, wo der Koch’sche Bacillus an- 
wesend war. . 

5. Nuel (Lüttich) sprach „über Iritis tuberculosa und Iritis syphilitica“. 
Ein 17jähriger Mann erkrankte zuerst an lritis mit vielem fibrinösen Exsudate; 
eine Woche nachher bemerkte man in der Mitte der Pupille ein gelbes Knöt- 
chen. Zwei Wochen später waren 8 neue Knötchen vorhanden, wovon 2 auf 
der Lamina Descemeti sassen, ohne directe Connexion mit denen der Iris. 
Vortr. fasst die Augentuberculose als ein secundäres Leiden auf, welches von 
anderer Stelle hierher gebracht wurde; der Ciliarkörper scheidet einen Bacillus 
aus, der sich irgendwo in eine Krypte begiebt und ein Knötchen bildet. Von 
diesem ersten Knötchen geht dann eine Aussaat aus, wodurch zu gleicher Zeit 
sich mehrere Knötchen entwickeln. — Der Fall von Iritis syphilitica entwickelte 
sich bei einem Manne, der vor 5 Monaten syphilitisch inficirt war, nach einer 
einfachen Splitterextraction aus der Cornea. Nach der Meinung des Vortr. ist 
diese unbedeutende Verletzung im Stande, bei den durch Syphilisgift prädis- 
ponirten Kranken zur Bildung eines Gumma Anlass zu geben. Bei Syphilis 
findet keine Aussaat von einem ersten Knötchen statt, wie das wohl bei der 
Tuberculose geschieht. 

6. van Duyse (Gent): „Pathogenie der retro-palpebralen, colobomatösen 
Cysten“. Vortr. hatte Gelegenheit, einen Hydrocephalen mit Mikrophthalmus, 
colobomatösen retro-palpebralen Cysten zu untersuchen. Für die Details ist das 
Original, mit 2 Figuren, nachzusehen. Für diese Fälle, sowie für die Cyclopen, 
sowie für die sonstigen Colobome nimmt Vortr. eine zu grosse Anhäufung von 
Lymphe in der Neuralröhre an; hierdurch wird der Druck auf die Augenblasen 


— 209 — 


übertragen, wodurch ein Theil ihrer Wandung als Hernie hervorbricht; dieser 
Theil war als invertirte Retina in der Cyste vorhanden. 

7. Pergens (Brüssel) sprach über „eine neue optische Täuschung und ein 
Paradoxon“. Wird auf eine bedruckte Seite ein Ring von weissem Papier ge- 
legt, z. B. 5 cm gross, mit einem centralen Loche von 1 cm, so erscheint der 
Text innerhalb des Loches vergrössert, schwärzer, meistens nach oben ver- 
schoben; ist der Ring schwarz, so ist alles noch stärker ausgesprochen. Inner- 
halb gewisser Grenzen ist die Täuschung um so grösser, je grösser der Ring 
und je kleiner das centrale Loch ist. Vortr. glaubt, dass durch den Ring die 
correspondirenden Netzhautelemente weniger in Anspruch genommen werden, 
als durch den Druck, und dass ein Theil ihrer 'Thätigkeit denjenigen Elementen 
zu Gute kommt, welche mit dem Texte des Centralloches correspondiren. Durch 
diese Summirung der Wirkung, welche man auf das Centralloch localisirt, wird 
die Täuschung hervorgerufen. Aehnlich ist das Grössererscheinen des gesperrten 
Druckes. — Das Paradoxon besteht darin, dass man den Text des Central- 
loches ebenso gross, grösser oder kleiner erscheinen lassen kann, je nachdem 
der aufgelegte Ring aus einem Texte mit gleich grossen, kleineren oder grösseren 
Buchstaben geschnitten ist. Es treten ähnliche Erscheinungen auf, wie bei der 
Täuschung, nur wird hier das Urtheil noch gefälscht durch eine unbewusste 
Vergleichung der Buchstaben des Ringes mit denen des Centralloches. 

8. Venneman (Löwen) sprach „über sympathische Ophthalmie“. Ein Soldat 
bekam einen Eisensplitter in das linke Auge. Das Auge röthete sich öfters 
ohne je Schmerzen zu verursachen. Nach 2 Jahren entzündete sich das rechte 
Auge unter dem Bilde einer Iridochorioiditis serosa; keine Behandlung konnte 
innerhalb 2 Monate eine Heilung hervorrufen, bis das linke Auge enukleirt 
wurde. Der Splitter sass in der Retina. Vortr. sieht hierin den Beweis, dass 
das linke Auge das andere sympathisch reizte. — Ein Kind bekam den Pfeil 
eines Kreuzbogens gegen das rechte Auge, welches keine offene Wunde vorzeigte. 
Nach 2 oder 3 Tagen war die Röthung vorüber, es entstand aber eine Cataract. 
15 Jahre später war links auch Star vorhanden; nach dessen Entbindung war 
V nur 5/,, wegen vorhandener Glaskörperflocken, welche ebenfalls vom Vortr. 
als irritative, sympathische Erkrankung, unter Ausschluss von Mikroorganismen, 
aufgefasst wird. 

9. Benoit (Lüttich) sprach „über Regeneration der Linse bei Urodelen“. 
Er prüfte die Untersuchungen von Collucci, Wolff u. A. an Salamandern 
nach und bestätigt deren Angaben. Ä 

10. de Ridder (Brüssel): „über Kupfersplitter im Auge“. Vortr. hat 
6 Fälle beobachtet, die schliesslich der Enucleation anheimfielen. In einem 
Falle ging der Splitter verloren; 3 Mal sass derselbe im Glaskörper, 2 Mal 
im Ciliarkörper; das sind die ungünstigsten Stellen. In der Linse oder selbst 


in der Retina sind sie nicht von so ungänstiger Prognose, wie im Glaskörper. 
| Pergens. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Le strabisme et son traitement, par H. Parinaud. (Paris, 1899, 
Octave Doin. 197 S.) 

Die historische Einleitung der Monographie des Verf. kritisirt den Schluss, 
welchen man aus den Erfolgen der Myotomie, später der Tenotomie auf 
einen rein myogenen Charakter des Schielens gezogen hat und vertritt, auch 

14 


— 20 — 


gegenüber dessen Deutung als blosser Störung der Convergeuz-Innervation, die 
These einer Allgemeinstörung, welche hauptsächlich den vom Verf. charakteri- 
sirten „Apparat des binocularen Sehens“ betreffe, aber weder in den Augen- 
muskeln localisirt sei, noch sich auf die blosse Deviation beschränke Verf. 
definirt den Strabismus als einen Entwickelungsfehler des „Apparates des bin- 
ocularen Sehens“ und zwar sowohl seines motorischen Theiles (nicht der asso- 
ciirten „Directions-Bewegungen“, wohl aber der associirten „Distanz-Bewegungen“ 
d. h. des retinalen Convergenz-Fusionsreflexes und der doppelseitigen Innervation 
für Convergenz und Accommodation) als seines sensorischen Theiles (s. unten), 
einen Fehler, durch welchen die Convergenz der beiden Augen auf das Fixations- 
Object verhindert wird, unter Verschonen des „Apparates für Simultansehen mit 
beiden Augen“. Verf. unterscheidet nämlich, wie schon in seinem Buche über 
das Sehen (1898), beim Normalen sonderbarer Weise zwei Arten (bezw. zwei 
gesonderte Apparate) des Sehens mit zwei Augen, das Simultansehen von rein 
unocularen Eindrücken und das eigentliche Binocularsehen (Deckung-Mischung, 
Stereoskopie, Doppelbilder; Fusionsreflex), welches auf einen relativ kleinen 
centralen Bezirk beschränkt sein soll. 

In der Darstellung der Physiologie des „Apparates für das binoculare 
Sehen“ vertritt Verf. noch die Müller’sche Identitätstheorie — allerdings mit 
dem sonderbaren Zusatze einer gewissen „Elasticität“ dieser Beziehung für die 
extrafoveale Netzhautregion und combinirt mit der Projectionsidee —: an deren 
Stelle hat bekanntlich Hering die Lehre von der Correspondenz gesetzt, d. h. 
von der fixen Sehrichtungs-Gemeinschaft gewisse Elemente von gegensätzlichem 
Tiefenwerth und mit complementärem Antheil am Sehraume, bei bestehender 
Möglichkeit von zeitweiser stereoskopischer Sehrichtungs -Gemeinschaft mit ge- 
wissen disparaten Elementen unter Hemmung der correspondirenden Eindrücke 
der anderen Seite. Andrerseits pflichtet Verf. gar noch der alten Anschauung 
bei, dass wir die Gesichtsempfindungen längs gewisser Linien in den Aussen- 
raum hinaus verlegen oder projiciren: eine Anschauung, welche bekanntlich 
Hering durch die Scheidung des sog. objectiven oder constructiv-geometrischen 
Aussenraumes und des subjectiven Sehraumes, der geometrischen An- 
ordnung der Netzhautelemente und ihrer functionalen Differenzirung (Breiten-, 
Höhen -, Tiefenwertb) und durch die Statuirung einer räumlichen Qualität der 
Gesichtsempfindungen an und für sich gestürzt hat. Ebenso verkennt Verf. die 
physiologische Bedeutung des Horopters, speciell des Längshoropters, welche 
durch die Möglichkeit binocularen Einfachsehens mit disparaten Netzhautelementen 
doch nicht annullirt wird: jener stellt vielmehr das objective Correlat dar zur 
subjectiven Ausgangsfläche der relativen Tiefenorientirung, zur Kernfläche 
Hering's! 

Weiterhin wird die Bedeutung der Convergenz als Fusionsbewegung, die 
Veränderlichkeit ihres Zusammenhanges mit der Accommodation, die associirte 
Lähmung und der associirte Spasmus der Convergenz (Parinaud 1882) erörtert. 

Eingehend behandelt Verf. die Aetiologie und die Pathenogenese des 
Schielens. Viele der bezüglichen interessanten und geistreichen Darlegungen 
sind von den nicht einwandfreien physiologischen Aufstellungen des Verf. sehr 
wohl trennbar. Mit Krenchel und Hansen Grut nimmt der Verf. entschieden 
Stellung gegen die Theorie einer angeborenen Insufficienz gewisser Muskeln als 
Grundlage des Schielens, indem er das wenigstens anfängliche Ungestörtbleiben 
der Directionsbewegungen, das gewöhnliche Verschwinden des Strab. converg. im 
Schlafe, den secundären Charakter einer ev. Blickfeld-Veränderung betont. 
Dominirend erscheint der Gedanke, dass alle das Binocularsehen, bezw. die Ent- 


2s Pn 


wickelung seiner nervösen Grundlagen behindernden Factoren (speciell durch 
Minderung der Sehschärfe iu Folge Ametropie, Maculae corneae u. A.) den 
Fusionszwang, den Convergenzreflex abschwächen — ev. bis zum Verlust der 
Convergenz-Innervation — und dadurch zum Schielen und zwar an sich zum 
Strab. diverg. disponiren. Die Refractions- Anomalien wirken einerseits hier- 
durch, andrerseits durch ein Versagen der adaptativen (Hering) Lösbarkeit 
oder Verschieblichkeit der Verknüpfung von Accommodation und Convergenz. 
Die übernormale Accommodations- Anstrengung beim Hypermetropen disponire 
zum Strab. conv., der sich bei Myopen meist nur angeboren vorfinde. Den 
Strab. div. bei Myopie bezieht Verf. auf die Behinderung des Einstellens beider 
Augen hauptsächlich durch die Bulbus-Deformation. Die Abweichung des Auges 
erscheint demnach als Folge gestörter Convergenz- Innervation, wobei oculare 
Factoren durch Behinderung der relativen Anpassung von Accommodation und 
Convergenz sowie des Binocularsehens wirksam sein können, nicht aber in Form 
von Muskel-Insufficienz, — Die ganze Betrachtung des Fusionsreflexes und 
seines Mangels beim Schielen ist beim Verf. auf die Convergenz beschränkt, 
obwohl der hauptsächlich lateralen Schielabweichung anscheinend ganz gewöhn- 
lich eine gewisse Höhen- und Rollungs-Componente mit zukommt. 

Es folgt unter berechtigtem Proteste gegen die Scheinerklärungen aus 
„Gewohnheit‘ eine Darstellung der secundären Veränderungen des motorischen 
Apparates, der Retraction der periocularen Gewebe, der Veränderung des 
Blickfeldes. 

Mit besonderem Interesse werden viele Leser angesichts der mehrseitigen 
Behandlung dieses Gegenstandes in den letzten Jahren an das Capitel über das 
Sehen der Schielenden und die secundären Veränderungen des sensorischen 
Apparates herantreten. Die Charakteristik der primären Anomalien im Sehen 
der Schielenden beschränkt sich auf eine Erörterung über das gewöhnliche 
Fehlen von Doppelbildern beim sog. muscularen Schielen im Gegensatze zum 
paralytischen. Verf. führt dieses Verhalten ganz allgemein darauf zurück, dass 
an die Stelle des binocularen Einfachsehens ein blosses Simultansehen d.h. ein 
Aufbau des Sehfeldes aus rein unocularen Bestandtheilen getreten sei, bezw. 
der „Apparat des Binocularsehens‘“ auch in seinem sensorischen Theile mangel- 
haft oder nicht entwickelt sei: „das System der identischen Punkte functionirt 
nicht.“ Mit Recht sagt Verf. von der These einer psychischen Abstraction 
oder Exclusion oder eines Widerwillens gegen binoculares Einfachsehen: „das 
sind Worte ohne Sinn für den Physiologen.“ Jene Störung gehe der Ab- 
weichung des Auges voraus und bereite sie vor, wie das Fehlen von D. B. bei 
vertical ablenkendem Prisma in gewissen Fällen hochgradiger Myopie lebre. — 
Die secundären Modificationen (in Folge der Deviation und des blossen Simultan- 
sebens) bestehen in einer fortschreitenden Störung der drei Hauptqualitäten des 
sensorischen Apparates des Binocularsehens: des Convergenz-Fusionsreflexes (in 
Folge dessen Fehlen von Fusionszwang), des Verschmelzens identischer Ein- 
drücke und des Doppeltsehens mit disparaten Netzhautstellen, der „besonderen 
Projectionsweise der binocularen Eindrücke nach dem Schnittpunkt identischer 
Richtungslinien, anstatt längs der einzelnen“. Die nur für Ausnahmefälle (!) 
angenommene sog. falsche Projection sei das Product einer anomalen Entwicke- 
lungsweise des Apparates des Binocularsehens (contra: zeitweiliges Auftreten 
von Correspondenz!): diesem neuen System identischer Punkte kommen die 
Eigenthümlichkeiten des normalen rudimentär zu. Verf. kennt nur eine „Pro- 
jection‘‘ des Schielauges entsprechend seiner Ablenkung ev. mit einer gewissen 
Stereoskopie. Das Simultansehen gebe den Schielenden ein Mittel zur Schätzung 

14* 


— 212 — 


der Tiefendimension; der Hering’sche Fallversuch biete keinen Beweis für 
Binocularsehen (!). Auch die Amblyopie des Schielauges erklärt Verf. als einen 
Entwickelungsfebler in Folge mangelnden Gebrauches: in der Regel sei nur das 
centrale Sehen gestört ev. bis zu einem absoluten Skotom und mit consecutiver 
Fixations-Einstellung einer excentrischen Stelle. Durch Uebung sei in der 
Regel Besserung möglich. 

Die angedeuteten Erörterungen geben m. E. keine erschöpfende Darstellung 
des Problems, viele der Thesen erscheinen unhaltbar. Dieses ebenso interessante 
als complicirte Gebiet bedarf eben noch gar sehr der methodischen Bearbeitung, 
an welcher sich Ref. betheiligt hat durch das Studium der Störung der Corre- 
spondenz bezüglich der relativen Werthigkeit („innere Hemmung der Schielaugen- 
Eindrücke“) und der relativen Localisation der beiden Einzelsehfelder („anomale 
Sehrichtungs-Gemeinschaft‘‘), worin er im Wesentlichen Anpassungs- Erscheinungen 
sieht. Durch den Nachweis wesentlicher Verschiedenheit des erworbenen Surro- 
gates, speciell des Schwankens der anomalen Localisationsweise gegenüber der 
fixen Correspondenz, erscheint die frühere Hypothese einer erworbenen Identität 
oder Correspondenz beseitigt. Andrerseits hat Ref. gezeigt, dass eine gleich- 
zeitige Verwerthung sehrichtungsgleicher Eindrücke möglich ist, also eine 
eigentliche Sehrichtungs-Gemeinschaft zu erschliessen ist, womit aller- 
dings dem Verhalten des Einzelfalles unter den Bedingungen des gewöhnlichen 
Sehens nichts präjudieirt ist. Zunächst muss eben m. E. das Sehen der Schie- 
lenden unter gewissen künstlich vereinfachten Bedingungen untersucht werden 
und durch deren Variation seine Eigenthümlichkeiten allseitig festgestellt werden. 
Der Begriff „anomale Sehrichtungs-Gemeinschaft“ bedeutet dementsprechend nur 
einen zusammenfassenden Schluss aus einer Reihe von Thatsachen, keine Theorie 
vom Sehen der Schielenden überhaupt. Das weitere Studium jener Anomalie, 
speciell der Abhängigkeit der Localisationsweise und der Schielstellung von 
gewissen Factoren, ferner die diagnostische Gruppirung der Schielenden in drei 
Classen nach dem Vorgange des Ref., das Studium der Anomalien der absoluten 
Localisation ist eben erst in Angriff genommen. Eine zusammenfassende, 
erschöpfende und exacte Darstellung des Sehens der Schielenden 
ist demnach m. E. heute noch gar nicht möglich. An Speculationen 
und Theorien ohne sachliche Begründung haben wir allerdings genug. Es ist 
vielleicht charakteristisch, dass dem Satze des Verf. (S. 9): „Die präcise Be- 
antwortung (des therapeutischen Problems) muss einerseits in der Vertiefung 
unserer Kenntniss der Ursachen des Schielens, andrerseits in der Untersuchung 
der Wirkungsweise unserer Operationen gesucht werden‘, die Ergänzung fehlt: 
nicht weniger in der exacten Erforschung der Art und Weise des Sehens der 
Schielenden. Ä 

Der umfangreiche zweite Theil der Monographie betrifft die Behandlung 
des Strabismus. Dieselbe hat sechs Factoren zu berücksichtigen, welche die 
Ablenkung veranlasst haben oder die Herstellung des Binocularsehens behindern: 
den Einfluss abnorm starker oder geringer Accommodation, die Störung des 
Convergenz-Reflexes und Fusionsactes, die Störung der Convergenz -Innervation, 
die Retraction der Tenon’schen Kapsel, die secundären Veränderungen der 
Muskeln, die Veränderungen des sensorischen Apparates. Zunächst wird die 
functionale Behandlungsweise erörtert, als theils durch Vermittelung der Ac- 
commodation, theils durch Vermittelung des Fusionsreflexes wirkend (durch 
Erleichterung oder künstliches Herbeiführen des Binocularsehens: Stereoskop 
zugleich mit pseudoskopischer Einrichtung zur Uebung der Convergenz nach 
Verf.). Dann folgt die Schilderung der operativen Behandlungsweise: Tenotomie 


— 23 — 


(nach Verf. nicht wirksam durch Beseitigung einer primären Kürze des Muskels, 
sondern durch Schwächung des in Folge der Innervations-Störung tonisch prä- 
valenten Muskels), Vorlagerung der Muskeln, Vornähung der Kapsel, Durch- 
trennung der Kapsel combinirt mit Kapselnaht des Antagonisten (Parinaud 
1890). Zum Schlusse ist kurz des Verticalschielens und der Asthenopie ge- 
dacht. — Das Schwergewicht des Buches liegt augenscheinlich im ätiologisch- 
pathenogenetischen und im therapeutischen Theile, nicht im physiologisch-optischen. 
Tschermak (Halle). 


2) Dr. Schreiber’s Augenheilanstalt in Magdeburg, für 1899. Magde- 
burg, 1900. 

Enthält eine sehr werthvolle Abhandlung über Magnet -Extraction. 
In Magdeburg ist wegen des elektrischen Bahnbetriebs das Sideroskop von . 
Asmus nicht mehr zu verwenden, wenigstens nicht vor 1!/, Uhr Nachts. Ref. 
kann nur wiederholen, dass sein vereinfachtes Sideroskop, in demselben Zimmer 
an derselben Wand aufgestellt, wie das von Asmus, durchaus sicher und brauchbar 
functionirt, trotz der elektrischen Strassenbahn. Sehr richtig betont Schreiber, 
dass der Riesen-Magnet das Sideroskop nicht zu ersetzen im Stande iet, da die 
Annäherung des Auges an den Riesen-Magneten mitunter keinen Schmerz aus- 
löst, obwohl Eisen im Auge vorhanden. Ref. möchte hinzufügen, dass in 
diesen Fällen die Ausziehung des Splitters durch den Riesen-Magneten schwierig, 
mitunter unmöglich ist. 

Schreiber verwendet, neben Hirschberg’s Magnet, den (mittelgrossen) 
von Schlösser, welcher, in die Licht-Gleichstrom-Leitung von 110 Volt Spannung 
eingeschaltet, ein Gewicht von 14 kg trägt. Das ist übrigens nicht mehr, als 
Ref. bisher bei Accumulatoren-Anwendung erzielte; trotzdem ist die Einschaltung 
vortheilbafter und soll auch bei uns eingeführt werden. 

Schreiber ist sehr entzückt von dem „Riesen-Magnet‘“. Aber in seinem 
Fall 2 schoss (!/, Stunde nach dem Unfall) der Fremdkörper aus der 
Wunde, blieb aber an Widerhaken stecken; schliesslich hing etwas Glaskörper 
zur Wunde heraus: Ausgang Erblindung durch Netzhaut- Ablösung. In Fall 6 
entstand beängstigender Exophthalmus, indem mit dem Splitter zugleich das 
Auge von den Magneten gezogen wurde; Ausgang Amaurose mit Schrumpfung. 
In seinem letzten 9. Fall förderte der Riesen-Magnet nichts, Hirschberg’s 
Magnet holte aus Meridionalschnitt den Fremdkörper. S = !/ş 

Bleiben noch mehrere schöne Erfolge mit dem Schlösser’schen Magneten. 
Fall 3: Splitter von 25 mgr kam aus der wiedereröffneten Wunde heraus, 
S=!/,. Im Fall 4 (beweglicher Splitter im Glaskörper) wurde der Magnet 
mit der Spitze nach oben niedrig aufgestellt, das Auge des Kranken darüber, 
sodass die Schwerkraft die magnetische Anziehung unterstützt: der Splitter von 
2!/, mgr kam leicht in die Vorderkammer. (Nach allen Versuchen und den 
von Türk veröffentlichten Zahlen ist die Schwerkraft in diesem Fall unbedeutend 
gegen die magnetische Kraft; höchstens kann sie in dem Fremdkörper eine 
günstigere Annäherung an den Pol des Magneten verleihen, vielleicht auch die 
Beleuchtungs-Verhältnisse verbessern.) 

Fall 5 war ähnlich und glückte in der 4. Sitzung (6 mgr). Fall 7 ent- 
wickelte einen Splitter von 20 mgr. Fall 8 förderte bei getrübtem Auge einen 
Splitter von °/, mgr in die Vorderkammer. Er dürfte verhältnissmässig weit 
nach vorn gesessen haben. 

Also neun Fälle in drei Jahren aus den tiefen Theilen des Auges mit im 
Ganzen wohl befriedigenden Ergebnissen. H. 





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3) Augenheilanstalt in Basel. XXXV. Jahresbericht vom 1. Januar 
1898 bis 31. December 1898, von Prof. Dr. Karl Mellinger. (Basel. 
Werner-Riehm 1899.) 


Im Jahre 1898 wurden 609 Kranke in der Anstalt verpflegt und be- 
handelt; in der Poliklinik 2883 Patienten mit 10 929 Consultationen. 

Es wurden 79 Operationen an der Linse gemacht und zwar 62 Ex- 
tractionen und 17 Discissionen; 43 Operationen an der Iris und zwar prä- 
paratorische Iridektomie 23 Mal, Iridektomie zu optischen Zwecken 1 Mal; 
Enucleation wurde 13 Mal, Exenteration 2 Mal ausgeführt; Schieloperationen 
(Rücklagerung) wurden 29 Mal gemacht u. s. f. 


Dem statistischen Bericht schliessen sich eine Anzahl Krankengeschichten 
an, von welchen einige besonderes Interesse haben. Bei einer gesunden 55 jähr. 
Frau wurde ein halbmondförmiger, ca. 5 mm breiter und ca. 11 mm langer, 
1 mm hoher, weisser, höckriger, weicher Tumor vom Hornhautrand abgetragen. 
Derselbe stellte mikroskopisch ein Fibro-Epithelioma dar, was eine relativ seltene 
und noch wenig gekannte Geschwulstform ist. Ein Recidiv trat nicht ein. 

Bei einem 26jähr. jungen Manne entwickelte sich auf einen Streich mit 
einer eisernen Wagenkette hin in wenigen Tagen ein accutes traumatisches 
Glaukom mit centraler pathologischer Excavation, Gesichtsfeld-Einschränkung und 
erhöhtem intraocularem Druck. Iridektomie heilte, dach blieb Herabsetzung der 
Sehschärfe. 


In einem Fall. von Glaukom mit Hyphäma wirkten subconjunctivale Chlor- 
natrıum-Injectionen auffallend rasch günstig auf Tension, Projection, Sebschärfe 
und Entzündungs-Erscheinungen. 

Die subconjunetivalen Chlornatrium-Injectionen wurden, wie in früheren 
Jahren, mit sehr günstigem Erfolge gegen Netzhaut-Ablösung bei hochgradiger 
Myopie angewendet; in frischen Fällen ist der Erfolg am günstigsten. 

Auch auf Retinitis pigmentosa üben, wie Mellinger schon in einem 
früheren Jahresbericht hervorgehoben hat, subconjunctivale Kochsalz-Injectionen 
günstigen Einfluss aus; geht auch die erzielte Verbesserung der centralen Seh- 
schärfe und die Erweiterung des Gesichtsfeldes allmählich wieder zurück, so 
kann das Verfahren von Zeit zu Zeit wiederholt werden und wird doch der 
Verlauf einer unheilbaren Krankheit gehemmt. 

Fs werden auch Fälle von nervöser Asthenopie und hysterischer Amblyopie 
beschrieben, gegen welche Ueber-Ernährung, verbunden mit vieler Bettruhe, jedoch 
in einer Heilanstalt, auffallend gute Resultate erzielt wurden. 

Von schweren Verletzungen des Auges werden 3 Fälle erzählt: 


Ein Kind fiel mit der gläsernen, ausserordentlich dünnen Milchflasche einer 
bekannten Firma aus dem Bett und zerschnitt sich Gesicht und rechtes Auge 
so sehr, dass letzteres verloren ging. 

Ein junger Italiener erhielt von einem anderen Italiener einen Dolchstich 
in das linke Auge. Das bis ans Heft eingedrungene Messer wurde von hinzu- 
geeilten Leuten mittelst einer Beisszange aus dem Schädel herausgezogen. 
Starke Nasenblutung. Linkes Auge durchschnitten, Nasenwurzel durchstochen, 
ebenso theilweise das rechte Auge. Ersteres schrumpfte, letzteres bekam Netz- 
haut-Ablösung. DBeiderseitige totale Erblindung. 

Ein retrobulbärer Abscess entwickelte sich, zweifellos aus einer retro» 
bulbären Blutung, bei einem 10jähr. Mädchen nach Sturz auf den Kopf vom 
1. Stockwerk auf’s Strassenpflaster. Drei Tage lang Nasenblutung nach jenem 
Fall. Wahrscheinlich Infection von der Nase aus. Vollständige Heilung. 


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Gegen Blepharospasmus hält Verf, wie früher schon, subcutane Strychnin- 
Injectionen für sehr wirksam. 
Bei acuter Sehnerven-Entzündung ergiebt eine sofort eingeleitete und richtig 
durchgeführte Schmierkur die besten Resultate, ohne Rücksicht auf die Aetiologie. 
Emmert. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. XLIX. 3. 
l1) Ueber die Rolle der Mikroorganismen bei der Entstehung der 
neuroparalytischen Kersatitis, von Arthur Ollendorf aus Neumarkt. 
(Aus der Univ.-Augenkl. zu Heidelberg.) 

Wie beim Menschen, so fanden sich auch beim Kaninchen im Bindehaut- 
sacke stets Mikroorganismen: Staphylokokken verschiedener Art u. A., dagegen 
fehlten Streptokokken und Pneumokokken. Impfversuche zeigten, dass einzelne 
Staphylokokken-Arten nur geringe, rasch vorübergehende Störungen in der 
Hornhaut bewirkten, dass dagegen eine Art, wahrscheinlich Staph. pyog. aur,, 
eine schwere eitrige Keratitis mit Perforation und Iris-Vorfall herbeiführte. 
Im Ganzen ist bei Kaninchen die Gefahr der Infection einer Hornhautwunde 
vom Bindehautsack aus geringer, als beim Menschen; doch besteht immerhin, 
wenn Lidschlag und reflectorische Thränen-Secretion fehlen, die Möglichkeit der 
Infection durch Luftkeime. 

Dass bei der nach Trigemiuns-Durchschneidung auftretenden Keratitis fast 
regelmässig Mikroorganismen gefunden werden, beweist an sich nicht, dass diese 
eine pathogene Wirkung entfaltet haben; sie können auch als Saprophyten. auf 
dem krankhaft veränderten Hornhautgewebe vegetiren. Impfungen pathogener 
Stoffe rufen in normalen und in den nach Trigeminus-Durchschneidung un- 
empfindlichen Hornhäuten genau dieselben Veränderungen hervor. 

Lässt man nach Trigeminus-Durchschneidung die Thiere frei umherlaufen, 
so entsteht regelmässig in Folge von Traumen die bekannte eitrige Hornhaut- 
Entzündung, bei deren Entwickelung pathogene Mikroorganismen zweifellos eine 
wesentliche Rolle spielen. 

Um Traumen zu vermeiden, bediente sich Verf. eines Leibgurts, in dem 
die Thiere so aufgehängt wurden, dass sie nur geringe Bewegungen ausführen 
konnten. Es gelang so, ein Thier bis 23 Tage am Leben zu erhalten. An 
der Hornhaut dieser Thiere beobachtete man im Bereiche der Lidspalte stets 
Nekrose des Epithels und der obersten Schichten der Grundsubstanz mit nach- 
folgender entzündlicher Infiltration, welche zur Abstossung des abgestorbenen 
Gewebes führte. Bei dieser Form der Keratitis fanden sich Kokken immer 
nur an der Oberfläche, niemals im nekrotischen Bezirke selbst, ausserdem fehlte 
stets eitrige Conjunctivitis und Hypopyon. 

Werden die Lider durch Nähte offen gehalten, so bildet sich in den Stich- 
canälen Eiter, welcher die Hornhäute inficirt. Diese Versuche sind daher, wenn 
nur die Vorgänge der Vertrocknung festgestellt werden sollen, nicht rein. Verf. 
luxirte die Bulbi und konnte beim Studium der nun eintretenden Veränderungen 
mit Sicherheit nachweisen, dass die Vertrocknungs-Nekrose ohne jede Betheiligung 
von Mikroorganismen eitrige Entzündung hervorrufen kann. Die Veränderungen 
entsprechen im Ganzen denen, welche nach Trigeminus-Durchschneidung an Augen, 
die gegen Traumen geschützt waren, auftreten, nur erstreckt sich, da der ganze 
Bulbus freilag, der Bezirk auch auf Conjunction und Sklera und selbst auf die 


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der Sklera anliegenden inneren Gebilde des Auges. Das Auftreten der Ver- 
trocknungs- Nekrose ohne vorherige Durchschneidung der Trigeminus beweist, 
dass wir für die Erklärung der Erscheinungen, weder der „trophischen“ noch 
der „vasomotorischen“, Theorie bedürfen. Dass nach Trigeminus-Durchschneidung 
vasomotorische Störungen, wie Hyperämie, Gerinnsel im Kammerwasser, auf- 
treten, ist unbestritten, doch üben dieselben schwerlich einen Einfluss auf die 
Entwickelung der Entzündung aus. Beim Menschen liegen die Verhältnisse 
anders als, beim Kaninchen. Der Lidschlag hört, wenn er auch verlangsamt 
wird, doch am unempfindlichen Auge nicht ganz auf, und die Thränen-Secretion 
versiegt nie ganz. Weite Lidspalte und Prominenz des Bulbus können im 
Einzelfalle ungünstige Verhältnisse schaffen, im Ganzen ist aber beim Menschen 
die Vertrocknung der Hornhaut selten. Dagegen ist bei unempfindlicher Horn- 
haut die Möglichkeit kleiner Verletzungen gegeben, aus welchen sich, wenn 
Infection hinzutritt, eitrige Keratitiden entwickeln. In der That sind die meisten 
bei Menschen beobachteten Fälle von „neuroparalytischer Keratitis“ auf diese 
Weise und nicht durch Vertrocknung entstanden. 


2) Ueber die elastischen Fasern in der Sklera bei Menschen, von 
Ischreyt, Augenarzt in Riga. 

Verf. suchte den Gehalt an elastischen Fasern in verschiedenen Abschnitten 
der Sklera quantitativ zu bestimmen. Die Sklera eines 2jähr. Kindes war be- 
trächtlich ärmer an elastischen Fasern als die Sklera eines 50jähr. Mannes. 
Die Aequatorgegend enthält weniger als die hintere Kuppe. Am Aequator ist 
die Menge an der inneren und äusseren Oberfläche relativ gross, in der Mitte 
gering, an der hinteren Kuppe nimmt die Menge von aussen nach innen stetig 
zu. Die Dicke der Fasern ist überall ziemlich gleich; die Messung scheitert an 
der Feinheit der Fasern. 


3) Die Localisation des Musculus sphincter pupillae und des Mus- 
culus ciliaris im Oculomotorius-Kerngebiet, von Dr. Ludwig Bach, 
Privatdoc. u. wissensch. Assist. an der Univ.- Augenklinik in Würzburg. 
(Aus dem Laboratorium der Univ.-Augenkl. in Würzburg.) 

Die bisherigen Untersuchungen wurden an Menschen und an Thieren mit 
glatter innerer Muskulatur angestellt. Da nach v. Michel u. A. das Neuron 
der inneren glatten Muskulatur erst im Gangl. cil. beginnt, so durften nach 
Evisceratio bulbi im Kerngebiete des Oculomotorius Veränderungen nicht er- 
wartet werden. 

Verf. experimentirte an 7 Tauben. Die Bulbi wurden nach Abtragung der 
Hornhaut sorgfältig exenterirt. Die Versuchsdauer beträgt am besten 8 bis 
12 Tage, doch sind schon nach 4—5 Tagen Veränderungen im Kerngebiete 
sichtbar. Sublimatfixirung und Nachhärtung in Alkohol. Der sagittale Durch- 
messer des Kerngebiets beträgt 1—1,4 mm. 

Veränderte Zellen finden sich beiderseits, hauptsächlich aber an der Seite 
Ges Eingriffs. Ihre Zahl nimmt vom proximalen nach dem mittleren Abschnitte 
hin zu und dann nach dem distalen Abschnitte hin erheblich ab. Sie liegen ohne 
irgend welche Abgliederung mit normalen Zellen untermischt. Die kleinen 
Zellen, welche an Stelle der Edinger’schen kleinzelligen Kerne liegen, zeigten 
keine Veränderung und stehen daher schwerlich in Beziehung zu den inneren 
Muskeln. 

Die Untersuchungen ergaben demnach, dass, wie bei den engen functionellen 
Beziehungen zwischen innerer Muskulatur und Rect. int. und inf. zu erwarten 


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war, die Kerne aller dieser Muskeln sich vorzugsweise in denselben Bezirken 
finden. Vermutblich liegen die Verhältnisse beim Menschen ebenso. 


4) Eine Methode zur Bestimmung der Aenderungen, welche in der 
Gestalt des Auges bei Aenderung des intraocularen Druckes suf- 
treten, von Prof Dr. W. Koster, Gzn. in Leiden. 

Verf. bezeichnete mit Stahlfeder und Gentianaviolett-Lösung auf der Ober- 
fläche der Sklera den Aequator, bezw. die verschiedenen Meridiane. Dann wurde 
mittelst Glaskörper-Canüle und Druckgefäss der intraoculare Druck erhöht und 
bei gleichbleibender Druckhöhe der Bulbus mit Gypsbrei umgossen. Nach Er- 
härtung der Gypsmasse findet sich an der Innenseite des Abgusses ein Abdruck 
der blauen Linien. Wird nun die Gypsmasse bis in die Nähe der blauen 
Linien entfernt, so erhält man Flächenschnitte des betr. Bulbusumfanges, welche 
sich unschwer mit einen sehr harten und spitzen Bleistift auf Carton abzeichnen 
lassen. Diese Zeichnungen erleichtern den Vergleich der Umrisse bei wechselnden 
Druckhöhen. 

Die bei verschiedenen Thieraugen gemachten Beobachtungen dürfen hier 
übergangen werden, zumal die Resultate nicht constant waren und nicht ohne 
Weiteres auf das menschliche Auge übertragen werden dürfen. Es genügt, die 
Methode kurz mitgetheilt zu haben. 


5) Weiterer Beitrag zur pathologischen Anatomie der Skleritis, von 
Prof W. Uhthoff in Breslau. (Aus der Univ.-Augenkl. zu Breslau.) 

Ein 75jähr. Mann, welcher seit länger als einem Jahre beiderseits an 
Augen-Entzündung von wechselnder Heftigkeit gelitten hatte, zeigte schwere 
Skleritis der vorderen Bulbushälften bis zum Aequator. In diesem Bereiche 
war das Gewebe überall bläulich-roth gefärbt und verdickt, die Oberfläche durch 
wandernde und wechselnde Buckelbildungen uneben. Daneben bestand — be- 
sonders am Rande — parenchymatöse Trübung der Cornea, Iritis, Trübung des 
Glaskörpers. S fast erloschen. Einige Monate später war am linken Auge die 
Ciliargegend aussen vorgebuchtet, die Cornea stärker getrübt, die vordere Kammer 
aufgehoben, T + 1. Da zudem heftige Schmerzen bestanden, so wurde der 
Bulbus enucleirt. Nach 6 Monaten war das rechte Auge noch weiter degenerirt, 
doch machte die Degeneration in den folgenden 9 Monaten keine erheblichen 
Fortschritte. Bei Loupenvergrösserung erkannte man, dass es sich in den ober- 
flächlichen Schichten um eine sulzige Infiltration handelte, in welcher kleine 
Knötchen hervortraten. Die Masse war so durchsichtig, dass die erweiterten 
episkleralen Gefässe durchschimmerten. T— 1. Keine Schmerzen. 

Die anatomische Untersuchung des linken Auges ergab eine mächtige ent- 
zündliche Infiltration und Verdickung der vorderen Hälfte der Bulbus-Rundung. 
Conjunctiva, Sklera und Chorioidea waren fest mit einander verwachsen. Nach 
hinten vom Aequator fanden sich nur vereinzelte Infiltrations-Heerde, besonders 
waren hier Gefässe von einem Zellmantel umgeben. Die infiltrirenden Zellen 
erwiesen sich durchweg als einkernige Leukocyten. 

Die Sklera war überall verdünnt, z. Th. schichtweise aufgelockert und an 
einzelnen Stellen vollständig durchbrochen. An den Rändern der Defecte waren 
die Fibrillen pinselförmig auseinander gebreitet. An diesen Partieen fand sich 
ausgesprochener Zerfall der Zellkerne (Chromatolyse). Der ganze Process zeigte 
seine grösste Intensität in der Gegend, wo die vorderen Ciliargefässe durch die 


Sklera treten. Die Gefässe waren stellenweise so erweitert und gewuchert, dass 
cavernöse Bildungen entstanden. Das Lumen der Gefässe war theils mit Blut- 
körperchen, theils mit homogenem Inhalt gefüllt (hyaline Thrombose), die 
Wandung z. Th. dünn, z. Th. sklerosirt, das Endothel vielfach gewuchert. Zahl- 
reiche kleine — bis 1 mm Durchm. — Knötchen hatten einen aus endothelialen 
Zellen bestehenden Kern, welcher von einem durch einzellige Leukocyten ge- 
bildeten Mantel umgeben war. Vielleicht entstehen diese Knötchen unter Um- 
ständen aus Gefässen, deren gewucherte Endothelien sich mit einem Leukocyten- 
Mantel umkleiden. 

Die Chorioidea war an einzelnen Stellen so stark infiltrirt, dass sie eine 
. Dicke von 3 mm erreichte. Neben der kleinzelligen Infiltration bestand mächtige 
seröse Durchtränkung, welche an einer Stelle einen grossen cystischen Spalten- 
raum hervorrief. Die Netzhaut war abgelöst, der Nerv. optic. atrophisch, die 
cataractöse Linse in die vordere Kammer luxirt. Keine Mikroorganismen. 

Verf. sieht die Erkrankung als primäre Skleritis und Episkleritis an. 
Aetiologisch war nichts nachzuweisen, nach den bisherigen Beobachtungen scheint 
das höhere Alter prädisponirt zu sein. 


6) Zur pathologischen Anatomie der Echinokokken-Erkrankung der 
Augenhöhle, von Dr. Ludwig Segelcke, bish. Assist. am pathol.-anat. 
Univ.-Iostitut in Jena. (Aus der Augenklinik zu Jena.) 

Bei einem 6jähr. Patienten zeigte sich °/, Jahr vor der Operation am linken 
inneren Augenwinkel eine Geschwulst, welche sich später mehr nach aussen 
unter das obere Lid ausbreitete und bei ectropionirtem Lide unter der Con- 
junctiva sichtbar war. Die Geschwulst platzte unmittelbar vor der von Prof. 
Wagenmann ausgeführten Operation unter Erguss einer eiterähnlichen Masse, 
konnte jedoch nach raschem Verschluss der Oeffnung theils stumpf, theils mit 
der Scheere entfernt werden. Heilung rasch und glatt. Das obere Lid blieb 
unbeweglich, die Wirkung des rect. sup. sehr schwach. 

Eine sichere Diagnose konnte erst durch die anatomische Untersuchung 
gestellt werden. Der eiförmige Tumor maass 3,2:1,6:1,3 cm und erwies sich 
als ein abgestorbener und in der Resorption begriffener Echinococcus, dessen 
entzündlich infiltrirte Wandung von einer mächtigen, ebenfalls stark infiltrirten 
Bindegewebs-Kapsel umgeben war. Mit der Aussenseite der Kapsel waren 
Orbitalgewebe und degenerirte Muskelfasern (levat. palp., rect. sup.) fest ver- 
wachsen. Im Innern befand sich ein Exsudat, welches Eiterkörperchen, Iym- 
phoide Zellen, Fett, Detritus, sowie zahlreiche 'Tochterblasen mit Hakenkränzen 
und Saugnäpfe tragenden Köpfchen enthielt. 

Die anatomischen Verhältnisse deuten darauf hin, dass das Entozoon durch 
seine Stoffwechselproducte, ohne Betheiligung von Mikrobien, eine Entzündung 
angefacht hatte, welche zur Einkapselung durch Bindegewebe und Granulations- 
gewebe führte, nach deren Bildung der Entzündungsreiz fortwirkte und weitere 
Infiltration mit massenhafter Einwanderung lymphoider Zellen verursachte. Die 
starke zellige Infiltration der bindegewehigen Kapsel war jedenfalls erst secundär 
erfolgt und hatte die innere Chitinmembran mehrfach durchbrochen. Grössere 
Riesenzellen fehlten. 

Möglicher Weise wäre, wenn man nicht operirt hätte, nach der Durchbohrung 
und dem Ausflusse des Exsudats die Kapsel ausgestossen worden und Spontan- 
heilung erfolgt. 


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7) Beobachtungen an einem Fall von Linsenverletzung, von Dr. Hugo 
Feilchenfeld. (Aus der Augenheilanstalt von Dr. G. Gutmann.) 

Einem 17jährigen flog eine Eisenfeile gegen das rechte Auge. Grosse 
Cornealruptur innen, totale Aniridie, oben ca. 6 mm langer, 2 mm breiter 
Kapselspalt, Sectorenzeichnung der hinteren, Trübung der vorderen Corticalis. 
Schon in den nächsten Tagen ging die vordere Trübung zurück, so dass die 
hintere Corticalis deutlicher sichtbar wurde. Hier bestand die von Fuchs be- 
schriebene sternförmige Trübung, welche ebenfalls nach einigen Wochen bis auf 
punktförmige Reste verschwand. Nach 6 Wochen war der Kapselriss unter 
geringer Abnahme der Längsausdehnung und Zunahme der Breite vernarbt. 
Von dem unteren Ende der Narbe, und zwar im Niveau derselben, verliefen 
5 „Strahlen“ in der Richtung des Aequators. 

An dem in Folge der Aniridie ganz sichtbaren Linsenrande fielen 2 con- 
centrische Kreise auf, welche bei seitlicher Beleuchtung als weisse, bei Durch- 
leuchtung als schwarze Linien erschienen und !/, bis 1 mm von einander ent- 
fernt waren. Zwischen beiden Kreisen lagen sehr zahlreiche grössere und 
kleinere‘ Punkte, die bei Durchleuchtung wie Oeltropfen aussahen. Grössere 
Tropfen waren über die Linse verstreut. Im Uebrigen war dieselbe klar, keine 
Speichen oder diffuse Trübung. E, S= !/,, mit + 7,0 D Schweigger 


u Gesichtsfeld frei, am Fundus nichts Krankhaftes. 





Verf. nimmt an, dass die Heilung der Kapselwunde unter dem deckenden 
Blutergusse zu Stande kam. Die an der Peripherie der Linse beobachteten 
Veränderungen werden dahin gedeutet, dass es sich um einen Flüssigkeitserguss 
handelte, und dass wahrscheinlich eingedrungenes Kammerwasser sich zwischen 
dem Aequator und der Kapsel angesammelt hatte. 

Nach Eserin rückten die Ciliarfortsätze deutlich nach vorn und innen, 
und der Zonularaum verkleinerte sich. Die Linse blieb ohne Veränderung und 
schlotterte nicht. Es ist das erklärlich, weil sie sich wegen Abhebung der 
Kapsel an dem Accommodationsacte nicht betheiligen konnte. Das Ausbleiben 





der A. zeigte sich auch functionell: Schweigger erst mit + 7,0 D. 


8) Sind die markhaltigen Nervenfasern der Retina eine angeborene 
Anomalie? von Prof. Eugen v. Hippel, I. Astist. an der Univ.-Augenkl. 
in Heidelberg. 

Markhaltige Nervenfasern der Retina sind bei Neugeborenen noch nie ge- 
sehen worden. Dass diese Anomalie bei der Geburt noch nicht ausgebildet 
sein kann, darf man schon deshalb annehmen, weil nach der Untersuchung 
Westphal’s nur die motorischen Gehirnnerven und der Acusticus bei der 
Geburt Markscheiden besitzen, und der Opticus erst später, und zwar als letzter, 
Markscheiden erhält (9. bis 10. Lebenswoche). Das neugeborene Kaninchen 
zeigt bei Loupenvergrösserung eine scharf begrenzte Papillə ohne Spur von 
Flügeln. Die ophthalmosk. Beobachtung gelingt bei neugeborenen Kindern ver- 
mutblich wegen der gefässhaltigen Linsenkapsel nicht. Die mikroskopische 
Untersuchung scheitert, weil aus unbekannten Ursachen die bewährten Methoden 
der Markscheiden-Färbung auch da, wo bereits Flügelbildung besteht, versagen. 
Vom 10. Lebenstage an, nach spontaner Oeffnung der Lidspalte, konnte Verf. 
‘ ophthalmoskopisch die vom Centrum nach der Peripherie fortschreitende Mark- 
scheiden - Bildung verfolgen, welche nach etwa 21/, bis 3 Wochen p. p. ab- 
geschlossen ist. 


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Ob Belichtung die Markscheiden-Bildung befördert, konnte nicht mit Sicher- 
heit nachgewiesen werden. 

Jedenfalls sind nicht die markhaltigen Nervenfasern der Retina selbst, 
sondern ist nur die Disposition zur Entwicklung derselben angeboren. 


9) Eine sehr seltene Form von Netzhaut-Ablösung und Iridocyclitis, 
pathologisch-anatomische Mittheilung von Dr. Velhagen, Augenarzt in 
Chemnitz. 
 17jähr. Schlosserlehrling. Vor 12 Jahren Stichververletzung, Genaueres 

nicht festzustellen. Der Bulbus erblindete, war aber reizlos, bis vor eingigen 

Jahren Entzündungen auftraten, die sich steigerten und schliesslich zur Enu- 

cleation führten. Iridocyclitie. Narbe nicht zu finden. 

Bei der Section fand Verf. ein der Pupille aufsitzendes eigenthümliches, 
im Durchschnitt geästeltes Gebilde, welches sich als die total, d. h. auch von 
der Ora serrata abgelöste Netzhaut erwies. Die Lagerung der Schichten liess 
erkennen, dass zugleich eine Inversion der Membran stattgefunden hatte. Im 
vorderen Bulbusabschnitte lag das entzündlich veränderte pigmentirte Blatt der 
pars cil. retin. dem entsprechenden Abschnitte des corp. cil. an, dagegen war 
die innere Cylinderzellen-Schicht abgehoben und nach vorne umgeschlagen, wo 
sie einer hinter der Linse befindlichen Schwarte anlag. Zwischen ihren hinteren 
Enden spaunte sich ein Bindegewebs-Strang aus. 

Vielleicht liegt den Scheingeschwülsten, welche einzeln nach Cataract- 
Operationen beobachtet wurden, eine Abhebung des Epithels des corp. cil. zu 
Grunde. 

Prof. Leber, welcher die Präparate sah, macht darauf aufmerksam, dass 
die Lageveränderungen der pars cil. und der Retina nach verschiedenen Rich- 
tungen erfolgt sind und daher keine einheitliche Ursache haben können. Er 
vermuthet, dass der schrumpfende Glaskörper die pars cil. nach vorn zog, und 
dass in Folge einer interstitiellen Retinitis oder Endoretinitis eine allgemeine 
Schrumpfung und Faltenbildung der Retina eintrat. ! 


10) Beitrag zu den experimentellen Untersuchungen über das Ein- 
dringen gelöster Substanzen durch Diffusion in’s Augeninnere 
nach subconjunctivaler Injection, von Dr. Herm. Vogel, prakt. Arzt 
aus Escholzmatt. 

Nach Injection von 1 ccm einer 5°/, Jodkalilösung konnte das Salz im 
Glaskörper, in der Chorioidea, Retina und im Opticus nicht nachgewiesen werden. 
In gleicher Weise fielen die Versuche nach Injection verschiedener Quecksilber- 
salze (Hg. bichlorat, cyanat, formamid., amidato-bichlorat.) negativ aus. Jeden- 
falls war der Procentgehalt des Kammerwassers geringer als 1:100 000, also 
therapeutisch ohne Bedeutung. 


11) Experimentelle Untersuchungen über die Einwirkung des Eserins 
auf den Flüssigkeitswechsel und die Circulation im Auge, von 
V. Grönholm, früh. Assist, an der Univ.-Augenkl. in Helsingfors, Finn- 
land. 
Aus der sehr umfangreichen Arbeit, welche die geschichtliche Seite der 
Frage und die Technik der Untersuchungs-Methoden eingehend berücksichtigt, 


! Ablösung des Ciliartheils der Netzhaut ist am Lebenden, doch selten, sichtbar. H. 


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können hier nur die wesentlichsten Ergebnisse der Versuche wiedergegeben 
werden. 

Der intraoculare Druck kann abnehmen 1. durch vermehrte Filtration durch 
den Kammerwinkel (Iris-Theorie). 2. durch verminderten Blutzufluss und Ab- 
nahme der Secretion. Die Blutmenge im Auge kann veringert werden durch 
Contraction der Arterien-Wandungen und durch erleichterten Blutabfluss längs 
den Ven. vortic. (Uvealspannungs-Theorie). Die vergleichenden Versuche an 
eserinisirten und nicht eserinisirten Augen werden nach folgendem Plane an- 
gestellt: Bestimmung des intraocularen Drucks, Messung der Filtrations -Ge- 
schwindigkeit und der von den Blutgefässen in der Zeiteinheit secernirten 
Flüssigkeitsmenge, Messung der Blutmenge im Auge, Beobachtung des Con- 
tractions -Zustandes der Arterien des Augen-Hintergrundes, Bestimmung der 
Einwirkung der Uvealcontraction auf den intraocularen Druck und die Filtration. 

Eserin setzt in Kaninchen- und Katzenaugen den intraocularen Druck stets 
herab (Differenz bis 10 mm Hg, gewöhnlich 4 mm Hg). Bei Katzenaugen 
geht der Herabsetzung eine 4—9 Minuten nach der Eserin-Einträufelung be- 
ginnende und 5—11 Minuten andauernde Erhöhung des intraocularen Druckes 
voraus. Da der sphinct. pupill. und der musc. cil. um diese Zeit noch keine 
Eserinwirkung zeigen, so dürfte die Ursache dieser Erscheinung in einer Reizung 
der Nerven-Endigungen und dadurch bedingter Hyperämie zu suchen sein. 

Eserin verändert die Filtrations-Fähigkeit des Kaninchenauges nicht. Mit 
dieser Thatsache ist vereinbar, dass, wie bekannt, das nach Eserin eintretende 
Absinken des intraocularen Drucks ohne Miosis erfolgen kann und daher nicht 
von derselben abhängt. 

Eserin setzt die Blutmenge des Kaninchenauges um !/, bis !/, des Normalen 
herab. Die Contraction des Ciliarmuskels und die Anspannung der Chorioidea 
(elektr. Reizung) verändern weder den intraocularen Druck, noch die Filtrations- 
Fähigkeit des Auges. Die Verminderung der Blutmenge erfolgt allein durch 
Contraction der intraocularen Gefässe. Hier liegt die primäre Eserinwirkung: 
Verminderung der. Secretion. Dieser Factor kommt auch dann allein in Frage, 
wenn die Irisperipherie an die Hinterfläche der Cornea gerückt ist und sich 
nach Eserin-Einträufelung von derselben entfernt. Der Vorgang ist Folge der 
verminderten Secretion, und die Freilegung der Filtrationswege wird nicht direct 
(Iristheorie), sondern indirect auf diesem Umwege herbeigeführt. 


12) Bemerkungen zu Prof. Gullstrand’s Arbeit: „Ueber die Bedeutung 
der Dioptrie“, von Dr. F. Ostwalt in Paris. 

Nach der Gullstrand’schen Definition: „Die Dioptrie ist die Einheit des 
reciproken Werthes einer durch Division mit dem betreffenden Brechungs-Index 
reducirten, in Metern gemessenen Haupt- oder Conjugat-Brennweite“ enthält die 
Dioptrie eine veränderliche Grösse, den Brechungs-Index, und ist daher nicht 
geeignet, als Maasseinheit zu dienen. Linse und Diopter sind zu verschiedene 
Systeme, als dass die Verhältnisse des einen sich auf das andere übertragen 
liessen. | Scheer. 


II. Archiv für Augenheilkunde XL. 4. 1900. Februar. 
23) Ueber eine Schimmelpilz-Erkrankung der Hornhaut, von Prof. 
O0. Wicherkiewicz, Krakau. 
Bei einer 23jährigen Arbeiterin war eine schwere Hornhaut-Erkrankung 
eingetreten, nachdem ihr lehmige Erde ins Auge gekommen war. Es bot sich 


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ein Bild ähnlich einem Ulcus corneae mit Zerfall des Gewebes und Hypopyon, 
doch veranlasste das eigenartige Aussehen der Infiltrationsmasse eine Unter- 
suchung, die ein Gewirr von Pilzfäden des Penicillium glaucum ergab. Theil- 
weise Abtragung und Xeroformbehandlung brachte Besserung, deren Fortschreiten 
aus äusseren Gründen nicht beobachtet werden konnte. 
24) Notiz über die Anwendung von Holocain, von Herm. Knapp, 
New York. 
' Verf. erklärt, dass wir in Holocain nicht nur ein ausgezeichnetes, von 
schädlichen Nebenwirkungen freies Anästheticum, sondern auch ein werthvolles 
therapeutisches Adjuvans in Verbindung mit andern Mitteln besitzen. 





25) Ueber den Ringwulst der Vogel-Linse, von Dr.C.Ritter, Bremervörde. 


26) Beitrag zur Ophthalmoplegia interna mit besonderer Berück- 
sichtigung der reflectorischen Pupillenstarre, von Dr. Levinsohn, 
Berlin. 

Verf. beschreibt zwei Fälle von einseitiger, längere Zeit isolirt gebliebener 
Lähmung der inneren Augenmuskulatur bei sonst normalem Augenbefunde, die 
einen 16jährigen und eine 19jährige Patientin betrafen. In beiden Fällen 
fehlte jeder ätiologische Anhalt. Im ersten war die Lähmung eine völlige, im 
zweiten reagirte die Pupille auf Accommodation und Convergenz deutlich, wenn 
auch träge, war nur bei Lichteinfall völlig starr. Die Lähmungen können nur 
als nucleäre aufgefasst werden, wobei die Erklärung im ersten Falle keine 
Schwierigkeiten bietet, während Verf. zur Erklärung der einseitigen reflectorischen 
Pupillenstarre eine Zweitheilung des Sphinkterkernes nach Dufour annimmt, 
wobei der eine Theil das Reflexcentrum darstellt, welches den Lichtreiz in eine 
Sphinktercontraction umsetzt, im andren Theile Zellen existiren, die eine Con- 
traction des Sphinkters ermöglichen. Anschliessend an weitere theoretische 
Bemerkungen führt Verf. einige Fälle auf naheliegendem Gebiete an. 

27) Ueber die Rolle der Scleralnarben bei Glaucom-Operationen. 
Experimentelle Untersuchungen aus dem Laboratorium der Augenklinik des 
Herrn Prof. Bellarminof an der Kreis-Militär-Medic. Akademie zu 
St. Petersburg, von Dr. Andogsky, Privatdocent und Dr. Selensky, 
Oberstabsarzt, St. Petersburg. 

Verff. machten an 51 Kaninchenaugen Sklerotomien, setzten die Augen 
8—145 Tage nach der Operation 30 Minuten lang einem 30,3—33,3 mm Hg. 
entsprechenden Drucke aus, indem sie citronensaures Eisen oder feine Tusche- 
emulsion in die Vorderkammer brachten und untersuchten danach anatomisch. 
Es ergab sich, dass man eine „Filtrationsfähigkeit‘“ der Scleralnarben nur in 
einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung annehmen kann, also lange nicht 
in dem Maasse, wie es die Anhänger der Theorie der „Filtrationsnarben“ be- 
haupten. Bei Kaninchen besitzen die Scleralnarben diese Eigenschaft nur 2—3, 
in einzelnen Fällen bis 4 Wochen nach der Sclerotomie und verlieren sie dann 
in Folge der Consolidation und Schrumpfung des Narbengewebes. . 


28) Ueber einen Fall von Atrophia gyrata chorioideae et retinae mit 
Sclerose der Aderhaut, von Dr. Bednarski, I. Assist. der Univers.- 
Augenklinik in Lemberg. 

Es bestand das Bild einer beginnenden Atrophie der Papille und der 


— 223 — 


Netzhaut, der Sklerose der Aderhaut, des Schwundes des Retinalepithels, von 
dem nur Reste als Inseln in Form netzartigen Spinngewebes blieben. Klinisch 
bestand Herabsetzung der Sehschärfe, des Lichtsinns, Nachtblindheit. 


29) Die Verhandlungen der ophthalmologischen Section der „Academy 
of Medicine“ in New York, von Dr. Abelsdorff. Spiro. 





Vermischtes. 


1) Am 21. Juni/4. Juli 1 Uhr morgens verschied zu St. Petersburg 
Professor Dr. H. Dohnberg, — als Opfer einer feigen Rache. Hermann 
Dohnberg wurde im Jahre 1852 zu Libau in Kurland geboren. Von 1869 
bis 1874 studirte er in Dorpat Medicin. Hier war er kurze Zeit Assistent 
an der chirurgischen Klinik unter Prof. E. v. Bergmann’s Leitung. Im Jahre 
1874 siedelte Dohnberg nach St. Petersburg über und fand — zunächst als 
Volontär-Arzt — Beschäftigung in der Augen-Heilanstalt unter Dr. R. Blessig’s 
Leitung. Im Jahre 1877 wurde er etatsmässiger jüngerer Arzt an der Augen- 
heilanstalt, und im Jahre 1878, unter Dr. Magawly’s Oberleitung, Ordinator. 
Vom Jahre 1890 widmete Dohnberg sich ganz dem klinischen Institute 
und seiner Privatpraxis. 

Im Jahre 1885 war in St. Petersburg das klinische Institut der 
Grossfürstin Helene Pawlowna durch Prof. W. Eichwaldt eingerichtet worden, 
um Aerzten, ie bereits praktisch thätig gewesen, zur Fortbildung zu dienen. 
Dohnberg wurden die Kurse für Augenheilkunde übertragen. Im Jahre 1889 
erhielt Dohnberg den Titel „Professor“. Er war ein viel gesuchter Augen- 
arzt und geschickter Operateur. 1 

Ausser seiner Dissertation vom Jahre 1876 „Ueber Temperaturbeobach- 
tungen am Auge“, veröffentlichte er noch 1881 in der St. Petersburger med. 
Wochenschr. eine Mittheilung ‚Ueber Eseringebrauch in der Augenheilkunde“, 
und 1884 im Westnik Oftalmologii über „Operative Behandlung der Trichiasis“. 
(Vgl. Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1881, S. 62 und 1884, S. 385.) 

Ferner giebt es noch einige Instrumente, welche seinen Namen führen: 
Trachom-Quetscher, Reibeisen gegen Trachom. German. 

2) Prof. Hess aus Marburg hat den Ruf nach Würzburg angenommen. 
Prof. Eversbusch aus Erlangen ist nach München berufen, da Prof. 
A. v. Rothmund, nachdem er das 70. Lebensjahr erreicht und seit 1854 so 
erfolgreich an der Münchener Universität die Augenheilkunde gelehrt, in den 
Ruhestand getreten ist. 

3) 8.174, Z. 24 lies keine statt eine. 

4) S.167. Am 30. Tage nach der Verletzung musste der durch Pfeil- 
schuss verletzte Augapfel doch enucleirt werden. 


Bibliographie. 


1) Ein Fall von Augenverletzung durch Exercier-Schuss, von 
Dr. M. Kos, k. und k. Regimentsarzt. (Militärarzt. 1900. Nr. 4. Beilage zur 
Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 9.) Exercier-Schuss aus unmittelbarer 


t Den Fachgenossen, welche 1897 vom internationalen Congress zu Moskau nach 
St. Petersburg sich begaben, wird er stets in freundlicher Erinnerung bleiben. H. 


— 224 — 


Nähe. Perforation des Augapfels im äusseren Scleraltheile. Trotz Verdacht 
des Eindringens von Pfropftheilen in das Auge conservative Behandlung. — 
Heilung mit flacher Narbe. — Fingerzählen in !/, m. Schenkl. 
2) Ein Fall von Exophthalmus intermittens nebst Phlebec- 
tasien im Bereiche der Venae jugulares, von Dr. Richard Hitschmann. 
(Wiener klin. Wochenschr. 1900. Nr. 3.) Einen Fall von Exophthalmus 
intermittens demonstrirte Verf. in der Sitzung der Gesellschaft der Aerzte 
Wiens am 12. Januar 1900. Der Fall betrifft einen 23jährigen Mann; es 
findet sich in der rechten Retromandibulargegend eine hühnereigrosse Geschwulst, 
die bei Compression der Vena jugularis ganz bedeutend anschwillt. Aehnliche 
Knoten geringerer Prominenz sind in der linken Supramaxillargrube, in der 
rechten Hälfte des harten Gaumens und in der rechten Hälfte der Zungenspitze 
vorhanden. An der unteren Uebergangsfalte, sowie an der Conjunctiva bulbi 
erweiterte Venen. Die Veränderungen wurden von den Eltern des Patienten 
schon in dessen 2. Lebensjahre bemerkt. Der rechte Bulbus tritt bei Stauungs- 
zuständen in der Vena jugularis langsam und continuirlich vor: dies erreicht 
einen so hohen Grad, dass der Scheitel der rechten Cornea 15 mm vor dem 
der linken Cornea steht. Druck auf dem Bulbus oder einfache Rückenlage 
bedingt Enophthalmus. Am Augengrunde Venen-Erweiterung. — Sehschärfe 
rechts °/,,; der intermittirende Exophthalmus ist auf die durch individuelle 
Disposition bedingte Dilatation der Orbitalvenen mit folgender Erschlaffung der 
den Augapfel in Suspension erhaltenden Fascien zurückzuführen. Schenkl. 


3) Die Augen-Untersuchungen an den Schülern der öster- 
reichischen Volks- und Mittelschulen, von Prof. Dr. A.v. Reuss in 
Wien. (Oesterreichs Wohlfahrts-Einrichtungen 1848—1898, Band II, M. Perles 
in Wien.) Die ersten genauen Untersuchungen an Augen von Schulkindern 
stammen aus Oesterreich und wurden im Jahre 1861 von Jäger vorgenommen 
und veröffentlicht. Die Refraction wurde durchwegs mit dem Augenspiegel be- 
stimmt. Verf. hat 3 Jahre hintereinander (1872, 1873, 1874) die Schüler 
ein und derselben Wiener Anstalt untersucht und die Refractionsbestimmung 
ebenfalls mit dem: Augenspiegel vorgenommen. Er liess es sich angelegen sein, 
sein Augenmerk nicht nur besonders auf das Wachsen der Kurzsichtigkeit bei 
denselben Schülern zu richten, sondern auch die nicht-kurzsichtigen Augen in 
den Kreis seiner Studien zu ziehen; er studirte die Veränderungen der 
Augen jedes einzelnen Schülers in den bezeichneten 4 Jahren. Untersuchungen 
von Schüler-Augen wurden weiter in Oesterreich vorgenommen von Netoliczka 
(Graz), Bernhard (Chrudim), Libicky (Raudnitz), Reis (Neuhaus), Herrn- 
heiser (Prag), Fizia (Teschen), Kerschbaumer (Salzburg) und Adler 
(Wien). Schenkl. 


4) Zur Behandlung der Keratitis profunda, von Dr. Emil 
Guttmann in Breslau. (Wiener klin. Rundschau 1900. Nr. 6.) Die 
Quecksilber-Behandlung ist ohne besondere Wirkung (?) und eher 
schädlich; Atropin ohne Einfluss auf den Process. Reizmittel sind während 
des entzündlichen Stadiums zu meiden, dagegen ist eine systematische Cocain- 
Anwendung von günstiger Wirkung. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 








Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Merzese & Wırna in Leipzig. 


Gsentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. Beamter in London, Prof. Dr. H. ComxN in Breslau, Doc. Dr, 
Cr. pu Bom-Reyuono in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmmeERT in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GINSBERG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest, 
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Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. LanpAu in Coblenz, Prof. Dr. Maantus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MicHAELSEN in Görlitz, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESORHN in Hamburg, Dr. PERGENs in Brüssel, 
Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. PURTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Reıch in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHerR in Oldenburg, Prof. Dr. SCHEn&L in Prag, Prof. Dr. 
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. Stier in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





August. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilung. I. Ueber die Einwirkung von Leuchtgas-Vergiftung 
auf das Seh-Organ. Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. — II. Herpes zuster ophthalmicus 
ohne Haut-Affection. Von Dr. Rudolf Lederer, Augenarzt in Teplitz. 

Gesellschaftsberichte. Berliner ophthalmologische Gesellschaft. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Arch. f. Ophtbalm. L. 1. — II. Wochenschrift 
für Therapie und Hygiene. Nr. 13—24. — III. Zehender’s klinische Monatsblätter 
für Augenheilkunde. 1900. Mai—Juni. 

Vermischtes. Nr. 1—5. 

Bibliographie. Nr. 1—9. 


I. Ueber die Einwirkung von Leuchtgas-Vergiftung auf 
das Seh-Organ. 


Von Dr. Purtscher in Klagenfurt. 


Die Literatur der letzten Jahrzehnte hat viele bemerkenswerthe Bei- 
träge gebracht über die Abhängigkeit verschiedener Amblyopien und Amau- 
rosen von Vergiftung durch Alkohol, Tabak, Blei, Schwefelkohlenstoff, Filix 
mas, Chinin und andre chemische Stoffe. Verhältnissmässig sehr wenig 
aber ist uns in dieser Richtung vom Leuchtgas bekannt, was insofern 
weniger Wunder nehmen kann, als die grössere Anzahl von Leuchtgas- 
Vergiftungen sicher tödtlich endet; andrerseits aber in den leichten Fällen, 
wo die Gefahr frühzeitig entdeckt und beseitigt wurde, tiefere Störungen 
nicht gesetzt wurden. Endlich fällt hier das gewichtige Moment länger 

15 


— 226 — 


fortgesetzter Einwirkung des Giftes, wie etwa bei Alkohol, Tabak, Blei und 
Schwefelkohlenstoff, nahezu ausnahmslos fort. 

Vom Standpunkte des Praktikers sind wir berechtigt, die Grenzen 
unsrer Aufgabe weiter auszudehnen und auch die Fälle von Kohlen- 
dunst-Vergiftung in den Bereich unserer Abhandlung zu ziehen. 

Prof. v. JackscH betont in seinem Werke über die „Vergiftungen“, 
dass bei Vergiftung durch Kohlendunst wie durch Leuchtgas 
das Bild in erster Linie von der toxischen Wirkung des Kohlen- 
oxydgases! beherrscht werde. Dieses letztere verdrängt nach v. JACKSCH 
aus den rothen Blutzellen den Sauerstoff und verbindet sich mit dem 
Haemoglobin zu Oxyhaemoglobin, wodurch die Function des Blutes, Sauer- 
stoff an die Gewebe abzugeben, aufgehoben wird. Die Affinität des Kohlen- 
oxydgases zum Haemoglobin ist 200 mal grösser als die des Sauerstoffes. 

Die Mortalität beträgt nach v. JackscHh 76,13 °',, ist somit eine 
sehr erhebliche. 

Bei der Obduction solcher Leichen finden sich nach diesem Autor 
Ekchymosen in fast allen Organen; häufig im Gehirn ausgebreitete 
Blutungen und auch Erweichungsherde. 

Hinsichtlich der Pupillen am Lebenden erwähnt v. JAckscH, ihr Ver- 
halten sei ein recht verschiedenes; meist seien dieselben mittelweit; aber 
auch bei erloschenem Bewusstsein bestehe noch Lichtreaction. Bei der 
chronischen Kohlenoxydgas-Vergiftung finde sich träge Lichtreaction. 

Die in der Literatur niedergelegten Fälle von Leuchtgas-, bezw. Kohlen- 
dunst-Vergiftungen sind recht spärlich. Ich konnte, bei allerdings ganz ober- 
flächlicher Nachschau, in der Literatur der letzten vier Jahrzehnte nur 
20 casuistische Mittheilungen finden, darunter aber nur 13 mit positiven 
Bemerkungen hinsichtlich dabei beobachteter Veränderungen am Sehorgan; 
neun hiervon betreffen Kohlenoxyd-Vergiftungen, die vier übrigen Leuchtgas- 
Vergiftungen. Drei Fälle, die Augenveränderungen betreffen, endeten tödtlich. 

Von Bewusstseins-Störung wird ausdrücklich berichtet in acht von sämmt- 
lichen Fällen; sie dürfte aber wohl in allen mehr oder weniger vorhanden 
gewesen sein. Es werden mehrfach erwähnt nachfolgende Delirien, taumelnder 
Gang, Temperatur-Steigerung, erhöhte Stickstoff-Ausscheidung, Störung der 
Athmung und Circulation, nachfolgende Lähmungen, zum Theil hysterischer 
Art, Hemiplegie, Hemianaesthesie, Hyperaesthesie, schmerzhafte Contracturen, 
Urinverhaltung, freiwilliger Abgang von Harn und Koth, Amnesie, Verlust 
des Ortgedächtnisses, Alexie, Störungen der Intelligenz, Geneigtheit zu 
Gehirn-Congestionen u. S. w. 

Wie schon aus den Angaben über Störungen des Bewusstseins zu ent- 
nehmen, haben all die eben aufgezählten Symptome für uns nur sehr 
zweifelhaften Werth, da sie höchst unvollständigen Referaten entstammen. 


1 Im Steinkohlen-Gas ist Kohlenoxyd-Gas zu 8°, (4 bis 11 %,) enthalten. 


— 227 — 


Wir wollen uns nur den Angaben über die Augensymptome zu- 
wenden: 

In drei Fällen wird von Exophthalmus berichtet, in drei über Schielen, 
bezw. Augenmuskellähmungen, in einem über Accommodationslähmung. 
Viermal waren die Pupillen verengt, zweimal erweitert; in einem Falle fand 
sich paradoxe Pupillenreaction. 

In drei Fällen wird von Beeinträchtigung der centralen Sehschärfe 
berichtet, in drei von Einschränkung des peripheren Gesichtsfeldes (einmal 
von bleibender). 

In drei Fällen wird venöse Blut-Ueberfüllung des Augengrundes be- 
schrieben, einmal neben Verengerung der Arterien; später zeigte der Spiegel 
in diesem Falle nur noch Abblassung der temporalen Papillen-Hälften. 

In einem Falle war die Kohlendunst-Vergiftung von Herpes zoster 
ophthalmicus gefolgt. 

Was die beobachteten Pupillen-Symptome ERN so treten sie hin- 
sichtlich ihrer Wichtigkeit einigermaassen vor andren Folgezuständen 
zurück, da wir im Verhalten der Pupillen einen Ausdruck wechselnder 
Gehirnzustände erblicken müssen; es handelte sich bei der grossen Ver- 
schiedenheit der bezüglichen Angaben vielleicht nur um verschiedene Phasen im 
Ablauf der Vergiftungs-Erscheinungen (etwa wie bei der Chloroformnarkose). 

In weit höherem Maasse beanspruchen unsre Aufmerksamkeit die 
den Sehapparat selbst betreffenden toxischen Veränderungen. 

Als solche müssen wir auffassen die Herabsetzung der centralen 
Sehschärfe, besonders aber die Einschränkung des Gesichtsfeldes; 
in weiterem Sinne auch Störungen der Augenmusculatur. In zwei 
Fällen wird von „concentrischer Einschränkung“ gesprochen, in einem von 
der „vorhandenen Gesichtsfeld-Einschränkung“. 

Diesen Fällen verwandt sind jene von SIMEON SNELL und von n NIEDEN, 
wo es sich um Nitrobenzol-Vergiftung handelte; auch sie beobachteten 
Herabsetzung der centralen Sehschärfe und Gesichtsfeldeinschränkung; in 
einem Falle des letzteren Autors fand sich ein centrales Skotom. Beide 
Autoren sahen in ihren Fällen auch venöse Blutüberfüllung des Augen- 
grundes bei blassen Papillen. In einem Fale erwähnt Næpen Pupillen- 
erweiterung und Rotationskrämpfe (Nystagmus) der Augenmuskeln. 

Die Augenmuskeln scheinen — zumal, wenn auch NIEDEN’s Fall hinzuge- 
rechnet werden darf, — nicht so selten von Störungen befallen zu werden. 
So spricht EMMERT von Augenmuskellähmungen nach Kohlendunst-Vergiftung, 
FRIEDBERG von Schielen und Exophthalmus, PoKRowsKkyY von letzterem 
allein, Knapp von Exophthalmus, Accommodationslähmung und anfäng- 
licher Ophthalmoplegie, welche bis auf Insufficienz der Recti interni später 
zurückging. 

Der Exophthalmus war wohl in allen drei letzteren Fällen durch 


Verlust des normalen Tonus der Recti bedingt, in Folge directer Schädigung 
15* 


— 2 — 


der Musculatur durch das im Ernährungsstrome circulirende Gift, wenn wir 
Kueps folgen, der von zur Nekrose führender Muskeldegeneration 
spricht. Dagegen nimmt Fucas nuclearen Sitz der Augenmuskel- 
störungen an. Andere Autoren — so Panas — sprechen sich über den 
Ort der Laesion überhaupt nicht aus. 

In neuerer Zeit hatte ich Gelegenheit, einen Fall von Leuchtgas- 
Vergiftung mit folgender schwerer Schädigung des Sehorganes -— allerdings 
schon in einem späten Stadium — zu beobachten, der merkwürdig genug 
ist, um mitgetheilt zu werden: 

Pfarrer Franz H. aus Millstatt in Kärnthen, 60 Jahre alt, hatte das 
Unglück, gelegentlich seines Aufenthaltes in einem Wiener Hotel in der 
Nacht vom 28. zum 29. September 1898 das Opfer einer Leuchtgas- 
Vergiftung zu werden. Er hatte bis Mitternacht Briefe geschrieben, drehte 
dann den Hahn in seinem Zimmer ab und begab sich zur Ruhe. Wahr- 
scheinlich hatte der in Jahren vorgerückte Herr nach dem Abdrehen des 
Hahnes denselben unwissentlich wieder etwas geöffnet. Zum Glück hatte 
er den Hausdiener beauftragt, ihn schon um 4 Uhr früh zu wecken. Er 
wurde nach vergeblichen Weckversuchen bewusstlos in seinem Bette auf- 
gefunden. Vier Aerzte sollen sich ‚nach seiner Angabe bis zum Abend 
bemüht haben, ihn zum Bewusstsein zu bringen, was endlich einiger- 
maassen gelang. Man habe ihn Sauerstoff einathmen lassen und ihm Brech- 
mittel gereicht. Die ersten zehn nun folgenden Tage sei er total blind 
gewesen; dann habe sich langsam wieder ein mässiges — aber noch immer 
mangelhaftes — Sehvermögen hergestellt. Wochenlang sei er geistig um- 
nachtet gewesen, und selbst jetzt noch — etwa sechs Wochen seit dem 
Unfall — sei sein Denkvermögen, besonders sein Namens- und Orts- 
gedächtniss sehr erheblich beeinträchtigt. So sei er ganz ausser Stande, 
sich an die Wohnräume seines Pfarrhofes, deren Eintheilung und Ein- 
richtung zu erinnern. Im Uebrigen fühle er sich wieder ganz wohl, könne 
stundenlang spaziren gehen, fühle sich so kräftig wie früher. 

Status praesens, am 10. November 1898 bei der ersten Vorstellung: 
Patient macht den Eindruck eines unbeholfenen, verworrenen Menschen, 
der sich wenig um seine Umgebung kümmert. Sprache und Bewegungen 
sind auffallend langsam. 

Augen äusserlich normal; ebenso die Augenmuskeln. Die Pupillen 
eher etwas weiter, als normal, reagiren träge auf Belichtung. 

Sehschärfe beiderseits ®/xıı mühsam. Gläser bessern nicht. 

Spiegelbefund nahezu normal; vielleicht Arterien etwas mehr geschlängelt, 
Arterien wie Venen etwas dünner, als normal. 

Das Gesichtsfeld scheint bei grober Prüfung mit der Hand nur nach 
oben ziemlich intact, nach unten und nach beiden Seiten fehlend. Nur 


— 29 — 


am linken Auge werden auch noch etwas nach innen vom Fixirpunkte 
Handbewegungen wahrgenommen. Farben werden richtig erkannt. 

Therapie: Passende Diät. Jodkalium in kleinerer Gabe. 

10. Januar 1899. Aussehen und Allgemeinbefinden befriedigend; 
Intelligenz aber immer noch erheblich geschwächt; das Gedächtniss soll 
besser sein. Die Sprache ist sichrer geworden. Zunge weicht leicht nach 
links ab. Extremitäten normal kräftig. Sensibilität erhalten. Knie- 
phaenomen normal. 

S ĉ/ıv kaum, etwas zögernd. 

Liest mit + 3 vollkommen richtig auch kleinsten Druck, doch nur 
mit einiger Mühe. 

Beide Pupillen noch weiter als normal, reagiren im Allgemeinen noch 
träge. Bei Prüfung im dunkeln Zimmer ergiebt sich bei Belichtung von 
rechts her an beiden Augen lebhafte Lichtreaction, bei Belichtung von 
allen anderen Seiten her aber nur träge, aber deutlich erkennbare Con- 
traction; dieselbe ist links noch schwächer, als rechts. 

Bei der Gesichtsfeldmessung mit dem Perimeter ergiebt sich, dass 
beiderseits die linke Gesichtsfeldhälfte (bis auf das bekannte Hinübergreifen 
über den Fixirpunkt) vollständig fehlt, desgleichen die untere Hälfte der 
rechten. Die einzig an beiden Augen erhaltenen oberen rechten Quadranten 
zeigen eine periphere Einschränkung bis auf 45°. 

Die Rothempfindung reicht nach oben bis zu 22° vom Fixirpunkt, 
nach aussen bis 32°; die Bauempünzung nach oben bis 32, nach aussen 
bis 34°. 

Besonders bemerkenswerth ist die fast mathematische Congruenz der 
Gesichtsfelder sowohl für Weiss, wie auch für Farben an beiden Augen. 

Der Spiegelbefund ist fast normal. Arterien etwas mehr geschlängelt; 
Venen enger, als normal. Begrenzung der Sehnervenscheibe ziemlich scharf, 
ihr Farbenton gut. 

Am 1. März 1899 neue Vorstellung. Der Kranke berichtet freudig, 
dass er nun auch vollkommen nach links und nach unten sehen, sich 
wieder fast normal orientiren könne. 

Leider erweisen sich diese Angaben des Kranken als vollständige 
Täuschung; er hatte sich offenbar an seinen Zustand schon mehr gewöhnt. 

S ®/ım nahezu vollständig. Die Gesichtsfeldreste sind jedoch genau 
dieselben geblieben, haben sich in keiner Weise günstiger verändert. Auch 
der Reflex des Hohlspiegels erzeugt in den defecten Netzhantbezirken 
keinerlei Lichtempfindung. 

Das Lesen bereitet dem Kranken noch immer Schwierigkeiten. 

Spiegelbefund und Zustand der Pupillen sind unverändert. 

Auch bei späteren Vorstellungen erwies sich der Befund unverändert, 
was besonders auch von den Gesichtsfeldern gilt. 


— 2300 — 


Wir haben es somit hier mit einem Falle doppelseitiger, lateraler, 
nach links hin vollständiger, nach rechts unvollständiger 
homonymer Hemianopsie zu thun, mit normaler Sehschärfe und ver- 
hältnissmässig normalem Farbensinn, aufgetreten zunächst unter dem Bilde 
doppelseitiger Amaurose im unmittelbaren Anschlusse an eine acute Leuchtgas- 
Vergiftung. Die Blindheit hatte sich allmählich zum Theile zurückgebildet, 
wie dies ja schon vielfach für. Hemianopsien auf anderer Basis in der 
Literatur niedergelegt ist. 

Fälle von anfänglicher beiderseitiger Amaurose, in denen sich später 
ein Quadrant des Gesichtsfeldes wiederherstellte, werden unter anderen 
beschrieben von BRÜNNICKE, SwAnzyY und WERNER, DOYNE, SAcHs und 
Koeppen. | 

Besonders Korpprn’s Fall und die von FRIEDEL PıcK beobachteten 
stehen unserem Falle sehr nahe, da es sich bei ihnen gleichfalls um Ver- 
giftung handelte, jedoch durch Urämie. 

Pıck nimmt für seine Fälle an, dass die toxische Lähmung der 
beiderseitigen centralen Sehbahnen eine Hemisphäre stärker 
befalle, als die andere, wie auch die urämischen Krämpfe und Läh- 
mungen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Urämie durch Beeinflussung 
der Vasomotoren des Gehirnes zur Nekrose oder in einem Gefässe zur 
Gerinnung des Blutes mit folgender Erweichung führen könne. 

In analoger Weise liesse sich die Einwirkung des Kohlenoxydgases, 
bezw. des Leuchtgases denken. Auch ScHMipT-RıimPpLEr sagt, dass durch 
Kohlenoxydgas fettige Degeneration der Arterien und dadurch nervöse 
Störungen hervorgerufen werden können. Uebrigens sind beweisend die 
zahlreichen Sections-Befunde nach Kohlenoxyd- bezw. Leuchtgas -Vergiftungen, 
mitgetheilt von Simon, Gorpıne Bwb, CaAussk, BERKHAN, POSSELT, 
BECKER, LOEWENTHAL, BOURDON u. A., welche übereinstimmend von 
Hyperhämie des Gehirnes und seiner Häute, Hämorrhagien und Er- 
weichungsherden sprechen. 

Für unsren Fall müssen wir wohl mit grosser Wahrschein- 
scheinlichkeit Blutungen, bezw. Erweichungsherde in der Seh- 
strahlung, ja vielleicht in der Hirnrinde selbst als Ursache der 
Störungen des Sehapparates annehmen. 

Das sehr an hemianopische Pupillenreaction erinnernde Verhalten der 
Lichtreaction braucht wohl nicht nothwendiger Weise für Tractus-Hemianopsie 
zu sprechen, umsoweniger, als ja auch das Gedächtniss, sowie die allgemeine 
Intelligenz des Kranken wesentlich gelitten hatten, andrerseits aber auch 
gerade das Ortsgedächtniss — die optischen Erinnerungsbilder — 
in hohem Grade geschädigt erschienen; auch fällt der Umstand in 
Betracht, dass der Kranke sich seines Gesichtsfelddefectes nie 
eigentlich bewusst war, was nach Marc Durour für Laesion der Seh- 
sphäre spricht. 


— 231 — 


Was die vier Mittheilungen über Fälle von Leuchtgas-Vergiftung 
im Besonderen betrifft, bei welchen überhaupt Augenveränderungen 
erwähnt sind, so finden wir einmal genannt: 17tägige Beeinträchtigung 
des Sehvermögens. In drei Fällen waren die Pupillen verengt, in einem 
mittelweit, in einem erweitert. Von Allgemeinerscheinungen wird berichtet 
über 3tägige Manie einmal, Delirien einmal, zweimal über Störungen der 
Athmung. Je einmal über Kopfweh und Amnesie, zurückbleibende Bewusst- 
seinstrübung, Beschränktheit der Intelligenz noch nach Jahren, a 
Zusammenziehung der Kaumuskeln. 

Fügen wir unseren Fall hinzu, so käme noch als neues Symptom 
doppelseitige Hemianopsie hinzu neben Schwächung der Intelligenz 
und des Ortsgedächtnisses,. 


Literatur. 


1. BALL, CmarLes B. Notes on a case of carbonic acid poisoning, treated by 
inhalation of oxygen. With a description of a new apparatus for rendering impure 
air respirable. Brit. Med. Journ. Apr. 20, p. 262 u. Virchow-Hirsch f. 1878. I. p. 398. 

2. BECKER, Ernst. Zur Lehre von den nervösen Nachkrankheiten der Kohlen- 
 oxyd-Vergiftung. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 24, S. 571 und Virchow-Hirsch f. 
1896. S S. 385. 

3. Besrg, Riga. Ein Fall von Hysterie im Anschluss au Leuchtgas-Vergiftung. 
Wiener med. Wochenschr. Nr. 40, S. 1716. Ref. in Virchow-Hirsch f. 1896. I. S. 327. 

4. BEnson, Joun HawrtrRey, Dublin. Two cases of poisoning by the fumes of 
charcoal. Med. Press and Circular, April 30, Dublin Journ. of med. Sc., May, p. 442, 
u. Virchow-Hirsch f. 1873. I. S. 8371—72. 

5. Berkman. Ein Fall von subcorticaler Alexie (Wernicke). Archiv f. Psychiatrie 
XXIII, 2. Heft, u. Virchow-Hirsch f. 1891. II. S. 82. 

6. Bourpon, M. Thèse inaugurale 1844, cit. von Grisolle bei Knapp. 

T. Brose, L. D., Evansville. Archives of Ophthalmology. Vol. XXVIII. Heft 4, 3. 
Amaurose nach Betreten eines Schachtes, in dem Dynamit zur Explosion gebracht 
worden war. 

8. Caussé SÉvÉRiN D’Arsı (Taru). Aspbyzie de trois personnes par le gaz 
d’eclairage. Ann. d’hyg. publ., October, p. 353, u. Virchow-Hirsch f. 1875. I. S. 616. 

9. Dupoxcher. E. Tentative d’asphyxie par les vapeurs de charbon, emphysème 
sous-cutane et hemiplägie hysterique consecutifs. Gaz. hebdom. Nr. 8, p. 89 u. Virchow- 
Hirsch f. 1891. I. S. 399. 

10. EMmMERT, cit. bei Schmidt-Rimpler. Die Erkankungen des Auges. Wien, 
1898, S. 495. 

11. FaLtoT, Marseille. Note sur un cas d’amnesie retrograde consecutif a Fin- 
toxication par Poxyde de carbon. Ann. d’hyg., Mars. p. 244, u. Virchow-Hirsch f. 
1892. I. S. 375. 

12. FRienDBerRG, H. Toxikologische Mittheilungen. Canstatt’s Berichte f. 1866. 
I. S. 311. 

13 Fucas, E. Lehrb. d. A. 4. Auflage, S. 535 und 636. 

14. GRISOLLE. Pathologie interne 5. edit., tom. IL p. 57, eit. nach Knapp. 

15. GuILLIÉ, E. (Villeneuve la Guyard, Yonne). Relation d’un cas d’empoisonne- 
ment par le gaz d’eclairage. Ann. d’hyg., tom. XXIX, Nr.4, p.364, u. Virchow- 
Hirsch f. 1893. I. 8. 384. 

16. v. JackscH. Die Vergiftungen. Wien, 1897. 


— 232 — 


17. Kress. Virchow’s Archiv XXXIV, S. 244, und Canstatt’s Berichte f. 1865. 
II. 5. S. 105. 

18. Knapp, H. Ein Fall von Parese der Augenmuskeln durch Kohlendunst- 
vergiftung. Arch. f. Augenheilk., Bd. IX, S. 229. 

19. LARocHE. Bericht über zwei Fälle von Kohlenoxyd-Vergiftung. Canstatt’s 
Ber. f. 1866, I. S. 311—312. 

20. JOEWENTHAL, SIEGMUND. Ein Fall von Bluttransfusion bei Leuchtgas-Ver- 
giftung. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 26, S. 879, Virchow-Hirsch f. 1892. I. S. 374. 

21. MARTEN, GEORG (Zürich). Beiträge zur Kenntniss der Kohlenoxyd-Vergiftung. 
Virchow’s Archiv, Bd. 136, H. 3, S. 535, u. Virchow-Hirsch f. 1894, I. S. 381. 

22. Nıepen. Ueber Amblyopie durch Nitrobenzol-(Roburit-)Vergiftung. Central- 
blatt f. Augenh. 1888, S. 193. 

23. Pawas. Traité des maladies des yeux. Bd. II, p. 50. 

24. PokrowsKky, W. Das Wesen der Kohlenoxyd-Vergiftung. Hermann’s med. 
Centralbl. S. 374— 375, u. Cannstatt’s Ber. f. 1865, I. S. 138. 

25. PosseLtT, Aporr. Ein Fall von Kohlenduust-Vergiftung (aus der med. Klinik 
zu Innsbruck). Wiener klin. Wochenschr. 1893, Nr. 21, 22, u. Virchow-Hirsch f. 1893, 
I. S. 385. 

26. SATTLER. Ueber einen Fall von Herpes zoster ophthalmicus. Wiener med. 
Wochenschr. 1889, Nr. 9, cit. von Schmidt-Rimpler. 

27. SCHMIDT-RıimPLER. Die Erkrankungen des Auges im Zusammenhange mit 
anderen Krankheiten, S. 495. 

28. Schmitz, M. The action of Carbonic Oxid on the eye. The Therap. Gaz. 
94, u. Centralbl. f. Augenh. 1894, S. 192. 

29. Scumirz. Ueber die Einwirkung der Kohlenoxyd-Vergiftung auf das Auge. 
Festschrift zar Feier des 25jähr. Jubiläums des ärztl. Vereins des Reg.-Bez. Arnsberg. 
Virchow-Hirsch f. 1893, II, S. 682—633. 

30. Sımon, Tu., Hamburg. Ueber Encephalomalacie nach Kohlengas-Vergiftung. 
Arch. f. Psychiatr. I, S. 263, u. Virchow-Hirsch f. 1868, I, S. 327. 

31. Szwasoer, Jacos. Slepota i slepota polowiczna w przebiegu tyfusu brzusznego. 
Gazeta Lekarska, Warschau, Nr. 20, u. Virchow-Hirsch f. 1885, II, S. 448. 

32. ZIELER, KarRL. Ueber Nachkrankheiten der Leuchtgas-Vergiftang, besonders 
über Leptomeningitis serosa. Dissert. Halle 1897, u. Virchow-Hirsch f. 1897, I. 
S. 861—362. 


H. Herpes zoster ophthalmicus ohne Hautaffection. 
Von Dr. Rudolf Lederer, Augenarzt in Teplitz. 


Die oberflächlichen Hornhaut-Entzündungen, die mit Bläschenbildung 
einhergehen, werden unter Ausschluss jener zumeist als Keratitis bullosa 
bezeichneten Form, welche als Folge-Erscheinung anderweitiger schwerer 
Veränderungen des Auges auftritt, in den Hand- und Lehrbüchern der 
Augenheilkunde in drei Gruppen eingetheilt: den von Horner beschriebenen 
Herpes corneae febrilis oder catharrhalis oder inflammatorius, 
zweitens jene Gruppe, welche im Handbuch von WECKER-LANDOLT als 
idiopathischer, sonst wohl auch als neuralgischer Herpes, bei GRAEFE- 
SAEMISCH ohne besondere Bezeichnung angeführt wird, und drittens den 
Herpes zoster ophthalmicus. 


— 2833 — 


Es wird mit Rücksicht auf die Beurtheilung des Falles, den ich im 
Folgenden besprechen will, vielleicht gerechtfertigt sein, in Kürze die unter- 
scheidenden Merkmale dieser drei Krankheitsformen anzuführen. 

Der Herpes febr. oder catharrh. — analog dem Herpes labialis eine 
Begleiterscheinung fieberhafter Erkrankungen, namentlich der Respirations- 
organe, verläuft langsam, geht mit geringer oder ganz ohne Verminderung 
der Hornhautsensibilität und der Augapfelspannung einher und hinterlässt 
Trübungen. 

Die Bläschen der zweiten Form, welche ohne Herabsetzung der Sen- 
sibilität und des Tonus verläuft, zeichnen sich durch sehr kurzen Bestand 
und rasche Regeneration des Epithels, namentlich aber durch die häufigen 
Reeidiven aus, ohne Trübungen zu hinterlassen. 

Die dritte Form endlich ist eine gelegentliche Theilerscheinung des 
Gürtelausschlages im Bereiche des I. Trigeminusastes, ist immer mit hoch- 
gradiger Störung der Empfindlichkeit der Hornhaut und Herabsetzung des 
Binnendruckes des Augapfels verbunden und hinterlässt bei langsamer Re- 
generation mehr oder weniger ausgedehnte Trübungen. — Bei beiden 
letzteren Formen kommen Trigeminus-Neuralgien vor. 

Ich will nun der Skizzirung dieser Krankheitsbilder die Kranken- 
geschichte eines Falles gegenüberstellen, dessen Symptome vollkommen 
denjenigen des Herpes zoster ophth. entsprachen, ohne jedoch das wesent- 
lichste Moment, die Verbindung mit der entsprechenden Hautaffection zu 
zeigen. 

Den 8jährigen Bergmannsohn Julius Cz. brachte seine Mutter zum 
ersten Male am 2. September 1899 zu mir mit der Klage, dass er seit 
6 Wochen am linken Auge erkrankt sei. Die Erkrankung war ohne be- 
kannte Ursache aufgetreten; und, ohne dass eine sonstige Krankheit be- 
standen hätte oder vorangegangen wäre, hatte sich mit heftigen Kopf- 
schmerzen Schlaflosigkeit eingestellt, die während der ganzen Dauer 
der Krankheit anhielt. An dem Auge selbst fiel der Mutter ausser den 
Entzündungserscheinungen auf, dass es tiefer zu liegen und kleiner zu 
sein schien. 

Alle Fragen nach einer früheren Krankheit, nach etwa begleitendem 
Fieber, nach einem Ausschlag im Gesicht, namentlich in der Umgebung 
des Mundes oder in der Nachbarschaft des Auges werden von der intelli- 
genten Frau auf das Bestimmteste verneint. 

Der Knabe stand vom Beginn der Affection an in ärztlicher Behand- 
lung und bekam Augentropfen und kalte Umschläge. 

Die Untersuchung ergiebt: Die fest geschlossenen Lider gegen die 
Ränder zu geröthet, ohne jede Andeutung von Narben oder abnormer 
Pigmentation, wie solche auch in der Umgebung nirgends zu finden ist. 
Die starke Lichtscheu macht die Untersuchung des Augapfels recht schwierig. 
Der entzündliche Zustand des Auges giebt sich durch erhöhte Thränen- 


— 284 — 


secretion, erhebliche conjunctivale und ciliare Injection kund. Die Horn- 
haut ist in ihrer oberen Hälfte matt und namentlich im äusseren oberen 
Quadranten mit zalılreichen, zumeist kleinen Bläschen mit klarem Inhalt 
besetzt. Diese Partie ist in den oberflächlichen Schichten bläulichgrau ge- 
trübt, doch erscheint innerhalb derselben die Trübung an den bläschen- 
freien Stellen etwas dichter. Die Hornhaut in ihrer ganzen Ausdehnung 
gegen Berührung unempfindlich. Der Augapfel ist deutlich zurückgesunken 
und erscheint in Folge dessen kleiner; seine Spannung ist in hohem Grade 
herabgesetzt (— 2), die Prüfung derselben schmerzhaft. Ebenso zeigt sich 
Druckschmerzhaftigkeit an der Austrittsstelle des N. supratrochlearis. 

Die Therapie bestand in Atropin, Verband, warmen Umschlägen und 
Galvanisation. 

Durch dieselbe wurde der Verlauf insofern günstig beeinflusst, als die 
Schmerzen nachliessen und Schlaf sich wieder einstellte.e Unter Abnahme 
der Reizerscheinungen waren nach drei Tagen die Bläschen verschwunden, 
die Trübung der Hornhaut weniger ausgedehnt, jedoch an zwei Stellen im 
äusseren oberen Quadranten dichter. Am 11. September war die Hornhaut 
glatt und zeigte einen geringeren Grad von Sensibilitätsstörung, auch der 
Tonus hob sich allmählich, um am 16. annähernd den des anderes Auges 
zu erreichen. | 

Zweier Vorkommnisse während des beobachteten Verlaufs möchte ich 
besonders Erwähnung thun. Unter dem 3. September verzeichnet die 
Krankengeschichte: Knapp über der äusseren Lideommissur und nach aussen 
davon eine Gruppe von 4—5 weisslichen Bläschen, welche der hiesige 
Specialarzt für Hautkrankheiten, Dr. FEDERER, für Herpesbläschen erklärte. 
Dieselben waren bereits nach drei Tagen eingetrocknet und hinterliessen 
keine sichtbaren Spuren. Einen gleichen Verlauf nahm eine ähnliche 
Bläschen-Eruption in der äusseren Hälfte des Unterlides, welche am 9. Sep- 
tember auftrat. 

Nachdem die Reizerscheinungen verschwunden waren und die Horn- 
haut eine glatte Oberfläche erlangt hatte, verordnete ich Massage mit gelber 
Salbe, welche noch längere Zeit fortgesetzt wurde. Ich sah den Patienten 
in der Folgezeit noch öfter. Der letzte eingetragene Befund datirt vom 
23. October: Anhaltend reiz- und beschwerdefrei. Der Augapfel noch etwas 
zurückgesunken und kleiner erscheinend als der rechte, die Hornhaut weniger 
empfindlich, zeigt im äusseren oberen Quadranten zwei bläulichgraue, 
etwa weizenkorngrosse Flecke mit verwaschenen Grenzen. Spannung normal, 
Sehkraft ®,. — 

Wenn man das hier beschriebene Krankheitsbild mit den oben ange- 
führten Symptomcomplexen vergleicht, so findet man eine auffallende Ueber- 
einstimmung mit den Erscheinungen und dem Verlaufe des Herpes zoster 
ophthalmicus, und kann mit dieser Diagnose nur zögern in Folge des 
vollständigen Mangels einer entsprechenden Hautaffection. 


— 235 — 


Nach unseren bisherigen Erfahrungen gehört ein Gürtelausschlag im 
Bereiche des I. Trigeminusastes ohne Erkrankung des Augapfels zu den 
häufgen Vorkommnissen und ist in der Aufstellung von HyBorp unter 
98 Fällen nur 44 Mal von Augenaffection begleitet. Dagegen findet sich 
in der Literatur, so weit mir bekannt, kein Fall verzeichnet, in dem die 
Zona ophthalmica nur das Auge betroffen hätte, ohne Mitbetheiligung der 
Haut. Immerhin aber stellen einzelne Beobachtungen, die von dem ge- 
wöhnlichen Bilde abweichen, einen Uebergang her zwischen diesem und 
unserem Befund. 


Bekanntlich hat schon HurcHınson darauf aufmerksam gemacht, dass 
die Erkrankung des Auges abhängig sei von der Betheiligung der betreffen- 
den Nasenseite, was sich daraus erklärt, dass der Nervus nasociliaris sowohl die 
Haut der Nase als auch durch die Radix longa des Ganglion ciliare das Auge 
versorgt. Von diesem regelmässigen Verhalten nun machen die zwei Fälle 
BowMman’s, die JAcKscH in seiner Dissertation anführt, insofern eine Aus- 
nahme, als das Auge erkrankt war, obwohl nur der N. frontalis an dem 
Processe betheiligt, die Nase also frei war. — Eine andere Art ungewöhn- 
lichen Verhaltens zeigt der von Conn! als Nr. 4 angeführte Fall, bei 
welchem die Augenaflection — eine Keratoiriiis — einen Zoster im Be- 
reiche des II. Trigeminusastes complicirte, während das Vertheilungsgebiet 
des ersten Astes vollkommen verschont blieb. 


Wiewohl diese Abweichungen von dem gewöhnlichen Verhalten eine 
Brücke zu bilden scheinen zu dem von mir beschriebenen Fall, glaube ich 
doch zur Erklärung wenigstens der erstgenannten auf ganz verschiedene 
Momente zurückgreifen zu müssen. Die Annahme EMmMmERT’s, dass in den 
beiden Bowman’schen Fällen ein etwa vorhandenes Bläschen auf der Nase 
übersehen worden sein könnte, scheint mir, selbst wenn ich die Möglich- 
keit einer solchen ungenauen Beobachtung zugeben wollte, doch nicht aus- 
reichend, da ich ein auf die Nase verirrtes Bläschen, das keine Verände- 
rungen hinterliess, gerade nach den Angaben der ophthalmologischen Autoren 
nicht als Zoster passiren lassen kann; und ich verweise diesbezüglich auf 
die oben citirten Ausführungen Coun’s, welcher gerade in den Hautver- 
änderungen ein wesentliches Merkmal des Zoster erblickt und sich dabei 
auf die Beobachtungen einer grossen Reihe von Autoren stützt. — Da er- 
scheint mir doch noch plausibler die allerdings hypothetische Annahme 
einer aussergewöhnlichen Nervenvertheilung, die vielleicht nicht 
ganz haltlos erscheinen wird, wenn man sich erinnert, dass WADSWORTH 
bei der Erklärung eines gerade umgekehrt liegenden Falles — Affection 
des Nasenrückens und der Nasenspitze bei gesundem Augapfel — einen 


! Dr. R. D. Coan: Ueber den Herpes zoster ophthalmicus. Arch. f. Augenh. 
Bd. XXXIX, S. 148; daselbt s. auch Literaturangaben. 


— 236 — 


Befund TuRxer’s von ungewöhnlicher Nerven- Ausbreitung heranziehen 
konnte. 

Analoge Verhältnisse auch für den Fall Comx’s supponiren zu wollen: 
das wäre eine Versorgung des Augapfels durch den II. Trigeminusast an- 
zunehmen, hiesse doch wohl von der Variabilität der Nervenvertheilung zu 
viel erwarten; und wenn ich nicht annehmen will, dass eine Läsion im 
Ganglion Gasseri neben den Fasern des zweiten Astes vom ersten gerade 
nur die für die Radix longa des Ganglion ciliare bestimmten betroffen habe, 
so kann ich mir nur vorstellen, dass ausser der Aflection im Ganglion 
Gasseri, auf die die Hauterkrankung zurückzuführen ist, ein zweiter Herd 
im Ganglion ciliare vorhanden gewesen sei, auf dessen Rechnung die 
Augen-Affection zu setzen wäre. 

Wenn eine solche Vorstellung zulässig ist, dann würde eben dieser 
Fall zu dem unseren hinüberleiten. Denn, da in demselben die Haut von 
der Erkrankung vollkommen verschont geblieben ist; so müsste der Sitz 
der zu supponirenden Nervenlaesion peripherwärts vom Ganglion Gasseri 
an eine Stelle jenseits der Abzweigung der Hautäste verlegt werden, und 
das wäre in die Radix longa oder in das Ganglion ciliare. Und in der 
That wäre eine Laesion im Ganglion ciliare, das wieder Trigeminus- 
fasern mit solchen des Sympathicus vereinigt, geeignet, die Einzelerschei- 
nungen unserer Beobachtung zu erklären. 

Zum Schlusse möchte ich noch einigen Einwänden an welche, 
wenn stichhaltig, diese ganze Erörterung überflüssig machen müssten. Es 
könnte zunächst die Richtigkeit der ‚Diagnose insofern in Zweifel gezogen 
werden, als eingewendet würde, dass ich möglicher Weise nur die letzte 
Attacke jener recidivirenden Form beobachtet habe, die als idiopathischer 
Herpes corneae bezeichnet worden ist, da mir ja der Patient erst nach 
sechs Wochen langem Bestande der Krankheit zu Gesicht gekommen ist. 
Einem solchen Einwande möchte ich indessen entgegenhalten, dass die 
Anamnese trotz wiederholten Nachforschens keine Anhaltspunkte für etwaige 
Remissionen ergeben hat, die doch nothwendig zwischen den einzelneu 
Eruptionen hätten bestehen müssen, weiter die direct zu constatirende 
totale Anaesthesie der Hornhaut, von der sich Reste bis in die Zeit 
nach Ablauf aller entzündlichen Erscheinungen erhalten haben, die hoch- 
gradige Hypotonie und die zurückgebliebenen Trübungen. 

Einen anderen Angriffspunkt gegen die Annahme eines Zoster könnten 
die als Herpes bezeichneten Bläschen auf der Lidhaut abgeben. Doch 
spricht gegen den dadurch in Betracht kommenden Herpes febrilis der 
Mangel jeder fieberhaften Erkrankung wie überhaupt jeder sonstigen Krank- 
_ heit, sowie wiederum die Schwere der Sensibilitätsstörung und der Druck- 
verminderung. Zudem waren die Bläschen erst aufgetreten in dem Stadium 
des Rückganges aller entzündlichen Erscheinungen. 

Wenn aber jemand in den Bläschen etwa eine rudimentäre Form eines 


— 237 = 


Zoster erblicken wollte, so verweise ich auf das bezüglich der EmMERT’schen 
Erklärung der Bowmann’schen Fälle Gesagte, wenn ein solcher Hinweis 
. überhaupt nöthig ist bei Berücksichtigung der Localisation. Ich glaube 
vielmehr, dass diese ganz unbedeutenden Bläscheneruptionen mit der 
Erkrankung selbst in gar keinem Zusammenhang stehen, sondern zurück- 
zuführen sind auf den Einfluss der feuchten Wärme, dem die Haut 
in Folge der Kataplasmen ausgesetzt war. 

Es bleibt also nichts übrig, als den von mir beschriebenen Fall wirklich als 
einen Herpes zoster ophthalmicus ohne Hautaffection anzusprechen, 
wenn anders wir die Reihe der bläschenförmigen Hornhaut-Entzündungen 
mit den oben angeführten drei Formen als erschöpft ansehen wollen. 


Gesellschaftsberichte. 


Berliner ophthalmologische Gesellschaft. 
Vorsitzender: J. Hirschberg. Schriftführer: Wertheim. 


Sitzung vom 11. Januar 1900. 


Herr Lehmann: Krankenvorstellung (Pemphigus conjunctivae). 


Herr J. Hirschberg: Ueber die Entwicklung der Augenheilkunde im 
19. Jahrhundert. (Veröffentlicht in Nr. 3 und 4 der Berl. klin. Wochenschr.) 


Sitzung vom 15. Februar 1900. 


Herr Mühsam: Krankenvorstellung. (Seit 4 Jahren bestehende Accommo- 
dationsparese nach Diphtherie). 


Herr Liepmann: Ueber eine Augenmaasstörung der Hemianopiker. (Ver- 
öffentlicht in der Berl. klin. Wochenschr.) 


Herr Fehr: Demonstration anatomischer Präparate. 1. Markschwamm der 
Netzhaut mit Metastasen-Bildung. (Veröffentlicht im Maiheft des Centralbl. f, 
Augenheilk.) 2. Sarcom der Aderhaut. Dem klinischen Bilde nach gehörte der 
Fall in die Klasse von Sarcomen, wo die Geschwulst nur bei focaler Beleuch. 
tung gut gesehen wird, da sie von der vorderen Aderhaut ihren Ausgang nahın 
Histologisch war es ein stark pigmentirtes gefässreiches Spindelzellensarcom, in’ 
dem die dicken, vom Fuss in die polypöse Geschwulst fingerartig ausstrahlenden 
Pigmentzüge bemerkenswerth sind. 3. Frische, spontan entstandene Iridicyclitis 
in einem vor 22 Jahren nach einem Messerstich erblindeten Auge. Das Auge 
hatte im Laufe der Jahre nie Beschwerden verursacht. Als der 48jähr. Herr 
Ende December vor. Js. in Herrn Geheimrath Hirschberg’s Augenheilanstalt 
kam, bestanden seit 5 Wochen heftigste Entzündung, grosse Schmerzen und 
Druckempfindlichkeit, stärkste Lichtscheu, die auch den Gebrauch des andren 
Anges hemmten. Am nasalen Hornhautrande verlief die alte Narbe, die sich 
nach unten in den Ciliarkörper fortsetzte. Die schleunige Enucleation des Aug- 
apfels befreite den Kranken sofort von seinen erheblichen Beschwerden. Im 
mikroskopischen Präparat fand sich dichte Infiltration der Narbe und des in 
diese eingeheilten Ciliarkörpers. Auch an andren Stellen ist letzterer mit 
Rundzellen infiltrirt. Zweifellos hat dieser Zustand, der nur durch frische 
Bacterien-Invasior hervorgerufen sein kann, das gesunde Auge gefährdet. Der 


— 238 — 


Fall erklärt die Möglichkeit des Auftretens der sympathischen Ophthalmie so 
lange Jahre nach der Verletzung. Dasselbe gilt von dem 4. Fall, in welchem 
wegen bereits ausgebrochener sympathischer Ophthalmie die Enucleation vor- 
genommen wurde: Der 8jähr. Junge hatte in Folge von Blennorrhoea neonatorum ' 
sein rechtes Auge verloren. Es hatte sich ein breites Leucoma adhaerens ge- 
bildet, das einige Monate später zum Secundärglaucom führte. Letzteres wurde 
durch eine Iridectomie beseitigt; die Sehkraft aber kehrte nicht wieder. 8 Jahre 
lang hatte das Kind keinerlei Beschwerden von Seiten des blinden Auges. 
Plötzlich erkrankt das gesunde Auge, ohne dass auf dem blinden eine sichtbare 
Entzündung auftritt, an den ausgeprägten Zeichen der schleichenden Iridocyclitis 
mit reichlichen Hornhautpunkten, Synechien der Iris und Glaskörpertrübungen. 
Erst jetzt, in diesem Zustande wird uns der Kranke zugeführt. Das er- 
blindete Auge ist nicht druckempfindlich und kaum geröthet. Man kann sich 
daher nur schwer zu der Diagnose der sympathischen Ophthalmie entschliessen; 
dennoch wird der ganz blinde und entartete Augapfel unverzüglich enucleirt. 
Die anatomische Untersuchung hat gezeigt, dass sich auch hier, obwobl im 
Leben kaum eine Reizung zu sehen war, frische Processe abspielten. Schon 
makroskopisch erkennt man neben ausgedehnten, alten, degenerativen Verände- 
rungen im Glaskörper und auf der Netzhaut frische Blutflocken, und zwar 
vornehmlich in der vorderen Bulbushälfte. Die Netzhaut liegt überall glatt an, 
sie ist atrophisch und stellenweise mit schwarzen Pigmentpunkten bestreut. 
Der Sehnerv ist etwas ausgehöhlt. Vorn sieht man die Residuen des blennor- 
rhoischen Processes und der Iridectomie. Die Linse ist geschrumpft. Im mikro- 
skopischen Präparat findet sich an der Verwachsungstelle von Iris und Horn- 
hautnarbe eine knotenförmige Anschwellung mit follikelartigen, dichten Ansamm- 
lungen von Rundzellen. Diese Rundzellen-Infiltration setzt sich nach hinten 
fort in den Ciliarkörper und die vordere Aderhaut; der hintere Theil derselben 
ist frei davon. Die Firsten des Ciliarkörpers sind verlängert. Der Hinterfläche 
der Iris liegt der Linsenrest an. Unterbalb davon bemerkt man einen weiten, 
mit gut erhaltenen rothen Blutkörperchen gefüllten Sack von A mm Länge, dessen 
dünne Wand aus epithelähnlichen kubischen Zellen gebildet wird. Den Ur- 
sprung dieses frei im Glaskörper schwebenden Sackes erklären die in der Um- 
gebung liegenden, ähnlich gestalteten Bluträume, die ihrerseits mit erweiterten 
Gefässen der vorderen veränderten Netzhaut zusammenhängen. Zahlreiche freie 
Blutungen finden sich im Glaskörper auf und in der Retina. Die anatomische 
Diagnose lautete also: Frische Iridocyelitis mit Netzhaut- und Glaskörper- 
blutungen in einem in Folge von Blennorrh. neonat. seit vielen Jahren entarteten 
Auge. Nach der Enucleation besserte sich der Reizzustand des sympathisch 
erkrankten Auges, ohne dass jedoch die Hornhautpunkte und die feinen Glas- 
körpertrübungen verschwanden. Die Sehkraft stieg allmählich von ®/,, auf 5/,, 
und ist auch heute, nach 7 Monaten, nicht wieder schlechter geworden. Im 
Verlaufe der Besserung wurden jene Herde der Peripherie des Augengrundes 
sichtbar, welche Prof. A. Graefe 1866 zuerst gesehen und Prof. Hirschberg 
zuerst abgebildet und als einen regelmässigen Befund der echten sympathischen 
Augen-Entzündung beschrieben hat. 5. Augapfel mit grossem Eisensplitter und 
vorgeschrittener Verrostung. Das Auge hatte Prof. Hirschberg enucleirt, ohne 
den Versuch gemacht zu haben, den Splitter zu extrahiren, obwohl wir ihn mittels 
Röntgen-Aufnahme und Sideroscopie nachgewiesen hatten. Der Splitter hatte bereits 
4 Monate im Auge gesessen, als der Kranke zum ersten Mal zu uns kam. Das 
Auge war geschrumpft und ohne Lichtschein. Der Arbeiter hätte keinen Vor- 
theil mehr von der Entfernung des Splitters, die nicht schwierig gewesen wäre, 


— 239 — 


gehabt, wohl aber konnte dadurch das andre Auge gefährdet werden. Der 
Splitter liegt auf dem unteren Ciliarkörper, eingehüllt in eine rostgelb gefärbte 
Membran. Der Glaskörper ist trichterförmig abgelöst, die Netzhaut liegt überall 
glatt an und ist, wie die Iris, dunkelbraun verfärbt. Die Berliner Blau-Re- 
action ergab ein positives Resultat. Die Verrostung trat innerhalb relativ kurzer 
Zeit ein; in weniger, als 4 Monaten. Wir müssen das auf Rechnung der Grösse 
des Splitters setzen. 


Sitzung vom 15. März 1900. 


1. Herr F. Mendel spricht über Oculomotorius-Lähmung bei Erkrankung 
eines Hirnschenkels und stellt ein 2jähr. Kind vor, welches am 11. Februar 1900 
in die Klinik von Prof. Mendel aufgenommen worden. Der Vater des Kindes 
ist Maler, leidet öfters an Bleikolik. . 5 Geschwister sind gesund bis auf einen 
Bruder, der einige Monate geisteskrank gewesen. Lues der Eltern wird negirt. 
Pat. litt seit der Geburt !/, Jahr lang an rechtsseitigen Krämpfen, magerte 
zuerst sehr ab, erholte sich aber dann und begann mit einem Jahre zu laufen. 
Im October 1899 traten im Anschluss an Masern wiederum Krämpfe auf, die 
am linken Bein begannen, dann den linken Arm und das Gesicht ergriffen. Der 
rechte Arm soll nach Aussage der Mutter schwächer geworden sein. Wenn 
Pat. einen Gegenstand fassen will, zittert der Arm; auch kann er den letzteren 
nicht so hoch wie den linken heben. Seit December 1899 kann Pat. nicht 
mehr gehen. Die Zuckungen treten fast täglich auf, besonders wenn Pat. sich 
ärgert, und dauern 5 Minuten an. Das Kind ist mittelmässig entwickelt. 
Wenn man nach Schmerzen fragt, zeigt es die linke Backe. Dieselbe ist etwas 
stärker geröthet als die rechte. Das linke obere Lid hängt schlaff herab, lässt 
nur einen ganz kleinen Spalt. Pupille links weiter als rechts und ohne directe 
Reaction. Zu willkürlichen Bewegungen ist das Kind nicht zu bewegen. Beim 
Schreien bewegt es die Stirn gleichmässig gut. Der linke Mundwinkel steht 
in Ruhe tiefer, beim Schreien wird er weniger bewegt als der rechte. Am 
Kopfe ist nichts Besonderes zu fühlen, grosse Fontanelle geschlossen. Beklopfen 
des Kopfes schmerzt nirgends, der Kopf wird gerade gehalten, keine Genick: 
starre. Beweglichkeit des Kopfes normal. Pat. sitzt, ohne gestützt zu werden. 
Er fühlt Nadelstiche überall und wehrt dieselben ab (vielleicht mit dem rechten 
Arme weniger als mit dem linken). Starke O-Beine. Letztere werden gleich- 
mässig bewegt, das rechte Bein etwas nachgeschleppt. Patellarreflexe vorhanden. 
Sohlenreflex normal. Herztöne und Athmungsgeräusch rein. Urin und Stuhl 
lässt Pat. unter sich. Körpergewicht: 20 Pfund. Es sind also in diesem Falle 
die Oculomotorius-Fasern getroffen nach ihrem Austritt aus dem Kern, während 
die Fasern des Facialis und der Extremitäten-Nerven vor ihrer Kreuzug getroffen 
sind. So entsteht das eigenthümliche Krankheitsbild, das man als Weber ’scher 
Syndrom ! bezeichnet und im Jahre 1863 zum ersten Mal beschrieben wurde. Was 
die Natur des Herdes anbetrifft, so wird man mit Rücksicht auf die Häufigkeit 
von Tuberkeln an jener Stelle vorerst an einen Tuberkel zu haben. Für eine 
solche Annahme spricht auch die Entstehung nach Masern, und dagegen spricht 
nicht, dass zur Zeit eine Tuberculose andrer Organe nicht nachweisen ist. 
Einen Fall ähnlicher Art, in dem es sich, allerdings in Folge eires Unfalls, 
auch um die Erscheinungen des Weber’schen Syndroms handelte, wurde bei 
einem 32jährigen Manne im Jahre 1899 in Prof. Hirschberg’s Poliklinik 
beobachtet. Da die Lähmung sämmtlicher Muskeln allmählich zurückging, kam 


ı Weber, Med. chirurg. Transact. 1863. 


— 240 — 


man wohl hier an einen Bluterguss denken, der durch Resorption nach und 
nach verschwand. 


2. Herr Mühsam: Zwei Fälle von totaler Glaskörperblutung. (Veröffent- 
licht im Aprilheft des Centralbl. f. Augenheilk.) 


3. u. 4. Herr Neuschüler (schriftliche Mittheilung). a) Ueber ein Skiaskop. 
b) Ueber ein Spliärometer. (Erscheint in der nächsten Nummer dieses 
Centralblattes.) 


5. Herr Fehr: Demonstration der Präparate von drei Fällen von Cataracta 
nigra (aus Herrn Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt.) Die Cataracta nigra 
beansprucht neben dem theoretischen Interesse betreffs der Herkunft der Schwarz- 
färbung ein erheblich praktisches wegen der Grösse des Stars. Seine Ent- 
fernung erfordert einen sehr grossen Schnitt, der unter Umständen noch mit 
der Scheere erweitert werden muss, wenn der Star nicht beim ersten Anlegen 
des Löffels kommt. Ein stärkeres Drücken würde sofort Glaskörper zu Tage 
fördern, zumal es sich meist um excessiv myopische Augen handelt. Im ersten 
Falle maass die Linse 8°/,:4°/, mm, im zweiten 8:4!/, und im dritten 
83/,:4!/, mm. Im zweiten Falle musste wegen grosser Neigung des zu dünnen 
Hornhautlappens zum Umklappen (My exc., gegen 40 Di) eine feine Naht durch 
Hornhaut und Randtheil der Sclera gelegt‘ werden, die 19 Tage, ohne dass man 
auch nur die geringste Reizung bekam, darin gelassen wurde. Normale Heilung. 
Im Uebrigen verliefen alle drei ven Herrn Geheimrath Hirschberg ausgeführten 
Operationen zufallsfrei. 


Sitzung vom 17. Mai 1900. 


1. Herr Mühsam: Keratitis neuroparalytica. 


2. Herr F. Mendel: Ueber eine Star-Operation bei angeborenem Fehlen 
der Iris. 


3. Herr Steindorff: Ueber Oelcysten der Orbita (veröffentlicht im Mai- 
heft dieses Centralblattes). 


4. Herr Fehr: 1. Glaucoma simplex, das auf dem einen Auge nach der 
Operation einen malignen Verlauf genommen und zu dem sich 3 Monate später 
sympathische Ophthalmie des andern Auges gesellt hat. — Im Juli v. J. traten 
bei der A5jähr. Frau die ersten Störungen auf: Spannungsgefühl, Schatten von 
der Seite her und Abnahme der Sehschärfe. Im September wurde sie in einer 
andern Anstalt auf beiden Augen in einer Sitzung iridectomirt. Die Sehschärfe 
des linken Auges stellte sich nicht wieder her, 8 Tage nach der Operation 
war das Auge blind. Mit dem rechten sah sie gut bis zum December, wo sich 
Nebelsehen einstelltee Trotz Schmier- und Schwitzkur wurde die Sehschärfe 
immer schlechter und als die Frau im April d. J. zum ersten Mal in Herrn 
Geh. Rath Hirschberg’s Anstalt kam, erkennt ‚sie nur noch Finger in 8 Fuss. 
Das linke Auge hatte Lichtschein ohne Projection. 

Es fanden sich beide Augen mässig gereizt. 

Links: T. +. Keine Vorderkammer. Die atrophische Iris lag der Hinter- 
fläche der Hornhaut an. Iriscolobom nach oben, dabei völlige Seclusio und 
occlusio papillae, Operationsnarbe am Hormhautrande. 

Rechts: T. normal. Zahllose punktförmige Beschläge auf der Descemet. 
Vorderkammer normal tief, Iris gewuchert, ihre Zeichnung verwaschen, viele 
sichtbare Blut-Gefässe auf derselben.-: Auch hier (regelmässiges) Colobom 


— 241 — 


nach oben; natürliche Pupille durch plastisches Exsudat verschlossen, Colobom 
zum Theil frei. Kleines centrales Scotom im Gesichtsfeld. Mit dem Augen- 
spiegel keine Einzelheiten zu erkennen, nur rother Reflex. 

Die sympathische Ophthalmie wird bekanntlich bei Weitem am häufigsten 
nach Verletzungen beobachtet. Nach regelrecht ausgeführten Operationen — 
verunglückte Operationen können natürlich dieselben Folgen haben, wie Ver- 
letzungen, — ist die sympathische Ophthalmie selten. Man beobachtet sie 
zuweilen nach Operation des absoluten Glaucom, wo in Folge der beginnenden 
oder vorgeschrittenen Entartung der Heilungsverlauf ein abnormer ist. Bei 
malignem Verlauf nach regelrechter Glaucom-Operation scheint die sympathische 
Ophthalmie nur sehr selten aufzutreten; Verf. fand in der Literatur nur einen 
dem vorliegenden analogen Fall.! — Prof. Hirschberg entfernte in unserem 
Fall den linken entarteten Augapfel. Wir hatten die Freude, danach Besserung 
des rechten zu constatiren. 

Nach dem Aufschneiden des enucleirten Augapfels fand sich die atrophische 
Iris fest der Hinterfäche der Hornhaut anliegend und an der Wurzel in die 
Operationswunde eingeheilt. Die Linse fehlte. 

Da die Frau mit grösster Bestimmtheit behauptet, nur einmal operirt 
worden zu sein; so muss angenommen werden, dass die Linse bei (oder nach) 
der Iridectomie mit herausgekommen ist. Bemerkenswerth ist auch, dass am 
rechten Auge die Operation einen normalen Verlauf nahm, während das linke 
als malignes Glaucom zu Grunde ging. Bemerkenswerth darum, weil die 
Malignität des Glaucom eine Eigenschaft ist, die am Individuum haftet und 
gewöhnlich beide Augen betrifft. Diese wichtige Thatsache hat Herrn Geh. 
Rath Hirschberg stets bestimmt, in Fällen von Glaucoma simplex, in denen 
das eine Auge bereits ganz oder nahezu amaurotisch und das andre operations- 
bedürftig ist, wenn irgend möglich erst das blinde zu operiren, um sich nicht 
von der Malignität überraschen zu lassen. 

In den von Herrn Dr. Ginsberg gütigst angefertigten mikroskopischen 
Präparaten sieht man, dass die Operationswunde nicht vernarbt ist und nur 
oberflächlich durch einen continuirlichen Epithelüberzug gedeckt wird. In ihr 
lagert ein gutes Stück Iris, sowie Linsenkapsel. Die atropbische Iris, besonders 
der in die Wunde eingeheilte Theil, ist reichlich mit Rundzellen infiltrirt. 
Rundzellen-Infiltration beobachtet man ferner frei in der Hornhautwunde, im 
Ciliarkörper und herdweise in der vorderen und hinteren Aderhaut, als Zeichen 
für eine Irido-cyelochorioiditis. Der Sehnerv ist ausgehöhlt. 

Nach der Enucleation ging der Reizzustand des andern Auges schnell 
zurück und die Sehkraft besserte sich von Fingerzählen in 8 Fuss auf 5/35- 
Diese gute Sehkraft ist auch heute noch, 3 Monate nach der Enucleation, 
dieselbe. 

II. Demonstration der makroskopischen und mikroskopischen Präparate von 
Gliommetastasen des Schädels, Gehirns, der Lungen, Pleura, Leber, Rippen, 
Lymphärüsen u. s. w. Ausführlich veröffentlicht im Centralbl. f. pr. Augenh,, 
Maiheft 1900. 


Sitzung vom 28. Juni 1900. 


1. und 2. Herr Steindorff: a) Ueber Pfeilschuss-Verletzungen. (Ver- 
öffentlicht im Juni-Heft des Centralbl. f. Augenh.) b) Krankenvorstellung 
(Betinitis pigmentosa). 


ı Von Uhthoff. 
16 


— 242 — 


3. Herr Fehr: Retinitis proliferans. (Veröffentlicht im Juli-Heft des 
Centralbl. f. Augenh.) 

4. Herr F. Mendel: Ueber Drusenbildung im Sehnervenkopf. Vortr. stellt 
eine 24jähr. Patientin vor. Sie hat sehr gut gesehen, ist nie augenkrank ge- 
wesen. Seit dem 15. Lebensjahr ist sie stark bleichsüchtig, die Menses treten 
sehr unregelmässig auf. In den letzten drei Jahren leidet sie an Krämpfen, 
die im Winter fast täglich, im Sommer seltner auftreten. Pat. wurde aus der 
Klinik von Prof. Mendel mit der Diagnose „Hysterie“ in die Poliklinik von 
Geheimrath Hirschberg geschickt. Die augenärztliche Untersuchung ergab: 
Beide Pupillen reagiren gut, die Sehschärfe ist beiderseits °/,, das Gesichtsfeld 
normal. Urin frei von Eiweiss und Zucker. Ophthalmoskopisch war ein merk- 
würdiges Bild des Sehnerven-Eintritts vorhanden, welches minder erfahrene 
Beobachter zur Annahme einer Sehnerven-Entzündung verführte. Beiderseits 
sind die Papillengrenzen unscharf und verwaschen. Das rechte Auge zeigt am 
nasalen Rande der Sehnerven jene knolligen, gedeckten Erhebungen, die wir 
mit dem Namen Drusen bezeichnen, während sich am linken Auge diese Drusen- 
bildungen mehr innerhalb der verwaschenen Grenzen der Sehnervenscheibe finden. 
In diesen Erhebungen erscheinen beiderseits kleine, glänzende Punkte, die zum 
Theil gruppenförmig angeordnet sind. Diese Drusenbildungen im Sehnerven 
sind: schon des ÖOefteren beobachtet und beschrieben worden. Die erste Be- 
schreibung des Augenspiegelbildes gab Liebreich!. Wbenso liegen Arbeiten 
von Jany?, Remak? und Purtscher* vor. Nieden® und Ancke® fanden 
die Drusenbildung bei Retinitis pigmentosa. Das ophthalmoskopische Bild täuscht 
beim ersten Blick gelegentlich in Folge der verwaschenen Papille eine Sehnerven- 
Entzündung vor; bei doppelseitiger, sehr starker Drusenbildung kann man auch 
an Stauungspapille denken, namentlich wenn sonst noch Zeichen von Seiten der 
Nerven vorhanden sind, wie grade in unserem Falle. Ein Fall von besondrer 
Bedeutung, von dem Sehprüfung, Augenspiegelbefund und anatomische Unter- 
suchung der Drusen im Sehnervenkopf vorliegen, wurde im Jahre 18917” von 
Geheimrath Hirschberg und Dr. Cirincione veröffentlicht. Die anatomische 
Untersuchung des wegen melanotischen Spindelzellen-Sarcom enucleirten Aug- 
apfels zeigte, dass es sich um eine Ablagerung von hyalinen Massen handelte, 
welche zum Theil secundär verkalken, an Umfang immer mehr zunehmen und 
dadurch einen gewissen Druck auf die Umgebung ausüben, sodass sie ganz 
allmählich, aber wohl mehr Verschiebung, als Schwund der betroffenen Opticus- 
Fasern bewirken. 

5. Herr Mühsam: Beitrag zur Ophthalmometrie. 

6. Herr Fehr: Ein Fall von Heilung nach gänzlicher Linsenvereiterung. 

Der Fall ist ein neues Beispiel für die alte Regel, dass man ein Auge 
nicht zu früh verloren geben darf. Am 23. März d. J. Eindringen eines Holz- 
splitters ins linke Auge beim Holzhacken. Pat. zog ihn eigenhändig heraus. Seh- 
schärfe sofort erloschen. Bald Auftreten von Entzündung. 8 Tage nach der Ver- 
letzung erst kam er in Herrn Geh. Rath Hirschberg’s Augenheilanstalt. 
Man fand stärkste Reizung, Druckempfindlichkeit. Hornhaut rauchig, im untern 


ı Klinische Monatsbl. 1868, S. 426. 
? Centralbl. f. Augenh. 1879, S. 167. 

® ebendaselbst 1885. S. 257. (Aus Prof. Hirschberg’s NER 
* ebendaselbst 1891, S. 292. 
5 ebendaselbst 1878, S. 6. 
% ebendaselbst 1885, S. 167. (Aus Prof. Hirschberg’s Augenheilanstalt.) 
? ebendaselbst 1891, S. 166 und 198. 


— 243 — . 


Quadranten die verharschte, eitrig infiltrirte, dreistrahlige Wunde. Von hier 
zog ein Eiterstreif zur Linse, durch die er sich als dichter, intensiv gelber, 
eitriger Trübungsschlauch fortsetztee Auch die von Eiter freie Linsenmasse 
ist trūbe. !/, der Vorderkammer ist angefüllt mit gelbem Eiter. Unten 
Sphincter-Riss, hintere Synechien, Iris gewuchert und mit sichtbaren Gefässen 
versehen. Sehschärfe bis auf Erkennen von Handbewegungen erloschen. Da 
immerhin die Möglichkeit bestand, dass der septische Process auf den vorderen 
Bulbus-Abschnitt beschränkt war, so wurde von Herrn Geh. Rath Hirschberg 
das conservative Verfahren eingeschlagen. 


Lanzenschnitt oberhalb des unteren Hornhautrandes; vergeblicher Versuch 
mit der gerieften Kapselpinzette den gelben Eiterstreif der Linse herauszuholen; 
deshalb Entleerung der ganzen Linse durch Lüften der Wunde mittels Spatels, 
die fast vollständig, sammt Eiter, gelingt. „Zum Scbluss sehr gründliche Aus- 
spülung der Vorderkammer mittels einer kleinen Spritzpipette mit silberner 
Spitze und gekochter phbysiologischer Kochsalzlösung. In den folgenden Tagen 
wurde das Auge mehr und mehr von der Sepsis frei und 14 Tage später 
konnte der Kranke mit reizlosem Auge, normalem Druck und klarer, spiegelnder 
Hornhaut entlassen werden. Die Pupille war noch durch Linsenreste ver- 
schlossen. Sehschärfe daher noch schlecht. Allmählich trat eine Lücke im 
Pupillargebiet auf, die sich weiterhin noch immer vergrössert hat. Das Auge 
sieht bald ®/,,. Es blieb dauernd reizlos. Sehschärfe stieg auf °/,,. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. L. 1. 
1) Experimentelle Untersuchungen über Cataract und sonstige Augen- 
affectionen durch Blitzschlag, von Dr. K. Kiribachi aus Tokio. 


Wie früher Hess, richtete .Verf. die starken Funken von 6 combinirten 
Leydener Flaschen gegen die Supraorbitalgegend von Kaninchen. 


Unmittelbar nach dem Schlage beobachtet man Miosis, welche nach !/, 
bis !/, Stunde geringer wird, und Anämie der Iris, welche bald in Hyperämie 
übergeht, bei deren Zunahme fibrinöses Exsudat in der vorderen Kammer und 
Synechien auftreten können. Starke Chemosis conjunctivae geht in 5—6 Tagen 
zurück. Die Hornhaut trübt sich von der Peripherie nach dem Centrum hin, 
die Trübung schwindet häufig in 5—6 Tagen, hält sich aber manchmal längere 
Zeit. Starke Hyperämie des Ciliarkörpers ist bei Albinos bemerkbar. Die 
Veränderungen der Linse lassen sich anfangs wegen der Krankheitstrübungen 
in vivo nicht beobachten. Nach dem Vorgange von Hess werden die Linsen 
den enucleirten Augen entnommen und unter Glaskörperbedeckung auf dunklem 
Untergrunde untersucht. Die Trübung der Linse tritt zunächst am Aequator 
auf und dehnt sich auf die hintere Corticalis aus, während sie nach der vorderen 
Cordicalis nur schwach und langsam vorrückt. Unter Umständen entwickelt 
sich Totalcataract, doch erfolgt das nur bei starker Hyperämie des Ciliarkörpers 
und der Iris. Fehlt die Hyperämie, so können die Trübungen wieder ver- 
schwinden. In anderen Fällen entwickelt sich eine zarte, oberflächliche Trübung 
der vorderen Corticalis, welche wieder zurückgeht und auch bei starker 
Hyperämie nur mehr in die Tiefe dringt, aber nie zur Aotaleataracı führt. 
Beide Trübungen können sich combiniren. 


16* 


— 244 — 


Die mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass zunächst am Aequator die 
Kapselzellen absterben, und darauf Zerfall der Linsenfasern auftritt. Durch 
Zellvermehrung (Mitosen) kann Regeneration erfolgen, ebenso können Linsen- 
fasern nach Resorption der Zerfallsproducte auswachsen und den entstandenen 
Defect ersetzen. Starke Hyperämie des Ciliarkörpers hindert die Resorption 
der Detritusmassen, wodurch die Bildung einer Totalcataract befördert wird. 
Ausserdem kommt noch ein andrer Factor in Betracht. Die Ernährungsflüssig- 
keit der Linse tritt am Aequator ein. Sind die Zellen hier zerstört, so fehlt 
wahrscheinlich das Schutzorgan gegen die quellende Wirkung des Kammer- 
wassers. Besteht Hyperämie des Ciliarkörpers und der Iris, so wird das unter 
krankhaften Verhältnissen abgesonderte Kammerwasser die Neubildung von 
Epithelien hindern und zudem auf die Ernährung der Linse störend einwirken. 
So erfolgt auf diesem Wege die Entwicklung einer Totalcataract. 

An der Uvea findet sich Degeneration der pigmentirten und pigmentlosen 
Zellen der pars cil. retinae, sowie der Gefäss-Endothelien. Einer Erweiterung 
der Gefässe folgen Cirkulations- und Ernährungsstörungen, welche zu einer 
dauernden Verödung des Corpus ciliare führen können und vielleicht das manch- 
mal noch nach Monaten eintretende weitere Fortschreiten der Cataract und 
Lockerung der Zonula verursachen. 

Die in Netzhaut und Sehnerv beobachteten Veränderungen entstehen stets 
secundär in Folge der Ernährungsstörungen der Chorioidea. 

Die Hornhaut zeigt Degeneration der Epithel-, Stroma- und Endothelzellen 
neben Oedem der Substantia propria. Erfolgt keine Rückbildung, so sieht man 
Infiltration von Leukocyten, welche langgestreckte Form annehmen, und Fibrin- 
gerinnsel zwischen den Lamellen. Schliesslich haben wir das Bild der parenchy- 
matösen Keratitis. 

Wie weit der Blitzschlag durch Elektrolyse, oder durch die chemische 
Wirkung der ultravioletten Strahlen, oder durch rein mechanische Störungen 
schädigt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. 


2) Weitere experimentelle Untersuchungen über die periskopischen 

Gläser, nebst einem berichtigenden Nachtrage zu der in v. Graefe’s Arch, 

Bd. XLVI, 3 erschienenen Arbeit des Verfassers, von Dr. F. Ostwalt 
in Paris. 

Verf. stellte eine objective Nachprüfung der durch Rechnung gefundenen 
Resultate dadurch an, dass er vor einer photographischen Camera die verschie- 
denen Menisken so anbrachte, dass sie — unter Nachahmung der Verhältnisse, 
welche eintreten, wenn das nach der Seite abgelenkte Auge durch ein Brillen- 
. glas sieht — um eine vertikale Achse gedreht werden konnten. Es wurden 
alsdann bei centraler Stellung und nach einer Drehung von 25° nach rechts 
und links von den Parent’schen Sehprobentafeln photographische Aufnahmen 
gemacht, welche durch ihre geringere oder grössere Schärfe die Wirkung der 
Menisken zeigten. 

Die früheren Berechnungen erfahren eine Berichtigung. Die mathematischen 
Formeln lassen sich hier nicht wiedergeben. 

Verf. kommt zu dem Resultate, dass biconcave Gläser möglichst stets 
durch Menisken, bezw. plan-concave Gläser zu ersetzen sind, und das um so 
mehr, als die periskopisch besten Gläser so wenig durchgebogen sind, dass die 
sphärische Aberration das Sehen in der Primärstellung nicht beeinträchtigt. 
Bei Convexgläsern ist die Meniskenform nur für die schwächeren Nummern, bis 
+ 6,0 D, vortheilhaft, wenn auch nicht in dem Maasse, wie bei Concavgläsern. 


— 245 — 


Die gewöhnlich im Handel vorkommenden periskopischen Convexgläser sind aber 
bei weitem nicht genügend durchgebogen. Die günstigste Form des Meniskus 
ist bei schwächeren Convexgläsern experimentell festzustellen. Die rechnerisch 
gefundene Meniskenform ist so stark durchgebogen, dass die günstige Wirkung 
durch andere optische Nachtheile mehr als aufgewogen wird. 

Für stärkere Sammelgläser bietet der Meniskus keine Vortheile. 


3) Ueber eine eigenthümliche Geschwulst des Lides, von Dr. J. Meller 
in Wien. (Aus der II. Wiener Universitäts-Augenklinik des Hofraths Prof. 
Fuchs in Wien.) 

Eine 65jährige Frau zeigt im rechten unteren Lide eine haselnussgrosse, 
harte Geschwulst, welche gegen den bei Seite gedrängten Tarsus scharf, gegen 
den Orbicularis weniger scharf abgegrenzt ist. Die Geschwulst besteht aus 
grösseren und kleineren Knoten, welche in einem bindegewebigen Maschenwerk 
liegen. Die Knoten bergen in einem zarten Reticulum Iymphoide und epitheloide 
Zellen, welche bei jungen Knoten so angeordnet sind, dass ein aus epitheloiden 
Zellen bestehender kern von einem Mantel Iymphoider Zellen umgeben ist. 
Später verschwinden letztere mehr und mehr. Jedenfalls besteht jedes Knötchen 
zunächst aus epitheloiden Zellen, welche auch durch ilıre Vermehrung wesent- 
lich das Wachsthum der Knoten bedingen. Uebergangsformen zwischen den 
beiden Zellformen finden sich nirgends. Viele epitheloide Zellen zeigen bläschen- 
artige Hohlräume, welche, wenn mehrere derartig degenerirte Zellen zusammen- 
fliessen, eine beträchtliche Grösse gewinnen können. (Fetträume?) 

Der periphere Rundzellenmantel erstreckt sich manchmal in das Muskel- 
gewebe hinein, auch finden sich kleinste Knötchen zwischen den Muskelfasern. 
Wucherung der Muskelkerne fehlt. Die Knoten haben in ihrem Innern Capil- 
laren und verdrängen mit ihrem Wachsthum die Gefässe, von denen die Ge- 
schwulstbildung keinenfalls ausgeht. Riesenzellen finden sich nur vereinzelt, 
ein Fremdkörper ist nicht vorhanden, die Bakterienfärbung ergiebt kein 
Resultat. 

Ein ähnlicher Fall ist noch nicht beschrieben worden. Diagnose —? 


4) Ueber einen Fall von Conjunctivitis petrificans, von Dr. med. Ernst 
Reif, Assistenzarzt an der Univ.-Augenklinik zu Greifswald. 

Ein 22jähr. Mädchen, welches wegen Conj. gonorrh. o. d. die Klinik auf- 
suchte, hatte beiderseits, rechts mehr als links, Bindehautveränderungen, welche 
schon lange Zeit vorher bestanden und zu recidivirenden acuteren Entzündungs- 
Zuständen geführt hatten. Es handelte sich um gelblich-weisse, kaum promi- 
nirende Flecken, besonders der Conjunct. tarsi, welche Wachsthum zeigten und, 
wie die mikroskopische Untersuchung erwies, aus Bindegewebe bestanden, in 
dem feine Nadeln von phosphorsaurem Kalk lagerten. Kleinzellige Infiltration 
deutete auf entzündliche Processe hin. Aetiologie dunkel, 


5) Beitrag zur Kenntniss der Ophthalmia hepatica (hepatitica-Baas), 
von Dr. Purtscher, Augenarzt in Klagenfurt. 

Eine 50jähr. Frau litt seit 2 Jahren an Gelbsucht und anderweitigen, von 
dem Leberleiden abhängigen Krankheitserscheinungen. Diagnose: Cirrhosis 
hepatis hypertrophica e cholelithias. An den Augen fand sich Xerose der 
Conjunctiva im Bereiche der Lidspalte, S = °/,, Gesichtsfeld eingeengt, Licht- 
sinn herabgesetzt. Augenspiegel; vielleicht etwas stärkere „Täfelung“. Im 
Verlaufe einer intercurrenten Pneumonie trat Iritis mit Trübung der Hornhaut 


— 246 — 


und des Kammerwassers auf, die Xerose nahm zu und dehnte sich auf die 
Hornhaut aus. Später ging die Xerose wieder mehr zurück. Der Augenspiegel 
zeigte besonders links am Fundus nahe der Papille zahlreiche grau-gelbliche 
Flecken von verschiedener Gestalt und Grösse. Die Macula blieb frei. Der 
Lichtsinn hob sich wieder, während das Gesichtsfeld eine weitere Einengung 
erfuhr. Die Flecken begannen sich zurückzubilden. Nach einer kurze Zeit 
andauernden Besserung des Allgemeinbefindens trat Verschlechterung ein. 
Exitus. | 

Anatomische Diagnose: Cholecystitis und Cholangitis suppurativa subsequ. 
abscessûs hepatis. Die Erweiterung der Zellengänge und des duct. choledoch. 
deuteten darauf hin, dass früher vielleicht ein Stein den Duct. choledoch. zeit- 
weise verlegt hatte. 

Die Untersuchung der Augen ergab die bekannten Veränderungen der 
Xerose, Residuen der Irido-Cyclitis, starke Hyperämie der Chorioidea, links als 
zufälligen Befund beginnendes Sarkoma chorioideae. Zerfall der Stäbchen und 
Zapfen war vielleicht, wie andre Netzhautveränderungen, erst post mortem auf- 
getreten. Den gelben Flecken entsprachen anscheinend Drusen der Glaslamelle. 

Ob das Leberleiden nur durch Herabsetzung der Gesammt-Ernährung oder 
durch Beimischung von Zellenbestandtheilen, besonders Gallensäuren, schädlich 
wirkt, oder ob bakterielle Einflüsse im Spiele sind, lässt sich vorläufig nicht 
feststellen. 


6) Experimentelle Untersuchungen über Reiz-Uebertragung von einem 
Auge zum andern, von Dr. Karl Wessely, Assist. an der Univers.- 
Augenklinik zu Heidelberg. 

Die Reizung geschah meistens durch Cauterisation der Hornhaut mit 
Argent. nitric, in einzelnen Fällen durch längeres Bespülen mit Sublimat oder 
Formol, oder durch directe Reizung der Iris und des Corp. cil. In keinem 
Falle war bei Reizung eines Auges im andern der Eiweiss- und Fibringehalt 
des Kammerwassers erhöht. 

Von 17 Versuchen mit Fluorescin gaben 12 ein negatives Resultat. Die 
5 übrigen, von denen bei 3 neben gesteigertem Fluorescin-Austritt auch die 
Eiweiss-Ausscheidung vermehrt war, erkennt Verf. nicht als beweisend an, da 
eine reichlich grosse Dosis Fluorescin zu rasch injicirt war, so dass schwere 
Störungen des Allgemeinbefindens, ja selbst Asphyxie umd Tod eintraten. Bei 
langsamer Injection von 1 ccm zeigten sich am zweiten Auge nie Veränderungen. 

Diese bei Kaninchen angestellten Untersuchungen gestalten nicht den 
Schluss, dass bei Menschen dieselben Verhältnisse vorliegen. 


7) Ein Apparat zur praktischen Untersuchung des Farbensinnes beim 
Eisenbahn- und Marine-Personal, von Prof. Dr. O. Eversbusch in 
Erlangen. 

Der ohne Zeichnung in seinen Einzelheiten schwer zu beschreibende Ap- 
parat besteht aus einem geschlossenen Cylinder, in dessen Innern sich eine 
Lampe befindet, welche die in eine Oeffnung des Cylindermantels einzuschalten- 
den farbigen Gläser und Signale beleuchtet. Combination mit rauchgrauen 
Gläsern schaffen Verhältnisse, wie sie bei Dunkelheit und Nebel im Eisenbahn- 
dienste und auf See vorkommen. Ein Nebenapparat gestattet die Prüfung auf 
die Fähigkeit, Tagessignale zu erkennen. 


— 247° — 


8) Eine einfache Art der Gewinnung von Projectionsbildern für den 
klinischen Unterricht in der Augenheilkunde, von Prot. Dr. O. Evers- 
busch in Erlangen. 

Zeichnungen lassen sich auf Celluloid sehr scharf abdrucken, wie zwei 
Proben zeigen. Die bedruckten Celluloidtafeln sind ohne Weiteres für den 
Projectionsapparat brauchbar. Da sie billig zu beschaffen sind, so können die 
Unterrichtsanstalten sich unschwer in den Besitz eines reichhaltigen, werthvollen 
Anschauungsmaterials setzen. 


8) Beitrag zur Kenntniss der Netzhautganglienzellen unter physio- 
logischen und pathologischen Verhältnissen, von Dr. med. A. Birch- 
Hirschfeld, Assistent an der Univers.-Augenheilanstalt zu Leipzig. 

Anwendung der Nissl’schen und ähnlicher Färbungsmethoden auf die 
Netzhautganglien. Verf. untersuchte zunächst die Structur der Netzhautganglien 
bei verschiedenen Thierarten, bei Einwirkung verschiedener Härtungsmittel, bei 
Anwendung verschiedener Färbungsmethoden und endlich beim postmortalen 
Absterben der Zellen. 

Die Grösse der Ganglienzellen schwankt selbst bei demselben Thiere inner- 
halb beträchtlicher Grenzen. Die Nissl-Körner liegen in einem nur bei starker 
Vergrösserung sichtbaren Netzwerk, welches auch im Kern nachgewiesen werden 
kann. Sublimat-Härtung giebt die besten Resultate, die Schrumpfung ist nicht 
stärker als bei anderen Methoden, aber die störenden Vacuolen fehlen stets. 
Postmortale Veränderungen treten schon nach 2 Stunden auf, brauchbar sind 
daher nur ganz frische Präparate. 

Grösse und Form der Zellen und die Weite der pericellulären Räume sind 
beim Hell- und Dunkelauge des Kaninchens nicht wesentlich verschieden. Die 
Chromatinkörper im Protoplasma verlieren nach mehrstündiger Einwirkung des 
hellen Tageslichtes ihre scharfe Begrenzung. Die Körner der inneren Körner- 
schicht sind im Hellauge länglich oval, chromatin-arm, im Dunkelauge mehr 
rundlich und chromatin-reicher. An der äusseren Körnerschicht verschwindet 
nach längerer Belichtung die im Dunkelauge sichtbare Zackung der Chromatin- 
körper. Aehnliche Verhältnisse bestehen bei Hunde- und Katzen-Augen. Inten- 
sive Blendung des Kaninchen-Auges mit elektrischem Bogenlicht ruft Verminderung 
des Chromatingehalts hervor, welche nach einstündiger Erholungszeit einer An- 
reicherung der chromatischen Substanz Platz macht. Blendung von längerer 
Dauer bewirkt Schwund des Protoplasma-Chromatins, diffuse Hyperchromatose der 
Zelle und des Zellkerns, welche aber in der Folge schrumpfen. 

Nach Durchschneidung des Opticus zeigen nach reichlich 2 Tagen die 
Ganglienzellen des betreffenden Auges „das Bild der Chromatolyse mit ver- 
waschen blau gefärbtem Protoplasma und unscharfer Begrenzung der Chromatin- 
schollen“. Der Kern ist gross, wie geschwollen. Die Erscheinungen sind nach 
6 Tagen noch mehr ausgesprochen. Die chromatische Substanz kann ganz 
schwinden, wie die Nissl-Körner, die durch eine verwaschen bräunliche Masse 
ersetzt sind. 

Nach Unterbindung der Carotis communis schrumpfen die Zellen nebst 
Zellkernen, und die Chromatinsubstanz zerfällt und schwindet. 

Zweistündiger Aufenthalt des Kaninchens in einer Temperatur von 42° C. 
bewirkt hochgradigen Chromatinschwund. Fraglich ist, ob die Chromatolyse 
stets ein pathologisches Symptom ist. Die Nissl-Granula können sowohl 
bei erloschener Function der Ganglienzellen fast unverändert sein als auch 
bei guter Function derselben fehlen. 


— 248 — 


Nach Chinin-Vergiftung zerfallen die Chromätinkörper der Ganglienzellen, 
und das Protoplasma zeigt Vacuolen, die inneren Körner zerfallen feinkörnig. 
Die Veränderungen sind nicht nur Folge der Gefäss-Contraction. Jedenfalls 
handelt es sich z. Th. um einen directen toxischen Einfluss auf die Zellen, 
welche erkranken können, bevor der Sehnerv die geringste Schädigung aufweist. 

Auch nach Vergiftung mit Extr. filic. treten hochgradige Veränderungen 
auf, welche eine unmittelbare Giftwirkung auf die Zellen wahrscheinlich machen. 

Schwefelkohlenstoff-Inhalationen verändern die Ganglienzellen der Netzhaut 
nur in geringem Maasse. Scheer. 


II. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. Herausgeg. von Dr. Wolffberg. 
3. Jahrgang. 1899/1900. Nr. 13. 
Die Licht-Therapie in der Augenheilkunde (Fortsetzung), von Dr. 
F. Daxenberger, Regensburg. 

Die Vorzüge des elektrischen Lichtbades gegenüber dem Dampfbade be- 
stehen darin, dass sie „sauberer sind und weitaus schneller, ungefährlicher und 
ausgiebiger die Schweisswirkung erzielen“. Selbst Leute mit Herzfehlern, Fett- 
herz u. s. w. könne man getrost dem Lichtkasten übergeben. Dieselbe Wirkung 
wie die elektrischen Lichtbäder haben die — erheblich wohlfeileren — Sonnen- 
lichtbäder. Von Kopf und Auge sind die Strahlen fernzuhalten. 


Nr. 14, 

Die Lichttherapie in der Augenheilkunde (Schluss): Einige mit Photo- 
therapie behandelte Fälle von Augenkrankheiten, von Dr. F. Daxenberger, 
Regensburg. 

Mittheilung einiger Fälle (Iritis rheumatica, albuminurische Retinitis u. s. w.), 
in denen die durch Lichtbäder provocirte Schweiss-Secretion günstig auf den 
Verlauf eingewirkt zu haben scheint. Verf. empfiehlt die Lichtbäder als Re- 
sorbens ersten Ranges. 


Nr. 16. 
1) Zur Dioninwirkung am Auge, von Dr. Wolffberg. 

Verf. wendet sich gegen eine in den Klin. Monatsbl. für Augenheilk. er- 
schienene „offene Correspondenz“ von Pick, in welcher die durch Dionin 
erzeugte Lymphstauung — vom Verf. therapeutisch stark verwerthet — mit 
der durch Alkohol oder Salzsäure hervorgerufenen Bindehaut-Entzündung gleich- 
gestellt wird. Bezüglich der Erfolge beruft sich Verf. auf die von Darier 
mitgetheilten Resultate bei Iridochorioiditis u. s. w. 

2) Blennorrhoea neonatorum, von Dr. Wolffberg. 

Die Behandlung besteht bei Verf. in Reinigung des Bindehautsackes mit 
Formalin-Lösung (1:100), Einträuflung einer 2°/, Argentum-Lösung und im 
Einstreichen von 5°/, Airol- oder Xeroform- oder Ichthyolsalbe. Auch Pro- 
targollösung (10°/,) wurde bisweilen angewandt. Eisumschläge wurden nicht 
applicirt. 

Nr. 17. 
Glycerin-Traganth-Gallerte (Gelatina glycerinata), von Dr. Wolffberg. 

Verf. empfiehlt eine Glycerin-Traganth-Gallerte (Tragacanth 5,0, Glycerin 
2,0, Aq. dest. ad 100,0) als Analogon des Linimentum exsiccans (Pick): 


— 249 — 


reibt man die geschlossenen Lider sanft mit einer etwa erbsengrossen Menge 
der Gallerte ein und befestigt darüber etwas Watte, so findet man nach einer 
halben Stunde, dass die Watte den Lidern fest anhaftet, und dass man dennoch 
im Stande ist, sie ohne Zerrung abzulösen. „Diese Eigenthümlichkeit des 
sanften und doch dem Lidschlage gegenüber sichern Klebens macht die Gallerte 
nicht nur für ambulante Verbände, besonders bei Kindern, werthvoll, sondern 
empfiehlt sie auch für den oder die ersten Verbände nach Star-Operationen.“ 


Nr. 19. 
Zur Technik des Hohlverbandes, von Dr. Wolffberg. 

Verf. befestigt jetzt sein Schutzpspier vor dem kranken Auge nicht mehr 
mit Gummi, sondern mit der von ihm für Watteverbände empfohlenen Glycerin- 
gelatine, deren Klebkraft namentlich bei folgender Zusammensetzung sehr gut 
ist: Traganth., Dextrin. a 5,0, Glycerin. Amyl. a& 10,0, Ag. dest. ad 100,0. 


Nr. 20. 
Die Anwendung der Tabloid-Präparate von Burroughs, Wellcome 
u. Co. in der Augenheilkunde, von Dr. Daxenberger. 

Verf. benutzt, um energische Pupillen-Erweiterung zu erreichen, Atropin- 
tabloide à 0,0003 und zieht dieselben der Atropin-Einträufelung vor. Er hält 
die Dosirung für sorgfältiger als die in Tropfenform und rühmt die Billigkeit 
und unbegrenzte Haltbarkeit des Tabloids. Auch Jodkali, Salol, Salicyl u.s.w. 
giebt er lieber in dieser Form. 


No. 21. 
1) Ueber Balneotherapie bei Augenkrankheiten, von Dr. M. Ohlemann, 
Wiesbaden. 

Verf. bespricht den Einfluss von Bade- und Brunnenkuren auf das Auge. 
Die balneologische Therapie soll nur einen Theil der allgemeinen Behandlung 
bilden. Die Augenkrankheiten, bei denen sie in Betracht kommt, sind nach 
Verf. die skrophulösen, die gichtisch-rheumatischen und die syphilitischen; 
eigenthümlich ist es, dass Verf. diesen drei nach causalen Momenten geordneten 
Gruppen als vierte die der Sehnerven-Affectionen gegenüberstellt. 


2) Simulationsprobe unter Benutzung der Spiegelschrift, von Dr. 
A. Schmitz, Dortmund. 

Das Verfahren lehnt sich an das von Friedeberg angegebene an, wonach 
mit Hülfe eines Stirnspiegels Spiegelschrift erst in das eine, dann in das andre 
Auge des Untersuchten geworfen wird. Bei Verf.’s Modification steht der Arzt 
hinter dem Patienten, visirt über die neben dem Kopf des Pat. angebrachte 
Leseprobe nach dem Spiegel — derselbe hat eine genau vorgeschriebene Grösse 
— und vermag ohne Wissen des Kranken genau zu controlliren, wann und 
wo die Einstellung des gesunden Auges für die Sehprobe aufhört. Liest der 
Pat. jetzt noch weiter, so ist er überführt. 


Nr. 22. 
Ueber Balneotherapie bei Augenkrankheiten, von Dr. M. Ohlemanı, 
Wiesbaden. (Schluss.) 
Enthält allgemeine Vorschriften bezüglich der Balneotherapie bei Erkran- 
kungen der Nerven-Apparate des Auges. 


— 250 — 


Nr. 24. 

Zur Kenntniss der Iritis toxica, von Dr. Richard Hilbert, Sensburg. 

Eine 28jähr. kräftige Frau bekam eine Viertelstunde, nachdem sie an Primula 
obconica — einer aus China stammenden Zierpflanze — intensiv gerochen 
und hierbei ihr Gesicht dicht in die buschige Pflanze hineingesteckt hatte, 
intensive Rötung und Schwellung des Gesichts, Oedem der Augenlider, beider- 
seits starke Reizung der Augen mit Ciliar-Injection, Hypopyon-Bildungen und 
alle andern Symptome der Regenbogenhaut-Entzüändung. — Es erfolgte völlige 
Wiederherstellung, doch war das Erythem des Gesichts erst nach 9 Tagen 
völlig beseitigt, die lritis sogar erst nach 6 Wochen. — Die mikroskopische 
Untersuchung der Pflanze ergab, dass die dichten Härchen, welche die Blätter 
bedecken, Drüsenhaare darstellen, die in ihrer Wirkung denen der Nesseln 
ähneln. C. Hamburger. 


III. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1900. Mai. 

1) Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss seitlicher 
Blendung auf die centrale Sehschärfe, von R. Depène. 
Schluss folgt. (Vgl. S. 251.) 


2) Zur Verständigung über die Natur des Ciliarganglions, von 
0. Langendorff. 
Nach den Untersuchungen vom Verf. sind die Zellen des Ciliarganglions 
sympathischer Natur, wenigstens bei der Katze und aller Wahrscheinlichkeit 
nach auch beim Hund, Affen und Mensch. 


3) Die diagnostische Verwerthbarkeit der Probepunction bei Ader- 
hautsarkomen, von Faul Schultze. 

Nach den Ausführuugen des Verf.’s ist der Explorationspunction bei Ader- 
hautsarkomen nur ein geringer diagnostischer Werth beizulegen und muss sie 
als ein nicht ungefährlicher Eingriff bezeichnet werden, da (bekanntlich) die 
Gefahr besteht, dass bei ihrer Ausführung Geschwulstkeime in die Bindehaut 
gepflanzt werden und hier Localrecidive entstehen. Auch ist an die Möglichkeit 
einer Metastasenerzeugung zu denken. 


4) Auge und Schiess-Leistung, von Dr. Seggel. 

Nach den Ausführungen des Verf.’s wäre es wünschenswertl, wenn nicht 
nur hochgradige Myopie (> 6,50), sondern auch hochgradige Hypermetropie 
und Astigmatismus die Diensttauglichkeit im stehenden Heere und in der Er- 
satz-Reserve ausschliessen würden, da in allen diesen Fällen die Sehschärfe nur 
äusserst selten besser als !/, ist. Bei Hypermetropie bildet die manifeste ‚von 
4,0 Dioptr. die Grenze, bei Astigmatismus hängt die Möglichkeit nicht nur 
vom Grade, sondern auch von der Richtung der Hauptmeridiane ab; da bei 
schiefen Axen sehr häufig eine schlechtere Sehschärfe als bei geraden ge- 
funden wird. 


5) Ueber die Ursache des Blitz-Keratoconus, von Rudolf Plant. 

Verf. liess auf der Cornea von A jungen Kaninchen die sehr starken 
Funken eines Inductions-Apparates einwirken. Zweimal gelang es hierdurch 
eine Wölbungsveränderung hervorzurufen, welche etwas kegelförmig, wenn auch 
nicht hochgradig, aussah. Diese Erscheinung liess sich ausschliesslich auf eine 





— 251 — 


Verdickung der Cornea zurückführen. Das Endothel war an mehreren Stellen 
verletzt, doch nicht die Membrana Descemeti. Diese Endothelverletzung hat 
jedenfalls wesentlich zu dem Oedem der Cornea, das sich klinisch als paren- 
chymatöse Trübung documentirte, beigetragen. 


6) Ein Fall von Lidgangrän mit Diphtheriebacillen-Befund, von 
P. Steffens. 

Bei einem 6 Wochen alten Kinde beobachtete Verf. am inneren Lidwinkel 
des linken Auges einen bis auf das Periost reichenden Defect der Weichtheile. 
Bei den bakteriologischen Untersuchung lässt sich die Anwesenheit von Diph- 
theriebacillen constatiren. Nach der Injection von Diphtherie-Heilserum trat ein 
auffallend rascher Fortschritt in der Heilung ein. 








7) Zur Behandlung der Thränensack-Eiterung mit löslichen Bougies, 
von Dr. Steinitz. 
Verf. führte Salbenstäbchen mit 5°/, Protargol, bezw. 1°/, Argentum 
colloidale in den Thränensack ein und erzielte in kurzer Zeit Heilung der 
Thränensack-Eiterung. 


8) Die doppelseitige Melanose der Hornhaut, von Dr. Weinkauff. 

Verf. beobachtete bei einem 60jährigen Locomotivführer auf beiden Horn- 
häuten einen vertikalen, tiefbraunen Streifen, der aus feinsten Präcipitaten auf 
der Membrana Descemeti bestand. 


Juni. 

1) Ueber die Muskelvorlagerung als Schieloperation, von C. Fröhlich. 

Verf. führt einen horizontalen Bindehautschnitt von der Hornhautgrenze 
bis jenseits des Muskelansatzes aus. Er durchschneidet alsdann die Sehne mit 
Sicherung des Ansatzes mittels der Fixirpincette.e Alsdann sticht er eine 
Schlingennadel durch die Mitte des Muskelbauches ein und führt die beiden 
Fadenenden-Nadeln möglichst dicht an der Hornhautbasis durch die Conjunctiva. 
Alsdann dehnt er den Muskel, zieht die Fäden an und knüpft sie. 


2) Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss seitlicher Blen- 
dung auf die centrale Sehschärfe, von R. Depène. (Schluss.) 

Nach den Untersuchungen des Verf.s erzeugt eine seitliche Blendung in 
dem geblendeten Auge eine Verbesserung der centralen Sehschärfe bei guter 
Object-Beleuchtung, wobei das Blendungslicht nur die Sclera oder nur die Pupille 
oder beide gleichzeitig treffen kann. Die Ursache für die Erhöhung des Sehens 
ist die durch Blendung erzeugte Verengerung der Pupille — Die seitliche Blen- 
dung hat eine Verschlechterung der centralen Sehschärfe bei herabgesetzter 
Erhellung der Sehobjecte zur Folge, sei es, dass es sich um Scleral-, Pupillen- 
oder Totalblendung des Auges handelt. Die Sehstörung ist um so grösser, je 
kleiner der Blendungswinkel, je erheblicher die Blendung und je grösser die 
geblendete Netzhautfläche wird. 


3) Ueber die Ausbreitung des Glioms, insbesondere des endophyten 
Typus desselben, von F. Seydel. 
Verf. beschreibt ein Netzhautgliom, das von der Netzhautperipherie aus- 
ging. Die Netzhaut war nur durch ein spärliches Exsudat ganz flach ab- 
gehoben und war in ihrer Structur im Allgemeinen gut erhalten. Die Innen- 


— 252 — 


fläche bedeckte eine Auflagerung von theils lebensfrischen, theils in Zerfall 
begriffenen Geschwulstzellen, nur in der Nähe der Ora serrata befand sich eine 
Netzhautzone, die ihre freie Oberfläche bewahrt hatte. Im Bereiche dieser Zone 
lag der Glaskörper der Netzhaut direct an, während er sonst allenthalben durch 
ein präretinales Exsudat von der Netzhaut getrennt war. Die Auflagerung 
fand sich nur da, wo die Netzhaut von dem präretinalen Exsudat direct be- 
spült wurde. Andererseits befand sich dasselbe Exsudat auch mit den an ihrer 
Oberfläche zerfallenden Zellsträngen des primären Geschwulstknotens in unmittel- 
barem Contact. Die Netzhaut-Auflagerung ist nichts weiter als ein Sediment 
von losgespülten oder abgebröckelten Gliom-Elementen. 


4) Zur Anatomie und Pathogenese des Pannus und der Phlyctäne, 
von K. Baas. 

Nach den Ausführungen des Vortr. sind die Bacterien nicht als die pri- 
mären ektogenen Krankheitserreger bei dem Krankheitsbilde der Phlyctäne an- 
zusehen. Mag der Begriff der Skrophulose noch so unbestimmt sein, so ist 
dennoch in ihr die Grundlage für das Zustandekommen des phlyciänulären Pro- 
cesses zu suchen. Nicht allein gilt dies für die Phlyctäne, auch für den ana- 
tomisch mit dieser übereinstimmenden Pannus scrophulosus, welcher nur eine 
höhere, ins Flächenhafte gediehene Steigerung jenes disseminirten Processes dar- 
stellt. Horstmann. 


Vermischtes. 


1) Die ophthalmologische Abtheilung des XIII. internationalen Congresses f. 
Medizin (Paris, 2.—9. August 1900) ist, Dank der vortrefflichen Vorbereitung 
und Leitung (Panas, Vorsitzender, und Parent, Schriftführer,) und der zahl- 
reichen Theilnabhme von Fächgenossen aus allen Kultur-Ländern, überaus glän- 
zend und befriedigend verlaufen. Die Gastfreundschaft der französischen 
Behörden, der Collegen, namentlich des Vorsitzenden, und der augenärztlichen 
Gesellschaften war bewundrungswürdig; der festliche Hintergrund des schönen, 
durch und für die Welt-Ausstellung geschmückten Paris geradezu bezaubernd, 
auch für den, welcher Paris schon ziemlich zu kennen glaubt, so dass man 
pur mit Mühe sich loszureissen vermochte, um in der Heimath die pflicht- 
gemässe Arbeit wieder aufzunehmen. 

Ein vorläufiger Bericht über die Referate ist bereits erschienen und soll 
demnächst den Lesern dieses Centralblattes vorgeführt werden; ein weiterer 
Bericht über die gesammten Verhandlungen soll demnächst erscheinen. Der 
nächste internationale Congress für Medizin wird im Jahre 1903 zu Madrid 
tagen nnd denjenigen, welche Spanien noch nicht kennen, neben der wissen- 
schaftlichen Ausbeute eine neue Ueberraschung gewähren. 

2) Berichtigung. 

In meiner Arbeit „Die Jodsäure u. s. w.“ (April- und Maiheft, 1900, des 
Centralbl. f. pr. Augenh.) habe ich angeführt, dass ich bei acutem und sub- 
acutem Trachom Argentamin-Lösungen in 3°/,—5°/, Stärke anwende Um 
nun Missverständnissen vorzubeugen, muss ich bemerken, dass diese 3°/, und 
5°/, Lösungen sich eigentlich als 30°), und 50°/, darstellten, da der Apo- 
theker, im Hinblick auf die 10°/, Zusammensetzung des Argentamins, die ver- 
schriebene Dosis immer mit 10 multiplicirte. 

Kursk, den 23. Juli 1900. Dr. A. Schiele. 


-— 253 — 


3) Dr. Bach aus Würzburg ist nach Marburg als Professor der Augen- 
heilkunde berufen. 

4) Dr. Lebrun in Brüssel und Dr. Osio in Madrid sind verstorben. 
In einem der nächsten Hefte wird ihr Lebenslauf mitgetheilt werden. 


5) Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg. 
13., 14. und 15. September 1900. 
Vorläufiges Programm. — Bis jetzt sind folgende Vorträge und Demostrationen 
angemeldet : 

Dr. Wintersteiner-Wien: Ueber Iriscysten mit Demonstrationen. 

Dr. Grunert-Tübingen: Die Behandlung des Glaukoms durch Entfernung 
des obersten sympathischen Halsganglions. 

Prof. Uhthoff-Breslau: Neuritis optica bei Infections-Krankheiten. 

Dr. Praun-Darmstadt: Ueber Conjunctivitis necroticans. 

Dr. Victor Hanke-Wien: 1. Ueber das rudimentäre Auge der europäischen 
Blindmaus. — 2. Demonstrationen mikroskop. Präparate zu obigem Vortrag. 

Prof. Fuchs-Wien: Ueber Aderhaut-Ablösung. 

Dr. Bielschowsky-Leipzig: Ueber die sog. Divergenz-Lähmung, nach 
Untersuchungen mit Dr. T. B. Hofmann, Assistent am physiologischen Institut. 

Prof. Schmidt-Rimpler-Göttingen: Ueber Linsen-Luxationen. 

Dr. Heine- Breslau: 1. Ueber binoculares Sehen. — 2. Demonstrationen, 
betreffend Hydrophthalmus und Myopie. 

Dr. Schick-Halle: Ueber Chorioiditis exsudativa. 

Dr. Wessely- Heidelberg: Ueber die Wirkung des Suprarenins auf das Auge. 

Dr. Wolff-Berlin: Ueber das elektrische Skiaskop. 

Prof. v. Hippel-Heidelberg: 1. Ergebnisse seiner Fluorescin-Methode zum 
Nachweis von Endothel-Erkrankungen der Hornhaut. — 2. Ueber angeborenen 
Hydrophthalmus. 

Prof. Leber-Heidelberg: Thema später. 

Prof. Bernheimer-Innsbruck: Thema später. 

Prof. Sattler-Leipzig: Ueber die offene Wundbehandlung bei Operationen 
am Augapfel, insbesondere bei Star-Operationen. 

Dr. A. Birch-Hirschfeld-Leipzig: Zur Pathogenese der Methyl-Alkohol- 
Amblyopie mit Demonstrationen mikroskopischer Präparate. 

Dr. Best-Giessen: Ueber die Grenzen der Sehschärfe. 

Dr. Hummelsheim-Bonn: Centrale Sehschärfe und periphere Helligkeit. 

Prof. Schirmer-Greifswald: Demonstration von Präparaten zur sympatli- 
schen Ophthalmie. 

Dr. Hertel-Jena: Veränderungen der Netzhautgefässe bei Arteriosklerose. 

Prof. Reuss-Wien: Ueber Ermüdungs-Gesichtsfelder. 

Die Demonstrationen finden Donnerstag, den 13. Nachmittags 21/, Uhr in 
der Universitäts-Augenklinik statt. 

Mainz, 4. August 1900. 





Bibliographie. 


1) De la nature microbienne des conjonctivites, observ6es àù 
l’Höpital ophthalmique de Lausanne avec quelques remarques sur 
leur classification, par Dr J. Gonin, Assistant du Professeur Marc Du- 
four. (Revue médicale de la Suisse romande. 1899. Nr. 2 et 3. p. 89 et 
169.) Verf. trennt seine Schlussfolgerungen in allgemeine und specielle. In 


— 254 — 


den allgemeinen sagt er: 1. Eine Eintheilung der Conjunctiviten nach ihrer 
Aetiologie ist möglich, wird aber bedeutend erleichtert durch die mikroskopische 
Untersuchung der Secrete; letztere soll aber die klinische Untersuchung nicht 
verdrängen, sondern nur unterstützen. 2. Die Bestimmung ist sehr leicht 
für Diplokokken und Gonokokken; etwas schwieriger und langsamer für die Con- 
junctiviten mit Pneumokokken, Week’schen Bacillen und Streptokokken, mit- 
- nnter zweifelhaft bei Conj. diphtheritica, Conj. mit Staphylokokken oder solchen, 
welche wenig bekannte Bacterien enthalten. In den speciellen sagt er: Die 
mikroskopische Untersuchung des Conjunctivalsecrets ergab beweisende Re- 
sultate in 245 von 365 Fällen, negative in 90 Fällen, zweifelhafte in 30 Fällen; 
immerhin war die mikroskopische Untersuchung nur in 10°/, der Fälle unent- 
behrlich. Die diplobacilläre Conjunctivitis ist in der romanischen Schweiz unter 
allen sog. catarrhalischen Conjunctiviten die verbreitetste; die Conjunctiviten mit 
Week’schen u. Pneumokokken-Bacillen kamen ausnahmsweise in den Jahren 1897 
und 1898 vor. Emmert. 
2) Etude expérimentale sur la tuberculose des voies lacry- 
males (travail communiqué à l’Académie de médecine à Paris, le 2 Mai 1899), 
par Dr.D. Gourfein. (Revue med. de la Suisse romande. 1899. Nr.6. p.380.) 
Der Verf. wiederholte die resultatlosen Versuche von Valude (Arch. d’ophthal- 
mologie de Paris, 1889, p. 165) über die Impfung der Tuberculose auf die 
Thränenwege, speciell den Thränensack, an 20 Kaninchen; und, um zu erfahren, 
ob die Thränenflüssigkeit einen Einfluss auf die Tuberkelbacillen ausübe, ex- 
stirpirte er den, einen die Thränendrüse ganz, den andren nicht. Verf. erzielte 
in allen Fällen Tuberculose des Thränensacks unter drei verschiedenen Formen, 
nämlich als „kalten Abscess“ (unschuldigste Form), als „schwammige Wuche- 
rungen“ (wobei eine gelbliche Flüssigkeit aus einem der Thränenpunkte aus- 
fliesst, welche Tuberkelbacillen enthält), als „kleine Granulationen“ (schwerste 
Form, weil sie kaum zu diagnosticiren ist und zu enlzln dungen der Conjunctiva 
und Cornea führen kann). Emmert. 
3) Untersuchungen über Sehschärfe und Treffsicherheit, von 
Dr. A. Steiger, Augenarzt in Zürich. (Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 
1900. Nr. 2. p. 33. Nr. 3. 8.77.) Verf. hat in der Nähe von Zürich 289 
Rekruten untersucht. Er benutzte zur Bestimmung der Sehschärfe das römische E 
der Snellen’schen Tafeln in verschiedenen Stellungen desselben. Dabei stellte 
sich heraus, wie auch Cohn gefunden hat, dass die S im Freien fast aus- 
nahmslos höher ist, als mit S = 1 gewöhnlich bezeichnet wird. Er fand in 
74,7°/, die S zwischen 1,7 und 2,8, in 2 Fällen sogar S> 3,0. Der all- 
gemeine Durchschnitt war 2,08. In gleichem Verhältniss zur Höhe der S steht 
aber die Treffsicherheit nicht, wie man a priori vermuthen könnte, vielmehr 
spielt der Bildungsgrad des Schützen eine sehr grosse Rolle dabei, so dass 
man nahezu sagen kann: „mit sinkender Bildung sinkende Treffsicherheit“, und 
umgekehrt. Brillentragende gehören gewöhnlich zu den Gebildeteren und haben 
daher eine relativ hohe Trefisicherheit. Ausser Sehschärfe und Bildungs- 
grad spielt auch der Einfluss der Uebung eine grosse Rolle. Verf. hält 
nach seinen Untersuchungen dafür, dass die normale, bis dahin mit 1 bezeichnete 
Sehschärfe, beträchtlich höher gestellt werden muss und dass bei der Ver- 
theilung der Rekruten unter die verschiedenen Truppengattungen, namentlich 
Artillerie, Infanterie und Cavallerie, zukünftig nicht nur die Sehschärfe aus- 
schlaggebend sein darf, sondern die andren genannten Eigenschaften, um für 
jede Truppe nur die bestgeeigneten Leute zu erhalten, ebenso berücksichtigt 
werden müssen. Emmert. 





— 255 — 


4) Ueber die Einwirkung der Sterilisations- Verfahren auf 
Cocainlösungen und über die beste Methode, Cocain- und Atropin- 
lösungen steril aufzubewahren. Mittheilung aus der Universitäts-Augen- 
klinik in Zürich, von Dr. Sidler-Huguenin, Augenarzt in Zürich. (Corre- 
spondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 1900. Nr. 6. S. 161. Nr.7. S. 201.) Verf. 
fand, dass Cocainlösungen durch die gewöhnlichen Sterilisations-Verfahren an 
Wirksamkeit einbüssen, und zwar die schwächeren mehr als die stärkeren; 
immerhin reducirt dreimaliges kurzes Aufkochen einer 3°/, Cocainlösung die 
anästhesirende Wirkung wenig. Ferner fand er, dass am Morgen in feuchter 
Hitze sterilisirte und auf ihre Sterilität geprüfte Atropin-, Cocain- und Eserin- 
lösungen, nachdem sie einen Morgen lang zu Operationen oder in der Poliklinik 
gebraucht worden waren, meist schon einen: ziemlichen Bacteriengehalt durch 
Culturen nachweisen liessen. Da also die gewöhnlichen Sterilisations- Verfahren 
nicht genügen, um Tropfflüssigkeiten steril zu erhalten, so versuchte Verf. Bor- 
säure-, Sublimat-, Salicylsäure-, Carbol- und Alkohollösungen. Borsäure hat 
keine antibacterielle Wirkung; Sublimat, auch nur 1:10000, wird von manchen 
Patienten nicht ertragen; Carbol reizt schon in !/,°/, Lösung die Bindehaut, 
Salieyl in 1°/,, Lösung dieselbe ziemlich stark. 60°/, Alkohol ist in anti- 
bacterieller Wirkung einer frischen Sublimatlösung von 1:5000, 45°/, Alkohol 
einer Sublimatlösung von 1:10000 gleich. Die Alkaloide halten sich besser und 
länger in alkoholischen, als in wässrigen Lösungen; besonders gilt dies von 
schwachprocentigen Alkohollösungen; ausserdem reizen Lösungen, welche noch 
3 bis 9°/, Alkohol enthalten, die Conjunctiva nicht. Zur Aufbewahrung eignen 
sich am besten Stammlösungen von 45 oder 40°/, Alkohol (2 Gew.-Theile 
Aq. dest. + 1 Gew.-Theil Spirit. conc. (95°/,) = 40°/, Alkohol; 3 Gew.-'Theile 
Ag. dest. + 2 Gew.-Theile Spirit. conc. = 45°/, Alkohol). Alkoholische Atropin- 
und Cocainlösungen solcher Stärke halten sich Jahre lang steril und chemisch 
und physiologisch unverändert. Verf. empfiehlt als Stammlösungen: Atropin. sulf. 
oder Cocain. hydrochlor. 3,0:20,0 von 45°/, Alkohol. Diese Lösungen sind in 
einem Tropffläschchen mit graduirter Pipette (1, 2, 3 ccm) aufzubewahren. Bevor 
Stammlösung in dieses Fläschchen kommt, wird dasselbe mit der Glaspipette in 
kaltem Wasser über eine Gas- oder Spiritusflamme gebracht und 10 Minuten 
lang ausgekocht. Den Kautschukballon sterilisirt man unter einer 1°/,, Subli- 
matlösung, indem man die Luft aus demselben gut auspresst und ihn 4 Minuten 
lang tüchtig unter Sublimat abreibt (beim Stroschein’schein Fläschchen eben- 
falls unentbehrlich), um ihn dann sofort über die Pipette zu stülpen. Will man 
eine sterile Atropin- oder Cocainlösung darstellen, so saugt man mit der Pipette, 
je nach dem wünschbaren Procentsatz der Lösung, 1,.2 oder 3 ccm aus der 
Stammlösung an und spritzt sie in ein graduirtes Reagenzröhrchen, in welchem 
man vorher 3 Minuten larg 8, 10 oder 12 ccm Wasser gesotten hat. Auf diese 
Weise hat man in einigen Minuten eine sterile Atropin- oder Cocainlösung her- 
gestellt. 1 ccm von der Stammlösung zu 12 ccm gekochtem Wasser geben eine 
1°/, Lösung, 1,3 cam zu 10 ccm eine 2"/, und 2 ccm zu 8 ccm eine 3°/, Lösung. 
Verf. giebt an Stelle des Stroschein’schen Tropf-Fläschchens ein eigenes an, 
welches mehrfache Vortheile haben soll, und bei Zollinger u. Gügi, Glas- 
bläserei,. Sonnegstrasse 1, Zürich IV, bezogen werden kann. Emmert. 

5). Alkohol und Auge. Vortrag, gehalten in der Medic. Gesellsch. der 
Stadt Basel am 15. März 1900 von Dr. Aug. Sigrist. (Correspondenzbl. f. 
Schweizer Aerzte. 1900. Nr. 13. S. 404.) Der Vortr. hatte Gelegenheit, beide 
Augen und die zugehörenden peripheren Sehnervenstücke eines Patienten, der 
an Alkoholamblyopie gelitten hatte und in Folge von Carcinoma ventriculi ge- 


— 256 —- 


storben war, anatomisch zu untersuchen. Seine Befunde am Sehnerven decken 
sich mit den von Uhthotff beschriebenen. Was die Veränderungen an Papille 
und Netzhaut betrifft, so fand der Vortr., entsprechend dem ophthalmoskopischen 
Bilde, einen Schwund der Nervenfasern auf der temporalen Papillenhälfte. Ein 
kernreiches Gewebe bildet die eingesunkene, excavirte temporale Partie der Seh- 
nervenpapille. Was die Netzhaut angeht, so existirt bis heute kein Bild einer 
Fovea centralis bei Alkoholamblyopie, da bisher noch niemals die Netzhaut bei 
einem annähernd sicheren Fall von Alkoholamblyopie zur anatomischen Unter- 
suchung kam. Der Vortr. hat nun bei seiner Untersuchung einen ganz aus- 
gesprochenen und bedeutenden Schwund der temporalen Nervenfaserschicht der 
Netzhaut und ein Fehlen der Ganglienzellen in der Maculagegend, aber daselbst 
ganz unsymmetrisch, nachgewiesen, indem diese Zellen in viel reichlicherer Zahl 
zwischen Papille und Foveola dem Schwunde anheim gefallen waren, als temporal 
von der Foveola. Diese Erscheinungen an Papille und Netzhaut sind secundärer 
Natur, bedingt durch die descendirende Atropie der papillo-macularen Fasern. 
Emmert. 
6) Die Behandlung der ekzematösen Augenleiden in der all- 
gemein-ärztlichen Praxis. Von Dr. Julius Pfister, Augenarzt in Luzern. 
(Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 1899. Nr. 17. S. 513.) — (Bekanntes.) 
Emmert. 
7) Die diagnostischen Merkmale an der Pupille. Von Dr. Julius 
Pfister, Augenarzt in Luzern. (Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 1899. 
Nr. 2. S. 33.) — (Zusammenstellung des Bekannten.) Emmert. 
8) Ein Hilfsmittel zur Entfernung von Fremdkörpern aus der 
Hornhaut. Von Dr. Sidler-Huguenin, Augenarzt in Zürich. (Correspon- 
denzbl. f. Schweizer Aerzte. 1899. Nr. 20. S. 618.) Stirmband mit Beleuch- 
tungs- und Vergrösserungslinse daran. : Emmert. 
9) Die Impf-Erkrankungen des Auges, von Prof. Otto Schirmer. 
(Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete der Augenheilk. 1900. III. 5.) 
Bei einem 54jähr. Manne entwickelte sich im Verlauf von 7 Tagen eine inten- 
sive Schwellung der Lider mit Hornhaut- Entzündung und einem etwa linsengrossen 
Geschwür „in der Mitte des verbreiterten intermarginalen Theiles des Oberlids‘“. 
Nach Abimpfen des Geschwürsbelages auf die Bauchgegend eines Kalbes ent- 
wickelten sich auf 4 von den 5 inficirten Impfstellen nach 6 Tagen die typi- 
schen Vaccine-Bläschen. — Unter Sublimat-Salbe und -Umschlägen heilten die 
Lidgeschwüre im Laufe von 8 Tagen ohne Narben, der Process auf der Horn- 
haut führte jedoch zu einem grossen Leukom mit Herabsetzung des Sehvermögens 
auf quantitative Licbtempfindung. — Im Anschluss an diesen Fall bespricht 
Verf. die klinischen Erscheinungen sowie die Differentialdiagnose der Lid-, der 
Conjunctival- und der Hornhautvaccinola. Die Diagnose sei leicht, sofern nur 
an diese Erkrankung gedacht werde. Die Prognose sei ernst, sowie sich eine 
Keratitis profunda entwickele. Die grosse Mehrzahl der Erkrankten betreffe 
Erwachsene, und zwar meistens Frauen, da diese sich in erster Linie mit der 
Pflege der geimpften Kinder abgeben. Das Incubationsstadium beträgt 3 bis 
4 Tage. Nur selten kommt es vor, dass sich geimpfte Patienten selbst inficiren, 
obgleich eine nennenswerthe Immunität zur Zeit des Blüthestadiums der Efflo- 
rescenzen noch nicht besteht. C. Hamburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 


Verlag von Veır & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzezr & Wırrıa in in Leipzig. 











Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben ven 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BERGER in Paris, Prof, 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRaILey in London, Prof. Dr. H.Coun in Breslau, Doo. Dr. 
Cr. pu Bois-Reyuonxp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Eunzat in Bern, 
Prof. C. GaLLENGA in Parma, Dr. GinsBeRre in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıeazr in Budapest, 
Dr. Gorpon Norr: in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaonıs in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maantus in Breslau, Major F. P. Maynar, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MicHAELsEn in Görlitz, Dr. MorL in Berlin, Prof. Dr. J. Munxk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Dr. Pereens in Brüssel, 
Prof. Pescnskt in Frankfurt a M., Dr. Purrtscher in Klagenfurt, Dr. M. REICH in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. Schen&L in Prag, Prof. Dr. 
Scawarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. Srret in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


September. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 








Inhalt: Original-Mittheilung. Ueber Massen-Auswanderung der Tusche aus 
tätowirten Leukomen. Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 

Klinische Beobachtungen. I. Gestieltes Dermoid im äussren Lidwinkel eines 
-Kindes. Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. — II. Knötchenförmige Aus- 
- dehnung der Venen des Oberlides.. Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. — 
III. Ausgebreitete Netzhaut-Abhebung nach Mörserschuss; Erblindung; Spontane Wieder- 
herstellung von Sehvermögen. Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. 

Neue instrumente, Medicamente etc. 1. Ueber neutrale Augentropfwässer. Von 
Dr. Hillemanns, Duisburg. — 2. Zur Trichiasis-Operation. Von Dr. Hillemanns, 
Duisburg. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. Opticus-Atrophie nach Einwirkung eines 
elektrischen Stromes, von Dr. Ulbrich. 

Journal-Vebersicht. I. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. L. 2. — II. Die ophthalmo- 
logische Klinik. Nr. 6—13. — III. Archivio die nen von Angelucci. Januar 
bis April. — IV. La clinique Ophtalmologique.. Nr. 5—12. — V. Archives a 
mologie. März— Juni. — VI. Annales d’oculistique. März—Mai. 

Vermischtes. Nr. 1—13. 

Bibliographie. Nr. 1—6. 





Ueber Massen-Auswanderung der Tusche aus 
tätowirten Leukomen. 
Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 


Dass die. schwarze Farbe der tätowirten Leukome in vielen Fällen im 
Laufe der Zeit allmählich abblasst, ist bekannt. Offenbar wird ein Theil 
derselben nach und nach aus dem Gewebe weggeführt. In den beiden 

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258 


folgenden Fällen ist sie zwar in der Hornhaut geblieben, hat aber die Stelle, 
wo jene ursprünglich angestochen war, verlassen, um sich in der Nähe in 
Gruppen anzusiedeln und neue schwarze Flecke zu bilden. 


I. 


Die Javanin Murliah hatte ich vor etwas mehr als zwei Jahren wegen 
eines intensiv weissen, ovalen Leukoms der unteren Hälfte der Hornhaut 
und einer Synechie mit Pupillenverschluss des linken Auges behandelt. 
Ich hatte eine Iridectomie gemacht und das Leukom tätowirt, wodurch 
die Sehschärfe und das Aussehen des Auges gebessert worden waren. Das 
Leukom war bei der Entlassung gleichmässig gestichelt und hob sich, aus 
einiger Entfernung gesehen, nicht mehr von seiner Umgebung ab. Die 
Tätowirung war in üblicher Weise mit einem Bündel schräg geführter 
Nadeln geschehen. Als ich die Patientin vor vier Monaten wieder sah, 
war das Leukom wieder sehnig, weiss. Nur noch zwei winzige Pünktchen 
waren in demselben zu entdecken. Die Tusche war aber nicht aus der 

| Hornhaut verschwunden. Sie fand 
sich am Rande und in der Um- 
gebung des weissen Fleckes theils 
in feinen Pünktchen, theils in 
groben Schollen, wie Fig. 1 zeigt. 

Nach Angaben der Patientin 
ist das Auge in den letzten zwei 
Jahren nie entzündet, geröthet 
oder schmerzhaft gewesen. In den 
letzten vier Monaten, während 

Fig. 1. welcher ich sie mehrmals gesehen 

habe, hat sich der Zustand nicht 

merkbar verändert. Die Wanderung der Tusche scheint nun abgelaufen zu 
sein. Entzündungs-Erscheinungen waren nicht vorhanden. 





II. 


Der Javane Prawiroastro kam im Mai 1897 in Behandlung. Er 
hatte ungefähr ein Jahr vorher durch eine Kessel. Explosion, wobei Gluth 
und Asche in seine Augen geflogen waren, eine Verletzung beider Augen 
erlitten. Als ich ihn sah, hatte er auf beiden Hornhäuten im Bereiche 
der Lidspalte oberflächliche weisse, Trübungen. Die des rechten Auges 
nahm die ganze Breite der Hornhaut ein. Links beschränkte sie sich auf 
die Mitte. Ich tätowirte beide Flecken in mehreren Sitzungen, bis sie 
gleichmässig schwarz aussahen. Fünf Monate später stellte sich der Patient 
wiederum vor. Die Augen boten nun ein ganz verändertes Bild. Auf dem 
rechten Auge hatte sich die Tusche zu unregelmässigen, theils sternförmigen 
Figuren gruppirt, welche durch äusserst zierliche, zum Theil verästelte Aus- 


— 259 — 


läufer, deren Feinheit in der Zeichnung (Fig. 2) leider nur mangelhaft 
wiedergegeben ist, in Zusammenhang standen. Dazwischen war das 
Leukom in grösseren Feldern wiederum ganz weiss wie vor der Tätowirung. 
Man konnte einen centralen, sternförmigen Fleck, der ungefähr der Mitte 
des früheren tätowirten Bezirkes entsprach, und eine beinahe continuirliche, 
ringförmige Gruppe meist kleinerer Flecke in der Peripherie unterscheiden. 
An der Schläfenseite findet sich in der Anordnung der peripheren Flecke 
die Andeutung zweier concentrischer Bogen. Auffallend viele feine Ver- 
bindungsstreifchen, die an das Verhalten von injieirten Gefässchen erinnern, 
ziehen von dem centralen, sternförmigen Fleck nach allen Richtungen. 





Fig. 2. Fig. 3. 


Das Ganze macht den Eindruck, wie wenn sich die Farbe erst in der 
Mitte, entsprechend dem sternförmigen Fleck gesammelt hätte und dann 
durch feine Gefässchen in die Peripherie abgeflossen wäre, wobei an der 
Schläfenseite die Wanderung durch eine Etappe unterbrochen worden. 

Auch: auf dem linken Auge (Fig. 3) gruppirt sich die Tusche am 
Rande des Leukoms. Doch sind hier die Verhältnisse viel einfacher. 

Beide Augen sind frei von allen Entzündungserscheinungen und sollen 
seit der Tätowirung nie gereizt gewesen sein. 

Offenbar war hier der ganze Process noch im Werden. Zu meinem 
Bedauern habe ich den Patienten nachher nicht wieder gesehen. 
Man weiss, dass nach der Tätowirung die Farbe nicht genau an der 
Stelle bleibt, wo sie eingestochen wurde, sondern sich in die Umgebung 
verbreitet. Ich hatte vor Kurzem Gelegenheit, ein Auge zu untersuchen, 
das zwei Jahre nach der Tätowirung, welche wegen eines nach Blennorrhoe 
zurückgebliebenen grossen Leukoms gemacht worden war, in Folge wieder- 
holter Glaukom-Anfälle enucleirt worden war. Das Auge hatte die Täto- 
wirung gut ertragen und die tätowirte Stelle war im Laufe der zwei Jahre 
nicht nennenswerth abgeblasst. In den durch die Cornea gelegten Schnitten 
fand ich nirgends eine Anordnung des Pigments, welche an die Form der 
Stieikanäle erinnert hätte. Dasselbe fand sich in der Hornhaut verbreitet, 

17* 


v 


a 


— 260 — 


theils in feinen Körnchen, theils in groben, unregelmässigen, vielfach rund- 
lichen Klumpen. Die feinen Körnchen hatten sich mit Vorliebe in den 
feinen Hornhautkörperchen und deren Ausläufern eingenistet. Oft fand ich 
sie auch in den Rundzellen des Narbengewebes.. Die gröberen Tusche- 
klumpen sassen vielfach in den feinen Blutgefässen des Leukoms und in 
der Nähe derselben. Die Farbe fand sich ausschliesslich in der vorderen 
Hälfte der Hornhaut-Dicke. In der obersten Schicht aber war sie spärlich 
vorhanden und im Epithel fehlte sie fast ganz. Sie scheint zum Theil durch 
das Epithel aus dem Gewebe weg zu gehen. 

Es wandert also die Tusche in allen Fällen in geringerer oder grösserer 
Menge von den Einstichstellen weg, und nach dem Obigen scheinen dabei 
die natürlichen und die pathologischen Gefässbahnen der Hornhaut und 
der Leukome bevorzugt zu werden. Fragen wir uns nun, was der Grund 
ist, warum sie sich in unseren Fällen nicht gleichmässig in die Hornhaut 
verbreitet. oder dieselbe ganz verlassen, sondern sich an anderen Stellen 
wieder zu schwarzen Flecken gesammelt hat, so ist derselbe vermuthlich 
wohl in Veränderungen zu suchen, welche die Entzündung und die Narben- 
bildung in den Gefässen und Saftkanälchen der Leukome und der Cornea 
gesetzt hat. Wenn dieselbe an einzelnen Stellen gedehnt, an anderen 
verengt und ausserdem in ungewöhnlicher Weise geknickt oder unregel- 
mässig gestaltet werden, go ist es wohl denkbar, dass dadurch die Ent- 
fernung der Tuschekörner hier befördert, dort gehemmt oder ganz auf- 
gehoben wird, und schliesslich Bilder wie die obigen entstehen. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Gestieltes Dermoid im äusseren Lidwinkel eines Kindes. 
Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. 


Marie S., 11 Monate alt, kam nach Angabe der Mutter mit dem zu be- 
schreibenden Gebilde zur Welt; dieses blieb immer gleich gross. Das Kind 
x ist kräftig, hat geringe Andeutung einer 
I Sattelnase, obere und untere Schneidezähne 

entwickelt. Das rechte Auge zeigt nichts 
Krankhaftes. Linkes Auge. (Die Zeich- 
nung ist, um die Einzelheiten deutlicher zu 
geben, in etwas grösserem Maassstabe aus- 
geführt.) Im äusseren Lidwinkel befindet 
sich eine kleinerbsengrosse, kugelige Masse 
`; von der Farbe eines Atherom oder eines 
grossen Milium, mit auffallend langen Haaren 
bedeckt, walche etwas derber sind, als Wol- 
haare. Bringt man durch Auseinanderziehen 
der Lider die Lidspalte zum Klaffen, 0 
sieht man, dass das Gebilde die Gegend der 
äusseren Commissur einnimmt. Der freie 





Rand des Oberlides ist gegen den Lidwinkel, also gegen das angeborene 
Hautgebilde zu, scharf abgeschnitten; dadurch entsteht hier im schläfen- 
seitigen Lidwinkel ein dem nasenseitigen, hufeisenförmigen ähnlicher Aus- 
schnitt. Mit dem freien Rande des Unterlides ist das Hautgebilde ohne 
deutlichen Uebergang verbunden. Im Uebrigen besitzt es einen sehr 
kurzen Stiel, welcher gegen den freien Rand des Oberlides deutlich hervortritt 
und in die Bindehaut des Augapfels, bezw. in die schläfenseitige Uebergangs- 
falte übergeht. Hebt man das Hautgebilde, welches sich weich anfühlt, so 
bildet die Bindehaut des Augapfels in der Gegend des äussern geraden Augen- 
muskels eine Falte. Die Carunkel ist auffallend kleiner, als die des rechten 
Auges. 

Das Hautgebilde wurde durch einen Scheerenschlag entfernt. Diese ge- 
setzte kleine Wunde vernarbte derartig, dass sich der schläfenseitige Lidwinkel 
des linken Auges in nichts von dem des rechten unterschied. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab Folgendes: 

Die durch die Längs-Achse des Gebildes gehenden Schnitte sind birnförmig. 
Sie enthalten alle Bestandtbeile der Haut. Die Epitheldecke ist auffallend 
reich an braunem Farbstoff. Das gewissermaassen den Mantel bildende Unter- 
hautzellgewebe ist ein an Zellen armes, derbes Bindegewebe, in Balken ange- 
ordnet, welche theils längs, theils quer oder schief getroffen sind. In den 
Lücken dieses liegt lappiges Fettgewebe, welches im Innern, gewissermaassen 
als Kern, eine zusammenhängende Masse ist. Die Haare sind gut entwickelt, 
mit kleinen Talgdrüsen, meist auch mit einem Musculus arrector pili versehen. 
An der Grenze zwischen Bindegewebe der Haut und dem Fettgewebe liegen 
Schweissdrüsen. Sie sind alle gross, manche aber geradezu auffallend gruss 
entwickelt. Die Ausführungsgänge dieser letzteren ziehen mit langem, bogen- 
förmig geschwungenen Ausführungsgang gegen die Oberfläche. In dem Stiele 
des Gebildes liegt ein Stück Knochen mit grossen Markräumen. Es ist von 
dichtem, ihm eng anliegenden Bindegewebe, wie von einer Beinhaut umgeben 
und nimmt beiläufig den sechsten Theil des ganzen Schnittes ein. Nerven und 
Gefässe sind überall nur spärlich zu finden. | 


II. Knötchenförmige Ausdehnung der Venen des Oberlides. 
Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. 


Josef M., 32 Jahre alt, Arbeiter, kam in meine Sprechstunde wegen einer 
angeblich ohne bekannte Ursache entstandene Blut-Unterlaufung der Bindehaut 
des linken Augapfels. Bei dieser Gelegenheit sah ich unter der gesunden, 
auffallend schlaffen Haut des rechten Oberlides zwei pfefferkorngrosse, schiefer- 
graue Knoten. Diese waren scharf begrenzt, annähernd kugelförmig und lagen 
in der schläfenseitigen Hälfte des Oberlides senkrecht übereinander. Sie waren 
weich, wenn auch nur wenig, so doch deutlich zusammendrückbar, mit der 
Haut verschiebbar; diese konnte man über ihnen nur in geringem Grade in 
Falten legen. Einige Venen der Haut des Oberlides waren stärker gefüllt. 
Im Uebrigen war weder an den Lidern, noch an den Augäpfeln, abgesehen von 
der erwähnten Blut-Unterlaufung etwas Krankbaftes nachweisbar; jedoch waren 
die Gefässe des Augenhintergrundes beider Augen so stark gefüllt, dass die 
Färbung der Netzhaut und des Sehnerven auffallend roth war. Die Unter- 
suchung des Herzens und der grossen Gefässe, sowie des Harnes ergab nichts 
Krankhaftes. Ä 


— 262 —- 


III. Ausgebreitete Netzhautabhebung nach Mörserschuss; Erblindung: 
spontane Wiederherstellung von Sehvermögen. 


Von Primarius Dr. Emil Bock in Laibach. 


Franz D., 22 Jahre alt, Grundbesitzers-Sohn. wurde am 2. December 1898 
ins Landes-Hospital aufgenommen mit schweren Verletzungen, welche durch einen 
Mörserschuss entstanden waren. 

Die Haut des Gesichtes ist gedunsen, roth, in derselben zahlreiche Körner 
von Schiesspulver und Steinbröckel eingesprengt. In der Haut der Stirne 
mehrere linsengrosse, scharfrandige, bis zum Knochen reichende Gewebsverluste, 
in welchen Stückchen von Backstein liegen. Die Haut der Nase ist durch 
eine bis in den Knorpel reichende, in der Mittellinie verlaufende Wunde ge- 
spalten. In der Haut der Gegend der rechten Nasenwurzel eine scharfrandige 
Trennung, welche sich beiläufig 1,5 cm weit in die Augenhöhle verfolgen lässt. 
Das rechte Oberlid ist in der Mitte senkrecht gespalten, der rechte Augapfel 
liegt zertrümmert in der blutunterlaufenen, zerrissenen Bindehaut. Die Haut 
zwischen Nasenwurzel und linkem Oberlid ist bis auf den Knochen durch- 
trennt, so dass hier eine beiläufig 2 cm lange, klaffende, keilförmige Wunde 
entstanden ist. Die Bindehaut des linken Augapfels ist geschwollen, dieser 
blass, Pupille rund, reagirend.. Eine weitere Untersuchung war nicht möglich, 
weil der halb bewusstlose Kranke bei derselben über die heftigsten Schmerzen 
klagt. Körperwärme nicht erhöht. Anlegung von Nähten an der Nase und 
den Augenlidern, Entfernung der Fremdkörper aus den Wunden, Einführung 
von Gazestreifen in diese, Bettrube, Eisbeutel auf den Kopf. 

Der kräftige Mann erbolte sich bald bezüglich seines Allgemeinbefindens 
und war nach zwei Tagen so weit, dass er angeben konnte, er sehe auch auf 
dem linken Auge nichts. Die Spiegel-Untersuchung ergab eine grosse Netzhaut- 
abhebung: Keine Spur rothen Lichtes, bei den Bewegungen des Auges lebhafte 
Bewegung einer hellgrauen, schleierartigen Masse. Lichtempfindung erloschen. 
Am dritten Tage nach der Aufnahme trat unter Steigerung der Körperwärme 
Panophthalmitis dextra ein. Im Verlaufe der Spitalszeit kamen forwährend 
Stücke von Stein und Ziegel zum Vorschein, theils von selbst, theils nach Ein- 
schnitten in die Haut. 

Der Kranke wurde am 6. Januar 1899 entlassen: Phthisis bulbi dextri. 
Die Netzhaut des linken Auges ist abgehoben und bewegt sich mit hellseiden- 
grauen Falten lebhaft; kein rothes Licht zu erhalten, Pupille rund, weit, auf 
starkes Licht gerade noch eine Spur von Bewegung bemerkbar, Spannung herab- 
gesetzt. Die Lichtempfindung ist auf beiden Augen erloschen und der Kranke 
verlässt unter Führung seines Vaters das Krankenhaus. Er stellte sich dann 
noch Ende Januar und Mitte Februar vor; die Untersuchung hatte immer das- 
selbe Ergebniss. Ende März kam Franz D. wieder in meine Sprechstunde, 
allein, ohne Begleitung, um mir mit grösster Freude zu erzählen, dass er seit 
einer Woche am linken Auge sehe und den zwei Stunden weiten Weg in die 
Stadt ohne Führer gemacht habe. Die Untersuchung ergab abermals das Bild 
der vollkommenen Netzhautabhebung, die Farbe der Netzhautfalten ist noch 
heller grau geworden. Keine Spur rothen Lichtes, die Pupille bewegt sich 
deutlich auf Licht und Schatten. Der Kranke zählt Finger in 3 Meter, Ein- 
schränkung nach allen Richtungen. 

Diese Veränderung war so überraschend, dass ich den Kranken frug, was 
er in der Zwischenzeit für sein Auge gemacht habe. Er leugnete irgend etwas 
angewendet zu haben. Dies war ganz glaubwürdig, ebenso ist jede Täuschung 


— 263 — 


des Arztes durch den Kranken bezüglich der seinerzeitigen Blindheit ausge- 
schlossen, weil der Verletzte, welcher Sohn vermöglicher Leute ist, keinen Anspruch 
auf eine Kassen-Unterstützung hatte und auch nicht versichert war. Ich habe 
den Mann im Verlaufe des Sommers 1899 noch mehrere Male gesehen; das 
letzte Mal zählte er Finger in 5 Meter, der Augapfel war bei gleichgebliebenem 
Spiegelbefund weich. Ich habe mich gescheut die Pupille künstlich zu er- 
weitern, in der Sorge bei den gewiss selır hinfälligen Verhältnissen im Innern 
des Auges am Ende Schaden anzurichten. 

Bei der langen Dauer der vollkommenen Erblindung fällt die Möglichkeit 
fort, den ganzen Vorgang dahin zu erklären, dass die von der Abhebung ver- 
schonte Mitte der Netzhaut durch die Erschütterung der Augen, bezw. des 
ganzen Kopfes vorübergehend leistungsuntüchtig geworden war. Jeder Versuch 
einer Erklärung scheitert an der unzweifelhaften Beobachtung der ausgebreiteten 
Netzhautabhebung mit vollkommener Erblindung, und so muss ich mich damit 
begnügen, die Thatsache zur Kenntniss zu bringen, dass ein bei ausgebreiteter 
Netzhaut ganz erblindetes Auge von selbst wieder soweit sehtüchtig wurde, dass 
der Kranke weitaus genügend zur Selbstführung sieht. 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


1. Ueber neutrale Augentropfwässer. 
Von Dr. Hillemanns, Duisburg. 


Auf der XV. Versammlung der Niederländischen oogheelkundig Gezelschap 
theilte Block mit, dass die irritirende Wirkung von Cocain- und Atropin- 
Lösungen auf der Anwesenheit freier Säure beruhen könne v. Rijnberk be- 
richtete ebenda von einer sol. Pilocarp. (Merck), die schlecht vertragen wurde 
und sich als sauer reagirend erwies. Bekanntlich ist das reine Alkaloid Atropin 
in Wasser schlecht löslich, in Verbindung mit Säuren leicht, weshalb meist die 
schwefelsaure Verbindung angewandt wird. Ein Apotheker, der in seinem 
Cocain (Merck) freie Säure nachweisen konnte, gab Block den Rath, aus- 
drücklich neutrales oder basisches Cocain und Atropin zu verordnen. Basisches 
Cocain ist allerdings viel schlechter löslich als die salzsaure Verbindung, 
basisches Atropin aber in der in der Augenheilkunde üblichen Stärke gut in 
` Borwasser (85mg Atropin = 100mg Atropin sulf.). Die von Prof. Koster 
unlängst beschriebene Cocaïn-Conjunctivitis ist nacb Ansicht Block’s vielleicht 
auch eine „Aetzung-Conjunctivitis“, in Folge der Anwesenheit freier Säure. 
Ich hatte schon früher öfters die Reaction der Augentropfen mit Lakmuspapier 
geprüft, saure Reaction der Atropin- oder Cocain-Lösung ist mir nie bisber 
aufgefallen. Natürlich reagiren diese Mittel sauer, wenn sie in Borwasser ge- 
löst sind. Im letzten Jahre habe ich aber in verschiedenen Fällen, in denen 
die verordnete oder von mir in der Sprechstunde eingeträufelte Atropin-Lösung 
schlecht vertragen wurde, schmerzte und das Auge mehr reizte als beruhigte, 
constatiren können, dass die Reaction alkalisch war. Wir untersuchten in der 
Apotheke die Stammlösung, fanden diese aber neutral. Soeben sehe ich, dass 
der Rest einer älteren 2°/, Pilocarpin-Lösung in meinem Sprechzimmer sehr 
starke alkalische Reaction giebt. Ich weiss nicht, ob Atropin- und Pilocarpin- 
Lösungen bei Zersetzung alkalisch werden können, möchte eher annehmen, dass 
die fehlerhafte Reaction von dem Glase (Natriumcaleiumsilicat) der Fläschchen 


2 


und Tropfer berrührt. Jedenfalls empfiehlt es sich, die Reaction unsrer 
Augentropfen zu beachten. Mancher Fall vermeintlicher individueller Idio- 
synkrasie wird dann aufgeklärt werden. 


2. Zur Trichiasis-Operation. 
Von Dr. Hillemanns, Duisburg. 


In einigen Fällen von partieller Trichiasis habe ich mit gutem Erfolge ein 
Verfahren angewandt, welches eine Combination der Snellen’schen Entropium- 
Operation, oder wenigstens ihres ersten Theiles, und der kaustischen Zerstörung 
der Cilien- Wurzeln darstellt. Nach Einschneiden der Haut der Lider und Ausschneiden 
der Orbicularis-Bündel werden die Cilien-Wurzeln, die sich als schwarze Punkte 
zu erkennen geben, freigelegt und mit dem Galvanokauter oder einer feinen 
Paquelin-Spitze zerstört. Der zweite Theil der Snellen’schen Operation, die 
Excision eines keilförmigen Tarsus-Stückes, kann vor- oder nachgeschickt werden. 
Bei totaler Trichiasis gelingt es nicht, die nach innen gekehrten Cilien einzeln 
anzugreifen. Cauterisation derselben in toto empfiehlt sicb im Allgemeinen 
nicht, weil dieselbe, ebenso wie die Operation der Abtragung des Haarzwiebel- 
Bodens, in Folge von Zerstörung der Cilien das Auge dauernd entstellt und eines 
Schutz-Organes beraubt. In hartnäckigen, zu radicalem Vorgehen nöthigenden 
Fällen würde sie aber vor letzterer den Vorzug haben, dass sie keine hässliche, 
harte, das Auge reizende Narbe am Lidrande hinterlässt. 

Der Gedanke, die Cilien kaustisch von der Wurzel her anzugreifen, ist so 
naheliegend, dass ich, trotzdem der Vorschlag uns nirgends begegnet ist, an- 
nehmen möchte, dass schon andre das Verfahren geübt haben. Vor der 
Elektrolyse vom Intermarginalrande her hat es den Vorzug grösserer Sicherheit 
und Einfachheit. Vor dem Eingriff wird Cocain oder Schleich’sche Lösung 
unter die Lidhaut gespritzt. Die Methode der Cauterisation der Vorderfläche 
des kahnförmig gekrümmten Tarsus ist schon alt; hatte aber den Zweck, diesen 
zu strecken. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Opticus-Atrophie nach Einwirkung eines elektrischen Stromes, 
von Dr. Ulbrich. (Corresp.-Bl. des Vereins deutscher Aerzte von Reichen- 
berg, Nr. 8, 1900.) 

Verf. berichtet über einen Fall von Sehstörung durch den elektrischen 
Strom, der gewisse Aehnlichkeit hat mit dem vom Ref. beschriebenen 
(Centralbl. f. pr. Augenh., December 1898, September 1899). Ein 40jähriger 
Kutscher fuhr über das Geleise einer elektrischen Bahn; ein Pferd stürzte, und 
als der Kutscher den Leitungsdraht, auf dem das Thier lag, wegziehen wollte, 
erhielt er einen heftigen Schlag, der ihn zu Boden warf. Nach !/,stündigem 
Verlust des Bewusstseins war er im Stande, den Wagen heim zu lenken, hatte 
Abends Kopfschmerz und Schwindel, der ihn ins Bett nöthigte.e Am nächsten 
Morgen ging er an die Arbeit, aber das Sehvermögen nahm rasch ab, am 
3. Tage sah er mit dem rechten Ange nichts mehr. Seine Augen waren früher 
gesund, sahen jedoch stets etwas schläfrig aus. Nach 14 Tagen kam er ins 
Spital, wo sich folgender Befund ergab: Ptosis an beiden Augen, die dem Ge- 
sicht. den schläfrigen Ausdruck verleiht, das rechte Auge in mässiger Divergenz- 
stellung, stärker beim Blick nach links, Zurückbleiben beim Blick nach unten, 


— 265 — 


also Parese des r. int. und inf., Pupillen ungleich rechts 5?/,, links 41/, mm; 
beide zeigen absolute Starre auf Licht und Convergenz. Das rechte Auge er- 
blindet, ohne Lichtschein, das linke hat S = °/,,. Der Augenspiegel zeigt 
doppelseitige Opticus-Atrophie, Papille rein weiss, Grenzen scharf, Gefäss nicht 
enger; das Gesichtsfeld des linken Auges ist deutlich, namentlich auf der nasalen 
Seite, concentrisch eingeengt, — mit grünen Marken, die als grau bezeichnet 
werden, noch mehr. 13 Tage nach der Aufnahme. trat Herpes zoster ophth. 
in der Umgebung des linken Auges auf, der 6 Tage bestand. Das Sehvermögen 
war bis auf !/,, gesunken und hat sich seitdem nicht verändert. 

Bei der Frage nach der Aetiologie schliesst Verf. den Sturz und dadurch 
bedingte Gehirn-Quetschung, Blutung, Schädelbruch u. s. w. aus, da Patient nach 
kurzer Zeit einen Weg von 8km fuhr und am nächsten Tage arbeitete, Blutung 
aus Nase, Ohr u.s.w. nicht vorhanden war. Demnach hält Verf. die Ver- 
änderungen für Folgen der Einwirkung des elektrischen Stromes. Auch nach 
Blitzschlag ist (Praun, Verletz. d. Auges) Opticus-Atrophie, Pupillar- und 
Augenmuskel-Lähmung vesehen worden, dagegen Herpes nicht beschrieben. 
Durch Stromwirkung verursachte Fälle sind beschrieben im Centralbl. f. pr. 
Augenh. 1884, Supplement, S. 488 und der meinige. Während im ersten Falle 
eine Trübung der Hornhaut mit Sehstörung eintrat, die bei Aufhellung der Trü- 
bung sich wieder verlor, im zweiten eine Erblindung eines Auges und Sehstörung 
des andern ohne ophth. Befund eintrat, ist hier Opticus-Atrophie erklärend für 
die Störung. Auch in diesem Falle trat sie nicht sofort ein, sondern erst am 
nächsten Tage. 

Welche Stellen des Central-Nervensystems durch den Strom beschädigt sind, 
der hier durch Hand und Fuss in den Körper trat, ist mit Sicherheit nicht zu 
bestimmen. Verf. nimmt eine Störung in beiden Sehnerven und im Oculo- 
motorius rechts an, vielleicht auch im linken Ganglion ciliare (wegen des 
Herpes vergl. Michel. Lehrb. d. Augenheilk.), also mehrere getrennte Herde, 
wie in meinem Falle; er erwägt auch die Möglichkeit von Gefäss-Zerreissung, 
die experimentell bei starken elektrischen Strömen nach Kratter (Elektr. Zeit- 
schrift, Berlin 1894, S. 361) auftreten und durch deren Wirkung die Erschei- 
nungen erklärt werden könnten. Bei der geringen Zahl von Beobachtungen 
einer Sehstörung durch den elektrischen Strom wird die Veröffentlichung des 
Falles in einem Fachblatte vom Verf. als wünschenswerth bezeichnet. 

Kretschmer, Liegnitz. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalmologie. L. 2. 

1) Klinische und experimentelle Studien über die Wirkung des 
Tuberculins auf die Iris-Tuberculose, von Dr. med. Franz Schieck, 
Assistenzarzt an der kgl. Univers.-Augenkl. zu Halle a. S. 

Verf. theilt in dem klinischen Theile seiner breit angelegten Arbeit fünf 
Fälle wit, bei welchen theils das alte Tuberculin, theils das Tuberculin T. R. 
in Gebrauch gezogen wurde. In einzelnen Fällen lag das klinische Bild der 
Iritis tuberculosa vor, in anderen trat mehr die Keratitis profunda in den 
Vordergrund, während: die Irisknötchen kaum mehr als diagnostische Bedeutung 
hatten. Die Erfolge sind nicht einwandfrei, indessen scheint in 2 Fällen das 
Tuberculin günstig auf den krankhaften Process gewirkt zu haben, und muss 
zugegeben werden, dass in einem dritten Falle, welcher bei Atropin-Cocain und 


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feuchter Wärme eher Verschlimmerung als Besserung zeigte, nach lange Zeit 
fortgesetzter Injection von Tuberculin T. R. eine relative Heilung eintrat. In 
zwei Fällen schienen die Injectionen direct schädlich zu sein, so dass nach 3 
bezw. 5 Wochen von ihnen Abstand genommen wurde. Vielleicht hätte man 
die Kur trotz der beängstigenden Reactionserscheinungen — Hypopyon, ule. 
corn., Vergrösserung der Knoten — fortsetzen dürfen und ein gutes Resultat 
erzielt. Uebrigens heilten die Fälle nach dem Aussetzen des Tuberculin T. R. 

Verf. hat aus der Literatur 121 Fälle von Iris-Tuberculose gesammelt, von 
denen aber einige ausgeschaltet werden müssen, weil entweder der Process 
nicht abgelaufen war oder die Angaben zu ungenau sind. Verwerthbar sind 
116 Fälle, unter denen 103 ohne, 13 mit Tuberculin behandelt wurden. Die 
Versuche, verschiedene Formen von Iris-Tuberculose aufzustellen, scheinen dem 
Verf. nicht gelungen zu sein, da Uebergänge von einer in die andere Form zu 
häufig sind. Wichtiger ist die Thatsache, dass der Verlauf sich bei kleinen 
Kindern im ganzen ungünstiger gestaltet als bei älteren Individuen. Die relativ 
meisten Heilungen erfolgen bei Patienten von 11—20 Jahren. Der Vergleich 
der ohne und mit Tuberculin geheilten Fälle spricht zu Gunsten des Tuberculins. 
Die Furcht, dass dasselbe eine Verschleppung der Tuberkelbacillen bewirkt, ist 
unbegründet. 

Die ausgedehnten, an Kaninchen angestellten Versuche ergaben zunächst, 
dass die durch Impfung hervorgerufene 'Tuberculose des Kaninchenauges auch 
ohne Tuberculin spontan heilen kann. Die Heilung erfolgt zumeist nach Aus- 
bildung von Pupillarverschluss. Vielleicht wird dadurch ein ungünstiger Nähr- 
boden für die Bacillen geschaffen. Durch diese Spontanheilungen wird die 
Beurtheilung der unter Tuberculin-Behandlung ausgeheilten Fälle unsicher. Das 
Tuberculin ist jedenfalls kein sicheres Heilmittel der experimentellen Corneal- 
und Iris-Tuberculose und wirkt nicht immunisirend. Eine schädliche Wirkung 
wurde nicht beobachtet. 

Im Ganzen sind aber die Erfolge bei menschlicher Tuberculose günstiger. 
Vielleicht liegt es daran, dass das Tuberculin nicht direct auf die Bacillen 
einwirkt, sondern eine Reaction in dem umgebenden Gewebe hervorruft. Nun 
liegen aber bei der experimentell erzeugten Tuberculose die sehr zahlreichen 
Bacillen anfangs auf dem Gewebe und später in einem zellreichen aber binde- 
gewe)sarmen Gewebe, während bei der menschlichen Tuberculose die Bacıllen 
spärlich sind, und im lIrisgewebe gelegene Knoten bestehen, welche einen 
günstigen Boden für die reactive Entzündung abgeben. 


2) Kernmetamorphosen in der Hornhaut während ihres Wachsthums 
und im Alter, von Dr. E. Ballowitz, a. o. Prof. der Anatomie und 
Prosector in Greifswald. 

Verf. beschreibt Beobachtungen, welche er am Epithel der Membr. Descem. 
bei Katzen, Kaninchen, Pferden, Schweinen, Ziegen u. a. machte. Die Unter- 
suchungen wurden an Flächen-Präparaten angestellt und ergaben, dass jede Zelle 
meist in ihrer Mitte eine grosse Zellsphäre enthält, welche im Laufe des 
Wachsthums der Hornhaut die Gestalt der Kerne verändert. Während die Kerne 
bei Neugeborenen elliptisch oder kreisrund sind, nehmen sie später eine nieren- 
förmige oder halbmondförmige Gestalt und schliesslich Hufeisenform an. Weiter- 
hin wandert die Riesen-Sphäre mit ihrem Mikrocentrum aus der von ihr selbst 
geschaffenen Kern-Concavität an die convexe Seite und ruft hier eine zweite 
Concavität hervor, so dass selbst $-förmige Kerne entstehen. Beide Augen 


— 27 — 


zeigen gleiche Entwicklungsstufen. Die Zahl der Epithelzellen wächst nur in 
der ersten Zeit nach der Geburt. 

Eine von einem reichlich 20 Jahre alten Hingerichteten stammende Hornhaut, 
welche dem Verf. zur Verfügung stand, war für feinere Untersuchungen nicht 
mehr geeignet, doch konnte festgestellt werden, dass die Kerne des Epithels 
kreisrund und einzelne elliptisch waren, weitere Veränderungen aber nicht erlitten 
hatten. Die Mikrocentren liessen sich an günstigen Stellen stets nachweisen. 


3) Mikrophthalmus congenitus mit Fett im Gilaskörper, von Dr. 
H. Wiegels, z. Zt. Assist. der Augenklinik des Hofraths Dr. v. Hoffmann 
in Baden-Baden. (Aus dem Laboratorium der Universitäts-Augenklinik in 
Marburg a. d. L.) 

Der Mikrophthalmus wurde sogleich nach der Geburt bemerkt. Das Auge 
war anfangs dauernd entzündet und beruhigte sich erst nach dem 5. Lebens- 
jabre des Kindes. Um eine Prothese einlegen zu können, wurde der Bulbus 
im 20. Lebensjahre enucleirt, was mit Schwierigkeiten verknüpft war, weil ein 
derber Strang vom Bulbus zur Orbita zog. 

Die Durchmesser betragen vertikal 13,5, sagittal 13,5, horizontal 12,5 mm. 
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass bei der Operation hinten-unten, wo der 
Strang durchschnitten werden musste, ein Defect der Bulbushüllen gesetzt wur. 
Unten fand sich ein Colobom der Chorioidea und Retina, welches nach vorn 
bis zum Corpus ciliare reichte. Die Retina war in grosser Ausdehnung flach 
abgelöst und vielfach degenerirt.e. In ihrem Gewebe lagen zahlreiche Drusen, 
welche Einlagerungen von kohlensaurem Kalk enthielten und wahrscheinlich 
aus hyaliner Umwandlung von Zellen (Blutungen) herstammten. Der ganze 
Glaskörper war durch Fettgewebe ersetzt, welches eine starke Arter. hyaloid. 
persist. in sich barg. Das Fettgewebe war bis auf einen kleinen hinten-unten 
gelegenen Bezirk von einer Bindegewebshülle eingeschlossen, welche vorne in 
das Irisgewebe und am Boden des Bulbus in das Skeralgewebe überging. In 
diesem Bindegewebe, welches das Product einer atypischen Entwicklung embryo- 
nalen Gewebes darstellt, dürfte die Ursache des unterbliebenen Verschlusses der 
fötalen Augenspalte zu suchen sein. Für die Entscheidung der Frage, ob es 
sich um embryonale entzündliche Processe gehandelt hatte, bot der Fall keine 
Anhaltspunkte, da post partum mehrere Jahre Entzündungen bestanden. 

Das Verhalten der Netzhaut, Aderhaut und des Glaskörpers, welche an der 
Stelle des Defects der Bulbushüllen hervorragten, legt die Annahme nahe, dass 
der von hier zur Orbitalwand ziehende Strang eine den angeborenen Bulbus- 
cysten nahe stehende Bildung darstellt. 


4) Zur pathologischen Anatomie der Augen-Lepra, von Dr. E. Franke 
und Dr. E. Delbanco in Hamburg. 

Die Verff. untersuchten 3 Augen von Patienten, welche an der ıwaculo- 
anästhetischen Form der Lepra gelitten hatten. 

Die einzelnen Präparate zeigten verschiedene Stadien der Umwandlung 
der vorderen Augapfel-Abschnitte im Granulations-Gewebe. Im ersten Auge waren 
Ciliarkörper, Iriswurzel, Hornhaut und vorderer Theil der Lederhaut ergriffen. 
Im zweiten war ein Theil der Hornhaut bis auf die widerstandsfähige Membr. 
Descemeti untergegangen und die Sklera schwerer erkrankt. Die lepröse 
Wucherung füllte die vordere Kammer und hatte Strahlenkörper und Iris zer- 
stört, die Linsenkapsel usurirt. An der Aderhaut zeigte sich besonders Quellung 
der Suprachorioidea, in der Netzhaut war das Stützgewebe stark hypertrophisch 


— 268 — 


bei Schwund der nervösen Elemente. Ueberall fanden sich zahlreiche Bacillen- 
herde. An den Nerven war bemerkenswerth, dass die Bacillen dieselben nicht 
nur umlagerten, sondern in das Gewebe eingedrungen waren. Im dritten Falle 
endlich war der Process noch weiter fortgeschritten. Die zerstörte Hornhaut 
zeigte nur noch Reste der Membr. Descem., die Linse war resorbirt. 

Im Allgemeinen waren die Bacillen-Haufen da am mächtigsten, wo noch 
die stärkste Neubildung von Zellen stattgefunden hatte Einzelstäbchen lagen 
fast ausschliesslich in unverändertem Gewebe. Nur in der Netzhaut werden 
auch Bacillen-Haufen ohne Ansammlung von Zellen beobachtet. 

Riesenzellen spielten bei der Resorption der Linse eine Rolle, fehlten im 
Uebrigen aber fast ganz. 

Dass einzelne Bacillen in Zellen lagen, war unverkennbar, im Ganzen 
führten die Befunde aber zu der Annahme, dass vorwiegend Lymphspalten mit 
Bacillen angefüllt waren. In Blutgefässen, insbesondere in den Endothelien, 
werden keine Bacillen nachgewiesen. 

Die Frage, ob die Bacillen in sogenannten Lepra-Zellen eingelagert waren, 
lassen die Verff. offen, da das Material nach dieser Richtung hin nicht zu ver- 
werthen war. Ebenso wenig liess sich entscheiden, ob eine ectogene oder 
endogene Infection stattgefunden hatte, die vermuthlich beide vorkommen. Da 
die Ciliarkörper besonders stark und die oberflächlichen Schichten der Augäpfel 
relativ weniger ergriffen waren, so liegt die Annahme einer endogenen Infection 
näber. Wahrscheinlich waren die Ciliarkörper zuerst afficirt, und breitete sich 
der krankhafte Process von hier nach hinten und vorn aus. 

Das Granulations-Gewebe, welches sich bei dieser maculo-anästhetischen 
Form entwickelt hatte, entsprach ganz dem der Hautknnten der tuberösen Form. 

In 2 Augen fand sich Papillitis, in dem entzündeten Gewebe fehlten aber 
Bacillen, so dass es sich schwerlich um eine lepröse Erkrankung handelte. Den 
von Trantas beschriebenen Veränderungen am Aequator des Augenbintergrundes 
stehen die Verff. skeptisch gegenüber. 


5) Untersuchungen über das Sehen der Schielenden, von Dr. Alfred 
Bielschowsky, Privatdocent und Assistent an der Univers.-Augenklinik 
zu Leipzig. 

Die umfangreiche Arbeit ist für ein kurzes Referat wenig geeignet, da 
die Wiedergabe der eingehenden und vielseitigen Versuche einen zu breiten 
Raum einnehmen und die kritische Besprechung der nicht immer eindeutigen 
Versuchs-Resultate in stark abgekürzter Form kaum verständlich sein würden. 
Ref. muss auf die Arbeit selbst verweisen und sich damit begnügen, einzelne 
Ergebnisse der Untersuchungen mitzutheilen, wobei er sich eng an den Wortlaut 
des Originals anschliesst. 

Bei der Untersuchung eines Schielen sind zwei Hauptfragen zu beantworten: 

1. Localisirt er die Bilder des Schiel-Auges in Bezug auf die des führenden 
Auges (relative Localisation) nach dem normalen Modus oder nicht, und wie 
localisirt er sie in Bezug auf seinen Körper (absolute Localisation)? 

2. Nimmt das Schielauge einen Antheil am Aufbau des Sehfeldes und 
worin besteht derselbe? 

Zur Bestimmung der relativen Localisation benutzte Verf. nach dem Vor- 
gange Tschermak’s vorzugsweise das Studium der Nachbilder ‘Glühlicht). 

Die absolute Localisation wurde nach Hering dadurch ermittelt, dass im 
Dunkelzimmer ein Glühlämpchen langsam von der einen zur andern Seite be- 
wegt wurde. Der Patient hatte anzugeben, wann ihm das Lämpchen bei ge- 


— 2689 — 


öffneten beiden Augen und bei wechselndem Verschlusse des einen oder andern 
Auges gerade vor dem Kopfe zu liegen schien. 

Für die Bestimmung des Antheils des Schiel-Auges am Sehact wurde vor- 
zugsweise das Stereoskop und das Haploskop mit grossen charakteristischen 
Combinationsbildern benutzt. 


Für die Prüfung auf binoculare Tiefenwahrnehmung diente der Hering’sche 
Fallversuch, wobei der Fixationspunkt — nach Hering — um den Betrag 
des halben Schielwinkels seitwärts gelegt wurde, so dass das Bild der möglichst 
nahe der Medianebene fallenden Kugel beiderseits auf gleich excentrisch 
gelegene Stellen der Netzhaut fiel. Unocular wurde der Fallversuch nie be- 
standen. 

Die Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen: 

Es giebt Schielende mit ungestörter Correspondenz und andre mit anomaler 
Beziehung der Netzhäute. 

Das Sehfeld des Schielenden wird in einer Reihe von Fällen nur aus dem 
Bilde des führenden Auges, in andern Fällen aus gesonderten Antheilen beider 
Augen aufgebaut, oder endlich es besteht normales, binoculares Sehen. Man 
muss annehmen, dass die Eindrücke des Schiel-Auges häufig eine mehr oder 
minder ausgeprägte Hemmung erfahren. 


Sowohl beim periodischen als auch beim permanenten Schielen tritt aus un- 
bekannten Ursachen öfters neben der erworbenen anomalen die normale, auf an- 
geborener Correspondenz beruhende Localisations-Weise hervor. Unter Umständen 
sieht man als Ausdruck von zwei gleichzeitig bestehenden verschiedenen 
Localisationsweisen unoculare Diplopie bezw. binoculares Dreifachsehen. 


Bei anscheinend gleichgearteten Fällen beobachtet man theils anomale Be- 
ziehungen der Netzhäute, theils ungestörte Correspondenz. Durch Correctur 
der Schielstellung können Fälle mit ausgesprochener anomaler Correspondenz 
normales Binocularsehen gewinnen. In den Fällen mit anomaler Beziehung der 
Netzhäute tritt nach der Operation Doppeltsehen nur vorübergehend auf. War 
die Correspondenz ungestört und wurde nicht doppelt gesehen, so bleibt an- 
scheinend nach der Operation das Doppeltsehen auch dann aus, wenn binoculare 
Einstellung nicht erreicht ist. 

Die anomale Correspondenz ist der Ausdruck der Anpassung an intra 
vitam entstandene veränderte Verhältnisse; die normale Correspondenz ist an- 
geboren und geht nie ganz verloren, sondern kann unter Umständen nach 
Jahren wieder hervortreten. Die Unbeständigkeit und Variabilität des anomalen 
Systems zeigen, dass in der Anlage desselben principielle Unterschiede gegen- 
über der normalen Correspondenz bestehen, welche die Annahme einer ange- 
borenen Grundlage für die letztere geradezu als ein unabweisbares Postulat 
erscheinen lassen. 

Somit ist der Sehact der Schielendan keine Stütze der empiristischen 
Lehre, sondern im Gegentheil ein Argument für die nativistische Theorie. 

| Scheer. 


II. Die ophthalmologische Klinik. 1900. Nr. 6—13. 
1) Die Tuberculose der Hornhaut, von Hilbert. 
Der Fall betrifft eine an Lupus der Stirnhaut leidende Frau. Auf der 
einen Hornhaut ein linsengrosses Geschwür von eigenthümlichem Aussehen, das 
am besten mit der Keratomalacie der Neugeborenen zu vergleichen war. Deck- 


— 270 — 


glas-Präparate von Material aus dem Geschwürs-Grunde ergeben neben Staphylo- 
coccus Tuberkelbacillen. Heilung unter Atropin und Jodoform. 


2) Abgekapselter Hydrops des Tenon’schen Raumes, von Lagrange. 
Im vorliegenden Falle war die Orbitalcyste mit einem Sehnerventumor ver- 
wechselt worden. Die gewählte Operationsmethode war ohne Nachtheil für den 
Patienten. 
3) Ueber Subconjunctivitis rheumatica, von Mitsigasu Inouye. 
Mittheilung zweier Fälle von circumscripter Episcleralhyperämie in der 
Nähe des äusseren Augenwinkels mit heftigen Schmerzen. Heilung durch eine 
einzige Dosis von Natr. salicyl. — Der eine Fall trat im Verlauf einer Er- 
kältung auf, während der andre eine Complication der Polyarthritis rheumatica 
darstellte. 
4) Fall von sympathischer Ophthalmie, complicirt durch entzündliches 
Primärglaucom, von Alexander. 
Ausbruch der sympathischen Entzündung nach zwei regelrecht angelegten 
Iridectomien an einem glaucomatösen Auge. Mikroorganismen wurden in dem 
enucleirten Bulbus nicht gefunden. 








5) Sinusitis ethmoido-frontalis in Folge einer durch Dacryocystitis 
hervorgerufenen Zellgewebs-Entzündung der Orbita, von Antonelli. 
6) Die Augen-Analgetica und insbesondere das Dionin, von Darier. 
Ohne die Wirkungsweise des Dionin erklären zu wollen, sieht Verf. in ihm 
ein kräftiges Analgeticum, das den Kliniker in den Stand setzt, für lange Zeit 
selbst die heftigsten Schmerzen in Fällen von Iritis, Iridocyclitis, Ulcus, Kera- 
titis und Glaucom zu unterdrücken und zu beseitigen. 





7) Zur Kenntniss der kleinen tuberkelähnlichen Knötchen bei Epi- 
skleritis bezw. Skleritis, von Vossius. 
Wie schon aus der Ueberschrift hervorgeht, haben die in Rede stehenden 
Knötchen nach des Verf.’s Ansicht nichts mit Tuberculose gemein. 


8) Ein Fall von Enophthalmus traumaticus, von Daulnoy. 

Die Verletzung bestand in einem Hufschlage. Der Enophthalmus selbst 
kam durch Vergrösserung der Orbitalhöhle und Verringerung des retrobulbären 
Polsters zu Stande. 


9) Weitere Bemerkungen über die Augen-Analgetica und insbesondere 
über das Dionin, von Darier. 


10) Ueber die Jequirity-Behandlung, von Masselon. 

Verf. empfiehlt von Neuem das Jequirity zur Hervorrufung einer Entzün- 
dung, um eine pannöse Hornhaut aufzuhellen. Die beste Anwendungsweise, 
welche eine hinreichend genaue Dosirung gestattet, ist, frisch zubereitetes und 
entfettetes, feingepulvertes Jequirity mittels eines Pinsels auf die Conjunctiva 
palpebralis aufzustreuen, wie es bei der Anwendung von Calomel geschieht. 
Der Kranke befindet sich in liegender Stellung, die Lider werden umgeklappt 
und die Uebergangsfalten einander so weit genähert, dass nichts von dem 


== p = 


Pulver die Cornea treffen kann. Das Pulver bleibt bis zu fünf Minuten auf der 
Bindehaut und wird sodann durch einen feuchten Wattebausch sorgfältig entfernt. 


11) Die Vernähung der Lider nach Star-Operationen, von Jaqueau. 
Verf. verwendet Silberdraht, der vor der Operation durch die Lider ge- 
führt und nachher zusammengedreht wird. 


12) Iritis gonorrhoica, von Del’ Castillo. 
Die Krankheit verlief unter dem Bilde einer Iritis serosa und heilte ohne 
Hinterlassung von Synechien. 


13) Validol bei Scotoma scintillans, von Neustätter. 

Verf. rät bei jedem Fall von Flimmer-Scotom, der anderen Mitteln nicht 
weicht, einen Versuch mit Validol zu machen. Das Mittel hat keine üblen 
Nebenwirkungen und wird vortheilhaft im Anfall zu 20 Tropfen auf Zucker 
genommen. 


14) Fungös-hämorrhagische Iridocyclitis in Folge von Depression 
einer Cataracta senilis, von Jatropoulos. 


15) Ueber den Nebennieren-Extract in der Augenheilkunde, von Darier. 
16) Casuistische Beiträge, von Jocgs. 

Mittheilung eines Falles von Embolie der Arteria centralis retinae bei 
einem &1/,jährigen Kinde, sowie eines Falles von hartem Schanker am äussern 
Lidwinkel bei einem 28 Monate alten Kinde. Endlich wird über die rasche 
Heilung einer alten Episcleritis durch Massage mit gelber Salbe berichtet. 

Moll. 


II. Archivio di Ottalmologia von Angelucci. 1900. Januar— Februar. Fasc. 7 —8. 
1) Eine besondere Form von Lid-Cysten, von Sala. (Klinik von Prof. 
Gallenga.) 

Eine 41jährige hatte seit 8 Jahren beiderseits am äussern Augenwinkel 
in der Cutis einen kleinen Tumor, welcher rechts bis zur Grösse einer Hasel- 
nuss, links einer Erbse gewachsen war. Der Tumor war etwa 2 mm entfernt 
von der äussern Lidcommissur und betheiligte eine kleine Strecke der Cutis 
des Unterlides etwa 3mm vom Lidrande entfernt. Haut darüber verdünnt, 
nicht verschieblich.. Bei der Exstirpation stellte sich heraus, dass die Cyste 
am rechten Auge mehrfächrig war, indem durch Verletzung eines Hohlraums das 
helle, leicht gelbliche Serum zum Theil ausfloss. Die bedeckende Haut-Schicht 
ist stark gefaltet, die in den unregelmässigen, faltigen Einsenkungen sich be- 
rührenden, zum Theil verdickten Epithelien sind stellenweise verklebt. Die 
Hauptcyste, sowie die kleineren Nebencysten haben 3—4schichtiges Epithel, 
dessen tiefste Zellen cubisch, während die oberflächlichen fast kugelig sind. 
Stellenweise ist das Epithel von gelbem Detritus bedeckt, welcher sich nicht 
färbt. Die innere Cysten-Oberfläche hat zottenartige Hervorragungen aus Binde- 
gewebe, das auch Faserbündel des Musc. orbicularis enthält. Der Detritus ist 
aus dem Zerfall der Epithelzellen hervorgegangen. Verf. kommt zu dem Schlusse, 
dass die Cysten aus Faltungen der Haut entstanden sind, deren Epidermis-Ober- 
flächen verwachsen sind. Derartige Cysten sind an anderen Stellen der Haut 
mit Sicherheit nachgewiesen worden. 


— 272 — 


3) Ueber die Therapie der Netzhautablösung, von Mazzoli. 

Verf. erhielt von subconjunctivalen Chlornatrium-Injectionen (je eine Spritze 
von 2°, Lösung, alle 3—5 Tage) auffällige Besserung der Sehschärfe, sowie 
Erweiterung des Gesichtsfeldes mit entsprechender Wiederanlegung der Retina, 
mitunter schon nach 24 Stunden, auch nach 2—3 Tagen. Es wurde auch 
mit der Concentration der Lösung bis auf 4°/, gestiegen, und Verf. erhielt 
mit stärkerer Lösung in Fällen gutes Resultat, wo die schwächere wirkungslos 
war. Er folgert hieraus, dass die Art der therapeutischen Einwirkung nicht 
auf localer Revulsion, auf Beschleunigung des Lymphstromes im Auge, sondern 
auf einer modificirenden Wirkung auf das subretinale Exsudat beruhe, welches 
zur Resorption geeignet gemacht werde. Die Chloride der schweren Metalle 
mumificiren die Gewebe, während die der Alkalien vorzugsweise fettige Degene- 
ration der Gewebe hervorrufen. Der Biter enthält Alkali-Salze, -NaCl fehlt 
hingegen in den Exsudaten und Neubildungen, welche, wie z. B. der 'Tuberkel, 
nicht einer Rückbildung entgegen gehen, ist dagegen andrerseits reichlich in 
solchen Exsudaten vertreten, welche auf dem Wege der Resorption sich be- 
finden, deren Fibrin coagulirt ist und schleimige Metamorphose eingeht, und 
deren Zellen fettig degeneriren und zerfallen. Es darf daher von den Kochsalz- 
Injectionen nur in diesem Sinne Nutzen erwartet werden; sie werden bei Sklero- 
choroiditis posterior mit Myopia progressiva den Zustand wenig ändern. 


3) Panophthalmitis durch Diplokokken-Auto-Infection, von Axenfeld. 

Malfi beschrieb einen solchen Fall, aber schon vor ihm beobachtete 
Herrnheiser (1894) Verf. u. A. solche Auto-Infoction.e Da der Pneumo- 
coccus iu seiner Virulenz sehr wechselt, kommen auck benigne Fälle vor, z. B. 
mit kleinen Herden wie bei einer Chorioiditis dissem. oder der Retinitis albu- 
minurica. Verf. wendet sich auch gegen die von Malfi ausgesprochene Ansicht, 
dass Panophthalmitis ohne Infection (frische metastatische, aseptische Suppuration) 
möglich sei, indem hierbei stets Localisation von Mikroorganismen nöthig sei. — 
Dass in etwa !/, der Fälle von metastatischer Ophthalmie diese Affection 
bilateral ist, obwohl im übrigen Gebiete der Carotis keine Metastasen sich 
finden, hat seinen Grund in der Enge der Capillaren der Retina und Chorioidea, 
sowie in der grossen Empfindlichkeit der Retina gegen Circulationsstörungen 
(z. B. Retinitis septica, Roth). 


4) Untersuchungen über die Pupillenbewegung, von Angelucci. 

(Schluss.) 

‚Betreffs der Pupillen-Dilatatoren ergab ein Versuch beim curarisirten Hunde, 
dass nach Durchschneidung des vordern und hintern Astes der Ansa Vieussenii 
Reizung des centrifugalen vordern Stumpfes Dilatation der gleichseitigen Pupille, 
Reizung des peripheren hintern Stumpfes gar keinen Effect, Reizung des cen- 
tralen Stumpfes beider Aeste leichte reflectorische Dilatation beider Pupillen 
bewirkte. Reizung des Vagus brachte starke Dilatation der Pupille und Exoph- 
thalmus hervor. | | 

Reizung der Nervi ciliares longi bei der Katze ergab starke Pupillen- 
Dilatation, welche auf der Seite des Bulbus begann, an der der gereizte Nerv 
verlief. (Auch elektrische Reizung eines beschränkten Punktes der Sklera hat 
Dilatation der Pupille zur Folge, welche am stärksten in dem Sector ist, welcher 
dem gereizten Punkte entspricht.) Nach Durchschneidung des Nervus ciliaris 
zeigte sich, dass nur Reizung des peripheren Stumpfes die Pupillen-Dilatation 
erzeugte. Die des centralen Stumpfes brachte nur unsichere Dilatation hervor. 


— 273 — 


Nach dieser Durchschneidung war die Pupille leicht erweitert; diese Dilatation 
nahm bei Reizung des Gangl. cervic. sup. nur wenig zu. Sogleich nach Exstir- 
pation des letzteren blieb die Pupille unverändert, verengerte sich aber darauf 
etwas und zwar war die Verengerung unregelmässig, stärker auf der Seite der 
Pupille, welche dem durchschnittenen Ciliarnerven entsprach. Wurde nun der 
Vagus gereizt, so übte dies mehrmals gar keinen Effect aus, andre Male er- 
weiterte sich die Pupille leicht. Ganz ebenso war die Wirkung der Ischiadicus- 
reizung. — Bei einer zweiten Katze erhielt Verf. bei galvanischer Reizung 
eines N. cil. longus Verengerung der Pupille.e Nach Durchschneidung des 
letzteren zeigte sich, dass nur Reizung des peripheren Stumpfes diese Wirkung 
hatte. — Dieser Widerspruch klärt sich anatomisch auf. Bei 2 Katzen erwies 
genaue Präparation der Orbitalnerven, dass bei der einen die 2 vorhandenen 
Nn. cil. longi direct vom Trigeminus ausgingen, aber auf ihrem Verlaufe einen 
Ast von Ganglion ciliare erhielten, bei der andren beide Nn. cil. longi von 
letzterm Ganglion sich abzweigten. Verf. betont noch, dass die Theorie von 
Franck unrichtig ist, wonach centripetale Reizung der langen Ciliarnerven im 
Ganglion ciliare active Pupillendilatation auslöse. Diese könnte höchstens passiv 
sein, eine Hemmungswirkung auf die irido-constrictorischen Neurone des 
Ganglions. 

Experimente über die Hirnrinde und über Nicotinwirkung. Beim Huhne 
setzt Reizung der Hirnrinde einer Seite Pupillenverengerung auf der andern 
Seite. Auch während der Vergiftung mit Nicotin bleibt dieses Phänomen un- 
verändert. Durch diese Vergiftung selbst verengert sich übrigens bekanntlich 
die Pupille stark. Beim Hunde erhielt Verf. bei schwacher Reizung der Hirn- 
rinde in keinem Punkte Pupillenbewegungen, ausser in der vordren Windung 
des Gyrus sigmoideus, da wo die innern ?/, mit dem äussern Drittel zusammen- 
stossen. Hier erhielt er bei schwacher Reizung leichte Dilatation, welcher eine 
leichte, rasch verschwindende Verengerung voranging. Bei stärkerer Reizung 
erfolgte stärkere Dilatation ohne vorangehende Constriction. Bei sehr starken 
Strömen erzielte er epileptiformen Anfall und maximale Pupillendilatation an 
jeder Rindenstelle. 

Das Ganglion cervicale superius wurde beim Kaninchen und Hunde mit 
einer 1°/, Nicotinlösung befeuchtet. Sofort verengte sich die Pupille, und auch 
Reizung des Hals-Stranges vermochte sie nicht mehr zu erweitern, auch fiel 
sofort die Nickhaut vor. Bei Instillation der Nicotin-Lösung in den Conjunc- 
tival-Sack, wie bei Injection in die Orbita, trat erst leichte Miosis und Vorfall 
der Nickhaut, dann Mydriasis ein. Die Miosis war beim Kaninchen stark, 
deutlich beim Affen, vorübergehend beim Hunde. Beim Kaninchen waren sehr 
starke Nicotin-Dosen nöthig, um Mydriasis zu erreichen. Viel leichter trat 
Mydriasis beim Hunde ein. Auf der Seite, wo der Sympathicus des Halses 
durchschnitten war, trat schwieriger Mydriasis ein und war von kürzerer Dauer. 
Auch die bei Nicotin-Installation eintretende Miosis war stärker auf der Seite 
der Sympathicus-Durchschneidung. Bei Injection in die Orbita erfolgten die 
Erscheinungen auf beiden Augen nebst Tetanus der Extremitäten. Das Nicotin 
lähmt die sympathischen Zellen, somit das Gangl. cerv. sup., aber auch flüchtig 
die Sphinkter-Action. Die Wirkung des Nicotins erstreckt sich auch auf das 
Ganglion ciliare, wofür namentlich die Experimente an Vögeln den Beweis liefern, 
und ist offenbar verschieden bei Vögeln und Säugethieren. — Verf. besteht 
nun namentlich auf folgendem Punkte: Atropin bewirkt bei exstirpirtem Ganglion 
cervicale sup. nie maximale Mydriasis, wohl aber Instillation von Nicotin 
(beim Hunde). Bei dieser Nicotin-Mydriasis ist der Lichtreflex der Pupille 

18 


— 274 — 


aufgehoben, kehrt aber auf der Seite des exstirpirten Ganglion cervicale früher 
zurück, als auf der gesunden, sowic auch die maximale Mydriasis eher auf der 
gesunden Seite entsteht; — beides erklärt sich aus der Aufhebung der dilata- 
torischen Action des Sympathicus. Er betont nun, dass die mydriatische 
Wirkung des Nicotins bei durchschnittenem Sympathicus absolut unerklärlich 
sei bei der Annahme, dass der letztere einen Musculus dilatator als Antago- 
nisten des Sphincter innervire. 

Verf. liess ferner durch seinen Assistenten, Dr. Lodato, die Veränderungen 
des Ganglion ciliare untersuchen, welche nach Durchschneidung einer seiner 
3 Wurzeln sich herausstellen. a) Nach Abtragung des Gangl. cervic. sup. ist 
der grösste Theil der grossen Ganglienzellen geschwollen, ihre Chromatin- 
schollen nicht gut begrenzt, sondern das Protoplasma stellenweise gleichmässig 
diffus gefärbt. In andern Zellen sind die Chromatinschollen in feine Körnchen 
zerfallen. Der Zellkern ist mitunter an die Peripherie gedrängt, oft ganz ver- 
schwunden. Die kleinen Zellen des Gangl. cil. sind ebenso wie die aus dem 
Ganglion austretenden Nervenstämmchen normal befunden worden. b) Nach 
Durchschneidung des N. oculomotorius sind die grossen Zellen fast alle normal, 
die wenigen kleinen hingegen haben ihre Chromatinpartikeln verloren, werden 
von Thioxin diffus gefärbt. Ciliarnerven normal. c) Nach Abtragung des 
Ganglion Gasseri erscheinen viele grosse Zellen des Ganglion ciliare alterirt und 
zwar in andrer Weise, als bei Sympathicus-Durchschneidung. Sie zeigen näm- 
lich eine meist peripher beginnende Zone, in der das Chromatin vollständig 
fehlt, während die übrige Zelle normal aussieht. Viele Zellen sind in weiter 
vorgeschrittener, vollständiger Chromatolyse, mitunter nebst Vacuolenbildung im 
Protoplasma. Der Kern liegt immer peripher. — Verf. kommt zu folgenden End- 
resultaten seiner Arbeit: 

1. N. oculomotorius: Ein corticales Centrum der Pupillen-Verengerung kennt 
man nicht. Der Edinger-Westphal’sche Kern vermittelt die Reflex-Verengerung 
auf Lichteinfall. Es besteht ein Tonus des Oculomotorius, sonst müsste in der 
Finsterniss maximale Mydriasis eintreten. Das von jenem Kerne ausgehende 
Neuron endigt im Ganglion ciliare, was theils anatomisch, theils durch die nach 
Durchschneidung des Oculomotorius auf dies Neuron beschränkte Entartung 
bewiesen ist (Lodato). Reizung dieses Neurons verengert nicht die Pupille, 
wenn nicht das Ganglion ciliare, d. h. das zweite pupillenverengende Neuron 
mitgereizt wird. Verf. vermuthet ferner, dass mit den von H. Müller im 
Musc. ciliaris beschriebenen Ganglienzellen, welche als sympathische aufzufassen 
Sind und die Action des Muskels und mit dieser auch die Pupillenbewegung 
beeinflussen, ein drittes pupillenverengerndes Neuron gegeben sei. Wichtig ist, 
dass Mydriasis durch Beeinträchtigung des 2. Neurons, also ohne Schädigung 
des Oculomotoriusstammes (z. B. durch Nicotin) entstehen kann. Die Mydriasis 
in Folge von sensibler Reizung, sowie von corticaler Reizung kommt durch 
Hemmungswirkung auf das cerebrale Neuron zu Stande. Ebenso die asphyk- 
tische Mydriasis, welche nicht, wie Braunstein will, zugleich durch Reizung 
des Sympatbicus durch das dyspnoische Blut entsteht, da sie auch bei Sym- 
patbicus-Durchschneidung in derselben Weise erfolgt. 

2. Trigeminus: enthält weder dilatatorische, noch constringirende Fasern. 
Effecte auf die Pupille bei elektrischer Trigeminusreizung sind Wirkungen durch 
Stromschleifen auf das Ganglion ciliare. Daher erfolgt beim Hunde und Kanin- 
chen Pupillenverengerung, bei der Katze Erweiterung. Beim Kaninchen sind 
die Zellen des Ganglion ciliare bipolar wie die der Intervertebralganglien, beim 
Hunde sind gleichzeitig sympathische Zellen vorhanden, bei der Katze nur die 


— 27595 — 


letzteren. Der erste Trigeminus-Ast enthält Sympathicusfasern, seine Durch- 
schneidung hat daher Einfluss auf die Gefässwände der Iris, aber die so ent- 
stehende Miosis ist nicht maximal. Die im weiteren Verlaufe nach dieser 
Durchschneidung fortdauernde Miosis ist Folge der schweren Ernährungsstörungen 
der Iris, wobei die Gefässe im Gegentheil verengert sind. 

3. Halssympathicus: Die Ganglien längs des Sympathicus verstärken 
die Wirkung des letzteren, daher wird die durch Exstirpation des obersten 
Halsganglions producirte Miosis nach Abtragung des mittleren und unteren 
Ganglions stärker und dauerhafter. Der vasomotorische Einfluss des Sym- 
pathicus auf die Entstehung “der Miosis ist ganz belanglos. Verf. schreibt der 
Gewebs-Elasticität eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Mydriasis zu. 

4. Mechanismus der Pupillenbewegung: Verf. hält denselben für 
identisch mit den vasomotorischen Erscheinungen. Bei den Gefässen ist es 
noch nicht entschieden, ob in den sympathischen Bahnen verengernde und er- 
weiternde Fasern vorhanden sind, Thatsache ist nur, dass je nach der Stärke 
der Reizung Gefässverengerung oder Erweiterung eintritt. Nach Luciani ist 
die glatte Muskulatur ebenso activ bei der Constriction wie bei der Dilatation, 
bei welch letzterer das Sarcoplasma sich ausdehnt. Der Metabolismus der 
Muskelelemente ist eben ein doppelter, ein catabolischer und ein anabolischer, 
und a priori besteht, wie Förster sagt, kein Grund anzunehmen, dass nicht 
beide durch nervösen Impuls eingeleitet werden. Verf. meint nun, dass der 
Sympathicus auf die pupillenverengernden Neurone einen antagonistischen Ein- 
fluss ausübt. Wenn das erste Neuron, das mächtigste, ausser Action gesetzt 
wird (Durchschneidung des Oculomotorius-Stammes), so haben die dilatatorischen 
Kräfte das Uebergewicht über den Tonus der zwei übrigen pupillenverengernden 
Neurone. Elektrische Reizung des Halssympathicus bewirkt dadurch maximale 
Mydriasis, dass sie wie Nicotin die Action des 2. und 3. Neurons aufhebt, ganz 
so wie Vagusreizung die Thätigkeit der sympathischen Herzganglien unterdrückt. 


Fasc. 9—10. (März—April.) 
1) Einfluss des Pupillendurchmessers auf Farbenempfindung, von 
Magnani. | 
Verf. stellte Versuche an, um die Quantität jeder Farbe zu bestimmen, 
welche bei verschiedener Pupillenweite eben wahrnehmbar ist. Er stellt 
weitere Versuche in Aussicht. 


2) Die physiologischen Veränderungen der Retina durch Licht und 
andere Einflüsse, von Lodato. 
Verf. giebt in diesem Hefte zunächst einen historischen Ueberblick über 
die bereits gemachten Untersuchungen. Peschel. 





IV. La Clinique Ophtalmologique. 1900. Nr. 5—12. 
(Die bereits in der deutschen Ausgabe angeführten Arbeiten bleiben unberücksichtigt.) 
1) Technique opératoire de la résection du ganglion supérieur du 
grand sympatique cervical, par Faure. 
Im Original nachzulesen. 
2) Suture épisclórale dans lopération du pterygion, par Terson. 
Verf. führt den die Conjunctivalwunde verschliessenden Faden durch die 
oberflächlichste Schicht der Sklera, um die Narbe fester und unverschieblicher 
zu gestalten. 


18* 


— 276 — 


2) Cryptophtalmos consécutif à l’Erysipele, par Santos Fernandez. 

In dem gänzlich zerstörten Gesicht eines Negers sind überhaupt nur zwei 
Oeffnungen zu sehen: Nase und Mund. Die Augenhöhlen sind verschwunden 
und die Lider narbig mit einander verwachsen. Syphilis liegt nicht vor. 


3) Des changements brusques de la réfraction oculaire dans le 
diabète sucré, par Sourdille. 
Mittheilung eines Falles von Manifestation bisher latent gewesener Hyper- 
metropie im Verlauf von Diabetes. — Ausser dieser Beobachtung hat Verf. 
nur noch zwei gleiche Fälle in der Literatur auffinden können. 


4) Kyste epithöliaux de la conjonctive, par de Savigerie. 


5) Quelques cas cliniques, par Jocqs. 

Mittheilung eines Falles von syphilitischem Primäraffect des Lides bei 
einem Kinde; Heilung einer alten Episkleritis durch Massage mit gelber Salbe. 
6) Kyste hydatique de l’orbite, par Isola. 


Es handelte sich um eine einheitliche Cyste, welche keinen der charakte- 
ristischen Haken enthielt. 


7) Trois foyers de choroidite (tuberculesP) perimaculaires guéris par 
les injections sous conjonctivales de CyHg, par Daulnoy. 
Dass es sich um eine tuberculöse Chorroiditis gehandelt hat, ist nur eine 
Vermuthung des Verfassers. Er sieht in dem Falle eine neue Stütze für den 
therapeutischen Effect der subconjunctivalen Injectionen. Moll. 


V. Archives d’ophtalmologie. 1900. März--Juni. 


1) Le chancre syphilitique de la conjonctive bulbaire, par Sourdille. 
Verf. bespricht Diagnose, Behandlung und pathologische Anatomie des 

Primäraffects auf der Bindehaut des Augapfels und stellt ausser einer persön- 

lichen Beobachtung noch 12 andre aus der Literatur gesammelte zusammen. 


2) Tumeurs épithéliales de la cornée, par Kalt. 

Die Mittheilungen über epitheliale Neubildungen, die ihren Sitz und Aus- 
gangsort ausschliesslich in der Hornhaut haben, sind so ausserordentlich selten, 
dass es schwer ist, sie vom klinischen Standpunkte in ein System zu bringen. 
In anatomischer Beziehung unterscheidet Verf. wahre Epitheliome, Papillome 
und einfache Hypertrophien des Epithels. 


3) Recherches sur le développement des voies lacrymales chez 
Phomme et chez les animaux, par Stan culeaun. 
Dje Studie des Verf.’s erstreckt sich auf Embrya von Schaf, Schwein, 


Huhn und Kaninchen. Vom Menschen kamen Embrya jeden Alters zur Be- 
obachtung. 


4) Des voies d’ölimination des liquides intra-oculaires hors de la 
chambre antérieure et au fond de l’oeil, par Nuel et Benoit., 
Beim Menschen, Hund, Katze und Huhn wird der weitaus grösste Theil 

des Humor aqueus in der Vorderkammer ausgeschieden. Nur beim Kaninchen 


— 217 — 


verlässt ein ansehnlicher Theil der Flüssigkeit das Auge durch den Sehnerven 
entlang der Centralgefässe. 

Beim Menschen verlässt der grösste Theil des Kammerwassers das Auge 
durch den Schlemm’schen Canal, ein geringerer wird von der Vorderfläche der 
Iris aufgenommen, und zwar durch Stomata, die namentlich im Pupillar- und 
peripheren Theil gelegen sind. Von hier vertheilt er sich durch das inter- 
stitielle Gewebe und gelangt in die Venen der Iris auf dem Wege durch die 
Capillaren. 

In vorgeschrittenen Stadien des Aapa hichen Glaucoms sind die Ausfuhr- 
wege mehr oder weniger verlegt. Dagegen vermag die Vorderfläche der Iris 
in gewissen Formen von Secundärglaucom noch zu absorbiren, jedoch in ver- 


langsamter Form. Eine vicariirende Ableitung durch den Sehnerven findet 
nicht statt. 


5) Prolifération connective post-hémorrhagique ou reliquats hyaloi- 
diens? Colobome central, par van Duyse. 


6) Recherches sur lanatomie et la pathologie des voies lacrymales 
chez ladulte et le nouveau-né, par Rochon-Duvigneaud. 

Verf. hat es sich hauptsächlich angelegen sein lassen, den Thränennasen- 
gang von Föten und Erwachsenen in Longitudinal-Schnitten zu studiren. Durch 
Aneinanderreihen dieses bekommt man ein vollständiges Bild des Verlaufes der 
Thränenwege und zugleich eine sehr werthvolle Bereicherung und Ergänzung 
der schon vorher durch Section, Corrosion oder Injection erhaltenen Resultate. 


7) Contribution à lótude des kystes de Piris, par Lagrange. 


Mittheilung zweier Fälle von Iris-Cysten; die eine war eine traumatische, 
die andre angeboren. 


8) De l’exenteration ignde dans la panophtalmie, par de Lapersonne. 

Die methodische Zerstörung durch den Thermokauter aller eitrigen Theile 
des inneren Augapfels nach kreuzweiser Spaltung der Hornhaut ist in allen 
Fällen von Panophthalmie angezeigt. Das Glüheisen wirkt nicht nur durch 
Zerstörung der Uvea, von der die Eiterung ausgeht, sondern auch durch 
strahlende Hitze und sterilisirt sozusagen die Gewebe der Orbita. Die Schmerzen 
verschwinden sofort und der Erfolg ist die Bildung eines kleinen regelmässigen 
Stumpfes, der das Tragen einer Prothese leicht ermöglicht. — Verf. glaubt, 
dass die obige Behandlung stets der Enucleation und Exenteration vorzuziehen sei. 


9) Lipomes et dermo-lipomes sous-Conjonctivaux, par Lagrange. 
Mittheilung von drei Fällen. 


10) L’insomnie due aux troubles de röfraction, par Trousseau. 


11) Moyens d’explorer par l’ophtalmoskope — et par transluciditö — 
la partie antérieure du fond oculaire, le cercle ciliaire y compris, 
par Trantas. 

Verf. combinirt die Untersuchung im aufrechten Bilde mit einem Finger- 
druck auf die Ciliargegend, die er der Untersuchung zugänglich machen will. 
Vorbedingung ist Mydriasis und vortheilhaft Cocain-Anästhesie. Aut dieselbe 
Weise macht er sich die Firsten der Ciliarfortsätze der schiefen Beleuchtung 


— 2708 — 


zugänglich. Namentlich gelingt das Verfahren bei jugendlichen weichen Augen, 
in denen ein deutliches Hineinragen der Ciliarfortsätze im Augeninnern durch 
den Fingerdruck erreicht werden kann. 


12) Nouvelle pince à plaque pour l’operation du trichiasis, par 
Didikas. 
Im Wesentlichen eine Desmarres’sche, aber verschiebbare Pincette. 
Moll. 


VI. Annales d’oculistique. 1900. März —Mai. 
1) Les théories de l’accommodation, par Dianoux. 


2) Traitement du ptosis congénital par lə procédé də Motais, par 
Dianoux. 
Das Princip besteht in der Vereinigung des Tarsus mit dem Rectus superior, 
ohne letzteren in seiner Function zu stören. Der kosmetische Erfolg war im 
mitgetheilten Falle ein guter. 


3) Póricystite gangréneuse, par Veillon et Morax. 

Es wurden in dem Falle ausser Streptococcus pyogenes noch zwei anaërobe 
Bakterien isolirt, von denen der eine noch nicht beschrieben ist. Letztere 
beiden haben nach Ansicht der Verff. der Krankheit ihren gangränösen 
Charakter aufgeprägt. 


4) Les délires post-opératoires en ophtalmologie, par Fromaget. 

Verf. ist der Ansicht, dass die postoperativen Delirien nicht durch das 
Verbinden der Augen zu Stande kommen, sondern durch eine Autointoxication, 
welche durch mangelnde Urin- und Stuhlentleerung zu erklären ist. 


5) Troubles visuels et ophtalmoscopiques d’origine cardiaque, par 
Valude. 
Der Spiegelbefund bestand in sehr stark geschlängelten Venen mit sinus- 
artigen Ausbuchtungen. 


6) Un cas de retard de cicatrisation de la plaie cornéenne chez un 
opéré de cataracte, par Querenghi. 


7) 8ur la conjonctivite a pneumocoques, par Halle. 

Es handelt sich um zwei Fälle von Inoculation pneumokokkenhaltiger 
Secrete ins Auge eines Arztes und einer Wärterin. 

8) Hysterotraumatismes oculaires, par Borel. 

Die vielfachen hysterischen functionellen Störungen am Auge werden in 
ihrer Pathologie und Diagnose eingehend besprochen, da sie noch vielfach ver- 
kannt werden, um so mehr, als sie häufig das einzige Symptom der Hysterie 
darstellen. 


9) Contribution à l’etude des kystes dermoides de l’orbite, par 
Lagrange. 


— 2719 — 
10) La tumeur prelacrymale et son traitement, par Rollet. 


11) Étude sur le traitement des lésions de l'appareil lacrymal par 
l’ölectrieite, par du Gourlay. 

Verf. benutzt die Elektricität in folgenden zwei Formen: 

Den faradischen Strom von geringer Intensität zur Elektrolyse von Narben, 
Strieturen, zur Erweiterung des Sackes, sowie bei Catarrh der Thränenwege. 
Zur Kaustik gelangt derselbe Strom von grösserer Intensität zur Anwendung. 
Den faradischen Strom benutzt Verf. zur Simulirung der in Betracht kommenden 
Muskulatur. 


12) Un appareil simple pour mesurer l’amplitude de l’accommo- 
dation, par Nicolai. 


13) Cataracte familiale congönitale, influence de la consanguinits et 
de l’hereditö nevropathique, par Pisenti. 
Zwei Kinder und ein Enkelkind der betreffenden Familie hatten congeni- 
tale Cataract. 
14) Valeur prognostique de Viritis dans la syphilis, par Trousseau. 
Verf. hat die Erfahrung gemacht, dass das Auftreten einer Iritis syphi- 
litica für die Grundkrankheit eine schlechte Prognose bedeutet. Fast immer 
folgten schwere cerebrale oder andere nervöse Manifestationen. 


15) Cellulite orbitaire consecutive & un empyöme ethmoido-frontal, 
mort rapide par meningite suppuree, par Collin et Eymeri. 
Moll. 


Vermischtes. 


1) Dr. v. Grosz in Budapest ist zum Professor ernannt. 

2) Der v. Graefe-Preis ist den Herren Prof. Hess und Bernheimer 
zuerkannt worden. 

3) S. 170, Nr. 4 lies Pihl statt Pöhl. 


Bibliographie. 

1) Ausfall der mit dem willkürlichen Lidschluss synergisch 
verbundenen Augenbewegung, von Doc. Dr. H. E. Hering in Prag. 
(Prager med. Wochenschr. 1900. Nr. 18 u. 19.) Bei einer an Pseudobulbär- 
paralyse leidenden Patientin, die die Lider willkürlich nicht zu schliessen ver- 
mochte, beobachtete Verf. ein Ausbleiben der synergischen Augenbewegung, 
wenn man sie aufforderte die Augen zu schliessen. Die oberen Lider senkten 
sich, während die Pupillen in der Lidspalte wie beim Blick nach abwärts 
standen. Fuhr man jedoch mit dem Finger gegen die Augen oder berührte 
man die Wimpern, so kam es zum Lidverschluss und die Augen gingen nach 
aufwärts. Verf. giebt eine Erklärung dieses Symptoms. Schenkl. 

2) Ueber Trachom, mit besonderer Berücksichtigung seines 
Vorkommwens in Krain mit einer Kartenskizze, von Primarius Dr. 
E. Bock in Laibach. (Wien, Verlag von Josef Šafář. 1900. 43 S.) Gestützt 


— 280 — 


auf anatomische Untersuchungen und klinische Beobachtungen, tritt Verf. für 
Trennung des Trachom und der Conjunctivitis-follicularis von einander ein. 
Das Trachom befällt die tieferen Schichten der Bindehaut, ergreift nach und 
nach alle Schichten der Lider, setzt immer Narben und zieht in einer Anzahl 
von Fällen auch die Oberfläche der Cornea in Mitleidenschaft. Das Trachom 
ist durch unmittelbare Uebertragung ansteckend, kommt sporadisch, epidemisch 
und endemisch vor und ist eine Krankheit der Familie, Waisenhäuser u. s. w. 
Je jünger man ist, desto schwerer erkrankt man an Trachom. Dürftigkeit der 
äusseren Verhältnisse und Unsauberkeit der Menschen begünstigen das Trachom. 
— Die folliculare Bindehaut-Entzündung verläuft mehr an der Oberfläche der 
Bindehaut. Die Lider-Bindehaut ist der einzig erkrankte Theil, — das übrige Lid 
und der Augapfel bleiben immer gesund, — sie heilt ohne Narben und ist 
vorwiegend eine Schulkrankheit, ergreift daher nur jugendliche Individuen. Das 
Trachom ist eine bösartige, Conjunctivitis follicularis eine gutartige Erkrankung; 
während das Trachomkorn eine in Folge des Reizes durch ein noch unbekanntes 
kleines Lebewesen entstandene Entzündung des Bindegewebes um die Lebewesen 
darstellt, ist das Korn der Conjunctiva follicularis jechtes adenoides Gewebe, 
welches theils in der gesunden Bindehaut des unteren Lides, besonders der 
Uebergangsfalte, bereits sichtbar ist, theils erst auf den Reiz der Erkrankung 
durch Anschwellung sichtbar wird. Bezüglich der Behandlung des Trachoms 
bevorzugt Verf. noch immer den Höllenstein und das schwefelsaure Kupfer. 
Sublimat hält er in frischen Fällen für wirkungslos, dagegen bei alten Fällen 
von Narben der Bindehaut mit häufig wiederkehrenden Reiz-Erscheinungen für 
empfehlenswerth. Protargol wendet er bei Fällen, welche schon der Heilung 
entgegengehen, mit Vortheil an; Jequirity hat er ganz aufgegeben. Die Aus- 
schneidung der Uebergangsfalte mit nachfolgender Naht hält er nur für ange- 
zeigt bei Formen ınit vereinzelten Körnern in der Uebergangsfalte und in Fällen 
von so reichlicher Wucherung des Gewebes, dass die Behandlung mit medi- 
camentösen Mitteln entweder gar nicht, oder nur in kaum absehbarer Zeit zum 
Ziele führt. Von den Methoden der Entfernung der Trachomkörner mit 
Schonung des Gewebes zieht er der Zerstörung mit dem Glühdraht das Aus- 
quetschen (mit Fingernagel oder eigenen Instrumenten) vor. — Was nun das 
Trachom speciell in Krain anbelangt, so zählt Verf. unter 22539 Augenkranken, 
die er in einem Zeitraum von 12 Jahren zu sehen bekam, 741 Trachomkranke 
(3,98°/,). Im Verhältniss zu anderen Ländern ist sonach Krain noch nicht 
stark heimgesucht. Nach seinen Untersuchungen kommt das Trachom in ganz 
Krain vor, und zwar vereinzelt in zahlreichen Ortschaften und in einigen be- 
stimmten Gemeinden endemisch. Der Oertlichkeit nach finden sich die wenigsten 
Fälle im nordwestlichen Theile, was seinen Grund nicht etwa in der Boden- 
beschaffenheit, sondern in der spärlichen Bevölkerung und der weltentrückten 
Lage hat. Die meisten Trachome entstammen der südlichen Hälfte von Krain. 
Auch hier sind nicht die Boden-, sondern die Verkehrsverhältnisse, der grosse 
Wassermangel und die dadurch bedingte geringere Reinlichkeit der Menschen 
das Entscheidende. Gegen Osten hin nimmt die Zahl der Trachomed bedeutend 
ab. Es kamen alle Trachomformen in den verschiedensten Stadien zur Beobach- 
tung; überwiegend erschien das weibliche Geschlecht ergriffen; alle Alters- 
stufen, vom zartesten Kindesalter bis zum Greisenalter, waren vertreten. Auf- 
fallend war in den letzten 2 Jahren das Vorkommen von Trachom bei Kindern 
unter 10 Jahren, meist mit Erkrankung der Hornhaut. Die überwiegende Mehr- 
zahl der Fälle gehörte dem Bauern- und Arbeiterstande an, doch fanden sich 
nebenbei die verschiedensten Berufsarten vertreten. Was die Quelle und den 


— 2831 — 


Weg der Ansteckung anbelangt, so kann für Krain sichergestellt werden, dass 
das® Trachom nicht durch Militär eingeschleppt wurde, sondern dass, ausser den 
schon im Lande vorhandenen Fällen, die Nachbarschaft der an Trachom reichen 
Ländern (Südsteiermark, Croatien, Küsten des adriatischen Meeres) in Betracht 
kommt. Zur Bekämpfung des Trachoms und zur Verhütung seiner Weiter- 
verbreitung hält Verf. folgende Maassnahmen für nothwendig: Trachom-Erkrankte 
und des Trachom Verdächtige müssen der betreffenden Behörde angezeigt und 
betreffs Behandlung, Verhalten und Verhütung der Weiterverbreitung genau 
instruirt werden. Die Schule besuchende Trachoınkranke müssen derselben 
mindestens so lange fernbleiben, als vermehrte Absonderung der Bindehaut vor- 
handen ist. Beim Wiedereintritt in die Schule müssen der Kranke, der Lehrer 
und die Mitschüler genaue Weisungen erhalten, wie der Uebertragung der 
Krankheit vorgebeugt werden kann. Dasselbe gilt von Arbeitern, die mit 
andern gemeinschaftlich in Werkstätten arbeiten. Trachomkranke dürfen in 
keiner Stellung belassen werden, in der sie mit einer grossen Zahl Gesunder 
verkehren müssen. Der mit 'Trachom Behaftete ist von der betreffenden Be- 
hörde mit einem Controllzettel zu versehen, auf dem der Arzt bestätigt, dass 
der Kranke sich behandeln lässt. Trachomkranke, die den behördlichen Auf- 
trägen nicht nachkommen, sind mit aller Strenge zu behandeln. Schulen, in 
denen Trachom-Erkrankungen vorkommen, müssen je nach der Zahl der Er- 
krankungen für kürzere und längere Zeit geschlossen und einer gründlichen 
Desinfection unterzogen werden. Letzteres gilt auch für Waisenhäuser, Straf- 
anstalten u.s.w. Sonderung der Kranken von Gesunden, namentlich in den 
Schlafräumen, erscheint dringend geboten. Trachomkranke dürfen aus der An- 
stalt nicht entlassen werden, sondern müssen bis zur Genesung daselbst bleiben. 
Epidemisches Auftreten von 'Trachom erfordert besonders strenge Maassregeln. 
Schulen müssen von Zeit zu Zeit planmässig untersucht werden. Herbergen, 
Massenquartiren u. dgl. muss bezüglich des Trachoms besondere Aufmerksamkeit 
geschenkt werden. In Gegenden, wo Trachom bereits beobachtet wurde, muss 
zeitweise die Bevölkerung mindestens mit Stichproben untersucht werden. 
Trachomkranke, welche weit vom Arzte entfernt wohnen, können durch Laien 
nach Vorschrift und Untersuchung von Seiten des Arztes behandelt werden. 
Der Arzt hat dann zeitweise die Behandlung zu controlliren. Finden in Gegenden, 
wo Trachom herrscht, Truppenansammlungen statt, so sind die Militärbehörden 
zum Zwecke entsprechender Maassregeln betrefis Schutzes der Soldaten gegen 
Ansteckung zu verständigen. Die Schaffung eines Reichs- bezw. Landesgesetzes 
erscheint sehr nothwendig zur Stütze der ärztlichen und behördlichen Anord- 
nungen, um Trachomkranke, welche diesen nicht gehorchen, auf gesetzlichem 
Wege hierzu zu zwingen. Schenkl. 
3) Zwei Operations-Methoden zum Einlegen künstlicher Augen 
in Fällen, wo dies bisher unmöglich war; über das künstliche 
Auge, von Dr. Fukala in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 12 
bis 16.) In Fällen, wo der Fornix conjunctivae am unteren Lide entweder zu 
seicht geworden oder überbaupt nicht vorhanden ist, trennt Verf. den unteren 
Knorpel sammt Bindehaut von der Lidhaut operativ, setzt ersteren tiefer unter 
den Lidrand und fixirt ihn durch Nähte in der neuen Stellung. In Fällen, wo 
durch Zunahme des Fettzellgewebes der Flächencontact zwischen Lidhaut und 
Knorpel aufgehoben erscheint, und dadurch das künstliche Auge seinen Halt 
verliert, entfernt er das Fett und Zellgewebe und näht den Knorpel und die 
der Länge nach durchtrennte Conjunctiva an die Lidhaut. Bei bedeutender 
Weite des Bindehautsackes nach Enucleation eines Buphthalmus oder eines 


— 22 — 


abnorm grossen Auges excidirt er ein Stück der Bindehaut und vernäht die 
Wundränder. Im Allgemeinen scheint es ihm zur Regel zu gehören, dass "man 
mit kleineren Prothesen anfängt und stufenweise zu grösseren übergeht. Den 
Schluss der Arbeit bildet eine kurzgefasste Geschichte des künstlichen Auges. 
Schenkl. 
4) Zur Geschichte des künstlichen Auges, von Primarius Dr. 
E. Bock in Laibach. (Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 24.) Richtig- 
stellung einiger Angaben aus Fukala’s Arbeit über die Geschichte des künst- 
lichen Auges. Schenkl. 
5) Giebt es eine Amblyopia ex anopsia? von Doc. Dr. S. Klein in 
Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 20.) An der Hand von zwei 
Fällen sucht Verf. den Beweis zu liefern, dass es eine Amblyopia ex anopsia! 
giebt. In beiden Fällen verlor sich die Schwachsichtigkeit des einen Auges 
von dem Momente an, wo der Patient gezwungen war, sein schwachsichtiges 
Auge zu gebrauchen. In einem Falle musste das ursprünglich sehtüchtige 
Auge wegen Cysticercus entfernt werden. Im zweiten Falle ging das sehtüchtige 
Auge durch einen Fremdkörper zu Grunde. In beiden Fällen waren nun die 
Patienten nur auf das schwachsichtige Auge angewiesen, welches durch syste- 
matische Uebungen einen relativ hohen Grad von Sehschärfe erreichte. 
Schenkl. 
6) Ein Fall von cerebraler Kinderlähmung mit wechselstän- 
diger Abductionsparese, von Dr. E. Menz in Triest. (Wiener klinische 
Wochenschrift. 1900. Nr. 19.) Bei einem 6 Monate alten Kinde war cere- 
brale Hemiplegie (rechtsseitige Hemiparese mit Contracturen und Muskelspasmen) 
und wechselständige Abducenslähmung vorhanden. Ein Herd im Pons Varoli 
mit Integrität des linken Abducenskernes (da die conjugirten Bewegungen 
beider Augen nach links erhalten waren) wurde angenommen. Schenkl. 
7) Ueber aphakischen Gesichtsschwindel, von Dr. L. Königstein 
in Wien. (Wiener med. Presse. 1900. Nr. 27.) Verf. berichtet über 2 Fälle, 
Aphakische betreffend, bei denen sich bei Benutzung der Stargläser Gesichts- 
schwindel einstellte. Verf. bezieht den Schwindel auf das Sehen durch die 
Randtheile der starken Convexgläser und auf deren prismatische Wirkung. 
Die relative Seltenheit dieser Fälle erklärt er durch das Fehlen des Zusammen- 
arbeitens der Muskulatur der Augen und des Kopfes, in seinen beiden Fällen 
durch das fast vollständige Fehlen der Kopfbewegungen. Schenkl. 
8) Ueber aphakischen Gesichtsschwindel, von Doc. Dr. S. Klein 
in Wien. (Wiener med. Presse. 1900. Nr. 24.) Bei einer staroperirten 
60 jährigen Patientin trat regelmässig heftiger Gesichtsschwindel auf, sobald sie 
sich des corrigirenden Convexglases bediente. Verf. bezieht diesen Schwindel 
auf durch die Wirkung der Randstrahlen des Glases bedingte monoculare 
Polyopie. Der Schwindel weicht sofort, wenn das Glas beseitigt wird. Die 
Lesebrille wurde ohne Beschwerden vertragen, da beim Nahesehen genauer 
fixirt und das Durchsehen durch die Mitte der Gläser leichter ist. Schenkl. 
9) Ueber Myopie-Operation spricht Prof. Dr. Dimmer in der wissen- 
schaftlichen Aerztegesellschaft in Innsbruck am 20. Januar 1900. (Wiener 
klin. Wochenschr. 1900. Nr. 30.) Unter einem Gesammtmateriale von 10800 Pa- 
tienten 12 Myopie-Operationen (bei 4 Fällen doppelseitige Operation). Der 
jüngste Patient war 11 Jahre, der älteste 45 Jahre alt; die Myopie betrug bei 
dem i1jährigen nur 12 D, bei den Uebrigen 13—20 D. Trotz der in einigen 


1 &vowia, Mangel an Zukost. H. 


— 283 — 


Fällen vorhandenen chorioiditischen Veränderungen war die erzielte Sehschärfe 
sehr gut (P/,, bis %,,). Schenkl. 
10) Ueber zwei seltene Fälle von Irideremie, von Dr. E. von Bogusz, 
k. u. k. Regimentsarzt Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 29.) In 
beiden Fällen dienten der vollständig losgerissenen Iris eine relativ sehr kleine 
Wunde der Augenkapsel als Ausgangspforte.e Der erste Fall entstand durch 
Anschlagen des Auges an eine Bettkante, der zweite durch Hiebe mit einem 
Spazierstock. Im ersten Falle hatte die Cornealwunde eine Länge von 4 mm, 
im zweiten Falle von nur 1 mm; in beiden Fällen lag die Wunde nahe dem 
Limbus; die Iris fehlte vollständig. Schenkl. 
11) Ueber die Diagnose functioneller und organischer Störungen 
am Auge, von Dr. Liebrecht in Hamburg. (Wiener klin. Rundschau. 1900. 
Nr. 22—25.) Die bei weitem grösste Anzahl derjenigen Individuen, die mit 
functionellen Augenkrankheiten beobachtet werden, sind Kinder und jugendliche 
Individuen bis etwa zum 20. Lebensjahr: anämisch, schlecht genährt, mit ander- 
weitigen hysterischen Symptomen behaftet, oder neuropathische Individuen mit 
erblicher Belastung, mit örtlichen vasomotorischen Störungen, aber ohne Störung 
der Sensibilität und die übrigen für Hysterie charakteristischen Zeichen. 
Verf. stellt sich ganz auf die Seite derjenigen, welche neben der Annahme der 
Häufigkeit bewusst simulirter Symptome und neben der Annahme des Bestehens 
rein psychischer, in der Vorstellung und Einbildung der betreffenden Individuen 
vorhandenen Krankheitssymptome noch objective, dem Willen nicht unterworfene 
Symptome bei der Hysterie und verwandten Zuständen anerkennen. Functionelle 
Störungen kommen vor, in der Function der äusseren Augenmuskeln und dem 
Ciliarmuskel, ferner in der Sensibilität der äusseren Bedeckung des Auges, der 
Hornhaut, Bindehaut, und in der Function der Netzhaut. Die inneren Augen- 
muskeln erkranken bei functionellen Allgemeinleiden nicht, dagegen kommt es 
häufig zu Functionsstörung der äusseren Augenmuskeln; echte Lähmungen kommen 
jedoch nicht vor, während Krampfzustände einzelner Muskelgruppen beobachtet 
werden. Funktionelle Lähmungen einzelner Muskeln giebt es nicht; wo ohne Augen- 
muskelkrampf Doppelsehen auftritt, da beruht dasselbe auf einer Störung in der 
Association der Bewegungen. Functionell ist auch das zuweilen beobachtete 
monoculare Doppelsehen. Gegenüber dem functionellen Doppelsehen kommt in 
differential-diagnostischer Beziehung das Doppelsehen bei organischen Nerven- 
krankheiten in Betracht, so bei Tabes, Paralyse, multipler Sclerose, Gehirn- 
Tumoren und Cysticercus. Als eine bestimmte Form von functioneller Störung 
in den Augenmuskeln wäre noch die hysterische Ptosis zu erwähnen. Von 
Störungen in der Sensibilität dər Conjunctiva wird bei Hysterischen nicht 
selten eine über das physiologische Maass hinausgehende Abschwächung der 
Reflex-Errregbarkeit beobachtet. Von Sehstörungen kommen solche aus Simulation 
auf psychischer Grundlage und objective Sehstörungen vor. Letztere sind Ano- 
malien der Accommodation, und Gesichtsfeld-Anomalien (periphere Einschränkung), 
Adaptions-Störungen (herabgesetzte Empfindlichkeit der Netzhaut bei veränderter 
Beleuchtung, Blendungs-Erscheinungen als Folge von Adaptions-Störungen im 
Hellen) endlich Hallucinations-Erscheinungen. Schenkl. 
12) Beitrag zur Aetiologie der Basedow’schen Krankheit und 
des Thyreoidismus, von Dr.R. Breuer, Assistent an der Klinik Nothnagel 
in Wien. (Wiener klin. Wochenschr. 1900. Nr. 28 u. 29.) In den gewöhn- 
lichen Fällen von Basedow wäre der Krankheitsbeginn in einer Resorption von 
Schilddrüsensubstanz und einer Ueberschwemmung des Urganismus mit solcher 
zu sehen, welche eine Reihe von Vergiftungs-Erscheinungen erzeugt. Während 


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diese Vergiftungs-Erscheinungen nun manchmal rasch vorübergehen, weil entweder 
die Resorption keine ausgiebige oder die Empfindlichkeit des Individuums keine 
grosse war, stabilisiren sie sich, in andren Fällen, dadurch, dass sie selbst zu 
Quellen immer neuer Congestionen der Drüse werden. So mag sich ein Circulus 
vitiosus ausbilden, als dessen Product wir den chronisch gewordenen Thyreoidis- 
mus, den Morbus Basedowii, zu betrachten haben. Schenkl. 
13) Die glaucomatöse Sehnerven-Atrophie, von Prof. Schnabel. 
(Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 24 u. 25. — Wiener klin. Wochenschr. 
1900. Nr. 20. Sitzungsbericht der Gesellschaft der Aerzte in Wien, am 11. Mai 
1900.) Verf. geht bei seinen Untersuchungen von einem concreten Falle aus: 
eine alte Frau mit chronisch entzündlichen Glaucom beider Augen war 6 Tage 
nach der am linken Auge vorgenommenen Iridectomie gestorben. Während des 
Lebens hinderte Trübung der Hornhäute die Betrachtung der Sehnerven. Die 
Untersuchung der Augäpfel ergab links Neuritis optica, rechts glaucomatöse 
Excavation. Um die Frage zu lösen, durch welchen Vorgang Glaucom An- 
schwellung der Papille erzeugt, und durch welchen Vorgang aus dem Anfangs- 
stadium der Schwellung das Endstadium der Aushöhlung entsteht, hat Verf. 
100 Sehnerven untersucht, von denen 42 durch Glaucom, 18 durch andere 
Processe atrophisch geworden waren; die übrigen waren gesund. Er fand, dass 
die Gewebsveränderungen an den Nervenfasern im glaucomatös erkrankten Auge 
im intrascleralen Stück beginnen und rasch auf das extrasclerale übergreifen. 
Entzündliche Veränderungen fehlen in frischen Fällen. An Stelle der zerfallenen 
Nervenfaserstücke finden sich kleine, rasch wachsende Cavernen. Im intraoculären 
Stücke beginnt die Cavernenbildung im intrascleralen Theile. Die kleinen Höhlen 
setzen einen Spalt zusammen, der den Nerv vor der Lamina cribrosa intrascleralis 
durchquert. Von diesem Hauptspalt ziehen wir verästigte Spalte zwischen und 
in die Nervenfaserbüncdel, so dass das marklose Stück badeschwammähnlich von 
kleinen Hohlräumen durchsetzt wird, und die verschmächtigten Bündel nach den 
Seiten und hinten neigen; die Excavationsbildung wird an der Oberfläche sichtbar. 
Durch Weiterschreiten des Schwundes der Nervenfaser-Bündel gerathen die Balken 
der intrascleralen Lamina an die Oberfläche und es entsteht so eine einzige, 
grosse, nach vorn offene Caverne (glaucomatöse Excavation). Auch die gewöhn- 
liche Form des Schwundes, die zur Verdichtung führt, kommt im glaucomatös 
erkrankten Nerven vor und bewirkt das Ausbleiben der glaucomatösen Excavation 
oder nur das Zustandekommen einer ganz seichten Einsenkung der Papillen-Ober- 
fläche Sitzt der Schwund unmittelbar hinter der Lamina, so. bleibt die Dio- 
location der letzteren aus, trotzdem totale Excavation besteht. Sitzt hinter der 
Lamina Aushöhlungsschwund, und rücken die queren Balken zwischen den leer 
gewordenen Furchen auseinander, so ziehen sie die Lamina intrascleralis mit 
sich, und die Excavation wird geräumiger als dem Volumen des intraoculären 
Stückes entspricht. Die Stauungspapillen-Gestalt der Papille, die Verf. in dem 
von ihm untersuchten Falle fand, war nicht durch Entzündung, sondern durch 
Vergrösserung der Gewebsspalten des vorderen Sehnervenendes, ohne Zweifel 
durch eingetretene pathologische Flüssigkeit, erzeugt. Es ist zu vermuthen, dass 
Durchtränkung des Sehnerven mit pathologischer Flüssigkeit den Anlass zum 
Zerfall mit Cavernenbildung giebt. Das Resultat der Untersuchungen fasst Verf. 
in den Schlusssatz zusammen: Die glaucomatöse Sehnerven-Atrophie ist Zerfall 
der Sehnerven-Fasern mit Bildung von Cavernen. Die glaucomatöse Excavation 
ist eine von diesen Cavernen. Schenkl. 
14) Zur Lehre vom pulsirenden Exophthalmus, von Dr. R. Kesch- 
mann, Assistent an der Wiener Poliklinik. (Wiener klin. Wochenschr. 1900. 


— 285 — 


Nr. 33.) Bei einem 14jährigen, der im Alter von 2 Jahren aus dem Fenster 
auf die Strasse stürzte, fand sich partielle Verdickung des Stirn- und Schläfen- 
beins, Abflachung des ersteren und über dem ‚Jochbein gelegene Einziehung des 
Schädelgerüstes, Verkürzung des rechten Theils des Unterkiefers, Parese des 
M. pterygoides internus dexter und Atrophie des M. temporalis und Masseter 
derselben Seite, Atrophie und Hyperästhesie der rechten Zungenhälfte, pulsiren- 
der Exophthalmus ohne subjective oder ebjective Geräusche; Pulsation durch 
Compression der Carotis communis abgeschwächt aber nicht aufgehoben; Tiefe- 
stand des rechten Auges, Ptosis und Ektropium des oberen Lides, Parese des 
M. rectus sup. und externus, hochgradige Myopie des rechten Auges, Fehlen 
der gewöhnlich bei pulsirendem Exophtlialmus vorkommenden Veränderungen 
am Augengrunde. Die Diagnose, die gestellt wurde, lautete: Cavernöses Angiom 
in der Nähe des Foramen opticum und der Fissura orbitalis superior, Läsion 
des zweiten Trigeminusastes durch einen Knochensplitter oder durch eine Fissur 
in der Wand des Foramen rotundum. Da die Compression der rechten Carotis 
communis nur einen geringen Effect mit sich brachte, und da die Unterbindung 
der Carotis bisher bei Angiomen wenig Erfolg aufzuweisen hatte, so wurde von 
der Unterbindung der Carotis communis abgesehen und nur die Beseitigung 
der Ptosis und des Ektropiums vorgenommen. ‚Als Grund der hochgradigen 
Myopie des rechten Auges wurde eine Achsenverlängerung des Auges durch 
Zerrung des Opticus in Folge des an der Spitze der Orbita knapp beim Foramen 
opticum oder hinter der Orbita gelegenen Angioms angenommen. Schenkl. 
15) Staphyloma posticum und Dienst -Tauglichkeit, von Regiments- 
arzt Dr. H. Hofer in Budapest. (Der Militärarzt. Nr. 14, 15 u. 16. — 
Wiener med. Wochenschr. 1900. Nr. 34.) Die Sehschärfe und nicht die An- 
zahl der Dioptrien muss der Bestimmung der Waffendienst-Tauglichkeit zu 
Grunde gelegt werden. Myopie schliesst die Dienst-Tauglichkeit aus, wenn die 
Sehschärfe weniger, als die Hälfte (°/,,) der normalen beträgt. Myopie 10 D 
und mehr schliesst jede Waffentauglichkeit aus. Schenkl. 
16) Beitrag zur Klinik des Herpes zoster ophthalmicus, von 
Doc. Dr. L. Königstein in Wien. (Wiener med. Presse. 1900. Nr. 31.) 
Drei Fälle von Herpes zoster ophthalmicus werden vom Verf. mitgetheilt; zwei 
derselben zeigen seltnere Complicationen, und zwar ging ein Fall mit Lähmung 
nur der äussern Muskeln des Oculomotorius, ein zweiter Fall mit Glaucom 
einher. Im Bezug auf den ersten Fall ist Verf. geneigt, die Complication im 
Sinne Lesser’s als Uebergreifen der Entzündung auf einander benachbarte 
Nerven zu deuten. Im zweiten Falle fasst er das Glaucom als durch den 
Zoster, bezw. durch die Trigeminus-Erkrankung, hervorgerufen auf, da vorher 
und nachher keinerlei Zeichen vorhanden waren, die auf einen Habitus glauco- 
matosus hinwiesen, das zweite Auge dauernd von Glaucom verschont blieb und 
das erkrankte Auge nach der Iridectomie seine volle Sehschärfe wieder erhalten 
und auch beibehalten hat. Schenkl. 
17) Zur Casuistik hysterischer Sehstörungen (Hysteria virilis), 
von Dr. F. Wettendorfer, Augenarzt in Bielitz. (Wiener med. Wochenschr. 
1900. Nr. 31.) Zwei Fälle von hysterischer Sehstörung werden vom Verf. 
mitgetheilt. In einem Fälle handelte es sich um traumatische Hysterie, nicht 
als directe Folge des primär einwirkenden, ganz geringfügigen Trauma, sondern 
um Auslösung derselben durch einen ebenfalls geringfügigen, vollkommen indi- 
eirten ärztlichen Eingriff. Der zweite Fall bot ein complicirteres Symptomenbild 
dar, welches eine schwere intracranielle Erkrankung vortäuschte. Eine sugges- 
tive Behandlung, für die sich der Kranke sehr empfänglich zeigte, war von 


— 286 — 


bestem Erfolg begleitet. Das hervorstechendste Symptom war Accommodations- 
parese beider Augen. Schenk]. 


18) Beobachtungen über Seh- und Hörstörungen, sowie über 
Augenmuskel-Lähmungen nach Schädel-Verletzungen, von Dr. J. 
Knotz, Leiter des Stadtspitals in Banjaluka, Bosnien. (Wiener med. Presse. 
1900. Nr, 30, 31 u. 35.) Verf. hat 11 Fälle von Schädel-Verletzung be- 
schrieben; in allen Fällen kam es zu Störungen seitens der Augen (Amblyopie, 
Erblindung, concentrische Gesichtsfeld- Beschränkung, Augenmuskel- Lähmung), in 
einigen auch zu Hör- und Sehstörungen. Zumeist war das auf Seite der Ver- 
letzung gelegene Auge ergriffen, während das andre frei blieb oder nur geringe 
oder kurz dauernde Störungen darbot; Hörstörungen betrafen nur das auf Seite 
der Verletzung gelegene Ohr. In allen Fällen masste an eine Fractur im Be- 
reiche des Canalis opticus, des Siebbeines, bezw. der Fissura orbitalis sup. und 
des Felsenbeines gedacht werden. Schenkl. 


19) Protargöol, ein neues Silberpräparat. Von Dr. Emmert in 
Bern. (Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 1899. Nr. 19. S. 577. Verf. 
empfiehlt das Protargol auf Grund von Versuchen an 350 Patienten bei allen 
secernirenden Bindehaut-Entzündungen, bei Heucatarrh, bei Dakryocystblennor- 
rhoe u. A. Emmert. 


20) Die Verletzungen des Seh-Organs mit Kalk und ähnlichen 
Substanzen, von Dr. Julius Andreae. (Leipzig, 1899. Verlag von Wilhelm 
Engelmann.) Verf. weist in seiner 178 Seiten langen Monographie auf Grund 
eigener Versuche die Auffassung zurück, dass bei der Behandlung von Kalk- 
verletzungen die Anwendung von Wasser zu vermeiden sei. Eine thermisch 
zerstörende Wirkung können die am meisten gebrauchten Kalkverbindungen, 
nawentlich also der sog. gelöschte, d. h. wieder erkaltete Kalk (Kalkhydrat), in 
Wirklichkeit nicht entfalten, weil diese geringen Kalkmengen durch die Thränen- 
flüssigkeit sofort abgekühlt werden; überhaupt erhitze sich der Aetzkalk 
(Calciumoxyd) beim Löschen mit Wasser nur sehr allmählich und erst nach 
Ablauf von mindestens 10 Minuten auf mehr als 40° Celsius. — Die Ent- 
stehung und Natur der Kalktrübungen in der Cornea sei so zu erklären, dass 
das Calcium neue, unlösliche Verbindungen mit der Hornhautsubstanz eingehe; 
Verf. nennt sie Calciumalbuminat. Das Stadium der (an die directe Aetzwirkung 
sich anschliessenden) pathologischen Veränderungen kann mehrere Monate 
dauern. Instrumentelle Entfernung der zurückgebliebenen Kalkreste darf erst 
dann versucht werden, wenn reichliche Wassermengen, in mässig-kräftigem Strahl 
applicirt, die zu festsitzenden Kalktheilchen nicht wegzuspülen vermochten. 
Zuckerwasser erklärt Verf. für eher schädlich als nützlich, weil in Berührung 
mit ihm der Kalk eine viel grössere Erhitzung erfahre als mit Wasser; auch 
sei es nicht rasch genug frisch zu bereiten; ebenso wenig seien Säuren, Salz- 
lösungen oder Glycerin mit Vortheil verwerthbar. Am Schlusse stellt Verf. die 
Ergebnisse seiner Untersuchungen in 77 Thesen zusammen. Das Literatur- 
verzeichniss umfasst 315 Nummern. C. Hamburger. 


21) Zur Trachomfrage der k. und k. Armee, von Dr. Rudolf 
Ebert, Regimentsarzt 1. Classe. (Wien, Verlag von Josef Šafář, 1898.) 
Dass nur durch ein Zusammenwirken von Militär- und Civil-Hygiene eine Besse- 
rung erzielt werden kann, geht daraus hervor, dass jährlich rund 2000 Mann 
an Trachom in der Armee erkranken und 500—1000 mit Trachom behaftete 
Stellungspflichtige am Assentplatze erscheinen. Verf. verlangt daher, dass in 
‘ter Linie alles aufgeboten werde, um trachomatösen Zuzug zu verhindern — 


af . 


— 287 — 


eine Forderung, die in der österreichischen Armee nicht im Entferntesten be- 
folgt werde. Verf. macht den Vorschlag „jeden von wo immer ankoınmenden 
Mann für verdächtig zu erklären, so lange eine ärztliche Visitirung nicht das 
Gegentheil erwiesen habe.“ — Die Möglichkeit, das Trachom in der Armee zu 
beseitigen, verneint er selbst für den Fall, dass es gelingen sollte, die Ein- 
schleppung neuen Infections-Materials zu verhüten. — „So lange die 
Armee Trachomkranke überhaupt hat, hat sie auch Infectionsherde“. Diese 
Trachomkranken nennt Verf. „Stamm-Impflinge“ und schätzt in Uebereinstim- 
mung mit Feuer ihre Anzahl im österreichischen Heere auf 2000—3000. 
„soll also die Armee frei von Trachom werden, so muss sie jene Stamm-Impflinge 
unbedingt isoliren und, sofern ihre sichere Heilung nicht möglich, rücksichtslos 
ausscheiden.‘ Für zweifelhafte Fälle sollen ausreichende Isolir-Räume zur Ver- 
fügung stehen; sind die Trachomkranken geheilt, so sollen sie nicht sofort zur 
Truppe zurück, sondern erst zur Beobachtung in eignen Anstalten, die man 
„Trachomkasernen‘“ nennen könnte; die Beobachtung habe hier noch volle 2 bis 
3 Monate zu dauern. Recidive sollten niemals bei der Truppe behandelt werden. 
— Zur Erklärung des Zustandekommens der Trachom-Epidemien giebt Verf. 
einige sehr lehrreiche Beispiele aus einer offenbar reichen praktischen Er- 
fahrung. C. Hamburger. 
22) Ueber die Vererbung von Augenleiden mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Neuritis optica in Folge von Heredität und 
congenitaler Anlage (Leber), von Prof. Dr. A. Vosssius. (Sammlung 
zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete der Augenheilkunde. 1900. III. Band. Heft 6.) 
Mittheilung dreier Fälle von retrobulbärer Neuritis auf hereditärer Grundlage im 
Sinne Leber’s. Im ersten Falle hätte mit Rücksicht darauf, dass der Patient im 
Anschluss an eine acute Infectionskrankheit von einer Arm- und Beinlähmung be- 
troffen wurde, vielleicht an einen Zusammenhang des Augenleidens mit der Affection 
des Centralnervensystems gedacht werden können; jedoch liess die Anamnese und 
das Auftreten weiterer Erkrankungen derselben Art an den Augen mehrerer Mit- 
glieder derseiben Familie keinen Zweifel übrig, dass es sich um hereditäre 
Sehnerven-Entzündung handelte. Wie in den meisten Fällen dieser Krankheit 
betraf auch hier die Erkrankung Männer und zwar durch drei Generationen 
hindurch. Der Endausgang des Leidens steht in völligem Einklang mit den 
ersten Angaben über den Verlauf, wie ihn Leber beschrieb: keiner der Patienten 
erblindete oder wurde so sehschwach, dass er eines Führers bedurfte. In allen 
drei Fällen setzte die Neuritis ganz acut ein, und in zwei Fällen begann sie 
mit dem auch schon von Leber erwähnten Flimmern. In zwei von diesen drei 
Krankheitsfällen glaubte Verf. Anomalien des Schädelbeines für die Entzündung 
des Sehnerven verantwortlich machen zu können. C. Hamburger. 
23) Mittheilungen aus der St. Petersburger Augen-Heilanstalt. 
Heft 4. (Jubiläumsheft, zum 75jährigen Bestehen der Anstalt. 1899. Verlag 
von C. Ricker, St. Petersburg u. Leipzig.) Der Bericht, verfasst von dem 
Director der Augenheilanstalt (Dr. Graf Magawly), umfasst „die Räumlich- 
keiten und die Einrichtung der Anstalt“, ferner „Organisation, Personal-Etat und 
Dienst-Ordnung“; zum Etat der Anstalt gehören 34 Personen von ärztlichem 
und Verwaltungspersonal. Die Ambulanz betrug 1895:20183, 1896:22 215, 
1897:22 728 und 1898:24016 Kranke. Die Gesammtzahl der stationär Be- 
handelten betrug 1895:1258, 1896:1059, 1897:979 und 1898:1118 Kranke. 
„St. Petersburg ist ein Sammelpunkt der Augenkranken; etwa 40°/, der Kranken 
sind Einwohner der Stadt und des Gouvernements St. Petersburg, 60°/, liefern 
die umliegenden Gouvernements.“ — Die beigegebenen Abbildungen zeigen, 


— 288 — 


dass bezüglich der Einricntung der Operationszimmer die modernen Regeln der 
Asepsie streng befolgt sind. C. Hamburger. 


24) Ueber Glioma retinae, von Jakob Isler. (Inaug.-Diss. aus der 
Universitätsklinik in Basel. 1899.) Mittheilung von 17 Fällen, in denen (von 
1864—1898) in der Universitäts-Augenklinik zu Basel Glioma retinae diagnosti- 
cirt worden war. Nur 3 Fälle hiervon kamen nicht zur Operation, in diesen 
3 Fällen waren beide Augen gliomatös erkrankt. In 2 Fällen ergab die 
anatomische Untersuchung einen diagnostischen Irrthum, indem es sich das 
eine Mal um ausgedehnte Tuberkulose des Augen-Innern bei allgemeiner Miliar- 
tuberkulose handelte, das andre Mal um Iridocyklitis mit totaler Netzhaut- 
ablösung. In den 12 übrigen Fällen wurde die Diagnose anatomisch bestätigt. 


Angeboren waren 2 Fälle, 
im 1. Lebensjahre entstanden 5 - 


u a s J. s 
T : oy 
-4  % j 2 - 


Erwähnenswerth ist, dass der eine Fall ein 1 Jahr altes Zwillingskind betraf, 
während das andre gesund blieb. In einem andren Falle wurden die krank- 
haften Veränderungen gleich bei der Geburt festgestellt. Unter 11 operirten 
Fällen wurden 5 = 45,4°/, geheilt: in 4 Fällen sind seit der Operation mehr 
als 2 Jahre verflossen, der 5. Fall ist seit 1 Jahre recidivfrei. „Bei keinem 
der 5 geheilten Fälle waren von dem Auftreten der ersten Krankheitserschei- 
nungen bis zur Operation mehr, als 3 Monate, verflossen. Das stimmt überein 
mit der Ansicht von Hirschberg, dass etwa 3 Monate nach dem Sichtbar- 
werden des hellen Scheines die Prognose eine schlechte wird.“ 
C. Hamburger. 


25) Contribution à l'étude clinique de la tuberculose oculaire, 
par Chesneau. (Paris. 1900. Maloine.) Verf. theilt mehrere Fälle von 
Hornhaut-Infiltration mit, welche unter Knötchenbildung einhergeht, meist mit 
einer Skleritis combinirt ist und nicht immer zur Eiterung führt. Er hält die 
Affection für tuberculös. Sehr häufig folgt sie erst auf eine Skleritis, welch 
letztere immer verdächtig ist, wenn sie bei einem jugendlichen Individuum auf- 
tritt und der Behandlung mit Cocain und Salicylsäure trotzt. Im Uebrigen 
räth Verf., die Tuberculose des Auges stets als locales Leiden aufzufassen und 
demgemäss zu behandeln. Namentlich kommt hierbei das Jodoform in subcon- 
junctivaler Anwendung in Betracht. Moll. 


26) Note sur un cas de tuberculose de la conjonctive, par 
Haemers. (Annales de la Sociöt6 de Médecine de Gand. 1900. Bd. LXXIX.) 
Die Conjunctival-Tuberculose kommt durch Inoculation zu Stande, durch irgend 
eine Verletzung des Epithels der Schleimhaut. In seltnen Fällen kann man 
aber auch den Eindruck einer tuberculösen Embolie gewinnen. Die lupöse 
Form der Conjunctivitis ist in ihrer Pathologie wohl von der eigentlichen Con- 
Junctival-Tuberculose zu unterscheiden. Moll. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 











Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von MerzozR & Wırric in Leipzig- 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BrReER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıLey in London, Prof. Dr. H.Coux in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pu Bom-Reyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emmerr in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GinsBeRre in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest, 
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Smyrna, Prof. H. Ksarp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYnARD, J.M.S., 
in Ost-Indien, Dr. MIcHAELSEn in Görlitz, Dr. MoLr in Berlin, Prof. Dr. J. Mung in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTEsSORn in Hamburg, Dr. Psraens in Brüssel, 
Prof. PEscHEeL in Frankfurt a. M., Dr. Pußtscher in Klagenfurt, Dr. M. Reıca in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. Scuerr in Oldenburg, Prof. Dr. Scazs&kL in Prag, Prof. Dr. 
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Srıro in Berlin, Dr. SrıeL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





October. Vierundzwanzigster Jahrgang.. 1900. 


Inhalt: Original-Mittheilung. I. kin Fall von jäher Schrumpfung des Augapfels 
nach Anwendung des Riesen-Magneten. Von J. Hirschberg und S. Ginsberg. — lI. Ein 
Beitrag zur Augenheilkunde des XVI. Jahrhunderts. Von Dr. Vollert, Augen-Arzt in 
Leipzig. — Ill. Ein zweiter Fall. von Doppel-Refraction eines Auges in Folge von 
Sklerose des Linsenkerns. Von Dr. Emil Guttmann in Breslau. 


Neue Instrumente, Medicamente etc. 1. Eine Modification (Verbesserung) am 
Sphaerometer. Von Dr. A. Neuschüler (Rom). — 2. Ueber ein neues Skiaskop. Von 
Dr. A. Neuschüler (Rom). 

Neue Bücher. 


Gesellschaftsberichte. 1) Aus den Sitzungsberichten der Niederrhein. Gesellschaft 
f. Natur- und Heilkunde in Bonn. 1900. — 27 Medicinische Section der Schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Cultur. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. 1) Therapie der Augenkrankheiten, von 
Prof. Dr. Wilh. Goldzieher in Budapest. — 2) Entwicklungs-Geschichte des mensch- 
lichen Auges, von Prof. M. Nussbaum in Bonn. — 3) Die Wurzelgebiete der Augen- 
nerven, ihre Verbindungen und ihr Anschluss an die Gehirnrinde, von Dr. St. Bern- 
heimer in Wien. — 4) Mikroskopische Anatomie der Iinse und des Strahlenbändchens, 
von Prof. O. Schultze in Würzburg. — 5) Vier Fälle von Orbital-Verletzungen, von 
Friedrich Schoeler aus Fellin in Livland. 

Journal-Uebersicht. I. Zeitschrift für Augenheilkunde. Januar— Juni. — II. Wochen- 
schrift für Therapie und Hygiene des Auges. Nr. 25—38. 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1—11. 


19 


— 290 — 


I. Ein Fall von jäher Schrumpfung des Augapfels nach 
Anwendung des Riesen-Magneten. 
Von J. Hirschberg und S. Ginsberg. 


I. (J. H.) Nachdem ich eine grössere Reihe von glänzenden 
Erfolgen! mit Haap’s Riesen-Magneten beobachtet hatte, erlebte ich kürz- 
lich in einem schwierigen Fall, wo der Splitter bereits 12 Wochen in 
der Tiefe des Auges verweilt hatte, und in einer andren Anstalt vergeb- 
lich ein Lederhaut-Schnitt mit Einführung des Magneten gemacht worden 
war, nach regelrechter Ausziehung des Splitters mittelst des Haap’schen 
Riesen-Magneten ein akute Schrumpfung des Augapfels, wie ich sie 
noch nie nach einer Magnet-Operation gesehen. Der Fall erscheint mir 
um so eher mittheilenswerth, als wir eine genaue anatomische Beschreibung 
des entfernten Augapfels beifügen können: was diejenigen Fachgenossen, 
welche gleichfalls, nach der Operation mit Haap’s Magneten, zur Entfernung 
des Augapfels sich genöthigt sahen, leider meistens ganz unterlassen haben. 
Fehlt doch in vielen der Kranken-Geschichten über Magnet-Ausziehung 
auch die Sideroskopie oder das Röntgen-Bild oder beides und sogar das 
Gewicht des entfernten Splitters; aber derartig unvollständige Kranken- 
Geschichten sind, wie mir scheint, für den Leser nur von sehr geringem 
Nutzen. 

Der 19jährige P. S. erlitt am 7. April 1900, als er mit dem Eisen- 
hammer auf eine Stahlplatte schlug, eine Verletzung des rechten Auges, 
dessen Sehkraft sofort erlosch. 1/, Stunden später war er in einer Augen- 
heilanstalt, wurde aber erst 2 Tage später aufgenommen, nachdem das 
Sideroskop Eisen im Innern des verletzten Auges nachgewiesen. An dem- 
selben Tage wurde er unter Narcose operirt, jedoch erfolglos: der Splitter 
verblieb im Auge. 4 Wochen verweilte er noch in der Anstalt. Gegen Ende 
Mai wurde er gesund geschrieben und arbeitete wieder 3 Wochen lang. 
In den letzten Tagen verspürte er Schmerz im verletzten Auge. Deshalb 
wurde er am 14. Juni 1900 von dem Kassen-Arzt in meine Anstalt 
gesendet. 

Das verletzte, rechte Auge ist gereizt, weich, druckempfindlich. Unten 
aussen verläuft in der Hornhaut, vom Rande beginnend, eine etwa 6 mm 
lange, wagerechte Narbe. Sie ist nicht ganz glatt und etwas infiltrirt. 
Auf der Hinterfläche der Hornhaut liegt eine dünne Blut-Schicht. Rost- 
Punkte sind nicht an der Hornhaut vorhanden. Die Regenbogenhaut, welche 
früher blau gewesen, ist grün von Blut-Färbung; sie wird auch von deut- 


r 


——— tg ER 


! Zum Theil ist schon darüber berichtet. Vgl. Therapie der Gegenwart, Januar 
1900, und Centralbl. f. pr. Augenh. 1900, S. 52; ferner den Bericht über die October- 
Sitzung der Berliner ophthalm. Gesellschaft. 


ee Di = 


lichen Blutgefässen durchzogen. Die Pupille ist eiförmig, nach der Horn- 
haut-Narbe hingezogen und mit derselben verwachsen. Einzelne hintere 
Synechien werden durch Atropin-Einträuflung gesprengt. Eine etwa 
5 mm lange, geradlinige Narbe in der Lederhaut aussen-unten stammt von 
von dem Operations-Versuch. Der Augenspiegel zeigt mattrothen Reflex, 
nach aussen-unten bläulichen; vom Splitter ist nichts sichtbar. Das Auge 
erkennt Handbewegung auf 2 Fuss und projieirt die Lichtflamme ziemlich 
richtig. Mein Sideroskop giebt aussen-unten maximalen Ausschlag, 
unten grossen, unten-innen mässigen. Das Röntgen-Bild, von aussen- 
hinten aufgenommen, zeigt deutlich den grossen Eisensplitter aussen-unten, 
wo wir ihn angenommen. (Vgl. Fig. 1.) 

Am 15. Juni 1900 machte 
ich den ersten Magnet-Versuch 
mit SCHLÖsser’s Instrument; 







. ..Stirnbein 
Empfindung wird verursacht, 
aber nichts gefördert. Am 16. Juni 
1900 wird der zweite Versuch mit 
HaAB-HıRsSCHMAnNN’s Riesen- 
Magnet angestellt. Anlegen ~<; J |] Kl------ Oberlid 


der Magnet-Spitze an die Ein- __— 7/1 f\---------- Hornhaut 
gangspforte des Splitters macht ta SUB 
nur unbedeutende Empfindung 
und fördert nichts. Anlegen I a j 
an den Ausschlagspunkt macht 
sofort heftige Schmerzen. Die 
halbe Kraft (6 Ampères) fördert 
nichts, wohl aber die volle Kraft 
(12 Amperes): man sieht, wie 
der Fremdkörper an der Aug- 
apfelwand nach vorn geleitet 
wird, indem (durch Bewegung Fig. 1. 
von Kopf und Auge) die 
Spitze des Magneten nach vorn gleitet; wie der Splitter anstandslos die 
Iris durchbohrt und in der Vorderkammer liegt. Der Schmerz war gross, 

trotz Holocaln; und der noch junge Patient wenig standhaft. Unterer 
- Hornhaut-Schnitt und Einführung meines kleinen Magneten entfernen leicht 
den Splitter aus dem Augen-Innern. Er ist von Blut und einem pigmen- 
tirten Gewebsfetzen bedeckt. Blutwasser folgt dem ausgezogenen Fremd- 
körper. Derselbe hat ein Gewicht von 22 mg und eine unregelmässige 
Gestalt (2x 2x 1!/, mm). Er ist also an der oberen Grenze der von mir 
sogenannten Kleinen Splitter. 

17. Juni 1900. Das operirte Auge ist schmerzlos, wenig gerüthet, 
von befriedigender Spannung. Man sieht nichts von dem Eingriff, weder 
19* 


Nase 


— 292 — 


die Durchbohrung der Iris, noch die verharschte Hornhaut-Wunde. 18. Juni 
1900 Kopfschmerz. 

Es trat eine acute Cyclitis auf, bei fast normalem Aussehen der 
vordersten Theile, mit Schmerzhaftigkeit, Röthung, rascher Schrumpfung, 
so dass schon am 2. Juli die quadratische Form des Augapfels deutlich 
war. Enucleation am 2. Juli 1900, unter Chloroform. Das andre Auge ist 
gesund geblieben. (3. September 1900 mit + 0,5 S = j,, Gesichtsfeld 
normal, On.) 

Wenn ich den Fall an der Hand der Erfahrung prüfe, so glaube ich, 
dass die Spaltung der alten Lederhaut-Narbe von der ersten Operation — 
tief hinein bis in den Glaskörper — und die richtige Einführung meines 
kleinen Elektro-Magneten den Splitter sofort entbunden hätte. Die jähe 
Schrumpfung des Augapfels — und somit seine Ausschälung — wäre ver- 
mieden gewesen. Vielleicht hätte ein Rest von Sehkraft sich erhalten. 
Es ist aber begreiflich, dass ich das Auge, welches schon eine vergebliche 
Schnitt-Operation durchgemacht hatte, mit der äusseren Anwendung des 
Magneten, welche für weniger verletzend angesehen wird, zu behandeln 
versuchte. 


II. (S. G.) Der Bulbus wurde mir, vertical halbirt, nachdem er vier 
Tage in 10%, Formol gelegen hatte, übergeben. 

Er war deutlich vierkantig und zeigte aussen-unten eine circa 1 cm 
lange Furche, die hinter der Gegend des Ciliarkörpers begann und nach 
hinten verlief. In der Cornea sah man zwei graue Narben, von denen 
die längere näher dem unteren Rande lag, beide schräg von aussen und 
etwas von unten nach der Mitte zu laufend. Die Linse war aus dem Auge 
herausgefallen. Retina, soweit sichtbar, überall abgelöst; mit rothem Blut 
bedeckt. Chorioidea liegt grösstentheils an, nur an einer umschriebenen 
Stelle aussen-unten in der Aequator-Gegend ist sie abgelöst; der Gipfel der 
Ablösung ist kegelförmig ausgezogen, und an seiner Spitze haftet, fest ver- 
wachsen, eine gleichfalls zipfelförmig ausgezogene Netzhautfalte. 

Mikroskopische Untersuchung: Die oberflächlichen und tiefen Conjunc- 
tival-Gefässe sind strotzend mit Blut gefüllt und ihre Lymph-Scheiden zell- 
reicher, als normal. 

Die Hornhaut zeigt, ausser den beiden Narben, im Ganzen normale 
Verhältnisse; nur fehlt die Bowman’sche Schicht zum grossen Theil und ' 
ist durch ein zellreiches Gewebe ersetzt. Von den beiden Narben ist die 
ältere, vom Fremdkörper herrührende, nur in der oberflächlichen Hälfte 
deutlich: hier ist die Bowman’sche Schicht zerrissen, die Ränder sind um- 
geschlagen. Im Schnitt dringt ein aus schmalen Spindelzellen bestehender 
Strang schief zur Richtung der Lamellen in die Tiefe; hinter der Mitte 
etwa werden die Zellen immer spärlicher, in den tiefen Theilen ist die 
Zahl und Richtung der Zellen ziemlich normal, nur unmittelbar auf der 


— 293 — 


Descemet’schen Schicht ist wieder ein stärkerer Gehalt, an Spindelzellen 
im Parenchym zu constatiren; die D.’sche Haut selbst ist hier nicht deut- 
lich sichtbar. Zahlreiche feine, blutführende Gefässe finden sich, besonders 
in den tiefen Theilen, neben der Narbe. Ebensolche Gefässe verlaufen auch 
in der Nachbarschaft der Operations-Narbe. Diese lässt sich durch die 
ganze Dicke der Cornea verfolgen. Sie ist zellreicher, als die ältere; die 
Zellen sind grösser, ihre Form fast nur spindlig, ihre Richtung entspricht 
der Richtung der Narbe. Im tiefsten Drittel ist ein Zipfelchen der Iris 
mit dem Sphinkter eingelagert. | 

Die Iris ist ihrer Structur nach nicht merklich verändert, 
nicht infiltrirt, das vordere Epithel meist deutlich. Der Vorderfläche liegen 
mehrfach grosse, blasige, mit scholligem, gelbbraunem oder körnigem, 
schwarzbraunem Pigment gefüllte Zellen auf; erstere geben Eisen- 
Reaction. Ebensolches Pigment findet sich reichlich in den Fontana’schen 
Räumen, meist frei, selten in Zellen eingeschlossen. 

Von der Linse findet sich nur die Kapsel mit Spuren von Rinde. 

Die von aussen in der Sklera sichtbare Furche erweist sich als eine 
ihre ganze Dicke durchsetzende, eingezogene Narbe, bestehend aus senk- 
recht zum übrigen Faserverlauf ziehenden Zügen von Spindelzellen und 
feineren Fasern. Daneben sieht man einige Gefässe mit Blut-Pigment. 
Nach innen, der Aderhaut zu, lagern die Faserbündel mehr horizontal, um 
dann wieder eine mehr senkrechte Richtung anzunehmen und einen Strang 
zu bilden, der durch den Glaskörper-Raum hindurch weit nach vorn ver- 
folgt werden kann; sein Ende ist durch eine grosse, bis an die Linse 
reichende Blutlache verdeckt. Aderhaut und Netzhaut zeigen entsprechend 
der Innenfläche des vorderen Endes der Skleralnarbe einen Defect, dessen 
Ränder mit denen der letzteren verwachsen sind; die übrige Netzhaut ist 
in unentwirrbare Falten gelegt. | 

Am vorderen Ende der Narbe ist der Strang nicht scharf von der 
Sklera abzugrenzen, es scheint, dass letztere sich nach innen umgeschlagen 
hat. Nach einer kurzen Strecke aber, auf der die Fasern feiner werden, 
ändert sich sein Aussehen. Er wird zellreicher, zugleich treten feine Ge- 
fässe und ausgedehnte frische Blutungen auf, die zum Theil im Glaskörper- 
Raume, zum Theil im Strang selbst liegen. Dadurch erscheint die 
Gewebsmasse vielfach zerrissen. 

Die Zellen dieses neugebildeten Gewebes sind da, wo die faserigen 
Theile reichlich sind, spärlich, schmal, spindelförmig; das Bild unterscheidet 
sich hier nicht wesentlich von gewöhnlichem jungen Narbengewebe. 

So ist das Bild vorn, wo die Sklera sich direet in den Strang fort- 
zusetzen scheint. Weiter nach hinten hört dieser Zusammenhang auf, 
indem erst Blut und dann Netzhaut-Falten an die Stelle treten, wo vorn 
der Strang lag; in diesen Partien sieht man noch die sklerale Narbe, über 
welche hier die Aderhaut glatt und intact hinwegzieht. Auf letzterer liegen 


— 294 — 


die Netzhaut-Falten. Der im Schnitt hier von der Sklera getrennt er- 
scheinende Strang zeigt nun faserige, zellarme Theile nur noch in der 
Peripherie; die Hauptmasse wird von dichtliegenden polygonalen, spindel- 
und sternförmigen Zellen eingenommen, untermischt mit massenhaftem, 
theils freiem, theils intracellulärem, guldbraunem, scholligem Pigment. Die 
Grösse der Zellen wechselt. Besonders aber fallen ganz enorm grosse 
protoplasma-reiche, meist langgestreckte Gebilde auf, die mit schwarzbraunen 
Pigment-Körnchen mehr oder weniger angefüllt sind; Spiesse finden sich 
nicht, doch stimmen die Körnchen nach Grösse und Farbe mit den reti- 
nalen Pigment-Molekülen überein. Die Perus’sche Eisen-Reaction fällt positiv 
aus an allen den Klümpchen, die schon nach Form und Farbe als Blut- 
Pigment anzusprechen waren. Die faserigen Bestandtheile liegen zwischen 





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Fig. 2. Lupen-Vergrösserung. 
N Skleral-Narbe. Æ Retina. A Aderhaut. Fig. 3. (Schnitt weiter vorn, als der von 
AN Ränder der Aderhautnarbe. B Blut. St Neu- Fig. 2) Lupen-Vergrösserung. 
gebildeter Strang, bei a mit der Skleral-Narbe, Sc Sklera. N Skleral-Narbe. Sé Neugebildeter 
bei b mit dem zerrissenen Gipfel des abgelösten Strang. B Blut. R Retina, C' Gefalteter Ciliar- 
Aderhantstückes in Zusammenhang. theil derselben. G Glaskörper. Ch Chorividea. 


den Zellen spärlich, meist neben ihnen. An einer Stelle sind die Fasern 
dicker und eigenthümlich bräunlich gefärbt. Mit Hämatoxylin färben sich 
diese Fasern graublau, etwa so, wie das Zell-Protoplasma bei Hämatoxylin- 
Färbung nach vorangegangener Eisen-Beize. Sie geben eine deutliche Eisen- 
Reaction, die Farbe wird prachtvoll himmelblau, nicht schwarzblau, wie bei 
den Pigmentschollen. Auch einzelne unpigmentirte, spindelförmige Zellen 
in dieser Gegend werden schön himmelblau, an einigen ist die Färbung 
deutlich auf den Kern beschränkt. 

Die neugebildete Gewebsmasse nimmt, wie erwähnt, den Grlaskörper- 
Raum zum grossen Theil ein, verdichtete Partien des letzteren mit ver- 
mehrtem Zellgehalt finden sich vorn in ihrer Umgebung; von Netzhaut-Falten 
wird sie umschlossen. Da, wo die Aderhaut abgelöst war, findet sich an 


2 — 


der Spitze des Kegels ein Defect, dessen Ränder nach hinten umgeschlagen 
sind; mit letzteren ist die Netzhaut verwachsen und zeigt auch ihrerseits 
eine Continuitätstrennung. Durch diese setzt sich der narbige Strang 
direct in die oberflächlichen Aderhaut-Schichten hinein tort, überall stark 
durchblutet. Soweit die Narbe in der Aderhaut selbst liegt, zeigt sie viel 
Gänge und Züge von Zellen, die mit retinalem Pigment gefüllt sind. 

Die Aderhaut ist bis auf ein Paar umschriebene Herde einkerniger 
Leukocyten in der Umgebung der Narben normal. Im Perichorioidal-Raume 
findet sich etwas frisches Blut und Blut-Pigment, ebenso in den Spalten 
zwischen den Netzhaut-Falten. 

Die Netzhaut weist im Ganzen normale Structur auf. Stäbchen- und 
Zapfen-Aussenglieder sind gequollen und vielfach undeutlich, die Schichten 
bis auf zahlreiche kleine Blutungen und Schollen von Blut-Pigment in der 
Nähe des Narbenstranges normal. Die Nervenfasern zeigen manchmal 
klumpige Degeneration (varicöse Hypertrophie). In. einigen der Falten, welche 
in unmittelbarer Nähe des Stranges liegen, sind die Stützfasern durch 
blasse, homogene Massen auseinandergedrängt; diese nehmen bei der Eisen- 
reaction himmelblaue Farbe an, während die Gewebs-Elemente der Netzhaut 
selbst ungefärbt bleiben. 

Wir haben also eine mit der Skleralnarbe und dem Gipfel des abge- 
lösten Aderhaut-Stückes organisch zusammenhängende, narbenartige Gewebs- 
masse, welche reichlich mit Blut durchsetzt, durch den Glaskörper-Raum 
nach vorn zieht. Offenbar sass in dieser Masse der Eisensplitter, und zwar 
jedenfalls in der Nähe des Aderhaut-Zipfels.. Der Fremdkörper hatte die 
oberflächlichen Aderhaut-Schichten durchschlagen und blieb hier stecken. 
Er wurde vom (sranulationsgewebe umhüllt, an dessen Bildung sich auch 
das Pigment-Epithel betheiligte. Von der Skleral-Wunde aus, die nur ca. 
1j cm vom Sitz des Fremdkörpers entfernt lag, hat sich, vielleicht von 
einem Stückchen nach innen umgeschlagenen Randes der Sklera her, eben- 
falls Granulations-Gewebe entwickelt, welches mit dem erst erwähnten sich 
vereinigte. Dieses machte dann die gewöhnlichen Veränderungen durch, 
indem es in schwieliges Gewebe sich umzuwandeln begann. Möglicher 
Weise war schon bei der damit einhergehenden Schrumpfung die Aderhaut 
etwas abgezogen worden. Jedenfalls darf wohl angenommen werden, dass 
der Splitter so fest sass, dass er bei Anlegen des grossen Magneten zunächst 
weiter an seiner Umgebung zerrte und erst dann diese durchgerissen hat. 
Die hierbei auftretende heftige Blutung, die grösstentbeils wohl aus den 
Gefässen des neugebildeten Gewebes stammt, zertrüämmerte den Glaskörper. 
Daher schrumpfte dieser, es kam zur Ablösung der Netzhaut und weiter 
zur Schrumpfung des ganzen Auges. Im weiteren Verlauf hätte sich, wie 
man das in ähnlichen Fällen sieht, wohl auch die Aderhaut weiter abgelöst. 
Von Entzündung, wie von Verrostung des Auges ist so gut wie 
nichts zu sehen. Das eisenhaltige Pigment stammt aus dem Blut. Nur 


— 296 — 


jene dicht bei einander liegenden Stellen, an denen Fasern und nicht- 
pigmentirte Zellen des neugebildeten Gewebes, sowie die homogenen 
Massen zwischen den Stützfasern der Netzhaut sich der Eisen-Reaction 
gegenüber positiv verhalten, möchte ich als „xenogen siderotisch“ (v. HIPPEL) 
ansprechen. 


I. Ein Beitrag 


zur Augenheilkunde des XVI. Jahrhunderts. 
è Von Dr. Vollert, Augen-Arzt in Leipzig. 


In der Göthe’schen Uebersetzung des Benvenuto Cellini stossen wir 
zweimal auf Vorkommnisse, die den Arzt und speciell den Ophthalmologen 
'interessiren können. Am Ende des 11. Capitels des I. Buches (i. J. 1531, 
1532) giebt Cellini, der sich häufig in Differenzen mit seinen Arbeitgebern, 
in diesem Falle dem Papste, befand, ein Augenübel als Entschuldigung an, 
dass er bestimmte Arbeiten nicht zur rechten Zeit gefertigt hatte. Doch 
bedienen wir uns seiner eigenen Worte: „An diesem Uebel ist nur der 
Cardinal Salviati Schuld, denn sobald Ew. Heiligkeit verreist war, liess er 
mich rufen, nannte meine Arbeit einen Zwiebelmus und drohte mit der 
Galeere. Die Gewalt dieser niederträchtigen Worte war so gross, dass mir 
auf einmal von heftiger Leidenschaft das ganze Gesicht brannte, und mir 
eine so unendliche Hitze in die Augen drang, dass ich den Weg nach 
Hause nicht finden konnte. Wenige Tage darauf fiel mirs wie ein Star 
vor beide Augen, ich sah fast nicht und musste die Arbeit stehen lassen.“ 
Ein Edelmann giebt ihm ein Mittel: „Nimm Lilie mit Stengel und Blume, 
destillire sie bei gelindem Feuer; mit dem Wasser, das du gewinnst, salbe 
dir die Augen mehrmals des Tages, und du wirst gewiss von dem Uebel 
genesen, aber vor allen Dingen musst du ein Reinigungsmittel brauchen 
und alsdann mit dem Wasser fortfahren.“ Entgegen der Meinung der 
Aerzte stellte Cellini selbst die Diagnose auf französisches Uebel: „Eigent- 
lich aber mochte an meinem Augenübel das schöne Mädchen Schuld sein, 
das ich bei mir hatte, als ich bestohlen wurde. (I. Buch 10. Cap.) Mehr 
als 4 Monate blieb die Krankheit verborgen, alsdann zeigte sie sich mit 
Gewalt auf einmal; sie äusserte sich aber nicht, wie gewöhnlich; vielmehr 
war ich mit rothen Bläschen, so gross wie Pfennige, überdeckt. Die Aerzte 
wollten das Uebel nicht anerkennen, was es war, ob ich ihnen gleich die 
Ursache und meine Vermuthung angab. Eine Zeit lang liess ich mich 
nach ihrer Art behandeln, aber es half mir nichts; doch zuletzt entschloss 
ich mich, das Holz zu nehmen, gegen den Willen dieser, welche man für 
die ersten Aerzte von Rom halten musste. Nachdem ich diese Medicin 
eine Zeit lang mit grosser Sorgfalt und Diät genommen hatte, fühlte ich 
grosse Linderung, so dass ich im Verlauf von fünfzig Tagen mich geheilt 


— 297 — 


und gesund wie ein Fisch fühlte.“ Von einem Rückfall befreit er sich 
ebenfalls durch das heilige Holz, worunter das Lignum Guajaci zu verstehen 
ist, das Ullrich von Hutten 1519 genauer beschrieb, und das er als Heil- 
mittel gegen Syphilis empfohlen hat. Lignum sanctum dürfte wohl in 
Italien eher bekannt gewesen sein, wie in Deutschland. Ueber die Art des 
Augenleidens, das 1532 auftrat, sind wir natürlich nur auf Vermuthungen 
angewiesen. Dass die Erkrankung nach einer Erregung entstanden sein 
soll, entspricht Laienschilderungen, denen wir auch heute noch begegnen, 
die aber anamnestisch nur beim Glaukom von einigem Werthe sind. Halten 
wir mit dem Autor an der Lues als Aetiologie fest, so dürfte es sich viel- 
leicht um eine Iritis luetica (grosse Hitze) mit Exsudat (wenige Tage darauf 
fill es Patient wie Star vor beide Augen) oder mit einer Complication des 
hinteren Abschnittes des Bulbus gehandelt haben. Die Sehkraft beider 
Augen wurde wieder derartig, dass feinste Arbeit ausgeführt werden konnte; 
doch trat später eine zweite Erkrankung ein, als dem Künstler bei der 
Arbeit an seinem grossen Perseus ein Splitter von feinstem Stahl ins rechte 
Auge sprang und, um wieder die Worte des Autors zu gebrauchen, „so 
tief in den Augapfel drang, dass man ihn auf keine Weise herausziehen 
konnte und ich glaubte, das Licht des Auges zu verlieren. Nach verschiedenen 
Tagen rief ich Meister Raphael Pilli, den Chirurgen, der zwei lebendige 
Tauben nahm und, indem er mich rückwärts auf den Tisch legte, diesen 
Thieren eine Ader durchstach, die sie unter dem Flügel haben, so dass 
mir das Blut in die Augen lief, da ich mich dann schnell wieder gestärkt 
fühlte. In Zeit von zwei Tagen ging der Splitter heraus, ich blieb frei. 
und mein Gesicht war verbessert. Als nun das Fest der heiligen Lucia 
herbeikam, es war nur noch 3 Tage bis dahin, machte ich ein goldnes 
Auge aus einer französischen Münze und liess es der Heiligen durch eine 
meiner Nichten überreichen.“ (Buch IV, Cap. 5, Ende.) Die Idee, den 
vielleicht schon gelockerten Fremdkörper durch die Gewalt des unter einem 
gewissen Druck herausspritzenden aseptischen Taubenblutes fortzuschwemmen, 
ist ganz artig.! 


(Aus der Augenklinik von Herrn Prof. Magnus in Breslau.) 
Il. Ein zweiter Fall von Doppel-Refraction eines Auges 
in Folge von Sklerose des Linsenkerns. 
Von Dr. Emil Guttmann in Breslau. 


Im Jahre 1898 veröffentlichte ich in diesem Centralblatt (Juli-Heft)? 
einen Fall von doppelter Linsen-Refraction, verursacht durch abnorm starke 


1 Vgl. übrigens die Augenheilkunde des Aötius, herausgegeben von J. Hınscukerc, 
3.42: negi ı0v duninooousrwy eis 10» Opdaluov..., eira Eyyvuanıldodw aipat 
= TQUYÓVOŞ Å TNEQIOTEQĞŞ 
2? „Doppelte Refraction auf einem Auge in Folge von Kern-Sklerose.“ 


— 298 — 


Sklerose des Kerns. Im Laufe des gegenwärtigen Jahres ist in der 
Macnus’schen Klinik ein weiterer Fall dieser Art zur Beobachtung ge- 
kummen, dessen Mittheilung bei der Seltenheit des Phänomens gebuten 
erscheint. 

Hermann K., 62 Jahre alt, pensionirter Zugführer, stellt sich am 
14. Mai 1900 mit der Angabe vor, dass er seit anderthalb Jahren auf dem 
rechten Auge schlecht sehe, und zwar schienen ihm hier die Gegenstände 
verwaschen, die Flamme einer Laterne als heller Kreis, der von lauter 
kleinen Flämmchen begrenzt sei. Früher will er auf dem rechten — 
ebenso wie jetzt noch auf dem linken Auge — sehr gut gesehen haben; 
er sei Soldat, Sergeant, gewesen und habe mit dem rechten Auge geschossen. 
In den Bahn-Akten, die uns zur Verfügung gestellt wurden, finden sich 
diese Angaben bestätigt; ausserdem geht aus ihnen hervor, dass K. im 
Jahre 1897 zum letzten Male bahn-ärztlich untersucht wurde und auf jedem 
Auge normal gesehen hat. Pensionirt wurde er vor 2 Jahren wegen 
Gicht-Beschwerden. 

Patient ist ein kräftiger Mann mit stark ergrautem Kopf- und Bart- 
haar. Arterien nicht auffallend rigide, Herz gesund, Urin frei von Zucker 
und Eiweiss. An den Augen äusserlich nichts Abnormes. Auf dem linken 
Auge S=°/,, mit absoluter Hypermetropie 1 D und Correction bis S = 1, 
kleine Schrift wird ohne Glas gar nicht, mit + 3 D bis auf 20 cm An- 
näherung gelesen; Spiegelbefund normal. Auf dem rechten Auge ist 
S = knapp °/,,, wobei die Buchstaben nur verschwommen gesehen werden. 
Mit Convexgläsern wird schlechter gesehen, mit Concavgläsern besser, mit 
— 5 D ist S= °/,,. Am besten wird durch ein feines Kartenloch gesehen, 
vor welches — 1 D gehalten wird; S ist dann = °/,,. In der Nähe wird 
feine Schrift ohne Hilfsglas fliessend gelesen, und zwar Sn 0,75 innerhalb 
von }5 cm Abstand vom Auge. Öbjectiv sieht man bei Durchleuchtung 
von Weitem in der atropinisirten Pupille eine etwa 3 mm im Durchmesser 
haltende dunkle Scheibe, in deren Bezirk man bei der Annäherung (aber 
nicht näher als 20 cm) deutlich Gefässe des Hintergrundes erkennt, die sich 
entgegengesetzt von der Drehung des Spiegels bewegen. Die Skiaskopie 
ergiebt, dass der Schatten sich im gleichen Sinne, wie der Concavspiegel, 
bewegt. Bis hierher scheint es sich also lediglich um Myopie zu handeln. Im 
Gegensatze hierzu sieht man im aufrechten Bilde aus nächster Nähe deut- 
lich den Hintergrund, sowohl ohne Hilfsglas, als auch mit + 1D — wie 
beim Hypermetropen, — wenn man möglichst peripher hineinsieht; bemüht 
man sich aber gerade von vorn hineinzusehen, so wird das Bild undeutlich. 
Der Lupenspiegel ergiebt an keinem Punkte der Linse auch nur die Spur 
einer materiellen Trübung. Dementsprechend ist auch das umgekehrte 
Bild ein durchaus klares und vollkommen normales. Die gewöhnlichen 
drei Purkınse’schen Linsenbildchen sind ohne Weiteres sichtbar; ausserdem 
konnte ich noch ein ganz schwaches, diffuses Bildchen mitten in der Linse 


— 299 — 


(also auf die Vorderfläche des Kerns zu beziehen) entdecken, ganz in der 
Weise, wie es DEMICHERI aufzeichnet;! dagegen gelang es mir nicht, von 
dem hellen, hinteren Linsenbildchen ein Bildchen der Hinterfläche des 
Kerns zu differenziren. | 

Bemerkt sei, dass Patient Anfang October d. J. wiederum auf das 
Genaueste untersucht wurde, und dass dabei der Befund in keiner Hinsicht 
von dem eben geschilderten abwich. 

Der vorstehende Fall reiht sich also dem früher von mir veröffentlichten 
als vollkommen gleichartiger an. Es handelt sich auch hier wieder um eine 
partielle, d. h. nur auf den Kern beschränkte, abnorm starke Sklerose der 
Linse, welche zu einer erheblichen Differenz (6 D) zwischen der Refraction 
des Linsen-Centrum und der Linsen-Peripherie, zu einer monoculären Aniso- 
metropie, geführt hat. Das Nähere über den Vorgang ist aus der früheren 
Publication zu entnehmen. Hier möchte ich nur constatiren, dass seit dem 
Juli 1898 meines Wissens kein weiterer derartiger Fall von andrer Seite 
publieirt worden ist. Auch PrLüger erwähnt in seiner neuen Arbeit 
(„Die operative Beseitigung der durchsichtigen Linse“)? unter den selteneren 
Indicationen zur Entfernung der ungetrühten Linse nur meinen und die in 
meiner Arbeit citirten Fälle, ohne einen neuen hinzuzufügen. Dass die 
Erscheinung, wenn auch selten, doch nicht so ganz ungewöhnlich ist, geht 
immerhin daraus hervor, dass wir im Laufe von zwei Jahren zwei solcher 
Fälle beobachten konnten; vielleicht dürfte sich allmählich, wenn erst die 
die Aufmerksamkeit allgemeiner darauf gerichtet wird, die Casuistik mehren. 

Zu therapeutischem Eingreifen bot der gegenwärtige Fall keine Ver- 
anlassung, da Patient keine Berufs-Arbeit verrichtet und die mässigen Be- 
schwerden gern erträgt, ohne nach einer Operation Verlangen zu haben. 
Um so bessere Gelegenheit ist hier zu andauernder Beobachtung des inter- 
essanten Phänumens gegeben. Innerhalb der bisherigen Beobachtungsdauer 
(Mai bis October) war kein Fortschreiten des Processes zu bemerken — 
entgegen den Angaben DEMIcHERTs,? der von einer rapiden Zunahme der 
centralen Myopie spricht. Patient wird sich weiterhin in regelmässigen 
Zeiträumen vorstellen; später soll gelegentlich über den ferneren Verlauf 
berichtet werden. 

Bezüglich des im Jahre 1898 veröffentlichten Falles sei hier noch 
nachgetragen, dass die bei ihm nach künstlicher Reifung vorgenommene 
Extraction einen vorzüglichen optischen Erfolg gehabt hat, und dass das 
Auge mit Hülfe der Star-Brillen für die Nähe und Ferne wieder völlig ge- 
brauchsfähig geworden ist. 





! Annal. d’Oculist. Tom. CXIII, p. 97. 
® Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1900. 
3 1. c. p. 108. 


— 300 — 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 


l1. Eine Modification (Verbesserung) am Sphaerometer. 
Von Dr. A. Neuschüler (Rom). 


Die günstige Aufnahme des Sphaerometer-Cylinders hat mich veranlasst, 
einige kleine Veränderungen daran vorzunehmen, welche den Gebrauch desselben 
noch erleichtern und das erste Modell noch vereinfachen, welches ich die Ehre 
hatte, der italienischen Uphthalmologischen Gesellschaft beim XV. Congress 1898 
in Turin zu überreichen. 


In Fig. 1 wird das alte Modell dargestellt. Fig. 2 stellt das neue 
Modell dar. 





Fig. 1. Fig. 2. 


Wie man wohl beobachten kann, liegt die Aenderung desselben in dem 
oberen Theil des Instrumentes, besonders in zwei Punkten: 

1: Die graduirte runde Platte, zur Andeutung der Axe der cylindrischen 
Linse, ist im Durchmesser verkleinert worden. 


2. Das System der Triebfeder, welches die Linse automatisch an die 
5 Punkte des Spherometers fügte, ist modificirt. 


Beim alten Modell musste man den über der Triebfeder gelegenen Knopf 
mit einer gewissen Anstrengung und zugleich Unbequemlichkeit aufziehen, da 
zu diesem Manöver beide Hände nöthig waren. Beim neuen Modell hingegen 
ist ein besonderer Hebel angebracht, durch welchen man mit einer Hand leicht, 
ohne Schwierigkeit und Anstrengung die Feder heben kann, und so kaun die 
Linse, deren Grad man sucht, leicht angepasst werden. Das ganze Instrument 
ist mit grösster Sorgfalt verschönert, sowie an Gewicht und Umfang. verkleinert. 

Wie das alte Modell, ist auch das neue von der Soci6t6 des Iuunettiers, 
Rue Pastourelle 6, Paris, angefertigt worden. Das Instrument ist verkäuflich 
sowohl bei genannter Gesellschaft, als auch in der Agenzie der Poliklinik 
in Rom. 


— 801 — 


2. Ueber ein neues Skiaskop. 
Von Dr. A. Neuschüler (Rom). 


Ein neues Skiaskop zu präsentiren, oder wenigstens ein neues Modell eines 
solchen, kann auf den ersten Blick als unnütz erscheinen. Meiner Meinung 
nach bietet aber dasselbe nicht zu vernachlässigende Eigenschaften dar, welche 
ihm den Vorzug vor andren schon existirenden Modellen geben. 

Nur die grössten Fehler will ich en welche alle Modelle der bis- 
herigen Skiaskope besitzen: 

1. Die Complication des In- 
strumentes, welche seinen Ge- 
brauch langsam, schwer und 
unsicher macht. 

2. Die unbequeme Stellung 
des Beobachters, welche zuweilen 
Ursache eines Versehens ist. 

3. Die nothwendig dazu ge- 
hörenden Neben-Instrumente. 

Zwei Haupttheile hat mein 
Instrument: 

1. Der vom Beobachter ge- 
handhabte Theil gleicht einem 
einfachen Ophthalmoskop mit 
langem Griff. Zwischen dem Griff 
und dem Spiegel ist eine kleine 
Trommel angebracht, welche ein 
gewöhnliches Meterband aus Lein- _ 
wand aufgerollt enthält. Unter 
der Trommel macht eine kleine 
Feder es dem Beobachter möglich, 
das Band des Meters zu hemmen, 
wie auch immer die abgerollte 
Länge desselben sei. Das Meter- 
band trägt auf einer Seite das 
Centimeter-Maass, auf der andern 
Seite seine Correspondenz in 
Dioptrien. 

‚Der Spiegel des Instrumentes 
kann, je nach Willkür des Be- 
obachters, bald in einen ebenen, 
bald in einen gewölbten verwandelt 
werden. 

2. Der vom Beobachter ge- 
haltene Theil wird von einer 
Gabel gebildet, auf welcher eine 
oder mehrere Linsen angebracht werden, können; dazu kommen noch 
einige kleine Federn, welche die in die Gabel eingefügten Linsen fest- 
halten; ein graduirter Bogen zeigt uns die Richtung der Axe, wenn eine der 
Linsen cylindrisch wäre; und endlich befindet sich an seinem vorderen und 
mittleren Theil ein kleiner Haken. Die Gabel hat einen genügend langen, be- 





— 302 — 


quemen Griff, damit der Beobachtete ihn leicht halten und dem zu prüfenden 
Auge anpassen kann, wie eine gewöhnliche Lorgnette. 

Der Durchmesser der Gabel ist so beschaffen, dass man die Linsen des 
gewöhnlichen Brillenkastens darauf passen kann. 

Zu haben bei Sydow in Berlin. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Das Lehrbuch von Fuchs, dessen 8. Auflage wir 1898 angezeigt, ist 
so-eben in 9. Auflage erschienen, verbessert, vermehrt, besonders auch in Hinsicht 
auf die neuen Funde der Bakteriolegie bereichert, — der wirkliche Kanon 
der heutigen Augenheilkunde, soweit dieselbe in einem einbändigen Werke sich 
darstellen lässt. | 

2. Lehrbuch der Optik von Dr. Paul Drude, Prof. der Physik an 
der Universität Giessen. Mit 110 Abbildungen, Leipzig, S. Hirzel, 1900. Das 
Werk will den mit den Grundbegrifien der Differential- und Integral-Rechnung 
vertrauten Leser — und solche giebt es ja zum Glück unter den Augenärzten 
in nicht zu kleiner Anzahl, — in das Gebiet der Optik derart einführen, dass 
er auch die Ziele und die Ergebnisse der neuesten Forschungen ver- 
stehen kann. 

*3. Grundriss der Theorie und Praxis der Schattenprobe 
(Skiascopie). Gleichzeitig Erläuterung zu den Tafeln und Phantomen zur 
Skisscopie von Dr. Otto Neustätter, Augenarzt in München. München, 
J. F. Lehmann, 1900. 

4. Pseudo-isochromatisshe Tafeln für die Prüfung des Farben- 
sinnes von Dr. J. Stilling, Prof. an der Universität Strassburg. Zebnte 
Ausgabe, mit 10 Tafeln. Leipzig, G. Thieme, 1900. Die zahlreichen Auflagen 
bürgen für die Brauchbarkeit. Durchschlüpfen kann wohl kein Farbenblinder, 
der mit diesen Tafeln geprüft wird. H. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Aus den Sitzungsberichten der Niederrhein. Gesellschaft f. Natur- 
und Heilkunde zu Bonn. 1800. 


Sitzung vom 21. Mai 1900. 


Prof. Peters: 1. Ueber einen Fall von Neuritis retrobulbaris 
durch chronische Benzin-Vergiftung. 

Ein 14jähriges Mädchen, welches star-operirt war, zeigte eine Sehschärfe, 
die viel: schlechter war, als nach den optischen Verhältnissen der Augen zu 
erwarten stand. Es ergab sich, dass die Patientin an Neuritis retrobulbaris 
litt, welche ihren Ursprung darin hatte, dass Patientin täglich an Benzin so 
lange roch, bis sie in einen rausch-ähnlichen Zustand gerieth. Die Entziehung 
des Benzins führte zur Heilung der Neuritis. | 

2. Augen-Erkrankung durch Primula sinensis. 

Bei einer älteren Dame bestand seit einigen Tagen Jucken und Brennen 
im Gesicht und in der Umgebung der Lider; diese waren geschwollen 


— 303 — 


Links bestand iritische Reizung. Aın Körper fand sich ein urticaria- 
artiger Ausschlag. Das Krankheitsbild ähnelte ungemein dem von Hilbert 
beschriebenen Fall von „toxischer Iritis“ (Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene 
d. Auges, 1900, Nr. 24), der durch Riechen an einer Primel hervorgerufen 
worden war. Dieselbe Ursache konnte auch in dem Falle vom Vortr. nach- 
gewiesen werden. C. Hamburger. 





2) Medicinische Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterlän- 
dische Cultur. (Aus der Allg. med. Central-Zeitung, 1900, Nr. 15.) 


Sitzung vom 2. Februar 1900. 


Uhthoff stellt eine 26jährige Patientin mit „isolirter seitlicher Blick- 
Lähmung nach rechts und links“ vor; die Lähmung betraf beide Recti ex- und 
intern. Die Beweglichkeit nach oben und unten war frei, ebenso die Accom- 
modation und die Pupillen-Reaction. Vortr. zeigt sodann Präparate von einem 
Kinde, einen grossen Solitär-Tuberkel im Pons; hier hatten zu Beginn der 
Krankheit ganz analoge Lähmungs-Erscheinungen am Auge bestanden, wie bei 
der vorgestellten Patientin. C. Hamburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Therapie der Augenkrankheiten. Für praktische Aerzte und Studirende, 
von Prof. Dr. Wilh. Goldzieher in Budapest. Zweite, völlig umgearbeitete 
Auflage. Leipzig, Veit & Comp., 1900. 

Das vorliegende Werk ist ein rechtes Lehrbuch. Vor allem für die Be- 
dürfnisse der allgemeinen Praxis bestimmt, lehrt es sehr eingehend diejenigen 
Augenkrankheiten, die in ihr am häufigsten vorkommen, erkennen und behandeln. 
Auch für den Augenarzt ist es von grossem Werthe, aus dem Buche zu er- 
fahren, was der Verf. in seiner 25jährigen Thätigkeit als vortheilhafteste 
Therapie erprobt hat. Die Darstellung zeichnet sich durch leichte Verständ- 
lichkeit bei genügender Ausführlichkeit aus, besonders dankenswerth ist das 
Eingehen auf kleine Handgriffe der Praxis, das man in den Lehrbüchern meist 
vermisst. 

Einen grossen Raum nimmt der praktischen Wichtigkeit entsprechend das 
Kapitel über die Krankheiten der Bindehaut ein. Bei der Therapie ist neben 
der Beachtung von Refractions-Anomalien grosser Werth auf Feststellung von 
Leiden der Thränenwege gelegt. Verf. empfiehlt häufiges Probesondiren durch 
das ungeschlitzte Thränenröhrchen, zumal bei jedem einseitigen Conjunctival- 
catarrh. Bei der Conjunctiv. blennorrhoica hält Verf. das Argent. nitr. (2°/,) 
für das einzige ernst zu nehmende Mittel, Prophylaxe und Nachbehandlung 
finden gebührende Berücksichtigung. 

Das Trachom scheidet Verf. scharf von der Conjunctiva follicularis. Ab- 
weichend von dem in Deutschland allgemein getheilten Standpunkte nimmt er 
an, dass Trachom und Blennorrhoea gonorrhoica ätiologisch desselben Ursprungs 
sind, wobei das Trippergift geschwächt sein muss, um im speciellen Falle 
Trachom und nicht acute Blennorrhoe zu erzeugen. Der Rassen-Disposition legt 
er eine wichtige Rolle bei. Die wirksamen Maassregeln gegen 'Trachom-Verbrei- 
tung sind cultureller Art, alles andre bis auf Errichtung zahlreicher Augen- 
kliniken ist illusorisch. Die beste medikamentöse Behandlung ist die mit Arg. 
nitr., das beste mechanische Verfahren das mit der Rollzange. 


— 8304 — 


Gegen Pannus geht Verf. energisch vor, er ätzt die einzelnen Infiltrate 
mit dem Galvanokauter, sucht die einzelnen grösseren Gefässstämme des Pannus 
auf und durchschneidet sie mit dem Brenner auf dem Sklerotikalgebiet, schliess- 
lich greift er die Gefässverzweigung auf der Hornhaut durch eine bogenförmige 
Brennung an. 

Von der Behandlung der Keratitis phlyctänulosa sei erwähnt. dass Verf., 
wenn die allgemein übliche Behandlung keinen Erfolg in kürzerer Zeit zeitigt, 
die zerfallenen phlyctänulären Hornhaut-Infiltrate mil dem Galvanokauter aus- 
glüht oder mit scharfem Hohlspatel auskratzt. 

Die Keratitis diffusa, deren typische Form auf syphilitischer Grundlage 
beruht, behandelt Verf. mit energischer Quecksilberkur; local ist die Anwendung 
feuchter oder trockner Wärme unentbehrlich. 

Der Aufhellung von Hornhauttrübungen ist eine eingehende Besprechung 
gewidmet, man findet darin alle unsere bescheidenen Mittel vollständig. 

Bei der Iritis und ihren Folge-Zuständen ist die Behandlung der Aetiologie 
entsprechend. Genauer geht Verf. auf das Wesen der Ophthalmia sympathica 
ein. Er bekennt sich zu der neuritischen Ciliarnerven-Theorie. Der Reiz, der 
von den Ciliarnerven des erst erkrankten Auges auf das zweite Auge über- 
strahlt, spielt nicht eine ausschlaggebende Rolle, die Hauptsache sind geweb- 
liche Veränderungen, die sich in den in cyklitischom und retrochorioidealem 
(zwischen Sklera und Chorioidea) Schwartengewebe eingebetteten und von ihnen 
gezerrten Ciliarnerven ausbilden. Diese geweblichen (neuritischen) Verände- 
rungen schreiten allmählich centripetal vor, bis sie im Centralorgan die Ursprünge 
der jenseitigen Ciliarnervenfasern erreicht haben, um dann längs derselben in 
das zweite Auge zu gelangen. Verf. ist für eine prophylaktische Entfernung 
Gefahr drohender Augen, zumal wenn sich auf dem zweiten die Vorläufer der 
sympathischen Erkrankung zeigen. Ist die sympathische Augenentzündung fort- 
geschritten, so stiftet die Enucleation keinen Nutzen mehr. 

Die Krankheiten des Linsensystems sind, gemäss der Bestimmung des 
Buches, kurz abgehandelt, da sie therapeutisch in das Gebiet der Operations- 
lehre gehören. Die Entfernung der Linse bei höchstgradiger Kurzsichtigkeit 
empfiehlt Verf. als gefahrlos, doch bedarf das neue Verfahren noch sehr vor- 
sichtiger Beurtheilung. 

Bei der Therapie der Krankheiten des Glaskörpers geht Verf. näher auf 
die wichtige und schwer zu lösende Aufgabe der Aufhellung von Glaskörper- 
Trübungen ein. Nächst methodischen Schwitz- und Ableitungs-Kuren empfiehlt 
Verf., falls. Schmierkur nicht angebracht, Schwitzkur nicht vertragen wird, als 
ableitendes Verfahren den Gebrauch alkalisch-salinischer Heilwässer (Elster, 
Marienbad). Unterstützt kann deren Wirkung werden durch Fussbäder oder 
Einpackung der Unterschenkel. Die Dauer der combinirten Kur soll 3—4 Wochen 
betragen. 

Bei den Erkrankungen der Aderhaut spielt die Inunctionskur bei der Auf- 
saugung bestehender Herde und Verhinderung der Ausbreitung derselben die 
grösste Rolle, zumal wenn eine andre Krankheitsursache als Syphilis nicht mit 
Bestimmtheit festzustellen ist. Von den Quecksilber-Zuführungsarten erweist 
sich die Schmierkur den andren überlegen. Ein unentbehrliches Hülfsmittel 
der Behandlung ist nach des Verf.s Ansicht der Aufenthalt des Kranken im 
verdunkelten Raume; ist dies nicht durchzuführen, so ist für möglichste Licht- 
abhaltung zu sorgen. 

Bei den Erkrankungen der Netzhaut und des Sehnerven ist der Erken- 
nung der Aetiologie besondere Aufmerksamkeit gewidmet, wie bei der Retinitis 


— 305 — 


syphilitica, nephritica, diabetica. Die Behandlung ergiebt sich daraus von selbst. 
Unter den operativen Methoden der Heilung von Netzhaut-Ablösung erscheint 
dem Verf. als bestes Verfahren die von Hirschberg ausgebildete Skleral- 
punction. | 

In den Kapiteln über die glaukomatösen Erkrankungen, Hemianopsie, Am- 
blyopien finden wir die allgemein üblichen Behandlungsweisen. Bei centralen 
Amblyopien, welcher Aetivlogie immer (Diabetes, Intoxications-Amblyopie), hat 
Verf. die günstige Wirkung von subcutanen Strychnin-Injectionen erprobt. Zu 
ihrer Unterstützung wendet er warme Bäder an. 

Die Geschwülste des Augapfels und des Sehnerven sind kurz abgehandelt, 
ebenso die Krankheiten der Orbita. 

Eingehender ist die Basedow’sche Krankheit besprochen. Bei den Krank- 
heiten der Thränenorgane führt Verf. eine rationelle Sonden-Behandlung durch, 
deren Erfolg durch Ausspritzungen, am besten mit dem Kuhnt’schen Irrigator, 
gefördert wird. Bei Thränensack-Eiterungen sind alle Methoden von der Ex- 
stirpation des Thränensackes mit Recht verdrängt, falls die Eiterung einfacher 
Therapie trotzt. 

Die häufigen Erkrankungen der Augenlider sind in allen therapeutischen 
und chirurgischen Maassnahmen aufs eingehendste besprochen. Spiro. 


2) Entwickelungs-Geschichte des menschlichen Auges, von Prof. 
M. Nussbaum in Bonn. (Graefe-Saemischh, Handb. der gesamten Augen- 
heilk. 2. Aufl. Bd. II. Cap. VIII. Leipzig, W. Engelmann, 1900.) 

Eine Entwicklungs-Geschichte des menschlichen Auges zu geben, ist noch 
nicht möglich, da das Material zu lückenhaft ist. Verf, der das bisher Be- 
kannte vollständig benutzt, giebt einen klaren Ueberblick über die Entwick- 
lung des Thier-Auges mit ihren zahlreichen Analogie-Schlüssen. Die Verständ- 
lichkeit der gedrängten Darstellung gewinnt durch zahlreiche Abbildungen im 
Texte. Spiro. 


3) Die Wurzelgebiete der Augennerven, ihre Verbindungen und ihr 
Anschluss an die Gehirnrinde, von Dr. St. Bernheimer in Wien. 
(Graefe-Saemisch, Handbuch der gesamten Augenheilk. 2. Aufl. Bd. I. 
Cap. VI. Leipzig, W. Engelmann, 1900.) 

Bei der Entwicklung der Einzelfächer der Medizin in den letzten Jahr- 
zehnten hat die wissenschaftliche Erforschung der Grenzgebiete, welche die 
Uebergänge zu den Einzelfächern vermitteln, sehr gewonnen. Ein solches, früher 
wenig bearbeitetes Grenzgebiet, bildet als Beruheimer’s Abhandlung ein 
grosses, interessantes Kapitel. Nach kurzer Mittheilung der Forschungsmethoden 
beschreibt er die Bahnen des Sehnerven. Durch einen Fall, bei dem es ihm 
gelang, eine ansehnliche Menge natürlich isolirter, voll entwickelter Sehnerven- 
Fasern in ein und demselben Schnitte ununterbrochen als Bündel und sogar als 
Einzelfaser vom linken Sehnerven in den gleichseitigen Seh-Strang zu verfolgen, 
erklärt er den rein anatomischen Nachweis der ungekreuzten Sehnervenfasern 
für erbracht. Die Lage der Fasern im Sehnerven wie ihre Weiterverfolgung 
veranschaulicht Verf. in farbigen Abbildungen. Von grosser Wichtigkeit für die 
Endigung der Sehnervenfasern ist der äussere Kniehöcker, in dem 70°/, aller 
Fasern, darunter alle Macularfasern endigen. 

Eingehend bespricht Verf. sodann das Kerngebiet des Oculomotorius. Die 
vielfach beschriebene Gliederung der Seiten-Hauptkerne in anatomisch nachweis- 
bare Theilkerne erklärt er als auf einer Täuschung beruhend. Der dorsale 

20 


— 306 — 


Theil der Hauptkerne führt fast nur gekreuzte Fasern, im proximalen Theile 
verlaufen nur ungekreuzte. Beide Fasernarten verlaufen getrennt, bis sie sich 
kurz vor dem Austritte aus dem Gehirne zum Oculomotorius-Stamme vereinigen. 
Bei der Besprechung der Wurzelstätten für die einzelnen vom Oculomotorius 
versorgten Augen-Muskeln kommt Verf. zu dem Schlusse, dass die Wurzelstätten 
für die Binnenmuskulatur des Auges in diesen ausgedehnten Nebenkernen des 
Oculomotorius zu suchen sei und der kleinzellige, paarige Nebenkern sehr 
wahrscheinlich dem Sphinkter, der grosszellige, unpaarige dem Ciliarmuskel an- 
gehören dürfte. 

Es folgen Besprechungen des Trochlearis, Abducens, anschliessend die des 
Facialis, Sympathicus, Trigeminus, soweit sie für das Auge in Betracht kommen. 
Der zweite Abschnitt behandelt die Verbindungen der Wurzelgebiete der Augen- 
nerven, der dritte den Anschluss dieser Wurzelgebiete an die Gehirnrinde. Bei 
der vielumstrittenen Frage, wie die Thatsache des Freibleibens der Fixations- 
punkte beider Augen bei Hemianopsie durch Herde im Occipitallappen zu 
erklären sei, schliesst sich Verf. aus eigenen Untersuchungen der Ansicht an, 
dass die Maculafasern im. Corpus geniculatum so ausgedehnt verbreitet sind, 
dass Anregungen der Macula immer noch corticalwärts befördert werden können, 
so lange noch leitungsfähige Sehstrahlungsfasern vorhanden sind. Spiro. 


4) Mikroskopische Anatomie der Linse und des Strahlenbändchens, 
von Prof. O. Schultze in Würzburg. (Graefe-Saemisch, Handb. der ge- 
samten Augenheilk. 2. Aufl. Bd. I. Cap. VI. Leipzig, W. Engel- 
mann, 1900.) 

Verf. bespricht in ausführlicher, übersichtlicher Darstellung, der zahlreiche 
Abbildungen zu Hilfe kommen, den feineren Bau der Linse, Linsenkapsel und 
des Strahlenbändchens. Was den Bau des Strahlenbändchens anlangt, so ist die 
frühere Anschauung, dass sich die Membrana hyaloidea nach vorn in zwei 
Blätter theile, die die Zonula bilden und den sogenannten Canalis Petiti ein- 
schliessen sollten, aufgegeben. Es ist erwiesen, dass sich die Zonula ausschliess- 
lich aus Fasern aufbaut, zwischen denen sich überall mit einander zusammen- 
hängende und vorn nach der hinteren Augenkammer, hinten nach dem Glaskörper 
geöffnete, spaltenartige Räume (Spatia zonularia) finden. Der Ursprung der 
Zonulafasern ist noch nicht genügend geklärt. Verf. schliesst sich der Ansicht 
an, dass die Zonulafasern ektoblastische Gebilde sind und wie die Netzhaut von 
der Augenblase abstammen. Spiro. 


5) Vier Fälle von Obital-Verletzungen, von Friedrich Schoeler aus 
Fellin in Livland. (Inaug.-Diss. 1900. Berlin.) 

Die relative Seltenheit der Orbital- Verletzungen (nach Berlin und H. Cohn 
nur 0,2°/, aller Augenkrankheiten) rechtfertigen die Veröffentlichung dieser 4 Fälle. 
Der 1. Fall betraf einen 32jährigen Maun, dem ein Schrotkorn durch das linke 
obere Lid in die Augenhöhle eingedrungen war, ohne den geringsten Schaden 
zu stiften. Sehschärfe beiderseits = °/,. Reactionslose, aseptische Einheilung. 
— 2. Ein 4jähriges Kind, welches sich beim Fallen eine Stricknadel aussen 
unten durch das untere Lid des rechten Auges gestossen hatte, zeigte bei der 
ca. 3 Monate nachher erfolgten Untersuchung Strabismus convergens und die 
Erscheinungen des pulsirenden Exopbthalmus. Die Unterbindung der Arteria 
carotis communis wurde abgelehnt. — 3. Einem 27jährigen Schlosser fliegt ein 
abspringender Eisensplitter ins Auge. 3 Stunden später in der Klinik wurde 
constatirt, dass die Pupille weit und reactionslos war, der Bulbus vorgetrieben, 


— 8307 — 


Pulsation fühlbar, S = 0. Papille und Netzhaut blass, Arterien fadenförmig. 
Diagnose: Zerreissung des Sehnerven zwischen der Eintrittsstelle der Central- 
gefässe und dem Bulbus. Da die, wenn auch minimale, Füllung der Netzhaut- 
Arterien gegen völlige Durchtrennung sprach, entschloss man sich zur Punction 
der vorderen Kammer und Iridectomie, um durch Herabsetzung des Augendruckes 
die Blutzufuhr zu erleichtern. Zwei Tage später gab Patient Licht- 
schein an, die Papille erwies sich geröthet und von normaler Farbe. Die 
Sehschärfe hob sich bis auf ®/,. Verf. erinnert daran, dass partielle 
Zerreissungen des Sehnerven in dieser Gegend ganz enorme Seltenheiten sind, 
es existire nur ein ähnlicher Fall, von Hirschberg 1899 mitgetheilt. — 
Das Röntgen-Bild zeigte das Stück Eisen in der Tiefe der Augenhöhle — 4. Ein 
20jähriger erblindet im Verlauf von sechs Tagen auf einem Auge völlig, nach- 
dem ihm ein 2 cm langes und ebenso breites Eisenstück gegen den Bulbus 
geflogen war (Augenbrauengegend). Augengrund normal. Diagnose: Neuritis 
retrobulbaris hervorgerufen durch ein Extravasat, also Contusions-Amaurose. Ein 
Theil des Sehvermögens stellte sich wieder her (Sehschärfe etwa = !/,), doch 
war die Beurtheilung durch falsche Angaben des Patienten erschwert. 
C. Hamburger. 


Journal- Uebersicht. 


I. Zeitschrift für Augenheilkunde. Redigirt von Prof. Kuhnt und Prof. v. Michel. 
Band Ill. Heft 1. 1900. Januar. 

1) Ueber Erkrankungen der Sehnerven im Frühstadium der mul- 
tiplen Sklerose, von Dr. L. Bruns, Nervenarzt und Dr. B. Stölting, 
Augenarzt, Hannover. 

Verschiedene Veröffentlichungen über multiple Sklerose haben in letzter 
Zeit dargethan, dass das Auftreten isolirter Sehstörungen mehr oder weniger 
lange Zeit vor den übrigen Sklerose-Symptomen eine typisch verlaufende Form 
der multiplen Sklerose charakterisirt. Den Verff. ist bei ihrem Material das 
Auftreten dieser Form als besonders häufig aufgefallen; sie haben dieselbe in 
13 von 38 Fällen sicherer multipler Sklerose, d. ist 32°/,, beobachtet. 

Anatomisch handelte es sich bei der Sehnerven-Erkrankung der multiplen 
Sklerose um eine interstitielle Neuritis; klinisch kann die Sehstörung entweder 
acut auftreten und rasch anwachsen, wie Verff. es häufig beobachteten, oder 
sich allmählich einstellen. Meist wurde zunächst nur ein Auge ergriffen, selten 
beide zugleich, häufig eins nach dem andern. Ophthalmoskopisch beobachtet 
man entweder Neuritis der Papille, oder der Process spielt sich hinter der 
Papille ab, relativ häufig bildet sich aus letzterer Form eine partielle temporale 
oder eine diffuse Sehnerven-Atrophie aus. Die Sehschärfe ist meist erheblich herab- 
gesetzt, bessert sich aber bald wieder, oft beträchtlich. Die Gesichtsfeld- 
Einengungen stehen gewöhnlich nicht im Verbältniss zu der Atrophie des 
Sehnerven. Im Beginn des Leidens sind centrale Skotome, oft nur für Farben, 
nicht selten. Die Zeit des Auftretens der Sehstörungen vor andern Symptomen 
der multiplen Sklerose währte bis zu 12 Jahren. Verf. glauben, dass die 
Augen-Symptome in den besprochenen Fällen oft nicht an sich die ersten, nur 
die ersten sind, die der Patient beobachtet, und die objectiv festgestellt werden. 

Auffallend ist das Ueberwiegen des weiblichen Geschlechts in dem Material 
der Verff. Die kritisch besprochenen Krankenfälle, auch solche ähnlicher, nicht 
völlig zugehöriger Fälle veranschaulichen die Ausführungen. 


20* 


— 308 — 


2) Ueber Astigmatismus perversus — eine erworbene Refractions- 
anomalie, von Dr. G. Pfalz in Düsseldorf. 


3) Eine eigenartige Veränderung der Netzhaut um die Macula lutea 
und die Retinitis circinata Fuchs, von Prof. Dr. Hoor in Klausenburg. 
Bei der im Uebrigen ganz der Retinitis circinata Fuchs gleichenden Ver- 
änderung war die Farbe der Stippchen und Flecke um die Macula nicht wie 
bei Retinitis circinata milchweiss und mattglānzend, sondern gelblich und 
hellglänzend, zum Theil grau. Sehnerv und Gesichtsfeld waren bei dem 
16jährigen ‚Patienten, der sonst ganz gesund ist, normal. 


4) Ein Fall von disseminirtem Uvealsarkom, von V. Kamocki in 

Warschau. 

In Verf.'s Falle verbreiterte sich ein Aderhaut-Sarkom, nachdem es in die 
Vorderkammer hineingewachsen war, durch Aussaat von Geschwulst-Keimen in 
gesunde Theile der Augenhäute weiter. Die Filtratiousströomung des Humor 
aqueus begünstigte die Aussaat. Die vorwiegende Betheiligung des unteren 
Bulbus-Abschnittes spricht für den Einfluss der Schwerkraft. 


Es fulgen Referate und Gesellschaftsberichte. 


Heft 2. Februar. 

1) Ueber eine eigenthümliche Veränderung der Netzhaut ad maculam 
(Retinitis atrophicans sive rareficans centralis), von H. Kuhnt, 
Königsberg. 

Verf. beobachtete innerhalb von 9 Jahren 4 Fälle eines Krankheitsbildes, 
welches durch Auftreten eines kleinen, kreisrunden, intensiv roth gefärbten 
Fleckes an der Macula inmitten einer mehr oder weniger getrübten Netzhaut 
charakterisirt ist. Der Fleck war stets !/,—?/, Papillen-Durchmesser gross, 
nahm die Stelle der Fovea und der inneren Macula ein. Es kann sich nur 
um Gewebs-Schwund an dieser Stelle handeln, zumal eine Niveaudifferenz fest- 
gestellt wurde. In einem Falle ist eine Contusion directe oder Gelegenheits- 
ursache, in den andern Fällen neigt Verf. zu der Annahme einer genuinen 
Retinitis des hintern Pols, die zu einer centralen Gewebs-Atrophie des wider- 
standsunfähigsten Theiles der Netzhaut führt. 


2) Die traumatische Durchlöcherung der Macula, von O. Haab in 
Zürich. 

Das gleiche Krankheitsbild, wie es Kuhnt in dem ersten Artikel dieses 
Heftes schildert, beschreibt Verf. als Lochbildung in der Macula nach starken 
Quetschungen. Unter seinen zwölf näher mitgetheilten Fällen (seit 1884) sind 
nur drei, bei denen ein Trauma nicht sicher nachweisbar ist. Es könnte sich 
bei diesen um eine Nekrose des centralsten und zugleich verwundbarsten Theiles 
der Macula in Folge einer Spontan-Erkrankung des höheren Alters handeln, 
während sie sonst eine Folge der Quetschung ist. 


3) Nero’s Augenglas, von Prof. J. Stilling in Strassburg. 

Nach des Verf.’s Auslegung der bekannten Stellen des Sueton und Plinius 
war Nero myopisch, die Kurzsichtigkeit den alten Römern bekannt, wie die 
Wirkung der Concavgläser, als welches Nero’s Smaragd diente. (Wird bestritten.) 


— 309 — 


.4) Ausgedehnte Tuberculose der Bindehaut und der Cornea, geheilt 
durch Auftreten eines Erysipelas faciei, von H. Kuhnt. 
Eine ausgedehnte Tuberculose der Conjunctiva und Cornea, die Monate 
lang jeder Therapie getrotzt hatte, heilte im Anschluss an ein Erysipelas faciei 
spontan, gleichzeitig vernarbten die exulcerirenden Drüsen. 


5) Ein Fall von Irideremia traumatica mit Luxatio lentis ohne 
Ruptura bulbi, von A. Toyt, Assist. a. d. Univ.-Augenkl. in Leiden. 


6) Eindringen eines Schrotkorns in den Sehnerven ohne Verletzung 
des Bulbus mit Erhaltung des Sehvermögens, von Dr. Cramer 
in Cottbus. 


Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte. 


Heft 3. März. 
1) Ueber die diphtheritischen Bindehaut-Entzündungen, von Dr. Fr itz 

Schanz in Dresden. 

Das Auftreten der giftigen Löffler’schen Bacillen bei gesunden oder 
leicht kranken Augen, ihr häufiges Fehlen bei schweren membranösen Er- 
krankungen lassen daran zweifeln, dass die giftigen Löffler’schen Bacillen 
allein Diphtherie erzeugen können, und machen es unmöglich, an Stelle der 
klinischen Erfahrungen ätiologische Gesichtspunkte den Anschauungen über 
Bindehaut- -Entzündungen zu Grunde zu legen. 


2) Zur Bakteriologie der Conjunctivitis mit besonderer Berück- 
sichtigung der Schul-Epidemien, von Dr. W. Hauenschild. (Aus der 
Univ.-Augenklinik zu Würzburg, Prof. v. Michel.) 

Verf. untersuchte 25 Fälle von acutem Bindehaut-Catarrb, fand 13 Mal 
überwiegend Pneumokokken. Die Pneumokokken-Conjunctivitis ist cbarakterisirt 
durch leichtes Oedem der Lider, besonders des Oberlides, diffuse Schwellung 
und Röthung der Schleimhaut der Lider und der Uebergangsfalte mit lividem 
Farbenton, geringe Injection der Conjunctiva, geringe Secretion. Bei einer 
Schul-Epidemie konnte Verf. als Erreger den Pneumococcus nachweisen. 


3) Ueber Heilung von Linsen-Wunden beim Frosch. Experimentelle 
Studie, von Dr. P. Knapp, Assistent der Univ.-Augenklinik in Basel. 

Die Versuche des Verf.s an Froschlinsen zeigen, dass den Verletzungen 
der Linsen proportionale Trübungen entsprechen. Selbst tiefgehende Linsen- 
Wunden führten beim Frosch nicht zu Cataracta, sondern heilten, indem durch 
Wucherung der Kapsel-Epithelien Schluss der Kapsel-Wunde und Ausfüllung der 
zerstörten Linsen-Partie erfolgt. Durch Aufhellung dieser Kapsel-Epithelien und 
Gestalt-Aenderung hellt sich die Trübung auf. : Bei Entfernung der Linse und 
Zurückbleiben der Kapsel bildet sich aus der en eine neue Linse, die 
etwas kleiner als die normale ist. 


4) Stämme der Wirbelvenen neben gen Sännerven: von Dr. G.J.Schoute 
in Amsterdam. 
Verf. samınelte 4 Fälle, bei denen Wirbelvenen neben dem Sehnerven das 
Auge verliessen, entgegen der allgemein verbreiteten Annahme, dass die Wirbel- 
venen nur in der Gegend des Aequators die Sklera durchbohren. 


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5) Abnorme Fäden in der vorderen Augenkammer, von Dr. G. Schoute. 
in Amsterdam. 

Bei einem 15 Monate alten Cretin lag in beiden Augen der Iris ein 
äusserst zarter weisser Faden auf, der einen geschlossenen Kreis bildete und 
mit kleinen Gewebshügelchen in Verbindung stand. Nach einem Jahre erschien 
der Faden leicht atrophirt, so dass es sich nicht um eine Geschwulstbildung 
handeln kann. Am nächsten liegt der Gedanke an nicht zurückgebildetes 
fötales Gewebe. 


Heft 4. April. 

1) Ueber die Beziehungen zwischen den Bewegungen der Augen 
und denen des Kopfes, (vom klinisch-ophthalmologischen Standpunkte), 
von Dr. M. Sachs, Assist. der II. Univ.-Augenklinik in Wien. 

Verf. stellt das auf diese Frage bezügliche geringe Material zusammen 
und bespricht die Einzel-Erscheinungen im Zusammenarbeiten der den Kopf und 
die Augen bewegenden Muskeln, dessen verwickelte Verhältnisse im Original 
nachzulesen sind. 


2) Zur Untersuchung der Muskel-Verhältnisse des oberen Lides bei 
der Ptosis congenita, von Prof. Dr. Koster in Leiden. 

Verf. beobachtete, dass nach Cocain-Einträuflung der Grad des Herab- 
hängens des Oberlides beträchtlich abnimmt. Die Erscheinung beruht auf der 
Contraction der Musc. tarsales Müller, und man kann aus ihrem Eintreffen 
schliessen, dass der Musc. levator palpebr. vorhanden sein muss, da die Musc. 
tars. sup. Mülleri seinen Anheftungspunkt an dessen Sehne hat und nicht 
wirken könnte, wenn sein Stützpunkt fehlt. Bei einer guten Cocainwirkung 
käme eine Verkürzung der Levator-Sehne bei einer Ptosis-Operation in Betracht. 

Auch folgt aus der Cocainwirkung, dass die Musc. tarsales als unwill- 
kürliche Muskeln zu betrachten sind, denn wiewohl sie sich, wie die Cocain- 
wirkung häufig beweist, in gutem Zustande befinden, waren Patienten mit 
totaler Ptosis doch nie im Stande, activ die Lid-Spalten unter dem Einflusse 
des Willens zu öffnen. 

Die dauernde Anwendung des Cocains bei Ptosis verbietet sich durch die 
Gefährdung des Auges bei Anästhesie. 


3) Symmetrische Augenmuskel-Lähmung. — Ein Beitrag zur Localisation 
im Oculomotoriuskern, von L. Bach in Würzburg. 

Eine klinische Beobachtung einer symmetrischen Augenmuskel-Lähmung, 
die auf Blutung im Oculomotorius- und Trochlearis-Kern-Gebiet links zurückzu- 
führen war, verwerthet Verf. zur Stützung der Anschauung, dass symmetrischen 
Augenmuskel-Lähmungen eine hohe Bedeutung für die Diagnose einer Kern- 
Lähmung zukommt, zumal Lähmungen, bei denen sowohl der Oculomotorius als 
auch der Trochlearis befallen ist. 


4) Ueber den Werth der Hornhaut-Naht, von H. Kuhnt. 

| Auf Grund langjähriger, eigner Erfahrung unterzieht Verf. das Verfahren 
der Hornhaut-Naht einer neuen Besprechung. Das primäre Verfahren (sogleich 
nach einer Operation oder Verletzung) ist häufig bei einfacher Star-Extraction 
zur Sicherung des Wund-Verschlusses angewendet worden, doch ist der Eingriff 
in mindestens 85°/, der Fälle unnöthig, in einem Theile der übrigen Fälle 
ohne Erfolg. Als einfacheres Verfahren wendet Verf. das Herunterklappen eines 


in Bl aa 


doppelt gestielten Bindehaut-Lappens auf die Wundstelle an. Für indicirt hält 
er letzteres Verfahren in allen Fällen von complicirter Cataracta, er hatte 
damit sehr gute Erfolge. Ist der Bindehaut-Sack in Folge alten Trachoms oder 
Verätzung geschrumpft, so ist die Hornhaut-Naht nach der Methode von Kalt zu 
empfehlen. 

Erheblichen Werth hat die primäre Hornhaut-Naht bei ausgedehnten Rissen 
der Hornhaut, zumal zur Unterstützung der Bindehaut-Plastik. 

Die secundäre Hornhaut-Naht erweist sich, trotzdem länger erkrankte Augen 
in Betracht kommen, oft noch als sehr werthvoll, wenn pathogene Mikroben 
fern gehalten werden können. Während man bei der primären Naht gewöhn- 
lich damit auskommt, dass man die oberen Hornhaut-Schichten fasst, wird man 
bei der secundären stets die ganze Hornhaut fassen müssen. 


5) Wiederersatz eines abgebissenen oberen Lides durch Ueber- 
pflanzung des unteren Lides, combinirt mit Transplantation stiel- 
loser Haut-Lappen, von H. Kuhnt. 


| Heft 5. Mai. 
1) Geometrisch-optische Täuschungen, von Dr. G. Schoute in Amsterdam. 


2) Tuberculose und sympathische Ophthalmie, von Prof. A. Peters 
in Bonn. 

Verf. nahm bei einem 28jährigen eine Transfixion der Iris an einem 
Auge vor, das seit 8 Jahren an Iridochorioiditis litt, und sah mehrere Wochen 
darauf eine chronische Entzündung des Uvealtractus auf dem andern Auge 
auftreten. So nahe der Gedanke an sympathische Ophthalmie lag, zeigte 
schliesslich Exsudation, Knötchen-Bildung, wie Gesammtverlauf, dass es sich auf 
beiden Augen um Tuberculose handelte. Verf. ist der Ansicht, dass oft 
Tuberculose unter dem Bilde der sympathischen Ophthalmie auftritt. Er er- 
innert daran, dass nach v. Michel die Hälfte aller spontan auftretenden Uveal- 
Erkrankungen tuberculöser Natur sind, und dass Hirschberg 1885 hervorhob, 
dass ein sympathisireondes Auge in frischem Zustande das anatomische Bild der 
Tuberculose liefern könne, wie letzterer auch erwähnt, dass wir als Ursache 
der sympathischen Entzündung nicht Eiter erregende, sondern Granujiationen 
bildende Bacillen zu vermuthen haben. Bei dieser Verwandtschaft der klinischen 
Bilder und der Häufigkeit localer posttraumatischer Tuberculose regt Verf. an, 
bei Fällen von sympathischer Ophthalmie zu prüfen, ob nicht etwa Tuberculose 
vorliegt, und bei spontaner Tuberculose in der Anamnese auf ein Trauma 
zu achten. Ä 
3) Statistischer Beitrag zur klinischen Bedeutung der Augen-Störungen 

bei intracraniellen Erkrankungen, von Dr. A. Schott. (Aus der 

Breslauer Universitäts-Augenklinik.) 

Aus den Befunden bei 190 Fällen von intracraniellen Erkrankungen sei 
hervorgehoben, dass sich Stauungspapille in 51 Fällen fand, Atrophie in 52, 
Neuritis optici in 22, Augenmuskel-Störungen in 52, Pupillen-Veränderungen 
in 102, Hemianopsie in 20, Gesichtsfeld-Veränderungen in 34 Fällen fanden. 
Von den 51 Fällen von Stauungspapille entfielen auf Tumor cerebri 37 oder 
72,5°/,, Lues cerebri 8 oder 15,68°/,. Unter den 52 Fällen von Augenmuskel- 
Störungen war der Oculomotorius 26 Mal = 50°/, betroffen, dabei ist Hirn- 


— 312 — 


Syphilis überwiegend, und zwar mit 16 Fällen betheiligt. Der Abducens war 
in 16 Fällen = 30,70°/, betroffen, ebenfalls überwiegend bei Lues cerebri. 

Im Ganzen zeigte sich, dass Tumor cerebri (51 Fälle) die häufigste intra- 
cranielle Erkrankung ist, die in Augenkliniken zur Beobachtung kommt, an 
Zahl nahe steht ihm Lues cerebri (45 Fälle). In 72,5°/, der Fälle von Tumor 
cerebri wurde Stauungspapille beobachtet. Bei schwankender Diagnose zwischen 
Tumor und Lues cerebri spricht Einseitigkeit für Lues cerebri. 


4) Ptosis als Folge von contralateraler Otitis chronica, von Dr. Edmond 
Blaann in Buffalo. 

Beobachtung. eines Einzelfalles, bei dem die Ptosis mit der Besserung der 
Otitis verschwand. . Verf. nimmt als Ursache eine Neuritis des Oculomotorius 
in Folge von Retention putrider Stoffe im Felsenbein und als einziges Symptom 
der Neuritis die Ptosis an. 


Heft 6. Juni. 
1) Ueber Pemphigus der Bindehaut, von Prof. J. v. Michel. 

Das klinische Bild des Pemphigus der Bindehaut gleicht demjenigen eines 
Schleimhaut-Pemphigus überhaupt. Man kann das Auftreten der Bläschen nur 
äusserst selten beobachten, statt dessen an der erkrankten Stelle Exsudat- 
Membranen von unregelmässiger Begrenzung und grauer Farbe. Als Ort des 
Auftretens ist besonders bevorzugt die Bindehaut im medialen Lidwinkel und 
die untere Hälfte der Skleralbindehaut. Verf. veranschaulicht das klinische 
Bild durch die Mittheilung charakteristischer Fälle. Die Prognose ist ungünstig, 
und eine fortschreitende Vernarbung und Schrumpfung der Bindehaut ist zu 
erwarten. Als Therapie empfiehlt Verf. das Einstreichen von Borvaselin mit Bei- 
mischung von Cocain und bei vorhandenem Narben-Entropion eine Marginoplastik. 


2) Ueber die Krümmungsänderungen der Hornhaut nach Star- 
Operationen, von Dr. Treutler. (Aus der Univ.-Augenklinik zu Marburg.) 
Aus Messung an 12 operirten Fällen und Berücksichtigung der Literatur 
findet Verf, dass in allen Fällen eine Refractionsänderung der Hornhaut 
stattfindet und zwar als Regel eine Verkleinerung des verticalen Hornhaut- 
Meridians und gleichzeitig Vergrösserung des horizontalen 


3) Ueber die sogenannte paradoxe Pupillen-Reaction, von Prof. Silex 
in Berlin. 

Verf. beobachtete eine 52jährige, bei der auf starken Lichteinfall Erweite- 
rung der Pupillen eintrat. Er nimmt an, dass erhöhte Erregbarkeit und geringe 
Widerstandskraft des ganzen Nervensystems, auch der Pupillenfasern besteht; 
auf Lichteinfall folgt eine schnelle Ermüdung dieser Fasern mit Herabsetzung 
der Function und dann Entfaltung der Dilatatorkraft. 


4) Ueber den weiteren Verlauf des in meiner Arbeit über den künst- 
lichen Hornhaut-Ersatz mitgetheilten Falles von Cornea arteficialis, 
sowie des von Schröder’schen Falles, von Dr. Fritz Salzer, Privat- 
Docent in München. 

In beiden Fällen erwies sich das Resultat als kein dauerndes; im ersten 
musste die Prothese entfernt werden, nachdem sie 2°/, Jahre ohne Schaden 
für das Auge gelegen hatte; im zweiten wurde die Prothese im 9. Monat an- 
scheinend spontan ausgestossen, nachdem der Patient bis dahin verhältnissmässig 


— 313 — 


gut gesehen hatte. In letzterem Falle hatte sich nicht wie im ersten die 
undurchsichtige Membran hinter dem Gläschen, gebildet. Verf. erhofft durch 
Verbesserung der Prothese gute Resultate. 


5) Ueber Heilung von Linsen-Wunden beim Fisch. Experimentelle 
Studie, von Dr. P. Knapp, Assistent der Univ.-Augenklinik in Basel. 
Verf. bezweifelt die Ansicht Obarrio’s, dass bei Kaninchen und Katzen 
Linsen-Verletzungen durch Einwanderung von Leukocyten aus dem Corpus ciliare 
her zur hinteren Kapsel heilten, fand vielmehr bei verschiedenen Thierarten 
bestätigt, dass die Heilung durch Wucherung der Kapsel-Epithelien stattfindet. 
Beim Fisch führten selbst tiefe und starke Verletzungen der Linse nur zu um- 
schriebenen, oberflächlichen Trübungen. Eine Aufhellung findet nur in be- 
schränktem Maasse statt. Spiro. 


II. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. Herausgeg. von Dr. Wolffberg. 
3. Jahrgang. 1900. Nr. 25. | 
Modell zu einer Augen-Schutzklappe, von Dr. Wolffberg. 

Verf. theilt das Modell einer Augenklappe mit, die er sich selbst anzu- 
fertigen scheint, aus „Lederpappe“ mit Hülfe einer kleinen Drahtheft-Maschine, 
„wie sie wohl kaum auf einem gut ausgestatteten Schreibtisch noch fehlen 
dürfte“. (?) 


Nr. 2%. 

1) Noch einmal vom Dionin in der Augenheilkunde, von Dr. Wolffberg. 

Bezüglich einer Mittheilung Graefe’s-Berlin (vgl. unten S. 318 dieses 
Heftes), wonach durch Dionin-Application so heftiges Niesen erzeugt wurde, 
dass Wundsprengung eintrat, äussert sich Verf., dass er geneigt sei, die Art 
der Application bei Graefe’s Kranken als Ursache des Niesens anzusehen. 
Weder er (Verf.), noch ein College, welcher Nasen-Schleimhaut und Pharynx 
vieler Patienten mit Dionin in Pulver und in Lösung behandelt habe, hätten je 
beobachtet, dass einer geniest habe. Verf. bringt eine „etwa hirsekorngrosse 
Menge“ in den unteren Bindehaut-Sack, Gegend der Uebergangsfalte, und hält 
es für ausgeschlossen, dass hierdurch Niesen erzeugt werde; Graefe aber 
pulvert es mittelst eines Bläsers ins Auge, — hierdurch sei erstens denkbar, 
dass ein Theil des Staubes in die Nase geräth, zweitens aber werde jedenfalls 
bei Graefe’s Verfahren der ganze vordere Bulbus-Abschnitt getroffen, namentlich 
die Hornhaut, und dies sei vermuthlich die Ursuche des Niesens, ebenso wie 
auf diese Weise auch die Lymph-Ueberschwemmung viel stürmischer erfolge, 
als bei Verf.’s Vorgehen. 


2) Hygiene und Prophylaxe eines s Augenarstes des 16. J ürhandere: 
von Dr. Kauffmann in Ulm. 

„Ich sage aber, dass kein aufrichtiger, ehrbarer, berühmter, redlicher 
Oculist auf freiem Platz, im Winde, vor allen Leuten, Mann und Weib, vor 
guten und bösen Menschen den Star sticht; denn Scharfrichter und Dieb-Henker 
thun ihr Werk auf dem Markte andern zur Abscheu, aber redlichen Leuten, 
Aerzten und Patienten, mag dieses nicht gebühren....“ „Bei der Operation 
darf keine Weibsperson zusehen und anwesend sein.“ | 


— 314 — 


Nr. 80. 

1) Zur Aetiologie und Therapie des Schielens, von Dr. Wolffberg. 

Verf. behandelt schon seit Jahren den Strabismus convergens vom ersten 
Auftreten an mit Atropin in den frühesten Lebensjahren. Er geht dabei von 
der Anschauung aus, dass „die häufigste Ursache des Schielens in der dauernd 
erhöhten Accommodations-Spannung, bezw. im Accommodations-Spasmus“ zu 
suchen sei. Verf. atropinisirt „zunächst nur das hauptsächlich schielende Auge, 
und zwar durchschnittlich wöchentlich einmal“. Daneben verfährt er wie 
Priesthley, Smith und Landolt und lässt Uebungen des schwächeren 
Auges anstellen, ebenso stereoskopische für beide Augen, und verordnet so früh 
wie möglich Brillen, die auch beim Spielen zu tragen sind. 


2) Zur Frage der Behandlung skrophulöser Augenleiden, von Dr. 

Heddaoeus in Essen. 

Von der Anschauung ausgehend, dass Calomel und gelbe Augensalbe gegen 
skrophulöse Augenleiden specifisch wirken, empfiehlt Verf. zur Behandlung dieser 
Affectionen das Quecksilber in Form von Calomel oder als graue Salbe, weil 
hierdurch „alle örtlichen Maassnahmen mit ihren Quälereien und Schindereien 
der Kinder“ überflüssig werden. 


3) Aetiologie des Stares, von Dr. J. Jonas in Liegnitz. 

Verf. betont noch einmal, dass nach seiner Ueberzeugung und Erfahrung 
der graue Star eine Reflex-Erkrankung ist, ausgelöst durch ein Leiden der 
mittleren Nasen-Muschel. Verf. kann ferner „den thatsächlichen Beweis erbringen“, 
„dass die Myopie von der Nase aus heilbar ist“. Diesen Beweis zu erbringen 
behält Verf. leider einer späteren Publication vor. 


Nr. 81. 
1) Dionin und Star-Extraction, von Dr. Wolffberg. 

Bei einer 76jährigen Frau, bei welcher Verf. nach der Star- „Extraction, 
wie er stets zu thun pflegt, etwas Dionin in Substanz in den Conjunctivalsack 
gebracht hatte, entwickelte sich eine so stürmische Dionin-Ophthalmie, dass der 
Verband mehrmals gewechselt werden musste und „sehr heftige Schmerzen im 
Augapfel“ und in der Stirn bestanden; die Haut sah aus wie beim Erysipel. 
Das Oedem erstreckte sich nicht nur bis auf die Stirn, sondern sogar bis zur 
Conjunctiva des andern Auges. Die Schmerzen waren trotz Phenacetin noch in 
_ der zweiten Nacht von beträchtlicher Höhe; erst nach drei Tagen liessen sie 
völlig nach. — Der Wundverlauf war trotzdem ein guter. Verf. nimmt an, 
dass die Ursache der starken Dionin-Wirkung ein Riss in der Conjunctiva bulbi 
war, welchen die Fixir-Pincette veranlasst hat, so dass das Dionin gewisser- 
maassen subconjunctival zur Wirkung kommen konnte. 


Nr. 32. 
1) Ueber Dionin-Wirkung, von Dr. F. Daxenberger in Regensburg. 
Verf. verwirft das Dionin, ebenso wie Graefe, bei Bulbus-Wunden und 
-Epitheldefecten und -Geschwüren; hingegen sei es mit Vortheil anzuwenden zur 
Aufhellung von „Exsudaten und Trübungen in Vorderkammer und Glaskörper“ 
u. s. w. In einem Falle (frisches Hornhaut-Geschwür mit leichter iritischer 


— 85 — 


Reizung) trat so heftige Ophthalmie auf, dass Patient 2 Nächte nicht 
schlafen konnte und nicht zu bewegen war, den betreffenden Arzt wieder 
aufzusuchen. 


2) Calomel innerlich gegen Skrophulose im Auge, von Dr. Guttmann. 

Verf. ist der Ansicht, dass die innerliche Calomel-Behandlung bei Skro- 
phulose des Auges zwar die Local-Behandlung wirksam unterstützt, aber nicht 
überflüssig macht. 


3) Ueber die Grund-Bedingungen einer ökonomischen Licht-Erzeugung, 
unter besonderer Berücksichtigung des Nernst-Lichtes, von 
E. Rasch, Ober-Ingenieur. 


Nr. 33. 
Neue Art von Hohl-Verband, von Dr. Wolffberg. 
Momentan benutzt Verf. statt des Schutzpapieres Bor- oder Verband-Lint. 


Nr. 34. 
1) Eine Mücke im Thränen-Nasencanal, von Dr. Wolffberg. 

Bei einer 40jährigen Patientin, bei welcher wegen Dakryocysto-Blennorrhoe 
der Thränen-Sack exstirpirt worden war, entleerte sich drei Tage nach der 
Operation beim Ausdrücken des Eiters aus der Tiefe „etwas Schwärzliches“, 
das sich als eine Mücke erwies. Patientin hatte stark an Ozäna gelitten. 


2) Ueber Benvenuto und seine ophthalmologischen Schriften (Annali 
di Ottalmologia XXVII, fasc. 3, Pavia 1898), von Guiseppe Albertotti. 
Abgekürzt übersetzt von Dr. Ohlemann. 


3) Bericht über die augenärztliche Untersuchung der Zöglinge des 
Weisenhauses zu Rummelsburg und der Erziehungs-Anstalt zu 
Lichtenberg für das Jahr 1898/1899, von Prof. Silex. 

Die Untersuchung betraf 275 Knaben mit 549 Augen. (Einer war einäugig.) 

Auffallend ist der hohe Procentsatz an Astigmatikern (13,9 °/,), zumal nur die- 

jenigen mit As = oder > 1 D mitgezählt wurden. 


Nr. 36. 
Die strafrechtliche Verantwortung des Augen-Arztes, von Dr. F. Daxen- 
berger. 


Nr. 37. 


Bemerkungen zur Behandlung der gonorrhoischen Ophthalmie, von 
Dr. Wolftberg. | 


Nr. 88. 
Neues zur Hohlverband-Technik, von Dr. Wolffberg. 
Momentan benutzt Verf. Sublimat-Gaze, eventuell combinirt mit Bor-Lint. 
C. Hamburger. 


— 316 — 


Vermischtes. 


1) Wir beklagen den Tod von Dr. J. Osio zu Madrid. October 1840 zu 
Caracas (Venezuela) geboren, 1865 promovirt, besuchte er die Kliniken von 
Sichel, Desmarres, Wecker, Galezowski in Paris, von Critchett in 
London, von A. v. Graefe und Hirschberg in Berlin, von Magnus in 
Breslau, von Arlt und Fuchs in Wien. 1869 liess er sich in Barcelona als 
Augenarzt nieder und entfaltete auch eine grosse wissenschaftliche und organi- 
satorische Thätigkeit, als Mitarbeiter der Independencia Medica, als Gründer 
der Revista de Ciencias Medicas, sowie des Hospital del Sagrado Corazen, des 
ersten zum Studium der Specialitäten in Spanien gegründeten Krankenhauses, 
woselbst der ausgezeichnete Chirurg Dr. Cardenal sein Werk fortgesetzt und 
weiter entwickelt hat. Hier begann Osio seine Vorlesungen über Augenheil- 
kunde, die er als freier Professor der medizinischen Facultät zu Barcelona 
fortsetzte und vom Jahre 1881 ab an der zu Madrid, woselbst er eine unermüd- 
liche Tbätigkeit entfaltete. Als warmer Menschenfreund verfasste er ein Büch- 
lein über l’oftalmia purulenta del recien nascido (Madrid 1886), als Kenner 
und Vermittler der verschiedenen Schulen übersetzte er Mooren’s Werk 
Relacion entre los padecimientos uterinos y las afeciones de los ojos (Madrid 
1884). Seit einigen Jahren kränkelte er, doch harrte er wie ein tapferer 
Soldat auf seinem Posten aus, bis zu seinem Tode, am 21. Juli 1900.1 

M. Menacho, Barcelona. 


2) Pierre Desire Lebrun, 


geb. 1836 in Renlies, gest. am 24. August,1900 zu Brüssel. Lebrun studirte 
Heilkunde in Loewen und bildete sich dann in Paris unter Sichel, Chassaignac 
und Desmarres, ferner in London unter Bowman und Critchett weiter in 
der Augenheilkunde aus. 1872 veröffentlichte er sein Verfahren der Star- 
Ausziehung aus flachem Hornhaut-Lappenschrfitt ohne Iridectomie. (Congress zu 
London 1872, Beilagen, S. 217 und Annal. d’Ocul. LXXI, S.19). Sein um- 
fassender Geist: würde vielleicht noch mehr zur Förderung der Wissenschaften 
beigetragen haben, wenn er durch die Einrichtungen seines Vaterlandes mehr 
Förderung erfahren hätte. Pergens. 


3) Prof. Oeller aus München ist zum Nachfolger von Prof. Eversbusch 
nach Erlangen berufen. (Vgl. S. 223.) 





Bibliographie. 


1) Zur Kenntniss der Ursachen einer primären Iritis auf 
Grund einer statistischen Zusammenstellung, von J. v. Michel. 
(Münchner med. Wochenschr. 1900. Nr. 25.) Verf. giebt eine Zusammen- 
stellung der in den Jahren 1898, 1899 und 1900 (1. Vierteljahr) in Würz- 
burg beobachteten Iritiden und der Allgemein-Erkrankungen, von denen die 
Patienten gleichzeitig behaftet waren. Er schliesst, dass die primäre Iritis 
ausschliesslich im Zusammenhange mit Allgemein-Erkrankungen vorkommt und 
daher die Allgemein-Untersuchung, wenn irgend möglich, jedesmal auszuführen, 
besonders aber das Vorhandensein einer chronischen Nephritis mehr, als dies 


1 Jeder von uns, der das Glück hatte, ihn bei sich zu empfangen und in Madrid zu 
besuchen, wird dem liebenswürdigen Collegen eine dauernde Erinnerung bewahren. H. 


zu dl 2 


bisher geschehen, zu berücksichtigen sei. „Nur auf Grund des Ergebnisses der 
Allgemein-Untersuchung ist eine entsprechende Behandlung der primären Iritis 
einzuleiten.“ Für Keratitis parenchymatosa nimmt Verf. im Grossen und Ganzen 
dieselbe Aetiologie in Anspruch, namentlich chronische Nephritis und Krank- 
heiten des Circulations-Apparates. Der Begriff der Allgemein-Erkrankung ist 
sehr weit gefasst; so wird z. B. in einer Krankengeschichte (Absatz 1, Nr. 4) 
Folgendes gesagt: „Beiderseitige Iritis mit tuberculösen Herden in der Ader- 
haut. Allgemeinbefund: Vater an T,ungenleiden gestorben.“ 
C. Hamburger. 
2) Das Ulcus rodens der Cornea, von Albin Pihl in Gothenburg. 
(Verlag von Robert Noske, Borna-Leipzie. 1900.) Verf. erinnert daran, dass 
der Name und die erste Beschreibung dieses Leidens von Mooren stammt 
(1867), und dass derselbe diese Krankheit für ausserordentlich selten erklärt, 
auf 3500 Augen-Kranke käme einer mit Ulcus corneae rodens. Der 2. Ab- 
schnitt, „kasuistischer Theil“, enthält die bisher publicirten Fälle zusammen- 
gestellt und eine tzuellarische Uebersicht über die meist sehr schlechten Heil- 
erfolge. Verf. fügt zwei eigne Beobachtungen hinzu, beide betreffen Frauen 
im vorgerückten Alter mit sehr geschwächter Constitution; beide heilten mit 
relativ leidlichem Sehvermögen. Bei der Therapie fand Verf. das Fluorescein ! 
unentbehrlich, indem er alles dasjenige mit dem scharfen Löffel abschabte oder 
kauterisirte, was sich mit Fluorescein grün gefärbt hatte. — Verf. ist. nicht 
abgeneigt, das Ulcus corneae rodens der Keratomalacie der Säuglinge gleich- 
zusetzen, weil es, wie diese letztgenannte Affection, mit Vorliebe bei stark 
heruntergekommenen Individuen auftrete. C. Hamburger. 
3) Ein Beitrag zur Vaccine-Blepharitis, von Franz Strerath- 
Schlebusch. (Inaug.-Dissert. aus der Univers.-Augenklinik zu Giessen. 1900.) 
Verf. beschreibt zwei Fälle von Impf-Erkrankung des Auges: der erste Fall 
betraf ein 2jähriges Mädchen, welches 3 Tage nach der Impfung von einer 
Hordeolum-ähnlichen Lidrand-Entzündung befallen wurde. Binnen 3 Tagen 
schwoll das Auge ganz zu, wie bei einer Phlegmone. Auf den Lidern bildeten 
sich 5 eitrige Blasen von Erbsengrösse. Die Hornhaut blieb intact. Unter 
einem Salbenverband heilte die Affection in 8 Tagen, doch waren die Wimpern 
sämmtlich ausgefallen. — Der zweite Fall betraf eine 53jährige Frau, welche 
bei der Pflege eines geimpften kleinen Kindes sich inficirt hatte: beide Lider 
des linken Auges waren stark geschwollen und geröthet; auf der Innenseite 
der Lider waren Diphtherie -ähnliche Geschwürsflächen, die Hornhaut zeigte 
ein Infiltrat, das jedoch nicht ulcerirte. Unter Ausspälungen und Umschlägen 
mit 2°/, Borsäure ging die Affection zurück. Auf der Höhe der Entzündung 
hatte Drüsenschwellung und Fiener bestanden. C. Hamburger. 
4) Das Geschwür der Hornhaut-Hinterfläche (Ulcus internum 
corneae), von E. v. Hippel-Heidelberg. (Aus der Festschrift zur Feier des 
25jährigen Professoren -Jubiläums von Geh.-Bath v. Hippel-Halle, Halle, 
Marhold, 1900.) Gestützt auf einen von ihm selbst früher mitgetheilten 
Sections-Befund (v. Graefe’s Archiv, Bd. XLIV), wodurch gezeigt wurde, 
dass ein Geschwür an der Hornhaut-Hinterfläche die Ursache angeborener 
Hornhaut-Parenchym-Trübungen sein könne, versucht Verf. den Nachweis an 
der Hand mehrerer Krankengeschichten, dass Erkrankungen der Hornhaut- 
Rückseite die Ursache sehr vieler angeborner parenchymatösen Trübungen dieses 


1 Nicht von Straub (1888), wie Verf. annimmt, sondern von Ehrlich (1882) 
ist das Fluorescein in die Augenheilkunde eingeführt worden. Ref. 


— 318 —- 


Organes sein können. Je nach der Schwere und Ausdehnung des Krankheits- 
processes könne die Trübung bleiben oder verschwinden, die Hornhaut im 
Ganzen sich vergrössern oder normale Gestalt behalten, das Auge selbst von 
normaler Grösse bleiben oder bydropisch entarten mit Excavation der Papille 
und Drucksteigerung. Zum Nachweis des Geschwürs an der Hornhaut-Rückseite 
bedient er sich des Ehrlich’schen Fluoresceins in besonderer Methode. 
C. Hamburger. 
5) Zur Kenntniss der Netzhaut-Gliome, von Dr. Julius Stein- 
haus- Warschau. (Aus dem Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathol. 
Anatomie. 1900. Bd. XI.) Bei einem 8monatigen Kinde, in dessen Familie 
Gliome häufig gewesen waren, wird in früher Entwicklungsperiode ein glio- 
matös erkranktes Auge enucleirt. Länge des Tumors 12, Breite 7, Dicke 
6 mm. Bezüglich der von einigen Autoren beschriebenen rosettenartigen Ge- 
bilde, die sich bei Gliomen finden und wie Drüsen-Querschnitte aussehen, neigt 
Verf. der Ansicht zu, dass der Tumor im Wesentlichen aus versprengten embryo- 
nalen Zellen entsteht, von denen die meisten sich in Glix-Zellen umwandeln; 
ein Theil aber kann den epithelialen Charakter wahren; aus ihnen werden die 
drüsenähnlichen Rosetten. C. Hamburger. 
6) Ueber den intermittirenden Exophthalmus, von Hieronymus 
Ostrowitzky. (Inaug.-Dissert. Greifswald. 1900. Aus der Univers.-Augen- 
klinik.) Verf. beschreibt einen Fall dieser ziemlich seltenen Affection bei einem 
-21jährigen kräftigen Manne (Soldat): beim Bücken trat ihm jedesmal das rechte 
Auge aus der Höhle heraus; Pulsation nicht zu fühlen, der Bulbus lässt sich 
leicht in die Orbita zurückdrängen. Nach !/,—°/, Minute langem Bücken 
beträgt die Prominenz 16 mm. Sehschärfe beiderseits gut. — Zur Erklärung 
der Affection wird angenommen, dass die Venenwandungen von einer gewissen 
Schlaffheit und Dehnbarkeit sein müssen. C. Hamburger. 
7) Giebt es eine Amblyopie aus Nichtgebrauch? von Prof. Dr. 
P. Silex. (Deutsche med. Wochenschr. 1900. Nr. 24.) Verf. verneint diese 
Frag®. | C. Hamburger. 
8) Das Trachom in der Ost-Schweiz nach den Beobachtungen 
der Züricher Universitäts-Augenklinik in den Jahren 1862—1899, 
von Dr. C. Bauer. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1900. Nr. 9.) 
Von 1862-1880 waren unter 8945 Augenkranken 20 Trachome = 2,2 °/,.; 
hiervon waren nur 6 Inländer (= 0,7°/,,), Von 1881—1899 kamen 133 
Trachomatöse in Behandlung; hiervon waren nur 8 im Inland inficirte Schweizer 
(= 0,15°/,,), Diese Zahl sei viel besser, als sie Hirschberg für eine 
trachomfreie Gegend verlangte, denn „trachomfrei“ nennt er eine Gegend, in 
welcher die einheimische Bevölkerung nicht mehr Trachomfälle, als 1—2°/,, 
der Augenkranken liefert. — Die meisten der Trachom-Kranken waren stets 
Italiener. Verf. ist geneigt, eine Immunität der Schweizer Bevölkerung dem 
Trachom gegenüber anzunehmen. C. Hamburger. 
9) Das Dionin in der Augenheilkunde, von Dr. A. Graefe-Berlin. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1900. 22. März.) Verf. hat an 200 Patienten 
das von Wolffberg und von Darier empfohlene Dionin (das salzsaure Salz 
des Monoäthyl-Aethers des Morphin) probirt, im Verlaufe von ca. 5 Monaten; 
er benutzte es theils in 10—20°/, Lösung oder stäubte es in Pulverform ins 
Auge. Fast unmittelbar darauf zeigte sich Röthung und Schwellung der Con- 
junctiva bulbi et palpebrarum, so dass die Hornhaut in der Tiefe der sie 
wallartig umgebenden Bindehaut lag. Diese Chemosis dauerte in manchen 
Fällen !/,, in andern 24 Stunden; dabei zeigte sich eine sehr rasche Ge- 


— 319 — 


wöhnung an das Mittel. Hornhaut-Affectionen (Keratitis phlyctaenulosa, pannosa, 
Rand-Infiltrate scrophulösen und andren Charakters, Maculae corneae) wurden 
nur dann günstig beeinflusst, wenn sie älteren Datums waren; frische Affectionen 
heilten unter der alten Therapie besser und schneller. Alte Hornhaut-Trübungen 
hellten sich bedeutend auf. Bei einer perforirenden Corneoskleralwunde von 
8 mm Länge trat unmittelbar nach dem Einstäuben eine Iris- 
Blutung auf. Als dann acht Tage lang Jodoform eingestäubt wurde, trat 
keine Blutung auf. — Durch das Vorkommen der Blutung vorsichtig gemacht, 
wendete Verf. das Dionin „bei drei complicirten Star-Operationen nicht an und 
stäubte es bei vier andern glatten grauen Star-Operationen erst nach Abnahme 
des Verbandes am 5. Tage ein.“ Den Erfolg schildert Verf. folgendermaassen: 
„Bei zwei von diesen Operirten trat nach dem Einträufeln einer 20°/, Dionin- 
Lösung starker Schmerz und Chemosis der Bindehaut auf, und bei der Abend- 
visite in meiner Klinik fand ich alles normal und wurde das Dionin weiter 
gebraucht, aber eine Beschleunigung der Heilung war nicht zu constatiren. Bei 
der dritten Operirten trat unmittelbar nach dem Einträufeln der 20°/, Dionin- 
Lösung ein sechsmaliges so heftiges Niesen auf, dass die Operationswunde 
gesprengt wurde. Die vierte Operirte klagte sofort nach der Dionin-Einträuf- 
lung über Schmerzen; als ich nach 5 Minuten das wie vorher geschildert aus- 
sehende Auge beleuchtete, zeigte sich die Vorderkammer voll Blut. Selbst- 
verständlich wurde unter Vornahme geeigneter Maassregeln die Dionin-Behandlung 
ausgesetzt. Die beiden letztgenannten Patienten bekamen aber beide einen 
tüchtige Nachstar, den ich im Januar discindiren musste.“ Nach diesen 
Krankengeschichten dürfte wohl das Dionin aus der Nachbehandlung 
der Stare endgiltig verschwinden! In einem Falle von Myopie-Operation 
(Discission der Linse) war eine Beschleunigung dar Resorption durch Dionin nicht 
zu bemerken. Bei alten chronischen Conjunctival-Katarrhen wirkt die Lymph- 
Ueberschwemmung sehr wohlthätig; ebenso bei Episcleritis. Auch bei Glaskörper- 
Trüäbungen und specifischer Chorioretinitis wurden Erfolge erzielt durch monate- 
langes Dionin-Einträufeln; auch Netzhaut-Blutungen wurden günstig beeinflusst. 
C. Hamburger. 

10) Ueber die Beziehungen der Augenheilkunde zur Balneo- 
therapie, von Doc. Dr. S. Klein in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 1900. 
Nr. 29—33.) Oertliche Erkrankungen: Bei chronischen Bindehaut-Catarrhen 
und Trachom Aufenthalt in Gebirgsluft (Höhenkurorte). Bei hochgradiger 
Myopie mit Veränderungen am Augengrunde: klimatologische Behandlung mit 
Gebrauch lösender Mineralwässsr. — Von Allgemeinleiden abhängige 
Augen-Erkrankungen, Krankheiten der Lider und Conjunctiva: 
Bei zu Grunde liegender Skrophulose: mildes Klima in geeigneter Seehöhe, 
selbst tiefgelegene Gegenden am Meere und an den Süsswasser-Seen; Soolbäder, 
jodhaltige Bäder, Schwefelthermen; bei zu Grunde liegender Syphilis nach über- 
standener Schmierkur Aufenthalt in einem Jod- oder Schwefelbad. — Krank- 
heiten der Cornea und Sklera, die sich auf scrophulöser Basis entwickeln, 
geben dieselben Indicationen wie die Krankheiten der Conjunctiva des gleichen 
ätiologischen Momentes. Liegt Syphilis, namentlich hereditäre Form, vor, dann 
kommen jodhaltige Bäder und Trink-Kuren, Schwefelwässer und selbst indifferente 
Thermen in Verbindung mit Quecksilber-Kuren in Betracht. Als Nachbehandlung 
wohl auch Luftkuren (Aufenthalt am Meere mit mildem Klima). Bei den 
seltenen Fällen, in welchen eine Corneal-Erkrankung von einer nervösen Dis- 
position abhängig ist, dürften sich hydrotherapeutische Behandlungen empfehlen. 
Bei Skleritis und Episkleritis werden je nach dein ätiologischen Momente Jod- 


— 320 — 


oder Schwefelbäder zu wählen sein oder auflösende Kuren in Frage kommen. — 
Krankheiten des Uvealtractus und Glaskörpers: Iritis, die wohl in 
der Mehrzahl von Syphilis abhängig ist, wird Schwefelthermen in Verbindung 
mit regelrechter Quecksilber-Kur indiciren. Auch bei gichtischen und rheuma- 
tischen Formen werden Schwefelthermen ihre Indication finden. Dasselbe gilt 
von den Erkrankungen des übrigen Uvealtractus und des Glaskörpers. Iritiden 
in Folge von Diabetes erfordern eine Karlsbader Kur. Contraindicationen gegen 
natürlice Warmbäder geben acute Reizzustände bei Iritis, Cyclitis u. s. w.; 
weiter intraoculäre Blutungen, glaucomatöse Zustände, hochgradige Myopie, Er- 
krankungen des Herzens und der Gefässe insofern, als dieselben zur Embolie 
der Augengefässe führen können; endlich entzündliche Erkrankungen der Con- 
junctiva und Cornea. Gerade in solchen Fällen, bei denen Thermal-Badekuren 
contraindicirt sind, erweisen sich Trinkkuren mitunter besonders wirkungsvoll 
und heilkräftig. Als Nachkuren bei den in Rede stehenden Affectionen des 
Uvealtractus empfehlen sich Bäder und Trinkkuren in Jod-Kurorten und Aufent- 
halt in Luftkurorten (Alpenluft, Seeluft). — Bei Glaukom (in Fällen, die 
bereits ein Mal oder mehrere Male einer Operation unterzogen worden sind) 
müssen Thermalbäder wegen der Gefahr von Congestionirung gemieden werden. 
Auch hydriatische Proceduren sind nicht angezeigt. Dagegen empfehlen sich 
salinische Trinkkuren. — Bei den Krankheiten der Retina und des 
Opticus wird nach dem Causalmomente vorgegangen werden; bei Netzhaut- 
Ablösungen, deren Ursache unbekannt geblieben ist, können diaphoretische und 
resorptionsförlernde Thermalkuren versucht werden. Bei Sehnerven-Schwund 
wären tonisirende Luftkuren in Verbindung mit kräftigender Diät, sowie elek- 
trische Kuren und Hydrotherapie zu empfehlen; dabei ist selbstverständlich auf 
die directen und indirecten Ursachen Rücksicht zu nehmen. Toxische Amblyo- 
pien erheischen neben Abstinenz Aufenthalt in frischer Luft und kräftigende 
Diätkuren, hysterische Amblyopien hydriatische und elektrische Kuren, Seebäder. 
— Von Krankheiten der Linse wäre nur die Cataracta diabetica zu nennen, 
bei der des Diabetes wegen eine Karlsbader Kur erspriesslich sein wird. Pro- 
pbylactisch wären bei gewissen Gefäss-Anomalien, die nicht selten Cataracte im 
Gefolge haben, Badekuren (Jodbäder, lösende salzige Quellen) in Betracht zu 
ziehen. Reconvalescenten nach Star-Operationen wird ein Aufenthalt in’ einem 
Luftkurort zuträglich sein. — Krankheiten der Augenmuskeln, die auf 
Syphilis basiren, erfordern merkurielle Behandlung und den Gebrauch von 
Schwefel-Thermen (Aachen). Von letzteren kann auch bei peripheren Lähmungen, 
die chronisch geworden sind oder häufig recidiviren, Gebrauch gemacht werden. 
Bei Orbital-Erkrankungen und Krankheiten der Thränenorgane, wofern sie auf 
Syphilis beruhen, werden ebenfalls, nebst Quecksilber-Kuren, Schwefel-, Jod- und 


andre Warmbäder verordnet werden können. — Accommodationsschwäche 
in Folge von Anämie und Chlorose indicirt Eisenbäder, tonisirende Luftkuren, 
Seebäder, Hydrotherapie. Schenkl. 


11) Die Hydrothberapie der Augen-Erkrankungen, von Dr. Ernst 
Hertel-Jena. (Lehrbuch der klinischen Hydrotherapie von Prof. Dr. Max 
Matthes. Jena, 1900.) Besprechung der hydrotherapeutischen Maassnahmen, 
die bei Augenkrankheiten in Betracht kommen, Umschläge, Augen-Douchen 
u. s. w. und specielle Indicationsstellung bei den einzelnen Formen der Augen- 
krankheiten. C. Hamburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 
Verlag von Verr & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırric in Leipzig- 











Gentralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAıLEY in London, Prof. Dr. H.Cosun in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pu Boıs-Reyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Emnmerrt in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GınsBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest, 
Dr. Gorpon NoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. Issıaonıs in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krückow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESORN in Hamburg, Dr. Peraens in Brüssel, 
Prof. PescHeL in Frankfurt a M., Dr. PurtscHher in Klagenfurt, Dr. M. REICH in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. ScaenKu in Prag, Prof. Dr. 
SCHWARZ in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. StieL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





November. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilung.e I. Zur Charakteristik der augenärztlichen Land- 
praxis in Russland. Von N. Andogsky, Privatdocent in St. Petersburg. — Il. Ueber 
eine bisher nicht beschriebene Affection des äusseren Augenwinkels. Von Dr. Camill 
Hirsch, Augen-Arzt in Prag. 

Neue Instrumente, Medicamente u. s.w. 1. Die Kapsel-Pinzette. Von J. Hirsch- 
berg. — 2. Ueber Röntgen-Bilder von Geschwülsten des Augen-Innern. Ven J. Hirsch- 
berg. — 3. Ueber Röntgen-Bilder von Geschwülsten im Augen-Innern. Von Prof. 
Dr. k.Grunmach. — 4. Ueber Augen-Magnete. Von J. Hirschberg. 

Geselischaftsberichte. IX. Congrès périodique international d’ophtalmologie. 
Utrecht, 14.—18. August 1899. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge u. s. w. Die operative Beseitigung der durch- 
sichtigen Linse, von Prof. Dr. Ernst Pflüger in Bern. 


Journal-Uebersicht. I. Recueil d’ophtalmologie. Januar—August. — II. Revue 
generale d’ophtalmologie. Januar— Juni. 
Vermischtes. 





I. Zur Charakteristik der augenärztlichen Landpraxis 
in Russland. 


Von Dr. N. Andogsky, Privatdocent an der kais. militär-medicin. Akademie und 
Prof. der Augenheilkunde an dem medicinischen Institut für Frauen zu St. Petersburg. 


Nach dem ausführlichen Bericht meines geehrten Lehrers und Chefs 
Prof. BELLARMINOFF auf dem Moskauer internationalen medicinischen 


Congress 1897 und nach den Berichten, welche schon in der deutschen 
21 


— 822 


Presse! erschienen, sind unsere westeuropäischen Collegen mit der Thätig- 
keit der sogenannten fliegenden oder mobilen augenärztlichen Colonnen 
bekannt. Diese Art, den Augenkranken Hilfe zu leisten, ist bekanntlich 
auf Initiative von Prof. BELLARMINOFF im Jahre 1893 vom Blinden- 
Curatorium der Kaiserin Maria angesichts des Fehlens von Augenärzten in 
vielen Gegenden Russlands organisirt. Obgleich das Blinden-Curatorium 
jetzt seine besondere Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der stationären 
Hilfeleistung richtet, indem es Augen-Heilanstalten errichtet und viele Pro- 
vinzial-Aerzte mit oculistischen Instrumenten und mit Geldmitteln unterstützt, 
werden in Folge verschiedener Umstände und hauptsächlich in Folge von 
dringender Noth an schleunigster Hilfe in den Gegenden, wo die Augen- 
krankheiten viel zu stark verbreitet sind, fliegende Colonnen auch bis jetzt 
abgeschickt; und die Zahl derselben wird mit jedem Jahr nicht nur nicht 
kleiner, sondern sie wächst sogar. j 

In diesem kurzen Bericht will ich die Data über die Thätigkeit der 
augenärztlichen Colonne, welche unter meiner Leitung stand, mittheilen, 
da sie, wie mir scheint, für die Charakteristik der Augen-Erkrankungen und 
des Zustandes der oculistischen Hilfeleistung in einigen Gegenden Russ- 
lands nicht ohne Interesse sein können. 

Die der speciell oculistischen Hilfe am meisten bedürftigen Gegenden 
Russlands sind die östlichen Gouvernements desselben, welche von zahl- 
reichen fremdländischen Stämmen wie Tataren, Tschuwaschen, Tscheremissen, 
Wotjaken u. A. bewohnt werden. Auf Anweisung des medicinischen De- 
partements des Ministeriums des Innern commandirte mich das Blinden- 
Curatorium im November 1899 in eine dieser Gegenden ab und zwar in 
den Ssarapulschen Kreis des Wjatka-Gouvernements, als Leiter der fliegenden 
augenärztlichen Colonne. Letztere bestand aus den Assistenfen der Augen- 
klinik der kaiserlichen Militär-Medicinischen Akademie Stabsarzt Dr. med. 
CHORZEFF und Stabsarzt Dr. med. WAssıLJEFF, dem Studenten des letzten 
Semesters Herrn HoLmsTEn, einer barmherzigen Schwester, 3 ärztlichen 
Gehilfen und 3—4 Leuten der niedern Hospital-Bedienung. Als Punkte 
der Thätigkeit der Colonne waren gewählt: die Stadt Ssarapul (20 000 Ein- 
wohner), das Dorf Ischewsky Sawod (mit 40000 Einwohnern und einer 
staatlichen Gewehrfabrik) und das Dorf Wotkinsky Sawod (mit 20000 Ein- 
wohnern und einer Maschinenfabrik); in jedem dieser Punkte arbeitete die 
Colonne ungefähr je einen Monat und hatte zu ihrer Verfügung eine Räum- 
lichkeit für 12—120 Kranke mit der nothwendigsten Hospital-Einrichtung. 
Im Ganzen dauerte die Thätigkeit der Colonne 3 Monate. 

Der erste Punkt, die Stadt Ssarapul, liegt in einer Gegend, welche 
von Russen bevölkert ist, die übrigen zwei sind umringt von Dörfern der 


I Dr. WALTER, Bericht und Erfahrungen eines fahrenden Starstechers aus dem 
Ende des 19. Jahrhunders. Archiv für Augenheilkunde Bd. XXX. 


— 823 — 


Wotjaken, — eines den Finnen verwandten Stammes. Dieser Stamm, 
welcher in schlechten hygienischen Bedingungen lebt und in Folge der 
niedrigen Entwicklungsstufe und der Unwissenheit sich selten an ärztliche 
Hilfe wendet, ist sehr den Augenkrankheiten, hauptsächlich dem Trachom, 
unterworfen. 
Die Gesammtzahl der Patienten der Colonne erreichte die Ziffer 6393, 
die Anzahl der von ihnen gemachten Besuche 14858. 
Nach den Nationalitäten lassen sie sich folgendermaassen vertheilen: 
Russen, . 2 2 22020224871. 
Wotjaken. . 2 2 22.2... 1482. 


Tatarn . . . Ceg 60. 
l Andre Nationalitäten. be h a 10. 

Nach Ständen: 
Bauern . . . 220.20. 8882. 


Kleinbürger und Fabrikarbeiter 2240. 
Adelige . . » 2» 2 2 2. IO 
Kaufleute . . 2 .2..2..105. 
Andre Stände . . . . 60. 


Von 6393 waren 2205 Männer, 3137 Frauen und 1051 Kinder. 
Stationär wurden 704 Patienten behandelt, welche im Ganzen 5655 Tage 
im Krankenhause zubrachten. 

Was die Form der beobachteten Erkrankungen betrifft, so kann man 
sie nach dem Grade der Verbreitung folgendermaassen eintheilen: 

1. Erkrankungen der Conjunctiva und der Lider, von welchen 
6079! oder 41°/, registrirt waren. Davon müssen notirt werden: Con- 
junctivitis et Blepharo-conjunctivitis chronica 1062, Trachoma acutum 66, 
Trachoma chronicum 1106, Tr. cicatricans 1476, Trichiasis 330 und En- 
tropion 1602. 

2. Erkrankungen der Hornhaut 3908 jäi 26,3 °/,, darunter: 
Pannus 2073, Ulcera corneae 162, Leucoma partiale 205, L. totale 431, 
L. adhaerens 293, Staphyloma corneae 192. 

3. Refractions- und Accommodations-Anomalien 2330 oder 
16°/,, darunter: Myopie 398, Hypermetropie 610, Astigmatismus 128 und 
Presbyopie 994. 

4. Erkrankungen der Thränenwege 591 oder 4°/,. 

5. Erkrankungen der Linse 570 oder 3,6 °/,, darunter: Cataracta 
senilis matura 188. 

6. Erkrankungen.des Bulbus, Entwicklungsfehler u. A. 365 
oder 2,6 °/,, darunter: Atrophia bulbi 299, Microphthalmus et Anophthalmus 
cong. 20, sympathische ‘Entzündung 4. 

7. Erkrankung des Uveal-Traktus und Glaukom 343 oder 


ı Jedes Auge apart. 
21” 


— 3214 — 


2,3°/,, darunter: Chorioiditis disseminata 48, Glaucoma acutum 1, Gl. 
chronicum 75, Gl. absolutum 155. 

8. Erkrankungen der Irisund des Corp. ciliare 225 oder 1,5°|,. 

9. Krankheiten des Nervus opticus und der Retina 222 oder: 
1,4 °/,, darunter: Atrophia nervi optici 142, Chorio-retinitis 16. 

10. Erkrankungen des Muskel-Apparates 192 oder 1,2°/,. 

11. Erkrankungen der Sklera 10 oder 0,1 °/,. 

Wie aus dieser Aufzählung zu ersehen ist, nimmt das Trachom 
eine dominirende Stellung unter den Erkrankungen bei der Bevölkerung 
des Ssarapulschen Kreises ein. Das Trachom in seinen verschiedensten 
Stadien wurde bei 2305 oder 36°/, aller Patienten der Colonne gefunden. 
Nach den Nationalitäten liessen sich die trachomatösen Kranken folgender- 
maassen vertheilen: 

Russen . 1070 oder 22°/, , im Verhältniss zur ganzen An- 

Wotjaken 1208 oder 83°,, ¢ zahl von Kranken derselben 

andere . 27 oder 38°/, Nationalität. 

Ein grosser Theil der Trachomatösen wurde im Verlauf von einigen 
Wochen bis 2 Monaten behandelt. Wo es möglich war, wurde chirurgische 
Behandlung, hauptsächlich Ausquetschung des Trachoms in frischen Fällen, 
und Operationen an den Lidern in Fällen von Entropion angewandt. 

Von der ganzen Anzahl 6393 Kranker sind von der Colonne 604 Blinde 
auf beiden Augen (oder 9,5 °/,) registrirt, darunter 199 Heilbar-Blinde und 
405 Unheilbar-Blinde. 

Die Vertheilung nach dem Geschlecht war folgende: 

Heilbar-Blinde: Männer 90, Frauen 89, Kinder 20 
Unheilbar-Blinde: „ 161, „ 187%, , 57 
Im Ganzen: . . Männer 251, Frauen 276, Kinder 77. 

Nach den Nationalitäten: 

Heilbar-Blinde: Russen 166, Wotjaken 29, andere 4 
Unheilbar-Blinde: „ 29, , 101, „ 5 
Im Ganzen: . . Russen 465, Wotjaken 130, andere 9. 

Die Anzahl Blinder speciell unter den Russen in der Ambulanz der 
Colonne im Verhältniss zur ganzen Anzahl Russen war 9,5°/,. Das Ver- 
hältniss der Anzahl von heilbaren zu derselben von unlieilbaren Kranken 
war gleich 36:64. Unter den Ursachen der heilbaren Blindheit nehmen 
die Erkrankungen der Linse (Cataracte) die erste Stelle ein, welche 
heilbare Blindheit in 71,9°/, nach sich gezogen haben. Weiter folgen: 
Erkrankungen der Hornhaut 17,1°/, und der Iris 11,0°,,. Von den 
Ursachen der unheilbaren Blindheit verdiente besondere Beachtung: Pocken 
25,9°/, und Trachom 21,8°/,; weiter folgen Glaukom 15,5, Krank- 
heiten der Retina und des N. opticus 12,4, Keratitiden 6,7, 
Krankheiten des Uvealtraktus 4,0, Gehirnkrankheiten 2,6, 
Blenorrhoe der Neugeborenen, Trauma und Entwicklungsfehler 





— 825 — 


je 2,5, akute Exanthemen und misslungene Operationen je 1,6, 
akute Allgemein-Erkrankungen 1,0 und sympathische Entzün- 
dung 0,3°/,- 

Das Verhältniss der Anzahl blinder Wotjaken zu der ganzen Anzahl 
derselben in Procenten ist fast ebenso, wie bei den Russen (9,0°/,), das 
Verhältniss der heilbaren zu den unheilbaren jedoch ist ein wenig anders, 
und zwar 22:78. Der Star, als Ursache der heilbaren Blindheit wurde 
bei den Wotjaken im Gegensatz zu den Russen nur in 17°/, beobachtet, 
die Hauptursache dieser Blindheit aber bilden bei ihnen die Folgen des 
Trachoms (Erkrankungen der Hornhaut) und zwar in 70°/,; Erkran- 
kungen der Iris haben heilbare Blindheit in 16°/, nach sich gezogen. 
Als Ursache der unheilbaren Blindheit stekt das Trachom auch an der 
Spitze (67 °/,), die übrigen Ursachen der Blindheit weit überragend; weiter 
folgen: Glaukom 9,9, Pocken 6,9, Krankheiten des N. opticus und 
des Gefässapparats des Auges je 3,9, Blenorrhoe 2,0 und akute 
Exanthemen, Keratitiden verschiedener Abstammung, Gehirn- 
krankheiten, Entwicklungsfehler je 1°/,. 

Wenn man den enormen Procentsatz der in Folge von Trachom Er- 
blindeten unter den Wotjaken mit der unbedeutenden Anzahl der Cata- 
racta-Kranken, die unter ihnen beobachtet werden, vergleicht, so wird es 
nicht übertrieben sein, wenn man sagt, dass die Wotjaken in einem 
Alter durch Trachom erblinden, bevor sich noch ein Star,. die 
gewöhnliche Ursache der heilbaren Blindheit der Greise, 
bilden kann. 

Die von der Colonne gesammelten Erfahrungen geben uns -aber, bei 
aller ihrer Trostlosigkeit, noch keinen Begriff über den wahren Zustand der 
Blindheit unter der Bevölkerung des Kreises, da offenbar lange nicht alle 
Blinde aus der Bevölkerung der Umgegend sich der Colonne zeigten; nach 
den Mittheilungen der Statistik der Landschaftsverwaltung sind unter der 
russischen Bevölkerung des Ssarapulschen Kreises 867 Blinde oder circa 
0,39°/, im Verhältniss zur ganzen russischen Bevölkerung, während es 
unter den Wotjaken 1143 Blinde giebt, oder 1,3°/, im Verhältniss zur 
ganzen Anzahl Wotjaken im Kreise.! 

Was die Blindheit unter den Vertretern andrer Nationalitäten im 
Kreise (Tataren, Tscheremissen, Baschkiren, Hebräer) anbetrifft, so geben 
die erhaltenen Zahlen, in Folge der verhältnissmässig geringen Anzahl 
solcher Kranker in der Ambulanz der Colonne, nicht das Recht, irgend 
welche bestimmte Schlüsse über das Uebergewicht dieser oder jener Ursache 
der Blindheit zu ziehen. 

Was die operative Thätigkeit der augenärztlichen Colonne anbe- 
trifft, so sind im Verlauf von 3 Monaten 1869 grosse und 1152 kleine, im 
Ganzen 3021 Operationen gemacht worden. 

ı In Preussen (1881) 0,08°%, oder 8 auf 10,000 Einwohner. 


=. 326 = 


I. Operationen: 


Extraction der Cataract . . . . . . 110 
Discision |, 5 we 
Irideetomie und Tiido pik ew A 
Abtragung eines Irisprolaps . - - 1 
Staphylom- Abtragung nach Gaam 5 
Pterygion-Operation . . . s a. A9 
Tätowirung . . . 2 a2... . . 15l 
Tenotomie . . En ee ne 16 
Muskel-Vorlagerung on 3 
Enucleation und Exenteration ias Bulbus 7 
Exstirpation des Thränensacks. . . . 3 
ie von Geschwülten . . . 16 
Plastische Lid-Operatin . . . . .. 2 
Lid-Operation nach SNELLEN . . . . 667 
5; „ GRAEFEE . . .. 6 
5 „ FLARER .... 28 
5 „Kum!.... 3 
Rum? .... 6 

Transplantation der Cutis und der Lippen- 
schleimhaut bei Trichiasis . . . 164 
Canthoplastik . . . 22.222.402 
Symblepharon-Operation . . . . . . 1 
1869. 

I. Kleine operative Eingriffe: 

Ausquetschung des Trachoms . . . . . 685 
Spaltung der Thränenwege . . . . . 470 
Entfernung von Fremdkörpern . . . . 29 

Entfernung von Wucherungen der Schleim- 
haut bei Trachom . . . n a. 5 
Eröffnung von Abscessen . . . . . . 18 
1152. 


Der Antheil der Assistenten an der operativen Thätigkeit der Colonne 
lässt sich durch folgende Zahlen ausdrücken: Dr. CHoRZEFF hat 344 Ope- 
rationen gemacht, Dr. WaAssıLJEFF 262, der Student HoLmsten 304; von 
freiwilligen Mitarbeitern der Colonne, von örtlichen Aerzten sind im Ganzen 
354 Operationen gemacht worden, und zwar von Dr. IGnATJEFF 123, Dr. 
SpasskY 164 und Dr. BArAnoFF 67 Operationen. 

Wie aus der Tafel zu ersehen ist, bilden die Operationen bei En- 
tropion die Hauptmasse der Operationen, nämlich 1344 oder 70°/,; unter 





1 Excision des oberen Bindehautsackes sammt Tarsus bei Trachom. 
? Blepharorrhapbie bei Xerophthalmus. 


— 327 — 


denselben treten besonders die Operationen nach SNELLEN (667) und die 
der Canthoplastik (472) hervor, dann folgen Transplantation der Cutis und 
der Schleimhaut (164). In Folge der Schmalheit der Augenspalte bei den 
Wotjaken nimmt das Entropion bei ihnen geradezu erschreckende Formen 
an. Fast jede Operation des Entropion musste man bei den Wotjaken 
mit der Canthoplastik beginnen, um die Augenspalte zu erweitern. Verhält- 
nissmässig bedeutend erscheint auch die Anzahl der Operationen der künst- 
lichen Pupille (177 oder 9°;,) bei Leukomen, als Folgen von Pocken und 
allen möglichen Entzündungen der Hornhaut. Wo es möglich war, ging 
dieser Operation Tätowirung des Leukoms voran (151 oder 8°/,).! Von 
den Operationen der Extraction der Cataracta, derer im Verhältniss zur 
ganzen Anzahl Kranker wenig gemacht wurden, nämlich 110 oder ca. 6°/,, 
fallen den Wotjaken nur vereinzelte Fälle zu; die übrigen Star-Operationen 
wurden an Russen ausgeführt. 


Von der ganzen Anzahl Star-Operationen wurde ein ungünstiger Aus- 
gang in Gestalt einer eitrigen Augenentzündung nur bei einem Kranken, 
welcher dazu noch an Trachom litt, beobachtet. Misserfolge bei Operationen 
an Lidern und bei Operationen der Iridektomie, in dem Sinne, dass aus 
diesen oder jenen Gründen der erwartete Effect nicht eintrat, waren nur 
in vereinzelten Fällen. 


Den Leser dieser Zeilen werden wahrscheinlich die enormen Ziffern 
der Augenkranken, die von der Colonne in so kurzer Frist, wie es 3 Monate 
sind, empfangen wurden, sowie das colossale Operationsmaterial, das der- 
selben zufiel, in Erstaunen versetzen. Mit allem, was die Colonne gethan 
hat, fertig zu werden, war nur bei der allerintensivsten Arbeit aller Theil- 
nehmer der Colonne möglich. Der Arbeitstag der Colonne hatte 12 bis 
16 Stunden und erforderte eine enorme Anspannung der physischen und 
moralischen Kräfte. Keine Arbeit in Kliniken oder beständigen Kranken- 
häusern kann mit dieser Arbeit der Aerzte der fliegenden Colonnen ver- 
glichen werden. 

Die enormen Ziffern der Kranken und Operationen lassen sich erstens 
durch die furchtbare Verbreitung der Augenkrankheiten in der gegebenen 
Gegend und zweitens durch die verhältnissmässig ungenügende Organisation 
der localen stationären oculistischen Hilfeleistung erklären. Der ganze 


ı Die Operation der Tätowirung wurde nach der Methode ausgeführt, die nach 
der Erfahrung der Klinik von Prof. BELLARMINOFF die besten Resultate giebt, nämlich 
mit der Nadel von v. WECKER, unter der bestimmten Bedingung, dass die Tusche in 
das Gewebe der Hornhaut mittelst tiefer Stiche und nicht in das Epithel eingeführt 
wird, was bei den andern Methoden der Tätowirung geschieht. Die Tätowirung wurde 
bei jeder Grösse des Leucoms überall in einer Sitzung vorgenommen, und sehr oft wurde 
gleich nach derselben Iridectomie ausgeführt. Bei guter Qualität der chinesischen 
Tusche wurden niemals irgend welche ungünstige Complicationen, immer aber dauerndes 
Resultat beobachtet. 


-8328 — 


Ssarapulsche Kreis hat ca. 330000 Einwohner und 10 Landschafts-Ver- 
waltungs- und ca. 5—6 andre Aerzte. Obgleich in der Stadt Ssarapul 
eine besondere Augenabtheilung an dem dortigen Krankenhause mit 
einem Chirurgen an der Spitze existirt, welcher jährlich 100—150 Augen- 
Operationen macht, und obgleich einige andre Aerzte unter andrem auch 
die einfachsten Augen-Operationen machen, ist ihre Hilfe der Bevölkerung 
dennoch eine nichtige, da alle diese Aerzte mit Arbeit in allen Speciali- 
täten überhäuft und nicht im Stande sind, sich speciell mit der Ophthal- 
mologie zu beschäftigen. Bei dem niedrigen Grade von Cultur bei der 
fremden Bevölkerung ist das Zutrauen derselben zur medicinischen Hilfe 
bis jetzt nicht gross; es giebt eine Menge Kranker mit Entropion, Blinder 
in Folge von Staren u. A., welche viele Jahre zu Hause sitzen und nicht 
daran denken, sich an ärztlichen Beistand zu wenden, bis sie endlich in 
das Ambulatorium einer augenärztlichen Colonne gelangen, deren Personal, 
Dank der hohen Autorität der sie absendenden Behörde — des Blinden- 
curatoriums der Kaiserin Maria — sich überall eines grösseren Zutrauens 
erfreut, als die örtlichen Aerzte. 


H. Ueber eine bisher nicht beschriebene Affection des 
äusseren Augenwinkels. 


Von Dr. Camill Hirsch, Augen-Arzt in Prag, ehem. I. Assistent der k. k. deutschen 
Universitäts-Augenklinik. 


Wenn ich im Nachfolgenden alle Befunde der in Rede stehenden 
Affection der Oeffentlichkeit übergebe, welche ich in der Zeit von mehr als 
einem Jahre, seit meine Aufmerksamkeit auf diese Anomalie gerichtet ist, 
zu machen Gelegenheit hatte, so geschieht dies aus dem Grunde, weil diese 
Befunde, sich gegenseitig ergänzend, ein anschauliches Bild von der Ent- 
wicklung eines Zustandes geben, welcher, obwohl anscheinend gar nicht zu 
selten vorkommend, sich bisher der Aufmerksamkeit der Fachgenossen ent- 
zogen hat. Abgesehen von dem Interesse, das die merkwürdige Entstehungs- 
geschichte dieser Affection erwecken muss, kommt derselben auch klinisch 
für eine ganze Reihe von Kranken, die bisher sicher falsch beurtheilt wurden, 
eine gewisse Wichtigkeit zu. 

Die Befund-Skizzen folgen wahllos nach einander in derselben Reihen- 
folge, wie sie zur Beobachtung kamen: 

I. S. F., 29jähriger, Dr. med., eingetreten 9. October 1899. - 

Leidet schon seit einigen Jahren an häufig exacerbirendem, chronischem 
Fullieular-Catarrh der Bindehaut beider Augen. Seit einigen Tagen wieder 
acute Exercerbation. 


-- 829 — 


Beide Augen: stark gereizt, Augapfel-Bindehaut lebhaft netzförmig 
oberflächlich injieirt, besonders in der Peripherie. Bindehaut der Lider 
stark geschwollen und geröthet, im Uebergangstheile zahlreiche Follikel. — 
Die Cilien sind auffallend lang und stark. Am lateralen Ende der oberen 
Wimper-Reihe beider Augen zeigen, am rechten Auge die zwei letzten, 
am linken Auge (siehe Fig. 5) ein ganzes Büschel davon, ein ganz merk- 
würdiges Verhalten. Im Gegensatze zu den übrigen ganz normal gestellten 
Wimpern ziehen die erwähnten von ihrem Ursprunge in der hintersten 
Reihe direct nach unten und verschwinden, nachdem sie den äusseren 
Augenwinkel überbrückt haben, hinter dem lateralen Ende des Unterlides 
im unteren Bindehautsacke. Auch bei starkem Auseinanderziehen des 
Winkels sind sie aus dieser Lage nicht zu befreien. Als Grund hierfür 
ergiebt die genauere Inspection folgendes Verhalten: 

Die Wimpern sind an der Stelle, wo sie die hintere Kante des freien 
Randes des Unterlides kreuzen, d.i. in der unmittelbaren Nachbarschaft 
des lateralen Augenwinkels durch einen Ring durchgesteckt, der aus 
Granulationen bestehend der genannten Kante aufgesetzt ist und mit 
dem in dieser sitzenden Rinne einen annähernd cylindrischen Canal bildet. 
Der Ring ist natürlich nicht regelmässig, es erstreckt sich der Ueberschuss 
an Granulationen in den Winkel hinein, und sie bilden hier ein ohne 
Auseinanderziehen des Winkels schon sichtbares Hügelchen. — Nachdem 
sie diesen Canal passirt, liegen die Cilien der Bindehaut-Fläche des Unter- 
lides auf, müssen sich jedoch, um Platz im Bindehaut-Sacke zu finden, (da 
ihre Länge die Höhe jenes übersteigt) umbiegen und scheuern so an der 
Bindehaut des Lides, Fornix und Augapfels. Erst mittelst einer unter dem 
in der Lidspalten-Zone befindlichen Theile der Wimpern durchgesteckten 
Sonde lassen sie sich herausheben. Eine Stellungs-Anomalie der freien Lid- 
Rand-Fläche besteht nicht. 

Nach Entfernung der fehlerhaft stehenden Cilien mittelst Cilien-Pincette 
hat sich der Catarrh in kürzester Zeit sehr bedeutend gebessert. In 14 Tagen 
bis 3 Wochen wuchsen die Cilien nach. Pat. hat jedoch gelernt, sie heraus- 
zustülpen und sich so stets vorübergehende Erleichterung zu schaffen. 

Il. K. A., 47jähriger Heizer; eingetreten 26. Februar 1900. 

Seit 14 Tagen bemerkt er Druck in den Augen und Thränen der- 
selben bei der Arbeit. 

An beiden Augen bemerkt man am äusseren Augeuwinkel folgende 
Veränderungen: 

Die letzten paar (rechts 2, links vier) Cilien des oberen Lides sind 
nicht, wie die übrigen aus der vorderen Lidkante normal herauswachsenden, 
langen und sonst normal beschaffenen Wimpern nach vorne und leicht 
unten gerichtet. Sie gehen vielmehr direct nach unten und verschwinden 
hinter dem lateralen Ende des Unterlides; sie überbrücken so den 
äusseren Augenwinkel und sind nur so weit sichtbar, als dieser hoch 


— 330 — 


ist. Sie liegen weiterhin dem lateralen Ende der Conjunctiva tarsi des 
Unterlides, von der hinteren Lidkante beginnend, der ganzen Breite nach 
fest auf und scheuern mit ihren spitzen Enden im untern Fornix conjune:- 
tivae und den benachbarten, bezw. gegenüberliegenden Partien der Aug- 
apfel-Bindehaut. 


Diese anomal stehenden Cilien sind ebenso lang und stark wie die 
übrigen und gehören der hintersten Wimper-Reihe des Oberlides an. Eine 
Stellungs-Anomalie der freien Lidrand-Flächen konnte ich nicht feststellen. 


Die von den Spitzen dieser Cilien gescheuerte Partie der Uebergangs- 
Falte und die ihr benachbarte Augapfel-Bindehaut-Partie sind in einen dicken, 
sulzig infiltrirten, höckerigen Wulst (wie bei Trachom) verwandelt, die Um- 
gebung oberflächlich injieirt. Die 6 falsch stehenden Cilien wurden epilirt. 


20. Juni 1900: Bis vor einer Woche, also ungefähr 4 Monate, Ruhe. 
Seither wieder Stechen und Drücken in beiden äusseren Augenwinkeln. 


Die Haut am äusseren Augenwinkel beiderseits erodirt. Rechts: 
Momentan keine falsch stehenden Cilien, links: die äussersten Cilien 
des Oberlides offenbar gerade jetzt herausgestülpt, da ihre Spitzen 
noch mit frischem Schleim bedeckt sind. Hier findet sich auch jetzt am 
lateralen Ende der hinteren Lidkante des Unterlides eine weitere 
charakteristische Veränderung: Knapp neben dem Winkel zeigt dieselbe 
nämlich eine fast lineare rinnenförmige Einkerbung, deren Ränder 
als kleine Knöpfchen vorspringen. Rechts fehlt dieses Symptom. Die 
circumscripte, sulzig infiltrirte Bindehaut-Falte ist noch (oder wieder?) da, 
“ist jedoch nicht so dick. | 


23. October 1900 stellt er sich auf meinen Wunsch vor. (Nachtrag 
zum Status) Die Cilien-Reihe des Oberlides reicht am linken Auge bis 
zu der im äusseren Augenwinkel errichteten Verticalen, am rechten Auge 
nahezu bis zu derselben. Die äussere Commissur ist kurz. Umgeschlagene 
Cilien sind momentan nicht vorhanden. Der lineare Abdruck am linken 
Unterlide ist verschwunden. Der sulzige Conjunctival-Wulst hat sich bis 
auf einzelne undeutliche Follikel aufgelöst. 


II. K.F., 21jähr. Comptorist; eingetreten am 28./II. 1900. 

Seit einiger Zeit Schmerz im äusseren Augenwinkel des rechten 
Auges beim Lesen. Zeitweilig Röthung der Augen. 

Rechtes Auge: Die äussersten Cilien des Oberlides (ein ganzes Büschel) 
stehen statt nach vorne, direct nach unten, verschwinden hinter dem 
lateralen Ende des Unterlides und überbrücken den Augenwinkel ähnlich, 
wie bei Fall II beschrieben, und scheuern im Winkel die Bindehaut. Beim 
Auseinanderziehen der Lider nahe dem Winkel stülpen sie sich heraus. 
Die Cilien sind, wie die übrigen normal stehenden, lang ‚und stark. 

Entsprechend dem Lager der Cilien zeigt die hintere Lidkante des 
Unterlides nahe dem äusseren Winkel eine flache Kerbe. 


— 331 — 


Der Winkel selbst erscheint nicht spitz, sondern (durch Einrollung der 
äusseren Haut?) abgestumpft. 

Epilirt! 

Ausgeblieben. (Geheilt?) 

IV. V.F. 20jähr. Kürschner; eingetreten am 20./IV. 1900. 

Seit mehreren Jahren Röthung der Augen und Schlechtersehen. 
Manchmal früh verklebt. Affection, abwechselnd links und rechts stärker. 
Momentan am linken Auge stärker. 

Rechtes Auge: Die Lidränder verdickt, geröthet, stark schuppend 
(chronische Blepharitis). Cilien lang, nicht sehr dicht. Die freien Lidrand- 
Flächen stehen überall (speciell an beiden Oberlidern bis an das laterale 
Ende) vollkommen richtig. Der äussere Augenwinkel selbst ist an beiden 
Augen nicht spitz, vielmehr ersetzt durch eine kleine rundliche Aushöhlung 
(Platz für ein Mohn-Korn), die eine höckerige Oberfläche hat, wie eine granu- 
lirende Wundtläche. Der halbkreis-förmige Rand dieser Höhle ist ebenso 
beschaffen und endet am oberen und unteren Lide mit je einem Granu- 
lations-Knöpfchen in der freien Lidrand-Fläche näher der hinteren Lidkante. 

Am linken Auge: Schliesst sich an jenes in der hinteren Lidkante des 
Unterlides eine Kerbe an, die, andrerseits wieder von einem kleinen 
Granulations-Wall begrenzt, zu einer Rinne umgewandelt wird. Eine wohl 
erhaltene, lange Cilie des Oberlides wächst ca. 3mm vom lateralen Ende 
der Cilienreihe entfernt und knapp hinter der hier etwas verbreiterten 
Wimpern-Reihe aus der freien Lidrandfläche direct nach abwärts; ihr Ende 
ist lateral(winkel)wärts umgebogen. Sie liegt zunächst in jener Rinne am 
Unterlide und scheuert auf der Bindehaut und am Augapfel. Die Ober- 
fläche des letzteren zeigt hier auch stärkere Injection der Bindehaut. — 
Beim Auseinderziehen des Winkels wird sie aus dem unteren Bindehaut- 
Sacke befreit und geht direct nach unten, der Hautfläche des Unterlides 
aufliegend. 

An beiden Augen ziemlich starker chronischer Follicular-Catarrh mit 
zahlreichen kleinen Follikeln und Schleimfäden. 

Epilirt! 

Bis zum 16./VII. 1900 beobachtet. Der Zustand hat sich nicht mehr 
wiederholt. 

V. P. R., 24jähr. Commis; eingetreten am 6./VI. 1900. 

Seit 5 Tagen „Entzündung“ des rechten Auges. Röthung und Stechen 
im inneren Winkel, das wieder vorüberging. 

Ich finde eine sehr mässige subacute Conjunctivitis uud leichte netz- 
förmige conjunctivale Injection der Augapfel-Oberfläche. Am rechten 
Unterlide am lateralen Ende der hinteren Lidkante knapp neben dem 
Winkel eine deutliche rinnen-förmige Einkerbung jener. Die Kerbe tritt 
noch deutlicher hervor durch ein sich knapp daran anschliessendes Granu- 
lations-Knöpfchen. Am linken Unterlid ein analoger Befund. 


— 332 — 


Trotzdem ich sonst keinerlei Anomalie der Stellung der 
Lidrand-Fläche und keine falsch stehenden Cilien fand, habe 
ich diesen Fall, schon sofort auf Grund des Befundes an der 
hinteren Lidkante, den in Rede stehenden Fällen eingereiht. 
Die Folge gab mir Recht. 

Ich sah Pat. von da ab täglich und tropfte ihm Zinklösung ein. 

26./VI. 1900: Stechen im linken äusseren Augenwinkel. Die drei 
letzten Cilien am lateralen Ende der oberen Wimpern-Reihe, lange, steife 
Haare, sind in der oben (bei Fall II) ausführlich geschilderten Weise hinter 
das Unterlid eingestülpt. Sie überbrücken parallel zu einander (wie Saiten 
ausgespannt) den äusseren Augenwinkel. Die mittlere liegt in der oben 
beschriebenen Rinne, die zweite medial davon, die dritte im Winkel selbst. 
Die Spitzen derselben scheuern im Fornix conj. Erst bei stärkerem 
Auseinanderziehen werden sie aus ihrer anomalen Lage befreit, und gleich 
hört das Stechen auf. Die genaue Inspection ergiebt jetzt, dass sich am 
linken Auge nicht eine, sondern drei feine Einkerbungen der hinteren 
Lidkante finden, durch feinste Knöpfchen von einander getrennt. (Auch 
rechts sind mehrere Kerben vorhanden.) 

Bis zum 2./VII. 1900 kein Recidiv. — Dann ausgeblieben. 

Geheilt? 

13. October 1900: Ich bat diesen Kranken zu mir, um ihn nach 
längerer Zeit wieder zu untersuchen. Seit der Epilation am 26./VI. 1900 
— also bis heute 3!/, Monate — hat er kein Stechen im Winkel mehr. 
Er fühlt sich gesund. 

Die Augäpfel sind vollkommen reizfrei, die Cilien stehen richtig, ebenso 
die freien Lidrand-Flächen. Die Kerben an den lateralen Enden der hin- 
teren Lidkanten beider Unterlider bestehen jedoch unverändert. 

Die Doppel-Kerbe am rechten Unterlid habe ich nun bei starker Lupen- 
Vergrösserung nochmals besichtigt, und es ergiebt sich, dass es sich nicht 
um zwei Rinnen, vielmehr um einen halbkreis-förmigen Substanz-Verlust der 
hinteren Lidkante handelt, aus dessen Grunde ein kugeliger, lebhaft vascu- 
larisirter Granulations-Knopf herauswächst (s. Fig.3), der jedoch den Substanz- 
Verlust nicht ganz ausfüllt, so dass zu beiden Seiten noch rinnen-förmige 
Defecte frei sind. 

VI. D.J., 41jähr. Getreide-Händler; eingetreten 26. September 1900. 

Kam wegen einer Seh-Störung des rechten Auges, die: sich bei der 
Untersuchung als durch eine Thrombosis venae centralis retinae hervor- 
gerufen erwies. 

Nebenbei klagt er über Druck in den Augen. Früh seien die äusseren 
Winkel verklebt. 

Am linken Auge (das rechte Auge ist in dieser Richtung normal) 
ergiebt sich folgender Nebenbefund: Circa 2 mm vom äussern Winkel 
entfernt überbrückt eine grosse starre Cilie den Winkel und zieht 


— 8333 — 


direct nach abwärts in den unteren Bindehaut-Sack. Der Ursprung der 
Cilie am Oberlide ist diesmal thatsächlich beträchtlich hinter der 
Wimpern-Reihe aus der freien Lidrand-Fläche, ohne dass diese eine 
Stellungs-Anomalie aufwiese. Die Kerbe im Unterlide ist deutlich 
ausgebildet. Sie beginnt etwas hinter der Cilien-Reihe in der Lidrand-Fläche 
als zarter linearer Abdruck und zieht quer durch jene, sich allmählich zur 
Rinne vertiefend. In der hinteren Lidkante bildet sie schon einen tiefen 
Einschnitt. Noch keine deutlichen Granulations-Knöpfe. Der Einschnitt 
ist vom normal geformten Augenwinkel etwa 1!/, bis 2mm entfernt. 


Die Cilie ist durch einfaches Abziehen des Winkels nicht zu befreien, 
sundern erst nach mehrfachem kräftigen Zuge. 


Die ihr entsprechende Bindehaut der Lider, Uebergangs-Falte und Aug- 
apfel-Bindehaut sind injieirt, leicht verdickt. Von Follikeln ist nichts zu 
sehen. Ä 

24. October 1900. Während bei der ersten Untersuchung das rechte 
Auge frei und bloss das linke afficirt erschien, weist heute das rechte 
Auge die Anomalie auf. Am linken Auge ist keine Cilie umgeschlagen, 
auch der rinnenförmige Abdruck am Unterlide hat sich geglättet und ist 
nicht mehr nachweisbar. 


Am rechten Auge sind zwei Cilien des Oberlides, die durch ihre ganz 
ungewöhnliche Länge und Stärke vor den andern sich auszeichnen, in der 
bekannten Weise nach abwärts umgeschlagen. Sie wachsen mitten aus der 
oberen Wimpernreihe nahe dem lateralen Ende dieser — das bis zu der 
im äusseren Winkel errichteten Verticalen reicht — heraus und stehen 
direct nach unten. Ein Abdruck am Unterlide ist nicht nachweisbar. Sie 
sind wegen ihrer Länge und Mächtigkeit aus der abnormen Lage durch 
keinerlei Manöver mit den Lidern zu befreien; dies gelingt erst mit 
einer Sonde, die darunter durchgesteckt sie heraushebelt.e. Die Lidspalte 
ist von gewöhnlicher Länge und Höhe. Eine kurze laterale Commissur ist 
vorhanden. 

VII. Sch. M., Kaufmann; eingetreten am 28. September 1900. 


Klagt über zeitweilige „Entzündung“ in den äusseren Augen- 
winkeln, besonders rechts. Hier ist auch ein leichtes Ekzem um den 
Winkel nachweisbar. (Offenbar vom Reiben an dieser Stelle herrührend.) 


Rechtes Auge: Keine falsch stehende Cilie; jedoch zeigt die hintere 
Kante des Unterlides, circa 1 mm vom äusseren Winkel entfernt, unmittel- 
bar neben einander drei feine lineare Kerben: die zwischen diesen ein- 
geschlossenen erhabenen Stellen der Kante sind wie feine Perlen an einander 
gereiht. (Ob diese abnorm, etwa durch Granulation verdickt sind oder nur 
durch Contrast gegen die Einschnitte hervortreten, lässt sich nicht ent- 
scheiden. Wahrscheinlich ist mir das Letztere. Die Kerben sind kaum 
lmm von einander entfernt.) 


— 3884 — 


Linkes Auge: Eine Cilie des Oberlides überbrückt den Winkel: 
auch ist eine deutliche Kerbe in der hinteren Kante des Unterlides sicht- 
bar. Auch hier kein Granulations-Knopf. Die Cilie entspringt nicht deutlich 
ausserhalb der Wimpern-Reihe des Oberlides, gehört jedoch den hintersten 
zu. Eine ausgesprochene Stellungs-Anomalie der freien Lidrand-Fläche des 
Oberlides ist nicht vorhanden. Es besteht regionäre Injection ohne Follikel. 

VIII. H. Ph., 43jähr. Fabrikant; eingetreten 8. October 1900. 

Kommt wegen Beschwerden, die durch die Untersuchung als Erschei- 
nungen beginnenden Glaukoms festgestellt werden. 

Es ergiebt sich der folgende Nebenbefund, wobei die Anamnese 
besonders interessant ist. 

= Vor einigen Monaten hatte er offenbar einen acuten Bindehaut-Katarrh, 
in dessen Verlaufe ihm von seinem Arzte die Cilien an den Augenwinkeln 
epilirt wurden. Er erinnert sich, dass er sich schon während seiner Schul- 
besuchs-Jahre die Wimpern aus den Winkeln herausstreichen musste, 
‚wozu er sich immer zusammengefalteten Papieres bediente An beiden 
äusseren Augenwinkeln je ein Büschel Cilien des Oberlides in einer 
knapp neben dem Winkel liegenden, mit Granulations-Knöpfen begrenzten 
tiefen Rinne der hinteren Kante des Unterlides gefangen. Die Cilien sind 
hier nicht so stark wie in den übrigen Fällen (vielleicht in Folge der 
wiederholten Epilationen) und auch stärker gekrümmt. Sie gehören den 
hintersten der normalen Cilien-Reihe des Oberlides an, die hier am lateralen 
Ende etwas verbreitert ist. Hingegen scheint in diesem Falle ein Entro- 
pium partiale vorhanden zu sein, d. h. das laterale Ende der freien Lid- 
rand-Fläche ist gegen die Bulbus-Oberfläche leicht gedreht und lässt sich 
durch einen leichten Zug am Oberlide in die normale Lage bringen. 

Es besteht wohl Reizung der Bindehaut, aber keine Follikel. 

Bei Lupen-Betrachtung erweist sich die Rinne als halbkreis-förmiger 
Defect der hinteren Lidkante, aus dessen Grunde ein grösserer und ein 
kleinerer Granulations-Knopf herauswachsen (s. Fig. 4). 

22... (Sehluss mit den Figuren folgt.) 


Neue Instrumente, Medicamente u. s. w. 
1. Die Kapsel-Pingette. 
Von J. Hirschberg. 


Ueber mein Verfahren!, zur Operation des sympathischen Weich-Stars mit 
einer Kapsel-Pinzette die verdickte Linsenkapsel im Bereich der Pupille zu 
fassen und auszuzienen und danach eine möglichst vollständige Entbindung der 
Krystall-Linse vorzunehmen, hat Herr College O. Schirmer? in seiner vortreff- 


! Centralbl. f. Augenheilk. 1899, S. 246. 

2 Graefe-Saemisch, zweite Aufl., II. Thl., VI. Bd., VIII. Cap., S. 160, 1900. — 
Der Fall, den S. auf der folgenden Seite unter Nr. 232 citirt (Centralbl. f. Augenheilk. 
1883, S. 53) ist nicht von dem Assistenz-Arzt, der ihn beschrieben, sondern von mir 
operirt worden. 


— 335 — 


lichen Abbandlung über sympathische Augen-Entzündung etwas abfällig sich 
geäussert: „Sehr fraglich erscheint mir aber, ob es immer gelingen wird, die 
mit der Kapsel gefasste Pupillen-Schwarte von der mit ihr verwachsenen Iris 
loszulösen, ohne dass erhebliche Zerreissungen der Membran entstehen, und ob 
sich durch das enge Pupillen-Loch hinreichende Linsen-Massen extrahiren lassen‘‘. 

Ich nehme an, dass mit Membran die Schwarte, nicht die Iris gemeint 
ist; und setze voraus, dass Herr College Schirmer eigne Versuche mit dem 
Verfahren noch nicht gemacht hat. Dann muss ich meine Empfehlung doch 
aufrecht erhalten, zumal ich vor Kurzem einen neuen Fall befriedigend 
operirt habe. 

Gute Werkzeuge sind für diesen zarten Eingriff unerlässlich. 
Ich veröffentliche deshalb die drei Formen der Kapsel-Pincette, welche mir Herr 
Windler in Berlin angefertigt hat; und bemerke, dass ich die kleinste, mit zwei 





IE nat. Ge. 
e 


Zähnen, bevorzuge. Unter Chloroform-Betäubung wird ein Lanzen-Schnitt von 
5—6 mm Länge am Hornhaut-Rande angelegt, gemeinhin nach unten, ge- 
legentlich aber, wenn dies einen Vortheil zu bieten scheint, auch nach einer 
andren Richtung; unter scharfer Beleuchtung des Pupillen-Gebiets mittelst 
eines elektrischen Lämpchens wird die geschlossene Kapsel-Pinzette in das 
Pupillen-Gebiet geführt, bis zum gegenüber liegenden Pupillen-Rand, dann ge- 
öffnet, unter sanftem Druck nach hinten wieder geschlossen, eine kurze, ganz 
zarte Schüttel-Bewegung (wie zur Lockerung eines auszuziehenden Zabnes) aus- 
geführt und hierauf die festgefasste Kapsel-Schwarte herausgefördert, — zur 
späteren anatomischen Untersuchung. Dies ist das beste Verfahren, eine flächen- 
hafte, genügende Eröffnung des Linsen-Kapsel-Sacks zu bewirken, aus der man 
nunmehr, mit Hilfe des Spatels, die ausserordentlich zähe, dick-kleisterartige 
Linsen-Masse zum grössten T’'heil herauszubefördern vermag, — während, bei 
der Weichheit des Augapfels und der Zähigkeit der nicht verhärteten Linse, 
selbst aus einem geräumigen Schnitt nach Wenzel, die Linse nur schwer und 
unvollständig entleert werden kann. Bei dieser Handhabung des Spatels (ich 
benutze immer nacheinander zwei bis drei,) hat man, unter Zuwarten, bezw. 
neuer Betäubung, einige Minuten zu verharren, bis das Pupillen-Gebiet 
anfängt, schwärzlich durchzuscheinen. Da man die gänzlich entartete 
Regenbogenhaut bei diesem Verfahren gar nicht angerührt hat, so erfolgt weder 
Blutung bei der Operation, noch Reizung nach derselben, unter der selbstver- 
ständlichen Voraussetzung strengster Asepsie. 

Die Critchett’sche Tunnel-Bildung durch wiederholte Discission hält Herr 
College O. Schirmer, „allerdings ohne eigne Erfahrung“, für weniger leistungs- 
fähig, gegenüber der von A. v. Graefe u. A. empfohlenen Wenzel’schen Aus- 
ziehung der Linse. Ich muss die erstere, nach eigner Erfahrung, selbst bei 
vorsichtigster Ausführung, für gefährlich und überhaupt für undurchführbar 





— 336 — 


erklären, da Drucksteigerung hinzutritt und uns zur Ausziehung der Linse — 
unter ungünstigeren Verhältnissen! — zwingen kann. Die Wenzel’sche Linsen- 
Ausziehung liefert niemals sogleich eine freie Pupille, nöthigt zu wiederholten 
Nach-Operationen mit Betheiligung der Iris, erfordert eine ausserordentlich lange, 
qualvolle Heil-Dauer für den Kranken und führt sogar gelegentlich zur reiz- 
losen Schrumpfung des Augapfels, wie ich das an einer jungen Frau beobachtet 
habe, die von einem unsrer hervorragendsten Fachgenossen operirt worden ist. 


2. Ueber Röntgen-Bilder von Geschwülsten des Augen-Innern. 
Von J. Hirschberg.! 
So klar die Erscheinung, so sicher die Erkennung von Geschwülsten im 
Augen-Innern, so lange der vom Augen-Spiegel hineingesendete Lichtstrahl bis 


zu ihrer Oberfläche hin kein Hinderniss vorfindet; so schwierig kann die Be- 
urtheilung werden, wenn die Neubildung von weit abgehobenen Falten der 





Netzhaut bedeckt oder gar durch Trübung der durchsichtigen Theile des Aug- 
apfels verhüllt wird. Schon vor 32 Jahren? hatte ich versucht, den von Ge- 
schwulst theilweise erfüllten Augapfel mit concentrirtem Licht von aussen her 
zu durchleuchten, später hat Prof. Dr. A. v. Reuss zu diesem Behuf den licht- 


1 Nach einer Mittheilung in der Oetober-Sitzung der Berliner ophthalm. Gesellsch. 
® Klin. Monatsbl. 1868, S. 164. — Aehnlich Lange, Klin. Monatsbl. 1884, S. 410 
und Exner, Sitz.-Ber. der K. K. Ak. d. W. 1883, Maiheft. 


— 3370 — 


leitenden Glas-Stab angegeben und schliesslich mit einem besondren Glüh-Lämpchen 
Erfolge erzielt.! Immerhin sind doch von mir? u. A. gelegentlich Punctionen 
zur Sicher-Stellung der Diagnose und Rechtfertigung der Operation in Anwen- 
dung gezogen worden. 

Deshalb schien es mir des Versuchs wohl werth zu sehen, was das 
Röntgen-Bild leistet, welches ja neuerdings sogar bei Geschwulst-Bildung im 
Innern des Schädels, des Brustkorbes u. s. w. so erheblichen Nutzen gestiftet 
hat. Dankbar erkenne ich an die Unterstützung des Kgl. Instituts für Röntgen- 
Untersuchungen und seines Leiters Herrn Prof. Grunmach. 

Zuerst wählte ich natürlich einen durchsichtigen Fall, um Augen- 
spiegel- und Röntgen-Bild vergleichen zu können. 

Am 15. Juli 1900 wurde, von Herrn Collegen Kuthe, der 45jähr. W. S. 
gesendet. Rechtes Auge gesund, S = 5/,. Das linke erkannte nur . Hand- 
bewegung auf 1,3 m und zeigte im Gesichtsfeld, ausser einer Beschränkung der 
oberen Peripherie bis zum 30. Grade, einen sehr 
grossen Ausfall in der Mitte, der schläfenwärts bis 
40°, nasenwärts bis 15°, nach oben bis 13°, nach 
unten bis 38° reichte. Das reizlose Auge zeigte 
hinten im Augengrund eine bläuliche Geschwulst. 
Dieselbe reicht vom Sehnerven-Eintritt, den sie fast 
ganz bedeckt, etwa 8 P nach oben, hat eine grüsste 
Breite von 6 P und eine Erhebung über die um- 
gebende Netzhaut von etwa 4—5 mm. Die bläu- 
liche Oberfläche der Neubildung ist uneben, von 
der Netzhautgefäss-Ausbreitung überdeckt, von 
weisslichen, glitzernden Punkten durchsetzt, ohne 
Andeutung von Aderhaut-Gefässen oder Pigment. 
Die obere innere Netzhaut-Blutader ist sehr stark 
erweitert, taucht dicht an der Stelle des Sehnerven- 
Eintritts in die Tiefe der Geschwulst-Masse, die hier 
einen (blut-)rothen Schimmer annimmt. (Vgl. Fig. 1.) 
Obwohl die Diagnose eines Aderhaut-Sarcom feststand, Fig. 9. 5’ Horphant:- bOber. 
wurde zunächst Jodkali gegeben, aber ohne jeden lid. cUnterlid. d Geschwulst. 
Erfolg. Die Neubildung ist gewachsen, hat eine e Knöcherner temporaler Or- 
deutliche Pigment-Umrandung (oder Kappe) be- bital- Rand. 
kommen, ` während unten in der Peripherie eine 
ausgedehnte Netzhaut Ablösung hinzugetreten ist. 

Am 9. October 1900 wurde, durch Herrn 
Prof. Grunmach, von dem erkrankten Augapfel 
ein Röntgen-Bild angefertigt, welches deutlich die 
Geschwulst nachweist. (Vgl. Fig. 2.) 

Am 11. October 1900 wurde die Ausschälung 
des erkrankten Augapfels vorgenommen, unter Cocain, 
normal: Dauer der Operation 65 Sekunden, aus- 
schliesslich der Nähte. Heilung, wie gewöhnlich. 
Die anatomische Untersuchung ergiebt die Anwesenheit einer ziemlich hellen 
Aderhaut-Geschwulst, an der alle mit dem Augenspiegel gefundenen 
Einzelheiten wieder gefunden werden: die Geschwulst bedeckt den Seh- 








Fig. 3, 


ı Wiener klin. Wochenschr. 1889, Nr. 15. 
2 Centralbl. f. Augenheilk. 1896, S. 268. 


22 


— 338 — 


nerven-Eintritt und wird ihrerseits wieder von einer zusammenhängenden Lage 
der Netzhaut überzogen. (Vgl. Fig. 3.) Das Mikroskop zeigt die Structur 
eines kleinzelligen, pigmentarmen Sarcoms. 

Somit ist die Brauchbarkeit des Röntgen-Bildes zur Diagnose der im 
Augen-Innern wachsenden Geschwülste durch Erfahrung nachgewiesen. 


3. Ueber Röntgen-Bilder von Geschwülsten im Augen-Innern. 
Von Prof. Dr. E. Grunmach. 


(Berliner ophth. Gesellschaft, October-Sitzung 1900.) 


Vortr. erklärte zunächst, dass er, wie auf den verschiedensten Gebieten 
der Medicin, so auch auf dem der Augen-Heilkunde die hohe, diagnostische 
Bedeutung der sogenannten X-Strahlen feststellen konnte. — Wie es ihm mit 
Hilfe derselben gelang, Geschwülste innerer Organe der Brust- und Bauchhöhle, 
z. B. substernale Tumoren als Ursache der Stimmband-Lähmungen und ver- 
schiedenartige Nieren-Geschwülste aus den gewonnenen Aktinogrammen zu er» 
kennen, so vermochte er auch im Bereich des Kopfes und insbesondere des 
Auges Fremdkörper, die ein oder wenige Milligramm wogen, sowie auch intra» 
oculare Neubildungen mit Hilfe der Aktinographie nachzuweisen. 

Besonders wichtig für die Diagnostik erwies sich Vortr. das neueste Unter- 
suchungs-Verfahren in den Fällen von Augen-Verletzung durch sehr kleine 
Metall-Splitter, deren Anwesenheit zwar mittelst des Sideroskops zu vermuthen, 
aber wegen ihrer versteckten Lage mit Hilfe des Augenspiegels nicht nach- 
weisbar war. Indessen nicht minder bedeutungsvoll zeigt sich die Aktinographie 
zur Feststellung von Geschwülsten in solchen Augen, deren ophthalmoskopische 
Untersuchung wegen Trübung der brechenden Augen-Medien sich überhaupt 
nicht ausführen lässt. 

Zum bessern Verständniss seiner bisher in der Augen-Heilkunde mittelst 
der X-Strahlen gewonnenen Resultate schilderte Vortr. noch kurz die von ihm 
empfohlenen Untersuchungs-Apparate, insbesondere seine neueste Vacuum-Röhre 
mit kühlbarer Antikathode durch circulirendes Wasser und mit regulirbarem 
Vacuum. Solche für den Dauerbetrieb mit dem elektrolytischen Unterbrecher 
und grossen Inductor leistungsfähigen Röhren gestatten nämlich, wie von den 
Brust-Organen des Erwachsenen, so auch vom Augen-Innern in einem Moment 
auf kleinen, schmalen, am Ende abgerundeten Schleussner-Platten vom 
Durchmesser eines Monocles contrastreiche Aktinogramme insbesondere von sehr 
kleinen Fremdkörpern, aber auch von intraocularen Geschwülsten zu gewinnen. 

Um möglichst grosse Schattenbilder vom Bulbus auf die so geformte Platte 
zu erhalten, empfiehlt es sich, dieselbe in sagittaler Richtung zwischen dem 
Canthus internus und der Nasenwand einzuklemmen, sowie das Vacuumrohr an 
der temporalen Seite aufzustellen. 

Handelt es sich dagegen um grössere Fremdkörper, z. B. Schrotkörner 
im Augen-Innern oder um Geschwulst-Bildungen, wie sie vom Oberkiefer 
ausgehend den Augapfel in Mitleidenschaft ziehen, so kann zur Feststellung 
der Diagnose in einfacher Weise die photographische Platte entweder auf 
der temporalen oder frontalen Kopfseite befestigt, und der Focus der Va- 
cuumröhre senkrecht zur Platten-Ebene auf der entgegengesetzten Kopfseite 
eingestellt werden. Zur genauen Localisation solcher Fremdkörper und 
zur Bestimmung der Lage und Grösse solcher Geschwülste ist durchaus die 


— 339 — 


Aufnahme zweier Aktinogramme in zwei auf einander senkrechten Ebenen oder 
von zwei sogenannten stereoskopischen Aktinogrammen erforderlich. — Letztere 
werden in der Weise hergestellt, dass bei derselben ruhigen Haltung der Ver- 
suchs-Person und der empfindlichen Platten der zu letzteren senkrecht gestellte 
Focus der Vacuumröhre in zwei auf einander folgenden Aufnahmen um etwa 
7 cm in derselben Ebene verschoben wird. Die so gewonnenen, zwei grossen 
Aktinogramme lassen sich mit Hilfe des gewöhnlichen, photographischen Apparats 
zu passender Grösse des Stereoskops verkleinern, und in diesem vereint als ein 
körperliches Gebilde zum Zweck der Diagnose betrachten. 

Mit Hilfe dieser neuesten Untersuchungs-Methode konnte Vortr. in mehreren 
Fällen Tumoren des Oberkiefers, die auf den Augapfel übergingen, nach ihrer 
Lage und Ausdehnung so genau nachweisen, wie sie später bei dem operativen 
Eingriff auch festgestellt wurden. 

Zum Beweise für die hohe, diagnostische Bedeutung der X-Strahlen in der 
Augen-Heilkunde demonstrirte Vortr. noch zum Schluss neben normalen Augen- 
Bildern lehrreiche Aktinogramme von wichtigen Augen-Erkrankungen, und zwar 
einen Tumor der Chorioidea (Sarkom) und einen äusserst kleinen, mit dem Augen- 
spiegel nicht sichtbaren Eisensplitter im Augen-Innern, dessen Auffindung bei 
der Anwendung der X-Strahlen einem andren Beobachter nicht gelungen war. 

Die betreffenden interessante Kranken gehörten der Klinik des Herrn 
Geheimrath Hirschberg an, dessen Ergebnisse der Augen-Untersuchung und 
Operation sich mit den durch die Aktinographie gewonnenen Resultaten in voll- 
kommener Uebereinstimmung befanden. 


4. Ueber Augen-Magnete. ! 
Vön J. Hirschberg. 


M. H. Der 42jährige Schlosser, der Ihnen soeben vorgestellt ist, hatte 
im März 1899 sein rechtes Auge verletzt. In einer hervorragenden Augenheil- 
Anstalt war ihm gesagt, dass kein Eisen drin wäre. Am 1. October 1900, 
also nach 1°/, Jahren, wurde er von Herrn Dr. Michaelsen in Görlitz, 
welcher sofort die richtige Diagnose stellte, zu mir gesendet. Ich fand mässige 
Reizung, S = !/,, Gesichtsfeld gut, Verrostung der Hornhaut-Hinterfläche, der 
Iris(?), einzelne Rost-Herde in der Linse und dazu eine sternförmige Trübung 
in der hinteren Rinde, zahlreiche glitzernde Flöckchen unten im Glaskörper. 
Sehnerv sichtbar, Fremdkörper nicht. Sideroskop giebt unten maximalen Aus- 
schlag; unten-aussen, sowie unten-innen nicht. In der Lederhaut oben, dicht am 
Hornhaut-Saum, zarte Narbe von fast 2 mm Länge. Röntgen-Bild, von Herrn 
Prof. Grunmach, zeigt unten in der Netzhaut den nicht zu kleinen Splitter. 

Es wurde unten in der Netzhaut ein Splitter von fast 2 mm Länge und 
geringem Gewicht angenommen. Der Riesen-Magnet befördert den Splitter in 
die Vorderkammer, und zwar über die Hinterfläche der Iris fort nach vorn, von 
wo er leicht ausgezogen wird. Heilung reizlos, S = !/,, Gesichtsfeld normal. 
Die glitzernden Herde im Glaskörper und die Veränderungen der Linse bestehen 
fort bei der Entlassung am 29. October 1900. Jetzt Röntgen und 
Sideroskop negativ. Der Splitter ist 2 mm lang, !/, mm breit und ganz 
dünn, so dass er bei der Messung zerbricht, und wir grosse Mühe haben, die 
beiden Theile zu bergen. Die genaue Wägung (durch Prof. J. Munk) ergiebt 


! Nach einer Mittheilung in der October-Sitzung der Berliner ophthalm. Gesellsch. 
22* 


— 3J0 — 


weniger als 0,5 mgr und mehr als 0,4 mgr. Es ist der kleinste Splitter, 
welcher durch den Riesen-Magnet nach vorn gelockt und glücklich 
extrahirt ist. 
Unser Riesen-Magnet ist wohl stärker, als die bisher üblichen. 
Ich werde Ihnen die Einrichtung meines Magnet-Operations-Zimmers hoffent- 
lich in der nächsten Sitzung zeigen können. Es findet sich dort, alles ausge- 
schlossen an unsre elektrische Leitung (von 220 Volt), 1. der Riesen-Magnet, 
2. der Schlösser’sche Magnet, 3. mein kleiner Hand-Magnet, sowie noch eine 
grössere Ausgabe des letzteren. Es hat sich nämlich gezeigt, dass mein Hand- 
Magnet, durch Anschluss an die elektrische Leitung, erheblich 
mehr leistet, als beim Anschluss an die Accumulatoren. 
Die Versuche sind in der Werkstatt des Herrn Färber?! angestellt worden. 
Ich zeige Ihnen hier eine Reihe von solchen Hand-Magneten und füge die 
Zahlen bei, welche ihre Tragkraft erläutern. 
1. Kleiner Hand-Magnet Nr. I: 360 gr. 
2. » „ „ „ I: 750 „ 


3 y m j „ II: 800 „ 
un 1: 1900 „, 

5. Grösserer , j mit Sonde: 2500 gr. 

5a. Derselbe „ stumpfem Ende: 14 k 500 gr. 


Auch Nr. 5 ist noch bequem mit einer Hand zu führen. 


Gesellschaftsberichte. 


IX. internationaler Congress für Augenheilkunde. Utrecht, 14. bis 
18. August 1890. 


Eröffnungssitzung, den 15. August 1899. 


On the treatment of strabismus in young children, by Priestley 
Smith, Prof. of ophthalm.,, Birmingham. 


Der Vortr. tritt für eine möglichst frühzeitige Behandlung ein. Er ver- 
werthet Untersuchungen an 576 Fällen von convergentem Strabismus. Bei 
347 konnte die Anfangszeit des Schielens festgestellt werden; in 60 °/, davon 
begann das Schielen vor dem vollendeten 4. Jahre, und zwar meist im Alter von 
3 Jahren, während nach dem 6. Lebensjahre Schielen selten beginnt. Zur 
Behandlung kamen 68°/, erst ein Jahr, 47°/, drei Jahre nach Schiel-Beginn. 
Es ist das darauf zurückzuführen, dass einige Schiel-Fälle von selbst heilen, auch 
das Publicum fürchtet, die Operation sei das einzige Heilmittel. 

So entsteht häufig der Verlust der Fähigkeit, mit dem Schiel-Auge zu 
fixiren. Es tritt dieser bei einseitigem Strabismus in !/, dieser Fälle ein und 
hängt mit frühzeitigem Beginn und langer Dauer des Schielens zusammen. Das 
Fusions-Vermögen wird beeinträchtigt und damit die Fähigkeit, Formen zu er- 
kennen. Diese Schädigungen hängen mit frühzeitigem Beginn und langer Dauer 
des Schielens zusammen. Auf die Frage der Amblyopie geht Vortr. nicht 
näher ein, 

Die Behandlung besteht 1. in Fernhalten der Accommodations- Anstrengung 
durch Verordnung von Gläsern, eventuell Atropin, 2. in Uebung des Schiel- 
Auges, 3. Operation. Von 96 Kindern, die in Behandlung kamen, bevor sie 


1 Dörffel und Färber, Berlin, Friedrichstrasse 105a. 


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4 Jahre alt waren, zeigten 55 eine genügende Ausdauer und daher auch Er- 
folge. 51 dieser letzteren trugen Brillen, das jüngste Kind begann damit im 
Alter von 14 Monaten (?), 12 dieser 51 wurden durch Brillen allein geheilt, 38 
übten zugleich das Schiel-Auge durch Verdecken des andren. Der Nutzen dieser 
Vebung ist ausser Frage. Tenotomie wurde Mm 15 Fällen angewandt; sie ist 
angebracht, wenn die andren Versuche fehlschlagen, dann aber auch schon (?) im 
Alter von 2 Jahren. Das Auge muss vor Schädigung des Sehens geschützt 
werden, eine falsche Muskel-Stellung kann später corrigirt werden. 


Hauptsitzung, den 16. August 1899. 


Ueber die Ernährungs-Verhältnisse des Auges, von Prof. Dr. 
Th. Leber, Heidelberg. 


Der Vortr. geht von dem Flüssigkeits-Wechsel des Auges im Ganzen aus, 
der die Aufgabe hat, den optischen Apparat unverändert zu erhalten und die 
Constanz der Krümmung wie die Durchsichtigkeit seiner brechenden Theile zu 
sichern. Die Erfüllung dieser Erfordernisse hängt von der stets gleich bleibenden 
Höhe des intraocularen Druckes ab. Die Druckdifferenz zwischen Inhalt und 
Umgebung der Gefässe vermittelt die Absonderung der den Augen-Druck unter- 
haltenden Flüssigkeit, die durch die Gefäss-Wände und das Epithel des Ciliar- 
Körpers filtrirt wird. 

Vortr. hält daran fest, dass die Ciliar-Fortsätze das eigentliche Secretions- 
Organ der intraocularen Flüssigkeit sind, und bezweifelt, dass die Vorderfläche 
der Iris sich an der Absonderung betheiligt. Den Ehrlich’schen Versuch, 
bei dem Fluorescin von der Vorderfläche der Iris in das Vorderkammer-Wasser 
tritt, erklärt er als Diffusion. Gegenüber Hamburger, der feststellte, dass in 
die Hinterkammer gebrachtes Fluorescin noch nach !/, Stunde nicht in der 
Vorderkammer erschienen ist, erklärt Vortr. unter Anerkennung der Richtigkeit 
der Versuche, dass er den Uebergang in die Vorderkammer vor Ablauf einer 
balben Stunde eintreten sah. Dennoch spreche der Versuch nur für eine grosse 
Langsamkeit der Absonderung des Kammerwassers. Versuche, eine Absonderung 
der Iris festzustellen, ergaben ein negatives Resultat. Dagegen scheine die 
Vorderfläche der Iris sich lebhaft an der Resorption des Kammerwassers zu 
betheiligen. 

Als Regulator des Augendrucks dient die elastische Spannung der Augen- 
Kapsel. Die Flüssigkeits-Abfuhr des Auges wird durch Filtration in den Circulus 
vennsus und im Geringen durch die perivasculären Räume der Centralgefässe 
vermittelt. Die Hornhaut verdankt die Erhaltung ihrer Integrität trotz des 
Fehlens der Blutgefässe ihrem starken Anziehungsvermögen für Wasser, von , 
dem sie das 4—Öfache ihres Gewichtes aufnehmen kann. Durch ihre Lage 
zwischen dem flüssigkeitsreichen Bindehautsack und der Vorderkammer ist sie 
am wirksamsten gegen Austrocknung geschützt. Epithel und Endothel wirken 
als Schutz gegen zu starke Flüssigkeits Aufnahme. Die Flüssigkeit ist in der 
Hornhaut nicht frei, sondern physikalisch absorbir. Das Ernährungsbedürfniss 
der Form gebenden Theile des Auges ist gering, da nur Arbeit leistende Ele- 
mente des Körpers einer stetigen Stoffzufuhr bedürfen. Die Gefässlosigkeit 
dieser Theile, der Hornhaut, der Linse, des Glaskörpers ist deshalb kein Mangel, 
da ihr geringes Nahrungsbedürfniss auf dem Wege der Diffusion völlig gedeckt 
wird. Die Stoffzufuhr wird vermittelt durch die Intercellular-Substanz, bei den 
Epithelien liegen die Ernährungswege in dem feinen intracellularen Lücken- 
system. Die Hornhaut anlangend, verwirft Vortr. die Annahme von Saft- 


— 842 — 


Kanälchen, vielmehr glaubt er, dass die Zufuhr des Ernährungsmaterials ganz 
diffus durch die Intercellular-Substanz, wesentlich durch Diffusion, erfolgt. Eigent- 
liche Nährsubstanzen haben dieselbe Art der Zufuhr, da die Descem. Membran 
für Eiweiss-Körper durchlässig ist. Die Vermittlung haben in erster Linie die 
Randgefässe, doch kann eine Bbtheiligung des Vorderkammer-Wassers nicht in 
.Abrede gestellt werden. Das Fibrillen-Gerüst des Glaskörpers ist mit Flüssig- 
keit frei durchtränkt, und giebt sie bei Möglichkeit des Abflusses ab. Die Quelle 
dieser Flüssigkeit ist die Secretion der Ciliar-Fortsätze, wobei der Glaskörper 
seinen gegenüber dem Kammerwasser grösseren Eiweiss-Gehalt wohl der Diffusion 
aus den umgebenden Gefässen verdankt. 

Auf den weniger erforschten Stoffwechsel der Aderhaut und Netzhaut kann 
Vortr. nicht eingehen, er regt zu dessen Studium an. 


Hauptsitzung, den 17. August 1899. 


Paralysies oculaires motrices d’origine traumatique, par Prof. 
Panas, Paris. 

Die Beobachtung zweier Fälle und Versuche am Todten ergaben, dass die 
allgemeine Annahme, die Ursache von Muskel-Lähmung bei directem Trauma sei 
in der Loslösung der Muskel-Sehne von der Sklerotica zu suchen, gewöhnlich 
nicht zutrifft. Die Mehrzahl der Muskel-Lähmungen unter den nervösen trauma- 
tischen Lähmungen entstehen durch Läsion der Nerven an der Schädelbasis, 
selten sind sie nucleäre Lähmungen. Vom 10. Lebensjahre an bis ins Greisen- 
alter ist ist die Lähmung gewöhnlich von einer Fractur der Schädel-Basis, ins- 
besondere des Felsenbeins, herzuleiten, selten von einem blossen Bluterguss 
oder einer Verletzung der Meningen. Das Umgekehrte findet bei Kindern des 
ersten Lebensalters statt, hier spielt die Verletzung der Venen-Sinus der Dura 
mater, besonders des Sinus petrosus inferior die Hauptrolle. Es giebt einen 
congenitalen Strabism. concomitans; derselbe kann mit mechanischem Druck auf 
den Kopf zusammenhängen, der meningeale Blutungen hervorruft, welche die Nerven 
in ihrem intracraniellen Verlaufe drücken. 


Hauptsitzung, den 18. August 1899. 


Sur le correction opératoire des défauts minimes de courbure 
de la partie optique de la cornée, par Prof. Reymond, Turin. 

Die bisherigen Ergebnisse der Versuche, Krümmungs-Anomalien der Horn- 
haut chirurgisch zu bekämpfen, genügen niċht, um bestimmte Regeln aufzustellen. 
Man wird warten müssen, bis es gelingt, den Grad der durch den Eingriff ver- 
ursachten Widerstands-Veränderung an einer bestimmten Stelle zu regeln. 


Ueber die Symmetrie der Augen und eine darauf gegründete 
einheitliche Bezeichnung der Meridiane und des Sehfeldes, von 
Herm. Knapp in New York. 

Vortr. spricht über die Mängel der arg Reis für die Meridian- 
richtung der Augenkugel. Die Hornhaut-Meridiane, an sich unsymmetrische 
Curven, zeigen symmetrische Anlage. Unter 2473 Fällen von binocularem 
Astigmatismus fand Vortr. volle symmetrische Hauptmeridiane in 80°/,, bei 
Berücksichtigung sehr geringer Unterschiede. Darauf fussend, schlägt Vortr. 
folgende rationelle Bezeichnungsweise vor. Das nasale Ende des horizontalen 
Meridians beider Augen würde mit 0° bezeichnet, aufwärts bis zum vertikalen 
Meridian 90° dann abwärts temporal würde man über 135° zum temporalen 
Ende des horizontalen Meridians (180°) gelangen, unten könnte man über 270° 
zurück zum Ausgangspunkte kommen. 


4 


— 343 — 


Sectionssitzungen. \ 


A. Anatomie. 


Prof. W. Einthoven (Leiden) demonstrirt seine Erfahrungen über optische 
Täuschungen, die er in Pflüger’s Archiv B. 71 veröffentlicht hat. 

In der Discussion bezweifelt Schoute (Amsterdam) die Richtigkeit von 
Einthoven’s Theorie, während Einthoven wiederum Schoute’s Ausführungen 
für unrichtig erklärt. 

Voies d'élimination de l'humeur aqueuse dans la chambre 
antérieure, par J. Nuel, Prof, et F. Benoit, assistant, à l’universitö 
de Liège. 

Die Vortr. injicirten einen Tropfen chinesischer Tusche in den Glaskörper 
einiger Thiere und tödteten sie kürzere oder längere Zeit danach. Auch an 
2 Menschen-Augen, die wegen Orbital-Tumoren entfernt werden mussten, machten 
sie die Injection, das erste Mal 21/, Stunden, das andre 5 Stunden vor der 
Enucleation. In beiden Fällen zeigte sich schon vor der Enucleation das Ein- 
dringen von Tusche in die Vorderkammer. Es fand sich, dass die Tusche stark 
in die Iris eindringt, dort die tiefen Schichten einnimmt und vom Pigment-Epithel 
durch einen dünnen Gewebs-Streifen getrennt bleibt. Das Eindringen findet aus- 
schliesslich an 2 Stellen statt, an der Iris-Peripherie und am Pupillen-Rande und 
zwar durch die von Fuchs beschriebenen Oeffnungen. Ausserdem dringt die 
Tusche durch die Fontana’schen Räume und ihre Umgebung ein, zieht bis in 
die innersten Lagen des Corpus ciliare, umhüllt den Schlemm’schen Canal, 
ohne in ihn einzudringen, und begleitet einzelne perforirende Gefässe bis fast an 
die Oberfläche der Sklera. 

Bei den untersuchten Thieren ist die Rolle der Iris bei der Absorption 
eine sehr verschiedene Beim Hund und der Katze tritt mässige, beim Huhn 
starke, beim Kaninchen gar keine Aufnahme in die Iris ein. 


Beim Menschen wie beim Thiere zieht der Farb-Stoff nach den Blutgefässen 
hin, ohne in sie eindringen zu können, ebenso ist es beim Schlemm’schen Canal. 

Dennoch zeigt der Weg der Tusche beim Menschen deutlich den Weg der 
Aufsaugung des Vorderkammer- Wassers. 

Versuchs-Ergebnisse, die nicht mit denen der Vortr. übereinstimmen, 
führen sie vor Allem auf Verwendung von Kaninchen zurück, die hier ganz 
ungeeignet sind. 


Voies d'élimination de la lymphe au pôle postérieur de l'oeil, 
par F. Benoit, assistant, et J. Nuel, Prof. à l'université de Liège, 


Es bestehen 2 Lymphweg-Verbindungen zwischen dem Innern des Auges 
und den Räumen zwischen den Sehnerven-Hüllen, die eine kommt vom Glaskörper, 
die andre von den Suprachorioidal-Räumen dahin. Eigne Versuche der Vortr. 
mit Tusche-Injectionen bestätigten den ersten Lymph-Abfluss beim Kaninchen, 
man findet hier die Tusche in den perivasculären Räumen der Centralarterie 
und in den Sehnerven-Scheiden. Ein negatives Resultat ergaben analoge Ver- 
suche bei Hunden, Katzen, auch beim Menschen. Damit fällt auch die für 
das Glaukom wichtige Annahme, dass beim Menschen ein I,ymph-Strom vom 
Glaskörper durch den Nervus opticus ziehe. | 

Der zweite Lymph-Abflussweg ist die Verbindung des suprachorioidalen 
Spaltraumes mit dem Intervaginal-Raum um die Papille. Diese Verbindung liegt 
entwicklungs-geschichtlich nahe. Man sieht diesen Weg beim Kaninchen deut- 


— 344 — 


lich. Michel und Schwalbe haben diesen Weg auch beim Menschen be- 
schrieben, doch ist er mit dem beim Kaninchen an Bedeutung nicht vergleichbar. 


Un nouveau stéréoscope, destiné au rétablissement de la vision 
binoculaire, par Dr. E. Landolt (Paris). 


Ein mehrfach verstellbarer Apparat, bei dem als Wesentlichstes dem Schiel- 
Auge ein sehr lichtstarkes, dem andern Auge ein nach Bedürfniss lichtschwaches 
Bild geboten werden kann. ' 


Anatomy and congenital defects of the ligamentum pectinatum, 
by Treacher Collins. 


Vortr. resümirt seine Ausführungen dahin, dass bei fast allen Säugethieren 
das Ligamentum pectinatum eine grössere Ausdehnung hat, als beim Menschen. 
Während bei den Thieren das Band aus einer äusseren lamellären Zone mit 
interstitiellen Räumen und einer cavernösen Zone mit grossen unregelmässigen 
Hohl-Räumen besteht, fehlt letztere Zone beim Menschen. Mit dieser Verein- 
fachung und dem geringeren Volumen von Cornea und Bulbus beim Menschen 
hängt eine Verlängerung des Kammer-Winkels nach aussen zusammen. Vortr. 
geht auf einige Anomalien ein. Er schliesst aus seinen Befunden, dass durch 
die Vereinfachung des Lig. pect. beim Menschen der Abfluss der intraocularen 
Flüssigkeit erleichtert wird. Bei angeborenen Verdickungen des Bandes, bildet 
dieses ein Hinderniss und verursacht Druck-Steigerung, es sei denn, dass zu- 
gleich Mikrophthalmus besteht. 


Zwei Fälle von intermitirendem Exophthalmus mit Pulsation 
des Auges, von Prof. Dr. Mulder, Groningen. 


Die Fälle zeigten als bisher noch nicht beschriebenes Symptom Pulsation 
des Auges synchron mit der Herzpulsation. Wahrscheinlich ist diese verursacht 
durch eine vergösserte Einmündung der Vena orbitalis superior in den Sinus 
cavernosus. 


Ueber die Photographie des Augen-Hintergrundes, von Prof. 
F. Dimmer, Innsbruck. 


Vortr. vermeidet bei seinen Versuchen den störenden Hornhaut-Reflex durch 
Vorlialten eines auf einer Seite total reflectirenden Glasstabes. Als Licht-Quelle 
benutzt er sehr starkes elektrisches Bogenlicht. Es wurden Bilder von 36 mm 
Durchmesser erzielt, die ein Augengrund-Gebiet von 4 Papillen-Breiten zeigen. 
Die Versuche gaben gute Resultate und werden fortgesetzt. 


In der Discussion sprachen Thoma, Parrent, Dimmer, Grunert. 


Photographies microscopiques en couleurs, par L. Dor (Lyon). 


Vortr. demonstrirt farbige Mikro-Photographien, erhalten durch Ueber- 
einanderdecken einer rothen, blauen, gelben Photographie nach dem Verfahren 
von Lumière. 


Pathologisch-anatomische Demonstrationen, von Prof. Th. Axen- 
feld (Rostock). 


1. Präparate regenerirter Nerven nach Neuresctomia optico-ciliaris, beson- 
ders des retrobulbären Narben-Neuroms. 

2. Vordere perforirende Ciliar-Nervenstämme. 

3. Frische Tuberkel der Glandula lacrymalis bei allgemeiner Miliar- 
Tu! erculose. 

4. Glaukomatöse Excavation der Lamina cribrosa ohne Excavation der 


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Papille bei einem Glaukoma inflammatorium acutum. Hier bestand wohl vorher 
eine Schwellung der Papille. 


Demonstration einer portativen Westien’schen Binocular-Lupe 
mit verstellbarer Pupillar-Distanz und verstellbarem Kopf-Halter, 
von Prof. Th. Axenfeld (Rostock). 


Localisation of foreign bodies in eyeball and orbit by means 
of Röntgen rays, by J. Mackenzie Davidson (London). 


Vortr. macht bei fixirtem Kopf und Auge zwei Aufnahmen von zwei 6 cm 
auseinander liegenden Punkten aus mit einer Expositionsdauer von 10 Sekunden 
bis 11/, Minuten. Die Bilder geben, stereoskopisch betrachtet, eine gute Locali- 
sation von Augen-Fremdkörpern, auch sehr kleinen. 


In der Discussion spricht sich Mc. Hardy (London) sehr anerkennend 
über das Verfahren, bezw. seine Resultate aus. 


On the localisation of foreign bodies in the eye by X-rays, by 
Carl Grossmann (Liverpool). 

Anstatt wie Mackenzie Davidson von 2 verschiedenen Punkten aus 
Photographien aufzunehmen, macht Vortr. 2 Aufnahmen bei verschiedener Stel- 
lung der Augen, um eine leichte Localisation von Fremdkörpern zu erhalten. 
Bei fixirter Kopfhaltung lässt er den Patienten bei der ersten Aufnahme nach 
unten, bei der zweiten nach oben blicken. Der Schatten wandert nach oben, 
wenn der Fremdkörper in der vorderen Hemisphäre liegt, nach unten, wenn 
dieser sich in der hinteren Hemisphäre befindet, nach rückwärts bei Lage in 
der unteren, nach vorwärts in der oberen Hemispbäre. Bleibt der Schatten an 
derselben Stelle, so liegt der Fremdkörper in der Rotations-Axe, in diesen Fällen 
entscheiden 2 Aufnahmen mit temporaler, bezw. nasaler Blick-Richtung. Wandert 
der Schatten nach vorn, so liegt er in der temporalen, nach rückwärts in der 
nasalen Hemisphäre. Bewegt er sich auch dann nicht, so ist er, wenn über- 
haupt im Auge, im Rotations Centrum. 

Zur Erleichterung der Localisation können Richtungs-Marken aus Blei in 
den Conjunctival-Sack gebracht werden. 


Ueber freie Metastasen-Bildung bei Augen-Geschwülsten, von 
Prof. J. von Michel. 


Vortr. berichtet über die Untersuchungs-Ergebnisse bei drei Geschwülsten des 
Auges und zieht daraus die Schlüsse, 1. dass bei Augen-Geschwülsten ein freies 
Wachsthum metastatischer Geschwulst-Elemente erfolgen kann, 2. dass das Wachs- 
thum der metastatischen Geschwulst-Elemente in einer Form stattfindet, die 
der jeweiligen Geschwulstart entspricht, wobei die Carcinome Platten bilden, 
während die Sarcome je nach der Struktur des Gewebes sich verschieden ver- 
halten, ja selbst sich ohne jeden näheren Zusammenhang zu einander entwickeln 
und alsdann zu einer mehr flüssigen Gewebs-Formation fübren können. 


Beitrag zur Kenntniss der Arterio-Sklerose der Augen-Gefässe, 
von A. Siegrist in Basel. 


Bei zwei Patienten, einem 65jährigen Manne und einer 50 jährigen Frau, 
die an hochgradiger allgemeiner Arterio-Sklerose litten, fand Vortr. die noch 
nicht beschriebene Erscheinung, dass einzelnen Aesten von Aderhaut-Gefässen 
die noch normal roth waren, Figment-Klumpen verschiedenster Form und Grösse 
rosenkranz-förmig aufgelagert werden. Der erste Fall kam zu anatomischer 
Untersuchung. Den Pigment-Klumpen entsprachen warzenförmige Wucherungen 


— 346 —- 


von Pigmentzellen und zwar unmittelbar über grösseren Netzhaut-Gefässen, die 

krankhaft verändert waren. Diese Veränderungen bestanden in Nekrose der 

Gefässwand oder Endarteriitis obliterans mit hyaliner Entartung der Gefässwand. 
Zahlreiche Hirngefässe zeigten sich endarteriitisch verändert. 


Pathological changes of the retinal vessels, by O. Ole B. Bull. 

Sehstörungen, die durch Erkrankungen der Retinal-Gefässe veranlasst werden, 
können entweder plötzlich oder allmählich eintreten. Als Aetiologie für erstere 
Form fand B. unter 55 beobachteten Fällen 17 Mal keine sichere Ursache, 
9 Mal war Contusion vorhergegangen, sonst sind Hysterie, Neurasthenie und 
ähnliche Ursachen anzunehmen. Von den 9 Contusionsfällen heilten 3; von den 
übrigen 46, bei denen die Störung durch alte Erkrankung verursacht war, 
kamen nur 3 zur Heilung oder Besserung. Die langsam auftretenden Stö- 
rungen des Seh-Vermögens bei Gefäss-Erkrankungen weisen auf Syphilis hin. Die 
ophthalmoskopischen Veränderungen sind sehr geringfügig, es ist hierbei sehr 
wichtig, das Vorhandensein kleiner peripherer Scotome durch genaues Gesichts- 
feld-Prüfen festzustellen. 


Iritis glaucomatosa, von Prof. O. Goldzieher (Budapest). 
Siehe Originalartikel dieses Centralbl, 1899, S. 257. 


Die Tragkraft der Netzhaut, von O.C. Nicolai. 

Vortr. weist nach, dass die Netzhaut im lebenden Auge einen Theil des 
intraocularen Druckes trägt und deshalb gespannt ist. Er verglich die Dicke 
der Netzhaut in punktirten und nicht punktirten Augen und fand sie in ersteren 
um ł/, dicker, als in letzteren. Das Dickerwerden beruht auf dem Zusammen- 
ziehen der nicht mehr gespannten Netzhaut. 


Die drei wesentlichen anatomischen Veränderungen des Glau- 
kom-Processes, von Prof. W. Schoen (Leipzig). 

Beim Glaukom entstehen neben unwesentlichen drei wesentliche anato- 
mische Veränderungen, nämlich 1. Excavation- der Sehnerven mit ellenbogen- 
förmiger Verziehung der Sehnerven-Scheide und Fasern, entstanden durch Muskel- 
zug, 2. Ausziehung des Netzhaut-Saumes zu Zotten und Bildung der Blessig’schen 
Hohlräume: (als erworbene Veränderung, da beim Neugeborenen der Netzhaut- 
Saum gerade ist), 3. Atrophie der Ciliarmuskeln. Statt des straffen Muskel-Bündels 
findet man schlaffe, gewundene, leere Schläuche, es handelt sich um einfache 
Muskel-Atrophie, verbunden mit Myositis interstitialis fibrosa. Man muss annehmen, 
dass einfache häufge Ermüdung und wirkliche Entzündung des Muskels zu 
dieser Atrophie führen. 

In der Discussion bemerkt Hess, dass er bei normalen Augen von Neu- 
geborenen die winklige Verknickung der Seh-Nerven gefunden habe, ferner habe 
er nachgewiesen, dass jede nachweisbare accommodative Verschiebung des Ciliar- 
muskels schon dicht hinter dem Aequator aufhöre. 

Schoen entgegnet, dass die Augen von Neugeborenen stammen müssten, 
die an Krämpfen litten, und dass die Thier-Accommodations-Versuche mit zu groben 
Mitteln gemacht waren. 


Sitzung vom 17. August 1899. 


Ueber Nerven-Regenerationen nach der Neurectomia optico-cili- 
aris, sowie über vordere Ciliar-Nerven, von Prof. Th. Axenfeld in 
Rostock und A. Bietti, Priv. Doc. in Pavia. 

Zur Klärung der Frage, wie das fast regelmässige Wiederkehren der 
Sensibilität nach Neurectomie zu erklären ist, hat Vortr. einen Bulbus, der 


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6 Jahre nach der Neurectomie wegen Schmerzhaftigkeit entfernt wurde, ana- 
tomisch untersucben lassen. Es fand sich, dass zahlreiche, markhaltige Nerven- 
Stämmchen von hinten in alten und neuen Bahnen durch die Sklera eingetreten 
waren; ferner Bildung markloser Nerven-Fasern, Bildung. eines ausgedehnten 
retrobulbären Narben-Neuroms, das entsprechend andren Operationsnarben-Neu- 
romen für die Schmerzen verantwortlich gemacht werden kann. 

Von den vorderen Ciliar-Nerven, die Vortr. früher beschrieb, hält er es für 
möglich, dass es sich vielleicht um intrasclerale Schleifen eines einzelnen hinteren 
Ciliar-Nerven handelt, der senkrecht in die Sklera einbiegt, um sofort wieder 
zurückzukehren. 

Die Keratitis neuroparalytica, von E. v. Grósz, (Budapest). 

Es ist zu unterscheiden zwischen einer Keratitis, welche im Verlauf von 
Lähmung, Verletzung uad Resection des Trigeminus vorkommt, und echter K. n. 
Die Ursache der ersteren ist eine Infection, die erleichtert wird durch infolge 
der Anästhesie auftretende Austrocknung und veringerten Schutz gegen Trauma. 
Die echte K. n. (Keratonecrose) ist bedingt durch Degeneration des Ganglion 
ciliare, welche durch Cachexie, locale Blutungen oder Verletzungen hervorge- 
rufen wird. 


Zur pathologischen Anatomie der Lepra des Auges, von E. Franke 
(Hamburg). 


Siehe Ref., dieses Centralbl. 1900, S. 267. 


Giebtesim Augen-Innern einen primären Krebs oder überhaupt 
primäre anatome epitheliale Neubildung, von O. E. Krückmann 
(Leipzig). 

Vortr. fasst seine Befunde in folgenden Sätzen zusammen, die seinen ver- 
neinenden Standpunkt begründen. 

Es wiederholt sich in allen Fällen, dass die Epithelien weder ungestüm 
in die Tiefe vordringen, noch schrankenlos wuchern oder destruirend auf die 
Gewebe einwirken. Es ergiebt sich, dass eine meistens an eine Verletzung 
oder Entzündung anschliessende Epithel-Störung von einer Regeneration begleitet 
wird, welche über das gewöhnliche Maass hinausgeht. Mit dieser Regeneration 
verbindet sich früher oder später eine Bindegewebs- Vermehrung, welche dermassen 
die Ueberhand zu gewinnen vermag, dass sie die epitheliale Wucherung ganz 
oder theilweise verwischen kann. 


Giebt es eine metastatische Conjunctivitis, von O. van Moll aus 
Rotterdam. 

Aus der Beobachtung von 6 Fällen schliesst Vortr., dass auch metastatisch 
eine Conj. gonorrhoica bei Infection der Urethra eintreten kann. Diese Conj. 
geht gewöhnlich mit Gelenk-Leiden einher, schwankt mit den Bosserungen 
der anderen kranken Organe und wird metastatisch entweder durch Gonococcen 
oder Staphylococcen verursacht. 

In der Disc. legt auch Axonfeld dem Fehlen von Gonococcen im Con- 
junctivalsecret bei der Annahme einer metastat. Conj. keine Bedeutung bei, 
er weist auf die Wirkung der Toxine hin. Scheffels berichtet über zwei ent- 
sprechende Fälle. 

Morax erklärt, dass diese Form der Conjunctivitis lange in Frankreich 
bekannt ist, es sprechen noch Bahr, Becker, Wicherkiewicz, v. Moll. 

(Schluss folgt.) 


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Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Die operative Beseitigung der durchsichtigen Linse, von Prof. Dr. 
Ernst Pflüger in Bern. (Wiesbaden, 1900, J. F. Bergmann.) 

Das Buch bringt als Wesentlichstes 100 ausführliche Krankengeschichten 
solcher Myopie-Operirter, die wenigstens 2 Jahre nach der Operation in Beobach- 
tung blieben. Bevor Verf. auf das Material eingeht, spricht er sich, die Messung 
des Myopie-Grades anlangend, für die \Wahl des vorderen Brennpunktes des Auges 
aus. Um die Minderung der Refraktion durch Aphakie zu berechnen, veränderte 
er die Badal’sche Formel, erhielt dadurch eine der Hirschberg’schen sehr 
ähnliche Formel, mit der die Resultate gut übereinstimmten. 

Bei 43 der operirten 95 Patienten (101 Augen) waren Angehörige aus 
vorhergehenden Generationen als kurzsichtig zu ermittöln, bei 87 (91°/,) war 
die Myopie angeboren. Die Operation wurde vollzogen an Individuen im Alter 
von 7 — 51 Jahren, am meisten ist die Altersperiode von 16 — 20 Jahren ver- 
treten. Bei jugendlichen Patienten hat Verf. schon von 10 Dioptr. an operirt, 
und zwar bei M. 10 —13D. in 28 Fällen, bei M. 14 und 15 D. in 16 Fällen. 
Indication gab hier stark verminderde Sehschärfe, die Resultate befriedigten den 
Verf. durchaus. 

Die Sehschärfe hat sich in allen Fällen gebessert, bis auf einen Fall mit 
secundärer Infection nach der Discission des Nachstars und einen, der in einem 
Anfalle von Del. trem., centrale Haemorrhagie der Netzhaut erlitt. Nach Jahren 
verloren ihre Sehschärfe ein Fall infolge von Netzhaut-Ablösung (41/, Jahre nach 
der Operation), ein zweiter infolge schwerer Chorioiditis. 

bie Verbesserung Ger Sehschärfe, des Gesichts-Feldes (Erweiterung), der 
Farben-Wahrnehmung nach der Operation berubt nach des Verfs. Ansicht auf 
Besserung der Funktionen durch bessere Ernährung der Netzhaut. 

Eine erhebliche Zunahme der Myopie nach der Operatiun zeigte sich in 
keinom Ealle, wohl aber an 30 nicht operirten Augen. 

Von Complicationen der Myopie bilden hinteres Staphylom und centrale 
Chorioiditis keine Gegen-Anzeige, eine acute schwere centrale Chorioiditis viel- 
mehr eine dringende Indication. 

Verf. schliesst sich der Ansicht un, dass in letzteren Fällen eine heilende 
Wirkung durch die Operation ausgeübt wird, dass diese oft prophylaktisch 
wirkt. 

Das Verfahren der Operation war Discission (in 8 Fällen wiederholt), ihr 
folgte Linear-Extraction stets nach; 8 Mal war eine zweite, 3 Mal eine dritte 
nöthig, 2 Mal wurde wegen des Alters der Patienten eine Iridectomie beigefügt, 
was Verf. jetzt nicht mehr thut. 

Verf. schliesst sich in Bezug auf die ÖOperationsmethode der Ansicht 
Hirschberg’s an, von dem er citirt, dass nicht nur der Verlust vom Glas- 
körper als Grund der Netzhaut-Ablösung anzusehen ist, sondern auch die 
wiederholten Dilacerationen des Nachstars, welche nicht ohne Verletzungen des 
Glaskörpers ausgeführt werden können. Verf. kann sich nicht dahin aussprechen, 
dass eine der anderen Methoden besser als die seinige ist. Besser wäre ein 
Verfahren, das den Nachstar verhütet, den er in 62°), der Fälle ein- 
treten sah. 

Complicationen nach der Operation fanden sich in einem Falle als schwere 
Infection bei der Nachstar-Discission, in einem Falle als Netzhaut-Ablösung. Die 
Fr ge, ob bei Myopie-Operirten die Netzhaut-Ablösung häufiger auftritt, als bei 


— 349 — 


nicht operirter Myopie, ist noch nicht zu entscheiden, trotzdem sein Resultat 
zu Gunsten der Operation zu sprechen scheint. 
Post-operatives Glaucom trat in Verf.'s Fällen nicht ein, nur die Spannungs- 
zunahme durch Linsen-Quellung, die sich durch Extraction beseitigen liess. 
Dagegen sah Verf. eine post-operative Complication, in Trübungen des Glas- 
körpers bestehend, bei 12 Fällen auftreten, doch blieb das Endresultat ein 
gutes. Spiro. 


Journal- Uebersicht. 


I. Recueil d’ophtalmologie. 1900. Januar. 
1) Contribution a l’ötude de la tuberculose de la conjonctive, par 
Dr. Vieusse. 


2) Un cas de morve oculaire primitive guórie par la cauterisation 
au galvanocautöre, par Dr. Strzeminski (Wilna). 

Verf. beobachtete bei einem 36jährigen Thierarzt auf der Conj. palp. inf. 
einen erbsengrossen Knoten. Die benachbarte Schleimhaut war angeschwollen, 
geröthet und mit eitrigem Schleim bedeckt. Die äussere Haut des unteren 
Lides war ebenfalls geröthet und geschwollen. Verf. entfernte den Knoten 
durch Excision, und nachdem die bakteriologische Untersuchung die Anwesenheit 
von Rotz-Bacillen festgestellt hatte, cauterisirte er die kranke Stelle gründlich 
mit dem Thermometer. Die Entzündungs-Erscheinungen verschwanden bald, und 
es trat völlige Heilung ein. — Verf. schliesst an die Schilderung seines Falles 
die der bisher veröffentlichten Fälle von Rotz-Erkrankung des Auges an und 
macht darauf aufmerksam, dass sein Fall der einzige ist, in welchem der Rotz 
primär am Auge auftrat. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


Februar. 
1) Des thromboses arterielles du nerf optique de nature athritique, 
par Dr. Galezowski. 


2) Un cas d’anesthösie par l’ether, par Dr. Valois (Moulins). 

Verf. hat schlechte Erfahrungen mit der Aetber-Narkose gemacht, die er 
in fünf Fällen anwendete. In den vier ersten Fällen entwickelten sich nach der 
Narkose Bronchitiden, die zwar nicht schwer waren, aber immerhin die Recon- 
valescenz störten. In dem fünften Fall aber entwickelte sich aus der Bronchitis 
eine Pneumonie, an der der sonst gesunde 54jährige Patient im Verlauf einiger 
Tage zu Grunde ging. Die Aether-Narkose ergiebt eine bessere Statistik be- 
treffs der Todesfälle als die Chloform-Narkose, weil man gewöhnlich nur die 
während der Narkose vorkommenden Unglücksfälle rechnet. Die Aether-Narkose 
hat, abgesehen von ihrer Gefährlichkeit, auch noch andre Schattenseiten. Die 
Patienten beschweren sich über Aether-Geschmack im Munde noch mehrere Tage 
nach der Operation, und auch das speciell bei Augen-Operationen so störende 
Erbrechen tritt bei Aether-Narkose nicht seltener auf, als bei Chloroform-Nark::se. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


— 350 — 


März. 
1) Complications oculaires de la grippe, par Dr. A. P6chin. 





2) Des thromboses arterielles du nerf optique de nature athritique, 
par Dr. Galezowski. (Suite.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 





April. 
1) Conjonctivite blennorrhagique mötastatique, par Dr. Fage, meödecin 
‚on chef de l’höpital Saint-Victor, d’Amiens. 

Verf. beobachtet bei einem 4djährigen Mann 15 Tage nach dem Beginn 
eines Trippers das auf beiden Augen gleichzeitige Auftreten einer heftigen 
Bindehaut-Entzündung mit starker Injection und Chemosis, aber ohne Lid- 
Schwellung, Schmerz und vor Allem ohne A,bsonderung. Die Bindehaut- 
Entzündung heilte unter warmen Umschlägen binnen 8 Tagen ab. Die 
bakteriologische Untersuchung wies im Secret nur Staphylococcus albus, 
nicht aber Gonokokken nach. Aus dem Umstand jedoch, dass bald nach dem 
Erscheinen der Conjunctivitis auch an mehreren Gelenken Tripper-Rheumatismus 
auftrat, schliesst Verf., dass die Augen-Erkrankung keine zufällige Complication, 
sondern eine Metastase darstelle. 


2) Des thromboses arterielles du nerf optique de nature arthritique, 
par Dr. Galezowski. (Suite.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


Mai. 
1) Des thromboses arterielles du nerf optique, de nature arthritique, 
par Dr. Galezowski. (Suite.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 
Juni. 
1) Faits intéressants relatifs à la réfraction et & l’accommodation, 
par Dr. A. Bourgeois. 


2) Des thromboses arterielles du nerf optique de nature arthritique, 
par le Dr. Galezowski. (Suite et fin.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 





Juli. 
1) Rapports des affections oculaires et dentaires, par Dr.- Despagnet. 


2) Syndromes oculaires hystöriques simulateurs d’affections organiques, 
par Dr. E. Koenig (Paris). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. 


— 351 — 


August. 

1) Etiologie et traitement du chalazion, par Dr. Strzeminski (Wilna). 

Verf. stimmt zwar nicht mit Tangl überein, der jedes Chalazion für 
tuberculös ansieht, neigt jedoch der Ansicht zu, dass in einzelnen Fällen das 
Chalazion als eine tuberculöse Neubildung anzusehen sei. Zu der Ansicht kam 
er auf Grund der Beobachtung von 119 Fällen von Chalazion, die er in den 
letzten 5 Jahren diesbezüglich genauer untersuchte. Er fand unter den Patienten 
6 Fälle mit phthisischem Habitus, 5 mit Spitzen-Affection, 15 Scrophulöse, 5 mit 
abgelaufener katarrhalischer Pneumonie und 8 mit hereditärer tuberculöser Be- 
lastung. Ohne die Scrophulösen mitzuzählen, giebt das eine Proportion von 
20°/, suspecter Fälle — Was die Behandlung anlangt, so verschrieb Verf. 
eine Salbe (Jod. pur. 0,2, Jodkalium 0,6, Lanolin 4,0, Vaselin 0,8, aq. dest. 0,8) 
und zwar im Anfang ohne besonderes Vertrauen auf ihre Wirksamkeit nur bei 
Patienten, die sich nicht operiren lassen wollten. Später überzeugte er sich 
jedoch davon, dass selbst alte Chalazien unter Gebrauch der Salbe in einer 
grossen Reihe von Fällen sich zurückbildeten. Von 103 genügend lange be- 
obachteten Chalazien schwanden 65 unter Gebrauch jener Salbe, während nur 
38 schliesslich doch operirt werden mussten. Die Jod-Salbe macht keine 
Schmerzen, färbt die Haut nicht und kann vom Patienten selbst angewendet 
werden ohne Assistenz des Arztes. 








2) L’acutö visuelle et la faculté chromatique chez les agents du 
service actif des chemins de fer, par Dr. Despagnet. 

3) De l’empyöme du sinus frontal et des ses complications orbitaires, 
par Dr. Vieusse (Toulouse). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


II. Revue generale d’ophtalmologie. 1900. Januar. 
Enthält nur Referate. 


Februar. 
1) L’hömeöralopie traitee par le sérum physiologique de cheval, par 
Dr. Juan Santos Fernandez (Havanna). 
Verf. berichtet über 4 Fälle von essentieller Hemeralopie, die durch ein- 
malige Injection von 10—20 ccm physiologischen Pferdeblut-Serums sofort gebessert, 
durch 2—4Amalige Injection dauernd geheilt wurden. 


Es folgen Referate. 


März. 
1) Transformation de la loupe simple en loupe binoculaire et stéréo- 
scopique, par Dr. Emile Berger. 
Das Instrument ist ganz ähnlich dem v. Sicherer’schen. Die beiden Linsen 
sind entsprechend der Convergenz der Seh-Axen schief gestellt und decentrirt, 


April. Mai. Juni. 
Enthalten nur Referate. 


=s g e= 


Vermischtes. 


Zur Richtigstellung eines Prioritäts-Anspruches. 

Das im Supplement zum Jahrgang 1899 des Centralbl. f. pr. Augenheilk. 
S. 402 enthaltene Referat über meinen im Sept.-Heft 1899 von Zehender's. 
Klin. Monatebl. erhobenen Prioritäts-Anspruch erwähnt den Gegenstand nicht, 
auf welchen sich mein Prioritäts-Anspruch eigentlich bezieht. 

In der angezogenen, früheren Mittheilung von mir (Knapp’s Arch. f. A., IIL, 
2., pag. 146) findet sich wörtlich folgende Stelle: 

„Liebreich glaubt, dass in seinem Falle nur der eine Schenkel der 
Schlinge der Arterie angehört, während er den andren Schenkel für den Rest 
einer Vena hyaloidea ansieht, weil er dessen Uebergang in eine Netzhaut- 
vene, wenngleich mit Schwierigkeit, verfolgen konnte. Eine Vena hyaloidea ist 
aber von den Embryologen bisher nicht gefunden worden.“ 

Ich habe demnach Liebreich gegenüber den Einwand, dass eine Vena 
hyaloidea im Embryo nicht existirt, mithin auch nicht persistiren kann, schon 
vor Otto Becker erhoben, und hierauf bezieht sich mein Prioritäts- 
Anspruch. 

Soviel zur Richtigstellung dieses Anspruchs. 

Ich möchte mir nun erlauben, diese Gelegenheit zu benutzen, um auf eine 
eigenthümliche Beobachtung Finkbeiner’s hinzuweisen, welche, wie mir scheint, 
die Grundlage bietet für eine höchst plausible Deutung der bisher so räthsel- 
haften, von der Papille in den Glas-Körper vordringenden, schlingenförmigen 
Gebilde Finkbeiner’s Beobachtung wird zwar von Heinrich Müller in 
seinem grundlegenden Aufsatz: Ueber die Arteria hyaloidea als ophthalmo- 
skopisches Objekt (A. f. O., IL, 2, und Gesamm. und Hinterl. Schr., pag. 364) 
angeführt, sie hat aber, soviel mir bekannt, weiter keine Berücksichtigung 
gefunden. H. Müller sagt: „Den Canal (d. i. den Canalis hyaloideus) hat 
auch Finkbeiner (Zeitschr. f. wiss. Zoologie, VI., 330) im Ochsen-Auge gesehen, 
giebt jedoch an, gewöhnlich zwei offene Canäle gefunden zu haben, ohne dabei 
der Arterie Erwähnung zu thun. Die zwei Ampullen, welche derselbe in einem 
Ochsen-Auge ausnahmsweise in der Nähe des Seh-Nerven fand, und deren Fort- 
setzung in einen Strang vereinigt, durch “en ganzen Glas-Körper lief, 
entsprechen wahrscheinlich dem eben beschriebenen Bulbus u. s.w. u.s.w.“ 

Es existirt demnach nach Finkbeiner’s Angabe eine Varietät des Canalis 
hyaloideus im Ochsen-Auge, bei welcher dieser Canal an seinem, der Sehnerven- 
Papille zugekehrten Ende verdoppelt erscheint. Da der Canalis hyaloideus, 
wenn er typisch einfach verläuft, nur die niemals von einer Vene begleitete 
Arteria capsularis beherbergt, so darf man wohl vermuthen, dass, wenn der 
Canal ausnahmsweise mit zwei Aesten von der Papille entspringt, welche sich 
mehr gegen die Linse hin zu einem Stamme vereinigen, diese zwei Aeste das 
Gehäuse einer Arterien-Schlinge darstellen, von deren Gipfel erst die eigent- 
liche Arterie capsularis ihren Anfang nimmt. Eine, Varietät, wie sie nun Fink- 
beiner beim Ochsen wiederholt festgestellt hat, wird aber wohl auch beim 
Menschen vorkommen können. Giebt man Letzteres zu, so wird man ohne 
Weiteres die von der Papille in den Glas-Körper vordringenden schlingenförmigen 
Gebilde als persistirende Reste dieser „Basalschlinge‘“ ansprechen dürfen. 

A. Schapringer. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten ( (Berlin NW. 26 Schiffbauerdamm). 








Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wırrie in Leipzig. 


Ventralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Ancke in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıtLey in London, Prof. Dr. H.Conu in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pu Bois-ReymonD in Berlin, Dr. DAHRENsTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EmuErr in Bern, 
Prof. C. GALLENGA in Parma, Dr. GInsBERG in Berlin, Prof. Dr. GoLDZIEHER in Budapest, 
Dr. GoRDON NOoRRIE in Kopenhagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issigonis in 
Smyrna, Prof. H. Knapp in New York, Prof. Dr. Krtckow in Moskau, Dr. KUTHE in 
Berlin, Dr. LanpAu in Coblenz, Prof. Dr. Maanus in Breslau, Major F. P. MAYNARD, J. M. S., 
in Ost-Indien, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. MorL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in 
Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Dr. Peraens in Brüssel, 
Prof. PEscHEL in Frankfurt a. M., Dr. Purtscher in Klagenfurt, Dr. M. ReıcH in 
Petersburg, Med.-Rath Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. Dr. Scuen&L in Prag, Prof. Dr. 
ScHwarz in Leipzig, Dr. Spro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


December. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1900. 





Inhalt: Original-Mittheilung. I. Ueber einen Fall von Schicht-Star bei Trauma. 
Von Dr. Ch. Merz-Weigandt. — Il. Ueber eine bisher nicht beschriebene Affection des 
äusseren Augenwinkels. Von Dr. Camilli Hirsch, Augen-Arzt in Prag. (Schluss.) 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. IX. Congrès périodique international d’ophtalmologie. 
Utrecht, 14.—18. August 1899. (Schluss.) 

Journal-Uebersicht. I. Annali di Ottalmologia. Fasc. 1—3. — II. Archivio di 
Ottalmologia von Prof. Angelucci. Mai—August. 

Vermischtes. ; 

Bibliographie. 





[Aus dem Ambulatorium des Prof. Dr. Birnbacher in Graz.] 


I. Ueber einen Fall von Schicht-Star bei Trauma. 
Von Dr. Ch. Merz-Weigandt. 


S. A. 31 Jahre alt, Grundbesitzers-Sohn, hatte bei der Infanterie ge- 
dient und war dort Schütze erster Klasse geworden. Weder während seiner 
Militär-Dienstzeit, noch früher hatte er jemals eine Seh-Störung des rechten 
Auges bemerkt. Ende November 1895 schlug er sich mit dem Knoten 
einer nassen Leder-Peitsche in das rechte Auge. Der Schmerz, den dieser 
Schlag verursachte, war so mächtig, dass Patient ohnmächtig umsank und 


mit einem Wagen nach Hause gebracht werden musste. Das Auge blieb 
23 


— 854 — 


durch 10 Tage verbunden, und der behandelnde Arzt sagte, es sei Blut im 
Auge ausgetreten. Nach Weglassen des Verbandes war die Schmerzhaftig- 
keit verschwunden, das Sehvermögen aber im Vergleich zum linken Auge 
erheblich herabgesetzt. Allmählich gewann das rechte Auge wieder normales 
Aussehen. Das Seh-Vermögen besserte sich etwas, blieb aber trotzdem gegen- 
über dem linken Auge bedeutend geschwächt. Etwa 1!/, Monate nach der 
der Verletzung begann, ohne äussere Ursache und ohne dass am Auge eine 
äusserliche Veränderung sich bemerkbar gemacht hätte, eine neuerliche Ver- 
schlechterung des Seh-Vermögens, welche allmählich zunahm und nach etwa 
!/, Jahr constant auf der jetzigen Höhe blieb. Von Krampf-Anfällen oder 
diesen ähnlichen Zuständen war weder vor noch nach der Verletzung die 
geringste Spur zu bemerken, auch bei den übrigen Familien-Mitgliedern ist 
nie etwas Ähnliches vorgekommen. 

Stat. praes. S. A., ein sehr kräftiger, grosser und wohlgebauter Mann, 
von gutem Ernährungs-Zustand, intelligent, zeigt am rechten Auge folgenden 
Befund: Umgebung des Auges, Stellung der Lider und Cilien, sowie Thränen- 
Wege vollkommen normal. Die Bindehaut der Lider und des Bulbus zeigt 
keinerlei Veränderungen. Nach unten-aussen im Hornhaut-Limbus befindet 
sich eine tangential zum Limbus verlaufende 2 mm lange sehr zarte Narbe. 
Die übrige Hornhaut ist normal. Die vordere Kammer ist etwas vertieft. 
Nach unten-aussen gegen die Hornhaut-Narbe verlaufend befindet sich ein 
am pupillaren Ende 5 mm, am ciliaren Ende 3 mm breites Iris-Colobom. 
An den Colobom-Rändern steht das Pigment-Blatt der Iris ungefähr !/, mm 
weiter vor, als das übrige Iris-Gewebe, so dass es einen schmalen schwarzen 
Rahmen bildet. Die Iris ist am ciliaren Ende des Coloboms nicht etwa 
umgeschlagen, sondern direkt zerrissen. Die Linse erscheint central getrübt, 
und zwar sieht man ziemlich breite, radiär angeordnete Streifen und zwischen 
diesen zahlreiche, grössere und kleinere punktförmige und unregelmässig ge- 
formte Trübungen, zwischen welchen man, wie durch ein feines Gitter-Werk, 
im durchfallenden Lichte etwas rothes Licht vom Fundus erhält. Im 
Colobom-Gebiet zeigt sich bei durchfallendem Lichte eine ungefähr 1!/, mm 
breite, rothe, von Trübungen vollkommen freie Randzone. Die Linsen- 
Trübung bildet dort eine scharf begrenzte, concentrisch zum Linsen-Rand 
gelegene Linie. Der Linsen-Rand selbst ist bei steilem nach Abwärts-Sehen 
im Colobom-Gebiet deutlich sichtbar. Nach Erweiterung durch Atropin 
sieht man, dass diese freie Rand-Zone die ganze Linsen-Peripherie einnimmt. 
Auch zahlreiche der Trübung aufsitzende kleine Reiterchen, wie sie für das 
Bild des progressiven Schicht-Stares typisch sind, werden sichtbar. 

Die Pupillen-Reaktion ist sowohl bei direkt einfallendem Lichte, als 
auch consensuell sehr träge. Farben werden gut erkannt. S= Fingerzählen 
in ®/, m. 

Linkes Auge bis auf ein kleines Pterygiun vollkommen normal 
S=Pl. 


— 855 — 


Wir haben es hier mit einer traumat. Cataract zu thun, welche das 
typische klinische Bild des Schicht-Stares zeigt. Dass es sich um eine 
traumat. Cataract handelt, unterliegt gar keinem Zweifel. Einerseits spricht 
schon die Einseitigkeit der Cataract gegen congenitale Entstehung, ander- 
seits war Patient Schütze I. Classe, was eine, bei der Tragweite unsrer 
modernen Waffen ganz vorzügliche Sehschärfe voraussetzt; auch hätte der 
Patient gar keinen Grund, eine früher bestandene Cataract zu leugnen. Er 
kommt auch nicht wegen seines rechten Auges, sondern wegen des vor- 
erwähnten Pterygiums des linken Auges in’s Ambulatorium. 

Ich finde in der Litteratur keinen derartigen Fall erwähnt. Es sind 
eine Reihe von Schichtstar-Bildungen im späteren, wie im frühen Kindes- 
Alter beschrieben, so namentlich von SCHIRMER, der einen Fall von erwor- 
benem Schicht-Star bei einem in Folge von partiellem Staphylom an Glaucoma 
secundär erkrankten Auge beschreibt. Ferner von demselben einen Fall von 
„sehr zarten schichtstar-ähnlichen“ Trübungen nach Leucoma adhaerens.! 
Derselbe beschreibt einen Fall von Schicht-Star bei einem 27-jährigem 
Mädchen mit partiellem Hornhaut-Staphylom, nach Perforation anatomisch 
nachgewiesen. Mit 19 Jahren war in diesem Falle das Sehen noch normal.? 
Einen Fall, von dem Schicht-Star ganz ähnlicher Bildung in Verbindung 
mit Pyramiden-Star nach Leucoma adhaerens beschreibt BEOKER.? GRAFFE 
erwähnt ferner einen Fall von Schicht-Star nach öfters recidivierender Iritis.* 
PETERS’ fand in seinen zwei Fällen von Tetanie-Star die anatomischen 
Substrate, wie sie nach den Untersuchungen von SCHIRMER, DEUTSCHMANN, 
BEsELIN u. A. als für Schicht-Star charakteristisch festgestellt wurden, wenn 
auch beide Fälle klinisch als Schicht-Star nicht diagnosticirbar waren. 
Wenn wir aber alle diese Fälle in’s Auge fassen, so handelt es sich mit 
Ausnahme der beiden Fälle von Peters um Folge-Erscheinunngen schwerer 
Erkrankungen des vorderen Uvealtractes. Allerdings ist es dabei auffällig, 
dass dadurch nur gerade diejenigen Linsen-Schichten getrübt wurden, deren 
Trübung eben für das klinische Bild des Schicht-Stares typisch ist. In 
meinem Falle muss ich das Bestehen derartiger Schädlichkeiten direkt aus- 
schliessen, und es könnte nur eine ausgedehnte Zerreissung im Ciliar-Körper 
mit nachfolgender Schrumpfung desselben in Betracht kommen. Für diese 
Art intra-oculärer Verletzung spricht die sehr träge Pupillen-Reaction, viel- 
leicht auch die etwas vertiefte Kammer. Dass pathologische Veränderungen 
im Ciliar-Körper eine Ernährungs-Störung der Linse und in Folge dessen 
Trübung derselben hervorrufen können, ist nach den Ausführungen von 
SCHOEN,° MaGnus® und WETTENDORFER mehr als wahrscheinlich, wenn 


1 GRazre’s Archiv XXXV. 8, S. 175. 3? Daselbst, S. 171. 
® Bericht über die Wiener Augenkl. 1863—1865, S. 96. Wien, 1864. 
4 GRAEFE’s Arch. II. 1, S. 278. 
° Archiv für Augenheilkunde XIX, S. 77. 
6 GrarreE’s Archiv XXXIII. S. 195. 
23" 


a — 


auch andrerseits völlige Atrophie des Ciliar-Körpers ohne die geringste Linsen- 
Trübung vorkommt, wie man es hie und da an Augen mit chronischem Glaucom 
zu sehen in der Lage ist. PETERS, der in seinen beiden Fällen, die klinisch 
als Schicht-Star nicht diagnosticirbar waren, die anatomischem Schichtstar- 
Veränderungen mit Kern-Schrumpfung fand, zieht daraus und aus den 
histologischen Befunden zweier gewöhnlicher seniler, mit der Kapsel extra- 
hirter Cataracte, welche ebenfalls Schichtstar-Veränderungen zeigten, den 
Schluss, dass zwischen Schichtstar-Bildung und der des gewöhnlichen juve- 
nilen und senilen Total-Stares kein durchgreifender Unterschied besteht, und 
dass der Schicht-Star nichts weiter als ein in Folge der weicheren und 
elastischeren Beschaffenheit der Corticalis und der weicheren Beschaffenheit 
der Kern-Peripherie nur unvollständig entwickelter Total-Star ist. Wenn 
man sich dieser Ansicht anschliesst, so wäre die Star-Bildung im Allgemeinen 
und die Schichtstar-Form im Speciellen für den vorliegenden Fall durch 
Verletzung des Ciliar-Körpers mit nachfolgender Schrumpfung und Zug an 
der Zonula und durch dadurch bedingte Ernährungs-Störung der Linse erklärt. 

Sehr nahe liegend ist es, auf die alte, vielfach angefochtene Theorie vun 
ARLT zurückzugreifen, welcher annabm, dass heftige Convulsionen eine 
Lockerung zwischen Kern und Corticalis herbeiführen, und dass sich dann 
die betroffene Schicht secundär trübe. Hat man doch gegen diese Theorie 
als einen hauptsächlichen Einwand die Thatsache in’s Feld geführt, dass 
im Kindes-Alter kein Kern vorbanden sei, und dass man beim Erwachsenen, 
wo ein solcher vorhanden ist, niemals nach heftigen Erschütterungen Schicht- 
Star auftreten sieht.! Für den vorliegenden Fall wäre diese Theorie nicht 
so kurzer Hand zu verwerfen, da ja einerseits bei dem Alter des Patienten 
eine thatsächliche Differenzirung zwischen Kern- und Rinden-Schicht besteht, 
andrerseits die Erschütterung eine aussergewöhnlich heftige war, was daraus 
zu entnehmen ist, dass der Patient, ein äusserst kräftiger und gesunder 
Mensch, in Folge des auftretenden Schmerzes ohnmächtig vom Platz trans- 
portirt werden musste. 

Es wäre die Entstehung des Schicht-Stares auch so zu erklären, dass 
in Folge des Trauma die ganze Linse getrübt wurde und erst durch Nach- 
wachsen neuer Linsen-Fasern die freie Randzone entstand. Diese Art der 
Genese ist aber in unserem Falle auszuschliessen, da ja die freie Randzone 
doch so breit ist, dass bei dem Alter des Patienten und in der kurzen Zeit 
ein so ausgiebiges Wachsthum der Corticalis unwahrscheinlich erscheint. 

Interessant ist dieser Fall namentlich für den Unfalls- und Gerichts- 
Arzt, denn Nichts ist verlockender, als beim Vorfinden eines Schicht-Stares 
nach Trauma diesen als präexistirend zu erklären. 


ı Ein Beitrag zur Aetiologie des juvenilen Total-Stars, Wiener med. Wochen. 
schrift 1897, Nr. 11 und 12. 


— 357 — 


H. Ueber eine bisher nicht beschriebene Affection des 
äusseren Augenwinkels. 


Von Dr. Camill Hirsch, Augen-Arzt in Prag, ehem. I. Assistent der k. k. deutschen 
Universitäts- Augenklinik. 
(Schluss.) 

IX. P.O., 35jähr. Fabrikant; eingetreten 17. October 1900. 

Seit ungefähr 7 Jahren leidet er an häufig recidivirenden Reizzuständen 
beider Augen, die immer als Conjunctivitis betrachtet und ärztlich behandelt 
wurden. In den Jahren 1893 und 1894 wurde er continuirlich, dann 
bloss zeitweilig behandelt. Jetzt wird er seit fast 2 Jahren wieder con- 
tinuirlich behandelt, und zwar mit Collyrium und einem Alaunstift, der 
ihm vom Arzte mitgegeben wurde, und mit dem er sich selbst in der Weise 
täglich behandelte, dass er ihn durch den unteren Bindehaut-Sack vom 
inneren Augenwinkel her gegen den äusseren durchführt. Die Wirkung 
des Stiftes lobt der Kranke sehr, da sie ihm, wie er angiebt, sofortige 
Beseitigung seiner Beschwerden, die in stechenden Schmerzen in 
den äusseren Augenwinkeln bestehen, verschafft. 

Leider hatte er, kurz bevor er zur Ordination kam, diese Procedur mit 
dem Stifte durchgeführt. 

Ich finde: Die Bindehaut des Oberlides ist vollständig normal, die des 
Unterlides netzformig injieirt, die Injeetion setzt sich auf die periphe- 
rischen Theile der Augapfel-Bindehaut fort. Die Bindehaut des Tarsus ist 
nicht wesentlich verdickt, ihre Oberfläche ist auffallend glatt (diffuse narbige 
Veränderung ?), keine Spur von Follikeln, hingegen einzelne Infarcte zu 
sehen. Die Lider äusserlich normal, die Cilien sind ungewöhnlich lang, 
wohl erhalten, sämmtlich vollkommen richtig stehend an beiden Lidern. 
Auffallend ist, dass die Wimpern-Reihe am Öberlide ungewöhnlich weit 
über den lateralen Winkel hinausreicht und sich hier stark verbreitert, 
und dass sich direct lateral am Winkel einzelne lanugohaar-ähnliche an- 
schliessen, fast continuirlich in die untere Wimpern-Reihe übergehen, also 
der Winkel von Wimpern-Haaren gesäumt erscheint. 

Obwohl hier keine Cilie in der Nachbarschaft der äusseren Commissur 
nach unten umgeschlagen war, manifestirte sich auch dieser Fall als zu den 
in Rede stehenden gehörig durch den Befund an der hinteren Lid-Kante 
beider Unterlider. Diese zeigte nämlich nahe der lateralen Commissur an 
beiden Augen die charakteristische Veränderung. Am rechten Unterlide 
in Form einer am Ende derselben sitzenden, deutlich mit Granulationen 
gesäumten Rinne Am linken Unterlide war das ganze Endstück durch 
Granulations-Knöpfchen-Bildung wie gezähnelt; die Granulations-Bildung 
setzte sich auch etwas auf den Winkel selbst, bezw. die Commissur fort. 
Diese selbst ist auffallend kurz. 


-— 858 — 


Nach diesem Befunde war mir auch die augenblickliche Wirkung 
des Alaunstiftes klar. Derselbe hat offenbar mechanisch, d. h durch Heraus- 
streichen der Cilien aus dem unteren Bindehaut-Sacke, bezw. äusseren 
Winkel, „sofortige“ Erleichterung gebracht. 


Ausser den weiter unten zu besprechenden Symptomen der eigentlichen 
Erkrankung, welche alle diese Fälle als zusammengehörig kennzeichnen, 
fallen noch einige Momente auf: Vor allem der Umstand, dass die Affection 
von den neun Kranken bei acht auf beiden Augen auftrat. Der neunte 
Fall wurde nicht längere Zeit beobachtet, und es ist die Möglichkeit nicht 
ausgeschlossen, dass die Affection, die bei der einzigen Untersuchung nur 
ein Auge betraf, sich zu einer anderen Zeit auch auf dem anderen Auge 
zeigte, wie dies bei Fall VI z. B. zutraf. 

Bei fast allen Fällen waren die Cilien der Oberlider stark und lang, 
bei einzelnen (z. B. I und IX) sogar ganz ungewöhnlich. Diese Eigenschaften 
kamen aber stets den umgeschlagenen Wimpern zu. 

Bei einem beträchtlichen Bruchtheile der Fälle fanden sich Follikel in 
der Bindehaut zum Theile spärlich, zum Theile reichlich (Fall I). Ganz 
besonders sei hervorgehoben, dass der Fall II durch Bildung von Follikeln 
nur in.der circumscripten Partie der Bindehaut des Fornix und Aug- 
Apfels reagirte, und zwar nur dort, wo dieselben von den Cilien gescheuert 
warden. In keinem der Fälle kann jedoch von Trachom die Rede sein, 
da Narben oder erhebliche Hypertrophie der Bindehaut vollkommen fehlten, 

Als ein wichtiges negatives Moment ist noch festzustellen, dass in 
keinem der Fälle die freien Lidränder oder Lidrand-Flächen irgend welche 
Anomalie ihrer Stellung darboten; (die Andeutung von Entropium im 
Falle VIII fällt nicht in’s Gewicht gegenüber allem Uebrigen und dem 
Umstande, dass gerade die schwersten Fälle keine Spur eines solchen 
zeigten). Dasselbe gilt von den Stellungs-Anomalieen der Wimpern (Tri- 
chiasis und Distichiasis). | 

Als ich vor ziemlich genau einem Jahre bei Fall I jene merkwürdige 
Anomalie zum ersten Male sah, stand ich ziemlich rathlos da; es fehlten 
mir so ziemlich alle Anhaltspunkte, um mir die Entstehung dieser sonder- 
baren Veränderung zu erklären. Ich beschloss daher, dem äusseren Augen- 
winkel einige Aufmerksamkeit zu schenken, um eventuell die Anfangs-Stadien 
der Erkrankung zu finden. 

Der Zufall war mir so günstig, dass er mir in den vorliegenden neun 
Fällen eine lückenlose Kette in die Hände spielte, deren Glieder den all- 
mählichen Werdegang der Affection deutlich nachweisen. 

Den ersten, leichtesten Grad stellt Fall II, rechtes Auge, dar. Hier 
ist eine Cilie des Oberlides eingestülpt; von der zugehörigen Veränderung 
am Unterlide ist keine Spur da; nicht einmal ein Abdruck an der 
hinteren Lidkante. 


359 — 


Den zweiten Grad stellen Fall II, linkes Auge, III, VI, VII dar, 
bei welchen bereits ein linearer Abdruck oder eine flache Kerbe in der 
hinteren Lidkante vorhanden ist. 

Den dritten Grad, wo die Kerbe bereits zur Rinne vertieft ist, 
durch Granulation ihrer Ränder, finden wir in Fall IV, V, VIII und IX. 

Den vierten höchsten Grad, wo sich die Granulationen über der 
Rinne bis zur Vereinigung berühren und diese zu einem Canal schliessen, 
bietet der Fall I. 





Fig. 1. Normaler lateraler Augen-Winkel mit deutlich ausgebildeter 
Commissur. V = Verticale, d = Beginn der Verengerung der freien Lidrand-Fläche, 
c = Commissur. 

Fig. 2. II. Grad der Affection (Fall I). 5 = die umgeschlagenen Cilien; 
e = Abdrücke (Kerben) in der hinteren Lid-Kante 

Fig. 3. (Fall V) u. Fig. 4 (Fall VII). III. Grad der Affection (bei Lupen-Ver- 

össerung) a = Granulations-Knöpfe, die aus dem Substanz-Verluste (f) der 
interen Lid-Kante herauswachsen. Sonstige Bezeichnung wie bei Fig. 1 u. 2. 

Fig.5. Höchster Grad der Affection (Fall I) a = die Granulationen, die 

umgeschlagenen Cilien gänzlich einschliessend. 


Um Wiederholungen zu vermeiden, habe ich die Abbildungen einzelner 
Fälle nur soweit in den Text eingefügt, als sie die einzelnen Characteristica 
zeigen. Sie sind alle vergrössert gezeichnet. Dadurch tritt der flache, 
halbmondförmige Substanz-Verlust (Erosion) der hinteren Lidkante (Fig. 3 
und 4) deutlich hervor, wie er sich bei Lupen-Betrachtung präsentirt, sowie 
die Granulations-Knöpfe in seinem Grunde, die bei Betrachtung mit un- 
bewaffnetem Auge als Doppel- und mehrfache Kerben imponiren. 

Die Affection setzt sich aus zwei Theilen zusammen, deren einen 
offenbar das Primäre, das Umschlagen einer oder mehrerer der äusseren 
Commissur benachbarten Cilien, darstellt. Dieser erzeugt dann erst den 


— 8360 — 


zweiten, secundären, Theil, die Veränderung der entsprechenden Gegend 
der hinteren Lidkante des Unterlides, welcher, von den Fällen ersten Grades 
abgesehen, niemals fehlt und so charakteristisch ist, dass er die Diagnose 
des Zustandes zu einer Zeit ermöglicht, wo momentan gerade 
keine Cilie eingestülpt ist. (Siehe Fall V und IX.) 

Betreffend den Vorgang bei der Entstehung kann man sich nun 
bezüglich des zweiten Theiles leicht vorstellen, dass an der fraglichen 
Stelle am Unterlide durch Druck bezw. durch Reiben der Cilie eine Erosion 
und nachfolgend Granulations-Bildung hervorgerufen wird. Hierbei hätte 
man sich gar nicht zu denken, dass das Unterlid dabei nur eine passive 
Rolle spielt. Vielmehr glaube ich, dass die in dem unteren Bindehaut- 
Sack eingedrungenen Cilien, hier als Fremdkörper wirkend, reflectorisch 
Orbicularis-Krampf hervorrufen, wodurch das Unterlid immer stärker gegen 
den Bulbus drückt und die Cilie sich in die hintere Lidkante immer mehr 
einpresst, hier endlich eine Erosion setzt, und, wenn sie genügend lang hier 
sitzt, durch die sie umwuchernden Granulationen gefangen bleibt; oder 
irgendwie befreit und nächstens wieder einmal in den Bindehaut-Sack ein- 
dringend, hier das Lager bereits vorbereitet findet und durch frische Ero- 
sion noch weitere Granulations-Bildung anregt, bis sie endlich ganz um- 
wachsen wird, (Wie in Fall I) 

Sehen wir uns nach einem Analogon in der Pathologie um, so finden 
wir eine solches nur noch am sogenannten „Unguis incarnatus,“ wo 
der Nagel ebenfalls durch Granulationen vom Nagelbette aus allmählich um- 
wuchert und endlich von diesen ganz eingeschlossen wird. 

Viel weniger einleuchtend ist das Zustandekommen des primären 
Theiles der Affection. Warum kam es gerade in diesen Fällen zu dieser 
Einstülpung der Wimpern, wo doch die gewöhnlichen Anlässe für eine 
solche, wie Trachom, Entropium, Trichiasis, so ziemlich vollständig fehlen? 

Da muss uns nun zunächst die durchwegs vorhandene Beider- 
seitigkeit der Affection auffallen, ein Umstand, der uns darauf hinzu- 
weisen scheint, dass die Entstehung möglicherweise durch eine bestimmte 
Configuration des äusseren Augenwinkels bei diesen Kranken be- 
günstigt wird. 

Ich habe daraufhin eine sehr grosse Reihe von Individuen mit normalen 
Augen angesehen und fand, dass die üblichen Beschreibungen des äusseren 
Augenwinkels in den Lehr- und Handbüchern einer Ergänzung insofern be- 
dürfen, als gerade bezüglich der uns hier interessirenden Details, wie Bildung 
der Commissur, Verhalten der Wimpern zum Winkel, grosse individuelle 
Schwankungen auffallen. So sagt z. B. MERKEL im Handbuche von GRAEFE- 
SAEMISCH!) blos: „Sie (i. e. die freien Ränder der Augenlider) treffen am 
lateralen und medialen Ende der Spalt-Oeffnung aufeinander und bilden hier 


s 


1 Band I, S. 63. 


36l 


durch ihre Verwachsung die beiden Augenwinkel. Der laterale Augen- 
winkel ist nur eine spitzwinkelige Commissur ohne weitere Besonderheit, 
der mediale hingegen . . . stellt eine ausgerundete Bucht dar.“ 

Was zunächst die Art und Weise angeht, wie sich die freien Lid- 
ränder zum äusseren Augenwinkel vereinigen, so ist zu bemerken, dass 
diese selbst sich niemals im Winkel mit einander berühren, und dass dieser 
Vereinigung stets eine Zuspitzung resp. Verschmälerung der freien Lid- 
rand-Flächen vorangeht. Die obere reicht wohl in der Regel fast bis zur 
Spitze des Winkels, die untere hört hingegen beträchtlich (oft bis 2 mm) 
früber auf. Die Verbindung erfolgt durch eine bogenförmige, zarte Haut- 
leiste, die äussere Commissur, deren Concavität der Lidspalte zugewandt 
ist, und welche continuirlich übergeht in die flachen, ebenfalls bogenförmigen 
Ausschnitte, durch welche die Zuspitzung der Enden der Lidrand-Flächen von 
der hinteren Lidkante her erfolgt (s.Fig. 1.) Hierdurch wird der äussere Augen- 
winkel ebenfalls zu einer ausgerundeten Bucht verwandelt, wenn die Com- 
missur eine halbwegs beträchtliche Länge erreicht. Diese ist nun indi- 
viduell ungeheuer variabel. Manchmal kaum messbar, reicht sie eben hin, 
die Verbindung der beiden Lidrand-Enden herzustellen. Meist ist dieselbe 
l bis 1!/,, ja2 mm lang (gemessen bei ruhigem Blick gerade aus) und 
misst bei Auseinanderziehen der Lider in senkrechter Richtung ausgespannt 
oft 3 mm. Bei alten Leuten mit schlaffen Lidern und derartiger Com- 
missur entsteht hier thatsächlich ein nahezu kreisförmig begrenzter Hohl- 
raum, dessen Grenze lidspaltenwärts durch den lateralen Contur der Aug- 
apfel-Oberfläche gegeben ist. | 

Das zweite uns interessirende Moment ist das Verhalten der Cilien 
zum Augenwinkel. Denken wir uns in der Spitze des Augenwinkels (von 
der Hautfläche gesehen) eineVertikale errichtet (s. Fig.1.), so endet die Wimpern- 
Reihe des Öberlides in der Regel in einer Entfernung von 1!/, oft auch 
mehr als 2 mm vor derselben. Zumeist stehen auf dieser kurzen Strecke 
noch spärliche, im Gegensatze zu den übrigen Wimpern, zarte, oft lanugo- 
ähnliche Haare mit ganz unregelmässiger Wachsthums-Richtung. Die 
_ Wimpern-Reihe des Unterlides hört immer etwas eher auf, als jene des 
Oberlides. Gegen das laterale Ende hin verbreitert sich in der Regel der 
wimpernbesetzte Rand-Saum, so dass bei Leuten mit etwas längeren Cilien 
diese sich hier mit denen des Unterlides schon beim Blicke geradeaus 
(nicht erst bei Lidschluss) kreuzen. Hie und da kommt es.vor, dass die 
Wimpern-Reihe des Oberlides die Vertikale erreicht, ausnahmsweise, dass 
sie diese nach aussen überschreitet, und dass die letzten lanugo-ähnlichen 
Ausläufer der Reihe mit denen des Unterlides zusammenstossen, so dass 
der Winkel von Wimper-Haaren völlig umsäumt erscheint. Die Wachs- 
thums-Richtung der Wimpern an und jenseits der Verticalen ist 
dann nicht dachförmig nach vorne unten, sondern mehr oder weniger 
nach aussen und nach unten. 


— 862 —- 


Prüfen wir nun die in Rede stehenden Fälle hinsichtlich der eben 
geschilderten Details im Baue des äusseren Augenwinkels, so scheint es, 
dass das Zusammentreffen mehrerer Excesse in gedachter Beziehung das 
begünstigende Moment für die Entstehung der Anomalie darstellt: Länge 
der Wimpern-Reihe bis zur Verticalen und darüber hinaus, bei gleichzeitig 
vorhandener, aber nicht zu langer Commissur, und ungewöhnlich lange und 
starke Cilien. (Die eingestülpten Cilien waren immer solche, niemals vielleicht 
die Lanugo-Haare). Unter diesen Umständen kann es leicht durch eine, 
von irgend einem Anlass hervorgerufeue krampfhafte Contraction des 
Orbicularis zur Einstülpung der der Commissur benachbarten (äussersten 
und hintersten) Cilien kommen, da sie von Haus aus, wie oben dargelegt, 
bereits stark nach abwärts geneigt sind. Die ungewöhnliche Länge der 
letzteren verhindert die sofortige Befreiung derselben durch den Lidschlag; 
der Patient kann dies mit den gewöhnlichen Manövern (Reiben der Augen, 
Auseinanderziehen der Lider) in der Regel auch nicht, und so ist der 
der oben geschilderte Circulus vitiosus geschlossen, der Entwickelung 
jener weiteren Erscheinungen am Unterlide steht nichts mehr im Wege. 
Dass die Cilien jedoch so lange an dem ungehörigen Orte verweilen können, 
bis sie jene secundären Veränderungen erzeugt haben, ist nicht so sonder- 
bar. wenn man bedenkt, dass oft Menschen, die am Unterlide sämmtliche 
Cilien im Bindehaut-Sacke tragen, nicht im Geringsten belästigt sind. 


Die grosse Aehnlichkeit der Fälle, sowie die verhältnissmässige Häufig- 
keit des Auftretens und Constanz der Erscheinungen ist so bemerkens- 
werth, dass diese Anomalie sicher mehr ist, als ein zufälliger Befund. Dem 
typischen Befunde entspricht auch meist eine ziemlich stricte Anamnese: 
Die Betroffenen klagen meist über ziemlich genau (im äusseren Winkel) 
localisirte Beschwerden (Druck, Stechen, „Verklebtsein“ ete.). 


Dass die Erscheinung bisher übersehen wurde, erklärt sich daraus, 
dass die schwersten Grade der Affection offenbar ziemlich selten sind, 
bei den leichteren zur Zeit der Untersuchung möglicherweise keine Cilien 
gerade eingestülpt sind, oder durch Auseinanderziehen der Lider, gleich zu 
Beginn der Untersuchung, da darauf nicht geachtet wird, etwa umge- 
schlagene Cilien ausgestülpt werden; (über die Diagnose auch in diesen 
Fällen siehe oben Fall V und IX). Und so werden nun diese Fälle, die 
ja alle mit theils einfachem, theils Follicular-Catarrh behaftet sind, als 
solche geführt und behandelt, da ja im Allgemeinen die Angaben solcher 
Kranker über localisirte Empfindungen auf der Augapfel-Oberfläche unter- 
schätzt oder nicht beachtet werden. 


Die Behandlung dürfte wohl am zweckmässigsten in elektrolytischer 
Epilirung der schuldigen Cilien bestehen. In Fällen der niederen Grade 
dürfte wohl die einfache Ausreissung der Wimpern, wie in unseren Fällen II, 
III und V, zum Ziele führen, da offenbar die nachwachsenden Cilien den 


— 363 — 


entfernten nicht mehr gleichwerthig sind oder eine andere Wachsthums- 
Richtung einschlagen. 

Eventuell vorhandene rinnenförmige Abdrücke glätten sich dann und 
verschwinden vollständig. War bereits (iranulations-Bildung vorhanden, so 
bleibt eine dauernde Spur der Affection bestehen. 


Unser Büchertisch. 
Neue Bücher. 


1. A handbook of the diseases of the eye and their treatment, 
by Henry R. Swanzy, A. M., M. B, F. R. ©. S. [, Surgeon to the Royal 
Victoria Eye and Ear Hospital and ophth. Surgeon to the Adelaide Hosp., Dublin. 
Seventh edition, with illustrations. (London, H. K. Lewis, 1900, 633 8S.) 

Das Werk ist Leber gewidmet, klar geschrieben und vollständig und 
zeichnet sich von der Mehrzahl der englischen Lehrbücher dadurch aus, dass 
es auch die deutsche Literatur gebührend berücksichtigt. H. 

2. Refraction and how to refract. Including sections on optics, re- 
tinoskopy, the fitting of spectacles and eye glasses, etc., by James Thorington, 
Adjunct Prof. of Ophthalm. in the Philadelphia Policlinic etc. Philadelphia, 
P. Blakistons Son and Co., 1900. 

Das Buch, vor allem für den Anfänger berechnet, lehrt in leicht verständ- 
licher Weise die angewandte Optik des Auges, Bestimmung der Refraction und 
der praktisch zugehörigen Messungen (Muskel-Insufficienz u. s. w.). Sehr unter- 
richtend ist der Theil, in dem gezeigt wird, nach welchen Grundsätzen die 
Corrections-Gläser verschrieben werden, wie die verschiedenen Gläser aussehen, 
wie die Pupillen-Distanz gemessen wird, wie das Brillen-Gestell sitzen soll. 
200 Abbildungen tragen sehr zur Verdeutlichung des Textes bei. Spiro. 

3. The refraction of the eye. Including a complete treatise on 
ophthalmometry, a clinical text-book for students and practitioners, by A. Edw. 
Davis, A. M., M. D., Adjunct. Prof. of the Diseases of the Eye in the New- 
York Post Graduate Medical School and Hospital etc. (New York. The Mac- 
millan Co. 1900.) Die Vervollkommnung des Ophthalmometers und seine 
dadurch geförderte schnellere Einführung in die Praxis erfordert nach des 
Verf.’s Ansicht ein Buch, das den klinischen und praktischen Gebrauch des 
Ophthalmometers genau lehrt. Das vorliegende Werk soll diesen Zweck er- 
füllen. Es schildert das Instrument und giebt dann weniger in theoretischer 
Erörterung als durch Vorführung zahlreicher praktischen Fälle aller Refractions- 
zustände eine leicht verständliche Anweisung zu seinem Gebrauch. Spiro. 

4. Letter-word- and mind-blindness, by Hinshelwood. (London. 
Lewis. 1900.) Das Buch entsprang dem Bedürfniss, den in England weniger 
beachteten Gegenstand einer grösseren Menge von Lesern vorzuführen. Es be- 
steht zum grössten Theil in einer Zusammenstellung von Artikeln, die bereits 
im „Lancet“ veröffentlicht worden waren. Die ausländische Literatur wird ein- 
gehend benutzt und ein selbstbeobachteter Fall von theilweiser Seelen-Blindheit 
und Dyslexie genau analysirt. Moll. 

5. La fatigue oculaire et le surmenage visuel, par le Dr. Louis 
Dor. (Paris. Baillière et fils. 1900.) Der Symptomen-Complex der Ermüdung 
des Auges wird in seinen einzelnen Theilen dargestellt und die in Betracht 
kommenden Reflexe beschrieben. Es folgt eine Therapie und Prophylaxe des 
Krankheits-Bildes. Moll. 


— 38364 - 


Gesellschaftsberichte. 


IX. internationaler Congress für Augenheilkunde. Utrecht, 14. bis 
18. August 1899. 
(Schluss.) 


Sitzung vom 17. August 1899. 


Sur les anneaux colorés que l’on peut voir autour des flammes 
à l'état normal ou pathologique, par A. Druault, Interne des Hôpitaux 
de Paris. 

Das Auftreten von Regenbogen-Sehen bei physiologischen Zuständen hat 
in der Praxis bisher wenig Beachtung gefunden. Ihr Zustandekommen, auch 
das bei einigen pathologischen Zuständen, Conjunctivitis, Glaucom, suchte Vortr. 
experimentell zu erforschen. 


Es bestehen Beziehungen zwischen der Grösse der Farben-Kreise und der 
Grösse der Gebilde, durch die sie hervorrufen werden. 


Ein physiologischer Farben-Ring kommt durch die strahlen-förmige An- 
ordnung der Linsen-Fasern zu Stande. Diesen Ring sehen viele Personen mit 
normalem Auge, die weite Pupillen haben; sonst genügt meist Pupillen-Erweite- 
rung durch Cocain, um den Ring deutlich zu machen. Verdeckt man die Pupille 
nach und nach mittelst eines Schirmes bis über die Hälfte, so verschwindet 
der Ring auf beiden Seiten mit einem Male. Der Bezirk für das Gelbe ist 
hier 3° 30°”. Viele Personen können auch ohne Pupillen-Erweiterung einen 
Ring von 2° 15’ für den gelben Bezirk sehen, der durch das Endothel an der 
hintern Seite der Hornhaut verursacht ist. Man kann das experimentell nach- 
weisen. Betrachtet man ein Licht durch eine im Wasser-Kasten befindliche 
Hornhaut, so sieht man den Farben-Ring: derselbe verschwindet, wenn man das 
Endothel abkratzt; bleibt aber, wenn das Epithel entfernt wird. 


Vortr. hält es auch für sehr wahrscheinlich, dass ausnahmsweise das vordere 
Epithel der Cornea und das der Linse im normalen Zustande Farben-Ringe her- 
vorrufen können. Der Glaucom-Ring hat einen gelben Bezirk von 4° 10’, er 
scheint durch Trübung in den tiefen Schichten des Hornhaut-Epithels zu ent- 
stehen und ist grundverschieden von dem Linsen-Ring. Die Ringe, die manche 
Personen beim Erwachen erblicken, sind wahrscheinlich durch Blut-Körperchen 
im Vorderkammer-Wasser oder auf der Hornhaut-Oberfläche veranlasst, sie sind 
sehr gross (6° 50° für das Gelbe). 

Die Ringe bei Conjunctivitis (5°), Einwirkungen von Wasser oder Osmium- 
Säure auf die Hornhaut sind durch Veränderungen der oberflächlichen Epitbel- 
Lagen der Hornhaut veranlasst, bei der Conjunctivitis vielleicht häufiger durch 
Eiter-Körperchen auf der Hornhaut. 


L’atrophie tabétique des nerfs optiques, par Emile de Grósz. 


Vortr. hat 101 Fälle von Tabes mit Sehnerven-Atrophie klinisch, 12 Mal 
anatomisch untersucht. Die Kranken waren meist im Alter von 30—50 Jahren 
(70°/,) und männlichen Geschlechts (85 %/,), 6 waren völlig blind seit zwei 
Jahren, 32 nur auf einem Auge. Es zeigte sich, dass zuerst die bekannte 
Grau-Färbung der Papille auftritt, die später in einfache Atrophie übergeht. 
Dabei treten periphere Gesichtsfeld-Einengungen auf, zuletzt erst Abnahme der 
Sehschärfe. Der Sitz der Erkrankung ist peripher vom Chiasma zu suchen. 


— 8365 


Die anatomische Untersuchung bestätigte dies und ergab, dass die Atrophie 
eine einfache ohne Bindegewebs- Wucherung ist. 

Die Atrophie ist ein der Erkrankung des Rückenmarks coordi- 
nirtes Symptom. Alles drängt zu der Annahme, dass die Gefässe zur 
Verbreitung der Krankheit beitragen, und dass Syphilis die Ursache 
ihrer Entstehung ist. 


Sur certaines fibres non descrites du nerf optique, par A. Neu- 
schüler (Rome). | 

Vortr. fand einige Nerven-Fasern in der Gegend der Lamina cribrosa, 
deren Bedeutung nicht klar ist. 

In der Discussion bemerkt Greef, dass es sich wohl nicht um Anasto- 
mosen, sondern mehr um Associationen handelt. 


Les nervi nervorum du chiasma et des nerfs optiques. (Nou- 
velle théorie de la stase papillaire.) Par Dr. Louis Dor (Lyon). 

Eine Zahl von Fasern, die von der grauen subopticalen Schicht stammen, 
verläuft in der Scheide des Sehnerven und vermischt sich mit ihm nach Durch- 
bruch durch die Scheide. Diese Fasern sind centrifugal, da sie nach Enucleation 
nicht degeneriren. Bei Druck der cerebrospinalen Flüssigkeit sollen sie in der 
subopticalen Schicht leiden und ihre Veränderungen Ursache des Oedems und 
der Vordrängung der Papille bei Hirntumoren sein. 


Sitzung vom 18. August 1899. 


The law of Listing and palsy of the muscles of the eye, by 
K. Grossmann (Liverpool). 

Prüfungs-Tafel für Farben-Blinde, von Prof. Dr. Pflüger (Bern). 

Vereinfachung der Flor-Contrast-Tafeln des Vortr. 


Ueber Sehschärfe-Bestimmung in der Nähe für hochgradig 
Kurzsichtige, von Prof. Dr. Pflüger (Bern). 

Vortr. benutzt photographisahe Verkleinerungen seiner Seh-Proben, um bei 
hochgradig Kurzsichtigen die Sehschärfe für die Nähe zu berechnen. 

Das Wesen der Fuchs’schen Atrophie im Sehnerv, von Prof. Dr. 
Greef (Berlin). | 

Es handelt sich bei der Fuchs’schen Entdeckung nicht um eine patho- 
logische Atrophie, sondern um den Nachweis eines normalen Neuroglia-Mantels 
um den Sehnerven-Stamm, wie er auch Gehirn und Rückenmark umhällt. 

Zur Anatomie der Conus myopicus, von Dr. L. Heine (Breslau). 

Siehe dieses Centralblatt 1899, S. 371. 


Sitzung vom 15. August 1899. 


Le mécanisme de l’accommodation, par M, Tscherning (Paris). 


Vortr. theilt ein neues Verfahren mit, das er Skiaskopie mit einem leuch- 
tenden Punkte nennt, mit dem gezeigt werden kann, dass bei der Accommo- 
dation- eine Art Lenticonus anterior entsteht, die Mitte der Linse stärker sich 
wölbt, als die Seiten-Theile. 


Im Anschluss verliest Hess: 


Contrahirter und erschlaffter Ciliarmuskel, von Dr. L. Heine. 
Heine gelang es, das Affen-Auge im accommodirten (Eserin) und ruhenden 
Zustande in warmer Flemming’scher Lösung zu fixiren. Die Linse zeigte 


— 866 — 


keine constanten Differenzen, dagegen rückte der Ciliar-Muskel im accommodirten 
Auge nach vorn und innen, ebenso die Iris-Wurzel, der Fontan’sche Raum 
wird entfaltet, die Processus ciliares rücken nach vorn und innen. Der Ciliar- 
Muskel ähnelt dem im hypermetropischen Auge, während der erschlaffte dem 
im myopischen Auge gleicht. 

In der Discussion sprechen Schoen, Hess, Koster, Tscherning. 


Sur la pseudo-accommodation dans l’aphakie, par Dr. Rogman 
(Gent). 

Vortr. hat bei Myopie-Operirten, bei denen der Lid-Druck durch Heben 
der Lider ausgeschaltet wurde, eine Pseudo-Accommodation von 2—5 Dioptr. 
gefunden. Diese beruht auf der Neutralisation der Zerstreuungs-Kreise, wie sie 
schon v. Graefe annahm. Um diese zu erreichen, ist eine Operation ohne 
Iridectomie zu erstreben. Neben der „wirklichen“ Pseudo-Accommodation wird 
eine falsche durch Verschieben der Gläser, Sehen durch den Band der- 
selben erzielt. 


Ueber perversen Astigmatismus, von Dr. Pfalz (Düsseldorf.) 


Vortr. hat 2574 Augen mit Refractions-Anomalien untersucht. Er stellte 
durch Messungen in verschiedenen Zeiträumen fest, dass die Cornea in jedem 
Lebens-Alter Wölbungs-Aenderungen eingeht, besonders im Pubertäts- und vor 
allem in Greisen-Alter. Der Linsen-Astigmatismus, der an sich pervers ist, tritt 
mit dem höheren Lebens-Alter mehr in Erscheinung. Ein perverser Astigm. 
corneae wird nicht durch astigm. Accommodation aufgehoben, letztere wirkt stets 
nur im Sinne einer Refractions-Erhöhung des verticalen Meridians. 


Sitzung vom 15. August 1899. 


Neues Instrument zur Prüfung der hemianoptischen Pupillar- 
Reaction, von Dr. Kempner (Wiesbaden). 


Das Licht einer Glühlampe wird so concentrirt, dass es nur als feiner 
Strahl die Netzhaut trifft. 


Ueber Pupillen-Weite, von Dr. Lans (Dordrecht). 


Vortr. untersuchte, wie sich die Pupillen-Weite zwischen 0— 1000 Meter- 
Kerzen verhält, abgesehen von Convergenz, Accommodation, psychischen oder 
sensiblen Reizen und unter Berücksichtigung der maximalen Adaption. 

Bei völliger Dunkelheit und 15 Minuten Adaption zeigten Moment-Photo- 
graphien die Pupille in des Vortr. Auge 7,8—8 mm gross, die Pupille verengte 
sich bis zu 25 Meter-Kerzen gleichmässig, entsprechend der Zunahme der Licht- 
Stärke. Von 25—1000 Meter-Kerzen fand sich Anfangs eine stärkere, später 
langsamere, jedoch stetige Abnahme der Pupillenweite. 

Auffallend ist die Uebereinstimmung der Abnahme der Pupillen-Weite mit 
der Zunahme der Sehschärfe bei wachsender Beleuchtung. 


Sitzung vom 16. August 1899. 


Ueber den Zusammenhang zwischen Accommodation und Con- 
vergenz, von Prof. C. Hess (Marburg). 


Vortr. hat gefunden, dass wir leicht unsern Ciliar-Muskel stärker zu con- 
trahiren vermögen, als zu maximaler Wölbung der Linse nöthig ist, so dass 
die Zonula wirklich schlaff wird und die Linse der Schwere nach herunterfällt. 
Danach ist die Annahme unrichtig, dass durch Eserin eine grössere Accommo- 


u. BR c 


dations-Breite durch starke Anspannung des Ciliar-Muskels erreicht wird. Derlei 
Angaben beruhen auf dem Einfluss verschiedener Pupillen-Weite. Vortr. 
schaltet diesen durch Messen nach dem Scheiner’schen Princip aus. So 
stellte er fest, dass der monoculare Nahe-Punkt gleichweit vom Auge entfernt 
ist, wie der binoculare, die angenommene Möglichkeit, monocular durch stärkeres 
Convergiren stärker accommodiren zu können, also nicht zutrifft. Auf dem 
Zusammenwerfen der Begriffe von maximaler Linsen-Wölbung und maximaler 
Ciliar-Muskel-Contraction beruht es, dass die Donders’schen Curven der rela- 
tiven Accommodations-Breite ein unzutreffendes Bild des Zusammenhanges von 
Convergenz und Ciliar-Muskel-Contraction geben. Vortr. giebt eine Darstellung, 
nach der die relativen Nahe-Punkte wie die relativen Fern-Punkte im manifesten 
Accommodations-Gebiete annähernd auf je einer zur Convergenz-Linie parallelen 
Geraden liegen. 


Fatigue from the effort to maintain binocular single vision, 
by George J. Bull (Paris). 


Ermüdung der Augen und daraus folgende Störungen des Nerven-Systems 
sind häufig durch die Schwierigkeiten, binocular einfach zu sehen, bedingt. 
Dabei ist verschiedene Refraction beider Augen sehr wesentlich. Vortr. geht 
auf verschiedene Anstrengungen ein, welche die Patienten machen, und berichtet 
über einen Fall, in dem Neurasthenie, bedingt durch solche Anstrengungen, 
mittelst Tenotomie geheilt wurde. 


Ueber das Sehen der Schielenden, von Dr. A. Bielschowsky 
(Leipzig). 
Siehe dieses Centralblatt, 1900, S. 268. 


On the elasticity of the sclera and its relation to the deve- 
lopment of glaucome, by Prof. Koster Gzn. (Leiden). 


Die bisherigen Elasticitäts-Messungen an ausgeschnittenen Skleral-Streifen, 
ergaben ungenaue Resultate. Vortr. giebt ein neues Verfahren der Messung 
vermittelst Gips-Abgüssen an. Er fand, dass die Möglichkeit der Ausdehnung 
sebr gering ist, stärkste Einwirkung fand ihren Ausdruck nur in Aenderung 
der Form des Auges. 


Sitzung vom 17. August 1899. 


Ueber die Beeinflussung des, centralen Sehens durch seitliche 
Blendung, von Prof. W. Uhthoff (Breslau). 


Der Einfluss der Seiten-Blendung wechselt je nach der Beleuchtung des 
central gesehenen Objects. Sie wirkt um so störender, je intensiver sie ist, 
und um so mehr, je schwächer die Beleuchtung des Objectes ist. Ist letztere 
so intensiv, dass dabei eine volle oder übervolle Seh-Schärfe erzielt wird, so 
kann sogar die Seh-Schärfe durch Seiten-Blendung noch eine geringe Steigerung 
erfahren, wenn der Winkel, unter dem die seitlichen Licht-Strahlen auffallen, 
kein zu kleiner wird. Dies ist auf Pupillen-Verengerung zurückzuführen, die 
das Bild schärfer macht. Bei niedriger Beleuchtungs-Intensität der Seh-Proben 
hält die Pupillen-Verengerung mehr Licht ab, als das Sehen schärfer wird. 

Die Veränderung der centralen Seh-Schärfe durch die Blendung wird um 
so grösser, je intensiver die seitliche Blendungs-Quelle und je kleiner der 
Winkel ist, unter dem sie das Auge trifft. 


— 868 — 


Refractäre Phasen bei Augen-Refləxeəen, von Prof. H. Zwaarde- 
waker (Utrecht). 


Vortr. beobachtete bei den Lidschlag-Reflexen das Vorkommen einer refrac- 
tären Phase, d. h. eines Zeitraums, innerhalb dessen der Reflex-Bogen für neue 
Reize verschlossen, unerregbar ist. Es wird am Reflexe unterschieden 1. eine 
Latenz, welche als Reflex-Zeit gemessen wird, 2. eine Schliessungs-Phase, 3. eine 
Eröffnungs-Phase, dazu kommt nun 4. die refractäre Phase. Die Dauer, für 
das Blinzeln z. B. gemessen, war im Anfang eine Deci-Sekunde für die letzte 
Phase, später wird sie grösser bis zum völligen Ausbleiben des Reflexes. Auf 
Ermüdung kann dies nicht beruhen, da die temporäre Erregbarkeit am deut- 
lichsten hervortritt, wenn die beiden einander folgenden Reize wenig intensiv 
genommen werden. Erklärungen des Phänomens lassen sich noch nicht geben. 


Ueber Pseudo-monochromasie, von Dr. Silex (Berlin). 

Ein 45jähriger gesunder Ingenieur mit normalen Augen erschien bei ver. 
schiedenen Untersuchungen total farben-blind. Bei der spectralen Untersuchungs- 
Methode kann er jedoch bei gleicher Helligkeit eine gewisse Differenz einzelner 
Farben wahrnehmen, er verfügt demnach über etwas Farben-Empfindung, ist 
Pseudochromat. Der Versuch spricht dafür, dass stets spectrale Untersuchung 
anzuwenden ist. 


Die Stützfasern der Netzhaut, von Dr. Silex (Berlin). 
Untersuchungen von Pines. Siehe dieses Centralbl. 1899, S. 413. 


De la périmétrie des couleurs, par M. Sulzer (Paris). 

Bei der Farben-Perimetrie ist es sehr wichtig, vier Farben anzuwenden. 
Vortr. fand für Roth am geeignetsten rothes Glas, für Gelb, Grün, Blau farbige 
Lösungen. Ferner muss auf gleiche Intensität der Farben geachtet werden. 
Vortr. bestimmt mittelst Diaphragma die kleinste Fläche, die eben farbig 
empfunden wird, und misst mit einem Vielfachen dieses Minimums. 

Bei diesen Maassnahmen ergab sich für alle Farben ein gleich grosses 
Gesichtsfeld. 


Recherches expérimentales sur les verres périscopiques, par 
Dr. Ostwalt (Paris). 


Siehe dieses Centralbl. 1900, S. 244. 


Sur le maximum de ]’acuit6 visuelle, par Dr. P. de Obarrio. 

Vortr. bestimmte die Seh-Schärfe nach der Methode von Wülfling durch 
Messung der eben wahrnehmbaren Verschiebung zwischen den Hälften einer 
leuchtenden Linie bei deren parallelen Auseinandergehen. Bei sich und 8 an- 
deren Personen ergab sich im Durchschnitt als kleinster Gesichts-Winkel ein 
solcher von 14”. 


Action de certaines toxines sur le cornée, par le Dr. Henri Coppez 
(Brüssel). 

Ein Theil der in den Bindehaut-Sack gebrachten Toxine geht in den Kreis- 
lauf über, ein anderer breitet sich mit der Thränen-Flüssigkeit über Conjunctiva 
und Cornea aus. Die Conjunctiva, zumal in entzündetem Zustande, resorbirt 
schlecht. Bei der Cornea setzt das Epithel dem Eindringen kräftigen Wider- 
stand entgegen; ist es verletzt oder angegriffen, so wirkt das Toxin rasch 
schädigend. 


— 369 — 


Die speciellen Wirkungen der einzelnen Toxine sind verschieden. Diph- 
therie-Toxin und Abrin (Jequirity) wirken auf die Hornhant, beide erweitern 
die Gefässe, unterbrechen also die Circulation nicht. Das Streptococcen-Toxin 
wirkt wenig auf die Hornhaut, ebenso das des Pneumococcus. 


Wahrer und falscher Schatten beim Skiaskopiren, von Dr. Neu- 
stätter (München). — Wandtafeln und Phantome zur Erläuterung der 
skiaskopischen Erscheinungen (Demonstration), von Dr. Neustätter 
(München). (Wird im Januar-Heft referirt werden.) | 


Le numö6rotage rationnel des verres prismatiques employés en 
ophtalmologie, par le Dr. Landolt (Paris). 


Vortr. empfiehlt wiederum, die Prismen nicht nach dem Kanten-Winkel, 
sondern nach dem Grade der Ablenkung, die sie hervorrufen, zu benennen. 
Damit würde das Prisma zugleich den Grad des Schielens, den es corrigirt, 
angeben. | 


Sitzung vom 18. August 1899. 


Etudes ophtalmométriques sur l'oeil humain après la mort, par 
le Dr. S. Holth (Christiania). 

Vortr. fand den Radius der vorderen Hornhaut-Fläche bei einem Kinde von 
7 Wochen 7,3 mm, bei einem von 13 Monaten 7,5 mm gross. Die Hornhaut 
plattet sich nach der Peripherie wie beim Erwachsenen ab. Weitere Messungen 
ergaben, dass durch das ganze Leben die Hornhaut die Form eines concaven 
Meniscus hat. Während die Hornhaut eines Neugeborenen kaum von der eines 
Erwachsenen differirt, sind die Linsen-Flächen beim Neugeborenen viel stärker 
gewölbt. a 

In der Discussion bemerkt Axenfeld, dass man die Messungs-Resultate vom 
todten Auge auf das lebende richtig übertragen kann; Pfalz warnt davor; es 
sprechen ferner Petella, Tscherning, Berry. 


Ueber die primären Veränderungen bei der bandförmigen Kera- 
titis, von Dr. Schieck, Assist. an d. Univ.-Augenklin. zu Halle. 
Siehe dieses Centralbl. 1900, S. 62. 


Ein neuer stabiler Augen-Spiegel mit reflexlosem Bilde, von 
Walther Thorner (Berlin). 


Sitzung vom 15. August 1899. 


Ueber benigne postoperative Cyclitis auf infectiöser Basis, von 
O0. Schirmer. 

Vortr. beobachtete während °/, Jahren bei 20°/, der Star-Extractionen 
eine leichte, seröse Iridocyclitis, die vorher nie aufgetreten war. Es stellte sich 
heraus, dass eine benutzte Borsäure-Lösung nicht steril war, was 
offenbar die Infection verschuldet hatte, da nach genauer Sterilisation 
die Iritiden fortblieben. Trotz des infectiösen Ursprungs blieb diese Cyelitis 
stets gutartig. 

In der Discussion erklärt Knapp, dass solche Fälle von Cyelitis exsuda- 
tiva nach Star- und Nachstar-Operationen nicht selten sind, er hält sie nicht für 
infectiöse, sondern für mechanische Entzündungen. Es sprechen ferner Guttmann, 
Goldzieher, Uhthoff. 


Zur Klinik der Hyalitis, von Prof. Straub (Amsterdam). 
Vortr. scheidet das Krankheitsbild der Hyalitis von der Cyclitis. Er hat 
es in 26 Fällen beobachtet. Die Symptome sind ähnlich wie bei experimenteller 
24 


— 30 — 


Hyalitis: Exsudation in den Glaskörper, fibrinöse Auscheidung in die- Pupille, 
Adhäsion des Iris-Randes an der Linsen-Kapsel, Hypopyon, zunächst Erhöhung, 
dann Verminderung des intraocularen Druckes. 

In der Discussion schliessen sich Schmidt-Rimpler und. Greef der An- 
nahme einer Hyalitis an, während Schirmer es nicht für zutreffend hält, von 
Hyalitis zu sprechen, bis eine Betheiliguug der fixen Glaskörper -Zellen be- 
wiesen ist. 


Ueber Scleritis und ihre Beziehung zur Myopie, von W. Schoen 
(Leipzig). 

Vortr. hat früher beschrieben, dass die Veränderungen des myopischen 
Auges beruhen 1. auf einer mechanischen Convergenz-Verziehung des Hornhaut- 
Scheitels, 2. auf einer mechanischen Aderhaut-Verziehung zur Auskleidung des 
Raum-Zuwachses. Er fügt nun hinzu, dass Veränderungen des hintren Pols 
durch Skleritis entstehen, die stets zu Verwachsungen zwischen Ader-Haut und 
Leder-Haut führt. Das Auftreten der Skleritis stempelt den Process zu einer 
bösartigen Form des Langbaues. Sie kommt mehr unter Leuten mit schlechten 
Gesundheits-Verhältnissen vor, da Rheuma, feuchte Wohnungen das Auftreten 
der Skleritis begünstigen. 

.In der Discussion bestreitet Uhthoff die Richtigkeit der Folgerungen. 


Sitzung vom 15. August 1899. 


Sur le traitement du decollement de la rétine, par Prof. Dr. Dor 
(Lyon). 

Vortr. theilt mit, dass er durch sein Verfahren (subconj. Inject. von Koch- 
salz-Lösungen, Cauterisationen der Sklera, Rube) weiter gute Heilungs-Resultate 
erhielt, jetzt 14 Heilungen auf 20 Fälle, darunter drei Beobachtungen einer 
Heilungs-Dauer von über 4 Jahren. 


In der Discussion theilt Guttmann gute Erfolge der Scleral-Punction mit, 
es sprachen ferner Jocqs, Wolfe. 


Ueber intraoculare Desinfection, von O. Haab. 


Vortr. berichtet über gute Erfolge der Einbringung von Jodoform ins 
Bulbus-Innere bei tubereulösen und eitrigen Entzündungen. Er bringt es in 
Form von Röhrchen in die Vorder-Kammer, von wo es langsam resorbirt wird, 
ohne erheblich zu reizen, In 17 Fällen, die z. 2. verzweifelt lagen, leistete es 
ausgezeichnete Dienste. 


Sitzung vom 16. August 1899. 


Zur operativen Behandlung der Eisen-Cataract, von H. Sattler. 


Unter Eisen-Star versteht Vortr. Stare, bei denen ein Eisen-Splitter in der 
Linse steckt und ihr eine charakteristische Färbung giebt. Er räth, diese Stare 
durch Bogen-Schnitt wie Alters-Stare zu entbinden, da Linsen, die Eisen über 
!/, Jahr enthalten, dadurch chemisch verändert und consistenter gemacht werden. 
Die Linsen-Färbung ist verschieden intensiv bräunlich. Einzelne braune Flecke 
am Linsen-Rande sind nicht charakteristisch für Eisen in der Linse, sie kommen 
auch bei Eisen im Bulbus vor. Eine deutliche Blähung kommt beim Eisen-Star 
anscheinend nicht vor, die Oberfläche zeigt häufig Seiden-Glanz und Zeichnung 
radiärer Speichen. Das Eisen in der Linse löst sich nicht nur, wie nach 
Leber angenommen wird, als doppelt-kohlensaures Eisen-Oxydul mit weiterer 


— 871 — 


Oxydation zu Eisen-Oxyhydrat, sondern wird durch Anwesenheit verschiedener 
organischer Körper sofort in Oxyd übergeführt. 


Ueber die dauernden Erfolge der Myopie-Operation, von 
A. v. Hippel (Halle). 

Siehe dieses Centralbl. 1900, S. 176. 

In der Discussion tritt Sattler für primäre Extraction ein. Wagen- . 
mann weist auf die Häufigkeit der Nach-Stare bei Myopie-Operation hin. 
Wicherkiewicz entlässt den Patienten nach leichter Discission, bestellt ihn 
wieder, wenn die Linse völlig getrübt ist, kommt dann mit einer Operation aus. 
v. Hippel ist im Gegensatz für ergiebige Linsen-Eröffnung durch Kreuz-Schnitt.: 


On a method of predicting the effect of operation for conical 
cornea, by George M. Berry (Edinburgh). 

Berry bestimmt durch einen stenopäischen Apparat den Effect, den eine 
Trübung der Conus-Spitze haben würde. 


The union of corneal wounds, by Ernest Clarke. | 

Aus Thier-Versuchen schliesst Vortr., dass Hornhaut-Wunden sehr rasch 
heilen und durch frühen Abschluss (°/, Stunden beim Kaninchen) einer Infection 
widerstehen können. Er weist auf die Wichtigkeit vollkommener Ruhe zur 
Heilung hin. Dem entsprechend sollen Operirte vom ÖOperations-Tisch zu Bett 
in Rückenlage gebracht werden, nicht sprechen, der Darmkanal soll entleert sein, 
die strenge Ruhe-Lage 24 Stunden innegehalten werden. 


The ocular manifestations of hyperostosis cranii, by Dr. 
Robert Sattler (Cincinnati). 


The ocular and orbital expressions of expressive dilation of 
the pneumatic sinuses of the skull, by Dr. Robert Sattler (Cincinnati). 


Du role des toxines dans la production des inflammations de 
la conjonctive, par V. Morax et M. Elmassian. 

Durch continuirliche Instillation in den Bindehaut-Sack gelang es Morax, 
beim Kaninchen mit lebenden oder todten Culturen des Gonococcus, des Week’schen 
Bacillus, des Diplo-Bacillus, des Staphylococcus, auch mit dem Product des 
Filtrates solcher Culturen, eine Conjunctivitis, ähnlich der beim Menschen, zu 
erzeugen. Bei andren Methoden war dies nicht gelungen, da die Schleimhaut 
des Kaninchens die Toxine sehr schwer eindringen lässt, die Bacterien sich im 
Bindehaut-Sack des Thieres nicht vermehren. Der lange Contact durch Ein- 
träuflung während mehrerer Stunden (alle 2 Minuten ein Tropfen) begünstigt 
die Einwirkung. Die Reaction erfolgt nicht unmittelbar; beim Diphtherie-Toxin 
z. B. erst nach 12—20 Stunden und nach Instillation von 8—10 Stunden. 
Da die Wirkung mit getödteten Culturen erreicht wird, muss sie auf den Toxinen 
beruhen, letztere werden erst durch sehr hohe Erhitzung (120°, bei.Gonococcen) 
unwirksam gemacht. 

Aehnliches zeigte sich beim Menschen-Auge Hier wird die lange Ein- 
wirkungs-Dauer durch Vermehrung der Bacterien erreicht. 

Im Gegensatz hierzu genügen bei Schlangen-Gift und Pflanzen-Gift (Abrin- 
Jequirity) 1 oder 2 Tropfen, die kurze Zeit im Bindehaut-Sacke bleiben, um 
heftige Entzündungen bervorzurufen. Diese tritt beim Schlangen-Gift sehr rasch, 
beim Abrin sehr spät, erst nach 20 Stunden ein. 


Méthode d’opacification rapide et complète du cristallin trans- 
parent sans déchirure de la capsule, par Dr. Jocqs (Paris). 
Eine mit einer feinen Spitze versehenen Pravaz-Spritze wird durch die 
24* 


— 372 — 


Hornhaut-Peripherie in die Vorder-Kammer eingeführt, darauf werden einige 
Tropfen Humor aqueus eingesaugt, dann die Linse schräg punktirt und die 
aspirirte Flüssigkeit in sie injieirt. Nach 24 Stunden ist die Linse völlig 
getrübt. Das Verfahren ist beim Menschen noch nicht erprobt. 


The operative treatment of glaucoma, by J. Hern. 


Auch bei chronischem Glaucom ist Vortr. für operatives Vorgehen, er macht 
in allen Fällen eine Iridectomie. Hat diese nicht genügenden Erfolg, so stösst 
er ein zweischneidiges Graefe’sches Messer durch die Cornea am Skleral-Rande 
im Bereich der Iris-Lücke oberhalb des Linsen-Randes in den Glas-Körper ein, 
dreht dann das Messer leicht, um den Infiltrations-Winkel möglichst weit zu 
öffnen. In 30°/, der Fälle blieb danach der Druck dauernd normal. 


Later developments in the treatment of conical cornea by 
galvano-cautery, by Anderson Critchett (London). 


Vortr. modificirt sein Verfahren dabin, dass er eine breitere Fläche schwach 
anglüht, um dann die Spitze noch einmal kräftiger zu brennen. 


Sitzung vom 17. August 1899. 


Action bactöricide des larmes, par E. Valude. 

Vortr. hat die Wirkung menschlicher Thränen-Flüssigkeit gegenüber ver- 
schiedenen Bacterien versucht. Er fand, dass die Flüssigkeit an sich steril ist, 
dass sie einen schlechten Nähr-Boden für Mikro-Organismen abgiebt und selbst 
fähig ist, die Virulenz einiger Bacterien zu neutralisiren, wie bei Milzbrand- 
Bacillen, Bact. coli und ein wenig beim Staphylococcus aureus. Auch die Re- 
action der Thränen-Flüssigkeit untersucht Vortr. seit längerer Zeit und fand, 
ohne es erklären zu können, dass saure Reaction (3 Fälle unter 80) zu post- 
operativer Infection prädisponirt. 


Des injections deau de mer dans les infiltrations de la cornée, 
par Prof. Dianoux. 


Durch eine gewisse Aehnlichkeit des Meer-Wassers? mit der Zusammen- 
setzung des Blut-Serums aufmerksam geworden, verwandte es Vortr. zu sub- 
conjunctivalen Injectionen und hatte bessere Resultate als bei Kochsalz- und 
medicamentösen Injectionen. 


Des massages oculaires, massage corneen, massage vibratoire, 
du massage-pression et de son action sur laccomodation et la ré- 
fraction, par Dr. A. Darier. 

Nach kurzen Bemerkungen über Massage der Augen-Lider bei Conjunctivitis, 
der Cornea bei Hornhaut-Flecken, des Bulbus bei Embolie der Central-Arterie u. s. w. 
geht Vortr. auf die neueren Verfahren der Vibrations-Massage und Druck-Massag® 
nach Domec ein. Ueber die Wirkung der Vibrations-Massage haben verschiedene 
Autoren Gutes berichtet. Vortr. gebrachte die Massage nach Domec. Hierbei 
legt man die Daumen-Spitze auf das Lid entsprechend der Hornhaut-Mitte, während 
die übrigen Finger gespreizt der Schläfe anliegen. Es wird nun abwechselnd 
ein leichter Druck auf die Hornhaut geübt. Dieser drängt die Iris zurück, 
vergrössert den Kammer-Winkel, setzt sich auf den Ciliar-Muskel fort. Vortr. 
sah danach das Accomodations-Vermögen erhöht, accomadative Asthenopie ver- 
schwinden. Zweimal je 10 Massagen (täglich eine) mit einem Monate Zwischen- 
raum genügten zur Wirkung. 


! Schon von den Alten angewendet. Vgl. Aëtius, Ausg. von Hirschberg, 8. 32. 


— 3838733 — 


In der Discussion betont Hirschberg, dass die Massage der Lider und 
des Bulbus sehr alt ist und die alten Griechen sie schon bei verschiedenen Zu- 
ständen, auch bei der Asthenopie (Atonie) übten. Man findet näheres in Hirsch- 
berg’s Gesch.d. Augen-Heilk., Bd. I, S. 345 u. 389. (Vgl. C.-Bl.f. A.1899, 8.33.) 


Des névrites optiques liées aux sinusites sphönoidales et aux 
maladies de larrière-cavité des fosses nasales, par Prof. de Laper- 
sonne (Lille). 


Vortr. berichtet über drei Fälle von einseitiger Neuritis mit Stauungs- 
Papille, die auf eitrige Entzündung des Sinus sphenoidalis, die bisher symptomlos 
verlaufen war, zurückzuführen waren. Die Neuritis ist wohl infectiöser Art. Die 
Eröffnung der Keilbein-Höhle hatte auf den ungünstigen Verlauf des Seh- 
nerven-Leidens keinen Einfluss. 


Discussion: Knapp, Meyer, Kuhnt, Gutmann. 


Traitement de la conjonctivite granulaire par lelectrolyse 
combinée au sublime et au jéquirity, par Henry Coppez. 


Das Verfahren beginnt mit Electrolyse in Chloroform-Narkose Die 
de Wecker'sche Stahl-Gabel wird als negative Elektrode über die Binde-Haut 
geführt, nur grosse Granulations-Packete werden angeritzt. Die Strom-Stärke 
muss 4—5 Milliampäres betragen, die Dauer 20—25 Minuten. Danach folgt 
Abreibung mit Sublimat-Wattebäuschen (4:1000), Verband für 24 Stunden. 
Darauf tägliche Sublimat-Watte-Abreibungen (4:1000), 20—30 Abreibungen, die 
nicht schmerzen, in einer Sitzung. Das Verfahren wird 3—4 Wochen fort- 
gesetzt. Bei Pannus wird 3—4 Tage nach der Electrolyse eine 5°/, Je- 
quirity-Maceration eingeträufelt. Das Verfahren gab in 350 Fällen stets gute 
Erfolge, nur 9 Mal war eine Wiederholung der Electrolyse nöthig. 


In der Discussion spricht Meyer über den geringen Nutzen der Sublimat- 
Abreibungen. 


Sitzung vom 17. August 1899. 


On removal of the cervical sympathetic in certain ocular 
diseases, glaucoma and optic nerve atrophy, by J.M. Ball (St. Louis). 


Vortr. hat das Verfahren 4 Mal angewendet. Er schliesst, dass es heim 
Glaucom von Werth ist und zwar mehr beim einfachen, als beim entzündlichen. 
Bei letzerem ist es anzuwenden, wenn die Iridectomie nichts erreicht. Ferner 
ist es bei schmerzhaftem absoluten Glaucom zu versuchen, ehe man zur 
Enucleation schreitet, weiter bei Exophthalmus. Bei Opticus-Atrophie ergab os 
kein Resultat. Die Entfernung des mittleren und oberen Ganglions ist in den 
Händen eines geschickten Operateurs ein sicheres Verfahren, gefährlicher ist 
die Excision des untern Ganglion. 

In der Discussion bemerkt Valude, dass die Operation ein sehr ernst- 
haftes Verfahren ist, dessen Berechtigung zweifelhaft erscheint; er sah gute 
Erfolge von der Einwirkung des constanten Stromes auf den Sympathicus. 
Axenfeld sah bei Exophthalmus (Morbus Basedowii) von der Exstirpation des 
Ganglion cervicale keinen Erfolg. 


Zur Behandlung der Cataracta complicata, von G. Gutmann 
(Berlin). | 
Siehe dieses Centralblatt, 1900, S. 183. 


— 874 — 


Some rare tumors of the orbit (five cases), by Herman Knapp 
(New York). 


1. Drei grosse Lipome an der linken Orbita mit Exophthalmus und Blind- 
heit. Gutes kosmetisches Resultat durch Entfernung der Tumoren. 

2. Zwei grosse seröse Cysten, welche die ganze Orbita ausfüllten, Exoph- 
thalmus, Blindheit. Exenteration der Orbita. 

3. Verknöcherndes, gross-spindelzelliges Sarcom tief in der Orbita, Ex- 
stirpation mit Erhaltung der Sehkraft des Auges. 

4. Grosse Dermoidcyste im innern obern Theil der Orbita, die viel Eiter 
enthielt. | 

5. Eingekapseltes, klein-spindelzelliges Sarkom, das durch seine Weichheit 
eine Cyste vortäuschte; es liess sich glatt durch die Lid-Haut entfernen. 


Une nouvelle operation d’6picanthus, par B. Wicherkiewicz. 


Ausschneidung eines winkligen Hautlappens auf der inneren Nasenseite 
und Naht. 


Sitzung vom 18. August 1899. 


Trachomatous pannus and periectomy, by Prof. Ed. Boeckmann 
(St. Paul). 


Vortr. bat die Periectomie in 25 Jahren an 1000 Fällen als bestes, 
sicheres und harmiloses Verfahren bei Pannus erprobt. Er entfernt einen 2 bis 
3 mm breiten Conjunctival-Streifen in einer der Pannus-Peripherie entsprechenden 
Ausdehnung mit gründlicher Entfernung des subconjunctivalen Gewebes. Auch 
die entzündete Sklera wird scarificirt, bis normal-weisses Gewebe zum Vorschein 
kommt und die Pannus-Gefässe verschwinden. Es ist nöthig, die Wunde breit 
offen zu halten, Vortr. überwacht sie dazu zunächst, pulvert Jodoform ein. Die 
Reaction und nachfolgenden Beschwerden sind gering, der Eingriff kann eventuell 
wiederholt werden. Die Wundgranulationen bilden einen Schutz gegen das 
Vorrücken krankhafter Processe von der Conjunctiva auf die Cornea. 


Du traitement des conjunctivites par les diff6rents sels d’ar- 
gent et en particulier par le protargol, par Dr. Darier (Paris). 

Vortr. giebt dem Protargol den Vorzug vor allen Silbersalzen. Es hatte 
sichere Erfolge bei Conjunctiv. catarrh. simplex, eitrigen Augen-Entzündungen. 
BeiDiplo-Bacillen-Conjunctiv. trat nur Besserung, Heilung nach Zinksulfat, Plumbum 
acetic. Ichtyol ein. Bei Granulose keine Heilung. Gut wirkte es bei Ble- 
pharo-Conjunctiv., bei Dacryo-Cystitis, hier in Form von Injectionen einer 5—10°|, 
Lösung. Die Anwendung geschah sonst als Einträuflung einer 5—10°/, Lösung, 
3—4 Mal täglich bei einfachen Entzündungen. Dazu kommt Pinselung mit 
einer 50°/, Lösung bei schweren Erkrankungen (auch bei Blepharo-Conj.), end- 
lich Einstäubung des Pulvers selbst in schwersten Fällen. 


Die Durchspülung der Thränenwege von den Thränen-Punkten 
aus mittelst Aufsetzens der Canüle auf letztere, von Dr. O. Neu: 
stätter (München). 

Siehe dieses Centralblatt, 1900, S. 184. 

Die durch Krämpfe bewirkten Veränderungen im Kinder-Auge, 
von W. Schön. 

Krämpfe des Ciliar-Muskels sind die nächste Ursache des Schicht-Stars, sie 
wirken durch Zerrung der Zonula. Ferner werden Netzhaut-Veränderungen am 


— 315 — 


Netzhaut-Saume durch die Krämpfe hervorgerufen, in ausgesprochensten Fällen 
Retinitis pigmentosa. Anatomisch ergab sich für Linsen- und Netzhaut-Ver- 
änderungen als Gemeinsames die Bildang von Hohl-Ržumen in den Crystall- 
Faser-Zellen und den Ciliar-Epithel- und Netzhaut-Zellen. 


Communication sur une nouvelle methode de correction et 
guérison du nystagmus cougenital, par Dr. Jos. Lavagna (Monaco- 
Principauté). 

„Bei einem 10jährigen Knaben erzielte Vortr. einen Erfolg, indem er das 
Kind zum binocularen Sehen sehr grosser Bilder im Reymond’schen Stereoskop 
brachte. Bei fortgesetzter Uebung schwand der Nystagmus nach einigen Monaten. 


Operative Beseitigung des Astigmatismus, von Dr. Adolf Weber. 


Vortr. hat lange Zeit Beobachtungen über Veränderungen der Hornhaut 
durch Lanzen-Schnitte, speciell mit der Hohl-Lanze gemacht. Nach einigen 30 
zur Heilung excessiver Myopie mit der Hohl-Lanze ausgeführten Extractionen 
glaubt er, die Regel aufstellen zu können, dass Schnitte von der Länge der 
zu gleichem Centri-Winkel gehörenden Parallel-Kreisstücke gleichwerthigen 
Astigmatismus erzeugen. 

Bei den Versuchen, störende Grade von regulärem Astigmatismus nach 
dieser Methode operativ zu beseitigen, erwies sich die Methode als nicht zu- 
friedenstellend. Spiro. 


Journal-Uebersicht. 


I. Annali di Ottalmologia. 1900. Fasc. 1—2. 
1) Ein neues Tonometer, von Gradenigo. 
` Verf. zieht den Ausdruck Piesimeter vor (von niesıs das Drücken, Druck). . 
Ueber das Instrument ist bereits referirt worden. Dasselbe ist bei Giuseppe 
Cavignato in Padua zu haben. 


3) Ein neuer Irrigator der Thränenwege, von Neuschüler. 

Die Injections-Canüle ist sehr fein und wird, nach leichter Erweiterung 
eines Thänen-Canälchens durch eine conische Sonde, in dieses eingeführt. Die 
Injection erfolgt aus einer Spritz-Flasche mittelst Gummi-Gebläse. 

3) Ein Fall periodischer Lähmung des N. oculomotorius bei Hysterie, 
von Morano (Catania). 

Diese von Charcot 1890 als Hemicrania ophthalmoplegica be- 
schriobene Krankheits-Form war lange vorher von deutschen Autoren als 
recidivirende oder periodische Oculomotorius- Lähmung gekannt. 

Verf. beobachtete durch 3 Jahre folgenden Fall. Ein 17jähriges hyste- 
risches Mädchen litt seit Beginn ihrer Menstruation, d. h. seit dem 14. Jahre, 
während derselben stets an heftigen Kopfschmerzen, öfter auch an Amenorrhoe, 
seit Kurzem an hystero-epileptischen Krämpfen. Die erste Untersuchung (1896) 
zeigte Neuralgie des Supra- und Infra-Orbitalis rechts, starke Ptosis, Auge 
nach unten und aussen rotirt, Bewegung nach innen aufgehoben, nach oben 
und unten limitirt, Accommodations-Lähmung. Pupille war wegen Leucoma 
adhaerens und Pupilla artific. nicht controlirbar. Nach 2 Tagen waren alle 
Symptome gebessert, Rectus internus noch paralytisch, alle andern Muskeln 
hatten ihre Function wieder erlangt. Nach weiteren 3 Tagen vollständige 


— 5716 — 


Heilung. Diese Anfälle wiederholten sich mit dem Eintreten der Menstruation, 
fehlten, wenn diese nicht eintrat, und verschwanden stets spurlos nach 4 bis 
8 Tagen. Im Jahre 1897 kamen sie 8 Mal. Später trat functionelle Parese 
und Hyperästhesie der untern Extremitäten hinzu, auch Anästhesien und Hyper- 
ästhesion an verschiedenen Körperstellen, stets beim Erscheinen der Menstruation. 
Allmählich wurden die Anfälle schwächer, und seit December 1898 ist Patientin 
geheilt und normal menstruirt. 

Die Patientin war hereditär neuropathisch, wie es auch in andern Fällen 
constatirt ist. Manche Fälle betrafen einfach Hysterische, andre Epileptische. 
Die Pathogenese betreffend, weist Verf. auf die Ansicht von Sciamanna hin 
(Patologia del simpatico), dass sehr gat bei functioneller Hyperämie eines Organs 
relative Ischämie in andern denkbar ist, und dass in der Pathologie bei arterieller 
Contractur eines beschränkten Gefäss-Bezirkes gleichzeitig Gefäss-Erweiterung in 
einem mit diesem in Beziehung stehenden Bezirke stattfinden kann. So könnten 
Convulsionen durch Ischämie einer Cortical-Zone des Gehirns hervorgerufen 
werden und gleichzeitig compensatorische Hyperämie in den Kernen oder dem 
Stamme des Oculomotorius Paralyse dieses Nerven bedingen. 


4) Ceratomycosis durch Aspergillus fumigatus, von Basso (Genua). 

Von einem Falle von Hypopyon-Ceratitis, welcher durch Galvanocaustik zur 
langsamen Heilung (Leucoma adhaerens) gebracht wurde, ergaben Culturen vom 
Boden des Geschwürs nur Entwicklung von Aspergillus fumigatus. Verf. ver- 
glich bei Kaninchen die experimentelle Ceratitis durch Aspergillus mit der 
durch Staphylococcus pyog. aureus. Bei letzterer erzielt man schon am 2. Tage 
eine heftige Keratitis, bei ersterer erst nach 3 Tagen. Ferner tritt bei der 
Schizomyceten-Infection nicht deutliche Modificirung des Gewebes an der Impf- 
Stelle auf, und das Geschwür ist feucht und weich beim Abkratzen, während 
die Impf-Stelle bei Aspergillus trocken und hart wird durch wirkliche Mortifici- 
rung. Ferner verbreitet sich Staphylococcus mehr der Oberfläche nach, während 
die Keratitis aspergillina circumscript bleibt, dabei aber auch sehr tief greift. 
Histologisch findet man bei letzterer in der Umgebung der necrotischen Zone 
ausserordentlich dicht gedrängte Leucocyten, die sich nur blass färben und 
offenbar im Zerfall begriffen sind. Namentlich dicht an der necrotischen Zone 
sind sie zu Detritus zerfallen. Weiter entfernt sind sie besser färbbar. Die 
fixen Hornhaut-Zellen sind in der infiltrirten Zone verschwunden, weiterhin 
sichtbar und verhalten sich passiv, höchstens etwas geschwollen und hier und 
da in Karyokinese. Bei der Staphylococcen-Ceratitis zeigt sich Necrose nur 
in dem Lappen, hinter welchem unter Taschen-Bildung die Impfung geschah, 
sodass Ränder und Grund des Geschwürs mit Leucocyten durchsetzt sind, dies 
aber in weit geringerem Grade, als im vorigen Falle Auch fehlt der Zerfall 
der Zellen zu Detritus. Die fixen Hornhaut-Körperchen sind in entsprechender 
Zone verschwunden. Zahlreiche Mast-Zellen sind nachweisbar. 

Das Ulcus serpens (Staphylococc., Diplococc. — Fraenkel, u. s. w.) zeigt 
einen halb transparenten Geschwürs-Grund, Ränder an einem Theile stark in- 
filtrirt und unterminirt, die Cornes sehr schwach getrübt, Humor aqueus klar, 
Hypopyon deutlich begrenzt, Iris nur hyperämisch, im Verlaufe Nachschübe in 
Folge von Rand-Infiltration, Ausgang öfters ohne Perforation innerhalb eines 
Monats. Die atypische Hypopyon-Ceratitis durch Aspergillus hingegen hat 
folgende hiervon abweichende Charaktere: Geschwürs-Grund porzellanartig, trocken, 
necrotisch, Ränder einfach ringförmig grau infiltrirt, Cornea stark getrübt, 
Trübung nach der Peripherie abnehmend; Humor aqueus von Anfang an trüb, 





— 87T — 


Hypopyon gering und ohne scharfe Grenze, auf der Iris und Pupille fibrinöse 
Exsudate, Verlauf gleichmässig, die Läsion dehnt sich wie ein Oelfleck zuerst 
allmählich aus, dann folgt langsame Besserung; Ausgang in Perforation nach 
Abstossung des centralen necrotischen Theiles, Heilung sehr langsam in etwa 
3 Monaten. 


5) Gumma des Ciliar-Körpers, von de Lieito-Vollaro. 

Verf. führt 7 Beobachtungen mit anatomischem Befunde vor. Er wies 
stets bei circumscripten Knoten 3 Lagen nach: periphere kleinzellige Infiltration, 
eine mittlere epitheloide Schicht und necrotisches oder necrobiotisches Centrum 
mit fettiger Degeneration oder Coagulations-Necrose Vielfach fand sich als 
Ersatz des absorbirten Gewebes Narben-Gewebe, in mehreren Fällen wurden 
auch Riesen-Zellen beobachtet. Nach vorn breitete sich meist das Gumma in 
Iris-Winkel, Cornea, Iris aus und .durchwucherte öfters die Sclera, unter der 
Conjunctiva nahe dem Limbus als Prominenz erscheinend. In 2 Augen trat 
Perforation ein, indem die Conjunctiva über der Neubildung durchbrochen wurde, 
in einem Falle geschah die Perforation des Bulbus durch weitgehende Necrose 
des Gewebes bis in das Centrum des Gumma hinein. Immer verbreitete sich 
die Wucherung auch auf die vorderen Theile der Chorioıdea und Retina, sowie 
des Glas-Körpers unter Atrophirung der Linse, welche starke Kapsel-Wucherung 
zeigte und einmal ganz absorbirt war. Der Rest der Chorioidea zeigte Ver- 
dickung, hyaline Degeneration der Gefäss-Wände, Wucherung der Intima. Die 
Retina war immer mehr oder weniger abgelöst, theils durch fibrinöses Exsudat, 
theils durch Hämorrhagie, ihre übrigen Veränderungen waren leichtes Oedem, peri- 
vasculäre Leucocyten-Infiltration, Verengerung der Gefäss-Lumina durch Wucherung 
der Intima, auch hyaline Degeneration der Gefäss-Wände. Glaskörper fibrillär 
verändert, seine Zellen in 2 Fällen durch Vacuolen-Bildung entartet. In einem 
Falle trat das Gumma 5 Jahre, in den übrigen 6 Fällen sehr früh, 6 bis 
15 Monate nach der Infection auf. Bekanntlich sind von andern Beobachtern 
die frühesten Gummen im Ciliarkörper mit 2!/, Monaten beobachtet und im 
Allgemeinen bis 2 Jahre nach der Infection als Gumma praecox bezeichnet 
worden. Mitunter bestehen gleichzeitig noch Secundär-Erscheinungen. 


6) Epitheliom des Thränensacks, von Sgrosso. 
Der Tumor wurde mit dem grössten Theil des Oberkiefers und der ganzen 
Seitenwand der Nase von Prof. Gallozzi exstirpirt. . 


7) Kur der Dacryo-Cystitis, von Sgrosso. 

Verf. empfiehlt bei chronischer Dacryocysto-Blennorrhoe folgendes Verfahren: 
leicht schräger Einschnitt der Haut über dem Sack. Schonung des Ligamentum 
palpebr. internum, Abpräpariren der Haut vom Thränen-Sack, Abtragung der 
vordern Wand des letzteren, soviel nöthig ist, um bei Ectasie normale Pro- 
portion wieder herzustellen, Strieturotomie, Spaltung des unteren Thränen- 
Röhrchens, Abkratzen der Sack-Schleimhaut wenn dieselbe Granulationen und 
Wucherungen zeigt, Irrigation mit Formol, Einführung einer biegsamen Dauersonde, 
einer Art Scarpa’schen Nagels, dessen oberes, leicht gebogenes Ende sich in 
dem gespaltenen unteren Thränen-Canälchen verbirgt, Naht des Thränen-Sacks 
und schliesslich der Cutis. Verband durch 5—6 Tage, Abnahme der Sonde 
nach 3 Tagen, Weiterbehandlung mit Ausspritzung und Weber’schen Sonden. 
Aehnlich operirt de Vincentiis. 


a BT a 


8) Experimente über die dilatatorischen Pupillen-Fasern, von Giurato. 

(Istituto di Fisiologia Prof. Albini, Napoli.) 

Verf. wollte den Verlauf dieser Fasern in der Orbita des Hundes studiren. 
Er gelangte durch folgende Operation an die Ciliar-Nerven: 2 cm über der 
Nasen-Wurzel Hautschnitt nach oben in der Medianlinie, und von demselben 
Punkte ausgehend ein zweiter Hautschnitt bis unter den Joch-Bozen. Der 
dreieckige Haut-L,appen wird zurückgeschlagen, der Process. zygomaticus und 
coronoid. des Oberkiefers abgetragen, der Musc. temporalis von der Crista 
sagittalis, von der innern Orbital-Wand und vom Knorpel, welcher beim Hunde 
den obern Orbital-Rand bildet, losgelöst und zurückgeschlagen. So präsentirt 
sich in weitem Felde die Fascie, welche incidirt und durch Faden-Schlingen 
auseinander gehalten wird. Rectus super. und externus werden von einander 
abgezogen, Fett entfernt, der Sehnerv nach innen gedrängt, so erblickt man 
das Ganglion ciliare und die Ciliar-Nerven. . Bei jungen Hunden ist das Ciliar- 
Ganglion verschwindend klein, weshalb ältere vorzuziehen sind. Bei Abtragung 
oder Zerstörung des Ganglion ciliare giebt das Thier Zeichen heftigsten Schmerzes, 
und es tritt Miosis ein. Sofort nachher manifestirt sich enorme Mydriasis, 
Cornea und Conjunctiva sind unempfindlich, Augen-Druck bedeutend herabgesetzt. 
Es gelang nach Wiederannähung des Muskels und Schliessung der Wunde, die 
Hunde am Leben zu erhalten. Die Cornea trübte sich alsbald; am folgenden 
Tage war die Conjunctiva bulbi xerotisch, ihr Lidspalten-Theil necrotisch, Tension 
blieb sehr verringert; Panophthalmitis. Dieselben Erscheinungen constatirte 
Verf. bei 2 Hunden nach Durchschneidung der Nn. ciliares breves. Ferner 
suchte Verf. die Nn. ciliares longi auf, welche beim Hunde 2 oder 3 sind, aus 
dem 1. Trigeminus-Aste nahe dem Ganglion Gasseri oder aus diesem selbst 
entspringen, nach vorn den Oculomotorius kreuzen und sich dann an die innere 
Seite des N. opticus legen, ehe noch die Nn. cil. breves hinzukommen. An 
dieser Stelle, vor ihrer Vereinigung mit den letzteren wurden sie blossgelegt, 
wobei das Thier heftigen Schmerz äusserte und Mydriasis auftrat. Nacl der 
Durchschneidung zeigte sich geringe, vorübergehende Dilatation der Pupille, 
dann mässige Miosis, d. h. nicht so hochgradige. wie nach Sympathicus-Durch- 
schneidung am Halse. Wurde bei diesen Thieren das oberste Hals-Ganglion nun 
ausserdem exstirpirt, so erfolgte höchstgradige Miosis. Reizung der einzelnen 
Nn. cil. longi mit dem Marey’schen Excitator war schmerzhaft und erweiterte 
die Pupille stark. Dieselbe Reizung der Nn. cil. breves war ebenfalls schmerz- 
haft und bewirkte nur mässige Verengerung der Pupille. . Deshalb vermuthete 
Verf., dass dabei sowohl dilatatorische, als constrictorische Fasern gereizt 
würden, dass also dilatatorische vom Hals-Sympathicus in das Ganglion ciliare 
und von da in die Nn. cil. breves verlaufen. Dies bestätigte der Versuch. 
Nach Durchschneidung der Nn. cil. longi ergab Reizung des obersten Hals- 
Ganglions leichte Pupillen-Erweiterung, welche wegfiel, wenn auch die Nn. cil. 
breves durchschnitten wurden. l 


— 


9) Angeborenes partielles Hornhaut-Staphylom, von Grossetti. 
Es bestand zugleich Secundär-Glaucom bei dem Amonatigen Kinde. 


10) Isolirte Ruptur der Choroidea, von Bossalino. 
Referirt über 2 beobachtete Fälle. 





— 379 -- 


11) Granulom der Iris, von de Berardinis. 

Fall von solitärem Iris-Tuberkel bei einem 6jährigen Mädchen mit ana- 
tomischer Untersuchung des enucleirten Bulbus. 

Es folgen in diesem Heft die ausführlichen Arbeiten von Pes (Dacryo- 
adenitis), Bocchi (Amblyopia intox.) Mazza (Keratitis filamentosa), Neu- 
schüler (Cylindro-Sphaerometer Javal), Bardelli (Nerven der Uvea). Trom- 
betta (Nystagmus), Parisotti (Perimeter), Mazza (Arg. nitr.), de Fales 
(Skiaskopie), über welche bereits in diesem Centralblatt 1898, S. 454 ff. be- 
richtet wurde. 


1) Retinal-Cyste, von Addario. 

Beschreibung eines Falles mit Netzhaut-Ablösung und Kapsel-Linsenstar. 
Verf. meint, dass die Retinal-Cysten sich in Folge der Ablösung der Retina ent- 
wickeln. Er fand neben einer grossen Cyste kleinere Räume in den Körner- 
und Zwischenkörner-Schichten, welche mit necrotischen und Degenerations- 
Produkten erfüllt waren. Dieses sei das Vorstadium der Cysten-Bildung und 
sei eine Folge der in der abgehobenen Retina eintretenden exwudativen, degene- 
rativen, sclerosirendeu Vorgänge und Circulations-Störungen. Er fand keinen 
Anhalt für die Annahme Treitel’s, dass die Cysten aus Hämorrhagien 
hervorgehen. 

2) Heilung der perforirenden Corneal-Wunden, von Monesi. 

Verf. experimentirte an Kaninchen. Die Wund-Ränder ziehen sich an den 
zwei Oberflächen stärker zurück, als in den mittleren Lagen der Cornea, weshalb 
der Wund-Canal dort breiter ist, am breitesten im hinteren Theile. Das erste 
Ereigniss ist nun Exsudation von Fibrin aus dem vorderen Theile der Uvea, 
welches mit dem Humor aqueus in den Wund-Canal gelangt. Bei aufgehobener 
Vorderkammer berühren sich die cornealen Wund-Ränder wegen der erwähnten 
trichterförmigen Form des Wund-Canals nur in den mittleren Lagen der Cornea, 
und das Fibrin deponirt sich daher hauptsächlich im hinteren Trichter und an 
der hinteren Oberfläche, kann aber nicht in den vorderen Trichter gelangen. 
Der Epithel-Zapfen, welcher den vorderen Trichter überzieht und ausfüllt, ent- 
steht zum Theil durch Hineindrängen des Epithels der Nachbarschaft. Verf. 
fand nahe der Wunde nur 2 Schichten im Epithel, eine tiefe cubischer Zellen 
und eine oberflächliche glatter Zellen. Aber er fand auch Karyokinese der 
Epithel-Zellen, und zwar häufiger in einiger Entfernung vom Wund-Rande, als 
unmittelbar an diesem. Die Mehrzahl der während des Heilungs-Processes auf- 
tretenden Bindegewebs-Zellen stammen von den fixen Hornhaut-Zellen, die wenigen 
Wander-Zellen sind nur von ganz untergeordneter Wichtigkeit. Verf. bestreitet 
auch die Existenz der Fibres synaptiques von Ranvier. Er bestätigt auch 
die Bildung einer neuem Glas-Membran als Produkt des cornealen Endothels. 
Endlich kann er nicht den Befund Ranvier’s erhärten, dass perforirende Horn- 
haut-Wunden schneller heilen, als nicht perforirende. 


3) Die neuen Optotypi von Landolt, von Luciano. 

Dieselben stellen Kreise mit einer offenen Stelle dar, welche den Pro- 
portionen der Snellen’schen Tafeln entsprechen. Zu beziehen von C. F. Haus- 
mann in St. Gallen. 


— 880 — 


4) Ueber Lid-Plastik, von Neuschüler. 

Einige Plastiken an Kaninchen ergaben, dass gänzlich abgeschnittene Lid- 
Haut wieder anheilte, Transplantation derselben auf das Lid des zweiten Auges 
bei Weitem seltener gelang, und noch seltener mit Rücken-Haut desselben Thieres 
oder gar Haut andrer Kaninchen eine Lid-Plastik Erfolg hatte. 


5) Die Incision des Iris-Winkels bei Hydrophthalmus, von Scalinei. 

Verf. referirt über 13 Augen, welche dieser Operation von de Vincentiis 
unterworfen wurden. Nach 24 oder 48 Stunden trat stets Erniedrigung des 
intraoculären Druckes bis zur Normalisirung desselben ein und blieb meist be- 
stehen. Auch das Gesichts-Feld und Seh-Schärfe hoben sich, wo dieser Nachweis 
überhaupt möglich war. Ziemlich constant beobachtete man episclerale Injectionen 
an der Stelle des Schnittes.. Nach der Operation wurde Pilocarpin instillirt. 

Die von Valude vorgeschlagene Nadel wird verworfen und die des 
de Vincentiis vorgezogen. Zur Fixation des Bulbus wird eine modificirte 
Graefe’sche Pincette angegeben, deren sehr lange Zähnchen beim Schluss der 
Feder sich nicht berühren, sondern neben einander stehen, während die Branchen 
in diesem Momente in Folge einer convexen gegenseitigen Krümmung sich be- 
reits berühren. 


6) Ein Hyalin-Amyloid-Tumor der Conjunctiva, von Colucci. 
Anatomische Untersuchung des exstirpirten Tumors mit Abbildungen. 
i Peschel. 


IL. Archivio di Ottalmologia von Prof. Angelucci. Jahrg. VII. Fasc. 7—8. Mai— Juni. 
1) Die physiologischen Veränderungen der Retina, von Lodato. (Schluss.) 

Verf. prüfte die chemische Reaction der Retina von Fröschen mittelst des 
Reagens von Moleschott (Kali causticum mit Phenol-Phtalein), modificirte aber 
das Verfahren folgendermaassen, um genaue Resultate zu erhalten. Die Retina 
wurde in einer bestimmten Menge H,O geschüttelt, dann ein Tropfen Lösung 
von Phenol-Phtalein hinzugefügt. Ist die Retina alkalisch, so nimmt die Lösung 
pach dem Grade der Alkalinität eine mehr oder weniger intensive Rosa-Farbe an, 
ist die Retina sauer, so bleibt die Lösung farblos, und man bestimmt nach der 
Menge des zur Hervorrufung der Rosa-Färbung nöthigen Alkalis den Grad der 
Acidität. Eine Fehler-Quelle bestand darin, dass auch ohne Einlegen der Retina 
eine gewisse Menge Alkali nöthig war, um die Rosa-Färbung zu erzeugen, nament- 
lich, um die Kohlensäure zu neutralisiren, welche an verschiedenen Tagen in 
verschiedener Menge auftrat. Daher wurde bei jedem Versuche gleichzeitig in 
Controlfläschchen die Grösse dieses Fehlers bestimmt und in Rechnung gezogen. 
Verf. kommt zu folgenden Resultaten. Die Dunkel-Retina reagirt alkalisch, 
selten neutral, sehr selten sehr leicht sauer. Die Retina der belichteten Frösche 
ist immer sauer und zwar stets deutlich ausgesprochen. Die saure Reaction 
ist um so stärker, je länger die Retina dem Lichte ausgesetzt ist. Mit Spektral- 
farben ausgeführte Versuche ergaben, dass das Maximum der Acidität etwa in 
einer Stunde erreicht wird. Sie ist am schwächsten für grünes, am stärksten 
für blaues und violettes, mittelmässig für rothes und gelbes Licht. Faradisation 
der Dunkel-Frösche bewirkt ebenso starke Acidität, wie Belichtung, und Fara- 
disation der Licht-Frösche erhöht den Grad der Acidität der Retina. Die 
Elektricität entfärbt bei Dunkel-Fröschen nicht den Seh-Purpur, scheint im 
Gegentheil dessen Farbe mehr hervortreten zu lassen. Mässige Wärme (35 bis 


— 3831 — 


40° C.) bewirkt in ®/,—1 Stunde Acidität der Retina, doch ist dieselbe ge- 
ringer als durch Licht-Wirkung. Längere Einwirkung der Wärme (über !/, Stunde) 
verstärkt den Seh-Purpur. Strychnin-Injection bewirkt saure Reaction der Retina, 
die aber weniger ausgesprochen ist, als die durch Wärme erzeugte. Subcutane 
oder besser intraorbitale Cocain-Injection verhindert oder verringert die Säuerung 
der Retina, welche im Lichte eintritt, und bei Licht-Fröschen verringert sie 
die Acidität oder führt sie in neutrale, ja in alkalische Reaction über. 

Es besteht vollständige Unabhängigkeit zwischen Seh-Purpur und Reaction 
der Retina. Diese kann alkalisch mit Seh-Purpur (Dunkel-Retina) oder ohne 
diesen reagiren (mit Cocaln vergiftete und darauf dem Lichte ausgesetzte Frösche). 
Sie kann sauer bei verschwundenen (Licht-Frösche) oder bei erhaltenem Seh- 
Purpur reagiren (Dunkel-Frösche mit Elektricität oder Strychnin behandelt). 
Eine enge Beziehung hingegen besteht zwischen der Reaction und den Be- 
wegungs-Erscheinungen des Seh-Epithels und der Färbbarkeit der Retinal- 
Elemente. Dem Ruhezustande der Stäbchen und Zapfen entspricht alkalische 
Reaction, die saure dem Contractions-Zustande. Dieser wächst freilich bei mono- 
chromatischem Lichte vom rothen nach dem violetten Ende des Spektrums, 
während die Acidität der Retina sich den Spektral-Farben gegenüber nicht ganz 
ebenso verhält, sondern für grün am schwächsten ist. 


2) Buphthalmus, von Angelucci. 


Verf. hält gegen Axenfeld (Jahresbericht für Ophthalm. 1900, S. 384) 
seine Behauptung aufrecht, dass Buphthalmus stets mit Anomalien der Gefäss- 
Innervation einhergehe und diesen seine Entstehung verdanke. 


3) Ein neues Skiaskop, von Neuschüler. 


Eine Gabel, in welche die einzelnen Gläser eingesetzt werden sollen, ist 
durch ein Centimeter-Maassband mit dem Spiegel verbunden. Zu haben bei 
Sydow in Berlin. (Ausführliche Beschreibung s. S. 301.) 


Jahrgang VIII. Fasc. 1—2. Juli— August. 
1) Incision des Iris-Winkels als Glaucom-Operation, von Capolongo. 


Verf. beschreibt 8 neue von Sgrosso nach den Vorschriften von de Vin- 
centiis operirte Glaucom-Fälle. Er verwirft für die Ausführung der Operation 
das von Wecker benutzte Graefe’sche Messer, sowie die von Valude und 
Duclos empfohlene Nadel als ungeeignet und gefährlich. Bei richtig calibrirter 
Nadel von de Vincentiis tritt fast nie der Humor aqueus aus. Meist stieg 
die Sehschärfe und erweiterte sich das Gesichtsfeld nach der Operation. In 
einem Auge mit Glaucoma chron. simplex, wo T + 3 und blosse Licht-Empfin- 
dung bestand, bewirkte Iridectomie Besserung, S = !/,,, doch nur vorübergehend. 
Die später ausgeführte Incision des Iris-Winkels setzte von Neuem den Druck 
herab und verbesserte die wieder auf Lichtschein gesunkene Sehschärfe auf 1/,,- 
Doch auch dieser Erfolg blieb vorübergehend, die Tension stieg von Neuem 
und die Sehschärfe sank. In einem andern Falle von chronisch entzündlichem 
Glaucom, wo starke Gesichtsfeld-Beschränkung, Excavation, S = !/, bestand, 
besserte die Incision vorübergehend, 6 Wochen später traten jedoch wieder 
heftige Glaucom-Anfälle auf, und eine breite Iridectomie heilte die 
Krankheit definitiv mit S = ?/,. 





— 382 — 


2) Wirkung einiger Gifte auf die Conjunctiva, von Valenti. 


Bei subeutaner oder intraperitonealer Injection der Toxine des Bacterium 
coli zeigte sich bei Katzen, welche für diese Gifte vorzugsweise empfindlich 
sind, durch Rlimination auf die Conjunctiva constant Conjunctivitis, welche sich 
allmählich von der serösen bis zur purulenten Form innerhalb 24 Stunden nach 
der Injection steigerte. Diese Beobachtung veranlasste die Prüfung andrer Gifte 
auf ähnliche Wirkungen. 


Abrin zeigte beim Kaninchen nach subcutaner Injection keine Wirkung 
auf die Conjunctiva, desgleichen sogar bei localer Anwendung auf die Con- 
junctiva. Bei Katzen blieb subeutane und intraperitoneale Injection gleichfalls 
ohne diesbezügliche Wirkung, dagegen entstand typische Jequirity-Conjunotivitis 
bei localer Application. 


Ricin blieb bei Injection für Kaninchen ohne alle Wirkung auf die Con- 
junctiva, dagegen bewirkte locale Application des Pulvers pseudo-membranöse Con- 
junetivitis. 

Diphtheritis-Toxin: .Da intraperitoneale und parenchymatöse Injection 
bekanntlich dessen Wirksamkeit aufheben, wurden nur subcutane Injectionen 
gemacht, welche aber bei Meerschweinchen und Katzen für die Conjunctiva 
negativ blieben. Locale Instillation blieb bei ersteren ganz negativ und be- 
wirkte bei letzteren nur leichte Hyperämie der Conjunctiva. | 


Staphylokokken-Protein. Dasselbe wurde ähnlich wie beim Bact. coli 
durch Centrifugiren isolirt und blieb ohne jede Wirkung auf die Conjunctiva, 
sowohl bei Injection als bei localer Anwendung. 


Bacterium coli: 2 getrennte Gifte wurden experimentirt: 


1. Toxi-Protein Celli-Scala.. Dies wird durch Culturen in Bouillon er- 
halten, welche 14—16 Tage gehalten, dann durch Alkohol präcipitirt werden. 
Das Präcipitat wird im Exsiccator mit Chlorcalcium getrocknet und im Finstern 
aufbewahrt. Injection bei Katzen (lethale Dosis 5 cgr) sowohl subcutan, wie 
intraperitoneal, bewirkte purulente Conjunctivitis, welche mitunter auch mit 
Hornhaut-Geschwüren einherging. Locale Application ebenfalls, aber in ge- 
ringerem Maasse. 


2. Die Proteine. Agar-Culturen werden abgekratzt, getrocknet, gemörsert 
und destillirtes Wasser hinzugefügt. Centrifugiren trennt Flüssigkeit (oberes 
Colin) und Bodensatz (unteres Colin). Für beide ist lethale Dosis bei Katzen 
5 cgr. Beide zeigten bei Injection dieselbe Wirkung, nämlich purulenten 
Catarrh eventuell mit Trübung der Cornea, bei localer Application weniger in- 
tensive, aber gleiche Erscheinungen. Subconjunctivale Injection hatte locale 
Abscedirung, Injection in die Vorderkammer plastische Iridocyclitis zur Folge. 


3. Im hygienischen Institut in Rom wird ein Heil-Serum gegen Dysenterie 
durch Bact. coli experimentirt. Präventive Injection desselben liess die 
Conjunctival-Erscheinungen nach der Injection der obigen Gifte nicht aufkommen, 
und curativ unterdrückte sie die bereits vorhandenen Erscheinungen. 

Typhus-Protein ergab weder Injection noch local stärkere Conjunctival- 
Erscheinungen. Ebenso Karbunkel-Protein. 

Gifte nicht pathogener Mikro-Organismen ergaben stets negative Resultate, 
ausser nach Reizung der Conjunctiva mittelst einer 0,25 °/, Ammoniak-Lösung. 
Hier rief locale Application der Saprophyten-Proteine schwere Conjunctivitis 
hervor, Injection derselben blieb hingegen wirkungslos. 


— 883 — 


3) Alterationen dər Retina in Folge von Exstirpation des obersten 

Halsganglion, von Lodato. 

Elinson (Sur les fibres centrifuges du nerf optique 1896) fand bei 
Hunden nach Exstirpation des Ganglion ciliare Pupillen-Dilatation und Un- 
empfindlichkeit der Cornea, welcher Hornhaut-Ulceration folgte mit Heilung 
unter Bildung eines Leucoma adhaerens. Vom 12. Tage an nach der Operation 
fand er, mittelst Methode Marchi, sehr zahlreiche degenerirte Fasern im 
N. opticus derselben Seite. Weniger zahlreiche degenirte Fasern fand er 
15 Tage nach Exstirpation des Ganglion cervicale sup. bei Hund und Katze, 
mitunter gar keine; zahlreiche hingegen einen Monat nach der letzteren Operation. 
Einen Monat nach Durchschneidung des Hals-Stranges bei Katzen liessen sich 
nur wenige degenerirte Fasern nachweisen. Der N. opticus erhält also sym- 
pathische Fasern vom Ganglion ciliare, vom Ganglion cervicale superior und 
vom Hals-Sympathicus-Strange. Diese Fasern gehen nur zum geringsten Theile 
durch das Ganglion Gasseri, denn nach Durchschneidung des Trigeminus vor 
dem Gauglion Gasseri treten nur wenige degenerirte Fasern im Opticus auf. 
Die meisten gehen durch Anastomosen in den N. oculom. über und mit der 
Radix brevis ins Ganglion ciliare, denn nach Oculomotorius-Durchschneidung 
hinter dem letzteren in der Orbita finden sich ebenso zahlreiche Degenerations- 
Fasern im Opticus, wie nach Exstirpation des Ganglion ciliare. Mislawsky 
vermuthete nun, dass die von Ramon y Cajal namentlich in der Umgebung 
der amacrinen Zellen nachgewiesenen freien Nerven-Endigungen in der Retina 
jenen sympathischen Opticus-Fasern zugehören, und da sie auch gerade in den 
Schichten der Retina sich befinden, wo die Gefässe liegen, dass es vasomotorische 
Fasern sind. Verf. hat nun unter der Cuntrole der Versuche Elinson’s speciell 
die Netzhaut mittelst Nissl’s Methode nach Exstirpation des Ganglion cerv. sup. 
studirt. Bei Hunden zeigten nach bis 14 Tagen einzelne Ganglien-Zellen der 
Retina Chromatolysis in verschiedenem Grade, oft gequollenen excentrischen 
Kern, auch Vacuvlen-Bildung im Protoplasma. Die amacrinen Zellen waren 
wie die sämmtlichen andern Retinal-Elemente normal. Bei Kaninchen sind die 
Erscheinungen etwas anders, es fand sich geringe Chromatolysis, prädominirend 
hingegen Quellung der Zelle und des Kernes, mitunter alles Chromatin nach 
einer Seite gedrängt. Letzterer Befund wurde von Lugaro und Marina 
(1898) an anormalen Nerven-Zellen gemacht und als „en coup de vent“ be- 
zeichnet, wie wenn ein Windstoss das Chromatin nach einer Seite getrieben. 
Circa 25 Tage nach der Exstirpation des Ganglions fanden sich bei Hunden 
starke chromatolytische Veränderungen und Vacuolen-Bildung, in einzelnen 
Zellen Zerstörung der Zellen-Wand mit Austritt des Kernes. Nach 30 Tagen 
zeigten die Zellen weniger deutliche Chromatolyse, wareu aber meist etwas 
verkleinert, der pericelluläre Raum verbreitert. Mitunter finden sich Detritus- 
Häufchen als Reste ven untergegangenen Zellen, bisweilen mit noch sichtbarem 
Kerne. Bei Kaninchen. fanden sich nach 30 Tagen sehr wenige chromato- 
Iytische Vorgänge, einige Zellen waren geschwollen, ebenso ihır Kern, aber weniger 
als 14 Tage nach der Operation. Bei Hunden waren nach 2 Monaten die 
meisten Ganglien-Zellen normal, viele pericelluläre Räume verbreitert, wenige 
Zellen untergegangen. In der inneren Körner-Schicht waren einzelne Elemente 
gequollen und schwach gefärbt, ebenso einzelne amacrine Zellen. Einzelne 
äussere Körner waren in feine Fragmente zerfallen, die von Thionin stark ge- 
färbt wurden. 

Die Veränderungen betrafen also in der ersten Zeit nur die Ganglien-Zellen, 
waren beim Kaninchen gering und glichen sich leicht wieder aus, beim Hunde: 


— 8384 — 


schwerer, wo einzelne Zellen der Necrobiose zerfallen. Nach 2 Monaten traten 
auch in andern Schichten leichte Veränderungen hinzu. Verf. glaubt nun, dass 
die Degeneration der Opticus-Fasern Folge der Veränderungen der retinalen 
Ganglien-Zellen sei, da sie erst in späteren Perioden auftritt. Er konnte bei 
Kaninchen überhaupt nie mittelst der Methode Marchi degenerirte Fasern im 
Opticus nachweisen, und beim Hunde nur wenige, und nur 30 Tage nach der 
Exstirpation des Ganglions, überdies in constanter Vertheilung im Nerven. Von 
ganz vereinzelten schwarzen Punkten, welche auch im normalen N. opticus 
vorkommen, sah er ab. Bei einem 2 Monate nach der Operation getödteten 
Hunde fanden sich gar keine degenerirten Opticus-Fasern. In jedem Falle 
handelt es sich nicht um centrifugale sympathische Opticus-Fasern, 
sondern um wirkliche centripetale Opticus-Fasern, welche secundär degeneriren. 

Die Degeneration von Opticus-Fasern, welche Elinson nach Durchschneidung 
des N. oculomot. in der Orbita oder nach Exstirpation des Ganglion ciliare beim 
Hunde erbielt, überraschen nicht, da durch solche Operationen eine schwere Ver- 
letzung der Orbita herbeigeführt wird, und zwar in unmittelbarer Nähe des Opticus. 


4) Ueber die Ernährung der Linse, von Ovio. 
Verf. giebt zunächst einen historischen Ueberblick. (Fortsetzung folgt.) 
Poschel. 


Vermischtes. 


Am 16. December fand in der Universitäts-Augenklinik zu Berlin die 
feierliche Enthüllung der Büsten von A. v. Graefe und C. Schweigger statt. 
Das Wort nahmen Waldeyer, C. Schweigger und I. v. Michel. 





Bibliographie. 


1) Ueber den antiseptischen Werth des Quecksilber-Oxycyanids, 
von Dr. Otto Sicherer, Privatdoc. für Augenbeilk. an der Univers. München. 
(Münch. med. Wochenschr. 1900 Nr. 29.) Wenn man bisher mit Quecksilber- 
Oxycynanid mitunter sehr gute, mitunter aber auch schlechte baktericide Resultate 
erzielte, so liegt das nach den Untersuchungen v. Pieverling’s daran, dass 
die in den Handel kommenden Präparate keine constante Zusammensetzung 
haben. Als das werthvollste Präparat erachtet v. Pieverling dasjenige, welches 
aus 2 Molekülen Quecksilber-Oxyd und 3 Molekülen Quecksilber-Cyanid besteht. 
Verf. hat nun dieses Präparat, das Hydrarg. oxycyanat. Gronvelle’s und auch 
die von v. Pieverling hergestellten Pastilli hydrarg. oxycyan., welche aus 
1 Theil Hydrarg. oxycyanat. und 1.3 Theilen Natriumchlorid bestehen, betreffs 
ihrer keim-tödtenden Wirksamkeit gegenüber Staphylokokken und Milzbrand-Sporen 
geprüft und gleichzeitige Control-Versuche mit Sublimat angestellt, indem er sich 
gleichconcentrirter Lösungen von 1:500 resp. 1:100 bediente. Er stellte 
dabei fest, dass das Quecksilber-Oxycyanid wesentlich schwächer wirkt, als das 
Sublimat, dass aber die Pastillen v. Pieverling’s mehr leisten als. das Hydr. 
oxycyan. Gronvelles. Verf. ist der Ansicht, dass das Ergebniss seiner 
Versuche deshalb noch nicht gegen das Cyansalz spreche, da man das Oxycyanid 
in viel stärkerer Lösung am Auge anwenden dürfe, als das Sublimat, und da 
Hydr. oxycyan. selbst in 1 °/, Lösung die Instrumente nicht angreife. Ancke. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten (Berlin NW. 26  Schiffbauerdamm). 
_ Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Merzorr & \ Wrerio in Leipzig. 


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AUGENHEILKUNDE. 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıtLer in-London, Prof. Dr. H.Conan in Breslau, Doc. Dr. 
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Superintendent of the .Medical School, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, Dr. MoLL in Berlin, 
Prof. Dr. J. Munk in Berlin, Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. Prrresonn in Hamburg, 
Dr. PerGens in Brüssel, Prof. Dr. PzscHeEL in Frankfurt a. M., Dr. PuRrscHer in Klagenfurt, 
Dr. M. Reıch in Petersburg, Med.-Rath Dr. ScmEER in Oldenburg, Prof. Dr. SCHENKL 
in Prag, Prof. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. Spıro in Berlin, Dr. SrıeL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 








Supplement zum Jahrgang 1900. 








Inhalt: Gesellschaftsberichte. (S. 386—422.) 1) Berliner Gesellschaft für 
Psychiatrie und Nervenkrankheiten. — 2) Verein für wissenschaftl. Heilkunde in Königs- 
berg i. Pr. — 3) Medicinische Gesellschaft in Giessen. — 4) Physiologische Gesellschaft 
in Berlin. — 5) Aerztlicher Verein zu München. — 6) Medicinische Gesellschaft in 
Göttingen. — T) Protokolle des Vereins St. Petersburger Aerzte. — 8) Auszug aus 
den Protokollen der medicinischen Gesellschaft zu Dorpat. — 9) Verein St. Peters- 
burger Aerzte. — 10) Deutscher ärztlicher Verein zu St. Petersburg. — 11) Auszug 
aus den Protokollen des deutschen ärztlichen Vereins zu St. Petersburg. — 12) Sitzungs- 
Berichte der St. Petersburger ophthalmologischen Gesellschaft. — 13) Gesellschaft 
praktischer Aerzte in Libau. — 14) Wissenschaftlich Zusammenkunft deutscher Aerzte 
in New York. — 15) Chicago ophthalmological and otological society. — 16) Denver 
ophthalmological society. — 17) College of physicians of Philadelphia, section on 
ophthalmology. — 18) Transactions öf the ophthalmologio division of the western oph- 
thalmologie and oto-laryngological association. — 19) Ophthalmological society of the 


united kingdom. — 20) The british medical association. :68. Jahres-Congress in 
Ipswich vom 31. Juli bis 3. August 1900. — 21) Transactions of the American ophthal- 
mological society. 36. Jahres-Congress zu Washington. — 22) San Francisco society 


of eye, ear, nox and throat surgeons. — 23) Société belge d’ophtalmologie a Bruxelles. 

Journal-Uebersicht. (S. 422—482.) I. Archiv für Augenheilkunde. — II. Zehen- 
der’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. — III. Wochenschrift für Therapie und Hygiene 
des Auges. — IV. Deutsche medicinische Wochenschrift. — V. The Ophth. Record. — 
VI. The American Journ. of O Be oT. — VII. The Ophth. Review. — VIII. New 
York Eye and Ear Infirmary Reports. — IX. Journ. of Eye, Ear and Throat Diseases. 
— X. Westnik Oftalmologii. — XI. Anales de Oftalmologia. Mexico. — XII. Archives 
d’ophtalmologie. — XIII. Annales d’oculistique. — XIV. La clinique ophtalmologique. — 
XV. Die ophthalmologische Klinik. — XVI. Revue gén. d’ophtalm. — XVII. Recueil 
d’ophtalmologie. — XVIII. Revue der russischen medic. Zeitschriften. — X1X. Archivio 
di Ottalmologia del Angelucci. — XX. Annali di Ottalmologia. 

Bibliographie. (S. 482—540.) Nr. 1—154. 


25 


— 886 — 


Gesellschaftsberichte. 


1) Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenkrankheiten. 


Sitzung vom 14. Mai 1900. 


Seiffer: Ein Fall von Migräne mit Oculomotorius-Lähmung. 


Ein 49jähriger, nie syphilitisch gewesener Handwerker, der seit seiner 
Kindheit an Migräne litt, bekam vor 10 Jahren, gelegentlich eines Migräne- 
Anfalles, linksseitige Ptosis, vor 8 Jahren ausserdem noch Doppeltsehen. Die 
Erscheinungen gingen zunächst zurück, wurden aber dann allmählich immer 
stärker; jetzt besteht totale Lähmung aller äusseren und inneren Oculomo- 
torius-Aeste. Vortr. nimmt als Ursache eine Blutung oder Erweichung im 
Gebiete des Oculomotorius an. 


J. Herzfeld stellt einen 25jährigen Mann vor. Derselbe litt früher an 
eitriger, rechtsseitiger Otitis media. Seine Augen zeigen zunächst nichts 
Bemerkenswerthes. Wird jedoch das rechte Ohr verschlossen, oder in das rechte 
Ohr Luft eingeblasen, so entsteht, unter starker Pupillen-Erweiterung, inten- 
siver Nystagmus von links nach rechts. Wird aber die Luft im rechten 
Ohr verdünnt, so erfolgt der Nystagmus in entgegengesetzter Richtung. 
Vortr. nimmt mit Högyes an, dass vom häutigen Labyrinth reflex-erregende 
Nervenbahnen zum Centrum des Oculomotorius, Trochlearis und Abducens 
ziehen, von wo aus die centrifugal leitenden Fasern zu den Augen-Muskeln 
gehen. 

Paul Schuster: Vorstellung zweier Patienten mit Hirntumor, bezw. 
Meningitis serosa ohne ausgeprägte Herd-Erscheinungen. Beide Fälle sind 
dadurch bemerkenswerth, dass die Haut am ganzen Körper eigenthümlich 
gedunsen aussieht und sich derb und fast wie infiltrirt anfühlt; am deut- 
lichsten an den Händen und im Gesicht. — Gegen die Annahme eines bloss 
zufälligen Zusammentreffens spricht der Umstand, dass die Angehörigen das 
Entstehen der Veränderung im Laufe der Krankheit beobachteten. Unter 
Hinweis auf die Erfahrungen bei Akromegalie hält es Vortr. für möglich, 
dass das Gehirn auch auf die Gewebe geringerer Dignität, wie das Unter- 


hautfett-Gewebe, einen trophischen Einfluss ausüben kann. 
C. Hamburger. 


2) Verein für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg i.Pr. (Deutsche 
med. Wochenschr, 1900. Nr. 28.) 


Sitzung vom 22. Januar 1900. 


L. Pick stellt ein 13jähriges Mädchen mit angeborenem Orbital-Tumor 
im linken oberen -äusseren Augenwinkel, Thränendrüsen-Gegend, vor. Der 
senkrechte Orbital-Durchmesser ist auf dieser Seite 6 mm länger, als auf der 
andren (30:24), die ganze untere Orbitalwand liegt links tiefer als rechts; 
es handelt sich hier nicht um Druck-Atrophie oder Usurirung des Knochens, 
wie dies bei schnell wachsenden Geschwülsten vorkommt, sondern um ein 
„verändertes und dem Inhalt angepasstes Wachsthum der Orbitalwandung“. 
Eine Diagnose des Tumors wurde nicht gestellt. 


— 887 — 


3) Medicinische Gesellschaft in Giessen. (Deutsche med. Wochenschr. 
1900. Nr. 28.) 


Sitzung vom 30. Januar 1900. 


Herr Best: Hyaline Concremente bei bandförmiger Hornhaut- 
Trübung. 

Bei bandförmiger Trübung der Hornhaut fand Vortr. im Hornhaut- 
Gewebe feine, durch Coagulations-Nekrose entstandene fibrinoide Körnchen in 
den äusseren Schichten der Hornhaut. Diese Körnchen unterliegen in der 
Regel einer secundären Verkalkung, oder sie bilden sich zu grösseren hyalinen 
Concrementen um. Dieselben geben die Biuret- und die Millon’sche 
Reaction. C. Hamburger. 


4) Physiologische Gesellschaft in Berlin. (Deutsche med. Wochenschr. 
1900. Nr. 32.) 


Sitzung vom 20. Juli 1900. 


A. König demonstrirt Lupen und Brillen zum stereoskopischen Sehen, 
construirt von Berger (Paris). Vor jedes Auge wird die Hälfte einer in 
der Mitte durchschnittenen Biconvex-Linse gesetzt, die dann zugleich als Linse 
und als Prisma wirkt.! 


5) Aerztlicher Verein zu München. (Deutsche med. Wochenschr. 1900. 
Nr. 32.) 


Sitzung vom 16. Mai 1900. 


v. Sicherer: Demonstration einer binoculären stereoskopi- 
schen Lupe. 

Diese (von Berger-Paris construirte) Lupe besteht aus zwei gegen 
einander geneigten decentrirten Biconvex-Linsen, welche von einem innerhalb 
der Brennweite gelegenen Object je ein aufrechtes, vergrössertes Bild entwerfen. 
Die mit der Lupe erzielte Plastik ist eine ausserordentlich grosse. 

6. Hamburger. 


6) Medicinische Gesellschaft in Göttingen. (Deutsche med. Wochenschr. 
1900. Nr. 32 u. Nr. 37.) 


Sitzung vom 14. Juni 1900. 


Schmidt-Rimpler: 1. Vorstellung eines 6ljährigen Mannes mit 
intermittirendem Exophthalmus. Im Laufe mehrerer Jahre entstand, 
ohne deutlich nachweisbares Trauma, dreimal ein stärkerer Exophthalmus, 
jedesmal Tage lang andauernd. ‚Man muss wohl zur Erklärung an orbitale 
Blutungen denken, wenngleich das Fehlen blutiger Suffusionen in der Con- 
Junctiva oder in den Lidern etwas auffällt.“ S= 1, im Anfall jedoch nur 
= 1, oder ?j;. 

2. Vorstellung eines Falles von pulsirendem Pxophihalmus ent- 
standen im Anschluss an eine Schädelbasis-Fractur (Aufschlagen des Kopfes 


! Vgl. Scheffler’s orthoskop. Brille (Wien, 1868). H. 
25* 


— 388 — 


auf einen Balken). Vor 3 Jahren Unterbindung der Carotis communis dieser 
Seite. Jetzt besteht Enophthalmos mit Pulsation. 

Dr. H. G. Stützer: Die erste Hilfeleistung durch Laien bei 
Kalk- bezw. Mörtel-Verletzungen des Auges. 

Vortr. hat die Versuche Andreae’s über das Ausspritzen kalk-verletzter 
Augen mit Zuckerwasser, Oel u. s. w. nachgeprüft und erkennt dieselben als 
richtig an. Er hält, ebenso wie Andreae, Ausspritzungen mit Zuckerwasser 
für durchaus unzweckmässig und empfiehlt, ebenso wie Andreae, das ver- 
letzte Auge sofort und reichlich, d. h. längere Zeit hindurch mit reinem 
Wasser auszuspülen. Vortr. lässt den Kranken hierbei sich „zu ebener Erde“ 
hinlegen. C. Hamburger. 


7) Protokolle des Vereins St. Petersburger Aerzte. (St. Petersburger 
med. Wochenschr. 1900.) 


Sitzung vom 28. December 1899. 


Th. Germann: Verletzung des linken Auges durch einen Eisen- 
splitter; unerwartetes Resultat der Röntgen-Photographie dieses 
Falles. 

Ein Wagenbauer wird, 2 Stunden nachdem sein linkes Auge von einem 
anspringenden Eisensplitter schwer verletzt worden (klaffende Wunde mit 
Iris-Fetzen), an’s Sideroskop gebracht: maximaler Ausschlag. Trotzdem 
negatives Resultat beim Versuch der Magnet-Operation sowohl mit Haab's, 
als mit Hirschberg’s Methode — Allmählich Schrumpfung des verletzten 
Auges, ohne Reiz-Erscheinungen von Seiten des rechten. — Zwei Monate 
nach der Verletzung: Röntgen-Aufnahme. Das Bild zeigt einen etwa 4 mm 
im Durchmesser haltenden Körper, dessen Sitz nur auf den obersten Theil 
des oberen Lides bezogen werden kann. Da sich mit dem Finger am oberen 
Lide des verletzten Auges nichts abtasten liess, wurde die Aufnahme wieder- 
holt, und jetzt zeigte sich, dass das Bild dem rechten, unverletzten Auge an- 
gehörte und einem Splitter von Schrotkorn-Grösse entsprach, welcher _vor 
vielen Jahren in dieses rechte Oberlid eingedrungen war, ohne Schaden zu 


stiften. — Vortr. untersuchte zum Schluss noch einmal das linke Auge mit 
dem Sideroskop, der Controle wegen: nach wie vor bekam er auch vom 


linken Auge aus maximalen Ausschlag. C. Hamburger. 


8) Auszug aus den Protokollen der medicinischen Gesellschaft zu 
Dorpat. (St. Petersburger med. Wochenschrift. 1899.) 


Sitzung vom 17. Februar 1899. 


Discussion des Vortrages von Dr. E. Jaesche über „Trichiasis- 
und Distichiasis-Operationen‘“. 

Lackschewitz: Wenn der Knorpel narbig degenerirt ist oder noch 
Recidive zu erwarten sind, bevorzugt Vortr. die Transplantation der Lippen- 
Schleimhaut. Er führt die Operation ambulatorisch aus und hat — in einem 
Material von etwa 500 Fällen — noch nie ein Absterben oder eine Ab- 
stossung der übertragenen Schleimhaut beobachtet. 

Jaesche befürwortet das Ausschneiden einer Lidhaut-Falte nur dann, 
wenn reichlich Haut vorhanden ist. l C. Hamburger. 


889 — 


9) Verein St. Petersburger Aerzte. (St. Petersburger med. Wochenschr. 
1900. Nr. 48.) 


v. Petersen demonstrirt u. A. am 2. Mai ein 7jähriges Mädchen mit 
universellem Eczeım. Das Bemerkenswerthe des Falles liegt darin, dass 
die in Folge der Erkrankung infiltrirten Augenlider sich nicht 
schliessen, wodurch die Gefahr einer Keratitis vorliegt. Bis jetzt sind die 
Augen völlig gesund. — v. Schröder und Blessig beobachteten bei älteren 
Herren ähnliche Affectionen des Gesichtes, welche durch Haut-Schrumpfung 
zu Ectropion der Unterlider führten, gegen welches selbst eine Operation 
erfolglos war, indem zunehmende Schrumpfung der Haut den Anfangs guten 
Operations-Effect wieder vereitelte; im 1. Falle waren bereits ernstliche Horn- 
haut-Geschwüre aufgetreten, im 2. bewährten sich Salben sehr gut. 


Germann referirt am 2. Mai über einen Fall eitriger metasta- 
tischer Irido-Chorioiditis nach croupöser Pneumonie, Menin- 
gitis. Tod. 


Die Augen-Affection war erst im Laufe der Reconvalescenz von der 
typisch verlaufenden Pneumonie entstanden. Im Laufe 18jähriger Thätigkeit 
ist dies der erste derartige Fall nach croupöser Pneumonie, den Vortr. ge- 
sehen. — E. Moritz und Westphalen machen Mittheilung über einen 
gleichen Fall, in welchem Lackschewitsch im Eiter der Vorderkammer 
Reincultur von Diplokokken fand. — Blessig betont das seltene Vorkommen 
von metastatischer Panophthalmie nach croupöser Pneumonie (Herrnheiser, 
Klin. Monatsbl. f. Augenh. 1892), während solche nach Influenza-Pneumonie 
häufiger seien: eigene Beobachtung, ferner u. A. Eversbusch, Münchner 
med. Wochenschr., 1890, Natanson, St. Petersb. med. Wochenschr., 1890. 

Neuburger. 


10) Deutscher ärztlicher Verein zu St. Petersburg. (St. Petersburger 
med. Wochenschr. 1900. Nr. 49.) 


Schröder berichtet am 8. Mai 1900 über drei Fälle von Schuss- 
Verletzungen des Auges. 


Revolverschuss in’s rechte Auge bei einem 9jährigen Knaben, beim 
Spielen entstanden; Anschuss rechts hinten auf der Höhe des Scheitels. 
Phthisis bulbid., Paralyse des rechten Oculomotorius, Parese des linken Facialis, 
Hemiplegia sinistra, in Besserung begriffen, mit leichten Contracturen in 
Arm und Bein; Sprache normal. Linkes Auge normal, Sehschärfe und Ge- 
sichtsfeld normal. Nach Zerstörung des Auges und Zerreissung des Oculo- 
motorius hat die Kugel direct die Centren für die linke Ober- und Unter- 
Extremität und den linken Facialis verletzt, in der Capsula interna, und 
zwar nur deren Knie und die vorderen 2 Drittel, das hintere Drittel jedoch, 
in welchem die Sehnerven-Fasern verlaufen, verschont, da das Gesichtsfeld 
des linken Auges normal geblieben. — Revolverschuss auf 1—2 Schritt 
Entfernung schräg von oben in die rechte Orbita eines 8jährigen Mädchens. 
Heilung ohne Fieber und Schmerzen, Kugel nicht gefunden. Glaskörper- 
Trübungen durch Blutung, traumatische Retinitis pigmentosa und consecutive 
Sehnerven-Atrophie durch Streifschuss des rechten Auges. Muskeln und 
Nerven blieben normal. — Schrotschuss-Verletzung (Schrotkorn englisch 
Nr. 4) bei einem 50jährigen Herrn, auf der Jagd erfolgt, auf etwa 25 bis 


— 390 — 


30 Schritt Entfernung. Einschuss: 1 cm über dem nasalen Ende der linken 
Augenbraue. Orbita, Sehschärfe und Gesichtsfeld normal. Isolirte Lähmung 
des linken Oculomotorius in allen seinen Zweigen. Differential-diagnostisch 
lehnt Vortr. eine directe Verletzung des Oculomotorius-Stammes beim Ein- 
tritt in die Orbita, ferner im Verlauf an der Schädelbasis, ebenso eine indirecte 
Beschädigung durch Fissur der Schädelbasis ab, auch hält er einen Blut-Erguss 
an der Schädelbasis als Ursache für unwahrscheinlich, vielmehr hält er die 
Lähmung für hervorgerufen durch den Shock, reflectorisch durch die Er- 
schütterung, zumal es sich um einen schon früher neurasthenischen Menschen 
handelte. Die dementsprechend günstig gestellte Prognose fand auch ihre 
Bestätigung, indem alle Symptome allmählich schwanden und völlige Genesung 
eintrat. Eine spätere Röntgen-Untersuchung zeigte als Sitz des Schrotkorns 
den Stirnknochen. — In der Discussion halten die Einen doch einen um- 
schriebenen Blut-Erguss für die wahrscheinlichere Ursache, während andre 
an die auch bei Kindern nicht seltenen hysterisch-traumatischen, sowie an 
die auch bei einzelnen visceralen Nerven vorkommenden functionellen isolirten 
Lähmungen traumatischen Ursprungs’ erinnern. Neuburger. 


11) Auszug aus den Protokollen des deutschen ärztlichen Vereins zu 
St. Petersburg. (St. Peterburger med. Wochenschr. 1900. 18. März.) 


Sitzung vom 25. October 1899. 


Tiling: Fall von Schuss-Verletzung des Schädels mit wahr- 
'scheinlicher Localisation des Projeectils. 


Ein Knabe wird von einer Revolver-Kugel 5 cm über und 3 cın hinter 
dem rechten Gehörgang getroffen: Bewusstlosigkeit, Erbrechen, linksseitige 
Hemiplegie, Lidschwellung und Exophthalmus des rechten Auges. Tags 
darauf in’s Krankenhaus aufgenommen, S = 0. 2 Wochen später Atrophie 
des Sehnerven. Ophthalmoplegie unverändert. 


Vortr. nimmt an, dass das Projectil in der Richtung von hinten nach 
vorn durch den Schädel gegangen ist. Die Verletzung der Bewegungs-Nerven 
sei als periphere anzusehen; die Kugel habe wahrscheinlich ein Stück des 
grossen Keilbein-Flügels abgesprengt und sei dann in der Tiefe des Augen- 
höhlen-Trichters stecken geblieben. 


Blessig weist darauf hin, dass hier sehr wohl die Verletzung des Seh- 
nerven, sowie die der Bewegungs-Nerven nicht direct durch das Projectil, 
'sondern indirect durch Fissuren an der Schädelbasis, in der Gegend der 
Spitze der Felsenbein-Pyramide und des Foramen opticum erfolgt sein kann. 
Er habe wiederholt Fälle von Atrophie des Sehnerven mit Lähmung einzelner 
oder mehrerer Bewegungs-Nerven des Auges nach Einwirkung stumpfer Ge- 
walten auf den Schädel beobachtet, die nicht anders, als durch solche basale 
Fissuren zu erklären seien. 


Tiling erwidert, dass Symptome einer Basis-Fractur (Blutungen aus 
Mund oder Ohr) durchaus gefehlt hätten. C. Hamburger. 


— 31 — 


12) Sitzungs-Berichte der St. Petersburger ophthalmologischen Ge- 
sellschaft. 

S. W. Lobanow: Ueber den Einfluss einiger physiologischer 
Vorgänge auf die Bakterien, welche in den Bindehaut-Sack ge- 
langt sind. 

Dr. A.B.Oks: Demonstrirt eine 23jährige Patientin mit neu- 
rasthenischer Asthenopie der Netzhaut. 


Hysterische Erscheinungen mit concentrischer Einengung des Gesichts- 
feldes auf 10°. Durch Strychnin-Einspritzungen Besserung des Gesichtsfeldes, 
aber stets nur einseitig, auf der Seite der Injection. 


Dr. N. P. Andogski: Ueber die Hornhaut-Naht nach Kalt. 


Dr. Th. Germann: Ueber Sehnerven-Geschwülste. 


Sitzung vom 10. December 1898. 


Dr. Dolganow demonstrirt ein neues Modell einer Schutzbrille für 
Arbeiter. 

Dr. Botwinck: Ueber die Veränderungen des Astigmatismus 
unter dem Einflusse einiger physischer und physiologischer 
Factoren. 

Die Accommodation soll in astigmatischen Augen häufig ungleichmässig 
sein und in der Linse einen accommodativen Astigmatismus erzeugen, sofern 
nämlich der Ciliar-Muskel ungleichmässig entwickelt ist. 


Sitzung vom 21. Januar 1899. 


Dr. E. A. Joffrio und Dr. Giese demonstriren einen Patienten mit 
Ophthalmoplegia externa, hervorgerufen durch eine schwere Gemüths- 
bewegung; es wird Hysterie angenommen. 

Dr. Timofoew: Ueber die Wirkung von Nebennieren-Extract 
auf das Auge. | 

Als Heil-Mittel ist es werthlos. 


Dr. W. Selenkowski: Zur Verbesserung der gelben Augensalbe. 


Dr. E. F. Klimowitsch: Ueber den Gang der Lichtstrahlen 
durch ungleich brechende — astigmatische — Medien. 


Sitzung vom 18. Februar 1899. 
Dr. A.B. Jakowlew: Ueber den Heilwerth des Spermins bei 
der Behandlung von Augen-Krankheiten. 
Angeblich gute Resultate durch subcutane Injection von Spermin bei 
Sehnerven-Atrophie. 


Dr. S.W. Lobanow: Ueber die Bedeutung der nicht pathogenen 
Mikroorganismen in der infectiösen Pathologie des Auges. 
Dr. A. K. Lezenius: Ein Fall von hysterischer Amaurose. 


Vorübergehende Blindheit bei einem 15jährigen Lehrling; auch andre 
hysterische Symptome. 


8392 -— 


Sitzung vom 18. März 1899. 


Dr. G. W. Epinatzew: Ueber Vibrations-Massage bei Augen- 
leiden. | 


Die Discussion ergiebt, dass die Massage lange nicht das leistet, was 
Maklakow, Snegirew und Andre derselben nachgerühmt haben. 


Dr. J. D. Wosksesensky: Ueber die Wirkung des Euphthal- 
min auf das Auge. 


Dr. S. W. Lobanow demonstrirt Präparate: Ein Cylindrom der 
Orbita, eine Dermoidgeschwulst der Bindehaut, ein Lymphom der 
Bindehaut. 


= W. A. Belilowsky empfiehlt die Anwendung der Sozojodol-Prä- 
parate in der Augen-Heilkunde. C. Hamburger. 


13) Gesellschaft praktischer Aerzte in Libau. (St. Petersburger med. 
Wochenschr. 1900. Nr. 42.) 


G. Reinhard bringt am 13. Januar 1900 einen casuistischen Beitrag 
zur Heterochromia iridis mit Cataract-Bildung auf dem helleren 
Auge. 

40jährige Frau, sonst gesund; linke Iris dunkelbraun, Auge völlig 
normal; rechte Iris veilchenblau, seit einem Jahre blind; erfolgreiche Extrac- 
tion des reifen Stares. Der Patientin 9jähriger Sohn hat auch angeboren: 
rechts veilchenblaue, links dunkelblaue Iris, jedoch abgesehen von Blepharo- 
Conjunctivitis ulcerosa purulenta sonst normale Augen mit voller Sehschärfe. 

Neuburger. 


Pa 


14) Wissenschaftliche Zusammenkunft deutscher Aerzte in New York. 
(New Yorker med. Monatschr. 1900. Mai, September, November.) 


Schapringer berichtet am 26. Januar 1900 über einen Fall isolirter 
traumatischer, linksseitiger Oculomotorius-Lähmung, welche nach 
einem Sturz aufgetreten war, dem Bewusstlosigkeit, Blutung aus Ohr und 
Nase, sowie complicirter Bruch des linken Stirnbeins gefolgt war. Gelähmt 
waren alle Oculomotorius-Zweige; doch trat allmähliche Besserung, besonders 
der Ptosis und im Internus auf; als Ursache wird eine Nerven-Zerrung an 
der Schädelbasis angenommen. 

Derselbe stellt am 7. Mai 1900 einen Fall von Pneumatose des 
rechten Thränen-Sackes vor bei einem 36jährigen Mann. Ursache konnte 
nicht gefunden werden; im 14. Jahre angeblich Nasen-Polypen und vor zwei 
Jahren Ausbrennung der linken Nase wegen Athem-Behinderung. Bei Druck 
entweicht unter zischendem Geräusch Luft aus dem Thränensack, der sich 
aber gleich wieder füllt, jedoch nicht aus den Thränen-Punkten (bei Rücken- 
lage wurde der innere Augenwinkel unter Wasser gesetzt), sondern von der 
Nase her. Bei rauher Luft leichtes Thränen, sonst keine Störung. — In 
der gleichen Sitzung stellt Vortr. eine Frau vor mit angeborener 
„Schürze“ der Bindehaut des rechten Oberlides. (S. Zeitschr. f. Augen- 
heilk. 1899. IL) Denig hatte einen Theil dieser Schürze abgetragen und 
bei mikroskopischer Untersuchung gefunden, (s. Bericht über die Naturf.- 


— 398 — 


Versamml. in München 1899,) dass es sich nicht um eine Duplicatur der 
Bindehaut handelt, sondern um die Folgen chronischer, leicht entzündlicher, 
intra-uteriner Processe; die Falte entsprach in ihrer Zusammensetzung einem 
Bindegewebe mit nur einer Lage Cylinder-Epithel. 


Schapringer berichtet am 23. März 1900 über einen Fall von ein- 
seitigem Nystagmus bei einem 8jährigen Mädchen. Das rechte Auge 
zeigt leichten Mikrophthalmus mit totaler Netzhaut-Ablösung und Nystagmus 
verticalis. Die Zahl der veröffentlichten Fälle von einseitigem Nystagmus 
beträgt bis jetzt 30. 


A. Jacobi stellt am 27. April 1900 einen Fall von amaurotischer 
Familien-Idiotie vor, die ein l3monatliches, jüdisches (polnisches) Kind 
betrifft. Eltern gesund, ebenso ein jähriger Bruder. Ein andres Kind starb 
mit 16 Monaten an tuberculöser Meningitis und Krämpfen. Das besprochene 
Kind war stets etwas zurückgeblieben; mit 11 Monaten fing es an zu kränkeln. 
Die Macula lutea ist roth mit umgebender Atrophie. Thymus-Drüse nicht 
vergrössert; leichte Lähmungs-Erscheinungen an den oberen Extremitäten; 
kleine Unregelmässigkeiten bei der Pulmonalsystole, leichte Cyanose beim 
Schreien. 


Koller theilt in gleicher Sitzung zwei Fälle von Dermoid der Cornea 
mit. Bei einem 5monatlichen Kind zeigen sich mehrere derartige Geschwülste 
am Hornhaut-Rande, während einer davon den ungewöhnlichen Sitz zwischen 
Centrum und Rand hat. Neuburger. 


15) Chicago ophthalmological and otological society. (The Ophth. Rec. 
1900. April, Mai, Juni, December.) 


Sitzung vom 13. März 1900. 


William A. Mann stellte einen Patienten vor mit schwerer Cycelitis 
traumatica, vor 5 Wochen entstanden durch Schlag mit einem Holzklotz. 
Die Vorderkammer ist von einem Blutklumpen eingenommen, die Linse 
wahrscheinlich dislocirt. 

William H. Wilder berichtet über einen Fall von Extraction con- 
genital dislocirter trüber Linsen. (A. a. O. ausführlich referirt.) In 
der Discussion erwähnt Hotz einen Fall, in welchem die congenital nach 
oben dislocirten Linsen, in das Pupillar-Gebiet zum Theil hereinragend, sehr 
störendes Doppeltsehen verursachten. Durch Diseission mit folgender Schrum- 
pfung der Linsen wurde das Pupillargebiet frei und der Knabe erhielt gutes 
Sehvermögen. 

Wilder stellte eine Frau vor mit Retinitis diabetica. Die Seh- 
störung war als erstes Symptom der Grund-Krankheit von der Patientin 
wahrgenommen worden. Die Herde waren in einer Zone rings um den 
Sehnerven gelagert, nicht so weiss glitzernd wie gewöhnlich bei der Retinitis 
albuminurica; zahlreiche Blutungen. 

Hotz berichtet über einen (a.a. O. ausführlich referirten) Fall von 
profuser retro-chorioidaler Blutung nach Iridectomie wegen 
chronischem Glaucom. In der Discussion werden ähnliche Fälle be- 
schrieben, bei denen zum Theil Gicht und Arteriosklerose vorhanden war. 


— 894 — 


W. F. Coleman erwähnt einen Fall, bei welchem nach der Enu- 
cleation eine durchbohrte Aluminium-Kugel in die Tenon’sche 
Kapsel eingesetzt wurde, nach 5 Wochen jedoch wieder entfernt werden 
musste wegen Eiterung. Die Aluminium-Kugel war zum Theil sehr corrodirt, 
weichem Lehm gleichend, der andre Theil dagegen so adhärent, dass er mit 
dem Löffel entfernt werden musste, 


Sitzung vom 10. April 1900. 


Wm. A. Mann stellte einen Kranken vor mit markhaltigen Fasern, 
da die Diagnose nicht ganz leicht war, ob es sich nicht um einfache Atrophie 
oder entzündliches Exsudat handelte. Ein grosser weisser Fleck sass im 
"unteren Theile des Auges nach unten-aussen; die Gefässe tauchten allerdings 
in den Fleck ein. Es bestand Myopie (8 D) und hinteres Staphylom. 


Wm. E. Gamble stellte einen Trachom-Fall mit ungewöhnlicher 
Hornhaut-Affection vor, die auf den ersten Blick wie ein Greisenbogen 
aussah. Man vermisste jedoch den hierbei gewöhnlichen klaren Hornhaut- 
Streifen zwischen Limbus und Trübung; auch sass diese mehr oberflächlich. 
Sie wird vom Vortr. als ungewöhnliche Narbengewebs-Bildung nach Hornhaut- 
Ulceration aufgefasst. 


Casey A. Wood stellte einen Fall vor von Sarcom(?P) des Ciliar- 
Körpers mit plastischer Uveitis und Synchysis scintillans. 


Klinisch bot der Fall unter dem Zeichen des Secundär-Glaucoms das 
Bild eines intra-ocularen Tumors; in der hinteren Kammer eine knötchen- 
förmige, weisslich-gelbe Geschwulst. Enucleation. Makroskopisch sah man 
in dem aufgeschnittenen Auge im vorderen Drittel der hinteren Kammer ein 
zum Theil organisirtes, von Gefässen durchzogenes weisslich-braunes Exsudat, 
das sich längs des Cloquet’schen Kanals bis zur hinteren Augenwand aus- 
dehnte. Die übrigen zwei Drittel des Glaskörpers waren von rauchiger Farbe 
und gesprenkelt durch unzählige Cholestearin-Krystalle.e. Durch ein Miss- 
verständniss war das Auge in Formalin-Gelatine aufbewahrt worden, so dass 
die mikroskopische Untersuchung erschwert war und die Diagnose, ob es 
sich um plastische Uveitis, wahrscheinlich embolischen Charakters, oder um 
ein Exsudat, verursacht durch ein Melano-Sarcom des Ciliar-Körpers, das aus 
kleineren pigmentirten Spindel-Zellen mit grossen Kernen aufgebaut war, 
nicht sicher entschieden werden konnte. 

Albert B. Hale stellte einen Fall von Frühjahrs-Katarrh vor. Er 
gab Holocain als Anästheticum und mehr noch als Antisepticum, innerlich 
Fowler’sche Arsenik-Lösung. In der Discussion wird die Diagnose an- 
gefochten. | 

Derselbe demonstrirte einen Patienten mit sehr zahlreichen flottiren- 
den Glaskörper-Trübungen, der in Folge dessen beiderseits nur Finger: 
1 m sehen konnte; Ursache war Lues. 

Vortr. berichtet im Anschluss an eine frühere Mittheilung von Hotz 
über einen Fall von Spiegel-Schrift. Sein eigener Sohn, der eben lesen 
und schreiben lernte, wurde von ihm überrascht, als er in dieser Weise seine 
Zahlen niederschrieb; der Knabe schrieb rechts-händig. — Sydney Kuh 
berichtet über ähnliche Fälle nach Hemiplegie. — Wescott glaubt, die 
Spiegel-Schrift käme bei Kindern nicht so selten vor; so sah er sie bei 
seiner jährigen Tochter. 


— 395 — 


Sitzung vom 8. Mai 1900. 


Richard S. Patillo berichtet über zwei Fälle angeborener Augen- 
Affectionen. Die Eltern waren stets gesund, aber blutsverwandt (Cousins). 
Das älteste, jetzt 8jährige Kind, Knabe, hatte bei der Geburt beiderseits 
graulich-weisse Hornhaut-Trübungen; nach 6 Wochen wurde die rechte, nach 
3 Monaten die linke Hornhaut klar; aber das rechte Auge war sehr ver- 
grössert. Mit 3 Jahren wurde das rechte Auge blutroth, nach 4 Monaten 
wieder hell, aber die Sehkraft war verloren; solche Anfälle wiederholten sich 
noch öfters. Jetzt ist das rechte Auge reizlos, ausgesprochener Buphthalmos; 
Hornhaut klar, vergrössert, von ovaler Gestalt, Vorderkammer tief, Pupille 
erweitert; Linse verkalkt, klein, nasalwärts verzogen; Netzhaut abgelöst; im 
Glaskörper Blutungsreste. T n. Links sind die Hornhaut und Iris ver- 
grössert und oval, aber Tn; S = ?°/,,. Das zweite Kind, Mädchen, 7 Jahre 
alt, hat prominente, seh? grosse, sonst gesunde Augen. Das dritte, 4!/,jähr. 
Knäbchen wurde mit dichten Hornhaut-Trübungen beiderseits geboren, die 
sich nicht aufhellten; die erweiterten Pupillen schimmern eben durch. Die 
bläulich-weisse, mit zahlreichen Blut-Gefässen bedeckte Sklera lässt beim 
Ophthalmoskopiren Licht durchfallen. 


J. A. Woodruff stellt drei Fälle vor, die ausgeprägte Verände- 
rungen im Augengrunde zeigen. Sie betreffen eine Familie und sind 
zusammenfallend mit oder abhängig von verschiedenen Erkrankungen des 
Central-Nervensystems; die Familie bietet ein gutes Beispiel von den Ver- 
heerungen der erworbenen und angeborenen Syphilis im Gebiet des ocularen 
Nerven-Apparates. Die jetzt 53jähr. Mutter war während der ersten Schwanger- 
schaft von ihrem Manne inficirt worden. Sie und ihr 22j. Sobn zeigen atak- 
tische Symptome, reflectorische Pupillen-Starre und Opticus-Atrophie. 
Die 18jährige Tochter hatte mit 1!/, Jahren Hydrocephalus, wurde geheilt 
und blieb bis vor einem Jahre gesund; dann bekam sie Anfälle von Lähmug 
und zeigt jetzt disseminirte Chorioiditis und beginnende Opticus- 
Atrophie. — In der Discussion spricht Casey A. Wood über Euphthalmin 
als Mydriaticum, das er combinirt mit Cocain, in !/,°/, Lösung 3 Mal 
während einer Viertel Stunde mit Erfolg einspritzt. 


Casey A. Wood zeigt einen Fall von erfolgreicher Magnet-Extraction 
eines Stahl-Splitters aus der Netzhaut durch Corneal-Schnitt; nach Entleerung 
der Linsen-Massen wurde der Magnet eingesenkt; Untersuchung mit Röntgen- 
Strahlen hatte den Splitter im hinteren Augen-Abschnitt localisirt. — In 
der Discussion spricht C. M. Robertson über erfolgreiche Ausziehung eines 
Messing-Splitters; die primäre Ausziehung des von einer Patrone abge- 
sprungenen Stückchens misslang; nach 3 Wochen zeigte sich dasselbe am 
Pupillar-Rande, eingebettet in Exsudat, und wurde dann durch die Pupille 
hindurch entfernt. 


Sitzung vom 9. October 1900. 


Casey A. Wood demonstrirt eine 40jährige Patientin mit primärem 
Spindelzellen-Melanosarcom der rechten Iris unter Vorzeigung von 
mikroskopischen Präparaten. Die Mutter, ein Onkel und 2 Tanten mütter- 
licherseits waren an maligner Krankheit gestorben, eine davon an wieder- 
kehrender Geschwulst des Augapfels. Patientin hatte vor 4 Monaten zuerst 
die Geschwulst bemerkt, sie kam mit Secundär-Glaucom; durch Iridectomie 
wurde die 38 mm breite, temporal sitzende Geschwulst entfernt. Das Auge 


36 — 


ist jetzt seit 4 Monaten ruhig, nur sitzen nasal auf der braunen Iris zwei 
schon länger bestehende suspecte Pigment-Häufchen. Vortr. glaubt, es wären 
ursprünglich drei solche einfache Melanome gewesen, aus deren einem sich 
das Sarcom entwickelt hätte. — In der Discussion wurde die relative Gut- 
artigkeit, insbesondere der Spindelzellen-Sarcome der Iris hervorgehoben. 


Hotz berichtet über einen nach mehrfachen Operationen schliesslich doch 
unter Metastasen-Bildung letal verlaufenden Fall von kleinzelligem Rund- 
zellen-Melanosarcom der Orbita, mit ungewöhnlich rapidem Wachsthum 
bei einem 51jährigen Mann. 


J. E. Colburn spricht über die Verwendung von Protargol bei 
acuter Dacryocystitis, über eine aseptische Thränensack-Spritze 
und ein Arznei-Tropfglas. 5°/, Protargol-Lösung erwies sich als sehr 
wirksam; die von J. Austin Dunn in Chicago angegebene Spritze und 
Tropfglas sind ohne Abbildung schwer zu beschreiben. — In der Discussion 
wird von verschiedenen Seiten die gute Wirkung des Protargols, auch bei 
Conjunctivitis, hervorgehoben, aber nur in stärkerer Concentration; unter 
20°/, sollte es nur ausnahmsweise angewendet werden. Neuburger. 


16) Denver ophthalmological society. (The Ophth. Rec. 1900. December.) 


Sitzung vom 16. October 1900. 


Optieus-Atrophie nach Dysenterie. — Edw. Jackson beobachtete 
einen 35jährigen Mann mit ganz weissen Papillen und engen Gefässen, der 
rechts eine Sehschärfe von !%/,,, mit starker Gesichtsfeld-Einengung und 
Verlust des Farben-Sinnes, links nicht mehr Licht-Empfindung besass. Die 
Seh-Störung hatte einige Tage nach Beginn der Dysenterie vor 2 Jahren 
begonnen und allmählich zugenommen; die letzten Monate jedoch schien der 
Zustand stationär zu bleiben. Sonstige Ursachen waren nicht zu eruiren. 


Parese des Obliquus superior, durch Operation beseitigt. — 
Jackson: die Parese war bei einer 4ljährigen Frau nach Fall auf den Kopf 
eingetreten. Das sehr störende Doppeltsehen wurde, abgesehen von der 
äussersten Peripherie des Gesichtsfeldes nach oben und unten, beseitigt durch 
Rücklagerung des Rectus superior. 


Dionin gegen Schmerzen bei Iriti. — Von D.H.Coover in 
10°/, Lösung 4stündlich mit Erfolg angewendet in einem Falle von Iritis, 
in welchem Atropin starke Schmerzen machte und auch Eserin diese nur 
unvollständig beseitigte. 


Atropin in starker Höhenlage. — George F. Libbey beobachtete 
unter 12 fortlaufenden Fällen, wo Atropin in höchstens 0,5°/, Lösung als 
Mydriaticum angewandt wurde, 5 Fälle mit Intoxications-Erscheinungen und 
glaubt Mangels andrer Ursachen, dass vielleicht das Atropin in stärkerer 
Höhenlage intensiver wirke. — Von andren Aerzten wird in der Discussion 
diese Erfahrung nicht getheilt. Neuburger. 


— 397 — 


17) College of physicians of Philadelphia, section on ophthalmology. 
(The Ophth. Rec. 1900. März, April, Mai, Juni, December.) 


Sitzung vom 16. Januar 1900. 


S. Lewis Ziegler demonstrirt Jäger’s Sehproben mit Musiknoten und 
einem Modell, welches ein Nadelöhr darstellt, für Näherinnen. 


Derselbe demonstrirt einen gut geheilten Fall schwerer pene- 
trirender Verletzung. Durch Contrecoup entstand eine 12 mm lange Ruptur 
der Hornhaut und Sclera mit Prolaps der Iris und des Ciliar-Körpers und 
Austreibung der Linse. Der Prolaps wurde abgetragen, an der Corneo- 
scleralgrenze eine tiefe Naht angelegt. RBeizlose Heilung. 


A. G. Thomson stellt ein 14 jähriges Mädchen vor mit wohl ausgeprägter 
Membrana pupillaris perseverans auf beiden Augen, welche, mitten in 
der Pupille auf der Linsen-Kapsel gelegen, starke Sehstörung machte. — In 
der Discussion wurde, da das Mädchen gezwungen ist, seinen Unterhalt sich 
zu verdienen, angegeben, den Fall operativ zu behandeln mittelst Linsen- 
Extraction mit Kapsel-Entfernung, umso mehr, als auch hochgradige Kurzsichtig- 
keit besteht. 


de Schweinitz berichtet über einen Fall von Blindheit durch sym- 
pathische Ophthalmie, mit Wiederherstellung der Sehkraft durch 
Critchett’s Operation. Nach 20 monatlicher Blindheit und vorheriger 
erfolgloser Iridectomie und Iridocystectomie wurde durch Critchett’s Operation 
eine klare Pupille geschaffen. — Oliver wandte auch in 2 Fällen mit Erfolg 
Critchett’s und Story’s Verfahren zur Zerreissung der Linsen-Kapsel und 
Entleerung der Linsen-Massen an und hält es besonders bei jugendlichen 
Personen für günstig. 


de Schweinitz berichtet über eine Reihe complicirter Star- 
Operationen, bei chronischem Glaucom, klonischem Blepharo-Spasmus, seitlichem 
Nystagmus, Netzhaut-Ablösung, excessiver Myopie, Chorioiditis und verkalkter, 
halbluxirter Linse. — Hansell hält bei Syphilitikern im secundären und tertiären 
Stadium eine der Extraction vorausgeschickte Schmier-Kur für indicirt, zur 
Verhütung einer Pupillen-Verschliessung. 


C. A. Veasey beschreibt einen Fall von völliger Oculomotorius- 
Lähmung nach Fall auf die linke Schläfe von einem Bicyle herab. 
Die Accommodation kehrte wieder, die andren Lähmungs-Erscheinungen besserten 
sich wenig. 


Harlan berichtet über einen Fall von einseitiger vorübergehender 
wirklicher Blindheit von 3tägiger Dauer und hysterischen Ursprungs, 
der zu den sehr seltenen Fällen hysterischer Blindheit gehört, in welchen sich 
durch keinerlei Prismen und sonstige Versuche zur Entlarvung von Simu- 
lation beweisen lässt, dass die Blindheit nicht: realer Art ist. 


Randall bespricht einen Fall doppelseitiger Opticus-Atrophie 
durch otitische Thrombose bei einem 10 monatlichen Kinde, mit allen 
Anzeichen postpapillitischen Charakters, verursacht durch eine Meningitis 
otitischen Ursprungs. Der Fall lehrt, dass, wenn auch eine Sinus-Thrombose 
meist tödtlich endet, dies doch nicht in allen Fällen so ist. 


— 898 — 


Sitzung vom 20. Februar 1900. 


William Campbell Posey spricht über Geistesstörungen nach 
Augen-Operationen. 24 Fälle, 19 darunter nach Cataract-Operation, 
3 nach Glaucom-Iridectomie, 2 nach erheblichen Verletzungen des Auges ent- 
standen. Drei waren über 80, sechs über 70, neun über 60, zwei über 
50 Jahre alt; die Verletzten waren viel jünger. Das Delirium trat auf am 
ersten Tage nach der Operation 2 Mal, am zweiten Tage 8 Mal, am dritten 
Tage 6 Mal, am vierten Tage 2 Mal. Die Ursachen liessen sich nicht bestimmt 
ermitteln; er hält sie für psychischer Natur, und hält mit Parinaud die 
Aulregung vor und nach der Operation für sehr einflussreich. Brom und 
Chloral sind für die Behandlung sehr wichtig, ferner beständige Ueberwachung 
und taktvolle Pflege; Entfernung des Verbandes vom nicht operirten Auge 
und Weglassung des Atropin hält er nicht für nöthig. 


de Schweinitz hält einen Vortrag über die Präparation des Stumpfes 
nach der Enuclestion. Unter den Ersatz-Methoden hält er die von Mules 
(Evisceration und Einsetzung eines künstlichen Glaskörpers), wenn anwendbar, 
für die beste. Ausserdem sieht er, mit Würdemann, Suker, H. Schmidt 
und Priestley Smith, sehr darauf, bei der Enucleation die Bindehaut 
möglichst zu schonen, jeden Rectus einzeln vorzuziehen, die Sehnen mit Faden- 
'schlinge zu fassen und mit einander zu verknüpfen bez. zu vernähen. 


Charles Lukens berichtet über 18 Fälle von Fremdkörpern im 
Auge, 16 Mal wurde die Entfernung versucht, mit Erfolg 9 Mal unter den 
10 im vorderen Augen-Abschnitt und 4 Mal unter den 6 im Glaskörper 
sitzenden Fremdkörpern. Ein Stahlstück hatte 26 Jahre reizlos im Auge ge- 
sessen, bis eine frische Verletzung eine Iridocyclitis im Gefolge hatte. 


de Schweinitz beschreibt einen (a. a. O. referirten) Fall, in dem 
ein Fremdkörper (Metall) 18 Jahre reizlos in einem erblindeten 
Auge verweilte und dann ohne ersichtliche Ursache eine Iridocyclitis 


erzeugte. 


Howard F. Hansell: Eine Studie über die Veränderung der 
Refraction bei 400 Augen während 7 Jahren. (A.a.0. referirt.) 


Edward A. Shumway berichtet über einen Fall von diffuser Punc- 
tirung im Augengrunde. 3öjährige Farbige, stark an Migräne leidend. 
Seit 7 Jahren sichtbar: beiderseits der Hintergrund übersät mit eng ange- 
häuften, dunklen, gelblich-weissen Fleckchen von unregelmässiger Gestalt und 
Grösse, ein bis mehrere Netzhautgefäss-Breiten im Durchmesser. In der Netz- 
haut keine Pigment-Niederschläge, noch sonstige Stellen von Aderhaut-Atrophie. 
Sehschärfe und Gesichtsfeld beiderseits normal. Keine Nachtblindheit. Vortr. 
fasst den Zustand als colloide Veränderung in den Zellen des Netzhaut- 
pigment-Lagers auf. 


Sitzung vom 20. März 1900. 


Wm. Campbell Posey stellt einen Fall vor von doppelseitiger 
Vergrösserung der Thränendrüsen, welche bei einem 12jährigen farbigen 
scrophulösen Mädchen seit 14 Tagen ohne ersichtliche Ursache bestand. Ent- 
zündungs-Erscheinungen und anderweitige Drüsen-Schwellungen fehlten. 

A. G. Thomson stellt einen Fall von Synchysis scintillans vor, 
bei welchem statt der gewöhnlichen schwimmenden Flitter im Glaskörper, 
sich die Cholestearin-Krystalle nach allen Richtungen erstreckten und so das 


— 399 — 


Bild feiner, mit Schnee bedeckter Zweige eines Baumes darboten. — Oliver 
zeigt die farbige Skizze von Cholestearin-Krystallen in den oberflächlichen 
Netzhautlagen, vergesellschaftet mit chorio-retinalen Veränderungen in 
der macularen und circumpapillären Region bei einem 18jährigen, sonst ge- 
sunden Manne. | 

Charles A. Oliver stellt einen Verletzungsfall durch Peitschen- 
hieb vor; es bestand isolirte, gekrümmte Chorioidal-Ruptur in der Macular- 
Gegend, leichte Linsen-Dislocation und einige Glaskörper-Trübungen. 


Oliver berichtet eingehend über Wiederherstellung der Sehkraft 
durch Iridectomie mit Entfernung der Linsenkapsel und Linsen- 
bröckel nach mehr als 13jähriger Blindheit durch Minen-Explosion, 


Wm. T. Shoemaker hält einen Vortrag über die Beziehung der 
Tenon’schen Kapsel und der Hemmungsbänder zum Enophthalmos. 
Nach Beschreibung der Anatomie der Orbita und Besprechung der bisherigen 
Enophthalmos-Theorien giebt er folgende Erklärung: Der Bulbus wird haupt- 
sächlich durch die Orbitalfascie und die von ihr ausgehenden Bänder ein- 
schliesslich der Tenon’schen Kapsel in seiner Lage erhalten; werden diese 
durch Krankheit mit folgendem Schwund der in ihnen enthaltenen glatten 
Muskelfasern beschädigt oder durch Trauma zerrissen, so kann Enophthalmus 
eintreten. Sodann bespricht er einen selbst beobachteten Fall von trauma- 
tischem Enophthalmus. — de Schweinitz meint, man könne nicht alle Fälle 
von Enophthalmus auf die gleiche Weise erklären, sondern müsse verschiedene 
Theorien zulassen. 


G. E. de Schweinitz hält einen Vortrag über die Füllung collabirter 
Augen mit Kochsalzlösung. (A. a. O. refərirt.) 


S. D. Risley berichtet über einen Fall von Hemianopsia sinistra, 
mit Alexie, partieller temporärer optischer Aphasie, Amnesie und amnestischer 
Farben-Blindheit nach einem Influenza-Anfall. 


S. D. Risley giebt kurz die Geschichte eines Falles von partieller 
rechtsseitiger OÖculomotoriuslähmung (nur der Levator war freigeblieben) 
nach einem heftigen Schlag auf die rechte Frontal-Region. 


Sitzung vom 17. April 1900. 


Howard F. Hansell zeigt ein Stück Bleiloth, das aus dem oberen 
Conjunctivalsack entfernt worden war; es war in geschmolzenem Zustand 
hineingelangt und stellte einen genauen Abguss des Conjunctivalsackes dar. 
Trotz Verbrennung der Cornea und Conjunctiva erfolgte Heilung ohne 
Symblepharon. 


W. Zentmayer macht Mittheilungen übersympathischeEntzündung, 
welche mehr als zwei Monate nach der Enucleation aufgetreten 
war. Verletzung durch Stahlsplitter, Entfernung mit Hirschbergs’s Magnet, 
nach 3 Wochen wegen Iridocyclitis Enucleation; das andre Auge war damals 
ganz normal, bekam jedoch 9 Wochen später eine serös-plastische Irido-Cyelitis 
mit Neuro-Retinitis, war jedoch nach 4 Monaten ziemlich geheilt. Im Opticus 
des enucleirten Auges war eine Neuritis zu sehen. 


John T. Carpenter hält einen Vortrag über Glaucom bei Myopie 
unter Bericht über zwei Fälle, deren einer eine 57jährige Frau betraf mit 
myopischem As, enger Vorder-Kammer, Pigment-Pünktchen auf der Linsenkapsel 
und adhäsiver Entzündung im unteren inneren Quadranten des Filtrations- 


— 400 — 


winkels; T + 2; Eserin hemmte die Krankheit über ein Jahr, Pat. entzog 
sich der Behandlung und kam erst völlig erblindet zurück. Der zweite Fall 
betraf - einen 39jährigen Mann, ohne merkliche chorioidale Veränderungen, 
mit nasaler Gesichtsfeld-Einengung und Ring-Scotom, tiefer Vorder-Kammer, 
ohne merkliche Druck-Erhöhung, aber mit tiefer glaucomatöser Excavation und 
spontaner Hämorrhagie in die letztere hinein; S=°/, mit — 6,5 D. Iri- 
dectomie war von gutem Erfolg. Vortr. führt das Glaucom auf die gleiche 
Ursache zurück, wie die Myopie; mit dem Hinzukommen sclerotischer Ver- 
änderungen und dem Aufhören in der Nachgiebigkeit der Augenhäute tritt 
Glaucom und Sehnerven-Excavation ein. — de Schweinitz glaubt, der in 
den Lehrbüchern angegebene Procentsatz der Myopie bei Glaucom sei zu 
gering; der von ihm selbst unter 63 Fällen festgestellte betrug 17, in. Ueber- 
einstimmung mit Zentmayer’s und Posey’s Angaben. 


Charles A. Oliver stellt einen Fall vor von vollständiger Wieder- 
herstellung desConjunctival-Sackesdurch eineeinzige Haut-Trans- 
plantation, die fast die ganze Conjunctiva umfasste. Nach völliger Ab- 
trennung des schmalen Narbenbandes wurde ein dreimal so grosses Hautstück 
eingenäht, das unter fortwährender Anwendung von trockener Hitze schon 
nach 48 Stunden in der Gegend der Stichkanäle vascularisirt war. 


W. C. Posey und E. A. Shumway geben einen klinischen und 
pathologischen Bericht über drei Fälle von Secundär-Glaucom, 
welche verschiedene Typen dieser Krankheit darstellten, und zwar nach 
wiederholten Anfällen von Iritis, nach Irido-Cyclitis im Gefolge von myopischer 
Netzhaut-Ablösung, und nach Perforation eines Hornhaut-Geschwüres. 


Charles A. Oliver bringt eine (a. a. O. referirte) klinische und 
histologische Studie über einen Fall von Melano-Sarcom der 
Chorioidea. 


C. A. Veasey berichtet über einen Fall von einseitiger hysterischer 
Blindheit bei einem 11jährigen Mädchen, welche nach gelegentlichen supra- 
orbitalen und retrobulbären Schmerzen über Nacht eingetreten war. Cornea 
und umgebende Conjunctiva waren theilweise unempfindlich. Prüfung nach 
Harlan’s Methode ergab beiderseits normale Sehkraft; die Gesichtsfeld- 
Aufnahme ergab völlige Umkehr von Roth und Blau. Die Sehkraft kehrte 
zurück und blieb gut. Pat. war noch nicht menstruirt. — Oliver berichtet 
über binoculare Amblyopie durch Hysterie bei einem 1l1jährigen Mädchen 
ohne locale Veränderungen; Heilung durch Borwasser und Suggestion. Das 
Gesichtsfeld war beiderseits sehr eingeengt, kehrte aber auch zur Norm 
zurück. 


de Schweinitz spricht über geheilte Netzhaut-Ablösung mit 
Bemerkungen über Retinitis striata. (A. a. O. referirt.) 


Sitzung vom 16. October 1900. 


William Thompson stellt zwei Magnetfälle vor, bei denen der im 
hinteren Theile des Auges in der Nähe der Macula sitzende Splitter durch 
Röntgenstrahlen localisirt: worden war. Beide wurden mit kleinem Mag- 
neten operirt, der eine durch Scleralschnitt mitten zwischen Rectus externus 
und internus unten, mit gutem Erfolg, der andre nach Entfernung der 
theilweise noch durchsichtigen Linse und Iridectomie durch Einsenken des 
Magneten von vorn her; hier folgte starke Reizung mit Druck-Herabsetzung. 


= 40 


George C. Harlan demonstrirt ein 14jähriges Mädchen mit der Ana- 
mnese und dem ophthalmoskopischen Bilde einer Embolie der arteria 
 centralis retinae, nur dass die Arterien bluthaltig waren und auf Druck 

pulsirten. Urin, Blut, Menses waren normal; Ursache konnte nicht gefunden 
werden. In Anbetracht der ursprünglichen Arterien-Füllung und Venen-Aus- 
dehnung erschien die Diagnose einer Venen-Thrombose am nächstliegenden, 
aber die nachfolgende Verengerung der Gefässe und das Fehlen beträchtlicher 
Blut-Austritte sprachen dagegen; Vortr. hält unvollständige Embolie für 
wahrscheinlich, doch ist die Pathologie sehr dunkel. Der Sehnerv ist jetzt 
deutlich blass. de Schweinitz erwähnt Sehnervenscheiden-Blutung als mög- 
liche Ursache, | 


Risley stellt einen 54jährigen Mann vor, dem er beiderseits die 
Cataract mit runder Pupille entfernt, und der beiderseits °/, S, sowie 
binocularen Sehact für fern und nah hat. 


William M. Sweet berichtet über die Entfernung eines Glas- 
splitters aus dem Ciliarkörper mittelst Pincette nach vorheriger Locali- 
sation durch Röntgenstrahlen. Die Verletzung war durch Explosion 
eines Locomotiv-Oelglases entstanden; die verletzte Linse hatte sich aufge- 
saugt; es wurde eine Iridectomie gemacht und durch das Colobom der im 
Exsudat eingebettete Splitter geholt. Der Glaskörper ist zwar noch trüb, 
doch ist das Auge reizlos. 


G. E. de Schweinitz spricht über traumatische Augenmuskel- 
lähmung unter Beibringung mehrerer eigener Beobachtungen. (A. a. O. 
referirt.) Neuburger. 


18) Transactions of the ophthalmologic division of the western oph- 
thalmologic and oto-laryngological association. (5. Versammlung 
in St. Louis, 5.—7. April 1900. — Amer. Journ. of Ophthalm.) 


1. Zwei Arten von Augen-Fällen, die mir viel Mühe ver- 
ursachen, von J. W. Bullard, M. D., Pawnee City. Gemeint sind die 
sog. „Hyperämie‘ oder „Congestion“ oder „trockener Catarrh der Conjunctiva‘ 
und Fälle von Asthenopie bei Nah-Arbeit mit Kopfschmerzen. Trotz aller 
medicamentösen Versuche am Auge selbst, trotz corrigirender Gläser, Unter- 
suchung der Nase u. s. w., bei Frauen auch der Sexualorgane, konnte Vortr. 
viele derartige Fälle nicht beschwerdefrei machen. — Alt sah gute Wirkung 
von 1°/, Protargol-Lösung bei den Conjunctival-Beschwerden und warnt vor 
Correction jeder geringfügigen Refractions-Anomalie; viele 
Patienten arbeiteten besser ohne derartige Brille. 


2. Sympathische Entzündung und sympathische u? von 
John J. Kyle, M. D., Indianopolis. 


Unter Mittheilung einiger interessanter Fälle spricht sich Vortr. dahin 
aus, dass man einen sympathischen Reizzustand von sympathischer Entzündung 
unterscheiden könne. Ersterer sei eine Refiexneurose, entwickle sich lang- 
sam ohne Einhaltung einer bestimmten Zeit; die Chance der Entwicklung 
nehme mit der Zeit zu; es bestehe keine intraoculare Entzündung; völlige 
Heilung sei häufig; allgemeine Symptome beständen nicht. Die sympathische 
Entzündung sei verursacht durch einen specifischen noch unbekannten Mikro- 
Organismus, entwickle sich plötzlich, manchmal ohne Vorboten, gewöhnlich 

26 


== 402 — 


zwischen drei und acht Wochen; die Chance der Entwicklung nehme mit der 
Zeit ab; es bestehe heftige intraoculare Entzündung; völlige Heilung sei selten; 
Mc Kenzie habe dabei Pulsverlangsamung, Durst, aufgeblasene Haut bei 
Aderlass, blasse Gesichtsfarbe und hartnäckige Verstopfung beobachtet. Sodann 
werden die Ursache, die Pathogenese und Behandlung besprochen, ohne dass 
Neues gebracht wird. — Alt glaubt, dass sympathische Entzündung nur 
entstehen könne bei perforirender Verletzung und Infection der Wunde; die 
Entzündungs-Erreger gelangten mittelst des Opticus oder des intervaginalen 
Raumes in das andre Auge; die einzig sichere Operation sei die Einucleation. 


3. Fremdkörper in der Orbita, von Christian R. Holmes, M. D., 
Cincinnati. 


Im Alter von 12 Jahren Verletzung des linken unteren Augenlides, 
angeblich durch Fall auf einen scharfen Stein; die Wunde heilte, das Unter- 
lid war nach innen invertirt. Abgesehen von Thränenträufeln bestanden während 
der folgenden 32 Lebensjahre keine weiteren Beschwerden. Sehschärfe und 
Spiegelbefund sowie die Augen-Bewegungen des Unterlidas normal. Nach 
Abtrennung der Adhäsionen gelangte Vortr. auf eine harte Masse, und schliess- 
lich zog er ein 38 mm langes und 8 mm breites Stück einer Messerklinge 
aus der Tiefe der Orbita. Glatte Heilung. — Im zweiten Falle war eine 
Bleikugel in die Orbita eingedrungen, die nach 7 Tagen spontan wieder aus 
gestossen wurde; die Störungen in den Augen-Bewegungen verschwanden 
wieder, ebenso das Netzbaut-Oedem und 2 Hämorrhagien am Sehnerven; doch 
blieb das Sehvermögen dauernd auf Fingerzählen in 2 Fuss beschränkt — 
Im dritten Falle war ein Messer zwischen innerer Orbitalwand und Bulbus 
75 mm tief mit solcher Wucht eingestossen worden, dass es erst in der 
Klinik entfernt werden konnte; unter Verlust des eine grosse Wunde zeigenden 
Augapfels heilte auch dieser Fall. — Anschliessend daran berichtet Vortr. 
im Auszug über 65 Fälle aus der Literatur, beginnend im Jahre 1541, in 
welchen primär die Orbita durch Fremdkörper verletzt worden war. 


4. Fall von Eisenbahn-Verletzung des Auges mit Einzelheiten, 
einschliesslich des vom Patienten gegen die Eisenbahn-Gesell- 
schaften angestrengten Processes, von B. E. Fryer, M. D., Kansas City. 
Ohne Interesse für unsre Verhältnisse. 


5. Die mittlere Muschel als ein Factor bei Augen-Störungen 
und die Indicationen zu ihrer theilweisen oder völligen Entfer- 
nung, von J. O. Stillson, M. D., Indianopolis. 


Nach Besprechung der Beziehungen zwischen Auge und Nase überhaupt, 
unter Anführung der einschlägigen Literatur der letzten Jahre, und der 
Anatomie der Nase wendet sich Vortr. speciell zu den von den Anomalien 
der mittleren Muschel und ihrer Umgebung ausgehenden Störungen. Einmal 
wird dadurch der freie Abfluss der oberen lufthaltigen Sinuse, des Sinus 
ethmoidalis und frontalis, gehindert, sodann eine Reihe nervöser Symptome 
hervorgebracht, vornehmlich vom Auge und dessen Umgebung ausgehende 
Kopfschmerzen. Zum Schlusse wird die Technik der operativen Behandlung 
erörtert. 


5. Trockne Behandlung der Dacryo-Cystitis, von Hamilton 
Stillson, M. D., Seattle. 

Bei acuter Dacryo-Cystitis wird die Nase zuerst weit gemacht mit Neben- 
nieren-Extract und Cocain, sodann gereinigt mit Sublimat, Glycerin und 


— 403 — 


Tannin, hierauf in den unteren Nasengang an der Mündung des Infundibulum 
ein Wattebausch gebracht, imprägnirt mit einer Mischung aus Glycerin, 
Sublimat, Salicylsäure, Jod und Eukalyptus-Oel, und dort belassen, bis er zu 
stark durchfeuchtet ist; die Procedur muss so oft als nöthig wiederholt 
werden. Am inneren Canthus des Auges wird ein mit obigen Ingredientien 
in Kaolinpasten-Form getränkter Wattebausch angedrückt, nöthigenfalls mit 
einem kleinen japanischen Wärmekasten darüber zur Anwendung trockener 
Hitze, und so oft als nöthig, d. h. nach Durchfeuchtung, erneuert. Bei 
Eiterung muss zuerst der Eiter durch Ausdrücken oder Aufsaugen entfernt 
werden, bei Strictüuren zuerst der Thränencanal durch methodisches Sondiren 
erweitert werden. | 

7. Mercurolals ein werthvolles, nicht reizendes Antisepticum 
bei intraoculären eitrigen Processen, von Joseph Mullen, M. D., 
Houston. 


Die 2 proc. Lösung soll alle 2—3 Tage frisch gemacht werden; etwas 
Zusatz von Borsäure macht die Lösung haltbarer; in 2 Fällen von starkeın 
Hypopyon bewährte sie sich gut. 


8. Ein Besuch im niederländischen Augenhospital in Utrecht, 
Holland, von Ellet Orrin Sisson, M. Ð., Keokuk, Jowa. 


9. Studien über die Anatomie der Augenlider, insbesondere 
ihrer Drüsen, von Adolf Alt, M. D., St. Lonis. 


Mit vielen Skioptikon-Demonstrationen. An andrer Stelle im Zusammen- 
hang referirt. Neuburger. 


19) Ophthalmological society of the united kingdom. 


Sitzung vom 8. März 1900. 


Family tendency to ophthalmoplegia externa. 


Beaumont hält an der Hand einer über vier Familien-Generationen 
hinaus sich erstreckenden Beobachtung einen Vortrag über die Vererbung 
der äusseren Augenmuskel-Lähmung. Nicht weniger als 12 Mitglieder der 
Familie, 5 männliche und 7 weibliche, hatten die Erscheinungen einer solchen, 
insbesondere Ptosis, gezeigt. Niemals waren sie angeboren, sondern stets 
erst im späteren Leben, und zwar langsam fortschreitend, niemals aber fatal 
endigend aufgetreten. Im Uebrigen zeichneten sich die Familien durch Lang- 
lebigkeit und grosse Fruchtbarkeit aus. 


Meningitis followed by panophthalmitis. 

Silcock sah im Verlauf einer Meningitis nacheinander beide Augen 
panophthalmitisch zu Grunde gehen und fand bei der Section den Strepto- 
coccus lanceolatus in den Meningen sowohl, wie in den Augen 'und auf den 
Aorten-Klappen. Das doppelseitige Befallensein der Augen ist, wie Critchett 
hervorhebt, geradezu exceptionell. 


Destructive uveitis in one eye associated with meningitis. 
Cross demonstrirt das Präparat eines durch suppurative Irido-Chorioi- 
ditis verlorenen Auges von einem 12jährigen Knaben. 
Nettleship macht auf zwei charakteristische Züge in diesen Fällen 
26* 


— 404 — 


septischer Irido-Cyclitis aufmerksam: das frühzeitige Auftreten eines stetig 
schmierigen Belags der Iris ohne Hypopyon und die schnelle Resorption 
dieses Exsudats trotz der fortschreitenden Destruction im Augen-Innern. 


Colling und Spicer erwähnen ähnliche Fälle mit Sections-Befund. 
Letzterer berichtet über eine ebenfalls doppelseitige pyämische Panophthalmitis 
wahrscheinlich in Folge septischer Embolie, drei Monate nach einem Abort. 


Pigmented tumor of the eyeball and death from multiple 
pigmented carcinomata, nearly 14 years after excision of the eye. 


Fisher und Dr. Box berichten gemeinsam über diesen Fall, nachdem 
sie über die Häufigkeit der primären intra-ocularen Carcinome gesprochen. 
Die primäre Ciliar-Geschwulst war mittelst Exenteration der Orbita gründlichst 
beseitigt worden; 14 Jahre später ging der 46 jährige Kranke am Leber-Krebs 
zu Grunde. Kleinere Krebs-Knoten fanden sich auch in Pleura, Herz und 
Niere. Die ursprünglich für ein Sarkom angesehene Augen-Geschwulst stellt 
sich bei einer nunmehr von Collins genauer angestellten Untersuchung als 
ein Careinom heraus. 


Marshall bezweifelt wegen des langen Zwischenraums von so viel Jahren, 
dass die Primär-Geschwulst wirklich carcinomatös gewesen. Eine besondere 
Untersuchungs-Commission soll darüber entscheiden. 


Demonstrationen. Lawford: Neubildung (Tuberkel?) in der Netz- 
haut-Mitte. Treacher Collins: Ungewöhnliche Veränderungen der Macula- 
Gegend. Harman: Centrale senile Chorioiditis (? Tays). 


Sitzung vom 3. Mai 1900. 


Opaque nerve fibres. 


Nettleship beobachtete bei zwei Fällen doppelt-contourirte Sehnerven- 
Fasern, welche nicht im directen Anschluss an die Papille, sondern ein ziem- 
liches Stück davon entfernt lagen. Sehr interessant war in dem einen der 
Fälle, welcher an doppel-seitiger Stauungs-Papille litt, das fast gänzliche 
Verschwinden der weissen Stelle, als später secundäre Atrophie eintrat. 

Frost sah ähnlich in einem Falle von einfachem Glaukom die mark- 
haltigen Nerven-Fasern unsichtbar werden. 

Doyne dagegen beobachtete ihr Fortbestehen nach Neuritis. 


Optical iridectomies for lamellar cataract. 


Critchett spricht der Iridectomie in gewissen geeigneten Fällen von 
Schicht-Star das Wort, wo bei scharf begrenztem, kleinem Kern die Peripherie 
fast ganz transparent ist, ohne radiäre Streifen. Die Iridectomie müsste aller- 
dings ganz klein, nach unten-innen angelegt werden, damit sie im Falle 
späterer Zunahme der Linsen-Trübung einer späteren Operation nicht im 
Wege stände. Freilich seien diese geeigneten Fälle sehr selten anzutreffen. 

Nettleship stimmt mit dieser Einschränkung zu; im Allgemeinen empfiehlt 
er die Linsen-Extraction. Ob die sogen. Reiterchen in Wirklichkeit durch 
spätere Ausdehnung die Prognose beeinflussen, hält Vortr. noch für dahin- 
gestellt. Wo ein Schicht-Star dichter wird, da ist es gewöhnlich dieselbe 
ganze Stelle, welche vorher schon das Sehen beeinträchtigt hat. 

Critchett hat die Reiterchen zwar nicht weiter in die Rinden-Substanz 
hinein wachsen sehen, aber ihr Breiterwerden beobachtet, wenn die Leute 
40—50 Jahre alt wurden. 


Eye changes in a case of bullet wound of the head. 


Ogilvie beschreibt eine Kugel-Verletzung, bei welcher die rechte Orbita 
durchbohrt wurde, ohne dass die Kugel den Bulbus oder Opticus-Stamm traf, 
das Geschoss dann seinen Weg durch die hinteren Siebbein-Zellen nahm, um 
sich schliesslich in der linken Orbita einzubetten, wo es auf dem hinteren 
inneren Theil des Bulbus ruhte, wie man an Röntgen-Bildern deutlich sehen 
konnte. Das rechte Auge, obwohl nicht durchbohrt, musste dennoch wegen 
zu schwerer Störungen enucleirt werden, während auf dem linken an der 
Stelle der Macula ein kleines Loch zu sehen war, dem ein absolutes, centrales 
Skotom entsprach. 


Critehett und Nettleship berichten gleichfalls über Schuss-Ver- 
letzungen aus dem Kriege. Ersterer sah linksseitige Opticus-Atrophie, wo 
die Kugel von der Sutura frontoparietalis her unten durch die Orbita ge- 
gangen und durch den Unterkiefer wieder ausgetreten war. Letzterer sah 
bei einer Schuss-Richtung, bei welcher der Bulbus oder der Opticus gar 
nicht in Betracht kemmen konnte, gleichwohl fast völlige Erblindung des ent- 
sprechenden Auges eintreten. Er stellte ausgedehnte Narben-Veränderungen 
in der Ader- und Netz-Haut fest. Vielleicht, dass eine Pusgodennte Blutung 
in die Opticus-Scheide dessen Atrophie bedingt hatte. 


Johnson Taylor beobachtete nach einem Pistolen-Schuss in die rechte 
Hinterhaupts-Gegend, wobei etwas Hirnbrei austrat, linksseitige Hemianopsie. 


Protrusion of eyeball on stooping. 

Bickerton demonstrirt eine 61jährige Patientin, deren rechtes Auge 
vorfiel, wenn sie sich bückte und bei längerer Dauer erheblich schmerzte. 
Dasselbe trat, in mässigerem Grade, auch bei Compression der Jugularis ein, 
Beim Aufrichten trat dann wieder der normale Zustand, kein Enophthalmos, 
ein. Ein pulsirendes Geräusch war nicht vorhanden; es lag auch kein 
Trauma zu Grunde. Dagegen konnte man ein doppeltes Mitral-Geräusch hören. 


Doyne sah etwas Aehnliches bei einem 25jährigen Manne mit dem 
Zeichen einer Orbital-Cellulitis. Nach dem Abklingen des Processes. blieb das 
Auge blind, aber eine Neigung zum Exophthalmus war nicht mehr vorhanden. 


Macular coloboma associated with old choroiditis. 

Nach der Demonstration durch Lister weist Lawford darauf hin, dass 
solche Fälle zu Gunsten der Auffassung sprechen, welche solche Missbildungen 
in Beziehung zu entzündlichen Vorgängen im oder bald nach dem fötalen 
Leben setzen möchte. | 


Congenital notch in each lower lid. 

Collier zeigt einen Knaben, in dessen Unterlid-Rändern, etwas entfernt 
vom äusseren Winkel, aber nicht an der Prädilections-Stelle für Lid-Colobome, 
ein seichter Knoten zu fühlen war, dem eine mangelnde Prominenz des 
Kiefer-Knochens entsprach. 


Demonstrationen. Stephenson: Hornhaut-Niederschläge nach Beizung 
mit Höllenstein-Stif. Juler: 1. Berger’s binoculare und stereoskopische 
Linse. 2. Exophthalmus mit Ophthalmoplegia externa. Higgens and 
Ormond: Aderhaut-Sarcom. Rayner Batten: Angeborene Aniridie mit 
Linsen-Ectopie und Glaucom. | 


— 406 — 


Sitzung vom 14. Juni 1900. 


Obstruction of both central arteries of the retina. 


Jessop beschreibt einen Fall von scheinbar nn Embolie beider 
Central-Arterien bei einer 35jährigen Frau, welche mehrere Wochen hindurch 
an Nasenbluten gelitten hatte. Da man deutlich eine Verdickung der Ad- 
ventitia der Gefässe wahrnehmen konnte und somit auf eine Erkrankung der 
Innen-Wand schliessen durfte, so fasst Vortr. die Erkrankung trotz des plötz- 
lichen Eintritts, zumal sie beiderseitig auftrat, als eine vermuthlich syphi- 
litische Gefäss-Verstopfung auf. 

Treacher Collins erinnert an eine Demonstration aus dem Jahre 1897, 
wo er bei einer 19jährigen Frau ebenfalls das klassische Bild einer Embolie 
beider Augen auf eine Hämorrhagie in die Opticus-Scheide zurückführte 
und hinterher auf dem einen Auge eine gute centrale Sehschärfe wieder- 
kehren sah. 

Abercrombie want auf die Spasmen der Netzhaut-Arterien bei Uterin- 
Leiden hin. 


Periarteriitis of the central artery of the eine 


Simeon Snell beschreibt einen sehr deutlichen Fall von Gefäss-Wand- 
Entzündung der Netzhayt-Arterien, die über einen Papillen-Durchmesser weit 
von schnee-weissen und glitzernden Scheiden eingehüllt erschienen. Es be- 
stand Albuminurie und Herz-Hypertrophie. 


The arithmetical triangle in ophthalmology. 


C. Wray versucht sich an einer Art Wahrscheinlichkeits-Rechnung über 
die Chancen der verschiedenen Ametropie-Grade und will daraus gewisser- 
maassen die Unbegründetheit einer Furcht vor der fortschreitenden Zunahme 
der Ametropie des Menschen-Geschlechts ableiten. 

Ophthalmitis associated with basal meningitis,. 

Stephenson demonstrirt Präparate von einem 7 Monate alten Kinde, 
welches an Basal-Meningitis gestorben war. Am fünften Tage nach dem 
acuten Eintritt der Erkrankung zeigte sich die Vorderkammer des einen 
Auges mit einem grau-weissen, flockigen Exsudat ausgefüllt; zur Zeit der 
Autopsie, 4 Wochen später, war das Auge im Zustande der Panophthalmie. 
Man konnte die eitrige Auflagerung der Gehirnmasse das Chiasma und den 
Sehnerven entlang bis zur geschwollenen Papille hin verfolgen. In dem 
Basal-Exsudat konnte ein dem Weichselbaum’schen Meningo-Coccus ent- 
sprechender Mikro-Coccus nachgewiesen werden. Im Auge selber war er 
nicht zu finden; vielleicht dass er im ersten Sam des Hypopyon hätte 
nachgewiesen werden können. 

Demonstrationen. Juler: Netzhaut- -Ablösung. Intraoculär-Geschwulst. 
Rowan: Präparate vom Sehnerven-Stumpf vier Tage nach der Enucleation. 
Hern: Essentielle Schrumpfung der Conjunctiya. 


Sitzung vom 6. Juli 1900. 
„Holes“ at the macula. 
Olgivie demonstrirt am Projections-Apparat und beschreibt die Befunde 


bei Contusionen des Bulbus, welche zu Durchlöcherungen der Macular-Begion 
geführt haben. Die Läsionen sind gewöhnlich scharf begrenzt und central, 


— 407 — 


als directe Wirkung des Trauma anzusehen und haben dauernde Schädigung 
zur Folge. Die Form ist gewöhnlich kreisföormig oder oval und meist 
1!/, Dioptr. tief ausgehöhlt. In einigen Fällen ist eine ausgedehnte Netzhaut- 
Ablösung dabei, in andren nur an dem Loch selbst. Die gesammte Seh- 
störung ist dann nicht sehr erheblich. 


Case of optic nerve tumor. 


Marshall berichtet über den Sections-Befund bei einem im November 
1900 besprochenen Falle von Sehnerven-Tumor. Es zeigte sich, dass das 
Wachsthum der Geschwulst durch die sehr sorgfältige Exstirpation nicht auf- . 
gehalten worden, sondern nach hinten zum Gehirn fortgeschritten war. Der 
Sehnery der andren Seite zeigt sich bei der mikroskopischen Untersuchung 
ebenfalls ergriffen. 


Three cases of ophthalmitis (pseudoglioma) in children. 


Flemming beschreibt drei Fälle, von denen zwei an Meningitis starben. 
Er hält die Mortalität dieser Fälle nicht für so gross, da von 42 nur 6 tödtlich 
endigten, von denen 4 an Mittelohr-Eiterungen gelitten hatten. Die intra- 
oculäre Eiterung sieht er, wie diejenige bei pherperaigi Pyaemie, als eine 
Metastase an. 


Alveolar carcinoma of eyelid. 


Kenneth Scott und John Griffith beschreiben ein vọn ihnen ex- 
stirpirtes Primär-Carcinom der Meibom’schen Drüsen bei einem Aegypter. 


Demonstrationen. Breweston: Pseudogliom. Spicer: Präparate 
von Frühjahrs-Catarrh. Jessop: Tuberculöse Bindehaut-Geschwüre. Frost: 
Halbmondförmige Trübungen der Cornea. Collins: Doppelseitige Knoten- 
bildung im Unterlid mit Defecten im Malar-Knochen. 


Sitzung vom 18. October 1900. 


Blindness from bullet wound of the orbit. 


Nettleship spricht an der Hand von sechs eigenen Beobachtungen über 
die bei Schuss-Verletzungen der Orbita vorkommenden, indirect, d. h. ohne 
eigentliche Verletzungen des Bulbus, entstehenden ausgedehnten Läsionen der 
Aderhaut und Netzhaut. Er erklärt ihre Entstehung damit, dass das Ge- 
schoss den Gewebs-Partikeln eine Vibration mittheilt, die dann wie ein secun- 
däres Projectil wirkt und die wenigst widerstandsfäbigen Theile, also die 
Netzhaut und Aderhaut, am ersten beeinflusst. Er zieht eine Parallele mit 
den Vorgängen bei der optico-ciliaren Neurotomie und den von Poncet ex- 
perimentell angestellten Durchschneidungen der Optici und hinteren Ciliar- 
Nerven bei Kaninchen, bei welchen in ähnlicher Weise eine Neigung der 
Netzhaut und Aderhaut besteht, durch secundäre Entzündung miteinander zu 
verkleben, und daher auch die Tendenz zur Ablösung der Netzhaut nur 
gering ist. 


Orthoptic treatment of convergent squint in young 
children. 


C. Worth demonstrirt ein von ihm construirtes Stereoskop, welches für 
jeden noch so grossen Schielgrad eingestellt werden kann und durch wechselnde 
Beleuchtung der beiden Bilder-Seiten die Einübung des binocularen Sehens 
erleichtert, indem das Bild des fixirenden Auges zuerst weniger, dasjenige 


— 408 — 


des amblyopischen Auges stärker belichtet und durch allmähliche, geeignete 
Vertheilung der Beleuchtung die Fusion nn wird. 


Cysticercus of the eye. 


Dr. David Wood hat den Bericht über einen Fall von Cysticercus des 
Glaskörpers bei einem französischen Koch eingeschickt. Der Versuch zur 
Extraction war nicht gemacht worden. 


Dr. Little erwähnt, dass er 5 oder 6 ähnliche Fälle beobachtet habe, 
von denen er zwei vergeblich durch Extraction zu heilen suchte. Er hält die 
Prognose für ungünstig, ob mit oder ohne Operation. $ a 


Demonstrationen. Dodd: Willkürlicher Nystagmus. Campbell: 
Doppelseitiger Star nach Typhus. Grimsdale: Doppelseitige congenitale 
Thränenfistel. Lang: Zerreissung der Nerven-Fasern am Opticus. Green: 
Ein Fall von trichromischer Farben-Blindheit. Griffith: Symmetrische Ex- 
ostosen am Thränensack. Collins und Hinnell: Tensions-Verminderung und 
Neuritis optica nach einer Orbital-Verletzung durch eine Luftpistole. Fisher: 
Bindehaut-Tuberculose. 


Sitzung vom 8. November 1900. 


Influence of the eye on the growth of the orbit. 


Dr. Thomson hat durch experimentelle Enucleation eines Bulbus bei 
jungen Thieren die bisher verschieden beantwortete Frage zu lösen versucht, 
ob die frübzeitige Entfernung des Augapfels eine mangelhafte Entwickelung 
der Augen-Höhle zur Folge habe. Die Messungen, die bis zu 8 Monaten 
nach der Enucleation fortgesetzt wurden, ergaben ein sehr deutliches Miss- 
verhältniss gegenüber der intacten Orbita.. Die mangelhaftere Entwickelung 
traf in allen Durchmessern ziemlich gleichmässig zu, und am macerirten 
Schädel liess sich feststellen, dass noch mehr die Knochen-Entwickelung als 
das Wachsthum der weichen Gewebe gelitten hatte. 


Critchett empfiehlt im Anschluss an diese Feststellungen, bei Kindern 
frühzeitig Prothesen einzusetzen, während Gruber von der blossen Anwesen- 
heit des künstlichen Auges weniger erwartet als von der sorgfältigen Erhaltung 
der Muskel-Stümpfe und von der Förderung eines vermehrten Blut-Zuflusses 
zur Orbita durch Uebung ihrer normalen Functionen. 


Etiology of lamellar cataract. 


Norman Bennet hält den Schicht-Star für eine Erkrankungsform, die 
nicht in der Anlage auf die Welt mitgebracht, sondern unter den Einfluss 
allgemeiner Gesundheits-Störung, namentlich durch Ernährungs-Fehler in früher 
Kindheit erworben wird. Er stellt sie in eine Parallele mit Schmelz- 
Defecten an den Zähnen, wie er sie in 22 seiner Schicht-Starfälle nachweisen 
konnte. | 


Critchett weist den Vortr. auf die Thatsache hin, das Schicht-Star- 
bildungen in manchen Familien mehrfach auftreten, also eine erbliche Anlage 
vorhanden sein müsse. Auch Collins hat 10 Fälle congenitsler Schicht- 
Starbildung beobachtet, aber bei keinem einzigen derselben Schmelz-Defecte 
gesehen. 


Demonstrationen. Snell: Hornhaut-Epitheliom mit Recidiv. Griffith: 
Östeosarcom der Orbita. Collins und Ford: Doppelseitige Erblindung durch 
eine Schuss-Verletzung in Folge Ruptur der Aderhaut des einen und Netz- 


— 409 — 


haut-Ablösung des zweiten Auges. Ormond: Primär-Sclerose an der Retro- 
tarsal-Falte des Ober-Lids, wahrscheinlich beim Versuch, einen Fremdkörper 
zu extrahiren, entstanden. 


Sitzung vom 18. December 1900. 


A case of congenitally imperfect separation of iris from 
back of cornea. 


Fisher stellt eine 27jährige Patientin vor, bei welcher die Iris im 
äusseren und unteren Theile in breiter Adhäsion, weniger ausgiebig an der 
inneren Seite, mit der Hornhaut-Hinterfläche verwachsen war. Beim Ein- 
träufeln von Homatropin behufs Refractions- Bestimmung entstand starke 
Druck-Steigerung, und die Mydriasis bestand noch fort, als sie auf dem 
normalen Auge schon geschwunden war. Vortr. glaubt, dass dieser Fall auf 
die Entstehung der congenitalen Glaucome einiges Licht .werfe. . 


Large dermoid growth of cornea in an ox’s eye. 


Lister demonstrirt ein Ochsen-Auge mit einer derbfleischigen Geschwulst 
auf und neben der Cornea mit einem Bündel brauner Haare. 


Superficial choroidal atrophy without subjective symptoms, 
in a member of a family subject to night-blindness. 


Thompson’s Patientin hatte eine vorzügliche Sehschärfe und volles 
Gesichtsfeld, auch keinen verminderten Lichtsinn. Dennoch bestand auf beiden 
Augen eine ausgebreitete Zone von Chorioidal-Atrophie. Mehrere Verwandte 
von ihr litten an Hemeralopie. 


Critchett hat gefunden, dass goldgelbe Brillengläser den Nacht-Blinden 
grosse Erleichterungen bieten, vielleicht dadurch, dass sie die violetten Licht- 
strahlen vom Auge abhalten. 


Dr. Blair demonstrirt einen Fall von Unusual choroiditis, die sich 
wesentlich auf die untere Partie des Hintergrundes beschränkte und einen 
entsprechenden Defect im Gesichtsfeld verursachte: Der Process war vor 
2 Monaten entstanden und bestand in zahlreichen, dicht gehäuften, scharf 
abgegrenzten, käse-ähnlichen, weissgelben Heerden, ohne Prominenz, über 
welche die Netzhaut-Gefässe glatt hinwegzogen. 


Dr. Batten und Hawthorne erinnern sich ähnlicher Fälle. 


Weitere Demonstrationen. Spicer: Naevus of orbit. Rockliffe: 
Conjunctival growth (Pinguecula?). Fisher: Sarcoma of the conjunctiva. 
Morton: Growth in cornea, with microscopical sections. Gunn: Tubercle 
beneath ocular conjunctiva. 


Inzwischen ist der stattliche Jahresbericht 1899—1900 wiederum mit 
einer Fülle von zum Theil farbigen Abbildungen erschienen. Er ent- 
hält ausser der Bowman Lecture von R. Marcus Gunn ‚‚On visual sensation‘“ 
in ausführlicher Darstellung die in unsren Referaten nur überschriftsweise 
genannten Demonstrationen. Der diesjährige Band enthält aber vor Allem 
ein General-Register über die Verhandlungen der letzten 10 Jahre und ge- 
währt ein anschauliches Bild von dem Fleiss der englischen Fachgenossen. 

Peltesohn. 


= 40 


20) The british medical association. 68. Jahres-Congress in Ipswich 
vom 31. Juli bis 3. August 18900. 


Section of ophthalmology. 
Dr. Brailey, welcher den Vorsitz führt, hält eine einleitende Rede über 


Kopfschmerz vom Auge aus 


und spricht dabei über die bekannten Beziehungen zwischen Refractions- 
fehlern und Muskel-Insufficienzen und Kopfschmerzen. Er hebt hervor, dass 
nicht die groben, sinnfälligen Fehler es sind, welche die Ursachen von Kopf- 
weh sind, sondern gerade die latenten Zustände mit ganz geringen Ab- 
weichungen von der Norm, die erst bei genauester Untersuchung sich nach- 
weisen Jassen. 


Cross leitet dann die Discussion über die Behandlung des chronischen 
Glaucom miteinem ausführlichen Referat ein, dessen Grundlage 47 Fälle seiner 
Privat-Praxis bilden, die er sehr genau verfolgt hat. Er legt den Hauptwerth 
bei der Diagnosen-Stellung, wenn es sich darum handelt, zwischen dem chronisch 
entzündlichen, progressiven, exacerbirenden und längere Zeit remittirenden 
Glaucom einerseits und dem einfachen Glaucom andrerseits zu unterscheiden, 
auf das Verhalten des Gesichtse-Feldes, über das er ausführliche Mittheilungen 
macht, und dessen Besserung nach Beseitigung der Druck-Steigerung er her- 
vorhebt. Von den Mioticis hat er zwar gelegentlich Nutzen gehabt, aber er 
traut ihnen einen verlässlichen Erfolg nur in den Anfangs-Stadien zu. Früher 
oder später sah er doch stets eine Verschlechterung einsetzen und deshalb 
räth er zu frühzeitiger Operation, deren Wirkung zwar nicht unmittelbar zu 
sein pflegt, aber sicher gegenüber den nur medicamentös behandelten Fällen 
einen Vortheil schafft, wenn nicht dauernd, so doch für lange Zeit. Neben 
der Iridectomie hält er auch die mit einem breiten Keratom vollzogene Sclero- 
tomie für nützlich. 


Hern spricht ebenfalls zu Gunsten einer frühzeitigen Operation, bei 
welcher er einen Werth darauf legt, zugleich mit der Iridectomie mit dem 
Graefe’schen Messer eine Communication zwischen vorderer Kammer und 
dem Glaskörper-Raum herzustellen, indem er zwischen dem Linsen-Rand und 
dem Ciliar-Körper eingeht. 


Dodd erhofft von der Entfernung des obersten Cervical-Ganglion eine 
bessere Wirkung, als er sie von der Iridectomie gesehen, wenngleich er zu- 
geben muss, dass die Operation eine recht eingreifende ist, zumal sie meist 
auf beiden Seiten gemacht werden muss. 


Grossmann versucht es erst mit Pilocarpin und in zweiter Linie mit 
der Irideetomie oder Sclerotomie, letztere mit dem Graefe’schen Messer. 
Wo die Operation verweigert wird, nimmt er gern seine Zuflucht zu sub- 
conjunctivalen Kochsalz-Injectionen, die ihm sehr aufmunternde Erfolge ge 
geben haben. 


Bower sah bei der dauernden Anwendung von Eserin und Cocain aus- 
reichend lange Stillstände. 


Brailey räth zur schleunigen Operation, wo Miotica und eventuell ein 
Versuch mit der Paracentese versagt haben, und hat davon nie einen Schaden 
gesehen. Fälle mit starker Gesichtsfeld-Einschränkung und atrophischer Papille 
schreiten freilich trotz aller Mittel fort. 


— 41 — 


Die Ursache der Phlyctaenen. 

Sidney Stephenson führt nach seinen Erfahrungen die phlyctänulären 
Angen-Erkrankungen mittelbar auf eine tuberculöse Diathese zurück, un- 
mittelbar auf eine Eczem-Bildung an der Augapfel-Oberfläche. Jede Ver- 
anlassung, welche, wie Masern, hygienische Missstände, Traumen s. s. w., die 
allgemeine Widerstandsfähigkeit des Individuums schwächen, kann die Eruption 
herbeiführen. Auch Hern glaubt an eine tuberculöse Grundlage. Er sah 
viele dieser Patienten später an Lungenphthise zu Grunde gehen. Dagegen 
hält Cartwright diese Auffassung für eine ganz ungerachtfertigte Verall- 
gemeinerung. Jedenfalls sollte zwischen den einfachen Phlyctäuen und den 
scrophulösen Keratitiden ein Unterschied gemacht werden, wenn auch Ueber- 
gangsfälle nicht geleugnet werden können. 

Grossmann hält einen Vortrag über quantitative Farbenproben 
in welchem er die Holmgren’schen Wollproben in manchen Fällen von 
unzureichender Farben-Empfindung für ungenügend bezeichnet und eine von 
ihm construirte Laterne für genauer hält. 

Foggin spricht über FEpicanthus (vgl. das Referat unter den Origi- 
nalien des Ophth. Review). 


Kenneth Scott beschreibt einen Fall von 


Dacryocystitis, der einer Gesichts-Geschwulst ähnelte, 
wo er auf beiden Seiten, besonders links, eine mächtige, einen malignen 
Tumor vortäuschende Ectasie durch Spaltung und Drainage zur Heilung 
brachte. 


Watson Griffin hat einen Vortrag über einen Fall von Leuco- 
sarcom der Iris eingeschickt. Patient war erst 19 Jahre alt. 


Berry giebt ein einleitendes Referat über 


Behandlung der Thränenkanal-Verstopfung. 


Vortr. rügt die vielseitig geübte Vielgeschäftigkeit. Er empfiehlt, die Sondi- 
rung gewöhnlich durch das obere Thränen-Röhrchen, weil das untere für die 
Function wichtiger und darum zu schonen ist, und mittelst mässig dicker 
Sonden möglichst sanft und vor allen Dingen nieht zu oft vorzunehmen; im 
Anfang nur etwa alle 14 Tage, später noch seltener. Die Durchspritzung 
des Sackes übt er nur noch bei Ectasien, die er hinterher mit einem Watte- 
bausch zu comprimiren versucht. In acuten Fällen soll überhaupt nicht 
sondirt werden. Bei wirklichen Strieturen sind die energischen Sondirungen 
eher gerechtfertigt, aber aueh hier sollen die, am besten konischen, Sonden 
nicht zu dick und nicht zu häufig angewendet werden. 


Cartwright spaltet die Canaliculi, wenn irgend möglich, überhaupt 
nicht. Manche Fälle heilen schon nach ganz wenigen Sondirungen, und diese 
brauchen gar nieht weiter behandelt zu werden. Andre schliessen sich immer 
wieder in wenigen Tagen. Hier greift er nicht gern zu den fertigen geraden 
Sonden, sondern lässt sie für jedes Individuum passend aus Gold anfertigen 
und diese dann unter Umständen Jahre lang tragen. 


. Scott ist für ziemlich dicke Sonden. Bei knöchernen Stricturen em- 
pfüiehlt er die Drillbohrer, wie sie Zahnärzte gebrauchen, nur mit etwas 
längerem Schaft. 


Thomson fand die Nase in den meisten Fällen gesund oder doch nicht 
an der Verstopfung des Thränen-Kanals schuld. Höchstens handelt es sich 


we 


um eine Infection von der Nase aus. DBisweilen ergab sich Syphilis und 
führte so zur richtigen Behandlung. l 


Bower schreibt die schlechten Erfolge hauptsächlich dem unsinnigen 
Sondiren zu. Er hat die Anwendung der Sonden fast ganz aufgegeben. 


Clarke schlitzt, wenn die Durchspritzung durch den Canaliculus nicht 
gelingt, das Thränen-Röhrchen und exstirpirt seine hintere Fläche, um dann 
eine Nagelkopfenden-Sonde tragen zu lassen. 


Cross schlitzt in schweren Fällen beide Canaliculi. 


Nachdem noch Stephenson zu Gunsten der ganz starken Sonden ge- 
sprochen, wird die Discussion nach Bemerkungen von Maddox, Euxor, 
Dodd, Blair geschlossen. 


Ernest Clarke berichtet über einen Fall von 


Hirngesehwulst mit Sehnerven-Entzündung. 


Es handelt sich um ein intra vitam richtig localisirtes Psammogliom des 
linken Frontal-Lappens, welches trotz seiner Grösse bis kurz vor dem Tode 
keine schweren Erscheinungen gemacht hatte. Beide Sehnerven-Scheiben waren 
stark geschwollen, trotzdem links die Sehschärfe normal geblieben. Die Tre- 
panation wurde ohne Erfolg gemacht, Patient starb Tags darauf. 


Freeland Fergus demonstrirt die Gesichtsfeld- Aufnahmen bei einigen 
Sehnerven-Leiden, wahrscheinlich sympathischen Ursprungs, 
und weist darauf hin, dass unter Umständen, schon bevor irgend weiche 
ophthalmoskopischen Veränderungen am sympathisirenden Auge wahrnehmbar 
seien, Gesichtsfeld-Einschränkungen die drohende sympathische Erkrankung 
ankündigen können. Diese Gesichtsfeld-Veränderungen können nach der Enu- 
cleation fortdauern, während die Sehschärfe schon wieder sich gebessert hat. 
Vortr. befürwortet eine constante Beleuchtung, möglichst mit elektrischem 
Licht, bei der Perimetrie. 


| Maddox demonstrirt ein Stereoskop, bei welchem die beiden Ab- 
theilungen abwechselnd mittels eines durch einen Elektro-Magneten bewegten 
Schirmes ausgeschaltet werden können. 


Buchanan beschreibt einen Fall von angeborenem Mikrophthalmos 
mit Cysten-Bildung. 

Dr. Ayres (Cincinnati) beschreibt 6 Fälle von anscheinend reizloser 
Blindheit, die aber in Wirklichkeit zu sympathischer Reizung des andren 
Auges Veranlassung gegeben haben, soweit wenigstens aus dem unmittelbar 
günstig wirkenden Erfolg der Enucleation ein Schluss erlaubt ist. 


Hornhaut-Schnitt zur Star-Ausziehung und Star-Messer. 


Dr. Jackson (Denver) zeigt, wie er sein im Jahre 1888 demonstrirtes, 
dem Beer’schen Messer ähnliches Star-Messer inzwischen verändert hat, um 
den Hornhaut-Schnitt bei Star-Operation so glatt wie möglieh und in einem 
Zuge zu vollziehen. 


Abstossung der vorderen Iris-Schicht mit theilweiser Linsen- 
Trübung. 

Dr. Jackson beschreibt einen eigenthümlichen Fall von partieller Iris- 
Pigment-Entblössung in der oberen Partie beider Regenbogenhäute. Die vordere 
Schicht dieser Partie hing in unregelmässigen Streifen in die Vorderkammer 


— 43 — 


hinein und flottirte darin, mit einigen Fetzen an der Iris hängen bleibend. 
Diese Streifen sind deutlich gelblich-braun gefärbt. Ibre Bewegung theilt 
sich stellenweise der Iris mit, dass der Eindruck des Iris-Schlottern entsteht. 
Während der vierwöchentlichen Beobachtung schritt die Exfoliation merk- 
lich fort. 


Die Vortheile des starken, aber beweglichen Magneten in 
der Augenheilkunde. | 


Dr. Lippincott’s (Pittsbury) Vortrag ist unter den ÖOriginalien der 
Ophthalm. Review besprochen. 


Ein Fall von vorübergehendem krampfhaften Einwärts- 
Schielen. 


Dr. Theobald (Baltimore) beobachtet bei einem 7jährigen Mädchen 
nach einem Influenza-Anfall ein anfallsweise auftretendes, starkes Einwärts- 
Schielen des linken Auges, zweifellos einer Irritation des Innervations-Centrums 
entspringend, nicht mit einem concomitirenden Schielen zu verwechseln, das 
etwa vorher schon latent gewesen wäre. Das Gleichgewicht der Muskeln 
stellte sich nach kurzer Zeit wieder her. 


- Klinische Studie der Augen-Symptome bei der hinteren 
Spinal-Sclerose, von Dr. Oliver (Philadelphia). 


Accommodations-Spasmus bei Glaucom, geheilt durch Eserin. 


Dr. Lippincott konnte sich in einem Falle von Glaucom überzeugen, 
dass jedes Mal, wenn er eine schwache Eserin-Lösung einträufelte, ein vor- 
handener Accommodations-Krampf sich löste, während eine starke Eserin- 
Lösung ihn steigerte. Diese Thatsache einer zwiefachen Wirkung des Eserins 
legt praktische Nutzanwendung für manche Glaucom-Fälle nahe. 


Histologie der Thränen-Drüse bei chronischer Dacryocystitis. 


Dr. de Schweinitz veröffentlicht den histologischen Befund einer wegen 
unheilbarer Thränensack-Eiterung exstirpirten Thränen-Drüse. Er -schliesst 
sich an die von Bock 1896 beschriebenen Grundzüge der pathologischen 
Veränderung bei chronischer, nicht eiteriger Dacryo-Adenitis an, nur weicht 
er darin ab, dass die Tendenz zur Destruction des interstitiellen Gewebes 
nicht hervortritt. 


Papillom der Plica. 


Von den 4 an der Plica vorkommenden pathologischen Veränderungen, 
gestielten Polypen, Angiosarcom, Papillom und Granulations-Geschwulst, be- 
schreibt Dr. de Schweinitz die bei einem 50 Jahre alten Neger beobachtete 
dritte Form (2 Abbildungen). 


Eine Laterne zur Entdeckung der Farben-Blindheit bei Eisen- 
bahnern. Eine verbesserte Laterne zur Prüfung des Farbensinns. 
Ein verbessertes Perimeter. 

Drei Demonstrationen von Dr. Thomson (Jefferson Med.-College), bezw. 
Dr. Williams (Boston) und Dr. Frank D. Skeel (New-York). Das Peri- 
meter ist ein selbst-registrirendes, bei welchem durch kleine elektrische Glüh- 
lämpchen die Probe-Objecte erhellt werden, damit eine stets constante Be- 
leuchtung zu Grunde gelegt werden kann. Peltesohn. 


=»; BE 


21) Transactions of the American ophthalmological society. 36. Jahres- 
Congress zu Washington. Mai 1900. 


An operation for atrophic entropion, especially of the 
lower lid. 


Dr. Ewing (St. Louis) beschreibt eine von ihm erprobte Methode der 
Entropium-Operation, die sich an das Green’sche und von Völckers in 
Kiel geübte Verfahren anlehnt. Er schneidet mit einem spatel-förmigen, 
doppel-schneidigen Messer dis Conjunctiva palpebrae längs des Lid-Randes in 
einem 8—4 mm breiten Lappen ab und macht dann in der Mitte der ent- 
blössten Fläche einen tiefen Einschnitt in den Tarsus, den er dann durch 
einen Nahtzug zum Klaffen bringt. Er führt die Nadel nämlich in der Tiefe 
des Spaltes an dem nach dem Lidrande zu gelegenen Schenkel ein, sticht sie 
an derselben Schenkel-Seite bald wieder aus und führt den Faden dann über 
die entblösste Conjunctiva und den Lid-Rand nach aussen herum, um sie 
gleich unter dem Lid-Rand wieder in die Haut ein und aus ihr 6 mm weiter 
unten abermals auszustechen. Drei solcher Fäden, lateral, in der Mitte und 
medial, legt er ein und knüpft sie nicht allzufest über eine antiseptisch ge- 
feuchtete Watte-Rolle, wodurch die Wunde im Tarsus im Klaffen erhalten 
wird. Der Spalt selber wird durch Heranziehen und Einnähen der Con- 
junctiva gedeckt. Nach 3 Tagen kann der Weattebausch entfernt werden. 
r Abbildungen veranschaulichen das Verfahren besser, als eine Beschreibung 

ies kann. 


Operative treatment of entropion by the transplantation of 
a flap of muscous membrane. 


Dr. Weeks operirt das Entropium, indem er das Streatfield-Snellen- 
sche Verfahren mit der Einpflanzung von Schleimhaut der Lippe combinirt. 
Dr. Knapp pflanzt die Haut aus dem Lid selber oder hinter dem Ohr ein, 
wie es Waldhauer schon vor 20 bis 30 Jahren empfohlen hat. Dr. Theobald 
empfiehlt als einfaches und vielfach erprobtes Verfahren, mit dem Aet-Stift 
mehrmals etwa 4 mm vom Lid-Rand entfernt die Haut zu cauterisiren, 
wodurch, wenigstens beim senilen Entropium, ein genügend starker Narben- 
Zug erzeugt wird. 


Three cases of vascular tumor of the orbit. Operation on two 
of the cases with successful result. Apparent spontaneous cure 
of the third case. 


Dr. Stedman Bull beschreibt 1. einen starken Naevus (Caverno-Angiom) 
der Orbita und des Augen-Lides, 2. einen pulsirenden Tumor der Orbita mit 
Ligatur der Carotis, 3. pulsirenden Exophthalmus, der nach einem Partus 
allmählich zurückging. 

History ofa case of removal of a retrobulbar lymphosarcoma 
with preservation of normal vision. 


Dr. Charles Oliver (Philadelphia) exstirpirte ein multilobuläres, an 
der Orbital-Wand stielförmig adhärirendes und tief in die Orbital- Spitze 
reichendes Lymphosarcom durch einen Schnitt unter dem oberen Orbital-Rand, 
ohne das Auge zu schädigen. Kein Recidiv in 18 Monaten. 


Distension of nasal accessory sinuses involving the orbit. 


Dr. Harlan (Philadelphia) hält für die Operation von Empyemen der 
Nasen-Nebenhöhlen, speciell des Sinus frontalis, entschieden die Eröffnung am 


— 45 — 


oberen inneren Winkel der Orhita für die geeignetste Stelle, bei der die ge- 
ringste Entstellung durch Narben-Bildung zurückbleibt. 


Lesions of the frontal sinus and anterior ethmoidal cells in 
infancy and old age. 

Dr. Robert Sattler beschreibt 2 Fälle in dem jugendlichen Alter von 
16 und 5!/, Monaten, der eine spontan heilend, der andre nur auf opera- 
tivem Wege. 


Leontiasis ossea, in which ocular symptoms present. 


Dr. Sattler beschreibt die Präparate von einem Falle, dessen Anfänge 
bis in das 11. Lebensjahr des zur Zeit 20 Jahre alten Patienten zurück- 
reichten. Epiphora und Strictur des Thränen-Kanals bestanden von Anfang 
an. Mit 15 Jahren trat Exophthalmus beider Augen ein, mit 19 Jahren 
Sehnerven-Atrophie, beides mehr auf der linken Seite ausgesprochen. Der 
Tod erfolgte mit 20 Jahren durch eine Blutung an der Schädel-Basis. Bei 
der Section fand sich in der Hauptsache allgemeine Verdickung des Schädel- 
Daches und der Orbital-Wandungen, die Wände aller Nasen-Nebenhöhlen 
ebenfalls verdickt, ihr Lumen verengt, das der linken Stirn-Höhle sogar ganz 
ausgefüllt. Die Foramina optica waren nicht verengt, ebensowenig andre 
Durchtritts-Stellen der Nerven und Gefässe. 


Frontal headaches, apparently ocular, but really nasal 
origin. | 

Dr. Sluder (St. Louis) hat bei der Nasen-Untersuchung der ihm von’ 
Dr. Ewing zugewiesenen Fälle 4 Gruppen von Erkrankungen feststellen 
können, 1. Neuralgie der Ethmoidal- oder Frontal-Nerven (vom Trigeminus), 
2. Empyem des Ethmoidal- oder Frontal-Sinus, 3. Mucocele dieser Höhlen, 
4. einen wahrscheinlichen Verschluss einer oder beider dieser Nasen-Nebenhöhlen 
in Folge chronisch-catarrhalischer Entzündung an ihren Oeffnungen, sodass 
der Luftdruck in ihnen verändert war. Namentlich der’ letztere Zustand ist 
besonders für eine rationelle Behandlung im Auge zu behalten. 5 vorzügliche 
Photogramme veranschaulichen die Befunde an den Nasen-Höhlen.. 


Displacements of the eyeball by disease of the frontal and 
ethmoidal sinus. 

Dr. Risley (Philadelphia) beschreibt einen Fall von Exostose der Orbita, 
Cyste des Thränen-Sackes mit Distension der Siebbein-Zellen und Stauungs- 
papille bei einem 11jährigen Knaben. Heilung durch Operation; ferner einen 
Fall von Exophthalmus in Folge maligner Orbital-Geschwulst mit cystischer 
Erweiterung des Frontal- und Ethmoidal-Sinus bei einer 52jährigen Mulattin. 


A case of primary (traumatic) non-infective thrombosis of 
the cavernous sinus. Operation. Remarks. Mit 4 Photographien. 


Dr. Knapp’s Patient war ein 30jähriger Mann, der vor einiger Zeit 
mit einem Billard-Stock gegen den oberen Orbital-Rand gestossen worden 
war. Bei dieser Verletzung hatte sich möglicher Weise ein Spalt mit Blut- 
und Serum-Erguss gebildet. Bei der Aufnahme des Patienten hing das Ober- 
lid als dunkelrothe fleischige Masse träge über den Bulbus herab; dieser 
selbst ist nach vorn und unten dislocirt, der Sehnerv geschwollen und die 
Sehschärfe stark herabgesetzt. Es trat dann stärkere Chemosis ein, die wieder 
nachliess, die Sehschärfe sank immer mehr herab, der Bulbus wurde gänzlich 
unbeweglich, bald trat Keratitis in Folge des Lagophthalmos ein; der Kranke 


— 46 — 


wurde immer apathischer, der Trigeminus wurde anästhetisch. Die Diagnose 
einer Thrombose des linken Sinus cavernosus wurde immer sicherer. Bei der 
Operation, welche Dr. Hartley vollzog, in der Weise, wie bei der Exstirpation 
des Ganglion Gasseri vorgegangen wird, wurde der Sinus cavernosus ein- 
geschnitten, von seinen Gerinseln gereinigt und, nachdem sich durch feine 
Sondirung die Sinus circularis und petrosus sup. frei erwiesen hatten, durch 
einen Gaze-Streifen leicht comprimirt. Der Fortgang des Processes wurde 
aber dadurch nicht aufgehalten, vielmehr entwickelte sich das Leiden immer 
weiter und macht nun die Diagnose eines traumatischen Sarcoms immer wahr- 
scheinlicher. Die Autopsie bestätigt diese Diagnose. 


Optic atrophy from blows on the forehead and temple. 

Dr. Spalding (Portland) beschreibt 4 Fälle, in denen die Schnelligkeit 
auffallend war, mit welcher die Sehnerven-Atrophie dem Trauma folgte. In 
drei vergingen nur etwa 6 Tage, in dem vierten bereitet sich die Erblindung 
innerhalb 4 Wochen allmählich vor. 


Relative accommodation and convergence, with the description 
of an instrument for their measurement. 


Dr. Lucien Howe (Buffalo) hat nach dem Princip des Donders’schen 
Optometer ein Instrument, von ihm Opto-Dynamometer genannt, construirt, 
dem er eine ganze Reihe von Vorzügen gegenüber seinen Vorgängern nach- 
rühmt. Eine Abbildung ist beigegeben. Vortr. meint, das ganze Capitel 
.des Muskel-Dynamik sei noch nicht erschöpft, aber zur Befestigung der 
Donders’schen und Nagel’schen Theorien werden die Erfahrungen mit seinem 
Instrument zweifellos beitragen. 


Excision of the lachrymal sac and gland, followed by an 
unusual variety ofneuro-paralytic keratitis, markedly resembling 
clinically the so-called lattice-like keratitis. Beschrieben von Dr. 
Veasay (Philadelphia). 


An opacity of the post capsule of the lens due to the remains 
of the membrana vasculosa lentis. Von Dr. Thomson (Philadelphia). 


Es beschreiben ferner: 


Dr. Wilder (Chicago): Two unusual cases of choroidal 
disease. 


Dr. Hansell (Philadelphia): A case of acute double retrobulbar 
optic neuritis hereditary in origin (im 56. Lebensjahre!). 


Dr Swan Burnett: Homonymous similar sector defects in 
the visual fields, with probably a central cause, mit 4 Gesichts- 
feld-Tafeln. 


Dr. E. Jack (Boston): A case of alexia, mind-blindness. — 
Autopsy. 


On the treatment of dendritic keratitis and of marginal ulcer 
of the cornea with tincture of jodine. 


Dr. Harry Friedenwald (Baltimore) hat in der reinen Jod-Tinctur, 
die er mit einem Watte-Streifchen am Holz-Stab ziemlich energisch in die 
erkrankte Hornhaut-Stelle und ihre verdächtige Umgebung einreibt, nach 
langen vergeblichen therapeutischen Versuchen endlich ein Mittel gefunden, 
mit dem er, nach seinen Erfolgen bei mehr als 25 Fällen von dendritischer 


— 417 — 


Keratitis und Rand-Geschwüren, so ziemlich jeden Fall in kürzester Zeit zu 
heilen hoffen darf. Er betont die Nothwendigkeit, nicht zu ängstlich und 
zu zart vorzugehen, zumal er niemals irgend welche Schädlichkeiten dabei 
beobachtet hat und die cocafnisirten Augen nur mässige Nachschmerzen für 
kurzer Zeit leiden. Bei Phlyctänen, serpiginösen und andren infectiösen Pro- 
cessen der Hornhaut hat das Mittel dagegen durchaus versagt. 


Sarcoma of the eyelid, with report of a case. 


Dr. Friedenwald entfernte bei einem l5jährigen Mädchen durch Exen- 
‘ teration der ganzen Orbita ein Sarcom des Ober-Lides und schloss die Höhle 
unter Einbeziehung des Unterlides. Der Bulbus war zur Zeit der Operation 
noch ganz intact, wurde aber im Interesse einer gründlichen Ausräumung 
der durch eine Probe-Excision als malign erwiesenen Geschwulst geopfert. 
Vortr. schliesst an die histologische Beschreibung eine Ergänzung der in der 
letzten Literatur-Uebersicht von Wilmer und Veasey vorhandenen Lücken an. 
Peltesohn. 


22) San Francisco Society of Eye, Ear, Nose and Throat Surgeons, 
(The Ophth. Rec. 1900. März, Mai, Juni, Juli, August, November.) 


Januar-Sitzung. 


A. Barkan stellt einen erfolgreich behandelten Magnet-Fall vor. 

In der Discussion erwähnte Eaton einen merkwürdigen Magnet-Fall. 
Dem Pat. war vor einigen Wochen beim Holz-Hacken etwas ins Auge ge- 
flogen. Dieses hatte sich entzündet und zeigte ein kleines Hypopyon. Sowie 
man den Hirschberg’schen Magneten nahe an die Hornhaut in die Nähe 
des Hypopyon brachte, bewegte sich dieses. Durch Hornhaut-Schnitt konnte 
aus ihm ein kleines Stahlstück gefördert werden. 


Februar-Sitzung. 


Discussion über Augenmuskel-Anomalien, insbesondere über die 
Heterophorie und deren Behandlung. 


März-Sitzung. 


George W. Merritt stellt zwei Tabiker mit weisser Opticus- 
Atrophie vor als Beweis dafür, dass die spinal& Atrophie nicht immer grau 
zu sein braucht. (!) 


George H. Powers stellt einen Knaben mit Besonderheiten bietender 
Cataracta traumatica vor. Nach einigen Discissionen ist noch eine 
Pupillar-Haut geblieben, die Iris-Fläche ist stark nach rückwärts gezogen, 
wodurch die Vorderkammer sehr tief wird; eine besondere schwammige, 
schwarze Substanz nimmt die ganze Peripherie der Vorderkammer ein. — 
Pischl hält letztere für das Pigment-Lager der Iris, welches durch die 
Retraction von der vorderen Iris-Schicht getrennt ist. 


Power stellt ferner einen Magnet-Fall vor. Fünf Tage zuvor 
war dem Pat. ein Stück von einem stählernen Meissel ins Auge geflogen, das 
die Cornea oben durchbohrte, die Iris oben abgerissen und Cataract erzeugt 
hatte. Nach 2 Tagen Ausziehung mit dem Riesen-Magneten. Bisheriger (!) 
Verlauf gut. Ä 


27 


— 48 — 


Power stellte einen jungen Eisenbahn-Angestellten vor mit plötzlich 
aufgetretener Geistesstörung (Furcht vor ' drohendem Unheil), der dann 
auch zufällig Erblindung des rechten Auges an sich bemerkte, was seinen 
Zustand noch verschlimmerte; es zeigten sich hintere Synechien, Linsen- 
Trübung und Anzeichen von Vereiterung. Vortr. erwägt den möglichen 
Zusammenhang beider Leiden und etwaige Indication zur Enucleation. 


W.F.Southard stellt einen Pat. vor, der ausgedehnte Verhee- 
rungen durch tertiäre Syphilis zeigt: das rechte Auge steht nach 
oben-aussen; der Gaumen ist zum Theil verloren gegangen und die Wirbel 
sind blossgelegt. 


R. W. Payne stellt eine seltene Art von Hornhaut-Erkrankung 
vor, die einen viele Jahre in Schmelzereien beschäftigten und dort sehr 
reizenden Dämpfen ausgesetzten Mann betraf und in epithelialen, in Flecken 
angeordneten Erhebungen bestand; dazwischen war die Hornhaut klar. 
Sonstige Ursachen bestanden nicht. "Peritomie und Abkratzung brachten 
Erfolg. . | 


F. B. Eaton und V. H. Hulen demonstrirten die Prüfungs-Methoden 
für Augenmuskel-Anomalien. 


April-Sitzung. 

A.B. McKee stellt einen l4jährigen Knaben vor mit traumatischer 
Iriscyste, welche sich nach einer Scheeren-Verletzung vor 3 Jahren gebildet 
hatte, beinahe die ganze Vorderkammer einnahm, schon zwei Mal rupturirt 
und scheinbar durch Auseinander-Drängung des vorderen und hinteren Iris- 
Blattes durch Flüssigkeit entstanden war. 


Eaton stellt eine 38jährige Frau vor mit angeborener completer 
Lähmung des linken Rectus internus und externus und des rech- 
ten internus. Pat. klagt über Asthenopie sowie darüber, dass sie beständig 
die rechte Seite ihrer Nase sähe, wenn sie in die Nähe blicke; beiderseits 
besteht starker Astigmatismus. 

Schluss der Discussion über Augenmuskel-Anomalien und dein 
Behandlung. 


Mai-Sitzung. 


W. A. Martin stellt einen 52jährigen Mann vor mit vollständigem 
Halo von Exsudation rund um die linke Macula, charakteris- 
tisch für Retinitis albuminurica. Pat. war schon vor 8 Jahren 
in Behandlung gewesen wegen Sehstörung; damals fand sich Neuro-Retinitis, 
aber keine Albuminurie. Die jetzige Sehstörung begann vor 6 Wochen; es 
zeigte sich zuerst wieder Neuro-Retinitis, nach 10 Tagen traten Exsudat- 
Flecke auf, die sich innerhalb 3 Wochen zu einem vollständigen Halo aus- 
bildeten. Das Allgemein-Befinden ist subjectiv ganz gut. 

G. W. Merritt stellt eine 44jährige Frau mit klarer, luxirter Linse 
vor. Interessant ist, dass der durch einen Schlag verursachte Zustand schon 
seit 25 Jahren unverändert besteht. 


L. C. Duane berichtet über 36 sorgfältig untersuchte Fälle von 
Heterophorie und bespricht im Allgemeinen diesen Zustand und seine 
Behandlung. 


— 419 — 


Juni-Sitzung. 


Redmond Payne stellt einen Fall vor von Affection des Sinus 
cavernosus mit folgender deutlicher und bleibender varicöser Beschaffen- 
heit der Venen der rechten Augenbraue und Schlängelung der 
rechten Netzhaut-Venen. Die Ohr-Affection war auch rechts gewesen; 
es war das Felsenbein aufgemeiselt worden, die Wand des Sinus sigmoideus 
war dabei gesund gefunden worden. Vortr. nimmt eine partielle Thrombose 
des Sinus cavernosus als mögliche Ursache der Venen-Stauung an. 


Pischl stellt einen Magnet-Fall vor. Untersuchung mit Röntgen- 
Strahlen verlief das erste Mal negativ, was Vortr. auf Erschütterung des 
Raumes durch die mit der Hand betriebene Influenz-Maschine zurückführt; 
eine zweite Untersuchung, wobei die Maschine ohne Vibrationen durch einen 
Motor betrieben wurde, zeigte den Schatten des Splitters in der Sklera und 
im Glaskörper. Erfolgreiche Ausziehung mit dem Riesen-Magneten, aber 
später Netzhaut-Ablösung. 


Payne zeigt das Präparat eines Glioma nervi optici, das bei einem 
2!/,jährigen Kind, ohne dass der Augapfel hätte erhalten werden können, 
entfernt worden war; das Kind ist jetzt, nach 4 Monaten, noch völlig gesund. 
Die völlig innerhalb der Scheide des Opticus gelegene Geschwulst hatte diesen 
selbst völlig zerstört, bestand aus Glia-Zellen und erstreckte sich bis zum 
Foramen opticum, wahrscheinlich auch in das Cranium hinein. Vortr. be- 
spricht auch die einschlägige Literatur. 


September-Sitzung. 


R. D. Cohn stellt einen Fall vor von beiderseitiger Chorio-Retinitis 
mit Cataracta corticalis posterior. 


F. B. Eaton stellt einen Fall vor von vermuthlichem Sarcom der 
Chorioidea bei einem 45jährigen, dessen linkes Auge, seit 22 Jahren er- 
blindet, ausgedehntes Staphyloma anticum der sehr verdünnten Sklera und 
Cornea zeigt, dessen rechtes Auge, seit 5 Monaten an Sehkraft verlierend, 
besonders rapid in den letzten 2 Monaten ausgedehnte Netzhaut-Ablösung 
unten-innen zeigt, ohne sonstige Anzeichen für einen Tumor, dessen Wahr- 
scheinlichkeits-Diagnose überhaupt nur beruht auf den Angaben eines früher 
behandelnden Arztes, der den Pat. kurz nach Beginn der Sehstörung unter- 
sucht und die Erscheinungen einer subretinalen Geschwulst gefunden hatte. 
T war jetzt = — 2. — In der Discussion wird die Diagnose bezweifelt, zur 
Sicherstellung u. A. Röntgen-Untersuchung und Probe-Punction vorgeschlagen. 
Bei der Erblindung des andren Auges ist die Indication für eine Enucleation 
schwer zu stellen. 


Payne demonstrirt eine retrobulbäre Opticus-Verletzung durch 
Stoss mit einem schweren Gegenstand mit Verletzung der Weich-Theile nach 
aussen vom Bulbus. Eine Woche nach der Verletzung konnte Vortr. völlige 
Erblindung constatiren und reflectorische Pupillen-Starre. Der Augengrund 
war normal, ebenso die Augen-Bewegungen. Nach weiteren 3 Wochen wurde 
der Sehnerv weiss, atrophisch. | 


Redmond Payne hält einen Vortrag über die Prognose des Opticus- 
Gliom im Vergleich zu der des Netzhaut-Gliom. Die Opticus-Ge- 
schwülste überhaupt lassen sich eintheilen in solche, die von der Duralscheide 


entspringen, die Sarcome; in solche, die von der Pialscheide entspringen, die 
97*. 


— 420 — 


Endotheliome; und endlich in solche, die von der Neuroglia entspringen, die 
Gliome. Die wahren Gliome überhaupt, so auch die des Opticus, sind gut- 
artig, nur die der Netzhaut machen eine Ausnahme, insofern, als sie nach 
Art der Sarcome durch Uebergang von Geschwulst-Zellen oder von Toxinen 
des Tumors in den Blutstrom an entfernten Stellen Metastasen machen; man 
sollte nach Ansicht mancher Pathologen überhaupt die Bezeichnung Gliom 
der Netzhaut fallen lassen und dafür rundzelliges Sarcom setzen. 
| Neuburger. 


23) Sociótó belge d’ophtalmologie a Bruxelles. 


Neunte Sitzung am 25. November 1900. 


1. Lor (Brüssel) zeigt ein Kind mit Caput obstipum durch 
oculares Verhalten. Rechts +4D, links +5D. Wird der Kopf 
gerade gerichtet, so fixirt das linke Auge, während das rechte nach oben 
und etwas nach innen schielt; der Kopf ist nach links gezogen. Es ist links 
eine Lähmung des M. obliquus inferior anwesend; bei der Geradestellung des 
Kopfes fixirt dann das linke Auge, während rechts durch einen Pseudo- 
Spasmus des M. rectus superior Strabismus entsteht. 


2. Lor (Brüssel) stellt einen Mann vor, der an multipler Fractur 
des Schädels, der Schädel-Basis und Verwundung des rechten 
Lobus oceipitalis litt. Hier wurden viele Knochen-Splitter entfernt und 
eine haselnuss-grosse Hernie von Cerebral-Substanz exstirpirt. Links ist ein 
paracentrales Skotom durch Erkrankung des papillo-maculären Bündels ent- 
standen, was Vortr. auf die Veränderungen des Hinterhaupt-Lappens 
zurückführt. | 

Venneman und Coppez würden eher einen Blut-Erguss innerhalb 
der Opticus-Scheide annehmen. 

Gallemaerts. bemerkt, dass die Macular-Fasern auch eine theilweise 
Kreuzung eingehen; daher müsste man rechts auch ein Skotom finden, wenn 
der rechte Oceipital-Lappen als Ursache betrachtet werden kann. 

Lor entgegnet, dass in der zweiten Woche nach dem Vorfall das Oph- 
thalmoskop nichts Abnormes vorwies; wenn es sich um eine Hämorrhagia 
in der Scheide gehandelt hätte, die nur gerade das kleine Skotom hervorrief, 
so hätte sich das Blut inzwischen wohl resorbir. Die Bemerkung von 
Gallemaerts betrifft die corticale Localisation der Macula, worüber die 
Acten noch nicht abgeschlossen sind; obige Beobachtung steht im Einklang 
mit Munk’s Hypothese. | 


3. Gallemaerts (Brüssel) zeigt eine Person, bei welcher er links einen 
Cysticercus unterhalb der Retina entfernt hat; er gehört der Taenia 
armata an. Vortr. stimmt mit Pergens darin überein, dass in den letzten 
Jahren in Belgien häufiger Cysticercus constatirt ist, wohl weil besser unter- 
sucht wird.! 

Coppez zeigt ein Auge, welches wegen Iridocyclitis exstirpirt wurde, 
und in dem bei der Autopsie ein Cysticercus subretinalis gefunden wurde. (Ref. 
sah innerhalb sechs Jahren hier fünf sichere und zwei unsichere Fälle, 
worunter die beiden eben mitgetheilten nicht einbegriffen sind.) 


. * Bei uns in Berlin bleibt der Cysticercus verschwunden. H. 


— 421 — 


4. Pergens (Brüssel) stellt eine Patientin vor -mit Buphthalmus 
nach Entfernung einer Enostose des Sinus frontalis. Diese ist von 
Depage operirt und von Coppez in der vorigen Sitzung gezeigt worden. 
Bald nach der Operation trat ein Ulcus corneae mit Perforation, Irisprolaps, 
Leucoma adhaerens auf. Es wurde eine optische Irideetomie gemacht; unter 
Erscheinungen von Hypertension dehnte sich der Bulbus trotz Sklerotomie 
zum Buphthalmus aus; Fundus schlecht zu beobachten wegen der Hornhaut- 
Trübung; Pat. zählt Finger in 40 cm. Die Ursache der Erkrankung kann 
vom Traumatismus bei der Exstirpation herrühren, oder auch vom Leucoma 
adhaerens. 


5. Coppez (Brüssel) zeigt ein 4jähriges Mädchen mit Bindehaut- 
Tuberculose links. Das Ganglion prae-auriculare dieser Seite ist ge- 
schwollen. 


Venneman citirt einen ähnlichen Fall von Moyart mit Denys’ 
Tuberculin behandelt; kurz nach den ersten Injectionen nahm die Erkrankung 
ein so schlimmes Bild an, dass Moyart an Denys darüber schrieb; dieser 
rieth, weiter einzuspritzen, was geschah und Heilung bewirkte. 


6. Fauconnier (Braine-le-Comte) zeigt eine neue Iris-Scheere vor; 
es ist nahezu das Instrument von Noyes, aber doppelt so gross, und die 
Biegung etwas stärker. | 


7. Coppez (Brüssel) sprach über Neuritis optica; durch Thyrotdin 
hervorgerufen. Die fünf Patienten hatten mehrere Monate lang hohe Dosen 
gebraucht, waren stark abgemagert, hatten jedoch keine sonstigen Symptome 
von Thyroidismus gezeigt. Dann stellte sich die Amblyopie ein, indem 
Sehschärfe innerhalb 6—8 Wochen auf !/,, oder niedriger sank. Beide Augen, 
gewöhnlich ungleich, sind ergriffen. Die Papillen sehen aus wie bei der 
Tabaks-Amblyopie, aber stärker ausgesprochen; es besteht ein centrales 
Skotom; Peripherie des Sehfeldes unverändert; Prognose günstig beim Aus- 
setzen des Mittels. 


Venneman weiss, da keine Symptome von Thyroidismus auftraten, 
nieht, ob das Thyroidin als solches auf den Opticus einwirkt, oder ob die 
Erkrankung durch die colossale Abmagerung hervorgebracht wird. Er sah 
zwei Fälle, wo nur eine accommodative Asthenopie vorhanden war, die heilte, 
als das Mittel nicht mehr genommen wurde. 


8. van Duyse (Gent) sprach über das atypische Colobom, welches 
von Ammon im Jahre 1858 beim Huhn und bei einem Schaf beschrieb, 
welches aber von Manz (1875) und Bock (1893) geleugnet wurde. Vortr. 
besitzt ein 13,5 mm langes Kuh-Embryon, bei dem ausserhalb der normalen Spalte 
noch eine zweite abnormale vorn am Retinal-Becher zum Aequator. verläuft; 
sie fliessen zusammen. Die atypische Spalte kann überall vorkommen. Dann 
kann die typische Spalte sich schliessen, während die atypische sich verhält 
wie ein typisches Colobom, nur dass es eine andre Lage einnimmt. 


Pergens hat sich die Bildung der atypischen Spalte immer vorgestellt 
als Folge einer Mortification von Zellen, die sonst normal proliferirt hatten. 
Oder sind Gefässe oder Stränge anwesend, die mechanisch die Spalte bedingen ? 


Venneman würde eine Intoxication des Blutes der Mutter annehmen, 
welche beim Embryon an irgend einer Stelle der Chorioidea eine Endarteriitis 
oder eine Thrombose hervorruft; an dieser Stelle würde die Aderhaut 
atrophiren. 


— 422 — 


van Duyse antwortet, dass die atypische Spalte keine Gefässe oder 
Stränge enthält; das Mesoderm-Gewebe füllt die Spalte sehr unvollkommen 
aus und zeigt keine Tendenz, gegen die Linse vorzudringen. Von Thrombosen 
oder Endarteriitis war nichts zu bemerken. 


9. Rogman (Gent) sprach über epibulbäre Tumoren, und zwar von 
einem Melanosarcoma corneae, das sich bei einer 65jährigen Frau entwickelte 
aus einem rothen Flecken des Limbus, der seit 20 Jahren bestand. Excision; 
Curettirung. Der Tumor hat sich unter dem Epithel entwickelt; in seinem 
Innern sind Alveolen mit Epithel und andre mit normalem Corneal-Gewebe 
vorhanden. — Der zweite Fall ist ein Epithelioma des Lirabus, das seit 
8 Monaten bei einem 71jähren Mann bestanden hatte. — Der dritte ist ein 
Fibroma corneae bei einer 30jährigen Dame. Sämmtliche Tumoren wurden 
mit dem Messer entfernt, curettirt und recidivirten bis heute nicht. 


10. Gauthier (Brüssel) sprach über ein Epitheliom des Limbus, 
welches mit dem Galvanokauter abgebrannt wurde, einen Monat später 
recidivirte, dann sehr stark gebrannt wurde und jetzt, 3 Monate nachher, 
noch gut ist. 


11. Brandes (Antwerpen) sprach über eine Irido-Chorioiditis 
tuberculosa bei einem Kinde von 8 Monaten. Als dasselbe 7 Monate alt 
wer, litt es an einer kurz dauernden Gastro-Enteritis und Röthung des rechten 
Auges. Einen Monat später war die Röthe geschwunden, die Cornea aber 
leicht diffus infiltrirt, die Iris unregelmässig erweitert; gesundes Kind, ge- 
sunde Eltern. Es wurde eine Irido-Chorioiditis mit Hypertension diagnosticirt 
und enucleirt. Beim Einschneiden des Bulbus floss der Eiter heraus; es war 
eine Panophthalmitis mit Staphylokokken und ein nicht näher bestimmbarer 
Mikroorganismus vorhanden. Vortr. theilt dann noch mit, dass der Vater 
nach der Geburt des Kindes sich erkältete, abmagerte, hustete, Nachts trans- 
pirirte und wohl tuberculös ist. Demnach möchte er das Leiden des Kindes 
als ein tuberculöses betrachten. 


Coppez und Lor bemerken, dass die Augen-Tuberculose meistens anders 
verläuft, und würden eher eine Infection durch die Gastro-Enteritis annehmen. 
Venneman will erst eine tuberculöse Irido-Choroiditis entstehen und 
dann die Staphylokokken in das kranke Auge eindringen lassen. 
Pergens. 


Journal-Uebersicht. 


I. Archiv für Augenheilkunde. XLI. 4. 1900. 
27) Experimentelle Untersuchungen über die Pathogenese der Stauungs- 


papille, von Dr. Merz. (Aus der Augen-Klinik des Herrn Prof. 
Bellarminoff zu St. Petersburg.) 


Verf. steigerte bei Hunden und Kaninchen den Druck in der Hirnhöhle. 
Dauerte dieser Druck genügend lange, so entstand eine Stauungspapille. Die 
Drucksteigerung brauchte nur 8—15 mm Hg zu betragen. 

Zunächst werden durch den gesteigerten Druck die venösen Sinus des 
Gehirns comprimirt, der dadurch gestörte Abfluss des Blutes in die Vena 
ophthalmica wirkt auf die Blut-Circulation im Auge. Dazu kommt eine 


— 423 — 


Stauung der Flüssigkeit im Subvaginalraum und eine Compression der Ge- 
fässe von der Stelle ihres Durchbruchs durch die Nervenscheiden an bis zum 
Eintritt des Nerven in den Augapfel. Endlich wird durch die Compression 
des Nerven selbst die Lymph-Circulation des Sehnerven gestört; damit be- 
ginnt das Oedem der Nervenfasern, welches wieder die Compression der Ge- 
füsse steigert. Diese Störungen führen bei längerer Dauer zu entzündlichen 
Erscheinungen im Nerven, dessen Scheiden und in der Papille. 

Das Auge des Kaninchens und des Hundes verhalten sich der Druck- 
steigerung gegenüber sehr verschieden; Verf. glaubt mit Wahrscheinlichkeit, 
die Ergebnisse beim Hunde auf das Menschen-Auge übertragen zu können. 


38) Thrombose der Arteria centralis retinae, unter dem Bilde der 
sogenannten Embolie verlaufend. Mit anatomischer Untersuchung 
von Dr. Leonore Welt in Genf. (Aus der Univ.-Augenklin. zu Zürich.) 
Verf. fand anatomisch eine Thrombose der Central-Arterie, die ophthalmo- 

skopisch das Bild der Embolie gegeben hatte. Solche Thrombosen können 

sich bilden 1. auf Grund endarteritischer Wand-Veränderungen, 2. als Theil- 
erscheinung einer ein ganzes Arteriengebiet umfassenden Thrombosirung, 

8. unabhängig von endarteritischen Wand-Veränderungen bei herabgesetztem 

Blutdruck und veränderter, vielleicht zu Gerinnungen praedisponirender Be- 

schaffenheit des Blutes und fettiger Degeneration der Intima (Fall der Verf.).” 


29) Die Ausschneidung der Uebergangsfalte bei Trachom, von Dr. 
Falta in Szeged. | 
Angabe einer Modification der Anlegung der Nähte bei der Excision der 
Uebergangsfalte. Verf. nimmt die Operation nur in den äussersten Fällen 
vor, behandelt Trachom mit Sublimat-Abreibungen, von denen er Erfolge sieht. 


30) Notiz über einige Modificationen an meinem Apparate zur Dia- 
gnose der Farbenblindheit, von Dr. Wilibald A. Nagel. 


31) Sitzungsbericht der Ophthalmological Society of the United 
Kingdom vom 14. Juni 1900. 


XLII. 1 u. 2. 1900. 
Festschrift zur Feier des siebzigsten Geburtstages, Herrn Geh. Med.- 
Rath Prof. C. Schweigger in Berlin gewidmet. 
1) Klinische Beiträge zur Kenntnis seltener Krankheiten der Lidhaut 
und Bindehaut, von Geh. Med.-Rath J. v. Michel in Berlin. 
1. Retentions-Cysten der Schweissdrüsen der Lid- und Ge- 
sichtshaut. 
2. Herpes facialis des unteren Lides. 
3. Ekzema impetiginosum necroticum der Augenlider; im 
Anschluss daran Primär-Affect der Bindehaut des unteren Lides. 
4. Syphiliden der Haut und der Scleral-Bindehaut. 
5. Abgelaufene Lues tuberosa serpiginosa der Haut der Augen- 
lider, des Gesichtes, des Kopfes, des Halses, der Unterschenkel 
und Vorderarme. 


— 424 — 


2) Augen-Untersuchungen an 2500 Arbeitern verschiedener industrieller 
Betriebe. Ein Beitrag zur Frage der Schädigung des Auges durch 
einzelne Gewerbe, von Stabsarzt Dr. Walther in Charlottenburg. 

Unter 2672 untersuchten Arbeitern fanden sich 611 mehr oder minder 
Schwachsichtige. Von diesen war bei 887 (63,3 °/,) die Schwachsichtigkeit 
angeboren, bei 224 (36,6 °/,) erworben, bei 95 (15°/,) konnte der Beruf 
für die Verminderung der Sehschärfe verantwortlich gemacht werden. Unter 
den jugendlichen Arbeitern unter 23 Jahren überwog die angeborene Schwach- 
sichtigkeit (mit 80,7°/,) "die erworbene (mit 19,2°/,) erheblich, durch den 
Beruf hatten nur 8,1°/, die Schwachsichtigkeit erworben. Die Schädigung 
der Sehschärfe ist daher nicht erheblich, wächst dagegen mit zunehmendem 
Alter resp. Beschäftigungs-Dauer. Kurzsichtigkeit wurde hervorgerufen beim 
Gewerbe der Setzer, Goldarbeiter, Teppichweber, Mechaniker und verwandter 
Berufsarten, Verletzungen schädigten die Metallarbeiter. Vorübergehende 
Störungen erleiden durch Bindehaut-Katarrhe die Tischler und Möbelpolirer, 
durch Blendung die Glasschleifer. 


3) Die Einwirkung des Coffeins auf das Gesichtsfeld bei Chinin- 
Amblyopie, von Dr. G. Schwabe in Leipzig. 
k; Verf. schliesst aus seinen Untersuchungen, dass Chinin-Amaurosen mit 
jahrelang dauernder concentrischer Gesichtsfeld-Einengung, Hemeralopie und 
starker Verengerung der Retinal-Arterien bei scheinbar völlig gesunden Per- 
sonen mit schlaffem Blutgefäss-System, die durch ungenügende, einseitige 
Ernährung an Widerstands-Fähigkeit eingebüsst haben, schon nach bisher für 
unschädlich erachteten kleinen Chinin-Dosen (1,25 g) eintreten können. In 
solchen Fällen kann das Coffein, auch in geringen Mengen (0,1 g) durch 
weitere Contraction der peripheren Retinal-Gefässe das Gesichtsfeld hochgradig 
verengen, ohne die centrale Sehschärfe und das Farben-Unterscheidungs-Ver- 
mögen zu beeinflussen, noch bei jahrelangem Genusse eine anhaltende Schädi- 
gung des peripheren Sehvermögens herbeizuführen. 


4) Sarcoma chorioideae mit Ausgang in Phthisis bulbi, von Dr. Heinr. 
Schultz in Berlin. 


5) Ueber post-operative Conjunctivitis mit bacteriologischem Befunde, 
von Dr. Abelsdorff und Dr. Neumann in Berlin. 

Bei 3 Star-Operirten, deren Betten neben einander standen, und die inner- 
halb von 5 Tagen operirt waren, trat eine eitrige Bindehaut-Entzündung ein. 
Klinisch bot sich das Bild einer acuten Blennorrhoe, doch war der Verlauf 
ein guter, Cornea, Iris u. s. w. blieben frei. Es fand sich ein Diplococcus, 
der morphologisch dem Gonococcus ähnlich, in der Cultur sehr verschieden war. 


6) Ein stereoskopischer Augen-Spiegel, von Dr. W. Thorner in Berlin. 


7) Ueber Augen-Erkrankungen bei Xeroderma pigmentosum. (Epi- 
bulbäres Carcinom bei einem 6 jährigen Knaben.) Von Prof. Dr. R. Greeff 
in Berlin. 

Verf. beobachtete 2. Brüder mit Xeroderma pigmentosum. Alle dem 

Licht ausgesetzten Theile des Körpers waren bedeckt mit mehr oder weniger 


— 425 — 


grossen braunen bis schwarzen Flecken, die selten ganz flach, meist erhaben 
waren und an vielen Stellen dicke Knoten bildeten. 

Bei dem jüngeren 6jährigen Knaben zeigte sich am rechten Auge eine 
Geschwulst der Conj. sclerae und eines Theiles der Cornea. Der Bulbus 
wurde enucleïrt, und es ergab sich, dass es sich um ein echtes Schleimhaut- 
Carcinom handelte, das, von der Cornea-Scleralgrenze ausgehend, die Cornea, 
mit der es tief verwachsen war, weit übefragte und am Kammerwinkel tief 
in das Augen-Innere getreten war. 

Gegen das Xeroderma pigm. ist die Therapie machtlos, es kommt schliess- 
lich zu multipler Carcinom-Bildung. In den beobachteten Fällen starb der 
11 jährige Knabe bald, angeblich an Schlaganfällen, der jüngere Knabe verlor 
das zweite Auge durch eine Eiterung, ist bis auf Schlafsucht sonst gesund. 
In der Familie ist ein weiterer derartiger Fall nicht vorhanden. 


8) Ueber das Wesen der glaucomatösen Hornhaut-Trübung, von Prof. 
Dr. Silex in Berlin. 


Verf. bekämpft in einer kurzen Mittheilung die herrschende Ansicht, 
dass die Hornhaut-Trübung bei Glaucom auf ein Oedem zurückzuführen sei, 
nach seiner Ansicht beruht sie bei acutem Glaucom auf einer Dehnung der 
Hornhaut, wobei doppelbrechende Elemente auftreten, durch die eine viel- 
fache Reflexion des Lichtes verursacht wird. 


9) Ein Fall von Anfangs unsicherem traumatischen Orbital-Sarcom 
gefolgt von aseptischer Thrombose des Sinus cavernosus. Geheilte 
Sinus-Operation durch Dr. Hartley, Autopsie, Bemerkungen. Von 
Hermann Knapp in New-York. 





10) Ueber Glaucoma simplex, von Prof. C. Horstmann in Berlin. 


Nach Mittheilung von 18 Kranken-Geschichten und kritischer Besprechung 
erklärt es Verf. für. nothwendig, das Glaucoma simplex in zwei Gruppen zu 
scheiden, in das wirkliche Glaucom ohne auffällige entzündliche Erscheinungen, 
welches richtiger zur Gruppe des Glaucoma inflammatorium chronicum zu 
rechnen wäre, und das typische Glaucoma simplex ohne irgendwelche ent- 
zündliche Erscheinungen und Erhöhung des intraocularen Druckes. Für 
letztere Fälle zieht Verf. die alte Bezeichnung Amblyopie mit Sehnerven- 
Excavation vor. Bei der ersten Gruppe ist die Iridectomie stets geboten und 
meist erfolgreich, bei der letzteren ergiebt sie nie das gewünschte Resultat, 
führt vielleicht nur zu schnellerer Erblindung. 


11) Augenhintergrund-Befunde bei Schwangeren und Wöchnerinnen, 
von Dr. Bosse, Assistent d. Univ.-Frauenklinik zu Königsberg. 


Bei einem grossen Theil schwangerer Frauen kommt eine Veränderung 
des Augenhintergrundes durch die Gravidität zu Stande, die ihren Sitz am 
Sehnerven-Eintritt hat und auf einer durch venöse Stase und Transsudation 
bedingten Trübung und Schwellung desselben beruht. Functionelle Störungen 
treten nicht auf, die Veränderungen gehen post partum bald zurück. 


12) Ciliar-Fortsätze im Pupillar-Gebiet, von Dr.R.Schweigger in Berlin. 
Mittheilung eines Falles von Sichtbarkeit der Ciliar-Fortsätze. 


— 426 — 


13) Beitrag zur Therapie des Hydrophthalmus congenitus et infan- 
tilis, von Dr. Schoenemann in St. Johann-Saarbrücken. 


7 Fälle von Hydrophthalmus cong. ergaben nach frühzeitiger Iridecetomie 
ein gutes Heilungs-Resultat. Wichtig ist Schnittführung am centralen Rande 
der Cornea, während periphere Schnittführung die Gefahren des Eintritts von 
Luxation der Linse, Iris und Glaskörper-Vorfall bietet. 


XLII, 3. 1900. 
14) Ein Glaucom-Anfall nach Einträufelung von Euphtalmin, von 
H. Knapp in New-York. 


Ein Anfall von heftigem Glaucom wurde bei einem glaucom-verdächtigen 
Auge durch Euphtalmin ausgelöst, er wich Pilocarpin nicht, schwand erst 
nach Eserin-Einträuflung. Dieser Ausnahmefall spricht nicht gegen die Euph- 
thalmin-Anwendung. 


15) Ueber Lähmung der Seitwärtswender, von Dr. Otto Wernicke 
in Buenos-Aires. 


Durch Tuberkel im Pons wurde in Verf.’s Fall vollständige Lähmung 
beider Paare von Seitwärtswendern hervorgerufen. Die Convergenz blieb 
erhalten. Der durch die Section bestätigte Herd war wahrscheinlich von der 
Mittellinie ausgegangen und hatte gleichzeitig associirte Deviation der Augen 
sowohl nach rechts wie nach links hervorgerufen, sodass die Augen die Mittel- 
stellung beibehielten. 


16) Zur Anatomie der Ganglienzellen der Retina, von Dr. G. Abels- 

dorff. | 

Verf. hat beim Frosch, der Kröte, Eidechse, einigen Fischen, Vögelarten, 
Kaninchen und Hund die Ganglienzellen der Retina nach Nissl und Rosin 
gefärbt. Es ergaben sich neben den Grösse-Differenzen typische Unterschiede 
in der Structur. Versuche am Kaninchen-Auge ergaben ferner, dass eine 
fibrilläre Structur nicht zu erkennen war. Nissl’sche Körperchen waren in 
der lebenden Zelle nicht sichtbar, woraus allerdings nicht geschlossen werden 
kann, dass sie nicht schon vorhanden sind. 


17) Ueber subconjunctivale Einspritzungen mit Acoin, von Dr. Hirsch 
= in Halberstadt. 
Verf. empfiehlt Acoin als gutes Anaestheticum, das besonders auch sub- 
conjunctivale Injectionen schmerzlos ausführen lässt. 


18) Historischer Beitrag zur Augenheilkunde, von Dr. Vincenz Fukala 
in Wien. 


Es folgen Sitzungsberichte. Spiro. 


1l. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1900. Juli. 
1) Ueber das Vorkommen entzündlicher Papillome an den Lid- 
Rändern des Auges, von Dr. Velhagen. 
In 4 Fällen von chronischen Lidrand-Entzündungen, welche theils unter 
das Krankheits-Bild der Blepharitis squamosa, theils unter das der Blepha- 


— 427 — 


ritis ulcerosa fallen, beobachtete Verf. am Lid-Rand zwischen den Cilien 
condylom-ähnliche Auswüchse. Dieselben erwiesen sich als entzündliche 
Papillome, welche ihre Entstehung einem chronisch wirkenden Reiz auf ent- 
zündlich verändertes Cutis-Gewebe verdanken. 


2) Zwei Fälle von Conjunctivitis vaccinalis, von Albin Pihl. 


Verf. beobachtete bei einem 2!/,jährigen Kinde, das auf dem rechten 
Arme geimpft war, an der Conjunctiva tarsi superioris rechts eine Vaccina- 
Pustel, welche nach 9—10 Tagen, ohne irgend welche nachtheilige Folgen 
zu hinterlassen, geheilt war. Weiter fand er solche bei einem 4jährigen, 
vor 14 Tagen geimpften Kinde. Die entzündlich-ödematösen rechten Lider 
tragen auf einander anliegenden Stellen der Ränder je zwei eitrig-sulzige 
Geschwüre Auch diese heilten im Verlauf von etwa 3 Wochen. Es han- 
delte sich in beiden Fällen entweder um Selbst-Infection oder mittelbare 
Uebertragung des Vaccina-Secrets durch Unsauberkeit. 


3) Ein neues Ophthalmo-Sciaskop, von L. Adolf Kraemer. 





4) Augen-Erkrenkung bei Myxödem, von W. Wagner. 


Bei einer 26jährigen Patientin, welche an Myxödem litt, beobachtete 
Verf. auf dem rechten Auge ausgesprochene Neuro-Retinitis, auf dem linken 
Blässe der Papille, Dünnheit der Arterien und mässige Fülle der Venen. 
Auf beiden Augen ist die Seh-Schärfe auf 0,1 herabgesetzt, und links besteht 
ein grosser Gesichtsfeld-Defect nach innen. Nach Gebrauch von Thyreoidin 
(dreimal täglich 0,1) besserte sich das Allgemein-Befinden, gleichzeitig damit 
auch das Seh-Vermögen des rechten Auges. Nach 2!/, Monaten erschien 
der Augen-Hintergrund normal, und die Seh-Schärfe betrug ?°/,,. Der Zu- 
stand des linken Auges war derselbe geblieben. Verf. ist der Ansicht, dass 
die Erkrankung des rechten Auges durch das Allgemein-Leiden ursächlich 
beeinflusst war. 


5) Spontane Resorption einer überreifon Cataract durch eine Ver- 
letzung, von Carl R. Hennicke. 


Ein 64jähriger Mann, der an einer rechtsseitigen Cataract litt, erhielt 
beim Gang durch den Wald einen Zweigschlag in dasselbe. Dadurch wurde 
die getrübte Linse allmählich resorbirt und das Seh Vermögen wieder her- 
gestellt (+12 D, S=®/,). 

6) Ein Fell von traumatischem Prolaps der Thränendrüse, von 
R. Hilbert. 


Bei einem 1!/ jährigen Knaben zeigte sich nach einem Falle mit dem 
linken Auge auf ein Bänkchen in der Nähe der linken äusseren Lid-Com- 
missur, dicht unterhalb des Augen-Höhlen-Randes eine 1cm lange horizontale 
Wunde, aus der ein röthlicher, runder Körper hervorquoll. Verf. hielt 
denselben für die aus ihrer Verbindung gelöste Thänendrüse, welche er 
entfernte, und schloss die Wunde durch Nähte. Die Heilung erfolgte prompt. 
Die Untersuchung ergab die Richtigkeit der Diagnose. 


— 428 — 


7) Zur galvanocaustischen Behandlung infectiöser Star-Wunden, von 
E. Baeumler. 


Verf. berichtet über einen Fall, wo nach der Star-Operation eine Horn- 
haut-Eiterung eintrat, und einen weiteren Fall, bei dem sich nach derselben 
Operation gelbliche, infiltrirte Linsen- (oder Glaskörper-)Massen in der 
klaffenden Wunde zeigten, über günstige Wirkung der Galvanocaustik. 
Nach seiner Ansicht verspricht die erweiterte, systematische Verwendung der 
Caustik bei Bekämpfung der Wund-Infection nach Verletzungen und Ope- 
rationen stets gute Resultate. 


August—Septeniber. 
1) Ueber den gegenwärtigen Stand der Lehre von der Accommo- 
dation, von C. Hess. 


Verf. spricht sich für die Helmholtz’sche Accommodationstheorie aus, 
dass die vermehrte Linsen-Wölbung durch verminderte Spannung der Zonula 
bedingt werde. Wenn der Ciliar-Muskel durch Eserin zu sehr starker Con- 
traction gebracht wird, so schlottert die Linse bei Bewegungen des Auges. 
Das Herabsinken der Linse bei maximaler Accommodation ist die Folge 
ihrer Schwere, und ihre Bewegungsrichtung hängt von der Kopf-Haltung ab. 
Alle diese Erscheinungen sind die Folge einer Erschlaffung der Zonula. 
Während eines durch Eserin hervorgerufenen Accommodations-Krampfes sieht 
man die Ciliarfortsätze deutlich nach vorn und innen vorrücken. Die Inner- 
vation für den Ciliar-Muskel wird allein durch den Oculomotorius vermittelt, 
nicht auch durch den Sympathicus. Eine Druckverschiedenheit in der hinteren 
und vorderen Kammer bei der Accommodation ist durch das Linsen-Schlottern 
widerlegt. Auch wird der intraoculare Druck nicht merklich verändert, 
wohl aber hat die Contraction der äusseren Augen-Muskeln eine merkliche 
Drucksteigerung zur Folge. Der Glaskörper-Druck ist es nicht, welcher die 
Linsen-Spannung erhält. Auf das Fortschreiten der Myopie hat die Accom- 
modation keinen Einfluss, ebenso nicht auf das Zustandekommen des primären 
Glaucoms. Unter physiologischen Verhältnissen ist die Accommodation in 
beiden Augen gleich gross, eine partielle Ciliarmuskel-Contraction kommt 
nicht vor, somit besteht keine astigmatische Accommodation zum Zwecke des 
besseren Sehens. Nach Ausschaltung der Linsen-Accommodation ist das Auge 
nicht mehr fähig, auf verschiedene Abstände sich einzustellen. 


2) Die toxische Neuritis optica, von W. Uhthoff. 


Verf. theilt die toxische Neuritis optica in 2 Gruppen. Zur ersten ge- 
hören die Fälle, woselbst der Opticus unter dem Bilde der partiellen retro- 
bulbären Neuritis mit centralem Scotomen und freier Gesichtsfeld-Peripherie 
befallen ist. Veranlassung dieser Affection sind Intoxicationen mit Alkohol 
und Tabak, ferner Schwefelkohlenstoff, Arsenik, Jodoform, Stramonium und 
Haschisch. Auf dem Gebiete der Auto-Intoxicationen ist dieses Krankheits- 
Bild bei Diabetes mellitus beobachtet worden, nur gelegentlich bei Gicht, 
Carcinom, Gravidität, Lactation, Puerperium. Zur zweiten Gruppe gehören 
Chinin, Acidum salicylicum, Filex Mas, Granat-Wurzel-Rinde. Hier treten 
in erster Linie Erscheinungen von Seiten der Gefässe auf, Verengerung der 
Gefässe mit Veränderung ihrer Wandung, und ausserdem auch direct toxische 
Wirkung des Gifts auf die Nerven-Substanz. Eine Mittelstellung zwischen 


— 429 — 


diesen beiden Gruppen bildet die Blei-Vergiftung; es fanden sich hier ent- 
zündliche Affectionen am Seh-Nerven, sowie Veränderungen an den Getässen. 
Die Seh-Störungen durch Nitrobenzol und Anilin, Schlangengift und Pellagra 
bieten nicht so typische Erscheinungen und sind ausserdem noch zu wenig 
genau untersucht. 


3) Anatomische und experimentelle Untersuchungen über die corti- 
calen Seh-Centren, von St. Bernheimer. 

Nach Verf. gehört keine Stelle der Hinterhaupt-Rinde ausschliesslich 
der Macula lutea an. Alle gekreuzten und ungekreuzten Macula-Fasern ge- 
langen mit dem grössten Theile der gekreuzten und ungekreuzten Peripherie- 
Fasern vollständig mit einander vermischt in das Corpus geniculatum externum 
und endigen, indem sie in büschelförmigen, divergirenden Strahlen-Bündeln 
das Ganglion mehr oder weniger weit durchziehen, an allen Theilen dieses 
Haupt-Ganglions mit Endbäumchen. Die grossen Ursprungs-Zellen im Corpus 
geniculatum sind weit zahlreicher vorhanden, als. die in dasselbe eintretenden 
End-Fasern der innig vermischten gekreuzten und ungekreuzten Macula- und 
Peripherie-Fasern. So lange überhaupt noch gesunde benachbarte Strahlungs- 
Fasern vorhanden sind, ist eine vollständige Vernichtung der Macula-Fasern 
ebenso undenkbar, wie eine inselförmige Vertretung derselben im Cortex. 


4) Praktische Erfahrungen über Seh-Prüfungen, von Guillery. 

Verf. empfiehlt die von ihm entworfenen Seh-Proben, gegenüber den 
Buchstaben-Proben, da die Bestimmung der Seh-Schärfe vermittelst der 
letzteren keine zuverlässige ist. 


— 


56) Zur Operation des Pterygiums, von Johann Holmström.. 

Nach Ablösung des Flügel-Felles auf gewöhnliche Weise von der Horn- 
haut wird die grau-weissliche, mehr oder minder unebne Fläche, auf welcher 
das Flügel-Fell sass, mit einem feinen, scharfen Löffel abgeschabt und dann 
erst die Naht der Conjunctiva bulbi ausgeführt. Hierdurch wird die sonst 
zurückbleibende Hornhaut-Trübung entfernt, und es finden sich nur unbe- 
deutende Nubecula, 


6) Zur Pathologie der Geschwülste der Bindehaut, von Dr. Best. 


Es handelt sich um ein von der Plica semilunaris ausgehendes Papillom, 
eine Pinguecula mit Epithel-Wucherung und ein 'Tyloma conjunctivae. 


7) Ein Fall von teleangiectstischem Angiom der Conjunctiva bulbi 
mit Cysten-Bildung, von W. Reis. 
Verf. beschreibt ein aus der Conjunctiva eines 10jährigen Kindes ent- 
ferntes teleangiectatisches Angiom, das einen Durchmesser von 9 mm hatte. 


8) Ein seltner Fall von Pigment-Anomalie der Iris, von A. Birch- 
Hirschfeld. 
Verf. beobachtete bei einem 35jährigen Arbeiter in der pigment-armen 
Iris des linken Auges im inneren, unteren Abschnitt einen unregelmässigen 
Pigment-Fleck, der aus zahlreichen feinen Körnchen zusammengesetzt erschien. 


— 430 — 


9) Ueber eine Verbesserung des Waldau’schen Phantoms für Opera- 
tions-Uebungen am Augapfel, von G. Gutmann. 


Verf. hat auf den Metall-Trichter des Bulbus-Trichters einen Ring auf- 
gelöthet, vor welchen ein zweiter fest zu stellender Ring geklappt werden 
kann, sodass das zu operirende Thier-Auge festgehalten wird. 


Beilage-Heft 1900. 
1) Vollständiger Sections-Befund eines Falles von sympeathischer 
Ophthalmie, von K. Grunert. 


In dem Falle des Verf.’s handelte es sich um einen 29jähr. Menschen, 
bei dem nach einer Cataract-Operation des linken Auges Iridocyelitis auftrat. 
Später zeigten sich auch Reiz-Erscheinungen am andren Auge, das ebenfalls 
cataractös war. Da der Patient in Folge eines Nieren-Leidens und eines 
Angiosarcoms des Gehirns nach einiger Zeit starb, war es Verf. möglich, 
beide Augen sammt dem Chiasma und einem halb-wallnuss-grossen Stück 
der Hirnsubstanz in ihrer Continuität zu untersuchen. Es handelte sıch um 
eine zweifellose typische Iridocyclitis sympathica.. Es fand sich eine Papillitis 
des sympathisch erkrankten Auges, welche wegen der Linsen-Trübung erst 
durch die anatomische Untersuchung festgestellt werden konnte. Der Zu- 
sammenhang derselben mit der sympathischen Entzündung war wegen des 
Vorhandenseins eines Hirntumors und einer chronischen Schrumpf-Niere mit 
periodischer Albuminurie nicht vollständig sicher. Auch die in den Seh- 
Nerven, der Pia mater und vor Allem in dem Chiasma gefundenen Verände- 
rungen konnte man nicht ohne Weiteres als Theil-Erscheinungen des Augen- 
Leidens hinstellen. Das Angiosarcom, die zahlreichen und grossen Hämor- 
rhagien und auch das Nieren-Leiden konnten hier als ursächliches Moment in 
Betracht kommen. Dadurch wurde die Beurtheilung des Falles erschwert. 
Doch musste es auffallen, dass an dem sympathisch erkrankten Auge trotz 
des klinisch verhältnissmässig leichten Symptomen-Complexes sich so erheb- 
liche, über den ganzen vordern Bulbus-Abschnitt verbreitete Entzündungs- 
Erscheinungen vorfanden. Im Gegensatz dazu stand der normale Befund 
der Chorioidea.. Ebenso erschien die geringe Betheiligung des Seh-Nerven, 
vor Allem das Fehlen pathologischer Veränderungen an den intracraniellen 
Abschnitten der Optieci äusserst bemerkenswerth. Betreffs der bakteriologischen 
Untersuchung ist noch zu erwähnen, dass die Präparation nur kurze Zeit 
gedauert hat, so dass die Durchmusterung von Schnitten beider Seh-Nerven 
schon 6 Tage post mortem begann, während bei den Bulbi die Präparation 
in Celloidin naturgemäss mehrere Wochen in Anspruch nahm. Das Ergebniss 
war ein völlig negatives, weder die von Deutschmann beschriebenen 
plumpen Stäbchen, noch irgendwie andre Mikroorganismen wurden gefunden. 
Vorliegender Fall ist somit keine Stütze für die Deutschmann’sche 
Hypothese. 


2) Ueber Keratitis annularis, von K. Grunert. 


Im Anschluss an die Beschreibung von 7 Fällen von Keratitis annularis 
giebt Verf. ein Bild dieser zuerst von Vossius beschriebenen Erkrankung. 
Allen Fällen gemeinsam ist die hochgradige Beeinträchtigung des Seh-Ver- 
mögens, entsprechend der Ausdehnung und Dichte der Trübungen. Die 
Reiz-Erscheinungen sind sehr verschieden, dieselben scheinen von der Ge- 


— 431 — 


schwürs-Bildung abhängig zu sein. Die Ring-Bildungen liegen stets im 
Parenchym und zwar theilweise so tief, dass parenchymatöse Gefässe über 
sie hinwegziehen können. Sie liegen in keinem Falle genau central, sondern 
mehr oder weniger excentrisch. Doppelte, ja dreifache Ringelung kommt 
vor. Im Laufe der Krankheit zerfallen die Ringe in einzelne Infiltrate, die 
sich allmählich aufhellen. In der Mitte des Ringes finden sich sehr dichte 
Hornhaut-Trübungen, während die ausserhalb des Ringes gelegenen Theile 
nur schwach getrübt sind oder klar bleiben. Die auftretenden Substanz- 
Verluste sind in ihrer Grösse sehr verschieden, ihre Tiefe ist eine sehr 
geringe. Der scharfe Rand der Defecte verläuft gewöhnlich entsprechend dem 
Ringe. Die Gefäss-Bildung wird nie vermisst, ist immer parenchymatös und 
entsteht meistens erst im Resorptions-Stadium. Die Trübungen der Hornhaut 
setzen sich aus feinsten grauweissen Pünktchen, seltner auch aus kurzen 
Stücken zusammen. Das Verhalten der übrigen Theile des Auges bietet 
nichts Charakteristisches. 


3) Ein Beitrag zur Lehre vom Verlernen des Sehens, von Th. Axenfeld. 


Verf. beobachtete bei einem Mädchen, das im 6. Jahre an Cataract er- 
blindete und mit 7!/, Jahren erfolgreich operirt wurde, dass es das Sehen, 
sowie die Orientirung im Raum vollständig verlernt hatte. Der nach der 
Operation trotz ausreichender Seh-Schärfe und freiem Gesichts-Feld hervor- 
getretene Zustand glich dem der operirten Blindgeborenen fast vollständig; 
nur insofern verhielt sich die erst mit 6 Jahren erblindete Patientin anders, 
als sie schneller eine richtige Einstellung der Augen erlernte, und als über- 
haupt die Rück-Bildung des Sehens sich relativ rasch vollzog. 


4) Glaucomatöse Excavation der Lamina cribrosa ohne Excavation 
der Papille bei einem Glaucoma inflammatorium acutum, von 
F. Krukenberg. 


An einem erblindeten Auge, das wegen Glaucoın enucleirt worden war, 
zeigten sich eine totale glaucomatöse Excavation der Lamina und die typischen 
Zeichen einer Stauungs-Neuritis. Tritt in einem Auge mit einer physiologisch 
sehr widerstandsfähigen Lamina cribrosa ein Glaucom auf, so wird dieselbe 
nach den Ausführungen des Verf.’s zunächst ihren Platz nicht verändern. 
Es wird aber bei der schon physiologisch sehr engen und starren Bruch- 
Pforte nur einer geringen localen Einschnürung bedürfen, wie sie schon eine 
mässige, kleinzellige Infiltration bewirken kann, um in dem nach vorn liegen- 
den Theil des Seh-Nerven einen Zustand der Stauung hervorzurufen, und 
damit eine Combination von Glaucom bei Normal-Zustand der Lamina cribrosa 
und einer Stauungs-Papille entstehen. Dauert der Zustand der Druck-Steige- 
rung jedoch einige Zeit fort, so wird schliesslich die Lamina nach hinten 
nachgeben, und mit ihr wird auch das Anfangs stark prominente Papillen- 
Gewebe in die Excavation zurücksinken. 


5) Ist die Neustättersche Durchspülung der Thränen-Wege von 
den Thränen-Punkten aus eine brauchbare Methode? von Dr. 
G. Schürenberg. 


Das Resultat der Durchspülung der Thränen-Wege mit der Neustätter’- 
schen Spritze ist ein sehr unsicheres. Auch ist dies Verfahren, abgesehen 


— 432 —. 


von der technischen Schwierigkeit und mancher Unbequemlichkeit, für den 
Arzt diagnostisch nicht brauchbar, und auch in therapeutischer Hinsicht 
empfiehlt es sich nicht. 


6) Angeborene Anomalie und Zähnelung der Lid-Ränder mit Resi- 
duen intrauteriner Tarsus-Entzündungen, von Dr. v. Zelewski. 


Verf. beobachtete bei einem neugeborenen, sonst gesunden Kinde eine, 
eigenartige Unregelmässigkeit und gleichzeitige Atrophie des Lid-Randes mit 
theilweisem Mangel oder falscher Stellung der Cilien, ferner eine Atrophie 
der Lid-Schleimhaut, verbunden mit Narben-Bildung derselben. 


7) Zum Vorkommen des Diplococcus intracellularis meningitidis 
(Weichselbaum-Jaeger) im Auge, von Patrik Hugland. 


Verf. konnte im Conjunctival-Secret eines 5 Monate alten Knaben, dessen 
rechtes Auge an einer heftigen Conjunctivitis mit starker Schwellung des 
Fornix und folgender Corneal-Ulceration erkrankt war, einen Mikroorganismus 
nachweisen, der identisch war mit dem Diplococcus intracellularis meningitidis 
von Weichselbaum und Jaeger, welcher von denselben in epidemischer 
Ce:ebrospinal-Flüssigkeit gefunden war. Verf. hält es für sebr wahrschein- 
lich, dass dieser Mikroorganismus in seinem Falle das ätiologische Moment 
gewesen ist, wenn die Thier-Versuche auch ein negatives Resultat ge- 
liefert haben. 


8) Die neueren Anschauungen über das Sehen der Schielenden, von 
A. Bielschowsky. 


Nach den Ausführungen des Verf.’s besteht eine angeborene Identität 
der Netzhäute im Sinne von Joh. Müller nicht, da intra vitam anders- 
artige Beziehungen zwischen beiden Augen entstehen können. Andrerseits 
ist aber auch die streng empiristische Anschauung gegenüber den bei den 
Schielenden gemachten Erfahrungen unhaltbar. Denn wäre auch die normale 
Correspondenz erlernt, so müsste sie bei frühzeitiger Entwicklung des Schie- 
lens durch eine anormale Beziehung der Netzhäute zu ersetzen sein, bezw. die 
letztere müsste allein zur Ausbildung kommen. Es giebt aber Fälle, die seit 
frühester Kindheit schielen und dabei die normale Correspondenz ausschliess- 
lich und ungestört bewahrten, daneben andre, bei denen trotz seit Kindheit 
bestehender abnormer Beziehung gelegentlich die normale hervor- und nach 
der Beseitigung des Schielens unter sonst günstigen Bedingungen in kürzester 
Zeit Binocular-Sehen eintrat. Gegenüber dieser Unzerstörbarkeit der normalen 
Correspondenz ist die Unbeständigkeit geradezu das Charakteristische für die 
anomale Correspondenz, die bei Aenderung der Schielstellung einer ent- 
sprechend geänderten Beziehung der Netzhäute Platz macht und endgiltig 
beseitigt werden kann. Daraus und aus der Minderwerthigkeit der Leistungen 
der anomalen Correspondenz folgt, dass diese unmöglich auf eine Stufe mit 
der normalen Correspondenz gestellt werden kann. Diese ist eine angeborne 
Einrichtung und besitzt demgemäss eine ganz andre Dauerhaftigkeit und 
Vollkommenheit, als die Anomalie, welche in der Anpassung an abnorme 
Verhältnisse intra vitam erworben ist. 


— 433 — 


October. 
1) Ueber den Einfluss der Lähmung eines Iris-Muskels auf einen 
Antagonisten, von Georg Levinsohn. 


Nach des Verf.’s Ausführungen beruht die paradoxe Pupillen- 
Erweiterung auf einer Schwäche des Sphincter-Tonus. Ob diese Schwächung 
die Folge functioneller Unthätigkeit des Sphincter ist oder auf nervöser 
Basis entsteht, ist eine offene Frage. Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein. 
Eine Erhöhung des Dilatator-Tonus auf Grund einer Reizung der absterbenden 
Sympathicus-Fasern hat für die ersten Tage und vielleicht auch Wochen 
nach der Entfernung des obersten Hals-Ganglions manches für sich, ist aber 
für die spätere Zeit jedenfalls auszuschliessen. Die paradoxe Pupillen-Er- 
weiterung ist aber schliesslich nur ein Beispiel für die Schwächung des 
Antagonisten bei Ausfall, bezw. Herabsetzung der Wirksamkeit eines Iris- 
Muskels überhaupt. 


2) Drei Fälle von Conjunctival-Tuberculose, von A. Birch-Hirschfeld 
und W. Hausmann. 


Verff. bringen in dem ersten Theile ihrer Arbeit die Kranken-Geschichte 
von zwei Fällen von Conjunctival-Tuberculose. (Schluss folgt.) 


3) Auge und Erysipel, von Dr. Thier. 


Verf. sah zwei Fälle von ausserordentlich heftiger und langwieriger 
scrophulöser Keratitis nach einem intercurrenten Erysipel des Gesichts all- 
mählich heilen. Er ist der Ansicht, dass durch die beim Ausbruche des 
Erysipels entstehende entzündliche Hyperämie der Haut eine wesentliche Ab- 
leitung gesetzt war, wodurch das Auge entlastet wurde. 


Ein 40jähriger Fabrikant, der an einem Erysipelas faciei erkrankt war, 
setzte sich anlässlich einer Feuersbrunst der kalten Winterluft aus. Den 
nächsten Tag war das Erysipel verschwunden, doch zeigte sich eine hoch- 
gradige Amblyopie mit concentrischer Gesichtsfeld-Beschränkung und centralem 
Scotom ohne ophthalmoskopischen Befund. Erst nach 5—6 Monaten wurde 
eine völlige Wiederherstellung erzielt. 


Bei einer 52jährigen Dame, die an einer chronischen Conjunctivitis litt, 
trat ein beschränktes Erysipel auf. Nach 8 Tagen zeigte sich eine schwere 
Entzündung des Uvealtractus mit Hypopyon, das mehrfach punktirt wurde. 
Da der Zustand sich nicht besserte, wurde die Exenteration ausgeführt. Nach 
3 Jahren trat auf dem andren Auge eine Conjunctivitis auf, dazu gesellte 
sich eine erysipelatöse Entzündung der Umgebung und eine Affection des 
Uvealtractus. Wiederholt wurden Haut-Incisionen ausgeführt und ausserdem 
2 Mal subconjunctivale Sublimat-Injectionen. Nach 3 Wochen war das Auge 
vollständig normal. Ä 


4) Fall. einer seltenen Miss-Bildung der Augen ; Symblepharon totale 
congenitum palp. sup. oc. dextri, Ankyloblepharon totale con- 
genitum, Cryphophthalmos oc. sinistri, von Ernst Blessig. 


nn 


28 


— 434 — 


5) Atypischer Fall von Conjunctivitis aestivalis, Fibrom-Bildung am 
Palpebral-Rande, von Gustav Ahlström. 


Am Palpebral-Rande einer an Frühjahrs-Catarrh leidenden Patientin 
bildeten sich zahlreiche Auswüchse, welche exstirpirt wurden; dieselben er- 
wiesen sich als wirkliche Fibrome. | 


6) Angeborene Augen-Anomalien, von C. S. Lechner. 


Im vorliegenden Falle zeigte die Iris die erste Andeutung von einem 
atypischen Colobom, es bestand ein ausgesprochenes Opticus-Colobom und 
deutliche Reste einer fötalen Iritis. 


7) Wo ist der wirkliche Brennpunkt einer Linse? von K. v. Brud- 
zewski. 


December. 
1) Ueber die Quellen des Kammerwassers, von C. Hamburger. 


Nach den Untersuchungen des Verf.’s fliesst aus der Vorderkammer be- 
ständig Flüssigkeit ab, und aus der hinteren Kammer findet kein ständiger 
Zufluss statt. Der Ersatz des abströmenden Kammerwassers aus der Vorder- 
kammer wird von der Iris-Vorderwand besorgt. Die bisherigen Beweise für 
den Ciliar-Körper als allein intraoculares Secretions-Organ zeigen alle nur, 
dass die Regeneration des plötzlich entleerten Kammerwassers durch den 
Ciliar-Körper geleistet wird. Diese so producirte Flüssigkeit ist aber dem 
physiologischen Kammerwasser auf keinen Fall gleichzusetzen, denn sie unter- 
scheidet sich von ihm durch grossen Eiweiss- und Fibrin-Gehalt. Der stärkste 
Beweis gegen die Auffassung des Ciliar-Körpers als intraoculares Secretions- 
Organ liegt darin, dass man den Ciliar-Körper bei intravenöser Fluorescein- 
Injection und äquatorieller Durchschneidung des frisch enucleirten Auges so 
gut wie frei findet von diesem so leicht diffublen Farbstoff. Da das Fluo- 
rescein keineswegs unterschiedlos an allen Stellen zur Ausscheidung gelangt, 
so liegt jetzt die Ehrlich’sche Linie, d. i. der Austritt des Fluoresceins 
aus der Iris-Vorderwand, ganz direct die Auffassung nahe, dass sie der Aus- 
druck einer Absonderung ist, also diejenige Gegend markirt, in welcher die 
Quellen des physiologischen Kammerwassers zu suchen sind. Ein ganz directer 
Beweis für die Secretions-Kraft der Iris liegt darin, dass man bei Fluorescein- 
Injectionen an Augen mit herabgesetztem intraocularen Druck ganz deutlich 
Flüssigkeit aus der Iris-Vorderwand "austreten sieht. Der physiologische 
Pupillen-Abschluss ist kein hermetischer, sondern nur ein Ventil-Verschluss, 
welcher nicht selten durchbrochen wird: höchstwahrscheinlich bei maximaler 
Pupillen-Weite, sicher bei Entzündungen der Iris und des Ciliar-Körpers, 
vielleicht auch bei jeder stärkeren Hyperämie des Auges. Zu Recht aber 
besteht er überall da, wo die Pupille mittelbreit oder eng ist, also bei 
Aufenthalt in hell-erleuchteten Räumen, bei anhaltender accommodativer 
Nahe-Arbeit, bei Eserin-Gebrauch und vor Allem auch im Schlaf. Demnach 
ist es in normalen Zeiten die Function des Ciliar-Körpers, die Flüssigkeit zu 
liefern für das Gebilde hinter der Iris, das Kammerwasser aber stammt, unter 
physiologischen Bedingungen und seiner Hauptmenge nach, nicht aus dem 
Ciliar-Körper, sondern aus der Vorderwand der Iris. 


— 45 — 


2) Zur Deutung der „paradoxen‘ Pupillen-Erweiterung, von O. Langen- 

dorff. | 

Nach Verf. beruht die nach der Exstirpation des oberen sympathischen 
Hals-Ganglions unter gewissen Bedingungen so überaus deutlich in die Er- 
scheinung tretende Pupillen-Erweiterung auf einer Dauer-Contraction des in 
Folge der Entartung seines Bewegungs-Nerven zu anhaltender Erregung ge- 
brachten Radiär-Muskels der Iris; nicht auf einer Tonus-Abnahme der Sphinkter 
bei Lähmung des Antagonisten, wie Levinsohn früher ausgeführt hat. 


3) Ein neuer Fall von Ophthalmia nodosa (Saemisch), von W. Reis. 

Verf. berichtet über einen weiteren Fall von Knötchen-Bildung in der 
Iris, hervorgerufen durch das Eindringen von Raupen-Haaren in das Auge. 
Es handelte sich um eine 45jährige Frau, bei welcher etwa 3 Wochen nach 
dem Trauma die Knötchen sich gebildet hatten. Nach einer Iridectomie wurde 
das Auge viel reizloser, doch entwickelte sich allmählich Phthisis anterior. 


4) Ein Beitrag zu den Verletzungen des Auges, von A. Levy. 


a) Luftblase in der Linse. Ein kleiner, sehr scharfer Splitter hatte 
ungefähr in der Richtung der Augen-Axe die Hornhaut und Linse durch- 
schlagen. Ob er vom hinteren Pol durch die Sclera in die Orbita einge- 
drungen, oder ob er dort nach unten in den Glaskörper zurückgeprallt ist, liess 
sich nicht feststellen. Die sideroskopische Untersuchung hatte einen negativen 
Ausfall. Mitten in der klaren Linse fand sich eine kleine Luftblase. 


b) Wandernde Scleritis necroticans in Folge von Trauma. Ein 
63jähriger Arbeiter zog sich beim Holzhauen ein Trauma bulbi zu. In der 
Conjunctiva fand sich eine etwa 1!/, mm lange Wunde, etwa 5 mm vom 
Hornhaut-Rand entfernt. Dabei bestand eine Dacryocystitis. DieConjunctival- 
Wunde wurde weissfarbig (und die darunter liegende Sclera prominent). Diese 
Partien wurden abgetragen; aber trotzdem verbreitete sich der nekrotische 
Process, bis er den ganzen Bulbus einnahm. Nach 4 Monaten war derselbe 
‘ geheilt und liess eine schiefergraue Verfärbung der Sclera, die mit der Con- 
junctiva fest verlöthet war, zurück. 


5) Plastische Wiederherstellung der ganzen Conjunctiva in einem 
Falle von Symblepharon et Ankylo-Blepharon cicatriceum totale,! 
von Th. Axenfeld. 

Verf. operirte ein in Folge von Kalk-Verbrennung entstandenes totales . 
Symblepharon vermittelst mehrfacher Transplantation von Lippen-Schleimhaut 
und zarter Epidermis in der Art, dass ein Bindehaut-Sack hergestellt wurde, 
welcher das Tragen einer Prothese ermöglichte. 


6) Der gegenwärtige Stand der Syphilis-Therapie. Sammel-Referat von 
Dr. V. Klingmüller. Horstmann. 


III. Wochenschrift für Therapie u. Hygiene des Auges. Herausgeg. von Dr. Wolffberg- 
Breslau. 3. Jahrgang. 1900. Nr. 38. 
1) Neues zur Hohlverband-Technik, von Dr. Wolffberg. 


t Dieser Name ist weder richtig noch schön. H. 








28* 


— 436 — 


2) Die strafrechtliche Verantwortung des Augen-Arztes (Fortsetzung), 
von Dr. F. Daxenberger-Regensburg. 


3) Ueber die Grund-Bedingungen einer ökonomischen Licht-Erzeugung 
unter besonderer Berücksichtigung des Nernst-Lichtes (Fortsetzung), 
von E. Rasch, Ober-Ingenieur. 


Nr. 40 
Magister Barnabas aus Reggio und sein kleines Buch „De conservanda 
sanitate oculorum“, Codex Marcianus des XVI. Jahrhunders, von 
Giuseppe Albertotti-Modena. Abgekürzt übersetzt von Ohlemann. 


Nr. 41. 
1) Zur Frage der Amblyopia ex anopsia, von Dr. F. Herrnheiser. 


Ein 11jähriger Knabe erlitt eine schwere Verletzung des linken, bisher 
normalsichtigen Auges; das rechte hatte ‚seit jeher‘‘ einwärts geschielt und 
stets sehr schlecht gesehen. (Sehschärfe rechts Finger in 1!/, Metern, ex- 
centrisch, Fixation miserabel.) Nach 14 Tagen rechts Finger in 4 Metern, 
nach 3 Monaten S = *°/,,., Nach 1 Jahre „hatte das früher ganz 
amblyopische Auge eine Sehschärfe von ®/, und las auch ohne 
Glas Jäger Nr. 1“. Auf dem verletzten, ehemals normalsichtigen linken 
Auge betrug die Sehschärfe nur ©... 

Diese Beobachtung, welche Verf. als „frei von jeder Selbst-Täuschung“ 
bezeichnet, dürfte die Frage nach der Existenz einer Amblyopia ex anopsia 
im positiven Sinne entscheiden. (Vgl. Silex, Deutsche med. Wochenschr. 
1900, Nr. 24.) (Aber auch der Name sollte endlich schwinden. H.) 


2) Eine Augen-Operstionslampe, von Dr. v. Seidlitz-Dresden. 


Verf. schlägt vor, die Glühlampe auf einem Stativ zu befestigen, um 
die Assistenz entbehrlich zu machen. An dem Glühkörper können verschie- 
dene Blech-Hülsen befestigt werden, damit die Lampe auch zum Untersuchen‘ 
der Stirn- und der Kiefer-Höhlen verwandt werden könne. 


' Nr. 42. 
Ueber den Codex 9, 193 der Bibliotheca Amploniana zu Erfurt und 
die Handschrift des Benvenutus Grapheus ‚‚de egrimäinibus ocu- 
lorum“ (1473), von Dr. Ohlemann. 


„e ... Zuerst wird das Gehirn gereinigt mit Pillen, die von mir in 
Jerusalem zusammengesetzt sind, und am folgenden Tage um die dritte 
Stunde lässt der Arzt den Patienten auf einer Bank Platz nehmen, wie wenn 
er reitet, und du mögst mit dem Patienten Antlitz an Antlitz sitzen, hältst 
das eine Auge geschlossen und beginnst so die Krankheit zu heilen, indem 
du mit der einen Hand das obere Augenlid selbst und mit der andren eine 
silberne Nadel hältst und setzest die Nadel von der Seite des untern Thränen- 
röhrchens an das Auge und perforirst dasselbe, indem du die Nadel mit den 
Fingern drehst, bis du mit der Spitze der Nadel die „aqua putrefacta‘“ be- 
rührst, welche wir Catharacta nennen, und dann bewegst du die Spitze der 
Nadel auf- und abwärts eine ganze Zeit lang, so lange du etwa 4 oder 
5 Vaterunser sagen würdest.‘ 


— 437 — 


Nr. 44. 


Ueber Augenmuskel-Lähmungen bei cerebraler Kinder-Lähmung, von 
Dr. F. Daxenberger. 


Nr. 47. 
Chemie und Fabrikation der Isometropen-Glasmasse. Aus Dr. Bour- 
gon’s Buch „Die Isometropen-Gläser‘‘, übersetzt von Dr. Wolffberg. 


C. Hamburger. 


IV. Deutsche medicinische Wochenschrift. 1900. Nr. 27 u. 28. 
Ueber die Enuclesatio bulbi und deren Ersatz-Methoden mit beson- 


derer Berücksichtigung der sympathischen Ophthalmie, von 
Schmidt-Rimpler. 


Verf. fasst seine Erfahrungen dahin zusammen, dass die sicherste Ope- 
ration zur Vermeidung der sympathischen Ophthalmie die Enucleation sei; 
„etwas weniger ist die Exenteration schützend, am wenigsten die Neurectomia 
optico-ciliaris wegen der Möglichkeit, dass die vorderen Ciliar-Nerven erhalten 
bleiben oder neue Nerven in das Auge wieder hineinwachsen. Auch bin ich 
in der Lage gewesen, in seltenen Fällen bei letzteren Operations-Methoden 
wegen eingetretener Schmerzhaftigkeit nachträglich doch noch die Enucleation 
vorschlagen zu müssen. Aber dennoch haben dieselben so viel Verlockendes, 
dass man auf sie wegen dieser überaus selten eintretenden Uebelstände und 
Gefahren nicht verzichten wird.“ Die Exenteration hält Verf. stets für 
angezeigt, wenn eitrige Processe (Chorioiditis suppurativa) im Auge bestehen, 
weil „bei diesen Processen nach Ausführung der Enucleation, bei der leicht 
ein Eiteraustritt in die Orbita erfolgt, durch Uebergreifen der Entzündung 
auf die Meningen in einer ziemlichen Reihe von Fäller ein letaler Ausgang 
erfolgte.‘ 

Bemerkenswerth ist, dass unter den mitgetheilten Krankengeschichten 
sich zwei Fälle finden, in welchen trotz der Exenteration sympathi- 
sche Ophthalmie auftrat, in dem einen Falle nach mehr als 2 Monaten, 
in dem andren nach mehr als 2 Jahren. C. Hamburger. 








V. The Ophthalmic Record. 1900. Januar. 
1) A caso of retinitis circinata, by G. E. de Schweinitz. 

Die Patientin war eine 77jährige Greisin. Der Augenspiegel-Befund 
bot das typische Bild der zuerst von Fuchs beschriebenen eigenthümlichen 
Retinal-Erkrankung um die Netzhautmitte. Die beiden Augen waren aber 
nicht in genau symmetrischer Form ergriffen. 


2) A case of iridocyclitis involving hemorrhage and hypopyon, 
and extensive deposits in the vitreous, with finai restoration of 
good vision, by Edward J. Brown. 


3) A caseo of congenital incomplete ophthalmoplegia externa, by 
F. W. Marlow. 


Die 33jährige, zu Melancholie neigende, nervöse Patientin war seit 
frühester Jugend genöthigt, die Kopf-Bewegungen zu Hülfe zu nehmen, wenn 


— 438 — 


sie irgend etwas erblicken wollte. Niemals hatte sie aber über Diplopie zu 
klagen gehabt. Aus diesem Grunde nimmt Verf. an, dass der Ausfall der 
seitlichen und im geringeren Grade auch der Höhenblick-Bewegungen ein 
angeborener war. Ptosis bestand nicht. Heredität lag nicht zu Grunde. 


3) The relation between chorioiditis and rheumatism, by T. Edwards 
Converse. 


Verf. schätzt in 40°/, aller Fälle von Chorioiditis die Harnsäure-Diathese 
als Ursache der Erkrankung und legt Werth darauf, in jedem Falle den 
Urin daraufhin zu untersuchen. 


4) Electrolysis in granular disease of the eyelids, by T. D. Myers. 


Verf. arbeitet mit einer Stromstärke von 11/,—2 Milliampere und vollführt 
ohne Nachtheil 20—30 Puncturen in einer Sitzung. In den Fällen von 
chronischer oder subacuter Entzündung, wo die Bindehaut-Oberfläche rauh 
oder gekörnt erscheint, oder wo einzelne Herde sich zeigen, hält er die 
Elektrolyse für ein genaues und reines Verfahren, bei welchem das Epithel 
geschont werden kann und nur das krankhaft gewucherte Gewebe zerstört 
wird, im Gegensatz zur Galvanokausis, die auch vorgeschlagen worden ist. 


5) Two cases of a peculiar visual perversion, by F.C. Hotz. 


Verf. beobachtete bei einem 10jährigen Mädchen ganz unglaubliche Seh- 
störungen. Das Kind hatte gegen Enuresis nocturna eine offenbar Belladonna 
enthaltende Mixtur erhalten, wie die erweiterten Pupillen verriethen. Darnach 
war dasselbe unfähig, ein Buch in der gewöhnlichen Lage zu lesen, während 
es fliessend zu lesen verstand, wenn der Text auf dem Kopf stand. Auf 
20 Fuss schienen ihr die Typen verkehrt zu stehen; mit + 2,5 D vor den 
Augen standen sie wieder richtig. Dagegen erscheinen grosse Objecte, 
Menschen, Thiere oder Häuser wie gewöhnlich. Merkwürdiger Weise hörte 
das Verkehrt-Sehen vollständig auf, als ihre Accommodation durch Atropin 
vollständig gelähmt wurde. Später, als die Augen von der Belladonna- 
Wirkung sich erholt hatten, war Alles wieder beim Alten. Uebrigens soll 
2 Jahre vorher unter ähnlichen Umständen die gleiche Perversität aufgetreten 
sein. — Bei einem 6jährigen Knaben, der nicht linkshändig war, machte 
Verf. die Beobachtung, dass derselbe alle Abschriften in Spiegelschrift vollzog 
und beim Lesen das Buch um 90° nach unten drehen musste. Auf 20 Fuss 
Entfernung aber las er aufrechte Buchstaben ganz correct. Es bestand 
Emmetropie und doppelte Sehschärfe.e Mit homatropinisirten Augen und 
einer + 2,5 D-Brille davor, war gleichfalls die Umkehrung der Bilder ge- 
schwunden. Fünf Wochen später war die eigenthümliche Erscheinung ge- 
schwunden. 

Da Verf. selber den Kopf dazu schüttelt, brauchen wir es nicht mehr 
zu thun. 


6) Hemorrhage into eyeball — & clinical note, by H. F. Hansell. 


Bei der Section eines enucleirten Bulbus fand Verf. das gesammte 
Augen-Innre von einem grossen Blut-Klumpen ausgefüllt. 35 Jahre vorher 
hatte eine Verletzung stattgehabt; in der letzten Zeit waren Reiz-Erschei- 
nungen aufgetreten, die wegen sympathischer Irritation die Enucleation ver- 
anlasst hatten. Von Glaskörper war nichts mehr” vorhanden, die Vorder- 


— 439 — 


kammer vollkommen aufgehoben, so dass das Ganze wie eine Blut-Kugel 
aussah. Die Ursprungsstelle der Blutung war makroskopisch nicht festzu- 
stellen, aber offenbar in einem geplatzten Aderhaut-Gefäss zu suchen. 


7) Abnormally acute vision, by C. M. Culver. 


Verf. räth, sich durch sog. normale Sehschärfe nicht abhalten zu lassen, 
ein anscheinend emmetropisches Auge zu atropinisiren. Es stellt sich dann 
oft die Möglichkeit einer Correction von latenter Ametropie heraus, aus 
welcher dann häufig übervolle Sehschärfe resultirt. 


Februar. 
1) Prolapse of the iris after simple cataract extraction, by Geo. 
C. Harlan. 


Verf. sieht in den Iris-Vorfällen bei der Nachbehandlung einfacher 
Lappen-Extraction keine so getährliche Complication und räth, kleine Hernien 
in Ruhe zu lassen, wenn sie die Wundheilung nicht stören, grössere Prolapse 
` sofort glatt abzuschneiden, wenn nicht etwa entzündliche Erscheinungen oder 
infectiöse Brocesse der Umgebung einen Aufschub bedingen (?). In einer 
dritten Kategorie von Fällen ist die Reposition zu versuchen, vorausgesetzt, 
dass keine Tendenz zu Adhäsionen oder Sepsis vorhanden ist. 


2) Blindness from sympathetic ophthalmitis. — Restoration of vision 
by Critchett’s operation, by G. E. de Schweinitz. 


Ein durch sympathische Ophthalmie (Iridocyelitis, Secundär-Cataract) 
erblindetes und anscheinend verlorenes Auge, bei welchem eine Iridectomie 
gar nichts, eine Irido-Cystectomie einen ganz unbedeutenden Effect erreicht 
hatte, wurde durch die Critchett’sche Nadel-Operation und spätere Discission 
der leeren Linsen-Kapsel mit dem Knapp ’schen Messer noch so weit gefördert, 
_ dass eine Sehschärfe ®/,, festgestellt werden konnte. Es ist bemerkenswerth, 
dass dieses. Resultat bei einem 53jährigen Manne erreicht wurde, während 
Critcehett und Story das operative Verfahren hauptsächlich für jugendliche 
Augen geplant hatten. Eine Haupt-Bedingung ist ein reizloser Zustand 
des Bulbus zur Zeit der Operation. 


3) An unusual case of orbital gonorrhoea, infection following irritation 
from an artificial eye, complicated by septic endocarditis. — 
Death and autopsy, by W. R. Murray. 

Verf. sieht in seinem durch die Ueberschrift hinreichend skizzirten Fall 

— es handelte sich um einen 18jährigen Farbigen — einen Beweis, dass 

bei einer gonorrhoischen Infection des Orbitalgewebes eher als bei der 

gonorrhoischen Conjunctivitis, wie sie gewöhnlich vorliegt, die Gefahr einer 
durch die Blutbahn verbreiteten Infection, Meningitis, Septicämie oder Endo- 
carditis ins Auge gefasst werden muss. 

4) A valuable subjective method of measuring astigmatism, by 
Edward Jackson. 


Eine Modification der Spaltprobe. 


— 440 — 
5) Eye and ear work in the London hospitals, by E. O. Belt. 
'8) Injuries to the crystalline lens, by S. Mitchell. 


7) Some disputed points about the entoptic observation of the 
circulation in the retinal capillaries, by Carl Weiland. 


Da Kobaltglas nur die rothen und blauen Strahlen durchlässt, das blaue 
Licht aber von den rothen Blutkörperchen mehr absorbirt wird, als das rothe, 
so dass die Stäbchen und Zapfen mehr rothes Licht von den darüber liegenden 
Blutkörperchen erhalten, als von den in den Capillaren zeitweilig sich bildenden 
leeren Spatien, so werden letztere leichter enteptisch wahrgenommen. Man 
sieht demnach nicht so sehr die Blutkörperchen oder ihren Schatten; sondern 
die kleinen hellen Punkte, die man wahrnimmt, stellen die relativ leeren 
Capillar-Räume dar, welche durch temporäre Blockirung ihres Lumen ent- 
stehen. 


8) A new portable sterilizer for eye instruments, by Cl. A. Veasey. 


Es folgen Gesellschafts-Berichte u. s. w. Peltesohn. 


März. 

1) Klinische und histologische Studie über ein Melano-Sarcom der 
Chorioidea, mit Recidiv-Bildung in der Orbite fünf Monate nach 
der Enuclesation des Augapfeols und einer extra-scleralen Ge- 
schwulst-Masse, von G. E. de Schweinitz und J. Dutton Steele, 
Philadelphia. 


Folgendes erscheint an dem Falle bemerkenswerth: Das erste Stadium 
der Geschwulst, d. h. die Periode bis zur Trübung der Medien und zum 
Eintritt von Secundär-Glaucom, welche nach Verf. gewöhnlich 6—8 Monate 
dauert, erstreckte sich hier über 5 Jahre; sodann die flache und kuchen- 
förmige Form des Sarcoms im Gegensatz zur gewöhnlichen, kugeligen oder 
knopf-förmigen; ferner die charakteristischen Veränderungen am Kammer- 
winkel, welche die Pathogenese des glaucomatösen Stadiums so vollkommen 
erklären; endlich die Dissemination nicht pigmentirter Sarcom-Zellen durch 
das bindegewebige Stützgewebe des Opticus und im Zwischen-Scheidenraum. 
Das Vorhandensein pigment-tragender Zellen und freien Pigmentes innerhalb 
der Gefässe im Blutstrom ohne Veränderungen der Geräss-Wände, welche auf 
den ersten Blick als Sarcom-Theile erscheinen, lässt diese wahrscheinlicher 
als pigment-beladene Mastzellen auffassen. 


2) Profuse retro-chorioidale Blutung nach Iridectomie wegen chroni- 
schen Glaucoms, von F.C. Hotz, Chicago. | 


Es handelte sich um eine 63jährige anämische und sehr nervöse Frau. 
Die Gefässe des Augen-Grundes zeigten keine Erkrankung. Trotz profuser 
Blutung, welche die Linse und auch den Glaskörper zum Theil ausgetrieben 
hatte, konnte das Auge erhalten bleiben, wenn auch etwas verkleinert; die 
Pupille nebst Colobom waren durch Schwarten verschlossen. Der anfänglich 
herabgesetzte Druck wurde normal. 


— 441 — 


3) Schnee-Blindheit, von S. Mitchell, Hornellsville, N. Y. | 

Beschreibung und Abbildung einer von einem Goldsucher aus Alaska, 
wo viele Leute schneeblind werden, mitgebrachten Schutzbrille, wie sie von 
den dort einheimischen Indianern seit urdenklichen Zeiten gebraucht wird; 
sie besteht aus zwei aus Holz geschnitzten Muscheln, die eng an die Um- 
gebung des Auges anschliessen und, zum Sehen statt der Gläser nur ganz 
kleine Oeffnungen haben; innen sind sie schwarz gefärbt; darüber springt ein 
breiter, unten auch schwarz gefärbter Schirm ähnlich einem Mützenschild 
wagrecht zur Beschattung vor.! 


4) Ermüdung durch die Anstrengung, binocular einfach zu sehen, 
von George J. Bull, Paris. 

In einem Falle von Refractions-Differenz und Exophorie wurde durch 
entsprechende Gläser und Tenotomie des Externus Befreiung von allen asthe- 
nopischen Beschwerden erzielt. Verf. sucht an der genauen Analyse des 
Falles die Wichtigkeit der richtigen Deutung der subjectiven, vom Patienten 
angegebenen Symptome zu beweisen. 


5) Eine kurze klinische Studie über Conjunctival-Geschwüre, von 
H. Mc J. Morton, Minneapolis. 

Diese Affection, welche häufig nicht diagnosticirt und als Conjunctivitis 
aufgefasst wird, kommt nach Verf. nicht so selten vor und ist die Ursache 
mancher Pterygien. Zur Diagnose wird die Einträufelung einer Fluorescin- 
Lösung empfohlen. 


6) Ein Fall von Bruch der Orbita mit ungewöhnlichen Symptomen, 
von Geo E. Bellows, Kansas City. 

Fall auf die linke Gesichtshälfte und Stoss gegen einen Kohlenhammer. 
Die Syınptome waren: Lähmung des linken Rectus inferior, Emphysem der 
linken Orbita und Unempfindlichkeit der Haut über dem linken Oberkiefer 
bis zur Medianlinie.e. Unter Ruhe und kalten Umschlägen verschwanden alle 
Symptome, die vom Verf. auf einen Bruch der linken unteren Orbitalwand 
mit Eröffnung des Antrum Highmori (Emphysem) und Druck auf den Ramus 
maxillaris superior des Trigeminus zurückgeführt werden; eine sehr schmerz- 
hafte Stelle am Orbitalrand, etwa °/,” von der Nase entfernt, wurde als 
Bruchstelle angesehen. 


7) Nystagmus osculatorius verticalis, von W. P. Malone, Washington. 

35jährige Frau mit angeblich ganz gesunden Augen, bis vor zwei Jahren 
während der (8.) Schwangerschaft plötzlich alle Dinge vor den Augen „hin- und 
herzutanzen‘‘ begannen; der Nystagmus macht ihr auch jetzt noch Beschwerden. 
Abgesehen von schlechten Zähnen war Patientin sonst gesund; deren Ent- 
fernung wurde angerathen. Anfangs vom Verf. als Vorbote nervöser Er- 
krankung aufgefasst, wird der auch jetzt nach 2 Jahren noch isolirt dastehende, 
erworbene Nystagmus, ohne sonstige nervöse Erscheinungen als Reflex-Störung 
von Seiten schlechter Zähne vom Verf. aufgefasst. 


! Ich besitze ein Exemplar, auch aus Alaska. H. 


— 442 — 


8) Chloreton (Tri-Chlortertiary-Butyl-Alkohol) in der MUBeN EN 
kunde, von H. McJ. Morton, Minneapolis. 

Als Anästheticum, event. combinirt mit Cocain, von Werth, da es die 
Pupillenweite und die Accommodation nicht beeinflusst, ferner als Antisepticum, 
insbesondere zur Üonservirung von Augenwässern, namentlich auch des 
Nebennieren-Extractes. 


9) Musculäre Asthenopie, von E. H. Hazen, Des Moines, Jowa. 

Beschreibung und Abbildung eines Prismen-Instrumentes (,‚Kratometer‘ !) 
zur Diagnose und Behandlung von Störungen in der Augenmuskel-Balance, 
insbesondere zur Stärkung der Augen-Nerven, bezw. des von ihnen auf die 
Muskeln ausgeübten Impulses. 


April. 
1) Die Nothwendigkeit sorgfältigerer Refractions-Bestimmung, von 
E. W. Stevens, Denver, Col. 
2) Studie über die Refractions-Veränderung bei 400 Augen während 
7 Jahren, von Howard F. Hansell, Philadelphia. 

Die an 200 Privat-Patienten gemachten Beobachtungen ergaben, dass 
von 400 Augen, die unter Mydriasis corrigirt worden waren und die nöthigen 
Gläser getragen hatten, während mehrjähriger Beobachtungs-Dauer im Durch- 
schnitt der 7!/,. Theil keine Veränderungen der Refraction zeigte. Die 
Zunahme der Refraction war am grössten in der 3. Lebensdekade, hernach 
kam die 2., und nach dem 30. Jahre zeigte die Procent-Zahl für die Zunahme 
ein rapides Sinken. Die Abnahme der Refraction hatte ihr Minimum in der 
4. Dekade und erfuhr in den späteren Lebens-Jahren eine rapide Steigerung, 
und die Neigung zur Refractions-Abnahme war grösser als die der Zunahme. 
Allgemeine Regeln lassen sich jedoch nicht darüber aufstellen, wann eine 
Veränderung der Correction angezeigt ist, jedoch muss man sich im Allge- 
meinen dabei mehr vom Alter, als von dem Grade der Refraction leiten 
lassen; ferner sind Form-Veränderungen des Auges bei niederen Refractions- 
Graden ebenso häufig wie bei hohen. Die Beschäftigung scheint dem Verf. 
wenig Einfluss zu haben auf die Veränderung der Refraction; zwar scheint 
die Refraction im 1. und 2. Lebens-Decennium zuzunehmen, doch ist die 
Frage noch unentschieden, ob dies vom Wachsthum oder vom Schulbesuch 
herrührt. Verf. hat zwar bei seinen Untersuchungen das Allgemein-Befinden 
nicht besonders berücksichtigt, jedoch immerhin den Eindruck gewonnen von 
rascherer und häufigerer Refractions-Veränderung bei Leuten mit geschwächter 
Gesundheit. 


3) Der „gekreuzte“ Cylinder zur Refractions-Bestimmung, von T. B. 
Schneidemann, Philadelphia. 


4) Der dioptrische Werth der Hornhaut, von William Norrwood 
Suter, Washington. | 
Hauptsächlich in Hinsicht auf die ophthalmometrische Skala an Javal’s 
Ophthalmometer erklärt. 


ı Krato-, in griechischen Zusammensetzungen, bedeutet nur „des Kopfes“. H. 


— 443 — 


5) Extraction angeboren dislocirter, getrübter Linsen, mit Vorstellung 
eines Falles, von William H. Wilder, Chicago. 


44jährige Frau mit Ectopia lentis congenita beiderseits; von ihren vier 
lebenden Kindern hatten zwei die gleiche Affection. Sehschärfe rechts Y?/,.0; 
links 5/300 Nach 4 Jahren kommt sie wieder, da die linke Linse getrübt 
war, hin- und herschlotterte und dadurch Reizung verursachte Die Linse 
war nur oben noch am Aufhängeband befestigt; sie wurde durch einen 
Hornhaut-Schnitt nach unten mit Draht-Schlinge zufallsfrei und ohne Glas- 
körper-Verlust entfernt. Sehschärfe mit Correction °’/-.. Nach 1'/, Jahren 
auch rechts Trübung; durch die gleiche Operation unter Cocain und Holo- 
cain wurde die Linse auch hier entfernt, wobei allerdings schon vor Voll- 
endung des Schnittes Glaskörper kam. Glatte Heilung. S %?/ iev 


Mai. 
1) Spontane Linsen-Luxation und Schicht-Star, von M. F. Weymann, 
St. Joseph, Mo. 


Betrifft einen Mann in den dreissiger Jahren, dessen linkes Auge 
schwachsichtig ist, dessen rechtes Auge ohne Ursache seit einigen Tagen nur 
noch Lichtschein besitzt. Es zeigt sich, dass rechts die Linse (deren Kern 
und Cortex klar waren, deren intermediäre Zone jedoch grossentheils getrübt 
war,) in die Vorderkammer luxirt war. Mit Rücksicht auf die Schwachsichtig- 
keit links wollte Verf. zunächst versuchen, durch Pupillen-Erweiterung die 
Linse wieder an ihren Platz zu bringen, aber die Pupille blieb krampfhaft 
verengt; wegen Druck-Erhöhung musste nun doch die Extraction gewagt 
werden. Noch vor Vollendung des Schnittes floss jedoch Humor aqueus ab, 
und Irisfalten legten sich über das Messer; Verf. zog dasselbe zurück und 
konnte nun mittels Druck auf die Hornhaut, an welche die Linse nunmehr 
direct anlag, diese wieder an ihren Platz zurückbringen. Zehn Tage nach 
der Operation war Sehschärfe mit + 10 D :°/,,. Abgesehen von Ver- 
letzungen sah Verf. Linsen-Luxation nur bei Schicht-Star, verursacht durch 
Schwäche der Zonula Zinni, Glaskörper-Verflüssigung. Als einzige vortheil- 
hafte Therapie des Schicht-Stars empfiehlt er die Beseitigung der Linse, wenn 
möglich durch Discission. (Siehe auch Hirschberg, Centralbl. f. Augenheilk. 
1895, S. 78.) 


2) Fremdkörper-Stück eines Gewehr-Schlosses, eingebettet im Sinus 
frontalis 6'/, Jahre lang; — Entfernung, von H. Bert Ellis, Los 
Angeles, Cal. 


8) Fasern von der Lamina cribrosa, die sich vom Sehnerven aus 
über die Netzhaut erstrecken, von Frank C. Todd, Minneapolis. 


Keine markhaltigen Nerven-, sondern Scleral-Fasern, die nicht radienförmig 
von der Papille ausgehen, sondern einen Halbring um dieselbe bilden: auch 
kreuzen sie die Papille, bezw. kommen sie transversal aus derselben heraus. 
Sie liegen über den Gefässen. 


— 444 — 


4) Hysterische Blindheit, mit Bericht über einen Fall, von George 
S. McReynolds, Baltimore. 


3öjähriger, sonst gesunder Marine-Ingenieur, neurotischen Temperaments, 
mit vielfach wiederkehrenden heftigen Kopfschmerzen, erblindete während 
eines solchen Anfalles plötzlich auf beiden Augen. Pupillen reagirten auf 
Licht, Augen-Grund völlig normal; nach 4 Tagen im Dunkeln etwas Seh- 
vermögen, nach weiteren 10 Tagen mit normaler Sehkraft und gesundem 
Allgemein-Zustand entlassen. Nach !/, Jahr gleicher, 10 Tage dauernder 
Anfall; '/, Jahr später links Erblindung, 5 Tage lang, rechts nur Herab- 
setzung der Sehschärfe; nach jedem Anfall trat völlige Wiederherstellung ein. 
Nach weiterem Vierteljahr wieder Sehstörung, links mehr als rechts; das 
Gesichtsfeld entsprach der Form des normalen, war jedoch rechts auf 18° 
und links auf 8° concentrisch eingeengt; nach 2 Tagen rechts Besserung, 
links starke Verschlechterung; dem Patienten wird zuerst ein rothes Glas 
vor das rechte Auge gehalten, das linke wird freigelassen, er liest damit die 
Probe-Buchstaben in der entsprechenden Complementär-Farbe; sodann wird 
vor das rechte Auge + 13,0 D gehalten, das linke freigelassen, er liest nun- 
mehr '°/,,, während er kurz vorher links keine Gegenstände erkennen konnte; 
also Simulation oder Hysterie; erstere schliesst Verf. aus äusseren Gründen 
aus. Jodkali beseitigte stets rasch den Anfall, sowie die starken Kopfschmerzen, 
daher ist frühere Syphilis wahrscheinlich. 


5) Ungewöhnliche Complicationen nach Operation eines Lipomes der 
Orbita, von H. V. Würdemann, Milwaukee. 


Nach sorgfältiger Entfernung des am äusseren Lidwinkel sitzenden, 
recidivirenden wallnuss-grossen Lipoms bei einer 39jährigen Frau, das sich tief 
in die Orbita hineinerstreckte, trat ein grosses Hämatom auf, welches sich 
zwar bald resorbirte, aber durch ausgeübten Druck totale Ophthalmoplegia 
externa (Ptosis, völlige Unbeweglichkeit des Bulbus mit Doppeltsehen nach 
allen Richtungen) und partielle Opticus-Atrophie zur Folge hatte. Bei der 
sorgfältigst ausgeübten Operation selbst war der Rectus externus atrophisch 
gefunden worden, Verletzungen von Nerven und Muskeln nicht vorgekommen; 
die Blutung war minimal. 


6) Eine vereinfachte Methode der Prismen-Prüfung, von Frederick 
Herman Verhoeff, Baltimore. 


Zur Prüfung bei Muskel-Insufficienzen benützt Verf. Prismen, die aus 
einem verschieden stark graduirten Stück (1°—3° oder 1°—6°) bestehen, 
sog. Revolver-Prismen, die vor den Augen gedreht werden können und so 
das lästige Auswechseln beseitigen. 


Juni. 
1) Plastische Wiederherstellung der Orbita und Lider für eine Pro- 
these — ausgedehntes traumatisches Ectropium und Narben- 


Zusammenziehung des Orbital-Gewebes, beseitigt durch Wolfe’sche 
und Tbiersch’sche Transplantationen von der Haut des Armes 
und von der Lippen-Schleimhaut, von H. V. Würdemann, Milwaukee 





2) Ein Fall von Mikrophakie, von H. O. Reik, Baltimore. 


8monatliches rhachitisches Kind mit grosser Cornea und zitternder Iris. 
Durch die durch Atropin auf 8 mm erweiterte Pupille konnte man beider- 
seits die Linse in ihrem ganzen Umfange und den vorderen Theil der Ciliar- 
Fortsätze erkennen. 


3) Cystoide Vernarbung nach Cataract-Extraction mit periodischem 
Abfluss des Humor aqueus, von Dr. Albert E. Bulson jun., 
Fl. Wayne, Ind. 


Nach zufallsfreier Extraction mit runder Pupille und glatter Heilung 
bei einem 66jährigen war 4 Wochen später ohne ersichtliche Ursache durch 
eine kleine spontan erfolgte Oeffnung inmitten der Wunde bezw. Narbe der 
Hornhaut der Humor aqueus abgeflossen; die Oeffnung, an der sich keine 
Iris oder Kapsel zeigte, wurde mit Jod-Tinctur touchirt und das Auge ver- 
bunden; nach wenigen Tagen glatte Heilung. Nach 3 Monaten trat der 
gleiche Zufall ein; auch diesmal erfolgte Heilung. 


4) Eine Combination von Einpflanzung eines Schwamm-Stückchens 
und eines künstlichen Augapfels nach der Enucleation, von George 
F. Suker, Toledo. 


Nach Entfernung des Augapfels und sorgfältiger Blut-Stillung wird eine 
sterilisirte Kugel aus Glas, Silber, Aluminium oder dergl. (Fox, Lang, 
Frost, Weber), umhüllt von einer Schicht aus sterilisirtem Schwamm, wie 
er zu ärztlichen Zwecken verwendet wird (Belt), eingelegt, die Tenon’sche 
Kapsel und darüber die sorgfältig geschonten geraden Augen-Muskeln vernäht 
und dann die Conjunctiva geschlossen. So erhält man einen festen, nicht 
schrumpfenden, prominenten und gut beweglichen Stumpf für die Prothese, 
da das Granulations-Gewebe den Schwamm durchdringt. 


5) Ein Fall von Fremdkörper, der das Auge direct durchschlagen 
und im Fettgewebe im hinteren Theil der Orbita sitzt, Linsen- 
Luxation, Heilung, von Frank Allport, Chicago. 


Eisen-Splitter, Scleral-Narbe temporal seitlich neben dem Limbus (Ein- 
tritts-Stelle), Chorioidal- und Retinal-Ruptur (Austritts-Stelle), Gesichtsfeld- 
Einengung, Sehschärfe mit Correction °/,, Auge reizlos; Röntgen-Bild. 


6) Casuistik: a) Keratitis interstitialis bei erworbener Syphilis. 
b) Blei-Niederschläge in der Hornhaut mit mikrochemischem 
Nachweis. c) Cilien in den Thränen-Punkten, von E. C. Ellet, 
Memphis, Tenn. 


7) Klinische und histologische Studie über einen Fall von Melano- 
Sarcom der Chorioidea, der die Symptome des Secundär-Glaucoms 
darbot, von Charles A. Oliver, Philadelphia. 


Klinisch war der Fall bemerkenswerth insofern, als die erste Unter- 
suchung eine frei flottirende Netzhaut-Ablösung, angeblich nach einem Stoss 
entstanden, und Herabsetzung des intraocularen Druckes ergab; die richtige 
Diagnose konnte erst !/, Jahr später gestellt werden nach Eintritt eines 


— 446 — 


heftigen Secundär-Glaucoms mit zahlreichen intraocularen Blutungen und 
Sichtbarwerden von Geschwulst-Massen unter der immer noch fluctuirenden 
Ablösung. Enucleation, kein Recidiv bis jetzt. 


8) Fremdkörper in der Linse, Cataract, Iridectomie, Entfernung des 
Stahl-Splitters mit dem kleinen Magneten, Entfernung der Linse, 
intraoculare Blutung (in die Vorderkammer), Entfernung der 
Blut-Massen, gutes Endresultat, von Frank Allport, Chicago. 


6) Ein diagnostischer Sunki bei der Ooulomotorius-Lähmung, von 
Charles A. Wishart, Pittsbury. 


Als differential-diagnostisch wichtigen Punkt bei vollkommener Oculo- 
motorius-Lähmung hinsichtlich des Sitzes der Störung, ob im Kerngebiet 
oder an der Gehirnbasis im Verlauf des Nerven gelegen, betrachtet Verf. auf 
Grund der von andren Autoren gemachten anatomischen Untersuchungen die 
klinische Beobachtung, dass im letzteren Falle sämmtliche vom Oculomotorius 
versorgten Muskeln des betreffenden Auges gelähmt sind, im ersteren Falle 
jedoch der Obliquus inferior des gelähmten Auges frei bleibt, dagegen der 
Obliquus inferior des scheinbar gesunden Auges gelähmt ist; nach anatomi- 
schen Untersuchungen liegt nämlich der Kern für die diesen Muskel ver- 
sorgenden Fasern auf der andren Seite, d. h. die Fasern kreuzen sich im 
Kerngebiet. Der einzige bisher veröffentlichte klinisch genau beobachtete 
Fall dieser Art von completer, einseitiger, nuclesrer Oculomotorius-Lähmung 
ist nach Verf. von ihm selbst beschrieben im Journ. of Nerv. and Ment. Dis. 
1897, December. 


10) Ueber die Beziehungen von gewissen catarrhalischen und eitrigen 
Bindehaut-Entzündungen zur Urethritis und Arthritis, von H. Mce 
J. Morton, Minneapolis. 


Der Gonococeus kann nach Verf. nicht nur durch manuelle Uebertragung, 
sondern auch auf dem Wege der Blut-Circulation, ähnlich wie zu den Herz- 
klappen und andren Körperstellen, wie schon beobachtet wurde, zur Con- 
junctiva gelangen und dort Entzündung verursachen. 


Juli. 
1) Ein Töbenivermiohernnee ri, in welchem die Ossification der 


Aderhaut zur Identificirung des Leichnams führte, von Robert 
L. Randolph, Baltimore. 


Der vermisste Mann war wahrscheinlich während der Eisenbahn-Fahrt 
über den Niagarafluss in diesen gestürzt; der 9 Monate später aufgefundene, 
stark verweste Leichnam konnte nur durch das Auffinden der verkalkten 
Linse und einer Knochenschale in der Wand des linken Auges, welches der 
Vermisste schon als Kind durch einen Schlag verloren hatte, identificirt werden. 


2) Glaucom mit ausgedehnten Netzhaut-Blutungen durch Homatropin, 
von H. Gifford, Omaha. 


Bemerkenswerth ist das jugendliche (21 Jahre) Alter der Patientin. 





— 41 — 


3) Gesichtssinn und See-Krankheit, von Arthur F. Lumner. 


Ein am Flusse stehendes Blockhaus wurde durch Ueberschwemmung 
von seinem Platze gehoben und derart schief gestellt, dass das vordere Ende 
tiefer stand als das hintere, und gleichzeitig wurde es auf eine Seite geneigt, 
gerade wie ein Schiff, dessen Stern nach unten geht, und das gleichzeitig auf 
Backbord rollt. Die Besucher des Hauses, darunter auch Verf., wurden alle 
mehr oder weniger „seekrank“. Verf. schreibt dies dem ungewohnten schiefen 
Anblick der Wände, Fussböden, Decken, Fenster und Thüren zu und erklärt 
die See-Krankheit überhaupt als einen psychischen Vorgang, als einen Conflict 
der altgewohnten, durch den Gesichtssinn überkommenen Bilder des Festlandes 
mit den schwankenden auf der See. Demgemäss muss auch die Behandlung 
eine psychische (Hypnotismus) sein. 

4) Tabak-Amblyopie, von Henry A. Polkinhorn, Washington. 

Casuistik ohne Besonderheiten. 

August. 
1) Abblätterung der vorderen Schicht der Iris mit partieller Linsen- 

Trübung, von Edward Jackson, Denver, Colorado. 


Beide Augen des 44jährigen zeigten sehr geringes Sehvermögen in Folge 
der Linsen-Trübung. Die Pupillen sind beiderseits frei beweglich. Die Iris 
zeigte beiderseits im oberen Theil die blau-graue Farbe, wie sie in frühester 
Kindheit gesehen wird, und deutlich sichtbar die Structur des Iris-Stroma; 
es war hier die vordere Lage des Epithels und das stark pigmentirte Gewebe 
verloren gegangen. Dann folgte nach unten ein unregelmässiger, ausgeprägt 
gelblich-brauner Streifen, in welchem die vordere Iris-Schicht in Stückchen 
und Flocken in die Vorderkammer hereinhing, noch befestigt an die Iris, 
aber bei den Augen-Bewegungen frei mitschwingend. Unterhalb desselben 
folgte die grau-braune gewöhnliche Farbe und Zeichnung der Iris. Während 
vierwöchentlicher Beobachtung hatte die Abblätterung deutliche Fortschritte 
gemacht. Verf. erwähnt dann die Fälle von Heterophthalmus, in denen das 
weniger pigmentirte Auge Linsen-Trübung zeigte. 


2) Ophthalmologische Notizen, von G. E. de Schweinitz, Philadelphia. 


a) Geheilte Netzhaut-Ablösung mit Bemerkungen über Reti- 
nitis striata. 2 Fälle von äusserst rascher Heilung ausgedehnter Netzhaut- 
Ablösung unter Ruhe, Druck-Verband, Jodkali und Schwitzkur. An der 
Begrenzungs-Stelle der normalen und der früher abgelösten Netzhaut ein 
weisser von zwei dunklen Linien begrenzter Streifen. In Uebereinstimmung 
mit J. Caspar (Arch. of Ophthalm., 1897, p. 80) meint Verf., dass manche, 
wenn nicht alle Fälle von Retinitis striata End-Ausgänge von geheilter Netz- 
haut-Ablösung sind. 


b) Fremdkörper, 18 Jahre in der Chorioidea ruhbend, dann 
Irido-Cyelitis; Localisation durch Röntgen-Strahlen nach Sweet’s 
Methode (siehe dieses Centralbl. 1899, S. 189). Die Localisation bewährte 
sich bei dem Extractions-Versuch mittels des Magneten, der Fremdkörper 
erschien einen Augenblick zwischen den Wundlefzen, schnellte aber sofort 
wieder zurück, da er so festgewachsen war, dass er selbst nach der Enu- 
cleation aus dem auseinandergeschnittenen Auge nicht herausgezogen werden 
konnte. 


— 448 — 


c) Ueber die Füllung collabirter Augen mit physiologischer 
Kochsalz-Lösung. Nach der Anweisung von Knapp (Arch. of Ophth. 
XXIII, 1899, S. 308) spritzte Verf. bei starkem Glaskörper-Verlust und 
Collaps des Auges nach Star-Operation mit Erfolg physiologische warme 
Kochsalz-Lösung ein. | 


d) Ein Fall von geheilter sympathischer Ophthalmie. 


3) Eine Modification von Holmgren’s Woll-Proben für Farben-Blind- 
heit, von Geo. F. Keiper, Lafayette, Ind. 


4) Keratitis ulcerativa marginalis, von W. A. Martin, San Francisco. 


Kleine Infiltrations-Herdchen in der Hornhaut-Peripherie, 1—2 mm ein- 
wärts vom Limbus corneae, den Hornhaut-Rand selbst frei lassend, bogen- 
förınig angeordnet, nach Art des Arcus senilis. Während die erst aufgetretenen 
Herdchen geschwürig zerfielen und dann ausheilten, bildeten sich fortschrei- 
tend rund um die ganze Hornhaut-Peripherie neue Herdchen, die alle aus- 
heilten; die letzten wurden ohne Geschwürs-Bildung resorbirt. Reiz-Erschei- 
nungen gering. Verf., der schon April 1899 im Ophthalmic Rec. derartige 
Fälle beschrieben, fand auch jetzt noch nicht in der Literatur gleiche Mit- 
theilungen. Die Rand-Keratitis der Lehrbücher giebt ein andres Bild. Die 
Behandlung bestand in Sublimat-Spülungen und Calomel-Einstreuungen. 


6) Verstellbarer Rahmen für Prismen zur Augenmuskel-Prüfung, von 
Vard H. Hulen, San Francisco. 


Käuflich bei der Standard Optical Co. in San Francisco. 


6) Venen-Puls im Augen-Hintergrund, von M. F. Weymann, 
St. Joseph, Mo. 


7) Plano-bifocale Segmente in den Probir-Gläsern zur Erleichterung 
der Refractions-Bestimmung der Presbyopen, von J. N. Rhoades, 
Philadelphia. 

Verf. hat sich einen Satz „plano-bifocaler Probir-Gläser‘‘ machen lassen 

(Optiker D. V. Brown), bei denen auf ein Planglas unten ein Segment eines 

Convex-Glases (von + 0,5 bis zu + 6 D) aufgekittet ist. 


8) Epiphora; Abscessus lacrymalis; angeborener Mangel der Thränen- 
Punkte; Strietur des Thränen-Kanals. Klinische Vorlesung von 
L. Webster Fox, Philadelphia. 


September. 
l) Angeborene Degeneration des Auges, von Lee Wallace Dean, 
Jowa, City. 

Verf. bespricht an der Hand von 21 Fällen das gleichzeitige Vorkommen 
von angeborenen Degenerations-Zuständen des Auges, wie Mikrophthalmus, 
Anophthalmus, Colobomen, Opticus-Atrophie, Retinitis pigmentosa u. dgl., 
mit allgemeinen Degenerations-Zeichen wie Wolfsrachen, Hasenscharte, Poly- 


— 449 — 


dactylie, Epilepsie und Idiotie u. s. w., den Zusammenhang zwischen ihnen 
und die event. gemeinsamen Ursachen. 


2) Eisenspan im Auge, Untersuchung mit Sideroskop negativ (?), mit 
Skiaskop positiv, Enucleation. Sympathische Ophthalmie 16 Tage 
später. Heilung. Demonstration des Sideroskops, von Wm. 
C. Bane, Denver. 


2 Monate nach der Verletzung ‚erfolglose Magnet-Operation. Schon am 
4. Tage nach der Enucleation war eine vorübergehende Injection des andren 
Auges bemerkt worden. 


3) Totale Ciliectomie, von M. F. Weymann, St. Joseph, Mo. 


Bei hochgradiger Trichiasis nach Versagen aller andren plastischen 
Operationen. 
October. 
1) Zwei Fälle von Nystagmus, von Alexander Duane, New York. 


Albinismus, Hyperopie und Astigmatismus, horizontaler Nystagmus von 
Kindheit an; bemerkenswerth ist, dass Pat. beim Lesen, das ihm überhaupt 
Mühe macht, die Zeilen nicht horizontal, sondern senkrecht oder schief zum 
Auge halten muss, da er sonst durch den horizontalen Nystagmus gestört 
ist und ihm Alles durcheinander läuft. Im zweiten Falle bestand Hyperopie, 
Astigmatismus und Convergenz. Nach einigen Jahren starke Zunahme des 
Astigmatismus und einseitiger Nystagmus, der durch entsprechende Correction 
wieder verschwand. 

2) Der Einfluss abducirender und adducirender Prismen auf die 
Entfernungs-Schätzung, von J. A. Lippincott, Pittsburg. 


November. 
1) Fall von erfolgreicher Entfernung eines Stahl-Splitters aus dem 
Glaskörper, von Charles A. Oliver, Philadelphia. 


Entfernung durch die Eingangs-Pforte, eine 1 cm lange Skleral-Wunde, 
48 Stunden nach der Verletzung. Der 8mm lange und 5 mm breite Splitter 
war mittels Röntgen Strahlen nach Sweet ’s Methode richtig localisirt(?) worden. 


2) Einseitige Blindheit von 50jähriger Dauer; Wiederherstellung der 
Sehkraft nach einer Hemiplegie, von George F. Libby, Colorado 
Springs. 

Die jetzt 54jährige, früher stets gesunde Patientin sah von Kindheit 
an, ohne nachweisbare Ursache, mit dem rechten Auge nichts; erst 7 Jahre 
vorher hatte ein Augen-Arzt wiederholt den Befund erhoben. Nach einem 
ohne erkennbare Ursache aufgetretenen Schlaganfall (Aphasie, links Facialis- 
und rechts Extremitäten-Lähmung), von dem sich Patientin bald wieder er- 
holte, trat plötzlich rechts wieder Sehkraft auf, die sich allmählich auf 0,6 
steigerte mit — 1,0 D. Verf. fasst bei Abwesenheit jeglicher sonstiger 
Krankheit die Blindheit als psychische auf(?). 


29 


— 450 — 


3) Ein Star-Messer von ausgezeichneter Form und Proportion, ange- 
geben vor 150 Jahren von Dr. Thomas Young von Edinburgh 
und die vordem angegebenen Star-Messer, von Alvin Hubbel, 
Buffalo.. 


Nachdem Daviel 1752 seine Methode der Star-Operation angegeben 
hatte, folgten bald zahlreiche Verbesserungs-Vorschläge, die hauptsächlich auf 
eine Verminderung der von Daviel als nöthig angegebenen Instrumente 
hinzielten und in erster Linie eine Modification des Star-Messers bezweckten. 
Von 1752—55 wurden so von de la Faye, Sharp, Poyet, Warner und 
Bérenger verschiedene Star-Messer angegeben, die Verf. alle im Original 
abbildet, deren Beschreibung hier im Referat zu weit führen würde. Die 
von den drei Erstgenannten angegebenen Messer sind beschrieben in den 
Mömoires de l’Academie de Chirurgie Royale 1753, tome II,. das vorletzte 
in Warner’s Cases in Surgery 1754, und das letzte in den Mémoires de 
l’Acad&mie des Sciences, 1755, tome III (s. auch Stoeber, Description du 
Procédé Quasi-Lineaire Simple ou Compose, Paris 1877). Weniger erwähnt 
in den Schriften, aber nichts desto weniger sehr gut ist. das von Young 
1756 angegebene und in Bd. II, S. 324 seiner „Essays and Observations, 
Physical. and Literary, Read before a Society in Edinburgh‘ beschriebene 
Messer. Verf. führt die Arbeit im Original an. Das Messer ist etwa 4 cm 
lang, hinten 5 mm breit und nach vorn sehr spitz zulaufend; der Rücken 
ist stumpf und leicht convex. Nach Verf. hat Daviel: die moderne Star- 
Operation als erster „erfunden“, nach ihm Sharp als erster die „einfache 
Extraction‘‘ gemacht mittels Einschnitt an der Corneo-Skleralgrenze und 
Lappen-Bildung nach unten, und Young hierfür als erster ein empfehlens- 
werthes Messer angegeben. 


4) Keratitis petriflcans, die correcte Terminologie für die bandförmige 
Keratitis, von Geo F. Suker, Toledo, Ohio. 


Unter bandförmiger Keratitis und unter Keratitis petrificans oder De- 
generatio calcaria corneae sind zwei verschiedene Krankheits-Bilder zu ver- 
stehen;: ersteres ist meist ein primärer Process, der in Abscheidung oder 
Infiltration von colloid-ähnlichen Massen besteht, letztere eine Abscheidung 
von kohlensaurem oder phosphorsaurem Kalk, vorwiegend secundär nach 
"Augen-Erkrankungen eintretend. 


December. 
1) Die Wirkung convergirender Prismen auf unsre Grössen- und 
Entfernungs-Wahrnehmungen — eine experimentelle Studie, von 


Alexander Duane, New York. 


Durch convergirende Prismen erscheinen uns die Gegenstände kleiner 
und ferner zu sein, da die Accommodation dabei sehr erschlafft; ferner ist 
nach Verf. hauptsächlich die Störung in den Beziehungen zwischen Accom- 
modation und Convergenz an diesen Wahrnehmungen schuld. 


2) Listing’s Ebene und Listing’s Gesetz, von Harold Wilson, Detroit, 
Michigan 
Zurückweisung verschiedener Einwände gegen dieses Gesetz: 
Neuburger. 


— 41 — 


VI. The American Journal of Ophthalmology. 1900. Januar. 


1) On zonular cataract with the microscopic examination of an 
extracted lens, by Adolf Alt. 


Verf. hatte Gelegenheit, eine frühere Zonular-Cataract, die durch hinzu- 
tretende Cortical-Trübungen seniler Natur zur Extraction kam, mikroskopisch 
zu untersuchen, und fand dabei von den sonstigen in der Literatur (Schirmer, 
Hess, Beselier, Lawford, Peters, Bach u. A.) veröffentlichten Befunden 
abweichende Veränderungen, die eine principielle Bedeutung gewinnen können. 
Abgesehen davon, dass der Kern eine wellige Oberfläche mit zahlreichen 
Prominenzen und Depressionen zeigte und die Aequator-Gegend an einer 
Seite runder und breiter, an der andren dünner und schärfer schien, als ge- 
wöhnlich, sassen die sog. Reiterchen, die sehr deutlich hervortraten, nicht, 
wie gewöhnlich beschrieben wird, in der peri-nuclearen Zone, sondern im 
Kern selber. Die Cortical-Trübungen zeigten die auch bei einfacher Cataract 
bekannten Myelin-Tröpfchen. Die sonst für die Peri-Nuclear-Zone beschriebenen 
Veränderungen zeigten sich also in diesem Falle, wenn auch in schwächerem 
Grade, in der Kernzone selbst, während klinisch das Bild des reinen Schicht- 
Stars bestanden hatte. Verf. hält an der Anschauung fest, dass die Zonula- 
Cataract in vielen Fällen eine wahre congenitale Bildung sei, während sie 
in andren erst post partum sich bilde. Der obige Fall gehört zu der ersten 
Kategorie. 


2) An atypical case of retinitis pigmentosa, by W. Gordon M. Byers. 


Der Fall zeigt einerseits mit der Retinitis punctata albescens, auf der 
andren Seite durch das Hinzutreten einer Zone von charakteristischer, typischer 
Pigment-Bildung mit der Retinitis pigmentosa eine grosse Verwandtschaft. 
Die Zukunft wird zeigen, ob erstere Erscheinung ein Frühstadium der 
letzteren darstellt. 


3) Notes on the microscopical conditions found in a case of so-called 
black cataract, by Adolf Alt. 


Die einer 89jährigen Greisin extrahirte Cataracta nigra hatte länger als 
12 Jahre das Sehvermögen aufgehoben und fiel durch ihren enormen Kern- 
bei der Operation auf. ln seinen mehr peripheren Theilen zeigte sich bei 
der histologischen Untersuchung, besonders am Aequator, hauptsächlich aber 
in den an den Kern angrenzenden Rinden-Partikeln ein dunkles Pigment, 
welches sich bei stärkerer Vergrösserung aus kleinen braunen, granulären Körper- 
chen gleichmässig zusammengesetzt zeigte, genau wie die Pigment-Körner in 
den Pigment-Epithelzellen, und wohl auch daher und nicht von einer Imbi- 
bition durch Blutung stammte. 


4) Torpor of the retina due to exposure in the Klondike, by J. Ellis 
Jennings. 


Bei einem 55jährigen Goldgräber bildete sich durch körperliche Ueber- 
anstrengung eine concentrische Gesichtsfeld-Einengung für Weiss und Farben 
aus, die von Tag zu Tag andre Grenzen zeigte. Patient war sonst gut 
genährt und kräftiger Natur und hatte nichts gemein mit den Erschöpfungs- 

. 29” 


— 452 — 


Zuständen ausgehungerter Soldaten und Seeleute, wie sie sonst bei diesen 
concentrischen Gesichtsfeld-Defeeten angeführt werden. 


Es folgen Gesellschafts-Berichte und Referate. 


Februar. 
1) Further notes on the use of protargol in ophthalmic practice, by 
Adolf Alt. 

Verf. verwendete meist eine 3°/, Lösung, war aber auch mit 2- und 
1°/, Lösungen in milden Fällen zufrieden; selbst bei der Blennorrhoea neo- 
natorum griff er nicht zu stärkeren Concentrationen. Im Gegensatz zu vielen 
Autoren behauptet Verf., eine directe Einwirkung auf die Granulationen der 
Bindehaut selbst gesehen zu haben. Aber auch Argyrosis sah er bei mehr- 
monatlicher Anwendung des Präparats eintreten, nur dass die Conjunctiva 
dann nicht, wie gewöhnlich, schmutziggrau oder blauschwarz aussah, sondern 
einen leicht gelbbraunen Ton annahm, der in manchen Fällen wieder ver- 
schwand. Verf. hat das Mittel jetzt über 2 Jahre als Ersatz für Argentum 
nitricum zu seiner vollen Zufriedenheit angewendet. 


2) Personal recollections of early cataract extractions, by S. Pollak. 
3) Some clinical experiences, by Adolf Alt. 

Verf. beschreibt einen Fall von recidivirendem Epitheliom am medialen 
Hornhaut-Rand eines 47jährigen Patienten. Die äussere Erscheinung sprach 
im Grossen und Ganzen für ein einfaches Pterygium. 2'/, Monate nach der 
durch eine excessive Blutung complieirten Abtragung der kleinen Geschwulst 
wurde eine kleine warzen-ähnliche Erhehung mit rauher und. gefäss-haltiger 
Oberfläche constatirt, darunter und getrennt davon zwischen dem horizontalen 
und vertikalen Meridian, ebenfalls nahe dem Rande, zwei feine weissliche 
Tumoren wie Phlyctänen, die Verf. sämmtlich mit dem Galvanokauter tief 
brannte. Später, innerhalb Jahresfrist, blieben die Stellen flach und blass. 
— Ferner referirt Verf. über 2 Fälle, in denen nach einer erfolgreichen 
Star-Extraction das nicht-operirte Auge, in einem durch Glaucom, im andren 
durch Amotio retinae verloren ging. 





4) Monocular hemianopsia with hallucinations of smell. A contri- 
bution to our knowledge of the optical nerve paths, by Max 
Linde. (Aus der Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie übersetzt.) 





Es folgen Gesellschafts-Berichte und J ournal-Auszüge. 
Peltesohn. 


März. 


1) Ein Fall von nahezu symmetrischen papillom-artigen Geschwülsten 
der Conjunctiva beider Augen, von W. A. Shoemaker. 


2) Ergebniss der mikroskopischen Untersuchung dieser Geschwülste, 
von Adolf Alt, 

40jähr., sonst gesunder Mann sieht seit einem Jahre rechts nichts mehr; 

links hat er keine subjective Klagen. Auf dem rechten Auge erstreckt sich 


e 


— 453 — 


ein blasses, gelbliches Gewebe von xerotischem Aussehen, etwa 2 mm dick, 
7 mm breit, horizontal über die Hornhaut von Limbus zu Limbus, temporal- 
wärts grenzt eine im Durchmesser 4 mm grosse, runde, granulirende Masse 
an. Am linken Auge erstreckt sich eine ähnliche Bildung pterygium-artig 
vom inneren sowohl, als &usseren Canthus an auf die Hornhaut hinüber, die 
Pupille jedoch nicht erreichend. In der Lid-Bindehaut alte Trachom-Narben. 
Unter Cocain wurde zuerst rechts die Geschwulst entfernt, wobei die Horn- 
haut sich sehr vascularisirt erwies und stark blutete; deshalb wurde vorerst 
die Geschwulst nür zur Hälfte entfernt; er trat glatte Heilung ein, natürlich 
mit Hornhaut-Trübung an Stelle der Geschwulst. Am gleichen Tage wurden 
auch links die Geschwülste zufallsfrei entfernt, die Bindehaut wurde genäht; 
glatte Heilung. 

Die mikroskopische Untersuchung, deren Einzelheiten mit photographi- 
schen Abbildungen im Original nachzusehen sind, erwies als Ursprungs-Stätte 
der Geschwülste das episclerale oder conjunctivale Gewebe; durch das allm&h- 
liche Vorwärts-Wachsen wurde secundär erst die Hornhaut ergriffen. Das 
theils dichtere, theils lockerere Bindegewebe, welches die Hauptmasse der Ge- 
schwülste ausmacht, enthält Trachom-Körner. Während der jüngst entstandene 
Tumor kaum eine Spur papillomatöser Anordnung zeigt, bietet der ältere 
entschieden solchen Bau dar mit degenerativen und retro-gressiven Metamor- 
phosen in den Trachom-Körnern sowohl, als in den Papillen und deren 
epithelialer Bedeckung. Alle Tumoren sind stark vascularisirt und mit Rund- 
zellen infiltrirt und zeigen stellenweise Veränderungen malignen Charakters 
mit Entwicklung von in die Tiefe wuchernden Epithel-Cylindern, vorzugsweise 
am Limbus corneae. Die Geschwülste stellen sich somit als Misch-Geschwülste 
dar: weiche Fibrome, mit. Trachom inficirt, mit allmählicher Veränderung zu 
papillomatöser und schliesslich epitheliomatöser Structur. Verf. vermuthet 
trotz der gegentheiligen Angabe des Patienten einen Ursprung aus kleinen 
congenitalen Dermoiden, in einem Tumor fand sich ein kleines Haar. Papil- 
lome der Conjunctiva sind selten. Nach Verf. wurde zuletzt diese Geschwulst 
beschrieben in diesem Journal (1897, Nr. 4) von Swan M. Burnett, der 
auch die Fälle von Hirschberg (dieses Centralbl. 1884), Magnus (Klin. 
Monatsbl. 1887) und Weeks (New York Eye and Ear Infirmary Rep. 1896) 
citirt. (Weitere Fälle siehe dieses Oentralbl. 1897, 1898 und 1899. Ref.) 
Das Haupt-Charakteristicum des obigen Falles besteht in der Entwicklung 
von vier derartigen Geschwülsten, zwei an jedem Auge an correspondirender 
Stelle der Lid-Spalte, ferner darin, dass diese Geschwülste nicht von der 
Carunkel oder Lid-Conjunctiva, sondern vom episcleralen Gewebe ihren Aus- 
gang nahmen. Die Prognose bezw. Recidiv ist mit Rücksicht auf die ana- 
tomisch gefundenen malignen Zeichen sehr zweifelhaft. 


3) a) Ein Aluminium-Nickel-Augenschild, von Russel Murdoch, 
Baltimore. 

Nach Form eines Malteser Kreuzes mit vier unregelmässigen biegsamen 
Armen, mit Ventilations-Oeffnungen; es wird über die Gaze und Watte, 
welche das zu verbindende Auge bedeckt, mit Heftpflaster-Streifen befestigt. 
Zu haben bei Charles Neuhaus, 510 Eutaw street, Baltimore. 

b) Ovoide Glaskugeln zum Einsetzen in die Augenhöhle nach Heilung 
der Enuclestions-Wunde; das künstliche Auge wird darüber gesetzt mit gutem 
kosmetischen Erfolg. (Zu haben bei Charles A. Enker, corne Leseington and 
Liberty streets, Baltimore.) 


== Ap — 


April. 
1) Trachomatöser Pannus und Periectomie, von Eduard Boeckmann, 
St. Paul, Minn. 

Die hartnäckige, den verschiedensten Behandlungs-Methoden trotzende 
pannöse Hornhaut-Trübung bei Trachom wird vom Verf. zurückgeführt auf 
einen in den tieferen Lagen der Bindehaut, bezw. oberen der Sclera vor- 
handenen trachomatösen Krankheits-Process. Dem gemäss wendet Verf. die 
Periectomie an, nicht in der Absicht, nur die Gefässe zu zerstören, sondern 
vielmehr den Krankheits-Herd zu vernichten und rings um die Hornhaut 
eine sichere Schranke aus Narben-Gewebe zu schaffen gegen eine weitere 
Invasion des Krankheits-Processes auf die Hornhaut. 7u dem Behufe schneidet 
er entsprechend dem peripheren Rande des Pannus einen 2—3 mm breiten 
Bindehaut-Streifen aus, entfernt sodann die Subconjunctiva vollständig in 
ausgedehntem Maasse; durch Retraction der Conjunctiva entsteht so eine 
4—6 mm breite klaffende Wunde, auf deren Grunde die Sclera blossliegt; 
die vorhandene Scleritis anterior wird durch zahlreiche ausgedehnte Scari- 
ficationen der Sclera nach allen Richtungen behandelt; entscheidend für den 
Erfolg ist die nun folgende Nach-Behandlung: durch Compression muss vor 
dem Verbinden die Blutung sorgfältig gestillt sein und durch reichliches 
Einstreuen von Jodoform ein Hineinlegen der Conjunctiva in die Wunde, 
welche durch Granulation heilen soll, verhindert werden. An 1000 Fällen 
konnte Verf. die Wirksamkeit der Operation erproben, welche bei erstmaligem 
Misslingen beliebig ohne Nachtheil wiederholt werden kann. 


2) Zwei Categorien von Augen-Erkrankungen, die mir viel Plage 
verursachen, von J. W. Bullard, Pawnee City. 
An andrer Stelle referirt. (Siehe Bericht über die 5. Jahres-Versamm- 
lung der Western Ophthalmologic and Oto-Laryngologic Association, St. Louis, 
5.—7. April 1900.) 


3) Sympathische Entzündung und sympathische Reizung, von John 
J. Kyle, Indianopolis. S. W. O. and O.-L. A. 


Mai. 
1) Fremdkörper in der Orbita, von Christian R. Holmes. S. W. O. 
and O.-L. A. 


2) Ein Fall von Arteria hyaloides persistens mit ungewöhnlichem 
Auswuchs, vom Opticus aus über die Macular-Region sich er- 
streckend, von F. H. Verhoeff, Baltimore. 

Die Entstehung dieser angeborenen Abnormität wird erklärt durch früh- 
zeitige Adhärenz eines Theiles der Arteria hyaloidea persistens, vielleicht ihrer 

Scheide, mit der Retina. 


3) Erfahrung mit Protargol in der Augen-Praxis, von Geo A. Goode, 
Pittsburg. 


Die Erfahrungen sind günstig; doch muss man bei Protargol auch vor 
Argyrose auf der Hut sein. 


— 455 — 


Juni. 

1) Bericht über einən Fall von Eisenbahn-Verletzung des Auges mit 
Einzelheiten des Falles, einschliesslich des Processes, den Patient 
gegen die Eisenbahn-Gesellschaft anstrengte, von B. E. Fryer, 

. Kansas City. S. W.:O. and O.-L. A. 


2) Fall von doppelseitiger acuter Neuritis retro-bulbaris hereditären 
Ursprungs, von Howard F. Hansell, Philadelphia. 


56 jähriger, sonst gesunder Patient, der ohne Ursache — höchstens 
könnte ein längerer Aufenthalt in ungeheizten und feuchten Räumen be- 
schuldigt werden; Patient hatte die Aufrichtung eines Gebäudes zu beauf- 
sichtigen — über N acht nahezu erblindete. Einige Onkel und Tanten mütter- 
licherseits, sowie ein älterer und ein jüngerer Bruder waren unter ähnlichen 
Umständen erblindet. Besserung konnte nicht erzielt werden, doch trat auch 


keine weitere Verschlechterung ein. Verf. fügt eine Reihe von Literatur- 
stellen bei. 


3) Passende Kopf-Stütze für ophthalmologische Untersuchungen, von 
Lucien Howe, Buffalo. 


Ohne Abbildung schwer zu beschreiben. Zu beziehen durch die Cataract 
Tool and Optical Company. 


4) Die Rolle der mittleren Muschel bei Augen-Störungen und die 
Indicstionen für deren theilweise oder vollständige Entfernung, 
von J. O. Stillson, Indianopolis. S. W. O. and O.-L. A, 


Juli. 
1) Ueber die Behandlung der Keratitis dendritica und der Rand- 
geschwüre der Hornhaut mit J od-Tinctur, von Harry Frieden- 
wald, Baltimore. 


Ein mit Watte fest umwickeltes hölzernes Stäbchen wird mit Jod- 
Tinctur getränkt, und nach Cocainisirung und Einträuflung einer Fluorescin- 
Lösung zur genauen Feststellung der erkrankten Hornhaut-Partie wird die 
letztere in ganzer Ausdehnung, namentlich auch deren Rand-Theile mit der 
Jod-Tinctur kräftig gerieben, bis die ergriffenen Theile braun aussehen: es 
tritt mässiger Schmerz ein, das Hornhaut-Epithel stösst sich ab, und es erfolgt 
baldige Heilung. Bei Phlyctänen und infieirten Geschwüren ist das Mittel 
erfolglos. Die Jod-Tinctur erwies sich beim Thier-Versuch als unschädlich 
für das Auge. Verf. behandelte nach dieser Methode eine Reihe von Fällen, 
die andren Behandlungsweisen getrotzt hatten, mit bestem Erfolge. 


2) Beobachtungen über einige blinde, aber reizlose und scheinbar 
unschädliche Augen. Können solche eine pseudo-sympathische 
Entzündung hervorrufenP von S.C. Ayres, Cincinnati. 


6 Fälle, in denen das früher verletzte, bezw. durch Krankheit, z. B. 
Ophthalmia neonatorum, erblindete eine Auge stets reizlos geblieben war, 
während am andren Auge, oft erst nach Jahrzehnten, Entzündungs-Erschei- 
nungen verschiedner Art auftraten, u. A. auch Secundär-Glaucom, die, obwohl 


— 456 — 


sie wirklicher sympathischer Entzündung nicht glichen (der hintere Abschnitt 
des Auges war erkrankt, der vordere blieb frei, die Ciliar-Gegend war völlig 
entzündungs-frei, nicht im mindesten druckempfindlich), doch geheilt wurden, 
in 5 Fällen einzig durch die Enucleation des erst erkrankten, zur Zeit aber 
reizlosen Auges. Das Ergebniss der mikroskopischen Untersuchung der 
letzteren wird später mitgetheilt (von A. Alt). 


3) Notiz über die Haltbarmachung der wässrigen Lösung des Neben- 
nieren-Extractes, von Lucien Howe, Buffalo. 

Von den Tabletten & 0,25 g, deren jede 2,5 g frischer Drüsen-Substanz 
entspricht, werden im Ganzen 2 g mit destillirtem Wasser zu einer Paste 
angerührt und durch Zugiessen von Wasser auf 30 g aufgefüllt; diese Lösung 
wird etwa 15—20 Minuten lang bei etwa 70° erwärmt und 0,75 g Borsäure 
. zugesetzt; sodann wird die Lösung filtrirt und gut verkorkt. 


4) Drei Fälle von Chorioiditis bei jungen Frauen, von J. E. Jennings. 
Ohne besondere Aetiologie. 


5) Trockene Behandlung der Dacryocystitis, von Hamilton Stillson, 
Seattle. S. W. O. and O.-L. A. 


6) Die Verwendung von Mercurol als ein werthvolles, nicht reisendes 
Antisepticum bei intraocularen eitrigen Processen, von Joseph 
Mullon, Houston. S. W. O. and O.-L. A. 


7) Ein Besuch in dem Niederländischen Augen-Hospital zu Utrecht, 
Holland, von Ellet Orrin Lisson, Keokuk. 


August. 
1) Einige Beobachtungen über syphilitische Affeotionen im Uveal- 
tractus — Iris, Ciliarkörper und Chorioidea, von Paul Turner 


Vaughan, Hot Springs. 

An der Hand eigner Beobachtungen und der einschlägigen Literatur 
bespricht Verf. Symptomatologie, Pathologie und Verlauf dieser Erkrankung. 
Unter 70 Fällen von Syphilis, die Verf. im letzten Jahre beobachtete, war 
29 Mal, also in über 40°/,, der Uveal-Tractus ergriffen, und zwar 21 Mal Iris 
und Strahlenkörper, 8 Mal die Chorioidea. Die Iritis betraf 5 Mal das rechte, 
14 Mal das linke, 2 Mal beide Augen; 2 Mal war auch Hypopyon vorhanden. 
Die Chorioiditis hat stets exsudativen Charakter; bei Chorio-Retinitis ist stets 
die Chorioidea primär, die Retina secundär erkrankt. 


3) Studie betreffend die Anatomie der Augenlider, besonders deren 
Drüsen, von Adolf Alt. 


An andrer Stelle im Zusammenhang ausführlich referirt. 


3) Vergleich der acoommodations-lähmenden Wirkung des Scopolamin 
und des Atropin, von W.K. Rogers, Columbus. 
Scopolamin ist in manchen Fällen wegen seiner rascher verschwindenden 
Wirkung zwar von Vortheil, jedoch nicht so zuverlässig wie das Atropin. 


— 457 — 


4) Fall von Chorioidal-Sarcom bei einem Syphilitiker, von M. H. Sost, 
St. Louis. 


Zehn Jahre zuvor war dem Patienten wegen Tuberculose ein Hoden 
entfernt worden; dann hatte er Syphilis acquirirt, und zuletzt war auf dem 
linken Auge eine Chorioidal-Geschwulst entstanden; da die Diagnose Anfangs 
zwischen Gumma und Sarcom schwankte, wurde eine Schmierkur eingeleitet, 
später jedoch ein Sarcom angenommen und enucleirt; die Autopsie bestätigte 
die Diagnose. 


September. 

Ueber die Symptomatologie der Tabes dorsalis im prä-ataktischen 
Stadium, und über den Einfluss der Sehnerven-Atrophie auf den 
Fortschritt dieser Erkrankung, von O. Foerster, Breslau. (Ueber- 
setzt aus der Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. 1900. - August.) 


Von den vom Verf. angegebenen Symptomen sollen hier nur die Augen- 
Symptome besprochen werden. Bei den 27 genau beobachteten Fällen 
(darunter 6 klinischen) waren das erste subjective Symptom 13 Mal lancinirende 
Schmerzen, 2 Mal Erblindung durch Sehnerven-Schwund, 8 Mal Augenmuskel- 
Störungen (Doppeltsehen.. Unter den objectiven Symptomen steht obenan 
die Pupillen-Starre In den 27 Fällen war 21 Mal beiderseitige reflectorische 
Pupillen-Starre bei Belichtung . vorhanden, 3 Mal einseitige und 3 Mal nur 
sehr verlangsamte träge Reaction. Miosis war nur 9 Mal ein- oder doppel- 
seitig vorhanden, 9 Mal Mydriasis, 9 Mal war die Pupillen-Grösse normal; 
Pupillen-Differenz dagegen war 9 Mal da und ist sicher häufiger, als man 
allgemein annimmt. Störungen im motorischen Apparat des Auges sind im 
prä-ataktischen Stadium sehr häufig (21 Mal) in Gestalt von nystagmus- 
artigem Krampf und mangelnder Coordination beider Augen; Augenmuskel- 
Lähmungen mit Diplopie sind seltener (3 Mal). Eine besondere Stellung 
unter allen diesen Symptomen nimmt die Sehnerven-Atrophie ein. Von 
Verf.s 27 Fällen hatten 13 eine Sehnerven-Atrophie. Sowohl an seinen 
eigenen, als auch an den von der Literatur beschriebenen Fällen liess sich fest- 
stellen, dass diese Complication einen wesentlichen, hemmenden Einfluss auf 
das Fortschreiten der Tabes überhaupt ausübt; je früher sie auftritt, um so 
später treten die andren Symptome auf, ja sogar können letztere wie die 
laneinirenden Schmerzen, Sensibilitäts-Störungen, Crisen, Ataxie wieder ver- 
schwinden mit dem Auftreten der Sehnerven-Atrophie, und das Allgemein- 
befinden überhaupt kann sich wieder bessern. In einem Falle von Dejerine 
trat der vorher verschwunden gewesene Knie-Reflex mit dem Eintritt der 
Sehnerven-Atrophie wieder auf. Die Fälle von Tabes ohne Sehnerven-Atrophie 
dauern durchschnittlich 4!/,, die mit Sehnerven-Atrophie 9!/, Jahre; es giebt 
Fälle, in denen die Krankheit seit dem Auftreten der Sehnerven-Atrophie 
während 5, 9, ja sogar 16 und 23 Jahren keine weiteren Fortschritte gemacht 
hat. Eine Erklärung hierfür besitzen wir zur Zeit noch nicht. 


October. 
1) Die Gefahr der Spontan-Heilung der senilen Cataract, von H. Gif- 
ford, Omahs. 


Das gleichzeitige Vorkommen von Glaucom bei Spontan-Heilung der 
. Alters-Cataract haben schon Mitvalsky (Centralbl. f. Augenheilk., 1892, 


— 458 — 


S. 207) und Reuss (ebenda 1900, 8. 39) hervorgehoben. ‘Verf. betoat nun 
auf Grund von 4 eigenen Fällen, die zum Theil Leute betreffen, welche mit 
npch nicht ganz reifem Alters-Star kamen, zur Operation wiederbestellt aber 
ausblieben und erst später mit theilweise resorbirter Cataract und an Glaucom 
erblindet wiederkamen, dass das Glaucom verursacht sei durch die Vorgänge 
bei der Spontan-Heilung. Und zwar wenn die Linsen-Resorption bezw. -Ver- 
flüssigung, wie bei Cataracta Morgagni, in geschlossener Kapsel vor sich 
gehe, rufe die Linse oder die Reste des Kernes durch Lage-Veränderung 
Ciliar-Reizung und Glaucom hervor, oder sie verschliesse den Vorderkammer- 
Abfluss, sei es durch Druck von rückwärts oder dadurch, dass sie, wie in 
einem der Fälle, selbst in die Vorderkammer schlüpfe. Bei eröffneter Kapsel 
können die Detritus-Massen des Cortex den Kammer-Abfluss verschliessen. 
Daher sei es in jedem Falle vorgeschrittener Cataract, der nicht oft vom 
Arzt untersucht werden kann, rathsam, mit der Extraction nicht zu warten. 


2) Ueber Pupillen-Erweiterung durch Reizung der Hirnrinde, von 
John Herbert Parsons. 


In Nach-Prüfung der von andren Autoren schon angestellten Experimente 
fand Verf. an Hunden und besonders an Katzen, dass durch Reizung der 
Hirnrinde entweder im vorderen Gebiet des frontalen motorischen Bezirkes 
und der Augen-Muskeln in der Nähe des Sulcus transversus, oder im hinteren 
Gebiete, entsprechend dem occipitalen Sehcentrum, Pupillen-Erweiterung ein- 
tritt, welche in ausgeprägten Fällen begleitet ist von all den gewöhnlichen 
Symptomen der Reizung des cervicalen Sympathicus. Die Wirkung wird 
vermindert durch Abtrennung beider Sympathicus-Stränge im Nacken, auf- 
gehoben durch nachfolgende intracranielle Oculomötorius-Durchtrennung. 
Verf. stimmt nur in modificirtem Sinne mit: Bechterew und Mis- 
lawski überein, dass man im inneren Theil des Gyrus sygmoideus Ver- 
'längerungen des cervicalen Sympathicus habe, und hält es für einen Miss- 
brauch, von corticalen Pupillen-,‚Centren‘‘ zu sprechen. 


3) Postneuritische Atrophie beider Optici durch Mumps, von H. Dor 
sen., Lyon. 


Der 25jährige Patient machte beim Militär einen Mumps-Anfall durch, 
der ihn 27 Tage im Hospital verbringen liess; nach 7 Monaten bemerkte er 
beim Schiessen Abnahme der Sehkraft; der Zustand verschlimmerte sich all- 
mählich, und jetzt zählt Pat. nur mehr Finger in 1 bezw. !/, m; eine weitere 
Verschlechterung scheint in letzter Zeit nicht eingetreten zu sein. Seh- 
'störungen nach Mumps sind schon von Militär-Aerzten beschrieben worden, 
so von Hatry (Mémoires de méd. et chir. milit. 1876, S. 805 und Arch. 
méd. milit., 1876, S. 303), doch waren die Störungen vorübergehend. 
Dauernde Erblindung durch Opticus-Atrophie sah Talon (Arch. méd. milit. 
1883, S. 308) bei einem sonst gesunden Soldaten im Gefolge von Mumps 
auftreten. Verf. beobachtete einen weiteren Fall von vorübergehender Parese 
des rechten Rectus internus und dauernder Erblindung (d. h. später trat 
wieder etwas Sehschärfe auf: die grössten Probe-Buchstaben werden in 1.m 
gelesen, Gesichtsfeld sehr eingeengt, Dyschromatopsie) durch Neuro-Retinitis 
im Gefölge von Mumps mit schweren Krankheits-Symptomen bei einem 
23jährigen, : sonst gesunden Soldaten, in dessen Regiment Mumps  epidemisth 


— 459 — 


war. Als Ursache dieser Erkrankungen nimmt Verf. einen Infections-Process 
an durch das von der Mumps-Erkrankung producirte Gift, analog den Fällen 
von Neuro-Retinitis nach Variola, Masern, Typhus, Influenza und Diphtherie. 
Auch andre Augen-Krankheiten nach Mumps sind schon beobachtet worden, 
wie Iritis und Accommodations-Parese. 


November. 

Ueber traumatische Augenmuskel-Lähmungen mit Casuistik, von 

G. E. de Schweinitz. 

Nach kurzer Besprechung der einschlägigen Literatur von O. Purtscher, 
H. Friedenwald, Paul Simon, Ahlström (Statistik) und Panas bringt 
Verf. acht weitere selbst beobachtete Fälle mit eingehender Kranken-Geschichte. 
Drei davon sind orbitalen Ursprungs und zwar: Lähmung des linken Rectus 
inferior durch Messerstich; Vorlagerung der abgetrennten Sehne und Teno- 
tomie des Rectus superior; Heilung. — Abtrennung der Rolle des Obliquus 
superior während einer Operation bei Orbital-Abscess, verursacht -durch 
eitrige Ethmoiditis; spontanes Verschwinden der Diplopie mit Wiederherstellung 
normaler Augen- Verhältnisse. — Verletzung des rechten Rectus und Obliquus 
superior gelegentlich der Entfernung einer Orbital-Geschwulst; gekreuzte 
übereinanderstehende Doppel-Bilder im oberen, gleichnamige im unteren Ge- 
sichtsfeld-Theil; nach einigen Monaten wurde die noch vorhandene Diplopie 
weniger störend empfunden. — Die fünf übrigen Fälle sind intracraniellen 
Ursprungs. Parese des rechten Rectus inferior nach Fall auf die rechte 
Seite des Kopfes; Heilung; genauere Localisation unmöglich. Parese des 
rechten Obliquus superior nach Fall auf die rechte Regio supraorbitalis; 
später Accommodations-Parese; Heilung; auch hier war eine genauere Locali- 
sation sehr schwierig. Paralyse des linken Rectus superior und Levator 
palpebrae nach Fall auf die linke Kopf- und Stirn-Seite; Tenotomie des linken 
Rectus inferior; völlige Heilung; Verf. nimmt in diesem, mit Gehirn-Erschei- 
nungen verbundenen Fall eine Kernläsion, in den beiden folgenden, auch mit 
Gehirn-Erschütterung bezw. Ohr-Blutung verbundenen eine Läsion der Schädel- 
basis an. Die Symptome waren: Parese des linken Rectus inferior nach Fall 
auf den Kopf, Ausgang in Heilung. Paralyse des linken Obliquus superior 
nach Fall auf den Kopf, gleichfalls Heilung. Neuburger. 


VII. Ophthalmic Review. 1900. April. 

Recurrent paralysis of the oculomotor nerve, by J. W. Stirling. 

Verf.’s Kranke war ein 14jähriges Mädchen, welches von mütterlicher 
Seite hereditär nervös belastet war. Die Anfälle von Doppelt-Sehen reichten 
nur zwei Jahre zurück, dagegen wurde über häufige Kopf-Schmerzen schon 
seit frühester Kindheit geklagt. Der Oculomotorius zeigte sich complet ge- 
lähmt mit Ausnahme des Sphincters, der träge reagirt. Gelegentlich bildete 
sich die Lähmung der äusseren Muskeln in wenigen Tagen zurück, während 
die Accommodation und das Sphincter-Spiel unverändert blieb. Verf. glaubt 
eine organische Läsion des Nerven-Stammes annehmen zu sollen, wiewohl er 
aus der Literatur über 60 Fälle nur 4 Mal einen Sections-Befund anführen 
kann, der freilich jedes Mal positiv eine ausgesprochene Erkrankung des 
Nerven-Stammes ergab. 


Es folgen Referate und Geselischafts-Berichte. 


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Mai. 
Two cases of traumatic aniridia, in one the aniridia being complete, 
and the lens practically uninjured; in the other the lens being 
lost, but a small piece of iris remaining, by John Rowan. 


Der erste Fall des Verf.’s scheint das Resultat zweier zeitlich aus einem 
der liegenden Verletzungen, deren erste stumpf wirkend, die Abtrennung 
der gesammten Iris von ihrer Wurzel bewirkt zu haben schien, während die 
fünf Tage später erfolgend6 zweite Verletzung bei der Perforation der Horn- 
haut die Iris mit sich nach aussen riss. Man konnte mit einer starken 
Loupe hinter dem Spiegel die abgerissenen Iris-Wurzeln ringsum ophthal- 
moskopisch sehen, ebenso den sich dunkel abhebenden Linsen-Rand. Patient 
behielt bemerkenswerther Weise die Fähigkeit zu accommodiren. — Im 
zweiten Fall bewirkte eine stumpfe Verletzung einen fast totalen Iris-Prolaps. 
Nur ein kleines Stück nach innen-unten blieb stehen. Trotzdem behielt auch 
dieses Auge ein brauchbares Seh-Vermögen, nachdem die ersten schweren 
Symptome abgeklungen waren. 


Es folgen Referate und Therapeutische Notizen. 


Juni. 
Hereditary optic atrophy in three brothers exposed to lead poisoning, 
by Raymer D. Batten. 


Verf. will mit diesen Fällen beweisen, dass bei einer familiären Dispo- 
sition zur Sehnerven-Atrophie der Einfluss der Blei-Intoxication eine Rolle 
spielen kann. Alle drei Brüder waren Blei-Arbeiter; im Uebrigen durchaus 
kräftige, gesunde Menschen ohne jedes sonstige Zeichen von Blei-Vergiftung, 
waren sie die Einzigen aus der zahlreichen Familie, welche an Neuritis 
optica mit nachfolgender Atrophie erkrankten, der eine ungewöhnlicher 
Weise sogar an acuter Neuritis. Charakteristischer Weise konnte bei Keinem 
von ihnen therapeutisch etwas erreicht werden. Auch aus diesem Grunde 
möchte Verf. die Fälle unter die hereditäre Atrophie (Leber) einreihen und 
dem Blei nur die Auslösung des Processes zuschreiben. 


Es folgen Referate und Gesellschafts-Berichte. 


Juli. 


1) The reoognized tarsal operations for entropion and trichiasis, by 
H. Herbert. 


Die meisten Operations-Fälle in Bombay betreffen die Combination von 
Entropium und Trichiasis; jede für sich allein tritt selten auf. Bei geringer 
oder gänzlich mangelnder Deformität des Knorpels wurde nur die Spaltung 
des Tarsus von. der Bindehaut-Seite her gemacht, bei stärkerer Verkrümmung 
auch die Excision eines horizontalen Keil-Stücks. Wichtig war die Position 
des excidirten Keils, möglichst nahe dem freien Lid-Rande, dicht über den 
Ciliar-Wurzeln, auch die Tiefe der Excision bis zur vollständigen Spaltung 
des Knorpels, während die Breite des Keils von dem Grade der Einwärts- 
Krümmung abhing. Verf. nahm auch meist ausser der Muskel-Schicht einen 
schmalen Hautstreifen mit. Drei einfache, durchaus nicht fest angezogene 


— #41 — 


Nähte wurden angelegt, lediglich um die Theile in ihrer neuen Lage zu 

erhalten, nicht um sie aneinander zu pressen; zwei weitere oberflächliche Suturen 

dienten für die Haut allein. č č 

2) Unusual result of applying homatropine to the eye, by Sydney 
Stephenson. 


Verf. beobachtete bei einem 8 Jahre alten Mädchen, welches an Pannus 
trachomatosus litt, nach neunmaliger Instillation einer 2°/, Homatropin- 
Cocatn-Lösung innerhalb 90 Minuten, — die Mydriasis wollte nicht früher 
eintreten — nach Verlauf von 3 Stunden heftige Intoxications-Erscheinungen, 
Bewusstseins-Störungen, Hallucinationen,.. Blasen-Lähmung, Temperatur-Steige- 
rung, bis am nächsten Morgen nur noch eine auffallende Geschwätzigkeit 
bestand und nach 24 Stunden das Kind wieder völlig zu sich kam. 


Es folgen Referate und Geselischafts-Berichte. 


August. 


The external ocular muscles as coordinates of accommodation, by 
W. M. Beaumont. 


Verf. erörtert die Hilfs-Action der äusseren Augen-Muskeln beim Accom- 
modations-Act, indem .er dabei die Wirkung der Contractionen der Recti und 
Obliqui im Auge hat, welche einen gewissen Druck auf den Bulbus ausüben 
und dadurch, gerade so wie es von retrobulbären Tumoren festgestellt worden 
ist, axiale Hypermetropie hervorrufen. Thatsächlich hat er feststellen können, 
dass Emmetropen, wenn sie künstlich ametropisch und vollständig accommo- 
dations-unfähig gemacht worden sind, wechselnde Sehschärfen angeben. Ob 
hieran die verschieden wirkende Kraft des Atropin oder die Verschiedenheit 
des Muskel-Tonus in den extra-ocularen Muskeln Schuld ist, oder ob eine 
dritte unbekannte Ursache vorliegt, lässt er dahingestellt. 


Es folgen Referate, 


September. 


Advantages of strong portable magnets in eye surgery, by J. A. 
Lippincott. 


Verf. sieht den grössten Nachtheil des Riesen-Magneten gegenüber dem 
handlichen Instrument nach Hirschberg in der relativen Schwere und Un- 
bequemlichkeit desselben. Diesen Fehler hat er dadurch zu beseitigen ver- 
sucht, dass er den Apparat an einem starken Rollenzug frei schwebend in 
seinem Zimmer aufgehängt hat und so in der Lage ist, ihn in jeder ge- 
wünschten Position zu gebrauchen. Er verwendet ihn auch zur Diagnose (?) 
des Eisen-Splitters und zwar traut er sich sogar eine relativ genaue topo- 
graphische Bestimmung des Fremdkörpers damit zu, indem er auf die beiden 
Reactionen, die Schmerz-Empfindung und die Bewegung der Bulbus-Theile 
nach dem Magneten hin, seine Aufmerksamkeit richtet. Nur bei der Locali- 
sation in der Linse fällt die Schmerz-Empfindung aus. Gelegentlich, giebt 
Verf. selber zu, fällt die Probe ganz negativ aus, wie er es bei einem 
Splitter von 20 mm Länge und 1!/, mm Breite erlebte, dessen eines Ende 
die hintere Bulbuswand durchbohrt hatte. Verf. registrirt 14 Fälle aus dem 
letzten Jahre. In 10 lag der Splitter in den vorderen Partien des Auges, 


— 462? — 


9 davon: wurden mit gutem Heil-Resultat entlassen, in dem zehnten wurde 
die Operation verweigert. Von den übrigen 4 Fällen, wo der Splitter im 
Glaskörper stecken geblieben war, ist der einzige günstig verlaufene noch zu 
frisch für eine endgültige Beurtheilung, einer musste wegen sympathischer 
Ophthalmie enucleirt werden, die übrigen zwei endeten mit quantitativem 
Lichtschein bei reizlosem Zustande. 


Es folgen Referate und Gesellschafts-Berichte. 





October. 
Remarks on colour blindness and the texts to be adopted for its 
detection, by F. W. Edridge-Green. 


Verf. hält die Holmgren’sche Probe für unzulänglich, weil sie auf 
nach seiner eigenen Farben-Theorie falschen Voraussetzungen basirt. Nach 
Verf. wird die Farben-Perception durch ein Centrum vermittelt, das von all 
den unzähligen Farben des Spectrum sechs verschiedene Grundfarben erkennt. 
Er construirt also für die Normalsichtigen eine hexa-chromische Farben-Theorie, 
statt der Dreifarben-Theorie.e Den hauptsächlichen Fortschritt in der Er- 
kenntniss der Farben-Blindheit sieht er darin, dass man jetzt mehr und mehr 
den centralen Läsionen als der Ursache der Farbensinn-Störungen nachgeht 
und auch mit der congenitalen Farben-Blindheit als einer centralen Störung 
rechnet. Damit ist das Urtheil über die üblichen Untersuchungs-Methoden 
gesprochen. (?) 


Es folgen Referate und Gesellschafts-Berichte. 


November. 
l) A case of mikrophthalmos with cystic development, by Leslie 
Buchanan. 
Makroskopische und histologische Beschreibung der einseitigen Missbildung. 








2) Acute glaucoma after the use of cocaïne, with remarks on the 
use of holocaine in glaucoma, by James Hinshelwood. 


Gegenüber den Empfehlungen, die einige Autoren zu Gunsten des Cocain 
bei Fällen von Glaucom veröffentlicht haben, beschreibt Verf. einen Fall, wo 
wenige Tropfen einer 2°/, Cocain-Lösung bei einer prädisponirten 50 jährigen 
Dame den ersten heftigen Glaucom-Anfall auslösten. Verf. warnt deshalb 
vor dem Gebrauch des Cocain um so mehr, als er in dem Holocain ein 
absolut ungefährliches Mittel erprobt hat, welches die Indicationen ebenso gut 
und besser erfüllt. Er wendet es in 1°), Lösung an und träufelt es ab- 
wechselnd mit Eserin ein, in der Weise, dass er es zuerst und nach einigen 
Minuten das Eserin instillirt. Dadurch sollen die lästigen an 
nach den Eserin-Einträufelungen ausbleiben. 


Es folgen Referate, Casuistik und Gesellschafts-Bericht. 


— 463 — 


December. 
A case of amblyopia due to excessive tea-drinking, by R. Wallace 
Henry, Leicester. 


Zu den bekannten Intoxications-Amblyopien gesellt sich neuerdings (?) die 
Thee-Vergiftung. Schon Casey Wood und de Schweinitz haben darauf 
hingewiesen, auch Kenneth Campbell hat auf dem Moskauer Congress 
ausführlich einen Fall von Thee-Intoxications-Amblyopie beschrieben. Nun 
beschreibt Verf. einen ähnlichen Fall bei einem 57jährigen Thee-Liebhaber, 
der bei einer Sehschärfe von knapp ®/, ein kleines centrales Scotom für Roth 
auf beiden Augen zeigte. Abusus in Bezug auf Tabak und Alkohol lag 
nicht vor, der Urin war: frei von Zucker und Eiweiss. Es stellte sich heraus, 
dass lediglich der ausgiebige Thee-Genuss Schuld trug, denn nachdem er 
ausgesetzt war, stellte sich die volle Sehschärfe allmählich wieder her. 


Es folgen Referate und Gesellschafts-Bericht. Peltesohn. 


VIII. New-York Eye and Ear Infirmary Reports. 1900. Januar. 
1) Melanosarcom der Sclera, von Peter A. Kallan. 


Betrifft einen 72jährigen. Die leicht blutende Geschwulst hatte sich 
innerhalb 4 Monaten, am Limbus corneae beginnend, entwickelt, war nach der 
Scleral- als auch Cornealseite hin gewuchert. Enucleation. Mikroskopische 
Bestätigung der Diagnose. 


2) Frühzeitige Erkennung des Chorioidal-Sarcoms, von Emil 
Grüning. 


3) Eine Operation, um das Tragen eines künstlichen Auges zu er- 
möglichen, bei Verwachsung des Conjunctival-Sackes, mit 2 Fällen, 
von John E. Weeks. 


Derartige Operationen sind stets schwierig auszuführen und oft erfolglos 
wegen nachfolgender Schrumpfung des transplantirten Lappens. Verf. operirte 
2 Fälle erfolgreich, indem er nach genügender Abtrennung des Lides bis auf 
den Orbitalrand, nach vorheriger Lidspalten-Erweiterung, von der Innen-Fläche 
des Oberarmes einen 1?/,:1!/,“ grossen stiellosen Hautlappen nach Wolfe 
bildete und unter Uebertragung in steriler, warmer, physiologischer Koch- 
salzlösung derart transplantirte, dass er denselben zuerst durch doppelt armirte, 
auf die Wange durchgestochene Fäden befestigte und dann den Rand annähte. 
In einer Sitzung wurde so die untere, in einer späteren die obere Ueber- 
'gangs-Falte gebildet; vor Anlegung des Verbandes wird der Lappen durch 
Einschieben einer geeigneten Schale in seiner Lage erhalten. 


4) Ein Fall von Melanosarcom der Chorioides, complicirt mit Cata- 
ract, von Dwight W. Hunter und G. Sloan Dixon. 


Der durch seinen klinischen Verlauf interessante Fall betraf einen 
72jährigen Patienten, der 4 Monate zuvor anderwärts erfolgreich am Star 
operirt worden war, und jetzt scheinbar mit acuter Panophthalmitis des 
operirten Auges in Behandlung kam, anscheinend verursacht durch Infection 


— 464 — 


von Seite der Wunde und der prolabirten Iris her. Cauterisation dieser 
Stellen mit Eröffnung der Vorderkammer brachten keine Besserung, deshalb 
Exenteratio bulbi. Nach 3 Monaten kehrt Patient zurück mit stark wuchernder 
Orbital-Geschwulst, die trotz wiederholter Abtragung wiederkehrend schliess- 
lich zur Exenteratio orbitae führte. Hierauf trat etwas Ruhe ein, doch sind 
bei dem malignen Charakter der Geschwulst und der tiefen Infiltration des 
Opticus, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, baldige intracranielle 
Metastasen wahrscheinlich. 


5) J od-Lösungen gegen Trachom, von H.K. Leubrook. 


1—2°/, Lösung von Jod in Benzoinol ergab gutes Resultat, besonders 
bei altem Narben-Trachom;, bei frischen, schweren Fällen mit froschlaichartigen 
Granulationen wirkte sie erst nach Zerstörung der Granulationen; bei acuten 
Fällen mit starker Secretion ist Argentum nitricum vorzuziehen. 


6) Pemphigus der Conjunctiva, von Wilbar B. Marple. 


65jähriger, sonst gesunder Mann mit typischem Pemphigus conjunc- 
tivae beider Augen ohne allgemeinen Pemphigus der Haut: nachdem das 
Leiden 2 Jahre bestanden und stets Fortschritte gemacht hatte, so dass 
beiderseits völlige Verwachsung des unteren Conjunctival-Sackes und Entropium 
vorhanden war. Trotz der ungünstigen Prognose der Operation machte 
Verf., bei der ungünstigen Vorhersage der Krankheit überhaupt, auf dem 
linken Auge einer Versuch, der wider Erwarten von Erfolg gekrönt war. 
Das Lid wurde abpräparirt und auf dessen Wundfläche ein über eine Glas- 
schale gelegtes, aus dem Oberarm transplantirtes Hautstück gelegt. Nach 
10 Tagen Verband-Wechsel und Entfernung der Glasschale. Das gut ange- 
heilte Hautstück blieb auch ferner gut und schrumpfte nicht; nach 18 Mo- 
naten war der Zustand ein gleich befriedigender, zumal auch die fortschreitende 
Hornhaut-Trübung plötzlich stille stand und die obere Pupillenhälfte frei 
geblieben war. Auf dem nichtoperirten rechten Auge war das Leiden weiter 
geschritten und der Zustand ein sehr trauriger. Daran anschliessend bespricht 
Verf. das Krankheitsbild überhaupt und die einschlägige Literatur (Arch. f. 
Ophth. XXIV, S.137; Klin. Monatsbl. f. Augenh. 1879, S. 227 (12. Heidelb. 
Congr.) und 232; 1884, S. 271; 1885, S. 191 und 238; 1894, S. 220 und 
241; 1895, 8.17; Beitr. z. Augenh. 1891, II. S. 39; Brit. Journ. of Dermat. 
1889, April; Berliner klin. Wochenschr. 1898, S. 372. — Ein an der gleichen 
"Anstalt von Noyes früher schon operirter Fall von Pemphigus conj. (in diesem 
Centralbl. 1897, S. 563 refer.) verlief ungünstig. 


7) Migräne, von Colman W.: Cutler. 


Eingehende Beschreibung des Krankheitsbildes unter Anführung casuisti- 
scher Beobachtungen und Mittheilungen aus der Literatur. 


8) Cystische Bildungen in einem degenerirten Augapfel, von Percy 
Fridenberg. 


Bei Gelegenheit der Beschreibung eines in Folge von Diphtherie des 
Auges zerstörten Bulbus (Arch. f. Augenheilkunde 1897, XXVI) hat Verf. 
eine Anzahl kleiner Hohlräume erwähnt, die in den verschiedenen Augen- 


— 465 — 


häuten zu finden waren, scheinbar ähnlich intraocularen Cysten oder wenigstens 
cystoider Degeneration in diesen Geweben. Verf. giebt in der jetzigen Arbeit 
an der Hand von vier Abbildungen eine genauere Beschreibung dieser Ge- 
webs-Veränderungen, welche in ihren Einzelheiten im Original nachzulesen 
ist. Verf. führt die Entstehung dieser cystischen Hohlräume auf entzündliche 
Vorgänge zurück; z. B. verlöthen dadurch die Spitzen zweier benachbarter 
Ciliar-Firsten, in den Zwischenraum wird Exsudat abgesondert, und allmählich 
entsteht so ein cystischer Hohlraum. Diese Theorie hat auch Treacher 
Collins (Royal Lond. Ophth. Hosp. Rep. XIV, S. 12) angenommen zur 
Erklärung kleiner Iris-Cysten; das hintere Pigment-Blatt verlöthet mit der Linse 
und trennt sich vom vorderen Blatt der Iris ab; in den Zwischenraum wird 
Exsudat abgesondert. 


9) Uebersicht über die im New York Eye and Ear Infirmary in dem 
am 30. September 1899 endigenden Jahre ausgeführten Star-Ope- 
rationen, von Henry B. Lemere. 


110 einfache Extractionen, 62 mit Iridectomie, 8 mit präparatorischer. 

Die endgiltige Sehschärfe betrug bei einfacher Extraction in 6 Fällen 2%, 

in 16 bis herab zu ?°/,,, in 10 bis zu ?°/ oo; mit Iridectomie ?°/,, in einem, in 

8 bis zu ?%/,,, in 2 bis zu ?0/ oo; dabei ist zu berücksichtigen, dass letztere 

überhaupt mehr oder weniger complieirt waren. 13 Fälle mit Glaskörper- 

Verlust heilten alle mit guter Sehschärfe. Panophthalmie trat einmal ein. 
Ks folgen die betreffenden Tabellen. Neuburger. 


IX. Journal of Eye, Ear and Throat Diseases. 1899. Mai—Juni. 
Die elektrische Behandlung der Basedow’schen Krankheit und des 
chronischen Glaucom, von M. E. Valude, Paris. (Uebersetzung.) 


Die chirurgische Behandlung dieser Krankheiten mittels Resection des 
Sympathicus-Halsstranges giebt trotz mancher Misserfolge auch sehr gute 
Resultate, aber sie ist schwierig und gefährlich und soll daher nur beim 
Versagen aller andren Mittel, insbesondere der vom Verf. sehr empfohlenen 
Galvanisation des Hals-Sympathicus angewendet werden. Die indifferente 
negative, etwa 300 gem grosse Elektrode wird auf’s Genick gesetzt, die 
wirksame positive aus Zinn ist zungenförmig, 8—10cm lang, 2—3cm breit, 
wird in gewöhnlicher Weise mit Zunder und Leder, ausserdem noch mit 
Watte umwickelt, in heissem Wasser durchfeuchtet und am vorderen Rande 
des Sternocleidomastoideus in der Weise angelegt, dass die Watte in der 
Grube vom Kiefer-Winkel zum episternalen Einschnitt liegt und dort von 
einer Bandage festgehalten wird. Der Strom von 15—20 Milliamperes mit 
20 Volt wird allmählich verstärkt, 15—20 Minuten angewendet und dann 
allmählich wieder schwächer gemacht. Ausserdem muss die gewöhnliche 
Therapie noch angewendet werden, beim Basedow die medicamentös-diätetische, 
beim Glaucom die Miotica; überhaupt kommen hier nur die Fälle von 
chronisch einfacher Form ohne Entzündungs-Erscheinungen und Druck- 
Erhöhung in Betracht. 


— 466 — 


Juli— August. 


Einige Resultate von Vernachlässigung von Auge und Ohr, von 
E. Ruell Jellison, Nanking. 


Verf. sah in China, wo Augen-Krankheiten örtlich sehr wenig behandelt 
werden, üble Ausgänge von muco-purulenter Conjunctivitis, wie Entropion, 
Symblepharon, Xerose, und wendet sich daher gegen Reynold’s Anschauung, 
wonach diese üblen Folgen wesentlich durch caustische Behandlung dieser 
Krankheit verursacht würden. 


November— December. 
Arterial thromboses of the optic nerv of arthritic nature, by Dr. 
H. Galezowski, Paris. (Uebersetzt von W. K. Rogers.) 


Thrombose der Netzhaut-Arterien ist bisher noch wenig studirt und die 
Differential-Diagnose zwischen ihr und einer Embolie nicht immer leicht. 
Letztere entsteht meist durch organische Herz-Veränderungen; fehlen diese, 
so ist eine Thrombose wahrscheinlich. Verf. bringt nun zwei Kranken- 
Geschichten und bespricht den Entstehungs-Modus (Endarteritis) und die 
Localisation der Thromben. Als Symptome sind von Wichtigkeit rascher 
Beginn, plötzliche Verschlechterung des Sehens, temporäres centrales Skotom, 
persistirende Hemianopsie, Dyschromatopsie insbesondere für Roth, Violett 
und Grün in allen Schattirungen, Mouches volantes vor Entstehung der 
Thrombose, peripapilläre Infiltration und seröse Exsudation, Hämorrhagien 
und venöse Stase, optische Neuritis durch Ernährungs-Störung. Aetiologisch 
steht in erster Linie Rheumatismus und Gicht, und dadurch bedingte Arterio- 
Sklerose und Endarteriitis, seltener ist Syphilis die Ursache, in Betracht 
käme noch Alkoholismus, Feti-Thrombose und Embolie bei Glycosurie, End- 
arteriitis proliferans, Migraine ophtalmique. Die Behandlung muss sich 
gegen das Grundleiden richten, örtlich wären abwechselnd heisse und kalte 
Umschläge zur Beförderung der Blut-Circulation am Auge anzuwenden, gegen 
Complicationen, vorwiegend Blutungen, abwechselnd Skopolamin und Eserin. 

Neuburger. 


X. Westnik Oftalmologii. 1900. Mai—Juni. (Lit.-Beil. Nr. 8 der St. Petersb. med. 
Wochenschr. 1900.) 
1) Zur Frage der Exstirpation des Ganglion cervicale supremum n. 
sympathici bei Glaucom, von A. Schimanowski. 


70jähriger Patient mit Lippen-Krebs, Glaucoma absolutum links, chro- 
nicum simplex rechte. T + 2. Eserin und Pilocarpin wirkungslos. S = 0,1. 
Da die geschwollenen Hals-Drüsen entfernt werden mussten, exstirpirte Verf. 
gleichzeitig das rechte, an seiner röthlichen Farbe leicht erkennbare, Ganglion 
cervicale supremum. Die Operation war einfach, dauerte etwa !/, Stunde. 
Sofort verengte sich die Pupille auf 11/,—2 mm; der Druck sank im Ver- 
lauf einer halben Stunde, steigerte sich jedoch vorübergehend in den ersten 
. 10 Tagen nach der Operation wieder. Pupille reagirt gut. Gesichtsfeld 
normal. S = 0,2; nach einem Monate = 0,4. Augen-Spiegel-Befund: ausser 
der Excavation nichts Krankhaftes. 


— 467 — 


2) Ueber das Trachom in Ostpreussen, von O. K. Walter. 
Verf. empfiehlt die dort getroffenen Maassnahmen auch für Russland 
zur Bekämpfung dieser Krankheit. 


3) Bericht über die Thätigkeit der Augen-Abtheilung am Jekaterino- 
dar’schen Militär-Hospital, von N. K. Kirillow. 


4) Ueber die Pathogenese der sympathischen Augen-Entzündung, von 
J. W. Selenkowski. 

Zur Untersuchung der Frage, ob sympathische Entzündung verursacht 
werden könne durch das Uebertreten von Toxinen, welche im verletzten 
Auge aus Bakterien gebildet werden, auf dem anatomischen Wege der Lymph- 
Bahnen bei den Sehnerven, speciell durch den Schwalbe’schen Subvaginal- 
Raum, spritzte Verf. filtrirtes Toxin des Staphylococcus pyogenes aureus ein 
1. in den Subvaginal-Raum der Sehnerven am Foramen opticum mit nach- 
folgender Umbindung des Nerven zur Verhütung eines event. Rückflusses, 
2. in den Subvaginal-Raum des Sehnerven dicht am Augapfel, ohne Durch- 
trennung des Sehnerven, 3. in den hinteren Theil des Glaskörpers im Aug- 
apfel. Diese Thier-Versuche ergaben ein positives Resultat. 


5) Ueber Spermin-Gebrauch in der Augen-Praxis, von Wigodski. 

In 12 Fällen von Sehnerven-Atrophie, 2 von Chorioiditis, 1 von Am- 
blyopia (saturnina?) konnte im Gegensatz zu andren Beobachtern objectiv in 
keinem Falle eine Besserung nachgewiesen werden. Jeder Patient bekam 
womöglich täglich je eine volle Spritze, im Ganzen 10—30 Einspritzungen. 





6) Mittheilung über die Thätigkeit der augen-ärztlichen Abordnung 
im Spasskischen Kreise des Kasan’schen Gouvernements, von 
Kanewski. 

1546 Patienten, darunter 1100 Tschuwaschen, sämmtlich trachomkrank, 

300 Tataren mit 82°/,, der Rest Russen mit 20°/, Trachom. 

Neuburger. 


XI. Anales de Oftalmologia. Mexico. II. 1899. November. 
Theorien der Accommodation, von Dr. M. Uribe Troncoso, Mexico. 
Im Jahre 1871 wurde von Carmona y Valle in Mexico eine der 
Tschernings’schen sehr ähnliche Theorie veröffentlicht, welche jedoch in 
Vergessenheit gerieth. (Gaceta medica de Mexico, 1871.) 


December. 
1) Behandlung der Kurzsichtigkeit durch Beseitigung der Linse, von 
Dr. L. Demicheri, Montevideo. 
Gestützt auf einen Fall, in welchem im operirten Auge die Myopie weitere 
Fortschritte machte, hielt Verf. immer die beiderseitige Operation für ange- 
zeigt, um so den Einfluss der Accommodation auszuschalten. 


3) Neuritis optica bei Malum Pottii, von u Juan Santos Fernandez, 
Habana. 
Neuritis optica mit nachfolgender Aaoi in beiden Augen eines 
14jähr. mit Malum Pottii cervicale behafteten Mädchens. Trotzdem Patientin 
30 * 


— 468 — 


zweifellos an hereditärer Lues gelitten, glaubt Verf. den Grund zur Neuritis 
optica im Malum Pottii suchen zu müssen. 


° Januar. 1900. 


1) Umrechnung der Brillen-Gläser für Astigmatiker, von Dr. A. Chacon, 
Mexico. 


3) Betrachtungen über Syphilis des Auges, von Dr. A. Alonso, Potosi. 


3) Ein Fall von plötzlicher Erblindung, von Dr. Howard F. Hansell, 
Philadelphia. 


Eine 45jährige Negerin erblindet plötzlich. Bewusstlosigkeit, dann 
Schwindel und Kopfschmerz. Doppeltseitiges Papillen-Dedem. Unter Queck- 
silber und Jodkali Heilung. Es handelte sich, nach Verf.’s Meinung, um 
ein basales Gumma. 


Februar. 
1) Amblyopia nicotinica, von Dr. E. Lopez, Habana. 


Verf. hat an der Existenz der Amblyopia nicotinica gezweifelt, bis er 
folgenden Fall beobachtete: 40jähriger Arzt. Potus und Lues sicher aus- 
geschlossen. Starker Raucher. Typisches Scotoma centrale und Abblassung 
der temporalen Papillen-Hälften. Sehschärfe: rechtes Auge !/,, linkes Auge 
ljo Heilung durch Diät und Jodkali in 3 Monaten. 


2) Betrachtungen über sympathische Ophthalmie, von Dr. V. Chiralt, 
Sevilla. 


Mit der präventiven Enucleation wird Missbrauch getrieben. Man soll 
bedenken, dass es eine lebensgefährliche Operation ist. Auch die ausgebrochene 
Ophthalmia sympath. heile ja sicher und schnell durch Enucleation. 

März. 
1) Enucleation nach der Methode von Landolt, von Dr. E. Landolt. 
2) Amblyopie in Folge mangelhafter Ernährung, von Dr. E. Lopez, 
Habana. 


In Folge des langandauernden Kriegs-Zustandes herrschte in Cuba un- 
sägliches Elend. Unter den Hunger-Leidenden beobachtete Verf. eine charak- 
teristische Amblyopie. Nach Ausscheidung aller Trinker verblieben 20 Fälle. 
Diese Amblyopie befällt alle Rassen und Geschlechter, verschont aber Personen 
unter 20 Jahren. Ophthalmoskopisch gewöhnlich nichts, selten leichte Neuritis. 
Papille häufig temporalwärts etwas bleich. Sehschärfe sinkt bis auf '/,, oder 
noch tiefer. Beide Augen werden angegriffen, aber nicht immer in gleichem 
Grade. Heilung in. ein bis zwei Monaten unter tonischer Behandlung. Leider 
fehlt jede Angabe über Gesichtsfeld. 


April. 
1) Local-Anästhesie bei Enucleation, von Dr. M. Velez, Mexico. 
Verf. empfiehlt Cocain in oberflächlichen und tiefen Injectionen. 


—. 469 — 
2) Ein neues auto-ophthalmoskopisches Phänomen, von Dr. P. Obarrio. 
3) Diagnose der Chorioidal-Tumoren, von Dr. L.Demicheri, Montevideo. 


Mai. 

Meningocele der Orbita, von Prof. P. Lagleyze, Buenos Aires. 

21jähr. Italienerin. Von Geburt au kleiner, elastischer, stets wachsender 
Tumor im innern Winkel des rechten Auges. Vor 2 Jahren wurde in 
Brasilien eine Exstirpation versucht, aber wegen starker Blutung nicht durch- 
geführt. Status 1899: Enorme Anschwellung der rechten Augen-Gegend. 
Ectropium des hypertrophischen Oberlids. Bulbus sehr stark exophthalmisch, 
nach unten gewendet. Verticale Bewegungen unmöglich, seitliche stark be- 
schränkt. Pupillar-Reaction träge, Papillen-Grenzen verwaschen, Venen etwas 
erweitert. S = !/,.. Durch Druck lässt sich der Exophthalmus vermindern, 
aber nicht ganz beseitigen, aber gleichzeitig nimmt der Tumor des Oberlids 
zu. Keine Fluctuation. Operation: Einschnitt am oberen Orbital-Rande, Er- 
öffnung der Cyste. Durch Eingehen mit dem Finger constatirt man eine 
glattwandige Cyste, in deren oberer, mit dem Knochen verwachsener Wand 
sich ein 1,5 cm breiter Spalt findet, der sich von der Spitze der Orbita bis 1 cm 
vom Orbital-Rand ausdehnt. Durch ihn palpirt man Gebirn-Substanz. Beim 
Herausziehen des Fingers sehr starke, venöse Blutung, wahrscheinlich durch 
Verletzung eines Sinus(?). Tamponade. Zwei Monate später neue Operation. 
“ Ausschälung des Aug-Apfels, der innig mit der Wand der Cyste verwachsen 


war. Exstirpation des ganzen Conjunctival-Sackes und des freien Randes 


beider Lider. Vernähung beider Lider. Verf. hofft, durch den so erzielten 
Schluss der Orbita einer weiteren Zunahme des Meningocele entgegenzuwirken. 


XII.. Archives d’ophtalmologie. 1900. Juli--August. 


1) Etude sur les synöchies de l'iris, par Hocquard. 
(Nicht beendet.) 


2) Un cas de tuberculose primitive de la conjonctive, par Lagrange 
et Cabannes. 


Nach einem zweifachen Trauma (Stoss) zeigt die Conjunctiva eines Auges 
eines jährigen, sonst gesunden Kindes das klinische Bild einer primären 
Conjunctival-Tuberculose mit Schwellung der regionären Drüsen. Im Secret 
wird kein Bacillus gefunden, dagegen in der zum Zwecke der Untersuchung 
excidirten Schleim-Haut, in der auch Riesen-Zellen liegen. Allmählich wird 
das submaxillare Drüsen-Packet schmerzhaft, fluetuirend und entleert bacillen- 
haltigen Eiter, welcher keine specifische Virulenz zeigt. Unter täglicher 
Massage mit Jodoform und Auslöffelung der Conjunctiva ist die Heilung in 
2 Monaten beendet. 


3) Pathogönie des kystes colobomateux reötropalpebraux, par van Duyse. 








4) Neurofibrome de la peau de la paupiere et de la töte, par 
Sneguirew. 


Der colossale Tumor nimmt seinen Ursprung von Stirn und Oberlid 
und bedeckt fast die ganze linke Hälfte des Gesichts bis über den Mund. 


— 40 — 


Durch zwei Operationen wurde ein genügendes kosmetisches Resultat erreicht. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung charakterisirte sich der Tumor als 
Neurofibrom. 


5) Action paradoxale de la névrotomieo optique sur la dégénérescence 
quinique des cellules ganglionuaires de la rétine, par Druault. 

Durchschneidet man den Seh-Nerven hinter dem Eintritt der Arteria 
centralis, so degeneriren die multipolaren Ganglienzellen der Netzhaut inner- 
halb 10—20 Tagen. Macht man andrerseits eine subcutane Injection von 
schwefelsaurem Chinin (0,17—0,19 des Salzes pro Kilogramm Hund), so er- 
blindet das Thier innerhalb 5—6 Stunden und bleibt blind. Diese Erblin- 
dung hat ihren Grund in der Degeneration derselben obengenannten Zellen, 
welehe bereits nach einigen Stunden eine ausgesprochene Chromatolyse zeigen. 

Injicirt man die Chinin-Lösung nach der oben beschriebenen Neurotomie, 
so verzögert sich die Degeneration der Ganglien-Zellen auf der operirten 
Seite um so mehr, als man nach der Neurotomie mit der Injection gewartet 
hatte. Es scheint also, dass die Ganglien-Zellen durch die Neurotomie in 
gleichem Maasse ihren normalen Zustand und ihre specifische Sensibilität 
gegen die Intoxication durch Chinin verlieren. 


6) De l’abrine dans les granulations, par de Lapersonne et Painblan. 
Auf der gesunden oder granulösen Bindehaut wirkt Abrin, das wirksame 
Prineip des Jequirity, positiv chemotaktisch gegenüber den polynucleären 
Leukocyten. Eine specifische Einwirkung auf die Granulationen wird ihm 
nicht beigemessen, dagegen letztere durch „Activirung des Gewebes‘ in 
Narben umgewandelt. Das Verschwinden des Pannus wird durch echte 
Leukocyten-Thrombosen in den feinen, neugebildeten Gefässen erklärt. 


7) De l’angio-megalie symétrique dəs paupiöres sup6rieures, par 
Rohmer. 
Es handelt sich um vier Fälle der unter dem Namen Blepharochalasis 
bekannten Affection. 


8) Des abcès chauds de la glande lacrymale palpöbrale de Rosen- 
müller, par Sourdille. 


9) De la k6öratite parenchymateuse comme manifestation primitive 
du zona ophtalmigue, par Terrien. 

Einer der Keratitis diffusa ähnlichen Affection des dieren Theils der 
Hornhaut folgte nach zwei Wochen eine Eruption von Herpes zoster der 
Stirn der gleichen Seite. Verf. hält beide Erscheinungen für die Folge der- 
selben Ursache, nämlich einer Alteration des Trigeminus. Moll. 


XIII. Annales d’oculistique. 1900. Juni—September. 


1) Fragmentes ophtalmologiques de divers auteurs chez Ehases, par 
Pergens. 





` 2) Encore quelques remarques sur la symptomatologie et le traite- 
ment du glaucome chronique simple, par Rogman. 
Verf. empfiehlt von Neuem die operative Behandlung in Fällen von 
Glaucoma chron. simplex im Gegensatz zur reinen Eserin-Therapie. 


— 41 — 


3) Faits et raisons qui expliquent l’action de la sclero-iridectomie 
et des autres opérations succédanées dans le traitement du glau- 
come, par Querenghi. 

4) Les troubles oculaires de l’hystörie, par Parinaud. i 

Diese Arbeit ist der französische Ausdruck eines im vierten Bande des 

„System of diseases of the eye“ von Norris und Oliver veröffentlichten 

Artikels und eignet sich nicht zu einem kurzen Referat. 


5) Le glaucome en Orient, par de Wecker. 


Es scheint, dass im Orient die zu Glaucom prädisponirenden Ursachen 
ihre Wirkung schneller entfalten, als bei uns, und dass daher ein schnelles 
Eingreifen am Platze ist. Namentlich gilt das für die nicht seltenen Fälle 
von Hornhaut-Perforation mit Einklemmung der Iris. Sodann meint Verf., 
dass gerade die chirurgische Behandlung bei dem im Orient sehr häufig vor- 
kommenden Glaucoma chronicum simplex im Gegensatz zur medicamentösen 
am Platze ist und oft definitive Heilungen zeitigt. 


6) Sur la nutrition du cristallin, par Ovio. 


Verf. versuchte den Weg zu bestimmen, auf dem anorganische Körper 
in die Linse eindringen. Er benutzte zu diesen Experimenten Ferrocyankali, 
Jodkali und Uranin, alles Körper, welche sich durch leichte Diffusibilität 
auszeichnen. Er konnte zeigen, dass hierbei die Gesetze der Osmose herrschen, 
und schliesst daraus, dass auch das Ernährungs-Material der Linse auf osmo- 
tischem Wege aufgenommen wird. 


7) Des opérations sur l’orbite par la voie temporale, par Valude. 


Verf. versteht unter obiger Ueberschrift die temporäre Resection nach 
Krönlein und rühmt die Vorzüge dieses Verfahrens. 


8) Sur la théorie de l’accommodation de Tscherning, par Nicolay. 
Verf. vermag sich derselben nicht anzuschliessen. 


9) Quatre traumatismes interessants, par Bourgeois. 


Ein kupferner Fremdkörper, nach 7 Jahren aus der Sklera am Limbus 
extrahirt; ein Fall von subconjunctivaler Linsen-Luxation; Verletzung des 
M. rectus inferior mit Lähmung desselben; totale traumatische Expulsion der 
Iris und der Linse. 


10) Les troubles oculaires dans l’hystörie, par Parinaud. (Schluss.) 
11) Céócité cérébrale. Perte du sens topographique. Autopsie, par 
Touche. Moll. 


XIV. La Clinique Ophtalmologique. 1900. Nr. 13—19. 
1) Pierre-Frangois-Böndtze-Pamard, chirurgien et oculiste, par Pa- 
mard et Pansier. 


— 472 — 


2) Sinusite ethmoido-frontale et phlegmon orbitaire. Etat grave; 
Guóérison, par Bourgeois. | 
Die Aetiologie des Falles ist dunkel und jedenfalls in einer Infection 
zu suchen, die sich Pat. in den Colonien zugezogen hatte, wo er öfters an 
Malaria und Dysenterie litt. 


2) La tarsorrhaphie interne, par Terson. 


3) Retinite albuminurique suivie de glaucome, par Jocqs. 

Verf. folgert aus dem Falle, dass man bei Netzhaut-Blutung, die man 
auf Rechnung einer gewöhnlichen Arterio-Sklerose setzen möchte, auf Nieren- 
Schrumpfung fahnden müsse, selbst wenn sich im Urin kein Eiweiss findet. 
Im Falle der Constatirung einer Nieren-Erkrankung sei dann Secundär- 
Glaucom nicht ausgeschlossen. 


4) Cataracte familiale, par Boulai. 

| Die männlichen und weiblichen Mitglieder der Familie zeigten die Dis- 
position zu Star-Bildung in gleicher Weise. Dagegen wurden weniger die 
directen Nachkommen des Vaters befallen, als die Seiten-Verwandten desselben. 


5) Sur le centre cortical de la macula, par Jocqs. 

Verf. ist der Ansicht, dass es in den corticalen Seh-Sphären je ein iso- 
lirtes Centrum für die Macula giebt. Jedes dieser corticalen maculären 
Centren steht in Beziehung zu beiden Maculae Was die Lage des macu- 
lären Centrums anbelangt, so befindet sich dieses ganz in der Nähe des 
Centrums für das peripherische Sehen. 





6) La double hömianopsie homonyme, par Jacqueau. 

Der zuerst etwas befremdende Titel will sagen, dass nur um den Fixir- 
Punkt herum ein minimales Gesichts-Feld vorhanden war. Eine derartige 
doppelte (besser: naso-temporale) Hemianopsie entsteht wohl meist zweizeitig, 
jedoch merkt der Kranke den ersten Ausfall des Gesichtsfeldes eventuell erst 
beim Auftreten der Hemianopsie der andren Seite. 


7) De l’abrine dans les granulations, par de Lapersonne et Painblau. 
Verff. rühmen den Erfolg der Abrin-Behandlung bei Granulationen. 


8) Blessure radiaire de liris par contusion, par Aubineau. 
9) Trois cas de corps étrangers de oeil, par Lonard. Moll. 


XV. Die ophthalmologische Klinik. 1900. Nr. 14—17. 
(Ausgenommen sind die bereits referirten Artikel.) 
1) Ein Fall von typischer Intoxications-Amblyopie, verursacht durch 
Santonin-Gebrauch, von Inouye. 
Ausser Gelb-Sehen trat ein centrales Scotom — nur an einem Auge — 
auf. Nach 4 Wochen war die Heilung fast beendet. 


2) 1. Zur Frage der Celluloid-Brillen. 2. Ueber die Wirkung des 
Nebennieren-Extractes auf das erkrankte Auge, von Zimmermann. 
Moll. 


— 43 ° — 


XVI. Revue générale d’ophtalmologie. 1900. Juli. 
1) Nouvelles recherches expérimentales concernant les verres peri- 
scopiques, par Dr. F. Ostwalt. 

Verf. wendet sich auf Grund seiner Untersuchungen gegen den Gebrauch 
der gewöhnlichen bisphärischen Brillen-Gläser. Besonders für concave und auch 
für die schwächeren Convex-Gläser sind periskopische Gläser in Form von 
rationell gewählten Menisken oder von plansphärischen Gläsern oder von asym- 
metrisch-bisphärischen Gläsern vorzuziehen. Betreffs der Details verweise ich 
auf das Original. 


Es folgen Referate. 


August. 
1) Atrophie post-neuritique des deux nerfs optiques due aux oreillons, 
par Dr. H. Dor père (Lyon). 


Es folgen Referate. Ancke. 


XVII. Recueil d’ophtalmologie. 1900. December. 
Contribution à l’ötude de la perforation du crâne par les sarcomes 
qui évoluent dans l’orbite, par Dr. Vieusse (Toulouse). Suite et fin. 


Es folgen Sitzungs-Berichte und Referate. Ancke. 


XVIII. Revue der russischen ınedic. Zeitschriften. 
Westnik Oftalmologii. 1899. November—December. — Lit.-Beilage zur St. Petersburger 
med. Wochenschr. Nr.3. 1900. 
1) Zur Casuistik der Sehnerven-Geschwülste, von Th. German. 
(Auch deutsch in Zehender’s klin. Monatsbl., September.) 


2) Drei Fälle von angeborenem Colobom der Netzhaut, von E. Schi- 
manowski. 


3) Bericht über 275 Extractionen in der Land-Praxis, von J. N. 
Nikoljnkin. 


4) Bericht über die Augenheil-Station am Iman, von W. Potcenko. 
C. Hamburger. 


XIX. Archivio di Ottalmologia del Prof. Angelucci. VIII. 1900. Fasc. 3—4. 
Sept. — October. 

1) Neue Operation der Ptosis paralytica, von Angelucci 

Verf. heftet den Tarsus mittels der Sehne des Levator palpebrae an 
den Musculus frontalis. 2—4mm unterhalb der Augenbraue wird ein 
21/, cm langer bogenförmiger Hautschnitt gemacht, Haut wird zurückpräparirt, 
2—3 mm oberhalb des oberen Tarsal-Randes wird der Orbicularis durch- 
trennt und oben und unten zurückpräparirt. So hat man die Sehne des 
Levator mit der Fascia tarso-orbitalis vor sich. Diese wird nun zu beiden 


— 44 — 


Seiten der Sehne nahe dem Tarsal-Rande durchbohrt und so die Sehne auf 
einen Schielhaken genommen. Dieselbe wird darauf 5-6 mm weit nach 
oben isolirt und oben ebenfalls auf einen Schielhaken genommen. Sie wird 
4—5 mm entfernt vom Tarsal-Rande durchschnitten, darauf werden 1—2 mm 
entfernt vom Tarsus durch sie von vorn nach hinten 2 doppelt eingefädelte 
Schlingen geführt, deren mediale Fäden unter einander durch einen Knoten 
verschlungen, die Muskelmassen unter den Augenbrauen von der Aponeurose 
abpräparirt und die 4 Nadeln von hinten durch diese Muskeln und die Haut 
der Stirn etwa 2—3 mm oberhalb der Augenbrauen durchgestochen. Nun 
wird je eine Nadel durch den Ausstichpunkt derart wieder zurückgeführt, 
dass je 2 zusammengehörige Fäden aus einem und demselben Stich-Canale 
der Haut hervorkommen. Diese werdefi darauf zu je einem vorläufigen 
Cravatten-Knoten geschürzt und dabei so weit angezogen, dass die ganze 
Pupille vom Oberlide unbedeckt bleibt. Die Hautwunde kann genäht werden. 
Nach 24 Stunden wird die Lidstellung durch Anziehen oder Nachlassen der 
Schlingen rectificirt und je ein definitiver Knoten gemacht, welcher in den 
Stich-Canal versenkt wird. Da hierdurch die Naht etwas nachlässt, muss 
beim Knüpfen der Fäden der Effect um 1—2 mm stärker gemacht werden, 
als er definitiv sein soll. Wenn der Levator nicht ganz paralytisch ist, kann 
seine Zugkraft gleichzeitig benützt werden, indem der Stumpf an den oberen 
Tarsal-Rand angenäht wird. Dies muss aber vor der oben angegebenen 
Operation geschehen. Verf. räth, die Fäden bei letzterer soweit anzuziehen, 
dass der Lidrand in der Höhe des oberen Pupillar-Randes stehe. Von dieser 
Stellung aus kann dasselbe leicht geschlossen, bezw. leicht etwas höher ge- 
hoben werden. Die Insertion der Sehne des Levator an die hintere Fläche 
der Muskelmasse, welche unter den Augenbrauen liegt, soll den Vortheil 
haben, dass das Lid nicht einfach nach oben, sondern in seiner normalen 
Bahn nach oben-hinten gezogen wird. 


2) Panophthalmitis durch Auto-Infection mit Diplokokken, von Malfi 
(Messina, Prof. Scimemi).. 


Verf. polemisirt gegen Axenfeld’s Ansicht, dass sehr häufig bei metasta- 
tischer Ophthalmie primär die Retina befallen sei. Hat im Gegentheil stets 
primäre Affection der Choroidea beobachtet. 


3) Fädchen-Keratitis, von Monesi (Modena, Prof. Albertotti). 
Beschreibung von 2 einschlägigen Fällen. 


4) Die Ernährung der. Linse, von Ovio. 


Verf. kritisirt die bisher gemachten Experimente. Die Injectionen von 
Blutlaugensalz in den Glaskörper können keinen Anhaltspunkt für den Nach- 
weis des Ernäbrungsstromes in der Linse oder im Auge geben, da diffun- 
dirende Substanzen sowohl vom Corpus vitreum in die Vorderkammer, als 
auch von dieser ins Corpus vitreum gelangen. Man ist auch nicht zu dem 
Schlusse berechtigt, dass das Salz durch die Vorderkapsel aus der Linse in 
den Humor aqueus eliminirt wird, da es nach Injection in das Corpus vitreum 
früher im Humor aqueus als in der Linse erscheint! Subcutane Injectionen 
geben auch unconstante Resultate, Verf. konnte dabei nie Eindringen der 
injieirten Substanz in die Linse beobachten. Auch ist die Methode des Nach- 
weises des gelben Blutlaugensalzes sehr verdächtig. Dieses geschah durch 


f 


— 45 — 


Einlegen des enucleirten Auges in eine alkoholische Lösung von Eisenchlorid. 
Verf. erinnert an ein Experiment von Traube, welcher in einem Glas- 
Cylinder dieselben 2 Lösungen durch eine poröse Wand trennte und alsdann 
eine osrnotische Strömung von jeder Seite her nach der andren constatirte, 
wodurch in der Mitte der porösen Scheidewand ein semi-permeables Stratum 
von Berliner Blau entstand. Wahrscheinlich kommt ein ähnlicher Process 
bei obiger Behandlung des enucleirten Auges vor. Auch die Fluorescein- 
Injectionen der verschiedenen Autoren gaben ganz widersprechende Resultate. 
Auch aus den Erscheinungen der Naphthalin-Cataract kann man keinen Rück- 
schluss auf den normalen Ernährungsstrom in der Linse ziehen. Auch die 
Experimente von Deutschmann (Jodkalium), Bence-Jones (Lithium 
carbonicum) und Andren gaben contradictorische Resultate. 


Verf. wiederholte nun verschiedene Experimente und fügte neue hinzu. 


1. Bei subcutaner Injection von gelbem Blutlaugensalz fand er das- 
selbe immer im Humor aqueus nach 10 Minuten bis 4 Stunden, ebenso im 
Corpus vitreum. In der Linse konnte er es nie nachweisen. Gänz ähnlich 
verhielt sich Jodkalium, nur fand es sich einige Male auch in der Linse. 
Uranin erschien auch bereits nach 10’ im Humor aqueus bei Kaninchen, in 
der Linse erst nach einer Stunde, bei Fröschen verblieb es in dieser Tage 
lang. Es drang in alle 3 Medien ein, doch blieb in einzelnen Experimenten 
die Linse oder das Corpus vitreum frei. Es färbte sich nur die Kapsel und 
Cortical-Substanz. . 


2. Bei Injectionen in den Glaskörper des lebenden Thieres drangen alle 
3 Substanzen in den Humor aqueus ein. Betreffs der Linse drang das 
Blutlaugensalz theils in die Kapsel, besonders am Aequator, theils in den 
hinteren Cortex; das Jodkalium färbte entweder nur die Kapsel, oder in 
andren Augen diese und die hinteren und äquatorialen, mitunter auch die 
vorderen Cortexschichten. Das Uranin diffundirte ebenfalls in die Kapsel und 
die peripheren Cortexschichten. Bei horizontaler Lage einer extrahirten Linse 
auf schwarzem Grunde schien eine Aequatorial-Zone stärker gefärbt. Aber 
es stellte sich dies als optische Täuschung heraus, da beim Aufstellen der- 
selben Linse auf den Rand wiederum eine horizontale Zone stärker gefärbt 
schien, welche aber jetzt durch die 2 Linsenpole ging. 


3. Injectionen in enucleirte Bulbi: Alle drei Substanzen erschienen 
nach Injection in den Glaskörper sowohl im Kammerwasser, wie in der Linse, 
bei Injection ins Kammerwasser auch stets in der Linse. Methyl-Violett, 
Methylenblau, Fuchsin diffundirten weder nach dem Humor aqueus hin, noch 
in die Linse. Die ersten 3 Substanzen diffundiren eben mit grösserer Leichtig- 
keit, als die meisten andren. Das Uranin färbte in den ersten Stunden 
hellgrün, nach 24 Stunden hingegen gelb, und zwar Kapsel und hintere wie 
vordere Cortical-Schichten. Das Blutlaugensalz drang bald in die Kapsel, 
bald in den Cortex ein. Auch Jodkalium drang in alle Cortical-Schichten ein. 


| 4. Experimente über isolirte Linsen: Einlegen derselben in con- 
centrirte Blutlaugensalz-Lösung oder Eisenchlorid-Lösung bewirkte totale 
Trübung, wobei zuerst theils der hintere trübe Polarstern, tbeils der vordere 
sich bildete. Aus einer Lösung in die andre gebracht, zeigte sich an Frosch- 
linsen Kapsel und oberflächliche Corticalis blau, an Kaninchen-Linsen derselbe 
Befund, nur war eine alleroberflächlichste Corticalis-Schicht durchsichtig 
geblieben. 


— 46 — 


Färbung der Kapsel und oberflächlichen Corticalis erzielte man ebenso 
durch Einlegen in schwache Lösungen, zu welchen physiologische Kochsalz- 
Lösung als Menstruum benutzt wurde. Jodkalium drang durch die ganze 
Linse hindurch. | 

Verf. fand, dass das Eindringen der verschiedenen Substanzen auch von 
ihrer Menge, von der Concentration der Lösung abhing, was von andren 
Autoren bestritten worden ist. Die Färbung der Linse war meist eine 
gleichmässige; oft war der Linsen-Aequator stärker gefärbt, was sich aber 
dadurch erklärte, dass die daselbst zerrissenen Zonula-Fasern besonders intensiv 
die Stoffe aufgenommen hatten. Aber auch ohne Zerreissung scheinen die 
Zonula-Fasern sich besonders intensiv mit den Stoffen zu imbibiren, und die 
stärkere äquatoriale Färbung betraf in allen Fällen nur die Kapsel, nicht die 
Linsensubstanz. 

Da ferner die Erscheinungen im lebenden Auge nicht von denen an 
isolirten Augen oder Linsen differirten, schliesst Verf., dass es sich hierbei 
in der Linse nur um physikalische Phänomene der Diffusion und Osmose 
handelt. Bilosse Diffusion scheint ihm aber auch nicht vorzuliegen, da nicht 
alle diffundirenden Substanzen in die Linse eindringen, sondern es spielen 
sich complicirtere osmotische Erscheinungen ab. Die Gesetze der Osmose 
aber finden absolute Anwendung auf die Linse. Im Anschluss hieran stellt 
Verf. die Hypothese auf, dass es in der Linse keinen physiologisch bedingten 
Ernährungsstrom giebt, sondern dass auch die Ernährung der Linse den 
physikalischen Gesetzen der Osmose unterworfen ist. 

Zugleich weist er indess darauf hin, dass streng genommen es nicht 
wahrscheinlich ist, dass die injicirten Substanzen dieselben Wege einschlagen, 
welche die normale Ernährungs-Flüssigkeit verfolgt. Die Farbstoffe haben 
ja so verschiedene Affinität zu verschiedenen Geweben, und was die Salze 
anbetrifft, so ist constatirt, dass selbst Salze von chemisch verwandter Con- 
stitution wie Chlornatrium, Chlorkalium, Chlorlithium in der Linse sich ganz 
verschieden verhalten. 


5) Der Scheiner’sche Versuch in der Praxis, von Trombetta. 

Die Optometer von Thomson, Parent, Stampfer und Houdin 
sind nach dem Princip dieses Versuchs construirt. Verf. liess ein ähnliches 
Optometer anfertigen mit 2 Recoss’schen Scheiben, welche .die ganze Reihe 
positiver und negativer Gläser vor die Oeffnungen schieben. Der Apparat 
kann durch Entfernung der 2 Scheiner’schen Löcher sofort in ein Refrac- 
tions-Ophthalmoskop umgewandelt werden. Mittels dieses Apparates kann 
der Scheiner’sche Versuch auch bequem zur Entlarvung der Simulation 
einseitiger Blindheit angewandt werden. 


Fasc. 5—6. November— December. 
1) Ueber das Ganglion ciliare, von Lodato (Palermo). 

Nach einem genauen Ueberblick über die Arbeiten, welche von der 
Natur und dem Bau des Ganglion ciliare handeln, setzt Verf. seine eigenen 
Untersuchungen auseinander. Während bisher hauptsächlich die Thatsachen 
der Histologie, der vergleichenden Anatomie, der Embryologie, der experi- 
mentellen Physiologie zu Rathe gezogen wurden, ist die experimentelle 
Pathologie nur unvollkommen ausgenützt worden. Verf. suchte durch Durch- 
schneidung der Wurzeln des Ganglions, ähnlich wie gleichzeitig Hertel, 


— 41 — 


dessen Zugehörigkeit zu präcisiren. Er durchschnitt entweder den Stamm 
des Oculomotorius oder exstirpirte das Ganglion cervicale supremum oder 
zerstörte das Ganglion Gasseri, und zwar benutzte er Hunde zu seinen Ex- 
perimenten, verspricht aber noch weitere Untersuchungen an andren Thieren. 
Die Schnitte wurden nicht durch das isolirt exstirpirte Ganglion ciliare, 
sondern durch das ganze Orbital-Gewebe gemacht, um auch den Zustand der 
übrigen Ganglienzellen-Anhäufungen in der Orbita zu studiren. Diese hält 
Verf. morphologisch und functionell für accessorische Ciliar-Ganglien (?) und 
findet, dass sie individuell sehr verschieden entwickelt sind, immer aber in 
Beziehung zum Ganglion ciliare insofern stehen, als sie, je kleiner dieses 
ist, vicariirend desto grösser sind. 
Die Zellen des Ganglion ciliare des Hundes sind von 2 Typen: 


1. grosse, deren Längs-Durchmesser 30—40 u, und deren Quer-Durch- 
messer 24—32 u beträgt; sie bilden die Mehrheit der Zellen; 

2. kleine, deren grösster Durchmesser 10—14 u beträgt. 

Nach Nissl gefärbt, zeigt Typus 1 meist grosse, etwa gleichförmig in 
der ganzen Zelle vertheilte Chromatin-Schollen, einen Kern mit nur wenigen 
chromophilen Granulationen und ein meist excentrisches Kern-Körperchen. 
In andren Zellen sind die Chromatin-Schollen um den Kern unregelmässig 
angehäuft, während die Peripherie des Protoplasma fast staubförmig feine 
chromophile Körnchen darbietet und daher nur schwach gefärbt erscheint. 
Wenige andre Zellen haben umgekehrt den ganzen Zellenkörper wie staub- 
förmig schwach gefärbt und an der Peripherie eine schmale Zone mit Chro- 
matin-Schollen. Nun giebt es aber noch eine nicht indifferente Zahl Zellen, 
welche eine unregelmässige Anordnung des Chromatins haben, z. B. die Schollen 
sämmtlich nach einer Seite zu angehäuft. Der Kern ist meist central. 


Der Typus 2 ist im Ganglion ciliare nur wenig vertreten. Diese kleinen 
Zellen tragen den Kern meist peripher, haben auch grosse Chromatin-Schollen, 
sind aber öfters unvollkommen gebildet, ohne Kern und mit nicht gut be- 
grenzten Chromatinmassen durchsetzt. Die ausserhalb des Ganglions befind- 
lichen Zellen sind stets vom ersten Typus, den zweiten konnte Verf. unter 
ihnen nie finden. 


Die Zellen des Ganglion Gasseri des Hundes sind grösser als die 
des Ciliar-Ganglions und haben Chromatin-Schollen von verschiedener Grösse 
recht gleichmässig dicht über den ganzen Inhalt verbreitet. Doch giebt es 
auch einzelne hellere Zellen, welche nur kleinere und weniger dichte Schollen 
zeigen, aber alle enthalten die Schollen gleichmässig über das ganze Proto- 
plasma verbreitet. 


Das oberste Hals-Ganglion hat als Characteristicum grosse Mannig- 
faltigkeit der Zellen. Diese sind meist kleiner als der 1. Typus im Ganglion 
ciliare; nur wenige erreichen diese; viele sind von der Grösse des 2. Typus, 
viele auch etwas grösser. Sie sind nicht immer oval oder rund, sondern oft 
ganz unregelmässig. Kern oft central, in denjenigen Zellen jedoch, welche 
dem 2. Typus ähneln, immer peripher. Die kleinsten Zellen lassen mit 
Thionin nicht distincte Schollen, sondern eine diffuse, stellenweise mehr oder 
weniger intensive Färbung erkennen, wodurch sie sich vom Typus 2 unter- 
scheiden. Ueberhaupt ist die chromatische Substanz oft ganz unregelmässig 
vertheilt. Eine häufige Anordnung derselben in den regelmässiger geformten 
Zellen ist die zu einer schmalen Zone in der Peripherie, wie auch oben im 
Ganglion ciliare erwähnt ist. 


— 418 — 


Verf. stellt fest, dass ebenso wenig wie die nach Golgi-Cajäl darge- 
stellten Ausläufer der Zellen, auch die nach Nissl sich ergebenden morpho- 
logischen Charaktere der Zellen des Ganglion ciliare nicht über die sympathische 
oder -spinale Natur des letzteren Aufschluss geben können. 

1. Nach Exstirpation des obersten Hals-Ganglions wurde das Ganglion 
ciliare am 10.—15., am 20. und am 60. Tage untersucht. Im ersten Falle 
zeigte ein grosser Theil der Zellen des Typus 1 trübe Schwellung des Proto- 
plasma und des Kernes, in vielen Zellen zeigte sich Chromatolysis, indem 
statt Schollen entweder feine Granulationen oder homogen, aber schwach ge- 
färbte Partien sich präsentirten. Der Kern war fast constant an die Peripherie 
gedrängt, oft auch verschwunden. Die Zellen des Typus 2 waren unver- 
ändert. Die ausserhalb des Ganglion ciliare befindlichen Ganglienzellen waren 
alle mehr oder weniger degenerirt und zwar meist diffus schwach gefärbt. 
Nach 20 Tagen war die trübe Schwellung verschwunden, hingegen die andren 
Alterationen wie vorher, nur sah Verf. häufiger im Ganglion ciliare die 
diffuse schwache Färbung, selten feine Granulationen, auch fehlte öfters als 
zuvor den Zellen der Kern. Nach 60 Tagen fand er einzelne Zellen zu- 
sammengeschrumpft, ohne Schollen, mehr oder weniger diffus gefärbte, andre 
zu Detritus zerfallen. Die normal gebliebenen Zellen vom Typus 1 sind 
zahlreicher als bei den vorhergehenden Hunden. An den Ciliarnerven fand 
Verf. keine Alterationen. 

2. Nach intracranieller Durchschneidung des Oculomotorius beschränkten 
sich die Veränderungen im Ganglion ciliare auf die Zellen vom Typus 2, 
deren Schollen bereits nach 10—15 Tagen verschwanden, und feineren Gra- 
nulationen oder einer diffusen Färbung Platz machten. Nach 20 Tagen war 
die Chromatolysis noch vollständiger in allen kleinen Zellen, deren Protoplasma 
mitunter auch Vacuolen zeigte. Der Kern ragte öfters nach aussen vor. 
Nach 30 Tagen waren die kleinen Zellen geschrumpft, einzelne jedoch ver- 
grössert und alsdann mit zusammengeballten Chromatin-Massen versehen. Die 
Zellen ausserhalb des Ganglion ciliare zeigten keine Alterationen. Die Ciliar- 
nerven boten mittels Marchi’s Methode keine Degeneration dar. 

3. Zerstörung des Ganglion Gasser. Das Ganglion ciliare wurde 5 bis 
7 Tage nachher untersucht, bevor Keratitis neuroparalytica eintrat, welche 
dem Experimente jede Beweiskraft geraubt haben würde Es zeigten sich 
nur Zellen des Typus 1 degenerirt, die kleinen Zellen, sowie die in der 
Orbita zerstreuten Zellen waren intact. Meist begann die Chromatolysis an 
einem Ende der Zelle, wo ein Ausläufer existirte, und oft waren die be- 
treffenden Zellen geschwellt. Einzelne Zellen zeigten auch unregelmässige 
Chromatin-Degeneration, auch Vacuolen, der Kern war immer gut conservirt, 
aber peripher gedrängt. Die Veränderungen waren am 7.-Tage deutlich 
stärker ausgeprägt als am 5., es fehlte da öfters auch der Nucleolus. Die 
Ciliarnerven wurden ohne Andeutung von Degeneration befunden. Verf. 
schliesst, dass die nach Exstirpation des obersten Halsganglions auf- 
tretende Chromatolyse im Laufe von 1—2 Monaten sich wieder ausgleichen 
kann, wie auch Marinescu beschrieb; dass aber in andren Zellen tiefere 
Störungen bis zur Atrophie und Necrobiose auftreten. Beide Processe spielen 
sich im Ganglion ciliare wie in den orbitalen Ganglienzellen ab. Hertel 
fand, wie Verf. vermuthet, deshalb keine Alteration im Ganglion ciliare, weil 
er erst Monate nach der Exstirpation des Halsganglions untersuchte, als die 
Störungen nicht mehr sichtbar waren. In Folge der Zerstörung des 
Ganglion Gasseri treten in einer viel grösseren Zahl von Zellen des 


— 49 — 


Typus 1 Veränderungen ein, als nach Exstirpation des obersten Halsganglions. 
Verf. glaubt überdies zu finden, dass in beiden Fällen nicht die gleichen 
Zellen befallen werden, sondern verschiedene Typen, welche sich zum Theil 
auch durch die Anordnung ihres Chromatins im Normal-Zustande unter- 
scheiden sollen. Daraus schliesst er, dass das Ganglion ciliare hauptsächlich 
aus zweierlei Elementen besteht: aus sympathischen und aus cerebrospinalen, 
welche speciell dem Trigeminus zugehören. Die wenigen kleinen Zellen end- 
lich gehören zum Oculomotorius, aber sie scheinen dem Verf. rudimentäre 
Elemente, welche z. B. bei den Vögeln stärkere Entwickelung zeigen, und er 
wagt ihnen keine bestimmte Function zuzuerkennen. Er erklärt daher das 
Ganglion ciliare theils für motorischer Natur (Sympathicus-Faseın), theils 
sensibler Natur (cerebrospinal, Trigeminus). 


23) Sympathectomie gegen Glaucom, von Prof. Angelucci. 

Verf. sah in 2 Fällen chronisch entzündlichen Glaucoms von dieser 
Operation ein zufriedenstellendes Resultat, über dessen Dauer er sich indess 
nicht aussprechen kann. Peschel. 


XX. Annali di Ottalmologia. 1900. Fasc. 4. 
1) Bestimmung der Prismen nach dem kleinsten Deviations-Winkel, 
von Orlandini. 

Da in der ophthalmologischen Verwendung der Prismen der Ablenkungs- 
Winkel hauptsächlich in Frage kommt, empfiehlt Verf., die Prismen nach 
diesem zu bestimmen. Er giebt zugleich eine Tabelle, aus welcher für Linsen 
von 1 bis 10 Dioptrien in Meter-Fractionen die Decentrirung angegeben ist, 
welche dem Ablenkungs-Winkel von 1—6° entspricht. 


3) Modification der Corneal-Krümmung durch Schiel-Operationen, 
von Melloni. 

Die einfache Tenotomie des Rectus internus hat oft keinen Einfluss auf 
die Hornhaut-Krümmung, mitunter aber nimmt die Krümmung im verticalen 
Meridiane zu, seltener tritt gleichzeitig Abnahme der Krümmung im horizon- 
talen Meridiane hinzu, oder es kann diese allein in Erscheinung treten. Die 
mit Vorlagerung des Rectus externus combinirte Tenotomie des Rectus in-' 
ternus ergiebt fast immer eine Abplattung der Cornea, welche dabei im 
horizontalen Meridiane prävalirt. Bei einfacher Vorlagerung im horizontalen 
Meridiane nimmt die Krümmung des letzteren zu. In Folge: von Strabismus- 
Operationen kommt öfters auch eine Verschiebung der Haupt-Meridiane der 
Cornea vor, welche zwischen 4° und 30° in den vom Verf. gemessenen Fällen 
variirte. Alle diese Veränderungen im Gefolge von Strabotomien sind im 
Allgemeinen persistirend. 


3) Die Compensation der Sinne bei Taubstummen und Blinden, von 
Trombetta und Ostino. 

Die Verff. finden bei 10 Taubstummen mehrmals höhere als normale 
Sehschärfe, verfeinerten Lichtsinn, welcher mit Förster’s Photometer ge- 
messen wurde, grösseres Gesichtsfeld für Weiss und Grün, vergrössertes 
monoculäres Blickfeld. Ihr Geruch ist empfindlicher als bei normalen Indi- 
viduen. Diese Prüfung wurde mit Blättern und Rinde von Bäumen, sowie 
mit Messing gemacht. Ihr Tastsinn ist verfeinert, und es entwickelt sich 


— 480 — 


bei ihnen eine neue Empfindlichkeit, nämlich die sismaesthesische! (osıauög 
Erschütterung), welche bei niederen Thieren (7. B. Arthropoden) im Ectoderm 
existirt, beim Menschen nur latent vorhanden ist. Bonnier (l’oreille 1899) 
hat zuerst diese Empfindlichkeit für Schwingungen, für Variationen des 
Druckes im umgebenden Medium wissenschaftlich verwerthet. Beim normalen 
Menschen sind nach ihm diese Empfindungen fast gänzlich durch die Func- 
tion des Gehör-Labyrinths vermischt, welches sisästhesische! (seiaıg, Erschütte- 
rung) Perceptionen vermittelt, d. h. solche von periodischen Druck-Variationen 
des umgebenden flüssigen Mediums. 

Bei 11 Blinden finden die Verf. den Geruch verfeinert, das Gehör 
schärfer, das Hörfeld durch öfters zu constatirende abnorme Beweglichkeit 
der Ohrmuschel und des Kopfes erweitert, so dass die Localisation der Töne 
vollkommener ist. Der Tastsinn ist empfindlicher für anemaesthesische 
(Zvsuos, Wind) Wahrnehungen, d.h. für Druckvariationen in der Luft, z. B. 
bei Annäherung an einen Gegenstand. Insbesondere hochgradig verfeinert 
ist die Empfindlichkeit am Handrücken, wo sie, mit dem Aesthesiometer nach 
Frey (Reizhaare) gemessen, oft mehr als das Dreifache des Normalen beträgt. 
Der Tastsinn ist ferner für das Differenziren zweier nahe bei einander statt- 
findenden Eindrücke, sowie für die Wahrnehmung von Luftschwingungen 
befähigter. 

4) Itrol bei Augen-Blennorrhöe, von Lucianı. 

Verf. behandelt die Blennorrhöe der Neugeborenen mit warmen Um- 
schlägen von 3°/, Borsäure, lässt öfters mit Itrol-Lösung 1:8000 die Augen 
auswaschen und thut dies selbst 2 Mal täglich mit Lösung 1:4000. 


5) 10 cervicale Sympathectomien bei Glaucom, von Prof. Albertotti. 

Die Operationen wurden von Prof. Ruggi (Modena) ausgeführt. Verf. 
kommt zu der Ansicht, dass diese Operation in keinem Falle die 
Iridectomie ersetzen, höchstens sie hinausschieben kann. 


i Fasc. 5. a 
1) Melanosarcom der Lider, von de Berardinis. 

Die Literatur weist etwa 11 Fälle auf, in denen mehrmals die Neu- 
bildung von der Conjunctiva, einmal vom Tarsus, auch vom Unterhaut- 
Bindegewebe oder von der Haut ausging. Verf. beschreibt einen neuen Fall, 
wo der Tumor von der Haut des äusseren Drittels des Unterlides, wahrschein- 
lich von einer Warze, ausgegangen war. 


2) Werth des Auges im Gesichtsausdrucke, von Albertotti. 

Das Auge ist mitunter von nur unbedeutendem Einflusse auf den Ge- 
sichtsausdruck und auf den Ausdruck der ganzen Person sowohl auf der 
Bühne, wie auf Gemälden. Verf. giebt Abbildungen von 2 Fresco-Gemälden 
des Boccaccino aus der Kirche des S. Sigismondo in Cremona, welche der 
berühmte Maler ganz ohne Pupillen (bezw. Iris) gemalt hat. Von feindlichen 
Kritikern war nämlich gegen ihn gesagt worden, dass das Liebliche und. 
Künstlerische im Ausdrucke seiner Personen nur in der Pupille liege. Der 
Maler wollte seine Gegner durch vollständiges Ignoriren der Pupille schlagen. 


1 Diese Namen sind unbaltbar. H. 


— 481 — 


3) Behandlung eines Falles sympathischer Ophthalmie mit anti- 
diphtherischem Serum, von Gasparrini. 


Das rechte Auge des Individuum war atrophisch, reizlos; das linke 
zeigte leichte Neuritis optica mit S = ?/,,. Durch Injection von Anti- 
diphtherie-Serum ging die Neuritis zurück, hinterlies aber einen gewissen 
Grad von Atrophia optica. Das rechte Auge wurde zur Vorsicht enucleirt. 
Verf. verwahrt sich gegen die allgemeine Behauptung, dass beim Menschen 
die sympathische Ophthalmie durch den Diphtherie-Baecillus hervorgerufen 
werde. Das Wandern zum 2. Auge sei ausgeschlossen, da er überhaupt nicht 
wandere. Da er aber am enucleirten Auge Lymphangitis längs der Opticus- 
scheiden constatirte, so hält er es doch für möglich, dass in seinem Falle 
durch die Toxine des Diphtherie-Bacillus, obwohl dieser nicht direct gefunden 
wurde, die Neuritis erzeugt worden sei, und fordert zu weiteren therapeu- 
tischen Versuchen nach dieser Richtung auf. 


4) Blepharoplastik, von Grossetti. 


Referat über 3 Fälle von Epitheliom der Lider, wo Prof. de Vincen- 
tiis nach Exstirpation des Tumors die Wunde mit gestielten Hautlappen 
deckte. 





5) Syphilitische Sclerose in der Conjunctiva, von Sgrosso. 


Verf. giebt einen kurzen Literatur-Ueberblick und beschreibt 2 neue Fälle 
primären Syphilomes der Conjunctiva. In einem derselben wurde ein Theil 
auf der unteren Uebergangsfalte exstirpirt, nicht um den Process zu coupiren, 
sondern um einige sehr lästige reflectorische Erscheinungen sofort zu beseitigen. 


6) Die Star-Operation auf der Klinik von Prof. Albertotti, von Monesi. 


Besprechung von 171 Operationen, welche theils mit, theils ohne Iri- 
dectomie ausgeführt waren, ohne wesentlich neue Gesichtspunkte. 


Fasc. 6. 
1) Automatisches Thermocauterium, von Ovio. 
Der Benzin-Behälter speist zugleich ein Lämpchen zum Erhitzen des 
Platinbrenners. Das Gummigebläse ist durch eine Luftdruck-Pumpe ersetzt, 
deren Reservoir, einmal geladen, bis zu 5 Minuten ausreicht, so dass man ohne 


Hülfe einer zweiten Person mit diesem modificirten Paquelin -Brenner 
arbeiten kann. 


2) Galvanokaustische Behandlung des Keratoconus, von Bocchi. 


Verf. erreichte in einem Falle von Keratoconus mit S = ?°/,,, durch 
einfache Perforation der Spitze mittels der galvanokaustischen Schlinge und 
Nachbehandlung unter Druckverband S = %°/z0 


3) Ein Fall von Diphtheritis des Auges, von Garofolo. 


Ein Auge mit diphtherischen Belägen auf Conj. palp. und bulbi, sowie 
diffusem Hornhaut-Infiltrat wurde schnell durch Behring’s Serum geheilt. 


31 


— 482 — 


4) Verdickung und hyaline Degeneration des Tarsus durch hereditäre 


Syphilis, von Basso. 
2 Fälle mit histologischem Befunde und Abbildungen.. 


5) Ulcus rodens cornese mit Nachweis eines Bacillus, von Andrade. 

Verf. züchtete aus zwei Fällen Staphylococcus pyogenes albus und einen 
beweglichen, nach Gram färbbaren Bacillus, welcher auch am Kaninchen- 
Auge entzündliche Erscheinungen hervorrief. 


6) Seröse traumatische Iriscyste, von Cavallaro. 
l Im exstirpirten Iris-Stück fand man bei der histologischen Untersuchung 
ein Fragment von Corneal-Gewebe mit geschichtetem Epithel. 


7) Hypopyon-Keratitis mit Xerose-Bacillus, von Besio. 

Verf. fand in einem Falle von atypischem, serpiginösem Hornhaut-Uleus 
Staphylokokken und Xerose-Bacillen, welche letztere vorwiegend vorhanden 
waren. | 
8) Syphilom des Thränensackes, von Prof. de Vincentiis. 

Die Haut der Thränensack-Gegend war emporgehoben und rothbraun, 
ohne ödematös zu sein. Carunkel und Plica semilunaris waren etwas ödematös. 
Der ganze Thränensack war als harte Masse fühlbar und für Flüssig- 
keits-Injection undurchgängig. Die Palpation war kaum schmerzhaft. Drüsen- 
Induration trat alsbald hinzu, sowie Roseola. Während im Anfange in Folge 
der sich stark entwickelnden Sclerose des Gewebes der Ausgang des Sackes 
nach dem Nasen-Kanale hin verlegt war, wurden später in Folge der Ver- 
narbung die Einmündungsstellen der Thränen-Kanälchen in den Sack voll- 
kommen geschlossen. Peschel. 


Bibliographie. 


1) Die Accommodation des Cephalopoden-Auges, von Dr. 
Theodor Beer. (Pflüger’s Archiv, LXVII, S. 541—586.) Verf. stellte 
auf der zoologischen Station in Neapel mühsame Untersuchungen über die 
Accommodation bei Oephalopoden an. Die den Thieren im Seewasser zu- 
kommende Refraction wurde meist skiaskopisch bestimmt, die Untersuchung 
im aufrechten Bild war bei diesen Thieren wenig brauchbar. Verf. kommt 
zu folgenden Ergebnissen: Die Cephalopoden sind im Ruhezustand des 
Auges kurzsichtig. Vielen, wahrscheinlich allen dibranchiaten Cephalo- 
poden — vielleicht ihnen allein unter allen Wirbellosen — kommt das Ver- 
mögen der optischen Einstellung des Auges zu. Aehnlich wie bei den 
Fischen findet eine active Accommodation für die Ferne statt, diese 
beruht auf einer Aenderung des Linsen-Ortes. Die Cephalopoden haben, 
wie die Knochen-Fische, das Vermögen, die Linse der Netzhaut zu nähern. 
Der Accommodations-Muskel des Cephalopoden-Auges ist ein ringförmig 
in die Vorderwand des Bulbus eingelagerter Muskel, der, von Langer zuerst 
beschrieben, in seiner Function bisher unbekannt war. Der Mechanısmus 
der Einstellung ist folgender: Die meridionalen Züge des Accommodations- 
Muskels entspringen von dem Knorpelring, der im Aequator des Bulbus einen 
relativ festen Theil der Augenwand bildet, und inseriren sich an dem mit 


— 483 — 


der Linse fest verbundenen Corpus ciliare, das für die hier in Betracht 
kommenden Kräfte undehnbar ist. Bei seiner Verkürzung im ganzen Um- 
kreis zieht der Muskel das Corpus ciliare mitsammt der Linse gegen das 
‚Augen-Innre, während die übrigen Theile der Bulbus-Wand im Maasse ihrer 
Dehnbarkeit dem gesteigerten Innendruck nachgeben. Eine schmale Zone 
hinter dem Aequatorial-Knorpel wird am stärksten, die übrige Bulbus-Schale 
nur wenig gedehnt, so dass eine beträchtliche Annäherung der Linse an die 
Netzhaut zu Stande kommt. Die Accommodations-Breite ist bei den 
verschiedenen Arten — und vielleicht auch individuell — verschieden. ‘Sie 
variirt von der Nahpunkt-Seite her; der Nahpunkt wurde in verschiedener 
Entfernung, zwischen 200 und 10 cm (also Myopie von 0,5 bis 10 D) vom 
Auge gefunden. Stets kann die Linse soweit zurückgezogen werden, dass 
selbst parallele Strahlen auf der Netzhaut vereinigt werden. Entsprechend 
der Orts-Verändernng der Linse. wandert im Cephalopoden-Auge bei der 
Accommodation ein Theil des Bildes der Aussenwelt auf der Netzhaut. 
Wenn sich der Accommodations-Muskel nur im Bereich eines Sectors zu- 
sammenzieht (was durch elektrische Reizung experimentell bewirkt werden 
kann), so wird die Linse nach der entsprechenden Seite hin gezogen oder 
gedreht; es ist nicht ausgeschlossen, dass so — ohne Bewegung des- ganzen 
Bulbus — bloss durch Linsen-Bewegung das Bild eines bestimmten Objects 
auf eine bestimmte Netzhaut-Stelle gebracht wird. Die Iris spielt bei der 
Accommodation des Cephalopoden-Auges keine Rolle. Von .grossem Interesse 
ist auch die Darstellung der anatomischen und mechanischen Verhältnisse der 
Cephalopoden-Augen. Bei den Cephalopoden kommen nicht nur die relativ 
grössten, sondern auch die absolut grössten Augen unter allen Thieren vor; 
den Record hat ein an der Westküste von Irland im Jahre 1875 gefangener 
Riesen-Krake, dessen Arme 10 m lang waren; die Augen halten nach Cooke 
einen Durchmesser von über 37 cm. In seiner Schluss-Betrachtung weist 
Verf. darauf hin, dass Fische und Cephalopoden — von den wenigen Rep- 
tilien und Säugern, die im Ocean leben, abgesehen — wohl die einzigen 
Meeres-Bewohner sind, die überhaupt eine Accommodation haben, es lässt 
'sich daher als ein Gesetz aufstellen, dass die eigentlichen Wasser-Thiere 
mit hochentwickelten Augen im Gegensatz zu den. Land-Thieren kurz- 
sichtig sind und activ für die Ferne accommodiren. Schwarz. 
2) Eine neue Theorie der Gesichts-Wahrnehmung, von K. Ueber- 
horst in Innsbruck. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIII.) 
Verf. erklärt die Gesichts-Wahrnehmung, wie alle Wahrnehmung über- 
haupt, als Product einer besonderen psychischen Thätigkeit, deren Wesen 
darin besteht, eine Sinnes-Empfindung mit einer andren gleichzeitig in der 
Seele vorhandenen Sinnes-Empfindung oder Vorstellung, namentlich Erinne- 
rungs-Vorstellung, — welche beiden Factoren von einer, jeder Psyche eigenen, 
unbewussten Intelligenz als Kennzeichen eines und desselben Objects aufgefasst 
werden, —- zu einer- eigenartigen Einheit mit einander zu verbinden. (Verf. 
versteht unter Wahrnehmung die bewusst erkennende Wahrnehmung. Ref.) 
Die gewöhnliche Erklärung der Wahrnehmungen als Product der Ver- 
schmelzung von Erinnerungs-Vorstellungen mit gegenwärtigen Eindrücken ist 
nicht genau zutreffend, es liegt nicht eine vermeintliche Verschmelzung vor, 
sondern, nachdem zunächst eine in uns unbewusst vorhandene Intelligenz den 
gegenwärtigen Eindruck und die Erinnerungs-Vorstellung auf ein und. dasselbe 
Object. bezogen hat, tritt nunmehr die Anschauungs-Function in Thätigkeit 
und stellt aus Vorstellung und Empfindung das neue Gebilde, die gegen- 
31* 


— 484 — 


wärtige deutliche Wahrnehmung, als eine eigenartige Einheit derselben her. 
Verf. zeigt, wie dieser Gedanke auch die Sinnes-Täuschungen verständlich 
erscheinen lässt, so z. B. die Thatsache, dass wir, besonders beim einäugigen 
Betrachten, ebene Abbildungen als körperliche Gegenstände zu sehen glauben. 
Die Erklärung dieser Erscheinung nach Helmholtz als Analogie-Schluss 
auf Grund unsrer Erfahrung raubt der Wahrnehmung ihre Eigenartigkeit, 
indem er sie in einem ganz anders-artigen geistigen Vorgang aufgehen lässt. 
(Es dürfte da schliesslich auf die Auffassung des Begriffes „Schluss‘ an- 
kommen; man könnte die Thätigkeit der „unbewussten Intelligenz“ doch 
wohl auch als eine primitive Schlussform auffassen, sozusagen als „Sinnes- 
Schluss“, wie es sich wohl auch Helmholtz gedacht hat, ohne die Sache 
psychologisch genauer zu prüfen. Ref.) Die Hypothese des Verf.’s stimmt 
mit der nativistischen Theorie darin überein, dass ste die Räumlichkeit als 
bereits in der Sinnes-Empfindung unmittelbar enthalten lehrt, und mit der 
empiristischen darin, dass sie eine grosse Anzahl der Erscheinungen bei der 
. Wahrnehmung mit Hilfe der Erfahrung, d.h. früherer, aus dem Gedächtniss 
wieder hervortretender Vorstellungen, zu Stand kommen lässt; sie lehrt 
weiter mit Wundt, dass in der Wahrnehmung eine schöpferische Synthese 
enthalten ist, mit dem Unterschied jedoch, dass sie diese Synthese nicht eine 
solche von raumlosen Sinnes-Empfindungen und Innervations-Empfindungen 
sein lässt, sondern eine solche von bereits räumlich ausgedehnten Empfin- 
dungen, bezw. von bereits vorhandenen Vorstellungen. Mit der Annahme 
endlich, dass die Anschauungs-Function ihre Anregung erhalte von einer 
unbewussten Intelligenz, bringt die Theorie die Lehre Schopenhauer’s zur 
Anerkennung, dass die Wahrnehmung mit durch eine apriorische Erkenntniss 
hervorgerufen werde, mit dem Unterschied jedoch, dass sie aus der letzteren 
die Wahrnehmung nicht unmittelbar, wie er will, sondern erst mittelbar 
entstehen lässt. Schwarz. 


3) Abhandlungen zur Physiologie derGesichts-Empfindungen, 
aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B. Herausgegeben von 
J. von Kries. 1. Heft. 1897. Enthält die folgenden aus der Zeitschr. f. 
Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. abgedruckten und in diesem Centralblatt 
bereits referirten Abhandlungen: J. v. Kries: Ueber die Function der Netz- 
 haut-Stäbchen. J. v. Kries und W. Nagel: Ueber den Einfluss von Licht- 
stärke und Adaption auf das Sehen des Dichromaten (Grün-Blinden). J. v. Kries: 
Ueber die Wirkung kurzdauernder Licht-Reize auf das Seh-Organ. J. v. Kries: 
Ueber Farben-Systeme. Dr. Breuer: Ueber den Einfluss des Macula- Pigments 
auf Farben-Gleichungen. Schwarz. 


4) Farben-Unterscheidung und Abstraction in der ersten 
Kindheit, von W. Preyer. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. 
XIV. S. 322.) Für die Untersuchung des Farben-Sinns in der ersten Kind- 
heit fand Verf. keine der üblichen Untersuchungs-Methoden brauchbar. Auch 
die Herbeiziehung der Farben-Benennung führt zu keinem klaren Ergebniss, 
weil das Kind die Farbe eines Gegenstandes von diesem selbst nicht zu 
trennen und als Gedanken-Ding für sich ohne Anschauliches in seinem Ge- 
dächtniss nicht aufzubewahren vermag; es hat noch zu wenig Uebung im 
Abstrahiren. Ein psychologischer Kunstgriff von Frau Prof. Dehio zeigte 
ihm eine Methode, die ihm nicht nur für die Untersuchung des Farben-Sinns 
beim Kinde, sondern auch bei andren Gebieten anwendbar schien. Frau 
Dehio bezeichnete, nach fast erfolglosen andren Versuchen, eine Anzahl der 


— 485 — 


Farben-Ovale aus der „Farben-Tafel zur Erziehung des Farben-Sinnes‘‘ von 
Magnus mit dem Namen concreter, dem Kinde bekannter Objecte von der 
betreffenden Farbe, z. B., in Anknüpfung an die Erlebnisse eines Strand- 
Aufenthaltes, die blauen Farben-Ovale als ‚Meerwasser‘, die gelben als 
„Bade-Brücke‘“ u. s. w.; ein rothes Kärtchen stellte das Kind und ein lila 
Kärtchen die Mama vor, die zusammen über die Brücke in das Badehäuschen 
gehen und in’s Meerwasser springen; das nicht ganz 2"/,jährige Kind lernte 
so in anregendem Spiel sehr schnell die Farben-Kärtchen fehlerlos sortiren 
und benennen. Verf. bespricht noch die psychologische und pädagogische 
Bedeutung dieser Methode, die auf verschiedene Gebiete in mannigfaltigster 
Weise anwendbar ist. Schwarz. 
5) Ueber die galvanischen Gesichts-Empfindungen, von G.E. 
Müller. (Ebendaselbst S. 329—374.) Verf. stellte bei 26 Personen, die 
sämmtlich akademischen Kreisen angehörten, Versuche über die Wirkung des 
galvanischen Stromes auf das Auge an, wobei besonders auf den farbigen 
Charakter der Empfindungen geachtet wurde. Seine Beobachtungen stimmen 
hinsichtlich der Farben-Empfindungen bei Personen mit normalem Farben- 
Sinn vollkommen mit den Aussagen von Purkinje, Schelske, Schliep- 
hake und dem Referenten überein und bringen eine wesentliche Erweiterung 
und Klärung unsrer Kenntnisse auf diesem Gebiet. Von den hauptsächlichen 
Ergebnissen seien hier nur die folgenden hervorgehoben: Der aufsteigende 
Strom (im Sinne der Verlaufs-Richtung des Sehnerven) wirkt auf den Weiss- 
Schwarz-Sinn im Sinne einer Verstärkung der Weiss-Erregung und einer 
Schwächung der Schwarz-Erregung. Umgekehrt wirkt der absteigende Strom. 
Die Farbe der galvanischen Gesichts-Empfindung ist bei aufsteigendem Strome 
ein nach dem Roth hinneigendes Blau (Violett, Blauviolett), bei absteigendem 
Strome ein nach dem Grün hinneigendes Gelb. Es kann ganz allgemein der 
Satz aufgestellt werden: die den beiden Stromes-Richtungen ent 
sprechenden Empfindungen sind Empfindungen von Gegenfarben. 
Im Allgemeinen überwiegt die Wirkung des galvanischen Stromes auf den 
Weiss-Schwarz-Sinn (die achromatische Wirkung) über die Wirkung auf den 
Gelb-Blau-Sinn, und die letztere Wirkung ist stärker, als die Wirkung auf 
den Roth-Grün-Sinn. Bei den Roth-Grün-Schwachen trat die Wirkung auf 
den Roth-Grün-Sinn, wenn sie überhaupt merkbar war, noch schwächer her- 
vor, als bei den Farben-Tüchtigen. Aber auch abgesehen von Fällen offenbarer 
Farben-Schwäche zeigen sich individuelle Verschiedenheiten hinsichtlich der 
Betheiligung der 3 optischen Special-Sinne an der galvanischen Erregung und 
Abweichungen von der soeben hinsichtlich dieser Betheiligung aufgestellten 
Regel. Verf. bespricht eingehend die zahlreichen Fehler-Quellen, die von 
früheren Untersuchern vielfach zu wenig berücksichtigt wurden, sowie die 
Maassregeln zu ihrer Vermeidung. Aus den Ergebnissen ist zu schliessen, 
dass diejenigen Theile, welche von dem galvanischen Strom direct gereizt 
werden, die Aussenglieder der Zapfen (Stäbchen) sind, also dieselben 
Theile, auf welche das Bild direct erregend wirkt. Ferner sind die Ergebnisse 
von farben-theoretischer Bedeutung: Wie Verf. in früheren Abhandlungen 
zeigte („Zur Psychophysik der Gesichts-Empfindungen‘“, siehe Referat im 
Centralbl f. Augenheilk. 1897, S. 464), haben wir Grund anzunehmen, dass 
Empfindungen zweier Gegenfarben auf entgegengesetzten Netzhaut-Processen 
und auf Nerven-Erregungen beruhen, zu deren Hervorrufung entgegengesetzte 
Kraft-Einwirkungen erforderlich sind. Bedenken wir nun weiter, dass der 
galvanische Strom bei entgegengesetzter Stromesrichtung Ionen mit entgegen- 


— 486 — 


gesetzter elektrischer Ladung an: die für die galvanische Erregung des Seh- 
Organs maassgebenden Stellen führt, und dass der galvanische Strom bei 
Durchströmung eines Nerven oder Muskels an der (physiologischen) Kathode 
und Anode entgegengesetzte Zustände setzt, so ist zu erwarten, dass, wenn 
der galvanische Strom bei seiner Einwirkung auf die Netzhaut überhaupt 
Gesichts-Empfindungen bewirkt, alsdann den beiden Strom-Richtungen Empfin- 
dungen von Gegenfarben zugehören. Diesen Erwartungen entsprechen die 
erhaltenen Resultate. Diese stellen also eine Bestätigung der Theorie der 
Gegenfarben dar, und zwar eine solche, die ganz unabhängig davon ist, ob 
man den Angriffspunkt des galvanischen Stromes in die licht-empfindliche 
Netzhaut-Schicht oder in irgend einen Theil der nervösen Seh-Bahn verlegt. 
Wie andre psychophysische Theorien der Gesichts-Empfindungen das Verhalten 
der galvanischen Gesichts-Empfindungen erkären wollen, bleibt unerfindlich. 
Auch die in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten vertretene Ansicht, 
dass die Dunkel-Adaption auf einer Anhäufung des (nach Kühne’s Versuchen 
für elektrische Reize ganz unempfindlichen) Seh-Purpurs beruhe, erfährt durch 
die Versuche des Verf.’s eine wesentliche Bestätigung, indem sich ergab, dass 
Dunkel-Adaption die Wirkungen .des elektrischen Stromes auf das Auge nicht 
in merkbarer Weise beeinflusst. . Schwarz. 
6) Die Erklärung des Zeemann’schen entoptischen Phäno- 
mens, von E. @. A. ten Siethoff in Deventer. (Ebendaselbst S. 375.) 
Verf. untersuchte das Zeemann’sche Phänomen (quere, birn-förmige, 
violette Lichtlinie bei Betrachtung eines a senkrechten Spaltes, siehe 
Referat im ÜOentralbl. f. Augenheilk. 1894, S. 553) unter Variation der Ver- 
suchs-Bedingungen und kommt zu dem Ergebniss, dass das Phänomen ein 
irgendwie in der Netzhaut festgelegtes Bild sein muss, ein entoptisches 
Nachbild, und zwar höchst wahrscheinlich das Bild der nach aussen projicirten, 
in Erregung versetzten Macula lutea und Umgebung, man könnte sagen ein 
entoptisches, complementäres Nachbild, verursacht durch die Erregung der 
hinter der Umgebung der Macula gelegenen percipirenden Elemente. Dass 
dieses Nachbild bei jeder Beleuchtung violett ist, wäre dadurch zu erklären, 
dass in der Umgebung der Macula wegen der electiven Absorptions-Wirkung 
des gelben Farbstoffes immer mehr oder weniger gelbes Licht herrscht. 
Ä Schwarz. 
7) Ueber das Sehen farbiger Flecke als subjective Gesichts- 
Erscheinung, von Dr. Richard Hilbert in Sensburg. (Ebendaselbst 
S. 381.) Verf. sah bei einer Fahrt über Land im offenen Wagen, als er 
zufällig die Augen schloss, das ganze Gesichtsfeld mit Ausnahme der äussersten 
Peripherie mit zahlreichen, zackig-sternförmigen Flecken von rubinrother 
Farbe und einem scheinbaren Durchmesser von etwa 1,5 mm bedeckt; die 
Farbe trat nach 2—3 Secunden umso glänzender hervor, als sich nach dieser 
Zeit der Anfangs schwarze Hintergrund plötzlich dunkelgrün färbte. Die 
Flecken hatten einen scheinbaren Abstand von etwa 3mm von einander und 
waren in Quincunx-Stellung angeordnet. Als Verf. nach einigen Secunden 
die Augen wieder öffnete, war die Erscheinung verschwunden und konnte 
nicht wieder hervorgerufen werden. Verf. giebt ausserdem eine Uebersicht 
über fünf bis jetzt in der Literatur verzeichnete Fälle. von Farben-Sehen in 
fleckiger Vertheilung, die alle, ausser der Selbst-Beobachtung von A. König, 
Individuen mit erkrankten Seh-Organen betrafen. Schwarz. 
8) Ueber die der Willkür entzogenen Fusions-Bewegungen 
der Augen, von Dr. F. B. Hofmann und Dr. A. Bielschowsky. (Pflüger’s 


— 487 — 


Archiv, LXXX.) Die Verff. stellten, hauptsächlich mit dem Hering’- 
schen Haploskop, umfangreiche und interessante Untersuchungen über solche 
Fusions-Bewegungen an, die für gewöhnlich anscheinend gar nicht oder 
höchstens in sehr geringem Maasse ausgeführt werden: 1. ungleiche 
Höhen-Einstellung beider Augen; 2. wahre Rollungen um die 
Gesichts-Linie bei sonst ungeänderter Lage der Augen und des Kopfes; 
3. absolute Divergenz-Stellung der Gesichts-Linien. Die Ergeb- 
nisse sind folgende: Von den untersuchten Fusions-Bewegungen bieten die 
Vertical-Divergenz und die gegensinnige Rollung im Wesentlichen 
analoge Erscheinungen. Sie lassen sich willkürlich weder einleiten, noch be- 
schleunigen oder aufhalten und machen durchaus den Eindruck des durch 
die ungewöhnlichen äusseren Verhältnisse Erzwungenen. Sie treten nur all- 
mählich ein, und nur wenn die Zwangs-Verhältnisse fortbestehen, kann man 
immer grössere Abweichungen von der Norm erzielen. Uebung bewirkt 
wohl rascheren Verlauf, aber kaum grösseren Umfang der Fusions-Bewegungen. 
Wird der äussere Anlass zu der abnormen Innervation wieder beseitigt, so 
verschwindet diese nicht sofort, sondern klingt Anfangs rasch, weiterhin nur 
ganz allmählich ab, es bleibt noch längere Zeit ein umso grösserer Rest, je 
länger und in je stärkerem Maasse die ungewöhnliche Innervation bestanden 
hat. Ein neuer, dem ersten entgegengesetzter Fusions-Zwang beschleunigt 
zwar ihr völliges Verschwinden, vermag sie jedoch nicht sofort aufzuheben; 
nach Aufhören des neuen Fusions-Zwanges kommt zunächst immer wieder 
ein Rest der ursprünglichen abnormen Innervation zum Vorschein. Die 
Fusions-Bewegung blieb stets hinter der durch die Verschiebung oder Ver- 
 drehung der Objecte geforderten etwas zurück, und zwar um so mehr, je 
näher die Augen dem Maximum der Vertical-Divergenz oder der Rollung 
kamen. Ebenso ging bei Verringerung der Verschiebung oder Drehung der 
Objecte die Fusions-Bewegung weiter zurück, als zur correspondirenden Lage 
der Netzhaut-Bilder nöthig war; erst wenn die Objecte nahe an die Ausgangs- 
Stellung zurückgebracht waren, erfolgte normale correspondirende Abbildung 
der Objecte in beiden Augen. Selbst wenn die Disparation der Netzhaut- 
Bilder schon einen Grad erreicht hat, bei dem nicht mehr einfach gesehen 
wird, kann durch weitere Steigerung der Disparation die Fusions-Bewegung 
noch gesteigert werden. Die einmal erfolgten abnormen Innervationen bleiben 
bestehen, so lange ihr Anlass anhält, und werden als tonische Inner- 
vationen während aller willkürlichen Augen-Bewegungen bei- 
behalten. Sie charakterisiren sich dadurch, wie. schon Hering erörterte, 
als eine Art von Anpassung an geänderte oder pathologische Ver- 
hältnisse. Ihre Bedeutung wird vorzugsweise dann zu Tage treten, wenn. 
irgend welche Störungen im motorischen Apparate der Augen vor- 
handen sind, sei es, dass nur kleine Incongruenzen in der Ausbildung 
des motorischen Apparates auf beiden Seiten vorliegen oder eine mässige 
„Insufficienz“ eines bestimmten Muskels. Innerhalb gewisser Grenzen 
kann eine Abweichung der beiderseitigen Augen-Stellung durch Fusions- 
Bewegungen ausgeglichen werden, ein Ausgleich, der bestehen bleibt, so lange 
das Binocular-Sehen fortdauert: die Augen haben unter dem Zwange 
des binocularen Sehens gewissermaassen eine neue Ausgangs- 
Stellung für ihre Bewegungen angenommen. Die dritte der unge- 
wöhnlichen Fusions-Bewegungen, die Divergenz-Bewegung, verhält sich 
zwar Susserem Fusions-Zwang gegenüber im Wesentlichen gleichartig, wie 
die beiden erstbeschriebenen Fusions-Bewegungen, nimmt aber eine Sonder- 


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stellung ein insofern, als sie in ihrem Verlauf willkürlich beeinflussbar 
ist, da die zur entgegengesetzten Bewegung führende (Convergenz-) Inner- 
vation und deren Entspannung unsrem Willen untersteht. Deshalb erfolgt 
die Divergenz-Bewegung, so lange noch keine Doppel-Bilder gesehen 
werden, viel rascher, als die Vertical-Divergenz und die gegen- 
sinnige Rollung. Schwarz. 


9) Ueber die Sichtbarkeit der Röntgen-Strahlen, von W. Cow. 
(Verhandl. d. physiol. Gesellsch. zu Berlin, Sitzung vom 7. Mai 1897.) 
Verf. kritisirt die von Brandes und Dorn angestellten Versuche, mit denen 
diese eine Sichtbarkeit der Röntgen-Strahlen erwiesen zu haben glaubten, und 
schliesst aus seinen mit Levy Dorn ausgeführten Untersuchungen, dass eine 
Empfindlichkeit der Netzhaut für Röntgen-Strahlen nicht erwiesen sei. 

Schwarz. 


10) Zur Frage der Sichtbarkeit der Röntgen-Strahlen, von 
Prof. Dorn in Halle a. S. (Ebendaselbst. Sitzung vom 9. Juli 1897.) 
Verf. weist die Einwendungen von Cowl gegen die von ihm mit Dr. Brandes 
gemachten Versuche zurück und bält die Sichtbarkeit der Röntgen-Strahlen 
nach diesen Versuchen für zweifellos erwiesen. Schwarz. 


11) Ueber die functionelle Einwirkung der Röntgen-Strahlen 
auf die Netzhaut des Auges, von W. Cowl. (Ebendaselbst.) Verf. 
hält seine Einwendungen auch gegenüber den neuen Darlegungen Dorn’s 
aufrecht. Schwarz. 


12) Zur Lehre von der Entstehung der coordinirten Augen- 
Bewegungen, von Richard Simon. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. 
Sinnesorg. XII.) Zur Entscheidung der Frage, ob die Coordination der 
Augen-Bewegungen auf einem angeborenen Zwange beruhe oder durch Uebung 
erlernt sei, sind Beobachtungen an Erwachsenen mit normalem Augen- 
Muskelsystem nicht geeignet. Dagegen eignen sich zur Entscheidung dieser 
Frage gewisse Muskel-Anomalien, bei denen binoculares Sehen besteht. Bei 
angeborenen Insufficienzen einer Heber- oder Senker-Gruppe findet, 
wie Verf. durch Untersuchung an sich selbst nachweist, die ungleiche Inner- 
vation der Heber oder Senker beider Augen mit Leichtigkeit dauernd statt, 
so lange es im Interesse des Einfach-Sehens nöthig ist. Ferner untersuchte 
Verf. ausführlich das Verhalten der Augen-Bewegungen bei einem 10 jährigen 
Mädchen mit angeborener rechtsseitiger Abducens-Lähmung, mit 
dem Ergebniss, dass in diesem Falle die für jede Augen-Stellung erforder- 
liche Innervation als erlernt zu betrachten sei, und dass wahrscheinlich hier 
keine gleichmässige Innervation beider Augen stattfand. Verf. hält diesen 
Fall für eine werthvolle Stütze der Helmholtz’schen Ansicht, dass den 
anatomischen Einrichtungen keine zwingende Wirkung innewohnt. 

Schwarz. 


13) Ueber compensatorische Rad-Drehungen der Augen, von 
Dr. Wilibald A. Nagel, Privat-Docent der Physiologie in Freiburg 
i. B. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XII.) Die compen- 
satorischen Rad-Drehungen der Augen bei Seitwärts-Neigung des Kopfes 
wurden 1894 von Contejean und Delmas wieder bestritten, welche die 
früheren positiven Resultate andrer Autoren als Folge eines Versuchs-Fehlers 
auffassten. Verf. unterwarf deshalb die Frage einer erneuten Untersuchung 
mit allen nöthigen Cautelen. Er fand die compensatorischen Rad-Drehungen 


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zweifellos existirend und konnte sie durch verschiedene Methoden nachweisen. 
Bei rascher Kopf-Neigung: tritt, wie schon Mulder und Küster gefunden 
hatten, zunächst eine vorübergehende stärkere Rollung auf, die dann all- 
mählich auf einen geringeren und bleibenden Grad zurückgeht. Die nystagmus- 
artigen Bewegungen, unter denen die Rad-Drehung erfolgt, werden bei 
Beobachtung des eigenen Auges im Spiegel nicht bemerkt, bei andren Per- 
sonen dagegen deutlich wahrgenommen. Die genaueste Messung der Rad- 
Drehungen erlaubte die auch von Contejean und Delmas benutzte Methode, 
bei der die Stellung des Auges aus der Lage des blinden Fleckes zum Fixir- 
punkt bestimmt wird. Die Rad-Drehungswinkel steigen fortwährend bis zu 
einer Kopf-Neigung von 100°, der äussersten Neigung, bis zu der Verf. 
noch zuverlässige Messungen ausführen konnte. Der Bruchtheil der Kopf- 
Neigung, der durch Augen-Drehung ausgeglichen wird, verringert sich mit 
zunehmender Kopf-Drehung. Auch bei Thieren hat Verf. Untersuchungen 
angestellt; die ausgiebigsten Rad-Drehungen fand er beim Kaninchen, bei dem 
sich das Auge um mehr als 90° um die Blick-Linie drehen kann. Die 
Drehungen werden hier durch Neigung des Kopfes in sagittaler Ebene 
ausgelöst und zwar symmetrisch auf beiden Augen, während sie beim Menschen 
parallel sind. Die compensatorischen Augen-Bewegungen, ebenso die compen- 
satorischen Bewegungen des Kopfes bei Aenderung der Körper-Lage, sind 
vom Labyrinth beherrscht, sie fehlen bei Thieren, dere en Labyrinth doppel- 
seitig zerstört ist. Schwarz. 


14) Ueber autokinetische Empfindungen, von Sigm. Exner, 
Professor der Physiologie in Wien. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. 
Sinnesorg. XIL) Wir sehen im Dunkeln bei andauernder Fixation einen 
ruhenden Lichtpunkt Schein - Bewegungen bis zu 20 und 30 Winkel- 
Graden ausführen. Diese Erscheinung beruht nach Verf.’s Untersuchungen 
auf Folgendem. Kleine oder lichtschwache Objecte, auf der Netzhaut ab- 
gebildet, geben unvollkommene Local-Eindrücke so, als würden auch die dem 
Bild benachbarten Stellen der Netzhaut von ihnen afficirt („Actionskreis‘“ 
eines Netzhaut-Eindruckes). Wird ein solches Bild längere Zeit auf dem Ort 
des deutlichsten Sehens festgehalten, so zeigt sich diese Fernwirkung, indem 
es den Eindruck erweckt, als würde das Object successive an verschiedene 
Orte dieser Nachbarschaft hinwandern, so dass man glaubt, das Object mache 
schwankende Bewegungen (,‚Punkt-Schwanken‘“). Diese betragen nur wenige 
Winkel-Grade, wenn das Sehfeld auch noch einzelne andre sichtbare Objecte- 
enthält. Ist dasselbe aber bis auf den Licht-Punkt vollkommen dunkel, so 
dass keine Möglichkeit besteht, aus der Verschiebung der Netzhaut-Bilder bei 
intendirten Blick-Bewegungen eine Controle für diese Bewegungen selbst zu 
gewinnen, so kann die scheinbare Ausweichung des Objectes viele Winkel- 
Grade betragen, denn während der ganzen Zeit, in der eine Schwankung des 
Objectes nach einer bestimmten Richtung hin stattzufinden scheint, glauben 
wir — da wir uns mit Erfolg bestreben, das Object auf der Fovea fest- 
zuhalten, d. h. zu fixiren — demselben mit dem Blick in dieser Richtung 
zu folgen. Bei der ausserordentlich schlechten Beurtheilung der Richtung 
unsrer Blick-Linie ohne Controle kann die Täuschung jene bedeutenden Grade 
erreichen. Schwarz. 


- 15) Weitere Untersuchungen über den Lichtsinn, von Dr. 
Guillery. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIII, S. 187.) 
Verf.’s Versuche ergeben, dass der Helligkeits-Unterschied zwischen dem 


— 40 — 


kleinsten wahrnehmbaren Punkte und seinem Grund in ziemlich grossem 
Umfange variiren kann, und dass daher etwaigen Lichtsinn-Störungen ein 
erheblicher Spielraum gelassen ist, bis dieselben das Erkennen schwarzer 
Punkte auf weissem Hintergrund beeinträchtigen; dies beweist, dass die An- 
sicht Mancher, schwarze Punkte auf weissem Grunde seien zur Sehschärfe- 
Prüfung ungeeignet, weil ihre Wahrnehmung zu sehr vom Lichtsinn abhängig 
sei, irrthümlich ist. Ein dunkler Punkt auf weissem Grund konnte noch 
unterschieden werden, wenn seine Helligkeit '/,.,, von der des Grundes be- 
trug, ein weisser Punkt auf dunklem Grund wurde noch bemerkt bei einem 
Verhältniss von !/,.,, zwischen Grund und Object. Nur bei sehr lebhaftem 
Contrast ist in Folge der Irradiation (die einen dunklen Punkt mit hellem 
Grund überdeckt) die Wahrnehmung von Hell auf Dunkel viel leichter als 
umgekehrt. (Ob es übrigens berechtigt ist, von dem Lichtsinn „eines ein- 
zelnen Elementes‘‘ zu sprechen, wie dies Verf. thut, erscheint mindestens 
zweifelhaft, viel wahrscheinlicher ist doch wohl, dass es sich um die Wahr- 
nehmung des Unterschiedes der Gesammt-Erregung eines Elementes 
und der Erregung seiner Umgebung handelt; so meint ọhne Zweifel 
auch Helmholtz, und die Annahme des Verfassers, dass Helmholtz den 
Lichtsinn des einzelnen Elementes dem des Auges überhaupt gleich setze, als 
ob bei minimalstem Netzhaut-Bild Unterschiede der Erregung verschie- 
dener Theile eines Zapfens empfunden würden, beruht offenbar auf einem 
Missverständniss. Ref.) Die widersprechenden Ergebnisse der bisherigen ver- 
gleichenden Untersuchungen über den Lichtsinn des Netzhaut-Centrums und 
der Peripherie führt Verf. darauf zurück, dass ein Theil der Untersuchungen 
unter Bedingungen ausgeführt wurde, bei denen die Erregungen des „Hell- 
Apparates‘“ (v. Kries) in den Vordergrund traten (Untersuchungen bei 
Tageslicht), während die andren Untersuchungen mehr die Erregungen des 
Dunkel-Apparates begünstigten (Versuche im Dunkel-Zimmer). Verf. giebt 
einen diese Ansicht erläuternden Ueberblick über die früheren Versuche und 
ergänzt diese, indem er einmal die möglichst günstigen Bedingungen für den 
Hell-Apparat, das andere Mal die besten Bedingungen für den Dunkel-Apparat 
herzustellen sucht. Er kommt zu dem Ergebniss, dass die Vertheilung der- 
jenigen Netzhaut-Elemente, an welche die Helligkeits-Empfindung bei Tages- 
licht geknüpft ist, eine wesentlich andre ist, als derjenigen, welche diese 
Empfindung bei Dunkel-Adaption auslösen. Während die Elemente der ersten 
Art vom Centrum nach der Peripherie stetig abnehmen, Anfangs rasch, 
weiterhin langsamer, müssen wir annehmen, dass die Elemente der zweiten 
Art im Centrum fehlen, von etwa 5° bis 30° oder 35° ziemlich gleichmässig 
vertheilt sind, weiter nach der Peripherie zu aber abnehmen. Dieser That- 
sache trägt die Auffassung der Zapfen als Hell-Apparat und der Stäbchen 
als Dunkel-Apparat nach v. Kries am besten Rechnung. Verf. findet darin 
eine Bestätigung seiner Ansicht, dass die Punkt-Sehschärfe vom Lichtsinn 
relativ unabhängig sei. Schwarz. 


16) Bemerkungen über Raum- und Lichtsinn, von Dr. Guillery, 
Ober-Stabsarzt in Köln. (Ebenda XVI, S. 265.) Verf. wendet sich gegen 
den Versuch Asher’s, die räumliche Unterscheidung sehr kleiner Objecte in 
Bezug auf Grösse als eine Leistung des Lichtsinnes zu erklären, und weist 
darauf hin, dass Asher ihn dahin missverstanden hat, als ob er bei Unter- 
suchungen über den Raumsinn eine gänzliche Ausschliessung des Lichtsinnes 
für möglich hielte. Schwarz. 


— 491 — 


17) Ueber Farbensysteme, von J. von Kries. (Zeitschr. f. 
Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIII.) Verf. kommt durch seine neueren 
Untersuchungen über die beiden Gruppen der Dichromaten, der sog. „Roth- 
Blinden‘ und „Grün-Blinden‘“, zu dem Ergebniss, dass zwischen ihnen ein 
typischer Unterschied besteht, der auf eine Differenz der uns bekannten gelben 
Pigmente der Augen-Medien jedenfalls nicht zurückgeführt werden kann, und 
der aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt eine Erklärung aus irgend 
welchen hypothetisch anzunehmenden Pigmentirungen nicht gestattet. Die 
Stärke der Macula-Pigmentirung macht sich zwar sehr deutlich auch in der 
Lage des neutralen Punktes im Spectrum geltend; der neutrale Punkt eines 
schwach pigmentirten Grün-Blinden kann sich dem eines stark pigmentirten 
Roth-Blinden annähern, ja gelegentlich über ihn blauwärts hinausgehen, aber 
die Untersuchungen führen doch zu dem Schluss, dass das Farbensystem des 
„Roth-Blinden‘“ und das des ‚Grün-Blinden‘ zwei verschiedene typische 
Reductions-Formen des normalen Farben-Systems des farbentüchtigen 
Hell-Apparates darstellen, aus dem die eine Form der Farben-Blindheit durch 
Fehlen eines Bestandtheiles, die andre durch Fehlen eines andren Bestand- 
theiles entstanden zu denken ist. Um Missverständnisse in Folge der un- 
zweckmässigen Ausdrücke „Roth-Blindheit‘‘ und ‚„Grün-Blindheit“ weiterhin 
zu vermeiden und Bezeichnungen einzuführen, die nichts weiter präjudiciren, 
schlägt Verf. vor, die sog. Roth-Blinden (mit Verkürzung, des Spectrums 
am rothen Ende) „Protanopen“ und die sog. Grün-Blinden „Deuteran- 
open“ zu nennen, womit lediglich der Anschauung Rechnung getragen 
werden soll, dass bei beiden Formen von Farben-Blindheit eine Componente 
ausfällt. Verf. hält das Ergebniss seiner Versuche für eine Bestätigung der 
von der Helmholtz’schen Theorie angenommenen Componenten (in ihrer 
Bedeutung als einer peripherischen Gliederung), will aber als vorsichtiger 
Forscher über die zunächst hypothetische Natur dieser Componenten nicht 
im Zweifel bleiben und auch mit der Möglichkeit rechnen, dass sie durch 
irgend eine im Effect ähnliche Einrichtung vorgetäuscht sein könnten (worauf 
die von E. Müller neuerdings entwickelten Anschauungen hinweisen. Ref.). 
Der einheitliche Apparat, der das Seh-Organ des total Farben-Blinden 
ausmacht, stimmt weder mit einem Hell-Apparat des Grün-Blinden, noch mit 
einem des Roth-Blinden überein, somit auch nicht mit einem des Farben- 
tüchtigen, er ist also nicht als Reductions-Form desselben anzusehen, son- 
dern stimmt mit dem Dunkel-Apparat überein. Schwarz. 

18) Ueber den Einfluss des Macula-Pigments auf Farben- 
Gleichungen, von Dr. Breuer. (Ebendaselbst. S. 464.) Verf. führte 
directe Bestimmungen der macularen Licht-Absorption aus, indem er für die 
Macula giltige Mischungs-Gleichungen mit extra-macular giltigen verglich. 
Diese Versuche stützen sich darauf, dass ein homogenes Licht durch die Ab- 
sorption nur quantitativ verändert wird, und dass langwelliges Licht vom 
Macula-Pigment am wenigsten absorbirt wird. Einer Mischung aus Grün 
und Roth, die bei extra-macularer Betrachtung einem bestimmten homogenen 
Orange gleich ist, muss bei macularer Betrachtung noch eine gewisse Quan- 
tität Grün zugefügt werden, um es wieder dem Orange gleich erscheinen zu 
lassen; aus den gefundenen Werthen lässt sich die Absorption des Grün im 
Vergleich zu der des Roth berechnen. Ebenso lässt sich die Absorption des 
Blau im Vergleich zu der von Grün bei macularer und extra-macularer Be- 
obachtung von Gleichungen zwischen einem homogenen Blau-Grün und einer 
Mischung aus Blau und Grün bestimmen. Verf. führte die Untersuchungen 


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bei sich selbst mit hell-adaptirtem Auge aus. Das Grün wurde im Vergleich 
zu Roth im Mittel auf 0,77, die des Blau im Vergleich zum Grün auf 0,70 
geschwächt, somit das Blau im Vergleich zum Roth auf 0,77. 0,70 = 0,54. 
Schwarz. 
19) Ueber die Farben-Blindheit der Netzhaut-Peripherie, 
von J. von Kries. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg., XV. 
S. 247.) Vom Standpunkt der Theorie aus, dass die Stäbchen lediglich der 
Helligkeits-Empfindung, besonders im dunkel-adaptirten Auge, dienen, erhob 
sich die Frage, ob die Abweichungen des Farben-Sinns an der Peripherie 
gegenüber dem Netzhaut-Centrum durch die Einmischung, schliesslich das 
Ueberwiegen des total farben-blinden Apparats erklärt werden können, oder 
ob Modificationen des farben-tüchtigen Apparats angenommen werden müssen; 
in letzterem Fall war es von besonderem Interesse, zu erfahren, ob diese 
Modificationen etwa zum Theil identisch seien mit den bei der angeborenen 
partiellen Farben-Blindheit bekannten. Verf. fand, dass mit der total farben- 
blinden peripheren Netzhaut-Zone des hell-adaptirten Auges annähernd die- 
gleiche Helligkeits-Vertheilung der Pigment- und Spectral-Farben gesehen 
wird, wie mit den farben-empfindlichen centralen Partien, und dass diese 
Helligkeits-Vertheilung sich von der beim total farben-blinden und dunkel- 
adaptirten Auge in bestimmter Weise unterscheidet. Danach ist anzunehmen, 
dass auch in der äussersten Peripherie im hell-adaptirten Auge überwiegend 
die Zapfen functioniren, und dass die Farben-Blindheit dieser Zone auf einer 
functionellen Modification dieses Apparats, des Hell-Apparats, beruht, 
und nicht (wie im total farben-blinden Auge) auf Ausfall des Hell-Apparats. 
Für die dichromatischen roth-grün-blinden Zonen der normalen 
Netzhaut fand Verf., dass ihr Verhalten von dem protanopischen (sog. 
roth-blinden) Farben-System durchaus verschieden ist. Die total 
farben-blinden Zonen eines normalen und eines protanopischen Seh- 
Organs sind bezüglich der Helligkeit, mit der sie verschiedene Lichter sehen, 
von einander ebenfalls völlig verschieden, indem letzteres auch hier die ihm 
charakteristisch e geringe Empfindlichkeit gegen langwelliges Licht zeigt. 
Man muss daher schliessen, dass in der total farben-blinden Zone des nor- 
malen Auges ein Bestandtheil des Seh-Organs in Function ist, der dem 
protanopischen Seh-Organ überhaupt fehlt. Danach versteht sich von selbst, 
dass dies auch für die dichromatische Zone des normalen Auges gilt. Wahr- 
scheinlich unterscheidet sich das peripherische Sehen des Farben-Tüchtigen 
auch von dem des Deuteranopen (,Grün-Blinden‘), soweit die Hell-Apparate 
in Betracht kommen, wenn auch viel weniger als vom Roth-Blinden. Doch 
lässt sich diese Frage noch nicht ganz sicher beantworten. Die gefundenen 
Thatsachen sind für die praktische Aufgabe: einer rationellen Untersuchung 
der Netzhaut-Peripherie von einiger Bedeutung. Zunächst ist es als richtig 
zu. erachten, die perimetrische Untersuchung des Farben-Sinns bei hell- 
adaptirtem Auge vorzunehmen, auch erscheint es geboten, dass zur Unter- 
. suchung unveränderliche Farben verwendet werden, insbesondere ein Roth 
und ein Grün, die in excentrischen Zonen weder gelb noch blau erscheinen, 
sowie dass die benutzten Muster von Roth und Grün, ebenso die von Gelb 
und Blau einander chromatisch äquivalent und von gleichem Helligkeits-Werth 
sind. Diesen Anforderungen entsprechen im Ganzen die Hegg’schen Farben- 
Proben. Schwarz. 
20) Ueber die absolute Empfindlichkeit der verschiedenen 
Netzhaut-Theile im dunkel-adaptirten Auge (nach Versuchen der 


— 493 — 


Herren Dr. Breuer und A Pertz), von J. von Kries. (Zeitschr. f. Psychol. 
u. Physiol. d. Sinnesorg. XV. S. 327.) Aus den Versuchen von Breuer 
ergab sich, dass die Empfindlichkeit gegen gemischtes bläulich-weisses Licht 
(Gaslicht mit blauem Cylinder) innerhalb eines wenig über 2° messenden 
Bezirkes (etwas über 1° vom Fixir-Punkt aus) nur äusserst wenig, von da 
ab rapid gegen die Peripherie ansteigt, und zwar auf der nasalen Seite des 
Gesichtsfeldes schneller als auf der temporalen. Bei 3° ist die Empfindlich- 
keit etwa 28 Mal so gross, als im Centrum, bei 4° etwa 64 Mal so gross. 
Weiter nach der Peripherie steigt die Empfindlichkeit immer langsamer und 
von etwa 15" bis 18° an gar nicht mehr. Die Versuche von Pertz wurden 
unter andren Bedingungen angestellt und hauptsächlich für farbiges Licht 
ausgeführt, das durch Absorption des Gaslichts mit gefärbten Gläsern oder 
Lösungen erhalten wurde. Die Empfindung für rothes Licht war central 
am höchsten; sie sinkt im nasalen, wie im temporalen Gesichtsfelde deutlich 
ab und ist bei 10° beiderseits etwa auf die Hälfte des fovealen Werthes 
herabgegangen. Für gelbes und blaues Licht steigt: dagegen die Empfind- 
lichkeit gegen die Peripherie hin beträchtlich an. Diese Steigerung ist für 
Blau noch weit grösser, als für Gelb, überdies für beide Licht-Arten im 
nasalen Gesichtsfelde beträchtlicher, als im temporalen. Nach diesen Ergeb- 
nissen ist es wahrscheinlich, dass die Hemeralopie der Fovea viel beträcht- 
licher ist, als man bisher angenommen hat, und dass die viel kleineren 
Werthe, die man früher für jene Unterschiede der Empfindlichkeit gefunden 
hat, einfach davon abhängen, dass bei den Ermittelungen der centralen 
Empfindlichkeiten nicht wirklich central, sondern paracentral fixirt wurde. 
Diese Ergebnisse sind im Grossen und Gauzen verständlich auf Grundlage 
der Annahme, dass die Stäbchen die Dunkel-Apparate des Auges sind, wenn 
auch Manches noch nicht genügend klargelegt ist. Schwarz. 
21) Weitere Beiträge zum Sehen-Lernen blind-geborener und 
später mit Erfolg operirter Menschen, sowie zu dem gelegent- 
lich vorkommenden Verlernen des Sehens bei jüngeren Kindern, 
nebst psychologischen Bemerkungen bei totaler congenitaler 
Amaurose, von Prof. W. Uhthoff. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. 
Sinnesorg. XIV. S. 197.) Verf. stellte bei einem intelligenten 5jährigen 
Knaben, der in der Marburger Klinik wegen angeborenen Stars von Axen- 
feld operirt wurde, werthvolle Beobachtungs-Reihen an, die in ähnlicher 
Weise durchgeführt wurden, wie seine früheren Beobachtungen bei einem 
7jährigen star-operirten Jungen, und zieht im Anschluss an die Mittheilung 
der Untersuchungs-Ergebnisse einen Vergleich zwischen dem jetzigen und dem 
früheren Fall, für den Verf. noch einige Ergänzungen beizubringen in der 
Lage ist, da der früher operirte Junge nach 2!/, Jahren wieder zur Unter- 
suchung gebracht wurde. Im Ganzen machte Fall II (der 5jährige Junge) 
schnellere Fortschritte im Erkennen von Objecten und Personen durch 
den Gesichtssinn, als Fall I, der sogar nach 21/, Jahren einzelne Objecte, 
die er dem Namen und dem Gefühl nach kannte, aber noch nicht durch den 
neuerworbenen Gesichtssinn zu prüfen Gelegenheit gehabt hatte, mit dem 
Gesichtssinn allein nicht erkannte. Fall II hatte vor der Operation wenig- 
stens die Farben Roth, Blau und Grün bei grösseren Objecten richtig 
unterscheiden können, und nach der Operation wurden auch bei kleineren 
Objecten diese Farben richtig angegeben, nur Gelb war ihm unbekannt; 
eine einmalige Belehrung genügte aber auch hier, ihn dauernd darüber auf- 
zuklären. Bei Fall I bedurfte es eines wiederholten methodischen Unterrichts 


— 494 — 


in Bezug auf die Farben. Die Erkenntniss des eigenen Spiegel-Bildes 
machte dem Fall II eben solche Schwierigkeiten, wie dem Fall I; noch 
schwieriger war für beide das Erkennen von Bildern und figürlichen 
Darstellungen von Personen, Thieren und Objecten. Hinsichtlich des 
Verhaltens des Gesichtsfeldes und des excentrischen Sehens glich 
Fall II sehr Fall I, indem excentrische Netzhaut-Eindrücke zuerst weder 
reflectorisch eine Einstellung der Augen hervorriefen, noch den Patienten zu 
einer zweckmässigen Greif-Bewegung veranlassten, noch ihm für die Orien- 
tirung im Raum oder das Auffinden von Objecten nützten. Später trat die 
Verwerthung excentrischer Netzhaut-Eindrücke in zunehmendem Maasse ein, 
bei Fall I war sie bei der nachmaligen Prüfung nach 2?/, Jahren ganz 
normal; auch die Entfernungs-Schätzung war bei diesem jetzt gut, ohne 
Zweifel auf Grund eines gut entwickelten binocularen Sehens. Ebenso war 
Fall I mit dem Erkennen von Grössen-Verhältnissen von Objecten (bei ver- 
schiedenen Entfernungen) jetzt sicher geworden. Die Orientirung im 
Raum mittels des Gesichtssinns erlernte Fall II relativ sehr viel rascher, 
als Fall I. Diese kleine Auslese aus der Fülle interessanter Beobachtungen 
möge hier genügen. Bei Fall I war die Wiederherstellung des Sehens von 
sehr grossem Einfluss auf die Entwicklung seiner Intelligenz gewesen, aus 
dem früher stumpfsinnigen Knaben war in den 2!/, Jahren ein sehr lebhafter 
und durchtriebener Junge geworden. Verf. berichtet ferner über ein 31/, jähr. 
Mädchen, das etwa 4 Monate wegen Blepharospasmus mit Hornhaut-Entzün- 
dung und Schwellungs-Katarrh die Augen nicht geöffnet hatte (ein Auge 
hatte totales Leucom mit staphylomatöser Vorwölbung und war erblindet). 
5 Tage nach Beginn der Behandlung begann das Kind die Augen zu Öffnen, 
die Besserung schritt rasch fort. Das Kind verhielt sich nun ganz entsprechend 
wie ein operirter Blind-Geborener, nur dass die Wieder-Erlernung des Sehens 
im Ganzen wesentlich rascher erfolgte, doch verging damit immerhin eine 
Reihe von Wochen. Auch die reflectorische Auslösung von Augen-Bewegungen 
durch excentrische Netzhaut-Eindrücke, sowie von andren Sinnes-Organen aus 
war dem Kind offenbar verloren gegangen. Verf. schliesst sich in der Auf- 
fassung dieser Fälle der Erklärung Leber’s an, nach der es sich um ein 
Verlernen des Sehens und ein Lösen der Association zwischen dem Gesichts- 
sinn und den übrigen Sinnen handelt, ohne Zweifel unter Mitwirkung auch 
eines activen willkürlichen Ausschlusses der Augen, indem das Kind absicht- 
lich durch den Lidschluss die Augen wegen der unangenehmen Empfindungen 
(Lichtsehen u. s. w.) vom Sehen ausschliesst und sich gewöhnt, mit seinen 
übrigen Sinnes-Wahrnehmungen auszukommen. Endlich berichtet Verf. über 
einen Fall von doppelseitigem, hochgradigem Mikrophthalmus congenitus 
(ohne jede Licht-Empfindung) bei einem 37jährigen sehr intelligenten Mädchen, 
über deren Seelenleben er interessante Beobachtungen gemacht hat. Diese 
erinnern vielfach an die Mittheilungen von F. Hitschmann (Ueber Begrün- 
dung einer Blinden-Psychologie von einem Blinden. Zeitschr. f. Psychol. u. 
Phys. d. Sinnesorg. IlI.; referirt im Centralbl. f. Augenheilk. 1893. 
S. 189), indess scheint bei Verf.’s Patientin der Gehörsinn in etwas geringerem, 
der Tastsinn in grösserem Umfang verwerthet worden zu sein, als bei 
Hitschmann; doch ist charakteristisch, dass auch bei jener die Träume 
fast nur in Gehörs-Vorstellungen bestehen, während Gefühls-Vorstellungen 
nur ganz gelegentlich dabei in Erscheinung treten. Untersuchungen mit 
dem Taster-Zirkel über die Grösse der Empfindungs-Kreise ergaben bei ihr 
auch keine höheren Werthe, als bei Sehenden.. Schwarz. 


— 595° — 


22) Demonstration des Scheiner’schen Versuches nebst Be- 
trachtungen über das Zustandekommen von Raum -Vorstellungen, 
von Dr. Heine. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIV. S. 274.) 
Verf. beschreibt eine sinnreiche und einfache Methode, um den Scheiner- 
schen Versuch vor einem grösseren Zuhörer-Kreis objectiv zu demonstriren. 
Ferner zeigt er mit einem einfachen Versuch, dass zum stereoskopischen 
Sehen eine wirkliche Incongruenz beider Netzhaut-Bilder gehört, und dass 
das Einfach-Sehen quer-disparater Netzhaut-Bilder (das Einfach-Sehen mit sog. 
„correspondirenden“, aber nicht identischen Netzhautpunkten) streng 
genommen nur ein scheinbares ist. Schwarz. 


23) Ueber den Brechungswerth der Hornhaut und der Linse 
beim Neugeborenen nebst Bemerkungen über Ophthalmometrie 
an Leichen-Augen, von Th. Axenfeld. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. 
d. Sinnesorg. XV. S. 71.) Verf. fand bei ophthalmometrischer Untersuchung 
frisch-todter Neugeborener, dass beim reifen Neugeborenen die Hornhaut- 
Refraction etwa 47,5 D. beträgt, also etwas höher ist als später (bei 10- bis 
16jährigen Kindern nach Steiger durchschnittlich 43 D.), und bei Früh- 
Geburten noch höher als bei reifen Kindern. Verf. injicirte durch schrägen 
Scleral-Stich physiologische Kochsalz-Lösung in den Glaskörper, bis der intra- 
oculare Druck (tonometrisch gemessen) normal war; es zeigte sich dabei, dass 
die Spannungs-Differenz zwischen dem hypotonischen frisch-todten Auge und 
der normalen Spannung keine merkliche Aenderung der Hornhaut-Krümmung 
zur Folge hatte. Bei ganz frisch-todten Kindern giebt die ophthalmometrische 
Untersuchung brauchbarere Resultate als bei lebenden Neugeborenen. Die 
gefundenen höheren Refractions-Werthe der Hornhaut sind aber viel zu ge- 
ring, um die Achsen-Kürze solcher Augen zu compensiren, es muss daher 
die Linse beim Neugeborenen einen bedeutend höheren Brechungswerth haben. 
Verf. bestimmte in 2 Fällen ophthalmoskopisch die Gesammt-Refraction, oph- 
thalmometrisch die Hornhaut-Wölbung, dann anatomisch die Achsenlänge, 
und giebt für eines dieser Augen die gefundenen Daten: Gesammt-Refraction 
3,0—4,0 D. Hyperopie, Hornhaut-Refraction 47,5 D., Achsenlänge 17,75 mm 
(es war ein auffallend grosses Kind). Diese Achse würde beim Erwachsenen 
eine H. von 25,0 D. geben; manifest waren 3,0—4,0 D., auf den köheren 
Hornhaut-Werth können höchstens weitere 4,0 D. gerechnet werden, also 
bleiben für die Linse als Mehr-Werth gegenüber dem Durchschnitt bei Er- 
wachsenen etwa 17,0 D., was hauptsächlich durch die kugligere Form der 
Linse des Neugeborenen bedingt ist. Schwarz. 


24) Ueber die Ursachen der Differenzen zwischen wirklicher 
und scheinbarer Körper-Grösse, von Dr. Ludwig Hofbauer. (Zeitschr. 
f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XV. S. 206.) Die schon den griechischen 
Künstlern bekannte Thatsache, dass bei Vergrösserung der Beine auf Kosten 
des Ober-Leibes die menschliche Gestalt höher erscheint und umgekehrt, er- 
läutert Verf. als optische Täuschung unter Beschreibung geometrischer Bei- 
spiele mit analoger Wirkung. Auch verhältnissmässig grössere Länge des 
Halses lässt die Gesammt-Länge überschätzen, was ebenfalls mit geometrischen 
Beispielen illustrirt wird. Schwarz. 


25) On reciprocal action in the retina as studied by means 
of some rotating discs, by C. S. Sherrington. (Journal of Physiol. 
XXI. S. 33.) (Nach einem Referat in der Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. 
d. Sinnesorg. XVI. S. 304.) Verf. kommt durch sinnreiche Versuche mit 


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rotirenden Scheiben zu dem Schluss, dass der Simultan-Contrast nicht auf 
Urtheils-Täuschung beruhen kann, sondern durch retinale „Induction“ bewirkt 
wird, die Verf. als Beeinflussung eines retinalen Punktes (einschliesslich des 
zugehörigen centralen Apparates) nicht nur durch einen gegenwärtigen Reiz, 
sondern auch durch nächst-vorhergehende oder in nächster Nachbarschaft 
spielende Processe definirt. Auch beim successiven Contrast spielt die reti- 
nale Induction eine Rolle. (Bestätigung der Anschauungen Hering’s. Ref.) 
Schwarz. 


26) Notes on ocular leprosy, by Arthur Neve. (Brit. med. Journ. 
1900. Mai 12.) Bei den 80 im Lepra-Heim zu Kaschmir internirten Kranken 
fanden sich in 20 Fällen, vorzugsweise bei den tuberculösen Formen, Augen- 
Affectionen, die Verf. folgendermaassen rubriciren konnte: 1. Affectionen der 
Lider und zwar der Lidhaut, welche die gewöhnlichen Knötchen zeigt, der 
Lid-Ränder, welche an vollständigem oder theilweisem Schwund der Oiliar- 
Follikel leiden und paralytisches Ectropion, welches auch für die anästhetische 
Form characteristisch sein soll. 2. Conjunctival-Leiden, wie einfache und 
: granuläre Conjunctivitis, letztere relativ selten, und Lepra-Knötchen in der 
Bindehaut. 3. In der Cornea bisweilen, aber nicht specifisch, entzündliche 
und ulceröse Processe, meist traumatischen Ursprunges, und besonders cha- 
racteristisch eine meist auf beiden Augen symmetrisch verlaufende Infiltration, 
theils von Bacillen, theils und hauptsächlich von Zellen, die im Zustande der 
braunen granulären Degeneration sind. 4. Die Iris ist häufig ergriffen, be- 
sonders wenn die Infiltration am Hornhaut-Rande begonnen hat, und sich 
Knötchen im Iris-Winkel bis zur Obliteration desselben anhäufen. Seltener 
sieht man isolirte Knötchen auftreten, am seltensten an oder in der Nähe 
des Iris-Randes. Das ganze Iris-Gewebe kann einen Erweichungs-Process 
durchmachen und die Pupille total durch ein Exsudat verschlossen werden. 
5. Die Linse hat Verf. in keinem einzigen Falle bei Lepra sich trüben 
sehen. 6. In der Tiefe des Auges pflegt sich die Lepra nur selten zu 
etabliren und immer nur secundär zu den Corneal- und Scleral-Affectionen. 
Primäre Knoten in Retina und Chorioidea zweifelt Verf. überhaupt an. 
Manche Total-Infiltration des Bulbus erinnerte an Pseudo-Gliom. Im Opticus 
trifft man selten ein lepröses Depot, dagegen erstreckt sich die Infiltration 
längs der Ciliar-Nerven und in die Ora serrata hinein. Peltesohn. 


27) Sight texts in the mercantile marine. (Brit. med. Journ. 
1900. 9. Juni.) Aus dem Jahres-Bericht der britischen Handels-Marine für das 
Jahr 1899 ergeben sich einige interessante Daten bezüglich der Augen-Unter- 
suchungen der Schiffs-Mannschaften bezw. Aspiranten. Von 4642 Unter- 
suchten mussten 21 = 0,45°/, zurückgewiesen werden, darunter waren 
15 zwischen 12—19 Jahren, die noch am Anfange der Laufbahn standen, 
6 andre zwischen 17—27 Jahren hatten schon bis zu 12 Jahren im Dienst 
gestanden, der letzte war sogar ein alter Mann, der nicht weniger als 50 Jahre 
zur See gefahren war. Von 4621 auf Farben-Blindheit Untersuchten be- 
standen 43 nicht bei der Untersuchung. 13 davon wurden auf Berufung 
nachgeprüft; von diesen passirten dann 4 die Prüfung, so dass ein Gesammt- 
Resultat von 39 = 0,84°/, Durchgefallenen sich ergab. Nur 9 von diesen 
betrafen junge Burschen, die noch nicht gedient hatten. 12 hatten schon, 
von 4 bis zu 28 Jahren, Dienst gethan, ohne sich um ihre Farben-Blindheit 
zu kümmern. 16 Andre, zwischen 19 und 33 Jahren, standen vor der 
Offiziers-Prüfung. Auch 2 Offiziere waren darunter, die von früher her ihr 


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Zeugniss über gute Farben-Perception in der Tasche hatten und schon über 
8 Jahre angestellt waren. Es geht aus diesen Zahlen zur Genüge hervor, 
wie wichtig es ist, dass diese Farbensinn-Untersuchungen von der Behörde 
für den Anfang der Laufbahn angeordnet werden, und es ist weiter zu 
hoffen, dass von ihr die Grundsätze bekannt gegeben werden, nach welchen 
untersucht werden muss, damit sich der Candidat vorher über seinen Zustand 
vergewissern kann, um sich zur Reise nach den Prüfungs-Stationen nicht 
unnütz auf den Weg zu machen. Peltesohn. 


28) Swelling of the eyelids with intermittent albuminuria 
in children, by Theodore Fisher. (Brit. med. Journ. 1900. 14. April.) 
Vorübergehende Albuminurie bei Kindern ist in England häufiger beschrieben 
worden. Es hat sich gezeigt, dass sie überwiegend bei Knaben auftritt, die 
sich bei Sport-Uebungen übernehmen. Ob sie als pathologisch oder consti- 
tutionell anzusehen ist, ist in den einzelnen Fällen verschieden. Die sie 
begleitende intermittirende Schwellung der Augenlider spricht zwar für 
Nephritis, jedoch bewiesen andre Fälle, wo mit der Lid-Schwellung keine 
Eiweiss- Ausscheidung verbunden ist, dass die Albuminurie keineswegs mehr als 
ein nebensächliches Symptom bedeutet, dessen letzte Ursache nicht immer 
primär in den Nieren zu suchen ist, sondern vielleicht nur auf eine insuffi- 
ciente vasomotorische Function zurückgeführt werden kann. Verf. führt 
3 Fälle.an, wo er gelegentlich, zwei andre, wo er niemals, und einen sechsten 
Fall, bei dem er ‘stets Albumen im Urin nachweisen konnte. 

Peltesohn. 


29) The significance and pathology of the Argyll-Robertson 
pupil, by Wilfrid Harris. (Brit. med. Journ. 1900. 29. Sept.) Verf. 
spricht das Argyll-Robertson’sche Pupillen-Phänomen nicht so sehr als 
charakteristisches Zeichen der Tabes und Paralyse an, wie der vorauf- 
gegangenen erworbenen oder congenital hereditären Syphilis. Nach seinen 
Erfahrungen hat sich die Lues ausnahmslos nachweisen und auch bei den 
Formen der jugendlichen Tabes die Existenz congenitaler Syphilis feststellen 
lassen, ebenso bei zahlreichen andren Erkrankungen, wie progressiver Muskel- 
Atrophie, Blei-Vergiftung, Hemiplegie, Ophthalmoplegie, Meningitis u. s. w., 
wo das Argyll-Robertson’sche Symptom vorhanden war. Die Pupillen 
können dabei sehr verschieden weit sein, bisweilen gleichmässig gross oder 
verschieden, in andren Fällen sehr eng. Die letzteren können nicht einfach 
als paralytische Miosis gedeutet werden, da sie bei Sympathicus-Lähmung 
niemals so eng gefunden worden. Vielmehr stammt die exceptionelle Enge 
der Pupille wohl von einer Contractur des Sphinkter, die auch dem Atropin 
nur zum Theil weicht. Die Lichtstarre kann einseitig sein, wie Verf. in 
einigen zwanzig Fällen feststellte, oder auf beiden Seiten, und dann meist 
verschieden stark; bis das letzte Stadium der absoluten Starre erreicht ist. 
Seitdem nachgewiesen worden ist, dass die Meynert’schen Fasern keine voll- 
ständige, sondern nur partielle Decussation haben, bedarf es zur Erklärung 
der consensuellen Pupillen-Reaction nicht mehr der Annahme, dass die beiden 
Oculomotorius-Kerne durch Fasern mit einander verbunden sind. Es scheint 
dem Verf., dass die Annahme einer Sclerose der Meynert’schen Fasern für 
das Argyll-Robertson’sche Phänomen eine einfachere Erklärung bietet, 
als die einer nuclearen Erkrankung. Ob die Sclerose der Fasern bei ihrem 
ausserordentlich langsamen Fortschritt sich durch Marchi’sche Färbung wird 
nachweisen lassen, will Verf. selber kaum behaupten. Peltesohn. 

32 


— 498 — 


30) An operation for the relief of an incarcerated iris, by 
George Huston Bell. (Medical Record. 1900. 24. Febr.) Verf. hat bei 
seinem Verfahren nur die Iris-Einheilungen von mindestens 4 - 6tägiger 
Dauer im Auge, bei denen die Hornhaut-Wunde bereits vollständig geschlossen 
ist. Er legt mit einem Graefe’schen Messer zwischen der Hernie und der 
Pupillen-Mitte einen möglichst kurzen Cornealschnitt an, wobei er auf die 
Bildung eines Conjunctival-Lappens Bedacht nimmt, und durchtrennt gleich- 
zeitig dabei die Iris-Anlagerung. Nachdem dann die Iris hervorgezogen und 
gekappt ist, werden die Colobom-Schenkel sorgfältig reponirt, und das Resultat 
ist dann eine schnelle, glatte Heilung. Peltesohn. 


31) The significance of intra-ocular hemorrhage as to pro- 
gnosis of life, by Charles Stadmann Bull. (Med. Record. 1900. 
3. Febr.) Die im jugendlichen Alter ganz bedeutungslosen Bindehaut- 
Eechymosen können bei bejahrten Leuten als ein Zeichen allgemeiner Ver- 
änderung der Gefäss-Wände von Bedeutung sein. Intra-oculare Blutungen 
sind stets ernster Natur. Bei seniler Gefäss-Sclerose sind namentlich Netz- 
haut-Blutungen häufig und können als Vorboten von Hirn-Apoplexien be- 
trachtet werden. Recidivirende Netzhaut- und Subhyaloid-Blutungen bei jungen 
Individuen sind von geringerer Bedeutung, besonders wenn sie auf acquirirte 
oder congenitale Lues zurückzuführen sind. Glaskörper-Blutungen im Jüng- 
lings-Alter dagegen sind sehr ernst zu nehmen und weisen auf eine allge- 
meine Gefäss-Degeneration hin. Bei chronisch-interstitieller Nephritis und 
bei Diabetes nimmt Verf. die Netzhaut-Blutungen unabhängig von der An- 
wesenheit einer exsudativen Retinitis sehr ernst und sogar als Zeichen 
des bevorstehenden Exitus. Die Thrombose der Netzhaut-Venen mit Blu- 
tungen in die Netzhaut sind bei positivem Eiweiss-Befund ungünstiger anzu- 
sehen, als wenn keine Blutungen gleichzeitig bestehen. Peltesohn. 


32) Jequirity in the treatment oftrachoma, by R. H. T. Mann. 
(Med. Record. 1899. Dec.) Verf. giebt zwei Kranken-Geschichten von lange 
Jahre bestehendem Trachom mit starkem Pannus, wo er durch Anwendung 
von Jequirity-Extract-Einträufelungen in relativ kurzer Zeit ganz wunderbare 
Erfolge erreicht haben will. In dem einen Fall eines 15jährigen Mädchens 
besserte sich die Sehschärfe von Lichtschein bis zu S= ?,,- 

Peltesohn. 

33) An analysis of 63 eyes affected with chronic glaucoma, 
with special reference to the visual field, by G. E.. de Schweinitz. 
(Annals of Ophthalmology, VIII, Nr. 4.) Verf. hat mit besonderer Auf- 
merksamkeit die Gesichtsfeld-Veränderungen beim chronischen Glaucom studirt 
und gelangt zu folgenden Resultaten: Wenn in den typischen Fällen die 
nasale Gesichtsfeld-Seite zuerst und am stärksten afficirt zu sein pflegt, so 
ist das keineswegs immer der Fall. Vielmehr zeigt der Durchschnitt einer 
grösseren Anzahl von Untersuchungen eher eine allgemeine Einengung, als 
in einer bestimmten Richtung, wie das auch schon Zentmayer und Posey ° 
erkannt hat. —- Das Gesichtsfeld für Farben ist oft stärker eingeengt und 
gewährt jedenfalls keinen sicheren Anhaltspunkt für eine Differential-Diagnose 
mit der einfachen Sehnerven-Atrophie. In vorgeschrittenen Fällen von chro- 
nischem Glaucom finden sich auch Skotome und zwar ring- und halbmond- 
förmige, paracentrale und disseminirte. Sie können bei der gewöhnlichen 
Perimetrie nachgewiesen werden, wenn man die einzelnen Meridiane sorg- 
fältig und mit geeigneten Tast-Objecten bei wechselnder Beleuchtung absucht. 


— 49 — 


Diese skotomatösen Defecte sind, wie Bjerrum mit Recht angegeben hat, 
das Resultat der Zerstörung der Nerven-Fasern an dem Papillar-Rande, wo 
die Excavation beginnt; einzelne und besonders die Ring-Skotome mögen auch 
von Veränderungen in den inneren Netzhaut-Schichten stammen. Durch ihre 
charakteristische topographische Lage können diese Skotome sehr wohl zur 
Differential-Diagnose mit der einfachen Atrophie herangezogen werden. In 
einzelnen Fällen sind diese Skotome als Vorläufer grösserer Gesichtsfeld- 
defecte zu betrachten. Nach einer tabellarischen Uebersicht über alle 63 Fälle 
äussert sich Verf. auch über den relativen Nutzen des operativen. Eingriffs 
gegenüber der Behandlung mit Mioticis. Von seinen 63 Fällen wurden 18 
iridectomirt. Von diesen blieb 1 Auge während 3 Jahren auf dem Status 
quo stehen, eins 2 Jahre, eins nur 14 Monate, eins 1 Jahr, eins 8, eins 6, 
zwei 1 Monat. Bei 2 Fällen schien die Sehschärfe nach 6 Monaten etwas. 
gebessert, in 1 Falle nach 2, in zwei andren schon nach 1 Monat. In einem 
Falle ging das Sehvermögen herunter. Die übrigen fallen aus der Beurthei- 
lung aus. Bezüglich der Wirkung der Miotica konnte er bei 2 Fällen 6 Jahre 
hindurch, bei einem während 5 Jahren, bei zwei 2 Jahre, bei einem 18, einem 
16, einem 2 und drei 1 Monat lang den Fortbestand der Sehschärfe con- 
troliren. In 14 Fällen entzogen sich die Pat. der Beobachtung. Die Tension 
war ın 41 Fällen erhöht, normal in 6 Fällen, in 16 Fällen ist sie nicht 
verzeichnet. Peltesohn. 


34) Oculomotor paralysis from typhoid fever, by G. E. de 
Schweinitz. Die Oculomotorius-Lähmung in dem vom Verf. beschriebenen 
Falle trat während der Reconvalescenz ein. Zeichen einer Meningitis waren 
nicht vorhanden, wie sie überhaupt nur in etwa 0,5°/, der Typhen vorzu- 
kommen pflegt. Die Erklärung dieser Fälle wird wohl in einem Toxin ge- 
sucht werden müssen, das auf das Nervensystem einwirkt. Peltesohn. 


35) Fistula of the orbit due to disease of the lachrymal 
division of the ethmoidal cells. — Operations and cure, by 
G. E. de Schweinitz. (College of Physic. of Philadelphia.) Verf. hat schon 
einmal, 1897, über gewisse Orbitalfisteln gesprochen, die über dem Ligament. 
tarsale intern. liegen und durch die Siebbeinzellen in die Nasenhöhle münden. 
Einen solchen Fall bei einem 10 jährigen Mädchen hat er wiederum durch Aus- 
kratzung von oben und unten, sowie durch gründliche Drainirung des kranken 
cariösen Materials heilen können. Die Fistel hatte vorher 6—8 Jahre fort- 
bestanden. Solche Zustände werden bisweilen thatsächlich als chronische 
Dacryocystitis behandelt. Peltesohn. 


36) Ueber Hemianopsie und ihre local-diagnostische Ver- 
werthung, von Dr. Salomonsohn. (Deutsche med. Wochenschr. 1900. 
Nr. 42 u. 43.) Verf. erkennt die hemiopische Pupiilen-Starre an, verwerthet 
sie aber nur local diagnostisch, wo sie positiv nachweisbar ist; nicht, wenn 
sie fehlt. Eine Pupillen-Verengerung bei Beleuchtung der blinden Netzhaut- 
Hälfte kann noch eintreten, selbst wenn die Läsion vor dem Corp. geniculat. 
extern. die Sehbahn trifft, denn 1. kommt es bei Licht-Einfall in’s Auge 
leicht zu unwillkürlicher Accommodation mit oder ohne Convergenz-Bewegung, 
2. wird das Augen-Innre durch abgelenktes und diffus von der beleuchteten 
Netzhaut reflectirtes Licht erhellt, und schon dadurch kann unter Umständen 
die Iris-Contraction ausgelöst werden; 3. kann sie auch durch Erregung der 
Aufmerksamkeit nach Haab eintreten; 4. kann die für die Perimetrie blinde 
Netzhaut helles Licht doch noch percipiren; 5. kann, wenn die Pupillen- 

32* 


— 500 — 


Reflex-Fasern im Tractus opticus als geschlossenes Fascikel verlaufen, dieses 
trotz Unterbrechung der Licht-Leitung intact sein. — Verf. giebt eine aus- 
führliche Zusammenfassung aller einschlägigen Kenntnisse über Hemianopsie 
und theilt eigene Beobachtungen über gewisse Formen von Hemianopsie mit. 
Peltesohn. 


37) Ueber das corticale Sehen beim Hunde, von Prof. Hitzig 
(Halle). (Nach einem Vortrag auf dem Pariser internationalen Congress, 
Neurolog. Section.) Der Streit um die Lehre von der Localisation der Func- 
tionen im Grosshirn ist noch nicht entschieden. Es besteht die Thatsache, 
dass Verletzungen beliebiger Theile des Grosshirns beim Hunde ebenso, wie 
die Verletzungen der sog. Seh-Sphäre Seh-Störungen machen, was scheinbar 
ein Widerspruch mit der Localisations-Lehre ist. Verf. hat sich deshalb die 
Frage zur experimentellen Lösung gestellt, ob eventuell der Hund mehrere 
Sehcentren habe, von denen mindestens eins im Vorderlappen liegt. Er hat 
aber einen Anhaltspunkt für die Existenz derselben nicht finden können. 
Munk’s Behauptung, dass die bei Eingriffen in das Vorderhirn auftre- 
tenden Seh-Störungen auf eine unbeabsichtigte Beleidigung der Seh-Sphäre 
zurückzuführen seien, ist nach den Ergebnissen von Verf.’s Versuchen nicht 
zutreffend... Wo das unzweifelhaft existirende einzige Sehcentrum zu suchen 
sei, hat auch Verf. nicht feststellen können, es liegt weder im Gyrus sig- 
moideus, noch an der von Munk mit A, bezeichneten Stelle. Peltesohn. 


38) Un cas de cécité verbale pure, par Dr. Rapin. (Rev. médic. 
de la Suisse Rom. 1900. Nr. 12.) Ein 39 jähriger Mann mit Herzfehler er- 
krankt unter Brechen und Convulsionen an rechtsseitiger Hemiplegie und 
Anästhesie, Diplopie und Paraphasie. Etwa 14 Tage später, nach theil- 
weiser Besserung, bemerkt er die Unfähigkeit zu lesen. Spontan- und Dictat- 
Schreiben ist erhalten, Copiren aber unmöglich. Figuren und Zeichnungen 
werden verstanden. Es besteht rechtsseitige Amblyopie mit concentrischer 
Gesichtsfeld-Einengung und laterale homonyme Hemianopsie. Noch nach 
3/, Jahren besteht die Alexie fort. Peltesohn. 


39) Ueber den Schwindel, von Prof. Singer. (Prager med. Wochenschr. 
1900. Nr. 11.) Nach Besprechung des Schwindels im Allgemeinen und des 
Meniere’schen Schwindels äussert sich Verf. über. den optischen Schwindel, 
bei dem er eine retinale und oculomotorische Form unterscheidet. Erstere 
ist durch optische Eindrücke selber, letztere durch Störungen im Augen- 
muskel-Apparat bedingt. Eine ausreichende Erklärung für diese Art des 
Schwindels steht noch aus, aber die Annahme Mendel’s, wonach jeder Form 
von Schwindel Störungen in der Circulation der Augenmuskel-Kerne zu 
Grunde liegen, erkennt Verf. nicht an. Es wird dann noch der Höhen- 
schwindel, der Kehlkopfschwindel und die toxische Form des Schwindels bei 
Alkohol, Tabak, Diabetes, Nephritis u. s. w. besprochen. Peltesohn. 


40) Ueber „springende Pupillen“ bei cerebraler Kinderläh- 
mung, nebst einigen Bemerkungen über die prognostische Be- 
deutung derselben bei normaler Lichtreaction, von Dr. W. König. 
(Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilk. XV.) Springende Pupillen kommen 
vorwiegend bei organischen Erkrankungen des Centralnerven-Systems vor, 
selten bei functionellen Störungen und nur ganz vereinzelt bei nicht Nerven- 
kranken. Bei normaler Reaction und sonstiger Gesundheit des Nerven-Systems 
ist die Prognose nicht nothwendiger Weise schlecht, dagegen bei Neurast:henie 


— 501 -- 


bisweilen doch als eventuell erster Vorbote einer schlummernden progressiven 
Paralyse im Auge zu behalten. Peltesohn. 


41) On certain functional, chiefly hysterical, conditions of 
the eye, by B. Sachs. (Journ. of Nervous and Ment. Disease. XXVI.) 
Verf. unterscheidet motorische und sensorielle Störungen. Von ersteren nennt 
er: Krampf des M. rect. intern. mit oder ohne Miosis und Accommodations- 
krampf; Mikropsie, Makropsie, monoculäre Diplopie und Polyopie, conjugirte 
Deviation, spastische und paralytische Ptosis, und als besonders seltene Er- 
scheinung isolirte Lähmungen des M. rect. extern., obliquus infer. und super. 
Von den sensoriellen Sehstörungen nennt er die bekannten Gesichtsfeld-Ver- 
änderungen, die Störungen der Farbenperception, Dyschromatopsie und Achro- 
matopsie, die Amblyopie und Amaurose. — Verf. hebt hervor, dass selbst- 
verständlich für deu Beweis der hysterischen Natur der Symptome die 
Ausschaltung jeglicher organischer Veränderung im Seh-Apparat Vorbedingung 
ist. Die Variabilität und die ungewöhnliche Complexität der Erscheinungen 
sprechen meist für Hysterie. Peltesohn. 


42) Auge und Beruf, von Dr. Radziejewski. (Die Jugendfürsorge. 
Berlin. 1. März 1900. Heft 3.) Verf. betont die Wichtigkeit der recht- 
zeitigen Untersuchung der Sehschärfe der einzelnen Augen vor der Berufs- 
wahl. Es sei nicht nur jedes Kind vor Eintritt in die Schule zu prüfen, um 
während der Unterrichtsjahre die richtige Berücksichtigung zu finden, sondern 
auch beim Austritt der ärztliche Rath einzuholen, für welchen Beruf die 
Augen qualificiren. Verf. giebt nach seinen Erfahrungen in gewerksärztlicher, 
berufsgenossenschaftlicher und Armenpraxis eine tabellarische Uebersicht über 
die Berufsarten, welche bei Sehschärfe von mindestens ?/,, darunter bis /, 
und noch weniger passend erscheinen. Peltesohn. 


48) Experimentell erzeugter reciproker Wechsel der Pupillen- 
differenz bei progressiver Paralyse, von Dr. J. Piltz. (Neurolog. 
Centralbl. 1900. Nr. 10 und 11.) Verf. beschreibt Versuche, die er bei 
? Fällen von progressiver Paralyse angestellt hat, um deren Pupillendifferenz 
zu beeinflussen, und stellt Folgendes fest: Die Veränderung der Pupillen- 
differenz gelingt 1. durch Aenderung der Beleuchtung, wenn z. B. die weite _ 
Pupille lichtempfindlich, die engere lichtstarr ist oder träge reagirt; 2. durch 
Aenderung der Accommodation, 2. B. bei lichtstarren Pupillen, wenn die 
accommodative Reaction beider Pupillen verschieden stark ist; 3. durch den 
willkürlichen Act des Augenschlusses, wenn z.B. die weitere Pupille 
oder beide Pupillen lichtstarr sind, und wenn an der weiteren Pupille diese 
Orbicularis-Reaction stärker ausgeprägt ist, als an der engeren licht- 
empfindlichen. — Neben der bekannteren Erscheinung, dass eine lichtstarre 
Pupille von der lichtempfindlichen her consensuell erregt wird, hat dann 
Verf. sich auch überführt, dass von einer lichtstarren Pupille aus die andere 
liehtempfindliche Pupille consensuell reagiren kann. Hiernach ist die Existenz 
einer directen anatomischen Verbindung zwischen dem primären Centrum der 
Pupillarreflex-Verfahren der einen Seite und dem Sphincter-Centrum der an- 
dren Seite sehr wahrscheinlich. Peltesohn. 


44) Ophthalmoskopische Befunde bei Leprösen, von E. v. Düring 
und Dr. Trantas. (Deutsche med. Wochenschr. 1900. Nr. 9.) Bei Lepra 
finden sich nicht selten specifische Chorioidal-Veränderungen, die den bei 
Syphilis, speciell bei der hereditären Form, beobachteten ähneln. Die Verf. 


— 502 — 


konnten bei diesen im Uebrigen unzweifelhaft an Lepra leidenden Kranken 
Syphilis bestimmt ausschliessen. Peltesohn. 


45) Nystagmus horizontalis, von Dr. J. Herzfeld. (Demonstration 
in der Berl. Gesellsch. f. Psychiatrie u. Nervenkr. 14. Mai 1900.) Bei 
einem 25 jährigen Kranken mit Schwindel und Uebelkeit ergab die Unter- 
suchung der Augen zunächst normale Verhältnisse. Wurde aber das rechte 
Ohr, auf welchem Jahre lang Eiterung bestanden hatte, verschlossen oder in 
- dasselbe Luft eingeblasen, so entstand ein starker Nystagmus bei starker 
Mydriasis und zwar von der gesunden nach der kranken Seite. Wurde die 
Luft dagegen verdünnt, so erfolgte der Nystagmus umgekehrt von rechts’ 
nach links, aber nicht so stark. Verf. nimmt einen Defect im horizontalen 
Bogengang an und glaubt, dass vom häutigen Labyrinth reflex-anregende 
Nervenbahnen zum Centrum des Oculomotorius, Trochlearis und Abducens 
ziehen, von wo aus wieder centrifugal-leitende Fasern zu den Augenmuskeln 
gehen. Schwabach glaubt, dass die Ursache des Nystagmus in Blut- 
schwankungen liege, welche durch Läsion der halbcirkel-förmigen Kanäle ein- 
treten. Peltesohn. 


46) Ueber 2 Fälle von Tumor im linken Hinterhauptlappen, 
von Dr. Bruns. (Demonstr. auf der 35. Versammil. der Irrenärzte in Han- 
nover, am 5. Mai 1900.) Der erste Fall betraf einen 50jährigen Hauptmann, 
der vor Jahren auf den Kopf gefallen war. Es bestand rechtsseitige homo- 
nyme Hemianopsie. In den ausgefallenen Gesichtsfeld-Partieen, also nach der 
rechten Seite, hatten früher Reizerscheinungen und echte Sinnestäuschungen 
bestanden. Stauungs-Papille blieb bis zum Tode aus. Es fand sich ein aus- 
gedehntes Gliom im Marke des linken Oceipital-Lappens. Auch in dem zweiten 
Falle, bei einem 35 jährigen Manne, handelt es sich um eine rechtsseitige 
Hemianopsie, auch hier trat die Stauungspapille erst sehr viel später, 
2!/, Jahre nach der ersten Untersuchung auf. Die bei der Section gefundene 
Geschwulst hatte die Grösse eines stärkeren Apfels, der fast das. ganze Mark 
des linken Hinterhaupt-Lappens einnahm und nur die Rinde frei liess. Bei 
dieser Grösse ist ausser dem späteren Auftreten der Stauungspapille auch das 
Fehlen einer rechtsseitigen Lähmung oder Anästhesie bemerkenswerth gewesen. 
Anfälle von heftigem Flimmern in den percipirenden linken Gesichtsfeld- 
Hälften mit nachfolgender, vorübergehender totaler Erblindung, wie sie dieser 
Pat. gezeigt hatte, hat Verf. bei Occipitallappen-Tumoren mit Hemianopsie 
öfters gesehen. Peltesohn. 


47) Ueber die elektrische Entartungsreaction des M. levator 
palpebrae superioris, nebst einigen Bemerkungen über eine iso- 
lirte traumatische Oculomotorius- und Trochlearis-Lähmung, von 
Dr. Bregman (Warschau). (Neurol. Centralbl. 1900. Nr.15.) Wertheim- 
Salomon hatte 1898, gestützt auf 6 Fälle, darauf aufmerksam gemacht, 
dass der normaler Weise elektrisch nicht erregbare Levatormuskel in Fällen 
peripherer Oculomotorius-Lähmung eine Entartungs-Reaction zeigt, wie sie für 
die Diagnostik der Oculomotorius-Lähmungen sehr wohl verwerthet werden 
kann. Das Fehlen der Reaction 2—3 Wochen nach Beginn der Ptosis be- 
deutet einen leichten Grad der Lähmung, Vorhandensein einer mittelschweren 
oder schweren Form. Ihr rasches Schwinden bedeutet eventuell eintretende 
Genesung. Verf. hat nun über einen ganz ähnlichen Fall zu berichten. 
Auch bei seinem 55 jährigen Pat. handelte es sich um eine periphere Oculo- 
motorius-Lähmung, wahrscheinlich mittelschweren Grades, bei dem die Anfangs 


— 503 — 


vorhandene elektrische Erregbarkeit allmählich mit fortschreitender Besserung 
immer undeutlicher wurde. Peltesohn. 


48) De la déviation conjuguée des yeux et de la rotation de 
la tête en cas de lésions unilatérales de l’encéphale, par J. L. Pre- 
vost. (Cinquantinnaire de la Société de Biologie.) Verf., der schon im 
Jahre 1868 dieselbe Frage in seiner Inaugural-These berührt hat, kommt 
jetzt auf Grund neuer sinnreicher Experimente noch ein Mal darauf zurück 
und bestätigt den Landouzy’schen Satz, dass bei einseitigen Hemisphären- 
Verletzungen die conjugirte Ablenkung der Augen bei Reizung nach den 
krampfenden Extremitäten hin, bei Lähmung nach der Läsions-Stelle hin 
stattfindet. Die conjugirten Bewegungen bei Kleinhirn- und Stammläsionen 
finden meist nach der entgegengesetzten Seite statt. Die corticalen Centren, 
deren Elektrisiren eine conjugirte Ablenkung von Kopf und Augen hervor- 
ruft, geben keine ausreichende Erklärung für die Augen-Ablenkung bei Ge- 
hirnläsionen. Bulbäre Läsionen im Gebiete des Abducenskernes rufen eine 
Augenbewegung hervor, die von corticalen Läsionen zu unterscheidende 
Charaktere aufweist, aber zu deren Erklärung auch nicht genügt. Die con- 
jugirte Ablenkung begleitet stets die Zwangsbewegungen (Reitbahn-Roll- 
bewegung) und zeigt stets die Richtung derselben an. Sie kann als ein 
verkleinertes Abbild der letzteren angesehen werden. Peltesohn. 


49) Das Regenbogensehen, von Prof. Adamkiewicz. (Neurolog. 
Centralbl. 1900. Nr. 14.) Verf. bespricht das Regenbogensehen als nervöses 
Seh-Phänomen, unabhängig von irgendwelcher Augen-Erkrankung, von einem 
physiologischen Gesichtspunkt aus. Unter den mannigfaltigen veranlassenden 
Ursachen hebt er hervor, dass es stets bei allen Menschen durch eine kalte 
Kopfdouche nach einem Dampfbade hervorgerufen werden könne. Diese 
Regelmässigkeit der Erscheinung veranlasst ihn zu der Erklärung, dass es 
sich dabei um reflectorische Gefäss-Contractionen .und speciell der Art. cen- 
tralis retinae handeln müsse, deren gelegentliche vollständige Verengerung 
des Lumens sogar eine totale Verdunkelung des centralen Gesichtsfeldes be- 
dinge. Auch spontan und physiologisch im Schlafe und in der Dunkelheit 
und unter dem Einfluss psychischer Erregungen will Verf. diese Erscheinungen 
festgestellt haben. Da es ihm auch selber sehr merkwürdig vorkommt, dass 
die Wirkung sich nur auf ein einziges, winziges Gefässchen beschränken soll, 
so nimmt er an, dass auch die Nerven des Accommodations-Apparates gereizt 
werden; wenigstens weiss er für das Regenbogensehen keine bessere Erklärung 
zu geben, als „dass es der Ausdruck der freigewordenen, durch die nor- 
malen Accommodations-Vorgänge verdeckten, den Medien des Auges an- 
haftenden chromatischen Aberration ist.“ Irgendwelche Anknüpfungspunkte 
an das den Ophthalmologen geläufige pathologische Regenbogenfarben-Sehen 
versucht Verf. gar nicht zu finden. Peltesohn. 


50) Pathologische und anatomische Mittheilungen über die 
optischen Centren des Menschen, von Prof. Monakow. (Wander-Ver- 
sammlung der Neurologen und Irrenärzte zu Baden-Baden. Mai 1900.) Verf. 
berichtet über 2 Fälle von Blindheit (einen Fall von peripherer, bei der Geburt 
erworbener, und einen Fall von Rinden- und Seelen-Blindheit). Von dem ersteren 
ist aus dem Sectionsbefund hervorzuheben, dass im Occipitallappen, trotz 
75 Jahre lang dauernder, totaler Vernichtung der Sehnerven und beträcht- 
licher Atrophie der Sehstrahlungen relativ spärliche Veränderungen vorge- 
funden wurden. Dies setze voraus, dass die Rinde des Occipital-Lappens viel- 


— 04 - 


leicht für die compensatorische Verfeinerung des Tast- und Gehörsinnes 
dienstbar gemacht worden ist. Es liege die Annahme nahe, dass die Grenzen 
der verschiedenen Sinnesfelder je nach Anlage und Erziehung variiren können 
und wohl nicht so fest und enge sind, wie gewöhnlich angenommen wird. 
— Der zweite Fall bot das Besondere, dass doppelseitige, corticale Hemian- 
opsie durch gleichzeitige Embolie beider Artt. occipitales an nahezu der- 
selben Stelle hervorgerufen worden war, dass neben völliger Rinden-Blindheit 
eine charakteristische Seelen-Blindheit später hinzutrat und trotz Freibleibens 
der sog. Sprechregion auch noch anamnestische Aphasie vorhanden war. 
Peltesohn. 
51) Weitere Mittheilungen über die beim energischen Augen- 
schluss stattfindende Pupillen-Verengerung, von Dr. J. Piltz. 
(Neurol. Centralbl. 1900. Nr. 18.) Verf. hat in weiteren sechs Fällen die 
Orbicularis-Reaction der Pupille auch consensuell hervorrufen können, d. h. 
wenn nur ein Auge energisch geschlossen wurde, liess sich auch am andren 
eine Verengerung der Pupille wahrnehmen. Die Existenz dieser consensuellen 
Reaction lässt die Annahme ausschliessen, es könnten der Orbicularis-Reaction 
Druckschwankungen des Bulbus zu Grunde liegen. Deshalb, schliesst Verf., 
bleibt für die Pupillen-Verengerung nur als Erklärung eine Mitbewegung 
der Iris, welche die Contraction des M. orbicularis oculi und das gleichzeitig 
dabei stattfindende Rollen des Bulbus nach oben und aussen oder innen be- 
gleitet, eine Mitbewegung, die bereits Wundt im Jahre 1880 als physiologisch 
erkannt hat. Bei der Paralyse zeigt sich das Symptom ungleich häufiger 
als bei Gesunden, auch bei Katatonie mit erhaltener Licht-Reaction, und 
zwar mehr die Reaction bei einfachem Augenschluss, als die bei Orbicularis- 
Spannung, wo die Lider des untersuchten Auges mit den Fingern ausein- 
andergehalten werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass daraus ein patho- 
guomisches Merkmal gewonnen werden kann. Peltesohn. 


52) Ueber Gesichtsfeld-Veränderungen bei progressiver Para- 
lyse, von Resnikow. (Obosrenije psichiatrii. 1900. Nr.3 u. 4.) Verf. 
hat 6 Kranke aus v.Bechterew’s Klinik genau untersucht und stellt folgende 
Sätze auf: Die Gesichtsfeld-Einschränkung bei den progressiven Paralytikern 
ist eine mehr oder weniger constante Erscheinung. Sie erstreckt sich auf 
alle Qualitäten der Licht-Empfindung und für alle gleichmässig. Man be- 
obachtet oft eine Erweiterung der sog. Farbenblindheits-Zone. Die Einschrän- 
kung wird meist in Sectoren beobachtet, Skotome sind selten. Da die 
einzelnen Sectoren-Defecte zeitlich getrennt entstehen, ist die Gesichtsfeld-Grenze 
eine unregelmässig gebrochene Linie. Den pathologischen Process im Sehnerven 
bezeichnet er (nach dem klinischen Verhalten) als Neuritis retrobulbaris 
peripherica progress. im Gegensatz zur Neuritis retrobulbaris axialis toxica 
non progressiva. Peltesohn. 


53) Ueber Pupillen-Differenzen, bedingt durch differente 
Wirkung der directen und indirecten Beleuchtung, Notiz von Prof. 
A. Pick (Prag). (Neurol. Centralbl 1900. Nr. 20.) In Uebereinstimmung 
mit Elschnig und Bach, aber im Gegensatz zu der landläufigen Auffassung 
von der Gleichheit der Pupillen, constatirt Verf., dass bei Neurasthenischen 
und Epileptischen, bei an functionellen Psychosen Erkrankten und Unfalls- 
Kranken nicht allzuselten bei Untersuchung im taghell erleuchteten Zinımer 
eine Pupillen-Differenz beobachtet werden kann, wenn der Untersuchte seit- 
lich zu dem Einfallsfenster steht. Je nachdem das eine oder das andre Auge 


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der Lichtquelle näher steht, zeigt dieses oder jenes die engere Pupille. Diese 
Pupillen-Differenz kann durch den Wechsel der Stellung beliebig geändert 
und durch gleichmässige Beleuchtung auch zum Schwinden gebracht werden. 
Es handelt sich immer um labile Pupillen, die sehr leicht reagiren, und 
wohl überhaupt um eine Art Hyperästhesie des zuleitenden und vielleicht 
auch um eine gesteigerte Function des centrifugalen Apparats. 
Peltesohn. 
54) Ataxia optica et polyopia monocularis, von Dr. Noi- 
schewsky. (Wissenschaftl. Versamml. der Aerzte der St. Petersb. Klinik für 
Nerven- u. Geisteskranke. Sitzung vom 7. Januar 1899.) Die monoculäre 
Polyopie kann, wo Refractions-Fehler nicht in Betracht kommen, durch 
optische Ataxie bedingt sein. Letztere tritt besonders bei Blind-Geborenen 
auf, oder wo das Sehvermögen in frühester Kindheit eingebüsst worden ist, 
oder wo dasselbe durch spätere Operation wiedergewonnen wurde Künstlich 
hat Verf. die Polyopie durch sein Fixometer hervorrufen können, das eine 
Modification des Metronoms darstellt, an dessen Pendel unten ein Plättchen 
angebracht ist mit dem Buchstaben E und zwei Punkten. Durch ein Dia- 
phragma mit verticaler Stellung wird dieser Buchstabe mit den Punkten 
betrachtet, während das Pendel in seiner Schnelligkeit regulirt wird. Hierbei 
zeigt sich, dass bei einer Fixation zwischen 1/ia—?/ Secunde sehr bald 
Polyopie eintritt. Auffallender Weise zeigt sich bei Paralytikern eine kürzere 
Zeit zur Fixation nothwendig. Peltesohn. : 


55) Ueber die Pupillen-Reaction bei Rausch-Zuständen und 
ihre forensische Bedeutung, von Dr. H. Gudden. (Neurol. Centralbl. 
1900. Nr. 23.) Verf. hat wiederholt bei der Aufnahme von Deliranten das 
Verhalten der Pupillen-Reaction geprüft und dabei eine deutliche, meist auf 
beiden Augen gleichmässig nachweisbare Herabsetzung der Licht-Reaction bis 
zu nahezu völliger Starre der Pupillen beobachtet. Die Pupillen zeigten 
sich mittelweit und über mittelbreit, in einem durch Epilepsie complicirten 
Falle sogar ad maximum dilatirt. Mit dem Aufhören der acuten psychischen 
Alkohol-Intoxications-Erscheinungen kehrte die prompte Pupillen-Reaction 
mehr oder weniger schnell wieder, Diese temporäre Herabsetzung der Pupillen- 
Reaction bei Rausch-Zuständen fasst Verf. als ein Lähmungs-Symptom auf, 
welches als ein Maassstab für die Allgemein-Intoxication des Gehirns gelten 
könne und demgemäss einen Anhaltspunkt für den Grad der Trübung des 
Bewusstseins gewährt. Insofern empfiehlt Verf. die Untersuchung als Probe 
über die Zurechnungsfähigkeit in forensischen Fällen, welche sich ja meist 
in den letzten Stadien des Rausches abspielen. Peltesohn. 


56) Das Regenbogen-Farbensehen, von Dr. H. Salomonsohn. 
(Neurol. Centralbl. 1900. Nr. 22.) Verf. kritisirt die von Adamkiewicz 
in Nr. 14 des Neurologischen Centralblattes beschriebene nervöse Form des 
Regenbogen-Sehens und sucht die Erscheinung als etwas nicht Neues hinzu- 
stellen, das mit den bekannten Erklärungen für das Regenbogen-Farbensehen 
zutreffender verständlich gemacht werden könne, als mit Adamkiewicz’s 
weit hergeholter Annahme einer Contraction der Central-Arterie. Er fasst 
die Ursache zusammen als extra-oculare, zu denen u. A. auch die Farben- 
ringe gehören, die wir in Folge von Lichtbeugung um Flammen sehen, die 
von feinem Wasserdunst umhüllt sind (Phänomen in der Bade-Anstalt, im 
Nebel) und intra-oculare, von denen die physiologischen und pathologischen 
verschiedene Erscheinungen machen. Verf. nimmt übrigens die Gelegenheit 


506 — 


wahr, seine ursprüngliche Annahme, die glaucomatösen und die Donders’- 
schen Farbenringe wegen ihrer Aehnlichkeit für identisch zu erklären, als 
irrig zurückzunehmen, weil er inzwischen bei 3 Glaucom-Kranken das Gegen- 


theil erwiesen sah. — Adamkiewicz verwahrt sich in einer anschliessenden 
Bemerkung gegen Verf.’s ‚„missverständliche‘“ Kritik und behält sich weitere 
Mittheilungen über sein Thema vor. Peltesohn. 


57) Eine wenig bekannte Pupillen-Reaction (Lidschluss- 
Reflex der Pupille) und ihre therapeutische Verwerthung, von 
Dr. Hans Kirchner. (Münchner med. Wochenschr. 1900. Nr. 44 u. 45.) 
Verf. versuchte in einem Falle von Pupillen-Lähmung bezw. -Trägheit, bei 
welchem das Phänomen der Örbicularis-Reaction oder, wie Verf. vorschlägt 
zu sagen, der Lidschluss-Reaction erhalten war, dasselbe therapeutisch zu 
verwerthen, indem er täglich öfters Uebungen im energischen Zukneifen der 
Lider anordnete. Er erreicht dadurch, dass ganz allmählich die durch die 
weite Pupille hervorgerufenen Beschwerden der Lichtscheu und Unschärfe 
der Netzhautbilder behoben wurden, dadurch, dass die gelähmten Pupillen 
mittelweit erhalten werden konnten. Ausserdem stellte sich allmählich unter 
fortgesetzten Kneifübungen ein weiterer Pupillen-Reflex heraus, der beim 
Blick nach abwärts im Sinne einer Innervation des Rectus inferior zu Stande 
kam und die Annahme nahelegte, dass auch in den nervösen Elementen dieses 
Muskels normaler Weise pupillen-verengernde Fasern präformirt enthalten 
sein mögen und, wie bei dem Lidschluss-Reflex, erst unter begünstigenden 
Umständen, wenn die überwiegenden Reflexe der Licht- und Convergenz- 
Reaction erloschen sind, in die Erscheinung treten. — Verf. geht ausführlich 
auf das seit Kurzem wieder neu behandelte Phänomen und seine Würdi- 
gung ein. Peltesohn. 


58) Congenital word-blindness, by James Hinshelwood. 
(Lancet. 1900. 26. Mai.) Verf. beschreibt aus eigener und fremder Praxis 
4 Fälle von angeborener Wort-Blindheit, die sich dadurch geltend machte, 
dass die in ihrer Intelligenz durchaus intacten Individuen sich durch die 
Unfähigkeit, Buchstaben bezw. Worte lesen zu lernen, jeglichem Unterrichte 
unzugänglich erwiesen. Diese Erfahrungen enthalten wichtige Winke für 
die Pädagogen, die in solchen Fällen nur durch allmähliche Ausbildung der 
defecten Hirncentren etwas zu erreichen hoffen können. Peltesohn. 


59) Quantitative colour tests, by Karl Grossmann. (Brit. med. 
Journ. 1900. 22. Dec.) Verf. hat eine Signal-Laterne zur Untersuchung 
auf Farbenblindheit construirt, welche die drei wichtigsten Erfordernisse der 
Prüfungs- Anordnung erfüllt, eine leichte Auswechselung der einzelnen Farben, 
die nicht ohne Weiteres ein Auswendiglernen gestatten, wechselnde Grösse 
des Farbenobjectes bis zu sehr kleinen Dimensionen (zur Entdeckung kleinster 
Central-Skotome) und wechselnde Beleuchtung des Objects von greller Inten- 
sität bis zum Verblassen. Peltesohn. 


60) Two cases of blindness due to sphenoidal and ethmoidal 
sinus disease, by G. Victor Miller. (Ebendaselbst.) Verf. beschreibt 
zwei tödtlich verlaufene Fälle von mit Sehnerven-Atrophie einhergehender 
Erkrankung der Sieb- und Keilbein-Höhlen, die sich in beiden Fällen durch 
eine foetide Nasen-Eiterung verriethen und mit einiger Wahrscheinlichkeit 
auf congenitale Syphilis zurückzuführen waren. Die Behandlung solcher ge- 
fährlichen, oft nur als Ozaena gedeuteten und vernachlässigten Zustände kann 


— 507 — 


nur eine chirurgische sein und muss dahin zielen, dem eingeschlossenen 
Eiter, den Granulationsmassen, nekrotischen Knochenstückchen Abfluss zu 
schaffen. Peltesohn. 


61) The face and pupil in alcoholic neuritis, by Lauder 
Brunton. (Brit. med. Journ. 1900. 1. December.) Verf. macht auf die 
charakteristische, maskenähnliche Gesichtsbildung aufmerksam, die bei Alko- 
holikern schon vor der Veränderung des Patellar-Reflexes einzutreten pflegt 
und dem Gesicht etwas Ausdrucksloses, Steifes verleiht, während die Lippen 
allein eine erhöhte Beweglichkeit verrathen. Der Pupillen-Reflex ist gerade 
umgekehrt wie bei Argyll-Robertson, sehr schnell und ausgiebig bei Licht- 
einfall, dagegen schwach und träge bei Accommodation, bisweilen sogar in 
letzterem Falle pervers, d. h. zur Dilatation geneigt. Peltesohn. 


62) Pupillen-verengernde und pupillen-erweiternde Centra 
in den hinteren Theilen der Hemisphären-Rinde bei den Affen, 
von Prof. v. Bechterew. (Archiv f. Physiolog. 1900.) Verf. fand 2 Paare 
von Centren, welche Erweiterung und Verengerung der Pupillen gleichzeitig 
mit associirten Bewegungen der Bulbi herbeiführen. Zwei liegen am vorderen 
Rande des Occipital-Lappens und haben wahrscheinlich directe Beziehungen zu 
der Sehfunction. Zwei andre, gleich jenen, eines der Erweiterung, eines der 
Verengerung dienend, liegen im Scheitellappen, unmittelbar vor dem oberen 
Theil der Fissura Sylvii, und stehen wohl in nahen Beziehungen zu dem 
psychischen Centrum der optischen Vorstellungen. Peltesohn. 


63) Enophthalmus traumaticus, von Dr. Rohmer. (Rev. med. 
de lest. 1899. Nr. 11—12.) Verf. beobachtet ein Zurücksinken des Aug- 
apfels bei einem 14jährigen Knaben, der einen Sehlag gegen die rechte 
Stirngegend erhalten hatte. Drei Wochen nach dem Trauma war zuerst 
Doppeltsehen und Beweglichkeits-Beschränkung aufgetreten. Der Bulbus lag 
3—4 mm tiefer in der Augenhöhle. Eine Knochenfractur bestand nicht. 
Verf. nimmt zur Erklärung dieses und ähnlicher Fälle eine Verletzung des 
Hals-Sympathicus an, von welchem Fasern zum Ganglion ciliare ziehen und 
den Müller’schen Muskel versorgen. Wahrscheinlich zerreissen bei einer 
Verletzung einzelne oder alle diese Fasern. Galvanisation des Sympathicus 
dürfte deshalb auch zur Besserung beitragen. Peltesohn. 


64) Varicöse Erweiterung der Vena ophthalmica, von Dr. 
Thilliez (Journ. des sciences med. de Lille. 1899. 2. Dec.) Verf. 
beschreibt eine im Anschluss an einen Fall auf den Kopf entstandene Vor- 
drängung des Bulbus bei einem 15jährigen Mädchen. Als Ursache derselben 
fand sich am inneren Augenwinkel ein haselnuss-grosser Tumor, der beim 
Beugen des Kopfes nur bei angestrengter Exspiration zunahm, um beim 
Liegen oder bei Compression wieder zu verschwinden. Pulsation war nicht 
vorhanden. Die Prognose dieser in ihrer Entstehung nicht aufgeklärten 
Varicosität, welche sich fast immer innen-oben, seltener innen-unten oder 
zwischen Unterlid und Augapfel vorfindet, ist nach den bisherigen Publi- 
cationen günstig, insofern die Geschwulst fast stets stationär bleibt. Die 
Therapie kann im Wesentlichen nur in einer Compression bestehen. Elektro- 
punctur ist immerhin zweifelhaft. Peltesohn. 


65) Ein stereoskopischer Augen-Spiegel, von Dr. Thorner, 
Berlin. (Deutsche Medicinal-Zeitung. 1900. 19. Febr.) Verf. hat nach dem 
Princip des von ihm in der Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der 


— 508 — 


Sinnesorgane, Band XX beschriebenen Augen-Spiegels einen binocularen 
Apparat construirt, welchem er eine deutliche stereoskopische Wirkung nach- 
rühmt. Das Instrument wird von Franz Schmidt & Haensch in Berlin an- 
gefertigt. © Peltesohn. 


66) Ueber gonorrhoische Augen-Erkrankungen, von Greeff. 
(Vorträge über Syphilis und Gonorrhöe. Therapie der Gegenwart. 1900. 
December.) Verf. betont die Wichtigkeit mikroskopischer Untersuchung des 
Secretes zur Unterscheidung harmloserer Katarrhe von den durch Gonokokken 
bedingten. Er übt die Burchhardt’sche Behandlung mit häufigen Aus- 
spülungen mittels 1°/,, Argent. nitr.-Lösung. Verf. möchte solche Aus- 
spülungen auch an Stelle der reizenden Cred&’schen Einträuflung setzen. 

| Spiro. 


67) Augen-Verletzung durch Calciumcarbid, von Dr. A. Katz 
in Görlitz. (Deutsche med. Wochenschrift. 1900. Nr. 45.) Verf. weist 
darauf hin, dass Caleiumcarbid, in’s Auge gelangt, sich mit Hilfe der Feuch- 
tigkeit zersetzt und Aetzkalk bildet. Folglich ist zum Schutz gegen Aetzung 
Vorsicht beim Zerkleinern des Materials erforderlich. Spiro. 


68) Ein Fall von epibulbärem Melano-Sarcom, von Degering. 
(Inaug.-Dissert. Jena. 1900.) Bei einer 77jähr. Frau fand sich eine 29 mm 
breite, 28 mm hohe, 11 mm dicke epibulbäre Geschwulst, deren Beginn 
angeblich 4 Jahre zurückreichte. Wie die anatomische Untersuchung des 
enucleirten Bulbus ergab, ging der Tumor von der Conjunctiva aus, be- 
deckte die Cornea, ohne sie sehr anzugreifen. Die inneren Augenhäute waren 
wenig verändert. Der Tumor ist einer der grössten, die bisher beobachtet 
sind. Spiro. 


69) Ein Fall von Gliom der Pars ciliaris retinae nebst Be- 
merkungen zur Lehre von den Netzhaut-Tumoren, von Dr. Ema- 
nuel, z. Zt. Hilfsarzt an der Univ.-Augenkl. zu Leipzig. (Virchow’s Archiv. 
für patholog. Anatomie u. s. w. 1900. CLXI.) Verf. beschreibt Präparate, 
die Leber auf dem Heidelberger Congress 1898 als Gliom der Pars ciliaris 
retinae zeigte. Sie stammen vom Bulbus eines 5!/,jährigen Knaben, dessen 
Auge wegen Ciliar-Staphylom enucleirt wurde. Es fand sich ein Tumor im 
Ciliarkörper und der Iris, dessen Ausgangspunkt die Pars ciliaris retinae war. 
Der Tumor entsprach nach dem Bau, Zellen mit grossen Körnern und wenig 
Protoplasma dem Gliom. Rosetten, die Wintersteiner für charakteristisch 
hält, fanden sich in grossen Mengen. Verf. hält die Abstammung dieser 
Rosetten von der Neuro-Epithelschicht nicht für erwiesen, deutet sie vielmehr 
als indifferente Bildungszellen, aus denen bei einer geschwulstigen Prolifera- 
tion entweder gleichwerthige Elemente oder Elemente geringster Differenzirung, 
Gliazellen, entstehen. Aehbnlich entspricht die Pars ciliaris retinae nicht einer 
einzelnen Netzhautschicht, steht vielmehr dem Entwicklungs-Stadium der 
Netzhaut nahe, indem diese nur aus einer Zelllage besteht. Von ihr können 
dieselben Tumoren wie von der eigentlichen Netzhaut, Gliome, ausgehen. 
Nun sind eine Reihe von Geschwülsten beschrieben, die von der Pars ciliarıs 
retinae ausgehen und einen andren Charakter haben sollen. Verf. bespricht 
diese Fälle kritisch, kommt zu dem Schlusse, dass die Behauptung, es können 
von dem aus dem inneren Blatte der secundären Augenblase hervorgehenden 
Gewebe ausser Gliomen noch anders-artige Tumoren hervorgehen, durch keinen 
einwandsfreien Fall gestützt ist. Spiro, 


— 509 — 


70) Die Indicationen und Contra-Indicationen der operativen 
Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit, von Emil Levi. 
(Inaug.-Dissert. Strassburg. 1900.) Eine Zusammenstellung, die dem Bekannten 
nichts Neues hinzufügt. Spiro. 


71) Zwei Radfahr-Unfälle mit Ausgang in Erblindung eines 
Auges, von Dr. Ehrenfried Cramer in Cottbus. (Monatsschrift für 
Uufallheilkunde 1900.) Verf. hatte Gelegenheit, innerhalb 14 Tagen 
zwei Fälle von Sehnerven-Atrophie zu sehen, entstanden durch Bruch 
des knöchernen Kanals des N. opticus. Der erste Fall verlief insofern 
sehr traurig, als auch auf der nicht verletzten Seite die Symptome der Seh- 
nerven-Atrophie sich einstellten; wahrscheinlich hatte sich der Bruch des 
Schädelgrundes bis in den knöchernen Kanal des Sehnerven der andren Seite 
fortgesetzt. Der zweite Fall ist insofern bemerkenswerth, als alle sonstigen 
Anzeichen eines Schädelbruches fehlten; Patient hatte weder erbrochen, noch 
hatte er Blutungen aus Mund, Nase oder Ohr, so dass der behandelnde 
Arzt keine Ursache zu haben glaubte, die Prognose schlecht zu stellen. 
Bei Schädel-Verletzungen soll man, das bestätigt diese Erfahrung wieder, sehr 
vorsichtig in der Prognose sein. Ancke. 


72) Ueber septische Netzhaut-Veränderungen, von G. Ischreyt 
in Riga. (Vossius’ Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete 
der Augenheilkunde. III. 7. 1900.) Die Auffassung Litten’s, dass die 
Netzhaut-Blutungen bei Retinitis septica stets kurze Zeit vor dem Tode 
auftreten, längstens 50—60 Stunden, ist nicht zutreffend; die Blutungen 
konnten einige Male 20, 37 und 49 Tage vor Eintritt des Todes festgestellt 
werden. — Der Verlauf des septischen Netzhaut-Leidens zeichnet sich durch 
grosse Beständigkeit aus; das Krankheitsbild ändert sich selbst während einer 
lange dauernden klinischen Beobachtung nicht. — Eitrige, entzündliche Er- 
scheinungen irgend welcher Art treten als Folgezustände der septischen 
Netzhaut-Entzündung am Auge niemals auf. Bezüglich der allgemeinen Pro- 
gnose gilt der Eintritt einer Netzhaut-Blutung bei septischer Erkrankung als 
ungünstiges Zeichen; doch sind Fälle von Genesung mitgetheilt. Für die 
Diagnose ist wichtig, dass in zweifelhaften Fällen, ob Typhus oder ob Septiko- 
pyämie, der Eintritt von Netzhaut-Blutungen für letztere entscheidet (Gowers, 
Litten). C. Hamburger. 


73) Ueber die Fern-Wirkungen der Nasen-Erkrankungen, von 
Dr. Max Ruprecht. (Die medic. Woche. 1900. Nr. 33.) Nach Ansicht. 
des Verf.’s prädisponiren die im jugendlichen Alter so häufigen Circulations- 
störungen in der Nase zur Myopie, indem sie dazu beitragen, abnorme Druck- 
verhältnisse im Bulbus herbeizuführen. C. Hamburger. 


74) Ueber die Behandlung inficirter perforirender Bulbus- 
Wunden, von E. Glauning. (Aus der Univ.-Klinik in Erlangen. Münchner 
med. Wochenschr. 1900. Nr. 31.) Um die conservative Behandlung bei 
perforirenden Augen-Wunden in möglichst vielen Fällen erfolgreich durchführen 
zu können, bedient sich Eversbusch der galvanokaustischen Para- 
centese der Vorderkammer, in der Absicht, durch die dadurch erzeugte 
Kammerfistel eine gründliche Eliminirung der intra-oculär vorhandenen 
septischen Stoffe zu erzielen; mit einer eben bis zur Rothgluth erhitzten 
Platinschlinge wird die Hornhaut langsam Schicht für Schicht durchtrennt. 
In derselben Weise wird bei Hypopyon vorgegangen; eine active Entleerung 


— 510 — 


des letzteren unterbleibt. Nehmen die entzündlichen Erscheinungen nach der 
Paracentese wieder zu, oder tritt wieder Hypopyon auf; so wird der Eingriff 
3—4 Tage später wiederholt. — Einige Krankengeschichten dienen zur 
Illustration der Zweckmässigkeit dieses Verfahrens, C. Hamburger. 


75) Die Myopie-Operationen in der Tübinger Augen-Klinik, 
von Gerhard Köhne. (Inaug.-Dissert. aus der Tübinger Univ.-Augenklinik. 
1900.) Unter 60 Fällen waren 2 Verluste = 3°/,. Die Operation wird 
auch in Tübingen keineswegs als eine „völlig gefahrlose‘“ bezeichnet. 

“6. Hamburger. 


76) Beitrag zur Lehre vom reinen Mikrophthalmus, von Karl 
Scherenberg. (Inaug.-Dissert. aus der Univers.-Augen-Klinik zu Tübingen. 
1900.) Unter „reinem Mikrophthalmus‘“ versteht man solche Fälle, wo alle 
Organtheile im Auge vorhanden und ausgebildet, aber von geringeren Dimen- 
sionen sind. Verf. beschreibt drei Fälle dieser Missbildung bei drei Ge- 
schwistern. Der Bau der Augen war hochgradig hypermetropisch (14—15D), 
entsprechend den allseitig verengten Dimensionen. Sehschärfe schlecht, mit 
den corrigirenden Gläsern °/,,—°/,.., Anderweitige Missbildungen fehlten. 

C. Hamburger. 


77) Beiträge zur Pathologie und Therapie der Chorio-Retinitis 
disseminata, von Johannes Prümm. (Inaug.-Dissert. aus der Univers.- 
Augen-Klinik zu Giessen. 1900.) Bericht über 100 Fälle von Chorio-Retinitis 
disseminata, welche in der Giessener Klinik von April 1879 bis December 
1899 beobachtet wurden. .57 Fälle betrafen Männer, 43 Frauen. Unter 
10 Jahren fand sich die Erkrankung nur bei einem hochgradig scrophulösen 
Knaben. In 7 Fällen blieb der Process auf ein Auge beschränkt. Die 
Aetiologie blieb in vielen Fällen unklar. Lues wurde in 7 Fällen mit Be- 
stimmtheit, in 10 weiteren Fällen mit Wahrscheinlichkeit diagnosticirt. 

C. Hamburger. 

78) Beitrag zur Kenntniss der strangförmigen Gebilde im 
Glaskörper, von Otto Lindenmeyer. (Inaug.-Dissert. aus der Univers.- 
Augen-Klinik zu Tübingen. 1900.) Mittheilung zweier Fälle (mit Abbil- 
dungen) von strangförmigen, der Opticusscheibe aufsitzenden, in den Glaskörper 
hineinragenden Gebilden. In dem einen Falle handelte es sich um ‚„Sichtbar- 
sein des Canalis Cloqueti und Hereingezogensein eines Theiles der Retina 
und der Retinal-Gefässe in die trichter-förmige Erweiterung an der Basis des- 
selben, in dem andren um einen Rest der Arteria hyaloidea, mangelhaft 
zurückgebildet in Folge einer fötalen Chorio-Retinitis“. C. Hamburger. 


79) Hat die Hyperämie, bezw. die Cocain-Anämie der Con- 
junctiva palpebralis Einfluss auf die Weite und den Puls der 
Arteria temporalis superficialis? von O. Rosenbach in Berlin. 
(Münchner med. Wochenschrift. 1900. Nr. 47.) Verf. beobachtete in zwei 
Fällen von Hyperämie der Bindehaut des Oberlides, dass Einträuflung von 
wenigen Tropfen einer 1°/, Cocainlösung nicht nur die Bindehaut zum Er- 
blassen brachte, sondern dass auch gleichzeitig die Temporal-Arterie sich 
etwas verengerte und ihr Puls gespannter wurde; umgekehrt trat bei Rückkehr 
der Conjunctival-Hyperämie Erschlaffung und Erweiterung auch der Schläfen- 
Arterie ein. C. Hamburger. 


80) Zur Kenntniss der Netzhaut-Gliome, von Steinhaus. 
(Centralbl. für allgem. Pathologie und pathologische Anatomie. XI. Nr. 8.) 


— 5il — 


Verf. beschreibt einen Fall von verhältnissmässig junger Geschwulst mıt 
reichlichen nekrotischen Stellen. Die Zellmassen, rings um die Gefässe mantel- 
artig angeordnet, bilden auf dem Querschnitt Rosetten, welche Querschnitten 
von Drüsenröhren gleichen. Die Zellen entstehen nach Verf. aus der Wuche- 
rung versprengter Epithel-Zellen; später verlieren die Zellen allmählich ihren 
epithelialen Charakter und werden in Glia-Zellen umgewandelt, ebenso wie im 
embryonalen Leben die Epithel-Zellen zu Gliazellen werden. 


81) Die Augen der Thiere, von Dr. Otto Thilo in Riga. (Samm- 
lung gemeinverständlicher wissenschaftl. Vorträge, begründet von R. Virchow 
und Fr. v. Holtzendorff.) Verf. giebt an der Hand von Abbildungen eine 
sehr anschauliche Schilderung der Augen in der Thierreihe. Hervorgehoben 
sei die Erklärung, wie es komme, dass auf dem Hintergrunde der Insekten- 
und Krebs-Augen das Bild entsteht, und zwar ein aufrechtes, von Hunderten 
von Linsen entworfen, mosaik-artig, während im Menschen-Auge, das nur 
eine Linse besitzt, das Bild auf dem Kopfe steht. C. Hamburger. 


82) Ein Fall von Raupenhaar-Ophthalmie (Ophthalmia 
nodosa [Sämisch]), von Dr. Bayer. (Aus der kgl. Univ.-Augen-Klinik in 
Erlangen.) Raupenhaar-Ophthalmie bei einem Manne, welchem eine Raupe 
gegen das rechte Auge geworfen worden war. Schwere Reizung mit Knötchen- 
Bildung in der Iris und Drucksteigerung. Heilung der ganzen Affection 
nach Punction der Vorderkammer (während sonst bei dieser Ophthalmie gern 
eine Iridectomie gemacht wird), mit Wiederherstellung der Sehschärfe bis 
fast ®/,. C. Hamburger. 


83) Description of a new method for the implantation of 
glass balls into Tenon’s capsule, by Charles A. Oliver. (Internat. 
Clinics. II. Nr. 10.) Mit Abbildungen. Siehe Referat in diesem Centralblatt 
1899, S. 510. Neuburger. 


84) Gumma of the iris and ciliary body. Recovery with normal 
vision, by Charles A. Oliver. (The Amer. Journ. of Med. Science. 1900. 
April.) 37jähriger Mann, der das linke Auge’ vor 6 Jahren anscheinend an 
einer ähnlichen Affection verloren hatte, bekam jetzt auf dem rechten Auge 
eine heftige Irido-Cyclitis mit Anschwellung in der Ciliargegend und Bildung 
eines Gumma in der Iris; energische Schmierkur, heisse Umschläge, Atropin 
und Scopolamin wirkten sehr günstig. Die gummöse Masse in der Iris ent- 
leerte sich in die Vorderkammer und wurde rasch resorbirt; trotz zweimaliger 
heftiger Rückfälle, sowie einer in der Zwischenzeit aufgetretenen Neuro- 
Retinitis trat Heilung mit voller Sehschärfe ein. Bemerkenswerth war auch 
die zeitweilige Refractions-Veränderung von Weit- in Kurzsichtigkeit. 

Neuburger. 


85) Recovery of vision by an iridectomy with removal of 
lens-capsule and lens-debris in a case of blindness of more then 
thirteen years’ duration, by Charles A. Oliver. (The University 
Magazine 1900. April.) Der vor 13 Jahren durch eine Minen-Explosion 
verunglückte und seitdem erblindete 56jährige Mann zeigte links Phthisis 
bulbi, rechts als Reste einer Iridocyelitis zahlreiche Synechien und complicirte 
Cataract; rechts war anderwärts eine erfolglose Pupillen-Bildung gemacht 
worden. Unter Aether wurde eine breite Iridectomie gemacht und mittels 
‘ Kapsel-Pincette die getrübten Linsenbröckel sammt Schwarte entfernt, ohne 
Glaskörper-Verlust oder Blutung. Gute Heilung. Sehschärfe mit Correc- 
ton > 1. Neuburger. 


— 512 — 


86) A mirror-test for simulated blindness, by Percy Friden- 
berg. (Med. Record. 1900. 17. März.) Die Methoden zur Entlarvung von 
Simulanten nehmen meist nur Rücksicht auf erheuchelte Amblyopie, nicht 
auf erheuchelte völlige Blindheit. Verf. nimmt nun auch auf letztere Rück- 
sicht mittels einer Spiegel-Probe, deren Einzelheiten im Original an der Hand 
der Abbildung nachgesehen werden wollen. Das Princip ist folgendes: dem 
zu Prüfenden wird ein Brillen-Probirgestell, in das event. Gläser eingesetzt 
werden können, vorgehalten, mittels eines Stieles; an den verlängerten Seiten- 
armen des Gestells hängen an beiden Schläfenseiten, unlesbar für den Unter- 
suchten die Leseproben; diese werden durch Drehung eines Spiegels, der am 
oben erwähnten Stiel angebracht ist, abwechselnd in beide Augen geworfen, 
so dass der Untersuchte, da er beide Augen offen halten muss, nicht immer 
sofort merkt, mit welchem Auge er liest. Neuburger. 


87) Light and seating in the school, by C. Zimmermann in 
Milwaukee. (The Journ. of the Amer. Med. Assoc. 1901. 19. Jan.) Der 
vor den Directoren und Lehrern der öffentlichen Schulen Milwaukees ge- 
haltene Vortrag befasst sich mit den jetzt giltigen Lehren der Gesundheits- , 
pflege über Beleuchtung in Schulen und über Schulbänke, ohne neue Ge- 
sichtspunkte zu bringen. Neuburger. 


88) Artificial illumination, by L. A. W. Alleman. (The Brooklyn 
Med. Journ. 1900. December) In längerer Abhandlung vergleicht Verf. 
die Leuchtstärke und Kosten der verschiedenen Licht-Arten mit Berücksich- 
tigung ihrer Rückwirkung auf das Auge; doch muss bezüglich dieser längeren 
Ausführungen auf das Driginal verwiesen werden. Zum Lesen bevorzugt er 
im Allgemeinen die indirecte Beleuchtung; wenn diese nicht ausführbar ist, 
so ist eine Hänge-Lampe mit Schirm oben und Reflector unten, welch letzterer 
das Licht gegen ersteren wirft, am besten, wobei das Auge sowohl als auch 
das gelesene Buch gegen directe Lichtstrahlen beschattet werden muss. Das 
Lesen bei einem Einzellicht, welches seine Strahlen direct auf das gelesene 
Buch wirft, unter gleichzeitiger Dunkelhaltung des Zimmers, ist zu verwerfen. 

Neuburger. 

89) Certain changes in the vessels and vascular coats of the 
eye which are of diagnostic and prognostic value in general 
diseases, by G. E. de Schweinitz. (Maryland Med. Journal. 1900. Juni.) 
Vorübergehende conjunctivo-episclerale Congestionen können das einzige 
Symptom sonst sich nicht äussernder Gicht sein, oder auch Vorboten später 
auftretender ernstlicher gichtischer Erkrankungen des Auges oder andrer 
Organe, auch können sie Vorläufer sein ernsterer Veränderungen der Netz- 
hautgefässe, oder gleichzeitig mit ihnen vorkommen, und so allgemeine Arterio- 
Sclerose anzeigen. Wiederkehrende subconjunctivale oder subcutane palpebrale 
Blut-Austritte können auch bei allgemeiner Arterio-Sclerose vorkommen, be- 
sonders jedoch bei chronischer Nephritis.. Allgemeine Arterio-Sclerose oder 
Localisation derselben in gewissen Organen, speciell den Nieren, müssen nicht 
immer als ophthalmoskopisch sichtbare Anzeigen Entzündung, Blutung, Oedem 
und Exsudation der Netzhaut haben, sondern sie äussern sich in gleicher 
Häufigkeit nur durch Veränderungen in den Wandungen der Netzhaut-Arterien, 
im Verlauf der Netzhaut-Venen und durch Kaliber-Schwankungen derselben, 
sowie durch Blutstauung in den Venen an den Kreuzungs-Stellen mit den 
Arterien. Diese Veränderungen in den Netzhaut-Gefässen können schon vor- 
handen sein, wenn die gewöhnliche physikalische Untersuchung noch keine 


— 518 — 


Anzeigen endarterieller Veränderungen in den Arterien der Körper-Oberfläche 
ergiebt. Neuburger. 


90) A case of traumatic varix of the orbit in which ligation 
of the left common carotid artery was successfully performed, 
by Charles A. Oliver. (The Amer. Journ. of the Med. Science. 1900. 
März.) Ein 27jähriger erhält einen Faustschlag gegen das linke Auge. Nach 
3 Tagen fangen die Lider an zu schwellen, und er hört ein continuirliches, 
etwas schmerzhaftes Summen in der linken Schläfengegend. Er kommt am 
5. Tage mit starkem Lidödem, Chemosis, Exophthalmus und stark vermin- 
derter Beweglichkeit des Bulbus; Sehschärfe beträgt !/,; Gesichtsfeld leicht 
eingeengt; keine Pulsation des Bulbus, wohl aber ein dem Radialpuls syn- 
chrones Geräusch in der linken Schläfe zu hören. Netzhaut-Venen gestaut. 
Digital-Compression der Carotis communis bringt vorübergehend Besserung ; 
nach etwa 3 Wochen Unterbindung derselben; die Symptome verschwanden; 
nach 5 Monaten kommt Patient wieder mit absolutem Secundärglaucom, das 
Verf. auf gestörte Blutcirculation des Auges zurückführt. Neuburger. 


91) The ocular complications of typhoid fever, by G. E. 
de Schweinitz. (The Philadelphia Med. Journ. 1900. 8. März.) Zwar 
giebt es keine für Typhus charakteristischen Augen-Krankheiten, doch kommen 
viele Augen-Störungen sowohl auf der Höhe dieser Krankheit, als auch wäh- 
rend der Reconvalescenz derselben vor, so Conjunctivitis katarrhalischer Art, 
Phlyctänen, Hornhaut-Geschwüre, selten auch Kerato-Malacie, infectiöse Iritis 
und Irido-Cyelitis (seltener als bei Recurrens), Chorioiditis mit Glaskörper- 
Trübungen, sehr selten eitrige Chorioiditis, die immer zum Verlust des Auges 
führt, Cataract als Folge-Erscheinung, Netzhaut-Blutungen, nicht selten während 
der dritten Woche, analog den Darm-Blutungen, ferner Anaesthesia retinae 
mit Scotomen (Leber), Amblyopie ohne ophthalmoskopischen Befund als 
Folge einer Toxämje wie beim Scharlach, periphere Neuritis optica und auch 
solche mit meningitischen Erscheinungen, Atrophia optici als Folge-Erschei- 
nung einer Neuritis oder einer ausgedehnten inneren Blutung, Paresen der 
inneren und äusseren Augen-Muskeln, Mydriasis und Accommodations-Schwäche 
während der Reconvalescenz, recidivirende Lähmungen der äusseren Muskeln 
nucleären Ursprungs in Folge sich anschliessender chronischer Nephritis 
(Knies), oder durch Meningitis, Thrombose und Phlegmone der Orbita (mit 
Typhus-Bacillen im Eiter, Panas), endlich Asthenopie während der Recon- 
valescenz durch Accommodations-Schwäche oder vielleicht auch durch Refrac- 
tions-Aenderung als Folge von Zu- oder Abnahme des Körper-Gewichtes 
(Gould). Zum Schlusse folgt ein Literatur-Verzeichniss. Neuburger. 


92) Clinical study of the ocular symptoms found in so-called 
posterior spinal sclerosis, by Charles A. Oliver. (The Amer. Journ. 
of the Med. Science. 1900. Juli.) Die über mehr als 100 Fälle von sog. 
Sclerosis spinalis posterior (Tabes), von denen auch einige zur Autopsie und 
mikroskopischen Untersuchung gelangten, sich erstreckende Untersuchung 
ergab, dass unter den sog. „optischen Typus“ der Krankheit, d. h. unter die 
Kategorie der Fälle mit vorwiegenden Störungen des Gresichtssinnes, etwa 
10—15°/, fallen; das Durchschnitts-Alter aller beobachteten Fälle betrug 
42 Jahre, das männliche Geschlecht war mit 90°/, betheiligt. Ohne dass 
das Allgemein-Befinden wesentlich gestört ist, treten Parästhesien des Ge- 
sichtssinnes auf mit unregelmässiger Contraction des Gesichtsfeldes für Weiss 
und merklicher Einengung für Farben. Dazu kommen leichte spastische Be- 

33 


514 


wegungen der äusseren Augen-Muskeln mit normalen oder sogar gesteigerten 
Reflexen. Der Augen-Spiegel zeigt meist(?) leichte Schwellung und undeutliche 
Abgrenzung der Papillen, Schlängelung der Netzhaut-Venen und Perivasculitis 
der Arterien, besonders nach vorausgegangener Syphilis. Die Sehschärfe ist 
noch wenig verändert. Diesen irritativen und entzündlichen Erscheinungen 
folgen mehr oder weniger rasch die degenerativen; während dieses sog. prä- 
atactischen Stadiums treten Lähmungen der äusseren Augen-Muskeln, reflec- 
torische Pupillenstarre (80°/,) und Sehnerven-Atrophie auf. Anderweitige 
allgemeine Symptome, wie Ataxie, Parästhesien, lancinirende Schmerzen in 
den Extremitäten, treten erst viel später auf. Umgekehrt sind bei dem sog. 
„spinalen Typus‘ der Krankheit diese Symptome, sowie die schmerzhaften 
Krisen schon lange vorhanden, während die Augensymptome entweder fehlen 
oder in den Hintergrund treten. Neuburger. 


93) A few observations on the efficacy of protargol in pyo- 
genic affections of the eye, by F.C. Hotz, Chicago. (Journ. of the 
Amer. med. Assoc. 1900. 23. August.) Protargol ist nach Verf.’s Erfah- 
rungen von grossem Werth bei Blennorrhöe Erwachsener, eitriger Keratitis, 
post-operativer eitriger Infection, nur muss man von Anfang an starke 
Lösungen, mindestens 20°/,, benützen, wenn man Erfolg sehen will. 

Neuburger. 

94) A case ofsarcoma of the choroid, by Albert Rufus Baker. 
(The Bull. of the Cleveland Gener. Hosp. 1890. Januar.) 42jährige, bis 
dahin gesunde Frau. Vor einem Jahre Schmerzen im linken Auge, ander- 
wärts wird Netzhaut-Ablösung diagnosticirt und dem entsprechend behandelt. 
Jetzt Secundär-Glaucom und Erblindung; wegen der Diagnose Aderhaut-Sarcom 
wird enucleirt. Die Diagnose war richtig. Verf. bespricht sodann die früh- 
zeitige Differential-Diagnose des Aderhaut-Sarcom und der einfachen Netzhaut- 
Ablösung und der hierbei wichtigen Gesichtspunkte, ohne jedoch der Punction 
der abgelösten Netzhaut Erwähnung zu thun. Neuburger. 


95) A case in which both eyes were lost from choroidal 
hemorrhage subsequent to the extraction of senile cataract, by 
Albert Rufus Baker. Cleveland. (Annales of Ophth. 1899. October.) 
63jährige, sonst gesunde Frau mit beiderseits reifem Star wird unter 
Cocain mit runder Pupille operirt; die Operation war leicht und in jeder 
Hinsicht normal, nur kamen 1—2 Tropfen etwas verflüssigten Glaskörpers 
nach dem Linsen-Austritt. Heilung normal bis zum 6. Tag; da stiess sich 
Patientin während der Nacht mit der Hand in's Auge und bekam heftigste 
Schmerzen; Vorderkammer voll Blut; das Auge ging an Irido-Cyelitis zu 
Grunde und musste enucleirt werden. Dann wird am andren Auge eine 
präparatorische Iridectomie gemacht, die normal verlief, und nach 5 Wochen 
die Extraction, welche vollständig glatt vor sich ging, ohne Blutung, ohne 
Glaskörperverlust. Vorsichtshalber sollte die Patientin auf dem Operations- 
tisch noch eine halbe Stunde liegen bleiben, unter Aufsicht einer geschulten 
Wärterin. Patientin blieb ganz ruhig, aber 25 Minuten nach Anlegen des 
Verbandes schrie sie vor Schmerz; Verf., sofort gerufen, gab ihr mehrmals 
Morphium subcutan, ohne Erfolg. Nach der Verband-Abnahme sah man den 
Glaskörper total ausgetrieben vor der Wunde liegen, und während dem folgte 
Ciliarkörper und Retina nach, wie wenn Jemand das Auge ausquetschte. 
Sofortige Enucleation wurde abgelehnt; nach einigen Wochen war der Bulbus 
auf Haselnussgrösse geschrumpft, reizlos. Seitdem Verf. diese Operation ge- 


=a DIS 


macht (1895), wurden in der Literatur zahlreiche gleiche Fälle beschrieben, 
welche Verf. im Anschluss an die Zusammenstellung von Spalding (Arch. 
of Ophth. XXV. Nr. 1) mittheilt. Nachträgliche Blutungen in die Vorder- 
kammer mit mehr oder weniger günstigem Ausgang hat Verf. schon be- 
obachtet, meist ist ein Trauma die Ursache, wenn es auch häufig von den 
Patienten geleugnet wird. Dagegen hat er noch nie eine derart abundante 
Blutung gesehen. Er würde es jetzt nach Valude vorziehen, in einem 
-solchen Falle das andre Auge durch Reclination der Cataract zu operiren. 

| ‚Neuburger. 


96) The, regeneration of the crystalline lens, by Robert 
L. Randolph, M. D. (Contributions to the Science of Medicine, 
dedicated by his Pupils to William Henry Welch, upon the twenty-fifth 
anniversary of his doctorate u. Vol. IX of the Johns Hopkins Hospital Reports, 
Baltimore. -- Ausgezeichnet mit dem Alvarenga-Preis des College of Physicians 
of Philadelphia. 1899. 14. Juli.) Verf. experimentirte an Kaninchen und 
Wasser-Eidechsen. Nach eingehender Besprechung der betreffenden Literatur 
und Beschreibung der Operations- und mikroskopischen Technik, bezüglich 
deren auf’s Original verwiesen werden muss, stellt er folgende Schlusssätze 
auf. Regeneration der Linse erfolgt am Kaninchen-Auge nur dann, wenn 
einige Linsentheile bei der Extraction zurückgeblieben sind, nicht aber bei 
Extraction in der Kapsel, auch nicht bei nachfolgender Panophthalmitis. 
Das Volumen der regenerirten Linse ist ziemlich gleich dem der ursprüng- 
lichen. Die regenerirte Masse ist linsenförmig, manchmal auch ring- oder halb- 
mond-förmig. Der Ursache des vorwiegend negativen Erfolges der Experimente 
liegt in der Unmöglichkeit, das Thier vor post-operativer Infection zu hüten. 
Die theoretische Annahme, dass die regenerirte Masse um so grösser würde, 
je länger das Thier am Leben bleibe, wurde durch Verf.’s Experimente nicht 
bestätigt. Eine leichte, 8—10 Tage währende post-operative Iritis begünstigt 
ein positives Resultat, wahrscheinlich in Folge der vermehrten Vascularisation 
der der Linse zunächst liegenden Gewebstheile. — Aus dem zweiten Theile 
seiner Arbeit folgert Verf., dass bei der Eidechse auf die Linsen-Extraction 
eine Regeneration folge, sogar bei Entfernung in der Kapsel; diese neuge- 
bildete Linse muss also von einem Gewebe entspringen, das einen verschiedenen 
physiologischen Werth besitzt, und zwar entspringt sie zufolge der von 
Wolff am Triton (Salamander) angestellten Experimente von der Iris, derart, 
dass die innere epitheliale Bedeckung der Iris ihr Pigment verliert, welches 
von massenhaft sich ansammelnden Leucocyten weggeführt wird; sodann pro- 
liferirt am Pupillar-Rande das Epithel und bildet einen kleinen Linsensack, 
aus diesem wiederum regenerirt sich eine in jeder Beziehung normale Linse. 
Ob die geschilderten Erscheinungen am menschlichen Auge eine Analogie 
finden, kann man deshalb nicht sagen, weil man für gewöhnlich keine durch- 
sichtigen Linsen entfernt; doch sieht man oft nach der Extraction der Cataract 
vermehrte Activität des Kapsel-Epithels. In der Hauptsache konnte Verf. 
die von Cocteau und Leroy d’Etiolle vor 75 Jahren und die von 
Wolff neuerdings angestellten Experimente bestätigen. Neuburger. 


97) Ocularer Kopfschmerz, von Dr. James Hinselwood. (Glasgow 
Med. Journ. 1900. Nr. 11.) Kopfschmerz beruht in der Hälfte aller Fälle 
auf Augen-Anomalien; doch kann er auch bestehen, ohne dass subjective 
Augen-Störungen vorhanden sind; da insbesondere auch geringe Refractions- 
Störungen, namentlich Astigmatismus, mit Kopfschmerzen einhergehen, und 

33* 


— 516 — 


nicht nur die hochgradigen Refractions-Anomalien, so ist eine genaue Re- 
fractions-Messung nöthig. Durch Tragen eines entsprechenden Glases und 
augen-diätetischer Vorschriften mit Berücksichtigung etwaiger Augenmuskel- 
Anomalien wird in den meisten Fällen Besserung erzielt. Auch sei bei an- 
fallsweisen heftigen Schmerzen immer an Glaucom zu denken. (Deutsche 
Med. Ztg. 1901. Nr. 4.) Neuburger. 


98) Ein Fall von acutem Glaucom mit Hintergrund-Blutungen 
bei Retinitis albuminurica, von Dr. David Webster und Edgar 
S. Thomsen. (New York Med. Journ. 1900. 1. Nov.) 56jähriger Mann 
mit acutem Glaucom des linken Auges; Augengrund konnte wegen Trübung 
der Medien nicht gesehen werden. Im Urin Eiweiss und Cylinder. Rechtes 
Auge normal. Bei der Iridectomie füllte sich die Vorderkammer sofort mit 
Blut, das sich nach der Entfernung immer wieder erneuerte; auch dauerten 
die glaucomatösen Erscheinungen fort; deshalb nach 5 Wochen Enuclestion. 
Es bestand erhebliche glaucomatöse Excavation, typische Retinitis albuminurica 
mit zahlreichen kleinen Netzhaut-Blutungen, sowie einer grossen (8:2 mm) 
Blutung zwischen Netzhaut und Membrana hyaloidea unterhalb der Macula 
lutea. (Deutsche Med. Ztg. 1901. Nr. 4.) Neuburger. 


99) History of a case of removal of a retrobulbar lympho- 
sarcoma with preservation of normal vision, by Charles A. Oliver. 
(The Philadelphia Med. Journ. 1900. 24. Sept.) 57jähriger Mann, der seit 
dem 20. Jahre einen Kropf hat und vor 26 Jahren sich syphilitisch inficirt 
hatte, derzeit aber sonst gesund ist, fiel vor einem Jahre, bemerkte 6 Monate 
später ein Hervortreten des rechten Auges und nach weiteren 8 Monaten 
eine Schwellung über demselben. Der Bulbus ist nach vorn und unten um 
6 bezw. 3 mm vorgedrängt und über demselben eine tiefsitzende, frei be- 
wegliche, weiche Geschwuist fühlbar; ausserdem besteht eingeschränkte Be- 
weglichkeit des Bulbus, Doppeltsehen, Contraction der Netzhaut-Arterien, 
Erweiterung der Netzhaut- und Conjunctival-Venen. Nach fruchtloser medi- 
camentöser Therapie (auch Arsen) wird die Geschwulst mittels eines bogen- 
förmigen Schnittes am oberen Supraorbital-Rande unter möglichster Schonung 
des Levator palpebrae entfernt; sie sass im Muskel-Trichter, entsprang mit 
einem Stiel von der Orbitalspitze, war multi-lobulär, 4:21/,:1/, cm gross, 
und bestand mikroskopisch hauptsächlich aus einer dichten Masse enggedrängter, 
runder, fasciculärer Kerne mit undeutlichen Zellkörpern; an einigen Stellen 
waren breite Bindegewebsbänder, an andren Anhäufungen grosser endothelialer 
Zellen, zum Theil mit Blutgefässen, deren Wandungen etwas verdickt waren 
und Neigung zu hyalinen Veränderungen zeigten. Anhäufungen von wirk- 
lichen Leukocyten und Karyokinese waren nirgends zu sehen. Eine Ptosis, 
die nach der Operation aufgetreten war, verschwand allmählich vollständig. 
18 Monate später war Patient recidivfrei und völlig gesund. 

'Neuburger. 


100) Ueber essentiellen Pigment-Schwund der Iris (Hetero- 
chromia tarda), von Dr. A. Schapringer. (New Yorker med. Monatschr. 
1900. Mai.) Verf. berichtete früher über einen Fall von Cataract in einem 
pigment-ärmeren Auge (siehe Referat in diesem Centralbl. 1899, S. 381); 
Malgat bezweifelte damals das Vorkommen einer erst im späteren Lebens- 
alter auftretenden Verfärbung der Iris. Verf. bringt nun einen sicheren 
derartigen Fall. Eine 19jährige, sonst gesunde Näherin zeigt eine auffallend 
hellere Färbung der linken Iris, welche erst seit 3 Monaten von ihrer Um- 


— 517 — 


gebung und ihr selbst bemerkt und auch vor einem halben Jahre, wo sie 
vom Verf, selbst wegen myopischen Astigmatismus beider Augen eine Brille 
verordnet bekam, nicht beobachtet worden ist. Eine Ursache liess sich nicht finden; 
Eltern und Geschwister gesund. Verf. schlägt statt Heterochromie den Namen 
Chromatophthise vor, zur Andeutung des Wesens dieses Vorganges. 

| Neuburger. 


101) Ueber angeborene Hornhaut-Trübungen, von Dr. 
A. Schapringer. (New Yorker med. Monatsschr. 1900. November.) Nach 
Besprechung der einschlägigen Literatur (Graefe-Saemisch, 2. Aufl. und 
Krukenberg, klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1899, Juli u. December) bringt 
Verf. folgenden Fall: das 10 monatliche, sonst gesunde Kind eines stark myo- 
pischen Vaters zeigt einseitigen Mikrophthalmus mit angeborener Hornhaut- 
Trübung und Resten der Pupillar-Membran, während das ältere Kind, von 
einer andren Mutter, ebenfalls starke Kurzsichtigkeit zeigt. Will man hierin 
auch ein Erhlichkeits-Gesetz erkennen, so kann man in den angeborenen 
Augen-Anomalien beider Kinder einen vicarürenden Zustand sehen. Die 
Trübung entspricht ihrer Ausdehnung nach ungefähr der Pupille; sie ist 
sehr zart grau und sitzt nur in den tiefsten Hornhaut-Schichten, weshalb 
wohl anzunehmen ist, dass die fötale Hornhaut-Entzündung, welche die 
Ursache der Trübung abgegeben, nicht zum Durchbruch geführt hat. 

Neuburger. 


102) Three cases of vascular tumor of the orbit: two cured 
by operation, one apparently cured spontaneously, by Ch. St. 
Bull, New York. (Med. Rec. 1900. 7. Juli.) 1. Grosser venöser Naevus 
der Orbita und des Oberlides bei einer 41jährigen, vor 2 Jahren zuerst 
bemerkt in Form einer leichten Protrusion des rechten ÖOberlides, welches 
Anfangs Tags über grösser wurde und über Nacht wieder abschwoll, später 
constant blieb, nach 1!/, Jahren langsam und in den letzten 2 Monaten rapid 
an Grösse zunahm. Eine Ursache konnte nicht gefunden werden; am Bein waren 
2 ähnliche Flecken. Die mittlere Nasen-Muschel war hypertrophisch, rechts 
cystisch erkrankt. Pressen, Heben, Husten vergrösserten die Geschwulst. 
Eine länger fortgesetzte elektrolytische Behandlung brachte zwar eine gewisse 
Consolidation, aber keine Verkleinerung der Geschwulst hervor. Deshalb 
wurde in zwei Sitzungen unter localer subcutaner Cocain-Anästhesie — 
während eines vorhergegangenen Versuches in Aether-Narkose war die Ge- 
schwulst vorübergehend auf Orangen-Grösse angeschwollen — erst der orbitale, 
dann der Lidtheil der Geschwulst erfolgreich entfernt, indem nach dem Haut- 
schnitt die schwammige Masse, eine eigentliche Geschwulst fand sich nicht, 
stumpf möglichst vorgezogen, an der Basis umnäht und dann abgeschnitten 
wurde; unter Tamponade glatte Heilung. Kein Recidiv. Die anatomische 
Untersuchung ergab Fett, lockeres Bindegewebe, zahlreiche Blutgefässe, einige 
wenige cavernöse Räume und beträchtlichen Blutaustritt in’s Gewebe: 
Caverno-Angiom. — 2. Pulsirende Geschwulst der Orbita bei 
einem 23jährigen, der vor 2 Jahren durch einen Fall sich die rechte Kopf- 
seite erheblich verletzt hatte. Ein Jahr später bildete sich unter Hervortreten 
des rechten Auges die stark pulsirende Geschwulst, welche als Aneurysma 
entweder der Arteria ophthalmica oder der Carotis interna aufgefasst wurde. 
Nach erfolgloser Digital-Compression wurde die rechte Carotis communis 
unterbunden. Geräusch und Pulsation hörten sofort auf, doch kehrte ersteres 
nach 4 Tagen in ganz leichtem Maasse wieder und bestand über ein Jahr 


— 518 — 


lang, als Patient an Pneumonie starb; Autopsie konnte nicht gemacht werden. 
Der Bulbus trat allmählich wieder zurück; die Sehschärfe, welche 2°/,, be- 
tragen hatte, sank nach der Operation auf !%/,,,, stieg aber allmählich wieder 
auf ?0/,00. Der unmittelbar nach der Operation ganz blasse Augengrund 
kehrte wieder fast bis zur Norm zurück; doch behielten die Netzhaut-Arterien 
schwächeres Caliber bei. — 3. Pulsirende Geschwulst der Orbita bei 
einer 39jährigen Frau, die im 8. Monat schwanger war. Ohne nachweisbare 
Ursache hatte sich nach Oceipital-Kopfschmerzen vor 6 Monaten und Schmerzen 
in der rechten Orbita vor 4 Monaten seit 3 Monaten allmählich zunehmender 
Exophthalmus, Ptosis und vollständige Oculomotorius-Lähmung entwickelt 
bei normalem Spiegelbefund und guter Sehschärfe. In der Orbita konnte 
nichts gefühlt werden. Nach 3 Wochen plötzlicher Schmerz in der Orbital- 
gegend, von da an starkes subjectives Rauschen in der rechten Kopfseite, 
der aufgelegte Finger fühlte über den geschlossenen Lidern Pulsation, auch 
konnte ein blasendes Geräusch gehört werden. So blieb es bis zur leichten 
Geburt; Carotis-Compression übte keinen Einfluss; dann allmähliche Besserung 
aller Erscheinungen, und nach 2 Monaten nahezu völliges Verschwinden der- 
selben. Die Nase war im Wesentlichen gesund befunden worden; eine eitrige 
Absonderung aus dem linken Ohr, die 10 Tage nach der Geburt aufgetreten 
war, verschwand auch bald wieder. Neuburger. 
103) Does „cross-eye“ affect the general health? by Ambrose 
L. Ranney, New York. (Med. Rec. 1900. 21. Juli.) Allgemeine Studie 
über die Häufigkeit des Schielens und der Insufficienz der Augenmuskeln, 
ihren Einfluss auf nervöse Allgemein-Störungen wie Kopfschmerz u. dgl., die 
verschiedenen diagnostischen Methoden und Behandlung unter Bericht von 
vier Fällen, ohne Neues zu bringen. Neuburger. 
104) The past and present of refraction, by Francis Valk, 
New York. (Med. Rec. 1900. 28. April.) Erst im Laufe der letzten 
15 Jahre sei durch die Einführung und allgemeinere Anwendung der Retino- 
skopie und von Javal’s Ophthalmometer einerseits und durch die genaueren 
Studien über die Anomalien der Augenmuskel-Balance und durch die ent 
sprechenden vervollkommneten Prüfungs-Methoden andrerseits eine genaue 
objective Refractions-Bestimmung ermöglicht worden. Dadurch sei die Zahl 
der wirklich emmetropen und einfach hypermetropen Augen sehr verringert 
worden, und als Resultat ergebe sich bei einer grösseren Reihe von Refrac- 
tions-Bestimmungen ein starkes Vorwiegen der astigmatischen Augen. Auch 
sei eine grosse Zahl nervöser Reflex-Erscheinungen vom Auge her, wie Kopf- 
schmerz, Schwindel u. dgl, dadurch beseitigt worden. — Trotz dieses Lobes- 
hymnus wird man gut daran thun, diesen Fragen skeptisch gegenüber zu 
stehen. Sicher werden ja viele asthenopische Beschwerden durch Tragen eines 
geeigneten Glases : beseitigt, das aber in den meisten Fällen nach wie vor 
mittels des „altmodischen‘“‘ Refractions-Ophthalmoskopes bei genügender 
Uebung am einfachsten bestimmt werden kann. Andrerseits jedoch kann 
man die Erfahrung machen, dass die Patienten sowohl gering-gradige Cylinder- 
gläser von 0,25D z.B. als auch hoch-gradige Prismengläser bald wieder 
ablegen, da sie der ersteren bald wieder entrathen können, andrerseits durch 
letztere, sowie durch hochgradige Cylindergläser bei längerem Tragen viel- 
fach erst recht nervöse Beschwerden, wie Kopfschmerz und Schwindel, be- 
kommen (Ref.). Neuburger. 
105) Original contributions concerning the glandular struc- 
tures appertaining to the human eye and its appendages, by 


— 519 — 


- Adolf Alt, M. D., St. Louis. Mit 71 Original-Abbildungen. (St. Louis 
1900. Amer. Journ. of Ophthalm. Der Academy of Science von St. Louis 
vorgelegt am 21. Mai 1900.) Die in vorliegender Arbeit gegebene Beschrei- 
bung der drüsigen Gebilde des menschlichen Auges und seiner Umgebung 
sind vom Verf. gewonnen worden auf Grund mehrjähriger eingehender Be- 
schäftigung mit diesem — nach Verf.’s Angabe in den Lehrbüchern meist sehr 
stiefmütterlich behandelten Gegenstände — und auf Grund einer grossen Reihe 
von selbst angefertigten Präparaten, von denen 68 Mikro-Photogramme in 
sorgfältiger Weise reproducirt sind; namentlich die bei schwächerer Ver- 
grösserung aufgenommenen Bilder sind vielfach mustergültig. Zunächst 
werden die orbitale, palpebrale und die conjunctivalen Thänendrüsen be- 
sprochen. Interessant ist, dass die orbitale Thränendrüse beim Neger in der 
Regel grösser ıst, als beim Weissen, manchmal 2 Mal so gross. Während die 
Ausführungsgänge von den Autoren auf 6—12 angegeben werden, schien es 
Verf. nicht, als ob es so viele wären; oft fand er einen derselben länger und 
viel weiter als die übrigen; die übrigen, zudem meist bekannten Angaben des 
Verf.’s können hier aus äusseren Gründen nicht näher besprochen werden. 
Die untere oder palpebrale Thränendrüse besteht aus einer verschiedenen An- 
zahl grösserer oder kleinerer Lobuli, die durch Bindegewebe viel weniger 
fest zusammengehalten werden wie die der orbitalen Drüse; sie stellt daher 
auch keinen so compacten Körper dar. Im Gegensatz zur gewöhnlichen 
Annahme, als ob sie nur im Oberlid läge, fand Verf. ihre Lobuli nach unten 
reichend über den Canthus externus hinweg bis in’s Unterlid, und im Ober- 
lid selbst nicht nur an der temporalen Seite des Tarsus, sondern nasalwärts 
bis über die Mittellinie hinaus. Diese weithin zerstreuten Lobuli, welche in 
ihrer Gesammtheit die palpebrale oder untere Thränendrüse darstellen, sind 
ungefähr 40 an der Zahl; ihr Bau ist genau der gleiche wie der der orbi- 
talen Thränendrüse; die Ausführungsgänge mehrerer Lobuli vereinigen sich 
häufig, gelentlich münden sie auch in einen der orbitalen Drüse. Ausserdem 
finden sich in der Conjunctiva des Oberlides, nahe dem Canthus internus, 
oder nahe dem Fornix ebenso in der des Unterlides unter der Caruncula 
lacrymalis oder auch im temporalen Theile kleine aus 2—4 Lobulis be- 
stehende Drüsen zur Thränen-Absonderung. Auch nach sorgfältiger Ent- 
 fernung der orbitalen und palpebralen Thränendrüsen bleibt das Auge deshalb 
befeuchtet, umgekehrt tritt häufig nach Verödung dieser Drüsen durch 
Schrumpfung der Conjunctiva Xerophthalmus ein. Im Tarsalgewebe der 
Lider liegen 2 Arten von Drüsen, die sog. Meibom’schen und die acino- 
tubulären (Waldeyer) Drüsen. Von Verf.’s Angaben über erstere sei hervor- 
gehoben, dass er sie stets nur in einer Schicht liegend gefunden, und andre 
Angaben über mehrfache Lagen erklärt er durch schiefe Schnittführung. Die 
acino-tubulären Drüsen sollen nur im temporalen Theil des Lides vorkommen; 
dort ist zwar ihr vorwiegender Sitz, doch fand sie Verf. auch bis zur Mittel- 
linie hin, selten sogar am nasalen Theil. Sie ähneln im Bau der Thränen- 
drüse; für ihre von manchen Seiten behauptete schleim-absondernde Function 
fand Verf. keinen Anhaltspunkt. Im Gewebe des Lidrandes liegen ausser 
den Talgdrüsen der Cilien die sog. modifieirten Schweissdrüsen. Sie bestehen 
aus einer oder zwei Reihen runder oder ovaler bläschen-ähnlicher Acini, die 
wahrscheinlich mit einander communiciren; ab und zu fand Verf. mehr ge- 
wundenen tubulären Bau und lässt deshalb die Frage offen, ob nicht der 
eben beschriebene, scheinbar acinöse Bau davon herrührt, dass eine aufge- 
wundene tubuläre Drüse seitlich durchschnitten worden ist; was deren Func- 


v» 


— 520 — 


tion anlangt, so hält er sie eher für modificirte Talgdrüsen. Die Caruncula 
lacrymalis hat gewöhnlich 3 Talgdrüsen von dem Bau der Meibom’schen 
Drüsen, ab und zu eine oder zwei sog. modificirte Schweissdrüsen, häufiger 
zwei kleine Drüsenkörper von dem acinösen Bau der kleinen conjunctivalen 
Thränendrüsen; einmal fand er ein Stückchen von hyalinem Knorpelgewebe 
in der Carunkel. Sodann folgt eine Beschreibung des Thränen-Leitungs- 
Apparates; hinsichtlich der strittigen Erage, ob die Wand des Thränensackes 
Drüsen enthält, giebt Verf. an, dass er in seinen Präparaten sowohl acinöse 
Drüsen, ähnlich denen der Lider und Conjunctiva, als auch tubuläre, ähnlich 
den Schweissdrüsen gefunden. Den Thränen-Nasenkanal konnte er nicht 
untersuchen. Zum Schlusse bespricht Verf. die einschlägige Literatur; bezüg- 
lich der sog. Krause’schen Drüsen kann er nicht feststellen, welche der von 
ihm beschriebenen Arten diesen entsprechen. Von den neueren Arbeiten be- 
handelt die von Terson (Paris 1892) den Gegenstand am genauesten und 
stimmt bezüglich der Resultate am besten mit den Forschungen des Verf.'s 
überein. Neuburger. 


106) Ophthalmia neonatorum. (Scotish Med. Journ. 1900. Febr.) 
Buist fordert, dass die Prophylaxe schon bei der Mutter in der letzten Zeit 
der Schwangerschaft beginnen soll, in Form von fleissigen Ausspülungen der 
Vagina. Nach der Geburt des Kopfes sollen die Augen gleich abgewischt, 
später soll Créđé’s Verfahren angewendet werden. Neuburger. 


107) An ophthalmic clinic at the Jefferson Medical College 
Hospital, by G. E. de Schweinitz. (The Therap. Gaz. 1900. 15. Sept.) 
1. Nuclear-Cataract und die Indicationen zur Behandlung einer- 
seits durch Mydriasis, andrerseits durch Iridectomie. Fälle mit 
fortschreitender Trübung werden am besten mit Linsen-Extraction, solche mit 
stationärer, welche durch Mydriasis event. mit Gläser-Correction bedeutende 
Besserung der Sehschärfe erfahren, mit optischer Iridectomie behandelt. — 
2. Stahlsplitter im Glaskörper; Localisation mit Röntgen-Strahlen 
(nach Sweet); Entfernung durch Meridianalschnitt mittelst Hirsch- 
berg’s Magneten. — 3. Eitrige Panophthalmitis (nach Draht-Ver- 
letzung); Evisceration. Neuburger. 


108) Der Gebrauch von „Gas und Sauerstoff“ als Anästheticum 
bei gewissen Augen-Operationen. (The Therap. Gaz. 1900. 15. Sept.) 
McCardie empfiehlt diese Mischung (Lancet. 1900. Juli) als ein sicheres, 
sehr rasch wirkendes und ohne Nachwirkungen in seinem Effeet bald wieder 
verschwindendes Anästheticum. Doch soll es bei vollblütigen und resistenten 
Patienten, bei Alkoholikern und kleinen Kindern nicht angewendet werden. 

Neuburger. 


109) Beitrag zur Casuistik der Glaskörper-Blutungen mit 
besonderer Berücksichtigung von 8 Fällen spontan recidiviren- 
der Glaskörper-Blutungen, von Felix Beuing. (Inaug.-Diss.. 1900. 
Giessen.) Nach einleitenden Bemerkungen über die Glaskörper-Blutungen im 
Allgemeinen stellt Verf. die Fälle, die von 1890 —1900 in der Giessener 
Augen-Klinik beobachtet wurden, tabellarisch zusammen, indem er sie in 
5 Gruppen ordnet. 1. Blutungen bei hochgradiger Myopie und Ader- und 
Netzhaut-Veränderungen. 2. Blutungen nach Traumen. 3. Blutungen bei 
Stoffwechsel-Anomalien und Organ-Erkrankungen. 4. Blutungen, beruhend 
auf localen Erkrankungen der Gefäss-Wände und Störungen der Blut-Circulation. 


— 521 — 


5. Recidivirende Glaskörper-Blutungen. Nur die Kranken-Geschichten der 
letzten Gruppe werden mitgetheilt, obwohl Verf. „sich bewusst ist, dass diese 
recidivirenden Blutungen, vom ätiologischen Standpunkte aus betrachtet, nicht 
eine Gruppe für sich bilden können, sondern einer der vorigen Gruppen bei- 
zuordnen sind.“ Verf. führt unter dieser Gruppe neben 6 jugendlichen In- 
dividuen zwischen 19 und 30 Jahren 2 ältere von 40 und 60 Jahren. In 
7 Fällen bestanden chorioretinitische Veränderungen im Augengrunde. Bei 
einem Patienten konnte eine Gefäss-Degeneration auf luetischer Basis als Ur- 
sache des Augen-Leidens nachgewiesen werden, bei den übrigen liess sich 
eine solche nicht ermitteln. In 6 Fällen war die Quelle der Blutung nicht er- 
sichtlich, bei 2 Kranken dagegen nur die Herkunft aus den Netzhaut-Gefässen 
zu verfolgen. Dennoch neigt Verf. mehr zu der Ansicht, dass die Blutungen 
aus. erkrankten Aderhaut- bezw. Ciliarkörper-Gefässen stammen. Nicht ganz 
verständlich ist es, warum Verf., der sonst eine. ausführliche Litteratur 
aufführt, die Arbeiten Friedenwald’s, Simon’s, Fischer’s und Scheffel’s, 
die eine Netzhautvenen-Erkrankung als Ursache für die juvenilen, recidiviren- 
den Glaskörper-Blutungen fanden, vollständig unerwähnt lässt. Fehr. 


110) A report of two cases of metastgtic choroiditis occurring 
in children following measles, by Edward Stieren, Pittsburg. 
(Pennsylv. Med. Journ. Pittsburg. 1900 Jan.) 10jähriges Mädchen, das 
3 Wochen nach Masern-Erkrankung eine rechtsseitige metastatische Chorioiditis 
bekam mit Pupillarabschluss; hinter der durchsichtigen Linse war eine 
gelblich-grüne Masse zu sehen (Pseudogliom). Der Anfangs etwas erhöhte 
Druck wurde später etwas unternormal. Das Auge wurde amaurotisch und 
blieb reizlos; der zweite analoge Fall betraf ein 6jähriges Kind. Verf. be- 
spricht auch die einschlägige Litteratur. Neuburger. 


111) Ein Fall von Netzhaut-Blutung bei Miliar-Tuberculose, 
von Ernst Ewer. (Inaug.-Diss. 1900. Berlin.) Bei einem 17 jährigen 
Dienstmädchen, das, wie die Section ergab, an Miliar-Tuberculose gestorben 
war, fanden sich in beiden Augengründen zahlreiche Netzhaut-Blutungen. Die 
Anwesenheit tuberculöser Herde glaubt Verf. auf Grund der mikroskopi- 
schen Untersuchung der Augen ausschliessen zu können. Verf. spricht die 
Affection der Augen als Retinitis septica an. C. Hamburger. 


112) Die Verwendung des Acetylen-Lichtes im directen Kopir- 
verfahran, von Dr. Rich. Hilbert, Sensburg. (Internat. photogr. Monats- 
schrift für Medicin. 1900. Nr. 4.) Verf. machte die Beobachtung, dass 
das Acetylen-Licht sehr stark Fluorescenz erregende Strahlen besitze, und hat 
dies mit bestem Erfolg benutzt, indem er mit dem Acetylen-Licht Kopien 
herstellte. ,‚‚Das definitive Resultat war von einer bei Tageslicht gewonnenen 
Kopie in keiner Weise zu unterscheiden.“ Die erforderliche Zeit betrug 
2!/, Stunden. i C. Hamburger. 


113) Ein Fall von traumatischem Prolaps der Thränendrüse, 
von Dr. Rich. Hilbert, Sensburg. Mittheilung eines Falles von traumati- 
schem Prolaps der Thränendrüse bei einem 1!/,jahrigen Kinde, hervor- 
gerufen durch Fall auf die Kante einer Bank. Verf. erinnert daran, dass 
alle 5 bisher veröffentlichten Fälle Kinder betrafen. C. Hamburger. 


114) Ueber Extraction des grauen Stars in geschlossener Kapsel, 
von Carl Krayl. (Inaug.-Diss. aus der Univ.-Augen-Klinik zu Tübingen.) Be- 


— 52 — 


richt über die seit 1896 nach dieser Methode extrahirten 49 Stare; 18 dieser 
Fälle waren einfache graue Alterstare (37°/,), der Rest (31 = 63°/,) betraf 
Augen mit vorausgegangenen entzündlichen Veränderungen der Uvea oder 
Cornea, oder es waren durch Traumen complicirte Starformen. Die Methode 
bestand in der Regel darin, dass nach peripherem Schnitt (Linear- oder 
Lappenschnitt) der Versuch gemacht wurde, die Linse durch Druck auf 
den Bulbus (mit dem Finger oder J&ger’schen Löffel) zu entbinden. ‚Ist 
der Versuch, die Linse durch Druck auf den Bulbus zu entbinden, nicht 
gelungen, oder trat dabei Glaskörper in oder aus der Wunde, so 
wurde die Linse mit dem Löffel geholt.“ In 28 Fällen gelang die Extraction 
der Linse ohne Verwendung des Löffels. — Verf. erklärt die Erfahrungen 
für „derartige, dass dieselben zu weiterer Operation auffordern.“ Allerdings 
ist zu bemerken, dass bei den 18 Fällen von nicht complicirtem Alterstar 
in der Hälfte der Fälle (9 mal = 50°/,) Glaskörper ausfloss; in den 
übrigen Fällen (31) ging bei ?/, der Kranken etwas Glaskörper verloren. 
0. Hamburger. 


115) Ueber Kalkverletzungen des Auges, von Schmidt-Rimpler. 
(Berliner klin. Wochenschr. 1900. Nr. 36.) Verf. ist mit Andreae, dessen 
Monographie über Kalkverletzungen des Auges er für sehr werthvoll erklärt, 
der Ansicht, dass bei diesen Verletzungen die Temperatur-Erhöhung (,,die 
Verbrennung‘) keine Rolle spielt; die Hauptsache sei die chemische, lang- 
andauernde Wirkung, die Aetzung. Verf. stimmt Andreae ferner darin bei, 
„dass die Einhüllung des Kalkhydrates und Mörtels mit Oel allerdings nicht 
völlig die Aetzkraft beseitigt“. Therapeutisch bevorzugt Schmidt-Rimpler 
aber dennoch das Oel (Ausspritzung mittelst Spritze), einmal, weil es die 
Schmerzen rascher beseitigt, zweitens aber, weil diejenigen Kalkstücke durch 
das Oel besser unschädlich gemacht werden, welche in den Conjunctival- 
Falten fest haftend durch Wasser nur stärker erweicht werden und ‚dann mit 
der Thränenflüssigkeit eine allmählich sich auf andre Partien hin verbreitende, 
concentrirte Aetzflüssigkeit‘ bilden. Schmidt-Rimpler stützt sich hierbei 
auf Versuche an Kaninchen. Er empfiehlt vor Allem intensives Entfernen 
(mittelst Abreiben durch oel-getränkte Läppchen) der sichtbaren Kalkpartikel, 
event. mit dem Daviel’schen Löffel, weiterhin Aus- und Durchspülen des 
Auges mit Süssmandel- oder Provencer-Oel, oder — falls dies nicht zur Hand 
ist — reichliche Wasserspülung. C. Hamburger. 


116) Zur Casuistik der malignen Epithelial-Geschwülste der 
oberen Nasenhöhle, von Dr. J. Herzfeld. (Berliner klin. Wochenschr. 
1900. Nr. 36.) Bei einer 60 jährigen Frau, die seit einigen Monaten über heftige 
rechtsseitige Kopfschmerzen klagt, findet sich das rechte Auge etwas vorge- 
trieben, die Sehschärfe vermindert, ophthalmoskopisch Stauungspapille, jedoch 
nur rechts, links alles normal (Dr. Ginsberg). Fieber (40°), Lidödem (r) und 
heftiger Stirnkopfschmerz (r) veranlassen Verf., den rechten Sinus frontalis 
zu eröffnen. Entleerung reichlicher Eitermassen, im Boden der Stirnhöhle 
ein Defect, in welchen das Auge hineinragt. Ein zweiter Defect in der 
Rückseite des Sinus, daselbst liegt die Dura frei. Tod zwei Tage später. 
Die Section ergiebt Meningitis purulenta, die mikroskopische Untersuchung 
der bei der Operation ausgelöffelten Massen Platten-Epithelkrebs. Verf. be- 
tont die grosse Seltenheit des Vorkommens von Krebs-Erkrankungen in der 
Nasenhöhle. C. Hamburger. 


— 523 — 


117) Beiträge zur Lehre von den hereditärenSehnerven-Leiden, 
von Dr. Philipp Hormuth (Heidelberg). (Inaug.-Dissertation. Deutsch- 
mann’s Beiträge zur Augenheilkunde 1900. Heft 42.) Verf. giebt eine 
sehr eingehende tabellarische Zusammenstellung der bisher publicirten Fälle 
von hereditären Sehnerven-Leiden, bezüglich des Alters,' des Geschlechtes, der 
Familien-Geschichte u. s. w. und bezüglich des Ausganges. Die Arbeit ent- 
hält auch die Mittheilung der Kranken-Geschichten von 15 Familien, in 
welchen neuerdings Leber hereditäres Sehnerven-Leiden feststellen konnte. 
Verf. erinnert daran, dass Leber der Erste war (1871), welcher gestützt 
auft 1% Fälle, aus vier verschiedenen Familien, diese Krankheit beschrieb, 
welche fast ausschliesslich Männer befällt, gewöhnlich zur Pubertätszeit, ohne 
nachweisbare Ursache, in Form einer — meist retrobulbären — Neuritis 
optica. Bemerkenswerth ist, dass directe Vererbung nur ausnahmsweise 
vorkommt — in 71 Familien nur 10 Mal, also 14°/,; weit häufiger kommt 
indirecte oder latente Vererbung zur Beobachtung, wobei einzelne oder 
mehrere Generationen übersprungen werden. In weitaus der Mehrzahl der 
Fälle wird das Leiden nur durch die weibliche Linie fortgepflanzt (vergl. 
den Stammbaum der Westhoff’schen Familie, 9. 134 dieser Mittheilung). 
Die männlichen Nachkommen von Vätern, die mit Sehnerven-Leiden behaftet 
waren, bleiben nicht nur selbst gewöhnlich verschont, sondern sie übertragen 
das Leiden auch nicht mehr auf folgende Generationen, so dass mit jedem 
nicht afficirten Manne die Krankheit in dieser Seitenlinie auszusterben scheint. 
Blutsverwandtschaft scheint bei der Entstehung und Uebertragung dieser 
Affection keine Rolle zu spielen. C. Hamburger. 

118) Ueber die regressiven Ernährungs-Störungen im Auge 
bei bandförmiger Hornhaut-Trübung, von Dr. Best. (Aus der Univ.- 
Augen-Klinik in Giessen. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. 
1900. Heft 43.) Verf. betrachtet die bandförmige Hornhaut-Trübung als 
den Ausdruck einer herabgesetzten Lebensenergie der Hornhaut und kommt 
auf Grund der Beobachtung von 9 Fällen zu dem Ergebniss, dass diese 
Trübung im Lidspaltenbereich anatomisch charakterisirt ist durch eine Ge- 
webs-Veränderung, bestehend in der Neubildung von sclerotischem Binde- 
gewebe unterhalb des Epithels, bei Zerstörung der Bowman’schen Membran; 
ausserdem finden sich kalkhaltige nur homogen-organische Concremente. 
Diese Einlagerungen sind die Folge einer Coagulations-Necrose, sei es der 
Eiweisskörper im Nährstrom der Hornhaut, sei es von Bestandtheilen des 
Gewebes selbst, z. B. der Bowman’schen Membran. Die homogenen orga- 
nischen Concremente sind in Degeneration befindliche Eiweisskörper und 
durch bestimmte Reactionen sowohl von den Prostata-Concretionen als auch 
vom Schilddrüsen-Colloid und vom Amyloid unterschieden; sie geben Tyrosin- 
und Biuret-Reaction. — Von intraocularen Veränderungen weist Verf. besonders 
auf das Vorkommen von Glaucom hin. C. Hamburger. 

119) Des collyres huileux. Leurs avantages sur les collyres 
aqueux et les pommades, par Scrini. (Paris, Steinheil 1898.) Im 
Gegensatz zu den in Wasser gelösten, in der ophthalmologischen Therapie 
benutzten Salzen rufen ihre öligen Lösungen weder Thränen noch Blepharo- 
spasmus hervor. Ferner ist ihre Haltbarkeit viel grösser; insbesondere 
verändert Eserin seine Farbe nicht. Ihre Wirkung ist schneller, intensiver 
und prolongirter als die der wässerigen Lösungen. — Ein besonderer Vor- 


zug der öligen Cocain-Lösung ist, dass keine Abschilferung des Epithels 
eintritt. Moll. 


— 524 — 


120) Ein Beitrag zur congenitalen totalen Farben-Blindheit, 
von W. Uhthoff. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XX, S. 326.) 
Verf. giebt die definitiven Resultate seiner noch weiter fortgeführten Untersuchun- 
gen an einem total Farben-Blinden, über die er schon 1898 in Heidelberg berichtet 
hat. Die centrale Sehschärfe betrug !/,—!/, auf beiden Augen. Zum Vergleich 
zwischen den centralen und den excentrischen Netzhautpartien wurde die 
Prüfung der Punkt-Sehschärfe (Guillery, Groenouw) benutzt. Es 
ergab sich, dass die peripherische Punkt-Sehschärfe des achromatischen Auges 
analog der des normalen mit der Entfernung vom Fixirpunkt continuirlich 
abnimmt. Während aber die Zunahme der peripherischen Sehschärfe zum Fixir- 
punkt hin beim normalen Auge ganz continuirlich erfolgt und von 1,5° an 
ganz rapid stattfindet, hat die Curve beim Achromaten bis etwa 3° excentrisch 
vom Fixirpunkt ungefähr denselben Verlauf (bei mässiger diffuser Beleuch- 
tung), steigt aber von da ab bis zu 45’ nicht mehr wesentlich, um dann 
hier ganz abzuschneiden, indem in der Ausdehnung von 45’ um den Fixir- 
punkt herum (also einem Kreis vom Durchmesser von 1,5°) ein centrales 
Skotom besteht, das aber wahrscheinlich nicht absolut ist. In seiner Grösse 
ist es nicht von verschiedenen Beleuchtungs-Graden abhängig. Dagegen 
macht sich der schädigende Einfluss heller Beleuchtung auf die Sehschärfe in 
den der Fovea zunächst liegenden Partien sehr geltend. Die centrale Seh- 
schärfe des achromatischen Auges beginnt schon bei einer Beleuchtung des 
Objects von über 12 Meterkerzen continuirlich zu sinken, während beim 
normalen Auge weiterhin noch eine starke Steigerung der Sehschärfe. statt- 
findet. Bei den niedrigsten Beleuchtungs-Intensitäten verhält sich die Seh- 
schärfe des achromatischen Auges ganz analog der des normalen. Die 
Farbensinn-Prüfung ergab totalen Mangel des Farbensinns. Am Spectral- 
Apparat liess sich eine deutliche Verkürzung am rothen Ende des Spectrum 
nachweisen; die hellste Stelle im Spectrum lag bei etwa 5 uu (grün), ent- 
sprechend der Stelle, die dem farben-tüchtigen Auge bei starker Herabsetzung 
der Beleuchtung am hellsten erscheint (Purkinje’sches Phänomen). Beim 
photographirten Spectrum liegt für den Achromaten das Maximum der Hellig- 
keit im Blau, er sieht also die Aussenwelt nicht wie eine Photographie, 
sondern die Helligkeits-Vertheilung ist eine wesentlich andre, grüne Farben 
erscheinen ihm wesentlich heller, blaue wesentlich dunkler als in der Photo- 
graphie. Die Schätzung der Helligkeit verschiedener Pigment-Farben entsprach 
der Schätzung des normalen Auges bei stark herabgesetzter Beleuchtung. 
Die Höhe der Reiz-Schwelle war bei dem Achromaten annähernd die des 
normalen Auges; die Dunkel-Adaption erfolgte bei jenem erheblich schneller. 
Die Unterschieds-Empfindlichkeit war bei voller Tages-Beleuchtung 
sehr verringert, bei Herabsetzung der objectiven Beleuchtung stieg sie sehr 
und war bei einer gewissen Abdämpfung des Lichtes dem normalen Auge 
noch etwas überlegen. Der Patient zeigte einen eigenartigen Nystagmus, 
der ganz den Eindruck .hervorrief, als ob keine ganz circumscripte Stelle 
deutlichsten Sehens in der Macula lutea existirte und der Untersuchte somit 
beim scharfen Fixiren bald die eine, bald die andre Stelle seiner Macula lutea 
einstellte. Schwarz. 

121) Bemerkungen über angeborene Farben-Blindheit, von 
Arthur König. (Ebendaselbst XX, S. 425.) Verf. weist darauf hin, dass 
die Beobachtungen von Uhthoff an einem total Farben-Blinden (s. das vorige 
Referat) in weitestem Umfang die vom Verf. über diese Anomalie des Farben- 
sinns gemachten Beobachtungen und daraus gezogenen Schluss-Folgerungen 


— 525 — 


bestätigen, wonach bei angeborener totaler Farben-Blindheit die Zersetzung 
des Sehpurpurs der die Licht-Empfindung ausschliesslich bedingende peri- 
pherische Process sei, und daher die Zapfen hier entweder fehlen oder 
wenigstens in einem functions-unfähigen Zustand sich befinden. Ferner unter- 
stützen Uhthoff’s Beobachtungen des Verf.’s frühere Beweisführung gegen 
die Richtigkeit der Hering’schen Theorie der Weissvalenz, und sie stimmen 
überein mit Verf.’s Ansicht über die Abhängigkeit der Sehschärfe von der 
Beleuchtungs-Intensität, wonach die stärkere Steigung der die Sehschärfe des 
normalen Auges darstellenden Curve, also die Abweichung von der Sehschärfen- 
Curve des total Farben-Blinden, da eintritt, wo die im total farben-blinden 
Auge nicht vorhandenen oder functions-fähigen Zapfen in Thätigkeit treten. 
Dies ist sowohl mit Verf.’s Farbentheorie, als mit der von v. Kries auf- 
gestellten Modification derselben (aber auch mit G. E. Müller’s Modification 
der Hering’schen Farbentheorie, siehe dieses Centralbl. 1897, S. 464) in 
Uebereinstimmung. Schwarz. 


122) Ein neuer stabiler Augenspiegel mit reflexlosem Bild, 
von Walther Thorner. (Ebendaselbst. XX, S. 294.) Nach einer übersicht- 
lichen Darstellung der optischen Gesetze, aus denen Verf. die Construction 
seines Augenspiegels abgeleitet hat, bespricht er den Apparat selbst, der ein 
Gesichts-Feld von 37° in der Vergrösserung des aufrechten Bildes ergibt 
und dabei frei von jedem störenden Reflexe ist. Er besteht aus zwei nach 
dem Auge des Patienten convergirenden Röhren; das eine dient als Beleuch- 
tungsrohr und enthält ein teleskopisches System und ein total reflectirendes 
Prisma, das dem Beobachter die halbe Pupille des Untersuchten verdeckt; 
das andre, das Beobachtungsrohr, enthält nur ein teleskopisches System und 
lässt sich durch Ausziehen und Einschieben für die verschiedenen Refractions- 
Zustände einstellen. Der Apparat als Ganzes ist mit der Lampe fest ver- 
bunden und lässt sich mit dieser zusammen durch eine Schraube auf und 
ab, durch eine zweite nach rechts und links bewegen. Neben dem Beob- 
achtungsrohr befindet sich noch ein Kasten mit zwei Prismen; das eine dient 
zur Einstellung für den Beobachter selbst, während er den Patienten unter- 
sucht, dass andre gestattet einer zweiten Person, für einen Ungeübten den 
Apparat einzustellen. Künstliche Erweiterung der Pupillen ist bei meisten 
der Patienten nothwendig, am besten durch reines Homatropin (Cocain- 
Zusatz verursacht leicht optisch störende Epithel- Veränderungen der Horn- 
haut). Der Apparat wird von Franz Schmidt und Haensch, Berlin, 
Stallschreiberstr. 4, angefertigt. Schwarz. 


123) Die Präcision der Blick-Bewagung und der Localisation 
an der Netzhaut-Peripherie, von Dr. Chas. B. Morrey (Columbus O., 
U. S. A.). (Ebendaselbst. XX. S. 317.) Verf. versuchte die Genauigkeit 
zu bestimmen, mit welcher die durch ein gegebenes Localzeichen, d. h. durch 
einen die Netzhaut excentrisch treffenden Reiz, ausgelöste Blick-Bewegung 
eintritt. Damit wirklich nur ein Localzeichen wirke, wurden im dunklen 
Gesichtsfelde Momentan-Reize verwendet und die Correctheit der Blick- 
Bewegung gemessen durch die Grösse des Fehlers, der bei dem Bestreben, 
den Punkt des Reizes im Gesichtsfelde zu fixiren, begangen wırd. Die 
Versuche ergaben, dass wir geneigt sind, das Gesichts-Object so zu locali- 
siren, als wäre es dem Fixations-Punkt der Primär-Lage genähert; der 
Fehler der optischen Localisation wird um so grösser, je grösser der Abstand 
der gereizten Netzhaut-Stelle vom Netzhaut-Centrum ist. (Dem entspricht 





— 526 — 


die optische Täuschung, dass bei Blick-Wendung nach einem erst excentrisch 
gesehenen Object dieses der Blick- Bewegung etwas entgegenzukommen 
scheint. Ref.) Schwarz. 
124) Ueber räumliche Abbildungen des Continuum der 
Farben-Empfindungen und seine mathematische Behandlung, von 
Konrad Zindler in Wien. (Ebendaselbst. XX. S. 225—293.) Die mehr- 
fachen Versuche, die Aehnlichkeits-Beziehungen im Farben-Continuum durch 
Farbentafeln oder ,Farben-Körper“ räumlich zu versinnlichen, fordern dazu 
heraus, einmal im Zusammenhang die verschiedenen Principien auseinander- 
zusetzen, nach denen dies geschehen kann. Wenn sich in einer continuir- 
lichen Mannigfaltigkeit von Dingen oder psychischen Inhalten die Analoga 
der geometrischen Grund-Vorstellungen der Distanz und der Richtung 
wiederfinden, können wir mit einiger Aussicht auf Erfolg eine Abbil- 
dung dieser Mannigfaltigkeit (oder von Theilen derselben, falls ihre Di- 
mension zu gross ist,) auf den Raum versuchen, um uns diese Mannigfaltig- 
keit anschaulich zu machen. Diese Aufgabe besteht darin, die Farben- 
Empfindungen in einem räumlichen Schema symbolisch so darzustellen, dass jeder 
Farbe ein Punkt (ihr ‚‚Bild“) entspricht, und dass a) einer stetigen Reihe 
von Farben auch eine stetige Reihe von Oertern entspricht, b) dass, 
wenn zwischen zwei Farbenpaaren die Distanzen als gleich be- 
urtheilt werden, auch die Distanzen zwischen den entsprechen- 
den Bildpaaren gleich sind; c) dass solche Reihen von Farben, bei 
denen wir finden, dass der Uebergang in derselben Richtung 
stattfinde, durch Punkte derselben Geraden abgebildet werden. 
Wenn ein diesen Anforderungen genügendes Schema überhaupt möglich ist, 
soll es bloss die Beziehungen zwischen den Empfindungen selbst zur 
Anschauung bringen, nicht etwa die Beziehungen zwischen den physikalischen 
Reizen oder zwischen diesen und den Empfindungen; es würde also einen 
„psychologischen Farbenkörper“ darstellen (event. eine Farben-Fläche 
oder Farbentafel, wenn bloss eine zweifache Mannigfaltigkeit aus den ge- 
sammten Farben-Empfindungen dargestellt werden soll). Ein Schema, bei 
dem nur die Forderung a) erfüllt ist, kann man als Farbenkörper schlecht- 
weg bezeichnen. Nach einem Ueberblick über die bisher aufgestellten Farben- 
körper und Farbentafeln legt Verf. dar, dass es höchstens einen psycho- 
logischen Farbenkörper geben kann, wenn man geometrisch ähnliche und 
symmetrische Modelle nicht als verschieden zählt, und begründet den Satz 
von der dreifach ausgedehnten Mannigfaltigkeit der Farben-Empfindungen 
auf der Möglichkeit der Maxwell'schen Farbentafel (der zweidimensionalen 
Darstellung des Farben-Continuum für Farben einer bestimmten absoluten 
Intensität): Da jeder objective Reiz, dem ein Punkt der Farbentafel ent- 
spricht, noch in unendlich vielen Intensitäten auftreten kann, denen ein 
Empfindungs - Continuum entspricht, das aus der Farbentafel herausführt 
(womit nicht behauptet wird, dass dieses ebenfalls nach der Intensität ab- 
gestuft; sein muss), so muss das Continuum aller Farben-Empfindungen eine 
Dimension mehr haben als die Farbentafll. Die Maxwell’sche Farben- 
tafel ist eine physiologische, indem sie die physiologischen Werthig- 
keiten der Reize und die Beziehungen zwischen diesen Werthig- 
keiten darstellt. Einen physikalischen Farbenkörper im eigentlichen 
Sinn, d. h. die stetige Abbildung aller physikalischen Farbenreize auf ein 
Stück des Raumes, kann es nicht geben; wir können aber auf mannigfache 
Weise künstlich aus der Mannigfaltigkeit der physikalischen Reize eine bloss 


eu BT = 


dreifache so herausheben, dass ihr auch eine dreifache Empfindungs-Mannig- 
faltigkeit entspricht, und jene dreifache Reiz-Mannigfaltigkeit auf den Raum 
abbilden. Würde man z. B. drei Spectralfarben, etwa je ein Roth R, 
Grün G, Violett V in beliebigen Intensitäten zur Verfügung haben, so 
könnte man den grössten Theil der überhaupt möglichen Farben-Empfindungen 
damit hervorrufen, im Verhältniss zur Gesammtheit der möglichen physi- 
kalischen Reize aber würde er nur einen verschwindend kleinen Ausschnitt 
darstellen. Dieser Farben-Körper umfasst znnächst nur die aus R, G, V 
mischbaren Farben, er kann aber, wie Verf. zeigt, durch Einführung nega- 
tiver Coefficienten und Coordinaten so erweitert werden, dass er jedes Gebiet 
umfasst, das durch eine Maxwell’sche Tafel umfasst wird, und überdies 
jeden Reiz in allen überhaupt möglichen Intensitäten abbildet, also zu jeder 
Farben-Empfindung einen hervorragenden Reiz enthält. Die weiteren Aus- 
führungen des Verf.’s über die Eigenschaften physikalischer, physiologischer und 
psychologischer Farbenkörper und ihrer Beziehungen zu einander, die Abbildung 
eindimensionaler Farbencontinua, surrogative Messung von Farben-Distanzen 
durch Strecken, die Möglichkeit und Art einesarithmetischen Farben-Schemas, 
Helmholtz’ Untersuchungen über kürzere Farbenlinien, die Methoden zur 
Aufstellung des etwaigen psychologischen Farbenkörpers (wofür zwei ein- 
schlagbare Wege besprochen werden) können hier nicht dargelegt werden. 
Im Schlusswort weist Verf. auf die Beziehungen des Farben-Continuum zu 
den mathematischen Abstractionen Riemann’s und seiner Nachfolger hin, 
die den Raum nur als Specialfall einer dreifach ausgedehnten Mannigfaltigkeit 
betrachten, und zeigt, wie gewisse mathematische Abstractionen durch das 
Farben-Continuum als Beispiel einer anders als das Raum-Continuum gearteten 
Mannigfaltigkeit erläutert werden können. Schwarz. 


125) Zur Kenntniss der nachlaufenden Bilder, von A. Samoj- 
loff, Privatdocent an der Universität Moskau. (Ebendaselbst. XX. S.118.) Verf. 
stellte auf Anregung von v. Kries im physiologischen Institut zu Freiburg Ver- 
suche über das ‚nachlaufende Bild‘ (bei bewegtem Licht-Object) an zur Auf- 
klärung der hierüber bestehenden Differenzpunkte zwischen v. Kries und Hess. 
Die Täuschungsquellen, auf die Hess hingewiesen hatte, werden dabei vollständig 
ausgeschlossen. Verf. fand auch unter diesen Bedingungen das nachlaufende 
Bild in der Regel schwach complementär gefärbt, während es nach 
Hess mit dem primären Bild gleichfarbig sein soll, und ebenso bestätigte er 
die Beobachtung von v. Kries, dass die Erscheinung an der Stelle des 
deutlichsten Sehens fehlt, so dass das nachlaufende Bild einen centralen Be- 
zirk zu überspringen scheint, also der centrale Bezirk nur eine einfache 
Empfindung erfährt, während in der Peripherie ein kurzdauernder Lichtreiz 
eine in zwei Theile auseinander fallende (‚‚doppelschlägige“) Empfindung liefert. 
Er schliesst aus den Ergebnissen, dass eine gewisse eigenartige Functions- 
weise, auf der die zeitlich doppelte Reizwirkung kurzdauernder Lichter be- 
ruht, in einem kleinen centralen Netzhaut-Bezirk nicht nachgewiesen werden 
kann. Die Beobachtungen stimmen also gut zu der von v. Kries vertretenen 
Annahme, dass das nachlaufende Bild auf der Action des im Centrum fehlen- 
den „Dunkel-Apparates‘‘ beruhe, doch möchte Verf. sie nicht als strengen Be- 
weis für das absolute Fehlen desselben im Centrum betrachten. 

Schwarz. 


126) UeberNachbilder nach momentanerHelligkeit, von Dr.H.G. 
Hamaker (Utrecht). (Ebendaselbst. XXI. S.1.) Verf. stellte bei ruhendem und 


— 528 — 


bei bewegtem Lichtbild ausführliche Versuche über das Verhalten der Nachbilder 
an. Er nennt mit Brücke ‚‚positiv‘‘ alle Nachbilder, die heller sind als die Um- 
gebung, „negativ‘‘ diejenigen, welche deutlich dunkler sind; ferner wird in 
Uebereinstimmung mit Bosscha die ursprünglich „einheitliche“ Wahrnehmung 
als primäres Bild, die darauf folgenden Nachbilder, Zleichgiltig, ob sie positiv 
oder negativ sind, als secundär, tertiär, quaternär bezeichnet. Die Beobach- 
tungen mit ruhendem Lichtbild ergaben 7 Phasen: 1. Das primäre 
Bild, das gefärbte Lichtbild selbst. 2. Ein dunkles Intervall. 3. Das 
secundäre Bild oder das Purkinje’sche Nachbild. Es war stets heller 
als seine Umgebung; seine Färbung war nicht immer deutlich complementär, 
sie näherte sich am meisten der complementären bei primär-rothem Bild, 
war aber hierbei viel schwerer wahrzunehmen, als bei irgend einer anderen 
Farbe, und nur von sehr kurzer Dauer. Bei andren Farben ist die Wahr- 
nehmung dieses Bildes viel bestimmter. 4. Eine dunkle Phase. 5. Das 
tertiäre Bild, positiv gleichnamig, von einigen Secunden Dauer; es verliert 
jedoch die gleichnamige Färbung schnell und bleibt noch einige Augenblicke 
als schmutzig-grau gefärbtes Bildchen. 6. Ein dunkles Intervall. 7. Ein 
wirkliches negatives Nachbild, also dunkel, von einem hellen Hof um- 
geben und complementär gefärbt, dasselbe, das man bei längerer Helligkeits- 
dauer viel bequemer zu sehen bekommt. Verf. fand auch die Resultate von 
v. Kries hinsichtlich der Verschiedenheit zwischen gelbem Fleck und seiner 
nächsten Umgebung bestätigt; ausserhalb des gelben Fleckes ist stets ein 
deutlich wahrnehmbares secundäres Bild zu erhalten, das im Centrum fehlt. 
Auch das tertiäire Bild war im indirecten Sehen stets wahrzunehmen, bei 
genauer Fixion nie. Die Beobachtungen bei einem im Kreise bewegten 
Licht-Bild ergaben 6 Phasen: 1. Primäres Bild etwa 3°. 2. Kurzer 
Schweif etwa 6°, entweder gleichnamig gefärbt, oder mehr oder weniger 
weiss, mit dem primären Bild zusammen ein leuchtendes Ganzes darstellend. 
3. Dunkles Intervall 10—15°, oft pechschwarz. 4. Satellit (‚„nachlaufen- 
des Bild‘), je nach der Farbe des primären Bildes verschieden gefärbt, bei 
Roth stets fehlend. 5. Dunkles Intervall etwa 50%. 6. Langer Schweif 
etwa 360°, schwach positiv, meist von einigermaassen violettem Ton. Auch 
hierbei fanden sich die Mittheilungen von v. Kries bestätigt, es fehlte im 
fovealen Teil des Gesichtsfeldes stets sowohl der kurze weisse Schweif als 
auch der Satellit. Die Ergebnisse der verschiedenen Versuchsreihen werden 
in Tabellen übersichtlich dargestellt. Das gesammte Verhalten der Nachbild- 
Erscheinungen lässt sich am besten verstehen, wenn man annimmt, dass zwei 
von einander unabhängige Processe in einander überspielen und, zum Theil zu- 
sammenfallend, combinirte Empfindungen erregen. In beiden, Stäbchen und 
Zapfen, wird man dann eine Reihe von Bildern voraussetzen können, von 
denen die in den Zapfen die Entstehungs-Ursache für die Farben-Abgaben, 
derweil die der Stäbchen sich entweder als weiss präsentiren, wenn sie stark, 
oder violettartig gefärbt, wenn sie schwach sind. Die Betheiligung der Stäb- 
chen und Zapfen an den einzelnen Phasen wird noch näher ausgeführt. 
Schwarz. 
127) Ueber die Natur des Erinnerungsbildes, von Dr. Ludwig 
Hellwig. (Ebendaselbtt. XXL.) Nach der Hypothese von Rabl-Rück- 
hard und Duval erzeugt die Erregung einer Ganglienzelle eine Ver- 
längerung ihrer Neurodendren. Die Protoplasma - Fortsätze gleichzeitig 
erregter Ganglienzellen nähern sich dadurch einander. . Fügt man nun 
die Hypothese hinzu, dass zwei sich berührende Ausläufer verschie- 





— 529 — 


‘ dener Ganglienzellen, wenn sich beide in activem Zustande befinden, ań- 
einander haften bleiben, so bat man eine dauernde Zusammenfassung 
jener gleichzeitig:erregten Ganglienzellen zu siner Combination, 
die später auch psychisch wieder erregt werden ‚könnte. Jede einzelne Zelle 
würde dabei an unzähligen Combinationen theilnehmen.- Zum Vergleich denke 
‚man sich ein grösses mit elektrischen Glühlampen besetztes Brett, wo es durch 
die Anordnung der Drähte ermöglicht ist, durch Druck auf entsprechende 
Contacte bald einen Stern, bald einen Kreis u. s.. f. erglühen zu: lassen. 
(Wenn’s nur so einfach wäre! — Ref.) Schwarz. 


128) Ueber subjective Gesichts- Empfindungen und -Erschei- 
nungen, von Prof. Dr. J. Schwertschlager in Eichstätt. (Eben- 
daselbst. XVI. S. 35.) Verf. bespricht verschiedene subjective Licht- 
Erscheinungen und Hallucinationen, die er bei mehrfachen Verband- und 
Dunkelkuren (wegen Netzhaut-Ablösung auf einem, Blutung der Macu- 
lagegend mit Skotom im andren Auge) an sich beobachtete. Von be- 
sonderem Interesse sind die Gesichts-Hallucinationen, die sehr häufig auf- 
traten, jedoch nur, wenn der Occelusiv-Verband getragen wurde. Sie traten 
immer erst zu einer Zeit ein, da sowohl die physiologischen Nachbilder des 
objecetiven Schauens als auch lebhaftere, an eine ganz frische Vergangenheit 
gehundene psychologische Erinnerungsbilder und Phantasien nicht mehr vor- 
handen waren. Während der ersten Erkrankung traten die Erscheinungen 
erst dann auf, wenn Verf. sich die betreffenden Gegenstände meist unwill- 
kürlich, aber zuweilen auch willkürlich eingebildet hatte, wobei es sich fast 
ausnahmlos um gut bekannte Gegenstände handelte. Verf. sah die hallucinirten 
Bilder so, wie er sonst die wirklichen Objecte sah, entsprechend seiner Kurz- 
sichtigkeit in geringerer als der normalen Schärfe der Umrisse und in der 
normalen Localisation des Gesichtsfeldes. Eigenthümlich war aber, dass die 
Conturen der Objecte stets nach einiger Zeit hin- und herschwankten, inein- 
ander verschwammen, und die Beleuchtung, mit der er die Objecte sah, eine 
matte war, etwa wie beim Schein eines kräftigen Nachtlichtes oder des nicht 
ganz vollen Mondes. Farben wurden dabei nur unvollkommen wahrgenom- 
men. Die Vision war stets nur plötzlich, wie mit einem Schlage da, sie 
zeigte zwar ein An- und Abschwellen, aber nicht einen allmählichen Ueber- 
gang zwischen Vorstellung und Hallucination. Wegen des Eindruckes der 
objectiven Wirklichkeit der Visionen und wegen des Umstandes, dass diese 
mit den Augen sich oft bewegten, bezieht sie der Verf. auf eine Netzhaut- 
Erregung. [Die Begründung ist nicht stichhaltig; auch rein cerebral be- 
dingte Gesichts-Wahrnehmung folgen den Augen-Bewegungen, da die Locali- 
sation des ganzen (binocularen) Gesichtsfeldes von der die Augen- (und 
Kopf-)Stellung bestimmenden centralen Innervation abhängt. — Ref.] 

Schwarz. 


129) In Sachender optischen Tiefen-Localisation, von 
Dr. Franz Hillebrand, ord. Professor der Philosophie in Innsbruck. 
(Ebendaselbst. XVI. S. 71—151.) Verf. hatte in einer früheren Arbeit 
(„Das Verhältniss von Accommodation und Convergenz zur Tiefen-Locali- 
sation“, s. Referat in diesem Centralbl. 1896. S. 252) aus seinen Unter- 
suchungen den Schluss gezogen, dass eine Tiefen-Wahrnehmung auf Grund 
centripetaler Muskel-Empfindungen, sei es, dass diese von der 
Accommodations-Musculatur oder dass sie von der äusseren Augen-Musculatur 
herrühren, nicht existire. In vorliegender Arbeit weist er die von Dixon 

34 


— 530 — 


(Mind, New Series Vol. IV.) und besonders die von Arrer (Wundt’s 
Philos. Studien Bd. XIII.) gegen seine Versuche erhobenen Einwände ein- 
gehend und klar zurück. Die Grundlage der Widerlegung bildet der Nach- 
weis, dass die sogenannte „unbestimmte Localisation“ nur hinsichtlich der 
äusseren Localisations-Bedingungen unbestimmt ist, hinsichtlich der inneren 
(d. h. der subjectiven) Bedingungen aber zwar inconstant, aber doch in jedem 
einzelnen Augenblicke bestimmt ist. Schliesslich zeigt Verf., dass man von 
der relativen Tiefen-Localisation auf Grund der Quer-Disparation aus auch zu 
einer absoluten Localisation des Kernpunktes des Sehraums kommt, 
indem der Kernpunkt relativ zum eigenen Körper in die Ferne 
localisirt wird; das „wie weit in die Ferne?‘ hängt ab von der Differenz 
der Doppelbild-Distanzen sichtbarer Theile des eigenen Körpers 
und des Kernpunkts, wobei die Doppelbild-Distanz für den Kernpunkt 
natürlich = 0 ist. Die Tiefen-Beziehung des Kernpunkts zum eigenen Körper 
wird so als blosser Specialfall des allgemeinen Satzes dargestellt, dass der 
Tiefen-Unterschied zweier beliebiger Punkte immer von der Differenz ihrer 
Doppelbild-Distanzen abhängt; ist der eine der beiden Punkte zufällig der 
Kernpunkt, so nimmt seine Doppelbild-Distanz den speciellen Werth Null an. 
Für die jenseits des Kernpunktes gelegenen Punkte müssen wir dann der 
Doppelbild-Distanz das entgegengesetzte Vorzeichen geben. Der Fixations- 
punkt ist der „Nullpunkt der Tiefen-Localisation“ nur in dem 
Sinne, dass diesseits von ihm jede Distanz-Zunahme der (gekreuzten) 
Doppelbilder eine Vermehrung der Nähe, jenseits von ihm jede Distanz- 
Zunahme der (gleichnamigen) Doppelbilder eine Verminderung der Nähe 
(Vermehrung der Entfernung) zur Folge hat. Aber nur die Aenderung der 
Doppelbild-Distanz, also nur die physiologische Ursache der phänome- 
nalen (ins Bewusstsein fallenden) Entfernungs-Aenderungen, hat einen Null- 
punkt (Umkehrpunkt), nicht aber die (phänomenale) Entfernungs- 
Aenderung selbst. Mit dieser Auffassung schwindet die bisherige Schwierig- 
keit der Erklärung der Localisation des Kernpunktes nach Hering’s Theorie 
der Tiefen-Localisation. Schwarz. 


130) Der Accommodations-Fleck, von Dr. A. Reddingius, Haag. 
(Ebenda. XVI. S. 188.) Bei starker Accommodation erscheint auf weisser 
Fläche ein grauer oder grau-brauner Fleck in der Blickrichtung, der von 
Landois und Aubert als Druck-Erscheinung betrachtet wurde, da der Fleck 
auch durch äusseren Druck auf das Auge hervorgerufen werden kann. Verf., 
der übrigens einen hyperbel-artig begrenzten Doppelfieck unter Freilassung 
des Fixirpunktes sieht, suchte zu entscheiden, ob die Erscheinung durch die 
Accommodation oder durch den Druck der Aussenmuskeln bei starker 
Convergenz entsteht, indem er sich Homatropin einträufelte; die Flecke er- 
schienen jetzt auch bei stärkster Convergenz nicht mehr und konnten nur 
durch Fingerdruck hervorgerufen werden. (Das beweist aber noch nicht, 
dass die Flecke direct durch Druck in Folge der Accommodation entstehen, 
sie könnten ebensogut durch die mit der Accommodation verbundene 
Dehnung der — an der Macula fester fixirten — Netzhaut bedingt sein, 
die natürlich ebenfalls durch starken Aussendruck bewirkt werden kann. — Ref.) 

Sch warz. 

131) Ueber das Aubert’sche Phänomen und verwandte 


Täuschungen über die verticale Richtung, von Dr. Willibald 
A. Nagel in Freiburg. (Ebendaselbst. XVI. .S. 373.) Verf. stellte ein- 


— 531 — 


gehende Untersuchungen über die zuerst von Aubert gemachte Beobachtung 
an, dass eine verticale helle Linie im vollkommen dunklen Zimmer bei starker 
Seitwärts-Neigung des Kopfes im entgegengesetzten Sinn von der Verticalen 
abzuweichen scheint. Diese Scheinbewegung trat beim Verf. nur auf, wenn 
die Kopfneigung mindestens 50—60° betrug, und war dann sofort stark aus- 
geprägt. Mit zunehmender Kopfneigung nahm die Neigung der Linie in 
unregelmässig springender Weise zu und erreichte bei etwa 120—140° ihr 
Maximum. Die Erscheinung tritt auch bei passiver Körperbewegung mittelst 
eines um eine horizontale Achse drehbaren Brettes ein, ebenso wenn man 
sich in Rückenlage begibt und nun in die Seitenlage wälzt. Bei pendelnden 
Kopfneigungen nach der einen und andren Seite dagegen, die unter 50° 
blieben, sah Verf. Schein-Bewegungen der verticalen Linie, die der Kopf- 
neigung gleichgerichtet waren; von einer Reihe andrer Personen sah 
hierbei ein Theil die Schein-Bewegungen ebenfalls gleichsinnig zu den Kopf- 
neigungen, ein andrer Theil entgegengesetzt (also gerade wie beim Aubert- 
schen Phänomen). Auch bei galranischer Durchströmung des Hinterkopfes 
(Elektroden in der Fossa mastoidea beiderseits) sah Verf. Schein-Bewegungen 
der Verticalen, indem diese im Moment des Stromschlusses einen deutlichen 
Ausschlag mit ihrem oberen Ende nach der Kathoden-Seite zu machte 
und während der Stromdauer in andauernder Drehbewegung in derselben 
Richtung erschien, aber ohne dass sie dabei sich merklich weiter von der 
verticalen Lage entfernte. Nach Stromöffnung ging die Linie alsbald zur 
verticalen Lage zurück. Dieselbe Erscheinung hatten auch andere Personen. 
— Die bei Kopfneigung auftretende compensirende Rollung der Augen 
um die Gesichtslinie kann nach Verf.’s Untersuchungen nicht zu einer directen 
einfachen Erklärung des Aubert’schen Phänomens herangezogen werden, 
sondern nur indirect, indem sie das im Dunkeln an sich schon unsichere 
Urtheil über den Innervations-Zustand der Augen noch mehr verwirrt.. Als 
entferntere Ursache des Aubert’schen Phänomens und der verwandten 
Täuschungen ist die Labyrinth-Erregung zu betrachten, indem der Eindruck 
der Bewegung gesehener Objecte auch durch centripetale Impulse entstehen 
kann, die nicht von der Retina ausgehen, sondern entweder direct vom 
Labyrinth zur Hirnrinde gelangen mögen oder (wahrscheinlicher) von den 
durch Labyrinth-Reflexe in Thätigkeit gesetzten Augen-Muskeln (als Muskel- 
Empfindungen, Innervations-Empfindungen). Schwarz. 
132) Ueber Raddrehung, Rollung und Aberration. Beiträge 
zur Theorie der Augen-Bewegungen von A. Meinong. (Ebenda. XVII. 
Ss. 161 — 204.) Verf. stellt kritische Erörterungen über die den Worten 
„Raddrehung‘“ und ‚„Rollung‘‘ entsprechenden Begriffe an. Indem jene Be- 
zeichnungen bisher von verschiedenen Autoren promiscue für drei verschiedene 
Begriffe gebraucht wurden, herrschte auf diesem Gebiete eine gewisse Ver- 
wirrung, deren endgiltige Beseitigung durch Verf.’s klare Definitionen und 
Bezeichnungs-Vorschläge zu erhoffen ist. Die Begriffe mögen im Folgenden 
der Kürze wegen in anderer Reihenfolge erläutert werden, als in der Arbeit 
des Verf. 1. Was vielfach, sozusagen im populären Sinne, als Rollung und Rad- 
drehung bezeichnet wird, ist — entsprechend der Auffassung von Donders 
— eine Abweichung des verticalen Netzhaut-Meridians von der 
absoluten Verticalen. Verf. schlägt hierfür die Bezeichnung Aberration 
vor. Dreht sich z. B. das Auge von der Primärstellung aus nach rechts 
oben entsprechend dem Listing’schen Gesetz um eine zur Anfangs- und 
Endlage der Blicklinie senkrechte Achse, so findet dabei eine Neigung des 
34* 


— 532 — 


Vertical-Meridians nach rechts. statt — „positive‘‘ Aberration. Es würde 
keine Aberration. vorliegen, wenn das Auge sich zuerst um eine verticale 
Achse nach rechts und dann um eine horizontale Achse (die bei der ersten 
Drehung mitgenommene Transversal-Achse) nach oben bewegen würde. Eine 
solche Drehung (,Fick’sche Drehung) findet aber in Wirklichkeit nicht statt, 
da sie zu einer andren Stellung des Auges führen würde, als jene Lis- 
ting’sche Drehung, und zu jeder Stellung der Blicklinie stets eine be- 
stimmte Stellung (Orientirunng) des. Auges gehört. Einer bestimmten 
Stellung des Auges entspricht stets auch eine bestimmte Aberration; diese 
ist somit ein Lagebegriff und nicht von einer früheren Stellung des Auges ab- 
hängig. 2.Rollung ist, der Auffassung Herings entsprechend, die Rotations- 
Componente einer Augenbewegung im Sinne einer Rotation um die 
Gesichtslinie als Achse. Bei einer reinen Listing’schen Drehung findet 
keine Rollung statt, die durch Anfangs- und Endstellung der Blicklinie 
gelegte Ebene schneidet das Auge in beiden Stellungen in demselben Meridian. 
Dagegen findet eine Rollung bei jeder Bewegung statt, die nicht mit einer 
Listing’schen Drehung zusammenfällt, also nicht durch einfache Drehung 
um eine zur Anfangs- und Endstellung der Blicklinie senkrechte Achse zu 
Stande kommt, sondern ausser der Drehung um eine senkrechte Achse 
noch eine Rotation um die Gesichtslinie als Achse erfordert (in diese beiden 
Componenten kann jede Augen-Bewegung zerlegt werden; ist die Rotations- 
componente = 0, so hat keine Rollung stattgefunden). Die durch Anfangs- 
und Endlage der Blicklinie gelegte Ebene schneidet dann in Folge der 
Rollung das Auge bei der zweiten Stellung in einem andren Meridian als 
bei der ersten, der Winkel, den diese beiden Meridiane mit einander bilden, 
ist der Rollungswinkel. Dieser ist abhängig von der zweiten und ersten 
Augen-Stellung zusammen, die Rollung ist also ein Bewegungs-Begriff. 
— 8. Raddrehung ist — im Sinne von Helmholtz — die Ab- 
weichung des Netzhaut-Horizonts von der (zur betreffenden Augen- 
stellung gehörigen) Blick-Ebene (d.h. der durch beide Blicklinien gelegten 
Ebene). Eine Raddrehung würde also nicht stattfinden, wenn z. B. die 
Augen zuerst um die Transversal-Achse sich heben und dann um die bei 
dieser Drehung mitgenommene Vertical-Achse des Auges sich nach rechts 
drehen würden, so dass also der Horizontal-Meridian jedes Auges in der ge- 
hobenen Blick-Ebene bliebe (was Verf. als „Helmholtz’sche Drehung‘ be- 
zeichnet). In Wirklichkeit bleibt aber bei dieser Drehung der Blicklinie nach 
rechts der Netzhaut-Horizont nicht in der (gehobenen) Blick-Ebene, sondern 
er weicht von dieser im Sinne einer Drehung (um die Blicklinie als Achse) 
nach links ab — „negative Rad-Drehung‘“ —, (was für den Uebergang aus 
der zweiten in diese dritte Stellung natürlich zugleich eine Rollung be- 
deutet,) so dass das Auge in dieselbe Stellung kommt, in die es von der 
Primärlage aus durch eine Listing’sche Drehung gekommen wäre. Durch 
diese „Rad-Drehung nach links‘ wird die „Aberration nach rechts‘‘ (die bei 
Verharren des Netzhaut-Horizonts in der Blick-Ebene verhältnissmässig stark 
wäre) vermindert, aber nicht aufgehoben. Der Raddrehungs-Winkel ist 
also der Winkel, den die Ebene des Netzhaut-Horizonts mit der Blick-Ebene 
bildet. Die Berücksichtigung der „Raddrehung‘‘ ist beim Binocular-Sehen 
wichtig. Bei convergirenden und gesenkten Blicklinien ist die Raddrehung 
beider Augen symmetrisch, d. h. die Netzhaut-Horizonte weichen von der 
Blick-Ebene in entgegengesetztem Sinne ab. Bei diesen Augen-Bewegungen 
finden daher gewisse Abweichungen vom Listing’schen Gesetze statt, zur 


= 598. 


möglichsten Verminderung der Raddrehung im Interesse des Binocular-Sehens. 
— Das Verhältniss der drei ‚Rotations-Begriffe‘ zu einander wird am 
besten klar, wenn man sich vorstellt, dass die Augen sich von der Primär- 
Stellung aus nach dem Listing’schen Gesetz in eine bestimmte, sogenannte 
Tertiär-Stellung begeben haben, beispielsweise nach rechts oben. Hierbei ist 
die Rollung = Null, die Aberration zeigt eine Abweichung des Vertical- 
Meridians (mit dem oberen Ende) nach rechts von der Verticalen, ist also 
„positiv“; dagegen besteht eine Raddrehung nach links — „negative“ 
Raddrehung —, indem der Netzhaut-Horizont von der (gehobenen) Blickebene 
aus nach links gedreht ist. So erklärt sich ein scheinbarer Widerspruch 
zwischen den Angaben von Donders und v. Helmholtz, indem jener eine 
Rotation im Sinne der „Aberration“, dieser eine Rotation im Sinne der ‚„Rad- 
drehung‘‘ im Auge hat. Schwarz. 


133) Messende Versuche über die Qualitäts-Veränderungen der 
Spectral-Farben in Folge von Ermüdung der Netzhaut, von 
H. Voeste. (Ebenda. XVIII, S. 257.) Verf. stellte unter Leitung A. König’s 
messende Versuche über die successive Veränderung an, die die Licht-Empfin- 
dung erleidet, wenn ein Licht eine gewisse Zeit hindurch auf dieselbe 
Netzhautstelle einwirkt. Es wurde jedesmal ein nach Qualität, Intensität 
und Sättigung bestimmtes Vergleichslicht gesucht, das auf einer der er- 
müdeten Netzhautstelle unmittelbar benachbarten unermüdeten Stelle dieselbe 
Empfindung erregte, wie das ermüdende Licht auf der ermüdeten Stelle; aus 
dem Verhältniss des Vergleichslichts zu dem ermüdenden liess sich von der 
Art und dem Grad der durch Ermüdung bewirkten Aenderung der Empfin- 
dung eine Vorstellung gewinnen. Es ergab sich, dass vom äussersten Roth- 
ende bis zur Wellenlänge 570 u» die Wellenlänge scheinbar abnahm, die 
Vergleichs-Farbe also mehr nach dem kurzwelligen Ende des Spectrums hin 
lag, als das ermüdende Licht. Die Wellenlänge 560 uu (reines Gelb) zeigte 
(unabhängig von der Intensität) bei Ermüdung keine Qualitäts-Aenderung, 
sondern nur eine Verringerung der Intensität und Sättigung. Von.560 bis 
500 uu trat eine scheinbare Vergrösserung der Wellenlänge ein, das Vergleichs- 
Licht lag mehr nach dem rothen Ende des Spectrums hin. Lichter zwischen 
500 und 490 uu zeigten (aber nur für bestimmte Intensitäten) keine Qualitäts- 
Aenderung durch Ermüdung. Blaues Licht von 490 bis 460 uu wurde aber 
bei Ermüdung blauer. Lichter von noch kürzerer Wellenlänge ergaben 
wieder eine scheinbare Vergrösserung der Wellenlänge. Schwarz. 


134) Abnorme Augen-Stellung bei excentrisch gelegener 
Pupille, von Dr. G. J. Schoute in Leiden. (Ebenda. XVIII, S. 268.) Verf. 
beobachtete bei einer Patientin, die nach einer Wenzel’schen Extraction eine 
temporal unten gelegene Pupille erhalten hatte, dass das Auge .nur bei 
Correction der Hypermetropie wie ein normales Auge fixirte, ohne Correction 
dagegen sich nasal- und aufwärts drehte, also mit der excentrischen Pupille 
dem zu fixirenden Object mehr zuwandte. Dies erklärt sich leicht nach den 
bekannten optischen Gesetzen: Das vom Fixirpunkt durch die excentrische 
‚Pupille eindringende Strahlenbündel ist nach dem hinter der Netzhaut des 
hypermetropischen Auges gelegenen Brennpunkt gerichtet, trifft also die 
Netzhaut bei normaler Augenstellung unten-aussen von der Fovea; damit das 
Strahlenbündel auf die Fovea fällt, muss sich somit diese nach aussen-unten, 
also die Hornhaut nach innen-oben drehen. Ein hypermetropisches Auge, 
das nicht auf den Fixirpunkt accommodiren kann, muss sich also mit der 


— 554 — 


excentrischen Pupille dem Fixirpunkt zuwenden. Dagegen muss sich ein 
myopisch eingestelltes Auge bei excentrischer Pupille mit dieser vom 
Fixirpunkt abwenden, um das von diesem Punkt kommende, durch den vor 
der Netzhaut gelegenen Brennpunkt gehende Strahlenbündel auf die Fovea 
zu bringen. Verf. konnte diese Verhältnisse auch durch Versuche bei atro- 
pinisirten und durch Gläser hypermetropisch oder myopisch gemachten Augen 
(mittels theilweiser Verdeckung der Pupille) erhärten. Der in den, meisten 
Lehrbüchern vertretene Satz, dass ein Auge mit excentrischer Pupille wie 
ein normales Su gilt daher nur, wenn optisch richtig eingestellt werden 
kann. Schwarz. 


135) Ueber die Entstehung des Raum-Begriffes, von W.von 
Zehender. (Ebenda. XVIII, S.91.) Nach Verf.’s Auffassung bedeutet das Wort 
„Raum“ alles das, was nach drei auf einander senkrecht stehenden Richtungen 
Ausdehnung hat und folglich nach diesen drei Richtungen gemessen werden kann. 
Sinn und Bedeutung des Wortes Raum ist daher ein Product begrifflichen Nach- 
denkens. Denken kann der Mensch aber nur auf Grund sinnlicher Erfahrung; 
sonach muss auch die Vorstellung, die wir mit dem Worte ‚Raum‘ verbinden, 
ursprünglich aus der Erfahrung hervorgegangen und durch Erfahrung be- 
gründet sein. Der Mensch lernt zunächst — ebenso wie das Thier — die 
Eigenschaften der sichtbaren und fassbaren Dinge dieser Welt durch äussere 
Erfahrung kennen, überzeugt sich demnächst durch die gemeinsame Arbeit 
von Vernunft und sinnlicher Wahrnehmung: durch Beobachten, Nachdenken, 
Probiren und Experimentiren, von der Körperhaftigkeit als einer Eigenschaft 
alles Sichtbaren und Fassbaren und kommt später auf den Gedanken, dass 
jeder Körper einen Platz einnimmt, der auch von einem andren Körper ein- 
genommen werden könnte, wenn jener erstere Seinen ursprünglichen Platz 
verlässt. Zuletzt wird ihm klar, dass das von jedem einzelnen Körper Giltige 
auch gelten muss von der Gesammtheit alles Sichtbaren und Fassbaren, und 
dass man alle Gegenstände aus dem Raum wegdenken kann, ohne im Stande 
zu sein, den Raum selbst wegzudenken. Der Keim zum späteren Verständ- 
niss dessen, was „Raum‘‘ genannt wird, ist aber, ebenso wie allgemeinhin 
der Keim alles dessen, was im Bereich einer späteren menschlichen Entwick- 
lungs-Möglichkeit liegt, ohne Zweifel physisch und psychisch schon im Mutter- 
leibe enthalten. Schon in den allerersten keimlichen Ur-Anfängen lebender 
Geschöpfe liegen alle körperlichen und geistigen Unterschiede verborgen, die 
den fertig entwickelten Menschen vom Thier, und die Thiere wieder unter 
sich, verschieden erscheinen lässt. Aber ebenso gut wie die Vorstellung von 
Raum und Zeit, wird man Alles, was das menschliche Seelenleben vor dem 
der Thiere auszeichnet, als keimlich in jenen Ur-Anfängen bereits enthalten 
denken müssen, so ganz besonders auch die Gottesidee und die in ihr 
wurzelnden moralischen Vorstellungen und Begriffe. Vielleicht sind auch 
Kant’s metaphysische Erörterungen über Raum und Zeit, die in recht ver- 
schiedener Weise aufgefasst worden sind, in diesem Sinne zu verstehen. 

Schwarz. 


136) Die geometrisch-optischen Täuschungen als Nechwirkun: 
gen der im körperlichen Sehen erworbenen Erfahrung, von Wilh. 
Filehne. (Ebenda. XVII, 3.15—61.) Verf. führt eine begrenzte Gruppe geo- 
metrisch-optischer Täuschungen auf die Wirkung unter der Schwelle des Bewusst- 
seins bleibender Erinnerun gs- -Bilder früherer räumlicher Wahrnehmungen zurück, 
indem durch den Anblick einer perspectivisehe Elemente enthaltenden Zeichnung 


— 585 — 


auch da, wo kein Perspectivisch-Sehen vorliegt, die nahe bis zur Schwelle 
des Bewusstseins geweckten Erinnerungs-Bilder dahin wirken, dass jene 
perspectivischen Motive ganz in dem Sinne wie beim räumlichen Sehen in 
Kraft treten. (Die Auffassung des Verf.’s berührt sich. mit der Erklärung, 
die Wundt für die von ihm so genannten variablen Strecken- und Richtungs- 
Täuschungen gibt; Wundt sagt hierüber in seiner fast gleichzeitig er- 
schienenen Abhandlung ,Die geometrisch- -optischen Täuschungen“: „Die 
in der Blick-Bewegung und im Netzhaut-Bilde gegębenen Elemente erwecken 
frühere Vorstellungs-Elemente, in denen die Wechsel-Beziehung dieser Bestand- 
theile die nämliche gewesen war: das sind aber, gemäss den Gesetzen der 
Blick-Bewegung und der Bild-Entwerfung im Auge, eben Elemente solcher 
Vorstellungen, denen die dem Objecte beigelegten perspectivischen Eigen- 
schaften zukommen.“ — Ref.) Schwarz. 


137) Raum-Aesthetik und geometrisch-optische Täuschungen, 
.von Theodor Lipps. (Ebenda. XVII, S. 405—441.) Verf. hält gegenüber 
den von Heymans gegen seine Theorie der geometrisch-optischen Täuschun- 
gen gerichteten Einwendungen seine Ansicht aufrecht, wonach jene auf 
Täuschung von Vergleichs-Urtheilen durch Vorstellungen mechanisch ästhe- 
tischer Art bewirkt werden. Die Wirkung solcher Vorstellungen wird ein- 
gehend erörtert. Schwarz. 


138) Ueber die Natur der geometrisch-optischen Täuschungen, 
von St. Witasek. (Ebendaselbst. XIX. S. 81—174.) Verf. legt dar, dass 
die bisher meist übliche Eintheilung der Hypothesen über die Natur der 
geometrisch-optischen Täuschungen in „physiologische“ und „psychologische“ 
Erklärungen unzutreffend ist, und gliedert sie dafür in „Urtheils-Hypo- 
thesen“ und „Wahrnehmungs-Vorstellungs-Hypothesen“. Nach den 
letzteren liegt der Angrifispunkt für die optische Täuschung auf dem Weg 
vom äusseren Reiz bis zur Wahrnehmungs-Vorstellung, so dass schon diese 
‘der äusseren Figur nicht mehr entspricht; nach den ersteren liegt er dagegen 
auf dem Weg von der Wahrnehmungs-Vorstellung zum Urtheil, indem jene 
der äusseren Figur in normaler Gesetzmässigkeit entspricht, aber auf dem 
Wege zum Urtheil etwas von der Norm Abweichendes vor sich geht. Inner- 
halb des Gebietes der Wahrnehmungs-Vorstellungs-Hypothesen lassen sich 
wieder zwei Erklärungs-Möglichkeiten gegen einander abgrenzen: Entweder . 
ist die Täuschungs-Ursache lediglich an der Empfindung selbst betheiligt 
(Empfindungs-Hypothese im strengen Sinn), oder sie setzt erst an der Ver- 
arbeitung der einfachen Empfindung zur Wahrnehmungs-Vor- 
stellung ein (Wahrnehmungs-Vorstellungs- Hypothese im engeren Sinn). 
Verf. kommt auf Grund seiner Kritik und experimenteller Untersuchungen 
zu dem Schluss, dass die Urtheils-Hypothesen mindestens für einen grossen 
Theil der geometrisch-optischen Täuschungen, vor Allem für die Zöllner’- 
sche Figur und die mit ihr verwandten Täuschungen abzuweisen, also nur 
Empfindungs- und Wahrnehmungs-Vorstellungs-Hypothese zulässig seien. Verf. 
zieht die Empfindungs-Hypothese vor; er giebt zwar die Möglichkeit zu, dass 
an der Bildung des die Wahrnehmungs-Vorstellung ausmachenden Complexes 
ausser den Empfindungen auch reproducirte Vorstellungen beseitigt seien, die 
unter gegebenen Umständen die Täuschung bewirken können, meint aber, 
dass nirgends im ganzen Umfang psychischen Lebens ein derartiger Einfluss 
‚der Reproduction auf das Empfindungs-Ergebniss auch nur mit einiger Sicher- 
‚heit nachgewiesen sei. (Die „Wahrnehmungs-Vorstellungen‘“ werden zweifellos 


von reproducirten Vorstellungen beeinflusst; das ganze „Sehenlernen“ ist über- 
haupt nur durch Vergleichung der Gesichts-Empfindungen mit Erinnerungs- 
Vorstellungen ermöglicht, wie besonders die Fälle von operirten Blind- 
Geborenen beweisen. Ref.). Schwarz. 


139) : Ueber geometrisch-optische Täuschung, von W. von 
Zehender. (Ebendaselbst. XX, S. 65.) Verf. nimmt an, dass gewissen op- 
tischen Täuschungen die von Volkmann gefundene Thatsache zu Grunde 
liege, dass die scheinbaren verticalen Meridiane beider Gesichts-Felder (die 
„verticalen Trennungs-Linien“ der Netzhäute) nach oben divergiren. Er will 
hierauf zunächst die Erscheinung zurückführen, dass zwei senkrechte Parallele 
nach oben etwas zu divergiren scheinen, indem beispielsweise bei Fixirung 
der rechts gelegenen Linie für die Beurtheilung der Lage der linken Linie 
das rechte Auge beim binocularen Sehact dominiren und so die scheinbare 
Abweichung dieser Linie von der Verticalen (d. h. vom scheinbar verticalen 
Gesichtsfeld-Meridian des rechten Auges) verursachen soll. Auf der schein- 
baren Divergenz der Parallelen nach oben wird dann die Erklärung der 
Täuschung bei der Poggendorff’schen Figur („nonius-artige“ Verschiebung 
der Theilstücke einer schrägen, durch zwei senkrechte Parallelen unter- 
brochenen geraden Linie) aufgebaut; in ähnlicher Weise werden verschiedene 
andre verwandte Täuschungen erklärt. (Gegen des Verf.s Erklärung spricht 
vor Allem schon der Umstand, dass die betreffenden Täuschungen bei mono- 
cularer Betrachtung meist noch deutlicher hervortreten, als bei binocularer. 
Ref.). Verf. fand ferner bei messenden Untersuchungen, dass spitze Winkel, 
die in horizontaler Richtung sich öffnen, gewöhnlich zu klein, solche, die 
in verticaler Richtung sich öffnen, gewöhnlich zu gross geschätzt werden; 
diese Erscheinung wird ebenfalls auf die scheinbare Divergenz senkrechter 
Parallelen zurückgeführt. Schwarz. 


140) Die Form des Himmels-Gewölbes und das Grösser- 
Erscheinen der Gestirne am Horizont, von W. von Zehender. 
(Ebendas. XX, S. 353.) Verf. führt das scheinbare Grösser-Sehen der Ge- 
stirne am Horizont hauptsächlich darauf zurück, dass spitze Winkel, die sich 
in horizontaler Richtung öffnen, gewöhnlich zu klein, solche, die sich in 
verticaler Richtung öffnen, gewöhnlich zu gross geschätzt werden, indem 
dieses für die Ebene gefundene Gesetz auch für die dritte Dimension und 
also auch für das Himmelsgewölbe gelten darf; wir legen also bei der Schätzung 
von Grössen in der Nähe des Horizonts einen zu kleinen, in der Nähe des 
Zeniths einen zu grossen (Winkel-)Maassstab an, die Himmels-Objecte erscheinen 
uns daher im ersten Fall zu gross, im zweiten zu klein. Die Vorstellung 
von der „uhrglas-ähnlichen“ Form des Himmels-Gewölbes beruht nach Verf. 
auf Tradition und ist auf dem Wege der Tradition zur sog. „Zwangs-Vor- 
stellung“ geworden; nur der Wolken-Himmel erscheint mehr oder minder 
abgeflacht, wie es ungefähr seiner wirklichen Form (je nach der Wolken- 
Höhe) entspricht; der blaue Himmel erscheint kugelförmig. Schwarz. 


141) Die Form des Himmels-Gewölbes und das Grösser- 
Erscheinen der Gestirne am Horizont. Ausführliche Begründung 
meines kurzen Nachtrages zu meiner Arbeit über „Geometrisch -optische 
Täuschung“, von W. von Zehender. (Ebendas. XXIV.) Weitere Aus- 
führungen zu voriger Arbeit. Schwarz. 


142) Ueber Farbenvorstellungen Blinder, von Anna Pötsch. 
(Ebenda. XIX, S. 47.) Verf. die selbst im dritten Lebensjahr erblindet ist, 


—_ 57 — 


beschreibt auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen und der mündlichen Mit- 
theilungen andrer Blinder, wie früh Erblindete und Blindgeborene mit den 
Farben-Bezeichnungen gewisse Surrogat-Vorstellungen verbinden, die im An- 
schluss. an die Symbolik der Sprache, an die Beschreibung Sehender und an 
individuelle Erlebnisse geschaffen werden. Die Farben-Surrogate beruhen 
demnach auf Associationen mit andren Sınnes-Gebieten, in erster Linie des 
Gehör-Sinnes, dann such des Tast-Sinnes, seltener des Geruch- und Geschmack- 
Sinnes, ferner auf Gefühls- Associationen und Associationen mit abstracten 
Vorstellungen. E | Schwarz. 


143) Ueber die anomalen trichromatischen Farben-Systeme, 
von J. von Kries. (Ebenda. XIX, S. 63.) Verf. fand bei der Untersuchung 
zweier Fälle von sogen. anomalem trichromatischen Farbensystem 
(nach König) seine in einer früheren Arbeit („über Farbensysteme‘“) aus- 
gesprochene Ansicht bestätigt, dass diese Anomalie nicht auf abnormer Ab- 
sorption (durch stärkere Pigmentirung der Macula oder auch durch die op- 
tischen Medien), sondern auf abnormer Beschaffenheit der Sehsubstanzen selbst 
beruhen muss. Die Untersuchung ergab zugleich bei diesen beiden Fällen, 
dass die Unterschieds-Empfindlichkeit für Farben normal war, obwohl sie eine 
‚dem Normalen leicht lesbare Stilling’sche Tafel nicht zu entziffern ver- 
mochten. Dies ist aber kein sicheres Zeichen von Farben-Schwäche. Am 
Spectral-Apparat können wir auch Felder herstellen, die dem Anomalen ver- 
schieden und uns gleich sind; wäre zufällig in einer Tafel eine Combination 
solcher Art getroffen, so könnten die Anomalen uns für farbenschwach zu 
erklären geneigt sein. Schwarz. 


144) Kritische Bemerkungen zur Farben-Theorie, von J. von 
Kries. (Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. XIX, S. 175.) Verf. 
weist einige Einwände von Hering und Hess gegen die Stäbchen- 
Theorie zurück, die zum Theil auf Missverständnissen beruhen, und findet 
die Ergebnisse der Untersuchungen dieser Autoren an total Farbenblinden 
nicht im Widerspruch mit seinen Ansichten, indem auch aus jenen Unter- 
suchungen hervorgehe, dass maximale Sehschärfe, locale Verhältnisse der Seh- 
schärfe im centralen Bezirk und Abhängigkeit der Sehschärfe von der Hellig- 
keit sich beim total Farbenblinden ganz anders als beim Normalen verhalten. 
Bei den Nachbild-Versuchen von Hess vermuthet Verf., dass Hess in der 
Regel Lichtstärken benutzt habe, die für die Beobachtung des „nachlaufenden 
Bildes“ viel zu hoch waren, und hält daran fest, dass in Bezug auf die 
nachlaufenden Bilder der centrale Bezirk functionsunfähig ist (oder min- 
destens in seiner Leistung bis zur Unmerklichkeit ‚hinter den Nachbartheilen 
zurückbleibt); das Vorkommen positiver Nachbilder auf der Fovea überhaupt 
habe er nie in Abrede stellen wollen. Hinsichtlich der Untersuchungen 
Tschermak’s über die Bedeutung der Lichtstärke und des Zustandes des 
Sehorgans für farblose optische Gleichungen, hebt Verf. hervor, dass nun 
auch die Hering’sche Schule: sich überzeugt babe, dass hell-äquivalente 
Lichter ungleichen Dämmerungs-Werth haben können, also den „Satz von 
der Constanz der optischen Valenzen“ nicht mehr aufrecht halte, und be- 
spricht die Punkte, in denen Tschermak’s Ergebnisse sich von den sei-: 
nigen noch unterscheiden. Schliesslich giebt Verf. der Hoffnung Ausdruck, 
dass zunächst insofern eine Uebereinstimmung der Autoren sich herausstellen 
werde, als die Existenz eines besonderen Dunkelapparats für wahrscheinlich 
erachtet werde, bezüglich dessen localer Verbreitung in der Netzhaut das 


— 588 — 


sicher wäre, dass er im Centrum nur in äusserst reducirtem Maasse vor- 
handen ist, wenn auch allerdings ein absolutes Fehlen durch die That- 
sachen, auf die Verf. ursprünglich seine Theorie stützte, nicht streng be- 
wiesen sei. = Schwarz. 


145) Zur Casuistik der sympathischen Ophthalmie, von Th. 
Zuhöne. (Inaug.-Diss., Giessen 1901.) In der Giessener Universitäts- 
Augenklinik wurden vom 1. April 1890 bis 1. Januar 1901 14 Fälle sym- 
pathischer Reizung und 11 Fälle sympathischer Entzündung behandelt. Ueber 
folgende Fälle giebt Verf. genaueren Bericht. 13 Jahre nach einer Schnee- 
ball-Verletzung plötzlich Iridocyclitis auf dem verletzten Auge; 8 Wochen 
nach der von Vossius gemachten und aseptisch verheilten Iridectomie sym- 
pathische Iritis serosa und Papillo-Retinitis. Sofort Enucleation, 8 Wochen 
darauf ist das sympathisirte Auge reizlos, objectiv normal, S=1. Auch in 
einem zweiten Fall seröser sympathischer Erkrankung, die 8 Wochen nach 
Kuhhornstoss mit folgender Phthisis bulbi ausbrach, folgte der Enucleation 
des sympathisirenden Auges alsbald Heilung. In einem anderen Falle führte 
eine Glassplitter-Verletzung zur typischen Pantophthalmie; erst nach 6 Wochen 
willigt der Kranke in die Enucleation, als schon auf dem andren Auge 
Blendungs-Erscheinungen die beginnende sympathische Ophthalmie ankün- 
digten. Deshalb konnte die floride Pantophthalmie keine Gegen-Anzeige gegen 
sofortige Enucleation bilden, aber trotz derselben verfiel das sympathische 
Auge völliger Erblindung. In der Tabelle der sympathischen Entzündungen 
steht ein Fall mit einem Intervall von 28 Jahren. 

Kurt Steindorff-Berlin. 


146) Jequirity, vonGasparrini. (Attid.R.Accad.deiFisiocritici. Siena. 
1900.XII.) Verf.hat sehrgünstigeund dauernde Resultate der Jequirity-Kur gegen 
Trachom gesehen, indem sowohl die Granulationen wie der Pannus cornealis 
sich besserten. Lösungen von Abrin von 1°/,, bis 1°/, haben keinen Vorzug 
vor Macerationen der Samen, da der Effect ebensowenig dosirbar und vor 
Allem individuell, überdies Abrin sehr theuer ist. Peschel. 


147) Die Entzündung nach Augen-Operationen, von Prof. Tor- 
natola. (Vortrag in der Accad. Peloritana di. Messina. 1900. Juni.) Ausser 
äusserer Infection giebt es die endogene, die zur metastatischen Ophthalmie 
führt durch Einschleppung von Mikro-Organismen. Eine dritte Form der 
Infection ist die Auto-Intoxication. Sie geschieht durch die Toxine, welche 
theils von Mikro-Organismen stammen, theils aus pathologischen Stoffwechsel- 
Producten im Darm oder in den Organen hervorgehen. Diese Toxine üben 
entzündliche Fernwirkung auch an aseptisch angelegten Wunden des Auges 
aus, wie Verf. sich an Kaninchen mittelst subcutaner Injectionen von Toxinen 
überzeugte. | Peschel. 

148) Conjunctival-Blennorrhöe bei neugeborenen Thieren, 
von Collica-Accordino. (Supplemento al Policlinico. 1899.) Verf. konnte 
durch Inoculation von blennorrhoischem Eiter, von Staphylokokken-, Strepto- 
kokken-, Pneumokokken-, Gonokokken- und andere Culturen an jungen Ka- 
ninchen nie Blennorrhöe, ja nie Catarrh der Conjunctiva erzielen. Wohl 
aber gelang es ihm bei neugeborenen Hunden mitunter, und zwar nicht 
durch Gonokokken, sondern durch die andren Mikro-Orgsnismen. 

Peschel. 


149) Kur des Hydrophthalmus, von Bianchi. (Morgagni. 1900.) 
Verf. giebt einen Ueberblick über die üblichen Kur-Methoden und findet, dass 


— 589 — 


die Paracentesen nach Snellen die wirksamste Behandlung ergeben, da sie 
das Gewebe des Iris-Winkels angreifen, eine Filtrations-Narbe setzen und ge- 
fahrlos sind. Man verbindet sie mit dem Gebrauch von Mioticis. Die ge- 
wöhnlichen Paracentesen sind wohl nützlich, aber ihr Effect ist transitorisch. 
2 Pe Peschel. 


150) Gonokokken-Metastasen im Auge, von Santamaria. (Arch. 
internaz. dı Med. e Chir. 1900.) Ausser der durch directe Infection ent- 
stehenden Conjunctivitis blennorrhoica giebt es eine metastatische Conjunc- 
tivitis blennorrhagica von sero-vasculärer Form und mit subconjunctivaler 
Chemosis gepaart. Ferner kommt metastatisch Keratitis parenchym., Iritis 
besonders serosa, doch auch plastica, purulenta und haemorrhagica, acute 
Neuritis optica vor. Auch ist ein Fall von typischer Neuroretinitis (Camp- 
bel) und einer von Retinitis (Hilbert) beschrieben. Endlich ist öfters 
Dacryoadenitis, meist mit Allgemein-Erscheinungen beobachtet worden. 

Peschel. 


151) Die sympathische Ophthalmie, von Gasparrini. (Atti d. 
R. Accad. dei Fisiocritici, Siena, 1900.) Bisher ist es nie gelungen, experi- 
mentell im zweiten Auge eine sympathische Entzündung hervorzurufen. Dem 
Verf. gelang es, durch Injection von Diplococcus Fraenkel in ein Auge ent- 
zündliche Erscheinungen an der Papille des zweiten Auges zu erzeugen. Da 
aber dieser Erfolg nur inconstant war, experimentirte er mit Diphtherie- 
Culturen, wobei er im zweiten Auge bei mehreren Versuchs-Thieren ophthal- 
moskopische Veränderungen erzielte. Da verschiedene Thiere an Allgemein- 
Infection zu Grunde gingen, benutzte Verf. gleichzeitig Injectionen von Serum 
anti-diphthericum, um die Thiere am Leben zu erhalten, und beobachtete 
alsdann im weiteren Verlaufe sympathische Entzündung des zweiten Auges. 
Noch constanter gelang es ihm, mittelst Injectionen von Diphtherie-Bacillen- 
Culturen auf Agar, die. mit Wasser diluirt wurden, im ersten Auge eine 
langsame Entzündung hervorzurufen, welche alsbald auf das zweite Auge 
überging. In diesem wurde an der Papille Hyperämie bis zur Neuritis und 
consecutiver Atrophie beobachtet. Der Weg der Uebertragung ist der des 
N. opticus. Verf. hat aber nie Diphtherie-Bacillen in den beiden Optici, noch 
im Glaskörper des zweit-erkrankten Auges nachweisen können. Er meint, 
dass es sich um eine durch Mikro-Organismen und ihre Toxine unterhaltene 
Lymphangitis handelt. Peschel. 


152) Demodex folliculorum, von Prof. Majocchi. (Accad. d. Sci- 
enze di Bologna. VIII.) Mit Bezugnahme auf eine 1896 von demselben Autor 
ebenda erschienene Arbeit, bestätigt Verf., dass der Demodex eine Hyper-Kera- 
tose der Follikel-Oeffnung der Haut hervorruft, ferner becherartige Ectasie 
dieser Oeffnung, Entzündung der Umgebung der Haar-Follikel und Verände- 
rungen am Haare. Demodex wurde vom Verf. in den Haar-Follikeln des 
äusseren Gehörganges, des Scrotum und anderwärts gefunden. Er erwähnt 
die Blepharitis acarica von Raehlmann, welche er näher beleuchtet und 
pathologisch-anatomisch untersucht hat. Peschel. 


153) Untersuchungen über die Einwirkung neuerer Antiseptica 
aufinficirte Hornhaut-Wunden, von Dr. Wilhelm Hauenschild. (Münch. 
med. Wochenschr. 1900 Nr. 5). Die Versuche wurden an Kaninchen-Augen 
gemacht, indem mit einer krummen Lanze Reinkulturen von Staphyl. pyogen. 
aureus in oberflächliche taschenförmige Wunden der Hornhaut gebracht wurden. 
Sodann wurde die Wunde mit antiseptischen Lösungen berieselt. Nachdem 


— 540 — 


dies geschehen, wurde die ganze Hornhaut mit einem sterilen Messer abgetragen 
und in Stückchen geschnitten. Die Stückchen wurden in Röhrchen mit 1°/, 
Agar gebracht, tüchtig durchgeschüttelt und dann in Petri’sche Schalen aus- 
gegossen, die 2 Tage im Brut-Schrank und darnach 3 — 4 Tage bei Zimmer- 
Temperatur beobachtet wurden. Im ganzen wurden 10 Versuche mit 1,5 und 
10°/, Protargol, 4 Versuche mit 1 und 2°/, Arg. nitr. und 14 Versnche mit 
Hydrag. oxycyanat. 1:5000 und 1:100 angestellt, und awar wurden sowohl 
frısch infieirte Hornhäute bespült, als auch solche, die bis zu 30 Stunden 
infieirt waren. Bei allen Verauchen ergab sich das Resultat, dass die Mikro- 
Organismen in ihrer Vitalität in keiner Weise beeinträchtigt waren, denn alle 
Platten waren mit Culturen dicht besät. Nur bei zwei Versuchen mit Hydr. 
oxycan. 1:5000 und 1:3000 waren die Platten fast steril, doch war in diesen 
beiden Fällen die Virulenz der Beinculturen nicht einwandfrei. Bei drei Ver- 
suchen, in denen die Hornhaut 1 Minute lang mit reiner Carbolsäure (?) bespült 
worden war, wobei die Hornhaut sich sofort milchig trübte, blieben die Platten 
völlig steril. — Bei diesen Versuchen war die antiseptische Lösung in einer 
Menge von 80 bis 100 cem und bei einem Gefäll von 5 cm Höhe angewendet 
werden; Verf. nahm nun eine zweite Reihe von Versuchen vor, bei denen er 
250 bis 300 ccm aus einer Höhe von 25 cm herabfallan liess. Jetzt erhielt 
Verf. hei 8 Versuchen mit Hydr. oxycyan. in Lösungen von 1:3000 und 1:100 
sterile Platten oder Platten mit wenigen Colonien, während bei Behandlung mit 
5 und 10°;, Protargol auch jetzt noch die Platten mit Tausenden von Colonien 
besät waren. — Aus den Versuchen ergiebt sich, dass das brauchbarste Anti- 
septicum das Hydrarg. oxycyan. ist, es ergiebt sich ferner, dass die Betupfung 
von Geschwüren mit reiner Carholsäure vom bakteriologischen Standpunkte aus 
wohl empfohlen werden kann, und dass schliesslich das Protargol in seiner 
Wirkung durchaus nicht seinem hohen Preise in der Reclame entspricht, die 
mit ihm getrieben wird. Ancke. 
154) Zur Behandlung der Augen-Eiterung der Neugeborenen, von 
Dr. A. Lamhofer, Augenarzt in Leipzig. (Münch. med. Wochenschr. ‚1900, 
Nr. 8). Verf. hat ähnlich wie von Ammon in München in einer grossen 
Anzahl von Fällen Blenn. neonat. ohne Argent. nitr. oder sonst ein locales 
Aetzmittel behandelt. In der langen Zeit von 1881 bis jetzt hat er dabei 
nicht ein einziges Mal Hornhaut-Eiterung gesehen. Er beschränkt sich auf sorg- 
fältige Pflege und Ernährung des Kindes bei strenger, ärztlicher Ueberwachung, 
möglichste Abhaltung von Schädlichkeiten und möglichst milde Reinigung der 
Augen mit lauwarmer Flüssigkeit. Die Ausspülung des Bindehaut-Sackes lässt 
er alle 1 bis 2 Stunden, je nach der Eiter-Absonderung mittels einer Undine 
muchen; nur wo der Reinlichkeit zu misstrauen ist oder wo die Leute durchaus 
eine Arzenei haben wollten, verschreibt er schwache Bor- oder Alaun-Lösung statt 
des gewöhnlichen abgekochten Wassers. Selbst Eis-Umschlüge, an denen auch 
v. Ammon noch festhält, hat er seit Langem aufgegeben, einerseits, weil ihr 
Werth zweifelhaft ist, und andrerseits, weil eine Behandlungs-Methode, die sich 
nicht unter allen Umständen durchführen lässt, keinen allgemeinen Werth hat. (?) 
— Verf. hat nun aber auch, und das erscheint noch wunderbarer als seine 
Erfolge bei den Neugeborenen, in 17 Fällen von Blennorrh. adult. bei gleich- 
zeitig bestehendem Tripper mit der gleichen Behandlungs-Methode volle und 
rasche Heilung ohne Erkrankung der Hornhaut erzielt. Ancke. 


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